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Czernowitz, 1893.
Oonc. Typo- u. Lithogr. des Erzb. Silv. Morariu- Andriewicz.
Verlag des Biikowiner Landes-Museums.
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Czernowitz, 1893.
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Verlag des Biikowiner Landes-Museiims.
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Für de-n Inhalt df^r Artikel si)id die Verfasser allein veratitioortlich.
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Inli.silts-'Verzeicli.xiis.
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Vorträge:^)
Poiek: „Kückblick auf die Forschungen zur Landes- und Volks-
pde der Bukowina seit 1773", abgehalten in der constituirenden Versamm-
des Bukowiner Landesmuseuras am 21. Feliruar 189*2. ergänzt bis Mitte 1893
Kimowicz: „Der Christustypus in der byzantinischen Kunst, in be-
ider er Berücksichtigung der heimischen Kirchenmalerei**,
galten in der ersten Hauptversammlung des Bukowiner Landesmuseuras am
Mär/ 1893
iPoIek: „Ortsch a fts Verzeichnis der Bukowina aus dem Jahre 1775**
Umstorfer: Aus den ^M ittheilungen der k. k. (.'entral-Comm ission"
• Kaindl: „Die A nthropologische Gesellschaf t in Wien in ihrem
Hliältnisse zur Bukowina'*
flKaindl: ^Das ehemalige Bukowiner Landesm.useum, der Serether
^peuniverein und das Münzen- und A ntiqui tätencabinet an der
»versit.-it Czernowitz"
Chmidt: „Zwei Kreuze" Archäologisch-vaterländisch-historische Keminiscenz
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Der in der ersten Hauptversammlung des Bukowiner Landesmuseums am 26. März
-_* Diony8 Olinski-Olinescu abgehaltene Vortrag: ^Ergebnisse der archäo-
mA«ii Forflchnng in der Bukowina" wird im nächstjährigen Jahrbuche erscji^inen.
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Vorbericht.
Am 21. Februar 1892 hat sich in Czernowifz ein Lande.s-
ntJseums-Verein f^ebildet. Seine x\uff^abe ist »die Hebung und Er-
veilerung der Landeskunde in archäologischer, allgemein geschichf-
icher, kunsthislorischer, ethnographischer und naturhislorischer
Beziehung.« Zur Erreichung dieses Zweckes soll in erster Linie
las am 14. Mai dieses Jahres eröffnete Bukowiner Landesmuseum
lienen. Dem Curatorium des Museums schien es aber auch drin-
amd nöthig, dass sich der Verein in noch directere Beziehungen
;ur Bevölkerung setze. Aus diesem Grunde hat es in seiner Sitzung
^om 26. März d. J. die Herausgabe eines Jahrbuches beschlossen,
las dem Zwecke des Vereines gemäss Aufsätze aus der Alterthums-
Lunde sowie aus der allgemeinen, Tultur-, Kunst- und Natur-
geschichte der Bukowina enthalten soll.
Hiermit wird das erste Heft der Oeffentlichkeit übergeben.
Jöge es eine freundliche Aufnahme finden und dem Vereine neue
mierstützende Theilnahme zuführen.
Czernowilz, im Juni 1893.
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Rückblick
auf dto FovtaliMgdn rar Undcs- mi Volkfkiiiio dor Bikowtea «»it 1773. ')
Auf Kaiser Joseph's II. Befehl unternahm im Jahre 1773 der Oberstlieute-
nant des 2. walachisehen (Rodnaer) Grenzregiments Karl Freiherr von Enzen-
h e r g eine Recognoscierungsreise durch den nördlichen Theil der Moldau. Er
liatte zu erforschen, ob sich von der Erwerbung dieses I^ndstriches ein Vortheil
für die österreichische Monarchie erwarten Hesse, insbesondere aber, ob die Her-
stellung einer dauerhaften Strasse von Siebenbürgen ül)er Dorna nach Galizien
möglich wäre. ^)
Enzenberg's Bericht — er ist unter dem Titel : „Von und aus der Bu-
kowina. Im Sept 1781" in Schlözer's „ Staats- Anzeigen^ Bd. I. S. 38 ff, ab-
gedruckt ^) — sprach zu Gunsten der Occupation; er ist daher ohne Zweifel
wert, an die Spitze der landeskundlichen Literatur der Bukowina gestellt zu
werden.
Die ersten österreichischen Truppen rückten am 31. August 1774 in die
Bukowina ein; das eigentliche Besatzungsheer folgte im November 1774 nach.
Mit der Besetzung und Organisierung des Landes war der General Gabriel
Freiherr von SpI6ny betraut. Bevor dieser an die Lösung der letztgenannten
Aufgabe gieng, war er vor allem bemüht, sich die genaueste Kenntnis von
dem Lande und dessen bisherigen Einrichtungen zu verschaffen.
Am 10. Deceraber 1774 legte er dem Hofkriegsrathe einen „ohnmass-
^eblichen Entwurf zu einer militairischen Einrichtung des k. k, enclavirten Mol-
dauischen Antheils" vor, worin sich auch der Zustand des occupierten Land-
striches mit wenigen, aber scharfen Zögen gezeichnet findet.
Noch weit wichtiger als dieser „Entwurf" ist für die Kenntnis der neu-
gewonnenen Provinz die soeben von mir unter dem Titel: ^General Spleny's
Beschreibung der Bukowina" (Czernowitz 1893) herausgegebene Denkschrift aus
dem Jahre 1775.*) Diese Denkschrift ist als die erste ausführliche Landeskunde
der Bukowina zu betrachten.
') Die vorliegende Arbeit ist eine zweite, veränderte und um die IJteratur der letzten
anderthalb Jahre vermehrte Auflage eines am 21. Februar 1S92 in der constituierenden Ver-
saramlnng de« Bukowiner Landesmuseu ms- Vereins in Czernowitz gehaltenen Vortrages.
*) Siehe meine Schrift: »Die Erwerbung der Bukowina durch (>e«terreicli« (Czernowitz
18S9), S. 13 ff.
*) Diese Denkschrift bildet die Grundlage der von Prof. Dr. v. Zieglauer veröffentlichten
BroÄchure: -»Der Zustand der Bukowina zur Zeit der iisterreichisohen (X'cupatiou* (Czernowitz 1888).
*) Ein Auszug ist unter dem Titel: »Description de la Bukovina. Extrait de 1' ouvrage
de M. Le General de Spleny et d'un rapport de M. Jeniach*; in ("anzler's Magazin für die neuere
GMchicbte und Völkerkunde (Leipzig 1790) erschienen.
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4 POLEK :
Obwohl die Pforte am 7. Mai 1775 auf die von Oesterreich besetzter.
Ländereien für immer verzichtete, blieb dennoch daselbst der Status quo be-
stehen; erst im Jahre 1780 ward mit der Reform begonnen. Die Grundlage
der Neugestaltung bildete der von General Baron Enzenberg, dem Nach-
folger Spl^ny's seit Anfang April 1778, unterm 30. October 1779 dem Hof-
kriegsrathe unterbreitete Systemisierungsplan, dem ob seiner trefflichen Schilde-
rung des damaligen Zustandes der Bukowina gleichfalls ein ehrenvoller Platz
in der Literatur über dieses Land gebtlhrt. *)
Am 1. November 1786 wurde die Bukowina als Czernowitzer Kreis dem
Königreiche Galizien einverleibt. Die Unterordnung unter ein fremdes Land
konnte nicht ohne Einfluss auf ihre wissenschaftliche Erforschung bleiben. In
der That griff diese nur insoweit Platz, als bei den Gelehrten und den Central-
behörden das Streben vorhandan war, eine möglichst vollständige Kenntnis von
ganz Galizien zu erlangen. Erst das Jahr 1849 schuf, indem es der Bukowina
die Freiheit wiedergab, für deren wissenschaftliche Erforschung gunstigere Be
dingungen.
In erster Linie sind es die geologischen Verhältnisse und der Bergbau,
womit nach dem Jahre 1786 die Forschung sich beschäftigt.
Den Anfang macht der als Naturforscher und Ethnograph bekannte Fran-
zose Balthasar Hacquet, von 1788 4ms 1810 Professor der Naturgeschichte
an der Universität zu Lemberg. Er bereiste während der Jahre 1788 und 1789
die Karpathen und veröffentlichte die hiebei gemachten Beobachtungen in Crell'^
ehemischen Annalen (1789 und 1791) und in dem vierbändigen Werke: „Neueste
physikalisch-politische Reisen durch die Dacischen und Sarmatisehen Karpathen"
(Nürnberg 1790—1796).
Durch Hacquet's Arbeiten angeregt, stellten in den zwanziger Jahren
unseres Jahrhunderts Georg Gottlieb Pusch und Carl Li II vou Lilien*
bach (geb. am 3. November 1798 zu Wieliczka, gest. am 21. März 1831 1
Untersuchungen über den Bau der Karpathen an. Der Bericht des ersteren
findet sich unter dem Titel: „Ueber die geognostische Constitution der Kar-
pathen und der Nordkarpathenländer" in Karsten's Archiv für Mineralogie
(Bd. I. Berl. 1829, S. 29—55), der des letzteren ist als ^^ Journal d'un voyage
geologique faxt h travers tonte la chatne des Carpathes, en Bukowine^ en Tran-
sylvanie^, etc. in den Memoiren der französischen geologischen Gesellschaft
(1831, I. 2. S. 237—316) abgedruckt.
Um die Erforschung der Bukowina in floristischer und faunistischer Be-
ziehung haben sich in der Zeit von 1786 bis 1849 Dr. Friedländer,
Dr. Herbich und Professor Dr. Zawadzki sehr verdient gemacht.
Dr. Friedländer war zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts Arzt
in Zaleszczyki. Er unternahm zahlreiche Excursionen bis in den äussersten
Südwesten der Bukowina und sammelte allenthalben die selteneren Pflanzen,
die er seinem Freunde Dr. Wilibald Besser, seit 1805 Arzt in Krakan,
*) Sie beßndet sich in dem k. und k. Kriegsarchive und wird demnächst von mir ver-
öftentlicht werden.
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Die Forschüngbn zur Lakdbskündb der Bukowina. 5
sandte, der sie in i^einem Werke: ^Primitiae ßorcte Galiciae austriacae^ {Vienna
1^09) verwertete.
Noch bedeutender sind für die Bukowiner Landeskunde die beiden letzt-
genannten Männer.
Alexander Z a w a d z k i , geb. am 6. Mai 1798 zu Bielitz in Oesterreichisch-
Schlesieu und gest. zu Brunn am 5. Mai 1868, sammelte schon als Knabe von
seinem Geburtsorte aus im nahen Gebirge Pflanzen, Insecten und Conchilien.
Dieser Sammeleifer machte sich seit seiner im Jahre ! 8 18 erfolgten Uebersiede-
lung nach Ijemberg, wo er nach Absolvierung seiner Studien als Supplent der
Physik an der Universität und von 1830 — 1839 als Professor der Mathematik
und Physik an der Lehranstalt für den Regularclerus Galizieus thätig war, in
besonders hohem Grad bemerkbar.
In Ijemberg lernte Zawadzki den um sieben Jahre älteren Dr. Franz
Herb ich kennen, der, aus Wien gebärtig, im Jahre 1825 als Militärarzt nach
(jralizien gekommen war. Beide machten nun gemeinschaftliehe Reisen in die
Ceotralkarpathcn sowie in die Bukowina. In letzterem Lande boten ihnen der
Ilareu, Dzumaleu. Suchard und andere Alpengipfel eine reiche Ausbeute an
Pflanzen, welche in dem von Besser herausgegebenen Werke fehlen.
Die Resultate dieser Reisen sind in Zawadzki's ,^Enumeratto pJnntarum
Galiciae et Bucowinae oder die in Galizien und der Bukowina wildwachsenden
Pflanzen" (Breslau 1835) und „Fauna der galizisch-bukowinischen Wirbelthiere"
(Stuttgart 1840) niedergelegt.
Dr. Herbich wurde im Jahre 1834 als Regimentsarzt nach Czernowitz
versetzt, wo er bis zum Jahre 1856 blieb. Während dieses 22jährigen Auf-
enthaltes in der Bukowina hat er seine floristischen Forschungen daselbst
ununterbrochen fortgesetzt und ausser zahlreichen Aufsätzen in Zeitschriften zwei
grossere Werke, nämlich : ^Selectus plantarum rariorum Galiciae et Bucovinae^
{Czemovicii 1839) und „Stirpes rariores Bucovinae^ {Stanislawoxo 1853} ver-
üffentlieht, Werke, die ihm filr alle Zeiten einen ehrenvollen Platz unter den
Botanikern Oesterreichs sichern.
Was die ethnographischen, culturhistorischen und volkswirtschaftlichen
Verhältnisse in dem gleichen Zeiträume anbelangt, können wir drei Männer
nennen, welche nach diesen Richtungen Hervorragendes geleistet haben : Samuel
Bredetzky, Joseph Rohr er und Michael Franz Stöger.
Bredetzky, geb. zu Deutsch-Jakubjan im Saroser Comitate am 1 S. März
1772 und gest. am 25. Juni 1812 zu Lemberg, hatte als Superintendent von
C)«t- und Westgalizien (von 1808 — 1812) Gelegenheit, die Bukowina zu be-
suchen, und er hat durch drei Publicationen dai^ethan, dass ihn daselbst nicht
bloss die kirchlichen Angelegenheiten interessierten. Er schrieb „Beyträge zur
nähern Kenntnis der Bukowina" (Vaterland. Blätter l. Wien 1808. Nr. 46),
gedachte in seinem „Historisch-statischen Beitrag zum deutschen Colon isations-
wesen in Europa** (Brunn 1812) der deutschen Ansiedler in der Bukowina und
gab dem Westen Kunde von den Lippowanern (Sartori^s „maier. Taschenbuch.*'
I. 1812. S. 149—161).
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6 POLEK :
Joseph Rohr er, 1769 zu Wien geboren, kam ira Jalrre 1795 nach 6a-
h'zien und gehörte diesem Lande durch mehr als drei Decenniou, bis kurz v*>i
seinem am 21. heptember 1828 erfolgten Tode an. Anfangs Polizeieommissir.
wurde er im Jahre 1806, ohne den Doctorgrad erlangt zu haben, zum Profctwci
der politischen Wissenschaften und Statistik am Lyceum zu Lemberg eroanut
und behielt diese Stelle auch, als diese An.^.talt im Jahre 1816 wieder zu: |
Universität erhoben wurde, bei. Diesen glänzenden Erlolg dankte Rohrer seiner
schriftstellerischen Thätigkeit Durch die neuen, fremdartigen Verhältnisse viel
fach angeregt, hat er nämlich seit seiner Uebersiedelung nach Galizien ein^
stattliche Reihe von Arbeiten zur Volks- und Landeskunde Oesterreiehs im
allgemeinen und Galiziens sowie der Bukowina im besondern theils selbständig',
theils in verschiedenen Zeitschriften erscheinen lassen. Ich nenne Woss deu
„Versuch über die Bewohner der österreichischen Monarchie^, der sich, die
Deutschen, Armenier und Juden behandelnd, fast durch den ganzen Jahrgang
1803 des Liechtenstern'schen Archivs für Geographie und Statistik hindurch
zieht, dann die „Bemerkungen auf einer Reise v(m der türkischen Grenze über
die Bukowina durch Ost- und Westgalizien^ Schlesien und Mähren nach \\'ien"
(Wien 1804), ferner die Abhandlung über „die Wallachischen Bewohner der
österreichischen Monarchie'^ in den Vaterland. Blättern (IL Wien 1810. Nr. 3^
bis 43), endlich den «politisch-arithmetischen Versuch über die Buko^^nna-
(Ebenda. 1812. Nr. 88).
Nicht minder rührig war Dr. Michael Franz Stöger. Am 22. September
1795 zu Wien geboren, studierte er daselbst Philosophie und Jurisprudenz,
erwarb sich aus beiden die Doctorwürde und folgte im März 1827 einem Rufe
als Professor der Statistik an die Hochschule in Lemberg, wo er, erst 38 Jahn
alt, am 18. Jänner 1834 starb Seine Arbeiten sind zumeist in Fachschriflcß
enthalten. Auf die Bukowina haben insbesondere die nachstehend verzeichnetcß
Bezug: „Die jüdische Bevölkerung in Galizien und ihre Evidenzhaltung nad
österreichischen Gesetzen" (in Wagner's Zeitschrift für österreichische Keoht-
gelehrsamkeit. 1829, Bd. I. S. 363—386), ^Bemerkungen über Galiziens Sali
siedereien." (Oesterr. Archiv für Geschichte etc. 1829. Bd. 1. Nr. 61), „Notizci
über die Bukowiner Judenschalt" (Ebenda. 1830. Bd. IL Nr. 49;, „Die Flussei
Galiziens^ (Ebenda. 1831. Bd. L Nr. 56, 58—60), ^National- Verschiedenheiteij
in Galizien" (Ebenda. 1832. Nr. 69) und „üebersicht des ersten Regulirung>'
planes für das Kirchen wesen der nichtunirten Griechen in der Bukowina*
(Ebenda. 1832, Nr. 22, 23, 27, 29—31). Im Buchhandel ist das folgende, fiir
die Bukowina gleichfalls wichtige Werk erschienen: ^Darstellung der gesetT-
liehen Verfassung der galizischen Judenschaft" (2 Bde. lemberg, PrzemysI,
Stanislau und Tarnöw 1838).
Von allgemeinen, die Gcsammtverhältnisse des Landes behandelDden
Arbeiten ist ausser dem Werke: „Die Bukowina im Königreiche Galizien*
(Wien 1845) von Theophil Bendella (geb. am 8. Mai 1814 zu Czeroowitz.
gest. am 2. August 1875), nur noch eine im „Hcsperus" (Bd. 27 Prag 182(t
Nr. 8) anonym erschienene, gute .topographisch-statistische Uebersicht der Bu-
kowina" zu verzeichnen.
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Die Fobschüngkn zur Landeskunde dbe Bukowina. 7
Was schliesslich die kartographischen Darstellungen anbelangt^ kann nicht
verschwiegen werden, dass sich auch in dieser Hinsicht die Abhängigkeit der
Bukowina von Galizien bemerkbar macht. Denn ausser I. Liesganig^s Karte :
j^Regna Galiciae et Lodmneriae nee non Bukovina'^. LeopoK 1790, 30 Bl. fol.
1 : 288.000 (vermehrt und verbessert von dem k. k. General-Quartierraeisterstabe
im Jahre 1824) und ^^Carte general de V Atlas du Royaume de Galicie et de
Ix/domerie avec la Bucovine^ (Vienne 1790, 2 BI.) ist nur eine einzige Karte
der Bukowina (ohne Galizien), und zwar von dem Buchhändler Winiarz im
Jahre 1842 (Lemberg und Czernowitz. 1 Bl. col. fol. 1 : 288.000) herausgegeben
worden.
1848! Damit erscheint auch für die Bukowina die Morgenröthe bes-
serer Tage.
Im Juni des genannten Jahres richtete eine Anzahl gesinnungstüchtiger
Männer eine Petition an das Ministerium, worin die Beschwerden über den
Druck der galizischen Herrschaft ihren Ausdruck fanden. Das Ergebnis war
die Emancipation des Landes.
Welch colossalen Fortschritt hat die Erforschung der Bukowina seither
gemacht! Immer neue Zweige hat sie in ihren Bereich gezogen, und die Lite-
ratur ist so stark angeschwollen, dass es angezeigt sein dürfte, die ganze Pe-
riode in zwei Abschnitte einzutheileu. Als Markstein kann mit Fug und Recht
das Jahr 1876 bezeichnet werden. Vor diesem Jahre geht die Anregung zur
Forschung im grossen und ganzen von den Mittelschulen des Landes aus;
nach demselben fällt diese Mission zumeist der Alma tnater Francisco-Jose-
phina zu.
Ziehen wir auch jetzt wieder zunächst die naturwissenschaftliche Erfor-
schung des Landes in Betracht, so stossen wir sofort auf eine Reihe wohl-
bekannter Namen : Alth,Barber, Cotta, Denaro^vski, Knapp,
Knauer, Paul, Petrino, Simiginowicz u. A.
Obgleich Advocat von Beruf, leistete Dr. Alois v. A 1 1 h (f 4. November
1886) doch sehr Erhebliches auf dem Gebiete der Geologie. Die Reihe seiner
diesbezüglichen Schriften hebt mit der Schilderung der „Mineralquellen der
Bukowina" (Bronnes Jahrbach für Mineral. 1848. S. 526—551) an. Hierauf
folgen : „Ein Ausflug in -die Marmaroscher Karpathen im Sommer 1855" (Mitth.
d. k. k. geograph. Gesellschaft in Wien. 1858. S. 1 — 13), „Ueber die Gyps-
iormation der Nord-Karpathenländer ' (.Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. 1858.
S. 143 — 158) „Neue Höhenbestimmungen in der Bukowina, der Marmaros etc."
(Ebenda. 1859. S. 345 — 349), „die Oberflächengestaltung Galiziens und der
Bukowina"* (polnisch, in Rocznik tow, nauk. krakow. 1861), „die Salz- und
Steinölquellen in Galizien und der Bukowina" (polnisch, Sprawozd, komüyi
fizyogr. V. 1871. S. 49—93) und „die bei dem Baue der galiz. Eisenbahnen
ausgeführten Höhenmessungen und ihre Bedeutung fllr die Physiographie des
lindes" (Ebenda. VH. 1873. S. 109—125).
Der berühmte Geologe Bernhard v. Cotta (geb. 24. October 1808 zu
Klein-Zillbach, gest. 14. Sept. 1879 in Freiburg) besuchte die Bukowina im
Jahre 1855. Eine Frucht dieser Reise ist ausser den „Geologischen Mitthei-
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8 POLKK :
luDgen aus der Bukowina'' in Bronn's Jahrbuch für Mineralogie (1855. S. 22
bis 32) die in dem Jahrbuche der k. k. geolog. Reichsanstalt (VI. 1855. S. 10,;
bis 135) veröffentlichte Abhandlung: „Die Erzlagerstätten der südlichen Br
kowina."^ Bergrath Dionys Stur {jetzt k. k. Hofrath i. P.) und Bergrath (jet?i
Oberbergrath) Carl M. Paul machten, von Otto l^eiherrn von Petrin'
(geb. 13. Februar 1834, gest. 27. Jänner 1884) vielfach unterstützt, währen i
der Jahre 1872 und 1873 Aufnahmen in der Bukowina, worüber sie im Jahr-
buchc der k. k. geolog. Keichsanstalt (1872 und 1873) berichteten.
Franz Simiginowicz (von 1853 bis 1S58 Supplent am Gymnasium
zu (>zernowitz) gab einen Beitrag „zur physischen Geographie der Bukowina*
(Wien 1856) heraus, sein Bruder Ludwig Adolf Simiginowicz (jetzt Pn^
fessor an* der k. k. Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalt in CzernoAvilx
stellte in Wort und Bild ..die Bodenplastik der Bukowina" (Kronstadt 187-'
dar, Dr. Karl Denarowski (jetzt k. k. Regierungsrath i. P.) und Dr. Josef
Barber (Apotheker in Czernowitz) schrieben, erstercr in einer 18(58 in Wiir
herausgegebenen Broschüre, letzterer in den Sitzungsberichten der k. Akademit
der Wissenschaften in Wien (Nat. Gl. 60. Bd. 1869 '2, Abth. S. 405— 41>
über die „Mineralquellen von Dorna-Watra nnd Pojana-Negri , Titus v. Altb.
ein Neffe des oben genannten Alois v. Alth, veröffentlichte in dem Jahres-
berichte der gr.-or. Oberrealschule in Czernowitz f. 1869 (S. 38 — 53) y^di^
beobachteten meteorologischen V^erhältuisse für den Horizont von Czernowitz*,
und Dr. Blasius KnaueV und Josef Armin Knapp machten sich durch ihn'
botanischen Werke — von dem ersteren stammt die vortreffliche Arbeit : ^Die
Flora von Suczawa'^ (Jahresbuch des gr.-or. Obergymnasiums in Suczawa für
1863, S. 1 — 16), von dem letzteren das ausgezeichnete Werk: „Die bisher
bekannten Pflanzen Galiziens und der Bukowina" (Wien 1872) — um die Bu-
kowina sehr verdient.
Wie der Natur, so wurde auch der Einwohnerschaft des Landes seit
1849 mehr Aufmerksamkeit geschenkt. L. A. Simiginowicz theilt rumä-
nische Märchen (Zeitschrift für Mythologie, Bd. I. Göttingen 1853 und 1854
S. 42—50, 469—472), Professor Johann Sbiera rumänische Volkslieder uivi
Volksräthsel (in Foaea So^ietä^it pentru literätura §i cultura romdnä In Bud-
vina. Cernäu^X 1866 und 1867) mit, und S. Fl. Marianu, Professor am
Gymnasium zu Suczawa, gibt den ersten Band seiner romanischen Volksdicli-
tungen (Poesii poporale romäne, Cernäu^l 1873) heraus; der Dichter Josepb
Hordynski Ritter v. Fedkowicz (geb. am 8. August 1834, gest. am
11. Jänner 1888) entwirft „Skizzen aus dem Huzuleuleben" (Czernowitz. Zeitung
1868. Nr. 51), Gregor Kupczanko debütiert als Octavaner mit rutheuisuhep
Volksliedern, Märchen, Sagen etc. (Bukow. Zoria. 1870. Nr. 2, 3, 10 — 11.
13 — 16), Professor Franz Miklosich lehrt „Märchen und Lieder der Zigeuner
der Bukowina^ kennen (Denkschriften der k. k. Akad. d. W. philos. bist. Cl
Bd. 23 und 24), und der Reichsraths-Bibliothekar Vincenz Göhlert giU
Kunde von dem geheimnisvollen Völklein der Lippowaner (Sitzungsb. d. k. k.
Akad. d. W.. philos. histor. Cl Bd. 41. S. 478—488).
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DiK FORSCHUNOKN ZUR LANDESKUNDE DER BUKOWINA. 9
Dass bis 1875 über das geistige Leben in der Bukowina nic;ht viel zu
schreiben war, wird niemand wundernehmen. Dennoch sind auch auf diesem
Gebiete drei Schriften anzuführen: ^Kumäniseiics Schulwesen** von dem Di-
rector der k. k. Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalt Demeter Isopescul
(Bericht über österr. Unterrichtswesen, aus Anlass der Weltausstellung heraus-
gegeb. Wien 1873. Theil IL S. 560—567), „Historischer Rückblick auf die
Gymnuriial-Rcorganisationspläue in Oesterreich nebst historisch-statistischen Aus-
weisen über das Czernowitzer k. k. Gymnasium seit 1850—1872" (Czcrnowitz
1873) von Dircctor Stefan Wolf und „lieber die Käthliclikeit zur Einführung
tles Geschworeneninstitutes in Galizien und der Bukowina^ von J. K. Ritter
U ni I au f f v. F ra n k w e 1 1, herausgcgeb. von Victor Ritter Uralauff v. Frank-
well (Wien 1861).
Auf dem Gebiete der wirtschaftlichen Cultur sind folgende Arbeiten
hervorzuheben: „Die Entwickelung des Grundsteuerwesens im Herzogthume
Bukowina unter österreichischer Herrschaft*' von A. Lippcrt (Czermnvitzer
Zeitung 1868; Nr. (>, 9, 13, 17, 21, 27 und 34), weiter die „Denkschrift des
Verwaltungsrathes der k. k, Lemberg-Czernowitz-Jassyer Eisenbahngcsellschaft
betreffend die Sequestration der Linie Lemberg-Czernowitz-Suczawa" (Wien
1873), dann der „Hauptbericht der Handels- und Gewerbekammer für das Iler-
zogthum Bukowina für 185f (Wochenschrift der Buk. Handels- und Gewerbe-
kammer 18.52, Nr. 42—50, in 2. Aufl. Czernowitz 1861), für 1861 (Czcrno-
witz 1862) und für die Periode 1862—1871 (Lemberg 1872), endlich A.
Ficker's „Darstellung der Landwirthschaft und Montan-Iudustrie des Herzog-
thuras Bukowina** (Mitth. aus dem Gebiete der Statistik IIL Wien 1854
1. H. 8. 1—100).
In dem Zeiträume von 1849 — 1875 wird in der Bukowina auch die Ge-
schichtsforschung schon gepflegt. A. F ick er liefert „Beiträge zur ältesten
Geschichte der Bukowina und ihrer Nachbarländei*^' (Progr. des k. k. Ober-
g\-ranasiums in Czernowitz 1852. S. 11—24), E. Hormuzaki (f 1874) schreibt
den „Noth- uud Hilferuf der Gemeinden des Moldauisch-Campulunger Okols
in der Bukowina" (Wien 1861), J. Maitynowicz stellt „Historische Zeug-
nisse Ober die Beherrscher und Einwohner der Bukowina und der Moldau"
(Bukow. Zoria 1870. Nr. 4 — 6, 8 und 9) zusammen, Aron Pun)uul (gest.
24. Jänner 1866) gibt ein Werk über den griech.-orient, Religioni'fond (Privire
räpede preste mofiile mon^stiresct, din carile sa format märepil fond religia-
nariu al hisericel dreptcrd, r^särit din Bticovina, Cernäu^X 1H()5) heraus und
A. S. Petruszewicz schreibt über das Radautz-Czernowitzcr Bisthum und
»eine Oberhirten" (ruthenisch, in Bukow. Zoria 1870. Nr. 7, 10,12—16). Auch
Franz Adolf Wicken hauser (geb. zu Wurmbach in Niederösterreich 1809
und gestorben zu Czernowitz am 6. April 1891) tritt bereits auf den Plan.
Im Jahre 1862 erscheint die erste Abtheilung seiner .Moldawa oder Beiträge
zu einem Urkundenbuche für die Moldau und Bukowina" (Die Urkunden des
Klosters Moldawitza), welchen „Die Huldigung der Bukowina am 12. October
1777" (Bukow. Hauökalender für 1868, S. 69-78) und „Bochotin oder Ge-
schichte der Stadt Czcruäuz uud ihrer Umgebung" (Wien 1874) folgen.
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10 Polek:
In Hinsicht auf die allgemeine Landes- und Ortsbeschreibung sind anzu-
führen: eine ^Skizze des llcrzogthnms Bukowina" von dem Czernowitzer Gyni-
nasialdirector Anton Kral (Zeitschrift für österr. Gymnasien II. Wien 1851.
S. 127 — 128), dann ^das Königreich Galizien und Lodoraerien öammt dem
Herzogthume Krakau und dem Herzogthumc Bukowina" (Lemberg 1853) von
H. Stupnicki, ferner die ^Topographisch-statische Darstellung des Herzog-
thum» Bucowina mit Schluss des Jahres 1861" von dem Handelskammer
secrctär A. Mikulicz {Hauptbericht der Bnkow. Handels- und Gewerbekammer.
Czernowitz 1862. S. 27 — 284^, weiter die „Geographisch-statistische Ueber-
sicht Galiziens und der Bukowina" von dem Major II. von Schmedes (Lem-
berg 18(>7, 2. Aufl. 1869), endlich die ,. Heimatskunde der Bukowina" von
D. Isopescul (Czernowitz 1872).
Wir sind bei dem letzten Abschnitte angelangt, bei dem Abschnitte,
welcher, wie ich schon bemerkte, mit der P]röffnung der k. k. Franz- Josephs-
Universität beginnt und sich bis zur Gegenwart erstreckt. Bevor ich jedoch
von den Leistungen dieses Zeitraumes spreche, möchte ich mir erlauben, einige
W^orte zur Rechtfertigung des von mir angenommenen Ausgangspunktes vorzu-
bringen.
Es siu<l Stimmen laut geworden (u. a. in „Deutschland." Berlin 1890.
Nr. 48), dass sich die Mehrzahl der Czernowitzer Universitätsprofessoren von
den geistigen und culturellen Litcressen des I^andes ferne halte. Dem niuss
ich entschieden entgegentreten. Wie man in dem Folgenden sehen wird, haben
die Professoren aller Facultäten, soweit sich ihnen die Gelegenheit darbot, die
Landes und Volkskunde der Bukowina in den Bereich ihrer Forschungen
gezogen. Aber weit höher ist die Anregung zu taxieren, die von der Univer-
sität nach allen Richtungen ausgegangen ist. Und diesem Umstände ist es
hauptsächhc^h zuzuschreiben, dass der letzte, kaum 18 Jahre umfassende Ab-
schnitt eine ausserordentliche Fülle literarischer Erzeugnisse in sich fasst.
Was zunächst wieder die Natur des Landes anbelangt, möchte ich zuerst
Otto v. Petrin o's Arbeit „über die Stellung des Gypses in Ost-Galizieu und
Bukowina innerhalb der Neogenablagerungen" (Verhandl. der k. k. geolog.
Reichsanst. 1875. S. 217—220) und K. M. P a u Ts , Grundzüge der Geologie
der Bukowina" (Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanst. XXVI. 1876. S. 261 bis
330) nennen. Die geologischen Verhältnisse von Czernowitz hat Professor
Friedrich B e c k e (seit 1890 an der Prager Universität) in seiner Abhandlung
„Ueber die bei Czernowitz im Sommer 1884 und Winter 1884/85 stattgefun-
denen Rutschungen*' (Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. XXXV. 1885, 8. 397
bis 406) und Director D. Stur in seinem „Geolog. Gutachten anlässlich der
Versorgung der I^ndeshauptstadt Czernowitz mit gutem Trinkwasser" (Czer-
nowitz 1889) gründlich dargelegt; Bergrath B. Walter hat ^die Chancen einer
Erdölgewinnung in der Bukowina" (Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. XXX.
1880. S. 115—148) nachgewiesen, und Ür. A. Löbcl ist seit 1887 uner-
müdlich in der Schilderung der Mineral(|uellen von Dorna-Watra (Revista po-
liticä. 8uczawa 1887. Nr. 16 und 17; Calindar. Cernau^i 1890. S. 96 bi.s
128; Oesterr. Badezeitung XX. Wien 1891. Nr. 4—7; Bukow. Rundschau,
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Die Forschungen zur Landeskunde der Bukowina. 1 1
Czernowitz 1891. Nr. 1011, 1013, 1014, 1017, 1023 und 1025; Gazeta Buco-
vinei, Cernäu^i 1891. Nr. 12—14).
Für die klimatischon Verhältnisse dienen uns der schon genannte Titus
V. Alth (seit dem Beginne des Schuljahres 1879/80 Director der Staats-Real-
schule in Währing) und der am 2. Februar 1892 verstorbene Czernowitzer
Gymnasialprofessor Dr. A. Wachlowski als Führer. Der erstere hat eine
„Klimatologie von Czernowitz" (Czernowitz 1875) geschrieben, der letztere
nachstehende gediegene Arbeiten hinterlassen: ,,Zur Klimatologio von Czer-
nowitz" (Czernowitz 1886. S.-A. aus d. Progr. d. k k. Obergyranasiums in
Czernowitz), „Die Hagclverhältnisse in der Bukowina" (Sitzugsb. d. k. k. Akad.
d. W. Math.-nat. Gl. 95. Wien 1887. 2. Abth. S. 58-67) und „Ueber die
Niederschlags Verhältnisse in der Bukowina" (Meteorolog. Zeitschrift IV. Wien
1887. S. 362-368).
Auf dem Gebiete der Botanik haben sich zwei ehemalige Hörer der
Czernowitzer Universität rühmlich hervorgethan : A. Procopianu-Pro-
c o [) o v i c i und Dr. K. Bauer. Von ersterem haben wir einen „Beitrag zur
Kenntnis der Gefasskryptögameu der Bukowina" (Verhandl. d. zoolog.-botan.
Gesellschaft in Wien 1887. S. 783—794), dann einen „Beitrag zur Kenntnis
der Orchidaceen der Bukowina" (Ebenda. 1890. S. 185 — 196) und einen
Beitrag „zur Flora von Suczawa" (Ebenda. 1892. S. 63—66), von letzteremeinen
„Beitrag zur Phanerogamenilora der Bukowina und des angrenzenden Theiles
von Siebenbürgen'^ (Oesterr. botan. Zeitschrift. XL. 1890. S. 218—221. 268
271). Ausserdem sind noch zwei gediegene floristische Arbeiten anzu-
fiihren: „Beitrag zur Moosflora der Bukowina und Siebenbürgen" von
J. Breidler (Ebenda. S. 148—152, 191—105) und „Beiträge und Berichti-
gungen zur Gefasskryptogamenflora der Bukowina" von J. Dörfler (Ebenda.
S. 186—198, 226-230, 271—274).
Selbst die Kenntnis der Fauna, welche seit 2jawadzki fast ganz vernach-
lässigt war, hat in jüngster Zeit eine nicht unbedeutende Erweiterung erfahren.
Dieselbe ist einem Landeskinde, C. v. Hormuzaki, zuzuschreiben, welcher
seit dem Jahre 1888 in den zu Berlin erscheinenden „Entoraologischen Nach-
richten" Beiträge zur Käferfauna der Bukowina veröffentlicht.
Bisher sind erschienen: „Beiträge zur Käferfauna der Bucowina und Nord-
nimäniens^^ (XIV. 1888. Nr. 1—3, 5—7, 10—11), „Ein neuer Beitrag zur
Kenntnis der in der Bucovina einheimischen Coleoptercn'* (XVII. 1891. Nr. 8
bis 11), ^yAcTonycta var, Bryophiloides, eine neue Varietät der A. Strigosa F."
(Ebenda. Nr. 10), „Beschreibung einiger neuer Tagfaltervarietäten aus der Bu-
covina und den Nachbargebieten" (XVIII. 1892. Nr. 1) und „Lepidopterolo-
gische Beobachtungen in der Bucovina" (Ebenda. Nr. 20 und 21).
Mehr noch als die Natur des Landes waren dessen Bewohner seit 1875
Gegenstand des Studiums.
Da sind vor allem die volksthümlicheu Ueberlieferungen in Sagen, Märchen,
Liedern, Sitten und Gebräuchen, für die es allenthalben im Lande selbst For-
scher und Sammler gibt Unter den Rumänen treten uns in dieser Hinsicht in
erster Reihe wieder J. Sbiera und S. Fl. Marianu entgegen. Letzterer hat
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12 Polek:
im Jahre 1876 den II. Theil seiner rumäniHchen Volksdichtungen heraus-
gegeben und seitdem eine Reihe noch bedeutenderer Werke, wie „die Farben-
mischung bei dem rumänischen Volke" (Chromatica poporului romänii. ßucn
resci 1882), „die rumänische Volksornithologie" (Ornitologia poporanä romdna.
2 voll. Gemaust 1883), die Sammlung „rumänischer Zaubersprüche" (Descän-
tece poporanc romäne. Suceava 1886) und die „Hochzeit bei den Rumänen'
{Nunta la Rumdni, Buctiresci 1890), „die Geburt bei den Rumänen" {Nascerea
la Romdni, Bucnrcsci 1892) luid „das Begräbnis bei den Rumänen" {Inmomian-
tarea la Romdni. Bucuresci 1892) erscheinen lassen, indem er gleichzeitig zahlreiche
Sagen und Volkslieder in der .,Revista politica'* (Suceava 188G — 1891) vcr
öftentlichte. Sbiera dagegen hat in der nämlichen Zeitperiode „rumänische Volks-
sagen^ (Poves^i poporale Rtmdnesci. Cer/i4M{ i«S86*), „Weihnachtslieder und Hoch
Zeitssprüche" {Colinde, cintice de stea §i tträri la nunfl Ccrnäu{ 1888) und eine
Volkstradition über „das Leben der Rumänen vor der Gründung nationaler Staaten*'
(IraXul Rominilor Innäinte de fundarea staturilor nationale, Cernäuf 1890
bekannt gemacht. Ausserdem sind J. B e r a r , B. B u m b a c , D. Dan,,
R. Hürjuiu, J. Je^an, R F. Kaindl, R. Noru, L. A. Simiginowicz
und G. Tamäiaga als Sammler von rumänischen Volkssageu und Volks
gebrauchen anzuführen.
lieber die Ruthenen und deren volksthümliches Leben geben uns F e d-
kowicz, Kozaryszczuk, Kupczanko, L. A. Simiginowicz,
Kaindl und Manastyrski Aufschluss. Fedkowicz und Koza-
ryszczuk schildern insbesondere das Huzulenleben, ersterer im Bukow.
Almanach (Czernowitz 1885). im Bukow. ruth. Kalender (Ebenda 1887) und
in „Zerna" (Ebenda 1887), letzterer in der zu Wien erscheinenden „Nauka"
(1889. Nr. 6-12 und 1890. Nr. 1, 2, 4—7, 10—12). Von Kupczanko's
Arbeiten gehören hierher: „Sitten und Gebräuche der Bukowiner Ruthenen"
(Bukow. Rundschau. 1875, Nr. 5), „die Hajdauachen" (Czernowitz 1886), ,,die
Ruthenen in der Bukowina*^ (Ausland 1887. Nr. 2 — 6) und jjKrankheitsbesch wa-
rungen bei russischen Bauern in der Bukowina'* (Am Ur-Quell 1891. Nr. 12
bis 44, 23—46, 61—63, 75—77). Simiginowicz hat Sagen und Märchen
(Czernowitz. Zeitung 1880. Nr, 268 und 280 und Bukow. Hauskai. 1882.
S. XV — XX) mitgetheiltund „Kleinrussische Volkslieder* übersetzt (Leipzig 1888).
Besonders bemerkenswert ist die von Kaindl in Geraeinschaft mit dem
gr.-or. Pfarrer Manastyrski herausgegebene Schrift über „Die Ruthenen
in der Bukowina" (Czernowitz 1889—1890). Kaindl hat überdies über „Zauber-
glaube bei den Rutenen in der Bukowina und Galizien*' (Globus. LXI. S. 279 flF. >
geschrieben und ruthenische Sagen und Märchen in der „Buk. Rundschau" (1890),
in der Zeitschrift für Volkskunde (1888) und in der Monatsschrift „Am Ur-
Quell'* (1890 und 1891) bekannt gemacht.
„Die Deutschen in der Bukowina'- hat bisher nur F. A. Wickenhauser
und zwar in „Die deutschen Siedelungen in der Bukowina*' (Czernowitz
1885 bis 1887) ausfuhrlicher behandelt. Als Ergänzung können angesehen
werden die Artikel : „Deutschböhraische Colonien" von Prof. Dr. L o s e r t h
(Mittheil. d. Vereins f. Geschichte der Deutscheu in Böhmen, Prag 1885.
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Die FoBSGHüNaBN zur Landeskunde deb Bukowina. 13
S. 373 — 384), „Die Deutschen in der Bukowina" von Kupczanko (Ausland
1886 Nr. 50) und ausserdem noch meine Broschüre: „Der Protestantismus
in der Bukowina" (Czernowitz 1890).
In Betreff der Juden kann ich auf meine Broschüre „Statistik des
Judenthums in der Bukowina^' (Sep.-Ahdr. aus d. „Statist. Monatsschrift*^ XV.
Wien 1889). in Betreff der Armenier auf die Schrift des gr.-or. Pfarrers
U. Dan: „Die orientalischen Armenier in der Bukowina'* (Czernowitz 1890)
und in Betreff der Lippowaner auf die Artikelserie: ,^Ra8kol i Lipowany^^
(„Candela" 1983. Nr. 7 — 10) von J. Woro bkie wicz. ferner auf üan's
Schrift: „Die Lippowaner in der Bukowina" (Czernowitz 1890. Auch rumänisch),
dann auf R. F. Kaindl's Aufsatz: „Die Lippowaner*' (Ausland. LXV. 1892.
Kr. 52) und meine Abhandlung „Die Lippowaner-Colonien in der Buko-
wina" (Mittheil, der k. k. geogr. Gesellschaft in Wien. 1885. S. 301—312)
verweisen.
Ueber die Magyaren handelt ein Artikel von G. v. MarcziiCny im
„Pester Lloyd^^ (1883. Mr. 93): „Wie die Csango nach der Bukowina kamen*^,
sowie W. Schmidt's interessante ,.PIauderei*' in der „Ungarischen Revue'*
(VIL Budapest 1887. S. G72 — 683): „Die magyarischen Colouien in der Bu-
kowina*'.
Selbst die Zigeuner sind nicht vergessen worden. In Hinsicht auf dieses
Volklein liegen folgende Arbeiten vor: „Die Zigeuner in der Bukowina" von
A. Ficker (Statist. Monatschrift. V. 1879. S. 249—205), ,^igeunerlcben und
Zigeunerdichtung'' von L. A. Simiginowicz (Heimat. VIII. 1. Wien 1882.
S. 375 — 378), „Volkslieder der Zigeuner*' von demselben (Czernowitzer Zeitg.
1882. Nr. 18), „Beitrage zur Statistik der Zigeuner in Oesterreich*' von
B. Karpeles (Mittheil. d. anthropol. Gesellschaft in Wien. 1891. S. 31 bis
bis 33), „Ein Beitrag zur Ethnographie der Zigeuner*' von R. F. K a i n d I
(Ausland. 1891. Nr. 51) und „Die Zigeuner in den Donauländern und der
Bukowina*' von D. Dan (Buk. Nachrichten. 1893. Nr. 1342—40, 1349—51.
Auch rumänisch).
Schliesslich sind noch in Hinsicht auf die Bukowiner Einwohnerschaft
im allgemeinen anzuführen:
„Aus Halb-Asien. Culturbilder aus der Bukowina etc.'* von K. E. Fran-
zos (2. Aufl. Leipzig 1878), dann „Die Völkergruppen der Bukowina*' (Czer-
nowit;5 1884) und „Volkssagen aus der Bukowina** (Ebenda. 1885), beide von
L. A. Simiginowicz, ferner „Major Himmel's Körpermessungen in der
Bukowina*' (Referat darüber in den Mittheil, der anthropolog. Gesellschaft in
Wien. 1888. [83]— [84] von A. Weisbach), weiter die Broschüre: „Das Bauern-
haus in der Bukowina** (Czernowitz 1890) und „Typen landwirthschaftlicher
Bauten im Herzogthume Bukowina- (Sep.-Abdr. aus Bd. XXII. d. Mittheil,
d. Anthropolog. Gesellschaft in Wien) von dem Architekten und Professor der
Staat s-Gewerbeschulc in Czernowitz C. Romstor fer, endlich die Studien:
„Ueber die Besiedelung der Bukowina** (Mittheil, der k. k. geograph. Oesoll-
sehaft in Wien. 1391. S. 32r) — 241) und „Die Vertheilung der Siedelungen
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14 Tolek:
in der Bukowina" (Ebenda S. 517 — 535) von R F. Kaindl und mein
Aufsatz: „Regenzauber in Osteuropa" (Zeitsohrift d. Vereins f. VoHtskuode. 111.
1893. S. 85-87).
Sehr rege ist seit 1875 auch das Interesse für das geistige und materielle
Leben in der Bukowina.
Was das Volks- und Mittelsehulwesen anbelangt, erinnere ich an die seit
1880 von dem Universitätsprofessor Basil v. Repta herausgegebenen ,, Jahres-
berichte über den Zustand der Volks- und Bürgerschulen der Landeslmupt-
stadt Czernowitz'*, an Dr. S. Grünberg's Abhandlung: „Das Schulwesen in
der Bukowina in seiner historischen Entwicklung und seinem jetzigen Zustande"
(üesterr.-ungar. Revue. 1. Wien 1888. S. 186 — 227), an meine Broschüre:
„Die Anfange dos Yolksschulwesens in der Bukowina" (Czernowitz 1891) uml
an die von dem Czernowitzer gr.-or. Pfarrcooperator C. Morariü in der ro
manischen Revue" veröffentlichten Artikel: „lieber das romanische Volksschul
wesen in der Bukowina^' (Wien 1889, Heft 5 — 7), „Die Gymnasien der Buko-
wina'^ (1889, H. 8 und 9), „Die gr.-or. Oberrealschule in Cernäuf (1881^
H. 10), „Das romanische Lehrerbildungswesen in der Bukowina" (1890, 11. 2».
„Die Staats-Gewerbeschule in Cernäu^'^ (1890, H. 4 und 5) und ,,Die land-
wirtschaftliche Lehranstalt in Oernäuf* (1890, H. 6).
Ueber das theologisclie Bildungswesen belehren uns die Professoren
Isidor v. Onciul und Eusebius Popowicz, ersterer in dem Aufsatze:
„Einiges über den Gang und die Entwickelung der theologischen und clericalen
Cultur in der Bukowina*' (Ceva despre mersnl ft desvoltamentul culturet Uolo-
gice fi cUricale in Bucovina, Candela 1883. Nr. 1 — 7. Ins Deutsche übertragen
von C. Morariü in d. „Roman. Revue". Wien 1888, H. 10—12, 1889, H. 1 bi.^
4), letzterer iu seiner Rectoratsrede: „Die theologische Facultat in Czernowitz
und die übrigen gr.-or. theologischen Lehranstalten'* (Facultatea teologicä din
Cernäufl §i celelalte §coale teologice ortodoxe r^säritene, Candela 1884.
Nr. 9—11)*)
Für die Kenntnis des allgemeinen Bildungswesens sind folgende Arbeiten
wichtig: „Die Bukowiner Landesbibliothek und die k k. Universitäts-Bibliothek
in Czernowitz" (Czernowitz 1885) von dem k. k. Universitäts-ßibliothekar
Dr. Karl Reifenkugel, dann „Mi§cäri literare la Romäni din Bucovina^^-
Oradea mare 1890 (Die literarische .Thätigkeit der Bukowiner Rumäueiii
Grosswardein 1890) von J. Sbiera und „Beiträge zur Geschichte der roma-
nischen Literatur in der Bukowina" von C. Morariü (Roman. Revue 1891,
H. 1, 3, 4, 6, 7—8, 9, 11—12), ferner „Die Geschichte des Entstehens und
der Entwickelung des Musikvereins in Czernowitz" (Czernowitz 1882) von
L. A. Simiginowicz und .,Die Musik und deren Entwickelung in der Bu
kowina^* (Im Buchwald 1890. Nr. 13; 1891. Nr. 4, 5. 7, 11—13) von dem
Musikdirector A. Hrimaly, die Jubilaumsfestschrift : „Gut Heil!" von O. l
Nussbauni (Czernowitz 1892), endlich das von Dr. Htitschek am 24. Sep- .
M Eine von mir verfasste Darstellung der Kntwickeliing des gesammten Bukowiner üo-
terrichtswesens befindet sich unter der Presse.
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Die Fobschungbn zur Landeskunde der Bukowina. 15
teaiber 1886 an die Haudels- und Qewerkaramer in Reiohenberg erstattete Re
ferat über „die Rechtspflege in Galizien und* in der Bukowina^' (Reiehenberg
1886).
Demjenigen, welcher sich über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Bu-
kowina ira allgemeinen unterrichten will, dem können Prof. J. Platteres
„Sociale Studien in der Bukowina' (Jena 1878), dann Prof. F. Kleinwäch-
ter's Schrift über „Die Czernowitzer Ausstellung von 1886" (Wien 1886),
ferner Prof. E. Misch ler's Aufsatz „Wirtschaftskrise in der Bukowina" in
Doru's Volkswirtschaft!. Wochenschrift (1891. Nr. 406 und 408j und Frau Marie
M i s c h 1 er 's „Sociale und wirtschaftliche Skizzen aus der Bukowina" im
April- und Maihefte 1892 der von Peruerstorfer herausgegebenen „Deutschen
Worte" (wiederabgedruckt in der „Bukow. Rundschau." 1892. Nr. 1139 ff.)
empfohlen werden.
Die finanziellen Verhältnisse des Landes beleuchtet Prof E. M i s c h 1 e r
mit dem ihm besonders eigenen Geschick im ersten Hefte (1892. S. 24 — 71)
der von ihm begi'undeteu „Mittheilungen des statistischen Landesamtes des
Herzogthums Bukowina'' (»Die Stellung der Bukowina im Staatshalte"). Daselbst
(S. 72 — 138) findet sich auch der 1. Theil einer unter Mischler^s Leitung ge-
machten Zvisammenstellung „des Vermögens der politischen Gemeinden in der
Bukowina" (die Gemeinden der politischen Bezirke Kimpolung, Radautz, Sto-
rozynetz und Wiznitz). „Der Vermögenstand der Stadtcommune Czcrnowitz und
der in ihrer Verwaltung stehenden Fonde" ist aus K. Ritter v. Weglowski's
Bericht an den Gemeinderath der Landeshauptstadt Czcrnowitz (Czcrnowitz
1889) ersichtlich.
Ueber die Land- und Forstwirtschaft wird man in dem Werke: ^^Rapport
»ur les fortts de la Bukovine^ (Marseille 1878) von Lejourdan, dann in
den von dem Gestütsverwalter Z. T r i n k s über das Kadautzer Gestüt im
Jahre 1884 in der Wiener und von C. Scherzer „über die Viehzucht in
der Bukowina im Jahre 1886 in der „Czcrnowitz. landw. Zeitg." veröffentlichten
Artikeln Aufschluss finden. Das Bukowiner Verkehrswesen beleuchtet am besten
die Denkschrift E. A. Z i f f e r's : „Die Localbahnen i n Galizien und der Bu-
kowina" (Wien 1891), und Handel, Industrie und Gewerbe werden sowohl in
den Protokollen der Bukowiner Handels- und Gewerbekaramer als auch in den
Mittlieilungen des statistischen Landesamtes des Herzogthums Bukowina (H. 1,
S. 139 — 146), dann in den Schriflen C. Romstorfer's („Ueber die gewerb-
lichen Zustände in der Bukowina" im 4. Jahresberichte der k. k. Staats-
Gewerbeschule zu Czcrnowitz. 1886. S. 3—22 und „Einführung einer Haus-
industrie in der Bukowina" in den „Bukow. Nachr." 1889. Nr. 99—101),
H. Wiglitzky's („die Bukowinaer Hausindustrie und die Mittel und Wege
zur Hebung derselben." Czcrnowitz 18S8) und F. Kl ei n wilc hter'ß („Zur
Frage der Verkaufshallen.*^ Wien 1890) eingehend gewürdigt, lieber „Die
Propinationsfrage in der Bukowina" hat A. Ter n er (Czcrnowitz 1869), tiber
„Da« Propinationsrccht" Dr. J. Rott (Czcrnowitz 1^85) geschrieben. Noch
wichtiger ist in Betreff dieses Gegenstandes das Werk des k. k. Finanzprocu-
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16 Polek:
rators Dr. Victor Korn. Es führt den Titel : j,Da8 Propinationsrecht in Ga-
lizien und in der Bukowina und dessen Ablösung'* (Wien 1889).
Die Darstellung der gesaramten Culturverhältnisse und zwar für die Zeit
von 1775 bis 1875 danken wir A. Ficker und H. J. Bi der mann. Von
ersterem stanimt die rühmlich bekannte Schrift: ,,Hundert Jahre" (S.-A.
aus d. „Statist. Monatschrift." I. Wien 1875), von letzterem die gleichfalls
treffliche Broschüre: „Die Bukowina unter österreichischer Verwaltung 1775
bis 1875" (Wien 1875. 2. Aufl. Lemberg 1876).
Ich komme nun auf die Studien zu sprechen, welche sich auf die Be-
völkerungsstatistik und Gesundheitsverhältnisse beziehen.
Die statistischen Grundlagen für die Bevölkerungsverhültnisse sind durch
die Volkszählungen vom 31. December 1880 und 31. December 1 890 geschaffen
worden, welche die Publicationen der k. k. statistischen Centralcommission
(»»Statistische Monatsschrift", „Oesterreichische Statistik", „Statist. Jahrbuch^^ uod
„Special-Ortsrepertorium") zusammenfassen.
Die Gesundheitsverhältnisse der Bukowina hat zum erstenmale Regie-
rungsrath Dr. K. Denarowski mittels „Sanitätskarte und Comment^r*' (Wien
1880) dargelegt Diesem Beispiele folgend, hat .sein Nachfolger im Sanitäts-
departement der Bukowiner k. k. Landesregierung, Regierungsrath Dr. B. K lu-
czenko, im Jahre 1891 sowie im Jahre 1892 einen ebenso gediegenen als
umfangreichen j^Sanitätsbericht der Bukowina" (für 1890, bezw. 1891) heraus-
gegeben. Kluczenko hat überdies in Gemeinschaft mit Dr. Krämer eine
,,Mortalitätsstati8ik der Stadt Suczawa in den Jahren 1874 — 1888*' im 2. Bande
des östcrr. •,Sanitäts- Beamten** (1889. Nr. 9 — 11) veröffentlicht. Sehr interessant
und lehrreich sind auch die von Dr. W. Philipowicz in den ,,Wiener medi-
cinischen Blättern" (188S. Nr. 14 und 15) bekannt gemachten „Beobachtungen
über das Vorkommen von Pellagra in der Bukowina*- sowie Dr. W. Z a 1 o
z i c c k i's „Bericht über die zweite Wanderversammlung des Vereines der
Aerzte in der Bukowina" (Czernowitz 1889).
Ueber die Heilanstalten haben wir Arbeiten von Dr. B. Wolan (j,Zur
Geschichte und Entwickelung des öffentlichen allgemeinen Krankenhauses in
Czernowitz". Czernowitz 1879) und N. Ustyanowicz („Denkschrift über die
Entstehung des allgemeinen Krankenhauses Kronprinz-Rudolf-Stiftung in Rat^autz
mit Zugrundelegung der Entwicklung der Bukowina seit 1775." Radautz 1887).
Besonders reichhaltig ist die Literatur, welche die in Czernowitz geplante
Einführung der Canalisierung und Wasserleitung hervorgerufen hat. Ich führe
im Nachstehenden die wichtigsten Arbeiten in chronologischer Ordnung an:
„Das Grundwasser von Czernowitz" von A. Mikulicz (Bukow. Zeit. 1877.
Nr. 5), „Zur Wasserversorguugsfrage in Czernowitz. Expose^ und Gutachten**
von Professor Dr. Pribram (Czernow. Zeitg. 1878 Nr. 287), „Zur Frage
der Städtereinigung und Reinhaltung in ihrer Anwendung auf die* besonderen
Ortsverhältnisse in Czernowitz" (Czernowitz 1879) von J. Gregor, „Ueber
die Be- um! Entwässerung der Landeshauptstadt Czernowitz. Gutachten, be-
treff'end die Wasserversorgungs- und Canalisirungsfrage" (Wien 1880) von
O. Burghart, „Expose über die Wasserversorgung der Stadt Czernowitz*^
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DiK Forschungen zur Landeskunde der Bukowina. 17
von G. Rapf (Biikow. Nachrichten 1889. Nr. 150—151), ,, Gutachten über
Wasserleitung vom Versuchsbrunnen in Rohozna" (Czernowitz 1889) von
B. Salbach, „Bericht an den löbl. Gemeinderath der I^ndeshauptstadt Czer-
nowitz über die an den bestehenden Wasserversorgungsanlagen und Canali-
siningen der Städte Breslau, Dresden u. s. w. gemachten Wahrnehmungen mit
Rücksicht auf die in Czernowitz einzuffihrenden dergleichen Anlagen"* von
L. West (Czernowitz 1889), „Bacteriologische Untersuchungen über das
Wasser aus dem Versuchsbrunuen in Kohozna" von Dr. W. Philipowicz
(Bukow. Nachrichten 1889, Nr. 312), ,^Zur Wasser Versorgungsfrage ** (Ebenda.
1891. Nr. 812 und 813) und „Regenfall und Canalbauten in Czernowitz"
(Kbbenda. 1892. Nr. 1092) von Prof. Dr. A. Handl, „Das Project der Czer-
nowitzer Tiefquellenleitung" von E. T rebbin (Ebenda. 1891. Nr. 818, 820,
821 und 829), schliesslich „Die Wasser Versorgungsfrage in Czernowitz in ihrer
Entwicklung und ihrem gegenwärtigen Stande" (S.-A. aus d. Czeruow. Zeitg.
1893) von L. West.
Die Bukowina bildet auch ein reiches Forschungsgebiet in historischer
und prähistorischer Beziehung.
Die Pflege der Archäologie wurde von der anthropologischen Gesellschaft
und der k. k. Centralcommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und
Baudenkmaie, seitens der letzteren insbesondere durch die Ernennung von
Conservatoren angeregt. Die Herren J. v. Gutter, D. Isopescul,
H. Kl aus er und C. Romstorfer gaben stets getreulich von jedem Funde
in den „Mittheilungen" der k. k. Centralcommission Nachricht (Siehe Jahr-
gang VI. ff.). Romstorfer hat überdies auch zusammenfassende Berichte,
wie: „Funde in der Bukowina^ (Mitth. der k. k. Central-Commission. XV. 1889.
S. 32—33), „Typus der Klosterkirclien in der Bukowina.*^ (Ebenda. XVI. 1890.
S. 47 — 53), „Sereth als Fundort archäologischer Gegenjstände." (Ebenda. XVII.
1891. S. 80—83), „Die alte gr.-or. Pfarrkirche in Rewna" (Ebenda. Not. 245,
S. 251 — 252), „Die griechisch-orientalischen Pfarrkirchen in öolka und Arbora"
(Ebenda. XVIII. 1892. S. 44— 47), „Goldschmuck aus Merezei in der Bukowina"
(Ebenda, XIX. 1893. Not. 1, S. 65—66), „Das Tatarendenkmal bei Wama^
(Ebenda. S. 117 — 119 und „Das Bukowinaer Landesmuseum" (Wiener Zeitg.
1893. Nr. 110) veröffentlicht.
Sehr beachtenswert ist auch die Schilderung, welche Bischof M e 1 c h-
sidec (f 28. Mai 1892) in den Annalen der Bukarester Akademie der Wis-
senschaften {AnnaleU Academre Romane, Ser, IL, T, VII Sect IL W86\
p, 'J05 — 293) von dem Besuche einiger Klöster und alter Kirchen in der Bu-
kowina („o visitä la cäteva mänästirl §i biserict antice din Bucovina^) gibt,
dann Eugen A. Kozak's Abhandlung, betitelt : ^Resultate meiner Forschungen
im Kloster Socawica (Archiv f. slav. Pilologie, hcrausg. von Jagic. Bd. XIV.
S. 235 — 255 und XV. 8. 161 — 204), ferner die Beschreibung der Miroutzkirche
in Suczawa {y^Beserica Miräu^ilor den Suceava^ in „Candela". XI. 1892.
S. 533-540, 600-612 und 669-079) von Prof. 1. v. Onciul. Schliesslich
verdienen erwähnt zu werden D. O 1 i n s c h i's Mittheilungen über „die Alter-
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18 POLEK :
lliümer der Bukowina" (Antichttä^ in Bticovina) im Bulletin der geograpli.
Gesellschaft in Bukarest (1885), dann zwei Aufsätze von Prof. E. Maximovici
über die Bukowiuer Kirchen (^Bisericele noastre,^ Gazeta Bucovinei. 1892.
Nr. 84 und 94) und über den „Christustypus in der byzantinischen Kunst in
Berücksichtigung der heimischen Kirchenmalerei** (Czemow. Zeitg. 1893
Nr. 80), ferner die nachstehenden Artikel des Milleschoutzer Pfarrers Basil
Tomiuc: „Die Kirche in Badeutz und die an ihr entdeckten FrescomalereieD"
{Biserica din Bädeu^i §i zugrävituri fresco descoperite m ea. Gazeta Bucovinei.
1892. Nr. 56 und 57), „Die Geschiclite des Dorfes Mileschoutz und die Ruineo
der Ispravnikswohnung" (ist-oria satulin Mile§äu}i fi ruinile deacoperite ale locu-
In^i ispravnieului. Ebenda. 1893. Nr. 14 und 15), „Die Geschichte <ler Kirche
und des Dorfes Arbora^ (istoria bisericei §i a satului Arbure, Ebenda. Nr. 21'
und „aus der Geschichte der Kirche in Woronetz" (din istoria bisericei deh
Vorone}. Ebenda. Nr. 37 und 38) und, last not hast, die Artikel, die Dr. R
F. Kai n dl in der „Bukow. Rundschau** (1890. Nr. 880 und 909) und in den
„Bukow. Nachrichten** (1890. Nr. 607, 664 und 665) über .das Münzcabinel
und die Alterthümersammlung an der Universität Czernowitz**, beziehungsweise
„das Antiquitätencabinet an der Universität Czernowitz" veröffentlicht hat.
Wenden wir uns der Orts- und Landesgeschichte zu, so stossen wir
zunächst auf zwei wohlbekannte Namen : W. Schmidt und F. A. Wicken-
hauser. Die Werke: .^Suczawa^s historische Denkwürdigkeiten*^ (Czemowitz
1876J und ^Komano-Catholici per Moldaviam episcopatus et rei Romano- Catho-
licae res gestae^ (Budapest 1887) geben Zeugnis von der Gelehrsamkeit de:*
ersteren ; der Sammelfleiss des letzteren ist aus dessen „Geschichte und Ur
künden des Klosters Solka^ (2. Bdch. des Werkes „Moldowa". Czemowitz
1877), „Geschichte der Klöster Homor, St. Onufri, Horodnik und Petrouti"
(Czemowitz 1881), „Geschichte der Klöster Woronetz und Putna" (Czernowitz
1886 — 1888), „Geschichte des Bisthums Radautz und des Klosters Gros^
Skit** (Czernowitz 1890) und aus seiner „Moldauisch- und Kussisch-Kimpoluog
und die Einwanderung der Lippowaner^ betitelten Urkundensammlung (Czer-
nowitz 1891) zu ersehen.
Hierauf möchte ich gleich zwei jüngere Forscher, Söhne des Buchen-
landes, nennen : Professor Dr. O n c i u 1 und Dr. R. F. K a i n d 1. Ersterem
danken wir ausser mehreren gediegenen Abhandlungen aus der älterec
moldauischen Geschichte, die nicht stricte hierher gehören, Beitrage „zur Ge-
schichte der Bukowina** (Jahresbericht des k. k. Obergjmnasiums zu Czer
nowitz 1887. S. 3 — 29) und ^zur rumänischen Streitfrage" (Mittheilungen i
Instituts f. österr. Geschichtsforschung. Erg. Bd. II. 1887. 2. Heft, S. 277 bis
294), letzterem ausser einem Beitrage „zur Geschichte der Stadt Czemowitz
und ihrer Umgegend" (Czernowitz 1888) und einer bis in die Mitte des 14. Jahr-
hunderts reichenden „Geschichte der Bukowina" (Czernowitz 1888) die schöne
Studie: „Wo fand der erste Zusammenstoss zwischen Hunnen und Westgothen
statt?'* (Mitth. d. Instituts f. österr. Geschichtsforschung. XII. 1891. S. 304
bis 311).
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Die Forschungen zur Imndkskünde der Bukowina. 19
Den beiden eben genannten Forschern hat sich jetzt als dritter der Realschul -
Professor Dr. Daniel W erenka, ebenfalls ein Bukowiner, zugesellt. Dieser hat
im Archiv ftlr österreichische Geschichte ^Bd. 78, Wien 1892) unter dem Titel:
„Bukowina's Entstehen und Aufblühen. Zeit Maria Theresias "* die Erwerbung
der Bukowina durch Oesterreich auf Grund eines reichen Actenmaterials ge-
schildert und im 17. Jahresberichte der Staats-Unterrealschule im 5. Bezirke
Wiens (1892) „die Verhandlungen Oesterreichs mit der Türkei bezüglich der
Erwerbung des Bukowiner Districts" veröffentlicht. Ein anderer Bukowiner,
Prof. V. Prelicz, hat eine ,,Goschichte der Stadt Sereth und ihrer Alter-
thümer" im Jahresberichte der k k. Unterrealschule in Sereth (Sereth 1886)
drucken lassen.
Von mir stammt ausser einer ^historischen Skizze" von Czeruowitz
(Oesterr. Städtebu<^h. Bd. 11. Wien 1888. S. 1—6) und , Ausgewählten Capitelu
aus dem Gedenkbuche der römisch-kath. Pfarre zu Czernowitz" (Czernowitz
1890) eine Geschichte der „Erwerbung der Bukowina durch Oesterreich"* (Czer-
nowitz 1889).
Schliesslich weise ich noch auf die schon erwähnte Broschüre Prof.
v. Zieglau er's hin: „Der Zustand der Bukowina zur Zeit der öster-
reichischen Ocoupation. Dargestellt im Spiegel der ersten Denkschrift des com-
mandirenden Generals Freih. von Spl^ny" (Czernowitz 1S88) und führe nur
noch einige für die Kenntnis des gr.-or. Kirchen wesens dienende Schriften an,
nämlich: „Die Griechisch-Gläubigen in Oesterreich-Ungarn'' von H. J. Bider-
mann (Statistische Monatschrift X. Wien 1884. S. :580— 413, 477—496),
Prof J. V. Onciurs Geschichte des gr.-or. Religionsfonds (Ptindul religionar
gr.or, al BucoviTiei, Cemäu^ 1891) und die „Apologie der orthodoxen gr.-or.
Kirche der Bukowin.a" 1. und II. (Czernowitz 1885 und 1890), sowie die
Entgegnungen auf dieselben von J. Szych („Apologie der orthodox, gr.-or
Kirche der Bukowina Nr. I. und II. beleuchtet von einem gr.-kath. Seelsorger
in der Bukowina". Czernowitz 1890) und S. Daszkiewicz („die Lage der
gr.-or. Rutlienen in der Bukowiner Erzdiöcese". Czernowitz 1891).
Es erübrigt noch, der hervorragendsten Werke, welche die allgemeine
Landes- und Ortskunde zum Gegenstande haben, sowie der aus diesem Zeit-
räume stammenden Kartenwerke zu gedenken.
Erstere sind: ^Nikotorija hütoriko-geograficzeakija swydinia o Bukovini^
(Einige histor.-geographischo Bemerkungen über die Bukowina. Kiew 1875)
von G. Kupczanko, dann „das Königreich Galizien und Lodomerien und
das Herzogthum Bukowina" (Wien 1884) von J. Jandaurek, ferner „ver-
gleichende graphische Statistik in ihrer Anwendung auf das Herzogthum Bu-
kowina" (Wien 1886) von C. A. Romstorf er und H. Wiglitzky, end-
lich „die geographisch-statistischen Verhältnisse der Bukowina" von E. Wo-
robkiewicz (Lemberg 1893) und die schon erwähnte, von mir herausgegebene
„Beschreibung der Bukowina" von Spidny (Czernowitz 1893). Hier seien auch
der „Verwaltungsbericht der Landeshauptstadt Czernowitz" für 1887 — 1890
(Czernowitz 1889, 1890 und 1892) und Prof. Th. Gartner's Wortgeschichte;
„Bukowiner oder Bukowinaer?" (Czernowitz 1889) genannt.
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20 Polbk: Die Foeschünoen zur Landeskunde der Bukowina.
Unter den kartographischen Darstellungen steht obenan die vom k. k. mi-
litär-geographischen Institute in Wien heraus«regobene Speeialkarte der österr.
ung. Monarchie (Wien 187G 1 : 7r).000). Ausserdem sind zu nennen die „Schul-
wandkarte des Herzogthnms Bukowina" (Wien 1877. Fol. 1:110.200} von
M. V. Baumgarten und die .,Administrativ-Karte von den Königreichen
Galizien und Lodomerien mit dem Grossherzogthume Krakau und dem Her-
zogthum Auschwitz, Zator und Bukowina" (Wien 1880, 61 Bl. 1 : 115.200) von
B. Kummerer Ritter von Kummersberg. Letzterer hat auch einen Plan
von Czernowitz herausgegeben (Wien 1880. fol. 1:10.800). In grösserem Mass-
ßtübe (1:5760) ist der Plan dieser Stadt von L. West (Czernowitz 1888. fol.
Chromolith.j entworfen worden. Von Czernowitz und Umgebung existiert auch
eine schöne Reliefkarte. Sie ist im Jahre 1889 von E. Gottfried, Hauptmann
des 41. Infanterie-Regiments, angefertigt worden und befindet sich in dein
k. k. Militär-Mappenarehiv in Czernowitz.
Um auch die bibliographischen Nachweise nicht mit Stillschweigen zu
übergehen, sei erwähnt, dass R. F. K a i n d 1 Literaturberichte in den von ihm
redigierten „Buchen blättern" (Bukow. Rundschau. 1888. Nr. 614 ff.) und in
der „romanischen-^ Revue (VIL S. 186—192 und 416-431, VIII. S. 618 bis
626) veröffentlicht hat. Nahezu vollständig (von 1773 bis 1892) ist die landes-
kundliche Literatur der Bukowina in m eine m „Rückblick auf die For-
schungen zur Landes- und Volkskunde der Bukowina seit 1773" (Czernowitz
1892) und in meinem .^Repertorium zur landeskundlichen Literatur der Bu-
kowina" (Czernowitz 1892) aufgeführt.
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Der Christustypus
in der byzantinischen Kunst, in besonderer Berücksichtigung der
heimischen Kirchenmalerei.
Vortrag^ gehalten in der ersten Hauptversammlung der Mitglieder des Bukowiner
Landesmuseums. Von E. Maximowicz,
Es war mir bis jetzt nicht gegönnt, die byzantinische Malerei, wie sie in
den kirchlichen Denkmälern der Balkanländer oder am Berge Athos vorkommt,
aus eigener Anschanung zu studieren. Zum Glück haben wir aber in unserem
Lande mehrere alte Klosterkirchen, bei welchen die kirchlichen Malereien zum
grossen Theile noch erhalten sind. Ja bei der Kirche in Suczawitza sind diese
Malereien, welche die Wände im Inneren und Aeusscren vollständig ausfüllen,
bis auf einige Beschädigungen auf der Nordseite des Gebäudes noch vollständig
erhalten. So kann man hier, wie es kaum bei einer zweiten Kirche vorkommen
dürfte, das ganze System des Bilderschmuckes und deren Anordnung studieren.
Seitdem ich selbst mit der malerischen Ausschmückung der hiesigen gr.-or.
Kirchen betraut bin und hier specielle Studien mache, schenke ich diesen
Kirchenmalereien in Suczawitza noch mehr Aufmerksamkeit. Die eminente Be-
deutung dieser Darstellungen und ihren Zusammenhang mit der byzantinischen
Kunst habe ich aber erst durch das Studium des höchst interessanten Werkes
von H. Brockhaus: ^Die Kunst in den Athosklöstern" erkannt. Zum weiteren
Verständnisse der Bilder bietet das Werk von Dionysios „Epfirjvefa TfJ? C^YP^"
4^txfj$", Handbuch der Malereien vom Berge Athos, einen guten Führer.
Die Gestalt des Erlösers nimmt in diesen Kirchenmalereien natürlich die
hervorragendste Stellung ein und erscheint auch typisch als die bedeutendste
Figur. Ich will hier in Kürze die Entstehung dieses Christustypus vorbringen.
Es ist bezeichnend für das Christenthum als Keligion, dass verhältnissmässig
ziemlich spät das Bild Christi als solches auftritt. In den ersten Anfangen der
sogenannten altchristlichen Zeit wird Christus nur durch Allegorien, wie das
Lamm etc. oder gar nur mit dem Monogramm angedeutet. In den auf uns
überkommenen Wandgemälden in den Katakomben ist Christus der Gegenstand
vieler solcher sinnbildlicher Andeutungen. Das liebevolle, mit dem Gedanken
an den Heiland beschäftigte Gemüth fand überall leicht Beziehungen auf ihn.
Als historische Gestalt wird Christus aber fast gar nicht dargestellt. Geschieht
dies, so ist selbst in den einzelnen Bildern da keine Spur von dem Bestreben,
eine typische Gestalt zu schaff'en. Man wollte da nur eine Erinnerung an die
geistige Bedeutung des Erlösers haben. Kß scheint dies sogar absichtlich
geschehen zu sein, um auch einem Scheine des Götzendienstes zu entgehen, da
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22 Maxikowicz :
man doch in jeder Hinsicht von den Heiden sich unterscheiden musste, von
welchen die Christen umgeben waren.
Mit der Annahme des Christenthums durch Kaiser Constantin erst erhielt
das Christenthum, welches bis nun nur geduldet war, eine besondere Bedeutung
für die Welt. Jetzt erst konnte das Christenthum sich entwickeln, neue Sitten
und Verhältnisse schaffen.
Die Anerkennung des Christenthums als herrschende Religion hatte auch
auf die bildende Kunst grossen Einfluss. Und was früher nur sinnbildlich dar-
gestellt wurde, gewann bestimmte Formen. Es war jetzt natürlich, dass sich
die Christen nach einem Bilde des Erlösers in seiner historischen irdischen
Gestalt sehnten. So wie das Bestreben der ersten Christen war, durch die
Darstellung Christi nur übernatürliche Vorstellungen zu erwecken, wollten die
zur Macht gelangten Christen ein zuverlässiges Bild des Heilandes besitzen.
Interessant ist, was der Kuustschriftsteller Schnaase über die Entstehung dieses
Typus schreibt.
Wirklich regte sich denn auch dieser Wunsch, ein zuverlässiges Bild des
Heilandes zu besitzen, sehr frühe. Schon Constantia, die Schwester des Kaisers
Constantin, sprach ihn gegen Eusebius, den berühmtesten Bischof von Caesarea,
aus. Allein dieser, sonst gegen die Wünsche so hochgestellter Personen ziemlich
nachgiebige Geistliche willfahrt ihr nicht; er fragt, was sie unter dem Bild-
nisse Christi verstehe; nur die Knechtsgestalt des Heilandes könne sie meinen,
denn als in dieser seine göttliche Herrlichkeit durchstrahlte, bei der Verklä-
rung, wären selbst seine Jünger nicht im Stande gewesen, den Anblick zu
fassen. Er verweist sie auf die Worte der Schrift, diese allein gewährten ein
Bildnis. Constantia, indem sie ein Bildnis von dem Bischöfe fordert, scheint
vorausgesetzt, aber nicht sicher gewusst zu haben, dass es ein echtes, beglau-
bigtes Bildnis gebe. Eusebius selbst spricht sich darüber nicht aus; er erzählt
zwar m einer andern Schrift, dass er bei den aus dem Heidenthume bekehrten
Christen alte Bilder von Christus, sowie von Petrus und Paulus gesehen habe,
und dass solche gemacht und auf Tafeln gemalt wurden. Er erwähnt hiebei
namentlich einer Statue Christi, welche dem Gerüchte zufolge nach persönlicher
Aehnlichkeit des Herrn, die blutflüssige Frau des Evangelii in der Stadt Cae-
sarea— Philipp! oder Paneas in Palästina errichten lassen. (Julian der Christen-
feind Hess diese Bildsäule umstürzen.) Eusebius missbilligt diese heidnische
Aeusserung des Dankes und wird also auch wohl die Echtheit des Porträts
nicht angenommen haben. Wenigstens muss aber die allgemeine Meinung gewesen
sein, dass es kein zuverlässiges Bildnis des Heilandes gebe, weil sonst der
Bischof bei seinen den Bildern ungünstigen Ansichten sich näher darüber ge-
äussert haben würde, und weil überhaupt die Verschiedenheit der Meinungen
über Christi Gestalt dann leicht geschlichtet gewesen wäre.
Die ältere Meinung, welche schon Justin der Märtyrer (um VSO) und
nach ihm Andere ausgesprochen und endlich Tertullian (f 220) mit grosser
Heftigkeit vertheidigt hatte, und welcher noch Eusebius auhieng, hielt fest daran,
dass der Heiland in hässlicher Knechtsgestalt erschienen sei. Bald aber wider-
strebte dies dem Gefühle; der Heiland musste auch in seinem irdischen Er-
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DbB ChRISTÜSTYPUS in DBB BYZANT. KuNST. 23
scheinen seiner göttlichen Natur würdig gewesen sein. Spätere Kirchenväter
Chrysostomus (f 407), Hieronymus (f 420) beziehen schon die Beschreibung
der Schönheit im Psalm 45 auf ihn, und diese Ansicht wurde immer mehr die
hen-schende; auch die berühmten Kirchenlehrer Ambrosius und Augustinus
theilten sie. Eine bestimmte Gestalt hatten aber auch diese Kirchenväter nicht
vor Augen. Augustinus bemerkt ausdrücklich, dass Christi Gesichtsbildung
uns völlig unbekannt sei, und dass sie daher nach der Mannigfaltigkeit der
Gedanken höchst verschieden dargestellt werde. Auch schwankte man wohl
noch lange zwischen historischer und symbolischer Darstellung.
Die neue Ansicht von der Schönheit des Herrn gab allerdings eine ge-
föhrliche Anregung heidnischer Gefühle. Eine byzantinische Sage erzählt von
einem Maler, der es gewagt habe, das Bild des Erlösers mit den Zögen eines
Jupiter darzustellen; darüber sei ihm die Hand erstarrt, und nur, nachdem er
reuevoll gebeichtet, durch ein Wunder des Erzbischofs Gennadius wieder her-
gestellt worden. In einer Kuppel der Kirche in Suczawitza befindet sich ein
Christus, deesen Züge an Jupiter sehr erinnern. Die grauen Haare und Bart
dieses Bildes geben förmlich eine Statue wieder.
Um solchen Uebeln zu entgehen, musste man daher wünschen, ein be-
glaubigtes Bild zu besitzen, und es entstanden nun seit dem fünften oder sechsten
Jahrhundert Sagen, welche die Entstehung eines solchen, und zwar nicht durch
gemeine Kunst, sondern auf übernatürlichem Wege erzählten.
Die zuerst verbreitete wai die von dem Könige Abgarus von Edessa in
Mesopotanieu. Eusebius erzählt bloss von der Heilung dieses entfernten, aber
darch die Nachricht von Christi Wundern angeregten Zeilgenossen des Herrn,
und zwar so^ dass sie durch einen von Christo abgesendeten Apostel ver-
mittelt wird.
Der armenische Geschichtsschreiber Moses von Chorene im ftlnften und
der Grieche Euagriui^ im sechsten Jahrhundert fügen aber hinzu, dass Christus
deni Boten Abgarus sein wunderbar in ein Tuch eingedrücktes Bild mitgegeben
habe. Andere griechische Schriftsteller wiederholen die Sage und wissen von
Wundern zu erzählen, die durch das Bild bewirkt seien, welches endlich im
Jahre 944 feierlich von Edessa nach Constantinopel gefuhrt wurde und sich
später in Rom in St Silvester befunden haben soll. Die verwandte Sage vom
Veronikabilde scheint späterer, und z»var^ abendländischer Entstehung. Die Sage
ist folgende: Es heisst, dass die hl. Veronika dem das schwere Kreuz am
Passionswege tragenden Christus mit einem Tuche den Schweiss vom Gesichte
abgetrocknet habe und dass auf diesem^ Tuche ein Abbild Christi zurück-
geblieben sei. Zwar nennt schon ein griechischer Schriftsteller zu Justinians
Zeit die blutflüssige Frau, der man die Christusstatue in Paneas zuschrieb,
Beronike, aber die ausfuhrliche Legende, dass sie ein auf einem Tuche oder
auf einem Stücke seines Kleides abgedrucktes Bild des Herrn besessen, welches
dann Heilung eines römischen Kaisers bewirkt und die Zerstörung Jerusalems
als Strafe für den Tod Christi herbeigeflihrt habe, kommt zuerst in einer angel-
sächsischen Handschrift des elften Jahrhunderts, und demnächst mit manchen
Veränderungen bei späteren abendländischen Schriftstellern vor. ludessen hatte
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24 Maximowioz :
man auf byzantinischem Boden schon im sechsten Jahrhundert Tücher mit dem
Bilde des Herrn, und zwar mit den Wundenmalen, welche man als Grablüoher
desselben verehrte und es dahin gestellt sein Hess, ob das Bild darauf wunder-
barerweise entstanden oder durch Malerei zur Erinnerung an das Leiden de«
Herrn und zur Bezeichnung der Bedeutung des Tuches hinzugefügt sei.
Auch zeigte man schon im sechsten oder doch im achten Jahrhundert
Marienbilder, die man dem Evangelisten Lucas, der auch Maler gewesen,
zuschrieb. Endlich kommen gegen das Ende des sechsten Jahrhunderts mehr-
fache Bilder vor, welche man ohne nähere Angabe ihrer Geschichte als „oi<ht
von Menschenhänden gemacht'' (a^e^poTcotr^ai) bezeicTinetc, und den Beweis ihrer
Echtheit nicht durch schriftliche Urkunden, sondern vermöge dadurch bewirkter
Wunder führte. Um diese Zeit ist denn nun auch jeder Widerstand der
Kirchenlehrer gegen die Bilder verschwunden, und am Ende des siebenten
Jahrhunderts erklärte sogar eine Synode, dass die Darstellung der menschlichen
Züge des Erlösers der althergebrachten Abbildung des Lammas vorzuziehen
sei. Begreiflicher Weise mussten sich schon vorher die Züge des Antlitze>
Christi festgestellt haben, von welchen die Kunst fernerhin nicht abweichen
durfte. Daher mag das unstreitig unechte Schreiben eines gewissen Lentulus,
den man unhistorisch zum Vorgänger des Pilatus in der Statthalterschaft von
Palästina machte, obgleich es erst von einem Schriftsteller des elften Jahr-
hunderts uns mitgetheilt wird, wohl schon um diese Zeit entstanden sein. In
diesem angeblich an den römischen Senat gerichteten Briefe wird Christus als
ein Mann von stattlichem Wüchse beschrieben, mit dunklem gescheiteltem
Haare, heiterer Stirn, fleckenlosem Gesichte, Nase und Mund ohne Tadel, den
Bart stark röthlich, nicht lang, sondern geschnitten, die Augen leuchteo'i
Dieser Schilderung entsprechen denn auch die Ohristusbilder schon sehr frühe.
und wir können, bei aller Dürftigkeit des Materials, doch einigermassen ersehen,
wie sich das Ideal allmälig feststellte. Auf einem Sarkophage in der Knpta
der Peterskirche, der vielleicht noch dem vierten Jahrhundert angehören mag,
kommt dieser Typus zuerst und zwar neben Darstellungen des jugendlichen
Christus vor. Vom Anfange des fünften Jahrhunderts an finden wir diesen
immer mehr ausgeprägten Typus in einer Reihe von kirchlichen Mosaiken,
unter denen die in der Taufkirche St. Giovanni zu Ravenna und am Triumpf-
bogen der Paulskirche bei Rom die ältesten sein mögen. In allen sehen wir
verwandte Züge, das getheilte, herabfallende Haar, meistens auch einen kurzen
Bart am Kinn. Höchst ausgebildet erscheint dieser Typus besonders au einem
Bru.stbilde in den Katakomben, welches wir zwar nicht den meisten Malereier.
dieser Räume gleichzeitig, aber doch auch wohl nicht später als in das siebente
Jahrhundert setzen dürfen. Uebrigens erhielt sich neben diesem Typus noch
lange die Darstellung des jugendlichen, bartlosen Heilandes, die man vorzagv
weise da anbrachte, wo es sich um eine symbolische Auffassung oder um
höchste Verklärung handelte, während der bärtige Typus bei mehr historischen
Scenen oder bei zur Anbetung bestimmten Bildern vorherrschte. So ist in
St. Nazaro e Celso zu Ravenna der gute Hirte in voller Jugendschönheit,
gegenüber aber der Heiland, der gewisse ketzerische oder heidnische Bücher
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Deb Cheistüstypüs in der byzant. Kunst. 25
verbrennt, männlich und bärtig, in St. ApolJinare nuovo daselbst in einem
chronologischen Cyolus des Lebens Christi in den Passionsscenen seine Gestalt
bärtig, bei seinen Wundern und Reden aber jugendlich dargestellt. Eine blei-
bende Regel bildet sich aber nicht, und wir finden selbst bei der Kreuzigung,
nachdem diese zugelassen war, oft die jugendliche Auffassung.
Durch die Uebcrlieferung ist fast nur der Typus Christi im Maunesalter
auf uns überkommen und wir finden, dass dieselben charakteristischen Merk-
male bei den heutigen Bildern geblieben sind. Eine Stellung des Gesichtes
genau en face, herabfallendes langes, am Scheitel getheiltes Haar von nuss-
brauner Farbe, kurzer nicht reichlicher Bart, das Gesicht voll Ernst aber ohne
Herbheit charakterisiert den Typus Christi. Jedenfalls gibt jeder Künstler
etwas eigenartiges diesem Typus, je nach seiner Auffassung. Interessant ist für
uns in dieser Hinsicht die Auffassung zweier moderner Maler, des Malers
•lobst, der gerade mit der Ausschmückung der Kathedralkirche beschäftigt ist,
einerseits, und andererseits die unseres verstorbenen Diöcesanmalers Buczewski.
Von Jobst ist die malerische Ausschmückung der Kirche im Seminar und die
crzbischöfiiche Kapelle in der Residenz hier zu erwähnen. Von Buczewski wäre
beispielsweise, weil nahe an Czernowitz gelegen, die Ikonostasis der Kirche in
Rewna zu nennen. Wenn man diese künstlerisch bedeutenden Arbeiten ver-
gleicht, wird man merken, dass bei gleicher Absicht, stylgerechte Kirchenbilder
zu schaflfen, dennoch da eine grosse Differenz in der .Auffassung auftritt. Jobst,
Jer heute zu den bedeutendsten Kirchenmalern gehört, bringt einen strengeren
und archaistischen Typus zur Darstellung, während Buczewski auch die byzan-
tinischen Bilder in dem an der Antike und der Renaissance geläuterten und
modificierten Geschmacke ausführte.
Die Christusgestalt in der byzantinischen Kunst, wie sie uns besonders
in der mythisch erhabenen Mosaikdarstellung in den byzantinischen Kirchen
entgegentritt, ist die bedeutendste Figur in der Kirchenmalerei und hat somit
einen besonderen Typus erhalten, welcher gewiss durch seinen Ernst und Feier-
4ichkeit zur Andacht zu stimmen geeignet ist.
Leider muss man sagen, dass während in der Zeit der Renaissance die
berühmtesten Künstler des Abendlandes sich der Kirchenmalerei in den Dienst
gestellt haben, in den orientalischen Kirchen mehr durch eine schablonenmässige
und unverstandene Nachahmung des Hergebrachten, statt die Veredlung der
Formen in den Grenzen der überlieferten Einfachheit weiter zu bilden, in den
letzten Jahrhunderten eine Erstarrung der Typen platzgegriffen hat. Der Grund
liegt eben darin, dass die bedeutenden Künstler weniger mit diesen Arbeiten
betraut und diese Malereien mehr zunftmässig betrieben wurden.
Wie die Pflege der Kunst überhaupt im Osten erst in der neueren Zeit
vom höheren Standpunkte erfasst wird, sind erst jetzt wieder bessere Zustän<le
da eingetreten.
In unserem Lande war meinem Vorgänger in der Diöcesanmalerei, Bu-
czewski, die Aufgabe zu Theil, eine Renaissance der byzantinischen Kirchen-
malerei anzubahnen, indem er durch entsprechende Elemente aus der Kirchen-
kunst des Abendlandes, besonders durch die Arbeiten von Führich und Schnorr
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26 Maximowioz:
angeregt, die byzantinische Malerei aus ihren barocken Formen herauszog und
Typen schuf, welche, ähnlich den letzten Arbeiten der südslavischen Kirchen-
maler, durch ihren Enist und ihre gut gezeichneten Formen wirken, und dabei
den Ernst, welcher in der byzantinischen Malerei gelegen ist, bewahren. So
wirken seine hier im Lande sich befindenden Kirchenbilder vornehm und feier-
lich. Ja in seinem Hauptwerke, der Ikonostasis im Dome zu Agram, hat er
eine für die byzantinische Malerei bahnbrechende Arbeit geliefert.
Es lässt sich der von mir gewählte bedeutende Stoff, wie es der Christus-
typus iu der byzantinischen Kunst ist, im Kahmen eines Vortrages nicht genug
erschöpfen. Da ich aber durch meine Thätigkeit diesem Stoffe näher stehe,
hoffe ich auch in dieser kurzen Auseiandersetzung eine überzeugende Ansicht
ausgesprochen zu haben.
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Ortschafts Verzeichnis der Bukowina
Herausgegeben von Dr. J. P 0 I 6 k.
Die soeben unter dem Titel : „General Spl^ny's Beschreibung der Buko-
ina" (Czemowitz 1893) von mir herausgegebene Denkschrift ist (im Manu-
ripte) mit einer „Tabelle" versehen, die wegen technischer Schwierigkeiten
das kleine Büchlein nicht aufgenommen werden konnte. Gleichwohl ist diese
ibelle der Veröffentlichung wert ; denn sie stellt das älteste Ortschaftsver-
ich nis der Bukowina dar. Mag sie also hier ein Plätzchen iinden.
Die Tabelle enthält auch Namen von solchen Ortschaften, die heute nicht
*r Bukowina angehören, sondern in Bessarabien und in der Moldau liegen,
as beeinträchtigt jedoch ihren Wert nicht im geringsten. Im Gegentheile,
eser wird dadurch nur noch gesteigert; denn jene gegenwärtig jenseits der
ukowiner Grenzen liegenden Ortschaften waren mehr als ein volles Jahr im
esitze Oesterreichs.
Bei ihrem Einmärsche in die Moldau im Herbste 1774 hatten die öster-
iichischen Truppen einen Oordon von Preworodek am Dniester über Dobro-
3utz, Czernawka, Toporoutz, Stanahora, Czernowitz, Ostrica, Molodia, Berlince,
ereth, Kalafindestie, Sereth, Suczawa, Kapukodrului, Wama, Kimpolung und
'oma bis nach Siebenbürgen hin gezogen. ') Diese Grenze erschien mit Recht
em Commandanten der Besatzungstruppen General Gabriel Freiherm von
pl^ny fehlerhaft. Sie gewährte nicht nur den Hauptorten des Occupations-
ebictes und der zur Verbiüduug Galiziens mit Siebenburgen daselbst projec-
erten Strasse keinen Schutz, sondern begünstigte auch noch die Desertion,
[it Bewilligung des galizischen General-Commando's rückte daher Spl6ny noch
M Winter 1774/75 gegen Osten und Süden weiter vor. ^)
Jetzt lief die Grenzlinie von Preworodek am Dniester über Kokschan
em Bergrücken des Bukowiner Waldes entlang bis zur Quelle des Rokitna-
«iches. Diesem Bache folgte siiB abwärts bis zu seiner Einmündung in den
^•uth, gieng hierauf diesen Fluss, dann den Herza- und Tirnafkabach hinauf,
Lara nach Ueberschreitung einer 300 Schritte langen Wasserscheide an den
dolnicabach und erreichte, dem eben genannten Bache und dem Serethflusse
entlang sich ziehend, bei der Einmündung des grossen Somusch (Samusel mare)
n den letzteren den äussersten Punkt im Süden. Hier bog sie nach Westen
') Polek, Die Erwerbung der Bukowina durch Oeeterreich (CzemowiU 1889). S. 24 f.
•j Spl^ny's Beschreibung der Bukowina. S. 12 f.
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28 Polek:
um, lief zuerst den Samusel niare und den Lamescheiierbach hinauf und a
sich dann in der Länge von 800 Sehritten über freies Feld zum Samusel ni
(kleinen Somusch), deu sie bei der Einmündung des Samusel Baja wieder \a
verliesB, um, abermals ein freies Feld durchschneidend, au die Moldawa i
gelangen. Diesen Fluss begleitete sie bis zum Suchabach, iibersattelte an den
Quelle den Berg Munecl, folgte hierauf dem Laufe des Negrilassii- und *i<
Slatiorabaehes und, nach IJebersattelung des Uareu, auch des Asmabachps d<
goldenen Bistritza und der Niagra-Dorna und endigte jenseits iles Berges h
linassa an dem Ostrande Siebenburgens. M
Bevor der österreichische Internuntius in Constantinopel, Franz Mari
Freiherr von Thugut, von dieser Grenzerweitcrung unterrichtet wurde, hati»-«
dem Keis Efendi nebst einem auf die Erwerbung der Bukowina bezügliclifl
„Memoire" auch einen „Abriss*^ einer Karte des im Herbste 1774 besetzt«
moldauischen Gebietes tiberreicht. -) Diese Karte bildete nunmehr die (iruDi
läge der Verhandlimgen, und weder der Minister noch der Grossherr j^esii
teten eine Veränderung zu Ungunsten der Türkei.
In dem Vertrage vom 7. Mai 1775, worin „die fjäudcrcicn zwischeinlet
Dniester, Pocutien, Ungarn imd Siebenbürgen" für innner an Ocsterreich abp
treten wurden, wurde eine (irenziinie bestinunt, derzufolgc Dorna-kandrts
Stulpikani, Kapukodrubii, Suczawa, Sereth und Czernowitz österreichisch seiiH
dagegen die zur Festung Chotin gehörigen Grundflächen de:- Türkei verbleil«
sollten.
Bei der definitiven Abgrenzung, die Mitte September 1775 begann ^
in dem Palamutkaer Vertrage vom 2. Juli 1776 ihren Abschluss fand, bcbauf
tete zwar Oesterreich beträchtliehe Strecken im Süden, dagegen gelang esila
nicht, die Ostgrenze in der gewünschten Weise durchzusetzen. Es musste nifi
nur die grosse Enclave zwischen dem Sereth und der Suczawa herausgtK«
und statt des Herza- und Thuriatkabaches den Lukabach als Grenze annelini«
sondern auch die Hälfte des ßukowiner Waldes cfen Türken überlassen, intif
es den bei Onuth in den Dniester mündenden Czarny potok als Nordostgr^i
fesstellen Hess. Nur so viel setzte es noch durch, dass ihm tur das zwistt«
Onuth und Preworodek gelegene Gebiet 9 Gomarken zwischen dem Huk«
und Rokitnabach zugesprochen wurden. ^)
Die der Türkei zurückgegebenen Gebietstheile waren verhaltnissmassi?^^
bevölkert. Demnach ist durch die Abgrenzung die Zahl der Ortschaften jh«i
die der Einwohner beträchtlich vermindert worden.
Das Spleny'sche Verzeichnis weist 290 Ortschaften mit 62 Attincntf
aus; die Gesammtbevölkerung des Districts wird darin mit 17.047 Familw
beziffert. Davon sind Oesterreich 277 ganze und 55 Attinenzcn mit eia<
Bevölkerung von ungefähr 14.650 Familien oder 75.000 Seelen verblicitf«
Aber auch die Zahl der Klöster hat eine Verminderung erfahren. Es tiek
zwei grosse und drei kleine Klöster weg,
») Ebenda. S. S—VI.
*) Hortuuzaki, Documente privit(5re la istoria liomänilor. VII. p. 125.
9; Polek, a. a. O. S. 38—48.
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Ortschaftsverzeichnis der Bukowina a. d. Jahre 1775. 29
Dis beiden Haudschriften '), worin das Spl^nyVhe Ortschaftsverzeiohnis auf
18 gekommen ist, stimmen bis auf einige Schreibfehler, die sich in der Copie des
k. Staatsarehives finden, überein. ^)
Der Wiedergabe habe ieh die Handschrift des k. k. Kriegsarcliives zu
runde gelegt und am Scidusse ein alphabetisches Register beigefügt, worin
e Xanien der in der Bukowina liegenden Ortschaften und Klöster sowohl in
r von Spleny gebrauchten als auch in der heute zumeist (so z. B. von der
k. statistischen Central-Commission in dem Special Ortsreportorium der Buko-
na. Wien 188;')) angewendeten Schreibw^eise aufgeführt erscheinen.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass ich die Namen der an die Türkei
rüt^kgefallenen Ortschaften und Klöster mit einem Sternchen bezeichnet habe.
*) Ueber diese Handschriften, trovon die eine in dem k. und k. Kriegsarehive, die andere
dena k k. Haus-, Hof- und Staatsarchive aufbewahrt wird, findet der Leser Näheres in der
rrede zu Spl^ny'a „Beschreibung der Bukowina.**
*) So wird die Anzahl der Familien von Rosch mit 240 statt mit 146, vom ganzen Be-
ke ^Dniester** mit 1190 statt mit 1800 ausgewiesen. Statt Csernanka ist Osernauka, statt Schipeniz
liltencz, statt Piedikanze Picelikauze, statt Groschen (irosclien, statt Csortorie Csorrorie, statt
**ti Joesti etc. geschrieben. Endlich fehh in dem mit „Mittel"' bezeichneten Bezirke neben Le-
irek die Ortschaft Koto ihkI m dem Veizeichnisse der Klöster das Kloster Slatiua. ^-^ ,
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30
POLEK :
TABELLA
nachbenannter in dem Kaiserlichen Königlichen Bukoviner Dintrict »ich befindlichen OrtschaKi
grosen, mittleren und kleineren Standespersonen, Popen, Bauern, (lerichtsdienern, KaiifN
Armeniern, Juden, vagirenden Zigeunern und Monasterien sowohl mann- als weiblichen •!
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Ortschaftsverzbichnis der Bukowina a. d. Jahre 1775.
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OrTSCHAFTSTEBZBICHNIS DBB BUKOWINA A. D. Jahbe 1775.
41
ZESegrister.
Allen Orten und OrtJ»be8tandtheilen ist sowohl der Charakter als auch der ^Antheil", be-
ziehungsweise (lerichtshe/.irk, in dem sie liegen, heigefi'igt. Dabei kommen folgende Abkürzun-
gen zur Anwendung: O = Ortschaft. A = Attinenz, Kl. = Kloster, »St. = Stallt. V. =: Vorstadt.
M. = Markt. 1). = Dorf, D.-A. = Dorfantheil, W. = Weiler. E.-H. = Einzelhäuser - 1 = Czer-
noviczer, II = Pruther, lll = Dniester. IV = Czeremuscher. V = Kussisch Kimpolonger, VI =
rerhonieter. Vll = Vikover, VllI = Mittel. IX = Moldauer, X = Moldauisch Kimpolonger An-
theil, C'z. = üerichtsbezirk Czernowitz, D.-W. = Dorna-Watra, (?. = Gurahumoru, Ki. = Kimpo-
lung. Ko. = Kotzman, K, = Kadautz. Sa. = Sadagora, Se. = Sereth. So. = Solka. Sta. = Sta-
nestie. Sto. = StoroÄvnetz. Su. = Suczawa. U.-l*. = Uscie-Putilla. Z. = Zastawna.
Arbory. A. VII = Arbora. D., So.
Arczile. A. X = Ardzel. D., Ki.
Babin, O. Ul = IJabin. D., Z.
Hachrynesti, O. VI = Hahrynestie, D.. Se.
Hadeiitz. O. VII = Komanisch-Hadautz, D.. K.
Haginsky, siehe Paginsky
Hainsy. O. VI = Haince, D.. Se.
Hajasesty, A. IX = Hajaschesti. D.. (r.
Itallacsana. s. Pallacsana.
Hanilla. s. Panilla
liaraunegro. O. III == ('zamypotok, D.. Z.
Harbiesti. O. IV = Berbestie, D.. Sta.
Hatrauczi, Kl. aufgehoben
Hatrauczy, O. VI = Petroutz, D.. Sto.
Hauern v. Chrisesa tek. O. III = Krvszczatik, I)., Z.
Bauern v. Monaster Horetze. O. I. = Ludiho-
recza, l)., Cz.
Berhouiet, s. Perhomet
Beresnicza. Kl. : aufgehoben.
BerkiBesty, O. IX = Berkischesti. D., G.
Blovalun-. VHI = Kuss-Plavalar. D.. Su.
Bobiesti. s. Pobiesti
Bodoschana, s. Podoschana
Bodoschinze, s. Podoschinze
Bojana. O. II = Bojan, M., Sa.
Bojana Astra. Pojana .\stra.
Bojansuck, s. Pojansuck
Bonest. O. IX = Bunesti. I).. Su.
Borautz. O. 111 =: Borontz. D.. Z.
Bordien. A. II = Kurdei, D., Cz.
Bosancze. s. Posancze
Braska, s. Praska
Bregesti. A. IX = Brajesti, D., G.
Broskautz. s. Proskautz
Brund, A. VII = Burla, 1)., R.
Budinsy, O. VI = Budenitz, D., Sto.
Buernova. s. Puemova
Buksoye. s. Puksoye
Burdiesty. O. VII = Pertestie, 1)., So.
Burla, A. VI
Buttilov, O. V = Storonetz-Putilla, I)., U.-P.
Buynsy. s. Puynsy
Clüiboka, O. VI = Hliboka, 1).. Se.
(^livesti. O. II. = Cbliwestie, I)., Ko.
Christschatek. Kl. : aufgehoben
Chudiu. O. VI = Czudyn, D., Sto.
Csemauka, O. 1 = Czernawka, D., Sa.
Csiresul, O. VI = Czeresz, D., Sto.
Csortorie, O. IV = Czartoria, D.. Sta. ,
Csucska, O. II = Zuczka. D., Sa.
Czahor. O. l = Czahor, D., Cz.
Czemine. A. X. = Dzemine. D., Ki.
Czemahusen, A. IV = Czomohuzy, I)., W.
Czernovicz. (). 1 = Czernowitz, St.
Czinkau. O. III = Czinkeu, D., Z.
Davidesti. O. II = Dawidesti, D.. K.
Dobronuutz, O. III = Dobronoutz. I).. Sa.
Doroscheutz, O. 111 = Doroszoutz, D., Z.
I Dorotha. A. X = Dorotha-Plotonitza, I).. Ki.
j Dracenitz. O. IV = Dniczynetz. D.. Sta.
I Dragomirna, Kl. = Dragomima. Kl.. Su.
Drestyan, O. VI ^: Trestiana, D.. Se.
Dubovetz. O. II ^= Duboutz. D.. Ko.
Eiern. A. V. ^ rima-Kuska. \V. K.
Falken. A. V. = Falken, \V., K.
Fasiczel. A. VII.?
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POLBK :
Formosul, O. X = Fromossa, 1)., Ki.
Frasinu, (). X = Fraissin, I).. Ki.
Fratautz, O. VII = Koinaniscli-Alt-Fratautz, 1)., K.
FiinduK iiioldovi, s. Moldovi fiindiil.
Gaiireny, O, VII = (taurenv, I)., Su.
(iewir, A. V Iswor, D., K.
(»regojcst, O. IV = Dragojesti. I)., G.
(irenicesty. O. VII = (Jraniezi'stie, I)., J?e.
(iyordanesti (). VI = lordanestie, !>., Sto.
Gyurkautz, O. III = lurkoutz, I)., Z.
Hattna, A. VII = Hatna. 1)., Su.
HavrilrHty, (). II. Ilawrilestie. D., Ko.
lloiuora, (). VII = (iuraluiuiora. M., (i.
lloiiiora Kl.: aufgchol»en.
Horocze Kl.: aiifgehol»en.
Horetzo, O. I = Horecza. V. v. (V.ernowitz
Ilorrodnik, <), VII = Horodnik, 1)., K.
Ilorroscheutzi, (>. III = Iloroszontz, I)., Z.
Icesti, (). VI = Idzestie 1).. Sto.
Illie, St., (). VIIl = Ilic. St., I)., Su.
Illie, St. Kl. : aufgeholuMi.
Illict»8ty, Kl. : aufgehoben.
lllisesty. (). IX = IliKchesti, 1)., G.
Ipodesty, O. A^IU = Ipote.sti. 1)., Su.
Ispas. (). IV = I8pas8, 1).. W.
Ivankautz, O. II = Iwankoutz I).. K.
Jabloniz Voloka, \. V = lalifonitza, D., U.-P.
.lakoheny, A. X = .Jakol>euy 1)., D.-W.
Jakubesti, O. VII == Jakohesti, D., Su.
Jaszlovicz, (>. VII = Ja.'^Iowetz. 1)., So.
Jesin, A. V = Fra^in, V„ l^
Jetzkany, (>. VIII = Itzkany, AU. V., Su.
.lezkany. Kl. : aufgehol»en.
,lu8chenetz. O. III = luzynetz, I).. Ko.
Kahiest Kl. : aufgehoben.
Kadopist, (). III = Kadobestie 1).. Z.
Kallafindesty. (>. VII = Kalafiudestie, I)., Se.
Kallinesti lui lenak. O. VII := Kaliuesti bei Je-
naki. ]).. Su.
KallincHti lui Koniparenko. <). A^II = Kalinesti
b. Kuparenko. I).. Su.
Kallinesti, <>. IV = Kalinestie. 1)., Sta.
Kalugerice. A. VII = Kalugeritze, E.-H.. K.
Kaniina. O. I = Kaniena. 1)., (V..
Kaniona. Kl. aufgehoben.
Kaiuunka. O. VI = Kanienka, 1)., Se.
Kapokodrului, U. IX = Kapukodrului. D., (t.
Karapczio, O. IV = Karapczeu. I)., W.
Karapecziu, (). VI = Karapcziu. I). Sto.
Kattul Ostricze. O. II. = Kotul Ostrica. IX, Cz.
Kimpolongo, (>. X = Kiuipolung, St., Ki.
Kinipolongo KusKesti, (). V = Dolhopole, D., U.-P.
Kisselau, O. III = Kisseleu, D., Z.
Klesnitze, O. IV = Pleschnitza, W., Ko,
I Klivod\'n, O. II = Kliwodyn. P.. Ko.
I Klokucska, \. 1 = Klokuczka. V. v. ( zernowm
I Kolleutzi, (). 111 = Kuleutz. I)., Z.
I Koniniorest. <). VI = Komarestie, D.. Sto.
Konietin, A. V = Koniatyn, !>., l'.-l*.
Korlaczelly (»ory, (). IX = Hrajesti, L>-. (i.
Korlaczelly Slatina = Hajaschesti, I).. G.
Korlata, (). IX = Korlata, I).. U.
Korlieziny, \. IX = Koniolunce, I).. (J.
, Korovie, (). I = Korowia, D.. C'z.
. Kostena, <>. VII = Kostina, D-, Su.
Kostesti, <). IV = Koste.stie. I).. SU.
Koto. (). Vlll = Kut. V., Su.
Kotzuiann, (>. II Kotznum, M. Ko.
Kraszna. O. VI Krasna Ilski, 1)., Sto.
Krewola. A. V :- (ireblena, I)., V.-l\
Kuuianiesti, (). VII .r. Koiuanesti. 1).. Su.
Kupka, (>. VI — Knpka. I). Sto.
Kutsunuare. (). I. - - Kuczurniarc, I).. Cz.
KutHunuik, O. III Kuczunnik, 1)., Z.
Labiiszna, .\. VI Lapuschna, I).. W.
Laszkiuka. (). II - Liwzkowka, I)., Ko.
Leheczen, O. II Lehuczeny Teutului, I).. J*i
Lesauek, O. IX = Lisaura, I>., Su.
Lincesti. O. II ^ - Lenkoutz, D., Sa.
Linitza. O. IV - Illinitza. 1).. Sta.
Lipovan vel Stupka (>. IX: besteht nicht mehr
Litteni lui Hogdan. <). IX -- Liteni, I).. Sn.
Lude Honiora. (). VII Liulihumora. I).. Su.
Lude lui Sanisoni. <>. IV ?
Luka. Kl. : aufgeholien.
Lukavetz. O. VI _ Lukawetz. I)., W.
Lukavicza de Csos. (). II
Lukavicza de
Lunka niegrilessa A. X Negrila-ssa. P.. Ki.
Luzan. <). II ^ Luzan. I).. Ko.
Machala. O. II - Mahahi. I)., Sa.
Maltiniza, O. III Malatynetz. P.. Ko.
Mamajesti. O. II ^ Mamajestie, Alt. P.. Cz.
Maniajesti. Mitokul, s. Mitocul Mamajesti.
Mamajesti. Skitul, s. Skitul Mamajesti.
Mamoniicza. <). I - Mamomica, I).. C'z.
Maraezeu. (). VII Meretzei. P.. Su.
.Maranizy. A. V - _ Marenicz, P.. W.
Mazanojest. <). IX - Mazanajesti. P.. G.
Meresty. Kl. : aufgehoben.
Mesibrod. \. VI lj=l Mezybrody. \V , W.
Mesy Hrody. A. V Mezyl)rody. W.. W.
Miboveny. O. A'III — ^ Mihoweni, P., Su.
Mihalcze. U. 1 — MichaTcze. P.. Cz.
Mihova, A. VI ^ Mihova. P.. W.
Mihuczeny, O. \'I - Mihuczeny, P., Se.
Milie, (). IV -= Millie. P.. \V.
Mitkau, O. 111 — Mitkeu, P., Z.
(Vsos. o. n .
, ^ > Lukawica. P., ( z.
Sus, O. I /
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Oetschaftsvbbzeichnis der Bukowina a. d. Jahbe 1775.
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Mitokul, C). VIII -_ Mitoka, 1)., Su.
Mitokiil Maiimjesti, Kl.: aufgobolien.
Moldovicza, Kl. : aufgehoben.
Moldovi fiindul, O. X ^ Kiindul nioldowi, 1)., Ki.
Mologve, (). I - Molodia. 1)., (V..
Monczel, A. IX " Miinczel. E.-H., Ki.
Mosoriiika, (). III MosHorowka. 1)., Z.
Miisclieniza. O. VI - Miinzenitza, I)., Se.
Nesipitnl, A. V - Sipitiil, W., K.
Niegrilessa, A. X Negrila.s3a, I>., Ki.
Nii'polokautze, (). II Nepolokont/. 1)., Ko.
Nova Szelletz, (). II Nowosielioa, D., Sa.
Ochechlilm, O. II ()szechlil>, D., Ko.
Okiia, (). III - Okna, D.. Z.
Onofry. Kl. : aufgehoben.
Oniith, O. III - Onuth. D., Z.
Opajet/, (). VI Opajetz, E.H., Sto.
Opreschany, O. \l - Opriseheny, D., Se.
O roschen, O. II - Oroszeny, I)., Ko.
Orsoye, Kl.: aufgehoben.
OKtricza, O. I Ostrica. I).. C'z.
Pabin, Kl. : aufgehoben.
Paginftky. O. I Kotul bainski, D., Cz.
l'allacsana. O. VII Halaczana. D., Su.
Pallicesti lui Czmortan. ?
I'anilla, (). VI - Moldauisch-Hanilla, D., Sto.
Panilla de Csos, (). IV> „ . , ,. ... ^. „^
, , , > - Kussisch Hamlla, D.. >> .
l'anilla de Sus, (). IV /
l'anka, <). VI Panka, I).. Sto.
Parbiesti alias Vostra, Kl.: aufgehoben.
Parhanczi, O. VII - Parhoutz, 1)., Su.
Patrancz. O. VIII Petroutz, 1)., Su.
Perhomet, O.Il -. Herhometh, 1)., Ko.
IVrhomet. O. VI - IJerhouieth (a. S.) U.. W.
Piedikauze, O. II - Piedykoutz. I)., Ko.
Pietrassa, A. \ - Petrasze, I).. \V.
Pillischen Sturborsoye, O. VIII ?
Ploska, A. V - Ploskn. I)., U.-P.
Pobiesti, O. IV Hobt-stie, 1)., Sta.
Podoschana, O. VII Hotuszana, I)„ So.
Podoschinze, O. VI - Hotuschanitza, l).. Se.
Pohorlentz, O. III — Pohorloutz, I)., Z.
Pojana Astra, A. X ~ Ostra, I)., Ki.
Pojansnck, O. III - Hojancznk. l)., Z.
Popocziu, A. V -_ Kopoczel. \V.. U.
Posancze, O. VIII : Hosancze, 1).. Su.
Possorida, O. X Po^oritta, D.. Ki.
Praska. O. IX Hnischka. D.. (r.
IVilipitze. O. III Prelipcze, I).. Z.
Prorotie, O. AI Preworokie, !>.. Se.
l*roskautz, O. IV Hroszkoutz, 1).. Sto.
Pruskautzy, Kl.: aufgeho]»eu.
Puerlischeny, O. A'^II V
Puernova, O. VIII Berindesti {?u D., Su.
Puksoye, O. X - Hukschoja, D., Ki.
Purlincze. (). VI _ Styvcze (Herlince). D., Se.
Putna. Kl. Putna, Kl.
Puynsy. <). VIII Hunince. D., Su.
Radautz, O. VII Kadautz, St., K.
Itadauz, Kl. aufgehoben
Kapuschenitz, O. III - Jiepuzynetz, D,, Z.
Karausche, (>. II - Karai'icze, D., Sa.
Keuseny, (>. VIII Keuseni, D., Su.
Kevekauze, O. II Kewakoutz, I)., Ko.
j Kewna, A. II Kewna, D., C'z.
Hohoszna, O. II Koho^^na, D., Sa.
I Komauiesti, (). VII - Komanesti. D., Su.
Kopecze, O. VI - Kopcze, D., Sto.
I Koschusch, O. I - Koseh, V., Cz.
I Kostoki, O. V Kostoki, D., W.
Kudesty. A. VI ~ Kudesti, D., Se.
I Kuska, A. V Kuska, W., K.
Kus.sisch Moldovitza, O. X — Ku.^s-Moldawitza,
!>., Ki.
Kuszu Padeutz, O. VII Milleschoutz, D., R.
Kuszy, O. VIII Kuss-Plavalar, D., Su.
Sachariz, A. VV
1 Sadu, A. V Sadcu, W., K.
Samostie, Kl. : aufgehoben.
Sastafno, (). III Zastawna. D., Z.
Schadova, Kl. : aufgehoben.
Scharbautzy, (). VII Scherboutz, D., Se.
Scherautzi. O. II Szeroutz. D., Sa.
Sehipeniz, (). II ^ ^ Szipenitz, D., Ko.
Schokanesti, A. X ' Czokanestie, D., D.-\V.
Securicsen, O. VIlI ~-' Sekuriczeni, D.. Su.
Sehastry, Kl.: aufgehoben.
Seletin. A. V Seletyn, D., K.
Silischen, (). Vlll - Chilischeni, D., Su.
Sinauz, (). VI Synoutz, D., Sc.
Siskautz, O. Ill _ Sziszkoutz, D., Ko.
Skee, O. VIII Skeja. D.. Su.
Skitid Maniajesti, Kl. : aufgehoben.
SkutelniczMoldovicza.O. X \Vatr.-Molda\v.D.,Ki.
Sorotissna, A. V Petryczauka. D.-.\., Se.
Spetke, A. V * Szpetki. D., P.-P.
Suiniesti, O. IV Stanesti, M., Sta.
Staniesty. O. VI — Stanesti, D., Se.
Stebny Wolosky, A. V Stebne, D , P.P.
Stobizen. O. III. _ Stawczan. U.. Ko.
Storosiuetz. <). VI Storoiynetz, M., Sto.
Stras.na, O. VII Straza, D., K.
Strojesti de Csos, O. II. ?
Strojesti de Sus. (). II («ogulina, D.. Sa.
Strojesty, O. IX Stoje.-^ti, D.. Su.
Stulpikany, O. X - Stulpikany, 1)., Ki.
Stupka, O. IX Stupka, l)., (i.
Suczava, O. VIII — Suczawa, St., vSu.
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Polek:
SucztiA-itzu, Kl. - Suczttwitza, KI.
Sviiiice. O. III Zwiniacze, l).. Z.
Suetonefri, O. VI St. Oiiiifry, D.. vSe.
Szadagiira, O. II - Sadagora. M., Sa.
Szadomare, O. VII Uoinan.-Satulniare, D.. K.
Szadova, O. VI - Zadowa, D., Sto.
Szadova, O. X Sadowa. D., Ki.
Szadupriuka, O. II Zadobrowka, IJ., Sa.
Szamka. O. VIII Zamka, V., Su.
Szanioschen, O. III r^ Saimiszyn, D., Z,
Szanio.stie, O. IV — Zaniostio, D. W.
Szelcneu, O. IV Zeleneu, D., Ko.
Szlohocsie Mitkaii, (). JII. Mitkau, D., Z.
Szloboszie, A. VII - l,^nter-Mile.«4choiitz. I)., Su.
Szlobotka, A. IV r Hanilla Sfohodzia, I)., W.
Szihoth, A. V Szypot, 1)., K.
Szireth O. VI - Screth, St., Se.
Szocliovercha, O. II - Suchowerchow, D., Ko.
Szolka, O. VII - Solka. M., So.
Szolka, Kl. : aufgehoben.
Szolonicz. O. VII Solonetz, 1)., So.
Szubranek, O. II - Szubranetz. D.. Sa.
Tautri, C). III ^^ Touty, D., Z.
Terrepletze. O. VI Terebiestie. D., Se.
Terrnianiesti, O. VII Deruianesti, I>., Su.
Thodorest, C. VII - Theodoresti. D., Su.
Tissauezy. <>. VIII Teschoutz, D., Su.
Toporauz, O. II Toporoutz, I).. Sa.
Torna, O. X. - Doma-Watra, M., D.W.
Tuny, A. IV ^ Stane.sty. Unter ? D.. Se.
Ujgesti Tugurcn, O. VIII Videsti. IK Sn.
Vü/.y Huttilowa, A. V - iHcie-Putilla, M., 1 i'
lydesti Moldove, O. VIII - Videsti, D. Su
Yakoma (Opajetz). O. Vi Opajeta, E.-H . S:
Valesaka. O. IX - \Vale.«4aka, I)., (i.
Valeva, (). II Walewa, D., Ko.
\'auia, O X Wanui. D., Ki.
\arbantz. (>. III Werboutz, 1)., Z.
\nA\\exi, <). III Waj^sileu, D., Z.
Vaskautz, O. \l. Waschkoutz a. S., D., S^
Va.-^zkautz. O. IV. ^ Waschkoutz a. P., D.. ^^
Vaslautz, O. III Wasbnitz, I)., Sa,
Vericzanka, O. III Werenczanka, D., Z.
Vikove de (^sos. O. VII ^ Wikow. Int., D.. t^
Vikove de Sus, (). VII Wikow. 01)er-, D. K
Vilautze, O. IV - Willawczc, D.. W.
Visnitza, () IV. - Wiznitz, St, W.
Vinniza, Kl.: aufgehol)en.
Vitiliuka, O II : r Witelowka, D., Ko.
Volcsinetz, (>. VI - Wolcz>nietz. D., Se.
Voloka, (). I Woloka, D , Cz.
Voloka, O. IV Wofoka, D . Sta.
Voloka, Kl. aufgehol)en.
Volovetz, <). VII : Wollowetz. D., R
Voroneez, Kl : aufgehoben
Voronetz, (). X Woronetz, D., (».
Vo.stra, Kl.: aufgehoben.
Warenozy. A. VII Warnitza -— Font. alba. P .>-
Waydinell, A VII -- Woitinell. D.. R.
Zacharestv. O. IX r=r Zacharesti. I). . i^u.
^•^-Hh®-^-'-— f-
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Aus den Jittheiiungen der k. k. Gentrai-Gommission".
ZiiAaniniengestellt vo.i Carl A. RoRIStorfer.
Durch (trilndung der k. k. Central-Comniis«ion, «leren Statut nach ihrer Erweiterung mit
k. k. rnterricht«-Ministerialerlass voui 21. Juli tH73 *) puhlieirt und mit Erlas» vom 10. Juni
1S92, Z. 10.445 ahgeändert wurde '), .wurde die archäologische ForHchung in Oesterreich in nach-
haltigster Weise gefJirdert Die filr die einzelnen Bezirke im KaiserstJiate hestellten Conserva-
toren filien nicht nur einen directen EintluM auf die Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmale in Oestcrreich aus, sondern sie liefern im Vereine mit den Correspondenten der
CVntral-C^ommission Berichte und wissenschaftliche Arheiten üher einzelne Denkmale, Urkunden
u. s. w , welche theils in den Jahresberichten der Central-Commission kurz erwähnt werden,
theils in den „ Mittheilungen * zum Abdrucke gelangen. Auf diese Art hat sich in den genannten
Puhlicationen das reichhaltigste, die Kunst- und Alterthumsforsehung behandelnde Materiale an-
gehäuft, welches in Bezug auf die Bukowina nachstehend chronologisch zusammengestellt
erscheint. Es wurden hiebei imter Hinweglassung etwaiger Wiederholungen, hauptsächlich klei-
nere Notizen und Arbeiten I»eri\ck8ichtigt, während umfangreichere Abhandlungen, deren Abdruck
zu viel liaum erfordern würde, einfach citiert erscheinen
In der Folge soll in diesen Bl.ittem alljährlich über die in den „Mittheilungen der
k. k. (Vntral-Commission" erschienenen Arbeiten berichtet werden.
Die nachfolgende Zusammenstellung gewinnt durch die Beigabe (Fer Original-Illustrationen
erhrditen Wert; in entgegenkommendster Weise hat die Ontral-C'ommission, um dies zu ermiig-
lichen, die betreffenden (liches zur Verfügung gestellt.
1863. Band VIII., Seite 32«.
(Kirchengeräthe ) „in der Broncegussanstalt von D. Holle n ha ch in Wien waren
im Monate October eine Keihe von Kirchengeräthen für die griechisch-nichtunirte Kathedrale
in Ozernowitz ausgestellt^ die sich wegen ihrer schttnen stylistischen Zeichnung und ihrer
gelungenen Ausführung des allgemeinsten Beifalls erfreuten Die Zeichnungen rühren von dem
Architekten Hlawka, dem Erbauer der neuen Kathedrale und bischöflichen Residenz in CV.er-
nowitz her.** Der Notiz erscheint ein in der „Oosterr. Wochenschrift" über diese (ierathe ent-
haltener ausführlicher Bericht angefügt. .
1879. Band 5 der „Neuen Folge**, Seite XVI.
(Olockenthurm für Putna.) „Oberbaurath Bergmann referirte über das im Wege
des Cnltus-Ministeriums .zur Erstattung eines (tutachtens herabgelangte und vom technischen
Departement der Bukowiner Landesregierung neu verfasste und zur Ausführung vorgeschlagene
1*roject für einen (ilockenthurm im griechis.li-unirten (?) Kloster zu ]*utna und bezeichnete,
den neuen Entwurf als eliensowenig zur Keallsirung geeignet wie den ersten, sowohl construc-
tiver als stvlistischer Bedenken wegen. Die Section pflichtete den Ausführungen des Keferenten
bei und beschloss dem Unterrichts-Ministerium von der Ausfuhrung eines oder des anderen Pro-
jcctes eindringlichst abzurathen, dagegen aber aus den mehreren vom Referenten vorgelegten
Skizzen eine als die stylistisch richtigste, constructiv verlässlichste und sehr wenig Kosten bean-
(»pmchende, zur .Ausführung zu empfehlen Die Section konnte nicht umhin, bei diesem Anlasse
») Enthalten im XVIII. Bande, UTd. Seite 261.
•) Enthalten im Jahresbericht für 1H92, Seite 122.
5,
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1
46 Aus DBN Mittheilungen der k. k. Centbal Comhission.
ihr lebhaftes Hedauern auB/usprechen, dass nicht schon der erste Entwurf der Central-Coin-
niission zur Kegntachtung. vorgelegt wurde, wodurch nicht allein dem Statute der Onlral-
Comuiission entsprochen, sondern auch Zeit und Kosten ersjmrt worden wären. Die (Vntral-
Conimission hat daher das rnterrichts-Ministerium dahin zu wirken, dass von Seite saninitlicher
Staatshau-Organe der Wirkungskreis der Central -C'onimission femer nicht so sehr ignorirt werde,
wie dies bisher von einigen derselben leider der Fall gewesen, dass vielmehr die I^istungen
einer Commission, die aus Fachmännern besteht, welche ihre langjährigen Studien, ihre Kennt-
nisse und Erfahrungen in der uneigennützigsten AVeise, blos aus Interesse für die Sache
der Staatsverwaltung zur Verfügung stellen, von diesen künftighin eine bessere Wurdigiiuji
finden möchten."
1879. Hand 5, Jahresbericht für IHlH.
{Prähistorische Gegenstände.) ,l)a der Section Nachrichten zukamen, dass die in
der Hukowina gefundenen prähistorischen (tegenstände in den Sammlungen der Tniversität lu
C'zernowitz in nicht entsprechender AVeise untergebracht sein sollen, bes.'hloss die Section sich
vorläufig durch ihren Conservator für die Bukowina nähere Information zu verschaffen.*
1880. Band i\ der N. F., Notiz 2t, Seite LXXVl.
(Vom Serether Museum- Verein,) ^Der Obmann dieses äusserst rührigen Vereines.
Herr Josef (iutter, k. k. Hauptmann i. P., hat als (beschenk für die wissenschaftlichen Samm-
lungen der *k. k. Tniversität in Czemowitz eine grössere Collection in der Bukowina aufgefun-
dener antiker Münzen und verschiedener anderer .Antiquitäten, sowie auch eine Partie fossiler
(»ebeine gewidmet. Die ganze, wertvolle Sammlung enthält fünf Denkmedaillen, 23 tnc- und
34 Silbermünzen, ein Elch- oder Elenfhierhorn, einen Theil eines Homzapfens vom Auerochsen,
einen Spiess, vielleicht zum Braten dienend, ein C'inerarium (Schüsselchen zur Aufbewahnin?
der Leichenasche bei den Kömern), ein (iefäss aus vorrömischer Zeit, einen Hirsch ebeneahn.
eine versteinerte .VIeermuschel, fünf Holzversteinerungen und fossile (iebeine in seclb
Partien
Femer wird aus Sereth berichtet, dass dort von Osten nach Westen ein hoher Erdanfwiirf
läuft, an dessen Zerst'lrung schon lange drei Ziegeleien arbeiten, der für den ArchÄologon von
grossem Interesse ist, da er Funde enthält, die der Wissenschaft sehr wertvoll sind, weil sie in
die graue A'orzeit zurückreichen. So durchschneidet denselben eine Mauer ohne Mörtel oder
Lehmbindung, in deren Nähe eine Feuerstelle mit einer grossen Menge von Asche und Kohle
und verbrannten Knochenüberresten aufgefunden wurde. In diesen Kohlen fand man eine Stein-
axt, ein Feuersteinmesser, ein zugespitztes Edelhirsch-Homstück und einen Thonfuss. rnfem
dieser, beiläufig drei Meter tief gelegenen Feuerstelle, ist eine brunneniihnliche A^rtiefung ver-
schüttet; die von einer Seite ganz blossgelegte Anschüttung hat sich von der Wand losgel«tet
und nach dieser Seite geneigt, nachdem der A'ersuch genKix:ht wurde, sie zu untergraben, der
aber seiner Lebensgefährlichkeit wegen aufgegeben wurde. Hier zeigte sich eine Auspftasteruni
aus gebrannten Steinen. Daselbst fand man auch verschiedene sehr primitiv gearl>eitete Thon-
scherben von ungewöhnlicher Dicke aus Schwarzerde, in- und auswendig verschmiert, und von
unregelmässiger Kundform. Fernere Funde von Thongefasscherben aus geschlemmteni hehsu.
die daselbst häutig ausgegraben werden, und Münzen aus der Kömenseit. geben den Beweis,
dass dies Object mit nachträglicher Mehraufschüttung zur Feldschanze umgeformt wurde.
AVeitere Funde, als: Eisenpfeilspitzen, Sporne und ein massiver Silber-Siegelring mit der
(fra\-irung eines gepanzerten Armes, der ein Schwert aufrecht einem Halbmonde entgegenhält
und welchen drei Kosen umgeben, beweisen, dass dieses Object auch im Mittelalter als Feld-
schanze gedient haben musste, was die daselbst aufgefundenen Menschengebeine noch mehr l>e-
kräftigcn. Daselbst werden in der Tiefe zwischen 3 und 4 Klafcer auch fossile (iebeine vonvelt-
lieber Thiere gefunden, die aber ungeachtet grösster A'orsicht meistens zerfallen. Bios ein Zahn
von Mastodon robustus und wenig andere (iebeine konnten erhalten werden.
Alle diese Funde sind theils im Landesmuseum in Czemowitz, theils bei Hauptmann
V. (futter untergebracht.**
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Aus DEN MlTTHEILÜNÖEN DER K. K. CENTRAL COMMISSION. 47
1880. Band (5, Notiz 30, Seite LXXIX.
{Archäologische Funde in der Bukowina). „Alte armenische (irabsteine wurden
in Sereth aus einem Klosterfundament gebrochen und bei Ummauerung des Friedhofes mit ihrer
Sculpturseite nach aussen wieder eingemauert, deren Zeichnungen bei Herrn Finanzrath
V. Wickenhauser sich befinden und deren Umschriften in deutscher IJeberaetzung hier folgen:
Nr. 1. „Das ist der Grabstein des gottseligen Agopscha, der nun verstorben im Jahre 1100 nach
armenischer Zeitrechnung (1651 unseres Kalenders), den 30. Jänner.'* Nr. 2. »Das ist derürai)-
stein des gottseligen Maren, welcher der Sohn war des Sahag verstorben im Jahre 1102 (arme-
nisch)** Nr. 3 „Das ist der (irabstein des gottseligen Ovanes, seines Weibes Sartarig und seines
Sohnes Schadbey. (iott sei ihrer, Seele gnädig Im Jahre 1108 (armenisch; am Mittwoch.**
Nr. 4. „Das ist der Grabstein des Aswadur, Sohn des Hanigc/.an verstorben im Jahre 1100
(annenisch)**. Diese Grabsteine durften wohl lieweisen, dass die Hauptniederlassung der Arme-
nier nicht in Suczawa, sondern Sereth war, wa« auch der Tmstand erhärten dürfte, dass bis jetzt
in Suczawa keine Grabsteine aus jener Zeitepoche vorkamen. Bei der Zerstörung des alten
Klosterfundamentes kamen nicht nur die oben beschriebenen, sondern bei 30 Bruchsteine arme-
nischer Grabsteine vor, die vermauert wurden. Der Stein Nr. l deutet auf die spätere Familie
Afcopschowicz, jener Nr. 3 auf die noch in Galizien lebende Familie Schadbey."
1880. Band 6, Notiz 92, Seite CLVIII.
{Glockenthurm für Putna.) „Dau Unterrichts-Ministerium hat die Ausführung des
von Ober-Baurath Bergmann augefertigten Projectes für einen neuen Glockentliurm im gr.-or.
Kloster zu Putna über die Befürwortung der Central-Commission genehmigt und zugleich das
l^ndesprn&idium für die Bukowina ersucht, für die Folge bei ähnlichen Hestaurirungs- oder
sonstigen Zu- und Neubauten, welche auf die alten Baudenkmale des Landes Bezug haben, vor-
erHt in Form von Skizzen die Anträge der Baubehörden direct an die Central-t.'ommission zu
leiten, behufs der aUfälligen Andeutungen über die Art und Weise, wie die bezüglichen Pläne
auszuarbeiten wären.**
1880. Band 6, Notiz 98, Seite CLX.
{Archäologisch^ Funde in Sereth) Es wird das in der Notiz 21, 18H0, bezüglich
Sereth Gesagte^ wiederholt mit der Bemerkung, djiss die erwähnten Scherben von unregel-
mässiger Kundform analog den im Hünengrab am Jankulberg bei Graniczeschti ^aufgefundenen
sind und dass sich an einer weiteren Stelle die Knochen Überreste zeigten. Es heisst dann weiter :
^An Münzen fanden sich vor: Eine Trajan und eine von Faustina: Erstere hat in A, das lor-
beerbekrcnte Haupt Trajans und die Umschrift: imperatori trajano. opt. aug. germ. dac. part;
auf dem R. die Koma, in der Linken eine Lanze, in der^Kechten einen zertrümmerten Götzen
ul>er dem Haupte des als Triumphator einherschreitenden Trajan haltend, der seinerseits in der
Linken die Spolien, in der Kechten den Lorbeerkranz hält. Der \, der Faustina zeigt deren
Kopf, der K. eine stehende Pietas und auf dem erhalten geblielienen Kande das Wort Augusta.
Andere römiscbe Münzen wurden verworfen. ** Nach einer weiteren Wiederholung über die Kisen-
funde u. dgl. sehliesst die Notiz : „Eine dritte Sorte Scherben, die seltener vorkommt, entstammt
einer jüngeren Zeitperiode.'* *>
*) Es handelt sich somit hier um eine prähistorische Ansiedlung, die, wie es häufig der
Fall ist, eine sehr ausgedehnte Dauer hatte, indem sie aus der Zeit, in der noch polierte Steine
im Gebrauche waren, bis tief ins Mittelalter reicht Ob die den Hügel durchschneidende Trocken-
inaiier und jene brunnenartige (rrube dahin zu rechnen sind, ist nicht sicher. Unter den Thon-
Bcherben sind welche von ungewöhnlicher Dicke und un regelmässiger rundlicher Form besonders
a4ififäUig; am haufi^ten aber sind die Scherl)en von Gefässen aus geschlemmten Thon, zum
Theile Ton sehr sorgfaltiger Arbeit und feiner Glättung. Viele derselben erinnern an die Gefäss-
t^c herben, wie sie in grosser Zahl in den Gräbern und prähistorischen Ansiedelungen von Galianis
vorkommen (Horodnica;; eine spätere Zeit — nämlich jene der Kömerherrschaft in Dacien -
wird durch römische Münzen repräsentirt. Zwei der Central-Commission vorgelegte Gefässüber-
reste von feinem gut gebiannten Thon und die Merkmale der Töpferscheibe tragend, gehören
<ier römischen Periode an. Uebrigens dürfte ein Theil der zahlreichen Topfscherben auch dem
Mittelalter angehören. (Anmerkung der Kedaction der „ Mittheilungen •*).
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48 Aü8 DEN MlTTHEILüNGEN DER K. K. CeNTEAL-CoMMISSION.
1881. Band 7, Notiz 49, Seite LXXX.
(Hünengräber am Jankulberge.) „Conservator G u 1 1 e r hat an die C^ntral-Com-
mission einen ausführlichen Bericht über die am Jankulberg bei Grauiczeschti aufg^fundeneo
sog, Hünengräber erstattet, daraus wir Nachstehendes inittheilen: Veranlassung zu den Fundfii
gab der Bau des Pfarrhauses (1872), wozu man auf dem genannten Berge Bausteine brach. Aef
dem Grat des Berges fand sich eine Gräberstätt« mit unzugerichteten Flussteinplatteu in eio«
Lange von 7 Fuss und Breite von 4 Fuss und Tiefe von 3 Fuss ausgelegt und zugedeckt, ä*-
lag 3Va Fuss unter der Erdober Hache und enthielt nach Abhub der Plattendecke ein grossen^
und ein kleineres Geripp über einander liegend. I>eiu grösseren lagen zwischen den Bein«,
zwei topfartige Gefasse aus schwarzgebrannter Schwarzerde in unregelniässiger Kundfonn m\
dicken Wandungen. Sie enthielten zum sechsten Theil eine dunkelbraune, klebrig feste, geruch-
lose, bilterlich schmeckende Masse; rechts des Gerippes lag überdies eine sehr gut erhalteor
Steinaxt aus Achat, und ein versteinertes keulenartiges Holzstück; das Grab ist zerstört, eiü
Theil der Gebeine, die Axt, Keule und Scherben kamen in das Landesmuseum in (''zemowitz
Die Gefasscherben sind mit jenen in der BeiH'schen und Mück*schen Ziegelei zu Serelh vor-
kommenden, gleichartig. In neuester Zeit wurde ein zweites Grab aufgedeckt, doch sogleich allr-
zerstört oder verschleppt."
1881. Band 7, Noüz 53, Seite LXXXL
(Alt-armenische Leichensteine in Sereth.) „Conservator Gutter berichtete m
die Central-Commission über mehrere Funde, die gelegentlich der Entfernung des Fundameni?
eines vor Zeiten aufgelassenen Klostergebäudes in Sereth zu Tage kamen. Man fand 30 fin-
gemauert gewesene Grabsteine, wovon jedoch nur noch 4 ganz blieben, dank der noch recbi-
zeitigen Intervention des genannten Conservators. Es sind alt-armenische Leiches-
steine; dieselben wurden nun andernorts zweckmässig aufgestellt. Ein fünfter Stein wm^
an anderer Stelle gefunden, woselbst man die Kirche vermuthet. Tnter demselben lag ein Ge-
rippe in ein reich mit Gold gesticktes ganz morsches Brokat-Gewand gehüllt. Die Steine staniiBff.
der Inschrift nach ans 1552, 1651 und 1653. Sie sind in der Mitte mit einem stvlistisclus
Pflanzenomament geziert. Die Inschrift in armenischen lottern ist am Rande umlaufend ange-
bracht und gnt erhalten. Die Personen werden kurz bezeichnet, wie z. B. : Dies ist der Grab-
stein der Kühe des Apiiham und der .Vnnn. welche Kinder des Agapscha Hauptes der St*ii
Sereth sind, im Jahre 1101 (arm. Zeit); oder das ist der Grabstein des gottseligen Agop»:bL
der nun verstorben im Jahre 1 100 den 30. Jänner (arm. Zeit) u. s. w." (Vergl. auch Notiz S»
vom Jahrgange 1880).
1882. Band 8, Jahresbericht*fur 1881, Seite XI.
(Tumuli, Hünengräber, Goldfund.) ^Conservator G u 1 1 e r berichtete über :»eiot
bisherigen archäologischen Forschungen in der Bukowina, namentlich in dem alten FürU^d-
hchlosse zu Suczawa. Der Bericht desselben Conservators über Tumuli Ixu Petroutz, Seretk.
Korczeschti und Kopcze wurde zur Kenntnis genommen, desgleichen ein weiterer Beriefe
über am Jankulberge gefundene sogenannte Hünengräber und einen bei Hatna gemachte?
Goldfund.**
1882. Band 8, Jahresbericht für 1881, Seite XVIII.
{Kirchlich-archäologischer Unterricht.) „Werthvolle .Mittbeilungen liefen ein \ot
den erzbischöflichen, resp. bischöflichen Ordinariaten in Czernowitz etc. über den in den Mret-
fenden Diöcesan-Priesterseminarien und theologischen Lehranstalten schon bestehenden oder eii-
zuführenden kunstgeschichtlichen und kirchlich-archäologischen Unterricht**
1882. Band 8, Notiz 71, Seite CXII.
(Broncefunde bei Przelipcze.) „(onservator G u 1 1 er in Sereth theilte mit, d»*
im Jahre 1880 bei Planierung und Bearbeitung eines Feldes nächst Przelipcze in der ßukovi»
eine grosse Anzahl von Broncegegenständen, wohl aus einer bei dieser Arbeit zerstörten Grube
herrührend gefunden worden ist. Vou den Fundgegenständen gelangten einige in Privatbesia-
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Aus DEN MlTTHRILUNäEN DER K. K CkNTBAL-CoHHISSION.
49
einige, darunter ein Helm und ein Pferderüatzeug, sollen sich im Leml>erger Museum befinden.
Zwei Streitäxte und ein Keit wurden der Central-Comraission vorgelegt, sie zeichnen sich durch
gute Erhaltung aus. Der Tvpus der einen Streitaxt, bei der sich der Nacken mittelst eines
Fig. -2.
lietfoudm-n Halses von der Schaftröhre abhebt und eine
fii »ifindir*' Scheibe bildet, ist zahlreich unter den Kroncen
l'iiffurtii* vertreten, doch ist diinin lenierker.s\vert, dass
s^lt'Ji Hii' Mitte nicht wie sonst zu einer Spitze ausbildet.
(Fig. 1). Von besonderer Schönheit und VoUkommen-
^' * heit ist die zweite Streitaxt, welche sich ganz den sibi-
rischen und kaukasischen Typen anschliesst, wenngleich verwandte Formen in Ungarn vorkommen.
Fig. -2 zeigt den Kelt."
1883. Hand 9, Jahresbericht für 1882. Seite XXI.
(Pu}*8tengruft in Humora etc ) „( Konservator (i u 1 1 e r berichtete ilber die Enm*-
nimg der alten Fürstengruft im Kloster Humora, die keine besonderen Hesultate gab; derselbe
berichtete femer über die in der BeiH'schen Ziegelei zu Sereth gemachten mittelalterlichen
Funde.**
1883. Band \K Notiz 24, Seite L.
{Reliquien- Brusikreuz^ Spinnwirtel etc.) „Einem Berichte des Consenators (Jutter
zufolge, fand man im Sommer 1882 zu Sereth an der Stelle eines hingst aufgelassenen Friedhofes
hei Grabung eines Kellers ein Reliquien- Brustkreuz aus Bronceguss, wahrscheinlich
einstens einem F'rälaten angehörig. In der BeiH'schen Ziegelei fand man Thonsclierben primi-
tivster Form nebst Feuerstein-(»egenständen, dann eine Aschenume 2(> cm hoch und 24 cm
breit, ans rothgebranntem Thon, daneben kleine Thontiegel mit schwarzer Erde angefüllt. An
einer anderen Stelle fand man IY2 >" unter der Erde drei Kohlen- und Ascrhenhaufen, je 3 m
von einander entfernt. Die oberen Scbichten dieser Haufen enthielten abgenagte Thierknochen.
Fischgräten-Nadeln, sageartige Fischkiefer und Vogelschnäbel und ein Spinnwirtel".
1883. Band 9, Notiz 114, Seite CXLiX.
[Tartaren- Denkmal) „Der (■on8er^'ator Kitter V. (rutter bat au die k. k. Central-
('oiuiiiis:«ion über das Tartaren-Denkmal iiei Wama nächst Kisseleu in der Bukowina berichtet.
r>a«>»elbe ist aus Sandstein angefertigt, zwei Klafter hoch, und zum Andenken eines durch den
Fürsten Kakowitza ül>cr die Tartaren im Jahre 17HJ errungenen Sieges errichtet worden. -
An den 4 Seiten der viereckigen Säule, auf welchem eine stark ausladende Deckplatte und eine
niedrige Abschlusspitze ruht, findet mau rumänis:;he Inschriften, die ül)ersetzt folgendermassen
lauten:
(Südlich.) - - „Ich Michael Hakovitza Woiwod und Fürst der ganzen Moldau im Jahre
I7lt5. im dritten Jahre meiner Regierung l»ekriegte die türkische Pforte, die Deutschen" . . . nm-
leserKch).
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50 Aus DKN MlTTHEILÜNQEN DKR K. K. CeNTRAL-CoMMISSION.
(Oestlicli.) — , Vereint mit einigen Deutschen Buchten Walachen, rugam und .Vndkr*
aus Serviert* unsere Hauptstadt .lassi zu erobern, um uns gefangen zu nehmen, und sich di**--
Hauptstadt zu unterwerfen, so wie sie es vorher mit dem Woda Nicolaus Maurocordato Kürstr
der Wahichei gemaclit hahen. Indessen haben wir sie durcli die Hilfe (»ottes f^änzlich fi**t
wunden und ihre Leichen übereinander gehäuft. Als Zeichen der Erinnerung hal>en wir di»-i*^
Kreuz nel)8L einem Brunnen errichten lassen" . . . (unleserlich).
(Nördlich.) - ^ Diese steinerne Saide wurde errichtet als wir über die Ctehirge M**-^i
kaneschti und Sacharda bei Kodna eindrangen. Von hier giengen wir mit Hano einem Anführe:
einer gro.H.sen Zahl von Tartaren nach Bistriz, machten überall grosse Beute und steckten ai*
Ortschaften in Brand, nur die einzige Sta<lt blieb verschont. Von hier kehrten wir «lurjfa 6»
Marmarosch zurück . . . «Vieles unleserlich ) Und die Tartaren erlitten eine grosse Niederlage*
(Westlich.) «Unter Anführung den .lordaki Kantakuzenos, Anführung der Magasonen . .
(unleserlich)'*.
1883. Jahresbericht, Seite 57.
( Wandmalereien im Bt^rg schlösse Suczawa.) ^Auf Ciiund eines l^richies« ^k-
Conservators O u 1 1 e r über Wand maierei on in der Ka(>clle des zerstörten ßergschlusse:» su Su-
czawa wurde derselbe ermächtigt, eine Informationsreise dahin zu machen.*"
1884. Band 10, Notiz 135, Seite CCXXIV.
[Fnndc in Sfreth.) „Auf der IWiirschen Ziegelei l)ei Sereth wurden, wie ConserTaur
(i u 1 1 e r berichtet, in neuerer Zeit viele Tliongegenslände (ni€*3
nur fragmentirt) gefunden, als prähistorische Ascheniirnen, kleine
Töpfchen, eine kleine Thonfigu r (Fig 3 und 4», zwei Meit-r
tief gelegen, daneben ein Spinnwirtel. Im ausgetrockneten BHchbe<it
bei C»U(1in fand mnn allerncuest einen prähistorischen Hammer au»
dunkelgrauem harten («estein, gut erhfllten, D cm lang, 47« «^bi
breit, auf der unteren Seite schneidig, auf der oberen Hach unA
abgeplattet, er hat die gewöhnliche, annähernd bügeleisen förmig
(«estaltung.**
1884. Jahresbericht, Seite 30.
{Funde in Sereth.) „Conservator Gutter legte einen Be
rieht über den Fnnd von römischen Ziegeln in Sereth vor. Der-
selbe sendete Proben von verkohltem (»etreide, welches nebst Ht-
Vorder- und Rückseite Tassen in einer Ziegelei zu Sereth gefunden wurde. Die vuo
t'ig 3 pig 4 Dr. Much sehr sorgfältig eingeleitete Untersuchung ergab da« Vor-
handensein von Weizen gemischt mit Koggen Ein gleichfalls ^-or
diesem Consen-ator vorgelegtes Thonfigürchen wurde als wichtiges Fundstück ältester C'uUurstit
erkannt. Dr. Much erklarte aus diesem Anlasse, dass er sich nicht überzeugt halte, dans raao
es bei diesem Funde mit prähistorischem Weizen zu thun habe **
1884. Jahresbericht, Seite 59.
(Berichte über Klöster.) „Conservator Gutter übersendete einen interessanten Be-
richt über das Kloster Putna, wofür ihm gedankt wurde. Ueber einen weiteren ebenso wichtigen
Bericht desselben, die Baudenkmale in Suczawa und tue SchlosHruine Ctetate betreuend, endlich
über einen dritten Bericht desselben, betreffend die Klöster St. Onufrii, Suczawitza und Drage-
mirna. referirte Oberbaiirath Bergmann, und .sprach derselbe den Wunsch aus. dass die „Milthei
hmgen** über diese Baudenkmale recht bald Ver(>tTentlichungen bringen mögen.**
1885. Band 11, Notiz 1, Seite XIII.
(Römische Ziegel.) „In Sereth wurden, einem Berichte des Ckinservators Gutter zn
folge, zwei römische Ziegel aus einer .Mauer gebrochen; leider war es nicht möglich, die Mauer
weiter zu untersuchen. Sie sind sehr hart gebrannt. 11 cm dick. 14 cm breit: der grotüierc i«i
ganz und lU cm. lang. Die ersten derartigen Funde in der Bukowina."
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Aus OiSN MiTTHBILUNOEN DER K. K. CeNTRAL-C0MIII88I0N. 51
1885. liand 11, Notiz 121, Seite CXII.
[Bronce Kelte aus Presecareni.) „C'onHervfttor fintier hatte durch Beine Agenten
n Erfahrnng gebracht, daHS im Dorfe Kupka ein sehr alter Kirchen-FundamentKtein annge-
ckert wurde, ferner dare zu Pre-
ecareni ein bedeutender Bronce-
lackcnfund vorkam. Dies veran-
ttsste denselben, diese Fundstelle
u l>esichtigen, um sich die Ueber-
eugung hierüber zu verschaffen
md Verschleppungen zu verhin-
lem. Am 4. d. M. reiste der»ell)e
lach Presecareni. begab sich zur
•'nndstelle in den Wald und sah
inige Meter vom nördlichen Wald-
ande auf einer lieackerten grossen
Yaldhlösse die Stelle, wo ein stark
erstt'irter Kroncekessel durch den Fig. r>
^fliig zerrissen wurde. In der Mitte
lieses Kessels stand eine Thon-Urne mit Asche gefüllt, und diese umga)>en liegend 12 Stuck
ironce-Kelte. Der Kessel und die Urne wurden durch die Knechte ganz zer8t4>rt, die Kelte ver-
chleppt. Dem Conservator gelang es nur mit Muhe, zwei Kelten für das J^andesmuseum in
'zernowitz zu bekommen; selbe sind ganz gut erhalten, grün pattnirt, vom Schaftloch bis zur
>oheide 11 cm lang und die Schneide 57^ cm breit, mit kreis- und keilförmigen erhabenen
Streifen verziert.** (^Fig. 5).
1885. Jahresltericht, Seite 40.
{Fund^ auf der Hliboker Hochebene) „Conservator (iutter berichtete ferner
iber Fnnde, die in neuester Zeit \m Wama, Banilla und Sereth gemacht wurden, worubor
leschloflsen wurde, die Durchfuhrung systematischer (Grabungen auf der Hliboker Hochebene zu
nbventioniren.**
1885. Jahresbericht, Seite 64.
{Kirche zu Wolowetz,) „Conservator Gutter übersendete einen Bericht über die
lirche zu Wolowetz in der Bukowina. Oberbaurath Bergmann bezeichnete diese ICirche wegen
er Spuren von alter Bemalang als beachtenswert.''
Band 12. Notiz 2, Seite XXIV.
(Mänzfunde,) ^Conservator (lUtter in Sereth berichtete, dass im Jahre 1885 bei den
^ersciianzungen der Furstenburg in Suczawa viele altrumänische Silbermünzen und bei ]{a-
tlla römische Silbermunzen in grösserer .Anzahl gefunden wurden. Beide Funde wurden fast
jHDz verschleppt. **
I 1886. Band 12. Notiz 48, Seite X(^I1.
{(jutter,) „Am 8. Mai ist der Conservator Josef Kitter v (rutter zu Sereth gestorben."
1886. Jahresbericht, Seite 81.
(Archäologische mm. Gesellschaft) „T)ie (Jründung einer archäologischen runm-
fhen (iesellschaft in C/emowitz wurde zur Kenntnis «ler (^entral-Commission gebracht.'*
1886. Jahrcfibericht. Seite HO.
(KutiSt-Topografie,) . . .„endlich machte nurh der verstorbene Conservator v. (Jutter
h AusBendung von Fngebogen Vorl)ereitungen zur Materialsamtnlung für eine Kunst-Topo-
|»hie der Bukowina
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62 Aus den Mitthsilunosm dsb k. k. Cbmt&al-Commission.
1886. Jahresbericht, Seite 45.
(Funde in Ktsseleu und Gräberfeld bei Hliboka.) „Corwervator v. Outter
lej^te vor das Progranini für eine wissensohaft liehe Diirchforsnhiing <ler Bukowina nach prähisto-
rischen Denkmalen, worüber Dr. M ii c h an die Central-! 'ominiifeion befürworleDci referirte, femer
ul»er einen gHtoseren Fund von Thongefassen in Kisseleii und Qlier ein (iräberfeld auf der
Ii I i b o k e r Hochebene.''
1886. Jahresbericht. Seite 7<>.
{MirOHckirche in Suczawa.) ^ConKcrvator von O n tter machte auf den Verfall der
Kathe<lrale in Mirontz (Bukowina) anfmerkwiiii; eK wunle l>eHciilo88en, den ßauzuMtaiu! d\^ht>
Denkmalen durch ein Kacborgan erheben zu las-seii. ( 'on8er\'ator Laizner bericlilete in der
Folge ni>er diese Kirche und bezeiclmete sie als ein hochwichtiges («ebäude orientaÜHclier Bau
weise, worüber die Ceiitral-Commisston ulter Antrag des Baunithes HIavku beschlosM. den Krz
bischof von (V.ernowitz zu bitten, dieses Baudenkmal restauriren /.u hissen und wieder kirchlidten
Zwecken zuzuführen.**
1887. Band 1.% Notiz 120, Seite CLXXXV.
(Leichenfeld bei Kalinestie, lumuli hei Horodnik.) „Consenator Kl au» er
in Radu*itz hat an die (*entral-(>ommission berichtet, dass er l>ei K a 1 i n e s t i e l>ei (ielegenheir
einer Abgrabung ein regelmässig angelegtes Keichenfeld gefunden hat. Die Urnen liegen in
geraden Linien und in regelmässigen Zwischenräumen In einer el>en iu Anwesenheit d<fs Vvn-
servators in einer Tiefe von circa 7 Fuss ausgehobenen Frne fand man bei ihrem Zerfälle wir
Asche. Bei Horodnik (and derselbe fünf Tumuli ähnlich jenen zu Hliboka.**
1888. Jahresbericht. Seite r)5.
[Prähistorische Funde, lartaren Lager bei Hlinitza). „Conservator Romsiorfer
berichtete ül>er einige neuere prähistorische Funde iu der Bukowina und machte auf die sof
Tartaren- L.igerstätte l)ei Hlinitza aufmerksam. Ks wurde l^eschlossen. den genannten C'uiiserwtor
zu näherer l'ntersuchung der8ell>en zu veranlassen.'*
1888. Jahresliericht. Seite 103.
( Klosterkirche in Dragomirna,) „Conservator von Z a c h a r i e w i c z l*erichirtr
ul»er die Klosterkirche von Dragomirna in der Bukowina. Kefetent Baurath HIavka \*^
zeichnet die Klosterkirche Dragomirna als die gHtsste unter den Bukowiner Kirchen und als dir
einzige, welche ganz aus Werkstein ausgeführt wurde Derielbe fugte bei, d *S8 die Hukowiaer
Kirchen sowohl in ihrer Uesamrotheit als auch viele von ihnen für sich sellutt so Wel des Imer
essanten und Bedeutenden a ifweisen, was eines eingehenden und erschöpfenden Stadiums wertfc
ist, daher es sich empfehle, wenn die Central-Ckimmission ihre besondere Aufmerksamkeit dech
sellien zuwenden machte. Sie umfassen eine fast 300jährige, vorwiegend selltststiindi^ Kun^
thätigkeit. die, wenu auch aus dem Wesen des by/antinischen Styies und den rituellen Anfortlt»
Hingen der orientalischen Kirche hervorgegangen und von der abendländischen Fonnenbildiiu|
des Mittelalters angeregt, dennoch sowohl die Gesammtconstruction des inneren KirchenrauDd
als speciell die Entwicklung des Kuppelbaues und der Kuppelfonu einer derart selbststäodif^
Ausbildung zugeführt hatte, wie .Hell»e von keiner anderen Kunstepoche versucht wurde, nnd dil
daher auch als ein besonderes Verdienst dieser Kimstthätigkeit und aU eine hen-orra|rei»'il
Eigenthümlichkeit dieser Baudenkmale anerkannt werden mus.<< — Die Central-Comnii^-l
beschloss daher. Schritte zu thuu, damit durch geeignete Kräfte diese Buudenkmale aufgenomui«^
und archäologisch durchforscht werden.**
1888. Jahresl>ericht. Seite 104.
(Bausttjl der griech^-oricnt Kirchen; Gründung eines Museums) .Con*H
vator Romstorfer iu (Ver.iowit/. m.ichte die (/«»ntr.il-CJommission auf s;?ine.i an d.as k k l'l
terrichts-Ministerium geleiteten Bericht über den typischen Baustyl der gr.-or. Kirchen in M
Bukowina aufmerksam und hebt die Nothwendigkeit der (Gründung eines Museums für die W
kowina hervor.**
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Aus DEN MiTTHKILUNGEN DER K. K. CeNTEAL-CoMMISSION.
53
„Ein 8 t e i u-
zwischen der
ZJmm
iJ
i
1889. Band 15, Seite 32 und 33.
(Funde in der Bukowina.) Von Consenator C. A. Romstorf er.
I> e i 1 wurde im Vorjahre am rechten Pruthufer, fast an der C)herfläche liegend,
Kisenhahn- und Strassen! )rllcke bei Czernowitz von Arbeitern gelegentlicli
der Flusschotter-Gewinnung aufgefunden. Es ist ans einem sehr harten
Feuerstein gehauen und geschliffen, welcher dunkel- und licht-grau, ins
fepiabrann llbergehende Marmorirung zeigt, hat eine grösste Länge von
93 mm, eine obere Breite von 34, im unteren Drittel eine grösste Breite
von 47 mm, eine 45 mra breite Schneide, welche auf 3 mm convex
gestaltet ist, endlich eine grösste Stärke im Kern von 23 mm, an den
Seitenflächen von 17 mm. Die Schneide ist sehr scharf (Eigenthüraer
Herr Stadtingenieur Ludwig West in Czemowitzl.
Ein durch lochtes Steinbeil (Hammer). Es 1>e8teht aus
Diabas (Grunsteingruppe, meergrüner, nicht sehr harter Stein), ist an
seiner Oberfläche und namentlich im Innern seiner conischen Durch-
lochiing ziemlich glatt geschliflTen; die Schneide ist stumpf, zum Theil
schartig; die ovalförmige Hammerfläche ist rauh. Die Abschürfungen an
der Kante zwischen der Aushöhlung und der Oberfläche rühren von den
Bauern her, welche das Beil im Frühjahre 1885 in Jordanestie am Ufer
des Sereth nach einer UeberBchwemroung des letzteren gefunden haben.
Die grössten Dimensionen sind, und zwar die Länge 80. die Breite 42
und die Dicke 35 mm; das Loch hat einerseits 18, anderseits 22 mm
Durchmesser. Die etwas convex gestaltete Schneide ist 28 mm lang, die
Hammerfläche misst nach der Breite 20, nach der Dicke des Beiles
24 mm. (Rigenthümer Herr Kolakowski, Redacteur der Gazeta
polska in Czemowitz).
Das in Lutan bei Czemowitz 1887 bei der Fundirung einer
Freitreppe des Gutsbesitzei-s Bogdan von Bottuschan (etwa 15 Minuten
vom Pruth entfernt) aufgefundene F e u e r s t e i n b e i 1 ist 132 mm lang,
nach oben ziemlich spitz zulaufend; die Schneide ist merkwürdiger-
weise schräge gegen die Symmetrielinie gestellt und zeigt diesl>ezüglich
circa 10 mm. Sonst ist das Beil ziemlich roIi liearbeitet. Die scharfen Bruchkanten sind etwas
abgeschlifien : die Schneide ist an ihrer hinteren Seite abgenützt (Kigenthümerin Frau Bogdan
von Bottuschan, Gutsbesitzers-Gattin in Lu2an).
Nebige Abbildung stellt einen Silberschmuck, wahr-
scheinlich eine Partie Schläfenringe dar, welcher im Jahre 1H85 in
Malatinetz, Bezirk Kotzman, aufgefunden wurde. Der aus starkem
Draht gebildete offene Ring, dessen eines plattf^odrücktes Ende eine
Durchlochung besitzt und dessen zweites Ende )ilatt geschlagen und
spiralförmig aufgewunden ist, ebenfalls eine kleine Durchlochung bil-
dend, trägt die Verzierung, welche der Hauptsache nach aus einzelnen
Blüthen besteht, die derart aneinander gereiht snid, dass sie eine
Kugelform bilden. Jede derselben (von denen noch vier vorhanden,
drei jedoch weggebrochen sind) besitzt in der Mitte eine aus kleinen
Kügelchen bestehende Pyramide, während die Blätter aus plattge-
drückten aus Drahtwindungen erzeugten Rohrstückchen bestehen. Letztere, nebst dünnen spiral-
fr^rraig gewundenen Drähten, femer Reihen aus Kügelchen darüber, bilden die weiteren Verzie-
rungen. Insbesondere ist ein Theil der Ringscheibe noch mit besagten RohrstUckchen bienen-
zellenartig ausgefüllt, von denen ebenfalls ein Theil weggebrochen ist. (Eigenthümerin wie
früher).
Funde aus Hlinitza, am Pruth: Nachdem Bauern schon seit Jahren auf dem
Miserdziw z.amki bei Hlinitza Gefäßscherben, Waffentheile etc. gefunden hatten, welche der dor-
tige Gutsherr Alezander von Flondor erwarb und gross tenth ei Is wieder weiter verschenkte, Hess
Herr Oberst von Seraczin durch die Regiments-Pionnier-Ahtheilung unter Leitung des Herrn
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Fig. 6.
eine Abweichung von
54 AVB DEN MlTTHEILUNGBN DER K. K. CeNTBAL-OoMMISSION.
Oberlieiitenants Knizlewski im Vorjahre und heuer Grabungen veranstalten, welche zahlreich
Funde zu Tage f«»rderten, von denen der Herr ()l>erst mir einen Theil üherliess.
In dem dort befindlichen Walle befanden sieh in der Tiefe von 0*5 m von der ÜusseivB
Seite Kohle und Asche in einer etwa 20 cm dicken Schichte ; an einer anderen Stelle zeigten >iv*l
an der äusseren Seite von oben bis zu einer Tiefe von 0 s m Ziegel, (?) hierauf Thon ; in der
Tiefe von 1*5 m Asche, Kohle und Steine.
Ich begab mich an Ort und Stelle und fand selbst eine große Zahl von Scherben, dans
Kohlen u. dgl. im Innern der aufgeschütteten Dämme.
Im Inneren des umwallten Raumes wurden in der Tiefe von Xb bis TS m gefunden
Scherben von verschiedenen (iefässen etc., u. zwar:
a) Theile von mit der Hand geformten Töpfen aus verschiedenen Thon- und Tegel-liattungea.
mehr oder weniger ausgebrannt.
b) Theile von mit der Hand sehr roh geformten gr<»sseren, an.«*cheinend flachen, viellekit
rechteckigen IwefiLsseu mit verticalen niederen Wänden; vielleicht auch Ofent heile mit
bis zu drei und mehr Zentimeter Dicke, im Kern fast schwarz scheinende feste EnW
zeigend, die Oberflä^^he theilweise mit in Keihen stehenden Fingerspitzen- Eindröekrfi
versehen.
c; Theile von auf der Drehscheibe erzeugten (lefässen, deren Wände im Innern fest liafl
und zumeist blauschwans sind, oberflächlich mehr oder weniger die Ziegelfarbe xeigct
und mit in Parallelkreisen, in Wellen- oder Zickzacklinien laufenden einfachen oder
mehrfachen Riffen ver/.iert sind, welche mit einem kammartigen Instnimente enenp
wurden.
Z i e g e 1 b r 0 c k e n (?) oder Theile von vielleicht in der Nähe einer Feuerstelle dcp^
nirt gewesenem Thon, wahrscheinlich Wandbewurf der Hütten, sowie gel>rannte Stucke ^"^
Sandstein u. dgl.
F e u e r s t e i n s t ü c k c h e n , fasst weiss, theilweise blaugrau marmorirt. Ebenda faul
man in der Tiefe von 0'5 m :
Verkohlten Weizen, zum Theile zu grr»s.seren Klümpchen zu.samraengelitekfa;
darunter ein Stuck, welches merkwürdigerweise aus Weizen und einer porösen Thonart geniiM'bt
besteht und ausgebrannt ist.
Ein Eisen stück, der Form nach das obere Mun<!stUck einer Säbelscheide, aus en«3
zwei Millimeter starkem Eisenblech erzeugt. Die grösste liebte Breite beträgt an der <Witr
seije 18, an der rnterseite nur 15 mm. Die Querplatte, welche das 38 mm lange, <». I>ei>
hungsweise 27» n»m breite Loch zum Durchstecken der Klinge enthält, liegt schräg im oval*^e
16 mm hohen King. Das Stück ist schon sehr stark vom Rost zerfressen.
Vor mehreren Jahren halten Hauern etwa 500 Schritte von den Wällen entfernt in eine?
Schlucht ein sammt Griff 40 cm langes, nun stark vom Kost zerfressenes Messer aufgefnndtr
Der Kücken ist gerade, vorn hat es eine Längsverstärkung, dann einen Lappen, welcher ei*i*
gegen die Schneide zu gekehrt ist (auf der Rückseite scheint ein ähnlicher Lappen abgebrock"
zu sein).
Am (iriff sind drei, theilweise noch vorstehende Nägel angebracht, welche zur Befe^'
gung der Heftschalen dienten.
In grösserer Zahl wurden in der Bukowina Bronce-Kelte gefunden. Eines, ^r
Hohlkelt wurde vor etwa drei Jahren von einem Bauer an dem nordöstlichen Abhänge di^
Bergrückens l'ropasna bei Hlinica unfern der IJmwallung ausgeackert. Die Oberfläche if^f
ziemlich viele gegen 1 mm starke Foren (blasig) und trägt eine dicke Grünspanschichte, v.'i'\c^
nach dem .Vuffinden theilweise weggekratzt wurde. Im Mittelschnitt ergibt sich äusserlich fi»
so ziemlich regelmässiges Sechseck. An der Seite zeigen sich die Reste eines Oehr«. An x»f*
Stellen hat es Längsrisse. Die Wandstärke beträgt etwa 1 mm. (Eigenthümer : Oberst Seraco»'
Im \'orjahre fand Herr Oberlieutenant Kruzlewski im Verein mit Herrn Alexander '^
Flondor in der Nähe des Walles von Hlinitza etwa 14 Bruchstücke von Ringen, wovon vier*'
ziemlich zu einem ganzen Ring passen. Die Oberfläche ist sehr glatt und schön gleichmäsai
grün, in einer Weise, als wäre dieselbe mit einer emailartigen Schichte überzogen. Der Ton «»«^
Farbe ist etwas dumpfer, als es reiner (irünspan ist, welcher sich unter der Oberfläche i^'^f
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Aus DEN MiTTHEILUNOEN DER K. K. CeNTRAL-CoMMISSION. 55
Der Durchmesser beträgt etwa 10 cm; die grösste Breite 12, die kleinste 6 mm: die Stärke
iVt nim. Die übrigeD, etwa 10 Theile sind kürzer und scheinen einem zweiten Kinge angehört
zu haben (Eigenthumer derselbe).
Der Fundort Hlinitza, Ijeziehungsweise der Miserdziw zaniki. welcher gegenwärtig einen
hübschen etwa 60jährigen Buchenwald trägt, scheint dereinst ein befestigter Punkt oder ein ver-
schanztes Lager gewesen zu sein (sogenanntes Tartarenlager).**
1889. Band 15, Notiz 36, Seite 54 und 55.
{Fandbericht. Fortsetzung ^ Von Conservator ('. A. Romstorf er. „An weiteren
Objecten wurden dem Berichterstatter von Herrn k k. Hofrath Dr. A. Hammer, beziehungs-
weise vom Stadtffirster T. v. Z v c z y n s k i behufs eventueller Einverleibung in das hier zu
grundende historische Museum die nachstehenden Pfunde übergeben.
1. Gelegentlich der Grabung der Fundamente eines Maierhofes in Kotzman fand man
vor etwa zehn Jahren :
a) Zwei Stück Kinge, genau von derselben Form und Arbeit (Silberfiligran), wie der, welcher
wie der oberwähnte Silberschmuck als slavischer Schläfenring gedeutet wurde. Die Stücke
sind jedoch sehr arg beschädigt, mit Grünspan überzogen und ist der den Ring schliessende
halbkreisf<>rmige Draht bei beiden Stücken weggebrochen.
b) Messing- (oder Bronce-) Hlechverzierung, gefunden auf der Stirne des Gerippes, wahr-
scheinlich seinerzeit an der Kopfbedeckung befestigt gewesen. Auf dem dünnen quadra-
tis(*hen mit vier Ijöchern an den Ecken und roh eingedrückten Ornamenten versehenen
2 Vi cm grossen riättchen sitzen melonenf^^rmig geritt'te Halbkugeln mit Draht^sen, an
welchen blattförmig ausgeschnittene Plättchen hängen, welche einerseits geradlinig eingra-
virte Kippen und Strichelchen tragen. Die Drahtösen dienen gleichzeitig zur Befestigung
der Halbkugeln.
c> Kugeln. H mm im Durchmesser aus dünnem Messing- oder Hronceblech, wie ersichtlich,
aus zwei gepessten Halbkugeln zusammengelöthet. .\n ihrer Oberseite tragen sie eine Oese,
mit welcher sie wahrscheinlich an eine Schnur angefosst wurden, während auf der ent-
gegensetzten Seite eine aus vier hirsegrossen Kügelchen bestehende Pyramide aufgelöthet
ist. welche lebhaft an die auf dem unter ai erwähnten Silberschmnck angebrachten, zumeist
aus 10 Rügelchen bestehenden kleinen Pyramiden erinnert. Von derartigen Kugeln sind
vorhanden: acht ganze und fünf halbe; sie sind mit einer verhältnissmässig starken Grün-
spanschichte überzogen und grcisstentheils beschädigt.
Von den Bewohnern Kotzmans erinnert sicli Niemand, dass an der Fundstelle, wo die
erwähnten Gegenstände mit Menschengebeinen und Zähnen ausgegraben wurden, je eine Begräb-
nisstätte gewesen wäre; es scheint demnach, dass die (Gegenstände von einem Krieger herrühren,
welcher hier sein zufälliges Utah fand.
2. Die Lanzenspitz** von 27 cm Gesammtlänge (die eigentliche Spitze 8 cm lang, 27 mm
breit', mit einem an der Unterseite im Lichten 3 cm weiten Schaft zum Aufstecken und Befe-
stigen an die I>anzenstange, endlich einem angeschmiedeten Ohr, ist aus einem quadratischen
Ktabe gebildet und verräth eine ziemlich rohe Arbeit. Sie ist schon sehr stark vom Koste an-
ijegrifTen, der Schaft speciell an einigen Stellen bereits durchgefressen. Dieser Gegenstand wurde
ror etwa 15 Jahren auf der Anhöhe Horodestie (bei Staneslie am Czeremoszi, woselbst ein ver-
^hanzte« Lager gewesen sein soll, in dem Abstürze, der sich bei einem W'jisserriss bildete, gefunden
jnd zeigt** sich derselbe in einer Tiefe von fast 3 m unter dem Terrain.** (Fig. 6 auf Seite 53).
1889. Band 15, Notiz IGO, Seite 215.
{Kirche, in BadeutZ,) ^Conservator Klauser und Pfarrer Tomini haben an die
[^entral-C'ommission einen längeren Bericht gerichtet über die Kirche in Badeutz, gelegen im
Kluasthale der Saczawa auf einem Hügel des rechten Ufere des Suczawitzabaches, der sich
jnweit davon in den erstbenannten Fluss ergiesst Kaum wie an einer anderen Pfarrkirche hat
*ich an dieser der alterthümliche Charakter erhalten. Ihre (iründung fällt in das Jahr 1487, wie
rfne Unk» oberhalb der Kirchenthür befindliche Inschrift erzählt. Anderseits wird das Jahr 1481
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56 Aus den Mittheilünobn der k. k. Cbntbal-Commission.
angenommen. Die Kirche von welcher die Figur deren Gnindriss veranflchaulicht. hat one
Länge von 24 m bei 9'05 m Breite. 8ie ist in Kreuzform gebaut, mit Steinplatten gepflastert,
hat kleine bogenformigf
vergitterte Fenster mit
Steingewänden. Dielko-
noBtasis steht in der Höbe
und Breite bis zu den
Mauern reichend
zwischen Altarrauni ond
Schiff. Die Kirche war
bis 1790 sowohl iio In
nem als aoch an den
Aussenwänden reich be-
malt. Als jedoch danak
einige bauliche Repan-
turen nothwendig win-
den, hat man Alles über-
tüncht. Die Kirche battf
früher vier Thörme, damals wurden drei davon beseitigt, nur der grosse ist geblieben, aber
in einen ganz unpassenden Dachstuhl eingezwängt worden. Leider ist der Bau im Laufe der
Zeiten und durch menschlichen Unverstand stark schadhaft geworden, doch ist zu hoffen, da»
durch eine zweckmässige Restaurirung ihr Bestand weiter gesichert bleibt. Im Jahre 1^*
ging man daran, die verdeckten Fresken allmälig wieder ans Tageslicht zu bringen ; die Fresken
des Altarrauraes sind ganz deutlich geblieben, weniger in der dortigen Wölbung. Die Bilder
gruppiren sich in drei Reihen, zwischen der ersten und zweiten Reihe ein gemustertes Band. In
der untersten Reihe acht Figuren, die heiligen Väter vorstellend, in der zweiten Reihe di?
Abendmahl und die Fusswaschung, in der dritten Reihe Cherube. Im Schiffe (Männerabtheüung
ebenfalls noch gut erhaltene Bilder. Wir sehen gegen Westen links beim Eingange das Bildnii^
des Stifters Stephan des Grossen mit der Familie. Dersell»e hält das Bild der Kirche auf seiner
Hand, es dem hl. Procop reichend, der gegen Christus — dieser auf einem Throne sitaend -
weiset. Femer die Kreuzigung, Christus vor dem hohen Prieser, die Kreuzabnahme. In der
Reihe darüber den Tod Mariens, die Verklärung Christi, manche Darstellungen sind nicht mehr
bestimmbar, (gegen Süden) die Bildnisse der heil. Märtyrer, die Mutter Gottes mit dem Kinde,
die Grabtragung und Grablegung ('hristi, die Gefangennahme u. s. w. In der Weiberabtheilanf
kommen die Wandbemalungen ebenfalls ziemlich gut erhalten wieder zum Vorschein ; hier
findet sich auch die dreireihige Anordnung. Die meisten Bilder beziehen sich auf den hL Pro-
copius. An der Aussenseitc sind die Bilder durch die Kalktünche unwiderbringlich zerstört.'
1889. Band 15. Notiz 239, Seite 277.
(Das Kloster Suczawiiza,) „Unter den Klöstern in der Bukowina ist, wie Conser-
vator K 1 a u s e r berichtet, das in Suczawitza unstreitig das schönste. Es liegt am Fasse der
Karpathen in einem Seitenthale des grossen Suczawathales. Cnmittelbar hinter dem Kloster erbet4
sich der Furcoi, von welchem man nach Nordost eiue herrliche Fermsicht geniessen uid da*
ganze Suczawathal bis weit über Radautz hinaus überblicken kann, während man nach
Süden die au&teigenden Karpathen, wundervoll bewaldet, wie ein wogendes Meer ^c^
sich hat.
Auf diesem herrlichen Punkte haben die fürstlichen Mitglieder der Familie Mogila X^*^
das Kloster gegründet, die Hauptkirche und die Klostergebäude erbauen und mit festungsartifTO
Umfassungsmauern umgeben lassen.
Die Klostergebäude sind in architektonischer Beziehung unbedeutend und machen nur
durch ihr reinliches und schmuckes Aussehen, das sie der Fürsorge des jetzigen Kloaterrorisle-
hers Herrn Archimandriten Philippowicz zu verdanken haben, einen recht freundlichen Eindroek.
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Aus DEN MlTTHBlLUNOEN DER K. K. CENTRAL COUUISSION.
57
Desto interessanter aber ist die Hauptkirche. Diese ist in einem, den alten Kirchen der Biiko'
wina ganz eigenthüniUchen, aus dem byzantinischen Style hervorgegangenen Baustyle in Form
eines Langhauses erbaut. Der ne-
benstehende vom Herrn Prof. E,
Maximowicz verfasste Grund-
riss versinnbildlicht dieselbe deut-
lich. Die am nördlichen und süd-
lichen Ende der Kirche angebauten
Eingangshallen stammen offenbar
aas späterer Zeit. (Jeher dem Naos
der Kirche erhebt sich der Kirchen-
thurm, der aus dem Tambour und
den Laternen besteht, in welcher
die zur Beleuchtung des Innen-
raumes nothwendigen Fenster an-
gebracht sind.
Von Aussen ist die ganze
Kirche mit Fresken überdeckt,
welche bis auf einen kleinen Theil
noch ganz gut erhalten sind, über
deren Wesen wir in der Folge
Näheres bringen wollen.
Im Inneren der Kirche beßn-
den sich unter Anderem die Grä-
ber des Stifters des Klosters und
dessen Schwester. Von den einst-
maligen Kirchenschätzen sind nur
mehr wenige erhalten Hervorzu-
heben sind handschriftliche Evan-
gelien-Bücher, geziert mit Minia-
turen, die einen bedeutenden Kunst-
werth haben, Opfer und Rauch -
gefässe aus edlem Metall, gestickte
Messgewänder und Oelgemalde, in
russischer Manier mit Gold- und
Silberfiligran-Arl^eit umgeben.**
1889. Jahresbericht, Seite 38.
{Landefmuseum,) „Conser-
vator Romstorfer berichtet
über das hoffentliche Zustande-
kommen eine» historischen I^an- Fig. 9,
desmnseums in Czenmwitz. Referent Dr. 1 1 g findet die Umstände für das (Zustandekommen
einer solchen Institution günstig und einer Unterstützung seitens der Central-Commission werth.*
1889. Jahresbericht, Seite 43.
{Archäologische Karte für die Bukowina.) „Anlässlich eines Berichtes des Con-
servators Romstorfer über Funde in der Bukowina hatte Referent Dr. Much Gelegenheit,
sich auch über die beabsichtigte Anfertigung einer archäologischen Karte für dieses Kronland
auszusprechen. Seine Anschauung geht dahin, dass die Aufnahme von archäologischen Funden
»Her Art und aller Zeiten in einer Karte bei der noch wenig durchforschten Bukowina angehen
mag, und dass deshalb die beabsichtigte Karte als ein verdienstvoller Anfang bezeichnet werden
kann; sonst wäre eine derartige Anhäufung nicht empfehlenswert, da sich die Wissenschaft für
die Anlage von Fundkarten nach den einzelnen Fundgegenstandsarten und mit Rücksicht auf
gewisse Zeitperioden wiederholt ausgesprochen hat."*
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;-)«
Aü8 DEN MlTTHEILÜNGEN DER K. K. CENTEAL-CoMiaSSION.
1889. Jahresbericht, Seite 110.
(Suczawitza, Badetttz, Warna und Suczawa.) „Conser\ator Klauser berichtet«
über die Kirche zu Suczawitza. über die Kirche zu Badentz und über das sogenannte TarUnen-
Denkmal bei Warna in der Bukowina. Correspondent Schmidt erstattete einen Bericht öb^r
Suczawa und dessen Denkmale. "^
1890. Band 16, Seite 47.
(Typus der Klosterkirchen in der Bukowina), von Conservator C. A. Rom
ötorfer. (Mit einer Tafel).
1890. Band 16, Seite 51.
(Zahasfria bei Putna und Wolowetz ) „im lieblichen Putnathale. vom gleichw
migen Kloster aufwärts in einer Entfernung von etwa dreiviertel Stunden, Hegt auf sanft ^r
neigtem Wiesenplane die einsame Ruine eines Kirchleins. Unzweifelhaft hat es einem ehema-
ligen Kloster angehört, das hier beMtand noch bevor Putna (1481) gegründet wurde. Von fem
bemerkt man kaum einiges Steingerölle, da« zwischen hohem dichten Buschwerk durch'schimniert.
rund um die Kuine und auf dem Gemäuer hat dieses längst Wur/el gefasst. Keine Sage. k«K
Aufzeichnung meldet Ober die Vergangeobni
dieses kleinen Denkmals, da« trotzdem kaon
bis hinter das 13. .Jahrhundert zurüokreicb'^i
dürfte. In nebenstehender Figur (Fig. 1*'
erscheint der Grundris (Vsoo "*^- ^''' ^^
zeichnet. Das Kirchlein hat die tj^-pische .Be-
lage der moldauischen Gotteshäuser uüt H*=b
drei nischenfJirmigen .\psiden und fehlt s^N
das kleine Kämmerchen mit dem Glulhen^
und dem Fensterschlitz im Gadem nicht
Eine kleine Vorhalle vermittelt den Eingan?
während ein zweiter Dop|)elraum daneben w
Wohnzwecken gedient haben mag. — Di-
Mauerwerk ist in Bruchstein au.sgeführt; nacb
aussen hin sieht man noch Reste derStrri'f-
pfeiler und der Blend-Arcaden, wie dies \^
berührten Stvle ebenfalls typisch vorkoninii
Der Anlauf der Halbkuppel ist durch eine
Schiuir Ziegel in Rohbau gebildet, welcW
nach Skizze A diagonal lagern, ein Motiv.
das ebenfalls an älteren Kirchenbauten häußs
^*^%' l^^- gefunden wird. Nel)en dem Kirchlein ist ^
Wölbung eines unterirdischen Gemaches bemerkbar.
Wolowetz. Am Fusse der Hügelkette, welche die Wasserscheide zwischen dem J^'--
czawitza- und Solkathale l>ildet, und etwa eine Wegstunde von Radautz entfernt, liegt das »M
2-200 Einwohner zählende Dorf Woloweu
Vor Zeiten hatte hier ein Kloster bestan«!'^
Der Sage nach stiftete der Woiwode l*ra
gosch. der Begründer des moldauische
Fürstenlhiims, Anfang des 14. Jahrhun-
derts, die hölzerne, später nach Putna fih^'-
tragene Klosterkirche. Der Sehern atisni'i>
der Bukowiner gr.-or. Archiepiscopal-lHoct'^
erwähnt dieser aus weichem Materiah' ^f
richteten, im Pfarrdorfe Putna betindliclw "^
Fig. 11. Kirche als 1346 in Wolowetz von Dragox;'-
erbaut, 1468 vom Fürsten Stephan «It*
Grossen nach Putna übertragen, 1871 gründlich reparirt. Kach Urekoa soll sie zu dessen ZeS
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ADS DEN MlTTBBILUNOEN DEE K. K. CeNTBAL-CoMMISSION.
59
noch in ihrer nrsprilngHcheu Form bestanden haben. Derart wäre das erwähnte Kirchlein das
älteste Handcuknml der Bukowina. An Stelle dieser hölzernen Kirche hat nnn der Woewode
Stephan der (»ros>4e in den Jahren löOO bis 1502 die jetzt bestehende gemauerte Kirche her-
gestellt, wie die aussen an der Kirche, links neben der Eingangsthüre befindliche Steinplatte
l>ezeugt, deren kirchenslavische Inschrift nach W i c k e n h a u s e r lautet:
„Der gottesfürchtige christusliebende Jo. Stephan Woew., von Gottes (>naden Hos-
podar des Moldauischen Landes, Sohn des Woewoden Hogdan, mit seiner Ehe-
gemahlin Maria, Tochter Haduls des Woewoden und seinem vielgeliebten Sohne
Uogdan, hat diese Kirche im Namen der Erhöhung des verehrten und lebengebenden
Kreuzes erbaut. Angefangen im Jahre 7008 (15Ü0) und beendet 7010 (1502) im
40. und im laufenden 6. Jahre seiner Herrschaft im Monat Sept. 4 "
Der Sage nach wurde in Wolowetz der Woewode Dragosch begraben. In der jetzt beste-
henden Kirche ist jedoch, wie mir W'ickenhauscr mittheilt, nach seinen mit dem dortigen Pfarrer Pro-
topr. C'onst Tarangul unternommenen Nachforschungen von einem Grabmal keine Spur zu finden.
In der Grund rissanlage (Fig. 11) unterscheidet sich die Kirche wesentlich von den Übrigen
Kirchen jener Zeit durch den Mangel der segment- oder halbkreisförmigen Seitenapsiden und
der Art der Einwölbung. Selbst wenn diese letztere nicht die ursprüngliche sein sollte, so ist
die heutige Form durch die (iestalt des Grundrisses mehr oder weniger bedingt, und es scheint,
dass die Kirche, selbst nicht in der
Vierung eine Kuppelwölbung be-
sessen habe. Die Vorhalle oder
der Weiberstand ist gleich dem
Männerstand mit einer von star-
ken Gurten getragenen halbkreis-
f;)rraigen Tonne, die Apside jedoch
mittelst Halbkuppel üiierdeckt. In
der Thurleibung bei S liegen zwei
Stufen, welche nach abwärts, vor
der Ikonostase I bei Sj zwei Stu-
fen, welche nach aufwärts führen,
derart, dass der Männerstand ge-
genüber dem Weiberstande nnd
dem Altarraura um etwa .-JO cm vertieft erscheint. In letzterem, und zwar an der Süd-
\\and, befindet sich das kleine typische Kämmerchen D, das sogenannte Diaconarium zum Auf-
bewahren der heiligen Messgefässe, mit einer Ilerdnische zur Unterhaltung von (ilut, endlich
einem Fensterchen.
Nur ^-ier kleine Fenster erhellen das Innere, das nun weiss getüncht ist und nur ^och im
Tvmpanon der Thüre S gegen die Vorhalle zu ein älteres Freskenbild zeigt. Ebenso erscheinen
die Aussenwände. welche, im Gegensätze zu den star-
ken Strebepfeilern, keinen Sockelvor-tprung. dagegen
einen aus. kleinen Nischen bestehenden Fries besitzen,
weiss (Fig. 12). Das hohe Schindeldach ist merkwür-
digerweise an der westlichen Giebel wand ebenfalls, wie
an der Ostseite ül»er der Apside halbrund gebildet. Wie
fast alle Kirchen, umgibt auch diese der Friedhof, aus
welchem nebenstehende Figur ein charakteristisches stei-
nernes Grabdenkmal zeigt, das auf der tiscbartigen Fläche
die zugehörigen Inschriften enthält (Fig. 13).
Nach einer mir von Herrn Oli nski-Glinescu freundlichst zur Verfugung gestellten
auszugsweisen l.'ebersetzung des im „Liberaluh (Nr. 4 bis ö. Ja.ssy 18HC) von Titus H. (' o-
M t i n e a n veröffentlichten Artikels über Dragosu Voda hätte, wie alte Leute berichten, zu
i^iten ihrer (irosseltern ein Hirt im Walde das (iemäuer der in Vergessenheit gerathenen Kirche
aufgefunden. Durch die Witterung hatte die Kirche arg gelitten, welche weder ein Dach, noch
im Innern eine Ikonostase oder Bilder besass, und daraufhin vollständig renovirt wurde.
Fig. 12.
Fig. 13.
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00
Aus DEN MlTTHEILÜNGEN DER K. K CENTRAL CoMMISSION.
1890. Band 16, Notiz 6, Seite 69.
(Fiiflde in der Bukowina,) „im AnKchlusse an den im Jahrgang 1889 der Mit
tlieiliingen enthaltenen gleichnamigen Aufsati und der Notiz 30 «ei es gestatttet ülier weiirff
interessante, noch nicht liekannt gemachte Funde zu ))erichten.
1. Ein gro8Her Thcil eine« PanzerhemdeH . aus circa 12 rani grower.
2 mm dicken Ringen geflochten, wurde im Jahre 1883 an den Ufern dr»
('ibou-Baches l)ei Kirlibaha gefunden. Vielfach noch gut erhalten, sind jedoefe
einige Theile defisellien mit dem thonigen Erdreiche \*ei starker HoscbilduDg ts
festen Klumpen zusammengesintert liegierungsrath J. Kochanowski üljer-
gah es dem Schreiber dieses für die im Entstehen begriffene archäologiseiir
Sammlung in CzernowitK
2. Vier kleine Stücke von Panzerhemden, welche ganz gi«c^
wie das sub 1 be8chriel>ene gearl>eitet sind, aber aus 8 — 12 mm grosReu, I bis
2 mm starken Ringen bestehen, wurden vor einigen Jahren in Capu dlmpulci.
Bezirk Gurahumoni, beziehungsweise in Fundul-Moldovei, Bezirk Kimpolu&c
gefunden (Eigenthumer: der rumänische archäologische Verein in Czernowitz .
3. Ein Schwert (Fig. 14) wurde im Jahre 1852 Iwi Czemowitz m
Pruthflusse gefunden. Es ist zweihändig, sammt Griff 129 cm lang, die mh
Blutrinne versehene, oben 5 cm breite Klinge allein hat eine Länge von lOSoc
Die gerade Parirstange, zum Theile rund l>earbeitet, ist 17 cm lang, der iRck
einer Kugel nähernde Knopf hat 5 cm im Durchmesser. Der Griff, aus eines
7s cm dicken, oben 1'8, unten 2 cm breiten Flacheisen bestehend, zeigt d«Gi-
lich eine, wahrscheinlich durch einen Hieb l>eigebrachte Einbiegung. Di^
Klinge ziert einerseits ein mit dünnem Messingdraht eingelegtes, mit der SpiUr
nach abwürtb stehendes kleines Dreieck zunächst der Querstange und etwa»
tiefer, parallel mit der Blutrinne laufend, eine Zeichnung, welclie aU eir
Wappenlhier (springendes Einhorn?/ gedeutet werden kann *)
4. Ein ähnlichcH zweischneidiges Schwert, jedoch ohne nadi-
weisbare Verzierungen und nur 10^< cm lang, leichter gearbeitet und mit fUeh«-
aohteckigen Knopfe versehen, wurde im Jahre 188(5 im Walde zu Pojana Mi-
culi nel)en (Jura Humorului gefunden. (Eigenthumer: der rumäuische arch^y-
logische Verein in Czernowitz.
5 Eisernes Beil (Fig. 151.
breitbeilarlig, jedoch verhäUni»
massig sehr gross, 36 cm lang, am
Schaft 5 cm, in der Schneide Sl» cm
breit, mit 28 cm langem, 4 cm
breitem Schafte, schon sehr \^r
rostet, wurde vor mehreren Jahrer.
in Uogoszestie, Bezirk Sereth g*"
funden. (Eigenthumer derselbe.)
Fig. 15.
6. Silberschmuck, genau die gleiche Arbeit. Form und C>rösse, wie der im Jahr-
gange 1889, beschriebene und abgebildete, im Jahi-e 1S87 in Wilswce, Bezirk Wiinilz, aus|^
ackert. (Eigenthumer derselbe; siehe Seite 53.)
7. Zwei Pfeilspitzen aus Bronce dreischneidig, 3*/« und 4 cm lang, ausgeackert im
Jahre 1886 in Satuimare, Bezirk Radautz, bei einer alten Schanze, femer 2 Stück aneinaixl^
14.
*) Herr (,'orrespondent F. A. W ickeuhauser, dermaliger Besitzer des Schwertes, hat
über Ersuchen des (iefertlgten eine HusfQhrliche historische Skizze geliefert. Wann, wie und durch
wen dieses Schwert in das Flu8.>*beet gekommen, erzählt weder eine Sage, noch eine l'rkuiide:
durch das Zusammentreffen der Umstände lä.H.st sich jedtich mit grosser Wahrscheinlichkeit
sagen, dass das in Rede stehende Schlachisvdiwert einem Ritter des deutschen Ordens, etwa ud.
das Jahr 1497, angehört hal>e.
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Aus den MlTTHEILVNGEN DEB K. K. CENTBAL-CoifUISSION.
61
geschmolzene von derselben Grösse, nur zweischneidig, und 2 Klumpen dreischneidige, ganz
siiiMimmeu geschmolzene Pfeilspitzen. (Fig. 16, Eigenthümer derselbe).
8. Lanzenspitze, aus Broncc, zweischneidig, sehr schön grün patinirt, sararat Schaft-
hul»e 14 Vi cra lang, letztere drei Durchlochnngen zeigend, wovon die dritte wohl nur durch
^'e^^ostung entstanden, grösste Breite 3 cm, gefunden vor mehreren Jahren in
Sekuriczeny, Bezirk Suczawa, gelegentlich eines Hausbaues. (EigenthGmer
derselbe).
9. Drei Aexte, und zwar eine Feuerstein-Axt ohne Durchioc hu ng, eine
Axt aus hartem dunklen Stein mit einer Durchlochung und eine solche aus ganz
lichtem Stein, 8 cm lang, ebenfalls mit einer Durchlochung, .sämmtlich gefunden
im Walde zu Pojana Miculi, Bezirk Gurahumora, im Jahre 1886. (Eigenthümer
derselbe). Fig. 16.
10. Ein besondere grosses Bronce'-Kelt (Fig. 17) und ein sehr hübscher Bronce-
R i n g wurden vor etwa 10 Jahren in der Bukowina gefunden. Ersteres zeigt nach beistehender
Skizze eine sehr hübsche erhabene Zeichnung, besitzt eine Länge von
13'3. eine obere Breite von 3*8, eine untere Breite von 4*6 cm, endlich
eine Dicke im Bauch von rund 3 cm. — Der Bronze-King ist ebenso
wie das Beil sehr gut erhalten, hat einen äusseren Durchmesser von
S'4 bis *,) cm, eine Stärke von 4 bis 15 mm und besitzt ein sehr reines
eingravirtes Muster. (Eigenthümer: Herr k. k. Üniversitäls-Professor
I>r. Johann W r o b e 1).
11. Im Vorjahre wurden gelegentlich der AnpBanzung des un-
mittelbar an die erzbischöfliche Residenz schliessenden kahlen soge-
nannten Domnik- oder Bischofs-Berges in C'/emowitz namhafte Erd-
arbeiten nothwendig, insbesondere grub man die Kuppe behufs Herstel-
lung eines Plateau stellenweise bis auf nahezu 2 m ab. Dieser Hügel
beherrscht ein weites Stück der Pruth-Ebene. die nördlichen Höhen und
<1as enge Thal des Klokuczka-Baches mit seinen kleinen Zuflüssen und
.scheint sohin strategisch wichtig. Vor vielen Jahren soll einmal in den
an seinem Fusse liegenden Ziegeleien Goldschmuck gefunden worden
worden sein. — Der unterzeichnete Conservator setzte sich nun mit den
oberwähnte Arbeiten au.'tführenden Stadt-Ingenieur L. West und Stadt-
gärtner A. P i o t r o w s k i in Verbindung und besichtigte oft die einzelnen
Erdabhebungen. Ausser einem regelrecht hergestellten Grabe, das in fast
2 ra Tiefe ein vermodertes Skelet, wohl aus Jüngster Zeit stammend,
enthielt, wurden jedoch keinerlei Fundobjecte entdeckt und zeigte sich
eine« ehemaligen Baumwuchses. (Romstorfer). **
Fig. 17.
auch kaum die Spur
1890. Band 16, Notiz 18, Seite 77.
{Messingschild,) „Conservator Carl A. Komstorfer berichtete, dass anlässlich der
Ausbesserung eines Waldweges im Ostrathaie mehrere Lan-
zonspitzen und zwei gleiche in nebenstehender Abbildung (Fig. 18)
im Viertel der natürlichen Grösse wiedergegel)€ne Messingschild-
chen gefunden wurden. Die Messingplatte ist 37« mm dick, laub-
üägenartig ausgeschnitten und nachträglich etwa.n zugefeilt und ge-
putzt. Auf der Rückseite ist ein keilfc^rmiger Ansatz zum Be-
festigen dieses Schildchens aneinen anderen Gegenstand. Die
I>arstellung ist eine Wiedergabe des Moldauischen Wappens."
1890. Band 16, Notiz 57, Seite 133.
{Schwert ttnd Steinbeil.) „wie Coi.servator Klaus er
herichlet, wurde in der Nähe von Suczawa gelegentlich des
PBügens da« in Fig. 19 abgebildete Schwert und auf den Feldern
^W^
Fig. 18.
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62
Aus DEN MlTTHEIJiUNGEN DBB K. K. CeN TB AL-CoU MISSION.
bei .1 a 8 1 o w e t % (Kadautz) ein 1 1 cm langes Steinbeil gefunden nebet mehreren SilbenDunxen
(Philipp I\'.). Was das Sehwert anbelangt, so l>esit/t e*», dem fachmännischen Urtheile dt>
k. k. Custns Boeheini zufolge, vollständig die sogenannt?
gothische Form deutscher Reiterschwerter des 14. bis 1,"». Jahr
hiinderts. Die (iefässreste. namentlich die lange Parirstange
deuten mehr nach der älteren Zeit. Die Klinge scheint einer
italieniscben Werkstätte zu entstammen. **
1890. Band Iß, Notiz 178. Seite 258.
(Broncef linde aus Prelipcze und Presecareni
^Ais FJrgänzung der Berichte des ehemaligen Consenator»
V. Glitte r, welche der Notiz 71 im Jahrgange l88!i nod
der Notiz 121 im .Jahrgange 188ö zu (irunde liegen, tbeili
Herr K. F. Kaindl (Czernowitzj folgendes mit; Von den
BronoeAmden aus Prelipcze (Notiz 71), welche in Privat-
besitz übergegangen waren, gelangte unlängst eine Streitaxt
in das Antiquitäten-Cabinet der Universität Czernowitz. Auch
diese A.xt zeichnet sich, wie die erstbeschriebene in der citinwi
Notiz, dadurch aus, dass sich ihr Nacken mittels eines beson-
deren Halses von der Schaftröhre abhebt und eine seil^täo-
dige Scheibe bildet. Diese Scheibe ist kreisförmig und geht
in eine Spitze aus. Ihre Länge beträgt 34 cm. Die Schnei«if
ist 0'/^ cm breit. Wie die Gussränder beweisen, ist die An
in einer Form gegossen worden, die aus zwei symmetrischen
Stücken bestand und in der Richtung der Schneide sich theili^
- Nach der oben angeführten Notiz 121 gelangten von den
12 Bronce-Kelten, welche in Presecareni im Frühjahre l^«ö
gefunden worden waren, zwei in das Museum zu Cxemowitf
oder richtiger an die l'niversilät daselbst. Hier l>efindet sich
jetzt aber nur mehr e i n Kelt, auf den überdies die in der
Notiz angeführten (irös>cnausmasse und Beschreibung nicht
passen. Der Kelt ist nämlich 10^ /^ cm lang und seine Schneid*
ist 4'/2 cm breit, während in der Notiz die Länge mit 11 cm.
die Breite mit TiVa cm angegeben ist. Auch die allgemeine
Angabe, dass die Kelle „mit kreis- und keilförmigen erha
benen Streifen verziert" seien, passt nicht auf den vorhandenn
Kelt, und die Alibildung (Fig. ö) in den Mittheilungen ent-
spricht el»enfall8 demsell en nicht. Offenbar gelten also Be-
schreibung und Allbildung in der Notiz 71 nur dem gegen-
wärtig verlorenen Kelt; und so ist uns dieser wenigstens in
Wort und Bild erhalten."
1890. Jahresbericht, Seite 39
{ Alter thümei'sammlnng und Landesmuseum.
^K. F. Kaindl erstatte I.» einen Bericht über die durch ihn
geordnete Alterthümersammlung an der Iniversität in Czernowitz und Conservator Romstorfer
ül>er das in Czernowitz zu gründende Landesmuseum."
1890 .Jahresbericht. Seite 52.
{lumulus von Danila,) „Correspondent Prof. Schmidt zeigte an, dass die Durrb-
forschung des Tumulus von Danila (Bukowina) demnächst erfolgen wird."
1890. .lahresbericht, Seite *.»7.
[Manuscript.) ^Conservator Isopescul in Czernowitz machte aufmerksam auf ein
Manuscript liturgischer (iesange in kirchenslaviscber Schrift."
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Aus DEN MiTTHEILUNÖKN DEB K, K. CeNTEAL-CoMMISSION. 63
1890. Band 17, Seite 80.
(Sereth als Fundort archäologischer Gegenstände), von consenator c. a.
Konidtorfer. (Mit einer Illustration).
1891. Band 17, Notiz 103, Seite 123.
[Suczawa) „Correspondent W. Schmidt hat der C'entrairommission sehr werthvolle
MiHheiiungen über die archäologische Bedeutung der Stadt Suczawa gemacht, die, früher Re-
sidenz der moldauischen Hospodare, in der Mitte des 1«. Jahdmnderts aus mannigfaltigen Tr-
sachen ganz gewaltig an Bedeutung verlor. Die stolzen Bauten der ehedem bei Hofe bedienstet
gewesenen rangsüchtigen und titeldurstigen Bojaren, deren Gassenfronten mit Gemälden heimi-
scher Gescliichts-Kreignisse geschmückt waren, verschwanden spurlos. Von jenen 40 Kirchen,
deren mit dem morgenländischen Doppelkreuz geschmückte Kuppeln die ehemalige moldauische
Hauptstadt zu einem Klein-Byzanz machten, haben nur elf den Zeitläuften Widerstand zn
leisten vermocht. Einige haben auf den Innenwänden noch ziemlich wohl erhaltene Fresken,
welche einen italienischen Einfluss nicht verleugnen können.. In technischer Beziehung verdient
unter allen diesen Kirchen die sogenannte Miroucer Kirche die meiste Berücksichtigung. Sie
liegt am Ostende der Stadt an der Xordseite eines Höhenzuges, auf desben Vorsprung gegen
Nordwesten die spärlichen Trümmer der alten Fürstenburg stehen. Die Miroucer Kirche ist ein
vollendet stylgerechter byzantinischer Kirchenbau, der ein besseres Schicksal verdient hätte, als,
der schützenden regelrechten Dachdecke beraubt, den vandalisch wirthschaftenden Händen der
Fruchtmakler zu dienen, die sie zum Schüttboden bestimmten. Das Schloss ist in seinen Kuinen
eine ergiebige Fundstelle für mittelalterliche Münzen, namentlich die Stelle, wo sich die Burg-
kapelle befand und wo über Manneshöhe emporstehende Mauerreste mit Freskenresten erhalten
sind, die die gewaltsame Zerstörung des Baues durch Sprengung überdauert haben."
1891. Band 17, Notiz 104, Seite 1*23.
(Menzel. ) ,,Corre8pondent W. Schmidt berichtet ül)er das Dörfchen M e r i z e i in
der Bukowina. Einen merkwürdigen Fleck Erde bildet das Dörfchen M e r i z e i nächst der
ersten Htatiou Hatna der Lemberg-C'zernowitz-Suczawaer Bahn, zwischen Hügel gebettet und
von einem Wildbache gleichen Namens gegen Hatna begrenzt. Die reichen hier gemachten
f»oldf linde zogen die allgemeine Aufmerksamkeit um so mehr auf diese Siedlung, als es wohl
bekannt war. dass mancher Bauer durch den unter der Hand geschehenen Verkaiif des von
dem launenhaften Zufalle ihm in den Sv-hoss geworfenen, an gewinnsüchtig lauernde Zwischen-
händler abgegebenen Fundes zu Wohlstand gekommen sei. Selbst amtliche Recherchen erwiesen
sich bei der austiuchtreichen Schlauheit so des Finders und Feilbieters, wie des Käufers als
fruchtlos, bis endlich im Jahre 1878 sicher zu verfolgende Spuren auf die Thatsache führten,
da^^ nach einem starken Regengüsse im Juli, nach dem Fallen des Wildbaches Merezei, ver-
schiedene üoldgegenstände wieder gefunden, aber verheimlicht und um ein relatives Spottgeld
an einen wandernden Händler verkauft worden seien. Finder und Käufer wurden zu Stande
>^ebracht und samiut den Fundgegenständeu in die Bezirkshaujitmannschaft gestellig gemacht.
Verzeichnet wurden ein schweres nuissives goldenes Armband primitivster Form in
Schlangengestalt, und einige dergleichen Fibeln. Sämmtliche Stücke zeigten bedauerliche Spuren
von Reibung mit dem Gesteine des Torrentes, über welch letzteres der dahinstürmende Wasser-
schwall desselb^ sie rollen liess. Auch ein Mahlzahn eines Trsus primogenius kam bei dieser
Cielegenheit zum Vorschein. Der damalige Bezirkshauptmaun Anton He seh mann sah sich
veranlasst, mit einer Commission an Ort und Stelle sich zu begeben, um durch eingehende Be-
richtigung des Terrains die Provenien-^ der Funde feststellen zu können.
Correspondent Schmidt war dieser Commission ))eigezogen und verfolgte den Lauf
de» Wildbaches stromaufwäi ts, um irgend ein leitendes Anzeichen zu entdecken. Obgleich er
bis zur Quelle vordrang, war nichts auffallendes oder massgebendes zu sehen, und es kann mit
aller Bestimmtheit angenommen werden, dass derlei (ioldfunde nur bei besonders reicher Wasser-
fölle des Wildl>ache8 in einer nicht unerheblichen Entfernung von seiner rechten oder linken
\ 'ferscite und wohl von dieser als der sich verflachenden, ausgewaschen und davongeführt werden,
sobald die wilde Fluth eine Höhe erreicht hat, imi ihre Strömung auch über dem Bergungs-
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64 Aus DEN MlTTHBILÜNGEN DER K. K. CENTRAL CoMMISSION.
platze der Werthsachen spielen lassen zu können. Die zu etwaigen Nachgrabungen miüieran-
gezogenen Landleute versicherten, keine Ahnung darüber zu haben, woher all' diese Schätz*^
kämen.
Dagegen war derselbe so glücklich, eine andere Entdeckung machen zu können. Bei d^iu
Rückgänge spähte er in Sehweite in der Gegend herum und gewahrte eine nach Osten stril
abfallende, nach Westen aber sanft verlaufende Höhe von beiläufig 20 m, deren Gipfel mii
einem, von einer Buche bestandenen Tumulus gekrönt war. Oben angelangt, bemerkte er dir
ihm von anderwärts her nur zu gut bekannten, profanen Augen aber unsichtbaren Boden welhm,
die jederzeit eine frühere (irabstätte erkennen lassen. Der Tumulus hielt so ziemlich die Mitte
des Plateaus ein, während ringsherum die eingesunkenen Grabstätten sich unterscheiden Hessen
Trotz des stark hereinbrechenden Abends hatten der Herr Bezirkshauptmann und die ubrigeo
Commissions-Glieder den liugel bestiegen und Schmidt wies auf seine Entdeckung und lies*,
als seine Worte ungläubig belächelt wurden, unter den von ihm bezeichneten Stellen freie Wak!
pBegen, um durch einen Querdurchschnitt vorläufig nur den Beweis der Richtigkeit seiner .\a
schauung zu erbringen, und brachte auch aus drei derartigen Ruhestätten so voUständifc cald-
nirte Wirbelsäulenreste zu Tage, dass man Mühe hatte, einige Stücke in einem Gla^e zu dem
Behufe sicher heimzubringen um in aller häuslichen Ruhe, mit Zuziehung von Sachkundigen,
das beiläufige Begrabensein dieser menschlichen Reste bestimmen lassen zu können. Mehrer?
Aerzte erklärten, um in diesen Zustand der Verkalkung zu gerathen, müsse das Knochengerü>tt^
des Menschen mindestens zweitausend Jahre im Boden gelegen haben, was zu dem Beschlnä9»
führte, demnächst, nach eingeholter Bewilligung des Grundherrn Baron Johann Kapri. genanf
Suche, Nachgrabungen und Aufdeckung des Tumulus zu veranlassen. Die Kostenfragen ver-
schoben vorläufig die Ausführung dieses Beschlusses.
Von weiteren Goldfunden aus der Gegend von Merizei verlautete seitdem nichts, wa>
aber keineswegs ausschliesst, dass derlei Funde gemacht und wie früher verheimlicht wiurlen.
zum vermeintlichen Vortheile des Finders."
1891. Band 17, Notiz 160, Seite 178.
(Conservirung von Baudenkmalen in der Bukowina,) „Conservator Professor
Romstorfer hatte schon im Mai d. J. der Central-Cominission einen sehr wichtigen Berichl
über die nothwendige Conservirung zahlreicher wichtiger Baudenkmale in der Bukowina
vorgelegt. In demselben machte er aufmerksam auf die Klosterkirchen in Putna, SucKawituu
Dragoraima, auf die älteren Pfarr- und Filialkirchen in Horecza. Toporoutz, Sereth (2), Mona
styryska. Suczawa, (4) lUischestie, Petroutz, St. lllie, Radautz, Suczawitza, Solka, Komaresiie,
Arbora, Wolowetz, Ober-Milleschoutz, Satulmare, Kloster Humora, Woronetz, Watra-MoWowitea etc.,
abgesehen von den vielen Holzkirchen. An der Kirche in Humora ist der Mörtel des etwa 1 m
hohen Sockels theilweise ganz, theilweise bis auf den unteren aufgepickten Anwurf, welcher
prächtige Malerei trug, abgefallen. Die gegen 30 cm ausladenden hübschen Sockel -IVofilsteine
sind zumeist locker oder gar herausgefallen, die Fugen meist ganz ohne Mörtel; — das Pflaster
um die Kirche herum hat sich bereits derartig gesenkt, dass es nicht nur nicht mehr den Zweck
erfüllt, sondern geradezu schädlich für den Bau geworden ist. Bei Aufhebung der Klöster i«
diese Kirche Pfarrkirche geworden, die Ikonostasis daselbst ist hoch beachtenswert.**
1891. Band 17, Notiz 176, Seite 183.
( Wehergewicht^ Verschanzung en^ Münzen, \ „Conservator Professor Romstorfer
hat an die Central-(.'ommission berichtet, dass man in der \'orstadt Rosch in Czemowitz 1887
beim Ausheben eines Teiches in )>eiläufig 3 m Tiefe ein ellipsoides 4 cm langes, 3Vj cm dicken
Weberge wicht aus rothgebranntem Thone fand. An der Fundstelle konnten Baumreste und ge-
brannter Thon constatirt werden.
Auf den Höhen von (Turahumora bestehen mehrere befestigte Punkte, Schanzen genazmc.
so eine bei Piciorul, sie ist abgeplattet und umwallt. An einer Stelle erkennt man ein aus Bruch-
steinen aufgefithrtes überwölbtes unterirdisches (Jemach.
In 8chi[>ot nächst Suczawa fand man Münzen altpolnischen (lepräges (16. und 17. Jahrhun-
dert), dann acht Münzen moldauischer und türkischer Provenienz.'*
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Aus DEN MiTTHBILUNGEN DER K. K. CeNTBAL-C0MMI88I0N.
65
1891. Band 17, Notiz 196, Seite \HH.
( Steinkugeln in Suczaioa,) „(.'on-^ervator Komstorfer hat «ier (lentral-CoiiiiuisHion
bekannt gegeben, dass man im Ziergarten nelien dem alten \VohngelȊnde des Archimandriten
in S u c z a w a circa 6 Meter entfernt und in der Tiefe von etwa Vi Meter acht Stück unge-
l*:lhr 30 cm im Durchmesser haltende rauiibearlieitete Steinkugeln fand; eine derselben wurde dem
Landesmuseum öberlassen.*^
1891 Band 17, Notiz 245, Seite 251.
(Die alte gr. ar. Kirche in Reiona ) Pruthaufwärts. in einer Entfernung von etwa
zehn KiloiWeter von Czernowitz, liegt knapp am Waldgebirge, bis zu welchem der Fluss lieran-
Fig. 19.
tritt, die erst vor etwa einem Jahrhundert entstandene Ortschaft Rewnu Vordem befand »ich
daselbst ein zum „Skit-mare" in (iaiizien gehöriges Nonnenkloster, för welches das in Rede
stehende hölzerne Kirchlein erbaut wurde. Eine in die Pfosten der Ilauptthure eingegrabene und
bemalte kirchen« hivische Inschrift lautet nach der Uebersetzung des dortigen Herrn Pfarrers:
„Im Jahre 1744 ist diese Kirche erbaut worden zu Ehren des heiligen Nicolaus durch die P'ür-
sorge und Mühewaltung des ehrwürdigen Hieromonachen Isaias, Pro-Igumen des Skit-mare,
(irunder dieses Ctebäudes, zur Ablassung seiner Sllnden, Amen Nachher ist diese Kirche renovirt
worden 1764.'* Unter dem erwähnten Gebäude durfte djis nun Bchon verschwundene Klosterhaus
gemeint sein. Seit .\ufhebung des Klosters im Jahre 1784 diente die Kirche bis zum Jahre IH89
als Pfarrkirche, in welchem Jahre in der Nähe der alten baufällig gewordenen KircHie eine neue,
etwas grössere Pfarrkirche errichtet wurde. Das ehemalige Kirchlein ist eines der ältesten aus
Holz hergestellten Denkmale in der Bukowina un I vermöge seiner Form und .Vusfuhrung wohl
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66
Aus DEN MiTTHEILDNGEN DEB K. K. CeNTBAL-CoMMISSION.
der interessanteste derartige Bau. Ohne der später hinziigerü^ten halboffenen und nchlies^lieh
ganz verschalten Vorhalle int die Kirche kaum 13 iii lang, während die gn^sste Breite 8 in betripjL
Der (Jriindriss, vollBtändig
typisch nach den alten gr.-
or. Kirchen gebildet, zeigt
ein auf der Westseite gele-
genes Vorschiff, den soge-
nannten Weiberstand, femer
das Hauptschiff oder den
Männerstand mit zwei klei-
nen Seitenapsiden und d«i
Altarraum (Hanctuarium .
welcher polygonal alw»chlies*i
und nel>en welchem sich ein
Kämmerchen befindet. I)a<
Vorschiff, jetzt gegen da>
Hauptschiff zu ganx offen,
war ehedem, wie man deut-
lich erkennt, durch eioe.
wahrscheinlich eine ver-
schliessbare Thüre enthal-
ter.de Wand vom Haupt-
schiffe getrennt. Die r.wpi
im steinernen Fussboden
noch sichtbaren lA>cheT
dürften für die Thurpfosten
dieser Wand gedient habea
Ueber dem niedrigen Vor
schiffe ist die sich nach ihrer
ganzen Breite g€^n d»
Hauptscluff zu öffnende Em
pore angeordnet, von welcher
aus ehedem eine Thöre a«f
den an der Westseite ange-
ordneten balconartiger» offe-
nen Gang führte. Das Haupt-
schiff trug die achtseitij^.
zur Verjüngung venniiteli
Fig. 20 und 21.
eine Laterne übergehende Kuppel.
nach oben in eine Laterne übergehende Kuppel. Den üebergang
daselbst ein in Holz hergestelltes Zahnschnittgesims. Djis Dach ist steil, tritt nur wenig Gl»eT die
Wandflächen vor und trägt zwei, der Laterne gleich gestaltete schlanke Thürmchen ; im unteren
Cieschosse ziehen sich ringsum noch flache, sehr weit ausladende Dachflächen Die W'ände, auf
Bruchsteinuntermauerung ruhend, sind in Blockbau aus Halbholz hergestellt; die oberen, durch
keinen Dachvorsprung geschützten Theile derseU)en tragen eine gemusterte Schindelverkleidunf.
Die Dacheindeckimg ist mit »Schindeln hergestellt, die schlanken Thürmchen sind mit Blech ein-
gedeckt. Der Fussboden ist im Vorschiff mit Bruchsteinen gesichert, im Uebrigen aas Pfosten
hergestellt; das Sanctuariura und die südliche Apside wurden um eine Stufe erhöht angelegt
Die HauptthUre. nur 90 cm breit und 170 cm hoch, befindet sich auf der Westseite, wahren^
auf der Nordseite eine Nebenthüre angeordnet erscheint. Zwischen .\ltarraum und Hauptschiff
steht die dreithürige. in Roccocoa»-cl»itektur mit reichen Schnitzereien und Vergoldungen aus^ge^
führte Ikonostase, deren Bilder im Allgemeinen sehr gut gemalt sind. Da der obere Theil der
selben einen ganz anderen Charakter tragt und zum unteren Theile auch in Bezug auf die Di-
mensionen nicht pa.'ist, dürfte er einer alten Bilderwand entnommen worden sein'. Im Para{»ei
findet ulan die Jahreszahlen 1791 und 1792. Vor der Bilderwand stehen vier aus Holz gedrehte
grosse I.ieuchter für je drei Ker/en. Das Sanctuariiim enthält den Altartisch, über welchem au
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Aus DBK MlTTHBILUNGflN DBB K. K. CeNTBAL-CoMMISSION* G7
der Decke ein Bild hängt, unter dem »ich ein anderes, jedenfalls älteres Gemälde beßndet, ferner
an einer Ecke eine aus Lehm erbaute Feuerstelle Die südliche Seitenapside ist mit fünf Steh-
lehnen (Strani) eingerichtet. Mit Ausnahme der Contouren der Apsidenöffnungen, welche mit
Linien eingefasst erscheinen und einer cartoucheartigen Flächenberoalung in der Hauptapside,
sind die Wände im Innern in einfacher Hohelung belassen. Aussen ist der glatt gehobelte und
durch den vorerwähnten Gang geschützte untere Theil der Westfa9ade auf Gypsgrund ßgural
liemalt. Der Thurflügel enthält in hübscher Conception die Darstellung eines Engels, welcher
mit der Linken ein Kind führt, während seine rechte Hand auf das Auge Gottes hindeutet. Die
iibrigen Malereien sind grösstentheils abgefallen. Die Holzarbeiten erscheinen in verhältniss-
müHsig sehr correcter Weise, mit grosser Sachkenntnis und Sorgfalt durchgeführt; leider steckt
im gesammten Bauwerk, für welches merkwürdiger Weise Linden- und Eschenholz verwendet
wurden, sowie in der Ikonostase der Holzwurm, dessen Zerstörung grosse Fortschritte macht.
Infolge ungenügender Fundirung und rutschigen Untergrundes hat sich die Oslseite der Kirche
gesenkt, wodurch hauptsächlich dieselbe baufällig geworden ist und nicht mehr benützt wer-
den kann (Fig. 19, 20 und 21).**
1891. Jahresbericht, Seite 37.
(Zur Errichtung des Landes- Museums.) „Die Oonservatoren in der Bukowina:
Schiürath Isopescul, Schulrath K 1 a u s e r und Professor Komstorfer setzten die Central-
Commission von der in der abgehaltenen Enquete- Versammlung in Betreff Errichtung eines Landes-
Museiirns in Czeniowitz gefassten Resolution in Kenntnis und ersuchten um Ertheilung eines
Mandates, durch welches sie ermächtigt werden, die weiteren Schritte in dieser Angelegenheit
zu unternehmen. Referent Director Dr. Ilg beantragte folgende Beantwortung: ,Mit lebhaftem
Interesse hat die Central-Comraission aus dem Schreiben vom 24. Juni d. J., Z. 120, entnommen,
dass nunmehr für das Entstehen eines Landesmuscu ms- Vereines in der Bukowina gegründete
Hoifhuiig vorhanden ist Die jetzige Vereinigung hervorragender Persönlichkeiten des Landes
scheint jene Kräfte zu enthalten, die eine Verwirklichung des schon so lang von der Central-
Conimifision gebilligten Projectes zu diesem Ziele mit grosser Wahrscheinlichkeit und zur hier-
ortigen Befriediginig erwarten lassen. Die Massregeln, welche zur (Gründung eines Landes-
Museums in der Bukowina getroffen werden, erscheinen ganz im Geiste der Central-Commissiou
gehalten und haben überhaupt bisher nur erfreuliches zu Tage geliefert, daher die Central-Com-
mission sich mit der Mittheilung der drei Herren Oonservatoren ganz einverstanden erklären
kann und ihrer vollen Zustimmung hierUl)er Ausdruck gibt.' Besagter Antrag wurde zum Be-
schlüsse erhoben. In der Folge berichtete Professor Romstorfer neuerlich über die günstige
Entwicklung der Angelegenheit einer Errichtung dieses Landesmuseums. (Jahresbericht 1890,
Seite 39^"*)
1891. Jahresbericht, Seite 111.
{jRestaurirungS' Arbeiten in gr.-or. Kirchen.) „Conservator Romstorfer er-
stattete einen eingehenden Bericht über die ehemalige Klosterkirche zu R e v n a in der Bukowina.
Derselbe erstattete auch einen Bericht Ober die von ihm untersuchte ehemalige Klosterkirche in
S o I k a und die zu A r b o r a, und wurde l>eschlossen, die Aufmerksamkeit des k. k. Ministe-
riums für Cultus und Unterricht auf diese Denkmale zu lenken. In der Folge machte derselbe
weitere Mittheihmgen in Betreff der Restaurirung der erwähnten durch Blitzschlag zerstörten
Kirche zu S o 1 k a. Auch berichtete derselbe Conservator über die nothwendigen Restaurirungs-
Arl>eiten in der Klosterkirche zu H u m o r a, und wurde über Antrag des Professors L u n t z
Iteschloflsen, die liesagte Restaurirung l»eim'k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht zu be-
antragen. Femer machte derselbe aufmerksam, dass den Kirchenbauten in der Bukowina über-
haupt nicht die erforderliche Sorgfalt zugewendet werde. Die ('entral-Commission anerkannte
die l^estondere Wichtigkeit dieses Berichtes, wahrte aber hiebei ihren Standpunkt mit dem Be-
merken, dass sie von den wenigen vorkommenden Restaurinmgen in der Bukowina leider keine
Anzeigen erhiilt. wie denn überhaupt fast nichts versucht wird, die an so vielen Orten bestehenden
bauliehen Uebelstände zu beueitigen.**
*; Vergl. anch Jahresbericht 1HH9, Seite 38.
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6^ Aus den Hittheilüngen der k. k. CentbalCommission.
1891. Jahresbericht, Seite 111.
{Erdwerke.) ^Conservator Schulrath K l a u s e r berichtete iiber einige Erd werke t*'
ü u r a h u ra o r a. die aus dem Jahre 1^54 Rtammen und als Orenzliefestigungen dienteo.*
1892. Band 18, Seite 44.
(Die griechisch-orientalischen Pfarricirchen in Sollca und Arbora.) vom co^
servator Carl A. Komstorfer. Mit einer Tafel.
1892. Band 18, Notiz 50. Seite 116.
(Münz- und Gold f und.) ^C-orrcKpon<lent Pn»fe8«or \V. Schmidt in Snczawa h£
an die Central-C'oramission berichtet. (\ttHB sich gegen Ende Mai d. J. ein interessanter MHii^uT>'i
dort zugetragen hat. Man machte denselben am Nordostende der Stadt an der Au8iniind:iM
der Wasserleitung. Es waren 101 Stück Münzen mit sehr stark aufliegender Patina, Bei es
herer Untersuchung erkannte man, dass man es mit türkischen, polnischen und lithaiiiiscfc^'
Münzen zu thun habe, Kupfermünzen gewöhnlicher Sorte. Nur zwei Stück waren darunter. <Bf
beachtenswerth erscheinen: eine moldauische silberne l'iastermünze Peters, des Vorgängers Stephas
des Grossen (vor 1456). der nur sehr kurz regierte, und eine zweite, ein Mes.singjetton der Sta-r
Wien 1683, eine Nothmünze. — In den ersten Tagen des Monats Juni fand man l»ei Meriw
einige (»oldgegenstände, zwei Stücke, eines \)^/^ Ducaten, das andere 2 Ducaten schwer. Erscen*-
soll eine Art Fibula mit Anhängseln und Schmelzbesatz gewesen sein.^
1892. Band 18, Notiz 141, Seile '240.
{Steinmetzzeichen,) „An der ehemaligen Klosterkirche Humora finden sich Scfii
metzzeichen, davon einige hier in
Abbildung (Fig. 22) beigegeben sind.
Die Zeichen a bis d erscheinen, wie
C'onservator Rom stör fer berich-
tet, in der Laibung des spitzbogigen
Hauptportales, e bis g wiederholt
an den Sockelsteinen. Jedes Zei- y^„ 22
eben ist .H cm hoch.**
a b c d e J^ g
1892. Jahresbericht, Seite 39.
{Landesmuseum) „Das Curatorium des Bukowiner Landesmuseunis in Czemo^iu
zeigte seine ('onstituirung an. lieber Aufforderung des k. k. MinisteriuniK für Cultus und Unufr-
rieht gab die Central-Commission in der Folge ül)er die Wirksamkeit dieses l.^ndeämuseum$ etn
Gutachten ab und sprach sich hiebe! über selbes sehr vortheilhaft aus.**
1892. Jahresbericht, Seite 62.
(Grabungen und Münzfund.) „Conservator Klauser berichtete ul>er die gertni-er
Erfolge der Grabungen in Ünter-Horodnik (Bukowina) und über einen Munzenfand bei
Sereth. Referent Dr. Kenner bemerkte hinzu: Die durch den Fundort interessanten 3^unz«f
.sind augenscheinlich auf dem Handelswege, welcher das Schwarze Meer und die Donau mit d^r
Ostsee verband, an die Fundstelle gelangt. Sie gehören zu einer (iruppe von Fundmünzm
welche das Bestehen und die Richtung des Weges anzeigen, und ist daher jede neue Oertliehkei:
welche durch solche Funde markirt wird, wichtig.**
1892. .Tahresbericht, Seite 117.
{Gr.-kath. Kirche in Cz^-rnotvitz) „Conservator Professor Rom st orfer berirlr
tete über die zur Deniolirung bestimmte ^^riecbiseb-kniholische Kirche zu (' z e r n o w i t z uiw
über die archäologische Bedeutung ihrer Einrichtung. Uebor Referat des Ministerialrathes I>r
Lind wird gegen die Deniolirung keine Einwen<huig erhoben. Von «ler Kircheneinrichtung t^
mit Ausnahme des .Xltars und der Ikonostasis nichts bedeutend. Diei^e könnten in der neiie?
Kirche wieder Verwendung ünden. l'uter den Messgewiindern befinden sich zwei aus dem vori^f
Jahrhunderte, welche einen höheren Kunstwerth besitzen. Für die Erhaltung deräelben, sowi»-
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Aus dbn Mittheilüngen der k. k. Central Commission. 69
für die Erhaltimg von sonstigen älteren Objecten, welche etwa gelegentlieh des Umhaue» zum
Vorscheine kommen sollten, wäre Vorsorge zu treffen."
1892. Jahresl)ericht, Seite 117.
{Klosterkirche. Humora.) „Ueher Anfrage des Ministeriums sprach sich die Central-
Commisäion in Angelegenheit der Kestaurirung der ehemaligen griechisch-orientalischen Kloster-
kirche zu Humora dahin aus. dass mit Rucksicht .sowol auf das interessante Ohject an und
für sich mit seiner typisch liyzjintischen Anlage, als dessen zum Cultuszwecke noth wendigen Er-
liaitiing die wohlerwogenen Anträge der Bukowiner Landesregierung zur Ausfuhrung empfohlen
werden können, liezü^lich der äusseren Malerei, von welcher die kaum mehr deutlich erkenn-
b.aren Spuren uher dem Sockel wohl nur der Rest einer sich einst vielleicht K\\^t die ganze Fa-
vade erstreckenden farbigen Decoration sein dürfte, könnte es wohl in Anbetracht des gering-
fijgigen Vorhandenseins und der verhältnismässig grossen Kosten von einer Neuherstellung sein
Abkommen finden Dagegen glaubt die Central-('ommi.«»sion ganz besonders die ehethunlichste
Kfcst«urirung der Ikonostasis empfehlen zu sollen."
1892. Jahre8l>ericht, Seite 118.
[Rfjm.-kath. Kirche in Gurahvmnra.) ^lieber das an die Central Commission ge-
langle Project eines Erweiterungsbaues für die römisch-katholische Kirche zu CJ u r a h u m o r a
spra<*h sich die Central -Com mission anempfehlend aus."
1892 .Tahresl)ericht. Seite 118.
{Alte gr.'Or. Holzkirche in Revna.) „Conservator Homstorfer berichtete über
die alte Kirche zu Revna. die wegen Haufälligkeit demolirt werden soll. Es wurde beschlossen
anzastrelien, dass zunächst von dieser Kirche sorgfältige Aufnahmen angefertigt werden; sollte es
sich heraiLSstellen, dass ein Theil des Materia Ics brauchbar und wieder verwendbar wäre, so
möchte die Kirche an einer geeigneteren Stelle in ihrer bislierigen Gestaltung aufgeführt werden."
1892. Jahresbericht, Seite 118.
[Gr-or. Pfa)^kirche in Sereth.) „leber Aufforderung des k. k. Mini.steriums für
CiiUiis und rnterricht gab die Central-(-ommi8.sion ihr (iutachten über das von der Landesregie-
rung in Czemowitz vorgelegte Project einer Kestaurirung der griechiHch-orientalischen Pfarrkirche
St. .lohann in Sereth dahin ab. da.ss der eigentliche (iegenstand die Frage der Form ist, welche
das neu herzustellende Dach des Centralthurmes- erhalten soll. Demnach wird das vorgelegte
Project als zulässig bezeichnet; doch schiene der Central-Commission ein Kuppeldach eher zum
(Vntralbau zu passen als ein spitzer Helm,"
1892. Jahresbericht, Seite 118.
{Gr-or. Pfarrkirche in Solka.) ^In Betreff des im Wege des k. k. Ministeriums
für Cultus und l'nterricht an die Central-Commission gelangten Hestaurirungsprojectes für die
griechisch-orientalische Kirche in Solka wurde das bezügliche Project gutgeheissen und zur
Ausfnhmng empfohlen."
. 1892. Jaihresbericht. Seite 118.
{Schweift aus Szipot.) „Kegierungsrath Dr. Kenner referirte über einen Munzen-
f\\\u\ und den Fund eine« alten Schwertes in S / i p o t - K a m e r a 1 e. Conservator H o e h e i m
gab fM.'in C Gutachten Ober letzteres dahin ab, dass selbes aus der Kenaissance-Zeit stanmien dürfte."
1892. Jahresbericht, Seite 11s.
(Terracotta) .,Con8ervator Klauser berichtete übel den Fund eines Terracotta-
HeVi^U in Dragojestie. das an das Czemowitzer Museum abgegeben wunle."
1892. Jahresbericht, Seite 11 9.
(Woronetz,) „Conservator Komstorfer l>erichtete ül>er die zur Kestaurirung gelan-
gende griechisch-orientalische Kloster-, jetzt Pfarrkirche in Woronetz und die danel>en be-
liu«lliclien, zur Demolirung bestimmten Ruinen, wabrseheinlich. wenigstens theilweise, Reste des
ehemaligen Klostergebäudes."
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70
Aus DEN MiTTHSILUNOBN DER K. K. CENTRAL- COMMISSION.
1892. Jahresbericht, .Seite 119.
{Gr.'Or, Pfarrkirche in Radautz.) ^ Der griechistth-onVntalische Pfarrer von OW-
Milleschoiitz herichtete über die Malerei in der Kirche zu Hadaiitz."
1893. Band 1*1, Notiz 1. Seite 60.
(Goldschmuck aus Merizei in der Bukowina.) Am H. Ilande der Mittheilungm
der k. k. (Vntral-Coniniissi«)n Jalirgang 188*2 erstattete <ler nun verstorbene ( 'onju*r\ al^r
V. (i litt er in Seretli Bericht üb« r einiMi l»ei Hatna geiuacliten (lolilfiuid. Im heurigen .laliri
• Anfangs .luni ls'j*2i fand man neuerdings in jener (iegend. vie bereits Correspontient \V. Schmidt
aus Suczawa notilicirte <sub Nr. 50 der Mitiheihingen, islhji (ioblgegenstiinde. und zwar rin
Stück mit circa .'lO tl. und ein zweit<'S mit circa 10 ti. reinem Gobiworthe. I)iesell>en wunien
bereits durch das Bukowiner Landesmuscum angekauft und erscheinen so dem Lamb' erhahen.
während gewöhnlicli 'thunlicbst verheimlichte) Funde. Münzen etc., besonders aus der liegend
von Suczawa, durch Zwischenpersonen an Händler nach Jassv und Bukarest gelangen.
Von Sereth erstreckt sich nach Süden ein Hochplateau, das geg<'n Suczawa hin in ein
gnisstentheils bewaldetes, diirch tiefe Scliluchteu zerrissenes Hügelland übergeht. Den bedentend
sten Terrain-Einschnitt bildet der im Hochplateau entspringende, genau südlich gerichtete Hatns
oder Merizei-Bach. an <les8en beiden Tfern sich an seinem T'nterlaufe die langgestreckten Orte
Merizei und Hatna, letzteres am links.seitigen l'fer. berinden. Im Mittellauf des Baches, etwa-
oberhalb Merizei. und zwar auf dem entgegengesetzten hoch gelegenen Ufer liegt der HngfS
Zamezysz, de.«isen Name auf ein ehemaliges festes Lager hindeutet imd auf welchem, nach Mir-
theilung des Ingenieurs A. Is s e c z e s c u 1. Spuren von Brandgräbem bemerkbar sind. In diesTm
ßaclie nun wurden nach einem Hochwasser die zwei in Iv'de stehenden, unten in Fig. iiJ in
natürlicher Grösse abgebildeten (ioldgegenstände von einem (irundbesitzer aus Merizei aufgefunden
Hie Fundstellen der Stücke kann loder will vielleicht) der Bauer nicht mehr angel>en.
Das grö.ssere der Stücke besteht aus einem massiven Kiuge, au welchem drei beweglirl*.
ebenfalls ganz aus (iold hergestellte Ringe hängen, die ol>en je un*t einem angefügten, nnt .\I
mandinplätlcheu ausgelegten On«
mente versehen sind, an der rnler^iie
aller zu einem Hacken ausgehHmmert
erscheinen, der sich in einer Entfer-
nung von P/i mm unter dem Orna-
ment hinzieht. In diesem Zwischea-
raum wurde unstreitig der Stofl* (festes
Leder V) geschoben, auf welchem der
Schmuck - wahrscheinlich die eine
Hälfte einer Spange bildend — mit
dem in der Zeiclmung ersichtlichen
neun goldenen durch angeschmiedete
Oesen gehende Nieten befestigt war.
Der zweite, ebenfalls massiv in
(lold geschmiedete und mit Almundii^
(das mittlere Sti'ick knopfiormig) ausgelegte Schmuckgegenstand hat an seiner rnterseite «mm
perlstabartig ausgeschnittenen, rundumher laufenden (lolddrath angeliUhet und besitzt in der
Mitte einen durch die (irundplatte nach abwärts reichenden, 5 mm langen. 2 mm starken
Silberstift.
Die beschriebenen Schmuckgegenstäude sind im Charakter und der Ausführung ziemlich
älndich und dürften orientalischen l'rsprungs sein. K o m s t o r f e r.''
Fig. 23.
1893. Band 1«), Seite 117.
Das Tartaren-Denkmal bei Warna.
Mit einer Illustration.
\'om Couservator Carl A. H o ni s t o r f r r
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Aus DEN MlTTHEILÜNGEN DER K. K. CENTRAL- COMMISSION. 7l
1893. Band 10. Notiz 61, Seite 138.
{Münze.) „Dr. Kaindl in Czernowitz luit der Central-Coninüssion initgetlieilt. dass
sich im Münzcabinet der dortigen Universität eine Münze von I^ucinR Veras ( M>1 72) befindet,
welche vor etwa 273 Jahren hei der Anlegung einer Strasse, welche die Neiigasse und den ka-
tholiüchen Friedhof ver]>indet, in der Tiefe eines Meters gefunden wurde. Sie wurde am F\ind-
orte für das genannte (*abinet erworben.**
"^"erzeiclxxiis
der Conservatoren und Correspondenten der k. k. Central-Commission.
a) ConBervatoren.
Mikulitsch Andreas, pens. ('ameral-Be/irksbaumeister in Czernowitz, bereits im Jahre
1872 angeführt.
Isopescul Demeter, k. k. Schulrath und Director der Ijehrerbildungsanstalt in Czemowitz;
für die lU. Scction, Ünterr.-Min -Erlass vom 14. Sept. 187.^, Z. 9(513.
Petrinö Otto, Freiherr von, Präsident des Laudescultur- Vereines in Czernowitz; für die
I. Seotion; 1872 bis KS7«J.
Schwerdtner Victor. Architekt und k. k. (Tcwerbeschul-Professor in Czernowitz; für
die II. Seetion; von 1877 bis 1878.
Outter Josef, Ritter v., pens. Hauptmann in Sereth; für die 1. Section ; von 1880
bis 1885.
L a i z n e r Josef, Director der k. k. Staatsgewerbeschule in Czernowitz ; für die II. Section ;
von 1880 bis 1887.
Klauser Heinrich, k. k. Schulrath und Gymnasial-Direclor in Radautz ; für die I. Section ;
It. U.-M.-Erl. vom 31. Jänner 1887, Z. 2542i» ex 1886.
Romstorfer, Carl A., Architekt und k. k. Gewerbeschul-Professor in Czernowitz; für die
II. Section; lt. U.-M.-Erl. vom 8. Mai 1888, Z. 2686.
b) Correspondenten.
Getzlinger I..eopold, Dr., k. k. Bezirksarzt in Wiinitz, früher in Kim polung. seit 1881
Kasprzycki Carl, Dr., k. k. Bezirksar/t in Wiinitz ; von I88I bis 1884.
Losen h Johann, Dr., k. k. T'niversitätfiprofessor; seit 1881; 1893 nach On»z über-
siedelt.
Miknlitsch Andreas, pensionirter Ca meral- Bezirksbaumeister in Czernowitz; von 1881
bis 1884.
Neubauer Ernst Rudolf. Gymnasiai-Direktor in Radautz; von 1881 bis 1890.
Neumann Ferdinand, k. k. Baurath i. P. in Czernowitz, früher Leiter des Baubezirks
in Sucxawa; seit 1871.
Wickenhauser Franz Adolf, k. k. Finanzrath in Czernowitz; von 1881 bis 1891.
Kluczenko Basil, Dr., k. k. Sanitätsrath in Czernowitz, früher k. k. Bezirksarzt in Su-
ez« wa ; seit 1883.
StefanelH Theodor, k. k. Bezirksrichter in Kimpolung, früher k. k. Kreisgerichts Adjunkt
in Suczawa; seit 1886.
Laizner Josef, k k. Gewerbeschid-Director in Czernowitz; seit 1888.
Schmidt VV^ilhelm, k. k. emer. Gymnasial-Professor in Suczawa; seit 1889,
Olinaki-OlinesCU Dionys, k. k. Finanz-Coneipist in Czernowitz; seit 1891.
Polek Johann, Dr., k. k. Universitäts-Bibliotheks-Custos in Czernowitz; seit 1893.
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Die Anthropologische Geselischaft in Wien in ihrem Verhältnisse
zur Bul(owina.
Von Dr. Raimund Friedrich Kaindl.
Die Beziehungen zwischen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien und der
Hukowina reichen bis in das erste Jahr des He^tehens der Gesellschaft zurück. Schon im ersten
Mitgliedervereeichnis derselben, das in dem kurz nach dem Inslebentreten der Gesellschaft am
30. März 1870 heniu6gegeben«*n Probehefte ihrer Mittheilungen veröfTentlicht wurde, erscheim
Otto Freiherr von Tetrino als Mitglied ders»*lben Aus seiner Feder bringt auch schon die
vierte Nummer derselben Mittheilungen, wertvolle Berichte über Funde von Steingeräten in der
Bukowina; und in den an das k. k. Nnturhistorische Hofmuseum übergangenen Sammlung*^,
der Gesellschaft wird uns als ein Geschenk Petrin o's der erste uns erhaltene Steinfund a«b
der Bukowina aufbewahrt.
P e t r i n o hat auch in den folgenden Bänden der Mittheilungen einige Aufsätze ver-
öffentlicht, doch haben die-selben keinen unmittelbaren Bezug auf die Bukowina Bald scheinen
überhaupt alle Beziehungen unterbrochen worden zu sein und zwar für eine lange lieihe M^n
Jahren. Erst im .fahre 188H wurde wieder die unterbrochene Verbindung hergestellt, indem 1er
Obersliibsarzt Dr. A. W e i s b a c h der (»esellsohaft die Arbeit des Miyors H. von Himmel
über seine Körpermessungen in der Bukowina vorlegte. Seit dieser Zeit sind un.sere Beziehungtn
zur Anthropologischen (icsellschaft immer reger geworden.
Schon im Jihre 1.S89 hat Major Himmel der (tesellschaft reiches Matefrial über dix^
Huzulen. Humanen und Riithenen in der Bukowina, das auf seine Veranlassung zumeist von
Priestern gesammelt worden war. ül)erlassen. Da der Berichterstatter sich damals bereit*. *cii
mehreren Jaliren mit der Volkskunde der Hu/ulen beschäftigt hatte »md gerade im Jahre I8>«§
die Arbeit über die Kutheuen in der Bukowina verötteutlichte. so vertraute ihm die Gesellschaft
im Jahre 1890 dasjenige Material aus der Saniniliuig Himmels an, welches auf die Ilurulen
Bezug hatte. Auf Grund demselben und seiner eig«Mien langjährigen Forschungen verfsÄSte der
Berichterstatter die umfangreiche Arbeit über die Huzulen, welche gegenwärtig, von der Anihrv-
pologischen Gesellschaft subventioniert, im Verlage der Buchhandlimg Holder in Wiec
erscheint. Indessen hat auch das Material über die Rumänen einen Bearbeiter in Hern
D. Olinski-Olinescu gefunden, der eben mit der Sichtung desselben beschäftigt isJ.
Sehr reich, wenn auch nicht in allen seinen Theilen von gleichem Werte, ist das Matertal ilber
die Kuthenen, welches bisher nicht verwertet wurde, da der Schreiber dieser Zeilen, welcher
auch die Bearbeitung des8ell»en geplant hatte, durch andere Beschäftigung daran verhindert wurdt-.
Seit dem Jahre 1889 begann bereits auch der Präsident der Anthropologischen «iesdl-
schaft. Freiherr von A d r i a n - W e r b u r g. in seinen „Jahresberichten'* auf die Bukowina
Rücksicht zu nehmen, also gerade in der Zeit, da in der Bukowina das Interesse an der ethn«i
graphischen und prähistorischen Forschung rege geworden war. Zunächst enthielten die Herichif
nur einzelne Notizen; seit 1891 bieten sie aber eingehendere Mittheilungen über die Bestrebungen
in der Bukowina auf prähistorischem und ethnographischem Ciebiete. Der Jahrgang 1891 der
Mittheilungen bringt auch bereits einen kleinen Aufsatz aus der Feder des Berichterstatter*,
und die Mittheilungen des folgenden Jahres die wertvolle .Vrbeit (\ A. Roms torfers ül'cr
die Bauernhäuser in der Bukowina.
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Die Anthbopologischb Gesellschaft in Wien etc. 73
Im Jahre 1890 erhielt die Gesellschaft vom Herrn Hofrath Albin von Hammer acht
Steingeräte aus der Bukowina. Sie befinden sich, wie das von Petrino geschenkte, in den
Sammlungen des k. k. Naturliistorischen Hofmuseums und werden weiter unten näher be-
schrieben werden.
Hatte die Anthropologische dresellschaft schon die in» Jahre 18t>0 erfolgte Eröffnung des
Münzen- und Antiquitätencahinets an der Universität in Czernowitz und ebenso den vom Bericht-
erHtatter in demselben Jahre angeregten Plan der Errichtung eines Ethnographischen Museums
in Czernowitz mit Interesse zur Kenntnis genommen, so l>egrüMste die im Jahre IH92 die Be-
gründung des Landesmuseums mit besonderer Sympathie und leitete mit demselben sofort den
Schriftentausch ein.
Endlich ist zu erwähnen, dass die Anthropologische Gesellschaft im Jahre 189'2 beschlossen
hat, Ausgrabungen zu prähistorischen Zwecken in der Bukowina vorzunehmen, und in diesem
Jahre durch den Berichterstatter diesbezügliche Verhandlungen mit dem Landesmuseum eröffnete.
II.
Die oben erwähnten St ein gerate aus der Bukowina, welche in den Jahren 1H70 und
IHUO in den Besitz der Anthropologischen (Tesellschaft gelangt sind, l>efinden sich derzeit in der
prähistorischen S<immlung der anthropologisch-ethnographischen Abtheilung des k, k. Naturhisto-
rischen Hofmuseums. Es sind neun Objecte, welche dasellwt in einem (Jlaskasten aufge-
stellt sind.
Inv. Nr. 1990. .Streitaxtfragment aus lichtem, verwitterten mikrokrvstallinischen feldspat-
und quarzhältigen (lestein, 7 cm lang, neolithisch, aus Czernowitz ; Geschenk des Freiherrn
Petrino. Vergl. die Bemerkungen unten im Abschnitt HI.
Inv. Nr. 15090. Feuerstein bei I nordischen Typus; 13 cm lang, 4 cm breit, neolithisch,
aus Kuczurmare Geschenk des Hofrathe« Hammer. Diese .\xt ist verhältnissmässig schmal
und dick, so dass ihr Kopfende (quadratisch ist. Man vergl. etwa bei S. Müller, Stenaldcren die
Fig. 59. Die schmalen Seiten der Axt sind nicht geschliffen.
Inv. Nr. 16091. Desgleichen, gleicher Typus, doch flacher; 10 cm lang, 4 cm breit,
nf'olithiscli, aus Franzthal, Cieschenk de« Hofrathes Hammer. Diese Axt hat ein rechteckiges
Kopfende ; vergl. etwa Fig. 02 bei Müller a. a O. Sie ist weniger sorgfältig geschliffen als die-
jenige unter 15090* an den schmalen Seiten ebenfalls ungeschliffen.
Inv. Nr. 15092. Mittleres Bruchstück eines durchbohrten Steinhammers aus Diorit;
5 7 cm lang, neolithisch. aus Kaczyka, (ieschenk des Hofrathes Hammer.
Inv. Nr. 15093. Fünf Feuersteinspäne (Messen <»b — 11 cm lang, neolithisch, aus Kirli-
baba, (beschenke des Hofrathes Hammer.
Erwähnt sei noch, dass im Arcliiv der prähistorischen Samuilung Fase. XIII (Bukowina)
eine Copie der bekannten Karte der Fundstellen prähistorischer Gegenstände in der Bukowina
von D. Olinski-Ülinescu aufbewahrt wird.
III-
Es erübrigt uns noch auf jene Artikel in den Mittheilungen der .Vnthropologischen Ge-
sellscliaft hinzuweisen, welche auf die Bukowina Bezug haben. Der besseren Uebersicht halber
wiederholen wir hiel>ei auch die schon früher genannten.
O. von Petrino, Steingeräte aus der Bukowina I, 109 f. — Bericht über eine Steinaxt
aus Syenit aus Suczawa, ferner eine im Jahre 1805 in Kisseleu gefundene Steinaxt, über zwei Aexte
aus Mamomitza und endlich über das oben genannte Steinaxtfragment aus ('zernowitz. Freiherr P e-
trino hat aus der Be.schaffenheit des Materials des letzteren (Gerätes, dem auch die in Kisseleu
und Mamomitza gefundenen, an Aussehen geglichen haben sollen, besondere Schlüsse gezogen. Er
glaubte aus dem Umstände. da.«6 dickes Materi'.il weniger hart und weniger tauglich erschien, auf ein
besondere« Volk schliessen zu müssen, das diese (leräthe fertigte. Der Schreiber dieser Zeilen hat
sich gegen diese Auffassung schon in seiner (teschichte der Bukowina (IhHH) I. 14 ausgesprochen und
das Material jener Geräte als verwittertes Feldspatgestein erklärt. Diese Auf fjiasung ist gegen-
wartig durch die vom Herrn Custos Szombathy am Objecte selbst vorgenommene und oben
in .\l>schnitt II mitgetheilte Bestimmung als richtig erwiesen. Geräte aus deuiselben Material imd
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74 Die Anthropologische Gesellschaft in Wien etc.
gegenwärtig von demselben AiiHsehen finden sich x. II. auch in den Pfahlhauten des Attervr^
Erwähnt sei noch, dass von der Axt der untere mit der Schneide versehene Theil erhalten k
Dr. Fligier erwähnt in einer Mittheiinng in XI, 100 das Vorhandensein von Kurlian^n-
gräl>ern in der Bukowina.
Dr. A. Weisbach*s Refenit über die von Major von Hininiel in der Bakowina a.
200 Kuniänen und Ruthenen und 100 Israeliten vorgenommenen Körpennessungen. Miilhfi
hingen XVIII, [8;^ f] Vergl. auch in XIX. 111 die von Weisbach auf Grund der Messung
von Himmel ausgeführten Vergleiche unserer Rumänen und Kuthenon mit anderen ße^-olk-
rungselementen.
v. A nd rian-Werl»urg's Berichte ül»er die Bukowina in XIX, [H], XX [33], XXI H
und [19|, XXII [-22] und [28 f.], endlich XXIIl [48 f|.
B. Karpeles, Beiträge zur Statistik der Zigeuner in Oesterreich; mit besonderer B<-
rücksichtigung der Bukowina. Mittheihingen XXI [31 f].
H. V. Kaindl, l'eber die ethnographischen und archäologischen Forschungen in der Bc
kowina im J. 1890. Mittheilungen XXI [33 f].
V. A. Kom Stoffe r, Typen der landwirthschaftlichen Bauten im Herzogthume Buko-
wina. Mit ft Textseiten-Illustrationen und einer Textfigur. Mittheilungen XXII, 103 ff.
~'-i " '
• Am Schlüsse seiner Mittheiluugen gestattet sich der Berichterstatter, den Herren ('iii?tOilt-
des k. k. Hofmuseums F. Heger und J. Szombathy, ferner den Herrn Assistfott
Dr. W. Hein und Dr. M. Hoernes für ihr freundliches Entgegenkommen beim Zuwuiinitii-
stellen des vorstehenden Berichtes seinen besten Dank auszusprechen.
Wien, am 12. Mai 1893.
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Das ehemalige Bukowiner Landesinuseuin,derSerether Museumverein und
das Münzen- und Antiquitätencabinet an der Universität Gzernowitz.')
Von Dr. Raimund Friedrich Kaindl.
Das ohomalige Bukouiner Lande smuscimi 'j ist im .fahre l«r>3 Ijegründet worden, naelidein
snlion sielien .Jahre vorlier die k. k. Central-Conmiission zur Erforschung und Erhaltung von
kunst- und hi.HtoriHchen Denkniah'n in Wien durch die Ernennung einen Conservators die archU-
ologiHche ForHchung im Lande angeregt hatte. ^) Die Theilnahme an der Vermehrung der
Samndung war im Lande yehr rege, 8o dans das Museum mit dem Schhmse des .Jahres 1H71
eine reiclie Fülle verschiedenartiger Ohjecte besass. Es befanden sich nämlich d.asell)st 4*2 aus-
gestopfte Säugethiere mit liiezu gehörenden Skeletten und Präparaten), 205 ausgestopfte Vttgel.
Skelette und Nester. 25 Amphibien und Fische, 673 lns<'cten, 441 («esteiue und Minemlien,
iM» Molnsken, 52 andere Ohjecte (^Sonstige"), 47 Petrefacte, 10.') Alterthümer, CA) Medaillen und
endlich 2.'i43 MUnzen und zwar: IS aus Gold, iKH aus Silber, 1551 aus Kupfer und 13
aus Bronze.
Fm Jahre 1871 war auch der Serether Museum-Verein gegründet worden, der in kurzer
Zeit schon 100 Mitglieder zählte.*) Sein Zweck war, für das Landesmuseum Alterthümer zu
.•sammeln, imd dieser Aufgabe ist der Verein unter seinem thätigen Obmanne .f. E. v. (i utter^)
getreulich nachgekommen. Dem regen Eifer dieses Mannes verdanken wir eine reiche Fülle
von Münzen, Alterthi\mern und fossilen (»ebeinen, die er theils an das Landtsmuseum ablieferte,
iheils nach L.'ebergabe des-sellien an die Fniversität an diese sandte. ^) Nach seinem im Jahre
\XHV» erfolgten Tode kamen zahlreiche Antitiuitäten aus seinem Nachlasse an den romanischen
An-häologen verein, der in demsell>en Jahre in Czernowitz begründet wurde. Dagegen Ir-sie sich
der Museum verein auf.
Indessen waren im Jahre 1«77 die Sammlungen des Landesmuseunis der zwei Jahre zuvor
erJiflneten Franz Josefs-rniversität übergeben worden. ') Da es dasell st aber an einem Kaume
fehlte, in welchem die gesammte Sammlung hätte unterbracht werden kiJnnen, so wurde deu
einzelnen Theilen derselben ein verschiedenes Los zutheil.
Die M ü n z e n wurden unter Schloss imd Hiegel wohl verwahrt, und in gleicher Wei.se
ist mit dem in den folgenden .Jahren einlaufenden (»eschenkon verfahren worder. Die fossi-
len (t e b e i n e kamen an da« zoologische Institut und sind hier von J*rof. V. (»raber
IT l?<i>2j sorgsam behandelt und üliersichtlich aufgestellt worden; durch spätere Erwerbungen
vermehrt, befinden sie sich auch gegenwärtig in dem genannten Üniversitäts-Institute. *) Der
dritte Theil der Sammlungen endlich, die Alterthümer, konnten am allerwenigsten ange-
V) Vergl. Kaindl, Kleine Studien (1893) S. 5 «*.
*) Vergl. Hauptbericht und Statistik fi\r das Herzogthum Bukowina für die J*eriode lHli2
bih 1S7L Herausgegeben von der Bukowiner Handels- und (iewerbekannuer. Lemberg 1872,
S. 3'.)«».
'j Jahrbuch der k. k. Central-Commission 185r>. 8. 31».
*) Hauptbericht S. 409.
*» l'eber (^ u 1 1 e r vergl. V. P r e l i c z im Jahresberichte der rnterrealschule Sereth 1880.^
*) Vergl. den Bericht (1 u 1 1 e r's in den Mittbeilungen der k. k. (Vntral-Commission 1880,
Notiz 21. Die daselbst genannten Fossilien und Alterthümer, und ebenso offenbar auch die
Mimzen befinden sich richtig in den Sammlungen.
') * Protokollarisches Verzeichnis der vom Landesmus?um der Bukowina übernommenen
Alterthümi'r." (>zernovvitz 21. Mai 1877. (iezeichnet: (loldbacher, Vrba und Z a c h a r.
•) Die merkwürdigsten Fossilien sind vom Schreiber dieser Zeilen in seiner (icsenichte der
Bukowina, Czemowitz 1888, L S. (i angeführt worden.
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70 Das ehemalige Bukowiner Landesmüsbum etc*.
iiiei>8on auf l>ewahrt werden. Erst nachdem einzeliie Objecte verdorben oder verloren waren, '
wurden die Antiquitäten dem Prof. A. H a n d 1 üliergeben, der sie in einem (Jlaska^ten sorgfältig
aufstellte. •) Im Jahre IHK«» gelangten sie wieder an die TniverHitätskanzlei zurück. 't Indejacn
waren durch Zusendungen (tutter's einige neue (iegenstände hinzugekommen.
Mit Beginn des Studienjahres IHSS war mittlerweile jener Theil des rniversitatsgebäadcK
welcher bisher von der l^ehrerbildungHanstalt eingenommen war, in die Benutzung der l'niveraiu:
übergangen. Hierdurch ist es dem l'rof. K. K a f u z n i a c k i. der im Studienjahre l>*Hy/W'
Kector war, mr»glich geworden, die Krrichtung eines Münzen- und AnÜ4|uitäten-Cabin€tes ana«
regen, auf welchen Vorschlag auch die Regierung einging. Ein Zimmer wunle eingerichtet, imd
schon am 21. Juli 1S9Ü konnten die Münzen imd Alterthümer dem l*rof. f^oserth. der da;
Custodiat übernommen hatte, übergeben werden. Die Abtheilung für Münzen bestand damal*
aus 35H9 Münzen und Medaillen, is Wertnoten, l Notenphotographie und 3 (lenimen: dir
Abtheilung für Antiquitäten aus «»*,♦ Nummer in HX Stücken.
Mit grossem Aufwand an Zeit und Mühe widmete sich l*rof. Loserth der Bestimmung
der M ü n z e n. Die Zahl derselben wuchs stetig zumeist durch Schenkungen, welche zun» grüs&ieo
Theile durch den Herrn Custos persünlich veranlasst wurden; doch hat auch die Regierung DiMi
der Landtag bedeutende Subventionen dem Cabinete zutheil werden lassen. Wie rasch die Saiußi
lung sich entwickelte, kann man der folgenden Zusammensiellung entnehmen.
21. Juli 1890: 3oH9 Münzen /die Duplikate mitgezählt), IS Werthnoten, 1 Notenphotograpbiir.
3 Gemmen.
29. Mai 1891: 2500 Münzen (ohne Duplikate u. s. w.), 20 VVerthnoten, l Xotenphotograph'h-.
3 Gemmen.
12. April 1892: 28(>3 Münzen (ohne Duplikate u. s. w.); Stand der anderen Objecte umer-
ändert.
29. Mai 1892: 3218 Münzen (ohne Duplikate u. s. w.^; Stand der anderen Objecto unrer
ändert.
1. April 1893; 3721 eingestellte Münzen, Medaillen und Jetons; fast 300 unbestimmte und nichi
eingestellte Münzen; etwa 1000 Dubletten; 13 Bracteaten; Stand der anderen Gbjeci«'
unverändert.
Die Gesammlzahl der Münzen betrug somit am 1. April 1893 über .'lOOO Stück. Sie hat somh
in etwa zwei und cinhalb Jahren um circa löOO Stück zugenommen, ein Krfolg, den wir allein
den Bemühungen des Custos zu verdanken haben. Leider ist uns derselbe aber durch seine am
l. April 1S93 erfolgte Berufung nach Graz entzogen worden. Das (^binet ist gegenwärtig
geschlossen. ■*)
Im Herbste des Jahres 1890 sind auch die Alterthümer durch den Schreiber diejw
Zeilen geordnet worden. Im Laufe der Zeit waren die Zettel und Nummern, welche densell«
beigegeben waren, theils verloren gegangen, theihi auch wohl verwechselt worden. Es galt somit
nach Andeutungen der noch vorhandenen Zettel, ferner den .\ngaben eines im Jahre 1877 ie-
gelegten Verzeichnisses, und endlich durch Vergleich mit einzelnen Berichten in den Mitthei-
limgen der Central-Commission in Wien, die Bestimmung der Objecte durchzuführen. Es iÄ
natürlich, dass dieselbe nicht in jedem Falle gelaug. Das Ergebnis dieser Arbeit ist in eintr
vom Berichterstatter angefertigten und dem Cabinete übergebenen „Bestimmungs-Tabelle «it-r
am 29. Mai 1891 im Cabinete der Universität Czernowitz vorhandenen Alterthümer** verzeichnrt
An dem genannten Tage besass das Cabinet 70 Nummern in «t» Stücken; seither war die Zahl
M Es ergibt sich dies aus dem \'ergleiche des Verzeichnisses vom 21. Mai 1877 mit deiL
unten im Texte angeführten Stande der Sammlung bei der Eröffnung des Cabinetes an (^r
Tniversität.
*) Nach dem damaligen Stande sind sie zun» Theil in der eben citirten Geschichte der
Bukowina beschrieben worden.
') Protokollarisches Verzeichnis vom 17. Deccmber 1?«89. (iezeichnet von HandL
E 1 t e r, r i e t s c h m a n n.
*) Näheres über die Münzen des C'abiuets, insbesondere über die ultmoldauisichen, find*-*
man in der „Bukowiner Rundschau'* Nr. 9+0 ilH9l) und Nr. 1273 (1893); ferner in der Komi
nischen Revue IS90, S. «»50 rt". und in K a i n d 1. Kleine Studien S. ü fl*.
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Das ehemalige Bukowineb IjAndesmuseum etc. 7?
bis zum 1. April 1893 um 2 Nummern, Itestehend aus eben äo vielen Htuekeii geivaehsenJ)
Dieser geringe Zuwachs findet seine Erklärung in dem Umt^tanrlt', daäs gteioliz^'itig mit d^in
Entstehen des Cabiuets an der Universität die Sammlungen für im*f»r ^eplanti^fl n^ues Liinde^-
inuseum ihren Anfang nahmen und die Alterthümer schon dniuaU ziirafi!*! dii^si^M ^Jigefilhrt
wurden. Zufolge einer Eingabe der Museumsleitnng hat sclili**ssliüh aiti ü2. Mür/. \S\i3 der
Senat der Universität beschlossen, alle im Cabiuete der lliiivertiitfit üitfgt'K teilten Alu^rthhmer
unter Wahrung des Eigenthumsrcchtes dem Landesmuseum ah iihvTvfalmn, Die Uebergabc? fand
am 7. April 1898 statt.
Wien, am 14. Mai 1893.
i-y^^
*) Ein Verzeichnis der (legenstände und die Beschreäbun^ ili»r murkvviirdiger(*n deß^tllM'O
findet man l>ei K a i n d 1, Kleine Studien 8. 9 ff. Digitized by CjOOQIC
Zwei Kreuze.
Archäol ogiscli-vaterländiscJi-bistcriscbe Reminiscenz.
Von Prof. Wilhelm Schmidt.
Rührende Pietät für das Forterlien der VerraachtniHse der heinigegangenen Altvordern. Kx
nicht allein in den stolzen Burgen, SchloKsern und Palästen altadeliger (»eschlechter und in dr
stattlichen Häusern wohlhahender, lang angesessener Hlirgerfaniilien, wahre Schätze von (Jefffi**
ätäuden zusammengebracht, welche dem Stoße, «ler N'eredlung dessellien durch die KunsL iui<'^^
und neWn der Lieh- und Werthhaltung des Besitzers, härfig auch durch historische Kemiü-
ceuzen einen imschätzbaren Hort von sehenswertheu, höchst instructiven. alterthümlichen Cnri-
sitäten bilden, die — leider — nur wenigen Auserwählten zu (iesichte konmien. vergönnt wird
In der Oefi'entlichkeit besteht hierüber sehr häutig nicht einmal eine blasse Ahnung ui.^
deshalb entziehen sie sich in den meisten Fällen jeder, wie iuimer gearteten, eingehenderen IV
sprechung. Sie sind für die Wissenschaft, für die culturelleu Ixückschläge der Zeugen vergaii-
gener Tage, so gut wie nicht vorhanden und reihen sich in Folge dessen jenen bekla^nswertbe"
Verlusten an, welche von habgieriger Plünderung zur Zeit an lauernder Kriegsliedrängnis. von dtfl
Sturmfluten plötzlich heranbrechender (tewäsNcr. von schomiugslosen Flammen grosser Feoe^
brUuste, von den vulkanischen Eruptionen und wie die schweren uml verhängnisvollen Heimsuchniigfr
des Krden- imd Menschengeschickes immer noch heissen mögen, veranlasst, auf das Kerbh"U
bitterer I^lienserfahruugen zu setzen sind.
In dem weitgezogenen Kreise der Letzteren l)egegnen wir. so weit auch un.sere Heimii.
die Bukowina, der ehemalige Bestandtheil <los moldauischen Douaufürstenthumes, in die l^er.-
pberie desselben hineingezogen erscheint, zwei unersetzliche i Verlusten von Erzeugnissen hufh
gediehener Kunstentwicklung in der N'eredlung eines, bereits an und fi\r sich edlen Stoflies. l"^
meine, das Missgeschick, welches die beiden, historisc^h vielliesprochenen Kreuze des Fürae.
Alexander L a p u s c h n e a n und der Suczawer griech. -orientalischen Mt-
t r o p o 1 i e betroft'en hat und wohl zunächst in diesen Blättern einer kurzen Erwähnung thrfl
haft zu werden deshalb verdient, um es klar werden zu la.ssen, mit welchen uuberecbenbiree
Factoren wir es zu thun haben und wie verdienstvoll Beiträge zu Museumszwecken seien, weü
es darum sich handelt, die todte Vergangenheit in die lebende (Gegenwart zu dem Ziele hernl»^
zutragen, um in die alte Zeit sich hiueiulel^n, belehrende Vergleichungeu anstellen, das be«Ä
(Gebotene schätzen, zum Fortschritte sich aneiferu und rastlos fortwirken zu können auf dei
nicht eben unbeschwerlichen Bahnen cultiu'eller, das Dasein verschönernder Entwicklung.
Alexander Lapuschnean. welcher nach dem Erlöschen des Mannsstarome« ^
Dragoscluden, oder — wie die heimischen Chronisten bevorzugen -- der Muschat, durch y^
nisches Zuthun auf den moldauischen Fürstensitz gelangte und durch seine Vermählung nA
Roxanda. der einzig lebenden Tochter Peters, beigenannt R.iresch, und Reprä.santanthi des aitn»
Fürstengeschlechtes, der eigenen Erhebmig den 8temi)el der I^egitimität aufdrucken wollte, Ale-
xander war nicht allein darauf bedacht, die trotz des Pfortentributes namhaflen Einkünfte
seines Fürstenthiimes vorsorglich in der Schatzkammer oder Zccha von Venedig, mit vrelchrt
Dogenstadt die M«)ldau stets regen Verkehr unterhielt, sicherzustellen, sondern er war zogleiiA
ein mecäncnartig angelegter Freund und Fr»rderer von Kunst und Wissenschaft.
In letzterer Beziehung hat es die Geschichte verewigt, dass er ein ausgesprochener IJehhtktf
von seltenen und theneren Büchern gewesen sei Seine Vorliebe für die Schöpfungen der Kunst JeA*l'
- - wenngleich hiel)ei der nationale Zug, mit Keichtbnm und Seltenheiten zu glänzen und iHg*"
meines .Vufsehen auf sich zu lenken, mit verschmolzen war. bezeugt die bis auf uns g^**"
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^.äsA
Zwei Krbüzb. 79
inene. dooumentarisch beglaubigte (leHhichte i\e^ von ihm bei den Herniannstädter Goldschmieden
Ijestellten und auch fertig gewordenen Kreuzes.
In Siebenbürgen war, unter den deutschen Ansiedlem des Landes, das Gewerbewesen
schon seit 137r» nach festvereinbarten Zunft^^atzungen geregelt, welche darnach angethan waren,
lUe Erzeugnisse jeder Innung tadellos uiarktgerecht zu gestalten und somit Ruf und Absatz
siclierzustellen. Vor allem aber legte die (roldschmiedezunft in ihren Leistungen fast euro-
paischen Ruf Geniessendes an den Tag. So war, um nur Eines Beispieles Erwähnung zu thun, in
Stnijtsburg am Marosch, d. i. in (iross-Enved, ein, der Hermannstädter Goldschmiedeinnuug in-
c-orporirter (»enosse der Erste, welcher eine ganz normal gehende Miniaturuhr in einen Ring
fiipiste, wouiit Johann Sigisnnmd Zapolya die besondere (iunst des Grossultans für sich gewann.
Kein Wunder daher, dass auch der moldauische Fürst nach einer ganz besonderen Specialität
fürstlichen Schmuckes verlangend, an die (Toldschmiede zu Ilermaunstadt sich wandte, deren
seltene Kunstfertigkeit früher bereits von den moldauischen Fürsten vielfach war in Anspruch
^^onommen worden.
Seine Hoten übergaben dem Hernuinnstädter Zunft- oder Gildeuvorsteher der Goldschmiede
imn das Edelmetall, die Perlen und das Edelgestein zur Herstellung eines Kreuzes, dessen
Kinge mit Perlen besetzt sein sollen. An Arbeitslohn wurden 300 Gulden deponirt und das ge-
lieferte Werk, nachträglich, auf die zu jener Zeit riesige Summe von 80.000 Gulden Werthes
tce^ichätzt. Fürst Alexander bekam es jedoch nie zu (lesichte, viel weniger in Besitz.
Johann Sigisnnmd Zapolya behielt es wegen der in der Moldau durch den von ihm ge-
bansten, aljeuteuerlicheu Prätendenten um das Fürstcnthum, durch Heraclides Despota veran-
la.sstcn, Alexanders Vertreibung nach sich ziehenden Fnruhen im Lande, wohl in der Absicht,
dasselbe, wenn die von ihm Job. Sigismund Zapolya) bei der Pforte waruj befürwortete Wieder-
oinsetzimg des gewaltsam Depo.ssedirten gelingen sollte, dem Eigenthümer zustellen zu lassen,
was jedoch nicht hinderte, bei dem Besuche des Sultans Suleiman zu Belgrad mit diesem um
<lcn Hals gehängten Kreuze zu erscheinen, dessen Kostbarkeit und kunstfertige Herstellung
zierten es doch unter Anderem Neun Diamante nebst Vier Rubinen ungewöhnlicher Grcsse, - den
prachtgewohnten, grossherlichen HJ^flingen und Würdenträgern Rufe 'des Erstaunens und der
Bewunderung entlockte. Hierauf übergab er das Kleinod der Huth des Hermannstädter Stadt-
rathes fli>r»*2), in dessen Verwahrung es bis auf die Zeiten Sigmund Bathory's blieb, dem 1571
die zu Mediasch NTrsammelten siebenbürgisclien Stände dieses Kreuz, über flehentliches Bitten,
zur Tilgung seiner Schulden überliCvSsen. Mit welchem Rechtstitel und warum .\lexander nach
>einer Wiedereinsetzung oder seine wegen Erfolglassung seines Nachhisses aus der Zecha 7a\
Venedig nicht müssigen Erben, nach seinem T«)de die W^iedererlangung dieses Schatzes gar nicht
oder vielleicht vergeblich verfochten, darülier fehlen alle verlässliehon (^iiellenberichte gerade so
sehr, wie über die weiteren Schicksale dies<'S hochberiihmfcen K'uister/eiignis.ies,
G'anz genau gleichzeitig wenden sich die Blicke des (Jeschichts- und Kunstfreundes einem
anderen Kreuze zu, welches den hohen Schmuck und, traditionell, einen der wesentlichen \u-
ziehungsgegenstände der Suczawer Metropolitankirche für die frommgläubige Menge l>ildete.
Wir wissen aus den chronistischen l'eberlieferungen anderer Länder, was ein solches
Kreuz zu bedeuten hatte, wie zugleich, welch grossartigen nuiteriellen Werth es repräsentirte.
Das Pretium aflTectionis war dabei sicher aller Berechnung entzogen. Erzählt doch die verbürgte
Tradition, da.ss einzelne Domkirchen Eurojia's aus.ser unzähligen Votivgeschenken in (iold und
Silber, an denen Edelsteine funkelten, auch kostbare Geräthe, Gewänder, Teppiche und C'ruci-
tixe besassen. die, mit (loldplatten überzogen, in der lebensgrossen (iestalt des Gekreuzigten, in
Gold und Juwelen gefasste Reli«|uien in sich schlössen, so dass nur das tToldgcwichtdes Ganzen
in Mainz z. B. Sechshundert^ Pfund betrug; ein ähnliches, mit feinster Filigranarbeit ver-
liehenes, unschätzbares Kreuz bewahrt noch heute die Kathedrale von Hildesheim.
Dieses c o 1 1 o s s a 1 e , silberne, nach dem Herkommen der gr.-or. Kirche, der Figur des
de« Gekreuzigten entbehrende Kreuz, dem zur Seite zwei, verhältnismässig grosse, gleichfalls
i^ilbeme Leuchter standen, hatte der. nach Verdrängung Alexander's zur Herrschaft gelaugte
und zur Festigung derselben durch bewaffnete Macht in Geldnoth belindliche Usurpator Hera-
dides an sich gezogen, um es dur<"h den herbeigerufenen Hermannstädter Münzer, Wolf^ zu j
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80 Zwei Krbuze.
Thalern umwandeln zu lassen, welche Münzsorte, gerade zu diej»er Zelt, durch die von dem
Grafen Schlick zu loachimsthal geprägte Geldsorte war in Umlauf gesetzt worden.
Dieser* kirchenschänderische und kirchcnräulierische Vorgang, welcher bei des Despiien
hoch tragischem Ende wesentlich verhängnisvoll mitwirkte, schien den Zeitgenossen derart unge-
heuerlich, dass die hervorragendsten und einflussreiclisten Persönlichkeiten aller linder — w\i
noch vorhandene Correspondenzcn derselben ausser Zweifel setzen — alle Mühe und sell»^i
namhafte Kosten sich nicht reuen Hessen, um in den Besitz einzelner Exemi>lare dieser vom
Landesclerus unter Bann verprmten Münze zur wechselseitigen, werth vollen Beschenkung. zu gelang«!
So gehen unschätzbare Kunstwerke rettungslos im Strome der Zeiten unwiederbringlicl»
verloren und eben ihr tief beklagenswerther V^erlust legt uns die Mahnung und Pflicht nilw-
nach allen Kräften mitzuwirken, dass von solchen Gegenständen gerettet und erhalten werde.
was eben noch zu retten und zu erhalten uns vergönnt ist, um durch systematisch geordn^tt
Zusammenstellung derselben, wie solche nur ein „viribus unitis** zu Stande gebrachtes Lande?
museura bieten kann, einen höchst instructiven Blick in die Cultur- und Sittenverhältnisse dfr
in der engsten Heimat sich abwickelnden Folgenkette jeweiliger, durch den allbeherschendea
(ieist der Zeit oder durch zwingende Verhältnisse derselben eingetietene Phasen der social«'
Entwicklung nachgehen zu können, zum Steigern des in uns mächtig pulsirenden Triebes tu
höherem Aufschwünge.
- > ■ K ■■'»■' :tSt i""^i ' <
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Vermischtes-
(Die feierliche Eröffnung der Sammlungen) des I^ukowiner Landesmuseums fand imi
Sonntag, den 14. Mai 1893. 11 Uhr vormittags, in Anwesenheit des k. k. Kegierungsi-urlifS
.J. S t r o n e r als Vertreter des am Erscheinen verhinderten k. k. Landespräsidenten Frriherni
V. K r a u s 8 . dann des gr.-or. EncbischofB Dr. Sylvester M o r a r i u - A n d r i e w i e i£ . des
k. u. k. Brigadiers und Militärstations-Commandanten, Generalmajors E. Kitter M a y e r von
Marnegg, des Landwehr-Brigadiers, Generahnajors von J o r k a s c h - K o ch, des lülrgur-
meisters Anton K o c h a n o w s k i Ritter von Stawczan, der Vertreter des Landesau88i"huH8**ii*
des gr.-or. Consistoriums. des Czemowitzer Magistrates, der k. k. Franz-Josefs- üniversit;U, diT
Biikowiner Sparcassa, der Mittelschulen, endlich von Landtagsabgeordnetf^n und Mitgliediern di*^
Museunisvereines durch den Obmann des C'uratoriums, I^andeshauptmann Johann Lupul, r^Uilt-
In seiner Ansprache begriisstc Letzterer die Erschienenen, hob die besondere Bedeutung tWs neu-
gegründeten Museums in archäohigischer, etlmographischer, euUur- und naturwissenschiirtlieher
und kuDsthistorischer ]{e/jehung hervor, indem er dieser scliönen Institution im Lande dn^ beste
Gedeihen wünschte. Mit einem dreimaligen, von den .Anwesenden niit Begeisterung auf^tHiosii-
menen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser erklärteer <las Museum fUr eröffiiet. Schulrjith Ue-
meter Isopescul gab sodann in seiner Festrede vorerst eine eingehende Darstellung der
Entstehung des Bukowiner Laudesmuseums. wies auf die Unterstützung und Forderung hin,
welche diesem Institute seitens des k. k. Ministeriums für Cultus und ünterriclit, der k. k. T.un-
desregierung, des Bukowiner Landesausschusses, der k. k. ('entral-C'ommi.ssion für Kuusl- rmd
historische Denkmale, des Bukow^iner gr.-or. Consistoriums, der anthropologischen Gesr-Ilsrluift
in Wien, der hiesigen Sjtarcussa und einzelner Personen zu Theil wurde und sprach die llulT-
nung aus. dass das Museum auch für die Zukunft allseitige Unterstützung Hndeu möge. Nsali
Besichtigung der Sammlungen trugen die meisten der Anwesenden in das aufgelegte Getleuk-
buch ihre Namen (38) ein.
(Besuch der Sammlungen.) Für den öffentlichen Besuch sind die Sammlungen unenl-
geltlich jeden Sonntag von 3 bis .") Uhr nachmittags zugänglich. Die grösste Besucherzahl war
bis jetzt I4(} (am 28. Mai), die geringste 32 (am fi. August). In Summa besuchten an 15 Sonntagen
1162 Personen das» Museum, so dass im Durclischnitt auf einen Sonntag 77 Personen entfallen. Au
einzelnen Wochentagen wurden die Samudungen überdies noch für corporativeu Besuch geöfTnei.
insbesonders den Theilnehmern des L Bukowiner Gewerbe-Oenossenschaftstages und den des
Czernowitzer Sängerfestes, wovon 16',) Personen ihre Namen in das Besuchsbuch eintrugen,
während circa 90 Besucher, mangels der nöthigen Zeit, dies nicht thun konnten. — Am 16, Augimt
besnchte femer noch Herr Josef Szorabathy, Custos am k. k. Hofmuseum in AVieu das
Bukowiner Landesmuseum, in welchem er eingehende Studien machte. — Die Gesammt^nbl der
Besucher erreichte demnach im Zeiträume von 37^ Monaten die Höhe von mindestens 1 HSH Ks
wäre wünschenswert, dass dieser ausserordentlich zahlreiche Besuch in der Zuknnft iinhalcpu
würde. ^ ,
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82 Vermischtes.
(Das SchaufU88*8Che Museum.) Im Wege des liukowiner k. k. I^iidespräsidiam» Irt
Director C a in i 1 1 o SchaufuBs seine von 8eineni Vater und ihm '^usammengeätelilaSt 5*
Colin an der Elbe befindlichen, mit '1- UU 300.000 Mark bewertheten Haramlungen. zum gr^tssenc
Theile naturhit*torischer Objcete, dem Hukowiner Landesmuseum als Schenkung angeboten uatfr
der Bedingung, dass das Bukowlnor IjandeHuiuseum Sorge trägt, die Sammlungen unter der OiivB'
tion von Schaufuss aufzustellen und zu conserviren. Teber die Annahme dieser werth\xī
Schenkung, welche allerdings nicht unbedeutende T'nterhaltungskosteu erfordern durfte, wird d«
Curatorium des Landesmuaeums zu entscheiden haben
(Vereinigung des Bukowiner Landesmuseums mit dem Bukowiner GewerbemaseHL)
Vom ('uratoriumsuiitgliede beider Museen, Herrn Nicolaus Kreiherrn von M u t« t a t s a , gini|r
die Anregung aus. die beiden hiesigen Museen räumlich zu ven^inigen, in der Art, dasf* d»
vom (j'enerbemuseum geplante Musealgebäude eine solche (Grösse erhalten solle, dass in dHir-
selben auch die Sanmdnngen des Landesmuseums für immer und kostenlos untergebracht wrr-
den können. Eine Besprechung von Vertretern l)eider Museen am 7. Mai d. J. ergab, d^^m Art
(»edanke nicht nur durchführbar sei, sondern dass es aus vielerlei (rründen im einioentea la-
teresse beider Institutionen gelegen wäre, wenn derselbe zur Ausführung gebracht werden kr»Batl
und es wurde nun über einstimmigen Beschluss dem Bukowiner Landtag eine Eingabe mde^
breitet, mit der Bitte, die Ausführung des Gebäudes durch Zuwendung einer Subvention t«
lO.OUO zu ermr>glichen. Leider konnte der Bitte für heuer nicht willfahrt werden. — In d^ aa
H. August unter Vorsitz des k. k. Liindespräsidenten Freiherrn von Krauss abgehaltenen CV
ratoriumssitzung des (ieweriiemuseums brachte der Schriftführer des Landesmuseuma, Profe«*
('. A. \\ o ni st o rf e r, die Frage der Unterbringung des Landesmuseums in dem zu errichteaalM
(iewerbemuseumsgebäude zur Sprache, worauf seitens des Vicepräsidenten des Gewerbemnseiuö»»
Ilaudelskammerpräsidenten F. ('. Langen h a n hervorgehoben wurde, dass die bereits begonnenr
gemeinschaftliche Action behufs Ausführung des (iebäudes im nächsten Jahre auch ii
der Folge eine gemeinschaftliche sein wird. C. A. R
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;' .'Y^ ^/;CVS^-
A/^
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Rßr>/)EW.(ii^c-'^''^
JAHRBUCH
des
Bukowiaif £i%idt@-Mii@tims
Zweiter Jahrgang, ^^^y;
1894. !;■;' : ; ^.|
(X-da.t e .A.-b'blld.-va.iigrea..) %,^ •' '^ *^
Redactions-Comit^ :
E. Maximowicz, A. Mikulicz, Dr. J. ^olek,
(Ouratoriuiiis-Mitglieder) '
und
C. A. Romstorfer,
Czernowitz, 1894.
C o n c. T y p o- u. L i t h o g r. den E r z I». S i 1 v. M o r a r i n - A n d r i e w i c z. |
Verlag des Bnkowiner Landcs-Museums.
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JAHRBUCH
des
Zweiter Jahrgang.
1894.
Rodactioiis-Comite :
E. Maximowicz, A. Mikulicz, Dr. J. Poiek
(Curatoriums- Mitglieder)
und
C. A. Romstorfer
(Schriftführer).
Czernowitz 1894.
Conc. Typo- u. Litliogr. des Erzh. Silv. Mor ariu- A n <l r i p tv m'/.
Verlag des Biikowiner Landes-MuBeums.
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Für den Inhalt der Artikel sind die Verfasser allein verantwortlich.
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Die ehemalige russische Münzstätte In Sadagdra.
Vortrag, gehalten in der Hauptversammlung der Mitglieder des Bukowiner
LandeS'Museums am 6 Mai 1894, von Dr. J, POLEK.
Die Einmischung dei' Czarin Katharina II. m che Ang(*legenheit(»n Polens
ftihrtc im Herbste 1768 zu einem Kriege zwischen der Türkei und Russhmd. *)
Die eigentHche Action begann im Frühjalu^e 1769. Die Russen waren vom
Glück begünstigt Sie besetzten am 21. September die Festung Chotin, naiimen
fiinf Tage später die Hauptstadt der Moldau, Jassy, ein und bemächtigten sich
am 17. November desselben Jahres Bukarest's, der Hauptstadt der Walachei.
Beide Donaufüi-st^ntlmmer huldigten der Czarin.
Wemigleich Katharina II. damals luu' scherzweise d^m Feldmarschall Ru-
manzow sclmeb, er solle ihr doch, imchdem sich schon beide Hospodaren in
Petersburg befänden, auch den Grossvezier und, wenn mögUch. selbst den Sultan
als Kriegsgefangenen schicken, so war sie doch im Enist entschlossen, den Krieg
bis zur völligen Niederwerfung der Türken fortzusetzen. *)
Der zweite Feldzug (1770) war ganz darnach angethan, die Czarin in ihren
Hoffnungen zu bestärken. Die Russen siegten nämlich zu Wasser und zu Lande
und nahmen den Tüi'ken die meisten Festungen diesseits der Donau weg. Aber
jetzt envachte die Eifersucht der Nachbarn, besonders Preussens, Fi-ankreichs und
Oestenrichs. Friedrich der Grosse ennahnte am 4. Jänner 1771 die Kai-
serin Katharina, allen Absichten auf die Krim sowie auf die Donaufürstenthümer
zu entsagen ; dränge man die Pforte zu sehr, so könne es, meinte er, leicht
geschehen, dass diese Macht sich dem Wiener Hofe in die Anne werfe.*) Auch
in Russland hielt man den Bruch mit Gestenreich für nicht imwahrscheiidich,
Katharijm IL wusste ihn aber diu-ch die Vereinbarung in Betreff Polens hint-
unzuhalten.
Die erste Theilung Polens ei'A^eckte bei der Pforte che Besorgnis, djiss auch
in Betreff ihrer zwischen den Git)ssmächten Vereinbanmgen geü'offen seien. Sie
war daher gerne zu Friedensunterhandlungen geneigt. Trotzdem verhelfen die
riougresse zu Fokschan (im Juli 1772) und Bukarest (im Herbste desselben Jahres)
nsultatlos. Nach neuen Niederlagen streckt*»n die Türken endlich doch die Waffen,
und Russland begnügte sich im Frieden zu K utschuk- Kai nard sehe
*) Üeber diesen Krieg siehe Hammer, „Gesciüchte des Osmanischen Reiches**. IV. Bd.
2. Ausg. Pesth 1830, S. 570 ff., Herr mann, „Geschichte des russischen Staats". V. Bd.
Hamburg 185a, S. 607 ff. and Brückner, „Katharina die Zweite«. Berlin 1883, S. 269 ff.
*) Brückner, a. a. O. 8. 276.
^) Ebenda, 8. 291.
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4 POLEK :
(21. Juli 1774) mit den Festungen Kertsch und Jenikale, mit Kimbum und
Asow samnit Umgebung und mit der freien Scliiffahrt auf dem Schwarzen Meere. M
Der Entschluss, die Türkei bis aufs Aeuserste zu bekämpfen, legte Katiia-
rina II. den Gedanken nahe, ihr Heer auf dem kürzesten Wege mit dem Solde,
insbesondere aber mit der mangelnden Seheidemünze zu versorgen. Sie ord-
nete die Errichtung einer Münzstätte in der Moldau an und betraute mit deren
Ijeitung den Ostseeländer Peter Freiherrn von Gartenberg (niss. Sada^cSrskii-
Gai-tenberg fand sich im Herl)ste 1770 in der Moldau ein. Seine nächst«'
Aufgabe war, sich den zur Anlegung der Münzstätte geeignetsten Platz auszu-
suchen. Ohne Zweifel kam es dabei ausser dem Holzreiclitlmm ijislx*sondere auf
die grösstmögliche Sicherheit vor dem Feinde an. Diesen Bechngungen entsjiracL
am besten die Czernowitz gegenüber Hegende, damals mit undurclidringlicliem
Ui-wnld bedeckte Pi*utheb(*ne unweit Kohozn«, dessen Besitzer gegen ein ontspn*-
chendes Entgelt in die Anlegung der Münzstätte willigten. *)
Die Ankönnnlinge verbreiteten bald reges Ix^hen in der bisher nur von
Wölfen bewohnten Gegend. *Die alten Buchen wimlen gefällt, das Gestrüpp
ausgehauen uiul der Waldgnmd urbar gemacht«. An dem Bache Tarnawa wunU-
die Münze aufgebaut, und nahe dal)ei richt<'ten die Arbeiter ihiv Wohnun^ren
her. GartcMilKTg's Ijeutseligkeit sowie die gmvisse Aussicht auf guttMi Venlieml
locküMi alsbald auch HandwerkcT und tiewerbsleute herbei, die sich gleichfalk
wo es ihnen beliebte, häuslich niederliessen und sowohl in Sadagöra — di(^ni
Namen scheint die Colonie von alh^m Anfang an gi^führt zu haben — als anili
in der Umg(»bung lohnende Arbeit fanden. '')
Die Münzstätte war ^kaiserliche; ti*otzdem hatte Gartenberg hinsichtlich
der Prägung fast völlig freie Hand. Er übernahm vom Staate die erbeuteten
tüi*kischen Kanonen und liefeiix3 von den daraus g(»prägten Münzen eine dem
Preise des Mati?rials entsprechende Menge an die Kriegscasse ab. Den Ri*st d«^-
Münzen komite er b(»hufs Hereinbrigung der Prägungskosten durcli eigens von
ihm im Lande ^aufgestellte Ijeute«^ gegen Gold und Silber wechseln; dcK'h sollti'
die Gesannntsunnne des von ihm geprägten (ileldes den Betrag von 2 Millionen
Rubel nicht übei^steigen. *)
Die Sadagörer Münzen wurden bald zu einer drückenden Last für die
Bevölkennig der beiden Donaufürstenthümer. Abgesehen davon, diiss sie in Bezug
auf die Qualität des Materiah^s und des Gewichtes innner schlechter wurden,
machte die in Undauf gelmichte Sunnne den Betrag von 3 Millionen RuIk4 aus.
Das geschah, ohne dass Feldmai'schall Rumanzow, von dem »alles« abhieng.
warnend oder sti-afend eingriff. Aber auch die übrigen Officiere sahen nicht nach ;
1) Ebenda, S. 305.
') In der Regietratur der k. k. Bukowiner Landesregierung beßndet sich die Copie einer
aus dem Moldauischen ins Lateinische übersetzten Urkunde (Copia ex idiomate Moldavico in
Latinum trauslata), worin die AntheUsbesitzcr von Koho/.na : Michahiki Krakalie, Gregorius ßrinzan.
(Jabriel Kasaczeskul und Manoli Potlog aussagen, dass sie Baron Gartenberg für die Benutzung
ihrer Erbgüter schadlos hielt (dabat ali(|uam partem ex nostris bonis haereditariis).
^) Wi c k e n h au ser, die deutschen Siedolungen in der Bukowina. L Bdch. Czernowitz
1885. S. 53 ff.
*) Feldmarschallieutenant Vincenz Freiherr v. Barco an den Hofkriegsrathsprasidentev
Grafen A. v. lladik, Jassy, 12. Jänner 1774 (bei Werenka, Bukowina's Entstehen und Auf-
blühen. Wien 1892. S. 69.)
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Die EHBMALiaE russische .Münzstätte in Sadaoöea. 5
war ja die Sadagörer Scheidemünze nur für die Mainischaft bestimmt, während
sie selbst iliren Gehalt in Gold und Silber diiect aus Russland bezogen. Sie
mochten aber auch darum geschwiegen haben, weil sie »directe durch die dritte
Hand« an dem Münzgewinne Antheil nahmen. So half sich den» die Bevölke-
rung, so gut sie konnte. »Von der Zeit, wo dieses scidechte Geld mehr kenntbar
worden, nahm sie es nicht mehr zum Xeiniwerte an, so dass zu Anfang des Jahres
1774 v.n der Münzstätte 7, an anderen Oilen 6 fl. Scheidemünze für den Uu-
caten gegeben wurden. *)
Der schlechten Sadagörer Münze ist es auch zum Theile zuzuschreiben
wenn sich die Zuneigung, deren sich die Russen zu Anfang des Krieges in den
Donaufurstenthümern zu erfreuen hatten, zuletzt in Abneigung verwandelte ;
mussten doch (he Kaufleute und Bojaren vom Divan zur Umwechselung
der zur Zeit des Ausmai*sches der Russen in der russischen Kriegscfisse befind-
lichen 800.000 fl. Scheidemünze dm'ch Execution gezwungen werden. *) That-
sächUch gieng danmls der letzte Rest an Gold- und Silbennönzen aus dem
Lfiwide, und es trat eine solche Geldnoth ein, dass alle Producte wie nie zuvor
im Pn»ise sank(»n. ')
Mit der Beendigung des Krieges fiel auch die Nothwendigkeit des Bestandes
einer russischen Münzstätte ausserhalb der Grenzen Russlands weg. Die Saxla-
görer Munzbeamten fiengen übrigens schon im April 1774 ihre Habseligkeiten zu
verkaufen an. Jedesfalls war das Münzamt zur Zeit des Einmarsches der ösU^i-
reichischen Truppen in die Moldau, d. i. am 81. August 1774, schon aufgelassen;
denn am 4. Septem Ixn* 1774 bot ein gewisser Doering, so zu Satakura (Sada-
göra) des Baron GartU^iberg sein ganzes Werk gefnbret, ein vernuigender Mann<v, *)
dem Fehhnarschallieutenant Baron B a r c o eine Quantität von 5 bis 6000 Cent-
neni Kanonenmetalls zum Kaufe an. ^)
Die Sadagörer Münzen geben von der jeweiligen SU^llung Russlands zu
den Donaufurstenthümern Zeugnis. Im Anfange äussert sich darin die Freude
des Siegers und dessen Entschluss, diis Erob;»rte zu behalten; dann aber nehmen
sie immer mehr moldauisch- walachisches Gepräge an. ^)
>) Ebenda.
») Bar CO an Hadik, Jassy, 6. December 1774. (Ebenda, S. 154.) — Vgl. auch Urica-
riiil, hrag. von Theodor Codrescu, T. VI. (Jassi 1875,, 8. 430 f.
*) Näheres bei V. A. Urechiä, „Memoriü asiipra periodei din istoria Rom&niloru de la
1774__1786« in „Analele acaderaiei romane". Seria IL, Tom. XII. Bucuresci 189J p. 700 f.
*) Barco an den cominandirenden General von Galizien FZM. Freiherr v. Ellrichshausen ,
Jskssyy 6. September 1774. (Werenka, a. a. O. S. 124.)
*) Das Schreiben trägt die Aufschrift: Proraemoria an Ihro Excellence den Herrn General-
lieutenant v. Barco und lautet:
Bei Euer Excellenz wird hierdurch angefraget, ob Sie von einer Quantität ciroa 5—0 m.
(5 bis 6 Tansend) Centner Kanonennietalle einen Gebrauch zu machen wissen. Den Wiener
Centner liefre ich bis am Dniester für 10 :^ ^Ducaten); im zweiten Fall aber, wenn man für
dero Hof fertige Kanonen nach vorgeschriebenem Kaliber inclusive aller Kosten verfertigte,
könnte (ich) solches den Centner zu fünf unddre issig Ducaten liefern.
Ich erwarte über beide Fragen von Euer Excollenz auf das baldigste Resolution. Sada-
gnra den 4. September 1774. J. A. Döring. (Siehe Werenka, a. a. O. 8. 122.)
«) Vgl. die Abbildungen 1 und 6.
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6
Polek:
Bis jetzt kennt man 28 Typen dieser Münzen, nämlich: 4 Medailleii,
4 silberne Prol)est(Mnpel ans den .Jahren 1771, 1772 und 1778 und 15 verschie-
dene Kupfennunzen aus den Jahren 1771 bis 1774. ^)
Am häufigsten sind die Münzen aus dem Jahre 1772 und 1778, seltener
kommen die aus dem Jahre 1774, am seltensten die aus den Jahren 1771 vor.
Im Jahre 1771
wurden Fönfko-
peken-, Dreiko-
peken- und Drei-
dengi- (oder auch
Pard-)Stucke, in
den folgenden
Jahren nur Zwei-
para- (Drei ko|K?-
ken-) und Para-
Fig. 1. (Dreidengi-)
Stücke geprägt. — Den ältesten Tj7)us zeigt die Abbildung 1. ^)
Die Mitti^ der Haui)tseite dieser Münze ninnnt eine Säule ein, an dert*n
oberen, mit dem Herzogshute gekninU'n Ende innerhalb eines ausgeschweiften
Zierrahmens ein ovaler Schild mit der Namenschiffre Katharina's II. (E IL iji
einander gestellt) zu sehen ist. Hinter der Säule sind Waffen und Fahnen, an
ihrem unteren Ende (rechts) eine Trommel und <lie Fasces mit dem Beile, (links)
ein Kanonein*ohr und Lanzen gruppiert. Das Ganze ruht auf einer Doppelleist*'
auf, unter der die Jahreszahl 1771 steht.
Auf der Rückseite erscheint der gekrönte nissische Doppeladler mit Scepter
und Schwell. Unterhalb der Fänge des Adlers nimmt man zwei ovale Schilde
mit d(»n Wappen der Moldau (()chs(?nkopf) und der Walachei (auf einer Zackon-
ki-one stehender Adler mit dem Kreuz im Schnabel und dem Halbmond zur Recht^Mi)
wahr. Im Abschnitt, der auch hier durch eine Doppelleiste und zwar in gleicher
Höhe wie auf der Hauptseite von der bildlichen DarsteUung getrennt ist, steht
die Wertzahl: 5 Kou'beK'k (Kopeki) und unter dieser ein S, d. i. der Anfangs-
buchstabe des Münzmeisters (Sadagörski) oder des Pi-ägeoites (Sadiigöra). *)
Der älteste» Typus der kleineren Scheidemünze, des Dmdengistückes
(= IVa Kopi»keii oder = 1 türk. Para), dürfte in Figur 2 (bei Chaudoir Nr. 3),
zu erbHcken sein.
*) S t u r d z a , Uebersichl der Münzen und Medaillen des Fiirstenthums KiimKnien. 8ep. -Ab-
druck aus dem IV. Bande der „Numismatischen Zeitschrift **. Wien 1874, S. 84.
•) Die .\bbildungen sind bis auf Nr. 5 und (5, denen Münzen aus der Sammlung des
rumänischen archäologischen Vereins (derzeit im Rukowiner Landesmuseum) zur Vorlage dienten«
nach Tafel 41 (Partie 11) in Chaudoir's Aper<;u sur les mounaies russes et sur les roonnaies
etrangeres qui ont eu cours en Russie (St. Petersbourg lS3(i) hergestellt.
') IrrthllmÜcli liest .los. Neu mann in seiner „Beschreibung der bekanntesten Kupfer-
mfinxen** (I. Bd. Prag 18.')S, S. 102) 5 statt S. Hier sei noch erwähnt, dass die obbeschriehene
Münze auf der von Cesarc Bolliac unter dem Titel «Daco Romane** herausgegelienen Tafel
(Fig. 127) ohne Mi\nzzeichen abgebildet ist. Ob Iclztere Darstellung auf einem Versehen lieruht«
oder ob sie einen neuen Typus veranschaulichen soll, wage ich nicht zu entscheiden, da mir
bisher weder die eine noch die andere Münze zu Gesichte gekommen ist.
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Die ehbmaligb russische Münzstätte in Sadaoöra.
Die Hauptseite dieser Muiize enthält in der Mitte die gekrönte Namens-
chiflfre Katharina'« II (E II), im Abschnitte die Jahreszahl 1771. Auf derRück-
Reite ist der gekrönte russische
Doppeladler mit Sceptt^r und
Schwert und den obbe-
schriebenen Wappenschilden,
hier jedoch nicht unter den
Fängen, sondern auf der Brust,
dargestellt Im Abschnitte steht
als Wertangabe 3 ;i,EHrM Fig. 2.
(Dengi).
Aus demselben Jahre stimmen auch die von den fiüheren sehr stark ab-
weichenden Typen 8 — 5.
Bei Figur 3 (Chaudoir
Nr. 2) fällt zunächst die Um-
schrift auf, die uns sowohl auf
der Haui)t- als Rückseite ent-
gegentritt Die der Hauptseite
laut*»t: 3 ;i,EHrM 1771, die
der Rückseite: UOÄJ[. 11 APA
nOJlü (Mold. Para Polo). ») *^'g »•
Aber auch noch andere Untei-scheidungsmerkniale sind vorhanden. Abge-
sehen davon, diiss der Fui*stenhut nicht wie \m dem ei"stcMi Typus dieser Münze
(Fig. 2) auf dem E aufruht, sondern darüber schwebt und das E links, rechts
und unterhalb mit je einem Punkt versehen ist, hält hier der Adler nicht Scepter
und Schwert, sondeni Scepter und Reichsapfel in den Fängen. Ileberdies
findet sich unterhalb des Adlers der Münzbuchstabe S.
Noch weiter entfernt sich
die hier und ebenso bei Chau-
doir mit 4. bezeichnete
Münze von dem ersten Typus
des Dreidengistückes. Auf
ihrer Hauptseite grupi)ieren ^ ^ j^ \ wt^lp^
sich 4 doppelte und gekrönte ^ <» V^ X.^Ä«aiPms
E, gerade und verkehrt hi
einander gestellt, kreuzförmig
um die Zahl II. Die Rückseite zeigt den fast um die Hälfte verkleinerten
Adler der unmittelbar vorher beschriebenen Münze (Fig. 3). Dieser letzteren
Münze sind auch Weiiangabe (IIA PA — 3 ;i,EHrM) und Umschrift (MOJW:
1771 nOJIO:) entnommen.
Fig. 4.
') Ich gebe die Umschrift nach Chaudoir's Darstellung wieder. Ist diese Lesung richtig,
dann muss der Prägojtempel fehlerhaft gewesen sein; denn die Umschrift hat nur einen Sinn,
wenn BOJIO (Volo = Voloskia oder auch Vo?oscyna) statt POJ[0 (Polo) steht. Nur so wird
die Para als eine moldauisch-walachische oder der Moldau und Walachei angehörende Münze
bezeichnet Oder sollte Chaudoir falsch gelesen haben? Das werden die glücklichen Besitzer
dieser Münze entscheiden können.
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8
Polek:
Ein ganz neues Bild bietet der vierte Typus des Dreidengistuckes aus dem
Jahre 1771, wovon die Abbildung 5. ein Exemplar gibt, dar. Von der Haupt-
seite ist die NanienschiffiTe der
Czarin, von der Rückseite der
nissische Adler ganz ver-
schwunden. Dafür sind auf
ersterer die Wappen schilde der
DonaufÜrstenthümer, von dem
Fiirstenhut bedeckt, ferner die
Jahreszahl und die Umschrift :
MOH. MOJi;ii. H BAJIAK
Fig. 5.
(Mon. Mold. i Wahik.), auf letzterer, der Rückseite nämlich, innerhalb eines
Quadrates, dessen Enden fast bis an den Münzrand reichen, die Wertangabe:
RAPA 3 ;tEHrH zu sehen. ')
Mit dem letztbeschriebenen Typus hatte das Divideugistück die l)leil>ende
Fonn erlangt. Nur in der Umschrift fand noch eine Abänderung statt, indem
im Jahi-e 1772 an die St^^lle von BAJIAK. die Bezeichnung BAJIOCK. trat
(Vgl. Fig. 6.)
Im Jahiv 1772 taucht als grössere Münzeinheit dtus Dreikopekenstück
(Fig. 6) auf. Es gleicht hinsichtlich des Gepräges ganz dem letzten T>t)us des
Dreidengistuckes und ruft
den Gedanken wach, ob
diese Gattung von Sada-
g6rer Münzen nicht die
gleiche Wandlung wie
letzteres dm'chziunachen
hatte. Wenigstens leuch-
tet nicht ein, dass neben
dem total veränderten, fast
ausschliesslich raoldauisch-
walachische Symbole zur
Fig. 6.
Schau tragenden Dreidengistucke das Fünfkopekenstück von durchaus russischem
Gepräge in Geltung geblieben sei. Hofften wir, dfiss ein glücklicher Fund auch
dieses Räthsel lösen werde.
Die Sadagörer Münzstätte war auch für den Guss von Glocken und leichten
Geschützen eingerichtet.
Sicher ist, dass im Jahre 1778 eine 20 '/^ Centner, im Jahre 1774 eine 18
Centner schwere Glocke für die Klosterkirche in Horecza (bei Czemowitz) in
Sadagöia gegossen wurde.
') Eine solche Münze nnd zwar aus dem J. 1772 gibt Brllckner fa. a. O.) S. 119 wieder,
begeht aber dabei den Fehler, dass er sie als „in .Jassy geschlagen" bezeichnet.
Die irrige Meinung, dass während der .Jahre 1771—1774 neben der russischen Münz-
stätte zu Sadagt'ira noch eine zweite solche Münzstätte, und zwar zu Jas.-^y, bestanden habe, ist
auch in Humänien verbreitet. (Siehe Urechiä a. a O. p. 700.) Sie ist vielleicht dadurch ent-
standen, dass Chaudoir (a. a. O. Partie I. p. 192j Sadagora eine „kleine Stadt bei Jassy* (pe-
tite ville pres de Jassi) nennt.
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DiB SHEMALIOE BUSSISCHE MÜNZSTÄTTE IN SaDAGÖRA. 9
Die grössere Glocke trug »oben« folgende Inschrift: »»Mich hat gemacht
Johann Chrisian Valentin von Sadgöra ini J. 1773«« (lat); »unterhalb auf der
Bilder Wandung« war zu lesen: >»Zu Ehren der heiligsten Dreifaltigkeit und zu
Preis der liochgelobü^n Jungfrau Maria in der Wohnstätt ihrer verehrten Geburt,
genannt Horacza, ist diese Glocke gegossen worden in Sadagöra unter General
Peter Pi*eihen'n von Gartenberg auf Kosten des geehrten Iguniens dieser Be-
hausung Artimons Kiuizki im J. 1773« < (russ.). Die »oben am Haubenband«
l)efindliche Inschrift der kleineren Glocke lautete folgendennassen: »»Mich hat
gemacht Meister (Meistor) Johann Christian Valentin in Sadagöra im J. 1774««
(russ.); »unterlmlb« stand: »»Zur Ehre der Geburt der reinsten Jmigfrau ist
diese Glocke gemacht durch Vater Ailimon im Kloster Horacza, Igumen dieses
Klosters, unter dem Schutze des Herrn Fieihenn Gartenberg (FapTeMÖepKa)« (russ.). ^)
Dass in Sadagöra auch der Kanonenguss betrieben wm*de, erhellt aus dem
oben (S. 5) citierten Briefe Döring^s; noch deutlicher spricht hiefiur ein in
dem k. und k. Kriegsarchive aufbewahrtes, weiter imten citieiles hofkriegsrath-
liches Rescript vom 15. Mai 1776.
Nach der Aufhebung des Munzamtes drohte der jungen Ansiedlung, die
unter Gartenberg selbst die Marktgerechtsame besessen hatte, der Untergang.
Er wurde nur dadurch aufgehalten, dass General Gabriel Freiherr von Spleny,
der erste Administrator der Bukowina, die zurückgebliebenen Arbeiter, so gut
er konnte, unterstützte. *) Spleny empfahl überdies die Ansiedlung dem Schutz
und Schirm des Hofkriegsrathes und der Kaiserin. »Unter diesen Dörfern« (der
Bukowina), schreibt er im Sommer 1775, verdient das sogenaimte Sadagura,
diisH von selbem eine besondere Erwähnung gemacht werde. Es ist dies der Ort,
allwo während letzten Krieg ein sicherer Baron Gartenberg die Russische Münze
und mit dieser eine neue Coloiüe von verschiedenen, meist protestantischen Hand-
werkeni und Handlangem mid zum Theil auch von Juden angeleget hat Da-
selbst sind von eben diesem Münzamt einige der obspecificierten Gattung Leute
zurückgeblieben, welche sich mm bei mir gemeldet haben, dass sie unter ge-
wissen Bedingnissen, wonmter jedoch die PVeiheit der protestantischen B^ligion
die vornehmste ist, standhafte. Häuser erbauen, Fabriken anlegen und so succes-
sive eine königliche Frei- und Handelstadt errichten wollen.«
»Weilen nun die Lage dieses angetragenen Städteis in Ansehung des an-
zuhoffenden Comercii dergestalten situieret ist, dass die aus der Moldau, Walla-
chei, daim aus der Brazlavischen Woiwodschaft, polnisch Podolien und aus dem
Kiowisclien Gouvernement, nicht minder mit der Zeit die aus Siebenbürgen nach
Galizien, Polen mid auch weiters handeln wollende Negotianten daselbst als in
einem Mittelpunkt, theils passieren müssten, theils ohne grosser Detour passieren
*) Wickenhaaser, Horecza. (Czernowitz 1880). S. 14.
•) Nach Wickenhauser, „Deutsche Siedelungen" I, S. 60, gewährte er ihnen am
7. Juli 1775 Gewerbefreiheit, genehmigte ihre städtische Verfassung und räumte ihnen „überdies
6 Freijahre von allen Lasten und alle Vorrechte gleich den Städten Galiziens und Lodomeriens
ein". Dagegen wird in der schon (S. 4) erwähnten Urkunde von den Erbherren (Heredes) 8ada-
göra's hervorgehoben, dass Spleny den Ansiedlern die Befreiung von den gutsherrlichen sowohl
als auch den landesft&rstlichen Abgaben auf drei Jahre zugesichert habe (. . . libere habitent ac
ab Omnibus vectigalibus sint excepti l.credura. Simili modo ac caesaria vectigalia per spatium
triam annoram illis remittuntur.)
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10 Polek: Dib bhxmaliob bussisohb Münz3t1ttb ik Sadaoöba.
hönnen» so scheint mir, dass der Antrag, aus benanntem Sadagnra eine könig-
liche Preistadt zu machen, nicht allerdings zu verwerfen sei«. ')
Diesen Antrag lehnte der Hofkriegsrath am 15. Mai 1776 mit dem Be-
merken ab, »dass Sadagura wegen seiner nahen Lage an denen Grenzen niemals
für eine Handelstadt ein gelegener mid angemessener Ort« sein werde, umso-
mehr als die von Baron Gartenberg dahin gebrachten Leute nur solche Hand-
werker seien, die er »zur Vermtinzung der durch die Russen
eroberten türkischen Kanonen und Giessung einiger leich-
ten Feldstücken habe gebrauchen können, mithin auf eine Commercial-
gemeinde keine Rucksicht verdienen«.^)
Trotzdem wagte es General Spleny kurz darauf noch einmal zu Gunsten
der jmigen Colonie ein Wort zu sprechen. Mit Bezug auf obige Entscheidung
schreibt er nämlich am 9. Juni 1776:
»Endlichen solle mich in Betreff des von mir zu einer Handelstadt ange-
tragenen Orts Sadagura in Anterthänigkeit üussern, dass sich daselbst einige
Handwerker, als: Schmied, Maurer, Müllner, Wagner, Fleischer, Backe, Schuster
und Schneider annebst einer Anzahl Juden allschon niedergelassen luid einige
gute, der Militärsbequaiiiening angemessene Häuser bereits erbauet haben. Gleich
wie sie nun von mir keine positive Verheissung gehabt, so wird es von aller-
höchst^ai Orten abhängen, selbes als eine Stadt, Marktflecken oder Dorf zu be-
trachten. Wahrhaft ist es, dass uns überhaupt dieses Örtel zum guten Behuf
dienet; denn ausser obigen Handwerksleuten werden wir von da mit gutem Bier
luid gutem Mehl versehen, anerwogen nur daselbst eine gute Beutebnfthl und
ein Bräuhaus vorhanden, welche seit der Zeit der anwachsenden Colonie erbauet
worden sind< . ')
Aber auch diese Fürsprache war von keinem Erfolg begleitet, und so blieb
denn Sadagdra ein Dorf, bis es auf Ansuchen des nachmaligen Besitzers Theodor
von Mustatza mit Allerhöchster Entschliessung vom 7. Dec^mber 1801 zu
einem Marktflecken erhoben wurde. *) Heute zählt dieser Ort circa 5000 Ein-
wohner.
> ■ I? !■ S£®ji> I 1» ■<
') 8 p 1 ^ n y*B Beschreibung der Bukowina, hrsg. v. J. Polek. (Czernowitz 1893), S. 28 f.
«) Ebenda, 8. 29. Anmerk. 2.
«) K. u. k. Kriegsarchiv, Sect. II. 1776— 53— Öl.
*) Wickenhause r, deutsche Siedelungen, I. 127.
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Prähistorische Recognoscierungstour nach der
Bukowina im Jahre 1893.
Von Josef Szombathy,
k. u. k. Cu8to8 am Naturhistorischen Hof-Museum in Wien.
Je weiter die prähistorische Foi*8chuiig in den am Nordsaume der Kar-
pathen gelegenen Ländern unserer Monarchie und in Russland fortschreitet, desto
deutlicher sehen wir, dass der weite NordosteJi Europas während der vorrömischen
Culturperioden eine von der mitteleuropäischen wesentlich verschiedene Entwicklung
genonmien hat. Die Unterscheidiuig der grossen Perioden der Bronzezeit, der
Erston Eisenzeit (Hallstattperiode) und der Zweiten Eisenzeit (Lat^ne-Periode)
lji8st sich hier nicht mit demselben Rechte oder wenigstens nicht mit derselben
Schärfe wie im Westen durchführen. Die Cultur ist hier viel länger als in
Mitteleuropa auf der neolithischen Stufe stehen geblieben, hat dann eine relativ
kurze, in den verschiedenen Provinzen verschiedentlich, theils von der nordischen
oder ungarischen Bronzecultur, theils von der keltischen (Lat^ne-)Cultur des Westens,
theils wieder von der barl)ari8iei't griechischen Cultur der Pontusländer beeinflusste
Metallperiode durchgemacht, um endlich durch die Aufiiahme der von dem römi-
schen Weltreiche ausgesti'euten Industrieproducte eine wenigstens scheinbare An-
näherung an die westliche Cultm' zu eireichen.
Es ist eine der anziehendsten Aufgaben für den Prähistoriker mit Pickel
und Spaten zu untersuchen, in welcher Art und in welchem Maasse die einzelnen
Provinzen an dieser Culturentwicklung theil genommen haben. Nebenher haben wir
darauf zu achten, ob die Ausgrabungen nicht vielleicht doch Spuren für einen in
sehr frühen Zeiten nördhch der Karpathen sich hinziehenden Strom orientalischer
Einflüsse auf die nordische Bronzecultiu-, welchen Worsaae und Sophus Müller sei-
nerzeit in den Kreis ihrer Erwägungen gezogen hatten, an das Tageslicht bringen.
Galizien hat zu diesem mosaikartig sich aufbauenden Bilde der Vorzeit bereits
manchen wertvollen Sünn beigetragen, während die Bukowina bisher in der
Erforschung ihrer archäologischen Denkmäler einigermaassen zurückgeblieben ist.
Es entsprach dem Arbeitspläne der Wiener Anthropologischen Gessellschaft, auch
dieses Land unter den eben skizzierten Gesichtspunkten in den Kieis ihrer prak-
tischen Arbeiten einzubeziehen und durch einige kleine Untern ehnunigen die
Anregungen zu umfassenderen systematischen Grabungen zu geben. Die Unge-
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Cooglc
12 Szombathy:
wissbeit, ob ein solcher Versuch in dem vom Centrum des Reiches weit ent-
fernten Ijande nicht etwa auf l>esondere Schwierigkeiten stossen oder gänzlich
scheitern werde, hätte die Ausfiihning unserer Al)sichten vielleicht noch lanp^
verzögert, wenn nicht die nach so vielen Richtungen Segen verh(»is8ende Grün-
dung des Bukowiner Landes- Museums gezeigt hätte, da^ss der Boden des Landen
für ein solches ITnteniehmen vorbereitet ist Eine an das Curatorium des Landes-
Museums gerichtete Anfrage der Anthropologischen Gesellschaft fand eine s«»
freundhche Erwiderung, dass meine Entsendung zu einer Recognoscienings-
toiu* in der Ausschusssitzung am 20. Mai 1893 zum Besclilusse erhoben
wurde.
Zu meiner Vorbereitung für die Reise war ich so glücklich, ausser dem
grössten Theile der nicht sehr umfangreichen einschlägigen Literatur, über welche
Herr Dr. Polek und HeiT Professor Romstorfer^) voitreff liehe UebersichteD
gegeben haben, auch unpublicierte Behelfe benützen zu können. Von diesen sei in
erster Linie eine von Hemi Olinsky-Olineskul mit grossem Fleisse entworfeiw^
und mit Bemerkungen versehene Karte der prähistorischen und rimiischen Fund-
stellen der Bukowina, von welcher die Anthro[)ologisclie Gesellschaft eine Copie
besitzt, erwähnt. Diese in den westlichen, gebirgigen Theilen des Landes fct
jungfräuliclie Karte wies mir sofort den Weg in die mit Fundorten reich besäten
breiteren Flussthäler und das Vorland der Kar|)athen. Von ebenso grossem
Nutzen waren mir sodann die reichen handschriftlichen Notizen des Herrn
k. k. Consei*vaü)rs C A. Romstorfer und die Samndungen des Landes- Museums,
welche mir Herr Romstorfer während der ersten Tage meines Aufenthaltes in
Czemowitz für das Stucüum zur Verfügung stellte. Diese Behelfe gaben mir
weilvolle Belehrungen. Es kaiui jedocli nicht meine Absicht sein, an dieser
Stelle, an welcher es sich um die Aufsammlung neuen vaterländischen Mate-
riales handelt, über jene von fremder Hand gesanunelten Materialien näher zu
l>erichten; ich werde mich hier auf die kurze Aufzählung dessen, was ich selbst von
den vorchristlichen Alteithümern der Bukowina gesehen habe oder an dessen
Aufsammlung ich theilzunehmen Gelegenheit hatte, beschränken.
Ich traf am 15. August in Czemowitz ein und wurde durch Hemi Pn>-
fessor Romstorfer sofort in medias res geführt. Er machte mich zunächst mit Herrn
Landesausschuss- Beisitzer Baron Nikolaus Mustatza, dem verständnisvollen
und eifrigen Förderer des Landes- Museums, bekaimt und theilte sich filrderhin
mit diesem Herren in die liebenswürdige Aufgabe, mir meine Wege in der Bn-
kowina zu ebnen. Ich werde nicht mnhin können, im Laufe des Be-
richtes auch noch anderer zahlreicher Unterstützungen, welcher ich mich
zu erfreuen hatte, zu gedenken. Zu ganz spcciellem Danke verpflichtete mich
die Bereitwilligkeit, mit welcher der Hen- Landespräsident Baron Krauss
die Organe der k. k. Landesregierung zur Fördenuig meiner Studien anzuweisen
die Gute hatte.
') Dr. Johann Polek, Repertorium der landeskundlichen Literatur der Bukowina, Cxer-
nowitz 1892, und Carl A. RomBtorfer, Aus den Mittheilungen der k. k. Central-CoinniissioiL
dieses Jahrbuch. 1893. p. 45.
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PrÄHISTORISCHB REOOaNOSCIBRUNGSTOUB NACH DER BUKOWINA I. J. 1^93. 13
An dem zwischen dem 19. August und dem 2. September gelegenen Theile
meiner Excursion nahm auch Herr Dr. R. Kai n dl, dermalen Privatdocent an
der Czernowitzer Universität welchen ich bereits in Wien zur Theilnahme ein-
geladen hatte, regelmässig theil. Ich will schon an dieser Stelle mit gebührender
Anerkennung erwähnen, dass er durch seine Kenntnis der ruthenischen Sprache
meinen Verkehr mit ruthenischen Arbeitern, besonders bei den Grabungen in
Hlibok<a, erleichterte. ')
Meine Einführung war so ra*sch vollzogen, dass ich bereits am 17. August
in Gesellschaft der Herren Baron Mustatza und IVofessor Romstorfer an einer
Aasgrabung in Schipenitz theilnehmen konnte. Diese Ix)calitat erwies sich als
l)e8onders interessant. Ich habe sie spätiM'hin noch zweimal und zwar am
19. AugiLst luid in Gesellschaft des Hemi Baron Mustatza am 6. September
inspiciert. Bei jeder dieser Gelegenheiten wurde ich durch die Gastfreundschaft
der Frau Baronin Pulcherie Wassilko, des Herrn Baron Mustatza und
des Herrn Basil v. Kostin zu herzlichem Danke verpflichtet
Schipenitz liegt ca. 15 km WNW. von Czernowitz am Rande der AUu-
>'ionen des linken Pnithufers. Der am Westende des weitläufigen Doj-fes wohnende
Unterlehrer Basil A r e y c z u k (richtiger Arycz) hatte, geführt durch da« Märchen
von einem vergrabenen Schatze, in seinem offenen Stalle eine Gmbe gegraben und
war dabei auf eine alte Culturschichte mit Thongefössresten gekommen. Eine
Partie dieser Reste nebst dem Bnichstücke einer Feuersteinsäge gelangte durch
Herrn Baron Musbiza nach Czernowitz. Drei ganz erhaltene Gefösse dieses
Fundes, welche sich dm'ch feinen, gelben, ziemlich gut gebrannten Thon und
eine eigenthümliche, von einer R(»ihe polnischer Fundstellen bekannte Bemalung
mit Spiraloid-Omamenten auszeichnen, ') konnte ich im Landes- Museum, die
Reste einer grossen, ähnlich bemaltc^n Unie bei Herrn Baron Mustatza sehen.
Das letzterwähnte Stück habe ich seither zusammensetzen lassen. Es gedieh zu
einem GU^fösse von 64 cm Höhe und 67 cm Durchmesser und zeichnet sich durch
seine seltsame Form mit schmalem Fuss, breitem Bauch und unverhältnismässig
kleinem, sich Uiich oben verengendem Halstheile aus.
Herr Baron Mustatza hatte dafür Sorge getragen, dass die Fundstelle nicht
wieder verschüttet wurde und dass wir nicht imr an ihr selbst die Grabung fort-
setzen, sondern auch in ihrer Nachbarschaft noch eine Anzahl anderer Versuchs-
gräben eröffnen konnten. An allen diesen Stellen trafen wir unter einer Humus-
decke von 20—50 c?w, eine circa 50 cm miichtige Culturschichte mit reich-
liehen Aschen- und Holzkohlenresten und gebrannten Wandl)ewurfstücken von
Hütten, deren Wände aus Reisig geflochten und mit Lehm verkleidet waren.
Dies laast schliessen, dtiss hier die alte Ansiedelung durch eine Feuei^brunst
zugnuide gegangen ist. Ausserdem führt diese Culturschichte verschiedenartigen
*j Wie ich nach der Ablieferung des Berichtes erfuhr, hat Uerr Dr. Kaindl auch in ver-
schiedenen Bukowiner Zeitschriften die Resultate meiner Excursion mitgetheilt. Ich bitte den
Leser, dass mich entschuldige, wenn ich ihm nunmehr bekannte Thatsachen wiederhole.
«J Romstorfer, Gefasse ans Schipenitz. Mittheil. d. k. k. Central-Coram. Bd. XIX.
1893. Notiz Nr. 136, p. 243 und Fig. 29—31 p. 256.
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r
14 SZOMBATHY :
Wegwurf, wie zerschlagene Knochen von Hausthieren, besonders vom Rind, Schaf
und Schwein, Thongefösscherben von der olK»n beschriebenen Art, Messerspähne,
Schaber und sägeähnliche Bruchstücke aus grauem Feuerstein, Bruchstücke von
thönemen Webstuhlgewichten u. a. m. Unter den Thongefassresten erscheinen
auch jene seltsamen Zwillingsgebilde aus zwei offenen, an l>eiden Enden sieh
erweiternden Cylindern, die durch zwei oder drei Querstege mit einander ver-
bunden sind. Die Bestimmung dieser auch in CJalizien wiederholt gefiind(*nen
Doppclgeiksse ist heute noch nicht erkaiu^t Die spät<»ren von Herrn Baron Mu-
statza geleiteten Niicbgrabungen lieferten auch noch zwei kleine, leider keinerlei
typologische Anhaltspunkte gewährende Bronzerestchen, u. zw. das Randfrap-
mentchen einer Schale und ein geschmolzenes Kltimpchen.
Das Gesammtbild, welches aus diesen Funden reconstiuieil werden kann.
ist also das einer — wie bereits gesagt — durch Feuer vernichteten Ansie<k*-
lung von dem überreif- neolitischen Chai'akter der analogen galizischen Funde.
Welcher engeren Stufe der mitteleuro})äischen Metallperioden diese ihrer Cultur
nach der jüngeren Steinzeit angehörende Fundstätte» zeitlich gleichzustellen ist
kann nach den mir bisher lu^kannt gewonlenen Funden nicht bestimmt g(*sagt werden.
Die von Hemi Areyczuk zuei-st aufgegrabene Stelle hat noch einen beson-
deren Fund ergeben. Hier folgte unter der dem Niveau der alten Ansiedelung
entsprechenden Culturschichte, und von ihr durch ein ciiva 80 cm mäclitiges
Band von taubem, aber doch gemischtem Lehm getrennt, eine zweite Schichte
von dicht gehäuftem, rotli gebraiuitem Wandbewurf und unter ihr eine bis jcii
einer Tiefe von 2 m reichende und auf einer dünnen Aschen- und Kohlensclüchte
aufhihende Ablagerung von massenhaften Thongefössresten. Diese Anhäufinig
schien eine Langenausdehnung von etwas über 2 ?w, eine Breite von 1 m und
eine Höhe von 50 cm zu haben und ganz in roth gebranntem Ijehni einge-
schlossen zu sein. Die Stelle lässt sich nur als Ueberrest eines alten, unter der
Erde angelegt gewesenen Töpfen)fens auffassen, und wir können sagen, das
Finderglück hat uns direct an die Stelle der localen Erzeugung der merkwürdig
ornamentierten ThongeßLsse, durch welche die Culturstufe von Schipenitz sich aus-
zeichnet, geflihrt
Einige kleinere Funde aus der Gegend von K o t z m a n erwarb ich für das
Landes-Museum von Herrn Lehrer Prokopowicz, welcher sie mir am 1 9. August
zur Ansicht überbrachte. Es befinden sich danmter 2 kleinei*e Meissel, 2 Schaber
mit zugearbeiteten Enden, 1 zugearbeitc^te Spitze und 8 Spähne aus Feuerstein,
welche durch den Sowitzabach von der Anhöhe Slata gora bei Kotznmn herah-
geschwemmt wurden; dann 1 kleiner, flacher Feuei-steinmeisel, welcher l)ei Du-
boutz vom Pruth ausgeschwenunt wiu'de, ferner 1 bmnzener Hohlkelt mit Oehr
und 2 keltische und 8 römische Münzen von der vMohyla« SO. von Kotznian
mld endlich aus einem Garten von Chliwestie 1 kleines gi-aues Töpfchen von
neolithischem Charakter mit zwei vertical durchstochenen Ansätzen, 1 schwarzer,
runder Schlagstein, die Hälfte eines dicken, weissen Feuersteinbeiles und eine sill>enie
Hadriansmünze, welche (nicht ganz zuverlässig) in dem piimitiven Töpfchen ge-
funden worden sein soll. Auf der mit dem Namen Mohyla bezeichneten Hügel-
kuppe bei Kotzman steht nach Herrn Prokopowicz' Mittheilung ein gro^isa'
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P&ÄHI8T0B18GHB ReOOÖNOSCIBBUNGSTOUB NACH DEE BüKOWINA I. J. 1893. 15
ninder Tumulus (Mohyla), welcher auf drei Seiten von einem hohen Erdwalle
umgeben ist, in welchem ein Stein mit Inschrift zu sehen sein soll. Auch ein
Brouzekessel soll da gefunden worden sein. Es verdient angemerkt zu werden,
dasj^ die Steinbeile in Kotzman Pliszkamen = Keilsteine heissen, und nach der
Meinung der Ijcute bei Gewittern vom Himmel fallen; wir haben also auch hier
die so weit verbreitete Deutung als Donnerkeile.
Am 23. August konnte ich die Ausgrabmigen in der Gegend von Hli-
b o k a beginnen. Die Tumuli dieser Gegend wurden von mehreren Localforschem
einer sehr späten Zeit des Mittelalters zugeschrieben und man vennuthete in
ihnen Massengi*aber der im Jahre 1497 in dieser Gegend gefallenen Polen, deren
Heer hier von den Moldauern überfallen und vernichtet wurde. Der eifrige Local-
forseher Heir Professor W. S c h m i d t in Suczawa hat auch einen dieser Tu-
muli (meiner Meinung nach ganz unvollständig) untersucht und dabei wirklich
die Ueberzeugung von der Richtigkeit jener Meinung gewomien. Mir ist nicht
bekannt, welche thatsächlichen Beobachtungen ihn dabei geleitet haben. Meine
Funde sprechen für ein viel höheres Alter.
Die Tumuli liegen im Osten von Hliboka in mehreren Gruppen auf den
in noixl-südlicher Richtung von Mihuczeny und Dymka gegen das Sereththal bis
zu dem Oeitchen Slobodzia herabziehenden Hügelrucken. HeiT Julius Urycki,
Mechaniker mul Gutsbesitzer in Dymka, welcher diese Grabhügel vortrefflich
kennt, war so freundlich, mir die einzelnen Gruppen zu zeigen. Ich habe hier
im Ganzen 86 Tumuli gezählt. Zwei derselben, welche zwei verschiedenen, ca.
2 km S. von D}inka auf dem Hen*schaftvSgebiet(^ des Herrn BronisJ'aw Ritter
von Skibniewski gelegenen Gru[)pen angehören, konnte ich ausgraben. Der
erste gehört einer auf der Höhe des Hügelröckens, Yg km N. von der Cote 395
der Specialkjirte (1 : 75.000) gelegenen Gnippe von 4 Grabhügeln, deren einer
von Prof. Schmidt ausgegraben vviurde, zu. Er hatte eine Höhe von 1-8 m und
einen Durchmesser von 14 w. Der zweite Tumulus gehört der auf dem West-
abhauge desselben Rückens, ca. 7^ km, W. von der Cote 395 gelegenen Gruppe
von 21 Grabhügeln an, hatte beiläufig dieselbe Höhe wie der vorige und einen
Diux»hmesser von 12 w. Beide enthielten Brandgräber.
Man konnte an einer die Basis des Tumulus im Niveau des gewachsenen
Bodens bedeckenden dünnen Brandschichte von 2 bis 6 m Durchmesser erkennen,
dass die Verbrennung der Leiche an Ort und Stelle stattgefunden hat. Die cal-
cinierten Knochen^ sind in einer im Centrum des Tumidus angelegten kleinen
Grube gesammelt, wo sie im ersten Tumulus direct in die Erde, im zweiten in
einen als Ossuarium dienenden bauchigen Topf hinterlegt wurden. An Beigaben
fanden sich im ersten Grabe 9 ThongefUsse, von welchen 8 töpfchen- oder
schusselformige Geßsse in einem Halbkreise um die Brandgrube herumgestellt,
das 9., eine kleine, spitze, rothgebrannte Amphora, in die Grube hineingestellt
war. Im zweiten Grabe fand sich ausser einer kleineren Zahl leider gänzlich
zerdrückter Thongefasse ein kleines, gerades Eisenmesserchen. Die Thongefösse
sind sämmtlich auf der Drehscheibe erzeugt. Diese Fundumstände machen es
höchst wahrscheinlich, dass die Tumuli bei Hliboka der Zeit des römischen
Kaiserreiches, also den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung angehören.
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16 Szombathy:
Auf dem mit dem Flurnamen Putryna belegten Ostabhange desgleichen
Htigelrttekens verräth sieh eine alte Ansiedelung durch einzelne Thonge&ssreste
und zahlreiche geschlagene Feuersteinobjecte, von welch letzteren Herr Julius
Urycki einige aufgesammelt hatte. Da auf den betreffenden Feldern die Feld-
frucht ziu* Zeit meiner Anwesenheit noch nicht geerntet war, koinite ich keine
Nachgrabung vornehmen.
Ein weiteres Object meiner Untersuchung war die circa 1 km nördlich von
Hliboka im herrschaftlichen Walde gelegene Wallanlage Zamczyste, welche
mir Herr k. k. Postmeister Johann UrAcki zeigte. Es ist eine dreieckige, in
Gestalt eines kleinen Plateaus gegen OSO. vorspringende Bergzunge des vom
Plaiul Paltin herabziehenden bewaldeten Rückens Pat^iczynsUie. Sie ist gegen
WNW., wo ihr Tcirain ohne natürlichen Absatz an den sanft ansteigenden Berg-
rucken anschliesst, durch 3 concentrische Wälle abgeschlossen, während sie gegen
S. und NO. von steilen AblUllen begrenzt mid längs des nordöstlichen Randes
noch ausserdem mit einem ganz niederen Walle eingesäumt ist Der dreieckige
Imienraum ist 30 m lang und 35 m breit und liegt circa 2 m tiefer als der
übrige Raum. Dann folgt gegen den inneren Wall hin eine 10 m brtnt(\ erhöhte
Terrasse. Die Wälle sind durch je einen Aussengraben vei*sturkt. Der innere
W^all ist sehr steil und von der Sohle des Grabens an g(»rechnet 5 m hoch.
Der mittlere Wall hat eine durchschnittliche Höhe von 3*/^ m, der äussere eine
solche von 2^/^ w. Der ebene Raum zwischen je zwei Wällen ist 20 m breit Es
ist wahrscheinlich, dass die Wälle nach rückwärts anschliessende Flanken hatten ;
Theile davon sind an den Nordenden erhalten, der grösste Theil derselben scheint
durch die an den Plateaumndern unentwegt vor sich gehende Abnitschung des
Erdreiches zei-stört worden zu sein.
Das Resultit zahlreicher Grabungsvei-suche ist folgend(»s: Am Zamczyste
findet sich keine ausgesprochene, auf (»ine länger andauernde, intensive Besiede-
lung deutende Cidturschichte. Vor dem äusseren, sowie zwischen dem äusseren
und dem zweiten Walle wurde nichts gefunden. Im Innenraume sowie zwischen
dem zweiten und dem Innen walle wurden in der 15 — 25 cm mächtigen ober-
flächlichen Erdschichte vereinzelte ThongefHsscherben gefunden, deren einige hart
grau gebrannt waren und von wahrscheinlich mitü^lalterlichen Drehscheil>en-
geffissen herrührten, während andere schlechter gebrannte nicht genügend gut
erhalten waren, urti beurtheilt werden zu können. Im Innenraume wurden in
einer an Scherben etwas reicheren Schichte an einer Stelle noch drei kleine
Feuersteinwerkzeuge, nämlich ein Schaber, das Bnichstück eines Messerchens
und ein dreieckiges Werkzeug, gefunden. Ein Ausschnitt aus dem Innenwalle
zeigte auch in dem lehmigen, gelben Anschnttungsmateriale einige Scherben.
Ebenso wiu'den in dem grauen liehni des 2*4 m unter der Krone des Walles
anstehenden m^prünglichen Bodens verschiedene Scherben und nel>en diesen ein
Spinnwirtel aus schwarzem Thon gt^funden.
Diese Fimde hissen sich am besten durch die Annahme erklären, dass ain
Zamczyste einst eine wenig ben fitzte neolithische Cultus- oder Ansiedelungsstätte
existiite, auf welcher in einer späteren Periode, vielleicht zu Vertheidigungs-
z\vecken, die Wallanlage errichtet wurde. Nur durch diese Aimahme ist das Vor-
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Pbahistobische Recognoscierüngstodb nach dee Bukowina i. J. 1893. 17
kommen der alten Scherben an der Basis imd im aufgeschütteten Erdmateriale
des ersten Walles zu erklnren. Welcher Zeit die ^A'nlle ihre eudgiltigo Ausge-
staltung zu verdanken haben, ist nach meinen Funden nicht zu bestimmen.
Bezüglich zwei weiterer Localitäten möchte ich ein ganz negatives Eesultat
anmerken. Die eine derselben ist der zwischen Hliboka und Zamczyste gelegene
Waldrand, an welchem sich unregelmnssig verlaufende grosse Erdwälle und Kuppen
hinzielten. Diese wurden mehrfach ah alte Erdwerke angesprochen. Nach einge-
hender Besichtigung glaube ich aber sagen zu köinien, dass sie keinen Anspnich
Hilf diese Bezeichnung erlieben. Sie sind die Producte von kleineren und grösseren
Bergabnitschungen. Die zweite Stelle ist die mit dem vielverspreclienden Namen
Stary sad bezeichnete», jetzt in der Umwandlung zu einem Felde begriffene
Waldparzelle der Hen'schaft, zwischen Hliboka und den von mir untersuchüMi
Tiimulusgruppen. Hier sollen vor Kurzem zwei tordierte Goldringe von etwa 8 cm
Durchmesser gefimden worden sein. Herr Postmeister Urycki hat diese Kinge
gesehen, jedoch der jetzige Besitzer derselben wai* nicht dazu zu bewegen, sie
uns zu zeigen. Man vermuthete auf dem Süiry sjul prähistorische Gräber, aber
meine Versuche, bei welchen ich in dieser einen Parzelle 81 kleinere Gruben aus-
heben Hess, brachten gar nichts, als an einer Stelle einige nichts sagende jüngere
Thonscherben zutage.
Diese Arbeiten waren trotz der Ungunst des Wetters bis 29. August so
weit beendet, dass ich nur eine (am 5. September vorgenommene) Nachmessmig
ftir die Planskizze der Tumuli nothwendig hatte. Diese rasche Erledigung wäre
nicht möglich gewesen, wenn mir nicht von den verschiedenste]! Seiten die
fix?iin<llichste Unteretützung zutheil geworden wäre. So wie ich Heirn Ritter von
Skibniewski für die Erlaubnis zu den Grabungen auf seinem hen-schaftlichen
Gnnule zu bestem Danke veri)flichtet bin, so schulde ich ihm, wie auch den
Herren Gutsverwalter Karl Ludwig, Postmeister Johann Urycki imd Guts-
l)esitzer tTuHus Urycki für ihre Gfustfreundschaft und ihre kraftige Förderung
meiner Arbeiten, sowie der Frau Postexpeditorin Olga G r i g o r o w i c z und den
Herrn Bahnbeamten der Station Hliboka für manche specielle Untei-stutzung
meinen verbindlichsten Dank. Herr Professor Romstorfer war so freundlich, mit
nach Hliboka zu kommen und seine Ortskeimtnis so wie sein Ansehen als
k. k. Conservator fiir mich geltend zu machen. Nachdem meine Arbeiten in
Gang waren, reiste er nach Radautz und Suczawa, wo er Vorbereitungen für
meinen nachfolgenden Besuch traf und kam daini am 26. August wieder nach
Hliboka zurück, um an der erst*Mi Begehung des Zamc?yste und dem Absei ilussc
der Tiimulus-Ausgrabung theil zu nehmen.
Die Zeit zwischen dem 80. August und dem 2. September widmete ich
der Recognosciennig der Gegend von Radautz. Hier erwarteten mich sozu-
sagen bereits die Unterstützungen, deren ich geni mit herzlichem Danke gedenke,
von allen Seiten. Von der k. k. Bezirkshauptmannschaft erhielt ich durch den
in Abwesenheit des Herrn Bezirkshauptmannes amtierenden Herrn Bezirks-Com-
niLssar v. Mikuli ehie besondere Kmpfehlung für die geplante Ausgiabung in
Unter- HoHKlnik, Herr Conservator, Schulrath Director H. Klauser erbot sich,
mich trotz lU'berliäufung mit Amtsgeschätlen auf meiner ei-sten Recognoscicrungs-
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18 SZOMBATHY :
fahrt zu begleiten und Herr Dr. M. Kipper, welcher genaue Daten über die
Verbreitung der Tuniuli in der ganzen Nachbarschaft gesammelt hattt\ stellte mir
diese ziu- Verfügung und pn)tegierte mich bei der k. und k. GestüLsdirection, wo
speciell Herr Wirtsclmftsinspector Schmetterlein die zuvorkommendsU» Un-
terstützung meiner Arbeiten, soweit sie sich auf die ihm unterstehenden Gut^-
gebiete erstivcken würden, auf sich nahm.
Das wichtigste Untei-suchungsobject waren die Tumuli von Unter- H<>-
rodnik, \V. von Radautz. Auch hier begegnete ich der festgewurzelten An-
nahme, d«ss es sich um Massenbegräbnisse aus der Polenzeit handle. Die Tu-
muli sind in kleinen (Tnqipen oder tnnzeln st^»hend über einen mehr als 10 Jbw
langen, nördlich um das (lebiet von Unter-Horodnik sich h(»rumziehenden Streifen
ausgestivut. Die ei'sten bildiMi eine (Gruppe von vier sehr abgeflachti?n Hügeln
und liegen in den Feldern nördlich an der von Rjidautz htTausfülirenden Bi^zirics-
strasse, beiläufig 1 km OSO. von dem Brücklein über den Posen-Bach. Eine
zweite Grupp(» hegt '/^ km NW. von diesem Brücklein, ebenfalls an der Nonl-
seite der Bezirksstrasse. Sie besteht uns 5 sehr ansehnlichen Grabhügeln. Den
grössU'n von diesen hat HeiT ConservjJtor Klauser untersucht, indem er von
seinem Gipfel aus einen 5 m tiefen Schacht abUnifen Hess; was wohl — nelien-
bei bemerkt — nicht lege ai*tis ist. Man fand in der Tiefe eine Schichte mit
»Spuren von gebranntem Kalk, Knöchelchen und einem Topfscherben ^ . In der
Folge haben die Bauern die anderen vier Tunndi nach ihrer Art aufgegraben
und von dem Inhalte* einen Schädel und ein topfförmiges Thongefass unzertrüm-
mert zutage gebracht. Diese Funde wurden zwar abgeliefert, schienen aln^r nicht
der Aufbewahnmg würdig. Vorher hatte auch HeiT OI)ei>}t Dokunal einen
der Hügel bis zu eiiuT Tiefe von Vj^ Klaftern ausgegraben, ohne Funde gewahr
zu werden. Diese Tumuli sind also gründlich zei*stört, ohne in ihrer Eigenschaft
als wichtige und anziehende Documente aus weit entlegener Vorzeit auch wirklich
gelesen worden zu sein.
, Von dieser (liruppe aus geht der mit jdten Gral)hügeln besetzte Streifen
über den N. von Unter-Horodnik bis gegen Voitinell hinziehenden, als Hutweide
dienenden Höhenrücken Verfii Colnicu. Ich habe hier in 5 Gruppen 33 Tumuli.
welche zum Theil bereits ausgegraben sind, gezählt Ferner sind längs der vom
Gestütshofe Neu-Prädit nach Alt-Prädit führenden Strasse 12 Tumuli zu sehen,
von welchen 5 vereinzelt stehen, während 7 bei Cote 478, N. von Mittel-Prädit
zu einer Gruppe vei-sanunelt sind. Endlich li(^gen im W. von Horodnik, an der
von Radiiutz nach Wikow führenden Reichsstrasse und zwar 400 Schritte SO.
von dem Jägerhause Kalogorica (C^ote 495 der Specialkaiie) 3 Tumuli. Iiu
Ganzen kennen wir hier also jetzt 57 Tumuli.
Für eiiu^n Grabungsversuch wählt<* ich eine Gnippe auf der Hutweide von
Unter-Hon>dnik. Ich öffn(»te hier, auf das In^stc* von dem Herrn Oi-ts vorstände
Onofrei Teleaga unterstützt drei Tunmli. Der erste derselben mit 12 w Durch-
messiT und 1*7 m Höhe enthielt zwei wohl untei-scheidban* Gräber. Das alten*
von ihnen war ein im (Vntruin des Tumulus in (*ine 60 cm breite und 20 cm
tief in den gewachsenen Boden eingesenkt*» Grube hinterlegtes Brandgrab, welches
nebst (»iner massigen Menge von Holzkohlen resten und einigen calcinierten
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Prähistobisohb Rbcognosciebungstoüe nach der Bukowina i. J. 1898. 19
Knochenft^gmenten einen schönen Steinhammer, eine kleine, reclitc*ekige, an den
\ier Ecken mit Löchern versehene, zngeschlifFene Stcinphitte und zwei Brucii-
stöcke von Feuerstein laraeilen enthielt Das jüngere von ihnen lag in einer ca.
50 cni über dera gewachsenen Boden hinziehenden hituniinösen Schichte, eben-
falls gams nahe am Centrum des Tumulus. Es war ein Skeletgrab, in dem das
Skelet in zusammengeknickter Lage (»liegender Hocker«) sich befand. Die
Knochen konnten nicht conservieil werden; ans der ansehnlichen Stitrke der
Röhrenknochen und der Länge eines Oberschenkels (54*5 cm) kann jedoch auf
eine grosse und stai'ke Pei^son geschlossen werden. Ausser einigen in der bitu-
minösen Schichte zerstreuten, schlecht erhaltenen Thonscherben wurde bei die+^em
Gnil>e nichts gefunden. Der zweite Tumulus mit 14 w Durchmesser und l*.S m
Höhe enthielt in seinem Centnun im Niveau des urspiiinglichen Bodens ein
nicht conservierbares Skelet in geknickter Lage, sonst al)er keinerlei wichtigertMi
Fund. Auch in ihm zeigt sich unter dem Skelet eine kohlenhältige, 90 cm unter
das Bodenniveau hinabgehende Mulde, in der jcnloch keine Funde anzutreffen .
waren. Im 8. Tumulus (mit einem Durchmesser von 7 m luid einer Höhe von 60 cm)
Hess sich etwa>i unter dem Niveau eine Art Cultui'schichte erkennen, sonst aber nichts.
Dieses Fundergebnis mit dem neolithiscben Brandgi-abe und den offenbar
als Nachbestattung m die TumuU geratlienen charakteristischen Skeletgräbern,
deren Alter noch nicht zu bestimmen ist, reicht nicht zur vollständigen Orientie-
rung hin. Der Ungunst des Wetters wegen schloss ich am L September die
Grabung ab; ich hoffe aber, diese Untei-suchung heuer fortvsetzen zu können.
Vorläufig müssen wir uns mit der Kenntnis begnügen, dass in den Cirabhügeln
von Unter- Horodnik Gräber einer Stufe der jüngeren Steinzeit und andere nach
ihnen hinterlegte Gräber, welche aber nach der Skeletlage auch als von'ömisch
anzunehmen sind, vorkommen.
Um ein Stückchen von dem fruchtbaren Südosttheile der Bukowina kennen
zu lernen, wendete ich mich von Radautz nach Suczawa und kehrte von da
längs der Grenze Rumäniens über Sereth nach Czeniowitz zm-Uck.
In Suczawa veqjfiichteten mich Herr Professor M a r i a n, welcher mir
nebst den bedeutenden historischen Sehenswürdigkeiten Suczawa's auch die prä-
historischen Stätten zeigte und Herr R. v. P r u n k u 1 , welcher freundhch hieran
theilnahm, zu bestem Danke. Auf der (he Stadt von der Nordwestseite her be-
herrschenden und das Suczawathal weithin überblickenden Anhöhe Zamka, auf
welcher eine alte, mit Erdwällen nach dem Systeme V a u b a n s angeblich von
S o b i e s k i befestigte Kirchenanlage nothdürftig erhalten ist, sind keinc^rlei Spiu*en
prähistorischer Besiedelung zu erkennen. Auch die den Nordrand des Plateaus
einsäumenden Wälle scheinen jüngeren Datums zu sein. Im SO. der Stiidt hegen
auf einem l km NNO. von der Kuppe »Movile« entfernten Rücken (nicht wie
der Name errathen üesse, auf dieser selbst) drei grössere, durch di(* früher hier
l>etriebene Feldwirtschaft abgeflachte Tumuli.
In dem zvidschen dem Suczawa- Flusse und dem Seivth liegenden Hügel-
lande sind prähistorische Fundstellen nicht selten. In der NW. von Suczawa
hegenden Gemeinde H a t n a sah ich auf der an der Hauptstrasse gelegenen
und unmittelbar an die Gemeijide Merecei angrenzenden Hutweide 3 Tunmli.
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20 Szombathy:
4 grosse, tumulusälmlicho Hügel stehen am Fusse der Anhöhe Odaia, welche
Hatna an der Ostseite übeirn^j^t In Danila, von wo Goldfnnde, u. zw. Ann-
spiralen und Ohrringe bericliü»t werden, sollen auch noch 4 uneröifnete Tumuli
stehen.
In Calinesti Coparencu wurde unmitt^^lbar hinter dem Sciilosse des
Herrn Gustav Marin bei der Abgrabung des sanft ansteigenden Termins ein
Umengräberfeld angotrotfen. Ausser den keramischen Beigaben gab es hier keine
auffallenden Funde, und von diesen konnte nicht mehr, als seinerzeit in die
Hand des Herrn Hauptmann Gutter gelangte, gerettet werden. Herr Marin
selbst, welcher sich für die Funde persönlich sein' interessiei-t, koimte von spä-
teren Abgrabungen, bei welchen noch mehrere Gräber gefunden wunh^n, niu*
eine einfache ti)i)ft()nnige l^rne retten. Icli habe dem Gutsherrt»n von Cahnesti
die fivundlichste Aufnahme und Fühnnig zu danken. Er zeigte mir auch auf
der Anhöhe Cote o.'JO der Specialkarte, O. vom Schlosse, drei alte, nicht un-
mittelbar mit einand(»r zusannnenhängende Wälle, von welchen zwei quer ölier
den Nordabhang der Kupjie laufen, Wtährend der dritte westlich von ihnen und
senkrecht zu ihnT Richtung liegt. Es ist nicht unwalirscheinlich, dass bei Cali-
nesti noch mancher interessante prähistorische Fund gemaclit werden wird.
Bei dem NO. von Berkouc an der Strasse gelegenen Wirtshause stehen
4 Tunmli im freien Felde, zum Theile durch einen Feldweg luul durch den
Pflug deformiert. Die von 8 e r e t h nach Hadikfalva fahrende Strasse pas-
siert SW. von den) Maierliofe Odaya 3 Tumuli. Weiter N. von dieser Stelle,
bei der Cote 418 der Sp. K. stehen 2 Tumuli und auf einem dersell)en eine
Bildsäule. Der gegen S. zu weiter entfernte Gii)fel Jankula scheuit auch einen
grossen Tumulus zu tragen. Noch weiter südlich, auf dem Dealul Jancului l)ei
Granicestie wurden bekanntlich im Jahre 1872 zwei Stein kistengraber mit
Skeleten und neolithischen Beigaben aufgedeckt ')
In Sereth selbst ist die Beiirsche Ziegelei als ergiebige Fundstelle be-
kainit. ') Ich besuchte dieselbe unter der freundlichen Fühnmg des Herrn Beill,
konnti» aber — wenn hier überhaupt vonnals mehrere Fundschichten zu unter-
scheidt»n waren — nur mehr ansehnliche Reste der römischen Culturscliichte,
die mächtige Brandspuren zeigt, und der noch immer zahlreiche ordinäre Thon-
gefässi*este entnommen werden können, auffinden.
Den Abschluss meiner Toureji bildete» eine Excursion, welche ich am
7. Sei)t(»mber in Gesellschaft von Herrn und Frau Professor Romstorfer
nach lllinitza machte, um der interessanten, grossailigen Wallanlage daselbst
einen Besuch abzustatten. Herr Ritt^T von Flondor, auf dessen B(*sitz der
ßurgwall li<*gt, lieh uns in der zuvorkommendsten Weise seine Unterstützung.
Die dennalen mit Wald bedeckte Bergimse, welche dif^ Wälle trägt^ heisst Zamka
und richtet sich, von einigen Vorbergen gedeckt, nach N., dem Tl ale des Pruth
zu. Vorne hinaus ist eine beiläuüg 100 m breite und 60 m lange Fläche durch
«) Gutter, Miuheil. d. k. k. Central-Comm, Bd. VI., IHftO, Notiz 45, p. I.XXXV; sani
zweiten Male mit unwesentlichen Abweichungen publiciert in denselben Mittheil. Bd. VH, 1881.
Notiz 49, p. I.XXX.
*} Siehe besonders: C. A. Romstorfer, Serelh als Fundort archäologischer (iegeustande;
>ütth. d. k. k. Central-Comm. B. XVII., p. 80.
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PhähistobischeRecognosciehüngstoüb nach der Bukowina i. J. 1893. 21
einen annähernd halbkreisftJnnigen Wall umgrenzt An sie schliesst sich, dem
allmälig aufsteigenden Rucken folgend, eine beiläufig ebenso breite und ca. 30 m
lange, rechteckige, von einem stärkeren Walle umgebene Fläche und an diese
weiterhin eine etwa 120 m lauge, in der Breite bis zu 30 m abnehmende, eben-
falk von allen vier Siiten mit Wällen umgebene Fläche au. Dort, wo diese
uniwalltc^n Flächen an einander grenzen, laufen die Wälle in absichtlicher Unter-
onlnuug des jeweils tiefer gelegenen Walles als Doppelwall neben einander.
Hinter der dritten, langgesti'eckten Fh'lche folgt nach einem Tnten^alle von 8 m
ein quer über den Rücken ziehender, gewissermassen die letzte Umvvallungslinie
verdoppehider, mit seinem Vorgraben nach aufwärts (S.) gerichteter Wall, nach
weiteren 50 m ein zweiter, hoher, und nach weiteren nahezu 50 m ein dritter,
doppelter Wall. Das ist also eine recht wohl zur Veilheidigung taugliche An-
lage mit fünf grösseren Abtheilungen. Der Besucher findet in den Wällen und
zwischen denselben zahlreiche offene Ausgrabungsstellen, und kann da im Vorbei-
gehen einigen Einblick in verschiedene Brandstellen mit grossen Mengen ver-
kohlten Getreides und in Cultui*schichten anderer Art gewinnen. Zur genauen
Beurtbeilung der ganzen Anlage werden aber noch weitere Grabmigen, welchen
Hen* Professor R(mistorfer sich zu widmen gedenkt, nöthig sein.
Mit diesem kurzen Fachberichte ist all das, was die Reise durch die Bu-
kowina mir bot, noch lange nicht erschöpft. Es treten dem Wanderer ja aller-
orten uaturhistorisch sowie kunst- und culturgesclüchtlich interessante Einzeln-
heiten in solcher Fülle entgegen, dass man sich den mannigfaltigen Anregungen
nicht verschliessen kann ; aber ich widerstehe der Versuchung, über meinen
Rahmen hinaus zu treten, denn das durch das ganze Land vertheilte ausgezeich-
net« Studiemnaterial hat das volle Reclit darauf, nur von Fachminneni, deren
Kraft« ja dem Landes-Museums- Vereine in so beneidenswerthem Masse zu Ge-
bote stehen, bearbeitet zu werden.
Ich kann diese Reiseskizze nicht schliessen, ohne den Behörden und den
zaidmchen Privat[)ersonen, deren freundliche Unterstützung mir zutheil wurde,
ganz besondei-s aber Herrn k. k. Conservator, Pmfessor C. A. Roujstoi-fer, noch-
mals meinen herzlichsten Dank auszudrucken.
'^•-H-®4+-
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Der rumänische archäologische Verein
Von Dr. Raimund Friedrich Kaindl.
Im ersten Bande unseres Jahrbuches hat Prof. Romstorf er über die
Beziehimgen der k. k. Central- Commission zur Bukowina gehandelt, und der
Schreiber dieser Zeilen berichtete über djis Verhältnis der Wiener Anthro-
pologischen Gesellschaft zur Bukowina, über das ehemalige Landes- Museum, den
Serether Museum- Verein und da.s Münzen- und AntiqiutÄtencabinet an der l^ii-
versität Czeniowiti^. ') Es erübrigt nun noch einiges über den rumänischen arcliäo-
logischen Verein in Czeniowitz mitzutheilen. ^)
Dieser Verein wurde vom Herrn Finanzconcipisten Dionys O. Olinescu
im Jahre 1886 begründet. Sein Zweck war >das Interesse der Rumänen für die
Erhaltung ihrer nationalen, kirchlichen und weltlichen Antiquitäten wach zu
erhalten; zur Verbreitung der archäologischen Kenntnisse nach Möglichkeit bei-
zutragen; auf dem Boden der Bukowina oder auch anderwärts gefundene Anti-
quitäten zu sammeln, zu beschreiben und zu consenieren ; für die Erhaltung der
historischen Bauten, Monumente und Ruinen einzustehen, endlich archäologische
Untersuchungen anzustellen. ^
Den Gmndst^K'k der Sammlungen des Vereines bildete eine bedeutende
CoUection von Antiiiuitilten, welche die Gemahlin des am 8. Mai 1886 verstor-
benen OonseiTatoi-s J. von Gntter Heirn Olines.cu übermittelte.") Durch
diese reiche Spende sah sich der Verein instand gesetzt, seine Sammlung schon
auf der im Herbst 1886, also noch im Gründungsjahre, stattfindenden Landes-
ausstellung zu exi)onieren. Der Verein wiu'de für dieselbe mit einer silbernen
Verdienstmedaille bedacht und seine Bemühungen fanden in mehreren Blattern
lobende Anerkennung.
Seither hatte sich die Sanunlung durch zahlreiche Geschenke vermehrt
Die meisten dei-selben spendete der Schriftsetz(T der erzbischöflichen Druckerei
^) Bei dieser Gelegenheit mag eine berichtigende Bemerkung über den in diesem Berichte
8. 76 mitgetheilten Stand der Sammlungen des Cabinetes vom 1. April 1893 erlaubt sein. Statt
3721 eingestellter Münzen etc. soll es heissen 3781, und statt 21 Wertnoten sind 25 anzusetzen.
Die Zahl der am 7. April an das Landes-Museura abgetretenen Alterthumer belief sich auf 75
Nummern in 04 Stucken, also um 3 Nummern und 3 Stücke mehr als airi 1. April. Man vergl.
auch den Rectoratsbericht in der „Czern. Zeitung".
•) Für die folgenden Mittheilungen sind zu vergl. der Bericht des Vereinasecrctärs C.
Morariu in der Rom. Revue VI (1890) S 362 ff;, ferner die Vereinsnachrichten in der ,Ga-
xeta Bucovinei" 1891 Nr. 64 und 1892 Nr. 3.
') Daher finden sich in der Sammlung des Vereines einzelne Gegenstände, die nach Be-
richten Gutters bereits in den Mittheilungen der Central-Commission beschrieben und abge-
bildet sind, so z. B. die ThonHgur aus Sereth (Mitth. X. Notiz 135) u. A.
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Dbb buhänisghb abghJLologisohb Vbrbin in beb Bukowina. 23
in Czemowitz, Herr D. Bucevschi; ferner die Herreu: V. Morariu, Z. Vo-
ronea, Pfarrer Sbiera, V. Vasiloschi, D. Nosievici, Onufreiu Miro-
novici, F. A. Wickenhauser, E. Ciuntuleac, E. Cozub, M. Dra-
cinschi u. A. Am Anfang des Jahres 1892 besass der Verein folgende
Objecte. ^)
I. 4 Urkunden, darunter eine vom Woewoden Constantin Michael Ra-
covi^ ddto. 14. Mai 1756, imd die anderen vom Woewoden Gregor
loan ddto. 14. Juni 1763.
n. 1 armenisches Evangelienbuch mit 9 Bildern und 1 rumänisches
Psalterbuch; beide Manuscripte angeblich aus dem XVII. Jahr-
himdert
in. 12 Copien von Grabschriften.
IV. 9 Stück verschiedenartiger Werkzeuge (Messer, Beile, Hämmer etc.)
und 2 Lehmgötzen aus der Steinzeit.
V. 43 prähistorische Thon gegenstände.
VI. 1 Nähzeug, bestehend aus Pischknochen, Thierhönieni, Vogelschna-
bebi u. s. w.
Vn. 3 fossile Gegenstände.
Vrn. 1 silberner Ring.
IX. 39 paläontologische Gegenstände.
X. 16 Gegenj-tände aus der Bronzezeit (Ketten, Lanzen- und Pfeil-
spitzen, Binge u. s. w.)
XI. 1 Aschenunie, 2 Ziegeln, ferner 6 silbenie, 1 messingene, 1 kupferne
Münzen; sämmtliclie Gegenstände aus der Römerzeit und in der
Bukowina gefunden.
XII. 101 Objecte aus der Eisenzeit, daiiinter alte Schlösser angeblich
aus dem X. — XII. Jahrb., Pfeilspitzen, Säbel, Lanzen, Binichstücke
von Panzerhemden, Signalraischen, Messer, Gabehi, Pferdezaum-
gebisse, Sporen u. s. w.
Xm. 1 silberner Ring.
XIV. 1 kupferner Schlüssel.
XV. 1 versteinerte hölzerne Börste angeblich aus der Mongolenzeit.
XVI. 1 Reliquienbnistkreuz.
XVn. 15 Gegenstände aus neuerer^Zeit, nämlich 1 Säbel, Pfeilspitzen
Bogen, Gewelirschäfte, Kugeln, Pistolen, Messer, Gabeln u. s. w.
XVin. 2 silbenie und 2 kupferne Gegenstände (Si)oren und Siegelstempel).
XIX. 12 kupfenie und 8 silbenie nunänische Münzen, danniter die älteste
aus der Zeit des Woewoden Peter Muschat (1375 — 1391) sein soll.
XX. 18 silbenie und 29 kupferne polnische Münzen.
XXI. 21 deutsche Münzen.
XXn. 69 österreichische Münzen.
*) Das Verzeichnis der Gegenstände ist nach den in der Anmerkung 3 citierten Berichten
wiedergegeben. Die Bestimmung einzelner derselben dürfte wobl zweifelliaft sein.
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24 Kaindl: Deb rumänische abchäologisghe Verbin in dbr Bukowina.
XXni. 15 türkische Münzen.
XXIV. 9 russische Münzen.
XXV. 1 griechische, 1 spanische, 1 italienische und 1 schwedische Münze.
XXVI. 5 Münzen unbekannten Ursprungs.
XXVII. 10 Medaillen.
XXVIII. 10 iStück Papiergeld.
Um diese reichhaltige Sammlung jedermann zug«anglich zu machen, bt^schloss
der Verein, dieselbe zur Aufstellung in den Räumen unseres Landes-Museuni«
zu überlassen. Die Uebergabe erfolgte noch vor der am 14. Mai 1893 efolgteii
Eröffimng des Museums.
^^--*-^i'®-h"*-^
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Eine moldauische Sturmfahne drei-
hundertjähriger Vergangenheit.
Von Prof. -K^UJa.. ScOaLraid-t.
Mit gei'echtfertigter Pietät sieht nicht nur der V^olksstamniesgenosse, sondern
wohl jeder menschlich und ehrenhaft fühlende Mann auf ein aus längst ver-
klungenen Zeiten stammendes militärisches, ohne allen Zweifel hochgelialtenes
Palladium hin, welches ganze Ströme Blutes um sich herum in den Sand rinnen
sah, bevor es den kraftlos gewordenen Händen des letzten, todesmuthigen Trä-
gers und Beschützers entsank und in den schwererkämpften Besitz des triumphi-
i-endeii Siegers gelangt sein mochte.
Selbst das treue Bild einer solchen, gewiss seltenen und keineswegs aller
Welt leicht zugänglichen, heiligen Relicpiie muss rührend, mahnend und wohl
auch begeisternd wirken.
Es bildet daher nicht nm* in instructiver, der sonst weitschweifenden Phan-
Uisie die richtigen Schranken ziehender, sondern auch in manch anderer, nicht
zu untei"sch ätzender Beziehung viel, ja sehr viel der Charakterbildung zugute
kommenden Elementes, wemi heutzutage das allgemeine Streben productiver
Geister dahin geht, den jeweiligen Kindern ihrer tiefen und mühseligen Studien,
sobald sie dieselben der Welt zeigen, in das Wickelband auch Illustrationen mit-
zugeben, geeignet, den I^eser in jene Sphären zu versetzen, in welchen der un-
emitidete Forscher und Verfasser bis zum Fertigwerden seiner Schöpfung sich
bewegte.
Dieser lobens- und anerkennungswürdigen Gepflogenheit tiiig auch Ale-
xander Mika volle Rechnung, u. zw. in seiner, zur Neige des vorigen Jahres
(1893) herausgegebenen Monographie, das Leben und Wirken des auch in Volks-
liedern bis auf die Jetztzeit, gepriesenen Kronstüdter Königsrichtei-s Michael
Weiss besprechend. ^)
Unter den Illustrationen, welche seinem reich ausgestatteten, mit vielem
Forscherfleisse zu Stande gebrachtc»n, gründlichen, die historische Literatur wahrhaft
») Mika Sandor: „Weiss Mihaly (1569 — 1612) Budapest 1893. 8. maj. magyarisch.
— Zu bcdanern ist nur das Eine, dass Mika nicht auch die Volkssagen und Volkslieder mit-
theüe, welche diesen keineswegs fUr die siebonbürgisch-sächsische Nation allein, sondern für die
Geschicke des österreichischen Kaiserhauses thätigon, heldeaartig angelegten und seine Sache
mit seinem Blute besiegelnden Mann verherrlichen und der Unsterblichkeit, nicht nur in der
Geschichte, sondern auch im Herzen und Mundo seines Volkes Übergeben. Bei der notoriscli
regen, alle rtihmiichen, volksthümlichen Raminiscenzen verwerthenden geistigen Rührigkeit der
siebenb&rgisch sächsischen Ethnographen ist vorauszusetzen, dass Mika's Werk den Anstofs dazu
geben werde, aach in dieser Richtung eine Lücke nicht klaffen lassen zu wollen. h. 2.
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Cooglc
26 Schmidt :
bereicherndem Werke beigegeben sind, ist es namentlich das illuminirte Bild einer
moldauischen Stumifahne des XVII. Jahrhundertes, welches, als unserer engeren
Heimat — war ja doch Suczawa Füi-stenresidenz — nahestehend, unsere Auf-
merksamkeit und unser ungetheiltes InttM'esse voll und ganz in Anspnich nimmt
Unwillkührlich drängt sich hiebei die Frage auf : AVie kam diese Tro-
phäe nach Siebenbürgen? Wie stand es um die kriegerische
Tüchtigkeit der Moldauer jener Tage?
Die Beantwortung der ersten Frage muss, ihrer inneren ^^eraidagung nach,
als jeder näheren Besprechung sich in vorhinein entziehend, als unlösbar
bezeichnet werden. Wenngleich die Geschichte unverkennbarer Fingerzeige genug
bietet, wtirum die Moldau wider Siebenbürgen in dem Zeiträume zwischen 1569
und 1612 die Waffen zu ergreifen sich gezwungen gesehen habe, bleibt es un-
ausführbar, angeben zu sollen, wann, wo und wie diese Sturmfahne verloren
gegangen sei. Wenn wir aber der zweiten Frage, wie es um die militä-
rische Tüchtigkeit der Moldau gestanden, uns gegenüberstellen,
wäre die Antwort sehr leicht und daher auch sehr schnell gefunden, wenn es
um ein Jahrhundeil vorher sich handeln würde, mit einem einzigen, der mol-
dauischen Kriegsgeschichte entnommenen Zuge, zumid aus einer Zeit, welche
den Glanzpunkt dei-sellx^n bildet, vorzugehen. Viel richtiger wird es daher sein,
ein gedrängtes Gesanjmtbild moldauischer Waffengänge bis hinab an die Neige
des sechzehnten Jahrhundeils, wenngleich nur in rasch gezeichneten Contouren,
uns vor Augen zu halten.
Die allerälteste, historisch verbürgte Kunde moldauischen Kriegsruhnies fährt
uns in die Zeit Alexanders des Guten, dieses Begründei^s der staatlichen Ord-
nung des Füi-stenthumes und namentlich in das Jaln* 1425 zurück, währenddessen
Verlaufes der i)olnische König Wl^adislaus, am Tage Johannis des Täufei^ (24. Juni)
seinen, wider die deutschen Ritter gerichteten Zug in die Mark Brandenburg, welcJie
der spätere Volkswitz als die Sandbüchse des h. römischen Reiches deutscher
Zunge bezeichnete, angetreten hatte. ') Dem Banner des weissen Adlers hatte
sich eine moldauische Kriegerschaar angeschlossen, welche Fürst Alexander der
Gute, als Lehensti'äger Polens zm^ Heeresfolge veri)flichtet, *) beigestellt hatte und
vei'schwiegen darf nicht werden, dass die Haltung dieses Contingentes durch eine
Schilderung seiner findigen Geistesgegenwart, seines unerschütterlichen Muthes
und seiner persönlichen Tapferkeit rühmlich her\orgehoben werde. Lesen wir doch,
wenngleich in präganter Kurze Folgendes: ")
* Vierhundert Wallachen wai*en zufällig ausgesendet worden, bei der Feste
Marien bürg Beute zu machen. In grosser Zahl aus der Burg ausfallende
deutsche Ritter beabsichtigten einen Angriff auf dieselben. Die bedeutende üeber-
macht des heranstürmenden Feindes gewahrend, zogen sie sich zwar zurück, nicht
») Dlugosz: Hist. Pol. ed Frankf., Hb. IX. p. 909 ad annum. Stryjkowski edit
1582. p. 454.
') BekaDntlich datirt der diesfällige Huldigungsact von Suczawa, 12. März 1402. Dogiel:
Cod. Diplom. Reg. Polon. Tom. I. p. 600. Paprocki setzt den Lehnseid in seinem: «Ogröd
krolewski** i. e. „Eönigsgarten" irrig in das .Jahr 1403.
•) K romer: „De origine & gestis Polonorum" ed Colon. Lib. XIX p. 290.
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Eine moldauische 8tüemfahne deeihündebtjIhe. Veegangenheit. 27
aber mii zu fliehen. Im Gegentheile. Gewohnt auch als Fusstinippe zu kämpfen,
sprangen sie aus dem Sattel, deckten sieb diu*cb die Stumme des nahe liegenden Wal-
des und empfingen die Heranbrausenden mit einem so dichten Pfeilbagel, dass Jene
zur Flucht sich wandten. Riusch heiTorbrechend und das Ross besteigend, setzten
die \'ierhundert nach und kehrten mit reicher Beute und vielen Gefangenen in
das I.ager zmück.^
Wenige Jahi-zehende später begann der Ruhmeslaiif Stephan's des
Grossen, »des Türk^nhammei's«, wie vOr ihm Johannes H un yady und nach ihm,
Eugen von S a v o y e n »der edle Ritter«, genannt wurden. Mit weit ausge-
henden Hoheitsplänen sich ti-agend mid hiezu der Werthschätzung des ungarischen
Wahlköniges Mathias C o r v i n u s^) in kluger Weise sich bedienend, ^) wurde
dieser, heute noch den gerechten Stolz der eigenen Stammgenossen bildende, in
Sagen und Liedern verherrlichte Held, nicht nm* zum Schrecken des Feindes, sondern
zugleich zum vielumworbenen Gegenstande staatlicher Combinationen. Wenngleich
in seinen Heerlagern die Zeltgassen von der Sprachen buntem Gemische wider-
ballten, die Mehrzahl u. zw. die erdrückende Mehi-zahl seiner streitbaren Mannen
waren seine Landeskinder, welche mit nationaler Streitlust und Tapferkeit
die zum Siege führenden Schlachten entwürfe des eigenen, heldenhaften Füi'sten,
in freudiger Todesverachtung zu verwirklichen, mannhaft redlich mithalfen.
Ich sagte »mit nationaler S treitlust und T apfer keit« und
mit vollem Bedachte. Demi, als nach Stephans des Grossen Tode (1505) dessen
Sohn Bogdan zur Herrschaft gelangte und — angeblich dem politischen Te-
stamente seines Vaters Folge leistend, der Pforte huldigte, kam zwar eine Zeit
der Ohnmacht über die Moldau, währte jedoch, trotz der abhängig gewordenen
Stellung, trotz des hohen Tributes und trotz anderer, durch die politische Ueber-
gangsperiode geschafl'ener llebelstände, nicht lange. Peter R a r e s c h , der letzte
männliche Muschat, später mazilirt, ') war es, der während seiner ersten Regie-
rungsdauer, durch seine Theilnahme an den Kämpfen zwischen Ferdinand I
und zwischen Johann Z a p o 1 y a , bezüglich der Thronfolge in Ungarn *) den
alten Waffennihm der Moldau wieder bethätigte, der neuerdings aufleuchten
*) Cf. Wenrich: „Die moldauische Lehensherrschaft in Siebenbürgen" im Archive des
Vereines fQr siebenburgische Landeskunde. Neue Folge, Band VI.
•) Polen, Europa's Vormauer wider die Tataren und Türken, wärmte zu jener Zeit, um
sich Stephans zu yersichem, den alten Streit mit Ungarn um die Oberherrlichkeit um so eifriger
au£, als Stephan dem polnischen Könige, dem Gebote der Staatsklugheit folgend, sogar gehuldigt
hatte. (Dogiel Cod. Dipl. I. 693;, Mathias Corvinus wies jedoch alle derartige Zumuthungen
mit Entschiedenheit zurück und sprach, wo es um Stephan sich handelte, jederzeit nur von:
^vojeroda noster." Cf. „Epistolae Mathiae Regis Hungariae'*. Klausenburg 1745. 8 und insbe-
sondere das hieraus bei Praj: „Disserl VI** und bei Benkö: „Milcovia** I. 31 abgedruckte
Schreiben des Königs.
■) M a z i l bedeutet nach türkischer Wortwurzel einen Abgesetzten, Ent-
fernten, bei Seite Geschobenen und dient im Rumänischen zur Bezeichnung abge-
setzter Fürsten nnd — urkundlich, zur Bezeichnung von Freibauern, als dem geringsten
Landadel.
*) Hiertiber Cf. besonders : S c h u 1 1 e r : „Ludwig G r i 1 1 i und sein Ende" in dem von
der k. k. Akad. der Wissenschaften herausgegebenen Archive für österr. Geschichtsforschung"
Band XXI und im Separatabdrucke. Ferner W i 1 1 s t o k ^im Programme des Bistritzer Ober-
gymnasiaros von ISöS" und Kramer: „Aus der Gegenwart und Vergangenheit der k. Frei-
stadt Bistritz" 1858 8^ neben den bekannten Quellenschichten eines Istvanfi, Simigian,
Verantius a. A. m.
3»
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28 Sohmidt:
sollte, als nach Alexander Lapuschnean, der erste fremde Prätendent auf
den moldauischen Furstenstuhl, Johann Jacobus Heraclides (Despota), mme
nach dem zu Lemberg hingerichteten Stefan Tomscha I, Johann Podkowa,
beigenannt der Grausame, zur Herrschaft gelangten. ^)
Für die Zeit Alexander's Lapuschnean sowie für jene des Despoten, vou
dem wahriich nicht behauptet werden kann, ob er ein glucklicher, wenngleich tra-
gisch endender Abenteurer oder ein verkannter und daher nicht gebührend gewür-
digter Held gewesen, besitzen wir sehr gewichtige Zeugnisse, die, weil zeit-
genössisch und von Augenzeugen stammend, keinem Zweifel können ausgesetzt
werden.
AVu* wollen mit Alexander Lapuschnean beginnen, dessen unglücklicher
Kampf wider den fremden Usurjiator Johann Jacob Heraclides — bei Verbie — *)
am 10. November 1561, wohl keineswegs zu Gunsten moldauischer Tapfericeit
sprechen würde, weim nicht bezeugt wäre, dass der erste Angriff wie herkömmlich
mannhaft abgeschlagen und erst der zweite, mit Zuhilfenahme einer gelungenen
Kriegslist siegreich sei durchgeführt worden.
Der Biograph des auf diese Weise zur Flerrschaft gelaugten Despoten, Gra-
tiani,') welcher sein in elegantem Latein geschriebenes Werk dem polnisciien
altadeligen Jünglinge Lodzia-Tomicki widmete, *) weiss der moldauischen Krie^-
tuchtigkeit des Rühmlichen nicht genug nachzusagen. »Die Moldauer — schreibt
er — beginnen den Kampf mit einer Verwegenheit, mit so grossem Selbstver-
trauen und mit solch siegesgewisser Geringschätzung selbst der grössten Ueberzahl
des Gegnei-s, dass von ihnen sogar die git)ssten Heereshaufen in schimpfliche
Flucht gejagt werden . Dieses Zeugnis bestätigt — freilich in etwas anders lau-
tender, wörtlicher Fassung, ein zweiter Zeitgenosse von keineswegs gering an-
zuschlagender Bedeutung u. zw. der siebenbürgische Sachse Georg Reichers-
torfer,*^) der Geheimschreiber der imgarischen Königin Maria, wie^ nach-
träglich, deren kaiserlichen Biniders, Ferdinands L, von welchem derselbe sogar
mit Gesandschaftsreisen an die hohe Pforte betraut wurde. Eine cUeser Gesandschafts-
reisen ging über die Moldau, wobei der schai-fe Beobachter nicht nur Grele-
genheit hatte», Land und Leute genau keimen zu lernen, sondern auch entspre-
chende Müsse fand, diese seine Beobachtungen durch eine Beschreibimg sammt
Karte der Moldau, der ersten ihrer Art, durch den Dmck l)ekamit werden zu
>) Cf. Hajdeu: ,,Inon cel Cumplit'^ Bukarest 1865. 8 maj.
*) Cf. Letopisetele etc. ed Kogalnicean. Bukurest 1872. 8. maj. I. Appendix pag.
436 und Sinkaj's Chronik, Bukurest 1886. 8. maj p. 333 sq.
») 6 r a t i a n i^s, des : „Episcopus Ameriniis** Werk führt den Titel : „De Joanne Hera-
clide Despota libri tres Varsaviae, e typographia Mitlerinn4 1759. 8 min., e mannscripto K-
bliothecae Zaluscianae. Diese Ausgabe liefert den Beweis, dass der berühmte Cardinal Mai irrte^ wenn
er in seinem Spicilegium romanum die Ansicht aussprach, er publicire dieses Werk zuerst; tob
diesem erschien Übrigens 1860 nach einem Exemplare der Göttinger Bibliothek eine neuerliche Aus-
gabe, jedoch nur in der sehr beschränkten Zahl von vierzig Abzügen, von denen Einer, mit Nr. tfr6
bezeichnete in meinen Besitz gelangte. Legrand veranstaltete 1889 eine weitere zu MaisooBe-
nuve in 4^ min.
*) Wahrscheinlich war das ein sehr naher Anverwandter des um jene Zeit so bervLiimten
Staatsmannes und Bischofes von Krakau, Peter Lodzia Tomicki.
«) Ueber ihn Cf. S c h u 1 1 e r : „Georg Reicherstorfer und seine Zeit" im XXI. Bande
des von der kais. u. königl. Akademie der Wissenschaften herausgegebenen „Archiv" für Kunde
österreichischer Geschichtsquel'en". Wien 1859. 8. maj. (Erschien auch im Separatabdrucke.)
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Eine moldauische Stubmfahne dreihundebtjähb. Vergangenheit. 29
lassen. ') Seine Worte über das Volk lauten:*) »Gens ista atrox est & admo-
duni barbara, in rebus tarnen militaribus & bellicis, suo more exi-
raie instructa«, d. h. »Es ist ein grausames und barbarisches Volk, in Waffen- und
Kriegsdingen aber nach seiner Art hoch erfahren.«
Ohne hier auf weitere Zeugnisse, deren es wahrhaft noch viele gibt, weiter
eingehen zu wollen, dürfte uns der später aufgekommene Spruch genügend be-
gründet erscheinen, welcher die kriegerische Tüchtigkeit der moldauischen Recken
mit anderen vergleichend, sagt : »Fünf krimische Tataren gelten für
Zehn B u d j a k e n, aber Fünf Moldauer überwinden Zehn wider sie kom-
mende krimische Tataren«.
Um dieses Bild, das ehrenhafte Gefühle berechtigten Stolzes in der Brust
unserer Heimatskinder zu wecken und zu erhalten geeignet ist, mit den letzten
Pinselstrichen zur Vollendung zu bringen, weise ich nur noch auf die Geschichte der
unter ziemlich abenteuerlichen Umständen emporgekommenen Republik des hei-
ligen Marcus, Venedig's hin. ^)
Wie jede am Meere sich mühsam emporschwingende menschliche Siede-
lung, auf Schiffahrt und Handel gewiesen, so gelangte auch dieser Staat, dessen Ober-
haupt, der Doge, »nach Aussen Herr, zu Hause Gefangener« war,
durch kluge Benützung der Umstände, namentlich zur Zeit der Kreuzzüge, zu
präpondcrirender Machtentfaltung und politischer Bedeutmig.
Dass auch die Moldau mithineingezogen wurde in die Kreise der specula-
tiven Berechnung, konnte zu einer Zeit nicht ausbleiben, da dieses Fürstenthum
bis zur Entdeckung des Seeweges nach Ostindien, welcher dem Welthandel andere
Bahnen vorzeichnete, die vorzüglichste Etappe des damaligen Verkehres zwischen
dem Oriente und zwischen dem Occidente bildete und an Naturproducten selbst
reich, so mancher kaufinämiischen Unternehmung reichen Gewinn versprach. Immer
freundschaftlicher gestalteten sich daher die Verhältnisse zwischen diesen beiden
Staaten. Venezianische Aerzte besorgten, als Hofmedici, die leibliche Wohlfahrt
des Fürsten, dessen Schätze mit Vorliebe*) in sogenannten Ducaten'*) oder Zecchinen*)
in der venezianischen Bank fruchtbringend angelegt wurden ; venezianische Maler
bedeckten die Wände der Kirchen mit kunstreichen Gemälden oder Goldschmiede
lieferten den Gold- und Silber- Schmuck der Altäre und der Fürstinnen, da-
gegen aber stillten moldauische Rosse ihren Diurst in der Adria, in deren AVellen
sich die Kutschma ^) des in Sold genommenen moldauischen Kriegers spiegelte ®).
>) Beides ist in dem bekannten Werke Papin's: „Tesaurulu". Bukurest 1864. 4^ wieder
pablicirt worden u. zw. mit einer gleich anfangs beigebrachten, die Genesis früherer Publica-
tionen beleuchtenden, sehr instructiven, interessanten und inhaltsreichen Note.
«) l c. p. 137.
■) Cf. „Saggio sopra i Veneti primi." Venedig 1781. 4^ (der Verfasser hat sich nicht
genannt, gedruckt wurde das Werk bei Btampatore e librario Pietro Savioni,)
*) Die ungarischen Goldmünzen galten als die schönsten, die venezianischen als die be-
liebtesten.
^ Der Name „Ducate** stammt von der Inschrift auf den Miinzen der Dogenstadt : ,,Tibi
Christe sit datus, quem regis, iste ducatus", d. h. „Dir Christus sei geweiht, das Du regierst,
dies Uerzogthum.** Da auch Silbermünzen diese Umschrift trugen, gab es auch Silberducaten.
*) Von: „Zeccha" = Staatsbank.
^ Kutschma hiess und heisst nach einer tatarischen Wortwurzel die spitz zulaufende
Lamp^mütze. Nach Gol'Qbiowski: „Trachten in Polen". Krakau 1862. 8 min. p. 147
aach in Polen bekannt u. zw. von wai>serblauem Zobel.
») Beweise hiefUr finden sich zahlreich in Hurmuzaki*s bekannter Urkundensammlung,
die speci^e Anführung ginge zu weit. ^^ 1
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30 Schmidt:
So blieb es lange Jahre hindurch und, in der moldauischen Heimat selbst
gab es, namentlich in den Siebziger Jahren des sechzehnten Jahrhunderte», zur
Zeit der Wojewodschaft Johajm Podkowa's, beigenaimt y-Der Grausame-f,
dieser Törkengeissel, der Veranlassungen mehr als genug, den alten Waffen-
ruhm zu vollen Ehren gebracht zu sehen.
Leider war indessen die Moldau, wie der spottlustige Pole sie nannte,
zum »Wach telfelde geworden, das Jedermann abj agen könuec,
und unter Johann Zamojski's, des berühmten polnischen Kronfeldhauptnianm^s
Schlitz und Schirme, war Jeremias M o h i 1 a ziu* Herrschaft der Moldau gelangt ;
der Nachkomme kriegerischer, auf den Schlachtfeldern von l'ngani, sich unter
Johann Hu ny ad y henorragend auszeichnender Ahnen ^) und der mit demWojt*-
woden der Walachei, Michael dem Sieghaften, welcher eine walachiscbe Uni-
versalmonarchie anstrebte, in blutige Kämpfe verwickelt wurde. ^)
Und hiemit stehen wir vor der zu besprechenden Stiumfahne, deren Ent-
stehung, wie sogleich soll dargethan werden, der Concertion nach, schon in die
letztangedeutete Zeit, d. i. in die Neige des sechzehnten Jahrhundeiles ßlllt. Es
ist ein schönes militärisches Heiligthum und besticht aus der Stange, mit einem
umfangreichen, silbernen Knaufe, unter welchem, ein den KnautTials als Quaste
umgebender gestutzter, schwarzer Rosschweif bis auf das Fahnentuch herabhängt
welch Letzteres, mehr lang als breit, flaggenartig an die Stange genagelt, an
den auslaufenden Enden nicht gezackt kt, sondern senkrecht sich abschliesst.
*) Daten hierüber liefert Stupnicki in seinem „Polnisches Wappenbuch** Lemberg
1855. 4* min. Tom. II. p. 158 sq., wo es auch heisst, die Mohila's seien die Nachkommen
des römischen Rittergeschlechtes des Mutius (?!); Einer derselben sei nach Griechenland
ausgewandert und habe daselbst in einer Schlacht, als Feldherr, nach errungenem Siege, die
Gefallenen, Freund und Feind, in vielen und grossen Grabhügeln bestattend, zu der neuen Benen-
nung der Familie den Anlass gegeben. Es sei vergönnt, hiebei auf Zweierlei hinzuweisen. Erstens,
dass, die Auswanderung zugegeben, ^yohl erweisbar sei, dass in Griechenland und weit darüber
hinaus, als in Constantinopel und weiter, die slavische Sprache, anlässlich dort verbreiteter «la-
vischer Bevölkerung, gang und gäbe gewesen. (Cf. den Eccurs: „ lieber das slavische Element im
Rumänischen", in Schmidt's: „Das Jahr und seine Tage in Meinung und Brauch der Ro-
manen Siebenbürgens^*, llermannstadt 1866, 8^ min.); dass aber die griechischen hlstoriicben
Quellen über einen, mit den angegebenen Umständen verbundenen Sieg, namentlich unter der
Leitung eines Nichtgriechec, gar keine Meldung thun. Wohl sehen wir in dem Wappen d»
Familie Zwei, mit den Griffen nach auswärts gekehrte, in der Scheide steckende, gekreuzte
Säbel, also jedenfalls ein kriegerisches Emblem, allein- die Adjustirung dieser Hiebwaffe seboa
an und für sich, d. i. das Vorhandensein zweier Ringe zur Einhängung derselben nicht in eine
sogenannte Steck- sondern in eine, den Leib umspannende Hängekuppel, widerspricht, von dem
späten Aufkommen der Säbel gänzlich abgesehen, der angeblich in Griechenland und in erwähnter
Art erworbenen Nobilität, so sehr in Byzanz Rang- und Würdenunterschied blühtbn. Stap-
nicki, oder wer sonst den Namen M o h i 1 a glaubte bis auf die veranlassenden, schanrigen
Siegesdenkmale zurückführen zu müssen, übersah jedenfalls den Widerspruch, in welchem CT
sich befinde, indem er den Namen der moldauischen Fürstenfamilie mit „y'* schreibt und ihr
eine abgesonderte Adelsfamilie M o g i 1 a voraussendet. Scheinbar wäre Mohjla kleinrussisc)^,
Mogila dagegen polnische Schreibart und Praumtiation und hatte somit nichts Weiteres aaf sich,
wenn das Geschlecht, der, von Stupnicki Mogila Genannten, im Wappen nicht eben einen Grab-
hügel führen würde, dessen Mitte ein stehendes, die Querseiten aber ein liegendes Kreuz schmücken
so, dass gerade auf dieses Adelsgeschlecht, das jedoch — wie erwähnt — von dem mol-
dauisch-wojewodalen vollständig isolirt wird, die griechische Schlachtenleitung, selbst wenn die-
selbe begründet wäre, was jedoch nicht der Fall ist, schon des Wappenbildes wegen, besser
passen würde.
•) Cf. Teutschländer: Gesch. Michaels des Sieghaften, Wien, Gräser, neben den
reichen und bekannten Quellen in deutschen, ungarischen, lateinischen, rumänischec, ja sdbat
polnischen archivalischen Publicationen, deren Anführung über Zweck und Raumgebot dieses
Aufsatzes hinausgehen würde.
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Eine moldauische STaaMFAHNE dbrihundertjähk. Vergangenheit. 31
Das Flaggen- oder Fahnentuch besteht aus zwei wagrecht sich abhebenden Fel-
dern, deren oberes weiss, das untere dagegen roth ist. Im oberen, weissen Felde
wird in schwarzen Lettern, in glagolitischen Schriftzügen gelevsen: »Jon Jeremija
Mobila, Bozijo milostijo Hospodar Zemli Moldawskoj, wlet 7109 mies. Mart 15
d.«, deutsch: Johann Jeremias Mohila, von Gottes Gnaden Hospodar (Hen*) des
moldauischen Geländes, im Jahre 1601 im März am löten.
Bevor wir dem imteren rothen Felde unsere Aufmerksamkeit zuwenden,
wollen wir uns mit dieser Inschrift derart beschäftigen, um über die Bedeutung
derselben vollständig uns klar zu werden.
Dass die Inschrift slavisch und speciell ruthenisch laute, kann bei dem
Umstände keineswegs beiremden, da bis um die Mitte des siebzehnten Jahr-
hundertes, wie allgemein bekannt, die ruthenische Sprache die Curialsprache
war, der wir auch in den, bis auf den heutigen Tag erhaltenen Lapidarepi-
grammen der gr.-or. aus jenen Tagen datirenden Kirchen begegnen. Erst — wie
bemerkt — um die Mitte des siebzehnten Jahrhundertes fahrte der damalige
Wojewode der Moldau, Basil Lupu die rumänische Sprache ein, *) was jedoch
nicht hinderte, dass die slavische Sprache noch bis an die Neige des XVII. Jahr-
hunderts im Curialstyle fast ganz ausschliesslich und über diese Zeit hinaus insofenie
bestand, als die jeweiligen landesfürstlichen Kundgebungen vor deren rumäni-
schem Texte den rutheni sehen Fürstentitel als Eingang luid nach dem
Texte die gleichfalls ruthenische Schlussformel aufwiesen: »Der Herr selbst
hat es befohlen« oder: »Andei"s wollet ja nicht handeln!« und das Wort: »Im
Jahre«, nebst dem weiteren: »Gelesen« vor dem Namenszuge des mitunterferti-
genden Kanzlers oder Logopheten enthielten. Zuletzt wurde freilich die Jahres-
zahl nicht mehr nach der sogenannten adamitischen- oder Weltschöpfungsära,
deren Neujahr bekanntlich auf den 1. September fallt, sondern naeh christlicher
Aera und nicht mehr durch einzelne, bestimmten Zifferwerth darstellende Buch-
staben, sondern diux^h arabische Zahlen ausgedruckt.
Die Inschrift unserer Fahne zeigt in der zeitfiblichen Bezeichnung .der
Jahreszahl durch Buchstaben, das Jahr 7109, der als nähere Zeitbestimmung,^)
der Monat März beigefugt wurde.
Wir werden somit in das Frühjahr von 1601 gewiesen. Doch hierüber
weiter unten.
G^hen wir zu dem zweiten, dem unteren Theile des Fahnentuches Über.
Es ist roth und zeigt in der unteren, ausflatteniden Ecke das moldauisclie
Ijandeswappen, den Ochsenkopf mit einem Sterne zwischen den Hörnern, in
einem Ringe, dem ein lateinisches Kreuz aufgesetzt ist. Alles in Gold gestickt.
Zu bedaueni ist es, dass wir nicht in der Lage sind, dm'ch einen Vergleich
mit früheren oder späteren militärischen Bannern feststellen zu köimen, ob die,
*) Melchiaedek hat in seiner Huscher Chronik — Bukurest 1869. 8® — aus der,
selbstverständlich unvermeidlich gewordenen Uebergangsperiode gar ergötzliche Sprachproben,
darunter wahrhaft haarsträubende sinnlose Gebetforraeln der Geistlichkeit, in einem eigenen
Anbange veröffentlicht.
•) Bei der Reducirong der Schöpfungsära auf christliche, werden vor 1. September
jeden Jahres 6508, nach oder mit 1. September 5509 abgezogen, da mit September die Welt-
ära big z«m l. Jänner des nächsten Jahres um Eine Einheit voraus ist. Daraus erklärt sich die
oothwendige Gepflogenhett, der Jahreszahl der Schöpfungsära das Monatsdatum beizufügen, was
bei lat 1. a. Urkunden der Kalenderheilige ersetzte.
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32 Schmidt :
bei diesem Feldzeichen ziir Geltung gebrachten Farben »weiss, schwarz, roth
und gokU, nicht etwa damalige Landes- und Nationalfarben gewesen seien, wie
heute »blau, roth, gokU. Es ist ja doch ganz unzweifelbar die weisse Fari)e
des oberen Fahnentuchfeldes keineswegs in der alleinzigen Absicht zur Verwen-
dung gekommen, um die schwarze Inschrift kennbarer und weithin sichtbarer zu
machen. Dies koimte denn doch eben so gut durch eine goldene oder sin>enip
Inschrift auf dunklem Grunde bewerkstelligt und erreicht werden, wenn es über-
haupt n ö t h i g gedacht werden müsste, die unter eine Feldfahne sich schaarenden
Streiter, die denn doch wissen, wem sie Leib und Ijeben zugeschworen, durch
eine besondere darauf hinweisende Fahneninschrift erst noch daran zu eriunem.
Titel und Wurden des Kriegsherren auf dem flatternd vorangetragenen Panniere,
sind — wenigstens unseren heutigen Begriffen nach — kein Ersatz für einen
begeisternden Mahnmf, wie er jetzt auf jedem Bande miliUirischer Draj>eau's zur
Losung für Tausende wird.
Da Mohila gewiss keine Neuenuig einführte, denke ich meinestheils, es
handle sich um ein Banner, welches nicht einem Natioimlaufgebote, son-
dern Söldnerscharen vorangehen sollte, die geradezu nm* in persönlichem
Abhängigkeitsverhältnisse zu Jeremias Mohila standen, d. i. von ihm für seine
Zwecke besoldet wurden. Die Reisläuferei, das Söldnerthum, stand 1601 noch
immer in voller Blüthe und die moldauische Geschichte der kurz vor Jeremias
Mohila geführten Kämpfe, zeigt uns die von den beiden Frohnsperger ')
gedrillten »frmnmen ^) Landesknechte neben deutschen Hackenschützen, unga-
rischen Simenen*) und Abenteurern aus aller Herren Ijändern, besonders begehrt
und gesucht jedoch deutsche Artilleristen, da dieselben die Ersten waren, welche
die 1531 von dem Italiener Tartaglia gelehrten, auf Tragweite und Ziel-
fähigkeit der Geschütze berechneten mathematischen Gnuidsätze sich zu eigen
gemacht hatten.*)
Da wir die Farben des um — beschäftigenden Banners im mohilanischen
Wappen wiederfinden — weiss die Säbelscheiden, roth das Schildfeld,
schwarz die Säbelgritfe, golden schliesslich die — man möchte sagen — pro-
phetisch auf dem Schilde nihende Krone, so dürfte wohl kaum ein Zweifel darüber
können erhoben werden, dass die Bestimmung des kriegerischen Ehrenzeichens die
kiu-z zuvor angedeutete gewesen : sei. Söldnern als H a u s t r u p p e n sollte
sie zum Sammelzeichen dienen.
Die Inschrift, wenn nicht mthenisch selbst, ist keineswegs geeignet, Be-
fremden -wv chzunifei i .
Wissen wir es doch sell)st, weil wir es in den, über den Portalen älterer,
gi'.-or. Kirchen, in der ehemaligen Rjidautzor gr.-or. Episcopalkirche sogar in
einer ganzen, in einen Monolitli gehauenen Urkunde besehen und lesen, dass,
*) So und nicht Frundsberg erscheint der Name im Berichte der mit des firanaö-
sischen Königs Franz I. schliessenden Schlacht bei Paria — 1515 — wo die drei Waffengat-
tungen: Fussvolk, Reiterei und Archeley zum ersten Male zusammenwirkten. Cf. Scherr^
„Geschichte der deutschen Cultur und Sitte". Leipzig 1870. 8 min.
*) Lucus a non lucendo.
') Nach Cantemir „Beschreibung der Moldau*'. Jahr 1861 8 min. p. 183 war das Wort
„Simene" die landläufige Bezeichnung filr Söldner.
<) 8 c h e r r l. c. p. 307.
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EiNB MOLDAUISCHE StUBMFAHNE DBEIHUNDSaTJÄHB. VERGANGENHEIT. 38
WO die Hand des Landesfürsten mitthätig gewesen, es an einer dessen Wir-
ken kund gebenden, dauernden Inschrift nicht gefehlt habe. Landläuliger alter
Brauch war es und blieb es, bis in die spätesten Zeiten herab.
Etwas auflfallend ist der Platz, welchen das in Gold gestickte Landes-
wappen erhalten hat und dies umsomehr, als durch Anbringung desselben in der
untersten rechten Ecke der flaggenartigen Fahne, die Selbstentrollung dei-selben
und somit auch dm Hervortreten des Wappens wegen der Schwere desselben,
wesentlich behindert erscheinen.
Minder befremdend ist das dem Ringe, welcher das Landeswappen um-
gibt, aufgesetzte einarmige lateinische Kreuz, welches uns gar niclit
so selten, als man eigentlich glauben sollte, auf älteren, zu religiösen Zwecken
bestimmten Kunstgebilden der orientalischen Kirche begegnet. Ich selbst war
vor wenigen Wochen so glücklich, der hohen k. u. k. Central- C/ommission für
kunst- und historische Denkmale das photographische Bild eines, allen Anzeichen
nach, viele Jahrhunderte zählenden Reliquiariums einzusenden, welches eine Kreuz-
partikel bergend, bestimmt gewesen sein mochte, an der beigefügten Kette hän-
gend, neben dem usuellen Pectoralkreuze, die Brust irgend eines gr.-or. Kirchen -
forsten zu schmücken. Dies kostbare Kunstkleinod, bestehend aus einer 18 Cen-
timeter im Umfange und 1 Centimeter in der Höhe messenden silbernen Kapsel,
vereinigte vollständig in sich, was einer Kunstantike den fast unschätzbaren
Werth verleiht. Der Stoff ist Edelmetall und im Inneren kostbai*es Sandel-
holz. Die Veredlung dieses, an luid für sich werthvoUen Stoffes, konnte wohl
kaum eine mehr künstlerische sein, da von Aussen verschiedene Rankenver-
schlingungen u. dgl. in meisterhaflier Filigran- Ausführung, die beiden Kapsel-
flächen decken, während biblische Scenen das, die innere Füttenmg bildende
Sandelholz in zartester und bewunderungswürdiger Plastik en relief zu höherem
Werthe steigern. Das hohe Alterthum unterliegt keinem Zweifel und ein
pretium affectionis lässt sich schon deshalb schwerlich beziffeni, weil
religiöse Pietät gegenüber dem in der Kapsel angebrachten Heiligthume und
vielerlei sonstige, dem menschlichen Gemüthe unveräusserbare, an dieses herr-
liche Pninkstück sich knüpfende Reminiscenzen zusammenwirken. Und auch
dieses Kleinod der, wenngleich stumme, nichts destoweniger eine sehr eindringlich
packende Wirkung übende Zeuge dahingeschwundener Herrlichkeit, hat an dem
beim Tragen nach oben gerichtetem Rande das lateinische Kreuz.
Der Schluss der Inschrift auf der Fahne, die nach Jahr und Monatstag
angesetzte Zeitbestimmung der Beschaffung derselben, vei^etzt uns in die bewegte
Zeit Michaels des Sieghaften, des Wojewoden der Walachei, der nichts Gerin-
geres anstrebte, als die Vereinigung sämmtlicher Rumänen zu einem grossen,
ehrfurchtgebietenden und mächtigen Gesammtstaate, von seiner Dynastie beherrscht
und sein grosses Ziel hätte Michael nicht verfehlt, weim er von d(un kaiser-
lichen, um Aas Interesse seines Herrn — Rudolph's II — besorgt<Mi Generalen,
Georg Basta, nicht würde gewaltsam zur Seite geschafft worden sein. ')
*) Wir besitzen zwei Monographien Über Michael. Die Eine von B . . . . in rumänischer,
die Zweite von T in deutscher Sprache. Beide benützen das überaus reiche Quellen-
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34 Schmidt; Eine mold. Stübmfahne DBEiHaNDBRTJ. Vebqangbnhbit.
Dass bei diesen seinen unverkennbar zu Tage tretenden Grossmachtgelüsten
die Moldau von feindlichen Angriifen nicht wenle verschont bleiben, war leicht
vorauszusehen und veranlasste den Fürsten Jeremias, frühzeitig an erfolgreiche
Mittel der Abwehr zu denken. Was war natürlicher, als dass er, der Unzuläng-
lichkeit der eigenen, weinigleich notorisch tapferen Streitmacht sich bewusst, in
erster Linie an Diejenigen sich wandte, durch deren kraftiges Zuthun er auf den
Fürstenstuhl gelangt war, an die benachbarten Polen, denen schon wegen ihres
Verhältnisses zur Pforte, sehr daran gelegen sein musste, den Einfluss in der
Moldau zu behaupt(»n. *)
Mitten in diesen Kriegstrubeln, zu deren Beschwörung die Werbung
von Soldtruppen vorgenommen werden musste, nnisste wohl auch Jerennas Mohila
zu solchem Abwehrmittel greifen*) und an einen derart gewoimenen Streithaufen
mag, zum Untei-schiede von den heimischen Kriegern auch in dieser Beziehung,
eine derartige Fahne gegeben worden sein, der ich den Namen Sturmfcihne bei-
legte, weil es galt, dieselbe dem Anstürmer gegenüber im Gegenanstunne zu ent-
falten und die ich für eine speciell mohilanische halte, weil nm* durch die
Schärfe des Schwertt^s entschieden werden sollte, ob Jeremias Mohila die Moldau,
dessen Bruder Simeon aber die Walachei werde behalten können.
Zum Schlüsse werde mir die Bemerkung gestattet, dass ich angesichts der
historischen Zeugnisse über die jederzeit anerkannte und ruhmlich hervorgehobene
kriegerische Tüchtigkeit der Rumänen, von welcher auch die k. u. k. rumänischen
Regimenter in den vielen Feldzügen vor und seit Napoleon I. mid erst körz-
hch, gelegentlich der bosnischen Occupation, wo namentlich unser wackeres
Hausregiment sich unvergängliche Lorbern holte. Beweise lieferten, dass ich, heute
— ich wiederhole es — die Vollberechtigung des Titels anerkenne, welchen
das 1762 als zweites Siebenbürger Grenz- Infanterie- Regiment errichtete, mit
einer goldenen Medaille an der Leibfahne ausgezeichnete Regiment, anlässlich
der Seculaifeier seines Bestandes, dem, an alle stammgenössischen Waffenbrüder
gerichteten Festgedichte gab, des Titels:
„ VirtuB romana rediviva,^
roaterial nicht in erschöpfender Weise, wobei noch den Einen übel verstandener Patrioüsmiu
vom Standpunkte der Objectivität herab und in das vaste Gebiet der Phantasie drängt, dem An-
deren die Furcht, in gewissen Kreisen missliebig zu werden, stellenweise unverzeihliches Schwei-
gen auferlegt. Für Keinen von Beiden besteht Cicero's Gesetz für den HiRtoriographen lu
Recht: „Ne quid falsi dicere audeat, ne qui veri non dicere audeat". Für strenge Wissenschaft
sind sie als nichtbestehend zu betrachten.
») Das umständlichere hierilber sieh bei Schmidt: „Suczawa's historische Denkwür«
digkeiten". Czemowitz 1876. 8. min. p. 147 sq.
•j In der Geschichte Polens führen dieselben den Namen: „Autorament" zum unter-
schiede von den nationalen Bannerherrentruppen.
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Die Anfange des k. k. Staatsgestutes Radautz.
Von Dr. Jobann Polek.
Nach dem siebenjährigen Kriege war es keine leichte Siiche, den jähriichen
Pferdebedarf der Annee zu decken; denn viele Gestute waren eingegangen
uiid die von Bauern gezüchteten Pferde unbrauchbar.
Das schwere Material suchte das Aerar damals in der Regel im Lie-
feningswege aufzubringen, die Beschaffung des leichten aber überliess es den
betreffenden (Chevauxlegers- und Husaren-)Regimentern, indem es ihnen gegen
einen von allen drei Stabsoflficieren unterzeichneten Revers die nöthigeu Geld-
mittel zur Verfügung stellte.
Die von den Regimentern mit dem Einkaufe betrauten Officiere besuchten
alle inländischen Pferdemärkte und Gestüte, kamen jedoch häufig nur im Aus-
lande, namentlich in Podoben und in der Tartarei, zum Ziele. *)
Nach der Besitzergreifinig von Galizien dm'ch Oesterreich schmeichelte sich
der Hofkriegsrath mit der Hoffnung, den Bedarf an Dienstpferden für die in die
neuerworbene Provinz verlegten Chevauxlegers- und Husarenregimenter dort sowohl
als in den anstossenden Landern leichter und wohlfeiler mit Hilfe von Liefe-
i'anten aufzubringen. Er trug daher noch im J. 1772 dem galizischen General-
comraando die Abschliessung von Verträgen mit verlässlichen Hiindlem auf
Auf diese Weise sind bis Anfang 1774 529 Remonten erworben worden.
Die letzte Lieferung (des Juden Isaak Hirschl) kam jedoch mir dadm*ch
zustande, dass das galizische Öeneralcomnaando ein unter einem »geschickten«
Oflicier, dem Oberlieutenant Joseph v. Cavallar vom Chevauxlegersregimente
Kaiser Joseph IL (heute Uhlanenregiment Nr. 6), stehendes ^Commando« mit
15.000 fl. i» Verlagsgeldern« mitgab. ^)
Inzwischen hatte jedoch Kaiser Joseph II. den Befehl erlassen, auch die in
GaUzien untergebrachten zwei Dragonerregimenter (Darmstiult und Modena) mit
leichten (Chevauxlegers- )Pferden zu versehen. Dadiu'ch war das Erfordernis an
Remonten auf ungeföhr 2000 Stück gestiegen. Eine so grosse Anzahl Pferde
schien dem Hofkriegsrathe nm* mittelst eines Hauptlieferanten rasch und wohl-
feil aufbringbar. Es fand sich jedoch niemand, der die Mittel hatte oder sich
getraute, eine solche Liefenmg zu übi»rnehmen. Da sciilug das galizische General-
commando vor, dass das Aerar nach dem Beispiele anderer Mächte, z. \\, Preussens,
das damals durch Husarenconunanden in Podolien remontieren Hess, den Ankauf
der abgängigen Pferde selbst besorge, und l)ezeichnete zugleich den Oberlieute-
») «eil. 11. «} Beil. 1.
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36 Polek:
iiant Cavallar als den Mann, dem wegen seiner besonderen Geschicklichkeit
sowie wegen seiner Kenntnis von den pferdereichen Gegenden das Ankaufs-
geschaft übeiiragen werden könnte.
Diesem Vorschlage stimmte sowohl der Hofkriegsrath als auch der
Kaiser zu. ')
Cavallar gab im Jahre 1774 766, im Jahre 1775 871 Stuck Remonten
an die Regimenti»r ab. ^)
Der verhältnismässig billige Einkaufspreis — im Jahi-e 1774 kam eine
Remonte auf 56 fl. l'^f^ kr., im Jahre 1775 auf 55 fl. llVg kr. zu stehen,
während sonst ein Chevauxlegerspfeixi 19, ein Husarenpfei-d 15, im r>urch-
schnitte also eine Remonte 17 Ducatt»n oder 71 fl. 58 kr. kostete') — und der
noch inmier bedeuteride Abgang an leichten Pferden — das galiz. Generalcom-
mando beziiferte ihn njit 3490 Stück — bewogen den Kaiser einen »weiteren
Remonteneinkauf« und zwai* von 8000 Stück und darüber unter der Leitmig
des inzwischen zum Rittmeister ernannt(»n Cavallar zu bewilligen. '•)
Diese Remontieimng nahm fast zwei volle Jahre in Anspruch und führte
Cavallar bis in die am Nordabhange des Kaukasus gelegene Kabarda, *) Es
wm-den im J. 1776 2677 Pferde (2619 Remonten und 58 Gebrauchspferde), im
Jahre 1777 2911 Pferde (2843 R. und 68 G.), im Ganzen also 5588 Pferde
(5462 R. und 126 G.) angekauft, wovon man im J. 1776 2520, im J. 1777
2425 Remonten assentierte. ^)
Schon im Jahre 1775 hatten viele der von Cavallar gekauft^en Pfeixle nicht
das vorgeschriebene Mass. Cavallar hatte sie angenommen, tlieils weil sie jimg
und schön, theils weil ohne sie die grossen Pferde nicht erhältlich waren. Dazu
kam noch eine erhebliche Anzahl von dem Einkaufe des Jahres 1776. Auf
Cavallai-'s Rath wurden diese Pferde im J. 1776 in die Bukowina abgeschickt
und daselbst mit sehr geringen Kosten unterhalten. ')
Im Ganzen belief sich die Zahl der im J. 1776 in der Bukowina imter-
gebrachten Pferde auf 539 Stück. Davon befanden sicli ®)
in Sereth 132 Stuck
> Kuczunnare . . . . . 107 ^
» Jurkoutz . . . . . 66 s^
* Tereblestie . . . . . 66 »
* Sadagöra . . . . . 64 »
» Wolowetz und Suczawitza . . . 54 »
» Fratautz . . . . . 50 »
Durch den Einkauf des Jahres 1777 wurde nicht nur der momentane Ab-
gang an leichten Pferden vollständig gedeckt, sondern es blieben auch noch
503 Stuck (458 Remonten und 45 Gebrauch si)ferde) übrig. *)
Diese überzähligen Pferde sollten in der Bukowina überwintern. *In Rück-
sicht dessen«, dass Cavallar »lUe beste Einsicht und Kenntnis^ hatte, wie dies
»zum Nutz(»n des Aerars und des Dienstes« gescheh(Mi könnte, trug ihm das
>) Beil. I. «) Beil. III u. LH. ') Beil. IV. -•) Beil. III. ») Beil. VI u. XII. •> Beil.
V. u. XII. ^) Beil. VII., VUl. 8j Beil. X. ») Beil. XI. u. XII.
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Ddb AnfInqb DBS K. K. Staatsgestütbs Radaotz. 37
galiz. Geiieralcommaudo auf, hierzu aii Ort und Stelle unter Mitwirkung des
Generals Baron v. Spleny, der damals die Bukowina verwaltete, die nöthigen
Einrichtungen zu treffen. ^)
Cavallar liess sofort — es war Mitte November — in den am Flusse Sereth
gelegenen Ortschaften Czerepkoutz und Styrcze je einen halbgedeckten
Stall (Okol) erbauen und stellte darin die Pferde 2u fast gleichen Theilen (in
Czerepkoutz 229 R. u. 23 G., in Styrcze 229 R. u. 22 G.) auf. Zur Wartung
der Pferde theilt<^ er jedem Stalle 1 Corporal, 1 Schnued, 16 Gemeine und
16 Bauemknechte, ziu* Aufeicht 1 Oberlieutenant zu; er selbst nahm sein Quar-
tier in dem nahen Stadtchen Sereth.*)
Sollte der Pferdestand der leichten Reiterei in Galizien complet erhalten
werden, dann durfte das Remontierungsgeschäft weder im Jahre 1778 noch in
den darauf folgenden Jahren ruhen.
Das Generalcommando bezifferte in seinem Berichte vom 31. December
1777 den jährlichen Abgang mit 1500 Stück. Davon, meinte es, Hessen sich
zwei Drittheile in Oesterreich und der angrenzenden Moldau aufbringen, die
übrigen aber konnte man in Russland und zwar in der Weise beschaffen, dass
man ein ftir allemal einen Freipass für ein paar hundert Stück erwirkte und,
da sich die Handelsleute wegen des bestehenden Ausfuhrverbotes zu keiner con-
tractlichen Lieferung verstunden, im Herbste oder Winter 500 bis 600 »auser-
lesene* Stück bestellte, die im Fruhlinge durch einen Officier mit Hilfe von tar-
tarischen Knechten oder Commandierten über die Grenze zu befordern wären. So
wurde es, besonders wenn es möglich wäre, die dreijährigen Pferde, die immer unter
anderen angenommen werden müssten, durch ein Jahr im Temeser Banat und
in der Bukowina ^ohne besondei*en Aufwand zu halten und zu pflegen^, ein
Leichtes sein, das jährliche Remontenerfoixleniis zu decken. ^)
Kaiser Joseph war nicht abgeneigt, diesen Vorschlag zu genehmigen; er
hielt es jedoch für nöthig, darüber vorher den Rittmeister Cavallar »mündHch
zu vernehmen*. *)
Während seiner Anwesenheit im Mäi*z 1778 in Wien arbeitete Cavallar
einen Plan für die weitere Remontierung aus. Darin empfahl er zum Ankaufe
sowie zur Wartung der Remonten die Zusammensetzung eines besondeivn Per-
scmales, das nicht wie bisher jährlich wechseln, sondern, wenngleich aus verschie-
denen Regimentern ausgewählt, beständig beisammen bleiben und bei einem
jährlichen Erfordernisse von 1300 bis 1400 P*fenlen aus 1 Commandanten,
3 Ober- und 3 ünterlieutenanten, 3 Wachtmeistern, 3 Fourieren, 3 Feldscheren),
3 Schmieden, 3 Sattlern, 24 Coq^oralen und 360 Gemeinen bestehen sollte. Für
den Anfang hätten alle Individuen ihre Montur vom Regimente, dem sie bis
dahin angehörten, mitzubringen, später seien sie gleichmässig zu montieren. Zur
Verpflegung des Personales hielt der Rittmeisttn* im Quartier, d. i. bei der W^ar-
tung der Pfeitle, den »Cavalleristeiigehalt*, l>ei auswärtigen Diensten auch noch
eine Zulage für dringend nöthig; in Hinsicht auf die Verpflegung der Pferde
aber uberliess er es der hohen Behörde, zu entscheiden, ob das Futter von den
>j Beil. XIII. «) Beil. XI, XII. II. XIII. ») Beil. XIII. *) Beil. XIV.
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38 Polbk:
k. k. Magazinen geliefert oder von dem Remontierungspersonale selbst gekauft
werden sollte, und bemerkte nur, dass es am wiilsehaftlichsten wäre, sämmt-
liche Pferde in Podolien, Pokutien und in der Bukowina aufeustellen, weil in
diesen Ländern »gute, mehrere und wohlfeilere Fom*age< zu finden sei. ')
Dem Hofkriegsrathe schien dieser Vorschlag beacVtenswert. Er würde,
berichtete er am 28. März dem Kaiser, »das Gute« mit sich bringen, dass
die Remonten vor der Abgabe an die Regimenter gereinigt und etwas zugeritten,
somit gleich bei der Assentierung in Gebrauch genommen werden könnten. '')
Joseph II. entschied, dass Cavallar, nachdem ihm bekannt gegeben worden,
wie viel Remonten beiläufig erforderlich seien, um 5 Chevauxlegers- und 7 Hu-
sarenregimenter besUindig in completem Stande zu erhalten, unverzüglich nach
Galizien zurückkehre, sich daselbst jede Gelegenheit zum Einkaufe von
Pferden zunutze mache und berichte, wo und wie viel Pferde er alljährlich auf-
zubringen imstande sei ; übrigens habe er für die Zukunft dortlaudes aus-
schliesslich und allein den Ankauf der Dienstpferde zu besorgen. ^)
Diese kaiserliche Entsciiliessung dürfte auch noch durch den Umstand beein-
flusst worden sein, dass bei dem letzten Cavallar'schen Einkauf (in den Jahren
1776 und 1777) für das Aerar ein Ersparnis von 91.304 fl. 4778 kr. eraielt wor-
den war. *)
Cavallar erstattete* noch vor seiner Abreise von Wien, am 3. April, den
abverlangten Bericht. Er erkläitc^ dass er, falls er in Russland nicht remon-
tieren dürfe, auf GaliziiMi, Polen und die Moldau angewiesen sei. In letztere«
Lande hätten die Armenier von Tismenice und Stanislau (in Galizien) einige
Gestüte, was ihnen die Herbeiziehung anderer Pferde ermögliche. Es seien idso
inmierhin viele Remonten aufzubringen ; doch lasse sich ihre Zahl — der Hof-
kriegsrath hatte ihm am 30. Mäi-z das jährliche Erfordernis mit 1610 Stück
(560 für die Chevauxlegers- und 1050 für die Husaren regimenter) beziffert *) —
im voraus nicht bestimmen. Schliesslich bat er um Ergänzung des ihm bereits
unter-stellten Personals und um dessen Ausstattung njit den nöthigen Requi-
siten. *)
Aber Cavallar wartete vergebens auf eine endgiltige Entscheidung; daher
suchte er am 11. Juni geradezu um die Bestätigung seines »Planes« an.
Damals machten 588 Remonten und 75 Gebrauchspfei-de den eff*ectiven
Pferdestand in der Bukowina aus. Die VV^m-tung dieser Pferde wurtle von 116
Gemeinen (zumeist vom 2. tjarnisonsn^gimente) besorgt, so dass ein Mann 6
Pferde zu lK»dienen hatte. Die Aufsicht lag 2 OberlieuÜMuinten und 10 Corpo-
ralen ob. Mit Recht drang daher der Rittmeistei* auf die Vermehrung des Re-
montierungspersonals. ^)
Doch erst Mitte Juli kam die Angelegenheit in Fluss. Es ist bekannt,
dass damals des Wittelsbachischen Erbes wegen ein Krieg mit Pi-eussen drohte.
Schon standen die beiderseitigen Armeen, von Joseph II. und PViedrich II
') Beil. XV. ») Beü. XVI. ») Ebenda. *) Bnil. XVII. «) Beil. XVIII. •) Beil XIX.
^; Beil. XX.
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DiK Anfänge de» k. k. Staatsgestütbs Radautz. 39
gefuhrt, einander gegenüber. Joseph II. sah den Ereignissen mit geringer Zu-
versicht entgegen. Diese wuchs ei'st, als er wahrnahm, dass auch in dem preussi-
schen Heere nicht alles so wohlbestellt sei, als er glaubte. Am 13. Juli bat er
die Kaiserin um Ven'ollständigmig seiner Truppen, um Pferde, Waffen und Ge-
schütze. *) An demselben Tage trug er dem General der Cavallerie Grafen C a-
r a m e 1 1 i , der während des Feldzeugmeistei's Grafen H a d i k Abwesenheit beim
Heere im Hofkriegsrathe den Vorsitz führte, auf, dass allen Hindernissen, die
dem Remontierungsgeschäfte des Rittmeisters Cavallar, woran ihm »sehr viel ge-
legen <f sei, entgegenstünden, »vorgebogen und obbemeldtem Cavallar zu noch stär-
kerer Betreibung dieses dennalen so wichtigen Geschäfts alle Unterstützung ver-
schaffet werde«. ^)
Unter solchen Umständen konnte ein Antrag auf Errichtung eines eigenen,
dem Rittmeister Cavallar zu unterstellenden Remontierungscommandos auf keine
Schwierigkeiten stossen. Und dieser Antrag wurde vom Hofkriegsrathe mittelst
Vortrages vom 14. JuH dem Kaiser unterbreitet und sofort genehmigt. *)
Diese Allerhöchste Enischliessung machte der Hofkriegsrath dem galiz.
G^ueralcommando am 22. Juli mit dem Bemerken kund, dass die zu dem Re-
montienmgscommando bestimmten Individuen nicht, wie es Cavallar am 11. Juni
vorgeschlagen hatte, bei ihren Regimentern völlig in Abgang zu bringen seien,
sondern in deren Stand weiter zu verbleiben hätten. *)
Cavallar, der nunmehr in K o t z m a n seinen Wohnsitz nahm, erhielt noch
im Juli und August 1778 einen Theil des von ihm verlangten Pei-sonals
sowie der nöthigsten Requisiten zugewiesen. Auch wurden auf General Baron
E n z e n b e r g's Befehl in der Bukowina 4 neue Stallmigen, nämlich 2 in Wasz-
koutz, 1 in Sadagöra und 1 in Styrcze, dann 2 Quasikasei'nen, 1 in Waszkoutz
und 1 in Styrcze, und in letzterem Orte auch noch 1 Officiersquartier erbaut. ^)
Dass unter solchen Umstanden der Einkauf und die Abgabe der Remonten nicht
stockte, ist selbstverständlich. *)
lui Jänner 1779 bestand das Remontierungscommando aus 1 Commandanten,
2 Rittmeisteni, 1 Oberlieutenant, 2 Fourieren, 8 Schmieden, 26 Corporalen, 309
Gemeinen und 40 bäuerlichen Knechten, zusammen also aus 384 Köpfen. Die
Zahl der Pferde belief sich damals auf 648 Stück, wovon 512 Remonten mid
136 Gebrauchspferde waren. '^)
Die Vertheilung des Personals und der Pferde auf die einzelnen Stationeji
ist aus der folgenden Tabelle zu einsehen :
») Arneth, Geschichte Mari« ThereBiJi^s, Hd. X., S. 450. «) Beil. XXl. *) Beil. XXII.
*) BeiL XXIII. *) Btil. XXIX u. XXXIX. ^) Siehe Beil. XXIX u. LH. ^) Beil. XXVII u.
XXVIII.
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40
POLBK:
Officiere
Mannschaft
Knechte |
Pferde
l
a
'S
9>
'S
o
Stationen
1
i
p2
1
1
■g
t
1
B
S
•«3
1
1
o
»4
1
2
1
1
1
'S
1
1
Kotzman
Kuczurroare .
Lask6wka
Rohozna
Sadagöra
Sereth .
Styrcze .
Szubranetz
Walawa .
Waszkoutz a. Cz.
Zadobr6wka .
1
1
1
1
2
1
1
1
5
2
2
2
5
1
2
2
2
2
1
43
26
28
27
49
17
20
22
25
39
13
1
1
6
3
20
3
7
33
26
38
51
82
39
29
75
28
28
66
17
10
7
11
14
26
11
8
8
8
8
20
5
3
4
5
4
4
2
1
5
5
2
2
1
Zusanimer
.
3
1
2
3
26
309
1
t
38
512
136
37
1
Die Vervollständigung des Conimandos sollte jedoch nicht so bald eifolgen.
Im Gegentheile, es droht*^ ihm sogar die Gefahr der Auflassung.
Mit Rücksicht auf den Umstand, dass die Pferdelieferanten beim Beginne
des bairischen Erbfolgekrieges mit der Remontenabgabe im Rückstand ))lieben,
hatte der Hofkriegsrath am 16. Juli 1778 durch das galizische Generalcommando
von Cavallar die Aeusserung abverlanget, ob er, falls ihm auch in Ungarn und
Siebenbürgen zu remontieren gestattet würde, in Kriegszeiten 900 Chevauxlegers-
und 1000 Husaren-, in Friedenzeiten 620 Chevauxlegers- imd 1B80 Husaren-
pferde von fünQährigem Alter zu verechaffen sich getraue. *)
Darauf erwiderte Cavallar am 29. Jänner 1779, dass er bis zum Frühjahr
1300 bis 1400 Pferde beisammen zu haben hoffe und daher der Ergänzung
seines Commandos entgegensehe. Sollte er auch in Siebenbürgen reniontieren
dürfen, so könne man auf 1800 bis 2000 Pferde sicher rechnen. In diesem Falle
wunle jedoch die Verstärkung seines Commandos bis auf 549 Köpfe und zu
dessen Veq)flegung die damals beim Fuhrwesen gebräuchliche doi)pelte Lohnung
nöthig sein. ^)
Dieser Bericht fand in Wien eine gänzlich geänderte Situation vor. Es
waren nämlich in Ungarn mid Siebenbürgen nicht nur die in Aussicht gestellten
1) Beil. XXX. «) Beil. XXIX.
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Die Akfäkob des k. k. Staatsgestütbs Radautz. 41
Remont^n noch rechtzeitig während des Krieges geliefert worden, sondern die
liefenmten erboten sich eben jetzt, mehrere Tausend im Jahre 1779 beizu-
stellen. ') Zudem waren die Friedensverhandlungen eingeleitet und in kurzem
die Beendigung des Krieges zu erwarten. ')
Der Hofkriegsratli schlug daher in seinem Vortrage vom 15. April die
Fortsetzung der Remontierung fdr die Friedenszeit in der bisherigen Weise vor.
Demnach sollti^ Cavallai' nur den jährlichen galizischen Bedarf von ca. 800 Pferden
mittels eines schwächeren Commandos aus der Moldau, Polen und Galizien
decken. Für den Fall aber, dass er die Bewilligung zum Ankaufe des ganzen
Abganges, also von 1800 Remonüni, erhi(4te, empfahl der Hofkiiegsrath, die
Kostrn des Commandos dadurch zu vermindern, dass in jedem Chevauxlegers-
und Husarenregimentc; eine mit dem Stande des Remontienuigscommandos proportio-
tionierte Zahl von Ofticiers- und Unterofficiersstellen offen bliebe und die Mann-
schaft grösst(mtheils dem zweiten Garnisonsregimente entnommen würde. *)
Joseph II. zögerte diesmal mit seiner Resolution. Er wollte vorher in die
Kostt*nUl>erschläge für die einzelnen Projecte Einsicht nehmen. *)
Diese Kosten Ubei-schläge fielen nicht zu Gunsten des Remontierungscom-
mandos aus; denn darnach würden die Cavallar'schen Rcmonten künftighin in
Friedenszeiten weit mehr als die während des Krieges in Ungarn und Sieben-
bürgen im Liefemngswege erworbenen gekostet haben. ^) Dass die Cavallar'schen
Reraont(*n zur Zeit ihrer Eintheilung in die Regimenter bereits gereinigt, an hartes
Fatt<»r gewöhnt, etwas zugeritten, kurz dienstfiihiger waien, darauf nahm der Hof-
kriegsratli in seinem Vortrage vom 15. Mai keine Rücksicht Kein Wunder also,
da«s der Kaiser »den Vorschlag zu einem eigenen Remontieiningscommando«
nicht mehr billigte. ^ Infolge dieser Allerhöchsten Entschliessung trug der Hof-
kriegsrath dem gaJiz. Generalcommando die Einstellung des Pferdeankaufes bis
auf weiteres auf. ')
Euie andere Gefahr drohte dem Cavallar'schen Remontieiningscommando
von Seite der Bukowiner Districtsverwaltung. In seinem Eifer für das Wohl der
ihm unterstehenden Provinz stellte General Karl Freiherr v. E n z e n b e r g unter
gleichzeitiger Henorhebung der hohen Verdienste Cavallar's dessen Commando
nicht nur als eine die Bukowiner Bevölkeiiing schwer druckende Anstalt, sondern
auch ^Is ein grosses llindeniis der dem I^mde nützlichen Ansiedelung hin und
sprach auch wiederholt die Meinung aus, dass die Bukowina durchaus keinen
rel>erfluss lui Heuwiesen und Weiden habe. ®)
Diesen Angriffen suchte Cavallar dadurch zu begegnen, dass er auf die
geringe Inanspruchnahme der Bevölkenmg bei der Erbauung, bezw. Ausbesse-
nmg der Stallungen sowie auf seine bedeutenden Heuvonüthe hinwies und der
damab'gen Zuwanderung aus Galizien jeden Wert absprach. ®)
Trotzdem wurde Cavallar die seinem Conunando drohende Gefahr niclit
abgewendet haben, wenn ihm nicht von anderer Seite Hilfe gekommen wäre. Es
stellte sich nämlich heraus, dass die ungarischen und siebenbüigischen Regi-
») Beil. XXXI. «) Arneth, a. a. O. «. 582 ff. ^) Beil. XXXI. *) Beil. XXXI. *) Beil.
XXXII-XXXV. «) Beil. XXXVI. ^) Beil. XXXVII. ^) Beil. XXXVIII und XLIL ») Beil.
XXXIX.
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42 Polek:
menter nicht imstande waren, die ihnen nothigen Reiuonten durch eigenen An-
kauf aufzubringen. Daher genehmigte Kaiser Joseph II. fiber X'ortrag des Hof-
kriegsrathes vom 14. October 1780 und 29. Jänner 1781 für Ungarn und Sieben-
bürgen die Errichtung von 3 aus Chevauxlegers- und HusarenoflScieren beste-
henden Remontierungscommanden (2 für Ungarn und 1 für Siebenbürgen) und
ordnete in Betreff* Oaliziens an, dass es daselbst »einstweilen« bei der bisherigen
Beschaffung der leicliten Remonten »unter der Aufsicht des Rittmeisters Cavallar^
verbleibe; sobald aber »die Umstände in der Bukowina die Verpflegung der
Remonten daselbst nicht mehr zuliessen«, sei auch in Gahzien ein gemischtes
Commando zu errichten und die Aufsicht darüber dem Rittmeister Cavallar, der
»ohnehin die dortigen Gegenden, Märkte und übrigen Umstände bcit langer Zeit
her am besten kennen müsse«, zu übertragen. *)
Da es nicht sicher war, ob die in Ungarn und Siebenbürgen angekauften
Remonten die für die leichten Carabiniersescadronen erforderliche Qualität be-
sitzen würden, setzte der Hofkriegsrath den bei Cavallar beständig zu haltenden
Remontenvorrath unter Annahme eines zehnpercentigen Abganges auf 400 Olie-
vauxlegers- uiÄ 690 Husarenpferde fest *)
Demgemäss schlug das Generalcommando im Einvernehmen mit Ca-
vallar die Zusammensetzung des Rcmontienmgscommandos aus 246 Köpfen
(grösstentheils vom 2. Garnisonsregimentc-) und 182 Gebrauchspferden vor. Zur
Unterbringung der Pferde erklärte es (he Erbauung je eines Okols für 300 Pferde
zu Bajaschesti, Bojan und Fratautz sowie eines Stalles für 100 Pferde nebst
einer Commandantenswohnung zu W a s z k o u t z für dringend nöthig, wobei es
bemerkte, dass in der Bukowina »ausser einem besonderen Misswachs« kein
Futtermangel zu besorgen sei. ')
Sowohl die bedeutende Verminderung der Kosten, welche die Heranziehung
des Gamisonsregimentes zum Zwecke der Remontierung zur Folge hatte, *) als
auch die Versicherung des Generalcommandos, dass es in der Bukowina nie an
Futter für die Remonten mangeln werde, veraidassten den Hofkriegsrath, das
Cavallar'sche Commando »für ein beständiges Commando« anzusehen und ui
seinem Vortrage vom 31. October 1781 dessen ordentliche Regidierung als ebenso
»nützlich als nothwendig« hinzustellen. Kaiser Joseph genehmigte sofort den Vor-
schlag und eniannte unter einem den Rittmeister Cavallar »wegen seiner bereits
geleisteten Dienste und zu noch iuehrerer Aneiferung« zum Major »mit der
ganzen Gage«. *)
Die rasche Vermehrung des Pferdestandes durch den Kauf sowohl als
auch diu'ch die mit den erkauften Remonten überkommenen und von diesen
selbst in den Depots geworfenen Fohlen bewogen den Hofkriegsrath im J. 1792
nebst der Herrschaft Waszkoutz die dem Bukowiner gr.-or. Rehgionsfonds gehörende
Domäne Fratautz (auch Radautz genannt) in Bestand zu nehmen und das
Cavallar'sche Remontienmgscommando zu einem »Bukowiner Beschäl-, Gk^tüts-
und Remontierungsdepartement« zu erheben.
») Beil. XLIII, XLIV, XLVI. «; Beil. XLVU. ») Beil. XLVIII. *) Beil XLIX. ») BeiL L.
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Die Anfänge des k k. StAATsaBSTüTES Radautz 43
Dieses Departement hatte auch für die Verbesserung und Verbreitung der
Pferdezucht in der Bukowina und in Gahzien zu sorgen. Deshalb wurden von
nun an auch Vaterpfenle von guter Race herbeigeschaffi und die besten Stuten
aus den in den Depots befindHchen Renionten sowohl fiir das eigene Gestüt als
auch für den änneren Landinann (fiir letzteren gegen Verbindlichkeitsrevers) aus-
gewählt.
Im Jahre 1812 wurde der Sitz des Departements von Waszkoutz nach
Radautz verlegt. In demselben Jahre trat Cavallar {damals bereits in den
Preihemistand erhoben) als Feldmarschallieutenaut in den wohlverdienten Ruhe-
stand. ^)
^) Beil. LH. Vgl. A 8 b 6 t h ) Kellgionsfondsberfdchaft Radautat) HMg. v. J. Poiek, Czer^
ttowitz 1891, S. 17 ff.
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44 Polek:
Beilage n/)
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. Sect. 1774—98—197.) Wienn, 24. Marx 1774.
Von der Zeit an, wo Euer Majestät Truppen in Fehlen vorgerucket Bind und ^on Gallizieo
und Lodomerien Besitz genommen hatten, mnchte der Hofkriegsrath sich die Rechnung, daM
die darunter befindliche Chevauxlegers- und Husarenregimenter ihren Abgang an Pferden aus
dem Lande selbst und den umliegenden Provinzen mit kürzerer Hand und im wohlfeileren
Preise leichtlich würden erholen können. Man trug also dem dortlandes bestellten Generalcom-
mando bereits im Jahr 1772 auf, sich um tüchtige Lieferanten umzusehen und über eine dem
gesammten Abgang angemessene Anzahl Kemonten zu oontrahieren.
Unter denjenigen, so sich lim die Lieferung meldeten, war ein Jude Namens Isaak
Hirschl der einzige, welcher annehmliche Hedingnisse eingieng, mithin das Chevauxlegerspferd
zu 18 und das Husarenremonta zu 14 Ducaten, folglic'i um 2 und respective 3 Ducaten wohl-
feiler, als man sie von anderwärtsher überkommet, bis auf den Assentaplatz und z^-ar ohne
Anticipation zu liefern accordierte.
Da man mit der ersten Lieferung dieses Juden, welche er im Anfang vorigen Jahres mit
181 Stück bewerkstelligte, in Ansehung der Qualität zufrieden zu sein Ursache hatte, inzw^iscben
aber die 2 Dragonerregimenter in Gallizien Modena und Darmstatt auf den Ohevaux'egersfn«
zu setzen der Antrag gefasset wurde, wodurch die Zahl der erforderlichen Kemonten nunmehr
bis gegen 2000 Stück anwuchs, so wünschte man die Lieferung zu verstärken, und obschon sich
um diese Zeit ein zweiter Lieferant, nämlich der Jud Daniel Mannheimer, in einem gleichen
Contract auf 200 Stück Kemonten eingelassen hatte, wurde aus der nicht ungegründeten Bei-
.sorge, es möchte, wenn mehrere Particularlieferanten angenommen würden, einer dem andern
den Handel im Einkauf verderben, mithin die Liefernng noch langsamer werden, dem General-
commando von hieraus aufgetragen, sich vielmehr um einen tüchtigen Hauptlieferanten zu be>
werben, und weil der Hofkriegsrath den allerhöchsten Dienst, mithin die Ergänzung der Regi-
menter, deren Stand von einer Musterung zur anderen sich sonst immer mehr geschwacbet
haben würde, allen anderen Betrachtungen vorziehen zu müssen glaubte, so gab man ihme
Generalcommando mit, sich an den wohlfeileren Preis eben nicht zu binden, sondern nur auf
die Beförderung und auf die Güte der Kemonten das hauptsächliche Augenmerk zu richten.
Nach Äusserung des Generalcommando sind jedoch bis hieher alle Versuche, um durch
Lieferanten zu der benöthigten Anzahl Kemonten zu gelangen, unkräftig geblieben, theih weil
es an Leuten fehlet, die eine solche Lieferung entreprennieren können, und jene, die es könnten,
*) Bis auf die eigenhändig geschriebenen Allerhöchsten EntSchliessungen in Nr. I u. V und die
Allerhöchsten Handschreiben Nr. XXI und XLIV, dann die eigenhändigen Schreiben Enzen-
berg*s Nr. XXIV und Cavallar*s VII und XXXIX gebe ich alle Urkunden mit moderner Recht-
schreibung wieder. Nur bei Eigennamen habe ich durchwegs die ursprüngliche Schreibung bei-
behalten.
Für die in zuvorkommendster Weise erfolgte Zusendung der Originale — sie ruhen bis
auf eines (Nr. LH), das sich bei der k. k. Kadautzer Gestütsdirection befindet, in dem k. n. k.
Keichskriegsarchive in Wien — sage ich an dieser Stelle sowohl dem Director des k. u. k.
KeichskriegsarchivB Herrn Generalmajor Leander Rittir v. Wetz er als auch dem Director
•^es k k. Staatsgestütes Kadautz Herrn Oberstlieutenant Maximilian N a s k e den wärmsten Dank.
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DiK ÄNFÄXaB DES K. K. STAATSGESTtTES RaDAUTZ. 45
unbillige Bedingnisse forderen, theils weil das Land selbst und die benachbarte Gegenden «hucb
die furgeweste Unruhen von cavalleriemässigen Pferden entblösset worden und dagjeaAgt, wmt
sich vorfindet, für Remonten entweder eu klein, zu alt oder zu jung iai,
Dpf Jud Hirschl hat zwar bis nunzu drei und Mannheimer erpt eine Lieferung gemacht,
beede jedoch haben in allem nicht mehr dann 529 Stück Remonten zusammengebracht, wovon
die zwei Regimenter Modena und Darmstatt lediglich 52 Stück Chevauxlegerspferde haben
überkommen können, und Hirschl würde mit der letzten Lieferung gar in das Stocken gerathen
sein, wenn nicht das Generalcommando demselben einen ^schickten Officier, nämlich den
Oberlientenant Cavallar von Euer Majestät allerhöchsten Namen führenden Chevauxlegersregi-
ment, nebst einem Schmied und einigen Commandierten auf Kosten des Lieferanten in die Moldau
beigegeben und diesem Commando aus der Kriegscassa 15.000 fl. Verlagsgelder zum Einkauf
erfolget hätte, womittels dann der Lieferant und hauptsächlich durch die Bemühung des be-
nannten Oberlientenants eine Anzahl von 226 Stück theils Chevauxlegers-, theils Husarenre-
monten aufzubringen imstande gewesen ist.
Da nun die Erfahrung zeiget, dass die Contrahierung mit Lieferanten in Gallizien der
Weg nicht sei, mit Remonten in ergiebiger Anzahl aufzukommen und unter anderen die ober-
wähnten 2 Regi munter Modena und Darmstatt mit Pferden vom Chervauxlegersschlag, woran
über obige 52 allein noch 146G Stück abgehen, beritten zu machen, damit selbe ihre dermalige
Pferde an die Dragonerregimenter, denen solche sehr gut zustatten kommen werden, abgeben
können, so hat mehrberührtes Generalcommando den zur allerguädigsten Einsicht in original!
anverwahrten Vorschlag an den Hofkriegsrath gelangen lassen, worin dasselbe auf den selbst-
eigenen Ankauf nach dem Beispiel anderer Mächte, sowie derzeit wirklich preussische liusaren-
coromandi in Podolien remontieren, umsomehr antraget, als selbes eben den Oberlieutenant
Cavallar wegen seiner besonderen Geschicklichkeit und weil er bei seiner letzthinigen Reise
diejenigen Gegenden, wo noch gute Pferde anzutreffen sind, auszuforschen sich bemühet hat,
für den Mann hält, der dieses Ankaufsgeschäft auf Rechnung des Aerarii mit Nutzen besorgen
konnte.
Das Generalcommando gedächte also erholten Oberlieutenant mit einem dem vorhaben-
den Einkauf angemessenen Geldverlag in die Tartarei abzusenden, demselben noch ein paar
andere pferdverständige Officiers, dann einen erfahrnen Schmied und die erforderliche Com-
mandierte beizugeben, annebst auch den Juden Hirschl nicht zwar als Lieferanten, sondern nur
als Mäkler oder Unterhändler gegen einer täglichen oder von jedem erkauft werdenden Stück
ihme abenreichenden Belohnung mitzuschicken, wo sodann der einkaufende Oberlientenant Ca-
vallar jedes Remonta in dem wahren Ankaufspreis dem Aerario zu verrechnen hätte.
Nach dem letzteren Versuche ist das theuerstc Remonta auf BO Rubeln oder 52 fl.
30 kr. Rh. auf der Stelle, dann mit Einbegriff der übrigen Unkosten gleichwohlen nicht
b9her als der mit denen Juden Hirschl und Mannheimer angestossene Contract zu stehen ge-
kommen, woraus das Generalcommando den Schluss machet, dass wenn auch alle übrigen Un-
kosten mit Einbegriif der Diäeten und Zulage für die Commandierte zu sothanem Preise deren
30 Rubeln geschlagen würden, dennoch eine Wirtschaft pro aerario und fUmehmlich die Erlan-
gung einer ausgebigen Anzahl Remonten zu erreichen sein dürfte.
Der treugehorsamste Hofkriegsrath muss bekennen, dass dem Allerhöchsten Dienste an
dem Erfolg der schon in das dritte Jahr sich verziehenden Remontierung in Gallizien gelegen
sei und man also bei dem Umstand, wo kein antleres Mittel, zum Zweck zu kommen, vorhanden
ist, nicht abgeneigt wäre, dem Generalcommando die Einleitung dieses eigenen Ankaufs nach
dem vorstehenden Antrag zu überlassen, wenn auch der Preis inclusive aller Kosten auf jenes,
waa man dem Lieferanten Bogdanovich in Hungarn, nämlich 1 1 Ducaton für ein Husaren- und
20 Ihicatcn für ein Chevauxlegerspferd bezahlet, ansteigen sollte. Nur will man sich hiezu
von Euer Majestät die allergnädigste Bedeckung in tiefster Ehrfurcht hiemit erbitten.
In Abwesenheit des Kriegspräsidenten
Jos. Baron Siskevics.
{Eigenh. Ritldbemerkung) : Bey den angezeigten Umständen begnehmige fch das
Einnithen des Hofkriegsraths; dessen Überlegung anbey jedoch überlassen will, ob es thunlich sej;
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46 Polek:
in Gallizien, Siebenbürgen und Hnngarn einen gewissen Preiss zu bestimmen, nach welchem von
demselben auf denen in den lindem errichteten Pferdmärkten, oder zu benennenden SteHoogt-
örtem taugliche Landpferde Ubemomroen werden könnten.
Jotaph Correfem.
XX
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Concept. (K.-A. II. 8ect. 1774-98-197.) Wienn, 2. April 1774.
In pfliehtschuldigfeter Folge der Allerhöchäten Bewilligung und Anordnung hat sich der
treugehorsamste Hofkriegarath sogleich gegenwärtig gehalten, an das Generalcommando in Gal-
lizien die nöthige Verfugung ergehen zu lassen, wornach der ßinkauf deren Remonten für die
Chevauxlegers- und Husarenregimenter durch eigene in die Tartarei abzuschickende Officiers
und Commandierte nach dem Vorschlag des Generalcommando eingeleitet werden m5ge.
Über den zweiten Absatz der diestallig Allerhöchsten Resolution, womittelst Euer Ma-
jestät der Überlegung dieses treugehorsamsten Hof mittels zu überlassen geruhen, ob es thunlich
sei, in Gallicien, 8iel>enbUrgen und Hungarn einen gewissen Preis zu bestimmen, nach welchem
auf donen Pferdemärkten oder zu benennenden Stell ungsörtern taugliche Landpferde übernommen
werden könnten, findet man sich verpflichtet, Euer Majestät folgende allerunterthänigste Vorstel-
lung zu machen.
Die Husarenregimenter remontieren sich selbst gegen Einlegung ihres von allen 3 Subs^
officiers gefertigten Keraontarevers und mittelst der ab aerario empfangenen Anticipation. Sie
besuchen also durch ihre abgeschickte Officiers schon von selbsten nicht nur alle Pferdemärkte,
sondern auch alle im ganzen Lande nur immer zu erfindende Gegenden, wo sich noch einige
Pferdzügel von dem erforderlichen leichten Cavallerieschlag ausforschen lUsst.
Es ergiebet sich hieraus, dass nicht allein der Preis, den sie für ein Remontapferd zu
bezahlen pflegen, allerorten zur Genüge ohnehin bekannt ist, sondern auch, dass sie durch diese
Ausforschung nichts unversucht lassen, was immer in oder ausser denen Pferderoärkten ange>
IrofiTen werden kann, eine Bemühung, welche weit ausgiebiger ist, als wenn diese Pferdüber-
nahm nur auf einige Stellungsörter beschränket würde. Sie ist aber auch dem Aerario weit
nützlicher, weilen manches Pferd wohlfeiler, ein anderes wiederum theurer ohne allen Zwang
und bloss nach der mit dem Eigenthünier trefi'enden Behandlung erkaufet und eben dadurch der
mät^sigste Preis erlanget wird, weilen eines das andere überträgt.
Dieser Vortheil würde sogleich verloren sein, aUbald man einen gewissen Preis und ge-
wisse Örter bestimmet hätte; dann jeder EigenthUmer, welcher sein Pferd höher als um diesen
Preis schätzte, würde solches gar nicht dahin bringen, aus Beisorge, er müsse es um den ge-
setzten Preis geben. Es würden also nur solche N'erkäufer sich einfinden, welche selbst bei sich
überrzeugt wären, dass ihre Pferde nicht so viel wert seien als der gesetzte Preis ansmachet,
und eben weil der Preis vorgeschrieben wäre, würden sie es doch nicht geringer veränsseren
wollen, mithin das Militare gezwungen sein, schlechtere Pferde um theueres Geld zu erkaufen,
weilen keine andere an dem Stellungsort vorhanden wären.
III.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. S. 1770-78-40.) Wienn, 3. Februarii 1776.
Es ist der Rittmeister C a v a 1 1 a r von Euer Majestät allerhöchsten Namen fuhrenden
Chevauxlegcrsregiment, wehher infolge der auf den hofkriegsräthlichen Vortrag vom 28. Jänner
1775 erflossencn alleriiöchstcn Kesolution zum Kemonteneinkanf für die iu Gallizien liegende
Chev-auxlegers- und Husarenregimenter niehrmaleu in die auswärtige l^ovinzen abgewhicket
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DiB Anpänqb des k. k. Staatsgestütes Radaütz. 47
wurde, nunmehro zurSckgekommen und hat über das diesfällige Remontierungsgeschäft und
sonstig verschiedene dahin einschlagende Umstände seinen Bericht mittelst des gallizischen
Oeneralcommando eingereichet. Der Hofkriegsrath verweilet dahero nicht, sothanen Bericht
Euer Majestät zur Allerhöchsten Einsicht zu unterlegen und von dem Ausschlag dieses neuer-
lichen auswärtigen Remontenankauf folgendes zu bemerken.
Vermög des von dem gallizischen Oeneralcommando eingesendeten Rapport bestehet die
Anzahl der vom Rittmeister Cavallar erkauften Pferden in 910 Remonten, 47 Gehrauchpferden.
Zu Zalleszick ') auf dem Assentplatz eingetroffen sind 806 Remonten und 47 Gebrauchs-
pferde.
Von diesen 896 Remonten wurden bei der durch den Generalmajor Kiss vorgenommenen
Superarbitrierung als diensttauglich befunden, sofort zu denen in («allizien liegenden 5 Chevaux-
legersregimentern 538
und in den dasigen 5 Husarenregimentem 333
zusammen also assentiert 871
und Untauglichkeit halber sind plus oiferenti verkauft worden ... 25
facit obigen Stand per 896 Remonten.
Die mitgebrachte obige 47 Gebrauch pferde aber sind an die Regimenter zur einsweiligen
Dienstleistung etngetheilet worden und durften bei einem etwaig künftigen weiteren derlei Ein-
kauf wieder zu verwenden sein.
Nach Aeusserung des gallizischen Generalcommando und des superarbitrierenden General-
major Kiss sind vorberührte, in einem Alter von 3 bis 7 Jahren be6ndliche für die Regimenter
wirklieb assentierte 871 Remonten zwar von dem weiten Marsche und rauhen Wetter mager
und langhaarigty sonsten aber kurz gefesselt, stark knochigt und gut gestellet, auch durchaus
von besserer Consistens und weit dauerhafter als die durch Lieferanten in der Moldati theuerer
erkaufte Pferde und versprechen überhaupt gute diensttaugliche Pferde zu werden.
Obgleich der Rittmeister Cavallar sich alle MUhe gegeben hat, mit den Pferdhändlern in
denen von ihme betretenen auswärtigen Landen einen weiteren Contract auf Pferde, wie er
solches bei dem vorigen Einkauf erwirket hat, vorläu6g anzustossen, so ist doch ihme dieses
derroaleo nicht möglich gewesen, weilen der Verbot bestünde, mit fremden Nationen derlei
Contracte zu machen. Er getrauet sich aber auf den Fall eines fernerweit vorhabenden Ein-
kaufs in dem Donischen bei den ihme sciion bekannten Pferdelieferanten heuer noch eine
grossere Anzahl Remonten aufzubringen, wofeme deren freier Einkauf bei dem russischen Hof
erwirket wird, nnd es findet derselbe zu dem Ende nöthig, dass der in drei Ahtheilungen zu
setssende Transport mit 3 besonderen Pässen, in welchen alle nissische kais. l^ndc ohne Aus-
nahm oder wenigstens die Länder Saporogien, Klein- und NeurusMland, das Donische Kosaken-
gebiet and die Kovanner ') Tartarei ausdrücklich zu benennen wären, von dem russischen Hof
versehen und die Commandi mit Anfangs Mai abgehen gemacht werden, damit selbe mit den
Pferden gegen Enie Oetobris wiederum zurück eintreffen mögen, wo hiernächst auch Cavallar
sehr furträglich hält, wenn bei dem Fürsten der Moldau die Erlaubnis des freien Durchgangs
der Pferden effectuieret würde, massen hiedurch die Pferde beständig auf der Weide bis auf
den Assentaplatz zu Szaleszick getrieben, mithin in bessere Beschaflenheit und Aussehen erhalten
werden könnten.
Nun ist zwar die Berechnung des Rittmeisters Cavallar über den dermaligen aufgehabten
neuerticheti Remontenankauf noch nicht eingelanget, mithin der Preis, wie theuer ein Remonta
ausfalle, hierorts derzeit noch nicht bekannt, man zweiflet jedoch nach der mittelst des obge-
dachten Bericht vorläufig eingelangten Versicherung gar nicht, dass derlei auswärts aufgebrachte
Pferde, ohnerachtet solche diesesmal nicht wie vorhin nÜerorten, sondern lediglich an den
polnischen Grenzen roautfrei passieret worden sind, dahingegen von selbigen an der Ottschakow- ')
oder Nahejer Tartareigrenze ob jedem Stück 30 kr. an türkischer Maut hat bezahlet werden
>) Zaleszczyki, Stadt in Galizien (am Dniester).
^) Kovanner = Kubaner, d. i. am Flusse Kuban (im NW. des Kaukasus) gelegen.
*) Otschakow, Stadt im Gouv, Cherson.
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48 Polek:
müssen, gleichwohlen nicht so hoch zu stehen kommen werden, als der für die in Gallizien
liegende Chevauzlegers- und Husarenregimenter ab nerario verwilligte Remontenpreis a 19 und
respective 16 Ducaten betrHgl.
Gleichwie dahero einestheils der diesfallige auswärtige Remonteneinkauf den Vortheil des
AerarJi allerdings hoffen lässt, anderentheils aber vermög der Anzeige des galliziscfaeD General-
comroando denen dortländigen 5 Chev.iuxlegcrs- und 5 Husaren regimentern über Abschlag der
dermalen erhaltenen Ca vall arischen Remonten annoch auf den resolvierten Kriegsfass 3490
Pferde ermanglen, welche Anzahl Pferde durch die eigene inländische Remontierung nebst deme.
dass solche dem Aerario kostbarer zu stehen kömmt, sehr schwer und langsam aufzubringen .
sein wird, dahingegen dem Dienst darangelegen ist, dass die Regimenter mit allen Kräften auf
den bestimmten Stand an Pferden gesetzet werden, wo sodann, wann die Regimenter einmal
corap'et sind, der jeweilige geringe Abgang ganz leicht durch den inländischen Ankauf wird
erholet werden können : so traget der Hofkricgsrath kein Hedenken Euer Majestät allerunter-
thänigst einzurathen, dass ein weiterer Remonteneinkauf in den auswärtigen Landen auf Kosten
des Aerarii veranstaltet und zu Besorgung dieses Geschäfts mehrmalen der Rittmeister CavalUr,
welcher sich bishcro in der Sache mit besonderem Eifer und Geschicklichkeit zum Nutzen des
Aerarii gebrauchen lassen und von der Beschaifenheit der Länder, wo die Pferde zu verkaufen
sind und Überhaupts von dem ganzen Werke die geprüfte Kenntnis und Erfahrenheit, auch nach
seiner gethanenen Aeusserung zur ferneren Übernahm dieser Commission sich nebst denen bei-
gehabten 2 Officiers, benamtlich dem Oberlieutenant Schmidt von Modena und Unterlieutenant
Dachner von Daruistadt Chevauxlegers willig erkläret hat, verwendet, sofort demselben der
Auftrag zur Erkaufung einer neuerlichen Anzahl von etwa 1500 Pferden, sonderlich aber vom
Chevauxlegersschlag, zuma'.en die Chevauxlegersrcgimenter alleinig noch 1868 Pferde abgängig
haben, gemacht werden könnte.
Wenn über den gegenwärtig alleroh nmassgebigsten Antrag die Allerhöchste Begenehroi-
gung erfolgen sollte, wird der Hofkriegsrath nicht entstehen ,
allenthalben das Behörige dergestalten fürzukehren, damit der Rittmeister Cavallar mit Anfang
des künftigen Monats Maii in Marsch gesetzet imd demselben a proportione der anzukaufenden
Anzahl Pferden ein hinlängliches Commando, mithin nebst den bereits bei dem letzten Einkauf
verwendeten obbenannten 2 Officiers noch weiters nach dem Ermessen des gallizischen Genfml-
commando ein und anderer tüchtige Oberofficier und mehrere vertraute, wohl conduiaierte und
der pohlnisch und wallachischen Sprache kundige Unterofficiers und Gemeine sowohl von
Chevauxlegers- als Husarenregimentern beigegeben werden, auf dass die Pferde, sowie sie in
den auswärtigen Landen erkauft und gesammlet werden, immer gleich nach und nach trans-
portsweise bei annoch guter Jahreszeit und Witterung abgeschicket werden und somit sämmUich
eingekaufte Pferde bis Ende Octobris zu Szaleszick zur Superarbitrier- und Assentierung dn-
treflfen mögen. Wo im übrigen der Hofkriegsrath sich vorbehält, sobald die von dem gallizischen
Generalcommando untcreinstens abgefordert werdende Berechnung des Rittmeisters Cavallar
über den letztbewirkten Remonteneinkauf einlangen wird, Euer Majestät die Anzeige des eigent-
lichen Geldbetrags, welchen diese Rcmonten gekostet haben, sogleich allerunterthänigst nach-
zutragen.
A. 6. V. Hadik.
{Randbemerkung) : Den Mir in gegenwärtigem Vortrag einberichteten Einkauf einer
Anzahl Remontapferden in denen russischen Provinzen nehme Ich zu Meiner Wissenschaft und
gewärtige nur noch die hierüber von dem Rittmeister Cavallar einzuschickende Berechnung.
Ich begenehmige hiernächst den von dem Hofkriegsrath Hir dieses Jahr abermalen da-
selbst angetragenen Pferdeeinkauf, mit dem Unterschied, dass, da die in Gallizien Hegende
Cavallerieregimenter bemerktermassen einen so beträchtlichen Abgang an Pferden auf den der-
maligen completen Fuss haben, anstatt 1500, wie der Hofkriegsrath vorschlägt, der Antrag aaf
3000 Pferde gerichtet, dem zu diesem Geschäft mehrmalen verwendet werdenden Rittmeister
Cavallar aber mitgegeben werde, so viele dem Dienst angemessene I^ferde, als solcher nur
immer aufbringen kann, zu erkaufen. Daher hat der Hofkriegsrath auch die Anzahl der diesem
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Dir Anfänge des k. e. StaatsoestOtes Radautz.
49
erstgedachten Rittmeister mitzugebenden Commandierten nach Verhältnis der einzukaufen oban-
getragenen Pferden zu bestimm«»n.
Soviel aber die zu diesem Ankauf wie auch zur freien Mautpassierung erforderliche
Pässe, dann den Durchzug, der zu erkaufenden Pferde durch die Moldau betrifft, trage Ich unter
einem das Nöthige der Staatskanzlei wegen Loswirkung aller dieser Gegenständen auf, mit
welcher also der Hofkj-iegsrath, da der Rittmeister Cavallar mit seinem Commando schon mit
Anfang Mai aufzubrechen hat, unverzüglich hierwegeo das nOthige Einvernehmen zu pfegen,
zugleich aber derselben die Namen derjenigen Officiers, welche zu diesem Ankauf befehliget
werden, anzuzeigen hat, damit solche in denen von dem russischen Hofe abverlangt werdenden
Pässen namhaft gemacht werden können.
* Joseph Corr.
ITT".
Ausweis
deren von dem Herrn Rittmeister Cavallar erkauften Remontenpferden, dann wie hooiijedwe-
deres zu stehen kommet und welche Erspaning dadurch dem allerhöchsten Aerario zufliesset.
Orig. (Kr.-A. II. S. 1776—78-89.)
Vermög Geldausgab sind anerkauft worden ....
Hievon wurden laut ausgestellten Assentlisten au nachbenannte
Regimenter abgegeben, und zwar
Ihro Majestät des Kaisers
Löwenstein-
Darmstadt-
Modena-
Kinskj-
Lemberg, 9. Februar 1776.
Stück
944
Chevauxlegers
84
111
97
1-24
. 122
538
Da aber hierunter auch die von denen von voriger Stellung
entloffenen 36 Pferden wiederum eingebrachte 13, dann das zu
Mickulincze ruckgelassene und nach de^en erhaltener Dienst-
tauglichkeit für das Nadasdjsche Hosarenregiment assentierte eine
Gebrauchpferd miteinbegriffen ist, als wird sowohl hierorts
als nacbstehendermassen bei denen Hubarenregimentem von
diesen zasammen ausmachenden 14 Stück die Hälfte abge-
schlagen mit 7
mithin verbleiben
73
48
60
66
■ —AL
334
7
Ihro Majestät des Kaisers
Haddik-
Esterhazy-
Nadasdy-
Barco-
Husaren
HievoD werden obangefUhrtermassen decontieret
dahero restieren
Von denen von voriger Remontastellung beigehabten Gebrauch-
pferden II 45 und dermalen weiters angekauften 47, zusammen
aosmacheoden 92 Pferden sind denen Regimentern zugetheilet
worden, als
Darmstadt- \ ^ , 21
Modena- /Chevauxlegers ^^
531
327
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50
Polbk:
Ihro Majestät des Kaisera \ 10 Stück
Nadasdy- 5
Haddik- \ Husaren .... 5
Esterhasj- 8
Barco- ) 5
~77~~
Hievon gehören znr vorigen Stellung 33
folglich in die dermalige 44
Untaaglichkeit halber sind verkauft worden 31. Davon betreffen die
jetzige 29
Femers werden in Abgang gebracht und zwar
an ersoff'enen ....... 3
„ entloffenen 6
n todtgeschossenen i
S. V. crepierten . . . . . . . 11
"~22~~
Hierunter sind einbegriffen, so in die vorige Stellung gehörig . 9
Ueber Abzug werden zur gegenwärtigen ausgesetzet . 13
Summa obetehender' . . 944
Jenseits ausge wiesend 944 Remonten kommen verm?)g der von eröffneten ff. kr.
Herrn Rittmeister Cavallar gelegten Rechnung summariter in Geld zu stehen 50343 31
Um dargegen darzuthun, wie hoch eines deren assentierten 858 Remon-
ten zu stehen komme, will man den Satz annehmen, als wann die denen Re-
gimentern zugetheilte 44 Gebrauch pferde, und zwar jedwederes nur zu 8 Ducaten
verkaufet worden wäre, welches betraget und von obiger Ausgab zu decordieren
kommet 1490 fl. 8 kr.
Für die Uutauglichkeit halber verkaufte 31 Pferde sind ge-
löset worden 510 fl. 50 kr. Hievon betreffen nach dem
Dividenten für 29 477 „ 53 „
Der in Empfong genommene MQnzgewinn betraget . 1025 „ 25 „
Summe des Abzugs . 2994 26
Combinando bestünde die Ausgab annoch in 47349 5
Wann dahero dieser Betrag mit denen erwähnten 858 wirklich assentier-
tierten Remonten dividieret wird, zeiget sich, dass eines zu stehen komme
auf 55 fl. llVe ^'
Worbei bemerket wird, dass
1. Die Chevauxlegerepferde solchergestalten mit denen Hnsarenremonten
einen gleichen Preis bekosten.
2. Weilen die abgängige, so unter obiger Geldauslag einbegriffen «nd,
nicht mit in die Repartition genommen worden, und folgsam von denen wirklich
assentierten übertragen werden müssen, diese letztem eben dadurch etwas
mehreres bekosten.
3. Sofeme diese 858 wirklich assentierte Remonten hierlandes wären
anerkaufet worden, solche nach dem denen Regimentern bewilligten Remonta-
geld gekostet hätten, und zwar
531 Chevauxlegerspferde i 19 Ducaten oder 80 fl. 26 kr. . 42710 fl. 6 kr.
327 apjajdudissnH ^ 15 Ducaten oder 63 fl. 36 kr. . 20764 fl. 30 kr.
zusammen . 63474 fl. 36 kr.
Es haben aber ein solche noch gekostet .... 47349 fl. 5 kr.
folgbar erweiset sich Ersparang 16125 fl. 31 kr.
J. Jos. Carpeitier
Obercommissär.
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Die Anfänge des k. k STAATsaESTüTES Radautz. 51
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Eigeoh. (K.-A. II. S. 1776-78—89. Wien, 28. Februar 1776.
{Randbemerkung) : Diese berechnung dient zur guten nachricht, und sind dem Ca-
vallar 2000 fl. wegen so mühsam als gut verrichteten Coramission anzuweisen als eine remu-
neration.
Fürst Lobkowitz an Joseph II.
Copie. Auszug. (K.-A. II. S. 1776—78-129.) Petersburg, März 1776.
Wenn meine in Betreff des bewussten Pferdankaufes bei allhiesiegem Hofe gepflogene
Unterhandlungen einen günstigen Krfolg anhoffen lassen, so musi ich solchen grossentheils dem
Grafen v. P a n i n und noch mehr dem Herrn v. Potemkin zueignen. Die Befehle, die
letzterer bereits au den Chef der Kosaken ausgestellet, sind eine deutliche Probe seiner will-
fährigen Gesinnung. Ich zweifle auch nicht, der Feldmarschall Romanzow werde ebenfalls
seinerseits zu dieser vorhabenden Absicht sich bereitwillig finden lassen. Indessen lässt sich vor-
sehen, dass es schwer halten wird, eine so beträchtliche Anzahl von Pferden aufzubringen. Ich
glaubete daher, dass das zu diesem abgesehenen Ankauf bestimmte Detachement nicht nur den
Winter zu Cx^rkosk *) zubringen, sondern dass auch ein Theil davon durch das Gouvernement von
Astracan durchpassieren und sich an den Fluss Yaik *) begeben sollte, wo man nicht nur gute
Pferde, sondern auch sobhe in zureichender Anzahl finden und anbei derer Ankauf dem all hie-
sigen Hofe ganz gleichgültig fallen würde; wo aber im Gegentheil derselbe wohl darauf auf-
merksam 8ci.i düifie, dass nicht allzu viele Pferde aus Klein- und Neurcussen, von wannen die
in häufiger Anzahl dermalen bestehende leichte Truppen sich zu remontieren haben, ausser
Landes gebracht werden mischten. Wenn Eure Majestät diesen meinen unterthänigslen Vorschlag
Jhro allergnädigsten Beifall gönnen, so werde ich mich eifrigst verwenden, dass die zu dieser
Abmcht erforderliche Ordres an den Chef der an besagtem Yaikfluss wohnenden uralischen
Horden von hieraus ergehen mögen. Der Zug bis dahin ist sonder Anstand seiner weiten Ent-
legenheit halber sehr beträchtlich; ich bin aber versicheret, dass die Pferde allda um einen ganz
leichten Preis zu haben sein und die Transportierungskosten ganz gering ausfallen würden.
Aussemeni könnte derjenige Officier, der sich den Winter hindurch zu Czerkosk aufzuhalten
liatte, während der Zeit, als das vorerwähnte Commando an den Yaikfluss abgienge, jemanden
in dieCabarda') absenden, um zum Gebrauche Eurer Majestät seligsten einige Pferde auszuwählen,
die, wenn sie g^t ausfielen, allerhöchst Ihro gewiss zum Vergnügen gereichen würden.
Cavallar an FZM. Graf Siskovics.
Eigenh. (K.-A. II. 8. 1776-78—346.) Feldlager bei Ruskovka im Donischen, 2. August 1776.
Euer Excellencz hoch-gnädiges Befehl Schreiben von dato Lemberg 21. May, nebst denen
Iktröflfenden Pohlnischen Bässen ist mir aller erst den 9. Jully durch Herrn Rittmeister v. Ka-
nisiaa Behändiget worden; Worauss mit äusserster BestUrtzung zu entnehmen gehabt, das die
▼origcs Jahr überbrachte Kiuionta Pferdte Bey der Lezthinig vorgewesten Musterung übermessen,
und Bey denen Chevaux Legers Regimentern unter der Maass Befunden worden; Die annebst
') Tacherkask, Kreistadt am Don. *) Yaik = Ural. ^) Kabarda, Berglandschaft am
IfordabbaDg des Kaukasus.
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52 PoLEK :
gegebene hohe Rieht Schnor, ist denen aussw^rtd Commandirten Herren Officiers abgegeben,
und ich werde nach änsserster Möglichkeit auf den unterthOnigsten Befolg Bedacht seyn. Abge-
wichenes Jahr habe vermög dem eingeschUkten Summarischen Extract 45 Stuck Pferdte mit
14 Faust 1 Zohi angezeugt, auch nach der mithabend Kais. KOnigl. Hof-Kriegs-Räthlichen Maaas
also Befunden, solche aber in Handel, um andere grosse Pferdte nicht auss zu lassen, die Han-
dels Leuthe nicht zu Disgoustiren, und zugleich auch weillen solche Besonders Jung und Schßn
waren, auch ferneren Wachsthum anscheinen lassen, angonohmen; welche hohe Ahndung mir
auch anheuer werde auf BUrden müssen; alleinig nach meinen ausweiss wären bey voriger
Assentirung vermög denen Samentlichen Assenta Listen dannoch so viellc Dragoner Pferdte, als
in dem ein gesandten Summarischen Extract angezeUgt habe, ausgefallen, wann denen Drago-
nern Dragoner und denen Houssarn Hussarnmässige gegeben und Sammentliche Pferdte durch
eine Hände gemessen und zugetheillet worden wären.
Euer Excellencz solle also zum Vorauss unterthönigst gantz gehorsamst Bitten, damit hin-
künftig dieserwegen alle Zufriedenheit seye, Bey Vorgang dieser Assentirung deren nun an-
kauffenden Pferdten dem hochgnädigen Befehl zu ertheillen, dass Samentlicho Rimonta mit der
Kays. Königl. Hof-Kriegs-Käthlichen Maass durch eine Hand gemessen und in nach Befund
derselben und nach hoher Vorschrift denen Lribl. Regimentern zugetheillt; die allenfahls zu
klein Befundente Junge aber über WUnntter an einen Orth in der Bukowina aufgestolL und
nach in Frue Jahr erreichenden Gross allererst an die Regimenter abgegeben werden möchten;
dann ich binn versichert, dass von all jennen so ich übernohmen nur wenige allzu sehr wilde,
doch besonders Schöne l^erdte, ohne Maass angenohmen.
FZM. Graf Siskovics an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. n. S. 1777-48—94.) Lemberg, 22. Februar 1777.
Das Superarbitrier- und Assentierungsgeschäft zu Zalesczik über den durch den Rittmeidter
Cavallar in denen kais. russischen Landen für das jüngst abgewichene 1776te Militäijahr pro
aerario besorgten Remontenankauf hat sich von darumeu bis anhero verzogen, weilen der durch
des Modenaischen ChevauxlegersregimentsOberlieutenant Schallmayer den 28. Octobris
el. a. expedierte und in Marsch gesetzte 7. Transport nach Anzeig gedachten Rittmeisters Ca-
vallar gleich in denen betretenen ersten Tagen entftert scheue geworden und ohngeachtet aller
durch die beigehabte Commandierte und Kosaken angewendeten Mühe die Pferde jedoch voll-
ends entloffen und allererst rückwärts 2 Meilen an Miusfluss bis auf 75 Stück wieder zusam-
men gebracht worden sind.
Derlei Hindernissen haben sich nicht wenige in dem ferneren Anherozug ergeben, wodurch
dahero sowohl als auch durch die nachgefolgte rauhe Witterung, dann anmit sich ergebener
Passierungen und allenthalben erwachsene unwegsame Strassen die Zeit dergestalten sich ver-
spätet hat, dass dieser Transport erst den 10. gegenwärtigen Monats mit 255 Remonten in be-
rührtem Zallesczick eingetroffen ist.
Die Assentier-, Superarbitrier- und Vertheilung desselben hat sich bis den 15. ejusdem
erstrecket, und nachdeme mit selbem für heuer das Ende vollends erreichet worden ist, worde
Herr Generalfeldwachtmeister K i s s nebst dem Feldkriegscommipsario H ö l z I , welch beeden
diesfalliges Geschäft obgelegen hatte, instande gesetzet, den in der gehorsamst nebenfolgenden
Anlag erstatteten Finalbericht enhero zu unterlegen.
Nach Inhalt desselben belaufet sich die Anzahl derer erkauften Remonten und Gebraudi-
pferden zusammen auf 2677 Stück. Hieven wurden denen diesseitigen Cavallerieregimentem and
Ihre Majestät des Kaisers Allerhöchsten Namen führenden Chevauxlegersregiment auf den Ab-
gang des completen Standes abgegeben 19B1, als dermalen noch zu jung, theils schwach and
gebrechlich zur winterlichen Pfleg- und Wartung in die B u c k o v i n a abgeschickef und denen
Regimentern nur einsweilen zugetheilet 539, Un tau glich keit halber wieder verkauft 6, dunh
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DiB Anfänge des k. k. Staatsgestütes Badaütz. 53
Deserteurs entführt 2, als marode zarückgelassen 3; dagegen sind mit Ein begrifT deren Eingangs
erwähnten 75 des 7. Transports in allem enlloden 79, crepiert 12, dann sonsten auf zerschiedene
Art verunglücket 8.
Hierunter ist die Anzahl derer entlofienen vorderist beträchtlich, da aber er Rittmeister
Cavallar damalen, als erwähnter 7. Transport, gleich anfänglich noch zur Hilfe beigekommen (sie),
so sind verm5g dessen sub 9aa verflossenen Monats Novembris abgestatteten Berichts bereits nach
der Hand anwiederum 34 zusammengebracht worden, und verhoffet anbei durch die allenthalben
gemachte Furkehrung, wo nicht alle, jedannoch die meiste zurückzubekommen, die er demnach
gegenwärtigen Winter ilber bei sich behalten würde.
Bei der beträchtlichen Anzahl deren in der Buckovina vorhandenen jungen und schwachen
Remonten hat man der Nothwendigkeit zu sein befunden, zur Oberaufsicht derselben und derer
von jeglichem Cavallerieregiment dabei befindlichen Commandierten einen eigenen StabsoÜlcier,
und zwar von dem Esterhazischen Husarenregiment den Herrn Obristwachtmeister P a 1 1 a s t i
anzustellen, ihne darumen behöfig zu belehren, wie zugleich auf dass mau von Zeit zu Zeit ab-
seiten dieses Generalcommando die erforderliche Wiasenschaft und Kenntnis habe, zu Abstattung
eine«« monatlichen Rapports, wo es aber auf sonderheitliche Vorfälle ankommet, auf unverlangte,
de casu in casum abzuführende Berichte anzuweisen.
Die Fütterung bestehet in einer halben I*ortion geschrotenen Habers, in der gewöhnlichen
Heaportion, und weilen in diesem pistrict das vorgeschriebene Häckerling nicht eneeuget werden
kann, in Verabreichung des daselbst vorfindigen Haberstrohes. Man führet hiernäch^t dabei die
fernere Absicht, dass wie von diesen Remonten ein so andere sich erholen, zu Kräften und zur
Diensttauglichkeit oder respective zur Abgab an die Regimenter gelangen werden, ein solche
hinkÖnftiges Frühjahr von dar abzuschicken, um fUr jene, welche etwa mit der heurigen Ritt-
meister Cavallarischen Stellung einkommen dürften, den nöthigen Raum zu gewinnen.
In Betreff der diesjährigen Remontierung hat oftwiederholter Rittmeister Cavallar sub
5ta Novembris vorigen Jahrs einberichtet, dass er sich l>ei vorgefundenen Zeitraum nacher
Astracan verfüget wegen einigen sowohl am Yaickfiuss als in der Cabarda heuriges Frühjahr
2u unternehmenden Pferdeankauf Kundschaft eingezogen, theils auch einen Commandierten bis
Saratow gegen den eben berührten Yaickfiuss seitwärts abgeschicket, andurch aber in glaubwür-
dige Erfahrenheit gebracht habe, dass am Yaickfiuss die Pferde sehr klein beschaffen seien, so
dass selbte sich nicht einmal nach der Husarenmass auswachsen; ausserdeme seien sie von einem
besonderen Clima und bei ihrer Uebertreibung in die europäische Lande zu befahren, dass sie
fneistens umfallen, wie femers die Transportierung vom Yaick- bis an den Donnfluss sehr
beschwer- und gefährlich.
In der Cabarda dagegen findeten sich zwar wenige zugleich im Preise theurere Pferde,
doch von grösserem Schlag vor, und der Weg sei ebenfalls beträchtlich. Seinem Antrag nach
kommete der Sammelplatz zu Mostock zu machen, von wannen die Transporten recta über Stepp
nacher Czirkasko eingeleitet und somit die Halbscheid gegen den Hinweg ersparet werden
kannte.
Es scheinet derselbe sonach dasiger Enden so viele Pferde, als er für den Allerhöchsten
Dienst angemessen befinden würde, anzukaufen und die übrige Erfordernis, sobald ihme dies-
fällige Anzahl bestimmet würde, in dem Cuban- und Donischen oder sonstenwo in dasiger
Gebend aufzubringen.
S<»viel nun es den anheuer zu besorgenden ferneren Remontenankauf belanget, hat man
ihme Rittmeister Cavallar bereits mitgegeben, wienach bei denen angezeigten Umständen ein
solcher am Yaickfiuss vorzüglichst vermieden werden müsse, und weilen auch von hieraus die
Anzahl der Pferde, welche er dasigerenJen aufbringen dürfte, nicht bestimmet werden kann, so
vennOge man sich lediglich dahin zu äusseren, dass nach Ihro Majestät allerhöchster Intention
der femerweite Ankauf zwar allerdings auf 2000 Pferde, wann nämlich ein solche in der Ca-
barda, dann in dem Cuban- und Donischen oder sonstwo dasigerenden aufzubringen thunlic!i,
gerichtet werden könne; sollten sich dagegen unübersteigllche Hindernissen ergeben, müsse man
sich ohnehin nur mit der anzukaufen thunlich gewesten Anzahl begnügen, hierbei aber komme
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54 Polbk:
vorderist in dem Anbetracht, dass mit denen voriges Jahrs eingekommenen Transporten allschoo
eine sehr betrachtliohe Anzahl an jungen und schwachen Pferden eingelanget ist, auch nuo-
mehro die hierendige Regimenter allbercitH completieret sind, die Annahme weiterer so vieler
derlei Pferden nach möglichster Thunlichkelt zu vermeiden.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. Sect. 1777-43—94.) Wien, 15. Mänc 1774.
(Randbemerkung) : Den Bericht wegen des vorjährigen Remontaeinkaafs des Ritt-
meislers Cavallar in denen russischen Landen nehme Ich einstweilen und bis zu Rinlangiing
seiner diesfalls zu legenden Berechnung zur Nachricht. Nur ist der Verlust der 45 entloffeneii
Pferden belrächtlich und hätte durch sorgfältige Fürsicht allerdings vermieden werden sollen.
Dahero bewillige Ich auch, dass bei dem diesjährigen, mit 2000 Stück angetragenen und etwa
künftigen fernem Einkauf der Rimonta in denen russischen Landen zur diesfälligen desto iiche-
reren Transportierung auch kosak- und tartarische Knechte in der n<5thigen Anzahl verwendet
werden können. Es ist jedoch immer auf die eigene Commandierte am meisten sieh zu ver-
lassen, mithin sind diese letztere nicht sehr zu verminderen, damit, wann unter denen Kosaken
und Tartaren Misshelligkeiten oder Unruhen entstünden, hierbei derTtansport nicht etwa Gefahr
laufe und hierdurch der Verlust ungleich grösser als der Aufwand, den man hierbei hatte
ersparen wollen, ausfallen möge. Wie dann auch dem Cavallar durch die Behörde mitzugei)en
ist, mit denen hierzu aufgenommen werdenden tartarischen und kosakischen Knechten ausser
dem t.äglich ihnen accordierten («ehalt auf den Fall, wann der Transport ohne Schaden und
Verlust an Ort und Stelle einträfe, pr Kopf eine Krgölzlichkeit besonders noch zu bedingen,
welche ihnen sodann auch zu v<;rabreiclieu ist. Nebst diesem ist annoch dem Cavallar aufzu-
tragen, dass er sich bewerbe, ein oder andere armenisch oder jüdische Lieferanten zu finden,
welche, wann es auch eine gerin^t^o Anzahl nur wäre, hinfüro nlljährlicli dergleichen Pferde ans
diesen Gegenden gegen einen zu machenden Preis nacher Szalecik richtig und gewiss ablie-
ferten, damit die Regimenter complet erhalten und auch für alle mögliche Fälle immer eine
Correspondenz zu Vergrösserung auch deren Einkäufen erhalten würde.
Joseph Corr.
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütes Radautz.
55
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56 Polek:
2S:i.
Instruction
an die zwei Herren Oberlieutenants Schollmeyer von Modena Chevauxlegers- und S«e-
detzki von Hadik-Husarenregiment, welche mit denen anno 1777 pro aerario erkauften,
annoch uneingetheilten bi» weiteren hohen Befehl sur Pflegung über Winter in der Buco-
wina verbleibenden Renionten, neu und alten Gebrauchpferden coinmandiert sind.
Eigenh. (K.-A., IL S. 1773-43-31.) Tzerepkivska, «) 5. December 1777.
Es ist dieser antragende Dienst so neu als vielfältig, dass nicht möglich, alle Vorfallen-
heiten vollkommen zu beschreiben und hierüber Erläuterung zu geben, hingegen aber auch dem
Allerhöchsten Aerario so vorzüglich angemessen, dass durch bezeigenden Fleiss und Eifer dieser
einer der merkwürdigst und verdienstlichsten sein kann. Daliero habe (ich) zu solchem obbe-
sagte 2 Herren Oberlieutenants, welche schon 2 Jahre sothanen Kemontierungsgeschaft mit
möglishster Sorgfalt und bezeigter Geschicklichkeit abgewartet, vorgemerket und das Zutrauen
gefasset, dass sich selbe in jenen Fällen, welche diese Instruction nicht erörteret, nach Dienst-
angelegenheit gegenwärtig halten und Selbsten regulieren werden, mithin nur höchst nöthig zu
bemerken finde, dass
dem Herrn Oberlieutenant Schollmeyer zur Verwahr- und üeberwinterung seiner von denen
ersten 6 Transporten übrig verbliebenen 118 Remonten, dann 19 neuen und 4 alten Gebrauch-
und von dem 7ten Transport zugegebenen 111 Remonten, mithin in Summa 252 ärarischcn
Pferden die allererst aujetzo neu erbauende Okol Nr. 1, so an der Slowoda Tzerepkivaka unweit
dem Fluss Szired *) auf der Anhöhe lieget, übergeben werd, allwo der Herr Oberlientenant die
Ausfertigung sothaner Okols nach meiner Angab, auoh allenfalls bni findender kleinen Verbes-
serung nach Dienstange messenheit zeitlichst, und solang man noch die dermaligen Arbeitsleute
beihanden hat, zu verfertigen trachten wolle.
Der Herr Oberlieutenant Szedetzki hat zu seinen, vom 7ten Transport übrig verbliebenen
229 Remonten, 17 neuen und 5 alten Gebrauch-, in Summa eben 261 Pferden die Okol Nr. 2
gleichfalls am Fluss Szired herwärts Stirtza ') nahe bei der Überfuhr bereits angelegter übernommen
und mit nämlichen Maßsregeln im Stande setzen zu lassen.
Die übrig verbleibende 13 alte Gebrauchpferde sind dem Wachtmeister Kaol von Kaiser
Chevauxlegerregiment zu übergeben, welcher seinerzeit für denen Commandierten erMigt lob-
lichen Regiments zu dem Rückmarsch Gebrauch machen, indessen aber selbe in einem Qnaitier-
stall zu Szired pflegen lassen solle.
Der damalige Stand aller übrig ärarischen Pferden ist also
RemoDU
Gebntaebpferde
nene alte
bei Herrn Oberlieutenant Schollmeyer .
19
4
„ „ Szedetzki
229
17
5
„ Wachtmeister Raul . .
—
~
13
Summa
458
36
22
516 Stück
Jedem Herrn Oberlieutenant wird 1 Corporal, 1 Schmied und 8 Gemeine von ihrem
Regiment, dann 3 Gemeine von Kaiser Chevauxlegers, femers 5 Gemeine vom 2len Gamisons-
regiment und 8 Strusch-Bauern zugegeben, welch letztere all Wochen, nämlich an Sonnabend
abgelöst werden. Wovon die Commandierte von der Cavallerie, solange es dermalen thunlicfa ond
dann auch bei Zulaf^sung des Wetters und in Frühjahr, die Pferde auf der Weide zu futtenm
und zur Tränke zu treiben, die Gemeine vom Iten Garnisonsregiment zur Zubringung der Fou-
rage und die 8 Struschen bei Tag und Nacht zu Tragung des Futters und möglichster Reini-
gung der Okol zu verwenden der Antrag ist.
*) Czerepkoutz, Dorf im Ger.-B. Sereth.
«) d. i. Sereth.
«) Styrcze, Dorf im Ger.-B. Sereth.
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Die Anfänge des k. k. Staatsgbstütes Badautz. 57
Wobei ich zu erinneren nOthig finde, dass unter diesen zu gebenden Militare und Civile,
insoviel es der Dienst erforderet, genau auf der Schuldiglieit zu halten, übrigens aber wohl zu
betrachten seie, das« diese Arbeit besonders beschwersam, mithin wegen der grossen Strapaze
ein so anderes Individuum nach Möglichkeit zu menagieren und selbe mit gelinder Art zu be-
handlen nOtzlicher sein werde, weilen bei solchen Umständen die Liebe das meiste arbeitet.
Was aber denen Herren Gificiers und übrig Benannten zu einer täglichen Diät oder
Zulag hoherorten ermessen wird, werde nach erhaltend hochgnädigen Befehl von Lemberg aus
sogleich bekannt machen, wornach sohin ohne Anstand die allseitige Abgab zu veranlassen
kommet.
Die Futter- und Tränkung sammentlicher Pferden kommet bei dermalen noch gelinder
Witterung und auch dann, wann in Winter dergleichen Zeit einfallen solle, nachstehendermassen
zu regulieren: Frühe zwischen 5 und 6 Uhr wird Heu aufgegeben, dann nach Aufgang der
Sonne die Pferde in die Tränke getrieben und nach solcher Tränkung mit 4 Mann auf die
Weide gelassen, abends bei Sonnenuntergang wiederum getränket, allwo inzwischen bis deren
Rückkunft in der Okol schon Heu aufgestreuet sein muss.
Bei der Tränkung recommandiere vorderist, die erste Tage genau darauf zu sehen, dass
die Pferde einen Weg gehen lernen und nicht eines da, das andere dorten über Berg oder
Hügel laufen, wo sohin die Gewohnheit sicher einen beständigen Weg machen wird.
Ingleichen empfehle jederzeit bei Tag und Nacht, wann Heu vorgegeben wird, eine
gleiche Mass zu halten, diesen die Nothwendigkeit hinlänglich, niemals aber einen Ueberfluss
zu verabfolgen.
In harter Winterszeit, allwo nicht mehr auf die Weide getrieben werden kann, wird eben-
falls frühe zwischen 5 und 6 Uhr Heu vorgegeben, nach Sonnenaufgang getränket, in Zeit der
Trankung Heu aufgestreuet, nachmittag 2 Uhr mehrmalen Heu gefuttert, mit Sonnenuntergang
wiederum getränket, auch während solcher Zeit Heu getragen und nachts 12 Uhr desgleichen
Heu vorgegeben.
Hier ist zu bemerken, dass für jeden Tabon 200 Schock Habergarben zu füttern ange-
tragen, welche Fütterung aber allererst a Imo Januarii ihren Anfang nehmen und bis ultima
Februarii daueren solle. Dahero wollen sich die Herren Gberlieutenants sodann berechnen, was
auf einen Tag komme. Und dieses tägliche Haberfutter solle allezeit nach der Abendsträukung
auf einmal gegeben werden; mithin bleibet zu solcher Abendzeit das Heufutter zu unterlassen
and allerst wiederum mitternachts zu geben.
Jedem Herrn Gberlieutenant werden zu Erkaufung sothaner 200 Schock Habergarben
200 fl. Rhn. zu verwenden erlaubt; es ist aber wirtschaftlich darob zu halten, dass ein Schock
nicht höher dann per ein Gulden erkauft werde, und wann der Preis geringer als ein Gulden
kommet, wäre der Ueberrest auf mehrere Schock zu verwenden, mir aber hierüber seinerzeit
der Ausweis zu erstatten.
Wann das in denen Stalleren, besonders für die marode Pferde höchst nöthige Streu-
strebe nach vorheriger Ansuchung bei die Herrn Commissarii nicht gratis erlangt wird, können
doch sothane Herrn Commissarii einige Hilfe geben, dergleichen um einen geringeren Preis zu
erkaufen und in letzterem Fall wird der Betrag in künftige Rechnung angesetzet.
In die an denen Okols angebaute Ställer kommen marode und allenfalls gar schwache
Pferde nebst 4 Gebrauchpferden aufgestellter zu füttein und nach Nothdurft in Stall zu tränken.
Das Wasser tragen die Struschen, die Pflegung dieser Pferde aber bleibet denen Regimen ts-
i;emeinen, wie dann auch nur diese wechselweis auf denen Gebrauchpferden mit dem Tabon in
die Tränke zu reiten, übrigens aber seinerzeit bei allen Pferden mit denen Struschen die
Wacht zu halten. Die 4 Gebrauchpferde werden alle Monat oder nach Gutbefund des Herrn
Okolscommandanten auch nach längerer Zeit ausgelassen und wiederum aufgestellt, wobei aber
in Obacht zu nehmen, dass jedem solchen auslassend beschlagenen Pferd vorhero die Eisen ab-
genommen werden.
Die Tabons sind öfters wohl in Augenschein zu nehmen, die mit diesen oder anderen
Zuföllen be6ndende marode auszufangen, aufgestellter so lang zu fütteren und zu curieren, bis
selbe vollkommen reconvalesciert werden, für denen mit verdächtigen Drüsen oder Wurmb aber
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58 Polek:
einen Eztrastand zu wählen, solche besonders zu fUttern, zu tränken und alle Sorgfalt zu Ver-
hütung einer Ansteckung vorzukehren.
Die Reinhaltung des Okols ist eine nutzlich und schöne Sache, verlasse mich des Be-
folgs auch gänzlichen, doch erinnere anbei, dass bei manchmal einfallender Ohnmöglichkeit die
Leute nicht fibertrieben werden sollen, wie ich dann auch gar nicht alle Tag, sondern nur wann
es möglich, wochen- oder halbmonatweis, solches wünsche, um welche Zeit die Commandierte
und Struschen zusammen helfen müssen.
In Betreff des nöthigcn Heues wollen sich die Herren Oberlieutenants nach huhem Befehl
Titl. Herrn Generalmajor Baron v. Spleni bei denen betreffenden Herrn Commissarien erkun-
digen, in welchen Dörfern und wie viel in jedem derenselben annoch Falsclien vorrHthig seien,
hierüber auch die Anweisung abforderen, sohin aber die Mühe auf sich nehmen, daj Heu an-
noch auf der Heide sowohl wegen der Güte als in anderer Erfordenus zu besichtigen, das un-
geniessbare bezeichnen und sohin bei gutem Wetter einen oder auch 2 Mann von dem zweiten
Oarnisonsregiment zur Aufladung und Anherotransportierung abschicken, welchen aber in spede
zu explicieren kommet, dass die obere Decken und der Boden, wann solches nicht geniessliar,
auf die Seite gelegt, das reine Heu besonders und doch auch dieser Auaschuss anhero gefuhret
werde, welch letzterer zur Reparation der doppelten Verzftumung und des Daches gebraucht
werden kann. Nach vollkommener Ablieferung eines Dorfes Schuldigkeit kommet jeden deren-
selben besonders nach beiliegendem Formulare Quittung zu verabfolgen.
Weilen Herrn Oberlieutenant Schollmeyer die sammentliche Marodi von die G ersten
Tabons belassen sind, hat hingegen Herr Oberlieutenant Szedetzki die beim Cabardiner Trans-
port befindliche Fohlen auszufangen, aufzustellen und mit gutem Heu, dann auch Schrot oder
Kleien zu fütteren, damit selbe von der Muttermilch abgespindelt werden und das harte Futter
lernen.
Ich kann es denen Herrn Officiers nicht zumuthen, dass bei Nachtzeit bei der Fütterung
jedesmal Selbsten zugesehen werde, bin aber durch den bekannten Fleiss ttl)erzeugt, dass solches
zu unterschiedlicher Zeit beschehe, damit der betreffende Unterofficier und auch die Gemeine
ihrer Schuldigkeit geprüft und beständig in Obachtsamkeit gehalten werden.
Boeden Herrn Oberlieutenants und zwar jedem besonders sind 400 fl. Rh. unter heutigen
Dato gegen empfangenen Quittungen abgegeben worden, womit anvorderist der Haberankauf zu
veranlassen und der Rest auf andere Verwendung vorzubehalten, künftig aber mir sammentlich
zu verrechnen ist.
Der Quasifeldscherer, Vicecorporal Steiglehner, befindet sich in meinem Quartier zu
Szired, welcher in allen NothfXllen sogleich mit einem Gebrauchpferd abgeholet werden kann.
Der Rapport mit angehängtem Stand kommet mir diesmal nach beiliegendem Formulare in
duplo einzuhändigen, sohin aber alle Monat auf der gleichen Art zu verfassen, in Zeit meiner
Abwesenheit durch Titl Herrn Generalmajor Baron v. Spleni mit einem Begleitungsbittschreiben
und ebenfalls hochdemselben unterbiegenden Rapport und Stand, nur einfach an meinen Auf-
enthaltsort dergestalten zeitlich zuzusenden, damit solchen jedesmal bis 28ten empfangen könne,
und zugleich Titl Herr Generalmajor Baron v. Spleni als Landesbrigadier sich zur gefälligsten
Wissenschaft einsehen möge. Wenn aber beim Commando an Mann oder Pferd etwas Neues
vorfallet (ist zu verstehen in Sterbfall oder Desertion erster und Umstehn oder Entlauf ung letz-
terer) wäre mir solches durch einen Extrabrief sogleich zu melden.
Anbei recommandiere nochmalen, sorgfältigst darauf zu halten, dass mit denen Landes-
inwohnern sowohl als in allen übrig vorfallenden Gelegenheiten sich freundschaftlich compor-
tieret werde. Auf Feuer und Licht ist zu Verhütung allen Unglückes besonders Obacht zu
halten. Das Tabakrauchen in der Okol, in dem Heumagazin, auch in dem Stall und beson-
ders bei dem Heutragen solle gänzlich verboten sein. In Betretung eines Mannes, so den
Befehl nicht haltet, wäre selber das erstemal nachdrücksam zu ermahnen, sohin aber das zweite-
mal dienstangemessen exemplarisch zu bestrafen, welcher Fürgang und Anordnung bei allmä-
liger Ablösung der Struschbauem denenselben wohl begreiOich einzuprägen ist. Schliessliche-n
wollen t>eede Herren Obarlientenants die unterhabende Commandierte von löbl. Regiment visi-
tieren und die in diesem Dienst zugrunde gegangene Monturs, Pferd und andere Rüstungsaorten,
welche ausser der vorgeschriebenen Dauerzeit abgenützct worden, in einer formierenden Tabella
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Die Anpänöb des k. k. Staatsgbstütes Radautz. 59
coDsignieren, 8ohin aber eine an das betreifeud löbl. Kegimeut und eine directe an mich^baldigst
uberschicken, damit hoherorteo die Ansachung des Ersatzes baldigst bewerken kann.
Uebrigens werde mich besorgen, bei meiner Ankunft in Czemowitz von Titl Herrn Ge-
neralmajor Baron v. S|ileni iür die al hier über Winter verbleibende Mannschaft die nöthige
Bettfournituren zu erwirken , westwegen eben von dorten aus die Abssignation dieser sowohl als
über die Struschen zurücksenden werde.
Sigl. Tzerepkivska, den 5. Decembris 1717. J. Cavallar,
Rittmeister.
22111.
Cavallar an das galiz. Generalcommando.
Orig. {K.-A. II. S., 1778—43-31.) Lemberg, 27. December 1777.
Unterthänigst gehorhnmster Totalrapport.
In unter! hü nig.*t gehorsamster Folge der von Einem hochlöblich in denen Königreichen
Gallicien und Lodoroerien aufgestellten Generalmilitärobercommando erhaltenen hochgnädigen
Instruction ddo. Lemberg, 28. Aprilis 1776, wormittelst mir mit einem zugegebenen Commando
der hohe Auftrag beschehen, in denen r issisch-kaiberlichen Provinzen a conto des allerhöchsten
Aerario so viele Pferde anzukaufen, als nur immer dienstangomessen aufzubringen sein können,
habe zwar sogleich den Marsch angetreten, weilen aber die Entferntheit allzuweit, mithin sich
lang ausgedehnct hat, wodurch das Frühjahr (wo die meisten Pferdemärkte gehalten werden)
verstrichen ist, habe in sotlian 177Gsten Juhre mit all angewandter MUhe und seitwärts ge-
schickten Herren Oflficiers nicht raehrers dann 2619 Stück ßemonten und 58 neue Gebrauch-
pferde aufbringen können.
Weilen aber durch anfangs gedacliter hochgnädigen Instruction § 8vo mir die hohe Wei-
sung gegeben worden, in Fall solchen Jahres nicht die hinlängliche Anzahl Pferde zusammen-
zukaufen imstande wäre, mich wegen einer allenfallig thunlicheu Winterung in russisch-kaiser-
lichen Landen und wegen dem Ankauf einiger Pferden am Yaiktluss oder in der Cabarda ein-
zuvemehmen nnd hoherorten hierwegen den unterthänigst gehorsamsten Rapport zu erstatten,
als habe sub dato Czirkaskoj in Donischen den 20. Juli 1776 den befundenen Plan unterthänigst
gehoniamst eingeschickt, hierauf aber durch mehrmalig hochgnädigen Befehl von Lemberg 5. Oc-
tobris zu vernehmen gehabt, dass mich mit denen bei mir verbliebenen Commandierten Ober Winter in
Russland aufhalten und durch diese W^ege den zeitlicheren Ankauf deren Remonten veranlassen solle.
Wie ich mir nun diese Winterszeit mit Aufsuchung genügsamer Handelsleute sorgsamst
zunutzen gemacht, auch mit theils derenselben wirklich contrahiert habe und dadurch versi-
cheret sein können, dass gleich .Anfangs des FrUhjahrs 1777 die nöthige Pferde in Bereitschaft
sein werden, so habe den 4ten Aprilis 1777 mit 1 Corporal und 2 Gemeinen mittelst der russi-
schen Post die Reise nacher Cabarda angetreten und durch einer zurückgelassenen schriftlichen
Instniction den neuerdings mit einem Commando in Russland abgegangenen Herrn Rittmeister
V. Canisius zu allen Vorfallenhelten belehrnet. welcher dann nach seinem mir erstatteten Rapport
in der Gegend Czirkaskoi am Donnfluss über Abzug deren von denen voriges Jahr vom 7ten
Transport verlorenen 77 über Winter eingebrachten 47 Stück Pferden neuerdings 2484 Stück
Remonten, dann 51 neue Grebrauch- und von denen mitgegangenen Lieferanten 18 Remonta in
Szalitschek übernommen hat.
Und ich habe in der Cabarda ebenfalls 341 Remonten und 17 Gebrauchpferde eingehan-
delt, da86 also in diesen 2 Jahren für dem allerhöchsten Aeratio nachstehende Remonten in
Emp&og zu nehmen kommen.
Benanntlich Remonten
Anno 178C 2619
Anno 1777 mil denen ersten 6 Transports nach Abschlag der 47 gefunde-
denen von anno 1776 2484
von denen Lieferanten auf dem Assentplatz nachgenommen 18 2502
mit dem 7ten Transport 331
Summa des zweijährigen Remontaeinkaufs . . . 5462
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60
Poler:
Abgang.
.Anno 1776 sind marode unterwegs eingestellt worden .... 3
Vom 7ten Transport sind verloren gewesen 77, weilen aber anheuer 47
nachgebracht worden, verbleiben HO
8. y. crepiert 12
von Wolf zerrissen 1
ersoffen 1
in Szalitscbek den Hals gebrochen ....... 1
verkauft 4
Anno 1777 auf dem Marsch crepiert 18
in Szalitscbek „ 5
„ „ todtgeschoBsen 2
in der Buccowina den 26. November S. v. crepiert ....
vom 7ten Transport auf dem Marsch den Fuss gebrochen .
Summa des Abganges
Wann von vorigem Einkauf deren 5462 gleich l)esagter Abgang defal-
eiert wird mit .... 79
verbleiben zu verweisen
Hier ist um Richtigkeit willen der Umstand anzumerken, dass von
denen heuerig erkauften Gebrauch pferden 20 Stück diensttauglich be-
funden und assentiert worden, welche also denen Kcnionten zuzuschla-
gen mit
Ist also der Kemontastand
Verweisung.
Anno 1776 sind assentiert worden:
Chevauxlegere . . , 1301
Husaren 1219
Anno 1777 Carabiniers 1.30
Chevauxlegers 865
Husaren 1430
Von denen heuerig 6 ersten Transporten schwach unl defectuos llbrig
verblieben und mit dem 7. Transporte nachgebracht, über einen vor-
bemerkt den 20ten November crepierten, befinden sich zur PAegung in
der Buccowina annoch uneingetheilt 118
vom 7ten Transport über Abzug 1 Stück, so vorberaerktermassen den
Fuss gebrochen, sind in der Buccovina uneingetheilt . . . 340
Facit ".
An Gebrauchpferden sind mitgenommen und neu verkauft
Anno 1776 alt in Gebrauch geweste Pferde mitgenommen
dortmals darzu gekauft
Anno 1777 bei denen 6 ersten Transporten erkauft ....
bei dem 7ten Transport . . .~
Remonten
52
25
1
1
79
5383
20
5403
Remonten
2520
2425
458
5403
worden, wie folgt.
Gebrauchpferde
68
58 X
51
17 '
126
Summa .
Hievon kommen vorderist abzuschlagen Vorstehendermassen zu Re-
monta assentierte
Verbleiben .
Ausweis.
Anno 1776 S. v. crepiert
durch Deserteurs entführt
entloffen 2, wovon aber mit dem 7ton Transport anno 1777 1 Stück
nachgebracht worden, verbleibt
verkauft
194
20
174
16
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütks Radaltz. 61
Gebrauchspferde
Hebert rag 16
Anno 1777 verkauft in Szalitschek 63
do. bei denen Regimentern in Qallicien zugeth^lt geweste . 28 ,
zum Verkaufen dem Kaiser Chevauxlegersregiment nacher Mähren mit- '
gegeben 13
auf dem Marsch crepiert 4
beim Klnskischen Chevauxlegersregiment gestohlen .... 1
zu Grewen-Husaren abgegeben , 2
vom 7ten Transport bei der Biszar Simnik in Saporogien wegen starker
Krfirope zurückgelassen 1
in der Buccowjna aufgestellt mit Zuwachs: 1 Stück, vom 7ten Trans-
port nachgebracht, hingegen Abzug: 13 Stück, zu Kaiser Chevauxlegers
zum Verkaufe nacher Mähren mitgegeben, verbleil>en .... 45
Sage . 174
Uebrigens habe mir zwar dem hochgnädigen Befehl von ddto Lembarg den öten Aprilis
1777 in Betreff eines fernerhin anzustossen suchenden Contracls mit dortendig armenisch oder
jüdischen Handelsleuten recht sehr angelegen gehalten
Ich bin die bekannte grössere Pferdehändler angegangen, welche alldortcn zur Antwort erlheilet,
das» sie allerst hören wollen, wie es denen anheuer bis Szalitschek mitgegangenen Cameraden
abgelaufen seie, an welchen selbe mir auch Briefe mitgegeben. Derowegen habe nach meiner
Ankunft in Szalitschek die 2 wohlhabende Handelsleute um ihre Gesinnung nochma'.en befragt,
welche nach gemachter Ueberlegung den Kntschlnss gegeben: Wann auch russisch- kaiserlicher-
seits die allerhöchste Erlaubnis ergienge, über denen Grenzen frei Pferde verkaufen zu dürfen
(welches aber dermalen noch eingeschränket und auf jedes Stück 10 Rubel Maut geschlagen ist),
so wäre ihnen doch wegen vielen zu passieren habenden Länderen und Mauten fast ohnmöglich
die Lieferung auch gegen einen grösseren Frei« einzugehen; hingegen sind sie erbietig, wann
denenselben in vorhergehendem Herbst aviso gegeben würde, und dann ein Oflficier im Früh-
jahre allhin kommete, so die Pferde alldorten übermesset und bezeichnete, sofort al>er mit denen
Transports zurückgienge, solche bis in das republicanische Fohlen auf ihrer Gefahr zu treiben
und auch das halbe Geld allererst alldorten zu empfangen.
Diese Nation bestehet aus Russen, Tartarn und Kalmuken, so zwar alle Soldaten, aber
ausser Kriegszeiten und besonders im Handel sehr forchsam sind. Armenier befinden sich dies-
seits des Donnflufises, ausgenommen in der Moldau und Wallachey, wenig, hingegen bei Astracan,
Kislar und Mostok in Asiatischen genug, ist aber mit selben nichts Verlässliches zu machen
and sehr hart sich mit ihnen in einen Contract einzulassen. Von Juden aber ist in diesem
Land, ausser auf der pohlnischen Grenz, aichts zu sehen, weilen selbe schon längsten aus dem
russischen Reich verbannet worden. Derowegen bin auch unvermögend gewesen, diesen hohen
Befehl in uoterthänigst gehorsamstschuldigste Erfüllung zu bringen.
Gleichwie mir übrigens der hochgnädige Auftrag beschehen, für denen gegenwärtiges
Jahr von die 6 ersten Transports übrig verbliebenen und dann für den ganzen 7ten Transport
in der Bnecowina einen tauglichen Platz zu suchen, damit sothane Pferde über Winter nach
Möglichkeit beqaemlich untergebracht und gefüttert werden kennten, als habe nach unterthä-
nigst gehorsamst beiliegender fnslruction nicht nur 2 gedeckte Okols, allwo in jedem deren
300 Pferde zum Unterkommen vollkommen Platz haben, ohnentgeltlich des allerhöchsten Aerarii
durch die Landesinwohner neu aufgestellt, sondern auch denen bei sammentlichen Pferden Com-
mandierten 2 Herren ObeiUeutenants die Mannschaft und Pferde eingetheilt und selbe in allen
Stücken zum Dienst des allerhöchsten Aerario belehrnet. wobei mich aus Erfahmis und Kennt-
nis deren bereits schon 2, 3, auch 4 Jahr mit mir gewesten, ausgesuchten, guten Commandierten
der Cavallerie versichere, dass mit sothanen geringen Commando der zwar beschwersam, Tag
und Nacht danemde Dienst daiinoch vollkommen erfüllet werde.
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62 Polek:
Hierbei finde aber zu meiner Schuldigkeit die unteribänigst gehorsamste Vorstellung und
Bitte zu machen, dass die bei diesem Commando annoch commandiert befindliche Individuen
der Cavallerie nicht nur wegen dem starken Dienst, sondern auch wegen ihrer schon lang in
diesem Geschäft vorzUglich bezeigten Eifer wenigstens bis ultima Mai 1778 einer sidi würdig
gemachten Zulag erfreuen könnten.
Nach welch ein so anderer hoclignädigen Ermessung um die Ausfolgung deren erforder-
lichen Verlagsgeldem die unterthänigst gehorsamste Bitte unterlege.
Wollte hingegen hoherorten hochgnädigst begnehmiget werden, fQr jeden in der Bacco-
wina verbleibenden aerarischen Pferde a dato ihrer dortländigen Aufstell- und Fütterung von
15. Novembris 1777 bis 15. Mai 1778 incl. eine tägliche Verpflegung per Stück a l'/i Portion
Heu und */, Portion Haber auszumes^en, welch letzterer aber ausgedroschener nicht angebracht,
sondern (weilen die Pferde frei und unangebunden sind) in Garben gefüttert werden muss,
könnten nach meiner unterthänigst gehorsamst ohnmassgcblichen Ant^'ag sammentliche Pferde bis
zu ihrem Ausgang auf die Weide täglich zweimal mit Habergarben gefuttert werden, wodurch
selbe besser zu Kräften kommen und in Frühjahr }>ei erreichendem Gras umso viel ehender das
ansehnliche Wachsthura erreichen würden.
Und weilen ohne Zweifel das schon dermalen fütternde kais. königl. Heu*) der Buceowiner
Cassa zu l>ezahlen sein wird, die unausgedroschene Ilabergarben aber von denen Landesinwohnem
erkauft werden müssen, könnte durch Auswerfung deren Portionen in Geld nach Bezahlung
aller Fourage eine Ersparung ausfallen, wormit nicht nur die erforderlichen Unkosten bestritten,
sondern auch die Zulagen abzureichen hinlänglicher Vorrath verbleibete, mit der unterthänig
gehorsamsten Versicherung, dass hierdurch kein Pferd sich einigen Abgangs des Futters be-
klagen würde und auch die Commandiertc verdienstUchcrmassdn befriedigt werden könnten.
Hiermit wäre zugleich imstande, mein 2jährig aerarisches Kemontierungsgeschäft schon
dermalen vollkommen abzuschliesscn, und bleibete in Hinkunft nur über den Gelderempfang auf
Naturalien der unterthänigst gehorsamste Ausweis zu erstatten.
FZM. Graf Siskovics an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. II. S. 1778—43—31.) I^mberg, 31. December 1777.
Es zeiget sonach (der) Remontenrapport, dass die Chevauxlegers- wie die Hnsarenregi-
menter auf den damalig bekannten Abgang nicht nur completiert, sondern auch mit denen an-
getragenen supemumerarien k 90 und 120 Pferde vollständig versehen worden und nur lediglich
denen Carabiniersregimentem die denen jedem derselben zugedachten 30 supemumerarien ni(^
haben ganz verabfolget werden können, sondern ein jedes hie von anstatt 30 nur 0 Stück über-
kommen habe.
Endlich bemerket (der) Remontierungsbericht, dass sammentliche G Remontentransports
nicht nur von gut- und dienstbarer Gattung, von schönem Schlag und Wachsthum gewesen
seien, sondern auch alle Regimenter die Zufriedenheit finden müssen, indem heuer nicht so viele
schwache, gar zu junge und unter der Mass wie sonstige Jahre vorgefunden worden.
Bevor als die Remontenübemalime der ersten G Transporten in Szallescdk geendiget
wäre, träfe der Rittmeister Cavallar für seine Person daselbsten ein. Nachdeme aber von diesen
6 Transperten nicht nur 119 Remonten, sondern sein ganzer aus der Cabarda anmarschierender
*) Die Heuabgabe wurde in der Bukowina im Jahre 1769 von den Russen, die damals,
im russisch -türkischen Kriege, von diesem Landstrich Besitz ergriffen, eingeführt. Sie blieb auch
unter der österreichischen Herrschaft fortbestehen, wurde aber vom Jahre 1780 angefangen in
Geld reluiert (Polek, die Bukowina zu Anfang des Jahres 1783. Czemowitz 1894. S. 78).
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Die Anfänge des k. k Staatsgesi>üte9 Radaütz. 63
Tabao zur Ueberwinterung in der Biiccowina ansfiel, so hat man in Rucksicht dessen, dass der
Rittmebter die beste Einsicht und Kenntnis habe, auf welche Art ;e.um Besten des Aerarii und
des Dienstes die Remonten allda überwinteret werden könnten, demselben die Ordre ertheilet,
sich in die Buccowina zu begeben und durch Mitwirkung des hievon glf^ichfalls verständigtea
Herrn Generain Baron v. S p 1 e n y zur diesfäUigen Ueberwinterung die nöthigen Einrichtungen
zu machen, nach deren Vollendung besagter Kittmeister anerst hieher gekommen ist, um seine
weitläufige Rechnungsrichtigkeit in Ordnung setzen zu können.
Auf den holien Erlass von 22ten Martii wurde dem Rittmeister Cavallar untern 5ten April
allbereits der Befehl zugefertiget, womit er sich bemuhen solle, einen armenisch- oder jüdischen
Pferdlieferanten z i Anstossung eines Contracts auf einige 100 Pferde zu vermögen. Er äusseret
sich aber hierüber, dass sich niemand lierbeigelassen habe.
I • •
Ob Seiten des Generalcommando ist man der ohnmassgebist-gehorsamsten Meinung, dass,
da nach der Einrichtung Russlandes ohne Bewilligung des Hofes auch die Lieferanten keine
Pferde aus diesem Gebiete herausfuhren können, und sie auch wegen der Erhöhung der Maut-
abgaben nie sicher sind, derowegen auch keinen Contract eingehen können, kein anderes Mittel
übrig sei, als wann es anderi thunlich wäre, von dem russischen Hofe semel pro semper einen
freien Pass auf einige 100 Pferde jährlich zu erwirken, wornach das allerwohlfeilste Mittel pro
aerario wäre, im Herbste lediglich einen Officier mit ein paar Commandierten und der Geld-
halbscheid in diese Lander abzuschicken, sodann die durch den Winter bestellte nur auserlesene
Pferde im Frühjahr zu accordieren, auf Gefahr der Pferdhändler bis an die Grenzen von Pohlen
darch ihre tartarische Knechte treiben zu lassen, allda die andere Halbscheid des Betrags zu
bezahlen und entweder durch neubestellte eigene derlei Knechte oder Commandierte weiters
anhero zu beforderen. Es scheinet, dass eine Anzahl von 5 bis 600 Pferden so gering ange-
sehen werden dürfte, dass vielleicht weder Russland den Ankauf noch Pohlen den Transito
diffieultieren werde. Ich rechne die Erfordernis beiläufig für die leichte Reiterei jährlich auf
1500 Remonten, und wann man deren 600 aus der Tartarey haben kann, so dürfte man wohl
in denen Erblanden mit Hilfe der nächst an uns liegenden Moldau die übrigen aufbringen, be-
Rooders wann Mittel vorhanden sind, iu der Ti mesvarer Banatsgrenze und in der Buccowina die
3jähiigen Pferde durch ein Jahr ohne besonderen Aufwand zu halten und zu pOegen, weil die
dreijährigen Pferde immer unter a öderen mit angenommen werden müssen.
Vermög voran bemerkter Ausweisung des Rittmeisters Cavallar sind an Remonten dato
uneiDgetheilet in der Buccowina aufgestellt 4.58
und an Gebrauchpferden dabei 4.5
zusammen . 503 Stück.
Zu deren Unterkommen hat besagter Rittmeister 2 Okols deren ein jeder 300 Pferde
fassen kann durch die I^ndesinwohner ohne Kosten des Aerarii aufgestellt und den Okol Nr. 1
dem Oberlieutenant Schallmayer von Modena und den sub Nr. 2 dem Oberlieutenunt Szedetzky
von Hadik übergeben, welch einem jeden 1 Corporal, 1 Schmied und 8 Genjeine von ihren
Regimentern, dann 3 von Kaiser Chevauxlegers, ferners 5 Gemeine vom zweiten (»arnisonsregi-
ment und 8 Stnische-Bauern zugetheilet werden. Es bestehen sonach die Commandierte bei
diesen beeden Okols in 2 Oberlieutenants, dann 30 Köpfen von Wachtmeister an abwärts und
1<» Bauern, welche zur Versehung obangezeigter Anzahl Pferde von ihme Rittmeister sufilcient
befunden worden.
Weichergestalten derselbe die Wart-, Pfleg- und Fütterung der aufgestellten Remonten
angeordnet und hierüber denen beeden Oberlieutenants Schollmeyer und Szedetzky die Instruc-
tion schriftlich ertheilet hat, enthaltet die seinem TotJ».lrap|>ort anverwahrte Beilage des mehreren.
Bei dem Umstände, wo der 7te Remontentransport erst den 12ten Novembris in der
Baccowina eingetroifen ist und nämlichen Tages auch die von Szallesczik dahin abgeschickte
J 19 Remonten nebst 41 Gebrauch pferden von dem Rittmeister Cavallar in seine eigene Verpfle-
^asg übernommen worden und nur lediglich jene 13 Gebrauchpferde, die mit so viel Comman-
dierten von Ihro Majestät des Kaisers Allerhöchsten Namen führenden Chevauxlegersregiment
nacher Mähren abgehen, aus dem Verpflegsmagazin vom 20ten Novembris an gegen Quittung
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64 PoLEK :
verpfleget werden, hat man dem Rittmeister Cavallar verordnet, seine Rechnung bis «um Ein-
tritt in die Buccowina zwar ahzuschh'eHsen, zugleich aber aufgetragen, da»8 er vom Eintritt in
die Buccowina sowohl über die FUtterungs- als anderweit unvermeidliche Kosten eine Nachtrags-
reehnung zu erlegen haben werde.
Aus dem Anlass, dass sowohl der Rittmeister Cavallar als die beeden Oberlieutenants
Schollmayer und Szedetzky und die Unteroflficiers wie die Gemeinen von dem RemoDtierungs-
gcschäft noch nicht entlediget und ein wie andere bei denen aufgestellten Remonten noch immer
Schwerer Arbeit ausgesetzet sind, hat man auf das gemachte Ansuchen des Rittmeisters Cavallar
einem jeden derselben noch femers bis ultima Mail 1778 die bishero genossene Zulage verab-
reichen zu lassen ilirae Rittmeister die Bewilligung ertheilet, wohingegen respectu der Schreib-
materialien und Postspesen, die sich ohnehin nicht auf vieles belaufen kennen, keine weitere
Aufrecbnung passieret werden wird, weilen eine solche die Officiers von den beziehenden Liefer-
geldern gar füglich werden bestreiten können.
Ueber die in der Buccowina aufgestellte 458 nneingetheilte Remonten, dann die allda
verbleibende 45 Gebrauchpferde wird man infolge hoher Anordnung von 8ten Octobris anni
hujus bei Ausweisung des Standes der Regimenter auch jedesmal den angeordneten Ausweis
gehorsamst einreichen.
Man wollte zwar Ober die diesfällige Remonten die kriegscommissariatische Revision an-
ordnen; nachdem aber der Rittmeister Cavallar die Vorstellung machte, dass es für jetzo nicht
wohl möglich seie, weilen die Pferde ausgefangen, beschrieben und abgemessen und doch nach-
hero wiederum freigelassen werden niUssteu, und man aus diesem Grunde überzeugt ist, dass
sothane Revision für jetzo zu keinen weiteren Gebrauch dienen könne, so hat man auch dies-
fällige Revision bis zur Zeit, wo mentionierte Remonten unter die Regimenter za vertheilen und
formlich zu assentieren sein werden, anstehen zu lassen befunden, zugleich auch dem Rittmeister
Cavallar in dem Anbetracht, dass er die Fütterung der Remonten nach Verschiedenheit der
Zeiten einzurichten gedenket, gestattet, den Einkauf an Heu- und Habergarben Selbsten zu be-
streiten.
Uebrigens ist man der unterthänigst ohnmassgebigsten Wohlmeinung, dass, wenn der BiU-
meister Cavallar seine Rechnung vollständig erleget und es sich hieraus verofTenbaret haben
wird, was für ein Nutzen durch dessen eifrige Verwendung bei dem aufgehabten Remontenein-
kauf dem Aerario zugegangen ist, demselben, wie denen sich sammentlich mit besonderem
Diensteifer verwendeten Officiers und übrigen Commandierten eine allergnädigst zu bestimmende
Douceur angedeihen zu machen sein dünle, wie solche denenselben Inhalt hohen Decrets vom
16. Februarii zugedacht worden.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. S. 1778-43—31.) Wienn, 21. Jänner 1778.
( Randbemerkung) : Der Inhalt dieses Vortrags dient Mir einstweilen zur Wi^enschafl;
soviel aber den darinnen vorkommenden künftig ferners fortzusetzenden Einkauf der Remonten
in denen dortigen Landen betrifft, finde Ich für nöthig, den Rittmeister Cavallar selbst anher
kommen zu lassen, um denselben dieses Gegenstandes wegen mündlich zu vernehmen. Der Hof-
kriegsratli hat dahero demselben durch das Generalcommando anzubefehlen, dass solchcT seine
Rechnungen über das aufgehabte Remontierungsgeschäft auf das fördersamste abschliesse, die
Oberaufsicht über die Wart- und Pflegung der in der Buccowina zum üeberwintem befindlichen
Hemonta einem andern von dem Generalcommando hierzu schicksam befunden werdenden Offi-
cier übergebe, diesem die gehörige Anleitung hierzu ertheile und sich sodann ungesäumt anhero
zu verfugen habe. J086ph Corr.
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütbs Radautz. 65
Cavallar an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. n. S. 1778-43—116.) WienD, 26. März 1778.-
Wann Ein hochlöblicher kais. königl. Hofkriegsrath zu immerhiniger Completierung der
leichten Cavallerie femers den Ankauf auf ärarische Kosten fortzuführen und mir dieses Geschäft
hochgnädigst zu übertragen geruhen wollte, finde meiner Pflicht gemäss, Nachstehendes zu hoher
Einsicht unterthänigst gehorsamst zu unterlegen.
Dermalen sind sammentliche leichte Cavallerieregimenter per 6 und respective 8 Esca-
drons (nämlich ohne der allererst errichtenden Reserv) meistens durch meinen Pferdeankauf und
zwar die Chevauzlegers per 90 und die Husaren per 120 Stllck übercomplet gemacht worden.
Zademe befinden sich annoch in der Buccowina unter meiner Obsorg 500 Stück uneingetheilt
ärarische Pferde, wovon die meisten remontamässig, einige aber, welche bei letztvorgewester
Assentierung wegen Zufälligkeiten und schlechtem Ansehen und einige, weilen selbe in Gebrauch
auf dem Marsche sehr abgenutzt waren, dortmals nicht überc^eben werden können. Wann nun
diese in FrUl\jahr nach etwas genossenem Gras zu deren Ausreinigung in denen in der Bucco-
wina und Galliczien dermalen genugsam vorräthig leeren Stallungen aufgestellet und zum harten
Futter gewöhnet, darzu annoch diesen Sommer in der Moldau, dem republicanischen Pohlen
und in Galliczien eben 500 Stück nachgekaufet und in ordonanzmässiger Portion gehalten
würden, könnten sohin in künftigem Winter oder Frühjahr sothane Remonten in gutem künftigen
iStand und auch schon etwas zugerittener successive an die Regimenter oder Reservescadronen
abgeschicket und hoffentlich durch Fortsetzung des ferner mehr oder wenigeren Ankaufes die
leichte Cavallerie in beständigem completen Stand erhalten werden.
Zndeme aber wäre erforderlich, dass ein a parte Personale zusammengesetzet und ohne
Vermischung mit einem Regiment einen besonderen Namen erhielte, damit diese Leute, vom
Oberofficier bis zum Gemeinen, in eine Forme und ohne von solchem Dienst verwechselt zu
werden, zur ordentlichen gleichen Futter- und Pflegung belehret werden könnten.
Dieses angetragene Personale besonders zu bestimmen und beständig zu behalten ist zu-
gleich von darumen der nützlichste Umstand des ganzen Werkes, damit nicht wie bishero ge-
schehen, mit jährlicher Zurückeinrückung deren Individuen zu denen Regimentern, wo meisten-
theils in nachgefolgtem Jahr andere Leute geschicket worden, die beschwersam und gefährliche
Verlegenheit vorkomme, selbe ihrer Geschicklichkeit und Treue allererst zu prüfen, welches in
einer so kurzen Zeit nicht wohl probmässig erforschet werden kann, und wodurch also der aller-
höchste Dienst um nöthiger Sicherheit willen Hindernis im Wege hat.
In dem Fall sothaner Zusammensetzung wäre es einerlei, ob von denen Feldregimentern
die unansehnlich und zum Kriegsdienst untaugliche Gemeine oder auch diese sammentlich von
denen halbinvaliden Cavalleristen deren Gamisonsregimentern, weilen solche ohnehin in kaiser-
Hchem Brot stehen, die Bestconduisierte abgegeben würden. Wie dann ebenfalls die meiste Cor-
poralen von dieser Gattung sein könnten. Sattler, Schmied, Feldscherer, Fourier und Wacht-
meister aber niussten wohlgeubte, annoch kräftige lieute sein. Von denen Oberofficiers hätte
wenigstens 4 Individuen erforderlich, welche mir kennbar und zu dem Dienst des beständigen
Ankaufes tauglich befindete. Die übrigen zur Pferdewartung könnten ebenfalls von der Garnison
genommen werden.
Hierbei wäre der Umstand in Betracht zu nehmen, dass dem ganzen obligaten Dienst-
personale Reitrequiidten gegeben werden müssten, weilen durch selben die Remonten zuzureiten,
in die Tränke zu führen und nach erhaltendem hohen Befehl an die Regimenter oder Deposi-
torien abzuschicken antrage.
Eine Montur würde für das erstemal jedes Individuum mitbringen, sohin aber würde
dieses Personale eine egale Montur kennbar machen.
Die Verpflegung könnte in der Zeit, da nur Pferde gewartet werden, also in Quartier,
wegen vieler Arbeit dem Cavalleristengelmlt gleich gerechnet werden; auswärtige Dienste aber
würden auch gebührende Zulagen nöthig haben.
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66 Polkk:
Wie ich nun vermuthe, dass jährlich wenigstens 1000 Pferde Nach wachs erforderlich
seie, also mache meinen Ueberschlag, das» zu sothaner Pflegung und genauer Uebersehung
1 Commandant, 3 Rittmeisters, 3 Oberlieiitenants, 3 Unterlieutenants, 3 Wachtmeisters, 3 Fco-
rier, 3 Feldscherer, 3 Schmied, 3 Sattler, 24 Corporalcn, 360 Gemeine, wordurch auf mehrers
anwachsenden Reroonten, auch auf einen Erkrankungsfall etwas beigesehlageu, 409 Köpf in
Summa erforderlich wären.
Dermalen sind vor 1000 Pferde nur 3 auf einen Mann zur Wartung gerechnet; sollten
aber ein- oder anderesmal die Remonten mehrers wachsen, könnte auch jeder Mann 4 Stuck
pflegen, dass also zu 13 bis 1400 Pferde, genügsame Mannschaft ausgesetzet. Wann hingegen
der jährliche Nachwachs auf einer noch höheren Summa hochgnädigst ermessen werden wollte,
wäre nach Anzahl der mehreren Stück auch das Personale mit allen dazu gehörigen Indiridaea
zu verslärkeren erforderlich.
Wie nun der fürwährende Ankauf der grösste und vorzüglichste Dienst sein würde, zu
sothanem Geschäft hingegen nicht jedwederes Individuum angemessen ist, als würde dem aller-
höchsten Aerario sehr vortraglich sein, ^l7lnn einige bekannte, geschickte, schon mehrere Jahre
in diesem Geschäft sich sehr beeifert, wohlerfahren und getreue Ober- und Unterofficiers, auch
Gemeine mit Avancement dabei belassen würden.
Da übrigens die nachzukaufen gedenkende Remonten sogleich von dem Tag des Ankaufes
in ärarischen Futter kommen, wäre hochgnädigst zu entschliessen, ob die Pferdeportiones aus
denen kais. königl. Magazinen gefas.set und quittieret oder aber durch diesen Personale selbeten
erkaufet werden sollen. Nur finde noch beizurUcken nöthig, dass eben wegen der Fourage am
wirtschaftlichsten sein würde, wann sammentliche Pferde in Podolien, Pokutien und in der
Buccowina aufgestellet würden, weilen alldorteu gute, auch mehrer und wohlfeilere Foura^ zu
finden ist.
Mit welchem diesen verfassten Plan Einem hochlüblichen kais. königl. Hofkriegsrath zu
hochgnädigst beliebsamster Einsicht hiemit in Unterthänigkeit gehorsamst einreiche.
Sigl. Wienn, den 2(5. März 1778.
Unterthänigst gehorsamst
J. Cava Mar
Rittmeister.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. S. 1778-43—116.) Wienn, 28. Mira 1778.
Dieser Vorschlag würde das Gute mit sich bringen, dass die Remonten vor der Abgabe
an die Regimenter gereiniget und etwas zugeritten würden, somit gleich bei der Aasentiemng in
Gebrauch genommen und auf den dienstbaren Stand der Regimenter richtige Rechnung gemadit
werden könnte.
Es würden die Remonten, wenn nur ein Käufer sich einfindet, im Preis nicht geetei-
geret, dann die Regimenter die Remontierungscommandi und die Leute zu Wartung der jungen
Pferden ersparen.
Das Personale, so der Rittmeister Cavallar zur Remontierung antraget, konnte aus pen-
sionierten Officiers, dann halbinvaliden Gemeinen und Unterofficiers des Gamisonsregimenta, die
vorhin bei der Cavallerie gedienet haben, genommen, somit ein Theil des neuen Aufwands
dadurch verminderet werden.
Man vermeinet jedoch, dass, noch bevor diesfalls eine Einleitung geschiehet, der Ritt-
meister Cavallar Gallizien, die Moldau und das republicanische Pohlen zu bereisen, so viel«
Pferde, als er brauchbar fiodet, zu erkaufen und sodann die Relation zu erstatten hätte, wie
viele gute Remonten er jährlich aufbringen zu können, vermeine. Zu welchem Ende der Hof-
kriegsrath ihn Cavallar sogleich abzuschicken gedenket.
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Die Anfänge des k. k. Staatsöbstütbs Radautz. 67
SoUteo Euer Majestät nachhin den Vorschlag des Rittmeistor^ Cavallar zu begnehmigen
gerahen, so könnte dem diesortig ohnmassgebigsten Erachten nach
a) Cavallar für die Remonten die Fourage selbst anschaffen oder das ärarische Heu in
der Buccowina fibemehmen,
b) könnte demselben zum Ankauf der Remonten der dermalige Husaren- und Chevaux-
legerspreis per Pferd dergestalt pasitteret werden, dass in der Totalite sothauer Preis per Pferd
nicht überstiegen, ihm jedoch gestattet werde, das bei einem Rimonta Ersparende an ein an-
deres zu verwenden.
c) Scheinet, dass die Superarbitrierung der Pferden in der Buccowina und in Pokutien,
welche dem Aerario vielen Aufwand venirsachet, bis zur Abgabe und Eintreffung der Pferden
bei den Regimentern verschoben bleiben könnte.
A. G. V. Hadik.
(Randbemerkung): Ehe und bevor zur Ausübung des Cavallarischen Vorschlags ge-
schritten werden kann, ist erforderlich zu wissen, wo er den Ankauf dieser Remontapferde zu
veranlassen gedenke, und auf wie viel Stück dergleichen Chevauxlegers- und Husarenremonta
sich Rechnung jährlich gemacht werden dürfe. Beiläufig kann dem Cavallar eine Berechnung
gegeben werden, wieviel, um 5 Chevauxlegers- nnd 7 Husarenregimenter beständig in completem
Stand zu erhalten, an jährlicher Remonta erforderlich sei, und ist nothwendig dabei eher auf
etwas mehrers als weniger anzutragen, damit auf die gedachte jährliche Erfordernis eher ein
geringer Ueberfluss als ein Mangel sich ergebe, und nachdem zur Aufstellung und Fütterung
dieser Pferde, bis sie zur Remontierung tüchtig sind, Pokutien, Podolien und die Bukowina als
diejenige Gegenden angegeben werden, wo das Aeranum hierbei am wohlfeilsten fähren dürfte,
so sind auch allerdings nach der Hand diese erkaufte Pferde dahin und zugleich zu bestimmen,
ob sie mit 4 oder 5 Jahren an die Regimenter abgegeben werden sollen, wovor das letztere
Alter vorzüglich festzustellen zu sein scheinet.
Wann dieses erst richtiggestellet sein wird, so hat in Ansehung des Personalis, und soviel
die Officiers betrifft, Cavallar diejenigen namhaft zu machen, die er zu diesem Greschäft zu ver-
wenden gedenket. Wachtmeister aber, Corporalen, Fouriers, Feldscherer, Schmiede, Sattler müssen
theils aufgenommen, theils von denen Regimentern und halbinvaliden Mannschaft herbeigebracht
werden; soviel liingegen die Gemeinen überhaupt betrifft, ist dem Cavallar in Ueberlegung zu
geben, ob es nicht besser sei, nur eine proportionierte Anzahl altgedienter gleichen gemeiner
Mannficbaft hierzu zu verwenden, die übrige Mannschaft aber zur Wartung dieser Pferde von
denen Landleuten auf gewisse, zu bestimmende und zu capitulierende Jahre aufzunehmen. Die
Montierung der Mannschaft ist ein Gegenstand, der sich seinerzeit leicht wird bestimmen lassen.
Vorzuglich ober ist es nothwendig, den Cavallar von hier abzuschicken und seinen Vorschlag
wegen dem zukommenden Einkauf der Pferde abzuwarten, und muss derselbe auch für das
Gegenwärtige die Weisung erhalten, insofern sich bei seiner Zurückkunft in Gallizien die Gele-
genheit äussern sollte, Pferde durch eigenen Einkauf oder auch durch Contracte aufzutreiben,
er sich solche zunutzen zu machen nicht verabsäumen, sondern sich äusserst angelegen halten
sollte, Chevauxlegers- und Hiisarenpferde herbeizubringen, worzu der Hofkriegsrath ihn dann
auch mit Geld zu unterstützen hat, und da allerdings, wann nur ein Einkäufer vorhanden ist,
die Pferde umsoweniger im Preis übertrieben werden, so hat der Hofkriegsrath auf dasjenige,
was dem galUzischen Generalcommando wegen Ausfindigmachung mehrerer Lieferanten bereits
mitgegeben worden, dasselbe dahin zu verständigen, dass, insoweit als daselbst einige Contracte
mit derlei Lieferanten seither schon geschlossen worden, solche zwar in Erfüllung bringen zu
lawen getrachtet werde, für die Zukunft aber dortigerenden der Ankauf der Pferde für den
Dienst dnrch keinen andern als den Rittmeister Cavallar zu besorgen sei.
Joseph Corr.
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68 Polbk:
Siskovics an den Hofkrtegsrath.
Orig. (K.-A. n. S. 1778—43—117.) Leraberg, 28. Februar 1778.
Es wird Einer hohen Instanz . . . die von dem Rittmeister Cavallar über die zum Behuf
des pro ao. 1776 et 1777 aufgehabten Remontierungsgeschäfts empfangenen Gelder pr. 289.495 fl
ölVe kr. erlegte Berechnung . . . überreichet.
Die von dem erdeuten Rittmeister Cavallar erkaufte Remonten sowohl als die Gebrauch-
pferde pr. 5588 StUck sind sammentlich rechtens ausgewiesen, und es kommet nach der dem
Ausweis beigefügten Eventualausrechnung jedes der assentierten 4947 Remonten ohne Unter-
schied, ob es an die Chevauxlegers- oder Husarenregimenter abgegeben worden, auf 52 fl. 547? kr.
zu stehen ... Es veroffenbaret diesfällige Ausrechnung noch femers, dass, wenn diese Anzahl
Remonten gegen den sonst hierauf verwilligten Remontageid a 19 und respective 15 ord. Du-
caten wären gestellet worden, dieselbe um 91.304 fl. 47*/8 kr. höher zu stehen gekommen wären,
und ist dahero in dem Anbetracht, wo dem allerhöchsten Aerario durch diesen Cavallariscben
Remonteneinkauf eine so beträchtliche Ersparung zugehet, des . . . Dafürhaltens, dass, wie denen
sammentlichen Remontierungscommandierten vermög hohen Decrets vom 16. Febr. 1776 eine
Remuneration zugedacht worden, mehrwiederholter Rittmeister Cavallar wie denen sich sammenl-
lich mit besonderem Diensteifer verwendeten Officiers und übrigen Commandierten eine «llergnä-
digst zu bestimmende Douceur angedeihen zu lassen sein dürfte.
Hofkriegsräth an Cavallar.
Concept. (K.-A. IL S. 1778—43-116.) Wienn, 30. März 1778.
Vermög herabgelangtem Allerhöchsten Befehl solle derselbe sogleich nacher Gallicien
abgehen und sich äusserst angelegen halten, so viele Chevauxl egers- und Husaren pferde, es seie
nun durch eigenen Ankauf oder durch Contracten aufzubringen, als es möglich sein wird, ond
hat sich derselbe um Erlangung der dazu nöthigen Verlagsgelder an das Generalcommando
in Gallicien zu wenden, welches hierwegen unter einem den Auftrag erhaltet.
Was dessen Vorschlag wegen des beständigen Remonteneinkaufs betrifft, wird von ihm
über folgende Gegenstände die Aeusserung gewärtiget:
a) wo derselbe den Ankauf der Remonten zu veranlassen gedenke,
b) wie viele Stucke an Chevauxlegers- und Husarenremonten derselbe jiüirlich «icher
aufbringen zu können sich Rechnung mache. Wobei ihm zum Nachverhalt zu gereichen hat,
dass man jährlich 560 Chevauxlegers und 1050 Husaren (sie) brauche, welche Summa etw»
über 15 procento für den completen Kriegsstand der 5 Chevauxlegers- und 7 Hu^arenregimenter
gerechnet ist. Jedoch ist der Antrag, die Remonten erst mit completem 5ten Jahr an die Re-
gimenter abzugeben und bis zu Erreichung dieses Alters in Podolien, Pocutien und in der Bn-
covina zu belassen.
Cavallar an den Hofkriegsräth.
Orig. (K.-A. U. 8. 1778—48—132.) Wienn, 3ten Aprü 1778,
Unterthänigst gehorsamste Äusserung.
Auf dem sub dato Wienn, den 30ten März, von Einem hochlöbl. k. k. Hofkriegsräth an
mich herabgelangten hochgnädigen Befehl werde . . . ohnermangeln, den 6ten dieses nacher
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DiB Anfänge des k. k Staatsoestütes Radautz. 69
Leiuberg in Galliczien abzugehen und sohin nach äussersten Kräften mir angelegen halten, so
viele Pferde von Chevauxlegers- und Husarenschlag, aU nur immer aufzubringen sein können,
zu erkaufen.
Mein Antrag des Pferdeankaufes ist, wann in russischen Reiche nicht remontiert wenlen
solle, die Moldau, das republicanische Pohlen und Galliczien. In letzteren zwei Ländern
wird wohl nicht nel zu machen und die wenig findende Pferde sehr theuer sein; doch konnte
eine öilenüiche Bekanntmachung des an mir hochgnädig herabgelangten hohen Auftrages durch
das galliczische Landesgubernium einigen Vorschub machen. In der Moldau kann, ohne ein
Aufsehen zu machen, mich ohne Pass nicht wohl hineinbegeben. Es haben aber die in Disme-
nitz ^) und Stanislau beOndÜche Armenier einige Gestüter in der Moldau, welche durch machende
Contracte auch noch mehrere an sich ziehen und herausbringen könnten. Wann hingegen nach
hocbgnädigem Gutbefund wenigstens von der Krön Pohlen ein Pass erhalten würde, könnte zu
Mojhilow ') eine Pferdwerbung aufgestellt und sowohl aus dem Republicani sehen als auch aus
der Moldau Comerz getrieben werden, weilen es alldorten Leute gibt, so ohne Pass in weitere
fremde Länder gehen können, welches aber mir jederzeit gefährlich füllen würde.
Dieser Gegenstände wegen, und da zugleich Hungarn und Siebenbürgen für denen Regi-
mentern zu eigenem Ankauf vorbehalten werden solle, kann für dermalen die Aufbringungszahl
nicht sicher aussetzen und zwar umsomehr, da, wie bishero geschehen, die königlich- preussischo
und eh urfurstl ich -sächsische Truppen ihre Remonten ebenfalls in diesen Ländern geholet, welche
mit polnisch und moldauischen Pässen versehen waren.
Die zu diesem Geschäft erforderliche Ofliciers bin derselben Ursachen unvermögend der-
malen zu benennen, indeme solche Individua zu erhalten wünschte, so zu diesem Geschäft
Selbsten inclinierten und mit freiem Willen darzu herübergiengen; dero wegen vorhero ein Nach-
frag machen zu können mir unterlhänigst gehorsamst verbitte.
Weilen übrigens hochgnädigst bekannt, dass in der Buccowina 500 Stück aerarische
Pferde vorrathig, welche nach etwas genossenem Gras zu deren Ausreinigung künftigen Juni
aufzustellen und zum harten Futter zu gewöhnen wünschte, zu solcher Pflegung aber nur
2 Oberofficiers, 2 Schmied, 4 Corporals und 22 Gemeine von denen Feld regi meutern dermalen
darbei commandiert sind, als würde es ein Ueberfluss sein, wann wegen der mchrers nöthigen
Commandierten die unterthänigst gehorsamste Anfrage machen solle, sondern ich halte mich in
Gegentheil versichert, dass auf schon gemachte hochgnädige Vorsorge durch das hochlöbliche
galliczische Generalcommando sowohl zu oben benanntem Vorrath als künftig immerhinigen
Nachkauf die erforderlichen Individuen erlangen werde.
Da für derzeit kein besonderes Personale hoclignädigdt anbefohlen ist, als wünschte mir
nur die hochgnädige Erlaubnis, wenigstens 2 Fourier und einen Schmied sogleich von hier aus
mitnehmen zu dürfen.
Und gleichwie mit dem Ankauf und Pflegung deren Pferden genügsame Arbeit, so dass
jeder Mann seine Ausmessung haben wird, als fallet mir fast ohnmöglich, mich mit einer Wer-
bong abzugeben. Hingegen wäre es einer hohen Stelle sehr leicht, wenigstens 200 mährisch und
schlesssche landständische Recruten (so zur Abgab an die Regimenter nicht angemessen, jedoch
weilen solche meistens bei denen Pferden aufgewachsen, zu diesem Geschäft wohl abgerichtet
werden können) anzuhoffen und an Behörde abzuschicken. Den nöthigen Rest der Mannschaft
aber mit denen bereits vorspecificiert in der Buccowina befindlichen Individua und die übiige
Unteroflficieni und Gemeine von denen Reservescadronen oder auch denen Cavalleristen des
xweiten Gamisonsregiment hochgnadigst completieren zu lassen.
Wegen welch ersterer Montur, und ob solche militärisch oder auf andere Art gekleidet
werden sollen, Einem hochlöbl. k. k. Hofkriegsrath unterthänigst gehorsamst anheimstelle, doch
finde dabei ... zu erinnern, wann dieses Geschäft in einem besonderen Personale verfasset
werden wollte, dass ich mir selbes nach dem Militärfuss und Disciplin auch in egaler Montur
za commandieren wünschte.
'; Dismenitz = Tysmienica, Stadt in Galizien.
*) Mogilew = Mohilew, Hauptstadt des russ. Gouvernements gleichen Namens.
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70 PoLEK :
In Angemessenheit dieses Dienstes, und damit die Pferde rittig gemacht werden könnea^
wäre erforderlich, sammentlich darzu Icommende Mannschaft mit Reitrequisiten und Stiefel m
versehen. ,
Ich zweifle übrigens nicht, dass sothan zwar schwer anscheinendes Geschäft, wann alle
hierzu erforderderliche Hilfe hoherorten herab gedeihe, den gewünschten Fortgang und guten
Ausschlag erlange, besonders wann in liochgnädiger Rücksicht geuommcp wird, dass andnrch
ein beständiger rfenlenachwachs und -Vorrath vorhanden, und dahero niemalen eine Verlegen-
heit sein, in Nothfall allererst mit vielen Kosten und in theueren Preis solche zusammensuchen
zu dürfen, auch dass mittelst solcher Aufstellung kein jünger a's 5jährige8 Pferd in Dienste
komme, wodurch solche zu längerer Dauer auswachsen und kräftiger erscheinen würden.
35:35:.
Cavallar an das galiz. Generalcommando.
Orig. (K.-A. II. S. 1778—43—373.) Czemowicz, 11. Juni 1778.
Ein hochlöbliches in denen Königreichen Gallicien und Lodomerien aufgestelltes Oeneral-
niilitärobercommando wird die Mittheilung und Kenntnis desjenigen Plans haben, den ich infolge
eines Zeit meiner Anwesenheit in Wienn an mich herabgediehenen hohen Rescripts, inhalt
dessen die Aeusscrung von mir anverlangt worden, wie die Remontierung für die leichte Ca-
vallerie am füglicbstcn fortzusetzen seie, dem bochlöblichen kais. königl. Uofkriegsrath in Un-
terthänigkeit gehorsamst unterleget habe.
Da nun die gänzliche Bestätigung dieses Plans von hohen Orten noch nicht erfolget, so
habe hiemit Einem hochiöbl. (ieneralmiliiärobercommando meine unterthänig gehorsamste Vor-
stellung machen und diese an den hochlöblichen Hofkriegsrath zu begleiten, bitten wollen.
Vermög letzterem Rapport befinden sich von dem 7ten Cabardiner Transport Remonten
in der Bukowina 339
von denen 6 ersteren Transporten, welche dazumal wegen ihrer Jugend zu klein
und anderen Defecten der Assentierung nicht angemessen waren . . . 114
453
Unter letzteren 114 Stücken haben sich bei dermaliger Revidierung des Gestüts
30 Stück vorgefunden, welche niemals zur Assentierung tauglich, um sie an die
Regimenter als Rcmonta abzugeben, wohl aber als Gebrauchpferde Dienste leisten
können, kommen also von obigen Remonten abzuschlagen . . . .* 30
Verbleiben 423
Hierzu die in Brodi erkaufte 166 Stück, wovon 1 Stück auf dem Anheromarsch
crepiert 165
Summa deren Remonten 588
Hierunter befinden sich Chevauxlegers 339
Husaren 249
588
Hierzu die alte Gebrauchpferde 45
Dann die dermalig oben hierzu angetragenen , . . . . 30
Summe der Gebrauchpferde 75
Summe des dermaligen effectiven Standes 603
Da ich bis Ende Augusti sehr gerne diese 663 Stück Pferde, worunter sehr wenig sein
werden, so 3 .Jahre haben, aufstellen möchte, um selbe in den Stand zu setzen, bis Monat
Septembris an die Regimenter die betreffenden abgeben zu können, so habe zugleich um die
gnädig hohe Verfügung von einer hohen Stelle zu treffen, ganz gehorsamst bitt*»n wollen, womit
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DiB Anfänqb DBS K. K. StaatsoestDtes Badautz. 71
die Regimenter alBdeon eingeleitet werden möchten, solche ganz alihier oder doch nvenigstens
auf der Hälfie des Weges von mir abzunehmen.
> i . .
Weilen mir von dem löbl. 2ten Gamisonsregiment erstlich mehr als 114 Köpfe zuge-
schrieben worden, und ich ohne Nachtheil des allerhöchsten Nutzens jedem Mann zur Wartung
nicht mehr als höchstens 3 und 4 Pferde zutheilen kann, umsomehr, da die noch ber uhrlichsten
und tauglichsten Leute, in 200 Mann bestehend, an das errichtet wordene Stabsdragonerregiment
abgegeben worden sind, so zeiget sich von selbsten, dass diese 114 Köpfe nicht einmal hin-
länglich sind, die allschon im Vorrath beHndliche und fast meistentheils aufzustellende 663
Pferde, vielweniger aber die noch in diesem Jahre ankaufenden zu versehen. Aus Ursache
dessen habe sammtliche Pferde die vorjährige, um sich noch etwas erholen und die in Brodi
erkaufte, um sich von dem vielleicht genossenen falschen Futter ausreinigen zu können auf
einige Zeit auf die Weide gelassen.
Indeme nun jedem dieser schon sehr enervierten Mannschaft *} zur Wartung 3 und 4
Pferde angetragen sind, so befinde unlerthänigst vorzustellen und ganz gehorsamst zu bitten
für nolhwendig, womit eine hohe Instanz dem gesammten Remontierungspersonali die GebQhr
wie jenem beim kaiserl. königlichen Mililärfuhrwescnscorps allergnädigst verabreichen zu lassen
geruhen wolle. Dahingegen wären keine Diäten und Zulagen zu verwilligen als nur jenen,
welche die Pferde an die Armee oder botretfende Regimenter transportieren, und in dem Fall,
wenn welche in fremder Puissancen Länder, wo man auch sogar Dach und Fach aus Eigenem
bestreiten muss, auf Remontierung abgeschicket wUrden.
Das gesammte Personale wünschte ich mir nun, wie schon in eröftertem Plan ange-
suchet habe, von denen Regimentern völlig aus- und zu dem Remontierungscommando Ober-
zutreten, massen, wenn die Individua bei denen Regimentern, die dermalen weit entfernt stehen,
Kugetheilt bleiben, wegen so vielerlei separierten Berechnungen und Entwürfen in die Länge
sich eine Confusion ereignen könnte.
Mit denen aufzunehmenden Landleuteu habe ich zwar auch eine Probe gemacht, dereu
aber auf gewisse zu capitulierende Jahre gar keinen, sondern nur 44 Köpfe, insolange es selben
gefällig, a täglich 15 kr. Bezahlung, hier und in Brodi bekommen können, wovon aber aus
äaseerster Furcht, unter das Militare genommen zu werden, ohngeachtet alles Zuredens, solche
bis auf 18 Mann anwiederum ihre Entlassung genommen haben.
Nachdeme die von dem 7ten Cabardiner Transport über Winter alihier gestandene Stuten
bishero 24 Fohlen bekommen haben, so ermangle ich nicht, mich . . . anzufragen, ob diese ent-
weder plus offerenti verkauft oder irgendswohin abgegeben werden sollen.
Joseph li. an den General der Cavallerie Grafen Caramelli.
Orig- (K.-A. II. S. 1778—43-325.) Ertina, 13. Juli 1778.
Lieber Graf Caramelli! Da Mir an dem Remontierungsgeschäft, so der Rittmeister Ca-
valLar in der Bnccowina und den dortigen Gegenden zu Meinem Vergnügen betreibet, sehr viel
gelegen, Ich aber erfahre, dass es demselben theils an der erforderlichen Mannschaft zur War-
tung der Pferden, theils an den Pferdsrüstung-' und Montursstücken annoch gebricht, p.ucli ihm
auf dem Sammelplatz wegen der nöthigen Grasfatterung und wegen denen zur künftigen Auf-
stellang der Pferde sehr schlecht qualificierte Stallungen verschiedene Hindernisse im Wege
stehen, so will Ich Ihnen hiemit aufgetragen haben, dass von Seiten des Hofkriegsraths allen
«) Die Gamisonsregimenter boten zugleich Ruheposten für minder kriegstaugliche Mann-
schaft und Officiere der Armee. (Feldzüge des Prinzen Eugen voj Savoyen. I. Serie,
1. Bd. 8. 208.)
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72 Polek:
diesen Hindernissen bestmöglichst vorgebogen und obbemeldtem Cavallar zu nocb stärkerer Be-
treibung dieses dermalen so Avichtigen Geschäfts alle Unterstützung verschaflet werde. Ertina,
den 13. Juli 1778.
Joseph Corr.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. S. 1778—43-373.) Wien, 14. Juli 1778.
(Randbemerkung) : Bei dem Umstand, wo nach Anzeige des Hofkriegsraths der dem
Rittmeister Cavallar mitgegebene Ankauf der Pferden einen guten Fortgang nimmt, mithin
darauf Rechnung gebchiehet, dass durch ihn in Kriegs- und Friedenszeiten die angeschlagene
Zahl von I^erden herb< igebracht wird, ist es auch nothwendig, dass Cavallar das zur Ausfuhrung
des gefassten Antrags nöthige Commando erhalte.
Soweit es um Unterofficiers, Pi-imaplanisten und Gemeine sich handelt, muss der Hof-
kriegsrath, nachdeme derzeit aus dem Feld von ein- und andcrm nichts detachieret werden
kann, die Erfordernis theils von dem 2ten Garnisonsregiment, theils von denen Reserveesca-
dronen abgeben machen, hingegen verwillige Ich nicht nur dem pensionierten Rittmeister
Stetten auf die Zeit, als er bei diesem Geschäft verwendet wird, das Supplement zur Ergänzung
der Rittmeistersgebuhr, sondern auch deuen beeden Oberlieutenants Schollmayer und Szedeczky,
dem Unterleutenant <ajatzeck und dem Wachtmeister Kaul speciali das angetragene Avance-
ment zu Secondcapitains, zum Oberlieutenant und zum Unterlieutenant solchergeslalten, dass
sie bis zu ihrer bei erster Apertur zu geschehen habenden Kinbringung in die Wirklichkeit den
der Charge anklebenden Gehalt extraordinarie beziehen sollen.
Ich lasse, soviel das obberührte Avancement betrifft, dahier die nöthige Verfügung er-
gehen und versehe mich, es werde der Hofkriegsrath das zur Erreichung der Absiebt allenthalben
Erforderliche einzuleiten besten beflissen sein.
Joseph Corr.
Hofkriegsrath an das galizische Generalcommando.
Concept. (K..A. II. S. 1773-43—373.) Wienn, 22. JuU 1778.
Hieraus ergibt sich also auch, dass sämmtliche zu bemeldtem Kemontierungscommando
bestimmte Individuen nicht so, wie es der Rittmeister Cavallar in seinem . . . aro 24 piaet.
hieher einbegleiteten Vorschlag angetragen hat, bei ihren Regimentern völlig in Abgang zu
bringen und zu gedachtem Remontieiungscommando gänzlich zu transferieren .^ien, sondern
nach dem Sinn dieser Allerhoch.sten Resolution bei ihren Regimentern fortan in Stand zu ver-
bleiben haben. Inzwischen kommt es nur darauf an, dass erwähnter Antrag des Cavallar in der
zu entwerfen kommenden Instruction, wozu . . . unterm 6ten hujus die Anleitung gegeben
worden ist, ausilruoklich bestimmet werde, um sodann den weiteren Allerhöchsten Entschluss
darüber einholen zu können.
In Ansehung der Unterofticiers und Gemeinen, so der Rittmeister Cavallar nebot den
schon beihabenden und von dem 2ten Gnmisonsregiment noch erhaltenden Leuten zu Coinple-
tierung dieses Commando nöthig hat, ergehet an die allhier und in Ungarn verlegte Reserve-
escadrons der IJefehl, so viele unl)eritteno Kröpfe dahin abzugeben, als das . . . von jeder Esoa-
dron verlangen wird, weswegen sich dann dasselbe mit dem hiesigen und dem ungarischen
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Die Akfäkgr des k. k. Stäatsqestütes Radautz. 78
Generalcommando einzuvernehmen, hiemächst der Jaroslower Oekonomiecommission die Erfolg-
lassun^ all jener ROstungBsorten, die Cavaliar verlanget, aufzutragen und überhaupt die Beförde-
rung des KemontierungsgeschäfteH bestmöglichst zu betreiben hat.
22:3s:xT7-.
General Enzenberg an das galiz. Generalcommando.
Eigenh. (K.-A. II. S. 1779—43—400) Lemberg, 18. Jänner 1779.
Mittels des U. Rittmeister v. Cavaliar an mich herüber gegebene Eisserung verlanget
der hochlöbl. k k. Hoff K. Rath zu wissen, wo her oder aus was vor einen Fond die Remonta
Stählung in der Buccovina unterhalten, dan die stahlerfordernusen, so aus schaffen, schauflen,
gablen, Latem und der erforderlichen Bcleirhtung in der nachl, dan sonstigen erfordernusen
überhaupt hergenommen werden.
Von 2 Jahren her hat jeder Buccoviner Contribuent per Familie auf das ganze jähr
he.y gelegenheit der eingetrieben wordenen Contribution 3 fl. contribuiret, und da disses jähr
nun mehro pro 1778 erst die Contribution eingebracht wird, und die Contribuirende Summa
auf 18000 Familien sich erstrecket, so wird hinlänglicher Fond eingehen, umb nicht nur disse
aosgaaben zu bestreitten, sondern auch die annoch zu erbauen kommende stahlungen hiervon
zu bestreiiten, 4o wie alschon aus dissen Fond die disses verflossene 1778te Jahr erbaute 3
grosse Stahlungen und wacht heusser nebst allen erforderlichen einrieb tungen besiuritten
worden seind.
Sigl. Lemberg den 18len Jener 1779. Enzenberg
GM.
Cavaliar an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. II. S. 1779-43—400.) Lemberg, 29. Jänner 1779.
Unterthänigst gehorsamstes Promemoria.
Ich würde mir Vorwürfe machen, wenn ich mich denjenig thätigen Bemühungen, in
welchen dermalen ein jeder ehrliebende Soldat überhaupt und insbesondere jeder rechtschaffene
Officier birh zu Glück und Beförderung verdienstlich zu machen Gelegenheit hat, durch freie
Wahl entrissen hätte.
Aber Ihre kaiserl. kcnigl. Apostolische Majestät allhöchst selbsteigeaen und Eines hoch-
löbl. kaiserL königl. Hofkriegsraths gnädigsten Befehle haben mich nach einer schon mehr als
ojührigen Dienstleistung bei Erkaufung leichter Remonten neuerdings zu diesem Geschäfte aller-
gnädigst zu bestimmen geruhet.
Da ich das Glücke nicht habe, nach meinem Beruf in allerhöchsten Felddiensten meines
Monarchens (wie ich wünschte) Blut und Leben auszusetzen, sondern vielmehr meinen Ruhm
nicht änderst als in Erfüllung der allerhöchsten Aufträge, von der gnädigsten Einsicht hoher
<ir»nner entfernet und unbemerkt, suchen kanp, so gelanget meine unterthänigst gehorsamste
Bitte an Einen hochlöbl. kaiserl. königl. Hofkriegsrath, mir huldreichest nicht sowohl für meine
bislierig wenigen Verdienste als vielmeiir zu wirksamerem Nachdruck auf das unterstehende
Coiuniando und milhiniger Beförderung dieses mir allergnädigst aufgetragenen, gleichfalls zum
allerhöchsten Erspriessen gereichenden Geschäfts eine Stabsofficierscharge aus höchsten Gnaden
zu verleiben.
Der mich solcher durch unermüdete Beeiferung forthin verdienstlich zu machen, äusserst
bestreben werde.
Sigl. Lemberg den 29ten Januarii 1779. unterthänigst gehorsamster
J. Cavaliar
Rittmeister.
8
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74 Polek:
XXVI.
Cavallar an das galiz. Generalcommando.
(Aus den Anfragen zu den vorläufig verfasHten Instructionspuncten.)
Orig. (K.-A. U. S. 1779—43—400) Lemberg, 29 Jänner 1779.
Ein eigenes Renionticrungscommando ist sowohl bei Friedens- als Kriegszeiten fast
ohnentbehrlich, indeme lüerdurch nicht nnr die mehreste Anzahl der Ikeinonteii aufgebracht,
Kaum gemacht und grösstentheils angeritten werden, sondern es über dieses auch zur nicht ge-
ringen Bequemlichkeit der Armee gereichet, wenn diese liemonten wenigstens immer bis Halb-
scheide des Weges an die Regimenter transportieret werden, diese mithin wenig Zeit verlieren
dürfen, selbe zum allerhöchsten Dienste vollends abzurichten.
So kann ich nicht länger mit dev unterthänigsten Bitte zurQckhalten, allerhöchsten Orta
gnädig zu erwirken, damit die mir zugetheilte Mannschaft bei ihren Regimentern ausser Stande
gebracht werde, sofort selbe ein eigenes, von mir als Commandanten abhängendes, besonderes
Corpeto zu formieren habe, und ich hiernächst mit der Stabsofficiers-Graduation (um welche
ich nicht sowohl für meine bishero wenigen Verdienste als vielmehr wegen wirksameren Nach-
druck auf das mir unterstehende Officierscorps mittelst nebengehenden Promemoria den unter-
thäuigsten Anspruch zu machen mich unterfange und selbes an den hochlöbl kais. königl.
Hofkriegsrath zu überreichen submissest bitte) allergnädigst consolieret werde.
Die Mannschaft ist bishero durchgängig nach dem gewöhnlichen Cavalleriegehalt in Gal-
licien mit täglich 6 kr. Löhnung und 2 kr. Brotgeld verpfleget worden, weilen jedoch dieselbe
stets 3 und 4 wilde Pferde zu versehen hat, mithin mit sehr schwerer Arbeit beladen, dahero
dieserwegen bei mir bittlich eingekommen ist, selber den (Jehalt in etwas zu verbessern, so
unterlege ein solches der hochgnädigsten Entschliessung hoher Behörde und bitte . . . für diese
Mannschaft ... im Quartier das tägliche Supplementum zum Fuhrwesensgehalt, auf dem
Marsche und Transportierung aber (wo ohnedies vermöge hoher Verordnung ddto. 12teo De-
cembris 1778 selber die doppelte Löhnung exclusive der in Ungarn gewöhnlichen Contractions-
zulage passieret wird) die in dem . . . Fntwurfe . . . angetragene Zulage . . . auszumessen.
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Die Anfänge des e. k. StäatsobstOtbs Radaütz.
75
xxvn.
Ausweis
fiber das RiUmeüter Cavall»ri«che KemontieruDgücommando, wie aolches heutdato bestehet.
Orig. (K.-A. 11. 8. 1779—43—400.) Lemberg, 29. Jänner 1779.
Benanntlich
Obcrofficiers
von Wachtmeister an
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Erfordernis zur Errichtung
Hierauf befinden sich dabei
von Ihro Majest. des Kai-
sers Cbevaiuilegers
von Mondena Chevauxleg.
von Hadick Husaren
von Iten Gamisonsregim.
von 2ten Gamisonbregim.
nen aufgenommen .
neu, in der Pferdcurschule
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11
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Suroma, eeffective
Abgang auf den completen
Stand des eingereichten
Plans ....
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1
1
2
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1
3
26
309
51
344
67
Summa des coropl. Standes
1
3
3
3
3
3
3
2
1
3
26
360
411
Unterthänigst gehorsamste Anmerkung.
Aus vorstehender Summa ist zu ersehen, dass 2 Corporals über den completen Stand bei
dem Commando vorßndig sind, welche indessen zu Versehung der Wachtmeistersdienste ver-
wendet werden.
Dann befinden sich aus denen Landleuten 1 Oberknecht, I Bereiter und 38 Wartknechte,
zusammen 40 Köpf, bei diesem Commando, welche zu Anfang des Mai dieses Jahres in Er-
manglung genügsamer Leute zur Wartung deren Pferden successive aufgenommen worden und
«war in dem eingereichten Plan nicht begrifl!en sind. Da aber diese Leute bei dem Kemontie-
ningsgeschäft besser als die Mannschaft von Iten und 2ten Garnisonsregiment zum Zureiten der
wilden Pferde verwendet werden können, indeme von denen letzteren sehr viele mit Leibschäden,
sehr hohem Alter und andern Defecten behaftet sind, so solle unterthänigst gehorsamst bitten,
dtas das Commando mit solchen verstärket oder doch wenigstens statt deren so viele Gemeine
weniger anhero beigegeben werden mögen.
Siirl. Lemberg, den 29ten Januarii 1779.
^ J. Cavallar,
Bittmeister.
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76
Polek:
XXVIII.
Orig. (K.-A. II. 8. 1779—43-400.)
Dislocationstabelle
wie das mir allergnädigst anvertraute Remontierungscommando in nachstehenden Ortschaften
des Bukowiner Districts mit Begnehmigung Titl. Herrn Generalens Baron von Enzenberg be-
quartieret lieget, dann die pro aerario verkaufte Pferde aufgesteilet und untergebracht werden
können, als
In denen
Ortschaften
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2
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1
1
38
Summa
4
340
1 40
384
384
37
1
1000
384
512 136
Unterthänigst gehorsamste Anmerkung.
E}8 würde dem allerhöchsten Dienst angemessen und sehr zuträglich sein, wenn in dem
Orte Sastavna, welches nur 1 Meil von dem Assentierungsplatz Szalesczik entlegen ist, auch
ein Officiersquartier und 2 Stallungen auf 100 Pferde erbauet würden, indeme hierdurch nicht
nur die Communication aller anderen Ortschaften von Szalesczik bis an die Stadt und Fluss
Seret stationatim erreicht würde, sondern auch anderentheils in diesem Ort und um die Gegend
vieler und guter Wieswachs vorhanden und genügsames kais. königl. Heu gefechset wird,
welches dermalen in andere Ortschaften verführet werden muss; überdiese« auch wäre es sehr
*) Kotzman. ') Waszkoutz a. C. ') Laszk6wka. *) Walawa. ^) Szubranetz. ^)
br6wka. ') Sadag<Sra. ®) Rohozna. ®) Kuczurmare. ^°) Styrcze.
Zado-
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Die Anfänge des k. k. Staatsobstütes Radautz. 77
besonders bequem, wegen Nähe der Post ^) und des Assentterungsplatz die Expedition selir zu
erleichtern und viele weite Ritte zu ersparen, wenn ich mein Quartier daselbst nehmen könnte.
Sigl. Lemberg, den 29ten Januarii 1779. J. C a V a 1 1 a r,
Rittmeister.
XXIX.
Cavallar an das galiz. Generalcommando.
Orig. (K.-A. IL S 1779—43—400.) Lemberg, 29. Jänner 1779.
Vermög in Unterthänigkeit ganz gehorsamst anverwahrtem Anschluss ermangle ich nicht,
die mittelst Eines hochlöbl. hofkriegsräthliciien Kescripts vom 6teu und hoher Generalcom-
mando-Verordnung vom löten Julii und iSten Novembris 1778 gnädigst anverlangte Instruc-
tionspuncta sammt angefugten . . . Anfragen für das mir . . anvertraute Remontierungsjom-
mando der hochgUHdigsten Einsicht submissest zu unterlegen, ferner aber in Verfolg hoher Ver-
ordnungen den anuoch ermanglenden Bericht über gleich nachfolgende Gegenstände ... zu
erstatten, und zwar:
a) Wie viele Pferde im Winter unterzubringen seien?
Auf welches . . . erwidere, dass vermöge beiliegender Dislocationstabcila in denen theils
neuerbauten, theils vorhin erbaut gewesenen kais. Stallungen der innbenannten Ortschaften füg-
lich 1000 Pferde untergebracht werden können.
b) Wie hoch sich die etwan gleich nöthige Reparation der
Scheuern zu Salesczik und anderer zu Unterbringung der Pferden
erforderlichen Gebäude, dann deren selben künftige jährliche Unter-
haltung belaufen dürfte?
Zu Balesczik befinden sich zwar 2 Scheuern, welche dem Acrario zugehören, nachdem
aber eine hievon das kais. königl. Militürverpflegsamt innehat und in selber das Magazin ver-
wahret, so ist bei der im September a. p. vorgehabten Assentierung einstweilen nur eine zur
Einstellung der Pferde von dem löbl. Districtsamt reparieret und auf diese Reparation vermög
anherogegebener Berechnung 102 fl. rh. verwendet worden.
Da aber diese Scheuem durchaus von Holz erbauet und die Standsäulen fast gänzlich
verfaulet sind, so dürfte fürs künftige nicht mehr thunlich sein, selbe zu reparieren.
Es gelanget daher mein . . . Vorschlag dahin, statt dieser Reparation eher eine ganz neue
biä zum Dach von Stein aufgeführte Scheuer zu erbauen.
Die übrigen zur Unterbringung der Pferden erforderlichen Gebäude und Ställe in der
Bukowina sind scithero theils von dem Land, theils von der löbl. ßukowincr Districtsadmini-
stration bestritten, gleichwie auch die l)etreffenden Lichter in die Stallungen von daher aus
einem Extra-Landesfundo, wie die von Titl. Herrn Generalen Baron v. Euzenberg herüber-
gegebene Beilage des mehreren ausweiset, bezahlet worden.
Was nun in deren Betreff fernerhin gnädigst verfüget werden wolle, da die Remonten in
1 1 Ortschaften verleget sind, hierüber entstehe nicht, mir die hochgnädigste Anleitung ... zu
erbitten.
c)Wie viele Pferde annoch in der Bukowina mit Rücksicht auf
den heurigen Misswachs und wo überwintert werden könnten?
Weilen für heuer von der löbl. kais. königl. Districtsidministration das anno praeterito
gefechste Heu, bestehend in 779*/« n. ö. Klaftern, vermög hoher Verordnung ddo. 12ten De-
ceml»ri« 1778 ii 19487.^ Portionen, sodann das von dem Herrn Administrationssecretär v. Mi-
chalakj auch vermög Contract überlassene k 45000 Portionen, zusammen in 230875 Portionen
übernommen worden, sodann in Pohlen zu Snyatin und Horodenka und in der Bukowina zu
*) D. i. in Zaloszc/.vki, denn in der Bukowina ist die Post erst zu Anfang des Jahres
I7d3 eingerichtet worden. (Vgl. Polek, die Bukowina zu Anfang des Jahres 1783. S. 48 f.).
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78 Polek:
Czernowics and Saczawa in denen allda befindlichen Magazinen hierzu genagsamer Haber ror*
banden ist, so können bis zu der nachfolgenden Heuernte 1200 Pferde von danimea fuglich, und
ohne einen Mangel zu besorgen zu haben, überwintert werden, weilen solche von Zeit au Zeit
wieder abzunehmen kommen.
Gleichwie nun infolge einer fernerweiten hohen Verordnung ddo. 26ten Decembris abge-
wichenen Jahres von mir die Aeusserung anverlanget wird, wie viele Pferde ich vor heuer auf-
bringen und an die Regimenter abgeben zu können vermeine, so solle . . . einbe ächten, daas ich
von Anfang Msi 1778, seitdeme mir nämlich die Rcmontierungscommission wieder neuerdings
aufgetragen worden ist, bis heutigem Dato Pferde pro aerario erkaufet habe . 1117 Stuck
dann sind voriges Jahr in der Bukowina zurückgeblieben . , . . . 498
zusammen 1615 Stück
Von diesen habe an die Regimenter abgegeben, und zwar:
an die Carabiniers 60 ^
„ „ Chevauxlegerg 476 „
„ „ Husaren 417 ,,
und künftiges Monat werde annoch an das O' Donellische Freicorps abgeben . 200 ,,
Ansonsten sind s. v. crepiert, entloflfen und gestohlen worden . . . . 14 „
Summa des Abgangs 1167 Stück
Wenn nun diese von obstehender Summa defalcieret werden, so verbleiben annoch
unter meiner Aufsicht 448 „
unter welchen sich Gebrauchpferde befinden 136
Verbleiben Remonten . 312 8töct
Von kaum gesagten 312 Remonten hoffe ich bis Ende Martii annoch 100 Chevauxlegers-
pferde, auf welche sich verläesliche Rechnung zu machen ist, abzugeben.
Gleichwie ich aber annoch auf 700 Stück, wo nicht mehrere, Bestellung gemacht und
zum Theil auch schon besichtiget, jedoch solche Jugend halber, und weilen für derlei 2Yjjährige
Pferde theils nicht genügsame Unterkunft vorhanden ist, theiU einige vorhero gereiniget werden
müssen, selbe noch nicht habe übernehmen können, so ist die Zeit der Uebernahm mit Einver-
ständnis deren Verkäufern bis auf künftigen Mai verschoben worden.
Wenn mir übrigens der hochgnädige Auftrag annoch ertheilet werden sollte, anch in
Siebenbürgen zu remontieren, so wollte nächstkUnftiges Frühjahr (im Fall ich so glücklich sein
sollte, die complete .Anzahl deren angetragenen Herren Officiers zu erhalten) einen Versuch all-
dort machen und glaubte sodann mit Inbegrifl* dessen, ohne Ungarn zu betreten, welches ich
denen Regimentern, deren Escadrones ohnedies alldort verleget sind, überlassen möchte, dass
ich jährlich 17 oder 18 Hundert Stück Pferde aufzubringen imstande sein würde. In welchem
Falle sodann nicht nur das vermög meinen Plan unterthänigst angetragene Commando xa
ergänzen, sondern solches* auch auf den in nebengehendem Ausweis klKrlich angeführten Stand
zu vermehren eine ohnumgängliche Nothwendigkeit wäre.
Sollte mir al>er eine hohe Stelle annoch gnädigst erlaul>en, auch HfKustige I^erde im
Nothfall an die Husarenregimenter abzugeben, so würde mit Zuziehung Siebenbürgen aach
jährlich auf 2000 Siück und mehr der sichere Antrag gemacht werden können.
Weilen hiernächst die allhier befindliche 24 Fohlen vergangenen Herbst z i schlecht aus-
sahen, als dass solche nach ihrem echten Werte hätten verkauft werden können, so habe für
nützlich zu sein erachtet, diese Fohlen beizubehalten, jedoch sind solche abgespindelt, die Stuten
aufgestellt und die Fohlen zu einem nöthigen Nachwuchs im Okol untergebracht worden.
XXX.
Galiz. Generalcommando an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. II. S. 1779—43—400.) Lemberg, 3. Februar 1770.
Eine hochlöbliche Instanz gcruheten unterm I6ten und 22ten Julius des vorigen Jahres
durch dieses Generalcommando dem Herrn Rittmeister Oavallar aufzutragen, dass er in Anse-
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Die Anfänöb des k. k. Staatsgestütes Radautz. 79
hung des zasammenzusetzen bewilligten Kenioiitierungscommando auf nachfolgende Gegenstände
Kucksicht zu tragen bedacht sein möge, nnd zwar
Imo sollen diese Instructionspunkten die vollkommene Anleitung fiir den Coromandanten
imd all übrige aufzustellen nöthige Ober- wie auch Unterofficiers und Gemeine zu Vermeidung
känftiger Anfragen erklärter vorgetragen werden,
2do mussten alle an die Regimenter abgegebene Pferde das Alter von 5 Jahren erreichen,
mithin die 3- oder 4jährigen Pferde bis zu diesem Alter in dessen Obsorge verbleiben,
3tio würde ihm in Siebenbürgen und Hungarn mit Ausschluss aller andern Ankäufern so-
wie in der Bukowina und deien angrenzenden Ländern Pferde zu kaufen erlaubet werden, wenn
er in Kriegszeiten 900 Chevauxlegers-, dann 1000 Husarn-, in Friedenszeiten aber 620 Chevaux-
legers- und 1380 Husarnpferde von complet 5jährigem Alter zu verschaffen sich getraue.
In Abwesenheit des commandierenden Generalen:
Freiherr von Schröder, FML.
XXXI.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. IL S. 1778-43-400.) Wien, 15. April 1779.
In dem zuliegenden, vom Generalcommando in Gallizien einbegleiteten Bericht des Ritt-
meisters Cavallar tragt er unter anderem an, die Mannschaft, die zum I*ferdeeinkauf gewi«lmet
wird, in ein eigenes Commando zusammenzusetzen, diesem Commando eine besondere Montur
zu gel>euy selbes mit hinlänglichen Gebrau chpferden zu versehen und einige neue Gebäude
aufzuführen.
Bevor der Hofkriegsrath seine unra^issgebige Meinung darüber anführet, muss derselbe
der Allerhöchsten Entscheidung unterthänigst unterziehen, ob Cavallar allein die Remontierung
für alle leichte Cavallerie besorgen solle, und ob zu Friedenszeiten die Pferde bloss in der
Moldau, dem republikanischen Pohlen, in Gallizien und Siebenbürgen oder auch in Hungarn
zu erkaufen seien.
Die jährliche Erfordernis für 6 Chevauxlegers- und 8 Husarenregimenter dürfte sich zu
Friedenszeiten beiläufig auf 1800 Remonten belaufen.
Cavallar meint in der Moldau, in Pohlen und Gallizien jährlich 13- bis 1400 und in
Siebenbürgen 3- bis 400 aufzubringen; somit würde die Erfordernis bedecket, Hungarn aber
ganz ausgeflchlossen sein. Hiebei kann man unterthänigst zu erinnern nicht umgehen, dass mit
dem Ausbrach des Kriegs in Hungarn von den Comitaten 1228
von den Magnaten 2826
von zerschiedenen Lieferanten und von dem Stabsdragonerregiment erkauft worden 343
Zusammen 6136
Das Generalcommando in Hungarn zeiget unterm 3ten dieses Monats an, dass der Lie-
ferant Molnar erbietig seie, in Zeit eines Jahrs 4000 Pferde zu Pest zu stellen. Obschon er
sich dabei rorbehaltet, einen Theil der Pferde aus Siebenbürgen und aus l'ohlen zu nehmen,
8o ist doch zu vermuthen, dass er die meisten in Hungarn aufsuchen durfte.
In Siebenbürgen sind seit dem Ausbruch des Kriegs vom Obersten Baraniay 1670
von den Ständen 1200
von den Sachsen 600
and von dem Lieferanten Marco 1968
zusammen 5438
gesteüet worden. Letzterer ist auch erbietig, bis Ende des Jahrs noch 2- bis 3000 zu stellen.
Auch bei diesem ist zu vermuthen, dass er mehrere Pferde aus fremden Landen an sich zu
ziehen trachten dürfte; demungeachtet ist sehr wahrscheinlich, dass allda weit mehrere, als der
Kittmeister Cavallar antraget, aufgebracht werden mögen.
Wann nun in Erwägung gezogen wird, dass durch den Ankauf der Pferde in Hungarn
imd Siebenbürgen das Geld in den kaiserlichen Landen verbleibet, die Pferdzucht beförderet
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L
80
POLEK :
werde und bei ausbrechendem Krieg die Leute an der Hand seien, die Armee mit tuchdgeD
Pferden in der erforderlichen Zahl, mit welcher das Cavallarische Commando allein in Krieg
nicht aufkommen dürfte, zu versehen: so kann man nicht umgehen, den unterthKnigsten Vor-
schlag zu thuen, dass zu Friedenszeiten etwa 4 Regimenter aus Hungam, 4 andere au« Sieben-
bürgen, die in Gallizien liegende 6 Regimenter und die Chevauxlegersescadrons der Carabiniers
aber durch den Cavallarischen Ankauf remontieret werden sollen.
Der eigene Regimentsankauf in Hungam und in Siebenbürgen hat vor dem Krieg den
erwünschten Fortgang nicht gehabt; man meinet dahero unmassgebig, dass in diesen 2 Ländern
sich an verlässige Lieferanten zu halten wäre, denen allenfalls der bisherige in Hungam pas-
sierte Preis a 19 Ducaten für ein Chevauxlegers- und 17 Ducaten für ein Husarenpferd gegen
deme erfolget werden könnte, dass die Pferde durchaus im Alter zwischen 6 und 7 Jahr im
Frühjahr und im Anfang des Herbstes gestellet werden sollen.
Diese Pferde werden nicht mehr als jene des Cavallar kosten, der zwar die Husampfenk
um 2 Ducaten weniger bezahlet, jedoch die jüngere Pferde eine Zeit lang vor der Abgabe im
Futter halten muss, und dessen Remonten durch die Liefergelder und Zulagen, durch die An-
schaff- und Erhaltung vieler Gebrauchpferde und durch andere Nebenauslagen kostbarer werden.
In Abwesenheit des Kriegspräsidentea:
Carl Graf Caramelli.
{Randbemorklivg) : Bevor Ich auf gegenwärtige Nota Meine Knt Schliessung erthc" c.
hat der Hofkriegsrath einen Entwurf der Beköntigung für dieses Cavallarsche Remoniierur ,«-
commando verfassen zu lassen, uud das zwar erstlich nach dem Antrag des Rittmeisters Ca-
vallar selbst und dann zweitens nach denen ModiHcationen, welche der Hofkriegsrath hierbei zu
machen anträgt. Diese beide Entwürfe müssen sich aber auf alles und jedes : Geld Natural- Ver-
pflegung, Armierung. Rüstung, Montur, Diäten, Zulag, Gebrauchpferde und deren Remontierung
und was nur immer Namen haben mag, erstrecken, damit hieraus der Aufwand sich standhaft
erweisen lassen möge, den das Aerarium seinerzeit zu tragen haben dürfte. Und diese so gear-
tete, gründlich ausgearbeitete PIntwürfe wird der Hofkriegsrath Mii* sobald möglich unter Re-
producierung der gegenwärtigen Nota heraufzugehen haben. Joseph Corr.
XXXII.
Orig. (K.-A. II. S. 1779—43-400.)
Aufsatz
was die Errichtungsspesen eines besondem Remontierungscommando nach dem Antrag dee
Rittmeisters Cavallar betragen, als
Errichtungsspesen
fl. 1 kr.
Obschon das Remontieningscommando meistens aus der von
Regimentern abgebenden Mannschaft bestehen würde, so wird hier-
orts dannoch das Handgeld für gesammte Obligate angesetzet, wei-
len die abgebende Zahl denen Regimentern entgehet, folglich daselbst
der Aufwand an Remontierungsgelder nothwendig wird. Solchemnach
betragen diese Spesen für 517 Köpf a 3 fl
an Monturs- und Rüstungsgeldern
für 517 Paar Pistolen ä 4 fl. 61 kr
für 530 Gebrauchpferd a 42 fl. 40 kr
1
1551
3247G 43
2507 1 27
22613 1 20
zusammen
Ausserdeme wird noch nach dem Rittmeister Cavallarschen
Antrag ein Officier^quartier zu erbauen nothwendig sein, welches bei-
läußg zu stehen kommet auf 3000 fl.
desgleichen 2 Stallungen auf 100 Pferde . . . 26000 fl.
28000 fl.
59148 [ 37
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Die AnfIhoe des e. k. Staatsobstütbs Radadtz.
81
XXXIII.
Orig. (K.-A. IL S. 1779—43-400.)
Aufsatz
wa» die Errichtungsspesen eines besonderen Kemontierungscommando nach dem hofkriegs-
räthlichen Antrag in Geld betragen, als
Errichtungsspesen
fl.
kr.
An Recrutierungsgeldern für 246 Köpf an Hand- und Anbringgeld
ä 3 fl
an Montur und Pferdrüstungen
für 246 Paar Pistolen k 4 fl. 51 kr
fdr 252 Gebrauchpferdo i 42 fl. 40 kr.
738
15446
1193
10752
22
6
zusammen
Notandum. Da Cavallar nach dem hohen hofkriegsräthlichen
Antrag nur 800 Pferde anzukaufen hätte, mithin auch das hierzu
erforderliche Officierspersonale schwächer ist, als dor Cavallarische
Antrag enthaltet, so dürfte die Erbauung eines Officiersquartiers und
deren Stallungen auf 100 Pferde, welche Cavallar antraget, nicht
nothweudig sein, dabero auch hierauf nichts angetragen ist.
28129
28
XXXIV.
Orig. (K.-A. n. 8. 1779-43—400.)
Wenn bei den Regimentern so viele Ofiicierschargen offen gelassen würden, als bei dem
Cavallarischen Commando stehen, und wenn die Unterofficiers und Gemeine durchaus von den
Qamisonsregimentem genommen würden, so wäre eine Verminderung des neuen Aufwandes
bei dem
Ankauf
der 1800 Pferden
der 800 Pferden
fl.
kr.
fl.
kr.
An der Oage ....
11437
18
5163
10
, LdhnuDg ....
26596
20
12762
50
, Service ....
8254
35
1539
5
„ Medicamenten
258
30
123
—
„ Montur die Halbscheid
6193
—
2946
—
zusammen
47739
43
22534
5
Es würde demnach jedes der 1800
Pferde wohlfe
1
iler zu stehen komn
len
Dm .....
.
.
. 26 fl. 30 kr.
eines der 800 aber um
...
...
28 fl. 1(
) kr.
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82
Polbk:
XXXV.
Orig. (K.-A. II. S. 1779—48—400.)
Ausweis
des Preises der leichten Reraonten.
Chevauxlegers
' fl.
kr.
Husaren
a.
kr
Während dem Krieg sind den Lieferanten in Hungarn be-
zahlet worden
in Siebenbürgen wäre der höchste Preis ....
durch den Ankauf des Rittmeisters Cavallar, wann er ein
abgesondertes Commsndo und 1800 Pferde einzukaufen hätte,
wUrde eines zu stehen kommen auf .....
wann Cavallar mit einem minderen Commando 800 Pferde
einkaufet, auf
wann bei den Regimentern so viele Chargen offen gelassen
werden, als bei dem Cavallarischen Commando stehen, und
wenn alle ünterofficiers und Gemeine von den Gamisons-
regimentern genommen werden, so wird beim Ankauf der
1800 Pferden eines um 26 fl, 30 kr. weniger kosten,
mithin ..........
und beim Ankauf 800 Pferden weniger um 28 fl. 10 kr.,
folglich
81
76
128
132
4
12
101
103
30
60
72
76
122
125
32
12
96 l»/f
96 51 7,
XXXVI.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. S. 177—43—400.)
Wienn, den Iten Mai 1779.
{Randbemerkung) : Da dieser Vorschlag zu einem eigenen Remontieningscommando
dem Aerario zu hoch zu stehen kommen würde, so ist von selbem kein Gebrauch zu machen.
Hingegen wird Mir der Hofkriegsrath die Anzeigen der hungarischen und siebenbürgiBcben
Kanzlei, sobald sie eingelaufen sein werden, inwieweit auf den inländischen Pferdemkaof
Rechnung gemacht werden dürfte, nebst Keproducierung der gegenwärtigen Nota heraufgeben,
damit Ich hiemach die abzufassende Entschliessung bestimmen könne.
Joseph Corr.
XXXVII.
Galiz. Generalcommando an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. U. S. 1779—43—456.)
Lemberg, 10. Juni 1779.
Gleich nach Empfang der hohen Vorordnung von 25ten Mai dieses Jahres ist man . . .
hierorts nicht entstanden, dem Rittmeister Cavallar aufieutragen, dass er mit dem Pferdeinkaaf
bis auf weiteren Befehl innezuhalten habe.
Freiherr von SohrUer
FML.
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Die Anfäkge des k. k. Staatsqestütes Badaütz. 83
XXXVIII.
General Baron Enzenberg an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. II. S. 1780-23—11.) Czernowitz, 30. October 1779.
Unterthänigst gehorsamst und unzielsetzliche Meinung
auf die hochlJSbl. horkriegsräthliche Verordnung vom 25. August und praes. den Uten September
1779 in Ansehung der Regulierung des Buccoviner Districts.
2do. Ob eine Ansiedlung und aus was vor Absichten solche, das ist, ob sie zur Beförde-
rung der Population, zur Erweiterung des Feldbau oder zur Anlegung einer Pferdgestiiterei
gemacht werden sollte.
Wie dermalen die Buccovina lieget, und wie solche betrachtet werden kann, folgsam nach
der Lage des Landes noch respectu der Nachbarschaft sehe nicht, wie in der Buccovina eine
reguläre Besiedlung nur mit dem geringsten Grund und nützlich erfolgen könnender Wahrschein-
lichkeit bestimmet werden könnte, Abermal gehete hiezu das Höchsterforderliche ab, nämlich
dass der Landesherr keine eigenthUmliche Ländereien habe, ohne welchen eine Ansiedlung nicht
radideret werden kann. Mir scheinet, dass nur in jenen Landen eine Ansiedlung angetragen
werden könnte, wo Überfluss deren unbebauten Ländereien bestehen, und wo es an Menschen
gebriebet. Nun weder das eine noch das andere gründet sich in der Buccovina. Es scheinet,
und jene die nur die Buccovina überhaupt durchreisen, wollen behaupten, dass in der Bucco-
vina ein Überfluss an unbenutzter Erden vorfindig wäre, weiln sie ganze Strecken Land, und
zwar an der I^indstrassen, meistens nur mit Grns bewachsea sehen; sollten aber diese in dem
späten Herbst oder Frühjahr das Land mit Bedacht durchwandern, so werden sie sehr wenig
Ueofelder ohnabgemähet sehen, die etwan stehen bleiben müssen, oder weil sie keine Zeit zum
Machen hatten, oder etwan ein oder der andere entflohen. Nur an der Strassen rechts und links
bleibet etwan 40 oder 50 Klafter breit das Gras stehen, welches vor das wandernde Zug- und
Reitvieh zur Weide in allen diesen Landen bestimmet ist, und wo würde oder der Reisende
oder der mit Vorspann fahrende Fütterung haben, da keine förmliche Wirts-, sondern nur Brant-
weiobäuser in der ganzen Moldau existieren. Das Bauernvolk und die Dorfschaften lieget nur
an und meistens in denen Waldungen, gegentheilig die Gebirgsin wohners sehr in Waldungen
und Klippen zerstreut, hiemit nicht wohl die Stärke der Bevölkerung in der Buccovina beur-
theilet werden kann. Sicher ist aber auch, dass das Landvolk nicht im Lande nützlich und zu
ihrer Wirtschaft vorträglich sich angesetzet habe. Ein grosser Theil, und zwar die alten walla-
chischen Moldauerfamilien wohnen nach ihrer alten Gewohnheit bloss der Sicherheit weegen in
dem wild- und rauhesten Gebirg, um von Tartarn und Türken gesichert zu sein; ein anderer
noch grösserer Theil, so aus Pohlen und Rusniaken und die sich seit wenig Jahren nach der
Buccovina übersetzet haben, bestehet, wohnet an der Grenze der Moldau und an der Chotimer
Raja und Galliyien, in der Absieht und aus Forcht, in Fall sie aufgehoben und restituieret
werden sollten, sich nach der Moldau flüchten zu können. Ich habe verflossenen Jahr conscri-
bieren lassen und pro anno 1778 einen Zuwachs von mehr als 3000 Familien gefunden, was
sich aus der Contributionsaccresccnz klar verofl'enbaret, und ich hoffe, dass auch dieses Jahr
einiger Zuwachs sein wird, ohngeacht auch gesichert bin, dass mehr eis 1000 Familien caeliret
haben, die aber seinerseit und vermög meiner schon eingeführten Familien-, nicht aber Seelen-
conscription eruieren werde. Entzwischen das aerarium nichts verlieret, als der grössere Theil
annoch die Freijahre gaudieret. Wann dann gewiss ist, dass seit wenig Jahren laut beigebo-
gener Consignation von anno 1774 bis 1779 10942 Familien sich angesetzet haben, und solche
natürlich auch sich vermehren, und nur eine Familie in die andere zu 5 Seelen gerechnet wird,
und eine Familie in die andere nur 8 Stück Vieh unterhaltet, was gewiss nicht zulanget, ohn-
geacht 8 Stück Schaf- oder Geisvieh nur als ein Stück Homvieii anrechne, so zeiget sich, dass
bis 64710 Seelen und 87536 Stück Hornvieh zugewachsen seien, und mittelst der jährl. Ver-
mehrung in 20 Jahren sicher das Doppelte p.n Menschen, und in 6 Jahren das Doppelte an
Vieh zuwachsen müsse. Andurch erprobet sich von Selbsten, dass die Buccovina keine Ansied-
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84 Polbk:
lung benöthige, und ohngeacht dieses Stuckel Land nicht klein ist, in wenig Jahren sich zu
viel mit Menschen aufUllen wird und (insofeme das dermalen bestehende Volk nicht auszu-
wandern Ursach haben sollte, was von der gegenwärtig hnld- und gnadenreichen Regierung
nicht einmal gemuthmasset, vielmehr dass mehrere Volk anhero ge reizet zu werden, mit Grund
gehoffet werden kann) schwerlich den bestehenden und nachwachsenden Seelenstand nach der
hierländisch üblen dermal angewohnten Wirtschaftsart unterhalten wird können. Allein die
mehrere Bevölkerung zeiget und lehret von sich Selbsten eine wirtschaftlichere Art anzugewöhnen
und sich zu unterhalten. Ich habe in einer unterm 15. Juli a. c. gehorsamst unterlegten Aeosse-
rung von Ansiedlung auch 18 Tausend Familien gesagt. Sicher seheinet zu sein, dass in der
Buccovina wohl annoch wenigstens ohne Nachstand der Beholzung Ys ^^^ Waldungen ausge-
rottet werden kann, und wozu nur Menschenhände erfordert werden. Dann ist bekannt, dass die
Viehzucht zu unterhalteu, 2 und 3 mal mehr Terrain als die Unterhaltung deren Menschen
erfordert, folglichen auch gewiss wäre, wann die Agricultur vorträglicher als die Viehiucht wäre,
diese Menge Familien auch existieren könnten. Es lasset sich aber auch und mit gutem Grand
hoffen, so das Volk sich von Selbsten vermehret, wie die Ezstirpierung deren unglaublich gross
und unnuzbaren Waldungen, woher das Landel Bnccovina ihren Namen hat, auch annoch auf
viele Tausend Familien mit der Viehzucht den Unterhalt zu erlangen, gehoffet werden kann:
ja dato hat man schon da und dorten hiervon Beweise, aber nur in kleinen : die aus andern
Landen anhero Emigrierten haben schon angefangen nach ihren Kräften auszurotten, und in die
Zukunft wird das mehrem von sich selbsten folgen.
Nun entstehet die Frage, ob in der Buccovina darauf gedrungen werden sollte, den
Ackerbau zu erweitern.
Gleichwie mir gewiss sehr halte angelegen sein lassen, die Beschaffenheit des Landes nnd
gleiche Kenntnis von der Nachbarschaft aus dem Grund zu erlangen, so 6nde, dass ein propor-
tionierter Ackerbau zur selbst eigenen Erfordernis eben so nutzlich als eben gewiss ist, dass der
stärkere Ackerbau der Buccovina (obwohlen der Terrain hierzu vollkommen und so gut als in
Gallizien und Hungarn, ausser dem Gebirgstheil, ist) schädlich werden mUsste, und zwar bloss
aus der Ursache, weiln das l)enachbarte Gallizien, Moldau, Siebenbürgen und Hungarn selbst
Überfluss von diesem Product hat, und folglichen die Buccovina keinen Verschleiss haben
könnte. Auch dieser Satz ist mit deme bewiesen: Man hat die Buccovina liei ihrer Besitz-
nehmung angeeifert, viele Brodfrilchten anzubauen, vielleicht in der Absicht, um das in der
Buccovina so sehr schädliche Remonta damit unterhalten zu können. Das Volk gehorsamte,
bauete sehr vieles an, da aber das Proviantwesen sich aus andern Landen, und meistens durch
die jüdische Lieferanten verpflegte, was die Buccoviner dann bemerkten, und folglichen Ihre
erzeugte Früchten ihnen erübrigten und nicht verschleissen konnten, so waren sie genöthiget.
den Ackerbau nur zu ihrer eigenen Erfordernis zu betreiben, so wie solcher dato betrieben wird.
und kein Buccoviner aus andern Landen Brodfruchten anhero bringet und erkaufet, wann aber
verboten werden sollte, dass aus der Ukraina und Fohlen kein Brantwein zum Verkauf anhero
transportieret, und dass das Getreid zu Verpflegung des Militare in der Buccovina erkaufet
werden sollte, so wurde natürlich der Feldbau von selbsten sich verbreiten, und das unglaublich
viele GeW, so jährlich vor den Brantwein nach der Ukraina bar, als kein Gegenhandel bestehet,
hinausgehet, als auch jenes Geld, so aus andern Kriegscassen vor die Unterhaltung des Militare
vielleicht nach Fohlen gehet, in der Buccovina verbleibet, so wUrde dieses Stückel Land sich
sehr bereichem. Da dann eben auch bewiesen ist, dass die Verbreitung der Agricultur hier-
landes nicht anwendbar ist, so ist die Buccovina genöthiget, auf jene Producta sich zu ver-
legen, was Absatz findet und die Landeslage an Händen giebet, das ist die Viehzucht, und diese
Viehzucht bestehet aus Hörn- und Schafvieh und etwas Pferden. Das Hornvieh hat seinen
guten Verschleiss nach Preslau, das Schafvieh nach Constantinopel, und die nicht sonderlich viel
bedeutende Pferdzuchts-Erzeuguag w^ird meistens auch an die Armenier verhandelt, die die jun-
gen Pferde aufkaufen und in der Moldau bis in das 4te und 5te Jahr erziehen nnd weiters ver-
handien, und da die Hornviehzucht, wie bekannt, bis es zu ihrem Wert anwachset, Zeit und
vielen Unterhalt erfordert, hinlängliche Fütterung eben aber in der Buccovina nicht vorfindig
ist, um auch Winterszeit das so sehr anwachsende und sich vermehrende Hörn- und Schafvieh,
dann PferdgestUter zu unterhalten, so wird alle Herbste, wie nun allschon der Anfang genoacht
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Die Anfänge des k. k. Staatsöbstütes Radautz. 85
wird, und täglich Pässe hierwegen abgebe, eine sehr grosse Menge von obbesagten Viebgat-
tnngen, sogar von dem Banemvolk selbst nach der Moldau ab- und in Frühjahr, wenn die
Weidung angehet, wiederum zurückgetrieben, wovon die eben in der Buccovina zerschiedentlich
aufgestellte Mautämter (wo dieser Vieh-Aus- und Eintrieb, respectu der Vermautung vorgemerket
ist) das mehrere bezeugen können. Zum Stärkesten Beweis rouss dienen: die Armenier, Griechen
und sonsten mit dem Viehhandel sich abgebende Handelsleute, so in der Buccovina wohnen,
seind aus Abgang der Putterung genöihiget, ihre Vieh- und Pferdzuchten nach der Moldau zu
überwintern zu treiben, und muss vor das Stück Vieh oder vor das Winterfutter 1 Ducaten,
dann dem Moldauer FUrst vor die Erlaubnis, so Comarit heisset, wann er hineintreibet, 2 fl.
17 kr. und wann er zurUckkehret, 1 fl. 15 kr., vor ein gross oder klein Pferd aber, so Corniza
genennet wird, 1 fl. 9'/} kr. und extra die Maut mit 1 fl. 30 kr. bezahlen, wann dann der
Handelsmann, vordersauMt der wirtschaftliche Armenier, in der Buccovina Fütterung hätte, so
würde er gewiss die merkliche Ausgabe nicht machen, und welche Ausgabe sich wegen denen
Menschen, so er bei jeder Herde unterhalten muss, sehr vermehret. Mittelst diesem ist dann
auch dargethan, dass kein Überfluss an Terrain a proportione der vielen, actu bestehenden und
sich täglich mehr vermehrenden Menschen und den hierzu erforderlichen Nahrungszweig, das
ist die Viehzuclit und etwas wenig Wachs und Honig, genrtheilet werden kann; und so auch
eine Ansiedlung allhier bestimmet werden sollte, so würde solche aus teutschen Landen anliero
angetragen werden, und das leutsche Volk würde durch den Ackerbau nicht ihre Erfordernis
erlangen, noch die harte und hierlandes schon übliche, zum Theil auch roh und wilde Lebens-
art angewöhnen, welche die Viehzucht verursachet und keinen niedlich, bequem und guten
Unterhalt verschaffet. Man hat in der Buccovina den Beweis, dass öfters eine Fuhr Heu, so
gewöhnlich nur 30 Port, a 10 Pf. gerechnet, geladen hat, in FrUhjahr auch 2 und 3 fl. koste,
und alljährlich ist das Hornvieh in Frühjahr (was In der Buccovina überwintert wird) aus Ab-
gang der Winterfütterung sehr elend und also abgemattet, dass es nur aus Haut und Bein be-
stehet und das X«eben erhaltet, was eben die Ursache ist, dass in Anbetracht des sehr matt und
entkräfteten Vieh erst nach Georgi zu ackern angefangen oder schwere Arbeit mit solchem vor-
richtet wird, wovon ich den Beweis habe, als erst dazumal die Jommunicationstrassen herz4i-
stellen continuieren kann, wann das Zugvieh auf den Feldern die Fütterung überkommet. Alles
wahrhaft Vorerzählte wird doch bestätigen und sicher glauben machen, dass die Buccovina
Überflnss an Heu habe und der mehrere Theil der Buccovina unbenutzet verbleibe, ganz und
gar falsch und ungegründet seie. Ich will zugeben, dass vor 6 und mehrere Jahren und während
letzten rus8i8chen Krieg ein grosser Theil der Buccovina und der Moldau aus Forcht des Kriegen
unbevölkert, folglichen auch uubebauet wäre, so auch selbst anno 1773, als einen grossen Theil
der Moldan, während dass die russische Armee allhier stunde, auf Allerhöchsten Befehl durch-
reisete, bemerket habe. Eine Ansiedlung kann dann nicht änderst erfolgen, als dass dem An-
siedler kostsplitterische Hilfe und Vorschuss gemacht und so zu sagen auch die Wohnungen
erbauet weiden, und zwar auf die Art, wie in dem Bannath. W^ie kostbar und wie mühsam und
kommer- und sorgenvoll eine Ansiedlung mit Nutzen zustande gebracht werden möge, kann
eben auch am verlässlichsten und aus der Erfahrung hiervon sagen, als in dem Rodnaer sieben-
bürgischen Militärdistrict 4 Dorfschaften erbauet und mit Emigranten aus der Moldau besetzet
habe, die anfänglich nebst ihren Familien, bis sie zu Kräften kamen, erhalten und sodann erst
mit Mühe der Vorschuss successive eingebracht werden musste, und auch diese Ansiedlung nicht
mit gutem Erfolg erzwungen haben würde, so nicht in der Moldau der Krieg continuieret hätte,
in welcher Zwischenzeit diese Ansiedlers sich mit guten Häusern und zureichender Wirtschaft
verseheten und wiederum auszuwandern abgehalten wurden.
Nu folget die Erörterung der Frage, ob in der Buccovina eine Pferdgestüterei anzulegen,
dem höchsten Dienst vorträglich wäre.
Sowie ich verrauthe, ja sogar gesichert bin, dass die höchst und hohen Stellen viel-
mehrers mir gut als abgeneigt anrechnen werden, so alle nur untefthänigst und getreu zu be-
antworten aufgetragene Fragen, ohne aller Schmeichelei oder Verblümelung erörtere, so rouss
auch ich in dieser Frage mich ganz aufrichtig und so, wie die Sache ist, äussern.
Da dann mittels all Vorgehenden sattsam dargethan ist, wie in der Buccovina keine
förmlich teut^he und etwan kostsplitterische Ansiedlung Platz greife, sondern es bei der selbsti-
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86 Polkk:
gen Iropopulierung zu belassen wäre, und die bestehende Ländereien nur kümmerlich zum Un-
terhah vor den dermaligen und von sich selbst zuwachsenden Seelenstand zulangen, so ist
ohnehin vor sich, dass keine Aerarial-GestUterei hier angebracht, errichteti noch nnterhaltel
werden konnte ; es wäre nur, dass nützlicher zu sein scheinete, Menschen und Landwirte abzn-
schafien und hiervor Pferd gestutercien anzulegen.
Es ist bekannt, dass nur in jenen Landen derlei GestUtereien angebracht sind, wo es an
Menschen gebricht, und wo eonsten auf keine andere Art der Terrain in etwas benutzet werden
kann. Der klare Beweis ist Hungarn. Noch vor Jahren existierten in Hungam viele wilde
OestUter; da nun aber sich Hungarn sehr bevölkerte, so sind die mehresten GestGtereien einge-
gangen, und auch die Viehzucht hat sich gar um ein merkliches verringert. Dessenungeacht
geniessen die Herrschaften doch von ihren Gütern dermalen 100 procento mehr als in vori-
gen Zeiten.
Vor 50 Jahren wäre die Herrschaft Gyula vielleicht nicht vor 60 Tausend fl. in Anschlag, and
nun dOrfte sie aoch vor 5000 Tausend fl. nicht hindangegeben werden wollen, weile diese Herr-
schaft nun mit Menschen anstatt bevor mit wilden Thieren bewohnet ist. Die hier unterhalten
werdende Cavallarische Remonta wird allerdings denen hohen Behörden ganz wohlfeil scheinen,
weilen in der Unterhaltung dieser )*ferde wenige Unkosten sich veroffenbaren, und wann icli
alles betrachte und auch jenes, was die Buccovina beitragen mnss und nicht bezahlet wird, mit-
anrechne, und dass wegen dieser Remonta so viel weniger Menschen in der Buccovina sich
unterhalten können, und dass denen Grundherrn widerrechtlich und ohne aller Bezahlung das
Gras zum Heumachen abgenommen und zum Unterhalt der Remonta abgegeben wird, dvs
das Land die unausgesetzte neue Erbauung und Reparierung der Stallungen ohnentgeltlich be-
streiten müsse, sowie seit der hier existierenden Remonta sicher 30 Tausend Handlangers und
eben auch 15 Tausend Fuhren, wo nicht mehr, ohnentgeltlich hierzu verwendet worden sind,
dass der 4te Mann und der 2te Wagen von der ganzen Buccovina 4 ganzer Wochen, um das
Heu zu macheu und zu denen Stallungen, wie es auch diesen Herbst nach der l>elegten Re-
partition geschehen musstc, von denen iiussersten, an der siebenbürgischen (Srenze liegenden
Dorfschaften Dorna, O^okaneHti etc. bis Stirzo und Kutschur 20 und 31 Meilen weit, folglichen
in Hin- und Herweg auch so viel Tag zubringend (zu geschweigen, dass der Bauer auf dieser
langen Reise, wo er auf dem Felde keine Nahrung für seine Ochsen findet, aueh natürlich von
diesen aufgeladenen 3 Centner fütteret und beim Abladen, wie ich Selbsten gesehen, höchstens
10 Portionen noch übrig hat, was aber, um eine Fuhr zu dingen, mit 12 fl. bar Geld nicht
finden könne) zuzuführen, ohne aller Bezahlung angestellet worden sind, und zwar in der besten
Arbeitszeit, und folglich vor sich das Heu zu machen sehr viele Zeit benommen wird (wie aus
dem untern 2C. Januar a. c. gehorsamst eingereichten Commissionsprotokoll und demselben bei-
gefügten gutachtlichen Vori»chlag weitläufiger gnädigst beurtheilet werden kann); wann mehrem
in Erwägung gezogen wird, dass die jungen Pferd, deren Zahl sich bis 300 belaufet, den ganzen
Sommer in Gebirg weidete und hiervor vielleicht nicht 100 fl. jenem Armenier und Buccovioer
Handelsmann bezahlet wird, der diese Gebirge in Bestand hatte, um seine eigene Viehzucht
und Gestüterei zu erhalten, wovon er seinen Handel machet, die Contribution abführet und
mit seinem Viehbandel das Mautgefall ziemlich vermehret; wann endlichen betrachtet wird,
dass verliossenen Jahr eben diesem Remontgeschäft 779 Klafter Heu, jede Klafter «a
250 Portionen, jede Portion zu 1 1 V4 Pf- gerechnet, abgegeben nnd gewiss jede Klaftw
mehr als 400 Portionen zu 10 Pf. austragen würde, so nicht einen ganzen Schoh rund
herum das Heu bevor der Abwägung abgeschlagen wäre worden, und vor diese 194450
Portionen, die Portion k l'/a kr. gerechnet, der dieses Commando besorgende Herr Ritt-
meister v. Cavallar mit 4327 fl. 46 kr. an die Buccoviner Provincial-Cassa bezahlen wird,
das Land aber, um von der Heumachung befreiet zu sein, 18000 fl. bar ad Cassam er-
legte, die Grundherren aber, um damit sie kein Gras abgeben dürften, sich anerboten haben,
von denen Bauern ein Drittel lOma weniger abzuverlangen: so ist sogleich bloss iu dieser Hen-
abgabe ein aufgelegter Schaden von mehr als 13000 fl. Ich übergehe, dass, und soferne kein
k. k. Remontabeu gemacht wird, wenigstens 1000 Familien mehrer angesiedelt und dotieret und
die Viehzucht vermehret und besser gepfleget werden könnte, massen eine mitte Imässige Hauern-
familic mit 4 Faltschen Terrain sehr gut auslangen kann, und da dies Jahr 4300 Fahachen
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütes Radautz. 87
Hea gemacht wurden, so wurden auch 1000 Familien damit leben können, was andurch dem
höchsten Aerario in der Contribution und den Mautregale respectu des Viehaustrieb mehrer zu«
gehen könnte, und wie andurch der Landmaun gelbsten zu besseren Kräften gelangen und end-
lichen in allem das höchste Aerarium profitieren mQsstef ist sehr leichte, nur in kurzem be-
trachtet, zu beurtheilen. Ich übergehe, dass ausser vorbemerkten Belästigung, die dieses Re-
moDtageschäft zum Nachstand des Landmann verursachet, auch noch zerschieden andere
Praestationen vorkommen, als da ist: die Transportierungen des Haber, der Montur, der Kran-
ken, die Bequartierung des Remontacommando und deren Officiers, die BeischafiTung des Holz,
Licht, Latem, Kandel und sonstige Stallrequisiten und endlichen das Streustroh, so allhier am
mehresten gebricht, ja in einigen Gegenden gar nicht zu überkommen ist, weswegen auch schon
genöthiget wäre, junges Rohr mähen, troknen und als Streustroh von Land ohnentgeltlieh zu
denen Stallungen zuführen zu lassen. Ich übergehe, dass in Frühjahr, und bevor in dem Ge-
birg das Gras zur Abweidung vorkommet, die jung, krank und drüsigten Pferde oder die tra-
gend und Fohlenstutea auf denen nächst an denen Stalhingen vorfindenden Wiesen mit merk-
lichem Schaden deren Dorfsgemeinden das junge Gras ohnentgeltlieh abweiden. All dieses
zusammengerechnet und in das Geld entworfen, und der Schaden, so dem Landmann zugehet,
mitcombinieret, muss sich veroffenbaren, dass diese Remonta ohngemein hoch zu stehen kommen
müsse, massen die Entkräftuog des Landmann auch die Entkräftung des Aerarii nach sich
ziehet, so aber nicht comparieret. Gleichwie mir aber sehr wohl bekannt ist, dass Allerhöchst
die Majestät absolute nicht zugeben wollen, dass der Landmann ausser denen landesgewöhn-
lichen Schuldigkeiten und Abgaben mit was mehrern, und besonders mit solchen, so nicht in das
Aüg fallet, belästiget werden solle, so rechne es vor einen Theil meiner Pflicht, hierwegen eine
Erwähnung zu machen, und kann auch nicht wohl dem das Remontageschäft besorgenden Herrn
Rittmeister keine, und nicht die geringste Schuld zumessen, massen er gewiss mit dem lobens-
uDd belohnungswürdigen Eifer das ihm anvertraute Geschäft zu beförderen, sich alle erdenkliche
Muhe giebet, auch sonsten in allem seinen Betragen sehr bescheiden, und an seiner Ehrlich-
keit nicht wohl gezweifelt werden kann, folglichen ihme nur daran lieget, das Landet zu con-
servieren, wodurch eben das Aerarium den wesentlichen Nutzen erwartet. Ich will auch keines-
wegs in jene sonstig, so sehr merkliche Unkosten und Aufwand eingehen, die dieses Remonta-
commando mittelst der Verpflegung und sonstigen Unterhalt von 360 Mann, dann 150 Brauch-
pferden, welche letztere sehr wenige zur Remonta als schon defectuose Pferde abgegeben werden
können, doch eben so kostsplitterisch als die Dienstpferde unterhalten werden, verursachen
mnss, ich aber andurch nur pflichtmässig erwiesen haben wollte, dass dieses Geschäft sowohl
dem höchsten Aerario als vorzüglich dem Land hier zu unterhalten sehr nachtheilig seie und in
die Lange auf keine Art bestehen kann.
und endlichen, so auch gewiss wäre, dass aus Abgang der Menschen und wegen unbe-
ntttzet li^;enden Feldern eine Pferdgestüterei hier in der Boccovina unterhalten werden könnte,
was könnte der Monarchie vor ein Nutzen andurch zugehen, sobald der Landesfürst den Unter-
halt und die Weidung hierzu erkaufen und noch die Winterfütterung in der Moldau bezahlen,
Menschen und Aufsehers unterhalten und sich allen Unglücksfällen unterziehen müsste ? Ich
glaube, kein Nutzen, vielmehr müsste Schaden am Ende sich zeigeu. Ein Grundherr kann sich
hienron etwas und auch nicht sonderlichen Nutzen versprechen, ohngeacht solcher seineu Unter-
thanen zur Wartung, so wie die Unterhaltung ohnentgeltlieh hieran verwendet. Nun hoffe und
wünsche verbreitet genug erwiesen zu haben, dass in keiner Betrachtung in der Buccovina eine
förmliche und kostsplitterische Ansiedlung noch Pferdgestütereien applicabel noch eine merkliche
Verbreitung der Agricultur anwendbar, ja alle 3 Gegenstände vielmehr schädlich wären.
Ja mir scheinet in der politischen Betrachtung vielmehr übel gerathen zu sein, eine
förmliche und, wie vermuthe, teutsche Ansiedlung hier zu. etablieren. Man l)enehniete der
Moldauer Nachbarschaft die Gelegenheit, sich anhero anzusiedlen, desnen Ansiedlung doch dem
Btaat keinen Kreuzer kostet, sondern jederzeit Nutzen verschaffet, und ich glaube auch keines-
wegs zu irren, dass und in Fall der teutsche Regierungsform in der Buccovina wie bis anhero
eingeführt und continuieret wird, und so auch die Contributionsabgabe annoch so hoch, wie nun-
mehro, angeschlagen würde, in wenig Jahren man mehr Menschen überkommen wird, als man
sich wünschet. So wie voraus gesagt und erwiesen ist, so kann auch dermalen in der Bucco-
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88 POLEK :
vina nicht sonderlich viel mehrers Volk untergebracht werden. Siebenbürgen wurde gerne annoch
auch etlich Tausend Familien, und die Marmarosh, so auch an die Buccovina grenzet, annehmen
und unterbringen. Es könnte ja gehofifet werden, dass, wann in der Buccovina das Volk zu
viel wQrde, so nicht alle, doch ein grosser Theil sich nach Siebenburgen und Hungam uber-
siedlen würden, und da die Buccovina einem Theil von Siebenbürgen und der ganzen Mar-
marosch vorlieget, und diese 2 Länder ihre Bevölkerung wenigstens aus der Moldau groasenthdl
anhoflTet und auch zum Theil herholet, so wäre nicht klug gehandelt, wann nicht die Buccovina
so dirigieret und beherrschet würde, womit fremde Nationen dahin gereizet, und Hungam und
Siebenbürgen hiervon auch so wie das Aerarium vorzüglich merklichen Nutzen ziehen konnte.
XXXIX.
Cavallar an das galiz. Generalcommando.
Orig. (K-A. ir. S 1779—43—757.) Kotzman, 29. Novemb. 1779.
Es ist zwar das mir allergnädigst anvertraute Remontengeschäft von dem politischen
Fach zu weit entfernt, als dass ich Einem hochlöbl. . . . Gencralmilitärobercommando einige
Kemarquen hierüber zu unterlegen mich anmessen sollte; allein da die etwan ausbrechende
Landes-Reclami praeparatorie schon auf das Remontierungscommando abgewälzt und denen Re<
montenstallungen eine ursprüngliche Last an^Gratisroboten aufgebürdet wird; da femers aus der
Lieferung des für die ärarischen Pferde erforderlichen, im Lande überflüssig vorhandenen Heues,
welches ich für bares Geld bezahle, eine Landesbeddlckung und Verhinderung der BevOlkerang
hergeleitet werden will: so sehe mich bemüssiget (und bitte unterthäoigst gehorsamst mir dieses
nicht in Ungnaden zu bemerken), dass ich einestheils zur Ablehnung dieser Gravaminum, an-
dererseits zum Beweis des Gegentheils in Gemässheit Eines hochlöblichen hofkriegsräthlichen
Rescripts ddo. 13ten und hoher Generalcommando- Verordnung vom 25. September a. c nur
etwelche Einheiten der politischen Behandlung des Landes anführe, die eben von der hierläo-
digen Interimal-Landesadministration in ihren Beschwerden gegen dai Remontierungscommando
mit demselben so genau verbunden worden, und zwar:
Ad Lit. A. Wird Einem hochlöbl. Generalmilitärobercommando noch bestemuissen in An-
gedenken sein, wie sehr Seiner Mijestät dem Kaiser und dem hocblübl. kaiserl. königl. Hof-
kriegsrath während vorgewestem Kriege die Stellung deren Remonten angelegen wäre. Da es
nun für die beigehabten Pferde an hinlänglicher Unterkunft gebrochen hat, so wäre ich ge-
nT^thiget, den Herrn Generalmajor Baron v. Enzenberg um die diesfällige Abhilfe bittlich anzu-
langen, welcher einestheils zu bestmöglichster Beförderung des Remontagescbäftes als anderen-
theils (da vorhin das kaiserliche Heu aus dem Czercraoscher Thal mit unsäglich vieler Mühe
der Unterthanen sehr weit zugeführt werden musste), zu Verschonung des Landes 4 ganz neue
Stallungen, nämlich 2 in Waskowetz, 1 in Sattagura und 1 in Störza, dann 2 Quasikasemen,
1 in Waskowetz, die 2te in Störza, und in letzterem auch 1 Officiersquartier zu erbauen ange-
ordnet hat, zu welchen Gebäuden also wie auch zu der vor- und diesjährigen Reparierang
saramentlicher alten Stallungen und des Okols von Seiten des Landes 18312 Hand- und 8195
Zugroboten pr. 2 Jahre abgereichet worden, wie solche bereits vermög Bericht vom 26ten
September ca.... klärlich ausgewiesen sind, und in Anbetracht deren im Lande errichteten
Proviantmagazins und hergestellten Quartiersgebäuden, dann des Strassen- und Brückenbaues
kaum angemerkt zu werden verdienen.
Zwar sind auch anno 1777, mithin zu des Herrn Generalwachtmeisters Baron v. Spleni
Zeiten, 2 neue Okols, einer zu ('zerepkautz und einer zu Störza, für diejenigen Pferde, welche
bei der selbesjährigen Assentierung denen Regimentern nicht mehr zugetheilet werden konnten,
weilen sie ohnedies alle übercomplet gemacht waren, auf hohes Gutbefinden Eines hochlöbl.
Generalmilitärobercommando erbauet worden, um diese Pferde unterbringen zu können, davon
einer voriges und einer dieses Jahr auch bereits wieder eingefallen, welches wohl wegen dem
grünen Holz, das in der Eil und im Nothfall darzu genommen werden musste, nicht änderst
hat sein können, und zu jedem sothaner 2 Okols gegen 1200 Hand- und bis 300 Zugrobotstage
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütes Radautz. 89
verwendet werden; jedoch weilen der Herr Generalmajor Bar. v. Knzenberg in seinen einge-
sendeten Beschwerden nur von Jahr und Tag die Anzeige machet, so kann ich umsoweniger
vermuthen, dass solche in dem Summario anzuführen erforderlich gewesen wäre.
Ad Lit. B. Nun tritt diese wichtige Betrachtung anvörderist bei, ob diejenigen 2000 Fa-
milien, wovon der Herr Generalmajor Bar. v. Enzeuberg in seinem Berichte erwähnet hat, auch
wirklich aus dem Türkischen oder anderen fremden Ländern aohero emigrieret und nicht viel-
mehr dem sicheren Vernehmen nach wegen der letzten Recrutenaushebung aus Gallicien anhero
entwichen sind und sich hier niedergelassen haben, welch letzteres, wenn auch noch einige
Familien zugegen wären, dennoch in allem Verstände dem Staat somehr nachtheilig ist, als
solche bieriandes 3 freijahre geniessen und in dem gallizischen Contributionali einen Abfall
verursachen.
Um aber Einem hochlöbl. . . . Generalmilitärobercoramando umso verlässlicher zu unter-
legen, dass die Unterhaltung deren Hemontapferden den dermalig wirklich ansässigen Bukowiner
Bauernstand an seiner benöthigtcn Flltterung nicht verkürzen, ja vielmehr über diese Remonta
alljälirlich noch ein beträchtliches Quantum im Lande zu sonstigen Militär-Heuerfordernissen
eiTibrige, zeige,
Imo dass die Interimal-Landesadministration, sowie andere Jahre, auch heuer über das
meinem unterstehenden Commando bereits abgegebene Heuquantum annoch gegen 1000 Faltschen
mehr anrepartlert und erzeuget hat, von welchem Ueberfluss die immiltelst in die Bukowina ver-
legte lOO Fuhrwesenspferde einen Theil ihrer Erfordernis beziehen, ohne ein weiteres Aerarial-
ConBamo im Lande ausweisen zu kiinnen.
2do. Geruhe Ein hochlöbl. Generalmilitarobercommando gnädigst zu erwägen, dass das
kaiserliche Heu nicht auf deren Unterthanen Gründen, sondern auf jenen deren Grundherren
erzeuget zu werden pflegt, welche Gründe nach Abschlag der denen Unterthanen jedenorts aus-
kömmlich zugetheilten Heuschlägen als ein Ueberland erübriget und denen Grandherren anheim-
fallen, und dass hinfolgsam der Unterthan zu dem kaiserl. Heu weiter nichts beitraget als die
Arbeit der Erzeugung und der Zufuhr.
Es lieget der unwiderlegliche Beweis dessen darinnen, dass jene Ortschaften, welche
keine derlei überländige Heuschläge besitzen, mithin von ihren Gründen nichts entbehren können,
mit dem nach der Hauptrepartition sie betreffenden Faltschenquanto in andere grasreiche Dorf-
schaften auf 4, 5 und 6 Meilen weit angewiesen und ihr Heuquantum auf fremden Gründen
zu erzeugen angehalten werden.
3tio. Wird das sammentliche kaiserliche Heu eingangs berUhrtermassen ab Seiten des
Remontacommando bezahlt. Ich glaube dahero, dass umsoweniger eine Bedrückung der Unter-
thanen hievon abgeleitet werden könne, als denen Unterthanen, wenn ihnen solches nicht etwan
statt deren schuldigen Steuern eines Theils abgerechnet wird, auch die Arbeit annoch vergütet
werden kann.
Ad Lit. C. wird die in der Beilage erscheinende oekonomische Tabella mit mehreren!
bestätigen, dass zur Unterhaltung der bisherigen Anzahl kaiserl. Remontapferden nicht die ganze
Bukowina erforderlich, sondern nur einige 30 Dörfer imstande sind, ohne mindester Verkürzung
der Unterthanen, bloss von denen Ueberlandsheuschlägen das benöthigte Heu auch auf 1500
Pferde gänzlich gratis und 27548 n. ö. Metzen Haber, ä 15 kr. gerechnet, aufzubringen.
Ich kann dieses Einem hochlöbl. Generalmilitarobercommando mit so mehrerer Gewiss-
heit unterlegen, als heuer der Grundbesitzer von Kitzmann, wo ich mein Standquartier habe,
nach reichlicher Befriedigung seiner Unterthanen und nebst 200 Faltschen kaiserl. Heues annoch
andere 200 Faltschen für sich erzeuget hat, zu geschweigen deren in vorgedachter Tabella ange-
führten anderen derlei grasreicben Ortschaften jenseits der Pruth, wo in manchen wegen der
anermesslichen Grösse der Heiden vieles Gras stehen bleibt, welches nicht abgemähet wird.
Ein welches meines Erachtens zureichend sein wird, den von der hierländigen Literimal-
Administration so dringend beklagten Heumangel zu widerlegen und statt solchen vielmehr
hieran einen Ueberfluss, mithin auch grundbeständig zu erweisen, dess die angebliche Ansiedler
durch das Kemontierungsgeschäft an ihrem nöthigen Unterhalt niemalen aufliegen und deswegen
verdrangen werden.
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"Uoogic
90 PoLEK :
Mir ist desseutwegen gar nicht begreiflich, was dem Herrn Generalmajcr Baron v. £n-
zenberg, welcher doch sonst für das Wohl des allerhöchsten Dienstes so gerecht und unermudet
besorgt ist, oder vielmehr einer löbl. Landesadministration auf einmal eq diesen Beschwerden
wider das Bemontencommando die Veranlassung müsse gegeben haben, da ich doch jederzeit
die Ordnung als die Grundfeste des Dienstes ansehe und hierauf mit besonderer Attention halte^
auch mir nicht bewusst bin, jemals einen Excess im Lande verursachet zu haben.
Ich nehme nun auch den Fall (welcher zwar, wie ich voraussehe, nur noch mehr dienet,
mich andurch je unangenehmer zu machen), dass das Remontierangsgeschäft nicht in der Buko-
wina wäre, so würden doch wohl wenigstens wie vorhin zu Deckung des Landes 1 oder 2 Di-
visiones Cavallerie hieher dislocieret worden sein, durch welche in Anbetracht der Stallungen für
die Pferde, der Zufuhr des Heues imd der übrig erforderlichen Vorspann das Land gar nicht
erleichtert, sondern wegen der Unterkunft der grösseren Anzahl an Mannschaft noch um ein
mehreres belästiget sein und dem allerhöchsten Aerario nicht minder einen Aufwand verur-
sachen wurde.
In dem ferneren Verfolg eingangs berührten hohen Rescripts und Verordnung ist aucli
in auswärtigen Ländern kein Haber für mein unterhabendes Commando erkauft worden, sondern
solcher wird aus dem Snyatiner und Horodenker Magazin, so in Gallicien liegen, und hier
landes aus dem Czemowiczei empfangen. Jedoch werden sowohl der Herr Generalmajor Baron
v. Enzenberg als auch der hier angestellte Herr Verpflegsverwalter v. Circo bestätigen müssen,
dass aus dem Czemowiczer Magazin, welcher zwar aus dem Horodenker uberbracht sein soUle,
dumpfiger Haber für die Remonten verabreichet worden seie; woher aber eine löbl. Verpflegs-
direction solchen genommen habe, ist mir unbewusst.
Gleichwie es aber mir höchst angelegen sein musste, diesem Uebel so eher abzuhelfen, so
habe mich an die I^mberger löbl. Verpflegsdirection verwendet, von woher auch . . . die schleu-
nige Remedur getroffen worden.
Ad Lit. D. Ist nicht nur der Okol, sondern sammentliche alte Stallungen so gut wie
möglich repariert und für diesen Winter in annoch brauchbaren Stand gesetzt worden.
Was nun aber die Anzahl der Pferde belanget, die in der Bukowina unterhalten werden
können, davon ist schon oben einige En^ähnung beschehen. Ich nehme also in Antrag 1500
Stück Pferde (zu denen vermög beiliegender Standesausweis ein Personale von 547 Köpfen, wie
ich bereits unterm 29ten Januarii a. c. angezeiget habe, erforderlich wäre) je mehr festzusetzen,
als solche in hiesiger Gegend und in der Moldau alljährlich erkauft werden können.
Nachdeme nun endlichen (wie in meinem diesfälligen Berichte ersichtlich ist^ ich 1000
Pferde in denen Stallungen aufzustellen und 500 in denen Okols zu überwintern antrage, so
kann nicht vorbeigehen, bei Einem hochlöbl. Generalmilitärobercommando meine submisseste
Bitte . . . vorzutragen, womit Eine hohe Stelle für diese letztere junge Pferde, so vom Iten Mai
bis Ende Octobris auf der Weide unterhalten werden, die Lutschina-Gebirge, zwischen der Mar-
morosch und Siebenbürgen an dem Gerliba-Fluss *) gelegen, zu dieser Weide von dem Kloster
Putna alljqhrlich zu erstehen und anzuweisen gnädigst zu reflectieren geruhen mögte.
Sigl. Kitzmann, den 29ten Novembris 17779.
*) d. i. Kirlibaba-Fluss.
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Die Anfäkge des k. k. Staatsgestütes Radautz. 91
XL.
Oekonomische Tabeila
Orig. (K,-A. IL S. 1779—43-757.)
Vorläufige Expiication
nach welcher sich in folgender ökonomischen Tabeila bei Berechnung der diesfälUgen Robots-
tage und Erzeugung des Habers benommen worden.
Als: Tage
Jeder Unterthan ist schuldig an Robot jährlich 12
den Zehent von allen vegetabilischen Producten, den er eingefuhrtermassen gern
redimieret mit 12
die Gespunst, die er ebenfalls lieber erlöst mit 2
an Klaka oder Grattsrobot verrichtet selber dem Grundherrn willig des Jahres . 2
Summa der Prästation eines Unterthans 28
Diese werden verwendet:
Zu Mach- und Einführung einer jeden Faltschen Heu 8
1 Tag Acker erfordert zu ackern und zu säen 4
Hierauf werden erzeuget 10 Schock Garben, welche an Schnittern erfordern . 4
zur Einfuhr 2
10 Schock auszudreschen erfordern 5
Summa der Arbeit auf 1 Tag Ackerbau . 15
A u 8 w w e i s
was durch obetehende 15 Robotstage an Frucht erzeuget wird
n. 5. Hetzen
Auf 1 Tag Acker wird gesäet Haber 3
Davon werden eingeerntet 10 Schock Garben, deren jedes in mittelmäßigen Jahren
2 Metzen Haber abwirft, folglichen producieren 15 Robotstage ... 20
Hievon den Samen pr. 3
Verbleiben . 1 7
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92
Polek:
Oekonomische
Über nachstehende Ortschaften nach dem wahren Bestand ihrer Gründe und anderen Dominiealien
kais. königl. Hemontierung in Pacht zu nehmen
d.iesseit8
9>
H 1 e TT (
5_ rj
r e-
Was die
e
.2
Ortschaften
der
Grund-
herrschaft
der
dermalloen
Pächter
Wie viel Pachtschilling jede
stehenden Ortschaften ihre
Grundherrn bezahlen
Juden in jedem Dorf
uad wofür an Arrenda
bezahlen
n
c
1
st
' PC
-£
.S
«
C
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haben in Arrenda
ll:
*S
fl.
kJ
f. Ikiil \'u
56
Luschan *)
Lucas Armas in
Jassy
Administrations-
Sccretär Micha-
laky
600
1 Wirtsh., 2 Milhl, jede
mit 2 Steinen, dann den
ganzen Zehent vom Dorf
350
1
58
ßojana«)
Basili Mutenko
Ivan Miteskul
Capitän
1000
5 Wirtsh., 4 Milhl., jede
mit 1 St., 15 Falts. Heu
extra den Zehent
700
800
-
1
250j 30
Kitzmann ')
Laskiwka *)
Herr Bischof von
Radautz
n
Administrations-
Secretfir
Michalaky und
Compagnie
1 Wirtsh., 1 Mühl mit
2 St., auf 60 Metz. Aus-
saat und 10 Fattsch. Heu
1 Wirtsh., 1 Mühl mit
2 St. auf 60 Metz. Aus-
saat und 10 Faltsch. Heu
400
425
-
i
60 67
45 36
Suchower-
cha*)
n
n
3000
—
1 Wirtsh., 1 Mühl. mit
2 Stein und den Zehent
von denen Bauern
300
1
30, 13
1
Kliwodin«)
»
n
1 Wirtsh., den Zehent,
5 Faltsch. Heu und auf
12 Metzen Feld
260
.
t8
26
Dawidovce ^
n
n
1 Wirtshaus, den Zehent
und 5 Faltschen Heu
220
—
38
32
Kisselieu «)
Lesczeskul v. Hu-
destie in d. Moldau
Pächter Secr. Mi-
chalaky, Afterp.
Herr v. Eder
600
1 Wirtshaus, 1 Mühl mit
1 Stein und den Zehent
400
50
20
Borouz «)
Igumen Formosky
in Jassy
n
1100
l Wirtshaus, 1 Mühl mit
1 Stein, den Zehent und
12 Faltscheu Heu
280
.
45
30
Cadubestie »O)
Blascha in der
Moldau
Paul Asianczuk i
Armener von ,
Snyatin
700
1 Wirtshaus, den Zehent,
auf 46 Metz. Felder und
10 Faltschen Heu
400
1
-i
t
7l' 54
Latus . .
7000
—
14 Wirtsh., U Mühl. mit
16 St., 67 Faltsch. Heu,
einigen Zehent u. Feldbau
4535
_|
675
j
364,
1
') Luian. •) Bojan. ') Kotzman. *) Laszköwka. *)
S«chowerch6w.^^;T^^g^^
^ Dawideßiie
DlB AMFÄNaB DES K. K. STAATSeSSTÜTES RaDAUTZ.
93
Tabella
wie auch ihrer gegenwärtig wirklichen Revenüen-Erträgnis, welche pro aerario zum Nutzen der
angetragen werden könnten, und zwar
cLer Fr-vxtDa.
ZI. i e
s s
e ZI
d. e I^ e TT e
ZI -C5.
1
n
deren nach vorUufiger Explication schul-
diger Robotstage
Wie viele ackerbare Felder and OrQnde zor
Frnchtbanang vorhanden nnd wie viel Metseu
naeh Absoblac demjenigen, so die Banem be-
nutzen, die Herrsobaft anatäen kann
c
fl
J
tS
3
S
1
o
©
o
1
1
©
§
"So
©
fl
©
^^
•^ Betragen in Geld, den Metzen k 15 kr.
^ gerechnet
-« -
Wie viele Heuschläge und
auf wie viele Faltschen
in jedem Ort vorhanden
Anmerkung
anderer Neben-
nutzungen
Benanntlich
O
a
fl
P
17|Tr
1
fl
©
X3
C
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>
fl
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1
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i fl. jkr
tu
111
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-fl oj
J.i
it
e ©
Betraget in Geld, die Faltsche
oder 90 Portions a 2 fl,
gerechnet
n. o.
Metzen
Metzen
fl. 'kr
!
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1824
200
1000
1133
283
15
45
—
360
90
—
—
-
723
15
4480
3556
260
1300
1473
368
15
30
-
240
60
—
1 Teicli in Kitz-
mann i. 3 J. 800 fl.
1 Teich in Habri-
lovce i. 3 J. 400 fl.
400
—
1928
2067
15
30
2268
1 Teich, ertraget
alle 3 Jahr 800 fl.
266
40
691
40
688
380
1650
1870
467
30
200
200
3200
800
—
1 Teich, ertraget
in 3 J. 1800 fl.
600
—
900
—
864
—
—
-
260
—
1120
—
—
-
220
—
i
i 1120
100
500
566
141
30
—
—
—
—
—
2 T., welche aber
nicht mitverpacht.
sind, in 3 J.I 80 fl.
-
-
541
3€
1200
40
•2(M •
226
56
30
300
300
4800
1200
—
1 ~"
—
—
1536
1
30
2000
100
500
566
141
30
70
70
1120
280
1 kleiner Teich,
ertraget in 3 J.
20 fl.
6
40
1
1
i 828
10
19120
1030
5150
5834
1458
30
645
570
9720
2480
5 Teiche ertragen
1 in 3 J, 3820 fl.
1
1273
»
9696
50
I
V Kieseleu. ») Boroutz. ") Kadobestie.
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Polek:
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Ä 1 e TT
o X gr e-
h
"'s
Was die
S
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o
C
Ortscliaftei)
der
Grund-
herrschaft
der
dermalioen
Pächter
Wie viel Pwhtschilling jede
stehenden Ortschaften ihre
Grundherrn bezahlen
Juden in jedem Dorf
und wofür an Arrenda
bezableu
11
haben in Arrenda
zahlen
jährlich
an Geld
mit
ohne
fl.
kr
fl. \kr^
Vieh
1
"ranslatus . .
7000
-
14 Wirtsh., 11 Mülüen ra
16 Steinen, 67 Falt. Hea,
einigen Zehent u. Feldbau
4535
675364
Weruzanka»)
Bojar Paskann
in Jassy
Ivann Sott
700
l Wirtshaus, den Zehent,
auf 30 MeUen Aussaat u.
6 Faltschen Heu
500
.
120 40
1
Walliowa*)
Jonaty Motenko
Administrations-
Secretarius Mi-
chalaky
1
1
600
_
1 Wirtsh., 1 Muhl mit 1
Stein, 17F. Heu, auf 120
Metz Feldbau u. d. Zehent
450
1
73
1
42|
Waskowetz ')
Nicolay Rossno-
wan
Ivann Miteskul,
Capitän
1200
l Wirtshaus, 3 Mühlen,
jede mit 2 Steinen
700
1 162
.5?i
3er
IBi
9lte
Kutschur-
raare *)
Kloster Putna
1
Administration s-
Secretarius Mi-
chalaky
3 Wirtshäuser und jähr-
lich 15 Faltschen Heu
iooo
200
i
60
Walloka»)
n
n
"
170
26
Korrovla«)
n
n
1 Wirtshaus und den
Zehent
260
—
58
—
Molodia
n
»
1200
—
1 Wirtsh., 1 Muhl mit
1 Stein und den Zehent
350
,^
182
■J
Czahor
Tt
n
1 Wirtsh., 1 Muhl mit
1 Stein und den Zehent
170
—
65
Ostriza ^
n
n
2 Wirtshäuser u. 4 Mühlen
mit 1 Stein
300
—
100
15
Mahala
n
»»
l Wirtshaus, 2 Mühlen
mit 1 Stein, u. den Zehent
500
—
162
•20
Hluboka »)
SUrost Thadeus
Turkul
Armener Cajetan
Theodorowics
350
—
1 Wirtshaus u. den Zehent
von Tabak
120
—
50
5<»
Petroutz
«
unterhaltet sol-
ches selbst Herr
V. Tnrkul
500
1 Wirtshaus, 1 MOhl mit
1 Stein
200
' 96
i
_
Latus . . 1
11550
—
128 Wirtsh., 24 Mühlen m.
32 Steinnn, 104 F. Heu,
einigen Zehent u. Feldbau
9085
1
2113
703
Die Anfänge des k. k. StaatsobstOtes Radadtz.
95
aa.l««ae3a.d.e Z^e^eaa.'Q.ezx
1
nach vorläutiger £xplioiition schul-
r Itubotstage
HS
tut
£|f|
m
im
s
3
S
1
%
f
0)
1
1
s
1^
Betragen in Geld, den Metzen a 15 kr.
gerechnet
Wie viele Heuschläge und
auf wie viele Falschen
in jedem Ort vorhanden
Anmerkung
anderer Neben-
nutzungen
ßenanntlich
Deren Betrag in Geld
Summa der ganzen Revenüen-Erträgnis
Was nach Abncblag der diesfälligen Er-
fordernis tiir die Untertbanen dem
Gmndberru frei eigen übriggeblieben
08
1
.2
H
Zu dessen Fechs- und Einfüh-
rung benöthigte Robotstage
Betraget in Geld, die Faltsche
oder 90 Portions ä 2 fl.
gerechnet
n. 0.
Metzen
•s
Metzen
fl.
kr
fl.
kr
fl.
kr
fl. !k.|
19120
2660
1840
6440
1030
120
40
5150
600
200
5834
680
226
1458
170
56
30
30
645
100
300
570
100
300
9720
1600
4800
2430
400
1200
5 Teiche, ertragen
in 3 Jahren 3820 fl.
2 Teiche, so wenig
ertragen u. nur zu
eigenem Gebrauch
2 Teiche, ertragen
alle 3 Jahren
150 fl. Rh.
1273
50
20
9696
1070
566
1900
50
30
cLer Fr-CLtli. v |
7280
5488
928
3200
1040
3220
2912
2800
2688
' 2000
100
200
100
200
60
60
10000
600
1000
500
1000
300
300
11333
666
1133
566
1133
340
340
2833
141
283
141
283
85
85
15
30
15
30
16
' 100
20
60
50
70
800
100
—
800
160
480
400
560
6400
800
200
40
120
100
140
1600
200
~
Vor die allda be-
findliche Mühl
zahlet jährl. 4 Duc.
16
4033
457
753
311
400
923
1805
485
16
30
16
30
16
59516
3910
19550
22151
5537
45
2246
970
25720
6430
-
7 Teiche ertragen
i. 3 J. 3970 fl. u. 1
MOhl jährl. 4 fl.
1339
20
22392
6
fwia. *) Ottrica. •; Hliboka.
96
Polbk:
e.
1
H 1 e TT o r gr e
'
deren nebei
?m respect.
1
Was die ,
•s
Ortschäfteo
3Sra.zxiezi
der
Grund-
herrschaft
der
dermaligen
Pächter
Wie viel Pachtschilliug jede
stehenden Ortschaften ilm
Grundherrn bezahlen
Juden in jedem Dorf
und wofür an Arrenda
bezahlen i
ä
II
^ 1
haben in Arrenda
zahlen
jährlich
an Geld
§1
0
1 fl-
kr
fl. Ikr
Vieh !
IVanslatus . .
11550
-
28 WirlHh.724 Mühlenm.
32 Steinen, 105 F. Heu,
einigen Zehent u. Feldbau
9085
i
2113
703'
Gorgye»tie *)
Kloster Dragomie
Jonati Kodresko
50
—
-
—
— 1
Czerepkoutz
Kloster Slatina im
Türkischen
»
80
—
2 Wirtshäuser
100
1
1
50 16*
Obreschan *)
Klos .er Moldovice
Armener Stephan
et Ursul
100
—
1 Wirtshaus, 1 Mühl m.
1 Stein und dem Zehent
100
—
1
27 17|
Rogosche-
stie »)
Joniza Cantoko-
sonna, Iwornik in
Jassy
r>
180
1 Wirtshaus und dem
Flachszehent
190
i
i
-i
21 21
Boschanze *)
Popp Magary
2 Wirtshäuser
1
176 24
ügyestie *)
Metropolit von
Jassj
1200
—
—
390
1
160 40
Trebulestie«)
Klofiter Putna
haltet derCaluger>
selbst, voriges J.
Herr Kitt. Nagel
1 Wirtshaus und 20 F.
Heu
80
1
80 40
Kamenka
n
n
450
—
1 Wirtshaus und 6 Fal-
tschen Heu
50
—
50 16
j
Szutzaven '') 1
n
n
1 Wirtshaus
15
~i
1
20', 7
Kupka
ji
n
l Wirtshaus und dem
Zehent
70
J
i
1
!
40 -
1
Sonima . . .13610
11
1
38 Wirtsh., 25 Mühl. mit
33 St , 131 Faltsch. Heu, 10080 ~
einigen Zehent u. Feldb. |
2737884
3621
Sigl. Kitz mann den 29ten Novembris 1779.
») Jordanestie. *) Opriszeny. ') Kogozestie. *) Bosancze. *) üidesti. •) Tereblestie. ^ Suc&awenjr.
Digitized by
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Die Anfäkoe des k. k. Staatsgestütes Radadtz.
97
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1
Wie viele HeuschJäge und
auf wie viele Faltschea
in jedem Ort vorhanden
Anmerkung
anderer Ne)>en-
nutzungen
Benanntlich
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Was nach Abschlag der diesfalligen Er-
fordernis für die Untertbanen dem
Grnndberru frei eigen übriggeblieben
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K
.2
II
Zu dessen Fechs- und Einfüh-
rung benöthigte Robotstage
3s 1 Betraget in Geld, die Faltsche
oder 90 Portions ä 2 11.
^~\ gerechnet
n. 0.
Metzen
TS '
Metzen
fl.
kr
1
59516'
3910
19550
22151
5537
45
2245
970
25720
6430
7 Teiche ertragen
in 3 J. 3970 tl., 1
Mühljährl.4Duc.
1
1339
20
1
22392
5
-
400
2000
2266
566
30
1000
—
8000
2000
-
—
—
2566
30
IH48
200
1000
1133
283
15
,200
-
1600
400
—
—
-
-
783
15
704
40
200
226
56
30
150
—
1200
300
-
—
—
—
4:)6
30
1176
14
70
73
18
15
150
—
1200
300
~
—
—
—
508
15
5600
200
1000
1133
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-
2400
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_
—
-
—
1273
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80
20
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—
-
-
76
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1
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340
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50
—
400
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—
—
—
—
265
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, —
—
—
—
—
100
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—
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-
250
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1
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-
—
—
—
—
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-
-
15
—
640;
-
—
—
—
—
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-
—
— ll —
-
—
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-
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8113-2
4864
24320
27548
1
6887
4205
— 517
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41400
10350
1
1
.7 Teiche ertratren'
in 3 J. 3970 H., 1,
,Mühljährl.4Duc.,
1339
1
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1
1
28656
20
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Gbogle
98
POI.BK:
Recapitulation
der in vorstehender ökonomischen Tabella aasgewiesenen Bevenuen-Ertragnis.
a 1 s
Specifice
Summariter 1
fl. kr.
fl.
kr
Der jährliche Pachtschilling ertraget ....
—
13610
—
Hierauf gehet ein
an Schank- und Mühlenarrenda, dann einigen Zehent
10080
—
—
—
für erbauet werdende 27548 n. 0. Motzen Haber k 15 kr.
gerechnet
6887
—
—
—
für gemacht werdende 2175 Faltschen Heu pr. 90 Por-
tiones k 2 fl
10360
—
—
—
an anderen Nebennutzungen
1339
20
—
—
Summa der Revenüen-Erträgnis
—
—
28656
20
obstehenden Pachtschilling hievon abgezogen mit
—
-
13610
—
verbleibt an klarem Nutzen
—
—
15046
20
Für diese werden gratis erlangt 5175 Faltschen Heu nebst
Streustroh und hingegen abgezogen an Geld
—
—
10350
—
womach auf Besoldung deren zu Besorgung der Pachtgüter
angestellt werden müssenden Beamten, denen verlas-
liehe Unterofficiers und Oemeine von Seiten des Be-
rn ontierungscommando beigegeben werden, und zu an-
deren, nicht vorhersehen könnenden Ausgaben erübrigen
—
4696
20
Ausweis deren Kobotstagen
Tage 1
Speci6ce
Summariter
An Robotstagen sind die Unterthanen nach eingangs ersicht-
lichen Explication berechnetermassen schuldig
Diese werden verwendet
zu Bebauung der Felder auf 4864 n. 0. Metzen Aussaat
zu Machung deren obigen 5175 Faltschen Heu
Werden annoch erübriget und können zum Stallbau und an-
deren verwendet werden
24320
41400
81132
65720
15412
Digitized by
Google
DiB Anfänob des k. k. Staatsobstütes Radautz.
99
Ausweis
Wie viel Haber- Dod Henportiones fQr 1500 Pferde jiUirlicli erfordert werden, was hierauf
erbauet werden kann und folglicben annoch zu erkaufen wäre.
als
Haber-
Heu-
PorUones
Die jährliche Erfordernis fiir 1500 Pferde pr. 365 Tage ist. .
Hievon kommen abzuziehen für 500 Pferde, welche den Sommer pr.
6 Monat oder 180 Tage auf «He Weide gehen ....
Verbleibt an Erfordernis
Hierauf werden vermog Recapitulation erbauet 27548 n. ö. Hetzen
Haber und 5175 Faltschen Heu
mithin wird erübriget
hingegen wären annoch zu erkaufen
547500
90000
457600
220384
237116
I
547500
90000
457500
465750
9250
Aus vorstehender Recapitulation ist also ersichtlich, dass jährlich auf 1500 Pferde das
Heu ganz gratis und 27548 n. ö. Metzen Haber, deren jeder ä 15 kr. angerechnet wird, erbauet
werden können.
Bei denen berechneten jährlichen Kobotstagen, welche zwar in ein und anderen Rubriken
etwas knapp, hingegen in anderen wieder desto reichlicher angesetzet worden, so dass sich
solche ausgleichen, muss angemerket werden, dass in denenjenigen Ortschaften, wo der Zehent
dem Juden mitverarrendieret ist, nicht 28, sondern nur 16 Tage Robot angerechnet, mithin
12 T&ge für den Zehent abgeschlagen worden.
Femers kommt noch anzumerken, dass des grösseren Nutzens wegen nöthig ist, auf 3
Jahre zu pachten, weilen der Nebennutzen jahrweise nicht beigelassen wird, widrigens ansonsten
diese Rubrik ganzlich wegfiele.
XLI.
Ex t r a et
aas dem von dem siebenbUrgischen Generalcommando eingereichten Rapporten über die dort-
landes abgehaltene Pferdmärkte und den durch die Officiers bewirkten Einkauf.
Orig. (K.-A. IL S. 1780—43-380.)
Pferdmarkt zu Csik-Szereda und Kronstadt.
Vermög Rapport des Kalnocki'schen Rittmeisters Mosatics seien daselbst keine zu Re-
luonten taagliche vorgefunden worden. Die meisten Pferde wären von sehr kleinem Schlag, bis
30 Stück zu 14 Faust und nur 3 remontenmässige, jedoch mit Defecten behaftete, vorhanden
gewesen.
Marus Vasarhely.
Vermög Rapport des 8avoy*schen Oberlieutenants Uhl seien allda 21 diensttaugliche
Pferde, die meisten hievon aber zu jung, vorhanden gewesen und von einem Kalnocki'schen
Wachtmeister 2 sechsjährige Chevauxlegerspferde, jedes pr. 18 Ducaten, und ein Husaren pferd
ä 17 Ducaten erkaufet worden. Es seie Hoffnung, künftighin mehrere Pferde zu überkommen,
jedoch wäre von den herrschaftlichen Gestüten kein Pferd auf den Markt gebracht worden.
Digitized by
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100 Polek:
Thordae.
YenuiSg Rapport des Savoy'schen Oberlieutenants Uhl ist der gante Markt aus schlechten
Bauempferden bestanden und von allen nur etwelche zu Chevauxlegers taugliche vorhanden
gewesen, welche aber wegen den allzu hohen Preis nicht erkaufet worden seien.
Sepsi St. Gyorgy.
Yermi^g Rapport des Kalnockischen Rittmeisters Mosatics ist allda kein taugliches Re-
montapferd angetroffen worden.
Reteck und Csik-Szereda.
Verniög Rapport des Savoy^echen Oberh'eutennnts Uhl und Kalnockischen Rittmeisters
Mosatics seien zu Reteck in allem 9 Stuck Pferde von einem guten Schlag vorhanden, die
übrigen aber alle abgenutzt und veraltet gewesen, wegen welchen Ursachen denn auch kein
Remonta allda erkaufet worden wäre. Man habe wenig Hoffiiung, im künftigen Jahre mehrere
taugliche Pferde anzutreffen, weilen sehr wenig junge im Vorschein kommen. Auf dem in C*ik-
Szereda fürgewesten Jahrmarkt hingegen seie kein einziges zum Remonta taugliches Pferd vor-
handen gewesen.
Szamoss Ujvar.
Vermiig Rapport des Savoy'schen Oberlieutenants Uhl habe sich auf dem ganzen Jahr-
markt kein einziges zu einem Remonta taugliches Pferd vorgefunden, weder seie Hoffnung, auf
künftiges Jahr etwas Vortheil hafte res zu bekommen.
Clausenburg.
Verniög Rapport des Savoy'schen Oberlieutenants Uhl seien auf dem ganzen Markt nur
2 Stück Pferde vorhanden gewesen, welche, wenn sie nicht im Preis Qbrtrieben gewesen wären,
zu Husarenrcmonten hätten gebraucht werden ktlnnen. Es lasse sich auch ins künftige wenig
Besseres versprechen, wenn nicht mehrere GestiUpferde auf den Markt gebracht werden.
Bistritz.
Vermag Rapport des Savoy'schen Oberlieutenants Ubl seien auf diesem Markte über
1000 Pferde vorhanden gewesen, jedoch wegen ermangelnder Tauglichkeit keines erkaufet worden,
und es lasse sich auch künftighin wenig Besseres anhoffen, da bishero roeistentheils fehlerhafte
und von der kleinsten Gattung Pferde auf die Märkte gebracht werden.
Fogarass.
Vermög Meldung des Kalnockischen Rittmeisters Mosatics haben sich zwar einige 14f&a-
stige Pferde allda vorgefunden, jedoch seie wegen überstiegenen Alter keines hievon zum Re-
monta angenommen worden ; es stehe aber dennoch zu hoffen, dass in künftigen Jahren mehrere
taugliche l*ferde im Vorsehein kommen werden.
Hermannstadt.
Vermög Rapport des Kalnockischen Rittmeisters Mosatics seie nur ein einziges Pferd für
tauglich erkennet unb für ein Husarenremonta assentiert worden.
XLII.
General Baron Enzenberg an das galiz. Generalcommando.
Orig. (K.-A. n. S. 1780—43—380.) Sucevice, ») 28. August 1780.
Ich würde die hohe Generalcommando-Verordnung vom 20ten Mai a. c. in Belang des
Remontageschäfts . . . schon längstens . . . beantwortet haben, so nicht vor not big erachtete,
bevor und umsomehr mit dem Herrn Rittmeister v. Cavallar mich zu benehmen und von ihme
in die Gewissheit gesetzet zu werden, ob er die Verpflegung deren Remonten seibat besorgen.
oder ob er diese Verpflegung aus denen k. k. Magazinen empfangen wolle. Da er dann nun
retoumieret und sich dahin geäussert, dass er sein Remontageschäft Selbsten verpfl^^en wolle.
*) Suczawitza.
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Die Anfänge des k. k. Staatsgbstütes Radaütz. 101
Es ißt die Frage vorzüglich, inwieweit es respectu des Habers, Heu, Streustroh, Hut-
weide, Bi^nunkosten, Stallbeleuchtung und -Requisiten, dann der Vorspann es seine Richtig-
keit habe.
In Belang des Haber so wird Herr Rittmeister jederzeit, ausgenommen in gar sehr grossen
Fehljahren solchen in der Buccowina um einen sehr billigen Preis aufbringen; in Betreff des
Heues aber stehet doch zu besorgen, mit solchem schwer aufzukommen, als bekanntermnssen die
Viehzucht der einzige Buccowiner Nahrungszweig ist, a proportione des vielen Viehes der Heu-
überflass nicht bestehet und die täglich zunehmende Ansiedlung in der Folge auch die Heuerzeu-
gung sehr verringern wird. Dermalen annoch ein, bOchstens zwei Jahre durfte, um 1000 Pferde
mit Heu zu unterhalten, nicht sonderliche Schwierigkeit entstehen, in der Folge aber wird sehr
schwer diese Anzahl Pferde mit Heu mittelst ohngezwungenen Ankauf unterhalten werden
können. In Belang des Streustroh wird sich in der Zukunft kein Anstand ereignen, massen,
sobald das Remontacommando in der Buccowina den Haber ankaufet, auch die Agricultur
mehrer zunehmen, folglichen auch Stroh zu überkommen sein wird. Mit der Hutweido dürfte
es Anstände geben, und schwer und umso weniger wird die Hutweide und Gebirgsweide in
Bestand ohne Zwang zu überkommen sein, als die Menschen und folglichen auch das Vieh zu-
wachset und ohnehin actu aus Abgang der Gebirgs- und Hut weide eine grosse Menge Vieh
bekanntermassen aus der Buccowina nach der Moldau auf die Grasweide überführet wird. In
Belang der Bauunkosten kommet es bloss darauf an, ob die erforderlichen Hand- und Fuhr-
roboten hierzu gegen Bezahlung von der Obrigkeit beordert und wie hoch ein Handlanger und
wie hoch ein Fuhrrobot mit 2 Ochsen auf den Tag bezahlet werden sollen. Ausserdeme und
wenn es dem Buccowiner freistehet, ob er gegen bestimmte Bezahlung arbeiten könne oder
nicht, ißt zu besorgen, wie man keine Roboten ausser gegen grösseren Lohn wird Oberkommen
können. Meine unmassgebliche Meinung wäre, in Betracht dass die Stallerbau- und Reparie-
rung ein aerarischer Gegenstand ist, der Landmann hierzu und zwar dergestalten beorderet
werden könnte, dass ihme vor eine Handrobot 9 kr. und vor eine mit 2 Ochsen bespannte
Fuhrrobot 16 kr., vor eine mit 4 Ochsen bespannte Fuhr umsomehr das Doppelte solle auf die
Hand bezahlet werden, als der Landmann mittelst Bezahlung des Heugulden allschon auch sich
von allen Roboten reluieret hat.
Mit der Vorspann scheinet aber, dass dieser Gegenstand einer andern Betrpchtung unter-
liege. Nachdeme das Land mit den Heugulden, so doch nebst dem Service- und Strohgeld sich
von allem loskaufet, und diese Heureluierung ein Jahr in das andere bis 22.000 fl. und mehr
abwerfen wird, folglichen von allem andurch, was das Remontacommando Belästigungen verur-
sachen mag, sich loskaufet, die zu dem Remontagescbäft aber unzählbare Fuhren ohnausgesetzt
benöthigt werden, und solche als Vorspann anzurechnen eben in Betracht der Reluierung un-
billig wäre, so wäre der unmassgeblichen Meinung, dass das Remontacommando keine Vorspann
anverlangen, sondern die Fuhr per Tag mit 6 kr., was in der That ohnehin wenig ist, auf den
Tag be^ablen oder dem Remontacommando ganz überlassen sein sollte, wie es wolle oder könne.
sich selbst die Handlangers und Fuhren zu accordieren.
Wann dann die von dem Herrn Rittmeister v. Cavallar in der Berechnung aufgefuhret
und sodann wiederum abgeschlagen werdende 5 Posten so 41588 fl. 12 kr., dann die ohnent-
geltUche Abgabe der Gebrauchpferden, welche, wann sie auch ausgemustert, doch pro aerario
plus licitanti hintangegeben werden, nicht mit in den Kostenüberschlag zu nehmen verdienen,
so bin auch der gehorsamst und unzielsetzlichen Meinung, dass ein öjähriges.Remontapferd, be-
sonders in Friedepszeiten, sehr leichte vor 103 fl. 47Vio ^r. wird angeschaffet werden mögen,
besonders die sammentliche Mannschaft, die zur Wartung der Pferde bestimmet wird, nicht in
Betrachtung gezogen wird.
Szucewice, den 28. August 1781.
Enzenberg,
GM.
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102 Polek:
XLIII.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. S. 1780-43-380.) Wien, 14. October 1780.
Wie es sich . . . aus dem zur Allerhöchsten Einsicht hier angebogenen Extract der seit-
hero eingelangten Rapports veroffenbaret, sind sehr wenig ^ugliche Pferde auf diesen Märkten
angetroffen und jrne, welche die erforderliche Tauglichkeit gehabt hätten, zu thcuer geboten,
dahero in allem nur 2 Chevauxlegers- und 2 Husarenpferde bis nunzu erkaufet worden.
Da es aber nothwendig ist zugleich fUrzudenken und sohin die Modalität festzusetzen,
wie in Friedenszeiten die nach Erfordernis des Dienstes benöthigte leic!ite Iferde beigeschaffet
werden mögen, so nimmt man sich die allehrbietigste Freiheit, Euer Majestät folgenden Vor-
schlag ... zu submittieren.
Aie Anschaffung der leichten Pferde in der Buccowina, wie solche bishero geschehen ist,
wird noch so lange nothwendig bleiben, bis man in Ungarn und Siebenburgen mehrere der-
selben durch den eigenen Ankauf aufzubringen vermögend sein wird.
Es ist hier von daruroen bloss die Rede von <}em eigenen Ankauf, weil . . . Euer Ma-
jestät in der über den hofkriegsrnthlichen Vortrag vom 23. März dieses Jahrs geschöpften
.Allerhöchsten Resolution unter andern ausdrUckÜch verboten haben, sich in Friedeuszeiten der
Lieferanten zu gebraueben.
Die Nebenunkösten des Cavallarschen Remontierungscomraando nebst der Fourage machen
jedes unter der Obsorge des Rittmeistern Cavallar stehende Pferd im Preise namhaft steigen
und da laut obiger Aeusnerung des Generalmajors von Enzenberg nach einem Paar Jahren das
erforderliche Heu und die Weide für diese Remonten in der Buccowina wegen der immer mehr
zunehmenden Anzahl von Einwohnern nicht mehr zu haben sein soll, folglich das Commando
nicht für beständig beibehalten werden dürfte, so wäre damals, wann solches eingestellet und
nicht etwan den Regimentern, wie es sonst geschehen ist, der eigene Ankauf ihrer Remonten
überlassen werden sollte, ein Stabsofficier oder Rittmeister zur Besorgung des Remontaankaufes
in Gallizien anzustellen, der den Markt in Brody zu besuchen und die Armenier, deren sich
Cavallar dermalen bedienet, beizubehalten hätte.
Es könnte hierzu umsomehr der Rittmeister Cavallar selbst gewidmet und allenfalls mit
dem angesuchten Avancement zu einem in Gallizien liegenden Regiment übersetzet werden, ab
er die dortigen Gegenden am besten kennet, wo die meisten und tauglichsten Pferde zu be-
kommen sind. Zu jeder Uebernahm hätten ihm die in Gallizien liegende Regimenter die be-
nöthigten Commandierten mitzugeben und die gebührenden Zulagen aus denen Regimentsunkosten
zu erfolgen, wodurch sodann das allerhöchste Aerarium die dermaligen bei dem Commando in
der Buccowina vorfallenden Nebenunkösten, als: Gebrauchpferde, Beschlag, Halfter, Stricke,
Medicamenten, Stallrequisiten, Diäten und Zulagen, die kostbare Erbauung der Stallungen und
derselben Unterhaltung, Schreibmaterialien, Postporto, Extraordinarien und nebst diesen die
F'ourage für 1000 uneingetheilte Pferde ersparen würde.
Es belaufet sich die Remontaerfordemis jährlich auf H80 (Jhevauxlegers- und auf 1400
Husarenpferde. Zu Ergänzung dieser Anzahl hätten die 4 Chevauxlegersescadronen von den
beeden Carabinierregimentern, dann die in Gallizien selbstliegende 3 Chevauxlegers- und 4 Hu-
sarenregimenter ihre Remonten aus der Buccowina, 2 Chevauxlegers- und 8 Husarenregimenter
aus Hungam, dann ein Chevauxlegers und ein Husarenregiment aus Siebenbürgen zu nehmen,
womach dann
aus der Buccowina 480 Chevauxlegers- und 700 Husarenpferde
„ Ungarn 270 „ „ 525 „
„ Siebenbürgen 130 „ „ 175 „
angeschaffet würden.
800 Chevauxlegers- und 1400 Husarenpferde
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DiB Anfänöb des k. k. Staatsgestütbs Radautz. 103
Jedem Chevauxlegers- und Husarenregipent wäre sein District) wo selbes den Ankauf zu
besorgen hätte, anzuweisen, welches von dämmen nöthig ist, damit nicht mehrere Käufer sich
in einem und dem nämlichen District einfinden und sich also selbst die Preise der Pferde ^
vertheuern.
Ebendahero aber, weil ein Regiment in den District des andern nicht gehen durfte,
hatten die Chevauxlegers allemal auch die in ihrem angewiesenen Bezirk vorhandenen dienst-
taugliche Husam- und die Husamregimenter zugleich Chevauxlegersremonten anzukaufen, doch
so, dass letzteren die Beibehaltung der Chevauxlegersremonten ausdrücklich dabei untersagt bliebe.
Die, obschon filr andere Regimenter erkaufte Pferde hätte sodann jedes Regiment zwar
für sich zu assentieren, nachher aber so, wie es der Hofkriegsrath anordnen wurde, an andere
zu transferieren, zu welchem Ende alle Monate die Rapports einzureichen wären, worin die
erkauften Pferde mit Unterscheidung der chevauxlegers- von den husarnmässi^en zu erschei-
nen hätten.
Zum Ankauf hätte jedes Regiment ein beständiges Conimando zu widmen, und obzwar
das Haddikische Regiment in Gallizien stehet, so könnte selbes dennoch bei dem Kauf in
Ungarn mitwirken.
Zur Sicherheit, dass keine aus Mangel des Masses für den Dienst unbrauchbare Pferde
Obemommen werden, wäre das Mass, von welchem man während dem Krieg Jn etwas abge-
wichen iBt, neuerdings bekannt zu machen, nämlich dass
ein 3jähriges Chevauxlegerspferd 14 Faust 2 Zoll
n 5 n n 15 „ — „
ein Sjähriges Husarenpferd 14 „ In
. 4 n .« 14 „ 2 „
n 5 „ „ 14 „ 3 „
haben müsse.
Die dermaligen Preise könnten einsweilen bleiben, nämlich
in Ungarn ein Chevauxlegerspferd 17 :^, für ein Husarenpferd 15 ^
n Siebenbürgen „ „ 18 „ , „ „ 18 „
„ Gallizien „ „ 19 „ „ „ „ 15 „
Da aber hei dem für Ungarn ausgesetzten geringeren Preis meistens 3jährige aufge-
suchet werden dürften, so wäre festzusetzen nöthig, dass kein Commando mehr als das Drittel
derlei 3jahrigen Pferde zu kaufen befugt sein solle.
A. G. V. Hadik.
XLIV.
Joseph IL an den Hofkriegsraths-Praesidenten Grafen Hadik.
Qrig. (K..A. II. 8. 1780—43—380.) Wien, 25. October 1787.
Lieber Feldmarschall Hadik ! Ehe ich über die künftige Rimontirung der Chevauxlegers-
und Hnsarenregimenter meine EntSchliessung ertheile, gebe ich dem Hofkriegsrath meine Ge-
danken hierüber mit, dass im Fall er etwa ein oder andern Orts ein Bedenken finden sollte,
derselbe die diesfällige Anzeige bejbringe und Mir seine Meynung cum reproductione dieses
V^ortrags gutachtlich heraufgebe.
Weil der Hofkriegsrath den Einkauf der Rimonten Regimenter- und districtsweise besor-
gen lassen will, so folgt nothwendig hieraus, dass in einem District sowohl Chevauxlegers- als
auch Hnsarenpferde vorhanden sind, ein Husaren regiment den Einkauf nicht allein von Hu-
saren-, sondern auch von Chevauxlegerspferden und vice versa nach seinem Antrag l>esorgen
muas. Es ist aber leicht vorauszusehen, dass ein Chevauxlegersregiment mit dem Ankauf des
Hnsarenregiments nicht zufrieden sein wird, und dieses zu billigen oder unbilligen Klagen und
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104 PoLKK :
Beschwerden Anlass geben wird. Um dieses zu vermeiden, wird wohl nichts besseres nein, als
wenn Chevnuxlegerspferde von Chevauxlegers und Husarenpferde von Husaren oingekaufet und
darzu solche Commandi, die aus Husaren und Chevauxlegers vermischt bestehen, aufgestellt
werden, wovon 1 in Siebenbürgen und 2 in Hungarn, deren jedes aus 1 Officier von den
Chevauxlegers und 1 Ofticier von den Husaren nebst den hiezu gehörigen Unteroföciers, Schmied
und übrigen Mannschaft zu bestehen hätte, zu stehen kommen müsste. Diese hätten zur ge-
hörigen Zeit die Pferdmärkte und Gestüte zu besuchen und dasjenige, was sich zum Ankauf
tauglich vorfindet, und zwar der Officier von den Chevauxlegers chevauxlegersmnssige und der
Husarenofficier husaren massige Pferde einzukaufen. Die eingekauft werdende Pferde mussten
alsdann, um nicht uneingetheilte Pferde führen zu dürfen, für da8Jenige Cavallerie-, es seie
Curassiers-, Dragoner-, Chevauxlegers- oder Hnsarenregiment assentiert und demselben zur Wart-
und Pflegung zugeschickt werden, welches dem Ort des Einkaufs am nächsten liegt.
In 80 weit dieser Gegenstand hauptsächlich Gallizien betrifft, da kann es diesfalls einst-
weiten, und solange bis die Verpflegung der Rimonten in der HukowinaJ sich nicht mehr thnn
lässt, bei demjenigen verbleil>en, wie es bishero in BetreflT der Hcrbejschaffimg der leichten Ri-
monten unter der Aufsicht des Rittmeisters Cavallar geschehen ist. Sobald aber die Unistande
in der Buccowina die Verpflegung der Rimonten daselbst nicht mehr zulassen, so wird alsdann
in Galli/ien das nämliche mittelst einem aus Chevauxlegers und Husaren zusammengesetzten
Commando, wie in Hungarn und Siebenbürgen zu veranlassen sein, und da dem Rittmeister
Cavallar ohnehin die dortige (legenden, Märkte und übrige Umstände seit so langer Zeit her,
als er in diesem Geschäft verwendet worden ist, am besten bekannt sein müssen, so wird es
auch am sicherst und rathlichsten sein, ihm die Aufsicht über dieses vermischte Commando mit
der oben angeführten Belehrung zu ül>ertrageu, da im Ganzen immer der richtige Bedacht ge-
nommen werden muss, so viel leichte Rimontapferde^ für Chevauxlegers und Husaren im Vor-
rath, seie es in der Buccowina oder vertheilter in Hungarn, Siebenbürgen und Oallizien, zu
haben, um bei entstehendem Krieg gleich mit selben den vermehrten Kriegsstand in diesen
leichten Truppen beritten machen zu können.
Wegen Avancement des Cavallar erwarte noch den hierüber mir das Ganze zu macheu.
den Vorschlag.
Joseph Corr.
XLV,
Galiz. Generalcommando an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. H. S. 1781—43—32.) Lemberg, 5. Jänner 1781.
Eine hohe Instanz geruhete mittels des hohen Decrets ddo 29. Octobris et praes. 17ten
Novcmbris erst verflossenen Jahrs aus Anlass des Allerhöchsten Entschluss Sr. kaiser). königl.
Apostol. Maiestät, womach zu Completierung der leichten Cavallerie auf den Kriegsfuss eine
Anzahl von 7000 Remontapferden in Hungarn, Siebenbürgen und Gallizien vertheilet werden
solle, von dem hierländigen Generalcommando die Auskunft abzuforderen, wie viel dergleichen
Remonten gegenwärtig in der Buccowina Platz hätten.
Da ein das anderweite ebenfalls vom 21Uen Octobris a. p. erlassene hohe Decret die
weitere Allerhöchste Entschliessung dahin zu vernehmen gegeben hat, dass zur Zeit, wann der
von dem Herrn General Baron Knzenberg angezeigte Heumangel sich bestätigen sollte, der
Ankauf der Pferden hierlnndes auf die nämliche Art, wie es in Hungarn angeordnet worden,
unter der Direction des Rittmeisters Cavallar, jedoch mit dem Unterschied eingeleitet werden
solle, dass nicht, wie in Hungarn, zwei, sondern nur ein Commando aus ein Chevauxlegers- und
ein Husarenoflicier und beederseitigen Coraniandierte in Gallizien zu stehen komme, so habe
ich für nöthig befunden den Rittmeister Cavallar anher zu berufen und die Art und Weise, wie
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütes Radaütz. 105
diese zweifache Allerhöchste Gesinnung am besten erfüllt werden möge, commiqsionaliter in
Cberlegung zn nehmen.
Nach dem Inhalt des erst angezogenen zweiten hohen Befehls solle der in Hungarn und
Siebenbürgen angeordnete Remontaeinkauf nur alsdann auch hierlandes unter der Direction des
Rittmeister Cavallar eingeleitet werden, wenn der vom Herrn General Br. Enzenberg im Sep-
tember vorigen Jahrs besorgte Heumangel sich wirklich bestätigen sollte. Nun bin ich nicht nur
allein von dem Gegentheile dieser Br. Enzenberg'schen Anzeige während meiner im Novembri
vorigen Jahrs in der Buccowina gemachten Keise durch den Augenschein überzeugt worden,
sondern es hatte auch schon damals der Rittmeister Cavallar auf 1200 Pferde die Heuerfor-
demiH für das ganze erst eingegangene 1781te Jahr, die Portion k P/s kr., und die Erfor-
dernis an Haber bis Ende März, die Portion ä 27i6 ^i*- angeschaffet. Es versicherte auch ersagter
Kittmeister sowohl mit den übrigen pro 1781 auf 1200 Pferde noch erforderlichen Haber als
Überhaupts mit der Fourage für eine grössere Anzahl Pferde aufzukommen, ohne dass diesert-
halben die mindeste Beschwerden von dem Land zu befahren sein werden. Bei dieser Beschaf-
fenheit dürfte es also nach dem Sinn vorberührter Allerhöchster Resolution hierlandes von der
in Hangam angeordneten Bemonteneinkauf wieder abkommen; in der Erwägung aber, dass an
der auf den Kriegsfuss erforderlichen Anzahl von 7000 Pferden durch den eigenen Einkauf in
Hungarn et annexis provinciis nicht so leicht 2- oder 3000 Pferde von der vorgeschriebenen
Ma» und Fähigkeit aufzubringen sind, unterfanget man sich. Einem hochlöbl. k. k. Hofkriegs-
lath mit dem unmassgebigsten Vorschlag wegen Unterbringung einer zu Oompletierung des
Kriegsfuss erforderlichen Anzahl leichter Cavalleriepferde auch jenen zugleich vorzulegen, wie
der gröflste Theil dieser Kriegserfordemis am leichtesten und geschwindesten aufgebracht wer-
den könne.
Die eigene Remontierung der Regimenter kann alsdann, wann sie inner den Erblanden
vorgenommen würde, an sich sehr viele Vortheile für den Dienst und das allerhöchste Aerarium
haben. Denn das Ungemach, welches die Regimenter durch den eigenen Einkauf der Pferden
and durch die Verrechnung der diesfälligen Kosten haben, wird durch den Vortheil überwogen,
welcher ihnen von daher zugehet, dass sie alsdann keine Ursache mehr haben, sich über ihre
Pferde zu beklagen. Weil aber die inländische Pferdezucht derzeit noch nicht so beschaffen
ist, dass man daraus leichte Cavalleriepferde, wie sie der dermalige Dienst erforderet, nach den
Tausenden ziehen könue, so ist doch kein anderes Mittel, als den Abgang an leichten Caval-
leriepferden wie bisher aus fremden Landen einzukaufen; denn so eine grosse Menge Pferde
es hierlandes gibt, so sind doch sehr wenige darunter, die zu unserem Cavalleriedienst taugen,
und die wenige dienstbare Pferde in einem übertriebenen hohen Preis.
Einer hohen Instanz sind die Vorzuge des bishero von dem Rittmeister Cavallar besorgten
Remontaeinkauf am besten bekannt; ja 8e. Maiestät Selbsten haben darüber ihre allerhöchste
Zufriedenheit erkennen zu geben geruhet.
Bei einer solchen Überzeugung kaun das Generalcommando nicht wohl irregehen, wenn
das^lbe auf die Fortsetzung des Cavallarischen Remontaeinkauf unterthänigst einrathet.
Man misskennet nicht, dass, je stärker der Einkauf der auswärtigen Pferden betrieben,
umso inehrere Barschaft dem inländischen Geldumlauf entgehet. Man stellet sich auch vor,
dass von ein- cder anderem Cavallerieregiment Klagen wider die Cavallarische Remonta vor-
kommen werden. Dem ersten und nothwendigen Übel kann derzeit nur der Wunsch zu einer
ergiebigeren inländischen Pferdezucht begegnen, hingegen die Klagen über die den Remonten
Kustossendeu Krankheiten oder Defecten dadurch grösstentheils, weil Pferde wie andere Crea-
turen ungefähren Zufallen ausgesetzet sind, vorgekommen werden, wann sich bei der Unterbrin-
gung, Wart- und Futterung der Pferden nach der vom Rittmeister Cavallar hinausgegebenen
Bemerkung benommen würde. Sollte aber auch unter den im letzten Krieg erkauften mehreren
Tausend Pferden ein oder andere etwas unter der Mass sich vorgefunden haben, so wird die
Zahl sehr gering und die Pferde dennoch brauchbar ge weben sein.
Die Unterkunft einer gewissen Anzahl von den auf den Kriegsfuss erforderlichen 7000
Pferden kr>nnte hierlandes und in der Buccowina für beiläufig 3000 Pferde verschaffet werden,
ond zwar 1500 in die Buccowina und 1800 in Gallizieu und Lodomerien.
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Jtoogic
106 Polek:
Von de^en in der Buccowina angetragenen 1500 Pferden wären 1000 Stück in den theils
vorhandenen und theils noch zu erbauenden Stalhingen aufzustellen und 500 Stucke, vfie bishero
geschieht, auf die Weide zu lassen.
Die vorberührte 1000 Kimonten können in der Buccowina an nachbenannten Ortschaften
in Stallungen aufgestellet werden, und zwar zu
Sastafna 1) oder Kutcherraik «) .... 100 Pferde
Luschan 100
Waskowez 200
Sattagura 100
Bohjana ■) 50
Kutscharmare 100
Sterza*) 100
Seret 100
Boinze 100
Fradauz**) 50 1000
hierzu die auf die Weide gehende 500
welche im Winter in die Okols zu Bohjana und Fradautz untergebracht werden.
Was nun die Stallungen betrifft, so sind in der Buccowina zwar auf 700 Pferde Stal-
lungen erbauet worden, die meisten aber drohen den Einsturz, dass man derzeit nur 200 Pferde
wohl unterbringen kann; es müssten also annoch auf 800 Pferde einige Stallungen er-
bauet werden.
In der Buccowina, wo das Holz im ÜberHuss vorhanden ist, kann die Erl>auuug derlei
Stallungen gar nicht viel kosten; hingegen wird in Gallizien dazu ein grösserer Aufwand er-
fordert werden, welcher sich aber dermalen nicht bestimmen lässt, weil die diesfalls mit Ingen.-
Officiers vorzunehmende Beaugenscheinigung in einem jeden Ort nicht so geschwind und
auch bei gegenwärtiger Jahreszeit sehr hart vorgenommen werden kann.
In Ermanglung des commandierenden Generalen
Freiherr von Schröder
FML.
XLVI.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A, 11. S. 1781—43-32.) Wienn, 29. Jänner 1781.
(Randbemerkung): ich begnehmige, dass die Kemontierungscommandi nach dem An-
trag des Hofkriegsraths zusammengesetzet werden.
Die Auswahl des nach Pest zu Dirigierung dieser Commandi angetragenen Staahsofficiers
kann unter denjenigen Individuis vom hungarischen Generalcommando getroffen werden, welche
im Vortrage benannt worden.
In Siebenbürgen darf dermalen und solang bis nioht etwa die dortigen Einwohner zur
Pferdzucht mehr aufgemuntert werden und sich selber mit Werkthätigkeit widmen, kein eigenes
Remontierungscommando aufgestellet, sondern dieser Ankauf allda einsweilen durch einen
Officier von Savoye und durch einen von Kalnocky besorget werden.
Solang als die vom Rittmeister Cavallar herbeigeschafft werdende Kemonten in der Buc-
cowina zu verpflegen thunlich sein wird, bleibt es in Rücksicht auf Gallizien bei Meiner dies-
falls bereits ergangenen Resolution, und nur im entgegengesetzten Falle wurde alsdann erst
nöthig sein, in Gallitzien ein eigenes Remontierungscommando aufzustellen.
*) Zastawna. •) Kuczurraik. ^) Bojan. *) Baince. *) Fratautz.
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Die Anfänge des k. k. StAATSGBSTüTEs Radaütz. 107
Was übrigens die auf den Fall eines ausbrechenden Krieges nöthige Anzahl leichter
Pferde betrifft, so wäre Meine Gesienung keinerdings, dass solche schon in Friedenszeiten an-
gekaufet und unterhalten werden sollten, sondern dass die bei den Remontierungscomraandi in
HaDgam aufzustellende Officiers sich bei ihrem Geschäfte die Kenntnissen von den an guten
Pferden reichesten Gegenden beizulegen hätten, damit man im erforderlichen Falle die nöthige
Anzahl leichter Pferden herzunehmen wisse; welchen Endzweck man umsoweniger verfehlen
dürfte, als die Einwohner, sobald sie sehen werden, dass es mit dem inländischen Einkaufe ein
Ernst ist, ohne Zweifel dadurch zur besseren Pferdzucht aufgemuntert werden, und man wird
in der Zeitfolge den auswärtigen Einkauf leichter Pferden nach der inländischen Ergiebigkeit
abmessen, und sowie diese zunimmt, jene verminderen kennen, wornach es dann von dem be-
trächtlichen Aufwände sowohl der Anschauung als der Unterhaltung von 7000 Stück Pferden in
soweit abkömmt, als Ich in der Buccowina unter dem Rittmeister Cavallar nur den alljährlichen
Friedensabgang aller gallitzischen Regimenter allzeit im voraus allda auf ein Jahr beisammen
zu halten gesinnt bin.
Joseph.
XLVII.
Hof kriegsrath an das galizische Generalcommando.
Concept. (K. A. II. 8. 1781—43-38.) Wien, 17. Februar 1781.
Wie bekannt, soll pach der Allerhöchsten Absicht Seiner Majestät so lang, bis sich die
Verpflegung in der Buccowina nicht mehr wird thun lassen, es bei demjenigen verbleiben, wie
es bishero in Betreff der Herbeischaflfung der leichten Remönten unter der Aufsicht des Ritt-
meisters Cavallar geschehen ist, und unter dem Rittmeister der alljährige Friedensabgang aller
galizischen Remönten jederzeit im voraus auf ein Jahr beisammen gehalten werden.
Nun wird infolge einer andern Allerhöchsten Resolution der Abgang zu Friedenszeiten
jährlich k 10 procento gerechnet, folglich würden für die drei dortlandes verlegte Chevauxlegers-
regimenter und für die zwei Carabiniersdivisionen, die man auch mit Cavallarischen Remönten
versehen zu lassen antraget, jährlich . . . . . . . 401 Chevauxlegers
-und für 4 Husarenregimenter 584 Husaren
mithin zusammen . 985 Remönten
erforderlich sein, welches also die eigentliche Zahl ist, die der Rittmeister Cavallar beständig
vorrathig zu haben und, wie eine Abgab an die Regimenter erfolget, gleich wieder ergänzen muss.
Nach dieser zum Grundsatz zu setzenden Zahl ist nun der Stand des Commando und der
erforderlichen Stallungen zu regulieren.
Seine Majestät haben über den Vorschlag des Rittmeisters Cavallar, ein eigenes Remon-
tencommando zu errichten und demselben eine besondere Montursfarbe zu geben, nichts resol-
vieret; es bleibt also dabei, dass dieses Commando aus Leuten von verschiedenen Regimentern
zusammengesetzet werde.
XLVIII.
Galiz. Generalcommando an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. II. 8. 1781—43-390.) Lemberg, 30. September 1781.
Ein hochlobl. Hofkriegsrath beliebte Ober den von diesem Generalcommando wegen Re-
gulierung de« Cavallarischen Remontierungsgeschäftes unterm lOten April a. c. gemachten Vor-
schlag und die zugleich entworfene Instruction die Verfassung der Plans und Überschläge über
die zu erbauende Stallungen und Kasems anzubefehlen, zugleich aber auch über zerschiedene
Gegenstände Auskünften abzuforderen.
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108 Polek:
Da nun der Ing.-Oberlieutenant Grotger, welchen man diesertwegen eigeods in die Buko-
wina abgeschickt hat, sothane Plans und Überschläge zustande gebracht, so verweilet man nicht.
Ober das Ganze den abgeforderten Bericht punctatim abzustatten.
Ad Imum könnte die Zahl der 236 Gebrauchpferden ohne Nachtheil des Dienstes nicht
auf 200 herabgesetzet werden, wenn nach dem Vorschlag vom lOten April 600 Remonten in
Stallungen aufgestellt werden sollen, weil diese Remonten immer mit Gebmuchpferden spazieren
gefUhret werden müssen, und dazu keine Remonten gebraucht werden können, ohne dies^be
der Gefahr einer Beschädigung auszusetzen.
Um aber die nicht allein in diesem StQck, sondern bei dem ganzen Remontiemngs-
geschäft auf alle mi^gliche Wirtschaft abzielende hohe Gesinnung desto sicherer zu erreichen,
hat man das ganze Werk nochmal mit dem Herren Rittmeister Cavallar in Überlegung genom-
men und für gut befunden, die meisten Remonten Sommer und Winter in den Okols frei
füttern zu lassen.
Die Fütterung der Remonten in den Okols ist der Natur dieser Pferden mehr ange-
messen; sie gibt denselbeu mehr (Tesundheit und Kräften und verminder:, die Unterhaltungs-
kosten fast um die Hälfte, weil die Remonten beständig in der freien Luft und natürlit^n
Bewegung verbleiben und im Sommer auf der gesunden Weide und bei frischem Wasser, im
Winter aber bloss mit Heu unterhalten und auf diese Art nicht allein die mit 236 Stück ange-
tragene Gebrauchpferde bis auf 182 vermindert, sondern auch der mit 400 Köpf angeschlagene
Stand der Commandierten auf 246 herabgesetzet werden kann.
Ad 2dum zweifelt man nicht, dass die beede Gamisonsregimenter bei einem ausbrechenden
Krieg, wo sie zum Theil zur Completierung der Stabsregimenter und zu anderen Diensten be-
stimmt sind, auch hinlangen werden, uiu das Remontierungscommando bloss aus Leuten vom
2ten Gamisonsregiment zusammensetzen zu können, nachdeme dieses Regiment allein 3600 8u-
pemumerarien zählet und bei mehreren Cavallerie- und Infanterieregimenter viele Halbinvslide
zum Garnisonsregiment praenotieret sind.
Das Generalcommando ist vielmehr der Meinung, dass bei einem ausbrechenden Krieg
Cavallar aus seinen Commandierten gleich eine Division des Stabsdragonerregiment« werde
formieren und mit ihr ins Feld marschieren, vorhero aber wegen ununterbrochener Fortsetzung
des Remontierungsgeschäfts die nöthige Ankehrungen ti*eifen können.
Aus dieser und der weiteren Betrachtung, dass die Cavallarische Remontierungsmann-
schaft im Sommer bei dem Gestüte und im Winter in den Okols aller Witterung ausgesetzet
ist, traget man kein Bedenken, die wiederholte Bitte des Rittmeister Cavallar zu untenttützen,
auf dass seinen Commandierten die blaue Muntur nach dem Stabsdragonerfuss abgemchet
werden möge.
Ad 3tium. Der zu Szaleszik auf 130 Pferde erbaut werdende Stall ist eigentlich der
Ort, wo die wilden Pferde vor der Abgabe an die Regii^enter das erstemal an die Halfter ge-
wöhnet und angebunden werden, weil bio sonsten bei dem ersten Anbinden eine nicht sehr
befestigte Krippe oder Verzaumung zusammenreissen und sich dadurch beschädigen, wessetwegen
diese Stall ung mit keinen Krippen und Barren versehen und daher mehr ein Stadl als ^tallung.
dabei aber nach Versicherung des Rittmeisters Cavallar höchst nöthig ist.
Ad 4ten. Man hat zwar in dem Vorschlag vom lOten April angetragen, nur 400 Re-
monten in die Okols unterzubringen und 600 nebst den Gebrauch pferden in Stallungen aufeu-
stellen, zu diesem Ende nebst den vorhandenen brauchbaren Stallungen
200
zu Waskowecz auf
100
„ Satagura und Sterza
100
noch zu Kitzmann
auf
100
„ „ Waskowez
n
100
„ „ Kutschermik
»
100
„ „ Kutschermare
n
100
n . Sereth
n
60
„ „ Boinze
n
150
600
Pferde neue Stallungen und einen neuen Okol zu Fraudauz zu erbauen.
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütes Eadaütz. 109
Aus denen ad Imum angeführten Betrachtungen hat man diesen Antrag dahin abzuändern
für rathsamer erkennt, dass 900 Remonten in den Okols und nur 300 Pferde in Stallungen
unterhalten, zu dem Ende 3 neue Okols, und zwar zu Bojana, Fraudauz und Bajacestie, jeder
zu 300 Pferden, errichtet und nebst den zu Waskowez, Sattagura und Sterza auf 200 Pferde
vorhandenen Stallungen noch ein neuer Stall zu Waskowez uebst dem Quartier für den Cora-
mandanten und die Commandierte erbauet werde.
Zu Waskowez hat man die Stallung auf 100 Pferde und das Stabsquartier von darumen
angetragen, weil allda ein guter Stall auf 100 Pferde und schon einige Quartiere vorhanden,
auch der Commandant zur Besorgung des Dienstes allda besser als zu Kizman untergebracht wird.
Die Okols sind in solchen Gegenden ausersehen worden, wo frisches Wasser und Über-
fluss an Grasfutter vorhanden ist.
Unter andern ist Baja und Bajacestie nicht weit von guten Waldungen und des Moldau-
flusses entlegen; es wird auch der Ankauf aus der Moldau Ober Baja nach Bajacestie sehr
eiieichteret; es stehet auch zu hoffen, dass durch die ohnehin näclistens in der Bukowina für
sich gehenden Untersuchung der Grundeigenthumsrechten ein und anderer Terrains und mit
solchen ein schöner Wiese wachs dem Aerario anbei m gebracht werde.
Der Ing. -Oberlieutenant Grotger hat zwar nach Ausweis der hier angebogenen Plans und
Überschläge die Baukosten für den neuen Okol zu Fraudauz mit EinbegrifF des Quartiers für
l Rittmeister, 1 Lieutenant, 2 Unterofficiers und 24 Mann auf 3.696 fl. 47 kr.
für den zweiten Okol zu Bojana und für den dritten zu Bajacestie 6.324 „18 „
für den Stall auf 100 Pferde zu Waskowez und die Kaserne auf . . 2.915 „ 61 „
dann für das Stabsquartier dallda 4.557 „ 44 „
17.494 fl. 44 kr.
berechnet; Herr Generalmajor B. Enzenberg versicheret aber, dass der Bau bei weitem
nicht so hoch zu stehen komme, und dass er den ganzen Bau von dem jährlich zu diesem
Ende von jeder Familie mit 5 kr. entrichtet werdenden Beitrag bestreiten werde, besonders da
fast alle Materialien schon vorhanden seien.
Ad ötum werden keine Hand- oder Zugroboten zu dem Gebäude verwendet werden,
welche die Unterthanen nicht zu leisten schuldig sind.
Ad 6tum hat Herr General B. Enzenberg sich erkläret, die Reparation bei ein- und
anderen Gebäude jährlich mit 1500 fl. und aus dem nämlichen Fundo besorgen zu lassen.
Ad 7mum. Die Anlage erweiset, wie die Officiers und übrige Commandierte bei dem Re-
montierungsgeschäft einzutheilen dem Dienst angemessen befunden worden ist.
Ad 8vum. Die Remonten werden, wie vorbesagt, in den Okols im Sommer auf der
W^eide getrieben, im Winter mit blossem Heu, und zwar jedes täglich mit einer doppelten
P. P. Portion gefüttert, hingegen bekommen die in den Stallungen aufgestellte Remonten ohne
Untenichied, ob sie zum Chevauxlegers- oder Husarendienst geeignet sind, im Winter eine ganze
Haber- und 1 P. P. Heuportion, im Sommer aber nur Vs Haber und 1 ganze Heuporlion.
Ueberhanpt aber ist es die Sache des Rittmeister Cavallar das Futter nach den Kräften der
Pferden abreichen zu lassen und darüber Rechnung zu legen.
Ad 9num. Sobald die Mannschaft nach diesem unmassgeblichen Vorschlag in Kasemes
befiuartieret wird, welches wegen Abgang anderer Unterkunft unumgänglich nöthig ist, so wird
Cavallar der Mannschaft vom Wachtmeister abwärts den Service gegen Schlaf kreuzer ver-
schafi'en.
Da die Kasemes von den anderen Örtem und besonders von den Verpflegsmagazinen
entfernt sind, so dürfte der Service von dem Verpflegsamt wegen der Zuftihrunkosten nicht
wohlfeiler verschaffet werden können.
Ad lOmum. Der Aufsatz über die Erfordernis an Montur und Rüstung wird hier nach
dem ersteren und dem gegenwärtig antragenden Stand mit Bemerkung der nach letztem aus-
fiftllenden Ersparang gehorsamst angeschlossen.
Ad llmum. Zur Ausmessung des auf Zulagen jährlich erforderlichen Geldbetrags ist kein
richtiger Satz vorhanden. Anno 1778, wo das Remontierungsgeschäft stark betrieben worden,
haben die Zulagen 5154 fl. 32 kr., anno 1779 5058 fl. 9 kr. und anno 1780 1250 fl. 47 kr.
betragen.
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110 Polek:
Durch die Unterbringang der Pferden in die OkoU werden die Commandierte zw«r künf-
tig verminderet, hingegen wird ihre Dienstleistung umso beschwerlicher, weil sie Tag und Nacht
wirksam sein müssen. Um also die Leute doch besser leben zu machen und dienstbar zu er-
halten, könnte auf Zulage 4500 fl. angetragen werden.
Ad 12dum. Bishero haben die Wartknechte nichts mehr als täglich 15 kr. Liohn, und
von diesem müssen sie »ich den Unterhalt und die Kleidung verschaffen.
Die Wartknechte werden weder gegen Capitulation engagieret noch in Eid und Pflicht
genommen, weil eine solche Behandlung diese Leute, die mit den wilden Pferden wohl umgehen
können, folglich unumgänglich nöthig sind, abhalten wurde,^ sich bei dem Remontienings-
gcschäft zu engagieren.
Gleichwie nun das Generalcommando der zuversichtliehen Hoffnung lebet, durch gegen-
wärtigen gehorsamsten Bericht die hohe Gesinnung Eines hochlöbl. kaiseri. königl. Hofkriegs-
raths erfüllet zu haben, also bleibet demselben nichts weiteres übrig, als sich tiberhaupts auf
seine in dieser Materie unterm 5ten Jänner und lOten April a. c. erstattete Berichte nochmal
geziemend zu beziehen und das für das Avancement des Herrn Rittmeister Cavallar wiederholt
eingelegte Vorwort gehorsamst zu erneuem.
Ijemberg, den 30ten September 1781.
In Ermanglung des commandierenden Generalen
Freiherr v. Schröder
FML.
XLIX.
(Ueberschläge.)
Orig. (K.-A. IL S. 1781-43-390.) Wienn, 19. October 1781.
Über die von Einem löbl. kaiserl. königl. Hofkriegsrath brevi manu anhero roitgetheilt.
hiemeben rückschlUssige 3 Plans und Überschläge einiger in der Buccovina zu errichtenden
Gebäude befindet die Hofkriegsbuchhalterei Nachfolgendes zu erinnern.
Imo. Wird zu Fradautz ein Okol auf. 300 Pferde, dann eine Quasikasem für die
daselbst commandierte Mannschaft von 24 Gemeinen und 2 Unterofficiers, dann
einen Lieutenant, auch einen Rittmeister angetragen mit 369G fl. 47
Desgleichen werden zu Bojana und Bajascre (sie) zwei Okols nebst Käsern und
respective Unterkunft für die dabin commandiert werdende Mannschaft, jedoch
ohne des Rittmeisters Quatiers angetragen und jeden Orts auf 31G1 fl. 9 kr.,
beide zusammen also gerechnet auf 6324 „ IH
2do. Zu Waskowiz wird ein Remontenstall auf 100 Pferde, desgleichen die Unter-
kunft für die dahin commandiert werdende Mannschaft nebst einem Officier an-
getragen mit 2915 r. 51
3tio. Wird ebenfalls zu Waskowiz ein Remontierungs-Stabsquartier sammt Kanzlei-,
Fouriers-, Wachtmeisters- und Domestiquenwohnung angetragen mit . 4557 „ 44
Summae el Latus . 17494~?L 40
Weilen aber in diesem Überschlag bei der Schlosserarbeit für 42 Stück 2flüglichte
Fensterstöck mit dem nöthigen Beschlag zu versehen pr. Stück ä 2 fl. 20 kr.
anstatt des eigentlichen Betrages von 98 fl. nur 35 fl. angesetzt werden, so
kommen annoch dieser Erfordernis nachzutragen die zu wenig angesetzte . 63 fl. —
Solchemnach betraget die ganze Erfordernis zu den obenannten Objecten . 17567 fl. 40
Für die Steine zum Mauern wird bloss das Fuhrlohn pr. Klafter li 1 fl. 30 kr. und die
Mauerziegel das Tausend Ji 5 fl. sammt Fuhrlohn l)erechnet, der Kalch zu denen Gebäuden bei
Waskowiz wird pr. Korez a 38 kr. zu erkaufen, zu jenen Gebäuden aber bei Fradauz von dem
zum Behuf des Verpflegsamtes in Seret erliegenden Vorrath pr. Korez k 17 kr. herzunehmen
angetragen; wegen des Sfinde» wird nur auf die Vergütung des Brodea für die Robotfuhren
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DiB Anfänge des k. k. STAATSG£STt3TES Radautz. 111
gerechnet, die Mauerarbeit und zwar die Steinmauer wird pr. Cubikklafter mit 2 fl. 50- kr., die
Ziegelmauer aber mit 2 fl. 33 kr. angesetzt; für das Holz werk wird ebenfalls nur auf die Ver-
gütung der Robotfuhren angetragen und auf das Anarbeiten für jede Currentklafter 6 kr. ge-
rechnet. Man findet sowohl das Materiale regelmässig berechnet als desselben und vorberührte
Arbeitspreise, wie jene derer Tischler-, Schlosser-, Glaser- und Hafnerarbeiten der Billigkeit
angemessen.
Auf die erforderliche Requisiten zu Fradauz, Bojana und Bajasere werden jeden Orts
100 fl., zusammen also 300 fl. —
zu denen beiden Objecten bei Waskowiz aber . . . ' . . . . 158 fl. 20
in Summa also auf Requisiten 458 fl. 20
dann auch auf Besoldung deren Mauer- und Zimmerpoliers für jedes Object 100 fl.,
zusammen also angetragen 500 fl. —
Bei diesen beiden Articuln kann man nicht umhin zu bemerken, dass durch Beobachtung
einer genauen Wirtschaft sich eine merkliche £r8parung machen lassen werde.
Wienn, den 19ten October 1781.
Jos. Ant. Paumann
Vidi Paohmann Regierungsrath und Hofbuchhalter.
Hofrath. Joach. Friedr. Holzius
k. k. Hofkriegsbuchhaltungs-Raitofiicier.
L.
Vortrag des Hof kriegsrathes.
Orig. (K.-A. n. 8. 1781—43 390.) Wien, 31. October 1781.
Euer Majestät haben über den diesseitigen Vortrag vom 29ten Jänner anni currentis zu
befehlen geruhet, dass in der Buccovina unter dem Rittmeister CavaUar der jährliche Friedens-
abgang an Pferden von allen in Gallizien verlegten Cavallerieregimentern allzeit auf 1 Jahr im
voraus beisammen gehalten werden solle.
Da es nothwendig war, den jährlichen Abgang nach einem sichern Satz zu berechnen,
80 hat man sich bei dessen Bestimmung an die dem Hofkriegsrath am 29ten November 1780
zugekommene Allerhöchste Resolution gehalten, mit welcher der Antrag der Hofrechenkammer,
den Abgang an Pferden mit 10 Procento zu berechnen, allergnädigst begnehmiget worden ist.
In der Ungewissheit, ob die in Hungarn und Siebenbürgen aufgebracht werdende Re-
monten von der Qualität sein werden, die fUr die leichte Carabiniersdivision erforderlich ist,
wurde einsweilen die Ergänzung dieser Divisionen aus der Buccovina angetragen.
Nach diesem Antrag ist sodann der beim Cavalar beständig zu haltende Remontenvor-
rath beiläufig mit 400 Chevauxlegers- und 600 Husarenpferden ausgefallen.
Die Erfordernis dieses Vorraths hat der Hofkriegsrath dem gallizischen Generalcom-
mando mit dem Auftrag bekannt gemacht, einverständlich mit dem Rittmeister Cavalar dea
hierzu angemessenen Stand seines Commando inclusive der Gebrauchpferden und die nöthige
Stallungen festzusetzen, bei letzteren aber die Rücksicht 2u nehmen, dass kostbare Gebäude
annutz errichtet werden Würden, wenn es nach der Hand an der Fourage mangeln und das
Bemontiemngsdepöt aus der Buccovina weggezogen werden sollte.
Hierüber sind die hier in originali an verwahrten zwei Berichte eingelanget, worinnen
das Generalcommando versichert, dass, so wie es demselben bekannt seie, und der Rittmeister
Cavalar wiederholt bestätige, in der Buccovina ausser einem besondem Misswachs kein Mangel
an Fourage jemalen zu besorgen seie.
EXen Stand, die Gebühr des Commp.ndo und die Erfordernis an Stallungen und Quar-
tieren hat selbes mit dem Bericht vom 30ten September a. c. rectifideret und die Gebäude-
übeTBchläge zugeleget.
Nach der gleich vorerwähnten Zusicherung des Generalcommando, dass die Fourage nie-
mals mangeln werde, siebet der Hofkriegsrath das Cavalarische Commando für ein beständiges
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112 Polkk:
Commando an, wornach dessen ordentliche Regulierung so nützlich als nothwendig wird, wes-
wegen man die angefahrte zwei Generalcomniando-Berichte mit nachfolgender ohnmassgeblicb-
sten Meinung Euer Majestät allerunterthänigst vorzulegen nicht ermanglet.
Was endlich noch die Rechnungsrichtigkeit anlanget, wird man nach Yemommener Buch-
halterei die Einleitung so treffen, üaäs alle eigentliche Kemontimngsunkosten besonder» ausfallen
und jenes, was die Officiers und übrigen Leute beim 2. Gamisonsregiment ohnehin gekostet
haben würden, den Reraontirungsauslagen nicht zugeschlagen, somit der wahre Betrag sichtbar
gemacht werde; inzwischen aber wird ein Aufsatz, was dieses Commando auf sothane Art bei-
läufig jährlich kosten dürfte, mit der unterthänigsten Erinnerung hier beigebogen, dass der dies-
fällige Aufwand von dem Militarfonds Yorgestrecket und, im Fall die Militardotation andorch
überschritten werden sollte, um den allergnädigsten Zuschufis werde gebeten werden.
Wien den 3lten Oktober 1781.
A. 6. V. Hadik.
(Randbemerkung) : Den Stand und die Gebühr dieses Cavallarschen Rlroontierungs-
commando sowie den Aufwand zu Herstellung der Gebäuden begnehmige Ich vollkommen, und
da selber nunmehro ganz recht bloss aus Commandierten vom 2ten Garnisonsregiment zu be-
stehen hat, so werden die geschicktesten, vom Cavallar auszusuchende und anjetzo bei ihm com-
mandierte Individuen von andern Regimentern das erstemal zu Formierung dieses Commando
zum zweiten Gamisonsregiment zu übersetzen, jene aber, die nicht dazu ausgewählet werden, zu
ihren Regimentern zurückzuschicken sein.
Auf den Antrag des Genenilcomniando, wornach bei einem entstehenden Kriege Cavallar
sogleich eine Division des Stabsdragonerregiments werde formieren und mit solcher zu Felde
marschieren können, wird sich nicht sehr zu verlassen sein, weil zu einer solchen Zeit eben
der Remontae.'nkauf am stärksten und eifrigsten betrieben werden muss, mithin er auf einer
andern Seiten genug beschäftiget werden würde, jedoch kann der ausführlichere Vorschlag des
Generalcommando diesfalls erwartet werden. Den Lieutenant Höpler und Adjutant Bauer will
Ich, da sie zu Beförderung des Geschäfts besonders anempfohlen werden, auch wider die be-
stehende Regel atis besonderer Gnade das angetragene Avancement verleihen und sie beim Be-
montierungscomroando femershin angestellet lassen, sowie Ich das vom Cavallar vorgeschlagene
Avancement der Corporals begenehmige und diese sammentlich zum zweiten Gamisonsregiment
zu übersetzen gesinnet bin.
Der vom Hofkriegsrath unterstützte Antrag, diesem Remontierangscommando blaue Mon-
tierung, wie das Stabsregiment hat, ist weder nöthig noch fürträglich. Es hat also bei der
Farbe der Montierung des zweiten Gamisonregiments zu verbleiben, in dessen Stand und Ge-
bühr dasselbe steht, umsomehr, nachdem immer von Zeit zu Zeiten Officiers und Gemeine vom
Regiment zum Commando und vom Commando zum Regiment übersetzet werden, auch bei
dem Antrag die Beköstigung höher steigt.
Da der Dienst dieses Commando von jenem, der im Cavalleriereglement vorgeschrieben
ist, die Subordination allein ausgenommen, sehr unterschieden ist, so finde Ich diese 3 anver-
langte Exemplaren umsomehr unnöthig, als eine besondere Instruction für dieses Commando
bereits entworfen ist.
Den Cavallar ernenne Ich wegen seinen bereits geleisteten Diensten und zu noch mehrerer
Aneiferung zum Cavalleriemajor mit der ganzen Gage.
De cactero placet. Joseph.
LI.
Hofkriegsrath an das galiz. Generalcommando.
Concept (K.-A. II. S. 1781—43-390.) Wien, 7. November 1781.
Seine Majestät der Kaiser haben den Stand und die Gebühr des Biiccoviner Remonten-
commando sowie den Aufwand zu Herstellung der Gebäuden nach des Generalcommando Vor-
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütes Radautz. 113
schlag vom 30ten Septemlwr allergnädigst begnehraiget, ausserdem anch den Rittmeister Cavallar
wegen seiner bereite geleisteten Diensten und zu noch mehrerer Aneifernng zum Cavalleriemajor
mit der ganzen Gage ernannt.
LH.
Historische Beschreibung.
über die Entstehung des Bukowiner Militär-Gestüts-, Beschäl- und Remontierungsdepartements.
Concept ? (Archiv der k. k. GestüUdirection in Radautz.)
Vor dem Jahre 1774 hal>en die Cavallerieregimentcr den jeweiligen Abgang an Dienst-
pferden durch eigens eingeleiteten Remontenankauf gedockt, zu welchem Zwecke selbe
Officiere nach verschiedenen Ländern und damals besonders nach Galizien und der Bukowina
comroandierten, unter welchen zur Zeit auch der Herr Oberlieutenant Cavallar von Kaiser
Chevauxlegersregiment sich befand, welcher durch seine thätige Bemilhung. verbunden mit der
Pferdskenntnis, stets besonders ausgezeicimet gute Remonten filr sein Regiment aufbrachte, so
zwar, dass dieses auch bei andern Regimentern nicht unbemerkt blieb, und dieserwegen auch
von mehreren derselben nach der Hand der Remontenankauf an besagten Herrn Oberlieutenant
übertragen wurde.
I>ie nun von envähntera Herrn Oberlicutenant in grü8.seror Anzahl erkauften und zu
denen verschiedenen Cavallerieregimentern gelangten Remonten entsprachen in jeder Hinsicht
der allgemeinen Zufriedenheit so sehr, dass dei; hochlöbliche Hofkriegsratli fllr gut fand, dem-
selben im Jahre 1774 den Remontenankauf für die ganze Armee zu übertragen und ihrae zur
Leitung und Aufsicht dieses bedeutenden angefangenen Geschäfts die n<Hhige Mannschaft von
andern Regimentern als zugetheilt beizugeben, welche iosgesammt damals den Titel Cavallari-
sches Remonteneinkaufscommando führte, und das Stabsetablissement zu Kotzmänn stand.
Auf diese Art wurde von dem Jahre 1774 bis 1792 in diesem Geschäfte manipuliert und
die Armee mit Remonten und sonstigen zu Kriegsdiensten erforderlichen Pferden aus Galizien
und der Bukowina, dann aus der Moldau und aus den tiefsten Theilen Russlands versehen.
Eintretende Umstände geboten es, hie und da in der Bukowina grosse Remontendepots
zu anterhalten. Die Wohlfeilheit ihrer Unterhaltung mit Rauhfutter und Weiden, die vor-
trefflichen, hie und da gefundenen Anlagen zum Gedeihen deren Pferdezucht und endlichen sowohl
die mit denen erkauften Remonten zugleich vielen überkommenen als auch die von Remonten
im Depot selbst häufig geworfenen Fohlen von besten Pferdracen waren die Hauptveranlassung
und machten den Anfang zu der Bukowiner Gestütsanstalt.
In dem Jahre 1792 wurde dies bishero sogenannte Cavallarische Remontenankaufscom-
mando vom hochlftblichen Hofkriegsrath zu einem selbständigen Körper unter dem Titel: Buko-
«•nner Beschäl-, Gestüts- und Remontierungsdopartement mit einem bestimmt bemessenen, eige-
nen Stand von Mann und Pferden organisiert, wobei der mittlerweilen successive bis zum
Olierstlietitenant avancierte Oberlieutenant Cavallar als förmlichen Commandanten angestellt
blieb nnd selbem instructive von höchster Stelle besonders die Verbessenmg und Verbreitung
der Pferdezucht in Galizien, dann der Bukowina anempfohlen und zu diesem Zwecke zugleich
anch die Herrschaft Waskoutz und Fratautz in Pacht genommen wurde.
Es wurde gesucht sowohl fürs eigene Gestüt als die Landesbeschälung Vaterpferde von
guter Kace herbeizuschaffen; die besten Stuten aus denen in Depot befindlichen Remonten
iheils fürs eigene Gestüt, theils für den armem Landman ohne Bezahlung, nur gegen einen
Vorbind Hchkeitsrevers, wurden stets fürgewählt, und sohin allenthalben möglichst getrachtet, das
}?ute Gedeihen der Pferdezucht nebst einer guten Race hervorzubringen.
Wegen der zu sehr ausgedehnten Geschäftsführung wurde im Jahre 1809 die Beschäl-
anstalt Galiziens von der Bukowina getrennt und in Galizien ein eigenständiges Beschäl- und
Keraontierungsdepartement errichtet, welches bis dato dergestalten noch bestehet.
In dem Jahre 1805 wurden dem Departement in der Moldau zwei Güter und respective
Odayen Namens Draguscheny und Stubieny nach Auflösung einer, unter Commando des dama-
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114 Polek: Die Anfänge des k k. Staatsoestütks Radaütz
ligen Rittmeisters Traun gestandenen Annee-Fleischregie zur Fortsetzung und Benutzung des
schon von der Kegie eingegangenen Pacht von drei Jahren sammt den hierauf betindlich Mast-
ochsen und sonstigen Hornvieh Obergeben'! und da man in den ersten Pachtjahren sicli von
dem Nutzen zum Vortheil des allerhöchsten Aerars überzeugte und auch hiedurch die fliglichste
Gelegenheit hatte, in der Moldau selbst die besten Kemonten in grösserer Anzahl zu erhalten,
und daselbst in DepCit fiir die Armee in ungemein wohlfeiler Fütterung zu unterhalten, k>
wurden diese Güter nach Verlauf der ersten drei Jahren Pachtzeit auf weitere 3 Jahre in Pacht
genommen, doch musste derselbe nach diesen 6 Jahren, anno 1811, wegen verschiedenen zur
Zeit eingetretenen politischen Verhältnissen aufgehoben werden.
Das Stabsetablissement dieses Departements blieb bis anno 1812 jn Waskoutz; da aber
der Grundherr daselbst mit dem Pachtzins später steigen wollte und die Herrschaft Fratantz
angemessen war, die sämmtliche Anstalt in sich aufzunehmen, so wurde das StAbsetablissement
zu Ende des Jahres 1812 noch Radautz übersetzt und in diesem .Jahr auch der Errichter dieser
Militär-Gestütsanstalt und bisher Departementscommandant gebliebene Herr ^Generalmajor Baron
Cavallar als Generalfeldmarschallieutenant in Ruhestand übersetzt und das weitere Commando
anno 1812 provisorisch vom Herrn Oberstlieutenant Bukowski, vom Jahre 1813 bis zu Ende
August 1822 vom Herrn Oberstlieutenant Hoifmann, vom September 1822 bis Ende August 1«23
nur als Interim durch Herrn Rittmeister v. Köntzöl, dann vom Iten September 1823 und dato
vom ganz unterthänigst in Ehrfurcht Gefertigten *) fortgeführt.
Seit Errichtung des Departements bis inclusive 1825, mithin durch 51 Jahre her, wurden
in allem 104.681 Stück Pferde von allen Gattungen an verschiedene Regimenter, Corps imd
Branchen der Armee abgegeben, welche in folgenden Jahrgängen und Anzahlen sich ergaben. aU.
Anno
Pferde
Anno
Pferde
Anno Pferde
Anno
Pferde
Anno
Pferde
1774
766
1784
310
1794 4739
1804
1456
1814
967
1775
871
1785
2164
1795 J276
1805
1159
1815
91
1770
2520
1786
878
1796 4040
1806
3238
1816
103»
1777
2425
1787
2508
1797 5880
1807
1609
1817
647
1778
703
1788
3212
1798 2250
1^08
1944
1818
20^
1779
775
1789
2231
1799 2740
1809
5066
1819
1191
1780
610
1790
5937
1800 6350
1810
3411
1820
.S86
1781
977
1791
201
1801 5070
1811
600
1821
790
17H2
615
1792
1303
1802 636
1812
933
1822
615
1783
1483
1793
6440
1803 1307
Anno 1824 1106
„ 1825 1219
1813
5023
1823
383
Summa 104681 Pferde.
Auf der Herrschaft Fratautz sind dermalen folgende GestütshAfe, als: zu Wadu Wladiki.
Milleschout/. Mittoka, Okruch, Tokmitura, Woitinel, Hardeggthal, Ober-Wikow, Frasin, Bojaiia.
Merlowa, in welchen die silmmentlichea GestUtspferde und Fohlen nach allen Jahrgängen durch
die Wintermonate sich befinden; im Sommer sind dieselben in dem Weidgebirge Luczina und
Bobaika, allwo sich auch Wohnungen von Holz für die commandierte Ofiiciers und übrige
Mannschaft befinden.
In Ort Radautz selbst befindet sich der Stab der ganzen Militäranstalt nebst dem Menschen-
und Thierspital, wohin alles, was vom Departement in denen Gestütsh^fen an Menschen und
Pferden erkranket, zur zweckmässigen Heilung abgegeben wird.
Die Landesbeschäler werden ausser der Beschälzeit im Gestütshof zu Ober-Wikow aufge-
stellt, allwo auch alljährig die 4jährigen Hengste von eigener Zucht vor deren Abgabe an an-
dere Ikschäldepartements früher zur Bezähmung, dermalen bloss um Ausbildung aufgestellt stehen.
Ausser denen zur Beschälanstalt gehörigen Lande8l)eschälern und Gebrauchspferden liefert
die Herrschaft Fratautz zur Unterhaltung der sämmtlichen GestOtspferde das noth wendige
Haber-. Heu- und Strohijuantum, dann die Sommerweidungen und unterhält auch die Reparatur
sämmtlicher Gebäude zur Unterbringung der Mannschaft und Pferde; die zeitweise nothwendig
werdenden neuen Bauführungen werden aber vom allerhöchsten Aerar extra bestritten.
*) Die hier benutzte Handschrift ist nicht unterzeichnet, aus obiger Angal>e folgt jedoch,
dass Oberst Martin Ritter von Hermann, der vom 1. September 1823- bis 26. März 1867 dem
Radautzer Gestüt vorstand, der Verfasser ist.
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Aus den „Mittheilungen der k. k. Central-Gommission".
(Fortsetzung aus dem Jahrbuche 1893).
J
1893. Band 19, Notiz 130, Seite 242.
{Menschliche Gerippe in Suczawa,) „Conservator Komstorfer hatte mitge-
tbeilt dass ihm angezeigt wurde, dass bei dem Umbaue des griechisch-orientalischen Klosters
zu Suczawa unterirdische Gewölbe aufgedeckt \yorden wären, was ihn veranlasste, über
diesen Fund nähere Erhebungen zu pflegen. Diese ergaben, dass bei den bisher durchgefillirten
ErHaoshebungen für zwei Kalkgruben (mit dem Fläcbenmasse von 60 nM. und der Tiefe von
•2 M.) und der Kellerräume für die Priorswohnung mit der Fläche von 500 QM. und in der
Tiefe von 1 — 1 Ys M., zwar kein altes Mauerwerk, wohl aber über 300 menschliche Gerippe
ausgehoben wurden."
1893. Band 19, Notiz 135, Seite 243.
{Gefässe aus Schipenitz,) „Nach Mittheilungen des Professors E. Kolbenheyer
und des Landesnusschuss-Beisitzers Nicolaus Freiherrn von Mustatza wurden vor kurzem
in Schipenitz, einem kleinen, im breiten Pruththale in der Nähe der galizisch-bukowini-
schen Gränze fast
eben , gelegenen
Orte, vom dorti-
gen Lehrer in-
teressante Gefässe
aufgedeckt. Letz-
terer stiess näm-
lich, als er im In-
nern seines Vieh-
stalles ein Loch
behufs Aufstei-
lens einer Holz-
säule aushub, vor-
erst auf eine ziem-
lich verwitterte
Fig. 7.
Ziegel- (oder gebrannte Thon- y)Hchichte, deren seitliche Begränzung er, nachdem er das Loch
bis an 2 M. Durchmesser verbreitert hatte, noch nicht erreichen konnte. Der Boden erwies
sich bis auf die Oberfläche, d. h. bis zum Stallboden als fester Letten. Unterhalb der erwähnten
ersten Ziegelnchichte stiess er wieder auf eine Lettenschichte, dann auf eine zweite Ziegel-
Mihiehte. unter welcher er einen mit lockerem Material, Thonscherben und Ziegelbrocken er-
föHlcn Kaum aufdeckte, der überdies mehrere ganze oder aus den Scherben ergänzbare Thon-
g<>fas8e enthielt. Die Sohle dieses Raumes lag c. 2 M. unter dem Stallfussboden. Von den Ge-
fässen äbemahm vorläufig E. Kolbenheyer eine Schüssel und zwei Töpfe, dann Baron
Mustatza zwei Töpfe. Diese Gefasse, atis feinem Thon mit freier Hand angefertigt und
Mch dem Trocknen mit einem scharfen Instrumente nachgebessert, sind unglasirt; ihre Ober-
ääcbe ist jedoch mit einer eigenartigen Ornamentirung versehen, welche in den Abbildungen
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Aus DEN MlTTHSILÜNOEX DEB K. K. CENTRAL- CoMMISSION.
developpirt und ziemlich charakteristisch zur Anschauung gebracht ist. Der Hauptsache nach
besteht das Ornament aus verschieden breiten, flott mit dem Pinsel gezeichneten, sich kreuzen-
den und verschlingenden, mehr oder
weniger geraden und Kreis-Linien und
sind die dicken Linien mit theils
schon verwitterter schwarzbrauner, die
dünnen Linien mit rothbrauner, besser
erhaltener Farbe hergestellt, lieber
die dünnen Striche, welche ein noten-
iinienartiges Aussehen zeigen, sind
bei dem einen Oefässe kurze breitere
Querstriche mit schwarzbrauner Farbe
gezeichnet. Das erste Gefaaa, Abbil-
dung Fig. 8, ist eine Schüssel mit
etwa 5—6 Mm. starken Wänden; der
lichte Durchmesser beträgt 27 Cm.,
die Höhe 7*5 Cm. Die Bemalung ist
äusserlich angebracht und zieht sich
sowohl an den »Seiten herum als über
den Boden. Die Töpfe Fig. 7 und 9.
haben einen lichten Durchmesser von
10. bezw. 8*5. einen Bauchdurchmes-
ser von 15, resp. 11, einen äusseren
Bodendurchmesscr von 5*5 und 4 und
eine Höhe von 15 und 12 Cm.; die
Wanddicke beträgt 3—4 Mm. am Bo-
den und in den Ecken entsprechend
mehr. Bei den Töpfen ist nur die
obere, äussere Hälfte bemalt. — Von
Knochen wurde nichts vorgefunden, dagegen soll ein weisses Feuersteinmesser von 9 Cm. Länge,
durchschnittlich 2 Cm. Breite, und einer grössten Dicke von 05 Cm., desesn beide Längskanten
sägeartig ausgesplittert erscheinen, ebenfalls aus dieser Fundstelle stammen. Das Terrain neben
der letzteren, derzeit mit
Kukunitz bebaut ißt ganx
eben und zeigt keinerlei
hügelartige Erhebungen, da-
gegen ündet man hier leichte
Schlacken u. Asche. Schrei-
ber dieser Zeilen wird dem-
nächst mit Br. Mustat 7. a
den Fundort besuchen und
für das Bukowiner Landes-
Museum mit grösster Vor-
sicht weitere Grabungen vornehmen lassen. Es sei bemerkt, dass Schipeuitz in der Nähe von
Hlinitza liegt, in welchem Orte sich das sogen. Tartarenlager betindet. woselbst ebenfalls weisse
im Bukowiner Landes-Museum deponirte Feuersteinsplitter aufgedeckt wurden. Carl A. R o ui-
s t o rf e r.**
1893. Jahresbericht, Seite 86.
„Dr. R. F. K a i n d 1 legte das fünfte und sechste Heft seiner Publication »Der Buchen-
wald« vor,**
„Conservator Profebsor Komstorfer übersendete ein Exemplar seiner Publication
»Typen der landwirthschaftlichen Bauten in der Bukowina«.**
Fig. 8.
Fig. 9.
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Aus DEN MlTTHEILÜNGEN DER K K. CeNTBAL-CoMIHSSION. 117
1893. Jahredbericht, Seite 40.
„Conservator Professor Eomstorfer berichtete über die Eröffnung und das erste
Wirken des Landes-Museums für die Bukowina zu Czernowitz."
1893. Jahresbericht, Seite 52.
„Dr. R. F. K a i n d 1 berichtete über das Mün^-Cabinet der Universität zu Cze r n o w i tz.**
1893. Jahresbericht, Seite 62.
„Dr. R. F. Kaindl übermittelte einen Bericht über prähistorische Forschungen in der
Bu k o win a.**
1893. Jahresbericht, Seite 113.
,,Das Ministerium machte Mittheilung über die beabsichtigte Restuurirung der Miroutz-
Kirche zu S u c z a w a. Das der Central-Commission übermittelte Kestaurirungs-rroject wurde
^Is durchaus entsprechend anerkannt.^
„Conservator Professor Komstorfer berichtete über die Klosterkirche zu W o r o-
n e t z und über Funde in Schipenitz. Bezüglich der ersteren Kirche theilte das Ministe-
rium mit, dass es dieser Kirche wegen und wegen jener zu W a t r a - M o 1 d a w i t z a die An-
träge der Central-Commission zur vollen Würdigung empfohlen hat.**
„Das Ministerium machte Mittheilung über einige Massnahmen an der griechisch-orien-
talischen Kirche zu R e v n a.**
1894. Band 20, Seite 43.
(Die griechisch-orientalische ehemalige Klostericirche in Woronetz.) von
Conservator Carl. A. Romstorfe r. (Mit 2 Text-Illustrationen und 1 Tafel).
1894. Band 20, Notiz 2, Seite 49.
(Neuere interessante Funde in der Bukowina^ beziehungsweise Erweichungen
des Landes-Museums.) „in Fortsetzung meiner im Jahrgang 1889 der „Mittheilungen-
13. Band, S. 32 „Funde in der Bukowina" und Notiz 36, S. 54), 1890 (16. Band, Notiz 6,
S. 69 und Notiz 18, S. 77), 1891 (17. Band, Notiz 175, S. 183 und Notiz 196, S. 188) und
1893 (19. Band, Notiz 1, S. 65) erschienenen Fundberichte, sowie der Abhandlung: „Sereth
als Fundort archäologischer Gegenstände" (1890, Band 17, S. 80), endlich meines jüngsten Be-
richtes über „Gefasse aus Schipenitz" sei im Nachfolgenden über einige neuere interessante
Funde in unserem Kronlande, beziehungsweise über neue Erwerbungen des Bukowiner Landes-
Museums kurz berichtet. Vorausgeschickt sei, dass die Anthropologische Gesellschaft in Wien
im Einvernehmen mit unserem Museums-Vereine im August und September 1893 durch den
Custos am k. und k. Hofmuseum Herrn Josef Szorabathy prähistorische Forschungen vor-
nehmen Hess, an welchen in Vertretung des Landes-Museums das Curatoriumsmitglied Nikolaus
Freiherr von M u s t a t z a und ich als Schriftführer des Museums nach Thunlichkeit theil-
nahmen und, im Vereine mit einzelnen Herren in den verschiedenen Orten, dem Forscher hin-
sichtlich der localen Vorarbeiten an die Hand zu gehen trachteten.
Szombathy setzte zuerst die Grabungen in Schipenitz fort, an welchem Fundorte
er neben zahlreichen Gefässen von 10 Cm. Durchmesser an und Scherben zu Gelassen bis zu
70 Cm. Durchmesser, Asche. Kohlenresten, gebrannten Thonstücken und Feuersteinsplittern und
Werkzeugen noch eine Feuersteinschlagkugel, Thierknochen und kleine Broncestückchen fand.
Von den Mobilen, deren die Bukowina wohl einige Hundert (ausser den zahlreichen
lediglich als „Gränzhügel** bezeichneten) besitzt, u. zw. mit ciuem Durchmesser zwischen 15
und 20 M. und einer durchschnittlichen Höhe von etwa 1*/« M., wurden fünf Tumuli in H 1 i-
boka und Horodnik von H. v. Szombathy vollständig durchforscht. Die Ausgrabung
ergab, das» dieselben keineswegs, wie vielfach angenommen wurde, Massengräber aus der Zeit
der polnisch-walachischen Kriege, sondern vielmehr weit älteren Datums sind und wohl immer
nur die Ueberreste je einer, selten mehrerer Personen enthielten. Es fanden sich, m<,'ist unter
einer nur 1 bis 2 Cm. dicken bituminösen Schichte, theils gebrannte Thonstücke, zahlreiche
Gefissscherben und mehr oder weniger erhaltene Thonuruen mit Leichen b ran d, theils ein
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118 Aus DEN MlTTHEILüNGEN DER K. K. CENTRAL- COMMIS8ION.
Skelet ohne, bzw. mit tiefer liegendem Leichenbrand, ein Steinhammer, eine an den Ecken
durchlochte nur 10 Cm. lange Steinplatte, einige Feuersteine und in einem Falle ein kleinesi
messerartiges Eisenwerkzeug. — Zahlreiche früher theils vom Conservator K 1 a u s e r, th^8
auch von Bauern, von letzteren allerdings unvollkommen durchgeführte Grabungen an Mobilen
ergaben meist ein negatives Resultat. — Die Grabungen an den mit drei gerundeten unter sich
nahezu parallel laufenden Wällen des Hügels „Zamczyste" bei Hliboka ergaben Scherben älteren
Charakters und ein leider in Trümmer gegangenes Spinnwirtl aus gebranntem Thon, dann Topf-
Hcherben und drei Feuerstein späne. Am „Sad** bei Hliboka, an welchen Ort sich wie an die
Tumuli dieser Gegend Volk&sagen knüpfen und welcher speciell ein „uralter Friedhof-* sein solK
fanden sich nur einige TopfstOckchen aus jüngerer Zeit.
In dem südlich den 8ad abschliessenden Wasserriss haben Hauern vor xwei Jaliren nach
einem Regengüsse zwei grosse Goldringe gefunden, welche nach Angabe 4 Cm. im
Durchmesser hatten und nach der Beschreibung genau die Fonn und Omamentirung durch
eingegrabene kurze Striche besassen, wie sie an den meisten broncenen Amispangen vorkommen.
An ihrer dicksten Stelle betrug ihr Durchmesser etwa 4— 1> Mm. Sie gelangten in den Besitz
des F<)rsters Julius E 1 n e i n in Hliboka, welcher angibt sie an einen Goldarl>eiter verkauft
zu haben.
Alis derselben Gegend, nämlich aus dem Walde von Hliboka« stammen fünf offene
kleinere Goldringe mit einem Durchmesser von 1 7* bis 1 7« Cm. und einer groästen
Dicke von 27^ Mm. Die Form einschliesslich der Omamentirung gleicht ebenfalls der der
meisten Bronce-Armspaugen. Man fand die Ringe, welche sich dermalen im Landes-Museum
befinden und Eigenthum der Frau Olga von Grigorcea sind, vor einigen Jahren.
Zahlreich sind die .Steingeräthe, von welchen einiger bereits oben Erwähnung geschah.
Das Interessanteste dürfte wohl das von Fmu S. Za/oziecka gespendete Steinbeil sein,
welches eine sehr regelmässige Bearbeitung bei der bedeutenden Länge von 23 Cm. zeigt. Drei
andere Steinbeile kleiner Sorte stammen aus der Gegend von Kotz man; eines hievon
wurde 1872 vom Lehrer Procopowicz gefunden, von den beiden übrigen, wohl auch zur
selben Zeit aufgefunden, sind nur Stücke vorhanden. Nicolaus Baron Mustatza widmete
ein hübsches aus O n u t h stammendes schlankes Steinbeil, das lOV«' Cm. lang ist und
eine grösste Dicke von nur l'/4 Cm. besitzt, sowie ein zweites, in Czernowitz (Waggasse)
ausgegrabenes von plumper Form und 12 Cm. Länge, 4 Cm. Schneidelänge und 27s Cm.
grösster Dicke. Eine Feuersteinschlagkuge'l stammt aus Kotzman, Feuerstein-
splitter, mehr oder weniger bearbeitet, kamen dem Museum eben aus Kotzman und Dymka
(Huf dem Felde des J. Frycki im heurigen Frühjahre ausgeackert) zu. Ein grosser grüner
Steinhammer, Eigentbum A. IsseccscuTs, bereicherte kürzlich die Sammlungen; eine
S t c i n k u g e 1 jüngeren Alters spendete W. Schmidt in Suczawa.
An B r o n c e n sind ein aus Kotzman stammender K e 1 1, dann ein von Frau C. von
B u b e r 1 in Bol>estie gespendeter Armring zu verzeichnen.
Ausser den bereits eingangs erwähnten Thongefässen und Scherben ist noch ein ganz
kleines ca. 8 Cm. hohes Gefdss mit zwei durchlochten als Oehren dienenden Ansätzen versehen,
aus Kotzman stammend, interessant. Carl A. Rom st orfer, k. k. Conservator.**
1894. Band 20, Seite 80.
(Die Kirchenbauten in der Buicowina.) vonConser\ator cari a. uomstorfer.
I. (Einleitung, 1. Geschichtlicher Überblick). Fortsetzung folgt.
1894. Band 20. Notiz 77. Seite 115.
(Bericht über im August 1893 in der Bukowina vorgenommene prähisto-
rische Forschungen.) ^Die Anthropologische Gesellschaft in Wien hat schon im Jahre
1892 den Beschliiss gefasst, in der Bukowina Ausgrabungen vorzunehmen. In diesem Friib-
linge leitete sie sodann durch den Unterzeichneten mit dem Bukowinaer Landes-Museum die
bezüglichen Unterhandlungen ein. Am 15. August traf Herr Ciistos J. Szombathy hier ein,
um in Begleitung des Unterzeichneten die Forschungen in Angrirt' zu nehmen. Zunächst wurde
l)fschlo^sen, in S c h i p e n i t /., wo um Ostern mehrere Funde gemacht worden waren, syste-
matische Grabungen vorzunehmen. Diesielben wurden am Donnerstag den 17. und hierauf am
19. August durchgeführt. Die Forschungen ergaben, dass im nordwestliche» Gebiet» von Schi-
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Aus DKN MiTTHBniüNGEN DKP K. K. CeNTRAL-CoMMISSION. 119
penitz eine Ansiedlung (wohl aus der älteren Bronzezeit) durch Feuer zerstört worden Bei. In
einer Tiefe von 50 Cm. his 2 M. finden sich urtzählige gut gebrannte Gefässscherben, femer
beträchtliche Mengen von durch daB Feuer gerötheter Lehmverkleidung ruthengeflochtener Wände,
bedeutende Aschenlager, Thierknochen, endlich spärliche Feuersteinsplitter. Spätere von Baron
MttBtatza vorgenommene Nachforschungen fitrderten auch das Bruchstück eines kleinen
Bronzegefässes und ein zusammengeschmolzenes BronzestQck zutage.
Vom 23. bis 29. August wurden hierauf die in H 1 i b o k a und den Nachbardörfern
vorhandenen Tumuli — etwa 80 — aufgenommen und zwei derselben durchforscht. Dieselben
maiisen etwa 15 M. im Durchmesser. Es sind Brandgräber; zwischen dem anstehenden Ertl-
reiche und dem aufgeschaufelten Hügel war die Brandschichte deutlich bemerkbar. In einem
derselben fanden sich ausser Kohle, Asche und zahlreichen Topfscherben ^or allem neun Thon-
gefanse, welche im Centrum des Tumulus standen und imter denen in einer kleinen Vertiefung
sich die zusammengescharrten caicinirten KnochenUberreste fanden. In dem zweiten Grabhügel
fanden sich, abgesehen von Kohle, Asche und den Scherben, noch ein eisernes kleines Messer
und Bwei Thongefässe, von denen das eine mit den Knochenresten gefüllt war. Femer würde
in H 1 i b o k a die als „Starvisad** }>ezeichnete Oertlichkeit untersucht und daselbst an einer
Stelle in der Tiefe von etwa 80 Cm. mittelalterliche Topfscherben und gebrannte Wandbewurf-
stücke gefunden. Hierauf wurden Ausgrabungen am sogenannten Zamczeszcze ausgefilhrt.
Dasselbe besteht aus drei concentrisch angeordneten Wällen, welche das abstürzende Ende eines
Bergrückens abschliessen. Gefunden wurden Feuersteinspäne, zum Theil sehr dicke Gefass-
scherben und Kohle.
Schliepslich wurden von den zahlreichen Grabbügeln (etwa 50), welche sich von üntcr-
Horodnik gegen Voitinell hinziehen, in der Zeit vom 30. August bis 1. September drei unter-
sucht. Es sind Skeletgräber aus der jüngeren Steinzeit. Gefunden wurden ausser einzelnen
KnochenstUcken noch Kohle, Topfscherben, Feuersteinsplitter, ferner eine Steinplatte mit vier
Bohr)r>chern und ein durchbclhrtes steinernes Hamnierbeii.
Alle Fundgegenstände wurden zunächst nach Wien an das k. k. naturhistorischc Museum
gesandt; doch wird ein Theil an das Landes-Museum zurückgelangen. Dr. R. F. Kaindl."
der Conservatoren und Correspondenten der k. k. Central-Commission.
In dem Stande äer Conservatoren und Correspondenten in der Bukowina ist seit dem
Vorjahre keine Änderung eingetreten. Zu dem im Jahrbuche 1893 enthaltenen Ver/^ichnisse
ist zu bemerken, dass der ehemalige Conservator A. M i k u 1 i t s c h als solcher l>ereit« im .lahr-
biiche 185G der k. k. Central-Commission genannt wird.
a) Conservatoren.
Isopescul Demeter, k. k. Schulrath, Director der Lehrerbildungsanstalt in Czemowitz;
nir die III. Section, seit 1875; wiederbestätigt mit Min.-Erl. vom 24. März 1890, Z. 3278.
Klauser Heinrich, k. k. Schulrath, Gymiiasial-Director in Kadautz; für die 1. Serlion,
«eit 1887; wiederbestätigt mit Min.-Erl. vom 20. Jänner 1892, Z. 27489 ex 1891.
Romstorfer Carl A., Architekt und k. k. Gewerbeschul- Professor in Czemowitz; für
die II. Section, seit 1888; wieder bestätigt mit Min.-Erl. vom 27. April 1893, Z. 7804.
b) Correspondenten.
(i e t z 1 i n g e r Leopold, Dr., k. k. Bezirksarzt in WiÄnitz, seit 1881.
Neu mann Ferdinand, k. k. Baurath i. Pi in Czemowitz, seit i871.
Kluczenko Basil, Dr., k. k. Sanitätsrath in Czemowitz, seit 1883.
Stefan clli Theodor, k. k. Bezirksrichter in Kimpolung, seit 1880,
Laizner Josef, k. k. CJewerbeschul-Director in Czemowitz, seit 1888.
Schmidt Wilhelm, k. k. emer. Gymnasial -Professor in Suczawa, seit 1889.
Olinski-Olinescu Dionys, k k. Finanz-Concipist i. F., z. Z. in Bukarest, seit 1891.
Polek Johann, Dr., k. k. Universitäts-Bibliolheks-Custos in Czemowitz, seit 1893.
.^^ — -
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Vermischtes.
(Alexander Freiherr von Wassilko-Serecki.) Das Hnkowiner Landes-Miiseum erlitt einen
»ehr schweren Verlust durch das am 20. August 1893 in Lopuszna l>ei Berhometh a. S. erfolgte
pliUzliche Hinscheiden 8r. Kxcellenz des Herrn Alexander Freiherrn v. Wassilko-
Screcki, welcher in seiner Eigenschaft als Landeshauptmann, u. zw. Im Jahre 1892, als
erster die Stelle eines Obmannes des Curatoriums des Landes -Museums bekleidete und als solcher
das Museum in thatkräftigster Weise unterstützte. — Alexander Freiherr v. Wassilko-Serecki
wurde als Sohn des Freiherm Georg Wassilko am 29. Dezember 1827 in Berhometh am Sereth
geboren, studirte das Gymnasium und die Philosophie in Czemowitz und absolvirte im Jahre
1849 die juridischen Studien an der Universität in Lemberg. In die Heiraath zurückgekehrt,
vermählte er sich mit Katinka von F 1 o n d o r und widmete sich der Verwaltung seines (»iil*-
liesitze«. Auf die politische Bühne trat Alexander Baron Wassilko bald nach Beginn der ver
fassnngsmjissigen Aera; im Jahre 1862 wurde er als Landtagsabgeordneter ans dem zweiten
WahlkiVrper des Grossgrundbesitzes, seit dem Jahre 1870 als Vertreter der Landgemeinden des
Bezirkes Wi^itz gewählt. Im Jahre 1870 wurde er zum Landeshauptraanne ernannt, welchen
Posten er bis zu der im Jahre 1871 erfolgten Auflösung des Landtages bekleidete. Vom Jahre
1884, neuerdings zum Landeshauptmanne ernannt, hatte er diese Stelle bis zu der im Febniar
1892 erfolgten Auflösung des Landtages, beziehungsweise zu dem im September 1892 erfolgten
Zusammentritt des neugewählten Landtages inne. Im Jahre 1808 wurde Alexander Baron Was-
silko-Serecki zum lebenslänglichen Mitgliede des Herrenhauses berufen, im Jahre 1885 mit dem
Orden der eisernen Krone zweiter Klasse ausgezeichnet und im Jahre 1888 zum wirklichen ge-
heimen Rathe ernannt.
(Zur Errichtung eines Landes-Rluseumsgebäudes In Czernowitz.) In der am 6. Mai i894
abgehaltenen dritten Curatoriumssitzung nahm Herr i^nton Ritter von Kochanowski, Bür-
germeister von Czemowitz, welcher als erster Stellvertreter des in Folge der Reichsrathssession
eben in Wien gewesenen Obmannes des Curatoriums, Herrn Landeshauptraanne Johann L o p u 1.
den Vorsitz führte, vor Übergang zur Tagesordnung das Wort zu dem nachstehenden, von den
Anwesenden mit grösstem Beifalle begrüssten und ohne Debatte einstimmig zum Beschlüsse er-
hobenen Antrage: „Das Bukowiner Landes-Museum wird alle seine Kräfte aufbieten, um d»s
fünfzigjährige Regierungs-Jubiläum Seiner Majestät unseres Kaisers und Herrn Franz Josef L.
des ersten Förderers von Wissenschaft und Kunst in unserem Vaterlahde, durch Errichtung
eines der Wissenschaft und der Landeskunde gewidmeten Museumsgebäudes zu feiern, welches
den Namen des Allerhöchsten Herrn — Francisco-Josephinum — tragen soll*.
Die Idee, das Bukowiner Landes-Museum in dem in Krrichtung begriffenen Gewerbe-
Museumsgebäude unterzubringen,*) musste, in Anbetracht des für da88ell>e zur Verfügung ste-
henden, verhältnismässig kleinen Bauplatzes fallen gelassen werden.
Das mit der Durchfllhrung der Vorarbeiten für den Museumsbau betraute Comite. beste-
hend aus dem Obmanne des Curatoriums, Herrn Landeshauptraanne Johann L u p u 1 als Vor-
sitzenden und der Museunisleitung, d. i. den Herren Museumsleiter Demeter Isopescul und
den Custoden Dr. Josef Frank, Erich K o 1 b e n h e y e r, Dr. .Johann P o 1 e k und Carl A.
Romstorfe r, das sich durch die Landes-Museums-Mitglieder Anton Ritter von Kocha-
*) Vergleiche die bezügliche Notiz im Jahrbuche 1893 Seite 82.
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Vermischtes. 121
n o \v s k i, NicolaiiB Fretherm von M n s t a t z a, Dn Josef R o 1 1 und David T i 1 1 i n g e r ver-
Ktärkie, beschloss in seiner Sitzung vom 20. Juni v. J. einstimmig, den Gemeinderatii von CV.er-
nowitz um kostenlose Überlassung des für den Museumsbau in jeder Beziehung als am geeig-
netst erscheinenden in der Siebenbörgerstrasöe, Orient.-Nr. 35 und 87 gelegenen Bauplatzes unter
Vorlage eines Bauprojeetes anzugehen. Gleichzeitig wurden die Herren Ingenieur Prof. K o 1-
benheyer und Architekt Prof. Romstorfer ersucht, im Einvernehmen mit den übrigen
Oiistoden, Herren Dr. Frank und Dr. P o 1 o k, das Bauprojekt auszuat betten. Bei Verfassung
des letzteren nun kamen den Projectanten die Kathschläge zu Gute, welche von dem eben in
Czemowitz anwesenden k. u. k. Custos vom Nalurhistorischen Hofmuseum in Wien, Herrn Josef
Szoroba.,hy, erbeten und von demselben in bereitwilligster Weise ertheilt wurden. Da«
Gesnch an den Gemeinderath wurde am ü. .August Olierreicht; es ist zu hoffen, dass es im gün-
stigen Sinne Iwld erledigt wird.
(Prähistorische Forschungen in der Bukowina, 1893.) In dem Jahresberichte der An-
thropologischen Gesellschaft in Wien für 1893 bemerkt hierüber der Präsident Herr Ferdinand
Freiherr v. A n d r i a n - W e r b u r g. folgendes : „Die Angriffnahme der prähistorischen Studien
in der Bukowina wurde langst von unserem Specialcomite für praktische Arlieiten als eine der
dringendsten Aufgaben unserer Gesellschaft bezeichnet. Herrn Custos Szorabathy, dem thä-
thigsten Mitgliede dieses Comites, gebührt das Verdienst, dieses Postulat durchgeführt zu haben.
Von Behörden und Privaten in reidistem Masse unterstützt, besuchte derselbe von Czemowitz
aus die Punkte Hliboka, Kadautz, Horodnik, Suczawa, Hatua, Calinesti, Sereth. Hadikfalva,
Schipenitz und Hlinitza. Kr eriiifnete die ncolithischen Tumuli von Horodnik bei Radautz und
die grossartige, durch verschiedene Perioden reichende Ansiedelung von %Schipenitz und unter-
suchte die riSmlschen Tumuli von Hliboka, sowie die ßurgwälle von Hliboka und Hlinitza. Als
l>e»onders werthvoll erwies sich dabei die Mithilfe des Herrn Conservators C. Romstorf er,
dnrch dessen Localkenntniss eine rasche Orientirung behufs Eröffnung von aussichtsreichen
Grabungen ermöglicht wurde. Dank diesem einträchtigen Zusammenwirken der verschiedenen
liemfenen Factoren wurde in relativ kurzer Zeit ein Forschungsgebiet erschlossen, welches sich
viel ergiebiger zeigte, als man früher anzunehmen geneigt war. Sollte Herr %Szombathy,
wie wir hoffen, auch in diesem Jahre seine Arbeiten in der Bukowina fortzusetzen in der Lage
sein, so wird bei dem lebhaften Interesse aller Kreise in der Bukowina ein Centrum für nclho-
dische und prähistorische Forschung entstehen, welches die Entwicklung des Landesmnseums
auch nach dieser Richtung hin kräftigst fördern kann.**
(GoldSChmuck aus Merizei.) über denselben, welcher im Jahrbuche 189.3, Seite 70, be-
gehrieben und abgebildet erscheint und welchen das Bukowiner I^ndes-Museum über gutige In-
tervention seines Mitgliedes, des Herrn k. k. Bauadjunkten A. Issecescul erworben hat,
schreibt Herr Dr. M. Much in den ,,Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft" 1894,
Seite [28]: „Conservator Romstorfer Ijerichtete an die k. k. Central-Commission Ql>er den
Fond eines Goldschmnckes aus Merizei in der Bukowina, in welcher Gegend schon früher Gold-
g^enstande an den T)Rg gekommen sind. Bemerkens wer th an diesem Funde ist wesentlich die
technische Herstellung der Ornamente, welche aus in Zellen eingefügten Almantinplättchen be-
stehen und lebhaft an den Goldfund auf der Puszta Bakod bei Kalocza in Ungarn und an den
l>ernhraten Fund von Petroasa in Rumänien erinnern.
(Die Bukowina im Kronprinzen werke.) Unter dem Vorsitze des Leiters der k. k. Bukowiner
Landesregierung Herrn k. k. Hofrathe Grafen G o e ß fand am 7. .luli die constituirende Versamm-
lang der literarischen Mitarbeiter für den Band Bukowina des Werkes: „Die österreichisch-
angarischen Monarchie in Wort und Bild" und im Beisein des Redakteurs des Werkes, Herrn
k. k. Hofrathe Dr. Ritter v. Zeissberg statt. Herr Graf GoeO begrüsste die anwesenden
Herren and kennzeichnete unter besonderer Hervorhebung der Bedeutung des Kronprinzenwerkes
für jeden Österreicher den Zweck der Versammlung. Er verlas sodann ein von Ihrer k. u. k.
Hoheit der durchlauchtigsten Frau Kronprinzessin- Wittwe Erzherzogin Stefanie aus Fran-
zensbad eingelangtes Telegramm, welches lautet: „Frohen Herzens ergreife ich wieder die Gele-
genheit, da eine Reihe bewährter Kräfte sich zu einem vaterländischen schönen Zwecke ver-
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122 Vermischtes.
einigt, um alle Jene, die sich an der heutigen Sitzung betheiligen, uiit hestein Grusse wärniatens
willkommen zu heissen. Seien Sie, meine Herren, überzeugt, daüs ein jeder neu entstehende
Band unserem Werkes mein Interesse unverändert rege liält und mich Ihre Arbeiten, Ihre Bemü-
hungen, Ihre Ausdauer fortdauernd mit patriotischer Genugthuung und neuer, aufrichtiger
Freude erfüllen. Stephanie/' IJer Herr Landeschef übersendete hierauf das nachstehende Dauk-
telegramm an Ihre k. u. k. Hoheit ab: .,Die Mitarbeiter an dem der Bukowina gewidmeten
Bande des Werkes „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild'* erlauben sich
hiemit Euerer kaiserlichen Hoheit den unterthänigsten Dank für die so überaus ehrende Begrus-
sung ihrer constituirenden Versammlung darzubringen; sie fühlen sich ■ dadurch ermuntert im
Dienste jener schJ^nen Aufgabe, die ihnen im Hahmen des grossen, patriotischen Untemehmenh
zufallt, ihre besten Kräfte zu erproben mit jener Hingebung und Begeisterung, die den erhabenen
Intentionen Euerer kaiserlichen Hoheit entspricht/'
Die einzelnen Arbeiten wurden nun in nachstehender Weise endgiltig vertheilt:
Landschaftliche Schilderung, Professor Ludwig Adolf S i m i g i n o w i c z - S t a u f e ;
Vorgeschichte; Custos Josef Szombathy in Wien;
Landesgeschichte, a) vor der Vereinigung (bis 1775), Professor Dr. Demeter v. O n c i u I. b» die
Besitzergreifung, Custos Dr. Johann P o 1 e k, c) bis zur Gegenwart, Kegierungsrath.
Prof. Dr. Ferdinand Zieglauer v, Blumenthal;
der hukovinisch gr.-oi*. Heligionsfond, Prof. Dr. Isidor Ritter v, Onciul;
Volkskunde, a) physische BeBchafi*enheit der Bevölkerung, Regierungsrath Dr. Basil Kluczenko.
b) Volksleben der Humanen, Prof. Dr. Johann S b i e r a und Prof. S. Fl. M a r i a n u.
c) Volksleben der Kuthenen, gr.-or. Pfarrer Alexander Manastyrski in Slobodzia-
Banilla, d) Volksleben der Huzulen, Dr. K. F. K a i n d I, e) die Lipowaner, gr.-or. Pfarrer
Demeter D a n in Lui»n, f) Armenier und Zigeuner, derselbe, g) die Deutschen. Cnstoe
Dr. Johann P o 1 e k, h) die Ungarn und Slowaken, derselbe, i) Ortsanlagen und Woh-
nungen (alle Nationalitäten), Architekt Professor ('arl A. Komst orfer;
Musik, Professor Isidor Worobkiewicz;
Literatur, a) rumänische Literatur und Dialecte, Prof. Dr. Johann S b i e r a, b; ruthenische Li-
teratur und Dialecte, Prof. Dr. Emil Kafuiniacki, c) deutsche Literatur, Dr. Rudolf
W o l k a n ;
Bildende Kunst: Architektur (einschliesslich der Burgen und Schlösser;, Malerei und Plastik.
Architekt Professor Carl A. R o m h t o r f e r;
Hausindustrie, Ingenieur, Professor Erich Kolbenheyer;
Volkswirthschaften, a) Landwirthschaft und Viehzucht, Landesrath Anton Zachar, b) Forat-
wirthschaft, Forstrath Vincenz E c k l, c) Jagd und Fischerei. Nicolaus Freiherr v. M u-
s t a t z a, d) Bergbau und Hüttenwesen, Regierungsrath Prof. Friedrich Kleinwächter.
e) Gewerbe, Industrie, Handel und Verkehr, Handelskammer-Secretär Dr. Hubert Wi-
g I i t z k y.
Von den 22 Mitarl^itern sind neun Mitglieder des Landes-Museums. Eine Anzahl Objecte
des Landes-Museums wird im Kronprinzenwerke bildlich zur Aufnahme gelangen und machte
Herr Hofrath R. v. Z e i s s b e r g gelegentlich seines Besuches der Sammlungen selbst noch auf
ein oder das andere diesbezügliche Stück aufmerksam. Custos Josef Szombathy veranstaltete
für diesen Zweck eine fotografische Aufnahme interessanter Fundgegenstände. Zahlreiche foto-
grafische Aufnahmen, ca. 140 Stück, aus allen Theilen der Bukowina, zumeist von Bau- and
Kunstobjecten, fertigte Professor C. A. Romstorfer an.
'-^l^ß--^
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Inhalts -Verzeichnis.
Seite
Vortrag:*)
Dr. Jobano Poiek: „l^ie ehemalige russische Münzstätte in Sadagura*",
abgehalten in der zweiten Hauptversammlung des Bukowiner Landes-Museums am
6. Mai 1894 (mit 6 Abbildungen) 3
Josef Szombathy : „Prähistorische Recognoscierungstour nach der
Bukowina im Jah re 1893" 11
Dr. Raimimd F. Kaindl: «Der rumänische arehäologiscbe Verein in der
Bukowina« 22
Wütela Schmidt: „Eine moldauische Sturmfahne dreihundertjähriger
Vergangenheit** 25
Dr. iobaiin PoIek: „DieAnfängedesk. k. StaatsgestUtesKadautz''. . 35
Carl A. Roastorfer : Aus den „Mittheilungen der k. k. Centrai-Commission'*
(mit 3 Abbildungen) 116
Vermischtes 120
^'^'^cS^f^iri^^^
^^^^^
*) Der filr das heurige Jahrbuch zum Abdrucke in Aussicht genommene, am 26. März 1893
I>. Olinski-Olinescu abgehaltene Vortrag: „Ergebnisse der archäologischen For-
Bchung in der Bukowina** entfällt, da Herr Olinski-Olinescu nach Rumänien übersiedelte
und in seinem neuen Wirkungskreise nicht die entsprechende Müsse fand, den Vortrag nieder-
ximch reiben.
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ini--^ .'rymtif/ ^
A
fl/hrf^^^'^^^lXÖ'h^
JAHRBUCH
des
likowme; Laadts-MQSiims
* 7 '■
Dritter Jahrgang.
1895.
Reclactions-Coniit^ :
C. Mandyczewski, A. Mikulicz, Dr. J. Poiek
(Curatoriums- Mitglieder)
und
C. A. Romstorfer
(Schriftführer).
Czernowitz, 1895.
Co/nc T j p c)- u. L i t h u j< r. des E r z b. 8 i 1 v. M o rii r i u - A n «l r i e w i <; z.
Verlaj? «les Biikowiner I^ind<\<5-Mnseunis.
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JAHRBUCH
des
Dritter Jahrgang.
1895.
Redactioiis-Coniit^ :
C. Mandyczewski, A. Mikulicz, Dr. J. Poiek
(Curatoriums-Mitglieder)
und
C. A. Romstorfer
(Schriftführer).
^
Czernowitz, 1895.
C o n c. T y p T)- u. L i t li o ;r r. «l es Er z b. S i 1 v. M o r ii r i u - A n d r i e w i <• z.
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Vorlag de» Bukowiner [^ndOvS-Museums.
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Für den Inhalt der Artikel sind die Verfasser allein verantwortlich.
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Ueber die Grenzregoliernng der Bukowina zur Zeit
der Vereinigung mit Oesterreicli.''
Vortrag, gehalten am 24. März 1895 in der III. Hauptversammlung des Ver-
eines y^Bnkowiner Landes- Museum^ von Dr. DANIEL WERKNKA.
Bekanntlich erwarb Oeston'eich im J. 1772 einzelne Theile des fiiiheren
Königreiches Polen, die vereinigt den Namen Königreich Galizien und Lodo-
merien erhalten haben. Durch diese Erwerbung sah sich Oesterreicli in die
Xothwendigkeit versetzt aus strategischen und politischen Rücksichten auch einen
Theil der Moldau zu erwerben. Die damaligen i)olitischen Verhältnisse ermög-
Uchten auch dieses, so dass am 7. Mai 1775 zwischen Oesten-eich und der
Türkei ein darauf bezüglicher Vertrag zustande kam, der die Grundlage zu weiteren
Verhandlungen bildete. Dieser Vertrag besteht aus 4 Artikeln,^) von denen uns
hauptsächlich der erste interessiert, weil er im allgemeinen alles enthält, was
die Regulierung unserer Grenze betrifft.
Dieser Artikel lautet in deutscher Uebersetzung folgendermassen :
i>In Hinsicht auf die freundschaftlichen Vorstellungen Ihrer k. und k. k.
aiK>stolischen Majestäten, betreffend das Bedürfnis einer leichten Verbindung und
eines unmittelbaren Angrenzens zwischen Siebenbürgen und den Provinzen von
Galizien und Lodomerien, welche gegenwärtig zufolge ihrer Wiedererlangung von
dem polnischen Könige und der polnischen Republik im Besitze des kaiserlichen
Hofes sind; und um einen unzweideutigen Beweis von Freundschaft, Zuneigung
und guter. Nachbarschaft zu geben, überlässt die hohe Pforte und tritt ab dem
kaiserlichen Hofe die Landstriche, welche sich erstrecken einestheils zwischen
dem Dniester, Pokutien, den Grenzlanden Ungarns und Siebenbürgens, und
welche anderntheils begrenzt sind durcli die im nachstehenden erklärten und
dargelegten Grenzen derart, dass das oberwähnte zwischen den genannten Grenz-
linien eingeschlossene Gebiet von nun an für immerwährende Zeiten voll in den
Genuss und in das Eigenthum des kaiserlichen Hofes übergeht Demzufolge
werden sowohl Ihre k. und k. k. apostolischen Majesüiten, als auch die hohe
Pforte C o m m i s s ä r e bestimmen und a b s e n d e n, um eii»e Grenzlinie
festzusetzen, welche in klarer und genauer Weise die Gebiete der beiden Kaiser-
reiche scheidet und um Grenzen zu bestimmen und festzustellen, welche in Zu-
M Die darauf bezügliche Karte wird HpHU^r j^druekt wiM-den.
*) Dr. 1). Werenka. >Bukowinafl Entstehen und Aufbhihen^ I. Theil, Archiv fiir «'»sterr.
«•'»»fi^-h. Bd. lAXVlll. 1. }Vd\ne 1892, ö. 181, 182 (279, 280): Avant egard aux n>imWnfc\tionj;
aink-ales de L. L. 31. M. I. et I. R. A. etc ' r^^^r^T^
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2 Werenra :
kiinft den wechselseitigen Besitzungen als dauernde Scheidelinie dienen sollen;
und da ausgemacht wurde, dass die genannten beiderseitigen Commissäro sich
von der Grenze Siebenburgens bis zum Gebiete von Chotzim an die Karte halten
sollen, welche seitens seines Hofes der Internuntius und bevollmächtigte Minister
Ihrer k. und k. k. apostolischen Majestäten vorgewiesen, und die die hohe Pforte
ihrerseits gleichfalls angenommen hat, so sollen zwei authentische Copien l)e-
sagter Karte gemacht werden, von welchen die eine den Commissären Ihrer k.
und k. k. apostoHschen Majestäten und die andere den Commissären der hohen
Pforte übergeben werden soll, so dass, wenn sie an das Werk der Grenzbestim-
mung gehen, indem sie am äussei-sten Ende Siebenbürgens, bei dem Bache
^>Tesna impuziti« beginnen, und nacheinander die Dörfer Kandreny, Stulpikani.
Kapokodrului, Suczava, Siret und Tschernovitze einbeziehen und jenseits des
Prut vor Tchernauka, einem im Tchernovitzer Bezirke gelegenen Orte, der inner-
halb der kaiserlichen Grenzen bleiben soll, bis zum Gebiete von Chotzim, sie
sich an die oben erwähnte Karte halten sollen, und ohne über die Ländemen
hinauszugehen, welche daselbst bezeichnet sind, sollen sie zur Festsetzung der
Grenzen geeignete Punkte auswählen, um neue Streitigkeiten zu venneiden, zu
welchen Zweifel und Unsicherheit Anlass geben könnten, und sollei» Sorge
tragen, die vereinbarten Grenzen in der besten und passendsten Weise festzu-
setzen. Was die weitere Abgrenzung der Ländereien bis zum Dniester Ix^tritR.
von der Stelle an, wo das Gebiet von Chotzim mit dem Czernowitzer Kreis
sich vereim'gt^ hat man sich in Uebereinstimmung mit den zwei Parteien dies-
bezüglich dahin geeinigt unter der B(»(lingung, wenn die Commissäre der hohen
Pforte ausserhalb des Gel)ietes von Chotzim vom genannten Punkt<^ bis zum
Dniester gut kennbare Grenzlinien angel)en, welche denjenigen gleich kommen,
welche gegenwärtig die Offiziere des kaiserlichen Hofes festgesetzt haben, die
Commissäre des genannÜMi Hofes weder Schwierigkeiten, noch Einspnich er-
helxMi werden dagegen, dass die zur Festung Chotzim gehörigen Grundflächen
wie früher im Besitze der hohen Pforte verbleiben.«
Die in diesem Artikel erwähnte Karte, ^) welche der Pforte vorgelegt wurde,
wm* von Major v. Mieg ausgearl)eitet und mit Anmerkungen bezüglich einer
natürlichen Grenzlinie gegen die Türkei versehen. Zur Markierung dieser Linie
bestimmte Mieg auch 19 Punkte, welche in eineiu anderen Zusammenhange
bereits dargestellt und veröftenthcht wurden.*)
Auf Grund der Conventions-Kai-te erstreckte sich die Grenzlinie von der
Quelle der Tesna impuzita, längs dieses Baches, fenier Dorna niare, gtddene
Bistritza, Valea Arama, Raren, Toderescu, Valea Riiboja, Valea Gemene, Stul-
))ikani, La Rus, Dorothea, Woronez, Capu Codrului, Stupka, Tolowa, ül>er Mogila,
dann den Bergrücken, welcher sich bei Suczawa gegen die Ruine hinzieht. Jen-
seits <les Suczawatiusses über Burdujeni und den Bergrücken, welcher bis Gni-
*) (fcnoml-Plan «lor nou fixirti'n (träntzlinio (U\s l^ukowinaor Districts von 8if»lK*nhui>!t*n l'i-
('/•'mauka als deu l«4ztrii Ort <l«'s Czomowitzcr Distr'cts mit Ik^niorkimjjim der ersten P(ws«^^ii »n-
linie. dann einer zweiÜMi Linie naeli dor Conventions-Karte, endlieh der leUt ausj^^telltoii uvw^u
(kränze, v. Major Miejr des (ieneralstahs Ix'arbeitet und «^'zeiehnet.* 1775. 1« = 1820". 1 : 130.«HM».
♦) Dr. I). Wrrenka lJukowina.s Kntstelirn und Aufblühen^. Beila^»e». i
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Uebeb die Grenzreüuliebung. • 3
meschti bei Siret reicht. Von letzterem Orte über den Siretiluss, den Berg-
lüeken, der bei Sinouz gegen Prohorod streidit, längs des Nikolniza- und De-
rehluibaches bis zur Mündung desselben. Ferner längs des Prutflusses bis zur
Einmündung des Stanalionibacbes ; dann diesen aufwärts bis zur Quelle und
den Bergrücken bis zur Vereinigung der Quellen des Hukeubacbes. Die Grenze
von diesem Punkte bis zum Dniesterflusse blieb noch unentschieden.
Die Pforte gieng auf die Intentionen Oesterreichs ein, acccptiei-te im all-
gemeinen alles und bestimmte, dass eine gemischte Commission im Sinne des
I. Artikels der Convention die Grenzlinie genauer feststelle.
Vor der Ernennung der Commissäre erheischten aber mancherlei Rück-
sichten ein Vorschieben der österreichischen Truppen über die erwähnte Linie,
infolge dessen wir eine zweite Grenzlinie erhielten. Diese begann am Dniest^r
von Prewoi-odek {bei Chotzim) und zog sich hin über die Kammhöhe und Dial
Marc Beresowa bis zur Quelle des Rakitnabaches, diesen abwärts bis zur Ein-
mündung in den Prut; den Pnit abwäi'ts bis zum Einflüsse des Ternaukabaches ;
diesen aufwärts bis zur Quelle. Die Gewässer Turiatka-Molniza, Siret, Sa-
muschu mare bis in die Gegend von Sanmscliin und ein unbedeutendes Thal
ergänzten die TJnie bis zum Moldauflusse, wobei der wichtige (3rt Baja in diese
ein bezogen wurde.
Von der Mündung des Bogat'i bis zum Einflüsse des Slatiniascabaches
in die Afoldau, bildete letztere die Grenzlinie. Slatiniascabacli, Muncelberg, Vadu
Ne^lesi, Negi'ileasa, Gemene- und Rabojathal, Todorenscaberg, <ler Bergrücken
des Rai*eu, Arama, goldene Bistriza-, Niagra Dorna- und KiHmanelthal ergänzten
die Grenzlinie.^)
Durch letztere Darstellung erfäln't aucli das Oilsverzeichnis des k. k. Ge-
neralmajors V. Spleny vom J. 1775 eine Beleuchtung.")
Zur Regelung der Grenzverhältnisse wurden Commissäre gewählt. Oester-
reich wählte den Feld-Marschall-Lieutenant Br. Barco, die Pforte Tahir Agha.
Dem ei-steren wurden Major v. Mieg, Hofsecretär Jenisch, Hauptmann Scherz und
Dollraetsch Klezl beigegeben, dem letzteren der Ijegist Molla Mehmed Effendi
und Secretär Emin Effendi.
Von der Ernennung der Grenzcommissäre bis zu ihrer Zusammenkunft,
die am 1;]. Sept 1775 in Baja ') stattfand, vergingen ungefähr V/^ Monate.
Am 13. September traf Tahir Agha mit seinem Gefolge in Baja ein und
wurde von Barco, Mieg, Jenisch und andern Offizieren empfangen. Nach gegen-
seitiger Begrüssung und Auswechslung der Vollmachten brach die Ommiission
am 17. Sept. auf und en^eichte am 19. Sept. Campidung.
Am 21. Sept bestiegen Barco und Tahir den Gipfel des Giumrdeuberges,
um die Grenzlinie von dem Tesnabnche bis zum Moldauflusse besser in Augen-
**) Splonv >TiiMla", Narhbonannt<'r in doni Kav«. Könijxl. Buki>\viiu»r District sicli Ih'HihI-
lirlien Ortwbaft<»n
^) Dr. I). WVrenka -I)m' Vi*rhaii<l'.unj^'ii Oostoni'ii-lis mit thr Türkoi' hozüj^lirh der Er-
w»'rbun|^ <l<»s Hukowinor Dis^trictÄ nach der Convention vom 7. Mai 1775. 8«'paiMt-AlMlnick ans
«U-ni 17. .JalmMlx'ricbti' dvr k. k. Stiiats-rnt*»m'alschule im V. Bezirk«« von Wien. Wien 1S92.
S. 7 ff. . « . ^-^ I
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4 Werenka 2
schein nehmen zu können und Hessen auf den dominierenden Punkten Feuer
anzünden.
Da Tahir an Fiel)er erkrankte, wurde vereinhart, dass Mieg und JenLsch
einei-seits, Molla Mehmed ^ffendi und Emin Effendi andererseits nach Ma«?uni
Calului (an der Quelle der Tesna impuzitTi) sich begeben und von diesem Punkte
die GrenzreguHenmg in Angriff nehmen. Barco und Tahir kehrten vom Giu-
mrden nach Campulung zurück. Auf Miigura Calului entstanden aber wegen
der zu bestunmenden Linie zwischen den östenoichischen und türkischen Sul>-
delegierten einige Difterenzen, die ei-st nach Einholung weiterer Befehle seitens
der Connnissäre ausgeglichen wurden. Die türkischen Subdelegierten wollten
nändich die auf der Conventions-Kai-te eingezeichnete Grenze als giltig an-
nehmen ; während die österreichischen auf eine entsprechendere besU^nden ; und
zwar auf eine Linie, die von llagura Calului quer über den Oberlauf der Dor-
nischora und Dorna Marc auf die Kamnduihe, von hier über Pietrile Ros*'h.
Lukacz, Poiana Venatoriului zur Quelle des Serischor Marc, diesen Bach ab-
wärts bis zur Eiimiündung in die goldene Bistriza sich hinzog.^) Tahir acee^>-
tieiie die Grenzlinie im Sinne der (isterreichischen Subdelegierten und befahl
dieselbe mit Grenzzeichen zu versehen. AVährend Barco und Tahir nach Vania
reisten, setzten die Subdelegierten die Grenzregulierung fort. Von Dorna Vatr«
ei-streckte sich die Linie längs der Bistriza bis zur Einmündung des Arama-
Thales in das Bistriza-Thal. Dieses wurde verlassen und die Grenze durch das
Arama-Thal gezogen, fei'ner über Raieu, den Kamni dieses Gebirgszuges. T<>-
dorefusca (Toderescul), Obcina Kirilu, Tarniza, Vervu Klitile (Klifi), Alunisch.
Muntele Lung (picioinil Lung), Obcina rea (Butka reu), Capu Baiaschesku (ar-
schiza Baiasch.), ferner über den Grund des Dorfes Stulpikani, Vadu Negrilesi.
diesen Bach durchschneidend auf Obcina Czumerna, von hier über PQetita Mari\
Rotunda, Capu Pleschi, dann gerade auf Valea Saca und den Moldaufluss;
ferner längs dieses bis zur Einmündung des Valea Saca-Baches.
Am 10. October kam die ganze Commission in Baja an, um ül)er die
Grenzlinie zwischen dem Moldau- und Suczawafluss ein Einverständnis zu er-
zielen. Es ergab sich diesbezüglich keine Differenz, so dass am 15. October in
Liten Marc die Commission den Namenstag der grossen Kaiserin Maria Tlie-
resia feiern konnte.
Vom Moldauflusse wurde die Grenzberichtigung wieder aufgenommen :
wobei die Linie durch Samuschelgraben, einen Theil des Sanmschel, Samusch
Marc, Sanuisch Mik, Hreaska, Dialu, Hirtop, Plavalar und Rakowabach bis zum
Suczawafluss markiert wurde.
Zwischen dem Suczawa- und Prutfluss zog sich .die Linie von der Ein-
mündung des Suczawaflusses in den Siret, diesen aufwärts bis zur Einmündung
des Molnizabaches in jenen, ferner den Molnizabach aufwärts bis zu seiner
Quelle, dann über einen Bergrücken, der sich zwischen Prohorod und Buda
gegen Lukawiza- oder jVLamoniizabach hinzieht, diesen abwärts bis zu Einmün-
dung in den Prut.^)
®) Ibidem.
») Ibidem. r^^^r^T^
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Ueber die Grenzbegülieeüng 5
Obwohl auf dieser Strecke die Grenzregiilienuig ohne besondere Schwierig-
keiten vor sich gieng, so niuss doch bemerkt werden, diiss die neue Linie nicht
l)ehauptet werden konnte. Denn auf Grund eines neuen Uebereinkonimens vom
2. Juli 1776 wurde die Siretlinie seitens Oesterreichs aufgegeben und die Su-
czawalinie bis zur Einmündung des Mitokabaches acceptiert. Von diesem Punkte
bis zum SiretHuss stimmt die neu aufgenommene Grenze mit der auf der Con-
ventions-Karte fast ganz überein. Aber die zwischen Siret- und Prutfluss ent-
spricht der GrenzHnie auf der Conventions- Kai*te nicht.
Bis Ende October 1775 war die Grenze zwischen Prut und Czernauka in
der Weise festgestellt, dass der Sttiiuthorabach aufwäi*ts bis zur Quelle, dann
der in der Verlängenmg streicliende Bergrücken bis zur Vereinigung der Quellen
Hukeubaches und der Salonizagraben Bukowina vom türkischen Gebiete trennte. ^^)
Wegen der von Czernauka bis zum Dniester zu ergänzenden Grenzlinie
entstanden grosse Streitigkeiten, die nur in Constantinopel geschlichtet werdeu
konnten. Am 14. November 1775 war die Arbeit unterbroclien und erst am
\H. .Jänner 177t> wieder aufgenommen. Xacli AViederauf nähme der Grenzl)erich-
tigung tniten neuerdings zahlreiche Zweifel auf, welche die Beendigung der
Grenzn^gulierung bis zum 2. Juli 1776 vei-zögerten. An diesem Tage wurde die
Grenze vom Stanahonibach bis Rakitnabach erweitert, jedoch die bis Prevorodek
vorgeschobene Grenze bis zum Chrinowa- und Onutbach zurückverlegt,")
Auf diese Weise wurde die scliwierige Arbeit der Grenzregulierung zur
Zufriedenheit beider Mächte beendet. I^nter dem Schutze des Habsburgischen
HeiTscherhauses erlangte die Bevölkerung der Bukowina die lang ersehnte Ruhe
wieder und das Land ejitwickclte sich allmählich in erfreulicher Weise.
->--f~4^..
»<*; Ban*«>. „(tränz-Bcschivibun«; von der Tesnu iinpntzitu bis zur Czornauka . IVvorotlok
'^. Xo\. 1775: Jian-o ^SjH'dlicijtion dortMi <rränz-A<U(T, \vt*l<-lio in Bfvsoyn donm Tiirkisclion (Jränz-
''<rtnrais*^ion8<lelogirten aiifjtn.'SM'zot wurd^'n. Pn^vorodt^k, d«'!i Dton 9bns 1775.
**) *ln nonifi di dio Altissimo . Palaiuutca 2d() Julio 1776,
^Google
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Altere Vertheidigungsanlagen in der
Bukowina.
Vortrag^ gehalten in der 3. Hauptoersammlang vom 24 März dp» Biikowiner
Landes Museums von CARL A. ROMSTORFER.
Seit der Übenialinie unseres Kronlandes in die österreicliisclie Verwaltung,
d. i. seit 12 Decennieii, hat sich die Bevölkerung, die damals ziemlich spärlich vertre-
ten war, nahezu verzehnfacht. Daraus kann allerdings nicht geschlossen wenlen. das>
die Einwohnerzahl auch vor dieser Zeit in gleich rapider AVeise zunahm, denn dann
hätte es im .Tahre 1300 ungefähr nur 7 Personen hier gegeben ; im Gegentheile
mag vielleicht eliedem ab und zu die Population in der Bukowina aii Zahl griiMser
gewesen sein, als Osterreich zu Untei-thanen erhielt, und jedenfalls gab es schon
vor R<3merszeiten hier ein sesshaftes Volk, w.as wol auch durch die 400 bis 500
Tumuli bestätigt ei'scheint, die in der Bukowina existiren, und deren Entstehen,
wenigstens eines Theiles dei-selben, in diese Zeit verlegt wird. Ja, es wird si»gar
behauptet, dass lange vor dem Beginn der cln'istlichen Zeitrechimng die eliedem
sumpfige Dubowa bei Sereth — und diesfalls wol auch noch andere Gebiete der
Bukowina — bevölkert waren, was allerdings bis heute noch keineswegs er^aesen
ist, immerhin aber möglich sein könnt(\ Diese Bewohner, — so nimmt man au
— hätten in Pfahlbauten gewohnt, wie man solche bekanntlich seit dem Jahre
1854 mit den interessantesten, über das Leben und Treiben der Bewohner Auf-
schluss gebenden FundgegcMJständen zahlreich, namentUch in den Schweizer See'n
entdeckte. Diese Pfahlbauten nun wären dann wol an die Spitee unserer heutigen
Betrachtung zu setzen, denn sie stellen völlig zur Vertheidigung gegen Thiere
und Menschen eingerichtet« Ansiedelungen dar, welche behufs Eri*eichung dieses
Zweckes nicht auf dem Lande, sondern im AVasser, u. zw. in der ISähe von
See-, seltener Flussufern auf Pfählen errichtet wurden, und zu jenen Zeiten wol
als vollkommen gesicherte Plätze gelten konnten, wenn man den Verbindungssteg
zwischen Ufer und Pfahlbau gegen letzteren zurückzog.
Abgesehen von diesen, in ferner, vorgeschichthcher Zeit hier etwa bestan-
denen, leicht zu veiiheidigenden Wohnsitzen begegnen uns in historischer Zeit
wahrhaft gi'ossai*tige Veilheidigungs werke, welche die Römer zu Ende des ersten
und zu Beginn des zweiten »Jahrhunderts unserer Zeitrechnung zur Sicherung
des von Trajan untenvorfenen, bis gegen den Dniester reichenden Theiles des
Dakerlandes in unserer Gegend, wenngleich nicht direct in der Bukowina, errich-
teten. Es sind dies gewaltige, unter dem Namen Traj ans wälle l>ekaiuite.
noch jetzt bestehende Erdaufwüife. von denen ^ich einer in Bessarabien von
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Roiistorfeb: Ältere Vbrtheidigüngs anlagen in der Bukowina. 7
I^ieowa am Pruth bis Cirkajestie hei Bender am Duiester, ungefähr 110 Kilo-
meter lang, ein zweiter ebendaselbst von AVadylui Isaki am Pruth bis zum Salz-
see am Schwarzen Meere, circa 130 Kihmieter lang ei^treckt, ein dritter, sich
schlingenartig entwickelnder und vierter in der Dobrudscha, welche beide von
der unteren Donau zwischeji den heutigen Oilen Tscheniawoda und Medschidieh
in der Richtung der Eisenbahnlinie bis Küstendsche am Schwarzen Meere laufen;
Die dritte Wallaidage mit nnhezu 90 Kilometern Länge wird viermal von der
Bahnlinie durchschnitten; der vierte Erdaufwurf ist 70 Kilometer lang und
durch einen an 20 Kilometer langen AV^all mit dem dritten Erdaufwurf ver-
bunden. — Es wird noch eines römischen AValles Erwähnung gethan, welcher
sich vom buken Dniesterufer durch Podolien nordwestlich bis nach (iralizien
hinein ei-streckt und speciell einiger AV^älle gedacht, welche im Bezirke Rawa
ruska bei Magieröw (in der Nähe von Zolkiew, nördlich von Lemberg) bestehen,
eine Breit(^ voji migefähr 50 Meter besitzen und el)enfalls von Trajan, aus dem
Jahre 105 n. Chr., heiTühren sollen.
Diese mächtigen Veitheidigungsardagen, welche an ähnliche Bauten des
alten Babyh)n erinnern, wurden mehr oder weniger im Zusammenhango mit der
den Donauübergang herstellenden, an und für sich durch Schanzen gesicherten
Trajansbriicke beim heutigen Turn-Severin errichtet, welche als ein Weltwunder
galt, aber schon von Trajans Nachfolger, Hadrian, zerstört wurde, um nach dem
Aufgeben der am linken Donauufer gelegenen Provinz Dacien durch den Bestand
des Donauüiwrganges nicht die am rechten Ufer der unteren Donau sich
erstreckende Provinz Mösien zu gefährden. Hier errichtete auch, beiläufig
bemerkt, Trajan, u. zw. bei Adamklissi in der Dobrudscha, nach den dakischen
Kriegen, einen mächtigen, in den jüngsten Jahren erst aufgedeckten Rundbau
mit Trophäen. Reste der riasigeu Ijandpfeiler der vom Erbauer der Trajanssäule
in Rom, dem berühmten Appolodorus, ins Werk gesetzten Trajansbrücke bestehen
noch heute.
Gehen wir nun speciell auf unser Kronland über, so begegnen wir wol als
ältester, geschichtlicher Ansiedlung und seinerzeit wichtigstem Orte daselbst, dem
heute ziendich unbedeutend gewordenen Städtchen S e r e t h. Die Lage des-
selben an dem durch Bachschluchten zerklüfteten Noixlabhange des hohen, an
dieser Stelle steil gegen das breite Sereththal uiul gegen den knapp herantre-
tenden Fluss abfallenden Hochplateau Horaica zwischen dem Sereth und der
Suczawa, ermöglicht an und für sich schon eine voraigliche Yeitheidigung,
welche noch erleichtert wird durch eine im Osten das Plateau dominirende
Kuppe. Noch heute führt diese den Namen Ruina und nach Berichten sollen
noch im Jahre 1756 daselbst Tilauern bestanden haben. Im vorigen Jahre
besuchte ich die Ruina und fand von Mauenverk keine Spur, dagegen aber zahl-
reiche zu Tage liegende, ausgeackerte Scherben von Thongefässen der verschie-
densten Art, von denen ich typische Stücke für das Tjiindes-Museum mitnahm.
Der Sage nach bestand auf der Ruina ein befestigtes Schloss, von welchem aus
unterirdische, zu Vertheidigungsz wecken dienende Verbindungsgänge nach anderen
wichtigen Punkten der Ansiedlung hinführten. Der I'mstand allein, dass die
Sage von solchen unterirdischen Gängen erzählt, bietet einen sicheren Beweis
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8 ROMSTORPEB :
für den dereinstigen Bestand eines festen Schlosses an dieser Stelle. Ahnliche
Sagen knüpfen sich nänilicli - theilweise vielleicht mit voller Berechtigung —
an viele Burgen und Schlösser, wie beispielsweise an das später noch zu erör-
ternde Füi-stenschloss in Suczawy, das mit der durch das tiefe Thal des Ksdcaina-
baches von ihm getrennten Miroutzkirche in Verbindung gestanden sein soll ; in
ähnlicher Weise an die Burg Xeamtz in Rumänien ; an den Bergfrit ') am Cecina
nächst Czernowitz ; ferner an Rauhenegg, Rauhenstein und Scharfeneck l)ei Baden,
und an das Breiten further Schloss bei Liesing und Kloster HeiHgenkreuz, welche
miteinander durch unterirdische (liänge verbunden gewesen sein sollen ; — an
die Karlsbnrg in Böhmen, welche mit der wol drei Kilometer entfernten SUult
Bergreichenstein ; an die prähistorische Bm'g Nachod ^) in Böhmen, welche mit
dem 1270 erbauten Schlosse in Xachöd; an die nach der Mitte des zehnten
Jahrhunderts so kunstvoll befestigte, am Ai-patschaisHuss gelegene Königsstadt
Ani, dem -armenischen Palmyra«, welche mit dpui aiuleren Ufer des Flusses
eine unterirdische Verbindung gehabt haben soll, u. s. w.
An der Südseite der Stadt Seivth befindet sich der Burghügel Saska,
welcher den Namen vom Woewoden Sjis, Sohn des Dragosch, besitzen dürfte,
der in der Mitte des 14. Jahrhunderts hier re-.idirte. Am Nordfusse dieses Hügels
fiiesst der tief in den Ijehmboden eingeschnittene Kakainabach, welcher sich mit
dem nordwärts gerichteten Solonecbach, unweit der Einmündung desselben in
den Sereth, vereinigt. Von dieser Stelle aus führt gegen die Saska zu ein etwa
8 Meter hoher Erdrücken, der in den dreissiger Jahren durch die neu angelegte
Strasse durchschnitten wurde. Mindestens zwei Meter seiner Höhe sind künstlich
aufgeschüttet und erscheint derart der Wall fiir Vertheidigungszwecke einge-
richtet worden zu sein. Er trägt an seinem östhchen Ende den alten jüdischen
Friedhof, während anderei-seits an demselben die BeilFsche Ziegelei liegt die
zur ausgiebigsten Fundstätte Sereths wurde. ^) Wie berichtet wird, erbauten zu
Anfang des dreizehnten Jahrhunderts die deutschen Ritter auf der Saska
eine kleine Burg, ähnhch der noch jetzt erhaltenen, ebenfalls den deutscheu
Rittern zugeschriebenen Burg in Neamtz. Noch im Jahre 1819 fand man auf der
Saska Mauerreste vor. Späteren, eingehenden wissenschaftlichen Forschungen
wird es vorbehalten sein, die frühere Bedeutung Sereths, ehemals einer der wich-
tigsten, auf dem Verkelu^wege von der Moldau nach dem Norden gelegenen
Handelsplätze, als befestigten Punkt zu würdigen. Gelegenheit für Forschungen
wird wol auch die Erbauung der projectierteji Localbahnstrecke Czerepkoutz-
Sereth bieten.
Ich habe bereits ol)en des B e r g f r i t s am Cecina Erwähnung getlian.
Der Cecina, der höchste nordöstliche Punkt der Ausläufer der Bukowiner Wald-
karpathen, noch im Gebiete der Stadt Czernowitz und, mit seiner Höhe von
539 Meter über dem Meeresspiegel, ungefähr 380 Meter über dem Prutliilusse
liegend, hat die Fonn eines sehr schmalen, langgestreckten Kammes, der an
*) Berj^rit = Wiiilthimii. Vor^l. Xotiz 246 zum Aiiff^itze Tymler Bui^fii von Paul
Cloinon in den Mittheilun^ni <l«'r k. k. (Vnitnil-Conunission, 1894, St»ito 26.
*) Mittboilunp-n «kr k. k. Contral-Connnission , SiMto 95, 1895.
') Zalilroichc Kunilobjectc aus der Bciirschcn Ziejreloi iM'finden sk'h im Ixin^U^-Museum,
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Ältere Veetheidigunosanlagen in der Bukowina. 9
seinem südöstlichen Ende mit einer steilen Spitze abschliesst, sich aber anderer-
seits mit dem breiten, westlich gegen Hlinitza gerichteten Rücken verbindet. Hier
bestand ein Bergtnt, dessen Eirichtung, »»ach den gemacliten Funden zu schliessen,
ebenfalls dem deutschen Ritterorden, oder den »rohannitern zugeschrieben werden
köniite; Wickeidiauser aber hält den Hthauischen Füi'stensohn und Fürsten der
Moldau Georg Koriatowicz (1874—1377?) für den P^rbauer. ^) Nachdem in
neuerer Zeit daselbst ein Steinbnich angelegt wurde, vei-schwand nach und nach
(las Gemäuer und nur noch die Reste einer sehr breiten, mm umgestürzten
Mauer bedecken die Spitze, sowie knapp darunter zahlreiche Löcher, weK4ie von
Grabungen heniihren. ^) Reitersi)orne und Waffen, der Form nach deutsche
Rittei"scliwerte, wurden hier aufgefunden, von denen ein Theil im Landes-Museum
seine gesichei*te Aufbewahnmg besitzt Weitere Grabungen sind verboten und es
hat die Gemeinde Czernowitz vielmehr bereits die Aufforstung des Cc(!ina in
dankenswertlier Weise eingeleitet.
Der Bergfrit am Cecina, sowie die etwa vor der Erbauung desselben hier
vorhanden gewesene Sicherungsanlage, ist indess blos als der Endpunkt einer
Reihe von Bauten anzusehen, welche auf dem zur Pruthebene steil abfallenden
Bergrücken errichtet ei-scheinen. Bildete doch dieser an und liir sich schon eine
ffist uneinnehmbare Veste und eine wohlgeschützte Verbindung^ zwischen den
wichtigen Handels- und Heereswegen, welche aus Polen nach Süden lührten
und den Pruth bei Czernowitz, bezw. bei Hlinitza übei-setzten, von denen der
letztgenannte Fbergang seinerzeit der wichtigste und, — nach den in Hlinitza
gemachten prähistorischen Funden und der neuester Zeit auf dem entgegen-
gesetzten Pruthufer bei Schipenitz aufgedeckten, längst untergegangenen Ansied-
lung ^ zu schliessen, — auch der ältere war. Über 13 Kilometer ist der Berg-
rücken von der Cecinaspitze bis zu dem westhchen Endpunkte, dem an der
Einmündung des Hlinitzaflüsschens in den Pruth steil abtallenden, 130 Meter
über dem Wasser gelegenen Pohar lang und im Süden überdies noch durch
den Dialu dracului (Teufelsberg) geschützt, während seine Mitte durch die
Spaskahöhec (Verhack- oder ZuHuchtstätte) bezeichnet erscheint
Längs des Rückens des Pohar, von welchem das Auge ebenso wie vom
Cecina das breite Pniththal, ja die ganze Gegend nordwärts bis über den
Duiester nach Galizien hinein beherrscht, besteht nun ein Schanzgraben, der
möglicherweise als Waldgrenze aufgeworfen worden sein mag. Neben demselben,
u. zw. etwa 200 Meter vom abfidlenden Ende des Pohar entfernt, bemerkt num
einen 5 — 6 Meter im Durchmesser haltenden Hügel, der vielleicht ebenfalls blos
zur Grenzbezeichuung dient, aber angegraben erscheint, was beweisen kömite,
«lass man ihm eine andere Bedeutung als die eines gewöhnlichen Grenzhügels
*) In soiner kürzlich erschionenen (irschithte (Ur BukowiniK IL, ho/Aicbnet Dr. R. F.
K a i n d 1 den ixdnischen Könij,' Kasimir III., den Grossen als den Erbauer des IJerjjrl'rits
am Cei'ina.
*) Der verstorlx»ne Finanzratli Wiekenliauser tlieilte Hemi Dr. Kaindl (vei^rl. des l«'tzteivn
Biuhenwald' Nr. 1, 8tMte ^) mit, dass ungt^fähr im .Jahn.^ 1S46 ein (ir»'is aus Kt>s(h «»r/äldte. er
'rinnea» sieh, auf dem Gemäuer des (Veina einst Reste eines Daehes ^nveben zu liahen.
*> Auch die Sage spricht von einem vei"sunkenen Dorl" bei Scliipenitz; über die neob'tbi.scbc
Ansiedlunj^ 1mm .Schii>enitz berichtete ausbibrlicb der k. u. k. Cu^to.s J<iseF S z o m b a t li y im
•IihrlMiche 1H94 <Ies Bukowiner Iiandes-Museums< . St^te i:^ fl",
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10 Romstorfee:
beimisst. XhcIi weiteren 700 Metern bemerkt nuui, bereits schon im Walde,
einen südwestlieli verhiufenden kleinen Zweiggraben mit Wall, dem Avir auch
noch keine besondere Bedeutung zusprechen wollen, obwol Graben und \Vall
derzeit mit Buchen bewachsen sind. 900 Meter weiter und mitten im Wahk
begegnen wir indess einem (juer über den Rücken lautenden, von einem starken
Graben begleiteten Wall, der seiner Form und Lage nach wohl nur für Sicbe-
rungszwecke ernchtet worden sein dürfte, wie ein zweiter ähidicher, etwa 1500
Meter entfernt und schon gegen Spaska zu gelegener Wall mit Graben vor-
handen ist, in dessen NiUie nun ein schimder, rund 1)^00 Meter langer Rücken
gegen Nordnordwest abzweigt. Dieser eigenthündich geformte, nach allen Seiten
steil abfallende Rücken bildet den Hinteigrund der engen Schlucht des Koriwati-
baches und besitzt mu- von Süden her einen Zugang. Von ihm aus ist ebenfalls
ein weiter Ausblick gegen Norden möglich, insofern dies der mächtige Bucheii-
bestand von heute zulässt. Auf demselben, der die Bezeichnung Miserdziw
z a m k i (nach Wickenhauser richtiger Myserdshiu zamki, aus dem Kunmnischen.
d. i. Bollwerk bei der ('b(»rffduv) führt, befindet sich nun eine ausgedehnte Wall-
burg, die unter dem Volke die Bezeichnung Tatarenlager führt. Möghcher-
weise wurde sii* von den Tatm'en benützt, welche in der ei-sten Hälfte des
1.'5. Jahrhunderts in Kumanien einfielen, das Ijand ein Jahrhundert lang fast in
völligem Besitz b(»hielten und dann wiederholt die nachniidigc Moldau beunru-
higten, - errichtet wurde sie W(d schon früher.
Der Rücken steigt von seinem südöstlichen Ende in einer Ausdehnung
von ungefähr 500 Meter sanft bis zum höchsten Punkte und fällt von hier sehr
massig in einer Länge von rund 800 Meter bis zur Nase. In der Entfernung
von 200 Meter vom höchsten Punkte aus beginnt die Wallburg, welche ül)er
300 Meter lang, am rückwärtigen Ende durchschnittlich 50, an der vonlereu.
gegen die Nase zu gerichteten Seite aber 130 Meter breit ist Fünf Querwälle,
darunter drei als Doppelwälle, mit Gräben, theilen die Anlage in vier Felder,
deren gWisstes, zwischen dem dritten und vierten Wall liegendes, als eigentüches
Lager zu gelten hat, das wohl 9000 Quadratmeter gross ist, und von welchem
aus die Wälle nach auswärts, d. h. einei^eits gegen den Zugang, auderereeits
g(\gen die N.ise zu gerichtet sind. Dort, wo die einzelnen Felder seitlich nicht
schoji durch den steilen Absturz allein genügend gesichert erscheinen, sind auch
Längswälle angeordnet, welche mit den Querwällen, namentlich was die Lauf-
gräben anbelangt, in entsprechender Verbindung stehen. Ein Laufgraben des
Lageri'eldes geht in einen an dem steilen Ostabhange gelegenen sanft verlau-
fenden Einschnitt über, der als ehemaliger Auffahrtsweg fiir die Wasserzufuhr
u. dgl. gedeutet werden köinite. Die Entfernung vom letzten AVall bis zur Nase
beträgt ungefähr noch 300 Meter. ^)
Namentlich die dem Hauptlagerfekle am nächsten hegenden WiUle sind
an ihrer Aussen-, d. i. der dem Angreifer zugekehrten Seite, wie Untersuchungen
ergaben, die ich im vorigen Jahre im Auftrage der k. k. Central- Comniission
für Kunst- und historische Denkmale, und welche später noch derk. u. k. Custosani
') l)«'r Situati« ns|)lan «lirstT MMsrlu'in«Mi(l naclirr»niisclien Wallbui'g \\inl mit eiiuMu ausfuhr-
liclion H»Ticlit<' «loninäcliht in <K»n MittlH'ilinijxiMi <Ut k. k. (Vntral-Coinmission erscJu^inen.
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Ältere Vertheidigüngsanlagen in der Bukowina. 11
Naturhistorischeii Hofmuseuin in Wien, Herr Josef S z o ni b a t li y . liierüber
anstellte, vei*schlackt, um gegen Geschosse und eventuelles Abrutschen möglichst
widerstandsfähig zu sein, ~ d. h. es wurde der Lehm, nach seiner, zumeist auf
einer Steinunterlage erfolgten Aufschüttung gebrannt. Derartige Wallburgen
(Hradiszte) bestehen zahlreich, namenthch in Böhmen. Professor Dr. J. N.
Woldrzich beschrieb solche in den Mittheilungen der Anthropologischen Gesell-
schaft^ (Jahrgang 1893) und setzt sie theilweise, nach den erzielten Funden, in
die ältere Metall- oder La Tene-Zeit. Er fand indess bei einzelnen Wällen der
sog. Glasburgen, speciell der vei-schlackten Wallburg Na Hradu^ bei Litoradiic,
die Verschlackung mehr an der Lmenseite vorgenommen.
Die in der WalUmrg bei Hlinitza genmchten Funde : zahlreiche Topf-
scherben der vei*schiedensten, vielfach piimitivsten Art, rauchgeschwärzte Ix»hm-
platten, gebminite Blockwand-Rewiu-fstücke, Feuersteinsplitter, Knochenstückchen,
gebrannter Weizen u. s. w. übergab ich dem Bukowiner Landes- Museum.
Eine in der Anlage mit dem sog. Tatarenlager äbnhche Wallburg
von allerdings geringerer Ausdehnung befindet sich auf dem Z a m c z y s t e i n
Hliboka, den l'bergang aus dem Dehreluithale ins breite Serethtlial und
di(*se^s selbst beherrschend. Ks ist bemerkenswerth, dass im Baimkreise dieses
verschanzten lüigei-s ebenfalls, u. zw. im nahen Orte Presecareni, prähistorische
Funde (Broncekelte) genuicht wurden. ^) Die AVallburg li(»gt auf einer ainiähernd
g(»gen Osten gerichteten Nasö mit sehr steilen Hängen, welche gegen Westen
hin in ein sanft ansteigendes, breites Plateau übergeht. Ich habe das ver-
schanzte Liiger ZamczystI' im Jahre 1898 in Gesellschaft des k. u. k. Custos,
Herrn Josef S zo m b a th y besucht und aufgenommen. °) Der genannte Herr
hat späterhin noch Grabungen vorgenommen, welche nur unbedeutende Funde
ergaben, u. zw. wenige Topfscherben und drei kleine Feuerstein Werkzeuge '°).
Das Ende der Nase, den Innonraum des Lagers bildend, hat nahezu die
Fonn eines Dreiecks und erscheint durch einen segmentfiinnig nach auswärts
(^egen Westen) gerichteten Wall und Graben abgeschlossen. An der Bogen-
sehne ist das Lager an 40 Meter breit, während die grösste Länge sammt der
etwa 10 Meter betragenden Pfeilhöhe des Segments ebenfalls 40 Meter misst ;
der Wall selbst ist ca. 45 Meter lang. In der Entfernung von ungetähr 80 Meter
ist ein zweiter, mit dem ei*steren mehr oder weniger concentrisch verlaufender
Wall mit (iraben von 80 Meter Tünge angeordnet, während in der weiteren
Entfernung von etwa 30 Metenj ein dritter, fast geradliniger Wall von 80 Meter
Länge enichtet erscheint, welcher sich an der Nordseite, wo der Abhang nicht
mehr genügend steil ist, rechtwinkelig abbiegt und mit seinem 21 Meter hingen
Schenkel an den zweittMi Wall anschliesst. In der Nähe dieses Lagei^ belindet
sich im AValde noch ein hoher Erdrücken, von welchem vorläufig nicht bestimmt
*> In «Uomt (Je^'inl. H. zw. juil' diT scIiw.ir/An Alm zwischen l{lil)(»ka un<l Korowia wiinlcn
»«•kanntlirli die Pulon unter Könijr Juhann AlUredit im .Jalm» 14U7 «hin-h Stefan den (irussen
;i*'M'liIa^'n.
•) Der Situalion8|)hin wird demnäehst in den !Miltheilunj::en <ler k. k. Central-Commissii»!;'
efM-lieinen.
*") Wrj^l. »Jahrbuch 1S94 des Buk. binde.s-Mupeums«, S^ite 16. ^^ I
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12 Romstorfee:
ist, ob ('v auf kiinstlicho Weise entstand oder doch für Vertlieidigungszwecke
benutzt wurde.
Südlich von Hhboka, im Suczawathah», Hegt der langgestreckte Ort X e u-
Fratautz, bei welchem sich, u. zw. auf der Ciemeinde- Hutweide, gegen ^0
Tumuli befinden sollen. Nach li'eundhcher Mittheilung des Hen'u Dr. Isidor
Ritter v. Onciul bestehen in dem zu Neufratautz gehörigen ^yalde auf der
Cet^itea (Schloss) benannten Anhöhe am steilen Bachufer Gräben und
alte Mauerreste, welche sicher für Vertheidigungszwecke dienten. Eine
eingehende Untersuchung dies<*r Anhige ist in Aussicht genommen. '')
P^inem Ijericlite des k. u. k. Oustos, Herrn Josef Szombathy zufolge '^)
betinden sich in C a 1 i n e s t i bei S c h e r b o u t z, u. zw. auf der Anhöhe,
(\)te öliO. etwa 1 '/j, Kilometer westlich vom Schlosse, drei Wälle, von denen
zwei (juer über den Nonhibhang der Kuppe gelagert ei'scheinen, wähi-end der
dritte siMikrecht gegen die ei*stei*en und mit seiner Front ungelalu* gegen das
Scbloss bin situirt ist Es ist hier zu bemerken, dass knapp lünter dem Schlosse
vor etlichen .Jahren durch unser Vereinsmitglied, dem Gutsbesitzer Heirn Gustiiv
Marin ein rrnen gräberfei d aufgedeckt wurde, und dass ungefähr 2'/, Kilo-
meter südlich bievon eine, das Hatnabachtlial beheiTscliende Anhöbe mit der
Cote 508 den bezeichnenden Namen Z a m c z y s z führt, auf welcher, nach Mit-
tbeilung unseres Vereinsmitgliedes Herrn Ingenieurs Aleko Isecescul, Spuren
von Gräbern bemerkbar sind. Bekanntlich wurden « im Hatnabache, namentlich
nach 'Hochwässern, zu wiederholten Malen Goldfunde gemacht, so u. Ä. im
Jahre 1892 der Fund von Merizei ^^).
Nach einer Mittheilung des gr.-or. Pfarrei"s, Herrn Vasile T o m i u k in
ililleschoutz soll am linken Ufer der Suczawitza, dem Orte Badeutz gegenüber-
liegend, wie eine Sage hiiitet, Stefan der Grosse auf dem Felde V a r n i t z a
einen Theil der Tatnren vernichtet haben. **) Als man vor Jahren die Weide in
Ackerboden verwandelte, stiess man beim Pflügen auf einen backofenähnlichen
Raum, in welchem sich noch Kohlen befanden und auf einen Keller, ui dem
allerdings bereits in Verwesung übergegangene Hirse lagerte. Auf dem Felde
wurden ferner Münzen, Pfeilspitzen, SäbelkUngen und Sporne ausgeackert, welche
Objecte von den Landleuten zumeist verarbeitet wurden. Bis vor 4 — 5 Jahrzehnten
waren daselbst auch Verschanzungen sichtbar, die aber heute bereits verschütte
und ausgeglichen sind.
AVeit nachhaltiger als Sereth entwickelte sich in der Folge, der günstigen
geogratischen Lage wegen, Suczawa, das mit der Ausbreitimg des Handels,
namentlich auch'gegen Siebenbürgen und Ungarn zu, dor Hauptstappelplatz des-
selben wurde. Hier wechselten zahlreiche Waren, einerseits von Braila über
Berlad, Bakau, Roman, mit dem Wege über Neamtz und Baia und von Akjer-
»M Wie mir «Icr «.T.-or. PlarnT Herr I. Poru ml) e s cn in Neu-Fmtautz eben mittlieilte,
knü|>ren sicli an ilie Wiildhir»sH' Cetateii eini^'»^ Vulkssa^^^n.
»5) Vei^rl. >Jalirl)Urli lx\)4 des Jliik. Landes-Museums«. SiMte 20.
»») Verjrl. ».Fahrbueh ist)8 des Ibik. huides-Mu.s«Mims<, Seite 70, mit Al)büdun;j.
'*) Ani^a'blieh ihr dicsrn ^'\v<x stirtet4* Stefan der (Jrosse das Klcster Putua (ver^l. aiieh
Wirkenbausor *Mnlda^ 1, 1. Heft. S^'it*' 81.
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Ältere Vertheidigungsanlagen in der Bukowina. 18
man über Bender und Jassy, andererseits nach Bistritz und Hermannstadt über
Wama; nach Ijemberg über Sereth und Czernowitz und nach Kamjeniec über
Chotin und Dorohoi. Die Terraingesüiltung bei Suczawa hat gi\)sse Ahnhchkeit
mit jener Sereths und bietet eine mindestens gleich günstige natürliche Siche-
nmg, die nicht unwahrschein Heb schon frühzeitig durch Erdwerke u. dgl. erhöht
wurde. Ein Punkt ist es namenthch, der Schlossberg (Cetatea), welcher im Norden
und Osten schroff gegen den Suczawafluss und im Westen gegen den tief ein-
geschnittenen Kakainabach abtällt, während er gegen Süden durcli seine kuppen-
fönnige Gestalt eine dominirende Lage erhält. An .der nordöstHchen, etwas
zurückspnngenden Ecke liegt die ausgedehnte, heute völlig verfallene, s. z. mäch-
tigste Burg der Bukowina, das ehemahge Füi^tenschloss, viellei(*lit an Stelle einer
schon von den Johannitern, welche im Jahre 1247 Kumanien von Bela T\. zu
liehen erhielteji, aber kaum zwei Decennien im Lande verbheben, errichteten
Befestigung. Im vorletzten Decennium des 14. Jahrhundeils verlegte der AVoje-
wode Peter IL Muschat (der Schöne) die Residenz von Sereth nach Suczawa;
nach Anderen hat vor ihm Georg Koriatowicz bereits in Suczawa residii*t, wo
er vergiftet wurde. Es ist indess noch fraglich, ob die jeti^ige Ruine des Füi-sten-
schlosses im Osten Suczawa's die ui-sprüngliche Residenz war, denn ausser dieser
Ruine bestehen in Suczawa, u. zw. ungefähr in der geraden Linie zwischen dem
Bahnhofe Itzkany und der aniienischen Kirche zum hl. Axentius, Zamka genamit.
mächtige Reste von Mauerwerk aus alter Zeit. Nun berichtet Gabriel Freiherr
v. Spien y in seiner Beschreibung der Bukowina"^) bezüglich Suczawa: »Es
findet sich diiselbsten ein altes Schloss, welches die ganze Stadt dominieret Bey
Besichtigung dieser Antiquitaet fand ich über einem Fenster die hungarischen
AVappen in Stein ausgehauen«. Unter diesem alten Schloss, wclclies über die
Stadt dominirt, können wol nur die ausgedehnten Ruinen im Osten der St^ult
gemeint sein. Er erwähnt zwar, dass auch noch Mauen^este von Kirchen, Häusern
und Kellern vorhanden seien, hebt aber die oberwähnten Reste von Mauerwerk
am Abhänge der Zamka nicht besonders hervor. Dagegen schreibt General Karl
Freiherr von Enzenberg in seiner Denkschrift: '") > Annoch werden in Suczawa
siebzehn grosse demolirte Kirchen, vielleicht hundert der kost-
barsten, auch 80 Staffeln tiefen gewölbten Kellern, eine sehr weitläufige, und
zusammengefallene Residenz und eine grosse, auch zusammengefallene B e r g-
festung gezählt«. Unter der »Re.sidenz« ist nuu wol unzweiheliiaft das jetzige
ruinenhafte sog. Fürstenschloss zu verstehen, während unter der »Borgfestung«
die erwähnten Mauerreste am Abhänge der Zamka — und nicht vielleicht letztere
selbst, welche hauptsäclüich aus noch vollständig inüict gebliebenen AVällen als
ältere Befestigung besteht — gemeint sein werden. Zur Zeit Enzenberg's
mögen aber die Mauerreste noch sehr umfangreich gewesen sein, welche jedoch
bald infolge der Entimhme von Baumaterialien mehr und mehr vei*schwanden.
Untersuchungen an Ort und Stelle, welche ich im Verlaufe des heurigen Jahres
im Auftrage des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht in Suczawa, in
^^) Vom Jahn? 1775: herausf^ef^^bcn von Dr. Johann P«»lok. 1^93.
") Vom Jahre 1779: horauflf^et^'bon von Prof. Dr. v. Zio^laiuM- ((Joschuhtliche PiMor
aus (W Bukowina zur Zeit <ler östtuT. Oc<-uiMition), 1894. r^^y-./^!^
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14 Romstorfer:
erster Linie am sog. Füi'steiischlosse, vorzunehmen lial)e, werden wol einige Klar-
heit in die noch ziemUch ungelöste Frage hringen und düi'ften inshesonders auch
sicherstellen, inwieweit die vorhandene Handzeichnung, betitelt ^das Fürsten-
schloss von Suczawa im Jahre 1536« auf Authenticität Anspruch erhel)en kann.
Im Xachstehenden bringen wir das AVichtigste von dem, was über diesem
Schloss bis jetzt bekannt^ resp. beobachtet wurde; möghcherweise wäre einiges
hievon auf diis von Enzenberg als » Bergfestung «^ bezeichnete Bauwerk zu beziehen.
Ob Suczawa schon unter den Dakern oder Römern bestand, ist nicht
erwiesen; bisher hat man keinerlei darauf hindeutende Funde gemacht Nach
einer Sage hätte Dragosch Alt-Itzkany gegründet, welches sich nach und nach
zur Stadt Suczawa erweiterte, indem ans Siebenbürgen deutsche und später un-
garische Handwerker und Geschäftsleuti» '^) und hauptsäddich aus Lemberg und
Sereth armenische Kaufleute einwanderttMi. Den verhältnismässig grössten Auf-
schwung und neue Besiedelungen erhielt Suczawa wol zu Beginn des 15. Jahr-
hundeils unter dem AVqjewoden Alexander dem Guten, der bekanntlich dem
Fürstenthume Moldan ei-st eine staatliche Begründung gab, die Gebeine des hl.
Johaimes Novi (1402) nach Suczawa in die alte, der Sage nach von Dragosch
wahrscheinlich aber erst von Juga, dem Vorgänger Alexanders, im letzten De-
cennium des 14. Jahrhundeits erbauten, dem Schlosse gegenüber gelegenen Me-
tropolitankirche l)rachte und hiedurch jahraus jahrein zahlreiche Pilger heranzog,
endlich eine detaillirte Zollrolle festsetzte. Diese ITrkunde gewährt, Iwiläufig
bemerkt, einen überaus instructiven Einblick in die damaligen Handelsverhält-
nissc». Es ist nicht erwiesen, ob Koriatowicz den Bau des Suczawer Schlosses
begann und Peter II. dasselbe im Wesentlichen vielleicht vollendete. E. R, Neu-
bauer erwähnt, dass der Woewode Roman T. in) Jahre l,-593 Sucz^iwa als
Residenz neu herrichten liess. wo auch seine Scihne und seine Mutter r.^sidirten.
Die Sage aber meldet dass bereits Alexander in den ausgedehnten unterirdi-
schen Gewölben des Schlosses ungeheure Schätze verborgen hielt, ein Beweis,
dass das Schloss unter diesem Fürsten gewiss schon der Hauptsache nach voll-
endet war. Indess scheinen spätere Fih-sten noch mancherlei Bauveränderungen
behufs Wrstirkung des Schlosses vorgenommen zu haben. So Stephan der
Grosse in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts während seiner rund vierzig-
jäbrigen Regiennig, welcher für derlei Arbeiten auch gefangene Tataren verwen-
dete. In einer Urkunde vom 31. August 1458 eitheilt er dem Dorfe Borginestie
ausser sonstigen Freibeiten auch die, dass die Bewohner desselben bei der Burg
Suczawa nicht zu frohnen hätten. Unter dieser, für andere Orte demnach beste-
henden Frohnde sind vielleicht hauptsächlich Erd- und Bauarbeiteji zu verstehen.
Auch von Petn- Raresch, im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts, wird ei-\i'ähnt
dass er das Schloss weiter befestig(Mi liess, währ.Mid »Tacob Heraclides D(*sj)ot
dasselbe nach der Mitte des 1(5. Jahrhunderts nach All der deutsehen Ritter-
burgen umgebaut und daselbst einen Thnrm mit seinem in Stein gemeisst4ten
Namen erriditet baben soll.
'") Schdii i!iit4M- Kr.jiiV [j<.i;i IV. uMiil.Tli'ii Sit'lMMilnir-r*M- 8ai-!iH«'n zablroidi, naiut^ntlH-h iu
«lio Wahi'lipi. :ni^, \i\\<\ «v, crlhss chsliaHi «b'r Küiii^ im .Jahr.' 1247 ein W^rhot t^i'i^^n «liest» Ait-
waihlerun^' (F. Miilh'r: D'w liinhliclK« naukmist «Irs n.jnanisclu'n Stiles in 8ielH»nhrir«i«in.
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Ältere Vertheidigungsanlagen in üer Bukowina. 15
Nach den lückenhaften geschichtlichen Aufzeichnungen üher die Moldau
und den sich nicht selten widei^prechenden Angaben hält es schwer, auch in
Bezug auf das Suczawer Fürstenschloss vollständig verlilssliche Daten festzusteHen.
Durch meine detailliiien Aufnahmen der ruinenhaften Miroutzkirche und wieder-
holte, vergleichende Studien in den Trümmern des ehemaligen Schlosses, scheint
die Annahme bestätigt, dass der Baubegimi beider Denkmale ziemlich zusammen-
fällt. Andererseits erkennt man genau, dass einzehie, vielleicht mehr oder we-
niger nur unwesentliche, Bautheile am Schlosse nachträglich Jiergestellt w^urden,
u. A. ein niedriger, breiter Pfeiler in der äusseren einspnngenden, annähernd
gegen Norden gelegenen Ecke Jieben der Kapelle. Die Aussenwand der Haupt-
apsis derselben erscheint lerner mit theilweiser Verwendung älteren Bau-
materials autgefiihrt und es lassen sich leicht und sicher sieben profilirte
Steine nachweiseji, welche als gewöhnhches Baumaterial in der Bnichsteinwand
vermauert wurden, früher aber, wie ihre Form zeigt, an einem anderen Object(\
u. zw. h()chstwahrscheinlich an einem grösseren, reicher gegliederten Gotteshause,
theils als Thünerdachungsgesims, tlieils als Gewölbrippen oder Dienste Verwen-
dung fanden. Aus der Miroutzkirche, welche um das Jahr 1513 durch ein un-
bekanntes Ereignis devastiil worden sein soll, worauf die Metropolie (sammt den
Reli<piien des heiligen Johannes Novi) in die ungelähr ein Decennium späU^r
vollendete St. Georgskirche verlegt wurde und welche in ihren wesentlichen
Mauern noch heute besteht, stammen sie indess nicht, denn hier wurden derlei
profihrte Steine nicht benützt. Vielleicht gelingt es gelegentlicli der im Zuge
!>efindlichen stilgerechten ResUuirirung dieser Kirche die Inschrifttafel aufzudecken,
welche nmn in der Nälie der Kirche vei-sohültet wähnt und hiedurch, oder sonst
viie, weitere Daten zu gewinnen, vielleicht auch durch die Ikonosasis der Mii-outz-
kirche, die heute noch bestehen soll, u. zw. einer allerdings unverbürgten Aus-
sjige nach, in einem Filialkloster des rumänischen Kloster Neamtz. Bemerk(Mis-
werth ist, dass theilweise mit Ziegelmehl hergestellter Mörtel zur Verwendung
gelangte.
Die heutigen Ruinen von kolossalen Mauern und starken Thürmen, in
denen eine vielhundertköpfige Schar von Dohlen die einsam hausende Eule aus
ihrem Schlupfwinkel vei'scheucht, — der riesige, die Burg von drei Seiten um-
gebende Graben, sowie der steile mit Mauertrünnneni übei-säte Abhang auf der
vierten Seite zeugen noch von der einstigen Stäi'ke des Fürstenschlosses, welches
zahlreichen Belagerungen während der seit seinem Bestünde bis zum vorigen
Jaiu-huudert auf der Tagesordnung gewesenen Kriegs- und Greuelthaten im
Luinde überdauerte und nur durch Ven'ath, List und durch Aushungerung der
Belagerten ab und zu in die Hände der Feinde kam, und welches deshalb eine
sichere Schatzkammer der oft sehr reichen Wojewoden bildete, unter den(Mi ins-
besondei-s noch Peter Raresch und Basil Lupul genainit werden. Seine
Bedeutung verlor das Schh)ss, von dessen Ausstattung noch eiinge Rudimente
figiiraler Frescomalerei in der Schlosskapelle Proben liefern, noch lange nicht,
als nach der Mitte des 16. Jahrhunderts der Wojewode Alevander Lopusch-
nean**^ Jasny ziu* Residenz wählte und nachdem im .Jahre Ki.iO unter Miron
") Ver«?!. Dr. 1). () n <• i u 1 : „Zur (iosrlnVIit** (l»r Buk«»\viiia". f^ r^^r^]r^
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16 Uomstorfer:
Baruowski ebenso die Metropolie nach Jassy verlegt wurde, mit welch letz-
terer auch die Reliquien des heilij^en Johannes dahin gelangten. Suczawa ind(*ss
ging auf diese Weise als Süidt und Handelsplatz langsam zurück, das, einer
Aufzeichnung aus dem 17. Jahrhundert zufolge, zu jener Zeit doch noch mehr
als 20.000 Einwohner gehabt haben soll, d. i. fast dreimal soviel als heute, fer-
ner 17 Kirchen. Nach einer bereits citirten Denkschrift des Generals Enzen-
berg zählte man in Suczawa zur Zeit der Übernahme der Bukowina in die
(isterreichische Verwaltung, u. zw. im Jahre 177 1 aber nur mehr 59, im Jahn»
1779 allerdings schon wieder 417 Famihen.
Unter Kcinig Johann S o b i e s k i s Zügen gegen die Türkei wird zwar der
bereits früher einmal, 1485, durch die Türken in Bi-and gesteckten, nun, 11)75,
Hbernnils durch Feuer verwüsteten Stadt Suczawa gedacht, des Schlosses sell>st
aber gescbieht, wie auch in der Folge, keine Erwähnung mehr. Alexander Lo-
puschnean soll, 1507, das Schloss, wie alle Vesten des Landes, haben zer-
stören lassen, worauf dasselbe leremia Mogila nochmal herstellte. Nach
W i cke nha user*'-*) wäre es endlich im Jahre 1677 durch den Wojewoden
Demeter K a n t a k u z i n o, welcher die Türken gegen die Polen zu Hilfe rief,
verwüstet worden, welches Datum aber Schmidt ^^) als verfrülit bezeichnet.
Erwähnt wird, dass bereits im Jahre 1672 infolge eines Erdbebens ein Schloss-
thurm einstürzte. Indess ist gewiss keine der vereinzelten Zerstöiningen am
Füi^tenschlosse für den Bestand desselben so schädigend gewesen, wie die spä-
teren nachhaltigen Devastationen durch unl)efugte Raubgräbei'eien und haupt-
sächlich durch Vei^chleppung der Bausteine zur Herstellung neuer m^issiver
Häuser. General Enzenberg hebt nämhch in seiner Denkschrift u. A. hervor,
dass die Armenier, die er gerne zunickhalten wollte, die Bitte um Entnalime
von Steinen von den demolirten Kirchen und der zusammengefallenen Residenz
an ihn stelltc^n, welcher Bitte er aus dem Grunde nicht Folge leisten und deren
Gewähining er nicht befürwoi-ten koinite, weil man, wie er sagt, „selbst ab aerario
Niederlagen, Häuser und Gewölbe, daim öftentliche Gebäude aufliihren wenle.
folglich dieses sehr schöne Material, so allschon in loco ist, sehr benöthigen
dürfte". Trotzdem wurde, wie wir wissen, dem Armenier Iwan Kapri gestattet.
Steine vom Bergschlosse zur Erbauung des jetzigen Hotels Ijanger zu verwenden.
eines umfangreichen Gebäudes, dessen weitvei'zweigte unterirdische Keller und
Gänge wohl Waaren-Lagerräume darstellen. Pietät wunle also den frühereu
Baudenkmalen zu jener Zeit auch seitens der einflussreichen Persöidichkeiten
nicht entgegengebracht. Heute ist dies glücklicherweise anders und es bleiben
wenigstens die noch vorhandenen geringen Reste des einst so stolzen Berg-
schlosses, Dank der vereinigten Fürsorge seitens der Gemeinde Suczawa und der
Bezirkshauptmannschaft daselbst, der Nachwelt erhalten.
AVir kommen nun schliesslich noch zu einer ganz besonderen Art von Ver-
theidigungsanlagen, welche, wie im Oriente überhaupt, auch in der Bukowina
sehr häufig angetroffen wird und hier noch bis in's 17. Jahrhundert zur Ausfiili-
nmg gelangte, nämlich zur Befestigung der wichtigeren und speziell
der Klosterkirchen.
) ..Siiczawa's historische I)onl\Wür(li«^k«'it<^n, Seite 180 unn '1^ W. o
Ältere Vertheidiqünosaxlagen ix der Bukowina. 17
Bereits im Alterthum legte man geheiligte Stätten und Tempel gerne an
^gesicherten Punkten an, umgab sie mit Mauern u. dgl.; die Tndier namentlich
erbauten um ihre Tempel hemm starke, mit Thürmen versehene Ringmauern.
Audi im Mittelalter, z. B. in Deutseldand seit Kaiser Heinrich, finden >yir,
hauptsächlich um bei feindlichen ÜbeiftUlen das Leben und die wichtigste Habe
retten zu können, in Dörfern und kleineren Städten die Kirche und den dieselbe
Uiiigebenden Friedhof als khnne Veste ausgebaut. Im „burgenreichen" Sieben-
bürgen legttm sich die ersten deutschen Einwanderer neben gewöhnlichen sog.
ßauendmrgen bald auch starke Kirchburgen an, und, um die Ansiedlung in dem
fremden, unruhigen Lande entsprechend zu schützen, 'in möglichst vollkommener
Weise, indem sie um die freistehende Kirche Ringmauern mit Thürmen, Schiess-
schart<Mi, Wehrgängen und Ausfallsthüren, sowie Vertheidigungsgräben zogen. ^^)
Bei keinem Volke findet man den religiciscn Fanatismus so sehr «ausge-
bildet, wie beim Orientalen, der sich einei-seits gerne dem beschauhchen Leben
hingibt, andererseits aber zum erbittertsten Verfolger Fremdgläubiger wird, —
Eigenschaften, die heute allerdings schon wesentlich von ihrer Intensität einge-
büsst haben. Kein Wunder^ dass die für die neue Lehre gewonnenen Anhänger
lies Christenthums, - welche fiir ihnMi (ilauben selbst oft den schnun-zlichsten
Tod erduldeten, — um der Verfolgung möglichst zu entgehen, zu jener Zeit die
unwirth liebsten Gegenden und sichei-sten Versüvke aufsuchten. So find(Mi wir
im Balkan, in Serbien, (liriechenland, Kleinasien, namentlich auch in Annenien,
(Trusien und Georgien das Einsiedler- und Mönchsh^ben bald in höchster Blüte
und in d(T Folge die ei*sten und ältesten Kirchen und Klöster in Schluchten
vei-steckt oder auf felsigen, schwer zugänglichen Höhen emchtet, und in späterer
Zeit von den Laiulesherren oder sonstigen Grossen des Ijandes entsprechend
fortiticatorisch verstärkt und zur Bergung der Schätze sowohl als der eigenen
P(*rson, wenigsti»ns nach dem Tode, benützt.
Ganz ähnliches vennögen wir in den Donaufiii-stenthümern, einschliesslich
unserer Bukowina, nachzuweisen. Gar manche Sage über bedeutendere Kloster-
gründungen knüpft an Einsiedler, so die bezüglich Woronetz an den Einsiedler
Diuiiel, welcher am Abhänge des gegen Gurahumora zu gelegenen Falkensteins
in einer aus dem Felsen gemeisselten Zelle hauste, — und nächst Putna ist
noch sehr wohl erhalten die Kilia in peatra, welche eine aus dem Felsen ge-
ineisselte Zelle und eine über ihr liegende Kapelle darstellt, woran sich genau
ixK-h Sactuariun), Naos und Pronaos nachweisen lassen. Im oberen Ijaufe des
Piitnahaches, ganz versteckt im Gebirge, in der kleinen Thalenveit<^»rung Zaha-
stria, Iwmerkt man die Ruinen ein(»r wenig umfangreichen, zu dem ehemals hier
bestandenen Einsiedlerkloster oder Skit gehörigen Kirche; und so findet nmn
au(*h im Dragoschathale oberhalb des IXirfchens Dragoscha auf der den Namen
Einsiedelei (Zahastria) ftihrenden Stelle altes Mauerwerk, ferner weiter hinauf in»
Gebirge an der Waldstelle Kiha Mauerreste, ül)er welche Niemand nähere Aus-
kunft zu geben vermag.^^) Die Sage aber erzählt speziell hier von grossen
'*) A c k n e r, M. J. „Dit» rüniisclu'ii Alt^MihünuT und (Icut.sThcn Huix«'n in Siclxnibür^^'ii'*
Wun 1K>7.
«> Wick>*nhau8t'r: Bmhi^tin, Hint*^ 14. Digitized by
2
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18 I^omstorfrr:
Schätzen, welche, in dieser Ge^^end verhörten, aus Stefan des Wojewodeii Zeiten
stammen sollen, und sie wirkt noch so nachhaltig, dass sicli vor vier Jahren
Bauern zu geheimen Nachgrahungen veranhisst fiihlten. Sie sollen allerdings
nur einen 26 Meter langen unterirdischen (iang aufgefundeu haben und in die-
sem ledigHch Erde und Steine.
Derartige? Sagen knüpfen, wie wir zun» TheiU» schon gesehen haln^n, noch
an manche andere Punkte, und der im Jahn* 18H7 auf dem BtTge Istritia IkI
Petnisa in Rumänien gelegentlich des Brech(»ns von Steinen entdeckte IxTühmte
Goldschatz beweist u. A., dass ähnliche Sagen wohl nicht immer ganz unl)e-
gründet sind.
Da.ss jene durch die Einsiedler und Mr»nchsvereine geheihgten, versttM^kten
Olle uamentlich in den unruhigtMi Zeiten der fioiheren Jahrhunderte auch bei
uns an Bedeutung gewinnen mussten und mit ihnen Einfluss und Macht der
Kaluger, ist leicht erklärlich, und so giengen denn die moldauischen Hospoilan^
bald daran, neue Klöster an derlei Oiix^n zu gründen oder bestehende KU^ster
zu enveitern und reich zu b(*stiften, — namentlich auch wüi'dige Klosterkin heu
zu errichten, oft als Dank für erfochtene Siege, dann für ihr und ihrer Familie
Glück uiul S(H»lenheil, hauptsächlich aber auch, um in der Klosterkin^he eine
gesicheile Grabstätte zu Ix^sitzen. Gleichzeitig aber sollte das Kloster einen
UK'iglichst festen Zufluchtsort in Feindt^snöthen bieten und der walachische Woje-
wode Neagoe, welcher mit grosstnu Aufwände zu Anfang dc^ 16. Jahrhunderts
die Kirche Curtea de Argesch eiTicht^'te, beschwört^^ ausdrücklich seine Xach-
folger, die Schätze der vor dem Feinde flüchtenden Bojaren schützend zu empfan-
gen, sowie die Kirche zu hüten.^')
Damit nun das Kloster dieser Aufgabe gewachsen sei, musste es zu einem
förmlichen festen Platze umgestaltet werden, und so finden mr denn in der Bu-
kowina die meisten ehemaligem Klöster mit oft klafterdicken, stockliohen, mit
Wehrgängen, Schiessscharten und vorspringenden Thüraien versehenen Ring-
mauern umgeben, so insbesonders Putna, Watra-Moldawitza, Suczawitza, welche
an Stelle früher bestandener Klöster neu emchtet wurden, dann Solka, etc.
Ein altes, aus dem vorigen Jahrhundert stammendes Bild des Klosters Putna ^*)
zeigt letzteres noch mit den die Ringmauern umfassenden, allerdings nicht 1k*-
deutenden Wassergräben. In der Thorhalle des Eingangsthurmes zum Kloster-
hofe sieht man ferner überall noch die Vorrichtungen zum Verrammeln dt*s
Thores, sowie man besondere Vorbauten mit Schiessscharten behufe Enfilirens
der Mauern und hie und da auch Machikuhs bemerkt Die Kirche selbst aber
diente als letzter Zufluchtsort, gewissermassen als Citadelle, und besitzt deshalb
mächtige Mauern, ganz kleine, fest vergitterte Fensterchen, sichere Gewölbe und
stets nur eine einzige niedrige, schmale Thüre, welche von iinien mit starktm
Vorlegbalken vei-schlossen werden koimte. Viele Kirchen besitzen femer noch
einen, mittels einer ganz schmalen Wendeltreppe zugänglichen, blos von einem
einzigen, lochartig(Mi Fensterchen beleuchteten, gewölbten Raum über einem nie-
deren Zwischenschifi*e, der noch heute den Namen Schatzkammer fuhrt,
*') H (• r j^ n e r. „Kumänion". ^^
*^) V(»ii mir puhlicirt in d<'n „MittluMlunj^on «irr k. k. ^'^'iitn^-|fV]jmmb^|^*^^t5H|^-^^^ S. 47.
ÄliTEBE VeRTHEIDIOUNGSANLAGKN TN DER BUKOWINA. 19
Die jüngste derartige Befestigung wurde bei der prachtvollen, im Jahre
1602 erbauten Klosterkirche Dragomirna ausgeführt, und zwar erst nachträglich,
um das Jahr 1630.
Wir haben nun noch einer jüngeren Vertheidigungsanlage in der Bukowina
zu gedenken, das ist jener des armenischen Klosters zum heiligen Axeuti, das im
♦Fahre 1551 gegründet wurde und dessen Umfassungsmauern allerdings kaum
einen Meter dick sind, aber Strebepfeiler besitzen. Es liegt ausserhalb und im
Westen der Stadt Suczawa am Steilnnule des luichsten Punktes der Umgebung
der Statlt Zamka genannt Johann Sobieski hat nun im Jahre 1686, als er
aus Jassy zurückkehrte,^^) das Kloster in der Weise befestigt, dass er, mit Aus-
nahme der Nordseite, lun die Maueni Aussen wälle und Gräben anlegen liess,
welch erstere eine Höhe von inind 8 Meter besitzen und sich an den vier Ecken
hastionenartig verbreitem.
Auch in der Umgebung von Gui^ahumora sind Verschanzungen zu
sehen, welche, wie auch anderweitige Verschanzungen in der Bukowina (beispiels-
weise bei Lenkoutz, Czernauka, Zwiniacze u. a. O.) vielleicht aus neuerer Zeit
stammen, hier möglicherweise aber an Stelle älterer Erdwerke errichtet worden
waren.^^) So findet man am Abhänge des Piciorul Nald eine Vei'schanzung,
innerhalb welcher ein mit Bruchstein eingewölbtes Kellergelass angeordnet ist,
f(Tner eine ausgedehnte Verschanzung mit riesigen Gräben auf dem PrunkuFsclien
Felde. Es wird erzählt, djxss man vor etwa einem Decennium eine Messerklinge,
ein altes Gewehr u. dgl., aber auch eiserne Pfeilspitzen fand, und djiss nicht
seiton Ijeute Grabungen vornehmen, in der Antwju^tschaft, auf Schätze zu stossen.
So hätten wir demi in unserem kleinen Kronlande eine ganz ansehnliche
Reihe von älteren Vertheidigungsanlagen kennen gelernt Eine zielbewusste
Forschung wird wohl noch manches hier Gesagte ergänzen oder richtig stellsn;
das gewonnene Material aber wird gleichzeitig auch die Landeskunde in histo-
rischer und kunstgeschichtlicher Hinsicht bereichern.
*— ^^JP[§^— '
'^) Kr ♦'ntfiihrt«^ b«'i difstT (Jt'l«'pnihoit iM'kanntlidi dio li(»Ii<(ui«'n «les hl. Joluinii^s ans .Ia>sy
fiinl bnK'lit*' si«' iiiich Z(»Jkicw, von wo sü» (»rst uut4'r KaisiT Jost'l' II. wie<lor an ihn»n ursprün^-
Iw-b'-n Ort niU'h fcfmrzawa, zurückkamen; sie bolimlcn sich (hisclbst ncK'h beute in der Klosterkirche
iiini hl. <iet»r^.
•*) Die Schanzen bei Ix^nkoutz wurdtii nach F. A. Wickenhauser (BiK'hotin, Seite 21) im
Jahn' 1497 durch die Masuron «»rrichtet welche Konrad, Fürst Masoviens, <h'm Könige .Johann
Albn*<*lit eutf^e^ensiuulte, als letzterer, von Stefan d. (Jr. verfolj^t, mit siMuem llet^n' aus Snczawa |
na^h Polen zurückkehrte. Digitized by VriOOQlC
2*
Zweite Reeognoseirungstour in die
Buko>A^ina/^
Vom k. u. k. Gustos Josef Szombathy.
Molno vorjährige Reise diente huuptsäclilich der Durclunusteniiig der süd-
östlichen Bezirke des Landes nach praliistorischen Fundstellen. Für die di(*s-
jährige Reise hatte ich mir die Untersuchung des nördlichen, zwischen Prntli
und Dniester gelegenen Landestheiles als Hauptaufgahe gestellt Leider niiLsste
di(» {[ir den Frühling geplante Fahrt der Ungunst des Wetters wegen 1ms in den
Hochsommer vei-schohen werden, wo sie daini durch die in unseren östlicluMi
Provinzen zum Aushmclu» gelangte Cholera-Epideniie eine empfindhehe Beein-
trächtigung erlitt.
Die ansehnlichste Ausheuti» ergah mir die FoHsetznng der (iral>ung(»n in
Schipenitz (ßez. Kotznian), wo auf den (innulstücken des Ijehivi^; Basil Aricz
(— Areyczuk) im westlichsten Theile des Dorfes weitere Antheile der im Vor-
jahre aufgefundenen neolithischen Ansiedelung durchgegralMMi wunlen. Es wunlf
unter An<lerem die Spur einer zweitiMi viereckigen Hütte, deren Wände iu\<
Reisiggefiecht errichtet und mit Lehnd)ewurf verdichtet wai-en, gefunden. Die
Ij(*hnd)ewurffragmente waren wied(»r ziegelroth gehrannt und an zwei Stellen des
Innenraumes Ingen, von einer Y^ vi mächtigen Humusschichte hedeckt, Thon-
scherhenhaufen von CJehrauchsgeschirnMi, welche erkennen Hessen, dass da ver-
schiedene Gefäss<» an ihrem alten Platze stehen gehliehen und durch den dariilKT
sich anhäufenden Schutt zcM'drückt w(»rden waren. Ausser dem charakteristi-
schen hemalten Geschin* aus hellhraunem, gut g(\glättetem Thon konnt(Mi wieder
ziendich viele geschhigene Feuei^stein Werkzeuge gesammelt werdcMi. Den Ver-
suchen, die (irahungen auf henachharte Grundstück«» und entfenit<'iv Theih* des
weitläutigen DoHes auszuhreiten, um di(^ Ausdehnung der alten Ansi<^leluni,'
kennen zu lernen und vielleicht die dazugehörige Begrähnissstätte ausfindig zu
machen, setzten trotz der üh(Maus chink(MJswei*then Protecti(»n des einflussivichei»
Heirn Baron Nikolaus Mustatza der tief eingewurzelte Aherglauhen und ver-
schiedene Eigenthunisinteressen unüherst(Mgliche Hindernisse entgegen. Auch der
unhesieghehe Mangel an geeigneten Arheitskräft4'n und die Vei-schleppung inter-
essanterer Fundstücke ist zu heklngen.
Um üher die Fundstidlen des [Bezirkes Kotzman (von welchen die in un-
serem Besitz(^ hefindliclie Manuscript-Fundkarte des H(»iTn O 1 i n s k i - 0 1 i-
*) Nach dem in ihr Afonats-Vi'rsainmluiijr drr Antlin»])Ml(.^is(]i<'n (JcwUschaft in Wien v« ni
Vi. l)t*(vnil)cr 1H94 Y(»if^«'traf^<"mMi lii'riclili' des Vcrtassn-s. ^ *
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Szombathy: Zweite KECoaNOsoiRUNasTOü» in die Bukowina. 21
II es c 11 1 etwa ein Dutzend anfuhrt) eine Uebersiclit zu gewinnen und die in
Stefanovka aufl)ewalirte Sammlung präliistorisclier Funde des Herrn Dr. Johann
V. Zotta kennen zu lernen, unternahm ich in Gesellschaft des Herrn Professors
C. A. Romstorfer eine mehi-tägige Wagenfahrt durch dieses Gebiet Unser
Weg fülirte über Sadagora, Waslowce, Kuczunnik, Zastawna, Kadobestie, Krisz-
czatek, Zjdeszczyki am Dniester und Zwiniacze nach Stefanovka. Mehrere
(lieser Orte sind als Fundstätten von Alterthümern l)ereits bekannt. Eine südlich
von Waslowce gelegene Anliöhe, namens Horodlszcze, verräth sich durch den
ahgeflachten Scheitel und teirassiile Abhänge schon von weitem als idte Ansie-
delung. Rohe ThonscherlxMi sollen hier gefunden worden sein. Von Zastawna
werden die Funde dacischer, rönnscher und späterer Münzen gemeldet. Die
nonliistlich von diesem Orte gelegenen Hachen Hcihenrücken tragen eine ganze
Rt»ihe Tumuli, zu gross, um als gewöhnliche Grenzhügel, wie sie hierzulande
sehr häufig sind, angesehen zu werden und dennoch venlächtig durch den Um-
stund, dass sich denselben Rücken entlang, über die Hügel die heutige Ge-
meindegrenze, die vielleicht einer uralten Gemarkung entspricht, hinzieht. Auch
die südwestlichen Hügelketten zeigen solche Tumuli vereinzelt oder in Gruppen
von zwei oder dixn Stücken. Zwiniacze ist nnt neolithischen Funden, Thon-
scherben, Feuers teinmessern uijd geschliff(»nen Steinhännnern verzeichnet. Diese
Funde sind zum Theile in Dr. Zotta's Samndung aufbewahil.
In Stefanovka wurden wir nicht inn* von der das Schloss bewohnenden
Familie Leon Wassilko auf da,s (lastfreundlichste aufgenommen, sondern der
B«*sitzer. Herr Dr. v. Zotta, welcher jetzt in Nowosiehtza wohnt, war sogar
><> irtK»raus liebenswünlig, den eine volh^ Tagreise ausmachenden Weg per Wagen
lileher zu machen, um s(»ine Funde und die Hauptfundst<»ll(^ pei-sönlich zefgen
zu können. An die bereite; erwähnten Fund(» von Zwimacze reihen sich an :
(In-i runde Klopfst4»ine, vier grosse, kegelfiirmigt», thöncTue Netzsenker oder Web-
stuhlgewichte, ein Spinnwiiiel und primitive Thongefässscherben mit Wülsten
ini«l Fingernagelvei-zierungen, wahi-scheinlich aus dem benachbarten Orte ßabin,
ferner ein ungarisches ßronzezierbeil von 28*5 cm Ijänge mit runder, gestielt(»r
Kopfplatte und nihrenai-tig verlängertem Stielloche, wahi-scheinlich dem Depot-
funde aus dem nahen Orte Prelipcze zugehörig. Die interessantesten Stücke der
Sammlung stammen aus dem von Dr. v. Zotta neu angelegten 40 eFoch
grossen Parke auf der dem Scldosse Stefanovka benachbarten Haideka (Ge-
meinde Kissileu), wo beim Abtragen einer massig geneigten Terniinwelle in (Ut
Mitte des Parkes verschiedene recente Säugethierknochen, zwei eiserne Lanzen-
spitzen nachrömischen Charakters, vei'schiedene Thongefässe und zwei charakte-
ristische Ija Tene-Stücke getiinden wurden. Die letzteren sind eine 9 cm lange
Mittel-La Tene-Fibula aus Bronze mit prächtig verziertem Fussknopfe und ein
T'/j cm langes Fragment eines blauen Glas-Anni-eifes.
Die Rückfahrt führte uns über Borowce, Kissileu und Werenczanka nach
Kotzman. Von Kissileu ist seit 1865 eine St(^*inaxt bekannt. Die Höhen zwi-
schen diesem Orte und Werenczanka, sowie die weiter südwestlich gelegenen
flachen Rücken bis Stiiwczan und Dawidestie hinab tragen wieder zahh'eiche,
WHthiii sichtbare Tumuli, unter welchen besonders eine Gruppe von drei grossen
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22 SZOMBATHY :
Hügeln bei Stawczan auffällt. In Kotzman besitzt Herr Bezirkshauptmann
Zachar eine den bemalten Thonj^efässen von Scbipenitz anjüoge grosse Unie
von Doroscboutz am Dniester. Hen* Lebrer Prokopowicz in Kotzman.
welolier im Vorjabre durcb meine Vermittbmg eine kleine Collection präbistori-
seber und römiscber Antieaglien an das Czernowitzer Äfuseum abgab, bat seiner
kleinen Sanunlung neuerlieb eine Anzabl präbistoriscber Funde einverleibt, dar-
unt4T aueb mebren* interessante kl^^ine Gef'ässe von unserer Scbii>enitzer Fund-
stelle. Ibm verdanke ieb aueb Naebriebten üIhm* Fundstellen in Cblibestie und
Dawidestie bei Kotzman.
Wie man siebt, ist di<»ser Bezirk nicbt arm an Pimkten, welebe zu Narli-
grabungen einladen. Ix'ider batten in den Tagen meiner Anwesenbeit die v<ir-
ausgegangene abnornu? Witterung, die den Feldarbeiten sebr binderlieb gewissen
war und nun alle Arbeitskräfte auf die Aeeker fordeile, und der Einbnicb der
Cbolera-Epidemie, für welebe besonders das nabe Zaleszczyki einen gefährlicben
Herd bildete, Verbältnisse gescbaffen, unter welcben es trotz der speeiellen freund-
lieben Vermittlung des Herrn B<»zirksbauptmannes Zacbar niebt uiöglieb w;ir.
eine grössere Ausgrabung in Angntf zu nebnien.
Die vorjäbi-igen (Grabungen zu IJ nterborod n ik Inn lljidautz liatten
uns Tumuli mit neolitliiseben Gräbern kennen gelebrt Diese Tumiüi sind in
seebs Gnippen über den von Unterborodnik gegeti Voitinell sieb binziebendon
Höbenrüek(Mi vei-streut. ßisber waren durcb Herrn Scbulratb Klauser ein
Tumulus der ersten und durcb mieb drei Tumuli der vierten Gruppe luiter-
suebt, anden» durcb die Bauern geöH'net wonlen. leb niacbtc micb beuer daran,
die aus zwei Grabbügeln bestebende zweite und die aus drei soleben bestebende
dritte Grupi)e zu untei-sucben. Wie im Vorjabre erfreute ich mich \\ieder der
werktbätigen Unterstüty.ung der HemM) Bezirkshauptmann Wilhelm Rothen-
burg, Dr. Michael Kipper in Radaiitz und Gemeindevorsteher Onofrei Te-
leaga in Horodnik. Auch Herrn Professor Siegfried Leder er in Radautz
verdanke ich mannigfache Fördeiiing. Mein bescheidenes Resultat ist, dass ich
in zwei Grabhügeln der dritten Gruppe Brandgräber mit sehr schlecht erhal-
tenen, einfachen neolithischen Thongeschirren und zwei Feuersteinspänen, in
einem Tunmlus der zweiten (Truppe jc^doch ein Steinkisten grab mit Skelet ohnt^
Beigabe (den vorjährigen Erfahrungen nach wabrscbeinbcb einer jüngeren Stufo
angehörig) fand.
Von Satulmare, einem zur Hälfte von Rumänen, zur Hälft*» von
Deutschen bewohnten Dorfe, 5 km östlich von Radautz, sind im Czeniowitzor
Musi^um acht dreitiügelige, zum Theile vom Feuer defonnirte und zwei zwei-
flügelige Bronzepfeilspitzen mit Dülle auflx^wabrt Dieser Fund deutet auf ein
Bnmdgrab einer unserer Hallstatt-Periodc^ entspn»chenden Stufe. Ich spürte dem
Funde nach und brachte bc^raus, dass er 1866 auf dem nönllich vom Dorfe in
einer Länge von etwa 1 km sich ausdehnenden isolii-ten Höhenrücken, und zwar
auf dem F(dde des Gabriel Lopanko gemacht wurde. Der Bruder des Be-
sitzers erinnert sich noch eines grossen Steinsatzes, der die Fundst^dle imigaK
und dass ausser den Pfeilspitzen noch ein Thongefäss und eine lange (vennutLlitli
eiserne) Lanzenspitze gefunden wurde. Herr Pfarrer Polonjk von Satuhnar»'
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Zweite Recognoscirungstoür in die Bukowina. 28
roiii. war so frouiHllioli, mir dio Goh'gtMilieit zur Nitchgrabuii": zu veniiittehi.
Ich fand an der liöelisten Stt^lle dos genannten, quer ü!)er den Hügelzug verlau-
fenden Feldstreifens in einer Tiefe von 80 cm eine 35 cm dicke, IGO cm lange
und 45 cm breite Scliiclite giusser Klaubsü'ine mit einigen unbestimmban^n
Topfseherben, an einer zweiten circa 20 m nordöstlich davon gelegenen Stelle
eine ähnliche unt(»rirdische Steinansamndung und 40 m nordwestlich, nelien dem
vor Kurzem emchti»ten zweiten Trianguliningszeichen dieser Anhöhe, einen
inuldenfiirmigtMj St(*insatz von circa 1 m Dicke, 5 m Länge und 8*5 m Bivite,
welcluT an den Rändern bis zu 80 cm unt<'r (He Oberliäclie und in der Mitü*
bis 2*8 m tief reichte, aber auch nichts als einigte Topfscherben enthielt. Meine
Wahrnehmungen Hessen mich bezweifehi, dass ich es mit intacten Fundstellen
zu thun habe, und die ei nchin glichen Nachfragen bei den Besitzern erzielten
endlich das Geständniss, dass sie nach dem Pfeilspitzenfunde heimlich alle ihi-e
(ii-undstücke mich Schätzen durchgraben hätten. Mittheilungen über ihre etwaigen
Funde konnte ich nicht erhalten. Nur eine von dem ersten Funde heiTÜhrende
Pfeilspitze brachte man mir noch. Die (Grabungen setzte ich natürHch nicht
weiter fort
Hen* Schulrath Klauser machte mich auf eine bisher nicht bekannt
gew(*sene Tumulusgruppe in Wolowetz, circa 5 km südsüdwestlich von Ra-
dautz aufmerksam. Ihre Haupthügel sind von Radautz aus auf der als Hut-
w(»ide dienenden, südöstlich von Wolowetz sich erhebenden Anhöhe (östHch von
der Cote 510 der Specialkarte) zu sehen. Ich fand dort drei sehr grosse, drei
mittelgrosse und 16 — 17 kleinere Tumuli, zum Theilc intact, zum Theile vom
(Tipfei aus angegraben. Gegen Westen schliesst sich an diese Tumulusgnippe
ein mehrfach terrassirtcs Terrain an, vielleicht die alte Ansiedelungsstätte. Auch
hier waren Ausgrabungen wegen des augenblicklichen Arbeitermangels unmöglich.
Die 8 km südlich von Radautz gelegene grosse Hutweide der Gemeinde
Burla hat den Flurnamen Mohyla (= Tunmkis) und wird diesem Namen
durch zwei Tumulusgnippen, deren eine östlich von der Strasse drei grosse und
deren zweite westlich von derselben zwei mittelgrosse Tumuli umfasst, gerecht.
Von da aus sind auch auf den den Gesichtskreis begrenzenden Hcihenzügen
einige den Gemeinden Mileschoutz und Bodnareni angehöiige grosse Tumuli zu
erldicken.
Die letzten Tage meines Aufenthaltes in der Bukowina widmete ich einem
zweiten Besuche der Wälle auf der Aidiöhe Zamka misargiu bei Hlinitza
am Pruth. l>ber eine frühere Untei'suchung dieser Localität durch OberHeute-
nant Kruzlewski hat Conservator Romstorf er in den Mittheilungen der
k. k. Central-Couunission, Bd. XV, 1889, berichtet. Er unternahm heuer im
Auftrage <Ueser Commission weitere eingehende Nachgrabungen daselbst welche
interessante Details über die in den Wällen eingeschlossenen gebrannten Scliichten
ergal}en. Seine Funde weisen in ihrer Hauptmenge auf eine nachrömische Pe-
riode, was eine gewisse Altersübereinstimmung dieser Anlage mit der von mir
im Vorjahre bei Hliboka untereuchten Wallanlage ergibt. Es war Hemi Pro-
fessor Romstorfer's Wunsch, djiss auch ich mir durch eigene Grabung eine
Ansicht über die Wälle von Hlinitza bjlde, und ich konnte diesem Wunsche
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24 Szombathy: Zweite Recognoscirungstoue in die Bukowina.
um so leichter entsprechen, als ich der zuvorkommendsten Unterstützung des
Besitzei*s, Herrn Alexander v. Flondor, sicher war. Meine Resultate stimme»
mit jenen Romstor fer's — me vorauszusehen war — überein; für einige
Einzelnheiten des Baues der theilweise gebrannten Wälle stel^pn al>er unan-
fechtbare Erklärungen noch immer aus.
Bei dieser Gelegenheit will ich einen Irrthum meines vorjährigen Be-
richtes ^) verbessern. Ich habe dort den am weitesten vorgeschobenen Tlu*il der
aus fiinf längs dos Bergrückens aufeinanderfolgenden Abtheilungen bestehenden
Wallanlage, welcher von dem zweiten Theile durch einen theils doppelten, theil>
dreifachen Wall getreiuit ist, als zwei selbstständige Abtheilungen beschrieben,
was sowohl dem von Professor Romstorfer gezeichneten Plane als auch
meinen genaueren Aufnahmen widerspricht. Er ist nur als eine einzige Al>-
theilung aufeufassen.
Intensiver als im Vorjahre drängte sich mir bei der diesjährigen Reise
die Beobachtung der interessanten und mannigfaltigen ethnographischen Momente
auf, welche das Land auf Schritt und Tritt dem Reisenden darbietet Eiiiij^e
Mittheilungen werde ich mir bei anderer Gelegenheit gestatten.
Mir erü])rigt noch, an dieser SkA\v den zahlreichen, zum Theile bei^its
namhaft gemacht^Mi Herren, welchen ich eine bereitwillige Förderung meiner
Aufgabe nachzurühmen habe, an ihrer Spitze Herrn Ijandespräsidenten Gmfeu
G 0 e s, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Es ist wahrlich nicht Schuld
dieser eifrigen Freunde der LandeseHbrschung, dass sich die ganz ungewöhnliche
Häufung von Hindernissen auf dieser Reise nicht besser bewältigen Hess.
1-^^
') .lahrburli (\v^ HnkowiivT buKlesmusnimR, II. ('zoniowitz 1894, paj^. 21.
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Joseph's II. Reisen nach Gallzlen und der Bukowina und Ihre
Bedeutung für letztere Provinz.
Von Dr. Johann Poiek,
Gustos der k. k. Universitäte-Bibliothek in Czernowitz.
Einleitung.
tloseph IL zählte das Reisen zu den Ptiichten eines Herrschers. Dass
dieser dabei immer alles unverhüllt zu sehen bekonmie und die offenkiuidigen
Schäden schon durch seine blosse Gegenwart heilen könne, das glaubte der
grosse Kaiser nicht; er huldigte nur der gewiss uiumfechtbaren Ansicht, dass
man lM*i öfterer Wiederkehr das Wahre von dem Falschen unterscheiden und
die Dinge und Pei^sonen richtiger beurtheilen und verwenden lerne. Thatsächlich
verstrichen wenige Jahre, ohne dass er ein auswärtiges Land oder eine öster-
reichisch-ungarische Provinz besuchte.')
Wie Kaiser Josc^ph IL auf den Reisen seine Zeit vei^wendcte, darüber ist
in einer zeitgenössischen Quelle folgendes zu lesen : >Er besuchte allerley Per-
sonen, betrachtete viele Sachen von mannigfaltiger Ai-t um sich als Regent,
als Staatsma!)!!, als Soldat und Feldherr, als Liebhaber, Betörderer und Be-
schützer der Wissenschaft^Mi, Künste, Manulacturen, Gewerbe, als Oekonom, als
Bürgerfreund, als Mensch, nicht sowohl nur so zu ergötzen, als vielmehr, worauf
es einzig und allein bei ihm ankam, zu unterrichten.« ^)
Aber nicht allein bei längerem Aufenthnlte nahm er allenthalben das
Nützliche und Sehenswürdige in Augenschein ; er sah sich auch bei kuraem
Verweilen nach dem und jenem Merkwürdigen uni.^)
Die tagsüber gemachten Wahrnehmungen brachte er abends zu Papier.
Damit waren sie keineswegs begraben imd vergessen ; im Gegen theile, aus ihnen
ei-M-uchsen die grossen Veränderungen und Verbessenmgen, die sich an Jo-
seph's IL Namen knüpfen. Hiefür bieten die Kaiserreisen nach Galizien und
der Bukowina besondei-s lehrreiche Beispiele dar.
*) Siolic die ^-Denkschrift des Kaiw.TK .Joseph fiber den Znstand der (»steriviehisehi'n M«>-
min-hie in ^Mariii Then'sia nnd Joseph 11. Ihre CorreHi>on<lenz sjinnnt Briefen Josephs jin Feinen
Bruder Iieo]whl^. Herausf;e<(«'hen von A. Ritt«T v. Arneth. 111. S. .335 flF.
') Antholo;risehe Beschnnbung der Reise des Herrn (Jrafen v. Falkenstein naeh Fraiika'ieli
1777. S^hwabaeh 1778. S. 73.
',> Ebenda.
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26 Poi EK :
I.
Reise nach Siebenbürgen und Galizien 1773.
Am 5. Februar 177;^ richtete Kaiser Joseph II. au den Hofkriegsmths-
Präsideiiten folgeiules Haiulhillet : *)
> Lieber Feldin arseha 11 Graf Ijiiey! Aus uebenfolf^jender nur obenhin ent-
worfener Marsch-rotite werden sie (M*sehen, auf was vor Alt und mit was für
einem CJefolg Ich gesinnet bin, Meine R(»ysse durch tiallizien, Ludomerien und
Siel»enbiirgen anzutretten. Sie werden demnach alsogleicb an das Cieneral-Com-
mando in (Tallizien den Befehl ertlieih^i, djuss es eine d<»taillirte Marsch-nmte
mit Benennung der stMti<»nen von Tag zu Tag, und der dabey zu sehenden ver-
schie<lenen Objecten entwerfe, und Ilinen, so bald alss möglich ist^ hieher schicke.
Ich erlasse d:us nemliche durch den Fürsten von Kaunitz an den Grafen von
Pergen,'^) welcher zu selben hilf liehe Hand zu leisten, sich aber in die Einthei-
lung und Anordnung nicht mengen wird. Zu mehrerer Erleichterung schliess(»
Ich Ihnen endlich hier noch bey die Abschriften der vonn .lahr in Siebenbürgen
getroffenen Veranstaltungen und erhtssenen Expeditionen, damit sie tlieils dar-
nach auch in Gallizien eingerichtet, und tlieils, nur mit Abänderung der Tagen,
bey der nachhero durch Siebenbürgen zu machenden Reysse, wirklich ihr Ver-
bleiben haben.
Wienn den 5t4'n Februarii 177.*5.
.Joseph Corregens.v
Nach der beigeschlossenen Marschroute sollte die Reise am If). April
von Wien aus angetreten werden und nach Passierung von Brunn, Olmütz und
Bielitz, »ohne Unterlassung aller deijenigen seitwärts liegenden Orter, Berg-
werke und Festungen wie auch anderer merkwürdigen Sachen^, längs der Nord-,
Ost- und Südgrenze Gahziens bis gegen Sniatyn, dann, >Pokutien in der Mitte
durchschneidend«, auf dem »geradesten und kürzesten Weg^^ nach Ijembei^g und
von da ^nach dem noth wendig findenden Aufenthalt ^ über Jaroslau, Przemysl,
durch den Lupkover Pass und das nordöstliche Ungarn nach Siebenbürgen
gehen, wo der Besuch aller bedeutenderen Ortschaften, insbesondere an der Süd-
und Ostseite, beabsichtigt war.")
Noch vor Ablauf eines Monats hatte der Kaiser seinen Reiseplan ge-
ändert. W(»il es die Zeit nicht gestatte, ; in dem Friihjahr die angetragene
Tour durch Galizien und Siebenbürgen zu machen und gleichwohlen zu recliter
Zeit in dem Lager Ijei Pest einzutreffen^^ — schrieb er zu Anfang des März
an den Grafen Lacy — müsse er es >fur diesmal bei der Reise durch l'ngarn,
da« Ranat und Siebenbürgen «> bewenden lassen.'')
*) K. u. k. Krie<ri^irchiv, II. S., 1778—98-69. (OriK.)
^) Johann B. Anton (traf v. Person war vom 20. Octohor 1772 bis .Jännor 1774 Ih»-
volhnächti^tcr Commi.Hsiir nnd (iubeniator (Irr h«'i dor crston Tlu'ilun^ Polens (1772) n<Mionr4»r-
bonon Krtni«,nvicbo (Jalizion und bKloniorion.
ß) Ko.vss- und Stations-Lista (K.-A. II. S. 1778 -98— ()9) und HrM-ript dtvs Hofk^i.'J:^-
rathfs an das jrali/jscho (i»'n"ralroinnmndo. (K.-A. 11. S. 1773—77 — 2).
') ll<»rknV^sratb an das j^alizische (icncralronnnando, 11. Mäns 1773. (K.-A. II. S.
1778_77__18.)
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Joskpf's II. Reisen nach Gauzcen und deb Bukowina. 27
Diese Sinnesänderung hatte Maria Theresia, die den Reisen ihres Sohnes,
insbesondere einer Reise nacli Gahzien, abhohl war, bewirkt.®)
Docli nur ungern liatte Joseph IL auf den Besucli Gahzicns verachtet;
kein Wunder also, dass er sclion nach kui-zeni wieder daran dachte. Am
20. April 177)5 trug er nämlich dem Grafen Lacy auf, ihm, ungeachtet dass
die Reise nach Galizien »bis auf künftigen Herbst verschoben -^^ bleibe, dennoch
die Eintheilung der Reyss-Täge'<, wenn sie von den Generalcommanden einge-
langt sei, zu seiner Einsicht gleich dermalen« zu übei*senden.°)
Die ungarisch-banatisch-siebenbürgische Reise wurde am 6. Mai von Wien
aus angetreten.'^) Sie gieng über Pest (0. und 7. Mai), Szegedin (8.), Arad (9.),
Teniesvar (10. bis 12.), Werschetz (13.), Pancsova (14.), Kubin (15.), Mehadia
(18.), Karansebes (U).) und Marga (20.). Am 21. Mai traf Se. Majestät zu Li-
vadia in Siebenbürgen ein und besuchte Deva (23.), Karlsburg (24. bis 26.),
Mülilbach (27.), HermannsUidt (28. bis 31.), Reps (31.). Hierauf folgten die
Nachtstiitionen : Ebesfalva (1. Juni), Tahnacs (2.), Also-Porumbak (3.), Fogaras
(4.), Csany (5.), Kronstadt (6. und 7.), Hossufalu (8.), Buza (9.), Zagon (10.),
Bereczek (11.) und Väsärhely.*')
In der letztgenannten Süidt fasste der Kaiser den Entschluss, diese seine
Reise dennoch auf Galizien auszudehnen. Doch wollte er diesen Schritt nicht ohne
die Einwilligung seiner Mutter thun. Wie schwer es ihm auch ankomme, schrieb
er ilir (am 12. Juni), sich von ihr und idl dem, was man AnnehmHchkeiten
des I^bens nenne, entfernt zu sehen, so vermöge er dennoch nicht den Wunsch
zu unterdrücken, Galizien zu sehen, wo er durch seine Inspicierung ihr und
dem Staate wahre Dienste leisten zu können glaube. Er opfere sich einzig und
tdlein für das Staatswohl, weim er, auf den Besuch des Lagers verzichtend, sich
durch die Marmarosch direct nach Pokutien begebe und die Tour durch diese
neuen Länder mache. Rire Majestät werde zu beurtheilen wissen, was ihrem
Dienste fromme; er, der Kaiser, kenne nichts als diesen. Käme es nur auf sein
Vergnügen an, so würde er sicherlich lieber ins Lager, insbesondere aber nach
Wien gehen. Uebrigens würde die Reise im Spätherbste mit noch mehr Schwie-
rigkeiten verbunden sein. Alles hänge von ihren, der Mutter, Befehlen ab.^^)
Nur höchst ungern willfahrte Maria Theresia dem Wunsche ihres Sohnes.
Meine Ruhe, meine gute Laune<, schrieb sie ihm am 20. fluni 1773 von
Scbönbninn, >haben nicht lange gedauert An demselben Abende, an welchem
ich Dir scherzend schrieb, erhielt ich den Courier, der mich in die tiefsten
Triiumereien vei-senkt hat. Denn ich kann weder diese schreckliche Reise noch
irgend eine andere, die Du mit so vieler Beschwerde unternimmst, durch welche
Du Deine schönsten Lebenstage abnützest und mir nicht nur die wenigen Augen-
«r) Arnoth, G(whirhte Maria Tliorosia's. Bd. VIH. S. 409.
») Vortra«,' tle.; Hofkriof^'firatheH, 21, April 1773. (K.-A., IL 8., 1773-77—18.)
»*>) Wienor Diarium 177.3, Nr. 37.
") \Vr/.»'ichni8 (lon*n von Stnner Rom. KavB. Majestät .Tost^ph dorn II. auf Al!erliöclist«lori>
K*'iVn p^nommciien Nachtstatiunon vom Jahn^ 1764 bis 1790. Von L. de Selliers Chevalier
dl' Moranrille. (Manusc. Nr. 7427 der k. k. Hofbibliotliek in Wien.) Siebe au»b Radics. Reir^en
J<«M*]ih 1I.< in der »Oesti^rr.-unj^ar. Revue , Bd. IX. S. 9.
'*) Briefe der Kaiserin Maria Theresia an ihn» Kinder imd Frinrnde. Heraus<,a»«roben von
A, v. Arneth. I. (Wien 1881), Ö. 8 f.
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2S PoLEK :
blicke raubst, die mir noch übrig bleiben, sondern sie auch mit Kummer er-
füllst, aus dem gleichen Gesichtspunkte betrachten wie Du. Hill mir lieher den
Provinzen, die Du schon durchreist hast und welche unter unseren Augen sich
befinden, bessere Einrichtungen zu geben. Wenn dies bei ihnen in dauerhafter
Weise geschehen sein wird, dann sollen Siebenbürgen und Polen an die Reihe
kommen; wenn nmn sich aber vorei^t mit diesen letzteren beschäftigt, en^eicht
man keinen so wichtigen Zweck als es bei jenen der Fall wäre. Verzeih mir.
aber ich bin es, die Dir die Wahrheit sagen niuss. Es ist tmtz Deines Scharf-
sinnes und Deines unermüdlichen Fleisses unmögHch, dass Du auf diesen Reisen
von zwei oder drei Monaten alles zu sehen und daraus die noth wendigen Fol-
gerungen zu ziehen vermagst, insbesondere in Polen, wo niemand, die Einge-
bornen noch weniger als die anderen. Dir die erforderlichen Aufschlüsse gel>en
kann. Und in welcher Krise verfügst Du Dich dahin ? Weder die Zarin nwh
der König von Preussen waren bis jetzt dort. Du hast diesen Winter gestehen,
dass er selbst eine solche Rt^ise nicht als piussend betrachtete, und dwh bi>t
Du so grausam, von mir das Jawoil zu verlangen ! Du rt^chnest immer auf
meine Zärtlichkeit, welche es jederzeit mit Dir hält wider mein eigenes Herz.
Da ich gegen meine Ueber/eugung keinen Beschluss fassen konnte, zog ich
Kaunitz zu Rathe. Hier ist seine Note; in Gemässheit dei-selben habe ich idle
Schreiben vei*sendet Idi hoffe, dass dadurch Dein Wille erfüllt wird, und Gott
möge das Opfer annehmen, das ich ihm darbringe, nicht Dir, sondern ihm allein,
auf dass er Deine Absichten und Unternehnmngen segne. Du wiret wie ge-
wöhnlich weder Klagen noch Murren von mir hören, alles dies bleibt einzig
und allein für mein eigenes Herz. Urfheile über den Zustiind der Kränkung,
in welchem es jetzt sich befindet nach der Ti-östung, welche Du ihm wälmMid
des vergangenen Wintei-s durch den Vorschhig bereitetest, nicht mehr an diese
Reise zu denken, wodnrch ich zu dem guttMi Glauben verlockt wurde, es werde
von ihr nimmer die Rede sein. Trotz der dumpfen Gerfichte, welche sich vor
zwei Wochen hier verbreitettm, sie werde gleichwohl stattfinden, war ich die
Einzige ruhig; jety.t ist sie zugestanden und ich rede nichts mehr davon, alK»r
meine Qual wird nicht enden. Ich nniss nur noch hinzufiigen, dass. wenn Du
durchaus noch in diesem Jahre die Reise unternehmen willst, solches jetzt nicht
passender ist als im September. Denn der Eid der Treue, der nm-h nicht ge-
l(»ist(»t werden konnt<^, ist nichts als eine Ceremonie, da er immer imr eiv.wungen
und diesen armen Ijeuü^n al)genöthigt sein y\in\.< *^)
Wie sehr die ei-habene Kaiserin von den hier zum Ausdruck kommenden
Gefühlen durchdnnigen war, zeigt uns ein Brief, den sie an demsell>en Tage
an ihre Schwiegertochter Erzherzogin Marie Beatrix, Er/her/og Ferdinand's
Gemahlin, richtete. Darin sagt sie wörtlich: »Die Reise des Kaisers kostet
mich mindestens zehn Jahre meines lA4)ens. Er will den Weg weiter nach
Polen nehmen und durch Mähren heimkehren. Er ermüdet sich zu sehr und
wird die Nachwehen davon verspüren; in wenig Jahren wird er alt und ge-
brochen sein.« ^*)
") Arn»»tli, (;.'S(hi<'litt* Maria Tliorosias. VIII, S. 409 f.
") Brirli' (|<T Kaist'rin Maria TIxTfsia an ihn* KIndtT und KnMiinlo. Urs;;, von A riif'tk
HI. S. 1(50.
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Joseph's II. Reisen nach Gauzien und der Bukowina. 29
Vier Tage später, am 24. Juni, klagt sie dem Erzherzog Ferdinand ihr
Leid mit folgenden Worten: »Ich bin seit sechs Tagen in einer wahren Ver-
zweiflung; der Kaiser meldet mir dm-ch einen Eilboten, dass er es unbedingt
nothwendig finde, die Reise nach Polen sofort zu unteriiehmen und nicht bis
auf den October zu vei-schieben. Ich hatte darauf gerechnet, dass er heuer
nicht dahin gehen werde, da ich es für mizeitgemäss, ja sogar für sehr gewagt
halte. Aber er hat vorausgesehen, dass wir ihn, wenn er einmal zurückkommt^
nicht sobald fortlassen werden; darumhat er seine Vorsichtsmassregeln getroffen,
indem er alle Lager abbestellte.« ^^)
In der That hatte Joseph IT. auf die Nachgiebigkeit seiner Mutter mit
Sicherheit gerechnet; deim an demselben Tage, an welchem er sie um ihre Zu-
stimnmng bat, sandte er an den Hofkriegsratlis-Prilsidenten folgendes Hand-
schreiben *^) ab :
:> Lieber Feldmarschall Lacy ! Da Ich des Dienst« Ihro Majestät der Kay-
serin zu seyn gefimden, bey diesen geänderten Umständen Midi nacher Galli-
zien zu verfugen; So werden Sie, so viel als noch immer möglich ist, zu Er-
sparung der Kosten, die abzuhaltende Liuigers KHiaffetaliter abstellen, und die
Regimenter, nur ein jedes sich in seinem Numero *') zu üben, veranhissen, zu-
gleich den General Hadick ^^) bedeuten, dass Ich zu sicherer Bc^fiirderung die
eingeschickte Marche Route und Njicht- Stationen, da sie in ganz andern Ord-
nung gt*setzt sind, m'cht weiters zu befolgen gedenke, sondern die Reserve-Sta-
tionen von Wirowa angefangen, rukwei^s nur bis nacher Lemberg halten werde,'^)
also zwar, dass ich, da doch mehrere innere St^itionen zu fahren gedenke,^'')
auch geschwinder als diese ausgesetzte Tage sind, mit Beybehaltung der nem-
hchen Route und Reütung in denjenigen Oertern, wo Gebürg oder der Weeg
ül)e], (Hier Situationen zu sehen sind, zu machen gesinnet bin ; Darnach ist der
Hadick zu instniiercn; Von Lemberg aus wird ei*st die weitere Tournre, weldie
wohl anwiederum verkehiix^r nemlich in Pokutien bey General Fabris anfangend
und bei d' Alton aufhörend,^') entschieden, und dessen eigentliche Tage beneimet
»») Ebenila. I. S. 213. /
**^) Das Orif^'nal di«*M<*s Handschii'ilw'ns — es hofindot sich in dorn k. und k. Kricj^wircliiv
(II. 8. 1773 77- 2G) — ist vom 12. Jidi datifit. Dass dies nur ein Seh riMhfe hier ist, dafür
«priebt, ali^'sehen von dem iVusstellunj^orte - in Kezdi-Vasarhely hielt sieh der Kaiser am
12. Juni (nieht Juli) auf ~ der Fmshmd, dass am oberen Kande der ei-sten SeiU' des Hand-
?s<'hivil>ens die Worte: Hend>^elan«;t am 19. Juni stehen und dass die infolge dieses Hand-
^•hivilM*ns vom Hofkrie^rathe an das j,'aliz. Generalefunmando erlassene Vrronlnun«^ j^leiehfalls
Irtztert's iJat^mi träj^.
"^) d. i. in seinem \Verbl>ezirke.
") Oeneral der Cavallerie Andn'as (iraf v. Hadik war damals ctnnmandiertMider (ieneral
in <>alizien.
*•) <iemäHs der ihm unterm S. Febniar 1773 übennittelten Mai"s<*hroute hatte II a d i k am
24. Mai für die Tour vou I^-mbeix an di»' <^aliziseh-unfr'U'i<^<lH* (in^nz«» fbl^'ude (Kesen'e-)Naeht-
Ktati«»nea vor«res<-hla^'n : Jaw(»r«»w. Przemvsl, Sambor, Tstvanowa, Lisko und Szezawne. (K.-A.,
U. S. 1773-9X-2H7.
»**) Na«-h der am 12. Jum' dem Ilorkriej^sratbe übermittelten Taj^s Lista^ (K.-A.. II. S.
1773 — 77 — 2f>) sollte von Vin>va bis liend>er;^ <lurehaus «,'eritten werden.
*') (ieneral (Jraf Fabris eonmianilieile die zwis<"hen b^ml)ep^ und Sniatvn, <ren«'ral
d' AI ton die zwischen Bielitz und Mielee (an der Nord«^renze (Jabziens) liej^ende Iiri«;ade. Zwi-
M-hen IxMflen wan^n an <ler Nord- und Ostj^n'uze die lU-i«raden der (Jenerab* Sehrr»der. (Jri^
vi'o und .Vlmasy (letzteiv v(»n Mibio bis Zaleszezyki) aufirestellt. (Hadik an d. H<»rkriejr.s-
ralb. 24. Mai 1773.) * C^ r\r\c^\o
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30 Polek:
werden können. Icli werde über Caschau, Eperies, Haraona nadier AVirowa,
inid so weitei^, wie es die hieme})en folgende Tags Lista zeiget in Gallizien
eintreffen. Die fernei>i beygebogene Lista zeiget Ibneii, was loh in einer jedeu
Nacbt- Station an Victualien und zu weiterer Fortkomniung an Pferden brauche.**)
>^Es n)uss auch auf einer jeden solchen Nacht Station ein Ofäcier mit
HO Mann von den nächst gelegenen Truppen, scye es Infanterie oder Cavalleric
connuandiret werden, sowie unterwegs zu Ueberniaass der Sicherheit einige Vor-
sichten in Wäldern und andern abseitigen Gegenden durch Patrouillen, oder in
gefährlichen Oertern auch Convoyinnigen leichter Truppen zu nehmen wären.
>ner General Hadick soll luich nur in Ijeiuberg, wohin ich mich ohne-
diess schier grad verfiigen werde, erwai*t<^n. Die Brigadiei's und unterschied Hohe
Stabs-Officiers, durcli deren Numero ich reysen werde, hätten mich allezeit,
längst ihrer Brigade oder Regiments-Xumero zu begleiten. Das übrige der
Reyse, wo gefahren oder geritten werden wird, werde ich erst in Lemberg besser
ausmachen kommen, da ich den Aufenthalt allda noch nicht bestimmen kann.
»Den hier beygeschlossenen Brief werden Sie den Feldzeügmeister Loudon
allsogleich überschicken, da ich Selben auf dieser neuen Towmee mitzunehmen
gedenke, und Ihn auf den 2H. July nacher C.^aschau dadurch bestellet habe.
Bey den übrigen in allen Meinen Reysen gebräuchlichen Verordnungen ^') hat
es innner sein Verbleiben.
Kesdl Vasavhdy^ den 12. Julii 1773.
Joseph CoiT.'
Von Kezdi-Vasärhely reiste der Kaiser über Szepviz (13. und 14. Juni).
Bereczk (15.), Gyergyo-Sz. Miklos (IG.), Parajd (17.), Szäs-Regen (18.), Bistritz
(19.), Borgo (20.), Rodna-Contumaz (21.), Rodna-Dorf (22.), von da zurück über
NaszcSd (23.), Dees (24.), Klausenburg (25. und 26.) und Thorda (27.) nacli
Hennannstadt, wo er vom 28. Juni bis 10. Juli blieb. Hierauf besuchte er
Maros-Väsäriiely (11. Juli), Tötsch (12.), Banya (13.), Szigetli (14., 15. und 17.).
Kfirösmezö (16.), Huszt (18.), Hidegpatak (19.), Munkacz (20. und 21.), Kaschau
(22. bis 24.), Hanusfalu (25.) und Virova (26.), überschritt am 27. Juni die
galizische Grenze, passierte Lisko (27.), Dynöw^ (28.), Jaroslau (29.) und erreichte
am 30. JuH Lemberg, das er am 5. August verHess, um die Rundreise durch
das neuerworbene Land, und zwar über Stiv.cliska (6.), Stanislau (7.), Zabtot^Sw
(8.), Sniatyn (9. und 10.), Zaleszczyki (11.), Boryszkowce (12.), Skahi (13.), Ka-
**) Diosor >I.ista<' zufolge sollteu in jedor Nachtatiition an >Victimb'en< vorhandon sein:
70 Pfun(l Rincltti'isch, ein ganzes Kalb, ein ganzes Lamm, dann 24 junge und 2 alte Hühner.
3 (länse und 2 Indianer (sämmtlieli gerupft), ferner 24 l*f. Sehmalz, 6 Pf. Butter, 40 Eier.
2 Achtel Mundmehl, 2 Pf. Zucker, 8 Citronen, 4 Pf. S|H'ek, 4 Pf. Knwliemuark und vcrsehi»*-
denes Grünzeug, als: Zeller, Petersilie, Zwiel»eln, 100 Stück Kohl, 2 Pf. Sauerkraut oder elnn-
soviel anden^s derartige (leniüse. endlieh Weisshrot, ordinärer Wein, Küehengeschirr, zinnern»*
Si'hüsseln und Teller. Messer, (iabeln, Liiffel und (iläser. Die Zahl der an jeder Station ben'it-
zuhaltenden Pferde war auf 58 Zug- und 2 Kritpfenb' festges,»tzt. (K.-A. IL S. 1773—77-2(5.)
*^) Daraus sei hii'r nur folgt nde angeführt: K-^ >\nr<l kundz»miach(-n sein, dass einem
jeden fii'i stünde, seie er Militär oder Civil, Mir seine Klagen oder Hesebwerden sehriftlieh ein-
zun'icben. nur mit diesem Beisatz, dass sie mit seinem Namen bezeichnet si'in niüs*>i'n, un<l als<»
Ich weder anonymisehe noch virsteckte Anzi'igeu annehmen werde, da eln<'m je<len mit uuver-
hehlteni Namen d'c Wahrheit anzuzeigen frei .^tehet. Diese Angaben wenb» leb sämmtlich unter-
suchen bissen und Ihro Maje;t:it der Kaiserin vorlegen . (K.-A. IL S. 1773^ OS 69 J
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Joseph's II. Reisen nach Gamzien und der Bukowina. 31
laharowka (14.), Oszo^owcy (15.), Milno (16.), Brody (17. und 18.), Byszow (19.),
Sokal (20.), Hnibieszow (21.), Dnbionka (22.), Bukoliipy (28.), Zaniosc (24. und
25.), Goray (27.), Kosin (29.), Nadbr/ezie (29.), Zaduszniki (30.), Boslestaw (31.),
Niepolomic« (1. September), Kaziniierz (2. und 3.), Kalwarya (4.), Oswiecini (5.)
und Wleliczka (6. und 7.). Am 8. September eneichte er Bielitz, am 9. Weiss-
kirchon, am 10. war er bei Kaunitz in Austerlitz zu Gaste, am 11. übernacbtete
er in Pohrlitz, am 12. in Stammersdorl* und am 13. kam er in Wien an,*^)
•zur allgemeinen Freude, in höchstem Wohlsein.« ^•')
»Mit einem Eifer, einer Unermüdlichkeit ohne gleichen« suchte Joseph in
Galizien die inneren Zustände des Landes zu erforschen und sich mit dessen
Bedürfnissen vertraut zu machen.
Gleich nach seiner Ankunft in Tjemberg schrieb er seiner Mutter, er sehe
voraus, dass eine unermessliche Arbeit seiner harre. Neben grosser VcrwiiTung
in allen öifentlichen Angelegenheiten heri'sche dort ein walirhait ei^ch recken der
Parteigeist Im allgemeinen aber scheine das Land von gutem Willen erfüllt
zu sein. ^^)
Doch es liegt nicht im Plane dieser Arl)i»it, die Veränderungen zu be-
trachten, die diese Kaiserreise für Galizien zur Folge hatte ; nur ihix3 Bedeutung
für die Bukowina soll uns hier beschäftigen. Zu diesem Zwecke sei es ge-
stattet, etwas weiter auszuholen.
Es ist bekaimt, dass Katharina's IL Einmischung in die Angelegenheiten
Polens im Herbste 1768 zu einem I^iege z\Nnschen der Türkei und Russland
führte. Die Russen besetzten im »Jahre 1769 die beiden Donaufürstenthümer
und nahmen im folgenden Jahre den Türken die meisten Festungen diesseits
der Donau weg.*^)
Diesen Ereignissen gegenüber konnte der Wiener Hof nicht nihig bleiben.
Er Hess nicht nur einen Militärcbrdon durch Ungarn und Siebenbürgen ziehen
und das dort streitige Grenzgebiet besetzen, sondern suchte auch eine Verstän-
digung mit der Pforte. *®)
In der Convention vom 6. Juli 1771 erklärte sich letztere zur Zahlung
von 20.000 Beuteln (circa 11 7^ Millionen Gulden) und zur Abtretung der
kleinen Walachei bereit Dafür versprach ihr Oesten-eich einen annehmbaren
Frieden mit Russland zu vermitteln.^*).
Die im Jahre 1772 eingeleiteten Friedensunterhandlungen scheiterten an
dem Widerstreite der russischen und türkischen Begehren. Dieses Resultat kam
selbst dem Sieger unerwünscht, so dass auch dieser jetzt die guten Dienste
Oesterreichs in Anspruch nahm.
Fürst Kaunitz schlug damals vor, der Pforte fünf bis sechs Millionen
•*) il 0 Soll icr .s, a. a. 0.
«*) Wit'iior Diarium. 177.S. Xr. 74.
W) Arnoth, (iosi-hichte Maria Thoivsia's. VIII. S. 413.
«7) ßrücknor. Xatluinna dio Zwcito. UtTÜn 1888. S. 2m. ff.
**) Arnt'th, a. a. O. S. 170 f., Polok. Dio Envorhunj^ der Bukowina durch ()<\stor-
n'ich. (Vrnowitz 1S89, 8. 6 und K a i n d 1, Die Knvor1>un.!i: dvr Bukowina durch Ocstcrrcich.
(•/>.'mowitz 1H94. S. 9. ^^ i
f) A rneth. a. a. O. S. 290 f. Digitized by GOOglC
32 l^OLEK :
Gulden anzubieten, damit sie sich billigere Friedensbedingungen erkaufen könne ;
dagegen sollte sie die kleine Walachei an OesteiTeich abtreten. ^°)
Nur mit Widerstreben stimmte Joseph II. diesem Plane zu. Er hielt die
kleine Walachei weder in militärischer noch in politischer und commercicUtT
Hinsicht eines solchen Geldopfers wert*') Die Wahrnehmungen, die er auf der
siebenbürgisch-galizischen Reise machte, bestärkten ihn noch mehr in seiner
Meinung; dagegen lenkten sie seine Aufmerksamkeit auf einen anderen Theil
des türkischen Grenzgel)ietes : auf den nordwestliclien Theil der Moldau, d. L
die heutige Bukowina. Durch den Besitz dieses Landes hoffite er die Herstel-
lung einer directeren und bequemeren Verbindung zmschen Siebenbürgen und
Ostgalizien zu en^eichen.^^)
Hierüber schricl) er am 19. Juni 1S73 von Szäsz-Regen an seine Mutter:
*Wir haben soeben die Csik und Gyorgyo mit allen ihren nach der Moldau
führenden Pässen sowie einen Theil des wiederbesetzten Gebietes besichtigt
Letzteres ist eine wahre Wildnis, bedeckt mit den schönsten Bäumen, die aber
unbenutzt verfaulen. Wenn man durch die Zurückgabe dieser ziemlich ausge-
delniten, aber ohne Beurbann)g und Besiedelung fast wertlosen Gebietstheile a»
die Moldauer jene Ecke gewinnen köimte, die an Siebenbürgen, an die Marma-
roscli und an Pokntien stösst, so würde man sicher etwas sehr Nützliches voll-
bringen.«^ Er bittet die Kaiserin, diese Angelegenheit von dem Füi'sten Kaunitz
in Erwägung ziehen zu lassen und fährt dann also fort: Diese Erwerbung
(cela) würde nicht nur unsern Handel und Verkehr erleichtern, sondern tür die
Truppen, die jetzt behufs ihrer Vereinigung einen furchtbciren Ihn weg nmchen
müssen, fiir den Kriegsfall Ausgänge aus einer in die andere diesen* Provinzen
schatt\ni.«
Als erwerbenswert bezeichnet Joseph IL den inzwischen dem Rodnapass
un<l den Strassen von Horodenka, Sniatyn und Zaleszczyki längs des Sert»tli
bis zum Pruth und Dniester und ganz Pokutien enthnig« gelegenen Theil der
Moldau. Dies« würde, meint er schliesslich, »in militärischer und politischer
Beziehung zum mindesten der kleinen Walachei gleichkommen.« ^')
Bei dem Hinweis auf den zur Eraielung einer besseren Verbindung der
beiden Provinzen Siebenbürgen und Gtdizien lu'ithigen Landstrich und der An-
gabe der Art und Weise, wie dessen Erwerbung zu bewerkstelligen sei, liess es
Joseph ir. nicht bewenden. Er traf sofort Anstalten, um eine genaue Keimtnis
von dem ins Auge gefassten Gebiete zu erlangen. Zu diesem Zwecke schickte
er den Obei-sten des 2. walachischen Infanteriereginientii Karl JVeiherrn von
Enzenberg mit einem Officier und zwei Unt^Toflicieix^n zur Recognoscieioing
in die Moldau wh.^*)
Heber fünf -Punkte^ sollte die Expedition Auskunft bringen: ül)er die
M(iglichkeit der Hei-stellung einer dauerhaften, fahrbaren Strasse aus Sieben-
="•) P^heinhi. S. 455.
»') KluMula. S. 457.
") Polck, II. a. (). S. 11.
") Polck, a. a. (). S. 12. f. un.l Arnetli, a. a. O. Vill. 8. 613.
»*) Sirlu» «las w.'ittT inin^n t .l'^t-iile kaistTÜi-h' HandMlH iiTnl v^'l. l\uj r k, a. ji. O. S. i:U.
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JosEPH^s 11. Reisen nach Oalizien und der Bukowina. 33
bürgen über Doma nach Galizien, zweitens ül)er die Ausdehnung der Besitz-
ergreifung mit Rücksicht auf die Gewinnung einer leicht zu vertheidigenden
Grenzlinie, dann über die Beschaffenheit und den Wert des benöthigten Land-
striches, fenier über die \ ortheile dieser »Acquirierung« für die Monarcliie,
endlich über die Haltung der Bevölkerung im Falle eines Regierungswechsels.
Nach Verlauf von ungelähr sechs Wochen hatte Enzenberg die ihm über-
tragene schwierige Aufgabe gelöst. Sein Bericht '^) sprach laut für das Project
des Kaisers. Dieser war denn auch, wie das folgende, am 10. August von
Sniatyn an den Hofkriegsraths-Präsidenten gerichtete Haiidbillet l)eweist, mit
dem Ergebnisse der Expedition zufrieden. Er schrieb:
»lieber Feldmarschall Graf von Lacy! Da dem Obristen des zweyten
Wallachischen Infanterie Regiments Baron von Enzenberg der Auftrag von
Mir geschehen ist, sich mit einem Oflicier und zweyen Unter Officieren in die
Moldau zu begeben, derselbe auch bereits mehrere Zeit allda zugebracht, wie
es ihnen schon bewust ist, und die ihme «auferlegte Commission auch wirklich
gut vollendet hat; So werden sie dem General Commando in Siebenbürgen
den Befehl ertlieilen, dass selbes gedachten Obristen Enzenberg alle zu sothaner
Reyse gemachte Ausgaaben, Unkosten und diurna^ ohne hierüber von ihme eine
liesondere genaue Berechnung zu fordern, ohnaufhaltlich verabfolgen lasse.
Sniatyn den 10. August 1773.
Joseph Con\ : ^'')
Eine weitere Massnahme des Kaisers war die Anordnung der kartho-
graphischen Aufnahme des an Gahzien und Ungarn stosseiulen Gebietes. Diese
Aufgabe fiel dem Generalstabs- Hauptmaime Friedrich von M i e g zu, der schon
am 17. September 1773 eine »Generalkarte« von dem zwischen dem Pruth und
Dniester gelegenen Landstriche nebst Specialplänen von Chotin und Kamieniec
an das galizische Generalcoramando sandte, indem er gleichzeitig in einem bei-
gefügten Berichte ebenso wie wenige Wochen früher Enzenberg die grossen
Vortheile einer Grenzerweiterung nach der Türkei hin auseinandersetzte.^^)
.Schliesslich liess der Kaiser »zur Erweisung der diesseitigen Anspiüche
und Gerechtsamen auf die Moldau« durch den geschieh tskundigen Obersten
Baron von S e e g e r eine Geschichte dieses Landes schreiben, die denn auch
darthat, dass der Bukowiner Wald und der von Czeniowitz gegen Sereth uiul
Borgo laufende Bergrücken die Grenze zwischen der Moldau und Pokutien, also
Galizien, gebildet habe.*®)
Staatskanzler K a u n i t z zollte dem Projecte Joseph's Beilall. Schon im
Juli 1773 hatte er den österreichischen Geschäftsträger in Constantinopel Franz
Freiherrn von Thugut davon unterrichtet, und obwohl dieser in seinem Be-
•*) Er ist unter dem Titel: »Von und aus der Bukow-ina. Im September 1781 < (anonym)
in Schlözer s »Stiiais-Anzeij^en«, Bd. I, Heft 1, S. 38 ff, dann in Hurmuzakis ^Dofu-
menie la istoria Rot/ianihro^y Vol! VII, S. 488—496 und im Auszuj^e bei Pole k, a. a. S. 14 ff
veröffentlicht.
**) K.-A. n. S. 1773—62—33. (OriJ,^)
■0 Werenka »Bukowinas Entstellen und Aufblühen, I.*^ im Archiv fiir östeiT. (ie-
M-hichte. LXXVm, Beilage I.
") Bei Werenka, a. a. 0. Beil. II. u. XUI.
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84 PoLEK :
richte vom 3. August die Willfährigkeit der Pforte sehr bezweifelte, kam er
dennoch sofort auf die Sache neuerdings zurück.^^) Ein Jahr später wjir der
YOni Kaiser ins Auge gefiisste Landstrich, die Bukowiiui, von Oesterreich besetzt**]
II.
Reise nach Gaiizien und Russiand 1780.
Nach allen aus der Zeit der Besitzergreifung stammenden Berichten *^)
war die Bukowina damals grösstentheils mit Wald bedeckt
Und wie spärlich war das Land bevcilkert! Auf den 10.456 QKilometenj.
die es mnfasst, wohnten nicht mehr als circa 12 bis 15 Tausend Familien oder
60 bis 70 Tausend Seelen.*^) Demgemäss lagen auch die kleinen, zumeist niu*
eine einzige Stube enthaltenden, aus Holz aufgefuhii^n Häuser überall, besondei^
aber im Gebirge, weit auseinander.**)
Der Nationalität nach gehörte die Mehraahl der Bewohner dem rumäni-
schen Volksstamme an. Im Russisch-Kimpolunger Bezirke (Gerichtsbezirke
Wiznitz und Putilla) sassen neben den Rumänen auch Ruthenen.**) Auch zwei
kleine deutsche Colonien waren schon vorhanden : Prelipcze und Sadagora.**)
Ausserdem gab es in Suczawa eine ziemlich starke Gemeinde von orientidischen
Armeniern *^) und im ganzen fjande zei'streut Juden und Zigeuner.*')
Die Rumänen bekannten sich sämmtlich zur griechisch-orientilischen Kirche.
Dieser Kirche hiengen aus Mangel an eigenen Priestern auch die ehedem grie-
chisch-katholischen Ruthenen an. Doch hatten weder die einen noch die an-
deren einen rechten BegriflF von ihrer Religion.*^)
8») Arncth, (Joschicht*^ Maria Thm-sia's. VIIT. S. 463 f.
*°) üeber die Ei-werbunj? der Bukowina siebe A r n e t b, a. a. 0. VIII, 8. 369 ff sowie die
bt^reits citierten Arbeiten von K a i n d 1, P o 1 e k und W e r e n k a.
*^) (ianz (xler theilweise sind davon veröffentliebt : 1. General Baron Spien y's »ohnmass-
j^eblicher Entwurf zu einer inilitäriscben Einriebtung des k. k. enelavirten Moldauischen AdUkmIs-
vom 10. Deeember 1774 (bei Pn>f. Dr. v. Ziej^lauer, Der Zustand der Bukowina zur Z*»it d-T
österreichiscben Oc<*upation. Czemowitz 1888.), 2. Spien y's ^Be.*5chi-eibung des Bukowiner I)i-
stricts nach der vorberiji^m und jetzo n^wh bestehenden Beschaffenheit'^ aus d. J. 1775 (unter dem
Titel: ^General Spleny's Beschi-eibunj^ der Bukowina<^ und »Ortschafb^verzeichnis der Bukowina-,
hi-sj?. von Polek. Czemowitz 1893.), 3. General Baron Enzenberj^s Ik'nkschrifben vom
30. October 1779 (bei Ziej^lauer, Geschichtliche Bilder aus der Bukowina zur Zeit der öster-
reidiiscben Oecupation, CzemoM-itz 1893) und 4. die ^Beschreibiuijc d(?s Buew\iner Distri<-tä^ de^
Mappierung8dire(^)rs .1. B u d i n s z k v aus d. J. 1783 (l)ei Polek, Die Bukowina zu Anfanp
des Jahres 1783, Czemowitz 1894.)
*") Spleny's BescbriMbunji: der Bukowina, S. 166^ f., dann Orisciiaftsverzeichnis S. 4 ff.
*') Spleny's Besehreibung der Bukowina, S. 25 ff und 66 f.
**) Werenka, »Maria Theresia und die Bukowina«, Wiener Zeitung, 1888 Xr. 107. Vgl.
auch Polek, Die Anfangs» des Volksschulwesens in der Bukowina. Czemowitz 1891. S. 42.
**) Ueber Prehj)cze u. Sadagora siehe W i c k e n h a u s e r, Die deutschen Siedelungen in
der Bukowina. 1. (Czemowitz 1885), S. 34 ff, über Sadag<'>rd auch Polok, Die ehemalige rus-
sische Münzstätte in Sadagc'mi. Czemowitz 1894.
*«) Siehe D. Dan, Die orientalischen Amienier in der Bukowina. Czemowitz 1890. Vgl
auch Zieglauer, Geschichtliche Bilder, S. 61—63.
*') Ueber die Juden siehe Polek, Statistik des Judentbunis in der Bukowina (S.-A. aui^
d. Statist. Monatschrift. Wien 1889), über die Zigeuner: A. Ficker, Die ZigiMiner in der Bu-
kowina (S.-A. aus d. Statist. Monatschrift 1875) und Dan, Die Zigeuner in der Bukowina. Czer-
nowitz 1892. Vgl. auch Zieglauer, a. a. 0. S. 69 ff.
*®) S p 1 e n y, Beschivibung der Bukowina, S. 34.
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Josbph's II. Reisen nach Galtzten und der Bukowina. 35
Um Schulung und Bildung stand es überhaupt sehr schlecht in dem neu-
ei-^^'orbenen Lande. Von den Adehgen pflegte nur ein einziger (der Bojar Ba-
silius Bai seh) »die Rechte und die Wissen schaftejK, die Geistlichen waren
zufrieden, wenn sie nur lesen und schreiben konnten, und die grosse Masse des
Volkes genoss gar keinen Unterricht*^)
Den Hauptnahrungszweig der Bewohner bildete die Viehzucht, deren Pro-
duete (Rinder und Pferde, Schafe und Ziegen, Häute und Wolle etc.) von den
Juden und Armeniern aufgekauft und theils nach der Türkei, theils nach Schle-
sien verhandelt wurden. Der Ackerbau bestand hauptsächlich im Anbau von
Kukuruz, und zwar für den eigenen Bedarf '*^)
Der ganze Gnnul und Boden eines Dorfes war dem Grundherrn eigen.
Der Bauer besass nicht eine Handbreit eigenen Ten-ains. Er erhielt jährlich
soviel Grund, als er zum Unterhalt des Viehes und zum Anbau brauchte. Dafür
hatte er dem Grundherrn von allen seinen Erzeugnissen den Zehnt zu geben,
12 Tage im Jahr zu frohnen, eine Fuhr Holz zuzuführen und bei der Ausbes-
serung der herrschaftlichen Gebäude mitzuwirken.^') Im übrigen war der Bauer
fi*ei ; leibeigen war nur ein Theil der Zigeuner, die sogenannten Roby.**)
Von den weltHchen Grundbesitzern hatten die meisten ihren bleibenden
Wohnsitz ausserhalb des Landes. Aber auch die innerhalb des Cordons be-
güterte Geistlichkeit gehörte nicht ausschliessHch der Bukowina an. Ein grosser
Tlieil von Grund und Boden war nämlich dem Metropoliten von Jassy und
moldauischen Klöstern eigen. Anderer;;eits hatte sowohl der Radautzer oder
BukoH-iner Bischof als auch die Bukowiner Klostergeistlichkeit in der Moldau
Güter. ")
Wenn schon aus .diesen eigentliümlichen Besitzverhältnissen mannigfache
Irrungen entsprangen, so nmsste das äussere Gefüge der Kirche — es reichte
nämlich einerseits die Radautzer Diöcese weit in das moldauische Fürstenthum
hinein, während andererseits nicht nur viele Seelsorgstationen, sondern auch alle
Kliister der Bukowina dem Jassyer Erzbischofe unterworfen waren — noch
grössere Uebelstände zur Folge haben. Die Weltgeistlichen (Popen und Dia-
konen) machten sich bei dem Abgang von Pftiinden und Stolgebühren durch
unerlaubte Mittel fiir ihre geistlichen Verrichtungen bezahlt, die Mönche aber
führten, da ihre Vorsteher das Eiträgnis der Klostergüter vergeudeten, entweder
ein erbarmungswürdiges Dasein oder gewannen ihren Lebensunterhalt ausserhalb
der Klostermauem.'^*)
Nicht besser war die Verwaltung des Landes beschaffen. Sie bestand
eigentlich nur in der Einsammlung der Steuern und in der Pflege der Justiz.
Dazu war in Czerno^itz ein Starost (Aeltester), in Suczawa ein Isprawnik (Ver-
walter), in jedem Okol (Bezirke) Namestniks (Stellvertreter) imd in den Dörfern
**) P o l c k, Aiifiingp d. Volkssehulwesens in <1. Buko>rina. S. 6 ff.
***) S p 1 o n v' ß Beschreibung d. Bukowina. 8. 35 ff.
»») Spleny, a. a. 0. S. 64 f. — V^rl. auch Zieglauer, a. a. 0. S. 16 ff.
**) Zieglauer, a. a. 0. S. 71.
**) N<H-h im Jahre 1788 zählte man 80 OrtschafUm, dei-en Eigenthünier sicli theil>» in der
M«44biii. theils in der Walachei aufhielü^n. (Polek, Die Bukowina zu Anfang 1783. 8. 62.)
**) Spien y' s B«?s<*hrtMhung d. Bukowina. 8. 51 f un<l Z i e g 1 a u e r, a. a. 0. 8^4 ff, -
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36 Polek:
Dwoniiks (Richter) angestellt Dem Starosten und dem Isprawnik waren je
drei Ix)gofeten (Srhreil)er), einer fiir die Steuersachen luid zwei fiir die Gerichts-
pHege und die Corresi)ondenz, den Namestniks je zwei Zlotaschen (Steuerein-
nehmer), den Dwoniiks je nacli der Grösse und Ausdehnung des Dorfes 1, 2
oder 3 Wat^imans (Gehilfen) zugetlieilt. Dem Starosten standen überdies eine
Anzahl Gerichtsdiener (Barans, Umblators) und Amanten, letztere zumeist zu
auswärtigen Dienstverrichtungen und zur Ueberbringung der Berichte nach Ja^j,
zur Verfügung. Die Aufsicht über die Grenze besorgten 100 Kalaraschen oder
Grenzwächter unter einem Capitän und 4 Vicecapitäns.
Nur die Amanten erhieltcMi ihren Sold vom Fürsten; das ganze übrige
Verwaltungspersonale, vom Starosten angefangen, war auf sogenannte Sportein
angewiesen. Uebrigens waren die vornehmeren Aemter nicht auf Lebenszeit
sondern nur auf 2 oder 3 Jahre und meistentheils an den Meistbietenden ver-
handelt Kein Wunder, dass (he Bemühung solcher Beamten dahin gieng, das
für das Amt ausgelegte Geld sobald als möglich herauszuschlagen und sich
während der kurzen Amtszeit auf Kosten des armen Volkes zu bereichem.**)
Die Steuem waren maimigfach. Vor allem ist der Tribut zu nennen, der
zumeist die Aenneren drückte; denn der höhere Adel und die Klostergeistlich-
keit war davon befreit Dann gab es eine Gostina (Weidegeld fiir fremde Schafe),
eine Desetina (Zehnt von Borstenvieh und Bienen), ein Solarit (Salzsteuer, nur
im Czernowitzer District), eine Starostie und Isprawniksie (Steuer fiü* den Sta-
rosten und Isprawnik von allen ausgeführten Waren), eine Kapitanie Dikitzman
(Steuer für den Grenzcapitän von Kotzman von dem ausgeführten Vieh), eine
Dworniksie mare und eine Schartrarie (ebensolche Steuer für den Gross-Dwomik
oder Obei*st- Hofmarschall, bezw. für den Schartrar oder General-Quartiermeister),
ein Boeritul (Steuer von jedem Schank- und Brantweinhaus für den Gross-
Mundschenk), ein Venitul Metropolitului (Steuer, welche die Juden für ihre Dul-
dung dem Metropoliten zu entrichten hatten) etc.**)
Was die Rechtspflege anbelangt, so war für den processierenden Baueni
der Dwornik die ei-ste, der Namestnik die zweite, der Starost bezw. der Isprawnik
die dritte Instanz. Der Adel brachte seine Klagen sofort bei letzterem vor.
Die Geistlichen aber unterstanden in Temporalibus wie in Spiritualibus der
Jurisdiction des Bischofs.
Alle Processe wurden ohne Advociiten, ohne Beisitzer, ohne Protokoll,
bloss nach der natürhchen Einsicht oder Willkür des Richters durchgeführt;
doch stand es dem Bauern, dem Edelmann und auch dem Geistüchen frei, gegen
den Aussi)mch des Starosten, bez. Isprawniks und Bischofs die Entscheidung des
Füi'sten anzumfen, der die Streitsache von dem in Jassy eingesetzten Divaii
(Gerichtshof) untersuchen Hess.
Criminalfälle konnten nur in Jai^sy zur Verhandlung kommen, Todes-
urtheile nur mit Zustinmmng der Pforte vollzogen wenlen ; die Verbrecher waren
jedoch »meistens so glücklich <, sich untenvegs oder im Gefängnisse mittels eines
Geldgeschenkes von ihren Fesseln zu befreien.*^^
W) Spion V, a. a. O. S. 45 ff.
^) KiM'iMla/a. a. O. S. 53 ff.
»0 Elxnula, S. 50 ff.
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Josbph's II. Reisen nach Galizien und der Bukowina 37
Von der Handhabung der Polizei war keine Rede. Im gajizen Lande gab
es keinen Chirurgen, keinen Arzt und keine Apotheke. Nirgends war man
seines Eigenthums imd Lebens sicher, da die in und an den Wäldoni einsam
lebenden Bewohner aus Furcht, misshandelt oder getödtet zu werden, dem räu-
berischen Gesindel allzeit Unterkunft gewährten. Die Landstrassen waren der-
gestalt vernachlässigt, dass die Reisenden alle AugenbUcke in Morästen stecken
blieben. Auch Brücken fehlten, so dass man zur Zeit des Regenwetters an
Flüssen und Bächen warten musste, bis das Wasser sich etwas verlaufen hatte.
Dieselbe Fahrlässigkeit, die auf dem Lande überall in die Augen sprang,
herrschte auch in den Städten. Keine Vorsicht gegen Feucrsbiamst, kein ordent-
liches Mass und Gewicht, keine Reinlichkeit, überhaupt nichts, was den Auf-
schwung einer Stadt befördert, war daselbst zu finden.'^^)
Das war der Zustand der Bukowina zur Zeit, als Oesterreich von diesem
Land Besitz ergriff.
Die erste Frage, die hinsichtlich des neugewonnenen Gebietes zu lösen
war, betraf die Art und Weise seiner künftigen Verwaltung. Es musste ent-
schieden werden, ob dieses Land eine selbständige Provinz bilden oder zu Ga-
lizien geschlagen oder etwa zur Verlängerung der siebenbürgischen Militärgrenze
verwendet werden sollte. Dann kamen die einzuführenden Verbesserungen in
Betracht
Der commandierende General in Galizien, Feldzeugmeister Freiherr v.
Elrichshausen, redete der Grenzeinrichtung das Wort und rieth, sie da-
durch anzubahnen, dass man das Land gleich anfangs unter militärische Ijei-
tung stelle.^®) Die Beschaffenheit und die Ziele dieser Verwaltung legte er in
einer vom 6. Jänner 1775 datierten Denkschrift dar.^°) Er schlug die Einthei-
lung des Landes, fiir welches er den Ausdruck »moldauisches Generalat« ge-
braucht, in 2 Kreise oder Regimentsstände (Czernowitzer und Suczawer Regi-
mentsstand) vor. An der Spitze des Generalats sollte ein Feldmarschall-Lieu-
tenant •*), an der Spitze der Regimentsstände je ein Officier mit dem Titel
Standespfleger stehen. Das Generalat sollte vom Hofkriegsrathe abhängen und
mittelbar an das galizische Generalcommando angewiesen sein. Generalat und
Regimentsstände sollten auch die Justiz ausüben, und zwar ersteres als Appel-
lationsgericht für alle Stände, letztere als Gerichtshöfe ei-ster Instanz fiir die
Edelleute und zweiter Listanz fiir die Bauern, die Bürger und die Judenschaft,
die ihr Recht in erster Listanz von ihren Richtern (Dorf-, Stadt-, Judenrichtern)
zn nehmen hätten. Das bisherige Abgabensystem wollte der Feldzeugmeister
w) Ebenda, S. 52 f und Ziüj,Mauer, a. a. 0. S. 117 ff.
*•) Btrirht an den Hofkriej^srath, Lt>ni])ei^ 14. DecembtT 1774. (Orij^. K.-A. IL S.
1774—23—24.)
*>) Sie befindet sieh unter dem Titel: »Entwurf auf was Art der enelavirte Kays. Könlj^l.
Mcjlilauische Bezirk unter der militairisehen Direetion zu verwalten soyv^ in dem k. u. k. Kriej??-
art-hive (II. 8. 1775 — 879) und stimmt bis auf wenij^o, zumeist nur stilistische Aendenmgen mit
«lern ebendaselbst (I. S. 1774—23 — 31) aufbewahrt(»n. oben (Anmerkun<jj 41) erwähnten Hpleuy'-
M-hen >Entwurfe« vom 10. December 1774 nahezu wörtlich übercin. Auf <licsp Uelx'nnnstimmimg
hat übrigi?ns 8pleny stdbst in einem unterm 9. Juni 1776 an den Ifofkriejjsraths-Präsidenten
^Irafen v. Hadik ^reriehteten Schreiben hinj^^wiesen. (Vj^l. auch Anmerkunj^ 67.)
•') Nach (lem Spleny* sehen Entwürfe sollte ein (Jeneral die Oberleitung^ haben.
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88 Polek:
bis auf die Steuer für Bienenstöcke, Schafe und Boi'stenvieh, deren Abschaffung
er beftirwortetOj beibehalten wissen ; ebenso wideriieth er jede Aenderung an
dem Verhältnisse der Bauern zu den Grundherren. Dagegen sprach er sich für
die x\nlegung von Strassen, in erster Linie fiir die Enveiterung des von Pozo-
rittta (unweit Kim polung) nach dem Borgopasse führenden »Fusssteiges^ zu
einem »ordentlichen Fuhi^ege« aus, empfahl zur Abwehr der von der Türivci
her beständig drohenden Pest die Errichtung von 5 Quarantaineanstalten und
zur Hebung des Verkehrs zwischen Galizien mid Siebenbürgen die Herstellung
einer regelmässigen Postverbindung, betonte die Nothwendigkeit, die Bauern zum
Anbau von Korn und Hafer sowie zur Schonung der AVälder zu verhalten,
rietl», durch Gewähnmg von Freiheiten Handwerker herbeizulocken, und hob
schliesslich die Vortheile hervor, die dem Lande aus der Errichtung zweier ade-
liger Convicte und Lateinschulen (in Czernowitz und Suczawa) erw^achsen wünlen.
Wenngleich Verbesserungen nicht abgeneigt, hielt Kaiser Joseph doch die
Umwandlung des Landes in eine Militärgrenze, ja selbst die Feststelliuig einer
bestimmten Regierungsform noch fiir verfrüht »Diesen (District) anjetzo zu einer
gränitz zu machen und zu bewaffnen, wäre nicht rathsam.« So hatte er im De-
cember 1774 über Elrichshausen's Vorschlag resolviert^') Ueber dessen «Ent-
wurf« schrieb er eigenhändig folgende Entscheidung nieder: i>Da die um-
stände noch nicht so beschaffen sind in diesen tlieill der
Moldau eine Regierun gs Form einzuführe n, so ist des Elrichs-
h ausen Ei fer z war zu beloben, ihme aber aufzutragen, alles
in statu quo zu belassen und nur interimaliter durch das darin-
nen befindliche Militare die gewöhnlichen Steuern eintrei-
ben zu lassen, die höchst nöthigen Sanitäts anstalten zu
treffen und die bestmöglichst und leichtesten defensions und
zugleich am eliora tions anstalten zu treffen.« ^^) Diesen Befehl
wiederholte der Kaiser am 8. Febniar 1775 unter Beifügung der Gründe, die ihn
dazu bewogen. Er trug nämlich dem Hofkriegsrathe auf, dem galizischen
G.eneralcommando »zur unverbrüchlichen Regel vorzuschreiben,
dassnoch dermalen und bis auf wei tere n Befehl in dem ge-
dachten enclavirten Bezirk (d. i. in der Bukowina) nichts neues,
als was die äusserste und unvermeidliche Nothwendigkeit
erfordert, verordnet, alles übrige in statu quo belassen und be-
sonders die Publicirung solcher öffentlichen Patente oder die Verfugmig solcher
Anordnungen vermieden werden solle, welche die mit der Pforte wegen des
erwehnten besetzten Districts vorhabende Unterhandlung ®*) erschweren, die dor-
tigen Unterthanen missmuthig machen oder denen in den benachbarten Gegen-
den annoch befindlichen Kussischen Truppen zu Beschwerden Anhiss geben«
könnten.'^'')
Dasselbe Schicksal wie der von Elrichshausen vorgelegte »Entwurf-, hatte
") Vortra«,' dos Hofkric^rsrathes, 27. IVcvnibor 1774. (Orij?. K.-A. II. S. 1775— 23--24.)
ßJ») Vortiiij?, 15. Jänner 1775. (OriK- K.-A. II. S. 1775—87-9.)
**) (ienieint sind die Unterliandliinj^'im in Botroff der Abj^^a'nzun«? der Bukowina.
^^) Werenka, a. a. ()., Boil. lA'XXIII.
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Joseph's II. Eeisen nach Galizien und der Bukowina. 39
das umfangreiche Elaborat, ^^) das der seit dem Eiumareche in die Bukowina
daselbst ad Interim mit der Militär- und Civilgewalt ausgestattete General Frei-
herr von Spleny am 10. Februar 1776 dem Präsidenten des Hofkriegsrathes
übersandte, und worin im grossen und ganzen das in dem ebengenannten »Ent-
würfe« dargelegte Reformprogi'amm weiter ausgefiihrt und begiündet wird.^^) In
dem darüber abgegebenen Gutachten sprach sich nämlich der Hofkriegsrath,
auf Joseph's Befehle in Betreff der Aufrechterhaltung des Statm quo verwei-
send, dahin aus: »es könne und müsse das, was der Bukowina
^schädlich« und gegen deren »vorige Gewohnh ei ten* sei, »hint-
angehalten^ und alles, was den' Ein wohnern »zum Vortheil«
gereiche und »keine wesentliche Veränderungen« nach sich
ziehe, zur Ausführun g kommen; »alles übrige« dagegen, »was
auf die künftige Dist ri ctsverwaltung und auf die vorgeschla-
genen neuen Einrichtungen einen Bezug habe, könne »so
lange nicht zur Deliberation und Ausübung gebracht werden,
bis die eigentliche Grenze des Districts (d. i. der Bukowina)
festgesetzt und in Betreff dessen künftiger Administration
die Allerhöchste Gesinnung bekannt sein werde«. Dieser An-
sicht pflichtete auch Kaiserin Maria Theresia bei. »Bevor nicht die
vollständige Grenzberichtigung erfolget«, entschied sie,
^kann dem Spleny lediglich die Weisung, worauf Hofkriegs-
rath ganz wohl anträgt, gegeben werden.« ®®)
Die Grenzverhandlungen fanden am 2. Juli 1776 in der Convention von
Palamutka ihren Abschluss. Trotzdem verstrichen, da die l}aierische Erbfolge-
frage um jene Zeit auftauchte, noch drei volle Jahre, bis man hohenorts »die
Regulierung des Bukowiner Districts« in enistHche Ersvägung zog. Aber gleich
nach Unterzeichnung des Teschener Friedens ergieng an General Baron En-
zenberg — dieser hatte am 6. April 1778 an Spleny's Stelle die interimi-
stische Leitung der Bukowina übernonmien — von Seite des Hofkriegsrathes der
Befehl, über den Zustand des Landes zu berichten und Verbesserungsvoi-schläge
zu unterbreiten. In letzterer Hinsicht sollte der General insbesondere darüber
seine Meinung äussern, »ob in der Bukowina eine »Grenzmiliz« »mit Nutzen«
erichtet werden könne, oder ob es genüge, die Bevölkenuig »zu Erhaltung der
Sicherheit im Land und an denen Grenzen zur Dienstleistung« beizuziehen.*^)
••) Herausgegeben von m i r unter dem TiU^l : »General Spleny's Beschreibung der Buko-
wina*. Czemowitz 1893. (Vgl. Anmerk. 41.)
•^ Spleny selbst äussert sich darüber in dem BegleitscJirelben folgendermassen : »Ich
hatte zwar einen TheU dieses Werks, wiw? nämlich die zukünftige Verfassung dieses Districts an-
belangt auf An verlangen meines vorhinigen commandirenden Ucneralens, Herrn Feldzeugmeistt^rs
B. Ellrichshausen Excellenz, nur bald nach der von mir in dieser Gegend angetretenen
AnsteDung einzureichen die (inade gehabt, nachdem ich aber damals die gehörige Zeit nicht
hattt\ <las innerliche jeden Gegen.standes verlässig einzusehen und diesemnach die vorhinige Ge-
wohnheiten oder die sonstige liage aller Dingen mit dem, was künftig mit Nutzen des Souverains
veranstaltet werden könnte, zu combiniren, so konnte sothan meine ei-ste Bemühung natürlicher-
weise nicht anders al \ ohn vollkommen gerathen ; welch fehlorhaftt^s zu ver)je-wem, zugleich aber auch
«im lias jetiige Werk so viel möglich in Vollkommenheit zu bringen, erdcht<» ich fiir nöthig, auch
•iiej5<3n, obschon einmal abgehandelten Theil in einer verbesserten Gesüilt gleichsam zu wiederholen.«
(Orig. K.-A. n. S. 1776—53-42.)
^ Vortrag d. Hofkriegsrathes, 13. April 1776. (Orig. K.-A. H. S. 1776-53-42.> j
«») Rescript vom 25. August 1779. (Protok. d.Hofkriegsr. 1779, G., Nr. 6376.) jOOglC
40 PoLKK :
Aus Enzeiibergs » System isierungsplano« — so bezeichnet der GenenJ
selbst sein aus sieben, vom 80. October 1779 datierten Denkschriflen bestehendes
Elaborat — ist zunächst ersichtlich, dass trotz des im allgemeinen noch auf-
rechterhaltenen Status quo die ersten fiinf Jahix? österreichischer Ven^altung in
der Bukowina nicht erfolglos waren; denn die Einwohnerzahl hatte sich tlieils
auf natürlichem Wege, theils durch Zuwanderungen nahezu verdoppelt, der Ver-
kehr hatk* sich durch die Hei*stellung der Verbindung zwischen Siel)enl)ürgen
und Galizien gehoben, die Justiz wurde nicht mehr willkürlich, sondern nach
Gesetzen gehandhabt, und die Enichtung von Scliulen war durch die Giündung
eines Schulfonds angebahnt.'^)
Die Vorschläge Enzenl)erg's zur Beseitigung der noch bestehenden Uebel-
stände gehen über die Elrichshauseji'schen, l)eziehungsweise Spl^ny'schen Re-
formgedanken weit hinaus. Die Meinungsverschiedenheiten betreffen insbesondere
die grundherrlich-bäuerlichen Verhältnisse und das Steuerwesen. In ersterer
Hinsicht schlägt Enzenberg, um den Landwirt an die Scholle zu fesseln m\d
zur Erbauung besserer Wohngebäude anzueifern, vor, dem Grundherrn zu ver-
bieten, den einem Unterthan einmal zugewiesenen Grund diesem oder dessen
Nackkommen wieder abzunehmen oder ^o^^cn einen anderen zu vertauschen.
Dafür sollten die Prohnen (Hand- und Spanndienste) grösser als bisher sein
und überdies nicht mehr von allen Tlnt^iihanen in gleichem Ausmasse,
sondern dem zugetheilten Besitz entsprechend geleistet werden. In Hhisicht
auf die laudesfüi-stlichen Abgaben empfahl der General, an Stelle der Mehr-
heit der Steuern eine einzige, auch vom Adel und der Geistlichkeit zu
entrichtende Steuer einzufiihreri und zu ihrer Bemessungsgiimdlagc Grund und
Boden anzunehmen. Grösstentheils neu sind Enzenberg's Vorschläge in Betreff
der Verbesserung des Kirchenwesens. Damach sollte im Einverständnisse mit
dem Patriarchen die Bukowina zu einer Diöcese allein bestimmt, die geistliche«
Güter eingezogen, der Biscliof und die Mönche vom Staate besoldet und der
Unterhalt der Weltgeistlichen durch Feststellung von Stolgebühren, sowie durch
Zuweisung von Wiesen und Feldern (portio canonica) seitens der Grundherren
gesichert Averden. Was endlich die Grenzmihz betrifft, konnte Enzenberg zwar
nicht umhin, auf die Abneigung der Bukowiner gegen den Militärdienst hinzu-
weisen ; ein wirkliches Hindernis für die Errichtung einer solchen Miliz erblickte
er jedoch vorläufig nur in dem Mangel der zur Dotierung der Grenzer nötliigen
landesfüretlichen Ländereien. Diesem Mangel sollte dadurch abgeholfen w^erden.
dass die weltlichen und geistlichen Grundbesitzer zum Nachweise ihres Besitz-
rechts verhalten und jene Güter, für welche dieser Beweis nicht , zu erbringen
wäre, confisciert w^ürden. Unterdessen, meinte der General, würde es genügen,
das Bukowiner Landvolk unter der Leitung von Soldaten %Qg'^^\ einen täglichen
Sold von je G kr., sowie gegen Befreiung von den öffentlichen Arbeiten zur Be-
wachung der Grenze zu verwenden.^')
Diesen Systemisierungsplan unterbreitete der Hofkriegsrath am 15. Jäjmer
1780 dem Kaiser mit dem Antrag, dass sowohl General Enzenberg als
'°) Dazu sowie zu <lom F()l«^^n(lim \\i\. Z i c j? 1 a u o r, Gt^chichtlicbe BiUk^r aus der Bukowina.
'*) DenkBtlirift Nr. 1 : ;>UntcrthäniK ^ebor?amst und unzielsetzliche Meinung... in Ajisefaun^
der I^^ulinint? des Bukowiner üistricts.« (K.-Ä. Memoiren. Abth. 2.3, Nr. 32 und U. S. 1780— 62- 3.Vk
Joseph's II. Reisen nach Gai.izien und der Bukowina. 41
auch der in Tjeniberg angestellte Oberkriegscomniissär W a g ra u t h, letzterer
in Vertretung des mit d3n Enzenberg'schen Ideen nicht ganz ein versUm denen
Coinnijuulierenden in Galizien, des FeldTnai*schall-Lieutenants Bai'on Schröder,
behufs endgiltiger Feststellung des Bukowiner Regulierungsplanes nach Wien
benifen werde. Diesem Antrage stimmte Josei)h zu.*^^)
Es ist nicht unwahi-scheijdich, dass sich der Kaiser schon damals mit
dem Ginlanken tiug, im Fnihjahre 1780 die Bukowina zu besuchen, um sich
ül)er die Wünsche und Bedürfnisse dieses Landes an Oit und Stelle zu unter-
richten. Jedenfcills war er Ende Jänner zu dieser Heise fest entschlossen, ja er
knü])fte daran noch ganz andere Pläne.
Während Maria Theresia die Allianz zwischen Oesterreich und Frankreich
noch immer für die natürlichste und passendste (la plus naturelle et la plus
convpnable) ansah, ^''^) hielt es Joseph seit dem Ende des baierischen Erbfolge-
krieges für die Aufgabe der östen*eichischen Politik, Russland von Preussen ab-
zuziehen und ein österreichisch-russisches Bündnis zustande zu l)ringen.^*) Als
er daher zu Anfang des Jahres 1780 von Katharina's II. Absicht, in den Mo-
naten Mai und Juni eine Reise nach Weissrusshmd zu untiTnehmen, hörte,
glaubte er die Zeit und Gelegeidieit zu pei-söidicher Annälienuig an die giT)sse
Kaiserin gekommen. Den entscheidenden Schritt wollte er jedoch nicht ohne
Vorwissen seiner Mutter thun. Er Uieilte ihr also mit, dass er die Czarin an-
lässlich ihrer Reise auf russischem Gebiete zu begrüssen gesonnen sei, indem er
sich zu gleicher Zeit in die Bukowina beigeben wolle. Diese Mittheilung hielt
Maria Theresia für einen Scherz ; umso betiiibter war sie, als sie sah, wie ernst-
haft der Kaiser die Sache behandelte.^'')
Am 1. Februar 1780 machte Joseph auch den i*ussischen Botschafter
Fürsten Galitzin mit seinem Plan bekannt. Er fügte hinzu, dass diese Ange-
legenheit durchaus zu keiner Staatsaction werden solle; er wünsche nichts als
die i-ussische Kaiserin zu sehen.^^)
Katharina nahm das Anerbieten des Kaisers in den verbhidlichsten Aus-
drücken au und bezeichnete die Stadt Mobile w, wo sie am 7. Juni einzu-
treffen gedachte, als den geeignetsten Ort für die Zusammenkunft.^^)
Jetzt eret, am 29. Februar, erhielt Fürst K a u n i t z von den Absichten
des Kaisei-s Kunde. Dass er sich darüber empfindlich zeigte, ist begreiflich.
Noch mehr aber fiihlte sich Maria Theresia gekränkt. »Das ist ein neuer
Beweis«, schrieb sie vier Tage nach dem Eintreffen der Antwort aus St. Pe-
tersburg an den französischen Botschafter Grafen Mercy- Argen teau, »wie wenig
ich imstande bin, den Ideen meines Sohnes Einhalt zu tluui, obwohl ich dann
iumier in die Lage komme, einbezogen zu werden in dere^n Tadel«. ^®)
'«) OriK. K.-A. ü. S. 1780-23-6.
"•) Maria Therosia an Mario Aiitoinotto. 1. .Tiinner 1780. (Ihr Briefwochsel, heraiis-
^'.•j,n»}H'ii von A. V. Arno ib. 2. AiiH. lA])zh^ 1866. 8. 811.)
•*) A r II e t h, Oosohielite Maria TlioivHia>. X. S. 667 und H u b o r, OosU'rroicliisobe Roiebs-
^'H^obirbt*', Pmg, Wien und IxMpzijif 1895. ö. 186.
») A r u e t h, a. a. 0. S. 668.
■«) Ebentbi. S. 668.
") Ebonda. S. 669.
") Eb<-nda. S. 671. C r^r^n]o
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42 J'OLEK :
Inzwischen war der Kaiser mit seinem Heiseplan schon vollauf beschäftigt.
Das zeigt das folgende Handbillet an den Präsidenten des Hofkriegsrathes.")
Er schrieb :
»Lieber Feldmarschall Graf von Hadick ! Die Wichtigkeit einer zu er-
richtenden graden und so viel möglich gemächlichen Communic ation zwischen
Olmütz und Gallizien durch Hungarn rückwärts der Jablunka, dann die ein-
malige Bestimmung derjenigen Beschaffenheit, so einmal
die Buccowina überkommen muss, veranlassen Mich anheuer in diesem
Frulijahr und Sommer zu Beaugenscheinigung dieser beeden Objecten allhin eine
Reise zu unternehmen. Sie werden dann in Gemässheit dem FML. Schnkler
als Interims Commandirenden Generain in Gallizien den Auftrag machen, dass
er so bald als mögHch und aufs schleunigste deii Bericht erstatte, ob bevge-
schlossene ideale Marche-Route leicht zu bewerkstelligen möglich seye, oder was
er daran wesentUches abzuänderen für notliwenig hielte, damit Ich darnach Meine
weitere Anstalten treffen köime. Zu Gewinnung der Zeit aber wird zugleich
dem Oberst Lieutenant Mieg in BieUz zuzuschreiben, und ihm die Liste von
OUmütz bis Wielizka zuzuschicken sejii, damit er wegen der von Wallachisdi
Meseritz aus bis Oswiezin durchaus zu Pferd angetragenen Route seine Meynung
alsogleich hier einschicke, weil ihm am besten der Weeg wegen der allda neu
zu errichtenden Strassen bekannt seyn muss. In jede Nacht Station werden von
dem nächsten Militari, seye es Cavalerie oder Garnisonß-Regiment, 12 Mann
commandieret werden. In die Buccowina vom Niester an bis nach Siebenbürgen
werde ich durchaus reuten, und werden entweder gute Bauern oder Dienstpfenle
in Bereitschaft seyn. Die Quartiere werden schon von meinen eigenen Leuten
gemacht und besorget werden.
^Iden Tag meiner Abreise kann ich noch nicht bestimmen, ich werde ihn
aber l>ey Zeiten durchaus avisiren lassen, so wie ich auch eine lista von einigen
Victualien, die man in den Nacht Stationen wird in Bereitschaft halten müssen,
früh genug übei'scliicken werde. Alle zwey Meiln werden frische Pferde müssen
in Bereitschaft gehalten werden, deren Anzahl bey läufig 50 machen wird.
»Wenn General Enzenberg in Lemberg mit dem Schröder könnte
die Sache ausgearbeitet haben und noch ehender hieher kommen, so könnten
mündlich mit ihm einige Sachen abgeredet werden, und er nachhero noch zeitlich
genug in die Buccowina, um mich allda zu empfangen, sich wieder zurück verfugen.
»Da, wo die Wägen in der Buccowina und anfangs von Wallacliisch Me-
seritz aus vennuthlich nicht werden folgen köinien, so wird vor selbe eine andere
Route einzuleiten seyn, fiir Mich und eine kleine Suite aber, die ich in solclien
Gelegenheiten mitnehme, einige gesattelte Reitpferde und einige Saum- oder
Tragpferde bereit seyn, um einige Bagage fortzubringen, wann nicht auf Landes
Art einige Karren oder Leitenvagen dennoch von Station zu Station könnten
geführet werden, wo alsdann dergieich vorzüglich zu bestellen wären. Es ver-
steht sich, dass aller Orten gute und ausrichtsame Bothen zu Pferd müssen be-
stellet werden.
'») OnV- K.-A. II. S. 1780-49—1.
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Joseph's II. Reisen nach Gauzibn und der Bukowina. 43
»Zu Beschleinigung dieser an verlangenden Auskünften können Sie aucli
eine Estaffette damit au FMK Schröder abschicken und ihm diesen Brief von
Mir beyschhessen. Diese nemHclie Estaffette kann auch dem Obirst Lieutenant
Mieg dasjenige, was ihn betrift, übergeben. Wien den 3. März 1780.
Joseph Corr.<?
In der »Marschroute« werden Brunn, Olmütz, Wall. Meseritsch, Ober-
Beczwa, Wisoka, Csacza, Jablunkau, Skalice, Milöwka, Saybusch, Kety, Oswie-
cim, Wieliczka, Bochnia, Mielec, Rmlomysl, Tarnogrod, Zamose, Hrubieszöw,
Sokal, Brody, Lemberg, Zboröw, Ti-embowla. Sniatyn, Zaleszczyki, Okopy, Wer-
lK>utz, Czeniowitz, »Molesick« (Molnitza), Sereth, Suczawa, Baya, »Ottumori«,
(Gurahumora), Kirapolung und Rodna als »Nachtstationen« angeführt, und es
wird nur noch bemerkt, dass über die Strecke von Wall. Meseritsch bis Oswie-
cim OberstUeutenant Mieg, über die von Zaleszczyki bis Rodna Genend Enzen-
berg zu veniehmen sei.*®) Russische Ortschaften®') sind darin ebensowenig wie
in dem kaiseriichen Handschreiben genannt Der Grund hiefiir liegt in dem
Umstand, dass die beabsichtigte Reise Joseph's nach Russland vorläufig noch
geheim gehalten werde.®*)
Noch an demselben Tage, an welchem er das kaiseriiche Handschreiben
erhielt, d. i. am 3. März, schickte der Hofkriegsrath sowohl an den Feldmar-
schall-Lieutenant Baron Schröder als auch an den Obei^stlieutenant v. Mieg
durch Eilboten die entsprechenden Befehle ab.
Mieg berichtete am 6. März von Biala aus, dass vor Ende April weder
der Bergrücken zwischen der Beczwa und der Waag, noch der Ucbergang vom
Waag- ins Czeniathal passierbar seien, imd dass auch in dem Falle, wenn der
Kaiser später durch jene Gegend reise, einzelne Strecken Weges, wie z. B. in
den sumpfigen Wäldeni am Kisucza- und am Czemabach würden ausgebessert
werden müssen. Er bat daher um die Erlaubnis, in einer den Absichten Seiner
Majestät »angemessenen Zeit« 2 Officiere abzuschicken, um »die üblen Wege
in den obbesagten Wäldeni vor Seine Majestät nur zimi Reiten« herzurichten.
Die Wägen, fiigte er hinzu, köimten von Wall. Meseritsch über Neutitschein,
Friedeck, Teschen, Bielitz nach Oswiecim »geleitet« werden. Diesem Antrage
stimmte der Kaiser zu. Er hätte zwar, heisst es in der hierüber erfolgten Aller-
höchsten Entschhessung, »noch nicht den Tag bestimmt«, wann er die Reise
antreten werde, glaube auch nicht, dass dies »vor Ende April« geschehen werde;
aber er gedenke »immer von Czaza nach der Jablunka zu gehen, allda zu
schlafen und von da wieder zurück nacher Skalice zu gehen und so weiter«
seine Reise fortzusetzen. »Gegen die Mitte des Aprils« solle jedoch Oberst-
lieutenant Mieg immerhin die 2 Officiere abschicken, »um die Wege zum reiten
yracticabU zu machen «.^^)
Am 11. März erstattete auch FML. Schröder seinen Bericht Darnach
stiess die vorgeschlagene »Marschroute«, soweit sie Gahzien betraf, auf keine
»•) EbcTula.
*») Tani<^^(l, Zaniosc »ind Hnil)u»sz6w j,^'höi-ttm damals zu Galizion.
»») \>L Arneth, a. a. 0. S. 671.
") Vortrag deH Hofkrie^^^nithes, U. Miirz 1780. (Ori^'. K.-A, II. S. 1780-49-2.) ^^ j
^ . - V n Digitizedby Google
44 PoLEK :
Hindeniisse. Ueherdies, erklärte Schröder, werde »alle Aufmerksamkeit dahin
getragen werden, damit allda, wo sich etwa ein oder andere mindere Anstände
ergebe^l möchten, solchen in rechter Zeit und nach Seiner Majestät Allerhöch-
sten Tntention, das ist ohne dem Land einige Unkosten zu verursachen abge-
holfen werden.* In Hinsicht auf die Bukowiner Route seien jedoch einige Ab-
änderungen nöthig. Vor allem gebe es in der Bukowina keinen Ort, der den
Namen >Molesik« führe. Demnach müsste die Reise längs des Prutli nach
Molnitza geheji. Da Baya sich ausserhalb des Cordons l>efinde, könnte daiur
Litten mika (Liteni) als NachtsUition gewählt werden. Damber werde übrigens
General Enzenberg, der von Czernowitz schon abgegangen sei und denniächst
in Lemberg erwartet werde, das Nähere angeben.
Darauf erfolgte nachstehende Allerhöchste Resolution : »Die zwey An-
merkujigen und Abändeiningen der zwey Stationen sind ganz wohl vom Feld-
marschalleütenant Schröder gemacht worden, und hat es bey selben sein Be-
wenden. Die Bestinnnung der eigentlichen Tage wird ei-st erfolgen ; und soh:Jd
(Jeneral Enzenberg hier anlangen wird, hat sich solcher bey Mir hierwegen
zu Ttielden.
Joseph Corr. • ®*)
Wenige Tage später schrieb der Kaiser an den Hofkriegsraths- Präsidenten
Grafen Hadik : ^')
»Lieber Feldmai-schall H a d i c k ! Beigeschlossene Liste enthält diejenige
Marche Süiüonen, so Ich für meine Reise nach Gallizien entworfen habe. Sie
werden in Gemässheit allsogleich den Betehl ergehen lassen, damit iüler Orten
das schon Anbefohlene in Bereitschaft seye.
)^ Oberst Lieutenant Mieg wird sich in OUmütz oder zu Wallachiscli
Meseritz einzufinden haben, und mit mir die Reise bis Oswieczin fortsetzen. Er
kaiui auch noch einen Oflicier vom General Staab, wann er es fiir nöthig findet,
mit sich nehmen.
>In Radomischel, in Zamosc, dann in Rubieschow werden entweder gute
Dienst- oder Landpferde, 4 in einem jeden Ort, gezäumter ohne Sattel in Be-
reitschaft gehalten werden, auch mit den ncitliigen Connnandirten, sie zu fuhren,
und wird sich Oberst Lieutenant Mieg von Wallachisch Meseritz bis Oswieczin.
und nachhero in allen Nacht Süitionen von ein paar verlässlichen berittenen
Bothen zu versicheni haben.
»Auch folget hierneben bey, was ich an die Böhmisch OesteiTeichisclu*.
dann Hungarische Kanzley wegen Bestellung der Pferden und allen andeni An-
stalten erlasse, welches Sie auch den betreffenden General Commandis zu Missen
machen werden.
An eijier jeden Nacht Station, ansgenonnnen in dem Gebürge von Me-
seritz bis Kentj, also von Kentj aus kann von dem nächstgelegenen Militiiri
ein geringes Commando von 12 Mann zu Bewachimg der Bagage bestinnnet
8*) VortniK <les Hufkrioj^^ratlies, 17. Mür/.. lier.il)j,n^lanf^ 20. Miii-z 1780. (Grit?. K.-A. H.
S. 1780-49-8.)
•*) ()ri<r. K.-A. U. S. 1780-49-4.
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Joseph's II. IIeisen nach Galizien und der Bukowina. 45
werden, seye es nun nach ihrer Lage von Infanterie, Cavalerie oder Garnisons
Regiment.
Wien den 29. März 1780. Joseph Corr.«
Das an den obersten Hofkanzler gerichtete Allerhöchste Handschreiben
zählt die weiteren Reise Vorkehrungen aiif; es sei darum gleichfalls mitgetheilt.
Es lautet:
»Lieber Graf Blümegon! Da Ich gesinnet bin eine Reissc durch
ilälmMi nach Gallizien zu unternehmen, so schHesse Ich Ihnen hier die bey-
läufig entworfene Mai-sch- Route bis nach Lemberg bey. Auf einer jeden Station
weitlen ^forderlich seyn 5 angeschinte Züge zu G- und 3 zu 4 Pfenlen, also in
allem 42 Zugpferde ; da aber in der Reise einige Abänderungen vorkommen
können, so ist nur diese Anzahl Pferde in der Nachbarschaft der ausgemessenen
Haupt- und Zwischen- Stationen zu bestimmen, da Ich immer 1 oder 2 Tage
voraus mittelst EstafFette die eigenthche Eintreffung zu deren Zusammenruckung
bestimmen werde, damit der Landmann nicht unnütz zu warten habe, und von
seiner Wirthschaft entfernt bleibe.
»Von Wallachisch Meseritsch aus werden gesamte Wägen über Miestek,
Frideck, Teschen, Schkotzau, Rielitz den Weg nach Kenti nehmen, und werden
in dem Gebürge bis Kenti in einer jeden angezeigten Nacht- Station, wo es
raöghch seyn wird, 4 auf Landes Art gebräuchliche Leiter Wägen, und imr avo
es gar nicht möglich ist, mit Wägen fortzukommen, eine Anzahl von 12 Saum
Pferden in Bereitschaft seyn, in einer jeden aber, es mögen nun Leiter- Wägen
oder Saum Pferde vorhanden seyn, müssen doch noch 12 gesattelte Pferde zum
reuten für die unterschiedliche Ijeüte und Bediente vorhanden seyn.
» Wegen der Quailieren in den Nacht Stationen, diese werden schon immer
Selbsten ausgesucht werden, nur wird in selben auf Lieger Stroh, dann etwas
an lauter allgemeinen Victualien in Bereitschaft zu seyn der Bedacht genom-
men werden.
»Die weitere Reise wird von Lemberg aus erst bestellet werden.« ®^
Die diesen Handschreiben beisgeschlossene »Marschroute« enthält nur die
Nacht- und Raststationen A^on Brunn bis Lemberg. Ausserdem weicht sie von
der fi-ühcrcn noch dadurch ab, dass sie nicht nur mehr Zeit der Besichtigung
des Jablunkapasscs widmet und die Station Skalice beiseite lässt, sondern auch
von Bochnia ostwärts über Oströw, Debica, S^dzitzöw, Rzeszöw, Lancut, Prze-
worsk nach Jaroslau und ei-st von dieser Stadt aus über Radomysl und Zamosc
nach Hrubieszöw ftihil. Weiter ist aus ihr ei*sichtlich, dass der Kaiser am 26.
April von Wien abzureisen, am 14. und 16. Mai in Jaroslau zu übernachten
und am 25. Mai in Lend)erg anzukommen gesoimen war.
Von Lemberg nach Mohilcw wollte Joseph den kürzesten Weg — über
Broily, Mir, Minsk — benützen ; die Rückreise sollte über Kiew und Brody
erfolgen. Dagegen hatte Katharina von allem Anfang an den Weg über Kiew
als den besten und becpiemsten vorgeschlagen und hier auch Vorkehrungen zur
»•) Copio. K.-A. II. S. 1780-49 -4.
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46 PoLEK :
ErrichtuDg von Poststationen trefTen lassen.®^) Der Umweg betrug beiläufig 200
Kilometer ; seine Wahl musste daher die völlige Aenderung des Reiseplanes zur
Folge haben. Kein Wunder, dass der Kaiser, der übrigens in Russland nur als
Privatmann (en particalier) unter dem Namen eines Grafen Falkenstein reisen
zu können wünschte und auch Unbequemlichkeiten zu ertragen sich nicht scheute,
dem schL»chteren, aber kürzeren W^eg vor dem besseren, aber längeren den
Vorzug gab. Nur auf des Fürsten Kaunitz Bitten nahm er den \ erschlag der
Czarin an.^^)
Dass durch die Aenderung der das i-ussische Gebiet betreifenden Marschroute
die Zeiteintheilung, ja selbst der ganze Reiseplan wirklich ins Schwanken gerieth.
davon zeugt zunächst ein Allerhöchstes Handschreiben vom 10. April 1780,**)
womit der Kaiser dem Grafen Hadik auftrug, »an den General Schröder in
Lcmberg den Befehl sogleich zu erlassen, dass er den in der Bucco^vina befind-
lichen Rittmeister C a v a 1 1 a r ^") anweise, sich mit einem Kalesch versehener . . .
auf deji 18. May zu Jaroslaw einzufinden«, um ihn, den Kaiser,
»allda zu erwarten ^< und auf seiner »weiteren Reyse« zu begleiten. Noch deut-
licher aber spricht die folgende, einem Briefe Maria Theresia's an die Erzher-
zogin Marie Christine vom 12. April entnommene Stelle. »Die ganze Reise-.
heisst es dort, »ist geändert. Er (der Kaiser) geht über Holitsch nach Tren-
tschin. Der Tag der Abreise ist noch nicht bestimmt; ich werde ihn Dir be-
kannt geben, sobald ich ihn weiss.« ®^)
Am 14. April ist der Reiseplan endlich festgestellt vich reise«, schrieb
Joseph an diesem Tage seinem Bruder Leopold, »am 26. April ab und rechne,
dass ich am 6. Juni, am Tage vor der Ankunft der Kaiserin, in Mohilew bin.« **)
Gleichzeitig benachrichtigt Maria Theresia hievon den Erzherzog Ferdinand,
aber als glaube sie selbst noch nicht daran, fiigt sie hinzu : >Das wechselt je-
den Augen bhck; es hegen schon drei Marschrouten vor.« '*) Allein noch vor
Ablauf einer Woche muss sie diese Nacliricht bestätigen. »Ich gestehe«, tügt
sie hinzu, »diese Reise macht mir Kummer. Ich fiihle mich ganz nieder-
gedrückt.« ®*)
Während der Kaiser die Anstalten zu seiner Reise traf, wurden, und zwar
vom 4. bis zum 15. April, im Schosse des Hofkriegsrathes in Gegenwart des
Generals Baron E n z e n b e r g und des Oberkriegscommissärs W a g m u t h
die Berathungen über die der Bukowina zu gebende »Einrichtung« gepflogen.
*^ Joseph IL an Kaunitz, 1. und 15. März 1780. (Joseph IL, I^eopold 11. und Kaunitz.
Ihr BricfwechseL Heraus«,^;^bon von A. Beer. Wien 1873. S. 3—7.)
88) Kaunitz an Joseph IL, 8. April, und Joseph U. an Kaunitz, 7. April 1780.
(Ebenda. 8. 7 f.)
M) Orig. K.-A. IL S. 1780-49 6.
^) Ueber Cavallar, den Bejirriinder des k. k. 8üuits*j:t^stütes Radautz, siehe Polek,
Die Anljint^i des k. k. 8taatsjr<^^tütt^s Radautz. (S.-A. aus dem ^Jahrbuch dt^ Bukowiner I^ndes-
nuiseums'-, IL Czemowitz 1894.)
»») Briefe der Kaiserin Maria Then»sia an ihre Kinder und Freunde. Herau8g»»f?eben von
A. V. Arneth. IL 8. 458 f.
®*) Maria Theresia und Jost^ph 11. Ihre Correspondenz. Herausgi^ben von A. v. Arneth.
m. (Wien 1868.) 8. 241.
«>') Briefe der Kaiserin Maria Theresia an ihre Kinder und Freunde. Herausg. von A. v.
Arneth. IL S. 263.
»*) Ebenda. 8. 265.
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JoSEPH's IL liEESEN NACH GaLIZIEN UND DKR BUKOWINA 47
Im grossen und ganzen pflichtete die Commission den Enzengberg'-
schen Vorschlägen bei; nur wahrte sie nicht immer deren bestimmte Form,
sondeni machte sie durch mannigfache Zusätze zweifelhaft. Hier sei nur der
erste Berathungsgegenstand hervorgehoben. Er betrifft die Beschaflfenheit der
künftigen Regierung. In dieser Hinsicht stimmten alle Meinungen darin überein,
dass in der Bukowina sowohl die »poHtische« als auch die militärische Ver-
waltung statthaft sei. Letztere würde jedoch, heisst es in dem Protokoll ®^)
jedenfalls dann platzzugreifen haben, wenn das Land in eine Militärgrenze um-
gewandelt würde. Aber auch bei Einfühning der Civilvenvaltung würde die
Besorgung der Cordons- und Contumazanstalten dem Militär obliegen müssen.
Doch welche Regierungsform man auch immer wähle, in keinem Falle lasse sich
die Bukowina »ihrer Lage imch« ganz mit Siebenbürgen oder Galizien ver-
einigen; allenfalls könnte der Theil »von der galizischen Grenze bis an den
Moldaufluss an Galizien, der übrige Theil aber, vom Moldaufluss angefangen
bis an die siebenbürgische Grenze, an Siebenbürgen abgegeben werden.«
Selbstverständlich lag es nicht in der Absiöht des Monarchen, sofort seine
Willensmeinung kundzugeben ; er wollte sich vielmehr über die Richtigkeit und
Ausführbarkeit der ihm unterbreiteten Vorschläge an Ort und Stelle überzeugen.
Beweis hiefiir ist ein am 21. April, 4 Tage nach Einreichung des Protokolls,
an den Hofkriegsraths-Präsidenten gerichtetes Handschmben. Es lautet:
»Lieber Feldmarschall Graf Hadik! lieber das Mir wegen künftiger Ein-
richtung des Bukowiner Districts hinaufgegebene, hienieben zurückfolgende Pro-
tokoll bleibt Meine Entschliessung annoch in suspenso^ weil Ich bekanntennassen
ohnedies an dem bin. Mich in das Land selbst zu verfiigen und die Möglichkeit
der vorgeschlagenen künftigen Einrichtungen in loco einzusehen. Einstweilen
sind aus diesem Protokoll alle Hauptpunkte zu extrahieren und diese Extracte
sammt dem ganzen Protokoll, dann unterschiedenen Meinungen Mir wälirend
Meiner Reise, bevor ich noch in die Bukowina : elbst gelange, nachzusenden ;
zugleich aber ist dem General Enzenberg und Oberkriegscommissario AVagmutli
von nun au zu bedeuten, dass sie sich sogleich auf ihre Posten zurückverfügen,
sich mit allen nöthigen Beilagen und Auskünften zu der Sachen gründlichen
Erörterung und Auseinandersetzung versehen und, solchergestalt wohl instruirt
und gefasst, um Mir über alles Auskunft zu geben, Mich eniv^arten mögen.
Joseph Correg.« ^*)
Zur Zeit als der Hofkriegsrat!) »das in Angelegenheit der Bukowiner
Districtseinrichtung verhandelte Commissionsprotokoll« mit dem »hierüber ver-
fassteu Auszug« ^^) dem Kaiser zurücksandte — es geschah am 13. Mai 1780
— war dieser bereits in der Hauptstadt Galiziens angekommen. Er hatte am
26. April Wien verhissen und den weiten Weg mit vielen Mühen und Beschwer-
den zurückgelegt
«) Siehe Beilage I.
») Copie nach dem HofkriegHraths-ProtokoU, 1780, Lit. G. pa*^. 1294. (K.-A.) .
*^ Eine AbHchrift diesem >Au8Zuj?i*8* befindet sich unter der Sij^. II. A 6. 1780 Nr. 10
in dem An^hive des k k. Ministeriums des Innern. ^ j
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48 PoLEK :
FjV selbst besclireiht die Reise in seinem Tagebuche °^) folgendennassen :
»Hol i CS den 20. April. Tn der Pndi um 8 Uhr fuhr ich von Wien
fort, den gewöhnlichen Weeg über Süssenbrunn, Schönkirchen, Ebenthiil bey der
Überfuhr Dressing (Drösing), St Johann, Protzka (Broczka) nach Kopschai» in
8 Stunden. Allda besähe ich das Gestütt, asse und fuhr nach Hohcs.^
^>Trentschin den 27. April. In der Früh nach Besehung des Ho-
lizer Gartens fuhr ich über AVessely, Pisenitz (Bisenz), Roshigau (Horozinkau)
nach Trentschin, wozu ich schier 12 Stunde brauchte. Die Communic^ition über
Skalitz mit Hungarn und über Wessely, so eine von den grossen auf dieser
Seite ist, ist wegen denen vielen "Wässern, Morästen und Ausgiessung der Mairli
ziendich beschwerlich, so wie die Gegend gegen Ostrau (Ungarisch Ostni). be-
sondei-s aber gegen H ungarisch Brod schon sehr hügelicht zu werden anfangt
Bey Hosenaw (Hrozinkau) ist endlich schon das hohe Gebirge und ein beschwer-
samer AVeeg über einen Berg und nachhero durch ein Thal, in welchem es
beständig durchs Wasser bis Trentschin gehet.
^J)ie AValdungen sind in diesen Gegenden sehr vernachlässigt und im
übelsU^i Stande.
-Trentschin ist eine kleine, nicht viel bedeut<»nde Stadt, deren Festungs-
werker bestehen nui* aus einer Ringmauer und einem Schloss nn dem Berge.
so schier ganzlich zusammen fallt Vergeblich sind alle Unkosten, die man drauf
verwendet und ist nichts daran zu machen, als damit die Stadt durch Erfial-
tinig der ]\rau(*r ein gescidossener Ort bleibe.
Das Tbal, das der WaagHuss allda durchströmet, ist nicht unangenehm,
nur macht selber sehr vielen Schaden durch den ungleichen Lauff, so er hat
Bey Trentschin ist eine Brücke von Holz, welche darum sehr lang seyn muss
und für die Stadt sehr kostbar ist Der Comitat hat hin und her zimlich gute
Strassen auf Chausseeart angelegt 1 Compagnie ist in Garnison samt dem
Conmiandanten und Vice Commandanten und etwas Artillerie.*
»Wsetin den 28. April. In der Früh fuhren wir um 6 Uhr weg
über Niemschowa, Brumow, Ijedetzko auf Wsettin. Der beständige Regen, die
Steigung der Wässer, besonders der Wlara, in dessen Bett man schier allezeit
ftihren nmss, und die Hohe der Pezwa (Becwa) nöthigten uns in Wsettin zu
verbleiben, wo wir ei'st gegen 9 Uhr Abends ankamen, weil wir über die Berge
fahren nmssten, allwo die Weege ganz uid)eschreiblich schlecht sind. Diese zwey
Comnmnicationen von Hungarn, nemlich von Trentschin nach Mähren über
Rosenau und jene über Brumow sind alle beede sehr besclnveream und wegen
der Wässern letztere öfters ganz impracticable. Da über diese letztere ein
ziemlicher Handelzug gehet und auch fiir Krieg Zeiten selbe sehr nothwendig
scheiiu^t, so sollte sie vorzüglich auf den Anhöhen doch dergestalten zubereitel
werden, dass sie für alle Jahres Zeiten fahrbar wäre.s
^'*) Diosos Ta«^ol)iK'h, Journal von der R('i.<(^ St»in<T Majestät des KaiftTs im Jahn* 1780
nach (lalizirn b«'tit''lt, wird in doni k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrt. Da j-ej^^n
dessen Vers«'n(hin<^ «^'ejiri-ündete IJedenken vorlieiren, haben sicli auf Vei-anlassun»? der Archiv*-
dirci'tion die Hem^n ArchivsK»aniten Concipist K r a t o e h v i 1 und Couivplsaspirant Dr. S t o k k a
benMt j^efunden, den auf (talizien lH'zü.u:lichen Absatz fiir mich kostenfriM zu copien»n. Für die#*»n
mir erwiesenen ims<hätzbaren Dienst sa^irt' ich hier Sr. P'xcellenz Herrn Hofrath Dr. Alfn^l RitttT
v. Arneth sowohl, wie den l)eiden j^enannton Heri-en Archivsbeamten dejr^wärmsteif Dank.
igi ize y ^
Joseph's II. Reisen nach Galizien und dee Bukowina. 49
2>Wall€achisch Meseritz den 29. April. Li der Früh reiste ich
wog und käme über diis Gebirge in schlechten AVeegen nach Meseritsch, welches
ein ziemlich gutes Städtchen ist nebst einem schönen Schloss, so dem Grafen
Czerotin gehöret. Allda fände ich einen Coiirierj welchen ich expedirte.
> Wsettin ist ein von den Hauptörtern, wo die lAitheraner sich am mehresten
ausgebreitet haben. Die Ixnite sollen aber sehr ndiig seyn und ihre Schuldig-
keiten wohl verrichten. Ich hörte auch von ihnen keine Klagen.
xOber Bezowa den 80. April. In der Früh ritten wir nach ge-
hörter heiligen Messe von Wallachisch Meseritsch über Krasna, Saschowa (Zaschau),
Subrz}- (Zubri), Kosenow (Roznau), Tilowitz, Hasowitz (Hazowitz), Vigantitz,
Hutyisko (Hutisko), Solanetz, Mitter- Beczowa (Mittel- Becwa) nach Ober Beczowa,
wir passirten mehrmalen die Rosenower Beczowa und die Hasowka, nach welcher
wir über die Solanetz wieder an die Bezowa kamen, welches der zu machen an-
getragene Weeg ist ; er ist wirklich ganz wohl fahrbar, obwolen man öfters i]^
Wasser passieren njuss. Er wird aber dessen ohngeachtet dergestalt an dem
Al)hange der Bergen können zugerichtet werden, dass bis auf 2 oder 3 nicht
gar grosse Brücken die ganze Strecke ganz wohl wird fahrbar gemaclit werden
können.
Die Waldungen sehen in diesem ganzen Gebürge sehr elend aus, sie sind
von (Baissen und Schafen sehr abgehüh^, welche der Inn wohnern ihre beste
Nahning ist. Ich wohi\te l)ey dem Ober Beczowaer Richter, welcher ein ganz
wohlhabender Mann zu seyn scheint.
Visoka den 1. May. In der Früh ritten wir längst Ober Bezowa
hinauf, daini über den Visokaer Berg, welcher sehr hoch und ziendich steil ist
auch noch mit vielem Schnee bedeckt war, über diesen herunter auf die hunga-
rische Gränze nach Visocka. Beede diese Dörfer sind sehr lang und bestehen
mehrentheils aus zei*streuten Häusei'. Der Weeg wird hier ziemlich beschwehr-
sani zu machen seyn und besonders wegen dem häufigen Schnee, der lange
liej^eii bleibt, vielem Ungemach unterliegen. Indessen als der Weeg von Visoka
ül>er Karlowitz viel bequemer und leichter herzustellen seyn wird, derweil ist an
diesem zu viel gearbeitet worden und auf eine solche Art, die zu nichts dient,
weil selber gleich wird verdorben seyn. •
»Jablunka Schantz den 2. May. In der Früh ritte ich um 7 Uhr
von Visoka innner längst der Kisucza auf einem chaussee-ähnlichen guten Weege
iilM»r Tui-sowka, Nova Diedina, Staskow, Rackowa, Czacza und durch die unteren
Häusser von Schwerzinowetz (Szuresniowce), allwo ich ül)er den (!) — passirte
und mit der grossen Ijandstrasse bis auf die Jablunkaer Schanz gelangte. Bey
meiner Ankunft fände ich einen Kourir, diesen expedirte ich, gienge alsdann
zum essen und besähe Nachmittag die ganze Jablunkaer Schanz, dessen Aidage
g(»gen einen Ueberfall nicht so übel wäre, wann nur das Oi*t glücklicher gewählet
und nicht Strassen, oder besser zu sagen sehr practicable Weege durch die sehr
niinirte Waldungen giengen, welche die Jablunkaer Schanz völlig zu umgehen
die Möglichkeit verschafen. Doch bleibt es immer ein Posto, dessen Erhaltung
keine Unkmten verursachet und in Kriegs Zeiten dennoch einiger Rücksicht
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50 PoLBK :
wüitlig ist wogen Zufuhr über Trcuesiu und Silain aus Hungani und wegen der
lückwärts zu errichtenden Communic^ation nach Galhzien'^.
*M i 1 o w k a de n 3. M a y. In der Früh ritten wir von der Jablunka- Schanz
durch die oberen Haüsser von Mosti (Mosty) auf die Stutzzenitzny auf den
Hexenberg o(k^r üirowa, von da auf die Walesko- Schanz, weiter auf Jabor-
schinka, dann auf das Matischka-Zollhauss, über die Ochsen-Schanz, dann auf
die Ochotito (Ochoz(hto), ferners beständig auf dera Rücken Petmschinka, rechts
Schniirlufka (Jaroszowka ?) und links Kanietsnica (Kamesznica) laf^end, dann
am Abhänge des Berges durch die Sohia nach Mihiwka. Allda nahm ich d«s
Quartier im Würtshausse«^.
»Seibus (Saybusch) den 4. May. In der Früh hörten wir Mess, hernach
ritte ich über C^isclizetz (Oisiec), (Jtzintina (Ciecina), Zäblotze (ZaMocie) und
2 ujal üb(T die Solna nach Seibus. Das Thal fangt allda schöner, weiter und
fruchtbarer zu werden an. Allda asse ich, gäbe einige Audienzien, schriebe und
expedirte.
»Ken ty den 5. M ay. In der Fndi ritte ich von Seibus über den Galgen-
berg, Starisyviecz (Zywiec stary) vorbey auf Zodzilye (Zadziele) über den Jjen-
kawka Bach, von da über den Schiroke und Visoker Berg, dann über den Ja-
voi"schina Berg, von da zu den Poremka (Porabka) Haüser und so hinunter zu
der Sola und so längst derselben Poremka und Czaniecz rechts lassend auf Konty.
»Von Seil)us aus müsste der Militär- AVeeg, da es noch von hohen Gebiü^
gedeckt ist, über Landscron und Mislenitz (Mysleriice) gegen Bochnia gefuhret
werden, wo er mit der Hauptstrassen zusammen käme. Die sonstige Strasse
von Seibus auf Kenty gehet entweder durch die Sola, oder über Biala nach
Kenty. Die Thäler sind sehr fruchtbar und schönes Land, auch ziemUch wohl
angebauet, nur das AVachsthum des Zugviehes ist sehr schlecht.
»Przesnica (Brzeznica) den 6. May. In der Früh fuhren wir den
graden Weeg von Kenty auf dem rechten Ufer der Sola nach Oswiezin (Osi^iecim).
allda sezten wir uns zu Pferd und besahen das grosse Magazin von Salz im
Schloss, so allda angeleget worden. Von dannen ritten wir in das Dorf Dwory,
so bey dem Einfluss der Sola in die Weichsel gegenüber von dera Pohlnischen
Schloss Bobereck liegt und ganz nahe an den Schlesischen Gränzen ist und
besahen allda die Position zwischen dem Oswieziner Teich und den Anhöhen,
so ein steiles Ufer gegen die Weichsel haben. Von da fuhren wir endlich nach
Zator, dann über die Scava nach Przesnica. Das Land ist sehr schön, gut be-
bauet und die Felder wohl bestellt Längst der Weichsel, doch in einiger Ent-
fernung derselben, laufen immer Anhöhen, worauf Positionen zu nehmen wären«.
»AVieliczka den 7t en May. In der Früh fuhren wir fort nach Scabina
(Skawina), allda hörten wir Messe. Hernach giengen wir über Ludwinow (lit-
winöw) und Podgorze nach AVieliczka. In Podgorze, so gegenüber von Cracau
hegt, hat man angefangen einige wenige Haüsser anzubauen, welche aber noch
sehr unbedeutend sind. Die Weichsel i*eisset allda sehr ein und stehen A\-irkIich
die Salz-Magazine in Gefahr, wozu daini nothwendig einige Arbeit gemacht
werden müsste«. ^^ .
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Joseph's II. Reisen nach Galizien und deb Bukowina. 51
»Wieliczka den 8. May. In der Früh gäbe ich ehiige Audieuzien,
arbeitete und gieng sodann zuin Essen. Nach demselben arbeitete ich wieder,
discurirte mit dem General Browne und den 2 Staabs-Officieren und legte mich
heniach schlafen.
:^Bochnia den 9ten May. In der Früh fuhr ich von Wiehczka über
Staniensky (Staniatki) nach Bochnia; die Gegend und das Land continuirt
immer schön und wohlgebaut zu seyn ; passirten die Raba und sahen den
Mühlen-Damm, welcher schon 2 mal eingerissen worden, mithin alle fernere
Arbeit daran umsonst ist«.
»Tarn ow den 10. May. In der Früh expedirt<} ich den Kourier, fuhr
alsdann über Przisko (Brzesko) und Woinice nach Tarnow, allwo ich die Du-
iiajetz mittels einer Pletten passirte und durch die ßila fuhr. Das Land fängt
an etwas hüglichter zu werden, der Boden sandiger und etwas mehr Waldung
gibt es auch hier. Wir assen, ich gab einige Audienzien und gieng schlafen.
»Rzeszow den 11. May. In der Früh um 6 Uhr fuhr ich von Tarnow
l)ey Bilsno (Pilzno) vorüber, wechselte eine Viertel-Stunde weit von dieser Stadt,
Pferde, passirte über die Wislocka und hatte ziemlich guten Weeg bis Dembice
und Sediczow (S^dziszöw), von wannen ich allhier anlangte, mein Quartier beym
Kreisshauptmann nahm«.
»Przemisl den 12. May. In der Früh um öYg Uhr von Rzeszow über
Ijancut, Przeworks nach Jaroslaw, allda besähe ich die Oeconomie-Commission
welche ziemlich gut untergebracht ist, imr im Rjithauss ist der Kaum etwas
enge. Die Commission kömmt allda mit Ijeder und Leinwand vom Lande, nicht
aber mit dem Tuche, weil keines fabricirt wird, auf.
»Heniach speisste ich, schrieb mit dem von Kiow gekommenen Russischen
Courier nach Wien und setzte meine (Reise) über Radimno weiter bis Przemisl
fort, allwo ich den San passirte.
»Lemberg den 13. May 1780. In der Früh um öYa Uhr besähe ich
die bey Przemislaw über den San erbaute neue Brücke, fuhr sodann über Sze-
hinie (Szechynie), Mosicsa (Mosciska), Sadowa Wisnia (Sadowa Wisznia), Gro-
deck, Pschan (Mszana) nach Lemberg«.
Ueber den Aufenthalt in Lemberg und die Fortsetzung der Reise bis zur .
Grenze berichtet das Journal:
sLemberg den 14. May. In der Fruli dictirte ich die Instniction für
den nach Kiow vorausgeschickten Rittmeister Cavallar, gieng sodann in die Ca-
thedral Kirche, hörte allda das Hochamt, arbeitete wieder ^)is zum essen, ex-
I>edirte nach dem Essen den obbemelten Rittmeister, schrieb an I. M. die Kai-
serinu und machte ein und andere Dispositionen zu der Reise (und) gieng
Abends zu der Gräfin Dietrichstein in Gesellschaft.
»Lemberg den 15. May. In der Früh arbeitete ich bis 10 Y^ Uhr,
hernach hörte ich in der deutschen Kirche, so vormals den Jesuitern zugehört
hat, ein Hohes Amt, darauf gab ich Audienzen, dictirte wieder, gieng sodann
zum Essen, arbeitete darauf fort bis 6 Uhr, gieng spazieren in den Bresselischen
und exjesuiter Garten, die beydo ganz schön sind, hernach gieng ich eine Weile
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auf dem Platz in der Stadt herum, besähe die Cassine und das Arsenal, welches
letztere wegen Enge des Raumes nicht zum Besten untergebracht ist«
»Lemberg den 16. May. In der Früh ai4>eitete ich bis um 11. Uhr.
heniach hörte ich in der Exjesuiten Kirche Messe, gab euiige Audienzien, asse
und dictirte wieder, gieng sodaini mit den Herren spazieren.
»Lemberg den 17. May. In der Früh schriebe ich wieder, redete nnt
dem FML Schröder, Brigido und Sporck, a.sse und fuhr nach demselben aus
einige Gärten anzusehen.
»Lemberg den 18. May. In der Fmh arbeitete ich bis zum Essen und
nach dem Essen wieder bis in die Nacht.
»Brody den 19. May. In der Fmh expediite ich einen Kourier und
fuhr nach diesem über Jariczow, Kutkier (Kutkoi-z), Busk, Sokolowka nach
Brody, allwo ich um 6 Uhr ankam, ass, mit den Herren sprach und schlafen
gieng. Ich besähe auch in Vorbeyreissen die Ijeeder Fabrick von Busk, so die
Jaroslawer Cominission mit allem Leeder nämlich mit ^l Hauten des Jahrs ver-
sieht Dann eine Meile von Brody sind die Mauten angelegt, wodurch diese
Stadt gänzlich aus dem Cordon ausgesclilossen ist.
»Das Land ist allhier viel weniger angebaut, schlecht bevölkert, viele Wälder
und Moräste.
»Brody den 20. May. In der Früh arbeitete, sähe einige Oavalliers, den
Grafen Mosinsky und andere, dann Rzebusky, dann asse ich, nach dem Essen
expedirtc ich, besähe die Salniter-Laüternng ; das Citadelle in Brody venlient
allerdings in gutem Stande erhalten zu werden, sowohl wegen dessen Cjisse-
matten, als solidem Mauerwerck.
»Jampole den 21. May. In der Früh fuhr ich nach gehörter heiligen
Messe von Brody über Bodbrecze nach Jampole«.
In Lemberg hatte der Kaiser seine ganze Aufmerksamkeit den Angelegen-
heiten Galiziens zugewendet; über die Bukowiner Angelegenheiten wollte er
seine EntSchliessung in der Bukowina lassen. °^) Indess nahmen die Dinge wider
Erwarten einen andern Lauf.
Die Begegnung der beiden Majestäten in Mohilew — Joseph war am 2..
Katharina am 4. Juni dort eingetroffen — Hess in Bezug auf Hei*zlichkeit nichts
zu wünschen übrig; allein zu politisclien Gesprächen fand sich keine günstige
Gelegenheit. Umso eifreuter mochte der Kaiser sein, als die Czarin schon nach
wenigen Tagen in ihn drang, ihr nach St. Petensburg zu folgen, wo sie uiif^*-
störter mit einander verkehren nnd reden könnten. Da er ausserdem auch den
Grossfürsten-Thronfolger und den Minister Grafen Panin, die sehr eifrige An-
hänger Fiiedrich's II. waren, kennen lernen und für Oesten'eich gewinnen wollte,
war er rasch entschlossen, dem Wunsche Katharina's zu entsprechen. Eine
Besorgnis jedoch, scheint es, hegt<^ ei*, die Besorgnis nämlich, duss seine Muiter
diesen Entschluss nicht billigen werde. Um sie leichter damit zu vei-söhnen.
^) DtiH fi^iliz. (ionoralconiinan<lo zvi^riv jun 21. Juni 1780 (l«mi irofknV^ratlK» an, <1;k>
8<Mne Maj«»stät der Kaiser die EntschlieHsiiiii,^ üImt <lio [{iikowinor Systejnisifrunirsanj^'lej^-uhoitrii
bis zur orfolj^'U Zurückkunft na<'h 8zalosr/.ik (Zaleszczvki) aufzusoliieNMi «^'ruhet^ hab«\ (^Kr.-A..
Hcfkriejrsraths-Protok. 17S0. Lit. 0., Nr. 37:^7, i). 1719.)
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JosEPH^s II. Reisen nach Galizien und der Bukowina. 53
erklärte er sich bereit, die Reise nach der Bukowina aufzugeben oder, wenn er
sie dennoch machen dürfte, sie nicht auf Siebenbürgen und das Ranat auszu-
dehnen, so dass er nur vierzehn Tage später, als ursprünghch festgesetzt ge-
wesen, in Wien eintreffen würde. ^°^)
Die Antwort, die Maria Then^sia auf diese Nachricht dem Kaiser gab,
besitzen wir nicht mehr; dagegen ist uns ein Brief erhalten, den sie damals,
am 22. Juni 1780, an den Erzherzog Ferdinand gerichtet hat Darin theilt sie
diesem den Entschluss Joseph's, von Mohilew nach Moskau und von da nach
St Petersburg zu gehen, mit und sagt daim wörtlich: »Weini ich dadurch die
Reise nach der Bukowina, nach Siebenbürgen und dem Banat gewänne, so würde
und müsste ich mich zufrieden geben ; zu viel aber win-de es sein, wenn auch noch
die Bukowiner Reise stattfände.'®^) Ebenso dürfte auch ihr Schreiben an den
Kaiser gelautet haben ; denn dieser zeigte ihr am 8. Juli aus St Petersburg,
wo er nach einem mehrtägigen Aufenthalte in Smolensk (vom 12. bis zum 15.)
und Moskau (vom 17. bis zum 24.) am 28. Juni eingetroffen war, an, er gebe
ihrem letzten Briefe zufolge Gegenbefehle in Hnisicht auf die Bukowina und
komme geradenwegs nach Wien.'®*)
Am 3. August 1780 traf Joseph wieder in Galizien und zwar zu Zamosö'^^
ein. Hier harrte« seiner der Landespräsident Joseph Graf Brigido und der com-
niandierende General Baron Schröder. Letzterer hatte bei dem Kaiser auf
Grund einer »Concerbition«, die er sieben AVochen früher, am 16. Juni, mit dem
Administrator der Bukowina, General Baron Enzenberg, in I/}mberg abge-
halten hatte,*"*) über die Bukowiner Systemisierungsangelegenheitcn Vortrag, dem
zufolge ihm am 5. August das nachstehende Allerhöchste Handschreiben zugieng:
»Lieber Feldmarschall-Lieutenant Schröder! Sie werden
gern einschaftlich mi t dem Grafen v. Brigido in reife U eber-
legung n ehmen, wie die Bukowina mit Galizien am schick-
samsten zu vereinigen, dann was für ein Theil davon dem
2. W a 1 1 a c h i s c h e n Regiment z u z u t h e i 1 e n und Siebenbürgen
einzuverleiben wäre. Uel)er diese swei Gegenstände sowohl als über das
allda anzustellende höchstnöthige Personale und hierzu antragende Individuen,
sowie ül)er alle sonst noch hiemit zusannnenhängende Fürkehnnigen sehe Ich
ihrem gemeinschaftlich-schrifthchen Aulsatze und den mit Rücksicht auf die
thunlichste Wirtschaft zu veifassenden Kosten übei-schlägen, wovon Mir ein so
anderes Uiich Wien einzuschicken sein wird, sobald als nuiglich entgingen, um
hiernach das AVeitere veranlassen zu können. Joseph Correg.^*^'')
Von dieser Anordnung setzte J()sei)h am folgendiMi Tagi* auch seine Mutter
in Kenntnis. »Ich habe, schrieb er ihr, >>dem hiesigen commandierenden
»<»^) .Ios«'i»li au Miiriii TlH'n\si:i, Mohilew, 8. Juni 1780. (Arneth, Maria Tlioivsia uii<l
J*^[*h II., Bil. III. S. 250 ff.)
"") Hriofo (lor Kaiserin Maria Then\sia an ihre Kinder und Freunde. Hrsg. v. Arne t h.
IL S. 276.
'««) Arneth. Maria Theresia und .Tcseph II., Bd. 111. S. 275 f.
*°^) Zanio.sc und das «lazu gehörige (Jehi<'t wurde im Scljönhninner Frie<len (Oetul). ISO«»)
dem Her/<jgthiinie Warsehau und mit <li«'s«'m im Jahre 1815 dem ( 'zarten reiehe «'inverleihl.
»«*; Sitdie Heilag»^ II.
'^') llnfkriegM-aths-rr.^tnk. 1780. Lit. <;., Nr. 5()(>0, p. 2\yM f. (K.-A.)
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54 PoLEK :
General und dem Landespräsident(Mi die Abfiissung eines gemeinsamen Vor-
scldages aufgetragen, wie, falls man es für nothwendig fände, diese Bukowina
als ein Kreis mit Galizien vereinigt werden könnte. Diese Arbeit wird mir nach-
gesdiickt werden, und ich werde mich dann beehren, sie Euerer Majestät zu
unterbreiten. Einen Theil der Gebirgsgegenden wird man davon abtrennen und
dem zweiten walachischen Regimente ehiverleiben köiuien«.'^*)
Von Zamosc fuhr der Kaiser am 7. August über Ulanöw (7.), Radomysl
(8.), Dabrowa (9.), Bochnia (10.), Wieliczka (IL), Kety (12.), Mähr. Ostrau (18.),
Troppau (14.), Olmütz (15. u. lO.) und Brunn (17. bis 19.) nach Wien, wo er
am 20. August ankam. ^'^^)
AVie in Mohilew, so war auch in Petersburg »gar nichts« verhandelt wor-
den. Dessenungeacht^^'t konnte Joseph IL mit dem Ergebnisse seiner Reise nach
Russland zufrieden sein ; war es ihm doch gelungen, Katharina's tief eingewur-
zelte Vorurtheile gegen Oest^rreich zu zerstreuen. *°®) Dagegen mochte die Bu-
kowiner Bevölkerung das Fernbleiben des Kaisers umso bitterer empfunden ha-
ben, als ihr der Plan der Zerreissuiig und Auftheilung ihres Landes wohl nicht
verborgen blieb. Um das drohende Missgeschick abzuwehren, wurde der Bojar
Basilius B a 1 s c h »von dem Bischof von Radautz sowohl als den gesammten
Ständen der Bukowina« beauftragt, ihre Anschauungen über das, was dem Lande
fromme, allerhöchstenorts darzulegen.
Balsch reichte am 18. November 1780 nebst einem an den Gnifen Hadik
gerichteten unterthänigst(?n Promemoria« eine »Beschreibung der Bukowina und
denMi inneren Verhältnisse« bei dem Hofkriegsrathe. ein. In dem letztgenannten
Schrittstücke wird um »die Beibehaltung der Militärjurisdiction« gebeten und zur
Untei-stützung dieser Bitte »die wahrhafte Lage des Landes«, ^^die Gebräuche
und Missbräuche der Nation«, »die Verschiedejiheit deren Stände und deren
Obliegenheiten« und schliesslich »der Verfall des Commerz« geschildert^®*) Die
kaiseriiche Entscheidung, die hierauf erfolgte, lautet: »Diese Sache hat noch t«
Suspenso zu verbleiben und ist erst der abgeforderte Bericht von dem Gralizi-
schen General- Coramando wegen Einverleibung der Bukowina mit dem eiviU
zu betreiben. Joseph Correg.« **®)
Am 30. November 1780 — einen Tag nach dem Tode der Kaiserin
Maria Theresia — wurde endlich der »einverständhch mit dem Grenend-
commando entworfene Plan< des Grafen Brigido dem Hofkriegsrathe übermittelt
Viel Neues enthält er nicht; denn von der irrigen Ansicht ausgehend, dass
die Vereinigung der Bidcovvina mit Galizien so gut wie beschlossen sei, macht
Brigido seine Voi-schläge fast lediglich auf Grund der schon von anderer Seite,
insbesondere von Enzenberg und dem Hofkriegsrathe selbst (im Pi-otokolle vom
4. April 1780 aufgestellten Reformprogramme.^^')
»0«) Arn»*th, Maria Thcivsia und Joseph IL, B<1. UI. S. 301.
*®') Radi (' 8, R^'iHon Kaiser Joseph IL, Oesterr. Revue, IX. S. 26.
»08) A r n e t h, (iesehichte Maria Then»sia*s. X. S. 690.
^^) Siehe Beila;<e III u. IV.
**°) Vurtra«; des Hofkrie^^ratlies, 23. Xoveinl)er, herabf^hmjjrt am 25. NovciuImt 17M».
(Orif^. im Archiv d. k. k. Ministeriums d. Innem unter d. Sij^. : 1780, Nr. 16.)
"») Die 95 Fohosseiten umfassende Denkschrift, iM'titi^t: »Ohmnassijt^bij^ter Entwurf zur
Einrichtunj? der Bukowina, falls diese nacher Gaüzicn einverleibt werden ^llte*, befindet si^-h im
k. u. k. Kriej,^irchiv (U. S. 1780-62-854.) Digitized byV^OOgle
Josepb's II. Kbisbn nach Galizien und der Bukowina. 55
Kaiser Joseph juelt den Grafen Brigido fiir einen klaren und fälligen
Kopf; ^'2j trotzdem wollte er, bevor er über dessen Denkschrift und damit über
das Schicksal der Bukowina seine Entscheidung traf, noch die Wohlmeinung
des obersten Kanzlers der vereinigten böhmisch-östen^eichischen Hofkanzlei ver-
nehmen. An diesen ergieng am 10. December 1780 djus folgende Allerhöchst«^
Handschreiben :
> Lieber Graf Blümegen ! Bey Meiner letzten Durchreise durch Gahzien
trug Ich dem Graf Brigido und Generalen Schröder auf, mir gemeinschafthch
einen Vorschlag einzuschicken, wie die Bukowina zum Theil mit Galizien und
ein anderer Theil uiit Siebenbürgen einzuverleiben wäre? Hier beygeschlossen
folgt Ihr Vorschlag, der von beiden unterzeichnet ist
»Sie werden zu dessen Bestimnmng denselben genau durchsehen, und sich
mit dem Hofkriegsrath, den Ich ebenfalls in GemiLssheit belehre, ins Einver-
nehmen setzen, und in Ueberlegung nehmen, ob diese Ver ei nigu ng
zu veranlassen und wie dessen Modalitäten zu treffen seyen,
nämlich auf die hier vorgeschlagene oder noch andere Art,
und da Ich nicht zweifle, dass noch weitere Anfragen zu besserer Aufkläiimg
der Umstände nach Galizien werden ergehen müssen, so erwarte, dass sie
dit^se ehestens veranlassen und Mir nachher ein ganz vollkommenes
und zum S c h 1 u s s r e i f e s Gutachten vorlegen. Wien den 10. De-
cember 1780. Joseph. <' '••'*)
Der oberste Hofkanzler stimmt in seiner Denkschrift — sie ist vom 17. Fe-
bruar 1781 datiert ^**) — in allen wesentlichen Puncten njit der des königlichen
Commissärs in Galizien überein; aber noch vor Ablauf eines Monats — am
10. März 1781 — schreibt er an den Hofkriegsrath, es dürfte Seiner Majestät
einzurathen sein, »dass die Bukowina keineswegs mit anderen Pro-
vinzen vereinigt, sondern als ein ganz abgesondertes Land,
und so viel möglich nach den jetzigen Gebräuchen und Sitten
behandelt, die dortigen Landsleute zu öffentlichen Bediens-
tungen angewendet und getrachtet werden sollte, damit die
Zuneigung und das Vertrauen der Moldauischen Nation auf
das möglichste gewonnen w e r d e. « ^^^)
Diese' Sinnesänderung des. Grafen Blümegen — ich stehe nicht an, sie
auf die Leetüre der Denkschrift des Bukowiner Abgeordneten B a 1 s c h zurück-
zuführen — scheint nicht ohne Einfluss auf die Entschlüsse des Kaisers gewesen
zu sein ; ehien noch grösseren Einfluss aber dürfte auf diese ein um jene Zeit
in Wien eingelaufener Bericht E n z e n b e r g' s, worin neuerlich und mit noch
griisserer Gründlichkeit, als es in dessen Systemisierungsplan vom 80. October
1779 geschehen war, die Möglichkeit der successiven Einfiihrung der Militär-
grenzeinrichtung dargelegt wird, ausgeübt haben.' **^) Wie dem auch sei, es steht
'»«) Arneth, (Tes<!hichte Maria Thert-sias. X. S. 97.
««») K.-A. II. S. 1781—30—14.
"*) K.-A. II. S. 1781—30—14 (On>.)
"») Z i p g 1 a II e r, , (leschiehtliclie Bilder aus der Bukowina zur Zeit der österi-eiehisehen
Müitär-Verwaltunt^. Zweite Büderreihe. (Buko\nn. Naehrichttm. 24. Febr. 1895.)
"•) Sieh«* Beüage V u. VI. ^ i
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56 PoLEK :
ft^st, (lass Kaiser Joseph kurz darauf den Plan der Zerreissung und Auftbeiluiig
der Bukowina vorläufig aufgab, indem er an den Hofkriegsrath das nachstehende
Handschreiben richtete :
»Ich habe aus wichtigen Betrachtungen f ü r g u t befunden,
den B u c c o V i n e r 1) i s t r i (; t d e r Z e i t noch u n tf» r der w e i t e rn L e i-
tung des Hof- Kriegs Raths zu belassen.
Ua es jedoch immer erforderlich ist, die innere Verfas-
sung des Landes auf einen bessern Fussc zu sezen, und hiezu
Baron E n z e n b e r g verschiedene Vorschläge an Händen 1 ä s s t,
so hat der Hof- Kriegs Rath einen Entwurf hiezu zu verfas-
sen, die E n z e n b e r g i s c h e n Vorschläge, in so weit er t h u n 1 i c li
erachtet, zu b e n ü z e n, und vorzüglich b e y dieser A u s a r b e i t u ii ^j
den Bedacht darauf z u n e h m e n, w o m i t d a s L a n d für das k ü n f f-
tige leichter und mit Billigkeit gehalten, zugleich aber auch
davon der billige Vor t heil für das aerarium gezogen werden
m ö g e.
^Dieser Entwurf ist so viel möglich zu beschiel n igen,
und wenn er zu stände gebracht seyn wird, sodann Meinem
dirigirenden Staats Ministre Grafen von Hatzfeld niitzu-
t h e i 1 e n, a u f d a s s selber nach v o r 1 ä u fi g e r zu veranlassende n
Einsicht u n t e r d e n b e t r e f e n d e n H o f s t e 1 1 e n, in einer Staats-
r ä t b 1 i c h e n Z u s a m n) e n t r e 1 1 u n g ju i t 1 n t e r v e n i r u n g seines des
Hof Kriegs Ratbs Präsidentens und der betrefenden Hol-
st (^ 1 1 e n i n P] r w e g u n g g e z o g e n, und Mir das g e m e i n s c h ä f 1 1 i c h e
(t u t a c b t e n zu Meiner endlichen S c h 1 u s s f a s s u n g v o r g e 1 e g et
w e r d e n m ö g e. Joseph.-
An Hof-Kriegs Ruth: den 20"-- May 1781.« '^')
Schon am 24. Mai liatte der Hofkriegsrath die auf die Bukowina bezüg-
lichen Verbessenuigs-Anträgc^^ entworfen. Er hatte sich dabei von der Rück-
sicht leiten lassen, dass, es mochte »künftig der Bukowiner District unter der
Mihtiiradministration verbleiben oder der bereits vorläufig ausgezeichnete kleine
Tbeil iiievon an Siebenbürgen fallen, der grösste Bezirk hingegen ein Kreis von
Galizicn werden, die nach Seiner Majestät Gesinnung daselbst angefangenen
Meliorationsanstalten für den einen wie für den anderen Fall mit Nutzen an-
wend])ar sein und in dem nändichen Faden foi*tgefdhrt, nach Umständen auch
mit der Zeit weiter ausgedehnt werden könnten. Demnach waren c»s im we-
senthchen drei (Gegenstände, auf welche sich dieser Entwurf beschränkte: da*^
gri(K*hisch-orientalische Kirchenwesen, die Berichtigung der Besitzungen und der
Activ- und Passivhandel der Bukowina."**)
Der Staatsrath stimmte in seiner Sitzung vom 12. Juni nicht nur allen
bofkriegsräthlichen Anträgen zu, sondern verzeiclmete auch noch eilf weiten*
»Punkte , die ihm »dermalen schon- zur vorhabenden Einrichtung diesi^
Landes erforderlich und geeignete schienen, nändich: die Stiftung von PHu*-
reien« fiir die linierten, die Errichtung dcutvscher Normalschulen aus dem Schul-
»»') K.-A. II. S. 1781 - 30—30. (Orijr.)
»") K.-A. II. Ö. 1781-30—86. (Coiuvpt.)
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JosEPH*s IL Reisen nach Galizibn und der Bukowina. 57
fonds, die Einfiihrung einer besseren Justiz, die Nothwendigkeit von Pestsordons
in Kriegs- und Friedenszeiten, die Sorge fiir die Bequartierung des Militärs, die
Aufetellung von Magistratspersonen in den Städten, die Zusaninienziehung der
zerstreuten Unterthanen in die Dörfer, die Art und Weise der »Behandlung«
der Juden, die Vertheilung und Einhebung der Contribution, das Münzwesen
mid die Regelung der grundherrKch-bäuerlichen Verhältnisse. Diese Gegen-
stände zog er, nachdem der Hofkriegsrath auch über sie »von Punkt zu Punkt
seine Anmerkungen mit den nöthigen Erläuterungen und seinem Gutachten aus-
zuarbeiten« nicht versäumt hatte, am 3. August in Berathung, die gleichfalls
n)it der Annahme der hofkriegsräthlichen Vorschläge schloss.
Das Protokoll vom 3. August versah der Kaiser mit folgender Resolution :
»Ich begnehraige anforderst die in dem beigelegten Protokollo vom
12. Junius abhin enthaltenen Anträge, besonders wegen besserer Einrichtung
der Geistlicldceit, deren Ausführung also der Hofkriegsrath sich bestens ange-
legen halten wh:d.
»Was die in dem weiteren Protokollo vom 3^ August vorkonmiende
Punkten belanget, da ist wegen der Militär Gerichtsbarkeit nach Meiner indessen
ertheilten Resolution sich zu achten, und wird liiernach dem Hofkriegsrath ob-
liegen, wegen der dortländigen Justiz Verw^altung die angemessene weitere Ein-
leitung zu entwerfen.
Ad lO^m. Ist zur Herabsetzung der Ragusaner, dann der türkischen Lö-
wenthaler eingerathenermassen ein Termin von einem Jahr zu bestinnnen, und
wenn mittlerweile Vorstellungen gegen diese Veranlassung vorkommetcn, werden
solche ihrem Bestand nach in weitere Erwägung zu nehmen seyn.
»In all übrigen begnehmige das vereinigte Einrathen der Connnission.
Joseph.« "®)
Von dieser Resolution wurde der Hofkriegsrath mit Allerhöchstem Hand-
schreiben vom 18. August in Kenntnis gesetzt, mit dem Auftrag, »in deren
Gemässheit das Erforderiiche durch Behörde zu veranlassen«.'***)
So hatte Joseph's zweite galizische Reise, wenn sie gleich auf die Bu-
kowina nicht ausgedehnt wurde, tief einschneidende Reformen für dieses Land
zur Folge.
III.
Rundreise durch Ungarn, die Bukowina und Galizien 1783.
Am 20. April 1783 benachrichtigte Joseph II. den Hofkriegsrathspräsidenten
Feldmarschall Grafen Hadik, dass er am 25. desselben Monats »eine Tournee in
Hungani und einige Gräntz Vestungen« machen wolle, und trug ihm auf, hievon
nicht nur das General Oommando, sondern auch die Vestungs Commandanten «
zu veretändigen.^**) Ausgangs- und Endpunkt der Reise sollte Wien, Zwischen-
*") CoDcept im Archiv des k. k. MiiiisU^riuras d. Innern. (1781, Nr. 9.)
>») Handschreiben im Original ebt»nda. (1781, Nr. 9.) — Das Rescript doa H(»fkne}j:s-
rathes an das p^Wz. (leneralcoramando (ebenda 1781, Nr. 9) siehe Beila^ VII.
»«) K.-A. U. S. 1788-49-6. (Orig.) ^ ,
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58 PoLEK :
stiitioiien Budapest, Szegedin, Arad, Teraesvär, Pancsova, Semlin, Peterwardein.
Essogg, Brod, Gradiska, Pctrinia, Karlstadt, Zeiigg, Fiume, Karlstadt, Agram.
AVarasdiii, Csakathurn, K(irmend und Oedeuburg sein.**^)
Die Abreise fand am testgesetzten Tage um fiinf ITlir morgens und zwar
in Begleitung des Feldmarschall-Lieutenants und Generaldirectors der Artillerie
Grafen .Foseph Colloredo und des Generalmajors von Zehenter statf ') Am
26. April traf man in Ofen ein. Schon hier änderte der Kaiser seinen Reise-
plan ; denn er fuhr am 27. April nach Mobiles und setzte dann den We^ über
Essegg (29. u. 30. April), Pakräcz (1. Mai) Agram (2.), Karlstaxlt (3.), Bosilyevo
(4.), Fiume (5. und 6.), Zengg (7.), Karlstadt (8. und 9.), Petrinia (10.), Jasse-
novac (11.), Gradiska (12.), Brod (13.), A^inkovce (15.), Mitrovitz (15.) nach
Peterwardein fort, wo er vom 16. bis zum 19. Aj)ril blieb.^**)
Von Peterwardein schrieb der Kaiser an den commandierenden General
in Galizien :
»Lieber F. M. L. Schröder! Ich habe mich entschlossen, aus dem ßannat
durch Siebenbürgen in die Buccovina zu gehen, worüber ich den Enzenberg
mehrer details schreibe.
»Da ich gesitmt bin, von Czernowitz bis auf die äusserste Gränze gegen
Chothym mich zu verfügen, allda den Dniester zu passiren und bis Okopi in
Gallicien zu gehen, von da aber erst meine Ruckreise über Szaleszik auf Sniatin
und dann über Stanislow^ nach Lemberg zu nehmen, so werden Sie mir die
Tage und Stationen vorläufig entwerfen und, da ich zu fehren gesinnet bin, so
müssen die Stationen so eingerichtet werden, dass sie nicht zu kurz und wenig-
süMis von mir in Zeit von 12 bis 14 Stunden erreichet werden können. Li
allem muss der Antrag auf 8 Fuhrwerke gemacht werden, welche nach Be-
schaffenheit der Weege und der Grösse der Pferde mit 6 oder 8 Pferden be-
spaimt werden müssen.
»Sie werden mir Ihren entworfenen Defensions Plan für die Buccovina
und Gallicien nach Czernowitz überschicken oder wenn Sie wollen, selbst dahin
kommen, um das Nähere hierüber miteinander zu verabreden.
»Bey Okopi müssen 4 Land Reitpferde ungesattelt nebst 3 berittenen Per-
sonen, um sie zu halten, bereit stehen, und so auch in andern Gegenden, wenn
Seitwerts in Betracht der Defension etwas zu sehen wäre.
»Die eigentliche Zeit meiner Ankunft in Gallicien kann Ich Ihnen noch
nicht bestimmen, doch dürfte ich vermuthlich gegen die Hälft« Juny dasellie^t
eintreffen, wovon ich Sie schon bey Zeiten benachrichtigen werde.
»Mich freut es, Sie bey dieser Gelegenheit wieder persönlich zu sehen,
und leben Sie bis dahin w^ohlauf.
>> Peterwardein den 19. May 1783.
Joseph.
»A^Ä Den Einschluss werden Sie dem Grafen Brigido übergeben.« ***)
*«^) Idoii-to Eämsc Liste 8r. Mnjt.slät dos KaisiTs. (El)oiidii.)
"') Wiener Zeitung. Sc.unabend den 26. April 1788. (Nr. 34.)
"*) Radie.s, Reisi'n KaisiT Joseph II. C)esÜTr. Kevue IX, S. 31.
>«5j K.-A. HofkrieKsratbs-Protok. 1783 (J. Nr. 2988, p. 1566. i^^^^T^
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Joseph's II. Reisen nach Galizibn und deb Bukowina. 59
Worin die xJetails*.^ bestanden, die dem General Enzenberg in einem be-
sonderen Allerhöchsten Hmidschreiben bekannt gegeben wurden, wissen wir
nicht ; es lässt sich jedoch vermuthen, dass daninter Angaben über den AVeg,
den der Kaiser von Siebenbürgen nach Galizien einzuschlagen, sowie über (he
Bukowiner Orte, wo er Aufenthalt zu nehmen gesonnen war, zu verstehen sind.
ITber diesen Punkt aüid ^y\r übrigens durch einen in der AViener Zeitung« vom
21. Juni 1783 (Nr. 50) abgedruckten Bericht aus Gahzien genügend unter-
richtet Daselbst ist zu lesen :
»Leml>erg den 15. Junius. Den 28. des vorigen Monats ist hier eine
Staffette eingetroffen, welche dem kommandirenden Hrn. General v. Schröder die
Nachricht brachte, dass Se. Majestät der Kaiser über Czernowicz nach Lem-
berg kommen, imd längstens bis den 15. dies allhier eintreffen wüi'den, wornach
dann Se. Excellenz bereits vor 2 Tagen nach gedachtem Czernowicz abgereist
sind, um Se. Majest auf der Gränze zu empfangen, und hieher zu begleiten.
Alan sagt, dass der Monarch sich ungefähr 10 Tage allhier aufhalten weixle.
»Se. Maj. kommen aus Siebenbirgen, gehen über den grossen Berg Ku-
karatza, und die neu angelegte Strasse, und werden den 8. dieses in Donia,
dem ersten Orte in der Buckowine nächst Siebenbirgen, den 10. aber in be-
sagten Czernowicz, wo Sie dem Vernehmen nach nicht länger als über Nacht
verweilen wollen, den 11. in Okopi, jenseits des Dniestei-s, anderthalb Meilen
von Chotim, und den 12. über Zalestick in Snyatin, und endlich den 15. (wie
erst gemeldet wurde) hier in Lemberg erwartet.«
Von Petenvardein nahm Joseph II. den Weg über Semhn (20. und 21.
Mai), Pancsova (22.), Weisskirchen (23.), Temesvar (24. und 25.), Arad (26.),
Lagos (27.), D^va (28.), Karlsburg (29. und 30.), Hermannstadt (31. Mai bis
5. Juni), Utsa (6.), Kronstadt (7.), Kezdi-Väsc4rhely (8.), Csik-Szereda (9.), Para.jd
(10.), Bistritz (11. und 12.), Neu-Rodna (12.); am 14. Juni überschritt er die
siebenbürgisch-bukoAvinische Grenze, übernachtete an diesem Tage in Valeputna,
brachte dann zwei Tage (15. und 16. Juni) in Suczawa zu und langte am
17. Juni in Czernowitz an.^^®)
Wie viel Neues hat der Kaiser auf dieser Reise, besonders aber in den
4 letzten Tagen, in der ihm bis dahin noch unbekannten Bukowina, zu sehen
bekommen ! Dass er hier allem, der Bodenplastik wie den ethnographischen
und volkswirtschaflUchen Verhältnissen, der kirchlichen Organisation mid den
verschiedenen Gebieten der Verw^altung sein vollstes Interesse zuwandte, davon
gibt das denkwürdige Handschreiben Zeugnis, worin er am 19. Juni, uimiittelbar
bevor er Czernowitz verhess, dem Hofkriegsrathspräsidenten die E^^formen be-
zeichnete, die er für die Bukowina als nothwendig erachtete. Es lautet:
»Lieber Feldmarschall Hadik ! Ich habe bey Meiner gegenwäiligen Reise
durch die Buccowina bemerket, dfiss dieses Stück Land seiner Lage nach, und
wenn man solches gegen die übrigen Provinzen der Monarchie betrachtet, am
meisten zu einer Militär-Gränz-Einrichtung geeignet zu seyn scheinet. Es ver-
bindet solches Siebenbürgen mit Gallizien, füllet den eingehenden AVinkel
"«) Radios, a. a, 0. S. 31.
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60 PoLEK :
aus, welchen die Moldau vormals zwischen beyden diesen Ländern machte,
decket feniers vollkommen die Marmoros, und ist ein Gränz-Land gegen eine
Türkische Provinz.
»Die Population dieses Landes, dessen Haupt Nahrungs Zweig in Waiden
sowohl fiir Hörn Vieh als Pferde bestehet, und welche den Ackerbau sehr wenig
betreibet, obschon der Boden ausser den Gebürgs- Gegenden allerdings fruchtbar
zu seyn scheinet, ist bey w^eitem seiner Grösse nicht angemessen.
»Da es bey gegenwärtigen Umständen nicht räthUch ist, das Gränz Militar-
Sistem in diesem Lande einzufuhren, welchem der National Geist so sehr ent-
gegen zu seyn scheinet; so finde Ich einstweilen für nöthig, dass folgende An-
ordnungen getroffen werden.
»IPI". Hat der bestimmte Contributions Fuss noch in Suspenso zu ver-
bleiben und sind nur die Schuldigkeiten der Unterthanen gegen ihre Obrigkeiten
sogleich l)estimmt hinaus zu geben, zugleich ist aber auch auf die Hintaiihal-
tung aller Bedrückungen und Excessen von Seite der letzteren mit allem Ernste
zu sehen ; nicht minder muss hierlandes ebenfalls eiu Unterschied zwischen den
im Lande wohnenden Grund Besitzern, und jenen, welche ihre aus der Bucco-
wina ziehende Einkünfte ausser Tjandes verzelu^n, gemacht werden. Fast alle
sind in diesem letzteren Falle, indem, einige wenige Geisthche ausgenommen,
kein einziger dieser Grund Besitzer im Lande ist. Es sind also diese letztere,
in solange sie sich nicht im Lande niederlassen, oder ihre Güter an. andere im
Lande domilicirende Unterthanen verkaufen, zu einer 30percentigen Abgabe von
ihren jährlichen Einkünften mehr als (Ue anderen zu verhalten.
2*^'^ Die AVahl zwischen der 64tägigen Roboth, oder einer Zahlung von
7 f. ist denen von IVßr in den anderen Erblanden festgesetzten Grundsätzen
nicht gemäss. Es muss also den Gnuid- Obrigkeiten die Wahl nur in dem ge-
lassen werden, entweder ihre allodial- Güter selbst zu bebauen, oder selbe an
freymlHge Pächter, oder, was das Beste wäre, an ihre UnteiÜianen entweder
gegen Natural oder Pecunial Abgabe, oder auch gegen andere zu bestimmende
Schuldigkeiten, als Heumachen, Holzschlag und Zufiihrung etc. auf so viele
Jahre, als es ihnen anstehet, zu überlassen, weil die praestation der Natural-
Roboth der Unterthanen so viel möglich aufeuheben, und alles, was der personal
Ijeibeigensehaft ähnlich ist, bereits ganz aufgehoben, und dagegen alles, was einen
Bezug auf freye Verheürathung, Handwerks Erleniimg etc. hat, eingestanden
worden ist.
>3!'^ Die BeschwerUchkeiten mit welchen dieses Land wegen vieler Vor-
spann, ohnentgoldlicher quartiers lüist, Unterhaltung von 180 Tschartaken, Zu-
fuhr des Brods, Holzes und der bisher noch unentgeldUch gemachten öffentlichen
Arbeiten belastet ist, können zwar in keine Berechnung gebracht werden, doch
sind sie immer für das ganze und die einzelne betreffende Individuen sehr
drückend. Diese müssen nun sämmtlich ihr Ende erreichen, und sie kennen es
auch, wenn in diesem Lande, welches gegen dem Nachbarn ganz offen ist, und
nur kleine Gräben und Hübel zur Gränze hat, an welcher folgUch die Hintau-
haltung des Schleichhandels, und die genaue Aufeicht in Sanitäts Sachen fast
ohnmöglich ist, die andurch ohnnütz werdende viele Wachten an den Gränzen
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Joseph's IL Reisen nach Galizisn und deb Bukowina. 61
dergestalt vermindert werden, dass bey gesunden Umständen nur die Haupt-
strassen, wo ohnediess Mautiien sind, besetzet, übrigens aber die hierlandes be-
findliche 11 Compagnien des Ganiisons Regiment, in eine dreyfucho Linie in
die den Gränzen nahe gelegenen Dorfschaften verleget, und in diesen nur eine
Dorfe Wache gehalten wird, welche sowohl auf das, was im Orte vorgehet, als
auf jenes, was von auswärts herkömmt, ihre Aufmerksamkeit zu richten hat;
dieses wird ganz gewiss für die alte Leute nützlicher, und bequemer seyn, dem
Lande aber eine grosse Erleichterung 'verschaffen, besonders wenn
»4^ die Verpflegung dieser Mannschaft an Brod nicht in natura geschieht,
sondern derselben das Geld dafiir gegeben wird ; dann dadurch der grösste Theil
des Becken Personahs entbehrlich, die häufige Vorspann, welche, um das Mehl
aus Gallizien in die Verbackungs Stationen, und das Brod von da in die Com-
pagnie Numem und Tschartacken zu verfuhren, nöthig ist, dem Lande zu guten
kommen, und zugleich die dazu nöthige Holz Zufuhr ersparet Die Fuhren
welche jetzo insgesamt vom Lande unentgeldlich bestritten werden, müssen in
der Zukmift nach der neuen Regulirung von der Contribution abgeschrieben
oder Baar vergütet werden.
»5?^ Die Justitz Pflege ist in diesem kleinen Lande von einem sehr grossen
Umfang, und eine Verbessenuig in selber höchst nöthig, da jedermann über
Verzögerung klaget. Das Criminale erfordert allein einen tüchtigen Mann ; der
Hofkriegs Rath hat daher alsogleich den geschicktesten Auditor, der die Jjandes
Sprache verstehet, hieher zu schicken, weil die Criminal Prozesse sich zu sehr
anhäufen und auch die Civil Prozesse unendlich sind.
»6^ Die vor einem Jahre angefangene oeconomische Aufnahme mag in
Thesi ihren guten Grund haben ; in hypothesi aber ist solche in einem Lande,
wo das Eigenthura aller Gründe nicht dem aerario zustehet, oder welches nicht
zu einer Mihtar-Gränze bestimmt ist, wo ein jeder Gränzer dotirt wird, eine
nmiütze und sehr kostspieUge Sache. Es ist also mit dem, was seither hievon
schon zustande gebracht worden ist, ein Abschnit zu machen und die dazu zu
verwendende Auslagen, welche sich in allem wohl auf ^J^, f belaufen dürften, je
eher je besser bis auf weitere Zeiten einzustellen ; das Personal aber wird bey
der jetzo in allen Ländern anbefohlenen Eintheilung der Kameral und geist-
lichen Güter gleich Beschäftigung finden, und ist dieses also vor dem Winter
noch aus der BuccoAvina zu entlassen.
»7?52 Die gute Versehung der Districts Directors- und Isprawniken Stellen
ist allhier sehr wichtig, und die Nation so beschaffen, dass sie in Vorgesetzte
firemder Nation mehr Zutrauen hat, als in jene, so von der ihrigen sind. Durch
eine gute Wahl fremder Subjecten dieser Stellen wird also viel eher das Gute
gewirkt werden, als wenn solche durch Massillen oder andere hiesige Landes
Kinder, besonders aus der Moldau, venvaltet würden. Vielleicht lassen sich noch
ein paar gute Subjecten, die der Wallachischen Sprache wohl kündig sind, in
dem Temeswarer Bannat ausfundig machen, um sie allhier mit Nutzen ver-
wenden zu können.
»8^ Li Ansehung des geistlichen Fachs ist höchst noth wendig, dass die
Verminderung und Zusammenziehung der Kalugier Klöster ohne weit^rs vor |
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62 Polek:
sich gehe; dass ihre Gründe und Fonds alle in die administration genommen;
was fremden nicht im Lande wohnenden Geistlichen hievon gehöret, densell)eii
ganz l)en()hmen, und aus dem hieraus entstehenden ganzen fundo der gesiunto
Griechische Clerus untt»rhalten, und wenigstens eine Schule, es sey zu SuczawA
oder zu Czernowiz, errichtet werde, das von den diesfaUigen Einkünften sodann
noch übrig bleibende zu ajideren nutzbaren Verwendungen vorbehalten bleibe.
»Nicht weniger nötliig ist es, dass der hiesige Bischof von Kadaiiz dem
Metropoliten von Karlowitz untergeben werde, auch muss von Karlowitz sogleich
eiji geschickter, wohldenkender, der Wallachischen Sprache gut kündiger und
in dem Griechischen Religions Unterricht wohl erfahrner Mann hieher geschickt
werden, um sowohl dem ßischoffen (der im übrigen ganz gut gesinnt ist) t\k
auch dem Consistorium, und den Landes Einwohnern die ächten Begriffe der-
selben l)eyzubringen. Diesem ist nicht allein ein täglicher Unterhalt auszu-
machen, sondern demselben auch die Zusage zu nuichen, dass er nach wohl zu
Stnnde gebrachten Auftrag, sich einer Beförderung, oder auch der Nachfolge
in dem Bisthum hierlandes werde zu erfreuen haben.
/>9"^ Die armenische Gemeinde allhier, deren Gottes Dienst Ich selljst
beygewohnet habe, ist, wejiig ausgenommen, allen übrigen Katholischen Arme-
niern gleich, es sind also alle weitere Nachforschungen über ihre Religion ein-
zusti'llen, und sie bey ihrem Handel und Wandel ungestöi-t zu belassen, auch
ist zu trachten noch mehrere derley Leute herüber zu bringen. Die nämliche
Rücksicht verdienen die hierlandes befindliche sogenannte Lippowaner, welche
blose Russische Bauern sind, die sich hier " niedergelassen haben; ihre Religion
ist die wahre schissmatische, und will man nur darin einen Unterschied finden,
dnss sie ihren Gottes Dienst Illyrisch wie in Russland, und nicht in wallachi-
scher Sprache halten wollen. Ausser dem sind solche fleisige und arbeitsame
Leute, welche man durch jene, so sich in der Moldau von dieser Nation noch
befinden, zu vermehren trachten muss, und aus dieser Ursache ist ihnen auch
ein Poppe von ihrer Nation allerdings zu gestatten, oder ihnen einer aus Sla-
vonien, wo die Illyrische Sprache am meisten in der llbung ist, zu verschaffen.
»lOüü* ifit den Juden ist in dem gefassten Sistem fortzufahren, und uiüssen
solche entweder gute Handels und Handwerks Ijeüte werden oder dem Ackerbau
sich widmen; im Gegentheil sind sie aus dem Lande zu schaffen.
»llL"j; Gegen die vielen Arrenden der Getränke, so wie auch das ganze
Dorfschaften verarrendiret werden, wird hier sehr geklaget; erstere sind im
ganzen Lande gegen deme aufzuheben, dass derienige, der was immer für ein
Getränke ausschenken will, hievor eine seiner Lage und Umständen nach zu
l)estimmende Abgabe zu entrichten haben soll; dagegen ist die Verarrendirung
der l'uterthanen sogleich gänzUch einzustellen, weim solche nicht ganze Güter
betrift, und durch mehrere Jahre zu dauern hat
Die VeiTuehrung der Population in diesem Lande ist das wichtigste, imd
um diese zu erlangen, muss alles, jedoch ohne besondere Kosten, angewendet
werden.
yl2^"l Die Cavalerie Rimontirung ist ebenfalls ein wichtiger Gegenstand,
obwohl deren Erhaltung, wenn man alles zusammen nimmt, ziemlich kostkir
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JosBPH^s II. Reisen nach Galizien und deb Bukowina. 63
ausrällt, so ist es doch ein Grosses, wenn man auf einen sicheren Vorrath von
Hussaren- und chevaux legers Pferden Rechnung machen kann. Das erwünscli-
Uchste wäre freyhch, wenn man so viele Güter, und besonders Waiden exscin-
diren könnte, damit man nicht allein die in der Fremde erkauften Folien allda
einige Jahre ernähren, sondern auch ein wirkliches aerarial Gesttitt von 16-
his 18 Hundert Stutten mit den dazu gehörigen Hengsten, dann Nachwachs
errichten und erhalten könnte, welches eine Zalil von Beyläufig 5000. Pferden
austragen würde, dann wären die Unkosten gut angewendet, weil das G^ld im
Lande bhebe. Wie aber (heses zu erhalten sey, und wie die hinlängliche Giiinde,
Weiden, Fourage und die sogenannte Okols zum Wintenmterstand zu erhalten
und zu erbauen wären, dieses ist ein Haupt Gegenstand, mit welchem sich die
hiesige administration vorzügUch zu beschäftigen hat, da solches der Nutzen ist,
den mau eiusw^eilen aus der Beschaffenheit dieses Landes zu ziehen vermag.
Die Pferde aber mit so grosem Geldaufwand ausser Landes aufzukaufen, und
solche hier nur mit so vielen Kosten durch Commandirte und erkaufte Fourage
auffuttern ist eine sehr schlechte Wirtschaft fiir das aerarium.
»13BS Die Pensionirung oder Aufnehmung hi die Invaliden Haüsser der
sich hier bey dem Gamison-Kegimejit befindHchen — entweder pliysisch oder
sitthch unbrauchbaren Officiers wäre höchst nothwendig. Der Hofkriegs Rath
wird also eine verlässige individuele Auskunft darüber von dem General En-
z e n b e r g und dem Christen anverlangen, um hiernach die Austauschung gegen
tauglichere aus der armee zu veranlassen,
»Die Gemeinen, so lauter, doch meistens alte gebrechUche Leute sind, thun
wirklich hier zu starke Dienste ; diese sind demnach dergestalten einzuschränken,
dass sie wenigstens 4 Tage frey bleiben, welches um so leichter zu bewirken
seyn wird, wenn der Kordon auf obige Art eingezogen,. nur Doi^fe Wachten ein-
gefiihret und die neue hölzerne Kaserne zu Czernowitz zu Stande kommen wird,
wo alsdann leicht noch eine Compagnie dahin verlegt, mid die Dienste in Su-
czava und aller Orten werden vermindert werden können.
:&14?2: Die Belegung der aus der Fremde kommenden sämüichen Getränke,
als Wein, Brandwein etc. ist auf den Gränzen zu erhöhen; dagegen sind die
zwischen-Maüte von Siebenbürgen in die Buccowina, und von diesem Lande
nach Gallizien, weim ihrer noch einige bestehen, gänzhch aufzuheben.
»15^ Die Eröfnung des Borgoer Passes nach Siebenbürgen, und die Er-
richtung einer Communications Strasse in den Gebürgen von Siebenbürgen gegen
Snyatin, ist ein Haupt-Gegenstand, der ohne weiteren zu veranlassen ist, und
kann dem Hauptmann Scherz, der schon die Wege hierlandes ganz gut und
geschickt angeleget hat, der weitere Auftrag diesfalls gemacht werden. In dieser
Absicht wird sich derselbe auf meinen Befehl schon nach Siebenbürgen begeben,
um allda alles einzuleiten, und bestmöglichst zu Stande zu bringen.
y>W^ Damit sich jemand beym Hofkriegs Rath befinde, dem sowohl die
hiesige Landes Sprache, besonders, in Justizial Erkenntnissen, als die Beschaffen-
heit der Buccowina hinlängUch bekannt ist, so ernenne Ich den jungen Baltsch,
der ehemals in Wien war, und dermalen hier beym Consistorio angestellt ist,
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64 PoLEK :
zum wirklichen Hofkriegsraths Concipisten mit 1000 i Gehalt, und ist sellier
bey dem betreffenden Departement zu verwenden.
»Dieses sind einstweilen die Erinnerungen, welche der Hof-Kriegs Rath
sogleich einzuleiten den Bedacht nehmen wird.
»Czernowitz den 19L Juuy 1783.
Joseph. «^ ^*^
Dieses Allerhcichste Handschreiben kam in Wien am 29. Juni an. Fünf
Tage darauf, am 4. Juli, erliess der Hofkriegsrath die entsprechenden Befehle
an das gahzische Generalcommando.'^^)
Heber den w^eiteren Verlauf der Kaiserreise berichtet Nr. 56 der »Wiener
Zeitung« des Jahres 1783:
< Aus Snyatin den 22. Junius. Das Gefolge Sr. Maj. kam den 19. v. M.
von C/ernowicz, der Hauptstadt in der Bukowine, allhier an. Der Monarch aber,
bogleitet von deni Hm. Feldzeugmeister Grafen von Colloredo und dem Ge-
neral von Zehentner, begab sich an diesem Tage nach Okopi, wo sicli zu
Allerhöchstdero Empfang der Hr. Fürst von Czatorinski eingeftmden hatte.
Gestern am 21. v. M. des Abends trafen endlich Se. Maj. selbst hier ein. Aller-
höchstselbe hielten sich zuerst bey dem vor der Stadt erbauten Proviantmagazin
auf, wo sie alles genau untersuchten ; hierauf kamen sie in die Stadt, wo Se.
Majest. im herrschaftlichen Schlosse ihr Absteigquartier nahmen. Eine grosse
Menge Vollks umringte den Monarchen, und übergab viele Bittschriften, die Se,
Majestät huldigst annahmen. Hierauf besahen Höchstselbe alle merkwürdigen
Gegenstände der Stadt — Während dieser Zeit wurde der verdienstvolle Herr
Oberlieutenant von Oetwesch von den Barkoischen Husarenregiraent nach
Wuskowecz (Waschkoutz in d. Bukowina) beordert, um che daselbst befindüchen
200 Stück neuen E^montenpferde nach hiesiger Stadt bringen zu lassen. Dieser
Oflicier hatte als er durch den Pi-utHuss setzte, das Unglück, mit dem Pferde
zu stürzen, bekam von demselben einen Schlag auf die Brust, wurde eine Strecke
weit von dem Strom»? fortgefiihii, und konnte sich nur nach einiger Erholung
mit harter Mühe von der Gefahr erretten. Der Monarch, sobald er von diesem
\!j()rfalle Nachricht erhalten hatte, schickte ihm allsogleich seinen Leibarzt zu.
um ihm alle mögliche Hilfe zu leisten. — Heute Morgens besahen Se. Majest
die oberwähnten von Wuskowecz angelangten Remontenpferde, begaben sich
hierauf zum Gottt*s(henst und fuhren daim weiters nach Lemberg ab.
Aus Lemberg meldet ein Schreiben vom 25. v. M. folgendes: Des Kaisers
Majest. sind allhier am 23. v. M. um Mittagszeit angelangt Allerhöchstdicselben
unterredeten sich, gleich nach Dero Ankunft, durch einige Stunden mit dem
Hrn. Statthalter, Grafen von B r i g i d o, und gingen hierauf zur Tafel. Seitdem
"') Das Ori^nnal wird im k. u. k. Kri(»j^n'hive aufbi^wahrt. (U. S. 1783—30—79.) Es
riitbält dit» Kand)H'ni»'rk\inj< : »Hond)^'<'lan<?t den 29ten Juny 1783.«
»*») Sii'lio Boila«r»> VIII. — Rs Si»i jrhnch hier bemerkt das« im 10. § des hofkriejjsrath-
lichen K/\Mripts. der von <ien Ariiienit^m hand«^lt nur infol^» eines MiKsverständnisses das Wort
allhier* (d. i. in der Bukowina, tM^^entlich a)K»r Suezawa) de« kaiserlichen Handsehreibens duirh
dilti Wort Czernowitz. wieder^';;«»n worden i>t. Denst'lbt'n Felder be«?eht nbrij^»ns auch H. J.
Hi derma nn in seiner Sehrift: Die Bukowina unter öst*Treiehiseher Ver^iütung. 1775—1875.
2. A. I>>ralM»rj,' 1876. 8. 73 1.
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Joseph's II. Reisen nach Galiäen und dee Bukowina. 65
haben sich Se. Majest unablässig den hiesigen Geschäften gewidmet. Am 1. d. M.
Jiaben Se. Maj. Leraberg verbissen, und haben Dero Rückreise über Eperies,
Kaschau, und die Ungarischen Bergstädte genommen.«
Die Ankunft in Wien erfolgte am 11. Juli.'^^)
lY.
Reise durch Steiermark, Ungarn und seine Nebentänder, durch die
Bulcowina und Galizien 1786.
Mit gewohntem Eifer arbeitete Baron E n z e n b e r g an der Verbesserung
des Zustandes der Bukowina. Und es blieb der Erfolg nicht aus.
Ein sehr anschauliches Bild von den Fortschritten, die das Land unter
Enzenberg's VerAvaltung, besonders in den letzten Jahren machte, tritt uns aus
dessen Rationarium Provinciae vom 25. Februar 1786 '^^) entgegen.
Li dieser Landesbeschreibung wird die damalige Bevölkerung mit 29.102
Familien, der Zuwachs, zumeist aus »Moldauern, Fohlen, Russen und einigen
Toutschen« bestehend, seit der Besitzergreifung mit ungefähr 17.000, seit dem
Jahre 1778 mit 11.641 Familien beziffert. Diese Bevölkerung l)eschäftigte sich
nicht mehr ausschliesshch mit der Viehzucht, sondern »näherte sich« bereits
einer regelmässigen Agricultur und Industrie«.
Es war auch gelungen, :5>Künstler, Manufactmisten und Handwerksleute
unter verschiedenen Begünstigungen herbeizuziehen«, so dass »in denen drey
Städten (Czernowitz, Sereth und Suczawa) und einigen ansehnlichen Ortschaften
von denen unentbehrlichsten Professionisten, als: Schlosser, Schmidt, Wagner,
Tischler, Schuster, Schneider, Kirschjier, Riemer, Sattler, Hutmacher, Seifen-
sieder, Büider, Töpfer, Maurer, Zimmerleut(», Bäcker, Gärber, Fleischhacker,
Bräuer, Kauchfangkehrer nebst einem Uhrmacher schon manche angesiedelt«
waren. Freilich waren es, wie der General sagt, x> grösstentheils solche, denen
es entweder an Verlag (Warenlager) oder ' an Fleiss oder an hinlänglicher
Kenntnis des Werks« gebrach. »In einer wohlbesetzten Stadt oder Provinz«
wären sie nicht beachtet worden ; ^>allein hier, wo man Jiicht nur allein keine
Walil, sondern daran noch einen Mangel« hatte, wurden sie »merklich«. Wenn-
gleich »der hiesige Landmann seine einfachen Bedürfnisse sich grösstentheils
selbst* verechaftle mul An denen Städten das Publicum noch nicht so gross«
war, -i^ einer grossen Anzalü Professionisten und Gewerbsleuten hinlänglichen
Venlienst zu geben«, so hätte es doch Leuten, »die ihr Werk oder Kunst gut
verstehen, damuf den gehörigen Fleiss verwenden, mit dem Verdienten wirth-
schaftlich und nicht vei-schwenderisch umgehen und sich von Zeit zu Zeit den
nöthigen Verlag machen können , »an Auswegen« nicht gefehlt, ^ihre Manu-
»") Wiener ZeitiiiH?, Sonnal>cnd den 12. .Juli 1788. (Xr. 56.)
"®) Original im Archive des k. k. Ministeriums d. Innern, abgedniekt bei Hurmuzi^ki,
I)«w*uraent«? priviti'>re la istoria Romanilor. Vol. VII. Bucuresei 1876. S. 454— 47:3pj j^l^g^^ 1^ (jQQq[(
66 PoLEK :
facta abzusetzen, some der Uhrmacher hier aus der Moldau grossen Verdienst«
zog und die »vorigen Jahr erst errichtete Civilapotheque« ihre Kechnung fiand.
Einem dringenden Bedürfnisse war durch die Errichtung von 2 Säge-
mühlen (zu Kupka im Sereththale und zu Kapokodrului an der Moldawa) und
2 Mahlmühlen (zu Kotzman und am Serethflusse) abgeholfen.
Um den Verbrauch an Brantwein, besonders an ausländischem (ukraini-
schem) Brantwein, zu beschränken, hatte man »dem ersten besten die Erlaubniss
ertheilet, Bräuhäuser zu errichten und ohne einige Abgabe darauf Bier zu brauen.
Hierdurch sind nun die vorhandenen Bräuhäuser entstanden«. Sie kamen zwar
mit Ausnahme des damals zu Suczka bei Czernowitz im Bau begriffenen nicht
»in die Reihe wohlerbauter und eingerichteter Bräuereyen«, lieferten aber >em
ziemlich gutes Bier, das auch auf dem Lande stark getrmiken« wurde.
Zur Belebung des Handels und Verkehrs waren in Zastawna, Kuczur-
mare, Styrcze, Graniczestie und Wama dann auf der sogenannten Poiana Stampi
an der neuen Borgoer Communicationstrasse fiir die B;ei8enden »Absteigquartiere
nebst Stallungen und Schupfen« erbaut, die auch zur Unterkunft der durchmar-
schierenden Truppen dienten.
Durch die Zunahme der Bevölkerung und den volkswirthschaftlichen Auf-
schwung ist auch die Steuerkraft des Ijandes sehr gehoben worden. Nach dem
Final-Steuererträgnisentwurf für das Jahr 1784 betrugen die landesfurstJichen
Steuern und Abgaben, »die in den ersten Jahi-en etlich und Siebzigtausend
Gulden abwarfen«, 154.298 fl. 287ia kr., u. z. die »reale Contribution« (Fami-
liensteuer) 62.248 fl. 56Vj2 kr., die Heurcluition 22.785 fl. 50 kr., der Militär-
quartiersbeitrag 11.189 fl. 33V^g kr., das Czartakenholz 3.403 fl. 317^, kr., die
Arbeitsreluition (Robotentschädigung) 3.596 fl. 45 kr., die Desetina (Abgabe von
Bienen8t()cken und. Schweinen) 25.285 fl. 14 kr., die Gostina (Abgabe von
Schafen mid Ziegen) 15.440 fl. 41 kr., das Caldarit (Brantweiukesselsteuer)
1.269 fl. 77, j kr., die Mühlgewerbsteuer 21 fl. 15 kr., das Vulpe Kreczunului
(Fuchspelzsteuer im Czernowitzer Districte) 1.171 fl. 30 kr. und die AUodial-
steuer (Grundsteuer der Gutsbesitzer) 7.886 fl. 17i2 kr. Dazu kam der vom
gaUzischen Gubernium an die Bukowiner Districtscasse abgeftihrte Ueberschuss
des Erträgnisses der zum Regale Galiziens gehörenden Bukowiner Zollgefalle.
Dieser belief sich im MiliUirjahre 1784/85 auf 58.787 fl. 41 kr.
Aber nicht bloss in Hinsicht auf die materielle, auch in Hinsicht auf die
geistige Cultur ist ein grosser Fortschritt zu verzeichnen. Im Jahre 1783 und
1784 wunlen die zahlreichen Klöster bis auf drei (Dragominia, Putna und Su-
czawitza) aufgehoben, ihre Güter in die staatliche Verwaltung übernommen und
aus ihren Einkünften sowie aus den Einkünften der sclion vorher (im April
1783) an den Allerhöchsten Hof abgetretenen bischöflichen Güter der griechisch-
orientalische Religionsfonds begründet,'") aus welchem seitdem die gesammte
griechisch-orienüilische Geistiichkeit der Bukowina iln-en fixen Gehalt bezieht
In zweiter linie fällt nach dem Wortlaute des kaiserlichen Handschnnbens vom
19. Juni 1783 dem gr.-or. ReUgionsfonds die Fördeining des Bukowiner Schul-
»^) Vjrl. Pulek,
Anliiuj^e des Vulksscbiil\vos<*iis in <l**>f^lM*^''5*|i;'*'(^(n^ßlp
Josbph's II. Rbisbn nachGalizien und der Bukowina. 67
Wesens zu. Auch in dieser Hinsicht hat Baron Enzenberg den Anfang ge-
macht Er selbst berichtet hierüber: »Zwo teutsche Hauptschulen, darinnen
auch moldauisch gelehrt wird, und deren eine sich in Tschernowitz, die zwote
aber in Sutschava befindet, sind errichtet, und werden ohne Unterschied der
Nation stark besucht In diesen werden die Moldauer für die Nationalschulen
unterrichtet, deren auch bereits vier angelegt sind, und nach denen sich nach
und nach die Trivialschulen bilden. Dass es mit diesem, so wie mit vielen
anderen Verbesserungs- Gegenständen nicht schon so weit gekommen ist, als
man wohl wünschet, daran ist Vorurtheil und Misstrauen der Nation für alle
Neueningen Schuld, das man ihr nur mit der Zeit durch augenscheinliche Be-
weise und Überzeugung benehmen kann.«
Was schliesslich die Landesvcrwaltung anbelangt, so war sie »nur mit
den allernöthigsten Individuen interimahtor besetzt« Ihr waren drei Districts-
auditoriate und ncr Directorate nebst dem Wirtschafts- Oberdirectorate (seit De-
ceraber 1784) untergeben, denen wieder die »ordentlich bestellten Magistrate«
der drei Städte und die Dorfgerichte, beziehungsweise (dem Wirtschafts- Ober-
directorate) die Wirtschaftsämter auf den Cameral- und geistHchen Gütern unter-
standen, durch welche »die verschiedenen Policey- Anstalten und oeconomischen
Verl>esserungen beobachtet und vollfiihrt« wurden.
Als »im Zuge« befindlich fuhrt Enzenberg folgende »Meliorationen« an:
^a) Die gemächlichere Communications Strassen aus Siebenbürgen herein
über Burgo, welche bey Dorna Kandreni in die von Kosna (d. i. die über Rodna
führende) einfällt und dann bey Gura Humora in die gleichfalls in der An-
lage stehende verdeckte Strasse über Solka, Wickov, Storosclienetz und Selenov
in Gallizien hinein auslenkt und auf Aerarialunkosten angelegt wird. '
»6) Die Anlegung eines Dorfs an der Burgoer Strasse, und benanntlich (?)
auf der sogenannten Poyana Stampi, woselbst bereits ein geräumiges Einkehr-
haus eri)auet ist Hierzu werden die nöthigen Anstalten getroff*en, Ausrottungen
zu machen, Moräste abzuzapfen und zum benutzen geschickt zu machen, damit
die Gegend bevölkert und zu künftiger Unterhaltung der Strassen Vorsehung
getroflfen werde.
»c) Zu Vatra Domi wird eine Militär Bäckerey und eine Mühle von
2 Gängen angelegt wenlen, eine in dortige Gegend angetragene ganze Com-
I>Hgiiie, die zur Sicherheit der neuen Colonie und zu Beförderung dieser Ab-
sicht dahin beordert werden soll, zu verpflegen, ohne auf einen so weiten Weg
das Brod zufuhren zu müssen. Hierzu kommen noch jene Absteig Quartiere,
welche auf obberührter verdeckten Strasse in unbevölkerten Gegenden im An-
trage sind, denen Reisenden die nöthige Unterkunft zu verschaffen und zur
Ansiedlung einen Grund zu legen.
>d) Zu Steuerung der öffentlichen Nothdurft wird zu Sutschava eine Ca-
Fenie für eine ganze Compagnie nebst einen Staabs uy\d übrigen Officiers, Geist-
lichen und Feldscherers Quartieren und ein Spital auf 50 Kranke, dann eine
Wohnung ftir den Districts Auditor nebst Kanzley und denen nöthigen Kerkern
erbauet werden, wozu die Bewilligung erfolgt, und die MateriaUen beygeschaffb sind.
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68 Polek:
»e) Für das oeconomisclie Each ist für lieuer der Antrag auf einen Ge-
treydkjisteii und eine Mahlmühle zu St UHe bei Sutschawa und auf eine Mahl-
mühlc zu Watra Dorni, woiüber die Passining ei-w^artet wird.
»Zu Behuf des Ackerbaues sind die nöthigen Einleitungen getroffen, dem
hiesigen Landniann eine ächte Cultur beyzubringen. Sie bestehen in der Art
das Land behörig zu bearbeiten, die Zeit dazu, und zum Anbau selbst zu h-
obachten, das Land nach Umständen zu behandeln, der Natur zu Hilfe zu
kommen und für den Nutzen mehr besoi^gt zu seyn, den das Land Heissigtit
Händen darl)iethct Endlich und sonderheitlich
»f) Die Geometrisch-oeconomisciie Mappirung des Liuids und die nach
einer vorläufigen Familien Konscription zu erfolgende Grundzutheilung, wodünh
der Untcrthan ein Grundeigenthum erlanget, und wodurch der Grund zu einer
billigen und verhältnissmässigen Steuer und grundlierrlichen Abgabe gelegt wrd.
Das war der Zustand der Bukowina, als Joseph IL seine Vorbereitungen
zu einer neuen Rundreise durch die östliche Hälfte seines weiten Reiches traf.
Die Anordnungen fiir diese Reise enthält das folgende, an den Präsidenten
des Hofkriegsrathes gerichtete Handschreiben. Es lautet wörthch :
»Lieber Feldmarschall Hadik ! Ich überschike Ihnen hier angeschlossen
die beyläufige Marschroute, und die Tage, welche Ich bey Meiner vorzunehmenden
Reyse zu machen gedenke. Sie werden in dieser Gemäsheit die betreffende
Gmnz-General-Commandi und jenes in Gallizien wegen der Bukowina belehren,
damit, nach den von Mir schon ein- für allemal festgestellten Grundsätzen, keine
Ceremonien beobachtet, noch einige Weeg- Reparationen, die nicht ganz onent-
belirlich sind, vorgenommen werden.
»Die Anzahl der Pferden auf jeder Stazion muss aus 38 bestehen, wovon
8 Züge zu Sechsen, und 5 Züge zu vieren zu rechnen sind; sollten aber die
Weege gar zu schlecht — und die Pferde zu klein seyn, so könte mau auch
die Wägen pr. G mit 8 Pferden bespannen, wo sodann 44 Pfenle herauskamen.
»Da bey einer solchen Reyse man nicht voraussagen kan, ob man uichi
ein oder andern Tag wird abändern müssen, so werde ich es immer Voraus be}
Zeiten durch einen Gardisten oder Estaffette melden lassen, und da auch noch
ein Kalesch für einen Courier, der Mir etwa nachkommen kan, in dem Gefolg
mit wird seyn können, so müssen für dieses immer noch 4 Pferde mehr in
Bereitschaft seyn; in allem also wird immer auf eine Zahl von 48 Pferden ge-
rechnet werden, ausgenommen auf den guten Strassen, wo es mit 42 genug i^
»Auf den hier angesetzten Stixzionen, die nicht Städte oder grössere Oerter
sind, wird an den bemerkten Tagen eine kleine Quantität von Brod, Fleis<i
und Zugemüss in Bereitschaft zu halten seyn, damit Meine dahin kommende
Köche solches schon finden mögen, wovon auch der vorausgehende Gardist inuuer
die Anzeige machen wird; nur muss es in einer proportionirten Quantität und
auch nicht etwa zu früh beygeschaft werden, damit es keinem Verderben ausge-
setzt seie.
>In dieser Gemäsheit werden Sie Ihre untergebene Generalcommaud^
belehren. Laxenburg den 30. May 1786. Joseph- J")
^•'»«) K.-A. II. S. 1786—49-2. (Orij,'.)
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Joseph's JI. Beisen nach Galizien und dee Bukowina. C9
Die Reise wurde am 16. Juni von Wien aus angetreten. Sie führte über
Graz (17. bis 19.), Pettau (20.), Ebersfeld (2L und 22.), Warasdin (2:^.), Agram (24.),
Karlstadt (25.), Zengg (26.), Gospich (27.), Jessenitza (28.), Karlstadt (29.), Pe-
trinia (80.), Gradiska (1. Juli), Brod (2.), Vinkovce (3.), Mitrovitz (4.), Semlin (5.),
Pctenvardein (6.), Titel (7.), Zorn bor (8.), Szegedin (9.), Szentes (10.), Nagy-
allas (13.), Klausenburg (14.), Karlsburg (15.), Hermannstadt (16. bis 20.),
Medias (21.), Szilsz-Regen (22.), Borgo-Prund (23.) »3')
In der Bukowina sollte der Kaiser nach dem ursprünglichen Plane, von
Porgo-Prund kommend, am 24. Juli in Dorna übernachten, er setzte aber an
diesem Tage die Fahrt bis Kimpoluiig fort. Die folgende Nacht verbrachte er
in Suczawa. Auch in Czcrnowitz hielt er sich diesmal kaum 24 Stunden (26. Juli)
auf.*^^) Trotzdem fand er Zeit, auch hier so viel in Augenschein zu nehmen,
dass er, >vie wir später sehen werden, Beschlüsse reifen lassen konnte, die fürs
ganze Land von folgenschwerer Bedeutung waren. An dieser Stelle sei nur
einer Begebenheit gedacht, die Canonicus K u n z (von 1822 bis 1864 Pfarrer
von Czeniowitz) in seiner Chronik aufgezeichnet hat. Kunz schreibt: »Während
seiner Anwesenheit im Jahre 1786 berieth Seine Majestät Kaiser Joseph II.
mit dem Ortsseelsorger, dem hochwürdigen Herrn Kekert, wiederholt die Mittel,
den kathohschen Cultus zu erhalten und zu heben. Als von der Errichtung
einer Kirche die Rede war, nahm Seine Majestät den Pater Wenceslaus (wie
er gewöhnlich genannt wurde) unter den Arm und schritt mit ihm der Stelle
zu, wo jetzt die Kii'che steht. Indem er daselbst auf- und niedergieng und die
Oerthchkeit besichtigte, that er die Äusserung, er werde an diesem Orte eine
prächtige lürche bauen lassen in Kreuzesform, mit vier gegen alle Weltgegenden
gerichteten Eingängen und einem in der Mitte der Kirche majestätisch sich er-
hebenden Altar, so dass bei offenen Thüren das AUerheili^ste von allen Seiten
gesehen und angebet werden könnte«. ^^'^)
Ueber den Aufenthalt in Galizien enthält die »Wiener Zeitung« nachste-
hende Berichte.
Nr. 64. Sonnabend den 12. August 1786.
»Des Kaisers Maj. haben den 27. v. M. die Gränze von Galizien erreicht,
und sind des Abends in dem Lager zu Sniatin eingetroffen, wo Se. Maj. den
28. und 29. den Waffenübungen beywohnten. Am 30. verfügten sich Allerhöchst-
dicselben über Stanislaw in das zweyte Lager bei Grodek. Die allda versam-
melten Truppen waren schon am 31. des Morgens ausgerückt; allein wegen
starken Kegens wurden sie wieder zum Einmai-sch beordert, und ei-st um Mittag-
zeit bei ausgeheitertem Wetter konnten sie vor Sr. Maj. regimentsweise Uibungen
vornehmen. Der Kaiser nahm hierauf das Mittagmahl ein, welchem die anwe-
senden Herrn Generale beygezogen zu werden, die Ehre hatten. Den 1. und
und 2. d. M fiengen die Kriegsübungen mit Anbruch des Tages an ; nach
"») Radics a. a. 0. 8. 37.
»M) Bem^. Liste in die La«?er von 1786. (K.-A. U. S. 1786—49—2.) Vercrl. anch Riulics,
a. a. 0. 8. 87.
>»*) Polek, Ausj?ewählte (Vipitel aus d. Gi'donkbucht} der riun.-kath. Pfarre zu Czemowitz.
Czemowitz 1890, S. 64.
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70 Polek:
(leren Endigung, am 2., verliesseu Se. Maj. das liager, und trafen bald darauf
zu Leniberg ein. In diese Stadt sowohl als nach Grodek hat die Anwesenheit
des Kaisers eine Menge von dem galizischen, pohlnischen und fremden Adel
gezogen.«
Nr. 65. Mittwoch den 16. August 1786.
»Nachdem Se. Maj. der Kaiser im Lager bey Grodek am 30. Juli Ge-
nerahnusterung gehalten hatte, wurde am 1. August brigadenweise manö\Tirt
und der Vorposten dienst exercirt; am 2. August ritten Se. Maj. mit der ge-
sammten Generalität zur Recognoscirung eines iieuen Lagerplatzes für das künf-
tige Jahr bis Malcziczi (Malczyce), wo Se. Maj. von Wägen und Gefolge
erwartet^ den Weg nach licmberg antratten. Die Truppen, welche zum Zeichen
der allerhöchsten Zufriedenheit durch beyde Tage, da Se. Maj. im Ijager waren.
doj)pcltc Löhnung erhielten, sind am 4. d. M. nach ihren vorigen Standquar-
tieren aufgebix)chen.
»Gleich nach der Ankunft Sr. Maj. zu Lemberg und an dem folgenden
Tage hatte der anwesende inländische und fremde Adel die Ehre, seine Auf-
wartung zu machen. Es fand auch jedermann freyen Zutritt und Gehör, der bey
Sr. Maj. ein Gesuch anzubringen hatte. Den 2. Nachmittags verfugten sich
Allerhöchstdieselben sowohl in das lattunische als das griechische Seminarium;
den dritten besuchten Se. Maj. die Krankenhäuser, Spitäler und das Kloster
der Benedictinernonnen. An dem nämlichen Tage war im Casino öffentlicher
Ball, den Se. Maj. mit Ihrer Gegenwart zu verherrlichen genihten. Am 4. nahmen
Se. Maj. d^is Kloster der Annenischen Jungfrauen, die Normalschulen, das Uni-
versitätsgebäude, die zur öffentlichen BibUothek bestimmte vormalige Kirche der
Trinitarier, die Dikasterien, für welche das ehemalige Jesuitencollegium einge-
richtet worden ist, und andere öffentliche Anstalten in Augenschein.
y.Die Anwesenheit des Kaisers hat sehr viele vornehme Gäste nach Iiem-
berg gezogen. Man neimt darunter den Fürsten Adam Czartoryski, den Fürsten
Lubomirski, den pohlnischen Feldherrn Grafen Rzewuski, den Grafen Krasinski,
die Starosten Konorski, Potocki, Draminiki, Poreloski, Kamicki und viele Edel-
leute und Officiere.«
* Nr. 66. Sonnabend den 19. August 1786.
»Des Kaisers Maj. haben zu Lemberg den 5. d. M. das MUitärspital und
die Gefängnisse in Augenschein genommen, und Nachmittags nach Winniki
sich verlügt, um die dortigen Wirthschaftsgebäude und die Tabaksfabrike zu be-
sehen. Sonntags den 6. wohnten Se. Maj. dem Hochamte in der Kathedral-
kirche bey, und Abends gei-uhten Allerhöchstdieselben hi dem fiirstl. Jablo-
nowskischen Garten, wo der inländische und fremde Adel sehr zahlreich sich
einfand, einen Spatziergang zu unternehmen. Den 7. besahen Se. Maj. Früh
die Klöster Bernardiner und Karmeliten, auch noch einige öffentliche Gebäude,
und Tages darauf tratten Allerhöchstdieselben die Reise nach Ungarn an.«
Auf seiner Reise durch die Bukowina scheint Kaiser Joseph von dem
Plane, dieses Land in eine Militärgrenze umzuwandeln, völhg zurückgekommen
zu sein. Vielleicht hat auch Graf Brigido dessen Unterordnung unter das
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Joseph's IL Beisbn nach Galizien und der Bukowina. 71
galizische Guberuium ueuerdiugs das Wort geredet Thatsache ist, dass der
Kaiser am 6. August 1786 in Lemberg die Vereinigung der Bukowina mit Ga-
lizien verfugte. Diese Verfügung brachte er gleichzeitig dem Präsidenten des
Hofkiiegsrathes und dem obersten Kanzler der vereinigten böhmisch-österrei-
chischen Hofkanzlei zur Kenntnis.
An ersteren schrieb er:
»Lieber Feldmarschall Hadik! Da ich beschlossen habe die Buccowina
mit Galizien zu vereinigen, und solche sowohl in pubUco-politicis, als Camera-
libus und Justiciahbus dem Politico vollkommen zu übergeben, auch der ver-
einigten Böhmisch- Oesterreichischen Hofkanzley und Obristen Justiz-Stelle unter
einem alles dasjenige mitgebe, was bei der diesfälligen mit 1^ 9ber d. J. vor
sich zu gehen habenden Übeniahme beobachtet werden soll; so haben Sie sich
mit beyden diesen Hofstellen in das hierwegen erforderUche Einvernehmen zu
setzen, und sodaini in Gemässheit desselben an das hiesige General Kommando
den Auftrag wegen der Übergabe dieses Districkts an das PoUtikum mit der
nachdrucksamen Erinnerung zu veranlassen, dass damit nach dem bestem Wissen,
und mit aller Genauigkeit zu Werke gegangen werden soll.
»Für das in der Buccowina fernershin auf seinen gegenwärtigen Fuss
unter der Direction des Obristleütnants Cavallar fort zu bestehen habende
Riraonten Ankaufs Geschäft, habe Ich die Oerter Waskaucz (Waszkoutz a. Gz.),
Trasenecz (Draczinetz), Strosenecz, Ober und Nieder Wickow und Strasa (Straza)
zur Unterkunft der Pferden, dann das Qebürg von Luecina (Luczina) zur Sommer
Weide für solche vorbehalten, auch die Eintauschmig des Guts Waskaucz^ wo,
wie bis jetzo, auch künftig der Standort des Obristleütenants Cavallar seyn wird,
angeordnet; der Hofkriegs Eath w*ird also den Bedacht zu nehmen haben, das
erforderliche vorzukehren, damit zu Errichtung der von wiedei'holtem Obrist-
leittnant Cavallar in obigen Ortschaften angetragenen Stallungen und Okolls
gleich mit dem Eintritt des nächst folgenden Frühjahrs geschritten, das dazu
nöthige Bauholtz aber über Winter zu gehöriger Zeit geschlagen und herbey-
geschaffet werde.
»Nachdem nun durch sothane Übergabe der Buccowina an das Politikum
die dermalige Militar-Administrazion allda von selbst aufhöret, so will Ich dem
General Enzenberg, da er solche bisher zu Meiner Zufriedenheit besorget
hat, hievor eine Remuneration, und respective einen Übemedlungs Beytmg von
Sechs Tausend Gulden ohne allen Abzug hiemit angedeyhen lassen, und dem-
selben die vacantc Brigade der beyden Wallachischen Gränz Regimenter in
Siebenbürgen anvertrauen; jedoch wird derselbe noch so lang in Czernowitz
verbleiben, bis er die Übergabe vollständig bewerkstelHget haben wird, besonders
aber hat solcher sorgfältigst darauf zu waci»cn, dass nicht etwa hie und da von
Seite seiner Untergebenen Praevaricationen begangen werden.
»Da hingegen dieser District, ohngeachtet solcher unter die politische Ver-
walttnig kömmt, gleichwohl auch künftig als ein Gränz TjjuuI einer mehreren
militärischen Aufsicht ncithig hat, so ist einer der hier Tjandes bereits ange-
stellten General Majors nach Czernowitz, wo ohnehin der Stab ^lefj^^2ten G^^r-^glc
72 PoLBK :
iiison Regiments sich befindet, und hinlängliclie Gelegenheit zu seiner Unter-
kunft; vorhanden ist, zu übersetzen. Lemberg den 6*2n August 1786.
Joseph«.''*^)
In dem an deji obersten Hofkanzler gerichteten Handschreiben zählt der
Kaiser alle die Massnahmen auf, die er bei der Veränderung der Verwaltung
im Liinde als nothwendig erachtete.
Dieses Allerhöchste Handschreiben hat folgenden Wortlaut:
»Lieber Graf Kollowrat! Ich bin entschlossen, die Bukowina mit
Galhzien vollkommen zu vereinigen, dergestalten, dass selbe in allen politicis.
publicis et Cameralibus als ein Kreis Galiziens von Seiten des dortigen Gu-
bemii und der Appellazion behandelt werde.
»In eben dieser Absicht habe Ich den Befehl an den Hofkriegsrath erlassen,
mit welchem sich die Kanzley einzuverstehen hat, damit die gemeinschaftlichen
Aufträge sowohl an das Gallizische Gubernium als an das dasige General Com-
mando wegen der Übergabe und respective l^bernahme, welche den 1. No-
vember 1. J. zu erfolgen hat, sogleich ergehen können. Zu diesem Ende will Idi
» V^ Den in der Bukowina jetz angestellten Oberdirektor Beck zum
Kreishauptmann des künfliigen Bukowiner Kreises ernennen, und hat derselbe
aus den allda bestehenden 4 Direktoren die tauglichsten zu Kreiscomniissarien
fiirzuwählen luid vorzuschlagen.
»2il Da ich diesen Kreis vorzüglich der Viehzucht widmen will: so ist
auch in dieser Absicht auf keine weitere Impopulation, ausgenoijnuen die sich
von selbst ergiebt, zu gedejiken.
»3Ü!1 a) Habe ich die in der beyliegenden Liste enthaltene Güter und
Weiden fiir das Remontirungs Kommando des Obristleutenant C a v a 1 1 a r
bestimmt, woi-unter Waskautz, dessen Besitzer ein Bojar ist, gegen ein Gut in
der Moldau, so der Bukowiner Geistlichkeit gehört, einzutauschen ist
»B^". b) Müssen die übrigen Kameral- und geistlichen Güter, die in der
Administration stehen, und theils der einheimischen, theils der moldauer Geist-
lichkeit zugehören, mit Aufhebung der darauf augestellten kostbaren Beamten,
in Pachtungen von mehreren Jahren theilweise gegeben werden, wodurch die
Vielizucht ganz gewiss in bessere Aufnahme kommen wird.
»4^jv Muss der Sitz des Kreisamtes in Czeniowitz seyn, wo schon die
hierzu nöthigen Gebäude vorhanden sind.
»5h Ist allda auf ärarial Unkosten eine gemauerte katholische Kin'lu*
nach Verhältniss der dortigen, auf dem Platz, wo jetz die Apoteke ist, zu er-
bauen, und sind eben so auch katholische Kapellen in Sireth, Suczawa imd
Kimpolung, wenn sie auch nur von Holz sind, theils herzustellen, theils die
schon bestehende etwas zu erweitern.
»6?!!: Will Ich, dass die bukowiner ünterthanen in der Giebigkeit und
Robot noch einstweilen, wie dermalen unter dem Militari, gehalten wertlen.
>u^Z Mit der ökonomischen Ausmessung ist allda fortzufahren, weil man
mit selber dem Vei*sprechen nach in einem Jahre fertig seyn wird, und alsdann
«) K.-A. II. S. 1780-30-135. (Orij^.)
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Joseph's IL Reisen nach Galizien und der Bukowina. 7H
diese Ausuiessung ganz füglich zur allgemeinen Steuer-Regulierung wird ge-
braucht werden können.
»8^ Tn Ansehung der Maut muss die Bukowina in allem so wie Gallizien
l)ehandelt werden, die Stadt Suczava allein ausgenommen, welche vne Brody
aus dem Kordon zu schhessen ist'; auch muss einige Ausnahme in Rücksicht
der Kleidungsstücke fiir die allda noch wohnende Bojarn gemacht werden.
»952 Ist darauf zu sehen, dass die Hauptkommunikazionsstrasse z^^'ischen
Siebenbürgen und GaUizien sorgfältig erhalten, und ein Postkurs, der 2 mal in
die Woche von Snyatin nach Czernovitz und soweiter nach Suczava, Kimpo-
lung, Dorna und Bistricz geht, eingeleitet werde. Tngleichen ist
j^l052 Die schon rückwäi'ts bestimmte Strasse von Kapocodrului nach
Snyatin zwar nicht Chauss^emässig, sondern nur fahrbar nach und nach her-
zustellen.
»11^ Muss eine Kommission in Lcmberg besthnmt werden, die das Rech-
nungsgeschäft der Übergabe ordentlich auseinandersetzt; denveilen aber ist die
Bukowina vom Militari in statu quo zu übernehmen.
»125^2 Hat die Numerirung der Häuser und die Militär Conscrii)tioji in
diesem Kreise, als einem Theile von Gallizien, vor sich zu gehen.
»13Ü2. Nach berichtigtem Austausch des Guts Waskautz für die militar
Rimontii'ung muss alsogleich zur Umtauschung sänimtlicher Güter, welche die
Bukowiner Geistlichkeit in der Moldau besitzt, gegen jejie, so der moldauer
Geistlichkeit in der Bukowina zugehören, geschritten werden; und obschon letz-
tere etwa 4 bis 500 fl. jährhch Einkonmiens dabey gewinnen wird, so ist dieses
gegen die andern daraus entspringende Vortheile in keine Betrachtung zu ziehen.
»14^ . Hat von den Beamten, die beybehalten werden, jeder seinen der-
maligcn Gehalt zu geniessen.
»15^ Was übrigens das Justiciale anbelangt, erlasse ich in Gemässheit
den Befehl an die Obriste Justizstelle, damit zu gleicher Zeit das Notlüge mittelst
der Gallizischen Appellazion eingeleitet werde.
»Leraberg den 6. Aug. 1786. Joseph.« ^^^)
Das Ergebnis der in den beidon voi-stehenden Allerhöchsten Handschi-eiben
angeordneten Berathung — sie fand am 18. August 178G statt — ist in dem
unterm 16. September 1786 an das galizische Gubernium ergangenen Hof-
kanzleidecrete ''^) niedergelegt welches im Vereiji mit dein hofkriegsräthlichen De-
cn*te vom 20. September 1786, womit dem General Baron Ejizenberg ein an-
derer, seinen Verdiensten entsprechender Wirkungskreis zugewiesen wird.^^^) das
letzte wichtige Ghed in der lajigen Kette der Actionen bildet, die Joseph 's 11.
Reisen nach Galizien und der Bukowina fiir letzteres Tiand zur Folj^e hatteji.
''^) H II r ni Mzak i, I)«K*uim»nti'. VIJ. S. 474 f.
»»»I ^uAw Boilnf?t> IX.
"») Siehe Beila^ X.
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Beilagen.*)
I.
Protocollum commissionis
sub 4ta Aprilis 1780 Yiennae habitae
in Allgelegenheit der Buccowiner Districts-Einrichtung unter dem Vorsitz des
Feldmarschall und Hofkriegsrathspräsidenten Grafen von Hadick. Praesentes:
Generalfeldwachtnieister Graf v. Browne, Generalfeldwachtraeister Baron Enzen-
berg, Hofrath von Türkheim, Ursini, Razesberg, Luerwaldt, Dürfeid, Weebenu
Oberkriegscommissär Wagmuth.
Absrhrift. (Registratur d. Bukow. k. k. lÄndesregienuip.)
Theils aus der Absicht, um in Betreff des Buccowinet District das Nähere dahier bestimmeD
und die nötbij^n Auskünften Euer Majestät unterlegen zu können, theils aus der Erwäj^ig, dau»
das ^llizis(^he Generalcoramando über die Sache in vei'schiedenen Stücken nicJit einerlei Meinung?
mit dem (Jenemlen Enzenberg wäre, ist mit Euer Majestät Begnehmigung General Enzenberjr
nacber liCmlKTg beordert, allda die CVm(^rtienmg gesammter auf den Buckowiner Disfaict einen
B<*zug nehmenden Deliberationsgegenständen angeordnet, sofort Enzenbei^ mit dem Oberkriegß-
commissär Wagmuth hieher abzugehen angewiesen worden.
Um die auf bestmöglichste Benützimg des Buccowiner Districts gerichte Absicht desto
sichen^r zu erreichen, ist es nothwendig, denen über die innerlichen Districtsverbesserungen bereits
in Vorschtnn gelangüMi verschiedenen Vorschlägen dasjenige vorangehen zu lassen, von woher der
District erst die Fähigkeit zu Vollfuhnuig solcher Vorschlägen bekommen muss, und beinebst gründlich
zu beurtheilen ae'm mag, welche von derlei Verbessenmgsanstalten der Eigenschaft des Districts
am meisten angtnnessen sind und am wahrscheinlichsten die geseicht wenlenden Vortbeile
erreichen machen.
Der Gnmd zur diosfölligen Ueberlegnng ergibt sich aus dem mittelst des Oberkriegsoom-
missjirii Wagmuth eingelangten, hier angeschlossenen Bericht des gallizischen (jeneralcommando,
der, um den Allerhöchsten Entschluss über die Sache zu erleichtem, nat^h der Verschiedenheil
deren darin enthaltenen Gegenständen in Abschnitte getheilet wird, von welchen ein jeder <he
hiezu gi^hörigen Anmerkungen an seiner Seite erhält.
y. Welches von beedeny nämlich die politische oder Militarbesorgnis dent District besser
und für den Staat mähbarer seie ?
Für die politische A<lmini8tmtion treten folgende Betrachtungen ein:
1. In der Buw'owina dörfte sich seiner lAge nach mit der Zeit ein ergiebiges Commemum
etiiblieren, wozu das Politicum den besten Grund zu legen vermögend sein solle.
2. Das Maut Wesen sUdiet unter der politischen Stelle.
3. Dieser District ist mit Sit»benbürgen, der Marmaross und Gallizien verbunden, welche
lünder politisch besorgt werden.
*) Die Originale sind mit <ler ihnen eig«»nthümlichen, die Abschriften hingegen bis auf die
Eigeimameu und «lie von s« »leben abgeleiteten Eigenschaft Wörter mit modernisierter Reehts4*hrei-
bimg wiedergegeben.
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Joskph's ir. Reisen nach Galizien und der Bukowina. 75
4. Die ökonoinis^'he Einriobtunj^en und Verbesserungen in Absiebt auf den Aekerbau und
die Viebzticht, auf die WaldculUir, auf die Anlegung nützlicher Fabriken, aul' die Aufsuchung
ergiebiger Erze, dann auf die Contributionseinriohtung sind Gegenstände, die sich ihrer Natur nach
mehr für das Politicum als fiir das Militare schicken, weilen besonders das Politicum mit der
Sache verständigen mehreren Individuen auch schon versehen ist und beinebst grösseres Ver-
miigen als das Militare hat, den ünterthan vor Bedrückung der Grundherrn und der Maut-
beamten lu schützen.
Für die militärisc^he Besorgnis kömmt hingegen in Betrachtung:
1. Ob <Ue Buccowina ganz militarisieret werden könne, in welchem Fall die mihtärische
Bes^>rgung eootinaieren müsste; könnte aber
2. nur ein Theil zur (rrenzmiliz gezohen werden, so würde der übrige Theil der Bucco-
wina oder militärisch behandelt oder dem Publica) überlassen werden können.
3. Die Grenze der Buccx)wina vom Dnister an bis an den Moldau fluss ist flach und offen
und weder mit Gebirgen no<;h mit Wassern bedwkt; nur der Theil vom Moldaufluss bis an Sie-
b**nbürgen ist mit Gebirgen ge<Ie<^ket. In diesen Gebirgen sind zur Grenzbewachung gegen Bezahlung
täglicher 6 kr. Verpflegung bereits junge l^ute beigi^zohen wonlen, und es haben dieselbe sich hiezu
willig gezeigt. Nur ist aber seit der Besitznehmung der Butx'owina noch nicht so viel Zeit ver-
stricJien, imi mit Cfrunde zu bestimmen, ob das Volk zu einer Grenzeinrichtung sich lemer her-
beflasßen und hiezu auflegt sein wird. Ks wninle femer nach denen dermaligen Districtsum-
standen, wenngleich «las Volk zur Grenzmiliz Lust und Neigimg hätte, ein Hauptanstand, dei^nige
nämlich, fiim-alten, woher die Dotierung z\ir Grenzmiliz zu nehmen wäre, weh'her das erste und
Hanptrequisitum einer (t renzmiliz ist. Solang endlich bei denen Moldauer und Biu^cowiner Gnmd-
herm und vorzüglich bei der Geistlichkeit die jetzige Macht über den ünterthan bleibet, würden
ersten» alles anwenden, den Ausmarsch ihrer Unterthauen, von denen sie leben, • zu verhindern
«Hier beschwerüch zu machen.
Die«) vorliegende Umstände sind jenes, worüber nur Euer Majestät die Entscheidung
gehen können, ob die Besorgimg des Politici oder des Militaris fiir den Buccowiner District und
für den Staat nutzbarer seie.
a) Wird die Bu(xx)wina dem Politico übei^^ben, so würde zu Czernowiz ein Kreisamt, zu
Suczawa aber ein Districtsamt erforderlich sein, deren Verwaltung jedoch ganz natürlich und
besonders die erstere Jahre die schon angew(")hnte und bestehende Buccowiner Gebräuche ni(^ht
gänzlich würden abschaffen können.
b) Auf den Fall, wenn unter poHtischer Verwaltung Anstände in den Weg kämen, die
verhinderlich wären, das landvolk zur Grenzbewachung mitverwenden zu können, würde ein be-
trächtliches Militare in der Buavwina verbleiben, mithin die derzeit im liande liegende 14 ('om-
pagnien beibehalten werden und no<*<h eine Esc^dron Husaren dazukommen müssen.
f) Bei dem Umstände, wo der District anno<^h in giX)8ser Vemirrung und Unordnung,
auch mit sehr vielen Prot-essen angehäuft ist, sollte wenigstens die ersten Jahn? allda ein hin-
reichendes Justizdepartement angestellt werden.
(f) Wenn auch die Buccowina in die politische Administration übt^rgehet, so wird allezeit
die C4>rdon8- und Contumazbewachung und ihre Besorgimg von dem gallizischen Generalcomniando
abhängen müssen, folgsam das Militare in der Buccowina diesen Gegenstand zu besoipm haben.
2, Es may die Bureawina ufiter die Militär' oder unter dir politinche Administraiion
gelangen^ soll sie gunx an Gallixien oder an Siebenbürgen einverleibt irerdenY
Weilen das lAnd einen Theil von Gallizien, die Marraaross ganz und einen Theil von Sieben-
bürgen unischliesset, hiemächst auch die Entfernung von der gallizischen Grenze, nämlich von
Zaleszik (Zale«zcziky) an bis auf Kosna nach Siebenbürgen auf der ConununicationsstraÄse 30 Meil
Wegs betraget, so könnte man die Bucx?owina ihrer Lage nac^h weder ganz an Gallizien noc^h
aach sie ganz an Siebenbüigen einverleiben.
5. Wenn die Bueeotcitta nicht ganx oder an Gallixien oder an Siebenbürgen ineorpo-
rierl trerden kanHj wie fcüre allenfalls davon ein Iheil an Gallixien und der andere an Sieben-
bürgen xu geben?
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76 Polek:
Ans voninjr<'finirton B«nvc;^»Tüiulen müsst«^ (lip.s<\s I^ind nach der Nsitur i^einpr I^pe von
«h»r ^alli/.is<'ln'n ürenz«' bis an «im MoMaiuT Fluss.an (Jallizien, «Icr ii)»ri<<e Tbcil aber vom Moldau-
llnss aiiir«*fan«^«'n l»is an dio Siob»»nl)iir;^T <Jr»'nz(' an Siobt^nbürj^n ab«^'^»ben wenlen. wurnaHi
li'tztcnT Tlioil ohnjrefabr 1500 Fanülion enthalten dörfte.
WiM'len «las hi»ht' (Jehii-jr«' M Wal Saky (Walesiika) anfanj^*t und an dem I)uraj^-Bi*r»r di»-
^inuize naeh Siebenbün^'n hin laut«'t, so kann die neue siebtmbürjjisehe Grenze bei Wal Siiky im«i
Ka|n) Kndrouli (Kajx^kMdndui) anfanp'n und an dem reehten Ufer der Moldawa bis Waimna fort-
laufen, web-lus Ort aber aus d«'r Ursache, dass sobdies «lern MonasÜT Moldaviza zn;^»hön't Iw-v
der Hueeowina zu verbleilwn hätte. Sodann ziehet sieh die (irenze mit dem eanieralisehen KiiD-
|)«»hin«;er Ok(»l (Bezirk) bis an jlie siebenbürj^isehe (m^nze.
Hei «lioMT <in'nzseheidunf^ würden folj^nde Ortschaften an Öie!)enbür«^*n konnuen: Wall»*
Saky, «b'm Klo.ster .Slatina in der Moldau p'hörijr,
i'n\M\ Kndrouli, M^nastiT Won>netz, 15uk Soja (Hukschnja), Fratin ]
(Frassin), Stulpicani, Masijrin (Mazauajestie V) nebst noch einij,'en in ' «*1^' <**'*" Khrst*-r Wor^
(;c!,ir- zcrstnMiten Häusern. ' "^^' zutrehr.n-
«lann Kim|H»lun<r, Sadowa, Poseritt^i (Pozoritta), Fond M<4davi (Fundul | alle k. k. zu dem M'Jdau'T
Moldou'i). Czakaniest (('zokanestit'). JakolxMiy mit Doma Kandreni j KimiH)lunj:iTOkol^'h»".ri^'
Die Trsachcn und Umstände, welche bei «liesem Antnif^ zu Envü«runj^ vorfallen, son»!
f«il«rcn«le:
(f/ Weilen der an Si^'benbüi^ni kommende Theil zur ( rn^nzeinrichtun«: gelej^en ist. un»!
das 2. wallachi.st'lic Si<'benbür;xer K4'«ximent an^^renzet und ohnehin si-hwach ist, so würden in dcuh
M»lbcu uu'tt4'l>t Ausr(»ttuui,' der üi>erllü.ssi^'cn Waldun«ren 2 Uumpaj^^ien, wo nicht jetzo, ibw-b mit
der Zeit ni«-ldi<h dotiert wtTilen können.
hl iJei dem Um>tantl alnT, wo nur allein der Moldauis<h-kim|H»lunj^T Okol ein ( iuiK-raljnit
i.•^t. fol;^dicli dersellM' au«*h nur (Jn*nz<lotierun.i,' verweiulet werden könnte, und der Allerhüchste Hef
zur Veruiehrun;^ des Stands der si«'benbür^is«-hen On-'uzmiUz einen Aufwand «hm-h Erkauftmir v«.r-
benieldter. dem Kl^•^ter Slatina und Woronez zu;^'ehr»ri^'en I)orfs«-haften zu machen nicht «^^»nn«'n
sein «lürlt«'. s<> kr>nnte in olH^^'dachtiMn Okol derzeit nicht mehr als eine Comiüi^iie dotiert wer«len.
r) Wi'un, wie zu venuuthen ist, auch anian«jrlieh das I^ndvolk zur Gri'nz nicht in«*linien't.
so würden sich d«K-h von dem 2. walla<-hiscl»en K4\i,n»H*'nt4' mit Verj^'itung einij^T Uebersiedliinjr^
kosten verschied«Mie Familien fnnwilhV in diesiun Okol umso ehender übersetzen las^»n, weil eine
ziemliche Anzahl <lii*si^s Kej^iments st'hr schwach und zum Theil ^^it nicht dotiert ist. welche den
alten Einw(»hnern zum Beispiel dienen wünlen.
4. Wie solf dir (Ircux ton der Buccoiviita \u \ichen und die Siehcrheit an ttenfn
(irni\tn \ti rcnichaffcn sein'f
Es ist iM'H'its im erst«*n Abschnitt gt\s;i«rt worden, dass die Grenze von Dnister bis an
den Moldaulluss lla<-h und (»tlen und weder nut Gebirgen mn-h mit Wassern j^^decket ist. Au>
dies^MU <inni«le kann si<h daselbst die (m^nzeinrichtun;i: jre«^*n das türkiwhe und Moldauer (iebit-t
nicht w<Mter als auf die Pnievari«ationen, Emi^n^ationen, das Pestübel und <üe Viehseuche t-r-
stnH-ken. In b«sai:tem Abschnitt wunle auch an^^'i'zeij^, dass das I^andvolk in den tn.»birj»ea zur
(iDMizverwachun;,'^ beii,'ezoj^'n wonlen, welcJi<\s unter der Direction der eonimandierbm Ober- uwl
Unter »flicii'rs und <iemeinen des 2. (ramisonsivpments willig und unverdrossim gedienet hat Es
war«' al<o mr.^rlirh die diesnüligi» Dienstleistung zu enveitt»m und solche auf dem platten lümk'
elM'umäs'sig einzufidm'n. W(»rzu
n) <lie nächsten. üImt 4 «mUt 5 Stunden weit von <ler Graniz nicht abgidegi»nen Dörfer
aulanu^lich ]M»igiv.«Hj:en werden kimnten.
h) Dem l^mdv«>lk kann dieser Gn'uzdienst ang»'nehra ginna<'ht werden, wenn der mitD*y-
heude Mann von den oneribus publicis, als da s^'ind: Str.i.ssen-, Gemein-, aerarisch imd {rnhlikt'
Koi.nten. befreiet wird, webher aluT die ('«mtribution im«l «lie herrs<*haftlichen Prastanda wi*'
anden^ zu entri«-hten verbuntb'U wän».
r) Aus di«'s«Mn l-uidv<»lk liessi» sich nach imd na<-h eine Landmiliz erznglen. die mit der
Zeit in ('omi«ignien eing^t heilt wenlen könnte. Vielleicht wünle sich das Volk auf diese Art mit
der Zeit und in sjȊtem Jahnm zur Grenzmiliz herl)eilassen, wenn es nur an der Dotierung nicht
.nuanglete, wozu zu gelangen der einzige Ausweg darin bestünde, wenn denen (icistUchcn der
Joseph's II. Reisen nach 6ai>izibn und deu Hükowina. 77
Antrag gesrheheto, ihnen ihre Güter abzukaufen, wie solches unter dem Al>8<-hnitt von der (leist-
li<*hkeit des mehrem ausgoffihret werden wird.
ff) Die zwei Libenzer- (Freiwilligen-) Coniiwgnien, die derztMt zwar ni<-ht, jedoch damals
erfonlert werden, wenn die Trupj)en wieder naeh dem Beispiel des Jahr 1778 ausser Land niar-
sf^hieren sollten, können in gar kurzer Zeit in dienstfertigen Stiind gesetzet werden.
Die (rrenzbewaehung unter Beiziehung des liandvolks erfordert unter 4 Abtbeilungen,
nämlich von Dnister bis zum Prutli, von Pnith bis zum Sireth, von Sireth bis zum Moldau-
Huss, von Moldaufluss bis an die siebenbürgisehe Gi-enze 4 Oflieiers, 16 Coqwrals und 360 (ic-
nieine sammt der Ablösung der obligaten Mannschaft, wo sodann ein Geuieiner jederzeit in
Cziirtiiken am Cordon sein müsste, der zweite aber in dem Dorf <les Cordons im Quartier zu
htehtHi hätte.
Die bierzu erfonlerhchen 4 Officiers würden aber mit Rüeksidit auf die Si»rache und Grenz-
bebandlung in den walla<^hichen Grenzen mit gutem Vorbeda<'ht ausgewählet werden müssen, an-
envogtMi hierauf (las (iründliche ankommet.
Um (Muestheils die ('zartaken und Oimmunicntionsstnussen aufm CV>rdon innner in gutem
Stande zu »»rlialten, die (in^nzjwsten mit Holz zu vei*selien, anderntheils alKT die Mannschaft nacb •
(K'Hi l)i«»nst|K)sten des comma näherten Officiers aivs ibren Wohnorten auf ihre Bestimmung- zur
Dienstleistung herbeizubriugen, so wiire zu jeder Abtlieilung ein Gn?nzc4)mmissarius mit einem
monatlifh(?n iSold pr 20 H. erforderiich, wogegen die vorhin mit 1 H. täglich angestellt gewesten
Gn^nzi-oramisfarien abzuschaffen kommen.
Aus dem Beweggnmde, dass die Cori^inden und Gemeine oder in Czartaken oder in denen
dazu gebörigi'n Dörfern innnerbin stehen bleilx^n nuissen, und sie in dem Inneren dieser Dörfer
iA\T Aneifenmg der Mannsebaft in «ler Dienstbegierde und zur innerlichen r>kononu'schen Verbes-
s^nmg, dann Civilisierung verwendet werden wollen, erachtet man allenmtiTtbänigst, dass dem
( orpondn täglich 2 kr., dem Gemeinen aber täglich 1 kr. zu seiner I/dinung zugeleget und jedem
3[ann «las Brodgeld erfolgt werden könnte. Anfangs würde beim l^mdvulk mit der a 6 kr. an-
gi»fangeneii Ver})tlegimg fortzufahren nothwcndig sein, nach der Hand nlwM' allenfalls auch diese
auf iU*in Verpflegsfuss der übrigen Gn'uzmiliz gt^setzet werden kimnen.
Nachdem sich in der Bukovina viele Dorfschaften befinden, die theils selbsten mit der
Mt>l<laii vermischt sind oder aber ibre Gnmdstücke in jenseitigem (lebicte liegiMi baben, und sie
dahen) einestheils bei Hereinfühnmg ihrer erbauten Früchten un<l des Heues von den Mautbeamten
«^»kränkt worden sind, sie auch von dem erbauten eigenen Product die Mautgebühr halwn ent-
richten mÜ8.sen; andererseits aber, wenn der Post- oder Viehseuche halber der Cordon gesjn^rret
wünle, sie von ibren Gnmdstücken zugleich abgeschnitten werden müssten, so entstehet die
U^gründete Beis<jrge, dass diese I^eute, die doch dem Staute wie andeiv die Contribution und son-
stige Abgaben entrichten, aus vorgedachten FrsachtMi sich nicbt mehr erhalten kr»nnten, folgsam
ihre Hänser zu verlassen gedrungen wären, wodurch sowohl Unterthanen als die Contribution ver-
l(»n»n giengen.
Es lässt sich keine Vertauschung derleiger Grundstiu-ke veranlas.sen ; weilen alwr dem
Staate daran liegt, diese vermischten Unterthanen nm-Ii ferners zu Indialtt^n, so erachtet man das
Biv^te zu sein, derlei Dorfschaften und überhaupt die schmal ausgehenden Winkel nach der Moldau
von dem Maut- und Sanitätscordon gänzlifh auszuschneiden, damit sie zu aller Zeit ihrt» Grund-
stücke ungehindert benutzen können.
a) Die eigentliche (irenzlinie wird aber jederzeit in der besten Evidenz gt^halten wenlen.
b) Bei den ausgeschnitten werdenden Dörfern wäre für den Maut- und Sanitätswrdon eine
neue IJiiie zu ziehen, an welchen die Contumazen und Riistcls, dann die Wohnungen der Maut-
l>camten ihre Bestinunung zu erhalten haben.
r) Wenn die ausgeschnittenen Dörfer einige Pmduchi in die Bukovina zum Verkauf bringen,
mÜ8S<*n sie nicht nur die Mautgebülir entrichten, sfmdem auch bei gt*sj)errtt»m Cordon sich den
Contumazen unterziehen. Nur die selbst ei7.eugende Pnjducta vcm IxrlM»nsmitteln wären von der
Mautabgabe zu befreien, von welchen elwm der Landmann die k. k. Abgaben herholen nuiss.
Willen er den Absatz stnner wenigen Producten in der Moldau nicht findet, nach dem Beispiel
deren an die Wallachei in SielM'nbürgen angrenzenden C'alliba^chen. ^ j
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78 * Polek:
J. TfVw/i fler Distrirf milUüriüch bliebe, fräs für eine Grundlage /rare xur Grenx-
in ilix einx nieitni 'f
Im ersten A}>«<*huitt ist schcm anj^zeigt worden^ (l»88 in «kn Gebirgen zur Gronzbewarhno;
gingen Bezahlung tiigliclrer 6 kr. Verpftegnng jiinge licute beig«zobtin wcHTtlen, und der 4. Ab-
schnitt cntbaltt»t, «biS8 diese Dienfttleistimg erweitert, am^h auf dem jiktten l^nde eingefiihjnH uml
die näehsten ii})er 4 oder 5 Stund weit von der Grenze nieht abgelegenen Dörfer zur Grensbewa-
ehung Ix'igezolien werden könnten. Aus diesem Gnmde lässt sieb sebliussen, dass eine I^ndmiliz
zu erzüglen und selbe mit der Zeit in ordentliche Compagnien einzutbeilen möglieb sein wenle.
l)ieB<\s wäre die (Jrundlage, aus welcher, wenn das Volk den Militärdienst gewöhnt haben
wird, in spätem Jahivn eine (Jla'nzmiliz erzielet werden könnte.
6. Wenn die Biickotina mit Beixiehung des lAindroiks rertcaeht icird, so entsteht tfif
Frage, irie riet Militare an noch allda nöthig sein werde?
Wenn der Theil zwischen dem Moblaufluss und dem Triplo Cünfinio an Siebenbürgen ein-
Vf'rleibt wini, so wänni von dem zweiten Garnisonsregiment 6 Conipagnien binn^icJiend, wovon ein
Stabsofficier mit 2 Conipagnien in Cz<'nn)vitz, 2 Compagnicn in Sireth und 2 Comiwgnien in Sh-
czav.i I)equartieret werden können; verbleibt aber obgedachter Theil bei der Buckovina, jw siinl
annoch 2 Comimgnien nacher KimjKjlung erfonlerUcb. Die übrigen Com}>agnien könnten sonach
sanimt dem Stab nach (Jallizien, am bequemsten in Snyatin, Horotlenka und Szaleszik, veriejrt
werden, um auf alle Fälle in der Xiiho zu stMU und die Communication ohne Beschw«?rde zw un-
terhalten. Cavidlerie ist zwar derzeit in der Buckovina keine nöthig, auf den Fall abt»r, wenn mit
dem CavallarischtMi R«'montierungseommando eine Änderung zu tn^tfen befimden würde, könnte ein
Kscadron Husaren ans (Jallizien in die Buckovina verlegt werden.
7. Soll die Ökonom isc/te Mappierung rorgenommen tcerden, oder tcas kann anstatt der-
selben geschehen?
Aus dem Grunde, dass dennalen in <ler Buckovina nur der Kimpolunger District mit denen
»S Städten Czernovicz, Suczava und Sireth landsliirstlicb ist, hingegen das sämmtliche übrige Erd-
reich denen Grundberrt^n zugebriret, der Unterthiin aber nicht eine Handbreit eigenes Erdieich
I)esitzet, sondern lediglich Ftdder und Wiesen von densi'Ux'n res|iective in Pacht bat, biemächst
einer jeden erapricsslicben I^mdeseinricbtung, dessen ökonomische Aufnahme vorangehen solle, hat
General Enzenberg die (ikonomische Mappienmg, welche das Terrain naeh der Classification der
Cajmcität mit allen ökonomischen Betraehtungen anzudeuten hätte, als sehr nothwendig vorge-
stellet und dabei bemerket, dass er, wenn ihme die Hauptdirection ülxjrlassen und der bereits in
der Buccowina befindliche Hauptmann Scherz des gi-ossen Generalstab mit andern gesehicJcten
Officiers ihm zugege])en würden, mit 12 Messtischeln in einor Zeit von 12 Sommermonaten mit
der Mappierung fertig zu werden verboffe. Es kommet mithin darauf an, ob diese Mappienmg,
deren Nothwendig- und Nutzbarkeit nicht misskennet werden mag, nach dem Genenü Enien-
hergischen Antrag vor sich gehen, oder ob aus der Erwägimg, dass die Mappienmg Kosten ver-
ursachen und <Iabei auch ncK^h viele Zeit verloren gehen würde, anstatt der Mappienmg etwa die
Fassionseinreicliung nach dem Beispiel Galliziens auch in dem Buctx)winer Distri<!t angeordnet wer-
den ^olle. Hätttj das letztere zu geschehen, so würde sowohl
a) der Adel als dit) Geistlichkeit zur strengstem Fiission ihrer Besitzungen von I^mleieien.
Schankliäust?rn. Mühlen, Fischteichen, Zehenten und Proventen von Unterthanen dörferweis mit
'namentücher Benennung der Familienväter zu verhalten sein.
bj Cm die Fai^sionen so viel möglit!h richtig zu erhalten, nulssen die Caobmten mit der
Confiscation des verschwiegnen werdenden bedrohet und bei diesfälUger Betretung und üeberwei-
sung mit der hall)en Einziehung zuverlässlicb bestraft wenlen, von welcher Strafe dem Üenun-
cianten zur Belohnung ein Drittel zu bestinnnen wäre.
c) Der Adel und die Geistlichkeit müsste femers verhalbm wenlen, dass stdbe ihn* schrift-
liche Urkunden, Donationen und Privilegien mit den vorgedachten Fassionen zur Einsicht ein-
reichen, woraus sich veroffenbaren wird, ob sie ihn^ Gninde mit Recht bt^itzen.
d) Zur Einreichung ihrer Fassionen und Beibringimg der schriftlichen Urkunden, Privile-
gien, Donationen u. s. w. wäre ihnen ein Teniiin, und zwar vom Tilge der Publication an ge-
nM'bnct, auf 6 Monat einzugesUdien. ' ^ »
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JoaBPH's JI. Kkis£n nach Gamzien und der Bukowina. 79
Zu diesem Abschnitt gehört noch oin wesentlicher Gegenstand, derjenige nämlich von der
im Bnooowmer District ebenfalls noch emuinglenden Jjandsconscription, die ein Geschäft in sieh
b^^ivift, welches der Systeraisierung in der Buccowiiia voranzugehen hätte, um hierdurch den Fa-
milien- und Seelenstand, so derzeit noch nicht verlässlich hat erhoben werden können, in die Evi-
denz zu bringen.
Nach der Meinimg des Generalen Enzenberg soll die Conscription annoch heuer vorzu-
m^hmen thunlich sein; in dem Anbetnu'ht aber, dass das Volk gar zu sehr argwöhnisch ist imd
sich beifallen lassen dörfte, man habe die Absicht, einstens Recruten auszuheben, findet General
Enzenberg fiir nöthig, den zur Conscription verwendeten Officiers zu ihrem Nachverhalte eine be-
wmdere Instruction zu ertheilen, vei-möge welcher sie und ihre Untergebenen dem liandmann bei-
zubringen hätten, dass die diesfölUge Conscription auf Verminderung ihrer geleisteten Abgaben und
die unentgeltlichen Robote abgesehen seie und weilen sie zum Theil scJion die Grenze mitverwachen
helfen, welcher Dienst ihnen allein obliegen würde, sie keine Recrutenstellung zu befahren habt-n
würden.
Ob nun zur Vermeidung sowohl der mit einer sogestalten Conscription verknüpften Weitläu-
figkeiten als der hieraus flir die Zukunft entstehen könnenden bedenklichen Folgen nicht etwa
aueh der Populationsstand durch die Fassionienmg der Obrigkeiten dei*malen in die Evidenz zu
hrinj?en imd etwa erst nach der Hand durch das Militarc aber die Rectificiition vorzunehmen sein
könnte, hängt von dem Allerhöchsten Befund nb.
S. Wie ist die Steuer in der Biieeowina in vorigen Zeiten bestanden, und was träre t)ei
der neuen Systemisierung für ein Steuer fuss einzuführen?
In vorigen Zeiten bestünde der Steuerfuss in nachfolgenden AbgalK*n, weh*he auch seit der
Besitzmdmumg bis anhero pro aerario sind eingebmcht worden, nämlichen :
An Contribution.
Ein Bauer aus der Stadt o<ler Dorf zahlt jährlich, er mag viel «xler wt»uig Felder besitzen,
für «lie Familie 2 fl. 30 kr., ein gixxsser Kaufmann 21 fl., ein gt*ringer 9 H., ein mittlerer 4 H.,
ein kleiner 2 fl. 30 kr., ein Schliacht (StMachtschitze) oder der geringste E<iehuaun 4 fl., ein Ar-
menier 4 fl., ein Kallarasch (berittener Amtsdiener) 3 fl. 45 kr., ein Jude 5 fl., ein Langiirar o<ler
freniiler Zigeuner 1 fl. 30 kr.
An Quostina (Gostina) oder S<'haizehent.
Alle jene, die in Buccowiner District wohnhaft sind, nicht minder jene aus den benach-
Imrten k. k. lÄndem, so ihre Sithafe und Ziegen in diesem District haben, bez;ihlen vom Stück
5 kr. ; diejenigen, die derlei Vieh entweder im Winter oder im Sommer ausstM* dem District halti'U,
zahk*n von Stück 3 kr.; für ein verschwiegen Stück Ix^zahlt <ler Eigenthümer 1 fl., wovon <ler
Fincler 30 kr. und das Aerarium 30 kr. bekommet.
Desetina oder Schweine- und Bienenstockgtdd.
Die Bauern bezahlen von SWick 12 kr., die Monasler (Klöster), Bojeni und Massiln (Edel-
leute 2. Grades) 67« kr., die Ruptaschen (fMelleute 3. (irades) 6 7* kr., was selber meJir hat,
«Ihh Stück 12 kr. Wie die Rnpta8<*hen, also zahlen auch die Popens, Dincons und (Jericbtsdiener.
Von verschwiegenen ist die Stnife wie bei den Quostina. Dann zahlt je<ler Eigenthümer Tür seinen
Namen 6 kr.
Solarit oder Salzgeld.
Die Dörfer des Czemowitzer Districts zahlen hielür jährlich 500 fl., welche vorhin der
< Jran<ll«ig<>fet (Kanzler) in Jassy empfangen hat.
Vulpu Kretschunului oder Weihnachtsfuchsbalg.
Obge<la<*hter District Ix^Zcihlet hierjin als ein ehehin gewöhnlich gew«'st4\s Praesent für den
Stanzten jährlich 620 fl. 30 kr.
W'ek-he beede Posten stMt der Bt»sitznehmung <lem Aerario venvchnet worden sind.
Vorerzählte Abgabt^n haben derzeit jährlich abgi»woif«»n, nämlich
«Ue Contribution 50.200 fl. — kr.
(2n«ietina 23.500 ,, — „
I)e*»etina 16.700 „ — „
,] Si^hiritgelder 550 ,„— „
mV Neujahrfnchsbalg •Digitizfe^^y VJ6)Q^
Zusammen . 91.571 fl. 3Ö krf
80 Polek:
Diese Scbuldij^keiteu leiten ihren Ui-sprung von dem Moldauer Pachtfürsten her, und dj^
Extraabgaben, die der vorbosagte Fürst willkürlich auRschreiben konnte und außschriebc. haU'n
noch viel inehrers als die Steuerabgaben betragen, da nach den eingeholten Berichten der Baupr
jährlich 13 fl. bis 14 ti. und diesen Betrag in 13 (?) Terminen hat bezahlen müsstm. Auch ist fs
gar wohl bekannt, dass in der Moldau dt^nnalen der venuöghche Bauer, welcher zugleich eioen
Handel treibt, des Jahrs 70 bis 80 fl. dem Fürsten cnti'ichten muss. Solcheranach sind *lie Bn-
kowiner Unterthanen unter der diesseitigen Regierung mit Geldjibgabcn nicht U'driickt worden,
sondern es ist vielmehr ihnen Zeit gtdassen worden, sich v<jn der I^Äst des Kriegs und der hieraus
erfolgten gänzlichen Verarmung zu erholen, sofort sich wi(»denim mit hinlänglichem Vieh als «lern
Hauptnabnmgszweige zu versehen. Hingegen raüs8t»n deiinalen die Bauern nebst dtT Contribulii'H
im Gelde (zu) Magazin-, Mühlen-, Spitäler-, Officiersquartiere-, Kirchen-, Schulen-, (jcfangiiisse-, Kalcb-
öfen-, zum Stall- und an<leam Bauwesen wie auch zum Brücken- und Sti-assenbau Hand- und Fidir-
robatcn unentgeltlich leisten, wofiir ihnen wiederum dadurch eine Erleich tenmg zustattt^n kommt
dass sie ihivn (Jnmdherm jährUch nur 12 Robatstäge zu arbeiten schuldig sind, also mussi;,'»^
Tage genug vor sich haben.
Noch eine andere Contribu tionsen trieb tung besteht derzeit in <lem kaiserlichen Heu, w<4cli«*>
m vorigen Zeiten nicht bestanden, sondern ei*st von den Russen eingefiihret worden ist, und <li**
Moldau gegen Zurücklassung der Contribution für die nissische Armee bis ad locum dereelbtu
verschaffen o<ler solches zmn Theil im (ielde i>?luieren musste. Aus dit^sem Gnmd sind unserer-
seits pro anno 1775 an derlei Heu 9.130'/, Falschen (a 2880 DKlaft. = 10.358 Dieter) au:^
gf^schrieben und gemacht worden. Vor gedachte Heumachung, wt>zu der (irundhorr das Wici^^nfvld
hergeben, <ler Bauer aber das Heu erzeugen imd bis an den beistimmten Platz unentgeltlich zu-
fühivn musste, ist amio(^h das abgewichene 1779tt^ Jahr vor sich gegangen, in welchem ^-il'C»
Falschen eiv^eugt worden sind.' Nun hat sich aber bei der l)eträchthchen Ansiedlung und dem
Zuwachse an Vieh erwiesen, dass die diesfiillige Heuerz<»ugung und dessen unentgidtliche Zufuhr
zu den Okols und Ställen, wo Rimonten shdien, dem I^ande äusseret nachtheihg untl beschwerlich
fallen, wessenthalben das IjJind einstimmig angi'boten hat, dass jede steiierbare Familie anstatt
besagtem Heu, dann dessen Zufuhr und ansüitt dem Stallbaue jährlich 1 fl. dem Aerario l»ar
entrichten wolle, nebst welchem jede Familie auf Stallrequisiten und das eifoi-derliche Stn»ustrt»h
jähriich 5 kr. entrichtet. Da aber die Nutzung dieses sogt»nannt<m kaiserlichen Heues eher nicht
bestanden, sondern nur von ilen Zeiten der Russen den Anfang genommen hat, so winl es bei
Verfassimg des neu(»n Steuerfusses auf die Allerhr»chste Entscheidimg ankommen, ob das für s«^-
thanes Heu friM willig angebottMie Genus der Abgab, nämlich von jeder steuerbaren Familie jährhch
ein Gulden, angenommen uncl pro tienirio eingebracht werden ktmne.
l)i(»s sind die Abgaben und sonstigem Prästatitmen, die dem Bukowiner District zur Schid-
digkeit.bis itzo aufgelegt wan?n. Nachdem aber bei dem Stnht^ quo nicht mehr stt^hen gebliel>»'n
werden kann, weilen hierunter nicht nur Ungerechtigkeiten unterloffen sind, sondern auHi di*'
Einkünft*»n mit kostsphtterigen Aufwände hereingebnicht werden mussten, so ist fiir das Aeranum
wie für das Gemeinwesen nothwendig, <lass ein neuer Steueri'uss verfasset weide, venuög weh^h*'«!
von dem vorhinig<*n St«»uerfusse gänzlich abgegjmgen und die (Kontribution auf die Cajmcität d^r
Gmndstücke gelegt werden muss.
Bei dem 7. Abschnittt^ ist schon gesagt W(n*<len, dass die (irundhi'mi ihn^ Fassioihii »'in-
reichen sollen, nach welchen die Steuer radiciert werden wir«l. Ks kiumte also der n«Mie Steuerfu^»^
nachfolgimdi'rmassen ivguheivt werden.
9. (iristUfhkrify Adt'l oder (inmdhvrrcn.
Die Grundhemi haben ausser der (^uostina und Desetina ]»ishero nichU entri«*htet, v..n
welchen Abgjiben sie anitzo zu dis^Hmsieren känuni, dag«*g»»n hättiMi sie nach den einreicht*ndtii
Fassionen v(m ilircn eigenen Proventen jährlich 6 ])ro ceuto ('(»ntributinu zu entrii-hten.
a) In (Jallizien werden zwar 12 pro (vnto bezahlet. nachd«'m aber die Buct-owiner keinen
Vei*schleiss ihren Product(»n und sonsten nicht viel ein«^iiommen haben, so winl enu'htct, da->
si«' derzeit nur mit 6 pro cento zu belegen wmu döiften.
l)) Auss4M* der Coutribution pr 6 pro cento hätt<» jeder GnmdheiT zur Unt+Thiiltung d-r
Landsiidmiiiistratiou auu(M*)i 2 pro (vnto abzulühivn.
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JosEPH^s II. Reisen nach Galizien und der Bukowina. 81
r) Wenn sü» (fnindstiicko und Wilson flir sicli solbskMi benutzon, inüssten sie deren Ertiii^
in die Fassion einbrinj^en, tKler es müsste von <lensell>en eine massige (Vmtribntion, auf den Koretz
(1*236 Hektol.) ^ertM-hnet, ab>,n^fordert wer<len.
fl) Weilen der (irundlierr^ zu fassionieren hat wieviel Felder und Wiesen der Bauer be-
sitzet so wän' aueli <lem Grundherni wie in (iallizien die Dalurhaftunj? für die riehtige Abfuhr
der Omtribution aufzutni^ren, womach die Gehhibj;rivben jährlich in 3 ratis zur~Steuere<'i8sa und
zwar Vs "w November, Deivmber und Januarius. Vs ^^ Febr.. März und April, Vs ^^ ^^^^ Sommer-
monatx'n abj^^fühn^ wenlen nulssU^n.
r) Die Edelleute können sicli umso wi'nij^er »ler ( ontribution entziehen, weil sie solche in
d«'r Moldau el»enialLs entrichUm müss<'n.
W. Bauer- nnd gemeinrr Sfand.
Der Bauernstand entrichtete die Kontribution von den inhabenden Feldem und Wiesen
mieli ttirer Classification, und man erachtet dass <ler Koivtz ersten* Classe mit 20 kr. zu belej^^n
»ein wenie.
Ausser der auf die Felder und Wiesen radicierti'n Kontribution hätte jedt* steuerbaiv Fa-
milie, wenn Euer Maj»*stät das obberührte lleureluitionsoffertum beizubehalten befanden, fiir das
kaiserliche Heu und den Stallbau, dann auf Fuhrlohn zu entrichten 1 fl., zur Unterhaltunf^ der
StallriHjuisiten und Anschaffunj^ <les erforderli<dien 8treustroh 5 kr., wovon sich auch die Zujr-
j^si'hirre in den Marschstitionen werdcm erhalten lassen, zimi Unterhalt der liHndesadministration
lind auf I)istrict*um<^'lej^»nheiten 55 kr., auf Erbauung der Militirquartieiv, Spitäler, Kasernen
untl flir die Administrationsparteien 30 kr., zusammen für jede steuerbaiv FamiUe jährlich 2 tt.
30 kr. I)a«^*j^n wür«len sie von der Quostina und Desetina befn'iet.
//. Bürger und f*rofe.saiom'i<fen.
Die in der Bukowina befindhche Burj^'r und Pitjlessionisten, die ausser ihren Häuseni
keinen Feldbau besitzen, bezahlen jährlich Pi-ote<'tionstaxa 3 fl., auf Districtsaus^lxui 2 fl. 30 kr.,
dann eine der Vers<"hiedenheit ihres Nah nin^sbet rieb anpassende GewerbstMier, wovon diui eigent-
liche (.2*i^wtum in loco zu bestiimuen untl anzuzeififen wäre. Jene, die keine Häuser hal)en, be-
zahlü»n au Protectionsüixa 3 fl. und obj^i^dachtt? (iewerbsteuer.
12. Maagtlü, Rupfaschen und SehliaMen, (d. i.) kleine Edelleute.
Diese* würden in Anst^huiig der (Wtributiou von Feldem und Wiesen, dann sonstij^^n Pro
v«»ntA'n wie die Klöster und Edelleute und anden» (iiundherm behan<lelt und hätten also 8 pnj
o'uto zu entrichten.
73. Rui<si»ch'khni)olungcr Okol. Moldau iseh-ki in palunger Okol.
In der Rucksicht, da.ss diese 2 Okols kein (retriMde bauen k(»nnen, und sie bloss vom Vieh
l4d>«*n inüss«»n, wäre ihnen nur die halbe Kontribution die in der Bukowina festgesetzt werden
winL aufzulehnen. Die zu andern Districtsnothdurftc^n für jede stenierbare Fmnilie angetragenen
2 11. 30 kr. würden sie aucli nur zur Hälft» entrichten därfen.
l>t»r Rus8is<-h-kinii)olunger Okol i.st seit der Besitznehmung gegen vorigi» Z«'iten mit Ab-
g-a>>«^n zu sehr übersetzt gewesen und dahero ann, woma(^h der neue Steuerfuss ihivtwegen nicht
wohl ülH*r eine den Betrag von 1000 Du<*atcn ülx^rsteiginide Ausmessung bestünmet werden kann.
Der Moldauiseh-kimpolunger Okol stdiet hingegen ann<M-h bei Kräften; es könnte ihme
«lalw?n» die Unterhaltung der C<»mmunicationsstras6e, die durch den Okol hing^'het, zugemuthet
irt'rtleii, insoweit dabei Handnjbat'n erfordert werden.
14. Kauf' uml Ilaiulehleute.
Im türkiwheu Gebiet zahlet der handelnde Annenier jährlieh 3 Ducaten. In <ler Bukowina
tra^ mau <lie Contribution folgendermassen an : die erste Class mit 10 fl., die zweite mit 7 iL,
i\w dritte mit 3 fl.
Zu den Districtsnothdurften zahlet" jede behauste Familie 2 fl. 30 kr. Wenn sie Grund-
•itfK-ke besitzen, zahlten sie davon Steuer wie die Bauern. Die keine Häus<T hal>en, l>ezarfnteB^»uivl^
.-. .. , . 1 1 . r, . M .. .111 litized by V^niJVJViC
ili*' Pn>ttH'tionstixa jir. 3 fl. nebst vorgedachter Contribution, wenn sie handeln. O
6
82 Por^K :
S*jlite in Suczawa eine arraenische Colonie zustondc kommen, so könnte mit derselben üWr-
baiipt auf ein Pauschquantnm pr a 3 Ducat«'n pacti«*rt wenUm. zu welcher S<-hätzunj: sie >i-L
an^'1x>t»^n halx^n.
15. Zigeuner, Vn{)i tjcnanni.
In d«T Riuksieht djiss nie vve«,'en ihr«*n IV<>lertrtiomni derzeit im l)istriet<» n«^b nieht zb
entlM»lm'n seind, hätte ein jeder dei-si^ln^n mxh fenierliin jährlieh 1 fl. 30 kr. Steuer und ihiHi;
Lnij,ninirseapitiin 30 kr. zu (»ntriehten, wtwlureh dessen jährliehe B(?s<»ldun^ pr 100 11. dem Aerari--
ei-s|)aret würde.
IG. Uahry (Uohyl oder Sc/arrn fjruanni, (also) Lcilwigene.
Diese wän»n mit ihivn Feldern und Wiesen zur Contrihution herhiMZUziehen und wie aikieiv
Hauern zu In^handeln. l)iejeni«jfi'n, welehe keine Felder In^sitzen imd eifri»ntlieh nur als Kneebt»^
dii'uen. iM^zahbm lediglich die l*rot«vtionstiixa jährlieh mit 3 fl.
17. Skufplnik.^ fron Contributinn befreite Bauern}, so den Hofehargen htirilligef grtrefeu.
Insoweit sieh ncnh ein oder anderer im Distriet befindet wären selbe alb»rdin*?s wie &•
Riibry zu behandeln, und deri'U Tit^d sollt kirnfti«^ j^ar nicht mehr jj:i'stattet wenlen.
IS. Argnnten (ArgatenJ oder Ilofdiener.
Dies«» wän^n eln^nfalls wie die Riibrv zur SU'uer zu ziehen und deivn femerweiti^ Cn^iiTmi*!
nicht mehr zu ^'statü'U.
W. (ierie/tf.s- und Andsdiener, die Panxier. Anlaufen. VmblnUyres ttnd Bamns gt-
imnnt trenlen.
Deivn zählet man /^ejifen 200, wonmü^r die mehrerten Bauern sind, die wejren ihn»n uiKut-
j^ltlichen Dienstböstunj^'U von (b-r (\)ntributi(»n und den Oneril»us pubhcis bishero frei j:eLn'v«#'n
wor<b»n. Wenn an deivn Sttdle lür jeden der 2 Districten 1k»s< »biete f^'t** ( Jericbtsiliener. nänili<h
8 zu Pferd monatlieh mit 10 fl. und S zu Fiiss mit monatlich 6 fl., verwillij^t wurden, j^lei^-bwi.'
das eijrentliche hieriil>er Ix'i dem folj,'en<b'n Abschnitt von der Justiz V(»rkommen wir<K s<» können
».bi«^» lH's<»blet»» (Ieri<'litsdiener zum Bauernstand pschli^n und in die demselben anfremes.^o»'
Schuldiji:keiten j^esetzt werden.
20. Judensehapen in der Bukoritm.
Diese sollen zu «mtribuieri'n jährlich schuld i|^ st^n :
1. Jede Judenfamilie, verheiratet («ler im Wittibstande 15 fl., zum Strassenbau 5 fl.. fiiiv
kais4'rl. Heu das Duplum: 2 fl. 10 kr., zur Tnti^rhaltunj? der I^indesacünini.stration das Triplara:
2 fl. 45 kr., zum Quartiersbaue und den Kasernen das Quadniplum: 2 fl. Der ein <iewerb treil.t
o(b'r Wirtshäuser unterhält, soll sich fassionien^n und 15 pn» cento zahlen. Web'her DöHer,
Mulden etc. im Pacht hat s<dl von <lem Pa<ht4juant4» 5 pn> <-ento bezahlen. Simima der Abjrab^:
2ß fl. 55 kr.
2. licdi«^' Juden und die als KutM-htt» dienen, zahlen jährlich ('(»ntribution 5 fl., ?nm
Strassenbau 2 fl. 30 kr., zu anib'n'u I^indesnotlidurfttni 2 fl. 30 kr., zusammen 10 fl.
3. Jeder h<Mniteu<le Jud hätte fiir die Licvnz zu heirat4.»n zu entri<'hten 20 Ducaten.
4. Je<b'r in «»in ancb'n^s I^jukI sich verh«'irat<»nde Judenbub iMler Judt»nniädl s<41 10 Du-
cat«»n als ein Abfahrt<;ebl zu entricht<'n scbublij^ .stMu.
5. Die R4\]d)iuer ki»nnten zwar von (b»n Abf,^l)en freij^das-stm wenl«»n, die Kahal«* (Ju<1hi-
ricbtiT) müsstm die Abgraben wie andere Judtm «»ntriehten.
21. Paehter und Aretuiatoren.
Ins4»w«»it si<*h «ler Pachtunj^ halb«»r fnnnib» E(b'll<»utt» aus Pohl«»n mler ru8sis<*he Mark»^ten«kT
in der Bu<*c*»vina beflndiMi, hätt«'n «lie wirkliclu'U Pachters an CVmtribution jährlich 20 fl. zu ln-
zahlen, zuj^li»ich auch zum Strassenbau 5 fl. iM'izutni^en : dit»jenip^n aljer, die ihre Pachtung? beivit-
aufjf'jr^'lHMi halM»n und sich in «ler Bvu'kovina aufhalten, wären mit 4 fl. Protet-tionstaxa und mit
2 fl. 30 kr. auf Distri<tÄiuisla<?en zu btdi^j^'en.
22. Einfpringung der Steuergelder.
Bis;inhero wur«ien di«\s<' (i«d«ler «lurch g«»schwon»ne Massils, die vom Land mit einem Auf-
schlaf^:«» pr Familie ä 3 kr. lKv.ahl«»t w«»r«len. von Dörfern eollifn<*rt un«l zur Distrii'ts^'assa ein^^
Joseph's II. Reisen nach Galizien u»d der Bukowina. 83
ließ;rt: niminehr^i aber bei <ler neuen Systeiuisienin«;: dürfte nothwendij:^ sein, sowohl in Czt»nio\iz
als in Suezava an jedem Orte einen Steuereinnehmer mit 2 SehreiKTn anzustellen, welehe das
Steuemesen in Onlnung zu iiihren, die Gelder einzunelmien und solehe an die l)istriet.seass;i aln
zufilhnm hätten.
Die Ki»sti'n der Maf^siLs bei der Conseription Miefen sich jährheh jj^'gen 8000 iL, die ohn-
la-fiilir die 2 Steuerämter auch kosten würden.
23. Wie kann die GeisÜirhkeit in der Dueeocina in die ihrem Beruf angemessene Ver-
fiussung yebraeht und das Schul tccsen eingeleitet ucrdcnY
In der IJu^xjnna lx»finden sich 26 Basilianerklöster, wonmter ein Fraucnkloster und eine
Meng»» Welt^^eistlichen. Diese stehen theils unter dem Metn>iK4it zu Jassy vuid theils unter dem
I^i<^t)viner Bischof zu Riidauz, alle aK'r unter dem Patrian'hen zu ( onsüintinoivl.
Der (Jeneral Enzenlx^rg belol)et den Bischof zu Ra<lauz als eimn Mann, der in seinem
Sprenf»el gute Ordnung hält, wohingi»gen in dem Sprengi4 des MetroiM>Hten vermuthlich aus der
Frsache, weil er seinen Vicarium nach Wohlgefallen schalten lässt, viele (Jebreihen knuerket
wonlen. Es wäre dahero sehr zu wünschen, dass di»» Absondenmg der Buc^-oviner ( leistlich keit
von der Sj)iritualjuri8<liction des Patriarchen zu ConstantinoiK'l geschehen und sonach <lie ganze
Buceonna dem Bisi-hof von Kadauz in Spiritualibus ritus non unti unti^rgeordnet werden kiamte.
Aus Anhuss des hierül>er bereits mit der Hof- und Staatskanzlei gepflcgenen Einvernehmen
ist von dersi'llH*n sowohl untenu 15. Decemln'r 1777 als untenn 21. Jäjiner 1780 die Ruckäussi^
ning erfolget, dass, weilen die Pforte das dringliche Ansuchen gemacht hat, dass bei ihriT eigenen
iHw'hst kritischen Lige diessi'its mit allen Neuenmgen, womit ihre eigenen Unterthanen verfitH-hten
wünlen, vor dermalen zumckgehalten werden m«'>gte, sie Staatskanzlei in Erwägung dess«.>n und
der Sinnst noch miteintretenden verschiedenen politischen Betracht ungi'U mit dem Antnig, so wej^i'n
der Kloster- und übrigen Bucrovijier (ieistÜchkeit zu vemehmen geg»'l>en wt)rden ist, nicht in
Vorschein kommen konntt», womach anden» Mittel und Wege zu suchen nothwi^ndig simu wird,
die ganz unvennerki; und ohne einer zu besorg»*nden Anstr»ssigkeit die Iw^mts erklärte Absicht
mit der (JeistHchkcit em^ichen machen kimnen.
Verraog einer vom Jahr 1777 vorhandenen Erklänmg des Fiirslen in iler Moldau ist dunh
ihn die Anweisung an <len Metrop>liten zu Jassy ergangen, dass er keine .Jurisdicti«»n willkürlich
in Ans^'himg der Buccoviner (ieistUchkeit ausüb<Mi imd überhaujit in Ec<lesiasticis nichts «)hne
der Bu^-eoviner Administration vornehmen solle, in dess<*n Folge der Metrt»|M>lit sich auch erst in
verwichenem Sommer wegen Bt»S4»tzung der erledigten D<H"hin- und der Igiunenstelle zu St. Illie
mit der I.an<lesst<^lle ordnungsmässig einvemonmien hat.
Nach der AussiTung des (Jeneralen Enzenberg gibt sich die (ieistlichkeit in der Buccovina
vurzfiglich mit dem Wirt.schaftswes<»n und mit Pachtung»»n ab, ist in d«T R^digion selbst sehr
uoerfiihn»n und sucht daher avu-h das Volk in der rnwissenheit und in dem blmden (Jehoi-siun
:^gen sie, die (rcistlichkeit, zu untiM'halten, welcher Vorgang der Buccoviner Administratitm in
<ielegenheitim zum ganz schicksiunen Anlass dienen mag, sow<»hl dem Bischofen zu Riidauz als
d*MU M»»troiK)hten in Jassy emptinden zu machen, wie unveivinbarlich der Wirtschafts- und Pach-
tungKb*»trieb mit dem gi'istru-hen Stund und Beruf s*m, und wie sehr es also das Bt'ste der Re-
ligion fJirden', die (teistlichkeit in d«»n Stand und in die Verfassung zu setzten, dass sie deiM^n
R*-ligionspflichten nachkommen kimne, mithin auch scIIm» vorzüglich aus denen Sorgen von der
<rnter\-erwaltung gebracht und diese der politischen Athninistration ül>ergeben werde.
Der Metn»j>olit sowolü als viele in der Moldau situierte Klr»ster und anderer Adel besitzet
U»traehtliche Gütt^r m der Buccovina. Ebenso besitzet der Riidauzer Bischof und die Buccoviner
Mooiisters viele (iüter in der Moldau. Die (Jüter des MetroiK»liten in «l<»r Buccovina un<l jene des
KiMlaiLzer Bischof in der Mohlau gegen einander ausümschen zu nuu'hen, kann vennuthlich von
danim keinen gnjssen S<*hwierigkeiten unterlieg»*n, weilen hierdurch der MetroiK»lit ehen«ler ge-
winnen als verüen^n wird und «las Mittel zur Befriedigimg und Bendiigimg des Radauzer Bischof,
wenn er 1)ei diesßillig»*n Taus<*h verliiTt^te, sich darum finden lässt, wenn er einen seinen Stmd
ang»»OH*t^«men Gehalt ab aerario erhält und die Güter landsnirstlu-h gemacht werden. Ist einmal
drr w»g«-?4talte (Jüteraustausch zwischen dem ^letropoliten von Jassy und dem Riulauzer Bischof
/:HW<>;^'n fn*bracht, ferner der Biscliof gnhvül'g aus dem Besitz seiner GübT und in einen Aerarial-
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84 PoLEK :
gehalt gesetzet, endlich die Administration der geistlichen Kloster^ter in die Hände der politi-
schen Adrninistratifm übergeben, so kann der weiten» S<*hritt möglich gemjicht wenlen, da.sj« th*'
Klöster zu dem Verkauf ihrer (Jüter bei dem Patrian^hcnstuhl zu (Vmstantinopel den liicrzu n««-
thigen Consens selbst ansuchen, und na<'h <ler Hand ein allgi'ineiner Austausch der <fuU'r zwi-
schen denen be*^dseitigi»n Monasü^rs und Edelleut«'n zum Erfolg gelange, mithin auch überhaujit
die Buc«)viner und Mohlauer Einwolmer aus der genauen V(Tbindung kommen, in <ler sie jHzt
wegen diewr (tüten-i^nnim-hung stehen, womach siwlann. falls die Butrovina eine Militargn»nz nvrden
sollte, die geivstlichen Güt<T zur Dotierung «1er (rrenzer erkaufet und, .soweit sie niclit in der Xäli«'
der (irenzen gi»legen wären, gegen andere solche (Jiiter ausgctiuuschet werden k<innti*u. die in dir
Nachbarschalt von <lenen (Jrenzern sich befin<len.
Soweit in der Moldau wohnhaft«' Klöster und Edelleute (rüter in der Bukovina hal»en. kann
ihnen zwar weder zu den^n Veräuss»»rung oder Verkaufung ein Tennin anb<»raumet we<ler nach
dessen Verstreichung auf ihre Pr<»vent<»n eine hidiere Abgabe gelegi»t werden, wohl al^tT s<hein«'t
08 auswar Bedenken zu s^^in, dass. wie es uut«»r dem 7. Abschnitt schon angetragen worden ist.
nebst dem moldauischen Adtd aiu'h (Ue (Jeistlichkeit in Ansehung ilirer <liess«»its habenden B«'-
sitzungen die Fassionen unter Pro(hi(ierung ihn^r schriftlichen Urkunden, Privilegien, I>onatioDen
u. s. w. einzun»ichen, di«' Anweisung erhalte, wor.uis sich veroffenbaren winl, ob sie aararaentlirb
ihre <iüttT mit R<H-]it iM'sitzen imtl nicht ein oder anden»re vom Fi\^('o rrgio in Anspruch «^^
noramen werden kimnten.
Zum Behuf des Schulwest^n muss in der Bukovina gleichwie in der Moldau jt^ler Pop
jähriichen einen Duckten dem Bischofen unter dem Titel d«'s Schulgeld einhändigen. Der Ra-
dautzer Bischof em])fanget nicht nur diesen Betrag aus dem ihme unt^'rsttdienden Tlu'il dt-r
Bukovina, son<h*m auch denjenigen. w«dcher aus des Metroix>liten seinem Anth«Ml eingehoben
wird. Dem Ra«lautzer Bisch<)f ist di(» V(Twahnmg dieser (relder und die DisjM>sition darüber
dergestiilten lilMTlassen, «lass er alle Jahr in IKn-emlMT die Rirhnung hieriibtT <ler I-md»'^
administration einn»ichen muss, um die (Jebahnmg mit dies4»n (ieldem einzustdien. Die AMcht
ist, da.s8 aus diesem Fonds nicht allein wallachische, sondern auch «leutsche und mit der Z«Mt
lateinische Schiden erbauet und eingerichtet wenh*n sollen. Da nun Ix^riMts einig»» walla<-hischp
S<'hulen best<»hen. so kimnte nunmehit» der Anfang zu Einfuhrtmg ein oder andenT «leut-schen
Schul auf folgende Art eingeleitet wenlen.
a) Dem Ratlautzer Bi8<'hof war»» zii erkennen zu gt*ben, es seie die Absicht das.^ wenn
die Bukoviner Eingebonien die deutsche Spn\che, dann lewMi, schreiben unil nM-hnen zu lernen
und sich filxThaupt zu B<»dienstungen geschickt zu machen bestn^ben würden. dies<dlM*n vorzfighel»
Landesl)edienstungen «»rwarten könnten. Aus diesem <inmcle erachte man noth wendig, dass in
den 3 Städt*»n Czernovitz. Sireth und Suczava deutsche S<'hulen errichtet werden sollen. Da nun
diese Schulen zur Excolierung <ler Bukoviner rnterthanen g^^widmet würden, als«» scheme der
Billigkeit angemess(m zu s<'in, dass «liese Absicht von dem S<*hulfun«lo ohne Na<*hstand (Ut w;iUii-
chischen S<'hulen unterstützt werde. Es würde dahero luif seine, des Bischof, Übi^rK^mg an-
kommen, wieviel aus <ler S<'hulfundi-('assa derz<Mt und fortan jährlich der Ijandesa<lministrati»n
abgegeben werden künnte.
b) Anfänghch wän» nur eine (hMitwhe Schule einzurichten, sodann aber, w«»nn sieh mehr
Schüler einfinden, <iie zweite, dann die <lritte und endlichen auch zu Kimj)olung die vierte aufzustellen.
r) Wenn au<'h das allerhik-hst^ Aemrium zur Erricht- \in<l Erweiterung der deutschen,
dann zu Errichtung ein oder mehn^rer lateinischen Schulen einen Aufwand machen müsst». ohn*
weh'hen das St-hulwesen in keine Aufnahme würde gelangten kimnen, Si> hätte der Stiuit dunh
crlang»?nde Bildung dieser rohen Menschen eine hinlängliche Vergütung dafür in der Folg»^ anzuhoffen.
</) Um geschickt*» Schiümeister winl sich die l^ndesiulministration zu venvenden TÄ-isÄ-n.
24. Wie ff in inif der Bfj.sif^neh//tun(/ der Bukoritw atus Siebenbürgen, der Marmarttsch.
aus Pohlen, rorxihjlieh afwr ani< GaUi\ien in die Bnkorina transniigrierte und (dlda nH
Sehisma gegangene riete nnierte Familien triedernnt i,nr nnierten Kirche xnrüekgefiihrfi
werden könnten.
Aus dem <i runde, dass der unierte und schismatischf* Ritus die (iebräuche, KirchengeÄ»tzc
imd Fasten b«*o)>a<'htungen sich nicht im geringsten von <nnander unterscheiden (sie), ist <liest* sich
lÜMTall zerstnnit angt^siedlete Volk, ohne einen Unterschied zu kennen, vemiuthlich unbedenklich
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Jo3Bph's IL Reisen nach Galizien und des, Bukowina. 85
und unwissend zu dem schismatiwhen Ritus fiberf^^j^anj^en. Es ist aber nicht bloss aus Religion»-,
sondern aueh aus iK>litisehen Riieksiebttm an <ler Belönleninj? der Union und desto mehr noch
an der Verhindenmp des Abfall von der Union ad Schisma j^elejri*n, dahero. weil die S(»|)arierunji:
der (reistüchkeit von dem Patriarchalstuhl zu (*»mstinitino}wd derzeit noch nirht vor sich j^dien
kiinn. a\ich nicht zu hoffen ist, daps <lit» derzeit im Lande zerstn^ut untei^rebracht geweste
Unierte aus einem Religionsantrieb ihre erbauten HäustT und Wirtschaften verlassen würden, und
die (teistlichkeit alles einer solch allenfalls in Antmg kommenden Zusammenziehung wohl ohn-
fehlbar die griJssten Hindernisse» einstreuen därfte. es dieserhalben bloss auf nachstehende Veran-
lassung anzukommen s<*heinet.
1. Für die bereits in der Bukovina befindliche Unierte sollen in den Städten Suczawa.
Siretb, (-zernoviz. Satagura und Wisnize, «lann zu Moldauisch-Kimjiohmg kleine Kin-hen erbauet
und l>ei jeder Kin*hen unierte (leistliche angt^stellet und dotieret werden.
o) Hi»T<lurch erlangtt^n die unierten AnsiiHÜer aus der Nachbarschaft die Gelegenheit ibn*
Rehgion zu ex«»r<Men»n.
h) WVnn zu Stvlsorgt» solche unierte (Jeistliche gi'wählet wer<len. die eines aiLferbaulichen
Wandeb«. (»rudit und in irem Umgang bescheiden sind, der dazu nöthig ist, um die Abgi-fallenen
zur Union zurfickzuHihren und die Union im vermerkt auszubreiten, so länst s^ich hoffen, diuss das
I^andvolk ül)erhauj)t zu ihn«*n mehr Vertrauen als zu ihn^n unwissenden scbismatischen Pojx^n
ftu*?sen winl.
f) Zu jeder Kirche wird nach der Aussi^rung des (reneraln Enzenberg 1 Pfarrer, 1 Kaplan
imd 1 C^inttir erfonlerlich, wtdche 8 Individuen bei Abhaltung der liturgien und Gottesdiensten
n.u'h <ler Pravila gegenwärtig sein müssen, die alle, weihen sie weder Grundstücke n<M-h eine Stolam
derzeit zu er^vart»*n haben, mit einem StiixMidio versehen werden müssten, welch»\s ftir den Pfarrer
doch «'twan auf 300 H.. fiir einen Kaplan auf 200 fi. und für den Cantor auf 100 fl. zu ))e-
sitinnn«'n .sein dörfte, wornach künftig, wann es nämlich an der Zeit befunden werden winl, in
der Bucowina «dche öffentlich«' Anstalten zu tn^ffen, die zur Ausbivitung der Union bt;f('>rderhch
sind, sich ben<»mmen werden kann, inzwischen abt»r dort, wo die Errichtung einer unierten Kin-hen
der iH'riMts erklärten Ursach halber noth wendig ist, ein PfamT mit einem Cantor gi'nug sein und
letztens allenfalls auch die Schuldienste versehen mag.
(i) General Enzenberg rathet ein, dass zu Pfarrem von dem Siebenbün(<'r Basilianerkloster
BaLisfaK-a Priester aus der Ursache fiirgewählet werden sollten, weil diese Geistlichkeit meistens
der latt»inis<'hen Sprache kundig, in dem Convict Hr propoynnda fUie in Rom erzogi'U, Theologi,
überhaupt abtT bescheiden und poHcierte licuü' und von der wallachischen Nation sind, die, je
nachdem als künftig di«» schon Iji^kannte Umstiln<le des Districts es verstatten werden, zugleich
Missionen besorgen, der rohen und gjmz unerfahrnen schismatischen Geistlichkeit in der Bucowina
zum gnten Beispiel dienen, zu Erreichung «1er Absicht den ftmnd legen und dem Publico des
lateinis<-hen Ritus assistieren könnten. wcMlurch auch die «leutschen Einwohner in ihnT Religions-
iibung erleicht^^rt würden.
r) Zu Vermei<lung der An.stössigkHt, die sich <laraus ergel)en könnt*\ wenn die in dem
Bucowiner District zu stehen konmiende unierte Geisthche dem Feldsuperio in Gallizien, mithin
i'inem ( reistli<*hen Ritus latini zu unt<^rgi'b(»n der Antrag beschehete, ist nichts andeivs übrig, als
dass dies*' unierte Geistlichkeit in Ecclesiasticis unter die Jurisdiction des lA'ml)erg»T unierten Bi-
schofen g»'s«'t/et werde; nur wird demselben mit Nachdnu^k einzubinden und in der Folge stets
darauf zu j^dien nothwendig sein, damit, weil sowohl russisch als wallachische Emigranten sich
in der Bucowina befinden, die für <iie Bucowina ordiniert werdende Se(4s<J^er der beeden Spntchen
kundig sind, und diese Geistliche we<h?r «»ffentliehe Missionen no*-h gewaltsame Bekehnmgen unter-
uehnien. um allen Unruhen, die hieraus entstehen könnten, vorzubeugen.
2. Aus der Absicht von «ler Hintanhaltung des in der Bucowina eingeschlichenen Uel>el.
dass die aus Galizien. Siel)enbürgen und Himgani heimlich abgegangene Unterthanen allda Schutz
und den Aufenthalt gefunden haben, i.st zwar beri'its v(»r einigiT Zeit «lercjwegen die n«'»thige Vor-
«♦:'hung getniffen und insbesondere die Ordnung ergangen, dass in dem Bucowiner Distrii^t an
derlei Unterthanen keine anden» als diejenigi' angenommen werden sollen, «lie von ihren Obrig-
keitf'u zur Ansiedlung die Erlaul)nis erhalten halM'U. AV'as aber >-olche bis«inheiv in die Buc<>wina
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86 PoLEK :
transniijrrif*rU* Uiiterthanen betrifft, hat der (Jtjnoral EnzenlK^rv: sit-h «lariiber f^eäussort, «Ulsä er
zwar nicht eiit>;tan(lfn st'ie, anfHn«^lich vvrschic(I(»ne nH'lamü'rto Familion nacher (.ializion wi*Mi«>rüin
zimickzu^i'lK^n, allein os hiltto dii»s die iihle Folj^» nach Mch j^'z«>^*n, dass ein j^^sstT Tbeil a»if
den Ruf von der Ausliefeninjif die Hiicht er^rriffen und sich in die Muldau f^»flnrhtet hätten,
welches, ol^schon die (in»nze stdir j^it iK'wacht ist, denn<K-h nicht pinzlich verhindert wenlen
kann, besonders wenn sich die Eniip^anten, wie es vorzüj^lich die (ializier ^ethan haben, nahe an
der moldauischen (in^nze jh »stieren, «lahero auch die derzeit in «ler Bueowina l>efindiiche TninMoi-
j^ranten aus an<len»n diesseitigen I^niden ohne der (lefahr, sie fast alle zu verlien'n, uiclit iui4ir
an ihn» vc^rij^' Wohnorte zuriH'k«^*j^'lH'n werden k('>nnten, woher^^^^r^'n von nun an in Ansehiini:
ilerlei Transmi<<ranten, wenn sie nicht nah an der ^lizischen (Jn'nze an^dialten wer«len, ni«'hts
an<leres erübrif^t, als diuw sie gleich beim Eintritt in <lie Bueowina angehalten und mit gutiT
Verwachung an das nächste Districts;unt oder an das nächste Comitat s<.>gleich znruekgi'M-hi<kct
würden. Soweit künftig Uniert*» entweder aus anliegenden fremden otler aus denen diesseitigi-n
l^inden mit der gt'hi*>rigen liCgitimation sich in dem District anzusiedlen verlangini und Molches
«lenensellM^n verstattet wenlen kann, wird ihnen solche Wohnorte anzuweisen der Bt*<la<'ht »re-
nonum^n werden, wo sie iK'isiunmen verbleilx'n kimnen. mithin auch wt^en ihn.'S Religiunsexenitü
<lie Mittid zu vt'rschalfen thunlich ist.
25. Wie soUp, tcann die Bftrotrifia unter der MHitaranfsicht rerbieibef, die LandesnH-
ministration xur Besoryutiy der corkotumendcH (jeaehüften bestellet und mit den nöthigcn In-
diridnrn besetzt trerdenY
Nach der Anzeige des (ieneraln Enzenberg niuss die Com'sjwndenz, die bloss in ökonomi-
schen und Justizsiichen vorlället, mit dem Fürsten von der MoMau, mit dem Bascha von Chotim.
n)it B«'amten aus der Moldau, mit Kn'is- nnd Üistrictsämtem aus Clalizien, aus 8iel»enbürgi'n, mit
5 Landesbeamten und denen Dorfwomiks und andern Unterthanen in verschiedenen Sprachen gi^
I)llogen werden. Die Febersetzungt'n dieser Sprachen ins I)(»utsche und der zu publicicren kom-
menden Befehle ins Wallachische \md deivn sovielmalige Copienmg, die C<»rref^pi>ndenz zwiscbtii
dem Militari, den Contumazen und dem Mautwesf»n, endlich au<'h die Cora^sjiondenz mit der In-
stanz erionlert, dass der Bucowiner liiindesjidministration zu Bi'streitung der vielHiltigen (Jewhäftc
das brichst noth wendige Personale zugegt^biMi werde.
Bisher») sind an In<lividuen Ix'i der liJindesiidministration iH^standen:
1 (ri'ueral : Baron Enzenberg, \ ,,,,...„ ,
^ , » .. . . i vvelche das Deutsehe alles lK\«orgen mus8t»n,
1 dess<*n Adjutant, •
1 Kriegscommissarius,
1 Distri^'tsc^-issier, so ein OfHcier ist mit Zulagt\
1 wallachischer S<»cn'tär, bi'soldet,
1 dto Schn'iber mit R«Mnunenition,
1 }M »hinischer Schreiber mit Remim«'ration,
1 Dinrtor in Czemowitz, so ein Ofticier ist mit B4?inuneration.
2 wallachische SchreilKM* allda auf RemuniTatitm,
1 Ispriivnik in Suczawa. iM^sohlet
1 wallachis<-her S<-hreiber albia.
1 Oberwornik in KimjM)hmg Mold., Iwsobb't
1 Okolcapitän zu Sireth mit R^Muuneration.
1 dto m Russisch-KimjMjlung mit Rt^muneration,
2 Ofii<'iei*s als Wablaufseher im Czermoscher Thal mit Remuneration.
Zur Justizverwaltung: 1 Districts;iuditor, 1 (iarnivSons;uiditor, 1 (lericht^sclmMber.
Ob nun zwar die ökonomischen wie die iM)litischen (iegimstände lH*i dem Stafu^t quo mit
oliigem Personale br'stritten W(»rden seien, so kr»nne diesi's 1mm der neuen Svstemisienmg nicht
mehr g»'hofl'et werden, weilen sich auch die (b's<häften vennehnn. Dahingegen sei das Justizüub
Ix'reits schon so weit zuriukgeblielMMi. dass Iwi der ertölgten Abn»ise d(M (Jeneralen Enzenl)**p^
2S4 unausgemachte PnM*esse an <Jeneral KaltschuuM ülM'rgidn'n w«»rden sind.
Damit sowohl di«» lianib'sgesebäfte bestritten als auch die Justizangeb'genheiten schleimij!
besorget imd die versessene Pnxvsse na<*hgeholt werden miM-hten, hat der <Ieneral EnzenU^rg A>
h'Mbst nothwt'udig vorgescldagen :
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JoSEPh's II. UkISEN NACn GaIJZTEN und der IlüKOWINA. 87
Zur ökonomisch- und politischen Verwaltunji^.
B<n der I-rfindosiuhninistration : 1 liandcsadministrator, 1 KrieprsconHuissarins, 1 Fiscalcassier.
1 dcntschor Socrotarius, 1 walliichischcr Si'cwtarius, 1 wallachischer Schreiber, 1 pohiischer
Schreilw^r, 1 CV^nwpist. 3 Kanzeliston, worunter einer «las Exhihitionsprot4)koll zu führen hat, 1 Rf^
j^trant, 1 Translator, 1 Kanzleidiener, ein Lan<les-Oberchirurj^is mit 600 fl., bei der CWdons-
iK'wachunff: 4 (inrnzconimissimen, jeder monatlich mit 20 fl.
Bt»im Districtsamt zu ('zemowitz : 1 Diriitor, Militarofficier mit Zulii^, 2 wallachische
Schn'iber a 200 fl., 1 Steuereinnehmer mit 600 fl., 1 Steuerschreiber mit 300 fl., 1 zweiter Steuer-
8chreik»r mit 200 fl., 1 I^ndeschirurf^us mit 300 fl.
Beim Districtsamt in Suczawa: 1 Director, 2 wallachisc^he Schreiber a 200 fl., 1 Steuer-
einnehmer mit 600 fl., 1 Steuer8chreil>er mit 300 fl., 1 zweittn* Schreiber mit 200 fl., 1 Lmdes-
<*liirnrK"s mit 300 fl.
Im Moldanis<'h-kiropi)lunfj;i*r Okol: 1 Oberwomik. 2 S<-hi\nber a 200 fl., 2 Amtfidiener,
worunter 1 berittener, a 60 fl. et 36 fl.
Im Russisch-kimpolunj^er Okol: 1 Okolcapitän oder Oberwomik, 2 Schn»iber a 200 fl.,
2 Aratsdiener ä 60 et 36 fl.
Zu Sireth: 1 Okolcapitän oder Oberwomik, 2 St*hreiber jeder a 200 fl., 2 Amtßdiener,
worunter 1 berittener, mit 60 fl. und 36 fl.
Im (■zeremuscher Thal: 2 Olflciers als Waldaufseher oder 2 Waldmeister, 8 Waldförstt^r.
Hierbei kommt zu k'merken, dass der in Moldauisch-kini})olunger Okol angestellte Ober-
womik Anj^laky weder lesen nwh schRnlx'n kann und derselbe annoch von vorij?*ni Zeittm her
ist. l)or (ieneral Enzenberj? rathet ein, dass er in Pensionsstand «gesetzt «nler l>es.ser snuel pro
semjfrr ab^^fertif^t und ausser Ij!\nd zu j:;<»hen an«^?wiesen werden mix'hte, indeme dei'selbe <len
Russtm sehr zu^^than gewesen ist. An dessen Stelle wän» dagegen ein rechtschaffener Officier als
01>orwomik einzusetzen. Zur liandes- oder Ober-Chirurgistelle hat der Genei'al Enzenberg <len
Rcgiraentschirurguui vom 2. siel)enbürgischen wallachischen Rt»giment aus der Ursache vorge-
schlagi^n, weil ders<4be der wallachischen Sprache gut kundig, st'in Metier recht verstelu»t und
zugleich in dem Geschäft der Hebammen vollkommen eifahnm ist. auch die (lewohnheiten, Sitten
un<l die Natursart der Wallachen kennet. Er wünb' <lem liimde durch Unterricht der Hebammen
vielen Nutzen st^haffen.
Nach dem Erachten des Hofkriegsraths muss, gleichwie bei einer jeden andern, also auch
bei der Buccoiiiner Einrichtung der Ausmessung di^s Personali, welches zu Ven*ichtimgen ge-
widmet wird, die Bestimmung sowohl <ler (Jegenständen, welche zur Bearbeitung verfallen, als die
Art und Weise von ihrer Erledigung vorangehc^n, (bihero, bis in Betreff' des Buccowiner Districts
die noch ermanglende eigentlich AllerhiW'hste (Jesinnung b<^kannt sein wird, ülx^r den Geneml
Enzenbei^sc^ien Entwurf von dem Personalstand tt'ir die Politica und Oeconomica nicht wohl etwas
mit J^stjiml beigebracht werden kann, und wenn der District unter der MUitaradministration zu
verbleiben hättt% nach Mass als mit der Iian<lseinrichtung von Zeit zu Zeit weiter fiirgi^schritti^n
wird, das hierzu ohnimigänglich nfithige Pei-sonale, demialen abtn* gleich den angiHi-agenen I-md-
Ob<?rchirurgum zu verwilligen, desgleichen den nach Euer Majestät« Befehl einsweilen bei dem
hofkri(»gsräthlichen Justizdeiwirtcment beihilflich gebraucht werden«len. seiner (iesch ick lieh keit halber
b«»kannU»n Rittmeister Piz<*ll und von <lenen zum Militarsüunl nicht üuiglichen, inzwischen iM'i
Monttirsokonomiec* Immissionen als Reclmungsadjuncten vei-wend werdenden Neustädter Akadc»-
misten die zwei gewhicktestc. un<l zwar einem jeden von diesen 3 bis zur künftig(?n R(^gidi<'nmg
dtn; Personalstatus mit Vs Zulag von Ihnm jetzigen (renuss beizugelKMi, nicht minder den demia-
hgen Oberwomik Angelaky, wenn hierzu hinlängliche Ursachen vm-handen sintl, aus dem Distnct
abwhaffen zu machen der Antrag ist.
Zur Justizverwaltung
sind zwar mehr als nachfolgende Individiien in V<a'schlag g<»bracht worden, es kimnte alxT die
Justizeinrii-htung auf folgende Art gleich vcm nun an eingeleitet werden.
Zu Cze-mowitz: 1 Oberauditor mit jährlich 800 fl., 1 Actuaiius, weh-her zugleich M der
Administration zu verwenden ist mit 400 fl., 1 Dolmetsch, deutsch, wallachisch "r*^;><'^"i^;i;k^
mit 300 fl. Digitizedby^OOgie
88 PoLEK :
Heim Districtsjunt : 1 Iii»i(LiHditür niit jährlich 600 H.. 1 Syndicus mit 400 H., I (rt^riclil s-
schixilKT mit 400 fl., 1 I)(»hiiot«ch mit 800 11., 1 Pmfoss im't 300 fl.. w(» (T aW-r S<-hlithw<-i.^Ti
uml Froimannsunköston ]>ostr('iten müsstc
Zu Suczawa: 1 I^xndamlitor mit jähriich ßOO fl., 1 Syndicus mit 400 fl., 1 iJcrichts-
schivil)cr mit 400 fl., 1 Dohnctßch mit 800 fl., 1 Profo«.«. weilen er die Fnnmannsunk<>stcn nicht
bestriMÜ^n dörft«\ 250 fl.
Für jeden District wer<ien üb<»rhaupt für alle Fälle ( ierichtHdien»'r anj^'tr.ij^'n werden:
8 zu Pferd a 10 fl. monatlich und 8 zu Fuss a 6 fl. monatüch.
In den 8 StädÜMi C'zenioviz, Suczava und Sireth würde die Ma^traten zu bestellen nothip
.stMn und fiir «licRtdlx^ ein P'onds e.xcindicivt werden mÜKsen.
a) Da <liese 8 8tii4lte land«fii rötlich sind, kiVnnten ihnen die Prciventen von Hrauhäu^i^m.
von allem Schank. von Fleischhank und vom Markt*' zu anlanjrlich mässi^'n Ma<i;istratsU\s<>ldunf^ii.
soweit sie niVthij^ sind, f^ej^en jährliche V«TriH'hnun;,' in der sof^i'staltip'n Communitäteinkünftcn
und -Ausj^aben überlassen wenlen. wc^rüber alxT «lie fjandi^idministration die «^naue Aufsicht
fiihi-en müsste.
Die Dorfwomiks wären künfti«j^ von (U'r (Gemeinde ordentlich zu iM'stelleu und alsdann von
<ler Lnmlesjidministration zu iH'stätij^n.
h) Es kann ihn«'n sodann einj^'standen wenlen, da.ss sie üIkt kleine 8a<'hen. die si<'h nicht
ülM»r 10 iKddnische (iulden erstn^-ken, entscliei«len un<l spitn-hen kimnen.
c) St>wohl von den Dorfwomiks als von den 8tiultmajristrat<m hätten <lie Justizanp^le«?«!-
heiü'n den Zuf^ zum I)iiie<"tor, OlnTwomik und Okolcapitän, von dannen alxn* zum Land(*saudit*>r
zu nehmen.
(i) Vom bmdesjiuditor j^ionp' der weit«'i"e Zu«j zum Obeniuditor nach Czemoviz, w«4cher
idhla eine Art eines Apptdlatorii vorsUdlen würdi'.
c) Fm keinen ümtrieb zu machen, wodurch nur Zeit verloivn ^ehet, hätte da.s Ri^»\ns«»rienn
von dem Appellatorio den Zu«< ^.^enidenwe^s nacher Wienn zu nehmen.
f) Aus der nändichen Ursache hätt*'n die Ki'richte der Administration ülx'r die okr»no-
mische und {lolitische (n'^tMistände, j^leichwie es auch bei derlei Ein rieh tun<^»n dcvS deutöchen An-
siedlun<;sb(»zirk im Temeswan*r Banat j^eschchen ist, weni^tcns die ersU'm Jahn* nnüi an den
Holkrie^ratii zu ^ehen: demohnanj^esehen aln^r blieb «lie Bmroviner Admini-stration dejx^ndent
von dem f^allizischen (lenerah-onunando und alle puiv Mihtiiria, desjrlcichen soh4ie (ic^'nständc
wo das Politicum in(iallizien sich einverwickelt, müssen an das ( JenerahH)imnando ahjri*<f»'ben wenlen.
öollt*^ der Antni^ von der P^inrichtHnj,' des Justizwf'sen den Allerh(>chst<m IVifall envichcn.
so wir<l eine der Absicht anj^emessene fi)rmli<*he Instruction alsdann st^leich entworfen und zmii
allseitij^^'U Nachverhalt bekannt ^'cmacht werden.
2f). Ar ff ICH irr machen den Vorschlnif, in der Stadt Stn-xorn eine Cohnir dt^ Handfls
iregen anxulogrn, irrnn ihnen die ant/esn/hte Freiheiten einfjoirilliget triirden. Was könntr
aho denaelhen einf/esf anrieft irerden'f
Vorzü<ijlich kommet hiebei in Ueberle^^unji^ zu nehmen, ob die Stadt Suczava. wenn sie zu
einer armenischen Handelstiidt j^emacht wird, der in (Jallizien liej^Miden privilej^ierten Handelsstadt
Brody nicht etwan hinderlich win <lr>rft<'. Die Sti\«lt Suczava ist filn^r 80 Meil von Bnxly tMit-
femt und kann nach seiner Lij^' in Bi^tn'ff des russischen, Danzif^T. Bn\slauer, Frankfurt- und
licipzif^^r Handel der Stiidt Brody in nichts nachtheilijr ^^cüi. Wjvs hinjrt^p'U den tftrkis<*heD
Handel mit Zeuj,', Baumwolle, j^'cfjirbüHU (Jani und andi'ni Artikeln anlndanj^^t, denm ihr Zu^
allezeit durch die Moldau und Podolien oder aber durch die Moldau, die Buccovina un<l (falhzii'n
j^'het. derselbe kcinnto vielleicht d(»r Stadt Brody in etwas einen Abbruch venirsa<'hen. Die Stadt
Sur/ava scheinet dahen» zur Verbivituni,' des Warenhandels mit andern k. k. liindem, mit dem
Viehhandel hin;xe«?en auch mit andern Uindeni ^^ele^^en zu M»in, oltschon sie elK'nfalls mit L'ibziir
und Bnsslau einij^en SeidenwaR'nhan<lel tivibet. der ihr auch j^estattet werden muss.
Der Antra«^ von der Ansiedluuj; einer armenischen Colonie in der Bue<'owiiia eutsprin«rt
v*)n den in LMuber«; wohnhaften anueiiischen Han(h'lsmanu Nikorovich. eiuen Mann, der wetrtn
seiner R*Mllichkeit. seines önentlichen Vertraui*ns und seiner piitwi^g|(]Ju.'^ j^utcu Ciesnmuu^' fiir
Joseph's II. Reisen nach Galizibn und dbe Bukowina. 89
das iliesst'iti^ Best** alle Rüiksicht verdionot, nur aber bei «lieseni, (»bschoii j^ut gemeinten Antni^
<len Fehler be«?an«^'n hat, dass zu Irühzeiti«? hierülH»r (»ftentlich Spr.ieh j^eliihret nnd naeh einer
von der Hof- and Ötiiatskanzlei erst vor kurzem herüKn* j^elanji^U^n^ Äusserung dadurch das tür-
kijM*he Ministerium beivits in eine Jk'\v(*gung gebracht wonlen ist, worna<-h dei-zt^t mit <lenen
Armeniern si<'h in keine s(hriftH<'he VerhjuuUung dessentwegen eingelassen, sondern wie es auch
<li4» Hof- und Ötiuitskanziei tiir gut bt^findt, nur denenjenigen, «lie sich fiviwillig einfinden, die An-
siiMlhing verlangim mnl (hizu qualiflcien't genug befunden werden, eine solche geneigte Aufnfihra
oingestanck'n werden kann, die weder auswärts ein Aufsehen zu bewirken venu^^gend ist, noch
mit andern <liesseitigt'n Commerzanstiilten sich kreuzet.
^asj^^nig^^ was hiemaeh der armenischen Colonie auf ihre (MUgen^chten V(H*schläge zu ver-
willigi'u wnn (\i\YfU) (wler emer Ausnahm unterheget, kann in folgenden lM»stehen.
a. Denen distmierten Anneniern wäre das fn'ie Ki'ligionsexercitium wie den Katholischen
einzugi'stehen, in welchem sie ganz und gar nicht gehindert werden sollen.
h. Sie sollen von der MiUtnrbe<[uai*tienmg befreiet sein, sobald in Suczava die Kasernen
«'Hwinet si'in werden. woHir die 8ta<lt die Kr)»auungskr»st(»n in Zeit von 8 Jahren dem Aemrio
wuMler zu ersetzen hätü».
('. Die S<")hne der Kaulleute und Bürger sollen zu Soldaten weder aufgeschrieben no(?h
wenigiT gi^waltsani wcggenonnuen werden, die alnn* freiwillig zum Militiiri übergehen, hättt'n sich
der Praerogativen des Militarsümdes zu praevalien»n.
d. Damit die (Frenzen dui*ch (Muen ausgespn'Ugten falschen Ruf von der Pest und Vieh-
seuche nicht vori'ilig von den Omtumazen gi^sjnmx't werden, wird die liandesadministi'ation in
derlt4 Fallen jedesmal unverweilte Untersuchung ansti»llen und das Niithigi» an die Contumazen
verftigi»n.
p. Von den eingefühi-ten Mautabgal)en kann dii» Stadt Surzava nicht In^lnMet bleÜH'n, je<loch
ntAl ihnen nichts anderes, als was die Tarif besag^^t, aufgeleget werden können.
f. Wenn die armenische Colonie in Suczava zunimmt, so solle der Magistrat aus Armeniern
alltnn bt»stellt und alle StadtiMiiwohner demselbi'n unterg<\)rdnet wt»r<len. Der Magistrat kann
s4Hlann in (ierichtssiudien die ei-st<' Instiuiz, der hindesauditor allda <lie zweite \md der Ober-
auditor in Czi'mowitz in Revisorio die dritte Insümz ausmachen. Die Streitigkeiten mögen hier
wi<* in lA'mberg nach <len armenischen (iesetzen behandelt w(Tden.
g. Es wird der Colonie bewilligt, (jrüter anzukaufV'n oder derlei in Anmda zu nehmen. Die
l^ndesadministration winl ihnen hierin an die Hand gtdien. sofern änderst dieses nicht etwa der
kiinitigeu (irenz Verfassung entgeg«'nst«'het ; «las Aerariuin kann aber hierzu keinen (Teldvorschuss
machen.
/•. Was tlie allda wohnenden Moldauer iH'trifft, sind dieselben in ungestörter Ruhe zu be-
Lissi'n: den Armeniern bleibt alxT unb(»uommen, dass sie von selben, wenn sie einverstimden sind,
Häuser an sich kaufen mögen. Au(^h sollen denen Armeniern zu Erbauung neuer Häuser Plätze
unentgeltlich angewiesen, nicht min<ler die in Suc^zava vorhandene alte (Jemäuer, Keller und Ge-
wi'dher denenstdben gnitis gi^gebeii werden. Diejenigen Annt^nier, wehdie sich Häuser und (inmd-
stücke »>rkaufen, können zwar von der darauf haftt»nden Contribution nicht freigehisscm werden,
sie haben al)er durch die bt^willigte l^Veijahre die in Betreff ihn^s Handels ausgemessene Contri-
bution nicht zu entrichten.
/. In der Sta<lt Su<*zava nn'jgen über die bestehenden 5 Viehmärkte anno<'h 2 Jiihnnärkte,
nämlich am neuen Jahr und am Fest <ler heihgiMi Aixx^teln Petri und Pauh auf die Art gehalten
wenlen, dass alle Nationen \md Jud(m hiebei erscheinen und allenfalls nach <lem Beispiel von
Bnxly aucdi in Suczava <lie 2 neue Jahnuärkte ausschliessend von allen Mautiibgaben privilegiert
werden können, weil aus8«»r einiger Befreiung hir die fremden Handelsleute von diesen Märkten
nichts Erspriessliches gehotfet werden mag. Dii- Kundmachung gedachter Märkten kann seiner
Zeit in den kais. königl. I-riinden geschehen, was al)er die auswärtigi»n lünder betrifft, mögen
irleichwohl die Armenier selbst dafür besorgt sein, wie sie allenfalls die Existenz dieser Märkten
zu je<lennanns Wissensi'liaft zu bringen die (ielegeuheit finden diuften.
w. Wenn über die vorgi»sehene Mautabgaben moldauischei-seits geschritten würdo^könnte |
die Anzeige dessentwegen an che I^milesstelle gemacht werden. Digitized by VriOOQlC
6*
90 POLBK :
n. Hräuhanser zur Bier-, Metli- iiutl Bnintwoinerzeujjn^öj?. auch Biklor zu orrirhten. wjnl
venvillij^ wovon \\\wx die alton Moklauor Einwohner nicht au.Si(es<^hlosÄen worden können.
o. Weil in der Bne<'4»wina kein Tabakspaeht l)estehet, so kann aneh türkisehor Tabak p»j?en
j^hr>rijL?er Maut einfj^*iiihi\'t wenlen, woherjjfejjifen Stoinsalz aus SiclK'nbür^»n versehafifet wenb^n wini-
p. In Suezava wird für die Soldaten eine katliolisehe Kirehe ab aerario erijauet werdtiu
welche seiner Zeil an die katholische Amienier iiberjrel>en werden kann: sie werden dadun'h die
(Jelejjfenheit hal>en, bei dieser Kiirhe ihn» Schulen anzule^'en.
q. Wenn den disuniert*^n Anneniem durch den Patriarchen oder senken Visita tor Exciicn-
nuini<*ationes (wb'r Aullaj^^n ad pin^ dctHoshifts auff^'Iejrt werden sollen, wän^ hierülK^r sojdwli
die Anzeif^' iler Iian<lesiichuinistration zu machen.
r. Wenn Siu-zava besetzt sein wird un<l sich aiTuenis<-he Famihen in einer anden^n Stedt
ansässij^ machen wollen, sollen sie mi»j;lichst unterstützet werden, und wenn diesi^llK-n auf 100 Fa-
milien anwachsen, möj^'n sie mit Bewillij^un^ der Landesadministmtion einen eij^^nen Majristrat
wählen und eine Kirche erbauen. In minderer Anzahl von Familien wird j^estittet sich den Vi.r-
steher zu erwählen. Nachdeme der neut^n Colonie aller 8<*hank, Bräu (sie) und Brantweinbn-n-
neivi, Fleischbänke und die Markt^^i^fälle zu benutzen (il ►erlassen wird, so wird hierdurch nicht
nur der Magistrat b(»soldet werden können, sondern auch auf den Schulenbau etwiis übrij? ver-
bleÜK'n, zu welchem Fundo auch die einhelx^nden Strafpdder gewidmet werden können.
Bei dieser (Jelegenheit, wo der HandeL^mann Nikorovit^ in der tremässheit des Obstehemion
zu vernehmen bekommen könnU', auf was Art Armenier dies.seit8 ansicdlen zu hissen <Ue Abacht
ist, wäre demselben auch noch weitoi*s zu bedeut«'n, dass er denen Anneniem, die er zum Werk-
zeug von der Vollfiihrung seines Plan zu gebmuchen befände, die ihnen verwilligt wenlende Vorzug»^
und Fifilieiten nur mündlich und bloss fiir sich, folgbar (»hne Einmischung der St4*llen, viel we-
niger des AUerh(K'hsten Hofes beizubringen hätte, desgleichen, wie (^ inslH'stmdert* die Hof- und
Stiiatskanzlei zu venichmen gegebi^n hat, weder Nikorovich noch ein andenn* SiichwalU-r der O»loni^
aus diMU Absehen v(»n der angetragi»uen AnsicMÜung sich auf türkis<'hen Boden botn'ten laÄ*'n
s(»lle. weil sie s^)lchenfalls Unann«dunliehkeiten oder wohl gar Sti*afen von Seiten der Türken sich
zuziehen könnten.
27, Es bcfifulm sich in der Bufcorinn bis S(f(f Familien Jnxien, deren ror der rus»i-
sehrn Oernpicnunj et trän bei 4()(i (fciresen sind. Wie hönnen dieselben^ da »ie dem iMude be-
schteerlick fallen, rerminderf teerden'^
Es miterlie^'t keinem Anstände, <lass alle jene Juden, die seit der nissis^*hen (kvupiemng
sich in tler Buccovina eingeschlichen haln^n. wiederum aus dem I^mde gest'hafft wefilen könutni.
wie es die in dies(M* Augeb'gcnheit erginigene Allerhöchste Res(dutionen mit sich bringen, und
woniju-h auch die I^indesadministration anno 177S alle neue Juden gi^wamet hat, dass sit» kein*»
Häuser bauen sollen.
Um die Ju«len dabero zu vermindeni und sie nach und nach aus der Bukovina zu ver-
tiviben, ist voii dem (icneral Enzen]»erg kein anderi's schicksames Mitt4»l gefimden wonlen, als sie,
wie es der 8. Abschnitt von St^Mierfuss ausweiset, so viel möglich hcKdi zu belegi^n, woIhm von
der l^unlesadministration der Bedacht darauf wird genonunen werden müssen, damit die Juden
nicht die (ielegenheit finden, die auf sie gelegt werdentle Steuererhöhung wieder von andern Di-
strictseinwohnern hereinzubringen. Aussenleme macht (Jeneral Enzenberg zu ihrer, der Juden.
Vermindenmg folgt»nde Anträgt»:
a. Wenn ein«? Judenfamilie in den schuldigen Abgaben adieret, sollt<» solche in Duplo j?"
straft, ein Drittel dem Demmcianten, ein Drittel der katholisch lateinischen Kirche und ein DrittW
pro aemrio eing(*trieb<m werd(*n.
b. Den Juden soll für immer verboten werden, ganze Dorfschaflen in Arenda zu m'hracn.
um zu verhüten, dass nicht Christen ihre Unt<'rthanen werden.
e. Mit Broil, I/'bzeltcn und andem BäckenMeu sollen sich die Juden nicht abgelx^n dürfen,
weilen es bürgerliche Nahnmg ist un<l sie <lamit iH'trügerisch umgehen.
d. Den Ju<len solle n<M'h fernerhin verlK>ten bleiben bei 20 Ducatt^n Stnife, christliche WeiK^-
|H»rsonen in Dienst zu nehmen, und sie s(dlen auch am Schal)es keine Wei!)spt»n^»m*n unter
40 Jahren zu ihren häuslichen Gi?schäften j^'tdu-auchen dürfen.
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Jos£ph's II. Reisen nach Galizibn und deb Bukowina. 91
€. Weilen sie al>er iha* Prd*'stan(lii erwerben müssen, so können sie Wirtshäuser, um Wein,
Bier, Meth und Brantwein zu schenken, somit künftij; mx-h derlei Pachtungen zu machen l)e-
fiimien werden, und nicht andere annehmlidiere Pachten hervorthim diVrften, in Aivnda nehmen,
auch Meischhünke lialten un«l mit Vieh imd Waren Handlirnji: ta'i})eii, w«^von sie die Abgaben
laut 8. Abschnitt mit 15 pn) cento entricliten sollen.
f. Der Hauptkahal zu Czeniowitz, an welchen die Kahale von Suczawa, Sin?th, Satiigura
und Wiszniee anzuweisen seind, soll einen Judenrichter nebst dem Rabbiner und einen deuschen
Ju<lens<hreiber auf die ni GaUizion eingefiihrte Art unterhalten und die RiH'hnungen der Landes-
administration zur Einsicht vorlegen.
y. Alle Contracte, Schuldverschreibimgen, Testamente etc. sollen ungiltig erkannt werden,
wenn sie nicht von der Landesstelle ])estätigt worden sind.
//. B<,'tteljuden sollen in keniem Orte geduldet werden bei 8tmfe von 3 Duciiten, die der-
jenige Wahlen muss, wo der Jude angetroffen wird. Fremde Handlungsjuden hingegen müssim
sich um einen Hausierungszi'ttel an die Administration verwenden, nach di\ss«m Verstrvichung
j«^ler de.s Tags 30 kr. >>ezahlen soll. Ohne Hausierungszettel alx'r wünU? jeder itir einen Tag
einten Üucaten bezahlen müssen. Um si<th aber von den seit anno 1769 eingeschlichenen Juden
zu entledigten, kommt in Vorschlag:
1. Es hätte die Landesstelle eine Commission zu delegieren und (hese eine JudenfamiUe um
die andere zu untersuchen, o!) sie vor den Russen schon ansässig gewesen oder erst zu ihrer Zeit
inH Land gekommen seie. Ist die erst nach der Hand gekommene Familie von gutem Ijeimiund,
vennr>gt»nd imd führet einen anst^hnliclien Handel, soll sie noch femers verbleiben können und von
der I^indsttdle einen Schutzbrief erhalten, ausser deme aber abgeschaffet und ül)er dtm Cordon
verwiesen werden. Doch sollte sich die Anzahl von den auf dies*» Art veHdeÜKm ki'umenden neuen
Joden nicht über 12 Familien erstnnken.
2. In Rücksicht auf den kleinen Handel mit Mehl, (iemüs etc. können nur die nötlHg
l>efundenen alten Juden, etw\an 16 an der Zahl, im District belassen wenlen.
3. Jene Juden, die von anno 1776 und 1777 wider das Verbot Häuser erkaufet (xler er-
Imuet halK*n oder Contracte von Artenden der Dorfschaften angest4)ssen, folgl)ar wider das (Jesetz
gehaniUet haben, und an welchen der BtM'behaltung halber dem Staate nichts sonderliches gelegtm
i.<t, .sollen a die pubhcationis 3 Monat Frist zur Veniussenmg ihrer Habs«digkeiten erhalten und
.soilann abgeschafft werden.
4. Wenn neue Juden, die abzuschaffen konunen, I)orfschaft*»n in Arenda haben, s<jllen nicht
befugt sein, dit^se Artmden an andere Juden zu überlassen, weh'he nur um den nämlichen Contract
an (,'hristen überlassnen oder dem (rnmdherm zunickgestellet werden kiam^n.
5. Juden hingegt^n, die Schank- und Brantweinhäuser oder Delnitzen in Arenda und auf
einig»* Jahn? in voraus Contnu'te angestossen, sofort wie gewöhnlich, in voraus den ganzen Paclit-
84'hilling whon bt^zahlf^t haben, können an die zurückbleibende Juden diese Pacht auf tue eingi»-
s4-hränkt»» 0»ntractzeit überlassen, wenn ni<^ht andere Districtseinwohner denen al»gehenden Jud.m
die nämliche Si^hadloshaltung zuwenden.
6. Damit die Buccoviner Juden von je<lermann erkannt werden kr»nnen und die sich ein-
s<'hleichenden desto eilender entdecket werden, sollt«* ein je«ler um den (Jupf des Huts oder um
die Mütze oder Kusona ein zwei Fing»?r bnütes gelbes I5an«l zu tragen verbindlich gemacht werden.
Insofeme sich aber ein fremder diestvs Zeichens b^dientiN soll dersidbe durch 12 Monat (►ffentlich
in Eisen arbeiten oder 10 Duciitt^n Strafgeld erlegen.
2H. UelxT das Maidwcsen in (kr Bnecorina sind ron den Cnfrrf/tanen ntchnnnliyr
Bt-sf'ktcerden voryekommen. Wie nüre denHelben für die Zukunß ah\n helfen?
Nach der iVnzeige des Generalen Enzenberg sollen s(mohl Mohlauer als Buccoviner Unter-
thanen aus purer Unwissenheit der Mautpatente bereits dermassi^n in (ontrebande verfallen sein,
diiÄS sie bis zum Bt^ttelstand und Auswandern verunglücket sind. Er führet zugleich an, dass
vers<-hie<lene Mautbeamten, die emer sontigim ung^jrechten Gebahrung überfühn4 worden, tbeils
de^ertien't, theils in Eisen geschlagen oder ab officio sus]M'mliert worden sind, wodun-h dns Pu-
blicum freilich überzeugt wurde, cljiss auch bei <licsem (Jeschäfte ein jeiler Rtrhenschaft von seinen
Tliatcn geK'n müss»\ Indesst-n st»ien jcdenno<*h von dem Publico ü)mt das Mautwesen^ di«» bil--
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92 PoLEK :
tersten Klaffen geflihret und solche dadimh ncK'h mehr verjn^ssert worden, dasg in dem abge-
wichenen Jahre da« jedenw'it aus der Moldau ein^-flihrte, für das Vieh l)enöthij^^ Steinsalz niHit
passieret wurde, weh'hes (Jeneral Enzenber^r, weilt»n keine j^ütliche Verhandlung? auf dcsjien An-
suchen etwas fruchtett% militanter üImt den ('onlon nnisste tninsportieren lassen, um nur da»
Volk zu beruhi^'en. Mit Einführung des Tabaks, obschon in der Buct^vina keine Pachtung b^
stehet würden dem liandmann, die jrrössten Hindemisse j,a»macht. Erst im Janiuir ^»j^^nwärtijren
Jahres kamen von dem Bojer Wassil Balsh die Beschwerden vor, dass die D('>rfer Russ und fcJe-
kuriczen, <lie ihn» Felder über dem (rn»nz<x)nlon haK»n, ihn» erbauten Friichte an das Bosantzer
Filialmautamt hal>en verzollen müss«»n. AuswTdeme wäre das eine Dorf wegtun eingeführten 63
Koretz Kukuruz zu 1 fl. 86 kr. und lür verschiedenes Heu zu 2 H. die Fuhr in Contrebande ver-
urtheilet worden.
Dem Hofkriej^'srath ist wej^en den»n in der Bu(x-ovina einjrefiihrten Mauten keine and«HV
als die Anzeij^e zugt^kommen, dass die Mauten ni<'ht weiter bestehen, als wie sie vorhin wan»n
und selbe, um nach Mass der «lun'h die Oc4Mij>ierun^ der Bucoovina erfolgten diesseitigen Grenzen-
veränderung weit*T vorgerücket worden sind, dahen) auch das gallizische Generalwmmando, soviel
diesen (jcgenstan<l betrifft, wiederholt von hier aus zu vernehmen 1)ekonuuen hat, dfiss, wenn
sothane Mautvornickung eigentlich nur zum Behuf des Handel und Wandel und zur Erleichterung
<ler diesseitigen und jenseitigen Einwohner geschehen ist un<l dermalen keine höhere ab; die vorhin
eingeführt gewest«' Mautabgaben gefordert werden, es hiebiM nach dem Allerhr>chsten Befehl sein
Bewenden Inhalten könne, d«T den Sfaf/f,s quo in Ansehung des Buc<x)viner Districts gefonlert
hat. Vom Hofkriegsrath wird liie]>ei weitiTs in Erwägung gezohen. dass. wenngleich alleniBiL>
der Antrag gemacht Wi'rden wollte und zu envirkeii thunlich wäre, dass die denualen an der
moldauischen Grenze und an d<T Kaya ausgi'stellte Mauten wieder an die vorige Grenzen Gaili-
zicns gegen den Buc^-oviner District zurückg«\sctzt würden, «lie Buccoviner Einwohner dadurch noch
grössere^n Nachtheil leiden dörften. weil sie zwar in Ansehung des Passivhandel mit der Moldau
auf alle mögliche Art einzuschränk«m und nach und na<h viillig aufhören zu marlien getnu-htet
werden wird, juautfn'i sein, hingegen das Bancale alsdann ganz unfehlbar der Buci^vmer ihren
stärksten Activhan<lel mit Gallizien, der in dem Verschlei.^is der Schaf, des Hornviehs imd des
Honigs besteht, mit Maub^n belegen dr>rft«'.
Solchem nach wäre in Ansehung «b's Buccxiviner Mautwesens nur nötliig:
a) das Bu<M*oviner MautinsiK'ctonit anzuweisi'n, dass selbes in vorkommenden Fällen jedesmal
mit der liandesiubninistration freunds<*baftliche (Vunnnmic^tion pflege;
b) dass sellx's in Sachen «ier Buc^-oviner Untertlianen ohne Intervenienmg der Iwindt*s-
administration über einen Contn'bande nicht spreche:
c) dass es die imterstehenden Bt^aniten zu einem höÜii-ben und anständigen Betragen gi^^en
die Militärofficiers anweise, dann
d) wegim der von den ausst^rhalb der (irenzlinie befindlichen Feldern einführenden Fruchten
denselben die Weisung gebt\ dass sie solche unbedenklich passieren soUen.
Bei <liesem Abschnitte kommet auch von Strass«»nmauten das Nötliig»^ zu bemerken.
Nachdeme die ( onnnunicationsstrasse von Zaleszik bis nach Siebenbürgen heuriges Jahr
vollends zustande konunen (hirfte, zu deren HersteUung die Kaufleute und Juden alljährlich einen
(reldbeitrag gemacht, <lie Bauern aber mit unentgeltlicher Hand- und Fuhrrobot das mtnste bei-
getmgen haben, so wird «\s an der Zeit sein, dass zu Unterhaltung dei*selben, dann der über 70
si(!h erstnnkenden kh^inen Briicken. um aucli den Bauern von <bT unentgeltlichen R<^bot zn bi*-
freien, eine Wegmaut eing<*führet werde.
Von dieser Maut wären al)er zu befreien:
a) alle Buccx)viner ünb^rthancn des gemeinen Standes, insoweit sio in ihren häiLslich(ii
\mi\ Hermdienstgeschäften die Str.isse bt^fahren,
h) alle, welche in Allerhi)chsten Hermdiensten reisen und sich darüber legitimieren, wor-
unter das Militare», <las Administrations-, das Maut- und das Contumazj)ers*)nale verstanden ist.
Dagt^gen hätten die Wegmaut zu bezahlen :
a) alle im District wohnende Edelleute imd (Jeistliche, weilen sie zum Strassenban nichts
concurrieret haben, wie überhaupt alle rei.s<^nde Geistliche und Weltliche, Kaufleute, Juden, Fuhr-
leute und Viehhändlern.
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Josbph's II. Beisen nach Galizien und der Bukowina. 93
b) Die Einnahme derselben kann zu Zaleszik, Czemowiz, Stirze burlinze und Szuzava bei
dem üeberfiihren geschehen, um durch besondere Einnehmer dem Aerario keine Kosten zu machen:
zu Kandreni aber nuiss ein Einnehmer mit »>twan 20 fl. monatlichen (Jehalt angestellt werden.
Zur Mautabnahme könnte folgende Tarif angewendet werden :
Von Zaleszik bis Czemowitz wäre zu zahlen: fiir 1 Stück Zugvieh oder R«iti)ferd 1 kr.,
fiir 1 Rindvieh oder Pfenl im Triebe */« ^r., fiir 4 Stück kleines Vieh V« kr. Von Czemowitz
bis Stirze burliuce würde das nämliche wit» oben bezahlt Von Stirze burlince bis Suczawa zahlte:
die erste Classe l'/t kr., die zweite V« ^^'^ ^^^^ dritte Vi l*r. Von Suczawa bis Kandreni: fiir die
erste Classe 3 kr., die zweite l'/j kr., die dritte l*/« kr. Welches vice versa zu beobachten wäre.
Wenn der Reisende nur auf 2 Meiln weit gienge, so zahlte er: fiir 1 Zug- oder Reitpferd
nur Vs kr„ fiir 4 Stück grosses Triebvieh '/« kr., fiir 8 Stück kleines Vieh V» kr. Die nämhche
Zahlung muss auch bestehen, wenn der Reisende nur 1 Meil Wegs gieng.
a) Voi7^<lachtt^ Wegmauteinnahme müssto der Landesadnunistration besonders verrechnet und
darüber monatlich ein Extract eingesendet werden. Es wäre daher jeder Einnehmer mit gedruckten
gedoppelten Bolleten zu versehen, in welch beeden die Abgabe eingeschrieben werden müsste.
Die eine würde abgesc^hnitten und dorn Passi\nten gegeben, der übrige, unzerschnittene Theil aber
zum Rechnungsbeleg aufbehalten.
//) Zu Czemowitz, Suczawa und Kimjiolung wünlen 8 Strassenaufseher aufzustellen nöthig
sein, deren jeder monatlicb mit 15 11. zu besolden wäre.
2.9. Wie ist das Miinxtrrsen in der Biirkotrina beschaffen?
In der Buckowina cursleren bis anhero an ausländischen Münzen: Rubels, alte, zu 1 fl.
45 kr., Riigusaner Thider zu 1 II. 24 kr., ganze Löwenthaler zu 1 Ü. 20 kr., wie letztere 2 (iat-
tungen untem 30. S<'ptember 1777 in I>»mberg evalviort und selben der Curs zu bestätigen be-
funden worden ist.
Die liJige der Buckowina und besc»ndcrs der Verschleiss ihrer Schafe nach (k)nstantinopel
machet nothwendig, dass Ragusjmer und türkische liöwenthaler nebst andern «lerlei (ieldsorten
im Undaufe gestattet werden müssen. Nach der vom Ixjmberger liiindesprobieramt unterm 21. Fe-
bniarii 1778 ausgefertigten Valvationstabella sind die türkis(^hen Münzen auf ihn?n innerlichen
Wert herabge.setzt, und hiema(th ist denselben, j»Ml<M'h nur in der Buckowina, folgender Curs ge-
stattet w^orden, nändich: 1 ganzer J/»wenthaler 1 fl. 20 kr., ein halber I>*»wenthaler 3778 kr.,
ein ganztT I/iwengidden 52 kr., ein hallM^r Diwengidden 26 kr., ein Viertel-IjiUvengidden 13 kr.,
ein Acht<d-Lr»wengulden 67« kr., ein Para-Stückl 1 kr., ein Ragusaner Thaler 1 H. 24 kr.
Seit der s«»rgfiütig b»^schehenen Herabsetzung haben sich die halkm I/menthaler, dann
die ganzen (iulden. Viertel- und Achtel-Iii'jwengidden nebst den Para-Stückeln fast gänzlich aus
der Buckowina verloren, und es sind nur die ganzen L<Uven- und Riigusaner Thaler in dem Uudauf
g«;blieben. Tm dius Aerarium wie» das Pubhcum v(»r Bevortheilungen sicher zu stellen, hat der
Hofkriegsrath von jeder dieser zwei Gattungen 100 Stück nebst 100 Stück Rubels mittelst der
Hofkammer in Monetoriis et Montanisticis bei dem hiesigen Münzamte valvieren lassen. Wie es
«lie nut der Hofkammer-Äussenmg hiemeben hegende Valvaticmsbibelle ddo. 10. März 1780 aus-
w»»is(?t, ißt in Entg«»genhaltung des kais. königl. Silberjuismünzungsfiisses, die feine Mark a 24 ü.
fi:«*n*<'hnet, jedes Stücrk wert:
Ein ganzer Diwenthaler : die schwerste nach «lern höchsten Feinhalt 1 H. 21 kr. 2 Denart\
nach dem geringsten 1 Ü. 15 kr. 1 d., nach dem Schmelzen 1 H. 20 kr.; <lie geringste nach
dem htM-hston Feinhalt 1 fl. 19 kr. 1 d., nach dem geringsten 1 fl. 13 kr. 1 d., nach dem
Schmelzen 1 fl. 17 kr., 3 d. ; iüle 3 Gattungen zusammen gewogen: nach dem höchsten Fein-
halt 1 fl. 20 kr. 2 d.. nach dem geringsten 1 11. 14 kr. 1 d., nach dem Schmelzern 1 fl.
18 kr. 3 d.
Ein Ragusiiner Thaler: <lie schwerste nach dem höchsten Feinhalt 1 fl. 25 kr. 2 d.,
nach dem geringsüm 1 Ü. 21 kr. 1 fl., nach dem Schmelzen 1 fl. 24 kr.; die geringste nach
«lern brachsten Feinhalt 1 fl. 24 kr. 2 d., nach dem gt;ringsten 1 fl. 20 kr. 2 d., nach dem
Schmelzen 1 fl. 23 kr.: alle 3 (Gattungen zustuumen gewogen: nach dem höchsten Feinhalt
1 11. 25 kr., mu'h dem geringsten 1 11. 21 kr., nach dem Schmelzen 1 fl. 23 kr. 2 d.
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94 Polek:
Es erhellet also aus vorstehender Valvation, dass in Rücksicht auf den hiWrhsten Feinhalt
und den inneren Wert sowohl das Aerarium als das Puhlicuni derzeit noch immer f^>dookt sek'.
Ueber die Frafje, ob und inwieweit vorj^Mlachten fn-mden Münzen nebst den kais. könijd
Münzen der Curs m der Buckowina ^'statü^t werden könnte, hat sich das hiesijxe Münzaint dabin
geäussert, dass den älteren russischen Rubeln wie in (Jallizien nach dem unti-m 14. Januar 177ö
emanierten Patent §. 10 und zwar denen vor der jetzipjn Refjfienmj^ aus^nnünzt<»n Rubeln wi*-
bishero zu 1 fl. 45 kr., denen neuen derlei während der jetzij^en Rej^ierunj^ ausj:!:emünzten Rubeln
aber zu 1 11. 30 kr. der Curs ^*st«ittet werden könne und solle. Was hing^»gen die Ra^^isam-r
und türkisi'he Münzen betrifft, da ist das Münzamt der Meinunj^, dass denselben ein Curs in der
Buckowina zu gestatten ni(rht räthliidi seie, zumalen die Ragusaner, noch mehr aber die türki-
schen Münzen sowohl in dem Gewicht als in dem Feingehalt so sehr untorschieden sind. Sollten
jedoi^-h hr»chst wichtige Ursachen in Ansehung des ('iuueralis fnrwalten, welche den Curs dicker
Äfünzgattungen erheischeton, so wäre denselben nur der Curs nach <lem Pagainent-Einlösungswert
eines geringsten Stiu'kes, nämlich dem Ragusaner Thaler zu 1 11. 19 kr. und dem türkischen
Iviwent haier zu 1 fl. 12 kr. zu gestatten, um über kurz (Mler lang, wenn den?n.stdben Cursiemng
nicht mehr nöthig sein dörfte, diese Münzen ohne Verlust des Aerarii und Publici als l^igament
einlösen zu können.
Was bei dieser vorliegenden der Sache Beschaffenheit in Ansehung des Buc<t)winer Mnnz-
fusses zur Erwägimg vorfallet, besteht in folgenden:
a) Obzwar in der Bukovina nebst allen kais. königl. erbländis<*hen und gallizis«'hen Münz«»n
die nissischen alten Rubels zu 1 fl. 45 kr. im LTmlaufe sind, so kann doch denen türkis<"hen,
respective Ragusaner Thalem, der im liiiuf nicht gesjwrret wird, weil das Land, wie es l)en?its
lieira Anfang dieses Abschnitt bemerket worden ist, seine S<'hafe nacher Constantinojxd und auch
einige andere Producta in die Mohhiu verschleisst, an welchen Orten der Bukoviner Inwohnei das
Stück einlas jeden Thalers zu 1 fl. 80 kr. ann<dimen miiss und, wenn sie allenfaUs nach dem Wert
der auswärtigen schle<hten Münzen um so viel mehr auf ihre Ware st^hlagen wollten, zu best»rgen
stünde, dass die Bukoviner diesen ihren Absatz verlien^n und die Moldauer und Türken <lie bi.s-
hero aus der Bukovina erkauft«^ Schafe un<l s(»nstige Producta sich von an<lerwärts zu versi-haffen
suchen würden.
b) Nach dein derzeit bestehenden ('urs verliert beriMt« «ler Bukoviner Fnterthan an «Ionen
ins Ljmd bringimden Thalem, und zwar an jedem Riigusaner Thaler 6 kr. und an jedem IxAven-
thaler aber 10 kr. Wenn aber
(') nach dem Antrage des Münzamts, wo der Ragusimer Thaler nur 1 fl. 19 kr. und der
lÄ)wenthaler 1 fl. 12 kr. zu cursiren hätte, <ler Buc<*oviner Fnterthan abennalen an dem Rigu-
saner ThaltT 5 kr. und an dem Tir)w»»ntlialtT 8 kr. verlieren sollte, so würde man deni8en>en nicht
nur eine tiefe Wund«' schlagen, sondeni überhaupt dem Handel einen grossen Stoss gi'bon.
(f) Wie <*s schon weit«»r voran angelüha*t worden ist, sind die türkis<-hen Ixnvengulden und
<lie kleineri'n Münzen nach der anno 1778 Ixjschehenen Devalvierung von .stdbsten bis anhen> fa^t
gänzlich aus dem L^mlaufe gekommen, dahea», weil die Mautentrichtungen ohnehin allzeit in pa-
tentmässigen Münzsorttni geschehen müssen, auch die vorgedachten Thaler weder in Gallinen
n<H-h in Siebenbürg<m ang»»n<»mmen, sondeni bloss in der Moldau und Türkei gebraucht wonlen
können, das Aerarium aber si^lbe, wie sie eingehen, wiederum im lijinde au.<^"bt. ohne daln'i zu
verlieren, sich hoffen lässt, dass auch diese Thaler na<"h und nach sich von s^dbsten vennin-
deni werden.
c) Vm den kleinen Handel zwischen der Moldau, dem türkischen (Jebiet un<l der B\n^>-
wina nicht zu verderben, machen dahero der (renenil Enzenberg und der Ol>erkri(^<'onHnissarins
Wagmuth den Vorsclüag, un<l der Hofkriegsrath nimmt solchen l)eizutn'ten keinen Anstand, davS.«;
den türkischen Münzen nach dem anno 1778 in der Buc(Mjvina «»ingeführten Curs der Fmlauf
noch weiterhin gt?stattet wenlen sollte; nur hätte dalMM «lie I^andcsadministration den genauen Be-
dacht zu nehnuui, dass auf den Fall, wenn eine türkische Münzg-attung oder Riigusiiner Thaler
gar zu häufig in Umlauf kommen wollten, sie «lieselben ohne Verzug nmdi Bi*.s<*haffenheit der
Umstände um 1, auch 2 kr. herabsetzen müsste. wordurch dem ünterthan nicht ges<-hadet, der
zu starke Umlauf türkischer Münzen hingegen verhindert werden ki'»nnte, gleichwie auch die tür-
kische und Riigusaner Münzen, besonders wann sie von neuem (repräg oder von neuen Datis sind.
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Josbph's II. Reisen mach Oalizibn und dbb Bukowina. 95
(las Jahr hiiulurch iiittr probieriMi zu hissen uud sich (hwlurch zu voi-sichorn wäiv. ob diese
Münzen, wie es ohnedies schon Wkiinnt, nicht von Zeit zu Zeit schlechter werden, ferner im I)i-
stricU» unU'V Festst^tzunj^ j^^(;härfter Str.ifen ein all/i^eraciner Verbot zu erj^^hen liätte, dass die
knis. könij?!. Münzen nicht ausser Lindes in (bis Turcicum ^'ehen stillen, weil, wenn di(»se I)e8ser
sind, und die türkische Münzen über ihnm innerhchen Wert cursieren, sonst dt»r Kipi)erei niemals
ein Ende sein wird.
^^0. Di/* Biitkorina hokt ficti meisten Brantirehi aus der Ukraine, den Wein aus der
MoUlaiu dns Steinsnix aus der MoldnUy wofür (grosse Summen ai4sser iMnd tfehen. Was für
Mitfei können dieser GeldnusscJdeppung in fremde iJinder angewendet werden?
Das I^andvolk beiderlei (leschlei-hts ist an das Brantweintrinken über die Massini ^*-
wiihnet, und dasst4be kann nur mit der Zeit erst zu einer etwelclien Mässiji^unj? jj^'brucht werden.
Die ei^ne Erzt>ujicimj< ist anno(th K^'rin^, weilen der Brantwein aus der Ukraine, der äusserst
stark ist, st»hr wohlfeil zu stehen kommt. Es kann dahero dessen Einfuhr noch nicht verboten
werden. Vm abi^r die Einfuhr zu hemmen und endh(^h aufhören zu machen, auch das liandvolk
zu mehrerera Kömerbau und der ei^^nen Brantweinerzeugun^ anzueifem, erachtet der General
Enzenberj? dienlich zu sein:
a) dass lur jeden einltihreuden Eimer Brantwein ausser der Maut^'bür zur Ijandt^sadrai-
nistration 1 Rubel oder 1 fl. 45 kr. Aufschlag? bezahlet werden solle,
b) dass im District bekannt zu machen seie, jedermann könne auf Anmelden bei der
Lindesadministnition «lie Erlaubnts erhalUm, ßmnbvcinkessi^l zu halt(?n, ohne davon «lie Caldarit-
lüjelder l)ezahlen zu dürfen, welche wenigstens auf 4 Jahr nachgesehen werden könntt^n.
Bei dem Umstände, wo Siebenbürgen für <las eigtme Consumo nicht genug Wein erzeuget
und Hungam gar zu weit abgidt^Mi ist, muss der Buccowina die Weineinfuhr aus der Mohlau
annoch gestattet werden.
ö) Es bestehen bt^rjuts in tlen Städten Czemowiz, Sireth und Sm^zowa Brauhäuser, wo
gutes Bier erzeugt wird, weh-hes «ler Wallach gern trinket: es ist «lahero Hoflhung. djiss sich die
Weinerfordemis nach und nach vermindern werde.
Die Bukowina brauchet des Jahrs wenigstt^ns 40.000 CVntn(T Steinsalz Itir das Vieh, welches
bishero von Okna aus der Mohlau abgeholet worden ist. Die Buccowina hat zwar uele Salzquellen,
von weUrhen sich der Bauer im Uebirg das K(x^hsalz selbsten zubereitet für das Vieh hinj^»gen
nimmt er kein anden»s als das St<»insalz.
Um das bishero ftir Steinsalz in die Moldau gegangene beträ<*htliche (rehhjuantum in kaiser-
lichen Stjiaten zu behalten, könnt*» veranlasst werden:
a) dass in der Bucw)vina etwan in KimiK>lung eine SidzniederUige errichtt^t imd dahin
• ine hinlängliche Quantität StiMUsalz aus Siel)enbürgen verschaffet werde,
b) dass, weilen in der Moldau der Stein Salz im (Jewichte von IV4 CV*nt<»n ohngefiihr 2 fl.
kostet in <lie Niederlage (h»r Buccovina das Steinsalz so wohlfeil als möglich und dahero auch
mautfrei venw-haffet werden möchte, damit der Unti»rthan bi^stehen und keinen Wicb-rwillen
fass<m kimne.
e) Wenn der Salzlx'rg zu Jod oder Schofalu ohnweit Bistritz geiiffnet werden miu'hte,
wiinle das Sü^insalz in die Bukovina sehr wohlfeil vers<hafft werden können. Die VerjKicIitung. . .
Dadurch liessen sich die Vortheile der Bukovina und Siebenbürgi^n.s, welclies einen grösseren Salz-
verschleiss bekäme, mit einander verbin<len, \md der Hofkriegsrath würde im Allerh('>c!isten B«»-
gnehmiginigsfoll das Nötliigt» dessentwegen ])esoi-gen, wohergegen des Sudsalzes in <ler Bukovina
nicht wie in (iaUizien wird eingeführi't werden können, weil einestlieils so viel Sidzquellen vor-
handen sind, die nicht versi>errt wenlen können, andern theils aber der Unt**rthan arm ist und
eine billige Rucksicht venlienet.
Sl. Wenn die Bukorinn so rerlAeibt, wie sie jet%o ist, wie kann die 0)mmnnieatimi
mit Siebenftürgen unterhalten werden, uml was ist dessentwegen anxukehren nöthig'^
Die Coramunic4»tionsstrassen, worauf alle Gattungen Wägen sehr gut fortkommen können,
wird Iwuer bis na<*h Siebenbürgen vollends fertig wertlen.
Für TrupiK^nmärsche bestehen derzeit durch die Buccowina f(»lgende Stationes, wehhe
•mlenthch ausgemessen wor<len sind, benanntlich: von Czemowiz bis KutschuiLmare 1 ^@Q)r^^flCT|p
96 Polek:
nelKjnstehonden biH Stirzc Burlimv 8, (von da bis) (franic^'stio 8. (von da bis) Sut^awa 8, (v««i
da bis) KajK) Ko<lrouli 37«, (von da bis) Houraori 1, (von da bis) Warama ly«. (von <la bb.|
Kiini)olunffo l'/». (von da bis) Domo Ty^j^ Moil.
Weilon zwischen Kirapobinf: und Domo die Weite Jtir i»inen Mars<'h zu j]n^»ss ist oo mu.SÄ
die Bukovina in Valle Piitny ein Dorf erbauen, wosiibst Oeueral Enzt^nborj? beants ein Wirtshaus
erbauet hat.
Von Domo bis Kandreni, letzti»r Ort in der Bukowina, 1 Meil. V(m Kandn^ni ^»»het <li»r
Marsch nacher Siebenbürfi^'n. wo da.s erste Ort Kossna heisst und von Kandreni entfernt ist 1 M»m1.
Wenn also die Bukovina zwis<'hen Kimpohuij^ und Domo im Vale Putny das Dorf j^^baiiet
haben wird, so hat dies<dl)e der Coramuni«ition Imlber nicht« weiters mehr vorzukehren. Nach-
deme alM»r das ersti* sieb<?nbüi>^sche Dorf Kossna nur aus 5 Häusi»ra U^stj^het un«l von derk*tzten
Bukowiner 8tiUion Kandmii nur 1 Meil entfernet ist, so ist ganz natürUch, <la8s <ler Mar8<-h v<»n
Kandri'ni tiefer nach 8ielK'nbürjfi«n j^*hen nuisse. Weilen ab(»r v(>n Kandreni bis R4jdna 6*/« ^^'^
sind, ohne zur Ablösung ein Dort anzutn^ffen, so eni:i})t sich von selbsü'n, dass zwis<*lK'n K^^^^tuia
und der Rodnaer C-ontuniaz, welcbes eine Entfernung von 4Vj Meil ausmachen winl. ein tAex
zwei Dörfer siebenbüi*gischers*'its erbauet werden sollt«^n, welches durch das zweite wallachis4*hc
Rt^giment allerdmgs in die Erlüllung gi'bracht werden könnte. Vennög der zwis^-hen btvden lie-
ner.ilconnnandi in Siebenbürgen und (Jallizien übi»r die Sache gepHogenen Corresiiondenz m*»int
zwar das siebenbürgische (Jeneralctunmando gi^nug zu Si'in, wenn Siebenbürgen auf der Ro<lniier
Contumaz ein Dort erbauet: es werden aber von Kandreni bis dahin r>7j Meil gezählt werden.
die sowohl d(»m Menschen als auch »lern Vieh in einem Tage zu mju-hen zu schwer fallen wfinlen.
Von der Ro<lnaer Contumaz bis auf Rodna wird P/s Stund o<l»'r 1 Meil »lie Entfernung aus-
machen. Der demialigL' Hauptmann Bnmetz hat nach Aussening des (Jeneral Enzenbt»rg vor ohn-
gefiihr 6 oder 8 Jahren auf Bt»iehl des SielK'nbüi^'r (Jeneralcommando die ganzi» (febii^sgegend
ökonomi.sch aufg»?nonnnen und seine (ie<lankeu Schritt vor Schritt entworfen. Dessen abgi^tatü^ter
Bericht <lürfte die Anzeigen enthalten, wo und welchei-orten zwischen der Kossna un<l Ro«liia
Dorfschaften anzulegen thunlich si'in mruhte, obgleich dennalen V(>n dem sielM^nbürgischt^n (Jenerdl- •
commando dem Antrag wegen «ler Errichtung eines Dorf auf der Strasse von Kukuraza gep»n
Kossna hauptsächlich das Bedenken entgt^gengi*stt»llet wird, dass sich aid* dieser Strassen ihi^r
gjmzen, durchgängig waldigten Strei'ke nach kein Phitz betinde, wo eift Dorf angelegi^t wenlen
könne, da nirgiuids ein Wasser vorhanden sei und weder in dieser ganzen I^agi» einigi« Getn^ide.
wie es die angi'sttdite zweijährige Versuche erprobten, aufkommen noch Menschen in einer s«» ödrti
und unfnu'ht baren (regend subsistieren könnton.
S2. Die Bucvotrina haf über die uncntyclflivhe Hnierxeuguny für die liemontet^ Be-
sehirerdr (frführt iitul (ietieraJ Enxeiitterg ftetriesen, dnas diesfäUige Hateneitgiitig die Ati^ned-
lurig inid Vichxueht IteiNtnc und dn.s Ixuid so/rohi hierdurch als dureh arulere Arbtiten, be-
sonders hei tirut Uet/ioutieruugseo/uutatuio, tuitgeuaunuen triid. Es entstehet aJjto die Frage.
irie der Snehe nlHfeholfen irerden kiinue'f
Aus welchen Bewegsgrfinden der Bukoviner District das sogi*nannte kaist*rhche Heu jährheb
hat erzeugen müssen, und dass diese Schuldigkeit nur erst vtm der Bt»sitznehmung der Russen
von der Moldau den Anfang g»'nommen hat. dies ist bennts unter den 8. Absi'hnitt v-nn Steuer-
fusse ausg»^fülm*t worden. Es komnu^t also hauptsärhlich damuf an :
1. ob das kaisi'rliche Heu nach dt-r bisherigt^n Observanz erzeuget o<hT daftir das vom
I^mde angetragen wordene Aequivalent, nändi<*h von jeder steuerbaren Familie jahrlich pr 1 fl..
angenommen oder aln'r von dieser Abgabe, die zum Status qtw nicht gerechnet werden kann,
gänzlich abgeg-angen werden solle:
2. ob der R<»montimdei)ot n<K'h femei-s in der Bukovina verbleil>en könne, wenn es anch
von <ler obgedachten Heuerzeugung abkommen s(>llt«^:
3. ob bei Friedenszeiten einen oder mehr R*Mnontt^ndej»ots zu haben dem Dienste vor-
theilhaft sei.
Ad 1. Nach Äusscnmg des General Enzenbi»i-g und nach <ler Bestätigung des galliziscben
Generalcommando ^ird auf dem Fall, wann das sogenannti* kaiserliche Heu der BuceowiDa zur
Schuldigkeit zu rtK'hnen wäre, dem I^ande und zugleich für das Aerariun|r^B^Wfx^iw>weiin das
igi ize y ^
Joseph's II. Reisen nach Galizien und der Bukowina. 97
(lalur vom Lande angebotene Geld pr Familie jährlich a 1 fl. anfi^enonunen würde; anerwofjen
die <lie«fallifjc Einnahme hinreichend sein wird, nicht nur fiir 1000 Rimonten das Heu zu ver-
Rchaffen, Rondem auch das von Zeit zu Zeit erforderliche Bauwesen und die Reparatur zu be-
streiten. Weilen aber die Zeit herankommet dass die (inrndhemi bald zu wissen nöthij? haben
wenlen, ob noch fernerhin das kais<^rlicho Heu gemacht werden solle, oder ob die Reluition im
(tetd dafiir angi»nommen oder aber von dem ein- wie von dem andern gar abgegangen werden
winl, damit sie, wenn sie keinen Wiesenwa<*h8 abgel)en dürfen, sich mit mehrenn Vieh versehen
und ihre Wirtschaften bestellen können, so wird ihnen hierüber bald die Erklärung gemacht wer-
den müssen.
Ad 2. Das Cavallarische Rimontierungsconmiando ist fiir das gegenwärtige Jahr mit der
Heuerfordemis schon bedeckt. Auf den Fall, wenn in der Buccovina auch fernerhin ein Rimonten-
depot unterhalten werden sollti% so würde es keinem Anstand untf^hegim, für 1000 bis 1200 Stück
I^erde das nöthige Heu käuflich aufzutrtMben, jedocrh mit dem Unterschied, djvss der Ankauf jedes-
mal zur rechten Zeit und nicht etwan zur Winterszeit oder geg^m das Friihjahr geschehen müsste ;
allermaAsen wenn das Heu zu rechter Zeit gekauft wird, die Portion über 2 kr. nicht zu
stehen käme. Auf den Vorschlag des Rittmeisters Cavallar in Angelegenheit der in Art^nda zu nehmen
angetragenen .32 Dörfern, um hieraus die untorhabiMide Rimonten mit sehr geringen Kosten auszu-
halten, hat General Enzenberg erwidert, dass Cavallar auf die Ökonomiebeamte, deren wenigstens
16 sein sollten, nicht gedeicht habe; davss die üntei-thanen, wann Cavallar ihre Grundstücke im
Bestand hat und mit Haber anbauet, fiir sich und ihr Vieh nichts zu leben haben werden; dass
der Fechsungs- imd Einnahmsimtrag durch eine gründlichere Untersuchung vorhero erhoben
werden müsste: dass bei Fehljahren oder anderen Unglücksfällen diese Si>eculation scrhädlich sein
wurde, und dass es endlich gar zu schwer halten würde, die Contracten der dermaligt>n Pächter
mit der landesfiirstlichen Macht zu annulli(M*en und sie ohne Schadloshaltimg, die auf 24 pro cento
Uiiifen därfte, aus dem Besitze zu treiben. Diese Bewegsgründe sind hinreichend genug, um von
dieser SptK*ulation abzugi*hen.
Ad S. Bei Friedenszeiten ist nwh niemalen ein ärarischer Rimontendep<jt bestellt gewesen;
bloss allein hat der tartarische Pferdeinkauf den Anlass gegeben, dass die zu schwachen und
jungen Rimonten, dann maroden, wie auch die im späten Herbste ganz verfallen angekommenen
Pferde in Absicht auf das vorräthige kaiserlicthe Heu in der Buccowina übei-viintert, im Frühjahr
aber auf die W^eide gegeben und davon die dienstbar geword(»nen auf beschehene Anordnung unter
<Ue bctaieflfendo Regimenter assentierest worden sind. Erst gegen das Frühjahr des I778ten Jahrs
geruheten Euer Majestät dem Rittmeister Cavallar die Buccovina fiir den unterhabenden Ri-
montendt*pot zu bewilligen, von welcher Zeit an ihme auch ein von verschiedenen Regimentern
onlentlich zusammengesetztes Rimontienmgscommando beigegeben worden ist. Es ist sicher, dass
der Rittmeister Cavallar bei fiirgedauerten letzten Krieg durch seinen unennüdeten Heiss in Auf-
bring- und Abrichtung der Rimonten sich vielen Verdienst erworben habe; dermalen aber, wo kein
I*ferdeinkauf nothwendig ist, sondeni die Annee auf ein paar Jahr mit den vorfindigen supemumerari
Pferden wird auslangen können, scheinet dem Allerhöchsten Dienst, und lun das Aerariiun von
den Zulagen und andern verschiedentlichen Auslagen zu entledigen, die bei diesem Rimontinmgs-
c^mmiando in der Bucco\ina vorkommen, sehr erspriesslich zu sein, wenn dasselbe dissolvieret und
jedes Individuum an seine vorige Bestinnnung abgeschicket werden mik'hte. Vor der Dissolvie-
nmg wäre jeiloch Nachstehendes zu veranlassen nr)thig:
ä) Da fast söraratlicho Cavallarische Rimonten vollkommen dienstbar sind, so wären die-
selben annoch in bevorstehendem Sommer unter die Chevauxlegere- und Husarem'egimenter zu ver-
thßUen; nur die zu jung und schwache saimnt den vorfindigen Fohlen müssten in der Buccovina
zuriickverbleiben.
b) Vor Anseinandergehung des Cavallarischen Conmiando hätte eine Escadron von Barco
in die Bukovina einzurücken und die zurückverbleibenden Rimonten und Fohlen in die Wartung
zu übcmohmen, auch über dieselben eine besondere Rechnung zu fiihren.
r) Insofeme die zurückbleibenden Rimonten und Fohlen in der Bucrovina, wie zu ver-
muthen i^t, überwintern und das vorräthige Heu bis in Sommer 1781 nicht auslangen könnte,
m müBste (las Militarveri)fleg8amt wegen dieser Heuerfordemis Vorsehung treffen. ^ j
gitizedby VpOOQlC
98 PoLEK :
d) Sollte aber das Cavallarische Commando in der Biiccovina noch weiterhin stehen ver-
bleiben, 80 würde bei den Stallungen eine schleunige und beträchtliche Ausbessening vor die Hand
%n nehmen nöthig sein. Cavallar trägt auch auf einige neue Gebäude an, deren Veranlassung von
der Allerhöchsten Entscheidung abhanget, ob das Commando allda zu verbleiben habe. SoUte der
Bau für sich gehen, so hätte dabei die Landesadministration und der Eriegsoommissarius zu inter-
venieren.
Wofern das Cavallarische Commando in der Buccovina länger verbleiben sollte, wurde
sämmtliche Fourage durch das Verpflegsamt verschaffet und von demselben gegen Quittung em-
pfangen werden müssen.
Um dasjenige mit Gnmd ermessen und beurtheilen zu können, was bishero in Betreff des
C^avallarischen Rimontendepot und C<>mraando angefiihret worden ist, kommet es nach dem Ei^
achten des Hofkriegsraths darauf an, dass die Bewegsursachen von der diesfölligen Aulstellimg
nebst denen dazu gehörigen Betrachtungt^n erwogen werden.
1. Der Ijandmann in der Bucc^ivina könnte andurch, dass ihm die Kimonten abgekauft
werden, zur Pferdezucht angefrischet werden; nacrhdeme aber die dermalige I^ndesart vom Pferd
viel zu klein ist, hiemächst die Vieh-, somit auch die Pferdziu'ht durcrh das Heuconsumo der
Rimonten gehemmet werden, so bleil)et zimi Pferdeinkauf allda für jetzo keine Hoffnung.
2. Durch das Commando wären gutt^ Herde aus der Moldau zu ziehen; Cavallar kaa&t
alK»r die Pferde auf dem Markt zu Brodi und haltet sich sonsten an anneuische IJeferanten.
Diese zwei Auswege kann man sich allzeit vorl)ehalten, wenn au<*h das Rimoutieningscsonmiandi»
nicht in der Buccovina stehtit.
3. Die junge Rimonten könnten, bis sie das 5. Jahr erreichen, in der Buccovina mit geringen
Kosten und unter guter Obsicht gehalten werden, damit die Regimenter gleich völlig brauchbaie
Pferde erhalten.
Wenn in der Bucconna dem Landmann das Heu und die Hand- und Zugrob«>ten, die das
lijind dem Rimoutierungscommando leistet, bezahlet werden sollten, sii würde die Unterhaltung
der Rimonten allda ebenso h«K"h als in Pokutien, in Siebenbürgen !m<l in Ungarn zu stehen
kommen, und denmx'h die Ansiedlung und die Viehzucht in der Buc^covina gehemmet bleiben: i*»;
scheinet dahero weit fiiiträglicher zu sein, in einem oder in jedem dieser Länder einen proportio-
nierten Rimontendepot zu halten. Hiedurch würde der Ankauf in Ungarn und Siebenbüi^gen, w<»
man in Krieg«zi'iten ohnehin ungleich mehrere Pferde aufbringet, als durch den Cavallarischen
Ankauf zu hoffen sind, schon in Friedenszeiten lK^f<Vrden»t, somit die Pferdzucht allda zunehmen.
Auch in der Buccovina könnte man die Pferdzucht betreiben lassen, somit wünle das Geld in den
kaiserlichen landen verbleiben. Sollten diese lünder mit der Qualität gleichwohl nicht auf-
kommen, so wäre die Behandlung mit den Armeniern und dem Markt zu Brodi, wovon bereitis
hier oben die Anregimg geschehen ist, zu Hilfe zu nehmen, und ausser diesem hat man den pohl-
nischen Lieferanten Selteuhoffen an der Hand, dessen Stellung von Scotti so sehr gelobet wollen,
und der in Krieg wie im Frieden eine beträchtliche Anzahl jährlich zu stellen bereit ist Wenn
Rimontendepot« in Ungarn und Siebenbürgen zu stehen kämen, wünle allda das Contributionale mit
der Fourage leichter abgeführt werden können, und die Buccovina würde an Inwohnern und in
der Viehzucht zunehmen.
33. Die Cxeremtiser 1 hals- Inwohner haben sich beklaget, dass sie für das itaeh Öalixien
ausführende Höh die Waldgehür entrichten müssen, die sie in vorigen Zeiten nicht haben
bezahlen dürfen. Es entstehet die Frage, ob sie davon befreiet werden können.
In vorigen Zeiten ist es den Pohlen nicht erhuibt gewesen, in der Buccovina Holz zn
holen und auszuiiihren, wenn sie nicht für eine zweispännige Fuhr unter dem Titel Staroötei-
gebür 6Vt kr. fiir den Starosten imd 4 kr. dem Grundherrn entrichtet hatten. Seit der Besitz-
nehmung der Buc^cowina sind die für den Stin>sten üblich geweste 6*/, kr. pro aerario einge-
zohen worden. Mittelst der von dem Generain Spleny während seiner Anstellung in der Buccovina
eingeführten Waldordnung ist unter anderm verordnet worden, dass auch der Buocoviner Untere
than, wann er Holz nach Galizien führet, wie die Galizior die obgedachte Waldgebür pr. G'/t tr-
et 4 kr. zu entrichten habe, worauf auch bisnunzu gehalten worden ist. Die diesfallige Wald-
nntzung hat jährlich ungefähr 3- bis 4000 Gulden pro aemrio abgeworfen; um sie aber hei^in-
zubringen und auf die Praevaricationen soviel möglich acht zu hal>en, mussten bei diesem Gefill
nausgesetzt 2 Officiers und 100 Gemeine vom 2. Gamisonsregiment auf Commando verwendet werden.
Josbph's II. Reisen nach Gauzien und der Bukowina. 99
Alis Anlasfl der obgedachten Waldgebür beklaj^n sich die Czeremuser Unterthanen in
der Biiccovina bereits im abgewichenen Jahr, man habe sie von Zeit der Besitznehmung ?ur Ent-
richtung der Waldgebtir verhalten, wo sie doch in vorigen Zeiten, wann sie Holz, Wasserkandlen
lind Schindehi nach Pohlen ausgetühret hätten, weder dem Starosten noch dem Grundherrn dafür
etwas haben entrichten därfen, imd sie baten, dass sie von dieser Abgab wieder befreiet werden
möchten.
In der Rücksicht, dass der Bauer befugt ist, in jeder Waldung, nur die eingezäunten
ausgenommen, Hohs zu schlagen und auch zu verschleissou, weshalb bei den GüteiTerkauf die
Waldungen in keinen Anschlag genommen werden können, scheinet unbillig zu sein, dass sie, Cze-
remuser Unterthanen, an den Grundherrn von jeden zweispännigen Wa^n 4 kr. haben entrichten
müssen. General Enzenbei^ hat das Angeben dieser Czeremuser mit deme unterstützet, dass die
Abnahme der Waldgebür von Bukowiner Unterthanen in vorigen Zeiten nicht bestanden, sondern
erst seit der diesseitigen Besitznehmung eingefiihret worden seie. Es sollten dahero die Czere-
nuLser Unterthanen in ihre alte (rewohnheit und Gerechtsame zurückgesetzet imd von der sie be-
drückenden Waldgebürsabgabe pr. 6'/« kr. und resp. 4 kr. frei gezfihlet werden worgegen die
(»allizier, wenn sie Holz abholen, die diesfällige Abgabe nach dem alten Herkommen noch ferner-
hin zu entrichten hätten; nur würde es der Mühe nicht lohnen, in Zukunft bei diesem Holzgefall
noch weiter ein so beträchtliches Commando zu unterhalten, sondern vieUeicht besser sein, wenn
die Landesadministration mit den Grundherren des Czeremusser Thals eine Behandlung eingehet e,
(la«s sie für die Starostengebür jährlich ein Pauschquantum pro aerario abführen sollen.
34. Wie könnten die in der Bukowina und besonders in den^ Gebirgen befindliche xer-
streute Hättser in ordentliche Dörfer xusammengexohen werden?
General Enzenberg stellet die Zusammenziehung der zerstreut liegenden Familien aus der
Ursache als nothwendig vor, weil diese einschichtigen Familien keine Viehhirten halten können,
mithin das henimschwärmende Vieh Andern Scthaden machet, wodurch Schlägereien, Pfändereien,
auch Mordthaten und unausgesetzte Prmiesse entstehen, hiemächst die einschichtigen Familien
in ihrer jetzigen I^age niemalen zur Ordnung und richtigen Abfuhr ihrer Schiüdigkeiten verhalten
wenlen können, da von einem Orte oder einschichtigen Hause bis zmn andern die Communica-
tions wege ermanglen und die Inwohner öfters bei Ansichtigwerdung eines Soldaten oder Jjandes-
beamten ausreissen und sich verbergen. General Enzenberg lüget diesem noch bei, dass die
Grundherren der zerstreuten Familien derenselben Zusamraenziehung in ordentliche Dörfer sehr
wünschen, mithin hierzu, wie es thunli(^h sein wird, mit Güte und, wo diese nichts ausgibt, mit
Scharfe der Anfang gemacht werden könnte, worüber von ihme folgende Anschläge beigebracht
worden sind:
a) Um diese Dörfer mit geringen Kosten herzustellen, würden die benachbarten Dörfer
durch eine geistliche Pomana ersucht werden, dass sie an Feiertagen, wo sie für sich nichts
arbeiten därfen, durch einige Tage mit Hand- und FuhiToboten Beihilfe leisten möchten.
b) Die neuen Dörfer würde man auf die Art wie diejenige, welche von denen in dem Buc-
cowiner District sich angesiedelten Seklereraigranten hergestellet worden sind und Isten Szegits
und Fogad Isten sich nennen, erbauen müssen, weil diese den Wallachen sehr gefallen. Zur Bau-
direction würden aber 2 verständige Officiers erforderlich sein.
c) Jedes neue Dorf würde hcKrhstens auf 70 bis 80 Häuser angetragen und der Bauer
verhalten werden müssen, dass er zur Unterbringung seines Viehes Ställe erbauen und dasselbe
im Winti»r nicht unter freiem Himmel verbleiben und verderben soll.
So. Sind dermalen die Schuldigkeiten des Bauers gegen seinen Grunditerrn in der Bn-
kovina rerhäUnismüssigj weil jeder, er mag viel oder wenig Felder haheUy einerlei PräMation
unterlieget ?
Die bisherige Schuldigkeiten stammen ab von dem Moldauer Fürsten Ghika, welcher ein
Gesetz machte, dass jeder Zaran oder Bauer, er möchte wenige oder viele Felder l)enützen, seinem
Grundherrn folgendes zu verrichten schuldig seie: a) jährlich 12 Robatstäge oder dafür 2 fl. im
(Md, wovon dem Grundherrn die Wahl überlassen ist; b) die Decimam von allen angebauten
Feldfrüchten, vom Obst und Gartengninzeug, wie auch von aufgeschoberten Heu pr Klafter
1 Paral oder 1»/, kr.; c) alle Jahre eine Henne; d) alle Jahr ein Gespinst Garn von^iläufig j
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100 POLEK :
V4 Pfund im Gewichte, worwe^n dor Gnmdhcrr von Hanf und Flachs ke'mo Deciraam nehroen
darf; c) alle Jahr ein mit 2 Ochsen he8|)annte Fuhr Holz in die Curiam zuführen, wenn s^Jche*
ni«*ht über 4 Stunden weit entfernet ist; f) alle Keparatur der Wirtshäuser, Brantweinsiedeiwn.
Mühlen und i'i8ch(tci(th)dämme, jedoch keine neue zu machen.
Diese Schuld ij^keiten besti»hen dermalen noch; knlij^lich die Decima vom Heu ist ]»r KlaftiT
auf 47« kr. gesetzt worden. General Enzenl>er<^ vermeinet den Versuch zu machen, oh niclit dw
Gnmdherm auf die nachfolgenden Bedinj^isse den Bauern einen Theil (rmndsUicke erblich filier-
lassen möchten, und nM'hnet die diesfiillij^ Dotierunj^ für einen pinzen Bauer auf 36, für
einen halben auf 24, für einen Häusler auf 8 Koretz Feld, wonmter Wiesen und Hut weide scb<«
initverstanden wären. Der erforderliche Bauplatz zum Haus, zur Stallunj;, S<'heuer, Schupfen und
zum Hausj?arten wän^ ebenfalls dem Bauer eij^'enthiimlich zu übt^rjfeben. WtTin der GnmdhtTT
W\ildungi^n hat, wäi-e ders(^U>e schuhlig, dem Bauer oder Häusler das fiir seinen Gebrauch U^
nöthif^> Holz uncntf^>ltlich verabfolj^'u zu lassen. Endlich wäre «ler Gnindherr zu venuügen, fibiT
obj^edachte Donationen einen Gessionsbriel' mit Bestimnumg der (Jrenzen auszustellen, weU-her \n*\
der Administration aufzubewahren, davon aber dem Bauer eine vidimierte Abschrift zu ertheflen
sein würde.
Auf diesen Fall entwirft (Jeneral Enzenberg die S<*huldigkeiten des Bauers gegen seinen
Gnmdherm folgendermassen :
a) von einem ganzen Bauer 24 Tag Handrobot, 24 Tag Fuhrrobot mit einem zu 4 Ochsen
oder 4 Pferden bespannten Wagen und einem Knecht, von einem hall)en Bauer 18 Tag Hand-
robot, 18 Tilg Fuhrrobot mit einem zweispännigen Wagen und Knecht Die Reluienmg dieser
Roboten hätte von der Willkür -des Bauers abzuhängen und soUe liir 1 Tag Handrobot 10 kr., für
1 \'ier8pännigen Wagen täglich 30 kr. und für 1 zweispännigen Wagen 20 kr. sammt dem Knechte
und nicht mehr abgtMiommen werden dürfen. Der Grundherr könnte diese Roboten hö<*hstenR in
quartaligen Ratis und in der Erntezeit nicht auf einmal fordern. Wenn der Bauer 3 Meil weit
auf die Robot ziehet, solle ihme für den Hinweg und also auch zurück jedesmal an der Robot
ein Tag gut geschi*ieben werden. Wenn die Roboter auf dem bestimmten Orte beisammen sind
und wegen üblen Wetter nicht gearbeit<?t werden kann, wäre dem Bauer der Robotstag gleich-
wohl zu gutem zu rechnen. Von Aufgang bis eine Stunde vor Niedergang der Sonne mit En-
gestehung 4 Riiststunden wäre der Bauer zu arbeiten schuldig. Der Russisch- wie auch der Mol-
dauer Kimpolunger Okol verdienten aus Rucksicht, dass sie weder Feldbau noch Zugvieh haben,
an der Robot einen Nachlass, wornach sie keine Fuhrroboten zu prästien^n, sondern allein die
Handrobot zur Halbscheid zu verrichten hätten.
b) Die Decima von aUen Getnndsorten, vom (Jrünzeug und Obstgarten, was nämlich auf
den Feldern erbauet wird, bloss allein den Hausgarten ausgenommen, müsste dem Grun«iherm
abgegeben werden. Ansüitt der Dwima von Heu hätte jeder Bauer von einer jeilen aufstellenden
Klafter 4Vs kr. haar Geld dem (Jrundherm zu entrichten.
c) Wenn die Eintheihmg der (inindstücke obgedachtennassen erfolget, hätte es vim ge-
summten vorhin üblichen Schuldigkeibni des Bauers gegt^n seinen (irundherm völlig abzukt»mmen
und dahero der Gnindherr sich bloss mit obig ausgemessenen Roboten und der Decima zu
l)egnügen.
Ausser den gnindherrlichen Roboten wäre das liiindvolk auch schiddig dem Landesfiir^ten
zu arbeiten. Bishero sfu'en die landesfürstlichen Roboten unentgidtlich geleistet worden; wenn
aber nach der neuen Systemisiening das Landvolk auf Militiir- und Provincialgebäude einen Geld-
zuschuss beizutragen hätte, so würden die Hand- und Fuhrroboten dem Unterthan und zwar auf
die Art bezahlet werden müssen:
a) dass für jeden Tag Handrobot 10 kr., für einen vierspännigen Wagen täglich 30 kr.,
für einen zweispännigen täglich 20 kr. siimmt dem Knechte bestimmet werden könnten, wobei
aber genau darauf würde gesehen werden müssen, dass zu den Arbeiten erwachsene Linite und
nicht etwa Kinder gestellet werden.
b) Den Zimmerleuten aus dem Landvolke, nachdeme sie l)ei dem Bauwesim beständig ver-
bleiben müssen, folgsam ihrer eigenen Wirtschaft nicht nachgehen können, könnten täglich 18 kr.
zum Taglohn besthnmet werden.
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JosEPfi's II. Reisen nach Galizien und deb Bukowina. 101
c) Was aber die Vorspaniwadmmistriening fiir Tnippenmärseho, Artillerie, Gewehr, Moiitur,
Krante, Verpflegsnaturalien und sonstig ärarische Transporte anbelanget, mrd sich in der Bucco-
wina nach dem gallizischen Vorspannsregiilativ benommen, auch hiemach dem Bauer die Bezahlung
geleistet werden müssen.
Soweit der Antrag des Generalen Enzenberg von der Rol)ot und von sonstigen Schuldig-
keiten handlet, hält der Hofkriegsrath für nöthig, dass, je nachdem als Euer Majestät die künf-
tige Abtheilung und Verwaltung des Bucco^iner District zu entschliessen befinden werden, die
Einrichtung der Robot und anderer Schuldigkeiten der Bauern in der Bestimmung des Qualis und
des Quanti und der Zeit übereinstimmend mit derjenigen von andern benachbarten diesseitigen
Provinzen wird gemacht werden müssen, damit nicht in der Buccowina etwas solches Neues
gemacht wenle, so auf die anliegende Provinzen einen nachtheiligen Einfluss haben könnte, gleich-
wie auch, falLs Euer Majestät in der Buc^^owina mit der Zeit eine Grenzmiliz zu errichten beiHn<len,
um dadurch nach der bereits zu vernehmen gegebenen Gesinnung die (rrenzketten bis an Pohlen
zu ergänzen, dem (ieneral Enzenberg in Verfolg seines obberührten eigenen Vorschlag, womach er
die Grundherren zu vermögen antraget, dass sie denen üntertlianen einige Gründe eigenthümlich
einräumen sollen, die Aufgab zu machen wäre, ob er nicht auch möglich hielte, für jene ünter-
thanshäuser, wo ein Mann zu Grenzdiensten entbehrlich ist, die dem Grundherrn schuldige Robot
un<l Zehenten dos Haus mit Geld ab aerario, das ist von denen Districtseinkünfben zu redimieren
und mit dieser Redemtion so wie mit der Löhnung im Cordonsdienst dem dienenden Mann eine
Gattung einer I)ien8t<lotirung zu geben, ohne selbst die Herrschaften einzidösen.
Hierin bestehen die Hauptpunkten, worauf es in Ansehung der Buccowina ankommet, um
dai^elbst die Wege und Mittel zu einer nutzbaren Einrichtimg und Benutzung des District zu
öffnen imd zu erreichen, und von welchen Punkten vorzüglich diejenigen einen baldigen AUer-
hik^hsten Ents<-hluss nothwendig haben, welche auf die Mappienmg und Conscription oder die
Fassions^ und respectivo Populationsstandeinreichung, auf die Steuerregulierung, auf die Ansiedlung
der Armenier, endlich darauf den Bezug nehmen, ob die Buccowiner noch femer Heu lief^m sollen
o<ler pr Familie den dafür angebotenen 1 fl. angenommen werden darf oder auch diese Abgab
aufhören kann.
Soweit der Buccowiner District zu solchen innerlichen Verbessenmgsanstalten geeignet sein
därfte, wie z. B. der Bergbau, die (rold Wäscherei, die Errichtung einer Lederfabrik, Pottasch- und
Salnitersidereien, einer Papiermühle, Anlegimg mehrerer Bnmnen, Einführung einer FeuerlÖsch-
ordnnng und andere derlei Polizeigegenstünde sind, hat man derzeit hierüber etwas vorzunehmen
no(^h nicht an der Zeit zu sein befunden und trägt anbei an, lediglich der liandadministration zu
überlassen, dazumal, wann und wie sie nach denen liocalumständen aiu'h zu derlei Veranlassungen
furzu8<^hnnten ermessen wird, hiember die Vorschläge zu machen und das Nöthige an Ort imd
Stelle einzideiten.
Ob der General Enzenberg und der Oberkriegsconunissarius Wagmuth, wann Euer Majestät
über das gegenwärtige ComraissionsprotokoU den Allerhöchsten Entschluss abgeschöpft haben
werden, sich alsdann sogleich auf ihre Posten von hier zurückbegeben können oder no<*h weiter
in Wien verbleiben sollen, darüber wird sich Euer Majestät Willensmeinung ebenfalls erbieten.
Wien den 15. April 1780.
II.
Anmerckung zur Buccowiner Sistemisirung gehörig
in Folge des H. Kr. Räthl. Commissions-Protocoll Yom
4ten April 1780. *)
Orig. (Registratur d. Bukow. k. k. Landesregienmg.)
Wie wäre oMetifalh ein ThcH (der Bukowina) an GaUirien, und der andere an Sieben-
bürgen abzugeben?
Der Ijage nach wäre der Theil von der ( rallicischen Oiünze bis an Moldawa Fluss an (Jalli-
cien, der übrige kleine Theil aber von dem Moldawa Pluss angefangen bis an die siebcnbürgischen
*) Ich führe nur jene Punkte an, durch die das Commissionsprotokoll erläutert oder3^lC
weitert wird. ^
102 Polek:
(i ranze an SiolxMibiiixen abzuji^'bon. Der Goneral Major Bixnm v. Enzenberg hat bcy seiner ßuck-
ivise von Wionn nach dem erhalti^non Aiiltraj^ von dieser Gebend mx'Jiuiablen die Einsicht gi*-
nobmen, und bt»funden, dass in obj^^laebten Tbeil das zwoyto ohnehin schwache Wallachiscbe
Infanü^rie Rt»«;riment erweitert und verstiireket werden könte. Bey der diosfölligen Militarisinui^
käme nur das Dorf VV'alJ'^ Saeky von dem Kloster Shitina in der Moldau, und .die übrijn*ii in
ProtoeoU an'rez^n^^'n 6 Ortschaften «unmt einschichtij^'en Häusern von dem ßuccowiner Kloster
VV'oronct/. einzubhsen .
IT/V ist die Steuer in der Biieroirina in vorigen Zeiten bestanden, und tras irärr bey
der neuen Sifstontisirnny für ein Steuer Fuss einxuführeuY
Nach Inhalt des Pn^»t<K'olls ist der neue Steuer Fuss fiir jeden Stand ins besondere ange-
tra.i^'en. Nacbdeme aber eines theils das 1780te Mil. Jahr schon üb«»r die Helfbe verstrichen ist,
andeivn theüs aber die Protuction und Fassions Einn?ichung vielle Zeit erforderen wint m ist
man der allenmterthänijfi^t immassj^ebi^sten Meinung?, <lass filr gegenwärtigem Jahr, wo das
liand Vollk ohnehin mit viellen ohnentgeldlichen Robothen annoch beschweret ist, der alte SüMier
Fuss beyzul)ehalten st*yn dörfte, nur der Russisch-Kimpolunger Okol solle sich der allerhiichsten
(ruade zu erfreuen haben, dass flr anstatt der Contribution, dann der Setina, und Deseüna, und
für alle Abgaben überhaupt blos das bereits bewiUigt wordene Paasch quantimi pr. 1000 Stück
Ducaten pro anno 1780 iK^zahlen därfe. Was hingegen die Juden8<*haft anbetrift, so würde es
keinen Anstand unterliegi^n, diesolbim schon für heuer nach dem für sie ausgemessenen Steuer Fürs
behandeln zu kimmMi. Nur wiirde nöthig seyn, durch einen verlässlichen Officier mit ein Foiirier,
und 2 Kahals Persohnen die Judensehaft conscribiren zu las8«»n, W(»lch ersten die liefer G<^lder
dem 2ten al)er eine Zulage abzurei<*hen, erfordeiiich wäre.
ICs befinden sieh in der Bueeoirina bis S(tO Fnnrilien Jtalen deren rar der Ru^sisehfn
Orrupirunfj etira l)ey 400 fjeiresen sind; wie können diesellmi da sie dem lAinde besehrerlith
falten y rer mindert werden'^
Nacbdeme die Regulirung und Vermindenmg der Judenschaft mit dem Sisteraisinings
(Jeschäft in der Huccowina keinen wesentlichen Zusaraenhang hat, sondern denm längen? Beybe-
haltung viel mehr der guten Ordnung, dem Statt imd dem gemeinen Wesen von Tag zu Tage
schädlicher wird, so würde es von der allerhöchsten Entschlüssung alleine abhangen, ob nach
Inhalt di^s Commissicuis ProtoeoU die interimal Administration die Abschaffung der Juden anter-
nehmen solle? Diese Abschaffung siebet man als den Haupt Gegenstand an wodurc'h bey Reguh-
rung der sonstigen ßuccowiner Angelegimheiten allschon viele Hintemüssen aus dem Wege ge-
schaffet seyn werden.
Dan Kloster Horeexa in der Buceoninn maeht Anspnteh auf die Veberftthrs Einkiinftr
ron der Sehif Brüeken xu Cxernowitx über den I^iäh Fln^s mittelst Beibringung xweyer PH-
rilegien ron dem Moldauer Fürsten Gregor iu^ Johan und dessen Nachfolger Gregorius Gika
Alexmuier, dass demsell)€n diese Ccberfuhrs Einkünfte der Annuih halber xttr Verbesserung
ihrer Umstände nach der Anxeige ron ao 17 TS schon cor 10 Jahren geschenekt un)rden seye^t.
Ob schon sie in Jahr IT TT) auf austrücklichen Befehl des Oberstlieut. Mieg ron grossetf Or-
neral Staab eine mit riellcn Kosten erbaute Schif Brücke hergcstclt hätten, so trärcft iiimt
gleich tcohlen ao IT TT die Einkünften entxohcUy und anstatt ihrer eine Kay serliche Sehif Brückf
errichtet worden. Das Kloster bittet dahero, um die Confirmirung dieses Prieilegii, oder für
die reifer fuhrts Einkünften um ein anderes Equirallent.
Hierauf kommet allenmterthänigst zu bemercken :
a) Nach Inludt der Privilegien ist diese Schanckimg zu keiner Fundation zu rtH-bneti,
weillen selb^ erst ao 1768 gemacht worden; Zudeme erweisen dieselben, dass es jeden neuen
lijuides Fürstin freystehe dius Privilegium zu confirmiren, oder aber aufzuheben.
b) Da die Jura Huvionmi ülierall den I^mdes Füi-sten zustehen, so wäre der zeitliche Pacht
Füi-st ni<-ht vermögi^nd länger hinaus, als auf seine lebens Zeit ein Privilegium zu ertheUleo,
weillen Er ohne Bewilligung der Pforte ein landes fürstliches Regale nicht verechencJcen konoefi.
Aus v«>rlieg<.»uden Gnni<ie hat der General Feld Zeug Meister Graf Siskowicz mit B^^cn^h-
migung des Hnf Kriegs Rjitbs Ao 1776 zu Erbauung dieser Schif Briu-kep^die B<»ftihle ertheilt
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Josbph's II. Bbisbn kaoh Oalizibk itkd DBB Bukowina. 103
untl Ao 1777 ist sie zu Stande j^komnien, und das Brücken Geld davon dem aemrio verr»H*hnet
worden. Es scheinet sehr bedencklich zu seyn, auf vorjifedachte Privilegien eine Rucksicht zu
nehmen, weillen auch andere die voi'hin das üeherfnhrts Rei'ht in der Buc^-owina exercirt hahen,
sich ohnfehlhahr in Bewegung sezen würden.
Aus dieser Ursache hat das Gallicische General Commando das Kloster Horecza auf dessen
Gesuch untern 4ten April 1778 abweislich verbeschieden. Weillen aber das Kloster anzeiget,
dass es Ao 1775 auf Anordnung des Oberst Lieut. Mieg mit viellen ünkr^sten eine Schif Brücke
erbauen müssen, diessorts aber hievon nichts eigentliches l)ekant ist; So wird der General Enzen-
beiig hierüber die Untersuchung anstellen, und den Bt*richt mit der Wohhneinung beizubringen
haben, ob auf den Fall als das Angebeu vor richtig befimden wurde, dem Klaster Seniel pro
Spmper wegen <ler obgedachten Brücken einige Entschädigung zuzuwenden sevn därfte.
licmberg den löten Jiuiy 1780.
Frcyh. von Schröder
F. M. L.
Johann Franz Waginuth Enzenberg
Ob. Coram. GM.
III.
Bojar Basilus Balsch an den Hofkriegsrathspräsidenten Grafen
V. Hadik.
Orig. (Arch. d. Minister, d. Inneni, Sig. Nr. 16 ex 17S0, U. a 6.) Praes. 13. Nov. 1780.
ünterthäniges Pro Memoria.
Das Wohl des Vaterlands, die beghickte Aussicht einer Wonn»*voUen Zukunft, der aufl)!!!-
hende Staat, und die Stimme des Volcks, welche an Ihro Maj(\stät einen das Wohl seiner l^nter-
thauen atbmenden Monarchen preiset, sind der vorschlagende Beweggrund, welcher End(»sgefer-
tigti'n in Gemässheit seiner von dem Bischoffen von Radauz sovv(»hl als denen gesamten Ständen
der Buwjiwina erhaltenen hiemeben Sub A. auverwahrü^n Aufträgen erdivustet. Euer Exccllenz
hohe l^nterstützimg zu dem Ende zu erflehen, womit es gefällig seyu möge, nachstehcjid dem
AllerhrK^hsten Aenirio sowohl, als <ler Wohlfahrt des Vaterlandes giMueinnützig behufige Vorstel-
lungen Allerhr)chsten Orts (Jnädigst vorzulegt^n, und hierdurch die Buccowina ihren aufkeimenden
Wohl genähert zu werden, das (rlücke haben möge.
Euer Ex«41enz
unterthänigster
Basilius Balschs
Bojar und abgeordneter der Boukovina.
IV.
Beschreibung der Buccowina
und deren Innern Yerhältnias.
Orig. (Andiiv d. k. k. Ministeriums d. Inneni. Sig. ad Nr. 16 ex 1780, II. a 6.)
Je gereinigten? (Jrundsätze die Menschen in einem gesittett^n Staat sieh bey der lieutigen
Epoche eigen zu machen wetteifeni, un<l je vtrfeinerterc Beurtheilungs-Kraft hierdurch «lenenselben
xa Theile wird, die die Stütze der (tesells<'haft und die (ilückswligkeit des mensehUchen I/^bens
bef»»stiget, eben so feurig werden wir von einem iunemi Trielu» lx»se<'let, jenen gleich zu werden,
die wir aus dem allgemeinen Schöpfungs (Jnnul als MitbürgtT dieser Welt anzusehen, uns Im»-
rwbtiget halten.
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104 Polbk:
Gleichwie mm die Stüt7A3 eines jeden Staats auf der Ordnung? und Heilsanicn der Iosl^
des Landes, und dem TiCben der Menschen angemessenen Gesatzen benihet, so haben wir des
Allerhöchsten Dienstes zu seyn erachtet, die wahrhafte Liage des I^imdes, Gebräuche und Miss-
bräuche der Nation, in wieweit solche auf das Allerhöchst imd allgemeine Besten einen guten
oder bösartigen Einfluss nehmen, die Zersc^hiedenheit der Stände, und ihrer Obliegenheiten. dt»D
Verfall des Cbmraercii, imd wie solches auflebend zu machen, die Auflagen und Abgaben, wie
8(»lche gemeinnützig zu verringern und zu vermehren, mit ihren Enb*tehungs-Ursachen und ohn-
maasgeblichen Abhelfsgründen zu allermildester Einführung eines Allergnädigsten Systems, ib
allertiefester Erniedrigung ohnzu verhalten, unci da unsere vorzügliche Bitte sich auf die Beybe-
haltung der militaire Jurisdiction hauptsächlich fusset, so mögen nachgesetzte Beweggrunde, als
dieser Bittgewährung nothwendig und der Allerhöchsten Bemerkung nicht unwürdige Gegen-
stände zur Einleitung dienen.
Gründe nur Beyhehalfung der militaire Jurisdiction in der Buccotrina.
A. Die gesamte türkische Gebieth sind von ihrer Entstehung an, jederzeit der militain?
Gerichtsbarkeit untem'orfen gewesen, und waren sogar die Prinzt^n gewohnt, von einem Regiments-
Nahmen ihre Benennung zu entlehnen. Da mm die Buccowina einen Theil der Moldau ausgeram-het
hat, so brauchet es ja gar keiner weitwendigeren Auflieitenmg, dass die Innwohner und das Volck
durch die angebohnie Gewohnheit auch einen angebohmen- nut der Zeit aber erlöschlichen Hang
zu dem Mihtai^e, fiir Civil-Beamte aber wenig oder giir keine Achtung haben.
B. Die Buc(^wina ist stets gehalten, mit dem Fürsten vt»n der Moldau, dann dem Bascha
von Hotin, Bascha von Mohilow und jenen Nachbarn sich in Correj?jK>ndenz zu setzen, welche nur
aus militaire Individuen bestehen, und diese, nicht aber eine (^ivil-Persohn, zu schätzen wissen.
C. Die grösstö Herren der Moldau sind in der Bucx-owina begütert und in allen Vorfallen-
heiten gewohnt, auf militaire Art kurz verbt^schieden zu werden, und die Bojaren stehen die Bm*-
cowina als einen süssen Zufluchts-Ort und gleichfalls als ein Beyspiol der mildesten Einrichtung
unsers AUerdurchlauchtigsten Erzhauses an, daher auch jene, welche keinerdings der hien»rtigen
(Jerichtsbarkeit untergeben, mit besonderer Wärme und Neigung dem Allerhöchsten Erzhaus zu-
gethan seynd, welche in jenem Fall, wo die Buc<*owina in zerschiedene (lerichtsbarkeiten zertheilet-
oder Gallicien und Ludomirien einverleibet werden würde, einigt^nuasen schü(*htbar werden könnte.
D. So leicht eine Emigi*ation duivh Anordnung (»iner Conscription entstehen ki'mnte, da die
Türken siMt dem unglückH(^h(»n 1.5t<»n StH'ulu, in welchem unsen^ Voreltern die Moldau als ein
Lehn an die ottomannische Pforte abgegeben, dergleichen niemalen fürgenommen, die Innwohner
daher, von denen Waffen entwöhnet, und deren blose Benennung denselben schreckbar seyn mögte,
so wän^ doch die Einfühnmg alles dessen nach und nach thunlich, und in ein Sysü^m zu bringen,
wann das l^imd unter der militaire Gerichtsbarkeit anfänglich zu verbleiben hätte, da besonders
in der unteren Moldau gute und diensttaugliche Soldaten zu linden seynd.
Aus obangezogenen mag nunmehro auf die Nothwendigkeit der militaire Gerichtsbarkeit
von St^lbst erleuchtest geschlossen werden, der erste Gegenstand meiner Beschäftigimg soll daher seyn:
Die Eintheüung der Stände,
Diese sind geistliche und weltliche; Obwohlen erstere wegen ihrer Vielheit, und nach Art
des orientahschen Gouvernements einberaumter Macht der Erkenntniss von welthchen Angelegen-
heiten, ohnstrittig den Vorzug haben.
Unter denen weltlichen sowohl als gristlichen hat den Vorrang in diesen Gegenden der
Fürst von der Moldau, von welchem der Erzbischoff, welcher wieder gewisse Jurisiüctionen über
die Klöster in der Buc«)wina ausztuiben hat, einigermasen abhänget, dessen Rt^iemng meisten-
theils dre}jährig, und durch Geld erwürket wird. Dann folgen die Bojaren, welche gemeiniglich
in drey Rangen eingetheilet werden, wovon die erstere nur in Ixjuten von altem Herkommen be-
stehet, welche nebst anderen Vorzügen die ersten Aemter des Landes besitzen zu können, das
Recht geniesen. Die zweyte Classe der Bojaren schlieset sich auf einen gewissen Grad, und die
dritte wird nur durch Gunst der Fürsten, oder abseitige Pretection, Bestechungen und derley be-
stunrat, dahero auch die 3Iitglieder dieser Classt^ nichts als den Titel der letzten Bedienstung im
Lande gewinnen, und die Absicht nur dahin zwecket, Leute aus der Contribution zu setzen. Der-
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Joseph's II. Reisen nach Galizten und der Bukowina. 105
•i^l*»i<*hon Individuen sind mithin von allen Vorzügen der Noblesse, wie auch denen Gesellsehallen
ausj^es<'hlossen, und müssen ihre Oollateral-Erben jederzeit, die ö(>hne alwr, nur dann, wann sie
iiiK'h Aldeihen ihrer Väter keine derjjjleiehen Bedienstungen anüvten, die bdiörige (-ontrihution
ahfiihren. Dann werden mehrentheils aus dieser (lattung lA'uten Kaufleute, Mazillen, un<l Diener
für Bojaren j^emacht.
Bey Gelegenheit der Benennung der Mazillen finde ich für nöthig, die wahrc Gestallt dieser
1^*11 te von dämmen aufzude(*ken, damit man in Betreff dieser Mittel-(feRch()pfe, welche sich hi
<l»»n S(^*mowiz«T District seiner Majestät den Kayser mit z<^rschiedenen Wahrheitswiedrigeu untin*
inissbniuchlicher Unterzeichnung als Bojaren, zu behelligen erfrechet, auf die Conduite der wahren
B<vjaivn keinen ungleichen Verdacht schöpfen, und auf ihre entgegengesetzte Benehmungs-Art zu
s<*hliest*n befähigtet werden möge.
Dies*» Mazillen waren jederzeit verbimden (.'ontnbutionen abzuliihivn, haben mit denen Bo-
jan»n keine Ähnlichkeit, da si«» zu soviel fürstlich- als Landes- Arbeiten ohnentgeUlhch als Aufseher
vei-wondet und zu ihrer Schuhligkeit mit jH'inlichen Stmfen, worzu sogar den Bojaren die Be-
fntn^is einberamnet ist, angehalten werden können.
Da diese Sorte von I/niten seit der beglücktt»n Regierung unsers AUerdurchlauchtigsten
ErzhauKi^s einigeraal zu arbeiten verwendet worden, itir welche denenselben von dem Aerario eine
Vergütung zugeflossen, so wai*e el>en diese süsse Verfahnmgs Ai*t die sie sich sonst kaum er-
tniiinieii lassen konnten, der Iwhinderliche Gt^genstand ihrer Pfliehttni, \md bemuthigte ders(»ll)en
EinbiMung, nach welcher sie sich übel a<luiinistrii-t glaubten, die Majestät mit der Untei-fertigung
als Bojanm mit zerschicilenen eben so unl>edeuh.end(»n Bittschriften zu belästigiMi, \md in dem
l^inde vervielfältigte Verwimmg anzurichU'n,
Die Bojan^n, deren wesentlichen Ursprung ich oben zergliedei-t, und welche unt»»r dieser
^Ificklirhen Regienmg nichts als die Züge der Cirossmuth und Menscben-Liebe veivhren, deren
Alb*rhrH'hstt^ Befehle sie sich jederzeit zur Richtschnur ihrer Handlungen dientni zu hissen Hir-
g-psetzot, erbitten sich daluT die Festsetzung eiui*s Allergnädigsten Systems, wodurch solche jenen
bt^g-lückten Mitbürgi'm dieser Welt, die ihn^ Wohlfahrt <len Stiuiten Oesterivichs alleinig zu ver-
«lancken haben, ähiüich gemachet zu werden, das Glücke haben mr)gten, und da der UrstofT so
vieler Unordnung und Ausschweifungen dieser Mazillen eine n(tth wendige Folge ihrer P]i7.iehung
lind ver<lerbter Sitten ist, welche l>li»s von tlem altem Gebrauch der türkischen Regierung her-
riilin-'t, so erflehen wir die AUerhik'hste (Jnade dahin, wonn't solclie für ihre dermalige Verge-
hungen nur duivh Bestimmung der (lesetze hinfort von ihivn Unfug abgeleitet, und deneu.sell>en,
ti'u'h eines sittlichen» Betragens zu bestreben, mitgegi^ben werde.
Die Bojaren, die Geistlichkeit, als ErzbischoflT, Bischoff und die Vorst*»her derer Kbmter
waren jedes mal von aller Gattung CVmtributionen ausgenonunen, d(H*h mustern diesell)e die l)e-
kannte Auflag der Kostina und Des<*ttina, ebenfalls entrichten, obwobln solche nach Maasgabe
ihrt*8 Standes und Würde von einer gewissi^n Anzahl Vic^h-Impost befreyet waren. Wie zum Bey-
Rpiel der Bischoff von allem, was nicht Taust»nd übei*stieg, der Bojar, was nicht 800 ül>ertraf,
auch weniger, in Gemä+jsheit seiner Würde, zu entrichten hatte, wobey die Mönche von eigenen,
nii-ht zur Comunität gehörigen, ohne (Jnad, die Auflag abzufülm'n verbunden waivn. Dann wurden
denen Bojan^n, Bischöff- und Äbten der Klöster eine gewisse Anzahl von IxMiten zur Dienstlei-
stung In^gnehmigi^t, welche von denen Kontributionen gänzlicb iK^fn'vet wan^n, und da l)ey An-
tretiing der glomM*chst*m Regienmg Ibro Kayserlich-KrinigUch-A[)ostolischen Majestät alh\s in dem
alten Stand zu belasstm allergnädigst befoblen, so zwecket auch unsere fussfiilligste Bitte dahin :
uns Wy Errichtung eines Allergnädigsten Systems dit» vorhin genossene Vorzüge imd Rechte aller-
mil«It*st angedeyheu zu hissen.
Da nun der geistliche Stand sowohl an der Mehrheit, als an <iüter den weltlichen weit
übersteiget, so mag nachstehende weitwendigeit^ Aufklänmg, «ler nothwen<ligkeit eines neuei-en
Sy.stems den bemerkungs wünligi^n Ausschlag geben.
Von den gcislliehrn Sfiuidni.
Es ist ausor allem Zweifel gt»setzt, dass die (ieistlichkeit in der Buccowina aiiw meisten |
liejditert, und den grösten Theil des I^andes ausmache. Digitized by VjOOQIC
106 PoLKK :
Der Klerus wird eingetheilt in den Bisehoff von Radauz, und mehrere Klöster uiit ihren
Vorstehern. Der Bisohoff welcher zu Radauz ebenfalls wohnhaft, ist ohnstreitij? der erste des p^
samten Klenis in der Bueeowina, doch erstn^-ket sich seine Macht hnlif^lich auf die Poppen welch*'
zu seiner Dioeees jj;chörige (sie). So wie nun dieser besaj^ Bischoff auch auser dem I.ande, >*•
hat der Erzbischoff von Jass und der fj;anzen Moldau, auch in der Buccowina seine I)iotxt»sen.
mit dem üntei-schied aber, dass der Bischoff deivn mehrere austn*- als der Erzbischuff in der Buc-
eowina Imsitzet, von welch letzteren ich \H^y denen Missbräuehen der Klinster mehn^res zu sa^n.
(Jelef^enheit habtm werde.
Dem Bischoffen folj?en di«» Vorsteher deren Klöster, deren Anzahl und Benahmsun^ ich in
Erforderunj^s Fall einzeln voraule^'n, erböthi^ bin, und da die Unordnunjj, Unwissenheit und
Missbräuche welche von jeher das politische System des orientalischen Reichs ausmachten, sich
auf alle Gejj^nstände und Vorfallenheiten ei*stivcken, da die einzij^ Absicht des orientalisclk»n
(iouveiTiements sich auf blose Geld P^rpivssunj^'U fusst»t, um solches unter ihrer Unwissenheit und
j^»häufte MissbrÄuche rouilhivn zu lassen, und den Hanf? des geistlichen Standes, Klöster und
Priester zu aller Unwissenheit und Unordnunj? zu In^festif^en, deren ven'ielfalti^e (Jattimjr^^n zu
l>eschR*iben ohnmijf^lich wäre, so ma^ die alleini«^(» Benehmunj^Art dert^n Vorsteher, wobey i<-h
die Missbräuche und ohnmasgebliche Abhüfs-Voi-schläf^ in j^^ziemendster Unterwürfiffkeit zu unter-
legnen nn"ch unterfauf^e, zum überzeuj^i'nden Beyspiel dienen.
Missbräuche der Klöster.
Der wahre Zustand des Geistlichen Standes bestehet in Ausübunj< der <]fritH-his<-lien R<^
lif^ion nach der Norma des heil. Basilii, allein die Art des orientalischen |x>liti.schen Systems hat
die Mönche fast durchf,'chends «lie Ordnung?, R<»«^1, und Vorschrift des heil. Basilii vei^^j^scnd
j^emachet.
Alle dies<» Klöster hanj^en von dem Ansehen «les vorhin erdeuten Erabischoffen von Jas>
ab, und deren Vorsbdier scheinen zwar von denen Mi'mchen erH-<ddet- und \\m dem be.sa^jteii Erz-
bischnffen bestätij^^ zu werden, wovon ich aber das Gej^entheil so eben enteisen wenle.
Dns Rt^clit einen Vorsteher zu wehlen, wäre jederz«Mt der Willkühr des Erzbischoffen v*t-
behalt#*u, obwohlen dei-selbe sich }>ey dieser Wahl allemal mit dem Fürsten ei nzu versuchen hatt*\
dessen Macht und Ansehen, da es vorzfif^lich steinen RiH'htt^n zuständig wan\ einen derley Vor-
steher, ohne dass der Erzbischoff s<:>lchen anzunehmen sieh jemals hatte weigi*m können, zu l»*»-
nennen, denselben im (Jeginitheil beleidiget haben würde. Ohnangesehen die Fürsten von der
Moldjiu, welche den Thron, und ihn? Unterhaltung mit dem Gelde erhalten, diese Wahl als eine
Kleinigkeit anzustehen, und daran sich nicht zu kehren gi^wohnet mithin dem Erzbis<^hoffen di*^
selbe willkührlich überlassen ist. Da nun dieser Erzbischoff, um sich in seiner Wunle na<'b *U'r
orientalischen Art lebend zu machen, einem süßten Geld Mangel unterworfen, so vergiebt er dies»*
Vorsteher Aemtt^r denen Meistbietiniden, und jenen, welche seine Diener am roichlichsti^n zu l»e-
lohnen wissen. Es ereignet sich zwar zu Zeiten, dass ein oder anderer derley Vorsteher «lun-h
ein personal Wohlgefallen von dem Erzbischoff gewehlet wird, doch pfleget man auch hierbey <la-
Verdienst nicht allemal zum Augenmerk zu nehmen.
Der zweite Canal dieses Erzbischoffen sich und die seinigen in einem srilchen (rouvemcnient
mit (Jeld zu versorgen, ist die Visitirung «leren Kir)ster, wie dann unter dieser (Jestalt erst «lies»->
Jahr einer seiner liCute in die Buccowina abges<>hicket wonlen, welcher unter sohdiem Vorwand
von <lcnen VorstA'hcnti deriMi Kl<">sti^r, da jeder um die Gunst des Erzbischoffen, die ihm zu Erhal-
tung seiner Würde aUeiuig erfunlerlich, lH\vzul)ehalten, nach Maa.sgabe deren Kloster Einkfiiiftm,
diesen abgeordneten eine ansehnliche Parthie Geld anbietet, ein beträchtliches Geld aus der Boo-
cowina enttragtm hat. Diese elende Voi-steher, welche auf solche Art die BeUndialtunjr ihr^-r
Würde zu erringen benu'issiget, und doch nicht sicher s(\vnd, wie lange sie bey ihren VorstelhT
Amt zu verblei])en halnni, sutdien nun die Zeit ihriT oberen Wünle zu benutzen, und sich zu iKnn
En<le zu l>ereicheni, damit sie in jener Zeit, wo ein anderer ztim Vorsteher gewehlet winl, al-
Mimche «lesto beqvemer leben zu können in Stiuid gesetzet werden. Um aber die BtnWiaJtun;:
ihrer Würde einige Zeit hin<lurch zu erwinden, müssen soh'he die Politess*^ annehmen, drey \mV^x
vier ihivr MitbrüdiT zu gi'winnen, weilen sie sonsten zu befürchten, dass die Mönche den hn^'t^
terttMi Erzbischoffen eine Bittschrift üiHMTeichen, in welcher sie ihren Vorsteher als einen übU*n
Josbph's II. Rbisek nach Galizian ukd DBB Bukowina. 107
Verwalter deren Kloster-Kevenüen abschildern, und liierdurch dessen Entsetzun«,% oder neuere Un-
k«»«<ten deiU8ell)en aufhalsen. Die Art und Weise aber, der sieh die Vorsteher bedienen, vorbe-
uieldte Mönche sich verbindlich zu machen ist, dass sie denenselben fijowisse (Jüter des Klosters
mit der Wohlthat nur den vierten Theil def^sen was ein fremder Pachter abgefiihrct haben würde,
zu entrichten, in Pacht j^d)en.
Ich überlasse der hohen und Allerhr>chsten Einsicht, ob vorstehende (Jej^^nstände einer
V\'rlH*ssi»runj,' würdi«,' zu achten? un<l da das Anseben des Er/bischoffen zu JiUis in Betreff <ler
Klöster, stetshin dem Fürsttm und nicht dem Patrianhen zu Constantinoi)el unter\vorfen war, der-
malen alx^r <lie Buccowina diis (jh'u-ke hat, in Ihro Kayserlich Königlich Ai)ostolischen Majestät
ihn? Fürstin verehren zu können, so enln'istet mich die zuverlässi^^e Kenntnis dies<»r l-.andes-Sitten,
die ülx^rzeuj^ende Denkunpjart meiner Compatrioten vereinbaret mit dem Auftrag des Bist^bofTen
V4m Kadauz (Mm^ mehr als 60 jährigen (JaMsen, der sich durch besondere Züge der Menschlich-
keit, ohntiidelhaft<'s Betnigen, Entfernung von allem Eigi'unutz, und auszeichnenden Handlungen
iM'y uiLs bekannt gemacht, und sich r)fters von dem allerweisesttm Schöpfer die vorbessi'rte Ein-
ri<-htung Ihro Majcvstät wieder das ungesittete, aln^rgläubiscbe, und ohne in das innere eines Gegen-
standes zu dringen, halsstiirrige Mönchen-Volck, erseufzet hat, nachstehend zur ohnnuisgeblic'h ge-
lalligen Miuisnahm kleckbar bedünckte HeihmgsMittel unterthänigst vorzulegen.
HeilungH-Mittcly und tcoron solche ohne Verkürt ximy des Aerarii xti hehel>en.
Um die stockende Revenuen deren Klöster, welche auf vorbesagto Art zersplittert, oder
sonst abseitig verwendet worden, Hüssig und dem Staut anwendbar zu machen, wäre vorzüglich
♦•rford«»rli<*h :
vi. Die Einkünften ins allgemeine, dann die Empfang- und Venvendungs-Ausweise insbe-
sonden\ samt denen I)o4'umenten der Ordnung nach zu untersuchen.
B, Ein C<»nsistorium zu errichten, worinnen der Bischoff von Kadauz nebst einem Vor-
sttdier den?r Klöster den Voi-sitz, und zwt^y Allerhöchsten Orts zu bestimmende weltliche Käthe
die Mitstimmung zu gelwn hätten.
C. Einen jeden Vorsteher deivn Klöster ül)er diesfallig»} Revenium einen Kaiserlich-König-
lichen Aufseher zu gebt^n, ohne welchen nichts von denen Einkünften zersplittert werden, und
üIrt den»n Empfang und Verwendung von denen Kloster Vorstehern mit Zuziehung dieses Auf-
st^licrs nach Verlauf jedes halben- o<ler ganzim .Tahn?s, vorenvehntim Consistorio documentirte Be-
riH'hnungim, vorzulegen wären.
I). Wäre zwar dem Allerhöch8t4)n Aemrio, und dem Stiuit stdbstcn zuträglicher, wenn
di»«en Vorsteheni ihre Macht auf das weltliche benommen, so wie in Russland bey gleicher Re-
ligion denen Mönchen doch alle (iewalt in denen weltlichen Vorfallenheiten, bey einer gewissen
kleinen Xahmngs-Bestimmung, feyerlichst imt^^rsagt^t ist, und nur die Erkenntnis ülw^r gt^istliche
(fcgtmstände. nach der Art des Instituts des heil. Basilii, Ix^ygelassen wünle; Gleichwie aber die
Religion jederzeit zu innerlich- h(>chstschädlichen rnnihen die Handanlassung giebet, und der
Pr»bid <lun'h diese s<*hnelle Verän<lenmg leicht zu dem Aberglauben überzuführen wan», als ob
man bey Erlassung deren heilsamsten Verordnungen, die Fmschaffung der R<4igion zur Absicht
hätte, mithin eine Emigration dei*en Mimchen, noch mehr aber der Weltlichen, zu befahnm stünde,
s«> wäre hienon erst nach und nach ein diensaraer Gebrauch zu machen.
E» Der zu Saharinrng vorbesjigten Consistorii erforderliche Aufwand könne aus denen
Kl«j«ter-Einkünften, welche durch die in C. mitgt^gebene getreue Verv^altung stMuer ZtMt noch
mehr abzuwerfen vennögend, allerdings behoben, und bierdun-h das Allerhöchste Aerarium gjinzlich
«lo<b>inagiret werden, um somehr, als in diesen Klöstern zuverlässige Documenten vorfindig, welche
zur Aidlilänmg, und zum Nutzen des Allerhöchsten Aerarii sehr behufig sevn dürften.
F. Würden die grost% und venielfältigte Processe, welche die geistliche (Jerichtsbarkeiten
ausmachen, ihre Endschaft ernMcben, die Baarschaften <leivn Klöster, um somehr als solche auch
in der Moldau begütert sind, in der Buccowina erhaltt^n werden, und meine Compatriott'U diese
«lern Staat so zuträgliche Einrichtung, diese so vortheilhafte Benutzung deren von ihnen, denen
Mr»nchen, meistentheils ges<^henckten Güter mit desto lebhaftt^aT Freude l>eherzigen.
G. Der anderwärtigo Vortheil dieser so heilsamen Einrichtung wäre: dass die Zucht und
Ortlnimg deren Geistlichen nach denen Gesätzen und (Jehräuchen ihres Ordens ht^rgi^stellet, und
die Kirche in denen Schranken ihrer Religion nach den wahren Grundsätzen des ('hristenthii
Digitizec
"5§le
108 Polbk:
erhalten, viie nicht minder die Sitten der Nation, da das Volck ohnehin weder in die Kirche zn
gt»hen, noch ftir einen (Jeistlichen Achtung zn hahen, gewohnet ist umgeschaffen wurch^n.
Ich bcßchhese die Eintheilung deren (ieistlichen Ständen mit denen Pfarrt»m, und ohnver-
halt(.\ dass soh*he in d(»nen l)r»rfem in den elendigstem ZnsUvnd wohnhaft, dem Volck von tlanim
keinen ergiebigen Unterricht zu ertheilen befähiget, weilen die.^dben von denen Bauern iilyer ihn*«
jährlich in 6 Gulden lediglich bestehenden (iehalt, weit entlegene (irundstücke zu ihrer Nabning
erhalten, mithin, statt ihre Unwissenheit zu verbessern, und sich Kenntnis deren benöthigti*n gi'i.^t-
lichen Wiss^^'nschaften eigen .zu machen, blos auf die Erhalümg ihrer Weibi»r und Kinder den
Bedacht zu nehmen, welclie eUmfalls aus Mangel der Erziehung in den Aberglauben, uml ungi-
sittet rohen Betragim Wurzel fassen, aufkeimen und den Staat belästigen. Dwh ist die lii^tiin-
mung jener PfarriT erträglicher, welche das (rlück geniesen, da wo Bojaren wohnen, sich aufzu-
halten, von welchen sie sodann die erforderliche Nahrungs Bedürfnisse erhalten.
Ich schri'ite nunmeliro auf <len Bauemstiuid. als eine reiche Qvelle in Bezug auf den Xut»'n
des gemeinen Weest^ns, lÜH^r, und ge])e hierliey die Mittel und WtM^'c an die Han<l dun-h weh-ht»
dieselben in ächte (ilieder des Stiuitn umzuschaffen thunlich si\vn dürfte.
Von dem Bauernstand.
Die Bauern sind in der BuccA)wina ein durchgängig laules- lügenliaft- und g<?gen ihn*
Herren ungi^zogenes Volck, welches seine kleine Arl)eiten entweder mit Scheltwortcn txier St-hiäg^'n
zu verrichten gewohnt ist. Ihre Hausen* sind kleine hin und her zerstivute Hütten, mehn?ntheils
ohne (rarten, ohne Hof, ohne Brunnen. Der Ae-kerbau ist in den s<-hlechtet<ten Zustand, weiln
der Bauer kaum soviel als bis zum angt*heuden Jahr erfonlerlich zu säen pfleget Der Beweg-
grund dieser seiner Benehmungs Art aber, beruhet auf dem Zweifel, ob er dies«? seine kleine
Hütte, die ihm nach seiner Sage nichts kostet, auf das künftige Jahr l)eybehaltcn, o<ler andt-rswt»
hinwandeni solle? Dessen Vermögen bestehet in seinem Vit»h, welches er bey Verlassung t*einer
Hütten auch an den neium Aufenthalts Ort abfiihret. In der Moldau findet dersidbt* je<lerzeit
(lüter, welches die Würckung eines geitzigen (rouvemements ist, da <ler Fürst, so lange er die
Rechten der Kegierung genieset, nichts als Gelder eri>n^sset, und jed»'n Bauer, auch ganzen l)r>rfem
die Erlaubnis von einem Ort ziuu andern zu waudeni unter der alleinigen Ik?dingnis erthoilet,
dass man ihm in jeden Aufenthalts Bezirk die gleiche Abgaben richtig entri<4ite. Aus elnm dit^'n
Beweggrund ist der Bauer nicht mehr denn 12 Tage durch das Jahr hindurch semen Herrn zu
arbeiten, und den unbedeutliclien Zehenden seiner Früchten zu entrichten veqjflichtet. IK-sm^u
Ungezogenheit hingegen wicnler seinen Herrn, ])est4'het unter andern darinnen, dass 1r\v gcn»<-ht*»n
Vorwürfen über ein oder andern Gegenstmd, oder falls ihnen wiedei'sprix-hen wünle, derselbt* sich,
seiner alten Gewohnheit nach, zu dem Fürsten vt'rfüg«», und von diesem ohne weiten^s «lio Er-
laubnis erwinde, sich beym klanm Tag anderswo niederzulassen.
Dann sind s<^)lche in der Moldau in 3 Glassen eingi»theilt worden, wovon die erste jährlich
35, die zweyto 25 und die dritte 15 Gulden I-^ndes-St^Miern olmgefehr abzufülmm, anbt»y in denen
Vestungen zu Bender, und die sonstig öffentliche Arbeitm mit einem das giMlachte Contribution>-
(^uantiun übersteigenden Aufwand zu verrichten, und ül)erdiess die Auflage der Kostina und Des-
w»ttina zu entrichten verbun<len. Um jedoch den erwünschten Entzwei'k der neuenm AllerhrK'hsten
Einrichtung genähert zu werden, wäre die diesfallsige Erhöhung in denen ersten Jahren nicht
zuträglich, da die gewisse Vermuthung erübriget, dass das Aerarium bey erreichtiT Absicht niebr-
gedachter Einri<'htung nach Verlauf zweyt>r Jahre merksam ent»chädigi»t, und hienlurch binnen
dieser Frist, da ehe Baueni in der Moldau ohnehin viele Abgjiben zu entrichten gewohnt, gute
imd willige Untertiumen erzielet werden. Damit aber in der Buccowina guto \m\\ bt^nittelte
Bauern zu schaffen, sich der Anscliein ergebe, üb(»rreiche ich nachstehentl ohnmaasgeblichen Vt»r-
schlag, wobey ich vorläufig die Einführung all jener in denen blühenden Erbstaaten irhlicher
guten Ordnung und Gesetzen, in soweit solche mit der I^aage <les I^indes vert^nbarlich, von der
(Jnade Ihro Majestät angelegentlichst erbitte.
Von der Vmsvhaffnng der Bnua'n.
A, Wäre vor allen die Eilassung einer Verordnung erforderlich, durch dei>'n Bekanntma-
chung jeden Bauer eine gewisse Zeit zu bestinunen, binnen welcher derscllK* seine Hütte in einem
brauchbanm Stmd zu setzen, und nicht zerstreuet zu leben, &*^h^lt*^*ir|^J^3^^^Qlc
Josbph's II. Reisen nach Galizibn und d£b Bukowina. 109
B. Damit das aller Wittening ausj^esotzte Vieh einen jj^ösern Wachsthum erreiche, und
di*» benöthij^ Pflege nicht femer demselben entzi^cn werde, wäre denen Bauern, Ställe zu er-
rit'bten unter einstens aufzutragen.
C. Wäre das ErdriMch jedem Bauer nach dessen Vermögens Stand zur Beurbarung ein-
zutheilen, und nach Ableiben deren Väter denen nothwendigen Erben als ein Successions Reicht
ab intestato erblich anheim zu fallen, welches die Leute von selbsten bemuthigen würde, die
fnichtban? Erde in einen vollkommen blühen<len Stand zu versetzen, und solchergt»stallten ihre
Hütttm niemalen zu verlassen.
I). Würde die Emchtung einiger C<jlonien, dit; dem Umdmann zum Beyspiel des Acker-
baues zu dienen hätten, hier vortheilhaft anzubringen seyn, wann nur auf die Beybehaltung einer
gleichen Religion in Bezug des eigensinnigen Volcks der gefällige Bedacht genommen würde, und
obgleich die in C erwehnte Zertlieilung dert^n (jJnmdstücken vielen St^hwierigkeiten und Strittig-
keiten mit denen (irund-Herren, da in der Buccowina fast kein Erdkreiss, ohne dass solcher in
eine (iränz-Strittigkeit verwickelt wäre, anzutreffen, von dämmen unterhegen würde, weilen das
Justiz Wesen nach orienüdischer Art gi'pflogen, daher die zerschiedene Processc in puncto mur-
fßa/ionis Umitum vervieUiiltiget, und diese Rechtsstrittigkeiten durch blose Caprice, oder Eigennutz
des Fürsten, oder durcrh die Intriquen seiner von K(»nstantinopel mitgebrachten Ministres, die er
nur zum Praejudiz der Gerechtigkeit, und Nachtheil des Di van zu bereichern suchet, geschlichtet
ja was das imerträglichste ist, die nehmlichen Proc(»ss«» oft unttn* diesen oder jenen Fürsten zehnnud
cnieucrt zu werden pflegen, imd die alte Documente meistentheils aus einfaltigen, verwirrten, zu
täpflich neuen Strittigkeiten Anlass gel>enden Sätzen bestehen, woher auch in der Mohlau die
nieliresten Strittigkeiten entweder durch Zeugen, oder Verjähnmg beendiget werden. So wäre bey
Zertlieilung deri'n trrundstücken all <liesen processualisdien Weitläufigkeiten jedennoch m der
Buccowina entgi^gtm zu dämmen, wann Kaiserlich Königliche Commissarien zu Bt\iugenscheinigimg
dt»s Erdreichs mit dem Allerhöchsten Auftrag, nach vorläufig re<*htshältiger Untersuchung dere*n
<inindstücken, und Schrancken 4len richterlichen Ausspruch zu fallen, und die Marksteine festzu-
setz<*n, btH)r<lret würden, wodurch nicht nur die gesammto Buccowina, sondern je4ler gutdenckender
( onj^wü-iot in allen befriediget, und die grösste Ordnung und Friede zu erzielen wäre.
E. Wünle die Beybehaltung einer so eben vemieldt-guten Ordnung um so gewisser zu
emngen s<\vn. wann mann nach dem eifrigsten Wunsch aller ( 'ompatrioten den Bedacht nähme,
zu Unterweisung der Jugend in dem Christenthum und sonst erforderlichen Wissi'nschaiten, um
ans «lit»st'n Sprösslingen seiner Zeit würdige Zöglinge des Staats zu bilden, öffentliche Schulen zu
erri«'ht*?n. welches die Liebe 4ler ganzen Moldau aufrecht erludten, und die Buccowina, da der
grösste Tlieil der Moldau ihre Kinder mit Freud und Ungedult dahin abzuschicken, sich ange-
lojr»'n seyn liesse, nahmhaft bereichem würde, und da die Klöster zu Emchtung eines Unkt)sten
Fonds fiir diese Schulen, ohnehin beyzutragen geneigt wären, und der I^tinismus der Jugend um
so ober anzubringen, als die mohlauische Sprache bis zu der florentinischen Kirchen Verpammlung
«U's 1439sten Jahn^ mit lateinis<*hen Buchstaben geschrieben Avorden, von welchem no<'h zur
Stunde mehrere» Picc«*n vorräthig sind, so wäre^n für einem ei-wünschten Erfolg, und die Dedom-
n;a«rining des Aerarii alle Anstinde beii'its behoben.
Bey vi>r8tehend den?r Sachen erläutert — Verhältnismäsigt^ Lage, will nun no<*h erül)rigen
den Verfall des Konnuerz, und wie solcher aun)lühend zu machen, getreulichst mitzugeben.
Vom Verfall des Kommerx.
Das Kommerz ist in der ganzen Buccowina todt und gebähre't folglich denen Innwohnem
«len Mangel aller Bedürfnissen, wodurch dann au<*h die Bauem, wehdie vorhin 1k\v weit grö.^sere*n
Abj^l»en. keinen Mangel erlitten, jährlich bey Abfiihnmg dere»n 3'/« Gulden Beschwerlichkeit ver-
spiihren. Die Ursache ist: weilen die Nachbam eine l>emerkenswürdige Quantität Geld aus der
Bii<'<^)wina zi«'hen, und letztere, da sie von der Nachbarschaft keine gi^genseitige Nutzniessung
gewinnet, sich vollends erschöpfet ; S<3 kann hier zum erspiegelnden Beyspiel dienen :
Der Brandewein, den die Ju4len aus der Ukriüne in einer täghchen Quantität von vielen
Fässern einftihren, da doch die Buccowine aus 4ler Ukraine keine Eifonlemisse erborgen düdte,
un«l welcher jährlich fast Hundert Tausend Gulden aus <ler Buccowina enttragen machet ohnzu-
ge<lenkcn. dass <l:e Bauem. da 4lie Früchten gar nicht verkaufet, otler um einen gering|iältigeu
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110 POLKK :
Prt'iss hindanj^\s(hl»«u(lert wtTilen, den Ackerbau j^änzlich vemacblässif^pn, und Äolchei7Ji\«talten
\ve;(on WoliUbilij^krit d«\s Hnindweins ilm> Baarsclialten. Arbeifetä«;, und (»esundheit einlMlwien.
den alleini'^'un Nutzen al)or blus dor Judenschaft zuwelzen.
Das Stcin-iSalz, so aus der Moldau frenonnnen wird, ist ebenfalls ein jährlicher Betrag»" vL»n
ohnj^-efehr 50.000 Oidden, welche aus der Buccuwina hindanf^e^d)en werden. un<l wimle do<*li. wann
in der Jiuccowina ein iSalz-Abalt zu errichten oder Kwhtes Sidz aus (Jallicien zu n4»hnien cUt
Befehl er^ien^e eine ohnlkdiinderlich, höchst schädliche Euii^'ration veranlasset werden, da der
^anzii Kcichthuni d(?r Unterthanen in der J^ucrowina ledi<rlich von d«»ni Vieh abhanj^et, zu welchen
ein desto ^nKshcres C'onsunio erlorderlich, und das Salz in der Moldau wohlfeiler un<l von der l>estcn
(Iattun«( ist.
Eben so schädlich ist die Einftdin» des Weins aus der Moldau in die Buccowina, welcher
jährli<'li einen B<'tra^^ von olin^'efehr 40.000 fl. bewiircket.
Ein deren dem Publico am schädlichst«'n (Jej^'nständen al>cr, ist die Pachtun«^: fa.>t '}*h\*^
Dorf ist verpachtet, und jeder Pachter suchet sich auf Kost(*n <les l'nU^r^angs der Innwohner z«
bereicheni, wobey der Missbrauch so jrross, dass ein Pachter dem anc'.em oftmalen auj> Eij;en-Nut2
ein Dorf zt^rschiedenemale vei-j)achtet, und da die Pachters mehrmalen fremde wnnd, welche wäh-
rend<ler eini^'er Zeit Frist das (Jeld den Unt«'rtlianen zum Präjudiz andert^r Veri)e8st»njnj^Mi diin-h
iM'sondere R«M'hnunf^*n a>»stehlen, so pflej^en solche, wann sie duri'h ihre vortJieil hafte Pachtereven
hinlänj^lich l>eivichert, sich auser L-indes niederzulassen. Ich iiihre hier zum ü herzen j?en<len Be-
weiss einen «^ewiss«^n Koczen und Athanasi an, wovon ein jeder durch Pachterey sich in der
I^uccowina 25.000 fi. zusjunmen also 50.000 (rulden baares erworlx^n, und nachhin die Mobü»ii.
wo sie nrM-h zur Stunde wohnhaft, zu ihren Aufenthalts-Ort bestimmet haWn.
Der anderweit ijre Xachtheil wird denen Innwohnem zu«,'efüf^»t durch die Menfir** armer
Jmlen, wehdie seit dem Russischen Krie«^ und der Occupationszeit Thro Majestät, sich in die Bnc-
cnwina ein^'cschlichen, zu kein(;r Arlnnt zu verwenden, und nur sich samt ihrem Vieh dun-h I^ich-
tun«^ deivr Wirthshäuser, wobey sie durch ihre bösartige Känko die Bauern in {^>si^ 8<-hulden,
und eini'n elenden Zust^md versetzen, die vortheilhafteste N;Uirunj^ zuwe>^> brinj^n.
Die V(»rhän«^un^' des Contrebjinds aber, weicht* in denen ei-steren Occupations-^Tahren auch
der einzij,^> Urstoff der Emigration ^^»wesen, wnw für die Innwohner von dannnen «ler j^rnsst»^
Verlust, weilen dergleichen in der Moldau einmalen üblich, der Pöbel des8<m blosi^ Bi'nennun«?
inisskennet hat, imd die Mauth-Einnehmer niemalen dem Volck ehie diesfiilli^* VerL»ninunu: K^
kannt ^n»ma(4iet, ja wohl ncx'h zur Stunde kaum etwas bekannt ist, mithin die unwissende Unter-
thanen ohne Publicirun«^ des (Jesetzes bestrafet, und des ihrijjc^n verlustij^et f^nvorden.
Ein trauri^'(»s Beyspiel hiervon mirvn vor meiner Abreise einii^e zahli-eiche Familien, welche
aus der Moldau in die Buccowina zur Xacht mit ihnMn Vieh, als <len «^wohnlichen Reichthum,
in der Absicht: allda ihren Wohnsitz unt«*r der süssen Re<^ienmj» Ihro Majestät zu verewij^en.
f^^liüchtet, aus Unwiss<»nheit der Abj^ibeu die Mauth-Aemter i)a8sin^t, und einij^ Ta^ darauf all
ihres Viehes, durch den in Sachen abj^eordneten Einnehmer, ohne weiteres Ix^niubi't und ein K'-
tnibtes Opfer des tiefesten Elen<ls j^e worden seynd, bi'y welchen Für^anj^ man sogar ihre sehöw
Ochsen, flir «leivn jeden ich, und alle Bojaren auf der Stelle 30 fl. erleget tm<l hierbey Ik'v dem
Paar n(K-h 30 fl. jirofitiret hätten, das Stück Hir 2 Ducaten verkäuflich hindangegebt^n, welcbcN
die ganze Moldau, da die Buccowina von derstdben als ein Avahrer Zufluchts Ort angest^hen winl.
sehr befremdet, und mehren» Familien sich hieroi-ts niederzidassen, abgi'schriH^'ket hat.
Die Felder, Wiesen, Flüsse, Weyden un<l Wahhmgen seynd gleichfalls nach der angi*-
wrdmten orientalischen (Jouvernement^-rnordmmg in der grössten Vei-wirrung, und wird kein«'r
(h»ren (rrundherm allda anerkennet.
Icli will Kürze halber, nur den Oegenstiind der Wahlungen berühren, um von ilii^sen auf
jene einen anwendbaren Schhiss folgern zu können.
Ein jeder Bauer hat die Befugniss in denen Wäldern, ohne Unterscliied des Eigenthümers
und seiner Wissenheit, das Holz fällen zu «lürfen, woher sich 4lenn öfters ergiebet. dass ders^^lbc
in denen schönsten Wählern aus blosen Muthwillen einige deren schönsten Bäumen anhauet, und
nachhin verdomm lasset, In^y andeni alleinig die Aeste, oIhuj jemals soh'he zu brauchen <Kler f^rt-
zutragen entzweyet. Bey di«»sen und mehreni <lerley 3Iisbräuchen, denen die AValdun;:en zum Xacb-
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JosBPH*s II. Reisen nach Galizibn und der Bukowina. lU
tlieil ihrer Eigentliüiuer von diesen ungesitteten halsstarrij^en Volk stetsLin aiis*,'esetzet sejnd,
stt^het mithin zu befahren, dass die Wälder nach und nach, so wie jene von Zalisczik, Kot<*z-
mann, Sue>zawa, welche vor ohngefehr 30 Jahivn in den bliihendsten Zustiind versetzet, nunmchro
i»inem j^leichen Scrhicksal unterliegen, ji^'inzlich veröden, und die Bu(X!^wina, welche von daher die
IJenahinsung erhalten, sogpar ihi-e Benennung? zu verliei-en (lefahr laufe. Vm demnach der AuHi^
bun*^ des Konnnerz wirksamst entj^^j^ensehen zu kihmen, überlasse ich der Allerhr»chst- und hohiMi
Verfüf^un»? nachj^esetzte Ableitimgs Wtx^ge.
Van der Anfleht mg des Commerz.
A. Da der Pöbel durch den Missbrauch des Brandweins den Ackerbau, sein Geld, und
(M>8undheit vernachlässiget, so wäre, mn dieses zugleich beträ<'btliche Quantum in dor Buccowina
zu erhalten, eine Verbote- Verordnung «liesfälliger Ausfuhr aus der Ukraine, od(»r beschwen^nde
Auflagen, durch deivn Theurung der handmann von den Wirthshäuseni entwohnet, sich (he Be-
schäftigung seines zerrütteten Haus-Wesens angelegen hielte, das hinnM'chendste Mittel, und würde
der Nutzen des Aerarii, wenn diese Brandeweinbivnnerey in dem r^ande angi^onlnet wäi"e, in
Betivff des Kaldamdid (sie) und des benöthigenden Kupfers um so vortheilhafUT erhöhet werden.
B. Wäi-e zu Aufblühung des Koramerz die Vennindenmg der Steuer l>ey der Ausfiihr, und
die B«^timraung geringer Abgal)en bey allem Vieh- uml Nahrungs-Producten-Verkauf von darumen
iiöthig, weilen die Buccowina in Bezug auf ihre Laagt\ die gesamti^ Vortheile und Nutzen in der
Moldau zn suchen, verhalten ist.
C. Da eben so nachtheilig dem Konmierz der Verbott der Ausfuhr, und des Pferd- Verkaufs
ist, weilen in der BiUTOwina die Pferde der Bauern durchgängig kaum 10 Faust hoch, und zu
aller Dienstleistung vollends unthätig seynd, so wäre die Besorgung gut»»r auswärtiger Hengsten,
weUdie in die Dörfer zerstreuet, und wodurch alsdann gute zu allem anwendbare Pferde erzielet
wenlen würden, hier um so scliicksamer, als der hierzu erftTi'derliche Aufwand, wovon ich nn'in<I-
lich das umständlichere und die licichtigkeit an Tag zu geben erbiitig bin, v(m <lenen Bauern
seiner Zeit ftighchst behoben werden könnte.
I). Wäre die Beyschaffung des SUmu Salzes, um auch diesen (Jeldes Abgang in dem I^ande
zu erhalten aus Transilvanien zu besorgen, und dem Kommei-z, da dieses eben von der Güte wie
jem« in der Moldau ist, wenn auch solcbes um 1 oder 2 Kreuzer im Anschlag erhöhet würde,
um so zuü^äglicher, wonibtT ich mich mit denen Kaufleuten der Onhumg nach besprühen babe,
E. Würde der aus der Mohlau jähriich (»ntn«)mmenc Wein-Betrag dadurch zu behe]»en seyn.
wenn man solchen aus Ungarn herbeyführen und hierdurch Kaiserliclien Unterthanen die Nutz-
niesung angedeyhon liese, in Avelchem Fall jecbw^h der vereinbarte Verlx»t des Brandweins und des
Weins aus der Mohlau schädlich, und letzterer wenigst<nis für einig»^ Zeit von den Abgaben
hefriMet seyn dürfte.
F. Um dem der allgemeinen Ruh, Sicherheit und Besten des Publicums so nachtheilig«»n
Pachtungs-Gegenstand wircksamst entgegi'U zu dämmen, solle weder denen FremdtMi, wetler denen
Juden, welche letztere gänzlich wegzutreiben am zuträglichsten wäre, einige Gatttmg von Pach-
tung zu gestatten seyn.
0. Wäre zu Beruhigung des Publicums, und um den Pöbel von seinen Vergebungen hin-
längli<-li zu verständigen, der lunhalt deren in dem Mauth- Weesen Allerhöchsten Oi-ts erlassenden
Ven)rdnungtm von Zeit zu Zeit zur Nachricht bekannt zu macben.
//. Die Abgabe der Kostina und Dessettina wäre bey dieser neuem Einrichtung als dem
Kommerz nachtheilig aufzubeben, zu Entschädigung des Aerarii aber statt deren eine auderweitig^*
Contributions Gattung ausfindig zu machen, uud im Fall bey xVbfübrung diese.^ lmiM>sts es d.K-h
sein Verbleiben hal)en müste. so gebet die allseitige Jiitte dabin, dass s«»lche wegen d<Mi verviel-
fTdtigten Exrvssen, Avomit hierbey die Mazillen durch ihre auffallende Ben»'bmungs-Ai-t die Inn-
wolmer stets hin belästigt^i, nicht von solchen, sondern dureh andere diTley Biamte auszube-
heben, allergnädigst Iw^fohlen werde.
/. Wird der Verödung derer Wälder dadurch am füghchsten zu statten zu konunen .^eyu,
wenn man dtu Befehl dahin ergehen lasse, wie keiner derer Unterthanen ohne Begnehmigung
und Wiss.-nschaft d«'S Eigenthünh-i-s, Holz zu fällen befugt, uud da der Ih.lz Gebnuicb wegen
Verjähnmg und altübJichen Herkounnen. dem I^uiamann gänzlicli zu unter>a''vngi(^<^[jtj^^\@^i(nj^g
112 Polek:
soyn dürftü, zu Steuerunjj; alles mutliwülij^en Unfugs jedoch die Art und Weise, welche jeder sich
Ixn' Fällunj^ des Holzes zur Vorschrift dienen zu la8s<»n habe, denonselben zum Nachverhalt cin-
^»schäHet werde.
Feber voi'stehend nunniehro der Ordnung nach erläuterte gemeinnützige tregi»nstände iK^nihet
meine letzthinnige Bitte darauf: Wie Ihro Majestät uns wenigstens von der Auflag des BdmU.
Weins, Friicht^^n und jener Nothdürften, die wir aus der Moldau von unsem eigenthfimlichon
(iütern, als die zu unserem Hauswesen ohnentbehrHche Bedürfnisse in die Buccowina kommen zu
lass<Mi bemüssiget sind, um so mehr auf einigi» Zeit allei-gnädigst zu entheben genihen rarM'hten.
als wir hiervon ohnehin von dem Fürsten der Mohiau, seitdem wir unter Ihro Majestät AlltT-
hochsti^n S<*hu<'Z zu leUm djis (jilücke genies(^n, unter dem Titol als Fwmde besondere» Abgjilten
zu entrichten, und unser Eigenthum zweifachen Imjx>st untergel)en zu sehen, verhalten wenlen. Eine
unangenehme Folge alles dessen erzeugte die (iränztheilung, wobey viele Häuser bey den Kaiser-
lichen Cordon, die hiei*zu gi'hörige (i fiter al>er, da alle Henvn nicht wenigi^r eiguMitliümhche (iütcr
in der MoMau besitzen, halb in Kais«Tliche-halb in die Moldauische GerichtÄbarkeit vertheilet zu
werden das Unglück hatten, und gleichwie wir folglich in <ler Moldau mehrere (Jüter als m der
Buccowina eigt»n haben, so sind wir auch von <laher zu desto ffiglicherer liclwns Be<ivemlichkeit
verhalt4m, unseiv Bedürfnisst^ herzuholen, unser Nahrungs- Verhältnis zu verannehraliclien, da ohn*:^
hin der Fürst von der Moldau von wehditT Zeit an dei-scdbe diese neue Steuer Gattung deiuii
Bojan'n auferlegi't, auch denen Bauern für ein jedes Schol>er Heu, welches derselbe in derMolcLui
auf denen eigen thümlichen (Jütern seines in der Buccowina wohnenden Herrn sammlet, 20 kr. wie
auch fiir ein jedes Stück Vieh derley 20 kr., abzufiihren vei-ordnet hat.
Ich erbitt** mir schliesslich die Allerhöchste (inade dahin: womit der wahre Sinn meiner
gegt'nwärtlgen Arbeit, die ich als (reschäft«träger der Buccowina, Allerhöi^hsten Orts zum aufkei-
menden Wohl meines Vaterlandes, in allertiefster Erniedrigung vorauU^en, und «las wahre Ver-
hältnis zu «lesto heilsameivr tiesi'tzgiebiger Mjmsnahme aufzudecken, nn'ch unterfangen, nicht ver-
kennet, und mir der Allergnä<ligste FingtM* Zeig gegeben werden möge, wie ich mich hieriniieii-
falls weit<*rs zu btMiehmen, und welche Kanäle i<'h hinfort nn*<*h der Allerhriehst- und hohen
Willens Meinung, dann Fortwährung Allerhöchster Huld und (Jnaden würdig zu machen unter-
thanigst-gehorsamst zu befolgen habi».
Basilius Bals<-hs
Bojar und abgt>ordneter der B<»ukoma.
Y.
Enzenberg an Hadik.
EigtMih. (Kriegs-Arehiv, II. S., 1781—30—36.) Praes. 27. Febr. 1781.
(inädigsterr Uorr HcitI
Vermeg in dem verflossenen Jahr hwhlobl. Hoff K. Rät hl. Vei-ordnungen haben allerluKhst
die MajestiiU'n allergnädigst l)efohlen, auf Mittel zu verfahlen, mittels welchen der Buc<t>riDer
iiistrict zu einer Militargranitz umb so meliivr g^*staltet wenlen könnte, als von Adriatis<hen Mtvr
bis an das ende 8ielH*nbürgen die an das Turcicum lieg«Mide grenze mihtarisiret ist.
Disser allerhöchsten (Jesinung wi<lerstunde lediglich, das Ho. Mayestät in der Bu«"Ci>vina
nicht den zu Dotirung einer grjinitz-Militz unausweichlich erforderlichen Terrain anzuwelKen hatten.
Die »»nstigiMi Hint^MnustMi würden zu beheben nicht t>hnmegiich s^'in, als bey jtnler derley granit?
Militz eiTichtung die nemlichen Anstessigkeiten vorkannnen, und endlichen gehoben wunlen.
Meiner pflicht, und Schuldigkeit ist angt^messen, ohnausges*^zt jenem nmdi zu dencken. w^r-
durch die allerhöchst^^ als auch hm*hlöbl. k. k. Hoff. k. Räthl. gesinungen erfühlet wenlen kan.
Durch mehrere geleg(»nheiten, und durch lengen^ Übung habe endlichen aUiier wahr j:e-
nommen, wie mit Ki'chten die allerliö<hst4» (Jesinung ausgefühn»t wenlen kan; ich nemme mir
die Freyheit Ever Ex4'»»llenz meinem gnä4ligsten HernMi in aller untiTthänigkeit jenes in Copia
gehorsiunbst zu unterlegiMi, was in l>elan«^ disser gninitz errichtim^angelegenheit nnlep einem dem
Joseph's II. Reisen nach Galizien und der Bukowina. U:^
< ialitzisfhcii hohen (Jen. Commando untcrlojjre, unib damit in Zeiten, nnd bovor vtni l^Mn])or«i: <lie
anz(*i}ro j,inna<'ht wird, Enor Ex(M^llonz, in fahl disscr nntt^rthenij^ste jj^edancke einer hetnuOitnn^
wünli«r wen\ liiervon vorloiffij? benachriehtip't sein nieehten.
(Jewis ist aber auch, in fahl allerhüehst So. Mayestät niittvls denen Fiseal oder Lindes-
fiirntlicben VomH'ht*»n ein ^nuiitz zn emehten annoeh aller«?nädijx."^t «gesinnt weren, solche nur
Stiu-k weis und Siu'cessive nnd sehwerlieli auf einmahl im f^anzen erfol«^^n kr>nnt<»: j^ennnj^ derffte
iiUvr win, s«» nur einmahl der anfanjj; könnte j^enmeht wenhMi. Allerdin^ und im Fahl disser
inoiii wenip^teiLs p^tnn- entworfFener Voi*schla<?, woi7.u müh und trey erinnert, ihn' hiessij^'en st>
zahln:'irhen j^eistHchkeit nnd ^•undherrschalTten bekand wird, kan nichts anderes, als verdojndt
lu^Vi- erbitt*»nmt^en wider mich ^»l)nhivn, weh-he mühstn'lij^'keiten und «^MuidfaLsehe sehon eii)robte
an«r«»«'*lM*n und verfolf^mj^Mi j^^nz jjjerne, wie bis anhero mit aller jiftMlult, und j^elasst'uheit übi^r-
tnijo*, und mich mit deme «^t'nu^ belohnt erkennen werde, so Kv(»r ExH'llenz mein j^nädij^ster Ib'rr
mich *b\<sen hohen huld und j^ad. um <lie untt'i'theni'^'st «j^ehorsiimst bitte, ^nädij^t versicheren.
Euer Exc4»llenz
meines ^nädi<^st«'n Herni ileiTU
unt^Tthänijrst j;«'horsambster
EuzeulM*r^ (JM.
VI.
Innhalt einer untern I4ten Februar 1781 an das Gaiicische hohe
General Commando erlassenen Vorstellung (Enzenberg's).
Ori<,^ (K.-A. II. 8. 1781—30-36.)
AUerhrichst S<\ Maiestiit haben in mehn»i*en an «h-n h(K'hlr»bl. Hotf Krietrs Kath, und von
da an das ht»he (ialicische (Jenend Militar-Commando. endlich anhenj erlasstMien Alb/rhöchsten
«iesinn- und Verordnunj^en zu verehmen f;V}^''^>*'»' ^^'i** brichst «lieselbte, und so auch des ho<'hli'>bl.
IhAT Krie<^s Kath.s Absichten dahin zielen, womit die nach «ler Mohlau lie^^'ude (iiiinze um s«j
mehr zu «'iner (ininitz Militz verwandelt werden möchte, als ohneliin von dem Adriatischen Mivr
«iio j^anzi» an das Tureicum zuliej^ende (Jränze l)is an die Hujrowina militarisiivt ist. Nichts wider-
>tun<li* dieser AllerhrH-hsten Absicht, als der Abi^anj^ des T<Tnune, mn diese neu an*^eti*a«r<'in*
<Jriinit»»r dotin'n, un<l als Gränitzer etabliivn zu kr»nnen. Die (ibnj^en Anstände, dass das Volk
ni<'lit hieran p»neij^ sich zeij^en, und die (Jrundherrn und Nachbarschaft widrijxe Eiustrehunj^en
lind Hintemüssen vcrnrsjichen werde, sind Sachen, die bey allen n<K'h bis zur Stimd errichtet wor-
dt'n»'n (Jraniz Troup]K'n sich ereipiet, imd durch die mUhij^'e, vernünftig und standhafte (le*ren-
V»*ranliissun«^Mi veniiohtet worden sind.
Meine Pflieht ist es, und ich werde mich auch niemahls hievon ab oder durch besor«,^ende.
und forchtftjuu p^i^schildei-t*» Arboithen mid Kümmi^nnissen zurück halten lassen, ohnausfjfcsetzt jeneui
na<'lizudenk«'n, und meine wenij^ünis wohlmeinend und j^'trcue (iiMJanken zu entw«n-ffen, 4lie die
< it*siiinunjr AUerhik'hst Sr. Maiestät imd des h(M'hlöbl. HolV Kriegs Raths erzielen nnd erfüllen
k«>unten. leb bin nun 3 Jahn^ allhier an«,^'stellt : v(m mir kann man mit Rechten verlanj^'en eine
ni«'hn»n* Kenntnüss «leren hiesij^f^'n Geschäften, als jen(\ die <ler Ihiccowina entfernet sind, zu
haln-n, fol<i^lichen keims Weej^s mi<-h einer t^l)ersehun«r oder einer öaums(X'li«?keit Iw^schuMij^^en
U^^fi^n will.
B<\v GeU^nheit deren bey tlem hi(\si«^en Justiz Fach tariflich vorkommenden Reehts, und
nudireni Theils Territorial Ötreit-An<,'»dej]^enheiten l>emerke nur viel zu jx«'wis, dass der Fis<Mis mit
RtH-hten sieh ein«»n ^)ssen Theil der Buceowina wir<l zuei«rnen kr>nnen, w« »durch der Haupt An-
}.t;ind. s^» <l«M- Gränitz En-ichtun«jr ent«?e;^^ni stund<\ widerle^^ und «:ehoben wird. HoWU' eine fVirui-
licb«* pnMbK-tion veranbsset werden, so wie solche in Tbüi^en venmlasset wurde, und wobey der
Fi.-^'us nur ^^xr zu viel j^w«mnen hatü»; so kann nicht jifczweiffelt werden, dass der Fiscus auch
in diT lJuc<'öwina einen merkliehen Ternüne ac(puriren wird, um mitttdst solchen einen Theil der
iirnnze inilitarisiren zu kiumen. Der j^tdiorsamst bey<reboj,i"ne Entwurf mid Auleithunj,' zeij^^ct die
(Jewiflheit dessen.
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9oogl(
114 Polek:
Wie Ein^.in<?s imterthanij^st lM»nierket habo, will ich mich nicht des straffhahron Vorwiirffe^.
auss*»tzcn, dass ül>or kurz oder lauj^ durch den dritten diese (Jewisheit entdecket, und die *•
straffbahre Versaunniüss mir zu I^Jist p^leji^t werde. Um so mehr Imhe neuerlich diesem fJegen-
stand nachzu<lenken mich dcjpiM^lt vem endet, als bemerkte, dass das zur Conlons Wache von mehr
als 300 Kiipf tiij^lich l)eyf^ezof^ne liand Volk nicht nur allein willig und au^*muntert die Xm^if
Dienste h'istete, sondern auch die Herrn OflTiciers des 2t»*n (tamiscm Rej^ments, welche die (W-
dons Pcjsten l)es()rj?eUm, sie l)esonders j^it anriihmten.
Einem hohen (Jeneral Ol>er C'oniman<lo mache hierwej^en die jjanz j^ehorsaraaü» Anzeige,
un4l im Fall hochdasselbste dies«^ Betrachtunj^en «ler hik-hsti^n Behr>rde zu unterlegen würdi|r un<l
vor nützhch Ijefinde, so winl es ohnehin, so wie aUes sonstij^, von diesem hi»hen Gutbefond
ahhan^'n.
Enttcurf
Kurz zusammenji^faster Gedanken, ob in der Buccr>wina eine f(>rmliche Gränitz Miütz sicher aber
seiner Zeit mit Bestand errichtet werden kirnnte.
Ein Theii der Gnmdfeste worauf <lie gt^meine Wohlfahrt der bürgerlichen Gesellschaft ab
4ler wahre Entzweck eines wohl eingerichteten Staatt^ ruhet, ist die Sicherheit der äusseiwi
Gränze; diese kann unstreittig durch eine an denen Grunzen wohl dotirt oder etablirte Gränitz
Miütz gt^stützet werden, solche Absicht zu erzielen, muss der I^andes Beherrscher um «lies*? Grä-
nitzer wohl zu dotiivn, oder Cameral (Jüther o<ler Fiscalitäten haben, welche aber in der Bimvi*-
wina ausst»r dem kleinen Kimpfdong^T Ockol actu gebnx^hen. Die Vortheile, welche eine Gränitz
Militz dem Staat und dem Gemeinen Wivsi^'n verschaffet, ist ül)erflüssig als eine allzu bek;u!Dt»'
Sache aufzuführen.
Se. Majestät hal>en in mehreni (Jelegenheiten, und auch mittelst hochlöbl. Hoff kriegsrätli-
räthlichen V«'rordnungen zu (»rkennen gt^gekMi, wie höchstilieselbte die Gränzen der Bu«i)wina zur
Gränitz Mihtz ge])il4leter verlangen, dem«» actu nichts anders widerstanden, als was im Einganjr
gesaget. Es mag sich alxT «lenncK-h sucwssive, und zum hm-hsten Nutzen des Staats diese Alk»r-
htW-hstf* Absii'ht in Ei'fiillung bringen lasH<»n.
Ich halM» demnach vermög meiner aufhabenden Pflicht nichts versäumen wollen, mittele
unausg«»s(»tzti'n Pflichts<'huldigen Nachdenken auf Mitttd und Wwge zu verfallen, mittelst welchen
di(»se Allerhrichsti» und «lem Stiuit nützliche Absicht erzielet wenlen könnte, so wie zwar in raeineu
(S\ stein isirungsplane) untei-tliänigst gi'horsamst vorg<^s<'hlagen habe, so füge diesen anmM'h na»4i
folgendes Ixn. Ist <liese meine wenigst gtdiorsamst, treu, un<l wohlmeinende Meinung ni<*bt annelmi-
lieh, so bin von aller BcKorgimg eines Voi-\i'urlTes, nicht Pflichtmässig nacligedacht o<ler etwas vt-r-
gess«^n zu hal)en, im voraus losgespnK'hen.
Dass die Buccowiner nach der Moldau liegende Gränze einer unglücklichen Bestinamunfr
wegen sehr offen und schwehr besonders ohne einer wohl regulirten Gränitz Militz zu versiclw*ni
s(\ve, ist siittsam l>ekannt. Zu Anlegimg einer I^and o<ler Gränitz Militz ist eine Strec-ke deren an
denen Gränzen ligenden Gründen erforderlich, die dem Regenten eigenthümlich zugehoren. uml
die von «liest^n dem Gränitz Sohlaten zur Benutz- und Nahnmg überlassen wenlen können. IHl^
Eigenthums-RtH'ht auf diese Gründe erhaltet der R**gent entweder durch Cameral Gütber, durch
die Fiscal Rechte, oder durch Vertausch- und Erkauffung.
Nach Anleithung deren re<*htlichen (inmdsätzen fallen <lem Fisco alle erblose Gnm<le zo.
Derjenige Grun(U>esitzer, der das Eigeutliums-Recht seines Vorfalirers o<ler Erblassers nicht erpntl>»Mi
kann, der besitzet also ein dem Fisco zug«diörigt*n Gnmd, denn in fremden (lüthem griffet kein
Erbschaftß- otler Eigenthimis-Recht Platz.
Hat nun der R*»gent durch seine gelU»nd gemachte Fiscal Rechte in einem liand sich ein
und andere Güther zugtH»i^net, so ist er auch berwditiget^ diese an versi'hiedenen Strw-ken dt^
Landes befindliche Fiscal Griin«le theils mit jenen an denen Gränztm liegenden zu vertauschen,
und den Eigenthümem der letztem einen billigen Ersiitz mit Ül)erlassung der erstem zu geb»^n:
So wie auf gleiche Arth in Thürgen bey Errichtung der dortigen Gränitz Mihtz die nemliche U*-
nification gemacht und alle P<ws«»ssom vollkommen iK'friediget word(»n sind. Dann die Gmndregel
der Staats Kenntnüss lehret die allgemeine Wohlfahrt dem Vortheil einzelner Bürger vor-
zuziehen.
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Josbph's IL Reisen nach Galizibn und der Bukowina. 115
Der FiJH'Us hat auch das Vorrecht die zum Verkauften angetragen wordene, oder auch die
vor einer vennr»g denen allgemeinen Rechten oder auch Landes (lebrauchen noch nicht verjährten
Zeit verkauft wordene Güther zum gemeinen Besten vor anderen einzulösen.
Sind nun diese itzt aufgetiihrte Sätze gegründet, so zeiget die Anwendung deren sich auf
den Bu(TOwinor Üistrict, dass in diesem Strich Landes eine Gränitz Militz zu erri(;hten nicht nur
allenlings möglich, sondern auch nützlich und nöthig seye.
Anwenflung deren vorderen Sätxen.
Die Einwürffe, welche Avider die Errichtimg einer Gränitz Militz in diesem Buc(x>\nner
District gt^macht wenlen könten, dörfben wohl vorzüglich in folgenden dreyen Abtheilungen bestehen.
1. Weilen <ler liandes lk»herrscher hierzu Ijande keine zulänglich-eigenthümhche Gründe
nnd Güther besitaet, mithin der allenfalls errichtet werden wollenden Gränitz Militz die nöthige
Gninde und Plätae als eine respec'tivc Gränitz Dotirung nicht anweisen kan.
2. Weilen das I^and Volk dieses Districts dem Militär Stand abgeneigt, mithin diese
(iränitz Errichtung eine Auswanderung verursachen könnte, und
3. Weilen auch in dem fast unbrauchbaren Gebüi*g einige Gränitz Militz wohnhaft gemacht
werden müsse, all wo man dem Gebürgs Theil ohne Zuhülfenelmumg des flachen I^andes den n<>-
thigen Nahrungs Zweig schwehr verschaffen können wird.
Diese Einwendungen werden zum Theil durch folgende Aufklärungen widerlegt.
Ad 1. Durc^h meine 3 jährig allhiesige Anstellung, als eben auch auf die Behandlung der
Justitz Angelegenheiten zu sorgen verbimden bin, habe aus denen fast täglich vorkommenden
(»rund Strittigkeiten erfahren, dass mehreren Grundbesitzern die Beweisse ihres und ihres Erb-
liiseers oder Vorfehrers Eigenthums-Recht ormanglen, und viele aus ihnen nichts anderes als ihren
Besitz zum Rechts-Behuf bey bringen können.
Man hat allschon mittelst einem von dem hier aufgestellten Auditoriat verfasten Bericht
über die Verwaltung der hierortigen Rechts-Angelegenheiten verflossenen Sommer die Quellen dieser
Ungewisheit des Eigenthums Recht der hiesigen Grundbesitzern mit melireren ganz gehorsamst
bemerket, imd der hohen Behörde unterleget. Es ist unstreittig, dass ein grosser Theil dieses
Biu-cowiner Districts ohne Rechts kräftigen Gnmd Documenten besessen werde, dessen Gewissheit
«luH'h Einberuflfung sammöntlicher Gnmdbesitzer und Untersuchung deren Grundschriften erhoben
werden könnte, wodurch fast überhaupt die kleinen Edel Jjeutlie Ruptaschen, Schlachten, imd
Redses<:hen oder sogenannte (irundnachbahm grösten Theils ohne Ret^hts gültigen Gnmdbrieffen,
folglichen deren Griinde und Güther erblos befunden werden würden. Denn die Schlachten und
Reilseschen sind nur Louthe, welche meistens in denen Kriegs Unruhen jene von denen wttrklichen
(irumleigenthümem veriassene und Herm-lose Grianle gleichsam ün ersten Stand der Natur sich
efgenmächtig zugeeignet, und m Besitz genommen haben. Wann nun ein derley St^hlacht oder
Redsesch sich mit einer Masillens Tochter verheurathet so ist er venuög denen bestandenen
Ijandes Gebrauchen ein Ruptasch, oder in kleinen Edelstsind andurch von selbst erhoben gewesen ;
Dergleichen liCuthe können dann kt^in anders Recht ihrer hierländischen Besitzungen beweisen, als
tlass sie ohne Widerstand verlassene Güther o<'<!upirten. Es befinden sk'h auch von denen Mol-
«Liuis<^hen Pacht Fürston mehrere denen Klöstern oder Edelleuthen ertheilte Schankbrieffe bt^ylaufig
mit diesem Innhalt: Wir schenken dem Kloster N. einen Grund Theil bey Czemowicz, und bitten
Gott, dass er unsere Nachfolger erleichte, damit auch sie diesen unseren Schank Brief bcstätti-
gen etc. et<'.
Aus diesem Innhalt^ besonders aber da die Moldau, mithin auch dieser von selber abge-
rissene Buccowiner District ohnehin unter dem Schutz der Pforte, als dessen Landes Herrn stunde,
ven^ifenbahrot sich, dass diese Fürsten keine Eigenthümer des Landes waren, mithin nur auf die
Zeit ihrer Pacht- und Regierung, nicht aber auf ewig (Jründe oder Landes Gefehle zu verschenken
K^rechtiget waren. Alle diese S<'hankbriefe haben zu der Zeit, als dieser Buccowiner District unter
die Kail. Königl. Ösüineiehischc Regienmg gekommen, und Se. Majestät ak würklicher liimdes Herr
eingetretten, von selbsten ihre Kraft und fernere Gültigkeit verlohren, und fallen dahero all diese
durch die Moldauer Pacht Fürsten auf die Zeit ihrer Regienmg verschenkte Gütber und Griinde
dem Fisco anhoim. Auf solche Arth wurde ein grosser Theil deren in diesem Distri<t befindlichen
Gfithem und Gründen <lem Fisco eigcnthümlich zufallen gemacht werden, besonders ^OW^^lp
igi ize y ^
116 Polek:
dio Stadt Czemowicz, Sirt^h un<i Sin*zawii nobst den Kiini)()lunppor Okol von vurif»<^n Z('it«^n — hw
liirstli<-ln' (Kitlior wanMi, und artu als liiindt'slürstliche (liither anj^i'seht^n worden, obwolilfn /war
>ulcht? •lenualilon dorn Aerario keinen KiiMitzer al)Werfren. Ja ich p»trane mir fast zn Indiaupt**!!.
dass Ih'V einer veranlasset wenlenden ^^»recht und {genauen Vonveiss- und rntersu(diun«r den'U
Grund Doeunient^'n, tast der lKill)e Bu(Towiner Distriet erblos lM'fun<len werden wird: denn wann
auch ein (frundl)esitzer darzrij^et, dass sein Vatter oder (Jross Vatt4T von einem Dritten dh-^-n
nun besitzenden (irun<l erkaufet babe. so werden d<M-b sebr viele das Re<-bt des VerkaulTers iiirlit
])ewris<'n kr>nn<>n. mitbin sebr wenij^' den nM*btmässi«>fen Besitz beyzubrin^m im Stiinde s*')ti.
Hat mni der Kej^^'ut dureb dies4' Veranlassunj; in der Buci-owina, wenn es aucli in vt»r-
s<'bied«Mien (b'«^enden ist, ei^'entbümlicbe (Jütlier, so ist ja sebon andnivb der (inmd zur (fräoitz
Militz «^ele^'et, in (Umu die Rückwärts, oder im Mittel Punkt des I^indes betindliebe Usaü (ifitli»T
sowobl ^^'^n«n jene an denen (iränzen liepnide v^^rtauseljet werden können. Endliebeu wnnb? *•>
aueb niebt sebwebr fallen eini^r^' llütber um einen sebr bilbg und gerinj^aMi l^revss \m} Aerari*»
einzulr>sen, daim bier in der M<»l<laii bestünde, und in d«'r jen8t»itif?er Moldau iM^stobet \vj*'h h«nit
zu Taj^e der Kindes (Jebnmeb, dass die verkauffte (iütber dun'b die imben* B*»fnHindt»\ und au«-h
(inmdnaebbabni ncK-b in Zeit von 10 Jabren, und zwar von dem Tag der Bek-anntwordunj^ uu-
<len nnt dem ersten Käufer stij)ulirten Kaufs<billing zunickgebissen werden können. (Jowis ist f>.
dass in Zeit von 10 Jabren in diesem Bue<'owiner Distriet mebrero Gütber und Gründe, die erst
dermablen im Wertli zu steigen anJangen, um eint»n stdir gi^ringen l^ivyss hindangegoln^n wonlen
sind. Es dürften also nur diese zum (Jemeinen Besten eingebiwt werden, 4lie mit Einbi^grief den-n
verm(»g obigen Vorseblag vei-oftenbabret werdenden Fiscal Gütbem ohngezw«nffelt in der zur An-
legung einer Gränitz Militz nötliigen Strecke best»'ben wurden. Andun'b wäre also der erste und
wicbtigste Einwurf und Anstand scbt>n meistens entkräftet.
A(f 2. Das in diesem Buccowiner Distriet befindlicbe I^md Volk bi'stebet meistt^ns aus
Hücbtig und anden^n vei-scbiedtMien anbero geloffenen Volk, und ieb werde mieb nicht invn, s^
icb sage, dass aus denen existin^nden 23.000 Familien scbwebrlicb 6000 wahn* Moldauer Familien
sieb vorfinden wenlen. Dieses Volk ist weder dem I^md, n<)cb dem I^ndts Herrn, «mdern nur
ibnMn Eigj'unutz getreu ; Es verbleibet so lang allbier, als (»s sieb melir Vortheil als in andon-n
Ixinden Zuflüssen siebet. Wird ibr Eigennutz mit grossem Auflaagen oder Emoueningi*n \rr-
nündert, so verlasH't es obne vielen Bedenken diesen Kivvsb, und entienit»t sieb in andere ilin»in
Eigennutz und Absiebten vortbeilbafUT scheinende Lande, es verlasset andun-h keine eig%*ne
Gründe, sondern nur schlechte vom Koth, Stnnchwerk und Holz zusammengesetzte elende llntter!.
tlie von keinem Werth sind. Dieses Volk ist eben auch an keine Zucht, Ordnimg, WirtiH-haft,
l{«»inlicbkeit k gewidmet, ntK'b zu der Industrie aufgi'leget, weilen ihn^ venmlassende Verln-ssi-
nmgen der Gründe odtr Häusser nicht ihnen, sondern dem (inrndherrn nützlich wären, der vor-
nuibl hier zu I^ind den Baui'ni nur so lang behielte, als er ihme anständig wäre, und s<»lcben
nach Wohlgefallen hintlanjagte. Die Ui-sacbe «lieser so üblen, und dem Gi'meinen Wohlstxinti s«i
nacbtlu'iligen (iesiunungen dieses l^mdes Vulk scheinet also vorzüglich in dietknn gegrümlet zu
sevu, weilen der Bauer keine eigenthümliche (i runde und Felder Ix'sitzet, und sein Hauss auf
fremden Grund und Boden erbauet, weh-bes ihm d(»r Gnmdberr vormahlen nach Bidielw-n abzu-
nehmen bcnM-btiget waiv. A\'urde aber diese Ursache aufliören, und dem bm<hnann cigenthünüicli
erbliche Felder angewiesen, er aucb zugleich zu Erbauung bessi^r- und mehr im Werth lauflontlen
Haüs.ser angehalten und unterstützet wi'rden; so scbeini't wobl aucb gewis zu s*.\vn. das?* da^
I^uid Volk dickes Buccowiner Distriet ebenso, wie in anderen wohl ein^Tii'bteten Umden mit »lor ämI
zur wirtbschaftlicbenrnt4'niehm-undVerbcssenmgen ihrer eigenen (i runden, andundi alKTauchzu«rl«-icb
zu Verl »esserung ihrer Sitten, und zur Liebe ihres Vaterlandes geriMtzt^t, und verleittet wenlen wfini»\
B(*y Anlegung einer Gränitz Militz wird jeder Gränitz Sohlat*»n Familie der nöthigi' Ter-
raine zum Ackerbau, Wiesen, und Gartben eigentbum- und erblich nur mit dem oncrc tuHiUiri
überlassen, und die Erl»auung besserer Haüsser na<-h <lem Granit« System ohnehin nachdruck-
samst bes4»rget. Von allen diesen habe mich obnebin schon in meinen Systomisirungs-Phin ver-
breit tert geäussert.
Da mm nach der bisherigen Uindes Verfassung der Buccowiner Bauer keine Hand brnt
eigentbinnlicbeu Grund besitzet, so wurde für das hiesige l^imdes Volk gewis keine whnH»irbel-
baftere. untl mehr reitzi'n lere Einricbtung veranlasset werden können, als^eine Gränilz Errichtunjr.
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JoSEPH's II. RbIS£N nach GaLIZIEN IFND DEB BUKOWINA. 117
Dieses ist dann die Widerlegung des zweyten Einwurfes.
Äfi .9. In jenem zum Theil unfnu^htbahren Gebürgs Antheil, in weli^bem eben eine Gränitz
Militz Wübnbaft gemacbt werden müste, sind dermablen s(^bon einige Dorfscbaften. mitbin aueb
Einwolmer bt^findlieJi; Diese leben nicht vom Ackerbau, sondern von zerschiedenen Hand- und
Holz Arbeitben, dann hauptsäclilicb von der Viehzurbt. Sie sind alKT bey allem deme el>en so,
wie andere in denen Hacben Gegenden wobnende Bauern Contribuenton, geben ibre AI)gaaben,
und versebaffen sieb nach ihrer angi^wöhnten Arth die nötbige Nahrung, sie wurden alj^o nocJi
ffiglirlier leben, wami sie dem Gränitz Sümd zugezogen, und von <lenen (rnm<lberrlichen Eut-
riebtungen, von «ler Roboth, und Abgaabe der Z<»benten befreuet blieben. Damit es aber in diesem
Buccowiner District überhaupt <lem Landmann, mithin auch dem Gränitzer an den nötbigen Nab-
nings Zweig nicht gebreche, würden jene zur BetV)rdenmg der allgemeinen Wohlfahrt abzielende,
imd vorraabls vieleicht wegen denen stetton Kriegs Unmhen, oder l^nwissenheit deivn Moldaui-
scrhen Fürsttm unterlassen wordene Einrichtungen zu veranlassen seyn, wovon in den allerunter-
thänig-st unterlegten Systemisinmgs Plan sattsame Vorschlägt^ und Beweise aufgeführet habe.
Nur der aus der Ukmine eingefiihrt werdende Bramlwcin allein, da das haare Geld in
der grösten Mengt? ohne allem Stichhandel ausgeliihret wird, bemet den Umlauf des Geldes, da-
hingegen ist noch der einzige vortheilhafte Handel in diesem I^ande mit dem Hom Vieh nach
Preslau, und Wollen Vieh nach ConstiintinoiK4.
Es käme also nur darauf an, dass man die Einfuhr nachtheiliger- und das Geld aus dem
I*in<l bringi-nder Wiiaren, besonders aber des aus der Ukraine so häufig bereingebnu-bt werdenden
Brandweines einstellen machete.
Endlichen wurde die Laage dieses Stück Limtles, desst»n Gränze gegen die Chotymer Raya
und Moblau vormahls stetts mit unruhigen Nachbarn überschwemet wäre, und das in «lasigen
jenseitigen I^mden fast alljäbrhcb einschleichende Pest Ü1)el schon von selbst eine zahlnncbe Vor-
mauer von gi^tnni und rechtschaffenen (iränitzern an dit^sen gelabrlicbeu G ranzen nutzhcb und
noth wendig machen.
Enzenberg, (iM.
YII.
Hofkriegsrath an das galiz. Generalcommando.
Wien, den 21. Augusti 1781.
C'oncept. (Archiv d. k. k. Minist, d. Innern. Nr. 9 ex 1781, U. A 6.)
Sc. 3Iaj«'stät befinden liir gut, den Buccowiner Disirict derzeit noch unter der weitern Iam-
timg des H<»fkriegsratbs zu bebissen, verlangen aber zugleich, dass die inneiv Verfassung <les
liiindes auf einen sob'heu besseR»n Fuss gesetzet wenlen .solle, damit einerseits das lijmd IVir das
künftige leichter und mit Billigkeit gehalten, andeivrseits hingegen auch davon der billige Vor-
thcil für <iiis Aerarium gezoben werde.
Die Bowohner der Buccowina imd der tirund und Botlen, der tlieils in ihrem Besitz ist
zum Tlieile aber auch n<x*b iUl lieget und als verlassen anzusehen konunet, sind dermalen die
Gegi'ustände, worauf der Hofkri<*gsrath seine Aufmerksamkeit zu ric-bten für nöthig erachtet, um
Sr. Majestät Allerhö<'bste Gesinnung so zu erivieben, damit die im District unteniouunen wer-
d»'nde Verbes.st»rungsimstalten inmier mit der Rücksicht verbunden bleÜH'n, dass, es mag künftig
die Bui'cowina eine Militiirgninitz oder eine Civil])rovinz werden, die angefangene Ameliorations-
v«»rkebrungen für den einen wie für den andern Fall mit Nutzten anwendbar un<l in dem näm-
lifben Fa<b'n fortzuführen, naeh Umständen auch mit der Zeit weiter auszudehnen sein nir>gen.
Der geistliche Stand in der Bucrowina von 4ler gegenwärtigen Zeit Graeci Ritus non uni-
t^^nim macht den ersten Süind aus und übersteigt den weltliehen am Vermögen und an dem
B4»stand der Güter.
I>a <ler Radaunzer (sie) Bischof mit der dortigen Geistlichkeit aus der vormahgen Unter-
wüi-figkeit des Metrofioliten in Jassy und n's|>ective des Patriaivben in Coustantinoi)el bereits
gesetzet und überbaupts aller von der fnmiden Geistlichkeit in die Buccowina genouum*tfe?Einlh^s*;Tp
118 Polek:
a*ifj?eholH^n ist, mithin auch zuversichtlich na<'h der vom Hofkriegsrath er^ng^ncn Belehrung d<*r
s4»itlM»nj^' Vicarius des Metn»iH>Iiten in Jassy keine (lonM'htigkeit mehr in der Buocowina atisöhen,
und wann er ^leiehwol nodi allda verhlielH\ s^inetwep'n die anj^'onlnete nöthigi^ Vorst'hiinj^ seh««
j^^'seliehen s^'iu wird, hin^'«^en der IJischuf von Kadaunz seit j^'rauuier Zeit erneuerte BeweLse vjmi
S4.;iner auln^chtim piten (jesinnun*^ imd von seinem Eifer fiir den Vollzug der Allerhoebsloo Be-
felilen von sich hat verspüren lassen, so ist der Grund mit denen sichern Mitteln fiir den An-
fang und, wie der Erl'ol«^ sich zeiget uml schicksame (ielegenheiten sich ergel)en, für die siut»^TT?
ErhnMtung der VerlM'sserungi'n der Buwoiiina <lurch eine sohdie anderweite Einrichtung der
(Jeistlichkeit zu verschaffen, 4lie das Volk aus der (iewalt der unwissenden Geistlichkeit setzen,
die Vorkehnmgen Für den Zügel gi'lehrter un<l hloss ihn^n Bt»ruf sich widmender Geistlichkeit in
si4h einschlii'Hsen, ülKTJiauptÄ jetzt und kündig fortan mit der Klugheit geleitet wenien mns^s,
<lamit die Religion und die Geistlichkeit keine öffentliche Tadlung, Venmglimpfung und Verach-
tung, no<'h weniger alxT eine ühle Behandlung erleiden, folglmr das Volk nicht im geringsten
auf den etwaigen Argwohn, als oh die (Geistlichkeit und nach solcher die Religion anzugnnfen die
Ahsicht war»', zu verfallen Ursi^ch halH*n, sondern vielmehr stets die reberzeugung vor sich s«*hen
miige, dass die diesfällige Ankehrungt»n von der Geistlichkeit selbst herrühren und keine andere
als die Absicht halwu, damit von einem jeden die Pflichten der Religion, zu der sich ders»»ll»e
iK'kennt, genau erfiillet werden.
Um den Bischofen von Radaunz auf eine ganz unmerkbbar»* Art in eine gewisse Vcrbind-
lic'hkeit von der stetshinigen Erfülltmg der diesseitigen Absichten zu bringt^n, muivs ders«^lh»»
vönlrist das Allerhöchste Wohlgefallen ülier sein zeitheriges Bt^tragen und dessen zur werktbü-
tigt'n Vollziehung Sr. Majestät Gesinnung bereite zu vernehmen geweste Äusserungen und ausser-
«leme no<di weiter zu empfinden l)ekommen, dass Se. Majestät vcrmög des in seine Person ge-
s«,'tzten Vertrauen aus der Absicht, um die Klöstt»r graeci ritus non unitorum nebst denen Welt-
g»'istlichen in dit; erste Regeln und Vorschrift <les heiligtm Basilius, an die sich die Klöster halten
sollen, und Überhaupts in eine dem geistlichen Stand angemessene Verfassung zu setzen, wie auch
alle mit dem geistlichen Wesen in einer Verknüpfung stehende Angelegenheiti^n in der l)ehörigen
Onlnung verhandlen zu machen, ein Consistorium aufzustellen, hiebei ihme Bischofen den Vorsitz
einzuräumen, dies*?m Consistorio nebst einem Igumen zwei Weltliche der Mitstimmung halber bei-
zugelx'U und seinem des (Jonsistorii und des Bis<^hofens Ermessen zu überiassen befunden hätten.
ob nebst «lern giMlachten Igumen mx-h niehrea» Geistliche dem Consistorio beizuwohnen haben
sollen, wornach ik\ Majestät einen von ihrae und denen vernünftigsten und bescheidensten Klo^ter-
vorstehcm auszuar])eitenden Plan, wie <lie Zucht und Onlnung der GeistlicJien nach denen Gt^
setzen und (iebräuchen des Basilianerorden am gt^schwindesten herzustellen und die Rt*ligion
nach wahren Gnmdsätzen zu erfüllen sein kann, ehestens gewärtigten und sich anbei verseheü»n,
dass er Bis<'hof gesammte bei dem Consistorio vorfallende Angelegi^nheiten immerhin einversünd-
lich mit der District«a(hninistration und denen tlem Consistorio beisitzenden zwei Weltlichen \-er-
haudlen imd erledigen mat^hen wird.
Was hiel>«i <ler Districtsadministration theils zur Nachachtimg, theils zur geheimen Be^
Ichnmg zu Ix'deuten nothwendig ist, um bei günstigen Umständen, und wann die Sicherheit vor-
handen ist, dass weder die gefasste Anträge keine erhebüche Beschwerlichkeiten, Hindernissen
und Einstreuungen zu besorgten sein mögen, sich dem vorgesteckten Endzwei-k nach und nach «u
nähern, dies lM.'stehet in folgenden:
A. Der eine Zeit hier in Wien gewestt% nun wieder in die Bu(icx)wina zunickkehrende,
Bojar Balsch ist bereits von der I)istri4tsadministration wegen seiner guten Neigimg und De-
v<»tion fiir den Allerhik-hsten Dienst und Landesfiirston angeriihmet wonlen und hat wähnMvl
MMnes hiesigen Aufenthalt nebst s<hönen Wissenschaften auch dasjenige» eingeflösst l»ekoinmen,
was dazu gebimst, um «leiien rnterthansj>flichten gi»nug zu thun, aus welcher und der hinzu-
kommenden weitem Erwägung, dass Balsch von denen Umständen des Buwowiner District und
der benachbarten Moldau, gleichwie von denen Bewohnern der Buccowina und Moldau gute Kennt-
nissen hat, und bei der nun den Anfang zu nehmen habenden Einrichtung «les Buccowiner
District si'hr viel und eigentli<-h das meiste daran gelegen ist, unter denen Indinduen, ilie zu
Gi'schäften g*'braucht werden sollen, d«'e nn-hb' Wahl zu treffen und nicht wie es aus AnUw« «ler
no<h nicht geendeten BuccowiniT PrtMvssen zu erfahn'n gewesen ist ^iedjr^ in daj« Unglück zu
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Josbph's II. Reisen nach Gauzibk und der Bukowina. 119
verfallen, dass ITntersuchiingen un<l Vemchtiingen Menschen anvertmuet werden, die bloss nac^h
Partieularabsichten und fj^f:^n das Allerhöchste und allf?enieine Bt^ste handeln, der ji^Mhichte
BaLsch tler DistrictÄadniinistration mif die Art lH»i«^^«^eben wird, dass die Administnition ihn nach
(|utbefund verwenden, allenfalls auch dem Consistorio als weltlir^hen Assessor beiziehen machen soll.
B. Bei dem Consistorio wän'n die jjjeistliche EinkünfUm ins<jesammt und die Empfanj^- und
Verwendungsaus weise insbesondere sammt denen dahin j^hörifi^^n Instrumenten zu imt<»rsuchen,
wolun auch alle der f»eistlichen Gerichtsbarkeit halber sich erfjebende Strittij^keiten den Zug zu
nehmen hätten.
C. Einem je^leo Klosten'or8t4»her wäre von der Districtßadministration ein Weltlicher zu-
zu^ben, ohne dessen Mitwissen kein Klostenorsteher iihor Empfanj? und Verwendung der Ein-
künften eine Disposition zu treffen befugt s<Mn solle, gleichwie auch von dem Klostenorsteher
und dem ihrae beigegebenen Weltlichen die Rechnungen über Empfang und Verwendung an das
C4)nsistorium zu gehen hätten . . .
D. Um bei dem Volk desto sicherer den bereits geäusserten IiTwahn hintanzuhalten, der
um destwiUen entstehen kömite, als ob die Religion umzukehrcn die Absicht wäre, kann alle Ge-
walt in weltlichen Vorßillenheiten derzeit noch nicht der Geistlichkeit Kmommen werden ; es muss
daher die Districtsadministi'ation bei scliicklichen GelegenheiUm mittelst des Bischofen von Ra-
daunz es nach und nach daliin zu bringim suchen, dass die Geistlichkeit selbst um die Enthebung
von der Besorgnis deren weltlichen Geschäften aus dem Beweggnmd das Ansuchen machet,
damit ihr desto mehrers die n(»thige Zeit erübrige, dermalen sich flir den geistliclien Stimd tüchtig
genug zu machen und fiihrohin die <liest>n Stand anklebende Pflichten aufs genaueste erfüllen
zu können.
E. Der Antrag ist es nicht, die Zahl der Geistlichen, wenn sie gleich insgesammt (nidit) die
für diesen Stand erforderliche Eigi^nschaften hal)en, zum Abbrud» des Gottesdienst und des Seelen-
trust zu vermindern, sondern es müssen vielmelir jezt und künftig immer so ^^ele Geistliche vor-
hanilen und diese im District so eingetheilet sein, dass die Landeseinwohner dem Gottesdienst
g*'bürend abwarten und in Vorlallen, bt>sondei-s \mm Sterben, e,s ihnen an dem geistlichen Bei-
stand nicht gebn^chen möge ; hingegen ist die nunmehrige übergrosse Zahl der Kloster- und Welt-
g»nstliclien und die Bedrückung, besonders in Anstellung <ler Weltgeistlichen, welche durch sie und
ihre Familien für die Unterthanen erwächst, wie auch aus der Ei-fahnmg bekannt ist, dass die
Erreichung der bereits erkläi*ten guten und nothwendigim Absicht vom Gottisdienst und Stvlen-
troßt nicht an der übermässigen Vielheit, sondern an der f^igenschaft der G«'istlichen haftet
dahero die Districtsadministration nach der Hand, sobald sich hiezu ein ohnverninglicher Anhiss
ergibt, den Radaunzer Bischofen selbst zu dem sodann vorläufig hieher einzubefxUvieniden Vor-
schlag zn bringen sich gegenwärtig halten muss, wie mit der Zeit eine gewisse Zahl d(T Klost*^-
und Weltgeistlichen dergestalten festzusetzen wän% damit die Unterthanen ül>erall ihre Religions-
pflichten behörig ausül>en, die Geistliche aber nicht ohne Beschäfbgimg dem Unterthan zur Uast
erli«H^n mögen, wobei die Districtsadministration von dem in Militiirgrenzeii in Ans^^hung der
nicht nnirten bestehenden Nonnativo die Anwendung zu machf^n su(^hen kann, dass Ix'i 30 bis
150 Familien, wo eine Kirche und ein fungierender Pop vorhanden ist ein (leistlicher, bt'i 150
bis 250 Fmnilien 2 Geistliche und bei mehren^n als 250 Familien 3 GiMstliche hijchstens angi'stellet
sein mögen, in allen Fällen alx'r, wo wt^gtni mehivrer Kin'hen oder weg»»n mehivrin* Familien auch
mehr als 3 Geistliche in Antrag kommen, hierzu die vorläufige* beson<lere Einwilligung hiei-j>rts
angesucht werden muss, welche auch nöthig ist, so oft jemand in den Diaconeli- (wler Geistlich(»n-
stmd zu treten verlanget.
F. Soweit die Aufstt^Uung des ConsLstorium und ihr Aufseher l)ei denen Kloster v(»rsteh(»m
Auslagen venirsachet ist ein- und andei-es aus denen Klostereinkünften zu bestiviten, worauf
gleich l>oi der obberührten Untersuchung der giMstlichen Einkünll*Mi der gehr»rige Bedacht genom-
men werden kann, hingegen ist mit demjenigen Geld, welches nach Abschlag des nothwendigi'n
Unterhalt der Oistlichkeit und d(^ für das Consistorium und für die Aufseher bei denen Kl«)st4'r-
vorsttdiem erforderlichen Aufwands übrig bleibt das A])sehen elaniuf gerichtet <lass dieses Geld
den Fundum von der Errichtung öfliMitlicher ohn(»ntgeltlicher S<hulen für die I^nterweisung der
Jugend abgeben, und da ohnetleme der elende Stand der Weltgeistlichen grösstentheils den I^st
ihres und ihrer Familien-Unterhalts auf die Landseinwohner übei-wäken macht die^Weltgeist;^]
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120 Polek:
licho, voll (lonon (ItTiiialou für dio Haltung clor Schulen an den Bischöfen zu entrichten hab«»n<leD
jährlichen 4 fl. auf das haldestc vidli«? freij^lass^m werden sollen, wornach die Districtsadmini-
sti-ation sich hieriilM»r im Yci-trauen mit dem Bischöfen einzuvernehmen und, wann die jHisitiw
und j?es«*tzmässi<^e Bestimmim«^ und Excindierunj< der ül)rij?hleil>enden Klosterein künft^'n für tli**
Schulen k4'inen erhehlichen Anständen unterliej^e, und dieser Vorj^anj^ nicht etwa v<»n denen
Klost«*r^eistli(^hen als ein Eingriff in ihr Eifjenthnm anj^esehen werden könnte, nach «lern Aiitra^r
so<(leich zu Werk zu ^ehen, auf den Fall aher, wann Schwierij^keitcn von einer B<»d«»utun«^ wider
den Antni^ derzeit noch zu l)esorj^^n wän^n, die Sache dahin zu leit<»n hat, dass die (ieistlicliktit
hewojren werde. fii>iwillij^e Beiträge. <lie jedoch auf etwas Gewissens jährlich hestinimt werdc^u
müssti^n, zu rnterhaltunj? der Schulen ahzuivichen, auf welche Art auch mit <lenen Auslagen für
fiir das Consistorium und fi'ir die Aufst»her hei (Knien Klosten'orstehem sich zu benehmen stMn
würde, vvann der Absicht von der dV'sfiillij^en Festsetzung sich zu viele Hindemis-st'n im W«"^'
stellten, wo sodann, es mag <lie Einführung der Schulen auf die eine oder auf die anden* Art
erwirket werden, auch \m denen wallachischen die Einrichtung derzeit vorzüglich auf den Fil<s
von <ler AusbiMung des Veratands und der Herzen, von der Ausrottung der Vonirtheilen un»!
von der Bereitwilligkeit zum (hdiorsam zu stützen, sobald, wie der Schritt zur andenieiten I'm-
schaffung der (Jeistlichkeit so weit vorgeriicket ist, dass von ihr keine bedenkliche Einstreuungen
unti»r dem Volk mehr zu besorgten sein mr>gen, mit der Öffnung deutscher Schulen in Städten
und gi'r»ss<»ni Oil^^chaften der Anfang zu machen, um tüchtige uml solclie wallaidiische Schid-
meist^T. auf die in allen Stücken sichere Rechnung gemacht werden kann, sich zu lM»weriK»n, hicliei
alwr nach dem l)ereits dem HeiTU (ieneralmajor Enzenbei-g b(»kannten Vorgang und Beisj/iel dts
sielH^nbürgischen Rodnaer Militärdistrict auch jiHer Anschein. W(Mlurch die Elt«^ni auf den (ie-
danken veHallen könnt^Mi, als ob sie zur Schickung ihrer Kinder in die Schul zu zwingi'u daf.
Abs<»hen wäiv, sorgfiiltig hintanzuhalt*»n ist, sondeni lediglich die I/dirbücher gratis auszutheilen.
erwachsene Bui-sche durch massige Belohnungen im (Jelde zur Besuchung der S*'hulen herUMzu-
ItK'kcn und durch tliese denen Bu<'cowiner Einwohnern Bi^weisi» von «len Nutzen beibringi^n zu
machen sind, der auch ihnen mitt^dst (h^s S<dndunterri<dit Ihm ihivm häuslichen \Vt*s«»n dun-h
»las ges(diwinde un«l verlässli(die Recduien, dundi «las geschwindere F«»rtkoimnen (ler Kinder und
in andeiv Wege zudiessen kann, von woher zugleiidi das ohnanstr>ssige Mittel der iVusbndtung
eines gut<»n Ruf über <len diesseitigi^n S4-hulunt(MTi<dit bis in die Moldau von sich stdbsten ent-
springet, und wolM'i n<Kdi die Districtsadministration, glci(dnvi«' das (lenenilcommando si<-h zum
beständigen Natdiverhalt «c^ni»ichen zu lassi'U hat, dass bei <ler Jugend von v(»rschied(Mjer Religion
der R<digionsunten*icht immer von «'iues je<len Religionsverwandten s«nnem PlarnT zu ertheilen
ist, hingegen fiir das I/»sen, Schndben, R<^chnen und für die übrig»», mit <ler Religion in keiner
Verknüi»fung lM»findli<die (Jegenstände dtT SchulunteiTi(dit gemeinschaftli<di sein kann.
O. Die nicht bloss auf die Religion, sondeni au(di auf jK»litische Ui^sachen einen Bt^zug
nehmenden Bedenken sind beivits wiederholt darüber geäussert wonlen. dass «lie aus Sielion bürgten.
Fohlen, (iallizien und der Marmaross si(di in die Buc<*owina ülH'rsiedeltt» Fnierte we4ler eine (Je-
legenh<nt zu ViM'richtung des (iottesdienst, we<l(»r (uMstliche nach ihrem Ritu halxMi, daher di*'
schismatische Kirchen besiudien und eig<»ntli(h zum Schisma ül)ergegangen sind: es ist ferner
nicht zu zweifeln, die Districtsadministration werde nach deni^n erneuerten Verfügungini div lft»f-
kriegsraths auf <fie zu Beludiung dieses Febel erlorderli<*he Mittel beivits Be<lacht g«Miommen und
insbesondeiv aus dem Bewegsgrund, wie viel danm gebogen ist. dass ein jeder die Pflichten der
Religion eriüll«', zu der sich deivwdlj«» bekenn(»t, auch schon den Radaunzer Bi.sclu»fen selbsb'U
über die diesfalls zu tivffen nr»tlng<» Anstalten in das ViU'trauen miteingezohen hal>en, dahep> nun
ehcHteus der Bericht p^wärtiget wird, wie das Abseluni mit der sicherstt^n Vennei<lung aller An-
stössigkeiten dundi sovi«d thunliche Zusammenziehung deivn in der Buc<*owina sich z^^rstnnit auf-
haltenden rni<n't<ni, dundi Ftd>erkommung mehivrer Fremden (jraeci n'tus unitoniift, v<»n woher
ntndi griKSserer Anlass tür die ihres Religionsexercitii hall>er nöthig«» Vtirkehnmgini sieh ergibt,
dundi die angeti-agene Anstellung zweier unierten Poix^n beim Stab in Czemowitz und hvim
zweiten (Jamis<»nsii'giment oder durch anden^ von tler Distritsatlministration ncK'h lH*s.s4'r btiiinden
werdende Wegi» zu eriiMchen sein könnte.
Der dem geistlichen lolgende zweite Stand in der Buec<jwina bestdit in denen B«»jam.
welche nebst andern Vorzügen die erste Ämter des liaudes bt»sitzen zu können das Recht haben
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Joseph's II. Reisen nach Galizien und der Bukowina. 121
und derzeit um destwillen in drei Riinj^e ans^'el)rpit<'t sind, nachderac unter diese ßojam raehnnv
andere Bucctjwiuer Einwohner sieh unbefu^ einzudränj]fen und dadurch auch von dem Stand der
Contrihiienten sich freizumachen Mittid und Wej^e j^efunden luiben, unter die insbesondere die
3Iiizillen und unter (ienen Mazillen vorzüj^lieh diejenij,'e von Czei*novitz<n- Distriet gehören, welche
an der seitherijijen Anhäufun*^ und Ver/öf^erunj? der Untersuchunj^prcx'esften ^itentheils ürsacli
sind und ihre bi*)se Denkungsart in GtdeJ,^'nheiten beriMts Öfter zu vei'spüren gej^>ben haben,
womach die Districtftadministration mit Zuhilfenelununj? dei-en bereits von dem Fürsten in der
Moldau wetzen der Legitimation zum Bojarnstand zuhanden gebrachten Auskünften alle unrecht-
mässig in den Bojarnstand sich hievorgi\sc]nvung(me Buco<)winer zu seineraeit in die einem jeden
gebürende Classe und resjK^ctive in die Obliegenheittm <les Bauernstand, nachdeme dermalen die
Benennung von Ma«gillen völlig aufzuheln'n bedenklich sein (hh-fte, und nur vorzüglich die in der
Maiisillen Händen befindliche illegale Dmnmienten zuhanden zu bringen nothwendig ist. wieder
zunlckzuversi»tzen und somit diesfalls besondere Umstände, allenfalls die Beisoi-ge von einer Wider-
setzlii'hkeit der ßuccowiner Mazillen eine mehivre Behutsamkeit und über die Sach^ etwa noch
v«»rläufige Anfragen beim Hofkriegsrath nothwendig mac^hen, hierauf die Rücksicht zu nehmen
und rt^jMX'tive den Bericht hieher zu ei-stjitten hat.
Der Bauern- und eigt'utlich der dritte St^md in der Buc<'owina steht dermalen noch auf
dem elendsten und eigentlich auf dem Riss, dass er der Willkür «ler (Jrundhemi und der Pät^hter
preisgegelx'n ist, mithin auch ein joder Anschein, der ihme eine Besserung hoffen lä^sst, alles das,
wa.s er im Ik^itz hat, )m demselben vergessen und ihn dorthin gehen macht, wo er in glück-
lichen^ Umstände sich setzen zu können vermeinet; es fordert mithin dieser Stand eine gänzliche,
doch aber solche Umschaffung, die nicht schnell zu erfolgen hat, sondern nach und nach geschehen
muss, und wornach es also auch eine vorzügliche Obliegt^nheit der Distric^tsiidministnition ist,
hierauf ein bertissenes Augenmerk zu richten und, wie künftig hiezu schicksame (Telegenheiton vor-
kommen, solche Ix^stens zu benutzen.
Die landesfiirstlichen Besitzungen in der Buccowiua schränken si(^h derzeit auf 4len Kimpo-
lunger Okol und auf die B Städte* Czeraowitz, Suirzawa und Szireth ein.
Die Erfahrung bestätiget es, dass die sehr häufig«^ Prm'esse in ihn' Buccowina ihren T'r-
spning theils aus der unruhigen (iemüthsiirt der Buccowiner und aus dem jüdischen Wucher,
vorziiglich aber und meistens aus der Ungewissheit des Eigenthums der Paitikulargrund-
Ix'sitzer, aus der nicht richtigen Bestinnnung der Moschien und (I runden, aus denen Paidit-, '
Kauf- und andenm vei-schiedenen Contracten entspringen. Warum der P^rweis des Eigenthums-
re<'ht nicht, wie es vor einigen Jahren in Sii^benbürgen geschehen ist, durch eine lörndiche Pro-
duclion in der Buccowina zu veranlassen für gut befunden wird, hierül)er muss die Districtsad-
ministration zu ihivr Riciitfir^hnur bei der künftigtui diesniUigen 0[K*ration die Ui'siu'h zu ver-
nehmen bekommen. Derzeit sind die .Jura Fisci in der ganzen Moldau, mithin auch in der Bucco-
wina no<^h vr>llig unbekannt; wollten nun zum Beispiel Buccowiner (lüter, wehiho ehedem zum
(truHsfüi'stenthum der Moldau gehöret haben, wovon «lie Buccowina einen Theil ausgtMuacht hat,
aus <lt»m erstangoführti'u Beweggnmd jetzt dem Fiscus ohneweiters zugeeignet, wie auch die
ülier Bt^itzungim dem Fisco zustehende amleiv b*»kannte Gerechtsamen in die Ausübimg gebracht
w«Tden, so wünle ein solches Ik'nehmen in denen Gemüthem eines jeden Gütertn^sitzers den
S<dmH'ken von der Unsicherheit über die Eigenthumsrechte seiner Possessionen und anbei noch
«len Eindnick von dem vr>Uigen Umsturz ilm^r seitherigen lAindesgesetzen und Gewohnheiten,
auch in der benachbarten Moldau Aufsehen wirken, auf deren Bewohner politische Ursachen eine
Aufmerksamkeit nothwendig machen. Eine lonnliche Production, Avie sie in Siebenbürgen vor sich
gi'gnngim ist, zieht die Einbtmifung siimmentlicher Grundbesitzer und die Unt«»rsuchung aller ihi*er
DiK-unienten und Schriften nach sich, wodurch sie das Eigenthurasrecht über ihre Güter darthun
zu können glaulx»n.
Da in der Buceowina die alte Docuraenten meisü^ns aus verwirrttm und zu täglichen neuen
Streitigkeiten Anlass gebenden Sätzen, zum Theil aber aus blossiMi Schankbriefen der ehemaligen
m<>l4liuis<'lien Pachtfiirsttm bestehen, welche Kloster oder Edclleute in Händen halx'ii, und üImt-
haupt« auf einen solchen Inhalt hinausg«'hen, (ier allerlei Zweifeln un<l Einstivuungen unter-
zohen wenlen kann, mithin, wann die sonst in derlei Fällen gewöhnliche Pi\»duction in der^ucco-
wina zu erfolg»'n hätte, dies die Proci»sse allda sehr vervielfältigen und das gi^fegilyfeiyb^/V^PÖ^QlC
8*
122 PoLEK :
Beriolitigiing <ler dortigen PoRsegßionen in die längste Zeit verzögern machen würde, so ist nm
hiebei allen Anst^'issig- und Weitläufigkeiten auszuweichen, durch den Vorgang der Berichtigung
der Besitzungen die Uebe und das Vertrauen der Güterbesitzer für den Fürsten der Buccuwina
herbeizubringen, und bei der Sache geschwind diis En<le zu erreichen, welches auch noch darum
nöthig ist, weil die (friinde in der Burt-owina dennalen noch einen s(»hr geringen Wert hab^m.
sobald aber, wie einmal die Population und mit si »Icher der Industrial verdienst sich vcniiehn*t
der Commerz aufzul<»ben anfangt und mehr Geld im Lande ist auch der Wert der Ctrunden
steigen ^inrd, mithin die Besitzer ihn» Ansprüche auf den Grund und Boden mehrcrs gelten zu
machen suchen, und auch solche nicht mehr um so leichte Preise pro aerario einzulösen sein
werden, auf das holdeste eine eigene solche Commission im ganzen Bu(xx>winer District benimzu-
schicken für gut befunden und entschlossen worden, welche die Beweise über die Eigenthunit^
re<dite der Particidargrundbesitzer zuhanden bringen, nach Umständen an Ort und Stelle spnK-ben
und \m <lieser Gelegenheit unter einstens den Populations- und Viehstand und Überhaupts alle
diejenige Njuhrichten uiul Auskünften erheben und einziehen sollen, welche zu EinfilhniDg eines
gerechten Steuerfuss, zur Bestimmung der eigentlichen I^iuulesschuldigkeiten und zu Fesü^etzung
des Verhältnis zwischen Herren und Unterthanim gehiuvu.
In Ansehimg dieser Kommission muss zu der Bu(H»winer Einwohner allgemeinen Kenntnis
gebracht werden, dass. da aus denen seit der diesseitigen Besitznehmung der Buctx>wina bei der
I)istrictsa<lministration verhandelten und noch immer vorkommenden sehr rielen Streitangelegen-
heiten bekannt wäre, dass die dermaligi^ Besitzer ihrer Territorialgrenzen halber bestandig gegen
einander Anstände erwecken und wechselst^itige Gewaltthätigkeiten und Usurpationen ausüben.
Sc. Majestät geneigt wären, eines jeden seine re^'htmässige Besitzungen auf ewge Zeiten zu ver-
sichern, solche durch sichtbare Hottei*thaufen, Marksteine auszuzeichn^m, einem jwlen zu ihren
un<l ihren Erlwn -liCgiUmation s<'hriftliche Dwumenten ohne Entgelt ziistellen zu hissen, imd in
der Folge die rwhtmässige Besitzer wider alle Angriffe imd Bivinträchtigimgen zu Si^hutzen, zu
welchem Ende mit Allerhöchster Begcnehmigung und Gutheissung eine aus des l^indes kundigen
und ihres Vertrauen halber bekannten Männern zusammengesetzte Commission im liHnde henun-
gehen und eim^ni jeden Besitzer die Zeit, wann sie bei ihm auf «»inen Besitzungi^n eintrefTen wint
vorläufig l>ekannt machen würde, damit sie nicht allein die zum Erweis ihres Eigenthum nötliige
Documenten vorzuweisen, sondern auch nach vorläufig der Commission abzulegenden Eid, dass sit»
in allen Stücken die reine Wahrheit sagen werden, Überhaupts alle von ihnen wegen der auf
ihren Griinden wohnenden Menschen, wegen des Viehstomi und allenthalben wegen di»s Rural-
und Dominicalwesen von ihnen Ix^gehrt werdenden Anzeigen beizubringen, mithin sich für «las
eine wie für das andere gehimg vorzubereiten imstiuide sein mögen, dahero Se. Majestät sidi zu
einem jeden Particulargrundbesitzer inslM^sonders, gleichwie zu allen insgesammt allergnädigst ver-
seheten, dass sie diesen zu ihrem Besten zu gereichen habenden Vorgang unteiBtützen, die Ver-
handlung der Conuuission auf das möglichsti» zu erleichtem und zu beschleunigen trachten, der-
selben über all- und jedes offenherzige und getn^ue Red und Antwort gcbi»n, nach der Conmiission
ihrer Entscheidung sich gt»nauest achten und, damit keiner darwider handle, selbst die geflis-
senste Obsorge jetzt und künftig tragen werden, allonnassen damit die Cirundbesitzer auf die Com-
mission <lesto gröss«»res Vertrauen zu st»tzi'u bilhgc Ursach haben und die Commission desU»
sicherer ohne aller Parteilichkeit bloss nach Recht und Billigkeit förgehen möge, St\ Majestät
g«»sainmte Commissionsmitglieder, die aus dem Bnuler des Bischofen von Radaunz, Helias Hen*skur
(Hea»skul), der eliedem Czemowitzer Director war und nun von denen Einkünften winer Güter
lebet aus ein- oder anderc»m Bua*owiner Edelmann, auf welche die DLstrictsadministration ein
vorzügliches Vertrauen zu setzen befindt und deren Benennung also auch der Administration ül>er-
las,sen wird, aus dem derzeit Mm llofkriegsrath gebraucht werdenden Rittrneister Pizelli, dem
G(»richtsschn)ibcr in Iiemberg Nam(»ns Ergelet dem der wallachischen Sprache kundigim Amiitor
Harsany eines sielx'nbürgischen Grenzregiments, einem tüchtigen Dolmetschen aus Siebenbürgen
und einem Iian<lingi»nieur von (iallizien bestünde, eigends in Eid imd Pflichten hättt»n nehmen,
auf solche Art zu der Particulargrundbesitzer voUständiger l^ndiigimg dessentwegen die gemessene
Vorsi»lumg treffen lassen, woniach die Districtsadministration vörderist die auf den Bruder dt»s
Bischofen gefallene Wahl m<»hnualen bei dem letztem für ein besonderes Kennzeichen des Allc^
höchsten Vertrauen geltend machen, femer, soweit allenfalls der ohnederaa,-4x?reits vön der Ad-
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Joseph's II. Rbisbn nach Galizien und der Bukowina. 123
niinistration ^'ebraucht werdende Michalacky aueh bei dieser Coinmission mit Nutzen zu gebrauchen
«Mn tlärfte, da die Umstände <ies Lands allenthalben und insbesondere daBJenige in ordine in-
certi rel injusti doniinii ihme sehr genau bekannt sind, sonst aber denselben in dem Geschäft
einen EinHuss nehmen zu lassen nicht fCir gut befunden winl, dcstwegen das behörige veranlassen
kann, das gallizische General(X)mmando hingeg(»n wegen des Ergelet seiner Abgehung nacher Czer-
nowitz das Nr»thige vorzukehren, nicht minder wegen bahliger Ueberkoramung eines tüchtigen
Liindingenieur sich mit dem dortigen Gubemio einzuvemehmen hat, gleichwie soviel den Pizelli
iin<l die aus Siebenbürgen beigezohen wenlende Individuen betrifft, das Erforderliche von hier aus
angeordnet wird . . .
Hingegen hat, soviel das Detail von denen Commissionsopemtionen betrifft, die Districts-
adininistration sich folgendes zum Nachverhalt gereichen zu lassen und in disiälliger Gemässheit
nicht allein dermalen mit der nöthigen Vorsicht und Behutsamkeit die erforderli(!he Belehrungen
auszustellen, stmdem auch in der Folge der Commission die nöthige Ijeitung zu geben, damit die
gefasste Absicht ganz ohnfehlbar errei(^ht werden möge.
a. Nach der bereits gemachten Erklärung ist die Absicht von der Commissionsanordnung
zweifach, weil sie bei der Gelegenheit^ wo die Eigenthumsrechte untersuchet werden und einem
jtHien der rechtmässige Possess fiir künftige Zeiten versicheret wird, zugleich auch der Grund zu
einer rrbarialrvgidienmg legen soll, welche Verrichtungen <ler Commission iiir sie die Eigenschaft
und die Erfordernissen noth wendig machen, dass sie Ansehen haljen, unparteilich handeln
nnel g e r e c h t In ihren Verhandlungen und O|)erationen sein muss.
Um das Ansehen der Commission zu vergrössi^m, muss vörderist die gemessenste Vor-
sehung, damit kein Commissionsmitglied im geringsten denen Unterthanen zur List erliege und
nicht einmal freiwillige Geschenknissen von Naturalien, von Geflügel o<ler von was immer sonsten
angenommen, viel weniger also von ihren Domestiken heimliche Erpressungen gemacht werden,
allenthalben geschehen, und hängt es anbei von dem Befund der Administration ab, den Vorsitz
bei der Commission einem Stiibofficier zu geben, in welchem Falle der Oberste Mezger hinzu bei-
gezohen werden könnte.
Um sich in Ansehung der Parteilichkeit sicherzustellen, ist die Geistlichkeit von der Com-
mission (Linim fiusgeschlossen worden, weil sie zu vielen Nexum mit denen Klöstern und zu vielen
Anhang bei dem dummen Volke hat, imd von denen Buccowiner Edelleuten sind hinzu nur jene
zu wählen, welche in keinem Processe um willen einer Keahtät stehen, liir sich l>emittt*lt sind,
keinen weitwendigen Nexiuii einer Freundschaft oder mit einem Kloster haben, und des Linds
kundige, rechtschaffene Männer sind. Allenfalls wird der Bojar Bals<*h auch in der Benennung
dieser Individuen der Districtsadministration an Händen gehen können.
Das (i e r c c h t e lässt sich von denen bekannttMi aufrechton Han<Uungen derjenigen, welche
von hier aus ilazu benemiet worden sind, und von daher ganz gesichert versprechen, weil die
Documenten nnd Schriften meistens in der wallachischen und moldauist^hen Sprache vorkonmien,
wovon nur die Buccowiner Kenntnis haben, dahero auf die Redliclikeit des Dolmetschen sehr viel
ankommet und solcher Ursach halber aus Siebenbürgen nebst einem in der wallachischen Sprache
bewanderten Auditor auch ein Dohnetsch, die mit Buccowinern und Moldauern gar keinen Zu-
sammenhang haben, hiezu bcstinmiet wonlen ist.
b. Bei der Instruction, welche der C/ommission zu ertheilen ist, muss auf dasjenige, was
vor der Haudanlegimg zu dem Oi)erato richtigzustellen kommet, auf die Agenda der Com-
mission, auf die Art der Verhandlung nach denen festgestellten Hauptgnmdsätzen, während
der Oi)eration endlich aui die Verrichtimgen und die weitere Einleitimgen nach dem Cbmmissions-
operato die Sorgfalt und Aufinerksamkeit vorwendet werden.
Die Formel, nach welcher das gesummte Assessorium der Untersuchungscnmmission vor
dem Anfang ihrer Han<Uungen den Eid abzulegen hat, muss divi wesentliche Gegenstände, nämlich
die Treue gegen Se. Majestät, das unparteiische und geiXM^bte Betragen in dt»nen Agendis und die
Verschwiegenheit des Operati in sich einschliesst^n ; hingegen ist der Eid, der von dentm Fati^ntt'n
abzulegen kommet, auf das innerliche (iefühl vom Gewissen, mithin auf die Verbindlichkeit von
riehtigi'n und getreuen Angebungtm, auf die Entfermmg alles desjenigen, was in denen Gemüthem
der Buc^'owiner persönhche Rücksichten, res|iectu jK^rsonarum, wirken mag und auf dw^Folge v(ji
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124 . Polek:
Strafen zu richten, welche (iott und Iian<lesfiirst denenjcnij^n empfinden lässt, welche auf dem
Falschsc^hwörcn betrettni werden.
Zur Beschleunij^mj? des Creschäftes wird es sehr dienlich sein, wann von <lem Divan zu
Jaßsy ein sehr kurzer Auszug über die Geschenknissen zuhanden gebmcht winl, die von «leneu
vonnaligen Moldauer Fürsten denen Bojam, KhJstom, der Geistlichkeit und denen Mazillen «:iltiir
gi^schehen sind, aus welcher Absicht der Bojar Balsch an (hn Fürsten der Moldau ^'s<-iuckt winl,
und bei welcher Gelej^enheit derselbe allenfiills noch über das Eii,'enthunisrccht zum Ciebniuch
nützende Auskiinfto einholen kann, gleichwie es in dem Fall geschehen ist, wo Nachrichten d*>
Moldauer Fürsten über den A<lelstand der Buwowina hat eingezohen werden müssen. Sollte ein*'n
dergleichen Auszug über die G eschen knisstni zu bekomuien thunlich sein, so würde alsdann denen
dortigen Besitzern nach vollendeter ( ommission noch ein Termin zur Beibringung ihrer liCgitima-
ti(»nen anlwraumet werden kr>nnen, weil im widrigen auch von Jassy der dasige In^kannte Eigen-
nutz ungiltige Documenten hervorbringen machen, diese zurückdatieret, mithin fals;i Wigebracht
werden därften.
Was von der Zustjindbringung eines ordnungsmässigen Catastri beriMts angi?fTihret wonlen
ist, solches versucht sich von allen, mithin auch von denen Gütern und (Jründen tler Geistlichk»'it
und Klöster... UntiT denen Gütern der Geistlichkeit sind diejenigi'u mitbegriflen, welche der Metp^»-
polit von Jassy noch im B«.'sitz hat und zum Kloster des IieiÜgen Geoi-gi^s und zur Kilial di*>
heiligen Elias in der Bucu-owina gehöivn, wegen deren die bertnts verlangte Anzt»ige iWyer ihn^n
innerhchen Wert ehestens gewärtiget wird, inzwischen aber au<*h die Bucwwiuer Destrictsadmini-
stration, wann sich zu einer solchen Pro|>o8ition eine schickliche Gelegi'nheit ergibt^ mit dem Ra-
daunzer Bischofen sich darülier in ein vertrauliches Einvernehmen einlassen kann, ob nicht, glei<*hwie
der Meti-oi)olit von Jassy der Jurisdiction im Buccowiner District sich gutwiUig begeben und solche
an den Bischofen von Radaunz ülxn-tragen hat, der Bischof den Metropoliten auch dazu allenidUs
zu vermögen thunlich befinden dürfte, dass er diese zu dem Kloster des heiligen Gei>rgius und
zur Filial des heihgen Elijus gehöixmde Güter aus freiem Willen an den Radaunzer Bisclutfen
überlasse, damit die Einkünften hievon d(*sto sichenT zu ilirer Widmung gebracht worden können.
Da der Radaunzer Bischot l>ereits einmal das Anerbieten gemacht hat, gegi^n «lie TeK^r-
kommung eines jährlichen (Jeldiiiiuivalent seine (iüter abtret(*n zu wollen, und da es ül^Thaupt
daran gelegen ist, alle derlei Einlösungen zu machen, bevor der Wert <leren Gründen steigt, wii-
es der beivits angeführten Ui-sach lialber sein wird und nmss, S4> kann dit» Districtsadministratiou,
wann von dem Bischofen oder auch von Andern sehr vortheiliiafte Anbnte von Güterabir»sung*'n
geschehen, mit derlei Offerenten die nöthige Behandlung salva ratificatione anstosst^n und hierülKT
schleunigen Bericht erstatten . . .
Der Tenuin von der Einberufung sammi^ntliclier Güter- und Grundbesitz^.^ muss verhältnis-
mässig mit iha'U Aufenthaltsort festgesetzet und hiebei insbesonders auf die Edelleute in der
Mohlau Rücksicht gtMiommen wenlen, welclic über den Cordon sind, und alle Eigenthümer müsÄ?n
sich persönlich stellen, und von Kli'isü'ni die Voi-steher; jene, welche zuanchende Ursachen ihr»T
Abwesenheit anzuführen haben, können ihi^e Mandatarios schicken. Diese müssen aber das Man-
datum schriltlich und die Instrumenten in original! haben und für ihre Person keine Juden sein.
Bei der Cuinmission muss sicli jeder EigtMithümer eines Immobilis ülter ilas EigenthumsnM-bt
ausweisen, die ('ommission aber hat nicht in die RechtsHtnMtigkeiten der Güter- und Gnindlx^sitzer
gegen einander, weder in die beedhcitige Ansprüche und Rechte sich einzulassen, sontlem nur den
gewissen dermaligen Besitzstand, das Possessorium momentixneum, durch BtMbringimg der
hiezu nöthigen Beweisstücken zu bestimmen und zu erkläivn, wer eigentlich der letzt*} Pt»ssesf*«'r
des Grund oder Gut sei ; hingegen geh(")ret das Petitorium ad Separatum, imd es müssen diesfalls
die Part*'ien an den ordenthchen Weg rechtens angewiesen werden, wobei, wenn der dermah\i
Eigenthihner nicht schon zur Zeit der kaiserlichen Besitzntdunung des Buccowiner District^s in
dem nihigen Besitz des Guts wäre, der Status (|uo zur Richtschnur anzudienen hat, der zu jener
Zeit angenommen worden ist.
Unter dem E i g e n t h ü m e r wird der Vorsteher Communitiitis und der zeitliebe l^^sitztT
oder Fruchtgeniesser auch verstanden, das ist auch der Pop, der ausser dem Kloster mit einigi*n
Gründen zum Nutzen <ler Gomnumität angewiesene Kalugier. Das I m o b i 1 e und res|)e<'tive Rt»ale
enthalU't alle fruchtbringende Sachen, mithin auch die Jura. Bei dem E i ge n t h u m s rech t
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Joseph's II. Reisen nach Galizibn und deb Bukowina. 125
muss der Besitzer den Tituhun vor andern und naelihero den Besitz erweisen. I3er Enteis wnrd
<iiirfh Instrumenten ül)er titidos ad transferenduin Duniiniiun aptos und durch ordentliche Zeugen
geführt Justnamnta oh VUmm visibile vel XuUiiath werden - in dem Protokoll an der Stelle
nebst dieser Beilage angemerket.
In denen Instrumenten müssen die Keiditäten und die Limites genau bemerket sein, weil
die darin nicht bemerkte Kealität in Separate bewiesen werden nmss. Bei denen Instrumenten,
wo die Limites ni<-ht beigerücket worden sind, können solche nach Umständen jezuweil an der
Stelle sumniarissime und mit Zuziehung der anganizenden Nachbarn festgesetzet und im Prot*)koll
angemerket wenlen. Wo die Bestimmung der (irenzen si<'h nicht an der Stelle bewirken lässt,
inuss si>lche bis an (hu<4 End der Untt^rsucrhungscommission dergestalten verschoben werden, dass,
wenn ihre Operata geendiget sind, sie sodann wieder an die Orte sich zu begeben hat, wo Streit
ist Oller zweifelhalte Grenzen nwrh zu berichtigen kommen.
Instrumentt^n, die ganz zu Grund gegangen oder nur In Verstoss geralhen sind, müssen
im Protokoll besonders aufgefiihret werden. Falls Instrumenten auf einen andern Namen lauten
««ler Eigenthümer mit keinem schriftlichen Instrument resi)ectu Titul aulkommen können, muss
der Besitzer quietam |)osse8sionem von der kaiserlic^hen Besitznehmung an durch unbedenkliche
Zeugi'n erweisen. Wenn der zweite Besitzer auch ein schriftliche» Instrument in Ansehung einer
Realität für sich hat, solche aber nach der kaiserlichen Besitznehmung angestritten worden ist,
so muss der erste und zweite Besitzer die quietam possessionem duR-h .30 Jahre zusammen
erproben.
Instrumenten, unter welchen Namen auch andere zwischen denen Parteien errichtete Ur-
kunden, als: Kauf(x>ntracte, leztwillige Anordnungen, Geschenknissen imd dergleichen verstanden
worden, können auf den Fall, wenn sie in einem wesentlichen Theil unlesbar befunden worden
sind, ül)er vorläufige eidliche Bestätigimg von unbedenklichen Zeugen oder von denenjenigen, weh^ho
liievon Wissenschaft haben, erneuert werden. Bedenkliche Urkimden sind entweder an der Stelle
zu erheben oder im Fall, wo die Erhebung mtjhrere Zeit fordert, auf das End der Cominission zu
verschieben. Kleine und solche Besitzungen der dortigen sogenannten S<*ldachten oder allenfalls
auch Mazill<m, die nur einige Tagbau betragen, können respectu tituli mit einer geringeren Ge-
nauigkeit für erwiesen angt'nommen werd«»n und ist im Protokoll solchenfalls kurz anzumerktm :
hat sich ganz, zum T k e i 1 oder gar nicht ausgewiesen.
Alle iVnsprüche, die bei dieser Unt^^rsuchungscomnüssion von jemanden \\\ Ansehung einer
K<\ilitiit angi^bracht werden soUt^Mi, sind nicht anzunehmen, noch auch ad St»paratiim zu verweisen,
weil in Betreff der Jurium priratonim der Slatm quo angenommen worden ist und mittelst
die.ser Untersuchungscommission eigentlich nur tlie allfällige Jura fisci oder Ansprüche des Staates
erhob«*n werden.
Bei Abgang der schriftlichen Urkunden oder Instrumenten wird der Beweis durch Zeugen
geführet. Nur jene sind anzunehmen, die unverwerflich sind ; bedenkliche nur auf beigebrachten
Beweis.
Verwerfliche Zeugen sind : a) die in einer Blutsverwandtschaft stehen, b) Juden und Leute,
deren Abkunft oder Ansässigkeit unbekannt ist, c) die aus dem Beweis ihren Vortheil hal)en,
zuin Beispiel Pächter unil Beamtt% wenn sie noc^h im Dienste stehen, d) alle, die eines Criniinal-
verbivchens schuldig befunden worden sind, e) die aus Abgang einer natürlichen Gebrechhchkeit
keine Wissenschaft von der Sache halK'n können. Bedenkliche Zeugen sind die eigene Dorfsrichter,
Womiken, die Älteste des dem Grun<lherm unterthänigen Dorfes, die im Dorf angestellte Popen
UDtl die Verwandte von einer Seitenlinie.
Aus Absicht von der Zustandbringung der künftigen Urbarialn'gulicnmg muss der zur
('«»inmission kommende Ixindingenieur das in llaiulen der Districtsadministration befindliche Pare
von der durch den Generalstab verfertigten Karten des Buccowiner Districts überkommen, welcher
mittelst des dieser Tagen von hier nacher I>emberg zurückkehri'nden Abbe Liesganigg den näheren
Unterricht bekommen wird, wie die Aufnehmung der Grimden auf die nach der Verschiedenheit
des I>M-ali zu bestimmende leichteste Artund, wo es nicht andei-st sein kann, durch den Quadranz
nach dem Triangel am geschwindsten zu bewerksü-lligen ist, und wobei die in der Buccowina
angi^nommene sogenannte Fakchen Heu, gleichwie die Wälder in ordentliche Tagbau zu reprodu-
cien'n und in dem Urbarialbuch einzutrag(»n sind, femer Ix'i Wiesen und andern die lileba und
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126 Polkk:
bei denen Wäldern die Art des Holzes zn bemerken ist, allerraaasen nach der Hand sowohl hri
iler Population als beim (iriind und Bo<lcn eine Rectifieation vorzunehmen sich schon schioksam»'
(Jelegenheit erj^eben wird.
Da nur der Steuerfuss ^»recht und standhaft ist, welcher auf dem wahren Verrar*j«en de*-
jeni^^en sich j^nin<let, der die Steuer zu entrichten hat, da hiemächst die auf solche Art eint^ldleu-
Cotumissionsoperationen die Mittel und Wege in sich einschliessen, nm denen Unt*?rthaoen hin-
län.'jjliches Enln^ich zur Beurbanm^ zuzutheilen, die (riebigkeiten des Herrn und Unterthans j??;^
den liandestursten und des Unterthan ^*gen die Obrigkeit zu bestimmen, wie auch die In^endeR
auszuzeichnen, wo theils die dermalen im giinzen Land zerstreute Buccowiner mit Rücksicht auf
dii' Viehitkonommen, welche wegen der Viehzucht und den dazu nöthigen Weiden in gebirgigtMi
Gegenden no<'h weiter zu verbleik'n haben, zusammcngezohen werden, theils nutzbare Ansiedlun?r»*n
von Fremden geschehen können, so hat die DistricUadministnition hierüber nach denen ihr hei-
wohnenden l-mdeskenntnissen die erfordliche Weisung zu geben . . .
C Eine ordentliche Magistratualverfassung und Regidierung der Märkten muss bis zu
einem mehrercn Anwachs der Inwohner und Aufnahm ihres Gewerbs no<*h aufge^scholien bleiben;
inde^wm ist aber der Districtsadministration die in denen Anschlüssen Nr. 4 et Nr. 5 enthaltene
Norma von der dortigen Polizeiordnung zuzustellen, damit sie, wieweit hievon eine Anwendung,'
für die Buccowiner zu machen sein könnte, seinerzeit in Ueberlegung nehme und einen für dit-
Bucwwina taugenden kurz gefassten Entwurf hieher gelangen mache.
d. Um die Commissionsoi)erationen aui als möglic^he Art zu benutzen, kann sie btn die»'r
Gelegenlieit auf ncxh andere zur Aufnahm des l^nndes andienen könnende GegensUinde und zwar:
a) den moralischen Charakter der Nation, b) den Hang ihrer Untugenden oder Laster, c) «las
Wachsthum der Mens('hen und <ler Thieren, d) die Verbesserung der vorkommenden <r<>brvcheiL
e) den Grund und Anlass zu etwaigen Auswanderungi^n, f) die Mittel, welche die Einwandenimr
der Fremden bel>>rdem, g) da.H Waldungswesen liberhaupt und ob insbesonders die kaiserlich**
Walilungen schon derzeit in Stallungen abzuthcilen vortheilhaft sein könnte, i) der Einwohner ihiv
Gewohnheiten und (jebrechen, die gleichsam zu einem Gest^tz erwachsen sind, k) das Ueberge-
wicht eines Standes gegt^n den andern, aus welchen Be<lriickungen erfolgen, mit denen Mitteln m
Einfiihnmg eines Gleichgewicht, 1) den dortlandes übermässigen Wucher und andere aus dem
Ijocale sich ergebende derlei melm're Punkt<»n ihr Augenmerk richten, hierüber eine besonder»»
Ausjirbeitung zustande bringj^n und zum nöthigen (^^brauch einschicken.
Gegenstände, worüber aus Rücksicht der Verbesserung deren Umständen der Buceowina
von nun an eine anderweite Einrichtung imd Anordnung zu tivffen ist, und womach die l)istrict^-
a<lministi-ation mit denen wegen der R4»guhening des geistlichen Stand und wegen der Berichti-
gung der Buccowiner Besitzungen eiforderliehen Anstalten zugleich die übrige nöthige Veranlas-
sungen ergehen lassen muss, bestehen in folgenden:
Der Brantwein wird von <leuen Buccowiner Juden aus der Ukraine eingeftihret und von
dem Volk in der Buceowina getrunken, mithin dabei ihr Geld verzehivt und ausser Lands gi^
schaft'et, der Fehlbau und die häusliche Wirt^^chaft vernachlässiget und der (lesundheit Si^hadtii
zugefiiget; es ist dahero auf die Einfuhr des Brantwein und zwar nicht bloss aus der Ukraine,
sondern aus allen fn^nden Ländern der nämliche Geldaufschhig, welcher dermalen schon in Gal-
lizien gingen Pohlen bestehet, nändich a 2 ü. vom Eimer in der Buc<*owina zu legen, mithin di»'
hienvegen nöthig«» allgi»meine Kundmachung, <lie zu desto siehenT Vermeidung aller Anstössig-
keiten auf die jetztberührte Art nicht auf den einzelnen, sondern auf alle auswärtige ProWnzen
eingerichtet sein muss, imd in welcher der Termin von dem Anfang des Aufschlag gleich v(»n
dem ersten des folgenden Monat anberaumet werden kann, ehestens zu veranlassen, und weil dor
Gebrauch des Brantwein in Gelegenheiten auch noth wendig ist, die BrantTeinbn'nnerei nach dmn
Verhältnis der Erfordernis für die Buceowina, folgbar dergestalten von der Districtsadrainistratitm
anzuordnen, damit das Brantweinbivnnen nicht zum Abbnich des nothweudigen anderweiten Gt^
braiu'h der Feldfriichten ausgedehnet, weder diis Absehen von der suctvssiven Entwidmung «Icr
Buccowiner von dem Brantweintrinken unrl von der Hesuchung der Wirtshäuser verfelüet werde.
Das Steinsalz, welclies <lerinalen noch von denen Buccowiner Einwohnern für ihr Vieh
ohnentbidirlich gehalbm wird, muss derzeit noch aus der Moldau erkaufet werden, wo<birch da>
(leld wieder ausser Linds gehet; es ist mithin die Einfuhr des Salzes, und zwar ni«*ht aus <lcr
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JosKPH*s JI. Keisbn nach Galizien und der Bukowina. 227
Moldau allein, sondern Überhaupts aus der Fremde zu verbieten und lediglich der Distrietpadmini-
stration zu überlassen, ob dieselbe die Buceowina mit Salz aus Siebenbüiffen wler ans Gallizien
zu versehen besser befinden wird, naehden:e wej^n der Versehaflung des Steinsalz aus der
8iebeubür«»i^r Salzf»Tuben Sofalu in den Buee-owiner Disti'ict, j^leiehwie wegen der Herstelhmg des
zur (V)inmunication zwischen Siebenbürgen und der Buccowina »md insbesondere auch zur Salz-
transportienmg nöihigen Wegs über Borgo bereits das Erforderliche eingeleitet worden ist imd der
Vollzug von der Sache lediglich an dem Einvernehmen zwischen dem siel)enbürgischen (Jeneral-
(x>mmando und zwischen der Buc<x)winer DistrictÄadministration und allenfalls an der Beti*eibung
des Strassenbau bei dem Landesgubemio in Siebenbüi^n haftet, hiemächst die Beweise vorhanden
sin<l, dass die gallizische Unterthanen das Sudsalz für ihr Vieh mit Zufriedenheit und mit ihrem
Vortheil nehmen und dermalen der Entschluss abgeschr^pfet worden ist und hiemach das Nöthige
von denen betreffenden Behörden «^^»het, dass das Salz aus denen erbländischen Provinzen mautfrei
in die Buccowina eingelassen werden muss; hingegen hat die Distiictsadministnition, weil Salz-
quellen in der Buccowina sind, solche Vorsehungen zu treffen, damit nicht diese Salzbrunnen von
denen Privatis gebrauchet, sondern selbe gedecket und verstopfet werden, die Sperr des fremden
Salzes aber alsdann erst zu erfolgen, wenn wegen hinlänglicher Versehung der Biiccowina mit
er)>lilndi8chen Salz die gesicherte Ansttüten getroffen worden, um nicht die Buccowiner Einwohner
der (»efiihr eines Salzmangels auszusetzen.
Der seitherige Mangel vom eigenen Weinbau in der Bucwwina wirket das Uebel, dass <ler
Wein auft der Moldau in die Buc(H>wina eingeführet wird, mithin auch bei diesem Artikel der
Erfonlemis das Geld der Bu(xx)wina in die Hände der Moldauer kommet, dahen) wegen d(»r
fremden Weine und deren Belegimg in der Bucrowina die Einfühnmg ebtniso zu machen befimden
wonlen ist, wie selbe theils in denen übrigen Erblanden hien^egen demialen schon bestehet, theils
durch die im Werk l)egriffene hungarische Mauteinrichtung, worüber das gallizische Ijandesguber-
ninm dem (Jeneralconunando das Eigentliche zukonmien zu machen beivits die Anweisung hat,
generaliter bestunmet werden wird, woraach die Disti'ictsadministration vörderist nach denen Ih^-
n'its gimiachten Versuchen auf die Brauchbarmachimg des Buc^-owiner Boden für den Weinwachs,
wie auch auf die Verbreitung der Bierbrauerei, wozu bereits der Anfang gema<*ht worden ist,
•*mstlichen Bedacht zu nehmen, hieraächst, da sowohl die siebenbürgische als die himgarische
in die Buccowina gehende Weine frei von dem C'onsumozoll werden passieret werden, zu überlegen
und allenfalls mit dcnenjenigen, von welchen die fjuleitung der Sache abhanget, sich einzuver-
Rt*»hen hat, ob nicht Wein aus Siebenbüi^en in die Buc<x)wina zu verechaffen sein kann, gleichwie,
um auch dem Mangel des Wein in Siebenbürgen und <lem üebel abzuhelfen, dass dennalen jährh'ch
eine Quantität Wein aus der Wallachey nachher Siek^nbürgen gebracht werden nmss, <ler Vei-such
gi*si'hehen muss, lun Wein aus dem Temeswai*er Bannat nacher SiebtMibürgi^n gelangen zu machen.
Um dem Unfiig Einhtdt zu verschaffen, womach dennalen die Pachtungen in der Buc-
c-f^wina so weit gehen, dass fast jedes Dorf, jedes Wirtshaus verpachtet ist, die Pachtung nicht
Im»! einem bleibt, sonder aus einer in die andere Hand übergehet, em jeder auf Unkosten der
JJuccowiner Unterthanen sich zu bereichern suchet, hiebei Fremde sich miteinmischen und, wann
dies«* eine Massa Gelds sich erworben haben, so<lann mit dem (Jelde ausser I^sindes gehen, muss
es in Rücksicht der Pachtung in der Buccowina eben so, wie in denen übrigen k. k. Erblanden
kfiaftig gi»halten werden, mithin von nun an die Anordmmg ergehen, dass vorzüglich keine k. k.
Beamte und keine Ausländer, auch die Juden nur so weit, als es vermög (Jeneralien und der
ihretwegen zur Überiegimg mitgegebenen anderweiten Einrichtung erlaubt sein wird, zu Pach-
tungen zugelassen werden sollen, wornach das in Betreff der Juden ihrer nutzbaren Verwendung
iM-gfhrtt^ Gutachten ehestens einzubefiirdem ist, einzwischen al)er die theils wälm^nd dem Krieg
zwischen den Russen un<l Türken, theils nach der diesseitigen Occupation m-h in die Buccowina
heimlich einges<'hlichene Betteljuden von dannen abzuschaffen der Bedacht genommen werden muss.
Derzeit wird es noch nicht fiir gut und thunlich anerkannt, bei der Mautjnanipulation, l)ei
iler von der Mautadministration in Contrebandesachen schimpfenden Notion und bei dem weitern
dienfölligen Zug nacher licmberg eine Änderung zu veranlassten ; a»if dass hingegen die bishero
l*ei <Wni Mautwesen in Rücksicht der Bucenwiner und Moldauer «"»flers vorgekommene Anstände.
Ungemächlichkeiten und Bedrückungen nebst denen hieraus für den District entstandenen w^sent-
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128 PoLRK :
liehen Nachtbeilen künftig nicht mehr sich ereif^en mögen, ist einsweilen die in folgenden erklärte
Ahhilf vorzukehren entschlossen wonlen.
a. S(wft fremde Familien, welche auf Veranlassung der Districtsadministration sich in der
Buccowina ansiedlen wollen, an die (Jn»nzen kommen, werden sie nicht mehr, wio es gesclieben
ist, von denen Mautbeamten mit ihrem Vieh und mit ihivn (ieräthschatten angehalten und maut-
mässig behandlet, sondern gegen deme mit allen ihren Effecten und mit dem Vieh ohne Aufenthalt
ganz mautfrei hereingi^hissen werden, das» vorhero entweder von der Districtsadministration «xler,
wann es die Enge der Zeit und die Dringlichkeit der Umstände nicht verstatten, auch von dem
an (irenzen befindlichen, eine derlei Übersiedlung besorgenden Officier an das Inßj)ectoratamt r»<ler
an die betreifende Mautbeamte die nöthige Weisung und Requisition gelangten sollte, der «he voll-
kommene Folgt» von dem Inspectoratamt und von denen MautlH»amten ohne An- und Ruckfragi*
humer gleich auf der Stelle geleistet wf^rden wird, allennassen das Inspectoratamt und die Maut-
beamte sodann erst über den Vollzug die ungesilumte Anzeige an ihi-e Behörde zu erstatten die
Anweisung bekommen und zu desto sicherer Venneidung all(»r bt^sorglichen Anstössigkeiten bei
dem InsjMM'toratamt einen der wallachischen Sprache kundigen Mautbeamten anzustellen der Be-
dacht genonmien werden wird.
h. Damit sowohl diejenige Buccowiner Unti»rthanen, die ihre (Iriinde ausserhalb der (irä
nitzlinie halnm, mithin ihre eigene Fechsung aus einem fremden (iebiet an sich bringt^ müs^^n.
als jene, die ihr Vieb in der Moldau überwintern lassen müssen, bei der Maut in einem gleich-
wie in dem andern Fall keine Bedrückung zu erleiden halx*n mögen, wer<len diejenigen Vorsichten,
welche in ähnlichen Fällen in Sielwnibürgen nach dem ben^its der Districtsadministration iK'kannttm
Beispiel der sogimannten Kallibaschen Ixjstehen, auch in <ler Buct\>wina eingeiühivt un<l die nöthigi^n
Bt»fehle hien\'t»geu denen Mautbeamten zugefeiüget werden.
c. Zu Befördenmg des Verkauf ad extra in Ansehung aller derjenigen Erzeugniswen und
(Jewächsen des Bu<M'owiner District, welche diesseit« entbehrlich sind, ist der Esaito ben»its ganz
gerüig, nämli<*h mit 1 Pfennig vom dulden ausgemessen, weder bi^steht auch in Absicht auf die
Ausfuhr der Producten ein VerlK>t, woIkm es auch flirs künftige sein Btnvenden behält
(i. Vm die auf alle Gattung der Waren, Feilschaften, Vieh etc. eingericht*'te gallizische
Tarif zur allgt^meinen Publication sowohl tVir di<» Bucrowiner als für die Fremde gelangen zu
machen, mithin einem jeden die Waniung im Voraus für den Fall zu gt^ben, wann Mautan^nl-
mmgen übers(!hrittt»n werden, wird diese Tarif in die Nationalsprach übersetzet werden, wcstwtH»^^n
sich sogleich mit dem gallizis<*hen GulK'mio einzuvemehmen und womach sodann die Tarif in
in einem jeden Ort, besonders in denenjenigen, die an Gnmzt^Ji liegten, zu jedermanns Einsicht
und Nachachtung an Thoi-en oder Mauern anzuheftiMi ist. Ergel>en sich aber gleichwohl Contre-
banilefälle, so muss viJrderist die Districtsadministration, um derlei Angelegenheiten schleunig er-
ledigen zu können, sich hierüber mit dem Ins^x^ctoratamt von Fall zu Fall einvernehmen und
tlemselben nach denen IxK*alumständen, manchmal au(^h nach denen (lesetzen, Gebräuchen und
Gewohnheittm der Nationen oder sonst nöthige Auskünften beibringen, damals hingt»gi»n, wann
da« Insp<^!toratamt destwegen Anfragen oder Berichte nacher liCmbtTg zu machen befiinde, hieven
dem galliziscben GeneraU'onnnando Nachrir*ht ertheilen, damit <las < Jeneralcommando in b^ni-
berg der SiU'he den Tri(»b zu gelxm inst^md sich befinden, folgbar die in Contrt»baudef:illen ver-
wii'kelt«» Buci'owiner. Moldauer und anden» Fremde künftig nicht mehr, wie es bisnunzu g*»schehen
ist, auf die Entscheidung solcher PnM'essen lang zu wai-tt^n g^^nöthiget stnn mr>gim.
In Rücksicht des Münzfiisses sind «lennal noeb Ajistände mit denen Ragusaner und mit
den gsinzen Ii<"»wentbalem vorhanden, weil erstt» zu 1 fl. 24 kr. unil die anden^ zu 1 fi. 20 kr.
annoch in der Bucc4)wina cursien'U, bingegi'U, solang sie noch daselbst im ündauf sind, aus dem
Anbetracht des mitverknüpften B<\sti'n des Aerarii und «les Publici solchen der Curs nicht änderst
als nach dem Pagament-Einlösungswei-t eines geringsten Stiu'k, das ist den Ragusaner Thaler zu
1 fl. 19 kr. und den I/»wenthaler zu 1 fl. 12 kr. verstattet worden kann, aus welcher und der
hinzu kommenden weitem Erwägung, dass die türkische und Ragusaner Münzen, bt»sonders wenn
sie von neuem Gepräg und von neuen Datis sind, nach denen schon vorgekommenen Beweisen von
Zeit zu Zeit schlechter, mithin wann derlei Münzen in dm* Buccowina über ihri'n innerlichen Wert
cursieren, die Imvsoiv k. k. Münzen lM\ständig ausser Lmds gilben, diesem wichtigi*n VoM tladurrh
abzuhelfen l>efunden worden ist, diiss mitt«dst einer auf das bableste hn l)is)j4['t vor sieh zu gt^hen
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JosEPH^s II. Reisen nach Galizien und der Bukowina. 129
habeuileii öffentliclion Publlcation die RagiiK<inor und Lihvonthaler auf ibivn bereits erklUiten innor-
lirlion Wert von 1 fl. 19 kr. und 1 fl. 12 kr. bemb^resetzet werden, und damit jedermann in
voraus sieb daniaeb zu aebü^n wissen mr>f^% diese Herabsetzun«^ erst nacb einem Jabr von ilem
Ta^ der Kuntbn.iebunj; ihm Anfanji: nebraen solle.
Bei «Jem Umstände, wo eif^entlicb nur die (Jej^enden der Bueeowina gej^n Siebenbürj^en
bis Kimjxdun^ mit vielen Waldun«^*n verseben, binj,'ef(en zwei Drittel des I)istri<*tfi meist^^ns obne
Waldunp^'U sind und der Czeniowitzer Wald {juU»ntbeils sebon ausj^'bauen worden ist, muss
die Distrietsadministration eine frjmz l)esonder(» Sorjj^ilt auf die C*onservation cler Waldunfjen ver-
wenden und, bis zu stnner Zeit eine ordentliebe Waldordnunj^ ein<^fübivt werden kann, indessen
das willkürliebe Holzbauen in denen Wäldern allentbalben und insonderbeit in dem Wald bei
Czemowitz aL^ojjleieb verbieten, wie aueb dem Unfug und eif^Mitbeb dem Mutbwillen, da.ss tbeils
die scbimst*» Bäume blos anj^ebauen und auf solebe Art zuj^und fyi^riebtet, tbeils die Ästi» allein,
obne sie zu braueben oder fortzuti'aj^en, entzweiet werden, jromesstMje Sebranken setzen, und ob
niebt der vor einigen Jabiim aus dem Gmündnerisehen Wablamt in den siebenbürgis^ben Rodnaer
M.iHtürdistrict übersetzte und allda entbebrlicbe Waldmeister Zangerl mit Nutzen in der Bueeowina
zu gi^braueben stnu kimnte, in Ueberlegung nebmen, sofort, wann dessen (iegenwart und Ver-
wendung im Distriet vortbeilbaft wäiw wegen dessen baldiger üeb(»rkonnnung sieb ivcta an das
siebt»nbiirgisebe Generalcommando wenden, welebes unter einem den Auftrag erbält, rlen ge<laebten
Waldmeister Zangerl mit einem oder andern etwa noeb aus Sielnnibürgen zu (?ntlMdin»nden Forst-
kncH-bt auf erstes Verlangen der Distrietsailministratitm in die Buex'owina iiaeber Czemowitz al)-
geben zu maeben.
Dermalen werden die Steuergidder dureh gesebworene Mazillen. die das Land mittekt einer
Auflag pr Familie a 3 kr. zu bezablen bat, von I)r>rfeni eolligien^t und zur Distrietseassf» einge-
liefert : wän' es aber, dass die I)isti*iet«admiuistnition <las (Jesebäft unter denen Händen der Ma-
zillen zu lass^Mi für l>edenklieb bielte, so kann naeb dem beivits einmal voi-gekommenen Antrag
der Administration sowobl in Suezawa als in Czemowitz an jedem Orte die Anstellung eines
Sttniereinnebmer mit 2 S<-b reibern, welebe das Steuenvestm in Ordnung fübren, die (Jelder ein-
nebmen und sob'be an die I)istri(^tseassii abfiibn»n s<dlen, unter dem Beding und unter dem Vor-
bebalt eingestanden werden, wann die Bezablung der öteuereinnebmer mit denen Sebreibern niebt
böber als jene der Mazillen zu st^^dien kommet und zu diesen Verriebtungen vertraute und ilm'r
(Jesebickliebkeit halbtT Ix^kaimte Jndivi<lueii ausgewäblet und das Amt, so ibnen anvertrauet wird,
n«H*b nicht für qine stabile Bedienstung erkläivt, mitbin aueb das, was ibnen für ibiv Mübe ab-
zureieben billig bt^fumlen wird, denenseUnm niebt als ein G«'balt, sondern als eine ausseronlent-
liebe B«dohnung zugewendet werden solle, auf weleben Fuss aueb die übrige jiolitisebe und Jaiu-
dt^)konomiab!weigt» besorgen zn lassen sind.
Bekanntennaasen ist in denen älttn'u Jahren die Stadt Suezawa der Aufenthjütsort der
Moblauer Fürsten gewesen. Es liegt Suezawa eigentlich im Mitbdpunkte des Districts und scheinet
nach denen eingelangtem Nacbrii-bü'n zu einer Defeiision geeignet zu sein ; es sind ferner das<dbst
alte Gebäude, alte Kirchen, mitbin wenigstens die Mitttdn zu einem ordentlichen Häuser- und
Kircbenbau vorhanden, auch seit der diesseitigen Besitznehmung der Bueeowina die Umstände so
weit geändert, dass die Erfor<lernissen und Ld)ensmittel iiacber Suezawa so wie nacber Czemowitz
gi^bracht werden kr»nnen. welcher l'mstimd gleich nacb der Oc<'upierung die Wahl zur Residi^nz
der Administration dem Ort Czemowitz zugezoben haben mag, weil ponst dieser Ort nicht dafiir
die Eigi^ns<'haft bat; es ist dahero von der Distrietsadministration zu überlegen und zu l)cricbten,
ob nicht künftig die Stadt Suezawa zum Aufentbalt der Administration zu bestimmen gut und
nutzbar sein dürfte. Es miig aber die Rezidenz der Administration in Czemowitz verbleiben oder
nacher Suezawa übersetzet werden, so ist von der Administration dafür zu soi"gt'n, damit, wann
in einem bi^reits aufrecht^tehenden Ort die Erlaubnis zu einem neuen Häuserbau gegeben wird,
dieser Bau in einer geraden Linie gt^fübivt, mitbin ordentliche (iassen angeleget un<l nicht, wie
es sclum zu Czemowitz g<\schehen s<Mn solle, «ler Bau nach <ler Willkür eines jedtm Baulührcr zu-
gebissen werde.
In Ansehung des Successionsrecbt sind bishero MissbrUuche Ix'standen, dit* aufgeholKni
wenlen nn'issen, un<l an denm Stolle das ErbnH^bt ab iutest^ito, gleichwie es in Oesü'rn'icb Ix*-
«t,.h,.t mzufÖhn-n kt. Digitized by
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130 Polek:
Die Tauf-, Tmmuif^- und Totltt'iibücljor worden derzeit oder ^ar nieht oder stdir unv^^r^
lilssi«^ j^^h.nlten : es nnisK mithin nieht nur die (ieistliehkeit zur richtij^ni Untt^rhaltiin^ dio^^v
liüelier anj]:(»wi<»sen, sondeni aueh über (He riehtif^* Fortftilirun^ derselben von denen DistrietÄ-
diiiM-ton'n r)rter ein unvor^eseliener Auj^ensehein voiHrenoniinen werden.
Weil ein j^iter Theil von denen Pi-oeessen aus denen CVmtmeten entsprinjret, i^n ist weni^'-
stens n<H'h eine Zeitlan«^ die Vorsehunj^ n<')thi*?, dass alle angestossi^n werden<len Contnu-ten v»tr-
hei-o zur Einsieht der Distrietsadniinistration j:r**h»nj?on, um desto mehr versiehert zu sein, <Lis^
sie so j^efasst sind, damit hieraus in der Fol«rt^ keine 8treiti«rkeiten entstehen niöj»i^n.
Was von der unont^'ltliehen Auslei-tij^un<? der Instrumenten über die Poss<»ssionen weit*T
oben anf^eführet worden ist, solehes versteht sieh nur auf das ei-stenial, weil bei kfinfli^^n Ver-
iindenmj^m des Besitzes die ( 'onfinnation ^e«:en eine sehr mässi«fe Taxj^ebiir erneuern, von diT
Distrietsiidministration fertijj^en und sodann dem Catastro eintragen zu lassen ist.
Obgleieh es dennalen noeh keineswejjfs an der Zeit ist, auf die Erriehtunj? der Fabriken
in dem Buee4)winer Disti'iet zu <lenken, so kann diK-h immittelst die Distrietsadministraliou sirli
zur Naehachtunf^ «jfenMchen lassen, dass bei ei-stx^r thunlieher (relej^enheit vörderist eine Tu« h-.
(flas- und Papierfabrik zustand zu brinj;^'''» «^eti"a<*htet werden muss, naehdeme der Distriet ara
}[olz und am WassiT keinen Abf^anj? hat und der Absiitz von <lerlci Erzeuj^niRsen in die M<^dau
am thunhehsten ist.
Wie der Hofkriej^srath die l)ei denen seitherigen Bue<x»winer Fntersuchungi^n <?e.stinden»*n
Individuen zu denen künftigon Aufträgi'n und Verriehtungen beizuzieheu nieht für gut b<'f»n«bn
hat, und <liese in den Inhalt «les geg*niwä lügen Befehl gar keinen Einfluss zu nehmen haluMi. s-indent
die rntersu<-hung . . . auf das g(»sebwindeste zu ]>eendon enisllich gi^tmehtet werden mus.s s^'
nmss aueh das (ieneral<*onunan«lo bei erster thunliehiu" (Gelegenheit die bisnunzu in der Bun>«wina
verlt'gt gtnvesene CompagnitMi des zwtMten (Jarnisonsn^giment oder wenigstens die l>ei soh-hen st«^
hende Oflieiers durch andeiv abir»s«'n und r<\sjKM'tive veranlass«'n maeluMi, nieht minder alnT allt-
Handlungen der wegen Ermanglung ordentlieher Magistraten deiv^elt ntH'h best«'llten Direc-tt.n^n
(U's Cz«»niowi«-z«'r und Suezawaer und KimiMthmg<T Distriet genaue und verlässliehe Erkundigmii:
einziehen, sofort, wenn es sich ent«leek«'t, dass sie ihren di«»nstliehen Wrriebtungi'n die giTingst«-
li«Mdenschaft einmiscben, sogleich (»iue Änderung vei-anlass<'n und anstiitt ibrer bis zur Einfiihnin;:
der Magistraten andeiv, tüchtige, bescheidi^ne, verläs.>^liche und von allen Ijeidensehaften fn^ie
Männer zu Directoren hinstellen.
Die gegen wäi-tige Belehrung enthaltet in si<-h ausführlich die (irundsätzc und Massn^'ln
nebst der»»n Mitteln. wo<hirch die von 8r. Majestät a]>gesehene verbesserte Einrichtung der Huc-
cf.wina erreichet werden kann; es haftest mithin dennalen die Sache an der I/Mtung untl Tnter-
stützung des (Jenerah'onnnando und danui, dass die Distrietsadniinistration von denen (irun«lsätz**n,
Massivgidu un<l Mitteln nach Wrsehiedenheit und nach dem Wechsel der I>H*<ilumständeu lUe
belu'irige Anwendung ma<'he, in allen Stücken mit Klug- und Bescheidenheit, nach Umständen
a»u*h iKild mit (rlimi)f, bald mit dem behr>rigen Nachdruck lürgehe, innner die Absi<'ht, wohin
«las (ranze nach Sr. Majestät Will«»nsmeinung g«^leitet wer«len solle, sieh gt^genwärtig halte und
darnach «li«» alb^nthalben n«">thig sein m(>gende Vorkehnmgen von Zeit zu Zeit abmesse un<l
veranlass«».
In Absicht auf «lie Justizv»'rwaltung behält es dalxu .»^ein Verbleiben, «hiss, um nicht in
die Pr«)cess«' von d«*nen vorig«'n Zt'iten zu v«'rfallen, w«» die Buecowina ein Theil* der MoMau und
mit d<»r Moldau unter «Un* türkischen B«>tmässigkeit gewes«»n ist, die Rejxssunünuig solcher Pn*-
cessen ni«dit m«dir zu g«\statten konunt. di«* bei «lem Divan o<ler bei dem Füi-sten in «ler Moldau
entschie«len wonlen und in /r/// judicntnw envachsen sin«l, son«lern nur «liejenige Pnx^esst» in «li*'
Erledigimg zu nehmen sin«l, webdie wähn-nd der Zeit, wo «lie Russi^n in dem Besitz der Moldau
warten, ent^t^mden und ni«*ht ad content ioncm gek(»nnnen sind oder seit «ler bisherig«^n Besit?.-
nelunung si<di «Tgeb«Mi haben. Hingingen gedenkt der Hofkriegsratli zwar ni«-ht solche (Jewohn-
heit»'n der Bukowiner. welche unter d«»r m«)l(lauischen Regierung von einem (reschlechtsiilter bi>
zum andern ülwilragen un«l bisnunzu beibehalt«ni wonlen sin<l, schnell aufi!uhel)en, je<lo4*h beim
Zug «ler Justizges«'häften folg<'n(b' Einleitung zu treffen.
I)«nien Dorf Dwomiken oder Richtern könnte «ler Spruch in büi'g(»rli'chen Sixchen un<l in
tler ersten Instanz, je«b)ch nur in naehfolgeiuKm Fällen und unter btjson<|fronKA^y^j^k«lt mwh «ler
bisherigen I*an«lesgewohnheit überlas.sen werden : O
Joseph's II. Reisen nach Galizibn und deb Bukowina. 131
a) in Fällen, wo der Versuch <l»\s Veixleich zwischen den Theilen fnichtlos ahgeloffen i.st
und (his ObjcHnm litis nicht übi^r 20 fl. )K>hiisch beträfet:
bj zwischen Perw^neu, wo der beklage Theil ein Dörflin«^ «jder auch eine per frafinrnnam
dahin aukouuuende geringen* 8tandesiH»r8on ist, die sich in .\jisehung ihms Domicilii an der Stt^lle
nicht ausweist^ kann, zum Beispiel Juden, Zigeuner, Vagabunden und dergleichen.
(') Zu einer solchen rechtliehen Entscheidung hättt^ der Dwomik die 4 Ältest*» der (Jemeinde
boizuziehen, von denenaelben ihn» Stimme abzufordern und nach Mehrheit dieser Stimmen den
Spruch abzufassen.
(f) Müaaten die strittige Theile weder mit dem Dwornik noch mit einem von denen Dorfes-
älti'sten in einer nahen lihit>?freundschaft oder oflenbaivu Feindschaft stehen, weil in <lem einen
wie in dem andeni Fall an Platz des verdächtigi^n ein anderer unparteilicher an der Stelle beizu-
ziehen wäre.
e) Würde der Spruch ohnent^eltlich über vorläufige Vernehmung der Theilen salra appcl-
lationr zu schöpfen, dieses Remedium abt^r innerhalb 10 Tagen bei dem District mündlich einzu-
legiMi sein, womach in der zeitherigim Observanz hier somit eine Ändenmg angetragen wird, dass
derlei Appellationen nicht mehr, wie es dermalen gi^schiehet, zu denen Districtsispniwniken oder
RecLts8chlichtt»rn, sondern zu denen Dii*ectoren zu gt»hen hätten.
f) Würde der Ijanchuulitor, welchen seinerzeit in jedweder der beeden Städten Suczawa
und C-zemontz aufzustellen der Antrag ist, auf nu'indliche Vernehmung der Theilen den Sj)nich
dos Dwomik bestätigen, so höret der weitere Zug auf.
y) Reformierte al)er der liimdauditor einen solchen Spruch, so w(irde dem beschwerten
TbeiL freistehen, die Revision bei di'm Olw^rauditor des Districts anzumelden, nachdeme aus dem
Anb(»tracht des sehr geringen Objecti iitis derlei Condusu nicht nachher Iiem])erg zu dem Auditor-
lioutenant gezohen werden können.
Auf Art und Weise, wie in denen Dörfern und Märkten denen Dwoniiken mit 4 Alü^sten
in bevorstehenden Fällen und mit vorberiihrten Vi^rsehuugen in der ersten Instanz die Schöphmg
dt»s Spruchs zu belasst^n das Absehen ist, kc'mnt«' auch denen seinerzeit zu bestellenden Magi-
stniten in denen 3 landesfiirstlichen Städten Czemowitz, Suczawa und Sin^th die Judicatur in
lallen, wo der (»egenst'Uid des Prcx-esses über 20 11. })olnisch nicht beträgt luuii dem obigi'U
Entwurf überlasstm und der weitere Zug hienilKT ebenfalls ap den District gt^nommt^n wer<b*n.
Die (rleichhaltung der Magistraten nn*t den Dwoniiken über das Objectum litis entspringt
aus iler Envägimg, wtil die Magistraten anfangs nicht gleich mit denen erforderlichen Individm»n
iH'setzot und diese letzten» in denen Kenntnissen des Recht oder Unrecht nicht genug nm-h be-
wandert sein können, mithin es auch nicht rathsam wän», ihnen die Judicatur ülwr ein höheivs
Obj'H^um litis derzeit einzuräumen ; hingegen kann nach <lem Verhältnis von der künftigen Er-
weitening ihaT Kenntnissen auch die Befugnis ihn^r Judicaturen zu siiner Zeit erstrecket werden.
hnjllte etwa künftig <lie St;ult Suczawa nach dem Ix'nits vorgekonnnenen Vorschlag- von
Armeniern bewohnet werden, könnte avich der Magistrat der Armenier in denen Fällen der Justiz
in die nämliche Vorrechte gesetzet wenlen. zu welchen die Magistraten der 3 hindesfüi-stlichen
Städt»?n nach dem obigen Antrag gelangen, weil der Armenier ihre Streitigkeiten im District nach
denen armenis<;hen Gesetzen si<^h allerdings werden behandeln lassen.
Bei der (relegenheit, wo für die Buccowiner Juden nach dem Beispiel von B»»hmen und
Mäha-n eine eigene Judenordnung hinausgt»geben wer<len wird, ist auch dem Riibbiner und dt^r
Schul die B<iugnis einzuräumen das A]>sehen, dass sie in streitigen Fällen zwischen Juden sowie
die unten? erste (lerichte über einen Oegenstand von 20 fl. ixjlniseh ihre Erkenntnis sidva ap[xi-
latione schöpfen mr»gen ; nur würde hiebei noch denen klagenden Juden die Wahl überlassen
werden, seineu jüdischen (legiier auch l)ei dem kaiserlichen Richter des Oiis zu belangen. Hin-
gegen hätten alle rechthche Ansprüche, die wider einen vom Landvolk oiler einen Einwohner der
fiirstlichen Städten angebracht werden, wo das Objectum Htis ein mehrea\s als 20 H. jwlnisch
beträgt dann jene, die über die Pächter, Dwoniiken, Mazillen, S<iilachten und Leute honor.itioris
con«litionis gemacht werden, an den District weil ilir Suczawa und Czernowitz ein liiindauditor
angetragen wird, in der ersten Instiinz mit dem weitem Vorbehalt der Api>ellation an die Admi-
nistration und resixjctive das Oberauditoriat die Revision aber an das GeneraUvmmando in lieni-
l>erg, wo der Auditorlieutenant angestellet ist <len Zug zu nehmeiK
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132 Polek:
Füi alle flios»^ (lorichto wir<l soU-ho (JerichW)r{inunfi:t»n zu untorwerfen der Bedacht i:»*-
noinnu'n werden, um iindureli di<' vurzii^lieliste AI)sieIiteii von einer keinem Aufzu«»' unb^rliej^HiilfH
und j^ar nielit k«»st)>an'n Justiz zu ernMchen, " wobei unter einstens aueh ntn-h die weiten» V«>rs<»rjn-
darauf ^^eriehtet werdm wird, um f^'jiren solche tenu're litijrant«^s, die Veniiö«^^n haben. «rn»>^
(leldbussen, p'j^'en an<lere hinj^<*«,^'n, denen (*s am Vermöji^»n «rebrieht, empfindlielie I/«übs>itrafen
festzusetzen und ein und anderes zu jedeniianns Warnung im jjranzen Distriet zur Publi<^tt«»ii
jrelan-^'i'n zu maeht'U.
Wie die Umstände bei und nach dem Anfanjr der Kinriehtunj^ sieh zei^^en werden, könnt«^
allenlalls aueli na<-h «lern Vt)r;^an'^ in an<leni kais^^rlielien Stiuiten für die höhere Classen der Bue-
eeowiuer Einwohner ein Judex Nobihum iM'stellet werden. In diesi» C1iuss<* wären sodann zu sctö^n :
a) dii'jenij^'en Bojaren, welehe sieh lei^itimien^t habi'U, dass sie wirklieh von dies*T (lassi» sin«l.
h) «lie hnnleslTirstliehe Bi'amte, e) die (ieistliehe unrl d) tlie (lemeinden, wenn sie in oiqKtre l»*-
lanjret werden. Diese l*ai-teien miissten 1>ei der Administration iH'hinjret und (hustdbst in prinn
instantia der S])rueli «r«'f*<*böi>fet. sodann von d»Mn sieh ]>es(hwei-t Iwd'undenen Thtnl die ApjK-Uatha
naeh liiMuberj^. endlieli die K<»vision liierülvr an den Hofkrie^'srath ^'«^nonunen werden.
Ob nun diese Antni^'e in Betreff des Justizweseu dermalen ^deieh zum Erfol;^ jr^danp-n xii
machen thunlich si'in diufte, hiiTülxT hat das Generah-onnnand(» ehestens ein In^sonderes (Jutat'htcii
hieher zu ben>rdern.
YIII.
Hofkriegsrath an das galiz. Generalcommando.
Orijr. (Rejristr. «1. Bukowin. k. k. l>andesn^«Tfierunjr.)
S'in«' Majestät haben bey (lelej^nheit Allerhöchst «lero Reise durch die Bucemnna l><^
merket, dass dieses Stuck liimd seiner Iai*^' naeh, imd wann man s^ilehes gej^*n die fibrijre IV-
vinzA^n der Monarchie h'tr.ichtet am ersten zu einer Militär (Iränz Einrichtung^ j^vignet zu sc>n
s<heinet. Es verbindet neudich solches Siebenbürjji^n mit (Jallizien, füllet den einj^'henden Winb-I
aus, welch«'n die Moldau vonnahls »wischen beeden diew^n liindem machte, decket femers voU-
komnuMi die Marmaross, un<l ist ein (rräniz T^ind ^^ej^en eine Türkische Pmvinz.
Da (»s aber bey «((»<r**"^^'Ji^r?**^ Tniständen nicht rätlilich ist. das Gränz Militär Systeoh-
in diesem I-^mde einzufiihren. welchem der Militär (Jeist so sehr entfjejren zu seyn .scheiwt : S«
linden Se. Majestät einsweilcn für nr»thi<^, «lass folo*^^nde Anordnuntr»^n j^etrofTen wenlen.
Imo. Nach der von Sr. Majestiit p^macht^'n Erinnenmg ist die Popidation dieses I^n«l
«lessen Hau])t Nahrunj^s Zweier in Wayden sowohl fiir Hom Vieh, als Pferde bestehet, und weicht»
den Ackerbau s<'hr wenijr betreibet, obschon der Boden ausser den (lebür*^ biegenden allerdings
fruchtbar zu seyn scheinet, bey weitem s<»iner Grösse nicht angtMuessen, und es mnss dahero, tlj
die Vermehrun«r der Population im liand das wichti*rste ist, um diese zu erlan«cen, allt»s. jinkch
ohn»* beson<len»n Kosten an«r»»wendet werden.
2d(). Hat der Ix'stimmte (Vmtributions F\iss nix-h in suspenso zu verbleil)en. und sintl nar
die 8chuldij^keiten der rnterthannen gejifen ihn» Obrij^keiten soj^leich bestinnnt hinauszugt^beD, zh-
f^leich ist aber aueh auf die Hindanhaltunjx aller Btdrukunt^»n. und Excesst»n von Seiten «l'*r
lctzten»n mit allem P^nist zu sehen, nicht minder nniss dortland<^ ebenfalls ein FntersehitHi zwi-
schen den im I^iind wohn(»nd«'n Gnmd Besitz(»ni, und jenen, welche ihre aus der Buct\:>\ina zie-
hende Einkünfte aussiT l^mfles verzi'hren, ^^»macht werden, in welchem letzten»n Fall fast alJ^
sind, indeme, eini;^» wenijj^» Geistliche aus«,'enommen, kein einziger diesi»r Gnind-Btvitzer im Lin«t*:
ist, es sind also diese letzti'n», in so lang sie sich nicht im l^nd niederlassen, oder ihn» Güter
an anden^ im I^md domilicin»nde Unterthannen verkauffen, zu (»iner 80 jM'ri'entigj^n Abgab \x>n
ihren jährlichen EinkünftA»n mehr, als die andern zu verhalten.
3tio. Die Wahl zwischen d(»r 64 tagigen Robath. oder einer Zahhing von 7 (tulden i<t
denen von Sr. ^fajestät in den anden'U Erblan<len festgt.»st»tzten Gnm<bMitzen nicht gi-mäss, >-
muss also den Gnmd Obrigkeiten die Wahl nur in «lem gelassen werden, entweder ihn? AUtMlial
Güt*»r selbst zu be])auen, oder selbe an fn'ywilligt» l'achter, «»der. was das Beste wäre, an ihn-
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Joseph's II. Reisen nach Galizien und der Bukowina. 133
T"nt*»rtl»aiien entweder f!:e«^en Natunil, oder Pee.unial A])j^a]), oder auch iX^^^<^^ andere zu bestini-
luende S4-liuldi«(keiten, als Heumaelien, Holzschlaj^Mi und Zufidmui«r ete. auf m viele Jalu*e, als
es ihnen anstehet, zu (iberlassi^n, weil die f*i-ästati<m der Nattind Kubath der Unterthannen, s(»
viel niöj^lich, aufztiheben, und alles, was dt»r Personal lAMhei^ensehaft ähidieli ist, bereits pniz
aufirehoben. und dajjej^^n alles, was einem Bezujif auf fivve ViTlieurathun^, Handwerks Krler-
nun^X <'te. hat, ein«,'estanden worden ist.
4to. Die Besehwerliehkeiüm, mit welchen das Jiand we^en vieler Vorspann, ohnent^^eltliclHT
(Quartiers I^ist, Unterhaltung^ von 180 Tschartacjuen, Zufuhr des Brodts, Holzes, und <ler bissin t
niH-h ohnentKeltiieh «r<'maeht«»n (W'entliehen Arbeiten belästigtet ist, kt'mnen zwar in keine Bereeh-
inm^ jrebraeht wenlen, doch siqd sie imuKT fVir das j^anze, und die einzelne betreffende Indivi<luen
s^dir dnikend, diese müssen nun sanimentli<-h ihr Ende erreichen, und sie können es auch, wenn
in diesem Umd, welches ^ep'n dem Nachbarn j^anz (»fen ist, und nur kleine (Jraben, und Hübel
zur (Jn'inzc hat an welcher fol*(lich die Hindanhaltun^ des Schleichhandel, und die j^enaue Auf-
sicht in Sanitäts Sachen fast ohnnK'ij^lich ist, <lie andurch ohnnütz werdende viele Wachten an
den (Jränzcn deif^^stivlt vermindeivt werden, dass bey «^^sunden rmstän<b^n nur dii» Hauptstrassen,
wu ohnediess Mauthen sind, besetzet, übrij^tms aber <lie im lA\m\ l>efin(lliche 11 Compa{,mien des
(Janiisons Rej^iment in ein«^ dre\ fache Linie in den, denen (J ranzen nahe *^de«^eneu Ort*>chaften
verle<^'t werden, und in diesen nur t?ine Dorfs Wache «gehalten wird, welche sowohl auf das, was
im (Mh vorj^ehet, als auf jenes, was von auswärts herkommet ihre Aufmerksamkeit zu richten
hat, dieses winl j^anz gewiss für die alte I/'uthe nüzlicher, und bequemer s(»yn, dem Land aber
eine grosse Erleichtenmg vei*schaffen. besonders, W(?nu
5to. <lie Verpflegung diest^r Mannschaft au Bmdt nicht in Xafura geschiehet, sondern
dersi.dben das (leid dafür gegid)en wird, wodurch der gi-r»ssto Theil des Baken Pt»rsoiiahs ent-
l)ohrlich, die häufige Vorspann, welche, um das Mehl aus Gallitzien in die Vcrbackungs Stationen,
uiul ilas Bnxlt von da in die Kompagnie Xumem. und Tschartiken zu verfiihR»n, nöthig ist dem
I-Äind zu Outem konmien, und zugleich dii? <lazu nöthige Holz Zufuhr erspahret wird, die Fuhren,
welflu' jt*tzo ins gesammt vom Ijand ohnentgeltli<?h bestritten werd(Mi, müssen in der Zukunft
nach der neuen Regulirung von der (Kontribution abgt\sch rieben, oder haar V(»rgüttet werden.
6to. In Betivf der vor einem .Jahr angefangenen Oeconomischen Aufiiahm der Buecovina
Ix'finden S<\ Äfajestät dass solche in Thesi ihren guten (irun«l haben mag, in hyp()thesi aber in
einem bmd, wo das Eigenthum aller (Iründe nicht dem Aerario zustehet, oder welches nicht zu
einer Militär (Jranze bi^stinnnet ist, wo ein jeder (Jninzcr dotin^t wird, eine unnutze, und sehr
kostspielige Sache ist, S«\ Majestät wollen dahen». dass mit dem, was seithero hievon schon zu
Stand gebracht worden ist ein Abschnit gemacht, tmd <lie dazu zu venvenden<le Auslagen je
eher je l)esser biss auf weitere Zeiten eingcstellet werden sollen, das Personale abtT wird bey der
jetzo in allen Landern anbefohlenen Eintheilung <ler Cammeral, und giMstlichen (iütem gleich
Besi-häftigung finden, und ist dieses also vor dem Winter n<K*h aus der Buecovina zu entlassen.
7mo. Bey dem Umstind, wo in der Buecovina die gute Versehung der Districts-Din»ctors,
und Isprawniken Stellen sehr wichtig, und die Xation so beschaffen ist dass sie in Vorgi»setzte
fnnuder Nation mehr Zutrauen hat, als in jene, so von der ihrig^'U sind, wird (hirch eine gute
Wahl fnmider Subjecten zu Besetzung dieser Stellen viel eher das (Jute gewürket werden, als
wenn solche dun-h Massilen, oder an<ler(* dortige I^mdes Kinder, besondei*s aus der Moldau ver-
waltet würden, in wessen Verfolg Se. Majestät zugleich auch den Fingerzeig auf das T(;meswanT
Bannat in der Absicht gegeben halx'n, ob vielleicht dort ntn-h ein Paar gute Subje( ümi, die der
Wallachisch' 'n Sprache wohl kündig sind, sich ausfindig machen lass«'n. um sie in der Buecovina
mit Nutzen verwendtMi zu können.
8vo. In Ansehung des (b'istlichen Fach erklären Se. Majestät liir höchst noth wendig, <lass
die Vermindenmg, und Zusammenzi(^huiig der Kalugier Kb'jster ohm* weiters vor sich gidie, dass
ihn^ (iründe. und F«mds alle in die Administration genonnnen, was Fremden, nicht im l^md
wohnenden (leistlichen gehöret denselben gjurz benommen, und aus dem hieraus entstehenden
ganzen Fun«lo der gesannnte (irieehische (.'lerus unterhalten, und wenigstens eine Schull, es seye
zu Surzawa, oder zu t'zemovicz errichtet werde, das von den diessfälligen EinkünfttMi sc»dann noch
übrig bl.'ibende aber zu andt'ren nuty.bahren Vtjrwendungen vorludialten bleibe.
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134 Polek:
9n(). Nicht wt*nl','«^r nöthi<r finden Sc. Miijost;1t, dass <k»r Ka<launzcr Hisi-bof dem Mt;tn>-
IM>litcn von Carlovitz untiTjr«d)cn, hicniäclist auch von CuiioviU w>j^lcich ein frfs<'hickt<*r, wi>hl-
(lenkender, der VVallacbischcn Simich j^it kündij^er, nnd in dem (Tri«H-lii};chen R»»li<nonfi rntemV-ht
wohl crfahmer Mann na<her Czernovicz «r^schicket werde, um sowohl dem im ilbri^m friinz «^t
•^•sinntin Herrn Bischoffen, als auch dem Omsistorium, und den I^nds Einwohnern die achtt^n
IJe^mffe der Rtdi^ion beyzuhrinj^a'ii, welchem (Ieistli<*hen Se. Majestät nicht allein einen täj^lic-hen
Unterhalt auswerfen, sondern auch die Zusajre machen lassen wollen, dass er na<-h wohl zu Stand
^^'hrachüMi Auftra«^ sich einer Befiirderun;^, f)der auch der Nachfolge in <hmi Bucwviner Bisthum
zu erfreuen haben werde,
lOnio. Die Armenische (iemein<le in Cz^Tnovir/., den-n (iottes Dienst S. Majestät i^ellj^t Hey-
)(<»wobnet haben, finden Se. Majestät wenij,' ausgt nounr.en, allen übri^vn Kathulist*heu Anneni*-m
j^K'ich, Allerhr»chst dieselbe wollen dah<'n>, dass alle weitere Nachforschung^ über ihR' K«»li«!i*»D
ei nj^est eilet, und sie bey ihrem Handel, und Wandel ungestöhrt bolas.st»n, auch noch luehivre
<lerley L'uthe herüber zu bringen ^»trachtet werden solle.
llnio. Umwillen der in dem Buccovhier District Iwöndlichen soj^^nannteu Ijpjxtwaner,
welche bl(»sse Kussis<-he Bauern sind, die sich in der Buccovina niedergelassen hal)en, erklämi
Se. Majr'stät, dass selbe die nemliche Rucksicht verdienen, massi-n ihre Religion die wahn» Schisma-
tische ist, und man nur darin einen rnterschied finden will, dass sie iham Gottes Dienst Illy-
risch, wie in Russland, und nicht in Wallachischer Sprach halten wollen, ausser <leme alxT solche
fleissigi\ und arbeitsame Ix'uthe sind, welche man durch jene, m sich in der Moldau wm dieser
Nation no<-h In-finden, zu vermehren tnichten nuiss, und aus dieser Ursach woUen auch 8e. 3Ia-
jestät, dass ihnen ein l*oi)p von ihrer Nation allerdings gi'stiittet, oder ihnen einer aus Slavcimt^o
verschaffet werde, wo <lie Illyrische Si)rache am meisten in der Uebung ist.
12mo. Mit denen Juden Iwfehlen Se. Majestät in dem gefassten Systeme fortzufahren, nnd
müssen solche entweder gute Handels- und Handwerks Leuthe werden, o<ler dem Ackerbau sich
wiilmcn, im (iegentheil sind sie aus dem I^ind zu s<-haffen.
13tio. Wie Se. Majestät sich fern«T zu äusserem genihet haben, wird in der Bun-ovina
gegen die viele Arn'nden der iJetränke so, wie auch, dass gjinze Dorfschafton verammdin't wenk^n,
s«dir geklagt, erstere sind im g-anzen liiind gingen «lerne aufzuheWn, class derjenige*, der was imnxT
für ein (letränk ausschäuki'U will, dafür eine st»iner I^gt\ imd Umständen nach zu l)estimnh*nde
Abgab zu entrichten haben soll, dagegi»n ist die VeramMidirung der Unterthannen sogleich gänzU<*h
einzustellen, wenn solche nicht ganze (lüter In^trift, und dun-h mehn're Jahre zu dauern hat.
14to. Die Beilegung der aus der Fremde kommenden sämmentlichen (Jetränke, als Wein,
Brandtwein et<-. ist auf den (Jränzen zu erlndien, dagi^gen sind die Zwisi'hen Mäuthe von Siel>en-
bürgen in die Buccovina und v<»n diesem I^ui<le nach (Jallizien, wenn ihri»r noch einige Ixstelien,
gänzli<'h aufzuheben.
loto. Die Eröfhung des Borg(K?r Pass niu'h SielK'nbürgen, und die Errichtung einer G»ni-
muni<-ations Strasse in den Gebürgen von Siel)enbürgim gingen Snyatin ist ein Haupt (Jegenstaml,
der ohne weiteR»m zu veranlassen ist, und kaim dem Haujitman Scherz, der schon die Wet'ge in
der Bucc4>vina ganz gut, und geschikt angeleget hat, iler weitere Auftrag dieNsfiüls gt*maebt
werden, welcher auch in dies«'r Absicht auf Sr. Majestät B4'fehl sich benMts nach Si^'benbürgt^n
iH'geben habi-n wird, um allda alles einzuleiten, und bald uniglichst zu Sü^nde zu bringt^n.
16to. I)i(» (lemeine des zweyten (lamisons Regiment so lauter doch mei.stens alte gi*-
l>nMhliclie IxMithe sind, thun würkUch im District zu starke Dienste, diese sind denmach «lerp>
stalten einzuschräncken, dass sie wenightens 4 Tage frey bleilx^n, welches um so leichter zu K-
wiirken seyn wird, wenn der C'ordon auf die obberührte Art eingezohen, nur Dorfs Wachti^Ji ein-
geführet, und die neue hi'dzenie Caseme zu Czemovitz zu Stiind kommen wird, wo- alsdann leicht
nmh eine Compagme dahin verlegtet, und die Dienste in Suczawa, und «dler Orthen wenlen ver-
mmderi't werden kiumen.
I)i<'ses sind einsweilen <lie Erinnerungen, welche sogleich einzuleiten Se. Majcfetät dem Hof
Kriegs Riith mitgegelien halwu, und Ihme (Jeneral Uommando zu dessen l)ehöriger Dire<-tic»n, und
zur ungisiumiten Belehrung der Buccoviner Districts Interims Administration ihn^n vollem Inhalt
nach l>ekannt gemacht werden, wobey aus der Absicht, um Sr. Majestät Gesinnung desto ge-
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Joseph's II. Reisen nach Galizien und deä Bukowina. 135
schwinder zu erreichen, dem (ieneral C'oniiiiando, mid der Distriets Administration nachhloliendes
gejift^nwärtig zu halten befunden wird.
Die Mittel von der Popuhitions Befiirderunjjc, welche dem Aenirinm eijjfi'utlich j^ar keinen
Aufwand venirsachen, j^ehen auf <lie schon öfter an die Hand gejjfebene Ausfeilten hinaus, W(v-
dureh, wie es schon geschehen ist, noch weiter auf eine ohnanständi«^e Art vermöjj^liche Moldauer
herülHT zu tn^konunen j^trachtet werden muss, welche aus j^anzen Familien besuchen, Vieh, und
Hauss ( Jerüthschaften mit sich brinji^>n, und denen nicht einmal ein Aerarischer Vorschuss zu
machen ist, und ausser d(»me konmit es theils auf die i^benfalls schon vei-ordnetc Herbeybrinj^mj"^
Armenischer Familien, theils auf den Ausschlag des mit dem (tallitzischen Landes (Jubernium
eingi'leiteten Einveniehmen an, wie weit von denen aus den Keichs, und andern fremden L'inilen
dahin disponirten Ansiedlem soh'lu* Akersleiithe, oder Professionisten in die Buccovina überlassen
werden können, die etwas an Vermögen haben, und auf die, wie es Se. Majestät verordnen, be-
s«^n<lere Kosten zu verwenden, nicht niHhig ist.
Mit der seitherigen Oec^momischen Lindes Mappirung steht <lie anderweite Commissions
Opi*ration wegen der Untersuchungen (k\s Eigenthums K(H'ht, und der Bestimmung <ler Gränzen
einer jeden Besitzung, wi«» auch die Absicht in der Verbindung, wornach die Unterthanen, welche
bisshero nicht ein Hand breit eigenes Terain gehabt haben, und neue Ansiedler hinlängliches
Fj-driMch mit dem Succvssions Kecht zur Beurbahrung erhalten solh^n, es muss dahero, nachdeme
die Mappiiung sogleich aufzuh(")ren hat, nicht nur liir die Vollendung der auf die Berichtigung
der Po6st*ssionen sich beziehenden OjK^mtion gesorget, sondern auch der Bedacht genommen werden,
damit sowohl die Unterthanen, als die neue Ansie<ller zu den l)ereits erklärten IJesitz von (Gründen
gehmgen mögen.
Auf dass die Mappirung mit ih'r nr»thigen Onhmng g»'schl«)ssen werde, und. weil 8e. Ma-
jestät .«(»Iclie biss auf weit(»re Zeiüni zu verschiek^n lK»finden, künftig mit der nemlichen Verläs-
sigkeit fortgf*setzet wenlen könne, nmss ilie Distriets Aduu'nistnition derowegiMi mittelst des Mai>-
pirungs Directeur Budinsky die nöthige Vorsehung treffen, insl)esondere aber soA\(ihl die ins reine
gebrachte Karten, als die Brouillons, gesannnte Mappirungs Instrumenten, und, wie iunuer 8(»nst
Nahmen ha]>en mögende Mappinmgs Keijnisiten, und auf den Di<'nst sich beziehen<le Schrilten
ül)emehiuen, sf)fort die reinen Karten einschi(^ken, die Brouilh^ns aber, die Instrumenten, Recpii-
siien un<l die Dienstschriften indessen gut aufbehalten, und einen ganzen Ausweiss hierül)er unter
ihrer der A<lministration Fertigung dem Hof Kriegs Riith zukommen machen.
Bey dem Umstand, wo das Gallitzische Ijan<les Gubemium ei-st jüngsthin zur Einfühnmg
d(*s K^tbath Abolitions Systeme auf den Cammeral, und Kloster Gütern Militär Officiei*s anver-
langet hat, weil nicht gi^nug Ci\il MapptMirs aufgebmcht werden können, muss das Genenil Com-
mando sogleich dem lindes (lubemium ein Veraeichniss der in der Buccovina arbeittendeu Maj)-
ptMirs mittheilen, und wenn nicht etwa der Directeur Budinsky auf seinem Bere»gker Comitats
Ingenieur Posten selbst wieder zurückkehren will, auch diesen dahin nahmhaft mach( n, so weit
etwa das (iul)emium nicht allein von ihnen dermahhni mehr anzuwenden thuidich b<»findt, hat
das (reneral Commando selbe namentlich hieher anzuzeigen, damit allenfalls die vereinigte K. K.
Böhmisch Oesterrenchische Hof Kanzley, Hof Kammer, uiul Ministerial Bauco I)ei)utation nach
8r. Majestät giniussinten WillcMismeinung sich dei*selben bey der in allen iJintlem anbefohlenen
f^iutheilung der Canmienil, und (teistliclien (lüteru gi'brauclien kann.
Der Antrag v»ai dem neuen St^Mier Fuss ist dem General Commando, und der Distriets
Administration nrn-h nicht zur Einltihrung, sondeni erst um ihr Gutachten zugeschickt worden,
das. weil der Gegenstand in »SV/.v/>r//so bleibt, mm auch ni<*ht mehr sogk^ich abzufassen nöthig.
tiondem gidegenlieitlich hieher gelangen zu machen ist. Wie die T.eibeigenschaft aufzuheben, dit»
R«»batli abzustellen und die Sciuddigkeiten der Unterthannen gegen ihre Obrigkeiten zu reguHren
seyn sollen, hieriibiT hat das Genemi Commandt), und die Distriets Administnition bereits <lie
B<*lehrung in Händen, und in diesfälligen Verfolg kommt es nun darauf an, <lass die wegen des
ein, und anderen zu treffen ncHhige Anstalten mit dem gi^genwärtigen allerhr>clisten Befehl ver-
bunden werden.
D;iÄS denen nicht im Ijande wohnenden Geistlichen, welche in iler Buccovina (Jriinde, und
Fonds haben, solche ganz zu l)enehmen, und die auswärts domihciremde G^g^tiÄ^^^foii@O^^C
136 Polek:
sio sirli im liiiiid iiidit nicMlt'iiassi'n, oder ihre Giiter an andeiv im I^nd «lominlirendt» rntiT-
tbanen verkauflen, zu eimr 30|M'r<i'ntiji:on Ahj^^ab v<m ihren jährlichen Einkfinftou mehr, als dit-
andere zu verlialten sind, liievon wird auch die K. K. Hof und Staats Kanzlev unt4^r einst^-ns
v«M-sliindi^'et. und dieselbe? um <lie Mittheilunjr desjenijren re<|uin't, was sie etwa aueh ihn»s Orths
in «ler Sache zu veranhisscn bcHnrlen därfb», weil vennr»;^ ihrer zu wiederholten malen .»^»machten
Krr.i'nun^ nach d(T In^kannteu (iränitz ('<»nventi«>n die in der M(»ldau wohnende <liess«'iti;;e «ifiter-
Hesitzer aller (inindherrlichkeit«'n, wie die Ibiccoviner sich zu erf^Mien halx^n S4>llcn, nnil. wie i>
<lein (»eneral Comuiandt» unterm 7ten St»ptembris vorij^en Jahres erinneret w(»rden ist, v«*n «ler
Huf, und Staats Kanzlev eijren<ls die Fälle ausj^ezeichnet Wi»rden sind, wenn V(»n den jeus«'its d«r-
mili<-inmden diess«Mti;,'en (riiter HesitziTU ein Abfahrt (Jeld zu nehmen w\vn kann.
Wie di«' unniJthifjfe Kir>ster und (Jeistliche abzuschaffen sind, das (feisth'che. nnd Kirchen
Wees«^n ülM^rhaupt in die «^diörip' Verfassunjir zu brinj!:<^n. und die S<»hulen Einfiibnin;x zu l>e-
würken ist, diesfalls erwindt is nun vörderist daran, dass das General Commando, nnd die l)i-
stricts Adniinistrati(»n ein, und anden»s auf di<' von hieraus vert)nlnet<^ Art und insbesr^ndere mit
denen vom Hof Krie;^'s Rath mitj^ejri^lM^nen Rucksichten in Vollzugr stütze.
Um desto sicherer nach Sr. Majestät Willensnieinun^^ einen mit den nrjthijyen Eijrpiis<-haftrti
v.'rsehenen nicht unirten (iiüstlichen für die Ruc<-ovina zu erhalten, winl der 3I(*tn»]Mdit von Car-
lovitz anj,'^<*«rJinjren, einen solchen Mann, und zujrleich den ihnie abzuriMcIienden (»ehalt auf da>
balclrste in Vorschla«^ zu brinj^'eu, woniU'r das ei«ienthche dem (icneral Commamlo nacl»*»»*trai?*n
w«'rden wird, wo inzwischen, da es erst auf eine vorläufi«^^ Vernehmun«j: wej^Mi d«^ in die Ruc-
covina abzuschiki'n<len (Jeistlichen ankommet, dei-zeit der ('mstan<l, we^^n der rnt*»rp:idmn<^ dc>
Radaunzer Rischoffen an den M«'tro|)oliten von Carlovitz. und in IJetref der Nachft»li^* in dem
Run»(»viner Histhum nu-h nicht zu verlautbart^n ist. j^lei<*hwie hierülnT auch jrt^^'on den Metn»-
|M»liten von ( arlovitz dennahhni no<-h keine Sprach jreführet, und nur einsweilen die Huii«r;mM-h,
Sielx'nbür^'isch«' Hof Kanzlev von der auf di»'sem ^«mzen Punkt sich beziehenden AlltThöchsten
Ri'stdution, un«l von der hierweiren erj^'ehenden VeHii^un«; des Hot Krie^'S Rath lM»nachrichtip't winl.
Dass ^o*^on die lJpi>owaner keine Aufmerksamkeit wejren ihrer besondem Relij^ions (>-
brauchen walmiehmen zu lasM-n seyn soll, solches ist iM'n'its zu emeuertenmahlen iM'fohlen worden,
hinj^'e^'en nmss das (leneral Commando, und die Districts A<hninistration, weil ihr seitheripr
nexus mit d*'m Erzbisch«'fen aus Anatolien nicht mehr iM'stehen kann, f»irdersam l)erichten. wie
denenselben in P'rforilemuss Fall ein Popp ihivr Xation zukommen zu machen .st\vn kann. mn.
wann keine ( ielejr,>nheit hierzu vorhanden wäre, und es die Xothdurft erforderte, einen Popp aiL>
Slavonien dahin «lisiMuiinMi zu niöj^-n.
Weil die (Jamisons Rejrinients Mannschaft künftij^ nicht mehr Hnnlt in ynttfra, S4»ndem
(K'ld dafür zu bekommen bat. so ist von der Districts Administration dafiir zu s*>r«rn, damit di<*
licuthe für ihr (ield übendl j^nites, und jj^enussban\s Brod In^konmien. von welchem AllerhiW'hsti^
Entschluss zu«(leich der VerpHe«rs Branche dahier die Nachri(-ht i'rtheilet winl.
We«^Tn Besetzung' der Districts-Directors, und Ispravniken Stellen, wie solche nach Sr. Ma-
jestät (iesinnun«r j^'schehen soll, ist vcm dem (Ji^neral Commando, und von der Districts Admini-
stration em Vorschla«^ hieber i'inzubeftjrderen. jj^leichwie auch der H()f Krie;^ Rath «»ntn*<Mlfr
tüchtij^^e Militan'U. oder in <leren Entstellung^ solche Männer vom Civili aus dem Temtswarvr
Banat zu überkonnnen, di'n Beda<-ht nehmen wird.
So viel endlich die Oefnun^i: dv^ Borj^oiT Pass und die anj^edeute C*onmm!H<-ations Straj^s^'n
iM'trift. wird nun vor all<'n das siebenbür«^is<-he (Jenend Commando vernommen, was lür Einl»'i-
tun«ren von dem Hau]>tman S<'hei7. in iJemässheit des erhaltenen Alb»rhr>chsten Aufirajr sclh»n ♦^*-
troffen worden sind, um in derselben (rleichlonni^keit das aHenfalls nwh weiters nöthij^^ lH'S.«T?,'en
zu können.
H a d i k Ex Consilio Aulae B<*llit»»>
Wienn <len 4ten July 17h:^
Ludwi«^ von Trtrkhiiju.
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JoSEPH's II. RbISBN NAOH ÖALIZrßM UND DER BUKOWINA. 137
IX.
Böhm. Oest Hofkanzlei an das Gubernium in Galizien und
Lodomerien.
Oing. (I^K- <1- ^^^' ^- k. I-Andesi-eporunj,'.)
Da Seine Majestät bekanntonuassen zu entschliessen ji^enihet haben, dass die Bukowina
vom Iten des Wintennonats diess Jahrs mit (ralizien vollkommen und dergt\stalt vereiniget werden
soll, <la88 seiht» in allen «"»ffentlichen politischen und karaeralischen Angolej^enheiten von Seite deß
Galizisohen Guhemiums, und der dortif^en Appellazion als ein Kreis Galiziens behandelt werde,
so hielt man diessfalls mit «lern k. k. Hofkriegsnith vorläufig eine Konzertazion hierorts ab, und
machet nun mehr ihm, üubt^niiimi, dasjenigi», was hiebei in Antrag gebracht, und von Sr. Ma-
jestüt beschlossen wurde, zur Wissenschaft, und zur unverzüglichen gehr>rigen Veranlassung, und
Einleitung des Nöthigen in folgenden Punkten l>ekannt.
Imo. Mit den Sanitätsangelegenheiti'u, welche in allen an die türkischen Provinzen grän-
zt^nden kaiserlichen liändern der ()])sorge des k. k. Hofkriegsraths überlassen sind, wird es in
Zukunft auch in Rücksicht der Bukowina so zu halten se\Ti, besondei-s da in Fällen, welche eine
Siinitätsanstalt nothwentlig machen, ohnehin zwischen dem Mihtär und Pohtikum immer das
wechselseitige Einvernehmen gepflogen wird.
2do. Die Kon-espondenz mit den benachbarten türkischen Befehlshabern, mit <lem Bassa
von Chotym, nnt den Fürsten <ler Moldau, und der Wallacliey, und mit dem Metropoliten zu
Jassy wird, weil die Türken blos mit Militiirpersonen zu korrespondiivn gewohnt sind, noch femer
durch das Militär <lerge8tiilt fortzuführen seyn, dass das Einvei*ständniss bei den gewöhnliehen
Ereignissen, die auf den Bassa von Chotym, den Fürsten «ler Moldau, un<l Wallachey, und den
Metropoliten zu Jassy Bezug haben, zwischen dem Kreisamte der Bukowina und dem zu Czer-
nowic angestellten General, in wichtigem Fällen aber, besonders solchen, die auf den Bassa von
Chotym Einflus haben, zwis4*hen ihm, Gubernium, und dem dortigen Generalkommando zu
pflegen ist.
Stio. Die zur Zeit, als in den kais<»rlichen Stiiaten aller Zusammenhang mit der auswär-
tigen GeistUchkeit aufgehoben wurde, dtnn Metropoliten in Jassy entzogene geistliche Gerichts-
barkeit dt^ Bukowiner Bischofs bleibt diest^m letztt^ren so wie bisher eingeräumt.
4to. Die vor Aufhebung des Zusammenhangs mit der auswärtigen Geistlichkeit von dem
Metropoliten in Karlowiz imabhängig gewesenen zwey nicht unirten Bischöfe in Siebi>nbürgen und
in der Bukowina haben so, wie seit diestnn Zeitpunkte, auch in der Folge imter ge<lachtem Me-
tropoliten doch mit der Einschränkung auf di«^ bl<jssen dogmatischen Fälle, und folglich dergi^stalt,
zu beßt(»hen, ilass beide Bischöfe mit den Disunirten in Siebenbüi-gi^n, und in der Bukowina auf
die Privilegien der illyrischen Nazion, und Geistlichkeit keinen Anspnu-h machen können, mithin
auch in die sich hierauf beziehenden (ieschäfti> keinen Einfius zu nehmen, und bei einer jeweiligen
Synode nur in Bezug auf die Spiritualia, und Dogmatica Sitz und Stimmen habtm, welche Aus-
nahme Anlas gab, dass der Bukowiner Bischof mit d«Mn gjmzen Geisthchen, Kirchen, und Schul-
wesen in der Bukowina l)ereits auf einem von dem des Karlowitzer Metropoliten und der Bischöfe
imd (Geistlichen der ilhTischen Njizion ganz versclne<lenen Fasse steht.
5to. Es ist zwar während der militärischen Verwaltung «ler Bukowina festgi^setzt worden,
dass die Güter der von den daselbst bestantlenen 9 Mannsklöstem aufgeho]>enen 6 Klöster, des
g»»wt»sonen Frauen klostei-s, der sämratlichen Skittni, und alle geistliclum Güter überhaupt in die
ärariahstthe Adniun'strazion genommen werdt^n, die hievon sibfallenden Einkünfte in den Rcligions-
fond einfliessen, und blos allein Rir <las geistliche, Kirchen- und Schuhvest^n g«»widmet seyn sollen.
Da al)er Se. Majestät nunmehr entschlossen haben, dass zur Aufnahme der Viehzucht die Kam-
menil- und geistlichen (iüter, <lie in der Administrazion stehen, .md theils der einheimischen,
theils der Moldauer Geistlichkeit zugehören, mit Aufhebung der dabei angestellten kostbaren Be-
amtt»n theilweise auf mehrere Jahre verpachtet worden sollen, so wird ihm, Gubernium, in der
Folge, wenn man Sr. Majestät den Vorgschlag wegen Umtauschung jener (rüter, welche die Bu-
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138 PoLEK :
küwiner Geistlichkeit in der Moldau besitzet, gej^en diejenij^n, so der Moldauer Geistlichkeit in
der Bukowina zugehören, erstattet haben wirci, diessfalls das Weitere zukommen.
6to. Bei dem f(ir den Bischof sowohl, als fiir jeden der übrigen Geistlichen jähiüch fest-
gesetzten Gehalt, bei den fiir jedes Kl(xster abgemessenen nöthigen Naturalien, und Viküialien.
und bei dem jedem Popen und seiner Familie bestimmten erforderlichen Gninde hat es indt»*i8cn
zu verbleiben.
7mo. Bloss die Spiritual- und Disziplinargegenstände, keineswegs aber weltliche die (»ei*^-
lichkeit betrefende Angelegenheiten hat das in der Bukowina aufgestellte Konsistorium zu ho-
sorgen, und sind überhaupt die Geistlichen von <ler Einmengung in daa weltliche, und Wirth-
schaftswesen, und von ihrer ehemaligen Macht über die ünterthanen entfernt zu halten, und ihnen
wie bisher alle Almosensammlungen, und alle Geldabforderungen von den Ijandeseinwohnem bis
auf diejenigen zu untersagen, die ihnen mittels der Stollordnung in quanto ausgemeasen sind.
8vo. In Ansehen der ilhTischen Angelegenheiten, welche sich auf den Metropoliten, auf
die Geistlichkeit, und auf die Nazion beziehen, wird vom Iten des Winterraonats d. J., in so weit
es um die nichtunirtt^n Geistlichen, Kirchen- und Schulangelegenheiten zu thun ist statt des
k. k. Hofkriegsraths von S<Mte dieser veivinigten Hofstellen das Nöthige angeordnet, und nach
Umständen auch mit dem Metropoliten zu Karlowicz die Korrespondenz imterhalten werden.
9no. Dem in der Bukowina angestellt«^, und von Sr. Majestät zum Kroishauptniann des
neuen Bukowiner Kreisi»s ernannten Obertlirector Beck hat sie, Tiaudesstelle, das gehörige» An-
8tellung8<lekret ausfertigen zu lassen, und hat deiwlbc höchstresolvirtt^rmassen aus den allda
bestehenden vier Direktorien die tauglichsten zu Kiviskommissarien zu wählen, imd vorzuschlagen.
lOmo. Da der Bukowiner Kreis vemiög höchster Willensmeinung vorzüglich der Viehzucht
gewidmet bleiben soll, so ist der Anwachs der Bevölk(^nmg daselbst dem Zufolle zu überlassen,
zu der Reimigrazion der Sekler aus der Moldau, wenn sie nicht aus eigenem Antriebe wie<ler ein-
wandern, nichts weiters zu veranlassen, und auf selbe, so wie auf anden» Kolonisten, keine fernen?
Auslage mehr zu verwenden. Der Hauptmann Beddeus aber, welcher bisher die Zurückbringung
der Emigranten besorgte, wird in Ztikunft blos des Deserzionsgeschäfti^s wegen in Jassy verbleiben.
llmo. Für das der Aufsicht des Oberstlieütenants Cavallar anvertraute Gestütte haben
Se. Majestät verschiedene Orte, und (Jüter, worunter auch Waskautz ist, welches, da es einem
Bojaren gebiert, gegen ein Gut in der Moldau, so der Bukowiner Geistlichkeit gehöret einzutau-
schen seyn wird, bestimmet, und die litMtung und Diivkzion dieses RimontirungsgCÄchäftes dem
k. k. Hofkriegsrath beigelassen, welcher fj)lglich auch in dem Bukowiner Kreise in die Stelle eines
dortigen Dominiums eintritt.
r2mo. Der Sitz des Bukowiner KrtMSiunts muss der hik'hsten Willensmeinung gemäss in
Czemowic se}Ti, wo die hiezu nöthigim Gebäude schon vorhanden sind.
13tio. Da Se. Majestät in Czemowic auf aerarial Unkosten eine gemauerte katkdische
Kirche nach Verhältniss der dortigen Katholiken auf dem Platze, wo dermal <lie Apotheke ist
erbaut wissen wollen, so hat sie, I^indesst4>lle, hierzu vorläufig einen Riss, und Plan verfassen zu
lassen, und sodann anher einzubefördern. Ausserdem sind höchst-anbefohlenennassen auch katht>-
lische Kapellen in Sireth, Suczawa, und KimiK)lung, wenn sie auch nur von Höh sintt theils her-
ztistellen, theils die schon bestehenden in etwas 7m erweitem.
14to. Jn der Giebigkeit und RolM>t werden die Bukowiner Ünterthanen in Folge der höchsten
Gesinnung noch einstweilen, wie dermal unter dem Militär, zu halten seyn.
15to. Das bereits nach der allgtnneinen Hauptvors*dirift auch in der Bukowina eingeleitete
Gnindausmessungs- und Fatiningsgeschäft ist zu Erzielung der Gleichfönnigkcit mit den übrigi^n
Erbländera alsogleich an die galizische SteüeiTegulirungsobercx.»inmission zu übergi»l)en.
16to. Uiber die Art, wie die Bukowina in Ansehen des Zollwesens zu behandeln seyn wird,
femers wegtni der unter gewissen Vorsichten zu gestatttniden Einführe einiger Waan?ngattungen
und wegen der höchst verordneten Ausschliessung der Stadt Suczawa aus dem Zoll-Kordon winl
der dortländigeu Zolladministrazion das Erforderliche von Seite der hiesigen Bankalgefällendirekzion
zukommen.
17mo. Die Hauptkommunikazionstra.sse zwischen Siebenbürgen und Galizien ist kraft höchster
EntSchliessung sorgfältig zu erhalten, und ein Postkurs, welcher zweimal in der Woche von Snyatin
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JosBPH^s IL Reisen nach Galtzien und der Bukowina. 139
nach Czernowic und so weiter nach Suczawa, Kimpolunj?, Dorna und Bistricz zu gehen bat ein-
zuleiten. Ingleichen hat sie I^ndesstelle, die Einleitung zu treffen, dass die schon rückwärts be-
stinunte Strasse von Kapokodroliu nai'h Snyatin nach und nach zwar nicht Chauscemässig, aber
doch fahrbar hergestellt werde.
18vo. Die bei der Hofkriegsbuchhalterey bereits vorhandenen, wie auch die noch rückstän-
digen Rechnungen über die Einkünfte, und Ausgaben der Bukowina wird man hierorts von dem
k. k. Hofkriegsrath übernehmen, sie durch die hiesige kammoral Hauptbuchhalterey untersuchen,
und sodann an die dortländige Provinzialbuchhalterey gelangen lassen. Sollten diessfalls Anstände
vorkommen, so wird zu Auseinandersetzung derselben eme eigene Kommission in licmberg aufge-
stellt werden. Inzwischen aber hat sie, Jjandesstelle, die Bukowina von dem MiUtär in statu quo
zu übernehmen.
19no. In Ansehen des Berg- und Grubenbaues in der Bukowina bleibt alles so, wie bisher
«1er Disposizion der k. k. Hofkammer in Münz- und Bergwesen überlassen, und wird sie, Landes-
stelle, zur möglichsten Unterstiitzung der dahin abzielenden gemeinnützigen Unternehmungen auf
das thätigste mitzuwirken haben.
20mo. Die Militarkonskripzion wird vermög höchster Vorschrift mit der Numerirung der
Häuser auf jene Art und Weise, wie bisher die Werblxjzirksangelegenheiten in Galizien vom Militär
einverständlich mit dem Publikum besorget werden, au(^h in der Bukowina, als einem Theile Ga-
liziens, vorzunehmen, und sodann die dadurch erwachsende Ausdehnung, imd anderweite Ein-
thoilung der seitherigen Worbbezirke zu veranlassen seyn.
21mo. Nach berichtigtem Austausche des ubenangeführten Gutes Waskautz fiir die Militir-
rimontinmg soll zwar kraft der sc^hon oben erwähnten höchsten Entschliessung alsogleich zur Um-
tauschung sämmtlicher Güter, welche die Bukowiner Geistlichkeit in der Moldau besitzet gegen
jene, so der Moldauer Geistlii^hkcit in der Bukowina zugehören, gesdiritten, und, obschon letztere
bei 4- bis 500 11. jährlichen Einkommens dalx?i gewinnen wird, dieses gegen die anderen hieraus
entspringenrlen Vortheile in keine Betrachtung gezogen werden. Allein, da noih derzeit die bei
Besitznehmung der Bukowina errichtete Gränzkonvenzion, weh-he in Ansehen solcher Bukowiner,
die in der Moldau Güter besitzen, imd wechselseitig auch für die Moldauer, welche in der Bu-
kowina Realitäten hal)en, alle Grundherrhchkeitsrechte von der Pro>inz, wo die Güter liegen, mit
sieh bringt wie auch das eigene Interesse zu erfordern scheinen, dass nicht gleich itzt mit der
Verpachtung und dem Austausche der Güter vorgegangen werde, so haben Se. Majestät gnädigst
gestattet dass noch dermal, und zwar in so lange, bis man sich von hieraus durch Einsicht der
Akten in die volle Kenntniss aller Umstände gesetzt haben wird, diese Verpachtung und Umtiu-
si'hung in statu qiw belassen werden könne.
22do. Von <len Beamten, weh-he iKMbehalten werden, hat der höchsten Willensmeinung zu-
folge jeder seinen bisherigen Gehalt zu geniessen. imd wird sie, Landesstelle, hievon die betre-
fenden Ifeamten zu vei*ständigen haben.
23tio. In Ansehen des Justizwesens in der Bukowina wird von Seit» der k. k. Oltersten
Justazstelle das Gehörige an die dortländige Appellazion erlassen, und ihr, I^andesstelle, das Nö-
thige »'iner Zeit bekannt gemacht werden. Endlich
24to. Haben Se. Majestät zu verordnen geruhet, dass, falls der königliche Herr Landes-
komniissär die Reise nicht selbst in eigener Person unternehmen wollte, Herr Graf von Ugarte zu
B*»sorgung des tbernehmungsgeschäftes in die Bukowina abzusenden seyn, und sich durch Be-
nisung diestvs Bezirkes alle I/jkalkenntnisse davon btMzulegen haben \\\n\.
W>n den 16t?n Herbstmonats 1786. J. R. Chotek.
^^. Simer.
X.
Hofkriegsrath an General Enzenberg
per decretum. 20. Septemb. 1786,
Concept. (K.-A. IL S. 1786-30—135.)
Se. Kais. Königl. Älajestät haben bei der Gelegenheit, wo von Allerhöchsttleroselben die
mit dem 1. des künftigen November Monat zu erfolgen habende Vereinigimg der Bukowina mit^
140 Polek: Joseph's II. Reisen nach Galizien und deb Bukowina.
Galizien entschlossen worden ist, westwegen dem Herrn . . . das eigentliche durch das GallizisclK'
Generalcommando zukommen wird, ihme Herrn . . . aus dem Anbetracht, dass der8ell)e die la-
terimaladminiatration der Bukowina bishero zur Allerhöchsten Zufriedenheit besorget hat. dalur
eine Remuneration und respective einen Uebersiedlungsbeitrag von 6000 fl. ohne allen Abzug zu
verwiUigen und anbei die vaeante Brigade der beeden Wallachischen Gränitzinfanterieregiment/T
in Siebenbürgen anzuvertrauen allergnädigst genihet, womach der Herr ... die vc^e 6000 fl.
aus der ßukowiner Districtscassa zu erhalten, hingegen den charaktermässigen Generalmajoregebalt
pr jährliche 4000 fl. vom 1. Novembris venturi nebst dem ohnentgeltlichen competenten Quartier
in Siebenbürgen zu bekommen hat.
Dem Herrn . . . wird diese Allerhöchste Entschliessung zur Nachricht und gehörigen Di-
rection, insbesondere auch zu dem Ende erinnert, um, sobald derselbe von seiner zeitherigen
Dienstleistung mit allseitiger Ordnung und Richtigkeit ausgetreten sein wird, seine Anstellung in
Siebenbürgen nach Anordnung des dortigen Commando. an welches der Herr . . . nach dem H«»f-
kriegsrath mit kriegsgebräuchiger l)ei)««ndenz angewiesen ist, behörig zu übernehmen und solcher
fortan zimi besten des Dienst vorzustt^hen, gleichwie hiemüchst auch der H . . . vor seinem Ab-
gang von Czemowitz die dtrrzeit in Händen habende Militärregulamenten der Vors<-hrift genlä^^
an das (iallizische General wmmando abgeben zu machen und djifiir andere nachhero in Sieb*'n-
bürgen zu empfangen hat.
•«-4-®-K-^-
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Aus den Jitttieilungen der k. k. Gentral-Commission".
(Fortsetzung aus dem .Tahrbuchc 1894.)
1894. Band 20, Seite 135.
(Die Kircbenbauten in der Bukowina.) v,m Conservator Cari a. Romstorfer.
Fortsetznnj^ : IL ((reschiehtlicher t'berbliek). Fortsetzung folgt.
1894. Jahresbericht, Stnte 40.
^Mit verbindlichem Danke nahm die Central-Comraission die Nachricht des k. k. Mini-
steriums fiir Cultus und Unterricht entgegen, wonach über ihre Befürwortung dem Bukowiner
Tjandes-Museum in C z e r n o w i t z eine Staats-Subvention zugewendet wurde. Conservati»r Pro-
fessor Korn st orfer lM?richtete wiederholt über die befriedigende Entwicklung dieses Museums;
endlich berichtt^te auch der Vorstand des besagten Muscimis ül>er den jüngsten wdir erfi-euhcheu
Beschluss auf Errichtung eines eigenen Museums-! ie))äu<les. Das Curatorium des landes-ÄIuseums
in C z e r n 0 w i t z legte den Rechenschaftsbericht j)ro 1894 vor.*;
1894. Jahresbericht, Seite 55.
vConservator Romstorfer berichtete über die Wallburg zu H 1 i n i t z a.«
^Dr. R. F. K a i n d l Iwrichtete über Fun<le in der B u k o w i n a.«
1894 Jahresbericht, SeiU^ 108.
-»('ijnservator Professor C. A. Romstorfer machte Mittheilung über ein im Hlibokaer
Wald e befindliches altes verschanztes Feldlag<T und üIkt <lie in den dortigen Hügeln durch-
geführten (irabungen.«'
»Das Ministerium giib bekannt, dass es zum Zwecke der Durchforschung der Räume des
alten Fürstenschlosses S u c z a w a eine Staats-Subvention für das Jahr 1895 in Aussicht stellt.
Hiehei gab die C-entral-Commission ihrem Wunsche Ausdruck, dass d<T die Grabungen leitende
Conservator Professor Romstorfer seine Aufmerksiimkeit den Resten alter Töpferei zuwenden mögt\«
-Corresjxjndent Professor Schmidt berichtct4^ übt>r einen durch seine Einüussnahme
intact gebliebenen historisch merkw(irdigen Siuil in dem der §coala romana gehrungen Hause zu
S u «• z a w a weiland auf Kaiser Josef U. bezüglich \md üln^r ein griechisch-cjrienüdisches Reliquiar
aus Silber mit kunstreicher S}indelholz-SchnitzenM.<
-Conservator Profes.s<»r Romstorfer berichtete über die griechisch-orientalischen Kirchen
zu R a d a u t z, B a d e u t z (Milleschoutz), S a t u 1 m a r e und H o r e c z a.'<
1895. Band 21, Seite 21, resp. 86.
(Die Kirchenbauten in der Bukowina.) Von Conservator Cari A. Romstorfer.
Fortsetzung: lU (2. Das Christenthum; 8. Morgenländische Klöster; 4. Die griechisch-orientali-
schen Kirchen im Allgemeinen, — mit 18 Abbildungen): IV (5. Die Entwickhmg der byzantini-
schen Kunst, — mit einer Abbildung.)
1895. Band 21, Notiz 15, Seite 46.
«Conespondent Professor W. S c h m i d t in S u c z a w a hat der C<?ntral-Commissi(>n mit-
getheilt, dass es ihm möglich gt^worden ist, zu erreichen, da?s ein <lurch seine l^^^^^p l^A^
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142
Aus DEN MlTTHEILÜNGEN DER K. K. CENTRAL -COMMISSION.
Omstruction und die bx-^iltradition als Hoflafrer KaiRcr Joseph IL intercBsanter Saal üii P<)gtbofp
der §('oala romAna dortselbst im unveränderten Stande erhalten bleiben wird. Auch macht«
derselbe auf einen (rc^n-
stand von bcs<>n<lerem In-
teresse aufmerksam, eine zur
Aufbewahnmg der Hostii'
oder wahrscheinlicher eiwr
Kreuzp{irtik(»l dienenden run-
den whr flachen Kapsel, wi*«
solc'he in Siebenbürgen und
in den südlichen r)r»nanläD-
dern bis ins 18. Jahrhimdert
üblich waivn. .Auf der Aus-
senst»ite in vergoldetem Sil-
ber au8<^?fiihrt eine kraftijro
theils ^etriel)ene theils Fili-
f,Tiin-Arbeit mit Ranken und
Blättern, Knöpfen und Blü-
then, eine landesübliche
Hausindustrie vi»n uralter
Styltradition, (tanz lies-«-
ders intere^^sant sind <lie im
Innern der Kapsel betind-
lichen unjri'mein lein in
Sandelholz ;,i'schnit2ten Ra"-
hefs mit Scenen aus dem
liCben der heil. Maria und
Christi, die auf jeder Scheib»*
in symmetrischer Anordnimj:
neun j^-össere imd sieb»*n
kleinere Bildchen enthalten.
Eine mikT« »t^»chnis<"he
Schnitzeivi im byzantinischen
Typus, wie die vom Berj,»^*
Athos. Das (ranze ist ein
Reli(|uiarium ftir Kreuzjsir-
tikel. Bei dem (»nservativcn
Sinne der j^rie<^his<h-orienta-
lischen Kirche ist eine Al-
t^'i-sbestimmunj; nicht leicht,
;y*ff do<h kann man mit einij^nT
^ ^ Berechtijr^m«? annehmen, da.»is
die SchnitzeaMen nicht weit
ülnn- das 17. Jahrhundert
hfk-hstens in den Anfanj?
'ijF des 16. Jahrlnmderbi hin-
einreichen, was am:h vcn
der Silber-Kapsel selbst jj^ilt
Selbe ist jetzt fj>i?nthum
eines orthodoxen Basilianer-
IMonches, jenes nämlich, wel-
cher von Rumänien an der
les hier beijresetzten St. Johannes Xovi
2.
hierortif^en Metro|)olitankirche als Hüter der Ruhestätte
trartatmässi^ erhalten wird (Fi«^'. 1 un<l 2).v^
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Aus den Mittheilungbn der k. k. Central- Commission. 143
1895. Band 21, Notiz 89, Seite 123.
^Omsen^ator Professor Romstorfer hat der CVntral-Coramission mit»^ctbeilt. dass er im
Jahre 1894 viele j^echisch-orientalisehe KK'ister in der Btikowina Kunststudien wej^en besucht
hat. Die damit verbundene Suche nach Steinmetzzeichen ergab ein recht (hirftij^e^s R^^sultat wohl
hauptwaehhch aus dem Grunde, <hi wie die Mauerflächen atich die Steine zumeist bemalt waivn
und n<K-!i sind; stets abt^r noch eine dünne Mörtelschicht*^ oder gar eine viclftiche Kalktünche
tra^n. Nur in der (jeorgs- (1514—1522) und in der St. Demetrius-Kirche (ca. 1534 erbaut) in
Suczawa konnten etliche Steinmetzzeichen (*onstatirt werden.
x.i^[^nv
a h r d (' f
Dieselben sind 5 bis 7 Cm. hoch, v<m denen c, d und e theilweise übertüncht und ver-
kratzt sintl. daher etwas unsicher, a und h an Säulchen des Haupt-Portals, e am (J rundstein im
Innern <ler St. Georg-Kirche in S u c z a w a, d und r unten, beziehungsweise oben an der rechten
Soitc des Portals, f an einem lunden Dienste ol)en auf der linken Seite des Portals der dortigen
Dt»rae tri US-Kirche. Professor v. Eziha hat in der Sitzung der Central-Gommissiou vom 18. Ja-
nuar d. J. Gi'legenheit gefunden, sich üIkm* diese Zeicdien auszusprechen, f'r Inv^'it^hnet die a, h
un<l (' der (ieorgs- und f der Demetrius-Kirche als sicheiv Zeichen dtM* deutschen Steinmi^tzbruder-
s<>balt und dem graphischen Charakter nach als aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts stam-
mend. Die Zei(?hen d und r scheinen thatsächlich unvollständig zu sein und daher dermalen
mx-'h unbestimmbar. Immerhin wäre die Baugeschichte dieser beiden Kirchen zu studiren, weil
<lie Spur deutscher Meister in diesen östlichen Theilen der Monarchie unverkennbar ist.«
TT'erzeiclxnis
der Conservatoren und Correspondenten der k. k. Central-Commissio/i
Gegenüber «lern Vorjahre trat im Stande der CorresjK^ndenten infolgt» definitiver Übersiedlung
des Herrn D. 0 1 i n s k i - 0 1 i n e s c u nach Bukarest und Ernennung <les Professors 0, Zingerle
von Summersberg an die k. k. Universität nach Czemowitz eine Änderung ein.
a) Conservatoren.
Isopescul Demet«^', k. k. Schulrath, Dii*octor der litjhi-er-Bihhingsanstalt in Czemowitz;
für die III. Section, seit 1875: wiederbestätigt mit Min.-Erl. vom 24. März 1890, Z. 3278.
Klauser Heinrich, k. k. S<*hulrath, Gymna.sial-Din^ctor in Czemowitz; für die I. Stn-tion.
wit 1887; niederbestätigt mit Min.-Erl. vom 20. Jänner 1892, Z. 27489 ex 1891.
Romstorfer Carl A., Architekt und k. k. Gewerbeschul-Professor in Czemowitz: fiir
«Im» II. Section, seit 1888: wiederl>estätigt mit Min.-Erl. vom 27. April 1898, Z. 7804.
b) C o r r e 8 p 0 n d e n t e n.
Neu mann Ferdinand, k. k. Baurath i. P. in Czemowitz, seit 1871.
Getzlinger Leojwld, Dr., k. k. Bezirksai-zt in Wiinitz, seit 1881.
K l u c z e n k o Biisil. Dr. k. k, Sanitäterath in Czemowitz, seit 1883.
Stefanelli Tlieotlor. k. k. I^imdcsgericlitsrath in Kimi)olung. seit 1886.
Laizner J(jsef, k. k. Gewerbeschul-Director in Czemowitz, seit 1H88.
Schmidt Wilhelm, k. k. emer. (rymnasial-Pi*of(*ssor in Suczawa, s<nt 1889.
Polek Johann, Dr., k. k. rniversitäts-Bibliotheks-Cust(»8 in Czemowitz, seit 1893.
Zingerle von S u m m e r s b e r g Oswald, Dr., a. ö. Professor an der Univei-sität in
Czemowitz.
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Vermischtes.
(Dr Sylvester Morariu-Andriewioz.) AWrnmls hat das Buko\\nnor Landes-Miiseum ila^
llinschoidi'n (»inor iinn skAw naho st«'lu»n<lt»n IVrsönliohkeit seint*s Ehrenpräsidenten, des Metr*>-
]M>liten und Erzbis<-h<»ts, Seiner Eminenz iU^i^ h<H'hwürdip>ten Herrn Sylvester Morarin-An-
d r i e w i e z zu bekhij^'n, weleher am Ostermontiij^, den 15. April 1895 djw ZeiÜiehe segnete. In
ihm verliert die ^^r.H)r. Kirelie ihr verdientes aü^^emein j^eliebtes Ol>tn*haupt> das Buk<miner liJindes-
Mus*»um einen seiner eifnVsten Ki'>rdeivr. Mit vollem Kunstverstän^lnis setzte er sich bei jetler
liele«^»idieit Hir die stil«^^»mässe Erhaltunjj der ^.-or. Baudenkmale, mwk für <lie C<mst»rvinin»r d«^r
iiM«*lu»n byzantinisehen Kunsts<'hjitze aus den Ihikowiner j?r.-or. Klr>steni ein. Wiederholt äusserte
er «h'm SelmMlw'r dieser Zeilen ;ri^«renüber, dass <'s st»in einzij^T Wunseh sei, die Vollendnnj; der
stiljj^'riH'hten R4\staurirunj^ der alten Metn»p<>litankiix'he in Suezawa zu erleben, l)ezü^lieh web-ber
er soj^'ar Autlienz Ihm" iS'iner Majestiit dem Kaiser j,i»nommen. Es «r^^lang ihm die Sache bis zum
Absehlusse der Vorarln'iten zu In^tiviln^n : s«'in Wunseh, die Mir»Hitzkirche selbst in ihrer altt'D.
erneuerten Pnn-ht wied<»r erstehen zu sehen, j?ien)? leider nicht in Eifiillunj^. Dr. theol. Sylvester
Momriu-Andriewiez. Prästs der ^^r.-or. bisehöHiehen Metn>jK)litim-Synode aus den im Keichsrathe
viMtii'tenen Kt»ni«riviehen und Iiin<lern. Vorstan«! des Ihikowiner erzbisehöflieheu Consistoriums und
der Anneninstituts-(V>nnnissi(»n zu Czerrnnvitz, Mitj^lied des ßukowiner I^andta«^ und des nster-
n»iehisehen Keiehsn»thes im Herr»Mihaus«\ Eh^'nmit4rlitHl der S<KMetiit fiir nimäuis*'he IJteratur und
Cultur in «ler Bukowina, wunle als Priesters^dm am 14. November 1818 zu MiUM-a Drat^tinima in
der Bukowina «r^dKm^n. naeli Vollendung der thtN>b>jrisehen Stu<lien zu Czemowitz imd naeb s^-iner
Vendieii*"hun»r im .lahn^ lS4Ji zum Diaeini und am 29. Juni des.sellHMi Jahn*s zum Pre#vyt»*r chi-
n4onirt un<l zur Ssds«»rjr»» nach ('ziih»>r Inntnlert. Bald darauf zum Pfam^ ernannt n'ri>lk4» lier
luH'hw. Herr tlasellst durch 20 Jahn' und versah in den letzten Jahnen st^ner srt'ls«»i^-riirbeß
WirksjunkiMt au«'h die Administration di*s CzernowitztT Prott»pn^v\-teRites. Im Jahr^ 1S62 al>
Aushilfsn»fen'nt in das damali«^> bistdiiiriiche (Vmsistorium InTufen, versah Se. Htch«-. ln^Ks4l•^
auch <len I/dirjHvsten für Typikon nntl Kindienjr^s;uijr am C'leri«ü-Semiuariura und an «W Kiirbro-
p*s;»njrsehule. Anliisslieh der im Jahr^' 1865 erfoljrten R<N»r>r«»nisinuij? des Pukowhk*r htsrlK^äk^«
Consistt»riums wunle der h<K'hw. Herr mit Allerh. Ents<hht»ÄSun«r vom 6. Juli 1866 nim r.^tj-
storialrath ernannt und »lems^dlnni nach d<»ss<'n im Jahn» 1874 als Witwer erf>l«rten ("Urrtritte m
den Kejrtdar-t'lenis *lie hieran'hische Wünle eines An-himandriten ertbeilt. Mit AQerb. Ent-
schhessumr vi»m 1. April 1877 wunle Se. Hin-hw. ziun C\>nsistorial-An*himandriten uaü <Tii«är^>
liehen tJeneral-Vinir U»n»nlert und endlith mit Allerh. Ent.schlii'ssun*; v<^m 12. Mirr ISml» ioä
Er/biM'hofe \tm (Vt^mowit/ untl Metnuhditen der Bukowina und vihi IKümatieo tnusnu >r
6. -Vpril l'^'^O dundi die hl. Symnle »1er Bischiife dit^T Kin-ht»npn»vinz in der jn"--*- Pi»iTte*-i«
f\ir hl. l>nMfaltij:keil in Wien ehin>t«knirt un«! am 27. April desselK^n Jahivs in «ler liatl^^inr
kin'he lu tVen^miti leieriieh instalhrt. — l>.is i\irat.»riuni übt»rsandte ileui jrr.-*. i'"-«sfcs*"f?wT-
ein B^MleidsM'hn^iU'u und nahm d\in*h s*'ine Vertn'ler an dem am 18. Ajiril ^tatt£^%dUi<rs l^
i:n«bui<s<^ iheil. '" -1- /*
{Im- Erricbtiai eines Laides4lMeMiS|ebiides ii Czeriowitz.) In r^v^rr <ium:mc ^ c
7. Mai 18*.>5 U^'hlv^s der t' z e r u •» w i l 2 it tl e m e i n d e r a t h üb*T AntrJtf «^-^ Sci'T!««-«:
l*n»f^^M»rs und rui\ersit.ilsnvtors l>r. A. Hau dl für den K'absiohtijrten Mu^^uik^-.. u^^aH ^■^
»n;,vsuehteu. iu der Sielvnbiirü\T>tntvM- i^dt-i.^iit^ Bi4'iplatxt'>. über weleheo «W *wiifcia».gaU.
fniber U-n^it^ ,^nderweitiir vert'uirt hatte. eim'U in jt»*ler Beiiehunjr günstig und ivct^dliAft ^>-
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Vermischtes. 145
genen j^rosstni Bauplatz am Ferdinandsjilatzo, neben «leni neu zu erri<-liten(len (rynmaHiuinsj^ebäude^
f?»jf^en n«x-h zu vertünban^ude Bedingunj^fen, kostenlos zu ü!)erlass<Mi. Als »^rster Btntrag zum Mu-
seumsbau gieng bereite eine Spt»nde von 2000 H. s«Mtens d«»r Bukowiner Spanyissii ein. Es ist nicht
daran zu zweifeln, «lass die Aetion. welelie nun bereit*« gn^fbare Erfolge zu verzeichnen hat, auch
das Ziel, für das I^mdes-Mus^Mim ein eigenes, wünliges Heim — FrancisctKlosephinum — zu
Kchafft'n, ernnchen wird.
(Verein für österreichische Volksicunde.) rnt*r der Präsidentenschaft Seiner Extvllenz
fh's H«'rm Dr. Paul Freiherni (Jan t s <• h von F r a n k e n t h u r n trat mit Beginn dieses Jahres
in Wien ein Verein ins Lt^lxni, velcher sich die Errichtung eines östenvichi sehen Vrdkermus«?ums
zur Hauptiiufgabe stellte un<l mit welchem das Bukowiner l^indes-Museum Iwivits innige Bezie-
bungim unterhält Als Vitvprasidenten fungiren die Henx^n Josef Alex. Fnnhen* v. Helfer t
und Franz Graf Coro ni ni -Cronbe rg. Von den 20 Ausschussräthen domicilinm 9 in Wien
und 11 in den Pro\Tnzt?n. Die Bukowina ist «liesbezüglich durch den St^hriftfiihrer des I-indes-
Museunis, Prof. ('. A. Romstorfe r in C'zemowitz vertreten. — Der Verein gibt eine, monatlich
einmal erscheinende illustrirte Z<»itschrill heraus. Der Mitgliedslx'itmg ist mit 1 i\. un<l bei Bezug
der Zeitschrift mit 8 fl. pro Jahr festgesetzt.
^S^f®"^
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Inhalts -Verzeichnis.
SMte
Dr. Daniel Werenka: TVIkt die (rnrnzrej^ilicninj,' der Bukowina zur Zeit der VenMiü^inj;
mit Oesterreich 1
Carl A. Romstorfer: .\lteiv Vertlieidi«,nin<^anlaf:en iu der Bukowina .... 6
Josef Szombathy : Zweite Re(t)j^n<j8eimnf^tour in die Bukowina 20
Dr. Jobann Poiek: Joseph \s II. Reisen naeh (lalizien und der Bukowina und ihn* Be-
tleu tun j,' fiir letztere Provinz 25
Carl A. Romstorfer: Aus <len Mittheilunj^en der k. k. (Wtral-Connnission (mit 2 Ab-
bildungen) it4
Vermischtes 144
^^'^SSSfS«^"^
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JAHRBUCH
des
Bukowiner Landes*Mus$ums
Vierter Jahrgang.
1896.
HARVARD
[UN«VtRS>TYl
Redartions-OoiniU*^ :
C. Mamlyc^ewHki, A- MikiilieÄ, Dr, J. Polok
|('iirainriiim5!*Mit?jrn«*der)
11 A, RoiiiHtorfer
iSchriftturer),
Crernawitz, 1896
Druck Ton itisrnmiin Ciopp, — Verliig d04 Bakowiticr Lflnd«i*Aiiis*^uiii*,
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ft* :: trif.l. i'^h'M /
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JAHRBUCH
des
Bukowiner Land$$^Hu$$um$
Vierter Jahrgang.
1896.
Redactions-Comite :
C. Mandyczewski, A. Mikulicz, Dr. J. Polek
(Curatoriums-Mitglieder)
und
C. A. Romstorfer
(Scliriftführer).
Czernowitz, 1896.
Druck von Hermann Czopp. — Verlag des Bukowiner Landes-MiiseuiflOOQlC
Für den Ivihalt der Artikel sind die Verfasser allHa veranttvorUich.
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Kaiser Josef IL
in seinem Verl^ältnisse zur Bukowina.
"Oorfrag gehalten von Dr. Raimund T«riearich KainSl in Ser Sahr^sver-
Sammlung Ses ßuHotoiner 2anaosmuscum-12)ercines am 10. JKai I896.
|r*>|)ie Beziehungen Kaiser Josephs IL zur Bukowina habe ich bereits
— ^ vor sechs Jahren zum Gegenstande eines kleinen Aufsatzes er-
wählt, der zum Gedächtnis der hundertsten Todesfeier des grossen
Kaisers am 20. Februar 1890 in Hunderten von Exemplaren Verbreitung
fand. Der geringe Raum, welcher mir auf diesem Flugblatte zu Gebote
stand, dann auch die Lückenhaftigkeit des damals mir zur Verfügung
stehenden Materials Hessen mich den Gegenstand bei weitem nicht er-
schöpfen. ') Bei der Wichtigkeit desselben und dem allgemeinen Inter-
resse, welches er erregen dürfte, gestatte ich mir daher nochmals auf
denselben zurückzukommen. Indem ich mich dieser Aufgabe unterziehe
und Sie, verehrte Anwesende, mir für eine Weile Ihre gütige Aufmerk-
samkeit schenken, entrichten wir eine kindliche Dankesschuld dem
menschenfreundlichen Kaiser, den wir als den gütigen Vater unserer
Heimat stets dankbar verehren. Denn
Wie arm war das Waisenkind,
Als er es an die Brust gedrückt,
Wie kaiserlich hat er's bedacht.
Wie väterlich hat er's beglückt !
1.
Kaiser Joseph verdanken wir vor allem die Erwerbung der
Bukowina durch Oesterreich. Von ihm gieng der Plan aus und er
hat dessen Verwirklichung mit dem ganzen ihm eigenen Feuereifer
und der ins Kleinste gehenden Umsicht betrieben.^)
Es war am 19. Juni 1773, als Kaiser Joseph II. zu Szasz- Regen in
Siebenbürgen folgende Zeilen an seine Mutter schrieb : „. • • • ^Vir
>) Etwas erweitert erschien der Aufsatz in der Bukowiner Rundschau vom 20.
Februar 1890.
^) Die neueste Arbeit über die Enverbun«^ der Bukowina ist die von R. P.
K a i n d 1 (Czemowitz 1894), in welcher auch schon die Ergebnisse der neuföFen
beiten von P o 1 e k und W e r e n k a verwertet sind. Digitized by Vj*
"* Dr. Baimund Friedrich !KaiD<ll:
haben soeben die Csik und die Gyergyo mit allen ihren nach der Moldau
führenden Pässen, sowie einen Theil des (im Jahre 1769) wiederbesetzten
Gebietes besichtit^'t. Letzteres ist eine wahre Wildnis, bedeckt mit den
schönsten Bäumen, die aber unbenutzt verfaulen. Wenn man durch
die Zurückgabe dieser ziemlich ausgedehnten, aber ohne Beurbarung
und Besiedelung fast wertlosen Gebietstheile an die Moldauer jene Ecke
erlangen könnte, die an Siebenbürgen, an die Marmaros und an Pokutien
stösst, so hätte man sicher etwas sehr Nützliches vollbracht, und ich
erlaube mir Euere Majestät zu bitten, von dem Fürsten Kaunitz diese
Angelegenheit in Erwägung ziehen zu lassen. . . ." Jene Ecke, über
welche der Kaiser schreibt, ist die Bukowina. Von Joseph II. gieng
also der Plan der Erwerbung derselben für Oesterreich aus.
Mit der Anregung begnügte sich aber Joseph nicht; er hat auch seine
Durchführung eifrig betrieben. Vor allem hat er sofort die nöthigen Schritte
eingeleitet, dass man über das zu erwerbende Land genaue Kenntnis
erhalte. Zu diesem Zwecke sandte er sofort^) aus Siebenbürgen den Oberst
des zweiten walachischen Infanterie-Regiments Baron von Enzenberg
mit einem anderen Officier und zwei Untcrofficieren ab, welche das
Land recognoscieren sollten. Er selbst gab den OlTicieren die nöthigen
Instructionen, welche sich auch da als ein Werk Josephs offenbaren,
dass er in ihnen nach seiner gewohnten Weise in alle Einzelnheiten
eingeht. Enzenberg hatte nämlich zu berichten über die Möglichkeit
der Anlage einer gut fahrbaren Strasse, über die Herstellung einer
leicht zu behauptenden Grenze, über Ausdehnung und Beschaffenheit
des Landes, ferner über die Vortheile, welche Oesterreich aus dieser
Erwerbung ziehen, und endlich auch über die Nachtheile, die aus der
Uebergabe des Landes an Oesterreich der Pforte erwachsen würden.
Die Antworten Enzenbergs auf alle diese Fragen lauteten sehr zu-
friedenstellend ; auch nahm der Kaiser keinen Anstand, zu erklären,
dass Enzenberg „die ihme auferlegte Commission auch wirklich gut
vollendet hat," und daher ihm „alle zu sothaner Reise gemachte Aus-
gaben, Unkosten und diurna, ohne hierüber von ihme eine besondere
genaue Berechnung zu fordern," sofort verabfolgt werden sollten. Dieser
Auftrag erfolgte in einem Schreiben d, Sniatyn, 10. August 1773.
Der Kaiser hatte sich nämlich von Siebenbürgen über Ungarn im
Juli nach Galizien begeben und war da ebenfalls bis ins Grenzgebiet
der Moldau nach Sniatyn (9. und 10. August) und hierauf nach Zales-
czyki (11. August) gekommen. Von Galizien wurden nun auch mehrere
Officiere darunter besonders Mieg gesandt, welche insbesondere das
Gebiet zwischen dem Pruth und Dniester kartographisch aufzunehmen
hatten. Trotz mancherlei Unzukömmlichkeiten konnte Mieg schon am
17. September 1773 eine Generalkarte sammt dem Bericht über seine
■) Dies geht aus dem jetzt von P o l e k im Jahrb. des Landesmuseums m, 33
abgedruckten Briefe Josephs an den Feldmarschall Grafen von Lacj;, d. Sniatyn, 10.
August 1773 hervor, welcher weiter unten im Text citiert wird.f^yVjjQOQlC
Kaiser Joseph 11. in seinem Verhältnisse zur Bukowina. '^
Thätigkeit an das General-Militärcommando senden.*) In seinem Berichte
hebt Mieg unter Hinweis auf seine Karte ebenso wie Enzenberg die
Vortheile hervor, welche Oesterreich aus der Besetzung des von ihm
bereisten nördlichen Theiles der Bukowina erwachsen würden. „Diese
Gegend/' sagt er, „wäre von denen betriichllichsten Vortheilen sowohl
zu militair als Provinzial absiebten ;'^ überdies wäre die längs des Berg-
rückens „Bukowina'' zwischen Chotin und Czernowitz zu ziehende
Grenze leicht zu behaupten und trefflich zu vertheidigen. ^) Auf das Gebiet
südlich vom Pruth nahm Mieg in diesem Berichte noch keine Rücksicht.
Aber auch ohne das war die von Joseph über den hohen- Wert der
Bukowina geäusserte Meinung neuerdings bestätigt worden.
Inzwischen war der Kaiser auch nach einer dritten Richtung
thätig gewesen. Es handelte sich vor allem noch darum, Rechtsansprüche
aufzußnden, auf Grund derer die Abtretung der Bukowina von der
Türkei gefordert werden könnte. Daher wurde der Oberst Seeger mit
einer geschichtlichen Untersuchung betraut. Dieser lieferte auch that-
sächlich schon am 10. December 1773 den Beweis, dass die von Mieg
gefundene natürliche und leicht zu vertheidigende Grenze diejenige des
alten polnischen, jetzt österreichischen Pokutien gewesen sei, und dass
dieselbe daher „bey einem Friedens Schluss gegen die Türken behaubtet
werden könnte ;" gleichzeitig machte er auch bereits Andeutungen,
dass nicht nur Theile der Bukowina „gegen Morgen über den Niester"
zu Pokutien gehört haben könnten, sondern auch, dass der von Czer-
nowitz weiter gegen Sereth und Burgos (Borge) in Siebenbürgen lau-
fende Bergrücken „die vormahlige fixirte Gränze gewesen seye."*)
So hat Kaiser Joseph mit umsichtigem Blicke alles für die Erwer-
bung der Bukowina Nöthige eingeleitet, wodurch es ihm auch gelang,
die Kaiserin und den Minister Kaunitz für seinen Plan zu gewinnen. Die
weiteren Verhandlungen zu schildern, ist hier nicht der Ort. Es genügt
zu bemerken, dass der Einmarsch der Occupationstruppon bereits am
31. August 1774 erfolgte und dass trotz zahlreicher Schwierigkeiten
die Erwerbung auf diplomatischem Wege am 7. Mai 1775 erreicht war.
Die Grenzen wurden bis zum Sommer des folgenden Jahres genau be-
stimmt, worauf sodann am 12. October 1777 die Huldigungsfeier statt-
*) Die Generalkarte hat jttzt D. Werenka in seiner .»Topographie der Buko-
wina zur Zeit der Erwerbung durch Oesterreich" herausgegeben (Czernowitz 1895).
*) Diese „Bukowina" (Buchenwald), die sich zwischen Dniester und Pruth dahinzieht
(vergl. die Karte Mieg's bei Werenka), ist zu unterscheiden von der schon in
einer Urkunde des Woewoden Koman v. 20. März 1^92 (Häsdeu, Archiva istorica I,
18 f.) zwischen Pruth u. Sereth genannten An der letzteren Stelle wird die Bezeichnung
Bukowina ftU* die Buchenwälder, nach denen unsere Heimat den Namen erhielt, zum
erstenmal genannt; es geschieht dies also nicht erst im Jahre 1412, wie dies noch oft
fälschlich behauptet wird. Vergl. K a i n d l in der „Buk. Rundschau" Kr. 789 ; „die
Ruthenen in der Buk.** (Czernowitz 1889) I, 22 ; „(Geschieh te der Buk." II. (Czernowitz
1H95) S. Hl f.
^) Diese Ausfülirungeu S e c g e r s beruhen auf Thatsachen. Man vergl. meine
Greschichte der Bukowina II. (Moldauische Zeit) S. 13 u. 18 f. ; doch werde ich hier-
über an ßinem anderen Orte ausführlicher handeln. ^-^ «
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" Dr. Raimund Friedrich Kaindl:
fand. Hiemit war unsere Heimat in den Boreich eines europäischen
Culturstaates gezogen und unter den Schutz unseres erlauchten Kaiser-
hauses getreten, unter dessen weiser und gütiger Fürsorge eine geradezu
überraschende Entwicklung des Landes erfolgte.
Kaum waren die Oesterreicher in das Land gerückt, so begannen
auch schon die Anstalten, das Land einer glücklicheren Zukunft ent-
gegenzuführen.
ir
Vor allem galt es zu entscheiden, in welcher Art die neu-
gewonnene Provinz zu verwalten sei. Zunächst machte
sich die Ansicht geltend, dem Lande eine militärische Verwaltung
zu geben, und dasselbe als Grenzland einzurichten. Dafür trat so
wohl der erste Landesverweser der Bukowina, General von Splcny,
als auch der in Galizien commandierende Foldzeugmeister Freiherr von
Elrichshausen ein und beide legten mehrere Berichte hierüber in den
Jahren 1774 bis 1776 vor.') Darnach sollte das Land,®) für welches in
bezeichnender Weise der Name „moldauisches Generalat" gebraucht
wird, in 2 Kreise oder Regimentsstände mit dem Sitze in Czernowitz
und Suczawa zerfallen. An der Spitze des Generalats sollte ein Feld-
marschall-Lieutenant, an der Spitze der Regimentsstände je ein Offizier
mit dem Titel Standespfleger stehen. Das Generalat sollte vom Hof-
kriegsrathe abhängen und mittelbar an das galizische Generalcommando
angewiesen sein. Generalat und Regimen tsstände sollten auch die Justiz
ausüben, und zwar ersteres als Appellationsgericht für alle Stände,
letztere als Gerichtshöfe erster Instanz für die Edelleute und zweiter
Instanz für die Bauern, die Bürger und die Judenschaft, die ihr Recht
in erster Instanz von ihren Richtern (Dorf-, Stadt-, Judenrichtern) zu
nehmen hätten.
') S p 1 ^ u y „Ohnmassgoblicher Entwurf zu einer militärischen Einrichtung des
k. k. enclavirten Moldauischen Antheils" d. Czernowitz, 10. Dec. 1774 (im Auszug bei
Zieglauer, Der Zustand der Bukowina zur Zeit der österr. Occupation, CzemoNvitz
\HHH . Elrichshausen *s Bericht an den HolTcriegsrath d. Lemberg 14. Dec. 1774
(vergl. Polek ,,Joseph\s IL Ileisen nach (Jalizien und der Bukowina'* im Jahrbuch des
Buk. Landesmuseums III, tM Anm. 50. Desselben auf Spl6ny's citierter Denkschrift
beruhender „Entwurf auf was Art der enclavirte Kays. Köngl. Moldauische Bezirk
unter der militAirischen Direction zu verwalten seye'' d. 6. Januar 177-') (vergl. Polek
a. eben a. O. S. ^^7 Anm. 60 u. S. .*{*.< Anm. 67). S p 1 6 n y's „Beschreibung des Bukowiner
Districts nach der vorherigen und jetzo noch bestehtniden Beschafienheit*' aus d. J.
1775, vorgelegt dem Hofkriegsrath am 10. Febr. 1776 (bei Polek „General Spleny*s,
Beschreibung der Bukowina** Czernowitz WX-i ; das hiezu gehörige Ortschaftsvenceich-
nis der Bukowina ist im Jahrbuch des Buk. Landesmnsoums I abgedruckt i.
*) Das Folj^ende nach den Ausführungen und Auszügen bei Polek, Joseph's
IL Reisen nich (Jalizien imd der Bukowina (Jahrbuch III. S. o7 f.), doch darf man
nicht übersehen, dass Kaiser Joseph selbst diesen Plan be-
treffs des östlichen T heiles von (lalizien schon im Jahre 177:i
angeregt hatte, als er das Land bereiste; Maria Theresia hatte sich aber
wegen der Kriegsuuruhen und des Misstrauens der Bevölkerung dagegen ausgesprochen.
Vergl. Bidermann, Die Bukowina unter österr. Verwaltung (Lemberg 187j6) S. 5.
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Kaiser Joseph II. in seinem Verhältnisse zur Bukowina. '
Wie wir sehen, sind die Vorschläge durchaus gemessener Natur
und vermeiden möglichst Alles, was die Bewohner des neuoccupierten
Landes gegen die österreichische Regierung hätte misstrauisch stimmen
können. Aber der Kaiser war noch weit vorsichtiger und weitblicken-
der als seine Generale. Schon im December 1774 hatte er über Elrichs-
liausen*s ersten Bericht sich folgendermassen ausgesprochen: „Diesen
(District) anjetzo zu einer Gränitz zu machen und zu bewaffnen, wäre
nicht rathsam." Aehnlich urtheilte er im Januar 1775, „da die Um-
stände noch nicht so beschaffen sind, in diesen Theill der Moldau eine
Regierungsform einzuführen.'' Die Gründe, welche den sonst reformfreund-
lichen Kaiser zu dieser Zurückhaltung bewogen, deutete er in einem
Erlasse vom 8. Februar 1775 an. Nach demselben sollte nämlich
„besonders die Publicierung solcher öffentlichen Patente oder die Ver-
fügung solcher Anordnungen vermieden werden, welche die mit der
Pforte wegen des erwähnten besetzten Districts vorhabende Unterhand-
lung erschweren, die dortigen Unterthanen niissmuthig machen oder
denen in den benachbarten Gegenden annoch befindlichen russischen
Truppen zu Beschwerden Anlass geben könnten.'^ Schliesslich wurde
auch im April des Jahres 1776 Spl^ny dahin beschieden, dass so lange
die Verhandlungen mit der Türkei wegen der Grenzen der Bukowina
nicht vollendet wären, die Entscheidung wegen der künftigen Districts-
verwaltung nicht getroffen werden könnte. Diesen Anschauungen
Joseph's schloss sich auch die Kaiserin Maria Theresia an.
Hiedurch war diese Angelegenheit für längere Zeit verschoben.
Denn auch nachdem die Grenzverhandlungen im Juli des Jahres 1776
beendet worden waren und die Bukowina im October 1777 dem öster-
reichischen Herrscherhause gehuldigt hatte, nahm man die Berathung
nicht sofort auf. Im April des folgenden Jahres trat an die Stelle Spleny's
der General Enzenberg, welcher bei der Recognoscierung des Landes
sich hervorgethan hatte. Erst an diesen ergieng vom Hofkriegsratho
der Auftrag, unter anderem auch darüber zu berichten, ob in der Bu-
kowina eine Grenzmiliz mit Nutzen errichtet werden könne oder ob es
genüge, die Bevölkerung zur Erhaltung der Sicherheit im Lande und
an dessen Grenzen zur Dienstleistung beizuziehen. In seinen Denk-
schriften, •) welche Enzenberg hieraul übersandte, zeigte er sich der
Militarisierung des Landes geneigt, was um so erklärlicher ist, als
er selbst früher in Siebenbürgen durch lange Jahre für die Befestigung
des Militärgrenz-Institutes mit bestem Erfolge thätig war. '^) Daher hob
zwar der General die Abneigung der Bukovvinor gegen den (irenzdienst
hervor; die Hauptschwierigkeit sah er aber in dem Umstände, dass es
•) Den Hauptinhalt derselben findet man in den „Geschichtlichen Bildern aus
der Zeit der österreichischen Oceupation*' von Prof. Dr. v. Z i e g 1 a u e r, Czemowitz
1«9.3 (Erste Bilderreihe).
>") Vergl. Biderman n a. a. O. S. ß. Auf seine Erfahrungen in Siebenbürgen
verweist Enzenberg auch in seiner „Vorstellung" d 14. B^ob. 1781 (bei P olek, Joseph^s
Keisen, Beilage VI).
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8
Dr. Aaimond Friedrich Kaindl:
an den nöthigen landesrürstlichcn Ländereien, mit denen die Grenzer
begabt werden müssten, fehle; man könnte dieselben jedoch durch Con-
(iscaticnen von weltlichen und geistlichen Gütern aufbringen, für deren
rechtlichen Besitz die Eigenthümer keinen Nachweis erbringen könnten.
Unterdessen sollte das Bukowiner Landvolk unter der Leitung von
Soldaten gegen einen täglichen Sold von 6 kr. so wie gegen Befreiung
von öffentlichen Arbeiten zur Bewachung der Grenzen verwendet wer-
den.'*) Während nun der Hofkriegsrath über diese Vorschläge weitere Be-
rathungen pflegen Hess und zu diesem Zwecke auch En^^enberg nach Wien
beschied, entschloss sich der Kaiser anlässlich seiner Reise zu der
Zusammenkunft mit der Kaiserin Katherina II. von Russland^ sich auch
in die Bukowina zu begeben, um über die Verhältnisse des Landes
sich durch den Augenschein zu belehren. Indes er hiezu mit der ge-
wohnten Umsicht und Sorgfalt seine Vorbereitungen traf, wurden im
Hofkriegsrath die Verhandlungen über das künftige Schicksal der Bu-
kowina gepflogen. Im Allgemeinen stimmte die Commission zwar den
Plänen Enzenbergs bei, wagte aber keine bestimmte Entscheidung zu
treffen. Hingegen wurde ein recht unglücklicher Gedanke angeregt. Die
Commission entschied nämlich dahin, dass welche Regierungsform auch
immer gewählt würde, in keinem Falle die Bukowina „ihrer Lage nach^*
sich ganz mit Siebenbürgen oder mit Galizien vereinigen lasse; allen-
falls könnte der Theil „von der galizischen Grenze bis an den Moldau-
fluss an Galizien, der übrige Theil aber, vom Moldaufluss angefangen
bis an die siebenbürgischo Grenze, an Siebenbürgen abgegeben werden.''
Als dieses vom 15. April 1780 datierte Protokoll*'*) dem Kaiser vor-
gelegt wurde, entschied er in einem Handschreiben vom 21. April 1780,
dass er darüber gegenwärtig keine Entschliessung fassen wolle, w^eil er
entschlossen sei, sich „in das Land selbst zu verfügen und die Möglich-
keit der vorgeschlagenen künftigen Einrichtung in loco einzusehen."
Auszüge aus dem Protokoll sollten ihm auf die Reise nachgesendet
werden, und die Behörden in Galizien und der Bukowina sollten sich
auf alle nöthigen Auskünfte vorbereiten. Einige Tage später brach 'der
Kaiser aus Wien auf. Um die Mitte des Mai hielt er sich in Lemberg
auf, wo der Kaiser den Angelegenheiten Galiziens seine ganze Aufmerk-
samkeit schenkte, während die Entscheidung über die Einrichtung der
Bukowina erst in diesem Lande nach der Rückkehr des Kaisers aus
Russland erfolgen sollte. Während sich der Kaiser in Russland aufhielt
verhandelte der in Galizien commandierende General Schröder im Juni
neuerdings zu Lemberg mit Enzenberg. '^) Als hierauf der Kaiser am
*') Ueber die folgenden Verhandlungen handelt .sehr ausfuhrlich auf Grundlage
des reichen Aktenmaterials Z i e g 1 a u e r, Geschichtliche Bilder aus der Bukowina zur
Zeit der österr. Militär- Verwaltung (2. Bilderreihe, Czemowitz 1895) S. 1 ff.
") Es ist als Beilage I bei P o 1 e k, Josephs Reisen abgedruckt. Bei H o rm u-
z a k i, Documente privitore VII, 320 fF. sind nur Fragmente mitgetheilt. Zieglauer,
Geschichtliche Bilder II, 15 ff. kannte nur den weiter unten im Text geaannten Aus-
zug. Vergl. daselbst Anm. 17.
««) Vergl. Beilage II bei Pole k, Josephs II. Beisen.
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Kaiser Joseph II. in seinem Vertiältnisse zur Bukowina. ^
3. August wieder in Gali/ien eintraf, Hess er sich von Schröder über
die ßukowiner Systemisicrungs-Angelegenheiten berichten. Thatsächlich
^vurde nun der Kaiser für die Auftheilung der Bukowina gewonnen.
Am 5. August erliess er an Schröder ein Handschreiben, in welchem
er diesem und dem Landespräsidenten Brigido in reifliche Ueberlegung
zu nehmen befahl, ,,wie die Bukowina mit Galizien am schicksamsten
zu vereinigen, dann was für ein Theil davon dem 2. Walachischen
Regiment zuzutheilen und Siebenbürgen emzuverleiben wäre.'' Am
folgenden Tage schrieb Joieph auch seiner Mutter über diese Verhand-
lungen. Völlig entschieden hatte sich der Kaiser allenfalls noch für die
Zerreissung der Bukowina nicht ausgesprochen. In seinem erwähnten
Briefe an die Kaiserin spricht er von der Vollziehung dieser Theilung
nur für den Fall, „falls man es für noth wendig fände." Nach der Bu-
kowina begab sich der Kaiser nicht.
Als die Kunde von der geplanten Zertheilung des Landes in die
Bukowina gelangte, entschloss man sich daselbst einen Gesandten nach
Wien zu senden. Die Wahl fiel auf den einzigen gebildeten Adeligen
des Landes, Basilius Balschs. **) .,Von dem Bischoffen von Radauz sowohl
als denen gesamten Ständen der Buccowina" beauftragt, erschien derselbe
in Wien und übergab als „Abgeordneter'' und „Geschäftsträger" der Bu-
kowina am 13. November dem Hofkriegsrathpräsidenten Hadik ein
„Pro Memoria'' als auch eine „Beschreibung der Buccowina und deren
Innern Verhältnisse",'*) ^^ welch letzterer um „die Beybehallung der
militaire lurisdiction'', also um die Fortdauer der bestehenden Verhält-
nisse, gebeten wurde. Der Kaiser enthielt sich einer Entscheidung,
bevor der Bericht Schröders und Brigidos einlangte. Als diese die
Zerreissung des Landes antragende 95 Folioseiten umfassende Denkschriflt'*)
sodann am 30. November 1780 eintraf, Hess Joseph auch durch die
vereinigte böhmisch-österreichische Hofk?inzlei die Angelegenheit
prüfen. Diese erklärte sich am 17. Februar 1781 zunächst für die An-
sicht der Commission, aber schon am 10. März spricht sich ihr Vorstand
Hollianzler Blümegen wieder dagegen aus. Mag nun diese Sinnesände-
rung durch die Leetüre der Denkschrift des Bojaren Balschs oder durch
die im Februar wiederholten Zusicherungen Enzenbergs, dass das für
die Grenze nöthige Gebiet sich thatsächlich durch Confiscationen er-
reichen lasse, ") herbeigeführt worden sein oder mag vielleicht auch der
Hofkanzler schon früher derselben Ansicht gewesen sein, die anderen
Mitglieder der Kanzlei ihn aber überstimmt haben, sicher ist es, dass
man dem Scharfsinne dieses weitblickenden Staatsmannes, wie Prof.
>*) Vergl. über denselben P o 1 e k. Die Anfänge des Volksschulwesens in der
Bokowina (Czernowitz 1891) S. 6 f.
**) Bei P o 1 e k, Joseph's II. Reisen als Beilagen III. u. IV. gedruckt ; femer
ein sehr ausführlicher Auszug bei Zieglauer^ Geschichtliche Bilder II, 47 fL
Zieglauer, Gescmichtliche Bilder II, 71 ff.
Bei P olek, Josephs IL Reisen, Beilagen V. u.VI. r~^^^/-rT^
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••?
^^ Dr. Raimund Friedrich Kaindl:
von Zieglauer nachdrücklich hervorhebt,'^; die Bewunderung nicht
versagen kann. Die ganze folgende Entwicklung ist ein Beweis hiefür,
wie richtig der Kanzler urtheilte, als er dem Kaiser rieth, „das-? die
Bukowina keineswegs mit anderen Provinzen vereinigt, sondern als ein
ganz abgesondertes Land, und soviel möglich nach den jetzigen Ge-
bräuchen und Sitten behandelt, die dortigen Landsleute zu örfentlichen
Bedienstungen angewendet und getrachtet werden sollte, damit die Zu-
neigung und das Vertrauen der Moldauischen Nation auf das möglichste
gewonnen werde." Durch die geschilderten Verhandlungen bewogen,
gab nun auch der Kaiser den Plan der Zertheilung der Bukowina auf
Am 20. Mai 1781 schrieb er an den Hofkriegsrath einen denkwürdigen
Brief, der mit den Worten beginnt: „Ich habe aus wichtigen Betrach-
tungen für gut befunden, den Buccoviner District der Zeit noch unter
der weiteren Leitung des Ilof-Kriegs-Rath zu belassen.'' Gleichzeitig
befahl aber der Kaiser die Durchführung aller nöthigen Reformen im
Lande an, und trug auf „vorzüglich bey dieser Ausarbeitung den Bedacht
darauf zu nehmen, womit das Land lür das künfftige leichter und mit
Billigkeit gehalten, zugleich aber auch davon der billige Vortheil für
das aerarium gezogen werden möge.''
Schon vier Tage später hatte der Hofkriegsrath bereits seine die
Bukowina betreffenden Verbesserungsvorschläge entworfen, worauf die-
selben auch noch vom Staatsrath geprüft und ergänzt w urden. '®j Mit
denselben erklärte sich auch der Kaiser am 18. August im allgemeinen
einverstanden, und schon drei Tage später ergiengen die nöthigen Be-
fehle an das galizische Generalcommando. ^'^j
Hiemit war zwar die Gefahr der Zertheilung der Bukowina glück-
lich beseitigt, nicht aber über deren politische Einrichtung endgiltig
entschieden. Auch als Kaiser Joseph im Sommer des Jahres 1/83 (14.— 19.
Juni) thatsächlich in die Bukowina kam und die Verhältnisse derselben
durch den Augenschein kennen lernte, konnte er sich zu einem end-
giltigen Schritte nicht entschliessen. „Ich habe bei meiner gegen-
wärtigen Reise durch die Bukowina bemerkt," schreibt er am 19. Juni
von Czernowitz an den Hofkriegsrathpräsidenten Hadik, „dass dieses
Stück Land seiner Lage nach, und wen man solches gegen die übrigen
Provinzen der Monarchie betrachtet, am meisten zu einer Militär-Grenz-
Einrichtung geeignet zu seyn scheinet. Es verbindet solches Sieben-
bürgen mit GalHzien, füllet den eingehenden Winkel aus, welchen die
Moldau vormals zwischen beyden diesen Ländern machte, decket ferners
vollkommen die Marmoros, und ist ein Gränz-Land gegen eine Türkische
Provinz ... Da es bey gegenwärtigen Umständen nicht räthlich ist,
das Gränz-Militär-System in diesem Lande einzuführen, welchem der
National Geist so sehr entgegen zu seyn scheinet; so finde Ich einst-
") Am eben a. O. S. 5.
>») Vercl. ^ i e g 1 a u e r
•®) Poiek, Josephs Reisen, Beilage VII
) Vergl. Z i e g 1 a u e r, Gesch. Bilder IL, 92 - 1 10.
le I ^
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Kaiser Joseph II. in seinem Verhältnisse zur Bukowina. 1^
weilen für nothig, dass folgende Anordnungen getroffen werden. . ."'*)
Diese Worte des Kaisers sind neuerdings ein Beweis, wie vorsichtig er
bei seinen Beschlüssen zu Werke gieng. Obwohl er, wie es aus der
citierten Stelle seines Schreibens hervorgeht, die Militarisierung der
Bukowina zur Verlängerung der vom adriatischen Meere bis Sieben-
bürgen bestehenden Militärgrenze gern gesehen hätte, that er es nicht,
weil er im Lande die Abneigung gegen diesen Schritt bemerkt hatte.
Als der Kaiser hierauf vom 24. bis 27. Juli 1786 zum zweitenmal die
Bukowina bereiste, scheint er von dem Plane dieses Land in eine
Militärgrenze umzuwandeln, zurückgekommen zu sein. Als er hierauf
auch nach Gali/ien kam, verfügte er zu Lemberg am 6. August die
Vereinigung der Bukowina mit Galizien, so dass dieselbe mit 1. Nov.
1786 „in allen politicis, publicis et Cameralibus als ein Kreis Galiziens
von Seiten des dortigen Gubernii und der Appelazion behandelt werde.''
Von diesem Entschlüsse setzte der Kaiser den Hofkriegsrath und den
Kanzler gleichzeitig in Kenntnis. ^^) Ueber die Gründe, welche den
Kaiser zu diesem Schritte trotz der einige Jahre früher so dringend
geäusserte ) Ansicht des Kanzlers Blümegen veranlassten, sind wir nicht
unterrichtet.^^) Kaum zu bezweifeln ist, dass er hiezu in Galizien an-
geeifert wurde. Aber wenn wir auch die Beweggründe des Kaisers
nicht kennen, unzweifelhaft ist es, dass er wie bei allen seinen Refor-
men von den besten Absichten geleitet wurde. Gehörte nun auch seine
Verfügung vom 6. August 1786 zu den missglückten EntSchliessungen
des grossen Kaisers und ist auch durch dieselbe viel Ungemach über
die Bukowina gekommen, qo wird dies durch die anderen Verdienste
Josephs um dieses *Land glänzend überboten.
III.
Vor allem nahm der Kaiser auf die Reorganisation der trostlosen
Verhältnisse der Kirche einen hervorragenden Einfluss. Als die Bu-
kowina an Oesterreich fiel, unterstand der grössere südliche Theil des Lan-
des kirchlich unmittelbar dem Metropoliten von Jassy, welcher bis 1564
seinen Sitz in Suczawa gehabt hatte und sich nun durch einen in St.
Hie wohnenden Vicar vertreten Hess. Der andere Theil der Bukowina
wurde von dem Bischof von Radautz pastoriert, der seinerseits dem
genannten Metropoliten unterstand. Von diesem allein waren auch die
'*) Der Brief ist bei P o l e k, Josephs Eeisen S. 59 ff. abgedruckt ; ebenda als
Beilage VIII die entsprechende Verordnung des Hofkriegsrath es an das g;aliz. Landes-
Commando.
") Beide Handschreiben sind bei Polek a. a. 0. S. 71 ff. mitgetheilt ; dasjenige
an den Hofkanzler Kollowrat auch bei Hormuzaki, Docuraente VII. 474 f Die hier-
auf erfolgten Verordnungen der Hofkanzlei und des Hofkriegsrathes sind bei Polek
als Beilagen IX u. X. abgedruckt.
*-") Sicher haben Ersparungsrücksichten auf die Entschliessung des Kaisers ein-
gewirkt Man vergl. im Schreiben an Kollowrat die Punkte 2, 3 b u. 10. ^ j
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12
Dr. Raimund Friedrich Kaindl:
zahlreichen BesilianerKlöster der Bukowina abhängig, deren Zahl njich
der Regulierung der Grenzen 3! betrug. Auch die Zahl der weltlichen
Geistlichen war nicht gering; im Jahre 1777 zählte man 345 Pfarrer und
66 Diaconen. Die Klöster waren zum Theil reich ausgestattet,^*) aber ihre
legumene verschleuderten die Güter, so dass, wie Enzenberg im Jahre 1779
bemerkt, „es erbarmungswürdig anzusehen war, wie die übrigen Kloster-
mönche leben, gekleidet und unterhalten werden.'' Die Mönche lebton
zum Theil ausserhalb der Klöster von Spekulationen. Für die weltliche
Geistlichkeit war nach demselben Berichte überhaupt „nichts Bestimmtes
zu ihrem Unterhalte vorgesehen," so dass dieselbe sich „übel und un-
ordentlich'* durchbringen musste. Kirchenbedienstungen wurden für
Geld feilgeboten und nur dazu benützt, um das Geld wieder einzu-
bringen; auf die Eignung der Person wurde nicht gesehen; Lesen und
Schreiben der Landessprache oder auch nur Lesen derselben war das
höchste Mass der Kenntnisse des Klerus; der Vicar des Metropoliten,
namens Makari, konnte weder lesen noch schreiben. Als man daran
gieng, in der Bukowina öffentliche Schulen zu errichten, war keiner
der Mönche als Lehrer geeignet, ja die Schulen litten Mangel an Ka-
techeten. Von allen gr. or. Geistlichen in der Bukowina war der
Bischof von Radautz, Dositheu Hereskul, allein ein achtungswürdiger Mann,
der auch bestrebt war, seine Geistlichkeit „strenger und ordentlicher"
zu halten „als jene von des Metropoliten Diöcese," dieser bekümmerte
sich überhaupt wenig um seinen Sprengel und visitierte ihn niemals.
So trostlose Verhältnisse fand die österreichische Regierung vor.
Daher schlug schon SpltJny in seiner Denkschrift vom Jahre 1775
Reformen vor. ^*) Im Jahre 1776 dachte auch die Hof- und Staatskanzlei
an Reformen und wollte vor allem den verderblichen Einfluss des Jassyer
Metropoliten beseitigen. Ebenso kamen im Jahre 1777 diese Anregungen
zur Sprache. Da aber Maria Theresia Verwicklungen befürchtete, so ent-
schied sie am 17. Januar 1778, dass zunächst alle Neuerungen unter-
bleiben sollten. Im folgenden Jahre hat hierauf der neue Landesver-
weser Enzenberg in seiner umfassenden Denkschrift neuerdings mit
Nachdruck auf die kirchlichen Misstände hingewiesen und Reformen
gefordert. Darüber wurde auch in den hierauf zu Wien im April 1780
stattgetundenen Commissionsberathungen verhandelt,^*) wobei die Ueber-
nahme der geistlichen Güter in die Administration des Staates, die
schon Spleny und hierauf Enzenberg in ihren citierten Denkschriften
angeregt hatten,^') den Hauptpunkt bildete. Der leitende Gedanke
*') Zum Folgenden sind zu vergleichen Z i e g 1 a u e r, Geschichtliche Bilder I.
49 ff und 14o ff"; femer Geschichtliche Bilder II, 111 ff. — Wick enhau s e r, Gesch.
des Bisthums Radautz und des Klosters Gross-Skit (Czemowitz 1891) an verschiedenen
Stelleu.
»^) Bei P o 1 e k, General Spl^ny's Beschreibung der Bukowina S 151.
*•>) Das Protokoll ist abgedruckt von P o 1 e k im Jahrbuche des Buk. Landes-
museums III. h:{ f.
«') S p 1 e n y a. a. O, S. l^l ^. Enzenberg in Zieglauers „Gesch. Bildern'*
1. 147. n ]
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Kaiser «toseph 11. in seinem Verhältnisse zur Bukowina. ^^
hierbei war die sieher richtige Ansicht, dass der Klerus der Sorgen um
die Güterverwaltung enthoben werden sollte und in Ararialgehalt gesetzt
sich völlig seinem Berufe widmen könnte. Aber erst im folgenden Jahre
begannen die Reformen. Am 16. März 1781 wurde entsprechend den
für ganz Oesterreich damals erlassenen Verfügungen^®) die ganze Bu-
kowiner Geistlichkeit von der lurisdiction des Metropoliten in Jassy
abgesondert und dem Bischof von Radautz untergeordnet. Am 20. Mai
befahl sodann der Kaiser entsprechend den Vorschlägen Enzenbergs
weitere Reformen an,^^) die in dem vom 21. August datierten Erlasse
des Hofkriegsrathes an das Galizische Generalcommando ausführlich
dargethan sind.^**) In demselben wird vor allem zur Regelung der
geistlichen Verhältnisse die Errichtung eines Gonsistoriums (Bisthums-
Rathes) anbefohlen. Zufolge einer Allerh. Entschliessung vom 12. Dec.
1781 übersiedelte sodann der Bischof Hereskul im Jänner 1782 nach
Czernowitz und im Februar constituierte sich das Consistorium. Um
diese Zeit wurde in der Bukowina das am 13. October 1781 für Ge-
sammtösterreich erlassene Toleranzpatent publiciert, welches bekanntlich
den nichtunierten wie den Evangelen die freie Ausübung ihres Glaubens
und die bürgerlichen Rechte gewährleistete.***) Aus der Mitte des Gon-
sistoriums wurde sofort eine Commission gewählt, welche die Klöster
auf ihren Besitz und ihre sonstigen Verhältnisse zu untersuchen hatte.
Die Erhebungen wurden auch bald darauf begonnen und der Bischof ge-
dachte auch bereits, wenigstens die kleineren Klöster (Skite) oder Ein-
siedeleien aufzuheben, nachdem schon früher die Verminderung der
Mönche angeregt. worden war. ^'-^I Der Bischof kam den Plänen der
Regierung ferner auch noch dadurch entgegen, dass er am 5. August
1782 den Wunsch äusserte, seine Güter an den Staat zu überlassen.
Nach weitläufigen Unterhandlungen fand auch thatsächlich am II.
April 1783 die Uebergabe der ausgedehnten Herrschaft Kotzman statt.
Auch die Herrschaft Radautz hatte der Bischof abgetreten, doch blieb
dieselbe zunächst noch in seiner Verwaltung. Dagegen setzte der Staat
dem Bischöfe einen Gehalt von GOOO fl. und eine Personalzulage von
2000 fl. aus
Von entscheidender Bedeutung für den Fortgang der angebahnten
Reformen war die Anwesenheit des Kaisers in der Bukowina in den
Junitagen des Jahres 1783. Im 8. Punkte seines Schreibens vom 19.
Juni verordnete derselbe nämlich entsprechend seinen früheren für
") Vergl. Hub er, Oesterr. Reichsgeschiohte S. 218 f.
») Polek, Kaiser Josephs Reisen S. 50. Vergl. oben S. 10.
»*') Ebenda S. 117 ff.
»•) In der fast nur von „Schismatikern" bewohnten Bukowina war die Publi-
ciei-ung dieses Patentes allenfalls geeignet — wie Enzenberg sich ausdrückt — , un-
gleiche Eindrücke** hervorzurufen ; daher hat man mit der Veröftentlichung desselben
gezögert ; doch steht es jetzt fest, dass dieselbe trotzdem vor dem 7. April 1782 er-
folgt war. Vergl. Polek, Der Protestantismus in der Buk. S. 28.
»«) Vergl. Enzenbei*gs Ansicht in Zieglauers Gesch. Bildern I, 147^,^ ,
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14
br. Raimand Friedrich itaindl:
Gesammtöslerreich erflossenon Verordnungen über die Aufliebung
der dem beschaulischen Leben gewidmeten Klöster'^) Folgendes: ,,ln
Ansehung des geistlichen Fachs ist höchst nothwendig, dasss die
Verminderung und Zusammenziehung der Kalugier Klöster ohne
weiters vor sich gehe; dass ihre Gründe und Fonds alle in die adminis-
tration genommen; was fremden nicht im Lande wohnenden Geistlichen
hievon gehöret, denselben ganz benommen, und aus dem hieraus ent-
stehenden ganzen Fundo der gesamte Griechische Clerus unterhalten,
und wenigstens eine Schule, es sey zu Suczawa oder zu Czernowitz,
errichtet werde, das von den diesfälligen Einkünften sodann noch
übrig bleibende zu anderen nutzbaren Verwendungen vorbehalten bleibe."
Thatsächlich nahm nun der Bischof Hereskul schon im Juli 1783
die Reducierung der Klöster in Angriff. Aber sowohl er als der ihm zu
diesem Geschälte beigeordnete Archimandrit des Klosters Sistatovicz,
namens Gedeon Nikitich, beabsichtigten weder so rasch, noch in dem
Umfange, wie es die Regierung gewünscht hätte, die Aufhebung der
Klöster zu vollziehen. Im Februar des Jahres 1784 erhoben auch noch
die legumene der bedeutendsten Klöster ihre Stimme gegen die ge-
plante Reform, indem sie behaupteten, dass ihr Gewissen mit den von
der Regierung geplanten Veränderungen sich nicht befreunden könnte.
Es kostete viel Mühe, den bukowiner Klerus zu überzeugen, dass es
sich nicht um eine Einziehung seiner Güter handle, sondern um eine
zu seinen Gunsten angestrebte geordnete Verwaltung.
Hierauf wurde im Juli 1784 der aus Siebenbürgen berufene Rent-
meister Beck zur Beaugenscheinigung der Klöster und Vornahme einer
zweckmässigen Erhebung und Eintheilung ihrer Güter abgeschickt.
Am 25. April 1785 fand endlich die Uebernahnie der Klostergüter statt.
So entstand aus den bereits im Jahre 1783 übernommenen Herrschaften
des Bisthumes, den Klostergütern, ferner dem landesfürstlichen Domi-
nium Kimpolung, dann Dörfern moldauischer Klöster, welche von diesen
durch Ueberlassung jenseits der Landesgrenzen gelegener geistlicher
Güter im Tauschwege oder noch in neuester Zeit durch Kauf erworben
wurden, ^*) endlich aber durch Ankauf privater Güter, der Religions-
fonds. Derselbe umfasste, bevor die Grundentlastung die rusticalen
Grundstücke ausschied und die Servitutenablösung seinen Besitzstand
ebenfalls um mehr als acht Quadratmeilen verminderte, abgesehen von
später erworbenen Gütern, 105 Quadratmeilen, also weit mehr als die
Hälfte des Landes, dessen Flächeninhalt 190 Quadratmeilen beträgt.
Aber auch gegenwärtig beträgt der Gesammtbesitz des Fondes etwa 49
Quadratmeilen. ^*)
■■) Rescript vom 29. Nov. 1781 und Verordnung vom 12. Januar 1782. Vergl.
Hub er, Oesterr. Reichsgeschichte S. 214.
") Der allzuweit gehende Befehl Kaiser Josephs, die Güter fremder GeisÜichen
ohne weiteres einzuziehen, wurde nicht ausgeführt. r-^ i
»*; Vergl. Bidermann, Die Bukowina unter üsteiffiigi^eii\te^ltnt@®.QtQf.
Itaiser Joseph iL in seinem Verhältnisse zui Bukowina.
Die Einkünfte des Fondes waren für die Erhaltung der gr.-or.
Weltgeistlichen, ferner der drei belassenen Klöster Putna, Suczawitza
und Dragomirna, endlich zu Schulzwecken bestimmt. Bereits im Ja-
nuar 1784 war der Auftrag erfolgt, eine eigene Religionsfondscasse zu
errichten. In diese sollten sowohl die in der Consistorialcasse vorhandene
Baarschaft, als auch die weiter eingehenden Schul- und Kirchengelder
hinterlegt werden. Diese Gelder sollten im Einvernehmen mit dem
Bischof und dem Consistorium gesondert verwaltet werden. Endlich
erschien am 29. April 1786 das Regulativ für das Kloster- und Schul-
wesen der Bukowina, welches den Landesfürsten zum Schutzherrn des
in Rede stehenden Fondes erklärte und bestimmte, dass dessen Verwal-
tung, Authewahrung und Verwendung für die Geistlichen und das
Schulwesen, wozu er einzig und allein gewidmet ist, bloss von der
Anordnung des Monarchen abhänge; diese Bestimmung hat der gegen-
wärtig regierende Monarch mit Allerhöchster Entschliessung vom 10.
December 18G9 erneuert.
Durch die Uebernahme der kirchlichen Güter in die Verwaltung
des Staates hat also der Kaiser sicher nicht, wie es manchen beschränkten
oder übelwollenden Gemüthern schien, die Kirche geschädigt, sondern
dieselbe in der Bukowina ganz besonders gefördert. Das Banner der
religiösen Duldsamkeit hat er stets hoch gehalten. Daher hat
er auch mit Rücksicht auf die Verhältnisse des Landes zu dem am 13.
October 1781 für Gesammtösterreich erlassenen und vor dem 7. April
1782 auch in der Bukowina veröffentlichten^^) Toleranzpatente bei seiner
Anwesenheit in Czernowitz im Juni 1783 einen Nachtrag hinzugefügt,
indem er den Armeniern und Lippowanern Religionsfreiheit zusicherte.
Der Wortlaut der betreffenden Stelle des kaiserlichen Handschreibens
ist für Joseph sehr charakteristisch. Er lautet: „Die armenische Gemeinde
allhier, deren Gottesdienst. Ich selbst beyge wohnet habe, ist, wenig
ausgenommen, allen übrigen Katholischen Armeniern gleich, es sind
also alle weitere Nachforschungen über ihre Religion einzustellen, und
sie bey ihrem Handel und Wandel ungestört zu belassen, auch ist zu
trachten, noch mehrere der Leute herüber zu bringen. Die nämliche
Rücksicht verdienen die liierlandes befindliche sogenannte Lippowaner,
welche blose Russische Bauern sind, die sich hier niedergelassen haben;
ihre Religion ist die wahre schissmatische, und will man nur darin
einen Unterschied finden, dass sie ihren Gottesdienst Illyrisch wie in
Russland, und nicht in der wallachischen Sprache halten wollen. Ausser
dem sind solche fleissige und arbeitsame Leute, welche man durch
jene, so sich m der Moldau von dieser Nation noch befinden, zu ver-
mehren trachten muss, und aus dieser Ursache ist ihnen auch ein Poppe
von ihrer Nation allerdings zu gestatten, oder ihnen einer aus Slavonien,
wo die Illyrische Sprache am meisten in der Uebung ist, zu verschaffen.''
*) Polek, Der Protestantismus in der Bukowina S. 22 f. Digitized by VriOOglC
^" t>r. Raimund Friedrich Kaindl:
Bezüglich der Israeliten hiess der Kaiser in demselben Schreiben deren
Ausweisung gut, wenn sie nicht „gute Handels und Handwerks Leute
werden oder dem Ackerbau sich widmen/^
IV.
Ueberaus viel geschah ferner zur Zeit der Regierung dieses
Kaisers und durch sein unmittelbares Eingreifen für das Schul-
wesen des Landes. Als die Bukowina an Oesterreich kam, war die
Bildung hier gleich Null. „Der Edelmann sowohl als der geistliche
Stand hat fast gar keine Studien oder sonstige Education, und der
Bauernstand ist folglichen um so roher," lautet ein Bericht Spleny's
aus dem Jahre 1775. '^j Von den Bojaren war nach Enzenberg^) Basil
V. Balschs „der einzige sowohl von Geistlich als Weltlichen Stand,
der andere als die Wallachische Sprache erlernt hatte und auf die
Rechten und Wissenschaften" sich verlegte. Viele von den anderen
Adeligen konnten nicht einmal lesen und schreiben. Die Geistlichen
mussten noch gegen das Ende der moldauischen Regierung durch
Drohungen zum Lesenlernen gezwungen werden. Da der damals re-
gierende Fürst Constantin Maurocordat auch befahl, dass fortan nur
Geistliche angestellt würden, welche „vollkommene Kenntnis" besassen,
so gestalteten sich allenfalls in der nächsten Zeit die Verhältnisse etwas
besser. Mit diesen Reformen hängt es wohl zusammen, dass 1777 in
Radautz und in Suczawa Schulen bestanden, von denen jede „beynahe
50 Knaben" zählte. Um diese Schulen zu erhalten, hatte der Metro-
polit die Berechtigung, von jedem Popen und Diaconen 4 fl. jährlich
unter dem Namen eines Schulgeldes zu beziehen. Auch in einzelnen
Klöstern, so z. B. in Putna, wurde um diese Zeit ein freilich sehr
beschränkter Unterricht ertheilt. Trotzdem hatte keiner der Geistlichen
oder der Mönche die Eignung, bei den über Initiative der österreichischen
Regierung gegründeten Schulen als Lehrer angestellt zu werden. Noch
trauriger war es natürlich um die Volksbildung beschafTen. In den
Bukowiner Dörfern waren wenige Leute zu finden, welche auch nur
das Vaterunser zu beten wussten.
So lagen die Verhältnisse, als die Bukowina an Oesterreich kam.
Der erste Landesverweser Spleny hat daher schon in seiner ersten
Denkschrift vom 10. December 1774 und hierauf in seiner ausführlicheren
vom Jahre 1776 die Errichtung von Schulen angeregt. Ebenso gab er
im Jahre 1777 den Anstoss zur Errichtung des gr.-or. Schulfondes,
welcher die Eröffnung mehrerer Nationalschulen ermöglichte. Nicht
minder eifrig hat sich sein Nachfolger Enzenberg des Schulwesens an-
*f) Bei P o 1 e k, General Splöny's Beschreibung der Bukowina S. 32.
") Bericht d. 15. Juli 1779 bei Polek, Die Anfänge des Yolks^chulwesbens in der
Buk. S. 6 f. und Anm. 6. Digitized bydOOgle
• - it
Kaiser Joseph Tl. in seinem Verhältnisse zur Bukowina. **
gonommon und die Contralbohörden zur Errichtung von Schulen an-
geeifert. Da jedoch dieselben in ihren Anordnungen vom Sonnnner 1781
die Einrichtung der Sclmlen nnit der Regulierung des Kirchenwesens in
Vorbindung brachten, und diese sehr schwierig und langwierig sich
gestaltete, so drohte der Entw icklung der Schule eine arge Verzögerung.
Wiewohl nun auch Enzenberg nach Mitteln suchte, diesem Uebelstande
abzuhelfen, so ist doch auch in dieser Angelegenheit wie bei derjenigen
des keligionsfondes, das Machtwort des Kaisers vom 19. Juni 1783 von
höchstem Einflüsse geworden. Dadurch dass der Kaiser die Errichtung
des Religionsfondes unverzögert in Angriff zu nehmen befahl und aus
den Einkünften desselben auch die Schulkosten zu bestreiten befahl,
ist es nicht nur möglich geworden, dass schon seit dem Anfang des
Jahres 17rf4 die neuerrichteten Normalschulen in Czernowitz und Su-
czawa aus diesem Konde erhalten wurden, sondern auch an die Heran-
bildung von Lehrern und die Errichtung melirerer rasch nach einander
eniffneter Hezirksschulen geschritten werden konnte. So wurde 1785
eine Schule in Sereth und im Jahre I78G diejenigen von Zastawna, Kim-
polung imd Putilla eröflnet. Andere folgten bald nach. Allgemein be-
kannt ist es, dass vom gr.-or. Religionsfonde auch gegenwärtig mehrere
Schulen erhalten werden, darunter auch die einzige Realschule des Landes
zu Czernowitz und das (lymnasium in Suczawa.
Von höchster Hedeulung für das Land war ferner die durch
Joseph geförderte Kolonisation. Die Bukowina war, als sie an
Oesterreich gelangte, ein überaus schütter bewohntes Land. Nach der
Grenzausgleichung zählte sie etwa 7r).0(K) Einwohner, ^^) also durch-
••; Diese Zahl wird aus den etwas abweichenden Angaben am häutigsten ange-
noininen. Nach Enzenberg (^Zieglauer, Gesch. Bilder I, Vi) soll das occupierte Ge-
biet im J. 1774 11421 Familien oder 57.1)5 Köpfe gezählt haben. Spleny (Polek,
Beschreibung der Bukowina S \i\i\ f. und ,,Ortschafts Verzeichnis der Buk. aus d. Jahre
1775 [in diesem Jahrbuch I, 27 f!.]) gibt dagegen im J. 1775 17.047 Familien aii, w^as
eine Einwohnerzahl von etwa H5.000 Köpfen ergibt, weil auf die Familie damals
im Durchschnitt 5 Kopie gerechnet wurden ; nach der (Jrenzregulierung verblieben
davon nur etwa l4.f>5U Familien, also etwa 75.000 Köpfe. Diese Zahl scheint freilich
etwas zu niedrig zu sein, wenn Enzenbergs Angaben a. a. O. richtig sind, dass
im J. 1771) schon 23 154 Familien oder 115.700 Seelen im Districte wohnten. An einer
anderen Stelle spricht er von „mehr als 100.000 Köpfen** (S. 1?) In noch ungedruckteu
Berichten vom zl. und 81. Oct. 1783 behauptet Enzenberg, dass der Einwohnerstand bei
der Uebemahme durch ihn (1778 1 15.000 Familien betrug, seither aber um 18.000 gewachsen
sei ; man hätte somit im J. 1788 bereits 28.000 Familien oder etwa 140.000 Köpfe an-
zunehmen. In einer ebenfalls noch unveröftentlichten „Meldung" vom 7. Jimi 1784 soll
die Bevölkerung der Bukowina sich während der Anstellung Enzenbergs, „bereits um
die Hälfte vergrössert haben", was gar auf 80.000 Familien deuten würde. Indes zählt
ein Ausweis aus dem Jahre 1786 nur 125.089 Einwohner (Hormuzaki, Documente
privitöre VII, S. 452,». Ebenso schwankend sind die Angaben über die Anzahl der Ort-
schaften : Enzenberg a. a. O. zählt 250 Ortschaften auf; S p 1 6 n y führt vor der
Grenzregulierung 290 Ortschaften, 62 Attinenzen und 86 Klöster an ; nach derselben
wären 277 Ortschaften, 55 Attinenzen und 81 Klöster geblieben; ein aus dem J. 1778
stammendes Ortschaftsverzeichnis weist 287 Oi tschaften, 51 Attinenzen und 27 Klöster
ans (Polek, Beschreibung der Buk. S 167». i'
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^" t)r. Raimund Friedrich Kain^:
schnittlich nur 7 auf l km^; während gegenwärtig die absolute Einwohner-
zahl eine mehr als achtmal so grosse ist (im Jahre 1890: 646.591 E.) und
seihst das am spärlichsten besiedelte Gebiet der Bukowina, das obere,
Suczawathal, eine relative Dichte von II Köpfen auf l km^ aufweist. *'i
Daher hob mit Recht schon Splcny*') in seiner Denkschrift vom Jahre
17V5 hervor, dass „die vorhandene Bevölkerung der vorfindigen Gröse
dos Torrains nicht angemessen" sei. Dies beweist er vorzüglich durch
die Mr)glichkeit des Betriebes der „so grosen'^ und „mit gröstei* Un-
wirthschaft des Terrains betriebenen Viehzucht." Gleichzeitig verwies
er auf die Fruchtbarkeit des Landes und dessen Eignung lür die Colo-
nisation, und deutete die Mittel an, mit denen man Ansiedler ins Land
ziehen könnte. Vor allem glaubte er, ,,dass die gänzliche Freyheit deren
toUerirten protestantischen Religion zu desto schleunigeren Beförderung
der hierländigen Population eines von den sichersten Mitteln wäre.''
Diese Vorschläge Splenys wurden wie manche andere nicht ausgeführt;
doch vermehrte sich die F]inwohnerzahl sehr rasch infolge der Rück-
wanderung durch den Krieg verscheuchter Bewohner;*^) durch die zahl-
reiche Einwanderung der Jud^n und Armenier; durch Zuwanderung
von Moldauern „aus dem jenseitig türkisch und moldauischen Gebiete."
welche „das harte türkische Joch'^ zur Auswanderung bewog;*') beson
ders aber durch das Herbeiziehen von Ruthenen aus Galizien, welche
wegen dos harten Unterthanenverhältnisses trotz aller Verbote ihre
Heimat verliessen;**) auch aus Polen, der ungarischen Marmoros und
aus Siebenbürgen kamen zahlreiche Einwanderer herbei.**) In dem
spärlich besiedelten Lande mochten alle diese Einwanderer leicht fort-
zukommen hoffen; vor allem lockten aber die verhältnismässig leichten
Unterthansverpflichtungen und die Rekrutierungsfreiheit, deren sich das
Land bis zum Jahre 1830/1 erfreute. Enzenberg constatierte, **| als er
bald nach seiner Herkunft ins Land, eine Conscription vornehmen Hess,
dass die Bevölkerung bereits „mehr als 100.000 Köpfe'' betrage; es
seien seit 1774 „bis 68.665 Seelen'* zugewachsen, und „andurch erprobet
sich von Selbsten, dass die Bukowina keine Ansiedlung benöthige, und,
ungeachtet dieses 8tückel Land nicht klein ist, in wenig Jahren sich zu
viel mit Menschen anfüllen wird." Hiemit äusserte sich Enzenberg
schon jetzt wie übrigens auch in späteren Jahren als ein Gegner der
Colonisation. Auch der Mappierungsdirector Budinszky*'} hält
<") Vt'r<;l. meine Arbeit ,,Uel»er die Besiedelung der Bukowina" iMitUi. der
k. k. f^eot^r. Kesells<liaft, Wien lM*.*lj S. .*{2."i, und meine ^^Landeskunde der BukowinA,**
Czernowitz l«*».*) 8. 2X.
*h „Beschreibung der Bukowina" S. .*Jl und 117 ff.
**j So z. B. vieler Lippowaner.
^*) Budinszky in seiner Denkschrift vom 2'». Januar 1788 hei Polek, Die
Bukowina zu Anfan«^ Ä. J. ITS.S, Czernowitz 1894 S. fi4.
**i Verf^l. meine „Ruthenen in der Bukowina" Czernowitz 1889 I, 31 mid dieses
Jahrbuch lll, 8").
*■'; Vergl. dieses Jahrbuch III, 84 f.
^«) Zieglauer, Oesch. Bilder I, 11 f. Vergl. oben Anm. 39.^
*''j Polek, Die Bukowina zu Anfang des Jahres 1783 S. 63 ^jOOQIc
Kaiser Joseph II. in seinem Verhältnisse zur Bukowina. ^^
zwar in seiner aus dem Anfange des Jahres 1783 herrührenden Denk-
schrift die Ansiedelungen (ür nützHch, und zwar besonders von Deutschen,
welche „der Landwirtschaft sehr wohl kundig seien und den anderen
Einwohnern zu einem guten Beispiel dienen'' konnten; aber auch er
legte \on allem auf ,,eine Bevölkerung, die unmerklich geschieht,'' das
Hauptgewicht und betont, wie zahlreich die Familien seien, die ohne
dem Staate Unkosten zu verursachen, aus eigenem Antriebe einwan-
derten. Diese Vermehrung der Bevölkerung der Bukowina hatte jedoch
auch ihre Schattenseiten. Als Enzenberg in späteren Jahren, um die
Colonisation als minder wichtig hinzustellen, sich darauf berief, dass die
Bevölkerung seit dem Jahre 1778 sich auch ohne diese vermehrt hätte,
bekam er unter anderen folgenden Vorwurf zu hören:*®) „Die Bevölke-
rung habe zwar zugenommen; dies geschah aber lediglich durch Ein-
wanderung aus Oalizien und aus Siebenbürgen, daher auf Kosten an-
derer, ohnehin spärlich bevölkerter Länder. Leute, die aus der Moldau
kommen, siedeln sich nur an der Grenze und nicht im Innern an,
wahrscheinlich, um augenblicklichen Uebeln zu entgehen." Vor allem
muss aber betont werden, dass mit den geschilderten Zuzügen sicher
nicht jene auch von Budinszky erwünschten deutschen Bauern ins Land ge-
kommen w ären, welche thatsächlich für die Vervollkommnung der Land-
wirthschaft von hoher Bedeutung wurden. Auch in dieser Beziehung war
daher der Aufenthalt Kaiser Josephs 11. in der Bukowina während der
Junitage des Jahres 1783 von grosser Bedeutung für das Land. In seinem
oft erwähnten Schreiben vom 19. Juni heisst es nämlich: „Die Popula-
tion dieses Landes, dessen Haupt Nahrungszweig in Waiden sowohl
für Hörn Vieh als Pferde bestehet, und welche den Ackerbau sehr wenig
betreibet, ob schon der Boden ausser den Gebürgs Gegenden allerdings
fruchtbar zu seyn scheinet, ist bey weitem seiner Grösse nicht ange-
messen. . . . Die VermehruniT der Population in diesem Lande ist das
w^ichtigste und, um diese zu erlangen, muss alles, jedoch ohne beson-
dere Kosten, angewendet werden." Gleichzeitig befahl der Kaiser beson-
ders die Zahl der im Lande schon ansässigen Armenier und Lippowa-
ner zu vermehren, indem er ihnen zugleich Religionsfreiheit zusicherte.*^)
Durch die nun folgende Colonisierung von Lippowanern kam die staat-
liche Ansiedelung in der Bukowina in Fluss, welche, wenn auch viel
fach behindert und gestört, doch dem Lande eine nicht unbeträchtliche
Zahl von fleissigen Bewohnern zuführte. Kaiser Joseph hat selbst durch
eine am 6. August 1786 zugleich mit der Einverleibung der Bukowina
in Galizien erflossene Verordnung die Besiedlung des Landes gehemmt.
Er befahl nämlich in seinem bereits oben citierten Schreiben an den
Hofkanzler Kollowrat Folgendes: „Da ich diesen Kreis vorzüglich der
Viehzucht widmen will, so ist auch in dieser Absicht auf keine weitere
*^) Wickenhause r, Die deutschen Siedelungen II, 110 f.
*•; VergL oben S. 15. ^ j
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20
Dr. Raimtuid Friedrich Kaindl:
Impopulation, ausgenommen die sich von selbst ergiebt, zu gedenken/'
Wie eitrig er aber im Jahre 1783 das Besiedlungsgeschäft genommen
hatte, das zeigt die Geschichte der Deputation der Lippowaner, welche
im October 1783 zu Wien weilte, um bezüglich ihrer Einwanderung
in die Bukowina zu verhandeln. Innerhalb vier Tagen (5 —9. Octoberi
hatte der Kaiser die Abgeordneten zweimal in Audienz empfangen und
eigenhändig seine Entschlüsse in zwei umfangreichen Handschreiben,
die er sofort erliess, niedergelegt. In einem „Zusatz^' zu einem hof-
kriegsräthlichen Vortrag vergass er nicht zu bemerken, dass über das
in bewunderungswürdiger Eile für die Lippowaner ausgestellte Patent
,,ein blechernes Futteral*' gemacht werde. ^')
VI.
Unter Kaiser Joseph ist ferner der Bauernstand geschaflen
worden, welcher jetzt das Mark und die Kraft der Bukowina ist. Bis
zum Jahre 1786 war nämlich fast der ganze Boden der Bukowina
grundherrlich; die Bauern waren auf demselben nur Pächter, welche
statt baren Geldes den Grundherrn eine Anzahl von Arbeitstagen, einen
Theil des Ernteertrages und andere Gaben zu leisten halten. Diese
Bauern waren freie Leute, sie durften kommen und gehen; aber auch
dem Grundherrn stand das Recht zu, dieselben jeder Zeit vom Boden
zu entfernen. Unter Kaiser Joseph wurde nun das Unterthansverhältnis,
wie es im übrigen Oesterreich zur Geltung gekommen war, vielfach
auch in der Bukowina geltend gemacht. Damit hieng die wohlthätige
Verordnung zusammen, dass alle Bauern im Besitze derjenigen Grund-
stücke dauernd zu verbleiben hätten, welche sie am 1. November 1786
in Pacht hatten. Gerade in dieser Bestimmung erblicken wir aber die
erste Grundlage, auf der unser heutiger Bauernstand fusst.
Es bedarf hier keiner näheren Ausführung, von welchem Nach-
theile es für Land und Leute war, wenn die Aecker durch Leute be-
stellt wurden, die niemals ihrer Habe nnd der Erfolge ihrer Mühen
sicher waren. Dieses Verhältnis musste nothwendiger Weise jede Ver-
besserung des Grundes und Bodens hintanhalten. Wenn unsere Landleute
noch gegenwärtig nur selten sich zur Verbesserung ihrer Gründe und
dgl. herbeilassen, so mag das eine Nachwirkung der vielhundertjährigen,
durch die Verhältnisse bedingten Gewohnheit sein.*')
VIT.
Ueberaus zahlreich sind die administrativen Anordnungen
Josephs für die Bukowina. Sie hängen mit seinen Reisen in diesem
^) Wickenhause r, Molda V, 2 S. 84— S7.
^') Ausführlicher werde ich über das Unterthansverhältnis im dritten Theile
meiner Geschichte der Bukowina handeln. C^ r^r\n]r>
Digitized by VriOiJv IL
Kaiser Joseph 11. in seinem Verhältnisse zur Bukowina. ^^
Lande zusammen nnd sind besonders in seinen Schreiben enthalten, welche
er am 11). Juni 1783 zu Czernowitz und am (>. August 178'» zu Lemberg
erliess, und die im Vorhergehenden schon oft berührt wurden. Diese
Schreiben sind so wichtig, dass dieselben eigentlich ihrem ganzen
Umfange nach hier mitgetheilt werden sollten; da sie aber erst im
vergangenen Jahre in unserem „Jahrbuche'^ abgedruckt wurden und
vieles aus denselben auch in diesem Vortrage bereits angeführt wurde,
so mögen nur noch einige Hauptpunkte hervorgehoben werden.
Das Schreiben vom Jahre 1783 handelt, abgesehen von den bereits
angeführten Punkten über die Organisation der Bukowina, die Coloni-
sation, die Errichtung des lieligionsfondes, ferner die Armenier, Lippo-
vvaner und Juden, vor allem noch über das Unterthansverhältnis, wobei
der Kaiser besonders bciiehlt, dass „auf die Hintanhaltung aller Be-
drückungen und Excesscn von Seite der Obrigkeiten mit allem Ernste zu
sehen'' ist; ferner äussert er sich dahin, dass die Natural-Robot der
Unterthanen möglichst aufzuheben sei, und erinnert daran, dass „alles,
was der personal Leibeigenschaft ähnlich ist, bereits ganz aufgehoben,
und dagegen alles, was einen Bezug auf freye Verheyrathung, Hand-
werks Erlernung etc. hat, eingestanden worden ist''*^) Der menschen-
freundliche Kaiser hebt ferner hei vor, dass die Lasten der unentgeld-
lichen Vorspanndienste, der Bequarlierungen, der Unterhaltung der
Grenzwachen und dgl. allzudrückend seien und daher „sämmtlich ihr
Ende erreichen müssen.^' Ebenso ist der Kaiser für eine gute Justiz-
pdege und Verwaltung besorgt; damit dem Holliriegsrathe eine mit den
Verbältnissen der Bukowina vertraute Persönlichkeit nicht fehle, er-
nannte er den bereits oben genannten jungen Adeligen Balschs „zum
wirklichen Hofkriegsraths-Concipisten.'' Bezüglich der Erspriesslichkeit
der im Jahre 1782 begonnenen ökonomischen Aufnahme des Landes
hegte der Kaiser Zweifel; er befahl daher dieselbe einzustellen; im
Jahre 1786 hat er sie jedoch fortzusetzen befohlen. Von den an-
deren Verordnungen ist besonders noch jene über „die Eröfnung
des Borgoer Passes nach Siebenbürgen und die Errichtung einer Com-
munications Strasse in den Oebürgen von Siebenbürgen gegen Snyatin^'
von grosser Wichtigkeit. Auch in seinem Schreiben vom Jahre 1786
widmet er diesem Gegenstand besondere Rücksicht. Die meisten an-
deren Ausführungen dieses letzteren Schreibens beziehen sich auf die
Durchführung der Vereinigung der Bukowina mit Galizien und auf die
neue Einrichtung des Landes. Im 5. Punkte dieses Schreibens befiehlt
der Kaiser auch die Erbauung einiger katholischer Gotteshäuser in der
Bukowina, darunter auch eine gemauerte katholische Kirche in Czerno-
witz „nach Verhältnis der dortigen." Nach dem Wortlaute dieser An-
ordnung kann Joseph nur an eine Kirche gedacht haben, wie sie dem kleinen
^*» Bekanntlich geschah dies für Gesammtösterreicb mit dem Patente^om 1.
>'ov. 1781. Digiti,ed by GOOglC
22 Dr. R. F .Kaindl : Kaiser Joseph II. in seinem Verhältnisse zur Bukowina.
Städtchen und der Sparsamkeit des Kaisers entsprechen würde. Das
Gedenkbuch der röni.-kath. Pfarre zu Czernowitz weiss aber darüber
Folgendes zu erzählen. "^^I
„Während seiner Anwesenheit im Jahre 1786 berieth Seine Ma-
jestät Kaiser Joseph II. mit dem Ortseelsorger, dem hochwürdigen Herrn
Kekert, wiederholt die Mittel, den katholischen Cultus zu erhalten und
zu heben. Als von der Errichtung einer Kirche die Rede war, nahm
Seine Majestät den Pater Wenceslaus (wie Kekert gewöhnlich genannt
w urde) unter den Arm und schritt mit ihm der Stelle zu, wo jetzt die
Kirche steht. Indem er daselbst auf- und njedergieng und die Oertlich-
keit besichtigte, that er die Aeusserung, er werde an diesem Orte eine
prächtige Kirche bauen lassen in Kreuzesform, mit vier gegen alle
Weltgegenden gerichteten Eingängen und mit einem in der Mitte der
Kirche majestätisch sich erhebenden Altar, so dass bei offenen Thüren
das Allerheiligste von allen Seiten gesehen und angebetet werden
könne. Seine Majestät befahl auch bald, dass nach dieser seiner, bei
dem Anblicke des Tempels zu Mainz empfangenen Idee, der Plan ge-
zeichnet w erde.'' Aber leider kam, „w ie der genannte Pater Wenceslaus
öfters klagte, als Kaiser Joseph II. im Jahre 1790 gestorben" war, der
Plan nicht zur Ausführung.
So erzählt der Pfarrer Kunz. Er hat seine Aufzeichnungen ein
Menschenalter nach dem Tode des Kaisers gemacht; seine Quelle war
die mündliche Ueberlieferung. Der historischen Wahrheit entspricht
die Erzählung nicht; wohl aber beweist sie uns, dass das Andenken an
Joseph und seine väterliche Fürsorge durch Jahrzehnte sich lebhaft
fortpflanzte. Tief eingeprägt in die dankbaren Herzen gewann des
menschenfreundlichen Kaisers Bild stets an Glanz, und dieses verklärte
Bild spiegelt sich in unserer Anekdote wieder.
Ich bin am Schlüsse. Nur in einigen Zügen war es mir vergönnt
zu schildern, wie unter Maria Theresias Regierung die Bukowina
unserem grossen Kaiserstaate einverleibt wurde, und wie zu grossem
Theile unter persönlicher Einflussnahme Kaiser Josephs 11. die
Grundlagen tür die spätere Entwicklung des Landes geschaffen wurden.
Den Schlusstein zu diesem Culturwerke der Habsburger hat unser all-
gütiger Monarch Franz Josef I. durch die Lostrennung der Bukowina
von Galizien und die Erhebung unserer Heimat zum selbständigen
Herzogthume hinzugefügt. Kaiserin Maria Theresia die Erhabene,
ihr grosser Sohn Joseph II. der Einzige und Seine Majestät Kaiser
Franz Josef der Standhafte, sie sind das Dreigestirn, das glänzend und
glückbringend die Schicksale unseres lieben Heimatslandes bestimmten.
*■; P o 1 e k, Ausgewählte Capitel aus d. Gedenkbuch d. rQm.-kath. Pfarre S. 6i,
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Zur Geschichte Von SuczaWa.
"Oon Professor 9oscf T^lcischcr in Pomcrla,
T.
Die Belagerung der Burg von Suezawa dureli George Stephan
(1653;.
I^l^ach Moisi Mowila (1633 — 1634)') erlangte in der Moldau Wassilie
Lupul infolge einer gegen das griechische Element ausgebroche-
nen Revolution den Fürsten thron, den er durch 19 Jahre hindurch
behauptete (1634—1053). Um sich in seiner Herrschaft zu erhalten,
stützte sich Lupul hauptsächlich auf die Griechen. In Konstantinopel
vertraten seine Interessen eine Anzahl einflussreicher Griechen, denen
er jährlich je 6000 Lei als Geschenk schickte; ebenso gab er dem Pa-
triarchen von Konstantinopel jährlich 6000 Lei und zahlte die Schulden
des heiligen Grabes in der Höhe von 40.000 Lei. Als Agenten hatte er
in Konstantinopel einen Griechen Dimitrake. Gleichwie er auf diese
Weise bei den Griechen in Konstantinopel einen Rückhalt suchte und
auch fand, so war er auch im Lande selbst von einer grossen Anzahl
Griechen umgeben, so dass ihm der nationale Aufstand die Gelegenheit
bot, um zur Herrschaft zu gelangen. So waren seine Officiere und
nächsten Rathgeber Griechen, Verwandte der von ihm in Konstantinopel
besoldeten Griechen. Unter den Dojaren begegnet man am Hofe Lupuls
den Griechen Skuli uud lakomi. Lupul selbst war ein Albanese, aber
graecisiert. Das Volk betrachtete ihn als Griechen.
Diese Bevorzugung der Griechen seitens Wassilie Lupuls rief
gegen ihn einen Aufstand des Landes hervor^ an dessen Spitze sich
George Stephan stellte. Im Kampfe gegen diesen schlössen sich alle
griechischen Kaufleute dem Heere Lupuls an. Jedoch von George
Stephan zurückgeworfen, nahm jener seine Zuflucht zu seinem Schwie-
gersohne Timotheus Chmielnicki, dem Kosaken-Hetman, der ihm wieder
zur Herrschaft verhalf. Obwohl bei Finta aufs Haupt geschlagen,^) verlor.
Lupul die HofTnung nicht und zog seinem Feinde noch einmal entgegen.
0 Xenopol A. D., Istoria Rominilor pentni gimnasii ^i licee. la^i, 1886. p. 120.
») 1. c. p. 134 sq. 0.g.(.^^^ by Google
n
Professor Josef Fleischer :
Bei Sirka war es, wo sich jetzt 7Avischen beiden Gegnern eine ver-
zweifelte Schlacht entspann, in der Lupul abermals den kürzeren zotr.
Oeorge Stephan beeilte sich nun die Polen für sich zu gewinnen, dir
ihm, da Lupul mit ihnen in Familienbe/iehungen stand, gefährlich
werden konnten. Stephans Gesandte setzten es im Vereine mit jenen
des Fürsten Kakoczy und Mathei liassarabas durch, dass ihm der Polen-
König 5000 Mann zuschickte. So verstärkt unternahm nun George
Stephan die Belagerung der Burg von Suczawa, in der sich Lupuls
Familie eingeschlossen hatte. Zum Entsätze und zur Vertheidigung der
Burg war der wilde, heldenmüthige Kosaken-Hetman Timotheus, der
Lupuls Tochter, die schöne Roxanda, zur Frau hatte, mit eigenen Trup-
pen wie auch mit einer Anzahl Tataren herbeigeeilt, während sich
Lupul selbst anderwärts um Hülfe umsah. ^)
Die Scenen nun, die sich bis October des Jalires 1653 inner- und
ausserhalb der Burg von Suczawa zwischen den Belagerten einerseits
und den verbündeten Moldauern, Ungarn und Polen andererseits ab-
spielten, mögen hier, so wie sie uns der (Jhronist Myron Kostin und
der Araber Paul von Aleppo schildern, wiedergegeben werden.
a) Nach Myron Kostin.
„Stephan Wodä aber verliess laschi . . und zog mit seinen
Truppen nach Suczawa, wo in der Burg Suczawa die Famihe
Wassilie Wodäs mit allen Schätzen, von den Bojaren, Thoma, der Hof-
richter, welcher 80 Silmenen und 60 deutsche Söldlinge bei sich hatte,
und einheimische Büchsenmeisler eingeschlossen waren.
Nachdem Stephan Wodä nach Suczawa angekommen war, stie^r
er in einem Dorfe in der Nähe der Stadt, namens ti^keia, in dem
Hause des Logofeten Toderaschko ab; dagegen verschanzten sich um die
Burg herum seine Sihnenen und eine Anzahl von Ungarn, und sie
hatten auch Geschütze sowohl von Chotin als auch aus laschi mitge-
bracht und begannen gegen die Burg loszuschlagen, konnten ihr jedoch
nichts anhaben. Von allen Seiten scharte sich das I and um den neuen
Herrn; aber auch Wassilie Wodä schlief dort, wo er war, nicht.
Nach wenigen Tagen traf die Nachricht ein, dass Ti'musch bei
Soroka mit 9000 Kosaken ins Land einrücke, und waren d e Leute
Wassilie Wodäs auch auf den Hauptmann Grumeadzä gestossen, der
sich mit der Vorhut auf den Gefilden von Soroka befand. Stephan Wodä
wusste sehr wol, dass sich Wassilie Wodä gegen ihn mit so geringer
Streitmacht nicht begnügen werde. Demnach sprach auch er bei Rakoczy,
dem Fürsten von Siebenbürgen, und bei Kasimir, dem lechischen
Könige, vor, denn beiden war Wassilie Wodä wegen des mit den Ko-
saken abgeschlossenen Bündnisses verhasst. Daher wurde ihm von lla-
koczy sofort Petki Istfan mit allen Seklern, an 4000 Mann, zugeschickt»'
») Xenopol A. D., Lstoria Rominilor. lassi, 1891. vol. IV. p. 2^6 sq.
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^ur Geschichte von Suczawa. "^
vom lechischen Könige dagegen ein Oberst, der bei Kamieniec stand,
namens Kondracki mit 1000 berittenen Lechen. Er schickte ihm folgen-
den Hefchl : Sollte ein Kosaken-Heer über die Moldau kommen, so solle
er, mit den Moldauern sich vereinigend, allen Ernstes bemüht sein, sie
in Verwirrung zu bringen, wie es sich denn auch zugetragen hat.
Als Stephan Wodil die Annäherung des Kosaken-Heeres an den
Prut-Fluss merkte und erfuhr, dass Tataren nicht vorhanden seien, zog
er, da er wusste, dass Petki Istfan mit dem ungarischen Heere im An-
züge begriffen sei, nicht gegen Roman, sondern gegen Kotnari; er
wollte nämlich den Kosaken irgendwo an einer offenen Stelle an der
Jijia den Weg versperren. Bei Kotnari vereinigte er sich mit den Un-
garn, und maschierte auf Stephäneschti los, indem er auch die Lechen
erwartete. Die Ungarn jedoch wagten, da die Polen noch ausblieben,
nicht, mit den Kosaken zusammcnzustossen und so zogen die Ungarn
bei Kokoreni durch den Wald gegen Suczawa; Stephan Wodä aber
verblieb auf dem gegen den Prut hin gebahnten Wege und am dritten
Tage traf Kondracki mit 1000 Lechen ein.
Sobald Timusch bei der Burg angelangt war, begann er am
zweiten Tage in seinem Uebermuth die Klöster zu plündern: zuerst
gieng er mit Geschützen auf Dragomirna los und bombardierte es.
Nachdem sich ihm das Klöster ergeben hatte, wurden alle Kleinodien
und Gewänder geraubt, und alle Kaufleute, soviele sich ihrer daselbst
eingeschlossen hatten, wie auch viele Bojaren ausgeplündert, wobei die
Kosaken Weiber und Mädchen schändeten. Nicht wie Christen, sondern
ärger denn Heiden benahmen sie sich in jenem Kloster, und hätte Ti-
musch noch etwas Zeit gehabt, so wäre kein einziges Kloster ungeplün-
dert geblieben. *)
Nicht nur das Kloster Dragomirna, sondern auch das von
Humor, von Putna und wahrscheinlich auch von Petroutzi wurde durch
Timusch und dessen Kosaken ausgeraubt. Putna anlangend, berichtet
uns der Chronist : „Das Blei aber, mit dem das Kloster Putna bedeckt
war, nahmen die Kosaken des Timusch, des Schwiegersohnes Wassilie
Wodäs, mit, führten es nach Suczawa und machten daraus Gewehr-
kugeln zur Vertheidigung der Burg von Suezawa.^^*)
„Die Truppen, die Stephan Wodä zu Hülfe gekommen waren,
sowohl die lechischen wie die ungarischen, marschierten sofort, nach-
dem sie sich vereinigt hatten, die Lechen an der Spitze, vorwärts
und machten, nachdem sie durch den Wald gezogen waren, am Seret-
Flusse, in dem Dorfe Grigoreschti, halt. Stephan Wodä hielt dann mit
Petki Istfan, dem Reitercommandanten Ilakoczys, und mit Kondracki,
dem Obersten des lechischen Königs, Kriegsrath. In der Berathung er-
*) Myron Kostin in : Cronicele Rom&niei ed. Kogälniceanu. Bucuresci, 1872.
tom. I, p. 889 sq.
^ loan Nekulcze in : Cronicele Rom&niei ed. Kog&lniceanu. Bucuresci, 1872.
tom. II, p. 186.
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Google
26
Professor Josef Fleifl(5heri
suchte Stephan Wodä Kondracki, er möge die Ehre ihrerseits annehmed,
dass bei ihrem gemeinsamen Vorgehen gegen jenen Feind alles auf
seinen Rath hin geschehe, als auf den eines bewährten Dieners und
eines solchen, der die Manier und Natur der Kosaken kenne. Kondracki
dankte für die Ehre, die ihm von Seiten Stephan Wodäs zutheil wurde
und richtete zuerst folgende Ansprache an Stephan Wodä und Petki
Istfan : «)
„Kaiser unter Kaisern, Könige unter Königen, Herren unter Herren.
Bojaren unter Bojaren unterscheiden sich von einander durch ihre
höheren Throne ; auch die Diener unter einander unterscheiden sich,
die einen mehr als die anderen, durch die ihnen anvertraute Ehren-
stollung. Obwohl der König, mein Gebieter, durch seinen Thron
höher steht, als der erlauchte Fürst von Siebenbürgen, so ist dagegen
Herr Petki Istfan bei seinem Gebieter an Ehre höher gestellt; ich
bin bei meinem Gebieter niedriger. Ihm wird es sich gebühren, den
Oberbefehl über uns zu übernehmen, und wir wollen nach seinem
Befehle handeln."
„Als ich das Stephan Wodä und Petki Istfan übersetzte, erwiderte
dieser : Obwohl er bei seinem Gebieter Reitercommandant sei, so bitte
er sogar, dass alles nach dem Rathe Kondracki's geschehen möge, als
dem eines Mannes, der bis jetzt soviele Kriege gegen die Kosaken mit-
gemacht habe und deren Ordnung und Manier kenne. Als Kondracki
die Antwort vernommen hatte . . . sagte er: „Da mich Ihre Hoheiten
erwählen, dass man nach meinem Rathe und meiner Ansicht vorgehe,
so bitte ich demnach Ihre Hoheiten zu vernehmen, welcher Art die
Natur jener Truppengattung ist, und wer die Kosaken sind, an weichem
Orte und wo sie jetzt sind."
,,Wenn das Kosaken-Heer Schanzen aufzuwerfen beginnt, nicht
an einem Orte vor einer Burg, wie diese hier, sondern sei es an irgend-
einem Bache, dann ist es unbezwinglich. Jetzt sehen wir, haben sie
noch keine Verschanzungen und glauben noch nicht recht, dass auch
Lechen hier sind ; wenn sie es auch bis morgen hören sollten, so
werden sie es doch nicht glauben. Wer ist ihr Oberhaupt? ein junger,
unbessonnener Mensch. Es ist aber, wollen wir uns in einer Stunde
dieses Feindes entledigen, ausser dem Willen Gottes nothwendig, dass
wir so vorgehen."
„Es sollen sich die Fahnenabtheilungen, sobald das Heer von
dieser Stelle den Bach übersetzt haben wird, sofort in Reih und Glied
stellen, es solle ein jeder die Reihenfolge, in welcher er zu marschieren
habe, kennen und seinen Standplatz nicht verlassen. Wir Lechen
werden die Front einnehmen, nach uns folgen die Truppen Seiner
Hoheit, des Fürsten von Siebenbürgen; nach den ungarischen Truppen
•) Myron Kostin sagt an dieser Stelle : „loh, der ich dieses hier schreibe, war
bei dieser Auseinandersetaung und später auch bei anderen zugegeö.ll^^^l^
Zur Geschichte von Suczawa. ^'
Seine Hoheit Stephan Wodä mit seinen Truppen ; denn stets ziemt es
sich, dass die Anführer die letzten seien. Es ist, wie ich merke, von
hier an ein Eichenwald, der sich eine gewisse Strecke hinzieht. So-
lang'e wir durch den Eichenwald ziehen werden, wird das Heer lang-
sam marschieren ; sobald wir aber darüber hinaus sein und mit den
Truppen ins Freie kommen werden, da sollen wir, ohne uns aufzuhalten,
Glied an Glied, im grossen Pferdetraoe vorrücken ; es ist kein Grund
zu besorgen, dass uns irgend ein Heer auf der Ebene entgegen trete ;
denn sie werden, sobald sie uns erblicken, nichts anderes thun, als
sich sofort verschanzen. Wir wollen also alle zugleich, solange sie noch
keine Verschanzungen, haben, auf sie eindringen; und bei einem so
eiligen Vordringen werden auch nicht alle Büchsen abgefeuert; was
den Umstand anlangt, dass die Burg aus den Büchsen und Mörsern
Feuer abgeben wird, so richten jene wenig Schaden im Heere an,
besonders wenn es sich bewegt und nicht in gedrängten Haufen steht.
Nicht alle Kug«ln, die abgefeuert werden, treffen, denn breiter ist der
Kaum auf beiden Seiten des Menschen, als jener, den er selbst einnimmt.
Bei uns erzähll man, dass, wem es beschieden ist, durch eine Kanonen-
kugel zu sterben, dieser immerhin durch Blitzschlag zu sterben hätte.
Ein kleines Ziel ist der Mensch mit gezücktem Schwerte; und
leichter ist es dem Schützen, einen Sperling zu treffen, als einen be-
waffneten Mann zu Jlosse. Eile - richtig ist es — verliert oft ; oft aber siegt
sie auch. Hier thut Eile besonders noth ; durch sie sollen wir uns
dieser Art von Feinden entledigen; denn bemühen wir uns nicht sie,
bevor sie sich mit den Verschanzungen befestigen, zu zersprengen,
können wir ihnen nichts anhaben, weder wir, soviele unser sind,
noQh auch, wenn der König selbst, mein Gebieter, und Seine Hoheit,
der Fürst von Siebenbürgen kommen sollten; man bedenke, zu welcher
Verzögerung dann die Sache kommen würde; ausserdem würde unser
langes Verweilen Mangel an Nahrungsmitteln hervorrufen, w^odur^h
diesem Lande Schaden und grosser Abbruch erwachsen wird.^'
Diesen Rath ertheilte Kondracki, und nachdem sich sowohl Stephan
Wodä als auch Petki Istian mit allem einverstanden erklärt hatten,
wurde die Versammlung entlassen. Am zweiten Tage, ganz in der
Frühe, brach dass Heer, sobald es an Untiefen über den Seret gesetzt
war, zugleich auf, wie es eben am Abende vorher in der Berathung
entschieden worden war. Do^h nur einmal hielten sich die Ungai'n an
diese Uebereinkunft, bis sie nämlich durch den Eichenwald gezogen
waren. Nachdem das Heer den Eichenwald passiert hatte, rückten die
Lechen sofort, wie unter Peitschen, bei Josghkani"') gegen die
^ Vielleicht soll es heissen Boschkani, wie es eiiie alte Handschrift Myron Ko-
stins bietet. loschkani und Roschkani konnte von den Abschreibern leicht verwechselt
werden (fwmKaili, PwUJKdHi). loschkani sucht man vergebens, Roschkani dagegen
hegt in dem Winkel, der von dem in den Seret-Fluss einmündenden Suczawa-Flusse
gebildet wird. r~^^^r^T^
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^" Professor Josel Fleischer:
Burg; sobald aber die Ungarn den Eichenwald verlassend freie Aus-
sicl't gewonnen hatten und des Scharmützels der Kosaken mit den
Lechen ansichtig wurden — denn Timusch hatte auch 200 Talaren mit
sich — da machten Petki Istfan und Stephan Wodä auf der Stelle
halt Wie die Lechen auf die Tataren und Kosaken gestossen waren,
drängten sie sie zu Rosse sogleich zurück und standen auf einem
Berge oberhalb des Kosaken-Lagers in Reih und Glied, das
ungarische Heer und Stephan Wodä mit dem einheimischen Heere er-
wartend und ohne Unterlass Abtheilungen auf Abtheilungen absendend,
dass sie schneller kommen mögen ; jedoch vergebens. Kondracki wartete
fast zwei Stunden auf die Ankunft der Ungarn. Als er aber sah, dass er
nichts ausrichte, schimpfte er laut über Petki Istfan, den Reitercom-
mandanten Rakoczys, und über Stephan Wodä und befahl die Kriegs-
trompete erschallen zu lassen. Daraulhin rissen sich von Petki Istfans
Heere ungefähr 200 Köpfe, sehr brave Leute, und von den Moldauern
ebensoviele los und rückten gegen die Kosaken, gerade zur Burg
hin, vor.
Sobald die Kosaken merkten, dass die Lechen da seien, begannen
sie auch sofort ringsum ihr Lager Schanzen zu graben; die einen
vertheidigten sich gegen die Lechen, die anderen gruben wacker zu,
und in einem Augenblicke hatten sie einen Graben aufgeworfen,
der — wenn auch klein — doch wenigstens den Pferden ein Hin-
dernis war.
Die Lechen rückten zuerst mit Sturm auf das Lager an. Als sie
jedoch sahen^ dass die übrigen Truppen nicht eintreffen, zogen sie sich
mit den Fahnen durch einige Obstgärten hinter die Häuser der
Tätäraschi und hinter die Kirche, die dort stand, zurück und
warteten bis zum Abend; dann lagerten sie sich gegenüber der Burg
gegen Ipoteschti zu auf einem Hügel in der Nähe der Burg
soweit die Kugeln aus der Burg reichten. Gegen Abend kam auch
Petki Istfan mit seinem Heere an und lagerte sich auf einem gegen
J o s c h k an i®) hin gelegenen Hügel; Stephan Wodä aber lagerte
sich in der Nähe der Lechen. Und alles dies schreibe ich nicht so,
dass ich den einen oder den anderen Theil lobe, sondern genau so,
wie es sich zugetragen hat, nicht, dass ich dem lechischen Heere Lob
spende, ich habe dafür viele Zeugen aus dem Lande.
Ueber Nacht errichteten die Kosaken Verschan zungen und
befestigten das Lager, so dass nicht daran zudenken war, sie noch zu
überwältigen. Und so giengen alle vordem gesprochenen Worte Kon-
draokis in Erfüllung; auch stürmte niemand mehr gegen ihr Lager an,
sondern es wurden nur Scharmützel geliefert und sow ohl von den Tataren
als auch von Timusch' Untergebenen kamen Leute heraus. Die Tataren
jedoch blieben nur bis am dritten Tage und, da es gegen ihre Natur
^) Vgl. die vorangehende Anmerkung.
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Zur Geschichte von Suczawa.
29
gieng, eingeschlossen zu sein, so bat der Märsak, welcher mit ihnen
bei Timusch war, dieser ipöge sie, ehe sie noch ihre Pferde verlieren,
entlassen. Während sich jedoch der Märsak anschickte abzuziehen, hieb
ihm Timusch von thierischer Wutli überwältigt den Kopf ab ; die Tataren
aber zogen trotzdem in jener Nacht alle aus dem Lager ab und schlugen
zuerst ihren Weg nach Norden gegen Czernowitz ein
Der Ankunft Timusch' nach Suceava ist erwähnt worden ; sobald
er angekommem war, zog er auch gleich selbst gegen das Kloster
Dragomirna; andere Scharen dagegen machten sich der Plünderung
wegen gegen andere Klöster auf. Timusch aber fand Gelegenheit um
einen Tag früher ins Lager einzuziehen. Den anderen Kosaken-Scharen
jedoch zahlte (lott bald den Lohn für die Plünderungen seiner heiligen
Stätten aus, denn es war das Heer Stephan Wodäs ausgezogen, dass es
ihnen den Weg versperrte, und es giengen viele Scharen vollends
zugrunde.
Nachdem sich Stephan Wodä mit den Truppen um die Burg ge-
lagert hatte, richtete er auch gleich gegen das Kosaken-Lager
Geschütze, soviele er hatte ; und er bombardierte das K osaken- Lager
mit geringem Verluste auf Seiten der Kosaken, denn allsogleich hatten
sie Vertiefung^ n in der Erde gemacht ; dann liess er auch zum Schrecken
der Burg die Kanonen in die Stadt transportieren und von der Stadt
aus beschossen sie ausser der Burg auch das Lager. Zuerst machten
die Kosaken zu Pferde mit Scharmützeln verbundene Ausfälle, jedoch
nur durch wenige Tage hindurch ; eines Tages stürmten sie aber nach ihrer
Art in die Stadt auf die Geschütze los und waren nahe an dieselben
gelangt, so dass sie eines, das ihnen am nächsten war, erfassten. Jedoch
auch damals kehrten die Kosaken, von den Lechen zurückgeworfen,
in ihr Lager zurück, und seit der Zeit hielten sie sich bloss in ihren
Verschanzungen und stahlen Pferdefutter und Wasser von der Seite
des Suczawer-Flusses her, aus dem Thale, bis Kondracki auch
dorthin vier Fahnenabtheilungen Lechen schickte und die Kosaken auch
von jener Seite einschloss; dann verschoben auch die Ungarn einen
Theil ihrer Truppen, und so blieben die Kosaken von allen Seiten ein-
geschlossen und eingeengt.
Während dieser Vorgänge bei Suczawa zog Kasimir, der
lechische König, mit einem Heere von 40,000 Mann gegen die Kosaken;
Stephan Wodä, der von dem Anrücken des Königs Kunde hatte, schickte
zu ihm Boten mit der Bitte um Hilfe, um die Kosaken vor der Burg
vertreiben zu können ; und gleichfalls um jene Zeit schickte er auch zu
Kakoczy, dem Fürsten von Siebenbürgen ; von beiden kam ihm ohne
Verzug Hilfe. König Kasimir sckickte, als ihn die Gesandtschaft bei HalicT
am Dniester antraf, sofort den Obersten Dinof mit 600 Deutschen, vier
Kanonen und einem Mörser ab; von Rakoczy dagegen rückte dessen
Hetman Kemeni lanosch, mit ungefähr 6000 Ungarn heran. Da zuerst
die deutschen Hilfstruppon des lechist^hen Königs eintrafen, so besetzten ^
30
Professor Josef Fleischer:
sie den oberhalb der Burg gelegenen H(igel jenseits des Weges,
der aus der Stadt unter der Burg vorbei sich hinzieht, stellten
die Kanonen und den Mörser gerade oberhalb des Lagers auf und
eröfYneten ein sehr starkes Feuer gegen die Eingeschlossenen, so dass
sie mit den Kanonen und dem Mörser auch durch die Erdlöcher
trafen ; und jene Kanonen verkürzten bald nach dem gerechten Gerichte
Gottes Timusch' Tage für die Plünderung, die er den Kirchen verursacht
hatte. Nachdem hierauf Kemeni Janosch mit dem ungaris<;hen Heere
eingetroffen war, rückte er gegen den Platz hin, wo auch Petki Istran
gestanden war, und schlug das ganze ungarische Lager den Kosaken-
Versch an jungen noch näher auf.
Die Koßaken brieten, von Nahrungsnoth aut das äusserste bedrängt
und von allen Seiten eingeschlossen, die Häute todter Pferde und ver-
zehrten auch Bundschuhe und Wurzeln. Infolge des ununterbrochenen
Wachens waren sie ermattet und durch die Kanonen stark hergenommen.
Timusch wurde, als er unter seinem Zelte schlief, von einer Kanonen-
kugel getödtet: obwohl er auf dem Boden ausgestreckt war, hatte ihn
dennoch die Kugel am Fusse getroffen infolge welcher Verw^undung
er am dritten Tage starb. Nach Timusch' Tode erhob man einen ge-
wissen Federowicz zum Hetman. Doch hatten die Kosaken gar keine
Kraft, schon deshalb nicht, da sie bis zur Vernichtung erschreckt waren ;
und als einst zur Nachtzeit in ihrem Lager Schrecken entstanden
war, stürzten alle wie die Schafe zur Brücke der Burg, und da dort
die Rückwärtigen die Vorderen drängten, stürzten sie von der Brücke
in die Burggräben. Viele von den Kosaken kamen in jener Nacht
infolge des Schreckens um ihr Leben. Hätte man bei den draussen
Lagernden von dem Schrecken, der unter den Kosaken entstanden war,
gewusst, so wäre damals das Lager sicher eingenommen worden.
Die Deutschen des lechischen Königs hatten drei Tage vor Timusch'
Verwundung auf die kosakische Verschanzung einen Angriff gemacht.
Um die Mittagszeit war es, als Dinof, der Oberst der Deutschen, die
Kosaken ohne Sorge wähnend, den Lochen sowohl als auch den Ungarn
zu wissen that, dass sie, sobald sie seine Trommel hören würden, von
allen Seiten vorrücken sollten, wenn er mit seinen Leuten gegen die
VersQh anzungen anstürmen werde. Und so geschah es : denn
es rückten die Deutschen vor und hatten mit dem ersten Angriffe von
den Kosaken ein gutes Stück Verschanzung erobert; da aber die
Ungarn und die Unsrigen von anderen Punkten aus nicht hineilten, um
den Kosaken Schrecken einzuflössen, so brachen alle Kosaken rait
Timusch selbst gegen jene Stelle auf, wo sich die Deutschen festgesetzt
hatten, und nicht durch Ge^vehrfeuer, sondern mit Pflöcken, Wagen-
deichseln und mit am Laufe gefassten Gewehren drängten sie die Deutschen
von den Verschanzungen zurück ; und als sie den Deutschen
oberhalb eines Abgrundes, wo der Weg aus der Stadt unterhalb
der Burg hinansteigt, nachstürzten, da kamen einige Deutsche bei
t^uT Geschichte von Sucza%vä. "*
jenem Abgrunde um, so dass die Leiber der Deutschen infolge
jenes AngrifTes am Abgrunde dicht einer neben dem andern zu liegen,
kamen.
Der lechische König, gegen den auch der mit dem Chan verbundene
Hetman Chmielnicki ausgezogen, war nach Kamieniec angekommen ; da
aber Chmielnicki von dem Anrücken oder der Ankunft des Königs nach
Kamieniec noch nichts wusste, so bat er den Chan, eine Anzahl tatarischer
Truppen auszuwählen, um sie schleunigst mit Wassilie Wodä abzusenden,
um diesem seine Gemahlin, das Vermögen und den Sohn aus der
Gefangenschaft zu befreien. Der Chan gab Wassilie Wodä in Serim
Beis Obhut und schickte ihn bei Sovoka ab. Da jedoch in jenen Tagen die
\or der Burg befindlichen Kosaken, ausgehungert und herabgekommen,
sich nicht mehr halten konnten so trafen sie mit Stephan Wodä und
mit Kemeni Janosch ein Uebereinkommen ; denn Kondracki war krank
nach Kamieniec abgezogen und starb bald darauf. Die Kosaken übergaben
die Burg mit der Gemahlin und dem ganzen Vermögen Wassilie
Wodäs und dessen Sohn, Stephanitza, in die Gewalt Stephan Wodäs ;
und so zogen sie, soviele ihrer übriggeblieben waren, nachdem sie sich
von den Ungarn, von den Unsrigen und von den Lechen Pferde gekauft
hatten, mit wenigem Gepäcke ab ; von der Burg zogen sie gleich durch
die Stadt, dann längs des Suczawa-Flusses hinunter gegen Sereth
von den Leuten Stephan Wodäs geleitet, um in Frieden hinzuziehen.
Und so endete der Kosaken-Krieg unter der Burg von Suczawa.')
b) Nach Paul von Aleppo.
Die Kosaken zogen Ende Juli unter dem Commando Timofeis,
des Sohnes Ichmils, über den Dniester, zersprengten dortselbst die
ungarischen und moldauischen Wachposten, welche die Grenze be-
wachten, und nahmen ihren Weg gegen die Burg S o z a o (Suczawa),
um der Besatzung Hülfe zu bringen. Sie warfen Schanzen rings
um die Burg auf und leiteten in jene der Befestigung wegen einen
Bach hinein, der daselbst fliesst. Sie hatten 20 Kanonen mit sich.
Sobald der neue Bei über ihre Annäherung Kunde erhalten hatte,
entfernte er sich von der Burg. Die Kosaken zogen in dieselbe ein.
Da machte er neuerdings kehrt und umzüngelte s i e von allen Seiten
mit Feinen Truppen, deren Zahl sich zu jener Zeit auf 40,000 Mann
belief. Die Kosaken waren nur 14,000 Marin stark. Der Kampf der in
der Burg befindlichen Kosaken mit den Truppen des neuen Bei er-
folgte ununterbrochen. Timofei, Ichmils Sohn, kam täglich aus der
Burg heraus und tödtete die Feinde zu Tausenden. Niemand konnte
sich ihm entgegenstellen, so tapfer und ein so gewandter Reiter war
er ! In der That, er war der tapferste Mann der Welt, und kein anderes
•) Mjrron Kostin in: Cronicele Romftniei ed. Kog&lniceanu. Bucnresci, 1872.
fonu If p. ÖiO sqq. ~
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ää
Prozessor Josef Fleisclier:
Beispiel derartiger Mannhaftigkeit und Kraft weist uns die Geschichte
auf. Jeden Tag verliess er auf seinem weissen Rosse, das er besonders
liebhatte, mit wenigem Gefolge die H u r g, verwundete und hieb
ganze Scharen von Feinden nieder und wandte sicli dann zur Flucht.
Eines Tages machte er, wie es uns glaubwürdige Leute mittheilen,
mit seiner eigenen Hand 1300 Deutsche (V) nieder. Er schoss mit den
Pistolen zuerst mit der Rechten dann mit der Linken, hieb und stiess
mit dem Säbel herum, dann feuerte er seine Flinte ab. Mit einem
Worte, er machte von allen Waffen, mit denen er stets vollauf ver-
sehen war, Gebrauch bis er alle Feinde niedermachte. Der Aga der
Schatzkammer und der Kapigi-Bascha, die von Konstantinopel gekommen
waren, um den Dingen eine für den Sultan günstige Wendung zu geben
und sich in der Umgebung dos neuen Bei befanden, waren Zeugen
dieser WalTencrfolgo und waren über Timofeis Gewandtheit im Reiten
und dessen Tapferkeit sehr erstaunt. Niemand konnte ihn mit der
Flinte oder mit anderen Waffen trelTen, denn mit Blitzesschnelle ver-
barg er sich unter dem Bauche seines Rosscs.
Eines Tages ward Timofei, als er in seinem Zelte in den Ver-
schan Zungen lag und Wein trank, am Fusse durch eine Bleikugel
der Lechen verwundet worden. Diese waren dem George Stephan aus
llass, den sie gegen Ichmil, dessen Sohn, und das ganze Kosaken -Volk
hegten, zu Hülfe gekommen. Da sie ihn also hassten, so zielten sie
nur auf ihn, bis sie ihn trafen. Die Wunde war tödtlich und Timolei
gab nach wenigen Tagen seinen Geist auf.
Von da an wurde die Lage der Kosaken infolge des Todes ihres
Führers und Vertheidigers sowohl inner- als auch ausserhalb der B u r g
eine schlimme, die Wassilie Lupuls aber eine vollends verzweifelte.
Seine Gemahlin und alle aus ihrer Umgebung verfielen, da sie nun
keinen Trost mehr gewärtigten, aus einem Kummer in den anderen.
Timofeis Leichnam ward einbalsamiert und in einen ganz mit Sammt
überzogenen Sarg gelegt. Besonders herb war die Nachricht für seinen
Vater und Schwiegervater. Nicht lange vor seinem Tode ward er ver-
ständigt, dass seine Gattin zweier Knaben — Zwillinge — entbunden
worden sei.
Timofei hat das armenische Kloster von S a z a o (Suczawa)
zerstört und alle Priester, Mönche und Armenier, die dortselbst Zuflucht
gesucht hatten, niedergemacht. Er brachte ihre Habe und Kleinodien,
deren Menge äusserst gross war, in seinen Besitz. Nur mit Gold allein
füllte er 2 Fässer an. Ruhm ihm und seiner Tapferkeit und seinem
Versprechen, das er bei seinem Einzüge in die Moldau unserem Ge-
bieter, dem Patriarchen abgegeben hatte, dass er deshalb gekommen
sei, um seinem Schwiegervater wieder zum Throne zu verhelfen und
die heilige Kirche aus den Händen ihrer Feinde zu befreien !
In der Burg herrschte grosse Hungersnoth, so dass man gezwungen
war, Pferdefleisch zu essen. Das Elend hatte 8igh^.^jJ^r(^muthlosen Ver-
2ur Geschichte Von SuczawA. 3*^
theidiger bemächtigt, und es kam weder von Wassilies noch von
Ichmils Seite Hülfe. Von Hunger gedrängt, baten sie George Stephan
um Frieden, der ihn ihnen unter Eidesleistung auch gewährte. Er
g-estattete ihnen sorglos in ihr Vaterland zurückzukehren. Sie nahmen
den Sarg ihres verstorbenen Führers, ihre Habseligkeiten und Waffen
mit sich und zogen ab.
Der neue Bei verjagte die Fürstin und deren Kinder und alle
Bojaren, die in der Burg waren, und trotz seines eidlichen Verspre-
chens, ihnen kein Leid zufügen zu wollen, Hess er viele derselben nie-
derhauen. Die Fürsten und ihre Söhne hielt er unter Bewachung in
einem Städtchen gefangen und beherrschte das unermessliche Vermögen
seines Vorgängers.
Doch siehe, was damals zwischen Wassilie und Ichmil in der
Folge noch vorfiel. Sobald Ichmil über die Lage der Kosaken und aller
in der Burg Belagerten Kenntnis erhalten hatte, sammelte er auf Was-
silies Bitten hin 40.000 Mann seiner Kosaken, denen sich 28.000 Mann
Tataren anschlössen. Einer der Tataren-Sultane, „Wesier Alchan'^
(Kaigan, Stellvertreter in Abwesenheit des Chans), namens
Scherif-Bei, war mit Wassilie verwandt, da er eine Schwester der Ge-
mahlin Wassilies zur Frau hatte. Scherif-Bei selbst hatte sich aufgemacht,
um Wassilie, der sich zu derselben Zeit auch mit Ichmil alliiert hatte,
Hülle zu bringen. Als sie in die Moldau bis an den Prut, der 14 Stunden
Aun Jaschi entfernt ist, gelangt waren, begegneten sie den Kosaken
die von der Burg zurückkehrten, und von diesen erhielten sie über
deren Einnahme Kunde. Eiligst wandten sie sich sogleich zur Hückkohr
in ihr Vaterland : Wassilie, sagten sie, hat uns versprochen uns zu
bezahlen, jedoch .seine Reichthümer sind ihm genommen ; kann er uns
«lemnaeh noch etwas geben?*'')
II.
Die Münzstätte Ton Suczawa.
Nach D. A. Sturdza, dem Vater der rumänisrhon Numismatik, sind
folgende Fürsten durch Münzen repraesentiert :
I. Ein unbekannter Fürst . . . durch eine Species,
II. Bogdan (1348—1365)
III. Petru Muschat (1375-1391) . .
IV. Roman (1391—1394) . . . .
V. Stephan (1396)
VI Alexander der Gute 1401—1433)
zwei
eine
ajht
••) Paul of Aleppo. The travels of Macarius, patriarch of Antioch. Translat. from
the Arabic by F. C. Belfour. 2 Vol. Lond. 1829—1836. Vol. I findet sich theilweise ins
Rumänische übersetzt in: Archiva Kom&neascä sub r^ lui M. KogÄlnicean. la^il,
1H62. tom. II, p. 140-184, und darnach (p. 157-160) wurde die hier gegebene deutsche
Uebersetzung gemacht.
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^"^ Prof. >s*.or JoKof Fl.i-olitr:
VII. Iliasch il433i durch drei Si>ecies,
VIII. iliasch und Stephan (1435-144^1 „ eine
IX. Alexander (1448— 144t», 1451 bis
1455i ,, 7Avei
X. Bo^dan (1449-1491) eine
XI. Stephan der Grosse 11457-1504) „ drei „
XII. Bogdan (1504—15171 . . . . „ eine .,
XIII. Stephanitza (1517— 1527| . . . ,, zwei
XIV. Peter Raresch (1527—1538, 1541
bis 1546) „
XV. Stephan Lokustä (1538—1540) . „ „
XVI. Alexander Liapuschneanul (1552
bis 156J, 1563 — 156G) . . . . „ eine „
XVII. Despot (1561—1568) . . . . „ vier
XVIII. loan Wodä der Schreckliche
(1572—1574) ,, zwei „
XIX. Stephan Räsvan (1595) . . . „ eine ,,
XX. Estratie Dabija (1662-1666) , . „ „ „")
Es haben also nach den bisher bekannt gewordenen moldauischen
Münzen zu urtheilen, XX Fürsten Geld — theils mit slavischen theils
mit lateinischen Legenden in 41 Species prägen lassen.
Wenn es daher Schmidt infolge der Verschiedenheit fremder
Geldsorten, die zur Zeit Alexander des Guten (1401 — 1433) den grossen
und reichen Waaren Umtausch vermittelten, wahrscheinlich erscheint
dass es damals in Suczawa noch keine eigene Münzstätte gegeben
habe, *^) so kann ich ihm hierin nicht beipflichten, da in einer durch
Handel blühenden Stadt, wie es zu jener Zeit Suczawa war, unbedingt
auch fremde Münzsorten cursieren mussten, andererseits aber Münzen
von Alexander dem Guten selbst, sowie von fünf Vorgängern desselben,
in zusammen 15 Species, bekannt sind Die Wahrscheinlichkeit spricht
also eher dafür, dass in Suczawa, der Haupt- und Residenzstadt der
Moldau, schon frühzeitig eine Münzstätte existiert habe. Leider fehlen uns
diesbezüglich ausdrückliche Nachrichten, und was wir über die Münz-
stätte von Suczawa wissen, gehört späteren Zeiten an.
Der erste Fürst, von dem wir mit Bestimmtheit wissen, dass er
in Suczawa Münzen prägen Hess, ist Heraklides Despota (1561 — 1563i,
Dieser Fürst berief, sei es aus dem Grunde, dass sich damals einheimische
Münzmeister in der Moldau nicht fanden sei es, dass er nur fremde
Kräfte (Künstler und Gelehrte) an seinen Hof bescheiden wollte, einen
Sachsen aus Siebenbürgen, namens Wolfigangius, nach Suczawa. Dieser
waltete nicht nur unter Heraklides sondern auch unter dessen Nachfolger
Stephan Tomscha zur Zufriedenheit beider Fürsten seines Amtes und
>•) Sturdza D. A. in: Hasdeu B. P., Etymologicum magnum Romaniae. Bucuresc
1893. tom. III, fascic. I, pag. 2434 saq.
") Schmidt W., 8uczawa*s nistoriscbe Denkwürdigkeiten. Cxemo\iit£, 1ST6
p. 26 sq.
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Zur Geschichte von Siiczawa. '^^^
erfreute sich seitens derselban auch eines genug ßrrossen Vertrauens.
Das Material, woraus WoHTgangius seinem Fürsten die zum Theile zur
Auszahlung der Löhne an die Miethstruppen bestimmten Geldmünzcn
herstellte, waren verschiedene, aus den einzelnen Kirchen des Landes,
der Metropolitankirche von Suczawa und der Klosterkirche von Slatina
oder der von Pängäratzi gewaltsam genommene Werthgegenstände, wie :
silberne Leuchter, vergoldete und mit theueren Steinen besetzte Silber-
kreuze u. s. w. Was Heraklides' Münzen selbst anlangt, so sind diese
alle bei Sturdza genau abgebildet und beschrieben. ^^) Bis jetzt sind
deren vier Species bekannt geworden, worunter auch Thaler, die zu
Heraklides' Zeit zum ersten Male in der Moldau geprägt werden. Die
Fabrik scheint sich in der Burg und zwar in demjenigen Theile der-
selben befunden zu haben, der der Miroutzer-Kirche zugekehrt ist;
dafür sprechen die zahlreichen, mit runden Löchern oder noch mit
Münzstempeln versehenen Metallblechabfälle, Schlackenstücke, Kohlen
u. s. w.,**) falls nicht alle diese Überbleibsel einer späteren Zeit zuzu-
weisen sind.
Im Folgenden soll nun das, was fremde und einheimische Geschichts-
schreiber über diese Einrichtung in Suczawa — Stadt oder Burg —
unter dem Fürsten Heraklides gelegentlich erwähnen, zusammengestellt
werden ; ihnen habe ich das darüber soeben Mitgetheilte entnommen.
„Es waren dies einige vergoldete, mit kostbaren Steinchen besetzte
nicht mehr durch die Reliquien, die sie enthielten, als durch das Alfer
selbst als heilig betrachtete Silberkreuze. Diese Hess Despota aus den
Heiligthümern nehmen, einschmelzen und zu Geld prägen, wobei sein
Bild den Münzen eingegraben wurde " ^^)
„ . . . . ob etwa in jene Klöster, deren hochheilige Tempelplätze
er ausgeplündert habe.'' '°)
„Überall seien die Heiligthümer geplündert worden, die heiligen
Kreuze und die übrigen Denkmähler der Frömmigkeit der Vorfahren
der ruchlosen Habsucht gewichen.'^ *')
„Um daher die Soldaten zufriedenzus! eilen, Hess Despota aus dem
Kloster, das Alexander im Hochgebirge hatte erbauen lassen und mit
königlicher Freigebigkeit beschenkt hatte, einen Candelaber von überaus
grossem Geweichte wegnehmen, ihn einschmelzen und daraus Münzen
prägen, auf die kurz darauf auch anderes Geld folgte, das durch den
Fleiss der Quaestoren von den Provinzialen eingetrieben wurde. So
wurde diese Geldnoth eine Zeitlang behoben, und wurden die Soldaten
»•J Sturdza 1. c. p. 2240 sq. unter 34, 35, 36, 37 ; und Tab. C unterl, 2, 3, 4.
^*S Romstorfer C. A. in: Bukowiner Nachrichten. Czemowitz, 1894 Nr 2131, p. 3.
»*) Gratiani A. M., de loanne Heraclide Despota . . .Varsaviae, 5. 1759. p. 181
(nach der Ausgabe Legrands, Paris 1889).
»«) Gratiani 1. c. p. 206.
»') Gratiani 1. c. p. 188. r^^^r^T^
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^" i^rofessor Josei Meischer:
in die Winterquartiere in Szozavia vertheilt, wo gewöhnlich der Sitz
des Fürsten der Moldau zu sein pflegte/^ '^l
„ . . .da er das überaus berühmte Weihgeschenk jenes ehrwürdigen
Kh)sters, dessen oben Erwähnung geschehen ist, habe' einschmelzen
lassen, dass den fremden Soldaten die Solde ausbezahlt wurden.'' ''i
„Nachdem .... Despota nach Szozavia zurückgekehrt war, trat
an ihn . . . ein gewisser Wolflgangius heran, ein Meister, ein Mann aus
Siebenbürgen, der der Gewohnheit gemäss — denn er prägte Münzen —
ohne weiters zugelassen, ihn heimlich mahnte, er möge sich vor
Nachstellungen hüten." ^^)
„Nur mit Mühe wirkte ihm auf Grund vieler Bitten WolfTgangius,
der Goldschmied, der, wie wir oben erwähnten, Despota an den Hinter-
halt aufmerksam machte, das Leben aus ; denn seiner Kunst wegen
stand er (WolfTgangius) auch bei diesem (princeps Tomssa) in Ansehen,
da kein anderer da war, der Münzen schlagen sollte." ^')
„Dann aber entliess er alle Truppen zur Überwinterung, jedoch
mit wenigem Solde ; denn zunächst hatte er daran gedacht, dass ihnen
je ein Goldducaten per Mann ausgezahlt werde, und da dieses Geld
nicht rascher eingetrieben werden konnte, so Hess er einen Arm — und
einige Silberleuchter, die Alexander Wodä in der Metropolitan-Kirche
hatte anfertigen lassen, einschmelzen, dass er daraus den Heeressold
mache. Mit dem Gelde also, das er aus dem Silber der Kirche hatte
prägen lassen, und damit, was aus dem Lande eingetrieben worden war,
zahlte er den Söldlingen die Löhne." '^^)
„Despot Wodä . . . beraubte auch die Kirchen, die Gotteshäuser,
da er die Silbergeräthe nahm und daraus Geld machte." ^^)
„Und aus den Leuchtern der Metropolie, den silbernen, die von
Alexander Wodä Läpuschneanul mit vielem Kostenaufwande hergestellt
worden waren, wurde Geld gemacht." ^*)
„Despot Wodä aber täuschte sich, obwohl ihm viele, besonders
Lupul Sasul , den er herbeigeholt hatte, dass er Geld präge — denn
er war Meister, die rumänische Sprache wohl beherrschend — riethen,
sich zu hüten." ^^)
„Er (Despota) Hess der erste in dieser Provinz Silbermünzen, die
man Thaler nennt, prägen." ^^)
»«) Sommerus I., Vita Jacobi Despotae . . Viteb. 1587, p. 25 sq. (nach der
Ausgabe Legrands, Paris 1889».
»^) 1. c. p. 83. Alexander L&puschneanul lässt 1557 das von ihm erbaute Kloster
Slatina durch den Metropoliten Gngorie ausweihen. Auch das Kloster Pängäratzi ist
von dem genannten Fürsten (1560) erbaut woi-den. An eines die<ier Klöster wird
Sommerus gedacht haben.
»») 1. c. p. 43.
") 1. c. 49.
««) Nikolai Kostin in: Cronicele Bom&niei ed, Kog&lniceanu. Bucuresci, 1872.
tom. I, p. 437.
") 1. c. p. 439.
«*) 1. c. p. 439.
») 1. c. p. 441.
•«►) Timon, p. 158 (citiert nach: Schmidt W., Suczawas histor^enkw.jp. 124).
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Zur Geschichte von Suczawa.
37
Ob die von Sturdza abgebildete und beschriebene Münze Alexander
Liäpuschneanuls '^) aus dessen erster (i552— 1561) oder zweiter Regie-
rungszeit (15G3 — 1566) stamme, lässt sich zur Zeit nicht ausmachen.
Wenn nun nach Läpuschneanul, Heraklides und Tomscha eine Zeit von
ungefähr 100 Jahren lang Suczawas als Münzstätte nicht mehr aus-
drücklich erwähnt wird, so ist es immerhin aus dem Grunde wahr-
scheinlich anzunehmen, dass dort auch fernerhin Münzen geprägt
\v urden, weil auf uns Geldstücke von Joan Wodä dem Schrecklichen
(1572 — 1574) und von Stephan Räsvan Wodä 1595) gekommen sind. ^®)
Jedoch ist es nicht ausgeschlossen, dass mit der Verlegung der Residenz
von Suczawa nach Jaschi 1572 durch Alexander Läpuschneanul nunmehr
auch die Landesmünzen nicht mehr in Suczawa, sondern in Jaschi oder
anderswo geprägt wurden.
Erst zu Beginn der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts finden
wir in Suczawa abermals eine Münzstätte erwähnt. Eustratie Dabija
(1662 — 1666) hatte sie hier wieder errichtet. Dies bezeugt uns Nikolai Kostin.
„Dabija Wodä hat auch eine Fabrik zur Erzeugung von Kupfer-
münzen in Suczawa errichtet." '^^)
Noch ausführlicher berichtet hierüber Nikolai Muste:
„Es befand sich in der Burg Suczawas eine Münzfabrik, die von
Dabija Wodä errichtet war und Schaläi aus Kupfer erzeugte, die nur
hier im Lande kursierten, vier Schaläi einen guten Ban ausmachend.*' **')
Die Münzen, Schaläi oder Solidi genannt, wurden also in der
Burg geprägt. Ein solcher Schaläu (Solidus) aus Dabija Wodäs Münz-
stätte befindet sich in der numismatischen Sammlung der rumänischen
Akademie, ^') eine genaue Beschreibung und Abbildung desselben gibt
Sturdza: „lOHAN. ISTRAT. D. V. V. SOLIDVS. SAG. B. M. D. 18"
ist hiernach die Legende einer solchen Münze. *^) Münzmoister zur Zeit
des genannten Fürsten war ein gewisser Engki Zlätariul, der in folgen-
der, ungefähr aus dem Jahre 16*6 stammender Urkunde angeführt
erscheint :
„Nämlich ich Georgitzä Zlätariul, Vater des Enaki Zlätariul und
wir Bürgen des Enaki Dawid, Vorstandes der Kaufleute, und Thudor
Kämänariul und Dumilraschku Bräschoweanul und andere Kaufleute, un-
trefähr 30 Leute, schreiben und bezeugen mit diesem unseren Scheine,
wie Enaki Zlätariul Münzmeister gewesen und beim F'ürsten, Seiner
*0 Sturdza 1. c. p. 244U unter 8:^ und Tab. C, 5.
«) 1. c. p. 2441 sq. unter ;J8, :J1) und Tab. C, (i, 7.
») Nikolai Kostin 1. c. tom. II, p. 4.
»«j Nikolai Muste, in: Cronicole Rom&niei, ed. Kogftlniceanu. Bucuresci, 187*2
tom. II l p. 0; Sadok Ban^cz, p. 175 (citiort nach: Schmidt W., Suczawas historische
Denkw. p. 178 .
^') Hasdeu B. P., Etymologicum magnum Ronianiae. Bucui-esci, 1896. toni. III,
^*^*^- ^> P- 5^^«- oi.^ . in ^.unw DigitizedbyGoOQle
»*) Sturdza 1. c. p. 2442 unter 40 und tab. C. 8. ^ ^ O
3" Professor Joset Fleischer:
Hoheit Eustratie Dabija Wodä, in eine grosse Schuld gerathen ist ; dieser
warf ihn ins Gefängnis, in den Kerker, und er hatte Seiner Hoheit
dem Wodä, 1000 Thaler zu geben ; demnach giengen wir alle hin.
dass wir ihn aus dem Kerker in unsere Bürgschaft nähmen, dass er
verkaufe, was er habe, um das fürstliche Geld zu zahlen ; und er tbat
es nicht, sondern er machte sich auf und floh nach Raschkow ins
Kosakenland/' ^^)
In einer anderen, von Duka Wodä um das Jahr 1670 ausgestellten
Urkunde begegnen wir dem lürstlichen Münzmeister Alexander :
„ . . . und zeigten uns einige Bescheinigungsurkunden vor, zu-
nächst eine von vielen guten Leuten und Bojaren ausgestellte Urkunde,
nämlich von Andoka, der Kellermeister gewesen, und Pinte Pitariul
und Paskai Korlai, dem Urkundner, und Alexander, dem fürstlichen
Münzmeister. . ."^*)
Schliesslich erwähnt Joan Nekulcze unter den Bojaren und Dienst-
leuten des Fürsten Dimitrie Kantemir (1710—1711) auch den Joan Bä
narul, vel Kapitän, der hierauf im russischen Heere starb. ^*) Zwischen
Mileanka und Balintzi, 3 Stunden von Dorohoi entfernt, befindet sich
auf dem Felde ein mit einer Inschrift versehener Stein, auf dem u. a. an-
geblich Joan Bänarul zu lesen ist.*^)
Die unter Dabija Wodä erzeugten Kupfer-Schaläi hatten, wie
schon oben angedeutet worden - da vier Schaläi bloss einen Ban
(= Pfennig) ausmachten — einen nur geringen Wert und waren nach
Angabe des Chronisten Nikolai Muste wahrscheinlich deshalb auch nur
in der Moldau im Umlaufe : trotzdem aber vernehmen wir, dass sie
auch ins Ausland Eingang fanden, wo sie grosses Unheil stifteten.
Es ist merkwürdig, dass diese kleine Münze in der Finanz-
geschichte Polens eine grosse Holle gespielt hat. Der zeitgenössische
Schriftsteller Pasek . . . erzählt uns unter dem Jahre 1662:
„Durch die Speculation einiger polnischer Unterthanen wurden
damals in Polen moldauische Schaläi (szel^gi wolowskie) eingeführt,
durch deren Auswechslung eine grosse Menge Silber- und Goldmünzen
e portiert wurde, eine That, für die jene Speculanten nicht verdienen
den Namen Polen zu führen, und eine schwere Verantwortung vor
Gott werden abgeben müssen: denn jene moldauischen Schaläi .te
woloskie szel^gii verursachten unter den Leuten grosse Verarmung,
Verzweiflung und Mord. Von Lemberg beginnend schlugen sich die
Leute dieser Schaläi wegen ; darauf aber zogen sie sich aus Klein-
Polen zurück und nisteten sich in Gross-Polen ein, sich bis an den
") Hasdeu 1. c. p. :5096.
") l. c.
»0 Vita Constantiiii Cantemiri Moscoviae, 177.'^. p. lilS (nach Hasdeu B P., Etyiii.
magn Rom. Bucuresci. 1S06 tom. III, fasc. 4, p. 8096); loan Nekulqze 1. c.,p. 332.
^") Mündliche Mittheilung des Herrn Dr. Krämer aus I>orohoi.jOOQlC
Zur fTcschicht^' von Suczawa.
39
Oder-Fluss und das Haltische Meer, gerade wie eine schreckliche Eidechse,
verbreitend.^^
Auch unter Dabijas Nachfolger, lliasch Wodä (1666 — 1669) scheinen
zu Suczawa Schaläi erzeugt worden zu sein, denn die oben über die
Suczawer Münzfabrik angeführte Bemerkung Nikolai Mustes gehört
schon der Regierung des letzteren Fürsten an und lässt uns daher den
Schluss ziehen, dass auch dieser in der von Dabija in der Burg er-
richteten Münzstätte arbeiten liess. Dafür spricht auch der Umstand,
dass noch zu den Jahren 1670 und 1710 (1711) die Münzmeister Alexan-
der Bfinarul und Joan Bänarul erwähnt werden. Ist die soeben bezüglich
lliasch Wodäs gemachte Bemerkung richtig, so waren dieser und Da-
bija Wodä die letzten moldauischen Fürsten, die in Suczawa klingendes
Geld erzeugen Hessen. Von lliasch Wodä können wir dies auf Grund
der Bemerkung des Chronisten behaupten, von Dabija Wodä aber
ausserdem noch aul Grund der bekannt gewordenen Münze (Schaläu)
dieses Fürsten. ^®) Von nun an erwähnen die einheimischen Chronisten
weder einer Münzstätte, noch auch dass in der Moldau Münzen ge
prägt wurden.
Die im vorigen Jahre an den Ruinen der Burg vorgenommenen
Grabungen haben einige Hundert Münzen zu Tage gefördert, unter
denen sich auch solche befinden, die uns deutlich beweisen, dass da-
selbst auch fremde Münzen — merkwürdiger Weise schwedische — er-
zeugt wurden. Dass diese nicht in die Burg verschleppt sondern dort
geprägt worden sind, geht aus dem Umstände hervor, dass man
während der Grabungen Metallblechüberreste gefunden hat, aus
denen die Münzen entweder noch gar nicht oder nur theilweise oder
gänzlich ausgestanzt sind. Die bis jetzt dort aufgefundenen Exemplare
gehören der Zeit Gustav Adolfs, Christinens, Carls u. a. an.^**) Was
der Grund gewesen sein mag, dass sich Schweden seinen Bedarf an
Kupfermünzen gerade in der Burg von Suczawa erzeugen liess, ist bis
zur Zeit noch unbekannt. Waren derzeit in Suczawa tüchtigere Meister
und die Herstellung des Fabrikates eine minder kostspielige als in
Schweden? Oder waren diese Münzen etwa Fälschungen? Holten wir,
dass die in diesem Jahre abermals unter der bewährten Leitung des
in jeder Beziehung verdienstvollen Directors der Czernowitzer Staats-
gcwerbeschule, Herrn C. A. Romstorfer^ fortzusetzenden Nachgrabun-
gen an der Suczawer Fürstenburg weitere Funde für die Beleuchtung
der Münzstätte derselben ans Tageslicht fördern werden.
") Hasdeu 1. c. p. 3188.
'•) Nach Sturdza 1. c. p. 244*2 ist mit Dabija Wodä die Reihe der moldauischen
Fürsten, die Geld prägen liessen, abgeschlossen.
»•) Komstorfer 1. c. p. 8. r^ a
^ ^ DigitizedbyLriOOgle
Skythische
Alterthümer in der Bukowina.
Von P. Koineckc, ßerlin.
ll^l eber die Ausdehnung des Verbreitungsgebietes der skythischen
^^=* Alterthümer Südrusslands, speciell über ihre westliche Grenze,
herrschten bis vor kurzem noch sehr unbestimmte Vorstellungen. Die
Funde skythischer Provenienz häuften sich in der Nähe der griechischen
Emporien an der Nordküste des schwarzen Meeres, während sie in
grösserer Entfernung vom Pontus immer seltener und spärlicher wurden.
Wiederholte Nachgrabungen in den Gubernien Kiew und Poltawa,
welche in neuerer Zeit stattfanden, brachten uns Aufschluss über die
nördliche und nordöstliche Grenze der russischen Skythentumuli; A^eiler
nach dem Nordosten zu treffen wir erst wieder an der Kama und in
Sibirien, vom Ural bis zum Baikalsee, in grosser Zahl skythische Alter-
thümer, und zwar nur solche, welche einfach aus Bronze oder Eisen
hergestellt und in roher skythischer Weise verziert sind, nicht, wie es
im Pontusgebiete häufig der Fall war, mit reichem Schmuck von
Künstlerhand, in Werkstätten griechischer Goldschmiede verfertigt.
Für die Westgrenze der skythischen Denkmäler hat sich jüngst
die überraschende Thatsache ergeben, dass sie in einem ganz anderen
Lande zu suchen sei, als man früher hätte vermuthen dürfen '). In
Siebenbürgen und im mittleren Theissgebiet wurde in letzter Zeit eine
Reihe von Gegenständen bekannt, welche völlig den Typen entsprechen,
wie sie in Sibirien, an der Kama und in der nordpon tischen Steppe als
specifisch skythischen Ursprunges gelten.
Auch am Aussenrande der Karpathen, in Oitgalizien, in der Unke
wina und in Rumänien, fehlen diese characteristischen Alterthümer nicht
Diejenigen, welche aus Rumänien stammen, werden seit langem im
Museum zu Bukarest aufbewahrt, jedoch s'nd bedauerlicherweise über
ihren Fundort nähere Angaben nicht vorhanden und deshalb müssen
sie vorläulig für uns nur von untergeordnetem Werthe bleiben. Unter
den wenigen prähistorischen Funden, welche bisher erst in der Bukow ina
») Vüigl. Archaeologiai Ertesitö, N. F., XllI und XIV, Budapest 1898 und l^lM:
Elhiiologi.sche Mittliciluiigen aus Uiigain, IV, Budapest 1895; Züitschrilt für Ethnologie.
XXVIII, Berlin IStiü ; eine neue Ilcihe skythischer FuDde aus Ungarn wu*d demnächst
im Arch. Etsesitö pubücirt werden " Digitized byGOOgle
Skyihische Alterthümer in der Bukowina.
41
gemacht wurden, giebt es zwei, welche unbedingt als skythisch anzu-
sprechen sind. Dazu komnit noch ein grosserer derartiger Fund aus
Ostgalizien. Bei dem spärlichen archäologischen Material, welches diese
beiden Länder bis zur Stunde geboten haben, erscheint uns die Anzahl
der skythischen Objecte immerhin gross genug, um die Vermuthung
aussprechen zu können, dass diese Funde als Anzeichen eines längeren
Aufenthaltes skythischer Stämme hierselbst aufzufassen sind.
Unbekannter Provenienz, sicher jedoch in der Bukowina gefunden,
ist ein Bronzespiegel (Fig 1), welcher aus dem archäologischen Cabinet der
Franz-Josefs-Uni vevsität
in das Bukowiner Lan-
desmuseum kam. Er be-
steht aus einer massig
grossen Scheibe, mit
langem Griff; der Griff
muss bei der Auffindung
des Stückes, über welche
keine näheren Nach-
richten vorliegen, be-
reits abgebrochen ge-
wesen sein, denn heute
ist er mit drei Kupfer-
nieten (die Nietlöcher
sind auf der Abbildung
wiedergegeben) in roher
Weise am Spiegelrund
befestigt. Die dickge-
gossene und ziemlich
schw^ere Scheibe hat
einen Durchmesser von
130 mm, die eine Seite
ist ganz eben, auf der
anderen ist der Rand
kräftig auf 5 mm Stärke
verdickt An der Stelle,
wo ursprünglich der
Griff sass, ist auf 20
mm Länge dieser Rand
(Fig. 1). ausgespart, und zugleich
sind hier die freien Enden der Verdickung etwas weniger hoch und abge-
schrägt. Auf der Abbildung sind beide Theile isolirt dargestellt, um
die?e Verhältnisse und die ehemalige Gestalt besser zu veranschaulichen.
Der Griff mu?s zuvor noch einmal abgebrochen gewesen sein, da auf
der ebenen Rückseite des 8j)iegelrunds an der Bruchlläche zwei Niet-
löcher erkennbar sind. Die Länge des llachen Griffes beträgt 141 mmg
i*
a
42
P. Htjinet'ke :
Das obere Ende, durch drei moderne Kupferstilte verunstaltet, ist be-
trächtlich verbreitert, bis auf 27 mm ; dann folgt ein langer, dreige-
theilter Pfeiler von 50 mm Länge und 15 mm Breite, unten mit einer
ringförmigen Verdickung abschliessend. Das freie Ende des Griffes geht
in einen plump modellirten Widderkopf mit schmalem Halse aus.
Die Grundform dieses Spiegels und seiner zahlreichen Verwandten *)
aus der südrussischen und westlichen Skythensphäre ist eine einfache
Bronzescheibe mit besonders angesetztem, breitem Griff aus Bein, Holz
oder mit Gold plattirtem Metall, oder mit kurzem breiten Ansatz für
einen derartigen Griff, eine Form, welche völlig verschieden von der
bekannten etruskischen und römischen ist und direct auf griechische
Vorbilder hinweist. Derartige Spiegel werden in den Skythengräbern
sehr häufig gefunden. Vorgeschrittenere Typen zeigen Scheibe und
Griff aus einem Stück, gegossen und oberflächlich ciselirt, wobei der
Griff mehr oder minder reich gegliedert und in echt skythischer Weise
mit Widderkopf, einem wolfähnliehen Thier oder einem hockenden
Cerviden verziert ist Auch diese Spiegel sind relativ oft gefunden
worden, namentlich im westlichen Skythengebiet.
Unser Exemplar aus der Bukowina gehört zur letzteren Kategorie.
Ursprünglich sind Griff und Scheibe als ein Stück gegossen worden.
Seltsamer Weise ist heute am Rande des oberen Griffendes nur auf der
einen Hälfte, wie in der Abbildung auch angedeutet ist, eine Bruch-
fläche wahrzunehmen, die andere Hälfte ist ganz glatt, ohne Spuren
einer Verletzung ; wahrscheinlich dürfte in alter Zeit beim ersten Zer-
brechen der Rand geglättet worden sein, bevor der Griff an der Scheibe
durch Bronzestilte befestigt wurde. Das zweimalige Zerbrechen und
Festnieten hat den Spiegel so entstellt, dass wir heute kaum mehr uns
ein klares Bild von seiner ursprünglichen Gestalt machen können. Wir
bilden umseitig (Fig. 2a und 2b) den Bronzespiegel von Fej6rd (Sieben-
bürgen), welcher sich im kunsthistorischen Hofmuseum zu Wien be-
findet, ab, um eine gewisse Vorstellung von dem einstigen Aussehen
unseres Stückes zu geben. Am nächsten scheint unserem Exemplar
ein Spiegel aus einem Skythenkurgane bei Guläi-Gorod (unweit Smela,
Kreis Tscherkask, Gub. Kiew) ^) zu stehen ; bei beiden bildet den Ab-
schluss des Griffes ein ungeschickt modellirter Widderkopf, dann folgt
der cannelirte Pfeiler, welcher ohne Absatz in die glatte verbreiterte
obere Fläche übergeht. Wenn wir freilich heute auch keinen Anhalt
mehr dafür besitzen, wie eigentlich das verbindende Stück zwischen
Scheibe und Griff beschaffen gewesen, ob nicht etwa, wie wir es auch
an dem Exemplar von Fej^rd und zahlreichen anderen sehen, ein
») Nähere Literaturaiigaben über diese Spiegel in Zeitschr. f. Ethn , XXVIII,
1896, p. 21-23; ebend. Verhandl., p (25l)-(*J52.
^) Graf A. Bobrinsky: Die Kurgane und zufälligen Funde bei Smela etc. (niss.), St.
Petersburg 1887, Taf. VIII, 3; eine schlechte Reproduction dieses Stüctes auch
in der Zeitschrift L'Anthropologie, VI, Paris 1895, p. 328, Fig 6. C^r^r^nio
gitized by VjiJiJV IV^
Skythische Alterthümer in der Bukowina
43
hockender Hirsch, auf dessen Geweih das Spiegelrund ruht, ein sehr
beliebtes skythisches Motiv, dazwischen gefügt war, so lässt sich
wenigstens aus den Proportionen der beiden Theile entnehmen, dass
einst der obere Abschnitt des Griffes nur um w-eniges länger als in
seinem jetzigen Zustande sein konnte. Offenbar war das nun fehlende
Stück eben, ohne Verzierung, und zwar eine directe, sich wieder etwas
ver^chmälernde Fortsetzung der heute noch vorhandenen Verbreiterung,
genau so, wie es am Spiegel von Guläi-Gorod und einigen anderen der
Fall ist. Allerdings, eine Schwierigkeit bliebe dann immer noch zu
lösen, nämlich wie sich der Griffansatz zu dem kräftig verdickten Rande
der Scheibe, welcher nur auf 20 mm ausgespart ist und hier eine
eigenthümliche Abschrägung zeigt, verhält. Hierüber weiss ich an der
Hand der mir bekannten Gegenstücke, welche sämmtlich noch einen
auf die Scheibe überspringenden gegossenen Abschnitt zeigen, und
der in russischen Publicationen enthaltenen Abbildungen, die leider
derartige Details nicht bringen, keine befriedigende Antwort zu geben.
Der zweite Fund skythischer Alterthümer stammt aller Wahr-
scheinlichkeit nach aus einem Grabe. Aus Satulmare (Bezirk Ra^
44
P. Reinecke:
dautz) *) besitzt das Bukow iner Landesmuseum einige Bronzepfeilspitzen
von einer Form, welche von den Txpen der Bronze- und Hallstattperiode in
Mitteleuropa gänzlich verschieden sind. Angeblich wurden diese Spitzen
in einer alten Schanze gefunden, nach den Nachforschungen jedoch,
welche Gustos Szombathy im Jahre 1894 in Satulmare unternahm, ist
es ziemlich gewiss, dass sie aus einem Grabe mit grosser Steinpackung
herrühren ; ich vermuthe, dass es sich hier um einen theilweise abge-
tragenen oder sonst wie unkenntlich gewordenen Tumulus handelt, da
ja in Südrussland die Skythengräber stets von einem Kurgan bedeckt
sind und Kurgane in der Bukowina häufig vorkommen Ein Theil der
Bronzepfeilspit/en ist zu einem Klumpen zusammengeschmolzen. Die
Spitzen sind zweierlei Art (Fig. 3a und 3b): dreiflüglige oder vielmehr
dreikantige, die eine Schärfe zu einem kurzen
Widerhaken verlängert, und zweiflüglige blatt-
förmige, am Schaft mit einem kräftigen Wider-
haken; beide Typen sind mit Schafttülle versehen.
Der Umstand, dass diese Spitzen in grösserer
Zahl und zum Theil zusammengeschmolzen aufge-
funden wurden, spräche schon allein für die An-
nahir^e, dass sie aus einem Grabe stammen. Ihre
Formen deuten direct auf skythische Provenienz.
, hin, da wir in den Skythenkurganen Südrusslands
— '• — - und in einigen skythischen Grabfunden Sieben-
(Fig. 3a u. 3b). bürgens identische Stücke antreffen, während sie
im Westen, in den Gentren der Hallstattkultur, und namentlich die
characteristisch gestalteten zweilappigen in Blattform, auf welche
wir das Hauptgewicht legen, fehlen.^) In Südrussland kommen sie in
skythischen Kurganen mit Bestattungen des fünften bis dritten Jahr-
hunderts V. Ghr. vor, und zwar in der Regel in grosser Zahl, sowohl
in den Fürstongräbern mit den wunderbaren Schätzen edelster grie-
chischer Goldschmiedekunst, wie in den weniger kostbar ausgestatteten,
nur einfache Waffen und Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens
enthaltenden Beisetzungen. Weiter sind sie aus Ungarn und Siebenbürgen,
aus dem Gebiete an der Kama und aus Sibirien in grosser Zahl bekannt.
Es dürfte kaum ausgeschlossen sein, dass diese Pfeilspitzen, und
wie Gustos S/.ombathy eruiren konnte, noch ein Thongefäss und eine
lange (vermuthlich eiserne) Lanzenspitze nicht die einzigen Beigaben
des zerstörten Kurgangrabes waren. Leider gelang es nicht, in Satulmare
andere Mittheilungen über etwaige Funde bei den nachträglich heimlich
Angestellten Nachgrabungen durch die Grundbesitzer zu erhalten.
M Mitth. der k. k. Central-Cominission, N. F., XVI, 1890, p. 09-70; XVII, ISiM,
p. 82; Mitth. der Anthrop Ges. in Wien. XXIV, 1804, Sitz -Ber. p (200)— (2ui); Zeit*jchr.
des Bukowiner Landesniuseums, 18Ö3, p. tiO- Gl; 1895, p. 2i?— 28.
*) JNäheres über diese Pfeilspitzen in Zeitschr. f. Ethnologie, XXVJII, 1890,
p. 20 — 21; bezüglich des blattförmigen T^'pus werden weiteie Zusammeust^llungeD
demnächst im Arch. Eitesitö erscheinen. Digitized by v
Ökyttiisciie Alterthümer in der Bukowina. ^^
In Verbindung mit diesen Alterthümern aus der Bukowina haben
wir noch kurz einen Fund aus Ostgali/ien, welcher in der archäolo-
gischen Sammlung der Akademie der Wissenschaften zu Krakau aufbe-
wahrt wird ^), zu besprechen. Auf der Flur „mohylki" bei Sapohowo
an der Cyganka (Bezirk Borszczow) wurde vor langer Zeit eine ganze
Anzahl skythischer Gegenstände entdeckt. Es heisst zwar, dass sie
nicht aus Gräbern oder einem Grabe herrühren sollen, aber der Gosammt-
character des Fundes weist unzweifelhaft auf ein skythisohes Begräbniss,
auf einen zerstörten Kurgan, hin. Echt skythische Typen unter diesen
Alterthümern sind: ein grosser schwerer, roh gegossener Spiegel mit
langem cannelirten Grifl*, zwei kleine runde Bronzescheiben, gleichfalls
Spiegel, aber wohl mit einem besonders angesetzten Griff aus Holz
oder Knochen, massenhaft dreikantige Bronzepfeilspitzen, ein grosser
Metallkessel mit hohem Fuss^) und kleine Spiralringe mit breitem
scheibenförmigen Ende. Einige Eisenpfeilspitzon, ein dickes, siebartig
durchlöchertes Bronzeblech, Emailperlen, ein Thonwirtel u. s. w. sind
weniger bezeichnend
Diese eben beschriebenen Funde aus der Bukowina und Ost-
galizien halten w ir, trotz ihrer geringen Anzahl, für hochbedeutsam, weil
sie uns die Nordwestgrenze des ehemaligen Skythengebietes repräsentiren.
Ich war früher im Zweifel, ob wir z. B. den Fund von Sapohowo so
erklären dürften, und vermuthete bezüglich der skythischen Denkmäler
in Siebenbürgen und Oberungarn, dass sie zum Theil auf dem Handels-
wege, <^der nur durch einen Vorstoss skythischer Horden nach dem
Westen, welcher keine dauernde Niederlassung zur Folge hatte, nach
Ungarn gekommen seien Und zwar glaubte ich diesen Alterthümern,
oder vielmehr ihrer Uebertragung nacli dem Westen, eine nur verhält-
nismässig junge Zeit, das vierte bis zweite Jahrhundert v. Chr., die
erste Hälfte unserer im Westen uns so geläufigen La Teneperiode, ein-
räumen zu können. Eine Reihe von bisher unbekannt gebliebenen
Denkmälern aus Siebenbürgen und Ungarn, zwingt jedoch zu einer
anderen Annahme, indem sie uns den Nachweis liefern, dass Skythen
längere Zeit hindurch dauernd, vielleicht schon seit dem sechsten
Jahrhundert v. Chr., in jenen Ländern wohnten. Das Nämliche gilt
auch für die Bukowina und Ostgalizien, und die allmähliidi fort-
schreitende archäologische Durchforschung dieser Gebiete wird holYentlich
binnen kurzem genügendes Material liefern und uns ermöglichen, diese
Verhältnisse auch für die Länder am Aussenrande der Karpathen noch
genauer und exacter zu studiren, als es heute bei der beschränkten
Anzahl von archäologischen Funden hierselbst der Fall sein kann.
«, Zeitschr. f. Ethn., XXVIIl, 1896, p. 8—9; eine eingehende Publication dieses
Fandes steht bevor.
«) Dieses Stück wurde jüngst erst als ssum Funde von Sapohowo gehöriÄ^rkannt.,
Digitized by CjOOQIC
Die IxippoWaner in der Buk:o\Viiia.
"Oon Dr. 9ohann PokH in Cxornowii«.
L
Geschichte ihrer AiiHiedeluiig.
Itpile unter dem Namen der Lippowaner oder Philippowaner be-
^^ kannte Secte der russisch-orthodoxen Kirche kommt heute ausserhalb
Russlands auch noch in der Türkei, in Bulgarien, Rumänien, Oester-
reich und Preussen vor. In Oesterreich bewohnt sie fast aussjhliesslich
das Herzogthum Bukowina.
In der Bukowina waren L»ppow^aner schon vor der österreichi-
schen Besitzergreifung, und zwar zu Stupka im Gerichtsbezirke Suczawn
sesshaft. Sie scheinen daselbst sogar sehr zahlreich gewesen zu
sein, denn dieses Dorf führte damals auch den Namen Lipovan.*) Alle
diese Lippowaner wurden bei dem Ausbruch des russisch-türkischen
Krieges im Jahre 1768 aus ihrer Ruhe auTgeschreckt. Aus Furcht, von
den siegreich vordringenden Russen als Ausreisser fortgeschleppt zu
werden, ergriffen sie die Flucht ^) Die Rückkehr stand ihnen dann
erst offen, als die von ihnen vordem bewohnten Gegenden von
den Russen geräumt und in den Besitz Oestorreichs übergegangen
waren.
Thatsächlich sind im Jahre 1777 fünfzehn Lippowanerfamilieo
nach Mitoka Dragomirna zurückgekehrt. ') Drei Jahre später Hessen sich
zwanzig andere moldauische Lippowanerfamilien — ob sie vor dem Jahre
1775 gleichfalls in der Bukowina ansässig waren, ist nicht bekannt —
auf einer zum Kloster Putna gehörigen, vom Bache Klimoutz durch-
schnittenen Waldparcelle nieder und gründeten das Dorf Klimoutz. Die
Mönche hatten ihnen so viel an Aeckern, Wiesen und Hutweide einge-
räumt, dass auch für neu hinzukommende Lippowaner Raum blieb.
^) Ortschaftsverzeichnis d. Bukowina (aus dem Jahre 1775\herausg. v. J. Polek
S.-A. aus dnm Jahrbuche d. Bukovviner Landesrauseums. I. Czeraowitz 1892 S. 13.—
Vgl. auch Beilage 34 u. 85.
«) Beil. 35.
Digitized by
Google
t)ie Lippowaner in der Bukowina. ^'
Dafür hatte jede Familie dem Kloster jährlich 5 fl. zu entrichten, eine
Oka Oel zu liefern und einen Tag im Jahr zu frohnen.')
Die Mitoker und Klimoutzer Lippowaner lebten vom Ackerbau,
den sie „auf das beste" pflegten. Im übrigen waren sie nüchterne und
ruhige Leute, die pünktlich ihre Steuern zahlten und niemals zu einer
lieschwerde Anlass gaben. Andererseits hatten auch sie keinen Grund zu
klagen. Sie hatten um billigen Zins gute Gründe inne und konnten
ungestört nach den Sätzen ihres Glaubens leben, zumal da die Buko-
winer „Kirchenvorsteher" sich um sie nicht „kümmerten" und die
weltlichen Behörden sie als gute Steuerzahler schätzten.^)
Obwohl weder kirchlicher- noch weltlicherseits irgendwie behelligt,
benützten die Lippowaner doch, als Kaiser Joseph IL auf seiner Reise
durch die Bukowina im Jahre 1783 in Suczawa weilte, die Gelegenheit,
sich Duldung und freie Ausübung ihres Religionsbekenntnisses zu er-
wirken. Und der Kaiser geruhte nicht nur ihrer Bitte zu willfahren,
sondern trug ihnen auch noch auf, eine grössere Anzahl von Glaubens-
genossen zur Ansiedelung in der Bukowina zu bewegen.^) Ebenso wohl-
wollend gedachte er ihrer in dem denkwürdigen, drei Tage darauf
(am 19. Juni 1783) von Czernowitz aus an den Hofkriegsrathspräsiden-
ten Feldmarschall Grafen v. Hadik gerichteten Rescripte. Gleich den Ar-
menieren, heisst es darin, verdienten auch die Lippowaner alle Rück-
sicht. Ihre Religion sei die wahre schismatische, nur dass sie ihren
Gottesdienst nicht in walachischer, sondern, wie in Russland, in „illyri-
scher' Sprache hielten. Es sei ihnen darum ein Pope (Geistlicher) ihrer
Nation zu gestatten oder ihnen einer aus Slavonien, wo die illyrische
Sprache am meisten in Hebung sei, zu verschaffen. Im übrigen seien
sie fleissige und arbeitsame Leute, deren Zahl man zu vermehren
trachten müsse.*)
Mit der mündlichen Zusicherung ihrer Duldung begnügten sich
jedoch die Lippowaner nicht. Am 17. Juli 1733 überreichten zwei Mit-
glieder der Mitoker Gemeinde der Landesverwaltung in Czernowitz
ein Gesuch, worin sie „im Namen sämmtlicher Bukowiner Lippowaner" um
„ein das freie Religionsexercitium bestätigendes Documenf' anhielten. Zur
Begründung dieser Bitte führten sie in dem Gesuche an, dass sie nur
dann „eine namhafte Anzahl ihres gleichen aus den benachbarten
Provinzen hier (d i. in der Bnkowina) ansiedeln machen" könnten,
wenn sie „der freien Ausübung ihrer Glaubenslehre vergewissert"
wären.^)
General Baron Enzenberg, seit Beginn des Monats April 1778
Chef der Bukowiner Militärverwaltung, befürwortete das Ansuchen der
») Beil. 1 u. 79.
«) Beil. 2 bis 5.
•) Beil. 7
*) Beil. Ö
*>^®'^- ^ Digitizedby Google
4^ Polek :
Lippowaner. Diese fleissigen Leute, sagte er in seinem unterm 21. Juli
1783 an das galizische Generalcommando erstatteten Berichte, dienten
„ihres ruhigen Betragens wegen nicht nur der ganzen Bukowina zum
Beispiel'' und hätten aus diesem Grunde auch von den Moldauer
Fürsten verschiedene Vorrechte erhalten, sondern es warteten, wie man
zuverlässig in Erfahrung gebracht, viele ihrer am schwarzen Meere
wohnenden Glaubensgenossen „nur die schriftliche Toleranzzusicherung"
ab, um alsdann aus dem türkischen Reiche in die Bukowina zu über-
siedeln.*) Allein das Generalcommando wollte von der Ausfertigung eines
förmlichen Toleranzpatentes nichts wissen. Es sei ihm, erwiderte es am
30. Juli der Bukowiner Districtsverwaltung, „gar nicht erinnerlich \
dass den Bukowiner Lippowanern jemals Anlass zu einem Zweifel an
ihrer Duldung gegeben worden sei; sie bedürften daher „ebensowenig
als die übrigen nichtunierten Religionsverw^andten'^ der Bukowina eines
solchen, „die schon orflossene allerhöchste Zusicherung bestätigenden
Documents'' und brauchten, um „mehrere derlei Familien aus den be-
nachbarten Provinzen herbeizulocken'^ nur „die Sicherheit für das
diesseits eingestandene freie Religionsexercitium ihren jenseitigen Glau-
bensgenossen bekannt'' zu machen. Das sollte ihnen wohl begreiflich
gemacht „oder ihnen allenfalls in Form eines Bescheides über ihr dies-
fälliges Anbringen die ihnen von Sr. Majestät mündlich ertheilte Zu-
sicherung des freien Religionsexercitiums schriftlich bestätigt werden ''^)
Der Hofkriegsrath hielt selbst diese einfache schriftliche Erklärung für
überflüssig, da die Lippowaner gleich den übrigen Bukowiner Nicht-
unierten nach dem allgemeinen Toleranzpatente der völlig freien Reli-
gionsübung sich erfreuten^) Indessen hatte die Bukowiner Districts-
verwaltung den Lippowanern den schriftlichen Bescheid hinausgegeben.
Er war jedoch, wie General Enzenberg versicherte, „von einer solchen
BeschalTenheit", „dass hieraus niemals einige willkürliche Ausdeutun-
gen und unangenehme Folgen entstehen*' konnten.*^
Bei dem regen Verkehre, den die Lippowaner von jeher unter-
einander hatten, unterliegt es wohl keinem Zweifel, dass die Kunde von
der ihnen in der Bukowina zugesicherten Duldung rasch bis in weit
entlegene Länder drang. Darum darf es uns nicht wundernehmen,
wenn im Herbste 1783 zwei Lippowaner von den Gestaden des
Schwarzen Meeres in Czernowitz erschienen, um über die Gründung
neuer Lippowanercolonien Verhandlungen zu pflegen.
Von einem Ungarn namens Martin Kovacs begleitet, waren Ale-
xander Alexiew und Nikifor Larionow — so hiessen die beiden Lippo-
waner — im Juli 1783 aus ihrer Heimat aufgebrochen. In Jassy hatten
sie durch dio Vermittlung des damals zurällig (wegen Bestellung
,x
Beil.
9.
V
Beil.
10.
•\
Beil.
11
u.
12
*)
Beil.
18.
Digitized by
Google
Die Lippowaner in der Bukowina. **
eines Fermansan den moldauischen Fürsten) dort anwesenden Czernowitzer
Militärkanzleidirectors Hauptmann Beddaeus nicht nur einen Pass
erlangt, sondern auch mit dem Praefecten der Missionäre de propaganda
fide, Pater Mauro, die Verabredung getroffen, dass dieser die Briefe,
die sie an ihn schicken würden, den sich bei ihm einfindenden und mit
einem gewissen „Petschaft oder Zeichen'' legitimierenden Lippowanern
übermittle. Nach ihrer Ankunft in Czernowitz wandten sie sich
sofort an General Enzenberg. Sie erzählten ihm, dass sich am Schwarzen
Meere über 2000 Lippowanerfamilien befänden, alle bereit, nach
Oesterreich zu übersiedeln, wenn sie daselbst aufgenommen und mit
Grund und Boden versehen werden könnten. Die meisten möchten sich
an der Donau oder an einem andern schiffbaren Strome niederlassen,
da sie sich von ihrer frühesten Jugend an der Schiffart gewidmet
hätten und alle Arten von Fahrzeugen zu erbauen verständen. Die
übrigen zögen den Ackerbau und das Gewerbe vor und seien bereit,
ihren Wohnsitz in der Bukowina aufzuschlagen. Zu letzteren zählten
auch sie, die beiden Abgeordneten. Sie seien gekommen, sich die Ge-
genden zur Ansiedelung auszusuchen und die Ansiedelungsbedingnisse
zu vernehmen.*)
Enzenberg erklärte sich bereit, 1. einem jeden eine ganze Bauern-
session von 44 Tag Acker (44 Joch) einzuräumen; 2. alle von dem Tag
der wirklichen Ansiedelung an durch drei Jahre von den landesfürstlichen
Abgaben und Frohnen loszuzählen; 3. ihnen zur Erbauung ihrer Häuser,
Stallungen, Werkstätten etc. das Holz sowie alles sonstige Materiale,
als: Steine, Sand etc. unentgeltlich anzuweisen; 4. ihnen im Falle der
Gründung ganzer Dörfer die Anstellung von eigenen Geistlichen, jedoch
nur „als Ansiedler'* und als Untergebene des jeweiligen Bukowiner
l^ischofs, zu gestatten; 5. ihnen durch drei Jahre die Gewerbesteuer
nachzusehen; 6 bei Ueberschreitung der Grenze von all ihrer Habe,
ausgenommen derjenigen, womit sie Handel treiben wollten, die Ent-
richtung der Mautgebühr zu erlassen und 7. jenen Familien, die nicht
in der Bukowina zu bleiben, sondern nach Siebenbürgen oder Ungarn
oder ins Banat zu gehen w-ünschten, „sichere Beförderung und Vor-
schub auf ihre Kosten" zu gewähren.
Die Unterbringung der Lippowaner machte dem General keine
Sorge. Auch wenn „ein paar Tausend derlei Lippowanerfamilien
kämen," hoffte er sie, wenn auch nicht mit Wohnungen, ,,die ihnen
erst erbaut werden müssten," wohl aber mit Grund und Boden ver-
sehen zu können; gab es ja in der Bukowina viele grosse Klostergüter,
die Kaiser Joseph in dem schon citierten Handschreiben vom 19.
Juni 1783 in die staatliche Verwaltung zu übernehmen befohlen hatte.
Insbesondere dachte Enzenberg an die sogenannte Horaitza, einen
niedrigen Höhenzug zwischen dem Sereth und der Suczawa, den der
') Beil. 28. DigitizedbyCriOOQle
4
50
Po\e^ :
Kaiser im .luni jenes Jahres /um Theil beritten und unbewohnt
trefunden liatte. Hier wollte er „allenfalls C^ bis / Dorfschaften /u
höchstens loO Familien'^ anlegen; „sonst'' aber, meinte er, Hessen
sich diese Lippowaner, wenn sie sich trennen wollten, „zu 20
iund) auch mehr Familien in andern Dorfschaften,'' die, wie die
Horaitza, den Klristcrn gehnrt(»n, unterbringen, ja auf dem bereits
„eingezotrenen" bischöflichen (lute Kot/man sei für (50 l)is 70 Familien
Kaum Aber nicht allein für die Ansiedelung der Lippow-aner wollte
General Enzenberg Sorge tragen, er wullte sie auch im übrigen nach
Kräften unterstützen; srhieu ihm (b>ch ihr l^etragen und Lebenswandel
dafür zu sprechiMi, dass sie es als w ichtigste religiöse Pflicht erachte-
ItMi, „arbeitsame, mühsame, ruhige, stille und friedliebende Bürger'^ zu
sein. Er wenigstens hatte wiihrend seiner sechsjährigen „betrübten und
mühs(digen Anstellung" in der Hukowina mit den Lippowanern ,,nicht
den geringsten Verdruss'^ gehabt, w (»shalb er auch „eine Lippowaner-
familie 15 polnischen und 5 Moldauern" vorzog.')
Obwohl mit den Enzenberg'schen Zusicherungen zufrieden — sie
schrieben von Czernowitz aus ihren Landsleuten, dass sie alles Ueber
flüssige und S(hwerfortzubring(»nde verkaufen und sich der österreichi-
schen Grenze nähern sollten, — begaben sich die beiden Lippowaner-
deputierten Alexander Alexiew und Nikifor Larionow mit ihrem
Dolmetsch dennoch auch nach Wien, um dort womöglich noch grössere
Vorrechte zu erlangen. Nachdem sie in Erfahrung gebracht, dass sie
,,nach der ordentlichen Verfahrungsart der hohen Stellen" eine ge-
raume Zeit auf die Entscheidung eines Anbringens warten müsstcn,
überreichten sie am 5. October Sr. Majestät ein Gesuch, worin sie um
die Einsetzung einer „ausserordentlichen Commission" baten, der sie
ihre Wünsche vortragen könnten. Sie führten jedoch schon in diesem
Gesuche an, dass sie nur Cameralunterthanen, nicht aber Unter-
thanen einer Privatherrschaft werden möchten. Ausserdem richteten
sie, da sie auf ihrer weiten Reise alles, was sie aus der Heimat mit-
genommen, verzehrt halten, ja sogar ihre Pferde und andere Sachen zu ver-
kaufen gezwungen gewesen w aren, an Se. Majestät die Bitte, ihnen das
zu ihrer Ruckreise nöthige Geld und in Betreff der Ansiedelungsange.
legenheit zu ihrer Beglaubigung einen schriftlichen Bescheid zu-
geben.^i
Die Raschheit, mit der dieses Gesuch erledigt wurde, liefert den
Beweis, welche Wichtigkeit Kaiser Joseph II., der seit seiner ersten
Bukowiner Reise die Lippowaner für „eine der besten und arbeitsam
sten Gattung Menschen" hielt, der Ansiedelung ganzer Gemeinden dieser
Volksclasse beimass. Noch am 5. October ergieng mittelst allerhöchsten
Handschreibens an den Hofkriegsrathspräsidenten Grafen v. Hadik der
') Ebenda.
') Beil LS. C^r\i^n]o
Digitized by V:i(JOv IC
bie Lippowaner in der Bukowina. *^*'
Befehl, den General Baron Enzenberg unverzüglich anzuweisen, dass
er „diesen Leuten zu ihrer Herübertretung allen möglichen Beistand
leiste'^ und sie, insoweit in der Bukowina die Unterkunft für sie nicht
zu finden sei, „mit der nöthigen Geldaushilfe'' ins Banat absende,
wo das slavonisch banatische Generalcommando die Vorbereitungen zu
ihrer Aufnahme treffen sollte. „Vor allem aber'' sollte der Feldmarschall
„in der mit der Kanzlei unverzüglich diesfalls abzuhaltenden Zusam-
mentretung für die Versehung" der „in der Bittschrift unterfertigten
Deputierten mit den erforderlichen Pässen und nöthigen Geldmitteln
zu ihrer Rückreise das Erforderliche" bestimmen. ')
Die „Zusammentretung" fand am 8. October statt. Ueber ihr Re-
sultat w urde noch an demselben Tage dem Kaiser Bericht erstattet,
der dann den Lippowanern eine Reihe von Vorrechten zugestand,
die man den Deputierten sofort mündlich zur Kenntnis brachte.^)
Damit gaben sich jedoch diese nicht zufrieden. Sie überreichten
am 9. October dem Kaiser ein neues Gesuch, worin sie um die
schriftliche Bestätigung der ihnen gemachten Zusicherungen baten. Sie
wüssten, sagten sie, nicht genau, ob sie und ihre Kindeskinder frei
seien vom „Soldatenleben"; auch seien sie nicht im klaren, wie lange
ihre Steuerfreiheit zu dauern und was nach deren Verlauf ein jeder
von ihnen zu entrichten habe.^)
Auch diesmal eriolgte die Erledigung sofort. „Diesen Augenblick,"
schreibt der Kaiser an demselben Tage dem Grafen Hadik, „übergeben
mir diese Uebersiedler noch nebengehendes Memorial. Es ist leicht zu
vermuthen, dass sie, um geglaubt zu worden, müssen alle diese be-
gehrte Punkte entschieden haben " Dann trägt er dem Feldmarschall
auf, sogleich über die den Lippowanern gewährten Vorrechte ein
Patent mit dem ganzen kaiserlichen Titel, und zwar „einerseits auf
deutsch, anderseits auf russisch,'' zu verfassen. Als solche Vorrechte
zählt der Kaiser auf: 1. freie Religionsübung „für sie, alle ihre Kindes-
kinder und auch Geistliche,'* 2. zwanzigjährige Freiheit .,von aller
Contribution und Steuer," 3. Freiheit vom Soldatenstand für „sie und
ihre Kinder," i. „dass nach den 20 Jahren sie nie mehr zahlen werden
als nach Mass ihrer Vermögensumslände wie die mit ihnen in gleicher
Lage befindlichen kaiserlichen Unterthanen". Schliesslich wird befohlen,
dass dieses Patent „auf Pergament zu mehrerem Aufsehen in beiden
Sprachen geschrieben," vom Hofkriegsrathspräsidenten jFeldmarschall
Graf V. lladik) und dem Referenten (Hofrath v. Tückheim) mitunter-
zeichnet und mit dem grossen kaiserlichen Siegel bekräftigt werde,
„damit es desto mehrern Eindruck mache.'**)
Das Patent wurde noch am 9. October vom Kaiser unterzeichnet
») Beil. 14 bis 17.
«; Beil. 19 bis 21.
*\ Beil. 24. DigitizedbyVriOO^lL
S2 Polek:
lind am kommenden Morgen den Deputierten eingehändigt. Vorher schon
hatten dies(* vom Kriegszahlamte das (>(dd zur Rückreise, nämlich
2o(> 11. für sich und 100 11. lür den Dolmetsch, sowie eine ,,An\veisunir
:Mir ('/.(»rnowit//^ erhalten, der/ufolge ihnen Oeneral Enzenberg nach
ihrer Ankunft daselbst weitere 'JQo fl. auszuzahlen hatte. 2^')
Alexander Ah^xiewitz hatte am 0. Octoher dem Kaiser auch noch
ein zweites (iesuch unterbreitet. D«irin bat er um die Erlaubnis, ein
ihm angeblich vom Sultan verliehenes iSeitenge\vehr tragen zu dürfen.
Dieses (iesiudi blieb unerledigt.'-')
Am 31. Octoher 1783 trafen dii» beiden Lippowanerdeputierten
wieder in Czernowitz ein. Sie trugen diesmal lange Kaftans, die sie in
Wien ,, erlangt'' zu haben vorirab(^n, Alexander Alcxiewicz überdies
noch das ihm angeblich vom Sultan geschenkte Seitengewehr In
diesem Aufzuge erregten sie allgemeines Aufsehen. General Enzenberg
berief sie darum sogleich zu sich und stellte ihnen vor, wie sehr ihr
aufrälliges Benehmen „das ganze Vorhaben'^ zu vereiteln geeignet sei;
denn wenn dieses durch boshafte Menschen „den Moldauern und jen-
seitigen Befehlshabern" verrathen würde, würden diese alle llebol in
Bewegung setzen, die Auswanderung der Lippowaner zu verhindern.
Dieser Mahnung Folge leistend, legten die Deputierten wieder ihro
alte Kleidung an und verwahrten die Kaftans und das Seitengewehr
sow ie das Patent in einer auf ihr Verlangen ihnen übergebenen Truhe,
die dann Alexander zu sich nahm. Sie reisten übrigens schon am
folgenden Tage nach Suczawa ab, w'o Alexander Alexiewicz behufs
IJebernahme der etwa ankommenden Lippowaner verbleiben w ollte,
während Nikifor Larionow an das Schwarze Meer zu gehen w illens
war, um die Glaubensgenossen von den in Wien erlangten Vorrechten
zu verständigen. Mehr noch als die Deputierten musste Enzenberg* den
Dolmetsch Kowacs im Auge halten, der den Befehl zu haben vorgab,
so lange in Czernowitz zu verbleiben, bis einige Familien kämen, die
er nach Weisskirchen im Banat zu führen hätte. Ihm w urde „dringend
zugesprochen, mit niemandem vertrauten Umgang zu haben, keine
Wirtshäuser zu besuchen und sich so viel möglich mit Heden und
Erzählungen zurückzuhalten.^' Zudem wurde ihm „ein besonderes
Quartier'' und „ein vertrautes Kosthaus" angewiesen und zu seinem
Unterhalte, der ihm nach seiner Aussage zugesichert worden sein
sollte, vorläufig täglich 30 kr. zugestanden. Und damit die vom
Schw arzen Meer erwarteten Lippowaner bei ihrer Ankunft ungehindert
und ohne Aufenthalt die Grenze überschreiten könnten, wurden dem
Nikifor Larionow Billete eingehändigt, die auf der einen Seite mit
dem Siegel des Alexander Alexiewicz, auf der anderen mit dem General
Enzenberg's versehen w^aren. Diese Billete sollten den Lippowanern
') Beil. 25 u •>(].
"; Beil. '23
Digitized by
Google
Die Lippowaner in der Bukowina.
53
eingehändigt und von diesen den Militärcordonsposten vorgewiesen
werden.
Gleichzeitig mit den aus Wien zurückgekehrten Deputierten
Alexander Alexiewicz und Nikifor Larionovv fanden sich bei Enzenberg
auch drei Deputierte der in Mitoka und Klimoutz, also in der Buko-
wina bereits ansässigen Lippowaner ein Letztere kamen, um sich die
Erlaubnis zur Herbeischaffung eines Geistlichen zu erwirken. Als diese
Deputierten von den „ihrer Nation zugestandenen höchsten Gnaden"
hörten, waren sie ungemein erfreut und versprachen, sogleich „doppel-
ten Eifer" anzuwenden, damit viele von ihren , Befreundeten und
Bekannten ' in der Moldau und in Polen alsbald in die Bukowina
übersiedelten. Sie verlangten aber die Versicherung, „dass sie nicht
vermischt, sondern dorfschaftenweiso beisammen, — ohne aber ein
Wirtshaus /u halten, - - wohnen" könnton. Enzenberg gestand ihnen
dies „mit Vergnügen" zu. In die schriltliche Erklärung, die er ihnen
hinsichtlich des Geistlichen gab, hatte er auch die Freilassung dieser
sowie der aus der Moldau und aus Polen einwandernden Lippowaner
vom Militärdienst aufgenommen. Diese Zusicherung glaubte er ihnen
ohnjweiters geben zu können, da ihm diese Leute ohnehin „von ihrer
Geburt und ganzen Erziehung" „gar keinen Hang'' zum Soldatenstand
zu haben schienen. Dagegen trug er Bedenken, ihnen ohne hofkriegs-
räthliche Ermächtigunor gleich den vom l:>chwarzen Meer erwarteten
Lippowanern die zwanzigjährige Steuerfreiheit einzuräumen. Den Kli-
moutzer und Mitoker Lippowanern — erstere bezifferte er auf 15,
letztere auf 21 Familien — bat er diese „Gnade" wenigstens in der
Art zu bewilligen, dass die Freijahre vom J«ahre 1774 an gerechnet,
jedoch die seither entrichteten Steuern nicht zurückerstattet würden,
so dass sie eigentlich nur 1 1 steuerfreie Jahre hätten.
Es drängte sich aber schon jetzt dem General Enzenberg die
Frage auf, ob er wirklich imstande sein werde, so viele Lippowaner
in der Bukowina anzusiedeln, als er noch vor kurzem dem Hofkriegs-
rathe angekündigt hatte. Seine Hoffnung, die Klostergüter, auf welchen
die neuen Colonien gegründet werden sollten, bald in staatlicher Ver-
waltung zu sehen, verringerte sich nämlich von Tag zu Tag; denn der
Bischof und das Consistorium bemühten sich, die Vorerhebungen, wozu
insbesondere die Klarstellung des klösterlichen Vermögensstandes und
die Bestimmung der Zahl der zu verbleibenden Klöster gehörten,
möglichst zu verzögern. Diese Verhältnisse schildert der General sehr
anschaulich in einem am 12. November 1783 an den Holkriegsraths-
präsidenten gerichteten Schreiben. ,.Es vergehen," heisst es dort,
„wenig© Tage, wo ich nicht beim Consistorium oder Bischof wegen
der Berichtigung des geistlichen Wesens und ihres Vermögensstandes
und auf die endliche Bestimmung der Klöster dringe; [ich] lasse fasst
keinen Posttag vorbeigehen, ohne dass ich ihnen nicht dringend und
manchmal mit gereiztem Tone anzeige, als ob die hohe ^j^^^^^te b'^@öt)Qlc
54
Polek :
gen mit Ernst, Nachdruck, Unzufriedenheit und Verweise auf mich
dringe und mich verantwortlich mache, warum ich diese Regulierung
nicht schon lange erzwungen habe; doch eins fruchtet so viel als das
andere. Ich werde mit Entschuldigungen zurückgewiesen, welche ich
alle wahrhaftig als absichtliche Verzögerungen ansehen muss.'' Der
General empfiehlt daher energische Massregeln, weil sonst „diese ganze
Einrichtung schwerlich vor Jahren ihren Anfang nehmen ^ würde.
Ein anderes Hindernis für die Anlegung von Colonien glaubte
General Enzenberg in dem Cavallar'schen Remontierungscommando zu
erblicken, das seit seinem Bestände, d, i seit 1778, sowohl in der
Ebene als auch im Gebirge die besten Gründe pachtete, so dass manche
von den bereits bestehenden Dörfern, besonders am Fusse des Gebirges,
an Weideplätzen Mangel litten, geschweige denn neue Ansiedler in
ausreichendem Masse damit versehen werden konnten. Der General
erklärte daher, dass die Unterhaltung von Remonten „mit einer an-
sehnlichen Ansiedelung" keineswegs im Einklang stehe und daher ent-
weder das Remontierungscommando aus der Bukowina in ein anderes
Land verlegt oder die Colonisation dort sistiert werden müsset)
Und es hatte den Anschein, als ob die Zahl der zur Uebersiede-
lung in die Bukowina geneigten Lippowaner ins unendliche wachsen
sollte. Anfang November suchten nämlich wieder 100 Familien um
Aufnahme an. Sie w aren in dem Herlauer Bezirk der Moldau wohnhaft und
gehörten somit nicht zu den bessarabischen Lippowanern. Im Gegentheil,
sie waren schon einmal in der Bukowina und zwar zu Stupka sesshaft
gewesen und hatten nur aus Furcht vor den im Jahre 1768 vordringen-
den Russen das Land verlassen. Auch diese Lippowaner äusserten
den Wunsch, „allein Dorfschaften'' ausmachen zu können.^)
Da dem Kaiser die Vermehrung der Bevölkerung, also auch die
Ansiedelung der Lippowaner in der Bukowina sehr am Herzen lag, so
war er gern bereit, alle Hindernisse, die diesem Plan entgegenstanden,
zu beseitigen. Er befahl dem Hofkriegsrathe, sich in Bezug auf die
Uebernahme der Bukowiner Klostergüter in die staatliche Verwaltung
nicht mit einer „seichten Belehrung" zu begnügen, sondern dem
General Enzenberg ausführliche und zugleich genaue Weisungen in
dieser Angelegenheit zu geben. Er war aber auch mit der Verlegung
des Cavallar'schen Remontierungscommandos nach Ungarn einverstan-
den, falls bei anwachsender Bevölkerung in der Bukowina der Unter-
halt der Pferde daselbst nicht mehr zu finden wäre. Dann gestattete
der Kaiser, dass sich die Lippowaner einen Geistlichen aus dem Aus-
land kommen Hessen, jedoch nur unter der Bedingung, dass dieser
Geistliche dem Bischöfe von Radautz und dem Metropoliten von Car-
lowitz unterstehe. Den allenfalls aus der Moldau und aus Polen in die
') Beil. 32.
») Beil. 85. r^ T
Digitized by VriOOQlC
Die Lippowaner in der Bukowina. ^'^
Buko\vina übersiedelnden Lippowanern sollten die nämliche Anzahl
steuerfreier Jahre wie den vom Schwarzen Meere erwarteten zustatten
kommen; die in der Bukowina bereits befindlichen Lippowanerfamilien
aber sollten dieser Freijahre nicht theilhaft werden, weil sie, ohne
irgendwelche Vorrechte verlanuft zu haben, eini^ewandert seien, dem-
nach ebensowenig wie die übrigen Einwohner der Bukowina auf eine
solche Begünstigung Anspruch hätten. Im übrigen wünschte der Kaiser,
dass man nicht nur alle Vorbereitungen zur raschen Ansiedelung der
in der Bukowina bleiben wollenden Lippowaner treffe, sondern dass
man auch diejenigen, welche in das Banat oder nach Ungarn zu gehen
wünschten „mit (Jeld und den sonstigen Erfordernissen'* unterstütze.^)
An demselben Tage, an welchem diese allerhöchste Entschliessung
an den llofkriegsrath herabgelangte, d. i. am 23. November 1783,
schrieb Baron Enzenberg dem Grafen lladik, er würde, wenn auch
nur einige Lippowaner kämen und in der Bukowina bleiben wollten,
wegen ihrer Unterbringung in grosser Verlegenheit sein; denn insolange
die Einziehung der Klostergüter nicht erfolge, sei die Ansiedelung
gehemmt.^)
Indessen befreite die Lässigkeit, welche die Lippowaner bei ihrer
Einwanderung in die Bukowina zeigten, den General Enzenberg von
seinen Sorgen. Bis zum Schlüsse des Jahres 1783 trafen nämlich nur
3 Kaluger (Mönche) vom Schwarzen Meere her in Suczawa ein, und
von diesen konnte man nicht mehr erfahren, als dass demnächst „ein
ganzes Kloster von beiläufig 30 Mönchen" die bukow inisch-moldauische
Grenze überschreiten wolle.'*; Nicht viel anders lauteten die Nachrichten,
die der Deputierte Nikifor Larionow am 20. Jänner 1784 nach Suczawa
brachte. Dieser w^ar gar nicht am Schwarzen Meer gewesen. Aus Furcht, von
den sich dort anhäufenden Türken Uebles zu erdulden, hatte er einen
anderen Lippowaner dahin abgeschickt; er selbst verweilte eine Zeit
lang in der Moldau, um seinen Bruder zu erwarten, und kehrte mit
diesem am 20. Januar 1784 nach Suczawa zurück. Diese beiden Lippo-
waner sagten aus, dass ungefähr 20 Familien aus zwei Dörfern von
dem Gestade des Schwarzen Meeres aufgebrochen seien. Dieselben
hätten sich des strengen Winters wegen in der Moldau zerstreut, so
dass einer den andern verloren habe. Sie sowohl als auch „etwa an-
dere nachkommende'' Familien würden nicht viel Vieh' und andere
Habseligkeiten mit sich bringen, da sie, um ihre Auswanderung zu
verbergen, entweder alles verkaufen oder im Stiche lassen müssten.
Doch sei zu vermuthen, dass auch von den Reicheren, wenn es ihnen
geUnge, ihr Vieh und ihre Habseligkeiten nach und nach zu ver-
äussern, ,,einzelne'' hierher zu kommen trachten würden.*) 1'hatsäch-
») Beü. ae u. 89.
«) Beil. 37
») Beil. 46 u. 49.
*^ ^^^ ^^' Digitizedby Google
66
Polek:
lieh langten im Laufe des Januar 1784 nur noch das Weib des
Alexander Alexiewicz mit 3 Kindern und eine Witwe mit 2 erwach-
senen Söhnen vom Schwarzen Meere an.^)
Zu den Schwierigkeiten, womit die Uebersiedelung aus so weiter
Entfernung verbunden war, gesellte sich auch noch der Umstand, dass
die Bukowiner Lippowaner dem Deputierten Alexander Alexiewicz
gar kein Vertrauen entgegenbrachten. Der Säbel, womit er auch
in Suczawa gerne paradierte, musste bei ihnen die Furcht erwecken,
dass sie am Ende doch zu dem von ihnen so sehr gefiirchteten
Militärdienst herangezogen würden. Und als ihnen Nikifor Larionow,
der sich nach seiner Rückkehr aus der Moldau gleichfalls mit Alexander
Alexiewicz nicht gut vertrug, noch entdeckte, Alexander habe den
Säbel nicht zum Geschenk erhalten, sondern ihn unterwegs gekauft, da
hielten sie diesen Deputierten vollends für einen Lügner. Ueberdies
erzeugte auch die, wenn auch nur gesprächsweise, ihnen kundgemachte
hohe Verordnung, dass ihre Geistlichen dem Bukowiner Bischöfe und
dem Metropoliten von Carlovitz unterstehen müssten, unter ihnen eine
nicht geringe Gährung. Sie erklärten unumwunden, dass, wenn diese
Umstände den am Schwarzen Meere wohnenden Lippowanern zur
Kenntnis kämen, diese auf die beabsichtigte Uebersiedelung sofort
verzichten würden.
Um die Gemüther dieser „Altgläubigen' zu beruhigen, drang die
Bukowiner Districtsverwaltung in Hinsicht auf die hierarchische Stel-
lung ihrer Geistlichen nicht weiter in sie, in der lIofTnung, dass sie
später ihren „Irrthum'' begreifen und dann davon umso bereitwilliger
ablassen würden.^)
Je mehr die Aussicht auf eine erhebliche Einwanderung aus Bess-
arrabien schwand, desto mehr wuchs die Hoffnung, die man auf die
moldauischen Lippowaner setzte. Dazu liess die Ansiedelung der letz-
teren weit mehr Vortheil versprechen. Am 18. Jänner 1784 kamen
nämlich 6 Lippowaner aus Kostetie nach Suczawa und zeigten dem
dortigen Directoriatsamte an, dass sie sich im Frühjahre, sobald nur
der Schnee schmelze, mit noch 14 anderen Familien aus ebendemselben
Orte bei ihren „Freunden und Brüdern" zu Mitoko Dragomirna nieder-
lassen möchten. Sie wollten aber nichts von Alexander Alexiewicz
wissen, und damit dieser sich nicht rühmen könne, dass er sie zur
Uebersiedelung bewogen habe, begehrten sie statt der versprochenen
iiO nur 3 steuerfreie Jahre; ja sie erklärten sogar, dass sie es für eine
Sünde hielten, eine mehr als dreijährige Steuerfreiheit zu begehren.')
Dem Kaiser erschien die Zwietracht zwischen Alexander Alexie-
wicz und den moldauischen Lippowanern eher nützlich als gefährlich;
er befahl darum auch, sie mehr zu nähren als zu unterdrücken. Die
1) Beil. 46.
■) Ebenda
•; Beil. 4U, 41 u. 46.
Digitized by
Google
Die Lipopwaner in der Bukowina.
57
Vereinigung beider Parteien, meinte er, würde nur die moldauischen
Lippowaner auf den Gedanken bringen, die gleichen Vorrechte wie die
bessarabischen zu verlangen. Und damit die Uebersiedelung nicht schliess-
lich an der Weigerung der Lippowaner, sich dem Bukowiner Bischöfe
zu unterwerfen, scheitere, sollte diese Sache „für dermalen nicht allein
auf sich beruhen,^' sondern es sollte auch, wenn die Uebersiedelung
erfolge, , nicht darauf mit Gewalt gedrungen, am allerwenigsten aber
diesfalls mit der Gemeinde gehandelt, sondern die Gelegenheit abge-
wartet werden, wo man den Popen selbst bereden und durch Eigennutz
hierzu bewegen'' könne. Diesem werde es dann leicht gelingen, der
Gemeinde „die Sache angenehm zu machen'' und sie dahin zu bringen,
dass sie „freiwillig" in die Unterwerfung willige. In Betreff des Dol-
metsch Kovacs ordnete der Kaiser an, dass man ihn so lange, bis man
sehe, ob und wieviele Lippowaner noch aus Bessarabien kämen, unter
entsprechender Aufsicht in der Bukowina zurückbehalte, damit er nicht
wieder über die Grenze fliehe und den zur Auswanderung bereiten
Lippowanern die Uebersiedelung nach Oesterreich widerrathe.*)
Im März 1784 schien die Einwanderung in Fluss zu kommen.
Am 22. des ebengenannten Monats konnte das Suczawaer Directoriat
der Districtsverwaltung melden, dass sammt dem Alexander Alexiewioz
10 Familien vom Schwarzen Meer in Suczawa seien. Er fügte aber
gleich hinzu, dass genauen Nachforschungen zufolge schwerlich mehr
als 20 Familien für dieses Frühjahr eintreffen würden; die sonst noch
zum Uebersiedeln geneigten Li|)powaner jener Gegend würden spät
nachkommen oder vielleicht gar bis zum nächsten Jahre warten. Das
Directoriat habe sie vorläufig in den umliegenden Dörfern unterbringen
wollen, Alexander aber habe sie überredet, in Suczawa zu verbleiben,
weil es besser sei, in der Stadt als in einem Dorf zu leben.*)
Aus der Moldau war bis zum 22. März nur eine Familie einge-
troffen, die zu Klimoutz Unterkunft gesucht und gefunden hatte. Am
24. März langten 5 Familien aus Kostestie an. Diese Hessen sich vor-
läufig in Mitoka-Dragomirna nieder und erzählten, dass nach und nach
die übrigen 15 Kostestier Lippowanerfamilien übersiedeln würden.^)
Für die Kostestier und sonstigen moldauischen Lippowaner hatte
Enzenberg als Ansiedelungsort das Dorf Klimoutz ausersehen, wo nach
seiner Meinung noch für 40 Familien Raum war. Da es jedoch nicht
ausgeshlossen war, dass die Zahl dieser Einwanderer noch höher steige,
so hatte der General dem Suczawaer Directoriat befohlen, diejenigen
Ankömmlinge, die weder in Mitoka-Dragomirna noch in Klimoutz Unter-
kommen fänden, in das bei Sniatyn gelegene Dorf Oroscheni zu
befördern; dort, sagte er, könnten 50 Familien angesiedelt werden.*)
M Beil. 49
«) Beil. 51.
») Beil. 61 u. 52.
V^^'^'^^^^ 43 Digitizedby Google
^y Polek :
Ulli endlich auch die Absichten der vom Schwarzen angekom-
menen Lippowanerfamilien zu erfahren, wurde dem Directoriate am
31. März 1784 aufgetragen, sie zu fragen, ob sie in der Bukowina
bleiben oder ins Banat abgehen wollten, und, wenn bie sich für erste-
res Land entschieden, sie aufzufordern, sich selbst eine Gegend zur
Ansiedelung auszusuchen. Enzenberg schlug zu diesem Zwecke ein
„Wiesfeld'* in der Gegend von Wikow an der Suczawa vor. Es gehöre
sagte er, dem Kloster Putna, sei wunderschön und habe einen Flächen-
inhalt von 300 Faltschen') so dass es für 40 Familien ausreiche. Es
sei zwar an einen gewissen Kodrescul verpachtet, der wieder einen
Theil einem Armenier zur Benützung überlassen habe, aber er
(Enzenberg) würde, wenn sich die Lippowaner damit begnügten,
,,das übrige" besorgen.^)
Es verstrichen jedoch noch drei volle Wochen, bevor diese Lippo-
waner zu einem Entschlüsse kamen Allen AulTorderungen, sich endlich
einen Ort zur Anlegung eines Dorfes auszusuchen, setzten sie die
Aeusserung entgegen, sie wollten nur bis zur Ankunft ihres Igumen
(Klostervorstehers) warten und dann, wo es diesem gefallen würde, das
Dorf erbauen. Erst am 22. April, nachdem sie erfahren hatten, dass
ihre Auswanderung entdeckt worden sei und daher die übrigen Glau-
bensgenossen entweder gar nicht oder doch nur in geringer Anzahl
und dazu in unabsehbarer Zeit eintreffen würden, brachen sie von
Suczawa auf, um die Prädien (öden Gründe) Korczestie und Warniiza,
wovon ersteres dem Kloster Dragomirna, letzteres dem Kloster Putna
gehörte, zu besichtigen.^) Auf Korczestie fanden sie zu wenig Heu- und
Ackerlelder; auch schien ihnen jene Gegend der vielen Hügel und
Gräben wegen zur Anlegung eines Dorfes nicht geeignet. Besser gefiel
ihnen die Warnitza; allein dieses Prädium war ihnen viel zu klein,
weil es nach der Aussage der Klosterunterthanen, die es zum Theil
benützten, nur 40 Faltschen mass. Sie verlangten daher, dass man ihnen,
bis sie sich einen Theil der Waldung ausgerodet hätten, ein Stück
von der Horaitza gebe oder einen anderen öden Grund zur Anlegung
der Colonie anweise.*)
Am 6. Mai trafen wieder 4 Lippowanerfamilien aus Bessarabien
ein. Auch diese erklärten sich bereit, auf der Warnitza oder Pojana Fon-
tina alba ihren Wohnsitz aufzuschlagen.*) Wenige Tage später, am 10. Mai,
kam auch der Jgumen an. Di ^ Nachrichten, die er brachte, schlössen jede Hoff-
nung auf weiteren Nachschub von Lippowanern aus. Die Auswanderung,
erzählte er, sei entdeckt; infolge dessen würden in der Moldau sowohl
die dort ansässigen als die fremden Lippowaner strengstens überwacht
') 1 Faltsohe = 2SöO n Klafter = 10.358 Q Meter.
«; Beil. 54.
•) BeiL 56.
*) Beü. 59.
^) Beil. 60. ^ ,
Digitized by V:iOOQIC
Die Lippowaner in der Bukowina.
59
Vier Familien, die während des abgelaufenen Winters vom Schwarzen
Meere aufgebrochen, hätten sich des vielen Schnees wegen in Paskani
niedergelassen, um daselbst das Frühjahr zu erwarten. Diesen Lippo-
wanern sei bei Verlust ihrer ganzen Habe verboten worden, von ihrem
jetzigen Wohnsitz wegzuziehen Ja man habe sich sowohl für die
vonn Schwarzen Meere angekommenen als auch für die moldauischen
Lippowaner Bürgschaft stellen lassen.*)
Im ganzen befanden sich jetzt aus ßessarabien 16 Familien nebst
3 ledigen Burschen, einem Igumen und 6 Mönchen in der Bukowina.
Alle dise Lippowaner giengen nun nochmals nach der Warnitza ab.
Um sie zur Wahl dieses Prädiums sicher zu bestimmen, — ein ande-
res, zu einer grösseren Ansiedelung mehr geeignetes war nicht vorhan-
den^) — wandte sich das Suczawaer Directoriat an das Kloster Putna mit der
Bitte, ihnen einen HO Faltschen messenden Wiesengrund, der hart
an der Stelle lag, wo das Dorf gegründet werden sollte, iür einige
Zeit zu überlassen.^) Doch da kam schon wieder ein neues Hindernis
zum Vorschein. Auf der Warnitza hatten bisher die Fratautzer und
Unter-Wikower Bauern ihr zahlreiches Vieh — mancher von ihnen hatte
20, 30 und 50 Stück — geweidet. Diese Bauern widersetzten sich der
Abtretung des Prädiums an die Lippowaner. Erst dem persönlichen
Eingreifen des Suczawaer Directors Storr gelang es, den Streit zu
schlichten. Dabei machte dieser die Entdeckung, dass die Warnitza nicht,
wie die Klosterunterthanen angegeben hatten, 40, sondern mehr als
100 Faltschen in sich schloss. Es gehörten dann ferner 1400 Faltschen
die mit leicht zu beseitigenden Birken und Eichen bewachsen waren.
Ueberdies gab es Wälder in der Nähe, die mit der Zeit gleichfalls
ausgerodet werden konnten. Die Lippowaner waren denn auch mit dem
Prädium ganz zufrieden, zumal da es ihnen Holz zum Hausbau'und zum
Brennen, sowie einen passenden Ort zur Anlegung eines Klosters bot.
Nur verlangten sie, dass ihnen ein so geräumiger Hotar (Dorfs-
grund) ausgeschieden werde, dass sie ihn „sogleich ohne Mühe und
doch schicklich" in drei Felder, nämlich in Hutweiden, Wiesen und
Aecker, einzutheilen im stände seien. Wenn ihnen also auf der Warnitza
nicht mehr Gründe abgetreten werden könnten, so sollten von der
lloraitza sowohl für jede der schon anwesenden als auch für jede noch
kommende Familie sie sagten dass sie noch 10 erwarteten — 25
Faltschen abgesondert werden.*)
Aber schon wenige Tage später änderten die Lippowaner ihre Ge-
sinnung neuerdings. Die ganze Gegend gefiel ihnen jetzt nicht mehr, und
sie verlangten einen Ansiedelungsort, wo sie Aecker und Wiesen im Ueber-
flusse hätten Thatsächlich begaben sich, von Alexander Alexiewicz
0 Beil. 62.
«) Beil. 65 u. 69.
') Beü. 62, 67 u 69.
*) ^^^^ ^^- Digitized by GoOglC
60
Polek :
geführt, 9 Familien Ende Mai nach dem weiter nördlich gelegenen
Hliboka, um mit dem Besitzer dieses Dorfes, Thadaeus von Turkul
wegen Ueberlassung von Ansiedelungsgründen zu unterhandeln.^)
Das Dorf Hliboka zählte damals 80 Familien, hatte aber so viel
Gründe, dass sich noch mehr als 100 Familien darauf ernähren konnten.')
Turkul war darum auch gern bereit, die Lippovvaner aufzunehmen.
Aber auch die Districtsvervvaltung hatte nichts dagegen einzuwenden. Im
Gegen theile, General Enzenbeig begab sich am 9. Juni mit dem
Czernowitzer Districtsdirector Lindenfels, welcher der russischen Sprache
kundig war, nach Hliboka, um die sich in die Länge ziehenden Unter-
handlungen zwischen Turkul und den Lippowanern zu beendigen.
Thatsächlich war es nur den Bemühungen Enzenberg's zu danken,
dass am 10. Juni endlich der Ansiedelungsvertrag zustande kam;
denn „mit der äussersten Unersättlichkeit^' begehrten die Lippovvaner
„zweimal mehr,*' als die Bukowiner Grundherrschaften damals der
bäuerlichen Bevölkerung gegen die landesüblichen Leistungen zuzuthei-
len pflegton. Sie erhielten je Jü^'a Faltschen Grundes nebst der
Erlaubnis, ihr Vieh auf der allen Dorfseinwohnern gemein-
schaftlichen Hutweide zu weiden und sich das nöthige Bau- und Brenn
holz unentgeltlich aus dem herrschaftlichen Wald zu holen. Dafür
sollten sie, „nachdem sie inständigst gebeten,'' von der Robot und dem
Zehnt befreit zu sein, dem Grundherrn nur „einige kleine" Dienste
leisten und 5 fl. 30 kr. an jährlichem Grundzins entrichten Wer ausser
den IO'/q Faltschen auf einem andern Orte noch ein Stück Feld bebauen
wollte, hatte für dieses Stück gleich den übrigen Unterthanen den
Zehnt zu geben. Zu der nämlichen Leistung war verpflichtet, wer sich
durch Rodung weiteres Ackerland verschaffte; nur hatte letzterer auf
fünf Freijahre Anspruch. Für das zu errichtende Kloster übergab Turkul
den Lippowanern einen Grund von 5 Faltschen, ohne den geringsten
Zins dafür zu fordern, „bloss aus der Ursache, weil sie ihm hiefär
einige Dienste zu leisten versprochen haben."*)
Im ganzen hatten sich 22 Familien nebst acht ledigen Burschen,
einem Igumen und 7 Mönchen in Hliboka angesiedelt. Sie hatten sich
gleich nach ihrer Ankunft unweit des Dorfes „auf einer schönen Wiese*
Hütten aus Strauchwerk und Reisig errichtet und sie mit Ruthen einge-
deckt. Als Kirche diente ihnen ein altes, von Turkul ihnen überlassenes
Gebäude. Daneben erhob sich ein Gerüst, auf dem 4, in Moskau ange-
kaufte Glocken hiengen.
Alle diese Lippowaner waren durch die weite Reise sehr herabge-
kommen. Auf ihr Ansuchen streckte ihnen General Enzenberg 175
Gulden (lOü Rubel) zur Anschaffung von Vieh und- Geräthen vor.
Ueberdies erbaten sie sich den zum Anbau nöthigen Samen.
') Beil. 70, 71 u 73.
0 Beil. 70.
») Beü 71, 7G u. 79.
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i>ie Lippowaner in der Bukowina. "■'
Schon damals herrschte in der kleinen Gemeinde grosser Zwist.
Die Untersuchung ergab, dass Alexander Alexiewicz daran schuld war.
Dieser, von Geburt ein Kalmücke und erst seit seinem achten Jahre ein
Lippowaner, wollte als ehemaliger Deputierte vor den übrigen viel vor-
aushaben und zeigte sich ihnen gegenüber wegen seiner Wiener Reise
stolz und übermüthig. Darum baten alle, ihnen Alexander nicht als Ge-
meindevorsteher aufzustellen. Da auch Enzenberg an der Beseitigung
des Zwistes gelegen w^ar, forderte er die Gemeinde auf, sich ihren
Richter selbst zu wählen. Sie wählte don Aeltesten aus ihrer Mitte,
Kuzmicz, „einen gorechten und vernünftigen Mann" ; Alexiewicz aber und
Nikifor Larionow wurden übergangen.
General Enzenborg unterliess os nicht, sich ..»mvermerkt- auch
nach der Religion der Lippowaner zu erkundigen. Sie gaben ihm nur
so viel an, dass sie den Glaubenssätzen des heil. Apostels Philipp, nach
dem sie sich auch Philippowaner nennen, folgen. Nach diesen Glaubens-
sätzen sei es ihnen nicht erlaubt, an den heiligen Geist zu glauben,
Waffen zu tragen, viel weniger hievon Gebrauch zu machen, Tabak
zu rauchen oder zu schnupfen, W.ldbret. am allervvenigsten einen Hasen
zu geniessen. Die Mönche fand der General ganz „unwissend** ; sie
konnten weder lesen noch schreiben.
Von Hliboka begab sich General Enzenberg nach Klimoutz. Hier
sah er gut bestellte Felder und viele Erzeugnisse aus Holz, Hanf und
Flachs. Die Zahl der Familien bezifferte man ihm mit 26. Davon waren
20 seit 1780, 6' seit dem Beginne des Jahres 1784 ansässig. Letztere
waren noch mit , em Baue ihrer Wohnungen beschäftigt. In Hinsicht
auf Religion sowohl als auf Sitten und Gebräuche schienen dem Ge-
neral diese Lippowaner denen von Hliboka ganz und gar zu gleichen ;
doch iiel ihm auf, dass es in Klimoutz keine Kirche gab und dass
daselbst die priesterlichen Functionen von keinem Pfarrer, sondern von
dem Aeltesten des Dorfes verrichtet w^urden.
Am 13. Juni besuchte General Enzenberg die dritte Lippowaner*
Colonie : Mitoka-Dragomirna. Hier fand er 27 Familien, und zwar 15
alte, im Jahre 1777 angesiedelte und 12 neue, seit 1783 hinzugekommene
Familien vor. Sie erschienen ihm leutseliger als die anderen Lippowaner,
wahrscheinlich — meint er — weil sie unweit der Stadt Suczawa
wohnten. Ihre ,, Wirtschaft-^ war in noch besserem Stande als in Klimoutz.
Seit einem Jahre hatten sie auch ein ^ganz niedliches Kirchlein-' und
erwarteten täglich den ihnen bewilligten Geistlichen aus der Moldau. Sie
erzählten dem General, dass mehrere moldauische Lippowanerfamilien
nur auf eine Gelegenheit warteten, um gleichfalls nach Mitoka zu über-
siedeln, und beschwerten sich, dass ihnen das Kloster Dragomirna nur
für ungefähr 30 Familien Grund und Boden eingeräumt und die besseren
Gründe seinen leibeigenen Zigeunern überlassen habe. Enzenberg stellte
daher dem Igumen vor, dass es den Absichten der Regierung wid0ö[e
b2 Poiek :
spreche, die leibeigenen Zigeuner zum Nachtheiie der steuerpflichtigen
Bevölkerung so reichlich auszustatten, und ermahnte ihn, jene Aecker
und Wiesen, welche leibeigene Zigeuner innehätten, den Lippowanern
zuzutheilen.')
Mitte Juni 1784 zählte also die Bukowina 75 Lippowanerfamilien,
die mit Einschluss der 6 ledigen Burschen und 8 Mönche aus ungefähr
400 Seelen bestanden haben dürften. Davon waren 22 Familien nebst
den 8 ledigen Burschen und den Mönchen, mithin ungefähr 125 See en,
aus Bessarabien eingewandert Ein weiterer Zuzug war aus diesem
Lande kaum mehr zu erwarten ; wies doch der Igumen sowohl wie
jeder der übrigen dieser Lippovvaner „ungeachtet aller Erinnerungen-
das Ansinnen, die in der Moldau zuiückgebliebenen Glaubensgenossen
herbeizubringen, aus Furcht vor Misshandlung seitens der türkischen
Beamten zurück.^) Ja, es stand nicht einmal fest, ob die bereits einire
wanderten bessarabischen Lippowanor an dem von ihnen selbst ge-
wählten Orte bleiben oder in das Banat abgehen würden. Der Hofkriegs-
rath war zwar mit ihrer Unterbringung in Illiboka einverstanden, sah
jedoch dieselbe nur a's provisorisch an, indem er den General Enzen-
bcrg am 10. Juli an den kaiserlichen Befehl erinnerte, demzufolge
diese Lippowaner nicht auf Privat-, sondern auf Cameralgütern,
nöthigenfalls im Banate, anzusiedeln waren. ^)
Der General trug daher dem Serethor Directoriate auf, die Hlibokaer
Lippowaner »auf eine unvermerkte Art« zu befragen, ob sie nicht in das
Banat abgehen mochten, wo sie auf Cameralgütern Unterkommen fanden.
Die Lippowaner gaben eine ausweichende Antwort. Sie seien zwar,
sagten sie, zur Umsiedelung bereit, doch wollten sie sich vorher
in Illiboka einigermassen noch erholen und über die BcschafTenheit des
Banates nähere Erkundigung einziehen; insbesondere aber würden sie
mit dem Aufbruch nicht mehr zögern, sobald sie »mit dem anzuhoflenden
Zuwachs« die Zahl von 100 bis 200 Familien erreichten.*) Es verstrich
jedoch der Sommer, ohne dass neue derlei Lippowaner in die Bukowina
kamen. Am i. September wurde daher der Dolmetsch Kovacs entlassen.*]
Unterdessen scheint die Uneinigkeit, die Enzenberg durch die
Richterwahl unterdrückt zu haben glaubte, in der Hlibokaer Gemeinde
von neuem erwacht zu sein und auch schon die Auswanderung einiger
Familien zur Folge gehabt zu haben; denn aus dem Gestionsprotokoll
der Bukowiner Militärverwaltung ist zu ersehen, dass das Serether
Directoriat am 31. August 1784 ein Verzeichnis dor „in Illiboka und
Warnitza oder Fontina-alba angesiedelten Lippowanerfamilien^' über-
reichte. ^)
Beil. 79.
Ebenda.
') Beü. 80.
Beil. 81 u. 82.
Beil. 84.
•) Beü 83.
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Die Lippowaner in der Bukowina.
6ä
Zu dem Zwiste, den die bessarabischen Lippowaner untereinander
hatten, gesellten sich im folgenden Jahre noch Streitigkeiten mit dem
Grundherrn. Im Februar 1785 beschwerten sich nämlich diese Lippo-
waner, dass M. V. Turkul dem Ansiede'ungsvertrag zuwider, unter Be-
rufung auf die damals eingelührte neue Waldordnung die Holzfuhrtaxe
von ihnen fordere. Diesmal nahm sich die Landesverwaltung ihrer an.
Sie bedeutete dem Grundherrn, dass er mit Rücksicht auf den Nutzen,
den er aus der Ansiedelung der Lippowaner ziehe, diesen vorzüglich
im Anfange das Bauholz unentgeltlich zu verabfolgen schuldig sei.')
Im Herbste spitzte sich der Streit noch scharfer zu. Die Lippo-
waner hatten nämlich »wegen geringer Zahl ihrer Hauswirte«, ohne es
dem (irundherrn vorher zu melden, von den ihnen übergebenen
Gründen 60 Faltschen (^ 108 Joch) Wiesen ungemäht gelassen und
weigrerten sich dann den vollen Grundzins zu entrichten. Ihre Unzu-
friedenheit mochte den höchsten Grad erreichen, als die Landesbehörde
die von Turkul geführte Beschwerde billigte und ihnen unter Androhung
einer Strafe die Entrichtung der vertragsmässigen Gebür auftrug. ^)
Damals, im Winter 1785/17.^6, sind ohne Zweifel die letzten, in Hliboka
noch zurückgebliebenen Lippowanerfamilien nach Fontina alba über-
siedelt, obwohl sie auch dort nur von den landesfürstlichen, nicht aber
auch von den grundherrlichen Abgaben befreit waren. *)
Kaum hatten die bessarabischeu Lippowaner endlich ein
bleibendes Heim gefunden, da erwachte bei den moldauischen
Lippowanern der südlichen Bukowina die alte Wanderlust. Sei es, dass
Ihr Handel durch den damals verfügten ZoUausschluss der Stadt Suczawa
litt, oder sei es, dass der stete Hant- und Flachsbau die ihnen zuge-
theilten Gründe schon erschöpft hatte — diese beiden Ursachen führt
das Bukowiner Kreisamt an — kurz, in der Nacht vom 17. auf den 18.
April 1787 wanderten alle Lippowaner aus Mitoka nach der Moldau
aus. Viel hatten sie allerdings nicht zu verlieren. Ihre Wohnungen
waren elende, theils aus Holz, theils aus Flechtwerk erbaute und noth-
dürftig mit Schilf eingedeckte Hütten, wovon die meisten eine Länge
von 2 Klaftern hatten und aus einer Stube, einem Vorhaus und einem
Schoppen bestanden. D.ese Hütten wurden noch in demselben oder in
dem darauf folgenden Jahre abgetragen und das noch brauchbare Holz
bei dem Baue der deutschen Ansiedlungshäuser \on Neu-Itzkany ver
wendet.*) Kurz darauf kehrten die Lippowaner wieder in die Bukowina
zurück und bauten ihr Dorf — von jetzt an auch Lipoweni genannt
— unweit Mitoka-Dragomirna von neuem auf.
Seit dem Anfange unseres Jahrhunderts wanderten zu wiederholten-
malen einzelne Lippowanerfamilien aus der Moldau sowie aus Hussland
») Beil. 85.
•) Beü. 87 u. 88.
^) Beil. 86 f~^ T
*) Beil. 90 bis 95. Digitized by VriOOQlC
64
Polek :
ein. Eine grössere Anzahl, 20 Familien, kam im Jahre 1834 an. Sie
hielten sich zunächst eine Zeit lang in Klimoutz auf und liessen sich
dann bei Berhometh am Sereth nieder, wo ihnen Baron Jordaki Wassilkc
gegen einen bestimmten Pachtzins die nöthigen Gründe überliess
Im September 1839 bereits auf 35 Familien angewachsen, suchten
sie in einem an Kaiser Ferdinand gerichteten Majestätsgesuche um An-
siedelungsplätze auf den Cameralherrschaften Tarnawka, Solka etc. an. ^»
Dieser Bitte wurde nicht willfahrt. Die Lippowaner blieben daher in
Berhometh. Ihre dortige Ansiedelung erhielt den Namen Mihodra. In
ähnlicher Wei.se entstand zu Anfang der fünfziger Jahre von Biala-
kiernica aus die Colonie Lipoweni bei Lukawetz, die vor einigen
Jahren auch die Bewohner von Mihodra in sich aufgenommen hat. ^)
Die Bukowina besitzt demnach derzeit 4 Lippowanerdörfer, nämlich
Fontina alba oder Bialakiernica, Klimoutz, Lipoweni bei Mitoka-
Dragomirna, auch Sokolinco genannt, und Lipoweni bei Lukawetz.
das auch den Namen Kossowanka (auf dem Gemoindesiegel Lippowany-
Kossowanka) führt,
Was die Seelenzahl der Lippowaner tn der Bukowina anbelangt
so war sie bereits im Fahre 1844 auf 19Gi) angewachsen. Davon ent-
fielen auf Fontina alba 547 einheimische und 57 fremde, auf Klimoutz
755 einheimische und 85 fremde, auf Sokolince 350 einheimische und
11 Fremde und auf Mihodra 161 einheimische Lippowaner. Diese Be-
völkerungszahl stieg bis 1857 auf 2939. Dagegen weist das Operat der
Volkszählung vom 31. December 1869 nur 2928, das der Zählung vom
31. December 1880 sogar nur 2801 Lippowaner aus Erst am 31. De-
cember 1890 wurde wieder ein Zuwachs constatiert. Damals zählte man
in der Bukowina 3213 Lippowaner. Diese vertheilten sich in folgender
Weise auf die einzelnen Ortschaften : auf Bialakiernica oder Kontina
alba 972, auf Klimoutz 1223, auf Sokolince 469, aul Lippowany-Kosso-
wanka 294, auf die übrigen Ortschaften (daunter besonders die Städte
Radautz, Suczawa und Czernowitz) 255. Sonst gab es Ende 1890
innerhalb der österreichischen Monarchie nur noch 5 Lippowaner,
nämlich 2 in Niederösterreich und 3 in Galizien. ^)
-4<>»-c<--
>) Beü. 06 u. 97.
•) Polek, die Lippowaner in der Bukowina. iZeitschrifl f. österr. Volkskunde. II.
Wien 1896. S. 55 f.
») Ehe« da. S 58.
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l)ie Lippowaner in der Bukowina. "*^
Beilagen.'
1, Vertrag des Klosters Putna mit den Lippotvanern von Klimoutz
ddo. 27. Aprü 1780. (Abschrift in der Registratur der Bukowiner k. h.
Landesregierung. Fa^c, 54),
a) RumSnischer Text.
loasaf, igumen sftel monästirii Putnii, cu to^i fra^ii dat'am scrisoare noastrft la
mäna vornicului Martin Lipovan si altora, carii sint tmpreiin& ca dinsul, precum so sö
scie cä avend ei trebuin^ä ca sö s6 a^^ezä cu t6tä Rädere pe moi;(ia mänästirii noastre
Putoii. Am s »coti*^ dinpreunä cu to^^i pftrin^;ii s^i liain dat loc, ca sÖ sÖ a^ezi cu cas&le
lor in durabrava pe päräul Climäutului in sus in mo^iea Tämauca, care se nume^ti ^i
MoL^enii, dup& sämnele hotaiului a locului, cät s'au socotit sö cuprindä ei pentru ima§
vitelor lor, pentru fina^-i, s^i pentru arätuvä, unde se sÖ hränescÄ. 8i in locul, ce li s'au
dat, s*au cuprins ^i doao silisti, anume Moij^ftni ^i Climou^ii, ca sö li fie pentru sÄmft-
natul cÄnipii. lar cat pentru s&mnele hotarului locului, ce sau socotit, ca sö fie pentru
trebuin^ lor, om arfita sämnele pen prejurul acestui loc, care sÖ incep intftiu despre
mo^iea Bain^ii, pe sämnele, ce desparte Bain^ii cu Climou^ii mänästiri, care sunt acest
intöi din drumul, ce se cheamä a Vicovenilor, care merge spre tärgul Siretului, unde s'au
pus sämn o piaträ, i^i de acole la Balta saca, care este sämn, ce desparte mo^ia Cli-
mou^ului j^i Frätäu^ii ^i Bain^-ii a lui Flondor, ^i de acole in sus la o movilä in ^es pe
un drumu^or, ce merge asupra dumbravii §i de acole tot in sus la deai la o movilä
ce este [hotarul) acestor doao mo^ii Climo^ii §i Bain^i, ^i de acole tot in sus din mo-
vile in movile panä in scursura ^orodocinii, imde love^te hotarul de mo^iea Camänca
iarä^ moi^iea mänästirii Putnii, unde sunt 91 boorii, care [dispartj trii mo^ii: Volcinetul
mänästii-ii lui Barnovschii, Camänca i^i Täniavca, iarä^i a mänästirii noastre ^1 de acole
pe supt obrejä cuprinzä ^i fundäturile cu fäna^ul pentru trebuin^a lor, §i de acole
iutorcändu-se spre amea/.äzi despre Vami^ä la deal pänä in dreptul locului, unde
merge drept la Fäntana alba §i de acolo drept pen dumbrava in jospänä in drumul,
care merge spre Bain^^ä, iarä de acolo intorce pe dumbrava drept la podul Climäu^ului,
unde trece iarä.«»! spre Bain^ä, ^i de acolo pär&ul in gios panä in drumul Vicovenilor
Hl panä in piaträ, ce s'au pus längä drumul. Acest loc pe aceste sämnele s'au dat de
' Von den hier veröftentHchten Actenstücken sind schon mehrere theils voll-
ständig, theiLs auszugsweise, zumeist jedoch ungenau von F. A. Wickenhauser (Molda
oder Beiträge zur Geschichte d. Moldau und Bukowina. 2. Bändchen. Czernowitz 1891.
S. *^0 ff.) veröffentlicht worden. Ich habe im allgemeinen die von Prof. Dr. Stieve
aufgestellten und in dem Berichte über die dritte Versammlung deutscher Historiker
(Leipzig 1895, S. 18 ff i bekannt gemachten Grundsätze befolgt. Als Siglen und
Abkürzungen sind gebraucht: A = Administration, CA. ^^ Cameraladministration,
D. = District, DA = Districtsadministration, DJA. Districtsinterimaladministration,
E. = Excellenz, E. E. = Euer Excellenz, E. M. und E. Mt. ^ Euer Majestät, E. W.
= Euer Wohlgeboren, FM.= Feldmarschall, G: General, GC. ^ Generalcommando,
(IM. = Generalmajor, HK. = Hofkanzlei, HKR. Hofkriegsrath, L. - Lippowaner^
LA. ~ Landesadministration, MI A.. - Mautinspecto ratsam t, OW. Oberst Wachtmeister^
Pb. :^ Philippe waner, RC. = Remontierungscommando, S. M. — Seine Majestät
ah. - allerhöchst, h. ~= hohe, hl. = hoch" öblich, hw. = hochwohlgeboren, v. b. ö. — ver-
einigte böhmisch-öst^n*eichische, wl. = wohUöbliche. C^ r^r^n]/>
^ ' Digitized by V:i(JOv IC
6« ^olek:
hranft ^i de ai^ezare lui Martin »i cu Lipovenü, ce au adus ca s6 so [facli] slohozenieft
cu den^ii, dupä cät vor vede numele lor in scrisoare ce au dat )a mäuäsürL lar tocmaU
pentru adetul mönästirii cu Lipovenii n'au foast intru acest feliu, adecA, ca so de de
tot gospodariiü cäte cinci lei bani gata, hI iarft^ de tot gospodariul, cät sdnt ^i cät Tor
inai fi inainte, sö de cäte o ocä de fränghie, dupa cum a fi trebuin^ la mändstirü catt^
o ocA de oloiu, cftte doao capestre ^i cäte o zi de clacä, de toat gospndarul. larä orända
so fie a mänästirii, ^i cänd a fi trebuin^ä de vöndut, «Ö nu s6 vendä altora di [cät] Lipoveni-
lor; se s6 vindä cu tocmala iarä peiitru al^ii Lipoveni, ce or mal veni, ca so s6 a««zi
acole, so fie prin ^tire vomicului fti acolor lal|i, iar nu intru alt chip cum ^i pentru cel
ce s6 vor cäsätori tntre den^ii pänä la anul, so nu 11 so ea aceasta tocmala ca de la
ceea lal(i gospodari dela anul so fiea tmpreunä cu aJ^ii ^i fiind cä ea sunt ei gospodaii,
carii sunt dator a pläti toate cele, ce s'au scris mai sus pe acesti gospodari ^i ace^ü
bani, so aibä a da pe toat anul pe fieste care gospodariu la sf. Nicolai. §i pentru cre-
din(a 11 s'au dat aceasta scrisoare a noasträ la to^i acei^til, carii sau intämplat aice, ca
pecete sfuitei mänästirii pecetluite §i de uoi de to^i Iscallt. Asämene scrisoare cu iscali-
turile lor au dat la mänä noasträ. Aceasta anul 17.0 Aprlle 27. loasef igunem Patnü:
Pachomie, proinigumen; Danlil, ieromonach; Atanasle, eclesiarch; Macarie, ieromonach;
Paisie, daräu [V); Andrei, ieromonach.
b) Uebersetzung.
Wir Joset, igumen des heiligen klosters Putna, mit allen brüdem haben dem
richter Martin Lipovan und den übrigen, die mit ihm gegenwärtig sind, unser schrei-
ben eingehäjidigt, damit man wisse, dass sie genöthigt waren, sich für immer auf dem
gute unseres klosters Putna anzusiedeln. Wir haben im verein mit allen vätem erwogen
und ihnen einen ort angewiesen, aui dass sie sich hluslich niederlassen an dem walde
am bache Kllmoutz gegen das ^ut Tmawka hin, das auch Molschenl heisst, deu grenz-
zeichen des ortes gemäss, den sie als Viehweide, wies- und ackerland zu ihrem unter-
halte In besitz zu nehmen beschlossen haben. Und auf dem gründe, den man Ihnen
gegeben hat, sind auch *l dorfplätze mitinbegriffen, nämlich Molscheni und Kllmoutz.
die ihnen zum hanfbau dienen sollen. Was aber die gienzeichen jenes grundes anbe-
langt, der zu ihrem gebrauch als nöthig erachtet v^nirde, so werden sie durch die zeichen
ringsum jenen grund angezeigt werden. Diese zeichen beginnen zunächst bei dem gute
Baince nach den zeichen, welche Baince von dem zum kloster gehörigen KlimouU
scheiden und welche die ersten zeichen auf dem sogenannten wlkower wege sind, der
nach dem markte Sereth führt, wo als zeichen ein stein gelegt woi-den ist, und von
da zur Baltasaca (seichten pfutze), welche das grenzzeichen zwischen dem gute Kh-
moutz und Fratautz und dem Flondorschen Baince ist, und von da hinauf zu einem
hügel in der ebene auf dem kleinen wege, der zum wald hin führt, und von da immer
weiter hinauf zu einem hügel, welcher die grenze zwischen den gütern Kllmoutz und
Baince bezeichnet, mid von da wieder hinauf von hügel zu hügel bis zur mündung
der Schorodiczina, wo lie grenze auf das gut Kamenka trifft, gleichfalls ein gut de?
klosters Putna, wo die auerochsen -zeichen) sind, welche die drei guter; Wolczinet*,
dem kloster Bamowskl gehörig, und Kamenka und Tamawka, die unserem kloster ge-
hören, scheiden; und von da hinauf zur Obrescha') welche auch die Schluchten mit
den zu ihrem gebrauch bestimmten wiesen in sich fasst, und von da, sich gegen süden
wendend, zur Wamitza hinauf bis zu dem orte, wo man geradeaus nach Fontina alba
geht, und von dort gerade durch den wald bis zu dem wege, der nach Baince fuhrt,
von da sich wieder wendend, längs des waldes zur brücke in Kllmoutz, wo man ^\'ieder
nach Baince geht, und von da dem bache entlang hinab bis zum wlkower weg und bis
zu dem am wege aufgestellten stein.
Diesen durch diese zeichen bestimmten grund hat man zum unterhalt und zur
niederlassung dem Martin und den Lipowanem angewiesen, die er zur ansiedelui«g
') Name eines Riedes.
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Die tiippowaner in der Bukowina.
67
mitgebracht, und deren zahl und nainen man aus dem schreiben, das sie dem kloster
übergeben haben, ersehen wird. Dagegen ist in hinsieht auf den dem kloster zu
entrichtenden grundzins, folgende Übereinkunft mit den Lippowanem getroffen worden,
nämlich: jeder familienvater soll 5 gülden bares geld, jeder gegenwärtige und
zukünftige familienvater eine oka seile, je nach dem bedarfe des klosters eine oka öi
imd 2 halftern geben und zu einem robotstag verpflichtet sein. Der pacht soll dem kloster
gehören nnd wenn er verkauft werden müsste, so soll er nur den Lippowanem verkauft
werden, mit der Vereinbarung, in hinsieht auf die anderen Lippowaner, die noch kom-
men werden, dass sie sich nur mit wissen des doririchters und der übrigen dort nie-
derlassen, keineswegs aber auf andere weise, und in hinsieht auf diejenigen von
ihnen, die heirathen werden, dass man von ihnen innerhalb eines Jahres nicht mehr
an giebigkeiten fordern werde als von den übrigen, dass sie aber nach einem jähre
den übrigen familienvätem gleich, also alles das zu leisten verpflichtet seien, was für
diese familienvater zu leisten oben festgesetzt worden ist. Und dieses geld soll jeder
einzelne familienvater am tage des heiligen Nikolaus entrichten. Zur beglaubigung hat
man allen, die sich hier eingefunden haben, dieses unser mit dem siegel des heiligen
klosters versehene und von uns allen unterfertigte schreiben gegeben. Desgleichen
haben sie uns ein schreiben mit ihren unterschritten eingehändigt. Im jähre 1780
21, April. Josef, igumen von Putna; Pachomie, igumens-stellvertreter ; Athanasie, ekle-
siarch ; Paisie, darauf] ; Daniel, jeromonach; Makarie, jeromonach ; Andreas, jeromonach.
2. General Karl Freiherr v. Enzenberg an das galiziaohe General-
comnuxndo. Czernoivitz, 18. März 1783. (Urschrift, ebendort.)
Ausser jenen, was |ich] alschon untern 22. vorigen monates in angelegenheit der
8uczaver armenischen Eutychianergemeinde gemeldet habe, weiss herr bischof nichts
mehrers beizurucken, und gleiche beschaffenheit hat es in betrag der religionsangele«
genheit mit denen »ich in Buocovina aufhaltenden Lippowanem, mit dem gehorsamsten
bemerken, dass solche unter der regierung des russischen kaisers Peter des grossen,
als er solche mit der griechischen religion vereinigen, diese L. aber solche reUgion nicht
annehmen wollten, sich theils nach der Crim, Pol den und Moldau flichteten.
Vor eine aufgeklärte weit scheint es seltsam, dass kirchenvorstehers im lande
sich um die im lande üblichen religionsübungen nicht besorgen und einen jeden unge-
stöhrt bei deme, was er glaubet, belassen, wodurch zum theil die rohe unter den volk
befestiget wird.
Entzwischen ist gewiss, dass diese L. ungemein ruhig, fleissig, still, arbeitsam
reinlich und sehr geschickt und überhaupt stark und gut gewachsene leuthe sind. Ein
jeder von ihnen muss eine profession erlemen, auf die sie s-ich nebst den ackerbau,
den sie auf das beste pflegen, mit nutzen verlegen Die betrunkenheit und das fluchen
muss als das gröste laster von ihnen angesehen sein, massen sehr selten betrunkene
L. gesehen worden sein sollten. Ihre tracht, besonders bei dem weibsvolke, ist niedlich,
reinlich und sehr ehrbar, und sie sind sehr geneigt, den nächsten, er seie, wer er
wolle, gutes zu bezeigen. Und solange ich allhier angestellt bin, ist nicht die geringste
beschwerde über diese wahrh»iftig würdige, gute leuthe vorgekommen, imd die entrich-
tung deren Schuldigkeiten benöthiget keine zweite erinnerung.
In der Moldau und besonders in Podolien und Crim befinden sich sehr viele
von diesen L., deren sich auch einige neuerlich angesiedelt haben, und wahrhaftig zu
wünschen wäre, dass sich sehr viele in der Buccovina ansiedlen möchten. Das ist, was
[ich) auf die hohe Verordnung vom 1. et praes. 8. curr. gehorsamst zu bemerken habes
Czemovicz, den 18. Mart. 1783. Enzenberg GM.
3. Enzenberg an das galiz. Generalcommando. Czernowitz, 13. Mai
1783. {Urschrift, ebendort.)
In gemässheit des unterm 12. vorigen monats hieher erlassenen hohen QC- aul-
trages bin ich ohnvermögend einem hohen GC. ausser der anzahl der hier im lande ^
6Ö t>clek:
befindlichen Lippowanem, die aus 35 familien bestehen, eine nähere aufklänmg in an-
sehung derselben irrlehre herbeizubringen, als ich bereits unterm 18. Merzen einer hohen
stelle zu unterlegen die gnade hatte, welche ich thoils von dem hierlandes exemten
herrn bisch ofen, theils durch den suczavaer districts-ispravuik^) schatrar«) gesamlet habe.
So viel ist gewiss, dass sie arbeitsame, ruhige und gute contribuenten sind, von
welchen etwa die zeit und umstände respectu ihrer irrlehre-verwechslung eine veräD-
derung erwarten lassen mag.
Czernowitz, den i.3. Mai 1 783. En zenb erg.
4. Das galiz. Generalcommando an den k. k. Hofkriegsrath in Wien.
Lemberg, 21. Mai 1783, {Entwurf, ebendorl.)
Der buccowiner DA. ist die den 2. voi-igen monats in ansehung der suczawaer ar-
menischen Eutychianergemeinde sowohl als der im D. erst derzeit entdeckten soge-
nannten L.-iamilien anhero erlassenene hohe Verordnung zur Wissenschaft und um sich
darnach in all imd jeden genau zu benehmen, somit seinerzeit über den weitem aus-
schlag des ihr DA. wegen der erstem mit dem siebenbtirgischen herrn bischof und allenfalli
auch mit dem doitigen landesgubernio zu pflegen anbefohlenen einvernehmens die
anzeige zu erstatten, mitgetheilt worden. Soviel die letztem, nemlich die L.-tamilien.
anbelanget, vorüber eine h. hofstelle die ehebaldigste nachricht abzufordern geruhet«,
wurde infolge dessen von ihr DA. unter einem die nähere erläuterung über die anzabl
dieser familien und über die eigentliche beschafienheit ihrer gnmdlehre abverlanget,
weil man in dem schon vorgängig anhero gelangten, hier zur h. einsieht abschrift-
lich beigebogenen berichte die wahren umstände nicht hinlänglich erschöpfet zu sein
glaubte. Nachdem jedoch besagte uA. nunraehro ausser der bemerkung der zahl von den
familien nichts weiters als, was die gleich allegirte anzeige enthält, hierwegeu erötem
und beibringen zu können angibt, so muss man sich diesorts ledigHch auf diese und
die hier ebenfalls abschriftlich anverwahrte leztere anzeige beruifen.
6. Hofkriegsrath an das galiz. Generale Anmando. Wien, 7 . Junil783 .
(Urschrift, ebendort.)
Die mitti^lst des bericht vom 21. nuperi in Vorschein gekommene auskauft in
betref der L.-seckt ist von dämm nicht ganz, weil sie nicht einmal zu entnehmen g»bt,
ob diese leute wie die Eutychianer geistliche und was für ein religionsexercitium haben,
oder ob sie vielleicht gar keine religionshandlung begehen und vielleicht auf gar nichts
glauben.
Wie in ansehung der Eutychianer bereits zu vernehmen gegeben worden ist, dass
mit diesen aus rucksicht des contributionsstand sehr nuzbaren landeseinwohnem sehr
bescheiden sich benommen werden muss, insbesondere ihnen nicht die geringste auf-
merksamkeit aus dem anbetracht ihrer seckt wahrnehmen zu lassen, sondern vorzü-^-
lich der guten neigung desjenigen, in den sie völliges vertrauen sezen, sich auf e*ne
ohnverfängliche art zu versichern ist : so wird ihmo (IC. solches in antwort erinnert,
um mit den L. auf die nemliche art fürzugehen und ihretwegen die noch ermanglendd
obberührte auskunft einzubefördern.
Wienn, den 7. Juni .783. Hadik. Dürfeid.
6. Kaiser Joseph IL an den Hofkriegsrathspräsidenten. FM, Grafen
Hadik. Czernonitz, 19 Juni 1783. {Urschrift, Kriegsarchiv. 1783 SO — 79.)
9no — - - _ Die nämliche rucksicht [wie die Armenier] verdienen die hierlandes
befindliche sogenannte Lippowaner, welche blose russische bauem sind, die sich hier
niedergelassen haben Ihre religion ist die wahre schissmatische, und will man nur
darin einen unterschied finden, dass sie ihren gottesdienst illyrisch wie in Kussland
*) isprawnik ~ Verwalter, Director.
') schatrar, rumänisch satrar. Aufseher über die fürstlichen Zelte, (Boiar*u
Titel.. ^ *
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Die Lippowaner in der Bukowina. "^^
und nicht in wallachischer spräche halten wollen. Ausserdem sind solche fleissige und
arbeitsame leute, welche man durch jene, so sich in der Moldau von dieser nation
noch befinden, zu vermehren trachten muss, nud aus dieser Ursache ist ihnen auch
ein poppe von ihrer nation allerdings zu gestatten oder ihnen einer aus Slavonien. wo
die illyrische spräche am meisten in d^r Übung ist, zu verschaifen.
7. Enzenberg an das galiz. Generalcommando, Gzernotvitz, 26, Juni
178S. (Urschrift, Registratur d. Buk. Landesregierung.)
S. M. haben bei höchstdero anwesenheit in Suczawa selbst mit Lippowanem
gesprochen und bemerket, dass selbe eben mit jener religion, welche die schismaticer
in Russland ausüben, vollkommen übereinkommen und nur von dahero keine diesländig
nichtunirten poppen annehmen wollen, weillen sie mit selben nicht reden können. S.
M. aus dem gründe, da sie gute, ruhige und arbeitsame leute sind, bewogen, haben
selbe nicht nur ferners bei ihrer, mit der nichtunirten ohnehin übereinkommenden
religion zu belassen geruhet, sondern wie titel commandirenden herrn generaln selbst in
gnädiger erinnerung beiwohnen wird, noch weiters anbefohlen, dass man den bedacht
dahin nehmen sollte, noch mehr derlei gut- und nützliche L.-famillen in das land her-
beizuziehen.
Welches man demnach einem h. GC. auf die vom 18. et. praes. 20. dieses
hieher erlassene h. Verordnung ganz gehorsamst einzuberichten nicht ermanglen
solle.
Czemowitz, den 23. Juni 1783. Enzenberg. Gebier.
8. Lippowaner an die Bukowiner Landesadministration, CzemowitZy
17. Juli 1783. (Urschrift, ebendort)
Wohllöbliche LA.! Unterzeichneten (wie einer wl. LA. nicht unbekand sein
döi-fte) von allerhöchstihro M. dem kaiser bei höchstdero anwesenheit in der Bucovina
unter allergnädigster Versicherung der tolloranz und des freien religion sexercitii der
höchste auftrag geschehen, mehrere L.-familien anhero zu führen. Gleichwie nun sie
unterzeichnete versichert sind, eine nahmhafte an zahl ihresgleichen aus denen benach-
barten Provinzen hier ansiedlen machen zu können, iiisofeme nur sie in ansehung der
feien ausübung ihrer glauben&lehre vergewissert sind: so bitten sie in unterthänigkeit,
womit ihnen von einer wl. LA. ein das freie religionsexercitium bestättigendes do-
cument, um die übersiedlungslustigen damit desfalls versichern zu können, ausgehän-
digt werden wolle.
Czernowitz, den 17. Juli 1783.
Prohorlwankow, Chiritonlwan von Dragomima. Im namen sämtlicher
bucovinei Lippowaner.
9. Enzenberg an das galiz Generalcommando, Gzernotvitz, 21, Juli
1783. (Urschrift, ebendort )
Der gehorsamste originalanschluss enthält die bitte deren in der Bukowina an-
.sässigen L.-famiUen wegen überkommung eines schriftlichen instruments der toUeianze
und ihres freien religionsexercitii, so sich auf die in Suczava von allerhöchstihro M.
erhaltene gnädigste Zusicherung gründet, um sodan ihrem gethanen versprechen ge-
mäss aus denen benachbarten provinzen noch mehrere derlei L. zur herübersiedlung
anreizen zu können.
Obschon allerhöchstihre M., so wie sich bittsteiler darauf berufen, diese gnädigste
verheissung in nnsehung, als es keine besondere secte, sondern die alt russische reli-
gion seie, in meiner gegenwart mündUch zu ertheilen geruhet, was auch dem galizien-
schen commundiren henn generaln wohl erinerlich sein döi-fte, so kann ohne höheren befehl
hierwegen denenselben dennoch nichts schriftliches ertheilen, wohl aber die hohe stelle,
um selbe diesfalls zu beruhigen, gehorsamst bitten, weilen diese fleisige inwohner
hres ruhigen betragens wegen nicht nur der ganzen Buccovina zum beispiel dienen,
70
Polek:
in diesem anbetracht auch von denen moldaaer fursten rorrechtliche Privilegien eriial-
ten haben, sondern wie man zuverlässig in erfahrung gebracht, eine n-üimhafte anzahl
solcher L. aus dem türkischen reich aw schwarzen meer her nur auf die schriftliche
ioleranze-zusichemng wartet, sodann aber selbe sich zahlreich herübersiedlen wollen-
Czemowitz, den 21. Juli 1783.
Enzenberg. Beddaeub
10, Qaliz, Oeneralcommando cm die Bukowin. Distridsadminislralion.
Lemberg, 80. Juli 1783. {Entwurf, ebendori)
Dem GC. ist es gar nicht erinnerlich, dass den im bukowiner D. vorfian-
denen L.-familien jemals ein anlass gegeben worden sein solte, an ihrer fernem duldung
in der Bukowina einen zweifei zu tragen und, wie es aus der anzeige der . . . vom
21. dieses und dem derselben anhängigen anbringen der L. zu ersehen kommet, ist
denenselben die von Sr. M. während allerhöchstdero anwesenheit ertheilte allergnä-
digste Versicherung der toleranz ihrer freien religionsübung schon bekannt. Es siod
dahero dieselben ebensowenig als die übrigen nichtunirten religionsverwandte von der
dortigen nation eines besonderen tolei anzpatents oder eines eigenen, die schon erilos-
sene allerhöchste Zusicherung bestättigenden documents benötiget, und es wird von
ihnen in der absieht, mehrere derlei familien aus den benachbarten provinzen in die
Bukowina herbeizulocken, genug du ran geschehen, wenn sie die Sicherheit für das
diesseits eingestandene freie religionsexercitium ihren jenseitigen glaubensgenossen
bekannt machen, nachdem ihnen solches noch nie eingestellet wcure und uunmehro von
allerhöchst Sr. M. selbst ausdrücklich zugesichert worden ist.
Aus diesem wird die — -- von selbst ermessen, dass für besagte Lippowener
oder für die suczawaer Armen iergemeinde ein eigenes toleranzpatent auszufertigen
ganz überflüssig sein würde, nachdem solches nicht einmal für die der nichtunirten
religion zugethanene dortige ganze nation geschehen, weder von einiger Intoleranz
respectu der mehrgedachten zweierlei religionsverwandten jemals eine offenbare frage
gewesen, folgsam nicht wohl zu vermuthen ist, dass die sonst zur herübertretiing lust
bezeigende sogenannte L. dadurch im mindesten abgeschreckt werden könnten. £s
wird demnach lediglich darauf ankommen, dass dieses den L. von der wohlbe-
greiflich gemacht oder ihnen allenfalls in form eines bescheides über ihr dies^üligcs
anbringen die ihnen von Sr. M. mündlich ertheilte Zusicherung des freien religions-
exercitii von seite der — — schriftlich bestätiget oder vielmehr attestiret werde.
11. Hofkriegsrathspräsident Qraf Hadik an das galiz, Oeneralcom-
mando. Wien, 27. August 1783. (Urschrift, ebendort.)
Ueber das vermög des sessionselenchus vom 80. vorigen monats sub no. ."49
vorgekommene, von der buccowiner DIA. unterstüzte gesuch der dortigen L.-famillen
um Verleihung eines schriftlichen Instrument über die ihnen von Sr, M. mündlich
bewilligte religionstoleraiiz ist zwar von dem GC. die ausfertigung eines solchen
document ganz recht 'nicht für gut befunden, gleichwohlen aber der DA. überiassen
worden, allenfalls ihnen in form eines bescheids über ihr anbringen oder eigenthch
eines attestat die ihnen von Sr. M. mündlich ertheilte Zusicherung des freien religi-
onsexercitium schriftlich ZU bestätigen
Wie Sr. M. während allerhöchstdero lezteren reise dem H R R. zugekommener
befehl und die von hier aus ergangene anordnung lautet, soll umwillen der in der
Buccowina befindlichen sogenannten L., da ihre religion bis auf einen lediglich auf die
spräche in haltung des gottesdienst sich beziehenden unterschied die wahre schisma-
tische ist, ausserdem e aber sie fleissige und arbeitsame leute sind, das nemliche
beobachtet werden, was S. M. in ansehung der armenischen gemeinde in Czemowiz ['),
die von Sr. M. wenig ausgenohmen, allen übrigen Armeniern gleich befunden
worden ist, anbefohlen haben und darin besteht, dass alle weitere nachforschungen
über ihre religion eingestellet und sie bei ihrem nahrungsbetrieb ungestört belassen,
7 1
Die Lippowaner in der Bukowina. ' ^
auch noch mehrere derlei leute, die sich in der Moldau befinden, herüberzubringen ge-
trachtet werden soll. Da nun gleichwie Se. M. die L. denen nichtunirten gleich erklä-
ret und letztere das freie rehgionsexercitium in der Buccowina haben, auch die L.
bereits in denen in dem allgemeinen toleranzpatent eingeschlossen sind, mithin alle
weitere schriftliche erklärungen vermieden werden müssen, die zu willkürlichen aus-
deutungen und zu unangenehmen folgen anlass geben können: so wird Ihme G C.
solches zur behörigen direction erinneret und zugleich bedeutet, den bereits lezthin
anbogehi-ten bericht anhero zu befördern, wie denen L. im erfordernissfall ein popp
ihrer nation zukommen zu machen sein kann, um, wann keine gelegenheit hierzu vor-
handen wäre, und es die nothdurft erforderte, nach Sr. M. zu vernehmen gegebener
gesinnung einen poppen aus Slavonien dahin disponiren zu mögen
Wienn, den 27. August 1783.
Hadik, Dürfeid.
12, Oaliz. Generalcommando an die Bukow. Districtsadministratian.
Leniberg^ 6. September 1783 (Entwurf, ebendort.)
. . . [Das Rescript d. Hofkriegsrathes vom 27. August 1783] wird der administra-
tion zu dem ende mitgetheilt, um auf den fall, dass diese L. etwa noch weiters auf ein
eigenes allerhöchstes tolleranzpatent andringen oder solches auch noch die in gleicher
cathegorie stehende suczuwaer Armeniergemeinde sich beikommen lassen solte, ein
wie andere ohne einer hinauszugebenden schriftlichen erklärung zu verbescheiden zu
wissen, gleichwie man dann auch in der Zuversicht ist, dass der von ihr nach
der diesortigen anhandlasstmg vom 30. Juü lezthin etwa schon ertheilte bescheid der-
gestaltec beschaffen gewesen sein werde, dass hieraus keine willkürlichen ausdeutun-
gen und unangenehme folgen entstehen mögen. Uebrigens wird das in dem oballegirten
h. rescript angezohene gutachten wegen eines diesen L -familien allenfalls zu be-
schaff enden poppens ehestens gewärtiget.
13. Majestätsgesuch der Lippowaner-Deputierlen Alexc^nder Älexiewicz
und NiMfor Larionow. Wien, 5. October 1783. (Urschrift im k. u.k. Kriegs-
archio. 1783—5—46.)
Euere Majestät! Es ist schon der vierte monat, dass wir unsere heimath verlas-
sen, und ane geraume zeit, seitdem dass wir von Csemovicz (in der Bukovina) aus
an unsere uns abschickende landesleüte mit vorwissen des zu Csemovicz commandi-
renden generals geschrieben, dass sie sich zur reise anschicken, demzufolge alles
überflüssige und schwerfortzubringende verkaufen und sich den kais. königl. gränzen
nähern sollen
Nach der ordentlichen verfahrungsart der hohen stellen würden wir, wie man
uns benachrichtigt, noch eine geraume zeit bis zur endlichen entscheidung unseres
anbringeus varten müssen, welches aber, wie leicht einzusehen, jenen gemeinden,
welche uns abgesendet, auserst empfindlich fallen würde Um diesses zu vermeiden,
bitten wir d^müthigst, E. Mt geruhen zur völligen beendigung der von uns unterthä-
oigst gowag:en bittlichen vorschlage die schieinigsten wege all ergnädigst anzuordnen
und womöghch dessialls eine auserordentliche . comission zu ernennen, in welcher wir
mündlich und ausführUch über alle vorgetragene und etwan vorzutragende punkte
vermittelst eines dolmetscliers vernommen, und hierüber gehörigenortB bericht erstattet
werden möcite.
Da wir besonders darauf bedacht sind, dass jene bedingungen, unter welchen
wir als E. Mt. demüthige unterthanen in allerhöchstdero erblanden einzutreten j^eson-
nen sind, in form der Privilegien ausgefertigt und wir nur als E. Mt., folglich cameraU
untertbanen, nie aber als einer privaten herrschaft untenvorten betrachtet werden
möchten. Üeberdem, da manche auskunft beizubringen und vielleicht aufstossende
schwiengkoi^en und einwendungen zu beantworten schriftlich zeit erfordert, i@M@(^lC
72
Polek:
hingegen eine solche allergnädigst zu emennde cominission jene von uns niündhch
vorzutragende punkte am leichtesten und schieinigsten ausgleichen und berichtigen
können
Uebrigens da wir auf unserer weiten reise dasjenige, womit wir uns vom hause
aus versehen, verzehrt und sogar unsere pferde und andere Sachen, um uns zu ernäh-
ren, zu verkaufen bemüssigt worden sind: so bitten wir E Mt., uns zu unserer nach
beendigung der sache vorzunehmenden reise das nöthige rückreisegeld, zu mserer
legitimation aber ein von der hoher stelle, wie wir nemlich die sache vorgetragea, und
was darauf entschieden, ausgefertigtes beglaubigungsschreiben nebst reisepässen alier-
gnädigst darreichen zu lassen.
Wien, den 5. October 1783.
Alexander Alexiew und Nikifor Larioao\^^.
der am schwartzen meer wohnenden russisch-altglaubischen gemeinden abgeschickte,
14. Kaiser Joseph IL an d. FM. Grafen Hadik. Wien^ 5. October 1783.
(Ausg, Urschrift, ebendort. 1783—5-46,)
Lieber FM. Hadil l Die überkommung der vermög nebengehender bittschrift
zur Übersiedlung in diesseitige lande geneigten gemeinden, welche mir als eine der
besten und arbeitsamsten gattung menschen bekannt sind, ist von solcher wiGQtdgkeit
und so dringend, dass Sie unverzüglich an G. Enzenberg in die Buccovina dei befehl
erlassen werden, dass er diesen leuten zu ihrer herübertrettung allen möglichen beistand
leiste und solche, so viel sich an ihn wenden werden, zum theil imd inwiefern die
Unterkunft, gefunden werden kann, dortlandes ansiedle, alle übrige aber mit der nöthi-
gen geldaushilfe, um ihren weeg bis in das Bannat fortsetzen zu können, unterstütze.
Sie werden sich in dieser absieht auch mit dem hungar. — - siebenbürgischen h^fkanzler,
an den Ich den gleichmässigen auftrag unter einem erlasse, sogleich in das dnvemeh-
men setzen, damit diese leuto, welche weder in den soldatenstand zu tret*.en noch
auf andere ab unmittelbare cameralherrschaften, die keinem privat-grundheTu unter-
stehen, sich anzusiedeln willens sind, bti ihrer dahinkunft das sichere untsrkommen
finden, wesswegen Sie auch das slavon.-bannatische GC. zu dessen gleichmässiger
mitwirkung hievon benachrichtigen, vor allem aber in der mit der kan^ei unver-
züglich diessfalls abzuhaltenden zusammen trettung für die versehung lieser hier
in der bittschrift unterfertigten deputirten mit den erforderlichen passen uid nöthigen
geldmitteln zu ihrer ruckreise das erforderliche zu bestimmen bedacht seil werden.
Wien, den 5. Octobris 1783.
Joseph.
[abgeg. u. eingel. G. Octob. i783.]
15. Hadik an Enzenberg. Wien, 6. October 1783. {Entwurf, ebendort
1783—5—46.)
Wie es aus einer von Sr. M. herabgegebenen Vorstellung der voi denen am
schwarzen meere wohnenden, zur Übersiedlung in diesseitige lande geneigten griechi-
schen gemeinden abgeschickten deputirten Alexiew und Nikifor Larionow eu entuehmeu
ist, haben Euer in rucksicht dieser in diesseitige lande zu kommen verlangenden
ansidler nicht nur bereits in Czemovitz mit denen erst besagten zwei d«putirteu eine
Verhandlung gepflogen, sondern auch ihnen den entschluss bekannt gemacht dass sie
sich auf die reis begeben sollen. VermÖg des unter einstens von Sr. M. ai vernehmen
gekomme&.ou Allerhöchsten befehl ist die überkommung dieser leuten, welche Sr. M.
als eine der besten und arbeitsamsten gattung menschen bekannt sind, von solcher
Wichtigkeit und so dringend, dass Euer — — denenselben zu ihrer horübertrettung
allen möglichen beistand leisten und solche, soviel sich an Euer . . . weiden werden,
zum theil und inwiefern die Unterkunft gefunden werden kan, in der ?Biccowina an-
^iedlen, alle übrige aber mit der nöthigen geldaushilfe unterstützen müsa&n, um ihren
Die Lippowaner in der Bukowina. '^
Tveeg bis in den Bannat fortsetzen zu können. Da diese leute weder in den soldaten-
staiid zutretten noch auf andere als urtmittelbare cameralherrschaften, die keinen pri-
vatgrnndherm unterstehen, sich anzusidlen willens sind, hingegen nach Sr. Mt bekann-
ten Willensmeinung alle geistliche gütter in der Buccowina in die aerarische admini-
stration zu kommen haben, mithin wie camt>ralgütter anzusehen sind, so haben Euer
— — für so viele famihen, als von diesen fremden daselbst angesiedlet werden können,
sogleich die nöthige Vorbereitungen anzukehren und sowohl denenselben als denen
andern, welche nach der allerhöchsten gesinnung in das Bannat einzuleiten sind, zu
ihrer herübertrettung, zur sesshaftmachung in der Buccowina, zur nachherigen weitem
reis allen möglichen beistand und insbesondere jenen, die aus der Buccowina weiter
3BU gehen haben, die erforderliche geldaushilf zu leisten, sofort über dasjenige, was die
leute bei Euer — — angebracht haben und Euer — — denenselben zum bescheid ge-
geben und re-spectivo zugesagt haben, über die zahl deren in der Buccowina verbleiben
könnenden famillen und über die \n egen dieser leuten Überhaupts getroffenen Vorkeh-
rungen auf das fördersamste den ausführlichen rapport zuzuschicken, der ich übri-
gens etc.
[Abgeg. 7. Octob. 1783.]
16, Hofkriegsrath an den ung.-siebenb. Hofkanzler. Wien, 6. Octoher
1783. (Entwurf, ebendort. 1783—5-46.)
Des heiTn — — wird veiinuthlich der ah. entschluss bereits zu verneh-
men gekommen sein, welchen S. M. in ansehung deren zur übei*siedlung in diesseitige
lande geneigten, am schwarzen meere wohnenden griechischen gemeinden abzuschöpien
befunden haben. Da der H K R. zu der hierwegen von Sr. M mit der löbl. hunga-
risch-siebenbürgischen hofkanzlei angeordneten einvemehmung und zusammentrettung
jeden tag imd jede stunde bereit ist, so werden des herm — — um die bestimmung
ersuchet, wann und auf was art diosolbe solche vorzunehmen am besten befinden
werden.
17, Hofkriegsrath an das slavonisch-banatische Orenz-Oeneralcom-
mando. Wien, 6. Octoher 1783. (Entwurf, ebendort. 1783—5—46.)
Mittelst einer dem H K R. zugekommenen Vorstellung haben auswärtige grie-
chische gemeinden sich zur Übersiedlung in diesseitige lande geneigt erklärt. Da nun
diese leute weder in den soldatenstand zu tretten noch . . . [wie in no. 14] willens
sind, und dieselbe, soweit sie nicht in der Buccowina untergebracht werden können,
in das Bannat einzuleiten der antrag ist : so hat das . . . nicht allein künftig zu errei-
chimg dieser absieht auf das beflissenste mitzuwürken, sondern auch dermalen förder-
samst anzuzeigen, wieweit zur ansidlung der allenfalls unter diesen ansidlern vorhan-
denen handelsleuten und handwerkem die gelegenheit dortlandos an der band sein
dürfte.
18, Enzenberg an dns galiz. Gener alcommando. Czernowitz, 6. Octo-
her 1783. (Abschrift, Registratur d. Bukow. Landesregierung.)
Zufolge der unterm n. v. m. hieher erlassenen hohen Verordnung hat man die
gnade ein hohes G C. ganz gehorsamst zu versicheren, das der denen Lippowanem
von hieraus wegen ihrer religionsdultung ertheilte verbescheid von einer solchen be-
schafonheit seie, dass hieraus niemalen einige willkürliche ausdeutungeu und unange-
nehme folgen entstehen können ; hingegen denenselben einen poppen ihrer nation
zukommen zu machen, ist diese die leichteste und füglichste art.
Diese L. waren vor denen russischen zeiten samt ihrem eigenen poppen, der sich
nun gegenwärtig jenseit in der Moldau befindet, in diesen strich land. Da sie nun von
denen Russen abgeschaffet wurden, so haben sich viele von hier imd so auch dieser
popp geflüchtet. Nach geendigten mssischen Unruhen und nach der kaiserlichen occu-
pirung der Bukowina haben sich diese L. wiederum in das land hierher zurückgezohen. C
74
Poiek:
Sie wünschen und bitten, dass dieser ihr ehehin schon in der Bukowina gesessene popp
wiederum zurukkommen dörfe; wohingegen dieselbe gegen einem anderen allen£Edis
aus Slavonien ihnen verschaft werden wollenden poppen alle abneigung äusseren und
vielmehr scheu gemacht, ja etwa bei aufdrinjning eines anderweiten poppens wahr-
scheinlicherweisse zur auswanderung verleitet werden dörtten, welches man von diesen
guten leuthen wahrlich nicht wünschte. Man glaubt also, dass, da dieser ihr vorhiniger
popp vor denen russichen troublen schon in der ßukowina gesessen, es keinem anstand
unterliege, dass man ihnen selben wieder vergünstigen und als einen ansiedier hier
annehmen könne.
Czemowitz, den ö. October 1783.
Enzenberg. Göbler.
19. Hofrath Tärkheim an das ProtocolL Exhibitumdes Hofkriegsrathes-
Wien 8. Ocloher, 1783 (Entwurf, Kriegsarchiv. 1783-5-^47.)
Nachdeme wegen der hier eingetroffenen zwei abgeordneten von denen am
schwarzen meer wohnenden russisch-altgläubigen gemeinden, die sich in diesseitigen
lande niederlassen wollen, die von Sr. M angeordnete Verabredung mit der hunga-
risch-siebenbürgischen hofkanzlei gleich heute den 8 currentis abgehalten und der
hiemach concludirte Vortrag an S. M erstattet worden ist: so wird hieven dem
prot. exhib. die eröfnung gemacht.
Wienn, den 8. Octob. 1783
T ü r k h e i m.
20. Hadik an Enzenberg. Wien, 8. October 1783. {Entwurf, ebendort.
1783—5-^47.)
Diejenige zwei abgeordnete der am schwarzen meer wohnenden russisch-altgläu-
bigen gemeinden, welche sich mit dem beihabenden dollmetsch Martin Xowatz wegen
der bekannten angelegenheit von der niederlassung dieser gemeinden auf k. k. grund
imd boden dahier eingefunden haben, werden dermalen über Czemowitz wieder mit
einem pass und einen reisgelt pr. 20ü fl., dann 50 11. für den dollmetsch und andern
50 R. als der ersatz des an den dollmetsch bereits von ihnen bezahlten betrags von
hier auf die art abgeschicket, dass sie zu bestreitung ihrer weitem auslagen über
diese dahier erhaltene 300 fl. noch andere 20ü fl. sogleich in Czemowitz zu überkom-
men haben, wobei auch noch Euer — — nach einem vorhergegangenen die zur her-
überbringung der besagten gemeinden nöthige geldaushilf wie auch den sonst zu ihrer
Unterstützung allenfalls ertorderlichen beistand zu leisten und nebst denen schon be-
merkten gegenständen insbesondere auch über dasjenige, was Sie dieser leuten halber
vorläufig in erfahrung bringen können, ehestens den ausführlichen rapport mir zukom-
men zu machen bestens beflissen sein wollen, damit sodann wegen derselben ansidlung
die dienlichen anstalten mit desto mehrerm anstand getroffen werden können. Ich be-
haiTe übrigens etc.
2t Hadik an Oeneral Genryne. Wien, 8. October 1784. {Entwurf
ebendort. 1783— 5-^47)
Einige am schwarzen meer wohnende griechische gemeinden haben sich zur
übersidlung in diesseitige lande erklärt und wünschen, da ihre hauptbeschäftig^ung mit
der Schiffahrt ist, an die Donau und Theiss, hingegen weder, unter den militarstand
noch auf andere als auf ohnmittelbare camerallierrschaften zu stehen zu kommen, die
keinen privatginmdherm imterstehen. Da in Slavonien, besonders im Theissbezirk und
im Bannat, noch gelegenheit zu ansidlungen vorhanden und diese leute Sr. )M. als eine
der besten und arbeitsamste gattung menschen bekannt sind, so gewärtigte ich von
Euer ehestens den verschlag, wo und wie die besagte gemeinden mit nutzen
angesidlt werden können. Ich beharre etc. Digitized byGoOQlc
Die Lippowaner in der Bukowina '^
22. Majestälsgesuch der Lippowaner Deputierten Alexander Alexiewics
lind Nikifor Larionow. Wien, 9. Oclober 1783. {Urschrift, ebendort
l783—62'-'6U.)
Euer Majestät! Allermächtigster monaroh! Da wir mit allem schon abgefertigett
sind worden von ihro excellcnsie heim G. v. Hadig^ ab^r nicht mit ganzen versicher-
keit E. Mt.
Imo schriftlich kan ich nicht erzeigen unser glaubensleut, ob es gehalten wird
von Ihro Mt;
2do offenbahren bin ich nicht im stand, wielange besteht unsere freiheit ohne
Zahlung, gaben und stejer E. Mt.;
3to versichert sind nicht wir, ob wir und unsere kindskinder von soldatenlebene
frei sind ;
4to nach den vei-flossenen zeit die bekante Zahlung, unsere gab und stejer
zu wissen ;
5to also erlanget unsere untei thänigste bitte zu dero allerhöchsten empfang
E. Mt uns zu begnädigen mit eigener Unterschrift alle unsere obgenannte punkte laut
unserer nationalspraclie, vor was wii* bis zum ende des todte« und unsere familie laut
E. Mt. assocuration um die allerlRngste regirung anbeten wird den allerhöchsten.
Verbleibende wahre unterthane aus dem schwarzen mehr.
Allexander Allexiewicz, Nikifor La wr owicz[!].
23. Majestätsgesuch des Lippowaners Alexander Alexiewicz. Wien,
9. October 1783. {Urschrift, ebendort. 1783-62''6U.)
E. Mt. ! Da ich als ein freiwilliger unterthaner bis zum todte im lande E Mt.
verbleiben will, so übergebe eine fussfallende bitte zum allergnädigsten empfang, un-
terthänigst gehorsamst ersuchend Weil ich bei dero türkischen kaiserlichen majestät
gewesen bin, begnadigt bin worden mit ein Seitengewehr, welchen ich sol tragen zum
angedenkh, gloichwals auch mit ein kleidung, welches mich anjetzo nicht unterstehe
traagen ohne bewiligung E. Mt., imd erwarte die volmacht, vor was der allerhöchste
belohnen wird
Verbleibens E. Mt. bis zum todt treuer unterthaner.
Alexander Allexiewitz.
24. Kaiser Joseph 11. an den FM. Grafen Hadik. Wien, 9. October
1783. {Ausg. Urschrift, ebendort. 1783—62 -644.)
Lieber F M Hadik! diesen augonblik übergeben mir diese Übersiedler noch
nebengehendes memorial. Es ist leicht zu vermuthen, dass sie, um geglaubt zu werden,
müssen alle diese begehrte punkte entschieden haben, um selbe auch vorzuweiben. Sie
werden also sogleich ihnen schriftlich einerseits auf deutsch uftd andererseits auf rus-
.sisch, welches einer aus der püchlerischen kabinetskanslei, den Sie dazu werden be-
gehren, bewerkstelligen können wird, nemlioh: wie ein patent, mit Miinem namen und
ganzen titel voraus, enthalten muss, verfassen, in welchem für die herübersiedelnde
ihrer nation 1. ein vollkommen freies rcligionsexercitium für sie, alle ihre kindeskin-
der und auch geistliche, 2. dass sie i » jähre von aller contribution und Steuer frei
sein worden, auch sie und ihre kindcr 8. vom soldatenstand, 4. dass nach den 20
jähren sie nie meht zahlen werden als nach maass ihrer Vermögensumständen wie die
mit ihnen in gleicher laage b findliche kaiserl. unterthanen. Dieses muss nachdem Mir
geschikt werden zur Unterschrift, auf pergament zu mehrem aufsehen in beiden spra-
chen geschrieben und von Ihnen sowie vom referent unterzeichnet und mit dem
grossen kaiserl. insiegelt bekräftiget werden, damit.es desto mehiem eindruk mache.
Nebst diesem ist iimen kommissarialisch von Pest aus bis, wo sie ausser Und gehen,
76 Polük :
eine marchroute und vorspan zu geben und ihnen 3 bis 400 fl. zu ihrer reise anza-
weisen und die zustandbringung dieser sache zu beschleunigen, damit diese leute von
hier abgehen können.
Wienn, den 9. Octob. 17.<3.
[Abgeg. u. eingel. 9 Octob. 17h;.]
Jo seph
25. Patent für die zwei Deputierten der zur Ud)ersiedlung geneigten
altgläubigen Lippon^anergemeinden Wien, 9 October 17S3. i Entwurf , eben-
dorL 1783-62 644.)
Nachdem die in Unserer residenzstadt Wien eingetroffene zwei deputirt« der am
schwarzen meer wohnenden altgläubigen gemeinden nahmens Alexander Alexiew mid
Nikifor Larionow im nahmen und aus auftrag dieser gemeinden bei uns die bitte an-
gebracht habeu, sich mit ihren famillen und mit ihrem vermögen in Unsere lande
übersidlen zu können, so geben Wir in der Zuversicht, dass die ermeldte gemeindeL
nach ihrer eintreffung und erfolgten sesshaftmachung an ihren künftigen wohnortec
in Unsem landen sich in allen stucken gleichwie Unsere übrige getreue unterthannen
betragen werden, denen eingangs ernannten zwei deputirten und durch sie denen her-
beisidlenden gemeinden ihr.r nation mittelst gegenwärtigem von Uns gefertigten
Patents folgende versichermig :
Erstens gestatten Wir ihnen das vollkommen freie religionsexercitium für sie, alle
ihre kinder und kindskinder nebst ihren geistlichen.
Zweitens lasj-en Wir sie und ihre kinder von der zeit ihrer ausidlung 20 jähr
lang von aller contribution und Steuer völlig frei
Drittens gestehen Wir ihnen die befreiung von dem militarstaud ein.
Viertens werden Wir sie nach dem verlauf der 20 jähren nie mehr als nach
maass ihrer vei-mögensumständen bezahlen und ^vie andere mit ihnen in gleicher läge
befindliche kaiserliche untei-thannen hierinfalls behandlen lassen.
Zu mehrerer bekräftigung Unsere eigene handun terschrift und beigedniktes se-
crctinsigel. Gegeben in Unserer residenzstadt Wien den neunten monatstag Obtobris
im siebenzehn hundert drei und achtzigsten unserer reiche, des römischen im zwanzig-
sten, der erblichen im dritten jähr.
[Ad prot. ddo. il Octob. 1783. nr. 5080. Abgeg. eodem.]
26 Vortrag d. Hofkriegsrathspräsidenten Grafen Hadik. Wiefi, 9.
October 1783. [Entwurf ebendort. 1783-62-644.)
Nach E. Mt. allerhöchsten befehl vom heutigen dato überreiche ich in der anlag
das in deutscher und in russischer sprach verfertigte patent, wodurch die von hier
wieder abgehende zwei deputirte sich bei ihren zur Übersiedlung in diesseitige lande
geneigten gemeinden zu legitimiren haben.
Auf derjenigen seite, wo das patent in russischer sprach steht, ist auf einem
angepickten zettel E. Mt. nahmen in russischer sprach aufgezeichnet, und jenachdeme
als E. Mt. die Unterfertigung in russischer, lateinischer oder deutscher sprach zu macheo
oder durch den Übersetzer ausdrucken zu lassen befinien werden, wird der nahmeu
des Präsidenten und des referenten in der nämlichen sprach geschrieben werden
W^ie es E. Mt. weiters verordnet haben, geschieht imter einem die Vorkehrung,
damit sie von Pest aus bis an den ort, wo sie ausser lands geheu, von dem kriegs-
comissariat eine marchroute und anweisung auf verspann erhalten
Vei-mög der in dem vertrag vom gestrigen dato gemachten anzeige haben die
zwei deputirte nebst denen an ihren doUmetsch bezahlten 00 fl. und noch andern 50 fl.
für des dollmetsch weitern unterhalt zu bestreitung ihrer reiskosten 200 fl. aus dem
kriegszahlamt allhier mid zugleich eine anweisung auf Czemowitz erhalten, dass sie
nach ihrer dortigen ankunft andere 200 fl. von dem G M. Euzenberg bekommen sollen
i3ie Lippowaner in der Bukowina.
Ich glaube dahero E. Mt. allerhöchste gesinnung bereits erfüllet zu haben, wodurch
mir zu vernehmen gegeben worden ist, dasM ihnen 3 bis 400 Ü. zu ihrer reise angewie-
sen werden sollen
Auf morgen früh sind die zwei deputirten bereits in das kanzleigebäu bestellt,
damit sie allda das patent erhalten und gleich darauf ihre ruckreise von hier antreten
mögen.
In verfolg des mit der hungai-sch-sieb^nbürgschen hofkanzlei über die sache ge-
pflogenen einvemehmens mache ich auch von dieser mir zugekommenen allerhöchsten
resolution und demjenigen, was in derselben gemässheit ergehet, zugleich dem königl.
hungarisch-siebenb. hofkanzler die eröffiiung.
|Ad prot. ddo. 11. Octob. 1783. nr. ÖGBO. — Abgeg. eodem.]
27. Qaliz. Oeneralcommando an den Hofkriegsrath. Lemberg, 15.
Oclober 1783, [Entwurf, Registratur d. Buk. Landesreg.)
Infolge der h. Verordnungen vom 4ten Julij und 27ten August dieses jahrs
wii*d einer h. hofstelle die erst dermalen von der bukowiner D A. anhero gelangte
anzeige in betref des den L.-familien zu verschaffenden eigenen poppens in der beilage
gehorsamst unterleget. Ob nun zwar die von der D A. in vorgeschlag gebrachte her-
beiziehung des bei diesen L. schon ehehin gestandenen poppens keinem anstand zu
unterliegen, sondom vielmehr der höchsten willensmeinung angemessen zu sein scheinet,
so hält man sich jedoch verpflichtet, hierüber vorläufig hoch anbefohlenermassen den
bericht zu erstatten, inzwischer aber der buccowiuer D A. mitzugeben, von dem wirkli-
chen aufcnthalt dieses poppens in der Moldau, von dessen eigenschaften und gesinnung
zu seiner herübersiedlung unter der band annoch die nähere erkundigung einzuhohlen
28 Enzenberg an Hadik. Gzernomitz 19. Oclober 1783. {Urschrift,
Kriegsarchiv. 1783-5—52)
Euer E. geruhen mittelst h. Verordnung dd. Wienn, den 6. et. praes. 17ten
carr. mir gnädigst aufzutragen, in was vor eine Verhandlung mit den an den schwar-
zen meer wohnenden und nach Wienn abgegangenen 2 L.-deputirten namens Alexiow
und Nikifor Larianof in belang ihrer ansiedlung zum theil nach der Buccovina, ziun
theil nach Hungarn mich eingelassen habe, den unterthänigst-gehorsamsten rapport
auf das vördersamste abzustatten.
Da der pontonit»rhauptmann Redange mittels seinem auftrag verflossenen sommer
die Donau passirte, mag solcher nach aussage der L. ihnen die Übersiedlung nach
denen k. k. Staaten angerathen und an mich nach der Buccovina angewiesen haben,
welche deputirte nebst einem Hungarn, der sie führte, nach lassy, um so weiters an-
hero zu kommen, sich verfügten, und da eben dazumal der bei mir sich befindende
hauptmann Betldeus (wegen bestellung eines fermann an den moldauer herm forsten)
in lassy sich befände, so addressirten sich solche an gesagten hauptmann, der ihnen
tiuch einen pass an die hie.sige posten, um ohngehindert nach der Buccovina kommen
zu können, bestellte und sich in lassy mit dem praefecten der ,raissionarien de Propa-
ganda fide sich benemeten, da sie ihre brief^jchaften nach Jassy an den herrn praetecten
schicken und wann L. mit (nnem gewissen petschaft oder zeichen sich legitimiren
werden, hen* rater praefect solchen die briefschaften bestellen möchte. Diüse "- deputirten
in begleitung des hungarn kämmen auhero und zeigten mir an, wie ihrer und mehr
als 2000 L. am schwarzen meer wohnenden famillien wären, sich in die christlichen
Staaten zu übersiedlen, auch alle allschon marchfertig wären und nur den bericht und
Zusicherung abwarteten, ob solche in die k. k. Staaten angenommen und dotirt werden
könnten. Doch wäre vorzüglich der meisten sehnlicher wünsch, an der Donau oder
sonstig navigablen stromm sich ansiedlen zu können, als sie von ihrer ersten Jugend
der schieffahrt sich gewidmet haben und alle arten von fahrzeügen zu erbauen geler-
net haben. Doch wären auch viele, die blos yich der agricultur und denen professionen,
die ein jeder von ihnen erlernen müsse, sich widmen und gerne in der Buccovina sickQlC
Polek :
ansiedlen wollten« auch bie in dieser absieht gekommen, die gegenden aussehen, die
bedingnüssen respectu der ansiedlung zu vemehmeu und sofort von hier aus sogleidi
ihren gespannen und communitäten schreiben und solche briefe dem herm praefectec
pater Mauro nach Jassy zuschicken und denen ihrigen bestellen machen wollten. Dt
dann diese deputirten wahren lust zeigten, dass s;e und viele von den ihrigen nach
der Buccovina als ackersleute und professionisten sich ansiedlen wollten, so hi^
solchen folgendes zugesichert:
Imo dass ich einem jeden, der es verlanget, eine ganze bauemsessioa von 44
tagacker überantworten werde;
2do dass sie neue ansiedlers von den tag der wirklichen ansiedlung 3 ganze
jähr von allen k. k. abgaben und landesfürstlichen concurrencien losgezählt und frei
belassen werden sollen;
3tio dass ihnon zu erbauung ihrer häuser, Stallungen, werkstätte etc. das holx
ohnentgeldlich aus denen Waldungen, doch auf ihre kosten, herauszuholen, sowie alle:«
sonstige materiale als: steiner, sand etc. zugesichert sein;
4to dass ihnen erlaubt werden wird, wann sie ganze dortschaften, mitL.-famil-
ien bewohnt, errichten sollten, sie ihre eigene poppen, doch nur als ansiedier, in den
dorf anstellen und mitbringen, jedoch diese poppen dem jeweiligen bukowiner bischofien
unterstehen sollten, als solcher gleichfalls von der disunirten griechischen religion ist;
5to dass sie ihre professionen ohne eine gewerbsteuer 3 jähr ohng^hindert
treiben können ;
6to dass sie, wann sie mit famillien, vieh und haabschaften nach denen k. k.
Staaten kommen und die grenze passiren, keine mauth von ihren haabschaften exclu-
sive jenen, mittels welchen ein handel getrieben werden wollte, zu entrichten haben
sollten ;
7mo jene famillien aber, die nicht in der Bukowina verbleiben, sondern durch
Siebenbürgen nach der Donau, Bannat oder Hungarn gehen wollten, sich von mir ver-
sichern können, dass ihnen alle assistence, sichere beförderung und Vorschub auf ihre
kosten geben werde; überhaupt sollen sie gesicherte rechnung machen, dass ich nach
aller möglichkeit ihre Übersiedlung erleichteren und unterstüien werde.
Nach diesem erfolg haben die deputitten allhier briefe an ihre gespannschatten
geschrieben und imter der addresse des pater praefect Mauro nach lassy mit dem
ersuchen bestellen machen, dass, wenn L. mit dem schon bekannten zeichen kommen
sollten, er solchen die anschlüsse bestellen möchte. Ich aber habe an der grenze ver-
anlasset, wann L. mit famille und haabschaften kommen sollten, solche sogleich ge-
meldet und in schütz genommen werden sollten. Meinesorts bin ich aber auch ganz
und gar nicht besorget, so auch ein paar tausend derlei L.-famillien kommeten, solche
mit feld zu dotiren, nicht aber mit Wohnungen, die ihnen erst erbauet werden müsten,
und ich kann nicht entstehen bei dieser gelegenheit E. E. unterthänigst zu versichern,
dass, soweit ich die gesinnungen und das betragen dieser L. kenne, deren auch in der
Buccovina ihrer ansässig sind und seit meiner 6jährigen hiesig betrübt und mühseligen
anstellung nicht den geringsten verdruss hatte oder einen vor gericht zu rufen bemüs-
siget wäre, eine L.-famillie 15 pohlnischen und 5 moldauem jederzeit vorziehen und
annehmen würde. Ich konnte denen deputirten nichts versicheren, was kosten und
aufwand verursachen macht, weilen hierzu nicht befehliget noch bevollmächtiget bin.
Nach deren deputirten äusserung wünschten sich solche, ganze communitäten
unter sich auszumachen. Hierzu hatte in der Buccovina blos allein auf der sogenann-
ten Horaitcza*; gelegenheit, allenfalls 6 bis 7 dorfschaften zu höchstens 100 famillien
anzusiedlen, zu errichten, welche gegend denen klöstern zugehöret und die Se. Mt.
zum theil beritten und unbewohnt gefunden haben ; sonst aber zu 20 auch mehr famil-
lien in andern dorfschafben, die auch denen klöstern zugehören, ist allei'dings thunlich,
') Haraitza, niedriger Beigrücken zwischen den Flüssen SereJth und Suczawa.
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t)ie Lippowaner in der Bukowina.
79
diese L., wann sie sich zertheilen wollten, unterzubringen. Li den bischöflichen, nun
pro aerario eingezogenen kitzmanner') schliesel-) allein könnton 60 bis 70 famiUien mit
ganzen Sessionen angewiesen und dotiret werden. Man könnte allerdings auch hierin-
falls eine aushülfe finden, dass sie L. ganze dorfschaften bewohnen könnten, wann die
dermaligen nach andern gegenden übersetzet würden, was aber viele umkösten, noch
mehr arbeit unl weitläuftigkeit zur folge hätte.
E. £. geruhen in hochdero gnädigsten Zuschrift zu bemerken, dass auf höchsten
befehl die klostergüther eingezogen, cameralisch verwaltet und diese L. darauf ange-
siedlet werden könnten Mittels der unterm 4ten Juli erfolgten allerhöchsten eütsohlüs-
svuig ist bemerket, dass höchstselbe diese klostergüther einzuziehen gesonnen sind.
Hierzu ist aber bis zur stunde keine Vorkehrung getrofien, noch der positive befehl
noch die Vorschrift und auf was art solche eingezogen und folglich wie die verblei-
bende klöster unterhalten werden sollten, erfolget, und wann es hiezu kommen sollte,
WAS ZU allen absiebten erforderlich und erspriesslich sein wird, so ist auch imausweich-
lieh nöthig, dass menschen beigegeben werden, die dieses sich so weit ausdehnende
wirthschaftsgeschäft besorgen. Man hat dieses jähr, wie E. E. gnädigst erinnerlich ist,
8 ansehnliche dorfschaften schon pi*o aerario eingelöst und werden durch 2 oecoiioms
verwaltet; niemand aber ist, der solchen controlirte oder in der Verbesserung das nö-
thige an bänden gebete, imd ich bin wahrhaftig bei meinen mehr als überhäuften ge-
sebäiten nicht vermögend, hievor, so wie es nöthig, im ganzen zu sorgen, viel weniger
ad locum deren wirthschaftsobjecten abzugehen, nachzusehen und das erforderliche zu
disponiren. Zudeme muss aber auch meine schwäche bekennen, dass ich dieses
ganze handwerk nicht verstehe. Gleichwie aber doch unmittelbar wer als obetaufseher
oder inspector zu diesen ansehnlichen wirthschaftsobjecten bestellet werden muss, so
kann mit gutem grund den allhier sich befindenden cameralrentmeister Beck ^der sich
dermalen auf abschätzung der mitropolitischen güthem im suczavaer district befindet)
verschlagen, welcher einem ausgedehnten wirthschafts- und Verbesserungsgeschäft
vorzustehen alle känntniss und qualitäten zu haben scheinet.
E. E. befehlen weiters, im fall diese L vom schwarzen meer ab und anhero
und nach dem Bannat übersiedlen wollten, solchen alle erforderliche geldaushülfe zu
leisten hätte Gnädigster herr! das ist ein auftrag, der durch die positiv-bestimmte
befehle bedecket sein muss. Ich bitte dann gnädigst mir aufzutragen, wieviel und auf
w^elche ai*t einer famillie in die andere geld auticipiren sollte, massen dieses kizlichen
punkts wegen mich weder Verantwortung noch ausstellung noch viel weniger eines
ersatzes, im fall nicht nach der höchsten gesinnimg wieder mein willen vorgehen sollte,
aussetzen könnte. Ich versichere E. E., dass gewiss mit bekümmerter sorge alles an-
kehren werde, um, im fall diese L. ankommen sollten, sie zu beförderen und zu un-
terstützen. Ja ich habe ihnen auch zu erleichterung ihrer reisse die Vorspann gegen
reglementmässiger bezahlung zugesagt, massen diese L. gewiss alles verdienen, und
wie aus ihrem betragen und lebenswandel wahrnehme, scheinet, dass ihr religionssatz
hauptsächlich in dem bestehen müsse, einen arbeitsam, mühsam, ruhig, still und fried-
liebende büiger vorzustellen.
Es ist schon mehr als 3 monat verstricheii, dass nebst hinausgebung eines for-
mulare von dem hiesigen consiistorio den vermögenstand einzugeben angesucht und
vielleicht auch schon 6 mal jederzeit vergeblich urgii-t habe, ohne welches nicht wohl
thunlich mit einziehung der geistlichen güther und bestimmung des künftigen gehalt
vor die klöster vorzugehen. Ich erlas.se mich zu hohen hulden und ghaden.
CzemowitZj'den I9ten October 783.
Enzenberg GM
[Exped. den Sten Novemb. 1783. Praes. 30ten Hbris ^783.]
*) Kitzmann Kotzman, Miirjit mit 4 CO Seelen.
«) Schliesel - Schlüssel, d. i. Gütercomplex Digitized by GoOglc
^^ t>olek!
29. Empfehlungsschreiben der Lippotvaner Alexander Atea^ietvics und
Nikifor Lationow für den Dolmetsch Martin Kovacs, 22. October 17HS,
(Uebersetzung in Urschrift, ebendort. 1783—5—56.)
Wir unterzeichneten Deputirten geben dieses empfehlongsschreiben dem Dol-
metsch Martin Kovaczet, welcher sich uns anheischig gemacht hat, unsere habselig-
keiten von dem schwarzen meere wegzuführen, und dass er selbe auch würklich wohl-
bewahrt und glücklich bis nach Czemowcze transportirt hat, hierinn geben wir dem
obgedachten Dolme«.scn dieses gegenwärtige Zeugniss. weil uns derselbe darum gebethen.
Zur ferneren Bestättigung dessen haben wir von unserm gnädigen Herrn, dem römischea
Kaiser Joseph dem zweiten, en\'ählte Deputirte uns eigenhändig unterschiieben
Alexander Alexiewicz, Nikifor Larionof.
30. Hofkriegsrathspräsident Oraf Hadik an das galiz. Oeneralcom-
mando. Wien, 31. October 1783. (Registrat. d. Bukow. Landesregierung.
Da mit dem ah. befehl, wodurch über der Lippowaner ihre religion die nähere
erklärung gemacht worden ist, S. M. unter einstens weiter zu erkennen gegeben haben.
dass noch mehrere derlei leute, die sich in der Moldau befinden, wieder in die Bucco-
vina herübei-zub ringen getrachtet werden soll, so kann auch denjenigen poppen, auf
dessen zuruckbekommung in die Buccovina die DA. nach dem wünsch der dasigen L
in der mittelst des GC.-bericht vom löten finientis eingelangten anzeige den antrag
machet, nachdem derselbe schon vor der russischen occupirung der Buccovina bei ge-
dachten L. gewesen, durch die Russen mit allen andern aus der Buccovina abgeschaöet
worden und, wie die L. nach der diesseitigen besitznehmung der Buccovina dahio
zurukgekehret sind, in der Moldau vorblieben ist, alsdann von daher wieder in die
Buccovina kommen zu lassen keinen anstand unterliegen, wenn nicht etwa derzeit hier
unbekannte umstände vorwalten, welche gegen ihn um des -» willen ein gegrundete>
bedenken erwecken däiften, dass derselbe weder gleich dazumal, als die Russen die
Buccovina verlassen und die L. ihre vorige Wohnorte alda bezohen haben, noch auch
seithero zurückgekehrt ist.
Wien, den 31. October 1783. Hadik. Dürfeid.
31. Enzenberg an die Lippowaner von Mitoka-Dragomirna und
Klimoutz. Ciernowitz, 31. October 1783. (Abschrift, Registratur d. Buk.
Landesregierung.)
Da denen zween in suczawer District sesshaften sogenannten L. oder viel mehr
altglaubischen communitäten die freie und ungehinderte ausübung ihrer religion von
ah. orten begünstigt worden, und ihnen zu Verrichtung ihres gottesdienstes ein pupp
ihrer nation erforderlich ist, so wiid denenselben kratt gegenwärtigen znsicherungs-
instrument ein popp ihrer nation verwilliget, welchem die freie celebrirung ihres ge-
wöhnlichen gottesdienstes durch den ganzen buccowiner D. allerorten ungehindert zu
gestatten kommt.
Und gleich wie ihnen vorstehendes zu ihrer legitimation und beweisfuhruog
gegen jedermann so wie zu überzeugiuig jenseits wohnhafter ihrer religionsgenossenen.
welchen im Übersiedlungsfalle die ähnlichen voi-theile und Vorzüge Zuflüssen sollen,
von Seiten der A ei-theilt werden, so wjrd d esen zween communitäten noch weiters
auch die freilassung vom militairstand zugesichert.
Czemowitz, den 31. Octobris 1T83. Enzenberg.
Dem originale gleichlautend, mit dem bemerken bestätiget, dass zur rechten
Seite diese Urkunde in mold. spräche abgefasst sei. In cujus fideni Burian, kreis-
commissär.
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Lrte tiippowaner in der fiukowinä. "^
32. Emenherg an Hadik Czernonibs, 31. October 1783, {Urschrift,
Kriegsarchiv, 1783 - 5 - 56.)
Ihfo E.! Gnädigster herr! Die n.ch Wienn durch den dollmetsch Martin
Kovatz geführt wordene, am schwarzen meer wohnende und der russLsch-altgläubigen
religion zugethanene deputirten sind heute ullhier eingetroffen und haben mir E. £.
gnädigstes befehlsch/eibon von 8. curr. bestellet und ihr patent vorgezeiget. Da dann
diese zwei deputirte in den zu Wienn erlangten kaftan, der Alexandre Alexovits aber
mit einem kost' aren Seitengewehr erschienen, so können sich E. E. leichte vorstellen,
dass diese deputirte allhier ein aufsehen verursachten. Ich habe solche aber sogleich
zu mir genommen und angerathen, wie sie die versicherten ah. gnaden noch dermalen
sehr verborgen halten sollten. Dieses sei umso viel noth\'endiger, als ansonsten das
ganze vorhaben vereitelt und durch boshafte menschen, besonders denen Juden, ganz
;;ewi.ss ihre Übersiedlung denen Moldauern und jenseitigen befehlHhabern wird bekannt
gemacht, sie folglichen hieran gehindert und nebst ihren familien vor der zeit ver-
unglücket werden könnten. Dieser mein Vorschlag hat bei ihnen allen beifall gefunden,
luid sie haben ihre alte kleidungen wiederum angezogen und verl «nget, dass ihnen eine
trugen verschaffen möcht •, um sowohl patent, die copia des pateuts, das kostbare
Seitengewehr und die kaftans zu verwahren, so auch auf der stelle besorgte. Ich
fände diese veranlassung und dass aiiiioch mit der grössten geheimhalluug diese Über-
siedlung veranlasset werd«, umso no:h vendiger, als ich nur gewiss versichert bin,
wann das absehen allhier und besonders bei denen Juden bekannt wird, leztere
b sonders sogleich es jenseitigen befehlshabern gegen belohnung etlicher ducaten
worden bekannt machen, wovon mehrere beweise habe; folglichen alle nur menschen-
mögliche praecaution, die sache geheimzuhalten, erforderlich ist, in welcher rucksicht,
da der dolmetsch Martin Kovatz insolange, bis einige famillien kommen, die er nach
AVeisskircht-n in das Banat zu transportiren den befehl zu haben vorgiebet, allhier
verbleiben will, solchen ein besonders quaitier angewiesen und tin gutes vertrautes
kosthaus ausgemacht, auch ihme dnngcnd zugesprochen, mit niemanden vertrauten
Umgang zu haben, keine wirthajhäuser zu besuchen und sich so viel möglich mit reden
und erzehlungen zurückzuhalten, worauf ich zwar selbst sorgen und ihme soviel
möglich unter meinen äugen bewahren werde. Da aber dieser Kovatz vorgiebet, dass
♦^s ihme an lebensunterhalt und geld gebreche, solcher aber ihme zugesichert worden
seie, so hat er auf den tag einen gülden verlanget. £ch habe ihme inzwischen auf
den tag 80 kr. zugestanden und erbitte mir von E. E. den gnädigsten verhaltungs-
befelil, ob ihme von heute an den gülden oder die 80 kr. verabreichen oder wie mich
zu verhalten habe. Denen 2 deputirten als AUexandre Allexovitz und halbpop Nikifor
Lanan, die morgen nach Suczava abgehen, habe auf ihre quittung bereit« die ange-
wiesene 200 f. bezahlet. Der halbpop Nikifor Larian gehet sogleich von Suczava nach
denen Ortschaften der übersiedlen wollenden famillien ab, und der AUexandre
Allexovitz verbleibet in Suczava, um die allenfalls ankommende zu übernehmen und
anhero an mich zu schicken. Die Verabredung ist folgen dermassen getroffen. Dem
halbpop Nikifor Larian habe 100 billieten laut beilaage auf einer seite mit dem
insiegel des AUexandre AUexovitz und auf der andern seite mit meinem namen
gezeichnet, gegeben, die er, Larian, denen Übersiedlenden famiUien bestellen und
belehren wird, imd wann sie an die hiesigen grenzen kommen, solche nur vorzeigen
und, ohne aufgehalten zu werden, passiren können, und ich werde sogleich das erfor-
derliche an den militarcordensposten veranlassen. Sowie diese famillien anlangen,
werden solche von Suczawa anhero geschickt, und ich werde solche, bis eine anzahl
beisammen ist, allhier unterbringen und besorgen, sodann aber nach ihren verlangen
entweder in der Buccovina unterbringen oder mit dem Kovatz nach dem Bannat
instradiren. Der antrag beeder deputirten ist, dass aUe diese übersiedlen woUende
famillien bei Bossancze in der Buccovina einbrechen und sich zu Suczava bei dena^^l^
Digitizec ^ JVlC
82 Poieki
Alexandre Allexovitz melden sollten. Ich habe aber anejerathen, nicht all hei em?-
einbruchstÄtion passiren zu machen, massen so viele f'amillien aufsehen und natuHit i
arj^wohn und nachzuforschen anlass geben wird, sondern vielmehr solle Lariaii eiui.r
bei Bojanna, Sinoutz. Zuren und Brajestie passiren machen, allwo die cordoiisj»u-rr!
solche übernehmen und befördern werden; auch sollen sie sich erkundigen, das> v]*.
zum theil eben nicht directe bei denen mauth- und einbruchstAtionen, sondern duixb
Schleichwege, deren genug aus der Moldau nach der Buccovina gehen, diesseit-s aW
alle, jenseits aber wenige bewachet seind, herüberzukommen sorgen möchten, zamalei
eben dermalen die Moldauer auch die emigration mittels landwachen zu verbinden
suchen. Dieses betrachtes wegon wäre rathsam, dass mehr als höchstens 5 oder 6
famillien zusammen die grenze passiren sollten ; wann es ihnen aber möglich, so soltf ;
sie mittels einen expressen im voraus mich avisiren, wieviel famillien im anmar>r!i
begriffen und wo solche einzubrechen gedenkten, um im voraus veranstalten zj
können, womit ihre herübersiedlung erleichteret und gesichei-et werde, als ohnehin von
vieh und haabschaften die mauth von emigranten abzunehmen eingestellet ist, iok-
liehen es nur darauf ankommet, dass sie nicht visitiret und von denen einbroclr
ortschaften entweder gerad nach Suczava oder zu mir anhero gebracht werden uuJ
hierwegen die mauthbeamten sich mit mir benehmen möchten. Bis etwann hierwe^ei
erfolgen mögende veranlassung werde solche emigranten n ich denen mauth- und con-
tumazstationen wie gewöhnlich zuführen lassen. Bios die Verschwiegenheit kann
diese Übersiedlung befördern, folglichen und wann auf denen mauthstationen solch,
vi'iitiret werden, so ist keine möglichkeit. dass nicht diese Übersiedlung sogleich au
und über der grenze bekannt und folglich solche gehindert werde. Wenn sich der
wirklich ausbreiten wollende ruf, dass in der Moldau die pest grassire und schon za
Fogschan menschen daran gestorben sind, bestätigen sollte, wovon in ein paar tagtij
durch den express dahin abgeschickten die verlässliche nachricht erwarte, dürften djc
übersiedlen wollende in ihrem vorhaben sehr zurückgesetzt werden, massen solche
auf dem fall der cordon gesperret wurde, die anheroübersetzung andurch eingestellt^
wäre, so wie in der that nichts besseres und nützlicheres erfunden werden kann, als
die ansiedlung dieser rechtschaffen, emsig und dem gemeinen weesen überhangt
nützlichen griechischen famillien. So sehr wünsche, dass nur E. E. die gnade habet
möchten, wegen baldester einziehung der klöstergüter und wegen künftiger Unterhaltung:
deren verbleibenden basiliaiiermönchen und endlichen wegen administrirung dieser
guter das erforderliche zu veranlassen, ansonsten es an der haupterfordemuss, dies*-
Übersiedlers zu dotiren, gebrechete.
Zu gleicher Zeit sind auch 3 deputirte deren buccoviner T*. mit jenen von "W'iei-n
retournirten zu mir in angelegenheit des ihnen schon mittels Verordnung verwilHgt«fi
geistlichen gekommen, die dann ungemein der ihrer nation zugestandenen höchsten
gnaden erfeuet seind und mich versicherten, wie sie sogleich auch sorgen und doppelte
eifer anwenden wollen, womit gewiss viele von ihren befreundten und bekannten, dir
zum theil ohnweit von hier in der Moldau, zum theil in dem republicanischen Pohlen
wohnen, anhero sich übersiedlen wollten, imd schon übesiedlet wären, wann nicht «iit?
Verweigerung, einen geistlichen zu halten, solche zuinickgehalten hätte. Sie verlangt^i:
auch die Versicherung, dass sie nicht vermischt, sondern dorfschaftenweLs beisammeu
(ohne aber ein wirthshaus zu halten) wohnen könnten, so ihnen auch mit vielen ver-
gnügen zugestünde. Nun entstehet die frage, ob auch diesen aus der Moldau
und Pohlen sich allenfalls anhero Übersiedlende L. die nämliche 20 freijahre gleich
jenen vom schwarzen meere anhero über.-iedlenden zugestanden werde. Die loszchlaoL'
vom Soldatenstand ist ohnehin im voraus verstanden, als diese leute gar keinen han^
hierzu von ihrer gehurt und ganzen erziehung haben. Ja ich nehme mir sogar dit-
freiheit zu bitten, dass denen zu Klimoutz wohnenden 15 und Mittok Dragomir
21 famillien die nämliche gnade der 20 treijahre blos respectu der contribution, so in
ganzen doch nichts bedeutendes wäre, zugestanden werden möchte, welche frei jährt
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iMe tiippowaner in der Bukowina. 63
von anno 1774 ans^efangen gemeinet und das entrichtete nicht abgeschlagen werden
sollte, folglicheii es nur auf respective II jähre ankommete.
Da dann wohl nicht zu zweiflen ist, wie gar bald die ansiedlung mittels diesen
rechtschaÖen und arbeitsam men menschen sich sehr in der Buccovina vermehren wird,
tbiglichen die viele heufelder unter solchen vertheilet und fast nichts zu Unterhaltung
der cavaliarischen ') rimonten zum verkaut erübrigen mrd, zugleich aber auch die
gebürge, die denen klöstern zugehören, und hierauf das cavallarische rimon tagest ütt
alljährlich fast 6 raonat unterhalten worden ist, diesen ansiedlem, um ihr Zuchtvieh
durchzubringen, zugetheilet werden muss, sowie auch dermalen alle an fuss des
gebürgs liegende dorfschaften ohne der gebirgsweide nicht bestehen können und schon
wirklich der rus-isch-kimpulunger aus 1340 famillien bestehende district, da solcher
von tag zu tag sich vermehret, diese zum theil in pacht gehabte imd dem cavaliari-
schen rimontageschäft auf 8 nun verflossene jähre überlaasene gebürge reclamirt hat,
auch nicht wohl ab^^eschlagen werden kann: so entstehet die frage, wie in zukunfb
dieses rimontageschäft in der Buccovina wird bestehen können. Weswegen unter
einstens auch dio anzeige bei der gelegenheit an das 60. mache, als diese hohe
stelle m'r aufr/agete, meine meinung einzugeben, ob dem dienst angemessen seie, dass
die riraont.xUdt'erung von particulam nebst dei* cavaliarischen noch continuire oder
abgeschaflt und Cavallar noch wie bevor allein die rimonta auf den dermaligen fuss
verschaffe. Schlüsslichen ist aber gewiss, dass die rimonta- und ge<«tüttereiunterhaltung
mit einer ansehnlichen ansiedlung keineswegs sich vereinbare und eines von beeden
eingestollet werden müsse.
Bei dem abgehen überreich «n diese beede deputirte mir ein zeugnis über das
wohlverhalten ihres dollmetschers Martin Kov.itz mit der bitte, selbes E. E. unter-
thänigst zu überreichen und diesen Kovatz zu höchsten gnaden anzuempfehlen.
Ich erlasse mich zu hohen huld und gnaden. . . .
Czernovitz, den 31. Octobris l78j.
Enzenberg. GM.
33. Hadik an Enzenberg. Wien, 8, November 1783. {Eniw , ebendorl.
1783 -5S2.)
Seitdem als Euer . . . wegen der am schwarzen meer wohnenden zur ansiedlung
in diesseitio:en landen geneigten griechischen gemeinden den auftrag erhalten haben,
worüber dero Antwort vom 19ten elapsi in Vorschein kommet, werden Euer. . . bereits
weiters zu vernehmen bekommen haben, was für begünstigungen von Sr. M. diesen
leuten auf dom fill ihrer herüberkunft eingestanden worden sind Soweit derlei fa-
mdlen zum f eidbau, zu professionen und zur handlung den willen und die eigenschaften
haben und für sie, wie es dermalen bereits vorkommet, die gelegenheit zu ein- oder
anderem vorhanden is", muss die buccowiner DA. hierzu von nun an die nöthige Vor-
bereitungen dergestalt en treffen, dass, wann die leute sich einfinden und nach der
deputirten ihrer vorläufigen erklärung in dem D. zu bleiben verlangen, dieselbe desto
geschwinder alle nöthige requisiton an der band haben mithin auch desto geschwinder
zu dem vermögen und zu denen kräiten von nutzbaren ansiedlem gelangen, auf dem
fall aber, wann sie oder gar nicht kämen oder nacher Hungam und ins Bannat abzie-
hen wollten, diese praeliminaranstalten auch für andere ansiedier anwendbar sein mögen.
Wie nach Sr. M. verwiUigung die neue colonisten einer 20jährigen freiheit von
aller contribution und Steuer sich zu erfreuen haben, an platz dass Euer . . denen
deputirten lediglich 3 steuerfreie jähre zusagten, so kann und wird es Euer . . . nicht
schwer sein, den wcrth dieser allerhöchsten gnad bei denen neuen ansiedlem auf eine
^) üeber Cavallar, den Begründer des k. k. Staatsgestütes Radautz, sieh'* meine
Schrift: Die Anfänge des k. k. Staatsgestütes Radautz. Czemowitz 1894 (S.-A^us d.
Jahrbuche d. Bukow. Landes-JViuseums II.) Digitized byC^OOQlC
84 t>oiek:
solche art gelten zu machen, dass, soweit selbe für ihre ansiedlang auslagen zu machec
haben, sie <lesto ehender sich hierzu bequemen werden.
Denjenigen tamillen, welche nachor Hungam und ins Bannat abgehen and eine
gehl Unterstützung noth wendig haben, kann pr. köpf ein Beitrag von taglichen 2 kr.
nach der in andern derlei fällen bewilligten ausmass abgereichet werden.
Wie es von Euer . . am ende dero Schreibens ganz recht angemerket wird,
kommet es vor allem auf die erhebung des veimügensstiuides der geistlichen und daiin
auf die bestimmung ihrer zahl und überhaupt auf die regulirung des geistlichen nud
kirclienwesen^, mithin auf die wurkung der bereits vor geraumer zeit angefangenen
ponsistorialoperationen an, weil von tlaher die ausmessung des für jeden geistlichen
nöthigen Unterhalts, femer des aufwandes fiir das kirchen- und Schulwesen und allent-
haJl»en die insbesondere auch von Sr. M. während allerh«)chst deroselben anwesenhr'it
in der Buccowina anbeiohlene einzieliung der geistlichen gütter abhanget, gleichwie
(;iu- und anderes in ansehung des l)ischutten imd seiner gütt-er bereits geschehen i>t.
daher Euer . . . nun ein- und anderes nach denen bestehenden befehlen mit nachdnirl
zum erfolg einleiten und dadurch den weeg für ansiedlungen und für die ganze übrige
buccowiner einrichtung öfnen und erweitern müssen.
Die Verwendung des oameralrentmeister Bück hangt von dero befand ab, und
soweit Euer . . . für die Verwaltung der geistlichen gütter wirthschaftskündige lerne
n(>thig haben, kommet es ebenfalls nur auf Euer . . . an, die hiezu tüchtige mit dem ihnen
fiir die zeit ihrer Verwendung abzureicheuden gehalt vorzuschlagen, der ich übrigens etc-
(De sess. >58va ddo. 5ta Nov. 1783. lit. G, no. i;09.>. — Abgeg. 8. Nov.)
34. Suczawaer Directoriat an d. Buk LjndesadminislrcUioHy IL No-
vember 17^3 und Erwiderung der letzteren vom 13. Novemb. 1783.
(Oestionsprotokoll d. Bukow. LA 1783 Nr 1620. — Registratur d. Buk.
Landesreg.)
Suczawaer directoriat miterlegt 11. November ein schreiben von dem sich dort
aufhaltenden Lippowaner Alexander Alexiew in absieht auf die Übersiedlung zweier
durch die Russen aus Stupka vertriebenen L. in ihren voihinigen autenthaltsori uini
ü]>erlassung ihrer verlassenen häuser und gärten.
Wird dem directoriat [am 13. Nov.l erwidert zur Verständigung des Alexander
Alexiew, dass dem ansuchen der 2 moldauer L. wegen ihrer Übersiedlung nach Stupka
nicht willfahrt weitlen kann. Dagegen werden denenselben, wenn sie sich mit denen
mentioniiten 100 fanülien anhero begeben wollen, andere Gründe, um eine separirtr
gemeinde auszumachen, angewiesen werden; nur haben solche hierwegen 2 deputirt*'
hieher zu beorderen.
35. Aus einem Berichte Enzenberg's an Haddk. Czernowils^ 12, No-
vember 1783. {Ebendorl.)
Neuerlich haben sich 100 in der Moldau und in dem Herlauer cenut ^; dermahlen
wohnende, im letzt vorgewesten krieg von denen Russen aus der Buccowina vertrie-
bene und allhier zu Stupka ansässig geweste L.-famillen wiederum in der Buccox^iiin
ansässig zu machen durch deputirte gemeldet. Diese 100 gehören nicht zu denen, welche
vom schwarzen meer nach den k. k. Staaten zu übei*siedlen sich angetragen haben.
Ich werde mir alle mühe geben, sie unterzubringen; nur wollen diese leute allein
dorfschaften ausmachen, so auch wohl nicht anders thunlich, und insolang die geist-
lichen guter nicht übernommen werden können, so gebricht es mir, diese bowie allen-
falls jene vom schwarzen meer erwartet werdenden griechischen L,-famillen an der ertor-
demüss, den erforderlichen terrain anzuweisen. Es haftet dann folglichen alles an der
regalirung der klöst^r und dieser griechLsch nichtunirten geistlichkeit.
') Cenut Cinut, Kreis, Bezirk
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Die Lippowaner iii der Bukowina. 85
36, Vortrag des Hofkriegsrathes. Wien, 20. November 17 83. [Ur-
schrift, Kriegsarchiv, 1783 - 5—56.)
Vermög des in originali hier anschliessigen G. Enzenbergischen schreiben sind
die in ^Vien geweste zwei deputirte der zur Übersiedlung in diesseitige lande geneigten
griechischen gemeinden vom schwarzen meer den 3lten des verstrichenen October-
monats in Czernowitz eingetroffen.
Was in diesem schreiben wegen der von ihm nacher Czemo\^'itz mit sieh ge-
brachten und hier erlangt haben sollenden zwei kattans und eines kostbaren Seiten-
gewehres vorkommet, hievon ist dem HKR. nichts anderes bekannt, als dass der eine
dieser deputirten, Alexander Alexiew genannt, nach seiner in Wien gemachten erzäh-
lung das Seitengewehr wahrend seines aufenthalts in Constantinopel von dem sultan
zu schenken bekommen haben soll, und anbei seinen wünsch geäussert hat, solches in
diesseitigen landen tragen zu können.
Wie der GM. Enzenberg bereits zu wiederholtenmalen die anleitung erhalten hat,
nicht nur in ansehung derjenigen dieser leuten, welche nach ihrer ankunft in der Buc-
covina verb\öiben wollen, die nötigen Vorbereitungen zu treffen, damit ihre geschwinde
itnsidlung ke^ne hindemissen wieder sich antreffen, mithin der staat den mittelst der-
selben sich versprocheneu nutzen bald erreichen möge, sondern auch jene aus ihnen,
\velche ins Bannat oder nacher Hungam zu gehen verlangen, mit geld und denen son-
stigen erfoi-demissen zu unterstüzen, so erlangt dieser hcin auftrag dadurch eine merk-
liche eiL-ichterung, dass nur einer von denen deputirten zur abholung der famiUen an
ihre seitherige Wohnorte zuruckgekehret, der andere aber in Suczava und der mit denen
deputirten angekommene dollmetsch Martin Kovats in Czernowitz verblieben ist, der,
wie er vorgibt, gleich einige famillen nacher Weisskirchen in das Bannat zu fuhren
den auftrag und anbei die Versicherung von seinem lebensunterhalt erlanget haben
soU, dahero, weil G. Enzenberg ihm anstatt des begehrten täglichen gülden einstweilen
30 kr. des tags abreichen lässt, E. Mt. verwilligung sich erbetten wird, ob diese 30 kr.
ihme so lang fort bezahlet werden mögen, bis er in die gelegenheit kommt, sich selbst
die nahrung erwerben zu können, wohergegen, es mögen tamillen in das Bannat oder
nacher Hungam in provincial- oder militarbezirke zu stehen kommen, ihretwegen
allenthalben und besonders in betref der zahl von ansiedlem dahin die vorläufige nach-
iicht zu ertheilen notwendig sein wird, auf dass sie auch daselbst wenigstens die
ohnentbehrliche Unterkunft gleich nach ihrer eintreöung und anbei noch dasjenige er-
halten, was zu ihren aufkommen in der ruralöconomie oder in einem anderwoiten
industrral verdienst gehöret.
Nach der im jähr 1781 bei denen damals über die buccoviner einrichtung abge-
haltenen staatsräthlichen zusammentrettungen erwirkten einleitung hat das buccoviner
MIA. bereits die anweisung erhalten, die in die Buccovina kommende fremde ansidler
niit allen ihren effectcn und vieh ohne ieiiiereu aufenthalt ganz mautlitrei hereinzu-
last»en, sobald entweder von der DA. die Weisung an das lA. hier wegen gelanget oder
von demjenigen vom militari, der die Übersiedlung zu besorgen hat, die legale anzeige
und requisition dem inspectorat zugekommen sein wird, dass die ankönimlinge fremde
colonisten sind, wornach der ungeheiunjte und niauthfreie eintritt der gedachten ge-
meinden letliglich au der auf die erklärte art nötigen einleitung der DA. haftet. Auf
dass alier die leute wegen des pestrufs nicht ohne noth aufgehalten und zugleich diest
^eit.s die nötige Sicherheit in anbet rächt des gesundheitsstandes erreichet werde, körn ni-
es nach der ebentalls schon der DA. ertheilten anleitung vorderist auf die einholung
verlässlicher nachrichten von denen jenseitigen krankheitsumständen und daini, wann
die ankommende famillen gleich in den di^>trict einzulassen bedenklich gehalten würde,
aut* die anslaUtJi an, damit, wie ohnedem ihr eintritt an mehreren orten veranlas.set
worden ist, dieselbe während der contumazhallung in Ortschaften, die ßfelflg^cpji^@^^tolg
86 Polek :
der SHDitätsanstalten ausgeschlossen sind, so viel möglich wider das ungemach vo£
der üblen Witterung und von dem abgang der ohnentbehrlichen lobensmitteln sichet-
gestellet werden.
Auf was art der G. Enzenberg mit der einziehung der klostergüler mir der
Unterhaltsausmessung für die geistliche, mit der administration dieser guter und mit
der Schulenerrichtung fur^ehen soll, hierüber ist die nähere belehrung schon in semei:
henden, nach der auch das nötige ohnz weifelbar bereits vorgekehret worden sein wii\l.
da vermög des aus Lemberg eingelangten elenchus ') über die den Iten currentis beim
GC. erledigte angelegenheiten der buccoviner bischof den schulgelderrest pro anno
1782 mit 3824 fl. 44 kr. bereits zur administrationscassa abgeföhret hat, und nach eintr
mittelst des elenchus aus Siebenbürgen eingelangten nachricht die von daher verlangt«
normal Schullehrer und bücher bereits in die Buccovina disponiret woi-den sind.
Soweit die im buccoviner D. beündliche sogenannte L -famillen nach ihrem dem
GM. Enzenberg gemachten anerbieten leute von ihrer nation aus anderen landen in
die Buccovina herbeibringen, scheinet es E. Mt Willensmeinung nicht entgegen za
sein, wann nach der in betref der gemeinden vom schwarzen meer vorhandenen aller-
höchsten verwiUigung auch denen sich ansidlenden auswärtigen L. 30 steierfreie jähre '
eingestanden werden, gleichwie der GM. Enzenberg denenselben die zusage wegen der
befreiung vom militarstand bereits gemacht hat; hingegen tiitt in .insehung ihrej» be-
gehreu wegen eines eigenen geistlichen ein besonderer umstand ein, den zur allei-
höchsten entscheidung zu bringen notwendig ist.
Vermög der von E. Mt. aus Czemowitz dem HKR. zugekommeneu resoluiiou
soll denen L. ein popp von ihrei nation allerdings gestattet oder ihnen einer au^ Sla-
vonien verschaffet werden, wo die illj-rische spräche am meisten in der Übung ist, ii.
wessen verfolg auf die letzthin eingelangte, in dem zweiten originalanschluss enthah
tene anzeige des G. Enzenberg, dass der von denen Russen aus der Buccovina wäh-
rend ihres dortigen besitz mit allen L. abgeschafte ihrige popp in dei Moldau zuruck-
verblieben ist, wie die L. nach der diesseitigen besitznehmung der Buccovina dahk
zuruckgekehret sind, nun aber die L. den ermeldten poppen wieder zu sich verlanget]
bereits die Verfügung ergangen ist, dass dieser popp ohne anstand aus der Moldaj
wieder in die Buccovina kommen kann, wenn nicht etwa hier imbekanute umstände
vi^rwalteten, welche gegen um desswillen ein jG;egründetes bedenken erwecken düiiieij,
dass derselbe weder gleich dazumal, als die Russen die Buccovina verlassen mid die
L. ihre vorige Wohnorte alda bezogen haben, noch auch seithero zuruckgekehret ist
Was dieser L. halber ehedem mittels der weiter hier anscliliessigeu zweien l»t-
ricliten des galizischen GC. dd. Iteu Merz und 2 Iten Mai anni curr. darüber zu ver-
nehmen gewesen ist, dass sie unter der regit jrung des russichen kaisers Peter de>
Grossen, als er solche mit der griechischen religion vereinigen wolte, die L. aber solche
anzunehmen verweigerten, sich nach der Crim, Moldau und nacher Pohlen geflüchtet
haben, in mcksicht der taut von den andern tollerirten religionen unterschieden seiu
und sich selbst aus ihrer gemeind •. die nötige geistliche wählen sollen, hierauf wird
vom HKR. nur so weit eine aufiuerksamkeit zu richten für notwendig befunden, alü
mit diesen anzeigen die frage in einer Verbindung stehet, ob nach der aufhebung allen
nexus mit einer fremden geistlichkeit auch die L. unter dem buccoviner bischofen und
respective dem metropoliten von Carlowitz zu setzen, mithin auch, wenn ihr ehe-
maliger popp entweder aus der Moldau nicht kömmt oder künftig abgehet, ihnen ein
popp aus Slavonien zuzuschicken sein soll, oder ob, wie es der G. Enzenberg in seiner
mit einem beiicht des GC. hier oben angebogenen anzeige dd. 6ten des abgewichenen
Octobermonats nötig hält und sogar ihre emigration besorget, wann ihnen ein slavo-
') Protokoll.
^) Dazu auf der Rückseite des „Vortrages" die Bemerkung: „Der in dem mun-
dirten vertrag enthaltene ausdruck von 30 freijahren entspringt lediglich jxxxv einem
beim mundiren imterlauifenen Schreibfehler."
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Die Lippowaner in der Bukowina. °'
nischer oder ein anderer popp gegeben werden wolte, denenselben einen poppen aus
ihrer gemeinde zu nominiren und sich von einem auswärtigen gebiet kommen zu lassen,
verstattet werden kann.
In ansehung des von dem 6. Enzenberg gemachten antrag, womach die in Kb-
inentz [I] und Mittok Dragomir bereits vorhandene L.-famillen 1 1 contributionsfreie
jähre erhalten sollen, fällt das bedenken von der exemplitication umwillen der übrigen
buccoviner einwohner und von denen nachtheiligen folgen zur erwägung vor, die ent-
stehen könnten, wenn die andere buccoviner imterthanen sich dieser exemption nicht
zu erfreuen hätten.
In betref des buccoviner rimontengeschäft ist dermalen vorderist das zugesicherte
Gutachten des G. Enzenberg abzuwarten, und inzwischen bestehet bereits die Vorsehung,
dass bei denen dahin einen bezug nehmenden veranlassungen immer die rucksicht
darauf genommen werden soll, damit solche der von E. Mt. wiederholt anbefohlenen
buccoviner popalationsbeforderung zu keinem abbruch gereichen.
Wien, den 20ten November 1783. A. G. v. Hadik.
Allerhöchste Resolution : Ich bewillige, dass dem Martin Kovacs so lange, bis er
Gelegenheit zu seiner nahrungserwerbung erhält, 30 kr. täglich verabreichet werden.
Insoweit es das so viel möglich gute imterkommen und die imterstützung dieser
neuen ausiedler betritt, ist der HKR. ganz recht dpjran, dass er das nöthige diesfalls
verfuget ; nur vermuthe Ich, dass derselbe unter der an Siedlung im provin-
c i a 1 i nur die kameralherrschafteii verstehen wird, we il sich diese leute nnr auf
solchen gründen, so keinem privat-grundherrn unterstehen, sich niederlassen wollen.
Der antrag des G. Enzenberg, dass diese ausiedler an verschiedenen örtem
herüberkommen sollen, ist nicht allein ganz angemessen, sondern überdies auch nöthig,
weil die transmigratiou in ganzen häufen wider die vertrage laufen würde.
In betref der sanitätsanstalteu ist es nöthig, dass die Ortschaften, in denen
sie ihre contumaz zu halten hätten, mit wachten besonders umstellet werden, um
hiedurch den gesundheitsstand innerhalb des kordons desto besser zu versichern.
Der HKR. äussert sich zwar, dass der G. Enzenberg wegen einziehung der
^geistlichen guter in der Buccowina, worüber er um die veranlassimg bittet, bereits die
bclehi*uug in seinen bänden habe; es müste also diese belehrung seinem gegenwärtigen
berichte entgegen gelaufen sein. Hiermit ist aber dasjenige nicht zu vereinbaren, dass
«lei* HKR. sich versichert hält, es werde derselbe bereits hiernach vorgegangen sein.
Aus dem 88. Sessionsprotokoll n. (3090, referent Türkheim, ersehe ich ganz deutlich,
da.ss auf einen bericht des G. Enzenberg, womit er die den klöstern zugehörigen
gegenden anzeiget, wo mehrere 100 familien angesiedelt werden könnten, der HKR
nichts anders concludiret, als dass er ganz recht daran sei, dass es vor allem auf die
erhebung des Vermögenstandes der geistüchen und auf die regulirung des kirchen-
weseus ankomme, welches aber eine ziemUch seichte belehrung zu einziehung der
klostergöter wfire, wenn etwa der HKR. hierunter diesen erstgedachten numerum des
protocolls verstünde. Ich muss daher glauben, dass der HKR. in diesem fall in der
expedition selbst dem G. Enzenberg bereits das umständlichere und eigentlichere
hierinfalls an die band gegeben haben werde, widrigenfalls es alsogleich nachzu-
tragen wäre.
Im falle der vormals abgeschaffte popp nicht etwa wieder aus der Moldau
herüberkäme, ist diesen emigranten allerdings zu gestatten, sich einen poppen von
ihrer nation zu bestellen oder sich solchen von auswärts kommen zu lassen, jedoch
mit dem, dass dieser ihr popp unter einem diesseitigen bischof, das ist, unter jenem
von Badauntz [!] und respective unter dem metropoliten von Carlowitz zu stehen habe,
nachdem wegen ihnen allein von dem allgemeinen satz des aufgehobenen nexus mit
fremder gei stlichkeit nicht abgegangen werden kann.
Den allenfalls noch herübersiedelnden Lippovanem theüs aus der Moldau und
theils aus dem republicanischen Pohlen will Ich so wie den gemeinden vom schwarzen
Digitizer
I I
)gle
^^ Polek :
meer nicht 30, wohl aber 20 steuerfreie jähre, ^vie ich ihnen solche in meiner eisi^
resolutioii zugesagt habe, gestatt-n. Soweit es aber diejenige Ij. betrift, die äe^
bereits in der Buccowina befinden, so können ihnen die steuei'frei angetrag^enen jab^
nicht zustatten kommen, weil solches eine üble exemplification für die übrigen bucec'-
winer einwohner machen würde, und diese L. hierauf gar keinen ansprach and sid
bereits seit 9 jähren her ohne eine bedingniss unter den hiesigen schütz begebet
haben, dahingegen mit andern, welche noch herbeizuziehen der antrag ist, bedingniv^
gemacht werden, die sie nicht auf sich aus eben dieser Ursache anwenden könneiL
Was übrigens die bemerkung des Enzenberg anbelangt, dass bei vielen in dk
Buccowina gelangenden ansiedlem das remontirungsgeschäft darunter leiden würdt
so hat dieses der anwachsenden bevölkerung umso ehender nachzustehen, als di^
vorsieht getroffen werden kann, damit, nach maas die subsistenz der pterd^
beklemmer wird, im temeswarer Bannat und in Hungern pussten gemietliet und d&4
ganze cavallarischo rimontirungscommando aus der Buccowina dahin übersetzt werdet
möge; jedoch wird immer zu trachten sein, die measten von diesen L. in dem Bansv*
anzusiedlen. Joseph m p.
37. Emenberg an Uadtk. Gzernowüz^ 23. November 1783. {Abschrift,
Registratur d. Bukotv, Landesregierung,)
Zweifelsohne werden meine rapports und Vorstellungen von l8ten, 27ten und-^I
October, dann jene von 12ten curr. alle in belang der so sehr dringenden ansiedlarz
der vom schwarzen meer erwarteten griechischen famillien allschon £. E. unterlege
worden sein, worauf untern gestrigen dato dit» gnädige äusserung von Sn curr. aul
meinen ersten rapport und zugleich den befehl erhalte, dass jeden von diesen über-
siedlen wollenden 2 kr. auf die seele verabreichen sollte. Es entstehet aber auch die
unterthänigste frage, ob und im fall einige nach dem Bannat übersiedlen wollten und
zu ihren fortkommen, da die meisten viele kinder haben, Vorspann benöthigen w^erden-
sowie mich ihr dollmetsch und anfÜhrer Martin Kowatz versichert, solchen die vor,
spann auch bezahlen sollte, im fall sie nicht selbsten die verspann zu bestreitten d&&
vermögen hätten. Diesen Kowatz habe, wie allschou untern Slten nuperi angezeigec
nuf den tag 30 kr. zum unterhalt verabreichet, mit welchen ich so lang, bis E. £. ein
anderes zu befehlen geruhen werden, continuire. Ich bin aber sehr in Verlegenheit, im
falle einige kommen sollten und in der Buccowina verbleiben \>^'ollten, solche auf den
geistlichen güttem unterzubringen, massen und insolang nicht die formliche einziehung
dieser basilianerklostermönohe-güter vor sich gehet, die ansiedlung gehemet ist, worzn
wahrhaftig sowohl wegen der regulierung als bestimmung der klöster wenige Vorkeh-
rungen getrofien sind.
Der herr archimandrit Nikitits, 0 welcher sich ohnermüdUch verwendet, ist nnn-
mehro wiederum nach denen übrigen klöstem abgegangen und wird schwer vor I
Wochen retoumiren, wo sodann erst der vermögenstand erhoben und das eigentliche
bestimmet werden kann. Ich bitte dann E. E., da es wahrhaftig an meiner Verwendung
nicht ermanglet, das nötige zu veranlassen, womit die einziehung der geistlichen gütter
baldest erfolgen und zu verwalt- und besorgung der gütter die nötigen Individuen bei-
geschaffet werden möchten. Da dann hierlandes, noch in GalHzien menschen anzu-
treffen sind, die der wirthschaft vorzustehen und landgütter zu verw€dten vermögen,
so habe mich mit dem herm rentmeister Beck benommen, ob er nicht einige ihm be-
kannte, dem wirthscbaftsgeschäft anpassende Individuen aus dem Banat in verschlag
biq^ngen könnte, der sich geäussert, wie er einige in Banat sehr geschickt und ver-
lässliche Individuen kennete. Da aber vermög E. E gnädigsten schreiben nur auf div
') Archimandrit Nikitich. Vorsteher des Klosters Sistatovic, war auf Ansuchen
des Hofkriegsrathüs von dem Metropoliten von Cailovitz im September 1.H3 iu di».
Bukowina geschickt worden, um der Landesadministration bei der Durchführung der
behufs Kegulierung des Kirgheuweseus ungeordueteu Erhebungen behilflich zu sein.
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Die Lippowaner in der Bukowina. ""
zeit ihrer Verwendung der gehalt vorgeschlagen werden solle, so versichert er, dass
keiner auf was ungewisses und nur interimaliter sich lierheilassen oder ein kleineres
brod, so ihme aber doch auf alle Zeiten zugesicheret ist, gegen einen ungewissen ver-
wechslen wii*d.
Leider bin ich nunmehro auch allhier wegen der unbestimmten anstellung der
hiesigen individuen in voller Verlegenheit, weswegen mit heutiger post die triftigste
Vorstellung meinem vorstehenden gallizienschen GC. unterlege. Zwei dollmetsche ver-
langen ihre entlassung, weilen ihrem gegründeten vorgeben nach sie sich allhier ver-
liegen, veralten, kein Verdienste erwerben und in der gefahr at«then, wann sie nicht
mehr gebraucht werden, ihre entlassung zu erlangen. Ich wende alles an, um diese
menschen aufzuhalten, und ich besorge, dass meine bemüliungen da nichts versichei-n
kann, worauf sie mit grund dringen, vergeblich sein dörite, wo so dann das staabs-
und districtsauditoriat plattei'dingen nicht amtiren kann. Ein gleiches besorge von
mehrei-en nur ad tempus angestellten, die alle nur in so lang sich aUhier verwenden,
bis sie eine bessere und wann auch keine bessere, doch stabile anstellung ^um welche
sich ein jeder bewürbt überkommen können.
Wie schwer es ist mit menschen zu arbeiten, denen es an eifer, der aussieht und
an der Sicherheit, ein besseres oder wenigstens ein sicheres brod zu haben, gebrichet,
überlasse £ £. tief und gerechten einsieht. Ich bin genötiget, diesen leuten zu
schmeichlen und ihnen vieles nachzusehen, um sie nur zu erhalten, und wie kann die
hohe stelle verlangen, dass mittels einem derlei unzufiiedenen personale die geschäi^
mit nemlichen euer als mit jener des brods auf lebenslang versicherten personale be-
trieben werden können. Niemand als ich unglücklicherweise allein dienet in dieser
mühseelig und unglücklichen laage. Ich bitte, gnädigster herr, mir nicht zu verüblen,
dass hierwegen klage und um hilfe bitte, zumalen mein und meiner famille verun-
glückung und verderben die unausweichliche folge sein wird.
Ich erlasse mich zu hulden und gnaden.
Czemovitz, den 23ten November 1783. Enzenberg, GM.
38, Hadik an Enzenberg. Wien, 26. November 1783. (Entwurf,
Kriegsarchio. 1783 "5—56.)
Ueber jenes, was von Euer witteist des schreiben vom 3Iten des verflos-
senen monats wegen der zur Übersiedlung in diesseitige lande geneigten griechischen
gemeinden vom schwarzen meer und der theils in der Buocowina vorhandenen, theils
noch dahin kommen sollenden L. vorgestellet und vom HKR. unter beifügimg der
hierüber zu machen befundenen bemerkongen der allerhösten einsiebt vorgeleget worden
^st, haben S. M. dem HKB. die allerhöchste gesinnung zu erkennen gegeben, womach
Euer zur richtschnur imd Vorkehrung folgendes zu erinnern befunden wird.
Mittelst der im jähr 1781 wegen der bucco\\iner einrichtung erflossenen obbe-
rührten ah. resolution ist unter andern auch dasjenige begnehmiget worden, was der
HKB. wegen der aufstellung der geistlichen consistorien in der Buccowina, wegen der
geistlichen gerichts barkeit, wegen der regulirung des kloster-, geistlichen und kirchen-
wesens, wegen der administration, Verwendung und Verrechnung des Vermögens der
geistUclikeit angetragen hat, und in dem hiemach an das gallizische GC. sub dato
*2*2ieii Augusti 1781 erlassenen befehl ist die ganz ausführliehe Belehrung nebst der
mit der k. k. hofkriegsbuchhalterei verabredeten auleitung zu denen rechiiungen über
empfang und Verwendung der geistlichen einküufteu enthalten, dahcro die buccowiner
DA., gleichwie derselben aus aulass einer letzthin vorgekommenen ihrigen anzeige die
aus rucksicht der erhebimg des verniögensstandes der geistlichen und der bestimmung
ihrer zahl gelroHene Vorkehrungen gut geheisseu woi-den sind auch noch auf die so-
wohl hier%vegen als in betrof der einrichtung des geistlichen und kirchenwesens allent-
halben bestehende befehle, mithin sonderlich auf denjenigen vomJitJir UäQ^pdQ)ifTp
90 Polek:
diesem gefolgte weitere anordnongen und respective erläuterungen, unter welchen jene
von der übernahm und administrirung der bischöflichen gütter sich vorzüglich aus-
zeichnen, erneuert verwiesen und derselben das bei ihr zur richtschnur hierüber bereite
vorhandene det^iil sich genau gegenwärtig zu halten, alle überflüssige schreiberei und
antragen zu vermeiden, hingegen eines nach umständen so viel möglich zu beschleuni-
genden Vollzugs der ergangenen und noch weiter ergehenden veranlassungen sich
fortan zu befleissen wiederholt anempfohlen wird, gleichwie ein beweis hievon dadurch
bereits zu entnehmen gewesen ist, dass vermög des aus Lemberg eingelangten elen-
chus über die vom Iten currentis beim GC. erledigte angelegenheiten der buccowiner
bischof den schulgelderrest pro anno 1782 mit 3824 fl. 44 kr. bereits zur administra-
tionscassa abgeführet hat, und nach einer mittelst des elenchus aus Siebenbürgen ein-
gelangten nachricht die von daher verlangte normalschuUehrer und bücher bereite in
die Buccowina disponiret worden sind.
Wie ich alles obstehende Euer — - in ruckantwort zum nach verhalt zu erwie-
deren flnde, so wird davon zugleich dem gallizischen GC. zur gleichmässiger richt-
schnur die nachricht ertheilet.
(De sesö. 94 ddo 26. Nov 178:^, Lit. G. Nr. G577.)
39, Hadik an Enzenberg, Wien^ 10, Decetnber 1783. {Abschriß,
Registratur d. Buk. Landesreg.)
Mittels eines vorhergegangenen schreiben vom *^'7ten des verstrich jueu Octobre-
monath haben Euer. . . nebst der thuulichkeit, dass anuoch viele 1000 famillen in der
Buccovina augesiedlet werden können, insbesondere die sogenannte Horaitze als eine
gegeud aufgetühret, wo mehrere ganze neue doi-fschaften erbauet werden können, und
durch den hierauf ergangenen ah. befehl ist das mitangezeigte bedenken von der au2>
dem cavallarischen rimontengestütt in dieser gegend wider eine ansiedluug entste-
henden hindemiss bereits aus dem weg geraumet worden, nachdem Se. M. da^»
gestüttwesen denen anstalten von der populatiousbeförderung nachzusetzen befunden
und allenfalls die major cavallerische rimontenbesorgniss in das Baimat oder nacher
Huugam übertragen zu lassen erkläret haben.
Von denen hier gewesten bevollmächtigten der am schwarzen meer wohnenden
zur Übersiedlung in diesseitige lande geneigten gemeinden ist einer mit dem doli-
nietscheu in der Buccowina zumckverblieben, die vorgesezte der L. welche mehrere
ianiilleti aus fremden landen in die Buccovina herbeizubriiigen das anerbietheii gemacht
haben, sind bereits allda ansässig, die zeit von dejn zum häuserbau nöthigen holzschlag
kommet herbei und überhaupt alle übrige zu einer ansidlung in der gegend Horaitze
nöthige Vorbereitungen stehen Euer . . au der hand ; es haftet also auch lediglich an
deroselben einverständlich mit dem bevollmächtigten der gemeinden vom schwarzen
meer und denen vorgesezten der L. von nun an hierzu hand anzulegen, mithin das-
jenige erreichen zu machen, was von Euer . . . zur erfüllung der gefassten absieht
gewunschen wird.
Wie die bischöfliche guter bereits in der ärarischen admim'stration sind und es
nur wieder auf Euer . . . ankomet, die allda vorhandene ausiedlungsgelegenheiten zu
benutzen, so ist deroselben auch bereits zu wiederholtenmalen dasjenige gegenwärtig
gehalten worden, woran es erwindt, auf dass die in ansehung der guter des bischoffen
bereits zum volzug gebrachte anordnung auch bei denen klöster- imd geistlichen g^teru
bald zustand komme, in wessen verfolg Euer . . . das allenthalben nöthige dessentwegen
schleimig veranlassen und insbesondere noch dem angeführten unterschied zwischen
dem administrations- und dem landwirthschaftspersonale dies leztere nach der ohnent-
behrUchen erfordemiss in verschlag bringen müssen, gleichwie 8. M Euer ... in betrei
der districtsdirectoren den verschlag eingeraumet haben.
Wie von denen hier gewesten 2 deputirten zu vernehmen gegeben worden ist,
werden die am schwarzen meer wuhnende famillen mit allen ihren habseli^keiten, mit
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Die Lippowaner in der Bukowina. 91
dem vieh und mit ihrem ganzen vermögen in diesseitige lande kommen, dahero die
für die etwa hierunter befindliche arme famiUen bereits pr. kopt mit täglich 2 kr. ver-
willigte aushülfe hinlänglich zu sein scheinet und der fall von einer vorspansanweisung
nur etwa alsdann sich ergeben mag, wen derlei mittellose famillen mehrere kleine
kinder hätten, für die in gemässheit der dieser leuten halber bestehenden ah. ent-
Schliessung die ohnumgängUch nöthige vorspan ohnentgeltlich anzuweisen keip be-
denken ist.
40. Districtsdirector Storr an d. Bukotviner Landesadministraiion,
Suczawa, 19. Jänner 1784. [Urschrift^ ebendort)
Erst gestern waren 6 L. von Kostestie aus der Moldau bei mir, welche sich mit
ihren freunden zu Mittoka Dragomiera [!] abgeredet und mir anzeigten, dass alle dort
wohnhafte 20 f imilli n sich nach gedachten Dragomiera zu ihren })efreünden und brü-
dem, sobald nur der schnee ein wenig schmelzet und sie ihre naturalien veräussem
oder aufzähren können, sich übersiedlen wollen. Doch wollen sie keineswegs mit dem
Alexander etwas zu thim wissen, und dass er sich auch nicht rühmen solle, dass sie
auf seine zuredung herüber transmigeiiren wollen, so verlangten sie auch die 20jährige
contributionsfreiheit nicht, sondern nur 3 jähr, bis sie häuser gebauet und ihre würth-
schaft in stand gericht hätten, rechneten sichs auch übrigens für eine sünde, eine
längere befreiung zu gonüssen.
Entlichen hat man es nicht gebrechen lassen, sie auf allmögliche art zur trans-
niigeration zu bewegen, und auch in sie gednuigen, noch mehrere famillen ihrer nation
liieher zu biingen, als ohnedem zu Dragomiema hinlänglicher grund vorhanden ist,
diese 20 famiUien anzusiedlen ; selten aber mehrere kommen, so wird man sie nach
Klimeuz, wo ohnedem nur 16 familien wohnhaft, übersiedlon, weiUen die moldauer L.
sich nicht gerne mit jenen von schwarzen meer ankommenden vermischen wollen.
Suczava, den 19. Jeimer 1784. Storr, director
41. Enzenberg an d. Suczawaer DirecloraL Czernowilz, 22. Jänner
17 H4 {Entwurf, ebendort.)
Dass, wie es aus dem boricht von l'Jt hujus zu entnehmen ist, dass die 0 depu-
tirten Lipovaner aus Moldauisch- Kostesti sich geäussert, bei nur etwas günstigerem
Wetter sie 20 familien sich nach Mittok hereinsiedlen wollen, und das directoriat die
vorsiclit genomeu, wan mehrere konicn j-olten, selbe nach Kliroeutz anzusiedlen, diese
10 familien aber zu gedachtem Mitok hinlänglichen räum haben, hierüber hat sich das
directoriat ganz recht benommen. Solteii aber doch selbe so zahlreich eintrefen, wovon
zwar auch zu gedachtem Klimeutz 40 familien untergebracht werden könen, massen
selbe dorth wohnhaften auch mit dieser Verbindlichkeit so vielen grund sich haben
zuseht eiben lassen, so könen auf dem bogdanoviczischen guth Oroscheni ohuweit
Sniatin in czemovitzer district auch noch 50 familien etabliret werden, wohin auf den
fall die zu Mitok und Klimeutz nicht untergebracht werden könende zu instradiren
wären. Beddaeus.
42. Districtsdirector Storr an d. Bukowiner Landesadministration.
Suczafva, 22 Jänner 1784. {Urschrift, ebendort.)
Auf den h. befehl von 15ten et praes. I9ten cur. soll einer wl. LA einberichten,
wienach der mitdeputirt« des hiesigen Lippovaner Alexander von selben an das
schwarze meer abgesand wäre, um die dortige L. zu avisiren, dass sie nunmehro ihre
anheroreise antretten könten. Dieser nun, aus forcht, nicht etwa übles zu betahren.
trauete sich nicht dahin, sondern sande wider einen 2ten mit dieser nachricht aus der
Moldau zu selben, verharrte eine Zeitlang in der Moldau, seinen bruder an sich zu
bringen, und ist vorgestern mit ihme hier angekommen. Selbter hat weih, iQtind und p
92 Folek :
hat kein vieh mitgebracht. Nach gemachten nachforschen hat mau von selben ver-
nohmen, dass ohngefehr 20 familien aus 2 dörfem von da möchten anhero zu kommen,
abgesidlet sein. Diese nun sollen sich wegen des sehr grossen schnees und n^inters
in der Moldau verstreuet haben, so dass einer den anderen verlohren Gedacht« 2v
familien sowohl als alle etwa andere nachkommende könten ohnmöglich viell vieh und
andere habseligkeiten mitbringen, massen sie theils der winter hieran hinderte, Uieilb
aber ihre emigration zu verbergen, solche wegen der vielen doit angekommenen türken
entweder verkauften oder im stich lassen müssen. Höchstens könnten sie ihren fuhren
etliche stuk Zugvieh vorspannen. Uebrigens wüste er eigentlich nicht geniu zu sagen,
wio viell ihrer aufgebrochen soin möchten. Ob calugiers ') aufgebrochen, wüste er gar
nicht, wohl aber sei ihm wissend, dass der anhero kommen sollende popp Fodor eben-
fals sich auf den march gemacht; ob er aber so wie vielleicht noch mehrere aufge-
brochene famillien wegen der viellen dort angekommenen türken ihrer bewachung
duichkommen werden, steht zu erwarten. Wievielle kinder sie mitbringen werden
weiss er nicht, von waaren und habseligkeiten, wie vorne gesagt, würden sie auch
wenig bringen, und könte alles, was sie haben, in geld bestehen, so er aber nicht zu
bestimmen im stände wäre. Betrefend die noch ruckgebliebenen, sind meistens die rei-
chem, den die, so bereits abgesiedlet sind, die armem, weillen erstem gesagtermassen
wegen der haütig dort angekommenen Türken ohnmöglich fält, ihr vieh zu verkaufen
und ihre habseligkeiten, die sie, theils ihre emigration zu verbergen, theils auf einer so
weiten reise nicht mit fortbringen können, an man zu bringen; jedenoch wärt zu ver-
muthen, dass, wenn sie solches successive anbrächten, auch so einzeln anhero zu
kommen trachten würden. Schlüslichen wird man nicht unterlassen, einer hohen stelle
alles, wa;j man nach und nach erfahren wird, von zeit zu zeit einzuberichteu.
Suczava, den 22. Jenner 1784. Storr. Dir.
43. Buk. Landesadministration an d. Directoriatsamt in Suczawa.
Czemowilz, 26 Jänner 17 8 i {Entivurf^ ebendort.)
Die von dem directoratamt unterm 22ten dieses in ansehung der L. hieher er-
statteten anzeige gereichet der A. zur guten Wissenschaft, und es hat sich dasselbe
überhaupt in derlei angelegenheiten nach denen hinausgegebenen Verordnungen zu
halten und über einen jeden vorkommen<len gegenständ die ohngesaumte anzeige hie-
her zu machen. Uebrigens können die anzukommen vermuthenden 20 familien nach
den bereits geäusserten antrag nach Mitok Dragoiniraa oder Klimotz und so auch, je
nachdeme mehrere derlei ankommen solten und in dem dortigen district nicht unter-
gebracht werden könnten, nach Oroscheni in diesem district übersiedlet werden.
Gebier.
44, Storr an d. Bukow, Landesadministration. Suczawa, 26. Jänner
1784. [Urschrift, ebendort)
Eine h. landessteile gerulieten zu befehlen, dass jederzeit, wann etwas von den
L. in erftthrung gebracht würde, die un verweilte anzeige zu machen seie. Man hat
dahero untern lin cur. einberichtet, wienach 20 familien von Kostestie aus der Mol-
dau, sobald es die Witterung zulässt, herüberzusiedleu willens wären ; allein der-
mahlen nehme seit einigen tagen zwischen den Allexandro und denen hierlandes an-
sässig alten L. eine oifersucht war, die ihnen zwar möglichst zu benehmen suchte. Der
Prohor aus Mittock erzählte mir, dass Alexandro verhoÜc mit der zeit über alle hier
in der Bucovina sowohl sclion exislirende als hieher üboi*siedlen wollende das Ober-
haupt zu werden, imd dass er denen moldauisclien L. gesagt hätte, dass sie jedeniei*.
wenn ein- oder der andere heiüborkämme, sich bei ihm melden sollen, imd dass er
alle, die sich hei*übei"siedlen, in seine übersiedlungscousiguatiou eintragen wolle. Da-
') Mönche.
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bie tiippoT^'aner in der bukowi&a. 93
gegen Yei*spreche er vermög beihabenden patent 20jährige contributionsfi*eiheit Nach-
dem er ihnen aber gesagt, dass er vom kaiser den heihabenden säbel zum geschauk
bekommen, so thäten sie sich fürchten, sie würden mit der zeit dennoch zum militair
weggenohmen werden, und sezten gar kein vertrauen in iam. Dessen mitcompagnion
da er sich mit ihm Alexander im reden etwas entzweiet, habe ihnen Mittokern ent-
decket, dass derselbe dem säbl keineswegs zum geschank bekommen, wohl aber habe
er denselben für das geld, was er zum geschänke bekommen, unterweegs gekauiiet,
weswegen sie Mittocker ihm diesfals iüi* einen lugner anseheten. (legentheillig gibt er
Prohor, die Versicherung, dass ihm eine grössere anzahl L. aus der Moldau das ver-
sprechen gemacht, künftiges fruhjahr anherozusiedlen, und wären selbe mit den
zusicherungsschrifton, welcho er von einer wohlübl LA. in banden hat, vollkommen
zufriden und verlangten keine längere befrei ung als die 8 jähre, auch verlangten sie
keinen vorgesezt^n ihrer nation, sondern blos wornicken '; und wären zufrieden, jenen
von einer wohllöbl. LA. setzenden beamten zu gehorchen. Uebrigens wünschten sie
nur in ansehung der befreiung ilmen schon ansässigen gleich gehalten zu werden, wo-
von jene aus Kostestic in berührten bericht von lün cur. der beweis sind.
Da nun dieser Prchor seiner angäbe nach einen grossen anhang von jenseitigen
L. hat und sich von ihm ein mehreres als vom Alexander versprechen lässt, wii*d sich
in unterthänigkeit angefragt, ob es nicht dienlich wäre, dem Alexander auf eine
schicksame art denn säbl abzimehmen oder ihm anzudeuten, dass er demselben ver-
kaufen solte. um damit die moldauer Lippowaner keinen üblen argwöhn von ihm
schöpfen möchten.
Es ist übrigens ganz sicher, dass es für das allerhöchst« Interesse mehr zuträg-
lich ist, wenn die moldauer L. nach und nach herübersiedlen, weillen solche nicht wie
jene von schwarzen meer anhero kommen wollende, sondern mit allen ihren habselig-
keiten ohne vieller gefäli de anhero gelangen können und sich dabei nur mit 3 frei-
jahren begnügen.
Zugleich scheinet auch allerdings bedenklich, dass Alexander bei deimaliligen
conjuncturen, wo eine menge Türken berichtermassen in der gegend angekommen, von
wo er seine anherosiedlung zugesichert, zustande bringen wird, und ist viellmehr zu
vermuthen, dass er mit jenen der Moldau die scharte auszuwetzen gedenket ; jedenoch
wünscht man das beste und wird man die mittelst bericht von . 2n cur. auf der anhero-
reis begriÖene, in der Moldau aber sich zerstreute 2o famillien bei ihrer ankuntt sorg-
samst unterbringen.
Schlüslichen lässt es das amt in nichts gebrechen, beeden paiiJieie.i muth einzu-
tiössen, zum nutzen des höchsten aeraidi ihre guten absiebten durchzusetzen, und ihnen
>>ei allen gelegenheiten die nötliige Unterstützung darzubiethen.
Su@zava, den 2Cn Jänner 1781. Storr. Direct.
45. Enzenberg an rf. Suczatvaer Directorat. Czernotvitz, 30, Jänner
1784. (Entwurf, ebendort).
Der bericht des directoratiunts vom 2Gn dieses dient der A. zur guten Wissen-
schaft, und dasselbe thut recht wohl hiei'an, dass es .sich um alle gegenstände, die sich
mit denen L. ergeben, besorget und sich von allen fürgängen zwischen selben in eine
vollkommene känntnüss setzet. Sehr gut ist auch geschehen, dass das directoratamt
ihre zwischen denen alten nnd neuen L. entstandene eifersucht zu benehmen sich an.
gelegen gehalten hat, und es muss dasselbe immerhin sich bemühen, unter ihnen eine
allgemeine eintracht so viel als möglich zu bewüi'ken. Auch muss dasselbe von nun
an umso mehr, als zwischen diesen zwoo gattungen von L. animositäten sich verspüren
lassen, auf all ihre Unternehmungen, thun und lassen ein strenges augenmerk tragen.
Den Säbel dem Alexander Alexiov gleich dermahlen abnehmen zu lassen, findet man
M Dorfrichter. ^ ,, C^r\r\n\{>
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just noch nicht für nothwendig, es wäre dann, dass das directoratamt mehrere bedenk
liclikeiten bemerken sollte. Hingegen kann selbes ihn, Alexander Alexiow, selbst k
vertrauen vei-s tändigen, dass vieleicht seine engen, vom schwarzen meere erwartet wer-
dende leute etwa in die looszehlung vom militarstand ein bedenken tragen därft«n-
wenn sie ihn mit einen derlei Seitengewehr bewafnet sähen, und eben dahero es besser
wäre, wenn er diesen seinen säbel selbst freiwillig zu haus liese und einschlösse. "Wa^
sich immer unter diesen Lippowanera sonst zutragen mag, muss dasselbe allzeit gleie i
hieher anzeigen, soweit als selbes über ein oder anderes einige bedenklichkeiten oder
wohlmeinung hätte, ihre gedanken ganz frei der A. zu erkennen geben.
Gelber.
46. Enzenberg an Hadik. Czernowitz, 30. Jänner 1784. \Urscnrift,
Kriegsarchiü. 1784 — 5-12).
Um E. E. von all demjenigen, was bis nunzu in ansehung der L. vorgefallen, in
vollkommene känntniss zu setzen, nehme mir die gnade, hochdenenselben nachfolgende-
in aller unterthänigkeit zu berichten.
leb habe den in Suozava angestellten director hinlänghch belehret, wie er sieb
die angelegenheit der L. oder altgläubig, vom schwaraen meer anheroisusi edlen ge-
.Kinnten famillen zu einem hauptaugeumerk mache, mithin, weilen der eine deputirte
Allezandre Alexiovitz in Suczava zurückgeblieben, sich mit selben öfters freundschaft-
lich benehme, die nötigen auskünften einheile, ihre umstände erforsche und auf den
fall, wenn welche derlei famillen herüber kämmen, selbe nach möglichkeit hin und
wieder einzutheilen und bis zur günstigen Witterung unterzubringen bedacht sein solle.
Nach einer directoriatämtlichen anzeige vom l2ten vorigen monats sind ausser
denen E. E. unterm 6ten praeteriti bereits schon angezeigten 3 möncheu unterm fiten
ejusdem nur noch das weih des Alexandre Alexiovitz mit 3 kindem und 3 pferden
dann noch eine anderweite wittwe mit *2 heurathmässigen söhnen ohne vieh und son-
stigen gerüthschaften vom schwarzen meer in Suczava angelanget. Diese sagen aus.
dass kui"z nach ihnen noch mehrere derlei famillen von da abgegangen s in, welche
wegen ihres beihabenden viehes und dermalen sehr rauhen wetters sich in der Moldau
zu Bascan niedergelassen, alldorten heu angekauft, überwintern und sodann im früh-
jahr hieher kommen wollen.
Aus anlass, da denen hier im lande ehehin schon ansässigen L. oder altglaubigeni
auf ihr gemachtes ansuchen ein poppe ihrer nation von höchsten orten verwilliget,
ihnen diese höchste bewilligung bekannt gemacht und hiemit zugleich mit guter art
nur discoursweis zu erkennen gegeben worden, dass dieser ihr poppe unter dem buc-
cowiner herm bischoifen und mit selben unter dem carlovitzer herru metropoliten zu-
stehen habe, haben sich selbe mit der Verweigerung geäussert, dass sie keineswegs
ihren poppen unter dem hiesigen bischoifen und respective carlovitzer metropoliten
stehen zu lassen zugeben könnten. Obgleich alles, ihre Verweigerung zu bestreitten
angewandt woi*den, so hat man doch in ihren gemüthem eine gährung wahrgenommen.
Sie fügten ihrer äusserung noch bei, dass, wenn diese dem buccowiner bischofien an-
getragen ihrige poppen-unterordn .ng unter denen hieher zu kommen gesinnten L. ver-
lautbaret werden sollte, selbe von ihrer anher «Siedlung abgebracht werden könnten
Sie äusserten den wünsch und verlangten, dass ihre poppe unter ihren in Moskau ha-
benden bischöf- und erzbischotifen belassen werden möchten. Um also die gemüther
sothanner altgläubigen nicht zu einer weiteren gährung anzustimmen, hat man von
einer weiteren Zudringlichkeit in sothaner sache bis auf günstige zeiten nachgelassen,
wo man sodann diese leute nach imd nach vorzubereiten, ihren irrthum begreiflich uod
selbe zur annahm des buccowiner bischoifen und zur Unterordnung ihres poppen
bereitwilliger zu machen, sich all erdenkliche mühe angelegen sein lassen wird.
Unterm 19ten vorigen monats zeigte das suczavaer directoriatamt femers hieher
an, dass den litcn dicti 6 L. von Kostestie aus der Moldau bei dem districtsdirector
gitizedby VjOOQI
t)ie Lippowaner in der Bukowina. 95
gewesen, sich auch mit ihren hier in der Buccowina zu Mittoka Dracjornima wohnenden
freuudten verahre«lct und sich sjeäu.sseH hal)en, dass sie alle zu Kostestie wehnende
20 familleii sich nach gedacliten Drao^omirna. sohald nur der schnee ein wenig schmel-
zet und sie ihre naturalien veräusseren oder aufzehren können, anhero übersiedlen
wollen. Sie fügten weitei-s bei, dass sie keineswegs mit dem der vom scliwai*zen
meer anhero zu kommen gesonnenen deputiiten AUexandre Alexiovitz etwas zu thun
wissen wollen, und damit er sich auch nicht rühmen solle, dass sie etwa aut seine
beredung herüber transmigriren wollen, so verlangen sie auch nicht die 20jährige con-
tributionsfreiheit, sondern begn\\gen sich lediglich mit den 3 contributionsfreien jähren,
bis sie sich hänser erbauet und ihre wirthschaft imstand gerichtet hätten. Sie ruckten
bei, dass sie sich es zur sünde rechneten, eine längere freiheit zu gemessen. Man hat
also den antrag gefasset, dass, da zu Dragomirna hinlängliche bewohner schon vor-
handen, diese 20 famillen, sobald sie kommen, nach Klimeuz, wo ohnehin IG derlei
famiDen ansässig sind, angesiedlet werden sollen.
Endlich wurde von mehr gedachten suczavaer districtsdirector unterm 2Gt'en nup.
unverhotti hieher angezeiget, dass derselbe zwischen denen hierlandes schon ansässigen
Li.-famillen und zwischen dem Alexandre Alexiovitz eine eifersucht bemerke, die er
ihnen zwar so viel als möglich zu benehmen gesucht habe.
Der Prohor aus Mittok meldete dem director, dass Alexandre Alexiovitz verhofto,
mit der zeit über alle hier in der Buccovina sowohl schon existirende als noch hieher
übersiedlen wollende das Oberhaupt zu werden. AUexandre Alexiovitz solle weitei-s
denen moldauer L. gesagt haben, dass jederzeit, wenn ein oder anderer herüber käme?
sich bei ihm melden sollte, und dass er alle, die herübersiedlen, in seine übersiedlungs-
conslgnation einbringen wolle, wogegen er vermög in bänden habenden patent 20j äh-
rige contributionstreiheit verspreche. Da AUexandre Alexiovitz den übrigen aber ge-
sagt, dass er von Sr. M. den kaiser den beihabendeu säbel zum geschänk bekommen
so fürchteten sie sich, mit der zeit dennoch zum militairstand hergenommen zu werden,
und setzen in ihn auch kein vertrauen. Der zweite deputii*te, Nikifor Lation, hat sich
auch im reden mit seinem compagnion, dem Alexandre Alexiovitz, etwas entzweiet
und denen zu Mittok wohnenden L. entdecket, dass derselbe den säbel keineswegs
zum geschänk erhalten, wohl aber solchen von jenem geld, welches er geschänkt
bekommen, unterwegs erkaufet habe; dahero die Mittoker ihn für einen lügner an-
sehen.
Es giebt weiters der obangezohene Prohor die Versicherung, dass ihm eine
grössere anzahl L. aus der Moldau künftiges frühjahr anherzusiedeln versprochen
habe, und sie wäre mit denen 3 contributionsjahren vollkommeu zufrieden; sie ver-
langten keine anderweite vorgesezte ihrer nation, sondern blos womiken und wären
mit jenen von der A. ihnen gesezt werdenden beamten zufrieden, denen sie gehorchen
wollen. Das diroctoriatamt fügt seine meinung bei, dass Prohor nach seiner angäbe
einen grossen anhang von jenseitigen L. habe und sich von ihnen mehr wie von Allexandre
AJlexiovitz versprechen lassen mag. Dasselbe wäre weiters der meinung, dass Alle-
xandre Alexiovitz den säbel ablegen solle, damit die moldauer keinen üblen argwöhn
schöpfen mögen. Ich habe aber dermalen ihme Allexandre Alexiovitz den säbel femer
noch beizubelassen befohlen, bis es etwa nicht wichtigere unstände ihn denselben ab-
legen zu lassen nötig machen soUten.
Bei denen aus der Moldau sich anherosiedlen wollenden L. ergiebtsich der doppelte
vortheil, dass sie erstlich mit all ihren habseligkeiten ohne gefahr anher gelangen
können, zweitens sich nur mit 3 freijahren begangen. Das dii ectoriatamt ist der ver-
muthung. dass Allexandre Alexiovitz mit jenen aus der Moldau mehr als mit jenen
vom schwarzen meer seine gemachte zusage in erfüllung zu bringen glaube, wogegen
jene aus der Moldau sowie die bereits hier im lande ansässige mit ihm nichts zu thnn
haben wollen. r-^ j
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feö tolek:
Der dolmetsch Martin Kovatz, den zwar Allexandre AlexioviU nan nicht weiters
mehr verlanget, ist von einer ausschweifend-liederlichen aufiUhrong, so das8 ich beinnhe
nicht weiss, was ich mit selben anfange. £r hat aller orten, in allen hier- und wein-
schänken öifentliche balg- und Schlägereien angefangen, eine menge trink-, geld- und
andere schulden gemacht, so dass ich mich bemüUsiget gefunden, ihn, da ihn kein
mensch zu sich nehmen wollte, zu dem die districtsprofossendienst versehenden unter-
ofiicier, der ein gut-ehrlicher mann ist. in die kost zu verdingen, welcher zugleich aot
ihn ein obachtsames äuge tragen, keineswegs aber in arre»t halten soll. Allein auch
hiedurch sind seinen ausschweifungen nicht genügsame schranken gesezet, und ich moss
ihm öfters vom tag zu tag sein geld geben lassen, und demohngeachtet macht er im-
mer neue schulden. Er hat von verschiedenen leuten. theiLs auch vom militaire an-
fänglich, da sie ihn nicht kannten, geld entlocket, die mich täglich überlaufen, und
denen es doch billig bezahlt werden sollte ; allein seine täglich 80 kr. langen nicht zu.
und dieser mensch brauchte einen eigenen mentor, um ihn in der zucht zu erhalten.
Das gescluift dieser L. ist überhaupt, da selbe von Sr. M. so sehr begünstiget
worden, ein so sehr haiklicher gegenständ, der mir nicht wenig sorgen verursachet.
£. E. werden nun aus denen vorwärts angezohenen gasamleten anzeigen gnädigst
zu entnehmen geruhen, dass die zwo gattungen von L. nicht zusammen gehen, von
einer untergebung ihres poppen an den buccovinerbischof imd carlovitzer metropohteu
nicht» wissen wollen, Allexandre Alexiovitz selbst auch in seinen aussagen nicht gleich-
fOnnig, der ihrige dolmetsch Kovatz ein liederlicher mensch seie, mithin hin und wie-
der immer kreutzende gegenstände sich mit einmischen, die das geschäft diutsh-
zusetzen immer auch wieder mehr erschwerend machen mid wofür mich blos E E
gnädig bestimmte verhaltungsbefehle schützen können.
Ich lege demnach alle diese gegenstände zu E. E. hocherlauchteu einsieht und
vorläufigen känntniss vor und erbitte mir hochderognädige Weisung, damit it^h mich iu
vorkommenden fällen zu benehmen wissen möge. Ich erlasse mich. . .
Czei-nowitz, den 30. Jänner 1781. E u z e n b e rg (t M.
47. Enzenberg an Hadik, Czernowitz, 15. Februar 17^4. (Abscliriß,
lleyütratur d. Buk. Landeareg.)
In beantwortung des lezten absatzes E. E. befehlsohreiben von 24ton nuj^eri
und in belang der von schwarzen meer nach der Buccowina und in das Bannat zu
übersiedlen sich angetragenen griechischen gemeinden habe untei-ra 3uten Januarii das
verbreithete E. E. gehorsamst rappoitiret.
Der mitgekommene doUmetsch Kovacz, so ab aeraiio täglich 30 kr. empfang« t,
scheinet, da.ss er bei denen deputirten alles zutrauen während der anheroreise verlohren
haben müsse, als solche ihm mit sich nach 8uczawa zu nehmen weigerten, worzu auch
nicht in sie dringete Ich suche doch ohngeachtet seiner üblen conduite ihm in der
absieht alUüer beizubehalten, um damit nicht durch sein imbesonnenes betragen, im fall
die Übersiedlung ernsthaft gemeint sein sollte, solchen hindemissen eingestreuet werden
möchten Da dann nichts verlässliches von dem in Suczawa annoch sich aufhaltenden
deputirten Alexander Alexovicz zu erfahren ist, und wie es scheinet, der Nikifor La-
rion, so ebenfalls mit ihm In AVienn gewesen, sich von der kameradsohaft separtret
habe, stehet zu besorgen, dass die anhero Übersiedlung nicht so erheblich, als man ge-
wunschen, sein därfte ; dessen ohngeachtet mache alle menschenmögliche Vorkehrung,
im falle eine anzahl dieser L. kommeten, solche nach möglichkeit zu unterbringen und
zugleich mit feldbau zu dotiren. Doch sind meine Vorbereitungen also getroifen, womit
solche keinen kostenaufwand verursachen, weilen ohne positiven befehl und ohne .von
aller veranthwortung sichergestellt zu sein, mich niemals in deriei ansiedlungsausgaben
(die jederzeit beträchtlich ausfallen) einlassen kann und einlassen werde. An meiner müh-
samen imd getreuen Verwendung solle und wnrd es gewiss nicht gebrechen. Der niioh
KU höchsten hulden und gnaden erlasse.
Czernowitz, den löten Februar 178». /Tljizj|ja|Ke r g.
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ööögl^*''
bie Lippowaner in der Bukowina. "•
48. Hadik an Enzenberg, Wien, 25, Februar 1784, (Entwurf, Kriegs-
archiv, 1784-5 6)
Euer... unterm 30ten des verstrichenen Jennermonat eingelangten weiteren rapport
wegen den theils vom schwarzen meer erwartet werdenden griechischen gemeinden,
theils schon ehevor in der Buccowina gewesten L.-famillen und ihren neuen anköm-
lingen gibt nicht zu entnehmen, ob die zwischen solchen zu verspürende dissharmonie
etwa blos von einer wechselseitigen particularabneigung des bevollmächtigten Alexio-
vitz von denen griechischen gemeinden und des sogenannten Prohor von denen L.-
familien entspringt, oder ob diese Uneinigkeit auf die religion, sitteu und überhaupts
den differenten genie dieser leuten einen bezug hat. Wäre die eifersucht der bewegs-
grund hie von, wie eine Vermutung darüber in deroselben rapport geäussert wird, so
haftet es an Euer.. . klugen betrag, diesen Wetteifer zu benützen, von woher sodann
dieselbe auch schon das mittel in der band haben, durch eine gleichförmige behandlung
beeder theilen, die keinen vor dem andern einen Vorzug oder mehr anhang wahr-
nehmen lässt, selbe in die ihren eigenen und dem besten der Buccowina beforderliche
Vereinigung zu bringen. Sollten aber Euer. ... hinlängliche Ursachen bereits vor sich
haben, welche nicht einmahl den versuch einer solchen Vereinigung verstatten, so wird
e.s nothwendig sein, dass der au^ der Moldau bereits eingetroffene und etwa weiters
nachfolgende Zuwachs von denen schon ehedem in der Buccowina gewesten L.-famillen
in die Verbindung mit den vorigen districtsbewohnern ihrer nation gesetzt werde, mit-
hin nicht in eine Vermischung mit den ansiedlem vom schwarzen meer kommen, von
welchen bisher so wenige köpfe in der Bucco\vina sich eingefunden haben, einige blos
in der Moldau überwintern sollen und von denen anderen nicht einmahl noch etwas
zu vernehmen gewesen ist, worzu auch Euer .... die gelegenheit an der band haben,
nachdem für die ansidlung der griechischen gemeinden vom schwarzen meer die gegend
Horaize, wo vormög Euer... anzeige einige dörfer sollen angeleget werden können, vor-
handen ist, auch zum häuserbau, worzu die in Suczava vorhandenen Überbleibsel von
alten grossen steinernen gebunden, die m der nähe davon befindliche grosse Waldungen
und der in dieser gegend ganz wohl thunliche und einen neuen nahrungszwoig öfthende
ziegelbrand einen merklielieu behuf verschaöcn, dio nötige Vorbereitungen ohnfeblbahi*
schon getroffen sein werden, hingegen wann diese gemeinden nieht selbst in der Buc-
cowina verbleiben wollen, ihre weitere vorschaftung nacher Hungarn und in das
Jiunnat bereits angeordnet ist.
Bei dem umstand, wo Se. M. denen vom schwarzen meer erwartet werdenden
njemeinden nebst andern vortheilen auch 20 steuerfreie jähre aus besonderer gnad und
eij^fcner bewegnuss ainzugestehen geruhet haben, muss das gegebene wort denenselben
in allen stücken genau gehalten werden; hingegen hangt es bloss von der geschickten
behandlung Euer ... ab, wie die neue ankömmlinge der bereits in der Buccowina an-
sässig gewesten L.-famillen, da sie selbst nur drei steuerfreie jähre verlangen, allent-
halben zufrieden zu stellen, das mittel finden werden, wann besonders diese L. in der
;ibsönderung von den griechischen gemeinden des schwarzen meeres verbleiben,
Nach der allerhöchsten Verordnung können sowohl die L.-famillen als die grie-
chischen gemeinden sich poppen von ihrer nation kommen lassen, hingegen sollen die
poppen nicht, wie nun das verlangen mehrmalen geäussert wird, unter einem auswär-
tigen, sondern unter dem buccowiner bischoflfen stehen ; es ist aber dermalen hierüber
gegen diese leute sich in eine weitere erklärung einzulassen weder an der zeit noch
auch nötig, sondern es kommt hauptsächhch darauf an, dass zwischen diesen leuten
ihren poppen und dem buccowiner bischoffen auf eine unvermerkte art gute harmonie
herzustellen, dadurch die leute und die poppen zur freiwilligen Unterwerfung an dem
gedachten bischoffen nach und nach herbeizubringen getrachtet und die zu solchem
ende nöthige geheime beleb rung dem bischoften ertheilet werde.
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98 ' ^oleki
Sobald die L.-famillen au8 der gemeinschaft mit denen griechischen gemeinden
vom schwarzen meer gehalten werden, so hat auch der in Suczava zurück verbliebene
bevollmächtigte dieser gemeinden in alles dasjenige keinen einfluss zu nehmen, was
die neue ansidlung der L. betrift, und kommt es nur wieder auf Euer... an, auf dem
fall wann durch ihn der L. ihre ansidlung hemmnissen eingestreuet würden, denselben
auf eine Folche art in die gehörige schranken zu setzen, damit er nicht etwa aus ver
druss die herüberkunfb der griechischen gemeinden ruckstellig oder auch sonst nur
Unannehmlichkeiten in der Buccowina oder auswärts entstehen zu machen verieitet werde.
In betref desjenigen in Euer.. . anzeige mehrmalen verkommenden seitengewöhr
welches der bevollmächtigte von denen griechischen gemeinden am schwarzen meer in
Suczawa bei sich hat, ist dem H K R. nichts anders bekannt, als dass er nach seiner
in Wien gemachten erzehlung dieses seitengewöhr während seines aufenthalts in Kon-
stantinopel von dem sultan zu schenken bekommen haben soll und anbei seinen wun^ycll
geäussert hat, solches in diesseitigen landen tragen zu können. Es haftet mithin, weil
ihm hierzu keine verwilligung ertheilet worden ist, auch wieder bloss an dem ermessen
der A., ob er von der tragung des seitengewöhrs einen missbrauch macht, oder ob auch
nur dessen gebrauch in rucksicht deren übrigen buccowiner einwohner von bedenklichen
folgen sein könnte, in welchem fall, es mag der eine oder der andere vorhanden sein,
ihm das weitere forttragen dieses seitengewöhrs bis zu der zeit zu untersagen wäre,
wo er die erlaubnuss hierzu losgewürket haben wird.
Von Sr. M. ist dem dollmetsch Kovats der unterhalt von täglichen 30 kr. mit der
einschränkung bis zur ausfindigmachung einer gelegenheit zu seinem nahrungsver-
dienst eingestanden worden, und wie es Euer deimalen zu vernehmen geben, ist
nicht nur dieser dollmetsch dem bevollmächtigten Alexiovics völlig entbehrlich, sondern
auch dessen betragen so beschaffen, dass, wann er nicht bald eine ernstliche besserung
von sich verspüren liess, denselben zum geschält von der ansidlung der griechischen
gemeinden zu verwenden bedenklich wäre, und ihn, da er ein aus Hungarn gebürtiger
unterthan und in denen zurückgelegten jähren emigriret ist, nacher Hungarn zuruck-
zuverschaffeu und seiner obrigkeit zu übergeben nothwendig sein würde; es ist aber,
weil die anzeige vom ganzen Sr. M gemacht ^vird, indessen mit dem gleich ange-
führten Vorgang gegen den dollmetsch Kovats bis auf weiteis ergehei.den befehl inne-
zuhalten
49. Vortrag des Hof kriegst alhes. Wien, 27. Februar 17 S4 [Urschrift,
ebendort, 17^4-5'-12.)
Unterm 20ten des verstrichenen Novembermonats ist E. Mt. nebst dem umstand,
dass von denen in Wien gewesten zwei doputirten der zur üborsiedlung in dianseitige
lande geneigten griechischen gemeinden vom schwarzen meer nur einer zur abholang
der famillen an ihre seitherige wohnorthe zurückgekehret, der andere aber, mit namen
Alexander Alexiovich, in Suczawa und der mit den deputirten angekommene dollmetsch
Martin Kovats in Czemowitz zurück verblieben ist, auch die wegen der herüberkunft
imd ansiedlung dieser leuten vorläufig getroffene veranlassung und die durch den G,
Enzenberg zu vernehmen geweste anzeige mittelst des anschlusses beigebracht worden,
dass die bereits in der Buccowina befindliche sogenannte L.-famiUenleute von ihrer
nation aus anderen landen in die Buccowina herbeizubringen sich erkläret haben, wo-
rauf von E. Mt dem gedachten Kovats, der seinem vorgeben nach gleich einige fkmillen
nacher Weisskirchen in djis Banat zu führen den auftrag und anbei die Versicherung
von seinem lebensunterhalt erlangt haben soll, täglich 8o kr. auf so lang verwilli^et
worden sind, bis er gelegenheit zu seiner nahrungsei'werbung erhält.
Aus anlass eines hierauf im verstrichenen monath Januarii eingetroffenen l>e-
richts dos G. Enzenberg, wodurch derselbe anzeigte, dass ihm der obgedachten grie-
chischen gemeinden halber keine andere als die nachricht zugekommen.^ is^ dass sn-
bie tjipopwaner in der Bukowina. ^^
dem in Suczawa befindlichen bevollmächtigten 3 mönche gekommen sind und nach
dieser lezteren ihrer aussag ein ganzes kloster von beiläufig 80 mönchen in die Bucco-
wina zu kommen das vorhaben sein solle, ist dem gedachten G. üJnzenberg sogleich
die erneuerte anleitung ertheilet worden, wie er dermalen vörderist mit dem ermelten
bevollmächtigten, dem dollmetsch und den 3 mönchen die arth von der herüberbringung
aller ihrer famillen verabreden, die zu solchem ende nöthige Vorbereitungen veranlassen
und dadurch denjenigen, die bereits in der Buccowina sich befinden, das nothwendigo
vertrauen auf seine person einflössen soll.
Wie der hier beiliegende weitere rapport des G. Enzenberg lautet, lässt sich aus
solchem mit vollem grund noch nicht abnehmen, ob die zwischen denen erwartet
werdenden griechischen gemeinden und denen schon ehevor in der Buccowina ge-
w<»sfen L.-faniillcn und ihren neuen ankömmlingen zu verspürende disliaiTnonio etc.
|wie in Nr. 48 bis „zu machen verleitet werdo**.|
Nacli der in dem eingangs erwelmten Vortrag vom '20ten November 1733 ent-
halt encui l)emerkung ist in betref desjenigen in der G. Enzenbergischen anzeige mehr-
innlen vorkonuncnden seitengewöhr, welches der bevollmächtigte von den griechischen
gemeinden am scliwarzen mcer in Suczawa bei sich hat, dem HKR. nichts anderes etc.
'wie in Xr. I4S bis „losgewürket haben wrrd'.]
Mittelst der über den vertrag vom 20ten November erflos*<enen ah. resolution
ist dem dollmetsch Kovats der unterhalt von täglichen 3«) kr. mit der einschränkung etc.
[wie in Nr. 4.S bis ,.nothwendig sein würde*'.]
Da hienach zu gewinung der zeit die vorläufige anweisungeu an den G. Enzen-
berg ergehet und hiebei demselben insbesondere mitgegeben wird, dass mit dem an-
gefühlten Vorgang gegen den dollmetsch Kovats bis auf weiters ergehenden befehl
innengehalten werden soll, so wird E. Mt. von ein- und anderen die allerunterthäuigste
anzeige erstattet und zu vernehmen gewärtiget, ob und was allenfalls E. Mt. über
die Sache weiters anzuordnen befinden dürften
Wienn, den 27ten Febraarii 784.
A. G. v. H a d i k.
AllerhSchste Resolltion: So vde <lie umstände dieser sache in dem bericht des G.
Enzenberg vorkomen, so ist da.sjenige, so ihm der H K R. darüber mitgiebt, nicht
genug, sondern es muss demselben noch nachgetragen werden, dass, insoweit es die
jibneigung der L. gegen den deputirten der gemeinden vom schwarzen meer Alexander
Alexievich betrifft, diese wechselseitige abneigung eben nicht schadet^ und gleichwohl
die Übersiedlung der ein oder der andern parthei vor sich gehen kann, und dass aTi-
statt die Vereinigung zwischen beiden partheien zu betreiben, vielmehr die eifersucht
zwischen ihnen zu nähren sei, besonders da die L. sich zu einer geringem anzahl an
freijahren erbothen haben, ja jene vom schwarzen meer Es wird also, am sie in dieser
gesinnung zum diesseitigen vortheil zu erhalten, besser sein, sie auser aller Vereinigung
zu lassen, damit nicht etwa den L ebenfalls die lust ankommen möge, mit andern
gleich gehalten zu werden, und eben dainim muss man es gerne geschehen lassen, wenn
die unmittelbar aus der Moldau herüberkommende L. mit dem Alexander Alexievich
nicht« zu thun haben wollen.
In ansehung des poppen, den die L. dem bucoowiner bischofen unterwerfen zu
lassen verweigern, kann die sache für dermalen nicht allein auf sich berahen, um nicht
die Übersiedlung, wenn es noch dazu kommen sollte, zu verderben, sondern es muss
auch, wenn wirklich alles zustand gekommen sein sollte, nicht darauf mit gewalt ge-
drungen, am allen^-enigsten aber diesfalls mit der gemeinde wegen der Unterwürfigkeit
ihres poppen gehandelt, sondern die gelegenheit abgewartet werden, wo man den poppen
selbst bereden und ihn durch eigennutz hierzu bewegen kann. Ist der poppe einmal
gewonnen, dass er sich von der Unterwürfigkeit an die bischöfe von Moskau los^iachen
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10<» Poiek:
will, so kanu es ihm auch ein ganz leichtes sein, der gemeinde die sache angenelin
zu machen und sie dahin zu bringen, dass sie freiwillig hierzu einwilliget. Solang aL
Alexievich mit dem zum geschenk erhaltenen sübel niemanden einen schaden zufu*;ei
und hievon keinen andern gebrauch macht, als solchen zu tragen, so kann ihm die<e-
Seitengewehr unbedenklich beigelassen werden.
Endlich ist der dolmetsch Kovats noch insolange, bis man sieht, was die ganzf
Sache für einen Ibrtgang gewinnet, der sich bei eiutrettender günstigen Witterung bald
zeigen wird, mit seinen 30 kr. täglich feiner daselbst unter der bereits angeordnet**!!
aufsieht zu belassen, weil solcher, wenn er der herrschaft übergeben werden wollt**,
die gelegenheit zum entweichen finden, und dem transmigrigirungsgeschäfte, wenn er
zurück in jenseitige länder sich verliefe, nachtheil verursachen und die loute, so ziu-
Übersiedlung lust haben, von ihrem vorhaben abreden würde.
Joseph mp.
50. Hadik an Efizenberg. Wien, 6. März, 17S4. (Äbsdirifl, Registratur
d. Buk, Landesreg)
"Ober die jüngsthin von Euer. . . eingelangte anzeige wegen der vom schwärzet
meer ei-wartet werdenden griechischen gemeinden, wegen der neuen ansicdler von
denen bereits in der Buccowina befindUchen L. und wegen des dolmetsch v.>n den be-
sagten gemeinden, Kovatsz genannt, ist jilng.sthin der Vortrag Sr. M. erstattet worden
worüber nun die allerhöchste entschli essung abzuwarten steht.
Warum Euer ... zu vermuthen sich bewogen finden mögen, dass der zu dent?-.:
armenischen |!] gemeinden abgegangene eine bevollmächtigte Nikifor Larian .sich von
der kameradschafb abgesonderet hat, und die herübersiodlung nicht so erheblich, al>
man es gewünschet hat, sein dürfte, hierüberkommet keine Ursache in Euer . . . an-
zeige vor, welche also dieselben annoch anzuzeigen haben.
Vpn Euer . . . wird ganz recht der bedacht genommen, damit das aerarinm a
keine beträchtliche ansiedlungsauslagen verwicklet werde. Es miLss aber nunmehro anf
den kaiserlichen, bischöflichen und geistlichen gutem bald zu den meliorationen d«fl
anfang gemacht werden, die unter anderen auch solche g."ttungen von materiali^
fordern, welche für ansiedier nothwendig sind, dahero Euer . . . sich die erfordemü»«
dergestalten an die band verschafien müssen, um, wann die ansiedlung nicht weit«
als auf die neue ankömmlinge der J^. und auf die Moldauer gieng, welche herüben
zubringen das absehen ist, die meliorationsanstalten auf den gutem mit deso meta!
reren nachdnick betreiben, allenfalls auch denen paiticularen, welche gütterverbesserung«
zu machen antragen, mit materialien gegen bezahlung aushelfen zu können, dazumal
aber, w^ann die armenischen gemeinden kämmen und auch nur ein theil davon in »il
Buccovina zu bleiben verlangte, mit denen ansiedlungsrequisiten ausser aller verleg«^
heit zu sein, welches ich Euer . . . auf dero schreiben vom Inten nuperi zur behöri^
direction zu erwiederen finde.
51. Diredor Storr an die Bukowiner Lattdesadministration. Sucsa^
22. März 1784. {Urschrift, Registratur d. Buk, k. k. Landesreg.)
Der h. Verordnung v. 13ten dieses wird g. nachgetragen, dass bis zur stra.!
mit samt dem Alexander Alexiu 10 familien vom schwarzen meere hier eingelan^
seien und sich alle hier in Sucsava auflialten. Ich wollte sie in dorfschaf^en ant«
bringen, wovon auch die doi-frichters von hier aus allschon verstandiget waren, d4
für diese leut« gemächliche quartiere ausgemacht werden sollten, der Alexandm
gegen hatte sie abgeredet, sie .sollten hier bei.sammen bleiben, bis die übrige im fnJ
jähre nach abgang des schnees nachkommen würden, zumahlen hierein markt und all eifJ
Die Lippowaner in der Bukowina.
101
derliches gegen bezahlung erhalten könnten, auch immer besser seie, in der stadt als
auf einem doi-fe. Diesemnach haben sie sich hier quartier gegen bezahlung gemiethet
Nach genauer uachforschung sollen in allen schwerlich mehr als gegen 20 fa-
milieu dür dieses Imhjahr vom schwarzen meere sich herüber bogeben können, die
übrige, die gesinnet seien sich zu übersiedle», würden spät nachkommen oder vielleicht
gar bis aufs zukünftige jähr noch warten; doch könnte niohts zuverlässiges gesagt
werden. Von denen moldauschen L. ist auch eine familie angekommen, welche zu
Klimeutz Lippoven sich sesshaft niedergelassen hat.
Zwischen dem Alexandru und denen vom schwarzen meere angekommenen käme
US zu einen starken wortstreit wegen ersteren seinen säbel Leztere verlangten, dass'
er denselben wegschaiTe und verkaufen solle, und dass, wenn es die zu hauss verblie-
bene erfahren würden, dass er den säbel nicht wegschaöen wollte, die Übersiedlung
ins steken geratheu würde. Alexandru, über dieses aufgebracht, nahm seine patente,
legte selbe in das zimmer seines cameradens, der mit ihme zu Wienn gewesen, und
will den säbel alles Zuredens ohngeachtet hartnäckig beibehalten. Sie hielten es ihm
in meiner gegenwart vor, er aber bliebe wie vor darauf, dass niemand ihme den säbel
zu halten verbiethen könne, imd will deshalb selbsten an eine wohllöbl. LA. abgehen
und zugleich auch die ungegründete klage anbringen, dass die übrige ihm die patente
gewalthätig abj^enommen hätten, mit welchen sie ihn aber vor meiner als unwahr
überführet hatten. Ein welches gehorsamst zu berichten ohnermanglen solle.
Sigl. Sucsava, den 22ten Merz 1784.
8 t o rr. Director.
52. Director Siorr an der Buk. Landesadministration, Suczawa, 25
März 1784. (Urschrift, ebetidort.)
Es gewinnet das an.sehen, als ob die Übersiedlung der moldauischen L. besser
als jene vom schwarzen meere von statten gehen werde, massen unter gestrigen dato
schon wieder 5 familien aus Kostestie, über welche untern I9ten Jenner d. j. der ge-
horsamste bericht erstattet worden, mit ihren haabseligkeiten herüber gekommen sind
und zu Mittok Dragumima sich setzen werden Nach ihrer aussage möchten die übrige
noch zurückseiende 15 familien auch nach und nach sich übersiedeln. Von Littenimaro
ist auch eine starke famihe mit heiüberschafiujig der haussgerätheschaften beschäftiget,
welche sich auch zu Dragumirna setzet. Welchen umstand gehorsamst zu berichten
ohnermanglen solle.
Sigl. Sucsava, den 25teu Merz 1784.
S t o r r. Direct.
53. Bukow. Landesadministration an den Suczawaer Directoriat. Czer-
nofvilz 26. März 1784. {Entwurf, ebendorL)
Der uiitern 22ten hujus in ansehung deren L , so vom schwarzen meer zur an-
siediong theils eingetreten, theils annoch ei-wartet werden, über die zwischen deuen-
selbeu und dem deputirten Alexender wegen dem sabel endstaudene misshelligkeiten
müsten genauer erhoben, von grund aus erschöpfet und mit interveuiruug des hauptmaun
un l districtaauditor v. Küchler, der in nahmen der administration zu ersuchen were, wohl
untersuchet, sodan hieiniber der umständliche bericht, w^as eigentlich zu dieser mieinigkeit
den anlas gegeben, dan was selbe von tragung des säbels besorgen, erstattet werden,'
Femers sind selbe mit allem glimpf und im vertrauen zu befragen, wamni sie
nicht Stflbsten, da nun alschon das frühjahr herannahet, auf das land hinausgehen und
«ich zur ansiedlung gegenden aufsuchen, wobei ihnen von selten der administration
alle hilflicho band gebothen und aller Vorschub geleistet wir«!; nur sollen sie ohnge-
iaumt die gegenden, so sie zu ihrem etablisseriient wünschen und nicht allschoH von |
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102
Polek :
andern unterthaneu bewohnt oder benutzet werden, hieber bekaut machen, damit mau
auch respectiv ihrer Unterkünften das möghche zu ihrer erleichterung in zeit«n vei-
anlassen könne.
Beddaeus.
54 Enzenberg an Director Storr. Czemowitz^ 3t. März 1784 {Entw.,
ebendort.)
E. W. berichten, dass schon L. von schwarzen meere gekommen und noch dato
in Suczava sich aufhalten und diese leuthe nicht bestimmen wollen, wohin sich anzu-
siedlen sie gesinnet wären. Euer . . . missen doch von ihnen erforschen und ihnen
zureden, das sie sich zu was entschliessen solten, nehmlich ob sie in der Buocovina
verbleiben oder nach dem Bannat ansiedleu wollen. Auf dem ei*sten fall muss man sie
persvadiren, dass sie sich eine gegend, wo sie sich niederlasbeu wollen, aussehen und
anzeigen möchten.
In der gegend von Wickow an der Suczava solle eine wunderschöne, mehr al>
300 falschen grosse wissfeld existiren; der wald ist in der nähe. Dieses stück land soUv
der Kadrescul von kloster Putna in bestand haben. Ich winschete, dass diese leuthe
solche ansehen und Euer . . . ihnen weme mitgeben solte, der es ihnen zeigete. Man
versicheret mich, das bis 40 famillien reichlich sich etabliren könnten. Das were em
recht Schicksammer oith vor diese L. Der Kadrescul solle einen theil von dieser wii?.*ieii
emen Armenier zum benuzen gegeben haben. Wero diese gegend, wie nicht zweitle,
ihnen anständig, so werde schon das übrige besorgen; nur mus man mit diesen leutheu
sehr vertraulich umgehen, alle exististence zu sicheren und die liebe und das zutraneu
zu gewinnen suchen. So sehr können sie sich auf alle hilfe und unterstützimg rechnen,
und erwegen Ew. . . was vor Verdienste sie sich bei Ihro maje.stät machen, wann sie
in suczaver D. ein paar hundoit derlei L. gut ansiedlen machen, worann Sr. M. nd
vill gelegen ist und so sehr höchstdieselben darauf tringen.
55 Enzenberg an Hadik. Czernowitz, 2. April 1784, (ebendort.)
Die ansiedlung der L. von schwarzen meer und jene aus der Moldau er>*-arteud-
wird, besonders von lezteren einen guten fortgang haben, als schon 15 aus der Moldaa
seit kurzer zeit mit sack und pack eingetrofien, von jenen des schwarzen meers abt-r
erst ihre ankmift erwartet werden muss, dermalen aber noch nichts in erfahning ge-
bracht wird. Im falle aber auch die L zurukbleibeten, so gehet die ansiedlung au>
dem moldauer landvolk ohngemein stark vor sich, so wie erst dieser tagen 15 starke
bauerfamillen mit 124 stuk vieh und vielen baueriimobilien auf einmal zusammen aa-^
der chotyraer Raja ankammen und sie auch schon angesiedelt habe. Wenn die stadt-
halters oder baschen von Chotym von ihrem tiranisiren und die moldauer iursten unii
ihre divansbeam^o von denen ohc erschwinglichen pressungen nicht ablassen, so wirü
man gar bald in der Buccowina die ansiedlers nicht mehr unterbringen könuen, und
eben die ansiedlers sind die nüzlichsten, da sie keinen vorschuss benöthigen und sicii
ihre Wohnungen selbst erbauen.
56. Director Storr an d. Bukow. Landesadministration. Suasaica,
22. April 1784. {Urschrift, ebendort.)
Von diesen sich hier in der Buccovina ansiedlen lden]L -famüien sind, nehmlich \w.
denen aus der türkischen Moldau kommenden, seit Iten November 178a 7 familien hr-
rüber gekommen, wovon eine zu Klimoutz und G zu Mittok Dragumima sich ansess^
gemacht haben. Von denen vom schwarzen meere kommenden hingegen sind seitebe^
gesagter zeit ohne dem Alexandru 10 ganze familien imd ausserdemc noch 3 sogt-
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Die Lippowaner in der Bukowina. 103
nannte purlaken oder ledige putsche, dann 5 kalugers hier in Sucsava angekommen,
welche, ob man sie gleich, bis dass sie sich ein praedium zu einem neu zu enichtenden
dorfe aussuchen würden, einstweilen in dorfschaflen unterbringen wollte, sich immer
mit der angäbe weigerten, dass sie das frühjahr in Sucsava abvsarteu wollten, denn
bis dahin würden auch die andern nachkommen, und sie könnten sich besser in einer
Stadt als auf dem dorfo nähren. Jezt nun, da das frühjahr anruckte und der schnee
schmölze, suchte man sie abermuhlen zu bewegen, sich ein praediimi zu anlegung
eines dorfes auszusuchen, aber auch da fanden sie wieder eine andere ausflucht und
äusserten sich dahin, sie wollten erst ihren egumen, welcher nächster tagen kommen
würde, abwarten und würden alsdann da, wo es ihme gefiele, das dorf erbauen. Endlich
aber, da sie gesehen, dass der egumen bis jezo noch nicht gekommen, so sind sie
beute nachmittag von liier abgegangen, um die praedia Korcsestie, dem kloster M^ttok
zugehörig, und die Vamitza, dem kloster Puttna zuständig, zu besehen imd sich einen
ort auszusuchen, wo sie das dorf anlegen wollen.
So wie sie erfahren, solle ihre auswanderuug entdecket worden sein und wes-
wegen auch ihr egumen in verhaft gewesen, sich aber wieder mit geld (mit wiev^iel
aber, wissen sie nicht) losgekaufet haben. Besagter egumen hat schon alle kirchenor-
namenta herüber in die Buccovina geschicket. Von ihren poppen hingegen ist noch
keiner angelanget^ und bis nicht ihr egumen, welchen sie nun tägUch ei'wai'ten, hier
ankommet, könnten sie nicht wissen, ob imd wieviele familien noch herüber kommen
werden, dieser aber würde bei seiner ankuntl die siohefste und klähreste auskunft
darüber geben können.
Sucsava, den 22ten April 1784.
S t o r r. Director.
57. Enzenberg an Uadik. Czernowitz, 26. April 1784. {Urschrift^
k. u. k. KriegS'Archiv. 1784--5 - 23.)
Wie weit es bis dahin mit der ansiedlung deren aus der Moldau sowohl als
jener vom schwarzen meere kommenden L. gekommen ist, werden E. E. aus dem vom
sutschavaer directoriate hieher erstatteten bericht gnädigst zu entnehmen geruhen.
Damit nun diesen leuten auf allen seiten der nöthige Vorschub geleistet werde, erlasse
ich imter einem an dieses directoriatamt den auftrag, in ansehung der gründen die
uöthige vorbehrung, jedoch mit der rucksicht zu treffen, dass nicht etwa andern ein-
^vohneni die bisher benutzten gründe hinweggenommen imd von einer andern seite
aus Wanderungen verursachet werden.
Das praedium Kortschestie liegt zwar öde und ist von dem eigeiithümer, kloster
Dragomira, an einen pachter überlassen, dahero selbes ganz wohl an die L. abgetretten
werden kann ; ob aber die sogenannte Womitzp. nicht schon von andern ein wohnern
lieurbaret wird, wird sich in kürze mit gründe bestimmen lassen, wovon ich E. E
ebenso wie von dem weitem fortgange dieses ansiedlungsgeschäfts die nachrirht zu
ei*statten die gnade haben werde.
Gzemowitz, Jeu V6ten Aprill 1784.
Enzenberg. (IM.
o*V. Enzenberg an rf. Suczawaer Directorat Czernowitz, 26. April 17^4.
(Entw , Regiatrat. d. Buk Landesreg.)
Wenn die vom schwarzen meere kommende L. sich gegenden zm* ausidluug aus-
suchen, so ist denenselben aller nöthiger Vorschub zu leisten; nur nuis der bedacht
hierauf genommen werden, dass sie nicht solche giünde wählen, welche bereits von
andern imterthanen benutzt werden und selben ohnumgänglich nöthig sind.
Das dem kloster Dragomirna gehörige praedium Koilschestie, im falle es denen
h. anständig ist, kaun denenselben der pachtung ohugeachtet angewiesen werden; ob
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L04
Polek:
aber die. Wamitza nicht von andern unterthanen schon benutzt ist, kann man die^-
orts nicht bestimmen, weil man nicht weis, auf welchen hottar sie liegt, und das di-
rectoriat hat fürohin der A. nicht die nammen der gründen allein, sondern jedesmal
den hottar, auf welchem der grund gelegen ist. anzuzeigen. Welches man demselben
auf die unterm 22ten curr. erstattete meidung ruckantwortUch erwiedert.
59. Suczatvaer Directorat an d. Bukotv. Landeaadministralion,
29. Aprü 1784. (GesL-Prot. der Buk. LA. 1784. Nr. 1106. — EbendoH)
Suczawaer directoriat meldet untenn '29ten [praes. 30.] April, dass die L. von der
beaugenscheinigung der prädien Korcsestie und Wamiza wieder eingetroffen und an-
gezeigt, dass auf dem praedium Korcsestie wegeu mangel der felder zum ackerbau
und heumachen kein dorf angelegt werden könne, aber das dem kloster Puttna zuge-
hörige praedium Wamiza wJlre zur anlegnng eines dorfes bequem genug, wenn ihnen
zu denen feldeni ein stück von der Horaiza in so lang gegeben wüide, bis sie etwa^
von der Waldung ausrotten würden. [Es] meldet femer, dass die 2 L. Alexandra und
Nikifor gegen einander getrennet und die anwesende 1 1 famiUen auf der seile des
letzteren sind, welcher auch mit denen besagten familien auf das praedium Wamiza
abgehen werde ; dass der Alexandru nunmehr allein und dessen leute abwarten werde,
für welche ein besonderes praedium erforderlich und dermalen keines vorhanden, wo
ein dort angelegt werden könnte ; dass die L. das praedium Domestie zu überkommen
wünschten, weil das praedium Korcsestie zur anlegung eines dorf nicht anwendbar
wäre.
60. Serether Diredoral an die Bukotv. Landesadministration. 10.
Mai 1784. (Gest.. Prot, der Buk. LA. 1784. Nr. 1265. — Ebendort)
Serether directoriat meldet [am] 10. Mai, dass am 6. dieses abermals 4 L.-familien
vom schwarzen mcer angekommen und sich in der Bojana Fontina alba seu Wamitza
auf den puttnaer hottar ansiedeln w^erden.
61. Vortrag des Hofkriegsrathspräsidenten Grafen von Hadik. Wien.
12. Mai 1784. [ürschr., Kriegsarchiv 1784 -o— 23.)
Von dem GM. Enzenberg ist eine in originali an verwahrte anzeige in betrei de^
fortgang von der ansiedlung derer aus der Moldau kommen sollenden L., dann derer
vom schwarzen meer erwartet werdenden armenisch en [!] gemeinden zugekommen, von
welchen eins weilen erst 10 familien eingetroffen sind. Zuversichtlich wird die DA. wie
vom HKE. erneuerte belehrungen dessentwegen in rechter zeit ergangen sind, nicht
nur für die ansiedier die hierzu vorhandene terreins ausgezeichnet, sondern auch für
sie alle nöthige requisiten herbeigeschaft und die sonst ihretwegen dienhche Vorkeh-
rungen getroffen haben damit sie desto ehender in die behörige au&iahm kommen
mögen.
Soweit L.-famillen aus der Moldau zu denenjenigen kommen. *velche bereits in
der Buccowina sind, ist es gleichgültig, an welche oi*te die neue ankömmlinge zu stehen
kommen, wann es nur solche sind, wo sie die gelegenheit zum feldbau oder zu ilirein
anderweiten nahrungs- und industrialverdicnst haben und die erfordern uj<s zur an-
siedlung vor sich linden. Hingegen köiuien die vom schwarzen nieer erwartet werdtrudu
armenische gemeinden auf keinen anderen »^rund und boden die unweisung erhalt cu
als der cHmeralisi-h ist oder nun von denen buccowiner klöster- mitl geistlichen güt4i*ni
\\\ die aerarisclie administration tallt, weil sie sich die mitergebung an andere grujid-
herren verbeten haben, worzu die gelegenheit, wann es gleich in der Buccowina hievos
gebrecht e, vorhanden ist. nachdem die slavonisch-banatische CA. nach einer iezthin
vorgekommenen anzeige sich bereits mit der buccowiner DA. in das einvernehmen ge-
sezet hat, auf wieviele von diesen familien allenfalls in dem Banat rochnung zu ma-
chen sein kann.
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Die Lippowaner in* der Bukowina. 1^^
Weil nun die gutB Witterung bereits eingetreten ist, und die ankuntt des igumen
von denen armenischen gemeinden in der Buccowina schon eine längere zeit erwartet
wird, so muss die DA. dermalen dieser leuten halber das eigentliche bald in erfahrung
zu bringen trachten, um nach umständen allenfalls die gelegenheit für die Buccowina
benutzen zu können, woniach ansiedJer aus Gallicien dahin überlassen werden
wollen.
Da in gemässheit des obstehenden die antwort an den GM. Enzenberg mit dem
beisatz miter einstens ergehet, dass die bereits angeordnete verzeiohnussen über die
ansiedlerfamillen einbeförderet werden sollen, so habe ich auch von ein- und anderem
E. Mt. die anzeige abzustatten nothwendig befunden.
AVienn, den 12ten Mai 1784.
A. G. V. Hadik.
Allerhöchste Resolution : Dient zur Wissenschaft und ist nochmalen den geueraU
commandis einzubinden, dass sie sich höchst verantwortlich machen würden, wenn sie
nicht zu ansiedlung besonders der L. alle mögliche beförderung zu leisten mid alles
dazu vorzubereiten sich angelegen sein liessen.
Joseph m. p.
62, Director Storr an die Bukow. Landeaadministration. Su-
czawa, 13, Mai 17 H4, (Urschr,, Kriegsarchiv. 1784—5 — 29.)
Infolge der h. Verordnung von 6ten dieses solle nicht ermanglen, den ausführ-
lichen bericht über die ankimft der L zu erstatten.
Den loten dieses käme der igumen von ihnen hier an, welcher sich dahin äus-
soi-te, dass gar keine hoffnung mehr seie, dass noch einige familien nachk-anmen
würden. Er giebet vor, dass 4 familien, welche diesen winter vom schwai-zen meere
aufgebrochen, sich wegen den grossen schnee einstweilen in der Moldau zu Paskau
niedergelassen hätten, um daselbst das fruhjahr und den guten weeg abzuwarten. Da
es aber in der Moldau ruchbar worden, dass sich viele von den L.-familien in der
Buccovina übei*siedelten, so seie ihnen verboten worden bei Verlust aller ihi*er guter,
sich nicht von ihren dort* wegzubegeben, und man hat sowohl die vom schwarzen
iiieer angekommene als auch die iu der Moldau wohnenden so gar unter bürgschaft
nehmen lassen. Es sagte mir auch jezo der herr Juon Kirste Schatrar. dass einige L.-
iamilien vom schwarzen meere ohnlängst, um hieher zu gehen, in der Moldau einge-
treten, und man habe ihnen gleich bei ihren eintritt wieder in ihren wohnort zurück-
gewiesen.
Es belinden sich nun jezo 15, mit den Alexandru 16 ganza tamiUen, B ledige
pursche, l igumen und 0 kalugiers allhier, welche auch alle nach der Vamitza mit samt
dem Alexandru, welcher sich wieder mit denen andern vereiniget und sich auch mit
ilmen daselbst niederlassen wird, abgegangen sind. Man hat von hier aus das aviso
aji dem kloster Puttna, dass ein neues dorf auf dem klostergrunde erbauet werden
soll, gegeben und das ansuchen gemachet, dass man denen L., weil die Vamitza nicht
hinreichend, ihnen ein stück von der Horaitza zu ihrer nothdurfb einstweilen, bis sie
steh etwas ausrotten können, zutheilen möchte. Besonders ist ein stück wiessgrund
von 1(M) faltscheu, welcher hart an den oi-t lieget, wo das dorf erbauet werden seile,
und welches das kloster vor sich benutzet, aber nicht nöthig hat und nach meinem
\^*issen über lUUO faltschen für sich bearbeitet. Da man aber von hier aus dem kloster
keinen befehl deswegen geben kaiui, so wäre meine ohnvorgreifliche meinung, wenn
eine wohUöbliche LA. geruhen möchte, dem consistorio den auftrag zu geben, damit
selbes dieserwegen das nöthige an dem kloster Puttna ergehen Hesse.
Sigl Sucsava, den 13ten Mai 1784,
Storr.>3irect
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106
Polek :
63. Hadik an Enzenberg. Wien, lo. Mai 178\, (Entw., Kriegsarchiv.
17 H4— 5-23.)
Mittelst eines andei'^^'eiteu Schreibens vom heutigen dato bekommen Euer . . .
in betreu der ansidlungsanstalten eine meinigo g^t gemeinte ermahnung. Nachdem aber
auch Se M. aus aidass der ah. deroselben unterlegten anzeige vom 2(iten elapsiEuer..
zu bedeuten befohlen haben, dass Dieselbe sich höchst verantwortlich machen würdeu,
wenn Sie nicht zur ansidluug besonders der L. alle mögliche beförderong zu leisten
und alles dazu voi'zubereiteu sich angelegen sein Hessen, so zweifle ich nicht. Euer . . .
werden auf sich selbst bedacht sein, mithin von nun an denen befehlen genauen Voll-
zug leisten, wo übrigens die erst angeführte ah resolution sowohl dem GC. in Cral-
lizien als dem slavonisch-banatischen gränz-GC. und zwar dem leztem für den fall mit-
gegeben wird, wann von dem schwarzen meer erwartet werdende famillen der arme-
nischen [!) gemeinden aus der Buccowina dahin geschicket würden.
64. Enzenberg an Hadik, Czernomtz. 17, Mai 1784, (Urschr., eben-
dort 1784—5—29]
Aus dem in originali hier beigebogenen bericht des sutzawaei directoriat-
amtes werden E. E gnädigst zu entnehmen geruhen, wie viele L.-famillien vom
schwarzen meere bereits in diesem buccoviner district eigetrofien sind, und welche
rechnung auf die weitere ansiedluug dieser gemeinden zu machen seie. Üa
von dieser seite keine weitere hofnung zu einer ansiedluug erübriget, so ^^ird man
andurch in stand gesezt, die ohnehin nützlichste ansiedluug moldauischer unter-
thauen destoniehr zu begünstigen und die ankömmliuge umso leichter imterzubringen.
Ob nun dem Wachtmeister Kovacs, welcher als dollmetsch mit diesen L.-deputirten
ins land gekommen, noch femers cb'e ätzung mit 36 kr. täglich verabreicht werden
solle, werden E. E. gnädigst zu outschlüssen und mir die hohe belehrung zukommen
zu muchen geruhen.
Tu dem unterm .'iteu curr. an das galliziensche GC. erstatteten und von danueu
soniler zweitel dem hl HKR. unterlegt wordenen bericht habe ich weitschichtig dar-
gethan, dass in diesem buckowiner D. zu ansiedluug ganzer dörfer keine gründe vor-
handen seien, weswegen ich E. E. eröfneu muss, dass die von der v. b. ö. HK hieher
angetragen werden wollende deutsche kollonisten, ohngeacht die angehotten L -ge-
meinden nicht eintreffen, nicht untergebracht werden können.
Czemowitz, den 17ten März 1784.
E u z e n b e r g. C^M.
65. Direclor Storr an die Bukow. Landesadminüslration. Su-
czan-a, 20. Mai 1784. {Vrschr , ebendort 1784-5— 32.\
Die h. Verordnung vom 8ten dieses betiehlet, dass angezeiget werden solle, wel-
ches praedium in den hiesigen district am bequemsten zu anlegung eines dorfe:^ vor
die ansiedlen wollenden L -familien seie.
Das praedium Korcsesty, welches voller graben und nur zur hutwaide brauchbar,
stehet denen L nicht an, und ist auch zu anlegung eines dorfes nicht anwendbar.
Auf den gütern des klosters Solka oder Illischestie ist zu anlegung eines dorfes g»r
kein platz. Den antheil des in der Moldau gelegenen dorfes Chreaska, welcher dem
buccowiner district zugefallen, bnnuzen die dörfer Sekuricseni, Reusseni, Boss and
Bossansche, welche hottar daselbst zusammenstossen, und ist überhaupt zu anlegung
eines neuen dorfes daselbst zu wenig grund. Da<J praesidiura Stescheroni benutzet dA^
dorf Korlata und ist klein. Lukasch estie gehöret nach Wononetz. selbes wird auch von
denen Woronetzern beackert, und das kloster hat den wiesswachs daselbst. Stelenestie
hingegen wäre noch das einzige, wo ein dorf angeleget werden könnte; selbes gehöret
dem kloster Statina und es könnten sich beiläutig bis 3 fumilieu daselbst niederlassen
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Die Lippowaner in der Bukowina. *-^'
und nähren. £s ergisbt sich aber der umstand dabei, dass daselbst keine waldung ist,
und die L. verlangen, dass, wo sie sich niedei lassen, gleich in der nRhe auch waldung,
acker und wiess wachs sein solle.
Diese 3 praedien, uehmlich Steschereni, Lukeschestie und Stelenestie, sind denen
uioldausch-kimpulunger inwohnem zum ackern angewiesen, und wenn ihnen das praedium
Stelenestie abgenommen werden sollte, so wüsste mann nicht, da sie ohnehin schou
bis Sucsava herunter angewiesen sind, wo ihnen andere gründe angewiesen vreixlen
könnten.
Das praedium Dumestie, welches herr bischof in pacht hat, gehöret dem kloster
Onufreul zur hälfbe und die andere hälfte den über den cordon liegenden kloster Bur-
tuschan.') Heir bischof giebet aber dem dorfe Onufreul, welches sehr wenig ackergründe
hat, zu ihrer nothdurfl die hinlänglichen ackerfelder, überdeme sind auch erst kürzlich
von diesen preedium an die Unter- Vikover G * faltschen abgegelen worden.
Sigl. Sucsava, den 20ten März 1784.
S t o r r. Directov.
66. Dired'jr Storr an die Bukatviner Landesadminiatration.
Suczatvoy 20, Mai, 1784 ( Urschr., ebendort 1784—5'-32.)
In folge h. Verordnung von 17ten curr. solle angezeigt werden, auf welchen dorfs-
oder moschiehottar die Vamitza sich befinde, dann von welchen hottai* diese llv; falt-
schen gründe denen L. überlassen werden könnten. Hierauf wird erwiedert, dass die
Varnitza oberhalb des L.-doi-fs Klimoutz lieget und an diesen von der Horaitza vom
kloster Puttna excendirten hottar anstosse. Die 110 faltschen wiessgrund liegen auf
der Horaitza ganz oben gegen die waldung zwischen Klimoutz und Fratouz oberhalb
der rimondastallung Mittoka, welche auch im verflossenen sommer von die kaiserl.
rimondapferde abgeweidet worden. Man kann eigentlich keinen anderen hottar bestim-
men, worauf diese gründe liegen, als bloss moschie Puttni; denn, wie diese moschie,
wo alles an einer kette von gebürgen beedseits der ufer des Sucsavaflusses hanget und
sich in Balkoutz am ende der Horaitza endiget, benutzen die klosterunterthunen allen
terrain unter einander gemeinschaftlich und ist in keine hottars eingetheilet, sondern es
haben nur die dasigen gegenden ihre besondere benamsungen.
Von wegen denen auf die Varnitza angetragenen L äusserte sich zwischen eiiii-
tjen fratauzer und unter-vikovem solche Schwierigkeiten, die mich veranlassten, selbst
dahin abzugehen nud die ganze Varnitza und dieselbe gegend in augenschein zu nehmen.
Bloss nur jene fratoutzer und unter-vikover insassen, welche zu 30 und bis 50 stück
jprosses eigenes vieh unterhalten, wollen nicht zugeben, dass sich die L. alldort häusslich
niederlassen sollten, um ihr zahlreiches vieh weiden zu können. Als ich mit den klä-
\;tni und denen neuen L., dann einigen aus Klimoutz die ganze gegend beaugenschei-
nigte, fände sich auf der Varuitza unendlich mehr reiner grund als die 40 faltschen, welche
mir von verschiedenen puttnaer klosterunteithauen angegeben worden, und möchten
sich beiläufig bis auf 100 faltschen und noch darüber erstrecken; überdeme gehöret
noch eine strecke von mehr als 1400 faltschen darzu, welche aber mit kleinen bürken-
sträuchem und weitschichtigem grossem, dann eichenbäumern bewachsen ist, die aber
mit leichter mühe und in wenig tagen ganz ausgerottet werden können, welch alles zu-
sammen an die Armeniers seit 4 jähren zur hutwaide vom kloster verpachtet wäre.
Ausser diesem sind noch die Waldungen gegen das gebürge und in die gegend des
bachrinester hottars, welche mit der zeit mit eben nicht so schwerer mühe ausgerottet
werden können, weil dieselbe nicht so dicht bewachsen sind.
Als ich nun die ganze gegend wohl besichtiget hatte, machte ich an die klägerdiu
aufrage, ob sie denn so unumgänglich diesen te .rain benöthigten, da sie ohnedeme
') Burdujeni (Burduschenij
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108 Poiek :
eine andere hieran »tossende strecke von zum theil ausgerotteten walduugen und po-
jaiien in besitz hätten. Sie äusserten sich demnach hieiüher, dass siezwar für ihr bei-
sitzendes vieh vielen grund benöthigteu, doch wollten sie im geringsten keinen an-
spruch darauf machen, nur sollten die L., wenn sie ja ihren wohnsitz allda aufschlagen
sollten, nicht weiter in ihre gmndo, die sie selbsten ausgerottet, eindringen und ihnen
gewaltthätig abnehmen Ich wandte mich demnach an die sattlose und sich auf keine
weise begnügen wollende ankömmlinge und befragte sie, ob sie niit diesen terrain
zufrieden wären; die mir dann zur antwort gaben, dass ihnen der grund zu aniegnn^'
eiues dorfes sehr wohl gefiele, weilen sie das holz zum häusserbau und brennen an
der haud und einen schicksamen terrain zu aiilegung ihres klosters hätten, es müsste
ihnen aber ein solcher geräumiger hottar excendiret werden, den sie in 3 calcatnren';
sogleich ohne mühe und doch schicklch abtheilen könnten, uehmUch in imasch,*) heu-
schlag imd ackerfelder. Wenn ihnen also daorts nichts mehr excendiret werden könnte,
so solle annoch einen jeden pater familias 2' faltschen auf der Hoi*aitza und so auch
all jenen, die noch nachkommen würden, so wie sie hoffuung und nacliricht erhalten,
dass 10 familien ehest nachkommen würden, zugetli»ilet werden. Da sie die Versiche-
rung von Sr. M. erhalten, dass man ihnen genügsame gründe, soviel sie immer ver-
langten, zugeben würde, mithin wollen sie sich auch auf die allerhöehste Zusicherung
beziehen und die benöthigenden gründe verlangen. Zudeme glaubten sie auch nicht,
dass sie, solange ihre freijahre dauerten, schuldig seien, der grundherrschaft eine gnuid-
steuer oder abgebung der lOma zu entrichten. Da ich ihnen aber nach vielen zureden
den irrigen gedanken benahm, versprachen sie endlich die lOma abfolgen zu lassen
mid, wenn es ja absolute sein sollte, auch den grundherm etwas zu entrichten.
So wie ich wahrnahm und es auch nicht anders sein kann, so wollen sie einen
negots mit heu machen, welches sie auf ihren antheil erzeigen wollen, und die kU-
moutzer L., deren ihr vom kloster excendirter hottar an diese Vamitza oberhalb an-
stosset, sagten mir, dass derenselben ihr sinn seie, einen grossen theil ven der Var-
nitza an ihr emchten wollendes kloster abzutreten, damit dasselbe alljährlich etwas we-
nige eiukünfte haben möge. Nun wenn auch 40 famiUen allda in der Vamitza anvrach-
sen sollten, so haben sie immer so viel grund, wenn sie das ohnehin sehr schüttere
gebüsche ausrotteten, und auch ohne eine weitere ausrottung zu machen, könnten sich
selbe fast genugsam nähren. Für dieses Jahr aber ist es nöthig, da«s man ihnen acker-
felder von einer anderen seite zutheile, iuskünflige jähr hingegen nach beschehener
beurbarung sind sie es nicht mehr bedürftig. Der herr igumen von Puttna hatte ihnen
auch schon die Weisung gegeben, wo sie sich etwas ackern können. Finden sie nun da
auf der Horaitza nicht so viel ackerfelder, als für sie erforderlich sind, so erhalten sie
schon gegen die lOma auf denen benachbaiten hottard Braintzy,*> Bachrinesty und Kli-
moutz so viel, dass sie sich ernähren können. Sie haben überhaupt so viele Waldungen
rings um sich, wo sie die schönsten ausrottungen machen und vollkommen zufrieden
sein können. Da nun durch die abnahm dieses denen L. zugetheilt werden sollenden
grundes keinen von denen puttnaer unterthaneu, welche ich gänzlich beruhiget, ein ab-
bruch geschiehet, so wäre meine ohnmassgebliche meinimg, dass dem kloster Puttna
der auftrag gemachet würde, damit selbes denen L. die beschriebene gründe anweisete.
Sigl. Sucsava, den 2Uten Mai 1784. Storr Director.
67. Auszi^g atis dem OeslionsprotokoU der Bukow. Districtsadmini"
stration. 1784. Nr, 1425. Czernowitz, 24. Mai, 1784. {Registratur d Buk
Landesrey.)
(Am) 24. Mai wird das consistorium ersucht, damit das kloster Putna angewiesen
werde, denen bereits auf der Varnitza angesiedelten L das anstossende, denen Ar-
') Abtheilungen, Felder.
>) Imasch, magyarisch nyomäs, gemeinschaftliche Hutweide.
*) Baince
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t)ie Lippowaner in der Bukowina.
109
meniem zur hutweide überlassene stück erdreioh eingeräumet und zur benutzung auf-
gemessen werde.
68. Enzenberg an Hadik. Czernowlk, 24. Mai, 1184. (Urschrift,
Kriegsarchiv, 1184-5—32.)
Mittelst der untenn 17ten curr. E. E. gehorsamst unterlegten meidung habe ich
die gnade gehabt, die anzahl deren vom schwarzen meere gekommenen L. nebst dem
von selben zu ihrem aufenthalte gewählten ort anzuzeigen. Weil aber die sogenannte,
dem kloster Putna gehörige Warnitza zu anlegung eines dorfes und dotirung dieser
ankömlingen zu klein war, ist dem suczawaer directoriat der auftrag gemacht worden
ohne Verzug hieher snziizeigen, auf welchem hottar diese Waraitza liege und von wel-
chem hottar die angekommenen L. die noch erforderlichen llO faltschen auf der Ho-
raitza verlangen. In dem eingelangten, in originali unterthänigst nebengehenden berichte
des erwähnten suczawaer directoriates kömmt nunmehr vor, dass diese unersättlichen
Jj. mit hinlänglichen gründen versehen seien, wenn sie auch auf 40 familien daselbst
anwachsen sollten. Was mir aber am meisten in diesem berichte auilält, ist, dass diese
ankömlinge auf klostererbauung eine absieht hegen sollen, welches dieselben mit den
nöthigen gründen dotiren wollen. Wie wenig aber Sr. M. allerhöchste absieht erreicht
-würde, wenn diese leute einen antrag auf Stiftung der klöster hätten, geruhen E. E.
selbst gnädigst zu beurtheilen, nachdem wieder strecken felder zum unterhalte der
Tnönchen unbewohnt belassen werden müssten, und ich sehe mich im voraus um die
gnädige verhaltungsbefehle zn bitten veranl isst, ob diesen leuten, im lalle sie das an-
fauchen hierum machen würden, die anlegung eines klosters gestattet werden soll.
Gzemowitz, den 24ten Mai 178f.
Enzenberg.
69. Enzenberg an Hadig. Gzemowitz, 24, Mai, 1184. (Urschr,., eben-
dort 118^— 5-32)
Aus einer andern unterm heutigen dato an E. E. erlassenden meidung werden
hochdieselben zu entnehmen geruhen, dass für die vom schwarzen meere bereit*« an-
gekommene q und noch ferners etwa ankommen sollenden L -familien das ei-forderliche
erdreich ausgemessen und denenselben bereits eingeräumt worden ist, sowie ich dem
suczavaer directoriate eben auch ein Verzeichnis der vorräthigen wirthschaftsrequisiten
zugesendet habe, damit diese familien auf erstes begehren die nöthigen geräthschaften
von hier aas erhalten können.
Die von zeit zu zeit aus der Moldau k* mmende L lassen sich alle bei ihren
religions verwandten in Klimoutz oder Mittok nieder, ohne dass selbe den mindesten
Vorschub von hier aus verlangen. E. E. ist bereits unterm iTten cuit. gehorsamst an-
gezeigt worden, was es mit der ferneren ansiedlung deren L -familien für eine beschaflenheit
habe, und ich kann nicht umhin, E. E. einen vom suczawaer directoriat mir einbe förderten
bericht hier beizuschlüssen, woraus E. E. zu entnehmen geruhen werden, dass hierlandes
keine ödegründe vorhanden sind, auf welchen man ganze dorfschaften ansiedeln könnte.
Und da die v. b. ö. HK. nur kammeralgüter zur ansiedlung deren teutschen kollonist-en
geeignet findet, so wäre dieser buccowiner D., in welchen sich ausser dem ohnlängst
erkauft wordenen sehr bevölkerten dorie Sutschka und dem moldauisch-kimpolunger
gebirge keine kammergüter befinden, nie imstande teutsche kolonisten anzunehmen
und angesonnenermassen unterzubringen.
Ich habe in allen meinen handlungen keine andere absiebten als den dienst zu
befördern und Sr. M., dann deren hohen stellen absiebten in voUzug zu bringen. Nie
soll mir der gedanke einfallen, dass ich einer gemeinnützlichen ab^^icht mich wieder-
setzen werde; aber man wird mir auch vergeben, wann ich Vorstellungen oder vor-
.schläge mache, die entweder aut die hiesige localumstUnde gar nicht anpassen oderj
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ito
i»olek:
aber, welches ebensoviel ist, mit unzähligen Schwierigkeiten in der ausübung ver-
bunden sind Sr. M. wesentliche absieht ist die ei-weiterung dor bevölkerung, und die mind^
kostsplitterische bevölkerung därfte der ah. absieht auch am besten entsprechen ; in-
dessen werde ich nicht säumen eine anzahl teutsche ansiedier hier unfensabringen
wenn es an solchen gründen, worauf ganze dörfer angesiedelt werden könnten, nicht
gebräche. Wenn E. E. einiges misstrauen in meine Vorstellungen setzen sollten, so geru-
hen E. E. den henn obersten v. Metzger oder die ganze commission, deren sämroent-
linhe individuen noch im lande sind, welche alle dorfs- und moschienhottar ahges;rm2X
hat, folü;lich alle gründe genauer als die administrarion kennen muss,') zu befragen: umi
im falle mir eine gegend zur anlegung eines dorfes bekannt gemacht wird, vende iVi
nicht nur sogleich häusser erbauen und toutsche ansiedler kommen lassen, somipm
auch selben die nöthigen requi'^iten mittheileii und allen menschenmüglicben vorsrhu/
leisten. Denen districtsdirectoren muss doch ilir bezirk, welchen sie immer bereiten uii'
sonderheislich im fruhjahr wegen denen gi'iindstrittigkeiton der imteHlianon «ifters I».-
suchen müssen, am besten bekannt sein, und ich muss ihren bei-icliten umso lutlir
glauben beimessen, als denenselben die ah. absieht wegen be^nstii^- und orweiterum'
der bevölkeinmg fast mit jedem posttage eingepräget wird.
Gleich nach einlangung des verzeichnüsses deren im monat Mai angekommenen
ansiedier aus der jenseitigen Moldau und türkischen Raya werde ich E. E. ein toidle
zu unterlegen die gnade haben; allein da sich viele auf Schleichwegen instand begeben
und eine Zeitlang mit ihren anven^'andten, ohne sich bei denen diiectoriaten zu me'den,
eine gemeinschaftliche wirthschafb machen, kann man nicht gleich mit ende jedes
monats abschliessen, so wie die cordonsrapport.^ nicht mit ende des mouats, son-
dern ^ederzeit später einbefördert, werden könnt ein.
CzeiTiowitz, den ?.Aen Mai 1784.
Enzenberg. (J M.
70, Director Storr an d. Bukotv Landesadministralion. Suczatva, 27.
Mai, 17 84. (Abseht , ebendort,)
Die vom schwarzen meere angekommene L. sind, ohngeachtet man ihnen so
viel teiTain, als man vermuthet, dass sie immer brauchen können, gegeben, dennoch
nicht zufrieden und weiten über die Warnicza und die ihnen von dem kloster Pntnia
zugetheilte 110 faltschen auch noch ein grosses stück von der Horaitza haben Es \M
ihnen überhaupt die ^anze gegend jetzo nicht so anständig, als wie sie vorbero sagten:
sie verlangen nun einen ort, wo sie übertiüssig wald, acker und wiessfelder rings um
sich haben können.
Es wäre eben jezt der deputirte Nikiftor bei mir und sagte, dass der AUexaüdrn
mit 9 familien bereits von der Wamitza weg und nach Hliboka im serether ockoll, um
sich allda niederzulassen, gegangen scie. Auf diesen hottar ist so viel grund, dass sieb,
wie schon unterm 13. dieses berichtet worden, füglich 250 familien darauf nähren
können, und da das dorf Hliboka nur aus 80 familien bestehet und dieser hottar sehr
gross ist, so könnten sich auch diese L, füglich allda niederlassen; denn hier in dieser
ganzen gegend Ist kein so ein ort, als sie ihn verlnngen, den man ihnen geben könnte.
Da ich nun diese leuthe zu befriedigen gar keinen ausweg mehr weiss und meine
geschäfte jetzo sehr häufig sind, so sehe ich mich gezwungen, eine wl. LA. unter-
*) Zur Untersuchung und Feststellung der Bukowiner <Truudbesitzverhältni<'*t
wurde im Herbste des Jahres 1781 unter dem Vorsitze des Obersten v. Metzger eine
Commission eingesetzt, die während der Jahre 1782 1784 itire Arbeit vollendete unU
in 175 Protokollen die unter der Benennug der „Metzgerischen Abgrenznngsacten*' be-
kannte Grundlage der im Jahre 1792 errichteten Bukowiner Landtafel schuf (Polek,
die Bukowina zu anfang des Jahres 1783. Czeniowitz 1894. S. 3.)
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l)ie Lippovvaner in der Bukowina. **•*•
tliänigst zu bitten, damit hochselbe jemanden beordern möchte, diese denen L zage-
rlieilte gegend in augenschein zu nehmen und ihnen ihren ganzen terrain abzastecken,
^veil, ohngeachtet ich schon zweimahl daselbst wäre und ihnen ihre grundstücke an-
gewiesen imd selbe auch beidemahle damit zufrieden zu sein schienen, doch allemahl
wieder um- und anstände sich hervorthun, die eine gänzliche befriedigung erforderen.
Sigl. Suczawa, den 27ten Mai 1784.
S t o r r. Direct.
11, Enzcnberg an Hadik. Gzernowilz, 2, Juniy 1781 {Abschriß,
ebendort.)
Heute kämmen die zvveen L. Alexander und Simeon Alexiowictz und sagten, dass,
nachdem das praedium Waniitza derineiiselben zu klein und überhaupt zu ihrer wirth-
.Schaft nicht angemessen sei, 2<) familien sich auf den hottar des dorfes Hliboka nie-
derliessen woselbst nicht nur hinlängliches erdreich für 100 familien voi*findig sei,
sondern sie auch einen mündlichen kontrackt mit dem gnmdherm Thadeus Turkul
bereits auf die weise angeschlossen haben, dass er einem jeden haussvater 5 faltschen
wiesen und so viel ackei* zum anbau überlassen wolle, als sie. nur immer anbauen
mögen, wohingegen jeder haussvater demselben jährlich 5 fl. 30 kr. an grundzinns für
alles und alles entrichten solle, womit sie L. sehr wohl zufrieden seien und ihnen
überhaupt der platz gefalle Der Simeon Alexiewictz hingegen äusserte sich, dass er,
nachdem er vom feldbau nichts verstehe, ins Banat abgehen wolle, um sich mit der
fischerei zu ernähren, und wenn ihm dir erlaubnüss von der A. ertheilet werden sollte,
\\ürde er noch mehrere ledige L., welche keine familien ausmachen, mit sich dahin
nehmen. Ich ervviederte demselben nicht nur, dass ihm die erlaubnüss erlheilt werden
würde, sondern dass schon im Bannat die Vorsehung ihrer Unterkunft wegen getrofien
seie, und dass ihnen auch daselbst alle mögliche Unterstützung sowie hierzulande ange-
diehen werden würde. Da nun er, Alexander Alexiewicz. zu HUboka zu verbleiben ge-
sonnen ist, so bath er mich um einen vorschuss von 80 rubeln, um sich das nöthige
vieh, wirthschaftseinrichtung ete. anschaffen zu können. Ich gab demnach diesen bee-
den L. zu»* ar.twort, dass ich künftigen Sonnabend selbst, ohngeachtet ich erst gestern
nachts von denen ort«<chaften, woselbst die publikation deren grundeiutheilung und ge-
ometrischen aufnahm veranlasst und denen Icuthen ein und anderes wohl begreiflich
gemacht habe, zurückgekommen bin, nach HUboka abgehen, ihren \\irthschaft ansehen
und ihm Alexiovictz den anverlangten vorschuss machen werde.
finädigster herri Die wiederholten befehle bestehen, dass denen L alle assistenz
und Vorschub geleistet werden soll, allein in keinem befehle lautot es austri'icklich,
dass denenselben geldvoi-schüsse zu ihrer wirthschaft gemacht werden sollen. Ich sehe
vor, da.ss die hier bleiben wollenden sowohl als die ins Bannat sich übersiedeln wol-
lenden geldvorschüsse zu bestreitung der reise anverlangen werden, und E. E werden
mich nicht verdenken, wenn ich um einen austrücklichen befehl bitte, dass denenselben
geldvorschüsse gemacht werden können. Ich habe leider erfahren, iass ich einige be-
fehle und Verordnungen nicht recht eingenommen habe, wodurch man mich noch zur
Verantwortung ziehen wollte, und mit gelder ist die sache noch häcklicher, nachdem
man noch am ende zum v urückei*sat^ zum nachstand meiner zahlreichen familie ver-
fallen könnte. Ich bitte demnach E. E. unterlhänigst, mir den aastrücklichen befehl
zu ertheilen, dass ich sowohl denen hier verbleibenden zu ihrer nothdurft und so auch
denen ins Bannat abgehen wollenden zu bezahlung der Vorspann und ihrem lebensun-
terhalt geld Vorschüssen därfe, wornach ich selben jedesmahl gegen schein ein ihren
umstunden angemessenes «(uantum hinausreichen werde.
Czemowitz, 2 Juni 17*^4.
C^gLlcPb?Ö<[>ÖgIe
72. Vortrag desHofkriegsralhspräsidenten Grafen von Hadik. Wien, 2.
Juni, 1784, (Urschr,, Kriegsarchiv. 1784—5—29.)
Nach dem in original! anverwahrten hericht des O. Enzenberg spricht zwar der-
selbe ftir die herüberknnft deren vom schwarzen meer erwartet werdenden annenis^h^
[IJ gemeinden alle hofnung ab und schiebt die nrsach hievon auf den umfirtand, dA>^
viele von denen L.-famillen sich in die Buccowina übersiedlen; da aber nicht einmal
von demselben angeführet wird, ob nicht etwa der in der Buccowina eingetrofiene ign-
men dieser gemeinden zum werkzeüg zu gebrauchen sein könnte^ um die van
ihnen der L. halber geschöpfte irrige begriffe aus dem weeg zu räumen, ausser
demeauch, wie es dem G. Enzenberg voriges jähr und heüer bereits zu ^eder-
holtenmalen bedeutet und zwischen ihm und der slavomsch-banatischen CA. da^
einvernehmen schon vor geraumer zeit eingeleitet worden ist, die iamiUen vom
schwarzen meer im Banat aut cameralischen grund und boden untergebracht ^venien
können, wann sie in der Buccowina zu verbleiben anstand hätten : so wird unter
einstens dem Cr. Enzenberg mitt-elst des besagten igumen aller mögliche versuch für
die herüberbringung dieser famillan in die Buccowina oder in das Bannat, mithin auch
die einstweilige beibehaltung des von denen hier gewesten deputirten als dollmetscL
gebrauchten Kovacs mit der ätzung von täglichen 30 kr. mitgegeben und anbei noch
mittelst der weitem anläge die in den obberührten 6. Enzenbergischen hericht mit-
einscblagende letzthinnige anzeige, wo er von der eitersucht der vom schwarzen meer
und aus der Moldau herübersiedlenden L. erwehnung gemacht hat^ imd worüber
derselbe, soviel das betragen gegen die JL und die famillen vom schwarzen meer
betrift, sogleich auf den hierwegen erflossenen ah. hefehl erneuert, ver^nesen worden
ist, E. Mt. einwebt unterleget.
Wie die dermalige anzeige des G. Enzenberg weiter lautet, scheint zwar die
ansiedlung moldauischer unterthanen guten fortgang zu nehmen, es kann aber hier-
über von darum E. Alt. nichts verlässliohes vorgeleget werden, weil bishero imerachtei
deren schon eine >?eraumore zeit her betrieben werdenden eingaben über das ein- und
auswandern der unterthanen keine noch eingelangct ist imd G. Enzenberg, nachdem
die Verrichtungen der DA. nun bereit,«? angefangen haben, solche künftig von monat
zu moiiot einzuschicken erst vor kurzem versicheret hat.
Uro diejenige deutsche ausiedler, welche nach äussening der vereinigten HK. iß
Galizien entbehrlich sind und nach dem der kanzlei zugekommenen ah. befelil lür die
Buccowina überlassen werden wollen, von dort wegzuhalten, führt G. Enzenberg mehr-
malen seine schon in der obangezohenen Vorstellung wegen der L. und der gemeinden
vom schwarzen meer angebrachte anzeige an, dass in der Buccowina-D. zur ansiedlum;
ganzer dörfer keine gründe vorhanden sind, in welcher seiner äusserung aber von dii-
lum ein missverstand oder Verstoss liegen muss, weil nebst derae, dass er selbst von
der möglichkeit und von der no'.hwendigkeit der beförderung des buccowiner popu-
lationsstandes öfters schon die spräche geführet hat, und E. Mt. mittelst des aa<
Czemowitz eingelangten ah. befehls die population des landes der giösse des bodeu^
nicht angemessen erkläret, dahero die Vermehrung desselben wiederholt anbefohleu
haben, drei in denen weiteren anlagen enthaltene ganz frische berichte des G. Cuzeu-
berg vom I9ten und l'iten October 1783 und vom 2ten April 1784 vorhanden sind, iu
denen es an denen umgebogenen stellen ganz ausdrücklich vorkommet, dass anf der
von E. Mt. zum theile berittenen und unbewohnt gefundenen Horaitza 6 bis 7 dort er
errichtet werden können und noch mehrere lOOO famillen in der Buccowina anzusiedlen
thunhch ist, bei welcher beschaff enheit auch bereits der G. Enzenberg den in diesen
seinen anzeigen liegenden Widerspruch zu vernehmen bekommen nnd anbei noch auf
die seit dem jähr 1781 erneuert ergangene belehi-ungen, wie mit einem anzuhoflendeu
nutzbaren eilolg die ansiedlundsanstalten nach der Verschiedenheit des nahrungsbetrieb^
und des industriellverdienstes der kolonisten nebst denen Vorbereitungen für den Häa-
^e^bau, den für die ansiedier nöthigen fundus instmctus etc. zu treffen sein soll, und
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Die Lippowaner in der Bukowina.
11.^
Auf die erst letzthin herabgelangte ah. resolution die mehrmalige anweisuug erhalten
hat, dass er sich darüber verantworlUch machen würde, wann es denen ansiodlem ir-
l^endswo an denen erfordemüssen gebrechte.
Soweit üs übrigens um die in denen obangeschlossenen G. Kuzenbergischen drei
letzten rapporten aufgeführte übrige gegenstände sich handlet, hierüber ist die denen
amstünden und E. Mt. gesinnung angemessene erledigung gleich nach ihrer einlangung
ergangen.
Wien, den ?ten Juni 1784.
A. G. V. H a d i k.
Allerbdchste Resolitior: Da die herübersiedlung der L. lediglich durch die in der
Moldau ergangenen verbothe gehindert ist, so kann in ansehung derselben nicht« an-
ders geschehen, als geduldig abzuwarten, ob einige tamilien kommen werden oder
nicht. Und kann also auch der Kovacs, falls sich nicht etwa bis ende AugiLst etwas
günstigeres ereignet, alsdann entlassen werden. In ansehung der ansiedlung scheinet
der vermeintliche Verstoss oder missverstand des G. Enzenberg darinn zu bestehen,
dass der HKU, unter die möglichkeit zur ansiedlung die ganze Buccowina begreift,
Enzenberg aber in seinen berichten immer blos von den klostergüteni, unter welchen
die Hovlitzu [!] begriffen ist, redet. Da aber diese guter noch nicht in die administration
gezogen worden sind, so wird sich der HKR. die Vollziehung Meiner diessfalls erlas-
Henen resolution angelegen halten, damit einmal dieses geschält ein ende nehme und
dem Enzenberg dieser stein des anstosses aus dem wege geräumet werde. Oberhaupt
aber ist zur vollständigen disposition in derlei gegenständen die kenntniss des localis
ein wesentliches requisitum. Die charte allein macht die sache nicht aus, sie dient nur
zur ürientirung in absieht auf einlaufende berichte. Derjenige, der in loco ist, muss
aber allerdings die beschaff enheit der details und wie diese oder jene anordnungen
darauf passen, am besten einsehen, weil alles, was hier geschieht, nichts anders als
blose theorie ist und sein kann.
Joseph m. p.
78. Enzenberg an d. galiz. Qeneralcommando. Gzernowüz, 3. Juni
1784, (Urschr,^ Registr, d. Bukow. k. k. Landesreg.)
Nachdem alle seiner des heri-nPM.undHKR.-präsidentensgrafens v. Hadik excellenz
einen bezug auf die ansiedlung deren vom schwarzen meere zum theil angekommenen,
zum theil annoch erwartet werdenden L -familien unterlegte berichte einem h. GC.
sub volanti angeschlossen worden sind, so stand man hierorts in der sichern ver-
muthung, ein h. GC. wurde ein volles känntniss davon haben, wie weit es mit dieser
ansiedlung bis dahin gekommen ist, und was man wegen Unterbringung derselben für
anstalten getroffen hat. Indessen will man einem h. GC. dasjenige gehorsamst hier
beilegen, was einen wesentlichen bezug auf dieses geschäft hat, und man wird fürohin
nicht entstehen, all jenes getreu zu unterlegen, was dieser ansiedlung wegen veranlasst
werden wird.
Mittelst dem hiemebengehenden abschriitlichen bericht hat das suczawaer di-
rectoriatamt die anzeige erstattet, wieviele L.-familien bis dahin vom schvvai-zen meere
angekommen und wo selbe untergebracht worden seien.
Man entstund keineswegs, dem hiesigen consistorio den auftrag zu machen und
sehr freundschaftlich zu ersuchen, das denen L. nöthige und vom directoriate denen-
selben bereits ausgezeichnete erdreich ausstecken und zutheilen zu wollen Allein wie-
der alles vermuthen lief unterm 2üten nup. der hier in abschrift beigehende bericht
von eben diesem directoriate ein, wienach ein theil dieser L.-familien sich von der
sogenannten Vamitza hinweg und nach Hliboka begeben habe, woselbst sie ihren
Wohnsitz aufschlagen wollen, und als ich den 2ten curr. vom lande zurückkäme, fände
ich den deputirten Alexievich mit einem andern, namens Simeon, wovon ersterer vor-
gaby dass sie sämtliche L. in Hliboka zu verbleiben gesiunet seien ung.i]^i| dem grun^^Jg
11 i t>olek:
herm Thadeus Turkul bereits einen contrakt der g^ndherrlichen abgaben halber ac-
gestossen haben; letzterer aber erkundigte sich, ob ihm und noch mehreren die
erlaubniss ertheilt würde, wenn sie sich ins Bannat verfüo^n wollen. Was ich denea
selben geantwortet und seiner des herm FM und HKR.-präsidentes grafen v. Hadil^
excelleuz sogleich hierwegen unterlegt habe, zeiget die anderweite beilage.
Ob ich bei diesen durcheinander kreutzenden begebenheiten nicht in Verlegenheit
gesezt werden müsse, überlasse ich der erlauchten einsieht eines GC. mit der ganz
kui-z hier beigeruckten bemerk. mg. Da bereits ebensoviele Verordnungen und drohende
befehle wegen beförderung der aerarialischen gestatten als wegen der ansiedlung deren L.
bestehen, so gäbe ich denen directoriaten den befehl, mit jenen von herm O W. Cavallar
ernannt werdenden oificiers herumzugehen und denenselben jene gründe auszuzeichnen,
welche die Ortschaften ohne ciuschränkuug ihres nahrungzweiges entbehren könnten,
womach herr oberstwachtmeister mit denen grundherm kontrakte anschlüssen und die
gründe in pachtung nehmen könnte. Unter diese fürs RC. nöthige gründe fiel nun auch
der antheil von Hliboka, wie es der beigerackte bericht zeiget, und man verständigte
den gedachten herm OW. alsogleich hievon, um mit dem grundhcim richtigkeit za
machen. Nun setzen sich die L. auf eben diesen hlibokaer hottar, tmd sonder zweifei wird
die klage von seile des RC. binnen wenig tagen hier in Vorschein kommen, dass man
dieses geschäft nicht behörigermassen unterstütze, auch wird, insofeme herr OW.
(Javallar einen contract mit dem hlibokaer grundherm angestossen hat, wieder ein
prozess entstehen, nachdem ansiedlung tmd gestütte halten auf einen hottar mit-
einander unvereinbarlich und doch beide von ah. orten nachdrückHchst anempfohlen
sind. Ich werde aber suchen, d iss das RC. zu Petroutz untergebracht werde and so
möglich beede auslangen können.
Man hat und wird insolange rechnung ohne wirth machen, welches mir selbst
wiederfahren ist, bis man einst die grosse des erdbodens weis und selbe mit der be-
stehenden bevölkenmg ins verhältniss setzen kann. Damals wird es leicht sein leute
unterzubringen, aber neue dortschaften anzulegen, wird wohl immer ein wünsch bleiben,
weil man durch die oberst metzgerische abgrenzuugskommission bereits verlassliche
auskünften wegen der unthunlichkeit eingeholt hat. Um aber in der sache mehr ge-
gründet vorgehen und urtheilen zu können, gedenkete heute selbst dahin zu gehen:
da aber das zalescziker kreisamt sich geäussert, die Untersuchung mit der A. wegen
den holzmangel in denen bucowincr Waldungen zu machen und der herr kreishauptmann
den 6ten hujus selbst anhero kommet, so gedenke zuverlässlich den 9ten dieses nicht
nur allein zu allen L. zu gehen, die sich um Suczawa herum gelassen haben, sondern
auch die neue communicationsstrassen und die gränzen wegen zerschieden vorge-
kommenen auswanderung zu bereiten.
Czemowitz, den 3ten Juni 1784.
Enzenbergy GM.
74. Hadik an Enzenberg. Wien, 5. Juni 1784. {Enttv., Kriegsarchiv.
1784—5-29,)
Se. M. haben aus Anlass desjenigen, was Euer . . . mir zugekommenes schreiben
vom nten vorigen monats wegen der ansidlung in der BuccoA^ina in sich enthaltet
und 8r. M. unterleget worden ist, zu vernehmen gegeben, dass, da die herübersidlung
der L. lediglich durch die in der Moldau ergangene verbothe gehindert ist, in ansehung
derselben nichts anderes geschehen kan, als abzuwarten, ob einige famillen kommen
werden oder nicht, und könne also auch der dollmetsch Kovacs. falls sich nicht etwa
bis ende Augusti etwas günstigeres ereignet, alsdann entlassen werden. Soviel hier-
näohstdie buccowiner ansidlung überhaupt betrift, haben Se. M. unter einstens sich
weiters geäussert, dass die nach denen eingelangten anzeigen dem geschäft im weeg
stehende hindemussen bloss von daher zu rühren scheinen, dass die dortige kloster-
^üter noch nicht in die administration gezohen worden sind, deren baldiger vollzog
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Die Lippowaner in der Bukpwina. *^^
Von Sr. M. erneuert gegenwärtig gehalten worden ist, wornach Euer . . . die übernahm
der bemelten guter in die administration, wann sie nicht etwa mittlerweil erfolgt wäre,
nach der bereits widerholt erhaltenen anleitung alsogleich in erfullung zu bringen,
mithin auch die auf diesen gutem nöthige oekonomen, worüber Se. M. den bereits vor
einigen woohen begehrten Vorschlag gewärtigen und wozu nicht allein Euer . . .
einige individuen von dem commandirenden herm G. in Galizien zugeschicket worden
sind, sondern auch Euer . . . selbst nach denen eingelofieneu berichten derlei subjecten
aus Siebonbürgen, sonderheitlich einen von Bistricz herbeizubringen versicheret haben,
ehestens dem HKR namhaft zu machen, indessen aber ohneweiteis die güteradmini-
stration anzufaügen und dawieder gar keine Vorstellung mehr anzubringen haben.
Hierin bestehet Sr. M. des ein- und anderen halber erklärte wiUensmeinung, die
ich Euer ... zu dero gehörigen und ohn fehlbaren nachachtung im absehen auf die
genaueste befolgung eröihie.
75. Hadik an Enzeriberg, Wien, 9. Juni 1784, {Entw., ebendort.
1784—5—32.)
Die in diesseitigen landen erwartet werdende gemeinden vom schwarzen meer
haben von Sr. M. die zusage in banden, dass, weim sie sich nach ihrer eintreffung
und »«'Sshaftmachung an ihren künftigen Wohnorten in diesseitigen landen gleichwie
die übrige unterthanen getreu betragen werden, ihnen das vollkommen freie religions-
exercitium nebst ihren geistlichen gestattet werden wird, sie und ihre kinder von der
zeit ihrer ansidlung 20 jähre lang von aller contribution und Steuer völlig frei, anbei
vom militärstand exempt sein und nach dem verlaut von 20 jähren nie mehr als nach
maass ihrer Vermögensumständen bezahlen und wie andere mit ihnen in gleicher laa^
befindliche kaiserliche unterthanen werden behandlet werden. Wie diese ah. bewilligung
mit dem weitem umstand der buccowiner DA. unterm 6ten und ICten October vorigen
Jahrs ausdrücklich bekannt gemacht worden ist, daae diese leute auf keinen anderen
als unmittelbaren kameralherrschaften anzusiedlen sind, die keinem privatgrundherm
unterstehen, so mag die administration bei gegeneinanderhaltung dieser zwei befehlen
und der beeden anzeigen vom 24ten elapsi sich von selbst bescheiden, ob sie ihret-
wegen nach der ah. gesinnung fürgehet, und wie sie also ihren betrag und Vorgang zu
ändern haben muss; worüber, um auf alle mögliche art der A. von hier aus an die
band zu gehen, derselben folgende anleitung zu ertheilen befunden wird
Yörderist wird nach Sr. M. zu vernehmen gegebenen ernstlichen gesinnung die
übernahm sammentlicher geistUcher guter in die administration ohnzweifelbar vorsieh-
gegangen sein ; es hat dahero nicht das kloster Butna, sondern das conäistorium und
eigentlich die DA. den terrain anzuweisen, wo zu dieser leuten ihrer Unterkunft das
dorf herzustellen sein soll, weil sonst natürlicherweise bei ihnen der eindruk und
argwöhn gewürket werden könnte, als ob sie gegen Sr. M. gesinnung einem particular-
grundherm zu unterstehen hätten, wobei zur Vorbeugung unrechter begriffen über die
oonsistorialverhandlungen der DA. zur riohtschnur noch mitbemerket wird, dass, sooft
über eine derlei Verhandlung eine Verfügung nöthig ist, welche nicht in das dogma
oder mere spirituale einschlägt, eine jede solche Verfügung nicht durch das cousi-
storium, sondern durch die A. zu ergehen hat.
Das denen gemeinden der für sie nöthigen terrains halber gemachte versprechen
schliesst die Vorsehung in sich ein, dass sie mit denen übrigen unterthanen hierinnfalls
in die nemliche cathegorie kommen werden ; es ist dahero ihre einführung in das
eigenthum der gründen Überhaupts nach dem in ansehung der übrigen buccowiner
unterthanen angenommene massstaab und denen mitangeführten übrigen directivregeln
zu veranlassen, mithin nicht zu gestatten, dass hierunter so unordentUch und willkürlich
fürgegangen werde, wie es in dem einbegleiteten bericht des districtsdirector Storr
vorkömmt. Hingegen besagl die angezohene ah. resolution in verbis, dass sie von der
zeit ihrer ansiedlung 20 jähr lang von aller contribution und Steuer völlig frei sein
sollen ; es ist mithin befremdlich, \\4e an sie, nachdem «elbe nur auf dem kaiserlichen
Digitizec ^^
^^^ Poiek:
(j^rund und bodea sich ansidien, bereits das ansinnen hat gemacht werden können, <las>
sie von nun an der grundherrschaft eine grundsteuer oder die abgebung der decinu
und, wenn es ja absolute sein sollte, auch noch den grundherm etwas zu ent-
richten haben.
Durch Sr. M. verwilligung ist ihnen das vollkommen freie religionsexercidimi
tür sie, alle ihre kinder und kindskinder nebst ihren geistlichen eingestanden ^'orden,
welches verheissen ihnen genau gehalten werden muss und von woher die DA. das
mittel in die band erhält, sie mit der besten art von dem bereits zu erkennen geg^beuen
antr.ig wegen eines klosterbau wegzuleiten.
Nebst deme, dass die bekräftigung dermalen ausdrüklich vorkömmt, wie leicht
und geschwind mit sträuchem bewachsene gegenden zur ansiedlung zugerichtet werdet
können, ist in dem wegen des eiseiibergwerkbau Jacobeni eingelangten rapport und in
dem nachgefolgten bericht wegen der huccowiner kirchengüter und derjenigen de-
Joan Novi ausdrücklich bemerket worden, dass zu Jacobeni ein dorf für 20<) tamillen
und zu Possanoze und auf denen dazu gehörigen apertinenzien ? dörter angeleget werden
können ; solte aber demeohnangesehen die buccowiner DA. für diese gemeinden voia
schwarzen meer nicht unterkommen genug in derBuccowina haben, so hat sie bereits
eine ander weite belehrung in banden, wie sie zu ihrer ansiedlung ins Banat zu be-
fördern sein sollen.
Wenn gleich dermalen noch Moldauer oder andere fremde in die Buccoi^imi
durch Schleichwege zur ansiedlung herüberkommen, ohne dass sie gleich entdeket
werden können, so mögen sie doch in der folge der aufsieht derer bereits in der
function stehenden districtsdirectoren nicht entgehen, dahero auch unausbleiblich die
monatlich verordnete consignationen über die aus- und einwanderer hieher zu gelangen
haben, weil es nichts zu bedeuten hat, wenngleich früher angekommene coUomsten
erst in spätteren c msignationen aufgefuhret werden.
Ich erwidere das obstehende Euer . . . auf dero vorangezohene beede schreiben
zur behöiigen nachachtung und beharre . . .
76, Vertrag des Thadeiis v. Turkul mit den Lippotvanem, Hliboka,
10. Juni 1784, {Abschrift., Registratur d Buk. Lcindesreg.)
Zwischen den hw. herrn Thadeus v. Turkul, wirklichen erbherrn des pohorylowzer
bojanczucker, hlibokaer und petrouzer guths, dann des put^lower schlüsseis starosten
einer- imd denen auf obbesagten H. v. Turkul seinen gründen zu Hliboka sich ansässig
machenden 20 L andererseits ist gegenwärtig unabänderlicher contract folgendermassen
geschlossen worden:
Der hw. grund- und erbherr überlasset denen L. von seinen gründen einem jeden
zehn und eine halbe falschen sowohl am acker als auch zur heumachung oder sonstiger
benutzung, mit welch ausgemessenen 10'/, falschen sich ein jeder wirth, ohne was
mehr zu verlangen, für beständig contentiren solle.
Es erlaubet ihnen gedachter H. v. Turkul, ihr vieh zugleich mit der längsthinigen
gemeinde auf einem orte zu weiden und aus dem walde das nöthige bau- und breno-
holz herauszuführen, nur das verbotene holz wird ihnen zu fallen nicht gestattet
Für die zu ihrer benutzung angewiesene gründe haben bemelte neu angesiedehe
20 L. nachdem sie auf das innständigste gebeten, von der sogenannten desma*) und robotii
befreiet zu werden, nur einige kleine herrschaftliche dienste, die sie auch in gegen-
wärtigen contract jederzeit zu verrichten sich anheischig machen, ein jeder jähiliefa
5 fl. 30 kr. und zwar mit beihülfe der wl LA. zu entrichten und durch einen unter
sich gewählten einnehmer auf St Domitro-fest all hw. grundherm abzuführen; hingegen
verbindet sich derselbe, nichts mehreres weder an geld noch arbeit von denen ansiedlem
anzuverlangen. Es behaltet sich aber auch bemeldeter grundherr vor, damit die neu ange-
siedelte L. sich inskünftige nicht die freiheit anmassen möchten, mehrere grundstäcke,
als ihnen ausgemessen worden, an sich zu bringen und zuzueignen oder auch am
*; Desma=docima, Zehent. Digitized by VjOOQIC
117
Die Lippowaner in der Bukowina. ^ '■ '
tnelirere gründe die herrschaft zu belästigen; sollte sich aber ihre famillie seinerzeit
vermehren, so haben sich dieselbe mit ihren dermalen ausgemessenen gründen, ohne
was mehr zn verlangen, unter sich zu theilen, ausgenommen es wäre hierzu der willen
d.es grund- und erbherms oder es erfolgte eine andere landeseinrichtung.
Wenn jemand von ihnen aus denen ausgerotteten wäldem exolusive deren 10*/,
fischen für sich mehr feld zum anbau machen wollte, ihme ein solches vorzunehmen
niclit verwehret würde, und wird so einen durch ganze 5 jähr der zinns und desma
Tia.chgesehen weiden, im 6ten jähr aber ist derselbe verbunden, die desma oder nach
ciem werth eine Zahlung dem grund- und erbherm richtig abzuführen, zugleich, wann
einer vou ihnen aparte deren 10 7, falschen auf einen anderen ort ein mehrere» anbauen
wollte, wird selben zwar gestattet, nur muss ein solcher gleich denen übrigen längst-
Iiinnigen unterthanen die gehörge desma entrichten.
Alle die von hDch- uad höshsten orten ergangene befehle haben bemeldte L. auf
das pünktlichste vollzuziehen [!], nicht minder auch der herrschaftlichen Jurisdiction
müssen dieselben unter\vorfen sein. Es wiH denenselben mit denen alten innwohnem
das gute betragen aufs beste empfohlen, wie auch verboten, aus fremden wirthshäusem
ein getränk holen zu lassen, sondern müssen dieselben solches blos aus dem hlibokaer
'^j^'^irthshaus geniessen, wann sie der von der wohllöblichen LA. der längsthinnigen ge-
meinde angekündigten strafe nich ausgesezt sein wollen.
Für den monaster besagten L. übergiebet der H. v. Turkul einen grund von 5 falschen
ohne der mindesten bezahlung, nur blos aus der ursach, weil sie ihm hievor einige
dienste zu leisten versprochen haben.
Zur mehreren der sache bekräftigung folget sowohl meine eigene als auch denen
hierzu ex specialiter erbetenen zeugen eigenhändige fertigimg.
8igl. Hliboka, den lOten Juni 1784. Thadeus v. Turkul. Theodor Guschmiecz
lichter, Alexander Alexe vicz, Grigor Petrovicz, Larion Charabicz, Ivan Älaximovitcz.
Dass vorstehende copie der mir producirten original-übersezung vollkommen
gleichlautend befunden worden, bestättige hiemit von amts wegen.
Tschemowitz, am 2}ten Juni 1784. F. v. Lindenfels. District«director.
77. Hadikan Enzmberg. Wien, 16. Juni 1784. {Abschrift, Registratur
d. Buk. Landesreg.)
Um nicht etwa in einen Verstoss zwischen denen schon ehevor in der Buckowina
gewesten und sich noch weiters vermehrenden L. und denen neuen ankömmlingen vom
schwarzen meer zu verfallen, muss die DA., sooft sie etwas über diese zweierlei klassen
von menschen einzuberichten hat, die eine mit den namen L. und die andere unter dem
ausdruck famillen vom schwarzen meer andeuten. Bei demjenigen, was dieser leztern
famülen halber mittelst Euer . . . schreiben vom 2ten curr. in Vorschein gelanget, tritt
das bedenken ein, dass sie nach ihren hier gemachten an.suchen auf keine andere als
auf kameralische terrains, mithin nicht auf dem grund und boden von particularen, wie
nach Euer . . . gegenwärtigen anzeige eine solche behandlung ihretwegen geschehen
sein soll, anzusiedeln sind.
Soweit famillen von schwarzen meer gleich ins Bannatzu gehen verlangen oder
für die in der Buckowina verbleiben wollende das unterkommen ermanglet, ist ihnen
Überhaupts hierzu alle geneigte assistenz zuzuwenden und insonderheit denenjenigen,
welchen es am geld gebricht, die bereits pr köpf mit täglich 2 kr. verwilligte ä^ung für
die zeit ihrer dahinreise wie auch der geldbetrag abzureichen, welcher dazu gehöret,
damit sie bis zu ihrer eintrefhmg in Bannat die zu ihren vortkommen unumgänglich
nöthige Vorspann bezahlen mögen.
Wie zu ihrer Unterbringung im Bannat bereits die nöthige anstalten veranlasst
worden sind und die buccowiner DA. nach der bereits an sie ergangenen anweisung, sooft
derlei ansiedier aus der Buckowina in das Bannat ziehen, hiervon jedesmal der slavon.
banatischen CA. die vorläufige anzeige zukommen zu machen unvergessen bleiben muss,
so wird auch nach dieser leuten ihrer dortigen ankuntt für sie in allen stücken^mithin
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^^^ Polek:
auch wegen des etwa nöthigen geldvorschuss besorgt werden, wohergegeu, soweit txn
die in der Buccowina sich sesshait machende famillen von schwarzen ineer entwe^ler
die bezahlung der täglichen 2 kr. pr köpf noch eine zeit lang oder sonst ein geld-
vorschuss erforderlich sein dörfte, die DA. in verfolg der an sie erst vor einigen tagen
eilassenen antwort hierüber imer solche bestimmte anzeige hieher gelangen zu
machen hat, damit Sr. M. verwiUigung und bcdecknng eingeholt werden könne.
Vorstehendes finde daher Euer . . . auf eingangs berü^irt^s schreiben zur ge-
hörigen nachachtung zu erwidern für nöthig und beharre. .
78. Bukow. Landesadministration a. d, alavon.-banal. QrenZ'Qeneral-
commando. Czernowilz 21. Juni 1784. (OesL-Prot, d. Buk. DA. 1781
Nr. 1734. ~ Ebendort.)
[die bukowiner LD.] erwidert [dem slavon -banat. GC. auf die unterm 25 mai an
sie gerichtete anfrage, ob, wann und wieviele L. in das Banat kommen dür^nj, dass der-
malen von den L und jenen vom schwan&en meer erwartet werdenden familien erst^*i
familien, worunter 8 geistliche und 8 ledige bursche befindlich, hier eingetroften sind
sich aber noch keiner erkläret, ob einer von ihnen in das Banat zu übersiedeln ge-
sonnen sei.
79 Enzenherg an Hadik. Czemowitz, 23. Juni 1784. {Absdirifl, Be
gistratur d. Bukow. Landesreg.)
Excellence gnädigster herr herr !
Um die umst^de der vom schwarzen meer in die Buccowina trausmigrirUu
Lippowaner- oder, wie sie verlangen, Phillipowanerfanulien genauest zu erheben, ver-
fügte ich mich mit dem der russischen spräche kundigen czemowitzer districtsdirector
Lindenfels persönlich danin, wo sie ihren wohnsitz aufzuschlagen gedenken, damit
nicht nur die austheilung der zu ihrer etablir- und unterhaltuug nöthigen gründen und
feld m bewerkstelliget werde, sondern auch um ihre gebrauche, sitten, religion und
Vermögensstand soviel möglich ohne vielen verfänglichen und ihnen etwa einen ver-
dacht erweckenden fragen zu erfahren, und hiemit habe die gnade, £. E. sowohl einen
als den anderen gegenständ aufs möglichste erhobener gehorsamst einzuberichten.
Man liess diese nunmehro auf 22 verheurathete familien, 1 igumen, und 7 kalla-
giers, dann 8 ledige pursche angewachsene Ph. beinahe in der ganzen Buccowina einen
zu ihrer bequemlichkeit und ackerbau tauglichen wohnsitz nach ihrem eigenen willen
suchen, wozu ihnen von Seiten der A. alle erdenkliche hilfleistung gegeben wurde,
und erst vor ungefähr 6 wo eben fanden sie diesen zu Hliboka, einem im serether
districte liegenden, dem edelmann herm v. Turkul angehörigen dorfe. Freilich befiehlte
eine hohe stelle zum öfteren alle angekommene und noch ankommen mögende Pli-
auf denen bukowinerkameralgütem zu etabliren, aber da das in einem dorfe bestehende
dominium Suczka das einzige bukowiner kameralgut ist, auf welchem die alldort be-
findliche alt pessessionirte Bukowiner ohnehin sehr eingeschränkte f eider Lesitxe&
mithin auf solchen für keine ansiedier mehr platz und felder verabreicht werden können,
der moldauer-kimpolunger gebürgtheil zwar auch kameralisch, seiner Unfruchtbarkeit
halber, wo nicht einmal haaber wächst, niemals von diesen leuten bewohnt werden
wird, so fände bei dem umstand auch, dass kein einziger Ph. ins Bannat zu gehen
willens ist, für rathsam, ihre eigene wähl um so eher zu billigen, als man sie t^
diesem kameralgut Suczka gar nicht und sonst nirgends besser unterbringen kömmt«.
Beinahe 2 wochen giengen dahin mit conceilirung, was und wieviel und gegeo
welcher abgäbe der grundherr ihnen felder zu verabreichen hätte, und erst heute be-
endigte ich dieses geschäft selbsten mit nicht geringer mühe ; dann mit der äussersten
Unersättlichkeit begehrten sie beharrlich zweimal mehr, als es hierlandes auf eine
famille gegen entrichtung einer sehr massigen grundherrlieheu abgäbe gewöhnlich ist
dabei immer vorgebend, dass sie in jenen ländem, von woher sie emigriret, noch
einmal soviel an feldem besassen. Ich liess ihnen zwar mit allemglimpf und beweise
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t)ie Lippowaner in der Bukowina. * * ^
dagegen vorstellen, dass es hierlandes, wo die bevölkerang vom lande selbsten derge-
stalten immer stärker wird, dass auch denen altpossessionirten an feldem zu gebrechen
beginne, nicht thunlich sei, ihnen jene quantit6 felder zu verschaffen, die sie am
schwarzen meer innehatten ; aber vergebens, bis ich es endlich, um diese ansiedlung
nach äussersten kräften zu befördern, nach langen bereden und beweisen dahin brachte,
dass einer jeden familie nebst d'jr unentgeltlichen huthweide, dann bau- und biennholze
107, falschen felder, eine falsche zu IV4 tag acker gerechnet, gegen zu entrichtenden
abgäbe pr. 5 fl. 30 kr. ohne einer sonstigen roboth noch zehendentrichtung zugetheilet
wurden, eine prästation, die in verhältniss dieses und beinahe aller kaiserlichen Staaten
die kleinste ist indem ^ die meisten unterthanen ihren grundherren hierlandes vor 4
bis 6 falschen nebst dem zehend und robot theils in solcher, theils in gelde ebensoviel
entrichten müssen. [Ich] kann demnach nicht umhin hier zu bemerken, dass dieser grund-
herr auf mein zureden hierij.falls gegen die Ph. redlich gehandelt.
Als endlich die sache wegen derselben dotirung auf obige art berichtiget wurde»
liese [ich] einen kontrakt in polnischer spräche, welche sie noch vo r allen denen hier-
landes üblichen sprachen am leichtesten verstehen, und der grundherr selbsten solche
am besten innehat, verfassen, vom grundherm und 7 der ältesten ansehnlichsten Ph.
unterfertigt, gerichtUch bestätiget und die gleichlautende exemplarien ausgewechselt,
wovon die copie in unterthänigkeit beigebogen wird.
Die anzahl dieser zu Hliboka ansässig gemachten verheuratheten Ph. erstreckt
sich auf 22 familien, und heisst. Theodor Kuzmicz, Alexander Alexievicz, Larion
Charampicz, Hrihor Petrowicz, Sawa Iwanowicz, Iwan Maxi mowicz, Jeremie Sawicz,
NiRita Kondracevicz, Iwan Tarasycz, Serginy Pentylicz, Mihailo Jefiomow, Simeon
Nikiforowicz, Trafim Makariow, Makarie Iwanow, Wasilie Antipiow, Thyon Harasy mo-
wicz, Ha^^nrillo Iwanowicz, Larion Petrowicz, Jefimie Pawlow, Iwann Leontjew, dann
zwei andere, deren namen, weil sie erst vor 2 tagen angekommen, dermalen noch
unbekannt und nachgetragen werden ; auch sind solche beede zu Mittok mit eben den
praerogativen etabliret worden. Die mit denenselben anhero emigrirte 8 ledige pursche
sind : Simeon Alexiew, Pawel Hryhorow, Prokop Wlasiew, Sebastian Alexiew,
Thimoftey Alexiew, Iwann Titeuw, Iwann Artemie, Mihailo Artemie. Alle
diese 8 ledige pursche haben sich indessen zu denen übrigen Ph. zugesellet,
sind ohne eitern, und waren darunter einige des willens, ins Bannat zu wandern, sich
allda mit dem fischfange zu nähren, welches ihnen hierlandes nicht thunlich scheine;
jezo aber ändern sie ihren sinn und werden, wenn sie sich nicht noch einmal eines
anderen besinnen, vermuthlich hierlandes bleiben.
Acht calugiers sind mit allen obbesagton famillien angekommen, und befinden
sich bei denenselben dergestalten, dass man auf 2 bis 3 familien einen kalugier
rechnen kann Ihr igumen heisset Simeon,hat bei seiner gemeinde ein ansehen »ni scheinet
bei derselben vieles zu veimögen ; aber weder er noch seine gemeinde wollten, es
seie aus superstition oder aus argwöhn, den namen der übrigen 7 kalugiers angeben,
sondern der igumen hiesse sie schlechtweg seine 7 kinder, und weiters fand man nicht
für rathsam, dieser wegen in sie zu dringen.
Eine grosse Uneinigkeit hersohte unter der ganzen, obschon noch kleinen ge-
meinde, und nach gemachter Untersuchung zeigte es sich, dass das betragen des im
vorigen herbste zu Wien als deputirter gewesten Alexande«* Alexiewicz, welcher von ge-
hurt ein Calmuk und erst seit seinem 8ten jähre ein Ph. ist, an denen unter der ge-
meinde bishero fürgewesten factionen un l Zänkereien die Urquelle sie ; dann nicht
nur, dass er von seinen übrigen glaubensgenossen vieles bevor haben wollte und
w^egen seiner wiener reise gogen seine mitbrüder stolz und Verachtung zeigte, sondern
auch der mitgebrachte säbl, den ihre religion und gesetze zu tragen verböten, und den
er erst vor kurzen ablegte, dann sein natürlicher hang zum trunke, liederlichkeiten
und Zänkereien ist es, der den saamen der Uneinigkeit unter die gemeinde streuete
Auch sagte ihme solobe ins gefliehte, dass er sich dem von ihr nach Wien deputirten j
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'20 Polek:
Nikifor aufgedrungen, und ihr gemeinde nie in sinn gekommen, ihn, Alexander, a^
zwoten deputirten nach Wien zu schicken, und kurz : die ganze gemeinde war mit ihmc
höchst unzufrieden- und bäte, nur ihn als gemeindevorsteher ihr nicht aufzustellen. SeiiK
Verantwortung gegen die gemeinde wäre eben nicht standhaft.
Um demnach alle diese zwistigkeiten in ihrer gehurt zu ersticken, wandt« ich
alles mögliche an und trug der gemeinde auf, einen richter von denen ältesten unter
ihnen zu wählen, liess hierauf die gemeinde ab- und zusammen tretten, und Feodor
Kuzmicz heissot der von ihnen einmüthig gewählte richter, den sie als einen gerechten
xmd vernünftigen mann anrühmten. Folglich wurde der Nikifor und Alexander ganzlich
übergangen. Dem neuen richter ertheilte [ich] die belehrung zuausübung seines amtes, aber
den eid, den ihm seine religion abzulegen verböte, legte er nicht ab, und man dran^
auch nicht darauf.
Bishero hatten sie nur hütten von sträuchem unweit besagten dorfe Hlibokaaar
einer schönen wiese aufgeschlagen. Ich besähe alle, und in jeder befand sich eh
altarchen theils von gemahlenen, theils von messing gegossenen bildem und wenig
haus und zu bestellung des akerbaues nöthige geräthe. Die ledigen hatten die ihrigen
abgesondert errichtet imd das nemliche hausgeräthe ; aber mit denen akcrre^uisiteu
sind sie nicht versehen, weil sie sich mit dem fischfange, es seie, wo es wolle, zu er-
nähren gesinnet sind.
Die verheuratheten besizen eine menge kleiner unerwachsener kinder. Ihre weiber
sind durchaus hässlich; aber heurathmässig oder nur 9 bis lOjähiiges mädchen befand
sich nicht ein einziges. Sammentliche kleidung ist jener der russischen bauem ähnhch,
ihre nahrung schlecht, aber ausser zween bis dreien keiner dem trunke ergeben ; auch
kann man hofien, dass, wann solche denen übrigen seit einem und mehreren jähren
hierlandes befindlichen Ph. ähnÜch werden würden, solche überhaupt züchtige leate
sein werden.
Das zu ihrer kirche von grundherrn ihnen überlassene haus besuchte ich auch,
fände eine menge theils gemahlener, theils in messing gegossener bilder, viele in
russischer spräche gedruckte bücher und neben dieser sogenannten kirche ein gerüst.
woran 4 glockeu, die sie in der stadt Moscau vor 167 rubeln erkauf t, solche bis hielter
mitgeschleppt, und indeme solche von einem menschen geläutet werden, die 4 haupt-
töne von sich geben.
Wenn ihre kallugiers nur etwas weniger unwissend wären, so könnte man doch
mehr von ihrem religionssysteme erfahren ; aber ausser denen kirchengebettem, die bie
auswendig herschnurren, obschon sie die äugen auf das vor sich liegende buch starre
hinhetten, können sie weder lesen noch schreiben und sind sonst auch mit der klein-
sten Wissenschaft noch gelehrsamkeit nicht bekannt, essen nie fleischspeisen, verhen-
rathen sich nie und wollen behaupten, dass sie ein sehr strenges leben fuhren. Viele
unter den verheuratheten Ph. können so ziemlich lesen und schreiben.
Iiulossen erkundigte [ichj mich doch ganz unvermerkt um die beschaÜeaheit ihrer
i^ligion, und da [ich] nicht für rathsam fände, grade zu fragen, so ist man ausser
Stande, diesfalls einen ächten bericht zu erstatten. So viel gaben sie indessen an, das^
sie denen glaubenslehrsätzen des heiligen apostels Philip i, von welchen sie sich auch
Philipowaner nennen, folgen, welche, obschon sie sich hierdurch den giichischen
glauben zimlich näheren, ihnen demnach an den heiligen geist zu glauben, ^^afien n
tragen, viel weniger von denenselben einen gebrauch zu machen, toback zu schmauchen
und zu schnupfen, wildpret, am allerwenigsten einen haasen zu essen nicht erlauben.
Nach ihrer weiteren äusserung stehet auch zu vermuthen, dass sie eine seelenwande-
rung glauben. Ich habe schon oben bemerket, dass ich all dieses discursweise erfnhi«
und nicht geradezu fragte.
Ich muthete dem igumen zu, dass er seine gemeinde an eiuigkeit und liebe oft
erinnern und derselben in allen mit rath an band gehen möchte ; aber er erwiederU*
dass er, sobald ihre kirche und kloster erbauet sein wird, dem Ordensinstitut xufblg«
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Die Lippowaner in der Bukovrina. ^^^
mit denen 7 kindem in selben abgesondert leben und in die weltliche händl sich nicht
mengen wolle noch könne. Ich widerlegte und wideisagte ihm nichts. Dieserwegen
gewärtige den hohen befehl, ob diesem bau nicht einigermas-'en schränken gesezt
werden dörfte.
Uebrigens die umstände der ganzen gemeinde betretend, so sind solche von
kleidung und vieh bei der langwürigen reise sehr herabgekommen, dergestalten, dass
sie alle zusammen nur noch 40 stück pierde, und 17 stück gross und kleines vieh
dermalen besassen, dahero dann auf derselben begehren 100 stück rubeln oder 175 fl.
gegen der vom rich^r und gemeindältesten gemachten bürgschaft und ausgestellter
quittung zu anschaffung besagten viehes und anderer ihnen nöthig gewordenen ge-
räthschaften in gegenwart der gemeinde ihrem richter ohne Verzinsung b aar in die bände
ausbezahlt wurden. Dahingegen verbatten sie sich die zum anbau nöthige fruchten, dann das
pflügen- und zum wagenbeschläg gegen moderirten rückersatz ihnen angebotene eisen werL
mit dem beisatze, dass sie mit denen zur bebauung ihrer überkommenen felder er-
forderlichen fruchten und zur besteilung des feldbaues und heumähens eiicrderlichen
eisenwerks schon versehen, ihre wägen aber von einer solchen structur wären, die
ausser dem darauf schon befindlichen wenigen beschläge keines anderen eisens be
nöthigten. Aber 2 maas rubensaamen nahmen sie an, den sie auch nach Vorschrift
anbauen werden.
Sie beschwerden sich, dass man ihnen 1 1 sacke mehl an der gränze von dem zu
Boschanze aufgestelten k. k. mautamt zurückgehalten und die mauth abverlangt, auch
ihre effecten, besonders ihre kirchensachen, visitiret worden. Die verabfolgung des
mehl es erfolgte zwar auf mein benehmen mit dem mauthamte, und [ich] ersuchte
solches zugleich, dass, insoferne es iemselben thunlich, ihre bücher und kirchengeräthe
nicht visitirt werden möchten.
Auch beklagten sie sich, dass ihnen ungemein schwer falle, wenn sie nach
Suczawa gehen, wohin sie doch ihres handeis und wandeis wegen sehr oft gehen
mtlssen, die brückenmauth zu entrichten. Ich verbeschiede sie, wienach an denen ge-
wöhnlichen wochenmarkten niemand weder von vieh noch von victualien, von brenn-
und bauholz aber das ganze jähr etwas zu entrichten habe ; sie möchten demnach
ihren handel auf die in Suczawa wöchentlich und zwar am donnerstage abgehalten werdende
Wochenmärkte einrichten. Da sie aber meistens mit holzfabricaten, seil- und lederwerk
ihren handel treiben, so hatten sie, womit sie von solchen mauthabgabo frei sein
möchten, welches [ich] aber, da es nicht in meiner macht zu bewilligen war, auch eine
üble folge auf das übrige volk machen würde, nicht zusagte.
Schlüsslichen wurden sie befrugt, ob noch mehrere von ihrer nation im anzuge
seien, auch wann solche hierlandes anzuhoffen wären. Und es antworteten sammentliche,
dass ihnen alles dieses unbewusst; nur so viel seie ihnen bekannt, dass die im nach-
zuge begriffen geweste von den türkischen beamten angehalten und zurückgewiesen
worden. Ja der igimieii wiederholte seine erlittene misshandlung, als er von hieraus
verflossenen winter denen in anzug gewesten L. entgegengeschickt ward, dahero er
sich es gänzlich verbatte, nur einen schritt dieserwegen zu machen, mit dem beisatz,
dass es auch sehr unsicher wäre, irgendswohin dieserwegen zu deputiren, weil der
ruf von der ankunft mehrerer Ph. gänzlich verschwunden.
Eine h. stelle wird sich zweifelsohne voi-stellen, dass ich ihnen alle erdenkliche
Versprechungen von guter reichlicher dotinmg mit felder und von derselben guter
au&ahm that«, auch sie auf die heilige zuhaltung des ihrer nation von ihro majestät
dem allergnädigsten monarchen erthoilten privilegii erinnerte, auch der gemeinde vor-
stellete, ob nicht einer oder der andere diese reise wagen und mehrere von ihrer
Dation mitbringen wollte. Dennoch wiese ein jeder solches von der band aus lurcht,
gleich dem igumen misshandelt zu werden oder als depoucher^) gar ums leben zu kom-
men, massen sie denen eingegangenen nachrichten zufolge von türkischen beamten sehr
bewachet würden und einer vor den andern sich verbergen raüs.se.
~jl7^. döbaucheur, Verführer. p.^.,.^^^ ^^ GoOgk
'-'^ • Polek:
Es ist dahero zu weitein, ob aunoch melirere Ph aiihero trausmigrirea werdeu,
und gegenwärtig ist obbeiühi-ten Ph. nicht bekannt, ob und wo noch welche in anzu^'
seien, und selbst von denen entfernsten gegenden der Moldau, die sie pasMren müsoseu
hat man keine nachiicht von ihrer ankunft und anherozug.
Dieses ist demnach, was einer hohen stelle in betreff dieser von schwarzen
meer angekommenen 22 Ph.-tamillien und der mit selben angekommenen l ig^umen, T
kalugiers und 8 ledigen burschen gegenwärtig in unterthänigkeit berichtet werden kann*
Da ich aber inder reambulirung") dieses ganzen districts, wo sich die seit einem
und mehreren jähren aus der Moldau herübergesiedelten Ph. etabliret, begriffen wäre,
so verfügte [ichj mich nach Klimeutz. Hier befinden sich 20, seit * jähren angesiedelte
und ü neue, dieses frühjahr aus der Moldau angekommene Ph.- famillien. Ihr lichter,
der die höchste gnade hatte im vorigen jähr Sr M sich zu füssen zu legen, sagte
nur 20 tamillien an. Vermög denen allda befindlichen häuseru und Stallungen därft^in
wohl mehrere alldorten sich befinden, massen schon vor 4 jähren schon 18 famillieü
gewesen. Ich trange aber nicht darauf, um auf de.ssen grund zu kommen, weil ich
ihnen so, wie ihren einojang berührten mitbiüdeni, welche alle insgesamt sehr arg-
wöhnisch sind, keine bedenklichkeiten und obschon auch ohne den mindesten grund
verursachen möchte
Diese 20 tamilien sind in diesen 4 jähren in der wirthschaft wahrhaftig recht
gut tortgeschritten, und den grund zu grossen wirthschaftsgebäuden angelegt. Das dorf
liegt zwischen Waldungen, desselben felder, fruchtbar, reichen zu, auch noch mehrere
famillien zu ernähren und gehört dem kloster Putna zu, und vor 4 jähren, wo die be-
völkerung hierlande s noch nicht sonderlich stark war, wurden denselben alle zu be-
treibung ihres akoibauoi und wirthschafc erhaltene giündi und feldjr pr. lüO fl. jähr-
lichen pachtschilling vom kloster mit contract überlassen, den das kloster nun nicht
so leichte mehr abgeben würde.»)
Alle diese und in der folge erwehnt werdende Ph. sind nämlicher sitten, religion,
gebrauchen, argwohns und aberglaubens, wie die im ein^anje beschriebene, haben nebst
dem gut bestellten feldbau auch andere verschiedene Verdienste, als : in holzfabricateu,
nanf- und tiachsproducten, dann in dem hierlandes sehr guten absatz findenden loinöhl :
ihre nahrung aber ist schlecht und einfach, sind dabei mit allem zufrieden und sehr
geneigt, die aus der Moldau, keineswegs aber jene aus Bessarabien kommende Ph
aufzunehmen, die ihrer angäbe nach nicht ihrer ächten religion wären.
In ihien häusorn fände [ich] ebenso vielerlei bilder, als bei denen andern. Kirchen
haben sie keine, sondern der älteste vom dorfe macht den pfarrer ; es wird aber, wie
mir scheint, sehr selten in seinem hause gottesdienst gehalten. [Sie] haben auch eine
menge gross und kleiner kinder. Die 0 aus der Moldau gekommene Ph. fangen schon
an ihre häuser zu erbauen, wozu ihnen die übrigen hilttiche hand bieten. Ihre meiste
klage bestünde darinnen, dass das kloster Putn i als ihre grimdherrschaft unweit ihres
dorfes am walde ein wirthshaus erbaute. Ich versprach ihnen aber, somöglich zu sorgen,
dass das wirthshaus abgeschaft we/de.
Von hier verfügte ich mich nach Mittok Dragomima, dem kloster dieses namens
zugehörig, wo sich seit anno 1777 15 alte und 12, seit vorigen jähre angekommene
Ph. befinden, sSmmtliche aus der Moldau transmigrirt« Diese gemeinde
stehet noch besser als jene zu Klimoutz in der wirthschaft Die Ursache
liegt in der sehr guten gattung gründen, die sie überkommen, haben erst im
vorigen jähre eine ganz niedliche kleine, nach ihrer art eingerichtete und nun saaber
unterhaltene kirche erbauet und erwarten täglich den von höchst Sr. M ihnen be-
willigten poppen aus der Moldau. Vor ihre 12 neuere mitbrüder sorgen sie sehr,
leisten ihnen in allem thätige hüfe in häuserorbauung und bestellung der
wirthschaft. Hier ist mehrere hofnung, dass aus der Moldau Ph. noch
«) Bereisung.
") Siehe Beilage 1, ^^ j
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t)ie Lippowaner in der Bukowina.
123
transmigriren werden, dann sie zeigten mir vieles vieh unweit ihrem dorfe,
welches denen jenseits, 5 meileu von hier ia der Moldau noch wohnhaften
augehöre, woher solche nur auf gute gelegenheit lauern, um mit ihren übrigen hab-
seligkeiten herüber zu kommen, wulches auch schon lange geschehen wäre, wann sie
von denen moldauischen beamten nicht so sehr beobachtet und sammon liehe in die
burgschaft genommen wurden; dennoch hofeu sie durchzukommen, und ich empfähle
denen hier prossessionirten, ihre ankommende mitbrüder wohl aufzunehmen. Ein mehre-
res durfte ich, um denen zwischen denen höfea existirenden vertragen auch nui' in
etwas nicht zu nahe zu trotten, nicht veranlassen.
Dieses dorf Mittok ist bis auf die fronte mit Waldungen umrungen. Die ge-
meinde hat hier einen starken nachwachs, und etwas leutseliger als alle andere. Die
Ursache dessen mag auch se n, weil sie unweit der stadt Suozava wohnen. [Es] be-
finden sich auch darunter viele heurathmässige beiderlei geschlechts. und ihre altern
hofen, solche sowohl mit denen hierlandes beündlichen als mit denen aus der Moldau
ankommen mögenden verheurathen zu köonen; nur scheinen solche, soviel ich aus ihrer
besprechuQg abnehmen konnte, zu nahe untereinander verwandt zu sein, welches ihnen
hindemisse im heurathen machen würde, inso lerne ihnen ihre religion solche etwa
nicht erleichtem möchte.
Ich Hesse mir den mehresten theil ihres, vom oiesigen kloiter Dragomirna
ihnen eingeräumten terrains zeigen. Dieser ist beträchtlich, aber nur ungefehr vor 30
familien zureiche ad, 'weil sie grosse wirthschaft und feldbau pflegen. Freilich will das
kloster obigen aus der Moldau ankommen mögenden Ph kerne gründe mehr geben,
obschon selbes sehr viele einem Armenier in pacht gegegen, dahero in zeiten auf
mittel gedacht werden wird, dass das kloster gegen Versicherung einer billigen abgäbe
hinlänglichen terrain abtrette. Da aber die gemeinde bei .meiner retour von
den Siebenbürger gränzen wiederum zu mir käme und anzeigte wie das
kloster Dragomirna nun viele und die besten gründe seinen leibeignen
zigeunern zur benützung einräumte, so habe [ich] mich mit dem klosier-
vorsteher benommen, wienach es wider die absieht wäre, die leibeigene
zum nachstand der oontribution und populationsstand so reichlich zu dotiren, und mit
aller gelassenheit veranlasste, womit jene aecker und wiesen, die die leibeigene zigeun er
bereits innen haben, denen Ph. zugeiheilt werden möchten.
Aus all vorberührten geruhen E. E. gnädigst zu entnehmen, dass ganz natür-
licherweise eine stärkere ansiedlneg vor mich ein sehr unangenehmer mid beinahe un-
tbunlicher gegenständ werde. In vorigen jähren, wenn ansiedlers kamen, wäre nur
meine besorgung, zu erforschen, wo und bei welchem grundherm ein platz zum ansie-
deln erübrigte, und es war kein anstand, diese oder mehrere ansiedlers mit oder ohne
bewilUgUDg der giundherren zu etabliren, denn es war räum und zulänglichkeit an
feldern ; ansonsten wäre es ohnmöglich gewesen, seit anno 1778 bis nunzu über den
übernommenen familienstand der löOOO noch 1300) familien in derBuccovNina anzusiedlen.
Anjetzo aber, da an feldern da und dorten, besonders zwischen den Pruth und Niester
mangel geworden, auch laut im vorigen jähre verflossener hoher Verordnung dem
Grundherrn keine ansiedlers wider seinen wiUen aufgebürdet werden därfen, auch die
^ruadherren Selbsten sehr abgeneigt sind, ansiedlers aufzunehmen, so wird in allen
diesem anbetracht die ansiedlung hierlandes um so mehr beschwehrlich, als in der
Buccowina ausser dem zur ansiedlung nicht im mindesten geeigneten kimpolunger okoll
keine cameralgüter existiren, mit welchen man der ansiedier wegen willkührlich dis-
poniren könnte.
Zu hohen huld- und gnaden mich erlassend . . .
Czernowitz, den 23ton Juni 1784,
Enzenberg. UM. j
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124
Polek :
80 Hadik an Enzenberg. Wien, 10. Juli 1784. (Abschrift BegislrM.
d. Buk. Landesreg.)
In ansehung der vom schwarzen meer erwartet werdenden ankömmlingen f&sst
bereits der bekannt gemachte ah. befehl die richtschnur in sich, dass,weil ihre herüber-
siedlung durch die dazwischen gekommene jenseitige verböte gehindert ist, nur abzu-
warten sein muss, ob einige familien kommen werden oder nicht, und der mit denen
zwei bevollmächtigten hier geweste dollmetsch Kovacs, falls nicht etwa bis ende
August sich etwas günstigeres erzeigt, alsdann zu entlassen kommet. Um diejenige
von ihnen, welche bishero in der Buckowina eingetroffen sind, auf kaiserlichen gnmd
luid boden nntei-zubringen, ist die gelegenheit hierzu, wenn es gleich in der Bukowina
daran ermanglet, in Panat vorhanden imd daselbst auch schon die nöthige Vorbereitung
get rofen worden ; entsagen sie aber selbst dieser ihnen eingestandenen gnad, so mag
es einsweilen bei demjenigen bewenden, was von der A. mit dererselben einwilligung
wegen ihrer ansiedlung bei einem particular-grundherrn veranlasset worden ist, weil
besonders sie nach der A.-anzeige über ihren aufenthaltsort noch keinen festen ent-
schluss abgeschöpfet haben. Nach der bereits im jähr I78l vom HKtL bei der ver-
einigt politischen kameralhofstelle erwirkten veranlassung sind die mautamter aUent-
halben angewiesen, die aus einem fremden gebiet herübersiedleude familien ganz
ungehindert in die Bukowina passireu zu lassen, sobald die DA. denen besagten maut-
ämtem hierwegen die nöthige eröfuuug macht, dahero es lediglich an ihr, der A.
haftet, damit solcher ankömmlingen halber nicht weiters die anstände bei denen maul-
ämtern sich ergebe », worüber die neu angesiedleteu familien sich beschweret haben.
Bei dem umstand, wo deneu gemeinden vom schwarzen meer kein anderes ids
das versprechen von ihrem völligen freien religionsexeroitium gemacht worden ist, und
die von ihnen in der Buckowina eingetrofene nebst ihren geistlichen, deren zahl die-
jenige von denen familien weltlichen Standes in der proportion weit übersteigi^, auch
schon ein haus haben, welches zu einer kirchen für sie bestimmet ist, und vro sie
ihren gotte» ieust verrichten können, hat es weder auf den kirchen- und noch weniger
auf einen klosterbau, sondern nach der bereits der A. gegebenen anleitung nur darauf
anzukommen, dass dem igumen alles dasjenige, was zur ungestörten ausübuag ihrer
religion gehöret, an die band verschaffet und er dadurch in die überzeugiuig von der
unnoth wendigkeit und unthunlichkeit eines eigenen kirchen- und klosterbaues ge-
setzet werde.
Hingegen muss die DA., da sie zur Winterszeit in ihren dermaligen hütten tob
sträuchern nicht bestehen können, auf den fall ihres Verbleibens in der Buckowina für
ihre anderweite Unterkunft in häusern sorgen, worzu ihnen nebst dem ohnentgeltlic^en
materiale nach umständen allenfalls auch ein proporzionirter geldvorschuss auf die
art gemacht werden kann, gleichwie bereits von der A. 175 gülden ihnen zum vieh-
und geräthschaftenankauf vorgeschossen worden sind.
Nach dem unterm 3lten August 1782 an das gallizische GC. ergangenen befehl
sollen nebst dem brenn- und bauholz auch alle victualien an denen wöchentUchen
zween marktägen zu Czernovitz und Suczava von der brückenmauth befreiet bleiben.
dahero, wenngleich deren neu angesiedelten familien ihr dermaliger handel meistens in
holzfabrikaten, seil- und lederwerk bestehet, sie auch mit diesen an denen festgesetzten
tagen nacher Suczava kommen und dadurch sie selbst ihren wünsch erfüllen können, der
auf die mauthfreiheit gerichtet ist.
Wie die Buckowiner A. bereits die belehrung über alles dasjenige hat, was der
herübersiedlung der L. aus der Moldau einen Vorschub geben kan, so sind nun aocb
die aus dem anbetracht der klosterbesitzungen bemerkte anstände andurch behoben,
dass die geistliche guter zuversichtlich in die verordnete administration übernommen
worden sein werden, gleichwie nicht zu zweiflen ist, dass die buckowiner grundhem
sich zur aufnähme fremder ansiedier sehr gern bequemen werden^ sobald nicht ^egen
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bie Lippowaner in der Bukowina. ^"^
Le, 'wie es mit der edel&au Balschoja geschehen ist, mit gewalt fürgegangen wird und
Blbe AUS ihren für sich selbst nöthigen besitzungen gesetzet werden, um solche denen
uHiedlem zuzuwenden.
Warum die L. eine beschwerde wider das klostor Putna. so bishero ihre grund-
lerrschatt gewesen ist, um deswillen anzubringen veranlasset worden sein mögen, dass
las kloster unweit ihres dorfs am walde ein wirthshaus erbauet hat. hierüber kommt
reine Ursache vor, die zu wissen nöthig ist, um ermessen zu können, ob das wirths-
lau-s nach der denen L. von der A. ertheilten Vertröstung abzuschaffen sein soll.
Sollte der in der Moldau befindliche popp dieser leuten et wann nicht herüber
commen, so steht es ihnen frei, sich einen poppen von ihrer nation zu bestellen und
^ieh solchen von anderwärts, dergestalt n jedoch kommen zulassen, dass er unter dem
buckowiner bischofen zu stehen hat.
Da ich vorstehendes Euer ... in beantwortung dero Schreibens vom 23ten des
vorigen monats Juni zur gehörigen direction und nachachtung erwiedere, finde ich
noch, .«soviel die familien vom schwarzen moer betrift, mitzubemerken nöthig, dass
nach dem ausgang des monats August ihretwegen ein ausführlicher bericht an den
HKR. erstattet werden muss, um solchen Sr. M. einsieht unterlegen zu können, der
ich übrigens
81. Bukow. Landesadministration an d. Serether Directorat. Czer-
nofvitz, 22.Jülil784. (QesLProt. d. Buk, DA, 1784. Nr. 5088. — Ebendort.)
Wird hiemach [nämlich nach der hofkriegsräthlichen Verordnung vom 10. Juli
1784] dem sireter districtsdirectoriat bei dem umstände, da allhier keine zur ansiedlung
geeigneten cameralgüter vorhanden, hingegen im Banat derlei bestehen, aufgetragen, die
vom schwarzen meer angekommenen nnd zu Hlibuka angesiedelten familien auf eine un-
vermerkte art zu befragen, ob selbe nicht lieber dahin sicha nsiedeln wollen, da denen^
die keine mittel hätten, nebst der verspann 2 kr pr Kopf zur wegzehrung verabreicht
werden würden, und hiervon schleunig bericht zu erstatten.
82. Sereiher Directorat an d. Bukow. Landesadministration^ 4.
August 1784. (Oest.-Prot. d. Serether Directorates, 1784. Nr. 11. —
Ebendort.)
4. August :784. Die zu Hliboka angesiedelte L.-familien, mit denen
ich wegen allentalliger Übersiedlung ins tömesvarer Bannat auf eine gute art mich
eigends zu besprechen gelegenheit gehabt, geben zwar zu erkennen, dass sie in aller-
höchstihre majestät Staaten, es sei auch wo es wolle, wenn sie sich hier einigermassen
erhohlet und von der beschaffenheit der dortigen provinz nähere nachrichten durch
eigene leuthe eingezogen haben würden, sich niederzulassen eben nicht ungeneigt,
seien, zumal wenn sie vorhin mit dem anhofienden Zuwachs mehr leuthe ihresgleichen,
wenigstens bis auf lOü oder 200 familien allhier würden vermehrt worden sein. Denn
wenn diese etliche bereits hieher angesiedelten familien ihren jetzigen sitz so geschwind
verlasseo wollten, so könnten ihre noch zu erwartende landsleuthe vielleicht von ihrem
vorgefassten entschluss, hieher zu kommen, durch allerhand ungegiündeten argwöhn
abgeleitet werden ; allein wenn sie in eine grössere anzahl gewachsen sein würden, so
hätten alsdann sie kein bedenken, sich hin zu übersiedeln.
8S. Serether Directorat an d. Bukow. Landesadministration. 31.
August 1784. (Qest.-Prot. d. Buk. DA. 1784, Nr. 2544. — Ebendort.)
Serether districtsdirector überreicht unter 31. August [1784] die consignation der
in dortigen district und zwar in Hliboka und Varnitza oder Fontina alba si^h ange-
siedelten L.-familien.
84. Bukow. Landesadministration an d. Hofkriegsrath. Gzernowitz,
ö. September 1784. (Ebendort.)
Dem hofkiiegsrathspräsidenten wird [am 6. September 1784] angezeigt, dass, da
seither und zwar bis ende August vom schwarzen meer keine derle^lg]^
i26
Polek I
an^'ekommeu, die entlassung des dolmetsch Kovacs bewirkt und domselben der gekalt
pro 7 fl 30 kr bis halben Septemb. «vegen mittellosigkeit pro viatico abgereicht vrorden
sei, um deren be willigung zugleich das ansuchen geschieht.
85 Bericht d. Serether Directorales an d. Bukow. Landesadmim-
stration, ddo. 4 März 1785 und Erwiderung der letzteren^ ddo. 7. März
1785. (OesL-Prot. d. Buk LA 1785. Nr. 719. — EbendorL)
[Das] Serether directoriat meldet unterm 4. ejus [d. i. März], dass der grandherr
Thadaeus Turkul von denen hei Hliboka ansässigen L. wieder ihren gemachten con-
tract die dermahligen holzfuhrtaxen abfordere und selber einwende, dass er von der
anjetzt neu eingeführten norma damals nichts gewusst habe.
[Am 7. März] wurde demselben erwiedert, dass, da der grundherr einen vortheü
in seinen einkdnffen durch die L. ziehet, er ihnen auch, vorzüglichst anfangs, das bau-
holz ohn entgeltlich zu verabreichen schuldig seie.
86. Bittgesuch d. Warnitzer Lippowaner an die Bukow. Landesad-
ministration ddo. 19. October 1785 und Bescheid ddo, 24. Oclober 1785
(Ebendort. ^r. 3721.)
Die L. zu Warnitza bitten nach dem ?ten punkte ihrer freiheiten von den
zehnten und roboten frei gelassen zu werden.
[Am 24 . October] zum bescheid, dass sie nur vermöge ihren Privilegien von der
landesfürstlichen, nicht aber von denen grundherrlichen abgaben zu befreien seien,
mithin solche wie die [in] Hliboka entrichten müssten.
87. Bukow. Landesadministration and. Serether DirecloraL 12. No-
vember 1785. (Ebendort. Nr. 3996).
Wird dem serether directoriat die von dem Lippowaner Alexander unter der hand
zugestellte consignation sämthcher L. zu Liboka zum nöthigen gebrauch zugefertiget,
und da diese L. unter sich ungemein uneinig und der richter partheilich zu sein
scheinet, so sind diese Uneinigkeiten zu untersuchen und selbe zu ihrer Schuldigkeit
anzuweisen.
Bericht d. Serether Directorates an d. Bukowiner Landesadtnini-
stration, ddo. 24. December 1785 und Erwiderung der lelzleren, ddo. 29.
December 1785. {Ebendort, Nr. 4661.)
Serether directoriat meldet sub dato 24. [Decemb.] infolge Verordnung vom 12.
November in ansehung der von H. Turkul wieder die L. geführte beschwerde, wienach
allerdings richtig befunden worden, dass ihnen die contractmässige faltschen ange-
wiesen worden, sie aber 60 ungemähet gelassen, ohne den grundherm eino anzeige zu
machen, dass sie für heuer wegen geringer anzahl ihrer hauswirthen nicht so viel
benöthigten, daher ihnen bedeutet werde;), dass sie die völlige conventionsmässige
gebühr abführen sollen.
Dem directoriat wurde [am 29. December 1785] zur bedeutung deren L. hinaas-
gegeben, dass sie den grundherrn befriedigen, für die zukunfc aber das überflüssige
erdreich dem grundherm oder sonst jemanden überlassen sollen, ausserdem aach noch
eine straft zu befahr, n haben,
89. Reisebericht d. Slaa^sgiiter-Administrators M. v. Ainser. 1786 [?\
{Wickenhauser, Molda IL Nr. 28. S. 107.)
Die häuser der L sind von holz und flechtwerk, mit lehm aasgekleistert, ohne
stall und schöpfen, bestehend aus stube, küche und vorhaus — Von ihrer religion
lässt sich nichts bestimmtes sagen ; sie .sind eine art Christen, die sich zur lehre des
apostels FUipp bekennen. Ihre geistlichen haben sie mitgebracht, dürfen keine wa£^en
tragen noch davon gebrauch machen, nicht tabak rauchen noch schnupfen, keinen oid
schwören und müssen sich von manchen speisen, auch dem wildpret enthalten. Eine
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Die Lippowaner in der l^ukowina.
l27
Starke Verbreitung derselben wäre jedoch für den Staat nicht gar orwünschlich, da sie
nach ihren sonderbaren roligionsgrondsntzen zum wehrstande und anderen geselligen
Verrichtungen nicht taugen, jedoch in geringer anzahl als ackerer nützlich sind. Sie
sind Russen
90, Director Storr an d. Bukowiner Kreisamt. Suczawa, 19. April^}
1787. (Wickenhamer. a a 0 S. 107. Nr. 29)
Gesammte L.-familien von Mitoka-Dragomirna mit zurücklassung des ganz und
gar geleerten dorfes sind zwischen den 17. und 18. dieses nachts in die Moldau aus-
gewandert. — Der wirthschaf tsver Walter Schreiber ist dahin abgegangen, die nöthigeu
vorkeh ungen zu treffen, um damit nicht die häuser durch bösewichter in brand ge-
steckt werden. — Der nahningszweig dieser L. war zumeist die handlung. Durch aus-
schliessung der stadt Suczawa wurde der handel gänzlich gehemmt, und mutmasslich
muss dieser gehemmte handel die auswanderung zum gründe haben. — Nun, da dieser
ort gänzlich geleeret und sich bis 24 Wohnungen darinnen befinden, so möchte der-
selbe für die deutsche ansiedlung nicht unanwendbar sein.
91 Bukowiner Kreisami an d. galiz Landesgubernium. GzernotviU,
1. Mai^) 1787. (Wickenhauser, Molda IL Nr. 29. S. 107—108.)
Der hauptsächliche nahningszweig dieser leute ist der hanf- und flaohsbau. Sie
bearbeiteten [denj hanf und flachs grösstentheils selbst und fanden im lande sowohl
als über den grenzstrich guten absatz dieser waren, weil es an seilern gebricht. — Ob
nun schon dieser zoUausschluss der stadt in diesen ihren verschleiss in etwas gehindert
haben mag, so konnte dieses doch keine hinlängliche Ursache zur auswanderung sein,
weil sie den verschleiss des rohstoffes und der daraus verfertigten waren im und
aussei dem kordon wie ehehin •) offen behalten. — Der wahre grund liegt vielmehr
darin, dass diese scheinheiligen leute mit ihrem steten hanf- und flachsbau den grund
erschöpfen und dann wieder e'nen andern einnehmen, und so herumzuwandem gewohnt
sind. — Man hat diesen ihren abzug vor jähren vorausgesagt. Man sah sie stets ihre
felder bauen, aber nie mit einer düngung zu hilfe kommen. So viele jähre sie schon
da waren, so hatte doch noch kein einziger ein ordentlich erbautes haus, ungeachtet
sie Waldungen an der band hatten. Von unbearbeitetem holz autgeschrotene hütten
ohne dach waren ihre Wohnungen. Die gegend, welche sie bewohnten und zu ihrem
unterhalt immer hatten,*) ist fruchtbar und nicht weit von Suczawa entlegen. Es
würde dieser platz bald wieder besetzt sein, wenn man allerhand in diesen jähren her
entwichenen gasinda die rückwanderaig gestatten wollte Man ist dermeinung, diesen
verlassanen ort mit 24 deutschen familien zu besetzen, und erbitte%sich die hohe Wei-
sung, ob man darauf antragen könne. Beck.
92. Bericht d. Bukotv. Kreisamtes an d. Landesgubernium in Lern-
betg. CzernowitZf23. Mai 1787 (Urschrift, Registratur d. Bukow. Landesreg )
Infolge Verordnung vom lo. dieses sub no. I03'i7 wird gehorsamst angezeiget,
dass die verlassenen häuser zu Josephfalva wohnbar hergestellet und dabei nur noch
Stallungen und scheuern zu erbauen sind der Vorschrift für deutsche ansiedier zu folgen.
Zu Lippoven hingegen, wie bereits unterm Iten dieses gehorsamst gemeldet worden,
sind es nur von ungezimmerten holz aufgesetzte hütten ohne förmliches dach, und
man gewinnt hiebei nichts als ein ausgetrocknetes holz, wenn nicht zu häusem, doch ,
zu Stallungen und scheuem. Da nun dieses verlassene ort für deutsche ansiedier be-
stimmt ist, so denkt man hier, wenn es den hohen beifall findet, den häuserbau vor-
') Bei Wickenhauser irrthümli« h : 3. August.
«) Bei Wickenhauser irrthümlich : 10. April.
') Bei Wickenhauser: ohnehin.
*/ Vielleicht richtiger: innehatten.
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i28
Polek :
zunehmen und jene zu Mittok-Dragominia und St. Ulie einst weüeu anstehen zulass^a
weil ohnehin mit den nöthigen werkleuten nicht aufzukommen ist.
Czemowitz, den 23. Afiai 1787.
Joseph Joh. Beck,
93. St, liier Verwaltungsamt an das Kreisami in CzernomiU.
SL llie, 3. Juli 11^1. {GesL-Prolokoll d. Bukcnv. Kreisamtes, mi.
Nr. 1532.)
[Das amt herichtetj auf die Verordnung vom 25 Mai. Nr. 1467 0? dass os näcbt
dem jezganor mauthamt den kolonistenhäusorbau ausgesteckt, nachdem Lippowen nicht
tauglich; indessen könnten aber die nachkommende kolonisten bis zur herstellung der
neuen häuser in den allda leeren hilusern untergebracht werden.
94. Bukowiner Kreisami an das Sl. liier Verwallungsatnl. Cw-
nowilZy 6. Juni 1787. {Ebendort.)
Demselben [d. i. dem verwaltungsam te] wird anbefohlen, dass, da dieser platz
zwar gut, nur ein grösserer Zwischenraum zur Strasse zu belassen und ein halbes jocb
haus^^rund j^euug seie, das holz von denen Lippowaner-gebäuden zu hilfe zu nehmen
und der grund, wie solcher heisse, worauf gebaut wird, anzuzeigen.
95. Berichl d. Bukow. Staatsgüler-Oberdireclion an d. gcUizische
Skutisgüler-Administralion, Czemowitz, 18. Juli 1787 .^Urschrifl.Regislrtüur
d. Bukow. Landesregierung.)
Das dorf Lippoveni von 2 1 familien ist in einer nacht ausgewandert und stehen
diese häuser nun alle leer. Es sind schlechte, elende hütten, theils von holz, thetls von
flechtwerk zusammengesetzt, mit schuf eingedeckt, die meisten 2 klafter lang und so
viel breit, bestehen aus einem zimmer, vorhaus und schupfen und müssen, wenn selb«
bowohnt werden sollen, mit schilf ausgebessert werden.
Die leeren häuser zu besetzen, können zu Lippovoni 24 . . . [deutsche] famülea
kunterkunft finden. Es wird freilich zu Lippoveni für selbe die Unterkunft nicht so au5-
fallen, wie es diese neue ankömmlinge gerne haben möchten ; indessen aber können
sich dieselben immer damit begnügen, bis man ihre neue häuser, so an der landstrasse
nahe bei der freistadt Sucsava in bau sind, in die höhe gebracht w/6rden.
Lippoveni liegt in einem unschicksamen, von denen menschen selbst gewählten
sumftigen ort, und dieses ist die Ursache, warum man solches näher an der Strasse aoT
einer trockenen gegeud zu erbauen den antrag hat. Das holz von denen alten häasen
kann, insoweit es anwendbar ist, zu Stallungen und andern bei dem bau vorfallenden
gegenständen verwendet werden.
Czemowitz, den 18ten Juli 1787.
Schaiblein, int. oberdirector.
96. Gesuch von 20 Lippowanerfamilien an Seine Majestät Kaiser
Franz I. um Ansiedelungsplätze in der Bukowina, Klimoutz, 9. September
1834. [Urschrift, ebendort.)
Euer Mt! Die äusserst kritischen Zeitumständen, die die fussfalligst unterzeich-
neten leider in der Moldnu und Russenland mit wehmuth ihrer ganzer familien
erlitten haben, ist wirklich nicht möglich, dass man das ganze Schicksal Sr. Mt an-
heimzustellen imstande wSre. ücberzeugt durch vielfältige jährige hingebrachte milde
und gerenhtigkeitsliebende regicruug Sr. Mt. dem allergnädigsten landesvater in dem
ganzen umfange der österreichischen monarchie des landes wagen die fussfalligst
») Richtig: 1476.
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Die Lippo\?raiier in der Bukowina.
129
unterzeichneten in ihrer äusserst bedrängten läge sammt ihrer armen familie, die
zugleich mit den vätern tussfälligst zu knien fallen, um ihre gnädige und milde auf-
nähme als Lipowaner in den österreichischen stadten gleich den übrigen in der Buoo-
wina und zwar in Fontina Alba und Klimoutz mit ah. bewiUigung von Josephs Zeiten
aufgenommenen Lipowaner mit ihren bisher bestehenden rechten mildreichst aufge-
nommen zu werden.
Durch dero gnädige und raildreiche zwanzig famielien, die vielleicht über die
zahl betreften würden, gereicht keineswegs zum schaden dem Staate, sondern vielmehr
zum nutzen im zusammenhange der ärarialabgaben und sonsten in übrigen mit aller-
gröster bereitwilligkeit. Die fussfälligst unterzeichneten befinden sich dermahl seit
mehreren monathen mit bewilligung der vorgesetzten stelle in Ihro k. k. österreichischen
Staaten und zwar für den äusserst einst .Yeil befindlichen orte im zusammendränge der
übrigen schon PiUsässigen klimoutzer unterthansinsassen, welche aber äusserst bedrängt
mit ihrer armen familie in selben orte sich befinden.
Das löbliche k. k. kameralmandatariat hat im ein Verständnisse imd anordnung
dor vorgesetzton stelle ihren einstweil unbestimmten aufenthaltsort zwar genehmiget,
allein es handelt sich für ihre, ihrer gegenwärtigen als zukünftigen familie ihre immer-
wrährend existirende subsisteu«, die sie gegenwärtig äusserst bedrängt nicht haben. Sie
fallen demnach zu füssen Sr. Mt. in gnaden mit ihrer armen iamilie und bitten aller-
fussfälligst, dieselbe zwanzig famielien, wenn nicht mehr an der zahl, huldreichst auf-
zunehmen und für sie in der ßukovina und zwar in Kimpu Mary und Tamawka in
der radauzer oder solkar herrschaft, allwo sich leere gründen und ansiedlungsplätzen
betinden, allergnädigst zur eigener ansiedlung mit vorbehält der schon angesiedelten
Liipowaner durch die vorgesetzten stellen wie allermöglichst bald zu- und anweisen
geruhen zu wollen.
Dero mildreiche gnade £. Mt. und der untergeordneten stelle die fussfälligst unter-
zeichneten mit Sehnsucht und er Wartung der finallen baldigen entscheidung ihrer auf-
nähme entgegensehen. Klimoutz, am 9ten September 1834. f Petro Harasimow, f Iw.
Iwanow, t Iwan Fedorow im namen der übrigen 17 befindlichen L.-famUien.
97. Bittgesuch derselben Lippowaner an Seitie kaiserliche Hoheit
Erzherzog Ferdinand Este, Berhometh, 13 September 1839. {Urschrift,
ebendort.)
Eure kaiserliche durchlaucht ! Die hier beiliegende, schon im jähre 1834 an Se. M.
gerichtete bitte ist uns nicht gelungen armuthshalber wegen bestreitung der postporto-
gebühr gelegentlich an den bestimmungsort zu kommen zu machen.
Die nazion der Lippowaner hat schon zu Zeiten Sr. M. ktüser Joseph durch
derer ausgezeichneten Patriotismus, pünktliche willige Steuerzahlung, das vortheühafte
düngen und bearbeiten der ackerfelder, das liefern der schönsten flachs- und hanf-
attungen zur feinsten lein wand erzeugung, nicht minder durch cultur der auserlesen-
sten Obstbäume znr aufnähme in den kaiserlichen Staaten sich würdig gemacht.
i
Ein hierländiger bauer ist ob mangel des gefühls, seiner anhaltender roheit dem
Joche seines grondherrs unterzogen ; ein Lippowaner hin gegen durch fortpflegende
kenntnisse in der Wirtschaft, unermüdeten fleiss, stetts darauf denken, mit was rechten
von Sr. M. kaiser Joseph begabt zu sein, sucht sich dem Staate und dem landmanne
immer mehr nützlicher zu machen. In genauer Erwägung, dass die thieranische be-
handlung der unterthanen in der moldauischen und russischen monarchie unbeschreiblich
ist, waren wir bemüssiget. uns von da wegzubegeben imd nach der Buccowina mit
bewilligung der vorgesetzten stelle zu übersiedeln und zwpr nach Berhometh, allwo
uns der dortige grundherr Jordaki Wasilko sehr magere unfruchtbare gründe zur einst*
weiliger benützung zuwies, welche, wenn man selbe urbar machen sollte, der gedachte
ei^enthümer wieder an sich ziehen würde.
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130
Polek : Die Lippowawer in der Bukowina.
Wir fussfeUigst gefertigte bitten im nahmen 35 lippowaniscber familien vorlie-
gendes bittgesuch Sr. Mt. kaiser Ferdinand eigenhändig mit der hochgeneigten furbittc
übereiehen geruhen zu wollen, damit uns der aufenthalt in den benachbarten CÄmerai-
herrschaften, wie z. B. Tamawka, Solka etc., all wo sich leere gründe und ansiedlog^
platze befinden, gleich den übrigen Lippowaner in Fontina alba und Klimoutz bald wii
möglich gestattet werden möge. Berhometh, den I3ten September 1839. f Petro H&tä-
simow, t Iwan Iwanow, f Iwan Fedorow, SamionFribanow [?]. In dorso ; E. 29. October
1831). Dem buccowinaer k. kreisamt zur amtshandlung und nach umständen um bericKt
Jedenfalls sind die bittsteller über gegenwärtige eingäbe angemessen zu bescheideiL
Vom k. k. landesgubernium. Lemberg, am 1. December. 1839.
IDsrAolatragr.
Während des Druckes der vorstehenden Arbeit ist im Archive
für österreichische Geschichte (Bd. LXXXIII, II. Hälfte.) eine Abhandlung
über „das Entstehen und die Entwicklung der Lippowaner-Colonien in
der Bukowina'* von dem Privatdocenten und k. k llauptlehrer Dr. R. F.
Kaindl in Czernovvitz erschienen.
Im grossen und ganzen stimmen die Ergebnisse beider Arbeiten
in Hinsicht auf die Niederlassung der Lippowaner in der Bukowina
überein. Nur in Hinsicht auf die Colonie Fonlina alba macht sich ein
Unterschied bemerkbar. S. 2^7 (im S -A. auf S. 35) erklärt Herr Kaindl
die Annahme, die Ansiedelung Warnit/.a (slawisch Bialakirnica, rumänisch
Fontina alba) sei durch blosse Uebersiedelung der Hliboker Lippowaner
entstanden, als einen Irrthum ; aus urkundlichen Nachrichten gehe viel-
mehr hervor, „dass neuordings fremde Lippowaner sich zur Ansiedelung
anboten, und dass erst zu diesen Ansiedlern diejenigen aus Hliboka hin-
zugekommen seien/' In einem ,, Nachtrage'* bringt er dann eine Urkunde
(Beilage 109) zum Abdruck, die bestätigen soll, „dass im Jahre 1785
ein neuer Zuzug von Lippowanern in der Bukowina erschien* (^S. 381.
bez. Ö. 149.) Allein die in dieser Urkunde erwähnten russischen
Familien sind keine Lippowaner, sondern II u t h e n e n, deren
Nachkommen noch heute in Balkoutz wohnen*). Dass thatsächlich weder
im Jahre 1785 noch in den nächstfolgenden drei Jahren ein Zuzug von
Lippowanern aus der Moldau oder Bessarabien nach der Warnitza statt
gefunden hat, geht übrijs^ens auch aus der Beilage 37 dei Kaindrschen
Abhandlung hervor. Es bleibt also nur die Annahme übrig, dass die
Colonie Fontina alba von Hliboka aus gegründet wurde ; doch ist nicht
ausgeschlossen, dass sich einige Lippowanerfamilien schon im Mai 1784
auf der Warnit/.a bleibend niedergelassen, sich also an dem Exodus
nach Hliboka nicht betheiligt haben.
' Ueber die Gründung von Balkoutz oder Laudonfalva gedenke ich in dem Jahr-
gange 181>7 des Bukowiner Landes-Museunis ausführlich zu handebi.
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«^WEITE*1^EG0GN0SGIRUNGST0UR
IN dieIBukowinä.*)
Vom k. u. k. Gustos Josef Szombalhy.
Meine vorjährige Reise diente hauptsächlich der Durchmusterung
der südöstlichen Bezirke des Landes nach prähistorischen Fundstellen.
Für die diesjährige Reise hatte ich mir die Untersuchung des nörd-
lichen, zwischen Pruth und Dniester gelegenen Landestheiles als Haupt-
aufgabe gestellt. Leider musste die für den Frühling geplante Fahrt der
Ungunst des Wetters wegen bis in den Hochsommer verschoben
werden, wo sie dann durch die in unseren östlichen Provinzen zum
Ausbruche gelangte Cholera-Epidemie eine empfindliche Beeinträchti-
g'ung erlitt.
Die ansehnlichste Ausbeute ergab mir die Fortsetzung der Gra-
bungen in Schipenitz (Bez. Kotzmann), wo auf den Grundstücken des
Lehrers Basil Aricz (= Areygzuk) im westlichen Theile des Dorfes
weitere Antheile der im Vorjahre aufgefundenen neolithischen Ansiede-
lung durchgegraben wurden. Es wurde unter Anderem die Spur einer
zweiten viereckigen Hütte, deren Wände aus Reisiggeflecht errichtet
und mit Lehmbewurf verdichtet waren, gefunden. Die Lehmbewurf-
fragmente waren wieder ziegelroth gebrannt und an zwei Stellen des
Innenraumes lagen, von einer 7^ ^ mächtigen Humusschichte bedeckt,
Thonscherbenhaufen von Gebrauchsgeschirren, welche erkennen Hessen,
dass da verschiedene Gefässe an ihrem alten Platze stehen geblieben
und durch den darüber sich anhäufenden Schutt zerdrückt worden
waren. Ausser dem charakteristischen bemalten Geschirr aus hellbraunem,
gut geglättetem Thon konnten wieder ziemlich viele geschlagene Feuer-
steinwerkzeuge gesammelt werden. Den Versuchen, die Grabungen auf
benachbarte Grundstücke und entferntere Theile des weitläufigen
Dorles auszubreiten, um die Ausdehnung der alten Ansiedelung kennen
zu lernen und vielleicht die dazugehörige Begräbnissstätte ausfindig zu
machen, setzten trotz der überaus dankenswerthen Protection des ein-
flussreichen Herrn Baron Nikolaus Mustatza der tief eingewurzelte
Aberglauben und verschiedene Eigenthumsinteressen unübersteigliche
Hindernisse entgegen. Auch der unbesiegliche Mangel an geeigneten
Arbeitskräften und die Verschleppung interessanterer Fundstücke ist
zu beklagen.
*) Nach dem in der Monats-Versammlung der Anthropologischen Gesellscliaft in
Wien am 13. Dezember 1894 vorgetragenen Berichte des Verfassers. C^OOqIc
^ ^2 Szombathy :
Um über die Fundstellen des Bezirkes Kotzmann (von welchen die
in unserem Besitze beündliclie Manuscript-Fundkarte des Herrn Olinski-
Olineskul etwa ein Dutzend anführt) eine Uebersicht zu gewinnen und
die in Stefanovka aufbewahrte Sammlung prähistorischer Funde des
Herrn Dr. Johann v. Zotta kennen zu lernen, unternahm ich in Gesell-
schaft des Herrn Professors C. A. Romstorfer eine mehrtägige Wagen
fahrt durch dieses Gebiet. Unser Weg führte über Sadagora, Waslowce,
Kuczurmik, Zastavna, Kadobestie, Kriszczatek, Zaieszczyki am Dniester
und Swiniacze nach Stefanovka. Mehrere dieser Orte sind als Fund-
stätten von Alterthümern bereits bekannt. Eine südlich von Waslowce
gelegene Anhöhe, namens Horodiszcze, verräth sich durch den abge-
flachten Scheitel und terrassirte Abhänge schon von weitem als alte
Ansiedelung. Rohe Thonscherben sollen hier gefunden worden sein. Von
Zastavna werden die Funde dacischer, römischer und späterer Münzen
gemeldet. Die nordöstlich von diesem Orte gelegenen flachen Höhen-
rücken tragen eine ganze Reihe Tumuli, zu gross, um als gewöhnliche
(irenzhügel, wie sie hierzulande sehr häuflg sind, angesehen zu werden
und dennoch verdächtig durch den Umstand, dass sich denselben
Rücken entlang, über die Hügel die heutige Gemeindegrenze, die viel-
leicht einer uralten Gemarkung entspricht, hinzieht. Auch die südwest-
lichen Hügelketten zeigen solche Tumuli vereinzelt oder in Gruppen
von zwei oder drei Stücken. Zwiniacze ist mit neolithisqhen Funden,
Thonscherben, Feuersteinmessern und geschlifl^enen Steinhämmern ver-
zeichnet. Diese Funde sind zum Theile in Dr. Zotta's Sammlung
aufbewahrt.
In Stefanovka wurden wir nicht nur von der das Schloss bewoh
nenden Familie Leon Wassilko auf das Gastfreundlichste aufgenommen,
sondern der Besitzer, Herr Dr. v. Zotta, welcher jetzt in Novoselilza,
wohnt, war sogar so liebenswürdig, den eine volle Tagreise ausmachen-
den Weg per Wagen hieher zu machen, um seine Funde und die
Hauptfundstelle persönlich zeigen zu können. An die bereits erwähnten
Funde von Zwiniacze reihen sich an : drei runde Klopfsteine, vier
grosse, kegelförmige, thönerne Netzsenker oder Webstuhlgewichte, ein
Spinnwirtel und primitive Thongefässscherben mit Wülsten und Finger-
nagelverzierungen, wahrscheinlich aus dem benachbarten Orte Babin.
ferner ein ungarisches Bronzezierbeil von 23*5 cm Länge mit runder,
gestielter Kopfplatte und röhrenartig verlängertem Stielloche, wahr-
scheinlich dem Depotfunde aus dem nahen Orte P r e 1 i p c z e zugehörig.
Die interessantesten Stücke der Sammlung stammen aus dem von Dr.
Zotta neu angelegten 40 Joch grossen Parke auf der dem Schlosse Stefa-
novka benachbarten H a i d e k a (Gemeinde Kissileu), wo beim Abtragen
einer massig geneigten Terrainwelle in der Mitte des Parkes verschiedene
recente Säugethierknochen, zwei eiserne Lanzenspitzen nachrömischen
Charakters, verschiedene Thongefässe und zwei charakteristische La
Tene-Stüeke gefunden wurden. Die letzteren sind eine 9 cm lange
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JJweite Recognosoirungstour in die Bukowina. **'*''
Mittel-LaTene-Fibulaaus Hronze mit prächtig verziertem Fussknopfe und
ein 7'/i cm langes Fragment eines blauen ülasArmreifes.
Die Rückfahrt führte uns über Borowce, Kissileu und Werenczanka
nach Kotzmann. Von Kissileu ist seit 1865 eine Steinaxt bekannt. Die
Höhen zwischen diesem Orte und Werenczanka, sowie die weiter süd-
westlich gelegenen flachen Rücken bis Stavczan und Davidestie hinab
tragf^n wieder zahlreiche, weithin sichtbare Tumuli, unter welchen
besonders eine Gruppe von drei grossen Hügeln bei Stavczan auflallt.
In Kotzmann besitzt Herr Bezirkshauptmann Zachar eine den bemalten
Thongelässen von Schipenitz analoge grosse Urne von Doroschoutz am
Dniester. Herr Lehrer Prokopowicz in Kotzmann, welcher im Vorjahre
durch meine Vermittlung eine kleine Collection prähistorischer und
römischer Antieaglien an das Czernowitzer Museum abgab, hat seiner
kleinen Sammlung neuerlich eine Anzahl prähistorischer Funde einver-
leibt, darunter auch mehrere interessante klein© Gefässe von unserer
Schipenitzer Fundstelle. Ihm verdanke ich auch Nachrichten über Fund-
stellen in Chlibestie und Davidestie bei Kotzmann.
Wie man sieht, ist dieser Bezirk nicht arm an Punkten, welche
zu Nachgrabungen einladen. Leider hatten in den Tagen meiner An-
wesenheit die vorausgegangene abnorme Witterung, die den Feldarbeiten
sehr hinderlich gewesen war und nun alle Arbeitskräfte auf die Aecker
forderte, und der Einbruch der Cholera-Epidemie, für welche besonders
das nahe Zaleszczyki einen gefährlichen Herd bildete, Verhältnisse ge-
schaffen, unter welchen es trotz der speciellen freundlichen Vermittlung
des Herrn Bezirkshauptmannes Zachar nicht möglich war, eine grössere
Ausgrabung in AngriiT zu nehmen.
Die vorjährigen Grabungen zu Unterhorodnik bei Radautz hatten
uns Tumuli mit neolithischen Gräbern kennen gelehrt. Diese Tumuli
sind in sechs Gruppen über den von Unterhorodnik gegen Voitinell
sich hinziehenden Höhenrücken verstreut. Bisher waren durch Herrn
Schulrath Klauser ein Tumulus der ersten und durch mich drei Tumuli
der vierten Gruppe untersucht, andere durch die Bauern geöffnet
worden. Ich machte mich heuer daran, die aus zwei Grabhügeln beste-
hende zweite und die aus- drei solchen bestehende dritte Gruppe zu
untersuchen. Wie im Vorjahre erfreute ich mich wieder der w^erkthätigen
Unterstützung der Herren Bezirkshauptmann Wilhelm Rothenburg, Dr.
Michael Kipper in Radaut/. und Gemeindevorsteher Oonofrei Teleaga in
Horodnik. Auch Herr Professor Siegfried Lederer in Radautz verdanke
ich mannigfache Förderung. Mein bescheidenes Resultat ist, dass ich in
zwei Grabhügeln der dritten Gruppe Brandgräber mit sehr schlecht
erhaltenen, einfachen neolithischen Thongeschirren und zwei Feuer-
steinspänen, in einem Tumulus der zweiten Gruppe jedoch ein Stein-
kistengrab mit Skelet ohne Beigabe (den vorjährigen Erfahrungen nach
wahrscheinlich einer jüngeren Stufe angehörig) fand. C^OOCjIp
^ ^ Szombatiiy i
Von Satulmare, einem zur Hälfte von Rumänen, zur Hälfte von
Deutschen bewohnten Dorfe, 5 km östlich von Radautz, sind im Czer-
nowitzer Museum acht drcitlügeligo, zum Theile vom Feuer clelormirte
und zwei zweiflügelige Bronzepfeilspitzen mit DüUe aufbewahrt. Dieser
Fund deutet auf ein Brandgrab einer unserer Hallstatt-Periode entspre-
chenden Stufe. Ich spürte dem Funde nach und brachte heraus, dass er
1886 auf dem nördlich vom Dorfe in einer Länge von etwa l km sich
ausdehnenden isolirten Höhenrücken, und zwar auf dem Felde des
Gabriel Lopanko gemacht wurde. Der Bruder des Besitzers erinnert
sich noch eines grossen Steinsatzes, der die Fundstelle umgab, und dass
ausser den Pfeilspitzen noch ein Thongefäss und eine lange (vermuthlich
eiserne) Lanzenspitze gefunden wurde. Herr Pfarrer Polonik von Satul-
mare rom war so freundlich, mir die Gelegenheit zur Nachgrabung zu
vermitteln. Ich fand an der höchsten Stelle des genannten, quer über
den Hügelzug verlaufenden Feldstreifens in einer Tiefe von 80 cm eine
3 ) cm dicke, 160 cm lange und 45 cm breite Schichte grosser Klaub-
steine mit einigen unbestimmbaren Topfscherben, an einer zweiten
circa 20 m nordöstlich davon gelegenen Stelle eine ähnliche unterir-
dische Steinansammlung und 40 m nordwestlich, neben dem vor Kurzem
errichteten zweiten Triangulirungszeichon dieser Anhöhe, einen mulden-
förmigen Steinsatz von circa 1 m Dicke, 5 m Länge und 3*5 m Breite,
welcher an den Rändern bis zu 30 cm unter die Oberfläche und in der
Mitte bis 2*3 m tief reichte, aber auch nichts als einige Topfscherben
enthielt. Meine Wahrnehmungen Hessen mich bezweifeln, dass ich es
mit intacten Fundstellen zu thun habe, und die eindringlichen Nach-
fragen bei den Besitzern erzielten endlich das Geständniss, dass sie
nach dem Pfeilspitzenfunde heimlich alle ihre Grundstücke nach
Schätzen durchgraben hätten. Mittheilungen über ihre etwaigen Funde
konnte ich nicht erhalten. Nur eine von dem ersten Funde herrührende
Pfeilspitze brachte man mir noch. Die Grabungen setzte ich natürlich
nicht weiter fort.
Herr Schulrath Klauser machte mich auf eine bisher nicht be-
kannt gewesene Tumulusgruppe in Wolowetz, circa 5 km südsüdwestlich
von Radautz aufmerksam. Ihre Haupthügel sind von Radautz aus auf
der als Hutweide dienenden, südöstlich von Wolowetz sich erhebenden
Anhöhe (östlich von der Cote 510 der Specialkarte) zu sehen. Ich fand
dort drei sehr grosse, drei mittelgrosse und 16 — 17 kleinere Tumuli,
zum Theile intact, zum Theile vom Gipfel aus angegraben. Gegen Westen
schliesst sich an diese Tumulusgruppe ein mehrfach terrassirtes Terrain
an, vielleicht die alte Ansiedelungsstätte. Auch hier waren Ausgrabungen
wegen des augenblicklichen Arbeitermangels unmöglich.
Die 8 km südlich von Radautz gelegene grosse Hutweide der Ge-
meinde Burla hat den Flurnamen Mohj^la (= Tümulus) und wird diesem
Namen durch zwei Tumulusgruppen, deren eine östlich von der Strasse
drei grosse und deren zweite westlich von derselben zwei mittelgrosse
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Zweite Recognoscirungstour in die Bakowina. *^*^
Tumuli umfasst, gerecht. Von da aus sind auch auf den den Gesichts-
kreis begrenzenden Höhenzügen einige den Gemeinden Mileschoutz und
Bodnareni angehörige grosse Tumuli zu erblicken.
Die letzten Tage meines Aufenthaltes in der Bukowina widmete
ich einem zweiten Besuche der Wälle auf der Anhöhe Zamka misargiu
bei Hlinitza am Pruth. lieber eine frühere Untersuchung dieser Loca-
lität durch Oberlieutenant Kruzlewski hat Conservator Romstorfer in
den Mittheilungen der k. k. Central-Commission, Bd. XV, 1889, berichtet.
Er unternahm heuer im Auftrage dieser Commisson weitere eingehende
Nachgrabungen daselbst, welche interessante Details über die in den
Wällen eingeschlossenen gebrannten Schichten ergaben. Seine Funde
w^eisen in ihrer Hauptmenge auf eine nachrömische Periode, was eine
gewisse Altersübereinstimmung dieser Anlage mit der von mir im
Vorjahre bei llliboka untersuchten Wallanlage ergibt. Es war Herrn
Professor Romstorfer's Wunsch, dass auch ich mir durch eigene Gra-
bung eine Ansicht über die Wälle von Hlinitza bilde, und ich konnte
diesem Wunsche um so leichter entsprechen, als ich der zuvor-
kommendsten Unterstützung des Besi tzers, Herrn Alexander v. Flondor,
sicher war. Meine Resultate stimmen mit jenen Romstorfer's — wie
vorauszusehen war — überein ; für einige Einzelheiten des Baues der
theilweise gebrannten Wälle stehen aber unanfechtbare Erkläruntjen
noch immer aus.
Bei dieser Gelegenheit will ich einen Irrthum meines vorjährigen
Berichtes *) verbessern. Ich habe dort den am weitesten vorgeschobenen
Theil der aus fünf längs des Bergrückens aufeinanderfolgenden Abthei-
lungen bestehenden Wallanlage, welcher von dem zweiten Theile durch
einen theils doppelten, theils dreifachen Wall getrennt ist, als zwei
selbstständige Abtheilungen beschrieben, was sowohl dem von Professor
Romstorfer gezeichneten Plane als auch meinen genaueren Aufnahmen
widerspricht. Er ist nur als eine einzige Abtheilung aufzufassen.
Intensiver als im Vorjahre drängte sich mir bei der diesjährigen
Reise die Beobachtung der interessanten und mannigfaltigen ethnogra-
phischen Momente aul, welche das Land auf Schritt und Tritt dem
Reisenden darbietet. Einige Mittheilungen werde ich mir bei anderer
Gelegenheit gestatten.
Mir erübrigt noch, an dieser Stelle den zahlreichen, zum Theile
bereits namhaft gemachten Herren, welchen ich eine bereitwillige För-
derung meiner Aufgabe nachzurühmen habe, an ihrer Spitze Herrn
Landespräsidenten Grafen Goes, meinen verbindlichsten Dank auszu-
sprechen. Es ist wahrlich nicht Schuld dieser eifrigen Freunde der
Landeserforschung, dass sich die ganz ungewöhnliche Häufung von
Hindernissen auf dieser Reise nicht besser bewältigen Hess.
Jahrbuch des Bukowiner Landesmuseums, U, Czemowitz 1895, pag
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(^öogU
Aus den „Mittheilungen der k. k. Central-Commission".
(Fortsetzung aus dem Jahrbuche 1895.)
1895. Baud 2!, Seite 161, resp. 250.
(Die Kirclierbavten in der Bakowiia). Von Conservator A. Romstorfer Fort-
setzung: V. (6 Die (Trundtonn des spät-byzantinischen Gotteshauses in den unteren
Donauländem, mit 3 Abbildungen. VI. v7. Fremde Einflässe ; 8. Die Einwölbuug : ^
Kuppel und Apsiden im Äussern, -- mit 3 Abbildungen.
1895. Band 21, Seite 180.
(Die Wallborg uitf neue Fuide m Hliiltza, Bikewina). Von Carl A. Roms torfer
Mit einer Tafel und 13 Figuren.
1895. Band 21, Notiz 122, Seite 188.
„Conservator Professor Uoinstorler hat au die Central-Commission berichtet, da^^^
jenes (Jebäude in Suczavva, welclies von der Localtradition als das Hoflager Kaiser
Joseph II. bezeichnet wird (s Notiz 15. M 1895) noch im im veränderten Zustande
erhalten ist und sich als ein reich ausgestatteter auf gemauertem Unterbau construirter
halbstöckiger Holzbau — wie es dort deren mehrere, zumeist aus dem vorigen Jahr-
hundei-t stammend, gibt — darstellt. Das den Wohnraum des Kaisers bildende Zimm»*r
ist klein, mit erkerartigem Ausbaue. Es hat eine geschnitzte leichte Tramdecke, woL
reich behandelt, leider aber sehr schadhaft. Mehrere in Kerbschnitt ausgeführte Onu-
mente beleben die Decke, zu deren Herstellung hauptsächlich Eschen- und AiioruhoU-
ver wendet worden war.
Auch berichtet der genannte Conservator, dass die Kirchen in der Bukowina, »ii>
denen die besprochenen Steinmetzzeichen stammen, thatsächlich in der ersten Hält'u
des 16. Jahrhunderts erbaut worden sind, wie auf Grund dieser Steinmet zseeichtu
wahrgenommen wurde, nämlich die St. Georgskirche in Suczawa zwischen 153.*>- Ib^
und die St. Demetrius-Kirche 1534.*'
1895. Band 21, Notiz 139, Seite 197.
„Privatdocent Dr. Kaindl in Czernovvitz theilte im Anschlüsse an seinen Benciit
in den Mitth. 1893 (N. 61) mit, dass die Zahl der an einem bestimmten Orte in ci^\
Bukowina gefundenen Münzen aus der römischen Zeit sich um ein, beziehungsweisfl
drei Objecte vermehrt hat. Vor etwa einem Jahre wurde nämlich in der Pumnnlga^!«
in Czernowilz bei Anlage eines Brunnens nahe unter der Oberfläche eine gut erhaltene
Bronze-Münze von Trajan gefunden; eine andere Trajansmünze zugleich mit eii^r
bisher bestimmten römischen Münze soll in der Vorstadt Rosch (CzemowitJE) in ti-f
Nähe oder am Ceciua-Berge gefunden worden sein.'*
1895. Jahresbericht, Seite 39.
„Einer raschen Entwicklung geht das Landes-Museum für die Bukowina ii
Czernowitz entgegen; selbes erhielt für das Jahr 1895 eine Staats-Subventioc*
1895. Jahresbericht, Seite 50
„Conservator Romstorfer berichtet über einen Münzenfund in Suczawa,
der insofern beachtenswert ist, als es sich unzwe felhaft um Producte mittelalterlich*: l
Falschmünzerei handelt"
1895. Jahresbericht, ?eite 66.
„Conservator Director Romstorfer berichtet über einen in der Klosterkircln
zu Dragomirna aufgefundenen altgriechischen Denkstein, dann über alte Aii-^^i^
lungen und Verschanzun^en im Bezirke Suczawa*'
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Aus den Mittheilungen der k. k. Central-Commission. ^^*
1895. Jahresbericht, Seite 12?.
„Conservator Professor Born stör f er berichtete über einige von ihm consta-
tii-te Steinmetzzeichen an der St, Georgs- und an der St. Demetrius-Kirche zu Suczawa
(I53i). Hofrath Professor v Bziha erkannte diese Zeichen als solche der
deutschen Steinmetz-Bruderschaft aus den 16. Jahrhundert und empfahl, die Bauge-
geschichte beider Kirchen näher zu erforschen, ob sich etwa Spuren deutscher Meister
in diesem östlichen Theile der Monarchie finden. In der Folge berichtete derselbe
über SteinmetzzeJchen am Fürstenschlosse daselbst.
Derselbe Consetvator berichtete über ein Haus in Suczawa, das traditionell als
Hoflager Kaiser Josef II. bezeichnet wird und eine ziemlich reich gehaltene Decken-
Construction in dem Hauptraume besitzt.
üeber hierortige Verwendung bewilligte das Ministerium zur Durchforschung der
Ruinen des Fürstenschlosses in Suczawa zu Händen des Conservators Bomstorfer
einen Staatsbeitrag. Da von imberutener Seite versucht wurde, in der genannten Buine
grössere Grabungen durchzuführen, wurde der genannte Conservator davon mit dem
Ersuchen in Kenntnis gesetzt, Schritte zur Verhinderung solcher Baubgräbereien
einzuleiten.
Derselbe Conservator theilte der Central-Commission mit, dass er in dem der
k. k. Bezirkshauptmannschatt in Suczawa abgegebenen Gutachten zu den Bestaurirmigs-
Arbeiten an der 1503 erbauten griechisch-orientalischen Kirche in Beuseni zuge-
stimmt habe, und berichtete über einen Altarstein moldauisch-byzantinischen Ursprunges
in der griechisch-orientalischen Kirche zu ü i d e s ci, wovon mit Befriedigung Kenntnis
genommen wurde.
Die Landesregierung in Czemowitz ersuchte die Central-Commisson um eine
gutHchthche Aeusserang über den Bericht des Conservators Bomstorfer betreffend
das Ansuchen des Pfarramtes zu Badautz um Bewilligung zur Exhumirung der
Fürstenleichen in der dortigen Kirche aus archäologischen Gründen. Die Central-
Commission vermochte, auf Grund des Beferates des Custos Chmelarz, auf ein
solches die Buhe der Todten störendes Experiment nicht einzurathen."
1895. Jahresbericht, Seite 126.
„Dr. Wladimir M i 1 k o w i c z, Privatdocent an der Universität in Czernowitz,
berichtete über einen nordisch -russischen Kalender von circa 1609 mit Illustrationen^
den Beferent Custos Chm e 1 a rz als ein wichtiges Culturdenkmal bezeichnet.*
1896. Band 2'i, Seite 40 und 68.
(Did KiroheibAirteil in der Bukowina.) Von Conservator Carl A. Bom s t orf er.
Fortsetzung; VII (10. das Dach ; 1 1. das Mauerwerk ; 12. Strebepfeiler ; 13. Gesimsimgen ;
14 Blendarcaden, — mit einer Tafel und 9 Abbildungen,; III. Schluss, (15. Portale
und Fenster; 16. Sonstige Ausschmückung der Fa9ade ; 17 Ghederungen im Innern;
IH. Malerische Ausschmückung; 19. Holzkirchen; 20. Die kirchlichen Baudenkmale in
der Bukowina, — mit einer Tafel und 21 Abbildungen;.
1896 Band 22, Notiz 47, Seite UO.
(StelnmetzzeioIlM, Inscbriflen ind Inscbiiftttein.) Anschliessend an die aus einzelnen
griechisch-orientalischen Kirchen der Bukowina in den „Mittheilungen der k. k.
Central-Commisson** gebrachten Steinmeizzeichen*) teile ich nachstehend (Fig. 1) eine
Anzahl von Steinmetzzeichen mit, die ich an den Quadern der Strebepfeiler am
AAAYi^H:rt -^TM >
1. 2. 3. 4. 5. 6., 7. 8. 1). 10. U. 12. 13.
Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3.
Eingangsthurme des Klosters Dragomirna fand. Sie erscheinen wiederholt, sind 4 bis
7^ , Cm. lang und besitzen verschiedene Stellungen.
») Jahr 1892, Notiz 141, S. 240 und Jahrg. 189.5, Notiz 89, S. 123.
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'"^ Aus den Mittheilungen der k. k. Central-Commisson.
Am Eingangstburine des ehemaligen, moldauischen Klosters in Borduscheni in
Rumänien fand ich ähnliche Zeichen von folgender Form (Fig. 2.) An den Sockeln und
Steingevvänden der Thürme und Fenster beider Kirchen, sowie auch in den kürzHch
von mir besuchten alten griechisch-orientalischen Kirchen in Petroutz und Parhaatz
»ind Steinmetzzeichen nicht auftindbar, wohl nur aus dem Grrunde, weil die Steinober-
ilächen mit einer Mörtelschichte oder mit Kalktünchen überzogen sind
Ein Steinmetzzeichen entdeckte ich auch auf einem profiürten, drei Dienste oder
ein Säulenbündel enthaltenden Steine, welcher an der Aussenseite der Haupt-Apside
der nun ruinenhaften Capelle am Fürstenschlosse in Suczawa als gewöhnlicher Bruch-
stein eingemauert erscheint. Es hat die Form eines Winkels (Fig. 3.) mit 8 Cm. langen
Schenkeln
Professor Hotrath v. Bziha bemerkte hiezu, dass von den neuen Steinmetzzeicheii
welche am Eiugangsthurme des Klosters Dragomima gefunden wurden, die Nummern
1, 2 und 3 der romanischen Zeit angehören dürften, ebenso das Zeichen Fig. 3, da>
sich auf einem Steine der ruinenhaften Capelle am Fürstensshlosse zu Suczawa findet
als aus frülierer Zeit herrührend : die bezeichnete Grösse kommt bei romanischen
Steinmetzzeichen wohl vor. Die Zeichen 3 bis y vom Kloster Dragomima sind ent-
schieden aus gothischer Zeit (zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts). Aus eben dieser Zeit
stammen die Zeichen Nr. 11 und 12 dei Fig. 2.
Carl A. Romstorfer, Couservator.
1896. Band 22, Notiz 54, Seite 104.
Conservator Director Romstorfer hat an die Central-Commission berichtet, da?-
seit dem Monate Juni d. J. (1895; die systematische Durchforschung der alten Fürsten-
schlossruine in Suczawa begonnen hat. Es wurden umfassende Grabungen gemacht,
ausgedehnte Mauerreste constatirt, eine 'vi M tiefes Thurmverliess, zwei Treppen, ein
kleiner gewölbter Keller aufgedeckt. Die Grabungen ergaben viele interessante Funde von
profilirten Bausteinen, steinernen Ablaufriemen, glasirten Ziegeln, sculptirten Kacheln
mannigfaltigen Gefäss- und Glasscherben, Thonpfeiten, Eisen- und Steinkugeln, Speeren.
Steinbügeln, Ketten, Sclmallen u. s. w., auch Reste von Wandmalereien fanden sich
Auffallend ist, dass man neben wenigen moldauischen, türkischen und sonstigen
Münzen zahlreiche kleinere Kupfermünzen und Abfälle von Münzen fand, darunter
Ausschneidestücke, die es unzweifelhaft machen, dass die Münzen grösstentheils an
Ort und Stelle erzeugt wurden. Die Münzen tragen in der grössten Mehrzahl die
Namen der Königin Christine mit dem Buchstaben C, und zwar in sechserlei Münz-
stempehi ; auf einer kleineren Anzahl finden sich die Monogramme C. G. (Carl Gustav;
G. A. (Gustav Adolph), C. R. iCarolus) etc. Die meisten Münzen sind undeutHch ge-
prägt, die beiden Seiten passen nicht aufeinander und viele sind schlecht ausgestanzt.
Man darf annehmen, dass von diesen — im Wege der Falschmünzerei entstandenen —
Münzen nur wenige in Verkehr gelangt sind.
Derzeit bat sich in Suczawa bereits ein Comit6 zur Beförderung der Grabcmgen
im Schlosse gbildet. Das Interesse an diesem Unternehmen ist ungemein lebhaft und
wird dasselbe vielseitig unterstützt.
1896. Band 22, Notiz ü7. Seite lll.
(Tumull, alte Antiedlung ind Verschanzungen in Bezirke Suoztwa.) Im Süden der
Stadt Suczawa, auf der Höhe ,,Moville", Cote 4*1, befindet sich ein Triangulinmgj»-
zeichen, das auf einem ungefähr 25 M im Durchmesser besitzenden Tumulus steht,
an welchen, östlich hie von, knapp ein zweiter gleich grosser Tumulu» schliesst. Die
in der Nähe dieser Tumuli sichtbaren Gruben dürften wohl von Grabimgen herrühren.
welche gelegentlich der Errichtung des Tirangulirungszeichens behufs Erhöhung de?
ersten Tumulus vorgenommen wurden. Auch der unmittelbar an der Strasse, welche
von Suczawa nach Liteni führt, imd zwar halbwegs auf der Höhe „Forraosa'* gelegene
kleine Erdhügel dürfte ein alter Tumulus sein. Eine Gruppe von sechs Tumuli, im
Kreise um einen mittlem Hügel angeordnet, soll sich, nach der Aussage des griechisch-
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Aus den Mittheilunge n der k. k Central-Commission.
131)
orientalischen Pfarrers von Liteni Herrn Constantin Berariu, in der Nähe des eben-
ervvähnten Erdhügels auf „Caldarusa" befinden. Im Bezirke Suczawa kommen zahlreiche
Gränzhügel vor, deren Durchmesser indes nur etwa 3 bis 5 M. beträgt. Ein bedeutend
grösserer, an einer Grenze liegender Hügel bei Buninti soll indes, nach der Mittheilung
des Professors Johann Bumbacu, ein alter Tumulus sein, wie sich ein solcher auch, nach
demselben Gewähi'smanne, zwischen den nahe aneinanderschliessenden Orten Buninti
und Mihoveni befindet.
Auf Einladvmg des griechisch-orientalischen Pfarrexpositen Herrn Eugen Serbul
in Ti^auz be^ab ich mich an den genannten am Suczawa-Fluss gelegenen Ort, an
dessen südöstlichem Ende ehemals eine Ansiedlung bestand, und zwar auf einem
einige Meter über dem Fluss gelegenen, südwestlich durch den halbkreisförmigen
Steilhang einer Hochebene abgeschlossenen, nordöstlich durch die Suczawa begränzten
Terrain. Das Hochwasser hat bereits einen Theil des letzteren weggerissen, so dass
man längs einer bedeutenden Strecke den Querschnitt des Terrains vor Augen hat.
Da zeigt sich nun in einer Längeausdehnung von etwa 100 M. und einer Tiefe von
1*20 M. eine Culturschichte, welche nebst Kohlen und Knochen ungemein zalüreiche
Scherben besitzt. Letztere stammen von Gefässen der verschiedensten Art ; mehr gegen
die Obertläche zu liegen glasirte und wohl auch bemalte Thonscherben, sowie Reste
von Glasgetassen. Von den Scherben ist namentlich ein Stück besondei*s interessant,
das, vom Rande eines flachen Gefässes stammend, aus dunklem unglasirten scharf-
gebrannten Töpferthon besteht und erhabene aus einzelnen Halbkugeln zusammenge-
setzte rosetienförmige Ornamente zeigt, nebst ähnlichen vertieft angeordneten
Verzierungen.
Auch in der Nähe des im äussersten Osten unseres Reiches an einer Anhöhe
recht malerisch hingestreckten Ortes Uidesci bestand vor dessen Gründung eine alte
mehr gegen den Suczawa-Fluss zu und in der Ebene gelegene Ansiedlung, namens
.jZabolok = hinter der Pfütze." Im Süden schliesst sich an Uidesci ein bewaldetes
Gebirge an, dessen Kamm die Grenze zwischen Oesterreich und Rumänien bildet. Das;
östliche gegen die Suczawa steil abfallende Ende dieses Kammes gestaltet sich zu
einer Kuppe namens Kopec und erreicht noch eine Höhe von 350 M. Von hier aus
beherrscht das Auge, jetzt allerdings nur insoweit die Bewaldung daran nicht hindert,
einen grossen Theil der Bukowina und der Moldau, und das mag wohl hauptsächlich
der Grund dafür gewesen sein, dass mau in früheren Zeiten den Punkt strategisch
benützte. Man bemerkt nämlich hier, unmittelbar am jetzigen Patrouillen wege der
Finanzwache liegend, ein kaum viel über lOO Schritte messendes dreieckförmiges
Plateau mit steil abfallenden Hängen, welches den bezeichnenden Namen .jCetä^ue =
Schlösschen" führt, imd woselbst man, nach den Mittheilungen des griechisch-orien-
tÄlischen Pfarrers Herrn Pr. Vasile Popovici, Ziegel ausgegraben haben soll. Ich fand
nun hier lediglich einen in der Richtung gegen NNO. streichenden ca. 25 Schritte
langen, etwa 10 Schritte breiten abgeflachten Wall vor» welchem ein der Grösse des
Walles entsprechender Graben ausgehoben erscheint. An einer Stelle ist der Wall
bereits angestochen; er zeigt hier ziemlich stark verwittertes gebranntes Lehm-
Material und hie und da Kohlenstückchen, so dass es den Anschein hat, als sei der
Wall, ähnlich den Wällen des verschanzten Lagers in Hlinitza, verschlackt. Einzelne
Thonstücko lassen den Abdruck von Holzstücken erkennen, ähnlich gebrannten Wand-
bewurftheilen. Ich Hess an verschiedenen Stellen des nun mit starken Bäumen besetzten
Walles Aufgrabungen vornehmen und stiess überall neben kleinen Geröllsteinen auf
gebrannte Thonstückchen, die wohl für Ziege '.abfalle gehalten wurden ; Ziegelreste
sowie (Tefässcherben oder Knochen konnte ich gelegentlich meines allerdings nur
kurzen Aufenthaltes daselbst nicht auffinden. Die übrigen Theile des Plateaus lassen
besondere Herstellungen durch Menschenhand nicht erke »neu Bemerkens werth ist die
verbreitete Meinung, dass hier, sowie an einzelnen anderen Orten, Feuersignale ge-
geben wurden, um feindl che Bewegungen zwischen den Festungen Niamtz und
Suczawa zu avisiren. Carl A. Romstorfer, Consen'ator.
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"Veraelolixils
der Conservatoren und Correspondonten der k. k. Central-Commission
in der Bukowina.
Die Zahl der Correspondenten erlitt heuer durch das Ableben des k. k. Ge-
werbeschul-Directors, Architekten Josef Laizner eine Verringerung; im üebrigen
trat gegenüber dem Vorjahre keine Veränderung im Stande der Conservatoren und
Correspondenten ein
a) Conservatoren.
Isopescul Demeter, k. k. Schulrath, Dii-ector der Lehrer-Bildungsanstalt in
Czernowitz ; für die III. Section, seit 1875; wiederbestätigt mit Min.-ErL vom T.Feb-
ruar 1895, ZI. 185.
Klaus er Heimich, k. k. Schulrath, Gymnasial-Director in Czernowitz; für die
I. Section, seit 1887; waederbestätigt mit Min.-Erl. vom 20. Jänner 1892, ZI. 274$^^
ex 1-^91.
Roms torfer Carl A., Architekt, k. k. Staats-Gewerbeschul-Director in Czer-
nowitz, für die II. Section, seit 1888; wiederbestätigt mit Min.-Erl. vom 27. April
1893, ZI. 7804.
b) Correspondenten.
Neumann Ferdinand, k. k Baurath i. P. in Czernowitz, seit 1871.
Getzlinger Leopold, Dr., k. k. Bezirks-Oberarzt in Wünitz, 1881.
Kluczenko Basil, Dr., k. k. Sanitätsrath in Czernowitz, seit 1883.
Ste fan elli Theodor, k k. Landesgerichtsrath in Kimpolung, seit 1886.
Schmidt Wilhelm, k. k. emer. Gymnasial-Professor in Suczawa, seit ISSi*
Polek Johann, Dr. k. k.Universitäts-Bibliotheks-Custos m Czernowitz, seit Ib'XS.
Z i n g e r 1 e von Summersberg Oswald, Dr., a. ö. Professor an der UniversitÄt
in Czernowitz.
• 0-^-
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Inhalts-- Verzeichnis.
Seit«
Dr. Raimund Friedrich Kaindl : Kaiser Josef II. in seinem Verhältnisse zur
Bukowina 3
Prof. Josef Fleischer: Zur Geschichte von Suczawa 23
P. Reinecke: Skythische Alterthümer in der Bukowina 40
Dr. Johann Polelc: Die Lippowaner in der Bukowina. 1 46
Gustos Josef Szombathy: Zweite Recognoscirungstour in die Bukowina 131
Carl A. Romstorfer: Aus den Mittheilungen der k. k, Central-Commission . . 136
'^^iSS^}^^^'^
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JAHRBUCH
des
Eukowmer Lande$*Mu$$vun$
Fünfter Jahrgang.
1897.
Redactions-Comite :
C. Mandyczewski, A. Mikulicz, Dr. J. Polek
(Curatoriums-Mitglieder)
und
C. A. Romstorfer
(Schriftführer).
Czernowitz, 1897.
Druck von Hermann Czopp. - Verlag des Bukowiner Landes-Museums
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Für den Inhalt der Artikel sind die Verfasser cMein verantw^ilid^.
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Topographlsche^ßcschrcibung dcr^BukoWina
mit militärischen Anmerkungen
von IMZaJor n^IBd^ZOH Troaa. li^XZZ:^:
Herausgegeben von Dr. J. Polek.
Einleitung.
Unter die Männer, denen in der Geschichte der Bukowina ein
besonders ehrenvoller Platz gebürt, ist auch Friedrich von M i e g zu
zählen.
Dieser verdienstvolle österreichische OfTieier war im Jahre 1772
als Hauptmann des Generalstabes mit der Aufstellung der Grenzsäulen
im Südosten Galiziens letraut. Schon damals hatte er die vom
Dniester zum Pruth „über flache Felder in einer ohnkennbaren Linie''
laufende pokutisch-moldauische Grenze „sehr unnatürlich und höchst
nachtheilig'" gefunden*). In dieser Ueberzeugung wurde er durch die
Erfahrungen, die er im Herbste des folgenden .Jahres zu machen Ge-
legenheit hatte, noch mehr bestärkt.
Ende Juni 1773 kam nämlich Kaiser Joseph IL aus Siebenbürgen
über Ungarn nach Galizien. In Siebenbürgen hatte er zur Herstellung
einer besseren Verbindung dieses Landes mit dem neuerworbenen Ga-
lizien den Plan gefasst, den nördlichen Theil des Fürstenthums Moldau,
d. i. die heutige Bukowina, zu erwerben; ja er hatte auch den Obersten
des zweiten walachischen Infanterieregiments Karl Freiherrn v. Enzen-
berg mit einem anderen OfTieier und zwei Unterofficieren in den ins
Auge gefassten Landstrich abgesandt, um alsbald eine möglichst genaue
Kenntnis darüber zu erlangen. Am 9. August traf der Kaiser in dem
am Pruth gelegenen galizischen Grenzstädtchen S n i a t y n ein. Hier
nahm er Enzenberg's Recognoscierungsbericht entgegen^). In diesem Be-
richte wird die Besitzergreifung der Bukowina nicht nur als für unsere
Monarchie äuserst vortheilhaft, sondern auch als leicht durchführbar
^) W e r e n k a, Bukowinas Entstehen und Aufblüh'^n. (Archiv fiir österr. Ge
schichte, Bd 78. Wien 1S92.) BeUage HI.
•; Polek, Joseph's IL Reisen nach Galizien und der Bukowina. S -A. aas dem
Jahrbach d. Bukowdn. Landesmuseums. III 181*5, S. 2 ff, . (^QOqIp
4 F. T. Mieg:
geschildert.*] Kein Wunder, dass die Südostgrenze Galiziens, die der
Kaiser in jenen Tagen (vom 9. bis 12. August) eingehend besichtigte,
diesem jetzt noch weniger gefiel. Thatsache ist, dass kurz darauf Haupt-
mann V. Mieg vom galizisehen Oeneralcommando den Befehl erhielt, den
zwischen den Flüssen Dniester und Pruth gelegenen moldauischen Grenz-
district sogleich kartograj^Iiisch aufzunehmen.^)
Gleich nach seiner Ankunft an der Grenze begab sich Mieg von
Sniatyn nach Ozernowitz. Von da ritt er am Westrande des soge-
nannten Bukowina-Waldes, d. i. des vom Pruth bei Czerno*vitz in
nordöstlicher Richtung gegen den Dniester laufenden, mit Buchen be-
standenen Bergrückens, nach Chotin und dann weiter bis Kamie-
niec Podolski, von wo er wieder nach Chotin und dann „auf der
Landstrasse'' nach H o r o d e n k a (in Galizien) zurückkehrte. Obwohl er
auf diesem „Curse" nur den Zweck verfolgte, sich eine allgemeine „Idee**
von diesen Gegenden zu bilden, entwarf er doch gleich damals eine
„Generalkarte"' davon und ausserdem noch, „so viel die Kürze der Zeit
und das besondere Misstrauen'^ des Commandanten von Chotin gestatteten,
Specialpläne von dieser und der zweitgenannten Festung. Von der Ge-
neralkarte legte er am 17. September 1773 eine Copie dem. galizisehen
Generalcommando vor, indem er gleichzeitig in einem ausführlichen
Berichte in gleicher Weise, wie kurz vorher Oberst Enzenberg, die
grossen Vortheile einer Vorrückung der „dermaligen unkennbaren und
unnatürlichen'' Grenze bis zu der von ihm angedeuteten Linie (d. i. bis
zum Bukowiner Wald und Pruth) auseinandersetzte. „Das Land'', sagte
er, „würde dadurch auf diese seithen ganz leicht gegen einen ieind-
lichen Einfall gedecket, gegen die Pest gesperet, und die emigration
verhindert werden können, der bey Horodenka von Holz entblösste
Landestrich könnte mit Holtz versehen und die Viehzucht sehr vermehret
werden, in deme dieses der wahre Heuwinkel is, von welchem bey
jetzigen jenseitigen Operationen (d. i. im russisch türkischen Kriege
1768 — 1774) im winther etliche russische Cavallerie-Regimenter, welche
sich gemeiniglich nach dem Schluss der Campagne bis in die Gegend
von Khoczym zurückzuziehen pflegen, leben. Ausser deme würde der
nach seiner vortheilhaften läge vortreffliche punct Okopi eine Respec-
table gränzfestung gegen zwey Länder abgeben und denen zwey be-
nachbarten nur dem Nahmen nach fürchterlichen Festungen tete biethen
können."^)
Zwei Monate später, am 23. December 1773, berichtet Mieg dem
Generalcommando weiter, er habe sich „zu Beförderung des allerhöchsten
») Dieser Bericht ist unter dem Titel : ,,Von und aus der Bukowina. Im September
178!" in Schlözers Staats-Anzeigen, Bd. L Heft 1, S. 38 ff. und in E. de H u r m u-
zaki's Documente privitöre la Istoria Romanilor. Vol. VII Bucuresoi 1876. S. 48S-I9«
abgedruckt. Ein Auszug daraus findet sich in P o 1 e k's Erwerbimg der Bukowina
durch Oesterreich. Czemowitz 1880. S. 14-20.
2) Werenka, a. a. O. S. 1 8 und Beilage J.
•) Ebenda, Beilage J.
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Beschreibang der Bukowina. 5
Dienstes" alle Mühe gegeben, Nachrichten über den zu besetzenden
moldauischen Landstrich einzuziehen. So sei er denn „von denen Bauern
gleich anfangs generalement belehret worden, wie dass sie gehöret
hätten, dass die Pohlnische Gräntze einmal auf erwähntem Rücken (d. i.
auf dem Rücken des Bukow iner Waldes) gegangen'^ Uebrigens hätten ihm
Juden ., einen noch wirklich existirenden'' Grenzstein bei F o n t i n a
S «a u k i') gezeigt, und einige Bojaren, deren Vertrauen er erworben,
hätten ihm ., eingestanden" dass „der ganze C/ernowitzer und Suczawer
District ehemals zu Polen gehöret" hätten, ja einer von ihnen, Namens
Strischka, habe ihm gegen das Versprechen einer Belohnung und
<ler Geheimhaltung seines Namens gegenüber den Russen und Türken
eine das im Czernowitzer District gelegene Dorf Piedykoutz
l)etre(Tende Schenkungsurkunde König Johann S o b i e s k i 's für kurze
Zeit überlssen. Am Schlüsse dieses Berichtes wiederholt Mieg die
Vortheile der Besitzergreifung dieses Landes. Als Grenze schlägt er
diesmal eine „generalement'' von 0 k o p y (am Dniester) über Cerno-
\\ itz, Sereth und von da zum Borgopasse in Siebenbürgen
führende Linie vor und verspricht, diese Vortheile in seiner „einzu-
schickenden Militärbeschreibung'' noch genauer zu detaillieren.^)
Mieg's Berichte über die Beschaffenheit der Bukowina sowie die
von ihm zutage geförderten historischen Daten, durch welche die gleich-
zeitig von dem Obersien Freiherrn von Seeger „zur Erweisung" der
österreichischen Rechtsansprüche auf dieses Land angestellten For-
schungen') bestätigt wurden, waren nicht ohne Einfluss auf die Ent-
schliessungen des Kaisers. Dies wird insbesondere aus dem Umstand
ersichtlich, dass Joseph U., indem er am 4. Jänner 1774 mit dem Be-
fehle, die Aussteckung der österreichischen Adler an der „neuangemerkten
Grenze von Pokutien" vorläufig, und zwar so lange, als in der angren-
zenden Moldau russische Truppen stünden, zu unterlassen, sie aber nach
dem Ausmarsche der Russen sogleich vorzunehmen, den ersten ent-
scheidenden Schritt zur Besitzergreifung der Bukowina that, dem Haupt-
mann V. Mieg seine Zufriedenheit aussprach und ihn zum Major ernannte.*)
Am 6. März 1774 ergänzte der Kaiser den eben citierten Befehl
dahin, dass in Pokutien nicht nur keine Adleraussteckung vorgenommen,
sondern durch Ausgrabung der wirklich vorhandenen Pfähle „eine gan^i
ohnentschiedene üränze allda belassen werde" und Mieg das „neu von
der Moldau einzuschliessende Terrain' im kommenden Frähjahr so
richtig als möglich mappiere.*)
*) Fontina (Quelle, Brunnen) Sauki im weit des Ursprunges des in den Dniester
mündenden Onuthbaches.
') Werenka, a. a. 0. Beilage HI.
•) Werenka, a. o. 0. Beilagen II. und XIII.
*) Ebenda, BeiL VI.
') ^t>«^^ ^^^' ^V- Digitized by GoOglC
6 F V. Mieg:
Bevor Mieg an seine Arbeit gieng, fragte er bei dem General-
commandoan, ob es nicht möglich wäre, „unter dem Vorwand e!ner Remon-
tieriing" 30 Mann, von einem Ofticier geführt, von Sniatyn bis Czernowitz
und eine zweite solche Truppenabtheilung von Horodenka bis Prewo-
r o d e k (am Dniester, Okopy gegenüber) vorzuschieben. Durch diese
Truppen, erklärte er, würde nicht nur die Mappierung gefördert, sondern
auch die Einwohnerschaft der Bukowina gegen die Uebergriffe der
Russen geschützt und „der Grund zur künftigen Besitznehmung" gelegt
werden können ') Diesen Vorschlag billigte der Kaiser sehr ; er
wünschte nur, dass man dem Major „begreiflich" mache, dass den Russen,
solange sie die Moldau nicht geräumt, nicht nur kein Hindernis in den Weg
gelegt, sondern dass vielmehr auf alle nur thunliche Art getrachtet
werde, sie bei gutem Willen zu erhalten und besonders den in der
Nähe commandierenden russischen OfTicier zu gewinnen, damit er und
seine Truppen die Mappierun<j: ruhig geschehen Hessen.^/
Die Mappierung war in vollem Gange, als eines Tages — es war
Ende Juni oder zu Anfang des Juli 1774 — der commandierende
General von Galizien Foldzeugmeister Freiherr v. Ellrichshausen
incongnito in der Bukowina eintraf. Er durchritt mit Major v. Mieg
fünf Tage lang den District. Dabei richtete er sein Augenmerk haupt-
sächlich auf die zwischen Galizien und Siebenbürgen herzustellende
Cummunication. Er war der Meinung, dass diese durch den „näclisten
Eingang in das moldauische Gebirge'', das ist von Suczawitza über Molda-
witza, bewerkstelligt werden sollte, und liess den diese beiden Orte ver-
bindenden „gäben Eusssteig' von Mieg untersuchen. Aus Mieg's Berichte
gewann der Feldzeugmeister die Ueberzeugung, dass man die so
sehr gewünschte Communication und somit auch den zu ziehenden Gordon
weiter gegen Süden verlegen müsse ^)
Am 16 Juli 1774 kam endlich der Friede zwischen Russland und
der Türkei zustande. Als die Nachricht von diesem Ereignisse nach Lem-
berg kam — es geschah dies durch den Feldmarschall- Lieutenant
Vincenz Freiherrn v. Barco, der den Krieg als Volontär im russischen
Heere mitgemacht - erhielt Mieg, der kurz vorher gemeldet hatte,
dass er die Mappierung bis Ende August zum Abschluss bringen werde,
den Befehl, .,sothanes Geschäft auf alle immer mögliche Art zu be-
schleunigen und sich für seine Person nach Czernowitz zu begeben",
um daselbst sowohl die Bewegungen der Russen in der Moldau
als auch die Haltung der Bukowiner Insassen zu überwachen.*) Es hätte
»j Hadik an den Hotkriegsrath, ddto. Lemberg. 25. April 1774, bei Werenke a.
a 0. Heil. XIX.
«) Bemerkung zu dem Vortiage des Hofkriegsrathes vom 3. Mai 1771, bei Werenka
a. a. 0. Beil. XX.
», Ellrichshausen an Hadik, Lemborg den 8. und 22. Juli 1774. (Werenka, a. a. 0.
Beil XXIII. und XXIV.)
*) Ellrichshausen an Hadik, Lemberg den 29. Juli 1774 • Ebenda, Beilag. XXV^
Beschreibung der Bukowina. 7
jedoch eines solchen Befehles nicht bedurft, um des Majors Eifer anzu*^
spornen ; war dot;h dieser gerade damals so weit darin gegangen, dass
er selbst einen Ritt nacli J a s s y unternahm, um zu erfahren, ob oder
wann die russische Armee über die Donau gehen und wie lang ihr
Aufenbait in der Moldau dauern werde.*)
In welch grossem Ansehen Major v. Mieg auch sonst bei seinen
Vorgesetzten stand, zeigt die Mission, womit man ihn kurz darauf
betraute.
Da auch die Ostgrenze Galiziens noch immer streitig war, hatte
der Wiener Hof bisher von seinen Absichten auf die Bukowina keine
Mittheilung nach St Petersburg gemacht; erhielt es vielmehr für gerathen,
durch Baron Barco*s Vermittelung vom Anführer der russischen Armee,
dem Feldmarschall Grafen R a m a n z o w, die Erlaubnis zur Besetzung
des Landes zu erwirken. Hierzu war „eine ganz natürliche Gelegenheit^'
vorhanden. „Da Baron Barco durch so lange Zeit bei dem Feldmarschall
Romanzow als Volontär gestanden und von ihm mit so vieler Freund-
schaft, Rücksicht und Gastfreiheit behandelt worden'' war, so schien es
„wegen des Allerhöchsten Decorums" unvermeidlich, dem Grafen Roman
zovv, wie es von dem preussischen König „vorlängst geschehen, eine Aller-
höchste Verehrung zukommen zu lassen." Mit dieser „Verehrung'* —
sie bestand in einer mit Brillanten besetzten Tabatiere und 5000 Stück
Ducaten — und einer vom Fürsten Kaunitz entworfenen Instruction füi
Barco sollte „ein bescheidener, geschickter und von den Localumständen
des n.ehr gedachten Bukowiner Districts unterrichteter Officier" nach
der Moldau gesendet werden.^) Die Wahl fiel umso mehr auf Mieg, als
auch sein „Plan" und seine Berichte der Instruction beizuschliessen
waren.^j
Wie man in Wien erwartet hatte, gestattete Romanzow, dass die
neue pokutisch-moldauische Grenzlinie sofort besetzt und dass nach seinem
Aulbruch von Jassy auch die „Aussetzung" der Ad'cr daselbst vorge
nommen werde. So rückten denn am 31. August 1774 einige Detachements
Infanterie und Cavallerie aus Galizien in die Bukowina ein. Sie zogen
einen Cordon von P r e w o r o d e k am Dniester bis K a p u k o-
d r u 1 u i an der Moldawa.*; Mitte October wurde durch „Ausstellung
vonOrdonanzen" inWama, Kimpolung und D o r n a auch die
Verbindung mit Siebenbürgen hergestellt.*) Das Commando über den
Cordon lag bis 24. October 1774 in den Händen Mieg's. An diesem Tage
wurde das Land mit einer grösseren Anzahl Truppen besetzt und
vom Obercommandanten^ dem General Gabriel Freiherr v. S p 1 6 n y,
^) Mieg an EUrichshausen, Czemowitz, den 4. August 1771. (Ebenda, Beil. XXVII. )
*) Kaunitz an Maria Theresia. (Ebenda, Beü. XXX.)
•; Werenka, a. a. 0. Beil. XXVin.
*) Polek, Erwerbung der Buko^^ana durch Oessteireich. S. 24. ff und WjiJ.ika
a. a. 0. Beil. XXXV. ^ ,
*) Werenka, a. a. 0 Beil. L u, H. Digitized by v:iOOQIC
e F. V. Mieg:
eine regelrechte (Militär) Verwaltung in Czernowitz eingelührt ') Die
Aussteckung der Adler erfolgte zwischen den 16. und 19. September 1774.
Sie geschah unter der Leitung Mieg's, der noch kurz vorher die vor-
theilhaftesten Punkte ausgesehen, „um besonders an der siebenbürgischen
Grenze einige nützliche Berge oder (Jegend in unsern Cordon zu
bringen/'^)
Gleich nach der Besetzung der Bukowina waren die Unterhand-
lungen wegen deren förmlichen Abtretung seitens der Pforte durch den
österreichischen Internuntius inConstanlinopel Franz Freiherrn von T h u-
g u t eingeleitet worden. Mitte März 1775 waren diese so weit gediehen,
dass die Türkei nicht nur die Anordnung einer Grenzcommission zur
Berichtigung des ganzen Geschäfts anbot, sondern auch „vorläufig'' an-
erkannte, dass an den Allerhöchsten (Wiener) Hof von der Moldau so
vieles abgetreten werden sollte, als zur Bewerkstelligung einer schick-
lichen Communication ertorderlich wäre^'.^j
Kaiser Joseph wünschte, dass die Grenzen am Dniester ihren Anfang
bei Preworodek nehme. Trotzdem trug er am 27. März 1775 dem Hof-
kriegsrathspräsidenten Grafen H a d i k aut, an das galizische General-
commando den Befehl ergehen zu lassen, dass er ihm, dem Kaiser,
ehestens die „genaueste Anzeige' mache, welcher Theil der Bukowina
„am leichtesten und mit dem mindesten Nachtheil hintangegeben werden
könnte, um dadurch für den übrigen die freundschaftliche Einwilligung
von der Pforte zu erhalten, doch dergestalten, dass dadurch die Commu-
nication zwischen Hiebenbürgen und Galizien nicht unterbrochen oder
gar zu sehr erschweret würde, a auch die Grenze von Pokutien ohne
hinlänglicher Versicherung'* bliebe.*)
Da war es wieder Mieg, von dem man ein Gutachten abverlangte.
Er musste zu diesem Zwecke eigens nach Lemberg kommen.
Mieg sprach sich in seinem „unterthänigsten Vorschlag'' dahin aus,
dass, wenn nicht allerhöchsten Orts besondere , .Absichten" auf die
Preworodeker Anhöhen, welche die vordere Front des Forts Okopy
dominierten gerichtet seien, die zwischen diesen Anhöhen und dem
Rakitnabache gelegenen Theiic „als schon sehr ruinirte'*' und schwer
zu vertheidigende Blossen zurückgegeben werden könnten. Dadurch,
meinte er, würde unsere Vertheidigungslinie mehr concentriert werden
und überhaupt die Grenze „eine mehr schiksame Linie" erhalten *)
Dieses Gutachten war kaum in Wien angelangt, als auch schon
der Kaiser seine EntSchliessung kundgab. Er ernannte den Feldmarschall-
Lieutenant Baron Barco und den Major v. Mieg zu Grenzscheidungs-
') Spleny's Beschreibung d. Bukowina. Hrsg v J. Polek. Czemowitz 1893.S. XII.
«) Werenka, a. a. O. BeiL LVI.
3) Thugut an Kaunitz, 18. März i7.5. (Hormuzaki, Documente privit6re Istorin
Romamlor, Vol. Vn. Bucuresci 1876. Nr. LXXXVin.)
*) Werenka, a. a. 0. Beil. LXXXV.
^) Werenka, a. a. O. Beü. LXXXVI. Digitized by
Google
Beschreibung der Bukowina. 9
commissären und stellte die Hauptpunkte der für sie vom Hofkriegsrathe
ULTid der Staatskanzlei zu entwerfenden Instruction fest. Preworodek
sollte nur im NothfaUe zurückgegeben weiter aber als bis R o h a t i n nicht
zurückgegangen werden.')
Am 7. Mai 1775 kam endlich die Abtretungsconvention zustande. Darin
sind die wichtigsten Grenzorte von Siebenbürgen bis Czernawka
angeführt. Von* diesem Punkte bis zum Dniester blieb die Grenze vor-
läufig unentschieden ; nur so viel war bestimmt, dass Chotin und das
dazu gehörige Gebiet der Türkei verbleiben sollten. Die genaue Fest-
stellung der Grenzlinie war der Grenzscheidungscommission vorbehalten.^)
Ende Mai ernannte die Pforte den Bauwesen-Oberaufseher T a h i r
Mehmed Aga zu ihrem Gommissär. Dass dieser allein fungieren sollte,
veranlasste den Wiener Hof, sich ebenfalls mit einem einzigen Gom-
missär zu begnügen. Dazu wurde Barco' seines hohen Ranges wegen
— er war auch Inhaber eines Husarenregiments und Ritter des Maria
Theresien-Ordens — gewählt; ihm wurden jedoch Major von Mieg und der
als ausgezeichneter Orientalist bekannte Hofsecretär Bernhard v. J e-
nisch, u. z. mit der Weisung beigegeben, ,dass er mit ihnen vertraulich
zu Werke zu gehen, in allen Vorfallenheiten ihres Beiraths zu pflegen und
bei dem türkischen Commissario in Ansehen und Achtung zu erhalten
habe.^' Ueberdies wurde Mieg vor seiner Abreise an die Grenze nach
Wien berufen, um dem Kaiser .,über das vorliegende Werk*' (d. i die
Grenzscheidung) nähere Localerläuterungen zu geben. ^)
Am 13. September kamen die Grenzcommissäre zu Baja (in der
Moldau) zusammen. Die nun sogleich in Angriff genommene Abgrenzung
hatte einen so günstigen Verlauf dass schon zu Anfang des November
die ganze Südgrenze und auch die Ostgrenze bis Czernawka als be-
richtigt gelten konnte. Dabei waren Oesterreich sowohl Gebietstheile im
Süden von K andren i (G.B. Dorna-Watra) und S tu Ipikani IG.-B. Kim-
polung) als auch erhebliche Strecken Landes zwischen den Flüssen
Sereth und Suczawa zugesprochen worden. Xun aber brachen zwischen
den Commissären solche Streitigkeiten aus, dass nicht nur die weitere
Demarcation ins Stocken kam, sondern von Tahir Aga auch ein Theil
der schon berichtigten Grenzte ^zwischen den Flüssen Sereth und Su-
czawa) für zweifelhalt erklärt wurde. Nur Thuguts klugem Benehmen
war es zu danken, dass die Commission am 10. Jänner 1776 in Czer-
nawka neuerdings an ihre Arbeit gieng. Aber auch jetzt wollte der
türkische Gommissär weder von der Preworodeker noch von der Ro-
hatiner Grenze etwas hören ; er bestand darauf, dass diese von Czer-
nawka längs des Onuthbaches bis zu dessen Einmündung in den
*) Bemerkung zu dem Vortrage des Hofkriegsrathes vom 15. April 1775. ^Weronka.
a. a. 0. Beü. LXXXVIII.
*) Neumaun, Recueil des Traites et Conventions conclus par TAutriche. T. I
Nr. 84 und Hurmuzaki, a. a. 0. Nr. XCV.
•) Kaunitz anThugut, 3. August, 1775. i^Hurmuzaki's DocumentejilEeyt^JvSöiSW^iC
10 F. V. Mieg: Beschreibung der Bukowina.
Dniester bei Onuth gezogen werde. Unter diesen Umständen konnte
nur die Nachgiebigkeit seitens des Wiener Hofes zum Abchslusse des
Demarcationsgeschäftes führen *) Demnach stand Oesterreich in der
„Convention explicatoire" vom 12. Mai 1776 von dem Begehren nach
einem Theile des Chotiner Festungsgebietes ab. wogegen die Türkei,
diese Ansprüche anerkennend, zum Ersätze nicht nur die Gemarkungen
von 1) Dörfern zwischen dem Hukeu- und dem Rakitnabach abtrat, sondern
auch, wenngleich ungern, im 2. Artikel die Verpflichtung au( sich nahm,
gegen Rückgabe dieser Dörfer das zwischen dem Onuth- und Rohatiner
Bach gelegene Gebiet herauszugeben, falls die Bewohner von Chotin in
ihren Ausschreitungen verharrten.^) Die Grenze im Südosten wurde erst
durch einen am 2. Juli 17/6 zu Palamutka unterzeichneten Vertrage den
Wünschen der Türkei entsprechend, d. i. in der Weise reguliert,
dass die Enclave zwischen dem Sereth und der Suczawa wieder ans
Fürstenthum Moldau kam.
Mit dem Abschlüsse der Demarlation endigt auch Mie^g's Haupt-
thätigkeit in der Bukowina. Ueberhaupt ist von seinen weitern Lebens-
verhältnissen nur sehr wenig bekannt. Hier sei nur erwähnt; dass Mieg
im Jahre I77y zum Oberstlieutenant befördert wurde und als solcher
im Jahre 1/83 in Galizien starb.
In der Bukowina hat sich Mieg auch noch durch die folgende
Landesbeschrnibung ein schönes Denkmal gesetzt. Diese Beschreibung,
auf Grund dreijähriger Beobachtungen im Winter 1775/76 verfasst, ist
ein getreues Spiegelbild jenes Zustandes, in welchem die Bukowina
von der Pforte übernommen wurde. Leider ist heute nur noch eine
Abschrift davon vorhanden. Diese befindet sich unter der Signatur
Arch. 3, Käst. 12, Env. VI a im k. und k. Kriegsarchiv zu Wien.
Bei der Wiedergabe der Denkschrift habe ich nur die über-
flüssigen Beistriche und das zur Verstärkung des k dienende c nach
Consonanten (z. B. in lincks, Stärcke etc) weggelassen, bezüglich der
grossen Anfangsstuben eine consequente Regel durchgeführt und einige
in die Augen springende Schreibfehler (S. 1 1 „geraumen'' in .,genauen'",
S. 12 .,Land" in „Rand'') verbessert ; in den den Plänen beigefügten
Bemerkungen dagegen habe ich nichts geändert, weil diese von Mieg
eigenhändig niedergeschric!)en sind.
Zum Schlüsse erlaube ich mir noch, dem Director des k. und k.
Kriegsarchivs Herrn Feldmarschall-Lieutenant L Ritter v. Wetze r
für die Zusendung der Handschrift hier wärmstens zu danken.
1, Polek, Erwerbung d. Bukowina durch Oesterreich. S. 43 fi. - Vgl. auch We-
renka, lieber die Grenzregulierung der Bukowina zur Zeit der Vereinigung mit
Oesterreich. (Jahrbuch d. Bukowin. Lindesmuseums. III 18^5, S. 1 ft.
V Neumann. Recueil des Trait^s et Conventions. I. Nr. 39 und Hurmozaki's Do-
cumente, T. VU. Nr CLVm. Digitized byGoOgk
Topographische Beschreibung und militärische Anmericungen
fiber den Buccoviner DIstrict.
Dessen örtliche Laage formiret eigentlich den rechten Flügel von Gallizien und
verbindet dieses Land mit Siebenbürgen, welches vor der Einschlüssnng von er-
wehntenDistnct durch einen von der Marmoros hervorspringenden Winkel abgesondert
gewesen, stosset rechts an Siebenbürgen, links an kais. Podolien, gränzet vorwärts
mit der Moldau und schlüsset sich rückwürts an Oallizien oder Pokutien an, wie solches
aus der beigefügten Generalcarte (Nr. 1) zu ersehen,*) Bemelter Buccoviner District
erstrecke': sich also in seiner Länge von dem Siebenbürgischen hohen Gränzgebürg bis
an den Niester-Fluss») auf 21 teutsche Meilen ; in der Breite ist von Kutty') bis an den
Einflusd der Suczawa in den Sereth-Pluss die längste Durchschnittslinie, welche sich
bis auf 16 Meilen ausdehnet (bei der neuen abgeänderten Grenzlinie ist man von
diesen benanten hervorspringenden "Winkel, dem Einfluss der Suczawa in den Siret-
Fluss,*) auf dem linken Uter 3 Meilen zurückgewichen, und sind von der ganzen Ober-
fläche des District^ 0 Qaadratmeilen abgegeben worden),^) wogegen sie a« denen unteren
Gegenden nur 8 und G Meilen betragt, so dass sich der ganze superficielle Inhalt dieses
Districts auf 177 Quadratmeilen belaufet,«; wovon fast der halbe Theil aus hohen
Grenzgebürgen und der ai.dere aus Mitteigebürgen und Flächen bestehet. Sowohl die
hohe Grenz- als Mitteigebürge enthalten nebst denen unermesslichen Waldungen die
Wiesen und Grasereien vor die Viehzucht, und die Flächen die Ackerfelder.
Bevölkerung.
Dieser Bezirk ist nicht sehr stark bewohnt, bestehet in 3 sogenannten schlechten
Städten: Czenowitz, Siret und Suczawa, wovon ersteres dermalen der Hauptorth des
Militair- und Provincial Gouvernements, welches noch miteinander vereinbahret ist,
und lezteres ehemals die Residenzstadt deren moldauischen Fürsten gewesen, wie
noch die häufige zerfallene griechische Klöster und das alte fürstliche Schloss Selbsten
bezeigen; dann in allem in *i63 Ortschaften. (Bei der neuen abgeänderten Grenze sind
26 Ortschaften zurückgegeben worden.) Diese enthalten nach der dermaligen, nur
freiwillig angegebenen Anzahl des contribuirenden Standes, welcher aber nach einer
genauen Conscription sich noch vermehren wird. 1498^ Familien, die ohngefehr Toojü
Seelen betragen können, bestehend aus disunirten Wallachen, etwas wenig Hungam.
Rosniacken, worunter ein gi-osser Theil Emigranten aus Polen, der Marmoros und
Siebenbürgen befindlich, ingleichen Ziegeiner, welche mehrentheils Leibeigene von
*) Diese Karte hat Dr. Werenka als Beilage zu seiner „Topographie der Bu-
kowina zur Zeit ihrer Erwerbung durch Oesterreich** (Czemowitz \Sdö) veröffentlicht.
«) Nieter =Dniester.
') Kutty=Kuty, Stadt in Galizien.
*) Siret- Sereth.
*) Vgl. das Vorwort S. 10.
mittelt,
•) Derzeit ist der Flächeninhalt der Bukowina mit 180-6QM.=10.4543nKil. or-
t. Digitized by VriOOQlC
12 F. V. Mieg:
denen griechischen Mönchsklöstern sind, weilen die übrige Landeseinwohner nicht ei-
gentüch als leibeigene Unterthanon ihrer GrundheiTn angesehen werden; auch fangen
nunmehro die Juden an, sich in diesen Theileu mehr und mehr einzunesten.
Obige Klöster, deren eine grosse Anzahl in denen hohen Gebürgen vorfindig,
besitzen einen sehr beträchtlichen Theil von diesen Gegenden und mehrerentheils die
sämmtliche hohe Grenzgebürge ; gleichwie dann auch ein griechischer Bischof in dem
Buccoviner District in Radaucz^) seinen Sitz hat. Von denen sogenannten Bojam oder
Landesadel haben zwar einige von denen vornehmeren Familien in diesem District
Besitzungen, sie sind aber nicht darin gegenwärtig, sondern haben entweder Hofchargen
in Jassy oder leben auf ihren Güttern in dem jenseitigen Antheil.
Die Nahruogtart
deren Einwohnern ist hauptsächlich die Viehzucht, welche sie als die bequem-
Hchste ihrer natürlichen Trägheit mehr angemessen finden und dem beschwerHchen
Ackerbau vorziehen, so dass sie mehr wie Viehhirten, als Ackersleuthe anzusehen
sind, deren Wohnungen sehr schlecht, wodurch sie blos ihre Persohnen gegen die
Witterung zu schützen suchen, ohno das mindeste auf die Unterkunft ihres Viehes zu
sorgen, weilen sie noch nach dem Geist deren wandernden Tartaren sehr som Emi-
griren un<l Herumirren geneigt, ihre Hütten leicht zu verlassen und mit ihrem Vieh
weiter zu ziehen gewohnt sind ; dahero sie auch niemals mehr als auf die äusserste
Nothdurft und auf die gegenwärtige Zeit ihre Lieblingsfrucht, den Kukerutz, anbauen,
das übrige Getraid aber fast gar nicht anzutreten ist.
Die Einwohner der Kette von Dörtem, welche den Buccowina-Wald an seinem
inneren Rand umschlüssen, als auch ein grosser Theil deren, welche zwischen dem
Pruth und Niester liegen, haben zwar einigermassen eine andere Nahrungsart gehabt,
die im Holzfehlen*) bestanden, welches sie an die polnischen Grenzen, besonders in
Snyatin, Horodenka, Salesczik und Millnitz') verkaufet, wodurch sie schon eine gräuhche
Verwüstung in diesem schönen Wald angerichtet haben. Es ist zwar diesem üebel einiger-
massen durch die dermalige Einrichtungen gesteuert worden, es erforderet aber noch
kräftigere Hilfsmittel, um es gänzUch zu unterdrücken, wonach der Nutzen entstehen
wird, dass sich diese Leuthe von ihrer faulen Lebensart abwenden und auf den nüti-
lichen Ackerbau, wozu sie vortrefliche Felder haben, verlegen müssen, der Wald zn
Militär- und Provincial-Absichten als eine geschlossene Landesgrenze geschonet» in
ordentlichen flolzschlag eingerichtet und dem Aerario betrechtliche Summen eintragen
kann.
Die LandesbeschafTenheit und LandesfrOchte.
Die Luft ist in diesen Gegenden temperirt und gesund, an den mehresten
Oertem, besonders in denen Gebürgen, sehr gutes Wasser, die Grasereien sehr fett
und ergiebig, der Boden auf denen Flächen zum Ackerbau vortreflich, so dass dieser
Landesstrich mit fleissigen Einwohnern in allerlei Gattungen von Landes Wirtschaft
vortheilhaft benutzet und alle Arten von Landesfrüchten erzeuget werden könnten, so
wie man schon dermalen an dsnen Oertem. wo die Einwohner Bäume gepflanzet
haben, auch eine gute Gattung von verschiedenen Obst findet, auch ein kleiner
Weingarten in Selenov*) existiret, wovon Wein gemacht wird, welcher aber keine
besondere Güte erlanget.
Flüsse und Wässer.
An Flüssen, welche diesen Bezirk alle in der Länge durchströhmen, sind die
goldene Bistritza. Moldawa, Suczawa, Siret, Bruth-Fluss*) und endlich der Niester, der
«) Radaucz=Badautz.
"0 Holzfehlenz^Holzfällen.
•') Sniatyn und Zaleszczyki, Städte; Horodenka u. Mielnica, Märkte in Galixien.
*) Zeleneu, Dorf im Gerichtsbezirke Kotzman.
') Bruth ^Pruth. p.^.,.^^^ ^^ GoOgk
Beschreibung der Bukowina. 13
dessen Begränzung machet, die beträchtUchsten. Sämtlich diese Flüsse könnten bei
etwas angewachsenen Wasser als schifbar mit Flössen benutzet werden, gleichwie
dann auch schon im lezteren Krieg die Russen auf der goldenen Bistritza und sodann
vermittelst dem Siret ihr Schifbauholv^. und Mastbäume, 3 Schuh im Diameter und
13 Kiafter lang, bis in die Donau geschwemmet haben. Der Niester ist schon zu allen
Zeiten mit platten Fahrzeugen als schifbar zu betrachten. Die erstere 4 Flüsse sind
na^li Maass, als sie sich ihren Ursprung und dadurch dem obem Gebürgsrücken
näheren, mehr reissend, können aber bei kleinem Wasser noch au mehresten Oertem
ohne Brücken passiret werden, bei grossem aber sind sie impraoticable. Der Bruth-
Fluss hat schon sehr wenig Qu6es^) und erforderet jederzeit Brücken und Ueberfuhren.
Der Niester ist ebenmässig noch an einigen Orten, die auch in der Garte angemerket
sind, zu durchwadeu ; man bedienet sich aber dieser Durchfahrten nicht, sondern deren
Ueberfuhrtspletten,*) und würde blos im Krieg davon einen Gebrauch machen können.
Der Czeramos-Fluss,») welcher den grösten Tb eil dieses Districts rückwärts von Pokutien
absondert, ist ein sehr starkes und reissendes Gebürgswasser, so bei mittelmässigen
AVasser schon nicht mehr zu passiren ist Die goldene Bistritz hat ihren Nahmen von
dem Waschgold erhalten, welches dieses Wasser mit sich führet, und wovon die Wallachen
auch manchesmal einen Nutzen zu ziehen wissen. Nach diesen grösseren Wässern
kommen sodann die Moldawitza und Doma-Baoh, welch gleictifals noch beträchtlich
and, wann sie das Mittelwasser übersteigen, nicht mehr zu durchwaden sind, gleichwie
dann auch in der ferneren Folge der Sollonicza- und Solka-Bach, die Suczawitza, der
kleine Siret imd Threholus-Bach*) bei starken Regengüssen nicht passiret werden
k önnen. Ausser diesen benannten Wässern sind zwischen dem Moldawa- und Suczawa"
Fluss die beede morastige Thäler Szomus mare und Szomus mika ohne Brücken und
Dämme fast nirgends mit Pferden und Fuhrwerk zu passiren ; auch sind in dem
Zwischenraum von Bruth bis zum Niester die 2 Thäler, welche «ich von Verenczanka
auf Mumaiewitz^) und von Boroucz auf Luczan*) ziehen, wegen ihren grossen, fast
zusammenhängenden Teichen und Sümpfen impracticabie, wann man die dermalige
Brücken und Dämme ruiniret, so dass sie besonders in Campagne-Operationen alle
Aufmerksamkeit verdienen.
GebOrge.
Das hohe Grenzgebürg, welches eigentlich noch der Zusammenhang von denen
Carpathischen Gebürgen ist, die ehemals Pohlen von Hungam abgetheilet, nunmehro
aber noch Siebenbürgen von der Moldau scheiden, ziehet sich in der Tiefe rückwärts
herunter bis an Kutti, vorwärts bis an denjenigen hohen Bergrücken, welcher das
linke Ufer des Moldawicza- und Moldawa-Flusses umschlüsset, sich in beträchtlicher
Höhe bis Kapukodrului erstrecket und daselbst gle ichsam das Thor zu denen Gebürgen
formiret. durch welches der einzige gute Fuhrweeg noch bis Monaster^) Moldowitza und
Posorit') in die Gebürge fortgehet, weilen erwehnter Bergrücken alle andere vom
Land aufwärts steigende Fuhrweege, ausser dem schon zimlich steilen über den Humori"
Berg und weiter vorwärts 2 schlechten Holzweegen, abschneidet
Diese Gebürge sind schon mehrentheils sehr steil, steinigt und wild. Ihr Höhe
steiget nach Maass, als mau sich denen Siebenbürgischen und Marmoroser Grenzen
näheret. Die oberen Bergrücken sind mehrentheils blos und enthalten die schönste
Grasereien und Viehwaiden, wie man auch auf denen unteren Bergtüssen schon viele
*) Qu6e — Quai (kä', Flussdamm, Schiffslände.
•) Plette-=Flaches Fahrzeug, Fähre.
*) Czeremosz, Zufluss d^s Pruth.
*) Derehluibach, Zutiuss des Pruth.
*) Mamajestie, Dorf im G.-B. Zastawna.
*) Lu±an, Dorf im G. B. Kotzman.
*) Mona8ter= Kloster.
8) Poioritta, Dort im G -B. Kimpolung. Digltized byGoOQlc
14 F. V. Mieg:
durch den Fleiss deren Gebürgsein wohner ausgerottet« Wälder und daher entstandene
Wiesen siehet, weilen diese Gebürgstheüe und besonders die breitere schöne Thäler
der Doma, des Moldava- und Moldavitza-Flusses mit vielen l^enschen angefüllt, die
sich allein von der Viehzucht und besonders von Schaafen nähren und nicht die
mindeste Ackerfelder besitzen, als welche ebenfalls erst vor bemerkten Kapakodrrilaj
anfangen. Ansonsten sind alle dies 3 Gebürge mit denen wildesten Waldungen und
einem unnrmesslichen Holz bedecket, welches aber fast durchgehends blos in Fichten^
Tannen und etwas Erlen bestehet, weilen die übrige Holzarten in diesen Gegenden
nicht sehr gewöhnlich sind. Die Gebürgswohnungen sind viel besser als diejenige deren
Wallachen in den unteren Theilen, die Menschen sind von einem grösseren Schlag*
mehrerer Stärke und überhaupt von einer besseren Gattung. Da obbesagtermassen
alle Fuhrweege in diesen Gebürgen aufhören, so bedienen sich die Gebürgsleuthe zu
Herbeischleppung ihrer Lebensnothdürften und auch zu Unterhaltung ihres kleinen
Handels, den sie mit denen Siebenbürgem mit Käss, Butter. Yiehhäuten, auch
Kukerutz führen, deren Tragpferden, deren man eine grosse Menge, worunter sehr
starke und dauerhafte Pferde sind, in diesen Theilen findet, die in Kriegszeiten
vortrefliche Packpferde abgeben würden.
Wtldnngei.
Damit ist wenigstens die Helfte der Oberfläche dieses Districts bedecket, und
scheinet sehr wahrscheinlich, dass sich vorhin die«e Waldungen in einem ununi er-
brochenen Zussammenhang und Wildnies von dem hohen Grenzgebürg bis an den
Bruttfluss erstrecket, worin sodann nach und nach wohnbare Oerter und die dermalige
grosse Blossen theils durch die Einwohner, welche sich wegen denen häufigen tarta-
rischen Einfällen in diese Gebürge geflüchtet, theils durch die sich bei dem benach-
barten fürstlichen Sitz zu Suczawa ergebene Bevölkerung entstanden ; gleichwie man
dann auch noch dermalen in diesem Theil vom Brurh bis nach Siebenbürgen nur
noch die 3 beträchtliche Hauptblössen, als: bei SuczAwa, den Horaiec«') ohnweit Radaucz
und die Oefnung bei Czernowitz findet, der übrige Theil aber noch fast durchgehends
als ein Wald betrachtet werden kann. Der Zwischenraum hingegen von dem Bruth-
fiuss bis zum Niester wäre schon damals mehr bewohnt, weilen dieser schöne Land-
strich durch den dicken Buccovina»Wald wie mit einer Linie gesperret und versicheret
worden. Obige Waldungen erzeigen zwar zerstreut allerlei Gattungen von Holzarten,
worunter man auch besonders bei Kutsur*) das sogenannte fdste Komaholz [?] und in
Gebürgen das Tissaholz'^ findet ; Mehrentheils aber bestehen die niedere und mittlere
Waldimgen blos aus Buchen, die obere aber aus Füchten, Tannen und etwas Erlenholz.
Mineralien.
Es ist wahrscheinlich, dass in diesen hohen Gebürgen, die so \delerlei Bei^arten
enthalten, Erzt von allerlei Gattungen vorfindig seie, wovon auch diese Gebürgsleuthe
an den Herrn Generalen Baron v. Spleny*, schon Erztstufien von verschiedenen Ge-
genden, auch mir Selbsten sehr schönes Waschgold aus der goldenen Bistritza über-
bracht; wie dann auch die Küssen in diesen Absichten an einigen Oertem haben
anschärfen lassen, da aber der türkische Geitz denen Moldauern bekannt ist, so hat
man bishjro vorsetzlich al'e Entdeckung von Barg verekern in diesem Land zu unter-
drücken gesucht. Indessen befinden sich in dieser neuen Acquisition 2 bekannte Salz-
brunnen, wovon der eino, ohnweit Wisnicza,*/ ohnbenutzt lieget, aus dem anderen aber,
bei Bordiestie,*) die umliegende Landleuthe sich ihr nöthiges Salz auskochen.
>) Horaica, Gebirgsrücken zwischen dem Sereth- und Suczawathal.
•) Kuczarmare Dorf im G.-B. Czernowitz.
») Taxus oder Eibenholz.
*) General Gabriel Freiher von Spleny, Administrator der Bukowina vom
24. October 1774 bis Anfangs Apnl 1778.
«) Wünitz, Stadt
•) Pertestie, Dorf im G.-B. Solka. r^^^r^T^
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Beschreibung der Bukowina. ] 5
Ohnweit Jacobenj ist ein Bach, welcher eine Art von Schwefelwas?er führet, 00
besonders im Winter sehr starke schwefelhafte Ausdünstungen hat.') Gleich über der
Grenze bei Saro Domi ist eine Farbgruben, die sehr schönb gölbe Farben, wie Schütt-
Txnd Okergölb in verschiedenen Graden, auch etwas blau, erzeuget; in dem Feuer
verursacht sie einen starken Sohwefelrauch. Die Armenier aus Siebenbürgen bezahlen
die Oka') & 6 kr., beladen manchmal viele Packpferde damit und fuhren sie nach
Siebenbürgen.
Provincial-Gegenstände.
So wie ich oben gesagt, dass die Oberfläche des Buccoviner Districts aus hohen
Granz-, Mittelgebürg und Flächen bestehe, wovon erstere beede Theile die schönste
Wiesen und ergiebigste Grasereien nebst einen unermesslicheu Holzvorrath, und der
leztere die vortreflichste Ackerfelder zu Benutzung darbieten, so erhellet hieraus ganz
klar, dass man bei einer wohl eingerichteten Verfassung die 2 Gegenstände, die Vieh-
zucht und den Ackerbau, als die Hauptbestandtheile der Benutzung dieser neuen
Acquisition ansehen müsse, wozu sodann noch der Holzverschleiss und Bergwerke
kommen können.
In Ansehung deren ersteren kommet annoch in Betrachtung zu ziehen, ob es
nicht fürträglich, den ganzen District, welcher hierzu die vortheilhafteste Laage hat,
lediglich und allein (bei dem sich dermalen fast allgemein vermehrenden stärkeren
Consumo des Schlachtviehes und dessen steigenden Werth bei der zahlreichen Ver-
mehrung der leichten Cavalerie und hierzu nötigen jährlichen Ergänzung) vor die
Viehzucht zu widmen, oder ob nach der Natur die Abtheilung zu machen und ein
Theil zur Agricultur und der andere vor die Viehzucht zu verwenden seie, wobei
derjenige Zwischenraiun von dem Niester bis zu dem Bruthfluss, welcher eine Blosse
von etwa 15 Quadratmeilen mehrentheils der besten Ackerfelder enthält, zu dem
Feldbau und der übrige Theil von dem rechten Ufer dieses Flusses bis nach Sieben-
bürgen vor die Viehzucht sowohl des Landmanns als einzurichtenden kais. Stutiereien
mit ausserordentlichen Vortheilen bestimmt werden könnte.
Im ersteren Fall, nemlich. wenn man den Buccoviner District lediglich vor die
Viehzucht bestimmen und sein Hau [.taugenmerk dahin verwenden wollte, so sind
hiezu in diesem District hinlänglich Einwohner vorhanden, und kommt es nur auf
eine diessfällige bessere Einrichtung an, diesen beträchtlichen Handlangszweig, wovon
das Commerce sich bis nach Schlesien und in das Reich ausbreitlen kann, blühend zu
machen, um nach der hiezu vortheilhaftesten Lage diese Gegenden sowohl zum Ver-
schleiss als zur Zucht der reichlichen Früchten zu ziehen, wobei dann ebenfalls vor
das Aerarium Cameral- Vieh-Plantagen und besonders vor dem allerhöchsten Dienst die so
nützliche Stuttereien errichtet werden könnten, um einestheils dadurch die beträchtliche
Geldsummen, die aus dem Lande gehen, zu erhalten, anderentheils, wenn die Quelle
der Kimontirung in denen fremden Ländern verstopfet würde, den Recourse») zur Ri-
montirung eines grossen Theils der leichten Cavallerie in eigenen Provinzen zu be-
sitzen. Zu welchen Stuttereien dann auch wahrscheinlich schon hinlängliche und
taugliche Subjecten unter denen im Lande befindlichen alten Cavalleristen des zweiten
Gamisonregiments vorfindig sind, und bei der dermalig vortheilhaflen Gelegenheit
der Cavallarischen Rimontirung*) eine nahmhafte Anzahl tartarischer und Uckrainer
Stutten und Hengstfolien mitgebracht werden könnten, um dieses gute Pferdgeblüth
in diesen Gegenden einzupflanzen. Die hauptsächlich vor Stuttereien wohl gelegene
*) Dieser Bach heisst daher Pucios (spr. Patschos), von puciosÄ, Schwefel.
■) Oka = 2«;^ Wiener Pfund.
") Soll vielleicht heissen Ressource, Hilfsmittel.
*) lieber Cavallar ued sein Remontierungscommando siehe meine Schrift;: „Die
Anfänge des k. k. Staatsgestütes Radautz. (S -A aus dem Jahrbuche des Bukowiner
liftndesmuseums. U, 1894.)
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16 F. V. Mieg:
Plätze befinden sich längst dem Siret und Suczawa-Fluss als auch auf dem Horajecz,
und können in dem Zwischenraum vom Siret bis an den Suczawa-Fluss noch zu Ver-
mehrung deren Grasereien die ohnehin weder zu Militär- noch Pro vincial- Absichten
nutzbare Wälder von Presekoren') gegen Frataucz'j ausgerottet werden.
Wollte man aber besonders in der Absicht einer leichteren yerpflegungsart
deren in dem Bucooviner District verlegten Trouppen ebenfalls den Ackerbau einfuhren,
so würde derselbe zwar die Landeseinwohner in einen bessern Standt vorsetzen und
die in diesem District verlegte Trouppen zu verpflegen hinreichend sein, dagegen aber
in auswärtiges Commerce keinen Einfluss haben ; wäre also meines Erachtens blos die
Sorgt'alt vor dem Ackerbau nach Maass der eigenen Nothdurft vor die Trouppen und
Landeseinwohner zu beschränken.
Die Verpflegungsart der Trouppen, die dermalen in dem Bucooviner District
befindlich, ist bishero sehr beschwerlich gewesen, weil kein Getraid in diesen Gegen-
den erzeuget wird, und also die ganze Erfordemüss von weitem mit vielen Konten
und Beschwerlichkeiten hat müssen herbeigetühret werden, deme man also durch eigene
Erzeigung des Getraides in diesem LanJesstrich abhelfen könnte.
Ausser diesem aber scheinet mir noch ein Hülfsmittei zu sein, diese Ver-
pflegung c-ehr zu erleichteren oder auch daselbst Vorratsmagazine anzulegen, welches
in dem Stichhandel von Salz und Getraid mit einem grossen Theil der Ukraine und
Podolien bestehet. Die Einwohner dieser Provinzen kommmen jährlich mit vielen lOü
Wägen mit Korn und Weizen in die Gebürgsgegenden von Kutti, Kossow, Peszinizin,
Deliatin», bis Szalulj,*) wo sie von jenen Salzsiedereien ihr Getreid gegen Salz um-
tauschen. Da nun der allerhöchste Hof in denen Cameral-Herrschaften Sambor und
Drohobitz^j ebenfalls sehr beträchtliche Salzsidereien besitzet, so könnte dieses, (wann
es änderst alldorten nicht noch nutzbarer verwendet wird), vermittelst dem Niester
auf Flössen bis Szaleszik defluidiret, von da nach Zuzka«) transportiret, daselbst unter
Aufsicht des kais. königlichen Dreissigers") ein Magazin errichtet und die Umtauschung
dieses Salzes gegen Ukrainer Getreid besorget werden, gleichwie dann auch die
Flösse sodann in dem vom Holz entblösten Szaleszig sehr gut veräussert werden
könnten.
Hiebei käme nur in Erwegung zu ziehen und eine gemässigte Modalität zu
trefen, dass durch Enichtung dieses kais. Salzhandels die Nahrungsart deren Gebirgs-
einwohnern, welche in obbenannter Linie keinen Ackerbau besitzen und blos durch die
Umtauschung des Salz gegen Getraid leben müssen, nicht abgeschnitten, oder die
Grundherrn dieser Particular-Salzpfannen in ihren Einkünften nicht so grosen Schaden
erlitten, welches aber auch vielleicht dadurch könnte vermieden werden, wenn eben
diese Eigenthümer ihren Particular-Salzhandel mit dem kaiserUchen vereinigen und
alles ilir erzeigendes Sulz zur Umtauschung in obbemerktes kaiserliches Magazin nach
Suczka abliefern wollten.
Holtverschleits.
Dieser kann in dem Brccoviner District noch ein sehr ansehnlicher Gegenstand
werden, wann sich auch nur blos eine wohl eingerichtete Waldordnung in diesen
holzreichen Gegenden auf das ohnentb ehrlichste Brenn- und Bauholz beschranket,
ausser welchem auch vielleicht noch durch Botaschenbrennen, Glasshütten, (wovon der
Verschleiss bis Constantinopel auf dem Wasser eingeleitet werden könnte), Errichtung
deren Eisenhämer bei wahrscheinlich in denen Gebürgen vorfindigen Eisen mehrere
*) Presekareny, Dorf im G.-B. Storoiynetz.
«) Fratautz (Alt-\ Dorf im G.-B. Radautz.
») Kosöw, Peczenizyn und Delatyn, Märkte in Galizien.
*) Vielleicht Kalusz, Stadt in GaUzien.
*; Sambor und Drohobycz, Städte in Galizien.
•) Zuczka, (Alt-), Dorf im G.B. Sadag6ra.
f) Zöllner, Zollbeamte. ^ j
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Beschreibung der Bukowina. 27
vortheilhafte Benutzungen erzielet werden könnten. Ich will also lediglich noch
ersteren Fall anmerken, dass in dem hohen Gränzgebürg, welches sowohl diesen
District von Pokutien absonderet als auch das Triplex Confinium von der
Marmoros, Gallizien und Siebenbürgen formiret, viele tausend Stämme Holz theils
als Windbrüche, theils altershalbcr ohnnütz verfaulen, zu deren vortheilhafbe-
sten Transportirung mit einer gut besorgten Holzschwemmung uns der Czeramos-
Fluss nebst vielen anderen kleinen Bächen seinen Lauf und Wasser anbiethet, um
damit den schon stark bewohnten Platz Snyatin, Horodenka und einen grosen Theil
von dem von Holz entblösten Pokutien mit diesem Holz nutzbar zu versehen ; in
Ansehung dessen die genauere Anleitung dieser Holzschwemmung nebst Plans Nr. 1 1
beifüge.»)
Diese obere Gebürgstheile haben keine Schonung in Anbetracht auf Militär-
Absichten vonnöten, es erzeugen vielmehr die aus dem Holzschlag entstehende
Blossen noch mehrere Grasereien und Vortheile zur Viehzucht, so dass alldorten der
llolzverschleiss zum Besten des Aerarii so viel als möglich kan ausgebreittet werden ;
wogegen es in Ansehung des schönen Buccovina- und einigermassen auch des Zetzina-
trnd Spaske- Waldes eine ganz andere Beschaffenheit hat, dabei die Militär Absichten,
welche besonders ersteren Wald in dem Zwischenraum von dem Bruth bis zum
Niester als eine geschlossene Landesgrenze bestimmen, denen Cameral-Benutzungen vor-
zuzieheu oder wenigstens diese mit jenen genau zu vereinbahren sind, dahero in
Ansehung dieser Wälder eine Einrichtung zu treffen wäre, vermög "vs elcher von dcm-
Zetzine- und Spaske- Wald') die nahesten an den linken Ufer des Bruths gelegene
Gegenden, von dem Buccovina- Wald aber die übrige Ortschalten zwischen dem Bruth
und Niester nebst einen Theil des vom Holz entblösten kais. Potoliens mit Brenn-
und Bauholz versehen würden.
Zur Erreichung deren obigen beederseitigen nutzbaren Absichten ist ohnum-
gängUch ertorderlich, eine gute Waldordnung einzuführen, einen regelmässigen Holz-
schlag zu erricht.m und über beede benannte Wälder einen geschickten und aktiven
Forstbeamten nebst benötigten Bevieigäger und Forstknechten anzustellen, wobei der
Forstbeamte wohl von der Militär -Linie, um selbe jederzeit conserviret zu erhalten,
belehret werden müste. Meiner Erkenntniss nach würde ich in Satagura», einen Revier-
jäger mit 2 Forstknec*/hten, in Werbowetz*) den Forstbeamten nebst 2 Forstknechten,
in Palamutka^j 1 ßeneijäger mit 2 Forstkneohten zur Aufsicht über den Buccovina-
und endlichen in Cziiiitz«) 1 Revierjäger nebst 2 Forstknechten zur Aufsicht über
den Zetzina- und Spaske • Wald anordnen. Dieses Personale würde von denen
Forstgefällen können giit unterhalten werden, und noch eine ansehnliche Ausbeuth
vor die Landeskasse übrig verbleiben.
Ausser dieser Einiichtung und einer besonderen Sorgfalt ist dieser schöne
Grenzenwald der völligen Verwüstung ausgesetzet, und werden die MiUtar-Absichten
vereitelt und die Cameral-Benutzungen entzogen werden, wie man schon dermalen die
Verwüstung deren nächsten Wälder bei Satagura nicht ohne Bedauern ansehen kann.
Bergwerke.
Hievon habe bishero wogen der Verschiedenheit meiner Beschäftigungen wegen
denen eigentlichen Oertem, wo sich dazu gründliche Spuren zeigen, noch keine
genauere Kenntnis erlangen können, so dass ich nor, wie oben angemerkt, das
») Dieser „Plan*' ist im k. u. k. Kriegsarchive nicht vorhanden,
•) Cecina- und Spaskawald, Wälder auf den gleichnamigen Anhöhen am rechten
Ufer des Pruth westHch von Czemowitz.
•/ Sadagöra, Markt am linken Ufer des Pruth, nördlich (gegenüber) von Czer-
nowitds.
*i Werboutz, Dorf im G.-B. Zastawna.
^) Palamutka, Dorf in Bessarabien.
•) Ohne Zweifel Linitz=Hlinitza, Dorf im G.-B. Stanestie.
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18 F. V. Mieg:
Waschgold, welches man mir aus der goldenen Bistritza überbracht, eingesehen. Sollte
aber der allerhöchste Hof in Betref dessen einige Versuche anzustellen allergnädigst
geneigt sein, so würden einige geschickte Bergleuthe aus Siebenbürgen herüberkommen
und diesfalls sowohl in Ansehung deren Oertern als auch verschiedenen Stufen von
Herrn Generalen Baron Splenj und denen Suczavaer Armeniern ein mehreres Licht
erhalten können,
Conmerce.
Nebst diesen obberührten Provincial-Gegenstanden muss ich noch anfügen,
dass es mi/ betrübt scheinet, den schönen Niester-Fluss und den schon beträchtlichen
Bruth so faul und müssig Aussen zu sehen. Der erstere umgränzet einen grosen Theil
von 2 Ländern, n mlich Polen und die Moldau, worinnen weder Industrie noch Fa-
briquen existiren, und dahero in die Nothwendigkeit versetzet sind, alles Benötigt«
von Ausländem zu nehmen. Letzterer Fluss durchströmet die ganze Moldau, fallt bei
({allatz in die Donau, diese in das schwarze Meer, wodurch sich die Communication
bis Constantinopel ergiebet, sollte uns also billig zu einer Benutzung aufmuntern.
Ich überlasse die Beurtheilung dieses Gegenstandes einer tieferen Biusicht in
das Comercialo und will nur lediglich bemerken, dass uns die Moldau einen grossen
Vorrath von Schaafwolle darbiethet, welche von einer solchen Gütte, dass ich in der
vormals in Szaleszik vorfindigen kleinen, übel eingorichteten Fabrique schon Tücher
von 2Va fl- mit einem sehr billigen Preiss gefunden habe, welche dahero mit
einer mehreren Sorgfalt vermuthlich viel höher könnten getrieben und verbesseret
werden, wenn man in erwehnten Ort oder der Buccovina wohl eingerichtete Fabriquen
von Tüchern, wollenen und leinenen Zeig und derlei anlegete. Ausser diesem habe ich
während meinem Aufenthalt in diesen Gegenden die verschiedene Transport von
Kaufmanns}^üttfim gesehen, welche die Kauüeuthe voii Jassy jährlich von Leipzig
erhalten, die nicht allein in den gewöhnlichen noth wendigen, sondern auch in vielen
Waaren, die den Luxum betrefen, bestanden und, ^vie man mich gewiss versichert, des
Jahrs auf 3 und auch 400G00 Ducaten betragen sollen, weilen sich diese Waaren
sodann von Jassj in das ganze Land und bis auf Konstantinopel verbreitten. Da nun
der Weeg von Jassj auf Wienn viel näher als auf Leipzig, und die Kaufleuthe in
ersterer Routte nicht so vielen Transit© durch die verschiedenen Länder unterworfen
als auf der lezteren, so scheinet mir, dass es vieleicht nicht sehr schwer fallen sollte
diese Handlung entweder auf Wien unmittelbar zu leiten oder durch Errichtung einer
Hauptniederlaage von Producten deren Wiener Fabriquen in Snyatin oder Szalesaik
welche Oerter hiezu eine vortrefliche Lage haben, ansehnliche Vortheile zu ziehen.
weilen sodann von einem als dem anderen beeden Punkten obige Waaren sowohl in
dem unteren Theil von Pohlen als in die Moldau vermittels dem Niester und Bruth-
Fluss, auf ersteren jederzeit mit flachen Fahrzeugen, auf lezteren aber bei Mittelwasser
auf gleich massige Art und bei kleinem auf Flössen verschliessen werden könnten.
Militärische Anmerkuagen.
So wie ich gleich anfänglich angeführet, dasg der Buccoviner Disrict den
rechten Flügel von Qallizien formire und diese Provinz mit Siebenbürgen verbinde,
wodurch die Marmoros ganz und ein kleiner Theil von Siebenbürgen bedecket
wird, anmit der rechte Flügel und besonders das vorhin fast völlig oftene
Pokuzien durch die sehr verbesserte Landesgrenzen mehr versicheret und der
weesentlichste Vortheil einer so höchstnötigen Communication mit Siebenbürgen, ver-
mittelst welcher sich in Erfordern issfall die Trouppen dieser beiderseitigen Länder
Wechsel weis unterstützen können, erhalten wird — ein Gegenstand, der in Ansehung
der natürlichen Laage dieser Länder von äusserster Wichtigkeit und um so mehr
nothwendig, da wir dermalen von dem hungarischen Vereczker Pass bis an die Spitze
dieser Grenzen in einer Strecke von 25 deutschen Meilen schon keinen Puhrwees:
mehr haben, und also gleichsam abgeschnitten sind — so erhellet hieraas, dass bei
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Beschreibung der Bukomna. 19
der nunmehro erfolgten glücklichen Ausbreitung deren k. k. Staaten auf dieser Seiten
dieser hervorspringende Winkel in allem Anbetracht, 'besonders aber in MJitar-
Absichten sehr nutzbar und bei sich ereignenden Revolutionen gegen verschiedene
Nachbarn in Betrachtung zu ziehen seie. Er grenzet mit der Moldau als einer
türkischen Schutzprovinz, stosset an das unmittelbare türkische Chotimer Tenitorium
an, schliesset sich an Gallizien lind ist nur etwa 40 Meilen von denen Grenzen des
russischen Reichs entfernt. Zu welch näheren Nachbarn auch noch die nicht sehr weit
entlegenen Tartaren kommen, welche öfters durch ihre Streifereien den Schröcken und
die Verwüstung in diesen Gegenden verbreitet, nunmehro aber keine grosse Auf-
merksamkeit mehr verdienen werden, weilen sich ihre Verfassung geändert und gegen
Invasionem von dieser Art die Natur dieser Gegenden und ein kleiner regulirter Truppe
genugsam decken, wogegen aber in einem Bruch mit einer benachbaiten Macht diese
Nation, gut geführet und unterstützet, dennoch fürchterlich werden könnte.
Es kommet in Anbetracht auf solide Operationen zu bemerken, dass es nicht
sehr wahrscheinlich, dass die Türken jemals in einen ausgebrochenen Krieg ihre Waffen
hieher wenden, sondern vielmehr in ihren Operationen ihr einziges Augenmerk auf
die an der Donau benachbarte Angrenzungen richt-en würden, insolang als es eine blosse
einfache Operation von ihrer Seiten gegen unsere Staaten zum Gnind hätte und sich
nicht mehrere verflochtene Umstände dabei befänden, in welchem letzteren Fall sodann
die Türken, durch Versprechungen oder Ränke gereitzet, auch bis hieher sich auszu-
breiten und eine Diversion zu machen gelocket werden könnten, wozu die Hülfsmittel
der grasreichen Moldau vor ihre zahlreiche Cavallerie, der Resource an Schlacht» und
Zugvieh und ihr an der Grenze befindliche Place d'armes, die in ihrer Einbildung
starke Vestung Chotim, verwickelte Verbindungen mit unseren missvergnügten Nach-
barn und Intriquen einer andern Macht die Anleitung geben köimten.
In einem oder anderem Fall würden sich unsere Gegner deren Plätzen Chotim
und Kaminick, so schlecht auch diese benachbarte Nester sind, als Waffenplätze gegen
uns bedienen können, und entstehet daraus die Noth wendigkeit, diesen Vestungen
auch unsererseits 2 oder wenigstens eine Grenivestung entgegenzusetzen. Wovon ich
anitzt berühren will, dass wenn änderst politische Absichten oder Verbindlichkeiten
dei^leichen in dieser neuen Acquisition, dem Buccoviner District, zu errichten nicht
verhinderen, der Punkt entweder bei dem Kloster Mamajovitz oder auf denen Szales-
czik gegenüberstehenden Anhöhen an dem rechten Ufer des Niesters mir vortreflich
zu sein scheint ; ausser diesen aber würde man Sniatin fürwählen müssen, wovon ich
in der Folge mich weitläufiger erklären werde. Darf ich bis zu denen übrigen, in der
ferneren Umgrenzung Galliziens hiezu vorth eilhaften vorfindigen Punkten mich er-
strecken, so scheinet mir, dass nach Mass deren allerhöchsten Gesienungen in Betref
mehrerer oder weniger in dieser neuen Provinz zu erwählenden Grenzplätzen die
Punkten Ockopi, Brodi,^ Samosce'j und bei dem Einfluss der Sau in die Weichsel einen
sehr vortheilhafteu Cordon formiren würden.
In Ansehung des oberen Gegenstandes, nämlich eines von dem Feind gegen
diesen rechten Flügel formirten Plans will ich diesen District unter zweierlei Ge-
sichtspunkten, als in einem Defensiv- und Offensivkrieg, betrachten und nach der
speciellen Kenntniss, die ich von diesen Gegenden habe, einigermasson zorglioderiij
wobei die erste Abtheilung die Nachtheile eines feindlichen Einbruchs in diese Ge-
genden, die zweite eine Generalidee der Defense dieser Gegenden und die dritte die
Vortheile dieses vorspringenden Winkels in einem Offensivkrieg nebst einigen An-
merkungen hierüber enthalten wird.
') Okopy, Markt ; Brody, Stadt in Galizien.
•} Zamo£6, Kreisstadt und Festung im russ. Gouvernement Lublin, gehörte von
1772 bis 1809 zu Galizien. Digitized byC^OCWlC
20 **. V. Äüeg:
Naditbeile eines feMlioben Einbniehe.
Biese köimen nach Maass und Stärke des Feindes und seinen Absichten mehr
wesentlich und bedeutend werden. E-j kommet hierbei besonders zu erwegen. ob der
Feind hier nur mit einem Corps einzubrechen suche oder aber auf der linken Seiten des
Niesters mit semer ganzen Macht agire und hieher nur ein Corps, um eine Diversion
zu machen, ab geschicket, oder ob dieser Operationsplan von 2 Mächten so^eich,
wovon eine ihre Stärke gegen den rechten Fliegel auf dieser Seiten des Niesters und
die andere auf dem linken Ufer gegen Gallizien anwendet, formiret worden.
Im ersteren Fall, wann nämlich nur ein Corps allein hier einzabrochen suchet,
welches eine Entblösung von Trappen in diesen Gegenden voraussetzet, so könnte es
die Absichten und Folgen haben, unsere Siebenbürgische Communication abzuschneiden,
diesen schönen Landesstiich bis auf Stanislau in Besitz zu nehmen, in Contribution
zu setzen, vielleicht zu verwüsten und ihn sodann wiederum zu verlassen, WAnn sich
aus denen übrigen Theilen unsere Tinippen zusammenziehen und vorrücken. Weiter
aber als bis auf benanntes Ort vorzudringen oder den Niester zu passiren, würde ein
Corps, wann es nicht sehr beträchtlich, nicht leicht unternehmen, weilen alldorten
schon mehr coupirte Gegenden anfangen, der mit einem Wal [V] umschlossene Plat«
Stanislau mit einigen Verbesserungen gegen einen leichten Anfall gesichert werden
kann, und dieses Coi-ps vor seinem Rücken von Seiten Siebenbürgens und aus kaiserL
Potolien besorgt sein müste.
In dem andern Fall, wo nämlich ein Corps hier eine Diversion zu machen und
einzubrechen abgeschicket wird, während dass die feindliche Hauptarmee unsere
Stärke auf dem hnken Ufer des Niesters in Potolien en echecque halt oder gar offen-
sive agiret, könnte dieser Einbruch eine sohde Operation und wesentlichere Folgen
zur Absicht haben. Ohne diejenige der abgeschnittenen Siebenbürgischen CommuDi-
cation würde ein solches Corps auf ein ernsthaftes Vordringen bedacht sein; seine linke
Flanque würde durch die (iebirge und die rechte durch den Niester gedecket. Nach
Maass als diese Truppen auf dem rechten Ufer des Niestei-s vorückten, würden die auf
der linken Seiten vorliegende Gegenden des kais. Potoliens und von Pokutien gleich.
sam in Rücken genommen ; es würde sich Stanislau zu bemeistem suchen, daselbst
seinen Depot errichten und sodann en faveur deren bei Hallicz dominirenden Anhöhen
den Niester pasairen, sich mit der gegenseitigen Hauptarmee zu vereinigen oder
Lomberg zu bedrohen suchen.
Ein Plan von dieser Art setzt aber schon eine starke Superiorit6 der feindlichen
Armee voraus, welche ein sehr betiächtliches Corps detachiren kann, so wiederum
bei seinem Vori-ücken einen ansehnlichen Truppe zu Observiruug des Niesters und
Erhaltung seiner Communication zurückzulassen imstande ist, weilen ansonsten ein
(von vmserer Hauptarmee, solange selbe sich an denen Grenzen von Potohen soutc*
niret» abgeschicktes kleines Corps, welches sich in der alten russischen Position auf
den Anhöhen bei Uscie^), Samuszina') gegenüber, vestgesetzet mid daselbst den Niester
zu passiren drohet, den Bücken des feindlichen Corps sehr unsicher machen könnte.
Ausserdem würde er nicht anders als durch eine ausgiebige Hülfe aus Siebenbürgen«
welche entweder durch die neue Buccoviner Communication (die ich von dem Feind
besetzt supponire) durchbrechen oder, wann dieses impracticable, durch den Gyemeser
Pass«) vordringen müste, verleitet werden können.
In dem dritten Fall könnte gleichmässige Beschaffenheit und Absichten obwalten,
nur würden die Folgen noch mehr solid und gefährlich werden, weilen man eine
grössere Stärke und kräftigere Massregeln wegen Versicherung des Rückens sa
vermuthen hätte.
') Uscie biskupie, Markt in Galizien.
«) Samuszyn, Dorf im G.-B. Zastawna. ^ j
*j Guyimes-Pass zwischen Siebenbürgen und RumänieÄj'^^d ^y VriOOQlC
Besohreibung der Bukowina.
21
Efnleitung zur Defense.
Wie man aus Oberen die Wichtigkeit aller dieser Folgen erkennen kann, so
wird dieses zutorderst die Nothwendigkeit meines ersten Grundsatzes, nämlich die
Errichtung einiger vesten Plätze auf diesen Grenzen, unterstützen, bei deren ferneren
Erklärung ich mich allhier nur bloss auf eine Grenzvestung in der Buccovina oder auf
dem rechten Ufer des Niesters beschränken will.
Specialplan der Position bei Mumaiewitz ;Mamajestie\
Die Grenaen dieses Districts enthalten in einer geraden Linie von besagtem
Niestoi*fluss bis an die Siebenbirgische Gebirge 21 deutsche Meilen, wovon aber nur
der schmale Zwischenraum vom Niester bis zum Bruthfluss, eine Linie von 4 Meilen,
als ein Terraine zu soliden Operationen die eigentliche Defenselinie ist, wann der
Feind vorhero den Buokowina-Wald, welcher diese Oefnung decket, forciret hätte.
Ton dem rechten Ufer des Bruths fangen sich schon die beträchtliche und mit dicken
morastigen Waldungen bedeckte Mittelgebirge an, welche sich in ohnunterbrochenem
Zusammenhang bis an das hohe Grenzgebirg anschlüssen.
Die kürzeste Linie des obigen Zwischenraums ist diejenige, welche von deni
Szalesczik gegenüberstehenden Anhöhen, folglich von dem Dniester auf den Spaske-
22
F. V. Mieg:
Berg, über den Bruth aboutiret.') Diese betragt erwehntermasson 4 Meilen, in welcher
Oethung sich noch von Vereuczanka bis an den Brath ein Thall, so mit grossen
Teichen und Morästen angefiillet, weiches durch Ahgrabung deren Dämme imprac-
ticable wird, auf 8 Meilen weit ziehet, so dass die eigentliche Blosse nur in einer
einzigen Meilen Breite bestehet; welchen Zwischenraum also zu sperren eine Vestung
oder verschanztes Laager hinlänglich sein würde, wozu uns die Punkten von Mama-
jevitz und Sviniatzka^) sowohl in Anbetracht deren General-Absichten als der speciellen
Laage die allervortheilhafteste Gegenden darbieten, zu deren genaueren Einsicht ich
von ])eiden die Spocialplans Nr. 3 und 4 mit Anmerkungen beifüge,
Specialplan deren Smniaczker (Zwiniaczer) Anhöhen.
Sollten aber, wie schon erwähnt, politische Absichten oder Verbindlichkeiten
der Erbauung eines vesten Platzes in dieser neuen Acquisition entgegenstehen, so
wäre kein anderer Punkt als Sniatin fürzuwählen, welcher zwar auch vortheüliafi,
*) Aboutiren, von (fr.) abnutir, münden, (ans Ziel) führen.
3) Zwiniacze, Dorf im G.-B. Zastawna.
Beschreibung der Bukowina. 23
aber keineswegs mit erstem in Vergleich zu ziehen, weilen alld^rten dio Defense-
liuie schon 7 Meilen weit ofen, und dieser Platz viel leichter kann umgangen werden»
In diesem Fall wäre sodann erforderlich, allein diese vortheilhafte Gegenden, als : die
Sviniatzker Anhöhen und den Punkt von Maraajovitz wohl vorzumerken und bei sich
ereignenden Umständen und Erforderniss sich sogleich darauf vestzusetzen, erstere
mit einem soliden Retranchement', von 1 Corps und letzter« zu Spenimg der Strasse
von Jassy mit einer starken Feldschanze zu versehen, weilen der.leichen wohlange-
brachte Werker, welche 100) Mann, gut a^^ gestellt, in kurzer Zeit verfertigen, öfters
den Dienst einer Vestung verrichten und mit der Zeit in mehrere Vollkommenheit
gesetzet werden können. "Wie vielleicht überhaupt nutzbar wäre, überall bei weit aus-
einander entfernten Grenzplätzen in deren Zwischenraum dergleichen Gegenden in
Friedenszeiten zu diesem Endzweck auszusuchen, sie genau aufnehmen zu lassen und
sich vorläufig mit Plans und Projecten zu den Verschanzungen zu versehen, um
sogleich den Gebrauch davon zu machen, wann sich Operationen in jene Gegenden
ziehen, welches bei der ersten Zusammenziehung deren Truppen sodann leicht zu be-
würken ist. Worbei noch die Vorsicht könnte gebrauchet werden, an dergleichen
vorgemerkten (Tcgenden indessen Ortschaften anlegen zu lassen, die dem entworfenen
Verschanzungsplan gemäss wären, um im Erfordernisfall in allen Jahrszeiten sogleich
daselbst vor Ti'uppen eine Unterkunft zu finden.
In Betref deren Vestungen wage ich es anzumerken, dass mir scheinet, in
Ansehung deren Grenz vestungen auf dieser Seiten nicht eine so sehr methodische
kostbare Bauart, deren Ueberschläge in so viele Millionen hineingehen und schröokbar
werden, fürwählen zu därfen. Wir haben auf dieser Seite keine Franzosen als Be-
lagerer zu erwarten, und solang unsere dermalige Nachbarn ein elendes Kamenick,
Chotim und Bender als formidable Vestungen ansehen, so können mr ihnen mit leichten
Unkosten weit stärkere entgegenstellen, wobei wir nur die Natur zu Hülfe nehmen
und eine solche Anlage machen müssen, welche nach Maass, als der Geist unserer
uns allhier umgrenzenden Nachbarn in Belagerungen steiget, ohne sonderbare
Beschwerde des Staats und noch mehr verstärket werden kann. Ansonsten wünschte
ich hauptsächlich bei einer diesseitigen Grenz vestung, dass sie nicht allein so ge-
räumig wäi*e, eine ansehnliche Garnison zu einer soliden Defense zu fassen, sondern
auch einen vollkommenen Waiienplatz zu Formirung eines Magazins und Venvahrung
einer mittelmässigen Belagerungsartillerie in Absichten auf einen Ofiensivkrieg ab-
zugeben.
Sollten nicht die Unkosten bei dem Vestungsbau ausserordentlich vermindert
werden können, wann man zu dieser Arbeit die in Frieden unbeschäftigten Truppen
dazu verwendete? Der Soldat würde dadurch mehr nervös und durch die Arbeit ab-
gehärtet werden. Dieser arbeitende Soldat würde mit '/g desjenigen Tageslohn, welcher
anderen gereichet werden müste, sehr vergnügt sein. Er verzehret dieses Geld auf Fleisch,
Bier, Brandwein und "VVein. AVas würde es verhindern, dass das Aerarium selbst diesen
verschiedenen Verschleiss durch Errichtimg eines Brand^^einhauses, Bierbrauerei, des
Weinschanks und der Schlachterei besorgte, wodurch die Leute sowohl mit einer
besseren Qualität dieser Lebensmitteln versehen werden könnten, als auch ein be-
trächtlicher Theil des ausgezahlten Lohns dem Aerarium wiederum Zuflüssen würde.
6eneralid6e der Defente.
Der Buccoviner District kann in Operationen eines Defensivkriegs in Anbetracht
auf die Natur deren Gegenden und feindlichen Absichten in 4 Theile abgetheilet,
werden.
Der erste und Haupttheil ist derjenige Zwischenraum vom Niesterfiuss bis zum
Bruth. Ein Feind wird in einem gegen den rechten Flügel fonnirten soliden Operations-
plan wahi-scheinlich sein Hauptaugenmerk dahin richten, wegen der ihme scheinenden
') Retranchement, (frz.) Verschanzung, Feldschanze.
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24 F. V. Mieg
mehreren Leichtigkeit, mehr offenen Terraine, wann er durch den Buccovina-Wald
durchgebrochen, um sich den fernen Weeg nachPokuzien zu bahnen, mid weilen die
über den Bmth liegenden Gegenden dadurch abgeschnitten werden können.
Der zweite Theil ist der Zwischenraum von dem Bruth- zum Sirettluss, wohin
sich ein Feind, welcher eine Beurtheilung von ^lilitair^Dispositioben und Kenntniss des
Terrains besitzt, ziehen könnte, wann er den Buccovina-Wald und Suczka Pass ohn-
durchdringlich findet, mit denen Absichten, auf dem rechten Ufer des Bruths bei
Marmomitza einzubrechen bis Tschemowitz vorzudiingen, sich deren dortigen vor-
theilhalten und das linke Ufer besagten Flusses dominirenden Anhöhen zu bemeistem.
en favbur dieser Höhen den Fluss einzupassiren, den Suczkaer-Pass in Rücken zu
kommen und hiednrch selbigen Posten zu verlassen zu nöthigen oder auch zu be-
drohen, längst dem Seret-Thall bei Bobestie*) oder Kutti in Rücken einzubrechen.
Der dritte Theil ist die Gegend zwischen Seret- und Suczawa-Fluss, wo der
Feind die Absicht haben kann, jenen Landestrich auszuplindcm oder sich daselbst vest-
zusetzen, um die Siebenbürger Communication zu iucommodiren oder zu sperren oder
durch den Kutschurer') Wald gegen Tschemowitz durchzubrechen.
In diesen 3 Theilen kann noch Artillerie und Cavallerie agiren.
Der vierte Theil enthalt die hohe Gebirge von dem Suczava-Fluss bis an die
Siebeubirgische Grenze, Wälder und Wildnisse, wohin blos Lifanterie, Jäger oder
leichte Truppen einen Einbruch wagen könnten, mit dem Vorsatze, Suczawa, die be-
trächthche Gebirgsörter Wamma, Kimpolung, als auch die Klöster auszuplindem oder
die Siebenbirgische Communication zu sperren.
Beide erstere Theile und Absichten haben den grösten EinÜuss in die Haupt-
operationen ; ich wende mich also wiederum in Ansehung der Defense zu ersteren
als den Zwischenraimi vom Niester zu dem Bruthfluss.
Der schöne Buccovina-Wald schlüsset diese ganze Linie bis zum letzteren
Fluss imd bietet uns verschiedene Arten der Defense an, aus welchen nach Be-
schatienheit der Umständen und der Proportion deren Truppen und Waffen, die zu
dessen Bescliützung bestimmet sind, mehr oder weniger solide Dispositions tiirge-
wählet werden können. Ich füge den Plan deren Cordous Versicherungen Nr. V mit
denen Abstiebten bei jeden Posten bei, welche im Winter 1774 bei Ankunft unsei-er
neuen Nachbarn nach Mass deren damals voröndigen wenigen Truppen, eilfertig in
kleinen gemacht worden, um uns gegen einen Insult zu decken»;. Woraus man sowohl
die vortheilhafteste Punkten dieses Cordons ersehen als auch zu gi*össeren und mehr
solideren Anstalten die Anleitung ziehen kann.
Der Buccovina • Wald ist fast durchgehends, ausgenommen bei Satngura imd
Suczka, in seiner schmalesten Breite eine Meilen breit, mehrentheils dicht gewachsen
und mit tiefen Gräben durchschnitten, dass also einem Jj'eind darin vervielfältigte
Hindemisse entfregengesetzet werden können.
Die Haupt- und gröste Landweoge, die selbigen traversiren, sind erstlich die
Chotimer Landstrassen über Robatin. In diese fallet vor Bojauna Blesj*) ein zimhch
grosser, aber morastigen Waldweeg ein; von Malenitz, Schillevitz und Potskovitz*) über
Dial mare*^) gehet ein schlechter Weeg von Potskovitz imd Srosenitz auf Dersavenetz")
^) Bobestie, Dorf im G.-B. Stanestie.
') Kuozurmarer.
») Diesen sowie den weiter unten genannten Plan I^r. VII stellen die als Karte
I und II bezeichneten Beilagen zu Werenka's Werke „Bukowina's Entstehen und
Aufblühen" dar.
*) Poiana (Waldblösse) Blesi.
*) Malincy, Szalowcy und Baszkaucy, Dörfer in Bessarabien.
«; Deal (Berg) Mare (gross), grosser Berg.
'; Groceny und Rzawenzy, Dörfer in Bessarabien. ^
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Beschreibung der Bukowina. 25
über Fontina Sauckj, ein grosser Weeg von Kollinkovitz und Doborouzi auf Dobro-
noutz'), von Doborouzi neben Bojanna Kutsuba vorbei auf Dobronoutz und Hosüfczo*) von
Dobronouzi ein grosser Weog über Czernauka auf Verbovvetz, von Rarencze'») und
Doborouzi ein AVeeg über Bojanna Kosutzna auf Satagura, nebst noch einigen sehr
schlechten Holzweegen, welche in diese einfallen, sodann die grosse Strasse, welche
sowohl von Chotim als Jassi kömmt, durch den Suczka-Pass nach Sniatin und
Horodenka.
Nach ['?] allen diesen Weegenistder Chotiiner und Dersavenetzer der schlechteste,
der Suczkaer am mehresten offen und der beste. Ausser letzteren sind noch mehren-
theils alle übrige bei Regenwetter sehr morastig. Wie nun der Suczka-Pass die
leichteste Passage ist und mehreste Blosse hat, so ist zu muthmassen, dass der
Feind sein erstes Augenmerk dahin richten, dem ungeachtet aber auch, wann er die
Haupt-Attention hieher gezogen, auf einer anderen Seiten einzubrechen suchen könnte,
welches zu observiren dann liauptsächUch orforderUch sein würde, mit leichten Trupen
so lang als immer möglich von dem äusseren Bande des Buccovina-Waldes Meister zu
sein, um seine Bewegungen und wahre Absichten zu entdecken, wozu der Posten auf
Dial Mare, dei jenige vonvärts Czernauka und der auf der Bojanna Kosuzna besonders
vortheilhaft wäre, um von da Excursionen und Patroullen zu machen und seine
Maassregeln darnach einzurichten. Diese nun können entweder mit detachirten und
durch die Reserven zu unterstützenden Posten oder durch einen Verhau, welcher sich
in Zusammenhang von dem Bruthüuss bis zum Niester ziehen kann, eingeleitet
werden. Erwehnter Verhau könnte in folgender Linie geführet werden : von dem
Bruth hinter dem StanahoraGrabeu (wo zwar der Wald an einigen Orten etwas
schütter, aber wiederum durch den Graben und Morast verstärket wird) über den Stana-
hora-Berg*), von da,- den Moskiuo- Graben z\%ischen Satagura und Czernaucka durch-
schneidend, hinter jenen tiefen Gräben vorwärts der Horodisze oder alten Schanz auf
Bojanna Kutsuba, ferners auf den oberen Bergrücken, Fontina Sauckj und Bojanna
Harluza umschlüssend, auf Dial Marc beresova, von hier gegen den Ui*sprung des
Rohatin- Grabens und längst diesen bis zum Niester oder von obigen Dial Mare gegen
Bojanna Plesj und sodann mit dem Porvikutzer Mühlengraben vorwärts Bojanna
Blesj zum NiesterÜuss. Hierbei aber kommet anzumerken, da-^s von nun an schon durch
eine gute Waldinspection auf die Conservation des Holzes in dieser Linie die beste
Aufmerksamkeit müsse angewendet werden.
Wann nun die eine oder die andere Art dieser Disposition fürgewählct worden,
so käme es femers auf die Beurtheilmig der Stärke des zur Defense dieser Linie be-
stimmten Corps und des entgegenstehenden Feindes an. Ist das Corps belrächtlich
stark, so kami es eine Position bei Verbovetz*) oder Sastavna, welches der Mittelpunkt
zwischen dem Niester- imd Bnithfluss ist, wählen, von wo es sich nach Erforderniss
rechts oder links wenden und eine proportionii-te Anzahl Bataillons und Escadrons
rechts auf ^Qn Suczka-Pass, links auf Dersavenetz detachiren kann, um entweder den
Verhau oder die detachirte Posten zu souteniren. Ist aber das Corps nicht so stark,
so würde meines Erachtens am besten sein, zwei Dnttheile davon sogleich bei Sata-
gura imd einen Theil bei Dobronoutz zu postiren, wohin auch vor erstere Abtheilung
eine verdeckte Communication über Czernaucka auf Dobronoutz in der kürzesten
Linie, um sich Wechsel weis unterstützen zu können, zu errichten wäre, welcher Weeg
auch schon existiret und nur zu verbesseren kommete.
Ich fuge hier abermalen den Auszug einer gemachten Dispositon vor obige
*) Kalenkaucy, Dorf in Bessarabien, Toporoutz und Dobronoutz, Dörfer in
der Bukowina (G.-B. Sadagöra).
•) WahrscheinHch Horoszoutz im G.-B. Zastawna.
•) Rarancze, Dorf im G -B. Sadag6ra.
*) Berg östlich von Zuczka.
*) Werboutz, Dorf im G.-B. Zastawna. Digitized byC:iOOQl(
26
F. V. Mieg:
Posten in kleinen bei, welche ebenfalls zur Einsicht in grösseren dienen kann, wann
man die Defense mit dodachirten Hauptposten fürziehete').
Würde ein Verhau in Zusauimenhaug fürge wählet, so können die Punkten
deren Hauptposten als kleine Place d'armees vor die Reserven augesehen
werden, welche letztere sodann erst von dem Corps selbsten zu unterstützen wären,
und würde es blos darauf ankommen, längst dem Verhau eine gute Communication
zu verfertigen, um sich dest > leichter souteniren zu können. Auf dem linken Fliegel
ist Bojanna Blesj ein sehr wichtiger Hauptposten, vor welchem sich viele Weege
concentriren ; (JOO Schritt über diesem Posten ist noch ein fürtreflicher Sperrungs-
punkt, woselbst in einem sehr kleinen Zwischenraum 2 steile Thäller, eines in dem
Special plan des Czutzka-.'Zuczka)-Passes.
Niester und das andere in Jera Onuthbach abfallen. Zur Beurtheilung des Suczka-
Passes dienet der beigeschlossene Specialplan Nr VI. Die gefährliche Oefiiung bei
Czornauka, durch welche man den Suczka-Pass im Rücken kommeu kann, erfordert
bei soliden Dispositionen wenigstens ein Battaillon, gleichwie dann auch auf den
Stanahora-Berg die Holz weege wohl zu observiren und zu verhauen sind, weswegen
man dermalen an diesen so exponirten Grenztheil bei denen ohnehin schon so ruinirten
Satag\irer Waldungen nicht genügsame Vorsicht zu der hier so nöthigen Waldordnung
und Holzschonung anempfehlen kann.
Man wird aus letzterwebnten Specialpan die schöne Position hinter der alten
Schanz bei Suczka ersehen, welche uns die vortheilhafleste Natur zu Errichtung
solider Verschanzungen und Sperrung dieser schmalen Oefnung darbieihet. Das Dorf
») Siehe S. 24, Anmerkung 3.
Beschreibung der Bukowina. 27
Saczka ist theils sehr morastig und mit Gräben und mit vielen starken Bäumen ver-
sehen, so dass es ohne grosse Mühe sehr wohl versichert werden kann, wie dann über-
haupt die Versicherung dieses Passes ohngefehr nach denen in dem Plan angemerkten
Linien der Natur gemäss ausgeführet werden könnte. Wobei besonders anzumerken
kommet, dass ich hauptsächlich nothwendig hielte, sich auch hierbei auf denen An-
höhen auf dem rechten Ufer des Bruths vestzusetzen und mit starken Verschanzungen
zu versichern, als auch vermittelst einer bei Suczka zu errichtenden SchitT)rücken die
Communication auf jener Seiten zu erhalten. Wovon ich in der folgenden Abtheilung
das weitere zu erklären Gelegenheit haben werde.
Die dermalige mehr rückwäits bei dem Zollhaus ganz leicht und geschwind
aufgeworfene Linie ist nicht so vortheilhaft und nur in Ansehung der wenig vor-
Qndigen Truppen imd nahen Habilitationen dahier furge wählet worden; indessen könnte
man sich doch mit denen dazu b stimmten Verhau und mehrerer Ausdehnung aut
dif) obere Höhen sehr vorstärken.
Die Landstrasse, die durch mehr erwähnten Suczkaer Pass nach Sniatin gehet,
kann noch an 2 Oertem sehr vortheilhaft, nämlich das erstemal hinter der grossen
Morastbrücke, wo seh dieser Weeg nach Tscher nowitz und Sniatin abtheilet, und das
zweitemal bei dem der Mamajovitzer Mühl mid Wirthshaus fast impenotrable ge-
sperret werden, wie dann auch schon eben an dieser Strassen eine zimlich wohl
augelegte alte polnische Schanze vorfiudig ist.
Es ist aber wahrscheinlich, dass ein Feind nach diesem forcirten Pass oder
Buccovina-Wald sich eheiider auf den offenen Weg rechter Hand gegen Horodenka
zu wenden würde^ in welchem Fall sodann die zweite Defenseliiiie, nämlich die
verschanzte Position auf denen Sviniatzker Anhöhen, Szalesczk gegenüber, und die
Feldschanze bei der Mamajovitzer Mühl (wie von beiden bei dem Specialplan ange-
merket ist) zu besetzen und endlichen die dritte Position bei Sniatin, wann selbes
bevestiget worden, fürzuwählen wäre.
Wan nun in einer Defensivoperation dieser Zwischenraum vom Bruth bis zum
Niester in 3 Detenselinien (als die erste durch Besetzung des Buccovina-Waldes, die
2. von denen Sviniatzker Anhöhen bis zum Bruth gegen Spaska-Berg aboutirend und
die 3. bei Sniatin, diesen Platz als eine Vestung vorausgesetzt) abgetheilet wird, so
kommet in Ansehung der ersten noch anzumerken, dass ein geschickter Feind, welcher
die Gegenden kennet, wann es ihme die übrige Conibiunaisons seiner Operationen
erlauben, bei Chotim über den Niester gehen, an diesem Fluss bis Uscie aufwärts
marchiren, denselben en faveur deren Samuszine gegenüberstehenden vorthcilhaften
Anhöhen repassiren und dem Buccovina-Wald in Bücken kommen kann, wogegen
dann auch die nöthige Maassregeln zu nehmen wären. Sollte aber auch dei Feind
du^ch ein oder die andere Linie würklich durchgebrochen sein, so scheinet mir, dass
er nicht weit vorrzurücken imstand sein würde, solange sich noch die leichte Tnippen
in dem Buccovina-Wald soutenirten (wobei sie die Communication mit Potolien bei
Rohatin vermittelst Fahrzeui^en zu erhalten suchen müsten), ein verschanztes Laager
auf denen Sviniatzker Anhöhen, die Vei'schanzung bei M:imajovitz, nur mit einem
etwas beträchlichen Truppe besetzt, wäre und sodann ihme Sniatin eine wohlgamirte
Vestung präsentirte.
Wie dann überhaupt ausser dieser nur generalement bemhrten Hauptdisposition
von der Defense dieser Gegenden die vortheilhalte Laage einem militärischen Aug
noch mehrere Hülfsmittel zeigen wird, so dass das Eindringen allhier nicht so leicht,
sondern gegentheils ein unvorsichtiger Feind in diesem gesperrten Terraine in eine
ge^Üirliche Verlegenheit gerathen könnte.
Da ich die Idee der Definse des rechten Fliegeis von Gallizien blos auf den
Buccoviner District beschränke, so gehe ich in dieser Absicht auf die obbeinihrt« 2te
Abtheilung, zu dem Zwischenraum von dem Bruth zu dem Serethfluss, über.
Die Absichten, die ein Feind bei Eindringung in diesen Theil haben könnte,
sind zugleich angemerket; es bleibet also in Ansehrmg der Gegend pJlhier zu erklären^-
28
F. V. Mieg :
dass es, wie vorläufig schon angeluhret, ohnumgänglich nothwendig seie, von dem linken
Ufer über den Bnith die gedeckte Comraunication zu erhalten um diesen Theil unter-
stützen zu können; dass dieser Theil. besonders vorwärts Tschernowitz, nicht so sehr
geschlossen, dass er nicht zu einem Einfall reiticen könnbe, und dass man also hier
der Natur mit der Kunst und einer guten militärischen Beurtheilung zu Hülfe kommen
muss. Zu dem Ende zu Ersehung einiger vortheilhafter Posten anwiederom den Plan
Nr. VII. von denen Cordons-Versichemni^en vom Bruth bis zumSiret und so weiters bis
nach Siebenbürgen anf[\ge'\ Die Oränzcii bei Mamomitze-Bach sind nicht sehr verwahret ;
wann man auch in die Wälder vorwärts ojehet, so sind sie nicht dicht genug, und mau
risquiret toumiret zu werden, dahero vorzüglich die Position hieher dem Trecholuj-
Bach als eine schöne, aber etwas gekünstelte Laage, wie aus beigefügten Special -
plan Nr. VIII. zu ersehen, fürzu wählen sein würde.
Position am Terehlui-Bach.
Der Graben ist scarpirt,') das Wasser kann geschwöllet werden, und oben ist
das Thal stark morastig, so dass bei gut angelegten Verschanzungen, wie selbe ohn-
geiehr in dem Plan nach der Natur deren Gegenden angemerket sind, von der Front
aus diese Attaque sehr schwer sein würde. Wann nun in die Wälder von MoUodiae')
leichte Truppen postiret werden, so scheinet mir, dass einem Feind die Lust würde
benommen werden, diese Position zu touniiren und sich gegen Volloka*) oder Kutschur
zu ziehen.
M Siehe S. 24, Anmerkung 3.
*) Escarpiren, (fr.) böschen.
*) Moloaia, Dorf im G.-B. Czernowitz.
») Woloka, Dorf im B.-B. Czernowitz.
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fieschreibnng der Bukowina. 29
Wollte der Feind bei Buda') durch den Wald gehen, um vielleicht vermittelst
der grossen Strassen bei Kutsch ur wiedeiTim herauszubrechen und dadurch dieser
Position in Bücken zu kommen, so kann man ihnen mit dem ganzen Corps auf die
Auhöhen zwischen Korvula*) und Kutschur entgegenrücken, einige Bataillons in den
Kutschurer Wald abschicken und das Einbrechen auf dieser Seiten sehr leicht ver-
biethen.
Wäre der Feind so unternehmend, es zu wagen, längst dem Seret-Thall gegen
Bobestie oder Kutti einzudringen, so schiene mir dieser Schritt verwegen zu sein,
indeme er in dem schmalen und mehrentheils sehr morastigen Seret-Thall, worinnen
er mit Truppen zwei starke Tagreisen machen müste, in eine gefährliche Falle
lommen könnte, wann die Wälder an beiden Ufern mit einer kleinen Anzahl Truppen
besetzt würden, dass er es wahrscheinlich nicht risquiren wird, sich in diese Enge
zu begeben, die ausserdeme auch an etlichen Orten sehr vortheilhafb zu sperren ist.
Würde aber endlichen die Position an dem Treholuj-Bach doch forciret oder auf
eine oder andere Art zu verlassen gezwungen, so hätte das auf dem rechten Ufer
postirte Corps sein Hauptaugenmerk dahin zu wenden, den Wald und Bergrücken
welcher sich von Czezina zum Spaskeberg, sodann hinter den Libitzok-Bach') gegen
den Seret-Fluss zu ziehet, wohl zu besetzen, wordurch das weitere Eindringen gegen
die Czeremos gesperret wird, daher dann auch diese Waldlinie in Ansehung des
Holzschlages schon jetzo zu schonen nöthig ist, und die übrige Stärke anzuwenden,
die Tschemowitzer Anhöhen zu behaupten, zu dem Ende, wie schon erwehnt, soUde
Verschanzungen daselbst könnten angeleget werden, um den Feind zu verhindern, en
faveur dieser das linke Ufer des Bruths dominirenden Anhöhen diesen Fluss zu
passiren und den Suczka-Pass zu coupiren. Gelänge es ihme aber dennoch auch hier
durchzubrechen, so stosset er bei seinem weiteren Vorrücken wiederum an die in
vorhergehender Abtheilung erklärte 2. Dfenselinie an und müste in diesem Fall, wann
der Feind etwas über den Bruth zurückliose, die Communication über erwehnten
Fluss bei Mamajovitz oder Luzan errichtet werden, um seine Flanque imd Rücken
von selbiger Seiten zu decken.
Wende mich also zu der dritten Abtheilung, als dem Zwischenraum von dem
Seret bis zu dem Suczawa-Fluss. So wie ich obeA erkläret, dass es nicht wahrschein-
lich seie, dass ein Feind gegen diese Gegenden eine solide Operation zu formiren
gedenken werde, obwohlen er zwar in Anfang einen einigermassen offenen Terraine
siebet, welcher aber rundherum mit Wäldern und Gebirgen umschlossen ist, die
ihme weiters einzudringen verbieten, dass also die hiebei vorwaltende Absichten blos
dahin gehen könnten, dahier eine Streif erei und Plünderung vorzunehmen oder sich
auch mit einigen Truppen vestzusetzen, um die Communication mit Siebenbürgen zu
incommodiren oder gar zu imterbrechen. Nach Maas dieser zu vermuthenden Ab-
sichten und der Stärke des Feindes könnte man ihme mit einer proportionirten Anzahl
Truppen entgegengehen, welchen das Seret-Thall hinter dem Molnitza-Bacb eine sehr
schön geschlossene Defense-Position anbiethet, wann dahier ein Einfall zu besorgen
wäre; gleichwie dann auch vor- und rückwärts Suczawa vor grössere und kleine
Corps die vortheilhafteste Positionen vorfindig sind, so dass man nach mehr oder
weniger gegea den Feind angemessener Stärke in einen Defensivkrieg entweder diese
Gegenden ganz decken oder wenigstens die Hauptheile und besonders die Erh-iltung
der Communication beschützen kann. Hierzu nun wünschte ich vorzüglich den sehr
wohlgelegenen Punkt Grenisestie*) als einen kleinen Place d'armees blos mit soliden
Erd werken zu bevestigen. Dieser Ort ist der Mittelpunkt zwischen Siebenbirgen und
Sniatin, dienet sowohl das DebouchoJ^) des Suczawa als auch das nicht zu weit entfernte
^) Buda, Dorf im G.-B. Sadagora.
*) Vielleicht Korowia, Dorf im G.-B. Czemowitz.
*) Hlinitzabach.
*} Graniczestie, Dorf im G.-B. Sereth.
0 Debouche = Debouchement, (frz.) Ausgang. Digitized byGoOQlc
30 F. V. Mieg:
Seret-Thall zu sperren, decket den rückwärts liegenden offenen Landesstricli zwischen
beiden Flüssen und versichert die Communication mit Siebenbirgen, ist sehr bequem
zu Anlegung eines Magazins, die aus beiden Ländern vorbeipassirende als auch in
diesem Thali verlegte Truppen zu versehen, und würde, falls man einmal in einem
Offensivkrieg einen vordeckten Einfall aus Siebenbirgen durch diesen vorspiingenden
Winkel gegen Jassy unternehmen wollte, zu einen Depot von Kriegsvorrath nützlich
sein. Wann man von obigen Punkt von GrenLsestie sodann ein Corps Truppen appairen^
kann, so wird man dadurch die Siebenbirgische Communication schon gegen eine weit
beträchtlichere Stärke versichern können, um da mehr, wann man zugleich von denen
vor- und seitwärts liegenden Wäldern mit leichten Truppen Meister bleibet.
Es befindet sich schon dermalen in diesen Gegenden das Kloster Dragomima,
mit starken, 6 Klafter hohen Maueiii und 5 vesten Thürmen umgeben, welches im
Stande erhalten zu werden verdienet, da es ein sehr guter Posten ist, aus welchen
man die umliegende Wälder besetzen kann. Diese Wälder in den Zwischenraum von
Siret bis Suczawa sind mehrentheils sehr dicht bewachsen, morastig, haben tiefe
Gräben und Thäler, sind also mit einigen Truppen zu sperren. Da aber indessen sich
doch Umstände ereignen könnten, die nicht erlaubten, unsere Kräften zu zertheilen,
sondern selbige an einem andern Ort concentrirt beisammen zu halten erforderten,
folgsam dieser Theil blos durch den benannten fortificirten Posten Grenisestie müste
gedecket werden, so würde dieser gegen einen kleinen Einfall zureichend sein; bei
einer zu sehr üben^iegcnden üebermacht aber würde sich der Feind des blossen
Landesstriches von Badautz [?] bis Burlinze") bemeistem, den Kutschurer Wald oder
Seret-Fluss bedrohen und die grosse Communication mit Siebenbirgen unterbrechen.
In Betreff des ersteren sind die Anmerkungen in vorhergehender Abtheüong schon
berührt, im andern Fall aber ist es wenigstens erforderlich, diese Communication,
obwohlen mehr beschwerlich und blos vor Infanterie und etwas leichte Reitterei ohne
Wagen, weiter rückwärts zu erhalten, welches auch mit wenig Truppen gegen eine
viel stärkere Macht vermittelst einer genauen Kenntnis deren Gegenden zu souteniren
ist. Da nun aber dieses den Hauptgegenstand der 4teu Abtheilung ausmachet^ so
führet es mich zu berührter Abtheilung, unter der schon anfänglich erwähnten Be-
merkung, dass ein Feind in diesen Gebirgstheilen blos eine Streiferei zu Plünderung
deren Gebirgsörter oder Störung der Communication zum Endzweck haben könne,
dass in diesem Theil keine Cavallerie und Artillerie, sondern blos Infanterie,
und dass dieser Zwischenraum, nämlich von dem rechten Ufer der Suczawa oder
eigentlich von dem Bergrücken, welcher auf der linken Seiten die Moldawitza und
den Moldawafluss cotoyret,*) aus hohen Gebirgen und ausser denen elenden, fast hals-
brechenden Fusssteigen in inpracticablen Wildnüssen bestehe ; dahero nicht zu ver-
muthen ist, dass ein Feind so verwegen sein wird, sich mit einer starken Anzahl
Truppen in diese Wildnüsse zu begeben, wo er mit einer guten Kenntniss und An-
wendung dieser vorth eilhatten Gegenden ganz leicht bis zum Verhungern einge-
sperret werden könnte. Gegen eine kleine Anzahl also und, wie zu vermuthen, nur
leichte Truppen, wird sich auch leichter zu defendiren sein. Indessen will ich diesen
Theil doch als ein wesentlichen Gegenstand einigermassen mehr zergliedern.
Ich setze voraus, dass nach geöfneter Communication mit Siebenbirgen entwe-
der der obig vorgeschlagene Punkt Grenisestie auf eine bequeme Mittelart zwischen
Feldschanzen und Vestungen bevestiget worden, oder dass man diesen Gebirgstheil
selbst als eine Vestung ansehen und mit einer gehörigen Anzahl Truppen versehen
wolle. In ein oder dem anderen Fall ist die Vorsicht vor Lebensmittel in diesen
Gegenden die erste Hauptsorge, besondei-s insolang, als Über die reissende und
öftere anlaufende Wässer keine standhafte Brücken erbauet sind, wodurch die
Communication versichert ist. In ersterem Fall könnte also Grenisestie als ein
»I Appuiren. (frz.) stützen.
*) Badeutz, Dorf im G.-B. Radautz; Berlince oder Styrcze, Dorf im G.-B. Seretii.
•) Cotoyiren, (frz.) sich längs des Ufers hienziehen. oigitized byGoOQle
Beschreibung der Bukowina. 31
Haaptdepot zu Lebensmittel dienen, aus welchen wiederum die Filial-Magazins in denen
Gebiigen zu Humori, Vamma') und Kimpolung errichtet werden könnten. Dorna wäre
mehr apportee/0 a^is Siebenbirgen versehen zu werden ; in dem anderen Fall aber
müste sich der Hauptdepot Sflbst in denen Gebirgen befinden, um nicht allein die
darinn verlegte, sondeni auch die durchmarchirende Truppen zu verpflegen.
Nach dieser Vorsicht folget also in Ansehung der Defense anzumerken, dass
es sowohl bei einem besorgenden Einfall in diese Gegenden als auch jederzeit von
grossen Nutzen ist, wann man die Liebe deren Gebirgsleuten, welche von einer
besseren Gattung Menschen als jene Wallachen in der Ebene sind, gewinnen kann,
weilen unter diesen Leuten sich sehr viele gute Schützen befinden, deren man sich
zu Beschützimg deren Gebirgen, mit Soldaten untermischt, sehr vortheilhaft bedienen
kann, wogegen sie aber auch, da sie die Gebirge und geheimste Schleichwege voll-
kommen kennen, gefährhche Verräther abgeben können.
Kapukodruluj*) formiret gleichsam das Thor in die hohe Gebirge, durch welches sich
ein grosser Weeg von Suczawa imd Roman*) ziehet, welcher auch für das schwere
Fuhrwesen bei Eröfnung der Siebenbirgischen Gommunication wird bestimmet werden
müssen, indeme der andere Weeg über den Humorj-Berg in der kürzeren Linie für
schwerere Ladung etwas beschwerlich sein wird. Es ist dahero erforderlich, dieses
Debouche mit einem gut versicherten Avis-Posten zu besetzen; die Linie aber zur
Hauptdefence muss weiter rückwärts, wo das Thall mehr geschlossen ist, genommen
werden, welche auch schon selbst von Sr. Excellenz Herrn Feldzeugmeister Baron v.
Elrichshausen bei Gura Humoniluj, wo der über den Humorj-Berg kommende Weeg
in diese Strassen einfallt, fürge wählet,*) und daselbst 3 Redouteii') anzulegen angeordnet
worden, wie aus dem beigefügten Specialplan Nr. IX. zu ersehen.^)
Diese Verschanzungen, die fast völlig fertig, können sodann noch mehr ver-
stärket und durch Linien oder Palisaden aneinander gehenget werden, wonach sie,
besonders wann man sich des oberen Waldes gut versicheret, eine solide Gegenwehr
leisten können.
Da aber auch diese Linie noch etwas ausgcdehnet und wenigstens einige Ba-
taillons zu einer .starken Defense erforderet, so könnte man bei Ermanglung deren
hierzu erforderlichen Truppen auch die Defenselinie nur etwe lOOO Schritt mehr vor-
wärts wählen, wo das Thall etwas enger, und die Verschanzung oder Verhau an den
hohen Bergkopf könnte angeschlossen werden, auf welchen [ich] schon wegen seiner weiten
Aussicht, mit welcher man das Debouche von Kapukodraluj und die Gegenden bis
über Baja entdecket, eine kloine Wachtredouten habe anlegen lassen. Verschiedene
kleine Holzwege, welche sich von Stupka und Illisestie») in das Moldowa-Thall ziehen
sind schon durch diese Linien gesperet, der letzte Führweeg aber, über den Humorj-,
Berg, bleibt noch rückwärts, erfordert also einen sehr gut besetzten Posten auf dem
Humorj-Berg, woselbst die Natur dazu sehr vortheilhaft ist, gleichwie man sich
überhaupt desjenigen Beigiückens, welcher von Kapukodruluj bis Wamma aufwärts
auf der linken Seiten die Moldawa cotoyret und dadurch der Flanque und des Rückens
wohl versichern muss, obwohl en von dem Humorj-Berg an nur schon elende Fu.ss-
steige oder Gebirgs-Playen») sich über diesen Bücken ziehen.
Auf dem rechton Ufer des Moldavaflusses hat ein dasiger Truppen-Commandant
seine Hauptvorsicht auf das Thall zu wenden, welches von Stulpikany kommt und
*) Klosterhumora, Dorf im G -B. Gurahumora; Wama. Marktim G.-B. Kimpolung.
») Portee, (frz.) Schuss- oder Wurfweite ; k portee, in angemessener Entfernung
») Kapukodrului, Dorf im G.-B. Gurahumora.
*) Uoman, Stadt in Rumänien.
») Vgl. Einleitung, S. 6.
*) Redoute, (frz.) kleine Verschanzung.
') Im k'. u. k. Kriegsarchive nicht vorhanden.
•) Stupka und lUischestie, Dörfer im G.-B. Gurahumora.
.) Play = Pusssteig. ^.^.^.^^^ ^^ GoOgk
32 t*. V. Mieg:
in benannten Floss bei CaseleBucsoie') einfallt, imgleicben auf das Thall von Monaster
Woronetz, weilen dabin von Mo .aster Slatiua^) aus verschiedene gefährliche Fusssteige
ibiue in Bücken gehen und diese Gebirge nicht so sehr impracticable sind als die
übrige, gegen welche er sich aber auch ganz leicht versichern kann, wann er nur die
Absichten und Bewegungen des Feindes in Zeiten erfährt, da nach der allgemeinen
Eigenschaft des Gebirgskriegs, welcher den Vortheil hat, dass man dabei sich mit
wenig Truppen gegen eine sehr ungleich stärkere Macht deiendiren kann, aber auch
mehr masquirten Attaquen und verborgenen Bewegungen ausge setzet ist als auf der
Ebene, allhier gleichmässige Beschaffenheit ol»waltet.
Mir scheinet, dass hierinfalls ein Truppen-Commandant sich sehr gut versichern
kann, wann er auf dem linken Ufer der Moldowa einen geschickten vertrauten Unter-
officii^r mit 12 Mann theils Soldaten, theils Gebirgsschützen, welche die Gebirge voll-
kommen kennen, als einen kleinen Partisan» vor seinen Cordon beständig herumziehen
lässt, eine Truppe von gleicher Art auf der rechten Seite nebst gut angeordneten
Patroullen, wovon dio Mannschaft in Wäldern niemalen zusammen, sondern wenigstens
ein Mann von dem andern 1(»0 Schritt entfernt gehen muss, und die schon ervvehnte
Liebe deren Landleuten werden ihn fast vollkommen sicher stellen, wobei er dann
noch zu mehrerer Versicherung seines Rückens bei Monaster Voronetz und Stulpikani
einen Keserve-Troappe aussetzen kann, die wiederum vorwärts detachiren und das
Slatina-Thall beobachten lassen.
Ich unterlasse die mehr detaillirte Aussetzung deren kleineren Avis-Posten
beizufügen, weilen sich deren Nothwendigkeit und Stellung aus denen in den Plan
bezeichneten Plaien oder Fusssteigen selbsten ergeben und jeden einsichtsvollen
Commandanten sogleich ins Aug fallen werden, wogegen aber eine andere mir
scheinende nöthige Anmerkung nach der Natur dieser Posten anfügen will, nach
welcher ich wünschte, die Reservetruppen ebenfalls mit einer Bauernreserve zu ver-
sehen, welche mit Hacken in Bereitschaft wären, überall, wo es erforderlich würde,
sogleich einen Verhau zu machen, wie ich überhaupt jeden detachirten Posten eine
Anzahl Bauern mit diesen so nützlichen Werkzeug beigeben wollte, womit in wenig
Stunden in diesen Gegenden bessere Verschanzungen gemacht werden, als in der
Ebene in vielen Tagen ; nnr wenig a tempo umgehauene Bäume können hier eine
grosse Expedition scheitern machen.
Nach dem BLumori-Pass ist Vamma bei dem Zusamraenfluss der Moldova xmd
Moldavitza der allerbeträchtlichste Punkt, weilen er einestheils das Moldova- Thall, in
welchen das Gebirgs-Magazin sein muss, sperret, theils weilen man sich noch mit
einem Fuhrweeg von hier bis Monaster Moldavitza in diesem Thal links wenden und
dadurch über Monaster Suczawitza gegen Fratautz die oberwehnte Nothcommunication
mit Fussvolk und leichter Reiterei erhalten kann. Hiebei ist der Fusssteig von Mo-
naster Moldavitza bis Suczavitza über jenen Bergrücken morastig, eng und
sehr steil, so dass die Cavallerie absitzen und ihre Pferd führen muss. Dieser
Fusssteig erfordert 4 gute Stunden. Von letzteren Kloster aber fangen schon wiederum
die Fuhrweege an, mit welchen man sich entweder auf die grosse Commimications-
stra«se auf Stirtze Burliiizo oder, durch die Wälder verdeckt, zum Serethfluss und
bis Kutti ziehen kann. Diese Waldweege sind mehrentheils schlecht und sehr
morastig. Erv ehntes Kloster ist ein solides Gebäude, mit einer hohen Mauor und
Thürmen umschlossen, und hat eine starke go wölbte Kirchen, so dass es einen guten
Posten abgeben und einen kleinen Magaziusdepot gegen einen leichten Anfall ver-
sichern kann, wann man nicht befürchtet, dadurch seine Absichten zu entdecken.
Ohnweit vorwärts vor Vamma ist eine solche Strimptura*) oder Gebirgsenge, wo
mau dieses Thall mit wenig Truppen gegen sehr viele fast inpenetrable sperren kann,
*) Stulpikany und Bukschoja, Dörfer im G.-B. Kimpolung,
«, Woronetz in der Bukowina (G.-B. Gurahumora), Slatiaa in Rumänien.
8) Partisan, (frz.) Anführer eines Streifcorps.
•*; Strimptura =r strimturft, (rum.) Enge, Engpass, ^^ I
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Beschreibung der Bukowina. 33
gleichwie dann auch die es rechts und links umschlüssende Gebirge immer mehr und
mehr impracticable und die wenige Plaien oder Fusssteige schlechter werden, dass
es also auf die blosse Kenntniss derselben ankommt, sie unbesorgbar [?] zu machen.
Von Posorit aus ziehet sich auch über Szadova*) in einer kürzeren Linie noch ein
Fusssteig oder Nothcommunication auf Vuron») Poluj und sodann über Monaster Molda-
vitza auf Monaster Suozawitza. Dieser Fusssteig erfordert schon 97, Stund und ist sehr
steil imd schlecht.
Noch weiter rückwärts bei dem' Einfluss des Putna-Baches in die Moldova
ziehet sich noch eine Nothcommunication, die aber noch mehr schlechte und bei
Regenwetter wegen Ausglitschung in die Präcipice^; mehr gefährlich ist, würde also
höchstens vor Infanterie in äusserster Noth zu brauchen sein, welche 4 starke Marche*)
bis Kutti hätte, wo wiederum der Fuhrweeg antungt. Indessen könnte man sich, wann
vorwärts gesperret sein sollce, dieser kürzeren Linie und verdeckten Fusssteigs,
welcher von obigem Punkt in der Fundu-Moldova auf Czipot, von da auf Ploska')
und so weit^rs längst dem Putilova- und Czeramos-Thall auf Kutti gehet, vor Kund-
schafter imd Ordonanzen*^) mit Gebirgspferden nützlich bedienen ; bei grossem Wasser
aber ist dieser Fusssteig nicht zu passiren, welcher auch jederzeit sehr morastig ist.
Endlich gehet noch in der allerkürzesten, aber auch aüerbeschwerlichsten Linie
ein Fusssteig von Rodna aus Siebenbirgen über die Kukuruza.'; Persa, Vurvul Homuluj,
Stenisora, über di j goldene Bistritza auf Obsina Deduli in die Moldova abfallend und
sodann mit vorhergehenden beschriebenen Plai auf Kutti. Dieser Fusssteig ist aber
bei grossem Wasser durch die Bistritza und bei grossem Schnee über die Blosse des
Persabergs nicht practicable. Zwischen Wama und Kimpolungo, als auch zwischen
Kimpolung und Posorit finden sich wiederum solche Strimbturen oder Enge, welche
den verwegensten Feind aufhalten können.
Das Bistritza-Thal hat in einer grossen Entfernung bei Bakow,«j wo die Bistritza
in den Siret-Fluss einfallet, eine Coramunication mit dem offenen Land, von woher
sich längst dem Ufer des erste ren Flusses ein zwar schon an sich halsbrechender
Fusssteig nach Doma ziehet Es erforderet aber demohngeachtet die mihtarische
Vorsicht, einen kleinen Rcservi-Trouppe nach Dorna zu postiren, welcher einen Avis-
Posten auf die Felsen hinter dem Strama-Thall [?] voraussezet, der sich im Fall der
Noth blos mit Steinen defendiren kann; gleichwie dann auch dieser Domaer Trouppe
die übrige kleine Plaien, welche auch sehr schlecht und in einer noch grösseren
Entfernung mit dem flachen Lande Communication haben, rumiren und einen kleinen
Posten zwischen Sarodoma») aussetzen muss.
Nach diesem Hauptentwurf einer militärischen Disposition vor diese Gebürgs-
gegenden wird ein Commandant deren zur Beschützung dieses Theils bestimmten
Trouppen ganz leicht nach Maass ihrer Stärke die fernere Eintheilung des Details
trefen können, wobei vielleicht nicht undienHch wäre, wie ich gleichmässige Methode auch
in meinen Siebenbirgischen militärischen Grenzbeschreibungen angemerket, die Pia-
cirung deren Trouppen in Avis-Posten, welche den Feind zu observiren bestimmt, in
Posten d'appui,'») aufweiche sich erstere repliiren,**) und wobei des Feindes Contenance
«) Sadowa, Dorf im G.-B. Kimplung.
*) Virful, ^rum.) Gipfel, Spitze.
») Praecepisse = Pröcipisse, (frz.) Abgrund.
*) Marche, (frz.) Märsche.
») Szypot, Dorf im G.-B. Seletin; Ploska, Dorf im G.-B. Wiznitz.
•) Ordonanz, (frz ) Dienstwache ; Soldat, der zu Meldungen gebraucht wird.
'3 Kukuraza, Persa, Virful Omolui, Stenisore und Obcina Dedului, Berge im
Quellgebiete der goldenen Bistritza und ihrer Zuflüsse.
>) Bakau, Stadt in Bumänien.
*) Sara Doma.
>*) Appui, (frz.) Stütze.
**) Sich replüren, zurückweichen, sich zurückziehen. r^^^r^T^
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34 F. V. Mieg:
muss probiret werden, ob es keine falsche AUarme oder masquierte Attaquen sind,
und endlich in die Hauptposten oder Reserven eingetheilet würden ; in welchen Fällen
dann bei Verhau und Verschauzuugen in diesen Gegenden der Soldat mit einer andern
Arth Wafien, nemlich auf lange Stangen aufgesteckten Bajonetten, sich leicht und
nützlich bewaffnen kann.
In Ansehung der Natur deren Wässern muss ich nochmalen bemerken, dass es
höchst erforderlich ist, sich in Doma, Kimpolung, Warna und Humorj mit separirten
Depots von Lebensmittel zu versehen, wann auch wirklich über die Hauptwässer
Brücken errichtet wären. Durch welche Anstalten also diese Theile des rechten
Flügels zinüich gedecket, imd ein Feind sich nicht leicht zwisohem dem Sirth
und Suczawa-Fluss festsetzen würde, wann man ausser dem fortificirten Posten von
Grenisestie noch von dem hohen Gebirg imd auf der anderen Seiten von dem Kutsurer
Wald Meister ist. Bleibt mir also nur noch übrig, den Plan Nr. X des vorgeschlagenen
Communications - Weegs nebst dessen Reparaturen und die Strassen - Tabellen
beizufügend)
Voriheile dieses Winkels in einem Offensivkrieg.
So wie ich in vorhergehenden Abtheilungen in Ansehung eines Defensivkriegs
angemerket, dass es nicht wahrscheinlich, dass bei einem von Seiten der Pforten
gegen unsere Staaten sich ereignenden Bruch ihre Operationen in einem einfachen,
sondern blos in einem mehr verwickelten Krieg sich gegen den rechten Flügel,
Galliziens ziehen können, so scheinet mir nunmehro gegeutheils nach der schwachen
Einsicht, die ich in einen vasten Operationsplan haben kann, dass wir unsererseits
nur in einem einfachen Krieg gegen jene Nation, während dass die Hauptstarke an
der Donau agiret, von hier aus eine sehr würksame Diversion zu machen gereitzet
werden können, wozu uns die natürliche Laage dieses Winkels und Siebenbürgen
sehr viel Vortheile anbiethet. Wir nähern uns mit diesem hervorspringenden Landes-
strich bei dem Einfluss der Suczawa in dem SiretFluss bis auf 9 Meilen dem Centro
der Moldau und der Hauptstadt Jassy, Siebenbürgen umschlüsset die übrige
Länge.
Dieser Buccoviner District ist sehr viehreich, dass er auch noch zu Ende des
vorigen Kriegs denen Russen aus dem blossen Czemowitzer District 1U»0 Wägen und
aus unsem Theil von Suczawa 1)00 Wägen stellen müssen. Die Bussischen Feld-
posten sind von Czernowitz bis Jassy auf jeder Station mit 40, von da bis
Brayla und Bukarest n«it lOO Landpferden ohne Klagen des Landmanns besetzet ge-
wesen. Ihr Fuhrweesen vom Land Wird auf 20000 Wägen betragen haben, woraus
man die ausserordentliche Anzahl vom Zugvieh beurtheilen kann und die Vortheile
zur Verpflegungsarth, um da mehr, da alles dieses Vieh überall vor sich Grasereien
findet.
Die Gebürge können sehr gute Tragpferde vor die Zelter foumiren. Bricht man
vor, so findet man Resource an Schlachtvieh, auch etwas Gstraid. Wir haben den Lauf
des Bruth-Flusses, dessen wir uns mit Flössen jederzeit und mit platten Fahrzeugen
bei Mittelwasser bedienen können. Unsere Gegenden sind so gedeckt, dass wir darinnen
fast unbemerkt Truppen ansammlen, Magazins anlegen und, besonders wann wir einen
wohl gamirten Wafienplatz an denen Grenzen haben, welcher schon in Friedenszeiten
mit Mund- und Kriegsvorrath versehen ist, jederzeit in die von Truppen entblöste
Provinz, welche von denen übrigen türkischen Staaten so weit entfernt und durch die
Donau abgeschnitten ist, dass sie ohne grosse Zeitverlust und weitläufige Zube-
reittimg nicht sobald eine Hülfe erwarten daif, einbrechen können, wobei die Heder-
liche und ohnbeträchtliche Chotjrmer Garnison in keine Betrachtung zu ziehen.
Nach Mass aller dieser Umständen, der Stärke deren vorfindigen Truppen und
deren übrigen politischen Combinaisons können wir also einen mehr oder weniger
soliden Operationsplan zu einem Offensivkrieg in diesen Theilen einnohten, welcher
») Bei Werenka, a a. 0. Beü. LXXV.
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Beschreibung der Bukowina. 35
ent^weder mit einem Einbruch eines einzigen Corps eigentlich eine blosse Excursion
ohne solide Absichten zum Grunde hat, oder eine von dieser Seiten einzuleitende
würksame Haupbdi Version, welche in die andere Operationes EinÜuss haben solle,
unternehmen.
In ersterem Falle kann sich ein Corps hinter dem Buccovina-Wald formiren,
durch diesen Wald sogleich in das türkische Chotimer Territorium hervorbrechen und
selbiges sowohl als die ganze Gegend bis Jassy in Contribution setzen. Nach Be-
schaHenheit der Chotymer Garnison wurde man vielleicht dabei mit glücklichem
Erfolg eine Suprise*) an diesem elenden Nest tentiren oder wenigstens ihre Contenance
mit einer feurigen Visite durch Haubitz-Grenaden probiren können.
Nach dem anderen mehr soliden Operationsplan könnten sich unter verdeckten
Vorwand 3 Corps an verschiedenen Oertern. nemlich eines in Pokutien, das andere
bei Bistritz und das dritte in Haromzek in Siebenbürgen, zusammenziehen und sodann
ganz unvermutbet durch die verschiedene Debouch^es herausbrechen, als: das 1. Corps
durch den Buccovina-Wald gegen Chotim, da.s 2. durch die neue zu errichtende
Communication aus Siebenbürgen über Suczawa nach Jassy und das 3. über den
Oytos- oder Gyemespass auf Fogsan.>) Ersteres Corps könnte sein Depot in Snyatin,
das 2. in mehrerwehnten Grenisestie oder Suczawa nnd das 3, in denen Gebürgen aus
dem fruchtreichen Haromszek und Burzel-Land errichten ; gleichwie dann auch so-
dann in der Folge deren \v eiteren Operationen die Verpflegstransport vermittelst flacher
Fahrzeuge auf den Bruthfluss von Snyatin aus erleichtert werden könnten, da mich
die kundige Landleute versichern, dass dieser Fluss hinimterwärts weder Felsen noch
Sandbänke habe, auch die Ufer so beschafien seien, dass man Gehsteige errichten
könne, um die Fahrzeuge mit Pferden wiederum heraufzuziehen.
Das Pokutische Corps müste seine Hauptoperation dahin wenden, in so kurzer
Zeit, als möglich wäre, entweder durch eine Surprise, heftiges Bombardement oder
formliche, warscheinlicherweise sehr kuize Belagerung Chotyn zu emportiren.
Das 2. Corps kann ohne Hindemüss in die Hauptstadt Jassy als einen offenen
Ort einrücken (wovon nichts als das Schloss mit einer schlecüten Mauer versehen),
besetzet selbige, machet die Ausschreibungen an das Land, errichtet ein Nachschubs-
Magazin und rücket gegen Bender vor, um selbiges zu bloquiren.
Das 3. Corps, bei Fogschan, setzet die untere Theile der Moldau und der an-
grenzenden Walachey in Contribution, kann sodann entweder bis an die Donau ^ror-
rücken oder sich zwischen dem Siret- imd Bruthfluss festsetzen, um von selbiger Seiten
den Feind zu observiren.
Nach der Eroberung von Chotym vereinigt sich das erstere Corps mit dem bei
Bender, und würde sehr vortheilhaft sein, wann man sich auch dieses Platzes, dessen
Stärke man nicht nach der lezten langwürigen Bussischen Belagerung beurtheilen
darf, bemeistem könnte, wozu dann die Belagerungserfordernisse und Canons selbsten
aus Chotjm, wie ich sicher glaube, auf dem Niester transportiret werden könnten.
Nach der Einnahm dieser beiden Plätze würde vielleicht die Politique erforderen,
sie sogleich in die Luft y\i sprengen, womach sich alle 3 Corps würden vereinigen
und eine Arm^e an der Donou formiren können, welche sodann nach Maass des glück-
lichen Fortgangs deren kais. Waffen über der Donau ihre weitere Operationen ein-
leithen könnte.
Die Wälder an der goldenen Bistritza, bei Holda [?] und Bistritza,[?] foumiren Schif-
bauholz, 80 dass die Bussen erwehntermassen öfters daselbst 600 Arbeitter gehabt,
dieses Holz zu fällen und aus dem gröbsten auszuarbeiten, welches Holz sie sodann
nebst Mastbäumem vermittelst der Bistritza und Siretfluss bis in die Donau geflösset
haben, dessen wir uns dann auch ie Erfordemissfall nutzbar bedienen könnten.
Mieg
Major vom Generalstaab.
*) Suprise =: surprise, (frz), Ueberfall, Ueberrumpelung.
*) Focftani (sprich : Fokschani), Stadt in Rumänien.
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Gopgle
36 F. V. Mieg:
Nachtrag.
Vorstehende Anmerkungen sind in der Zeit zusammengesetzet worden, da die
Linie an dem Siret-Fiuss schon durch gemeinschafllice Uebereinstimmung deren bei-
derseitigen Grenzcommissairs bestimmt und festgesetzet gewesen, und wir uns nach
der eingeleiteten Negociation des Baron Thuguts und schmeichlenden Hofnung von
der erwünschten Linie des Bohatin-Bachs versicheret hatten.
Da nun aber gegen alles Vermuthen die Linie bei dem Siret-Fluss von der
Pforte völlig umgestossen worden, und in Ansehung des Rohatiner Baches gar nicht
durchzudringen wäre, so entstehet bei der neu abgeänderten Grenze, welche in d*r
Originalcharte Nr. l zu ersehen, in Ansehung der bemerkten obigen Beschreib ongen
ein kleiner Unterschied, womach zwar der Verlust in Betref deren Provincial-Gegen-
ständen zwischen dem Suczawa- und dem Siret-Fluss in Anbetracht auf Militarab-
sichten und einer geschlossenen Landesgrenze sehr wesentlich ist, indeme uns
durch diese ungeschickte Landesgrenze der schöne Buccovina-Wald durchschnitten
worden, und wie in einem offenen hervorspringenden Winkel die Festung Chotyn, so
wie die Türeken rückwärts dem Buccowina Wald unseren Hauptort Czemowitz im
Rücken sitzen, wodurch wir dann diese offene Linie gegen Praevarication, Emigration,
oder Pest-Umstände nicht anders als mit sehr gro^^en Plagen tür das Militair und
äussersten Ueberlast des Landmannes durch Zuführung des so viel nöthigen Brenn-
holzes vor die viele in diesen freien Gegenden erforderliche Wach thütten werden versichern
können. Gleichwie dann auch daraus entstehen wird, dass unserer noch von dem Buc-
covina-Wald übrig gebliebener Holztheil, welcher etwas über den dritten Theil betragt
sehr leiden wird, wann wir unsere Dörfer zwischen dem Bruth imd Niester nebst dem
Salescziker Magazin davon versehen müssen, und uns nicht die Türken von ihrer
Seiten aushelfen.
Bei einem besorgenden Einbruch haben die Türken, wann sie sich in ihrem
Antheil des Buccovina- Waldes festsetzen, einen offenen Weeg von Chotym in diese
Theile, wofern wir sie nicht durch gute Dispositions davon abschneiden und uns ver-
mitteLt deren Waldweegen sogleich deren Hauptposten zu bemeistem suchen, welches
folgendermassen kann bewürket werden, wann sich in kais Podolien ein Troupp ohn-
bemerkt Rohatin gegenüber samlet, alldorten überschift, sich zu Rohatin in 3 Theile
theilet, wovon der erste die von Chotym kommende grosse Straasse ruiniret, sich
hinter dem Bohatin-Thal festsetzet und, was von Chotym kommen könnte, aufhält; die
2 übrigen Theile rücken vor und bemeistem sich des Postens vorwärts Bojana Blesi
wo die 2 Weege von Chotym und Malenitz zusammenkommen, wovon sodann der 3.
Theil i»uf dem nemlichen Malenitzer und Schillewitzer Weeg weiters rucket, um sowohl
diese als die von Dessawenetz dahin einschleichende kleine Holzweege zu ruiniren und in
sperren. In gleicher Zeit bricht von Czemauka ein anderer Trouppe auf Fontina Saoki
hinaus, welcher durch femers detachirte Abtheilungen auf Bojana Harbuszes und
Dialmare Posto fassen lässt, die aus- und eingehenden Weege sperret und sich mit
der erstem Abtheilung vermittelst der von mir von dem Dialmare ausgehauenen Pa-
trouillir, Play in Communication setzet. Ein Trouppe von etwa 400 Mann, gut gefBhret,
mit Holzhacken sowie mit Gewehr versehen, um sich in ihren Posten zu verhauen,
kann diese Expedition unternehmen und sodann noch jederzeit mit einer grösseren
Anzahl imterstützet werden.
Das fürzüglichste aber zum Besten des Allerhöchsten Dienstes würde sein,
wann wir nach meinem schon diesfalls an Baron Thuguth bemerkten Antrag und
auch vorläufige Einleitung des 2. Articuls der neuen Convention den Umtausch des
Rokitna-Bachs gegen jenen Winkel des Chotymer Territorii iu ErfuDung bringen,
wozu nach einigen Zeit-Verlauf vielleicht die Türeken selbst mit Einsicht dieser un-
natürlichen Grenze und nach ihrer eigennützigen Neigung, da sie in ersterem Landes-
strioh einige und weit bessere Oerter mehr als die ihrige überkommen, nicht abgeneigt
sein werden.
Mieg
Balamutka, den 2. Jul^' 1776. Digitiz|^^j^^j ^^^ GeneraUUb.
besohreibnng der Bokowink. 3t
Anhang
Anmerkungen zu den Plänen. ^)
Ad ni. (Specialplan der Position bey Mumaiewitz). Der Plan zeiget klar, wie
voriheilhafit diese gegend zu verschiedenen absiebten zu verwenden. Die kleine Erd-
höhe a bey dem Mumajewitzer Teich biethet eine sehr starke laage zu einer Festung
an, welche dadurch noch mehr verstärcket würde, wann man den schon ziemlich be-
trächtlichen bach von Luzan in den morast b einleithen wolte, welcher ohne hin bey
etwas nasser JahrzeJt schon sehr harth zu passiren ist; der obere theil in o ist weniger
beschwerlich. Wogegen der grosse teich und der morast d völlig impracticabel, dass
also eine sehr kleine firont vor die attaque übrig bliebe. Bey allen diesen morasten
aber ist diese gegend nicht ungesund, hat gute felder und brunnen mit reinem wasser;
Gleiche vortheile findet man also hier zu einem verschantzten laager, so wie auch zu
leldschantzen bey der mühle in e, um die yon Jassy und Ohotym kommende land-
strasse zu sperren. Ingleichen eine inattaquable position vor ein kleines Corps, welches
seinen linckeu flügel an den teich und deu rechten an den Pruthfluss apuüret.
Ad IV. (Specialpian deren Swiniaczker anhöben an dem Nioster Flnss). Dieser
ponct und position scheint mir zu general absiebten rehr vorheilhafft zu seyen, man
erhält dadurch die Communication mit kays. Podolien, ist Meister vom Niester Fluss
und decket die in einer kleinen entiemung vorbey ziehende Landstrasse, welche von
Chotym und Jassi auf Horodenka und so weithers in das land gehet; von welcher
Landstrasse sodann rechts, etwa eine halbe Meilen weit bey dem Dorfe Yerenczanka
das grosse morastige thal und die teiche entspringen, welche sich bey Mumaiewitz
vorbey bis in den Pruth ziehen, von dessen rechten ufer schon die grosse Wälder
anfangen, die sich ohnunterbrochen bis an Siebenbürgen und an die Marmaros an-
schliesen. so dass dieser punct, wie in meinen Militairischen anmerckungen angeführet,
auch zu einer Festung mehrere Vortheile als Snyatin anbiethet; die Specielle laage
scheinet zwar anfangs nicht so sehr vortheilha£^ zu seyn, weilen sie ihre stärcke
mehr in der Flancque und rücken als in der Front zeiget, indessen kan man ihr mit
der kunst und arbeithen zu hülfe kommen.
Wolte man also diesen punct in ofiensiv Operationen, um ein Depot von Le-
bensmittel zu versicheren, in defensiv absiebten aber um das land zu decken, zu ver-
schantzen fürwählen, so können die linien nach maas der stärcke auf verschiedene
art und mit mehrerem oder wenigerem umfang bestimmet werden, und f^ge ich in-
dessen nur eine arth nach der nathur des terrains mit denen punctirten rothen linien
vor ein mittelmässiges Corps bey. Sollte der Trouppen anzahl aber mehr betiächtlich,
schon bis zu einem kleinen Corps d^arm^e steigen, so kan auch eine grössere etendue
in verschiedenen graden und zwar in letzteren dergestalten fürgewählet werden, dass
der rechte Flügel bis auf die anhöhe bey der Landestsassen in a extendiret, und der
linke auf die anhöben b am Niester apuiret wird, welche position mehr frey, aber auf
der rechten Flancque stfurcke Vei-schantzungen erfordert.
Ad VI. (Specialplan des Czutzka Passes). Durch diesen Pass gehet die grosse
Landstrasse, welche von Chotym imd Jassy kommt, und ist allhier der bequemste
weeg welcher in dem gantzen zwischen räum von dem Niester bis zu depi Pruth
flosSy den Bukowina wald oder den Cordon traversiret, erfordert dahero die grösste
auimercksamkeit. Die natur biethet allhier einem militärischen Auge verschiedene
linien und art^ en von defense an, gleichwie dann auch schon die alten den werth
dieser position zu schätzen gewust, da sie die ia dem plan bemerckte linie mit einem
sehr starcken profil aufjge werfen, sie hat aber den nachtheil, duss sie nicht flanqui-
ret ist, uud man sich hinther der sehr nahe gelegenen erdzunge a ohnentdecket for-
miren und sodann hervorbrechen kan; gehet man weithers vorwärts gegen den Ribne
bach, so ist man dominiret. Ich würde hahero diese linie zuwerfen und weither rück-
Pläne.
Diese Anmerkungen befinden sich auf dem rechten und linken b^H^O^^lC
38 ^« ^' Mieg : Beschreibung der Bukowina.
wärts, wo b der höchste punct auf dieser seithen und c der höchste punet jenseits
ist, meine position ohnegefehr nach beygemerckten rothen linien furwählen, wobej
auf dem rechten ufer des Pruths ein starcke Redoute sehr imponiren und nebst der
comunication in d nach meinen gemachten anmerckungen erforderlich wäre. Von dem
Bibne graben kan ein verhau bis zu dem Stanahora graben gezogen werden, aus
welchen man einen angreifenden Feind seine Flancque und rücken bedrohen kan.
Gleichwie auch in e ein Cavallerie Trouppe verborgen, in f heraus brechen und dem
stürmenden Feind in rücken fallen kan, besonders wan die Jahrszeit etwas trocken,
wo sich der morast nicht so nahe an die abdachung anziehet.
Ad. VIII. (Position an dem Terehlui bach>. Dieses ist eine sehr schöne defensiv
1 osition, wann der Feind den Bukowina Wald oder zwischen räum von Niester bis
Pruth Fluss, tmdurchdringlich findet, letzteren Fluss passiret, ober Mamomitze ein-
bricht, und en faveur deren bey Czemowitz dominirenden anhöhen den Truth zu re-
passiren und dem Zuczka Pass in Rücken zu kommen gedencket. In welchem F&ll
also diese Stellung a b der lincke Flügel auf die anhöhen gegen den Pruth und der
rechte gegen die alte Schantze aboutirend könnte fürgewählet werden. Die alte schantze
c kan, da sie auf einer schmalen zunge liegt, beyderseitig s<'hr steil und bewachsen
ist, durch viele abschnitte imprenablement gesichert werden, sie hat eine gute comu-
nication und bestreicht den mehresten theil der Front welche durch das ravin und
Terehlui bach «i;edecket wird. Letzterf^r baoh hat hohe ufer und kan durch kleine
arbeithen geschwellet werden Der linke Flügel ist ohne hin in attaquale, batterien
würen in d anzulegen. Wolte man sich auch auf der anderen Seiten des baches mit
einer etwas avanturirten aber starcken Verschantzung fest setzen, so würde der punct
in e sehr vortheühaüt seyn, welcher erwähnten bach bestreichet, wornach man auch
eine redoute in f errichten könnte, welche von letzterer höhe dominiret ist Ziehet
sich der Feind gegen Molodie und bedrohet auf selbiger selten einzubrechen, so kan
die 2. Stellung genommen werden, wobey die alte schantz.) gleichmässige dienste
leistet, und müssen todann die leichten trouppen suchen, sich in denen jennseitigen
Wäldern zu souteniren und den Feind in Ruckeu zu fallen.
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m
in Sucza^s^a,
Vorläufiger ßoriclif T?om H« H. Conserpafor Carl (J. Komsforfor.
Am 10. September 1893 wandte ich mich an die k. k. Central-
Commission für Kunst- und historische Denkmale in Wien um Be-
willigung eines Betrages zur Deckung der Barauslagen für die gele-
gentlich der von mir geplanten, genauen technischen Aufnahme des
alten Fürstenschlosses in Suczawa nothwendig werdenden Grabungs-
arbeiten nach den bereits verschütteten Fundamenten. Nachdem die
Central-Commission erklärt hatte, aus eigenen Mitteln nur im äussersten
Falle einen Betrag zur Verfügung stellen zu können, mir aber ihre
Unterstützung in jeder Hinsicht angedeihen zu lassen, petitionirte ich,
mit dem Hinweise, durch diese Arbeit in erster Linie meiner freiwillig
übernommenen Pflicht als Conservator nachkommen zu wollen, in einer
wohlmotivirten, ausführlichen Eingabe dd. 15. Dezember 1893, an den
Bukowiner Landtag, — derselbe möge die Forschungsarbeiten an dem
einzigen monumentalen Werke der mittelalterlichen Profanarchitektur des
Landes, einesWerkes von hervorragender historischer und kunstgeschicht-
licher Bedeutung, durch Bewilligung einer Subvention ermöglichen. Am
15. Juni 1895 erhielt ich den Bescheid mit allerdings vorläufiger Abweisung
des Ansuchens. Mittlerweile hatte das k. k, Ministerium für Cultus und
Unterricht mit dem Erlasse vom 30. März 1895, ZI. 6024, den Betrag
von 300 fl. flüssig gemacht und mich angewiesen, die Durchforschung
der Ruinen des Wojewodenschlosses vorzunehmen.
Die Burg liegt an einem schon von der Natur aus vorzüglich ge-
sicherten, strategisch höchst wichtigen Punkte, am sog. Schlossberge,
welcher im Norden und Nordwesten schrofl' gegen den seinerzeit ganz
knapp herangetretenen Suczawafluss und im Westen gegen den tief
eingeschnittenen Kakainabach abfällt, u. z. etwas oberhalb der ehe-
maligen Bachmündung, an einer im Westen des Schlossberges massig
vorspringenden Stelle, welche überdies noch gegen Süden zu durch
eine Seitenschlucht geschützt ist. Ein Hauptgraben von durchschnittlich
25 Meter Weite und 10 Meter Tiefe, zieht sich um die Nord-, Ost- und
Südseite herum, der an letzterer von einer durch Strebepfeiler ver-
stärkten und ehemals von Rundthürmen flankirten inneren Wallmauer
von 2V2— 3 Meter Stärke begränzt ist. Diese besitzt ein 6 Meter breites
40 ^^i A- äomstor^er:
Ausfallsthor und zeigt noch heute eine Höhe von 16 Meter über die
jetzige Grabensohle. Im Norden*; zeigt die äussere Grabenseite Reste
von Böschungsmauern, welche wahrscheinlich den Unterbau für einen
daselbst bestandenen Graben Übergang bildeten, ferner in der Nähe
davon noch Rudimente eines Gusspflasters. Im Osten sieht man an der
inneren Grabenseite Theile von Futtermauern, die möglicherweise zu
Ausfallsthoren gehörten ; im Westen dagegen Theile von Futtermauem,
eines Rundthurmes und der Hauptmauern des eigentlichen Schlosses,
von welchem Giebelmauern und sonstige Gebäudetheile daselbst längst
den steilen Hang abstürzten ; sie sind an dessen Fusse noch heute als
kolossale Mauerblöcke sichtbar.
Die Breite der Burg in der Richtung von West nach Ost beträgt
exclusive Graben durchschnittlich 80 Meter, die Länge von Süd nach
Nord rund J20 Meter.
Vom Schlosse waren bisher ausser den erwähnten Mauerresten
an der Westseite, einem an der Ostseite etwa noch einen Meter über
das Terrain vorragenden quadratischen Thurmunterbau, endlich der im
Norden befindlichen, bis 5 Meter über das Terrain reichenden Theile
der Hauptapsis der Burgkapelle mit Spuren der ehemaligen Bemalung,
nur noch an zwei Stellen (Nordost- und Südostecke) Mauerungen mit
einigen Decimetern über der Oberfläche sichtbar, während im Süden und
Norden des Schlosses, d. i. im äusseren Schlosshofe, sowie ferner im
inneren Schlosshofe riesige Mauerblöcke den sehr hügeligen, mit einer
dichten Grasnarbe versehenen und als Weide benutzten Boden bedeckten.
Die innerste verhältnismässig höher gelegene Stelle der Burg, an
welcher der eigentliche Schlossbau zu vermuthen war, Hess eine durch-
schnittliche Breite in der Richtung West-Ost von 40 bis 50 Metern und
eine Länge über 60 Meter erkennen.
Auf dem entgegengesetzten, ebenfalls hoch gelegenen Ufer des
Kakainabaches liegt die ruinenhafte alte Metropolitan- genannt Miroutz-
kirche, deren Erbauung die Sage einerseits dem Fürsten Dragosch,
andererseits, was wahrscheinlicher ist, dem Fürsten Juga II. zuschreibt.
Letzterer war der Vorgänger Alexander des Guten und regierte aller-
dings blos ein Jahr — das erste Jahr des XV. Jahrhunderts. Die
Miroutzkirche, welche jetzt in ihrem ursprünglichen moldauisch-by-
zantinischen Stile wieder hergestellt werden wird, soll mit dem Burg-
schlosse unterirdisch oder mittelst einer Brücke, aus Häuten bestehend,
eine direkte Verbindung besessen haben, eine Sage die sich bekanntlich
in ähnlicher Weise bezüglich sehr vieler befestigter Punkte in ver-
schiedenen Ländern wiederholt. Es wird sogar behauptet, dass das
Schloss mit der entfernteren, — neben der vom Wojewoden Peter Raresch
(im Jahre 1534-35) errichteten Demetriuskirche gelegenen — sog.
♦) Richtiger Nord-Nordost; der Kürze halber wurde und wird auch im ferneren
Verlaufe der Abhandlung hiefiir Norden gesetzt werden, ebenso wi^ för Os t-Sü<lost
Ost, Süd-Südwest Süd und West-Nordwest West Digitized by CiOOQle
t>ie t^orsohongsarbeiteH am alten Wojewodenschlosse in Suozawa. 4l
„Rösidenz", von welchem Gebäude man noch Reste der alten Funda-
mente u. dgl. in der Stadt Suczawa wahrnimmt, unterirdisch verbunden
gewesen sein soll. Der Umstand, dass in Suczawa noch heute sehr
viele, zum Theile tiefe und ausgedehnte alte Keller existiren, mag
dieser Sage Nahrung gegeben haben.
Oestlich der Cetatea zeigt heute der Schlossberg noch zahlreiche
Verschanzungen, die theilweise, als an der einzigen AngrifYseite des
Schlosses gelegen, Vertheidigungs-, theilweise Angriffszwecken
gedient haben mochten. Die nordwestliche, etwas vorspringende,
schroff gegen den Fiuss abfallende Ecke des Plateaus des Schlossberges,
woselbst gegenwärtig ein kleiner Steinbruch besteht, trug vermutlich
einen ähnlichen Observationsthurm, wie jener war, welcher auf einem
in gleicher Weise vorspringenden dominirenden Punkte im Westen
des heutigen Suczawa bestand und von dem noch einige Mauertheile
bestehen. Letzterer ist bekannt unter dem Namen „Cetatea de la apus
Stephan cel mare'', — westliche Festung Stephan des Grossen - und
deckt das südlich von ihm bestehende reizende, im moldauisch-by-
zantischen Stile erbaute Schlösschen Zamka, das im ersten Stocke eine
kleine Kapelle besitzt. Verhältnismässig schwache Umfriedungsmauern
umgeben es von drei Seiten. Innerhalb der letzteren haben die
Armenier eine grössere Kirche erbaut, während die starken Wallgräben
mit Bastionen rings um die 1551 gegründete Anlage im Jahre 1686 vom
polnischen König Sobieski errichtet wurden. Der Thorbogen des frei-
stehenden Schlossthurmes trägt im Schlusssteine die Jahreszahl 1606.
Wie man aus allem diesen ersieht bildete das Wojewodenschloss
blos einen, allerdings den wicjhtigsten, Theil der Befestigungsanlagen
der alten moldauischen Residenz- und Handelsstadt Suczawa und einen
sicheren Schutz für den Handel, der hier seine Waren wechselte, u. z.
auf dem Wege über Neamtz und Baia, ferner von Akjerman über
Bender und Jassy einerseits über Sereth und Czernowitz nach Lemberg
und über Chotin und Dorohoi nach Kamjeniec, andererseits überWama
nach Bistritz und Hermannstadt. Der Wunsch, von der Burg, welche
also mit Ausnahme von den wenigen, oben erwähnten sichtbaren
Mauerresten, einen mit Gras bewachsenen, ganz un regelmässigen Hügel
darstellte, wenigstens den Umriss der Fundamente zu Papier zu
bringen, woraus ein sicherer Schluss auf die Gesammtanlage ermög-
licht erscheint, war umso berechtigter, als eine alte allegorische Zeichnung,
den Sturz des Wojewoden Heraclides Despot vorstellend, u. A. auch
eine umfangreiche Burganlage zeigt, welche wol diejenige von Suczawa
sein soll oder doch als diese gedeutet wurde. Es stimmt nämlich
diese in „Czömöri Zay Ferencz 15i>5 — 1570, von Thallöczi Lajos,
Budapest 1885'^ nach Sommers Geschichte des Jacob Heraclides Despot
publicirte Zeichnung, in ihrem landschaftlichen Theile mit der Um-
gebung des Suczawaer Schlosses nic.h t überein, und es drängte sich
deshalb die Frage auf : „entsprach das Bild angeblich aus 1536 (rich-C
42 ^^^ ^ Romstori^er :
tiger vielleicht 1563), wenigstens im Schlossbau, thatsächlich der
Natur oder entsprang es blos, wie ich vermuthete, der Fantasie des
Künstlers, der es lediglich aus der Beschreibung gekannt haben mochte ?"
Diese Erwägungen und das besondere Interesse, welches das
Schloss an sich in mir erregte, waren es, die mich zu dem eingangs
erwähnten Schritte bestimmten. Ich war mir sofort auch klar, dass
ich von meinem Domizil Czernowitz aus ohne thatkräftiger Unter-
stützung in Suczawa selbst, die geplante Arbeit kaum werde durch-
führen können, und so wandte ich mich vorerst an massgebende Per-
sönlichkeiten in der letzteren Stadt. Bei allen Herren nun fand ich
nicht nur das beste Entgegenkommen, sondern ein solch lebhaftes
Interesse tür die Sache, dass ich mich gerne der Ansicht derselben,
es nicht beim blossen Nachgraben der Fundamentcontouren allein bewen-
den zu lassen, sondern eine vollständige Ausgrabung der Burg in
systematischer Weise vorzunehmen, anschloss. Die Herren traten
sogleich zu einem Local-Comite zusammen, an dessen Spitze Bezirks-
hauptmann Basil Ritter von Duszinkiewicz, Klosterprior Archimandrit
Emanuel Ciuntuleac und Stadtvorstand F. Ritter Des Loges stehen.
Bezirkscommissär Constantin Tarangul und nach dessen im Jahre 1897
erfolgten Abberufung nach C/ernowitz Professor Dr» A. Daszkiewicz,
übernahmen bereitwilligst das Cassageschäft und mit Professor Fl. Marian
die Ueberwachung der Arbeiten während die Herren Staatsanwalt von
Gojan, Landesgerichtsrath /ierhofer, Bahn-Oberinspector Ritter von
Kalmucki, Gymnasial-Director Stefan v. Repta, die Professeren Proco-
powicz, Fleischer und W. Schmidt, Hilfsämter-Director i. P. Banczeskul,
Jeromonach SidorowicZ; Civilingenieur Leo Fuchs von Braunthal endlich
Dr. Frisch und Lehrer Pa^can die übrigen Mitglieder der Comites
bilden.
Während das rührige Comitc trachtete, noch weitere Mittel für die
Grabungsarbeiten zu erlangen und thatsächlich von der Stadtgemeinde
Suczawa einen Beitrag von 100 fl., vom Gutsbesitzer in Kostina, Herrn
von Popovici 50 fl. und von Herrn Ritter von Kalmucki 10 fl. erwirkte,
wodurch sich inclusive der erwähnten Subvention des Ministeriums und
eines Beitrages seitens des Landesmuseums von 70 fl. 37 kr, die im
Jahre 1895 verfügbare Summe auf 530 fl. 37 kr. stellte, genehmigte
der Kreisgerichtspräsident Baron Szymonowicz die Verwendung von
Sträflingen für die Grabungen gegen die normalmässigen Gebühren, in-
dem er gleichzeitig die Verfügung traf, dass nur sachkundige Arbeiter
auserlesen werden.
Eine besondere Unterstützung Hess Archimandrit E. Ciuntuleac
dem Unlernehmen dadurch angedeihen, dass er mir in seinem Hause die
freundlichste Aufnahme zu Theil werden Hess, wodurch sich die Neben-
spesen verringerten und diese beispielsweise im Jahre 1895 für 8 Fahrten
nach Suczawa bei durchschnittlich 4-tägigem Aufenthalte, einschliesslich
aUer Fahrkosten, 16^ fl. 80 kr; in den Jahren 1896 und 1897 für 11 Fahrten
t>ie JE^orsokungsarbeiten am alten Wojewodenschlosse in Suozawa. 4^
bei durchschnittlich 3-tägigem Aufenthalte blos ]76 fl. 69 kr. betrugen,
wobei bemerkt werden muss, dass von diesen Beträgen auch die Aus-
lagen für den Transport der geodätischen Instrumente und fotogra-
fischen Apparate, für kleinere Hilfsarbeiten des Fotografen, Löhne
für Figuranten, für die Herstellung entsprechender Stellagen in den
Depoträumen, dann zahlreicher Prämien für Fundobjecto etc. etc. inbegrif-
fen erscheinen. Behufs provisorischer Aufstellung der Fundgegenstände
widmete gleichzeitig Archimandrit Ciuntuleac bis auf Weiteres zwei
Zimmer im gr.-or. Kloster. Die Leitung der Grabungsarbeiten übernahm
der diesbezüglich besonders versirte Friedhofs Verwalter Herr Sorger.
Bei den bedeutenden Niveau - Unterschieden und Unregelmässig-
keiten des Terrains, das durch die im Laufe der Zeiten wiederholt
vorgenommenen Nachgrabungen noch unebener gestaltet wurde, war
es nicht möglich, im Wege von direkten Längenmessungen einzelne
Punkte das Grundrisses festlegen zu können. Behufs geodätischer Auf-
nahme ging ich deshalb in der Weise vor, dass ich mittelst eines
neuen mit Distanzmesser, versehenen vorzüglichen Theodoliten von
Starcke und Kammerer in Wien von einem ausserhalb gelegenen Auf-
stellungspunkte aus von den gewählten und genau markirten 28
charakteristischen Fixpunkten des Schlosses alle sichtbaren visirte und
mass. Sodann wählte ich eine zweite und dritte Aufstellung, die ich
an die erste anknüpfte, und visirte und mass die übrigen Punkte, so
dass ich endlich alle, das Hauptnetz bildende Fixpunkte mit einer
Genauigkeit von 2 bis 3 Dezimeter — bei einem Massstabe von 1:250
— auftragen konnte, eine allerdings höchst penible und zeitraubende
Arbeit. Diese grosse Zahl von Fixpunkten ermöglichte in der Folge
das genaue mittelst Messband oder Massstab erfolgte Einmessen aller
übrigen Punkte des Grundrisses, welcher, beiläufig bemerkt, sammt den
charakteristischen Querprofilen heute nahezu fertig gestellt ist. Neben
der geodätischen Aufnahme, machte ich ferner zahlreiche, etwa 20 ver-
schiedene, photographische Aufnahmen, wie ich auch in der Folge
einzelne Phasen und Scenen der Ausgrabungen photographisch festhielt.
Es sei gleich an dieser Stelle bemerkt, dass im folgenden Jahre 1896
für die Forschungsarbeiten vom Bukowiner Ladtage fl. 300. — und
vom Landes-Museum fi. 150.48 kr. ; im Jahre 18^7 vom Unterrichts-
Ministerium und dem Landtag je fl. 300. — und vom Landes-Museum
fl. 150 bewilligt wurden, demnach in den Jahren 1895—1897 zusam-
men fl. 1 730.85 kr. zur Verfügung standen, wovon 335—, 376*25 resp. 547*77
für die eigentlichen Arbeiten verwendet wurden, so dass für das nächste
Jahr noch ein Betrag von fl. 128*34 zur Verfügung bleibt. Dabei wurden
aber neben den Grabungsarbeiten gleichzeitig auch Gonservirungsar-
beiten vorgenommen. Diese erschienen deshalb sehr nothwendig, w*eil
vom Schlosse von jeher, und namentlich zur Zeit der Uebernahme der
Bukowina seitens Oesterreichs, das Baumaterial des Schlosses zur Her-
stellung neuer, massiver Wohnhäuser in Suczawa benützt wurde. Auch
später und bis in die neueste Zeit verschleppte man Bausteine und
44 Carl A. Romstorfert
entnahm dieselben, als lose Steine nicht mehr vorhanden waren, den
bestehenden Mauern in Terrainhöhe, wo sie bequem herausgerissen
werden konnten, derart, dass nun fast alle diese Mauern überhängend
erscheinen und in kürzerer oder fernerer Zeit einstürzen würden. Dies
zu verhindern, galt es Untermauerungen vorzunehmen, welche, um
jederzeit nicht als ursprüngliche, sondern als Conservirungsarbeiten er-
kennbar zu sein, die Form von womöglich regelrechten, in Bruchstein
und Cementmörtel herzustellenden Pfeilern erhalten. Im Jahre 1896 wurden
7 derartige Untermauerungen vorgenommen, die durchschnittlich ein
Ausmass von je eitiem Cubikmeter besitzen und heuer wurden diese Arbei-
ten fortgesetzt, so dass ihre Zahl auf 29 gestiegen ist. Selbstverständlich
werden an allen neuaufgedeckten Mauertheilen, insofern sie schadhaft
erscheinen, die nöthigen Conservirungsarbeiten vorgenommen werden.
Es sei hier noch eine in Suczawa allgemein verbreitet gewesene
Meinung widerlegt, welche den Burggraben als ehemals mit Wasser
gefüllt annahm, woraus geschlossen wuide, dass sein nC)rdliches und
südliches Ende, welches je an die Westseite anstösst, abgemauert ge-
wesen war. Man wollte nämlich deutlich erkennen, bis zu welcher Höhe
der Wasserstand reichte, u. z. aus einer gpnau horizontalen Linie, welche
den unterhalb dunkler gefärbten Theil der Westmauer von dem oberen
Theil trennt. Abgesehen davon, dass im Verlaufe der Jahrhunderte eine
durch etwaiges Wasser, etwa infolge Schlammabiagerungen enstandene
dunklere Färbung längst wieder ausgeglichen sein würde, dieselbe also
spurlos verschwunden wäre, erkennt man ganz deutlich, dass diese
dunklere Färbung genau mit der Kante, in welcher sich das geböschte
Sockelmauerwerk mit dem vertikalen Theile begränzt, zusammen fällt,
und dass der geböschte Sockel deshalb dunkler gefärbt erscheint, weil
daselbst, infolge der Abschrägung, nach jedem Regen Feuchtigkeit zu-
rückbleibt, welche das Entstehen von pilzartigen Wucherungen be-
günstigt. Sockeltheile, welche nicht geböscht sind, erscheinen genau
so licht, wie das darüber liegende Mauerwerk ; bei den Strebepfeilern
dagegen ist die ganze, gegen die Wetterseite (Westen) gekehrte Fläche,
trotzdem sie vertical ist, im Sockel sowohl, als bis zu den höchsten
Stellen dunkel, - die entgegengestzte, gegen Feuchtigkeit geschützte
Seite hingegen erscheint von unten bis oben licht gefärbt ; die Vorder-
seiten der schrägen Strebepfeiler, welche vom Terrain bis zu ihren hoch-
gelegenen Enden geböscht sind, zeigen ebenfalls in ihrer ganzen Aus-
dehnung dunkle Färbung. Abgesehen davon, dass es wol sehr schwierig
gewesen wäre, den Graben an der Westseite wasserdicht abzumauern
und abgesehen davon, dass die Beschaffung einer so bedeutenden Quan-
tität Wassers, wie sie zur Füllung des Grabens nothwendig gewesen
wäre, auf dem Schlossberge wol unüberwindliche Schwierigkeit bereitet
hätte, wäre eine Füllung überhaupt gar nicht möglich gewesen, da, wie
Nivellements ergeben haben, die südliche äussere Grabenkante niedri
ger liegt als die Sohle des Grabens in seinem nördlichen Theile.
Die Forschungsarbeiten am alten Wojewedenschlosse in Suczawa. 45
Nachdem die wichtigsten Nachgrabungen nach Fundamenten vor-
genommen worden waren, wurde daran gegangen, eine vollständige
Aushebung des Materials im Schlosse einschliesslich des inneren Schloss-
hofes u. z. bis auf das gewachsene Terrain, den ehemaligen Fussboden,
zu bewerkstelligen. In den Jahren 18Ü5 und 1896 wurden derart ungefähr
1000 m' mit einer Höhe von 2 bis 572, d. i. von durchschnittlich etwa
372m abgehoben, was einer Materialbewegung von rund 3500 m' entspricht
im Jahre 18J7 aber etwa 2000 m^ Der gut durchsuchte Aushub wurde
theils auf Karren, theils auf einer eigens hergestellten kleinen Rollbahn auf
Ilolzschienen mittelst Kippwagen auf die Westseite befördert und daselbst
abgeworfen, wo der Schutt — da er lediglich aus Stein, Ziegelstücken
und fettem Weiss Kalkmörtel besteht — seitens der Stadtgemeinde be-
hufs Strassenbeschotterung weiter verfrachtet wird. Aus einem vollständig
verdeckt gewesenem Verliesse, das von dem bestehenden Terrain bis auf
den gewachsenen Grund eine Höhe von 5*7 m besitzt und keinerlei Mauer-
öffnungen zeigt, wurde das Material, rund 100 m^ grösstentheils mittelst
eines besonders hergestellten primitiven Göpels herausbefördert. InsgO:
sammt dürften nun noch rund 2000 m^ Schutt abzuheben sein.
Wie jetzt deutlich erkennbar, war das Schloss nach dem sog.
Polygonalsystem angelegt worden. Längs der ganzen Innenseite des
Grabens wurden, den äusseren Schlosshof abgrenzend, neben den zwei
bereits erwähnten, die südlich bestehende Wallmauer flankirenden Rund-
thürmen, noch vier weitere Rundbauten, wovon einer oder zwei der-
selben Thürme, die übrigen sog. Rondelles gewesen sein dürften,
aufgedeckt. Hier schon lässt sich an mehreren Stellen nachweisen, dass
manches nach der ersten Anlage im Laufe der Zeit baulich verändert wurde.
Das eigentliche Schloss war nahezu quadratisch. Mit Ausnahme
der Westseite ziehen sich an den übrigen Fronten Wohntrakte von
7 bis 8 Meter lichter Weite herum. Der südliche Trakt war vollstän-
dig unterkellert und bildete im Souterrain eine (grosse Halle, die mit
Hilfe von, in der Mittellinie derselben aufgestellten, Steinsäulen und
Gurten überwölbt war. Auf der Westseite dürfte, schon nach der im
Nordtrakte angelegten, im 1. Stocke befindlich gewesetien Eurgkapelle
zu schliessen, welche diesfalls gerade in das Mittel des Schlosses zu
liegen käme, auch ein Wohntrakt bestanden haben, der aber, wie
oben bereits hervorgehoben, den Steilhang herabstürzte. An dieser Seite
war auch die Zufahrt in den inneren Schlosshof angeordnet, wie aus
den aufgedeckten Thüren, Vorhallen u. gl. nachgewiesen erscheint. An
der Westseite fanden, u. z. theils behufs nachträglicher Verstärkung der
Mauern, theils behufs Ausbesserungen nach erfolgten Abstürzen, sehr
viele Bauveränderungen statt ; so findet man z. B. spätere Strebepfeiler
in verschiedenen Formen, das Versetzen der Abschlussmauer in der
Souterrainhalle u s. w. Die Wohn- und Unterkunftsräume erstreckten sich
längs der Westseite und bis zur Kapelle nordwärts weiter und standen
hier mit dem im Norden über den Wallgraben angeordnet gewesenen
Haupt-Zugang zur Burg in mehr oder weniger direkter Verbindung
46 ^^^^ A. Romstorfer:
Die Ostseite des Schlosses besass drei quadratische, den Fronten
vorgebaute Thürme: zwei an den Ecken und einen in der Mitte. Der
Thurm an der Südecke enthielt das bereits erwähnte Verliess, das im
Lichten rund 4 m misst, circa 2*4 m dicke Mauern und 2 im Süden
angebrachte Strebepfeiler besitzt.
Der mittlere Thuim an der Ostseite, in ungefähr den gleichen
Dimensionen, mit zwei Strebepfeilern an der Ostseite, erscheint unter-
kellert. Der Keller ist mittels einer ca. 70 cm breiten gerade steilen
Steintreppe zugänglich, zu der wahrscheinlich eine Fallthüre führte.
Er trägt ein nogh sehr gut erhaltenes, mit kleinen Ziegeln sorgfältigst
ausgeführtes Klostergewölbe. Der Thurm an der Nordeeke dürfte Uhnlich
dem an der Südecke bestandenen ausgeführt gewesen sein; er musste
jedoch eingestürzt sein, denn nebst Resten von ihm erkennt man jezt
den Unterbau eines neuen Thurmes, welcher, einen unregelmässigen,
viereckigen Grundriss zeigend, diagonal gestellt wurde.
Die Südseile des Schlosses dürfte ebenfalls einen Thurm besessen
haben; denn die zwei vor derselben liegenden mächtigen Mauertrümmer
lassen noch die genau correspondirenden Ecken eines Raumes erkennen^
welcher, wie die dermaligen Abmessungen ergeben, ungefähr 4 m im
Lichten besass; die Mauern selbst sind VI m stark.
Ein grosser ungefähr 80 cm unter dem Hofniveau liegender Raum
an der Nordseite des Schlosses, unterhalb und östlich der Kapelle be-
findlich, war durch eine auf Steinpfeilern ruhende Bogenstellung seiner
Länge nach abgetheilt und überwölbt.
An den Innenseiten der Schlosstrakte bemerkt man, — wenigstens
mit Ausnahme des Westtraktes, — ca. 2 m vortretende Mauerpfeiler,
deren Zwischenräume überwölbt waren und wahrscheinlich einen im
Innern des Hofes herumlaufenden Gang für die Gemächer des ersten
Stockes trugen. Zu ebener Erde entstanden auf diese Weise einzelne
Nischen. Eine derselben (an der Nordostecke) wurde niedriger gewölbt,
vorne abgemauert, und barg in sich das Gerippe einer grossen männlichen
Person, das, nach der Meinung Einzelner möglicherweise dem Kosaken-
häuptling Timu? Chmielnicki, nach Prof. Wilh Schmidt aber dem im Jahre
1663 durch den Wojewoden Jacob Despota eigenhändig niedergemachten
Hauptmann der ungarischen Hilfstruppen Peter Devay angehören dürfte.(?)
Die Leiche hatte das Gesicht nach Osten gekehrt und lag in einem
Sarge, der mit gelbem Lehm umstampft und mit einer ca. 30 cm dicken
Steinplatte bedeckt war. Der Stein war entzwei gebrochen; vom Sarge
fand man nur noch Asttheile; an Beigaben blos ein Messinghaftel be-
sonderer Form. Es scheint, dass das Grab bereits früher einmal ge
öffnet wurde. Bei der Herausnahme des Gerippes wurde der Schädel
durch den Deckstein rechtsseitig eingedrückt. Neben der Grabstelle, in
der Ecke des Hofes, war eine Inschrifttafel eingemauert, die beim Her-
ausnehmen fast in Staub zerfiel, wahrscheinlich infolge früherer Brände
die den Stein (Alabaster?) in seiner Festigkeit beeinträchtigten.
Digitized by VjOOQIC
Die Forschungsarbeiten am alten Wojewodenschlosse in Suczawa. 47
Eine eingehendere Beschreibung des Schlosses ohne Beigabe von
Zeichnungen wäre wol sciiwer verständlich und es nnögen vorläufig
diese wenigen Daten einen ungefähren Begriff über die Anlage bieten.
Nach vollständigem Abschlüsse der Arbeiten gedenke ich die nöthigen
Pläne sammt den Abbildungen der charakteristischen Fundobjecte, die,
soweit letztere vorhanden, bereits fertig ge7eichnet wurden, in einer
besonderen Monographie zu publiciren.
Von Funden aus dem Schlosse waren bisher nur ganz wenige be-
kannt, welche von Grabungen herrührten, die durch einzelne Personen
an zufallig gewählten Punkten ab und zu gemacht wurden. Sie bestehen
in einigen Münzen und Eisenstheilen. Sonst war vor Inangriffnahme
meiner Arbeiten gar nichts, und kein einziger bearbeiteter Stein am
ganzen Schlosse bemerkbar, mit Ausnahme einiger von einem früheren
Bau herrührender profilirter Steine, die, zwischen Bruchsteinen mit ver-
mauert, an der Aussenseite der Apsidenwand sichtbar waren und auf
welche mich schon früher Ingenieur Aleko Issecescul aufmerksam ge-
macht hatte. Ich nahm dieselben genau auf und fand deren noch
eine grössere Zahl, 3 hievon nach dem Abgraben des Schuttes,
so dass mir jetzt 11 bekannt sind. Die Ausgrabungen nun förderten
neben zahlreichen Tuffsteinen, welche ihrer Leichtigkeit halber,
wie an alten gr.-or. Kirchen, zur Herstellung von Wölbungen verwen
det worden waren, eine Anzahl von Quadern und Profilsteinen
zu Tage, welche sich theils im Schutt befanden, theils noch an ihrem
ursprünglichen Platze versetzt erscheinen. Viele sind lädirt, die meisten
noch vollkommen gut erhalten und oft von sehr bedeutenden Dimen-
sionen bis zu einem halben Cubikmeter. Es sind Eckquadern, Pfeiler-
steine, Wasserrinnen; glatte und profilirte Gewände von Thüren, Fenstern,
Thoren ; Gewö!banlauf- und Bogensteine; gerade und Spitzstufen, letztere
von zwei aufgedeckten Wandeltieppen herrührend u. s w. Die profilirten
Steine zeigen zumeist syätgothisches, sich theilweise kreuzendes Stab-
werk; ein Stück ist vom Mittelpfosten eines gothischen Masswerkfensters.
Die zahlreichen Steinmetzzeichen gehören der deutschen Stein-
metzgenossenschaft aus dem Anfange des sechzehnten Jahrhunderts an.
Die Fenstergewände lassen erkennen, dass die Fenster mit starken
Eisenstäben vergittert waren. An einem derartigen, am 4 August 18Ü7,
vier Meter tief im Schutt, unter dem westlichen Strebepfeiler der Haupt-
apsis ausgegrabenen Steine fand ich folgende Inschrift, welche jeden-
falls erst am fertigen Fenster zwischen den Eisenstäben eingekratzt
worden war: MATHiEV CEILS A. 1653. Ueber der Inschrift ist ein kleines
Schildchen angebracht. Ein Pfeilerstein zeigt den sog. Drudenfuss ein-
gekratzt ; ein Stein mit Capital über einem dreitheiligen Dienst zwei
Sternchen ; eine spitzwinkelige starke Steinplatte die bekannte Figur
zum sog. Mühlspiele (drei in einander liegende, mit vier Querlinien,
verbundene Quadrate) eingegraben. Viele Steine sind Reste des typischen,
aus drei Wülsten bestehenden Cordongesimses des moldauischen Stiles,
48 ^A^l ^' Romsiorfer:
das in ähnlicher Form bekanntlich auch als Gewölbrippe^ Pfeiler u. dgl.
Anwendung fand. Höchst wichtig erscheinen ein Alabasterstein mit
vertieft angebrachter halber Rosette, sowie zwei grosse mit bisher un-
gelesenen Inschriften versehene, eigenthümlich proßlirte Alabaster-
stücke, von denen eines, wie erzählt wurde, wol schon in den Zwanziger
Jahren gelegentlich des Umbaues des Hauses Nr. 11B8 in Suczawa
(Baron Pilaty'schen Erben gehörig) vom Schlosse dahin kam und jetzt
vom Besitzer der Conditorei im Hause gespendet wurde, während das
zweite Stück ein Schmied aus Suczawa vor 4 Jahren direkt am Schlosse
fand und dem Comitö verkaufte. Bisher hat noch Niemand den Charakter
der Schrift, angeben können, und auch die k. k. Central-Commission,
welcher ich Zeichnungen der Steine, sowie Abklatsche der drei In-
schriften einsandte, und welche dieselben einem Sachverständigen zur
Entzifferung übergab,, konnte bisher letztere noch nicht mittheilen.
Die zahlreich gefundenen Ziegel sind fast durchwegs aus vor-
züglichem Materiale hergestellt; viele lassen erkennen, dass sie „aus
dem Wasser*' geformt wurden; Grösse und Form sind sehr verschieden.
Neben Ziegeln mit Dimensionen, die sich unserem jetzigen Normal-
formate (29: 14: 6Va cm.) nähern, finden sich zahlreiche, mit kleinem
Formate (ca. 24 cm. lang) und diese letzteren (^mit gleicher Grösse auch in
Zamka) namentlich an Gewölben angewendet. Ein Ziegelstück, das die
Ziegelbreite von 13 und die Dicke von 472 bis 5 cm. besitzt, zeigt
eine Inschrift von der nur noch die in Frakturschrift gehaltenen Buch-
staben A D. (? Anno Domine?) und die Jahreszahl 1.596 zu erkennen
sind. Ziegel gleicher Dimension und Art findet man in einem längst
verlassenen Ziegelofen am Kakainabache oberhalb des St. Georgs-Klosters
in Suczawa. Am 12. August 1897 wurde ein Ziegel gefunden, der auf
seiner 25 cm langen, öV» cm breiten Längsseite eine zweizeilige kirchen-
slavische Inschrift eingekratzt hat, die mit Ausnahme der Jahreszahl,
welche leider grösstentheils weggebrochen ist, wol entziffert werden
kann. Er lag in dem unter dem westlichen Strebepfeiler der Haupt-
apsis aufgedeckten Gewölbe, das später einmal zur Hälfte abgemauert
war; mittlerweile wurden noch mehrere Ziegel mit Inschriften aufge-
funden.*) Viele von den Ziegeln, zumeist kleinen Formates, sind auf
einer Seite gerifft. Zahlreich sind, in Form, Farbe und Ver-
zierung verschieden, glasirte Ziegel vorhanden. Die meisten sind
grün und es finden sich solche in einigen Exemplaren auch in der
Miroutzkirche eingemauert. Sie dienten wol zur Herstellung von gU-
*) Man fand sie in einem Oelass nordwestlich der Apsis, woselbst der Schutt
mit ungeheuer zahlreichen Kohlenresten, von einem Schlossbrande herrührend, ge-
mischt war. Die Inschriften scheinen, nach dem vorgesetzten Kreuzzeichen zu schlies-
sen, das Andenken von Verstorbenen bewahren zu sollen. Nach Professor J.Fleischer
lauten die in kirchensla vischen Lettern eingekratzten Inschriften in Uebersetzung :
f Hauptmann Samki^ hat sich in der Burg aufgehalten i J. 71 . . (?) [d. i. nach
1592] — t Michalake Gäozu (?) i. J 7140 [d. i. 1632] — (Todtenkopf, dann) f Savin
U . . .(?) — Geschrieben hat es Isar Zugrav. — Die übrigen, undeutlichen Insohiiften
sind noch nicht entziffei-t. •^ 1
Digitized by VriOOQlC
Die Forschungsarbeiten am alten Woje\\ odenschlosse in Suczawa. 49
sirten Friesen, wie solche u. A. in Zamka zu finden sind. Ein Stück
eines derartigen Ziegels lässt den vor dem Glasiren eingekratzten Körper
eines Hundes erkennen; manche glasirte Ziegel gewöhnlichen Formates
sind an einer ihrer Längskanten stark abgefast. Die übrigen glasirten
Ziegel dienten wol hauptsächlich für Pflasterungen und sind sechseckig
(bei 25 cm. Breite und 4 cm Dicke) oder rhombisch. Im Sanctuarium
der gr.or. Kirche zu St. llie (angeblich erbaut durch den Wojewoden
Stephan dem Grossen) besteht noch heute der Fussboden aus glasirten
rhombischen Ziegeln. Ein quadratischer, ca 20 cm grosser, grün glasirter
Ziegel besitzt ein prächtiges, vor dem Glasiren mit freier Hand flott
eingekratztes byzantinisches Ornament, ein anderer trägt ein Zickzack-
ornament in verschiedenfarbiger Glasirung ; andere Ziegel zeigen g rad-
linige Verzierungen.
Im Bruchsteinmauerwerk bemerkt man überall die Spuren der
zahlreichen hölzernen Schliesson. Eine Art eichener Rost liegt
noch unter dem Fundamente an der Westseite in der Nähe der Kapelle
aus wol 70 — 80 cm. breiten Balken bestehend.
Was den Mörtel betriflt, so ist er fast durchgehends von vor-
züglicher Beschaffenheit, vielfach auch, wie namentlich an den Ver-
bindungsstellen der Wasser!eitungsröhren, von denen späterhin die
Rede sein wird, mit Zusatz von Ziegelmehl. Der Maueranwurf lässt u.
A. an einer Stelle einen Reiter erkennen, den ein des Zeichnens Un-
kundiger wol vor Jahrhunderten zum Zeitvertreib einkratzte. Sehr
zahlreich, u. z. sowol in der Nähe der Burgkapele als u. A. auch im
Auf»hub des Burgverliesses, fand man abgefallenen Mörtel mit aufge-
malten goldenen Sternen auf blauem Grunde. Derselbe rührt unstreitig
von gewölbten Decken her und zeigt in seiner Zusammensetzung eine
besondere Güte, sowie den Zusatz von langfaserigen Gräsern, und Kälber-
haaren. Man bemerkt auch Reste figuraler Bemalung unter dem
Schutt, sowie namentlich im Innern der Apsiswände. Diese Malerei, im
Sockel draperieartig, hat den Charakter der Malereien aller alten gr.-or.
Kirchen, welche Bemalung, wie ich an einem anderen Orte nachge-
wiesen habe, mit der Kunstentwicklung der griechischen Athosklöster
im Zusammenhange steht.
Sehr zahlreich sind die Reste einer bestandenen Wasserleitung.
In Suczawa lässt sich an sehr vielen Orten in einer Tiefe von 1—2
Meter eine alte Wasserleitung constatiren, v eiche von einem, nun ver-
sumpften Reservoir des sog. ,,Tartarasch'' das Wasser, den Kakainabach
anscheinend unterirdisch übersetzend, nach Suczawa und wol auch auf
die Burg führte. U. a. ist die Wasserleitung bei der früher erwähnten
alten Ziegelei nachzuweisen ; einzelne ganze Rohrstücke fand man
ferner gelegentlich der Erbauung des neuen Priors- Wohnhauses in 2
Meter Tiefe. Die am Schloss gefundenen Rohrtrümmer entsprechen den-
selben Formen. Darnach sind die aus ausgezeichnetem, mit Quarzsand
yersetzt(»m Thon hergestellten Rohre rund, 40 qm. lang^^ und /nepnisch
50 Carl A. Romstorfer:
geformt, bei 12 cm äusserm Durchmesser am dünnen und 18 cm Durch-
messer am dicken Ende. Ersteres, durch Riffen etwas aufgerauht,
steckt im dicken Ende und ist die Dichtung durch Ziegelmehlmörtel
hergestellt, auch ein noch erhaltenes dünneres Rohrstück fand sich vor.
Massenhaft und in verschiedensten Arten sind die Funde an K a-
c h e 1 n, woraus zu schliessen ist, dass zahlreiche Wohnräume vorhanden
waren, deren Ausstattung zum Theile sehr prunkvoll gewesen sein
musste. Viele Kachel sind primitiv, quadratisch, nach Innen zu in einen
kurzen Cylinder übergehend, unglasirt. Von den ornamentirten Kacheln
ist ein Theil ebenfalls unglasirt ; sie sind quadratisch, 20 '/a cm. gross
und zeigen verschiedenartige, der italienischen Renaissance angeliörige,
primitiv ausgelührte, aber mit vielem Geschick angeordnete Verzierungen.
Merkwürdigerweise fanden sich in dem ca. zwei Stunden von Suczawa
entfernten kleinen Orte Stupka Kacheln von genau derselben Form
(— nun im Landesmuseum unterbracht - ), was vermuthen lässt, dass
wenigstens diese Art der Kacheln, vielleicht der guten Qualität des Thones
wegen, in Stupka erzeugt wurde. Ein Theil der unglasirten Kachel
mit ca. ly'/a cm Grösse trägt figuralen Schmuck, so einen Edelmann
mit Pluderhosen, Wamms, Spitzenkragen und Barett, ferner den heiligen
Georg, den Drachen erlegend, im Hintergrunde eine Burg, über derselben
eine schützende Hand aus den Himmel und neben ihr eine weibliche
Heiligengestalt mit Krone. Eine weitere Serie von quadratischen, '22 cm.
grossen Kacheln zeigt grösser gehaltene Figuren, so einen Löwen i?l
dann wieder den hl. Georg mit dem Drachen. Der Umstand, dass von
diesen Kacheln neben unglasirten auch glasirte (einfarbig grün u. dgl.
aber auch bunte) vorhanden sind, spricht dafür, dass die Glasirung.
sowie die Herstellung überhaupt, vielleicht an Ort und Stelle vor-
genommen wurde. Die Muthmassung wird durch die Thatsache
bestärkt, dass unter dem Schutte ungeheuer viele Stücke von
Glasurschlacke aufzufinden sind. Sehr hübsch modellirt sind ein-
zelne, durchwegs grün glasirte, theilweise durchbrochene Kacheln
im gothischen Stile (Fischblasen-Masswerk etc ). — Zu allen Arten
dieser Kachel, von denen wol kein einziger seine ganze Grösse besitzt,
finden sich Gesimsstücke, sowie Ofenbekrönungen. — Es ist endlich noch
eine Reihe von Kacheln vorhanden, welche kreisrund sind und einen
Durchmesser von 17 cm besitzen. Einzelne zeigen kerbschnittartige
Verzierungen, die meisten aber fantastische Thiergestalten (in einander
verschlungene Drachen, Greifen, 2 Fische von einem Knaben gehalten,
Löwe, -- den Thierkreis? — ) sowie das moldauische Wappen (den
Auerkopf, zwischen dessen Hörnern ein Stern). Es sind ferner die mit
Knöpfen verzierten kleinen Kachel vorhanden, welche die zwischen
den Rundkacheln verbleibenden Zwickel auszufüllen haben. Bei dieser
letzten Kachelserie finden sich verschiedene Farben in der Glasirung,
u. z hauptsächlich grün, braun und gelb ; einzelne Kachel sind noch
unglasirt. Merkwürdig ist der Umstand, dass, nach einßin^erichte des
^ ' ' DigitizedbyV3(jr
t)je Forschungsarbeiten am alten Wojewodenschlosse in Saczawa. 51
gr.-or. Pfarrers V. Tomiuk an die k. k. Central-Commission, am Kup-
pelthurm und an den Aussenwänden der im Jahre 1481 von Stephan
dem Grossen erbauten Kirche zu Badeuz (Miileschoutz) Friesse aus
kreisrunden Kacheln aufgedeckt wurden, welch letztere den im Schlosse
Suczaw^a ausgegrabenen im Allgemeinen in jeder Beziehung gleichen.
Es wird nun von Wichtigkeit sein, zu constatiren, ob diese Verklei-
dungskachel schon (wie wahrscheinlich) bei Erbauung der Kirche ein-
gefügt oder erst später angebracht wurden.
Interessant sind die in mancherlei Formen gehaltenen, türkischen
Pfeifenköpfe, aus Thon (Czibukform) von denen eine grosse Zahl
in dem kleinen, derzeit noch überwölbten Thurmkeller der Ostseite
gefunden wurde ; sie sind zumeist glasirt und einfacher oder reicher
ornamentirt; ein Stück trägt die Jahreszahl ir>l l oder 15/1 in arabischen Zif-
fern eingekratzt. In Grösse und in der Durchlochung ganz ähnlich ge-
halten fanden sich aus weichem Steine geschnittene Gegenstände,
welche vielleicht ebenfalls Tabakspfeifen waren, möglicherweise aber
als Wandleuchter dienten. In der verhältnismässig dünnen horizontalen
Durchbohrung war nämlich bei einem Exemplare ein Nagel ein-
gekittet, mittelst welchem diesfalls der Leuchter in eine Fuge der
Mauer gesteckt wurde. Die vertikale grössere Durchlochung diente so-
dann zum Einstecken der Wachskerze. Aehnliche Leuchter sollen noch
in einzelnen Kirchen zu sehen sein.
Unaufgeklärt ist bis jetzt die Verwendung der zahlreichen, allerdings
nur in Bruchstücken, vorkommenden, glasirten Thonplatten, die, massig
gerundet, an den Längs- und wenigstens einer der zwei Breitseiten
rechteckige Aus- oder Abschnitte erkennen lassen. In gleicher Weise
ist bis jetzt auch die Verwendung von theilweise glasirten Thonstücken
unerklärlich welche eine hackenförmige Gestalt ähnlich jener besitzen, wie
sie die zu den sog. aufgesetzten Thürschlössern gehörigen Sperrhaken
zeigen.
Was die übrigen, in Unmassen vorkommenden Thonscherben
anbelangt, so bilden sie Reste der verschiedenartigsten ordinärsten
Nutz- bis zu den feinsten Prunkgefässen. Sic wurden theils aus schwarzem
und grauem Graphitthon, theils aus solchem mit Quarz versetzten lichtem,
theils aus feinem, gut geschlemmtem Thon und Porzellan hergestellt.
Die Ornamentierung besteht im alten Wellen- und Zickzackornamente,
in Finger- und Nageleindrücken, in verschiedenartigen Glasierungen und
Malereien. Die vorgefundenen zahlreichen Gefässböden, Henkel, Aus-
gussstücke u. s. w. lassen sowoi auf verschiedene Grössen der Gefässe,
als auf verschiedene Zeitperioden schliessen. Nicht minder zahlreich
und vielfältig sind die Scherben von Glasge fassen vor-
handen, welche einen besonderen Luxus documentiren. Die.selben waren
theils weiss, durchsichtig, oft krystallhell, theils färbig ; manche bestan-
den aus weissem, bläulichem und grünlichem Beinglas, manche aus
Ueberfangglas oder sie waren mit Glasfäden, aufgelegten, auch figu^
ralen Ornamenten, mit Malereien oder Gravuren geschmückt.
53 Carl A. ttomstor^ert
An der Südwestecke des inneren Burghofes namentlich, aber auch
auch an vielen anderen Stellen des Schlosses und des äusseren Burg-
hofes wurden Herd- und Küchenabfälie aufgedeckt u. z.
Kohlenschichten mit Knochen von Hausthieren, Geflügel und Fischen.
Merkwürdigerweise erscheinen, und vornehmlich an dem erstgenannten
Orte, die Knochen von Grünspan hübsch grün gefärbt. Dies rührt von
den vielen Kupferabfällen und Kupfermünzen her, die daselbst verstreut
lagerten und worüber weiter unten eingehend in Rede sein wird.
Bedeutende Kohlen- und Aschenschichten und Reste ange-
kohlten Holzes zeigte in mehrfacher Lage der Aushub des Ver-
liesses, in dessen Fussboden noch jetzt die an ihren Obertheilen ab-
gebrannten Holzsäulen eingerammt erscheinen. Sie rühren, sowie Kohlen-
schichten an vielen anderen Stellen des Schlosses, von grossen Bränden
her, von denen die Geschichte zu erzählen weiss, und welche auch an
zahlreichen Stellen des Mauerwerks nachgewiesen werden können.
In grosser Zahl fand man im Schutt künstlich gerundete Stein-
kugeln, die jedenfalls als Wurfgeschosse dienten und Grössen von
10 bis über 2 > cm. aufweisen, ferner natürliche graue Steinkugeln mit
radialem, strahlenförmigem Gefüge (Phosphorite ?) von 6 bis 10 cm.
Durchmesser.
Ungeheuer reichhaltig erweisen sich die Funde aus .E i j j n.
Da sind es zunächst Geschosskugeln von weniger als 3 cm Durchmesser
bis zu einer Grösse von mehr als 15 cm, eine hie von aus Gusseisen; ferner
sehr zahlreiche Pfeilspitze zum Theile mit eisernem Schafte, Lanzen-
spitzen verschiedener Form ; Reste von Waflen, einen Säbelscheidering,
Sporen und Stiefeleisen, eine Pferdefussangel; Hufeisen, Steigbügel, Tren
sen, Schnallen ; Geschirr- und Wagentheile, darunter einen Ortscheitring;
eine Spitzhaue ; ein Beil ; Hämmer ; Bohrer ; ein Pferdestrigl ; eine
Maurerkelle ; Thürangel ; Eisenringe vielerlei Gattung ; Kettentheile,
Kloben, Nägel ; ein Eisenstück von 25 cm. Länge, 8 cm. Breite und 6
cm. Dicke ; Messer- und Gabelklingen, Schlüssel ; ein Vorhängschlöss-
chen u. s. w.
Neben versch'acktem Eisen und Kupfer fand man auch metal-
lisches Kupfer, geschmolzene Bronce, Glockenmetall,
Blei und Silber, sowie zahlreiche Abfälle und Reste von star-
kem Kupferblech, letztere unstreitig von bestandenen Dachein-
deckungen herrührend. Im Erdgeschosse vor der Kapelle lag in der
Nähe einer ehemaligen Feuerstelle ein Stückchen Schwefel; ein
Stück einer ca. 2 cm. dicken Schwefelstange fand man sowie mehrere
andere Schwefelstücke bei den Abgrabungen an der Westseite der Kapelle.
Von sonstigen kleineren Funden sind hervorzuheben: kleine
Kugeln aus Stein oder Ziegel gefertigt, wahrscheinlich als Spielzeug be-
nützt; viele Bleikugeln verschiedener Grösse; verzierte Broncestücke, wahr-
scheinlich vom Untersatze eines Fokales herrührend ; einen kleinen kupier-
nen Handleuchter ; kupferne und silberne, stark verffold^Xnöpfe in Me-
l)ie Forschungsarbeiten am alten Wojewodenscblosse in Saczawa. 53
lonenform und erdbeerenartig ; flache Knöpfe; kleine Bleiknöpfe; einen
kleinen mit Perlmutterscheibchen ver/.ierten Messer- oder GabelgrifT aus
weissem liein; einen kleinen Schmucktheil aus Stein (Alabaster?), der
durch Feuer gelitten ; zwei feine Abstreichsteine ; ein roh mit dem
Messer ausgeschnittenes walzenförmiges Stück aus Bein, 3 cm. lang; Finger-
ringe, worunter einer aus Messingdraht geflochten ; einen sternförmigen
Schmuckgegenstand aus Silberfiligran mit Email und Steinen, welch
letztere indess fehlen ; einen Schmuckteil aus Kupferdraht zusammen-
gestellt mit kleinen silbernen Kugelchen; Ohringe; kleine Brustkreuze
aus Glas; brocheartige Schmuckgegenstände u. s. w^, endlich den Rest
einer etwa 15 cm hohen Statuette, u z. den oberen Theil eines pelzver-
brämten, aus geblümten Seidenstoff hergestellten orientalischen Mantels
oder männlichen Oberkleides, in Metall ciselirt und reich vergoldet;
Theile eines mit Metalldraht durchzogenen Gewebes; Reste von Kämmen,
Beschuhungen, letztere auch mit genähten Sohlen, und vieles andere.
Von hervorragender Bedeutung sind die vielen M ü n z f u n d e,
welche am Fürstenschlosse gelegentlich der Ausgrabungen gemacht
wurden. Eine grössere Zahl, etwa 30, sind alte moldauische kleine
Silbermünzen. Viele davon zeigen den Auerkopf, zwischen dessen Hörnern
ein Stern und neben welchem der Halbmond und eine Rosette sichtbar sind,
während auf der Reversseite ein zweigetheiltes Schild mit drei Quer-
balken, beziehungsweise 5 Blumen bemerkt werden kann; sie dürften
zumeist aus der Zeit Alexander des Guten stammen. Von grosser Selten-
heit ist eine aufgefundene kleine, gut erhaltene Kupfermünze des Wo-
jewoden Johann Heraclides Despot, von welchem auch noch eine Silber-
münzo ausgegraben wurde. Weiters fand sich eine 11 mm. grosse
Silbermünze ohne Inschrift mit einer Krone einerseits und einem heral-
dischen einfachen Adler auf der zweiten Seite, ferner wurden silberne
altrömische, türkische, spanische etc. Münzen aus verschiedenen Zeiter.
ausgegraben.
Von anderen Münzen seien folgende hervorgehoben :
Dünn'jlättrige 16 bis 18 mna. messende Münzen aus mehr oder
weniger feinem Silber tragen einerseits den verzierten Buchstaben S.
lieber demselben befindet sich eine Krone, zu beiden Seiten des Buch-
stabens sieht man die ZifYern 2—3 oder auch 1 — 2, l — 4, I — 9, i— 2,
2—4, 2-6 2—7; die Umschrift lautet: SIG. III. D. G. REX PO. M.
D. L. Die Reversseite bei einer ähnlichen Münze besitzt ein Doppel-
schild unter einer Krone und die Umschrift SOLIDVS. M... D: LITV :
1624. Manchmal trägt die Reversseite anstatt des Doppelschildes eine
wappenartige Verzierung, worin sich zwei gekreuzte Schlüssel und
darüber ein Kreuz befinden, und diesfalls die Umschrift S VI.
RIGENSIS; bei einigen dieser Münzen ist an Stelle der letzten Buchstaben
die Jahreszahl IßlH, bezw. 1014 und 161.5 eingefügt. In der Stadt Suczawa
wurden dieselben Münzen gefunden, auf denen die Jahreszahl 1623,
102.'), 1626 und 1627 vorkommen oder die Jahreszahl fehlt. Das Wappen e
54 C&fl ^' Homstorfer:
findet sich häufig auch viergetheilt. Dieses wird sodann von der Schrift
SIOIS. III. D. G. REX. POLO^JIA umgeben, während das S der Avers-
seite, von den Ziffern 2-6, oder 2—7 begleitet, die Umschrift SOLID VS
REGNI POLO hat
Eine 16 mm grosse, dünne Münze trägt auf der Aversseite den
Adler und die Umschrift SIG. III. D G. REX. PO : M : D : LI auf der
anderen t-eite den zum Schlage ausholenden Ritter und die Umschrift
* SOLIDVS. M: D : LIT: 1623 •
Eine 20'/! mm. grosse dünne Kupfermünze besitxt einerseits einen
heraldischen Adler und eine unlesbare Umschrift, anderseits den zum
Schlafe ausholenden Ritter und eine Umschrift, von welcher blos die
zusammenhängenden Buchstaben 1(3ISM.. zu erkennen sind; eine 18'/« mm
grosse Silbermünze dagegen zeigt auf der Aversseite eine grosse Krone
SIG III D. G.
worunter in horizontalen Linie REX. POL. ; auf der Reversseite ist
M. D. L.
ein Adler mit einer undeutlichen Umschrift sichtbar, die mit der Jahres-
zahl 162 f?] endet.
Eine 18 Vi mm. grosse Silbermünze lässt einen Reichsapfel mit
Kreuz, neben welchem die Ziffern 1— G stehen, während sich im Apfel
die Zahl 24 befindet, anderseits ein viertheiliges Wappen erkennen ;
die Umschriften sind unleserlich
Einzelne unter sich wol verschiedene polnische Kupfermünzen
zeigen einerseits ein verziertes Monogramm R C, darüber die Krone
und die Umschrift lOA. CAS. . . D. G R : [auch REX] POL, auf der
Reversseite den Ritter wie oben beschrieben und eine mit der Jahres-
zahl 166 [?] endende undeutliche Umschrift. Eine gleich grosse aber
dünne Kupfermünze hat einerseits im Fond der undeutlichen Umschrift
den Ritter, auf der anderen Seite den Buchstaben V mit einem Punkt
in der Mitte und eine unkenntliche Umschrift, die mit einer Jahreszahl
(166 [?]) schliesst.
Ein Münzfragment scheint das Monogramm G W (das W im G» zu
tragen; zwei derartige Münzen wurden in der Stadt Suczawa gefunden
und zeigen um das Monogramm herum die Schrift SOLIDVS . PR —
VSSIA. (E 16. . ?|, aut der Reversseite den heraldischen Adler und
die Umschrift GEORG. WILH. MAR. BR. (S. R. I. EL?)
Auf einer ziemlich defekten 15 mm grossen Münze ist die Mutter
Gottes sichtbar. Diese Münze wird wol ungarisch sein, gleich einer ebenso
grossen, in der Stadt Suczawa gefundenen Silbermünze, die ebenfalls—
jedoch mit einem anderen Stempel geprägt — die Gottesmutter zeigt,
zu beiden Seiten derselben die Buchstaben K— B. dann die Umschrift
PATRONA-VNGARIE, auf der Reversseite aber ein mehrfach getheiltes
Wappen und die Umschrift FERDINAND. D. G R VNG. ir)57 jKrera-
nitzer Denar?) Eine ähnliche Silbermünze fand sich am Schloss, bei
welcher allerdings das Muttergottesbild, sowioDi^iJfdbK'^schriften ganz
Die Forsohungsarbeiten am alten Wojewodenschlosse in Suozawa. 56
undeutlich sind ; die Reversseite trägt das gleiche Wappen, darüber
unmittetbar die Jahreszahl 156 (?) 3.
Eine 22 mm. grosse Kupfermünze — besitzt auf der Aversseite
ein aus den Buchstaben A, G, N und L bestehendes Monogramm, darunter
die Jahreszahl 1628, aul der Reversseite zwei gekreuzte Stangen
(Fahnen-?), dazwischen die Buchstaben I, B und V.
Das grösste Interesse unter den gefundenen Münzen bilden aber
jene bloss 15 bis 16 mm grossen dünnen Kupiermünzen, welche an ver-
schiedenen Stellen im Schutte in grosser Menge (bis jetzt weit über 1000
Stück) aufgelesen, an Ort und Stelle erzeugt wurden und als
schwedisch zu gelten haben. Ihre Herstellung im Schlosse selbst
beweisen die zahlreichen Blechabfälle, aus denen die Münzen zumeist
herausgestanzt erscheinen. Es fanden sich indess auch Blechstreifen,
in denen die Münzen noch eingeprägt sind ; zumeist passen in diesem
Falle Avers- und Reversseite nicht gut aufeinander oder es ist das Blech
rissig und man hat vielleicht aus diesem Grunde die Fertigstellung
nicht vorgenommen. Uebrigens sind sehr viele Münzen unvollkommen,
indem sich entweder die beiden Seiten nicht decken ; von der
Rundung ein Theil fehlt u. dgl und dies mag zum Theile die Ursache
des 80 häufigen Auftretens der Münzen sein, die als mehr oder weniger
misslungene Exemplare vielleicht gar nicht in Verkehr gelangt sind.
Die weitaus grösste Zahl dieser Münzen trägt den Namen
„Christina'', nicht wenige zeigen den Namen „Carl Gustav^^ und „Carolus''
einzelne den Namen „Gustav Adolf'. Dass die Erzeugung en masse
vorgenommen wurde, beweisen überdies die z a h 1 r e i c h e n Münz-
stempel, die man benützte und von welchen für die Münze der
Königin Christine mit Sicherheit sechs verschiedene, — in Einzel-
heiten divergirende -- nachgewiesen werden können; Münzstempel selbst
hat man bis jetzt allerdings nicht entdeckt. Alle diese Münzen besitzen
auf der Reversseite eine wappenartige Verzierung, der bereits weiter
oben Erwähnung geschah, worin sich zwei gekreuzte Schlüssel und
darüber ein Kreuz befinden. Die Umschriit lautet SOLID VS (auch
SOLDVS) OIVI. RIG mit nachfolgender Zahl (166, CO, 58, 55?, 16, 12?)
Die Aversseite trägt den Buchstaben C in grossem Massstabe mit Ver-
zierung in demselben und einer darüber befindlichen Krone dann der
Umschritt CHRISTINA. D. G. R. S ; bezw. das Monogramm C G (das
G klein und im C) mit der Krone und Umschrift CAROLVS. GV8T.
D. G. R. S ; oder das Monogramm C R. mit der Krone und der Um-
schrift CAROLVS (ebenfalls verschiedene Stempel.) Eine ähnliche Münze
mit dem Buchstaben C ist aus Silber mit ganz undeutlicher Inschrilt,
drei Münzen mit C tragen die Umschrift SOLIDVS LIVON L'>]PJ und iet
hier auch das Wappen etwas anders gestaltet. Bios wenige Münzen
fanden sich mit dem Monogramm G A (das A klein und im G) am
Schlosse, mehrere dieser Gattung dagegen vor etlichen Jahren in der
Stadt Suczawa gelegentlich einer Grabenherstellung beipj^g|'^^^@^^j|^[g
56 ^^1 A. Romstorfer :
katholischen Kirche. Diese Münzen, sowie eine sehr grosse Zahl von
Münzen mit dem verzierten Buchstaben S (deren bereits weiter oben
gedacht wurde) sind versilbert oder aus Silber hergestellt ; ich erwarb
sie von der Gemeinde Suczawa für unser Landesmuseum. Von den
Münzen mit dem Monogramm G A trägt eine die ziemlich deutliche
Inschrift GUSTA. ADOL. D. G. REX., auf der Reversseite das oben
beschriebene Wappen und die Umschrift SOLIDVS CIVI. RIGENSIS.
Eine interessante auf der Burg ausgegrabene Münze bezieht sich
wol nicht auf Schweden. Sie besitzt (in mehreren Exemplaren gefunden)
das Mogramm F W (mit mindestens dreierlei Stempel) und die Um-
schrift SOUDUS. P. RUSSIA oder P- RUSS. 16^2, auf der Reversseite
einen Adler und die Umschrift FRID WIL. [?J MAR Ein Stück hievon
ist besonders merkwürdig; von der Reversseite ist nur ein kleiner
Theil zu sehen mit den Buchstaben IL [?] MAR. während der zweite
Theil unzweifelhaft ein Stückchen der Aversseite der obbeschriebenen
Münze mit dem Buchstaben C ist, ein Peweis, dass beide Münzarten
am Schloss geprägt wurden.
Welchem Umstände die Herstellung der zahlreichen, na-
mentlich s c h w e d is c h en Münzen im Wojewodenschlosse
selbst zuzuschreiben ist, erscheint bis jetzt noch . nicht aufgeklärt.
Nach Mittheilung des Professors am Lyceuum in Pomerla (Rumänienf,
Herrn I. Fleischer, ist bekannt, dass u. A., wie der Chronist Nicolai
Muste (III , p. 6 der 2. Ausgabe von Kogälnicean) schreibt, Fürst Eustra-
tius Dabisha (1661—6(5) in der Burg (Cetatea) eine Münzstätte errichtete,
die auch noch unter dem Fürsten Ilia§ Voda im Gange war und in
welcher kleine Kupfermünzen, ^aläu (etwa Piennig) benannt, — 4^alä!
einen „ban" ausmachend, — geprägt wurden, die nur in der Moldau
cursierten.
Ausführliche Berichte über diese Münzfunde übermittelte ich im
April 1896 samt Münzproben sowohl an die k. k. Gentral-Commis-
sion in Wien*) als an die Academia Roniänä in Bukarest und an das königl.
Ekklesiastik-Depyrtement in Stockholm ; bisher konnte mir seitens dieser
wissenschaftlichen Institute eine Aufklärung über die Frage des
Grundes der Ausprägung schwedischer Münzen im Fürstenschlosse
in so bedeutenden Massen nicht gegeben werden, von Münzen also,
welche in die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts verweisen,
demnach ein halbes Jahrhundert und mehr vor dem Jahre ent-
standen, in welchem König Karl XII. mit seinem Heere den aben-
teuerlichen Zug nach Russland und in die Moldau unternahm, ohne
hiebei, wie es scheint, nach Suczäwa gekommen zu sein. In keiner
Weise erwiesen ist die Meinung einzelner Fachleute, dass es sich im
vorliegenden Falle um Münzfälschungen handelt. Aber eines scheint vor-
läufig aus den beschriebenen Münzfunden zu folgen, nämlich das, dass
*) über Wunsch noch ein zweites Pare für d«vs Münz^ncabinet des Allerhöchsten
Kaiserhauses. r^ r^r^r-^]r^
Digitized by VjOOQ IC
Die Forsohongsarbeiten am alten Wojewodenscblosse in Suozawa 57
zur Zeit der Blüte Suczawas ein reger Handels verkehr^ wenigstens
indirekt, mit Schweden stattgefunden haben muss.
Ohne heute auf die einzelnen geschichtlichen vielfach noch nicht
aufgeklärten Phasen des Schlossbaues und des Unterganges der Burg,
diesbezüglich auf einzelne in meiner Abhandlung ,,Aeltere Vertheidigungs-
anlagen in der Bukowina'^'), sowie in dem Aufsatze I. Fleischers
„Zur Geschichte von Suczawa^'**) enthaltene Daten verweisend, einzugehen
schliesse ich diesen vorläufigen Bericht, der, wie bereits eingangs
erwähnt, nach Fertigstellung der Forschungsarbeiten und unter Beigabe
von Plänen und Abbildungen ergänzt werden soll.
Die Funde sind gegenwärtig theils in den Kloster-Localitäten
theils am Obergymnasium in Suczawa untergebracht. Nach Abschluss
der Arbeiten soll ein Theil derselben in das Landes-Museum
nach Czernowitz kommen, ein Theil aber in einem seitens der
Stadtgemeindevertretung zu überlassenden Räume den Grund für
ein Localmuseum in Suczawa bilden. Als Oustos für dasselbe
hat in zuvorkommenster Weise Herr Prof. Dr. A. Daszkiewicz
seine Dienste zur Verfügung gestellt, der auch gegenwärtig die Funde
sammelt und entsprechend deponirt. Es sei bei dieser Gelegenheit be-
merkt, dass, um die Aufmerksamkeit der Arbeiter und einzelner Per-
sonen, welchen das Auflesen von Funden bewilligt wurde, rege zu er-
halten, für letztere entsprechend hohe Prämien ausbezahlt werden.
Gefördert durch die Mitwirkung so zahlreicher Herren wird das
begonnene Werk nun zum guten Abschlüsse gelangen und in seinen
Ergebnissen wichtige historische und kunstgeschichtliche Beiträge für
die Landeskunde liefern. Eine besondere Genugthuung gewährt es mir,
dass das Unternehmen auch ausserhalb der Stadt und des Landes
der Unterstützung und des Interesses gewürdigt wird, wie dies die
seitens der eingangs citirten hohen Behörden zugewendeten Subven-
tionen und die zahlreichen Besuche beweisen, welche das Schloss seit
Beginn der Forschungsarbeiten erfährt^ u. A. seitens Seiner k. und k.
Hoheit des Herrn Erzherzogs Peter Ferdinand (6. August
1895), des Herrn Landeshauptmannes Johann Lupul dann des k, rüm.
Universitätsprofessors Dr. Dem. 0 n c i u 1 und des Ministerialbeamten
A. Ritter von Peyersfeld in Bukarest.
*) Jahrbuch des Buk. Landes-Huseums III, 1895.
**) ,. n ^, n IV, 1S96.
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l)as Jiitsteheii und die Jiit\^lckelung
der eVangelischenjpfarrgeineiiide in (^zernowltz.
■(^on Dr. 9. Pokb.
Seit der Besitzergreifung der Bukowina durch Oesterreich Hessen
sich in Czernowitz viele Deutsche, darunter auch Protestanten, nieder.
Im Jahre 1786, also nach Verlauf eines Jahrzehnts, wurden daselbst
bereits 31 evangelische Glaubensgenossen unter der Civilbevölkerung
gezählt. Nur einige davon seien hier genannt : der Actuar des grie-
chisch-orientalischen Consistoriums Friedrich Rinne, der Consistorial-
kanzelist Johann S c h o b e I, der Kreisamlskanzelist Georg M a e 1 1 i g,
der Bäcker Friedrich G ö h r i n g, der Tischler Georg Russwurm.
die Schmiedemeister Richard Bernhard und Michael K 1 e m e n s
und die Maurer Daniel Gondosch und Peter Langer. Rinne ver-
sah das Amt eines Kirchenvorstehers.') Einen eigenen Pastor hatte die
kleine Gemeinde selbstverständlich nicht. Sie wurde seit 1786 von dem
Zaleszczykier Pastor Michael H i m e s c h ein- oder zweimal im Jahr
besucht. Anfangs mochte dies blos gegen Entschädigung der Reise-
kosten seitens der Glaubensgenossen geschehen sein, aber schon am
20. October H86 suchte der Pastor bei dem Bukowiner oder Czernowitzer
Kreisamte an, dass man ihm ,.vor die Zukunft für die zu Verrichtung
des Gottesdienstes anhero unternehmende Reise eine Vergütung ange-
deihen^^ lassest Nach dem Vorschlage des Kreisamtes bewilligte ihm das
galizische Gubernium mit Decret vom 18. Jänner 1787, Z. 1595, eine
jährliche Remuneration von 30 fl. aus dem Staatsschatze, unter der
Bedingung, dass er alle Jahre zwei- bis dreimal in die Bukowina
komme. ^)
Die Gründung der deutsch-protestantischen Coloniegemeinden
Fratautz, Arbora, lUischestie, Itzkany, MiUeschoutz, Satulmare und Tere-
blestie in den Jahren 1787 und 1788 hatte die Errichtung eines beson-
deren Bukowiner Pastorats zur Folge. Zum Pastor wurde Ende
März 1791 der Candidat der Theologie Stefan Daniel Wilhelm Hü bei
') Standesausweis der im Bukowiner Kreise befindlichen protestantischen Seelen.
Czernowitz, 31. Mai 178Ö, Z. U3ö.
«) Protokoll d. Bukowin, Kreisamtes, 1786, Z. 4649.
») Ebenda, 1787, Z. 506.
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Polek: Evangelische Pfarrgemeinde in Czemowita. ^^
aus Harburg in Württemberg ernannt. Dieser traf am 24. Mai 1791
in der Bukowina ein. Er hatte anfangs seinen Sitz in Fratautz,
übersiedelte aber im Jahre 1792 nach M i 1 1 e s c h o u t z, wo die Radau-
tzer Wirtschaftsdirection auf Kosten der Ansiedler ein Pfarr- und
Bethaus hatte bauen lassen.*)
Kübel war Pastor aller evangelischen Glaubensgrenossen in der
Bukowina. Seine Ankunft setzte also der Thätigkeit des Zalesz-
czykier Pastors in Czernowitz ein Ziel Allein schon im Sommer
1792 entzweite sich Ilübel mit allen Mitgliedern der Gemeinde.
Auch die Czernowitzer Glaubensgenossen wollten nichts mehr von ihm
wissen. Mit Bewilligung des Kreisamtes Hessen sie im Frühjahre 1793
wieder den Pastor Ilimesch aus Zaieszczyki zur Verrichtung des
Gottesdien.stes kommen. Hübel beschwerte sich darüber ; er wurde
jedoch mit dem Bemerken abgewiesen, dass man ihn insolange nicht
unterstützen könne, als er das Vertrauen seiner Pfarrkinder nicht
besitze.'^)
Schon damals tauchte unter den Czernowitzer evangelischen Glau-
bensgenossen der Gedanke auf, sich als selbständige Gemeinde zu
constituieren. Davon gibt ein im Kirchenarchive zu Czernowitz aufbe-
wahrter Plan zu einem Bethause uncj einer Pastorswohnung aus dem
Jahre 1794 Zeugnis. Die Gelegenheit zur gänzlichen Trennung von
Milleschoutz fand sich übrigens sehr bald.
Zum Unterhalte des Pastors Hübel waren für die drei ersten
Jahre je 300 fl. aus dem Staatsschatze bewilligt worden ; vom 1. April
17Ü4 an sollten die evangelischen Glaubensgenossen, in erster Linie
die in und um Milleschoutz wohnenden, diesen Gehalt bestreiten.
Durch die Vermittelung der Uadautzer Wirtschaftsdirection kam auch
am 14. December 1793 zwischen dem Pastor und den evangelischen
Coloniegemeinden ein Vertrag zustande. Darin verpflichteten sich letz-
tere 216 fl. in barem Gelde und 32 fl. in Naturalien, zusammen also
248 n. zum Unterhalte des Pastors beizutragen.*) Aber auch diese ge-
ringen Beiträge waren gleich anfangs nicht ganz und regelmässig ein-
zubringen. Darum suchte Pastor Hübel noch im Jahre 1794 um seine
Entlassung an. Das Gubernium willfahrte dieser Bitte. Gleichzeitig
theilte es dem Kreisamte mit, man sei bereits allerhöchsten Orts um
einen andren Pastor für die Gemeinde Milleschoutz eingeschritten,
habe aber die Wei.sung erhalten, dass die Gebühr des künftigen Pastors
vorläußg auszumitteln und richtigzustellen sei, damit man den Candida-
ten zu diesem Amte die Vortheile und die damit verknüpften Genüsse
bestimmt bekannt machen könne.*)
*) Polek, der ProtestaDtismus in der Bukowina. Czernowitz 1890, d. 37.
») Erlass vom 20. April 1793, Z. 1565.
') Polek, a. a. 0. S. 89.
*) Verordnung ddto Lemberg, ^30. December 1794, Z. 191. — Hübel wurde
im Jahre 1795 nach Reichsheim ^Galizien, G.-B. Mielec) und von da im Jahre 18 10
J6seföw (Gtdizieu G-B. Radziechow; berufen, wo er am 9. Jänner 1847 im Alter von
Sl Jahren starb.
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öO Polek :
Mit der Ausmittelung des Gehaltes für den neuen Pastor wurde die
Radautzer Wirtschaftsdirection betraut. Sie konnte nicht mehr als 257 */2 fl.
sicherstellen, meinte aber, dass man den Abgang zur Congrua — diese
war mit 300 fl. festgesetzt — in kurzer Zeit einbringen würde, wenn
man die in den Städten Czernowitz, Sereth und Suczawa ansässigen
protestantischen Familien beschreiben und auch nur zu einem sehr
massigen Beitrag vermögen wollte.')
Czernowitz zählte damals 68 (in der inneren Stadt 35, in der
Vorstadt Rosdi 33) protestantische Familien. Diese waren bereit, ITO^a fl.
(die Czernowitzer 13773, die Koscher 33) in vierteljährigen Raten zum
Unterhalt des Pastors beizutragen, jedoch nur in dem Falle, wenn dem
Pastor die Stadt Czernowitz als Wohnsitz angewiesen würde.^) Müsste
er wieder in Milleschoutz wohnen, so wollten sie sich zu nichts ver-
binden, weil sie sonst dreifache Auslagen und gerade im Nothfalle
keinen Seelsorger hätten/^ Da sie aber einsahen, dass die damals in
Czernowitz (mit Einschluss von Rosch) sesshaften protestantischen Fa-
milien allein einen Pastor weder erlangen noch besolden konnten, so
baten sie inständig, dass die nächstgelegenen Ortschaften Bojan, Sada-
gura, Mamajestie, Kotzman, Molodia und etwa noch Sereth mit Tere-
blestie zu Czernowitz gezogen würden. So, meinten sie, würde die
auf 100 vorgeschriebene Familienzahl und der nöthige Geldbeitrag per
;J00 fl. zur Gründung eines Pastorates sicher zu erreichen sein. Ausser-
dem brachten sie die Bitte vor, dass man, wie die griechisch-orienta-
lischen Geistlichen, so auch den evangelischen Pfarrer mit Grundstü-
cken versehen möge. Schliesslich verpflichteten sich die Familienhäup-
ler, falls die zur Erhaltung des Pastors erforderliche Geldsumme wider
Vermuthen nicht einfliessen sollte, nebst ihren ordnungsmässigen Bei-
trägen „noch das Nöthige nachzutragen'^^.)
Diese „fromme Bitte" fand das Czernowitzer Gemeindegericht
„vollkommen erhörungswürdig", umso mehr, als diese Ansiedler „gute
Ackersleute, erfind- und arbeitsame Professionisten'' waren und pünktlich
ihre Steuern zahlten. Es empfahl übrigens, die Protestanten von Czer-
nowitz Rosch und Sadagöra „mit dem ausdrücklichen Beisatz zum
diesfälligen Beitrag einzuladen", dass, wenn ihr Beiträge „anständig*^
wären, zwei Pfarrer, nämlich einer in Czernowitz und einer in Mille-
schoutz, „bei einem schmalen Beitrag" aber nur ein einziger, und
zwar in Milleschoutz, angestellt werden würde.*)
Der Antrag des Gemeindegerichtes wurde weder von dem Kreis-
amte noch von dem Gubernium gebilligt. Letzteres ordnete mit Decret
0 Bericht ddto. Radautz, 4. Febiuar 1795,
^) Es hatten gezeichnet: Actuar Friedrich Hinne 8 11, Gerichtspräses L*adisUas
V. Szabo, Protokollist Maettig, KanzeUst Andreas Schobel, Kreisoassas^eiber Heinrieh
Krieger und der städtische Rechnungsführer Benjamin Schröder je 6 fl., Locai-
gerichtskanzelist Tliomas Suchanek 3 n. etc.
>) Bericht des Czernowitzer Gemeindegerichtes an das Kreisamt, ddto, 12. Man
1795, Z. 131.
*) Ebenda. ^ I
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Evangelische Pfarrgemeinde in Czemowitz. *1
vom 7. Mai 1794, Z. 10974 die nochmalige Einvernehmung der oben
genannten protestantischen Ansiedler an. Diese änderten jedoch ihre
Gesinnung nicht. Am 29. Mai 1795 berichtete nämlich das Gemeinde-
gericht dem Bukowiner Kreisamte, es habe die akatholischen Gemeinde-
glieder von Czernowitz, Rosch und Sadagura nochmals vorgeladen und
ihnen angerathen, auch für den Fall die versprochenen Beiträge zu
leisten, „\venn etwa die Noth wendigkeit es erfordern sollte, dass der
aufzustellende Pastor wie vorhin in Milleschoutz seinen Wohnsitz be-
halte und nur des Jahres einmal diese drei Ortschaften anhero zum Gottes-
dienät besuche'' ; allein sie seien bei ihrem ersten Entsohluss geblieben
und bäten nochmals um Gewährung ihrer Bitte. Trotzdem sprach sich
das Kreisamt neuerdings dahin aus, dass der Pastor in Milleschoutz
wohnen müsse. Dort sei bereits ein eigenes Pfarrhaus vorhanden, und
der Pfarrer würde dort segensreicher wirken können, da die deutschen
Colonisten jener Gegend noch keine eigenen Schulen für ihre zahlrei-
chen Kinder hätten. Die höheren Behörden scheinen überdies
geglaubt zu haben, dass die Czernowitzer Akatholiken schliesslich doch
nachgeben würden. Das geht aus einem Schreiben hervor, welches
das Consistorium augsburgischer Confession am 3. August 1795 an den
vornehmsten Bewerber um die Bukowiner Pastorstelle, den Pfarrer zu
Waltersdorf in Siebenbürgen Andreas Ephraim Schwarz, gerichtet
bat. Aus einem vom dortigen (d. i. Siebenbürger) Superintendenten
Müller erstatteten Berichte, heisst es in diesem Schreiben; habe das
Consistorium ersehen, dass er, Pfarrer Schwarz, nicht abgeneigt sei,
„die ledig werdende Predigerstelle in der Bukowina anzunehmen'^
wenn mit dieser Stelle eine entsprechende Besoldung verknüpft
wäre. „Um ihn nun in den Stand zu setzen, hierüber urtheilen und
seine Entschlüsse fassen zu können, werde ihm anmit die von der
höchsten Behörde unterm 7ten vorigen Monats herabgelangte diesfällige
Auskunft eröffnet, vermöge w^elcher ein Pastor in der Bukowina an
Beiträgen von den Städten Sereth und Suczawa 68 fl. und an jenen
der Colonisten 288 fl., zusammen also 356 fl. jährlich sicher zu genies-
sen und ausserdem noch zu hoffen habe, dass ihm die Czerno-
witzer Glaubensgenossen, die ihn wenigstens ein-
mal des Jahres zur Verrichtung des Gottesdienstes
holen lassen und ihm seine Reise und Mühe vergüten
würden, sein Einkommen unfehlbar auf 400 fl. erhö-
henmöchten"
Andreas Schwarz nahm die Stelle an. Seine Ernennung erfolgte
mit Consistorialdecret von 14. October 1795. Als Wohnsitz wurde ihm
die Ortschaft Milleschoutz angewiesen.
Unterdessen war in Czernowitz der erste entscheidende Schritt zur
Begründung eines eigenen Pastorats geschehen. Am 10. September 1795
war daselbst der damals stellenlose Pastor Philipp Eberhard K e lOO^Ic
ob aus freien Stücken, wie es im „Denkbuch'' der Czernowitzer evan-
62
Polek :
gclischen Clemoinile lieisst, oder von dieser Gemeinde berufen, Wie
Kern in oinonn am 3. Jänner 1807 an das Bukowiner Kreisami
erstatteten Hcriclitc say:t, lässt sich nicht erweisen — „zum Besuch'^ aus
t^tanislau angekommen und hatte am 13. September mit Bewilligung
des Kreisamtes eine „i lastpredigt'' gehalten *) Die Predigt hatte grossen
Beifall gefunden. Aber auch Pastor Kern scheint sich in der Mitte
der C'/ernowitzer Glaubensgenossen wohl gefühlt zu haben. Er suchte
am 13. üctober bei dem Czcrnowitzer Gemeindegerichte um die Er-
wirkung der Erlaubnis zum Aufenthalte und zur Ertheilung von Pri-
vatunterricht in der lateinischen und französischen Sprache sowie in
Geographie an. Das Bukowiner Kreisamt ertheilte diese Erlaubnis
umso bereitwilliger, als es damals, wie es in der Begründung
heisst, „in diesem uncultivierten und rohen Lande" an Gelegenheit zur
Erlernung solcher Gegenstände gänzlich mangelte. Zudem wurde dem
Pastor mitgetheilt, dass er sich durch eine zweckmässige Unterrichts-
methode uud den Fortgang der Kinder „besonders empfehlen und dem
Kreisamte es zu seiner Pflicht machen werde, sich für selben hohen
Orts zu verwenden."^)
An dem nämlichen Tage, an welchem das Kreisamt diese Ent-
scheidung traf, am 18. October 1795, überreichte die Czernowitzer
evangelische Gemeinde bei dieser Stelle ein Gesuch, worin sie bat,
dem Pastor Kern auch die Vornahme „gottesdienstlicher Verrichtungen"
zu gestatten. Dieses (iesuch w urde sofort dem Czernowitzer Gemeinde-
gerichte mit dem Aultrag übermittelt, die ihm unterstehenden evange-
lischen Glaubensgenossen im Namen des Kreisamtes zu belehren, dass
der genannte Pastor, „ohgleich er sich über seine Conduite und auf-
erbauliche Handlungen mit glaubwürdigen Zeugnissen ausgewiesen
habe'\ doch auch noch seine Berechtigung zur Ausübung gottesdienst-
lieber Verrichtungen durch Vorweisung eines Consistorialdecretes dar-
thun müsse, damit das Kreisamt „das Nöthige erlassen** könne ')
Pastor Kern konnte diese Forderung leicht erfüllen. Er war von
dem Consistorium augsb. Confession in Teschen geprüft und am 1 . Oc-
tober 1784 zum Pfarrer von Reichsheim in Galizien (Gerichtsbe-
zirk Mielec) ernannt w orden.*! Diese Stelle hatte er bis December 1 787
inne.^) Vom Frühjahre 171)0 bis zum Frühjahre 1794 wirkte er in der
wenige Jahre früher, 1784, von dem Grafen von und zu U garte ge-
gründeten Coloniegemeinde Ugartsthal (Galizien, G.-B. Kalusz)
und dann kurze Zeit, ungefähr ein Jahr, in der nicht weit davon ge-
legenen Colonie Land ostreu. Aus Ugartsthal trieb ihn ein Streit
«) Kreisamts-Protokoll, (l2. September) 179f>, Z. 5718.
V Ebenda, (14 October i795), Z. 649i», und Öemeindegerichts-Prot. Z. 6b73.
•) Kr.-Prot. (18. Octob. 179.^)), Z. 6r)73.
♦) Kern an d. Buk. Kreisamt, Czemowitz 3. Jänner 18u7.
^) Er hat in Reichsheim am 2') October 1784 die erste Function verricbiet
und ist im December l'iS? von dort fortgezogen. (Mittheilung d. dortigen Lehrers
Georg Sikora.) -
Evangelische Pfarrgemeinde in Czemowitz. ^^
mit der Gemeinde oder vielleicht richtiger mit dem Gemeindevorsteher
Georg G e r 1 i p p. lieber diesen Streit findet sich im Ugartsthaler
Matrikelbuche nur die kurze von Kerns erstem Nachfolger, dem nach-
maligen Senior Friedrich Theodor Eismann, herrührende Bemer-
kung, es habe „zu dieser Zeit", d. i. im März 1794, „der Ugartsthaler
8c»hulze Georg Gerlipp den damaligen Pastor Herrn Kern das Kirchen-
buch nebst allen Kirchengeräthen eigenmächtig und widerrechtlich
abgefordert und ihn „durch verschiedene Drohungen" bewogen, „Ugarts-
thal zu verlassen und sein Fastoiat bis nach geschehener Untersuchung
in Landestreu fortzusetzen, so dass die Gemeinde Ugartsthal hinfort,
Taufen und Trauungen in der katholischen Kirche zu Katusz verrich-
ten" Hess •)
Bevor noch Pastor Kern sein Consistorialdecret dem Kreisamt
unterbreiten konnte, war diesem ein Gubernialerlass zugekommen, wo-
durch es zu einer gänzlich geänderten Haltung gegen jenen gezwungen
wurde. Aus dem ihm eingeschickten kreisamtlichen Gestionsprotokoll
hatte nämlich das Gubernium von Kern's Aufenthalt in Czernowitz
Kenntnis erlangt und am 7. October 1795 dem Kreisamte folgende „Er-
innerung" zugeschickt : „Wenn der Pastor Kern der nämliche ist, der
kürzlich aus dem Samborer Kreise von der Seelsorge wegen seines
bösen Lebenswandels entfernt worden ist, so ist nicht zu gestatten, dass
er mehrere Andachtsübungea bei der Czernowitzer akatholischen (ge-
meinde vornehme, weil er derselben durch seine schlechte Aufführung
und sein unruhiges Betragen eher schädlich als nützlich sein würde". ^)
Ob den Czernowitzer evangelischen Glaubensgenossen diese wider
den Pastor Kern vorgebrachten Beschuldigungen zur Kenntnis kamen,
lässt sich nicht erweisen. Das Bukowiner Kreisamt hatte zwar am 21.
November bereits beschlossen, dem Czernowitzer Gemeindegerichte auf-
zutragen, „dass sich Pastor Kern bis auf weitere ausdrückliche Ver-
fügung mit den Verrichtungen eines Seelsorgers nicht" befasse, hatte
aber die Ausführung dieses Beschlusses „wegen der üblen Folgen"
unterlassen.^} Thatsache ist, dass die Czernowitzer evangelische
Gemeinde am 26. November 1795 an das Kreisamt die Bitte
richtete, „bei der Landesstelle/' d. i. bei dem Gubernium, ., einzu-
schreiten", dass der Pastor Magister Kern diese Gemeinde „zur
Probe auf ein Jahr in die Seelsorge übernehmen dürfe". Dieses
Gesuch wurde am 26. November dem Gubernium „unterlegt",*)
das es am 16. Februar 1796 durch Verweisung auf einen Erlass vom 5*
desselben Monats, Z. 2963, erledigte, worin dem Kreisamte aufgetragen
wurde, „dem wegen schwerer Vergehen abgesetzten Ugartsthaler
Pastor Kern die Ausübung aller Ministerialhandlungen bei der Bu«
0 Nach einer Mittheilung des Herrn Pfarrers Hargesheimer in Ugartsthal.
>) Kreisamts-Prot., (v4. October) Z. 6696. ^ ^ ^ ^ Oooalp
») Ebenda. Z. 7834 Digitzed by^^OOglL
*) Ebenda. Z. 7433.
64
l>oiek :
kowiner evangelischen (lemeinde scbärftens zu untersagen und genau
darauf zu sehen, dass dieser unruhige Mann bei der Gemeinde keine
Unordnungen stifte".*)
Durch diese hohen Erlässe Hess sich jedoch die Czernowitzer
evangelische (icmeinde in ihrer Anhänglichkeit an den von ihr aus-
erkorenen Pastor nicht wankend machen. Im Gegen theile, sie recurierte,
um ihren Willen durchzusetzen, an die Hofkanzlei. Obwohl diese kurz
zuvor, am 12. März 1796, angeordnet hatte, dem „abgesetzten Ugarts*
thaler Pastor Kern alle Bewerbung um das Czernowitzer Pastorat
ernstlich zu untersagen und ihn zur Ruhe zu verweisen'V) so verlangte
sie doch am 9. April einen neuen ausführlichen Bericht.
Der Bericht des Kreisamtes — er wurde am I. Juni erstattet —
kann nicht ungünstig für Pastor Kern gelautet haben ; hatte dieser
doch erst einen Monat früher dadurch^ dass er sich in Zaleszczyk
einer Prüfung „in Ansehung der neuen Lehrart'' unterzog, einen neuen
Beweis seines regen Fleisses und seiner Verwendbarkeit gegeben. Doch
der Bescheid entsprach den Hoffnungen der Gemeinde nicht. Mit dem
Gubernialerlasse vom 5. August 1796, Z. 2084 , wurde nämlich das Kreisamt
verständigt, dass wegen Anstellung des Pastors Kern so lang kein
Antrag gemacht werden könne, als er nicht durch langanhaltenden
Fleiss und untadelhafte Aufführung überzeugende Proben seiner Bes-
serung gegeben haben werde''.^)
Es dauerte nicht lange, und die Czernowitzer Protestanten baten
neuerdings um die Erlaubnis zur Anstellung des Pastors Kern. Dieses
Gesuch wurde von dem Gubernium mit Erlass vom 21. October 1796,
Z. 28165, dem Kreisamte zur Berichterstattung vorgelegt.
Der Bericht — er ist vom 3. November 1796 datiert und trägt
die Zahl 6750 — lautet so günstig für die Gemeinde und den Pfarrer,
dass ihm in erster Linie der Erfolg des Gesuches beizumessen ist. Die
Czernowitzer Gemeinde, heisst es darin, suche nun bereits zum
drittenmale um einen Pastor und insbesondere um den Pastor Kern
an. Sie bestehe, da auch die Röscher, Sadagurer und Bojaner prote-
stantischen Einwohner dazu gehörten, sicherlich aus 100, wenn nicht
mehr, Familien und zähle folglich bei 400 Seelen. Sie habe schon vor
Kern's Ankunft die Nothwendigkeit eines eigenen Pastors eingesehen
und sich daher zu einem nicht unbedeutenden Beitrag für einen Pre-
diger und zwar selbst für den dermaligen Milleschoutzer Pastor Schwarz,
jedoch nur für den Fall erklärt, dass man ihn in ihrer Mitte, das ist
in Czernowitz, anstelle. Da nun dieser Pastor in Milleschoutz, 8 Meilen
von Czernowitz entfernt, wohnhaft sei und somit auf den Beitrag der
Czernowitzer Gemeinde keinen Anspruch machen könne und auch
•) Ebenda. (23. Febraar) 1796, Z. 1077.
«) Gubernium an d. Kreisamt, 8. April 1796, Z. 9278. (Kr.-ProJL SO. Anril 1796
Z. 2605.) (^n,niri\{>
') Kr.-Prot, 13. August 1796, Z. 5153. Digitized by^^OO^lL
Evangelische t^farrgemeinde in Czemowitz. ^
nicht mache, so sei diese Gemeinde zur Aufnahme des soeben dienst
losen Pastors Kern genöthigt, umsomehr, als sie seiner für sich,
insbesondere aber zur Unterweisung ihrer Kinder „im Gottes-
dienste'^ täglich, ja stündlich bedürte. Durch diese Anstellung
eines eigenen Predigers in Czemowitz werde der Ansiedlungspastor
Schwarz in seinem Gehalte nfcht geschädigt, der Czernowitzer evan-
gelischen Gemeinde aber erwachse daraus noch die Wohlthat, dass sie
die Reisekosten eines entfernten Pastors erspare und die ihr nöthigen
gottesdienstlichen Verrichtungen jederzeit erhalten könne. Schliesslich
stellt das Kreisamt dem Pastor Kern „für die einjährige hierortige
Aufenthaltszeit'^ nicht nur im allgemeinen das beste Zeugnis aus, son-
dern hebt noch insbesondere hervor, dass er sich „zum allgemeinen
Besten mit der Unterweisung der Jugend in den ersten Gründen der
lateinischen Sprache zur Zufriedenheit des Publicums'' abgebe, „über-
haupt aber bis nunzu nicht die mindeste arge Seite habe blicken
lassen/'
Es verstrich jedoch noch ein volles Vierteljahr, bis der Bescheid auf
das so befürwortete Gesuch herabgelangte. Es ist diej der Gubernialerlass
vom 20. Jänner 1797, Z. 1^64. Er lautet : Se. Majestät habe der Bitte
der Czernowitzer akatholischen Gemeinde zu willfahren geruht und
gestattet, „dass sie den Pastor Kern als ihren Pastor aufnehmen könne/*
Hievon wurde die Gemeinde mit dem Erlasse vom 3. Februar 1797
Z. 572, vom Kreisamte verständigt.
So war endlich nach langem und schwerem Kampfe der sehn-
lichste Wunsch der Czernowitzer evangelischen Glaubensgenossen
erfüllt : sie hatten ihren eigenen Pfarrer. Das Jahr 1797 ist also, wenn
auch nicht das Geh urtsjahr der Czernowitzer evange-
lischen Gemeinde überhaupt; so doch das der Czerno-
witzer evangelischen Pfarrgemeinde.
Der jungen Gemeinde drohte jedoch sehr bald eine ernstliche
Gefahr. Obwohl sie dem Pastor nur einen jährlichen Gehalt von
120 fl. zugesichert hatte, konnte sie ihm auch diesen nicht bezahlen^
weil viele Mitglieder die Kirch^nbeiträge schuldig blieben. Im October
1791) musste der Pastor sogar die Hilfe des Kreisamtes in Anspruch
nehmen. Uebrigens reichten die Kirchenbeiträge, wenn sie auch rich-
tig und zur Zeit eingiengen, nicht immer zur Deckung der Auslagen
hin. So stand in dem Voranschlage für das Jahr 1806 dem Bedarf von
26G fl. die Einnahme von 252 fl. gogenüber. Die Auslagen waren :
Gehalt des Pastors 120 11.
Zins für die Pastorswohnung und das Bethaus 60 „
Kirchendienerlohn 48 „
für Wachslichter „in der Kirche" 10 „
„ Hostien und Wein zur Communion" 8 „
„verschiedene" Auslagen Di5itiz-ed6yGiÄ^Ie
Zusammen . 256 u.
66
Polek :
Der Bestand des Pastorates war demnach noch nicht gesichert.
Vor allem musste der CJehaH des Pastors erhöht und sichergestellt
werden. Aus diesem Grunde hatte das Consistorium schon im April
1805 um einen Beitrag aus dem Staatsschatze angesucht. Die Hof-
kanzlei gab am 6. März 1806 der Bitte Folge. Mit Superintendential-
decret vom l. December 18(6 wurde das Seniorat und von diesem
dann mit Decret vom 24. Jänner 1807 die evangelische Gemeinde in
C/ernowitz verständigt, dass Seine Majestät mit allerhöchster Ent-
schliessung vom 30. Jänner 18( 6 einen Beitrag von 150 fl. zum Pa-
storsgehalte bewilligt habe. Gleichzeitig wurde die Gemeinde aufgefordert,
diesen Gehalt aut 300fl. zu ergänzen Diesem Belehlo kam die Gemeinde
zwar erst im Jahre 1808 nach, repartierte aber auch zugleich den
dem Pfarrer vom 1. December 1806 ab gebührenden Nachtrag.
Die Czernowitzer evangrlische Pfarrgemeinde wurde bei ihrer
Gründung der östlichen, aus den Provinzen Mähren, Schlesien und
Galizien gebildeten, im Jahre ]So4 aber der damals neugeschalTenen
galizischen Superintendenz und innerhalb dieser (seit 1811) dem östlichen
Seniorate, das heute auch über die Gemeinden Jakobeny, Illischestie,
Hadautz, Ugartsthal und Zaieszczyki die Aufsicht führt, unterstellt.
Auch Pastor Kern bekleidete, wenn auch nur kurze Zeit die Stelle
eines Seniors. Er wurde nämlich, und zwar „rücksichtlich seiner langen
Dienstjahre und guten Verwendung'* bei der Czernowitzer Gemeinde,
mittelst Hofdecrets vom 12 December 1811, Z 18238, zum Senior er-
nannt und starb als solcher, 71 Jahre alt, am 25. März 1814.
Da die Gemeinde im Jahre 1814 grosse Auslagen zu bestreiten
hatte, zögerte sie lange mit der Berufung eines neuen Pfarrers. Es
geschah dies erst im April 1816 Gewählt wurde Johann S z u t o r,
erster Lehrer an der evangelischen Schule zu Mathejocz in der
Zips. Er wurde am 1. September ordiniert, starb aber schon am 11.
November 1817. Ihm folgten Ernst Karl N e u p e r (1818— 1820), Johann
Christian Peters (18'2J — 1845) und Johann J e n k n e r.
Letzterer war zu Bielitz im Jahre 1811 geboren, hatte in Teschen,
Pressburg und Wien studiert und als Pastor zu Dornbach in Kärnten,
dann als Rector und Katechet in Biala und zulezt als Pfarrer zu Dorn-
feld in Galizien gewirkt. Er trat am 28. December 1846 in Czernowitz
ein und übernahm hier am i. Jänner 1847 die Amtsgeschäfte. Mit die-
sem Tage beginnt eine neue Aera für die Czernowitzer evangelische Ge-
meinde. Jenkner hat nicht nur im Verein mit dem Kirchen Vorsteher
und Curator der Gemeinde Apotheker Wilholm von Alth für seine
Glaubensgenossen segensreich gewirkt, sondern hat es auch verst^anden,
sich die Achtung und Liebe der Angehörigen der andern (Don-
fessionen des Landes zu erwerben. Er starb als Senior — zu dieser
Würde war er schon im Jahre 1868 gelangt -- am 1. October 1S76.
Nach Jenkner's Tode administrirte der Candidat der Theologie
Peter Ilodel eine Zeitlang die Gemeinde. Am 9. September 1877
Evangelische Pfarrgemeinde in Czernowitz "•
wählte diese den Pfarrer zu Deiitsch-Hudak in Siebenbürgen Wilhelnn
B u d a k e r zu ihrem Pfarrer, der auch mit Decret vom 27. Februar
1878, Z. 460, von dorn k. k. Oberkirc-henrath A. C. bestätigt wurde,
aber wegen eines gefährlichen Brustübol auf die Stelle verzichtete, be-
vor er sie noch angetreten hatte. Bei der am 25. August 1878 erfolgten
Neuwahl vereinigten sich alle Stimmen auf den Director der höheren
Töchterschule zu Mediasch in Siebenbürgen Josef F r o n i u s. Dieser
traf am 9. April 1879 in Czernowitz ein und trat an dem darauffolgen-
den Tage sein Amt an
Pfarrer Fionius ist am 18. März 1841 zu Abtsdorf in Siebenbürgen
geboren. Er hat in Wien studiert und hat ausser der theologischen
Prüfung auch die Lehramtsprülung aus Geographie und Geschichte ab-
gelegt. Seit zwei Jahren versieht er auch das Amt des Seniors.
Gleich den Pfarrern haben auch die Kirchenvorsteher und Gura-
toren das Wohl und Gedeihen der Gemeinde sehr gefördert.
Als erster Kirchenvorsteher wurde bereits Friedrich Rinne
genannt.^) Ihm stand, vielleicht seit 1794, Heinrich Krieger zur Seite.
Diese beiden Männer haben das Czernowitzer Pastorat begründet.
Zu Anfang des Jahrhunderts, von 1804 bis i809, leitete Philipp
Engel und von 1809 bis 1822 Martin Paul Suchanek, erstcrer mit
Georg Russwurm und Jacob Döbbel, lelzterermit Heinrich Engel, Adam
Scholz uud Peter Eckhardt die Gemeinde. Ihnen folgte im Jahre 18;5 3
Philipp Engel, ein Sohn des schon genannten Kirchenvorstehers
gleichen Namens, anfangs mit Georg Fischer uud Georg Hack, dann
(seit 1829) mit Martin Hack und Traugott Suchanek und zuletzt mit
Martin Hack und Karl Gretz.
Philipp Engel lebte in fast ununterbrochenem Kriege mit dem
Pfarrer Peters und kam auch mit dem allgemein beliebten Pfarrer
Jenkner nicht aus Zuletzt entzweite er sich auch mit der Gemeinde.
Er wurde darum am 2. Mai 1852 abgesetzt. Bei der Neuwahl erhielt
der Apotheker Wilhelm v. Alth die meisten Stimmen. Mit ihm wurden,
da Hack und Gretz aus freien Stücken zurückgetreten waren, Daniel
Stromp und Friedrich Hack gewählt, d<^nen nach kurzer Zeit Heinrich
Sause und Georg Strobel folgten.
Alth hatte schon vor seinem Eintritt in den Kirchenvorstand für
die Czernowitzer evangelische Gemeinde mit Erfolg gewirkt; ist es
doch ihm in erster Linie zuzuschreiben, dass in den vierziger Jahren
der Bau einer neuen Kirche zustande kam. Als Kirchenvorstehor hat er
die EntWickelung der Gemeinde in jeder Hinsicht sehr gefördert. Hier
sei nur eines seiner Werke, die Errichtung der evangelischen Schule,
hervorgehoben. Und die Gemeinde wusste Alth's aufopfernde Thäligkeit
^) Rmne starb nach einer mehr als vierzigjährigen ,, ausgezeichneten, ruhm-
-würdigen und rastlosthäthigen Dienstleistung als Secretir und Kanzleidirector** am
24. Jänner lS23 (Bericht des gr.-or. Consistoriums and. Bukowin -Kreisarat, Czernowitz^
am 1. Februar 1828, Z. 73.)
ßÖ l>olek :
ZU schätzen. Als sie sich im Juni 1841 zufolge der Verordnung des k. k.
Staatsministeriums vom 9. April 1861, durch welche die innere Ver-
fassung der evangelischen Kirche heider Bekenntnisse gemäss des kai-
serlichen Patentes vom 8. April desselben Jahres geregelt wurde, neu
constituierte, wählte sie ihn zum Curator. Diese Ehrenstelle hatte er
durch mehr als ein Decennium inne. Er legte sie wegen vielseitiger
anderer Obliegenheilen — er war Sparcassadirector und Handelskammer-
präsident — im Mai 1872 zum Bedauern der Gemeinde nieder. Glück-
licherweise war sein Nachfolger, Johann R u m p, nicht minder tüchtig.
Als Schulmann liess dieser seine ganz besondere Fürsorge der evange-
lischen Schule angedeihon. Rump stand bis 1883 an der Spitze der
Gemeinde. Ihm folgte Wilhelm v. Alth's Sohn, der Apotheker und Uni-
versitätsdocent Camillo v. Alth, und nach dessen im Februar 189t)
erfolgten Tode der Buchhalter (jetzt Rechnungsrath) der Bukowiner
Sparcassa Jacob Mayer.
Es wurde bereits erwähnt, dass die Czernowitzer evangelische
Gemeinde schon im Jahre 1794 an den Bau einer Kirche sammt der
Pastorswohnung dachte. Dieses Gebäude sollte auf dem Platze stehen,
wo später das Lyceal- (heute Gymnasial-) Gebäude errichtet wurde. Es
musste jedoch auch nach der Begründung des Pastorats noch ziemlich
lange ein Privathaus als Kirche und Pastorswohnung dienen. Im An-
fang dieses Jahrhunderts hatte die Gemeinde das sogenannte Mustatza-
sche Haus im Judenviertel dazu gemiethet. Dieses Haus bestand aus
einer Stube und einer Kammer, an die ein aus Ruthen geflochtener
und mit Lehm verputzter Schoppen stiess. Letzterer wurde als Bet-
haus verwendet, während Stube und Kammer dem Pastor als Wohnung
dienten.*)
Um endlich in den Besitz einer entsprechenderen Stätte für den Got-
tesdienst und einer besseren Wohnung lür den Pastor zu gelangen, suchte
die Czernowitzer evangelische Gemeinde im September des Jahres
1804 bei dem Gubernium um die Erlaubnis zur Sammlung milder Ga-
ben und bei dem Czernowitzer Gemeindegerichte um die unentgelt-
liche Ueberlassung eines Baugrundes an. Die Sammlung, mithin auch
der Hau, wurde mit Hofdecret vom 26. Mai 1805 (Gubernialverordnung
vom 21. Juni 1805, Z. 24589) gestattet Dagegen gab das Gemeinde-
gericht der Bitte keine Folge. Es könne, erklärte es, nach einer aller-
höchsten Vorschrift keine Gründe mehr verkaufen noch verschenken,
sondern nur verpachten. Die Kirchengemeinde war zu arm, um einen
Haugrund käuflich zu erwerben. Dazu entsprach auch das Ergebnis
der Sammlung — bis 1808 giengen 1744 fl. ein — der Erwartung
nicht. So musste der Bau vorläufig unterbleiben. Doch ganz erfolglos waren
die Bemühungen der Gemeinde nicht gewesen. Durch die Vermittelungdes
damaligen Kirchenvorstehers Martin Paul Suchanek erwarb sie nämlich
\ „Denkbuch'* der Czernowitzer ev. Gemeinde. S. 5Digitized by VriOOQlC
Evangelische Pfarrgemeinde in Czemowdtz.
69
am 24. Februar 1809 eine zum Bethause und zur Pastorswohnung halb-
wegs geeignete Realität (das nachmalige, heute nicht mehr existie-
rende Wiid'sche Bräuhaus) in der heutigen Veteranengasse. Die ge-
sammelte Summe reichte hin, um wenigstens einen Theil des Kauf-
sehillings zu begleichen. M
Leider stellte es sich bald heraus, dass das neue Heim nicht
ganz seinem Zweck entsprach. Es stand nicht nur in einem entlegenen
Theil der Stadt, sondern war auch zur Abhaltung des Gottesdienstes
viel zu klein. Darum iicitierten, als im Juni 181.4 die alte römisch-
katholische Holzkirche versteigei t wurde, die Vorsteher der evangelischen
Gemeinde gleichfalls mit. Sie erstanden das ganze Material um den
Preis von 140 fl. W. W, und schritten, sobald der Kauf vom Gubernium
genehmigt war — dies geschah mittelst Vorordnung vom 8. Juli 1814,
Z. 23305 — bei dem Grmeindegerichte um Ueberlassung eines zur Auf-
stellung der Kirche geeigneten Platzes ein. Das Gemeindegericht bot
einen bei den städtischen Ziegeleien (zwischen der Alth- und der Uni-
versitätsgasse), „also fast ausserhalb der Stadt'^ gelegenen Grund im
Ausmasse von 630 Quadratklattern an, forderte jßdoch mit Rücksicht
auf den Umstand, dass dieser Grund auf 945 fl. (die Quadratklafter
auf l7a fl) geschätzt war, dafür einen jährlichen Zins von 47 11.
Diesmal warfen die evangelischen Kirchenvorsteher nicht gleich die
Flinte in das Korn. Im Gegentheile, sie wandten sich an das Kreis-
amt mit der Bitte, die unentgeltliche Abtretung des ihnen von der
Stadtgemeinde angebotenen Platzes bei der Landesstelle zu erwirken ^)
Und ihre Bitte fand Gehör. Mit Hofkanzleidecret vom 8. Juni lB\o und
Gubernialverordnung vom 7. Juli 1815, Z. ä5230, ist die Ueberlassung
jenes ,.öden" Grundes an die evangelische Gemeinde „zur Erbauung
ihres Bethauses nebst der Pastoratswohnung ohne Entrichtung eines
Zinses hiefür, jedoch gegen dem bewilligt'^ worden, dass in der
hierüber zu errichtenden Urkunde der Stadt Czernowitz für den Fall,
als dieser Grund von dem Bethause wieder geräumt werden sollte,
das Grundeigenthum vorbehalten werde. Das ist auch thatsächlich in
dem Vertrag vom 15. Juli 1817 geschehen.^)
Die Aufstellung der alten Kirche wurde noch im Jahre 1814 in
AngrifT genommen, und Ende November 1815 war die Kirche soweit
fertig, dass man an ihre Eröffnung denken konnte. Erwähnenswert
dürfte sein, dass der Gemeinde nicht gestattet wurde, das Thürmchen
in seiner früheren Form und Grösse beizubehalten ; es musste bis auf
6 Schuh verkürzt und abgerundet werden.*)
Da nunmehr die Kirche in einem anderen Stadttheile als die Pastors-
') Hierüber wie auch über das Folgende vgl. auch meine Schrift : Der Pro-
testantismus in der Bukowina. S. 91 ü.
') Ev. Gemeinde an d. Kreisamt, 27. August 1814.
*) Zufolge dieses Vertrages sind der evangel. Gemeinde 672 Q Kl. in Besitz
and Nutzungseigt;nthum übergeben worden.
«) Kreisamtyerordnung. 5. November 1814, Z. 10937, •
' ^ Digitizedby^
/Google
70 tolek:
Wohnung stand, so war jetzt auch in Bezug auf letztere eine Aenderung
nöthig. Darum verkaufte die evangelische Gemeinde das alte Bethaus,
zahlte die darauf noch haltenden Schulden ab und kaufte von dem Reste
am 27. September 1816 um den Betrag von 2750 fl. eine an den Kir-
chengrund anstossende alte Lehmhütte, in der Absicht, an Stelle dieser
Hütte, die vorläufig dem neuen Pastor (özutor) als Wohnung dienen
musste, im kommenden Jahre ein Pfarrhaus aus hartem Materiale zu
erbauen. In der That nahm man im Mai 1817 diesen Bau in Angriff.
Ende August war das Gebäude zur Hälfte aufgeführt. Es war aber auch
die Gemeinde mit Schulden stark belastet. Um den Bau fortsetzen 7u
können, war sie genöthigt, „die Glaubensgenossen sowohl augsburgischen
als helvetischen Bekenntnisses im ganzen Umfange der österreichischen
Monarchie um Unterstützung anzunehen'^*)
Aber nur zwei Jalirzehnto war die (iemeinde in Hinsicht auf Kirche
und Pfarrhaus frei von Sorge. Zu Beginn der vierziger Jahre dagegen
waren nicht nur die Wände der Kirche morsch, sondern diese bedurfte
auch eines neuen Daches. Ja, es entsprach überhaupt die Kirche nicht
mehr den Bedürfnissen der unterdessen auf 1000 Seelen angewachsenen
Gemeinde. Dazu kam noch ein Zerwürfnis mit dem Pfarrer (Peters),
das allenthalben Indifl'erentismus zeitigte. In dieser Noth war es der
Apotheker Wilhelm von A 1 1 h, der, obwohl er damals noch nicht
Mitglied des Kirchenausschusses war, mit mächtiger Hand in das
Geschick der in ihrem Bestände gefährdeten Gemeinde eingriff und ihm
wieder die Richtung zum Besseren gab.
Alth stellte am 6. August lfc43 den Antrag, dass man eine neue
Kirche baue und eine eigene evangelische Schule in Czernowitz errichte.
Die zweite Hälfte des Antrages fand vorläufig noch wenig Beifall, die
erste aber wurde sogleich gebilligt und zum Beschluss erhoben. Es wurde
auch sofort ein besonderer Kirchenbau-Ausschuss, mit dem Antragsteller
an der Spitze, gewählt und die Subscription von Beiträgen zum Kirchenbau
eröffnet Gleich am ersten Tage (6. August) wurden in Czernowitz- allein
etwa 1450 ff. C. M., darunter von Wilhelm v. Alth 200 fl. und eben-
soviel von dem Kirchenvorsteher Philipp Engel, gezeichnet. Selbstver-
ständlich wurde auch jetzt wieder um die Erlaubnis zur Einleitung
einer Sammlung milder Gaben angesucht. Diese Erlaubnis wurde mit
Hofdecret vom 22. Auguöt 1844(Intimat d. Kreisamtes vom 26. October 1B44)
gewährt. Und es liefen aus allen Ländern reiche Spenden ein. Der
Central vorstand der Gustav Adolf-Stiftung übersandte den namhalten
Betrag von 1168fl. 24 kr. Selbst Andersgläubige kargten mit Beiträgen
nicht. Es seien nur einige Bukowiner Spender hier genannt : Jakob
V. Petrowicz (HO fl.), Vincenz Manz v. Mariensee (100 fl ), Georg
V. Wassilko (100 fl.), das hoch würdige griechisch-orientalische Consistoriuro
in Czernowitz i94 fl. 23 kr.), Frau Anna v. Romaszkan (50 fl ), Michael
') Peri.ht der ev. Gemeinde an d. Consistoriiun, 14, September>l^lJ
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Evangelische Pfarrgemeinde in Czemowitz. '^
V. Romaszkan (50 tl f, Dr. Zachar (30 fl.), Dr. Heinrich Atlas (25 H.),
Salomon Brunstein (25 fl).
Am 31. December 1843 betrug der Kirchenbaufond schon
4481 n. 40V2 kr.; Ende 1844 war er auf 509. H 12 kr., Ende 1846 auf
6644 fl. 59 kr. und Ende 1847 aut 9679 fl. 35 ^|2 kr. angewachsen.
Zu Anfang des Jahres 1847 war auch der Bauplatz schon gesichert.
Der Magistrat der Stadt Czemowitz hatte nämlich am 20. Juni 18 i6
der evangelischen Gemeinde eine westwärts von dem alten Bethause
gelegene städtische Bauparcelle im Flächenmasse von 200 Quadratklaf-
tern zinsfrei überlassen und diese Schenkung war von der vereinigten
Hofkanzlei am 4. December 1846 (Intimat des Guberniums vom 28. De-
cember 1846, Z. 749 1 2, und des Kreisamtes vom 2. Februar 1847, Z. 1228)
genehmigt worden.
Der Bau wurde am 14. September 1847 begonnen Er dauerte
zwei volle Jahre. Da man auch ein neues Pfarrhaus und zwar da, wo
die alte Kirche stand, erbauen wollte, wurde diese Kirche noch vor
Vollendung der neuen abgebrochen. Die letzte Andacht ist darin am
4. Juli 1849 abgehalten worden. Nach dieser Zeit fand der Gottesdienst
zu Rosch im Hause des Zimmermeisters Michael St r o be 1 statt. Die neue
Kirche wurde am 30. September 1849 von dem Superintendenten Adolf
Theodor Haase in Gegenwart „unzähliger Stadtbewohner aller Be-
kenntnisse^' eröfl'net.
Da die Hofkanzlei schon mit Decret vom 13. Juni 1844, Z. 17808,
der Czernowitzer evangelischen Gemeinde das Geläute- bewilligt hat, so
ist die neue Kirche auch mit einem Glockenthurm versehen.
Die Mittel zum Pfarrhausbau wurden durch den Verkauf des alten
Pfarrhauses gewonnen.
Die Kosten der Kirche und des Pfarrhauses beliefen sich zusammen
auf 14.082 fl. I673 kr C M. Davon waren zu Anfang des Jahres l-'öO
noch 1046 fl. unbedeckt.
Wie oben erwähnt wurde, hat Wilhelm v. A Ith im August 1843
mit dem Antrag auf Erbauung einer Kirche zugleich auch den Antrag auf
Errichtung einer eigenen Schule in Czernowitz gestellt. Dieser Antrag
stiess damals auf den Widerstand der evangelischen Glaubensgenossen
der Vorstadt Rosch. Zwar strebten auch diese, und zwar schon seit
nahezu drei Jahrzehnten die Errichtung einer solchen Schule an ; allein
sie wünschten, dass Rosch ihr Standort sei. Alth's Bemühungen gelang
es endlich die Röscher Protestanten umzustimmen. So kam am 7. März 1847
der Beschluss zustande, in Czernowitz eine Trivialschule mit vorläufig
2 Classen unter einem Lehrer zu errichten. Zehn Tage später, am
17. März 1847, suchte der Kirchen vorstand um die diesbezügliche
Bewilligung bei dem Kreisamte an. Es seien zwar, sagt er in seinem
Gesuche, in der Stadt Czernowitz sowie in dem Orte Rosch allgemeine
Trivialschulen vorhanden, in denen auch die schulpflichtige Jugend der
evangelischen Gemeinde Aufnahme finde. Dadurch werde aber> dieser
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72
Polek:
Jugend zerstreut, so dass es schwer sei, die Ueberzeugung zu gewinnen,
ob auch jedes schulpflichtige Kind der Gemeinde an der Wohlthat des
Unterrichtes theilnehme; dagegen solle die zu errichtende Trivialschule
die schulpflichtige Jugend der ganzen Czernowitzer evangelischen
Gemeinde vereinigen und die Aufsicht darüber erleichtern, ja eigentlich
erst möglich machen. Bisher habe nur der in Rosch wohnhafte Theil
dieser Gemeinde eine eigene Trivialschule errichten wollen ; doch sei
dieses Vorhaben für ihn allein viel zu schwer. Dazu würde mit der
jetzt beabsichtigten Schulerrichtung der ganzen Gemeinde geholfen
werden. Die Gemeinde wolle übrigens, heisst es in dem Gesuche
weiter, so schwer ihr dies auch falle, aus eigenen Mitteln die Schule
bauen und den Lehrer besolden ; sie würde nur den Czernowitzer
Magistrat nach § 378 der politischen Schulverfassung um einen Baugrund
für das Schulhaus und nach § 391 dieser Schulverfassung um das
Schulholz bitten.
Dieses Gesuch wurde erst nach Verlauf von drei Jahren und zwar
in günstigem Sinne erledigt, indem das mittlerweile ins Leben getretene
k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht mit Erlass vom 17. Mai 1850,
Z. 4020, die Erichtung der Schule gestattete. Wenige Tage vorher, mit
dem Erlasse vom 6. Mai 1850, Z. 2805, hatte die Bukowiner provisorische
Landesregierung der Abtretung eines Schulgrundes seitens des Czer-
nowitzer Magistrates zugestimmt.
Unterdessen war jedoch innerhalb der evangelischen Gemeinde der
Eifer für die gute Sache nahezu erkaltet. Um ihn wieder anzufachen,
bedurfte es der ganzen Thatkraft A 1 1 h>. Dieser setzte nach seinem
Eintritte in den Kirchenvorstand (1852) alle Hebel in Bewegung, um
die der Errichtung der Schule entgegenstehenden Hindernisse zu
beseitigen. Auf seinen Vorschlag fasste der Gemeindeausschuss am
19. December 1852 den Beschluss, die Zinsen aus dem der evangeliechen
Gemeinde von dem Schlossermeister Karl Merkel gewidmeten Legate
im Betrage von 200 fl. C. M. zur Dotierung der Schule zu verwenden.
Dem Eingreifen Alth's ist es auch zuzuschreiben, dass endlieh am
19. Jänner 1853 zwischen der Stadtcommune und der evangelischen
Gemeinde der Vertrag zustande kam, dem zufolge der letzteren das
westlich vom alten griechisch-orientalischen Friedhofe gelegene öde
städtische Grundstück im Flächenmasse von 2822 Quadratklaftern unter
den für die Abtretung des Kirchengrundes vereinbarten Modalitäten
übergeben wurde.
Am 14. März 1853 waren die zur Erhaltung der Schule erforder-
lichen Mittel soweit sichergestellt, dass die Wahl des Lehrers — sie
fiel auf den Lehrer in Landstreu Friedrich Mayer — eingeleitet
werden konnte. Die Eröffnung der Schule fand am 7. Juni 1853 statt.
Schule und Lehrer waren anfangs in einem gemietheten Hause
untergebracht ; aber schon zu Beginn des Jahres 1858 sah sich der
Kirchenvorstand durch die stetig steigende SqbülerzahL^enöthigt, den
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Evangelische Pfarrgemeinde in Czemomtz. '*^
Bau eines eigenen Schulhauses zu beschliessen. Da war 03 wieder
Wilhelm v. Alth, dessen rastlosen Bemühungen es in verhältnismässig
kurzer Zeit gelang, die zu diesem Baue nöthigen Mittel zu beschaffen.
Ein bedeutender Betrag - 2000 fl. — wurde vom Gustav Adolf-Verein
gespendet.
Am 27. Mai 1858 fand die Grundsteinlegung statt, und mit Beginn
des Schuljahres 1859 wurde das Gebäude seiner Bestimmung übergeben.
Die Czernowitzer evangelische Schule war ursprünglich eine
einclassige Trivialschule Auf Ansuchen der ev. Gemeinde bewilligte
jedoch das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht mit Erlass vom
28. August 1869, Z. 12:103, ihre Umwandlung in eine Hauptschule mit
4 Classen und ebensovielen Lehrern. Da kurz darauf die Stadtvertretung
einen jährlichen Beitrag von 650 fl. bewilligte, wurde im Jahre 1861
ein zweiter Lehrer aulgenommen, beziehungsweise die zweite Classe
eröffnet. Im nächsten Schuljahre kam die dritte Classe hinzu. Die Er-
öffnung der vierten Classe, beziehungsweise die Berufung einer vierten
Lehrkraft wurde dadurch möglich, dass die Stadtcommune mit Rücksicht
auf den Umstand, dass bei der unzureichenden Zahl der damals in Czer-
nowitz vorhandenen Volksschulen auch Kinder anderer Glaubensbekennt-
nisse die evangelische Schule besuchten, im Jahre 1^71 den jährlichen
Beitrag von 650 fl. auf 1300 11 erhöhte. Zwei Jahre darauf, zu Anfang
des Schuljahres 1873/74, wurde die Schule mit dem Oeffentlichkeitsrecht
ausgestattet.')
Diese Schule ist auch heute noch ein wahres Bedürfnis nicht nur
für die evangelische Gemeinde, sondern auch für die Stadtgemeinde
Czernowitz. .Im Schuljahre 189697 wurde sie von 355 Kindern (199 Knaben
und 156 Mädchen) besucht. Davon entfielen 103 auf die erste, 93 auf die
zweite, 90 auf die dritte und 69 auf die vierte Classe. Nach dem
Bekenntnisse waren 330 evangelisch, 21 römisch-katholisch und 2 mosaisch,
nach der Nationalität S42 deutsch, 12 polnisch und 1 anderer Nationalität.
Dass die Schule tüchtige Lehrer hat und gut geleitet ist (derzeit von dem
Rector und Hilfspfarrer Gustav Derer), beweist der Umstand, dass an ihr das
Percentualverhältnisder mit i^ngünstigem Ergebnisse classificierten Kinder
viel kleiner als an den andern Schulen der Landeshauptstadt ist. Im Schul-
jahre 169697 wurden in allen Czernowitzer Schulen zusammnen 18%,
in der evangelischen Schule nur 13\ ungünstig classiiicicrt^).
Der Bestand der Schule ist jedoch nur insolange gesichert, als ihr
die Stadtcommune und der Gustav Adolf-Verein — letzterer trägt
jährlich 1500 Mark (885 fl.) zu ihrer Erhaltung bei — die Unterstützung
nicht entzieht.
Wie alle Bukowiner Gemeinden ist auch die Czernowitzer arm.
') Vgl. Festschrift zui Feier des 5f5jährigen Jubiläums der evangelischen Knaben-
und Mädchenschule in Czernowitz von H. L a g l e r.
«) Jahresbericht über das dem k. k. Stadtschulrathe in Czernowitz unterstehende
Schalwesen fOr das Schuljahr 1896|97 von V. Faustmann. Czernowitz 1897. C
'^ Polek : Evangelische Pfkrrgemeinde Czemowitz.
Die Kirchenbeiträgo der Gemeindeglieder machen derzeit jährlich
ungefähr 20()ii f|. aus, eine Summe, von der kaum der Gehalt des
Pfarrers und die dringendsten Kirchenerfordernisse beglichen werden
können.
An Oi)ler\villigkeit mangelt es innerhalb der Gemeinde nicht.
Dies beweisen die Fondo, die in den letzten zwei Jahrzehnten zur
Sicherstellung der Zukunft der Pfarrgemeinde gegründet wurden. Von
diesen Ponden betrug am 51. December 1890
1. iler Pfarrer- Witwen- und Waisenfond, durch die Spende von 500(1.
von dem Curator Wilhelm v. Alth gegründet .... 2S63 (1. 3:^ kr.
2. der evangelische Schulfond, entstanden im
Jahre 1880 aus freiwilligen Spenden und aus dem dan^als
aufgelösten Schulvereinsfonde 3191 „ 19 ,,
3. die Sause-Vormund-Stiftung, sogenannt
nach den Gründern, Sause und Vormund, die am 1. März
1884 zur Anstellung und Erhältung eines zweiten Hilfs-
pfarrers (vom Jahre 19i 7 ab) den Betrag von 650 fl. (Hein-
rich Sause und Friedrich Vormund je 300 fl, und Carl
Vormund oo fl.) widmeten 1333 „ 63 ,,
4. der Kirchenfond, wozu der Presbyter Peter
Ulrich am 18. April 1h87 mit dem Betrage von 100 fl.
den Grund legte 1230 „9 'j,,
o. die Kector M a y e r - S ( i f t u n g, gegründet am
28. Mai I88S zur Erinnerung an den ersten Lehrer und
nachmaligen Uector der evangelischen Schule Friedrich
Mayer durch Kirchenopfer und Beiträge der Familie
sowie anderer Wohlthäter 944 „ 90 .,
G. der Kirchenbeitrag-Ablösungsfond des Herrn
Oswald Gö bring seit I.Jänner 1893. . . ... 300 „ —
Die baren Einnahmen der Gemeinde beliefen sich im Jahre 1896
auf 7491 fl. 79 kr., die Ausgaben auf 7490 fl. 63 kr. Es blieb also ein
liest von l fl. l()kr. Diesem Reste steht eine Schuld von 5131 fl. 72 kr.
an die Hukowiner Sparcasse (der Rest eines im Jahre 1885 zur Erbauung
eines Wohnhauses für die Lehrer aufgenommenen Darlehens) gegenüber,
die nur in den oben angeführten Fonden ihre volle Deckung findet*)
Die Czernowitzer evangelische Pfarrgemeinde umfasst ausser der
Landeshauptstadt der Bukowina noch die politischen Bezirke Czernowitz,
Kotzman. Storozynetz, Wiznitz und einen Theil des Bezirkes Pereth
und zählt derzeit ungefähr 4500 Mitglieder.
•) Jahrcs-Rechniingder Caemowitzer ev. Gemeinde 1. &10MS%6, Czemowitz, 1B97.
Kleine Beiträge zur Kunde der Bukowina.
ERSTE FOLGE,
■©on Professor Dr. Kaimunä ^rioärich Kainäl.
I. Uebor die Erbauuno^ clor Burcf auf dem Cecinaborn:e bei Czeniowitz. Tl. Zur Ge-
schichte der Zigeuner in der Bukowina. III. Briefe von Fedkowicz an Pfarrer
(ioorg Hanicki in Sorgie.
L
Ueber die Erbauung der Burg auf dem Cecinaberge bei
Czernowitz.
Auf (loin etwa eine Meile westlich von Czernowitz sich bis zu einer
Höhe von 539 m erhebenden Cecinaberge sind die spärlichen Reste einer
mittelalterlichen Burg zu sehen Aus der Lage eines der gewaltigen Mauer-
stücke w ird der Schluss nahegelegt, dass die Burg mit Oewalt zerstört wor-
den ist; doch hat die localhistorische Forschung bisher keine bestimmten
Resultate zutage gefördert. Auch über die Erbauung der Burg war man
bisher im Zweifel. Director Neubauer (Erzählungen aus der Bukowina
I, 128 ff.) war der Ansicht, dass schon die Gothen, welche allenfalls in
diesen Gegenden vor dem Huneneinfalle (375 n. Ch.) gewohnt hatten,
auf dem Cecina ein Castell erbaut hätten. Der bekannte Localhistoriker
Wickenhause r hat in seinem „Bochotin" S. 4 u. 11 sich zunächst
für die Erbauung durch die Deutschen Ritter oder durch die Johanniter
im 13. Jahrb. ausgesprochen ; doch ist es sichergestellt, dass diese zum
Schutze der südöstlichen Grenzen Ungarns berufenen Ritter in die
Bukowina nicht kamen. Der Machtkreis des Deutschen Ordens hat sich
nämlich zwischen den Jahren l2ll — 122Ö nur auf das südöstliche Sie-
benbürgen und auf das südlich bis an die Donau gelegene Gebiet, die
östliche Walachei, erstreckt ; die Johanniter haben im J. 1247 zwar im
diesseits der Aluta gelegenen Severiner Banat und im Kumanenlande
jenseits derselben, zu dem auch die Moldau gezählt werden könnte,
die Herrschaft angetreten, aber noch vor dem J. 1260 wieder aufgegeben,
ohne dass ihr Einfluss daselbst überhaupt erstarkt wäre. Später hat
Wickenhauser in der Czernowitzer Zeitung 1890 Nr. 54 die An-C
sieht vertreten, dass diese Burg von dem lithauischen Fürsten Georg
6*
76
Dr. Raimund Friedrich Kaindl:
Kuriatowicz, welcher im J. 1374 die Moldau und die zu derselben
gehörige Bukowina hehcrrschte, erhaut worden sei ; doch auch für
diese Ansicht lässt sich keine Nachricht in den Quellen nachweisen.
Dagegen lässt es sich quellenmässig feststellen, dass die Burg vom
polnischen Könige Kasimir Hl. dem Grossen errichtet worden sei. Wie
uns nämlich der polnische Gesohichtschreiber D } u g o s z mittheilt, haben
die polnischen Reichstagsabgeordneten im J. 1448 behauptet, dass
K ö n i g Kas i m i r n ach der Eroberung dieser Gebiete
unter anderen auch die Burg „Czeczin" erbaut habe.
Die betreffende Stelle der Hist. Pol. (hergb. von A. Przezdziecki) V, 48
(= Opera omnia XIV.) lautet: . . cum notorium, publicum et darum sit,
quod terram predictam Kazimirus secundus rex Poloniae sub Thartaris
conquisivit, ot multis illam pacifice tenuens temporibus, multa castra,
videlicet Kamyeniecz, Choczim, Czeczin, Bakota ... et alia vel
muro vel lipfnis construxit.'j Da es nun auch aus anderen Nachrichten
sich nachweisen lässt,^) dass die nördliche Bukowina im 14. und theil-
weise auch im 15. Jahrh. sich in dem Besitze Polens befand^ so liegt
kein Grund vor, die Richtigkeit des eben citierten Berichtes zu be-
zweifeln. Die nördliche Bukowina zwischen Pruth und Dniester kam
nämlich erst durch eine Reihe von Verpfändungen und Verträgen seit
dem Ende des 14. Jahrh. allmählig in den Besitz der moldauischen Fürsten,
während jener Theil dieses Landes, der ungefähr der heutigen Bezirks-
hauptmannschaft Wiinitz entspricht, sogar erst im April des Jahres
149Ü von den Polen an den moldauischen Woewoden Stephan den
Grossen abgetreten wurde. Da nun die Besetzung dieser Gebiete durch
die Polen erst nach der völligen Besitzergreifung Rothrusslands (Ga-
liziens) erfolgt sein kann, andererseits Kasimir III. bekanntlich im J.
1 370 starb, so muss die Erbauung der Burg am Cecina
etwa zwischen 1350 und 1370 erfolgt sein.
Im Anschlüsse an die obige Bemerkung, dass die Machtsphäre des
Deutschen Ritterordens im 13. Jahrhunderte sicher nicht bis in die
Bukowina reichte, sei noch bemerkt, dass Mitglieder dieses Ordens
allenfalls im 15. Jahrhunderte in die Bukowina kamen. Als nämlich im
Jahre 1497 der polnische König Johann Albrecht gegen Suczawa, die
damalige moldauische Hauptstadt, zog, befand sich in seinem Heere
auch eine Abtheilung der lehenspflichtigen Marienritter. Da Albrechts
Heer in den blutigen Kämpfen fast völlig aufgerieben wurde, giengen
wohl auch die meisten der deutschen Ritter zu Grunde. So ist z. B.
auch in der Pruthfurt bei Czernowitz, wo einer der blutigsten jener
M In deutscher Uebersetzung: „. . da es allgemein bekannt ist, dass das genannte
Land der polnische König Kasimir II. den Tataren abgewann, und indem er es viele
Jahre im Frieden beherrschte, daselbst viele Burgen nämlich Kamyeniecz, Chaczim,
Czeczin, Bakota . . . und andere sei es aus Stein oder aus Holz aufbaute/' Wir be-
meiken noch, dass nach Dlugosz' Zählung Kasimir U. gleich ist Kasimir XU. oder
Grossen. C^ r^r\r^]r>
«; Darüber vergl. man meine Gesch. d Buk. U. S. 19 ffibyV^OOglC
77
Kleine Beiträge zur Kunde der Bukowina. ' *
Kämpfe stattfand, ein deutsches Rittersdiwert gefunden worden. Mehrere
andere derartige Schwerter sind an anderen Orten der Bukowina ge-
funden worden ; eines derselben auch am Cecina. Dasselbe befindet
sich neben anderen im Bukowiner Landesmuseum. Vergl. Mitth. der
Centralcommission 1890, S. 69; Kai n dl, Geschichte der Bukowina II,
85 1. und derselbe, Kleine Studien (Czernowitz 1893) S. 11.
Schliesslich mag noch bemerkt werden, dass der Schreiber dieser
Zeilen an den Abhängen des Schlossberges überaus dicke und primitive
Thonscherben fand, was möglicher Weise auf eine prähistorische An-
siedelung auf diesem durch seine Lage hiezu besonders geeigneten
Hügel hinweist. Es wäre an der Zeit, dass an die Durch-
forschung der Ruinen am Cecina geschritten werde.
Naclidem der Forscher seinen Studien obgelegen wäre, könnte der
Platz für die Spaziergänger in den gegenwärtigen Zustand zurückge-
bracht werden.
IL
Zar Geschichte der Zigeuner in der Bukowina.
Wickenhauser hat in Molda II, 2 S. 151 IT. einige Beiträge
zur Geschichte der Zigeuner in der Bukowina im ersten Jahrzehnt der
österreichischen Herrschaft mitgetheilt In seinem Nachlasse fanden sich
Aufzeichnungen vor, die gewissermassen die Fortsetzung der eben an-
geführten Mittheilungen enthalten. Ich lasse daher dieselben hier folgen.
1. .,Zigeuner-Capitän wurde aufgehoben mit Verordnung vom 12.
April 1788 ZI. 8240."^)
2. „Gubernial-Verordnung vom 2. Juli 1802. Die Zigeunervorsteher^)
Juon Sava und Nicolai Batucse (?) bedrückten die Zigeuner und betrogen
das Aerar. Da dies bei den derzeitigen Behörden der Bukowiner Zi-
geuner nicht zu verhüten ist, besonders bei der Einhebung und Ab-
führung der Steuern, so sind die Zigeuner [den Gemeinden] einzuver-
leiben und anzusiedeln. Schon am 12. April 1788 wurde dies angeordnet.
Die Zigeuner sagten vor einer Commission 1802 aus, sie hätten sich
längst den Gemeinden einverleibt, aber die Zigeuner- Vorsteher hätten
sie abgehalten. Sie wollten Steuer und 12 Frohntage leisten.^) Die Obrig-
keiten sind aufzumuntern, den Zigeunern Plätze anzuweisen und insofern
*) Diese Verordnung kam, wie aus dem Folgenden zu ersehen ist, zunächst
nicht zur Ausführung.
«) Die Zigeuner hatten eine dreifache Obrigkeit: 1. den von der österreichischen
Regierung bestellten Zigeuner-Capitän oder Zigeunervorsteher; 2, ihren Richter und
3. üiren Fürsten (Bulubascha). Zigeuner-Capitän war damals (siehe unten im Text)
Alex. Iwanowicz. Sawa wird bei Wickenhauser a. a. O. als Zigeuner- Richter angeführt.
Vielleicht ist somit Nicolai Batusce der Bulubascha.
•) Vergl. meine Ausführungen in der Gesch. d. Buk. III, 54 ff. u. 59 f. Etwas
geringer, als nach den an letzterer Stelle angeführten allgemeinen Regeln sieh ergeben
würde, schlägt Wickenhauser a a. 0. S. 152 die Zigeunersteuer an^iitized by VjOOQIC
78
Dr Raimund Friedrich Kaindl
sie Ackerbau treiben wollen, ihnen ürundstücke zu gebenj) Nach dem
October 1803 werden keine herumirrenden unsesshaften Zigeuner ge-
duldet, sondern als Vagabunden behandelt. Zigeuner sollen nur ein-
wandern dürfen, wenn sie zur Ansiedelung geeignet sind und einen
Aufnahmschein der Obrigkeit, wo sie sich niederlassen wollen, bei-
bringen. Mit dem 1. November 1803 wird die Zigeunersteuer eingehen. Der
Zigeunervorsteher Alexander Iwanowicz, der Bullubaschen (!) und der
Richter^) werden entbehrlich. Jwanowicz hat die Besoldung zu beziehen,
bis er Steuercommissär wird.''
3. „Gubernial-Verordnung vom 25. November 1803. Lingurar-,'|
Ursar-*) und Rudar-Zii.'-euner^l hatten sich bis Ende October 1803 als
Ackerbauer oder Handwerker niederzulassen. Das nomadische Leben
derselben wird nicht mehr geduldet, sondern selbe als Landstreicher
behandelt. Nur Ansiedelungs-Zigeuner sind einzulassen, die Ackerbau
oder Gewerbe betreiben und Aufnahmscheine haben. Die Zigeuner-
Steuer ist aufgehoben Die Zigeuner haben lortan Tjiebigkeiten und
i^teuern wie die anderen Unterthanen zu leisten. Die Benennung Zi-
geuner w ird abgestellt.^)''
4. „1817 überreichten einige Zigeuner ein Majestätsgesuch,*) um
Wiedereinführung der Capitane. Die Zigeuner durchzogen (damals?)
alle Gegenden des Landes und machten sie unsicher."
III.
Briefe von Fedkowiez an den Pfarrer Georg TIauieki
in Sergie.
Der bekannte heimatliche Dichter Josef Fedkowiez war von
mütterlicher Seite ein Verwandter des Pfarrers Georg Ilanicki in
Sergie.®) Diese Verwandtschaft, ferner das nachbarliche Zusammen-
') Auch hiezu ist meine eben angeführte Arbeit S. 54 ft* zu vergleichen
*) VergL Anm. 2, auf der vorigen Seite.
'; Lingurar = Löftelzigeuner. Diese Bezeichnung ist also zunächst für jene
Zigeuner angewendet worden, die sich mit Schnitzen beschäftigten Früher wurden
mit dei-selben alle freien Zigeuner im Gegensatze zu den unfreien (robij bezeichnet.
*) Ursar = Bärenführer.
^) Rudar (auch Aurar) (ioldwäscher. Mit Goldwaschen in der Goldenen Bistritz
beschäftigten sich Zigeuner bis gegen die Mitte dieses Jahrhundertes.
<*} Nämlich insofern, als früher ^Zigeuner" auch eine bestimmte Gesellschatts*
classe mit besonderer Obrigkeit und besonderen Verpflichtungen bezeichnete. Aus den
mitgetheilten Verordnungen ergibt es sich übrigens auch, dass die Zahl der wandernden
Zigeuner um 1800 noch immer grösser gewesen sei, als Ficker in seiner Arbeit „Die
Zigeuner in der Bukowina" (Statistische Monatsschrift V, 6. Heft) anzunehmen
geneigt ist.
') Dies geschah offenbar als Kaiser Franz II. in der Bukowina verweilte. Er
traf am 1. August 1817 in Czernowitz ein. Auch die Lippowaner benützten die Gele-
genheit zu ähnHchen Zwecken. Vergl. meine Arbeit „Das Entstehen und die Entwi-
ckelung der Lippowaner Colonien" S. 49.
>) Basil Hanicki
Peter Michael
Johann Anna (Verm. 1. Daszkiewicz ; 2, Hordyjiski)
Georg Jogef Fedkowiez. DigitizedbyVriOOgle
Kleine Beiträge zur Kunde der Buko^vina. ' ^
wohnen in Storonetz-Putilla und in Sergie haben zwischen beiden
Männern einen engen Freundschaltsbund veranlasst. Die vertraulichen
Briefe des Dichters an seinen Freund und Verwandten gewähren daher
in mancher Beziehung interessante Einblicke in das Leben des Dichters,
und daher mögen dieselben hier zum Abdrucke gebracht werden.
Sowohl die Briefe, als auch die in den Fussnoten hierzu gege- .
l enen Erläuterungen verdanke ich dem genannten hochwürdigen Herrn.
Aus einem Schreiben desselben mögen noch folgende Nachrichten zur
Biographie Fedkowicz' hier mitgetheilt werden.
Die eine betrifft die bekanntlich von Dr. K o 1 e s s a in neurer Zeit
ausgesprochene Ansicht, dass Fedkowicz nicht der Sohn seines legitimen
Vaters, des Mandatars Hordynski-Fedkowicz, war, sondern der unehe-
liche Sohn des Huzulen Kossowan.') Hanicki schreibt darüber Folgen-
des: Fedkowicz verübte in seinen jungen Jahren allerlei lose Streiche;
daher Hess ihn sein Vater assentieren. Darüber erzürnt, erklärte Fed-
kowicz, er anerkenne Hordynski nicht als seinen Vater. Hiezu kam
noch, dass der Mandatar bei den Huzulen wegen seiner Strenge ver-
hasst war, was dem Sohne, als er vom Militär zurückgekehrt sich um
ein Abgeordnetenmandat bewarb, hinderlich im Wege stand. Dies mag
bei der Verbitterung des Dichters gegen seinen Vater eine weitere
Veranlassung gegeben haben, sich desselben zu entüussern. Wie in
vielfachen Beziehungen, so Hess sich der Dichter auch in dieser von
seiner Leidenschaftlichkeit fortreissen. Das Mandat erlangte er nicht,
die Huzulen nannten ihn nach wie vor „Horodynczuk.^^ Mit seinem
Vater soll er sich vor dem Tode desselben wieder verständigt haben.
Eine andere Mittheilung betrifft den merkwürdigen Hang Fedkowicz'
zur Wahrsagerei, Astrologie u. dgl. Es ist bekannt, dass sich im Nach-
lasse des Dichters eine grosse Anzahl astrologischer und ähnlicher
Bücher vorgefunden hatten, die ganz unzweifelhafte Merkmale vielfacher
Benützung aufwiesen.^) Auch soll Fedkowicz seinem Diener — wie
erzählt wird — seinen Tod und den Tag desselben vorherbestimmt
haben. Aus der Anmerkung zu dem unten abgedruckten Schreiben
Nr. 2 ersehen wir, dass er mit der Wahrsagerin Perle Frucht Verkehr
pflegte. Hiezu kommt nun noch folgende Mittheilung des Herrn Hanicki.
Als pensionirter Lieutenant hat Fedkowicz in den J. 1863 — 1866 in
Storonetz die Kinder des damaligen Bezirksvorstehers Anton Hubrich
in der Literatur, Geschichte, im Französischen, im Turnen sowie in
anderen Gegenständen unterrichtet.^) Eine seiner Schülerinnen erinnert
') Bekanntlich ist diese Schrift von K o 1 e s s a bereits durch R ZaklyAskyj
widerlegt worden. Vergl. meine Berichte über die Arbeiten zur Landeskunde der
Bukowina 4. Jahrg. S. i) f und 6. Jahrg. S. 9.
*) Dieselben hat mein Bruder, Oberlehrer Max K a i n d 1, aus dem Nachlasse
angekauft.
') Die Namen der Zöglinge waren Ida, Marie, Anna und Karl. Ida wurde die
Frau des Pfarrers Hanicki ; als sie starb, übernahm Anna die Erziehung ihrer hinter-
lassenen Kinder und sie waltet noch heute als Hausfrau im Pfarrhaus zu Sergie ; dieser
Dame verdanken wir auch die Mittheilungen über die Lehrthätigkeit Fedkowicz\ £r
wollte das Kind auch im Schwimmen unterrichten. — Marie ist Telegraphistin hi
Czemowitz ; Karl Hauptmann in Komom. Digitizec o
ÖO Dr. Raimund Friedrich Kaindl:
sich noch gegenwärtig, dass der übrigens als Lehrer sehr unpiinküiohe
Dichter das Wahrsagen mit Körnern') vorstand und sie es auch lehrte.
1. Lemberg, 11. Aug. 1873. Hochverehrter! Falls es Dir möglich
ist, so schicke um den Jusko,^) ob er nicht beim Seoiakower Bauer^)
Geld auftreiben könnte, da ich gestern, als ich im Theater war, ganz
und gar bestohlen worden bin. — Meine Verlegenheit ist somit nicht
klein, wie Du Dir denken kannst. — Hier macht die Cholera bedeutende
Fortschritte. — Diebe und Cholera sind aber zwei Factoren, die einem
das Lemberger Leben schon verleiden können. Dein Fedkowicz.
2. Lemberg, 18. Aug. 1873. Heute aus Wien den konstitunionellen
Katechismus erhalten,*) doch Dir für Deine grenzenlose Güte zu
danken — versuche ich nicht einmal, da es unmöglich ist. — Du bist nun
einmal im Wohlthun unverbesserlich. Ich gehe mit dem Gedanken um,
den Monat September entweder in Kolomea oder in Putilla zuzubringen,
um den Dowbusch endgiltig umzuarbeiten.*) Doch werden es wahr-
scheinlich fromme Wünsche sein. Schauerlich, wie ich Dir kein Glück
in meinen Projekten habe ! — Schickt die süsse Mühme^j kein Geld 'f
Ich könnte es brauchen. Fedkowicz.
3. (Czernowitz,) 5. Mai 1876. Hochverehrter Freund! Die herz-
lichsten Glückwünsche zum theueren Namensfeste ! — Und auch nie-
mand führt den Namen dieses edlen Heiligen gerechter, würdiger als
Du ! . . . . M i r warst Du wahrhaftig ein Sankt Georg ! . . . . Dank I
Möge Er Dir's lohnen I . . . Ich w^eiss aber — er wird's! — Fedkowii^z.
4. Czernowitz, 21. Oct. 1876. Hochverehrter Freund ! Endlich, nach
einem recht groben Briefe, gelang es mir, das bewusste Manuskript
' ) Ueber dieses Wahrsagen vergl. Kaindl, Die Ruthenen in der Bukowina II.
S. 2'J f., wo das bei den Husnaken übliche Verfahren ausführlich beschrieben wird.
^)Jusko Ogonowski diente zunächst bei Fedkowicz Hierauf nahm ihn
dieser nach huzulischer Sitte (vergl. Kaindl ^Die Huzulen" S. 26 u. desselben
.,Volksthümliche Rechtsanschauungen der Busnaken und Huzulen" S. 5) zum Ptiege-
sohn (hudowauecz) und schenkte ihm ein Haus sammt angrenzenden Grundstücken
in Putilla, welches Besitzthum jetzt einen "Wert von etwa 8000 fl. hat, Jusko hat
dasselbe vor drei Jahren verkauft uud hieraut den Tod gesucht, indem er sich die
Kehle durchschnitt. Nachdem er gerettet worden war, stürzte er sich von einem
Felsen in den Fluss und ertrank.
') Fedkowicz besass auf der zu Koniatyn gehörigen Attinenz Semakowa eine
Alpenwiese von etwa 8o Joch, welche er als Vertrauensmann bei der Servitutencom-
mission von den Grundbesitzern Aiwas uud Komaszkan als Geschenk erhalten hatte.
Diese hatte Fedkowicz au den Huzulen Szynkariuk gegen Ratenzahlungen ver-
kauft. Dieser ist der im Briefe genannte Semakower Bauer. — Auch auf der Attinenz
Wipczina erhielt Fedkowicz von den Grundherrn ein Grundstück, welches er an Israe-
liten verkauft hat
*) Hanicki hatte das Buch für Fedkowicz in der Wiener Buchhandlung Czer-
mak bestellt.
*) Wahrscheinlich bezieht sich diese Bemerkung auf die ruthenische Umarbei-
tung des „Doubusz** (vergl. Ogonowski, Istorija lyteratury i-uskoy II, ö2/). Doch
vergl. man auch Note l auf der folgenden Seite.
^1 Die ^süsse Mühme" war eine Jüdin, namens Perle Frucht, die in ihrer Ju-
gend Mai ketenderin gewesen war, und daher dem Dichter viel über das Soldatenleben
zu erzählen wusste. In Storouetz-Putilla beschäftigte sich dieselbe mit Wahrsagerei.
Fedkowicz verkehrte sehr lebhaft mit ihr; auch batt« er ihr einen ßoldbetrag geliehen.
Digitized by V
Kleine Beiträge zur Kuude der Bukowina. °^
vom Neubauer zu erhalten, welches ich Dir hiemit zur geneigten Ver-
fügung stelle.*) — Sollte jedoch Deine Kirchengemeinde nicht gewillt
oder in der Lage sein, die Druckkosten zu übernehmen, so sende mir
gütigst das Manuskript zurück. Ich bin aber immer der Ansicht, dass
die Gemeinde hier nichts riskirt. — Im schlimmsten Falle würde sie
keinen oder doch nur kleinen Gewinnst, nie aber einen Schaden haben.
Ich verbleibe bis in den Tod Dein Dir ewig dankschuldiger Fedkowicz.
5. Czernowitz, 18. October 1877. Hochverehrter Freund ! Trotz
meiner vielen Briefe voll Flehen und voll Weinen kann ich vom Jusko
noch immer keine Antwort bekommen. Er hat mich mit dem Bauern
aus Semakowa^) in ein Geschäft verflochten, wo ich 170 tl. Stempel-
strafe zahlen muss, und nun, wo ich ihn in dieser Angelegenheit um
Auskunft angehe, bekomme ich nicht ein Sterbenswörtchen geantwortet.
— Um Christiwillen, habe die Gnade, Dich da zu erkundigen und mir
zu schreiben. Ich bin — gelinde gesprochen, in Verzweiflung ! . . . .
Habe ferner die Gewogenheit, den Keiwan zu fragen, ob er das
Geld im Guten abgeben will, oder aber es auf einen Prozess ankommen
lassen will. Bekomme ich bis 1. k. M. kein Geld, so ist er nicht nur
beim Gericht, sondern auch bei allen möglichen Schulbehörden an-
geklagt. Wie er dabei fahren wird — möge er wohl bedenken.^) . .
Auch wird os nichts schaden, wenn Du dem Jusko einen tüchtigen
Schrecken einjagst. Der Gauner verdients ! Genehmige die Versicherung
ewiger Hochachtung und Dankbarkeit Deines Fedkowicz.
6. Czernowitz, 31. Dec. 1877. Hochverehrter Freund. Aus dem
beiliegenden Briefe wirst Du gütigst entnehmen, um was es sich hüindelt
und in welcher Gemüthsverfassnng ich mich befinde.*) — Wenn Du
daher noch einige Freundschaft für mich fühlst, so beschwöre ich Dich,
Dich in dieser Angelegenheit zu informieren und mir gütigst zu
schreiben. Was der Staat auf die Gemeinde — und die Gemeinde auf
mich — jährlich anrepartirt*^) hat, habe ich ja immer pünktlich gezahlt!
>) Dieses Manuscript war eine deutsche Ueberaetzung des „Doubusz." Fedkowicz
hatte denselben in Storonetz ins Deutsche übersetzt war hierauf zu Director Neubauer,
unserem bekannten heimatlichen Schriftsteller, gefahren, und hatte demselben die Hand-
schrift zur Durchsicht übergeben. Nachdem er sie — wie weiter in unserem Briefe zu
lesen ist — - dem Pfarrer Hanicki übergeben hatte, forderte er dieselbe sodann wieder
zurück, um sie nach Wien zu senden, wo jedoch das Werk keinen Anklang fand.
>) Vergl. die Anm. 2 und 3 auf der vorhergehenden Seite.
") Der Lehrer Keiwan (zunächst in Sergie, dann in Storonetz- hatte aus der
Storonetzer Kirchencasse mit der Zustimmung Fedkowicz', der damals Kirchenältester
(Epitrop) war, Geld entlielien. Wie es scheint, betreifen die leidenschaftlichen Bemer-
kungen des Dichters diese Angelegenheit.
*) Die in diesem Schreiben zu Tage tretende Leidenschaftlichkeit des Dichters
ist durch den Umstand hervorgerufen worden, dass er einen grösseren Betrag an
Uebertragungsgebühren u. dgl. von den Gründen zahlen sollte, welche er verkauft
hatte j vergl. Anm. 3, vorige S). Der Dichter Hess sich, wie in vielen ähnlichen Fällen,
von seiner leichten Erregbarkeit und seinem pessimistischen Misstrauen hinreissen.
*; lieber die sogenannte SteueiTepartition (Czislierung, Cisla) vergl. man m e i n e
Geschichte der Bukowina II f. S, 62 f. Diese Art der Steuervertheilung währte bis
1880 und hörte im foljifeuden Jahre auf Pfarrer Hanicki hat in den Siebzigerjaliren
wiederholt auf die Missbräuche bei der Czislierung hingewiesen. Da nämUch bei den
Huzulen, entsprechend ihrem Charakter als Viehzüchter (vergl. mein Werk „Die
Huzulen" S. (52 und meine Schrift ,i Viehzucht und Viehzauber in den Ostkarpaten"
82
Dr. R F. Kaindl: Kleine Beitrage zur Kunde der Bukowina.
— Es kann hier also — unter uns gesagt — nichts anderes im Spiele
s^n, als eine kolossale Schufterei oder Dummheit, oder auch beides
zusammen. — Oder steckt vielleicht Jusko mit dem Vouk*) unter einer
Kappe V Es ist heutzutage alles möglich. — Betrachte nur gütigst die
Anzahl der Parzellen ! . . . Sei auch so gut, dem Vouk in meinem
Namen für seine Aufmerksamkeit zu danken, und er möge mir ex olTo
den Zahlungsauftrag schicken, damit ich an die oberste Verwaltungs-
behörde — resp. das Reichsgericht — appellire. — Die Gemeindevor
stehungsorgane sind dazu da — um ihre Angehörigen in Schutz zu
nehmen, nicht aber dazu, die Mameluken der Willkür abzugeben. —
Sage übrigens dem Vouk, dass für die Steuern die Steuerobjecle
— nicht die Person haften, und er möge sitth an die Anzahl der
Parzellen nur halten. Nur wolle er auch bedenken, ob er da sich nicht
den Magen überladet. Ich, und freiwillig zahle nichts! trotz
Juskos und Mameluken ! . . Habe also die Gnade und Gewogenheit,
Dich meiner auch in dieser Angelegenheit anzunehmen, wie Du mir
ja immer als guter Engel zur Seite gestanden, und genehmige die
Versicherung ewiger Dankbarkeit und Hochachtung Deines Dich hoch
verehrenden Fedkowicz.
S. I) die Steuerbeträge nicht nach dem Grundbesitze, sondern vorzüglich nach dem
Viehstande, dann aber auch nach dem Aufwände för die Kleidung vertheilt wurde,
so waren Willkürlichkeiten leicht möglich. Huzulen, welche die Wirtshäuser nicht be-
suchten, waren der Gefahr ausgesetzt, mit besonders hohen Theilbetragen belegt zu
werden.
», Vouk war Gemcinde-deschäft.sführer in Storonetz. (^ r^^r^]r^
Digitized by V:i(JOv IC
Aus den „Mittheilungen der ic. k. Central-Commission."
(Fortsetzung aus dem Jahrbuohe 1896.)
1896. Band 22, Notiz 130. Seite 228.
yjConservator Komstorfer berichtete an die Central •Commission, dass an
der Strasse von Ober-Pertestie gegen Solka sich kaum ^0 Schritte vom Kilometer-
zeichen 3|160 ein Tumulus befindet, Avelcher dem durch den k. u. k. Gustos Szombathy
jüngst dni'chforschten Tumulus bei Hliboka sehr ähnlich ist. Der Durchmesser erreicht
ca. 20 Meter, die Höhe 2 Meter, in geringer Entfernung rechts davon wieder ein Tu-
mulus, ein zweites Paar ist rechts an der Strasse nachweisbar. Bei Botuschana er-
kennt man ebenfalls zwei Tumuli, davon einer — der grössere — ein Kreuz trägt,
beide sehr wahrscheinlich ebenfalls prähistorisch."
1896. Jahresbericht, Seite 38.
„Das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht gab bekannt, dass in den
Staatsvoranschlag für das Jahr 1897 eine Subvention von 000 fl. für das Bukowiner
Landes-Museum eingestellt wurde.**
1896. Jahresbericht, Seite 39 und 40.
„Conservator Romstorfer üben'eicht ein Exemplar seines Buches über die
moldauisch-byzantinische Baukunst ; Universitäts-Docent Dr. R. F. K a i u d 1 ein
Exemplar seiner Broschüre „Geschichte der Bukowina."
1896. Jahresbericht, Seite 63.
„Conservator Director Carl A. Romstorferin Czemowitz machte Mittheilung
von dem Vorhandensein mehrerer bisher imbekannter Tumuli zwischen Kaozyka und
Solka, welche eine grosse Aehnlichkeit mit jenen bei Hliboka aufweisen.**
1896. Jahresbericht, Seite 129 und loO.
„Das Ministerium übermittelte zur gutachtlichen Aeusseruug das Project für
den Neubau einer griechisch-orieutalischen Kirche zu Bossancze, und zwar hin- *
sichtlich der sich damit ergebenden Noth wendigkeit, die dermahge alte Holzkirche
daselbst abzutragen.
Es wurde beschlossen, vorerst den betrettenden Conservator mit der Erhebung
einiger relevanter Umstände zu beauftragen. Das Ministerium gab in der Folge die
bezüglich der Demolirung der alten wertlosen Holzkirche erlassenen Weisungen bekannt.
Das Ministerium machte Mittheilung, dass es zu den projectirten Herstellungen
der griechisch-orientalischen Pfarrkirche adS. Paraskewam in Czemowitz die
Genehmigung ertheilt habe.
Conservator Director Romstorfer berichtete über die Auffindung der Reste
eines ehemaligen Klosters in Dragoiestie imd daselbst gemachte Funde von
Pfeilspitzen, einem Glockenstück, Formziegeln und Kachebi.
Das Ministerium ersuchte die Centralcommission um gutachtliche Aeusserung
über das Project umfassender Restaurirungs*Arbeiten an der griechisch-orientalischen
Kirche zu S o 1 k a. Die Central- Commission erklärte sich mit den geplanten Mass-
nahmen einverstanden, empfahl aber einige Aenderungen an dem projectirten Kirchen-
Dache.
Die Landesregierung in Czemowitz theilte mit, dass sie das dortige Baude-
partement angewiesen habe, unter Zuziehung des Conservators über den Bauzustand
/Google
der St. G e o r g s - K i r c h e in S u c z a w a Erhebungen zu pflegen.
"^ Aus den Mittheilungen der k. k. Central-Commission.
Conservator Carl Romstorfer theilte mit, er habe mit Ertolg dahin gewirkt,
dass die abfallenden mit Malerei versehenen Mörtelschichten an den Wölbungen der
griechisch-orientalischen Demetrius-Kirche in Suczawa, sofern ein neuer-
liches Befestigen derselben unthunlich war, in grösseren Flächen abgenommen und
im Landesmuseum in Czemowitz deponirt werden (s. Jahresbericht 1895 S. 1*^^).
Privatdocent Dr. Milkowicz in Czemowitz belichtete über den Bestand der
in ikonographischer Beziehung sehr wertvollen Fresco -Darstellungen aus dar Apoka-
lypse und dem alten Testamente in der Kirche zu Suczawitza.
Das Ministerium theilte mit, es habe sich bestimmt gefunden, für die Weiter-
iuhruug der Durchforschimg der Ruinen des Fürstenschlosses in Suez awa
pro 1897 eine Subvention von 3ü0 fl. in Aussicht zu stellen (3, Jahresbericht 1895
Seite 122).
Conservator Carl Roms torf er berichtete über die Fresken in der Kloster-
Kirche zu Woronetz. Da dieselben durch die mangelhafte Dacheindeckung in
Folge der Witterungseinflüsse leiden, wendete sich die Central-Commission an die
k. k. Landesregierung in Czemowitz, damit anlässlich der gegenwärtig vorgenomme-
nen Reparaturen auch das Dach einer entsprechenden Restaurirung unterzogen werde.
Dr. Wladimir Milkowicz berichtete über einen aus dem sechzehnten Jahr-
hundert stammenden Fresco-Kalender aus der Klosterkirche zu Woronetz.
Conservator Romstorfer berichtete über die im Jahre 1641 entstandene grie-
chisch-orientalische Kirche zuZaharestie. Die Landesregierung in Czemowitz
theilte mit, dass dem hieramtlichen Ansuchen gemäss entschieden wurde, das defecte
Schindeldach an dieser Kirche durch ein Blechdach zu ersetzen.
Professor Dr. Raimund K a i n d 1 in Czemowitz berichtete über die Arbeiten
zur Landeskunde in der Bukowina während des Jahres 189ä und über die Cecina-
Burg in Czemowitz."
1897. Band 28, Notiz 13, Seite 43.
„Conservator Director Ro mstorfer hat an die Central-Commission über jene
geschnitzte Truhe berichtet, welche sich derzeit in einer besonderen Capelle des
Klosters P u tn a (Bukowina) befindet und mit welcher die üebertragung der Gebeine
des Landespatrones der Bukowina, des heil. Johannes Novi, unter Kaiser Josef II. von
^ölkiew in Galizien nach Suczawa stattgefunden hat. Die Truhe ist aus Tissen- oder
Eibenholz angefertigt und 193 cm. lang, 57 cm. brt., 60 cm. hoch. Innen mitten am
Deckel ist das Bild der Gottesmutter mit zwei Engeln nebenan eingravirt. Aussen ist
nur die Vorderseite mit Schnitzerei geziert Das Mittelfeld stellt die Krenzigung
Christi dar in lateuiischer Auifassung. daneben auch die zwei Schacher. Als Xeben-
bilder sieht man links oben : Christus vor Herodes, darunter den Pilatus sich Häude
waschend und die Geisseluug ; rechts : die Darstellung des Judaskusses, die Verspottung
Christi und wie Simon von Kyiene das Kreuz tragen hilft. Die Sculptur ist in ein-
lachem, aber tief geführtem Flachschnitt ausgeführt "
1897. Band 23, Notiz 24, Seite 45.
„Conservator Director Romstorfer hat an die Central-Commission über die
Erdwevke eines verschanzten Lagers bei Ober-Scheroutz in der Buko-
wina berichtet, das sich 12 Km. nordwärts von Czemowitz, an der Strasse nach der
im Jahre 1770 gegründeten und zeitweiUg bestandenen russischen Münzstätte Sada-
g6ra befindet. Daselbst erhebt sich ein ziemlich hoher Gebirgszug, an dessen südlichem
Kammesendpunkte, die Umgegend weithin beherrschend, sich ein mit Erdwerk ver-
schanztes Lager befindet, das der genannte Conservator näher untersuchte. Dasselbe
hat die Gestaltung eines Trapezoides von ca. 200 Schritten Breite und S'JO Schritten in
der Länge. Gegen Osten steigt es einigermassen an und fällt alsdann an dieser Seite
sowie gegen Südwest sehr schroff ab. Die knapp sich an den Steilhang anschliessenden
Erdwerke sind etwa 3 m. hoch und ebenso breit an der oberen Fläche. Ander West-
seite, wohin das Lager an einen minder steilen Hang anschliesst^ erreichen die Wälle
in ihrer Höhe 4'/, m. und darüber bei entsprechender Kronenbreite. Hier erkennt
Aus den Mittheilungen der k. k. Central-Commission.
85
man auch den Eingangseinschnitt mit einem von den "Wällen gebildeten einspringenden
Winkel. Gegen Norden, wchin der Kamm etwas abfällt, sind zwei parallele Wälle an-
geordnet, dann folgt etwa 150 Schritte weiter ein grosses, fast quadrates, zu beiden
Seiten mit Wällen geschütztes Lagerfeld, das gegen Norden durch einen mächtigen
Doppelwall mit Vorgraben gegen das ansteigende Aussenfeid geschützt wird. Von
Funden an diesen Stätten ist nichts bekannt Diese interessanten Wallbauten dürften
mindestens in die Zeit der türkischen Invasion zurückreichen."
1897. Band 28, Notiz 32, Seite 5>.
(Grieehisch-orthodoxe Kirche in Zaharestie.) „10 Km. südwestlich von Suczawa
liegt am Zusammenflusse des Trepare- und des Pripasna-Baches das kleine rumänisch
bevölkerte Dorf Zaharestie, welches wol dem Eigennamen Zacharias seine Benennung
verdanken dürfte. Nach dem Schematismus der Bukowinaer
griechisch-orientalischen Archiepiscopal-Diecöse wurde die da-
selbst beflndliche, dem heil. Demetrius geweihte Kirche im
Jahre 1542 vom Bajaren Nicora Chrovici, Parcalaben von
Hotin, erbaut. In ihrer Anlage folgt sie ganz dem Typus der
moldauisch-byzanti sehen Kirchen aus dem 14. bis ins 18.
Jahrhundert. Nicht sehr umfangreich, und zwar rund 9 m.
breit und insgesammt 22 m. lang (siehe nebenstehende Fig.)
besitzt sie 1*6 m. dicke Bruchstein mauern und besteht aus
dem Pronaos (Weiberstand), dem Naos (Männerstand) und
dem durch die Ikonostasis I abgeschlossenen conchenförmigen
Altan-aume mit dem Altare A und den zwei typischen Käm-
merchen: Prothesis und Diakonikon (P und D). Seiten -Apsiden
fehlen, sind indes durch segmentförmige Aushöhlungen der
Nord- und Südmauer bei den Fenstern im Naos schwach an-
gedeutet. Der Pronaos ist mit einer Blindkuppel überdeckt^
der Naos indes mit einer Latemkuppel, welche ausser von
den vier Vierungshauptgurten noch von zwei im unteren trom-
melartigen Aufbau eingefügten, diagonal gestellten Gurten-
paaren, und zwei in der oberen Trommel f arallel zu den Haupt-
gurten liegenden Gurten getragen wird, eine Wiederholung
in dem für die moldauisch -byzantinischen Kirchen charakteristLschen Laternen unter-
bau, wie sie in der Bukowina nur selten anzutreffen, indes von reizender Wirkung ist.
Der Pronaos öffnet sich gegen den Naos mit einem breiten mächtigen Bogen,
ebenfalls eine seltenere Anordnung. Im Aeusseren erscheint die Laterne verhältnis-
mässig klein und dies umsomehr, als das jetzige plumpe, jedenfalls nicht nach der
urspünglichen Gestalt hergestellte Dach den Unterbau der Laterne zum .grossen
Theile verdeckt.
Thür- und Fenstergewände sind in Haustein hergestellt; Steinmetzzeichen
konnten umsoweniger aufgefunden werden, als die Steinflächen eine mehrfache Kalk-
tünche tragen. Die schmale niedrige Eingangsthüre ist rundbogig und besitzt ein go-
thisches RahmenwerK, dessen Stäbe sich kreuzen. Letztere setzen sich über der Thür
fort und umrahmen ein vertieftes mit geradem Sturz versehenes Feld, welches zwei
kleine Wappen trägt. Das linksseitige Wappen ist zerstört, während auf dem zweiten
deutlich zwei sich kreuzende Schlüssel zu erkennen sind. Ueber dem Thürfolde er-
scheint ein gerades Gesims angeordnet, dessen Unterglieder zahnschnitt artig gestaltet
sind. Die gothischen einfach geformten Fenstern sind im Vergleiche zu anderen Kir-
chen gross, immerhin aber noch von geringem Umfange. Der Inschriftstein der Kirche
soll sich im nahen Horon^eni in Rumänien befinden, woselbst die Ortskirche gleich-
zeitig mit jener in Zaharestie erbaut wurde. Bei G liegt über dem Steinplattenpflastcr
in der Kirche ein mit kirohen-slavischen Inschriften versehener Grabstein mit der
Jahreszahl 7157? (1649); das Grab ist selbstverständlich nicht an ^^tizl^^^''®^®'^^^9Qlc
Aus den Mittheilongen der k. k. Central-Commission.
Stelle zu suchen, weil überhaupt im Naos Gräber nich angelegt werden dürfen. Ein
zweiter kleiner Stein mit Inschrift trägt die Jahreszahl 7050? (1542) und befindet j^ich
bei G. an die Mauer gelehnt.
Der Kirchensockel, nach einer glatten Schräge geformt, springt 17 cm. vor. Die
Kirche, welche nie bemalt war, ist mit Ausnahme des Daches verhältnismässig sehr
gut erhalten und es sind kaum — wie an vielen ähnlichen Gotteshäusern ^ bedenk-
liche Ibisse bemerkbar, Dank der verhältnismässig leichten Laterne. Die Ikonostasi^^
bietet an sich und sammt den Bildern ziemlich geringen Kuustwert, stammt aber aus
älterer Zeit. Conservator C. A. Romstorfer."
(Rettt •Ines ohemaligM klosttrt in Dragoiestie.) ,,Im Süden der Bukowina, ganz
nahe an der rumänischen Grenze liegt auf einem hügeligen, durch verschiedene Wassei-
läafe sehr zerklüfteten Terrain die ausgedehnte Ortschaft Dragoiestie. Ein nun gani
mit Feldern bestellter Ried, der nördlich terrassenförmig gegen den Dragoiestie-Bach
abfällt und die Bezeichnung „Mitok** führt, deutet mit seinem Namen bereits auf ein
hier bestandenes Kloster, beziehun&pweise auf das Absteigequartier eines Bischofs
hin Alte Leute erzählen sioh von den Ruinen der Gebäude, von Ringmauern und
Thürmen. In den fün&iger Jahren wurde hier das Material zum Bau der römisch-
katholischen Kirche der nahen ungarischen Golonie Joseffalva gewonnen. Auch später
noch bis in die jüngste Zeit entnahm man daselbst aus den Fundamenten Steine.
Vor zehn bis zwölf Jahren grub man beim Haindeln des Main auf dem Kloster-
felde Mitok eiserne Pfeilspitzen mit Widerhacken sowie etliche Münzen aus. Man
fand ferner ein 27^ Kg. schweres, auf seiner Oberfläche anscheinend durch Schaden-
teuer theilweise geschmolzenes Stück einer Glocke, einen Formziegel, welcher die im
moldauisch-byzantinischen Baustjle typischen ., Dienste" angrarbeitet zeigt, endlich
Stücke von viererlei roh hergestellten Kacheln mit Darstellung eines gehamischten
Hitters zu Pferde, eines ebensolohen galoppirenden Ritters, in beiden Fällen mit einer
zinnenbekrönten Burg im Hintergrunde, femer eines springenden Hirsches mit An-
deutung eines Waldes und eines Häuschens mit einer betenden Figur, während «las
vierte Stück den Kest eines Wappenschildes zeigt. Diese interessanten Ofenkacheln
spendete der griechisch-orientalische Pfarrer Athanasius Procopovici dem Landes-
Museum, für welch letzteres auch das Stück der Glocke erworben wurde.
In grösserer Nähe des Baches stand auf einem Plateau die alte Dorfkirche, aus
Vorhalle, Pionaos, Naos und Sanctuarium bestehend ; ihre Länge betrug, wie man aus
den der Steine beraubten noch erkennbaren Fundamentgräben entnehmen kann, ca.2H
Schritte; sie soll angeblich durch Tataren tei*stört worden sein. Am Abstürze des
immer näher an den Kirchenplatz heranrückenden Baches findet man zahlreiche Kno-
chen, welche aus dem hier ehemals bestandenen Friedhofe stammen. Daher stammt
auch der Grabstein, welcher sich gegenwärtig neben der neuen Kirche befindet. Er
ist aus gelbem Saudstein hergestellt, noch recht gut erhalten, rechteckig und bei 163
cm. Länge und 67 cm. Breite, 19 cm dick. Um das glatte Mittelfeld herumzieht sich
ein Band, das zur Hälfte mit einem einfachen hübschen byzantinischen Omamente
versehen ist, während die zweite Hälfte eine kirchen-slavische Inschrift trägt. Es
scheint dies der Grabstein des angeblichen Gründers von Dragoiestie zu sein, denn
nach Professor .J. Fleische r enthält er unter anderem die Worte: Joan Dragoi
Parcalab Monat October 16 (oder 17/* und die Jahreszahl 7000 oder 7Ö80 id. i 1491,
respective 1521). Zu bemerken ist. dass im Orte eine Familie Dragoi lebte, die erst
vor kurzem in ihren männlichen Nachkommen ausstarb. Knapp neben der alten Kirche,
und zwar an ihrer Ostseit«, ackerte vor ca. 40 Jahren Pertelei Pezengi zwei Kettchen
aus, welche aus mittelst Häckchen zusammengehängten erbsengrossen Perlen, angeb-
lich au« Gold, bestanden.
In alter Zeit lag übrigens die Ortschaft Dragoiestie selbst nicht an der jetzigen
Stelle, sondern nordwärts der alten Kirche, in der Nähe der Einmündung des Drago-
iestie-Baches in dfls Flü.eschen Cunciurle. Während man von dem alten Orte wohl
keine Spuren mehr sieht, bilden von der alten Kirche und der ehemaligen Kloster-
Aus dem Jahresberichte der Anthropologischen GeseÜschafb in Wien. ^^
anläge die im Felde Mitok verstreuten Steinbrocken und Scherben, der erwähnte Grab-
stein bei der neuen Kirche, sowie der Formziegel, das Bmchstück einer Glocke und
die interessanten KacheJstilcke, welche Funde nun sämmtlich im Landes Museum ge-
sichert sind, die einzigen Ueberreste. Conservator C. A. Komstorter."
1897. Band 23, Notiz 101, Seite 171.
„Anlässlich des Neubaues einer griechisch-orientalischen Kirchein Witelowka
(Bukowina) wurde ein grosser Theil der alten Kircheneinrichtung entbehrlich, da der-
selbe zur Wiederverwendung in der neuen Kirche nicht geeignet erscheint. Unter
Einflussnahme des Conservators Komstorfer sind nun jene Gegenstände davon ausge-
wählt worden, die des Erhaltens dennoch wert, dem Museum in Czemowitz einverleibt
Averden sollen, als : ein geschnitztes Handkreuz, oin Bild mit Gott Vater und dem
Abendmahle und ein zweites mit (^ott Vater aus dem Sanctuarium ; aus dem Naos
die ganze Ikonostasis mit Ausnahme von vier Bildern, die wieder verwendet werden,
zwei kleine Bildreihen einer früheren Ikonostasis und aus dem Pronaos die (daselbst
deponirte) Königsthür samt Gitter, dann zwei Theile der Wand mit sechs Bildern."
Ans dem Jahresberichte des Präsidenten der Anthropologischen
Gesellschaft in Wien, 1896.
Herr Conservator Carl ßomstorfer in Czernowntz berichtet, wie iolgt, über
seine Thätigkeit im Jahre 181)6:
„An der auf einem sehr langen Hügelrücken von Ober-Pertestie gegen Solka
sich hinziehenden Strasse fand ich gelegentlich einer Dienstreise zwei Paar Tumuli
von ähnlicher Form und Grösse, wie solche der k u. k. Gustos J. Szombathy vor
zwei Jahren bei Hliboka durchforschte In Ober-Pertestie bemerkt man femer in der
Nähe der Strasse, die sich gegen Botuschana zieht, bei Cote 484 der Generalstabs-
karte ebenfalls zwei Tumuli, die prähistorisch sein dürften.
Eine Anzahl Tumuli sah ich, und zwar zwei rechter Hand, unmittelbar neben
der Gemeindestrasse, welche, von der Bezirksstrasse Suczawa-Liteni-Garahumora
rechts abzweigend, nach Zaharestie führt, einen Tumulus links von der Gemeinde-
strasse in der Nähe des Meierhofes ^Hermann" und einen auf einer Feldwegkreuzung
zwischen Zaharestie und Jozseffalva, bei Cote 379.
Von den bereits bekannten fünf Tumuli in der Nähe von Liteni, von welchen
einer eine ganz besondere Grösse besitzt, beabsichtige ich einen im Jahre 1897, aus-
zugraben und sind die Unterhandlungen mit dem Pächter und den sonstigen interes-
siiteu Persönlichkeiten bereits abgeschlossen.
Durch den Herrn Universitätsdocenten Dr. R. Wolkan aufmerksam gemacht,
besah ich in dessen und des Landes-Museumscustos Dr J. Polek Begleitung die Reste
eines verschanzten Lagers in Ober- Seh eroutz in der Nähe von Czemowitz. Von
Scheroutz führt der "Weg fast östlich ziemlich steil aufwärts, und zwar bald in einen
jungen Buchenwald, der nach halbstündiger Wanderung einer jijrossen, mit einzelnen
alten Eichen besetzten, die südliche Kuppe des Kammes bedeckenden Weide Platz
macht. Den höchsten Punkt (Cote 462) nimmt das nach der Form eines langgestreckten
Trapezoides von durchschnittlich 200 Schritte Breite und ungefähr 350 Schritte Länge
gest-altete Lager ein. Gegen Osten zu steigt es noch einigermassen an und fällt an dieser
Seite, sowie gegen Südwest ungeheuer schroff ab. Die knapp an den Steilhang an-
schliessenden ErdwäDe sind etwa 8 m hoch und besitzen eine Kronenbreite von eben-
falls 3 m. Gegen die Westseite zu, wo d&^ Lager an den minder steilen Hang grenzt,
der den Zugang bildet, erreichen die Wälle eine Höhe bis 4»/, und 5 m, bei fut-mr;
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^° Aus dorn Jahresberichte der Anthropologischen Gesellschaft in "Wien.
chender Kronenbreite. Hier ist auch ein wahrscheinlich bereits ursprünglich angelegte
Thoreinschnitt sichtbar, und zwar in einem von den Wällen gebildeten einspringenden
Winkel. Gegen Norden, wohin der Kamm vorerst etwas abfällt, sind zwei parallele
Wälle mit dazwischen liegendem schmalen Felde angeordnet, welchem weiters ein
etwa 150 Schritte grosses, annähernd quadratisches, auch zu beiden Seiten durch
Wälle geschütztes Lagerfeld folgt, das weiter nördlich durch einen besonders gross
dimensionii-ten Doppelwall mit Vorgraben gegen das Aussenfeld, das von hier wieder
etwas ansteigt, geschützt ist. Stellenweise zeigen sich unter den Wällen und an den
Hängen mächtige Felsplatten ; die Wälle selbst scheinen, nach einem vorhandenen,
erst in jüngerer Zeit hergestellten Durchstich zu schliessen, lediglich Erdaufschüttan-
gen zu sein. Von etwaigen Funden ist bis jetzt nichts bekannt, ünt^r dem Volke ist
die Lagerstelle unter dem Namen „Dudva" bekannt und wird mit türkischen Inva*?io-
nen in Verbindung gebracht. Li seiner Anlage zeigt dieses vei-schanzte Lager eine
grosse Aehnlichkeit mit der kaum grösseren Wallburg in Hlinitza. Zu bemerken ist,
dass in Scheroutz noch sonstige alte Sicherungsanlagen zu finden sind ; auch der
Name des kleinen in der Nähe von Ünter-Scheroutz gelegenen Ortes S z a n c e deutet
auf daselbst bestandene Erdwerke. Die k. k. Central-Commission hält auf Grund dieses
Berichtes das Lager für sehr interessant und ersuchte um weitere Nachforschungen.
In der Stadt Suczawa ergaben sich zum Theile auch gelegentlich des Bahnbaues
Itzkany-Suczawa in grösserer Zahl bereits auf verschiedenen Stellen diverse ältere
Funde. Interessant sind die in Suczawa, der alten Wojwodenstadt, gefundenen Hirse-
gruben. Es sind dies siloailige Vertii-fungen im thonigen Erdreiche, welche innen gut,
fast glasartig ausgebrannt waren, oben eine Einsteigöflfnung v. etwa 60 cm Weite besitzen,
nach unten aber bei einer Tiefe von zwei und mehr Meter eine Weite am Boden von
ebenfalls 2— 3 m erreichen In vielen fand man noch Reste von Hirse. Zu bemerken
ist, dass in Suczawa seit Menschengedenken Hirse nicht angebaut wird."
Die im Vorjahre begonnenen Grabungen und Forschungen am alten Wojwoden-
schlosse in Suczawa setzte Herr Romstorfer heuer fort und erzielte zahlreiche inte-
ressante, mittelalterliche Funde
Wie im vorigen Jahre (1895), so hat auch in diesem die Anthropologische Ge-
sellschaft sich veranlasst gesehen, dem Prof. Dr. R. F. Kaindl durch eine Subvention
die weitere Erforschung des Huzulengebietes zu ermöglichen. Derselbe durchzog im
Berichtsjahre die Karpathen vom Suczawathale bis in's Pruththfl und hat wieder eine
Fülle interessanten Materiales gesammelt. Um zu abschliessenden Resultaten zu ge-
langen, hält es Dr. Kaindl für nöthig, die Forschungen auch auf die westlichen Nach-
barn der Huzulen, die Boiken, und ebenso auf die oberungarischen Ruthenen auszu-
dehnen, um vergleichendes Material zu sammeln. Dies soll in diesem Sommer ge-
schehen, falls ihm die nöthigen Mittel zur Verfügung gestellt werden können. Inzwi-
schen ist in unseren Mittheilungen Kaindl's Arbeit über das Haus und den Hof
bei den Huzulen erschient n, für die er fast zehn Jahre lang den Stoff gesammelt hat
Ein Blick auf die hier verwertheten, höchst vielseitigen Originalaufnahmen ist die
beste Rechtfertigung für die relativ starke Anspannung unserer Kräfte, welche die
Veröftentlichung solcher Arbeit erfordert. Als Ergänzung zu dem in genannter Abhand-
lung enthaltenen Verzeichniss der Arbeiten Kaindl's über die Huzulen und Ruthenen
lasse ich hier eine von dem Autor eingesendete Uebersicht über die neueste folklori-
stische Literatur der Bukowina folgen, wobei besonders auf jene hingewiesen wird,
welche die Deutschen der Bukowina behandeln, da sie die ersten dieser Art sind.
R. F. Kaindl, Die Volksdichtung der Deutschen in der Bukowina in ihrer Beziehung
zur deutschen Dichtung im Westen. (Wissenschaftliche Beilage der Leipziger
Zeitung, 189G, Nr. 1.5.)
Derselbe, Liebeslieder der Deutschen in der Bukowina. (Ebenda Nr. 76.)
Derselbe, Die Deutschen in der Bukowina. (Ebenda Nr. 134.)
J. S y m u k. Huzulisches Märchen vom Falkenfels. (Ruth., Bukowyi^^-j|j^(f^
Alis dem Jahresberichte der Authrop. Gesellschaft iu Wien.— Vermischtes.
B. Kozariszczuk, HuzuUsche Märchen und Lieder. (Ruth., Nauka in Wien.)
Derselbe, Huzulische Beschwörungsformeln. iKuth. Buk. Widomosty 1895, Nr. 44
1896, Nr. 2, 3, 7, 8, 23, 28 und 29.)
J. Gebiuk, Huzulische Krankheitsbeschwörungen und Beerdigungsgebräuche. (Ruth.,
ebenda Nr. 54.)
M. Korduba, Uebersicht und Besprechung der Arbeiten von Dr. R. F. Kaindl über
die Ruthenen. (Zapyski des Lemberger Szewczenko Vereines.)
Von V erschied enen Autoren wurde in der Bukowiner Zeitunjj für Landleute
„Seljanyn" ruthenische Sagen, Lieder und Räthsel mitgetheilt, doch ohne nähere
Angaben über deren Provenienz und über deren Ursprung.
S. Fl. Marian, Tradi^il poporane romäne din Bucovina (Kl. rumänische Volksüber-
lieferungen aus der Bukowina). Bukarest 1895.
J Veslovschi, Rumänische Sagen aus der Bukowina. (L\i der folkloristischen Zeit-
schrift „Sezätoarea'* III, Nr 11/12.)
J. Polek, Die Lippowaner in der Bukowina. (Zeitschrift für Osten*. Volkskunde, II
Jahrgang.)
R F. K a i n d 1, Das Entstehen und die Entwicklung der Lippowaner-Colonien in der
Bukowina. Zumeist nach urkundlichen Materialien aus dem Nachlasse des Finanz-
rathes a. D. Fr. A. Wickenhauser. Wien 1896. 151 SS. (Vorräthig bei H. Pardini
Gzemowitz.)
W'ie wir sehen, ist besonders die Literatur über die Ruthenen, und zwar sowohl
über jene des Flachlandes (Rusnaken), als auch jene des Gebirges (Huzulen) eine sehr
reiche. Diese Entwicklung ist zum grossen Theile auf die seit einer Keihe von Jahren
fortgesetzten Bemühungen R. F. Kaindl's zurückzuführen.
VERMISCHTES.
Besuoh der Sammlungen seitens des Herrn Erzherzog Rainer. Samstag den 28 Aug.
geruhten seine kais. und königl. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog
Rainer in Begleitung seines Herrn Adjutanten die Sammlungen des Landes-Museums
im gr.-or. erzbischöflichen Residenzgebäude zu besuchen. Der um die Pflege der Wis-
senschaft und Kmist so hochverdiente Erzherzog wurde vom Ehrenpräsidenten, Seiner
erzbischöflichen Gnaden dem hochwürdigsten Herrn Metropoliten Arcadie C z u p e r-
c o w i c z, vom Obmanne des Curatoriums, Herrn Laudeshauptmann Johann L u p u 1
und vom Museumsleiter Herrn Director Demeter Isopescul empfangen. Dieser
hohe Besuch unserer erst kurze Zeit bestehenden und deshalb noch bescheidenen
Sammlungen, die überdies dermalen noch in bescheidener Weise untergebracht sind,
documentirt die grosse Bedeutung, die unserer wissenschaftlichen Institution aus
massgebenden Kreisen entgegengebracht werden. Nach eingehender Besichtigung ge-
inihten Seine Hoheit das Museum als einen sehr schönen Anfang im Buchenlande zu
bezeichnen und den Wunsch auf kräftige Weiterentwicklung dieser heimatlichen Li-
stitution auszusprechen. Dieses aus so competentem Munde gefallene TTrtheil bildet
tür uns den Ansporn, auf dem betretenen Wege fortzu.schrciten und dem Museum
nach wie vor unser bestes Wissen mid Können zu widmen
Das 50-Jflhrige Priester-Jubiläum des EhrenprSsidenten, Metropoliten Arcadie Czuper-
kowlcz. Am 7. November löi)7 wurde das Fest des 50-jährigen Priester- Jubiläums
Seiner erzbischöflichen Gnaden des hoch würdigsten Herrn Erzbischofs und Metropoliten
Arcadie Czuperkowicz begangen. Gelegentlich dieser schönen selt^^.nen Feier be-
glückwünschte den Herrn Erzbischof eine Vertretung des Curatoriums und der Mu-
seums-Leitung aufs Ehrerbietigste und bat ihn, dem Museum das stets an den Ta^
gelegte Wohlwollen auch fürderhin zu schenken. Seine erzbischöfliche Gnaden sagte
7
90
Vermischtes.
dies iu liebenswürdigster Weise zu. Es sei au dieser Stelle gestattet, eiuige Dateo
über unseren EhrenprUsidenten anzufügen, welche wir dem hiesigen Amtsblatte vom
7. November entnehmen — Arcadie Czuperkowioz erblickte am 26. April 1823 in Eim-
polung als Sohn des dortigen gr.-or. Pfarrers Nic( lau8 Czuperkowicz, welcher in dem-
' selben Jahre das Zeitliche segnete, das Licht der Welt. Arcadie Czuperkowicz stadirte
durchgehends mit Auszeichnung und heiratete nach Absolyirung der Studien im Jahre
1847 eine Tochter des Theologicproiessors Tomiuk, worauf er zum Diacon und am 7.
November zum Priester geweiht wurde. 1 847 zum Pfarrverweser in Toporoutz ernannt,
wurde er 1848 Pfarrer in Czemauka, I858 Pfarrer in Milleschout'. Im Jahre 1861 zer-
störte der Tod das glücklichste Familienleben, indem er die geliebte Gattin von des
Priesters Seite riss. Ungetröstet trat er 1866 in den Mönchsstand, wurde Klostervor»
Steher in Putna und erfreute sich in dieser Stellung einer besonderen Achtung. Diese
fand im Jahre i87() in der einstimmigen Wahl zum Bezirks-Präsidentenstellvertreter
in Radautz ihren Ausdruck. Im Jahre 1878 wurde der hoch würdige Klostervorsteher
zum Archiniandriten befi3rdort und zum Landtagsabgeordneten gewählt, tmd im Jahre
1878 für .sein humanitäres und schulfreundliches Wirken zum Ehrenbürger von Radauti
emaniit. Im Jahre 1880 zum Generalvicar ernannt, war er 1885 Beichsrathsabgeordneter.
Im vorigen Jahre zog der Priestersohn, der vom verewigten Bischöfe Hackmann die
Priesterweihe erhalten hatte, als Erzbischof und Metropolit in die prächtige Residenz
und an diesem Einzüge nahmen fi*eudigen Antheil nicht nur die Angehörigen des gr.-
or. Cultus, sondern gleich warm alle Bewohner der Bukowina, die in dem Oberhirten
ihrer gr.-or. Mitbürger das Muster eines echten Priesters, eines edlen Menschen
verehren.
MflnzenfiUcbuigen in der Bukowina. Einem Berichte des Conservators der k. k.
Ceutral-Commission für Ei*forschung und Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmale, Professor Carl A. Romstorfer, der uns von der k, k. Central-Commission
zur Veröifentlichuiig gefälligst mitgetheilt wurde, entnehmen wir das für Fachleute
gewiss interessante Factum, „dass in jüngster Zeit in Suczawa zahlreiche Münzfalsiti-
cate angefei-tigt wurden und zwar von dreierlei Form in ziemlich plumper Weise. Eine
Münze, ca. 1 cm. gross, wurde in zwei Exemplaren dem Bukowiner Landesrauseum ge-
schenkt. Sie trägt die Inschriften: ,.Inau Waiwodis * mit dem von Stern imd Mond-
sichel begleiteten Stierkopf (dem moldauischen Wappen) und „Patrona Moldowe'* mit
einem roh gearbeiteten Kopfe. Der Fälscher ist Goldarbeiter, namens Jacob Gold-
schmidt, der diesbezüglich wegen Betruges zu drei Monaten Kerkers und zum Schaden-
ersätze von 280 Ü. vei-urtheilt wurde (zahlreiche Münzen wurden nach Bukarest ver-
kauft. Das Stück zu ungefähr i fl.); der Agent Norbert Zettel erhielt einen Monat
Kerker." (Mouat^blatt der numismatischen Gesellschaft in Wien).
Aufgedeckte Grufl in Suczawa. Vor ca. 3 Jahren liess der Schmidtmeister Franz
König in Suczawa in dem unter seinem Wohnhause, Schipotgasse Nr. 1119 liegenden
kleinen, in Bnichstein ausgemauerten und gewölbten Keller, der mittelst einer Fall-
thüre zugänglich ist, an der linkseitigen Keller wand die unter einer Gurte angebrachte
Vermauerung wegnehmen. Es ergab sich sodann eine kleine MauerÖfinung, welche in
ein niedriges Gemach führte, das an zwei Seiten je drei ausgemauerte Grabniscben
enthält. In diesem Gemache lag am Fussboden ein Gerippe, das an die Luft gebracht,
sotort in Staub zertiel. Ausserdem fanden sich einige Eichenholzstücke, GoldfUUlen^
anscheinend von einer Gewandung herrührend, Eisenstücke u. dgl. Leider wurden
diese Funde nicht aulbewahrt. Die Grabnischen selbst waren leer. — Es ist kein
Zweifel, dass der Keller ehedem den Vorraum zur Gruft bildete, welche im Laufe der
Zeit geöffnet worden sein mag. Noch sei bemerkt, dass sich die Realität Königs nahe
der bestehenden gr.-or. Kirche zum hL Johannes dem Täufer und dem Platze befindet,
auf welchem die alte Stadt-Residenz der W^ojewoden in Suczawa vermuthet wird.
Bomstorf^.
Digitized by V. C
.C
"^/"erzeiolixilss
der Conservatoren und Correspondenten der k. k. Oentral-Comtuissiou
in der Bukowina.
a) Conservatoren.
Isopescul Demeter, k. k. Schulrath, Director der Lehrer- Bildungsanstalt in
Czemowitz ; lür die IIL Section seit 187-'»; wiederbestätigt mit lAin.-Erl. vom 7. Feb-
ruar 1B95, ZL 185.
Kl aus er Heinrich, k k. Schulrath, Gymnasial -Director in Czernowitz tür die
I. Section, seit 1887; wiederbestätigt mit Min.-Erl. vom 20. Jänner 1892, ZI. 27489
ex 1391.
Romstorfe r Carl A , Architect, k. k. Staats-Gewerbeschul-Director in Czer-
nowitz, für die II. Section, seit 18S8; wiederbestätigt mit Min.-Erl. vom 27. April
1893, ZI. 7804.
b) Correspondenten.
Neum ann Ferdinand, k. k. Baurath i. P. in Czernowitz, seit 1871.
Getzlinger Leopold, Dr., k. k. Bezirks-Oberarzt in AViÄnitz, seit 1881.
Kluczenko Basil, Dr , k. k. Sanitätsrath in Czernowitz, seit I88.'5.
Stefanelli Theodor, k. k. Landesgerichtsrath in Eämpolung, seit 188(1
Schmidt Wilhelm, k k. emer. Gymnasial-Proiessor in Suczawa. seit 1889.
P o 1 e k Johann, Dr , k. k. Universitäts-Bibliotheks-Custos in Czernowitz, seit lfc93.
Z i n g e r 1 e von S u m m e r s b e r g Oswald, Dr., o. ö. Professor an der Univer-
sität in Czemowitz.
'^^f^^'ifi^^^:^
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Inhaltsverzeichnis.
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9
Major Friedrich von Mieg: Topographische Beschreibung der Bukowina. Heraus-
gegeben von Dr. J Polek
Carl A. Romatorfer: Die Forschungsarbeiten am alten Wojewodenschlosse in
Suczawa :W
Dr. J Ptiek' Das Entstehen und die Ent>\ickelung der evangelischen Gemeinde
in Czemowitz . . 58
Prof. Dr. Raimund Friedricii Kaiadl ; Kleine Beiträge zur Kunde der Bukowina
Erste Folge . • T'»
Aus den „MittL eilungen der k. k. Central-Commission** 8^>
Aus dem Jahresberichte des Präsidenten der Anthropologischen Gesellschaft
in Wien, IF9(> ST
Veiniischtes . 8J)
Verzeichniss der Conservatoren und Correspoudenten der k. k. Central- Commis-
sion in der Bukowina 91
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oAc
ferne
Bookbinding Co., Inc.
300 Summer Street
Boston. Mass. 02210
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BETÖRE TP
BELOW, ^■
BORT
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