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Full text of "Jahrbuch des Bukowiner Landes-Museums"

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C.  A.  Koaitofcri  Schriftführer. 


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Czernowitz,  1893. 

Oonc.  Typo-  u.  Lithogr.  des  Erzb.  Silv.  Morariu- Andriewicz. 


Verlag  des  Biikowiner  Landes-Museums. 


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C.  A.  &Oaitofcr„   Schriftführer. 


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Czernowitz,  1893. 

Co  HC.  Typo-  a.  Lithogr.  des  Erzb.  Silv.  Morariu- Andriewicz. 


Verlag  des  Biikowiner  Landes-Museiims. 


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Für  de-n  Inhalt  df^r  Artikel  si)id  die    Verfasser  allein  veratitioortlich. 


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Inli.silts-'Verzeicli.xiis. 


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Vorträge:^) 

Poiek:  „Kückblick  auf  die  Forschungen  zur  Landes-  und  Volks- 
pde  der  Bukowina  seit   1773",   abgehalten  in  der  constituirenden  Versamm- 

des  Bukowiner  Landesmuseuras  am  21.  Feliruar  189*2.  ergänzt  bis  Mitte  1893 
Kimowicz:  „Der  Christustypus  in  der  byzantinischen  Kunst,  in  be- 
ider er  Berücksichtigung  der  heimischen  Kirchenmalerei**, 
galten  in  der  ersten  Hauptversammlung  des  Bukowiner  Landesmuseuras  am 
Mär/  1893 


iPoIek:  „Ortsch  a  fts  Verzeichnis  der  Bukowina  aus  dem  Jahre  1775** 
Umstorfer:  Aus  den  ^M  ittheilungen  der  k.  k.  (.'entral-Comm  ission" 
•  Kaindl:    „Die    A  nthropologische  Gesellschaf  t    in  Wien    in    ihrem 

Hliältnisse  zur  Bukowina'* 

flKaindl:     ^Das  ehemalige   Bukowiner   Landesm.useum,   der  Serether 
^peuniverein    und    das   Münzen-    und   A  ntiqui  tätencabinet    an    der 

»versit.-it  Czernowitz" 

Chmidt:     „Zwei    Kreuze"    Archäologisch-vaterländisch-historische    Keminiscenz 
htes 


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81 


Der  in  der  ersten  Hauptversammlung  des  Bukowiner  Landesmuseums  am  26.  März 
-_*  Diony8  Olinski-Olinescu  abgehaltene  Vortrag:  ^Ergebnisse  der  archäo- 
mA«ii  Forflchnng  in  der  Bukowina"  wird  im  nächstjährigen  Jahrbuche   erscji^inen. 

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Vorbericht. 


Am  21.  Februar  1892  hat  sich  in  Czernowifz  ein  Lande.s- 
ntJseums-Verein  f^ebildet.  Seine  x\uff^abe  ist  »die  Hebung  und  Er- 
veilerung  der  Landeskunde  in  archäologischer,  allgemein  geschichf- 
icher,  kunsthislorischer,  ethnographischer  und  naturhislorischer 
Beziehung.«  Zur  Erreichung  dieses  Zweckes  soll  in  erster  Linie 
las  am  14.  Mai  dieses  Jahres  eröffnete  Bukowiner  Landesmuseum 
lienen.  Dem  Curatorium  des  Museums  schien  es  aber  auch  drin- 
amd  nöthig,  dass  sich  der  Verein  in  noch  directere  Beziehungen 
;ur  Bevölkerung  setze.  Aus  diesem  Grunde  hat  es  in  seiner  Sitzung 
^om  26.  März  d.  J.  die  Herausgabe  eines  Jahrbuches  beschlossen, 
las  dem  Zwecke  des  Vereines  gemäss  Aufsätze  aus  der  Alterthums- 
Lunde  sowie  aus  der  allgemeinen,  Tultur-,  Kunst-  und  Natur- 
geschichte der  Bukowina  enthalten  soll. 

Hiermit  wird  das  erste  Heft  der  Oeffentlichkeit  übergeben. 
Jöge  es  eine  freundliche  Aufnahme  finden  und  dem  Vereine  neue 
mierstützende  Theilnahme  zuführen. 

Czernowilz,  im  Juni   1893. 


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Rückblick 

auf  dto  FovtaliMgdn  rar  Undcs-  mi  Volkfkiiiio  dor  Bikowtea  «»it  1773. ') 


Auf  Kaiser  Joseph's  II.  Befehl  unternahm  im  Jahre  1773  der  Oberstlieute- 
nant des  2.  walachisehen  (Rodnaer)  Grenzregiments  Karl  Freiherr  von  Enzen- 
h  e  r  g  eine  Recognoscierungsreise  durch  den  nördlichen  Theil  der  Moldau.  Er 
liatte  zu  erforschen,  ob  sich  von  der  Erwerbung  dieses  I^ndstriches  ein  Vortheil 
für  die  österreichische  Monarchie  erwarten  Hesse,  insbesondere  aber,  ob  die  Her- 
stellung einer  dauerhaften  Strasse  von  Siebenbürgen  ül)er  Dorna  nach  Galizien 
möglich  wäre.  ^) 

Enzenberg's  Bericht  —  er  ist  unter  dem  Titel :  „Von  und  aus  der  Bu- 
kowina. Im  Sept  1781"  in  Schlözer's  „ Staats- Anzeigen^  Bd.  I.  S.  38  ff,  ab- 
gedruckt ^)  —  sprach  zu  Gunsten  der  Occupation;  er  ist  daher  ohne  Zweifel 
wert,  an  die  Spitze  der  landeskundlichen  Literatur  der  Bukowina  gestellt  zu 
werden. 

Die  ersten  österreichischen  Truppen  rückten  am  31.  August  1774  in  die 
Bukowina  ein;  das  eigentliche  Besatzungsheer  folgte  im  November   1774  nach. 

Mit  der  Besetzung  und  Organisierung  des  Landes  war  der  General  Gabriel 
Freiherr  von  SpI6ny  betraut.  Bevor  dieser  an  die  Lösung  der  letztgenannten 
Aufgabe  gieng,  war  er  vor  allem  bemüht,  sich  die  genaueste  Kenntnis  von 
dem   Lande  und  dessen  bisherigen  Einrichtungen  zu  verschaffen. 

Am  10.  Deceraber  1774  legte  er  dem  Hofkriegsrathe  einen  „ohnmass- 
^eblichen  Entwurf  zu  einer  militairischen  Einrichtung  des  k.  k,  enclavirten  Mol- 
dauischen Antheils"  vor,  worin  sich  auch  der  Zustand  des  occupierten  Land- 
striches mit  wenigen,  aber  scharfen  Zögen  gezeichnet  findet. 

Noch  weit  wichtiger  als  dieser  „Entwurf"  ist  für  die  Kenntnis  der  neu- 
gewonnenen Provinz  die  soeben  von  mir  unter  dem  Titel:  ^General  Spleny's 
Beschreibung  der  Bukowina"  (Czernowitz  1893)  herausgegebene  Denkschrift  aus 
dem  Jahre  1775.*)  Diese  Denkschrift  ist  als  die  erste  ausführliche  Landeskunde 
der  Bukowina  zu  betrachten. 

')  Die  vorliegende  Arbeit  ist  eine  zweite,  veränderte  und  um  die  IJteratur  der  letzten 
anderthalb  Jahre  vermehrte  Auflage  eines  am  21.  Februar  1S92  in  der  constituierenden  Ver- 
saramlnng  de«  Bukowiner  Landesmuseu ms- Vereins  in  Czernowitz  gehaltenen  Vortrages. 

*)  Siehe  meine  Schrift:  »Die  Erwerbung  der  Bukowina  durch  (>e«terreicli«  (Czernowitz 
18S9),  S.   13  ff. 

*)  Diese  Denkschrift  bildet  die  Grundlage  der  von  Prof.  Dr.  v.  Zieglauer  veröffentlichten 
BroÄchure:  -»Der  Zustand  der  Bukowina  zur  Zeit  der  iisterreichisohen  (X'cupatiou*  (Czernowitz  1888). 

*)  Ein  Auszug  ist  unter  dem  Titel:  »Description  de  la  Bukovina.  Extrait  de  1'  ouvrage 
de  M.  Le  General  de  Spleny  et  d'un  rapport  de  M.  Jeniach*;  in  ("anzler's  Magazin  für  die  neuere 
GMchicbte  und  Völkerkunde  (Leipzig  1790)  erschienen. 

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4  POLEK : 

Obwohl  die  Pforte  am  7.  Mai  1775  auf  die  von  Oesterreich  besetzter. 
Ländereien  für  immer  verzichtete,  blieb  dennoch  daselbst  der  Status  quo  be- 
stehen; erst  im  Jahre  1780  ward  mit  der  Reform  begonnen.  Die  Grundlage 
der  Neugestaltung  bildete  der  von  General  Baron  Enzenberg,  dem  Nach- 
folger Spl^ny's  seit  Anfang  April  1778,  unterm  30.  October  1779  dem  Hof- 
kriegsrathe  unterbreitete  Systemisierungsplan,  dem  ob  seiner  trefflichen  Schilde- 
rung des  damaligen  Zustandes  der  Bukowina  gleichfalls  ein  ehrenvoller  Platz 
in  der  Literatur  über  dieses  Land  gebtlhrt.  *) 

Am  1.  November  1786  wurde  die  Bukowina  als  Czernowitzer  Kreis  dem 
Königreiche  Galizien  einverleibt.  Die  Unterordnung  unter  ein  fremdes  Land 
konnte  nicht  ohne  Einfluss  auf  ihre  wissenschaftliche  Erforschung  bleiben.  In 
der  That  griff  diese  nur  insoweit  Platz,  als  bei  den  Gelehrten  und  den  Central- 
behörden  das  Streben  vorhandan  war,  eine  möglichst  vollständige  Kenntnis  von 
ganz  Galizien  zu  erlangen.  Erst  das  Jahr  1849  schuf,  indem  es  der  Bukowina 
die  Freiheit  wiedergab,  für  deren  wissenschaftliche  Erforschung  gunstigere  Be 
dingungen. 

In  erster  Linie  sind  es  die  geologischen  Verhältnisse  und  der  Bergbau, 
womit  nach  dem  Jahre  1786  die  Forschung  sich  beschäftigt. 

Den  Anfang  macht  der  als  Naturforscher  und  Ethnograph  bekannte  Fran- 
zose Balthasar  Hacquet,  von  1788  4ms  1810  Professor  der  Naturgeschichte 
an  der  Universität  zu  Lemberg.  Er  bereiste  während  der  Jahre  1788  und  1789 
die  Karpathen  und  veröffentlichte  die  hiebei  gemachten  Beobachtungen  in  Crell'^ 
ehemischen  Annalen  (1789  und  1791)  und  in  dem  vierbändigen  Werke:  „Neueste 
physikalisch-politische  Reisen  durch  die  Dacischen  und  Sarmatisehen  Karpathen" 
(Nürnberg  1790—1796). 

Durch  Hacquet's  Arbeiten  angeregt,  stellten  in  den  zwanziger  Jahren 
unseres  Jahrhunderts  Georg  Gottlieb  Pusch  und  Carl  Li  II  vou  Lilien* 
bach  (geb.  am  3.  November  1798  zu  Wieliczka,  gest.  am  21.  März  1831 1 
Untersuchungen  über  den  Bau  der  Karpathen  an.  Der  Bericht  des  ersteren 
findet  sich  unter  dem  Titel:  „Ueber  die  geognostische  Constitution  der  Kar- 
pathen und  der  Nordkarpathenländer"  in  Karsten's  Archiv  für  Mineralogie 
(Bd.  I.  Berl.  1829,  S.  29—55),  der  des  letzteren  ist  als  ^^ Journal  d'un  voyage 
geologique  faxt  h  travers  tonte  la  chatne  des  Carpathes,  en  Bukowine^  en  Tran- 
sylvanie^,  etc.  in  den  Memoiren  der  französischen  geologischen  Gesellschaft 
(1831,  I.  2.  S.  237—316)  abgedruckt. 

Um  die  Erforschung  der  Bukowina  in  floristischer  und  faunistischer  Be- 
ziehung haben  sich  in  der  Zeit  von  1786  bis  1849  Dr.  Friedländer, 
Dr.  Herbich  und  Professor  Dr.  Zawadzki  sehr  verdient  gemacht. 

Dr.  Friedländer  war  zu  Anfang  des  neunzehnten  Jahrhunderts  Arzt 
in  Zaleszczyki.  Er  unternahm  zahlreiche  Excursionen  bis  in  den  äussersten 
Südwesten  der  Bukowina  und  sammelte  allenthalben  die  selteneren  Pflanzen, 
die    er    seinem    Freunde  Dr.  Wilibald  Besser,    seit    1805   Arzt    in  Krakan, 

*)  Sie  beßndet  sich  in  dem  k.  und  k.  Kriegsarchive  und  wird  demnächst  von  mir  ver- 
öftentlicht  werden. 


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Die  Forschüngbn  zur  Lakdbskündb  der  Bukowina.  5 

sandte,  der  sie  in  i^einem  Werke:  ^Primitiae  ßorcte  Galiciae  austriacae^  {Vienna 
1^09)  verwertete. 

Noch  bedeutender  sind  für  die  Bukowiner  Landeskunde  die  beiden  letzt- 
genannten Männer. 

Alexander  Z  a  w  a  d  z  k  i ,  geb.  am  6.  Mai  1798  zu  Bielitz  in  Oesterreichisch- 
Schlesieu  und  gest.  zu  Brunn  am  5.  Mai  1868,  sammelte  schon  als  Knabe  von 
seinem  Geburtsorte  aus  im  nahen  Gebirge  Pflanzen,  Insecten  und  Conchilien. 
Dieser  Sammeleifer  machte  sich  seit  seiner  im  Jahre  !  8 18  erfolgten  Uebersiede- 
lung  nach  Ijemberg,  wo  er  nach  Absolvierung  seiner  Studien  als  Supplent  der 
Physik  an  der  Universität  und  von  1830 — 1839  als  Professor  der  Mathematik 
und  Physik  an  der  Lehranstalt  für  den  Regularclerus  Galizieus  thätig  war,  in 
besonders  hohem  Grad  bemerkbar. 

In  Ijemberg  lernte  Zawadzki  den  um  sieben  Jahre  älteren  Dr.  Franz 
Herb  ich  kennen,  der,  aus  Wien  gebärtig,  im  Jahre  1825  als  Militärarzt  nach 
(jralizien  gekommen  war.  Beide  machten  nun  gemeinschaftliehe  Reisen  in  die 
Ceotralkarpathcn  sowie  in  die  Bukowina.  In  letzterem  Lande  boten  ihnen  der 
Ilareu,  Dzumaleu.  Suchard  und  andere  Alpengipfel  eine  reiche  Ausbeute  an 
Pflanzen,  welche  in  dem  von  Besser  herausgegebenen  Werke  fehlen. 

Die  Resultate  dieser  Reisen  sind  in  Zawadzki's  ,^Enumeratto  pJnntarum 
Galiciae  et  Bucowinae  oder  die  in  Galizien  und  der  Bukowina  wildwachsenden 
Pflanzen"  (Breslau  1835)  und  „Fauna  der  galizisch-bukowinischen  Wirbelthiere" 
(Stuttgart  1840)  niedergelegt. 

Dr.  Herbich  wurde  im  Jahre  1834  als  Regimentsarzt  nach  Czernowitz 
versetzt,  wo  er  bis  zum  Jahre  1856  blieb.  Während  dieses  22jährigen  Auf- 
enthaltes in  der  Bukowina  hat  er  seine  floristischen  Forschungen  daselbst 
ununterbrochen  fortgesetzt  und  ausser  zahlreichen  Aufsätzen  in  Zeitschriften  zwei 
grossere  Werke,  nämlich  :  ^Selectus  plantarum  rariorum  Galiciae  et  Bucovinae^ 
{Czemovicii  1839)  und  „Stirpes  rariores  Bucovinae^  {Stanislawoxo  1853}  ver- 
üffentlieht,  Werke,  die  ihm  filr  alle  Zeiten  einen  ehrenvollen  Platz  unter  den 
Botanikern  Oesterreichs  sichern. 

Was  die  ethnographischen,  culturhistorischen  und  volkswirtschaftlichen 
Verhältnisse  in  dem  gleichen  Zeiträume  anbelangt,  können  wir  drei  Männer 
nennen,  welche  nach  diesen  Richtungen  Hervorragendes  geleistet  haben  :  Samuel 
Bredetzky,  Joseph  Rohr  er  und  Michael  Franz  Stöger. 

Bredetzky,  geb.  zu  Deutsch-Jakubjan  im  Saroser  Comitate  am  1 S.  März 
1772  und  gest.  am  25.  Juni  1812  zu  Lemberg,  hatte  als  Superintendent  von 
C)«t-  und  Westgalizien  (von  1808 — 1812)  Gelegenheit,  die  Bukowina  zu  be- 
suchen, und  er  hat  durch  drei  Publicationen  dai^ethan,  dass  ihn  daselbst  nicht 
bloss  die  kirchlichen  Angelegenheiten  interessierten.  Er  schrieb  „Beyträge  zur 
nähern  Kenntnis  der  Bukowina"  (Vaterland.  Blätter  l.  Wien  1808.  Nr.  46), 
gedachte  in  seinem  „Historisch-statischen  Beitrag  zum  deutschen  Colon isations- 
wesen  in  Europa**  (Brunn  1812)  der  deutschen  Ansiedler  in  der  Bukowina  und 
gab  dem  Westen  Kunde  von  den  Lippowanern  (Sartori^s  „maier.  Taschenbuch.*' 
I.  1812.  S.  149—161). 

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6  POLEK : 

Joseph  Rohr  er,  1769  zu  Wien  geboren,  kam  ira  Jalrre  1795  nach  6a- 
h'zien  und  gehörte  diesem  Lande  durch  mehr  als  drei  Decenniou,  bis  kurz  v*>i 
seinem  am  21.  heptember  1828  erfolgten  Tode  an.  Anfangs  Polizeieommissir. 
wurde  er  im  Jahre  1806,  ohne  den  Doctorgrad  erlangt  zu  haben,  zum  Profctwci 
der  politischen  Wissenschaften  und  Statistik  am  Lyceum  zu  Lemberg  eroanut 
und  behielt  diese  Stelle  auch,  als  diese  An.^.talt  im  Jahre  1816  wieder  zu:  | 
Universität  erhoben  wurde,  bei.  Diesen  glänzenden  Erlolg  dankte  Rohrer  seiner 
schriftstellerischen  Thätigkeit  Durch  die  neuen,  fremdartigen  Verhältnisse  viel 
fach  angeregt,  hat  er  nämlich  seit  seiner  Uebersiedelung  nach  Galizien  ein^ 
stattliche  Reihe  von  Arbeiten  zur  Volks-  und  Landeskunde  Oesterreiehs  im 
allgemeinen  und  Galiziens  sowie  der  Bukowina  im  besondern  theils  selbständig', 
theils  in  verschiedenen  Zeitschriften  erscheinen  lassen.  Ich  nenne  Woss  deu 
„Versuch  über  die  Bewohner  der  österreichischen  Monarchie^,  der  sich,  die 
Deutschen,  Armenier  und  Juden  behandelnd,  fast  durch  den  ganzen  Jahrgang 
1803  des  Liechtenstern'schen  Archivs  für  Geographie  und  Statistik  hindurch 
zieht,  dann  die  „Bemerkungen  auf  einer  Reise  v(m  der  türkischen  Grenze  über 
die  Bukowina  durch  Ost-  und  Westgalizien^  Schlesien  und  Mähren  nach  \\'ien" 
(Wien  1804),  ferner  die  Abhandlung  über  „die  Wallachischen  Bewohner  der 
österreichischen  Monarchie'^  in  den  Vaterland.  Blättern  (IL  Wien  1810.  Nr.  3^ 
bis  43),  endlich  den  «politisch-arithmetischen  Versuch  über  die  Buko^^nna- 
(Ebenda.  1812.  Nr.  88). 

Nicht  minder  rührig  war  Dr.  Michael  Franz  Stöger.  Am  22.  September 
1795  zu  Wien  geboren,  studierte  er  daselbst  Philosophie  und  Jurisprudenz, 
erwarb  sich  aus  beiden  die  Doctorwürde  und  folgte  im  März  1827  einem  Rufe 
als  Professor  der  Statistik  an  die  Hochschule  in  Lemberg,  wo  er,  erst  38  Jahn 
alt,  am  18.  Jänner  1834  starb  Seine  Arbeiten  sind  zumeist  in  Fachschriflcß 
enthalten.  Auf  die  Bukowina  haben  insbesondere  die  nachstehend  verzeichnetcß 
Bezug:  „Die  jüdische  Bevölkerung  in  Galizien  und  ihre  Evidenzhaltung  nad 
österreichischen  Gesetzen"  (in  Wagner's  Zeitschrift  für  österreichische  Keoht- 
gelehrsamkeit.  1829,  Bd.  I.  S.  363—386),  ^Bemerkungen  über  Galiziens  Sali 
siedereien."  (Oesterr.  Archiv  für  Geschichte  etc.  1829.  Bd.  1.  Nr.  61),  „Notizci 
über  die  Bukowiner  Judenschalt"  (Ebenda.  1830.  Bd.  IL  Nr.  49;,  „Die  Flussei 
Galiziens^  (Ebenda.  1831.  Bd.  L  Nr.  56,  58—60),  ^National- Verschiedenheiteij 
in  Galizien"  (Ebenda.  1832.  Nr.  69)  und  „üebersicht  des  ersten  Regulirung>' 
planes  für  das  Kirchen wesen  der  nichtunirten  Griechen  in  der  Bukowina* 
(Ebenda.  1832,  Nr.  22,  23,  27,  29—31).  Im  Buchhandel  ist  das  folgende,  fiir 
die  Bukowina  gleichfalls  wichtige  Werk  erschienen:  ^Darstellung  der  gesetT- 
liehen  Verfassung  der  galizischen  Judenschaft"  (2  Bde.  lemberg,  PrzemysI, 
Stanislau  und  Tarnöw  1838). 

Von  allgemeinen,  die  Gcsammtverhältnisse  des  Landes  behandelDden 
Arbeiten  ist  ausser  dem  Werke:  „Die  Bukowina  im  Königreiche  Galizien* 
(Wien  1845)  von  Theophil  Bendella  (geb.  am  8.  Mai  1814  zu  Czeroowitz. 
gest.  am  2.  August  1875),  nur  noch  eine  im  „Hcsperus"  (Bd.  27  Prag  182(t 
Nr.  8)  anonym  erschienene,  gute  .topographisch-statistische  Uebersicht  der  Bu- 
kowina" zu  verzeichnen. 


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Die  Fobschüngkn  zur  Landeskunde  dbe  Bukowina.  7 

Was  schliesslich  die  kartographischen  Darstellungen  anbelangt^  kann  nicht 
verschwiegen  werden,  dass  sich  auch  in  dieser  Hinsicht  die  Abhängigkeit  der 
Bukowina  von  Galizien  bemerkbar  macht.  Denn  ausser  I.  Liesganig^s  Karte : 
j^Regna  Galiciae  et  Lodmneriae  nee  non  Bukovina'^.  LeopoK  1790,  30  Bl.  fol. 
1  :  288.000  (vermehrt  und  verbessert  von  dem  k.  k.  General-Quartierraeisterstabe 
im  Jahre  1824)  und  ^^Carte  general  de  V Atlas  du  Royaume  de  Galicie  et  de 
Ix/domerie  avec  la  Bucovine^  (Vienne  1790,  2  BI.)  ist  nur  eine  einzige  Karte 
der  Bukowina  (ohne  Galizien),  und  zwar  von  dem  Buchhändler  Winiarz  im 
Jahre  1842  (Lemberg  und  Czernowitz.  1  Bl.  col.  fol.  1  :  288.000)  herausgegeben 
worden. 

1848!  Damit  erscheint  auch  für  die  Bukowina  die  Morgenröthe  bes- 
serer Tage. 

Im  Juni  des  genannten  Jahres  richtete  eine  Anzahl  gesinnungstüchtiger 
Männer  eine  Petition  an  das  Ministerium,  worin  die  Beschwerden  über  den 
Druck  der  galizischen  Herrschaft  ihren  Ausdruck  fanden.  Das  Ergebnis  war 
die  Emancipation  des  Landes. 

Welch  colossalen  Fortschritt  hat  die  Erforschung  der  Bukowina  seither 
gemacht!  Immer  neue  Zweige  hat  sie  in  ihren  Bereich  gezogen,  und  die  Lite- 
ratur ist  so  stark  angeschwollen,  dass  es  angezeigt  sein  dürfte,  die  ganze  Pe- 
riode in  zwei  Abschnitte  einzutheileu.  Als  Markstein  kann  mit  Fug  und  Recht 
das  Jahr  1876  bezeichnet  werden.  Vor  diesem  Jahre  geht  die  Anregung  zur 
Forschung  im  grossen  und  ganzen  von  den  Mittelschulen  des  Landes  aus; 
nach  demselben  fällt  diese  Mission  zumeist  der  Alma  tnater  Francisco-Jose- 
phina  zu. 

Ziehen  wir  auch  jetzt  wieder  zunächst  die  naturwissenschaftliche  Erfor- 
schung des  Landes  in  Betracht,  so  stossen  wir  sofort  auf  eine  Reihe  wohl- 
bekannter Namen :  Alth,Barber,  Cotta,  Denaro^vski,  Knapp, 
Knauer,  Paul,  Petrino,  Simiginowicz  u.  A. 

Obgleich  Advocat  von  Beruf,  leistete  Dr.  Alois  v.  A 1 1  h  (f  4.  November 
1886)  doch  sehr  Erhebliches  auf  dem  Gebiete  der  Geologie.  Die  Reihe  seiner 
diesbezüglichen  Schriften  hebt  mit  der  Schilderung  der  „Mineralquellen  der 
Bukowina"  (Bronnes  Jahrbach  für  Mineral.  1848.  S.  526—551)  an.  Hierauf 
folgen :  „Ein  Ausflug  in  -die  Marmaroscher  Karpathen  im  Sommer  1855"  (Mitth. 
d.  k.  k.  geograph.  Gesellschaft  in  Wien.  1858.  S.  1 — 13),  „Ueber  die  Gyps- 
iormation  der  Nord-Karpathenländer '  (.Jahrb.  d.  k.  k.  geolog.  Reichsanst.  1858. 
S.  143 — 158)  „Neue  Höhenbestimmungen  in  der  Bukowina,  der  Marmaros  etc." 
(Ebenda.  1859.  S.  345 — 349),  „die  Oberflächengestaltung  Galiziens  und  der 
Bukowina"*  (polnisch,  in  Rocznik  tow,  nauk.  krakow.  1861),  „die  Salz-  und 
Steinölquellen  in  Galizien  und  der  Bukowina"  (polnisch,  Sprawozd,  komüyi 
fizyogr.  V.  1871.  S.  49—93)  und  „die  bei  dem  Baue  der  galiz.  Eisenbahnen 
ausgeführten  Höhenmessungen  und  ihre  Bedeutung  fllr  die  Physiographie  des 
lindes"  (Ebenda.  VH.  1873.  S.  109—125). 

Der  berühmte  Geologe  Bernhard  v.  Cotta  (geb.  24.  October  1808  zu 
Klein-Zillbach,  gest.  14.  Sept.  1879  in  Freiburg)  besuchte  die  Bukowina  im 
Jahre  1855.  Eine  Frucht    dieser  Reise   ist    ausser    den  „Geologischen  Mitthei- 


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8  POLKK : 

luDgen  aus  der  Bukowina''  in  Bronn's  Jahrbuch  für  Mineralogie  (1855.  S.  22 
bis  32)  die  in  dem  Jahrbuche  der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  (VI.  1855.  S.  10,; 
bis  135)  veröffentlichte  Abhandlung:  „Die  Erzlagerstätten  der  südlichen  Br 
kowina."^  Bergrath  Dionys  Stur  {jetzt  k.  k.  Hofrath  i.  P.)  und  Bergrath  (jet?i 
Oberbergrath)  Carl  M.  Paul  machten,  von  Otto  l^eiherrn  von  Petrin' 
(geb.  13.  Februar  1834,  gest.  27.  Jänner  1884)  vielfach  unterstützt,  währen i 
der  Jahre  1872  und  1873  Aufnahmen  in  der  Bukowina,  worüber  sie  im  Jahr- 
buchc  der  k.  k.  geolog.  Keichsanstalt  (1872  und   1873)  berichteten. 

Franz  Simiginowicz  (von  1853  bis  1S58  Supplent  am  Gymnasium 
zu  (>zernowitz)  gab  einen  Beitrag  „zur  physischen  Geographie  der  Bukowina* 
(Wien  1856)  heraus,  sein  Bruder  Ludwig  Adolf  Simiginowicz  (jetzt  Pn^ 
fessor  an*  der  k.  k.  Lehrer-  und  Lehrerinnen-Bildungsanstalt  in  CzernoAvilx 
stellte  in  Wort  und  Bild  ..die  Bodenplastik  der  Bukowina"  (Kronstadt  187-' 
dar,  Dr.  Karl  Denarowski  (jetzt  k.  k.  Regierungsrath  i.  P.)  und  Dr.  Josef 
Barber  (Apotheker  in  Czernowitz)  schrieben,  erstercr  in  einer  18(58  in  Wiir 
herausgegebenen  Broschüre,  letzterer  in  den  Sitzungsberichten  der  k.  Akademit 
der  Wissenschaften  in  Wien  (Nat.  Gl.  60.  Bd.  1869  '2,  Abth.  S.  405— 41> 
über  die  „Mineralquellen  von  Dorna-Watra  nnd  Pojana-Negri  ,  Titus  v.  Altb. 
ein  Neffe  des  oben  genannten  Alois  v.  Alth,  veröffentlichte  in  dem  Jahres- 
berichte der  gr.-or.  Oberrealschule  in  Czernowitz  f.  1869  (S.  38 — 53)  y^di^ 
beobachteten  meteorologischen  V^erhältuisse  für  den  Horizont  von  Czernowitz*, 
und  Dr.  Blasius  KnaueV  und  Josef  Armin  Knapp  machten  sich  durch  ihn' 
botanischen  Werke  —  von  dem  ersteren  stammt  die  vortreffliche  Arbeit :  ^Die 
Flora  von  Suczawa'^  (Jahresbuch  des  gr.-or.  Obergymnasiums  in  Suczawa  für 
1863,  S.  1 — 16),  von  dem  letzteren  das  ausgezeichnete  Werk:  „Die  bisher 
bekannten  Pflanzen  Galiziens  und  der  Bukowina"  (Wien  1872)  —  um  die  Bu- 
kowina sehr  verdient. 

Wie  der  Natur,  so  wurde  auch  der  Einwohnerschaft  des  Landes  seit 
1849  mehr  Aufmerksamkeit  geschenkt.  L.  A.  Simiginowicz  theilt  rumä- 
nische Märchen  (Zeitschrift  für  Mythologie,  Bd.  I.  Göttingen  1853  und  1854 
S.  42—50,  469—472),  Professor  Johann  Sbiera  rumänische  Volkslieder  uivi 
Volksräthsel  (in  Foaea  So^ietä^it  pentru  literätura  §i  cultura  romdnä  In  Bud- 
vina.  Cernäu^X  1866  und  1867)  mit,  und  S.  Fl.  Marianu,  Professor  am 
Gymnasium  zu  Suczawa,  gibt  den  ersten  Band  seiner  romanischen  Volksdicli- 
tungen  (Poesii  poporale  romäne,  Cernäu^l  1873)  heraus;  der  Dichter  Josepb 
Hordynski  Ritter  v.  Fedkowicz  (geb.  am  8.  August  1834,  gest.  am 
11.  Jänner  1888)  entwirft  „Skizzen  aus  dem  Huzuleuleben"  (Czernowitz.  Zeitung 
1868.  Nr.  51),  Gregor  Kupczanko  debütiert  als  Octavaner  mit  rutheuisuhep 
Volksliedern,  Märchen,  Sagen  etc.  (Bukow.  Zoria.  1870.  Nr.  2,  3,  10 — 11. 
13 — 16),  Professor  Franz  Miklosich  lehrt  „Märchen  und  Lieder  der  Zigeuner 
der  Bukowina^  kennen  (Denkschriften  der  k.  k.  Akad.  d.  W.  philos.  bist.  Cl 
Bd.  23  und  24),  und  der  Reichsraths-Bibliothekar  Vincenz  Göhlert  giU 
Kunde  von  dem  geheimnisvollen  Völklein  der  Lippowaner  (Sitzungsb.  d.  k.  k. 
Akad.  d.  W..  philos.  histor.  Cl    Bd.  41.  S.  478—488). 


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DiK  FORSCHUNOKN  ZUR  LANDESKUNDE  DER  BUKOWINA.  9 

Dass  bis  1875  über  das  geistige  Leben  in  der  Bukowina  nic;ht  viel  zu 
schreiben  war,  wird  niemand  wundernehmen.  Dennoch  sind  auch  auf  diesem 
Gebiete  drei  Schriften  anzuführen:  ^Kumäniseiics  Schulwesen**  von  dem  Di- 
rector  der  k.  k.  Lehrer-  und  Lehrerinnen-Bildungsanstalt  Demeter  Isopescul 
(Bericht  über  österr.  Unterrichtswesen,  aus  Anlass  der  Weltausstellung  heraus- 
gegeb.  Wien  1873.  Theil  IL  S.  560—567),  „Historischer  Rückblick  auf  die 
Gymnuriial-Rcorganisationspläue  in  Oesterreich  nebst  historisch-statistischen  Aus- 
weisen über  das  Czernowitzer  k.  k.  Gymnasium  seit  1850—1872"  (Czcrnowitz 
1873)  von  Dircctor  Stefan  Wolf  und  „lieber  die  Käthliclikeit  zur  Einführung 
tles  Geschworeneninstitutes  in  Galizien  und  der  Bukowina^  von  J.  K.  Ritter 
U  ni  I  au f  f  v.  F ra  n  k  w  e  1 1,  herausgcgeb.  von  Victor  Ritter  Uralauff  v.  Frank- 
well (Wien   1861). 

Auf  dem  Gebiete  der  wirtschaftlichen  Cultur  sind  folgende  Arbeiten 
hervorzuheben:  „Die  Entwickelung  des  Grundsteuerwesens  im  Herzogthume 
Bukowina  unter  österreichischer  Herrschaft*'  von  A.  Lippcrt  (Czermnvitzer 
Zeitung  1868;  Nr.  (>,  9,  13,  17,  21,  27  und  34),  weiter  die  „Denkschrift  des 
Verwaltungsrathes  der  k.  k,  Lemberg-Czernowitz-Jassyer  Eisenbahngcsellschaft 
betreffend  die  Sequestration  der  Linie  Lemberg-Czernowitz-Suczawa"  (Wien 
1873),  dann  der  „Hauptbericht  der  Handels-  und  Gewerbekammer  für  das  Iler- 
zogthum  Bukowina  für  185f  (Wochenschrift  der  Buk.  Handels-  und  Gewerbe- 
kammer 18.52,  Nr.  42—50,  in  2.  Aufl.  Czernowitz  1861),  für  1861  (Czcrno- 
witz 1862)  und  für  die  Periode  1862—1871  (Lemberg  1872),  endlich  A. 
Ficker's  „Darstellung  der  Landwirthschaft  und  Montan-Iudustrie  des  Herzog- 
thuras  Bukowina**  (Mitth.  aus  dem  Gebiete  der  Statistik  IIL  Wien  1854 
1.  H.  8.   1—100). 

In  dem  Zeiträume  von  1849 — 1875  wird  in  der  Bukowina  auch  die  Ge- 
schichtsforschung schon  gepflegt.  A.  F  ick  er  liefert  „Beiträge  zur  ältesten 
Geschichte  der  Bukowina  und  ihrer  Nachbarländei*^'  (Progr.  des  k.  k.  Ober- 
g\-ranasiums  in  Czernowitz  1852.  S.  11—24),  E.  Hormuzaki  (f  1874)  schreibt 
den  „Noth-  uud  Hilferuf  der  Gemeinden  des  Moldauisch-Campulunger  Okols 
in  der  Bukowina"  (Wien  1861),  J.  Maitynowicz  stellt  „Historische  Zeug- 
nisse Ober  die  Beherrscher  und  Einwohner  der  Bukowina  und  der  Moldau" 
(Bukow.  Zoria  1870.  Nr.  4 — 6,  8  und  9)  zusammen,  Aron  Pun)uul  (gest. 
24.  Jänner  1866)  gibt  ein  Werk  über  den  griech.-orient,  Religioni'fond  (Privire 
räpede  preste  mofiile  mon^stiresct,  din  carile  sa  format  märepil  fond  religia- 
nariu  al  hisericel  dreptcrd,  r^särit  din  Bticovina,  Cernäu^X  1H()5)  heraus  und 
A.  S.  Petruszewicz  schreibt  über  das  Radautz-Czernowitzcr  Bisthum  und 
»eine  Oberhirten"  (ruthenisch,  in  Bukow.  Zoria  1870.  Nr.  7,  10,12—16).  Auch 
Franz  Adolf  Wicken  hauser  (geb.  zu  Wurmbach  in  Niederösterreich  1809 
und  gestorben  zu  Czernowitz  am  6.  April  1891)  tritt  bereits  auf  den  Plan. 
Im  Jahre  1862  erscheint  die  erste  Abtheilung  seiner  .Moldawa  oder  Beiträge 
zu  einem  Urkundenbuche  für  die  Moldau  und  Bukowina"  (Die  Urkunden  des 
Klosters  Moldawitza),  welchen  „Die  Huldigung  der  Bukowina  am  12.  October 
1777"  (Bukow.  Hauökalender  für  1868,  S.  69-78)  und  „Bochotin  oder  Ge- 
schichte der  Stadt  Czcruäuz  uud  ihrer  Umgebung"  (Wien  1874)  folgen. 


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10  Polek: 

In  Hinsicht  auf  die  allgemeine  Landes-  und  Ortsbeschreibung  sind  anzu- 
führen:  eine  ^Skizze  des  llcrzogthnms  Bukowina"  von  dem  Czernowitzer  Gyni- 
nasialdirector  Anton  Kral  (Zeitschrift  für  österr.  Gymnasien  II.  Wien  1851. 
S.  127 — 128),  dann  ^das  Königreich  Galizien  und  Lodoraerien  öammt  dem 
Herzogthume  Krakau  und  dem  Herzogthumc  Bukowina"  (Lemberg  1853)  von 
H.  Stupnicki,  ferner  die  ^Topographisch-statische  Darstellung  des  Herzog- 
thum»  Bucowina  mit  Schluss  des  Jahres  1861"  von  dem  Handelskammer 
secrctär  A.  Mikulicz  {Hauptbericht  der  Bnkow.  Handels- und  Gewerbekammer. 
Czernowitz  1862.  S.  27 — 284^,  weiter  die  „Geographisch-statistische  Ueber- 
sicht  Galiziens  und  der  Bukowina"  von  dem  Major  II.  von  Schmedes  (Lem- 
berg 18(>7,  2.  Aufl.  1869),  endlich  die  ,.  Heimatskunde  der  Bukowina"  von 
D.  Isopescul  (Czernowitz  1872). 

Wir  sind  bei  dem  letzten  Abschnitte  angelangt,  bei  dem  Abschnitte, 
welcher,  wie  ich  schon  bemerkte,  mit  der  P]röffnung  der  k.  k.  Franz- Josephs- 
Universität  beginnt  und  sich  bis  zur  Gegenwart  erstreckt.  Bevor  ich  jedoch 
von  den  Leistungen  dieses  Zeitraumes  spreche,  möchte  ich  mir  erlauben,  einige 
W^orte  zur  Rechtfertigung  des  von  mir  angenommenen  Ausgangspunktes  vorzu- 
bringen. 

Es  siu<l  Stimmen  laut  geworden  (u.  a.  in  „Deutschland."  Berlin  1890. 
Nr.  48),  dass  sich  die  Mehrzahl  der  Czernowitzer  Universitätsprofessoren  von 
den  geistigen  und  culturellen  Litcressen  des  I^andes  ferne  halte.  Dem  niuss 
ich  entschieden  entgegentreten.  Wie  man  in  dem  Folgenden  sehen  wird,  haben 
die  Professoren  aller  Facultäten,  soweit  sich  ihnen  die  Gelegenheit  darbot,  die 
Landes  und  Volkskunde  der  Bukowina  in  den  Bereich  ihrer  Forschungen 
gezogen.  Aber  weit  höher  ist  die  Anregung  zu  taxieren,  die  von  der  Univer- 
sität nach  allen  Richtungen  ausgegangen  ist.  Und  diesem  Umstände  ist  es 
hauptsächhc^h  zuzuschreiben,  dass  der  letzte,  kaum  18  Jahre  umfassende  Ab- 
schnitt eine  ausserordentliche  Fülle  literarischer  Erzeugnisse  in  sich  fasst. 

Was  zunächst  wieder  die  Natur  des  Landes  anbelangt,  möchte  ich  zuerst 
Otto  v.  Petrin  o's  Arbeit  „über  die  Stellung  des  Gypses  in  Ost-Galizieu  und 
Bukowina  innerhalb  der  Neogenablagerungen"  (Verhandl.  der  k.  k.  geolog. 
Reichsanst.  1875.  S.  217—220)  und  K.  M.  P  a  u  Ts  , Grundzüge  der  Geologie 
der  Bukowina"  (Jahrb.  der  k.  k.  geolog.  Reichsanst.  XXVI.  1876.  S.  261  bis 
330)  nennen.  Die  geologischen  Verhältnisse  von  Czernowitz  hat  Professor 
Friedrich  B  e  c  k  e  (seit  1890  an  der  Prager  Universität)  in  seiner  Abhandlung 
„Ueber  die  bei  Czernowitz  im  Sommer  1884  und  Winter  1884/85  stattgefun- 
denen Rutschungen*'  (Jahrb.  d.  k.  k.  geolog.  Reichsanst.  XXXV.  1885,  8.  397 
bis  406)  und  Director  D.  Stur  in  seinem  „Geolog.  Gutachten  anlässlich  der 
Versorgung  der  I^ndeshauptstadt  Czernowitz  mit  gutem  Trinkwasser"  (Czer- 
nowitz 1889)  gründlich  dargelegt;  Bergrath  B.  Walter  hat  ^die  Chancen  einer 
Erdölgewinnung  in  der  Bukowina"  (Jahrb.  d.  k.  k.  geolog.  Reichsanst.  XXX. 
1880.  S.  115—148)  nachgewiesen,  und  Ür.  A.  Löbcl  ist  seit  1887  uner- 
müdlich in  der  Schilderung  der  Mineral(|uellen  von  Dorna-Watra  (Revista  po- 
liticä.  8uczawa  1887.  Nr.  16  und  17;  Calindar.  Cernau^i  1890.  S.  96  bi.s 
128;    Oesterr.  Badezeitung  XX.    Wien   1891.    Nr.  4—7;     Bukow.    Rundschau, 


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Die  Forschungen  zur  Landeskunde  der  Bukowina.  1 1 

Czernowitz  1891.  Nr.  1011,  1013,  1014,  1017,  1023  und  1025;  Gazeta  Buco- 
vinei,  Cernäu^i  1891.  Nr.  12—14). 

Für  die  klimatischon  Verhältnisse  dienen  uns  der  schon  genannte  Titus 
V.  Alth  (seit  dem  Beginne  des  Schuljahres  1879/80  Director  der  Staats-Real- 
schule in  Währing)  und  der  am  2.  Februar  1892  verstorbene  Czernowitzer 
Gymnasialprofessor  Dr.  A.  Wachlowski  als  Führer.  Der  erstere  hat  eine 
„Klimatologie  von  Czernowitz"  (Czernowitz  1875)  geschrieben,  der  letztere 
nachstehende  gediegene  Arbeiten  hinterlassen:  ,,Zur  Klimatologio  von  Czer- 
nowitz" (Czernowitz  1886.  S.-A.  aus  d.  Progr.  d.  k  k.  Obergyranasiums  in 
Czernowitz),  „Die  Hagclverhältnisse  in  der  Bukowina"  (Sitzugsb.  d.  k.  k.  Akad. 
d.  W.  Math.-nat.  Gl.  95.  Wien  1887.  2.  Abth.  S.  58-67)  und  „Ueber  die 
Niederschlags  Verhältnisse  in  der  Bukowina"  (Meteorolog.  Zeitschrift  IV.  Wien 
1887.  S.  362-368). 

Auf  dem  Gebiete  der  Botanik  haben  sich  zwei  ehemalige  Hörer  der 
Czernowitzer  Universität  rühmlich  hervorgethan :  A.  Procopianu-Pro- 
c  o  [)  o  v i  c  i  und  Dr.  K.  Bauer.  Von  ersterem  haben  wir  einen  „Beitrag  zur 
Kenntnis  der  Gefasskryptögameu  der  Bukowina"  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan. 
Gesellschaft  in  Wien  1887.  S.  783—794),  dann  einen  „Beitrag  zur  Kenntnis 
der  Orchidaceen  der  Bukowina"  (Ebenda.  1890.  S.  185 — 196)  und  einen 
Beitrag  „zur  Flora  von  Suczawa"  (Ebenda.  1892.  S.  63—66),  von  letzteremeinen 
„Beitrag  zur  Phanerogamenilora  der  Bukowina  und  des  angrenzenden  Theiles 
von  Siebenbürgen'^  (Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  XL.  1890.  S.  218—221.  268 
271).  Ausserdem  sind  noch  zwei  gediegene  floristische  Arbeiten  anzu- 
fiihren:  „Beitrag  zur  Moosflora  der  Bukowina  und  Siebenbürgen"  von 
J.  Breidler  (Ebenda.  S.  148—152,  191—105)  und  „Beiträge  und  Berichti- 
gungen zur  Gefasskryptogamenflora  der  Bukowina"  von  J.  Dörfler  (Ebenda. 
S.  186—198,  226-230,  271—274). 

Selbst  die  Kenntnis  der  Fauna,  welche  seit  2jawadzki  fast  ganz  vernach- 
lässigt war,  hat  in  jüngster  Zeit  eine  nicht  unbedeutende  Erweiterung  erfahren. 
Dieselbe  ist  einem  Landeskinde,  C.  v.  Hormuzaki,  zuzuschreiben,  welcher 
seit  dem  Jahre  1888  in  den  zu  Berlin  erscheinenden  „Entoraologischen  Nach- 
richten" Beiträge  zur  Käferfauna  der  Bukowina  veröffentlicht. 

Bisher  sind  erschienen:  „Beiträge  zur  Käferfauna  der  Bucowina  und  Nord- 
nimäniens^^  (XIV.  1888.  Nr.  1—3,  5—7,  10—11),  „Ein  neuer  Beitrag  zur 
Kenntnis  der  in  der  Bucovina  einheimischen  Coleoptercn'*  (XVII.  1891.  Nr.  8 
bis  11),  ^yAcTonycta  var,  Bryophiloides,  eine  neue  Varietät  der  A.  Strigosa  F." 
(Ebenda.  Nr.  10),  „Beschreibung  einiger  neuer  Tagfaltervarietäten  aus  der  Bu- 
covina und  den  Nachbargebieten"  (XVIII.  1892.  Nr.  1)  und  „Lepidopterolo- 
gische  Beobachtungen  in  der  Bucovina"  (Ebenda.  Nr.  20  und  21). 

Mehr  noch  als  die  Natur  des  Landes  waren  dessen  Bewohner  seit  1875 
Gegenstand  des  Studiums. 

Da  sind  vor  allem  die  volksthümlicheu  Ueberlieferungen  in  Sagen,  Märchen, 
Liedern,  Sitten  und  Gebräuchen,  für  die  es  allenthalben  im  Lande  selbst  For- 
scher und  Sammler  gibt  Unter  den  Rumänen  treten  uns  in  dieser  Hinsicht  in 
erster  Reihe  wieder  J.  Sbiera  und  S.  Fl.  Marianu  entgegen.   Letzterer  hat 


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12  Polek: 

im  Jahre    1876    den    II.    Theil    seiner    rumäniHchen  Volksdichtungen    heraus- 
gegeben und  seitdem  eine  Reihe  noch  bedeutenderer  Werke,  wie  „die  Farben- 
mischung bei  dem  rumänischen  Volke"  (Chromatica  poporului  romänii.    ßucn 
resci  1882),  „die  rumänische  Volksornithologie"  (Ornitologia  poporanä  romdna. 
2  voll.   Gemaust  1883),   die  Sammlung    „rumänischer  Zaubersprüche"  (Descän- 
tece  poporanc  romäne.    Suceava  1886)    und    die  „Hochzeit    bei    den  Rumänen' 
{Nunta  la  Rumdni,  Buctiresci  1890),  „die  Geburt  bei  den  Rumänen"  {Nascerea 
la  Romdni,  Bucnrcsci  1892)  luid  „das  Begräbnis  bei  den  Rumänen"  {Inmomian- 
tarea  la  Romdni.  Bucuresci  1892)  erscheinen  lassen,  indem  er  gleichzeitig  zahlreiche 
Sagen  und    Volkslieder  in  der    .,Revista  politica'*  (Suceava    188G — 1891)     vcr 
öftentlichte.  Sbiera  dagegen  hat  in  der  nämlichen  Zeitperiode  „rumänische  Volks- 
sagen^  (Poves^i  poporale  Rtmdnesci.  Cer/i4M{  i«S86*),  „Weihnachtslieder  und  Hoch 
Zeitssprüche"  {Colinde,  cintice  de  stea  §i  tträri  la  nunfl    Ccrnäu{  1888)  und  eine 
Volkstradition  über  „das  Leben  der  Rumänen  vor  der  Gründung  nationaler  Staaten*' 
(IraXul  Rominilor    Innäinte    de    fundarea    staturilor  nationale,    Cernäuf   1890 
bekannt  gemacht.     Ausserdem    sind    J.    B  e  r  a  r ,    B.     B  u  m  b  a  c ,    D.     Dan,, 
R.  Hürjuiu,  J.  Je^an,  R  F.   Kaindl,  R.  Noru,   L.  A.  Simiginowicz 
und  G.  Tamäiaga    als  Sammler    von    rumänischen    Volkssageu    und    Volks 
gebrauchen  anzuführen. 

lieber  die  Ruthenen  und  deren  volksthümliches  Leben  geben  uns  F  e  d- 
kowicz,  Kozaryszczuk,  Kupczanko,  L.  A.  Simiginowicz, 
Kaindl  und  Manastyrski  Aufschluss.  Fedkowicz  und  Koza- 
ryszczuk schildern  insbesondere  das  Huzulenleben,  ersterer  im  Bukow. 
Almanach  (Czernowitz  1885).  im  Bukow.  ruth.  Kalender  (Ebenda  1887)  und 
in  „Zerna"  (Ebenda  1887),  letzterer  in  der  zu  Wien  erscheinenden  „Nauka" 
(1889.  Nr.  6-12  und  1890.  Nr.  1,  2,  4—7,  10—12).  Von  Kupczanko's 
Arbeiten  gehören  hierher:  „Sitten  und  Gebräuche  der  Bukowiner  Ruthenen" 
(Bukow.  Rundschau.  1875,  Nr.  5),  „die  Hajdauachen"  (Czernowitz  1886),  ,,die 
Ruthenen  in  der  Bukowina*^  (Ausland  1887.  Nr.  2 — 6)  und  jjKrankheitsbesch wa- 
rungen bei  russischen  Bauern  in  der  Bukowina'*  (Am  Ur-Quell  1891.  Nr.  12 
bis  44,  23—46,  61—63,  75—77).  Simiginowicz  hat  Sagen  und  Märchen 
(Czernowitz.  Zeitung  1880.  Nr,  268  und  280  und  Bukow.  Hauskai.  1882. 
S.  XV — XX)  mitgetheiltund  „Kleinrussische  Volkslieder*  übersetzt  (Leipzig  1888). 

Besonders  bemerkenswert  ist  die  von  Kaindl  in  Geraeinschaft  mit  dem 
gr.-or.  Pfarrer  Manastyrski  herausgegebene  Schrift  über  „Die  Ruthenen 
in  der  Bukowina"  (Czernowitz  1889—1890).  Kaindl  hat  überdies  über  „Zauber- 
glaube  bei  den  Rutenen  in  der  Bukowina  und  Galizien*'  (Globus.  LXI.  S.  279  flF.  > 
geschrieben  und  ruthenische  Sagen  und  Märchen  in  der  „Buk.  Rundschau"  (1890), 
in  der  Zeitschrift  für  Volkskunde  (1888)  und  in  der  Monatsschrift  „Am  Ur- 
Quell'*  (1890  und   1891)  bekannt  gemacht. 

„Die  Deutschen  in  der  Bukowina'-  hat  bisher  nur  F.  A.  Wickenhauser 
und  zwar  in  „Die  deutschen  Siedelungen  in  der  Bukowina*'  (Czernowitz 
1885  bis  1887)  ausfuhrlicher  behandelt.  Als  Ergänzung  können  angesehen 
werden  die  Artikel :  „Deutschböhraische  Colonien"  von  Prof.  Dr.  L  o  s  e  r  t  h 
(Mittheil.    d.    Vereins    f.    Geschichte    der    Deutscheu    in  Böhmen,    Prag   1885. 


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Die  FoBSGHüNaBN  zur  Landeskunde  deb  Bukowina.  13 

S.  373 — 384),  „Die  Deutschen  in  der  Bukowina"  von  Kupczanko  (Ausland 
1886  Nr.  50)  und  ausserdem  noch  meine  Broschüre:  „Der  Protestantismus 
in  der  Bukowina"  (Czernowitz  1890). 

In  Betreff  der  Juden  kann  ich  auf  meine  Broschüre  „Statistik  des 
Judenthums  in  der  Bukowina^'  (Sep.-Ahdr.  aus  d.  „Statist.  Monatsschrift*^  XV. 
Wien  1889).  in  Betreff  der  Armenier  auf  die  Schrift  des  gr.-or.  Pfarrers 
U.  Dan:  „Die  orientalischen  Armenier  in  der  Bukowina'*  (Czernowitz  1890) 
und  in  Betreff  der  Lippowaner  auf  die  Artikelserie:  ,^Ra8kol  i  Lipowany^^ 
(„Candela"  1983.  Nr.  7 — 10)  von  J.  Woro  bkie  wicz.  ferner  auf  üan's 
Schrift:  „Die  Lippowaner  in  der  Bukowina"  (Czernowitz  1890.  Auch  rumänisch), 
dann  auf  R.  F.  Kaindl's  Aufsatz:  „Die  Lippowaner*'  (Ausland.  LXV.  1892. 
Kr.  52)  und  meine  Abhandlung  „Die  Lippowaner-Colonien  in  der  Buko- 
wina" (Mittheil,  der  k.  k.  geogr.  Gesellschaft  in  Wien.  1885.  S.  301—312) 
verweisen. 

Ueber  die  Magyaren  handelt  ein  Artikel  von  G.  v.  MarcziiCny  im 
„Pester  Lloyd^^  (1883.  Mr.  93):  „Wie  die  Csango  nach  der  Bukowina  kamen*^, 
sowie  W.  Schmidt's  interessante  ,.PIauderei*'  in  der  „Ungarischen  Revue'* 
(VIL  Budapest  1887.  S.  G72  — 683):  „Die  magyarischen  Colouien  in  der  Bu- 
kowina*'. 

Selbst  die  Zigeuner  sind  nicht  vergessen  worden.  In  Hinsicht  auf  dieses 
Volklein  liegen  folgende  Arbeiten  vor:     „Die  Zigeuner  in    der  Bukowina"   von 

A.  Ficker  (Statist.  Monatschrift.  V.  1879.  S.  249—205),  ,^igeunerlcben  und 
Zigeunerdichtung''  von  L.  A.  Simiginowicz  (Heimat.  VIII.  1.  Wien  1882. 
S.  375 — 378),  „Volkslieder  der  Zigeuner*'  von  demselben  (Czernowitzer  Zeitg. 
1882.    Nr.    18),    „Beitrage    zur    Statistik    der    Zigeuner    in    Oesterreich*'    von 

B.  Karpeles  (Mittheil.  d.  anthropol.  Gesellschaft  in  Wien.  1891.  S.  31  bis 
bis  33),  „Ein  Beitrag  zur  Ethnographie  der  Zigeuner*'  von  R.  F.  K  a  i  n  d  I 
(Ausland.  1891.  Nr.  51)  und  „Die  Zigeuner  in  den  Donauländern  und  der 
Bukowina*'  von  D.  Dan  (Buk.  Nachrichten.  1893.  Nr.  1342—40,  1349—51. 
Auch  rumänisch). 

Schliesslich  sind  noch  in  Hinsicht  auf  die  Bukowiner  Einwohnerschaft 
im  allgemeinen  anzuführen: 

„Aus  Halb-Asien.  Culturbilder  aus  der  Bukowina  etc.'*  von  K.  E.  Fran- 
zos  (2.  Aufl.  Leipzig  1878),  dann  „Die  Völkergruppen  der  Bukowina*'  (Czer- 
nowit;5  1884)  und  „Volkssagen  aus  der  Bukowina**  (Ebenda.  1885),  beide  von 
L.  A.  Simiginowicz,  ferner  „Major  Himmel's  Körpermessungen  in  der 
Bukowina*'  (Referat  darüber  in  den  Mittheil,  der  anthropolog.  Gesellschaft  in 
Wien.  1888.  [83]— [84]  von  A.  Weisbach),  weiter  die  Broschüre:  „Das  Bauern- 
haus in  der  Bukowina**  (Czernowitz  1890)  und  „Typen  landwirthschaftlicher 
Bauten  im  Herzogthume  Bukowina-  (Sep.-Abdr.  aus  Bd.  XXII.  d.  Mittheil, 
d.  Anthropolog.  Gesellschaft  in  Wien)  von  dem  Architekten  und  Professor  der 
Staat s-Gewerbeschulc  in  Czernowitz  C.  Romstor fer,  endlich  die  Studien: 
„Ueber  die  Besiedelung  der  Bukowina**  (Mittheil,  der  k.  k.  geograph.  Oesoll- 
sehaft  in  Wien.    1391.    S.  32r) — 241)    und  „Die  Vertheilung    der    Siedelungen 

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14  Tolek: 

in  der  Bukowina"  (Ebenda  S.  517 — 535)  von  R  F.  Kaindl  und  mein 
Aufsatz:  „Regenzauber  in  Osteuropa"  (Zeitsohrift  d.  Vereins  f.  VoHtskuode.  111. 
1893.  S.  85-87). 

Sehr  rege  ist  seit  1875  auch  das  Interesse  für  das  geistige  und  materielle 
Leben  in  der  Bukowina. 

Was  das  Volks-  und  Mittelsehulwesen  anbelangt,  erinnere  ich  an  die  seit 
1880  von  dem  Universitätsprofessor  Basil  v.  Repta  herausgegebenen  ,, Jahres- 
berichte über  den  Zustand  der  Volks-  und  Bürgerschulen  der  Landeslmupt- 
stadt  Czernowitz'*,  an  Dr.  S.  Grünberg's  Abhandlung:  „Das  Schulwesen  in 
der  Bukowina  in  seiner  historischen  Entwicklung  und  seinem  jetzigen  Zustande" 
(üesterr.-ungar.  Revue.  1.  Wien  1888.  S.  186 — 227),  an  meine  Broschüre: 
„Die  Anfange  dos  Yolksschulwesens  in  der  Bukowina"  (Czernowitz  1891)  uml 
an  die  von  dem  Czernowitzer  gr.-or.  Pfarrcooperator  C.  Morariü  in  der  ro 
manischen  Revue"  veröffentlichten  Artikel:  „lieber  das  romanische  Volksschul 
wesen  in  der  Bukowina^'  (Wien  1889,  Heft  5 — 7),  „Die  Gymnasien  der  Buko- 
wina'^ (1889,  H.  8  und  9),  „Die  gr.-or.  Oberrealschule  in  Cernäuf  (1881^ 
H.  10),  „Das  romanische  Lehrerbildungswesen  in  der  Bukowina"  (1890,  11.  2». 
„Die  Staats-Gewerbeschule  in  Cernäu^'^  (1890,  H.  4  und  5)  und  ,,Die  land- 
wirtschaftliche Lehranstalt  in  Oernäuf*  (1890,  H.  6). 

Ueber  das  theologisclie  Bildungswesen  belehren  uns  die  Professoren 
Isidor  v.  Onciul  und  Eusebius  Popowicz,  ersterer  in  dem  Aufsatze: 
„Einiges  über  den  Gang  und  die  Entwickelung  der  theologischen  und  clericalen 
Cultur  in  der  Bukowina*'  (Ceva  despre  mersnl  ft  desvoltamentul  culturet  Uolo- 
gice  fi  cUricale  in  Bucovina,  Candela  1883.  Nr.  1 — 7.  Ins  Deutsche  übertragen 
von  C.  Morariü  in  d.  „Roman.  Revue".  Wien  1888,  H.  10—12,  1889,  H.  1  bi.^ 
4),  letzterer  iu  seiner  Rectoratsrede:  „Die  theologische  Facultat  in  Czernowitz 
und  die  übrigen  gr.-or.  theologischen  Lehranstalten'*  (Facultatea  teologicä  din 
Cernäufl  §i  celelalte  §coale  teologice  ortodoxe  r^säritene,  Candela  1884. 
Nr.  9—11)*) 

Für  die  Kenntnis  des  allgemeinen  Bildungswesens  sind  folgende  Arbeiten 
wichtig:  „Die  Bukowiner  Landesbibliothek  und  die  k  k.  Universitäts-Bibliothek 
in  Czernowitz"  (Czernowitz  1885)  von  dem  k.  k.  Universitäts-ßibliothekar 
Dr.  Karl  Reifenkugel,  dann  „Mi§cäri  literare  la  Romäni  din  Bucovina^^- 
Oradea  mare  1890  (Die  literarische  .Thätigkeit  der  Bukowiner  Rumäueiii 
Grosswardein  1890)  von  J.  Sbiera  und  „Beiträge  zur  Geschichte  der  roma- 
nischen Literatur  in  der  Bukowina"  von  C.  Morariü  (Roman.  Revue  1891, 
H.  1,  3,  4,  6,  7—8,  9,  11—12),  ferner  „Die  Geschichte  des  Entstehens  und 
der  Entwickelung  des  Musikvereins  in  Czernowitz"  (Czernowitz  1882)  von 
L.  A.  Simiginowicz  und  .,Die  Musik  und  deren  Entwickelung  in  der  Bu 
kowina^*  (Im  Buchwald  1890.  Nr.  13;  1891.  Nr.  4,  5.  7,  11—13)  von  dem 
Musikdirector  A.  Hrimaly,  die  Jubilaumsfestschrift :  „Gut  Heil!"  von  O.  l 
Nussbauni  (Czernowitz   1892),  endlich  das  von   Dr.   Htitschek   am  24.  Sep- . 


M  Eine  von  mir    verfasste  Darstellung  der  Kntwickeliing   des    gesammten   Bukowiner  üo- 
terrichtswesens  befindet  sich  unter  der  Presse. 


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Die  Fobschungbn  zur  Landeskunde  der  Bukowina.  15 

teaiber  1886  an  die  Haudels-  und  Qewerkaramer  in  Reiohenberg  erstattete  Re 
ferat  über  „die  Rechtspflege    in  Galizien    und*  in    der  Bukowina^'  (Reiehenberg 

1886). 

Demjenigen,  welcher  sich  über  die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  der  Bu- 
kowina ira  allgemeinen  unterrichten  will,  dem  können  Prof.  J.  Platteres 
„Sociale  Studien  in  der  Bukowina'  (Jena  1878),  dann  Prof.  F.  Kleinwäch- 
ter's  Schrift  über  „Die  Czernowitzer  Ausstellung  von  1886"  (Wien  1886), 
ferner  Prof.  E.  Misch  ler's  Aufsatz  „Wirtschaftskrise  in  der  Bukowina"  in 
Doru's  Volkswirtschaft!.  Wochenschrift  (1891.  Nr.  406  und  408j  und  Frau  Marie 
M  i  s  c  h  1  er 's  „Sociale  und  wirtschaftliche  Skizzen  aus  der  Bukowina"  im 
April-  und  Maihefte  1892  der  von  Peruerstorfer  herausgegebenen  „Deutschen 
Worte"  (wiederabgedruckt  in  der  „Bukow.  Rundschau."  1892.  Nr.  1139  ff.) 
empfohlen  werden. 

Die  finanziellen  Verhältnisse  des  Landes  beleuchtet  Prof  E.  M  i  s  c  h  1  e  r 
mit  dem  ihm  besonders  eigenen  Geschick  im  ersten  Hefte  (1892.  S.  24 — 71) 
der  von  ihm  begi'undeteu  „Mittheilungen  des  statistischen  Landesamtes  des 
Herzogthums  Bukowina''  (»Die  Stellung  der  Bukowina  im  Staatshalte").  Daselbst 
(S.  72  —  138)  findet  sich  auch  der  1.  Theil  einer  unter  Mischler^s  Leitung  ge- 
machten Zvisammenstellung  „des  Vermögens  der  politischen  Gemeinden  in  der 
Bukowina"  (die  Gemeinden  der  politischen  Bezirke  Kimpolung,  Radautz,  Sto- 
rozynetz  und  Wiznitz).  „Der  Vermögenstand  der  Stadtcommune  Czcrnowitz  und 
der  in  ihrer  Verwaltung  stehenden  Fonde"  ist  aus  K.  Ritter  v.  Weglowski's 
Bericht  an  den  Gemeinderath  der  Landeshauptstadt  Czcrnowitz  (Czcrnowitz 
1889)  ersichtlich. 

Ueber  die  Land-  und  Forstwirtschaft  wird  man  in  dem  Werke:  ^^Rapport 
»ur  les  fortts  de  la  Bukovine^  (Marseille  1878)  von  Lejourdan,  dann  in 
den  von  dem  Gestütsverwalter  Z.  T  r  i  n  k  s  über  das  Kadautzer  Gestüt  im 
Jahre  1884  in  der  Wiener  und  von  C.  Scherzer  „über  die  Viehzucht  in 
der  Bukowina  im  Jahre  1886  in  der  „Czcrnowitz.  landw.  Zeitg."  veröffentlichten 
Artikeln  Aufschluss  finden.  Das  Bukowiner  Verkehrswesen  beleuchtet  am  besten 
die  Denkschrift  E.  A.  Z  i  f  f  e  r's :  „Die  Localbahnen  i  n  Galizien  und  der  Bu- 
kowina" (Wien  1891),  und  Handel,  Industrie  und  Gewerbe  werden  sowohl  in 
den  Protokollen  der  Bukowiner  Handels-  und  Gewerbekaramer  als  auch  in  den 
Mittlieilungen  des  statistischen  Landesamtes  des  Herzogthums  Bukowina  (H.  1, 
S.  139  —  146),  dann  in  den  Schriflen  C.  Romstorfer's  („Ueber  die  gewerb- 
lichen Zustände  in  der  Bukowina"  im  4.  Jahresberichte  der  k.  k.  Staats- 
Gewerbeschule  zu  Czcrnowitz.  1886.  S.  3—22  und  „Einführung  einer  Haus- 
industrie in  der  Bukowina"  in  den  „Bukow.  Nachr."  1889.  Nr.  99—101), 
H.  Wiglitzky's  („die  Bukowinaer  Hausindustrie  und  die  Mittel  und  Wege 
zur  Hebung  derselben."  Czcrnowitz  18S8)  und  F.  Kl  ei  n  wilc  hter'ß  („Zur 
Frage  der  Verkaufshallen.*^  Wien  1890)  eingehend  gewürdigt,  lieber  „Die 
Propinationsfrage  in  der  Bukowina"  hat  A.  Ter  n  er  (Czcrnowitz  1869),  tiber 
„Da«  Propinationsrccht"  Dr.  J.  Rott  (Czcrnowitz  1^85)  geschrieben.  Noch 
wichtiger  ist  in  Betreff  dieses  Gegenstandes  das  Werk  des  k.  k.  Finanzprocu- 

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16  Polek: 

rators  Dr.  Victor  Korn.  Es  führt  den  Titel :     j,Da8  Propinationsrecht    in    Ga- 
lizien  und  in  der  Bukowina  und  dessen  Ablösung'*  (Wien   1889). 

Die  Darstellung  der  gesaramten  Culturverhältnisse  und  zwar  für  die  Zeit 
von  1775  bis  1875  danken  wir  A.  Ficker  und  H.  J.  Bi  der  mann.  Von 
ersterem  stanimt  die  rühmlich  bekannte  Schrift:  ,,Hundert  Jahre"  (S.-A. 
aus  d.  „Statist.  Monatschrift."  I.  Wien  1875),  von  letzterem  die  gleichfalls 
treffliche  Broschüre:  „Die  Bukowina  unter  österreichischer  Verwaltung  1775 
bis  1875"  (Wien   1875.  2.  Aufl.  Lemberg  1876). 

Ich  komme  nun  auf  die  Studien  zu  sprechen,  welche  sich  auf  die  Be- 
völkerungsstatistik und  Gesundheitsverhältnisse  beziehen. 

Die  statistischen  Grundlagen  für  die  Bevölkerungsverhültnisse  sind  durch 
die  Volkszählungen  vom  31.  December  1880  und  31.  December  1 890  geschaffen 
worden,  welche  die  Publicationen  der  k.  k.  statistischen  Centralcommission 
(»»Statistische  Monatsschrift",  „Oesterreichische  Statistik",  „Statist.  Jahrbuch^^  uod 
„Special-Ortsrepertorium")  zusammenfassen. 

Die  Gesundheitsverhältnisse  der  Bukowina  hat  zum  erstenmale  Regie- 
rungsrath  Dr.  K.  Denarowski  mittels  „Sanitätskarte  und  Comment^r*'  (Wien 
1880)  dargelegt  Diesem  Beispiele  folgend,  hat  .sein  Nachfolger  im  Sanitäts- 
departement der  Bukowiner  k.  k.  Landesregierung,  Regierungsrath  Dr.  B.  K  lu- 
czenko,  im  Jahre  1891  sowie  im  Jahre  1892  einen  ebenso  gediegenen  als 
umfangreichen  j^Sanitätsbericht  der  Bukowina"  (für  1890,  bezw.  1891)  heraus- 
gegeben. Kluczenko  hat  überdies  in  Gemeinschaft  mit  Dr.  Krämer  eine 
,,Mortalitätsstati8ik  der  Stadt  Suczawa  in  den  Jahren  1874 — 1888*'  im  2.  Bande 
des  östcrr.  •,Sanitäts- Beamten**  (1889.  Nr.  9 — 11)  veröffentlicht.  Sehr  interessant 
und  lehrreich  sind  auch  die  von  Dr.  W.  Philipowicz  in  den  ,,Wiener  medi- 
cinischen  Blättern"  (188S.  Nr.  14  und  15)  bekannt  gemachten  „Beobachtungen 
über  das  Vorkommen  von  Pellagra  in  der  Bukowina*-  sowie  Dr.  W.  Z  a  1  o 
z  i  c  c  k  i's  „Bericht  über  die  zweite  Wanderversammlung  des  Vereines  der 
Aerzte  in  der  Bukowina"  (Czernowitz  1889). 

Ueber  die  Heilanstalten  haben  wir  Arbeiten  von  Dr.  B.  Wolan  (j,Zur 
Geschichte  und  Entwickelung  des  öffentlichen  allgemeinen  Krankenhauses  in 
Czernowitz".  Czernowitz  1879)  und  N.  Ustyanowicz  („Denkschrift  über  die 
Entstehung  des  allgemeinen  Krankenhauses  Kronprinz-Rudolf-Stiftung  in  Rat^autz 
mit  Zugrundelegung  der  Entwicklung  der  Bukowina  seit   1775."  Radautz  1887). 

Besonders  reichhaltig  ist  die  Literatur,  welche  die  in  Czernowitz  geplante 
Einführung  der  Canalisierung  und  Wasserleitung  hervorgerufen  hat.  Ich  führe 
im  Nachstehenden  die  wichtigsten  Arbeiten  in  chronologischer  Ordnung  an: 
„Das  Grundwasser  von  Czernowitz"  von  A.  Mikulicz  (Bukow.  Zeit.  1877. 
Nr.  5),  „Zur  Wasserversorguugsfrage  in  Czernowitz.  Expose^  und  Gutachten** 
von  Professor  Dr.  Pribram  (Czernow.  Zeitg.  1878  Nr.  287),  „Zur  Frage 
der  Städtereinigung  und  Reinhaltung  in  ihrer  Anwendung  auf  die*  besonderen 
Ortsverhältnisse  in  Czernowitz"  (Czernowitz  1879)  von  J.  Gregor,  „Ueber 
die  Be-  um!  Entwässerung  der  Landeshauptstadt  Czernowitz.  Gutachten,  be- 
treff'end  die  Wasserversorgungs-  und  Canalisirungsfrage"  (Wien  1880)  von 
O.  Burghart,   „Expose    über    die  Wasserversorgung    der  Stadt  Czernowitz*^ 


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DiK  Forschungen  zur  Landeskunde  der  Bukowina.  17 

von  G.  Rapf  (Biikow.  Nachrichten  1889.  Nr.  150—151),  ,, Gutachten  über 
Wasserleitung  vom  Versuchsbrunnen  in  Rohozna"  (Czernowitz  1889)  von 
B.  Salbach,  „Bericht  an  den  löbl.  Gemeinderath  der  I^ndeshauptstadt  Czer- 
nowitz über  die  an  den  bestehenden  Wasserversorgungsanlagen  und  Canali- 
siningen  der  Städte  Breslau,  Dresden  u.  s.  w.  gemachten  Wahrnehmungen  mit 
Rücksicht  auf  die  in  Czernowitz  einzuffihrenden  dergleichen  Anlagen"*  von 
L.  West  (Czernowitz  1889),  „Bacteriologische  Untersuchungen  über  das 
Wasser  aus  dem  Versuchsbrunuen  in  Kohozna"  von  Dr.  W.  Philipowicz 
(Bukow.  Nachrichten  1889,  Nr.  312),  ,^Zur  Wasser  Versorgungsfrage  **  (Ebenda. 
1891.  Nr.  812  und  813)  und  „Regenfall  und  Canalbauten  in  Czernowitz" 
(Kbbenda.  1892.  Nr.  1092)  von  Prof.  Dr.  A.  Handl,  „Das  Project  der  Czer- 
nowitzer  Tiefquellenleitung"  von  E.  T rebbin  (Ebenda.  1891.  Nr.  818,  820, 
821  und  829),  schliesslich  „Die  Wasser  Versorgungsfrage  in  Czernowitz  in  ihrer 
Entwicklung  und  ihrem  gegenwärtigen  Stande"  (S.-A.  aus  d.  Czeruow.  Zeitg. 
1893)  von  L.  West. 

Die  Bukowina  bildet    auch    ein    reiches  Forschungsgebiet    in    historischer 
und  prähistorischer  Beziehung. 

Die  Pflege  der  Archäologie  wurde  von  der  anthropologischen  Gesellschaft 
und  der  k.  k.  Centralcommission  für  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  und 
Baudenkmaie,  seitens  der  letzteren  insbesondere  durch  die  Ernennung  von 
Conservatoren  angeregt.  Die  Herren  J.  v.  Gutter,  D.  Isopescul, 
H.  Kl  aus  er  und  C.  Romstorfer  gaben  stets  getreulich  von  jedem  Funde 
in  den  „Mittheilungen"  der  k.  k.  Centralcommission  Nachricht  (Siehe  Jahr- 
gang VI.  ff.).  Romstorfer  hat  überdies  auch  zusammenfassende  Berichte, 
wie:  „Funde  in  der  Bukowina^  (Mitth.  der  k.  k.  Central-Commission.  XV.  1889. 
S.  32—33),  „Typus  der  Klosterkirclien  in  der  Bukowina.*^  (Ebenda.  XVI.  1890. 
S.  47 — 53),  „Sereth  als  Fundort  archäologischer  Gegenjstände."  (Ebenda.  XVII. 
1891.  S.  80—83),  „Die  alte  gr.-or.  Pfarrkirche  in  Rewna"  (Ebenda.  Not.  245, 
S.  251 — 252),  „Die  griechisch-orientalischen  Pfarrkirchen  in  öolka  und  Arbora" 
(Ebenda.  XVIII.  1892.  S.  44— 47),  „Goldschmuck  aus  Merezei  in  der  Bukowina" 
(Ebenda,  XIX.  1893.  Not.  1,  S.  65—66),  „Das  Tatarendenkmal  bei  Wama^ 
(Ebenda.  S.  117 — 119  und  „Das  Bukowinaer  Landesmuseum"  (Wiener  Zeitg. 
1893.  Nr.  110)  veröffentlicht. 

Sehr  beachtenswert  ist  auch  die  Schilderung,  welche  Bischof  M  e  1  c  h- 
sidec  (f  28.  Mai  1892)  in  den  Annalen  der  Bukarester  Akademie  der  Wis- 
senschaften {AnnaleU  Academre  Romane,  Ser,  IL,  T,  VII  Sect  IL  W86\ 
p,  'J05 — 293)  von  dem  Besuche  einiger  Klöster  und  alter  Kirchen  in  der  Bu- 
kowina („o  visitä  la  cäteva  mänästirl  §i  biserict  antice  din  Bucovina^)  gibt, 
dann  Eugen  A.  Kozak's  Abhandlung,  betitelt :  ^Resultate  meiner  Forschungen 
im  Kloster  Socawica  (Archiv  f.  slav.  Pilologie,  hcrausg.  von  Jagic.  Bd.  XIV. 
S.  235 — 255  und  XV.  8.  161 — 204),  ferner  die  Beschreibung  der  Miroutzkirche 
in  Suczawa  {y^Beserica  Miräu^ilor  den  Suceava^  in  „Candela".  XI.  1892. 
S.  533-540,  600-612  und  669-079)  von  Prof.  1.  v.  Onciul.  Schliesslich 
verdienen  erwähnt  zu  werden  D.  O  1  i  n  s  c  h  i's  Mittheilungen  über  „die  Alter- 

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18  POLEK : 

lliümer  der  Bukowina"  (Antichttä^  in  Bticovina)  im  Bulletin  der  geograpli. 
Gesellschaft  in  Bukarest  (1885),  dann  zwei  Aufsätze  von  Prof.  E.  Maximovici 
über  die  Bukowiuer  Kirchen  (^Bisericele  noastre,^  Gazeta  Bucovinei.  1892. 
Nr.  84  und  94)  und  über  den  „Christustypus  in  der  byzantinischen  Kunst  in 
Berücksichtigung  der  heimischen  Kirchenmalerei**  (Czemow.  Zeitg.  1893 
Nr.  80),  ferner  die  nachstehenden  Artikel  des  Milleschoutzer  Pfarrers  Basil 
Tomiuc:  „Die  Kirche  in  Badeutz  und  die  an  ihr  entdeckten  FrescomalereieD" 
{Biserica  din  Bädeu^i  §i  zugrävituri  fresco  descoperite  m  ea.  Gazeta  Bucovinei. 
1892.  Nr.  56  und  57),  „Die  Geschiclite  des  Dorfes  Mileschoutz  und  die  Ruineo 
der  Ispravnikswohnung"  (ist-oria  satulin  Mile§äu}i  fi  ruinile  deacoperite  ale  locu- 
In^i  ispravnieului.  Ebenda.  1893.  Nr.  14  und  15),  „Die  Geschichte  <ler  Kirche 
und  des  Dorfes  Arbora^  (istoria  bisericei  §i  a  satului  Arbure,  Ebenda.  Nr.  21' 
und  „aus  der  Geschichte  der  Kirche  in  Woronetz"  (din  istoria  bisericei  deh 
Vorone}.  Ebenda.  Nr.  37  und  38)  und,  last  not  hast,  die  Artikel,  die  Dr.  R 
F.  Kai  n  dl  in  der  „Bukow.  Rundschau**  (1890.  Nr.  880  und  909)  und  in  den 
„Bukow.  Nachrichten**  (1890.  Nr.  607,  664  und  665)  über  .das  Münzcabinel 
und  die  Alterthümersammlung  an  der  Universität  Czernowitz**,  beziehungsweise 
„das  Antiquitätencabinet  an  der  Universität  Czernowitz"  veröffentlicht  hat. 

Wenden  wir  uns  der  Orts-  und  Landesgeschichte  zu,  so  stossen  wir 
zunächst  auf  zwei  wohlbekannte  Namen :  W.  Schmidt  und  F.  A.  Wicken- 
hauser.  Die  Werke:  .^Suczawa^s  historische  Denkwürdigkeiten*^  (Czemowitz 
1876J  und  ^Komano-Catholici  per  Moldaviam  episcopatus  et  rei  Romano- Catho- 
licae  res  gestae^  (Budapest  1887)  geben  Zeugnis  von  der  Gelehrsamkeit  de:* 
ersteren ;  der  Sammelfleiss  des  letzteren  ist  aus  dessen  „Geschichte  und  Ur 
künden  des  Klosters  Solka^  (2.  Bdch.  des  Werkes  „Moldowa".  Czemowitz 
1877),  „Geschichte  der  Klöster  Homor,  St.  Onufri,  Horodnik  und  Petrouti" 
(Czemowitz  1881),  „Geschichte  der  Klöster  Woronetz  und  Putna"  (Czernowitz 
1886 — 1888),  „Geschichte  des  Bisthums  Radautz  und  des  Klosters  Gros^ 
Skit**  (Czernowitz  1890)  und  aus  seiner  „Moldauisch-  und  Kussisch-Kimpoluog 
und  die  Einwanderung  der  Lippowaner^  betitelten  Urkundensammlung  (Czer- 
nowitz 1891)  zu  ersehen. 

Hierauf  möchte  ich  gleich  zwei  jüngere  Forscher,  Söhne  des  Buchen- 
landes, nennen :  Professor  Dr.  O  n  c  i  u  1  und  Dr.  R.  F.  K  a  i  n  d  1.  Ersterem 
danken  wir  ausser  mehreren  gediegenen  Abhandlungen  aus  der  älterec 
moldauischen  Geschichte,  die  nicht  stricte  hierher  gehören,  Beitrage  „zur  Ge- 
schichte der  Bukowina**  (Jahresbericht  des  k.  k.  Obergjmnasiums  zu  Czer 
nowitz  1887.  S.  3 — 29)  und  ^zur  rumänischen  Streitfrage"  (Mittheilungen  i 
Instituts  f.  österr.  Geschichtsforschung.  Erg.  Bd.  II.  1887.  2.  Heft,  S.  277  bis 
294),  letzterem  ausser  einem  Beitrage  „zur  Geschichte  der  Stadt  Czemowitz 
und  ihrer  Umgegend"  (Czernowitz  1888)  und  einer  bis  in  die  Mitte  des  14.  Jahr- 
hunderts reichenden  „Geschichte  der  Bukowina"  (Czernowitz  1888)  die  schöne 
Studie:  „Wo  fand  der  erste  Zusammenstoss  zwischen  Hunnen  und  Westgothen 
statt?'*  (Mitth.  d.  Instituts  f.  österr.  Geschichtsforschung.  XII.  1891.  S.  304 
bis  311). 


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Die  Forschungen  zur  Imndkskünde  der  Bukowina.  19 

Den  beiden  eben  genannten  Forschern  hat  sich  jetzt  als  dritter  der  Realschul - 
Professor  Dr.  Daniel  W  erenka,  ebenfalls  ein  Bukowiner,  zugesellt.  Dieser  hat 
im  Archiv  ftlr  österreichische  Geschichte  ^Bd.  78,  Wien  1892)  unter  dem  Titel: 
„Bukowina's  Entstehen  und  Aufblühen.  Zeit  Maria  Theresias "*  die  Erwerbung 
der  Bukowina  durch  Oesterreich  auf  Grund  eines  reichen  Actenmaterials  ge- 
schildert und  im  17.  Jahresberichte  der  Staats-Unterrealschule  im  5.  Bezirke 
Wiens  (1892)  „die  Verhandlungen  Oesterreichs  mit  der  Türkei  bezüglich  der 
Erwerbung  des  Bukowiner  Districts"  veröffentlicht.  Ein  anderer  Bukowiner, 
Prof.  V.  Prelicz,  hat  eine  ,,Goschichte  der  Stadt  Sereth  und  ihrer  Alter- 
thümer"  im  Jahresberichte  der  k  k.  Unterrealschule  in  Sereth  (Sereth  1886) 
drucken  lassen. 

Von  mir  stammt  ausser  einer  ^historischen  Skizze"  von  Czeruowitz 
(Oesterr.  Städtebu<^h.  Bd.  11.  Wien  1888.  S.  1—6)  und  ,  Ausgewählten  Capitelu 
aus  dem  Gedenkbuche  der  römisch-kath.  Pfarre  zu  Czernowitz"  (Czernowitz 
1890)  eine  Geschichte  der  „Erwerbung  der  Bukowina  durch  Oesterreich"*  (Czer- 
nowitz 1889). 

Schliesslich  weise  ich  noch  auf  die  schon  erwähnte  Broschüre  Prof. 
v.  Zieglau er's  hin:  „Der  Zustand  der  Bukowina  zur  Zeit  der  öster- 
reichischen Ocoupation.  Dargestellt  im  Spiegel  der  ersten  Denkschrift  des  com- 
mandirenden  Generals  Freih.  von  Spl^ny"  (Czernowitz  1S88)  und  führe  nur 
noch  einige  für  die  Kenntnis  des  gr.-or.  Kirchen wesens  dienende  Schriften  an, 
nämlich:  „Die  Griechisch-Gläubigen  in  Oesterreich-Ungarn''  von  H.  J.  Bider- 
mann  (Statistische  Monatschrift  X.  Wien  1884.  S.  :580— 413,  477—496), 
Prof  J.  V.  Onciurs  Geschichte  des  gr.-or.  Religionsfonds  (Ptindul  religionar 
gr.or,  al  BucoviTiei,  Cemäu^  1891)  und  die  „Apologie  der  orthodoxen  gr.-or. 
Kirche  der  Bukowin.a"  1.  und  II.  (Czernowitz  1885  und  1890),  sowie  die 
Entgegnungen  auf  dieselben  von  J.  Szych  („Apologie  der  orthodox,  gr.-or 
Kirche  der  Bukowina  Nr.  I.  und  II.  beleuchtet  von  einem  gr.-kath.  Seelsorger 
in  der  Bukowina".  Czernowitz  1890)  und  S.  Daszkiewicz  („die  Lage  der 
gr.-or.  Rutlienen  in  der  Bukowiner  Erzdiöcese".  Czernowitz  1891). 

Es  erübrigt  noch,  der  hervorragendsten  Werke,  welche  die  allgemeine 
Landes-  und  Ortskunde  zum  Gegenstande  haben,  sowie  der  aus  diesem  Zeit- 
räume stammenden  Kartenwerke  zu  gedenken. 

Erstere  sind:  ^Nikotorija  hütoriko-geograficzeakija  swydinia  o  Bukovini^ 
(Einige  histor.-geographischo  Bemerkungen  über  die  Bukowina.  Kiew  1875) 
von  G.  Kupczanko,  dann  „das  Königreich  Galizien  und  Lodomerien  und 
das  Herzogthum  Bukowina"  (Wien  1884)  von  J.  Jandaurek,  ferner  „ver- 
gleichende graphische  Statistik  in  ihrer  Anwendung  auf  das  Herzogthum  Bu- 
kowina" (Wien  1886)  von  C.  A.  Romstorf  er  und  H.  Wiglitzky,  end- 
lich „die  geographisch-statistischen  Verhältnisse  der  Bukowina"  von  E.  Wo- 
robkiewicz  (Lemberg  1893)  und  die  schon  erwähnte,  von  mir  herausgegebene 
„Beschreibung  der  Bukowina"  von  Spidny  (Czernowitz  1893).  Hier  seien  auch 
der  „Verwaltungsbericht  der  Landeshauptstadt  Czernowitz"  für  1887 — 1890 
(Czernowitz  1889,  1890  und  1892)  und  Prof.  Th.  Gartner's  Wortgeschichte; 
„Bukowiner  oder  Bukowinaer?"  (Czernowitz  1889)  genannt. 

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20  Polbk:  Die  Foeschünoen  zur  Landeskunde  der  Bukowina. 

Unter  den  kartographischen  Darstellungen  steht  obenan  die  vom  k.  k.  mi- 
litär-geographischen  Institute  in  Wien  heraus«regobene  Speeialkarte  der  österr. 
ung.  Monarchie  (Wien  187G  1  :  7r).000).  Ausserdem  sind  zu  nennen  die  „Schul- 
wandkarte des  Herzogthnms  Bukowina"  (Wien  1877.  Fol.  1:110.200}  von 
M.  V.  Baumgarten  und  die  .,Administrativ-Karte  von  den  Königreichen 
Galizien  und  Lodomerien  mit  dem  Grossherzogthume  Krakau  und  dem  Her- 
zogthum  Auschwitz,  Zator  und  Bukowina"  (Wien  1880,  61  Bl.  1 :  115.200)  von 
B.  Kummerer  Ritter  von  Kummersberg.  Letzterer  hat  auch  einen  Plan 
von  Czernowitz  herausgegeben  (Wien  1880.  fol.  1:10.800).  In  grösserem  Mass- 
ßtübe  (1:5760)  ist  der  Plan  dieser  Stadt  von  L.  West  (Czernowitz  1888.  fol. 
Chromolith.j  entworfen  worden.  Von  Czernowitz  und  Umgebung  existiert  auch 
eine  schöne  Reliefkarte.  Sie  ist  im  Jahre  1889  von  E.  Gottfried,  Hauptmann 
des  41.  Infanterie-Regiments,  angefertigt  worden  und  befindet  sich  in  dein 
k.  k.  Militär-Mappenarehiv  in  Czernowitz. 

Um  auch  die  bibliographischen  Nachweise  nicht  mit  Stillschweigen  zu 
übergehen,  sei  erwähnt,  dass  R.  F.  K  a  i  n  d  1  Literaturberichte  in  den  von  ihm 
redigierten  „Buchen blättern"  (Bukow.  Rundschau.  1888.  Nr.  614  ff.)  und  in 
der  „romanischen-^  Revue  (VIL  S.  186—192  und  416-431,  VIII.  S.  618  bis 
626)  veröffentlicht  hat.  Nahezu  vollständig  (von  1773  bis  1892)  ist  die  landes- 
kundliche Literatur  der  Bukowina  in  m  eine  m  „Rückblick  auf  die  For- 
schungen zur  Landes-  und  Volkskunde  der  Bukowina  seit  1773"  (Czernowitz 
1892)  und  in  meinem  .^Repertorium  zur  landeskundlichen  Literatur  der  Bu- 
kowina" (Czernowitz  1892)  aufgeführt. 


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Der  Christustypus 

in  der  byzantinischen  Kunst,  in  besonderer  Berücksichtigung  der 
heimischen  Kirchenmalerei. 

Vortrag^  gehalten  in  der  ersten  Hauptversammlung  der  Mitglieder  des  Bukowiner 
Landesmuseums.    Von  E.  Maximowicz, 

Es  war  mir  bis  jetzt  nicht  gegönnt,  die  byzantinische  Malerei,  wie  sie  in 
den  kirchlichen  Denkmälern  der  Balkanländer  oder  am  Berge  Athos  vorkommt, 
aus  eigener  Anschanung  zu  studieren.  Zum  Glück  haben  wir  aber  in  unserem 
Lande  mehrere  alte  Klosterkirchen,  bei  welchen  die  kirchlichen  Malereien  zum 
grossen  Theile  noch  erhalten  sind.  Ja  bei  der  Kirche  in  Suczawitza  sind  diese 
Malereien,  welche  die  Wände  im  Inneren  und  Aeusscren  vollständig  ausfüllen, 
bis  auf  einige  Beschädigungen  auf  der  Nordseite  des  Gebäudes  noch  vollständig 
erhalten.  So  kann  man  hier,  wie  es  kaum  bei  einer  zweiten  Kirche  vorkommen 
dürfte,  das  ganze  System  des  Bilderschmuckes  und  deren  Anordnung  studieren. 
Seitdem  ich  selbst  mit  der  malerischen  Ausschmückung  der  hiesigen  gr.-or. 
Kirchen  betraut  bin  und  hier  specielle  Studien  mache,  schenke  ich  diesen 
Kirchenmalereien  in  Suczawitza  noch  mehr  Aufmerksamkeit.  Die  eminente  Be- 
deutung dieser  Darstellungen  und  ihren  Zusammenhang  mit  der  byzantinischen 
Kunst  habe  ich  aber  erst  durch  das  Studium  des  höchst  interessanten  Werkes 
von  H.  Brockhaus:  ^Die  Kunst  in  den  Athosklöstern"  erkannt.  Zum  weiteren 
Verständnisse  der  Bilder  bietet  das  Werk  von  Dionysios  „Epfirjvefa  TfJ?  C^YP^" 
4^txfj$",  Handbuch  der  Malereien  vom  Berge  Athos,  einen  guten  Führer. 

Die  Gestalt  des  Erlösers  nimmt  in  diesen  Kirchenmalereien  natürlich  die 
hervorragendste  Stellung  ein  und  erscheint  auch  typisch  als  die  bedeutendste 
Figur.  Ich  will  hier  in  Kürze  die  Entstehung  dieses  Christustypus  vorbringen. 
Es  ist  bezeichnend  für  das  Christenthum  als  Keligion,  dass  verhältnissmässig 
ziemlich  spät  das  Bild  Christi  als  solches  auftritt.  In  den  ersten  Anfangen  der 
sogenannten  altchristlichen  Zeit  wird  Christus  nur  durch  Allegorien,  wie  das 
Lamm  etc.  oder  gar  nur  mit  dem  Monogramm  angedeutet.  In  den  auf  uns 
überkommenen  Wandgemälden  in  den  Katakomben  ist  Christus  der  Gegenstand 
vieler  solcher  sinnbildlicher  Andeutungen.  Das  liebevolle,  mit  dem  Gedanken 
an  den  Heiland  beschäftigte  Gemüth  fand  überall  leicht  Beziehungen  auf  ihn. 
Als  historische  Gestalt  wird  Christus  aber  fast  gar  nicht  dargestellt.  Geschieht 
dies,  so  ist  selbst  in  den  einzelnen  Bildern  da  keine  Spur  von  dem  Bestreben, 
eine  typische  Gestalt  zu  schaff'en.  Man  wollte  da  nur  eine  Erinnerung  an  die 
geistige  Bedeutung  des  Erlösers  haben.  Kß  scheint  dies  sogar  absichtlich 
geschehen  zu  sein,  um  auch  einem  Scheine  des  Götzendienstes  zu  entgehen,  da 


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22  Maxikowicz  : 

man  doch  in  jeder  Hinsicht  von  den  Heiden  sich  unterscheiden  musste,  von 
welchen  die  Christen  umgeben  waren. 

Mit  der  Annahme  des  Christenthums  durch  Kaiser  Constantin  erst  erhielt 
das  Christenthum,  welches  bis  nun  nur  geduldet  war,  eine  besondere  Bedeutung 
für  die  Welt.  Jetzt  erst  konnte  das  Christenthum  sich  entwickeln,  neue  Sitten 
und  Verhältnisse  schaffen. 

Die  Anerkennung  des  Christenthums  als  herrschende  Religion  hatte  auch 
auf  die  bildende  Kunst  grossen  Einfluss.  Und  was  früher  nur  sinnbildlich  dar- 
gestellt wurde,  gewann  bestimmte  Formen.  Es  war  jetzt  natürlich,  dass  sich 
die  Christen  nach  einem  Bilde  des  Erlösers  in  seiner  historischen  irdischen 
Gestalt  sehnten.  So  wie  das  Bestreben  der  ersten  Christen  war,  durch  die 
Darstellung  Christi  nur  übernatürliche  Vorstellungen  zu  erwecken,  wollten  die 
zur  Macht  gelangten  Christen  ein  zuverlässiges  Bild  des  Heilandes  besitzen. 
Interessant  ist,  was  der  Kuustschriftsteller  Schnaase  über  die  Entstehung  dieses 
Typus  schreibt. 

Wirklich  regte  sich  denn  auch  dieser  Wunsch,  ein  zuverlässiges  Bild  des 
Heilandes  zu  besitzen,  sehr  frühe.  Schon  Constantia,  die  Schwester  des  Kaisers 
Constantin,  sprach  ihn  gegen  Eusebius,  den  berühmtesten  Bischof  von  Caesarea, 
aus.  Allein  dieser,  sonst  gegen  die  Wünsche  so  hochgestellter  Personen  ziemlich 
nachgiebige  Geistliche  willfahrt  ihr  nicht;  er  fragt,  was  sie  unter  dem  Bild- 
nisse Christi  verstehe;  nur  die  Knechtsgestalt  des  Heilandes  könne  sie  meinen, 
denn  als  in  dieser  seine  göttliche  Herrlichkeit  durchstrahlte,  bei  der  Verklä- 
rung, wären  selbst  seine  Jünger  nicht  im  Stande  gewesen,  den  Anblick  zu 
fassen.  Er  verweist  sie  auf  die  Worte  der  Schrift,  diese  allein  gewährten  ein 
Bildnis.  Constantia,  indem  sie  ein  Bildnis  von  dem  Bischöfe  fordert,  scheint 
vorausgesetzt,  aber  nicht  sicher  gewusst  zu  haben,  dass  es  ein  echtes,  beglau- 
bigtes Bildnis  gebe.  Eusebius  selbst  spricht  sich  darüber  nicht  aus;  er  erzählt 
zwar  m  einer  andern  Schrift,  dass  er  bei  den  aus  dem  Heidenthume  bekehrten 
Christen  alte  Bilder  von  Christus,  sowie  von  Petrus  und  Paulus  gesehen  habe, 
und  dass  solche  gemacht  und  auf  Tafeln  gemalt  wurden.  Er  erwähnt  hiebei 
namentlich  einer  Statue  Christi,  welche  dem  Gerüchte  zufolge  nach  persönlicher 
Aehnlichkeit  des  Herrn,  die  blutflüssige  Frau  des  Evangelii  in  der  Stadt  Cae- 
sarea— Philipp!  oder  Paneas  in  Palästina  errichten  lassen.  (Julian  der  Christen- 
feind Hess  diese  Bildsäule  umstürzen.)  Eusebius  missbilligt  diese  heidnische 
Aeusserung  des  Dankes  und  wird  also  auch  wohl  die  Echtheit  des  Porträts 
nicht  angenommen  haben.  Wenigstens  muss  aber  die  allgemeine  Meinung  gewesen 
sein,  dass  es  kein  zuverlässiges  Bildnis  des  Heilandes  gebe,  weil  sonst  der 
Bischof  bei  seinen  den  Bildern  ungünstigen  Ansichten  sich  näher  darüber  ge- 
äussert haben  würde,  und  weil  überhaupt  die  Verschiedenheit  der  Meinungen 
über  Christi  Gestalt  dann  leicht  geschlichtet  gewesen  wäre. 

Die  ältere  Meinung,  welche  schon  Justin  der  Märtyrer  (um  VSO)  und 
nach  ihm  Andere  ausgesprochen  und  endlich  Tertullian  (f  220)  mit  grosser 
Heftigkeit  vertheidigt  hatte,  und  welcher  noch  Eusebius  auhieng,  hielt  fest  daran, 
dass  der  Heiland  in  hässlicher  Knechtsgestalt  erschienen  sei.  Bald  aber  wider- 
strebte dies  dem  Gefühle;     der  Heiland  musste  auch  in   seinem    irdischen  Er- 


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DbB   ChRISTÜSTYPUS   in   DBB   BYZANT.    KuNST.  23 

scheinen  seiner  göttlichen  Natur  würdig  gewesen  sein.  Spätere  Kirchenväter 
Chrysostomus  (f  407),  Hieronymus  (f  420)  beziehen  schon  die  Beschreibung 
der  Schönheit  im  Psalm  45  auf  ihn,  und  diese  Ansicht  wurde  immer  mehr  die 
hen-schende;  auch  die  berühmten  Kirchenlehrer  Ambrosius  und  Augustinus 
theilten  sie.  Eine  bestimmte  Gestalt  hatten  aber  auch  diese  Kirchenväter  nicht 
vor  Augen.  Augustinus  bemerkt  ausdrücklich,  dass  Christi  Gesichtsbildung 
uns  völlig  unbekannt  sei,  und  dass  sie  daher  nach  der  Mannigfaltigkeit  der 
Gedanken  höchst  verschieden  dargestellt  werde.  Auch  schwankte  man  wohl 
noch  lange  zwischen  historischer  und  symbolischer  Darstellung. 

Die  neue  Ansicht  von  der  Schönheit  des  Herrn  gab  allerdings  eine  ge- 
föhrliche  Anregung  heidnischer  Gefühle.  Eine  byzantinische  Sage  erzählt  von 
einem  Maler,  der  es  gewagt  habe,  das  Bild  des  Erlösers  mit  den  Zögen  eines 
Jupiter  darzustellen;  darüber  sei  ihm  die  Hand  erstarrt,  und  nur,  nachdem  er 
reuevoll  gebeichtet,  durch  ein  Wunder  des  Erzbischofs  Gennadius  wieder  her- 
gestellt worden.  In  einer  Kuppel  der  Kirche  in  Suczawitza  befindet  sich  ein 
Christus,  deesen  Züge  an  Jupiter  sehr  erinnern.  Die  grauen  Haare  und  Bart 
dieses  Bildes  geben  förmlich  eine  Statue  wieder. 

Um  solchen  Uebeln  zu  entgehen,  musste  man  daher  wünschen,  ein  be- 
glaubigtes Bild  zu  besitzen,  und  es  entstanden  nun  seit  dem  fünften  oder  sechsten 
Jahrhundert  Sagen,  welche  die  Entstehung  eines  solchen,  und  zwar  nicht  durch 
gemeine  Kunst,  sondern  auf  übernatürlichem  Wege  erzählten. 

Die  zuerst  verbreitete  wai  die  von  dem  Könige  Abgarus  von  Edessa  in 
Mesopotanieu.  Eusebius  erzählt  bloss  von  der  Heilung  dieses  entfernten,  aber 
darch  die  Nachricht  von  Christi  Wundern  angeregten  Zeilgenossen  des  Herrn, 
und  zwar  so^  dass  sie  durch  einen  von  Christo  abgesendeten  Apostel  ver- 
mittelt wird. 

Der  armenische  Geschichtsschreiber  Moses  von  Chorene  im  ftlnften  und 
der  Grieche  Euagriui^  im  sechsten  Jahrhundert  fügen  aber  hinzu,  dass  Christus 
deni  Boten  Abgarus  sein  wunderbar  in  ein  Tuch  eingedrücktes  Bild  mitgegeben 
habe.  Andere  griechische  Schriftsteller  wiederholen  die  Sage  und  wissen  von 
Wundern  zu  erzählen,  die  durch  das  Bild  bewirkt  seien,  welches  endlich  im 
Jahre  944  feierlich  von  Edessa  nach  Constantinopel  gefuhrt  wurde  und  sich 
später  in  Rom  in  St  Silvester  befunden  haben  soll.  Die  verwandte  Sage  vom 
Veronikabilde  scheint  späterer,  und  z»var^ abendländischer  Entstehung.  Die  Sage 
ist  folgende:  Es  heisst,  dass  die  hl.  Veronika  dem  das  schwere  Kreuz  am 
Passionswege  tragenden  Christus  mit  einem  Tuche  den  Schweiss  vom  Gesichte 
abgetrocknet  habe  und  dass  auf  diesem^  Tuche  ein  Abbild  Christi  zurück- 
geblieben sei.  Zwar  nennt  schon  ein  griechischer  Schriftsteller  zu  Justinians 
Zeit  die  blutflüssige  Frau,  der  man  die  Christusstatue  in  Paneas  zuschrieb, 
Beronike,  aber  die  ausfuhrliche  Legende,  dass  sie  ein  auf  einem  Tuche  oder 
auf  einem  Stücke  seines  Kleides  abgedrucktes  Bild  des  Herrn  besessen,  welches 
dann  Heilung  eines  römischen  Kaisers  bewirkt  und  die  Zerstörung  Jerusalems 
als  Strafe  für  den  Tod  Christi  herbeigeflihrt  habe,  kommt  zuerst  in  einer  angel- 
sächsischen Handschrift  des  elften  Jahrhunderts,  und  demnächst  mit  manchen 
Veränderungen  bei  späteren  abendländischen  Schriftstellern  vor.  ludessen  hatte 


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24  Maximowioz  : 

man  auf  byzantinischem  Boden  schon  im  sechsten  Jahrhundert  Tücher  mit  dem 
Bilde  des  Herrn,  und  zwar  mit  den  Wundenmalen,  welche  man  als  Grablüoher 
desselben  verehrte  und  es  dahin  gestellt  sein  Hess,  ob  das  Bild  darauf  wunder- 
barerweise entstanden  oder  durch  Malerei  zur  Erinnerung  an  das  Leiden  de« 
Herrn  und  zur  Bezeichnung  der  Bedeutung  des  Tuches  hinzugefügt  sei. 

Auch  zeigte  man  schon  im  sechsten  oder  doch  im  achten  Jahrhundert 
Marienbilder,  die  man  dem  Evangelisten  Lucas,  der  auch  Maler  gewesen, 
zuschrieb.  Endlich  kommen  gegen  das  Ende  des  sechsten  Jahrhunderts  mehr- 
fache Bilder  vor,  welche  man  ohne  nähere  Angabe  ihrer  Geschichte  als  „oi<ht 
von  Menschenhänden  gemacht''  (a^e^poTcotr^ai)  bezeicTinetc,  und  den  Beweis  ihrer 
Echtheit  nicht  durch  schriftliche  Urkunden,  sondern  vermöge  dadurch  bewirkter 
Wunder  führte.  Um  diese  Zeit  ist  denn  nun  auch  jeder  Widerstand  der 
Kirchenlehrer  gegen  die  Bilder  verschwunden,  und  am  Ende  des  siebenten 
Jahrhunderts  erklärte  sogar  eine  Synode,  dass  die  Darstellung  der  menschlichen 
Züge  des  Erlösers  der  althergebrachten  Abbildung  des  Lammas  vorzuziehen 
sei.  Begreiflicher  Weise  mussten  sich  schon  vorher  die  Züge  des  Antlitze> 
Christi  festgestellt  haben,  von  welchen  die  Kunst  fernerhin  nicht  abweichen 
durfte.  Daher  mag  das  unstreitig  unechte  Schreiben  eines  gewissen  Lentulus, 
den  man  unhistorisch  zum  Vorgänger  des  Pilatus  in  der  Statthalterschaft  von 
Palästina  machte,  obgleich  es  erst  von  einem  Schriftsteller  des  elften  Jahr- 
hunderts uns  mitgetheilt  wird,  wohl  schon  um  diese  Zeit  entstanden  sein.  In 
diesem  angeblich  an  den  römischen  Senat  gerichteten  Briefe  wird  Christus  als 
ein  Mann  von  stattlichem  Wüchse  beschrieben,  mit  dunklem  gescheiteltem 
Haare,  heiterer  Stirn,  fleckenlosem  Gesichte,  Nase  und  Mund  ohne  Tadel,  den 
Bart  stark  röthlich,  nicht  lang,  sondern  geschnitten,  die  Augen  leuchteo'i 
Dieser  Schilderung  entsprechen  denn  auch  die  Ohristusbilder  schon  sehr  frühe. 
und  wir  können,  bei  aller  Dürftigkeit  des  Materials,  doch  einigermassen  ersehen, 
wie  sich  das  Ideal  allmälig  feststellte.  Auf  einem  Sarkophage  in  der  Knpta 
der  Peterskirche,  der  vielleicht  noch  dem  vierten  Jahrhundert  angehören  mag, 
kommt  dieser  Typus  zuerst  und  zwar  neben  Darstellungen  des  jugendlichen 
Christus  vor.  Vom  Anfange  des  fünften  Jahrhunderts  an  finden  wir  diesen 
immer  mehr  ausgeprägten  Typus  in  einer  Reihe  von  kirchlichen  Mosaiken, 
unter  denen  die  in  der  Taufkirche  St.  Giovanni  zu  Ravenna  und  am  Triumpf- 
bogen  der  Paulskirche  bei  Rom  die  ältesten  sein  mögen.  In  allen  sehen  wir 
verwandte  Züge,  das  getheilte,  herabfallende  Haar,  meistens  auch  einen  kurzen 
Bart  am  Kinn.  Höchst  ausgebildet  erscheint  dieser  Typus  besonders  au  einem 
Bru.stbilde  in  den  Katakomben,  welches  wir  zwar  nicht  den  meisten  Malereier. 
dieser  Räume  gleichzeitig,  aber  doch  auch  wohl  nicht  später  als  in  das  siebente 
Jahrhundert  setzen  dürfen.  Uebrigens  erhielt  sich  neben  diesem  Typus  noch 
lange  die  Darstellung  des  jugendlichen,  bartlosen  Heilandes,  die  man  vorzagv 
weise  da  anbrachte,  wo  es  sich  um  eine  symbolische  Auffassung  oder  um 
höchste  Verklärung  handelte,  während  der  bärtige  Typus  bei  mehr  historischen 
Scenen  oder  bei  zur  Anbetung  bestimmten  Bildern  vorherrschte.  So  ist  in 
St.  Nazaro  e  Celso  zu  Ravenna  der  gute  Hirte  in  voller  Jugendschönheit, 
gegenüber  aber  der  Heiland,  der   gewisse   ketzerische    oder    heidnische  Bücher 


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Deb  Cheistüstypüs  in  der  byzant.  Kunst.  25 

verbrennt,  männlich  und  bärtig,  in  St.  ApolJinare  nuovo  daselbst  in  einem 
chronologischen  Cyolus  des  Lebens  Christi  in  den  Passionsscenen  seine  Gestalt 
bärtig,  bei  seinen  Wundern  und  Reden  aber  jugendlich  dargestellt.  Eine  blei- 
bende Regel  bildet  sich  aber  nicht,  und  wir  finden  selbst  bei  der  Kreuzigung, 
nachdem  diese  zugelassen  war,  oft  die  jugendliche  Auffassung. 

Durch  die  Uebcrlieferung  ist  fast  nur  der  Typus  Christi  im  Maunesalter 
auf  uns  überkommen  und  wir  finden,  dass  dieselben  charakteristischen  Merk- 
male bei  den  heutigen  Bildern  geblieben  sind.  Eine  Stellung  des  Gesichtes 
genau  en  face,  herabfallendes  langes,  am  Scheitel  getheiltes  Haar  von  nuss- 
brauner  Farbe,  kurzer  nicht  reichlicher  Bart,  das  Gesicht  voll  Ernst  aber  ohne 
Herbheit  charakterisiert  den  Typus  Christi.  Jedenfalls  gibt  jeder  Künstler 
etwas  eigenartiges  diesem  Typus,  je  nach  seiner  Auffassung.  Interessant  ist  für 
uns  in  dieser  Hinsicht  die  Auffassung  zweier  moderner  Maler,  des  Malers 
•lobst,  der  gerade  mit  der  Ausschmückung  der  Kathedralkirche  beschäftigt  ist, 
einerseits,  und  andererseits  die  unseres  verstorbenen  Diöcesanmalers  Buczewski. 
Von  Jobst  ist  die  malerische  Ausschmückung  der  Kirche  im  Seminar  und  die 
crzbischöfiiche  Kapelle  in  der  Residenz  hier  zu  erwähnen.  Von  Buczewski  wäre 
beispielsweise,  weil  nahe  an  Czernowitz  gelegen,  die  Ikonostasis  der  Kirche  in 
Rewna  zu  nennen.  Wenn  man  diese  künstlerisch  bedeutenden  Arbeiten  ver- 
gleicht, wird  man  merken,  dass  bei  gleicher  Absicht,  stylgerechte  Kirchenbilder 
zu  schaflfen,  dennoch  da  eine  grosse  Differenz  in  der  .Auffassung  auftritt.  Jobst, 
Jer  heute  zu  den  bedeutendsten  Kirchenmalern  gehört,  bringt  einen  strengeren 
und  archaistischen  Typus  zur  Darstellung,  während  Buczewski  auch  die  byzan- 
tinischen Bilder  in  dem  an  der  Antike  und  der  Renaissance  geläuterten  und 
modificierten  Geschmacke  ausführte. 

Die  Christusgestalt  in  der  byzantinischen  Kunst,  wie  sie  uns  besonders 
in  der  mythisch  erhabenen  Mosaikdarstellung  in  den  byzantinischen  Kirchen 
entgegentritt,  ist  die  bedeutendste  Figur  in  der  Kirchenmalerei  und  hat  somit 
einen  besonderen  Typus  erhalten,  welcher  gewiss  durch  seinen  Ernst  und  Feier- 
4ichkeit  zur  Andacht  zu  stimmen  geeignet  ist. 

Leider  muss  man  sagen,  dass  während  in  der  Zeit  der  Renaissance  die 
berühmtesten  Künstler  des  Abendlandes  sich  der  Kirchenmalerei  in  den  Dienst 
gestellt  haben,  in  den  orientalischen  Kirchen  mehr  durch  eine  schablonenmässige 
und  unverstandene  Nachahmung  des  Hergebrachten,  statt  die  Veredlung  der 
Formen  in  den  Grenzen  der  überlieferten  Einfachheit  weiter  zu  bilden,  in  den 
letzten  Jahrhunderten  eine  Erstarrung  der  Typen  platzgegriffen  hat.  Der  Grund 
liegt  eben  darin,  dass  die  bedeutenden  Künstler  weniger  mit  diesen  Arbeiten 
betraut  und  diese  Malereien  mehr  zunftmässig  betrieben   wurden. 

Wie  die  Pflege  der  Kunst  überhaupt  im  Osten  erst  in  der  neueren  Zeit 
vom  höheren  Standpunkte  erfasst  wird,  sind  erst  jetzt  wieder  bessere  Zustän<le 
da  eingetreten. 

In  unserem  Lande  war  meinem  Vorgänger  in  der  Diöcesanmalerei,  Bu- 
czewski, die  Aufgabe  zu  Theil,  eine  Renaissance  der  byzantinischen  Kirchen- 
malerei anzubahnen,  indem  er  durch  entsprechende  Elemente  aus  der  Kirchen- 
kunst des  Abendlandes,  besonders  durch  die  Arbeiten  von  Führich  und  Schnorr 


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26  Maximowioz: 

angeregt,  die  byzantinische  Malerei  aus  ihren  barocken  Formen  herauszog  und 
Typen  schuf,  welche,  ähnlich  den  letzten  Arbeiten  der  südslavischen  Kirchen- 
maler, durch  ihren  Enist  und  ihre  gut  gezeichneten  Formen  wirken,  und  dabei 
den  Ernst,  welcher  in  der  byzantinischen  Malerei  gelegen  ist,  bewahren.  So 
wirken  seine  hier  im  Lande  sich  befindenden  Kirchenbilder  vornehm  und  feier- 
lich. Ja  in  seinem  Hauptwerke,  der  Ikonostasis  im  Dome  zu  Agram,  hat  er 
eine  für  die  byzantinische  Malerei  bahnbrechende  Arbeit  geliefert. 

Es  lässt  sich  der  von  mir  gewählte  bedeutende  Stoff,  wie  es  der  Christus- 
typus iu  der  byzantinischen  Kunst  ist,  im  Kahmen  eines  Vortrages  nicht  genug 
erschöpfen.  Da  ich  aber  durch  meine  Thätigkeit  diesem  Stoffe  näher  stehe, 
hoffe  ich  auch  in  dieser  kurzen  Auseiandersetzung  eine  überzeugende  Ansicht 
ausgesprochen  zu  haben. 


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Ortschafts  Verzeichnis  der  Bukowina 

Herausgegeben  von    Dr.  J.    P  0  I  6  k. 

Die  soeben  unter  dem  Titel :  „General  Spl^ny's  Beschreibung  der  Buko- 
ina"  (Czemowitz  1893)  von  mir  herausgegebene  Denkschrift  ist  (im  Manu- 
ripte)  mit  einer  „Tabelle"  versehen,  die  wegen  technischer  Schwierigkeiten 
das  kleine  Büchlein  nicht  aufgenommen  werden  konnte.  Gleichwohl  ist  diese 
ibelle  der  Veröffentlichung  wert ;  denn  sie  stellt  das  älteste  Ortschaftsver- 
ich nis  der  Bukowina  dar.     Mag  sie  also  hier  ein  Plätzchen  iinden. 

Die  Tabelle  enthält  auch  Namen  von  solchen  Ortschaften,  die  heute  nicht 
*r  Bukowina  angehören,  sondern  in  Bessarabien  und  in  der  Moldau  liegen, 
as  beeinträchtigt  jedoch  ihren  Wert  nicht  im  geringsten.  Im  Gegentheile, 
eser  wird  dadurch  nur  noch  gesteigert;  denn  jene  gegenwärtig  jenseits  der 
ukowiner  Grenzen  liegenden  Ortschaften  waren  mehr  als  ein  volles  Jahr  im 
esitze  Oesterreichs. 

Bei  ihrem  Einmärsche  in  die  Moldau  im  Herbste  1774  hatten  die  öster- 
iichischen  Truppen  einen  Oordon  von  Preworodek  am  Dniester  über  Dobro- 
3utz,  Czernawka,  Toporoutz,  Stanahora,  Czernowitz,  Ostrica,  Molodia,  Berlince, 
ereth,  Kalafindestie,  Sereth,  Suczawa,  Kapukodrului,  Wama,  Kimpolung  und 
'oma  bis  nach  Siebenbürgen  hin  gezogen.  ')  Diese  Grenze  erschien  mit  Recht 
em  Commandanten  der  Besatzungstruppen  General  Gabriel  Freiherm  von 
pl^ny  fehlerhaft.  Sie  gewährte  nicht  nur  den  Hauptorten  des  Occupations- 
ebictes  und  der  zur  Verbiüduug  Galiziens  mit  Siebenburgen  daselbst  projec- 
erten  Strasse  keinen  Schutz,  sondern  begünstigte  auch  noch  die  Desertion, 
[it  Bewilligung  des  galizischen  General-Commando's  rückte  daher  Spl6ny  noch 
M  Winter  1774/75  gegen  Osten  und  Süden  weiter  vor.  ^) 

Jetzt  lief  die  Grenzlinie  von  Preworodek  am  Dniester  über  Kokschan 
em  Bergrücken  des  Bukowiner  Waldes  entlang  bis  zur  Quelle  des  Rokitna- 
«iches.  Diesem  Bache  folgte  siiB  abwärts  bis  zu  seiner  Einmündung  in  den 
^•uth,  gieng  hierauf  diesen  Fluss,  dann  den  Herza-  und  Tirnafkabach  hinauf, 
Lara  nach  Ueberschreitung  einer  300  Schritte  langen  Wasserscheide  an  den 
dolnicabach  und  erreichte,  dem  eben  genannten  Bache  und  dem  Serethflusse 
entlang  sich  ziehend,  bei  der  Einmündung  des  grossen  Somusch  (Samusel  mare) 
n  den  letzteren  den  äussersten  Punkt  im  Süden.    Hier  bog    sie    nach  Westen 


')  Polek,  Die  Erwerbung  der  Bukowina  durch  Oeeterreich  (CzemowiU  1889).  S.  24  f. 
•j  Spl^ny's  Beschreibung  der  Bukowina.  S.  12  f. 


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28  Polek: 

um,  lief  zuerst  den  Samusel  niare  und  den  Lamescheiierbach  hinauf  und  a 
sich  dann  in  der  Länge  von  800  Sehritten  über  freies  Feld  zum  Samusel  ni 
(kleinen  Somusch),  deu  sie  bei  der  Einmündung  des  Samusel  Baja  wieder  \a 
verliesB,  um,  abermals  ein  freies  Feld  durchschneidend,  au  die  Moldawa  i 
gelangen.  Diesen  Fluss  begleitete  sie  bis  zum  Suchabach,  iibersattelte  an  den 
Quelle  den  Berg  Munecl,  folgte  hierauf  dem  Laufe  des  Negrilassii-  und  *i< 
Slatiorabaehes  und,  nach  IJebersattelung  des  Uareu,  auch  des  Asmabachps  d< 
goldenen  Bistritza  und  der  Niagra-Dorna  und  endigte  jenseits  iles  Berges  h 
linassa  an  dem  Ostrande  Siebenburgens.  M 

Bevor  der  österreichische  Internuntius  in  Constantinopel,  Franz  Mari 
Freiherr  von  Thugut,  von  dieser  Grenzerweitcrung  unterrichtet  wurde,  hati»-« 
dem  Keis  Efendi  nebst  einem  auf  die  Erwerbung  der  Bukowina  bezügliclifl 
„Memoire"  auch  einen  „Abriss*^  einer  Karte  des  im  Herbste  1774  besetzt« 
moldauischen  Gebietes  tiberreicht.  -)  Diese  Karte  bildete  nunmehr  die  (iruDi 
läge  der  Verhandlimgen,  und  weder  der  Minister  noch  der  Grossherr  j^esii 
teten  eine  Veränderung  zu  Ungunsten  der  Türkei. 

In  dem  Vertrage  vom  7.  Mai  1775,  worin  „die  fjäudcrcicn  zwischeinlet 
Dniester,  Pocutien,  Ungarn  imd  Siebenbürgen"  für  innner  an  Ocsterreich  abp 
treten  wurden,  wurde  eine  (irenziinie  bestinunt,  derzufolgc  Dorna-kandrts 
Stulpikani,  Kapukodrubii,  Suczawa,  Sereth  und  Czernowitz  österreichisch  seiiH 
dagegen  die  zur  Festung  Chotin  gehörigen  Grundflächen  de:-  Türkei  verbleil« 
sollten. 

Bei  der  definitiven  Abgrenzung,  die  Mitte  September  1775  begann  ^ 
in  dem  Palamutkaer  Vertrage  vom  2.  Juli  1776  ihren  Abschluss  fand,  bcbauf 
tete  zwar  Oesterreich  beträchtliehe  Strecken  im  Süden,  dagegen  gelang  esila 
nicht,  die  Ostgrenze  in  der  gewünschten  Weise  durchzusetzen.  Es  musste  nifi 
nur  die  grosse  Enclave  zwischen  dem  Sereth  und  der  Suczawa  herausgtK« 
und  statt  des  Herza-  und  Thuriatkabaches  den  Lukabach  als  Grenze  annelini« 
sondern  auch  die  Hälfte  des  ßukowiner  Waldes  cfen  Türken  überlassen,  intif 
es  den  bei  Onuth  in  den  Dniester  mündenden  Czarny  potok  als  Nordostgr^i 
fesstellen  Hess.  Nur  so  viel  setzte  es  noch  durch,  dass  ihm  tur  das  zwistt« 
Onuth  und  Preworodek  gelegene  Gebiet  9  Gomarken  zwischen  dem  Huk« 
und   Rokitnabach  zugesprochen   wurden.  ^) 

Die  der  Türkei  zurückgegebenen  Gebietstheile  waren  verhaltnissmassi?^^ 
bevölkert.  Demnach  ist  durch  die  Abgrenzung  die  Zahl  der  Ortschaften  jh«i 
die  der  Einwohner  beträchtlich  vermindert  worden. 

Das  Spleny'sche  Verzeichnis  weist  290  Ortschaften  mit  62  Attincntf 
aus;  die  Gesammtbevölkerung  des  Districts  wird  darin  mit  17.047  Familw 
beziffert.  Davon  sind  Oesterreich  277  ganze  und  55  Attinenzcn  mit  eia< 
Bevölkerung  von  ungefähr  14.650  Familien  oder  75.000  Seelen  verblicitf« 
Aber  auch  die  Zahl  der  Klöster  hat  eine  Verminderung  erfahren.  Es  tiek 
zwei  grosse  und  drei  kleine  Klöster  weg, 

»)  Ebenda.  S.  S—VI. 

*)  Hortuuzaki,  Documente  privit(5re  la  istoria  liomänilor.  VII.  p.  125. 

9;  Polek,  a.  a.  O.  S.  38—48. 

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Ortschaftsverzeichnis  der  Bukowina  a.  d.  Jahre  1775.  29 

Dis  beiden  Haudschriften  '),  worin  das  Spl^nyVhe  Ortschaftsverzeiohnis  auf 
18  gekommen  ist,  stimmen  bis  auf  einige  Schreibfehler,  die  sich  in  der  Copie  des 
k.  Staatsarehives  finden,  überein.  ^) 

Der  Wiedergabe  habe  ieh  die  Handschrift  des  k.  k.  Kriegsarcliives  zu 
runde  gelegt  und  am  Scidusse  ein  alphabetisches  Register  beigefügt,  worin 
e  Xanien  der  in  der  Bukowina  liegenden  Ortschaften  und  Klöster  sowohl  in 
r  von  Spleny  gebrauchten  als  auch  in  der  heute  zumeist  (so  z.  B.  von  der 
k.  statistischen  Central-Commission  in  dem  Special  Ortsreportorium  der  Buko- 
na.  Wien  188;'))  angewendeten  Schreibw^eise  aufgeführt  erscheinen. 

Schliesslich  sei     noch     bemerkt,  dass  ich  die  Namen    der    an    die  Türkei 
rüt^kgefallenen  Ortschaften  und   Klöster  mit  einem  Sternchen  bezeichnet  habe. 


*)  Ueber  diese  Handschriften,  trovon  die  eine  in  dem  k.  und  k.  Kriegsarehive,  die  andere 
dena  k  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchive  aufbewahrt  wird,  findet  der  Leser  Näheres  in  der 
rrede  zu  Spl^ny'a  „Beschreibung  der  Bukowina.** 

*)  So  wird  die  Anzahl  der  Familien  von  Rosch  mit  240  statt  mit  146,  vom  ganzen  Be- 
ke  ^Dniester**  mit  1190  statt  mit  1800  ausgewiesen.  Statt  Csernanka  ist  Osernauka,  statt  Schipeniz 
liltencz,  statt  Piedikanze  Picelikauze,  statt  Groschen  (irosclien,  statt  Csortorie  Csorrorie,  statt 
**ti  Joesti  etc.  geschrieben.  Endlich  fehh  in  dem  mit  „Mittel"'  bezeichneten  Bezirke  neben  Le- 
irek  die  Ortschaft  Koto  ihkI  m  dem  Veizeichnisse  der  Klöster  das  Kloster  Slatiua.  ^-^  , 

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30 


POLEK : 


TABELLA 


nachbenannter  in  dem  Kaiserlichen  Königlichen  Bukoviner  Dintrict  »ich  befindlichen  OrtschaKi 
grosen,  mittleren  und  kleineren  Standespersonen,  Popen,  Bauern,  (lerichtsdienern,  KaiifN 
Armeniern,  Juden,   vagirenden  Zigeunern    und    Monasterien    sowohl    mann-    als    weiblichen  •! 

bchlechts,  als: 


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1 

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1 

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1 

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SUtndmp. 

Oerlchtsdien 

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es 

i 

c 

09 

1 

3 
< 

OD 

a 

e 

1 

Städtel  Czernovitz 

1 
Klokucska 

1 

2 

1 

4| 

10 

48 

18 

18 

78i    ': 

2 

Roschusch 

5 

2 

113 

5 

1 

20     |ll 

3 

Mihalcze 

4 

2 

49 

1 

4 

Karoina 

1 

45 

1 

5 

Kut«urmare 

2 

181 

ii 

6 

Voloka 

2 

62 

i 

7 

Korovie 

32 

8 

Mologye  und  Czahor 

2 

133 

1 

1 

1 

:; 

9 

Paginsky 

1 

14 

10 

Lukavicza  de  Sus    . 

2 

1 

37 

1 

h 

11 

Lukavicza  de  Csos 

2 

32 

<a 

12 

Mamornicza 

2 

1 

50 

2 

H 

13 

Ostricza 

2 

81 

2 

- 

14 

Horetze 

1 

32 

1 

1 

' 

— 

15 

Bauern  v.  Monaster  Horetze 

20 

1    .  1 

> 

16 

PhilippouU  * 

1 

27 

1      i 

O 

17 

Ternaf ka  * 

1 

2 

71 

c 

18 

Reatzka* 

2 

50 

!    '  ^ 

u 

19 

Zentln  * 

10 

1 

11 

1   ' 

0) 

20 

Mollnicza  * 

42 

( 

N 

21 

Sinichau  * 

2 

37 

o 

22 
23 
24 
25 
26 
27 
28 

Godinesti  ♦ 

Picesti  * 

Fondoja  *  und  Kuliczen  * 

MogoHchesti  * 

Poda  de  Sus  * 

Poda  de  Csos  * 

Nova  Szeletz* 

. 

2 

1 

1 
3 
3 

4 

1 

1 

1 
1 
1 

30 
21 
32 
24 
5 
17 
16 

"" 

! 

« 
i 

Summa     . 

1 

•A 

28 

14 

43 

1312 

25 

25 

lOO 

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Obtschaftsvbbzbtohnis  dkb  Bukowina  a.  d.  Jahbb  1775 


31 


—  * 

II 

Nomina 
der  Ortschaften 

Nomina 
deren  zu  Ort- 
schaften gehörigen 
Dörfern 

i 

< 

Standesp. 

1 

£ 

s 

Geriohtsdiener 

es 
E 

s 

s 

Cß 

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1 

es 

1 

1 

S 

1 
< 

00 

C 

e 

0Q 

1 

1 

Strojeste  de   Cboh 

10 

10 

2 

Strojeßtie  de  Siis 

2 

1 

24 

27 

3 

Nova  SzelleU** 

10 

10 

4 

Lehecflen 

41 

41 

5 

Bojana 

2 

291 

293 

6 

Kat^ul  Ofitricze 

32 

32 

7 

Machala 

1 

68 

69 

8 

Raransche 

2 

66 

1 

69 

9 

Toporauz 

2 

142 

144 

10 

Csernauka 

1 

61 

62 

11 

ächerautzi 

1 

86 

87 

12 

Szadupriuka 

1 

33 

34 

13 

Szadagura 

1 

179 

180 

14 

RohoBzna 

4 

2 

49 

55 

15 

CBUcska 

1 

88 

2 

91 

16 

Lincesti 

ii 

34| 

1 

36 

17 

Szubranek 

3 

3 

81 

1 

88 

kl 

18 

Matnajesti 

Rewnau.  Bordien 

2 

1 

220 

221 

19 

Luzan 

1 

2 

86 

89 

•C 

—» 

20 

Schipeniz 

1 

1 

2 

85 

89 

3 

21 

Dubovetz 

2 

64 

66 

tm 

22 

Perhomet 

35 

36 

C-i 

23 
24 

Bevekauze 
Piedikauze 

2 

8 

32 
10 

33 

20 

25 

Niepolokautze 

5 

49 

i 

1 

55 

26 

Groschen 

1 

2 

87 

90 

27 

Ivankautz 

4 

11 

25 

1 

42 

28 

Havrilesty 

28 

29 

29 

Davidesti 

3 

42 

45 

30 

KJiwodin 

2 

61 

63 

31 

Szochovercha 

2 

37 

39 

32 

Kotzmann 

7 

6 

128 

141 

33 

l^aszkiuka 

2 

86 

88 

34 

Vitiliuka 

1 

29 

30 

35 

Val^va 

l 

2 

95 

1 

99 

36 

Ochechlibu 

1 

83 

l 

85 

37 

Chlivesti 

1 

87 

10 

48 

Summa     . 

2 

1 

24 

^ 

z 

2614 

3 

1 

4 

10 

2736 

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32 

POLKK : 

II 

Nomina 

^    SUndesp. 

1           1  GericbUdiener 

'5 

c 

-t: 

Nomina 
der  Ortschaften 

deren  zu  Ort- 
schaften gehörigen 
Dörfern 

'S 

c 

1 

c 
es 

i 

1 

£ 

Bauern 
Implatora 

■  3 
< 

1    CO      «    J. 

1 

Vaslantz 

1 

1 

113 

1 

2 

Kntsurmik 

3    ß 

2 

60 

1 

't 

3 

Varbaiitz 

2 

1 

3r> 

; 

X^ 

4 

(lyurkautz 

1 

2 

91 

t 

% 

5 

Pojananck 

2 

8 

2 

28 

4 

u 

6 

Horrosclioutzi 

1 

2 

84 

s 

7 

Dobronautz 

1 

68 

i 
1 

t;j 

8 

Pohorleoutz 

1 

2 

46 

'    ■ 

4? 

1 

9 

()nuch8zamo8ch.u.  Barauueg. 

2 

43 

4: 

10 

Mosoriuka 

2 

1 

41 

1 

44 

11 

Mitkau 

2 

2 

31 

1 

35 

12 

Okna 

' 

30 

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kl 

13 

Doroscheutz 

2 

46 

1 

^ 

0) 

14 

Vasileu 

2 

2 

35 

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15 

Czinkau 

2 

2 

48 

1 

«3 

16 

Kolleutzi 

o 

2 

20 

24 

V 

17 

KapuHchenitz 

1 

2 

80 

1     ^ 

a 

18 

Bauern  v.  Chriscsiatek 

2 

i 

P 

19 

Svinice 

1 

.S     1 

16 

20 

Prilipitze 

2 

75 

'" 

21 

Slobocflie  Mitkau 

1 

33 

34 

22 

Babin 

3 

i--^ 

44 

4S 

23 

Borautz 

^1^ 

05 

24 

Eiselau 

2 

1 
11   2 

59 

5 

^  8,    7- 

25 

Siskautz 

• 

2 

51 

:^ 

2« 

Juschenetz 

2 

36 

3? 

27 

MaltinizA 

1 

1 

39 

41 

28 

Stobizin 

1 

2 

64 

1 

(1? 

29 

Veriezanka 

1 

3 

129 

IS3 

1 

30 

KadopiBt 

1 

2 

75 

1     7f 

3 

Sastafno 

4 

109 

IIJ 

32 

Tautri 

1 

71 

li 

Summe     . 

jZ 

26 

23'55 

1767luf  — 

1 

8 

If^y* 

■ 

1 

Proskaulz 

i 

22 

32 

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u 

2 

Pobiesti 

1 

2 

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vi 

3 
4 

Draceniiz 
LinitZH 

1 

2 

95 
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1»! 
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I^atns 

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1 

22 

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270 

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Ortschaftsverzbichnis  der  Bukowina  a.  d.  Jahre  1775. 


33 


'S 

1 
j 
Nomina 

der  Ortschaften       i 

i 
i 

Nomina 
deren  zu  Ort- 
schaften gehörigen 
Dörfern 

* 

s 

SUndesp. 

s 

— 

'  Oerlcbtsdiener  ' 

iiiliiii 

Translat.     . 

_„ 

-'    li'22 

5 

270L  1    - 

i 

._  L 

298 

5 

Szeleneu 

1 

2 

41'    1 

46 

*i 

Klesnitze 

1 

1 

8        1 

1 

8 

7 

Ludeluisaiuson 

'    1, 

(>;     ■ 

1 

7 

b. 

8 

Barbiesti 

'       1 

1 

68' 

1 
1 

70 

CJ 

9 

Kalliniesti 

1   ->l 
"1 

1 

42' 

1 
1 

^5 

^ 

10 

K'^'Stesli                                       1 

:  iii 

o 

82,      ' 

10 

105 

o 

u 

Staniesti 

Tnnij 

1 

;  e'  8 

2 

6l'   5 

1  !  -^1 

•X 

1-2 

Csortorie 

1 

1 

15'      1 

17 

3 

13 

V'olok'a 

16 

3 

Vi 

32 

2 

U 

V'aszkautz 

4 

18S^      1 

192 

t 

15 

Szamostie 

3 

«2 

-^i      1 

33 

l« 

16 

Vilautze 

2 

15 

•2 

1 

47    2^ 

!  ««1 

i- 

17 

Karapczio 

2 

1 

SUj   3 

86 

>a 

18 

Panilla  de  Csos 

Szlobotka 

1 

1 

«•^    1 

83 

w' 

19 

Panilla  de  »Sus 

5 

4 

i      1 

105; 

1 

114 

20 

Milie 

1 

1 

811     i 

h:\ 

•21 

Ijtpas 

3 

5 

•2 

1 

«7 

97 

2-2 

Vi^nilza 

Gzernahusen 

l 

3 

«•> 

65 

Summa     .  , 

3 

•2 

28 

76 

3(5'l3r,o'l9'-!   -       10 

1       !       ,            : 

1531 

1 
•> 

1 
Onuth  *                                      1 

Pallamutka* 

2 

1          1 

30       1 

.40;  i 

30 
142 

3 

Koszavinicz  * 

2 

1 
89| 

1     '-»l 

kr 

4 

Raschkoff* 

2 

30, 

32 

= 

5 

Berbikautz  * 

•2 

113 

115 

^ 

6 

Rochatin  * 

•20       ! 

20 

o 

7 

Gjorgyuz  *                              i 

1 

•23       ! 

1 

24 

;^ 

8' 

Prehorodok  * 

2 

18      1 

20 

„ 

9 

1 

Kollinkautz  * 

17      1 

17 

Summa     . 
Buttillöv                                   ! 

Ploska,  Jablonis, 

Voloka 
Szlbotb,  Konietln 

2 
2 

— 

— 

-In 

5 

48o'-- 

1 

524 

1 

1 

1 

^ 

401 
529 

Popoeiiu,  Krewola 

2 

1 

O 
0 

1 

Seletin,  Stebny 
Wolosky 

2 

• 

1 
1 

Rnika,  Spetke 

2 

1 

2 

Kiinpolongo  Russesti 

Eiern,  Maranise 

2 

7 

306' 

1 

i 

313 

Latus     . 

12 

— 

— 

— 

,2 

830 

- 

_, 

— 

— 

842 

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:54 


Polek: 


-  ' 

^  !  Sundesp. 

Gerichtudiener         | 

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X  0  II 

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I>öi-fi:rii 

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TriiMi?lBt     . 

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830  - 

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iiewir,  Pi^itnisna 

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Sadu*  Hapliuri7. 

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Ro^itoki 

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2 

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115 

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Fjilk.ii 

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i     , 
— '— '— 

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Summa     *  ^ 
t 

•21 

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1 

17 

04Ö  — 

1  —    Uhi 

1 

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LftbiiAiuBi  KttKlbrod 

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2 

Ltjkavnt'/. 

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ORTSCHAFTSVEBZEICHKiS    DER    BUKOWINA    Ä-    D.    Ja^BE    1775. 


35 


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POLEK  : 

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< 

Nomina 
der  Ortsc  haften 

Nomina 
deren  zu  Ort- 
schaften gehörigen 
Dörfern 

1  1  Sundesp.'      [           '  Gerichtsdieoer 

li:l  ll  i  41 1 1  i 

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1|   7  —  60  1203  -    -i     -    -li 

'      i      1      1 

20 

Thodorest 

i       '             '           '      ; 

2    34    i   ; 

i 

•27 

Szolonicz 

t         ,    i     17     '    !             ■' 

> 

28 

Pallacsana 

1              l!     53*     ,              '        ' 

0 

21» 

Lude  Hoiuora 

13                           !• 

^ 

80 

Kumaniesti 

1  2;        3^     37'     ,     ,               i'- 

._^ 

31 

Podoschana  , 

,           ■   2    107       *     '               1'" 

>• 

82 

Burditsly 
Hou)ora 

2      06                           H 

,     !     '     41       '     ,               ^' 

Summa     . 

8 

1    9— '70  1631  -.-    -    -l"' 

1      '          1      ' 

^  — ^ 

1 

Patrancz 

'    i  *>    48'    '    ;           '^ 

2 
3 

Mitokul 
Adingatta  * 

4 
5 

Burdoscheny  * 
Plopeny  * 

Bojana*    Merln», 
Fidiestl» 

3 

i           '•  3       57            1                '' 
1                 5'    148       1      .                l'^ 

6 

Szalze  * 

'      j      1    1,      3o       !               ,        \ 

7 

Rußzy 

Blovalare 

1 

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4      90      '     .         '       ^■' 

8 

Uydeslie  Moldove                   ' 

i  :  !r;  36!    '    :  *i 

9 

Secniicsen 

1  ,j  '      .  -, 
1  i.-.        1  ■ 

10 

Renseny 

;         '  ^       '1        1       1      " 

11 

Posancze                                     | 

i     ;     ;   9|   Hill     1     ;        '      1'" 

12 

Ti»:*auczy 

'          '     '     1 
i        3,     2f     ,     1 

0) 

13 

Ipodesty 

i 

'     !  10      ;    i    '■' 

- 

14 

St.  Iliie 

:        1    1    27'       ;      1     ^^ 

*, 

15 

Sk^e 

,  ,  !  «i  '^4'  i  ■  '  i 

10 

Pueniova 

:       i     e    :              1 

17 

Puynsy                                      1 

1  :i 

36  ;  ,    ,   ■■■■ 

s 

18 

Sili«chen 

1           ■          t                             ,                                          1 

ly 

Szanika 

,    4    :  ,     '6  1' 

20 

Jelzkany                                    ; 

1      '   -'  i        •^"  ' 

21 

Miboveny 

1 

|3 

■2«      l     '         i«    ^'• 

22 

Lesauek   und  Koto 

1          1 

u'    ■          i      " 

23 

üjgesiti   Unguren 

1 

2!  «4    :  ,     ■    1 

24 

Pillischen  Sturborsoye 

'          [ 

'       ■              ,        ■ 

25 

Stadt  Suczava                         i 

b    9  12 

'              1       ■> 

50     1          ;      ■ 

1 

\         1     1 1 .^'^ 

Summa 

4 

3 

5'   961  1046 '82  n*- 

1 

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Ortschaftsverzeichnis  der  Bukowina  a.  d.  Jahre  1775. 


■37 


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-Sc 

Nomina 
der  OrtKO  haften 

Noraina 
1    deren  zu  Ort- 
Iscliaften  geiiörigen 

Dörfern 

1 
< 

SUndesp. 

i 

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3 

GerichUdlener 

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1 

Illisesty  u.   Praska 

1 

31 

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13 

44 

2 

Baja  * 

I 

1 

8 

120 

129 

3 

Stupka 

2 

49 

51 

4 

Gregojest 

I 

1 

48 

49 

5 

Mazanojest 

1 

21 

22 

6 

Korlata 

1 

25 

26 

7 

Horodniczen  * 

i     l 

4 

128 

133 

8 

Michajest  * 

1 

7 

7 

9 

Rotopanjesl  * 

1 

1 

1 

20 

22 

10 

Lamuschen  * 

, 

2 

42 

44 

n 

Bonest 

1 

1 

6 

7 

1-2 

Pitie* 

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1 

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42 

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13 

Oncest  * 

Hreaska 

A 

10 

10 

o 

14 

Herdopol  ♦ 

1 

2 

20 

22 

15 

Blysesty  de  Sus* 

*2 

12 

14 

16 

Ci yuroßt  ♦ 

2 

2 

22 

26 

3 

17 

Meresty  * 

19 

19 

o 

18 

Szille«ly  ♦ 

1 

7 

8 

•^ 

19 

Brendesty  * 

1 

2 

12 

15 

M 

20 

Dollhesty  * 

3 

56 

59 

1* 

21 

Litten  Ini  Bogdan 

1 

2 

19 

22 

o. 

22 

Zaharesti 

4 

4 

23 

Strojesti 

20 

20 

24 

Kapokodnilni 

Monozel,  Korllcziny 

2 

1 

2 

57 

59 

26 

Korlaczelly  Oory 

Bregesty 

1 

1 

,2 

1 

13 

26 

Korlaczelly  Slatina 

Bajasesty 

1 

1 

14 

i 

15 

27 

BerkiseBty 

l 

25 

26 

28 

GainjeBti 

12 

12 

29 

Valezaka 

2 

54 

56 

30 

Zuchomalia  ♦ 

2 

55 

57 

31 

Plysesti  de  Csos  *                   i 

7 

7 

32 

Li[)ovan  v.  Stnpka 

«1 

1 

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2|   7 

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13 

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1 

Szamostie  * 

1 

23 

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24 

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2 

Svoresty  din  dyal  * 

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3 

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51 

56 

4 

Peresty  * 

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Latus     . 

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120 

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38 

Polkk: 

a 
< 

Nomina                i 

1 

der  Ortschaften 

Nomina 

deren  zu  Ort- 

»ohaften  gehörigen 

Dörfern 

'-5 

S 

S 

SUndesp. 

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SziminicKe  Kurz  * 
Dumbraven  *  und  Szelizen  * 

Woradek  * 

1 

1 

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Körökajest  * 

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8 

Balloscheny  * 

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Fontonellile  * 

Roskan  * 

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10 

1  bitten!  mare  * 

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11 

Scherbanest  * 

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12 

Honcesty  * 

1 

4 

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13 
14 
15 
16 

Gligoresty  * 
Bnrzocsen  * 
Bajnesti  * 
Mandaresti  * 

l 
1 

1 
2 

2 

24 

8 

12 

2 

11 
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1 

Summa     . 
Torna 

Jakobeny 

3 

1 

— 
9 

4 

"" 

35 
4 

412 
302 

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— 

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46*1 

2 

Moldovi  Fundul 

l 

71 

) 

3 

Szad6va 

2 

76 

) 

Js 

kl 

4 

PosRoridn 

1 

74 

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Q 

5 

Rns8i8ch  Moldovitza 

Arczile 

1 

2 

95 

yl 

3 

6 

Formosul 

2 

33 

3:- 

o 

Ol 

7 

Skutelnicz  Moldovicza 

35 

i'i 

S 

8 

Frasinu 

l 

15 

1^ 

t2 

9 

Vama 

4 

132 

13t 

10 

Puksoye 

Dorotba 

1 

1 

17 

1' 

00 

9 

11 

Stulpikany 

BoJ.  ABtm,  Gseinine 

3 

2 

83 

tc^ 

12 

Kimpolongo 

Schokanesti 

1 

1 

6 

360 

1 

'Mn 

o 

13 

Voronetz 

9 

1 

1 

a 

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Summe     . 

7 

1 

' 

26 

1302 

_ 

Digitized  by 


Google 


Obtschaftstebzbichnis  deb  Bukowina  a.  d.  Jahbb  1775. 


39 


Nomina 
der  Ortschaften 

Anzahl  dieser 

SlADdM 

1"  1 

i 

o 

'       Gerlohtsdiener 

ilii  |i 

28 

Czemoviczer 

1 

3 

28 

14 

43 

1312.    25 

25 

100 

1 
1550| 

37 

Pruther 

2 

1 

24 

26 

53 

2614 

3 

1 

4 

10 

2736 

32 

Dniester 

26 

23 

55 

1767 

11 

8 

1890 

o 

22 

Csermoscher 

3 

2,     28 

76 

36 

1360 

19 

10 

1531 

u 

9 

Chotiraer 

11 

480 

49i 

X 

3 

Kussisch  Kiinpolonger 

21 

17 

945 

962 

bi 

39 

Perhometer 

8 

44 

1 

49 

1145 

24 1   I263| 

i* 

o 

33 

Vikover 

8 

' 

9 

70 

1631 

1711 

Im 

25 

Mittel 

4 

3 

5 

9 

61 

1045 

32 

1155 

et 

33 

Moldauer 

5 

2 

7 

45 

979 

13 

1046 

5 

16 

Szyrether 

3 

i 

9 

4 

35 

412 

460 

:« 

13 

Moldauisch  Kimpolonger 

7 

1 

26 

1302 

~ 

1329 

290 

Summa     . 

62 

22 

175 

149 

501 

14992 

26 

104 

97 

16124 

Ausser  diesen  befinden  sich 

noch: 

Kaufleute 
Armenier 
Juden 

• 

45 

68 
526 

Vagirei 
Sui 

ide  Zigeuner 

• 

294 

[iima  G 

eren 

Fan 

lillen 

17047 

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40 


POLEK : 


Verzeichnuss 

deren    in    dem  Kajserlichen    Königlichen    Bukoviner    District    befindlichen    Monaslerien    tH)wnl 

mann-  als  weiblichen  Geschlechts. 


darinnen 

,: 

darinnen 

befinden 

1 

befinden 

»Ich 

1 

■Ich 

fl 

Nomina 

§ 

1 
1.  s 

Nomina 

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der  Monasterien 

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der  Monasterien 

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—       o 

^ 

ö     5 

Ä 
U 

C8 
0 

I 

Radautz,  allwo  ein  Bischof 

10 

ß 

1 

10 

Translat  .     . 

401 

51 

Aht 

Putna,  allwo  ein  jubilirt. 
Erz    Metrop. 

2.") 

5 

30 

Jezkauy 

5 

»Szolka,  worunter  der  Dikeu. 

i 

Meresty 

4 

sogenannt  Suffraganeus  d. 

'1 

Rotunda  * 

>< 

> 

Metropoliten  von  Jassy 

17 

I7I 

Preudesty  * 

3 

1 

i 

Suczevitza 

53 

53 

Fidesty  * 

6 

t 

lUicesty 

5 

ö'j 

Schadova 

7 

', 

Horecze 

•20 

20i 

Pabin 

3 

d 

Skitul  Mauiajesti 

It 

4 

15 

Pruskaulzy 

3 

^ 

Mitokul  Mamajesti 

10 

10 

Visniza 

3 

7 

I" 

Christsehatek 

5 

.'» 

0 

Kabiost 

^^ 

i 

OD 

Luka 

4 

' 

p 

Heros  nicza 

4 

4 

OD 

Moldavicza 

15 

15 

Saniostie 

6 

(i 

o 

Voronecz 

16 

1 

'«    « 

Parbiesty  alias  Vostra 

6 

3 

y 

u 

Slatina  * 

16 

"■'!  - 

Onofry 

3 

J 

'f 

St.  llie 

)S 

>*'« 

Voloka 

14 

n 

Burdoschen,  *  allwo  ein 
Erzbischof  v.  der  griech. 

Kamona 

3 

3 

Nation 

i\ 

6 

8ohMtry|  ^^„^  ^  kleine,  Im  Walde 
\  «Ich  befindliche  Brcral- 
Orsoye  j                  tagen 

4 

4 

Dragoniirna 
Homora 

170 
11 

170 

11' 

5 

5 

Summa  deren     . 

466 

88 

551 

Batrauczi 

35 

35 

1 

Latus     . 

401 

51 

452 

1 
1 

j 

1 

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OrTSCHAFTSTEBZBICHNIS  DBB  BUKOWINA   A.   D.    Jahbe    1775. 


41 


ZESegrister. 


Allen  Orten  und  OrtJ»be8tandtheilen  ist  sowohl  der  Charakter  als  auch  der  ^Antheil",  be- 
ziehungsweise (lerichtshe/.irk,  in  dem  sie  liegen,  heigefi'igt.  Dabei  kommen  folgende  Abkürzun- 
gen zur  Anwendung:  O  =  Ortschaft.  A  =  Attinenz,  Kl.  =  Kloster,  »St.  =  Stallt.  V.  =:  Vorstadt. 
M.  =  Markt.  1).  =  Dorf,  D.-A.  =  Dorfantheil,  W.  =  Weiler.  E.-H.  =  Einzelhäuser  -  1  =  Czer- 
noviczer,  II  =  Pruther,  lll  =  Dniester.  IV  =  Czeremuscher.  V  =  Kussisch  Kimpolonger,  VI  = 
rerhonieter.  Vll  =  Vikover,  VllI  =  Mittel.  IX  =  Moldauer,  X  =  Moldauisch  Kimpolonger  An- 
theil,  C'z.  =  üerichtsbezirk  Czernowitz,  D.-W.  =  Dorna-Watra,  (?.  =  Gurahumoru,  Ki.  =  Kimpo- 
lung.  Ko.  =  Kotzman,  K,  =  Kadautz.  Sa.  =  Sadagora,  Se.  =  Sereth.  So.  =  Solka.  Sta.  =  Sta- 
nestie.  Sto.  =  StoroÄvnetz.  Su.  =  Suczawa.  U.-l*.  =  Uscie-Putilla.  Z.  =  Zastawna. 


Arbory.  A.   VII  =  Arbora.  D.,  So. 

Arczile.  A.  X  =  Ardzel.  D.,  Ki. 

Babin,  O.   Ul  =  IJabin.   D.,  Z. 

Hachrynesti,  O.   VI  =  Hahrynestie,   D..  Se. 

Hadeiitz.  O.   VII  =  Komanisch-Hadautz,   D..  K. 

Haginsky,  siehe  Paginsky 

Hainsy.  O.  VI  =  Haince,   D..  Se. 

Hajasesty,  A.  IX  =  Hajaschesti.  D..  (r. 

Itallacsana.  s.  Pallacsana. 

Hanilla.  s.  Panilla 

liaraunegro.  O.   III  ==  ('zamypotok,   D..  Z. 

Harbiesti.  O.  IV  =  Berbestie,  D..  Sta. 

Hatrauczi,   Kl.  aufgehoben 

Hatrauczy,  O.   VI  =  Petroutz,  D..  Sto. 

Hauern  v.  Chrisesa tek.  O.  III  =  Krvszczatik,  I).,  Z. 

Bauern    v.    Monaster    Horetze.    O.   I.  =  Ludiho- 

recza,   l).,  Cz. 
Berhouiet,  s.  Perhomet 
Beresnicza.  Kl. :  aufgehoben. 
BerkiBesty,  O.  IX  =  Berkischesti.  D.,  G. 
Blovalun-.  VHI  =  Kuss-Plavalar.  D..  Su. 
Bobiesti.  s.  Pobiesti 
Bodoschana,  s.   Podoschana 
Bodoschinze,  s.  Podoschinze 

Bojana.  O.  II  =  Bojan,  M.,  Sa. 

Bojana  Astra.  Pojana  .\stra. 

Bojansuck,  s.  Pojansuck 

Bonest.  O.  IX  =  Bunesti.  I)..  Su. 

Borautz.  O.  111  =:  Borontz.   D..  Z. 

Bordien.  A.  II  =  Kurdei,   D.,  Cz. 

Bosancze.  s.  Posancze 

Braska,  s.  Praska 

Bregesti.  A.  IX  =  Brajesti,  D.,  G. 


Broskautz.  s.  Proskautz 

Brund,  A.  VII  =  Burla,  1).,  R. 

Budinsy,  O.   VI  =  Budenitz,  D.,  Sto. 

Buernova.  s.  Puemova 

Buksoye.  s.   Puksoye 

Burdiesty.  O.   VII  =  Pertestie,   1).,  So. 

Burla,  A.   VI 

Buttilov,  O.   V  =  Storonetz-Putilla,   I).,  U.-P. 

Buynsy.  s.  Puynsy 

Clüiboka,  O.   VI  =  Hliboka,   1)..  Se. 

(^livesti.  O.   II.  =  Cbliwestie,  I).,  Ko. 

Christschatek.  Kl. :  aufgehoben 

Chudiu.  O.  VI  =  Czudyn,   D.,  Sto. 

Csemauka,  O.   1  =  Czernawka,   D.,  Sa. 

Csiresul,  O.   VI  =  Czeresz,   D.,  Sto. 

Csortorie,  O.  IV  =  Czartoria,  D..  Sta.  , 

Csucska,  O.  II  =  Zuczka.  D.,  Sa. 

Czahor.  O.   l  =  Czahor,  D.,  Cz. 

Czemine.  A.  X.  =  Dzemine.   D.,  Ki. 

Czemahusen,  A.  IV  =  Czomohuzy,  I).,  W. 

Czernovicz.  ().   1  =  Czernowitz,  St. 

Czinkau.  O.   III  =  Czinkeu,   D.,  Z. 

Davidesti.  O.   II  =  Dawidesti,  D..   K. 

Dobronuutz,  O.  III  =  Dobronoutz.  I)..  Sa. 

Doroscheutz,  O.  111  =  Doroszoutz,  D.,  Z. 
I  Dorotha.  A.  X  =  Dorotha-Plotonitza,  I)..  Ki. 
j  Dracenitz.  O.   IV  =  Dniczynetz.  D..  Sta. 
I  Dragomirna,  Kl.  =  Dragomima.  Kl..  Su. 

Drestyan,  O.   VI  ^:  Trestiana,  D..  Se. 

Dubovetz.  O.  II  ^=  Duboutz.   D..   Ko. 

Eiern.  A.   V.  ^   rima-Kuska.  \V.  K. 

Falken.  A.  V.  =  Falken,  \V.,  K. 

Fasiczel.  A.  VII.? 


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42 


POLBK : 


Formosul,  O.  X  =  Fromossa,  1).,  Ki. 

Frasinu,  ().  X  =  Fraissin,  I)..   Ki. 

Fratautz,  O.  VII  =  Koinaniscli-Alt-Fratautz,  1).,  K. 

FiinduK  iiioldovi,  s.  Moldovi  fiindiil. 

Gaiireny,  O,  VII  =  (taurenv,   I).,  Su. 

(iewir,  A.  V        Iswor,  D.,  K. 

(»regojcst,  O.  IV  =  Dragojesti.   I).,  G. 

(irenicesty.  O.   VII  =  (Jraniezi'stie,  I).,  J?e. 

(iyordanesti  ().  VI  =  lordanestie,   !>.,  Sto. 

Gyurkautz,  O.   III  =  lurkoutz,   I).,  Z. 

Hattna,  A.  VII  =  Hatna.   1).,  Su. 

HavrilrHty,  ().  II.        Ilawrilestie.  D.,   Ko. 

lloiuora,  ().   VII  =  (iuraluiuiora.  M.,  (i. 

lloiiiora  Kl.:  aufgchol»en. 

Horocze  Kl.:  aiifgehol»en. 

Horetzo,  O.  I  =  Horecza.  V.  v.  (V.ernowitz 

Ilorrodnik,  <),   VII  =  Horodnik,  1).,  K. 

Ilorroscheutzi,  (>.   III  =  Iloroszontz,   I).,  Z. 

Icesti,  ().   VI  =  Idzestie   1)..  Sto. 

Illie,  St.,  ().   VIIl  =  Ilic.  St.,  I).,  Su. 

Illie,  St.   Kl. :  aufgeholuMi. 

Illict»8ty,  Kl. :  aufgehoben. 

lllisesty.  ().   IX  =  IliKchesti,   1).,  G. 

Ipodesty,  O.  A^IU  =  Ipote.sti.   1).,  Su. 

Ispas.  ().  IV  =  I8pas8,   1)..   W. 

Ivankautz,  O.  II  =  Iwankoutz   I)..  K. 

Jabloniz  Voloka,  \.  V  =  lalifonitza,   D.,   U.-P. 

.lakoheny,  A.  X  =  .Jakol>euy   1).,   D.-W. 

Jakubesti,  O.   VII  ==  Jakohesti,   D.,  Su. 

Jaszlovicz,  (>.  VII  =  Ja.'^Iowetz.   1).,  So. 

Jesin,  A.  V  =  Fra^in,   V„  l^ 

Jetzkany,  (>.   VIII  =  Itzkany,   AU.  V.,  Su. 

.lezkany.   Kl.  :  aufgehol»en. 

,lu8chenetz.  O.   III  =  luzynetz,   I)..   Ko. 

Kahiest  Kl. :  aufgehoben. 

Kadopist,  ().   III  =  Kadobestie   1)..  Z. 

Kallafindesty.  (>.   VII  =  Kalafiudestie,   I).,  Se. 

Kallinesti  lui  lenak.    O.   VII  :=  Kaliuesti  bei  Je- 

naki.   ])..  Su. 
KallincHti    lui    Koniparenko.    <).  A^II  =  Kalinesti 

b.   Kuparenko.   I)..  Su. 
Kallinesti,  <>.  IV  =  Kalinestie.   1).,  Sta. 
Kalugerice.  A.  VII  =  Kalugeritze,   E.-H..  K. 
Kaniina.  O.   I  =  Kaniena.   1).,  (V.. 
Kaniona.   Kl.   aufgehoben. 
Kaiuunka.  O.   VI  =  Kanienka,   1).,  Se. 
Kapokodrului,  U.   IX  =  Kapukodrului.   D.,  (t. 
Karapczio,  O.  IV  =  Karapczeu.   I).,  W. 
Karapecziu,  ().   VI  =  Karapcziu.  I).  Sto. 
Kattul  Ostricze.  O.  II.  =  Kotul   Ostrica.   IX,  Cz. 
Kimpolongo,  (>.  X  =  Kiuipolung,  St.,  Ki. 
Kinipolongo  KusKesti,  ().  V  =  Dolhopole,  D.,  U.-P. 
Kisselau,  O.  III  =  Kisseleu,  D.,  Z. 
Klesnitze,  O.  IV  =  Pleschnitza,  W.,  Ko, 


I  Klivod\'n,  O.  II  =  Kliwodyn.  P..  Ko. 

I  Klokucska,  \.   1  =  Klokuczka.   V.  v.  (  zernowm 

I  Kolleutzi,  ().  111  =  Kuleutz.  I).,  Z. 

I  Koniniorest.  <).   VI  =  Komarestie,  D..  Sto. 

Konietin,  A.  V  =  Koniatyn,  !>.,  l'.-l*. 

Korlaczelly  (»ory,  ().   IX  =  Hrajesti,  L>-.  (i. 

Korlaczelly  Slatina  =  Hajaschesti,   I)..  G. 

Korlata,  ().   IX  =  Korlata,  I)..  U. 

Korlieziny,  \.  IX  =  Koniolunce,  I)..  (J. 
,  Korovie,  ().   I  =  Korowia,  D..  C'z. 
.  Kostena,  <>.   VII  =  Kostina,  D-,  Su. 

Kostesti,  <).   IV  =  Koste.stie.   I)..   SU. 

Koto.  ().   Vlll  =  Kut.  V.,  Su. 

Kotzuiann,  (>.   II        Kotznum,  M.   Ko. 

Kraszna.  O.   VI        Krasna  Ilski,  1).,  Sto. 

Krewola.  A.  V  :-  (ireblena,  I).,  V.-l\ 

Kuuianiesti,  ().   VII  .r.  Koiuanesti.  1)..  Su. 

Kupka,  (>.   VI  —  Knpka.  I).  Sto. 

Kutsunuare.  ().  I.  -  -  Kuczurniarc,   I)..  Cz. 

KutHunuik,  O.   III        Kuczunnik,   1).,  Z. 

Labiiszna,  .\.  VI        Lapuschna,  I)..  W. 

Laszkiuka.  ().  II  -      Liwzkowka,  I).,  Ko. 

Leheczen,  O.   II        Lehuczeny  Teutului,  I)..   J*i 

Lesauek,  O.   IX  =  Lisaura,  I>.,  Su. 

Lincesti.  O.   II  ^  -  Lenkoutz,  D.,  Sa. 

Linitza.  O.   IV  -     Illinitza.   1)..  Sta. 

Lipovan  vel  Stupka  (>.   IX:  besteht  nicht  mehr 

Litteni  lui   Hogdan.  <).   IX  --     Liteni,   I)..  Sn. 

Lude  Honiora.  ().  VII        Liulihumora.  I)..  Su. 

Lude  lui  Sanisoni.  <>.   IV  ? 

Luka.   Kl. :  aufgeholien. 

Lukavetz.  O.  VI  _    Lukawetz.  I).,  W. 

Lukavicza  de  Csos.  ().  II 

Lukavicza  de 

Lunka  niegrilessa  A.  X        Negrila-ssa.  P..  Ki. 

Luzan.  <).  II     ^  Luzan.   I)..   Ko. 

Machala.  O.  II    -    Mahahi.   I).,  Sa. 

Maltiniza,  O.  III        Malatynetz.   P..  Ko. 

Mamajesti.  O.  II    ^  Mamajestie,  Alt.  P..  Cz. 

Maniajesti.  Mitokul,  s.  Mitocul  Mamajesti. 

Mamajesti.  Skitul,  s.  Skitul   Mamajesti. 

Mamoniicza.  <).   I    -    Mamomica,  I)..  C'z. 

Maraezeu.  ().   VII        Meretzei.  P..  Su. 

.Maranizy.  A.   V  -  _  Marenicz,  P..  W. 

Mazanojest.  <).  IX      -  Mazanajesti.  P..  G. 

Meresty.   Kl. :  aufgehoben. 

Mesibrod.  \.  VI  lj=l  Mezybrody.   \V  ,  W. 

Mesy   Hrody.  A.   V        Mezyl)rody.  W..  W. 

Miboveny.  O.  A'III  — ^  Mihoweni,  P.,  Su. 

Mihalcze.  U.   1  —  MichaTcze.  P..  Cz. 

Mihova,  A.   VI  ^  Mihova.  P..  W. 

Mihuczeny,  O.   \'I    -    Mihuczeny,  P.,  Se. 

Milie,  ().  IV  -=  Millie.  P..  \V. 

Mitkau,  O.  111  —  Mitkeu,  P.,  Z. 


(Vsos.  o.  n  . 

,    ^    >  Lukawica.  P.,  ( z. 
Sus,  O.  I    / 


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Oetschaftsvbbzeichnis  der  Bukowina  a.  d.  Jahbe  1775. 


43 


Mitokul,  C).  VIII  -_  Mitoka,  1).,  Su. 

Mitokiil  Maiimjesti,  Kl.:   aufgobolien. 

Moldovicza,  Kl. :  aufgehoben. 

Moldovi  fiindul,  O.   X  ^     Kiindul  nioldowi,  1).,  Ki. 

Mologve,  ().   I     -  Molodia.  1).,  (V.. 

Monczel,  A.   IX  "     Miinczel.  E.-H.,   Ki. 

Mosoriiika,  ().  III        MosHorowka.   1).,  Z. 

Miisclieniza.  O.  VI     -  Miinzenitza,   I).,  Se. 

Nesipitnl,  A.  V  -     Sipitiil,   W.,  K. 

Niegrilessa,  A.  X        Negrila.s3a,  I>.,  Ki. 

Nii'polokautze,  ().   II        Nepolokont/.  1).,  Ko. 

Nova   Szelletz,  ().   II        Nowosielioa,   D.,  Sa. 

Ochechlilm,  O.   II        ()szechlil>,  D.,  Ko. 

Okiia,   ().  III  -   Okna,  D..  Z. 

Onofry.   Kl. :  aufgehoben. 

Oniith,   O.   III  -  Onuth.  D.,  Z. 

Opajet/,  ().  VI        Opajetz,  E.H.,  Sto. 

Opreschany,  O.  \l    -    Opriseheny,  D.,  Se. 

O roschen,  O.   II      -  Oroszeny,  I).,   Ko. 

Orsoye,   Kl.:  aufgehoben. 

OKtricza,  O.  I        Ostrica.  I)..  C'z. 

Pabin,   Kl. :  aufgehoben. 

Paginftky.  O.  I        Kotul  bainski,  D.,  Cz. 

l'allacsana.  O.  VII        Halaczana.   D.,  Su. 

Pallicesti  lui  Czmortan.  ? 

I'anilla,  ().  VI  -    Moldauisch-Hanilla,  D.,  Sto. 

Panilla  de  Csos,  ().  IV>       „      .    ,   ,.     ...      ^.    „^ 
,     ,  ,     >  -    Kussisch  Hamlla,  D..  >> . 

l'anilla  de  Sus,  ().  IV  / 

l'anka,  <).   VI        Panka,  I)..  Sto. 

Parbiesti  alias  Vostra,  Kl.:  aufgehoben. 

Parhanczi,  O.  VII     -  Parhoutz,  1).,  Su. 

Patrancz.  O.  VIII        Petroutz,  1).,  Su. 

Perhomet,  O.Il  -.  Herhometh,   1).,  Ko. 

IVrhomet.  O.  VI   -   IJerhouieth  (a.  S.)  U..  W. 

Piedikauze,  O.  II     -  Piedykoutz.  I).,  Ko. 

Pietrassa,  A.  \    -  Petrasze,  I)..   \V. 

Pillischen  Sturborsoye,  O.  VIII  ? 

Ploska,   A.  V  -  Ploskn.  I).,  U.-P. 

Pobiesti,  O.  IV        Hobt-stie,  1).,  Sta. 

Podoschana,  O.  VII        Hotuszana,  I)„  So. 

Podoschinze,  O.   VI     -  Hotuschanitza,   l)..  Se. 

Pohorlentz,  O.  III  —   Pohorloutz,   I).,  Z. 

Pojana  Astra,  A.  X  ~  Ostra,  I).,  Ki. 

Pojansnck,  O.  III     -  Hojancznk.  l).,  Z. 

Popocziu,  A.  V  -_  Kopoczel.  \V..  U. 

Posancze,  O.  VIII    :   Hosancze,   1)..  Su. 

Possorida,  O.  X       Po^oritta,  D..   Ki. 

Praska.  O.  IX        Hnischka.  D..  (r. 

IVilipitze.  O.  III        Prelipcze,  I)..  Z. 

Prorotie,  O.  AI        Preworokie,  !>..  Se. 

l*roskautz,  O.   IV        Hroszkoutz,   1)..  Sto. 

Pruskautzy,  Kl.:  aufgeho]»eu. 

Puerlischeny,  O.  A'^II  V 

Puernova,  O.   VIII        Berindesti  {?u  D.,  Su. 


Puksoye,  O.  X    -  Hukschoja,  D.,  Ki. 

Purlincze.  ().   VI    _   Styvcze  (Herlince).   D.,  Se. 

Putna.   Kl.        Putna,  Kl. 

Puynsy.  <).   VIII         Hunince.  D.,  Su. 

Radautz,  O.   VII        Kadautz,  St.,  K. 

Itadauz,  Kl.  aufgehoben 

Kapuschenitz,  O.   III    -   Jiepuzynetz,   D,,  Z. 

Karausche,  (>.   II  -    Karai'icze,   D.,  Sa. 

Keuseny,  (>.   VIII        Keuseni,   D.,  Su. 

Kevekauze,  O.  II        Kewakoutz,  I).,  Ko. 
j  Kewna,  A.   II        Kewna,  D.,  C'z. 

Hohoszna,  O.  II        Koho^^na,  D.,  Sa. 
I  Komauiesti,  ().  VII   -  Komanesti.  D.,  Su. 

Kopecze,  O.  VI    -   Kopcze,  D.,  Sto. 
I  Koschusch,  O.  I     -  Koseh,  V.,  Cz. 
I  Kostoki,  O.   V        Kostoki,  D.,  W. 

Kudesty.  A.  VI  ~    Kudesti,   D.,  Se. 
I  Kuska,  A.  V        Kuska,  W.,  K. 

Kus.sisch    Moldovitza,    O.  X  —   Ku.^s-Moldawitza, 
!>.,  Ki. 

Kuszu  Padeutz,  O.  VII        Milleschoutz,  D.,  R. 

Kuszy,  O.  VIII        Kuss-Plavalar,   D.,  Su. 

Sachariz,  A.  VV 
1  Sadu,  A.   V        Sadcu,  W.,  K. 

Samostie,  Kl. :  aufgehoben. 

Sastafno,  ().  III       Zastawna.  D.,  Z. 

Schadova,   Kl. :  aufgehoben. 

Scharbautzy,  ().   VII        Scherboutz,  D.,  Se. 

Scherautzi.  O.   II        Szeroutz.  D.,  Sa. 

Sehipeniz,  ().  II  ^  ^  Szipenitz,   D.,   Ko. 

Schokanesti,  A.  X    '   Czokanestie,  D.,  D.-\V. 

Securicsen,  O.   VIlI  ~-'  Sekuriczeni,  D..  Su. 

Sehastry,   Kl.:  aufgehoben. 

Seletin.  A.  V        Seletyn,  D.,  K. 

Silischen,  ().  Vlll     -  Chilischeni,  D.,  Su. 

Sinauz,  ().   VI        Synoutz,  D.,   Sc. 

Siskautz,  O.  Ill    _   Sziszkoutz,  D.,  Ko. 

Skee,  O.  VIII        Skeja.  D..  Su. 

Skitid  Maniajesti,   Kl. :  aufgehoben. 

SkutelniczMoldovicza.O.  X     \Vatr.-Molda\v.D.,Ki. 

Sorotissna,  A.   V        Petryczauka.  D.-.\.,  Se. 

Spetke,  A.   V    *   Szpetki.  D.,   P.-P. 

Suiniesti,  O.  IV        Stanesti,  M.,  Sta. 

Staniesty.  O.  VI   —  Stanesti,  D.,  Se. 

Stebny  Wolosky,  A.   V        Stebne,   D  ,   P.P. 

Stobizen.  O.   III.  _     Stawczan.   U..  Ko. 

Storosiuetz.  <).  VI        Storoiynetz,   M.,  Sto. 

Stras.na,  O.  VII        Straza,   D.,  K. 

Strojesti  de  Csos,  O.  II.  ? 

Strojesti  de  Sus.  ().   II        («ogulina,   D..  Sa. 

Strojesty,  O.  IX        Stoje.-^ti,   D..  Su. 

Stulpikany,  O.  X    -    Stulpikany,  1).,  Ki. 

Stupka,  O.  IX        Stupka,   l).,  (i. 

Suczava,  O.  VIII  —  Suczawa,  St.,  vSu. 


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44 


Polek: 


SucztiA-itzu,  Kl.    -  Suczttwitza,  KI. 
Sviiiice.  O.   III        Zwiniacze,  l)..  Z. 
Suetonefri,  O.  VI        St.  Oiiiifry,   D..  vSe. 
Szadagiira,  O.  II  -     Sadagora.  M.,  Sa. 
Szadomare,  O.   VII        Uoinan.-Satulniare,  D..  K. 
Szadova,  O.   VI    -   Zadowa,  D.,  Sto. 
Szadova,  O.   X        Sadowa.  D.,  Ki. 
Szadupriuka,  O.  II        Zadobrowka,  IJ.,  Sa. 
Szamka.  O.   VIII        Zamka,  V.,  Su. 
Szanioschen,  O.   III  r^   Saimiszyn,  D.,  Z, 
Szanio.stie,  O.   IV  —   Zaniostio,  D.   W. 
Szelcneu,  O.   IV        Zeleneu,  D.,  Ko. 
Szlohocsie  Mitkaii,  ().  JII.        Mitkau,   D.,  Z. 
Szloboszie,  A.   VII  -   l,^nter-Mile.«4choiitz.  I).,  Su. 
Szlobotka,  A.   IV  r    Hanilla    Sfohodzia,    I).,    W. 
Szihoth,  A.   V        Szypot,  1).,  K. 
Szireth  O.   VI  -  Screth,  St.,   Se. 
Szocliovercha,  O.   II  -    Suchowerchow,    D.,  Ko. 
Szolka,  O.   VII  -      Solka.  M.,   So. 
Szolka,  Kl. :  aufgehoben. 
Szolonicz.  O.  VII        Solonetz,  1).,  So. 
Szubranek,  O.  II  -    Szubranetz.  D..  Sa. 
Tautri,  C).  III  ^^  Touty,  D.,  Z. 
Terrepletze.  O.   VI        Terebiestie.   D.,   Se. 
Terrnianiesti,  O.   VII        Deruianesti,   I>.,   Su. 
Thodorest,  C.   VII    -   Theodoresti.  D.,  Su. 
Tissauezy.  <>.  VIII        Teschoutz,  D.,  Su. 
Toporauz,  O.   II        Toporoutz,  I)..  Sa. 
Torna,  O.  X.  -   Doma-Watra,  M.,  D.W. 
Tuny,   A.   IV  ^   Stane.sty.  Unter  ?  D..  Se. 


Ujgesti  Tugurcn,  O.   VIII        Videsti.   IK  Sn. 
Vü/.y  Huttilowa,  A.   V  -   iHcie-Putilla,  M.,  1    i' 
lydesti  Moldove,  O.   VIII  -  Videsti,    D.  Su 
Yakoma   (Opajetz).  O.   Vi        Opajeta,  E.-H  .  S: 
Valesaka.  O.   IX    -   \Vale.«4aka,   I).,  (i. 
Valeva,  ().  II        Walewa,   D.,  Ko. 
\'auia,  O  X        Wanui.  D.,  Ki. 
\arbantz.  (>.   III        Werboutz,   1).,  Z. 
\nA\\exi,  <).   III        Waj^sileu,  D.,  Z. 
Vaskautz,    O.  \l.        Waschkoutz    a.   S.,    D.,  S^ 
Va.-^zkautz.  O.  IV.    ^  Waschkoutz  a.   P.,   D..  ^^ 
Vaslautz,  O.  III        Wasbnitz,   I).,  Sa, 
Vericzanka,  O.  III        Werenczanka,  D.,  Z. 
Vikove  de  (^sos.  O.  VII  ^   Wikow.   Int.,  D..  t^ 
Vikove  de  Sus,  ().   VII        Wikow.  01)er-,  D.  K 
Vilautze,  O.  IV  -   Willawczc,   D..  W. 
Visnitza,  ()    IV.  -   Wiznitz,  St,   W. 
Vinniza,  Kl.:  aufgehol)en. 
Vitiliuka,  O    II  :  r  Witelowka,  D.,  Ko. 
Volcsinetz,  (>.   VI   -    Wolcz>nietz.   D.,  Se. 
Voloka,  ().  I        Woloka,  D  ,  Cz. 
Voloka,  O.  IV        Wofoka,  D  .  Sta. 
Voloka,   Kl.  aufgehol)en. 
Volovetz,  <).  VII      :  Wollowetz.  D.,  R 
Voroneez,  Kl  :  aufgehoben 
Voronetz,  ().  X        Woronetz,   D.,  (». 
Vo.stra,   Kl.:  aufgehoben. 

Warenozy.  A.  VII       Warnitza  -—  Font.  alba.  P  .>- 
Waydinell,  A    VII  --  Woitinell.   D..  R. 
Zacharestv.  O.   IX  r=r  Zacharesti.   I). .  i^u. 


^•^-Hh®-^-'-— f- 


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Aus  den  Jittheiiungen  der  k.  k.  Gentrai-Gommission". 

ZiiAaniniengestellt  vo.i  Carl  A.   RoRIStorfer. 

Durch  (trilndung  der  k.  k.  Central-Comniis«ion,  «leren  Statut  nach  ihrer  Erweiterung  mit 
k.  k.  rnterricht«-Ministerialerlass  voui  21.  Juli  tH73  *)  puhlieirt  und  mit  Erlas»  vom  10.  Juni 
1S92,  Z.  10.445  ahgeändert  wurde '),  .wurde  die  archäologische  ForHchung  in  Oesterreich  in  nach- 
haltigster Weise  gefJirdert  Die  filr  die  einzelnen  Bezirke  im  KaiserstJiate  hestellten  Conserva- 
toren  filien  nicht  nur  einen  directen  EintluM  auf  die  Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen 
Denkmale  in  Oestcrreich  aus,  sondern  sie  liefern  im  Vereine  mit  den  Correspondenten  der 
CVntral-C^ommission  Berichte  und  wissenschaftliche  Arheiten  üher  einzelne  Denkmale,  Urkunden 
u.  s.  w ,  welche  theils  in  den  Jahresberichten  der  Central-Commission  kurz  erwähnt  werden, 
theils  in  den  „  Mittheilungen  *  zum  Abdrucke  gelangen.  Auf  diese  Art  hat  sich  in  den  genannten 
Puhlicationen  das  reichhaltigste,  die  Kunst-  und  Alterthumsforsehung  behandelnde  Materiale  an- 
gehäuft, welches  in  Bezug  auf  die  Bukowina  nachstehend  chronologisch  zusammengestellt 
erscheint.  Es  wurden  hiebei  imter  Hinweglassung  etwaiger  Wiederholungen,  hauptsächlich  klei- 
nere Notizen  und  Arbeiten  I»eri\ck8ichtigt,  während  umfangreichere  Abhandlungen,  deren  Abdruck 
zu  viel  liaum  erfordern  würde,  einfach  citiert  erscheinen 

In  der  Folge  soll  in  diesen  Bl.ittem  alljährlich  über  die  in  den  „Mittheilungen  der 
k.  k.  (Vntral-Commission"  erschienenen  Arbeiten  berichtet  werden. 

Die  nachfolgende  Zusammenstellung  gewinnt  durch  die  Beigabe  (Fer  Original-Illustrationen 
erhrditen  Wert;  in  entgegenkommendster  Weise  hat  die  Ontral-C'ommission,  um  dies  zu  ermiig- 
lichen,  die  betreffenden  (liches  zur  Verfügung  gestellt. 

1863.     Band  VIII.,  Seite  32«. 

(Kirchengeräthe  )  „in  der  Broncegussanstalt  von  D.  Holle n ha ch  in  Wien  waren 
im  Monate  October  eine  Keihe  von  Kirchengeräthen  für  die  griechisch-nichtunirte  Kathedrale 
in  Ozernowitz  ausgestellt^  die  sich  wegen  ihrer  schttnen  stylistischen  Zeichnung  und  ihrer 
gelungenen  Ausführung  des  allgemeinsten  Beifalls  erfreuten  Die  Zeichnungen  rühren  von  dem 
Architekten  Hlawka,  dem  Erbauer  der  neuen  Kathedrale  und  bischöflichen  Residenz  in  CV.er- 
nowitz  her.**  Der  Notiz  erscheint  ein  in  der  „Oosterr.  Wochenschrift"  über  diese  (ierathe  ent- 
haltener ausführlicher  Bericht  angefügt.  . 

1879.     Band  5  der  „Neuen  Folge**,  Seite  XVI. 

(Olockenthurm  für  Putna.)  „Oberbaurath  Bergmann  referirte  über  das  im  Wege 
des  Cnltus-Ministeriums  .zur  Erstattung  eines  (tutachtens  herabgelangte  und  vom  technischen 
Departement  der  Bukowiner  Landesregierung  neu  verfasste  und  zur  Ausführung  vorgeschlagene 
1*roject  für  einen  (ilockenthurm  im  griechis.li-unirten  (?)  Kloster  zu  ]*utna  und  bezeichnete, 
den  neuen  Entwurf  als  eliensowenig  zur  Keallsirung  geeignet  wie  den  ersten,  sowohl  construc- 
tiver  als  stvlistischer  Bedenken  wegen.  Die  Section  pflichtete  den  Ausführungen  des  Keferenten 
bei  und  beschloss  dem  Unterrichts-Ministerium  von  der  Ausfuhrung  eines  oder  des  anderen  Pro- 
jcctes  eindringlichst  abzurathen,  dagegen  aber  aus  den  mehreren  vom  Referenten  vorgelegten 
Skizzen  eine  als  die  stylistisch  richtigste,  constructiv  verlässlichste  und  sehr  wenig  Kosten  bean- 
(»pmchende,  zur  .Ausführung  zu  empfehlen    Die  Section  konnte  nicht  umhin,  bei  diesem  Anlasse 


»)  Enthalten  im  XVIII.  Bande,  UTd.  Seite  261. 
•)  Enthalten  im  Jahresbericht  für   1H92,  Seite  122. 

5, 

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1 


46  Aus  DBN  Mittheilungen  der  k.  k.  Centbal  Comhission. 

ihr  lebhaftes  Hedauern  auB/usprechen,  dass  nicht  schon  der  erste  Entwurf  der  Central-Coin- 
niission  zur  Kegntachtung.  vorgelegt  wurde,  wodurch  nicht  allein  dem  Statute  der  Onlral- 
Comuiission  entsprochen,  sondern  auch  Zeit  und  Kosten  ersjmrt  worden  wären.  Die  (Vntral- 
Conimission  hat  daher  das  rnterrichts-Ministerium  dahin  zu  wirken,  dass  von  Seite  saninitlicher 
Staatshau-Organe  der  Wirkungskreis  der  Central -C'onimission  femer  nicht  so  sehr  ignorirt  werde, 
wie  dies  bisher  von  einigen  derselben  leider  der  Fall  gewesen,  dass  vielmehr  die  I^istungen 
einer  Commission,  die  aus  Fachmännern  besteht,  welche  ihre  langjährigen  Studien,  ihre  Kennt- 
nisse und  Erfahrungen  in  der  uneigennützigsten  AVeise,  blos  aus  Interesse  für  die  Sache 
der  Staatsverwaltung  zur  Verfügung  stellen,  von  diesen  künftighin  eine  bessere  Wurdigiiuji 
finden  möchten." 

1879.  Hand  5,  Jahresbericht  für  IHlH. 

{Prähistorische  Gegenstände.)  ,l)a  der  Section  Nachrichten  zukamen,  dass  die  in 
der  Hukowina  gefundenen  prähistorischen  (tegenstände  in  den  Sammlungen  der  Tniversität  lu 
C'zernowitz  in  nicht  entsprechender  AVeise  untergebracht  sein  sollen,  bes.'hloss  die  Section  sich 
vorläufig  durch  ihren  Conservator  für  die  Bukowina  nähere  Information  zu  verschaffen.* 

1880.  Band  i\  der  N.   F.,  Notiz  2t,  Seite   LXXVl. 

(Vom  Serether  Museum- Verein,)  ^Der  Obmann  dieses  äusserst  rührigen  Vereines. 
Herr  Josef  (iutter,  k.  k.  Hauptmann  i.  P.,  hat  als  (beschenk  für  die  wissenschaftlichen  Samm- 
lungen der  *k.  k.  Tniversität  in  Czemowitz  eine  grössere  Collection  in  der  Bukowina  aufgefun- 
dener antiker  Münzen  und  verschiedener  anderer  .Antiquitäten,  sowie  auch  eine  Partie  fossiler 
(»ebeine  gewidmet.  Die  ganze,  wertvolle  Sammlung  enthält  fünf  Denkmedaillen,  23  tnc-  und 
34  Silbermünzen,  ein  Elch-  oder  Elenfhierhorn,  einen  Theil  eines  Homzapfens  vom  Auerochsen, 
einen  Spiess,  vielleicht  zum  Braten  dienend,  ein  C'inerarium  (Schüsselchen  zur  Aufbewahnin? 
der  Leichenasche  bei  den  Kömern),  ein  (iefäss  aus  vorrömischer  Zeit,  einen  Hirsch  ebeneahn. 
eine  versteinerte  .VIeermuschel,  fünf  Holzversteinerungen  und  fossile  (iebeine  in  seclb 
Partien 

Femer  wird  aus  Sereth  berichtet,  dass  dort  von  Osten  nach  Westen  ein  hoher  Erdanfwiirf 
läuft,  an  dessen  Zerst'lrung  schon  lange  drei  Ziegeleien  arbeiten,  der  für  den  ArchÄologon  von 
grossem  Interesse  ist,  da  er  Funde  enthält,  die  der  Wissenschaft  sehr  wertvoll  sind,  weil  sie  in 
die  graue  A'orzeit  zurückreichen.  So  durchschneidet  denselben  eine  Mauer  ohne  Mörtel  oder 
Lehmbindung,  in  deren  Nähe  eine  Feuerstelle  mit  einer  grossen  Menge  von  Asche  und  Kohle 
und  verbrannten  Knochenüberresten  aufgefunden  wurde.  In  diesen  Kohlen  fand  man  eine  Stein- 
axt, ein  Feuersteinmesser,  ein  zugespitztes  Edelhirsch-Homstück  und  einen  Thonfuss.  rnfem 
dieser,  beiläufig  drei  Meter  tief  gelegenen  Feuerstelle,  ist  eine  brunneniihnliche  A^rtiefung  ver- 
schüttet; die  von  einer  Seite  ganz  blossgelegte  Anschüttung  hat  sich  von  der  Wand  losgel«tet 
und  nach  dieser  Seite  geneigt,  nachdem  der  A'ersuch  genKix:ht  wurde,  sie  zu  untergraben,  der 
aber  seiner  Lebensgefährlichkeit  wegen  aufgegeben  wurde.  Hier  zeigte  sich  eine  Auspftasteruni 
aus  gebrannten  Steinen.  Daselbst  fand  man  auch  verschiedene  sehr  primitiv  gearl>eitete  Thon- 
scherben  von  ungewöhnlicher  Dicke  aus  Schwarzerde,  in-  und  auswendig  verschmiert,  und  von 
unregelmässiger  Kundform.  Fernere  Funde  von  Thongefasscherben  aus  geschlemmteni  hehsu. 
die  daselbst  häutig  ausgegraben  werden,  und  Münzen  aus  der  Kömenseit.  geben  den  Beweis, 
dass  dies  Object  mit  nachträglicher  Mehraufschüttung  zur  Feldschanze  umgeformt  wurde. 

AVeitere  Funde,  als:  Eisenpfeilspitzen,  Sporne  und  ein  massiver  Silber-Siegelring  mit  der 
(fra\-irung  eines  gepanzerten  Armes,  der  ein  Schwert  aufrecht  einem  Halbmonde  entgegenhält 
und  welchen  drei  Kosen  umgeben,  beweisen,  dass  dieses  Object  auch  im  Mittelalter  als  Feld- 
schanze gedient  haben  musste,  was  die  daselbst  aufgefundenen  Menschengebeine  noch  mehr  l>e- 
kräftigcn.  Daselbst  werden  in  der  Tiefe  zwischen  3  und  4  Klafcer  auch  fossile  (iebeine  vonvelt- 
lieber  Thiere  gefunden,  die  aber  ungeachtet  grösster  A'orsicht  meistens  zerfallen.  Bios  ein  Zahn 
von  Mastodon  robustus  und  wenig  andere  (iebeine  konnten  erhalten  werden. 

Alle  diese  Funde  sind  theils  im  Landesmuseum  in  Czemowitz,  theils  bei  Hauptmann 
V.  (futter  untergebracht.** 


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Aus    DEN    MlTTHEILÜNÖEN   DER   K.    K.    CENTRAL  COMMISSION.  47 

1880.     Band  (5,  Notiz  30,  Seite  LXXIX. 

{Archäologische  Funde  in  der  Bukowina).  „Alte  armenische  (irabsteine  wurden 
in  Sereth  aus  einem  Klosterfundament  gebrochen  und  bei  Ummauerung  des  Friedhofes  mit  ihrer 
Sculpturseite  nach  aussen  wieder  eingemauert,  deren  Zeichnungen  bei  Herrn  Finanzrath 
V.  Wickenhauser  sich  befinden  und  deren  Umschriften  in  deutscher  IJeberaetzung  hier  folgen: 
Nr.  1.  „Das  ist  der  Grabstein  des  gottseligen  Agopscha,  der  nun  verstorben  im  Jahre  1100  nach 
armenischer  Zeitrechnung  (1651  unseres  Kalenders),  den  30.  Jänner.'*  Nr.  2.  »Das  ist  derürai)- 
stein  des  gottseligen  Maren,  welcher  der  Sohn  war  des  Sahag  verstorben  im  Jahre  1102  (arme- 
nisch)** Nr.  3  „Das  ist  der  (irabstein  des  gottseligen  Ovanes,  seines  Weibes  Sartarig  und  seines 
Sohnes  Schadbey.  (iott  sei  ihrer,  Seele  gnädig  Im  Jahre  1108  (armenisch;  am  Mittwoch.** 
Nr.  4.  „Das  ist  der  Grabstein  des  Aswadur,  Sohn  des  Hanigc/.an  verstorben  im  Jahre  1100 
(annenisch)**.  Diese  Grabsteine  durften  wohl  lieweisen,  dass  die  Hauptniederlassung  der  Arme- 
nier nicht  in  Suczawa,  sondern  Sereth  war,  wa«  auch  der  Tmstand  erhärten  dürfte,  dass  bis  jetzt 
in  Suczawa  keine  Grabsteine  aus  jener  Zeitepoche  vorkamen.  Bei  der  Zerstörung  des  alten 
Klosterfundamentes  kamen  nicht  nur  die  oben  beschriebenen,  sondern  bei  30  Bruchsteine  arme- 
nischer Grabsteine  vor,  die  vermauert  wurden.  Der  Stein  Nr.  l  deutet  auf  die  spätere  Familie 
Afcopschowicz,  jener  Nr.  3  auf  die  noch  in  Galizien  lebende  Familie  Schadbey." 

1880.     Band  6,  Notiz  92,  Seite  CLVIII. 

{Glockenthurm  für  Putna.)  „Dau  Unterrichts-Ministerium  hat  die  Ausführung  des 
von  Ober-Baurath  Bergmann  augefertigten  Projectes  für  einen  neuen  Glockentliurm  im  gr.-or. 
Kloster  zu  Putna  über  die  Befürwortung  der  Central-Commission  genehmigt  und  zugleich  das 
l^ndesprn&idium  für  die  Bukowina  ersucht,  für  die  Folge  bei  ähnlichen  Hestaurirungs-  oder 
sonstigen  Zu-  und  Neubauten,  welche  auf  die  alten  Baudenkmale  des  Landes  Bezug  haben,  vor- 
erHt  in  Form  von  Skizzen  die  Anträge  der  Baubehörden  direct  an  die  Central-t.'ommission  zu 
leiten,  behufs  der  aUfälligen  Andeutungen  über  die  Art  und  Weise,  wie  die  bezüglichen  Pläne 
auszuarbeiten  wären.** 

1880.     Band  6,  Notiz  98,  Seite  CLX. 

{Archäologisch^  Funde  in  Sereth)  Es  wird  das  in  der  Notiz  21,  18H0,  bezüglich 
Sereth  Gesagte^  wiederholt  mit  der  Bemerkung,  djiss  die  erwähnten  Scherben  von  unregel- 
mässiger  Kundform  analog  den  im  Hünengrab  am  Jankulberg  bei  Graniczeschti  ^aufgefundenen 
sind  und  dass  sich  an  einer  weiteren  Stelle  die  Knochen  Überreste  zeigten.  Es  heisst  dann  weiter : 
^An  Münzen  fanden  sich  vor:  Eine  Trajan  und  eine  von  Faustina:  Erstere  hat  in  A,  das  lor- 
beerbekrcnte  Haupt  Trajans  und  die  Umschrift:  imperatori  trajano.  opt.  aug.  germ.  dac.  part; 
auf  dem  R.  die  Koma,  in  der  Linken  eine  Lanze,  in  der^Kechten  einen  zertrümmerten  Götzen 
ul>er  dem  Haupte  des  als  Triumphator  einherschreitenden  Trajan  haltend,  der  seinerseits  in  der 
Linken  die  Spolien,  in  der  Kechten  den  Lorbeerkranz  hält.  Der  \,  der  Faustina  zeigt  deren 
Kopf,  der  K.  eine  stehende  Pietas  und  auf  dem  erhalten  geblielienen  Kande  das  Wort  Augusta. 
Andere  römiscbe  Münzen  wurden  verworfen. **  Nach  einer  weiteren  Wiederholung  über  die  Kisen- 
funde  u.  dgl.  sehliesst  die  Notiz  :  „Eine  dritte  Sorte  Scherben,  die  seltener  vorkommt,  entstammt 
einer  jüngeren  Zeitperiode.'*  *> 


*)  Es  handelt  sich  somit  hier  um  eine  prähistorische  Ansiedlung,  die,  wie  es  häufig  der 
Fall  ist,  eine  sehr  ausgedehnte  Dauer  hatte,  indem  sie  aus  der  Zeit,  in  der  noch  polierte  Steine 
im  Gebrauche  waren,  bis  tief  ins  Mittelalter  reicht  Ob  die  den  Hügel  durchschneidende  Trocken- 
inaiier  und  jene  brunnenartige  (rrube  dahin  zu  rechnen  sind,  ist  nicht  sicher.  Unter  den  Thon- 
Bcherben  sind  welche  von  ungewöhnlicher  Dicke  und  un regelmässiger  rundlicher  Form  besonders 
a4ififäUig;  am  haufi^ten  aber  sind  die  Scherl)en  von  Gefässen  aus  geschlemmten  Thon,  zum 
Theile  Ton  sehr  sorgfaltiger  Arbeit  und  feiner  Glättung.  Viele  derselben  erinnern  an  die  Gefäss- 
t^c herben,  wie  sie  in  grosser  Zahl  in  den  Gräbern  und  prähistorischen  Ansiedelungen  von  Galianis 
vorkommen  (Horodnica;;  eine  spätere  Zeit  —  nämlich  jene  der  Kömerherrschaft  in  Dacien  - 
wird  durch  römische  Münzen  repräsentirt.  Zwei  der  Central-Commission  vorgelegte  Gefässüber- 
reste  von  feinem  gut  gebiannten  Thon  und  die  Merkmale  der  Töpferscheibe  tragend,  gehören 
<ier  römischen  Periode  an.  Uebrigens  dürfte  ein  Theil  der  zahlreichen  Topfscherben  auch  dem 
Mittelalter  angehören.     (Anmerkung  der  Kedaction  der  „ Mittheilungen •*). 


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48  Aü8   DEN    MlTTHEILüNGEN   DER   K.    K.    CeNTEAL-CoMMISSION. 

1881.     Band  7,  Notiz  49,  Seite  LXXX. 

(Hünengräber  am  Jankulberge.)  „Conservator  G  u  1 1  e  r  hat  an  die  C^ntral-Com- 
mission  einen  ausführlichen  Bericht  über  die  am  Jankulberg  bei  Grauiczeschti  aufg^fundeneo 
sog,  Hünengräber  erstattet,  daraus  wir  Nachstehendes  inittheilen:  Veranlassung  zu  den  Fundfii 
gab  der  Bau  des  Pfarrhauses  (1872),  wozu  man  auf  dem  genannten  Berge  Bausteine  brach.  Aef 
dem  Grat  des  Berges  fand  sich  eine  Gräberstätt«  mit  unzugerichteten  Flussteinplatteu  in  eio« 
Lange  von  7  Fuss  und  Breite  von  4  Fuss  und  Tiefe  von  3  Fuss  ausgelegt  und  zugedeckt,  ä*- 
lag  3Va  Fuss  unter  der  Erdober  Hache  und  enthielt  nach  Abhub  der  Plattendecke  ein  grossen^ 
und  ein  kleineres  Geripp  über  einander  liegend.  I>eiu  grösseren  lagen  zwischen  den  Bein«, 
zwei  topfartige  Gefasse  aus  schwarzgebrannter  Schwarzerde  in  unregelniässiger  Kundfonn  m\ 
dicken  Wandungen.  Sie  enthielten  zum  sechsten  Theil  eine  dunkelbraune,  klebrig  feste,  geruch- 
lose, bilterlich  schmeckende  Masse;  rechts  des  Gerippes  lag  überdies  eine  sehr  gut  erhalteor 
Steinaxt  aus  Achat,  und  ein  versteinertes  keulenartiges  Holzstück;  das  Grab  ist  zerstört,  eiü 
Theil  der  Gebeine,  die  Axt,  Keule  und  Scherben  kamen  in  das  Landesmuseum  in  (''zemowitz 
Die  Gefasscherben  sind  mit  jenen  in  der  BeiH'schen  und  Mück*schen  Ziegelei  zu  Serelh  vor- 
kommenden, gleichartig.  In  neuester  Zeit  wurde  ein  zweites  Grab  aufgedeckt,  doch  sogleich  allr- 
zerstört  oder  verschleppt." 

1881.  Band  7,  Noüz  53,  Seite  LXXXL 

(Alt-armenische  Leichensteine  in  Sereth.)  „Conservator  Gutter  berichtete  m 
die  Central-Commission  über  mehrere  Funde,  die  gelegentlich  der  Entfernung  des  Fundameni? 
eines  vor  Zeiten  aufgelassenen  Klostergebäudes  in  Sereth  zu  Tage  kamen.  Man  fand  30  fin- 
gemauert  gewesene  Grabsteine,  wovon  jedoch  nur  noch  4  ganz  blieben,  dank  der  noch  recbi- 
zeitigen  Intervention  des  genannten  Conservators.  Es  sind  alt-armenische  Leiches- 
steine;  dieselben  wurden  nun  andernorts  zweckmässig  aufgestellt.  Ein  fünfter  Stein  wm^ 
an  anderer  Stelle  gefunden,  woselbst  man  die  Kirche  vermuthet.  Tnter  demselben  lag  ein  Ge- 
rippe in  ein  reich  mit  Gold  gesticktes  ganz  morsches  Brokat-Gewand  gehüllt.  Die  Steine  staniiBff. 
der  Inschrift  nach  ans  1552,  1651  und  1653.  Sie  sind  in  der  Mitte  mit  einem  stvlistisclus 
Pflanzenomament  geziert.  Die  Inschrift  in  armenischen  lottern  ist  am  Rande  umlaufend  ange- 
bracht und  gnt  erhalten.  Die  Personen  werden  kurz  bezeichnet,  wie  z.  B. :  Dies  ist  der  Grab- 
stein der  Kühe  des  Apiiham  und  der  .Vnnn.  welche  Kinder  des  Agapscha  Hauptes  der  St*ii 
Sereth  sind,  im  Jahre  1101  (arm.  Zeit);  oder  das  ist  der  Grabstein  des  gottseligen  Agop»:bL 
der  nun  verstorben  im  Jahre  1 100  den  30.  Jänner  (arm.  Zeit)  u.  s.  w."  (Vergl.  auch  Notiz  S» 
vom  Jahrgange  1880). 

1882.  Band  8,  Jahresbericht*fur  1881,  Seite  XI. 

(Tumuli,  Hünengräber,  Goldfund.)  ^Conservator  G  u  1 1  e  r  berichtete  über  :»eiot 
bisherigen  archäologischen  Forschungen  in  der  Bukowina,  namentlich  in  dem  alten  FürU^d- 
hchlosse  zu  Suczawa.  Der  Bericht  desselben  Conservators  über  Tumuli  Ixu  Petroutz,  Seretk. 
Korczeschti  und  Kopcze  wurde  zur  Kenntnis  genommen,  desgleichen  ein  weiterer  Beriefe 
über  am  Jankulberge  gefundene  sogenannte  Hünengräber  und  einen  bei  Hatna  gemachte? 
Goldfund.** 

1882.     Band  8,  Jahresbericht  für  1881,  Seite  XVIII. 

{Kirchlich-archäologischer  Unterricht.)  „Werthvolle  .Mittbeilungen  liefen  ein  \ot 
den  erzbischöflichen,  resp.  bischöflichen  Ordinariaten  in  Czernowitz  etc.  über  den  in  den  Mret- 
fenden  Diöcesan-Priesterseminarien  und  theologischen  Lehranstalten  schon  bestehenden  oder  eii- 
zuführenden  kunstgeschichtlichen  und  kirchlich-archäologischen  Unterricht** 

1882.     Band  8,  Notiz  71,  Seite  CXII. 

(Broncefunde  bei  Przelipcze.)  „(onservator  G  u  1 1  er  in  Sereth  theilte  mit,  d»* 
im  Jahre  1880  bei  Planierung  und  Bearbeitung  eines  Feldes  nächst  Przelipcze  in  der  ßukovi» 
eine  grosse  Anzahl  von  Broncegegenständen,  wohl  aus  einer  bei  dieser  Arbeit  zerstörten  Grube 
herrührend  gefunden  worden  ist.     Vou  den  Fundgegenständen    gelangten   einige  in  Privatbesia- 


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Aus   DEN    MlTTHRILUNäEN    DER   K.    K     CkNTBAL-CoHHISSION. 


49 


einige,  darunter  ein  Helm  und  ein  Pferderüatzeug,  sollen  sich  im  Leml>erger  Museum  befinden. 
Zwei  Streitäxte  und  ein  Keit  wurden  der  Central-Comraission  vorgelegt,  sie  zeichnen  sich  durch 
gute   Erhaltung  aus.     Der  Tvpus  der  einen  Streitaxt,    bei    der  sich    der    Nacken    mittelst    eines 


Fig.  -2. 

lietfoudm-n  Halses  von  der  Schaftröhre  abhebt  und  eine 
fii  »ifindir*'  Scheibe  bildet,  ist  zahlreich  unter  den  Kroncen 
l'iiffurtii*  vertreten,  doch  ist  diinin  lenierker.s\vert,  dass 
s^lt'Ji  Hii'  Mitte  nicht  wie  sonst  zu  einer  Spitze  ausbildet. 
(Fig.  1).  Von  besonderer  Schönheit  und  VoUkommen- 
^'     *  heit  ist  die  zweite  Streitaxt,  welche  sich  ganz  den   sibi- 

rischen und  kaukasischen  Typen  anschliesst,  wenngleich  verwandte  Formen  in  Ungarn  vorkommen. 
Fig.   -2  zeigt  den  Kelt." 

1883.     Hand  9,  Jahresbericht  für  1882.  Seite  XXI. 

(Pu}*8tengruft  in  Humora  etc  )  „( Konservator  (i  u  1 1  e  r  berichtete  ilber  die  Enm*- 
nimg  der  alten  Fürstengruft  im  Kloster  Humora,  die  keine  besonderen  Hesultate  gab;  derselbe 
berichtete  femer  über  die  in  der  BeiH'schen  Ziegelei  zu  Sereth  gemachten  mittelalterlichen 
Funde.** 

1883.     Band  \K  Notiz  24,  Seite  L. 

{Reliquien- Brusikreuz^  Spinnwirtel  etc.)  „Einem  Berichte  des  Consenators  (Jutter 
zufolge,  fand  man  im  Sommer  1882  zu  Sereth  an  der  Stelle  eines  hingst  aufgelassenen  Friedhofes 
hei  Grabung  eines  Kellers  ein  Reliquien- Brustkreuz  aus  Bronceguss,  wahrscheinlich 
einstens  einem  F'rälaten  angehörig.  In  der  BeiH'schen  Ziegelei  fand  man  Thonsclierben  primi- 
tivster Form  nebst  Feuerstein-(»egenständen,  dann  eine  Aschenume  2(>  cm  hoch  und  24  cm 
breit,  ans  rothgebranntem  Thon,  daneben  kleine  Thontiegel  mit  schwarzer  Erde  angefüllt.  An 
einer  anderen  Stelle  fand  man  IY2  >"  unter  der  Erde  drei  Kohlen-  und  Ascrhenhaufen,  je  3  m 
von  einander  entfernt.  Die  oberen  Scbichten  dieser  Haufen  enthielten  abgenagte  Thierknochen. 
Fischgräten-Nadeln,  sageartige  Fischkiefer  und  Vogelschnäbel  und  ein  Spinnwirtel". 

1883.     Band  9,  Notiz   114,  Seite  CXLiX. 

[Tartaren- Denkmal)  „Der  (■on8er^'ator  Kitter  V.  (rutter  bat  au  die  k.  k.  Central- 
('oiuiiiis:«ion  über  das  Tartaren-Denkmal  iiei  Wama  nächst  Kisseleu  in  der  Bukowina  berichtet. 
r>a«>»elbe  ist  aus  Sandstein  angefertigt,  zwei  Klafter  hoch,  und  zum  Andenken  eines  durch  den 
Fürsten  Kakowitza  ül>cr  die  Tartaren  im  Jahre  17HJ  errungenen  Sieges  errichtet  worden.  - 
An  den  4  Seiten  der  viereckigen  Säule,  auf  welchem  eine  stark  ausladende  Deckplatte  und  eine 
niedrige  Abschlusspitze  ruht,  findet  mau  rumänis:;he  Inschriften,  die  ül)ersetzt  folgendermassen 
lauten: 

(Südlich.)  -  -  „Ich  Michael  Hakovitza  Woiwod  und  Fürst  der  ganzen  Moldau  im  Jahre 
I7lt5.  im  dritten  Jahre  meiner  Regierung  l»ekriegte  die  türkische  Pforte,  die  Deutschen"  .  .  .  nm- 
leserKch). 


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50  Aus    DKN    MlTTHEILÜNQEN    DKR   K.    K.    CeNTRAL-CoMMISSION. 

(Oestlicli.)  —  , Vereint  mit  einigen  Deutschen  Buchten  Walachen,  rugam  und  .Vndkr* 
aus  Serviert*  unsere  Hauptstadt  .lassi  zu  erobern,  um  uns  gefangen  zu  nehmen,  und  sich  di**-- 
Hauptstadt  zu  unterwerfen,  so  wie  sie  es  vorher  mit  dem  Woda  Nicolaus  Maurocordato  Kürstr 
der  Wahichei  gemaclit  hahen.  Indessen  haben  wir  sie  durcli  die  Hilfe  (»ottes  f^änzlich  fi**t 
wunden  und  ihre  Leichen  übereinander  gehäuft.  Als  Zeichen  der  Erinnerung  hal>en  wir  di»-i*^ 
Kreuz  nel)8L  einem   Brunnen  errichten  lassen"  .  .  .  (unleserlich). 

(Nördlich.)  -  ^ Diese  steinerne  Saide  wurde  errichtet  als  wir  über  die  Ctehirge  M**-^i 
kaneschti  und  Sacharda  bei  Kodna  eindrangen.  Von  hier  giengen  wir  mit  Hano  einem  Anführe: 
einer  gro.H.sen  Zahl  von  Tartaren  nach  Bistriz,  machten  überall  grosse  Beute  und  steckten  ai* 
Ortschaften  in  Brand,  nur  die  einzige  Sta<lt  blieb  verschont.  Von  hier  kehrten  wir  «lurjfa  6» 
Marmarosch  zurück  .  .  .    «Vieles  unleserlich  )     Und  die  Tartaren  erlitten    eine    grosse   Niederlage* 

(Westlich.)  «Unter  Anführung   den  .lordaki   Kantakuzenos,  Anführung   der  Magasonen  .  . 
(unleserlich)'*. 

1883.  Jahresbericht,  Seite  57. 

(  Wandmalereien  im  Bt^rg schlösse  Suczawa.)  ^Auf  Ciiund  eines  l^richies«  ^k- 
Conservators  O  u  1 1  e  r  über  Wand  maierei  on  in  der  Ka(>clle  des  zerstörten  ßergschlusse:»  su  Su- 
czawa wurde  derselbe  ermächtigt,  eine  Informationsreise  dahin  zu  machen.*" 

1884.  Band  10,  Notiz  135,  Seite  CCXXIV. 

[Fnndc  in  Sfreth.)  „Auf  der  IWiirschen  Ziegelei  l)ei  Sereth  wurden,  wie  ConserTaur 
(i  u  1 1  e  r  berichtet,  in  neuerer  Zeit  viele  Tliongegenslände  (ni€*3 
nur  fragmentirt)  gefunden,  als  prähistorische  Ascheniirnen,  kleine 
Töpfchen,  eine  kleine  Thonfigu  r  (Fig  3  und  4»,  zwei  Meit-r 
tief  gelegen,  daneben  ein  Spinnwirtel.  Im  ausgetrockneten  BHchbe<it 
bei  C»U(1in  fand  mnn  allerncuest  einen  prähistorischen  Hammer  au» 
dunkelgrauem  harten  («estein,  gut  erhfllten,  D  cm  lang,  47«  «^bi 
breit,  auf  der  unteren  Seite  schneidig,  auf  der  oberen  Hach  unA 
abgeplattet,  er  hat  die  gewöhnliche,  annähernd  bügeleisen förmig 
(«estaltung.** 

1884.     Jahresbericht,  Seite  30. 

{Funde  in   Sereth.)   „Conservator  Gutter  legte   einen  Be 
rieht  über  den  Fnnd   von  römischen  Ziegeln  in    Sereth    vor.     Der- 
selbe sendete  Proben  von    verkohltem  (»etreide,    welches   nebst  Ht- 
Vorder-  und  Rückseite  Tassen    in    einer    Ziegelei    zu    Sereth    gefunden    wurde.     Die    vuo 

t'ig  3  pig    4  Dr.  Much  sehr  sorgfältig  eingeleitete  Untersuchung  ergab  da«  Vor- 

handensein von  Weizen  gemischt  mit  Koggen  Ein  gleichfalls  ^-or 
diesem  Consen-ator  vorgelegtes  Thonfigürchen  wurde  als  wichtiges  Fundstück  ältester  C'uUurstit 
erkannt.  Dr.  Much  erklarte  aus  diesem  Anlasse,  dass  er  sich  nicht  überzeugt  halte,  dans  raao 
es  bei  diesem  Funde  mit  prähistorischem  Weizen  zu  thun  habe  ** 

1884.  Jahresbericht,  Seite  59. 

(Berichte  über  Klöster.)  „Conservator  Gutter  übersendete  einen  interessanten  Be- 
richt über  das  Kloster  Putna,  wofür  ihm  gedankt  wurde.  Ueber  einen  weiteren  ebenso  wichtigen 
Bericht  desselben,  die  Baudenkmale  in  Suczawa  und  tue  SchlosHruine  Ctetate  betreuend,  endlich 
über  einen  dritten  Bericht  desselben,  betreffend  die  Klöster  St.  Onufrii,  Suczawitza  und  Drage- 
mirna.  referirte  Oberbaiirath  Bergmann,  und  .sprach  derselbe  den  Wunsch  aus.  dass  die  „Milthei 
hmgen**  über  diese  Baudenkmale  recht  bald  Ver(>tTentlichungen  bringen  mögen.** 

1885.  Band   11,  Notiz  1,  Seite  XIII. 

(Römische  Ziegel.)  „In  Sereth  wurden,  einem  Berichte  des  Ckinservators  Gutter  zn 
folge,  zwei  römische  Ziegel  aus  einer  .Mauer  gebrochen;  leider  war  es  nicht  möglich,  die  Mauer 
weiter  zu  untersuchen.  Sie  sind  sehr  hart  gebrannt.  11  cm  dick.  14  cm  breit:  der  grotüierc  i«i 
ganz  und   lU  cm.  lang.     Die  ersten  derartigen  Funde  in  der  Bukowina." 


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Aus    OiSN    MiTTHBILUNOEN   DER   K.   K.    CeNTRAL-C0MIII88I0N.  51 

1885.     liand  11,  Notiz  121,  Seite  CXII. 

[Bronce  Kelte  aus  Presecareni.)  „C'onHervfttor  fintier  hatte  durch  Beine  Agenten 
n  Erfahrnng  gebracht,  daHS  im  Dorfe  Kupka  ein  sehr  alter  Kirchen-FundamentKtein  annge- 
ckert  wurde,  ferner  dare  zu  Pre- 
ecareni  ein  bedeutender  Bronce- 
lackcnfund  vorkam.  Dies  veran- 
ttsste  denselben,  diese  Fundstelle 
u  l>esichtigen,  um  sich  die  Ueber- 
eugung  hierüber  zu  verschaffen 
md  Verschleppungen  zu  verhin- 
lem.  Am  4.  d.  M.  reiste  der»ell)e 
lach  Presecareni.  begab  sich  zur 
•'nndstelle  in  den  Wald  und  sah 
inige  Meter  vom  nördlichen  Wald- 
ande  auf  einer  lieackerten  grossen 
Yaldhlösse  die  Stelle,  wo  ein  stark 

erstt'irter   Kroncekessel    durch    den  Fig.  r> 

^fliig  zerrissen  wurde.  In  der  Mitte 

lieses  Kessels  stand  eine  Thon-Urne  mit  Asche  gefüllt,  und  diese  umga)>en  liegend  12  Stuck 
ironce-Kelte.  Der  Kessel  und  die  Urne  wurden  durch  die  Knechte  ganz  zer8t4>rt,  die  Kelte  ver- 
chleppt.  Dem  Conservator  gelang  es  nur  mit  Muhe,  zwei  Kelten  für  das  J^andesmuseum  in 
'zernowitz  zu  bekommen;  selbe  sind  ganz  gut  erhalten,  grün  pattnirt,  vom  Schaftloch  bis  zur 
>oheide  11  cm  lang  und  die  Schneide  57^  cm  breit,  mit  kreis-  und  keilförmigen  erhabenen 
Streifen  verziert.**   (^Fig.  5). 

1885.     Jahresltericht,  Seite  40. 

{Fund^  auf  der  Hliboker  Hochebene)  „Conservator  (iutter  berichtete  ferner 
iber  Fnnde,  die  in  neuester  Zeit  \m  Wama,  Banilla  und  Sereth  gemacht  wurden,  worubor 
leschloflsen  wurde,  die  Durchfuhrung  systematischer  (Grabungen  auf  der  Hliboker  Hochebene  zu 
nbventioniren.** 

1885.     Jahresbericht,  Seite  64. 

{Kirche  zu  Wolowetz,)  „Conservator  Gutter  übersendete  einen  Bericht  über  die 
lirche  zu  Wolowetz  in  der  Bukowina.  Oberbaurath  Bergmann  bezeichnete  diese  ICirche  wegen 
er  Spuren   von  alter  Bemalang  als  beachtenswert.'' 


Band  12.  Notiz  2,  Seite  XXIV. 
(Mänzfunde,)     ^Conservator  (lUtter  in  Sereth  berichtete,  dass  im  Jahre  1885    bei  den 
^ersciianzungen    der  Furstenburg   in  Suczawa    viele  altrumänische  Silbermünzen    und    bei  ]{a- 
tlla  römische  Silbermunzen  in  grösserer  .Anzahl  gefunden    wurden.     Beide  Funde   wurden    fast 
jHDz  verschleppt.  ** 

I  1886.     Band  12.  Notiz  48,  Seite  X(^I1. 

{(jutter,)    „Am  8.  Mai  ist  der  Conservator  Josef  Kitter  v    (rutter  zu  Sereth  gestorben." 

1886.     Jahresbericht,  Seite  81. 

(Archäologische  mm.   Gesellschaft)     „T)ie   (Jründung    einer    archäologischen    runm- 

fhen  (iesellschaft  in  C/emowitz  wurde  zur  Kenntnis  «ler  (^entral-Commission  gebracht.'* 
1886.     Jahrcfibericht.  Seite  HO. 

(KutiSt-Topografie,)    .  .  .„endlich  machte  nurh  der  verstorbene  Conservator    v.   (Jutter 
h  AusBendung   von  Fngebogen   Vorl)ereitungen    zur  Materialsamtnlung    für  eine  Kunst-Topo- 
|»hie  der  Bukowina 


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62  Aus  den  Mitthsilunosm  dsb  k.  k.  Cbmt&al-Commission. 

1886.     Jahresbericht,  Seite  45. 

(Funde  in  Ktsseleu  und  Gräberfeld  bei  Hliboka.)  „Corwervator  v.  Outter 
lej^te  vor  das  Progranini  für  eine  wissensohaft liehe  Diirchforsnhiing  <ler  Bukowina  nach  prähisto- 
rischen Denkmalen,  worüber  Dr.  M  ii  c  h  an  die  Central-! 'ominiifeion  befürworleDci  referirte,  femer 
ul»er  einen  gHtoseren  Fund  von  Thongefassen  in  Kisseleii  und  Qlier  ein  (iräberfeld  auf  der 
Ii  I  i  b  o  k  e  r  Hochebene.'' 

1886.  Jahresbericht.  Seite  7<>. 

{MirOHckirche  in  Suczawa.)  ^ConKcrvator  von  O  n  tter  machte  auf  den  Verfall  der 
Kathe<lrale  in  Mirontz  (Bukowina)  anfmerkwiiii;  eK  wunle  l>eHciilo88en,  den  ßauzuMtaiu!  d\^ht> 
Denkmalen  durch  ein  Kacborgan  erheben  zu  las-seii.  ( 'on8er\'ator  Laizner  bericlilete  in  der 
Folge  ni>er  diese  Kirche  und  bezeiclmete  sie  als  ein  hochwichtiges  («ebäude  orientaÜHclier  Bau 
weise,  worüber  die  Ceiitral-Commisston  ulter  Antrag  des  Baunithes  HIavku  beschlosM.  den  Krz 
bischof  von  (V.ernowitz  zu  bitten,  dieses  Baudenkmal  restauriren  /.u  hissen  und  wieder  kirchlidten 
Zwecken  zuzuführen.** 

1887.  Band  1.%  Notiz  120,  Seite  CLXXXV. 

(Leichenfeld  bei  Kalinestie,  lumuli  hei  Horodnik.)  „Consenator  Kl  au»  er 
in  Radu*itz  hat  an  die  (*entral-(>ommission  berichtet,  dass  er  l>ei  K  a  1  i  n  e  s  t  i  e  l>ei  (ielegenheir 
einer  Abgrabung  ein  regelmässig  angelegtes  Keichenfeld  gefunden  hat.  Die  Urnen  liegen  in 
geraden  Linien  und  in  regelmässigen  Zwischenräumen  In  einer  el>en  iu  Anwesenheit  d<fs  Vvn- 
servators  in  einer  Tiefe  von  circa  7  Fuss  ausgehobenen  Frne  fand  man  bei  ihrem  Zerfälle  wir 
Asche.     Bei   Horodnik  (and  derselbe  fünf  Tumuli  ähnlich  jenen  zu   Hliboka.** 

1888.  Jahresbericht.  Seite  r)5. 

[Prähistorische  Funde,  lartaren  Lager  bei  Hlinitza).  „Conservator  Romsiorfer 
berichtete  ül>er  einige  neuere  prähistorische  Funde  iu  der  Bukowina  und  machte  auf  die  sof 
Tartaren- L.igerstätte  l)ei  Hlinitza  aufmerksam.  Ks  wurde  l^eschlossen.  den  genannten  C'uiiserwtor 
zu  näherer  l'ntersuchung  der8ell>en  zu  veranlassen.'* 

1888.     Jahresliericht.  Seite  103. 

( Klosterkirche  in  Dragomirna,)  „Conservator  von  Z  a  c  h  a  r  i  e  w  i  c  z  l*erichirtr 
ul»er  die  Klosterkirche  von  Dragomirna  in  der  Bukowina.  Kefetent  Baurath  HIavka  \*^ 
zeichnet  die  Klosterkirche  Dragomirna  als  die  gHtsste  unter  den  Bukowiner  Kirchen  und  als  dir 
einzige,  welche  ganz  aus  Werkstein  ausgeführt  wurde  Derielbe  fugte  bei,  d  *S8  die  Hukowiaer 
Kirchen  sowohl  in  ihrer  Uesamrotheit  als  auch  viele  von  ihnen  für  sich  sellutt  so  Wel  des  Imer 
essanten  und  Bedeutenden  a  ifweisen,  was  eines  eingehenden  und  erschöpfenden  Stadiums  wertfc 
ist,  daher  es  sich  empfehle,  wenn  die  Central-Ckimmission  ihre  besondere  Aufmerksamkeit  dech 
sellien  zuwenden  machte.  Sie  umfassen  eine  fast  300jährige,  vorwiegend  selltststiindi^  Kun^ 
thätigkeit.  die,  wenu  auch  aus  dem  Wesen  des  by/antinischen  Styies  und  den  rituellen  Anfortlt» 
Hingen  der  orientalischen  Kirche  hervorgegangen  und  von  der  abendländischen  Fonnenbildiiu| 
des  Mittelalters  angeregt,  dennoch  sowohl  die  Gesammtconstruction  des  inneren  KirchenrauDd 
als  speciell  die  Entwicklung  des  Kuppelbaues  und  der  Kuppelfonu  einer  derart  selbststäodif^ 
Ausbildung  zugeführt  hatte,  wie  .Hell»e  von  keiner  anderen  Kunstepoche  versucht  wurde,  nnd  dil 
daher  auch  als  ein  besonderes  Verdienst  dieser  Kimstthätigkeit  und  aU  eine  hen-orra|rei»'il 
Eigenthümlichkeit  dieser  Baudenkmale  anerkannt  werden  mus.<<  —  Die  Central-Comnii^-l 
beschloss  daher.  Schritte  zu  thuu,  damit  durch  geeignete  Kräfte  diese  Buudenkmale  aufgenomui«^ 
und  archäologisch  durchforscht  werden.** 

1888.     Jahresl>ericht.  Seite  104. 

(Bausttjl  der  griech^-oricnt  Kirchen;    Gründung  eines  Museums)       .Con*H 
vator  Romstorfer  iu  (Ver.iowit/.  m.ichte  die  (/«»ntr.il-CJommission  auf  s;?ine.i  an  d.as   k    k    l'l 
terrichts-Ministerium  geleiteten  Bericht  über  den    typischen  Baustyl    der    gr.-or.  Kirchen    in  M 
Bukowina  aufmerksam  und  hebt  die  Nothwendigkeit  der  (Gründung  eines  Museums  für    die  W 
kowina  hervor.** 


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Aus   DEN    MiTTHKILUNGEN    DER   K.    K.    CeNTEAL-CoMMISSION. 


53 


„Ein  8  t  e  i  u- 
zwischen    der 


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1889.     Band  15,  Seite  32  und  33. 

(Funde  in  der  Bukowina.)  Von  Consenator  C.  A.  Romstorf  er. 
I>  e  i  1  wurde  im  Vorjahre  am  rechten  Pruthufer,  fast  an  der  C)herfläche  liegend, 
Kisenhahn-  und  Strassen! )rllcke  bei  Czernowitz  von  Arbeitern  gelegentlicli 
der  Flusschotter-Gewinnung  aufgefunden.  Es  ist  ans  einem  sehr  harten 
Feuerstein  gehauen  und  geschliffen,  welcher  dunkel-  und  licht-grau,  ins 
fepiabrann  llbergehende  Marmorirung  zeigt,  hat  eine  grösste  Länge  von 
93  mm,  eine  obere  Breite  von  34,  im  unteren  Drittel  eine  grösste  Breite 
von  47  mm,  eine  45  mra  breite  Schneide,  welche  auf  3  mm  convex 
gestaltet  ist,  endlich  eine  grösste  Stärke  im  Kern  von  23  mm,  an  den 
Seitenflächen  von  17  mm.  Die  Schneide  ist  sehr  scharf  (Eigenthüraer 
Herr  Stadtingenieur   Ludwig  West  in  Czemowitzl. 

Ein  durch  lochtes  Steinbeil  (Hammer).  Es  1>e8teht  aus 
Diabas  (Grunsteingruppe,  meergrüner,  nicht  sehr  harter  Stein),  ist  an 
seiner  Oberfläche  und  namentlich  im  Innern  seiner  conischen  Durch- 
lochiing  ziemlich  glatt  geschliflTen;  die  Schneide  ist  stumpf,  zum  Theil 
schartig;  die  ovalförmige  Hammerfläche  ist  rauh.  Die  Abschürfungen  an 
der  Kante  zwischen  der  Aushöhlung  und  der  Oberfläche  rühren  von  den 
Bauern  her,  welche  das  Beil  im  Frühjahre  1885  in  Jordanestie  am  Ufer 
des  Sereth  nach  einer  UeberBchwemroung  des  letzteren  gefunden  haben. 
Die  grössten  Dimensionen  sind,  und  zwar  die  Länge  80.  die  Breite  42 
und  die  Dicke  35  mm;  das  Loch  hat  einerseits  18,  anderseits  22  mm 
Durchmesser.  Die  etwas  convex  gestaltete  Schneide  ist  28  mm  lang,  die 
Hammerfläche  misst  nach  der  Breite  20,  nach  der  Dicke  des  Beiles 
24  mm.  (Rigenthümer  Herr  Kolakowski,  Redacteur  der  Gazeta 
polska  in  Czemowitz). 

Das  in  Lutan  bei  Czemowitz  1887  bei  der  Fundirung  einer 
Freitreppe  des  Gutsbesitzei-s  Bogdan  von  Bottuschan  (etwa  15  Minuten 
vom  Pruth  entfernt)  aufgefundene  F  e  u  e  r  s  t  e  i  n  b  e  i  1  ist  132  mm  lang, 
nach  oben  ziemlich  spitz  zulaufend;  die  Schneide  ist  merkwürdiger- 
weise schräge  gegen    die  Symmetrielinie    gestellt    und    zeigt  diesl>ezüglich 

circa  10  mm.  Sonst  ist  das  Beil  ziemlich  roIi  liearbeitet.  Die  scharfen  Bruchkanten  sind  etwas 
abgeschlifien :  die  Schneide  ist  an  ihrer  hinteren  Seite  abgenützt  (Kigenthümerin  Frau  Bogdan 
von  Bottuschan,  Gutsbesitzers-Gattin  in  Lu2an). 

Nebige  Abbildung  stellt  einen  Silberschmuck,  wahr- 
scheinlich eine  Partie  Schläfenringe  dar,  welcher  im  Jahre  1H85  in 
Malatinetz,  Bezirk  Kotzman,  aufgefunden  wurde.  Der  aus  starkem 
Draht  gebildete  offene  Ring,  dessen  eines  plattf^odrücktes  Ende  eine 
Durchlochung  besitzt  und  dessen  zweites  Ende  )ilatt  geschlagen  und 
spiralförmig  aufgewunden  ist,  ebenfalls  eine  kleine  Durchlochung  bil- 
dend, trägt  die  Verzierung,  welche  der  Hauptsache  nach  aus  einzelnen 
Blüthen  besteht,  die  derart  aneinander  gereiht  snid,  dass  sie  eine 
Kugelform  bilden.  Jede  derselben  (von  denen  noch  vier  vorhanden, 
drei  jedoch  weggebrochen  sind)  besitzt  in  der  Mitte  eine  aus  kleinen 
Kügelchen  bestehende  Pyramide,  während  die  Blätter  aus  plattge- 
drückten aus  Drahtwindungen  erzeugten  Rohrstückchen  bestehen.  Letztere,  nebst  dünnen  spiral- 
fr^rraig  gewundenen  Drähten,  femer  Reihen  aus  Kügelchen  darüber,  bilden  die  weiteren  Verzie- 
rungen. Insbesondere  ist  ein  Theil  der  Ringscheibe  noch  mit  besagten  RohrstUckchen  bienen- 
zellenartig  ausgefüllt,  von  denen  ebenfalls  ein  Theil  weggebrochen  ist.  (Eigenthümerin  wie 
früher). 

Funde  aus  Hlinitza,  am  Pruth:  Nachdem  Bauern  schon  seit  Jahren  auf  dem 
Miserdziw  z.amki  bei  Hlinitza  Gefäßscherben,  Waffentheile  etc.  gefunden  hatten,  welche  der  dor- 
tige Gutsherr  Alezander  von  Flondor  erwarb  und  gross tenth ei Is  wieder  weiter  verschenkte,  Hess 
Herr  Oberst    von  Seraczin    durch    die    Regiments-Pionnier-Ahtheilung    unter  Leitung    des  Herrn 

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Fig.  6. 
eine  Abweichung   von 


54  AVB   DEN    MlTTHEILUNGBN    DER   K.    K.    CeNTBAL-OoMMISSION. 

Oberlieiitenants  Knizlewski  im  Vorjahre  und  heuer  Grabungen  veranstalten,  welche  zahlreich 
Funde  zu  Tage  f«»rderten,  von  denen  der  Herr  ()l>erst  mir  einen  Theil  üherliess. 

In  dem  dort  befindlichen  Walle  befanden  sieh  in  der  Tiefe  von  0*5  m  von  der  ÜusseivB 
Seite  Kohle  und  Asche  in  einer  etwa  20  cm  dicken  Schichte ;  an  einer  anderen  Stelle  zeigten  >iv*l 
an  der  äusseren  Seite  von  oben  bis  zu  einer  Tiefe  von  0  s  m  Ziegel,  (?)  hierauf  Thon  ;  in  der 
Tiefe  von  1*5  m  Asche,   Kohle  und  Steine. 

Ich  begab  mich  an  Ort  und  Stelle  und  fand  selbst  eine  große  Zahl  von  Scherben,  dans 
Kohlen  u.  dgl.  im  Innern  der  aufgeschütteten  Dämme. 

Im   Inneren  des  umwallten   Raumes  wurden  in  der  Tiefe  von   Xb  bis   TS  m  gefunden 

Scherben  von  verschiedenen  (iefässen  etc.,   u.  zwar: 

a)  Theile  von  mit  der  Hand  geformten  Töpfen  aus  verschiedenen  Thon-  und  Tegel-liattungea. 
mehr  oder  weniger  ausgebrannt. 

b)  Theile  von  mit  der  Hand  sehr  roh  geformten  gr<»sseren,  an.«*cheinend  flachen,  viellekit 
rechteckigen  IwefiLsseu  mit  verticalen  niederen  Wänden;  vielleicht  auch  Ofent heile  mit 
bis  zu  drei  und  mehr  Zentimeter  Dicke,  im  Kern  fast  schwarz  scheinende  feste  EnW 
zeigend,  die  Oberflä^^he  theilweise  mit  in  Keihen  stehenden  Fingerspitzen- Eindröekrfi 
versehen. 

c;  Theile  von  auf  der  Drehscheibe  erzeugten  (lefässen,    deren   Wände    im  Innern    fest   liafl 

und  zumeist  blauschwans  sind,  oberflächlich    mehr    oder    weniger    die  Ziegelfarbe    xeigct 

und    mit    in  Parallelkreisen,    in   Wellen-    oder   Zickzacklinien    laufenden    einfachen   oder 

mehrfachen  Riffen    ver/.iert    sind,    welche    mit    einem    kammartigen    Instnimente    enenp 

wurden. 

Z  i  e  g  e  1  b  r  0  c  k  e  n  (?)  oder  Theile  von  vielleicht  in  der  Nähe  einer  Feuerstelle  dcp^ 
nirt  gewesenem  Thon,  wahrscheinlich  Wandbewurf  der  Hütten,  sowie  gel>rannte  Stucke  ^"^ 
Sandstein  u.  dgl. 

F  e  u  e  r  s  t  e  i  n  s  t  ü  c  k  c  h  e  n ,  fasst  weiss,  theilweise  blaugrau  marmorirt.  Ebenda  faul 
man  in  der  Tiefe  von  0'5  m : 

Verkohlten  Weizen,  zum  Theile  zu  grr»s.seren  Klümpchen  zu.samraengelitekfa; 
darunter  ein  Stuck,  welches  merkwürdigerweise  aus  Weizen  und  einer  porösen  Thonart  geniiM'bt 
besteht  und  ausgebrannt  ist. 

Ein  Eisen  stück,  der  Form  nach  das  obere  Mun<!stUck  einer  Säbelscheide,  aus  en«3 
zwei  Millimeter  starkem  Eisenblech  erzeugt.  Die  grösste  liebte  Breite  beträgt  an  der  <Witr 
seije  18,  an  der  rnterseite  nur  15  mm.  Die  Querplatte,  welche  das  38  mm  lange,  <».  I>ei> 
hungsweise  27»  n»m  breite  Loch  zum  Durchstecken  der  Klinge  enthält,  liegt  schräg  im  oval*^e 
16  mm  hohen  King.   Das  Stück  ist  schon  sehr  stark  vom  Rost  zerfressen. 

Vor  mehreren  Jahren  halten  Hauern  etwa  500  Schritte  von  den  Wällen  entfernt  in  eine? 
Schlucht  ein  sammt  Griff  40  cm  langes,  nun  stark  vom  Kost  zerfressenes  Messer  aufgefnndtr 
Der  Kücken  ist  gerade,  vorn  hat  es  eine  Längsverstärkung,  dann  einen  Lappen,  welcher  ei*i* 
gegen  die  Schneide  zu  gekehrt  ist  (auf  der  Rückseite  scheint  ein  ähnlicher  Lappen  abgebrock" 
zu  sein). 

Am  (iriff  sind  drei,  theilweise  noch  vorstehende  Nägel  angebracht,  welche  zur  Befe^' 
gung  der  Heftschalen  dienten. 

In  grösserer  Zahl  wurden  in  der  Bukowina  Bronce-Kelte  gefunden.  Eines,  ^r 
Hohlkelt  wurde  vor  etwa  drei  Jahren  von  einem  Bauer  an  dem  nordöstlichen  Abhänge  di^ 
Bergrückens  l'ropasna  bei  Hlinica  unfern  der  IJmwallung  ausgeackert.  Die  Oberfläche  if^f 
ziemlich  viele  gegen  1  mm  starke  Foren  (blasig)  und  trägt  eine  dicke  Grünspanschichte,  v.'i'\c^ 
nach  dem  .Vuffinden  theilweise  weggekratzt  wurde.  Im  Mittelschnitt  ergibt  sich  äusserlich  fi» 
so  ziemlich  regelmässiges  Sechseck.  An  der  Seite  zeigen  sich  die  Reste  eines  Oehr«.  An  x»f* 
Stellen  hat  es  Längsrisse.   Die  Wandstärke  beträgt  etwa   1   mm.  (Eigenthümer :  Oberst  Seraco»' 

Im  \'orjahre  fand  Herr  Oberlieutenant  Kruzlewski  im  Verein  mit  Herrn  Alexander  '^ 
Flondor  in  der  Nähe  des  Walles  von  Hlinitza  etwa  14  Bruchstücke  von  Ringen,  wovon  vier*' 
ziemlich  zu  einem  ganzen  Ring  passen.  Die  Oberfläche  ist  sehr  glatt  und  schön  gleichmäsai 
grün,  in  einer  Weise,  als  wäre  dieselbe  mit  einer  emailartigen  Schichte  überzogen.  Der  Ton  «»«^ 
Farbe  ist  etwas  dumpfer,  als  es  reiner  (irünspan  ist,  welcher   sich    unter    der  Oberfläche  i^'^f 


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Aus    DEN    MiTTHEILUNOEN    DER   K.    K.    CeNTRAL-CoMMISSION.  55 

Der  Durchmesser  beträgt  etwa  10  cm;  die  grösste  Breite  12,  die  kleinste  6  mm:  die  Stärke 
iVt  nim.  Die  übrigeD,  etwa  10  Theile  sind  kürzer  und  scheinen  einem  zweiten  Kinge  angehört 
zu  haben  (Eigenthumer  derselbe). 

Der  Fundort  Hlinitza,  Ijeziehungsweise  der  Miserdziw  zaniki.  welcher  gegenwärtig  einen 
hübschen  etwa  60jährigen  Buchenwald  trägt,  scheint  dereinst  ein  befestigter  Punkt  oder  ein  ver- 
schanztes Lager  gewesen  zu  sein  (sogenanntes  Tartarenlager).** 

1889.     Band   15,  Notiz  36,  Seite  54  und  55. 

{Fandbericht.  Fortsetzung  ^  Von  Conservator  ('.  A.  Romstorf  er.  „An  weiteren 
Objecten  wurden  dem  Berichterstatter  von  Herrn  k  k.  Hofrath  Dr.  A.  Hammer,  beziehungs- 
weise vom  Stadtffirster  T.  v.  Z  v  c  z  y  n  s  k  i  behufs  eventueller  Einverleibung  in  das  hier  zu 
grundende  historische  Museum  die  nachstehenden  Pfunde  übergeben. 

1.  Gelegentlich  der  Grabung  der  Fundamente  eines  Maierhofes  in  Kotzman  fand  man 
vor  etwa  zehn  Jahren : 

a)  Zwei  Stück  Kinge,  genau  von  derselben  Form  und  Arbeit  (Silberfiligran),  wie  der,  welcher 
wie  der  oberwähnte  Silberschmuck  als  slavischer  Schläfenring  gedeutet  wurde.  Die  Stücke 
sind  jedoch  sehr  arg  beschädigt,  mit  Grünspan  überzogen  und  ist  der  den  Ring  schliessende 
halbkreisf<>rmige  Draht  bei  beiden  Stücken  weggebrochen. 

b)  Messing-  (oder  Bronce-)  Hlechverzierung,  gefunden  auf  der  Stirne  des  Gerippes,  wahr- 
scheinlich seinerzeit  an  der  Kopfbedeckung  befestigt  gewesen.  Auf  dem  dünnen  quadra- 
tis(*hen  mit  vier  Ijöchern  an  den  Ecken  und  roh  eingedrückten  Ornamenten  versehenen 
2  Vi  cm  grossen  riättchen  sitzen  melonenf^^rmig  geritt'te  Halbkugeln  mit  Draht^sen,  an 
welchen  blattförmig  ausgeschnittene  Plättchen  hängen,  welche  einerseits  geradlinig  eingra- 
virte  Kippen  und  Strichelchen  tragen.  Die  Drahtösen  dienen  gleichzeitig  zur  Befestigung 
der  Halbkugeln. 

c>  Kugeln.  H  mm  im  Durchmesser  aus  dünnem  Messing-  oder  Hronceblech,  wie  ersichtlich, 
aus  zwei  gepessten  Halbkugeln  zusammengelöthet.  .\n  ihrer  Oberseite  tragen  sie  eine  Oese, 
mit  welcher  sie  wahrscheinlich  an  eine  Schnur  angefosst  wurden,  während  auf  der  ent- 
gegensetzten Seite  eine  aus  vier  hirsegrossen  Kügelchen  bestehende  Pyramide  aufgelöthet 
ist.  welche  lebhaft  an  die  auf  dem  unter  ai  erwähnten  Silberschmnck  angebrachten,  zumeist 
aus  10  Rügelchen  bestehenden  kleinen  Pyramiden  erinnert.  Von  derartigen  Kugeln  sind 
vorhanden:  acht  ganze  und  fünf  halbe;  sie  sind  mit  einer  verhältnissmässig  starken  Grün- 
spanschichte überzogen  und  grcisstentheils  beschädigt. 

Von  den  Bewohnern  Kotzmans  erinnert  sicli  Niemand,  dass  an  der  Fundstelle,  wo  die 
erwähnten  Gegenstände  mit  Menschengebeinen  und  Zähnen  ausgegraben  wurden,  je  eine  Begräb- 
nisstätte gewesen  wäre;  es  scheint  demnach,  dass  die  (Gegenstände  von  einem  Krieger  herrühren, 
welcher  hier  sein  zufälliges  Utah  fand. 

2.  Die  Lanzenspitz**  von  27  cm  Gesammtlänge  (die  eigentliche  Spitze  8  cm  lang,  27  mm 
breit',  mit  einem  an  der  Unterseite  im  Lichten  3  cm  weiten  Schaft  zum  Aufstecken  und  Befe- 
stigen an  die  I>anzenstange,  endlich  einem  angeschmiedeten  Ohr,  ist  aus  einem  quadratischen 
Ktabe  gebildet  und  verräth  eine  ziemlich  rohe  Arbeit.  Sie  ist  schon  sehr  stark  vom  Koste  an- 
ijegrifTen,  der  Schaft  speciell  an  einigen  Stellen  bereits  durchgefressen.  Dieser  Gegenstand  wurde 
ror  etwa  15  Jahren  auf  der  Anhöhe  Horodestie  (bei  Staneslie  am  Czeremoszi,  woselbst  ein  ver- 
^hanzte«  Lager  gewesen  sein  soll,  in  dem  Abstürze,  der  sich  bei  einem  W'jisserriss  bildete,  gefunden 
jnd  zeigt**  sich  derselbe  in  einer  Tiefe  von  fast  3  m  unter  dem  Terrain.**   (Fig.  6  auf  Seite  53). 

1889.     Band   15,  Notiz  IGO,  Seite  215. 

{Kirche,  in  BadeutZ,)  ^Conservator  Klauser  und  Pfarrer  Tomini  haben  an  die 
[^entral-C'ommission  einen  längeren  Bericht  gerichtet  über  die  Kirche  in  Badeutz,  gelegen  im 
Kluasthale  der  Saczawa  auf  einem  Hügel  des  rechten  Ufere  des  Suczawitzabaches,  der  sich 
jnweit  davon  in  den  erstbenannten  Fluss  ergiesst  Kaum  wie  an  einer  anderen  Pfarrkirche  hat 
*ich  an  dieser  der  alterthümliche  Charakter  erhalten.  Ihre  (iründung  fällt  in  das  Jahr  1487,  wie 
rfne  Unk»  oberhalb  der  Kirchenthür  befindliche  Inschrift  erzählt.  Anderseits  wird  das  Jahr  1481 


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56  Aus  den  Mittheilünobn  der  k.  k.  Cbntbal-Commission. 

angenommen.  Die  Kirche  von  welcher  die  Figur  deren  Gnindriss  veranflchaulicht.  hat  one 
Länge  von  24  m  bei  9'05  m  Breite.     8ie  ist  in  Kreuzform  gebaut,    mit  Steinplatten    gepflastert, 

hat  kleine  bogenformigf 
vergitterte  Fenster  mit 
Steingewänden.  Dielko- 
noBtasis  steht  in  der  Höbe 
und    Breite   bis    zu   den 

Mauern  reichend 
zwischen  Altarrauni  ond 
Schiff.  Die  Kirche  war 
bis  1790  sowohl  iio  In 
nem  als  aoch  an  den 
Aussenwänden  reich  be- 
malt. Als  jedoch  danak 
einige  bauliche  Repan- 
turen  nothwendig  win- 
den, hat  man  Alles  über- 
tüncht. Die  Kirche  battf 

früher  vier  Thörme,  damals  wurden  drei  davon  beseitigt,  nur  der  grosse  ist  geblieben,  aber 
in  einen  ganz  unpassenden  Dachstuhl  eingezwängt  worden.  Leider  ist  der  Bau  im  Laufe  der 
Zeiten  und  durch  menschlichen  Unverstand  stark  schadhaft  geworden,  doch  ist  zu  hoffen,  da» 
durch  eine  zweckmässige  Restaurirung  ihr  Bestand  weiter  gesichert  bleibt.  Im  Jahre  1^* 
ging  man  daran,  die  verdeckten  Fresken  allmälig  wieder  ans  Tageslicht  zu  bringen ;  die  Fresken 
des  Altarrauraes  sind  ganz  deutlich  geblieben,  weniger  in  der  dortigen  Wölbung.  Die  Bilder 
gruppiren  sich  in  drei  Reihen,  zwischen  der  ersten  und  zweiten  Reihe  ein  gemustertes  Band.  In 
der  untersten  Reihe  acht  Figuren,  die  heiligen  Väter  vorstellend,  in  der  zweiten  Reihe  di? 
Abendmahl  und  die  Fusswaschung,  in  der  dritten  Reihe  Cherube.  Im  Schiffe  (Männerabtheüung 
ebenfalls  noch  gut  erhaltene  Bilder.  Wir  sehen  gegen  Westen  links  beim  Eingange  das  Bildnii^ 
des  Stifters  Stephan  des  Grossen  mit  der  Familie.  Dersell»e  hält  das  Bild  der  Kirche  auf  seiner 
Hand,  es  dem  hl.  Procop  reichend,  der  gegen  Christus  —  dieser  auf  einem  Throne  sitaend  - 
weiset.  Femer  die  Kreuzigung,  Christus  vor  dem  hohen  Prieser,  die  Kreuzabnahme.  In  der 
Reihe  darüber  den  Tod  Mariens,  die  Verklärung  Christi,  manche  Darstellungen  sind  nicht  mehr 
bestimmbar,  (gegen  Süden)  die  Bildnisse  der  heil.  Märtyrer,  die  Mutter  Gottes  mit  dem  Kinde, 
die  Grabtragung  und  Grablegung  ('hristi,  die  Gefangennahme  u.  s.  w.  In  der  Weiberabtheilanf 
kommen  die  Wandbemalungen  ebenfalls  ziemlich  gut  erhalten  wieder  zum  Vorschein ;  hier 
findet  sich  auch  die  dreireihige  Anordnung.  Die  meisten  Bilder  beziehen  sich  auf  den  hL  Pro- 
copius.     An  der  Aussenseitc  sind  die  Bilder  durch  die  Kalktünche  unwiderbringlich  zerstört.' 

1889.     Band  15.  Notiz  239,  Seite  277. 

(Das  Kloster  Suczawiiza,)  „Unter  den  Klöstern  in  der  Bukowina  ist,  wie  Conser- 
vator  K  1  a  u  s  e  r  berichtet,  das  in  Suczawitza  unstreitig  das  schönste.  Es  liegt  am  Fasse  der 
Karpathen  in  einem  Seitenthale  des  grossen  Suczawathales.  Cnmittelbar  hinter  dem  Kloster  erbet4 
sich  der  Furcoi,  von  welchem  man  nach  Nordost  eiue  herrliche  Fermsicht  geniessen  uid  da* 
ganze  Suczawathal  bis  weit  über  Radautz  hinaus  überblicken  kann,  während  man  nach 
Süden  die  au&teigenden  Karpathen,  wundervoll  bewaldet,  wie  ein  wogendes  Meer  ^c^ 
sich  hat. 

Auf  diesem  herrlichen  Punkte  haben  die  fürstlichen  Mitglieder  der  Familie  Mogila  X^*^ 
das  Kloster  gegründet,  die  Hauptkirche  und  die  Klostergebäude  erbauen  und  mit  festungsartifTO 
Umfassungsmauern  umgeben  lassen. 

Die  Klostergebäude  sind  in  architektonischer  Beziehung  unbedeutend  und  machen  nur 
durch  ihr  reinliches  und  schmuckes  Aussehen,  das  sie  der  Fürsorge  des  jetzigen  Kloaterrorisle- 
hers  Herrn  Archimandriten  Philippowicz  zu  verdanken  haben,  einen  recht  freundlichen  Eindroek. 


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57 


Desto  interessanter  aber  ist  die  Hauptkirche.  Diese  ist  in  einem,  den  alten  Kirchen  der  Biiko' 
wina  ganz  eigenthüniUchen,  aus  dem  byzantinischen  Style  hervorgegangenen  Baustyle  in  Form 
eines  Langhauses  erbaut.  Der  ne- 
benstehende vom  Herrn  Prof.  E, 
Maximowicz  verfasste  Grund- 
riss  versinnbildlicht  dieselbe  deut- 
lich. Die  am  nördlichen  und  süd- 
lichen Ende  der  Kirche  angebauten 
Eingangshallen  stammen  offenbar 
aas  späterer  Zeit.  (Jeher  dem  Naos 
der  Kirche  erhebt  sich  der  Kirchen- 
thurm,  der  aus  dem  Tambour  und 
den  Laternen  besteht,  in  welcher 
die  zur  Beleuchtung  des  Innen- 
raumes nothwendigen  Fenster  an- 
gebracht sind. 

Von  Aussen  ist  die  ganze 
Kirche  mit  Fresken  überdeckt, 
welche  bis  auf  einen  kleinen  Theil 
noch  ganz  gut  erhalten  sind,  über 
deren  Wesen  wir  in  der  Folge 
Näheres  bringen  wollen. 

Im  Inneren  der  Kirche  beßn- 
den  sich  unter  Anderem  die  Grä- 
ber des  Stifters  des  Klosters  und 
dessen  Schwester.  Von  den  einst- 
maligen Kirchenschätzen  sind  nur 
mehr  wenige  erhalten  Hervorzu- 
heben sind  handschriftliche  Evan- 
gelien-Bücher, geziert  mit  Minia- 
turen, die  einen  bedeutenden  Kunst- 
werth  haben,  Opfer  und  Rauch - 
gefässe  aus  edlem  Metall,  gestickte 
Messgewänder  und  Oelgemalde,  in 
russischer  Manier  mit  Gold-  und 
Silberfiligran-Arl^eit  umgeben.** 

1889.   Jahresbericht,  Seite  38. 

{Landefmuseum,)  „Conser- 
vator  Romstorfer  berichtet 
über  das  hoffentliche  Zustande- 
kommen   eine»    historischen    I^an-  Fig.  9, 

desmnseums    in  Czenmwitz.    Referent  Dr.  1 1  g    findet    die    Umstände    für    das  (Zustandekommen 
einer  solchen  Institution  günstig  und  einer  Unterstützung  seitens  der  Central-Commission  werth.* 

1889.     Jahresbericht,  Seite  43. 

{Archäologische  Karte  für  die  Bukowina.)  „Anlässlich  eines  Berichtes  des  Con- 
servators  Romstorfer  über  Funde  in  der  Bukowina  hatte  Referent  Dr.  Much  Gelegenheit, 
sich  auch  über  die  beabsichtigte  Anfertigung  einer  archäologischen  Karte  für  dieses  Kronland 
auszusprechen.  Seine  Anschauung  geht  dahin,  dass  die  Aufnahme  von  archäologischen  Funden 
»Her  Art  und  aller  Zeiten  in  einer  Karte  bei  der  noch  wenig  durchforschten  Bukowina  angehen 
mag,  und  dass  deshalb  die  beabsichtigte  Karte  als  ein  verdienstvoller  Anfang  bezeichnet  werden 
kann;  sonst  wäre  eine  derartige  Anhäufung  nicht  empfehlenswert,  da  sich  die  Wissenschaft  für 
die  Anlage  von  Fundkarten  nach  den  einzelnen  Fundgegenstandsarten  und  mit  Rücksicht  auf 
gewisse  Zeitperioden  wiederholt  ausgesprochen  hat."* 

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;-)« 


Aü8    DEN    MlTTHEILÜNGEN   DER   K.    K.    CENTEAL-CoMiaSSION. 


1889.  Jahresbericht,  Seite  110. 

(Suczawitza,  Badetttz,  Warna  und  Suczawa.)  „Conser\ator  Klauser  berichtet« 
über  die  Kirche  zu  Suczawitza.  über  die  Kirche  zu  Badentz  und  über  das  sogenannte  TarUnen- 
Denkmal  bei  Warna  in  der  Bukowina.  Correspondent  Schmidt  erstattete  einen  Bericht  öb^r 
Suczawa  und  dessen  Denkmale.  "^ 

1890.  Band  16,  Seite  47. 

(Typus  der  Klosterkirchen  in  der  Bukowina),  von  Conservator  C.  A.  Rom 
ötorfer.  (Mit  einer  Tafel). 

1890.     Band  16,  Seite  51. 

(Zahasfria  bei  Putna  und  Wolowetz  )  „im  lieblichen  Putnathale.  vom  gleichw 
migen  Kloster  aufwärts  in  einer  Entfernung  von  etwa  dreiviertel  Stunden,  Hegt  auf  sanft  ^r 
neigtem  Wiesenplane  die  einsame  Ruine  eines  Kirchleins.  Unzweifelhaft  hat  es  einem  ehema- 
ligen Kloster  angehört,  das  hier  beMtand  noch  bevor  Putna  (1481)  gegründet  wurde.  Von  fem 
bemerkt  man  kaum  einiges  Steingerölle,  da«  zwischen  hohem  dichten  Buschwerk  durch'schimniert. 
rund  um  die  Kuine  und  auf  dem  Gemäuer  hat  dieses  längst  Wur/el  gefasst.    Keine  Sage.  k«K 

Aufzeichnung  meldet  Ober  die  Vergangeobni 
dieses  kleinen  Denkmals,  da«  trotzdem  kaon 
bis  hinter  das  13.  .Jahrhundert  zurüokreicb'^i 
dürfte.  In  nebenstehender  Figur  (Fig.  1*' 
erscheint  der  Grundris  (Vsoo  "*^-  ^'''  ^^ 
zeichnet.  Das  Kirchlein  hat  die  tj^-pische  .Be- 
lage der  moldauischen  Gotteshäuser  uüt  H*=b 
drei  nischenfJirmigen  .\psiden  und  fehlt  s^N 
das  kleine  Kämmerchen  mit  dem  Glulhen^ 
und  dem  Fensterschlitz  im  Gadem  nicht 
Eine  kleine  Vorhalle  vermittelt  den  Eingan? 
während  ein  zweiter  Dop|)elraum  daneben  w 
Wohnzwecken  gedient  haben  mag.  —  Di- 
Mauerwerk  ist  in  Bruchstein  au.sgeführt;  nacb 
aussen  hin  sieht  man  noch  Reste  derStrri'f- 
pfeiler  und  der  Blend-Arcaden,  wie  dies  \^ 
berührten  Stvle  ebenfalls  typisch  vorkoninii 
Der  Anlauf  der  Halbkuppel  ist  durch  eine 
Schiuir  Ziegel  in  Rohbau  gebildet,  welcW 
nach  Skizze  A  diagonal  lagern,  ein  Motiv. 
das  ebenfalls  an  älteren  Kirchenbauten  häußs 
^*^%'  l^^-  gefunden  wird.  Nel)en  dem  Kirchlein  ist  ^ 

Wölbung  eines  unterirdischen  Gemaches   bemerkbar. 

Wolowetz.  Am  Fusse  der  Hügelkette,  welche  die  Wasserscheide  zwischen  dem  J^'-- 
czawitza-  und  Solkathale  l>ildet,  und  etwa  eine  Wegstunde  von  Radautz  entfernt,  liegt  das  »M 

2-200  Einwohner  zählende  Dorf  Woloweu 
Vor  Zeiten  hatte  hier  ein  Kloster  bestan«!'^ 
Der  Sage  nach  stiftete  der  Woiwode  l*ra 
gosch.  der  Begründer  des  moldauische 
Fürstenlhiims,  Anfang  des  14.  Jahrhun- 
derts, die  hölzerne,  später  nach  Putna  fih^'- 
tragene  Klosterkirche.  Der  Sehern atisni'i> 
der  Bukowiner  gr.-or.  Archiepiscopal-lHoct'^ 
erwähnt  dieser  aus  weichem  Materiah'  ^f 
richteten,  im  Pfarrdorfe  Putna  betindliclw "^ 
Fig.   11.  Kirche  als  1346  in  Wolowetz  von  Dragox;'- 

erbaut,     1468    vom    Fürsten    Stephan   «It* 
Grossen  nach  Putna  übertragen,  1871  gründlich  reparirt.  Kach  Urekoa  soll    sie   zu    dessen  ZeS 


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ADS    DEN    MlTTBBILUNOEN    DEE   K.    K.    CeNTBAL-CoMMISSION. 


59 


noch  in  ihrer  nrsprilngHcheu  Form  bestanden  haben.  Derart  wäre  das  erwähnte  Kirchlein  das 
älteste  Handcuknml  der  Bukowina.  An  Stelle  dieser  hölzernen  Kirche  hat  nnn  der  Woewode 
Stephan  der  (»ros>4e  in  den  Jahren  löOO  bis  1502  die  jetzt  bestehende  gemauerte  Kirche  her- 
gestellt, wie  die  aussen  an  der  Kirche,  links  neben  der  Eingangsthüre  befindliche  Steinplatte 
l>ezeugt,    deren  kirchenslavische  Inschrift  nach  W  i  c  k  e  n  h  a  u  s  e  r  lautet: 

„Der  gottesfürchtige  christusliebende  Jo.  Stephan  Woew.,  von  Gottes  (>naden  Hos- 
podar  des  Moldauischen  Landes,  Sohn  des  Woewoden  Hogdan,  mit  seiner  Ehe- 
gemahlin Maria,  Tochter  Haduls  des  Woewoden  und  seinem  vielgeliebten  Sohne 
Uogdan,  hat  diese  Kirche  im  Namen  der  Erhöhung  des  verehrten  und  lebengebenden 
Kreuzes  erbaut.  Angefangen  im  Jahre  7008  (15Ü0)    und    beendet    7010    (1502)    im 

40.  und  im  laufenden  6.  Jahre  seiner  Herrschaft  im  Monat  Sept.  4  " 
Der  Sage  nach  wurde  in  Wolowetz  der  Woewode  Dragosch  begraben.  In  der  jetzt  beste- 
henden Kirche  ist  jedoch,  wie  mir  W'ickenhauscr  mittheilt,  nach  seinen  mit  dem  dortigen  Pfarrer  Pro- 
topr.  C'onst  Tarangul  unternommenen  Nachforschungen  von  einem  Grabmal  keine  Spur  zu  finden. 
In  der  Grund rissanlage  (Fig.  11)  unterscheidet  sich  die  Kirche  wesentlich  von  den  Übrigen 
Kirchen  jener  Zeit  durch  den  Mangel  der  segment-  oder  halbkreisförmigen  Seitenapsiden  und 
der  Art  der  Einwölbung.  Selbst  wenn  diese  letztere  nicht  die  ursprüngliche  sein  sollte,  so  ist 
die  heutige  Form  durch  die  (iestalt  des  Grundrisses  mehr  oder  weniger  bedingt,  und  es  scheint, 
dass  die  Kirche,  selbst  nicht  in  der 
Vierung  eine  Kuppelwölbung  be- 
sessen habe.  Die  Vorhalle  oder 
der  Weiberstand  ist  gleich  dem 
Männerstand  mit  einer  von  star- 
ken Gurten  getragenen  halbkreis- 
f;)rraigen  Tonne,  die  Apside  jedoch 
mittelst  Halbkuppel  üiierdeckt.  In 
der  Thurleibung  bei  S  liegen  zwei 
Stufen,  welche  nach  abwärts,  vor 
der  Ikonostase  I  bei  Sj  zwei  Stu- 
fen, welche  nach  aufwärts  führen, 
derart,  dass  der  Männerstand  ge- 
genüber dem  Weiberstande  nnd 
dem  Altarraura  um  etwa  .-JO  cm  vertieft  erscheint.  In  letzterem,  und  zwar  an  der  Süd- 
\\and,  befindet  sich  das  kleine  typische  Kämmerchen  D,  das  sogenannte  Diaconarium  zum  Auf- 
bewahren der  heiligen  Messgefässe,  mit  einer  Ilerdnische  zur  Unterhaltung  von  (ilut,  endlich 
einem  Fensterchen. 

Nur  ^-ier  kleine  Fenster  erhellen  das  Innere,  das  nun  weiss  getüncht  ist  und  nur  ^och  im 
Tvmpanon  der  Thüre  S  gegen  die  Vorhalle  zu  ein  älteres  Freskenbild  zeigt.  Ebenso  erscheinen 
die  Aussenwände.  welche,  im  Gegensätze  zu  den  star- 
ken Strebepfeilern,  keinen  Sockelvor-tprung.  dagegen 
einen  aus.  kleinen  Nischen  bestehenden  Fries  besitzen, 
weiss  (Fig.  12).  Das  hohe  Schindeldach  ist  merkwür- 
digerweise an  der  westlichen  Giebel  wand  ebenfalls,  wie 
an  der  Ostseite  ül»er  der  Apside  halbrund  gebildet.  Wie 
fast  alle  Kirchen,  umgibt  auch  diese  der  Friedhof,  aus 
welchem  nebenstehende  Figur  ein  charakteristisches  stei- 
nernes Grabdenkmal  zeigt,  das  auf  der  tiscbartigen  Fläche 
die  zugehörigen  Inschriften  enthält  (Fig.   13). 

Nach  einer  mir  von  Herrn  Oli  nski-Glinescu  freundlichst  zur  Verfugung  gestellten 
auszugsweisen  l.'ebersetzung  des  im  „Liberaluh  (Nr.  4  bis  ö.  Ja.ssy  18HC)  von  Titus  H.  (' o- 
M  t  i  n  e  a  n  veröffentlichten  Artikels  über  Dragosu  Voda  hätte,  wie  alte  Leute  berichten,  zu 
i^iten  ihrer  (irosseltern  ein  Hirt  im  Walde  das  (iemäuer  der  in  Vergessenheit  gerathenen  Kirche 
aufgefunden.  Durch  die  Witterung  hatte  die  Kirche  arg  gelitten,  welche  weder  ein  Dach,  noch 
im  Innern  eine  Ikonostase  oder  Bilder  besass,  und  daraufhin  vollständig  renovirt  wurde. 


Fig.   12. 


Fig.   13. 


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Aus    DEN    MlTTHEILÜNGEN    DER   K.    K     CENTRAL  CoMMISSION. 


1890.      Band  16,  Notiz  6,  Seite  69. 

(Fiiflde   in  der   Bukowina,)      „im  AnKchlusse    an    den    im  Jahrgang    1889    der   Mit 
tlieiliingen  enthaltenen  gleichnamigen   Aufsati  und    der  Notiz  30    «ei    es    gestatttet    ülier    weiirff 
interessante,  noch  nicht  liekannt  gemachte  Funde  zu  ))erichten. 

1.  Ein  gro8Her  Thcil  eine«  PanzerhemdeH .  aus  circa  12  rani  grower. 
2  mm  dicken  Ringen  geflochten,  wurde  im  Jahre  1883  an  den  Ufern  dr» 
('ibou-Baches  l)ei  Kirlibaha  gefunden.  Vielfach  noch  gut  erhalten,  sind  jedoefe 
einige  Theile  defisellien  mit  dem  thonigen  Erdreiche  \*ei  starker  HoscbilduDg  ts 
festen  Klumpen  zusammengesintert  liegierungsrath  J.  Kochanowski  üljer- 
gah  es  dem  Schreiber  dieses  für  die  im  Entstehen  begriffene  archäologiseiir 
Sammlung  in  CzernowitK 

2.  Vier  kleine  Stücke  von  Panzerhemden,  welche  ganz  gi«c^ 
wie  das  sub  1  be8chriel>ene  gearl>eitet  sind,  aber  aus  8 — 12  mm  grosReu,  I  bis 
2  mm  starken  Ringen  bestehen,  wurden  vor  einigen  Jahren  in  Capu  dlmpulci. 
Bezirk  Gurahumoni,  beziehungsweise  in  Fundul-Moldovei,  Bezirk  Kimpolu&c 
gefunden    (Eigenthumer:  der  rumänische  archäologische  Verein   in   Czernowitz . 

3.  Ein  Schwert  (Fig.  14)  wurde  im  Jahre  1852  Iwi  Czemowitz  m 
Pruthflusse  gefunden.  Es  ist  zweihändig,  sammt  Griff  129  cm  lang,  die  mh 
Blutrinne  versehene,  oben  5  cm  breite  Klinge  allein  hat  eine  Länge  von  lOSoc 
Die  gerade  Parirstange,  zum  Theile  rund  l>earbeitet,  ist  17  cm  lang,  der  iRck 
einer  Kugel  nähernde  Knopf  hat  5  cm  im  Durchmesser.  Der  Griff,  aus  eines 
7s  cm  dicken,  oben  1'8,  unten  2  cm  breiten  Flacheisen  bestehend,  zeigt  d«Gi- 
lich  eine,  wahrscheinlich  durch  einen  Hieb  l>eigebrachte  Einbiegung.  Di^ 
Klinge  ziert  einerseits  ein  mit  dünnem  Messingdraht  eingelegtes,  mit  der  SpiUr 
nach  abwürtb  stehendes  kleines  Dreieck  zunächst  der  Querstange  und  etwa» 
tiefer,  parallel  mit  der  Blutrinne  laufend,  eine  Zeichnung,  welclie  aU  eir 
Wappenlhier  (springendes  Einhorn?/  gedeutet  werden  kann  *) 

4.  Ein  ähnlichcH  zweischneidiges  Schwert,  jedoch  ohne  nadi- 
weisbare  Verzierungen  und  nur  10^<  cm  lang,  leichter  gearbeitet  und  mit  fUeh«- 
aohteckigen  Knopfe  versehen,  wurde  im  Jahre  188(5  im  Walde  zu  Pojana  Mi- 
culi  nel)en  (Jura  Humorului  gefunden.  (Eigenthumer:  der  rumäuische  arch^y- 
logische  Verein  in  Czernowitz. 

5  Eisernes  Beil  (Fig.  151. 
breitbeilarlig,  jedoch  verhäUni» 
massig  sehr  gross,  36  cm  lang,  am 
Schaft  5  cm,  in  der  Schneide  Sl»  cm 
breit,  mit  28  cm  langem,  4  cm 
breitem  Schafte,  schon  sehr  \^r 
rostet,  wurde  vor  mehreren  Jahrer. 
in  Uogoszestie,  Bezirk  Sereth  g*" 
funden.  (Eigenthumer  derselbe.) 

Fig.   15. 

6.  Silberschmuck,  genau  die  gleiche  Arbeit.  Form  und  C>rösse,  wie  der  im  Jahr- 
gange 1889,  beschriebene  und  abgebildete,  im  Jahi-e  1S87  in  Wilswce,  Bezirk  Wiinilz,  aus|^ 
ackert.     (Eigenthumer  derselbe;  siehe  Seite  53.) 

7.  Zwei  Pfeilspitzen  aus  Bronce  dreischneidig,  3*/«  und  4  cm  lang,  ausgeackert  im 
Jahre  1886  in  Satuimare,  Bezirk   Radautz,  bei  einer  alten  Schanze,    femer    2  Stück    aneinaixl^ 


14. 


*)  Herr  (,'orrespondent  F.  A.  W  ickeuhauser,  dermaliger  Besitzer  des  Schwertes,  hat 
über  Ersuchen  des  (iefertlgten  eine  HusfQhrliche  historische  Skizze  geliefert.  Wann,  wie  und  durch 
wen  dieses  Schwert  in  das  Flu8.>*beet  gekommen,  erzählt  weder  eine  Sage,  noch  eine  l'rkuiide: 
durch  das  Zusammentreffen  der  Umstände  lä.H.st  sich  jedtich  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit 
sagen,  dass  das  in  Rede  stehende  Schlachisvdiwert  einem  Ritter  des  deutschen  Ordens,  etwa  ud. 
das  Jahr   1497,  angehört  hal>e. 


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Aus   den    MlTTHEILVNGEN   DEB  K.    K.    CENTBAL-CoifUISSION. 


61 


geschmolzene  von    derselben  Grösse,    nur    zweischneidig,    und    2  Klumpen    dreischneidige,    ganz 
siiiMimmeu  geschmolzene   Pfeilspitzen.  (Fig.   16,   Eigenthümer  derselbe). 

8.  Lanzenspitze,  aus  Broncc,  zweischneidig,  sehr  schön  grün  patinirt,  sararat  Schaft- 
hul»e  14  Vi  cra  lang,  letztere  drei  Durchlochnngen  zeigend,  wovon  die  dritte  wohl  nur  durch 
^'e^^ostung  entstanden,  grösste  Breite  3  cm,  gefunden  vor  mehreren  Jahren  in 
Sekuriczeny,  Bezirk  Suczawa,  gelegentlich  eines  Hausbaues.  (EigenthGmer 
derselbe). 

9.  Drei  Aexte,  und  zwar  eine  Feuerstein-Axt  ohne  Durchioc  hu  ng,  eine 
Axt  aus  hartem  dunklen  Stein  mit  einer  Durchlochung  und  eine  solche  aus  ganz 
lichtem  Stein,  8  cm  lang,  ebenfalls  mit  einer  Durchlochung,  .sämmtlich  gefunden 
im  Walde  zu  Pojana  Miculi,  Bezirk  Gurahumora,  im  Jahre  1886.  (Eigenthümer 
derselbe).  Fig.  16. 

10.  Ein  besondere  grosses  Bronce'-Kelt  (Fig.  17)  und  ein  sehr  hübscher  Bronce- 
R  i  n  g  wurden  vor  etwa  10  Jahren  in  der  Bukowina  gefunden.  Ersteres  zeigt  nach  beistehender 
Skizze  eine  sehr  hübsche  erhabene  Zeichnung,  besitzt  eine  Länge  von 
13'3.  eine  obere  Breite  von  3*8,  eine  untere  Breite  von  4*6  cm,  endlich 
eine  Dicke  im  Bauch  von  rund  3  cm.  —  Der  Bronze-King  ist  ebenso 
wie  das  Beil  sehr  gut  erhalten,  hat  einen  äusseren  Durchmesser  von 
S'4  bis  *,)  cm,  eine  Stärke  von  4  bis  15  mm  und  besitzt  ein  sehr  reines 
eingravirtes  Muster.  (Eigenthümer:  Herr  k.  k.  Üniversitäls-Professor 
I>r.  Johann  W  r  o  b  e  1). 

11.  Im  Vorjahre  wurden  gelegentlich  der  AnpBanzung  des  un- 
mittelbar an  die  erzbischöfliche  Residenz  schliessenden  kahlen  soge- 
nannten Domnik-  oder  Bischofs-Berges  in  C'/emowitz  namhafte  Erd- 
arbeiten nothwendig,  insbesondere  grub  man  die  Kuppe  behufs  Herstel- 
lung eines  Plateau  stellenweise  bis  auf  nahezu  2  m  ab.  Dieser  Hügel 
beherrscht  ein  weites  Stück  der  Pruth-Ebene.  die  nördlichen  Höhen  und 
<1as  enge  Thal  des  Klokuczka-Baches  mit  seinen  kleinen  Zuflüssen  und 
.scheint  sohin  strategisch  wichtig.  Vor  vielen  Jahren  soll  einmal  in  den 
an  seinem  Fusse  liegenden  Ziegeleien  Goldschmuck  gefunden  worden 
worden  sein.  —  Der  unterzeichnete  Conservator  setzte  sich  nun  mit  den 
oberwähnte  Arbeiten  au.'tführenden  Stadt-Ingenieur  L.  West  und  Stadt- 
gärtner A.  P i  o  t  r o  w  s  k  i  in  Verbindung  und  besichtigte  oft  die  einzelnen 
Erdabhebungen.  Ausser  einem  regelrecht  hergestellten  Grabe,  das  in  fast 
2  ra  Tiefe  ein  vermodertes  Skelet,  wohl  aus  Jüngster  Zeit  stammend, 
enthielt,  wurden  jedoch  keinerlei  Fundobjecte  entdeckt  und  zeigte  sich 
eine«  ehemaligen  Baumwuchses.    (Romstorfer).  ** 


Fig.  17. 
auch    kaum    die  Spur 


1890.     Band  16,  Notiz   18,  Seite  77. 

{Messingschild,)  „Conservator  Carl  A.  Komstorfer  berichtete,  dass  anlässlich  der 
Ausbesserung  eines  Waldweges  im  Ostrathaie  mehrere  Lan- 
zonspitzen  und  zwei  gleiche  in  nebenstehender  Abbildung  (Fig.  18) 
im  Viertel  der  natürlichen  Grösse  wiedergegel)€ne  Messingschild- 
chen  gefunden  wurden.  Die  Messingplatte  ist  37«  mm  dick,  laub- 
üägenartig  ausgeschnitten  und  nachträglich  etwa.n  zugefeilt  und  ge- 
putzt. Auf  der  Rückseite  ist  ein  keilfc^rmiger  Ansatz  zum  Be- 
festigen dieses  Schildchens  aneinen  anderen  Gegenstand.  Die 
I>arstellung  ist  eine  Wiedergabe  des  Moldauischen   Wappens." 


1890.     Band  16,  Notiz  57,  Seite   133. 

{Schwert  ttnd  Steinbeil.)  „wie  Coi.servator  Klaus  er 
herichlet,  wurde  in  der  Nähe  von  Suczawa  gelegentlich  des 
PBügens  da«  in  Fig.   19  abgebildete  Schwert  und  auf  den  Feldern 


^W^ 


Fig.   18. 
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62 


Aus   DEN    MlTTHEIJiUNGEN   DBB   K.    K.    CeN TB AL-CoU MISSION. 


bei  .1  a  8  1  o  w  e  t  %  (Kadautz)  ein   1 1   cm  langes  Steinbeil  gefunden    nebet    mehreren  SilbenDunxen 
(Philipp    I\'.).     Was   das  Sehwert    anbelangt,    so    l>esit/t    e*»,    dem    fachmännischen    Urtheile    dt> 

k.  k.  Custns  Boeheini  zufolge,  vollständig  die  sogenannt? 
gothische  Form  deutscher  Reiterschwerter  des  14.  bis  1,"».  Jahr 
hiinderts.  Die  (iefässreste.  namentlich  die  lange  Parirstange 
deuten  mehr  nach  der  älteren  Zeit.  Die  Klinge  scheint  einer 
italieniscben   Werkstätte  zu    entstammen. ** 

1890.     Band   Iß,  Notiz   178.  Seite  258. 

(Broncef linde  aus  Prelipcze  und  Presecareni 
^Ais  FJrgänzung  der  Berichte  des  ehemaligen  Consenator» 
V.  Glitte r,  welche  der  Notiz  71  im  Jahrgange  l88!i  nod 
der  Notiz  121  im  .Jahrgange  188ö  zu  (irunde  liegen,  tbeili 
Herr  K.  F.  Kaindl  (Czernowitzj  folgendes  mit;  Von  den 
BronoeAmden  aus  Prelipcze  (Notiz  71),  welche  in  Privat- 
besitz übergegangen  waren,  gelangte  unlängst  eine  Streitaxt 
in  das  Antiquitäten-Cabinet  der  Universität  Czernowitz.  Auch 
diese  A.xt  zeichnet  sich,  wie  die  erstbeschriebene  in  der  citinwi 
Notiz,  dadurch  aus,  dass  sich  ihr  Nacken  mittels  eines  beson- 
deren Halses  von  der  Schaftröhre  abhebt  und  eine  seil^täo- 
dige  Scheibe  bildet.  Diese  Scheibe  ist  kreisförmig  und  geht 
in  eine  Spitze  aus.  Ihre  Länge  beträgt  34  cm.  Die  Schnei«if 
ist  0'/^  cm  breit.  Wie  die  Gussränder  beweisen,  ist  die  An 
in  einer  Form  gegossen  worden,  die  aus  zwei  symmetrischen 
Stücken  bestand  und  in  der  Richtung  der  Schneide  sich  theili^ 
-  Nach  der  oben  angeführten  Notiz  121  gelangten  von  den 
12  Bronce-Kelten,  welche  in  Presecareni  im  Frühjahre  l^«ö 
gefunden  worden  waren,  zwei  in  das  Museum  zu  Cxemowitf 
oder  richtiger  an  die  l'niversilät  daselbst.  Hier  l>efindet  sich 
jetzt  aber  nur  mehr  e  i  n  Kelt,  auf  den  überdies  die  in  der 
Notiz  angeführten  (irös>cnausmasse  und  Beschreibung  nicht 
passen.  Der  Kelt  ist  nämlich  10^ /^  cm  lang  und  seine  Schneid* 
ist  4'/2  cm  breit,  während  in  der  Notiz  die  Länge  mit  11  cm. 
die  Breite  mit  TiVa  cm  angegeben  ist.  Auch  die  allgemeine 
Angabe,  dass  die  Kelle  „mit  kreis-  und  keilförmigen  erha 
benen  Streifen  verziert"  seien,  passt  nicht  auf  den  vorhandenn 
Kelt,  und  die  Alibildung  (Fig.  ö)  in  den  Mittheilungen  ent- 
spricht el»enfall8  demsell  en  nicht.  Offenbar  gelten  also  Be- 
schreibung und  Allbildung  in  der  Notiz  71  nur  dem  gegen- 
wärtig verlorenen  Kelt;  und  so  ist  uns  dieser  wenigstens  in 
Wort  und  Bild  erhalten." 

1890.     Jahresbericht,  Seite  39 
{ Alter  thümei'sammlnng     und     Landesmuseum. 
^K.    F.   Kaindl  erstatte I.»  einen   Bericht  über   die   durch   ihn 
geordnete  Alterthümersammlung  an  der  Iniversität  in  Czernowitz  und  Conservator  Romstorfer 
ül>er  das  in  Czernowitz  zu  gründende  Landesmuseum." 
1890      .Jahresbericht.  Seite  52. 

{lumulus   von  Danila,)     „Correspondent  Prof.  Schmidt  zeigte  an,   dass   die  Durrb- 
forschung  des  Tumulus  von   Danila  (Bukowina)  demnächst  erfolgen  wird." 
1890.     .lahresbericht,  Seite  *.»7. 

[Manuscript.)      ^Conservator  Isopescul    in  Czernowitz    machte    aufmerksam    auf  ein 
Manuscript  liturgischer  (iesange  in  kirchenslaviscber  Schrift." 


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Aus   DEN    MiTTHEILUNÖKN    DEB   K,    K.    CeNTEAL-CoMMISSION.  63 

1890.  Band  17,  Seite  80. 

(Sereth  als  Fundort  archäologischer  Gegenstände),    von  consenator   c.    a. 

Konidtorfer.  (Mit  einer  Illustration). 

1891.  Band  17,  Notiz  103,  Seite  123. 

[Suczawa)  „Correspondent  W.  Schmidt  hat  der  C'entrairommission  sehr  werthvolle 
MiHheiiungen  über  die  archäologische  Bedeutung  der  Stadt  Suczawa  gemacht,  die,  früher  Re- 
sidenz der  moldauischen  Hospodare,  in  der  Mitte  des  1«.  Jahdmnderts  aus  mannigfaltigen  Tr- 
sachen  ganz  gewaltig  an  Bedeutung  verlor.  Die  stolzen  Bauten  der  ehedem  bei  Hofe  bedienstet 
gewesenen  rangsüchtigen  und  titeldurstigen  Bojaren,  deren  Gassenfronten  mit  Gemälden  heimi- 
scher Gescliichts-Kreignisse  geschmückt  waren,  verschwanden  spurlos.  Von  jenen  40  Kirchen, 
deren  mit  dem  morgenländischen  Doppelkreuz  geschmückte  Kuppeln  die  ehemalige  moldauische 
Hauptstadt  zu  einem  Klein-Byzanz  machten,  haben  nur  elf  den  Zeitläuften  Widerstand  zn 
leisten  vermocht.  Einige  haben  auf  den  Innenwänden  noch  ziemlich  wohl  erhaltene  Fresken, 
welche  einen  italienischen  Einfluss  nicht  verleugnen  können..  In  technischer  Beziehung  verdient 
unter  allen  diesen  Kirchen  die  sogenannte  Miroucer  Kirche  die  meiste  Berücksichtigung.  Sie 
liegt  am  Ostende  der  Stadt  an  der  Xordseite  eines  Höhenzuges,  auf  desben  Vorsprung  gegen 
Nordwesten  die  spärlichen  Trümmer  der  alten  Fürstenburg  stehen.  Die  Miroucer  Kirche  ist  ein 
vollendet  stylgerechter  byzantinischer  Kirchenbau,  der  ein  besseres  Schicksal  verdient  hätte,  als, 
der  schützenden  regelrechten  Dachdecke  beraubt,  den  vandalisch  wirthschaftenden  Händen  der 
Fruchtmakler  zu  dienen,  die  sie  zum  Schüttboden  bestimmten.  Das  Schloss  ist  in  seinen  Kuinen 
eine  ergiebige  Fundstelle  für  mittelalterliche  Münzen,  namentlich  die  Stelle,  wo  sich  die  Burg- 
kapelle befand  und  wo  über  Manneshöhe  emporstehende  Mauerreste  mit  Freskenresten  erhalten 
sind,  die  die  gewaltsame  Zerstörung  des   Baues  durch  Sprengung  überdauert  haben." 

1891.     Band   17,  Notiz  104,  Seite  1*23. 

(Menzel. )  ,,Corre8pondent  W.  Schmidt  berichtet  ül)er  das  Dörfchen  M  e  r  i  z  e  i  in 
der  Bukowina.  Einen  merkwürdigen  Fleck  Erde  bildet  das  Dörfchen  M  e  r  i  z  e  i  nächst  der 
ersten  Htatiou  Hatna  der  Lemberg-C'zernowitz-Suczawaer  Bahn,  zwischen  Hügel  gebettet  und 
von  einem  Wildbache  gleichen  Namens  gegen  Hatna  begrenzt.  Die  reichen  hier  gemachten 
f»oldf linde  zogen  die  allgemeine  Aufmerksamkeit  um  so  mehr  auf  diese  Siedlung,  als  es  wohl 
bekannt  war.  dass  mancher  Bauer  durch  den  unter  der  Hand  geschehenen  Verkaiif  des  von 
dem  launenhaften  Zufalle  ihm  in  den  Sv-hoss  geworfenen,  an  gewinnsüchtig  lauernde  Zwischen- 
händler abgegebenen  Fundes  zu  Wohlstand  gekommen  sei.  Selbst  amtliche  Recherchen  erwiesen 
sich  bei  der  austiuchtreichen  Schlauheit  so  des  Finders  und  Feilbieters,  wie  des  Käufers  als 
fruchtlos,  bis  endlich  im  Jahre  1878  sicher  zu  verfolgende  Spuren  auf  die  Thatsache  führten, 
da^^  nach  einem  starken  Regengüsse  im  Juli,  nach  dem  Fallen  des  Wildbaches  Merezei,  ver- 
schiedene üoldgegenstände  wieder  gefunden,  aber  verheimlicht  und  um  ein  relatives  Spottgeld 
an  einen  wandernden  Händler  verkauft  worden  seien.  Finder  und  Käufer  wurden  zu  Stande 
>^ebracht  und  samiut  den  Fundgegenständeu  in    die  Bezirkshaujitmannschaft    gestellig    gemacht. 

Verzeichnet  wurden  ein  schweres  nuissives  goldenes  Armband  primitivster  Form  in 
Schlangengestalt,  und  einige  dergleichen  Fibeln.  Sämmtliche  Stücke  zeigten  bedauerliche  Spuren 
von  Reibung  mit  dem  Gesteine  des  Torrentes,  über  welch  letzteres  der  dahinstürmende  Wasser- 
schwall desselb^  sie  rollen  liess.  Auch  ein  Mahlzahn  eines  Trsus  primogenius  kam  bei  dieser 
Cielegenheit  zum  Vorschein.  Der  damalige  Bezirkshauptmaun  Anton  He  seh  mann  sah  sich 
veranlasst,  mit  einer  Commission  an  Ort  und  Stelle  sich  zu  begeben,  um  durch  eingehende  Be- 
richtigung des  Terrains  die  Provenien-^  der  Funde  feststellen  zu  können. 

Correspondent  Schmidt  war  dieser  Commission  ))eigezogen  und  verfolgte  den  Lauf 
de»  Wildbaches  stromaufwäi ts,  um  irgend  ein  leitendes  Anzeichen  zu  entdecken.  Obgleich  er 
bis  zur  Quelle  vordrang,  war  nichts  auffallendes  oder  massgebendes  zu  sehen,  und  es  kann  mit 
aller  Bestimmtheit  angenommen  werden,  dass  derlei  (ioldfunde  nur  bei  besonders  reicher  Wasser- 
fölle  des  Wildl>ache8  in  einer  nicht  unerheblichen  Entfernung  von  seiner  rechten  oder  linken 
\  'ferscite  und  wohl  von  dieser  als  der  sich  verflachenden,  ausgewaschen  und  davongeführt  werden, 
sobald  die  wilde  Fluth  eine  Höhe  erreicht   hat,    imi    ihre  Strömung  auch    über    dem  Bergungs- 

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64  Aus   DEN    MlTTHBILÜNGEN   DER   K.    K.    CENTRAL  CoMMISSION. 

platze  der  Werthsachen  spielen  lassen  zu  können.  Die  zu  etwaigen  Nachgrabungen  miüieran- 
gezogenen  Landleute  versicherten,  keine  Ahnung  darüber  zu  haben,  woher  all'  diese  Schätz*^ 
kämen. 

Dagegen  war  derselbe  so  glücklich,  eine  andere  Entdeckung  machen  zu  können.  Bei  d^iu 
Rückgänge  spähte  er  in  Sehweite  in  der  Gegend  herum  und  gewahrte  eine  nach  Osten  stril 
abfallende,  nach  Westen  aber  sanft  verlaufende  Höhe  von  beiläufig  20  m,  deren  Gipfel  mii 
einem,  von  einer  Buche  bestandenen  Tumulus  gekrönt  war.  Oben  angelangt,  bemerkte  er  dir 
ihm  von  anderwärts  her  nur  zu  gut  bekannten,  profanen  Augen  aber  unsichtbaren  Boden welhm, 
die  jederzeit  eine  frühere  (irabstätte  erkennen  lassen.  Der  Tumulus  hielt  so  ziemlich  die  Mitte 
des  Plateaus  ein,  während  ringsherum  die  eingesunkenen  Grabstätten  sich  unterscheiden  Hessen 
Trotz  des  stark  hereinbrechenden  Abends  hatten  der  Herr  Bezirkshauptmann  und  die  ubrigeo 
Commissions-Glieder  den  liugel  bestiegen  und  Schmidt  wies  auf  seine  Entdeckung  und  lies*, 
als  seine  Worte  ungläubig  belächelt  wurden,  unter  den  von  ihm  bezeichneten  Stellen  freie  Wak! 
pBegen,  um  durch  einen  Querdurchschnitt  vorläufig  nur  den  Beweis  der  Richtigkeit  seiner  .\a 
schauung  zu  erbringen,  und  brachte  auch  aus  drei  derartigen  Ruhestätten  so  voUständifc  cald- 
nirte  Wirbelsäulenreste  zu  Tage,  dass  man  Mühe  hatte,  einige  Stücke  in  einem  Gla^e  zu  dem 
Behufe  sicher  heimzubringen  um  in  aller  häuslichen  Ruhe,  mit  Zuziehung  von  Sachkundigen, 
das  beiläufige  Begrabensein  dieser  menschlichen  Reste  bestimmen  lassen  zu  können.  Mehrer? 
Aerzte  erklärten,  um  in  diesen  Zustand  der  Verkalkung  zu  gerathen,  müsse  das  Knochengerü>tt^ 
des  Menschen  mindestens  zweitausend  Jahre  im  Boden  gelegen  haben,  was  zu  dem  Beschlnä9» 
führte,  demnächst,  nach  eingeholter  Bewilligung  des  Grundherrn  Baron  Johann  Kapri.  genanf 
Suche,  Nachgrabungen  und  Aufdeckung  des  Tumulus  zu  veranlassen.  Die  Kostenfragen  ver- 
schoben vorläufig  die  Ausführung  dieses  Beschlusses. 

Von  weiteren  Goldfunden  aus  der  Gegend  von  Merizei  verlautete  seitdem  nichts,  wa> 
aber  keineswegs  ausschliesst,  dass  derlei  Funde  gemacht  und  wie  früher  verheimlicht  wiurlen. 
zum  vermeintlichen  Vortheile  des  Finders." 

1891.     Band  17,  Notiz  160,  Seite  178. 

(Conservirung  von  Baudenkmalen  in  der  Bukowina,)  „Conservator  Professor 
Romstorfer  hatte  schon  im  Mai  d.  J.  der  Central-Cominission  einen  sehr  wichtigen  Berichl 
über  die  nothwendige  Conservirung  zahlreicher  wichtiger  Baudenkmale  in  der  Bukowina 
vorgelegt.  In  demselben  machte  er  aufmerksam  auf  die  Klosterkirchen  in  Putna,  SucKawituu 
Dragoraima,  auf  die  älteren  Pfarr-  und  Filialkirchen  in  Horecza.  Toporoutz,  Sereth  (2),  Mona 
styryska.  Suczawa,  (4)  lUischestie,  Petroutz,  St.  lllie,  Radautz,  Suczawitza,  Solka,  Komaresiie, 
Arbora,  Wolowetz,  Ober-Milleschoutz,  Satulmare,  Kloster  Humora,  Woronetz,  Watra-MoWowitea  etc., 
abgesehen  von  den  vielen  Holzkirchen.  An  der  Kirche  in  Humora  ist  der  Mörtel  des  etwa  1  m 
hohen  Sockels  theilweise  ganz,  theilweise  bis  auf  den  unteren  aufgepickten  Anwurf,  welcher 
prächtige  Malerei  trug,  abgefallen.  Die  gegen  30  cm  ausladenden  hübschen  Sockel -IVofilsteine 
sind  zumeist  locker  oder  gar  herausgefallen,  die  Fugen  meist  ganz  ohne  Mörtel;  —  das  Pflaster 
um  die  Kirche  herum  hat  sich  bereits  derartig  gesenkt,  dass  es  nicht  nur  nicht  mehr  den  Zweck 
erfüllt,  sondern  geradezu  schädlich  für  den  Bau  geworden  ist.  Bei  Aufhebung  der  Klöster  i« 
diese  Kirche  Pfarrkirche  geworden,  die  Ikonostasis  daselbst  ist  hoch  beachtenswert.** 

1891.     Band  17,  Notiz  176,  Seite  183. 

(  Wehergewicht^  Verschanzung en^  Münzen,  \  „Conservator  Professor  Romstorfer 
hat  an  die  Central-(.'ommission  berichtet,  dass  man  in  der  \'orstadt  Rosch  in  Czemowitz  1887 
beim  Ausheben  eines  Teiches  in  )>eiläufig  3  m  Tiefe  ein  ellipsoides  4  cm  langes,  3Vj  cm  dicken 
Weberge wicht  aus  rothgebranntem  Thone  fand.  An  der  Fundstelle  konnten  Baumreste  und  ge- 
brannter Thon  constatirt  werden. 

Auf  den  Höhen  von  (Turahumora  bestehen  mehrere  befestigte  Punkte,  Schanzen  genazmc. 
so  eine  bei  Piciorul,  sie  ist  abgeplattet  und  umwallt.  An  einer  Stelle  erkennt  man  ein  aus  Bruch- 
steinen aufgefithrtes  überwölbtes  unterirdisches  (Jemach. 

In  8chi[>ot  nächst  Suczawa  fand  man  Münzen  altpolnischen  (lepräges  (16.  und  17.  Jahrhun- 
dert), dann  acht  Münzen  moldauischer  und  türkischer  Provenienz.'* 


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Aus   DEN    MiTTHBILUNGEN   DER   K.    K.    CeNTBAL-C0MMI88I0N. 


65 


1891.     Band   17,  Notiz  196,  Seite  \HH. 

(  Steinkugeln  in  Suczaioa,)  „(.'on-^ervator  Komstorfer  hat  «ier  (lentral-CoiiiiuisHion 
bekannt  gegeben,  dass  man  im  Ziergarten  nelien  dem  alten  \VohngelȊnde  des  Archimandriten 
in  S  u  c  z  a  w  a  circa  6  Meter  entfernt  und  in  der  Tiefe  von  etwa  Vi  Meter  acht  Stück  unge- 
l*:lhr  30  cm  im  Durchmesser  haltende  rauiibearlieitete  Steinkugeln  fand;  eine  derselben  wurde  dem 
Landesmuseum  öberlassen.*^ 

1891      Band   17,  Notiz  245,  Seite  251. 

(Die  alte  gr.  ar.  Kirche  in  Reiona  )  Pruthaufwärts.  in  einer  Entfernung  von  etwa 
zehn   KiloiWeter  von  Czernowitz,  liegt  knapp  am  Waldgebirge,    bis    zu  welchem  der  Fluss  lieran- 


Fig.   19. 

tritt,  die  erst  vor  etwa  einem  Jahrhundert  entstandene  Ortschaft  Rewnu  Vordem  befand  »ich 
daselbst  ein  zum  „Skit-mare"  in  (iaiizien  gehöriges  Nonnenkloster,  för  welches  das  in  Rede 
stehende  hölzerne  Kirchlein  erbaut  wurde.  Eine  in  die  Pfosten  der  Ilauptthure  eingegrabene  und 
bemalte  kirchen« hivische  Inschrift  lautet  nach  der  Uebersetzung  des  dortigen  Herrn  Pfarrers: 
„Im  Jahre  1744  ist  diese  Kirche  erbaut  worden  zu  Ehren  des  heiligen  Nicolaus  durch  die  P'ür- 
sorge  und  Mühewaltung  des  ehrwürdigen  Hieromonachen  Isaias,  Pro-Igumen  des  Skit-mare, 
(irunder  dieses  Ctebäudes,  zur  Ablassung  seiner  Sllnden,  Amen  Nachher  ist  diese  Kirche  renovirt 
worden  1764.'*  Unter  dem  erwähnten  Gebäude  durfte  djis  nun  Bchon  verschwundene  Klosterhaus 
gemeint  sein.  Seit  .\ufhebung  des  Klosters  im  Jahre  1784  diente  die  Kirche  bis  zum  Jahre  IH89 
als  Pfarrkirche,  in  welchem  Jahre  in  der  Nähe  der  alten  baufällig  gewordenen  KircHie  eine  neue, 
etwas  grössere  Pfarrkirche  errichtet  wurde.  Das  ehemalige  Kirchlein  ist  eines  der  ältesten  aus 
Holz  hergestellten  Denkmale  in  der  Bukowina  un  I  vermöge  seiner  Form  und  .Vusfuhrung    wohl 


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Aus    DEN    MiTTHEILDNGEN    DEB    K.    K.    CeNTBAL-CoMMISSION. 


der  interessanteste  derartige   Bau.     Ohne  der  später    hinziigerü^ten    halboffenen    und    nchlies^lieh 
ganz  verschalten  Vorhalle  int  die  Kirche  kaum  13  iii  lang,  während  die  gn^sste  Breite  8  in  betripjL 

Der  (Jriindriss,  vollBtändig 
typisch  nach  den  alten  gr.- 
or.  Kirchen  gebildet,  zeigt 
ein  auf  der  Westseite  gele- 
genes Vorschiff,  den  soge- 
nannten Weiberstand,  femer 
das  Hauptschiff  oder  den 
Männerstand  mit  zwei  klei- 
nen Seitenapsiden  und  d«i 
Altarraum  (Hanctuarium  . 
welcher  polygonal  alw»chlies*i 
und  nel>en  welchem  sich  ein 
Kämmerchen  befindet.  I)a< 
Vorschiff,  jetzt  gegen  da> 
Hauptschiff  zu  ganx  offen, 
war  ehedem,  wie  man  deut- 
lich erkennt,  durch  eioe. 
wahrscheinlich  eine  ver- 
schliessbare  Thüre  enthal- 
ter.de  Wand  vom  Haupt- 
schiffe getrennt.  Die  r.wpi 
im  steinernen  Fussboden 
noch  sichtbaren  lA>cheT 
dürften  für  die  Thurpfosten 
dieser  Wand  gedient  habea 
Ueber  dem  niedrigen  Vor 
schiffe  ist  die  sich  nach  ihrer 
ganzen  Breite  g€^n  d» 
Hauptscluff  zu  öffnende  Em 
pore  angeordnet,  von  welcher 
aus  ehedem  eine  Thöre  a«f 
den  an  der  Westseite  ange- 
ordneten balconartiger»  offe- 
nen Gang  führte.  Das  Haupt- 
schiff trug  die  achtseitij^. 
zur  Verjüngung    venniiteli 


Fig.  20  und  21. 
eine    Laterne    übergehende  Kuppel. 


nach  oben  in  eine  Laterne  übergehende  Kuppel.  Den  üebergang 
daselbst  ein  in  Holz  hergestelltes  Zahnschnittgesims.  Djis  Dach  ist  steil,  tritt  nur  wenig  Gl»eT  die 
Wandflächen  vor  und  trägt  zwei,  der  Laterne  gleich  gestaltete  schlanke  Thürmchen ;  im  unteren 
Cieschosse  ziehen  sich  ringsum  noch  flache,  sehr  weit  ausladende  Dachflächen  Die  W'ände,  auf 
Bruchsteinuntermauerung  ruhend,  sind  in  Blockbau  aus  Halbholz  hergestellt;  die  oberen,  durch 
keinen  Dachvorsprung  geschützten  Theile  derseU)en  tragen  eine  gemusterte  Schindelverkleidunf. 
Die  Dacheindeckimg  ist  mit  »Schindeln  hergestellt,  die  schlanken  Thürmchen  sind  mit  Blech  ein- 
gedeckt. Der  Fussboden  ist  im  Vorschiff  mit  Bruchsteinen  gesichert,  im  Uebrigen  aas  Pfosten 
hergestellt;  das  Sanctuariura  und  die  südliche  Apside  wurden  um  eine  Stufe  erhöht  angelegt 
Die  HauptthUre.  nur  90  cm  breit  und  170  cm  hoch,  befindet  sich  auf  der  Westseite,  wahren^ 
auf  der  Nordseite  eine  Nebenthüre  angeordnet  erscheint.  Zwischen  .\ltarraum  und  Hauptschiff 
steht  die  dreithürige.  in  Roccocoa»-cl»itektur  mit  reichen  Schnitzereien  und  Vergoldungen  aus^ge^ 
führte  Ikonostase,  deren  Bilder  im  Allgemeinen  sehr  gut  gemalt  sind.  Da  der  obere  Theil  der 
selben  einen  ganz  anderen  Charakter  tragt  und  zum  unteren  Theile  auch  in  Bezug  auf  die  Di- 
mensionen nicht  pa.'ist,  dürfte  er  einer  alten  Bilderwand  entnommen  worden  sein'.  Im  Para{»ei 
findet  ulan  die  Jahreszahlen  1791  und  1792.  Vor  der  Bilderwand  stehen  vier  aus  Holz  gedrehte 
grosse  I.ieuchter  für  je  drei   Ker/en.     Das  Sanctuariiim  enthält  den  Altartisch,  über  welchem    au 


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Aus    DBK   MlTTHBILUNGflN  DBB  K.   K.    CeNTBAL-CoMMISSION*  G7 

der  Decke  ein  Bild  hängt,  unter  dem  »ich  ein  anderes,  jedenfalls  älteres  Gemälde  beßndet,  ferner 
an  einer  Ecke  eine  aus  Lehm  erbaute  Feuerstelle  Die  südliche  Seitenapside  ist  mit  fünf  Steh- 
lehnen (Strani)  eingerichtet.  Mit  Ausnahme  der  Contouren  der  Apsidenöffnungen,  welche  mit 
Linien  eingefasst  erscheinen  und  einer  cartoucheartigen  Flächenberoalung  in  der  Hauptapside, 
sind  die  Wände  im  Innern  in  einfacher  Hohelung  belassen.  Aussen  ist  der  glatt  gehobelte  und 
durch  den  vorerwähnten  Gang  geschützte  untere  Theil  der  Westfa9ade  auf  Gypsgrund  ßgural 
liemalt.  Der  Thurflügel  enthält  in  hübscher  Conception  die  Darstellung  eines  Engels,  welcher 
mit  der  Linken  ein  Kind  führt,  während  seine  rechte  Hand  auf  das  Auge  Gottes  hindeutet.  Die 
iibrigen  Malereien  sind  grösstentheils  abgefallen.  Die  Holzarbeiten  erscheinen  in  verhältniss- 
müHsig  sehr  correcter  Weise,  mit  grosser  Sachkenntnis  und  Sorgfalt  durchgeführt;  leider  steckt 
im  gesammten  Bauwerk,  für  welches  merkwürdiger  Weise  Linden-  und  Eschenholz  verwendet 
wurden,  sowie  in  der  Ikonostase  der  Holzwurm,  dessen  Zerstörung  grosse  Fortschritte  macht. 
Infolge  ungenügender  Fundirung  und  rutschigen  Untergrundes  hat  sich  die  Oslseite  der  Kirche 
gesenkt,  wodurch  hauptsächlich  dieselbe  baufällig  geworden  ist  und  nicht  mehr  benützt  wer- 
den kann    (Fig.   19,  20  und  21).** 

1891.     Jahresbericht,  Seite  37. 

(Zur  Errichtung  des  Landes- Museums.)  „Die  Oonservatoren  in  der  Bukowina: 
Schiürath  Isopescul,  Schulrath  K 1  a u s e r  und  Professor  Komstorfer  setzten  die  Central- 
Commission  von  der  in  der  abgehaltenen  Enquete- Versammlung  in  Betreff  Errichtung  eines  Landes- 
Museiirns  in  Czeniowitz  gefassten  Resolution  in  Kenntnis  und  ersuchten  um  Ertheilung  eines 
Mandates,  durch  welches  sie  ermächtigt  werden,  die  weiteren  Schritte  in  dieser  Angelegenheit 
zu  unternehmen.  Referent  Director  Dr.  Ilg  beantragte  folgende  Beantwortung:  ,Mit  lebhaftem 
Interesse  hat  die  Central-Comraission  aus  dem  Schreiben  vom  24.  Juni  d.  J.,  Z.  120,  entnommen, 
dass  nunmehr  für  das  Entstehen  eines  Landesmuscu ms- Vereines  in  der  Bukowina  gegründete 
Hoifhuiig  vorhanden  ist  Die  jetzige  Vereinigung  hervorragender  Persönlichkeiten  des  Landes 
scheint  jene  Kräfte  zu  enthalten,  die  eine  Verwirklichung  des  schon  so  lang  von  der  Central- 
Conimifision  gebilligten  Projectes  zu  diesem  Ziele  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  und  zur  hier- 
ortigen  Befriediginig  erwarten  lassen.  Die  Massregeln,  welche  zur  (Gründung  eines  Landes- 
Museums  in  der  Bukowina  getroffen  werden,  erscheinen  ganz  im  Geiste  der  Central-Commissiou 
gehalten  und  haben  überhaupt  bisher  nur  erfreuliches  zu  Tage  geliefert,  daher  die  Central-Com- 
mission  sich  mit  der  Mittheilung  der  drei  Herren  Oonservatoren  ganz  einverstanden  erklären 
kann  und  ihrer  vollen  Zustimmung  hierUl)er  Ausdruck  gibt.'  Besagter  Antrag  wurde  zum  Be- 
schlüsse erhoben.  In  der  Folge  berichtete  Professor  Romstorfer  neuerlich  über  die  günstige 
Entwicklung  der  Angelegenheit  einer  Errichtung  dieses  Landesmuseums.  (Jahresbericht  1890, 
Seite  39^"*) 

1891.     Jahresbericht,  Seite  111. 

{jRestaurirungS' Arbeiten  in  gr.-or.  Kirchen.)  „Conservator  Romstorfer  er- 
stattete einen  eingehenden  Bericht  über  die  ehemalige  Klosterkirche  zu  R  e  v  n  a  in  der  Bukowina. 
Derselbe  erstattete  auch  einen  Bericht  Ober  die  von  ihm  untersuchte  ehemalige  Klosterkirche  in 
S  o  I  k  a  und  die  zu  A  r  b  o  r  a,  und  wurde  l>eschlossen,  die  Aufmerksamkeit  des  k.  k.  Ministe- 
riums für  Cultus  und  Unterricht  auf  diese  Denkmale  zu  lenken.  In  der  Folge  machte  derselbe 
weitere  Mittheihmgen  in  Betreff  der  Restaurirung  der  erwähnten  durch  Blitzschlag  zerstörten 
Kirche  zu  S  o  1  k  a.  Auch  berichtete  derselbe  Conservator  über  die  nothwendigen  Restaurirungs- 
Arl>eiten  in  der  Klosterkirche  zu  H  u  m  o  r  a,  und  wurde  über  Antrag  des  Professors  L  u  n  t  z 
Iteschloflsen,  die  liesagte  Restaurirung  l»eim'k.  k.  Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  zu  be- 
antragen. Femer  machte  derselbe  aufmerksam,  dass  den  Kirchenbauten  in  der  Bukowina  über- 
haupt nicht  die  erforderliche  Sorgfalt  zugewendet  werde.  Die  ('entral-Commission  anerkannte 
die  l^estondere  Wichtigkeit  dieses  Berichtes,  wahrte  aber  hiebei  ihren  Standpunkt  mit  dem  Be- 
merken, dass  sie  von  den  wenigen  vorkommenden  Restaurinmgen  in  der  Bukowina  leider  keine 
Anzeigen  erhiilt.  wie  denn  überhaupt  fast  nichts  versucht  wird,  die  an  so  vielen  Orten  bestehenden 
bauliehen   Uebelstände  zu  beueitigen.** 

*;  Vergl.  anch  Jahresbericht  1HH9,  Seite  38. 

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6^  Aus  den  Hittheilüngen  der  k.  k.  CentbalCommission. 

1891.  Jahresbericht,  Seite  111. 

{Erdwerke.)  ^Conservator  Schulrath  K  l  a  u  s  e  r  berichtete  iiber  einige  Erd werke  t*' 
ü  u  r  a  h  u  ra  o  r  a.  die  aus  dem  Jahre  1^54  Rtammen  und  als  Orenzliefestigungen  dienteo.* 

1892.  Band  18,  Seite  44. 

(Die  griechisch-orientalischen  Pfarricirchen  in  Sollca  und  Arbora.)  vom  co^ 

servator  Carl  A.  Komstorfer.     Mit  einer  Tafel. 

1892.     Band  18,  Notiz  50.  Seite  116. 

(Münz-  und  Gold f und.)  ^C-orrcKpon<lent  Pn»fe8«or  \V.  Schmidt  in  Snczawa  h£ 
an  die  Central-C'oramission  berichtet.  (\ttHB  sich  gegen  Ende  Mai  d.  J.  ein  interessanter  MHii^uT>'i 
dort  zugetragen  hat.  Man  machte  denselben  am  Nordostende  der  Stadt  an  der  Au8iniind:iM 
der  Wasserleitung.  Es  waren  101  Stück  Münzen  mit  sehr  stark  aufliegender  Patina,  Bei  es 
herer  Untersuchung  erkannte  man,  dass  man  es  mit  türkischen,  polnischen  und  lithaiiiiscfc^' 
Münzen  zu  thun  habe,  Kupfermünzen  gewöhnlicher  Sorte.  Nur  zwei  Stück  waren  darunter.  <Bf 
beachtenswerth  erscheinen:  eine  moldauische  silberne  l'iastermünze  Peters,  des  Vorgängers  Stephas 
des  Grossen  (vor  1456).  der  nur  sehr  kurz  regierte,  und  eine  zweite,  ein  Mes.singjetton  der  Sta-r 
Wien  1683,  eine  Nothmünze.  —  In  den  ersten  Tagen  des  Monats  Juni  fand  man  l»ei  Meriw 
einige  (»oldgegenstände,  zwei  Stücke,  eines  \)^/^  Ducaten,  das  andere  2  Ducaten  schwer.  Erscen*- 
soll  eine  Art  Fibula  mit  Anhängseln  und  Schmelzbesatz  gewesen  sein.^ 

1892.     Band   18,  Notiz  141,  Seile  '240. 

{Steinmetzzeichen,)  „An  der  ehemaligen  Klosterkirche  Humora  finden  sich  Scfii 
metzzeichen,  davon  einige  hier  in 
Abbildung  (Fig.  22)  beigegeben  sind. 
Die  Zeichen  a  bis  d  erscheinen,  wie 
C'onservator  Rom  stör  fer  berich- 
tet, in  der  Laibung  des  spitzbogigen 
Hauptportales,  e  bis    g    wiederholt 

an    den   Sockelsteinen.     Jedes  Zei-  y^„    22 

eben  ist  .H  cm  hoch.** 


a       b         c        d         e        J^         g 


1892.     Jahresbericht,  Seite  39. 

{Landesmuseum)  „Das  Curatorium  des  Bukowiner  Landesmuseunis  in  Czemo^iu 
zeigte  seine  ('onstituirung  an.  lieber  Aufforderung  des  k.  k.  MinisteriuniK  für  Cultus  und  Unufr- 
rieht  gab  die  Central-Commission  in  der  Folge  ül)er  die  Wirksamkeit  dieses  l.^ndeämuseum$  etn 
Gutachten  ab  und  sprach  sich  hiebe!  über  selbes  sehr  vortheilhaft  aus.** 

1892.     Jahresbericht,  Seite  62. 

(Grabungen  und  Münzfund.)  „Conservator  Klauser  berichtete  ul>er  die  gertni-er 
Erfolge  der  Grabungen  in  Ünter-Horodnik  (Bukowina)  und  über  einen  Munzenfand  bei 
Sereth.  Referent  Dr.  Kenner  bemerkte  hinzu:  Die  durch  den  Fundort  interessanten  3^unz«f 
.sind  augenscheinlich  auf  dem  Handelswege,  welcher  das  Schwarze  Meer  und  die  Donau  mit  d^r 
Ostsee  verband,  an  die  Fundstelle  gelangt.  Sie  gehören  zu  einer  (iruppe  von  Fundmünzm 
welche  das  Bestehen  und  die  Richtung  des  Weges  anzeigen,  und  ist  daher  jede  neue  Oertliehkei: 
welche  durch  solche  Funde  markirt  wird,  wichtig.** 

1892.     .Tahresbericht,  Seite  117. 

{Gr.-kath.  Kirche  in  Cz^-rnotvitz)  „Conservator  Professor  Rom  st  orfer  berirlr 
tete  über  die  zur  Deniolirung  bestimmte  ^^riecbiseb-kniholische  Kirche  zu  (' z  e  r  n  o  w  i  t  z  uiw 
über  die  archäologische  Bedeutung  ihrer  Einrichtung.  Uebor  Referat  des  Ministerialrathes  I>r 
Lind  wird  gegen  die  Deniolirung  keine  Einwen<huig  erhoben.  Von  «ler  Kircheneinrichtung  t^ 
mit  Ausnahme  des  .Xltars  und  der  Ikonostasis  nichts  bedeutend.  Diei^e  könnten  in  der  neiie? 
Kirche  wieder  Verwendung  ünden.  l'uter  den  Messgewiindern  befinden  sich  zwei  aus  dem  vori^f 
Jahrhunderte,  welche  einen  höheren  Kunstwerth  besitzen.     Für    die    Erhaltung    deräelben,    sowi»- 

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Aus  dbn  Mittheilüngen  der  k.  k.  Central  Commission.  69 

für  die  Erhaltimg  von  sonstigen  älteren  Objecten,  welche    etwa    gelegentlieh    des    Umhaue»  zum 
Vorscheine  kommen  sollten,  wäre  Vorsorge  zu  treffen." 

1892.     Jahresl)ericht,  Seite  117. 

{Klosterkirche.  Humora.)  „Ueher  Anfrage  des  Ministeriums  sprach  sich  die  Central- 
Commisäion  in  Angelegenheit  der  Kestaurirung  der  ehemaligen  griechisch-orientalischen  Kloster- 
kirche zu  Humora  dahin  aus.  dass  mit  Rucksicht  .sowol  auf  das  interessante  Ohject  an  und 
für  sich  mit  seiner  typisch  liyzjintischen  Anlage,  als  dessen  zum  Cultuszwecke  noth wendigen  Er- 
liaitiing  die  wohlerwogenen  Anträge  der  Bukowiner  Landesregierung  zur  Ausfuhrung  empfohlen 
werden  können,  liezü^lich  der  äusseren  Malerei,  von  welcher  die  kaum  mehr  deutlich  erkenn- 
b.aren  Spuren  uher  dem  Sockel  wohl  nur  der  Rest  einer  sich  einst  vielleicht  K\\^t  die  ganze  Fa- 
vade  erstreckenden  farbigen  Decoration  sein  dürfte,  könnte  es  wohl  in  Anbetracht  des  gering- 
fijgigen  Vorhandenseins  und  der  verhältnismässig  grossen  Kosten  von  einer  Neuherstellung  sein 
Abkommen  finden  Dagegen  glaubt  die  Central-('ommi.«»sion  ganz  besonders  die  ehethunlichste 
Kfcst«urirung  der  Ikonostasis  empfehlen  zu  sollen." 

1892.     Jahre8l>ericht,  Seite  118. 

[Rfjm.-kath.  Kirche  in  Gurahvmnra.)  ^lieber  das  an  die  Central  Commission  ge- 
langle Project  eines  Erweiterungsbaues  für  die  römisch-katholische  Kirche  zu  CJ  u  r  a  h  u  m  o  r  a 
spra<*h  sich  die  Central -Com  mission  anempfehlend  aus." 

1892      .Tahresl)ericht.  Seite  118. 

{Alte  gr.'Or.  Holzkirche  in  Revna.)  „Conservator  Homstorfer  berichtete  über 
die  alte  Kirche  zu  Revna.  die  wegen  Haufälligkeit  demolirt  werden  soll.  Es  wurde  beschlossen 
anzastrelien,  dass  zunächst  von  dieser  Kirche  sorgfältige  Aufnahmen  angefertigt  werden;  sollte  es 
sich  heraiLSstellen,  dass  ein  Theil  des  Materia Ics  brauchbar  und  wieder  verwendbar  wäre,  so 
möchte  die  Kirche  an  einer  geeigneteren  Stelle  in  ihrer  bislierigen  Gestaltung  aufgeführt  werden." 

1892.     Jahresbericht,  Seite  118. 

[Gr-or.  Pfa)^kirche  in  Sereth.)  „leber  Aufforderung  des  k.  k.  Mini.steriums  für 
CiiUiis  und  rnterricht  gab  die  Central-(-ommi8.sion  ihr  (iutachten  über  das  von  der  Landesregie- 
rung in  Czemowitz  vorgelegte  Project  einer  Kestaurirung  der  griechiHch-orientalischen  Pfarrkirche 
St.  .lohann  in  Sereth  dahin  ab.  da.ss  der  eigentliche  (iegenstand  die  Frage  der  Form  ist,  welche 
das  neu  herzustellende  Dach  des  Centralthurmes- erhalten  soll.  Demnach  wird  das  vorgelegte 
Project  als  zulässig  bezeichnet;  doch  schiene  der  Central-Commission  ein  Kuppeldach  eher  zum 
(Vntralbau  zu  passen  als  ein  spitzer  Helm," 

1892.     Jahresbericht,  Seite  118. 

{Gr-or.  Pfarrkirche  in  Solka.)  ^In  Betreff  des  im  Wege  des  k.  k.  Ministeriums 
für  Cultus  und  l'nterricht  an  die  Central-Commission  gelangten  Hestaurirungsprojectes  für  die 
griechisch-orientalische  Kirche  in  Solka  wurde  das  bezügliche  Project  gutgeheissen  und  zur 
Ausfnhmng  empfohlen." 

.  1892.     Jaihresbericht.  Seite   118. 
{Schweift  aus   Szipot.)     „Kegierungsrath  Dr.   Kenner  referirte  über    einen    Munzen- 
f\\\u\    und  den   Fund  eine«  alten  Schwertes  in  S  /  i  p  o  t  -  K  a  m  e  r  a  1  e.     Conservator  H  o  e  h  e  i  m 
gab  fM.'in  C Gutachten  Ober  letzteres  dahin  ab,  dass  selbes  aus  der  Kenaissance-Zeit  stanmien  dürfte." 

1892.     Jahresbericht,  Seite  11s. 

(Terracotta)  .,Con8ervator  Klauser  berichtete  übel  den  Fund  eines  Terracotta- 
HeVi^U  in  Dragojestie.  das  an  das  Czemowitzer  Museum  abgegeben  wunle." 

1892.     Jahresbericht,  Seite   11 9. 

(Woronetz,)  „Conservator  Komstorfer  l>erichtete  ül>er  die  zur  Kestaurirung  gelan- 
gende griechisch-orientalische  Kloster-,  jetzt  Pfarrkirche  in  Woronetz  und  die  danel>en  be- 
liu«lliclien,  zur  Demolirung  bestimmten  Ruinen,  wabrseheinlich.  wenigstens  theilweise,  Reste  des 
ehemaligen  Klostergebäudes." 


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Aus   DEN   MiTTHSILUNOBN   DER   K.    K.    CENTRAL- COMMISSION. 


1892.     Jahresbericht,  .Seite   119. 

{Gr.'Or,    Pfarrkirche    in    Radautz.)     ^ Der  griechistth-onVntalische  Pfarrer  von  OW- 
Milleschoiitz  herichtete  über  die  Malerei  in  der  Kirche  zu   Hadaiitz." 


1893.     Band   1*1,  Notiz   1.  Seite  60. 

(Goldschmuck  aus  Merizei  in  der  Bukowina.)  Am  H.  Ilande  der  Mittheilungm 
der  k.  k.  (Vntral-Coniniissi«)n  Jalirgang  188*2  erstattete  <ler  nun  verstorbene  ( 'onju*r\ al^r 
V.  (i  litt  er  in  Seretli  Bericht  üb«  r  einiMi  l»ei  Hatna  geiuacliten  (lolilfiuid.  Im  heurigen  .laliri 
•  Anfangs  .luni  ls'j*2i  fand  man  neuerdings  in  jener  (iegend.  vie  bereits  Correspontient  \V.  Schmidt 
aus  Suczawa  notilicirte  <sub  Nr.  50  der  Mitiheihingen,  islhji  (ioblgegenstiinde.  und  zwar  rin 
Stück  mit  circa  .'lO  tl.  und  ein  zweit<'S  mit  circa  10  ti.  reinem  Gobiworthe.  I)iesell>en  wunien 
bereits  durch  das  Bukowiner  Landesmuscum  angekauft  und  erscheinen  so  dem  Lamb'  erhahen. 
während  gewöhnlicli  'thunlicbst  verheimlichte)  Funde.  Münzen  etc.,  besonders  aus  der  liegend 
von  Suczawa,  durch  Zwischenpersonen  an  Händler  nach  Jassv   und   Bukarest  gelangen. 

Von  Sereth  erstreckt  sich  nach  Süden  ein  Hochplateau,  das  geg<'n  Suczawa  hin  in  ein 
gnisstentheils  bewaldetes,  diirch  tiefe  Scliluchteu  zerrissenes  Hügelland  übergeht.  Den  bedentend 
sten  Terrain-Einschnitt  bildet  der  im  Hochplateau  entspringende,  genau  südlich  gerichtete  Hatns 
oder  Merizei-Bach.  an  <les8en  beiden  Tfern  sich  an  seinem  T'nterlaufe  die  langgestreckten  Orte 
Merizei  und  Hatna,  letzteres  am  links.seitigen  l'fer.  berinden.  Im  Mittellauf  des  Baches,  etwa- 
oberhalb  Merizei.  und  zwar  auf  dem  entgegengesetzten  hoch  gelegenen  Ufer  liegt  der  HngfS 
Zamezysz,  de.«isen  Name  auf  ein  ehemaliges  festes  Lager  hindeutet  imd  auf  welchem,  nach  Mir- 
theilung  des  Ingenieurs  A.  Is  s  e  c  z  e  s  c  u  1.  Spuren  von  Brandgräbem  bemerkbar  sind.  In  diesTm 
ßaclie  nun  wurden  nach  einem  Hochwasser  die  zwei  in  Iv'de  stehenden,  unten  in  Fig.  iiJ  in 
natürlicher  Grösse  abgebildeten  (ioldgegenstände  von  einem  (irundbesitzer  aus  Merizei  aufgefunden 
Hie   Fundstellen  der  Stücke  kann  loder  will   vielleicht)  der   Bauer  nicht  mehr  angel>en. 

Das  grö.ssere  der  Stücke  besteht  aus  einem  massiven  Kiuge,  au  welchem  drei  beweglirl*. 
ebenfalls  ganz  aus  (iold  hergestellte  Ringe  hängen,  die  ol>en  je  un*t  einem    angefügten,    nnt  .\I 

mandinplätlcheu  ausgelegten  On« 
mente  versehen  sind,  an  der  rnler^iie 
aller  zu  einem  Hacken  ausgehHmmert 
erscheinen,  der  sich  in  einer  Entfer- 
nung von  P/i  mm  unter  dem  Orna- 
ment hinzieht.  In  diesem  Zwischea- 
raum  wurde  unstreitig  der  Stofl*  (festes 
Leder V)  geschoben,  auf  welchem  der 
Schmuck  -  wahrscheinlich  die  eine 
Hälfte  einer  Spange  bildend  —  mit 
dem  in  der  Zeiclmung  ersichtlichen 
neun  goldenen  durch  angeschmiedete 
Oesen  gehende  Nieten  befestigt  war. 

Der  zweite,  ebenfalls  massiv  in 
(lold  geschmiedete  und  mit  Almundii^ 
(das  mittlere  Sti'ick  knopfiormig)  ausgelegte  Schmuckgegenstand  hat  an  seiner  rnterseite  «mm 
perlstabartig  ausgeschnittenen,  rundumher  laufenden  (lolddrath  angeliUhet  und  besitzt  in  der 
Mitte  einen  durch  die  (irundplatte  nach  abwärts  reichenden,  5  mm  langen.  2  mm  starken 
Silberstift. 

Die  beschriebenen  Schmuckgegenstäude  sind  im  Charakter  und  der  Ausführung  ziemlich 
älndich  und  dürften  orientalischen  l'rsprungs  sein.      K  o  m  s  t  o  r  f  e  r.'' 


Fig.  23. 


1893.     Band   1«),  Seite   117. 

Das  Tartaren-Denkmal  bei  Warna. 

Mit  einer  Illustration. 


\'om    Couservator    Carl    A.    H  o  ni  s  t  o  r  f  r  r 


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Aus   DEN    MlTTHEILÜNGEN    DER   K.    K.    CENTRAL- COMMISSION.  7l 

1893.     Band   10.  Notiz  61,  Seite   138. 

{Münze.)  „Dr.  Kaindl  in  Czernowitz  luit  der  Central-Coninüssion  initgetlieilt.  dass 
sich  im  Münzcabinet  der  dortigen  Universität  eine  Münze  von  I^ucinR  Veras  (  M>1  72)  befindet, 
welche  vor  etwa  273  Jahren  hei  der  Anlegung  einer  Strasse,  welche  die  Neiigasse  und  den  ka- 
tholiüchen  Friedhof  ver]>indet,  in  der  Tiefe  eines  Meters  gefunden  wurde.  Sie  wurde  am  F\ind- 
orte  für  das  genannte  (*abinet  erworben.** 


"^"erzeiclxxiis 
der  Conservatoren  und  Correspondenten  der  k.  k.  Central-Commission. 

a)    ConBervatoren. 

Mikulitsch  Andreas,  pens.  ('ameral-Be/irksbaumeister  in  Czernowitz,  bereits  im  Jahre 
1872  angeführt. 

Isopescul  Demeter,  k.  k.  Schulrath  und  Director  der  Ijehrerbildungsanstalt  in  Czemowitz; 
für  die  lU.  Scction,   Ünterr.-Min -Erlass  vom   14.  Sept.   187.^,  Z.  9(513. 

Petrinö  Otto,  Freiherr  von,  Präsident  des  Laudescultur- Vereines  in  Czernowitz;  für  die 

I.  Seotion;   1872  bis   KS7«J. 

Schwerdtner  Victor.  Architekt  und  k.  k.  (Tcwerbeschul-Professor  in  Czernowitz;  für 
die  II.  Seetion;  von   1877  bis  1878. 

Outter  Josef,  Ritter  v.,  pens.  Hauptmann  in  Sereth;  für  die  1.  Section  ;  von  1880 
bis   1885. 

L  a  i  z  n  e  r  Josef,  Director  der  k.  k.  Staatsgewerbeschule  in  Czernowitz ;  für  die  II.  Section  ; 
von   1880  bis  1887. 

Klauser  Heinrich,  k.  k.  Schulrath  und  Gymnasial-Direclor  in  Radautz ;  für  die  I.  Section ; 
It.    U.-M.-Erl.  vom  31.  Jänner   1887,  Z.  2542i»  ex   1886. 

Romstorfer,  Carl  A.,  Architekt  und  k.  k.  Gewerbeschul-Professor    in  Czernowitz;   für    die 

II.  Section;  lt.  U.-M.-Erl.  vom  8.  Mai  1888,  Z.  2686. 

b)  Correspondenten. 

Getzlinger  I..eopold,  Dr.,    k.    k.  Bezirksarzt  in    Wiinitz,  früher  in   Kim  polung.    seit    1881 

Kasprzycki  Carl,  Dr.,  k.  k.   Bezirksar/t  in   Wiinitz ;  von   I88I   bis  1884. 

Losen  h  Johann,  Dr.,  k.  k.  T'niversitätfiprofessor;  seit  1881;  1893  nach  On»z  über- 
siedelt. 

Miknlitsch  Andreas,  pensionirter  Ca meral- Bezirksbaumeister  in  Czernowitz;  von  1881 
bis  1884. 

Neubauer  Ernst  Rudolf.  Gymnasiai-Direktor  in  Radautz;  von  1881  bis  1890. 

Neumann  Ferdinand,  k.  k.  Baurath  i.  P.  in  Czernowitz,  früher  Leiter  des  Baubezirks 
in  Sucxawa;  seit  1871. 

Wickenhauser  Franz  Adolf,  k.  k.  Finanzrath  in  Czernowitz;  von   1881   bis  1891. 

Kluczenko  Basil,  Dr.,  k.  k.  Sanitätsrath  in  Czernowitz,  früher  k.  k.  Bezirksarzt  in  Su- 
ez« wa  ;  seit  1883. 

StefanelH  Theodor,  k.  k.  Bezirksrichter  in  Kimpolung,  früher  k.  k.  Kreisgerichts  Adjunkt 
in  Suczawa;  seit  1886. 

Laizner  Josef,  k    k.  Gewerbeschid-Director  in  Czernowitz;  seit   1888. 

Schmidt  VV^ilhelm,  k.  k.  emer.  Gymnasial-Professor  in  Suczawa;  seit   1889, 

Olinaki-OlinesCU  Dionys,  k.  k.   Finanz-Coneipist  in  Czernowitz;  seit  1891. 

Polek  Johann,  Dr.,  k.  k.  Universitäts-Bibliotheks-Custos  in  Czernowitz;  seit  1893. 


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Die  Anthropologische  Geselischaft  in  Wien  in  ihrem  Verhältnisse 

zur  Bul(owina. 

Von  Dr.  Raimund  Friedrich  Kaindl. 


Die  Beziehungen  zwischen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien  und  der 
Hukowina  reichen  bis  in  das  erste  Jahr  des  He^tehens  der  Gesellschaft  zurück.  Schon  im  ersten 
Mitgliedervereeichnis  derselben,  das  in  dem  kurz  nach  dem  Inslebentreten  der  Gesellschaft  am 
30.  März  1870  heniu6gegeben«*n  Probehefte  ihrer  Mittheilungen  veröfTentlicht  wurde,  erscheim 
Otto  Freiherr  von  Tetrino  als  Mitglied  ders»*lben  Aus  seiner  Feder  bringt  auch  schon  die 
vierte  Nummer  derselben  Mittheilungen,  wertvolle  Berichte  über  Funde  von  Steingeräten  in  der 
Bukowina;  und  in  den  an  das  k.  k.  Nnturhistorische  Hofmuseum  übergangenen  Sammlung*^, 
der  Gesellschaft  wird  uns  als  ein  Geschenk  Petrin  o's  der  erste  uns  erhaltene  Steinfund  a«b 
der  Bukowina  aufbewahrt. 

P  e  t  r  i  n  o  hat  auch  in  den  folgenden  Bänden  der  Mittheilungen  einige  Aufsätze  ver- 
öffentlicht, doch  haben  die-selben  keinen  unmittelbaren  Bezug  auf  die  Bukowina  Bald  scheinen 
überhaupt  alle  Beziehungen  unterbrochen  worden  zu  sein  und  zwar  für  eine  lange  lieihe  M^n 
Jahren.  Erst  im  .fahre  188H  wurde  wieder  die  unterbrochene  Verbindung  hergestellt,  indem  1er 
Obersliibsarzt  Dr.  A.  W  e  i  s  b  a  c  h  der  (»esellsohaft  die  Arbeit  des  Miyors  H.  von  Himmel 
über  seine  Körpermessungen  in  der  Bukowina  vorlegte.  Seit  dieser  Zeit  sind  un.sere  Beziehungtn 
zur  Anthropologischen  (icsellschaft  immer  reger  geworden. 

Schon  im  Jihre  1.S89  hat  Major  Himmel  der  (tesellschaft  reiches  Matefrial  über  dix^ 
Huzulen.  Humanen  und  Riithenen  in  der  Bukowina,  das  auf  seine  Veranlassung  zumeist  von 
Priestern  gesammelt  worden  war.  ül)erlassen.  Da  der  Berichterstatter  sich  damals  bereit*.  *cii 
mehreren  Jaliren  mit  der  Volkskunde  der  Hu/ulen  beschäftigt  hatte  »md  gerade  im  Jahre  I8>«§ 
die  Arbeit  über  die  Kutheuen  in  der  Bukowina  verötteutlichte.  so  vertraute  ihm  die  Gesellschaft 
im  Jahre  1890  dasjenige  Material  aus  der  Saniniliuig  Himmels  an,  welches  auf  die  Ilurulen 
Bezug  hatte.  Auf  Grund  demselben  und  seiner  eig«Mien  langjährigen  Forschungen  verfsÄSte  der 
Berichterstatter  die  umfangreiche  Arbeit  über  die  Huzulen,  welche  gegenwärtig,  von  der  Anihrv- 
pologischen  Gesellschaft  subventioniert,  im  Verlage  der  Buchhandlimg  Holder  in  Wiec 
erscheint.  Indessen  hat  auch  das  Material  über  die  Rumänen  einen  Bearbeiter  in  Hern 
D.  Olinski-Olinescu  gefunden,  der  eben  mit  der  Sichtung  desselben  beschäftigt  isJ. 
Sehr  reich,  wenn  auch  nicht  in  allen  seinen  Theilen  von  gleichem  Werte,  ist  das  Matertal  ilber 
die  Kuthenen,  welches  bisher  nicht  verwertet  wurde,  da  der  Schreiber  dieser  Zeilen,  welcher 
auch  die  Bearbeitung  des8ell»en  geplant  hatte,  durch  andere  Beschäftigung  daran  verhindert  wurdt-. 

Seit  dem  Jahre  1889  begann  bereits  auch  der  Präsident  der  Anthropologischen  «iesdl- 
schaft.  Freiherr  von  A  d  r  i  a  n  -  W  e  r  b  u  r  g.  in  seinen  „Jahresberichten'*  auf  die  Bukowina 
Rücksicht  zu  nehmen,  also  gerade  in  der  Zeit,  da  in  der  Bukowina  das  Interesse  an  der  ethn«i 
graphischen  und  prähistorischen  Forschung  rege  geworden  war.  Zunächst  enthielten  die  Herichif 
nur  einzelne  Notizen;  seit  1891  bieten  sie  aber  eingehendere  Mittheilungen  über  die  Bestrebungen 
in  der  Bukowina  auf  prähistorischem  und  ethnographischem  Ciebiete.  Der  Jahrgang  1891  der 
Mittheilungen  bringt  auch  bereits  einen  kleinen  Aufsatz  aus  der  Feder  des  Berichterstatter*, 
und  die  Mittheilungen  des  folgenden  Jahres  die  wertvolle  .Vrbeit  (\  A.  Roms  torfers  ül'cr 
die  Bauernhäuser  in  der  Bukowina. 


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Die  Anthbopologischb  Gesellschaft  in  Wien  etc.  73 

Im  Jahre  1890  erhielt  die  Gesellschaft  vom  Herrn  Hofrath  Albin  von  Hammer  acht 
Steingeräte  aus  der  Bukowina.  Sie  befinden  sich,  wie  das  von  Petrino  geschenkte,  in  den 
Sammlungen  des  k.  k.  Naturliistorischen  Hofmuseums  und  werden  weiter  unten  näher  be- 
schrieben werden. 

Hatte  die  Anthropologische  dresellschaft  schon  die  in»  Jahre  18t>0  erfolgte  Eröffnung  des 
Münzen-  und  Antiquitätencahinets  an  der  Universität  in  Czernowitz  und  ebenso  den  vom  Bericht- 
erHtatter  in  demselben  Jahre  angeregten  Plan  der  Errichtung  eines  Ethnographischen  Museums 
in  Czernowitz  mit  Interesse  zur  Kenntnis  genommen,  so  l>egrüMste  die  im  Jahre  IH92  die  Be- 
gründung des  Landesmuseums  mit  besonderer  Sympathie  und  leitete  mit  demselben  sofort  den 
Schriftentausch  ein. 

Endlich  ist  zu  erwähnen,  dass  die  Anthropologische  Gesellschaft  im  Jahre  189'2  beschlossen 
hat,  Ausgrabungen  zu  prähistorischen  Zwecken  in  der  Bukowina  vorzunehmen,  und  in  diesem 
Jahre  durch  den  Berichterstatter  diesbezügliche  Verhandlungen  mit  dem  Landesmuseum  eröffnete. 

II. 

Die  oben  erwähnten  St  ein  gerate  aus  der  Bukowina,  welche  in  den  Jahren  1H70  und 
IHUO  in  den  Besitz  der  Anthropologischen  (Tesellschaft  gelangt  sind,  l>efinden  sich  derzeit  in  der 
prähistorischen  S<immlung  der  anthropologisch-ethnographischen  Abtheilung  des  k,  k.  Naturhisto- 
rischen Hofmuseums.  Es  sind  neun  Objecte,  welche  dasellwt  in  einem  (Jlaskasten  aufge- 
stellt sind. 

Inv.  Nr.  1990.  .Streitaxtfragment  aus  lichtem,  verwitterten  mikrokrvstallinischen  feldspat- 
und  quarzhältigen  (lestein,  7  cm  lang,  neolithisch,  aus  Czernowitz ;  Geschenk  des  Freiherrn 
Petrino.  Vergl.  die  Bemerkungen  unten  im  Abschnitt  HI. 

Inv.  Nr.  15090.  Feuerstein  bei  I  nordischen  Typus;  13  cm  lang,  4  cm  breit,  neolithisch, 
aus  Kuczurmare  Geschenk  des  Hofrathe«  Hammer.  Diese  .\xt  ist  verhältnissmässig  schmal 
und  dick,  so  dass  ihr  Kopfende  (quadratisch  ist.  Man  vergl.  etwa  bei  S.  Müller,  Stenaldcren  die 
Fig.  59.  Die  schmalen  Seiten  der  Axt  sind  nicht  geschliffen. 

Inv.  Nr.  16091.  Desgleichen,  gleicher  Typus,  doch  flacher;  10  cm  lang,  4  cm  breit, 
nf'olithiscli,  aus  Franzthal,  Cieschenk  de«  Hofrathes  Hammer.  Diese  Axt  hat  ein  rechteckiges 
Kopfende  ;  vergl.  etwa  Fig.  02  bei  Müller  a.  a  O.  Sie  ist  weniger  sorgfältig  geschliffen  als  die- 
jenige unter  15090*  an  den  schmalen  Seiten  ebenfalls  ungeschliffen. 

Inv.  Nr.  15092.  Mittleres  Bruchstück  eines  durchbohrten  Steinhammers  aus  Diorit; 
5  7  cm  lang,  neolithisch.  aus  Kaczyka,  (ieschenk  des  Hofrathes  Hammer. 

Inv.  Nr.  15093.  Fünf  Feuersteinspäne  (Messen  <»b  — 11  cm  lang,  neolithisch,  aus  Kirli- 
baba,  (beschenke  des  Hofrathes  Hammer. 

Erwähnt  sei  noch,  dass  im  Arcliiv  der  prähistorischen  Samuilung  Fase.  XIII  (Bukowina) 
eine  Copie  der  bekannten  Karte  der  Fundstellen  prähistorischer  Gegenstände  in  der  Bukowina 
von  D.  Olinski-Ülinescu  aufbewahrt  wird. 

III- 

Es  erübrigt  uns  noch  auf  jene  Artikel  in  den  Mittheilungen  der  .Vnthropologischen  Ge- 
sellscliaft  hinzuweisen,  welche  auf  die  Bukowina  Bezug  haben.  Der  besseren  Uebersicht  halber 
wiederholen  wir  hiel>ei  auch  die  schon  früher  genannten. 

O.  von  Petrino,  Steingeräte  aus  der  Bukowina  I,  109  f.  —  Bericht  über  eine  Steinaxt 
aus  Syenit  aus  Suczawa,  ferner  eine  im  Jahre  1805  in  Kisseleu  gefundene  Steinaxt,  über  zwei  Aexte 
aus  Mamomitza  und  endlich  über  das  oben  genannte  Steinaxtfragment  aus  ('zernowitz.  Freiherr  P  e- 
trino  hat  aus  der  Be.schaffenheit  des  Materials  des  letzteren  (Gerätes,  dem  auch  die  in  Kisseleu 
und  Mamomitza  gefundenen,  an  Aussehen  geglichen  haben  sollen,  besondere  Schlüsse  gezogen.  Er 
glaubte  aus  dem  Umstände.  da.«6  dickes  Materi'.il  weniger  hart  und  weniger  tauglich  erschien,  auf  ein 
besondere«  Volk  schliessen  zu  müssen,  das  diese  (leräthe  fertigte.  Der  Schreiber  dieser  Zeilen  hat 
sich  gegen  diese  Auffassung  schon  in  seiner  (teschichte  der  Bukowina  (IhHH)  I.  14  ausgesprochen  und 
das  Material  jener  Geräte  als  verwittertes  Feldspatgestein  erklärt.  Diese  Auf fjiasung  ist  gegen- 
wartig durch  die  vom  Herrn  Custos  Szombathy  am  Objecte  selbst  vorgenommene  und  oben 
in  .\l>schnitt  II  mitgetheilte  Bestimmung  als  richtig  erwiesen.  Geräte  aus  deuiselben  Material  imd 


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74  Die  Anthropologische  Gesellschaft  in  Wien  etc. 

gegenwärtig  von  demselben  AiiHsehen  finden  sich  x.  II.  auch  in  den  Pfahlhauten  des  Attervr^ 
Erwähnt  sei  noch,  dass  von  der  Axt  der  untere  mit  der  Schneide    versehene  Theil    erhalten  k 

Dr.  Fligier  erwähnt  in  einer  Mittheiinng  in  XI,  100  das  Vorhandensein  von  Kurlian^n- 
gräl>ern  in  der  Bukowina. 

Dr.  A.  Weisbach*s  Refenit  über  die  von  Major  von  Hininiel  in  der  Bakowina  a. 
200  Kuniänen  und  Ruthenen  und  100  Israeliten  vorgenommenen  Körpennessungen.  Miilhfi 
hingen  XVIII,  [8;^  f]  Vergl.  auch  in  XIX.  111  die  von  Weisbach  auf  Grund  der  Messung 
von  Himmel  ausgeführten  Vergleiche  unserer  Rumänen  und  Kuthenon  mit  anderen  ße^-olk- 
rungselementen. 

v.  A  nd  rian-Werl»urg's  Berichte  ül»er  die  Bukowina  in  XIX,  [H],  XX  [33],  XXI  H 
und  [19|,  XXII   [-22]   und   [28  f.],  endlich  XXIIl   [48  f|. 

B.  Karpeles,  Beiträge  zur  Statistik  der  Zigeuner  in  Oesterreich;  mit  besonderer  B<- 
rücksichtigung  der  Bukowina.  Mittheihingen  XXI  [31   f]. 

H.  V.  Kaindl,  l'eber  die  ethnographischen  und  archäologischen  Forschungen  in  der  Bc 
kowina  im  J.    1890.  Mittheilungen  XXI  [33  f]. 

V.  A.  Kom Stoffe r,  Typen  der  landwirthschaftlichen  Bauten  im  Herzogthume  Buko- 
wina. Mit  ft  Textseiten-Illustrationen  und  einer  Textfigur.   Mittheilungen  XXII,   103  ff. 

~'-i  "      ' 

•     Am  Schlüsse  seiner  Mittheiluugen  gestattet  sich  der  Berichterstatter,  den  Herren  ('iii?tOilt- 
des   k.    k.  Hofmuseums    F.     Heger    und    J.  Szombathy,    ferner    den    Herrn    Assistfott 
Dr.   W.   Hein  und   Dr.  M.   Hoernes   für  ihr    freundliches  Entgegenkommen    beim  Zuwuiinitii- 
stellen  des  vorstehenden  Berichtes  seinen  besten  Dank  auszusprechen. 
Wien,  am   12.  Mai   1893. 


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Das  ehemalige  Bukowiner  Landesinuseuin,derSerether  Museumverein  und 
das  Münzen-  und  Antiquitätencabinet  an  der  Universität  Gzernowitz.') 

Von  Dr.  Raimund  Friedrich  Kaindl. 

Das  ohomalige  Bukouiner  Lande smuscimi 'j  ist  im  .fahre  l«r>3  Ijegründet  worden,  naelidein 
snlion  sielien  .Jahre  vorlier  die  k.  k.  Central-Conmiission  zur  Erforschung  und  Erhaltung  von 
kunst-  und  hi.HtoriHchen  Denkniah'n  in  Wien  durch  die  Ernennung  einen  Conservators  die  archU- 
ologiHche  ForHchung  im  Lande  angeregt  hatte.  ^)  Die  Theilnahme  an  der  Vermehrung  der 
Samndung  war  im  Lande  yehr  rege,  8o  dans  das  Museum  mit  dem  Schhmse  des  .Jahres  1H71 
eine  reiclie  Fülle  verschiedenartiger  Ohjecte  besass.  Es  befanden  sich  nämlich  d.asell)st  4*2  aus- 
gestopfte Säugethiere  mit  liiezu  gehörenden  Skeletten  und  Präparaten),  205  ausgestopfte  Vttgel. 
Skelette  und  Nester.  25  Amphibien  und  Fische,  673  lns<'cten,  441  («esteiue  und  Minemlien, 
iM»  Molnsken,  52  andere  Ohjecte  (^Sonstige"),  47  Petrefacte,  10.')  Alterthümer,  CA)  Medaillen  und 
endlich  2.'i43  MUnzen  und  zwar:  IS  aus  Gold,  iKH  aus  Silber,  1551  aus  Kupfer  und  13 
aus  Bronze. 

Fm  Jahre  1871  war  auch  der  Serether  Museum-Verein  gegründet  worden,  der  in  kurzer 
Zeit  schon  100  Mitglieder  zählte.*)  Sein  Zweck  war,  für  das  Landesmuseum  Alterthümer  zu 
.•sammeln,  imd  dieser  Aufgabe  ist  der  Verein  unter  seinem  thätigen  Obmanne  .f.  E.  v.  (i  utter^) 
getreulich  nachgekommen.  Dem  regen  Eifer  dieses  Mannes  verdanken  wir  eine  reiche  Fülle 
von  Münzen,  Alterthi\mern  und  fossilen  (»ebeinen,  die  er  theils  an  das  Landtsmuseum  ablieferte, 
iheils  nach  L.'ebergabe  des-sellien  an  die  Fniversität  an  diese  sandte.  ^)  Nach  seinem  im  Jahre 
\XHV»  erfolgten  Tode  kamen  zahlreiche  Antitiuitäten  aus  seinem  Nachlasse  an  den  romanischen 
An-häologen verein,  der  in  demsell>en  Jahre  in  Czernowitz  begründet  wurde.  Dagegen  Ir-sie  sich 
der  Museum  verein  auf. 

Indessen  waren  im  Jahre  1«77  die  Sammlungen  des  Landesmuseunis  der  zwei  Jahre  zuvor 
erJiflneten  Franz  Josefs-rniversität  übergeben  worden.  ')  Da  es  dasell  st  aber  an  einem  Kaume 
fehlte,  in  welchem  die  gesammte  Sammlung  hätte  unterbracht  werden  kiJnnen,  so  wurde  deu 
einzelnen  Theilen  derselben  ein  verschiedenes   Los  zutheil. 

Die  M  ü  n  z  e  n  wurden  unter  Schloss  imd  Hiegel  wohl  verwahrt,  und  in  gleicher  Wei.se 
ist  mit  dem  in  den  folgenden  .Jahren  einlaufenden  (»eschenkon  verfahren  worder.  Die  fossi- 
len (t  e  b  e  i  n  e  kamen  an  da«  zoologische  Institut  und  sind  hier  von  J*rof.  V.  (»raber 
IT  l?<i>2j  sorgsam  behandelt  und  üliersichtlich  aufgestellt  worden;  durch  spätere  Erwerbungen 
vermehrt,  befinden  sie  sich  auch  gegenwärtig  in  dem  genannten  Üniversitäts-Institute.  *)  Der 
dritte  Theil  der  Sammlungen  endlich,  die  Alterthümer,  konnten    am    allerwenigsten   ange- 

V)  Vergl.  Kaindl,  Kleine  Studien  (1893)  S.  5  «*. 

*)  Vergl.  Hauptbericht  und  Statistik  fi\r  das  Herzogthum  Bukowina  für  die  J*eriode  lHli2 
bih  1S7L  Herausgegeben  von  der  Bukowiner  Handels-  und  (iewerbekannuer.  Lemberg  1872, 
S.  3'.)«». 

'j  Jahrbuch  der  k.  k.  Central-Commission   185r>.  8.  31». 

*)  Hauptbericht  S.   409. 

*»  l'eber  (^  u  1 1  e  r  vergl.  V.  P  r  e  l  i  c  z  im  Jahresberichte  der  rnterrealschule  Sereth  1880.^ 

*)  Vergl.  den  Bericht  (1  u  1 1  e  r's  in  den  Mittbeilungen  der  k.  k.  (Vntral-Commission  1880, 
Notiz  21.  Die  daselbst  genannten  Fossilien  und  Alterthümer,  und  ebenso  offenbar  auch  die 
Mimzen  befinden  sich  richtig  in  den  Sammlungen. 

')  *  Protokollarisches  Verzeichnis  der  vom  Landesmus?um  der  Bukowina  übernommenen 
Alterthümi'r."   (>zernovvitz  21.   Mai   1877.  (iezeichnet:  (loldbacher,   Vrba  und  Z  a  c  h  a  r. 

•)  Die  merkwürdigsten  Fossilien  sind  vom  Schreiber  dieser  Zeilen  in  seiner  (icsenichte  der 
Bukowina,  Czemowitz   1888,  L  S.   (i  angeführt  worden. 


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70  Das  ehemalige  Bukowiner  Landesmüsbum  etc*. 

iiiei>8on  auf  l>ewahrt  werden.  Erst  nachdem  einzeliie  Objecte  verdorben  oder  verloren  waren, ' 
wurden  die  Antiquitäten  dem  Prof.  A.  H  a  n  d  1  üliergeben,  der  sie  in  einem  (Jlaska^ten  sorgfältig 
aufstellte.  •)  Im  Jahre  IHK«»  gelangten  sie  wieder  an  die  TniverHitätskanzlei  zurück. 't  Indejacn 
waren  durch  Zusendungen  (tutter's  einige  neue  (iegenstände  hinzugekommen. 

Mit  Beginn  des  Studienjahres  IHSS  war  mittlerweile  jener  Theil  des  rniversitatsgebäadcK 
welcher  bisher  von  der  l^ehrerbildungHanstalt  eingenommen  war,  in  die  Benutzung  der  l'niveraiu: 
übergangen.  Hierdurch  ist  es  dem  l'rof.  K.  K  a  f  u  z  n  i  a  c  k  i.  der  im  Studienjahre  l>*Hy/W' 
Kector  war,  mr»glich  geworden,  die  Krrichtung  eines  Münzen-  und  AnÜ4|uitäten-Cabin€tes  ana« 
regen,  auf  welchen  Vorschlag  auch  die  Regierung  einging.  Ein  Zimmer  wunle  eingerichtet,  imd 
schon  am  21.  Juli  1S9Ü  konnten  die  Münzen  imd  Alterthümer  dem  l*rof.  f^oserth.  der  da; 
Custodiat  übernommen  hatte,  übergeben  werden.  Die  Abtheilung  für  Münzen  bestand  damal* 
aus  35H9  Münzen  und  Medaillen,  is  Wertnoten,  l  Notenphotographie  und  3  (lenimen:  dir 
Abtheilung  für  Antiquitäten  aus  «»*,♦  Nummer  in  HX  Stücken. 

Mit  grossem  Aufwand  an  Zeit  und  Mühe  widmete  sich  l*rof.  Loserth  der  Bestimmung 
der  M  ü  n  z  e  n.  Die  Zahl  derselben  wuchs  stetig  zumeist  durch  Schenkungen,  welche  zun»  grüs&ieo 
Theile  durch  den  Herrn  Custos  persünlich  veranlasst  wurden;  doch  hat  auch  die  Regierung  DiMi 
der  Landtag  bedeutende  Subventionen  dem  Cabinete  zutheil  werden  lassen.  Wie  rasch  die  Saiußi 
lung  sich  entwickelte,  kann  man  der  folgenden  Zusammensiellung  entnehmen. 

21.  Juli   1890:  3oH9  Münzen  /die  Duplikate  mitgezählt),   IS  Werthnoten,  1  Notenphotograpbiir. 

3  Gemmen. 
29.  Mai  1891:  2500  Münzen  (ohne  Duplikate  u.  s.  w.),  20   VVerthnoten,    l   Xotenphotograph'h-. 

3  Gemmen. 
12.  April   1892:  28(>3  Münzen  (ohne  Duplikate  u.  s.   w.);  Stand    der    anderen    Objecte    umer- 

ändert. 
29.   Mai   1892:  3218  Münzen  (ohne  Duplikate    u.  s.   w.^;    Stand    der    anderen    Objecto    unrer 

ändert. 
1.  April   1893;  3721   eingestellte  Münzen,   Medaillen  und  Jetons;  fast  300  unbestimmte  und  nichi 

eingestellte  Münzen;  etwa   1000  Dubletten;     13    Bracteaten;    Stand    der    anderen    Gbjeci«' 

unverändert. 
Die  Gesammlzahl  der  Münzen  betrug  somit  am  1.  April  1893  über  .'lOOO  Stück.  Sie  hat  somh 
in  etwa  zwei  und  cinhalb  Jahren  um  circa  löOO  Stück  zugenommen,  ein  Krfolg,  den  wir  allein 
den  Bemühungen  des  Custos  zu  verdanken  haben.  Leider  ist  uns  derselbe  aber  durch  seine  am 
l.  April  1S93  erfolgte  Berufung  nach  Graz  entzogen  worden.  Das  (^binet  ist  gegenwärtig 
geschlossen.  ■*) 

Im  Herbste  des  Jahres  1890  sind  auch  die  Alterthümer  durch  den  Schreiber  diejw 
Zeilen  geordnet  worden.  Im  Laufe  der  Zeit  waren  die  Zettel  und  Nummern,  welche  densell« 
beigegeben  waren,  theils  verloren  gegangen,  theihi  auch  wohl  verwechselt  worden.  Es  galt  somit 
nach  Andeutungen  der  noch  vorhandenen  Zettel,  ferner  den  .\ngaben  eines  im  Jahre  1877  ie- 
gelegten  Verzeichnisses,  und  endlich  durch  Vergleich  mit  einzelnen  Berichten  in  den  Mitthei- 
limgen  der  Central-Commission  in  Wien,  die  Bestimmung  der  Objecte  durchzuführen.  Es  iÄ 
natürlich,  dass  dieselbe  nicht  in  jedem  Falle  gelaug.  Das  Ergebnis  dieser  Arbeit  ist  in  eintr 
vom  Berichterstatter  angefertigten  und  dem  Cabinete  übergebenen  „Bestimmungs-Tabelle  «it-r 
am  29.  Mai  1891  im  Cabinete  der  Universität  Czernowitz  vorhandenen  Alterthümer**  verzeichnrt 
An  dem  genannten  Tage  besass  das  Cabinet  70  Nummern  in  «t»  Stücken;  seither    war  die  Zahl 


M  Es  ergibt  sich  dies  aus  dem  \'ergleiche  des  Verzeichnisses  vom  21.  Mai  1877  mit  deiL 
unten  im  Texte  angeführten  Stande  der  Sammlung  bei  der  Eröffnung  des  Cabinetes  an  (^r 
Tniversität. 

*)  Nach  dem  damaligen  Stande  sind  sie  zun»  Theil  in  der  eben  citirten  Geschichte  der 
Bukowina  beschrieben  worden. 

')  Protokollarisches  Verzeichnis  vom  17.  Deccmber  1?«89.  (iezeichnet  von  HandL 
E  1  t  e  r,  r  i  e  t  s  c  h  m  a  n  n. 

*)  Näheres  über  die  Münzen  des  C'abiuets,  insbesondere  über  die  ultmoldauisichen,  find*-* 
man  in  der  „Bukowiner  Rundschau'*  Nr.  9+0  ilH9l)  und  Nr.  1273  (1893);  ferner  in  der  Komi 
nischen  Revue   IS90,  S.  «»50  rt".  und  in   K  a  i  n  d  1.  Kleine  Studien  S.  ü  fl*. 


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Das  ehemalige  Bukowineb  IjAndesmuseum  etc.  7? 

bis  zum  1.  April  1893  um  2  Nummern,  Itestehend  aus  eben  äo  vielen  Htuekeii  geivaehsenJ) 
Dieser  geringe  Zuwachs  findet  seine  Erklärung  in  dem  Umt^tanrlt',  daäs  gteioliz^'itig  mit  d^in 
Entstehen  des  Cabiuets  an  der  Universität  die  Sammlungen  für  im*f»r  ^eplanti^fl  n^ues  Liinde^- 
inuseum  ihren  Anfang  nahmen  und  die  Alterthümer  schon  dniuaU  ziirafi!*!  dii^si^M  ^Jigefilhrt 
wurden.  Zufolge  einer  Eingabe  der  Museumsleitnng  hat  sclili**ssliüh  aiti  ü2.  Mür/.  \S\i3  der 
Senat  der  Universität  beschlossen,  alle  im  Cabiuete  der  lliiivertiitfit  üitfgt'K teilten  Alu^rthhmer 
unter  Wahrung  des  Eigenthumsrcchtes  dem  Landesmuseum  ah  iihvTvfalmn,  Die  Uebergabc?  fand 
am    7.   April  1898  statt. 

Wien,  am  14.  Mai  1893. 


i-y^^ 


*)   Ein  Verzeichnis  der  (legenstände  und  die  Beschreäbun^  ili»r  murkvviirdiger(*n  deß^tllM'O 
findet  man   l>ei  K  a  i  n  d  1,  Kleine  Studien  8.  9  ff.  Digitized  by  CjOOQIC 


Zwei  Kreuze. 


Archäol  ogiscli-vaterländiscJi-bistcriscbe    Reminiscenz. 

Von  Prof.  Wilhelm  Schmidt. 

Rührende  Pietät  für  das  Forterlien  der  VerraachtniHse  der  heinigegangenen  Altvordern.  Kx 
nicht  allein  in  den  stolzen  Burgen,  SchloKsern  und  Palästen  altadeliger  (»eschlechter  und  in  dr 
stattlichen  Häusern  wohlhahender,  lang  angesessener  Hlirgerfaniilien,  wahre  Schätze  von  (Jefffi** 
ätäuden  zusammengebracht,  welche  dem  Stoße,  «ler  N'eredlung  dessellien  durch  die  KunsL  iui<'^^ 
und  neWn  der  Lieh-  und  Werthhaltung  des  Besitzers,  härfig  auch  durch  historische  Kemiü- 
ceuzen  einen  imschätzbaren  Hort  von  sehenswertheu,  höchst  instructiven.  alterthümlichen  Cnri- 
sitäten  bilden,  die  —  leider  —  nur  wenigen  Auserwählten  zu  (iesichte  konmien.  vergönnt  wird 
In  der  Oefi'entlichkeit  besteht  hierüber  sehr  häutig  nicht  einmal  eine  blasse  Ahnung  ui.^ 
deshalb  entziehen  sie  sich  in  den  meisten  Fällen  jeder,  wie  iuimer  gearteten,  eingehenderen  IV 
sprechung.  Sie  sind  für  die  Wissenschaft,  für  die  culturelleu  Ixückschläge  der  Zeugen  vergaii- 
gener  Tage,  so  gut  wie  nicht  vorhanden  und  reihen  sich  in  Folge  dessen  jenen  bekla^nswertbe" 
Verlusten  an,  welche  von  habgieriger  Plünderung  zur  Zeit  an  lauernder  Kriegsliedrängnis.  von  dtfl 
Sturmfluten  plötzlich  heranbrechender  (tewäsNcr.  von  schomiugslosen  Flammen  grosser  Feoe^ 
brUuste,  von  den  vulkanischen  Eruptionen  und  wie  die  schweren  uml  verhängnisvollen  Heimsuchniigfr 
des  Krden-  imd  Menschengeschickes  immer  noch  heissen  mögen,  veranlasst,  auf  das  Kerbh"U 
bitterer  I^lienserfahruugen  zu  setzen  sind. 

In  dem  weitgezogenen  Kreise  der  Letzteren  l)egegnen  wir.  so  weit  auch  un.sere  Heimii. 
die  Bukowina,  der  ehemalige  Bestandtheil  <los  moldauischen  Douaufürstenthumes,  in  die  l^er.- 
pberie  desselben  hineingezogen  erscheint,  zwei  unersetzliche  i  Verlusten  von  Erzeugnissen  hufh 
gediehener  Kunstentwicklung  in  der  N'eredlung  eines,  bereits  an  und  fi\r  sich  edlen  Stoflies.  l"^ 
meine,  das  Missgeschick,  welches  die  beiden,  historisc^h  vielliesprochenen  Kreuze  des  Fürae. 
Alexander  L  a  p  u  s  c  h  n  e  a  n  und  der  Suczawer  griech.  -orientalischen  Mt- 
t  r  o  p  o  1  i  e  betroft'en  hat  und  wohl  zunächst  in  diesen  Blättern  einer  kurzen  Erwähnung  thrfl 
haft  zu  werden  deshalb  verdient,  um  es  klar  werden  zu  la.ssen,  mit  welchen  uuberecbenbiree 
Factoren  wir  es  zu  thun  haben  und  wie  verdienstvoll  Beiträge  zu  Museumszwecken  seien,  weü 
es  darum  sich  handelt,  die  todte  Vergangenheit  in  die  lebende  (Gegenwart  zu  dem  Ziele  hernl»^ 
zutragen,  um  in  die  alte  Zeit  sich  hiueiulel^n,  belehrende  Vergleichungeu  anstellen,  das  be«Ä 
(Gebotene  schätzen,  zum  Fortschritte  sich  aneiferu  und  rastlos  fortwirken  zu  können  auf  dei 
nicht  eben  unbeschwerlichen  Bahnen  cultiu'eller,  das   Dasein  verschönernder  Entwicklung. 

Alexander  Lapuschnean.  welcher  nach  dem  Erlöschen  des  Mannsstarome«  ^ 
Dragoscluden,  oder  —  wie  die  heimischen  Chronisten  bevorzugen  --  der  Muschat,  durch  y^ 
nisches  Zuthun  auf  den  moldauischen  Fürstensitz  gelangte  und  durch  seine  Vermählung  nA 
Roxanda.  der  einzig  lebenden  Tochter  Peters,  beigenannt  R.iresch,  und  Reprä.santanthi  des  aitn» 
Fürstengeschlechtes,  der  eigenen  Erhebmig  den  8temi)el  der  I^egitimität  aufdrucken  wollte,  Ale- 
xander war  nicht  allein  darauf  bedacht,  die  trotz  des  Pfortentributes  namhaflen  Einkünfte 
seines  Fürstenthiimes  vorsorglich  in  der  Schatzkammer  oder  Zccha  von  Venedig,  mit  vrelchrt 
Dogenstadt  die  M«)ldau  stets  regen  Verkehr  unterhielt,  sicherzustellen,  sondern  er  war  zogleiiA 
ein  mecäncnartig  angelegter  Freund   und   Fr»rderer  von  Kunst  und   Wissenschaft. 

In  letzterer  Beziehung  hat  es  die  Geschichte  verewigt,  dass  er  ein  ausgesprochener  IJehhtktf 
von  seltenen  und  theneren  Büchern  gewesen  sei    Seine  Vorliebe  für  die  Schöpfungen  der  Kunst JeA*l' 
-  -  wenngleich   hiel)ei  der  nationale  Zug,  mit   Keichtbnm  und  Seltenheiten  zu  glänzen  und   iHg*" 
meines  .Vufsehen  auf  sich  zu    lenken,    mit  verschmolzen  war.  bezeugt  die  bis  auf  uns   g^**" 

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^.äsA 


Zwei  Krbüzb.  79 

inene.  dooumentarisch  beglaubigte  (leHhichte  i\e^  von  ihm  bei  den  Herniannstädter  Goldschmieden 
Ijestellten  und  auch  fertig  gewordenen  Kreuzes. 

In  Siebenbürgen  war,  unter  den  deutschen  Ansiedlem  des  Landes,  das  Gewerbewesen 
schon  seit  137r»  nach  festvereinbarten  Zunft^^atzungen  geregelt,  welche  darnach  angethan  waren, 
lUe  Erzeugnisse  jeder  Innung  tadellos  uiarktgerecht  zu  gestalten  und  somit  Ruf  und  Absatz 
siclierzustellen.  Vor  allem  aber  legte  die  (roldschmiedezunft  in  ihren  Leistungen  fast  euro- 
paischen Ruf  Geniessendes  an  den  Tag.  So  war,  um  nur  Eines  Beispieles  Erwähnung  zu  thun,  in 
Stnijtsburg  am  Marosch,  d.  i.  in  (iross-Enved,  ein,  der  Hermannstädter  Goldschmiedeinnuug  in- 
c-orporirter  (»enosse  der  Erste,  welcher  eine  ganz  normal  gehende  Miniaturuhr  in  einen  Ring 
fiipiste,  wouiit  Johann  Sigisnnmd  Zapolya  die  besondere  (iunst  des  Grossultans  für  sich  gewann. 
Kein  Wunder  daher,  dass  auch  der  moldauische  Fürst  nach  einer  ganz  besonderen  Specialität 
fürstlichen  Schmuckes  verlangend,  an  die  (Toldschmiede  zu  Ilermaunstadt  sich  wandte,  deren 
seltene  Kunstfertigkeit  früher  bereits  von  den  moldauischen  Fürsten  vielfach  war  in  Anspruch 
^^onommen  worden. 

Seine  Hoten  übergaben  dem  Hernuinnstädter  Zunft-  oder  Gildeuvorsteher  der  Goldschmiede 
imn  das  Edelmetall,  die  Perlen  und  das  Edelgestein  zur  Herstellung  eines  Kreuzes,  dessen 
Kinge  mit  Perlen  besetzt  sein  sollen.  An  Arbeitslohn  wurden  300  Gulden  deponirt  und  das  ge- 
lieferte Werk,  nachträglich,  auf  die  zu  jener  Zeit  riesige  Summe  von  80.000  Gulden  Werthes 
tce^ichätzt.  Fürst  Alexander  bekam  es  jedoch  nie  zu  (lesichte,  viel  weniger  in  Besitz. 

Johann  Sigisnnmd  Zapolya  behielt  es  wegen  der  in  der  Moldau  durch  den  von  ihm  ge- 
bansten, aljeuteuerlicheu  Prätendenten  um  das  Fürstcnthum,  durch  Heraclides  Despota  veran- 
la.sstcn,  Alexanders  Vertreibung  nach  sich  ziehenden  Fnruhen  im  Lande,  wohl  in  der  Absicht, 
dasselbe,  wenn  die  von  ihm  Job.  Sigismund  Zapolya)  bei  der  Pforte  waruj  befürwortete  Wieder- 
oinsetzimg  des  gewaltsam  Depo.ssedirten  gelingen  sollte,  dem  Eigenthümer  zustellen  zu  lassen, 
was  jedoch  nicht  hinderte,  bei  dem  Besuche  des  Sultans  Suleiman  zu  Belgrad  mit  diesem  um 
<lcn  Hals  gehängten  Kreuze  zu  erscheinen,  dessen  Kostbarkeit  und  kunstfertige  Herstellung 
zierten  es  doch  unter  Anderem  Neun  Diamante  nebst  Vier  Rubinen  ungewöhnlicher  Grcsse,  -  den 
prachtgewohnten,  grossherlichen  HJ^flingen  und  Würdenträgern  Rufe  'des  Erstaunens  und  der 
Bewunderung  entlockte.  Hierauf  übergab  er  das  Kleinod  der  Huth  des  Hermannstädter  Stadt- 
rathes  fli>r»*2),  in  dessen  Verwahrung  es  bis  auf  die  Zeiten  Sigmund  Bathory's  blieb,  dem  1571 
die  zu  Mediasch  NTrsammelten  siebenbürgisclien  Stände  dieses  Kreuz,  über  flehentliches  Bitten, 
zur  Tilgung  seiner  Schulden  überliCvSsen.  Mit  welchem  Rechtstitel  und  warum  .\lexander  nach 
>einer  Wiedereinsetzung  oder  seine  wegen  Erfolglassung  seines  Nachhisses  aus  der  Zecha  7a\ 
Venedig  nicht  müssigen  Erben,  nach  seinem  T«)de  die  W^iedererlangung  dieses  Schatzes  gar  nicht 
oder  vielleicht  vergeblich  verfochten,  darülier  fehlen  alle  verlässliehon  (^iiellenberichte  gerade  so 
sehr,  wie  über  die  weiteren  Schicksale  dies<'S  hochberiihmfcen   K'uister/eiignis.ies, 

G'anz  genau  gleichzeitig  wenden  sich  die  Blicke  des  (Jeschichts-  und  Kunstfreundes  einem 
anderen  Kreuze  zu,  welches  den  hohen  Schmuck  und,  traditionell,  einen  der  wesentlichen  \u- 
ziehungsgegenstände  der  Suczawer  Metropolitankirche  für  die  frommgläubige  Menge  l>ildete. 

Wir  wissen  aus  den  chronistischen  l'eberlieferungen  anderer  Länder,  was  ein  solches 
Kreuz  zu  bedeuten  hatte,  wie  zugleich,  welch  grossartigen  nuiteriellen  Werth  es  repräsentirte. 
Das  Pretium  aflTectionis  war  dabei  sicher  aller  Berechnung  entzogen.  Erzählt  doch  die  verbürgte 
Tradition,  da.ss  einzelne  Domkirchen  Eurojia's  aus.ser  unzähligen  Votivgeschenken  in  (iold  und 
Silber,  an  denen  Edelsteine  funkelten,  auch  kostbare  Geräthe,  Gewänder,  Teppiche  und  C'ruci- 
tixe  besassen.  die,  mit  (loldplatten  überzogen,  in  der  lebensgrossen  (iestalt  des  Gekreuzigten,  in 
Gold  und  Juwelen  gefasste  Reli«|uien  in  sich  schlössen,  so  dass  nur  das  tToldgcwichtdes  Ganzen 
in  Mainz  z.  B.  Sechshundert^  Pfund  betrug;  ein  ähnliches,  mit  feinster  Filigranarbeit  ver- 
liehenes, unschätzbares  Kreuz  bewahrt  noch  heute  die  Kathedrale  von  Hildesheim. 

Dieses  c  o  1 1  o  s  s  a  1  e  ,  silberne,  nach  dem  Herkommen  der  gr.-or.  Kirche,  der  Figur  des 
de«  Gekreuzigten  entbehrende  Kreuz,  dem  zur  Seite  zwei,  verhältnismässig  grosse,  gleichfalls 
i^ilbeme  Leuchter  standen,  hatte  der.  nach  Verdrängung  Alexander's  zur  Herrschaft  gelaugte 
und  zur  Festigung  derselben  durch  bewaffnete  Macht  in  Geldnoth  belindliche  Usurpator  Hera- 
dides  an   sich  gezogen,    um    es    dur<"h    den    herbeigerufenen  Hermannstädter  Münzer,  Wolf^  zu         j 

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80  Zwei  Krbuze. 

Thalern  umwandeln  zu  lassen,  welche  Münzsorte,  gerade  zu  diej»er  Zelt,  durch  die  von  dem 
Grafen  Schlick  zu  loachimsthal  geprägte  Geldsorte  war  in  Umlauf  gesetzt  worden. 

Dieser*  kirchenschänderische  und  kirchcnräulierische  Vorgang,  welcher  bei  des  Despiien 
hoch  tragischem  Ende  wesentlich  verhängnisvoll  mitwirkte,  schien  den  Zeitgenossen  derart  unge- 
heuerlich, dass  die  hervorragendsten  und  einflussreiclisten  Persönlichkeiten  aller  linder  —  w\i 
noch  vorhandene  Correspondenzcn  derselben  ausser  Zweifel  setzen  —  alle  Mühe  und  sell»^i 
namhafte  Kosten  sich  nicht  reuen  Hessen,  um  in  den  Besitz  einzelner  Exemi>lare  dieser  vom 
Landesclerus  unter  Bann  verprmten  Münze  zur  wechselseitigen,  werth vollen  Beschenkung.  zu  gelang«! 

So  gehen  unschätzbare  Kunstwerke  rettungslos  im  Strome  der  Zeiten  unwiederbringlicl» 
verloren  und  eben  ihr  tief  beklagenswerther  V^erlust  legt  uns  die  Mahnung  und  Pflicht  nilw- 
nach  allen  Kräften  mitzuwirken,  dass  von  solchen  Gegenständen  gerettet  und  erhalten  werde. 
was  eben  noch  zu  retten  und  zu  erhalten  uns  vergönnt  ist,  um  durch  systematisch  geordn^tt 
Zusammenstellung  derselben,  wie  solche  nur  ein  „viribus  unitis**  zu  Stande  gebrachtes  Lande? 
museura  bieten  kann,  einen  höchst  instructiven  Blick  in  die  Cultur-  und  Sittenverhältnisse  dfr 
in  der  engsten  Heimat  sich  abwickelnden  Folgenkette  jeweiliger,  durch  den  allbeherschendea 
(ieist  der  Zeit  oder  durch  zwingende  Verhältnisse  derselben  eingetietene  Phasen  der  social«' 
Entwicklung  nachgehen  zu  können,  zum  Steigern  des  in  uns  mächtig  pulsirenden  Triebes  tu 
höherem  Aufschwünge. 


-  >  ■   K  ■■'»■'  :tSt i""^i   '  < 


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Vermischtes- 


(Die  feierliche  Eröffnung  der  Sammlungen)  des  I^ukowiner  Landesmuseums  fand  imi 
Sonntag,  den  14.  Mai  1893.  11  Uhr  vormittags,  in  Anwesenheit  des  k.  k.  Kegierungsi-urlifS 
.J.  S  t  r  o  n  e  r  als  Vertreter  des  am  Erscheinen  verhinderten  k.  k.  Landespräsidenten  Frriherni 
V.  K  r  a  u  s  8 .  dann  des  gr.-or.  EncbischofB  Dr.  Sylvester  M  o  r  a  r  i  u  -  A  n  d  r  i  e  w  i  e  i£ .  des 
k.  u.  k.  Brigadiers  und  Militärstations-Commandanten,  Generalmajors  E.  Kitter  M  a  y  e  r  von 
Marnegg,  des  Landwehr-Brigadiers,  Generahnajors  von  J  o  r  k  a  s  c  h  -  K  o  ch,  des  lülrgur- 
meisters  Anton  K  o  c  h  a  n  o  w  s  k  i  Ritter  von  Stawczan,  der  Vertreter  des  Landesau88i"huH8**ii* 
des  gr.-or.  Consistoriums.  des  Czemowitzer  Magistrates,  der  k.  k.  Franz-Josefs- üniversit;U,  diT 
Biikowiner  Sparcassa,  der  Mittelschulen,  endlich  von  Landtagsabgeordnetf^n  und  Mitgliediern  di*^ 
Museunisvereines  durch  den  Obmann  des  C'uratoriums,  I^andeshauptmann  Johann  Lupul,  r^Uilt- 
In  seiner  Ansprache  begriisstc  Letzterer  die  Erschienenen,  hob  die  besondere  Bedeutung  tWs  neu- 
gegründeten  Museums  in  archäohigischer,  etlmographischer,  euUur-  und  naturwissenschiirtlieher 
und  kuDsthistorischer  ]{e/jehung  hervor,  indem  er  dieser  scliönen  Institution  im  Lande  dn^  beste 
Gedeihen  wünschte.  Mit  einem  dreimaligen,  von  den  .Anwesenden  niit  Begeisterung  auf^tHiosii- 
menen  Hoch  auf  Se.  Majestät  den  Kaiser  erklärteer  <las  Museum  fUr  eröffiiet.  Schulrjith  Ue- 
meter  Isopescul  gab  sodann  in  seiner  Festrede  vorerst  eine  eingehende  Darstellung  der 
Entstehung  des  Bukowiner  Laudesmuseums.  wies  auf  die  Unterstützung  und  Forderung  hin, 
welche  diesem  Institute  seitens  des  k.  k.  Ministeriums  für  Cultus  und  ünterriclit,  der  k.  k.  T.un- 
desregierung,  des  Bukowiner  Landesausschusses,  der  k.  k.  ('entral-C'ommi.ssion  für  Kuusl-  rmd 
historische  Denkmale,  des  Bukow^iner  gr.-or.  Consistoriums,  der  anthropologischen  Gesr-Ilsrluift 
in  Wien,  der  hiesigen  Sjtarcussa  und  einzelner  Personen  zu  Theil  wurde  und  sprach  die  llulT- 
nung  aus.  dass  das  Museum  auch  für  die  Zukunft  allseitige  Unterstützung  Hndeu  möge.  Nsali 
Besichtigung  der  Sammlungen  trugen  die  meisten  der  Anwesenden  in  das  aufgelegte  Getleuk- 
buch  ihre  Namen  (38)  ein. 

(Besuch  der  Sammlungen.)  Für  den  öffentlichen  Besuch  sind  die  Sammlungen  unenl- 
geltlich  jeden  Sonntag  von  3  bis  .")  Uhr  nachmittags  zugänglich.  Die  grösste  Besucherzahl  war 
bis  jetzt  I4(}  (am  28.  Mai),  die  geringste  32  (am  fi.  August).  In  Summa  besuchten  an  15  Sonntagen 
1162  Personen  das»  Museum,  so  dass  im  Durclischnitt  auf  einen  Sonntag  77  Personen  entfallen.  Au 
einzelnen  Wochentagen  wurden  die  Samudungen  überdies  noch  für  corporativeu  Besuch  geöfTnei. 
insbesonders  den  Theilnehmern  des  L  Bukowiner  Gewerbe-Oenossenschaftstages  und  den  des 
Czernowitzer  Sängerfestes,  wovon  16',)  Personen  ihre  Namen  in  das  Besuchsbuch  eintrugen, 
während  circa  90  Besucher,  mangels  der  nöthigen  Zeit,  dies  nicht  thun  konnten.  —  Am  16,  Augimt 
besnchte  femer  noch  Herr  Josef  Szorabathy,  Custos  am  k.  k.  Hofmuseum  in  AVieu  das 
Bukowiner  Landesmuseum,  in  welchem  er  eingehende  Studien  machte.  —  Die  Gesammt^nbl  der 
Besucher  erreichte  demnach  im  Zeiträume  von  37^  Monaten  die  Höhe  von  mindestens  1  HSH  Ks 
wäre  wünschenswert,  dass  dieser  ausserordentlich  zahlreiche  Besuch  in  der  Zuknnft  iinhalcpu 
würde.  ^  , 

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82  Vermischtes. 

(Das  SchaufU88*8Che  Museum.)     Im  Wege    des    liukowiner    k.   k.     I^iidespräsidiam»  Irt 

Director  C  a  in  i  1 1  o  SchaufuBs  seine  von  8eineni  Vater  und  ihm  '^usammengeätelilaSt  5* 
Colin  an  der  Elbe  befindlichen,  mit  '1-  UU  300.000  Mark  bewertheten  Haramlungen.  zum  gr^tssenc 
Theile  naturhit*torischer  Objcete,  dem  Hukowiner  Landesmuseum  als  Schenkung  angeboten  uatfr 
der  Bedingung,  dass  das  Bukowlnor  IjandeHuiuseum  Sorge  trägt,  die  Sammlungen  unter  der  OiivB' 
tion  von  Schaufuss  aufzustellen  und  zu  conserviren.  Teber  die  Annahme  dieser  werth\xī 
Schenkung,  welche  allerdings  nicht  unbedeutende  T'nterhaltungskosteu  erfordern  durfte,  wird  d« 
Curatorium  des  Landesmuaeums  zu  entscheiden  haben 

(Vereinigung    des   Bukowiner  Landesmuseums    mit  dem   Bukowiner  GewerbemaseHL) 

Vom  ('uratoriumsuiitgliede  beider  Museen,  Herrn  Nicolaus  Kreiherrn  von  M  u  t«  t  a  t  s  a ,  gini|r 
die  Anregung  aus.  die  beiden  hiesigen  Museen  räumlich  zu  ven^inigen,  in  der  Art,  dasf*  d» 
vom  (j'enerbemuseum  geplante  Musealgebäude  eine  solche  (Grösse  erhalten  solle,  dass  in  dHir- 
selben  auch  die  Sanmdnngen  des  Landesmuseums  für  immer  und  kostenlos  untergebracht  wrr- 
den  können.  Eine  Besprechung  von  Vertretern  l)eider  Museen  am  7.  Mai  d.  J.  ergab,  d^^m  Art 
(»edanke  nicht  nur  durchführbar  sei,  sondern  dass  es  aus  vielerlei  (rründen  im  einioentea  la- 
teresse  beider  Institutionen  gelegen  wäre,  wenn  derselbe  zur  Ausführung  gebracht  werden  kr»Batl 
und  es  wurde  nun  über  einstimmigen  Beschluss  dem  Bukowiner  Landtag  eine  Eingabe  mde^ 
breitet,  mit  der  Bitte,  die  Ausführung  des  Gebäudes  durch  Zuwendung  einer  Subvention  t« 
lO.OUO  zu  ermr>glichen.  Leider  konnte  der  Bitte  für  heuer  nicht  willfahrt  werden.  —  In  d^  aa 
H.  August  unter  Vorsitz  des  k.  k.  Liindespräsidenten  Freiherrn  von  Krauss  abgehaltenen  CV 
ratoriumssitzung  des  (ieweriiemuseums  brachte  der  Schriftführer  des  Landesmuseuma,  Profe«* 
('.  A.  \\  o  ni  st  o  rf  e  r,  die  Frage  der  Unterbringung  des  Landesmuseums  in  dem  zu  errichteaalM 
(iewerbemuseumsgebäude  zur  Sprache,  worauf  seitens  des  Vicepräsidenten  des  Gewerbemnseiuö»» 
Ilaudelskammerpräsidenten  F.  ('.  Langen  h  a  n  hervorgehoben  wurde,  dass  die  bereits  begonnenr 
gemeinschaftliche  Action  behufs  Ausführung  des  (iebäudes  im  nächsten  Jahre  auch  ii 
der  Folge  eine  gemeinschaftliche  sein  wird.  C.  A.  R 


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;'    .'Y^  ^/;CVS^- 


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Rßr>/)EW.(ii^c-'^''^ 


JAHRBUCH 


des 


Bukowiaif  £i%idt@-Mii@tims 


Zweiter  Jahrgang,    ^^^y; 

1894.       !;■;'    : ;  ^.| 

(X-da.t  e  .A.-b'blld.-va.iigrea..)  %,^       •'   '^     *^ 

Redactions-Comit^ : 

E.  Maximowicz,   A.  Mikulicz,  Dr.  J.  ^olek, 

(Ouratoriuiiis-Mitglieder)  ' 

und 

C.  A.  Romstorfer, 


Czernowitz,  1894. 

C  o  n  c.  T  y  p  o-  u.  L  i  t  h  o  g  r.  den  E  r  z  I».  S  i  1  v.  M  o  r  a  r  i  n  -  A  n  d  r  i  e  w  i  c  z.  | 

Verlag  des  Bnkowiner  Landcs-Museums. 


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JAHRBUCH 


des 


Zweiter  Jahrgang. 

1894. 

Rodactioiis-Comite : 

E.  Maximowicz,   A.  Mikulicz,  Dr.  J.  Poiek 

(Curatoriums- Mitglieder) 
und 

C.  A.  Romstorfer 

(Schriftführer). 


Czernowitz  1894. 

Conc.  Typo-  u.  Litliogr.  des  Erzh.  Silv.  Mor  ariu- A  n  <l  r  i  p  tv  m'/. 


Verlag  des  Biikowiner  Landes-MuBeums. 

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Für  den  Inhalt  der  Artikel  sind  die    Verfasser  allein  verantwortlich. 


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Die  ehemalige  russische  Münzstätte  In  Sadagdra. 

Vortrag,  gehalten  in  der  Hauptversammlung  der  Mitglieder  des  Bukowiner 
LandeS'Museums  am  6    Mai  1894,  von  Dr.  J,  POLEK. 

Die  Einmischung  dei'  Czarin  Katharina  II.  m  che  Ang(*legenheit(»n  Polens 
ftihrtc  im  Herbste  1768  zu  einem  Kriege  zwischen  der  Türkei    und  Russhmd.  *) 

Die  eigentHche  Action  begann  im  Frühjalu^e  1769.  Die  Russen  waren  vom 
Glück  begünstigt  Sie  besetzten  am  21.  September  die  Festung  Chotin,  naiimen 
fiinf  Tage  später  die  Hauptstadt  der  Moldau,  Jassy,  ein  und  bemächtigten  sich 
am  17.  November  desselben  Jahres  Bukarest's,  der  Hauptstadt  der  Walachei. 
Beide  Donaufüi-st^ntlmmer  huldigten  der  Czarin. 

Wemigleich  Katharina  II.  damals  luu'  scherzweise  d^m  Feldmarschall  Ru- 
manzow  sclmeb,  er  solle  ihr  doch,  imchdem  sich  schon  beide  Hospodaren  in 
Petersburg  befänden,  auch  den  Grossvezier  und,  wenn  mögUch.  selbst  den  Sultan 
als  Kriegsgefangenen  schicken,  so  war  sie  doch  im  Enist  entschlossen,  den  Krieg 
bis  zur  völligen  Niederwerfung  der  Türken  fortzusetzen.  *) 

Der  zweite  Feldzug  (1770)  war  ganz  darnach  angethan,  die  Czarin  in  ihren 
Hoffnungen  zu  bestärken.  Die  Russen  siegten  nämlich  zu  Wasser  und  zu  Lande 
und  nahmen  den  Tüi'ken  die  meisten  Festungen  diesseits  der  Donau  weg.  Aber 
jetzt  envachte  die  Eifersucht  der  Nachbarn,  besonders  Preussens,  Fi-ankreichs  und 
Oestenrichs.  Friedrich  der  Grosse  ennahnte  am  4.  Jänner  1771  die  Kai- 
serin Katharina,  allen  Absichten  auf  die  Krim  sowie  auf  die  Donaufürstenthümer 
zu  entsagen ;  dränge  man  die  Pforte  zu  sehr,  so  könne  es,  meinte  er,  leicht 
geschehen,  dass  diese  Macht  sich  dem  Wiener  Hofe  in  die  Anne  werfe.*)  Auch 
in  Russland  hielt  man  den  Bruch  mit  Gestenreich  für  nicht  imwahrscheiidich, 
Katharijm  IL  wusste  ihn  aber  diu-ch  die  Vereinbarung  in  Betreff  Polens  hint- 
unzuhalten. 

Die  erste  Theilung  Polens  ei'A^eckte  bei  der  Pforte  che  Besorgnis,  djiss  auch 
in  Betreff  ihrer  zwischen  den  Git)ssmächten  Vereinbanmgen  geü'offen  seien.  Sie 
war  daher  gerne  zu  Friedensunterhandlungen  geneigt.  Trotzdem  verhelfen  die 
riougresse  zu  Fokschan  (im  Juli  1772)  und  Bukarest  (im  Herbste  desselben  Jahres) 
nsultatlos.  Nach  neuen  Niederlagen  streckt*»n  die  Türken  endlich  doch  die  Waffen, 
und    Russland    begnügte    sich    im    Frieden    zu    K  utschuk- Kai  nard sehe 


*)  Üeber  diesen  Krieg  siehe  Hammer,  „Gesciüchte  des  Osmanischen  Reiches**.  IV.  Bd. 
2.  Ausg.  Pesth  1830,  S.  570  ff.,  Herr  mann,  „Geschichte  des  russischen  Staats".  V.  Bd. 
Hamburg  185a,  S.  607  ff.  and  Brückner,  „Katharina  die  Zweite«.  Berlin  1883,    S.  269   ff. 

*)  Brückner,  a.  a.  O.  8.  276. 

^)  Ebenda,  8.  291. 


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4  POLEK : 

(21.  Juli  1774)   mit   den   Festungen    Kertsch   und  Jenikale,   mit  Kimbum   und 
Asow  samnit  Umgebung  und  mit  der  freien  Scliiffahrt  auf  dem  Schwarzen  Meere.  M 

Der  Entschluss,  die  Türkei  bis  aufs  Aeuserste  zu  bekämpfen,  legte  Katiia- 
rina  II.  den  Gedanken  nahe,  ihr  Heer  auf  dem  kürzesten  Wege  mit  dem  Solde, 
insbesondere  aber  mit  der  mangelnden  Seheidemünze  zu  versorgen.  Sie  ord- 
nete die  Errichtung  einer  Münzstätte  in  der  Moldau  an  und  betraute  mit  deren 
Ijeitung  den  Ostseeländer  Peter  Freiherrn  von  Gartenberg  (niss.  Sada^cSrskii- 

Gai-tenberg  fand  sich  im  Herl)ste  1770  in  der  Moldau  ein.  Seine  nächst«' 
Aufgabe  war,  sich  den  zur  Anlegung  der  Münzstätte  geeignetsten  Platz  auszu- 
suchen. Ohne  Zweifel  kam  es  dabei  ausser  dem  Holzreiclitlmm  ijislx*sondere  auf 
die  grösstmögliche  Sicherheit  vor  dem  Feinde  an.  Diesen  Bechngungen  entsjiracL 
am  besten  die  Czernowitz  gegenüber  Hegende,  damals  mit  undurclidringlicliem 
Ui-wnld  bedeckte  Pi*utheb(*ne  unweit  Kohozn«,  dessen  Besitzer  gegen  ein  ontspn*- 
chendes  Entgelt  in  die  Anlegung  der  Münzstätte  willigten.  *) 

Die  Ankönnnlinge  verbreiteten  bald  reges  Ix^hen  in  der  bisher  nur  von 
Wölfen  bewohnten  Gegend.  *Die  alten  Buchen  wimlen  gefällt,  das  Gestrüpp 
ausgehauen  uiul  der  Waldgnmd  urbar  gemacht«.  An  dem  Bache  Tarnawa  wunU- 
die  Münze  aufgebaut,  und  nahe  dal)ei  richt<'ten  die  Arbeiter  ihiv  Wohnun^ren 
her.  GartcMilKTg's  Ijeutseligkeit  sowie  die  gmvisse  Aussicht  auf  guttMi  Venlieml 
locküMi  alsbald  auch  HandwerkcT  und  tiewerbsleute  herbei,  die  sich  gleichfalk 
wo  es  ihnen  beliebte,  häuslich  niederliessen  und  sowohl  in  Sadagöra  —  di(^ni 
Namen  scheint  die  Colonie  von  alh^m  Anfang  an  gi^führt  zu  haben  —  als  anili 
in  der  Umg(»bung  lohnende  Arbeit  fanden.  '') 

Die  Münzstätte  war  ^kaiserliche;  ti*otzdem  hatte  Gartenberg  hinsichtlich 
der  Prägung  fast  völlig  freie  Hand.  Er  übernahm  vom  Staate  die  erbeuteten 
tüi*kischen  Kanonen  und  liefeiix3  von  den  daraus  g(»prägten  Münzen  eine  dem 
Preise  des  Mati?rials  entsprechende  Menge  an  die  Kriegscasse  ab.  Den  Ri*st  d«^- 
Münzen  komite  er  b(»hufs  Hereinbrigung  der  Prägungskosten  durcli  eigens  von 
ihm  im  Lande  ^aufgestellte  Ijeute«^  gegen  Gold  und  Silber  wechseln;  dcK'h  sollti' 
die  Gesannntsunnne  des  von  ihm  geprägten  (ileldes  den  Betrag  von  2  Millionen 
Rubel  nicht  übei^steigen.  *) 

Die  Sadagörer  Münzen  wurden  bald  zu  einer  drückenden  Last  für  die 
Bevölkennig  der  beiden  Donaufürstenthümer.  Abgesehen  davon,  diiss  sie  in  Bezug 
auf  die  Qualität  des  Materiah^s  und  des  Gewichtes  innner  schlechter  wurden, 
machte  die  in  Undauf  gelmichte  Sunnne  den  Betrag  von  3  Millionen  RuIk4  aus. 
Das  geschah,  ohne  dass  Feldmai'schall  Rumanzow,  von  dem  »alles«  abhieng. 
warnend  oder  sti-afend  eingriff.  Aber  auch  die  übrigen  Officiere  sahen  nicht  nach ; 


1)  Ebenda,  S.  305. 

')  In  der  Regietratur  der  k.  k.  Bukowiner  Landesregierung  beßndet  sich  die  Copie  einer 
aus  dem  Moldauischen  ins  Lateinische  übersetzten  Urkunde  (Copia  ex  idiomate  Moldavico  in 
Latinum  trauslata),  worin  die  AntheUsbesitzcr  von  Koho/.na :  Michahiki  Krakalie,  Gregorius  ßrinzan. 
(Jabriel  Kasaczeskul  und  Manoli  Potlog  aussagen,  dass  sie  Baron  Gartenberg  für  die  Benutzung 
ihrer  Erbgüter  schadlos  hielt  (dabat  ali(|uam  partem  ex  nostris  bonis  haereditariis). 

^)  Wi  c  k  e  n  h  au  ser,  die  deutschen  Siedolungen  in  der  Bukowina.  L  Bdch.  Czernowitz 
1885.  S.  53  ff. 

*)  Feldmarschallieutenant  Vincenz  Freiherr  v.  Barco  an  den  Hofkriegsrathsprasidentev 
Grafen  A.  v.  lladik,  Jassy,  12.  Jänner  1774  (bei  Werenka,  Bukowina's  Entstehen  und  Auf- 
blühen.  Wien  1892.  S.  69.) 


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Die  EHBMALiaE  russische  .Münzstätte  in  Sadaoöea.  5 

war  ja  die  Sadagörer  Scheidemünze  nur  für  die  Mainischaft  bestimmt,  während 
sie  selbst  iliren  Gehalt  in  Gold  und  Silber  diiect  aus  Russland  bezogen.  Sie 
mochten  aber  auch  darum  geschwiegen  haben,  weil  sie  »directe  durch  die  dritte 
Hand«  an  dem  Münzgewinne  Antheil  nahmen.  So  half  sich  den»  die  Bevölke- 
rung, so  gut  sie  konnte.  »Von  der  Zeit,  wo  dieses  scidechte  Geld  mehr  kenntbar 
worden,  nahm  sie  es  nicht  mehr  zum  Xeiniwerte  an,  so  dass  zu  Anfang  des  Jahres 
1774  v.n  der  Münzstätte  7,  an  anderen  Oilen  6  fl.  Scheidemünze  für  den  Uu- 
caten  gegeben  wurden.  *) 

Der  schlechten  Sadagörer  Münze  ist  es  auch  zum  Theile  zuzuschreiben 
wenn  sich  die  Zuneigung,  deren  sich  die  Russen  zu  Anfang  des  Krieges  in  den 
Donaufurstenthümern  zu  erfreuen  hatten,  zuletzt  in  Abneigung  verwandelte ; 
mussten  doch  (he  Kaufleute  und  Bojaren  vom  Divan  zur  Umwechselung 
der  zur  Zeit  des  Ausmai*sches  der  Russen  in  der  russischen  Kriegscfisse  befind- 
lichen 800.000  fl.  Scheidemünze  dm'ch  Execution  gezwungen  werden.  *)  That- 
sächUch  gieng  danmls  der  letzte  Rest  an  Gold-  und  Silbennönzen  aus  dem 
Lfiwide,  und  es  trat  eine  solche  Geldnoth  ein,  dass  alle  Producte  wie  nie  zuvor 
im  Pn»ise  sank(»n.  ') 

Mit  der  Beendigung  des  Krieges  fiel  auch  die  Nothwendigkeit  des  Bestandes 
einer  russischen  Münzstätte  ausserhalb  der  Grenzen  Russlands  weg.  Die  Saxla- 
görer  Munzbeamten  fiengen  übrigens  schon  im  April  1774  ihre  Habseligkeiten  zu 
verkaufen  an.  Jedesfalls  war  das  Münzamt  zur  Zeit  des  Einmarsches  der  ösU^i- 
reichischen  Truppen  in  die  Moldau,  d.  i.  am  81.  August  1774,  schon  aufgelassen; 
denn  am  4.  Septem Ixn*  1774  bot  ein  gewisser  Doering,  so  zu  Satakura  (Sada- 
göra)  des  Baron  GartU^iberg  sein  ganzes  Werk  gefnbret,  ein  vernuigender  Mann<v,  *) 
dem  Fehhnarschallieutenant  Baron  B  a  r  c  o  eine  Quantität  von  5  bis  6000  Cent- 
neni  Kanonenmetalls  zum  Kaufe  an.  ^) 

Die  Sadagörer  Münzen  geben  von  der  jeweiligen  SU^llung  Russlands  zu 
den  Donaufurstenthümern  Zeugnis.  Im  Anfange  äussert  sich  darin  die  Freude 
des  Siegers  und  dessen  Entschluss,  diis  Erob;»rte  zu  behalten;  dann  aber  nehmen 
sie  immer  mehr  moldauisch- walachisches  Gepräge  an.  ^) 


>)  Ebenda. 

»)  Bar  CO  an  Hadik,  Jassy,  6.  December  1774.  (Ebenda,  S.  154.)  —  Vgl.  auch  Urica- 
riiil,  hrag.  von  Theodor  Codrescu,  T.  VI.  (Jassi  1875,,  8.  430  f. 

*)  Näheres  bei  V.  A.  Urechiä,  „Memoriü  asiipra  periodei  din  istoria  Rom&niloru  de  la 
1774__1786«  in  „Analele  acaderaiei  romane".  Seria  IL,  Tom.  XII.  Bucuresci  189J  p.  700  f. 

*)  Barco  an  den  cominandirenden  General  von  Galizien  FZM.  Freiherr  v.  Ellrichshausen , 
Jskssyy  6.  September  1774.  (Werenka,  a.  a.  O.  S.   124.) 

*)  Das  Schreiben  trägt  die  Aufschrift:  Proraemoria  an  Ihro  Excellence  den  Herrn  General- 
lieutenant v.  Barco  und  lautet: 

Bei  Euer  Excellenz  wird  hierdurch  angefraget,  ob  Sie  von  einer  Quantität  ciroa  5—0  m. 
(5  bis  6  Tansend)  Centner  Kanonennietalle  einen  Gebrauch  zu  machen  wissen.  Den  Wiener 
Centner  liefre  ich  bis  am  Dniester  für  10  :^  ^Ducaten);  im  zweiten  Fall  aber,  wenn  man  für 
dero  Hof  fertige  Kanonen  nach  vorgeschriebenem  Kaliber  inclusive  aller  Kosten  verfertigte, 
könnte  (ich)  solches  den  Centner  zu  fünf unddre issig  Ducaten  liefern. 

Ich  erwarte  über  beide  Fragen  von  Euer  Excollenz  auf  das  baldigste  Resolution.  Sada- 
gnra  den  4.  September  1774.  J.  A.  Döring.  (Siehe  Werenka,  a.  a.  O.  8.   122.) 

«)  Vgl.  die  Abbildungen  1  und  6. 


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6 


Polek: 


Bis  jetzt  kennt  man  28  Typen  dieser  Münzen,  nämlich:  4  Medailleii, 
4  silberne  Prol)est(Mnpel  ans  den  .Jahren  1771,  1772  und  1778  und  15  verschie- 
dene Kupfennunzen  aus  den  Jahren  1771  bis  1774.  ^) 

Am  häufigsten  sind  die  Münzen  aus  dem  Jahre  1772  und  1778,  seltener 
kommen  die  aus  dem  Jahre  1774,  am  seltensten  die  aus  den  Jahren  1771  vor. 

Im  Jahre  1771 
wurden  Fönfko- 
peken-,  Dreiko- 
peken- und  Drei- 
dengi-  (oder  auch 
Pard-)Stucke,     in 

den  folgenden 

Jahren  nur  Zwei- 

para-  (Drei  ko|K?- 

ken-)  und  Para- 

Fig.  1.  (Dreidengi-) 

Stücke  geprägt.     —  Den  ältesten  Tj7)us  zeigt  die  Abbildung  1.  ^) 

Die  Mitti^  der  Haui)tseite  dieser  Münze  ninnnt  eine  Säule  ein,  an  dert*n 
oberen,  mit  dem  Herzogshute  gekninU'n  Ende  innerhalb  eines  ausgeschweiften 
Zierrahmens  ein  ovaler  Schild  mit  der  Namenschiffre  Katharina's  II.  (E  IL  iji 
einander  gestellt)  zu  sehen  ist.  Hinter  der  Säule  sind  Waffen  und  Fahnen,  an 
ihrem  unteren  Ende  (rechts)  eine  Trommel  und  <lie  Fasces  mit  dem  Beile,  (links) 
ein  Kanonein*ohr  und  Lanzen  gruppiert.  Das  Ganze  ruht  auf  einer  Doppelleist*' 
auf,  unter  der  die  Jahreszahl   1771  steht. 

Auf  der  Rückseite  erscheint  der  gekrönte  nissische  Doppeladler  mit  Scepter 
und  Schwell.  Unterhalb  der  Fänge  des  Adlers  nimmt  man  zwei  ovale  Schilde 
mit  d(»n  Wappen  der  Moldau  (()chs(?nkopf)  und  der  Walachei  (auf  einer  Zackon- 
ki-one  stehender  Adler  mit  dem  Kreuz  im  Schnabel  und  dem  Halbmond  zur  Recht^Mi) 
wahr.  Im  Abschnitt,  der  auch  hier  durch  eine  Doppelleiste  und  zwar  in  gleicher 
Höhe  wie  auf  der  Hauptseite  von  der  bildlichen  DarsteUung  getrennt  ist,  steht 
die  Wertzahl:  5  Kou'beK'k  (Kopeki)  und  unter  dieser  ein  S,  d.  i.  der  Anfangs- 
buchstabe des  Münzmeisters  (Sadagörski)  oder  des  Pi-ägeoites  (Sadiigöra).  *) 

Der  älteste»  Typus  der  kleineren  Scheidemünze,  des  Dmdengistückes 
(=  IVa  Kopi»keii  oder  =  1  türk.  Para),  dürfte  in  Figur  2  (bei  Chaudoir  Nr.  3), 
zu  erbHcken  sein. 


*)  S  t  u  r  d  z  a ,  Uebersichl  der  Münzen  und  Medaillen  des  Fiirstenthums  KiimKnien.  8ep. -Ab- 
druck aus  dem  IV.  Bande  der  „Numismatischen  Zeitschrift **.  Wien  1874,  S.  84. 

•)  Die  .\bbildungen  sind  bis  auf  Nr.  5  und  (5,  denen  Münzen  aus  der  Sammlung  des 
rumänischen  archäologischen  Vereins  (derzeit  im  Rukowiner  Landesmuseum)  zur  Vorlage  dienten« 
nach  Tafel  41  (Partie  11)  in  Chaudoir's  Aper<;u  sur  les  mounaies  russes  et  sur  les  roonnaies 
etrangeres  qui  ont  eu  cours  en  Russie  (St.  Petersbourg  lS3(i)  hergestellt. 

')  IrrthllmÜcli  liest  .los.  Neu  mann  in  seiner  „Beschreibung  der  bekanntesten  Kupfer- 
mfinxen**  (I.  Bd.  Prag  18.')S,  S.  102)  5  statt  S.  Hier  sei  noch  erwähnt,  dass  die  obbeschriehene 
Münze  auf  der  von  Cesarc  Bolliac  unter  dem  Titel  «Daco  Romane**  herausgegelienen  Tafel 
(Fig.  127)  ohne  Mi\nzzeichen  abgebildet  ist.  Ob  Iclztere  Darstellung  auf  einem  Versehen  lieruht« 
oder  ob  sie  einen  neuen  Typus  veranschaulichen  soll,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden,  da  mir 
bisher  weder  die  eine  noch  die  andere  Münze  zu  Gesichte  gekommen  ist. 


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Die  ehbmaligb  russische  Münzstätte  in  Sadaoöra. 


Die  Hauptseite  dieser  Muiize  enthält  in  der  Mitte    die    gekrönte  Namens- 
chiflfre  Katharina'«  II  (E  II),  im  Abschnitte  die  Jahreszahl  1771.  Auf  derRück- 
Reite  ist  der  gekrönte  russische 
Doppeladler   mit  Sceptt^r    und 
Schwert     und     den     obbe- 
schriebenen  Wappenschilden, 
hier   jedoch    nicht    unter    den 
Fängen,  sondern  auf  der  Brust, 
dargestellt  Im  Abschnitte  steht 

als  Wertangabe    3    ;i,EHrM  Fig.  2. 

(Dengi). 

Aus  demselben  Jahre  stimmen  auch  die  von  den  fiüheren  sehr  stark  ab- 
weichenden Typen  8 — 5. 

Bei  Figur  3  (Chaudoir 
Nr.  2)  fällt  zunächst  die  Um- 
schrift auf,  die  uns  sowohl  auf 
der  Haui)t-  als  Rückseite  ent- 
gegentritt Die  der  Hauptseite 
laut*»t:  3  ;i,EHrM  1771,  die 
der  Rückseite:  UOÄJ[.  11  APA 
nOJlü  (Mold.  Para  Polo).  »)  *^'g  »• 

Aber  auch  noch  andere  Untei-scheidungsmerkniale  sind  vorhanden.  Abge- 
sehen davon,  diiss  der  Fui*stenhut  nicht  wie  \m  dem  ei"stcMi  Typus  dieser  Münze 
(Fig.  2)  auf  dem  E  aufruht,  sondern  darüber  schwebt  und  das  E  links,  rechts 
und  unterhalb  mit  je  einem  Punkt  versehen  ist,  hält  hier  der  Adler  nicht  Scepter 
und  Schwert,  sondeni  Scepter  und  Reichsapfel  in  den  Fängen.  Ileberdies 
findet  sich  unterhalb  des  Adlers  der  Münzbuchstabe  S. 

Noch  weiter  entfernt  sich 
die  hier  und  ebenso  bei  Chau- 
doir   mit    4.    bezeichnete 
Münze  von  dem  ersten  Typus 
des     Dreidengistückes.      Auf 

ihrer    Hauptseite    grupi)ieren     ^        ^  j^  \       wt^lp^ 

sich  4  doppelte  und  gekrönte       ^     <»       V^  X.^Ä«aiPms 

E,  gerade  und  verkehrt  hi 
einander  gestellt,  kreuzförmig 
um  die  Zahl  II.  Die  Rückseite  zeigt  den  fast  um  die  Hälfte  verkleinerten 
Adler  der  unmittelbar  vorher  beschriebenen  Münze  (Fig.  3).  Dieser  letzteren 
Münze  sind  auch  Weiiangabe  (IIA PA  —  3  ;i,EHrM)  und  Umschrift  (MOJW: 
1771  nOJIO:)  entnommen. 


Fig.  4. 


')  Ich  gebe  die  Umschrift  nach  Chaudoir's  Darstellung  wieder.  Ist  diese  Lesung  richtig, 
dann  muss  der  Prägojtempel  fehlerhaft  gewesen  sein;  denn  die  Umschrift  hat  nur  einen  Sinn, 
wenn  BOJIO  (Volo  =  Voloskia  oder  auch  Vo?oscyna)  statt  POJ[0  (Polo)  steht.  Nur  so  wird 
die  Para  als  eine  moldauisch-walachische  oder  der  Moldau  und  Walachei  angehörende  Münze 
bezeichnet  Oder  sollte  Chaudoir  falsch  gelesen  haben?  Das  werden  die  glücklichen  Besitzer 
dieser  Münze  entscheiden  können. 


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Polek: 


Ein  ganz  neues  Bild  bietet  der  vierte  Typus  des  Dreidengistuckes  aus  dem 
Jahre  1771,  wovon  die  Abbildung  5.  ein  Exemplar  gibt,  dar.  Von  der  Haupt- 
seite ist  die  NanienschiffiTe  der 
Czarin,  von  der  Rückseite  der 
nissische  Adler  ganz  ver- 
schwunden. Dafür  sind  auf 
ersterer  die  Wappen  schilde  der 
DonaufÜrstenthümer,  von  dem 
Fiirstenhut  bedeckt,  ferner  die 
Jahreszahl  und  die  Umschrift : 
MOH.    MOJi;ii.    H    BAJIAK 


Fig.  5. 


(Mon.  Mold.    i  Wahik.),    auf  letzterer,    der  Rückseite    nämlich,    innerhalb    eines 

Quadrates,  dessen  Enden  fast   bis    an    den  Münzrand  reichen,    die  Wertangabe: 

RAPA  3  ;tEHrH  zu  sehen. ') 

Mit  dem  letztbeschriebenen  Typus  hatte  das  Divideugistück    die    l)leil>ende 

Fonn  erlangt.     Nur  in  der  Umschrift  fand  noch  eine  Abänderung    statt,    indem 

im    Jahi-e    1772    an    die  St^^lle    von    BAJIAK.    die  Bezeichnung  BAJIOCK.    trat 

(Vgl.  Fig.  6.) 

Im    Jahiv    1772    taucht    als    grössere  Münzeinheit    dtus    Dreikopekenstück 

(Fig.  6)  auf.     Es  gleicht  hinsichtlich  des  Gepräges  ganz  dem   letzten  T>t)us  des 

Dreidengistuckes  und  ruft 
den  Gedanken  wach,  ob 
diese  Gattung  von  Sada- 
g6rer  Münzen  nicht  die 
gleiche  Wandlung  wie 
letzteres  dm'chziunachen 
hatte.  Wenigstens  leuch- 
tet nicht  ein,  dass  neben 
dem  total  veränderten,  fast 
ausschliesslich  raoldauisch- 
walachische  Symbole  zur 


Fig.  6. 


Schau  tragenden  Dreidengistucke  das  Fünfkopekenstück  von  durchaus  russischem 
Gepräge  in  Geltung  geblieben  sei.  Hofften  wir,  dfiss  ein  glücklicher  Fund  auch 
dieses  Räthsel  lösen  werde. 

Die  Sadagörer  Münzstätte  war  auch  für  den  Guss  von  Glocken  und  leichten 
Geschützen  eingerichtet. 

Sicher  ist,  dass  im  Jahre  1778  eine  20 '/^  Centner,  im  Jahre  1774  eine  18 
Centner  schwere  Glocke  für  die  Klosterkirche  in  Horecza  (bei  Czemowitz)  in 
Sadagöia  gegossen  wurde. 


')  Eine  solche  Münze  nnd  zwar  aus  dem  J.  1772  gibt  Brllckner  fa.  a.  O.)  S.  119  wieder, 
begeht  aber  dabei  den  Fehler,  dass  er  sie  als  „in  .Jassy  geschlagen"  bezeichnet. 

Die  irrige  Meinung,  dass  während  der  .Jahre  1771—1774  neben  der  russischen  Münz- 
stätte zu  Sadagt'ira  noch  eine  zweite  solche  Münzstätte,  und  zwar  zu  Jas.-^y,  bestanden  habe,  ist 
auch  in  Humänien  verbreitet.  (Siehe  Urechiä  a.  a  O.  p.  700.)  Sie  ist  vielleicht  dadurch  ent- 
standen, dass  Chaudoir  (a.  a.  O.  Partie  I.  p.  192j  Sadagora  eine  „kleine  Stadt  bei  Jassy*  (pe- 
tite  ville  pres  de  Jassi)  nennt. 


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DiB   SHEMALIOE   BUSSISCHE   MÜNZSTÄTTE   IN   SaDAGÖRA.  9 

Die  grössere  Glocke  trug  »oben«  folgende  Inschrift:  »»Mich  hat  gemacht 
Johann  Chrisian  Valentin  von  Sadgöra  ini  J.  1773««  (lat);  »unterhalb  auf  der 
Bilder  Wandung«  war  zu  lesen:  >»Zu  Ehren  der  heiligsten  Dreifaltigkeit  und  zu 
Preis  der  liochgelobü^n  Jungfrau  Maria  in  der  Wohnstätt  ihrer  verehrten  Geburt, 
genannt  Horacza,  ist  diese  Glocke  gegossen  worden  in  Sadagöra  unter  General 
Peter  Pi*eihen'n  von  Gartenberg  auf  Kosten  des  geehrten  Iguniens  dieser  Be- 
hausung Artimons  Kiuizki  im  J.  1773«  <  (russ.).  Die  »oben  am  Haubenband« 
l)efindliche  Inschrift  der  kleineren  Glocke  lautete  folgendennassen:  »»Mich  hat 
gemacht  Meister  (Meistor)  Johann  Christian  Valentin  in  Sadagöra  im  J.  1774«« 
(russ.);  »unterlmlb«  stand:  »»Zur  Ehre  der  Geburt  der  reinsten  Jmigfrau  ist 
diese  Glocke  gemacht  durch  Vater  Ailimon  im  Kloster  Horacza,  Igumen  dieses 
Klosters,  unter  dem  Schutze  des  Herrn  Fieihenn  Gartenberg (FapTeMÖepKa)«  (russ.).  ^) 

Dass  in  Sadagöra  auch  der  Kanonenguss  betrieben  wm*de,  erhellt  aus  dem 
oben  (S.  5)  citierten  Briefe  Döring^s;  noch  deutlicher  spricht  hiefiur  ein  in 
dem  k.  und  k.  Kriegsarchive  aufbewahrtes,  weiter  imten  citieiles  hofkriegsrath- 
liches  Rescript  vom  15.  Mai  1776. 

Nach  der  Aufhebung  des  Munzamtes  drohte  der  jungen  Ansiedlung,  die 
unter  Gartenberg  selbst  die  Marktgerechtsame  besessen  hatte,  der  Untergang. 
Er  wurde  nur  dadurch  aufgehalten,  dass  General  Gabriel  Freiherr  von  Spleny, 
der  erste  Administrator  der  Bukowina,  die  zurückgebliebenen  Arbeiter,  so  gut 
er  konnte,  unterstützte.  *)  Spleny  empfahl  überdies  die  Ansiedlung  dem  Schutz 
und  Schirm  des  Hofkriegsrathes  und  der  Kaiserin.  »Unter  diesen  Dörfern«  (der 
Bukowina),  schreibt  er  im  Sommer  1775,  verdient  das  sogenaimte  Sadagura, 
diisH  von  selbem  eine  besondere  Erwähnung  gemacht  werde.  Es  ist  dies  der  Ort, 
allwo  während  letzten  Krieg  ein  sicherer  Baron  Gartenberg  die  Russische  Münze 
und  mit  dieser  eine  neue  Coloiüe  von  verschiedenen,  meist  protestantischen  Hand- 
werkeni  und  Handlangem  mid  zum  Theil  auch  von  Juden  angeleget  hat  Da- 
selbst sind  von  eben  diesem  Münzamt  einige  der  obspecificierten  Gattung  Leute 
zurückgeblieben,  welche  sich  mm  bei  mir  gemeldet  haben,  dass  sie  unter  ge- 
wissen Bedingnissen,  wonmter  jedoch  die  PVeiheit  der  protestantischen  B^ligion 
die  vornehmste  ist,  standhafte. Häuser  erbauen,  Fabriken  anlegen  und  so  succes- 
sive  eine  königliche  Frei-  und  Handelstadt  errichten  wollen.« 

»Weilen  nun  die  Lage  dieses  angetragenen  Städteis  in  Ansehung  des  an- 
zuhoffenden  Comercii  dergestalten  situieret  ist,  dass  die  aus  der  Moldau,  Walla- 
chei,  daim  aus  der  Brazlavischen  Woiwodschaft,  polnisch  Podolien  und  aus  dem 
Kiowisclien  Gouvernement,  nicht  minder  mit  der  Zeit  die  aus  Siebenbürgen  nach 
Galizien,  Polen  mid  auch  weiters  handeln  wollende  Negotianten  daselbst  als  in 
einem  Mittelpunkt,  theils  passieren  müssten,  theils  ohne  grosser  Detour  passieren 


*)  Wickenhaaser,  Horecza.  (Czernowitz  1880).  S.  14. 

•)  Nach  Wickenhauser,  „Deutsche  Siedelungen"  I,  S.  60,  gewährte  er  ihnen  am 
7.  Juli  1775  Gewerbefreiheit,  genehmigte  ihre  städtische  Verfassung  und  räumte  ihnen  „überdies 
6  Freijahre  von  allen  Lasten  und  alle  Vorrechte  gleich  den  Städten  Galiziens  und  Lodomeriens 
ein".  Dagegen  wird  in  der  schon  (S.  4)  erwähnten  Urkunde  von  den  Erbherren  (Heredes)  8ada- 
göra's  hervorgehoben,  dass  Spleny  den  Ansiedlern  die  Befreiung  von  den  gutsherrlichen  sowohl 
als  auch  den  landesft&rstlichen  Abgaben  auf  drei  Jahre  zugesichert  habe  (.  .  .  libere  habitent  ac 
ab  Omnibus  vectigalibus  sint  excepti  l.credura.  Simili  modo  ac  caesaria  vectigalia  per  spatium 
triam  annoram  illis  remittuntur.) 


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10  Polek:   Dib  bhxmaliob  bussisohb  Münz3t1ttb  ik  Sadaoöba. 

hönnen»  so  scheint  mir,  dass  der  Antrag,  aus  benanntem  Sadagnra  eine  könig- 
liche Preistadt  zu  machen,  nicht  allerdings  zu  verwerfen  sei«.  ') 

Diesen  Antrag  lehnte  der  Hofkriegsrath  am  15.  Mai  1776  mit  dem  Be- 
merken ab,  »dass  Sadagura  wegen  seiner  nahen  Lage  an  denen  Grenzen  niemals 
für  eine  Handelstadt  ein  gelegener  mid  angemessener  Ort«  sein  werde,  umso- 
mehr  als  die  von  Baron  Gartenberg  dahin  gebrachten  Leute  nur  solche  Hand- 
werker seien,  die  er  »zur  Vermtinzung  der  durch  die  Russen 
eroberten  türkischen  Kanonen  und  Giessung  einiger  leich- 
ten Feldstücken  habe  gebrauchen  können,  mithin  auf  eine  Commercial- 
gemeinde  keine  Rucksicht  verdienen«.^) 

Trotzdem  wagte  es  General  Spleny  kurz  darauf  noch  einmal  zu  Gunsten 
der  jmigen  Colonie  ein  Wort  zu  sprechen.  Mit  Bezug  auf  obige  Entscheidung 
schreibt  er  nämlich  am  9.  Juni  1776: 

»Endlichen  solle  mich  in  Betreff  des  von  mir  zu  einer  Handelstadt  ange- 
tragenen Orts  Sadagura  in  Anterthänigkeit  üussern,  dass  sich  daselbst  einige 
Handwerker,  als:  Schmied,  Maurer,  Müllner,  Wagner,  Fleischer,  Backe,  Schuster 
und  Schneider  annebst  einer  Anzahl  Juden  allschon  niedergelassen  luid  einige 
gute,  der  Militärsbequaiiiening  angemessene  Häuser  bereits  erbauet  haben.  Gleich 
wie  sie  nun  von  mir  keine  positive  Verheissung  gehabt,  so  wird  es  von  aller- 
höchst^ai  Orten  abhängen,  selbes  als  eine  Stadt,  Marktflecken  oder  Dorf  zu  be- 
trachten. Wahrhaft  ist  es,  dass  uns  überhaupt  dieses  Örtel  zum  guten  Behuf 
dienet;  denn  ausser  obigen  Handwerksleuten  werden  wir  von  da  mit  gutem  Bier 
luid  gutem  Mehl  versehen,  anerwogen  nur  daselbst  eine  gute  Beutebnfthl  und 
ein  Bräuhaus  vorhanden,  welche  seit  der  Zeit  der  anwachsenden  Colonie  erbauet 
worden  sind< .  ') 

Aber  auch  diese  Fürsprache  war  von  keinem  Erfolg  begleitet,  und  so  blieb 
denn  Sadagdra  ein  Dorf,  bis  es  auf  Ansuchen  des  nachmaligen  Besitzers  Theodor 
von  Mustatza  mit  Allerhöchster  Entschliessung  vom  7.  Dec^mber  1801  zu 
einem  Marktflecken  erhoben  wurde.  *)  Heute  zählt  dieser  Ort  circa  5000  Ein- 
wohner. 


>  ■    I? !■  S£®ji>    I    1»    ■< 


')  8  p  1  ^  n  y*B  Beschreibung  der  Bukowina,  hrsg.  v.  J.  Polek.  (Czernowitz  1893),  S.  28  f. 

«)  Ebenda,  8.  29.  Anmerk.  2. 

«)  K.  u.  k.  Kriegsarchiv,  Sect.  II.  1776— 53— Öl. 

*)  Wickenhause r,  deutsche  Siedelungen,  I.  127. 


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Prähistorische  Recognoscierungstour  nach  der 
Bukowina  im  Jahre  1893. 

Von  Josef  Szombathy, 

k.  u.  k.  Cu8to8  am  Naturhistorischen  Hof-Museum  in  Wien. 

Je  weiter  die  prähistorische  Foi*8chuiig  in  den  am  Nordsaume  der  Kar- 
pathen  gelegenen  Ländern  unserer  Monarchie  und  in  Russland  fortschreitet,  desto 
deutlicher  sehen  wir,  dass  der  weite  NordosteJi  Europas  während  der  vorrömischen 
Culturperioden  eine  von  der  mitteleuropäischen  wesentlich  verschiedene  Entwicklung 
genonmien  hat.  Die  Unterscheidiuig  der  grossen  Perioden  der  Bronzezeit,  der 
Erston  Eisenzeit  (Hallstattperiode)  und  der  Zweiten  Eisenzeit  (Lat^ne-Periode) 
lji8st  sich  hier  nicht  mit  demselben  Rechte  oder  wenigstens  nicht  mit  derselben 
Schärfe  wie  im  Westen  durchführen.  Die  Cultur  ist  hier  viel  länger  als  in 
Mitteleuropa  auf  der  neolithischen  Stufe  stehen  geblieben,  hat  dann  eine  relativ 
kurze,  in  den  verschiedenen  Provinzen  verschiedentlich,  theils  von  der  nordischen 
oder  ungarischen  Bronzecultur,  theils  von  der  keltischen  (Lat^ne-)Cultur  des  Westens, 
theils  wieder  von  der  barl)ari8iei't  griechischen  Cultur  der  Pontusländer  beeinflusste 
Metallperiode  durchgemacht,  um  endlich  durch  die  Aufiiahme  der  von  dem  römi- 
schen Weltreiche  ausgesti'euten  Industrieproducte  eine  wenigstens  scheinbare  An- 
näherung an  die  westliche  Cultm'  zu  eireichen. 

Es  ist  eine  der  anziehendsten  Aufgaben  für  den  Prähistoriker  mit  Pickel 
und  Spaten  zu  untersuchen,  in  welcher  Art  und  in  welchem  Maasse  die  einzelnen 
Provinzen  an  dieser  Culturentwicklung  theil  genommen  haben.  Nebenher  haben  wir 
darauf  zu  achten,  ob  die  Ausgrabungen  nicht  vielleicht  doch  Spuren  für  einen  in 
sehr  frühen  Zeiten  nördhch  der  Karpathen  sich  hinziehenden  Strom  orientalischer 
Einflüsse  auf  die  nordische  Bronzecultiu-,  welchen  Worsaae  und  Sophus  Müller  sei- 
nerzeit in  den  Kreis  ihrer  Erwägungen  gezogen  hatten,  an  das  Tageslicht  bringen. 
Galizien  hat  zu  diesem  mosaikartig  sich  aufbauenden  Bilde  der  Vorzeit  bereits 
manchen  wertvollen  Sünn  beigetragen,  während  die  Bukowina  bisher  in  der 
Erforschung  ihrer  archäologischen  Denkmäler  einigermaassen  zurückgeblieben  ist. 
Es  entsprach  dem  Arbeitspläne  der  Wiener  Anthropologischen  Gessellschaft,  auch 
dieses  Land  unter  den  eben  skizzierten  Gesichtspunkten  in  den  Kieis  ihrer  prak- 
tischen Arbeiten  einzubeziehen  und  durch  einige  kleine  Untern ehnunigen  die 
Anregungen  zu  umfassenderen  systematischen  Grabungen  zu  geben.     Die    Unge- 


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Cooglc 


12  Szombathy: 

wissbeit,  ob  ein  solcher  Versuch  in  dem  vom  Centrum  des  Reiches  weit  ent- 
fernten Ijande  nicht  etwa  auf  l>esondere  Schwierigkeiten  stossen  oder  gänzlich 
scheitern  werde,  hätte  die  Ausfiihning  unserer  Al)sichten  vielleicht  noch  lanp^ 
verzögert,  wenn  nicht  die  nach  so  vielen  Richtungen  Segen  verh(»is8ende  Grün- 
dung des  Bukowiner  Landes- Museums  gezeigt  hätte,  da^ss  der  Boden  des  Landen 
für  ein  solches  ITnteniehmen  vorbereitet  ist  Eine  an  das  Curatorium  des  Landes- 
Museums  gerichtete  Anfrage  der  Anthropologischen  Gesellschaft  fand  eine  s«» 
freundhche  Erwiderung,  dass  meine  Entsendung  zu  einer  Recognoscienings- 
toiu*  in  der  Ausschusssitzung  am  20.  Mai  1893  zum  Besclilusse  erhoben 
wurde. 

Zu  meiner  Vorbereitung  für  die  Reise  war  ich  so  glücklich,  ausser  dem 
grössten  Theile  der  nicht  sehr  umfangreichen  einschlägigen  Literatur,  über  welche 
Herr  Dr.  Polek  und  HeiT  Professor  Romstorfer^)  voitreff liehe  UebersichteD 
gegeben  haben,  auch  unpublicierte  Behelfe  benützen  zu  können.  Von  diesen  sei  in 
erster  Linie  eine  von  Hemi  Olinsky-Olineskul  mit  grossem  Fleisse  entworfeiw^ 
und  mit  Bemerkungen  versehene  Karte  der  prähistorischen  und  rimiischen  Fund- 
stellen der  Bukowina,  von  welcher  die  Anthro[)ologisclie  Gesellschaft  eine  Copie 
besitzt,  erwähnt.  Diese  in  den  westlichen,  gebirgigen  Theilen  des  Landes  fct 
jungfräuliclie  Karte  wies  mir  sofort  den  Weg  in  die  mit  Fundorten  reich  besäten 
breiteren  Flussthäler  und  das  Vorland  der  Kar|)athen.  Von  ebenso  grossem 
Nutzen  waren  mir  sodann  die  reichen  handschriftlichen  Notizen  des  Herrn 
k.  k.  Consei*vaü)rs  C  A.  Romstorfer  und  die  Samndungen  des  Landes- Museums, 
welche  mir  Herr  Romstorfer  während  der  ersten  Tage  meines  Aufenthaltes  in 
Czemowitz  für  das  Stucüum  zur  Verfügung  stellte.  Diese  Behelfe  gaben  mir 
weilvolle  Belehrungen.  Es  kaiui  jedocli  nicht  meine  Absicht  sein,  an  dieser 
Stelle,  an  welcher  es  sich  um  die  Aufsammlung  neuen  vaterländischen  Mate- 
riales  handelt,  über  jene  von  fremder  Hand  gesanunelten  Materialien  näher  zu 
l>erichten;  ich  werde  mich  hier  auf  die  kurze  Aufzählung  dessen,  was  ich  selbst  von 
den  vorchristlichen  Alteithümern  der  Bukowina  gesehen  habe  oder  an  dessen 
Aufsammlung  ich   theilzunehmen  Gelegenheit  hatte,  beschränken. 

Ich  traf  am  15.  August  in  Czemowitz  ein  und  wurde  durch  Hemi  Pn>- 
fessor  Romstorfer  sofort  in  medias  res  geführt.  Er  machte  mich  zunächst  mit  Herrn 
Landesausschuss- Beisitzer  Baron  Nikolaus  Mustatza,  dem  verständnisvollen 
und  eifrigen  Förderer  des  Landes- Museums,  bekaimt  und  theilte  sich  filrderhin 
mit  diesem  Herren  in  die  liebenswürdige  Aufgabe,  mir  meine  Wege  in  der  Bn- 
kowina  zu  ebnen.  Ich  werde  nicht  mnhin  können,  im  Laufe  des  Be- 
richtes auch  noch  anderer  zahlreicher  Unterstützungen,  welcher  ich  mich 
zu  erfreuen  hatte,  zu  gedenken.  Zu  ganz  spcciellem  Danke  verpflichtete  mich 
die  Bereitwilligkeit,  mit  welcher  der  Hen-  Landespräsident  Baron  Krauss 
die  Organe  der  k.  k.  Landesregierung  zur  Fördenuig  meiner  Studien  anzuweisen 
die  Gute  hatte. 


')  Dr.  Johann  Polek,  Repertorium  der  landeskundlichen  Literatur  der  Bukowina,  Cxer- 
nowitz  1892,  und  Carl  A.  RomBtorfer,  Aus  den  Mittheilungen  der  k.  k.  Central-CoinniissioiL 
dieses  Jahrbuch.  1893.  p.  45. 


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PrÄHISTORISCHB  REOOaNOSCIBRUNGSTOUB  NACH  DER  BUKOWINA   I.  J.   1^93.       13 

An  dem  zwischen  dem  19.  August  und  dem  2.  September  gelegenen  Theile 
meiner  Excursion  nahm  auch  Herr  Dr.  R.  Kai n dl,  dermalen  Privatdocent  an 
der  Czernowitzer  Universität  welchen  ich  bereits  in  Wien  zur  Theilnahme  ein- 
geladen hatte,  regelmässig  theil.  Ich  will  schon  an  dieser  Stelle  mit  gebührender 
Anerkennung  erwähnen,  dass  er  durch  seine  Kenntnis  der  ruthenischen  Sprache 
meinen  Verkehr  mit  ruthenischen  Arbeitern,  besonders  bei  den  Grabungen  in 
Hlibok<a,  erleichterte.  ') 

Meine  Einführung  war  so  ra*sch  vollzogen,  dass  ich  bereits  am  17.  August 
in  Gesellschaft  der  Herren  Baron  Mustatza  und  IVofessor  Romstorfer  an  einer 
Aasgrabung  in  Schipenitz  theilnehmen  konnte.  Diese  Ix)calitat  erwies  sich  als 
l)e8onders  interessant.  Ich  habe  sie  spätiM'hin  noch  zweimal  und  zwar  am 
19.  AugiLst  luid  in  Gesellschaft  des  Hemi  Baron  Mustatza  am  6.  September 
inspiciert.  Bei  jeder  dieser  Gelegenheiten  wurde  ich  durch  die  Gastfreundschaft 
der  Frau  Baronin  Pulcherie  Wassilko,  des  Herrn  Baron  Mustatza  und 
des  Herrn  Basil  v.  Kostin  zu  herzlichem  Danke  verpflichtet 

Schipenitz  liegt  ca.  15  km  WNW.  von  Czernowitz  am  Rande  der  AUu- 
>'ionen  des  linken  Pnithufers.  Der  am  Westende  des  weitläufigen  Doj-fes  wohnende 
Unterlehrer  Basil  A  r  e  y  c  z  u  k  (richtiger  Arycz)  hatte,  geführt  durch  da«  Märchen 
von  einem  vergrabenen  Schatze,  in  seinem  offenen  Stalle  eine  Gmbe  gegraben  und 
war  dabei  auf  eine  alte  Culturschichte  mit  Thongefössresten  gekommen.  Eine 
Partie  dieser  Reste  nebst  dem  Bnichstücke  einer  Feuersteinsäge  gelangte  durch 
Herrn  Baron  Musbiza  nach  Czernowitz.  Drei  ganz  erhaltene  Gefösse  dieses 
Fundes,  welche  sich  dm'ch  feinen,  gelben,  ziemlich  gut  gebrannten  Thon  und 
eine  eigenthümliche,  von  einer  R(»ihe  polnischer  Fundstellen  bekannte  Bemalung 
mit  Spiraloid-Omamenten  auszeichnen, ')  konnte  ich  im  Landes- Museum,  die 
Reste  einer  grossen,  ähnlich  bemaltc^n  Unie  bei  Herrn  Baron  Mustatza  sehen. 
Das  letzterwähnte  Stück  habe  ich  seither  zusammensetzen  lassen.  Es  gedieh  zu 
einem  GU^fösse  von  64  cm  Höhe  und  67  cm  Durchmesser  und  zeichnet  sich  durch 
seine  seltsame  Form  mit  schmalem  Fuss,  breitem  Bauch  und  unverhältnismässig 
kleinem,  sich  Uiich  oben  verengendem  Halstheile  aus. 

Herr  Baron  Mustatza  hatte  dafür  Sorge  getragen,  dass  die  Fundstelle  nicht 
wieder  verschüttet  wurde  und  dass  wir  nicht  imr  an  ihr  selbst  die  Grabung  fort- 
setzen, sondern  auch  in  ihrer  Nachbarschaft  noch  eine  Anzahl  anderer  Versuchs- 
gräben eröffnen  konnten.  An  allen  diesen  Stellen  trafen  wir  unter  einer  Humus- 
decke von  20—50  c?w,  eine  circa  50  cm  miichtige  Culturschichte  mit  reich- 
liehen Aschen-  und  Holzkohlenresten  und  gebrannten  Wandl)ewurfstücken  von 
Hütten,  deren  Wände  aus  Reisig  geflochten  und  mit  Lehm  verkleidet  waren. 
Dies  laast  schliessen,  dtiss  hier  die  alte  Ansiedelung  durch  eine  Feuei^brunst 
zugnuide  gegangen  ist.     Ausserdem  führt  diese  Culturschichte  verschiedenartigen 


*j  Wie  ich  nach  der  Ablieferung  des  Berichtes  erfuhr,  hat  Uerr  Dr.  Kaindl  auch  in  ver- 
schiedenen Bukowiner  Zeitschriften  die  Resultate  meiner  Excursion  mitgetheilt.  Ich  bitte  den 
Leser,  dass  mich  entschuldige,  wenn  ich  ihm  nunmehr  bekannte  Thatsachen  wiederhole. 

«J  Romstorfer,  Gefasse  ans  Schipenitz.  Mittheil.  d.  k.  k.  Central-Coram.  Bd.  XIX. 
1893.  Notiz  Nr.  136,  p.  243  und  Fig.  29—31  p.  256. 


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r 


14  SZOMBATHY : 

Wegwurf,  wie  zerschlagene  Knochen  von  Hausthieren,  besonders  vom  Rind,  Schaf 
und  Schwein,  Thongefösscherben  von  der  olK»n  beschriebenen  Art,  Messerspähne, 
Schaber  und  sägeähnliche  Bruchstücke  aus  grauem  Feuerstein,  Bruchstücke  von 
thönemen  Webstuhlgewichten  u.  a.  m.  Unter  den  Thongefassresten  erscheinen 
auch  jene  seltsamen  Zwillingsgebilde  aus  zwei  offenen,  an  l>eiden  Enden  sieh 
erweiternden  Cylindern,  die  durch  zwei  oder  drei  Querstege  mit  einander  ver- 
bunden sind.  Die  Bestimmung  dieser  auch  in  CJalizien  wiederholt  gefiind(*nen 
Doppclgeiksse  ist  heute  noch  nicht  erkaiu^t  Die  spät<»ren  von  Herrn  Baron  Mu- 
statza  geleiteten  Niicbgrabungen  lieferten  auch  noch  zwei  kleine,  leider  keinerlei 
typologische  Anhaltspunkte  gewährende  Bronzerestchen,  u.  zw.  das  Randfrap- 
mentchen  einer  Schale  und  ein  geschmolzenes  Kltimpchen. 

Das  Gesammtbild,  welches  aus  diesen  Funden  reconstiuieil  werden  kann. 
ist  also  das  einer  —  wie  bereits  gesagt  —  durch  Feuer  vernichteten  Ansie<k*- 
lung  von  dem  überreif- neolitischen  Chai'akter  der  analogen  galizischen  Funde. 
Welcher  engeren  Stufe  der  mitteleuro})äischen  Metallperioden  diese  ihrer  Cultur 
nach  der  jüngeren  Steinzeit  angehörende  Fundstätte»  zeitlich  gleichzustellen  ist 
kann  nach  den  mir  bisher  lu^kannt  gewonlenen  Funden  nicht  bestimmt  g(*sagt  werden. 

Die  von  Hemi  Areyczuk  zuei-st  aufgegrabene  Stelle  hat  noch  einen  beson- 
deren Fund  ergeben.  Hier  folgte  unter  der  dem  Niveau  der  alten  Ansiedelung 
entsprechenden  Culturschichte,  und  von  ihr  durch  ein  ciiva  80  cm  mäclitiges 
Band  von  taubem,  aber  doch  gemischtem  Lehm  getrennt,  eine  zweite  Schichte 
von  dicht  gehäuftem,  rotli  gebraiuitem  Wandbewurf  und  unter  ihr  eine  bis  jcii 
einer  Tiefe  von  2  m  reichende  und  auf  einer  dünnen  Aschen-  und  Kohlensclüchte 
aufhihende  Ablagerung  von  massenhaften  Thongefössresten.  Diese  Anhäufinig 
schien  eine  Langenausdehnung  von  etwas  über  2  ?w,  eine  Breite  von  1  m  und 
eine  Höhe  von  50  cm  zu  haben  und  ganz  in  roth gebranntem  Ijehni  einge- 
schlossen zu  sein.  Die  Stelle  lässt  sich  nur  als  Ueberrest  eines  alten,  unter  der 
Erde  angelegt  gewesenen  Töpfen)fens  auffassen,  und  wir  können  sagen,  das 
Finderglück  hat  uns  direct  an  die  Stelle  der  localen  Erzeugung  der  merkwürdig 
ornamentierten  ThongeßLsse,  durch  welche  die  Culturstufe  von  Schipenitz  sich  aus- 
zeichnet, geflihrt 

Einige  kleinere  Funde  aus  der  Gegend  von  K  o  t  z  m  a  n  erwarb  ich  für  das 
Landes-Museum  von  Herrn  Lehrer  Prokopowicz,  welcher  sie  mir  am  1 9.  August 
zur  Ansicht  überbrachte.  Es  befinden  sich  danmter  2  kleinei*e  Meissel,  2  Schaber 
mit  zugearbeiteten  Enden,  1  zugearbeitc^te  Spitze  und  8  Spähne  aus  Feuerstein, 
welche  durch  den  Sowitzabach  von  der  Anhöhe  Slata  gora  bei  Kotznmn  herah- 
geschwemmt  wurden;  dann  1  kleiner,  flacher  Feuei-steinmeisel,  welcher  l)ei  Du- 
boutz  vom  Pruth  ausgeschwenunt  wiu'de,  ferner  1  bmnzener  Hohlkelt  mit  Oehr 
und  2  keltische  und  8  römische  Münzen  von  der  vMohyla«  SO.  von  Kotznian 
mld  endlich  aus  einem  Garten  von  Chliwestie  1  kleines  gi-aues  Töpfchen  von 
neolithischem  Charakter  mit  zwei  vertical  durchstochenen  Ansätzen,  1  schwarzer, 
runder  Schlagstein,  die  Hälfte  eines  dicken,  weissen  Feuersteinbeiles  und  eine  sill>enie 
Hadriansmünze,  welche  (nicht  ganz  zuverlässig)  in  dem  piimitiven  Töpfchen  ge- 
funden worden  sein  soll.  Auf  der  mit  dem  Namen  Mohyla  bezeichneten  Hügel- 
kuppe   bei    Kotzman   steht   nach    Herrn    Prokopowicz'    Mittheilung    ein    gro^isa' 


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P&ÄHI8T0B18GHB  ReOOÖNOSCIBBUNGSTOUB  NACH  DEE  BüKOWINA  I.   J.  1893.      15 

ninder  Tumulus  (Mohyla),  welcher  auf  drei  Seiten  von  einem  hohen  Erdwalle 
umgeben  ist,  in  welchem  ein  Stein  mit  Inschrift  zu  sehen  sein  soll.  Auch  ein 
Brouzekessel  soll  da  gefunden  worden  sein.  Es  verdient  angemerkt  zu  werden, 
dasj^  die  Steinbeile  in  Kotzman  Pliszkamen  =  Keilsteine  heissen,  und  nach  der 
Meinung  der  Ijcute  bei  Gewittern  vom  Himmel  fallen;  wir  haben  also  auch  hier 
die  so  weit  verbreitete  Deutung  als  Donnerkeile. 

Am  23.  August  konnte  ich  die  Ausgrabmigen  in  der  Gegend  von  Hli- 
b  o  k  a  beginnen.  Die  Tumuli  dieser  Gegend  wurden  von  mehreren  Localforschem 
einer  sehr  späten  Zeit  des  Mittelalters  zugeschrieben  und  man  vennuthete  in 
ihnen  Massengi*aber  der  im  Jahre  1497  in  dieser  Gegend  gefallenen  Polen,  deren 
Heer  hier  von  den  Moldauern  überfallen  und  vernichtet  wurde.  Der  eifrige  Local- 
forseher  Heir  Professor  W.  S  c  h  m  i  d  t  in  Suczawa  hat  auch  einen  dieser  Tu- 
muli (meiner  Meinung  nach  ganz  unvollständig)  untersucht  und  dabei  wirklich 
die  Ueberzeugung  von  der  Richtigkeit  jener  Meinung  gewomien.  Mir  ist  nicht 
bekannt,  welche  thatsächlichen  Beobachtungen  ihn  dabei  geleitet  haben.  Meine 
Funde  sprechen  für  ein  viel  höheres  Alter. 

Die  Tumuli  liegen  im  Osten  von  Hliboka  in  mehreren  Gruppen  auf  den 
in  noixl-südlicher  Richtung  von  Mihuczeny  und  Dymka  gegen  das  Sereththal  bis 
zu  dem  Oeitchen  Slobodzia  herabziehenden  Hügelrucken.  HeiT  Julius  Urycki, 
Mechaniker  mul  Gutsbesitzer  in  Dymka,  welcher  diese  Grabhügel  vortrefflich 
kennt,  war  so  freundlich,  mir  die  einzelnen  Gruppen  zu  zeigen.  Ich  habe  hier 
im  Ganzen  86  Tumuli  gezählt.  Zwei  derselben,  welche  zwei  verschiedenen,  ca. 
2  km  S.  von  D}inka  auf  dem  Hen*schaftvSgebiet(^  des  Herrn  BronisJ'aw  Ritter 
von  Skibniewski  gelegenen  Gru[)pen  angehören,  konnte  ich  ausgraben.  Der 
erste  gehört  einer  auf  der  Höhe  des  Hügelröckens,  Yg  km  N.  von  der  Cote  395 
der  Specialkjirte  (1 :  75.000)  gelegenen  Gnippe  von  4  Grabhügeln,  deren  einer 
von  Prof.  Schmidt  ausgegraben  vviurde,  zu.  Er  hatte  eine  Höhe  von  1-8  m  und 
einen  Durchmesser  von  14  w.  Der  zweite  Tumulus  gehört  der  auf  dem  West- 
abhauge  desselben  Rückens,  ca.  7^  km,  W.  von  der  Cote  395  gelegenen  Gruppe 
von  21  Grabhügeln  an,  hatte  beiläufig  dieselbe  Höhe  wie  der  vorige  und  einen 
Diux»hmesser  von  12  w.  Beide  enthielten  Brandgräber. 

Man  konnte  an  einer  die  Basis  des  Tumulus  im  Niveau  des  gewachsenen 
Bodens  bedeckenden  dünnen  Brandschichte  von  2  bis  6  m  Durchmesser  erkennen, 
dass  die  Verbrennung  der  Leiche  an  Ort  und  Stelle  stattgefunden  hat.  Die  cal- 
cinierten  Knochen^  sind  in  einer  im  Centrum  des  Tumidus  angelegten  kleinen 
Grube  gesammelt,  wo  sie  im  ersten  Tumulus  direct  in  die  Erde,  im  zweiten  in 
einen  als  Ossuarium  dienenden  bauchigen  Topf  hinterlegt  wurden.  An  Beigaben 
fanden  sich  im  ersten  Grabe  9  ThongefUsse,  von  welchen  8  töpfchen-  oder 
schusselformige  Geßsse  in  einem  Halbkreise  um  die  Brandgrube  herumgestellt, 
das  9.,  eine  kleine,  spitze,  rothgebrannte  Amphora,  in  die  Grube  hineingestellt 
war.  Im  zweiten  Grabe  fand  sich  ausser  einer  kleineren  Zahl  leider  gänzlich 
zerdrückter  Thongefasse  ein  kleines,  gerades  Eisenmesserchen.  Die  Thongefösse 
sind  sämmtlich  auf  der  Drehscheibe  erzeugt.  Diese  Fundumstände  machen  es 
höchst  wahrscheinlich,  dass  die  Tumuli  bei  Hliboka  der  Zeit  des  römischen 
Kaiserreiches,  also  den  ersten  Jahrhunderten  unserer  Zeitrechnung  angehören. 


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16  Szombathy: 

Auf  dem  mit  dem  Flurnamen  Putryna  belegten  Ostabhange  desgleichen 
Htigelrttekens  verräth  sieh  eine  alte  Ansiedelung  durch  einzelne  Thonge&ssreste 
und  zahlreiche  geschlagene  Feuersteinobjecte,  von  welch  letzteren  Herr  Julius 
Urycki  einige  aufgesammelt  hatte.  Da  auf  den  betreffenden  Feldern  die  Feld- 
frucht ziu*  Zeit  meiner  Anwesenheit  noch  nicht  geerntet  war,  koinite  ich  keine 
Nachgrabung  vornehmen. 

Ein  weiteres  Object  meiner  Untersuchung  war  die  circa  1  km  nördlich  von 
Hliboka  im  herrschaftlichen  Walde  gelegene  Wallanlage  Zamczyste,  welche 
mir  Herr  k.  k.  Postmeister  Johann  UrAcki  zeigte.  Es  ist  eine  dreieckige,  in 
Gestalt  eines  kleinen  Plateaus  gegen  OSO.  vorspringende  Bergzunge  des  vom 
Plaiul  Paltin  herabziehenden  bewaldeten  Rückens  Pat^iczynsUie.  Sie  ist  gegen 
WNW.,  wo  ihr  Tcirain  ohne  natürlichen  Absatz  an  den  sanft  ansteigenden  Berg- 
rucken anschliesst,  durch  3  concentrische  Wälle  abgeschlossen,  während  sie  gegen 
S.  und  NO.  von  steilen  AblUllen  begrenzt  mid  längs  des  nordöstlichen  Randes 
noch  ausserdem  mit  einem  ganz  niederen  Walle  eingesäumt  ist  Der  dreieckige 
Imienraum  ist  30  m  lang  und  35  m  breit  und  liegt  circa  2  m  tiefer  als  der 
übrige  Raum.  Dann  folgt  gegen  den  inneren  Wall  hin  eine  10  m  brtnt(\  erhöhte 
Terrasse.  Die  Wälle  sind  durch  je  einen  Aussengraben  vei*sturkt.  Der  innere 
W^all  ist  sehr  steil  und  von  der  Sohle  des  Grabens  an  g(»rechnet  5  m  hoch. 
Der  mittlere  Wall  hat  eine  durchschnittliche  Höhe  von  3*/^  m,  der  äussere  eine 
solche  von  2^/^  w.  Der  ebene  Raum  zwischen  je  zwei  Wällen  ist  20  m  breit  Es 
ist  wahrscheinlich,  dass  die  Wälle  nach  rückwärts  anschliessende  Flanken  hatten ; 
Theile  davon  sind  an  den  Nordenden  erhalten,  der  grösste  Theil  derselben  scheint 
durch  die  an  den  Plateaumndern  unentwegt  vor  sich  gehende  Abnitschung  des 
Erdreiches  zei-stört  worden  zu  sein. 

Das  Resultit  zahlreicher  Grabungsvei-suche  ist  folgend(»s:  Am  Zamczyste 
findet  sich  keine  ausgesprochene,  auf  (»ine  länger  andauernde,  intensive  Besiede- 
lung  deutende  Cidturschichte.  Vor  dem  äusseren,  sowie  zwischen  dem  äusseren 
und  dem  zweiten  Walle  wurde  nichts  gefunden.  Im  Innenraume  sowie  zwischen 
dem  zweiten  und  dem  Innen  walle  wurden  in  der  15 — 25  cm  mächtigen  ober- 
flächlichen Erdschichte  vereinzelte  ThongefHsscherben  gefunden,  deren  einige  hart 
grau  gebrannt  waren  und  von  wahrscheinlich  mitü^lalterlichen  Drehscheil>en- 
geffissen  herrührten,  während  andere  schlechter  gebrannte  nicht  genügend  gut 
erhalten  waren,  urti  beurtheilt  werden  zu  können.  Im  Innenraume  wurden  in 
einer  an  Scherben  etwas  reicheren  Schichte  an  einer  Stelle  noch  drei  kleine 
Feuersteinwerkzeuge,  nämlich  ein  Schaber,  das  Bnichstück  eines  Messerchens 
und  ein  dreieckiges  Werkzeug,  gefunden.  Ein  Ausschnitt  aus  dem  Innenwalle 
zeigte  auch  in  dem  lehmigen,  gelben  Anschnttungsmateriale  einige  Scherben. 
Ebenso  wiu'den  in  dem  grauen  liehni  des  2*4  m  unter  der  Krone  des  Walles 
anstehenden  m^prünglichen  Bodens  verschiedene  Scherben  und  nel>en  diesen  ein 
Spinnwirtel  aus  schwarzem  Thon  gt^funden. 

Diese  Fimde  hissen  sich  am  besten  durch  die  Annahme  erklären,  dass  ain 
Zamczyste  einst  eine  wenig  ben fitzte  neolithische  Cultus-  oder  Ansiedelungsstätte 
existiite,  auf  welcher  in  einer  späteren  Periode,  vielleicht  zu  Vertheidigungs- 
z\vecken,  die  Wallanlage  errichtet  wurde.  Nur  durch  diese  Aimahme  ist  das  Vor- 


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Pbahistobische  Recognoscierüngstodb  nach  dee  Bukowina  i.  J.  1893.    17 

kommen  der  alten  Scherben  an  der  Basis  imd  im  aufgeschütteten  Erdmateriale 
des  ersten  Walles  zu  erklnren.  Welcher  Zeit  die  ^A'nlle  ihre  eudgiltigo  Ausge- 
staltung zu  verdanken  haben,  ist  nach  meinen  Funden  nicht  zu  bestimmen. 

Bezüglich  zwei  weiterer  Localitäten  möchte  ich  ein  ganz  negatives  Eesultat 
anmerken.  Die  eine  derselben  ist  der  zwischen  Hliboka  und  Zamczyste  gelegene 
Waldrand,  an  welchem  sich  unregelmnssig  verlaufende  grosse  Erdwälle  und  Kuppen 
hinzielten.  Diese  wurden  mehrfach  ah  alte  Erdwerke  angesprochen.  Nach  einge- 
hender Besichtigung  glaube  ich  aber  sagen  zu  köinien,  dass  sie  keinen  Anspnich 
Hilf  diese  Bezeichnung  erlieben.  Sie  sind  die  Producte  von  kleineren  und  grösseren 
Bergabnitschungen.  Die  zweite  Stelle  ist  die  mit  dem  vielverspreclienden  Namen 
Stary  sad  bezeichnete»,  jetzt  in  der  Umwandlung  zu  einem  Felde  begriffene 
Waldparzelle  der  Hen'schaft,  zwischen  Hliboka  und  den  von  mir  untersuchüMi 
Tiimulusgruppen.  Hier  sollen  vor  Kurzem  zwei  tordierte  Goldringe  von  etwa  8  cm 
Durchmesser  gefimden  worden  sein.  Herr  Postmeister  Urycki  hat  diese  Kinge 
gesehen,  jedoch  der  jetzige  Besitzer  derselben  wai*  nicht  dazu  zu  bewegen,  sie 
uns  zu  zeigen.  Man  vermuthete  auf  dem  Süiry  sjul  prähistorische  Gräber,  aber 
meine  Versuche,  bei  welchen  ich  in  dieser  einen  Parzelle  81  kleinere  Gruben  aus- 
heben Hess,  brachten  gar  nichts,  als  an  einer  Stelle  einige  nichts  sagende  jüngere 
Thonscherben  zutage. 

Diese  Arbeiten  waren  trotz  der  Ungunst  des  Wetters  bis  29.  August  so 
weit  beendet,  dass  ich  nur  eine  (am  5.  September  vorgenommene)  Nachmessmig 
ftir  die  Planskizze  der  Tumuli  nothwendig  hatte.  Diese  rasche  Erledigung  wäre 
nicht  möglich  gewesen,  wenn  mir  nicht  von  den  verschiedenste]!  Seiten  die 
fix?iin<llichste  Unteretützung  zutheil  geworden  wäre.  So  wie  ich  Heirn  Ritter  von 
Skibniewski  für  die  Erlaubnis  zu  den  Grabungen  auf  seinem  hen-schaftlichen 
Gnnule  zu  bestem  Danke  veri)flichtet  bin,  so  schulde  ich  ihm,  wie  auch  den 
Herren  Gutsverwalter  Karl  Ludwig,  Postmeister  Johann  Urycki  imd  Guts- 
l)esitzer  tTuHus  Urycki  für  ihre  Gfustfreundschaft  und  ihre  kraftige  Förderung 
meiner  Arbeiten,  sowie  der  Frau  Postexpeditorin  Olga  G  r  i  g  o  r  o  w  i  c  z  und  den 
Herrn  Bahnbeamten  der  Station  Hliboka  für  manche  specielle  Untei-stutzung 
meinen  verbindlichsten  Dank.  Herr  Professor  Romstorfer  war  so  freundlich,  mit 
nach  Hliboka  zu  kommen  und  seine  Ortskeimtnis  so  wie  sein  Ansehen  als 
k.  k.  Conservator  fiir  mich  geltend  zu  machen.  Nachdem  meine  Arbeiten  in 
Gang  waren,  reiste  er  nach  Radautz  und  Suczawa,  wo  er  Vorbereitungen  für 
meinen  nachfolgenden  Besuch  traf  und  kam  daini  am  26.  August  wieder  nach 
Hliboka  zurück,  um  an  der  erst*Mi  Begehung  des  Zamc?yste  und  dem  Absei ilussc 
der  Tiimulus-Ausgrabung  theil  zu  nehmen. 

Die  Zeit  zwischen  dem  80.  August  und  dem  2.  September  widmete  ich 
der  Recognosciennig  der  Gegend  von  Radautz.  Hier  erwarteten  mich  sozu- 
sagen bereits  die  Unterstützungen,  deren  ich  geni  mit  herzlichem  Danke  gedenke, 
von  allen  Seiten.  Von  der  k.  k.  Bezirkshauptmannschaft  erhielt  ich  durch  den 
in  Abwesenheit  des  Herrn  Bezirkshauptmannes  amtierenden  Herrn  Bezirks-Com- 
niLssar  v.  Mikuli  ehie  besondere  Kmpfehlung  für  die  geplante  Ausgiabung  in 
Unter- HoHKlnik,  Herr  Conservator,  Schulrath  Director  H.  Klauser  erbot  sich, 
mich  trotz  lU'berliäufung  mit  Amtsgeschätlen  auf  meiner  ei-sten  Recognoscicrungs- 


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18  SZOMBATHY : 

fahrt  zu  begleiten  und  Herr  Dr.  M.  Kipper,  welcher  genaue  Daten  über  die 
Verbreitung  der  Tuniuli  in  der  ganzen  Nachbarschaft  gesammelt  hattt\  stellte  mir 
diese  ziu-  Verfügung  und  pn)tegierte  mich  bei  der  k.  und  k.  GestüLsdirection,  wo 
speciell  Herr  Wirtsclmftsinspector  Schmetterlein  die  zuvorkommendsU»  Un- 
terstützung meiner  Arbeiten,  soweit  sie  sich  auf  die  ihm  unterstehenden  Gut^- 
gebiete  erstivcken  würden,  auf  sich  nahm. 

Das  wichtigste  Untei-suchungsobject  waren  die  Tumuli  von  Unter- H<>- 
rodnik,  \V.  von  Radautz.  Auch  hier  begegnete  ich  der  festgewurzelten  An- 
nahme, d«ss  es  sich  um  Massenbegräbnisse  aus  der  Polenzeit  handle.  Die  Tu- 
muli sind  in  kleinen  (Tnqipen  oder  tnnzeln  st^»hend  über  einen  mehr  als  10  Jbw 
langen,  nördlich  um  das  (lebiet  von  Unter-Horodnik  sich  h(»rumziehenden  Streifen 
ausgestivut.  Die  ei'sten  bildiMi  eine  (Gruppe  von  vier  sehr  abgeflachti?n  Hügeln 
und  liegen  in  den  Feldern  nördlich  an  der  von  Rjidautz  htTausfülirenden  Bi^zirics- 
strasse,  beiläufig  1  km  OSO.  von  dem  Brücklein  über  den  Posen-Bach.  Eine 
zweite  Grupp(»  hegt  '/^  km  NW.  von  diesem  Brücklein,  ebenfalls  an  der  Nonl- 
seite  der  Bezirksstrasse.  Sie  besteht  uns  5  sehr  ansehnlichen  Grabhügeln.  Den 
grössU'n  von  diesen  hat  HeiT  ConservjJtor  Klauser  untersucht,  indem  er  von 
seinem  Gipfel  aus  einen  5  m  tiefen  Schacht  abUnifen  Hess;  was  wohl  —  nelien- 
bei  bemerkt  —  nicht  lege  ai*tis  ist.  Man  fand  in  der  Tiefe  eine  Schichte  mit 
»Spuren  von  gebranntem  Kalk,  Knöchelchen  und  einem  Topfscherben ^ .  In  der 
Folge  haben  die  Bauern  die  anderen  vier  Tunndi  nach  ihrer  Art  aufgegraben 
und  von  dem  Inhalte*  einen  Schädel  und  ein  topfförmiges  Thongefass  unzertrüm- 
mert  zutage  gebracht.  Diese  Funde  wurden  zwar  abgeliefert,  schienen  aln^r  nicht 
der  Aufbewahnmg  würdig.  Vorher  hatte  auch  HeiT  OI)ei>}t  Dokunal  einen 
der  Hügel  bis  zu  eiiuT  Tiefe  von  Vj^  Klaftern  ausgegraben,  ohne  Funde  gewahr 
zu  werden.  Diese  Tumuli  sind  also  gründlich  zei*stört,  ohne  in  ihrer  Eigenschaft 
als  wichtige  und  anziehende  Documente  aus  weit  entlegener  Vorzeit  auch  wirklich 
gelesen  worden  zu  sein. 

,  Von  dieser  (liruppe  aus  geht  der  mit  jdten  Gral)hügeln  besetzte  Streifen 
über  den  N.  von  Unter-Horodnik  bis  gegen  Voitinell  hinziehenden,  als  Hutweide 
dienenden  Höhenrücken  Verfii  Colnicu.  Ich  habe  hier  in  5  Gruppen  33  Tumuli. 
welche  zum  Theil  bereits  ausgegraben  sind,  gezählt  Ferner  sind  längs  der  vom 
Gestütshofe  Neu-Prädit  nach  Alt-Prädit  führenden  Strasse  12  Tumuli  zu  sehen, 
von  welchen  5  vereinzelt  stehen,  während  7  bei  Cote  478,  N.  von  Mittel-Prädit 
zu  einer  Gruppe  vei-sanunelt  sind.  Endlich  li(^gen  im  W.  von  Horodnik,  an  der 
von  Radiiutz  nach  Wikow  führenden  Reichsstrasse  und  zwar  400  Schritte  SO. 
von  dem  Jägerhause  Kalogorica  (C^ote  495  der  Specialkaiie)  3  Tumuli.  Iiu 
Ganzen  kennen  wir  hier  also  jetzt  57  Tumuli. 

Für  eiiu^n  Grabungsversuch  wählt<*  ich  eine  Gnippe  auf  der  Hutweide  von 
Unter-Hon>dnik.  Ich  öffn(»te  hier,  auf  das  In^stc*  von  dem  Herrn  Oi-ts vorstände 
Onofrei  Teleaga  unterstützt  drei  Tunmli.  Der  erste  derselben  mit  12  w  Durch- 
messiT  und  1*7  m  Höhe  enthielt  zwei  wohl  untei-scheidban*  Gräber.  Das  alten* 
von  ihnen  war  ein  im  (Vntruin  des  Tumulus  in  (*ine  60  cm  breite  und  20  cm 
tief  in  den  gewachsenen  Boden  eingesenkt*»  Grube  hinterlegtes  Brandgrab,  welches 
nebst    (»iner    massigen    Menge    von    Holzkohlen resten  und    einigen    calcinierten 


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Prähistobisohb  Rbcognosciebungstoüe  nach  der  Bukowina  i.  J.  1898.    19 

Knochenft^gmenten  einen  schönen  Steinhammer,  eine  kleine,  reclitc*ekige,  an  den 
\ier  Ecken  mit  Löchern  versehene,  zngeschlifFene  Stcinphitte  und  zwei  Brucii- 
stöcke  von  Feuerstein  laraeilen  enthielt  Das  jüngere  von  ihnen  lag  in  einer  ca. 
50  cni  über  dera  gewachsenen  Boden  hinziehenden  hituniinösen  Schichte,  eben- 
falls gams  nahe  am  Centrum  des  Tumulus.  Es  war  ein  Skeletgrab,  in  dem  das 
Skelet  in  zusammengeknickter  Lage  (»liegender  Hocker«)  sich  befand.  Die 
Knochen  konnten  nicht  conservieil  werden;  ans  der  ansehnlichen  Stitrke  der 
Röhrenknochen  und  der  Länge  eines  Oberschenkels  (54*5  cm)  kann  jedoch  auf 
eine  grosse  und  stai'ke  Pei^son  geschlossen  werden.  Ausser  einigen  in  der  bitu- 
minösen Schichte  zerstreuten,  schlecht  erhaltenen  Thonscherben  wurde  bei  die+^em 
Gnil>e  nichts  gefunden.  Der  zweite  Tumulus  mit  14  w  Durchmesser  und  l*.S  m 
Höhe  enthielt  in  seinem  Centnun  im  Niveau  des  urspiiinglichen  Bodens  ein 
nicht  conservierbares  Skelet  in  geknickter  Lage,  sonst  al)er  keinerlei  wichtigertMi 
Fund.  Auch  in  ihm  zeigt  sich  unter  dem  Skelet  eine  kohlenhältige,  90  cm  unter 
das  Bodenniveau  hinabgehende  Mulde,  in  der  jcnloch  keine  Funde  anzutreffen  . 
waren.  Im  8.  Tumulus  (mit  einem  Durchmesser  von  7  m  luid  einer  Höhe  von  60  cm) 
Hess  sich  etwa>i  unter  dem  Niveau  eine  Art  Cultui'schichte  erkennen,  sonst  aber  nichts. 

Dieses  Fundergebnis  mit  dem  neolithiscben  Brandgi-abe  und  den  offenbar 
als  Nachbestattung  m  die  TumuU  geratlienen  charakteristischen  Skeletgräbern, 
deren  Alter  noch  nicht  zu  bestimmen  ist,  reicht  nicht  zur  vollständigen  Orientie- 
rung hin.  Der  Ungunst  des  Wetters  wegen  schloss  ich  am  L  September  die 
Grabung  ab;  ich  hoffe  aber,  diese  Untei-suchung  heuer  fortvsetzen  zu  können. 
Vorläufig  müssen  wir  uns  mit  der  Kenntnis  begnügen,  dass  in  den  Cirabhügeln 
von  Unter- Horodnik  Gräber  einer  Stufe  der  jüngeren  Steinzeit  und  andere  nach 
ihnen  hinterlegte  Gräber,  welche  aber  nach  der  Skeletlage  auch  als  von'ömisch 
anzunehmen  sind,  vorkommen. 

Um  ein  Stückchen  von  dem  fruchtbaren  Südosttheile  der  Bukowina  kennen 
zu  lernen,  wendete  ich  mich  von  Radautz  nach  Suczawa  und  kehrte  von  da 
längs  der  Grenze  Rumäniens  über  Sereth  nach  Czeniowitz  zm-Uck. 

In  Suczawa  veqjfiichteten  mich  Herr  Professor  M  a  r  i  a  n,  welcher  mir 
nebst  den  bedeutenden  historischen  Sehenswürdigkeiten  Suczawa's  auch  die  prä- 
historischen Stätten  zeigte  und  Herr  R.  v.  P  r  u  n  k  u  1 ,  welcher  freundhch  hieran 
theilnahm,  zu  bestem  Danke.  Auf  der  (he  Stadt  von  der  Nordwestseite  her  be- 
herrschenden und  das  Suczawathal  weithin  überblickenden  Anhöhe  Zamka,  auf 
welcher  eine  alte,  mit  Erdwällen  nach  dem  Systeme  V  a  u  b  a  n  s  angeblich  von 
S  o  b  i  e  s  k  i  befestigte  Kirchenanlage  nothdürftig  erhalten  ist,  sind  keinc^rlei  Spiu*en 
prähistorischer  Besiedelung  zu  erkennen.  Auch  die  den  Nordrand  des  Plateaus 
einsäumenden  Wälle  scheinen  jüngeren  Datums  zu  sein.  Im  SO.  der  Stiidt  hegen 
auf  einem  l  km  NNO.  von  der  Kuppe  »Movile«  entfernten  Rücken  (nicht  wie 
der  Name  errathen  üesse,  auf  dieser  selbst)  drei  grössere,  durch  di(*  früher  hier 
l>etriebene  Feldwirtschaft  abgeflachte  Tumuli. 

In  dem  zvidschen  dem  Suczawa- Flusse  und  dem  Seivth  liegenden  Hügel- 
lande sind  prähistorische  Fundstellen  nicht  selten.  In  der  NW.  von  Suczawa 
hegenden  Gemeinde  H  a  t  n  a  sah  ich  auf  der  an  der  Hauptstrasse  gelegenen 
und  unmittelbar  an  die  Gemeijide  Merecei  angrenzenden  Hutweide  3  Tunmli. 


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20  Szombathy: 

4  grosse,  tumulusälmlicho  Hügel  stehen  am  Fusse  der  Anhöhe  Odaia,  welche 
Hatna  an  der  Ostseite  übeirn^j^t  In  Danila,  von  wo  Goldfnnde,  u.  zw.  Ann- 
spiralen und  Ohrringe  bericliü»t  werden,  sollen  auch  noch  4  uneröifnete  Tumuli 
stehen. 

In  Calinesti  Coparencu  wurde  unmitt^^lbar  hinter  dem  Sciilosse  des 
Herrn  Gustav  Marin  bei  der  Abgrabung  des  sanft  ansteigenden  Termins  ein 
Umengräberfeld  angotrotfen.  Ausser  den  keramischen  Beigaben  gab  es  hier  keine 
auffallenden  Funde,  und  von  diesen  konnte  nicht  mehr,  als  seinerzeit  in  die 
Hand  des  Herrn  Hauptmann  Gutter  gelangte,  gerettet  werden.  Herr  Marin 
selbst,  welcher  sich  für  die  Funde  persönlich  sein'  interessiei-t,  koimte  von  spä- 
teren Abgrabungen,  bei  welchen  noch  mehrere  Gräber  gefunden  wunh^n,  niu* 
eine  einfache  ti)i)ft()nnige  l^rne  retten.  Icli  habe  dem  Gutsherrt»n  von  Cahnesti 
die  fivundlichste  Aufnahme  und  Fühnnig  zu  danken.  Er  zeigte  mir  auch  auf 
der  Anhöhe  Cote  o.'JO  der  Specialkarte,  O.  vom  Schlosse,  drei  alte,  nicht  un- 
mittelbar mit  einand(»r  zusannnenhängende  Wälle,  von  welchen  zwei  quer  ölier 
den  Nordabhang  der  Kupjie  laufen,  Wtährend  der  dritte  westlich  von  ihnen  und 
senkrecht  zu  ihnT  Richtung  liegt.  Es  ist  nicht  unwalirscheinlich,  dass  bei  Cali- 
nesti noch  mancher  interessante  prähistorische  Fund  gemaclit  werden  wird. 

Bei  dem  NO.  von  Berkouc  an  der  Strasse  gelegenen  Wirtshause  stehen 
4  Tunmli  im  freien  Felde,  zum  Theile  durch  einen  Feldweg  luul  durch  den 
Pflug  deformiert.  Die  von  8  e  r  e  t  h  nach  Hadikfalva  fahrende  Strasse  pas- 
siert SW.  von  den)  Maierliofe  Odaya  3  Tumuli.  Weiter  N.  von  dieser  Stelle, 
bei  der  Cote  418  der  Sp.  K.  stehen  2  Tumuli  und  auf  einem  dersell)en  eine 
Bildsäule.  Der  gegen  S.  zu  weiter  entfernte  Gii)fel  Jankula  scheuit  auch  einen 
grossen  Tumulus  zu  tragen.  Noch  weiter  südlich,  auf  dem  Dealul  Jancului  l)ei 
Granicestie  wurden  bekanntlich  im  Jahre  1872  zwei  Stein kistengraber  mit 
Skeleten  und  neolithischen   Beigaben  aufgedeckt  ') 

In  Sereth  selbst  ist  die  Beiirsche  Ziegelei  als  ergiebige  Fundstelle  be- 
kainit.  ')  Ich  besuchte  dieselbe  unter  der  freundlichen  Fühnmg  des  Herrn  Beill, 
konnti»  aber  —  wenn  hier  überhaupt  vonnals  mehrere  Fundschichten  zu  unter- 
scheidt»n  waren  —  nur  mehr  ansehnliche  Reste  der  römischen  Culturscliichte, 
die  mächtige  Brandspuren  zeigt,  und  der  noch  immer  zahlreiche  ordinäre  Thon- 
gefässi*este  entnommen  werden  können,  auffinden. 

Den  Abschluss  meiner  Toureji  bildete»  eine  Excursion,  welche  ich  am 
7.  Sei)t(»mber  in  Gesellschaft  von  Herrn  und  Frau  Professor  Romstorfer 
nach  lllinitza  machte,  um  der  interessanten,  grossailigen  Wallanlage  daselbst 
einen  Besuch  abzustatten.  Herr  Ritt^T  von  Flondor,  auf  dessen  B(*sitz  der 
ßurgwall  li<*gt,  lieh  uns  in  der  zuvorkommendsten  Weise  seine  Unterstützung. 
Die  dennalen  mit  Wald  bedeckte  Bergimse,  welche  dif^  Wälle  trägt^  heisst  Zamka 
und  richtet  sich,  von  einigen  Vorbergen  gedeckt,  nach  N.,  dem  Tl  ale  des  Pruth 
zu.  Vorne  hinaus  ist  eine  beiläuüg  100  m  breite  und  60  m  lange  Fläche  durch 


«)  Gutter,  Miuheil.  d.  k.  k.  Central-Comm,  Bd.  VI.,  IHftO,  Notiz  45,  p.  I.XXXV;  sani 
zweiten  Male  mit  unwesentlichen  Abweichungen  publiciert  in  denselben  Mittheil.  Bd.  VH,  1881. 
Notiz  49,  p.   I.XXX. 

*}  Siehe  besonders:  C.  A.  Romstorfer,  Serelh  als  Fundort  archäologischer  (iegeustande; 
>ütth.  d.  k.  k.  Central-Comm.  B.  XVII.,  p.  80. 


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PhähistobischeRecognosciehüngstoüb  nach  der  Bukowina  i.  J.  1893.    21 

einen  annähernd  halbkreisftJnnigen  Wall  umgrenzt  An  sie  schliesst  sich,  dem 
allmälig  aufsteigenden  Rucken  folgend,  eine  beiläufig  ebenso  breite  und  ca.  30  m 
lange,  rechteckige,  von  einem  stärkeren  Walle  umgebene  Fläche  und  an  diese 
weiterhin  eine  etwa  120  m  lauge,  in  der  Breite  bis  zu  30  m  abnehmende,  eben- 
falk  von  allen  vier  Siiten  mit  Wällen  umgebene  Fläche  au.  Dort,  wo  diese 
uniwalltc^n  Flächen  an  einander  grenzen,  laufen  die  Wälle  in  absichtlicher  Unter- 
onlnuug  des  jeweils  tiefer  gelegenen  Walles  als  Doppelwall  neben  einander. 
Hinter  der  dritten,  langgesti'eckten  Fh'lche  folgt  nach  einem  Tnten^alle  von  8  m 
ein  quer  über  den  Rücken  ziehender,  gewissermassen  die  letzte  Umvvallungslinie 
verdoppehider,  mit  seinem  Vorgraben  nach  aufwärts  (S.)  gerichteter  Wall,  nach 
weiteren  50  m  ein  zweiter,  hoher,  und  nach  weiteren  nahezu  50  m  ein  dritter, 
doppelter  Wall.  Das  ist  also  eine  recht  wohl  zur  Veilheidigung  taugliche  An- 
lage mit  fünf  grösseren  Abtheilungen.  Der  Besucher  findet  in  den  Wällen  und 
zwischen  denselben  zahlreiche  offene  Ausgrabungsstellen,  und  kann  da  im  Vorbei- 
gehen einigen  Einblick  in  verschiedene  Brandstellen  mit  grossen  Mengen  ver- 
kohlten Getreides  und  in  Cultui*schichten  anderer  Art  gewinnen.  Zur  genauen 
Beurtbeilung  der  ganzen  Anlage  werden  aber  noch  weitere  Grabmigen,  welchen 
Hen*  Professor  R(mistorfer  sich  zu  widmen  gedenkt,  nöthig  sein. 

Mit  diesem  kurzen  Fachberichte  ist  all  das,  was  die  Reise  durch  die  Bu- 
kowina mir  bot,  noch  lange  nicht  erschöpft.  Es  treten  dem  Wanderer  ja  aller- 
orten uaturhistorisch  sowie  kunst-  und  culturgesclüchtlich  interessante  Einzeln- 
heiten in  solcher  Fülle  entgegen,  dass  man  sich  den  mannigfaltigen  Anregungen 
nicht  verschliessen  kann ;  aber  ich  widerstehe  der  Versuchung,  über  meinen 
Rahmen  hinaus  zu  treten,  denn  das  durch  das  ganze  Land  vertheilte  ausgezeich- 
net« Studiemnaterial  hat  das  volle  Reclit  darauf,  nur  von  Fachminneni,  deren 
Kraft«  ja  dem  Landes-Museums- Vereine  in  so  beneidenswerthem  Masse  zu  Ge- 
bote stehen,  bearbeitet  zu  werden. 

Ich  kann  diese  Reiseskizze  nicht  schliessen,  ohne  den  Behörden  und  den 
zaidmchen  Privat[)ersonen,  deren  freundliche  Unterstützung  mir  zutheil  wurde, 
ganz  besondei-s  aber  Herrn  k.  k.  Conservator,  Pmfessor  C.  A.  Roujstoi-fer,  noch- 
mals meinen  herzlichsten  Dank  auszudrucken. 


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Der  rumänische  archäologische  Verein 

Von  Dr.  Raimund   Friedrich   Kaindl. 

Im  ersten  Bande  unseres  Jahrbuches  hat  Prof.  Romstorf  er  über  die 
Beziehimgen  der  k.  k.  Central- Commission  zur  Bukowina  gehandelt,  und  der 
Schreiber  dieser  Zeilen  berichtete  über  djis  Verhältnis  der  Wiener  Anthro- 
pologischen Gesellschaft  zur  Bukowina,  über  das  ehemalige  Landes- Museum,  den 
Serether  Museum- Verein  und  da.s  Münzen-  und  AntiqiutÄtencabinet  an  der  l^ii- 
versität  Czeniowiti^. ')  Es  erübrigt  nun  noch  einiges  über  den  rumänischen  arcliäo- 
logischen  Verein  in  Czeniowitz  mitzutheilen.  ^) 

Dieser  Verein  wurde  vom  Herrn  Finanzconcipisten  Dionys  O.  Olinescu 
im  Jahre  1886  begründet.  Sein  Zweck  war  >das  Interesse  der  Rumänen  für  die 
Erhaltung  ihrer  nationalen,  kirchlichen  und  weltlichen  Antiquitäten  wach  zu 
erhalten;  zur  Verbreitung  der  archäologischen  Kenntnisse  nach  Möglichkeit  bei- 
zutragen; auf  dem  Boden  der  Bukowina  oder  auch  anderwärts  gefundene  Anti- 
quitäten zu  sammeln,  zu  beschreiben  und  zu  consenieren ;  für  die  Erhaltung  der 
historischen  Bauten,  Monumente  und  Ruinen  einzustehen,  endlich  archäologische 
Untersuchungen  anzustellen.  ^ 

Den  Gmndst^K'k  der  Sammlungen  des  Vereines  bildete  eine  bedeutende 
CoUection  von  Antiiiuitilten,  welche  die  Gemahlin  des  am  8.  Mai  1886  verstor- 
benen OonseiTatoi-s  J.  von  Gntter  Heirn  Olines.cu  übermittelte.")  Durch 
diese  reiche  Spende  sah  sich  der  Verein  instand  gesetzt,  seine  Sammlung  schon 
auf  der  im  Herbst  1886,  also  noch  im  Gründungsjahre,  stattfindenden  Landes- 
ausstellung zu  exi)onieren.  Der  Verein  wiu'de  für  dieselbe  mit  einer  silbernen 
Verdienstmedaille  bedacht  und  seine  Bemühungen  fanden  in  mehreren  Blattern 
lobende  Anerkennung. 

Seither  hatte  sich  die  Sanunlung  durch  zahlreiche  Geschenke  vermehrt 
Die  meisten  dei-selben  spendete   der  Schriftsetz(T   der    erzbischöflichen  Druckerei 


^)  Bei  dieser  Gelegenheit  mag  eine  berichtigende  Bemerkung  über  den  in  diesem  Berichte 
8.  76  mitgetheilten  Stand  der  Sammlungen  des  Cabinetes  vom  1.  April  1893  erlaubt  sein.  Statt 
3721  eingestellter  Münzen  etc.  soll  es  heissen  3781,  und  statt  21  Wertnoten  sind  25  anzusetzen. 
Die  Zahl  der  am  7.  April  an  das  Landes-Museura  abgetretenen  Alterthumer  belief  sich  auf  75 
Nummern  in  04  Stucken,  also  um  3  Nummern  und  3  Stücke  mehr  als  airi  1.  April.  Man  vergl. 
auch  den  Rectoratsbericht  in  der  „Czern.  Zeitung". 

•)  Für  die  folgenden  Mittheilungen  sind  zu  vergl.  der  Bericht  des  Vereinasecrctärs  C. 
Morariu  in  der  Rom.  Revue  VI  (1890)  S  362  ff;,  ferner  die  Vereinsnachrichten  in  der  ,Ga- 
xeta  Bucovinei"   1891  Nr.  64  und   1892  Nr.  3. 

')  Daher  finden  sich  in  der  Sammlung  des  Vereines  einzelne  Gegenstände,  die  nach  Be- 
richten Gutters  bereits  in  den  Mittheilungen  der  Central-Commission  beschrieben  und  abge- 
bildet sind,  so  z.  B.  die  ThonHgur  aus  Sereth  (Mitth.  X.  Notiz  135)  u.  A. 


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Dbb  buhänisghb  abghJLologisohb  Vbrbin  in  beb  Bukowina.  23 

in  Czemowitz,  Herr  D.  Bucevschi;  ferner  die  Herreu:  V.  Morariu,  Z.  Vo- 
ronea,  Pfarrer  Sbiera,  V.  Vasiloschi,  D.  Nosievici,  Onufreiu  Miro- 
novici,  F.  A.  Wickenhauser,  E.  Ciuntuleac,  E.  Cozub,  M.  Dra- 
cinschi  u.  A.  Am  Anfang  des  Jahres  1892  besass  der  Verein  folgende 
Objecte.  ^) 

I.  4  Urkunden,  darunter  eine   vom  Woewoden  Constantin  Michael  Ra- 

covi^  ddto.    14.  Mai  1756,  imd  die  anderen  vom  Woewoden  Gregor 

loan  ddto.  14.  Juni  1763. 

n.  1    armenisches   Evangelienbuch   mit    9   Bildern   und    1   rumänisches 
Psalterbuch;     beide    Manuscripte    angeblich   aus  dem  XVII.  Jahr- 
himdert 
in.  12  Copien  von  Grabschriften. 

IV.  9  Stück  verschiedenartiger  Werkzeuge  (Messer,  Beile,  Hämmer  etc.) 
und  2  Lehmgötzen  aus  der  Steinzeit. 
V.  43  prähistorische  Thon gegenstände. 

VI.  1  Nähzeug,  bestehend  aus  Pischknochen,  Thierhönieni,  Vogelschna- 

bebi  u.  s.  w. 
Vn.  3  fossile  Gegenstände. 
Vrn.  1  silberner  Ring. 
IX.  39  paläontologische  Gegenstände. 
X.  16  Gegenj-tände  aus    der   Bronzezeit    (Ketten,    Lanzen-    und    Pfeil- 
spitzen, Binge  u.  s.  w.) 
XI.  1  Aschenunie,  2  Ziegeln,  ferner  6  silbenie,  1  messingene,  1  kupferne 
Münzen;     sämmtliclie  Gegenstände  aus  der   Römerzeit   und    in   der 
Bukowina  gefunden. 
XII.  101  Objecte    aus    der  Eisenzeit,    daiiinter    alte  Schlösser    angeblich 
aus  dem  X. — XII.  Jahrb.,  Pfeilspitzen,  Säbel,  Lanzen,  Binichstücke 
von    Panzerhemden,     Signalraischen,    Messer,    Gabehi,   Pferdezaum- 
gebisse,  Sporen  u.  s.  w. 
Xm.  1  silberner  Ring. 
XIV.  1  kupferner  Schlüssel. 

XV.  1  versteinerte  hölzerne  Börste  angeblich  aus  der  Mongolenzeit. 
XVI.  1  Reliquienbnistkreuz. 

XVn.  15    Gegenstände    aus    neuerer^Zeit,    nämlich  1  Säbel,    Pfeilspitzen 
Bogen,  Gewelirschäfte,  Kugeln,  Pistolen,  Messer,  Gabeln  u.  s.  w. 
XVin.  2  silbenie  und  2  kupferne  Gegenstände  (Si)oren  und  Siegelstempel). 
XIX.  12  kupfenie  und  8  silbenie  nunänische  Münzen,  danniter  die  älteste 
aus  der  Zeit  des  Woewoden  Peter  Muschat  (1375 — 1391)  sein  soll. 
XX.  18  silbenie  und  29  kupferne  polnische  Münzen. 
XXI.  21  deutsche  Münzen. 
XXn.  69  österreichische  Münzen. 

*)  Das  Verzeichnis  der  Gegenstände  ist  nach  den  in  der  Anmerkung  3  citierten  Berichten 
wiedergegeben.  Die  Bestimmung  einzelner  derselben  dürfte  wobl  zweifelliaft  sein. 


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24       Kaindl:  Deb  rumänische  abchäologisghe  Verbin  in  dbr  Bukowina. 

XXni.  15  türkische  Münzen. 
XXIV.  9  russische  Münzen. 

XXV.  1  griechische,  1  spanische,  1  italienische  und  1  schwedische  Münze. 
XXVI.  5  Münzen  unbekannten  Ursprungs. 
XXVII.  10  Medaillen. 
XXVIII.  10  iStück  Papiergeld. 

Um  diese  reichhaltige  Sammlung  jedermann  zug«anglich  zu  machen,  bt^schloss 
der  Verein,  dieselbe  zur  Aufstellung  in  den  Räumen  unseres  Landes-Museuni« 
zu  überlassen.  Die  Uebergabe  erfolgte  noch  vor  der  am  14.  Mai  1893  efolgteii 
Eröffimng  des  Museums. 


^^--*-^i'®-h"*-^ 


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Eine  moldauische  Sturmfahne  drei- 
hundertjähriger Vergangenheit. 

Von  Prof.  -K^UJa..  ScOaLraid-t. 

Mit  gei'echtfertigter  Pietät  sieht  nicht  nur  der  V^olksstamniesgenosse,  sondern 
wohl  jeder  menschlich  und  ehrenhaft  fühlende  Mann  auf  ein  aus  längst  ver- 
klungenen  Zeiten  stammendes  militärisches,  ohne  allen  Zweifel  hochgelialtenes 
Palladium  hin,  welches  ganze  Ströme  Blutes  um  sich  herum  in  den  Sand  rinnen 
sah,  bevor  es  den  kraftlos  gewordenen  Händen  des  letzten,  todesmuthigen  Trä- 
gers und  Beschützers  entsank  und  in  den  schwererkämpften  Besitz  des  triumphi- 
i-endeii  Siegers  gelangt  sein  mochte. 

Selbst  das  treue  Bild  einer  solchen,  gewiss  seltenen  und  keineswegs  aller 
Welt  leicht  zugänglichen,  heiligen  Relicpiie  muss  rührend,  mahnend  und  wohl 
auch  begeisternd  wirken. 

Es  bildet  daher  nicht  nm*  in  instructiver,  der  sonst  weitschweifenden  Phan- 
Uisie  die  richtigen  Schranken  ziehender,  sondern  auch  in  manch  anderer,  nicht 
zu  untei"sch ätzender  Beziehung  viel,  ja  sehr  viel  der  Charakterbildung  zugute 
kommenden  Elementes,  wemi  heutzutage  das  allgemeine  Streben  productiver 
Geister  dahin  geht,  den  jeweiligen  Kindern  ihrer  tiefen  und  mühseligen  Studien, 
sobald  sie  dieselben  der  Welt  zeigen,  in  das  Wickelband  auch  Illustrationen  mit- 
zugeben, geeignet,  den  I^eser  in  jene  Sphären  zu  versetzen,  in  welchen  der  un- 
emitidete  Forscher  und  Verfasser  bis  zum  Fertigwerden  seiner  Schöpfung  sich 
bewegte. 

Dieser  lobens-  und  anerkennungswürdigen  Gepflogenheit  tiiig  auch  Ale- 
xander Mika  volle  Rechnung,  u.  zw.  in  seiner,  zur  Neige  des  vorigen  Jahres 
(1893)  herausgegebenen  Monographie,  das  Leben  und  Wirken  des  auch  in  Volks- 
liedern bis  auf  die  Jetztzeit,  gepriesenen  Kronstüdter  Königsrichtei-s  Michael 
Weiss  besprechend.  ^) 

Unter  den  Illustrationen,  welche  seinem  reich  ausgestatteten,  mit  vielem 
Forscherfleisse  zu  Stande  gebrachtc»n,  gründlichen,  die  historische  Literatur  wahrhaft 


»)  Mika  Sandor:  „Weiss  Mihaly  (1569  —  1612)  Budapest  1893.  8.  maj.  magyarisch. 
—  Zu  bcdanern  ist  nur  das  Eine,  dass  Mika  nicht  auch  die  Volkssagen  und  Volkslieder  mit- 
theüe,  welche  diesen  keineswegs  fUr  die  siebonbürgisch-sächsische  Nation  allein,  sondern  für  die 
Geschicke  des  österreichischen  Kaiserhauses  thätigon,  heldeaartig  angelegten  und  seine  Sache 
mit  seinem  Blute  besiegelnden  Mann  verherrlichen  und  der  Unsterblichkeit,  nicht  nur  in  der 
Geschichte,  sondern  auch  im  Herzen  und  Mundo  seines  Volkes  Übergeben.  Bei  der  notoriscli 
regen,  alle  rtihmiichen,  volksthümlichen  Raminiscenzen  verwerthenden  geistigen  Rührigkeit  der 
siebenb&rgisch  sächsischen  Ethnographen  ist  vorauszusetzen,  dass  Mika's  Werk  den  Anstofs  dazu 
geben  werde,  aach  in  dieser  Richtung  eine  Lücke  nicht  klaffen  lassen  zu   wollen.  h.  2. 


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Cooglc 


26  Schmidt  : 

bereicherndem  Werke  beigegeben  sind,  ist  es  namentlich  das  illuminirte  Bild  einer 
moldauischen  Stumifahne  des  XVII.  Jahrhundertes,  welches,  als  unserer  engeren 
Heimat  —  war  ja  doch  Suczawa  Füi-stenresidenz  —  nahestehend,  unsere  Auf- 
merksamkeit und  unser  ungetheiltes  InttM'esse  voll  und  ganz  in  Anspnich  nimmt 

Unwillkührlich  drängt  sich  hiebei  die  Frage  auf :  AVie  kam  diese  Tro- 
phäe nach  Siebenbürgen?  Wie  stand  es  um  die  kriegerische 
Tüchtigkeit  der  Moldauer  jener  Tage? 

Die  Beantwortung  der  ersten  Frage  muss,  ihrer  inneren  ^^eraidagung  nach, 
als  jeder  näheren  Besprechung  sich  in  vorhinein  entziehend,  als  unlösbar 
bezeichnet  werden.  Wenngleich  die  Geschichte  unverkennbarer  Fingerzeige  genug 
bietet,  wtirum  die  Moldau  wider  Siebenbürgen  in  dem  Zeiträume  zwischen  1569 
und  1612  die  Waffen  zu  ergreifen  sich  gezwungen  gesehen  habe,  bleibt  es  un- 
ausführbar, angeben  zu  sollen,  wann,  wo  und  wie  diese  Sturmfahne  verloren 
gegangen  sei.  Wenn  wir  aber  der  zweiten  Frage,  wie  es  um  die  militä- 
rische Tüchtigkeit  der  Moldau  gestanden,  uns  gegenüberstellen, 
wäre  die  Antwort  sehr  leicht  und  daher  auch  sehr  schnell  gefunden,  wenn  es 
um  ein  Jahrhundeil  vorher  sich  handeln  würde,  mit  einem  einzigen,  der  mol- 
dauischen Kriegsgeschichte  entnommenen  Zuge,  zumid  aus  einer  Zeit,  welche 
den  Glanzpunkt  dei-sellx^n  bildet,  vorzugehen.  Viel  richtiger  wird  es  daher  sein, 
ein  gedrängtes  Gesanjmtbild  moldauischer  Waffengänge  bis  hinab  an  die  Neige 
des  sechzehnten  Jahrhundeils,  wenngleich  nur  in  rasch  gezeichneten  Contouren, 
uns  vor  Augen  zu  halten. 

Die  allerälteste,  historisch  verbürgte  Kunde  moldauischen  Kriegsruhnies  fährt 
uns  in  die  Zeit  Alexanders  des  Guten,  dieses  Begründei^s  der  staatlichen  Ord- 
nung des  Füi-stenthumes  und  namentlich  in  das  Jaln*  1425  zurück,  währenddessen 
Verlaufes  der  i)olnische  König  Wl^adislaus,  am  Tage  Johannis  des  Täufei^  (24.  Juni) 
seinen,  wider  die  deutschen  Ritter  gerichteten  Zug  in  die  Mark  Brandenburg,  welcJie 
der  spätere  Volkswitz  als  die  Sandbüchse  des  h.  römischen  Reiches  deutscher 
Zunge  bezeichnete,  angetreten  hatte.  ')  Dem  Banner  des  weissen  Adlers  hatte 
sich  eine  moldauische  Kriegerschaar  angeschlossen,  welche  Fürst  Alexander  der 
Gute,  als  Lehensti'äger  Polens  zm^  Heeresfolge  veri)flichtet,  *)  beigestellt  hatte  und 
vei'schwiegen  darf  nicht  werden,  dass  die  Haltung  dieses  Contingentes  durch  eine 
Schilderung  seiner  findigen  Geistesgegenwart,  seines  unerschütterlichen  Muthes 
und  seiner  persönlichen  Tapferkeit  rühmlich  her\orgehoben  werde.  Lesen  wir  doch, 
wenngleich  in  präganter  Kurze  Folgendes:  ") 

*  Vierhundert  Wallachen  wai*en  zufällig  ausgesendet  worden,  bei  der  Feste 
Marien  bürg  Beute  zu  machen.  In  grosser  Zahl  aus  der  Burg  ausfallende 
deutsche  Ritter  beabsichtigten  einen  Angriff  auf  dieselben.  Die  bedeutende  üeber- 
macht  des  heranstürmenden  Feindes  gewahrend,  zogen  sie  sich  zwar  zurück,  nicht 


»)  Dlugosz:  Hist.  Pol.  ed  Frankf.,  Hb.  IX.  p.  909  ad  annum.  Stryjkowski  edit 
1582.  p.  454. 

')  BekaDntlich  datirt  der  diesfällige  Huldigungsact  von  Suczawa,  12.  März  1402.  Dogiel: 
Cod.  Diplom.  Reg.  Polon.  Tom.  I.  p.  600.  Paprocki  setzt  den  Lehnseid  in  seinem:  «Ogröd 
krolewski**  i.  e.  „Eönigsgarten"  irrig  in  das  .Jahr    1403. 

•)  K  romer:  „De  origine  &  gestis  Polonorum"  ed  Colon.  Lib.  XIX  p.  290. 


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Eine  moldauische  8tüemfahne  deeihündebtjIhe.  Veegangenheit.      27 

aber  mii  zu  fliehen.  Im  Gegentheile.  Gewohnt  auch  als  Fusstinippe  zu  kämpfen, 
sprangen  sie  aus  dem  Sattel,  deckten  sieb  diu*cb  die  Stumme  des  nahe  liegenden  Wal- 
des und  empfingen  die  Heranbrausenden  mit  einem  so  dichten  Pfeilbagel,  dass  Jene 
zur  Flucht  sich  wandten.  Riusch  heiTorbrechend  und  das  Ross  besteigend,  setzten 
die  \'ierhundert  nach  und  kehrten  mit  reicher  Beute  und  vielen  Gefangenen  in 
das  I.ager  zmück.^ 

Wenige  Jahi-zehende  später  begann  der  Ruhmeslaiif  Stephan's  des 
Grossen,  »des  Türk^nhammei's«,  wie  vOr  ihm  Johannes  H  un yady  und  nach  ihm, 
Eugen  von  S a v o y  e n  »der  edle  Ritter«,  genannt  wurden.  Mit  weit  ausge- 
henden Hoheitsplänen  sich  ti-agend  mid  hiezu  der  Werthschätzung  des  ungarischen 
Wahlköniges  Mathias  C  o  r  v  i  n  u  s^)  in  kluger  Weise  sich  bedienend,  ^)  wurde 
dieser,  heute  noch  den  gerechten  Stolz  der  eigenen  Stammgenossen  bildende,  in 
Sagen  und  Liedern  verherrlichte  Held,  nicht  nm*  zum  Schrecken  des  Feindes,  sondern 
zugleich  zum  vielumworbenen  Gegenstande  staatlicher  Combinationen.  Wenngleich 
in  seinen  Heerlagern  die  Zeltgassen  von  der  Sprachen  buntem  Gemische  wider- 
ballten, die  Mehrzahl  u.  zw.  die  erdrückende  Mehi-zahl  seiner  streitbaren  Mannen 
waren  seine  Landeskinder,  welche  mit  nationaler  Streitlust  und  Tapferkeit 
die  zum  Siege  führenden  Schlachten  entwürfe  des  eigenen,  heldenhaften  Füi'sten, 
in  freudiger  Todesverachtung  zu  verwirklichen,  mannhaft  redlich  mithalfen. 

Ich  sagte  »mit  nationaler  S  treitlust  und  T  apfer  keit«  und 
mit  vollem  Bedachte.  Demi,  als  nach  Stephans  des  Grossen  Tode  (1505)  dessen 
Sohn  Bogdan  zur  Herrschaft  gelangte  und  —  angeblich  dem  politischen  Te- 
stamente seines  Vaters  Folge  leistend,  der  Pforte  huldigte,  kam  zwar  eine  Zeit 
der  Ohnmacht  über  die  Moldau,  währte  jedoch,  trotz  der  abhängig  gewordenen 
Stellung,  trotz  des  hohen  Tributes  und  trotz  anderer,  durch  die  politische  Ueber- 
gangsperiode  geschafl'ener  llebelstände,  nicht  lange.  Peter  R  a  r  e  s  c  h  ,  der  letzte 
männliche  Muschat,  später  mazilirt,  ')  war  es,  der  während  seiner  ersten  Regie- 
rungsdauer, durch  seine  Theilnahme  an  den  Kämpfen  zwischen  Ferdinand  I 
und  zwischen  Johann  Z  a  p  o  1  y  a ,  bezüglich  der  Thronfolge  in  Ungarn  *)  den 
alten   Waffennihm  der   Moldau    wieder    bethätigte,    der    neuerdings    aufleuchten 


*)  Cf.  Wenrich:  „Die  moldauische  Lehensherrschaft  in  Siebenbürgen"  im  Archive  des 
Vereines  fQr  siebenburgische  Landeskunde.  Neue  Folge,  Band  VI. 

•)  Polen,  Europa's  Vormauer  wider  die  Tataren  und  Türken,  wärmte  zu  jener  Zeit,  um 
sich  Stephans  zu  yersichem,  den  alten  Streit  mit  Ungarn  um  die  Oberherrlichkeit  um  so  eifriger 
au£,  als  Stephan  dem  polnischen  Könige,  dem  Gebote  der  Staatsklugheit  folgend,  sogar  gehuldigt 
hatte.  (Dogiel  Cod.  Dipl.  I.  693;,  Mathias  Corvinus  wies  jedoch  alle  derartige  Zumuthungen 
mit  Entschiedenheit  zurück  und  sprach,  wo  es  um  Stephan  sich  handelte,  jederzeit  nur  von: 
^vojeroda  noster."  Cf.  „Epistolae  Mathiae  Regis  Hungariae'*.  Klausenburg  1745.  8  und  insbe- 
sondere das  hieraus  bei  Praj:  „Disserl  VI**  und  bei  Benkö:  „Milcovia**  I.  31  abgedruckte 
Schreiben  des  Königs. 

■)  M  a  z  i  l  bedeutet  nach  türkischer  Wortwurzel  einen  Abgesetzten,  Ent- 
fernten, bei  Seite  Geschobenen  und  dient  im  Rumänischen  zur  Bezeichnung  abge- 
setzter Fürsten  nnd  —  urkundlich,  zur  Bezeichnung  von  Freibauern,  als  dem  geringsten 
Landadel. 

*)  Hiertiber  Cf.  besonders :  S  c  h  u  1 1  e  r :  „Ludwig  G  r  i  1 1  i  und  sein  Ende"  in  dem  von 
der  k.  k.  Akad.  der  Wissenschaften  herausgegebenen  Archive  für  österr.  Geschichtsforschung" 
Band  XXI  und  im  Separatabdrucke.  Ferner  W  i  1 1  s  t  o  k  ^im  Programme  des  Bistritzer  Ober- 
gymnasiaros  von  ISöS"  und  Kramer:  „Aus  der  Gegenwart  und  Vergangenheit  der  k.  Frei- 
stadt Bistritz"  1858  8^  neben  den  bekannten  Quellenschichten  eines  Istvanfi,  Simigian, 
Verantius  a.  A.  m. 


3» 

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28  Sohmidt: 

sollte,  als  nach  Alexander  Lapuschnean,  der  erste  fremde  Prätendent  auf 
den  moldauischen  Furstenstuhl,  Johann  Jacobus  Heraclides  (Despota),  mme 
nach  dem  zu  Lemberg  hingerichteten  Stefan  Tomscha  I,  Johann  Podkowa, 
beigenannt   der  Grausame,  zur  Herrschaft  gelangten.  ^) 

Für  die  Zeit  Alexander's  Lapuschnean  sowie  für  jene  des  Despoten,  vou 
dem  wahriich  nicht  behauptet  werden  kann,  ob  er  ein  glucklicher,  wenngleich  tra- 
gisch endender  Abenteurer  oder  ein  verkannter  und  daher  nicht  gebührend  gewür- 
digter Held  gewesen,  besitzen  wir  sehr  gewichtige  Zeugnisse,  die,  weil  zeit- 
genössisch und  von  Augenzeugen  stammend,  keinem  Zweifel  können  ausgesetzt 
werden. 

AVu*  wollen  mit  Alexander  Lapuschnean  beginnen,  dessen  unglücklicher 
Kampf  wider  den  fremden  Usurjiator  Johann  Jacob  Heraclides  —  bei  Verbie  —  *) 
am  10.  November  1561,  wohl  keineswegs  zu  Gunsten  moldauischer  Tapfericeit 
sprechen  würde,  weim  nicht  bezeugt  wäre,  dass  der  erste  Angriff  wie  herkömmlich 
mannhaft  abgeschlagen  und  erst  der  zweite,  mit  Zuhilfenahme  einer  gelungenen 
Kriegslist  siegreich  sei  durchgeführt  worden. 

Der  Biograph  des  auf  diese  Weise  zur  Flerrschaft  gelaugten  Despoten,  Gra- 
tiani,')  welcher  sein  in  elegantem  Latein  geschriebenes  Werk  dem  polnisciien 
altadeligen  Jünglinge  Lodzia-Tomicki  widmete,  *)  weiss  der  moldauischen  Krie^- 
tuchtigkeit  des  Rühmlichen  nicht  genug  nachzusagen.  »Die  Moldauer  —  schreibt 
er  —  beginnen  den  Kampf  mit  einer  Verwegenheit,  mit  so  grossem  Selbstver- 
trauen und  mit  solch  siegesgewisser  Geringschätzung  selbst  der  grössten  Ueberzahl 
des  Gegnei-s,  dass  von  ihnen  sogar  die  git)ssten  Heereshaufen  in  schimpfliche 
Flucht  gejagt  werden  .  Dieses  Zeugnis  bestätigt  —  freilich  in  etwas  anders  lau- 
tender, wörtlicher  Fassung,  ein  zweiter  Zeitgenosse  von  keineswegs  gering  an- 
zuschlagender Bedeutung  u.  zw.  der  siebenbürgische  Sachse  Georg  Reichers- 
torfer,*^)  der  Geheimschreiber  der  imgarischen  Königin  Maria,  wie^  nach- 
träglich, deren  kaiserlichen  Biniders,  Ferdinands  L,  von  welchem  derselbe  sogar 
mit  Gesandschaftsreisen  an  die  hohe  Pforte  betraut  wurde.  Eine  cUeser  Gesandschafts- 
reisen  ging  über  die  Moldau,  wobei  der  schai-fe  Beobachter  nicht  nur  Grele- 
genheit  hatte»,  Land  und  Leute  genau  keimen  zu  lernen,  sondern  auch  entspre- 
chende Müsse  fand,  diese  seine  Beobachtungen  durch  eine  Beschreibimg  sammt 
Karte  der  Moldau,  der  ersten    ihrer  Art,  durch  den  Dmck   l)ekamit  werden   zu 


>)  Cf.  Hajdeu:  ,,Inon  cel  Cumplit'^  Bukarest  1865.  8  maj. 

*)  Cf.  Letopisetele  etc.  ed  Kogalnicean.  Bukurest  1872.  8.  maj.  I.  Appendix  pag. 
436  und  Sinkaj's  Chronik,  Bukurest  1886.  8.  maj  p.  333  sq. 

»)  6  r  a  t  i  a  n  i^s,  des :  „Episcopus  Ameriniis**  Werk  führt  den  Titel :  „De  Joanne  Hera- 
clide  Despota  libri  tres  Varsaviae,  e  typographia  Mitlerinn4  1759.  8  min.,  e  mannscripto  K- 
bliothecae  Zaluscianae.  Diese  Ausgabe  liefert  den  Beweis,  dass  der  berühmte  Cardinal  Mai  irrte^  wenn 
er  in  seinem  Spicilegium  romanum  die  Ansicht  aussprach,  er  publicire  dieses  Werk  zuerst;  tob 
diesem  erschien  Übrigens  1860  nach  einem  Exemplare  der  Göttinger  Bibliothek  eine  neuerliche  Aus- 
gabe, jedoch  nur  in  der  sehr  beschränkten  Zahl  von  vierzig  Abzügen,  von  denen  Einer,  mit  Nr.  tfr6 
bezeichnete  in  meinen  Besitz  gelangte.  Legrand  veranstaltete  1889  eine  weitere  zu  MaisooBe- 
nuve  in  4^  min. 

*)  Wahrscheinlich  war  das  ein  sehr  naher  Anverwandter  des  um  jene  Zeit  so  bervLiimten 
Staatsmannes  und  Bischofes  von  Krakau,  Peter  Lodzia  Tomicki. 

«)  Ueber  ihn  Cf.  S  c  h  u  1 1  e  r :  „Georg  Reicherstorfer  und  seine  Zeit"  im  XXI.  Bande 
des  von  der  kais.  u.  königl.  Akademie  der  Wissenschaften  herausgegebenen  „Archiv"  für  Kunde 
österreichischer  Geschichtsquel'en".  Wien  1859.  8.  maj.  (Erschien  auch  im  Separatabdrucke.) 


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Eine  moldauische  Stubmfahne  dreihundebtjähb.  Vergangenheit.      29 

lassen.  ')  Seine  Worte  über  das  Volk  lauten:*)  »Gens  ista  atrox  est  &  admo- 
duni  barbara,  in  rebus  tarnen  militaribus  &  bellicis,  suo  more  exi- 
raie  instructa«,  d.  h.  »Es  ist  ein  grausames  und  barbarisches  Volk,  in  Waffen-  und 
Kriegsdingen  aber  nach  seiner  Art  hoch  erfahren.« 

Ohne  hier  auf  weitere  Zeugnisse,  deren  es  wahrhaft  noch  viele  gibt,  weiter 
eingehen  zu  wollen,  dürfte  uns  der  später  aufgekommene  Spruch  genügend  be- 
gründet erscheinen,  welcher  die  kriegerische  Tüchtigkeit  der  moldauischen  Recken 
mit  anderen  vergleichend,  sagt :  »Fünf  krimische  Tataren  gelten  für 
Zehn  B u d j  a k e n,  aber  Fünf  Moldauer  überwinden  Zehn  wider  sie  kom- 
mende krimische  Tataren«. 

Um  dieses  Bild,  das  ehrenhafte  Gefühle  berechtigten  Stolzes  in  der  Brust 
unserer  Heimatskinder  zu  wecken  und  zu  erhalten  geeignet  ist,  mit  den  letzten 
Pinselstrichen  zur  Vollendung  zu  bringen,  weise  ich  nur  noch  auf  die  Geschichte  der 
unter  ziemlich  abenteuerlichen  Umständen  emporgekommenen  Republik  des  hei- 
ligen Marcus,  Venedig's  hin.  ^) 

Wie  jede  am  Meere  sich  mühsam  emporschwingende  menschliche  Siede- 
lung,  auf  Schiffahrt  und  Handel  gewiesen,  so  gelangte  auch  dieser  Staat,  dessen  Ober- 
haupt, der  Doge,  »nach  Aussen  Herr,  zu  Hause  Gefangener«  war, 
durch  kluge  Benützung  der  Umstände,  namentlich  zur  Zeit  der  Kreuzzüge,  zu 
präpondcrirender  Machtentfaltung  und  politischer  Bedeutmig. 

Dass  auch  die  Moldau  mithineingezogen  wurde  in  die  Kreise  der  specula- 
tiven  Berechnung,  konnte  zu  einer  Zeit  nicht  ausbleiben,  da  dieses  Fürstenthum 
bis  zur  Entdeckung  des  Seeweges  nach  Ostindien,  welcher  dem  Welthandel  andere 
Bahnen  vorzeichnete,  die  vorzüglichste  Etappe  des  damaligen  Verkehres  zwischen 
dem  Oriente  und  zwischen  dem  Occidente  bildete  und  an  Naturproducten  selbst 
reich,  so  mancher  kaufinämiischen  Unternehmung  reichen  Gewinn  versprach.  Immer 
freundschaftlicher  gestalteten  sich  daher  die  Verhältnisse  zwischen  diesen  beiden 
Staaten.  Venezianische  Aerzte  besorgten,  als  Hofmedici,  die  leibliche  Wohlfahrt 
des  Fürsten,  dessen  Schätze  mit  Vorliebe*)  in  sogenannten  Ducaten'*)  oder  Zecchinen*) 
in  der  venezianischen  Bank  fruchtbringend  angelegt  wurden ;  venezianische  Maler 
bedeckten  die  Wände  der  Kirchen  mit  kunstreichen  Gemälden  oder  Goldschmiede 
lieferten  den  Gold-  und  Silber- Schmuck  der  Altäre  und  der  Fürstinnen,  da- 
gegen aber  stillten  moldauische  Rosse  ihren  Diurst  in  der  Adria,  in  deren  AVellen 
sich  die  Kutschma  ^)  des  in  Sold  genommenen  moldauischen  Kriegers  spiegelte  ®). 


>)  Beides  ist  in  dem  bekannten  Werke  Papin's:  „Tesaurulu".  Bukurest  1864.  4^  wieder 
pablicirt  worden  u.  zw.  mit  einer  gleich  anfangs  beigebrachten,  die  Genesis  früherer  Publica- 
tionen  beleuchtenden,  sehr  instructiven,  interessanten  und  inhaltsreichen  Note. 

«)  l    c.  p.  137. 

■)  Cf.  „Saggio  sopra  i  Veneti  primi."  Venedig  1781.  4^  (der  Verfasser  hat  sich  nicht 
genannt,  gedruckt  wurde  das  Werk  bei  Btampatore  e  librario  Pietro  Savioni,) 

*)  Die  ungarischen  Goldmünzen  galten  als  die  schönsten,  die  venezianischen  als  die  be- 
liebtesten. 

^  Der  Name  „Ducate**  stammt  von  der  Inschrift  auf  den  Miinzen  der  Dogenstadt :  ,,Tibi 
Christe  sit  datus,  quem  regis,  iste  ducatus",  d.  h.  „Dir  Christus  sei  geweiht,  das  Du  regierst, 
dies  Uerzogthum.**  Da  auch  Silbermünzen  diese  Umschrift  trugen,  gab  es  auch  Silberducaten. 

*)  Von:  „Zeccha"  =  Staatsbank. 

^  Kutschma  hiess  und  heisst  nach  einer  tatarischen  Wortwurzel  die  spitz  zulaufende 
Lamp^mütze.  Nach  Gol'Qbiowski:  „Trachten  in  Polen".  Krakau  1862.  8  min.  p.  147 
aach  in  Polen  bekannt  u.  zw.  von  wai>serblauem  Zobel. 

»)  Beweise  hiefUr  finden  sich  zahlreich  in  Hurmuzaki*s  bekannter  Urkundensammlung, 
die  speci^e  Anführung  ginge  zu  weit.  ^^  1 

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30  Schmidt: 

So  blieb  es  lange  Jahre  hindurch  und,  in  der  moldauischen  Heimat  selbst 
gab  es,  namentlich  in  den  Siebziger  Jahren  des  sechzehnten  Jahrhunderte»,  zur 
Zeit  der  Wojewodschaft  Johajm  Podkowa's,  beigenaimt  y-Der  Grausame-f, 
dieser  Törkengeissel,  der  Veranlassungen  mehr  als  genug,  den  alten  Waffen- 
ruhm zu  vollen  Ehren  gebracht  zu  sehen. 

Leider  war  indessen  die  Moldau,  wie  der  spottlustige  Pole  sie  nannte, 
zum  »Wach  telfelde  geworden,  das  Jedermann  abj  agen  könuec, 
und  unter  Johann  Zamojski's,  des  berühmten  polnischen  Kronfeldhauptnianm^s 
Schlitz  und  Schirme,  war  Jeremias  M  o  h  i  1  a  ziu*  Herrschaft  der  Moldau  gelangt ; 
der  Nachkomme  kriegerischer,  auf  den  Schlachtfeldern  von  l'ngani,  sich  unter 
Johann  Hu ny  ad y  henorragend  auszeichnender  Ahnen  ^)  und  der  mit  demWojt*- 
woden  der  Walachei,  Michael  dem  Sieghaften,  welcher  eine  walachiscbe  Uni- 
versalmonarchie  anstrebte,  in  blutige  Kämpfe  verwickelt  wurde.  ^) 

Und  hiemit  stehen  wir  vor  der  zu  besprechenden  Stiumfahne,  deren  Ent- 
stehung, wie  sogleich  soll  dargethan  werden,  der  Concertion  nach,  schon  in  die 
letztangedeutete  Zeit,  d.  i.  in  die  Neige  des  sechzehnten  Jahrhundeiles  ßlllt.  Es 
ist  ein  schönes  militärisches  Heiligthum  und  besticht  aus  der  Stange,  mit  einem 
umfangreichen,  silbernen  Knaufe,  unter  welchem,  ein  den  KnautTials  als  Quaste 
umgebender  gestutzter,  schwarzer  Rosschweif  bis  auf  das  Fahnentuch  herabhängt 
welch  Letzteres,  mehr  lang  als  breit,  flaggenartig  an  die  Stange  genagelt,  an 
den    auslaufenden  Enden    nicht  gezackt  kt,  sondern    senkrecht    sich    abschliesst. 


*)  Daten  hierüber  liefert  Stupnicki  in  seinem  „Polnisches  Wappenbuch**  Lemberg 
1855.  4*  min.  Tom.  II.  p.  158  sq.,  wo  es  auch  heisst,  die  Mohila's  seien  die  Nachkommen 
des  römischen  Rittergeschlechtes  des  Mutius  (?!);  Einer  derselben  sei  nach  Griechenland 
ausgewandert  und  habe  daselbst  in  einer  Schlacht,  als  Feldherr,  nach  errungenem  Siege,  die 
Gefallenen,  Freund  und  Feind,  in  vielen  und  grossen  Grabhügeln  bestattend,  zu  der  neuen  Benen- 
nung der  Familie  den  Anlass  gegeben.  Es  sei  vergönnt,  hiebei  auf  Zweierlei  hinzuweisen.  Erstens, 
dass,  die  Auswanderung  zugegeben,  ^yohl  erweisbar  sei,  dass  in  Griechenland  und  weit  darüber 
hinaus,  als  in  Constantinopel  und  weiter,  die  slavische  Sprache,  anlässlich  dort  verbreiteter  «la- 
vischer Bevölkerung,  gang  und  gäbe  gewesen.  (Cf.  den  Eccurs:  „ lieber  das  slavische  Element  im 
Rumänischen",  in  Schmidt's:  „Das  Jahr  und  seine  Tage  in  Meinung  und  Brauch  der  Ro- 
manen Siebenbürgens^*,  llermannstadt  1866,  8^  min.);  dass  aber  die  griechischen  hlstoriicben 
Quellen  über  einen,  mit  den  angegebenen  Umständen  verbundenen  Sieg,  namentlich  unter  der 
Leitung  eines  Nichtgriechec,  gar  keine  Meldung  thun.  Wohl  sehen  wir  in  dem  Wappen  d» 
Familie  Zwei,  mit  den  Griffen  nach  auswärts  gekehrte,  in  der  Scheide  steckende,  gekreuzte 
Säbel,  also  jedenfalls  ein  kriegerisches  Emblem,  allein-  die  Adjustirung  dieser  Hiebwaffe  seboa 
an  und  für  sich,  d.  i.  das  Vorhandensein  zweier  Ringe  zur  Einhängung  derselben  nicht  in  eine 
sogenannte  Steck-  sondern  in  eine,  den  Leib  umspannende  Hängekuppel,  widerspricht,  von  dem 
späten  Aufkommen  der  Säbel  gänzlich  abgesehen,  der  angeblich  in  Griechenland  und  in  erwähnter 
Art  erworbenen  Nobilität,  so  sehr  in  Byzanz  Rang-  und  Würdenunterschied  blühtbn.  Stap- 
nicki, oder  wer  sonst  den  Namen  M  o  h  i  1  a  glaubte  bis  auf  die  veranlassenden,  schanrigen 
Siegesdenkmale  zurückführen  zu  müssen,  übersah  jedenfalls  den  Widerspruch,  in  welchem  CT 
sich  befinde,  indem  er  den  Namen  der  moldauischen  Fürstenfamilie  mit  „y'*  schreibt  und  ihr 
eine  abgesonderte  Adelsfamilie  M  o  g  i  1  a  voraussendet.  Scheinbar  wäre  Mohjla  kleinrussisc)^, 
Mogila  dagegen  polnische  Schreibart  und  Praumtiation  und  hatte  somit  nichts  Weiteres  aaf  sich, 
wenn  das  Geschlecht,  der,  von  Stupnicki  Mogila  Genannten,  im  Wappen  nicht  eben  einen  Grab- 
hügel führen  würde,  dessen  Mitte  ein  stehendes,  die  Querseiten  aber  ein  liegendes  Kreuz  schmücken 
so,  dass  gerade  auf  dieses  Adelsgeschlecht,  das  jedoch  —  wie  erwähnt  —  von  dem  mol- 
dauisch-wojewodalen  vollständig  isolirt  wird,  die  griechische  Schlachtenleitung,  selbst  wenn  die- 
selbe begründet  wäre,  was  jedoch  nicht  der  Fall  ist,  schon  des  Wappenbildes  wegen,  besser 
passen  würde. 

•)  Cf.  Teutschländer:  Gesch.  Michaels  des  Sieghaften,  Wien,  Gräser,  neben  den 
reichen  und  bekannten  Quellen  in  deutschen,  ungarischen,  lateinischen,  rumänischec,  ja  sdbat 
polnischen  archivalischen  Publicationen,  deren  Anführung  über  Zweck  und  Raumgebot  dieses 
Aufsatzes  hinausgehen  würde. 


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Eine  moldauische  STaaMFAHNE  dbrihundertjähk.  Vergangenheit.      31 

Das  Flaggen-  oder  Fahnentuch  besteht  aus  zwei  wagrecht  sich  abhebenden  Fel- 
dern, deren  oberes  weiss,  das  untere  dagegen  roth  ist.  Im  oberen,  weissen  Felde 
wird  in  schwarzen  Lettern,  in  glagolitischen  Schriftzügen  gelevsen:  »Jon  Jeremija 
Mobila,  Bozijo  milostijo  Hospodar  Zemli  Moldawskoj,  wlet  7109  mies.  Mart  15 
d.«,  deutsch:  Johann  Jeremias  Mohila,  von  Gottes  Gnaden  Hospodar  (Hen*)  des 
moldauischen   Geländes,  im  Jahre  1601  im  März  am  löten. 

Bevor  wir  dem  imteren  rothen  Felde  unsere  Aufmerksamkeit  zuwenden, 
wollen  wir  uns  mit  dieser  Inschrift  derart  beschäftigen,  um  über  die  Bedeutung 
derselben  vollständig  uns  klar  zu  werden. 

Dass  die  Inschrift  slavisch  und  speciell  ruthenisch  laute,  kann  bei  dem 
Umstände  keineswegs  beiremden,  da  bis  um  die  Mitte  des  siebzehnten  Jahr- 
hundertes,  wie  allgemein  bekannt,  die  ruthenische  Sprache  die  Curialsprache 
war,  der  wir  auch  in  den,  bis  auf  den  heutigen  Tag  erhaltenen  Lapidarepi- 
grammen der  gr.-or.  aus  jenen  Tagen  datirenden  Kirchen  begegnen.  Erst  —  wie 
bemerkt  —  um  die  Mitte  des  siebzehnten  Jahrhundertes  fahrte  der  damalige 
Wojewode  der  Moldau,  Basil  Lupu  die  rumänische  Sprache  ein,  *)  was  jedoch 
nicht  hinderte,  dass  die  slavische  Sprache  noch  bis  an  die  Neige  des  XVII.  Jahr- 
hunderts im  Curialstyle  fast  ganz  ausschliesslich  und  über  diese  Zeit  hinaus  insofenie 
bestand,  als  die  jeweiligen  landesfürstlichen  Kundgebungen  vor  deren  rumäni- 
schem Texte  den  rutheni sehen  Fürstentitel  als  Eingang  luid  nach  dem 
Texte  die  gleichfalls  ruthenische  Schlussformel  aufwiesen:  »Der  Herr  selbst 
hat  es  befohlen«  oder:  »Andei"s  wollet  ja  nicht  handeln!«  und  das  Wort:  »Im 
Jahre«,  nebst  dem  weiteren:  »Gelesen«  vor  dem  Namenszuge  des  mitunterferti- 
genden Kanzlers  oder  Logopheten  enthielten.  Zuletzt  wurde  freilich  die  Jahres- 
zahl nicht  mehr  nach  der  sogenannten  adamitischen-  oder  Weltschöpfungsära, 
deren  Neujahr  bekanntlich  auf  den  1.  September  fallt,  sondern  naeh  christlicher 
Aera  und  nicht  mehr  durch  einzelne,  bestimmten  Zifferwerth  darstellende  Buch- 
staben, sondern  diux^h  arabische  Zahlen  ausgedruckt. 

Die  Inschrift  unserer  Fahne  zeigt  in  der  zeitfiblichen  Bezeichnung  .der 
Jahreszahl  durch  Buchstaben,  das  Jahr  7109,  der  als  nähere  Zeitbestimmung,^) 
der  Monat  März  beigefugt  wurde. 

Wir  werden  somit  in  das  Frühjahr  von  1601  gewiesen.  Doch  hierüber 
weiter  unten. 

G^hen  wir  zu  dem  zweiten,  dem  unteren  Theile  des  Fahnentuches  Über. 

Es  ist  roth  und  zeigt  in  der  unteren,  ausflatteniden  Ecke  das  moldauisclie 
Ijandeswappen,  den  Ochsenkopf  mit  einem  Sterne  zwischen  den  Hörnern,  in 
einem  Ringe,  dem  ein   lateinisches  Kreuz  aufgesetzt  ist.  Alles  in  Gold  gestickt. 

Zu  bedaueni  ist  es,  dass  wir  nicht  in  der  Lage  sind,  dm'ch  einen  Vergleich 
mit  früheren  oder  späteren  militärischen  Bannern  feststellen  zu  köimen,   ob    die, 

*)  Melchiaedek  hat  in  seiner  Huscher  Chronik  —  Bukurest  1869.  8®  —  aus  der, 
selbstverständlich  unvermeidlich  gewordenen  Uebergangsperiode  gar  ergötzliche  Sprachproben, 
darunter  wahrhaft  haarsträubende  sinnlose  Gebetforraeln  der  Geistlichkeit,  in  einem  eigenen 
Anbange  veröffentlicht. 

•)  Bei  der  Reducirong  der  Schöpfungsära  auf  christliche,  werden  vor  1.  September 
jeden  Jahres  6508,  nach  oder  mit  1.  September  5509  abgezogen,  da  mit  September  die  Welt- 
ära big  z«m  l.  Jänner  des  nächsten  Jahres  um  Eine  Einheit  voraus  ist.  Daraus  erklärt  sich  die 
oothwendige  Gepflogenhett,  der  Jahreszahl  der  Schöpfungsära  das  Monatsdatum  beizufügen,  was 
bei  lat  1.  a.  Urkunden  der  Kalenderheilige  ersetzte. 


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32  Schmidt  : 

bei  diesem  Feldzeichen  ziir  Geltung  gebrachten  Farben  »weiss,  schwarz,  roth 
und  gokU,  nicht  etwa  damalige  Landes-  und  Nationalfarben  gewesen  seien,  wie 
heute  »blau,  roth,  gokU.  Es  ist  ja  doch  ganz  unzweifelbar  die  weisse  Fari)e 
des  oberen  Fahnentuchfeldes  keineswegs  in  der  alleinzigen  Absicht  zur  Verwen- 
dung gekommen,  um  die  schwarze  Inschrift  kennbarer  und  weithin  sichtbarer  zu 
machen.  Dies  koimte  denn  doch  eben  so  gut  durch  eine  goldene  oder  sin>enip 
Inschrift  auf  dunklem  Grunde  bewerkstelligt  und  erreicht  werden,  wenn  es  über- 
haupt n  ö  t  h  i  g  gedacht  werden  müsste,  die  unter  eine  Feldfahne  sich  schaarenden 
Streiter,  die  denn  doch  wissen,  wem  sie  Leib  und  Ijeben  zugeschworen,  durch 
eine  besondere  darauf  hinweisende  Fahneninschrift  erst  noch  daran  zu  eriunem. 
Titel  und  Wurden  des  Kriegsherren  auf  dem  flatternd  vorangetragenen  Panniere, 
sind  —  wenigstens  unseren  heutigen  Begriffen  nach  —  kein  Ersatz  für  einen 
begeisternden  Mahnmf,  wie  er  jetzt  auf  jedem  Bande  miliUirischer  Draj>eau's  zur 
Losung  für  Tausende  wird. 

Da  Mohila  gewiss  keine  Neuenuig  einführte,  denke  ich  meinestheils,  es 
handle  sich  um  ein  Banner,  welches  nicht  einem  Natioimlaufgebote,  son- 
dern Söldnerscharen  vorangehen  sollte,  die  geradezu  nm*  in  persönlichem 
Abhängigkeitsverhältnisse  zu  Jeremias  Mohila  standen,  d.  i.  von  ihm  für  seine 
Zwecke  besoldet  wurden.  Die  Reisläuferei,  das  Söldnerthum,  stand  1601  noch 
immer  in  voller  Blüthe  und  die  moldauische  Geschichte  der  kurz  vor  Jeremias 
Mohila  geführten  Kämpfe,  zeigt  uns  die  von  den  beiden  Frohnsperger  ') 
gedrillten  »frmnmen  ^)  Landesknechte  neben  deutschen  Hackenschützen,  unga- 
rischen Simenen*)  und  Abenteurern  aus  aller  Herren  Ijändern,  besonders  begehrt 
und  gesucht  jedoch  deutsche  Artilleristen,  da  dieselben  die  Ersten  waren,  welche 
die  1531  von  dem  Italiener  Tartaglia  gelehrten,  auf  Tragweite  und  Ziel- 
fähigkeit der  Geschütze  berechneten  mathematischen  Gnuidsätze  sich  zu  eigen 
gemacht  hatten.*) 

Da  wir  die  Farben  des  um  —  beschäftigenden  Banners  im  mohilanischen 
Wappen  wiederfinden  —  weiss  die  Säbelscheiden,  roth  das  Schildfeld, 
schwarz  die  Säbelgritfe,  golden  schliesslich  die  —  man  möchte  sagen  —  pro- 
phetisch auf  dem  Schilde  nihende  Krone,  so  dürfte  wohl  kaum  ein  Zweifel  darüber 
können  erhoben  werden,  dass  die  Bestimmung  des  kriegerischen  Ehrenzeichens  die 
kiu-z  zuvor  angedeutete  gewesen  :  sei.  Söldnern  als  H  a  u  s  t  r  u  p  p  e  n  sollte 
sie  zum  Sammelzeichen  dienen. 

Die  Inschrift,  wenn  nicht  mthenisch  selbst,  ist  keineswegs  geeignet,  Be- 
fremden -wv  chzunifei  i . 

Wissen  wir  es  doch  sell)st,  weil  wir  es  in  den,  über  den  Portalen  älterer, 
gi'.-or.  Kirchen,  in  der  ehemaligen  Rjidautzor  gr.-or.  Episcopalkirche  sogar  in 
einer  ganzen,  in  einen  Monolitli    gehauenen    Urkunde  besehen    und    lesen,    dass, 

*)  So  und  nicht  Frundsberg  erscheint  der  Name  im  Berichte  der  mit  des  firanaö- 
sischen  Königs  Franz  I.  schliessenden  Schlacht  bei  Paria  —  1515  —  wo  die  drei  Waffengat- 
tungen: Fussvolk,  Reiterei  und  Archeley  zum  ersten  Male  zusammenwirkten.  Cf.  Scherr^ 
„Geschichte  der  deutschen  Cultur  und  Sitte".  Leipzig  1870.  8  min. 

*)  Lucus  a  non  lucendo. 

')  Nach  Cantemir  „Beschreibung  der  Moldau*'.  Jahr  1861  8  min.  p.  183  war  das  Wort 
„Simene"  die  landläufige  Bezeichnung  filr  Söldner. 

<)  8  c  h  e  r  r  l.  c.  p.  307. 


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EiNB   MOLDAUISCHE    StUBMFAHNE   DBEIHUNDSaTJÄHB.    VERGANGENHEIT.        38 

WO  die  Hand  des  Landesfürsten  mitthätig  gewesen,  es  an  einer  dessen  Wir- 
ken kund  gebenden,  dauernden  Inschrift  nicht  gefehlt  habe.  Landläuliger  alter 
Brauch  war  es  und  blieb  es,  bis  in  die  spätesten  Zeiten  herab. 

Etwas  auflfallend  ist  der  Platz,  welchen  das  in  Gold  gestickte  Landes- 
wappen erhalten  hat  und  dies  umsomehr,  als  durch  Anbringung  desselben  in  der 
untersten  rechten  Ecke  der  flaggenartigen  Fahne,  die  Selbstentrollung  dei-selben 
und  somit  auch  dm  Hervortreten  des  Wappens  wegen  der  Schwere  desselben, 
wesentlich  behindert  erscheinen. 

Minder  befremdend  ist  das  dem  Ringe,  welcher  das  Landeswappen  um- 
gibt, aufgesetzte  einarmige  lateinische  Kreuz,  welches  uns  gar  niclit 
so  selten,  als  man  eigentlich  glauben  sollte,  auf  älteren,  zu  religiösen  Zwecken 
bestimmten  Kunstgebilden  der  orientalischen  Kirche  begegnet.  Ich  selbst  war 
vor  wenigen  Wochen  so  glücklich,  der  hohen  k.  u.  k.  Central- C/ommission  für 
kunst-  und  historische  Denkmale  das  photographische  Bild  eines,  allen  Anzeichen 
nach,  viele  Jahrhunderte  zählenden  Reliquiariums  einzusenden,  welches  eine  Kreuz- 
partikel bergend,  bestimmt  gewesen  sein  mochte,  an  der  beigefügten  Kette  hän- 
gend, neben  dem  usuellen  Pectoralkreuze,  die  Brust  irgend  eines  gr.-or.  Kirchen - 
forsten  zu  schmücken.  Dies  kostbare  Kunstkleinod,  bestehend  aus  einer  18  Cen- 
timeter  im  Umfange  und  1  Centimeter  in  der  Höhe  messenden  silbernen  Kapsel, 
vereinigte  vollständig  in  sich,  was  einer  Kunstantike  den  fast  unschätzbaren 
Werth  verleiht.  Der  Stoff  ist  Edelmetall  und  im  Inneren  kostbai*es  Sandel- 
holz. Die  Veredlung  dieses,  an  luid  für  sich  werthvoUen  Stoffes,  konnte  wohl 
kaum  eine  mehr  künstlerische  sein,  da  von  Aussen  verschiedene  Rankenver- 
schlingungen  u.  dgl.  in  meisterhaflier  Filigran- Ausführung,  die  beiden  Kapsel- 
flächen decken,  während  biblische  Scenen  das,  die  innere  Füttenmg  bildende 
Sandelholz  in  zartester  und  bewunderungswürdiger  Plastik  en  relief  zu  höherem 
Werthe  steigern.  Das  hohe  Alterthum  unterliegt  keinem  Zweifel  und  ein 
pretium  affectionis  lässt  sich  schon  deshalb  schwerlich  beziffeni,  weil 
religiöse  Pietät  gegenüber  dem  in  der  Kapsel  angebrachten  Heiligthume  und 
vielerlei  sonstige,  dem  menschlichen  Gemüthe  unveräusserbare,  an  dieses  herr- 
liche Pninkstück  sich  knüpfende  Reminiscenzen  zusammenwirken.  Und  auch 
dieses  Kleinod  der,  wenngleich  stumme,  nichts  destoweniger  eine  sehr  eindringlich 
packende  Wirkung  übende  Zeuge  dahingeschwundener  Herrlichkeit,  hat  an  dem 
beim  Tragen  nach  oben  gerichtetem  Rande  das  lateinische  Kreuz. 

Der  Schluss  der  Inschrift  auf  der  Fahne,  die  nach  Jahr  und  Monatstag 
angesetzte  Zeitbestimmung  der  Beschaffung  derselben,  vei^etzt  uns  in  die  bewegte 
Zeit  Michaels  des  Sieghaften,  des  Wojewoden  der  Walachei,  der  nichts  Gerin- 
geres anstrebte,  als  die  Vereinigung  sämmtlicher  Rumänen  zu  einem  grossen, 
ehrfurchtgebietenden  und  mächtigen  Gesammtstaate,  von  seiner  Dynastie  beherrscht 
und  sein  grosses  Ziel  hätte  Michael  nicht  verfehlt,  weim  er  von  d(un  kaiser- 
lichen, um  Aas  Interesse  seines  Herrn  —  Rudolph's  II  —  besorgt<Mi  Generalen, 
Georg  Basta,  nicht  würde  gewaltsam  zur  Seite  geschafft  worden  sein.  ') 


*)  Wir  besitzen  zwei  Monographien  Über  Michael.  Die  Eine  von  B  .  .  .  .  in  rumänischer, 
die  Zweite  von  T in  deutscher  Sprache.     Beide    benützen    das    überaus    reiche  Quellen- 


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34      Schmidt;  Eine  mold.  Stübmfahne  DBEiHaNDBRTJ.  Vebqangbnhbit. 

Dass  bei  diesen  seinen  unverkennbar  zu  Tage  tretenden  Grossmachtgelüsten 
die  Moldau  von  feindlichen  Angriifen  nicht  wenle  verschont  bleiben,  war  leicht 
vorauszusehen  und  veranlasste  den  Fürsten  Jeremias,  frühzeitig  an  erfolgreiche 
Mittel  der  Abwehr  zu  denken.  Was  war  natürlicher,  als  dass  er,  der  Unzuläng- 
lichkeit der  eigenen,  weinigleich  notorisch  tapferen  Streitmacht  sich  bewusst,  in 
erster  Linie  an  Diejenigen  sich  wandte,  durch  deren  kraftiges  Zuthun  er  auf  den 
Fürstenstuhl  gelangt  war,  an  die  benachbarten  Polen,  denen  schon  wegen  ihres 
Verhältnisses  zur  Pforte,  sehr  daran  gelegen  sein  musste,  den  Einfluss  in  der 
Moldau  zu  behaupt(»n.  *) 

Mitten  in  diesen  Kriegstrubeln,  zu  deren  Beschwörung  die  Werbung 
von  Soldtruppen  vorgenommen  werden  musste,  nnisste  wohl  auch  Jerennas  Mohila 
zu  solchem  Abwehrmittel  greifen*)  und  an  einen  derart  gewoimenen  Streithaufen 
mag,  zum  Untei-schiede  von  den  heimischen  Kriegern  auch  in  dieser  Beziehung, 
eine  derartige  Fahne  gegeben  worden  sein,  der  ich  den  Namen  Sturmfcihne  bei- 
legte, weil  es  galt,  dieselbe  dem  Anstürmer  gegenüber  im  Gegenanstunne  zu  ent- 
falten und  die  ich  für  eine  speciell  mohilanische  halte,  weil  nm*  durch  die 
Schärfe  des  Schwertt^s  entschieden  werden  sollte,  ob  Jeremias  Mohila  die  Moldau, 
dessen  Bruder  Simeon  aber  die  Walachei  werde  behalten  können. 

Zum  Schlüsse  werde  mir  die  Bemerkung  gestattet,  dass  ich  angesichts  der 
historischen  Zeugnisse  über  die  jederzeit  anerkannte  und  ruhmlich  hervorgehobene 
kriegerische  Tüchtigkeit  der  Rumänen,  von  welcher  auch  die  k.  u.  k.  rumänischen 
Regimenter  in  den  vielen  Feldzügen  vor  und  seit  Napoleon  I.  mid  erst  körz- 
hch,  gelegentlich  der  bosnischen  Occupation,  wo  namentlich  unser  wackeres 
Hausregiment  sich  unvergängliche  Lorbern  holte.  Beweise  lieferten,  dass  ich,  heute 
—  ich  wiederhole  es  —  die  Vollberechtigung  des  Titels  anerkenne,  welchen 
das  1762  als  zweites  Siebenbürger  Grenz- Infanterie- Regiment  errichtete,  mit 
einer  goldenen  Medaille  an  der  Leibfahne  ausgezeichnete  Regiment,  anlässlich 
der  Seculaifeier  seines  Bestandes,  dem,  an  alle  stammgenössischen  Waffenbrüder 
gerichteten  Festgedichte  gab,  des  Titels: 

„  VirtuB  romana  rediviva,^ 


roaterial  nicht  in  erschöpfender  Weise,  wobei  noch  den  Einen  übel  verstandener  Patrioüsmiu 
vom  Standpunkte  der  Objectivität  herab  und  in  das  vaste  Gebiet  der  Phantasie  drängt,  dem  An- 
deren die  Furcht,  in  gewissen  Kreisen  missliebig  zu  werden,  stellenweise  unverzeihliches  Schwei- 
gen auferlegt.  Für  Keinen  von  Beiden  besteht  Cicero's  Gesetz  für  den  HiRtoriographen  lu 
Recht:  „Ne  quid  falsi  dicere  audeat,  ne  qui  veri  non  dicere  audeat".  Für  strenge  Wissenschaft 
sind  sie  als  nichtbestehend  zu  betrachten. 

»)  Das  umständlichere  hierilber  sieh  bei  Schmidt:  „Suczawa's  historische  Denkwür« 
digkeiten".  Czemowitz  1876.  8.  min.  p.  147  sq. 

•j  In  der  Geschichte  Polens  führen  dieselben  den  Namen:  „Autorament"  zum  unter- 
schiede von  den  nationalen  Bannerherrentruppen. 


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Die  Anfange  des  k.  k.  Staatsgestutes  Radautz. 

Von  Dr.  Jobann  Polek. 

Nach  dem  siebenjährigen  Kriege  war  es  keine  leichte  Siiche,  den  jähriichen 
Pferdebedarf  der  Annee  zu  decken;  denn  viele  Gestute  waren  eingegangen 
uiid  die  von  Bauern  gezüchteten  Pferde  unbrauchbar. 

Das  schwere  Material  suchte  das  Aerar  damals  in  der  Regel  im  Lie- 
feningswege  aufzubringen,  die  Beschaffung  des  leichten  aber  überliess  es  den 
betreffenden  (Chevauxlegers-  und  Husaren-)Regimentern,  indem  es  ihnen  gegen 
einen  von  allen  drei  Stabsoflficieren  unterzeichneten  Revers  die  nöthigeu  Geld- 
mittel zur  Verfügung  stellte. 

Die  von  den  Regimentern  mit  dem  Einkaufe  betrauten  Officiere  besuchten 
alle  inländischen  Pferdemärkte  und  Gestüte,  kamen  jedoch  häufig  nur  im  Aus- 
lande, namentlich  in  Podoben  und  in  der  Tartarei,  zum  Ziele.  *) 

Nach  der  Besitzergreifinig  von  Galizien  dm'ch  Oesterreich  schmeichelte  sich 
der  Hofkriegsrath  mit  der  Hoffnung,  den  Bedarf  an  Dienstpferden  für  die  in  die 
neuerworbene  Provinz  verlegten  Chevauxlegers-  und  Husarenregimenter  dort  sowohl 
als  in  den  anstossenden  Landern  leichter  und  wohlfeiler  mit  Hilfe  von  Liefe- 
i'anten  aufzubringen.  Er  trug  daher  noch  im  J.  1772  dem  galizischen  General- 
comraando  die  Abschliessung  von  Verträgen  mit  verlässlichen  Hiindlem  auf 

Auf  diese  Weise  sind  bis  Anfang  1774  529  Remonten  erworben  worden. 
Die  letzte  Lieferung  (des  Juden  Isaak  Hirschl)  kam  jedoch  mir  dadm*ch 
zustande,  dass  das  galizische  Öeneralcomnaando  ein  unter  einem  »geschickten« 
Oflicier,  dem  Oberlieutenant  Joseph  v.  Cavallar  vom  Chevauxlegersregimente 
Kaiser  Joseph  IL  (heute  Uhlanenregiment  Nr.  6),  stehendes  ^Commando«  mit 
15.000  fl.  i» Verlagsgeldern«  mitgab.  ^) 

Inzwischen  hatte  jedoch  Kaiser  Joseph  II.  den  Befehl  erlassen,  auch  die  in 
GaUzien  untergebrachten  zwei  Dragonerregimenter  (Darmstiult  und  Modena)  mit 
leichten  (Chevauxlegers- )Pferden  zu  versehen.  Dadiu'ch  war  das  Erfordernis  an 
Remonten  auf  ungeföhr  2000  Stück  gestiegen.  Eine  so  grosse  Anzahl  Pferde 
schien  dem  Hofkriegsrathe  nm*  mittelst  eines  Hauptlieferanten  rasch  und  wohl- 
feil aufbringbar.  Es  fand  sich  jedoch  niemand,  der  die  Mittel  hatte  oder  sich 
getraute,  eine  solche  Liefenmg  zu  übi»rnehmen.  Da  sciilug  das  galizische  General- 
commando  vor,  dass  das  Aerar  nach  dem  Beispiele  anderer  Mächte,  z.  \\,  Preussens, 
das  damals  durch  Husarenconunanden  in  Podolien  remontieren  Hess,  den  Ankauf 
der  abgängigen  Pferde  selbst  besorge,  und  l)ezeichnete    zugleich    den  Oberlieute- 


»)  «eil.  11.     «}  Beil.  1. 

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36  Polek: 

iiant  Cavallar  als  den  Mann,  dem  wegen  seiner  besonderen  Geschicklichkeit 
sowie  wegen  seiner  Kenntnis  von  den  pferdereichen  Gegenden  das  Ankaufs- 
geschaft  übeiiragen  werden  könnte. 

Diesem  Vorschlage  stimmte  sowohl  der  Hofkriegsrath  als  auch  der 
Kaiser  zu.  ') 

Cavallar  gab  im  Jahre  1774  766,  im  Jahre  1775  871  Stuck  Remonten 
an  die  Regimenti»r  ab.  ^) 

Der  verhältnismässig  billige  Einkaufspreis  —  im  Jahi-e  1774  kam  eine 
Remonte  auf  56  fl.  l'^f^  kr.,  im  Jahre  1775  auf  55  fl.  llVg  kr.  zu  stehen, 
während  sonst  ein  Chevauxlegerspfeixi  19,  ein  Husarenpfei-d  15,  im  r>urch- 
schnitte  also  eine  Remonte  17  Ducatt»n  oder  71  fl.  58  kr.  kostete')  —  und  der 
noch  inmier  bedeuteride  Abgang  an  leichten  Pferden  —  das  galiz.  Generalcom- 
mando  beziiferte  ihn  njit  3490  Stück  —  bewogen  den  Kaiser  einen  »weiteren 
Remonteneinkauf«  und  zwai*  von  8000  Stück  und  darüber  unter  der  Leitmig 
des  inzwischen  zum  Rittmeister  ernannt(»n  Cavallar  zu  bewilligen.  '•) 

Diese  Remontieimng  nahm  fast  zwei  volle  Jahre  in  Anspruch  und  führte 
Cavallar  bis  in  die  am  Nordabhange  des  Kaukasus  gelegene  Kabarda,  *)  Es 
wm-den  im  J.  1776  2677  Pferde  (2619  Remonten  und  58  Gebrauchspferde),  im 
Jahre  1777  2911  Pferde  (2843  R.  und  68  G.),  im  Ganzen  also  5588  Pferde 
(5462  R.  und  126  G.)  angekauft,  wovon  man  im  J.  1776  2520,  im  J.  1777 
2425    Remonten  assentierte.  ^) 

Schon  im  Jahre  1775  hatten  viele  der  von  Cavallar  gekauft^en  Pfeixle  nicht 
das  vorgeschriebene  Mass.  Cavallar  hatte  sie  angenommen,  tlieils  weil  sie  jimg 
und  schön,  theils  weil  ohne  sie  die  grossen  Pferde  nicht  erhältlich  waren.  Dazu 
kam  noch  eine  erhebliche  Anzahl  von  dem  Einkaufe  des  Jahres  1776.  Auf 
Cavallai-'s  Rath  wurden  diese  Pferde  im  J.  1776  in  die  Bukowina  abgeschickt 
und  daselbst  mit  sehr  geringen  Kosten  unterhalten. ') 

Im  Ganzen  belief  sich  die  Zahl  der  im  J.  1776  in  der  Bukowina  imter- 
gebrachten  Pferde  auf  539  Stück.  Davon  befanden  sicli  ®) 

in  Sereth 132  Stuck 

>  Kuczunnare        .  .  .  .  .     107       ^ 

»  Jurkoutz  .  .  .  .  .       66       s^ 

*  Tereblestie  .  .  .  .  .       66       » 

*  Sadagöra  .  .  .  .  .  64  » 
»  Wolowetz  und  Suczawitza  .  .  .  54  » 
»  Fratautz              .          .          .          .  .       50       » 

Durch  den  Einkauf  des  Jahres  1777  wurde  nicht  nur  der  momentane  Ab- 
gang an  leichten  Pferden  vollständig  gedeckt,  sondern  es  blieben  auch  noch 
503  Stuck  (458  Remonten  und  45  Gebrauch si)ferde)  übrig.  *) 

Diese  überzähligen  Pferde  sollten  in  der  Bukowina  überwintern.  *In  Rück- 
sicht dessen«,  dass  Cavallar  »lUe  beste  Einsicht  und  Kenntnis^  hatte,  wie  dies 
»zum  Nutz(»n  des  Aerars  und    des  Dienstes«    gescheh(Mi    könnte,    trug    ihm   das 

>)  Beil.  I.  «)  Beil.  III  u.  LH.  ')  Beil.  IV.  -•)  Beil.  III.  »)  Beil.  VI  u.  XII.  •>  Beil. 
V.   u.  XII.     ^)  Beil.  VII.,  VUl.     8j  Beil.  X.     »)  Beil.  XI.  u.  XII. 


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Ddb  AnfInqb  DBS  K.  K.  Staatsgestütbs  Radaotz.  37 

galiz.  Geiieralcommaudo  auf,  hierzu  aii  Ort  und  Stelle  unter  Mitwirkung  des 
Generals  Baron  v.  Spleny,  der  damals  die  Bukowina  verwaltete,  die  nöthigen 
Einrichtungen  zu  treffen.  ^) 

Cavallar  liess  sofort  —  es  war  Mitte  November  —  in  den  am  Flusse  Sereth 
gelegenen  Ortschaften  Czerepkoutz  und  Styrcze  je  einen  halbgedeckten 
Stall  (Okol)  erbauen  und  stellte  darin  die  Pferde  2u  fast  gleichen  Theilen  (in 
Czerepkoutz  229  R.  u.  23  G.,  in  Styrcze  229  R.  u.  22  G.)  auf.  Zur  Wartung 
der  Pferde  theilt<^  er  jedem  Stalle  1  Corporal,  1  Schnued,  16  Gemeine  und 
16  Bauemknechte,  ziu*  Aufeicht  1  Oberlieutenant  zu;  er  selbst  nahm  sein  Quar- 
tier in  dem  nahen  Stadtchen  Sereth.*) 

Sollte  der  Pferdestand  der  leichten  Reiterei  in  Galizien  complet  erhalten 
werden,  dann  durfte  das  Remontierungsgeschäft  weder  im  Jahre  1778  noch  in 
den  darauf  folgenden  Jahren  ruhen. 

Das  Generalcommando  bezifferte  in  seinem  Berichte  vom  31.  December 
1777  den  jährlichen  Abgang  mit  1500  Stück.  Davon,  meinte  es,  Hessen  sich 
zwei  Drittheile  in  Oesterreich  und  der  angrenzenden  Moldau  aufbringen,  die 
übrigen  aber  konnte  man  in  Russland  und  zwar  in  der  Weise  beschaffen,  dass 
man  ein  ftir  allemal  einen  Freipass  für  ein  paar  hundert  Stück  erwirkte  und, 
da  sich  die  Handelsleute  wegen  des  bestehenden  Ausfuhrverbotes  zu  keiner  con- 
tractlichen  Lieferung  verstunden,  im  Herbste  oder  Winter  500  bis  600  »auser- 
lesene* Stück  bestellte,  die  im  Fruhlinge  durch  einen  Officier  mit  Hilfe  von  tar- 
tarischen  Knechten  oder  Commandierten  über  die  Grenze  zu  befordern  wären.  So 
wurde  es,  besonders  wenn  es  möglich  wäre,  die  dreijährigen  Pferde,  die  immer  unter 
anderen  angenommen  werden  müssten,  durch  ein  Jahr  im  Temeser  Banat  und 
in  der  Bukowina  ^ohne  besondei*en  Aufwand  zu  halten  und  zu  pflegen^,  ein 
Leichtes  sein,  das  jährliche  Remontenerfoixleniis  zu  decken.  ^) 

Kaiser  Joseph  war  nicht  abgeneigt,  diesen  Vorschlag  zu  genehmigen;  er 
hielt  es  jedoch  für  nöthig,  darüber  vorher  den  Rittmeister  Cavallar  »mündHch 
zu  vernehmen*.  *) 

Während  seiner  Anwesenheit  im  Mäi*z  1778  in  Wien  arbeitete  Cavallar 
einen  Plan  für  die  weitere  Remontierung  aus.  Darin  empfahl  er  zum  Ankaufe 
sowie  zur  Wartung  der  Remonten  die  Zusammensetzung  eines  besondeivn  Per- 
scmales,  das  nicht  wie  bisher  jährlich  wechseln,  sondern,  wenngleich  aus  verschie- 
denen Regimentern  ausgewählt,  beständig  beisammen  bleiben  und  bei  einem 
jährlichen  Erfordernisse  von  1300  bis  1400  P*fenlen  aus  1  Commandanten, 
3  Ober-  und  3  ünterlieutenanten,  3  Wachtmeistern,  3  Fourieren,  3  Feldscheren), 
3  Schmieden,  3  Sattlern,  24  Coq^oralen  und  360  Gemeinen  bestehen  sollte.  Für 
den  Anfang  hätten  alle  Individuen  ihre  Montur  vom  Regimente,  dem  sie  bis 
dahin  angehörten,  mitzubringen,  später  seien  sie  gleichmässig  zu  montieren.  Zur 
Verpflegung  des  Personales  hielt  der  Rittmeisttn*  im  Quartier,  d.  i.  bei  der  W^ar- 
tung  der  Pfeitle,  den  »Cavalleristeiigehalt*,  l>ei  auswärtigen  Diensten  auch  noch 
eine  Zulage  für  dringend  nöthig;  in  Hinsicht  auf  die  Verpflegung  der  Pferde 
aber  uberliess  er  es  der  hohen  Behörde,  zu  entscheiden,  ob  das  Futter  von  den 


>j  Beil.  XIII.     «)  Beil.  XI,  XII.  II.  XIII.     »)  Beil.  XIII.     *)  Beil.  XIV. 

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38  Polbk: 

k.  k.  Magazinen  geliefert  oder  von  dem  Remontierungspersonale  selbst  gekauft 
werden  sollte,  und  bemerkte  nur,  dass  es  am  wiilsehaftlichsten  wäre,  sämmt- 
liche  Pferde  in  Podolien,  Pokutien  und  in  der  Bukowina  aufeustellen,  weil  in 
diesen  Ländern  »gute,  mehrere  und  wohlfeilere  Fom*age<  zu  finden  sei.  ') 

Dem  Hofkriegsrathe  schien  dieser  Vorschlag  beacVtenswert.  Er  würde, 
berichtete  er  am  28.  März  dem  Kaiser,  »das  Gute«  mit  sich  bringen,  dass 
die  Remonten  vor  der  Abgabe  an  die  Regimenter  gereinigt  und  etwas  zugeritten, 
somit  gleich  bei  der  Assentierung  in  Gebrauch  genommen  werden  könnten. '') 

Joseph  II.  entschied,  dass  Cavallar,  nachdem  ihm  bekannt  gegeben  worden, 
wie  viel  Remonten  beiläufig  erforderlich  seien,  um  5  Chevauxlegers-  und  7  Hu- 
sarenregimenter besUindig  in  completem  Stande  zu  erhalten,  unverzüglich  nach 
Galizien  zurückkehre,  sich  daselbst  jede  Gelegenheit  zum  Einkaufe  von 
Pferden  zunutze  mache  und  berichte,  wo  und  wie  viel  Pferde  er  alljährlich  auf- 
zubringen imstande  sei ;  übrigens  habe  er  für  die  Zukunft  dortlaudes  aus- 
schliesslich und  allein  den  Ankauf  der  Dienstpferde  zu  besorgen.  ^) 

Diese  kaiserliche  Entsciiliessung  dürfte  auch  noch  durch  den  Umstand  beein- 
flusst  worden  sein,  dass  bei  dem  letzten  Cavallar'schen  Einkauf  (in  den  Jahren 
1776  und  1777)  für  das  Aerar  ein  Ersparnis  von  91.304  fl.  4778  kr.  eraielt  wor- 
den war.  *) 

Cavallar  erstattete*  noch  vor  seiner  Abreise  von  Wien,  am  3.  April,  den 
abverlangten  Bericht.  Er  erkläitc^  dass  er,  falls  er  in  Russland  nicht  remon- 
tieren dürfe,  auf  GaliziiMi,  Polen  und  die  Moldau  angewiesen  sei.  In  letztere« 
Lande  hätten  die  Armenier  von  Tismenice  und  Stanislau  (in  Galizien)  einige 
Gestüte,  was  ihnen  die  Herbeiziehung  anderer  Pferde  ermögliche.  Es  seien  idso 
inmierhin  viele  Remonten  aufzubringen ;  doch  lasse  sich  ihre  Zahl  —  der  Hof- 
kriegsrath  hatte  ihm  am  30.  Mäi-z  das  jährliche  Erfordernis  mit  1610  Stück 
(560  für  die  Chevauxlegers-  und  1050  für  die  Husaren regimenter)  beziffert  *)  — 
im  voraus  nicht  bestimmen.  Schliesslich  bat  er  um  Ergänzung  des  ihm  bereits 
unter-stellten  Personals  und  um  dessen  Ausstattung  njit  den  nöthigen  Requi- 
siten. *) 

Aber  Cavallar  wartete  vergebens  auf  eine  endgiltige  Entscheidung;  daher 
suchte  er  am  11.  Juni  geradezu  um  die  Bestätigung  seines  »Planes«  an. 

Damals  machten  588  Remonten  und  75  Gebrauchspfei-de  den  eff*ectiven 
Pferdestand  in  der  Bukowina  aus.  Die  VV^m-tung  dieser  Pferde  wurtle  von  116 
Gemeinen  (zumeist  vom  2.  tjarnisonsn^gimente)  besorgt,  so  dass  ein  Mann  6 
Pferde  zu  lK»dienen  hatte.  Die  Aufsicht  lag  2  OberlieuÜMuinten  und  10  Corpo- 
ralen  ob.  Mit  Recht  drang  daher  der  Rittmeistei*  auf  die  Vermehrung  des  Re- 
montierungspersonals.  ^) 

Doch  erst  Mitte  Juli  kam  die  Angelegenheit  in  Fluss.  Es  ist  bekannt, 
dass  damals  des  Wittelsbachischen  Erbes  wegen  ein  Krieg  mit  Pi-eussen  drohte. 
Schon    standen    die    beiderseitigen    Armeen,    von    Joseph  II.  und    PViedrich   II 


')  Beil.  XV.     »)  Beü.  XVI.     »)  Ebenda.     *)  Bnil.  XVII.     «)  Beil.  XVIII.     •)  Beil   XIX. 
^;  Beil.  XX. 


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DiK  Anfänge  de»  k.  k.  Staatsgestütbs  Radautz.  39 

gefuhrt,  einander  gegenüber.  Joseph  II.  sah  den  Ereignissen  mit  geringer  Zu- 
versicht entgegen.  Diese  wuchs  ei'st,  als  er  wahrnahm,  dass  auch  in  dem  preussi- 
schen  Heere  nicht  alles  so  wohlbestellt  sei,  als  er  glaubte.  Am  13.  Juli  bat  er 
die  Kaiserin  um  Ven'ollständigmig  seiner  Truppen,  um  Pferde,  Waffen  und  Ge- 
schütze. *)  An  demselben  Tage  trug  er  dem  General  der  Cavallerie  Grafen  C  a- 
r  a  m  e  1 1  i ,  der  während  des  Feldzeugmeistei's  Grafen  H  a  d  i  k  Abwesenheit  beim 
Heere  im  Hofkriegsrathe  den  Vorsitz  führte,  auf,  dass  allen  Hindernissen,  die 
dem  Remontierungsgeschäfte  des  Rittmeisters  Cavallar,  woran  ihm  »sehr  viel  ge- 
legen <f  sei,  entgegenstünden,  »vorgebogen  und  obbemeldtem  Cavallar  zu  noch  stär- 
kerer Betreibung  dieses  dennalen  so  wichtigen  Geschäfts  alle  Unterstützung  ver- 
schaffet werde«.  ^) 

Unter  solchen  Umständen  konnte  ein  Antrag  auf  Errichtung  eines  eigenen, 
dem  Rittmeister  Cavallar  zu  unterstellenden  Remontierungscommandos  auf  keine 
Schwierigkeiten  stossen.  Und  dieser  Antrag  wurde  vom  Hofkriegsrathe  mittelst 
Vortrages  vom  14.  JuH  dem  Kaiser  unterbreitet  und  sofort  genehmigt.  *) 

Diese  Allerhöchste  Enischliessung  machte  der  Hofkriegsrath  dem  galiz. 
G^ueralcommando  am  22.  Juli  mit  dem  Bemerken  kund,  dass  die  zu  dem  Re- 
montienmgscommando  bestimmten  Individuen  nicht,  wie  es  Cavallar  am  11.  Juni 
vorgeschlagen  hatte,  bei  ihren  Regimentern  völlig  in  Abgang  zu  bringen  seien, 
sondern  in  deren  Stand  weiter  zu  verbleiben  hätten.  *) 

Cavallar,  der  nunmehr  in  K  o  t  z  m  a  n  seinen  Wohnsitz  nahm,  erhielt  noch 
im  Juli  und  August  1778  einen  Theil  des  von  ihm  verlangten  Pei-sonals 
sowie  der  nöthigsten  Requisiten  zugewiesen.  Auch  wurden  auf  General  Baron 
E  n  z  e  n  b  e  r  g's  Befehl  in  der  Bukowina  4  neue  Stallmigen,  nämlich  2  in  Wasz- 
koutz,  1  in  Sadagöra  und  1  in  Styrcze,  dann  2  Quasikasei'nen,  1  in  Waszkoutz 
und  1  in  Styrcze,  und  in  letzterem  Orte  auch  noch  1  Officiersquartier  erbaut.  ^) 
Dass  unter  solchen  Umstanden  der  Einkauf  und  die  Abgabe  der  Remonten  nicht 
stockte,  ist  selbstverständlich.  *) 

lui  Jänner  1779  bestand  das  Remontierungscommando  aus  1  Commandanten, 
2  Rittmeisteni,  1  Oberlieutenant,  2  Fourieren,  8  Schmieden,  26  Corporalen,  309 
Gemeinen  und  40  bäuerlichen  Knechten,  zusammen  also  aus  384  Köpfen.  Die 
Zahl  der  Pferde  belief  sich  damals  auf  648  Stück,  wovon  512  Remonten  mid 
136  Gebrauchspferde  waren.  '^) 

Die  Vertheilung  des  Personals  und  der  Pferde  auf  die  einzelnen  Stationeji 
ist  aus  der  folgenden  Tabelle  zu  einsehen : 


»)  Arneth,  Geschichte  Mari«  ThereBiJi^s,  Hd.  X.,  S.  450.  «)  Beil.  XXl.  *)  Beil.  XXII. 
*)  BeiL  XXIII.  *)  Btil.  XXIX  u.  XXXIX.  ^)  Siehe  Beil.  XXIX  u.  LH.  ^)  Beil.  XXVII  u. 
XXVIII. 


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POLBK: 


Officiere 

Mannschaft 

Knechte       | 

Pferde 

l 

a 
'S 

9> 

'S 

o 

Stationen 

1 

i 

p2 

1 
1 

■g 

t 

1 
B 
S 

•«3 

1 

1 

o 

»4 

1 

2 
1 

1 

1 

'S 

1 

1 

Kotzman 
Kuczurroare     . 
Lask6wka 
Rohozna 
Sadagöra 
Sereth      . 
Styrcze    . 
Szubranetz 
Walawa  . 
Waszkoutz  a.  Cz. 
Zadobr6wka     . 

1 
1 

1 

1 

2 

1 
1 

1 

5 
2 
2 
2 
5 
1 
2 
2 
2 
2 
1 

43 
26 
28 
27 
49 
17 
20 
22 
25 
39 
13 

1 

1 

6 

3 

20 
3 

7 

33 
26 
38 
51 

82 

39 

29 
75 

28 
28 
66 
17 

10 
7 
11 
14 
26 

11 

8 
8 

8 

8 

20 

5 

3 

4 
5 
4 
4 

2 

1 

5 
5 
2 
2 

1 

Zusanimer 

. 

3 

1 

2 

3 

26 

309 

1 

t 

38 

512 

136 

37 

1 

Die  Vervollständigung  des  Conimandos  sollte  jedoch  nicht  so  bald  eifolgen. 
Im  Gegentheile,  es  droht*^  ihm  sogar  die  Gefahr  der  Auflassung. 

Mit  Rücksicht  auf  den  Umstand,  dass  die  Pferdelieferanten  beim  Beginne 
des  bairischen  Erbfolgekrieges  mit  der  Remontenabgabe  im  Rückstand  ))lieben, 
hatte  der  Hofkriegsrath  am  16.  Juli  1778  durch  das  galizische  Generalcommando 
von  Cavallar  die  Aeusserung  abverlanget,  ob  er,  falls  ihm  auch  in  Ungarn  und 
Siebenbürgen  zu  remontieren  gestattet  würde,  in  Kriegszeiten  900  Chevauxlegers- 
und  1000  Husaren-,  in  Friedenzeiten  620  Chevauxlegers-  imd  1B80  Husaren- 
pferde von  fünQährigem  Alter  zu  verechaffen  sich  getraue.  *) 

Darauf  erwiderte  Cavallar  am  29.  Jänner  1779,  dass  er  bis  zum  Frühjahr 
1300  bis  1400  Pferde  beisammen  zu  haben  hoffe  und  daher  der  Ergänzung 
seines  Commandos  entgegensehe.  Sollte  er  auch  in  Siebenbürgen  reniontieren 
dürfen,  so  könne  man  auf  1800  bis  2000  Pferde  sicher  rechnen.  In  diesem  Falle 
wunle  jedoch  die  Verstärkung  seines  Commandos  bis  auf  549  Köpfe  und  zu 
dessen  Veq)flegung  die  damals  beim  Fuhrwesen  gebräuchliche  doi)pelte  Lohnung 
nöthig  sein.  ^) 

Dieser  Bericht  fand  in  Wien  eine  gänzlich  geänderte  Situation  vor.  Es 
waren  nämlich  in  Ungarn  mid  Siebenbürgen  nicht  nur  die  in  Aussicht  gestellten 


1)  Beil.  XXX.     «)  Beil.  XXIX. 


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Die  Akfäkob  des  k.  k.  Staatsgestütbs  Radautz.  41 

Remont^n  noch  rechtzeitig  während  des  Krieges  geliefert  worden,  sondern  die 
liefenmten  erboten  sich  eben  jetzt,  mehrere  Tausend  im  Jahre  1779  beizu- 
stellen. ')  Zudem  waren  die  Friedensverhandlungen  eingeleitet  und  in  kurzem 
die  Beendigung  des  Krieges  zu  erwarten. ') 

Der  Hofkriegsratli  schlug  daher  in  seinem  Vortrage  vom  15.  April  die 
Fortsetzung  der  Remontierung  fdr  die  Friedenszeit  in  der  bisherigen  Weise  vor. 
Demnach  sollti^  Cavallai'  nur  den  jährlichen  galizischen  Bedarf  von  ca.  800  Pferden 
mittels  eines  schwächeren  Commandos  aus  der  Moldau,  Polen  und  Galizien 
decken.  Für  den  Fall  aber,  dass  er  die  Bewilligung  zum  Ankaufe  des  ganzen 
Abganges,  also  von  1800  Remonüni,  erhi(4te,  empfahl  der  Hofkiiegsrath,  die 
Kostrn  des  Commandos  dadurch  zu  vermindern,  dass  in  jedem  Chevauxlegers- 
und  Husarenregimentc;  eine  mit  dem  Stande  des  Remontienuigscommandos  proportio- 
tionierte  Zahl  von  Ofticiers-  und  Unterofficiersstellen  offen  bliebe  und  die  Mann- 
schaft grösst(mtheils  dem  zweiten  Garnisonsregimente  entnommen  würde.  *) 

Joseph  II.  zögerte  diesmal  mit  seiner  Resolution.  Er  wollte  vorher  in  die 
Kostt*nUl>erschläge  für  die  einzelnen  Projecte  Einsicht  nehmen.  *) 

Diese  Kosten  Ubei-schläge  fielen  nicht  zu  Gunsten  des  Remontierungscom- 
mandos  aus;  denn  darnach  würden  die  Cavallar'schen  Rcmonten  künftighin  in 
Friedenszeiten  weit  mehr  als  die  während  des  Krieges  in  Ungarn  und  Sieben- 
bürgen im  Liefemngswege  erworbenen  gekostet  haben.  ^)  Dass  die  Cavallar'schen 
Reraont(*n  zur  Zeit  ihrer  Eintheilung  in  die  Regimenter  bereits  gereinigt,  an  hartes 
Fatt<»r  gewöhnt,  etwas  zugeritten,  kurz  dienstfiihiger  waien,  darauf  nahm  der  Hof- 
kriegsratli in  seinem  Vortrage  vom  15.  Mai  keine  Rücksicht  Kein  Wunder  also, 
da«s  der  Kaiser  »den  Vorschlag  zu  einem  eigenen  Remontieiningscommando« 
nicht  mehr  billigte.  ^  Infolge  dieser  Allerhöchsten  Entschliessung  trug  der  Hof- 
kriegsrath  dem  gaJiz.  Generalcommando  die  Einstellung  des  Pferdeankaufes  bis 
auf  weiteres  auf.  ') 

Euie  andere  Gefahr  drohte  dem  Cavallar'schen  Remontieiningscommando 
von  Seite  der  Bukowiner  Districtsverwaltung.  In  seinem  Eifer  für  das  Wohl  der 
ihm  unterstehenden  Provinz  stellte  General  Karl  Freiherr  v.  E  n  z  e  n  b  e  r  g  unter 
gleichzeitiger  Henorhebung  der  hohen  Verdienste  Cavallar's  dessen  Commando 
nicht  nur  als  eine  die  Bukowiner  Bevölkeiiing  schwer  druckende  Anstalt,  sondern 
auch  ^Is  ein  grosses  llindeniis  der  dem  I^mde  nützlichen  Ansiedelung  hin  und 
sprach  auch  wiederholt  die  Meinung  aus,  dass  die  Bukowina  durchaus  keinen 
rel>erfluss  lui  Heuwiesen  und  Weiden  habe.  ®) 

Diesen  Angriffen  suchte  Cavallar  dadurch  zu  begegnen,  dass  er  auf  die 
geringe  Inanspruchnahme  der  Bevölkenmg  bei  der  Erbauung,  bezw.  Ausbesse- 
nmg  der  Stallungen  sowie  auf  seine  bedeutenden  Heuvonüthe  hinwies  und  der 
damab'gen  Zuwanderung  aus  Galizien  jeden   Wert  absprach.  ®) 

Trotzdem  wurde  Cavallar  die  seinem  Conunando  drohende  Gefahr  niclit 
abgewendet  haben,  wenn  ihm  nicht  von  anderer  Seite  Hilfe  gekommen  wäre.  Es 
stellte  sich  nämlich    heraus,    dass    die    ungarischen    und    siebenbüigischen  Regi- 


»)  Beil.  XXXI.  «)  Arneth,  a.  a.  O.  «.  582  ff.  ^)  Beil.  XXXI.  *)  Beil.  XXXI.  *)  Beil. 
XXXII-XXXV.  «)  Beil.  XXXVI.  ^)  Beil.  XXXVII.  ^)  Beil.  XXXVIII  und  XLIL  »)  Beil. 
XXXIX. 


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42  Polek: 

menter  nicht  imstande  waren,  die  ihnen  nothigen  Reiuonten  durch  eigenen  An- 
kauf aufzubringen.  Daher  genehmigte  Kaiser  Joseph  II.  fiber  X'ortrag  des  Hof- 
kriegsrathes  vom  14.  October  1780  und  29.  Jänner  1781  für  Ungarn  und  Sieben- 
bürgen die  Errichtung  von  3  aus  Chevauxlegers-  und  HusarenoflScieren  beste- 
henden Remontierungscommanden  (2  für  Ungarn  und  1  für  Siebenbürgen)  und 
ordnete  in  Betreff*  Oaliziens  an,  dass  es  daselbst  »einstweilen«  bei  der  bisherigen 
Beschaffung  der  leicliten  Remonten  »unter  der  Aufsicht  des  Rittmeisters  Cavallar^ 
verbleibe;  sobald  aber  »die  Umstände  in  der  Bukowina  die  Verpflegung  der 
Remonten  daselbst  nicht  mehr  zuliessen«,  sei  auch  in  Gahzien  ein  gemischtes 
Commando  zu  errichten  und  die  Aufsicht  darüber  dem  Rittmeister  Cavallar,  der 
»ohnehin  die  dortigen  Gegenden,  Märkte  und  übrigen  Umstände  bcit  langer  Zeit 
her  am  besten  kennen  müsse«,  zu  übertragen.  *) 

Da  es  nicht  sicher  war,  ob  die  in  Ungarn  und  Siebenbürgen  angekauften 
Remonten  die  für  die  leichten  Carabiniersescadronen  erforderliche  Qualität  be- 
sitzen würden,  setzte  der  Hofkriegsrath  den  bei  Cavallar  beständig  zu  haltenden 
Remontenvorrath  unter  Annahme  eines  zehnpercentigen  Abganges  auf  400  Olie- 
vauxlegers-  uiÄ  690  Husarenpferde  fest  *) 

Demgemäss  schlug  das  Generalcommando  im  Einvernehmen  mit  Ca- 
vallar die  Zusammensetzung  des  Rcmontienmgscommandos  aus  246  Köpfen 
(grösstentheils  vom  2.  Garnisonsregimentc-)  und  182  Gebrauchspferden  vor.  Zur 
Unterbringung  der  Pferde  erklärte  es  (he  Erbauung  je  eines  Okols  für  300  Pferde 
zu  Bajaschesti,  Bojan  und  Fratautz  sowie  eines  Stalles  für  100  Pferde  nebst 
einer  Commandantenswohnung  zu  W  a  s  z  k  o  u  t  z  für  dringend  nöthig,  wobei  es 
bemerkte,  dass  in  der  Bukowina  »ausser  einem  besonderen  Misswachs«  kein 
Futtermangel  zu  besorgen  sei.  ') 

Sowohl  die  bedeutende  Verminderung  der  Kosten,  welche  die  Heranziehung 
des  Gamisonsregimentes  zum  Zwecke  der  Remontierung  zur  Folge  hatte,  *)  als 
auch  die  Versicherung  des  Generalcommandos,  dass  es  in  der  Bukowina  nie  an 
Futter  für  die  Remonten  mangeln  werde,  veraidassten  den  Hofkriegsrath,  das 
Cavallar'sche  Commando  »für  ein  beständiges  Commando«  anzusehen  und  ui 
seinem  Vortrage  vom  31.  October  1781  dessen  ordentliche  Regidierung  als  ebenso 
»nützlich  als  nothwendig«  hinzustellen.  Kaiser  Joseph  genehmigte  sofort  den  Vor- 
schlag und  eniannte  unter  einem  den  Rittmeister  Cavallar  »wegen  seiner  bereits 
geleisteten  Dienste  und  zu  noch  iuehrerer  Aneiferung«  zum  Major  »mit  der 
ganzen  Gage«.  *) 

Die  rasche  Vermehrung  des  Pferdestandes  durch  den  Kauf  sowohl  als 
auch  diu'ch  die  mit  den  erkauften  Remonten  überkommenen  und  von  diesen 
selbst  in  den  Depots  geworfenen  Fohlen  bewogen  den  Hofkriegsrath  im  J.  1792 
nebst  der  Herrschaft  Waszkoutz  die  dem  Bukowiner  gr.-or.  Rehgionsfonds  gehörende 
Domäne  Fratautz  (auch  Radautz  genannt)  in  Bestand  zu  nehmen  und  das 
Cavallar'sche  Remontienmgscommando  zu  einem  »Bukowiner  Beschäl-,  Gk^tüts- 
und  Remontierungsdepartement«  zu  erheben. 


»)  Beil.  XLIII,  XLIV,  XLVI.  «;  Beil.  XLVU.  »)  Beil.  XLVIII.  *)  Beil  XLIX.  »)  BeiL  L. 

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Die  Anfänge  des  k   k.  StAATsaBSTüTES  Radautz  43 

Dieses  Departement  hatte  auch  für  die  Verbesserung  und  Verbreitung  der 
Pferdezucht  in  der  Bukowina  und  in  Gahzien  zu  sorgen.  Deshalb  wurden  von 
nun  an  auch  Vaterpfenle  von  guter  Race  herbeigeschaffi  und  die  besten  Stuten 
aus  den  in  den  Depots  befindHchen  Renionten  sowohl  fiir  das  eigene  Gestüt  als 
auch  für  den  änneren  Landinann  (fiir  letzteren  gegen  Verbindlichkeitsrevers)  aus- 
gewählt. 

Im  Jahre  1812  wurde  der  Sitz  des  Departements  von  Waszkoutz  nach 
Radautz  verlegt.  In  demselben  Jahre  trat  Cavallar  {damals  bereits  in  den 
Preihemistand  erhoben)  als  Feldmarschallieutenaut  in  den  wohlverdienten  Ruhe- 
stand. ^) 


^)  Beil.    LH.  Vgl.  A  8  b  6  t  h )  Kellgionsfondsberfdchaft  Radautat)  HMg.  v.  J.  Poiek,   Czer^ 
ttowitz  1891,  S.    17  ff. 


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44  Polek: 


Beilage  n/) 


Vortrag  des  Hofkriegsrathes. 

Orig.  (K.-A.  II.  Sect.  1774—98—197.)  Wienn,  24.   Marx  1774. 

Von  der  Zeit  an,  wo  Euer  Majestät  Truppen  in  Fehlen  vorgerucket  Bind  und  ^on  Gallizieo 
und  Lodomerien  Besitz  genommen  hatten,  mnchte  der  Hofkriegsrath  sich  die  Rechnung,  daM 
die  darunter  befindliche  Chevauxlegers-  und  Husarenregimenter  ihren  Abgang  an  Pferden  aus 
dem  Lande  selbst  und  den  umliegenden  Provinzen  mit  kürzerer  Hand  und  im  wohlfeileren 
Preise  leichtlich  würden  erholen  können.  Man  trug  also  dem  dortlandes  bestellten  Generalcom- 
mando  bereits  im  Jahr  1772  auf,  sich  um  tüchtige  Lieferanten  umzusehen  und  über  eine  dem 
gesammten  Abgang  angemessene  Anzahl  Kemonten  zu  oontrahieren. 

Unter  denjenigen,  so  sich  lim  die  Lieferung  meldeten,  war  ein  Jude  Namens  Isaak 
Hirschl  der  einzige,  welcher  annehmliche  Hedingnisse  eingieng,  mithin  das  Chevauxlegerspferd 
zu  18  und  das  Husarenremonta  zu  14  Ducaten,  folglic'i  um  2  und  respective  3  Ducaten  wohl- 
feiler, als  man  sie  von  anderwärtsher  überkommet,  bis  auf  den  Assentaplatz  und  z^-ar  ohne 
Anticipation  zu  liefern  accordierte. 

Da  man  mit  der  ersten  Lieferung  dieses  Juden,  welche  er  im  Anfang  vorigen  Jahres  mit 
181  Stück  bewerkstelligte,  in  Ansehung  der  Qualität  zufrieden  zu  sein  Ursache  hatte,  inzw^iscben 
aber  die  2  Dragonerregimenter  in  Gallizien  Modena  und  Darmstatt  auf  den  Ohevaux'egersfn« 
zu  setzen  der  Antrag  gefasset  wurde,  wodurch  die  Zahl  der  erforderlichen  Kemonten  nunmehr 
bis  gegen  2000  Stück  anwuchs,  so  wünschte  man  die  Lieferung  zu  verstärken,  und  obschon  sich 
um  diese  Zeit  ein  zweiter  Lieferant,  nämlich  der  Jud  Daniel  Mannheimer,  in  einem  gleichen 
Contract  auf  200  Stück  Kemonten  eingelassen  hatte,  wurde  aus  der  nicht  ungegründeten  Bei- 
.sorge,  es  möchte,  wenn  mehrere  Particularlieferanten  angenommen  würden,  einer  dem  andern 
den  Handel  im  Einkauf  verderben,  mithin  die  Liefernng  noch  langsamer  werden,  dem  General- 
commando  von  hieraus  aufgetragen,  sich  vielmehr  um  einen  tüchtigen  Hauptlieferanten  zu  be> 
werben,  und  weil  der  Hofkriegsrath  den  allerhöchsten  Dienst,  mithin  die  Ergänzung  der  Regi- 
menter, deren  Stand  von  einer  Musterung  zur  anderen  sich  sonst  immer  mehr  geschwacbet 
haben  würde,  allen  anderen  Betrachtungen  vorziehen  zu  müssen  glaubte,  so  gab  man  ihme 
Generalcommando  mit,  sich  an  den  wohlfeileren  Preis  eben  nicht  zu  binden,  sondern  nur  auf 
die  Beförderung  und  auf  die  Güte  der  Kemonten  das  hauptsächliche  Augenmerk  zu  richten. 

Nach  Äusserung  des  Generalcommando  sind  jedoch  bis  hieher  alle  Versuche,  um  durch 
Lieferanten  zu  der  benöthigten  Anzahl  Kemonten  zu  gelangen,  unkräftig  geblieben,  theih  weil 
es  an  Leuten  fehlet,  die  eine  solche  Lieferung  entreprennieren  können,  und  jene,  die  es  könnten, 


*)  Bis  auf  die  eigenhändig  geschriebenen  Allerhöchsten  EntSchliessungen  in  Nr.  I  u.  V  und  die 
Allerhöchsten  Handschreiben  Nr.  XXI  und  XLIV,  dann  die  eigenhändigen  Schreiben  Enzen- 
berg*s  Nr.  XXIV  und  Cavallar*s  VII  und  XXXIX  gebe  ich  alle  Urkunden  mit  moderner  Recht- 
schreibung wieder.  Nur  bei  Eigennamen  habe  ich  durchwegs  die  ursprüngliche  Schreibung  bei- 
behalten. 

Für  die  in  zuvorkommendster  Weise  erfolgte  Zusendung  der  Originale  —  sie  ruhen  bis 
auf  eines  (Nr.  LH),  das  sich  bei  der  k.  k.  Kadautzer  Gestütsdirection  befindet,  in  dem  k.  n.  k. 
Keichskriegsarchive  in  Wien  —  sage  ich  an  dieser  Stelle  sowohl  dem  Director  des  k.  u.  k. 
KeichskriegsarchivB  Herrn  Generalmajor  Leander  Rittir  v.  Wetz  er  als  auch  dem  Director 
•^es  k    k.  Staatsgestütes  Kadautz  Herrn  Oberstlieutenant  Maximilian  N  a  s  k  e  den  wärmsten  Dank. 


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DiK   ÄNFÄXaB   DES   K.   K.    STAATSGESTtTES    RaDAUTZ.  45 

unbillige  Bedingnisse  forderen,  theils  weil  das  Land  selbst  und  die  benachbarte  Gegenden  «hucb 
die  furgeweste  Unruhen  von  cavalleriemässigen  Pferden  entblösset  worden  und  dagjeaAgt,  wmt 
sich  vorfindet,  für  Remonten  entweder  eu  klein,  zu  alt  oder  zu  jung  iai, 

Dpf  Jud  Hirschl  hat  zwar  bis  nunzu  drei  und  Mannheimer  erpt  eine  Lieferung  gemacht, 
beede  jedoch  haben  in  allem  nicht  mehr  dann  529  Stück  Remonten  zusammengebracht,  wovon 
die  zwei  Regimenter  Modena  und  Darmstatt  lediglich  52  Stück  Chevauxlegerspferde  haben 
überkommen  können,  und  Hirschl  würde  mit  der  letzten  Lieferung  gar  in  das  Stocken  gerathen 
sein,  wenn  nicht  das  Generalcommando  demselben  einen  ^schickten  Officier,  nämlich  den 
Oberlientenant  Cavallar  von  Euer  Majestät  allerhöchsten  Namen  führenden  Chevauxlegersregi- 
ment,  nebst  einem  Schmied  und  einigen  Commandierten  auf  Kosten  des  Lieferanten  in  die  Moldau 
beigegeben  und  diesem  Commando  aus  der  Kriegscassa  15.000  fl.  Verlagsgelder  zum  Einkauf 
erfolget  hätte,  womittels  dann  der  Lieferant  und  hauptsächlich  durch  die  Bemühung  des  be- 
nannten Oberlientenants  eine  Anzahl  von  226  Stück  theils  Chevauxlegers-,  theils  Husarenre- 
monten  aufzubringen  imstande  gewesen  ist. 

Da  nun  die  Erfahrung  zeiget,  dass  die  Contrahierung  mit  Lieferanten  in  Gallizien  der 
Weg  nicht  sei,  mit  Remonten  in  ergiebiger  Anzahl  aufzukommen  und  unter  anderen  die  ober- 
wähnten 2  Regi munter  Modena  und  Darmstatt  mit  Pferden  vom  Chervauxlegersschlag,  woran 
über  obige  52  allein  noch  146G  Stück  abgehen,  beritten  zu  machen,  damit  selbe  ihre  dermalige 
Pferde  an  die  Dragonerregimenter,  denen  solche  sehr  gut  zustatten  kommen  werden,  abgeben 
können,  so  hat  mehrberührtes  Generalcommando  den  zur  allerguädigsten  Einsicht  in  original! 
anverwahrten  Vorschlag  an  den  Hofkriegsrath  gelangen  lassen,  worin  dasselbe  auf  den  selbst- 
eigenen Ankauf  nach  dem  Beispiel  anderer  Mächte,  sowie  derzeit  wirklich  preussische  liusaren- 
coromandi  in  Podolien  remontieren,  umsomehr  antraget,  als  selbes  eben  den  Oberlieutenant 
Cavallar  wegen  seiner  besonderen  Geschicklichkeit  und  weil  er  bei  seiner  letzthinigen  Reise 
diejenigen  Gegenden,  wo  noch  gute  Pferde  anzutreffen  sind,  auszuforschen  sich  bemühet  hat, 
für  den  Mann  hält,  der  dieses  Ankaufsgeschäft  auf  Rechnung  des  Aerarii  mit  Nutzen  besorgen 
konnte. 

Das  Generalcommando  gedächte  also  erholten  Oberlieutenant  mit  einem  dem  vorhaben- 
den Einkauf  angemessenen  Geldverlag  in  die  Tartarei  abzusenden,  demselben  noch  ein  paar 
andere  pferdverständige  Officiers,  dann  einen  erfahrnen  Schmied  und  die  erforderliche  Com- 
mandierte  beizugeben,  annebst  auch  den  Juden  Hirschl  nicht  zwar  als  Lieferanten,  sondern  nur 
als  Mäkler  oder  Unterhändler  gegen  einer  täglichen  oder  von  jedem  erkauft  werdenden  Stück 
ihme  abenreichenden  Belohnung  mitzuschicken,  wo  sodann  der  einkaufende  Oberlientenant  Ca- 
vallar jedes  Remonta  in  dem  wahren  Ankaufspreis  dem  Aerario  zu  verrechnen  hätte. 

Nach  dem  letzteren  Versuche  ist  das  theuerstc  Remonta  auf  BO  Rubeln  oder  52  fl. 
30  kr.  Rh.  auf  der  Stelle,  dann  mit  Einbegriff  der  übrigen  Unkosten  gleichwohlen  nicht 
b9her  als  der  mit  denen  Juden  Hirschl  und  Mannheimer  angestossene  Contract  zu  stehen  ge- 
kommen, woraus  das  Generalcommando  den  Schluss  machet,  dass  wenn  auch  alle  übrigen  Un- 
kosten mit  Einbegriif  der  Diäeten  und  Zulage  für  die  Commandierte  zu  sothanem  Preise  deren 
30  Rubeln  geschlagen  würden,  dennoch  eine  Wirtschaft  pro  aerario  und  fUmehmlich  die  Erlan- 
gung einer  ausgebigen  Anzahl  Remonten  zu  erreichen  sein  dürfte. 

Der  treugehorsamste  Hofkriegsrath  muss  bekennen,  dass  dem  Allerhöchsten  Dienste  an 
dem  Erfolg  der  schon  in  das  dritte  Jahr  sich  verziehenden  Remontierung  in  Gallizien  gelegen 
sei  und  man  also  bei  dem  Umstand,  wo  kein  antleres  Mittel,  zum  Zweck  zu  kommen,  vorhanden 
ist,  nicht  abgeneigt  wäre,  dem  Generalcommando  die  Einleitung  dieses  eigenen  Ankaufs  nach 
dem  vorstehenden  Antrag  zu  überlassen,  wenn  auch  der  Preis  inclusive  aller  Kosten  auf  jenes, 
waa  man  dem  Lieferanten  Bogdanovich  in  Hungarn,  nämlich  1 1  Ducaton  für  ein  Husaren-  und 
20  Ihicatcn  für  ein  Chevauxlegerspferd  bezahlet,  ansteigen  sollte.  Nur  will  man  sich  hiezu 
von  Euer  Majestät  die  allergnädigste  Bedeckung  in  tiefster  Ehrfurcht  hiemit  erbitten. 

In   Abwesenheit  des  Kriegspräsidenten 
Jos.  Baron  Siskevics. 

{Eigenh.  Ritldbemerkung) :  Bey  den  angezeigten  Umständen  begnehmige  fch  das 
Einnithen  des  Hofkriegsraths;  dessen  Überlegung  anbey  jedoch  überlassen  will,  ob  es  thunlich  sej; 


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46  Polek: 

in  Gallizien,  Siebenbürgen  und  Hnngarn  einen  gewissen  Preiss  zu  bestimmen,  nach  welchem  von 
demselben  auf  denen  in  den  lindem  errichteten  Pferdmärkten,  oder  zu  benennenden  SteHoogt- 
örtem  taugliche  Landpferde  Ubemomroen  werden  könnten. 

Jotaph  Correfem. 

XX 

Vortrag  des  Hofkriegsrathes. 

Concept.  (K.-A.  II.  8ect.  1774-98-197.)  Wienn,  2.  April   1774. 

In  pfliehtschuldigfeter  Folge  der  Allerhöchäten  Bewilligung  und  Anordnung  hat  sich  der 
treugehorsamste  Hofkriegarath  sogleich  gegenwärtig  gehalten,  an  das  Generalcommando  in  Gal- 
lizien die  nöthige  Verfugung  ergehen  zu  lassen,  wornach  der  ßinkauf  deren  Remonten  für  die 
Chevauxlegers-  und  Husarenregimenter  durch  eigene  in  die  Tartarei  abzuschickende  Officiers 
und  Commandierte  nach  dem  Vorschlag  des  Generalcommando  eingeleitet  werden  m5ge. 

Über  den  zweiten  Absatz  der  diestallig  Allerhöchsten  Resolution,  womittelst  Euer  Ma- 
jestät der  Überlegung  dieses  treugehorsamsten  Hof  mittels  zu  überlassen  geruhen,  ob  es  thunlich 
sei,  in  Gallicien,  8iel>enbUrgen  und  Hungarn  einen  gewissen  Preis  zu  bestimmen,  nach  welchem 
auf  donen  Pferdemärkten  oder  zu  benennenden  Stell ungsörtern  taugliche  Landpferde  übernommen 
werden  könnten,  findet  man  sich  verpflichtet,  Euer  Majestät  folgende  allerunterthänigste  Vorstel- 
lung zu  machen. 

Die  Husarenregimenter  remontieren  sich  selbst  gegen  Einlegung  ihres  von  allen  3  Subs^ 
officiers  gefertigten  Keraontarevers  und  mittelst  der  ab  aerario  empfangenen  Anticipation.  Sie 
besuchen  also  durch  ihre  abgeschickte  Officiers  schon  von  selbsten  nicht  nur  alle  Pferdemärkte, 
sondern  auch  alle  im  ganzen  Lande  nur  immer  zu  erfindende  Gegenden,  wo  sich  noch  einige 
Pferdzügel  von  dem  erforderlichen  leichten  Cavallerieschlag  ausforschen  lUsst. 

Es  ergiebet  sich  hieraus,  dass  nicht  allein  der  Preis,  den  sie  für  ein  Remontapferd  zu 
bezahlen  pflegen,  allerorten  zur  Genüge  ohnehin  bekannt  ist,  sondern  auch,  dass  sie  durch  diese 
Ausforschung  nichts  unversucht  lassen,  was  immer  in  oder  ausser  denen  Pferderoärkten  ange> 
IrofiTen  werden  kann,  eine  Bemühung,  welche  weit  ausgiebiger  ist,  als  wenn  diese  Pferdüber- 
nahm  nur  auf  einige  Stellungsörter  beschränket  würde.  Sie  ist  aber  auch  dem  Aerario  weit 
nützlicher,  weilen  manches  Pferd  wohlfeiler,  ein  anderes  wiederum  theurer  ohne  allen  Zwang 
und  bloss  nach  der  mit  dem  Eigenthünier  trefi'enden  Behandlung  erkaufet  und  eben  dadurch  der 
mät^sigste  Preis  erlanget  wird,  weilen  eines  das  andere  überträgt. 

Dieser  Vortheil  würde  sogleich  verloren  sein,  aUbald  man  einen  gewissen  Preis  und  ge- 
wisse  Örter  bestimmet  hätte;  dann  jeder  EigenthUmer,  welcher  sein  Pferd  höher  als  um  diesen 
Preis  schätzte,  würde  solches  gar  nicht  dahin  bringen,  aus  Beisorge,  er  müsse  es  um  den  ge- 
setzten Preis  geben.  Es  würden  also  nur  solche  N'erkäufer  sich  einfinden,  welche  selbst  bei  sich 
überrzeugt  wären,  dass  ihre  Pferde  nicht  so  viel  wert  seien  als  der  gesetzte  Preis  ansmachet, 
und  eben  weil  der  Preis  vorgeschrieben  wäre,  würden  sie  es  doch  nicht  geringer  veränsseren 
wollen,  mithin  das  Militare  gezwungen  sein,  schlechtere  Pferde  um  theueres  Geld  zu  erkaufen, 
weilen  keine  andere  an  dem  Stellungsort  vorhanden  wären. 


III. 

Vortrag  des  Hofkriegsrathes. 

Orig.  (K.-A.  II.  S.    1770-78-40.)  Wienn,  3.  Februarii  1776. 

Es  ist  der  Rittmeister  C  a  v  a  1 1  a  r  von  Euer  Majestät  allerhöchsten  Namen  fuhrenden 
Chevauxlegcrsregiment,  wehher  infolge  der  auf  den  hofkriegsräthlichen  Vortrag  vom  28.  Jänner 
1775  erflossencn  alleriiöchstcn  Kesolution  zum  Kemonteneinkanf  für  die  iu  Gallizien  liegende 
Chev-auxlegers-    und    Husarenregimenter   niehrmaleu   in    die   auswärtige    l^ovinzen   abgewhicket 


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DiB  Anpänqb  des  k.  k.  Staatsgestütes  Radaütz.  47 

wurde,  nunmehro  zurSckgekommen  und  hat  über  das  diesfällige  Remontierungsgeschäft  und 
sonstig  verschiedene  dahin  einschlagende  Umstände  seinen  Bericht  mittelst  des  gallizischen 
Oeneralcommando  eingereichet.  Der  Hofkriegsrath  verweilet  dahero  nicht,  sothanen  Bericht 
Euer  Majestät  zur  Allerhöchsten  Einsicht  zu  unterlegen  und  von  dem  Ausschlag  dieses  neuer- 
lichen auswärtigen  Remontenankauf  folgendes  zu  bemerken. 

Vermög  des  von  dem  gallizischen  Oeneralcommando  eingesendeten  Rapport  bestehet  die 
Anzahl  der  vom  Rittmeister  Cavallar  erkauften  Pferden  in  910  Remonten,    47  Gehrauchpferden. 

Zu  Zalleszick  ')  auf  dem  Assentplatz  eingetroffen  sind  806  Remonten  und  47  Gebrauchs- 
pferde. 

Von  diesen  896  Remonten  wurden  bei  der  durch  den  Generalmajor  Kiss  vorgenommenen 
Superarbitrierung  als  diensttauglich  befunden,  sofort  zu  denen  in  («allizien  liegenden  5  Chevaux- 

legersregimentern 538 

und  in  den  dasigen  5  Husarenregimentem 333 

zusammen  also  assentiert 871 

und  Untauglichkeit  halber  sind  plus  oiferenti  verkauft  worden    ...  25 

facit  obigen  Stand  per 896  Remonten. 

Die  mitgebrachte  obige  47  Gebrauch pferde  aber  sind  an  die  Regimenter  zur  einsweiligen 
Dienstleistung  etngetheilet  worden  und  durften  bei  einem  etwaig  künftigen  weiteren  derlei  Ein- 
kauf wieder  zu  verwenden  sein. 

Nach  Aeusserung  des  gallizischen  Generalcommando  und  des  superarbitrierenden  General- 
major Kiss  sind  vorberührte,  in  einem  Alter  von  3  bis  7  Jahren  be6ndliche  für  die  Regimenter 
wirklieb  assentierte  871  Remonten  zwar  von  dem  weiten  Marsche  und  rauhen  Wetter  mager 
und  langhaarigty  sonsten  aber  kurz  gefesselt,  stark  knochigt  und  gut  gestellet,  auch  durchaus 
von  besserer  Consistens  und  weit  dauerhafter  als  die  durch  Lieferanten  in  der  Moldati  theuerer 
erkaufte  Pferde  und  versprechen  überhaupt  gute  diensttaugliche  Pferde  zu  werden. 

Obgleich  der  Rittmeister  Cavallar  sich  alle  MUhe  gegeben  hat,  mit  den  Pferdhändlern  in 
denen  von  ihme  betretenen  auswärtigen  Landen  einen  weiteren  Contract  auf  Pferde,  wie  er 
solches  bei  dem  vorigen  Einkauf  erwirket  hat,  vorläu6g  anzustossen,  so  ist  doch  ihme  dieses 
derroaleo  nicht  möglich  gewesen,  weilen  der  Verbot  bestünde,  mit  fremden  Nationen  derlei 
Contracte  zu  machen.  Er  getrauet  sich  aber  auf  den  Fall  eines  fernerweit  vorhabenden  Ein- 
kaufs in  dem  Donischen  bei  den  ihme  sciion  bekannten  Pferdelieferanten  heuer  noch  eine 
grossere  Anzahl  Remonten  aufzubringen,  wofeme  deren  freier  Einkauf  bei  dem  russischen  Hof 
erwirket  wird,  nnd  es  findet  derselbe  zu  dem  Ende  nöthig,  dass  der  in  drei  Ahtheilungen  zu 
setssende  Transport  mit  3  besonderen  Pässen,  in  welchen  alle  nissische  kais.  l^ndc  ohne  Aus- 
nahm oder  wenigstens  die  Länder  Saporogien,  Klein-  und  NeurusMland,  das  Donische  Kosaken- 
gebiet and  die  Kovanner ')  Tartarei  ausdrücklich  zu  benennen  wären,  von  dem  russischen  Hof 
versehen  und  die  Commandi  mit  Anfangs  Mai  abgehen  gemacht  werden,  damit  selbe  mit  den 
Pferden  gegen  Enie  Oetobris  wiederum  zurück  eintreffen  mögen,  wo  hiernächst  auch  Cavallar 
sehr  furträglich  hält,  wenn  bei  dem  Fürsten  der  Moldau  die  Erlaubnis  des  freien  Durchgangs 
der  Pferden  effectuieret  würde,  massen  hiedurch  die  Pferde  beständig  auf  der  Weide  bis  auf 
den  Assentaplatz  zu  Szaleszick  getrieben,  mithin  in  bessere  Beschaflenheit  und  Aussehen  erhalten 
werden  könnten. 

Nun  ist  zwar  die  Berechnung  des  Rittmeisters  Cavallar  über  den  dermaligen  aufgehabten 
neuerticheti  Remontenankauf  noch  nicht  eingelanget,  mithin  der  Preis,  wie  theuer  ein  Remonta 
ausfalle,  hierorts  derzeit  noch  nicht  bekannt,  man  zweiflet  jedoch  nach  der  mittelst  des  obge- 
dachten  Bericht  vorläufig  eingelangten  Versicherung  gar  nicht,  dass  derlei  auswärts  aufgebrachte 
Pferde,  ohnerachtet  solche  diesesmal  nicht  wie  vorhin  nÜerorten,  sondern  lediglich  an  den 
polnischen  Grenzen  roautfrei  passieret  worden  sind,  dahingegen  von  selbigen  an  der  Ottschakow- ') 
oder  Nahejer  Tartareigrenze  ob  jedem  Stück  30  kr.    an    türkischer    Maut    hat   bezahlet  werden 


>)  Zaleszczyki,  Stadt  in  Galizien  (am  Dniester). 

^)  Kovanner  =  Kubaner,  d.  i.  am  Flusse  Kuban  (im  NW.  des  Kaukasus)  gelegen. 

*)  Otschakow,  Stadt  im  Gouv,  Cherson. 


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48  Polek: 

müssen,  gleichwohlen  nicht  so  hoch  zu  stehen  kommen  werden,  als  der  für  die  in  Gallizien 
liegende  Chevauzlegers-  und  Husarenregimenter  ab  nerario  verwilligte  Remontenpreis  a  19  und 
respective  16  Ducaten  betrHgl. 

Gleichwie  dahero  einestheils  der  diesfallige  auswärtige  Remonteneinkauf  den  Vortheil  des 
AerarJi  allerdings  hoffen  lässt,  anderentheils  aber  vermög  der  Anzeige  des  galliziscfaeD  General- 
comroando  denen  dortländigen  5  Chev.iuxlegcrs-  und  5  Husaren regimentern  über  Abschlag  der 
dermalen  erhaltenen  Ca vall arischen  Remonten  annoch  auf  den  resolvierten  Kriegsfass  3490 
Pferde  ermanglen,  welche  Anzahl  Pferde  durch  die  eigene  inländische  Remontierung  nebst  deme. 
dass  solche  dem  Aerario  kostbarer  zu  stehen  kömmt,  sehr  schwer  und  langsam  aufzubringen  . 
sein  wird,  dahingegen  dem  Dienst  darangelegen  ist,  dass  die  Regimenter  mit  allen  Kräften  auf 
den  bestimmten  Stand  an  Pferden  gesetzet  werden,  wo  sodann,  wann  die  Regimenter  einmal 
corap'et  sind,  der  jeweilige  geringe  Abgang  ganz  leicht  durch  den  inländischen  Ankauf  wird 
erholet  werden  können :  so  traget  der  Hofkricgsrath  kein  Hedenken  Euer  Majestät  allerunter- 
thänigst  einzurathen,  dass  ein  weiterer  Remonteneinkauf  in  den  auswärtigen  Landen  auf  Kosten 
des  Aerarii  veranstaltet  und  zu  Besorgung  dieses  Geschäfts  mehrmalen  der  Rittmeister  CavalUr, 
welcher  sich  bishcro  in  der  Sache  mit  besonderem  Eifer  und  Geschicklichkeit  zum  Nutzen  des 
Aerarii  gebrauchen  lassen  und  von  der  Beschaifenheit  der  Länder,  wo  die  Pferde  zu  verkaufen 
sind  und  Überhaupts  von  dem  ganzen  Werke  die  geprüfte  Kenntnis  und  Erfahrenheit,  auch  nach 
seiner  gethanenen  Aeusserung  zur  ferneren  Übernahm  dieser  Commission  sich  nebst  denen  bei- 
gehabten 2  Officiers,  benamtlich  dem  Oberlieutenant  Schmidt  von  Modena  und  Unterlieutenant 
Dachner  von  Daruistadt  Chevauxlegers  willig  erkläret  hat,  verwendet,  sofort  demselben  der 
Auftrag  zur  Erkaufung  einer  neuerlichen  Anzahl  von  etwa  1500  Pferden,  sonderlich  aber  vom 
Chevauxlegersschlag,  zuma'.en  die  Chevauxlegersrcgimenter  alleinig  noch  1868  Pferde  abgängig 
haben,  gemacht  werden  könnte. 

Wenn  über  den  gegenwärtig  alleroh nmassgebigsten  Antrag  die  Allerhöchste  Begenehroi- 
gung  erfolgen  sollte,  wird  der  Hofkriegsrath  nicht  entstehen , 

allenthalben  das  Behörige  dergestalten  fürzukehren,  damit  der  Rittmeister  Cavallar  mit  Anfang 
des  künftigen  Monats  Maii  in  Marsch  gesetzet  imd  demselben  a  proportione  der  anzukaufenden 
Anzahl  Pferden  ein  hinlängliches  Commando,  mithin  nebst  den  bereits  bei  dem  letzten  Einkauf 
verwendeten  obbenannten  2  Officiers  noch  weiters  nach  dem  Ermessen  des  gallizischen  Genfml- 
commando  ein  und  anderer  tüchtige  Oberofficier  und  mehrere  vertraute,  wohl  conduiaierte  und 
der  pohlnisch  und  wallachischen  Sprache  kundige  Unterofficiers  und  Gemeine  sowohl  von 
Chevauxlegers-  als  Husarenregimentern  beigegeben  werden,  auf  dass  die  Pferde,  sowie  sie  in 
den  auswärtigen  Landen  erkauft  und  gesammlet  werden,  immer  gleich  nach  und  nach  trans- 
portsweise  bei  annoch  guter  Jahreszeit  und  Witterung  abgeschicket  werden  und  somit  sämmUich 
eingekaufte  Pferde  bis  Ende  Octobris  zu  Szaleszick  zur  Superarbitrier-  und  Assentierung  dn- 
treflfen  mögen.  Wo  im  übrigen  der  Hofkriegsrath  sich  vorbehält,  sobald  die  von  dem  gallizischen 
Generalcommando  untcreinstens  abgefordert  werdende  Berechnung  des  Rittmeisters  Cavallar 
über  den  letztbewirkten  Remonteneinkauf  einlangen  wird,  Euer  Majestät  die  Anzeige  des  eigent- 
lichen Geldbetrags,  welchen  diese  Rcmonten  gekostet  haben,  sogleich  allerunterthänigst  nach- 
zutragen. 

A.  6.  V.  Hadik. 

{Randbemerkung)  :  Den  Mir  in  gegenwärtigem  Vortrag  einberichteten  Einkauf  einer 
Anzahl  Remontapferden  in  denen  russischen  Provinzen  nehme  Ich  zu  Meiner  Wissenschaft  und 
gewärtige  nur  noch  die  hierüber  von  dem  Rittmeister  Cavallar  einzuschickende  Berechnung. 

Ich  begenehmige  hiernächst  den  von  dem  Hofkriegsrath  Hir  dieses  Jahr  abermalen  da- 
selbst angetragenen  Pferdeeinkauf,  mit  dem  Unterschied,  dass,  da  die  in  Gallizien  Hegende 
Cavallerieregimenter  bemerktermassen  einen  so  beträchtlichen  Abgang  an  Pferden  auf  den  der- 
maligen completen  Fuss  haben,  anstatt  1500,  wie  der  Hofkriegsrath  vorschlägt,  der  Antrag  aaf 
3000  Pferde  gerichtet,  dem  zu  diesem  Geschäft  mehrmalen  verwendet  werdenden  Rittmeister 
Cavallar  aber  mitgegeben  werde,  so  viele  dem  Dienst  angemessene  I^ferde,  als  solcher  nur 
immer  aufbringen  kann,  zu  erkaufen.  Daher  hat  der  Hofkriegsrath  auch  die  Anzahl  der  diesem 


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Dir  Anfänge  des  k.  e.  StaatsoestOtes  Radautz. 


49 


erstgedachten  Rittmeister  mitzugebenden  Commandierten  nach  Verhältnis  der  einzukaufen  oban- 
getragenen  Pferden  zu  bestimm«»n. 

Soviel  aber  die  zu  diesem  Ankauf  wie  auch  zur  freien  Mautpassierung  erforderliche 
Pässe,  dann  den  Durchzug,  der  zu  erkaufenden  Pferde  durch  die  Moldau  betrifft,  trage  Ich  unter 
einem  das  Nöthige  der  Staatskanzlei  wegen  Loswirkung  aller  dieser  Gegenständen  auf,  mit 
welcher  also  der  Hofkj-iegsrath,  da  der  Rittmeister  Cavallar  mit  seinem  Commando  schon  mit 
Anfang  Mai  aufzubrechen  hat,  unverzüglich  hierwegeo  das  nOthige  Einvernehmen  zu  pfegen, 
zugleich  aber  derselben  die  Namen  derjenigen  Officiers,  welche  zu  diesem  Ankauf  befehliget 
werden,  anzuzeigen  hat,  damit  solche  in  denen  von  dem  russischen  Hofe  abverlangt  werdenden 
Pässen  namhaft  gemacht  werden   können. 

*  Joseph  Corr. 


ITT". 

Ausweis 

deren  von  dem  Herrn  Rittmeister  Cavallar  erkauften  Remontenpferden,  dann  wie  hooiijedwe- 
deres  zu  stehen  kommet   und    welche  Erspaning    dadurch    dem    allerhöchsten  Aerario  zufliesset. 


Orig.  (Kr.-A.  II.  S.   1776—78-89.) 


Vermög  Geldausgab  sind  anerkauft  worden  .... 
Hievon  wurden  laut  ausgestellten  Assentlisten  au  nachbenannte 
Regimenter  abgegeben,  und  zwar 

Ihro  Majestät  des  Kaisers 

Löwenstein- 

Darmstadt- 

Modena- 

Kinskj- 


Lemberg,  9.  Februar  1776. 

Stück 
944 


Chevauxlegers 


84 
111 
97 
1-24 
.       122 
538 
Da  aber  hierunter  auch  die  von  denen  von  voriger  Stellung 
entloffenen  36  Pferden  wiederum  eingebrachte  13,  dann   das  zu 
Mickulincze  ruckgelassene    und    nach    de^en    erhaltener  Dienst- 
tauglichkeit für  das  Nadasdjsche  Hosarenregiment  assentierte  eine 
Gebrauchpferd    miteinbegriffen    ist,     als     wird    sowohl     hierorts 
als    nacbstehendermassen     bei    denen    Hubarenregimentem    von 
diesen    zasammen    ausmachenden    14    Stück   die    Hälfte    abge- 
schlagen mit 7 

mithin  verbleiben 

73 

48 

60 

66 

■  —AL 

334 

7 


Ihro  Majestät  des  Kaisers 

Haddik- 

Esterhazy- 

Nadasdy- 

Barco- 


Husaren 


HievoD  werden  obangefUhrtermassen   decontieret 

dahero  restieren 
Von  denen  von  voriger  Remontastellung    beigehabten  Gebrauch- 
pferden II  45  und  dermalen  weiters    angekauften   47,    zusammen 
aosmacheoden  92  Pferden    sind    denen    Regimentern  zugetheilet 
worden,  als 

Darmstadt-  \  ^  ,  21 

Modena-      /Chevauxlegers ^^ 


531 


327 


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50 


Polbk: 


Ihro  Majestät  des  Kaisera    \ 10  Stück 

Nadasdy-  5 

Haddik-  \  Husaren      ....  5 

Esterhasj-  8 

Barco-  ) 5 

~77~~ 

Hievon  gehören  znr  vorigen  Stellung 33 

folglich  in  die  dermalige  44 

Untaaglichkeit  halber  sind  verkauft  worden  31.  Davon    betreffen    die 

jetzige 29 

Femers   werden  in  Abgang  gebracht  und  zwar 

an  ersoff'enen         .......  3 

„    entloffenen 6 

n    todtgeschossenen i 

S.  V.  crepierten     .         .         .         .         .         .         .         11 

"~22~~ 
Hierunter  sind  einbegriffen,  so  in  die  vorige  Stellung  gehörig  .  9 

Ueber  Abzug  werden  zur  gegenwärtigen  ausgesetzet  .         13 

Summa  obetehender'        .         .         944 

Jenseits  ausge wiesend  944  Remonten  kommen  verm?)g  der  von  eröffneten  ff.        kr. 

Herrn  Rittmeister  Cavallar  gelegten  Rechnung  summariter  in  Geld  zu  stehen  50343     31 

Um  dargegen  darzuthun,  wie  hoch  eines  deren  assentierten  858  Remon- 
ten zu  stehen  komme,  will  man  den  Satz  annehmen,  als  wann  die  denen  Re- 
gimentern zugetheilte  44  Gebrauch  pferde,  und  zwar  jedwederes  nur  zu  8  Ducaten 
verkaufet  worden  wäre,  welches  betraget  und  von  obiger  Ausgab  zu  decordieren 

kommet 1490  fl.     8  kr. 

Für  die  Uutauglichkeit  halber  verkaufte  31  Pferde  sind  ge- 
löset worden  510  fl.  50  kr.    Hievon  betreffen  nach  dem 

Dividenten  für  29 477    „  53    „ 

Der  in  Empfong  genommene  MQnzgewinn  betraget  .         1025    „  25    „ 

Summe  des  Abzugs                                .  2994     26 

Combinando  bestünde  die  Ausgab  annoch  in 47349       5 

Wann  dahero  dieser  Betrag  mit  denen  erwähnten  858  wirklich  assentier- 
tierten  Remonten    dividieret    wird,    zeiget    sich,    dass    eines    zu    stehen  komme 

auf 55  fl.  llVe  ^' 

Worbei  bemerket  wird,  dass 

1.  Die  Chevauxlegerepferde  solchergestalten  mit  denen  Hnsarenremonten 
einen  gleichen  Preis  bekosten. 

2.  Weilen  die  abgängige,  so  unter  obiger  Geldauslag  einbegriffen  «nd, 
nicht  mit  in  die  Repartition  genommen  worden,  und  folgsam  von  denen  wirklich 
assentierten  übertragen  werden  müssen,  diese  letztem  eben  dadurch  etwas 
mehreres  bekosten. 

3.  Sofeme  diese  858  wirklich  assentierte  Remonten  hierlandes  wären 
anerkaufet  worden,  solche  nach  dem  denen  Regimentern  bewilligten  Remonta- 
geld  gekostet  hätten,  und  zwar 

531  Chevauxlegerspferde  i  19  Ducaten  oder  80  fl.  26  kr.     .  42710  fl.     6  kr. 

327  apjajdudissnH  ^  15  Ducaten  oder  63  fl.  36  kr.     .  20764  fl.  30  kr. 

zusammen     .  63474  fl.  36  kr. 

Es  haben  aber  ein  solche  noch  gekostet         ....  47349  fl.     5  kr. 

folgbar  erweiset  sich  Ersparang 16125  fl.  31  kr. 

J.  Jos.  Carpeitier 

Obercommissär. 


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Die  Anfänge  des  k.  k   STAATsaESTüTES  Radautz.  51 

Vortrag  des  Hofkriegsrathes. 

Eigeoh.  (K.-A.  II.  S.  1776-78—89.  Wien,  28.  Februar  1776. 

{Randbemerkung) :  Diese  berechnung  dient  zur  guten  nachricht,  und  sind  dem  Ca- 
vallar  2000  fl.  wegen  so  mühsam  als  gut  verrichteten  Coramission  anzuweisen  als  eine  remu- 
neration. 


Fürst  Lobkowitz  an  Joseph  II. 

Copie.  Auszug.  (K.-A.  II.   S.  1776—78-129.)  Petersburg,  März  1776. 

Wenn  meine  in  Betreff  des  bewussten  Pferdankaufes  bei  allhiesiegem  Hofe  gepflogene 
Unterhandlungen  einen  günstigen  Krfolg  anhoffen  lassen,  so  musi  ich  solchen  grossentheils  dem 
Grafen  v.  P  a  n  i  n  und  noch  mehr  dem  Herrn  v.  Potemkin  zueignen.  Die  Befehle,  die 
letzterer  bereits  au  den  Chef  der  Kosaken  ausgestellet,  sind  eine  deutliche  Probe  seiner  will- 
fährigen Gesinnung.  Ich  zweifle  auch  nicht,  der  Feldmarschall  Romanzow  werde  ebenfalls 
seinerseits  zu  dieser  vorhabenden  Absicht  sich  bereitwillig  finden  lassen.  Indessen  lässt  sich  vor- 
sehen, dass  es  schwer  halten  wird,  eine  so  beträchtliche  Anzahl  von  Pferden  aufzubringen.  Ich 
glaubete  daher,  dass  das  zu  diesem  abgesehenen  Ankauf  bestimmte  Detachement  nicht  nur  den 
Winter  zu  Cx^rkosk  *)  zubringen,  sondern  dass  auch  ein  Theil  davon  durch  das  Gouvernement  von 
Astracan  durchpassieren  und  sich  an  den  Fluss  Yaik  *)  begeben  sollte,  wo  man  nicht  nur  gute 
Pferde,  sondern  auch  sobhe  in  zureichender  Anzahl  finden  und  anbei  derer  Ankauf  dem  all  hie- 
sigen Hofe  ganz  gleichgültig  fallen  würde;  wo  aber  im  Gegentheil  derselbe  wohl  darauf  auf- 
merksam 8ci.i  düifie,  dass  nicht  allzu  viele  Pferde  aus  Klein-  und  Neurcussen,  von  wannen  die 
in  häufiger  Anzahl  dermalen  bestehende  leichte  Truppen  sich  zu  remontieren  haben,  ausser 
Landes  gebracht  werden  mischten.  Wenn  Eure  Majestät  diesen  meinen  unterthänigslen  Vorschlag 
Jhro  allergnädigsten  Beifall  gönnen,  so  werde  ich  mich  eifrigst  verwenden,  dass  die  zu  dieser 
Abmcht  erforderliche  Ordres  an  den  Chef  der  an  besagtem  Yaikfluss  wohnenden  uralischen 
Horden  von  hieraus  ergehen  mögen.  Der  Zug  bis  dahin  ist  sonder  Anstand  seiner  weiten  Ent- 
legenheit halber  sehr  beträchtlich;  ich  bin  aber  versicheret,  dass  die  Pferde  allda  um  einen  ganz 
leichten  Preis  zu  haben  sein  und  die  Transportierungskosten  ganz  gering  ausfallen  würden. 
Aussemeni  könnte  derjenige  Officier,  der  sich  den  Winter  hindurch  zu  Czerkosk  aufzuhalten 
liatte,  während  der  Zeit,  als  das  vorerwähnte  Commando  an  den  Yaikfluss  abgienge,  jemanden 
in  dieCabarda')  absenden,  um  zum  Gebrauche  Eurer  Majestät  seligsten  einige  Pferde  auszuwählen, 
die,  wenn  sie  g^t  ausfielen,  allerhöchst  Ihro  gewiss  zum  Vergnügen  gereichen  würden. 


Cavallar  an  FZM.  Graf  Siskovics. 

Eigenh.  (K.-A.  II.  8.  1776-78—346.)     Feldlager  bei  Ruskovka  im  Donischen,  2.  August  1776. 

Euer  Excellencz  hoch-gnädiges  Befehl  Schreiben  von  dato  Lemberg  21.  May,  nebst  denen 
Iktröflfenden  Pohlnischen  Bässen  ist  mir  aller  erst  den  9.  Jully  durch  Herrn  Rittmeister  v.  Ka- 
nisiaa  Behändiget  worden;  Worauss  mit  äusserster  BestUrtzung  zu  entnehmen  gehabt,  das  die 
▼origcs  Jahr  überbrachte  Kiuionta  Pferdte  Bey  der  Lezthinig  vorgewesten  Musterung  übermessen, 
und  Bey  denen  Chevaux  Legers  Regimentern  unter   der  Maass  Befunden  worden;    Die   annebst 


')  Tacherkask,    Kreistadt    am  Don.     *)  Yaik  =  Ural.     ^)    Kabarda,    Berglandschaft    am 
IfordabbaDg  des  Kaukasus. 


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52  PoLEK : 

gegebene  hohe  Rieht  Schnor,  ist  denen  aussw^rtd  Commandirten  Herren  Officiers  abgegeben, 
und  ich  werde  nach  änsserster  Möglichkeit  auf  den  unterthOnigsten  Befolg  Bedacht  seyn.  Abge- 
wichenes Jahr  habe  vermög  dem  eingeschUkten  Summarischen  Extract  45  Stuck  Pferdte  mit 
14  Faust  1  Zohi  angezeugt,  auch  nach  der  mithabend  Kais.  KOnigl.  Hof-Kriegs-Räthlichen  Maaas 
also  Befunden,  solche  aber  in  Handel,  um  andere  grosse  Pferdte  nicht  auss  zu  lassen,  die  Han- 
dels Leuthe  nicht  zu  Disgoustiren,  und  zugleich  auch  weillen  solche  Besonders  Jung  und  Schßn 
waren,  auch  ferneren  Wachsthum  anscheinen  lassen,  angonohmen;  welche  hohe  Ahndung  mir 
auch  anheuer  werde  auf  BUrden  müssen;  alleinig  nach  meinen  ausweiss  wären  bey  voriger 
Assentirung  vermög  denen  Samentlichen  Assenta  Listen  dannoch  so  viellc  Dragoner  Pferdte,  als 
in  dem  ein  gesandten  Summarischen  Extract  angezeUgt  habe,  ausgefallen,  wann  denen  Drago- 
nern Dragoner  und  denen  Houssarn  Hussarnmässige  gegeben  und  Sammentliche  Pferdte  durch 
eine  Hände  gemessen  und  zugetheillet  worden  wären. 

Euer  Excellencz  solle  also  zum  Vorauss  unterthönigst  gantz  gehorsamst  Bitten,  damit  hin- 
künftig dieserwegen  alle  Zufriedenheit  seye,  Bey  Vorgang  dieser  Assentirung  deren  nun  an- 
kauffenden  Pferdten  dem  hochgnädigen  Befehl  zu  ertheillen,  dass  Samentlicho  Rimonta  mit  der 
Kays.  Königl.  Hof-Kriegs-Käthlichen  Maass  durch  eine  Hand  gemessen  und  in  nach  Befund 
derselben  und  nach  hoher  Vorschrift  denen  Lribl.  Regimentern  zugetheillt;  die  allenfahls  zu 
klein  Befundente  Junge  aber  über  WUnntter  an  einen  Orth  in  der  Bukowina  aufgestolL  und 
nach  in  Frue  Jahr  erreichenden  Gross  allererst  an  die  Regimenter  abgegeben  werden  möchten; 
dann  ich  binn  versichert,  dass  von  all  jennen  so  ich  übernohmen  nur  wenige  allzu  sehr  wilde, 
doch  besonders  Schöne  l^erdte,  ohne  Maass  angenohmen. 


FZM.  Graf  Siskovics  an  den  Hofkriegsrath. 

Orig.  (K.-A.  n.  S.  1777-48—94.)  Lemberg,  22.  Februar  1777. 

Das  Superarbitrier-  und  Assentierungsgeschäft  zu  Zalesczik  über  den  durch  den  Rittmeidter 
Cavallar  in  denen  kais.  russischen  Landen  für  das  jüngst  abgewichene  1776te  Militäijahr  pro 
aerario  besorgten  Remontenankauf  hat  sich  von  darumeu  bis  anhero  verzogen,  weilen  der  durch 
des  Modenaischen  ChevauxlegersregimentsOberlieutenant  Schallmayer  den  28.  Octobris 
el.  a.  expedierte  und  in  Marsch  gesetzte  7.  Transport  nach  Anzeig  gedachten  Rittmeisters  Ca- 
vallar gleich  in  denen  betretenen  ersten  Tagen  entftert  scheue  geworden  und  ohngeachtet  aller 
durch  die  beigehabte  Commandierte  und  Kosaken  angewendeten  Mühe  die  Pferde  jedoch  voll- 
ends entloffen  und  allererst  rückwärts  2  Meilen  an  Miusfluss  bis  auf  75  Stück  wieder  zusam- 
men gebracht  worden  sind. 

Derlei  Hindernissen  haben  sich  nicht  wenige  in  dem  ferneren  Anherozug  ergeben,  wodurch 
dahero  sowohl  als  auch  durch  die  nachgefolgte  rauhe  Witterung,  dann  anmit  sich  ergebener 
Passierungen  und  allenthalben  erwachsene  unwegsame  Strassen  die  Zeit  dergestalten  sich  ver- 
spätet hat,  dass  dieser  Transport  erst  den  10.  gegenwärtigen  Monats  mit  255  Remonten  in  be- 
rührtem Zallesczick  eingetroffen  ist. 

Die  Assentier-,  Superarbitrier-  und  Vertheilung  desselben  hat  sich  bis  den  15.  ejusdem 
erstrecket,  und  nachdeme  mit  selbem  für  heuer  das  Ende  vollends  erreichet  worden  ist,  worde 
Herr  Generalfeldwachtmeister  K  i  s  s  nebst  dem  Feldkriegscommipsario  H  ö  l  z  I ,  welch  beeden 
diesfalliges  Geschäft  obgelegen  hatte,  instande  gesetzet,  den  in  der  gehorsamst  nebenfolgenden 
Anlag  erstatteten  Finalbericht  enhero  zu  unterlegen. 

Nach  Inhalt  desselben  belaufet  sich  die  Anzahl  derer  erkauften  Remonten  und  Gebraudi- 
pferden  zusammen  auf  2677  Stück.  Hieven  wurden  denen  diesseitigen  Cavallerieregimentem  and 
Ihre  Majestät  des  Kaisers  Allerhöchsten  Namen  führenden  Chevauxlegersregiment  auf  den  Ab- 
gang des  completen  Standes  abgegeben  19B1,  als  dermalen  noch  zu  jung,  theils  schwach  and 
gebrechlich  zur  winterlichen  Pfleg-  und  Wartung  in  die  B  u  c  k  o  v  i  n  a  abgeschickef  und  denen 
Regimentern  nur  einsweilen    zugetheilet    539,    Un  tau  glich  keit    halber    wieder    verkauft  6,  dunh 


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DiB  Anfänge  des  k.  k.  Staatsgestütes  Badaütz.  53 

Deserteurs  entführt  2,  als  marode  zarückgelassen  3;  dagegen  sind  mit  Ein begrifT  deren  Eingangs 
erwähnten  75  des  7.  Transports  in  allem  enlloden  79,  crepiert  12,  dann  sonsten  auf  zerschiedene 
Art  verunglücket  8. 

Hierunter  ist  die  Anzahl  derer  entlofienen  vorderist  beträchtlich,  da  aber  er  Rittmeister 
Cavallar  damalen,  als  erwähnter  7.  Transport,  gleich  anfänglich  noch  zur  Hilfe  beigekommen  (sie), 
so  sind  verm5g  dessen  sub  9aa  verflossenen  Monats  Novembris  abgestatteten  Berichts  bereits  nach 
der  Hand  anwiederum  34  zusammengebracht  worden,  und  verhoffet  anbei  durch  die  allenthalben 
gemachte  Furkehrung,  wo  nicht  alle,  jedannoch  die  meiste  zurückzubekommen,  die  er  demnach 
gegenwärtigen  Winter  ilber  bei  sich  behalten  würde. 

Bei  der  beträchtlichen  Anzahl  deren  in  der  Buckovina  vorhandenen  jungen  und  schwachen 
Remonten  hat  man  der  Nothwendigkeit  zu  sein  befunden,  zur  Oberaufsicht  derselben  und  derer 
von  jeglichem  Cavallerieregiment  dabei  befindlichen  Commandierten  einen  eigenen  StabsoÜlcier, 
und  zwar  von  dem  Esterhazischen  Husarenregiment  den  Herrn  Obristwachtmeister  P  a  1 1  a  s  t  i 
anzustellen,  ihne  darumen  behöfig  zu  belehren,  wie  zugleich  auf  dass  mau  von  Zeit  zu  Zeit  ab- 
seiten  dieses  Generalcommando  die  erforderliche  Wiasenschaft  und  Kenntnis  habe,  zu  Abstattung 
eine««  monatlichen  Rapports,  wo  es  aber  auf  sonderheitliche  Vorfälle  ankommet,  auf  unverlangte, 
de  casu  in  casum  abzuführende  Berichte  anzuweisen. 

Die  Fütterung  bestehet  in  einer  halben  I*ortion  geschrotenen  Habers,  in  der  gewöhnlichen 
Heaportion,  und  weilen  in  diesem  pistrict  das  vorgeschriebene  Häckerling  nicht  eneeuget  werden 
kann,  in  Verabreichung  des  daselbst  vorfindigen  Haberstrohes.  Man  führet  hiernäch^t  dabei  die 
fernere  Absicht,  dass  wie  von  diesen  Remonten  ein  so  andere  sich  erholen,  zu  Kräften  und  zur 
Diensttauglichkeit  oder  respective  zur  Abgab  an  die  Regimenter  gelangen  werden,  ein  solche 
hinkÖnftiges  Frühjahr  von  dar  abzuschicken,  um  fUr  jene,  welche  etwa  mit  der  heurigen  Ritt- 
meister Cavallarischen  Stellung  einkommen  dürften,  den  nöthigen  Raum  zu  gewinnen. 

In  Betreff  der  diesjährigen  Remontierung  hat  oftwiederholter  Rittmeister  Cavallar  sub 
5ta  Novembris  vorigen  Jahrs  einberichtet,  dass  er  sich  l>ei  vorgefundenen  Zeitraum  nacher 
Astracan  verfüget  wegen  einigen  sowohl  am  Yaickfiuss  als  in  der  Cabarda  heuriges  Frühjahr 
2u  unternehmenden  Pferdeankauf  Kundschaft  eingezogen,  theils  auch  einen  Commandierten  bis 
Saratow  gegen  den  eben  berührten  Yaickfiuss  seitwärts  abgeschicket,  andurch  aber  in  glaubwür- 
dige Erfahrenheit  gebracht  habe,  dass  am  Yaickfiuss  die  Pferde  sehr  klein  beschaffen  seien,  so 
dass  selbte  sich  nicht  einmal  nach  der  Husarenmass  auswachsen;  ausserdeme  seien  sie  von  einem 
besonderen  Clima  und  bei  ihrer  Uebertreibung  in  die  europäische  Lande  zu  befahren,  dass  sie 
fneistens  umfallen,  wie  femers  die  Transportierung  vom  Yaick-  bis  an  den  Donnfluss  sehr 
beschwer-  und  gefährlich. 

In  der  Cabarda  dagegen  findeten  sich  zwar  wenige  zugleich  im  Preise  theurere  Pferde, 
doch  von  grösserem  Schlag  vor,  und  der  Weg  sei  ebenfalls  beträchtlich.  Seinem  Antrag  nach 
kommete  der  Sammelplatz  zu  Mostock  zu  machen,  von  wannen  die  Transporten  recta  über  Stepp 
nacher  Czirkasko  eingeleitet  und  somit  die  Halbscheid  gegen  den  Hinweg  ersparet  werden 
kannte. 

Es  scheinet  derselbe  sonach  dasiger  Enden  so  viele  Pferde,  als  er  für  den  Allerhöchsten 
Dienst  angemessen  befinden  würde,  anzukaufen  und  die  übrige  Erfordernis,  sobald  ihme  dies- 
fällige  Anzahl  bestimmet  würde,  in  dem  Cuban-  und  Donischen  oder  sonstenwo  in  dasiger 
Gebend  aufzubringen. 

S<»viel  nun  es  den  anheuer  zu  besorgenden  ferneren  Remontenankauf  belanget,  hat  man 
ihme  Rittmeister  Cavallar  bereits  mitgegeben,  wienach  bei  denen  angezeigten  Umständen  ein 
solcher  am  Yaickfiuss  vorzüglichst  vermieden  werden  müsse,  und  weilen  auch  von  hieraus  die 
Anzahl  der  Pferde,  welche  er  dasigerenJen  aufbringen  dürfte,  nicht  bestimmet  werden  kann,  so 
vennOge  man  sich  lediglich  dahin  zu  äusseren,  dass  nach  Ihro  Majestät  allerhöchster  Intention 
der  femerweite  Ankauf  zwar  allerdings  auf  2000  Pferde,  wann  nämlich  ein  solche  in  der  Ca- 
barda, dann  in  dem  Cuban-  und  Donischen  oder  sonstwo  dasigerenden  aufzubringen  thunlic!i, 
gerichtet  werden  könne;  sollten  sich  dagegen  unübersteigllche  Hindernissen  ergeben,  müsse  man 
sich  ohnehin  nur  mit  der  anzukaufen  thunlich  gewesten  Anzahl  begnügen,  hierbei  aber   komme 


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54  Polbk: 

vorderist  in  dem  Anbetracht,  dass  mit  denen  voriges  Jahrs  eingekommenen  Transporten  allschoo 
eine  sehr  betrachtliohe  Anzahl  an  jungen  und  schwachen  Pferden  eingelanget  ist,  auch  nuo- 
mehro  die  hierendige  Regimenter  allbercitH  completieret  sind,  die  Annahme  weiterer  so  vieler 
derlei  Pferden  nach  möglichster  Thunlichkelt  zu  vermeiden. 


Vortrag  des  Hofkriegsrathes. 

Orig.  (K.-A.  II.  Sect.  1777-43—94.)  Wien,  15.  Mänc  1774. 

(Randbemerkung) :  Den  Bericht  wegen  des  vorjährigen  Remontaeinkaafs  des  Ritt- 
meislers  Cavallar  in  denen  russischen  Landen  nehme  Ich  einstweilen  und  bis  zu  Rinlangiing 
seiner  diesfalls  zu  legenden  Berechnung  zur  Nachricht.  Nur  ist  der  Verlust  der  45  entloffeneii 
Pferden  belrächtlich  und  hätte  durch  sorgfältige  Fürsicht  allerdings  vermieden  werden  sollen. 
Dahero  bewillige  Ich  auch,  dass  bei  dem  diesjährigen,  mit  2000  Stück  angetragenen  und  etwa 
künftigen  fernem  Einkauf  der  Rimonta  in  denen  russischen  Landen  zur  diesfälligen  desto  iiche- 
reren  Transportierung  auch  kosak-  und  tartarische  Knechte  in  der  n<5thigen  Anzahl  verwendet 
werden  können.  Es  ist  jedoch  immer  auf  die  eigene  Commandierte  am  meisten  sieh  zu  ver- 
lassen, mithin  sind  diese  letztere  nicht  sehr  zu  verminderen,  damit,  wann  unter  denen  Kosaken 
und  Tartaren  Misshelligkeiten  oder  Unruhen  entstünden,  hierbei  derTtansport  nicht  etwa  Gefahr 
laufe  und  hierdurch  der  Verlust  ungleich  grösser  als  der  Aufwand,  den  man  hierbei  hatte 
ersparen  wollen,  ausfallen  möge.  Wie  dann  auch  dem  Cavallar  durch  die  Behörde  mitzugei)en 
ist,  mit  denen  hierzu  aufgenommen  werdenden  tartarischen  und  kosakischen  Knechten  ausser 
dem  t.äglich  ihnen  accordierten  («ehalt  auf  den  Fall,  wann  der  Transport  ohne  Schaden  und 
Verlust  an  Ort  und  Stelle  einträfe,  pr  Kopf  eine  Krgölzlichkeit  besonders  noch  zu  bedingen, 
welche  ihnen  sodann  auch  zu  v<;rabreiclieu  ist.  Nebst  diesem  ist  annoch  dem  Cavallar  aufzu- 
tragen, dass  er  sich  bewerbe,  ein  oder  andere  armenisch  oder  jüdische  Lieferanten  zu  finden, 
welche,  wann  es  auch  eine  gerin^t^o  Anzahl  nur  wäre,  hinfüro  nlljährlicli  dergleichen  Pferde  ans 
diesen  Gegenden  gegen  einen  zu  machenden  Preis  nacher  Szalecik  richtig  und  gewiss  ablie- 
ferten, damit  die  Regimenter  complet  erhalten  und  auch  für  alle  mögliche  Fälle  immer  eine 
Correspondenz  zu   Vergrösserung  auch  deren  Einkäufen  erhalten  würde. 

Joseph  Corr. 


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Die  Anfänge  des  k.  k.  Staatsgestütes  Radautz. 


55 


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56  Polek: 

2S:i. 

Instruction 

an    die   zwei  Herren  Oberlieutenants  Schollmeyer  von  Modena  Chevauxlegers-    und  S«e- 

detzki  von  Hadik-Husarenregiment,  welche  mit  denen  anno  1777  pro   aerario   erkauften, 

annoch  uneingetheilten  bi»  weiteren  hohen  Befehl  sur  Pflegung  über  Winter  in  der  Buco- 

wina  verbleibenden  Renionten,  neu  und  alten  Gebrauchpferden  coinmandiert  sind. 

Eigenh.  (K.-A.,  IL  S.  1773-43-31.)  Tzerepkivska,  «)  5.  December  1777. 

Es  ist  dieser  antragende  Dienst  so  neu  als  vielfältig,  dass  nicht  möglich,  alle  Vorfallen- 
heiten  vollkommen  zu  beschreiben  und  hierüber  Erläuterung  zu  geben,  hingegen  aber  auch  dem 
Allerhöchsten  Aerario  so  vorzüglich  angemessen,  dass  durch  bezeigenden  Fleiss  und  Eifer  dieser 
einer  der  merkwürdigst  und  verdienstlichsten  sein  kann.  Daliero  habe  (ich)  zu  solchem  obbe- 
sagte  2  Herren  Oberlieutenants,  welche  schon  2  Jahre  sothanen  Kemontierungsgeschaft  mit 
möglishster  Sorgfalt  und  bezeigter  Geschicklichkeit  abgewartet,  vorgemerket  und  das  Zutrauen 
gefasset,  dass  sich  selbe  in  jenen  Fällen,  welche  diese  Instruction  nicht  erörteret,  nach  Dienst- 
angelegenheit gegenwärtig  halten  und  Selbsten  regulieren  werden,  mithin  nur  höchst  nöthig  zu 
bemerken  finde,  dass 

dem  Herrn  Oberlieutenant  Schollmeyer  zur  Verwahr-  und  üeberwinterung  seiner  von  denen 
ersten  6  Transporten  übrig  verbliebenen  118  Remonten,  dann  19  neuen  und  4  alten  Gebrauch- 
und  von  dem  7ten  Transport  zugegebenen  111  Remonten,  mithin  in  Summa  252  ärarischcn 
Pferden  die  allererst  aujetzo  neu  erbauende  Okol  Nr.  1,  so  an  der  Slowoda  Tzerepkivaka  unweit 
dem  Fluss  Szired  *)  auf  der  Anhöhe  lieget,  übergeben  werd,  allwo  der  Herr  Oberlientenant  die 
Ausfertigung  sothaner  Okols  nach  meiner  Angab,  auoh  allenfalls  bni  findender  kleinen  Verbes- 
serung nach  Dienstange messenheit  zeitlichst,  und  solang  man  noch  die  dermaligen  Arbeitsleute 
beihanden  hat,  zu  verfertigen  trachten  wolle. 

Der  Herr  Oberlieutenant  Szedetzki  hat  zu  seinen,  vom  7ten  Transport  übrig  verbliebenen 
229  Remonten,  17  neuen  und  5  alten  Gebrauch-,  in  Summa  eben  261  Pferden  die  Okol  Nr.  2 
gleichfalls  am  Fluss  Szired  herwärts  Stirtza  ')  nahe  bei  der  Überfuhr  bereits  angelegter  übernommen 
und  mit  nämlichen  Maßsregeln  im  Stande  setzen  zu  lassen. 

Die  übrig  verbleibende  13  alte  Gebrauchpferde  sind  dem  Wachtmeister  Kaol  von  Kaiser 
Chevauxlegerregiment  zu  übergeben,  welcher  seinerzeit  für  denen  Commandierten  erMigt  lob- 
lichen Regiments  zu  dem  Rückmarsch  Gebrauch  machen,  indessen  aber  selbe  in  einem  Qnaitier- 
stall  zu  Szired  pflegen  lassen  solle. 

Der  damalige  Stand  aller  übrig  ärarischen  Pferden  ist  also 


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Gebntaebpferde 
nene               alte 

bei  Herrn  Oberlieutenant  Schollmeyer    . 

19 

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„                   „                 Szedetzki 

229 

17 

5 

„           Wachtmeister  Raul    .     . 

— 

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13 

Summa 

458 

36 

22 

516  Stück 
Jedem  Herrn  Oberlieutenant  wird  1  Corporal,  1  Schmied  und  8  Gemeine  von  ihrem 
Regiment,  dann  3  Gemeine  von  Kaiser  Chevauxlegers,  femers  5  Gemeine  vom  2len  Gamisons- 
regiment  und  8  Strusch-Bauern  zugegeben,  welch  letztere  all  Wochen,  nämlich  an  Sonnabend 
abgelöst  werden.  Wovon  die  Commandierte  von  der  Cavallerie,  solange  es  dermalen  thunlicfa  ond 
dann  auch  bei  Zulaf^sung  des  Wetters  und  in  Frühjahr,  die  Pferde  auf  der  Weide  zu  futtenm 
und  zur  Tränke  zu  treiben,  die  Gemeine  vom  Iten  Garnisonsregiment  zur  Zubringung  der  Fou- 
rage  und  die  8  Struschen  bei  Tag  und  Nacht  zu  Tragung  des  Futters  und  möglichster  Reini- 
gung der  Okol  zu  verwenden  der  Antrag  ist. 


*)  Czerepkoutz,  Dorf  im  Ger.-B.  Sereth. 

«)  d.  i.  Sereth. 

«)  Styrcze,  Dorf  im  Ger.-B.  Sereth. 


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Die  Anfänge  des  k.  k.  Staatsgbstütes  Badautz.  57 

Wobei  ich  zu  erinneren  nOthig  finde,  dass  unter  diesen  zu  gebenden  Militare  und  Civile, 
insoviel  es  der  Dienst  erforderet,  genau  auf  der  Schuldiglieit  zu  halten,  übrigens  aber  wohl  zu 
betrachten  seie,  das«  diese  Arbeit  besonders  beschwersam,  mithin  wegen  der  grossen  Strapaze 
ein  so  anderes  Individuum  nach  Möglichkeit  zu  menagieren  und  selbe  mit  gelinder  Art  zu  be- 
handlen  nOtzlicher  sein  werde,  weilen  bei  solchen  Umständen  die  Liebe  das  meiste  arbeitet. 

Was  aber  denen  Herren  Gificiers  und  übrig  Benannten  zu  einer  täglichen  Diät  oder 
Zulag  hoherorten  ermessen  wird,  werde  nach  erhaltend  hochgnädigen  Befehl  von  Lemberg  aus 
sogleich  bekannt  machen,  wornach  sohin  ohne  Anstand  die  allseitige  Abgab  zu  veranlassen 
kommet. 

Die  Futter-  und  Tränkung  sammentlicher  Pferden  kommet  bei  dermalen  noch  gelinder 
Witterung  und  auch  dann,  wann  in  Winter  dergleichen  Zeit  einfallen  solle,  nachstehendermassen 
zu  regulieren:  Frühe  zwischen  5  und  6  Uhr  wird  Heu  aufgegeben,  dann  nach  Aufgang  der 
Sonne  die  Pferde  in  die  Tränke  getrieben  und  nach  solcher  Tränkung  mit  4  Mann  auf  die 
Weide  gelassen,  abends  bei  Sonnenuntergang  wiederum  getränket,  allwo  inzwischen  bis  deren 
Rückkunft  in  der  Okol  schon  Heu  aufgestreuet  sein  muss. 

Bei  der  Tränkung  recommandiere  vorderist,  die  erste  Tage  genau  darauf  zu  sehen,  dass 
die  Pferde  einen  Weg  gehen  lernen  und  nicht  eines  da,  das  andere  dorten  über  Berg  oder 
Hügel  laufen,  wo  sohin  die  Gewohnheit  sicher  einen  beständigen  Weg  machen  wird. 

Ingleichen  empfehle  jederzeit  bei  Tag  und  Nacht,  wann  Heu  vorgegeben  wird,  eine 
gleiche  Mass  zu  halten,  diesen  die  Nothwendigkeit  hinlänglich,  niemals  aber  einen  Ueberfluss 
zu  verabfolgen. 

In  harter  Winterszeit,  allwo  nicht  mehr  auf  die  Weide  getrieben  werden  kann,  wird  eben- 
falls frühe  zwischen  5  und  6  Uhr  Heu  vorgegeben,  nach  Sonnenaufgang  getränket,  in  Zeit  der 
Trankung  Heu  aufgestreuet,  nachmittag  2  Uhr  mehrmalen  Heu  gefuttert,  mit  Sonnenuntergang 
wiederum  getränket,  auch  während  solcher  Zeit  Heu  getragen  und  nachts  12  Uhr  desgleichen 
Heu  vorgegeben. 

Hier  ist  zu  bemerken,  dass  für  jeden  Tabon  200  Schock  Habergarben  zu  füttern  ange- 
tragen, welche  Fütterung  aber  allererst  a  Imo  Januarii  ihren  Anfang  nehmen  und  bis  ultima 
Februarii  daueren  solle.  Dahero  wollen  sich  die  Herren  Gberlieutenants  sodann  berechnen,  was 
auf  einen  Tag  komme.  Und  dieses  tägliche  Haberfutter  solle  allezeit  nach  der  Abendsträukung 
auf  einmal  gegeben  werden;  mithin  bleibet  zu  solcher  Abendzeit  das  Heufutter  zu  unterlassen 
and  allerst  wiederum  mitternachts  zu  geben. 

Jedem  Herrn  Gberlieutenant  werden  zu  Erkaufung  sothaner  200  Schock  Habergarben 
200  fl.  Rhn.  zu  verwenden  erlaubt;  es  ist  aber  wirtschaftlich  darob  zu  halten,  dass  ein  Schock 
nicht  höher  dann  per  ein  Gulden  erkauft  werde,  und  wann  der  Preis  geringer  als  ein  Gulden 
kommet,  wäre  der  Ueberrest  auf  mehrere  Schock  zu  verwenden,  mir  aber  hierüber  seinerzeit 
der  Ausweis  zu  erstatten. 

Wann  das  in  denen  Stalleren,  besonders  für  die  marode  Pferde  höchst  nöthige  Streu- 
strebe  nach  vorheriger  Ansuchung  bei  die  Herrn  Commissarii  nicht  gratis  erlangt  wird,  können 
doch  sothane  Herrn  Commissarii  einige  Hilfe  geben,  dergleichen  um  einen  geringeren  Preis  zu 
erkaufen  und  in  letzterem  Fall  wird  der  Betrag  in  künftige  Rechnung  angesetzet. 

In  die  an  denen  Okols  angebaute  Ställer  kommen  marode  und  allenfalls  gar  schwache 
Pferde  nebst  4  Gebrauchpferden  aufgestellter  zu  füttein  und  nach  Nothdurft  in  Stall  zu  tränken. 
Das  Wasser  tragen  die  Struschen,  die  Pflegung  dieser  Pferde  aber  bleibet  denen  Regimen ts- 
i;emeinen,  wie  dann  auch  nur  diese  wechselweis  auf  denen  Gebrauchpferden  mit  dem  Tabon  in 
die  Tränke  zu  reiten,  übrigens  aber  seinerzeit  bei  allen  Pferden  mit  denen  Struschen  die 
Wacht  zu  halten.  Die  4  Gebrauchpferde  werden  alle  Monat  oder  nach  Gutbefund  des  Herrn 
Okolscommandanten  auch  nach  längerer  Zeit  ausgelassen  und  wiederum  aufgestellt,  wobei  aber 
in  Obacht  zu  nehmen,  dass  jedem  solchen  auslassend  beschlagenen  Pferd  vorhero  die  Eisen  ab- 
genommen werden. 

Die  Tabons  sind  öfters  wohl  in  Augenschein  zu  nehmen,  die  mit  diesen  oder  anderen 
Zuföllen  be6ndende  marode  auszufangen,  aufgestellter  so  lang  zu  fütteren  und  zu  curieren,  bis 
selbe  vollkommen  reconvalesciert  werden,  für  denen  mit  verdächtigen  Drüsen  oder  Wurmb   aber 


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58  Polek: 

einen  Eztrastand  zu  wählen,  solche  besonders  zu  fUttern,  zu  tränken  und  alle  Sorgfalt  zu  Ver- 
hütung einer  Ansteckung  vorzukehren. 

Die  Reinhaltung  des  Okols  ist  eine  nutzlich  und  schöne  Sache,  verlasse  mich  des  Be- 
folgs  auch  gänzlichen,  doch  erinnere  anbei,  dass  bei  manchmal  einfallender  Ohnmöglichkeit  die 
Leute  nicht  fibertrieben  werden  sollen,  wie  ich  dann  auch  gar  nicht  alle  Tag,  sondern  nur  wann 
es  möglich,  wochen-  oder  halbmonatweis,  solches  wünsche,  um  welche  Zeit  die  Commandierte 
und  Struschen  zusammen  helfen  müssen. 

In  Betreff  des  nöthigcn  Heues  wollen  sich  die  Herren  Oberlieutenants  nach  huhem  Befehl 
Titl.  Herrn  Generalmajor  Baron  v.  Spleni  bei  denen  betreffenden  Herrn  Commissarien  erkun- 
digen, in  welchen  Dörfern  und  wie  viel  in  jedem  derenselben  annoch  Falsclien  vorrHthig  seien, 
hierüber  auch  die  Anweisung  abforderen,  sohin  aber  die  Mühe  auf  sich  nehmen,  daj  Heu  an- 
noch auf  der  Heide  sowohl  wegen  der  Güte  als  in  anderer  Erfordenus  zu  besichtigen,  das  un- 
geniessbare  bezeichnen  und  sohin  bei  gutem  Wetter  einen  oder  auch  2  Mann  von  dem  zweiten 
Oarnisonsregiment  zur  Aufladung  und  Anherotransportierung  abschicken,  welchen  aber  in  spede 
zu  explicieren  kommet,  dass  die  obere  Decken  und  der  Boden,  wann  solches  nicht  geniessliar, 
auf  die  Seite  gelegt,  das  reine  Heu  besonders  und  doch  auch  dieser  Auaschuss  anhero  gefuhret 
werde,  welch  letzterer  zur  Reparation  der  doppelten  Verzftumung  und  des  Daches  gebraucht 
werden  kann.  Nach  vollkommener  Ablieferung  eines  Dorfes  Schuldigkeit  kommet  jeden  deren- 
selben besonders  nach  beiliegendem  Formulare  Quittung  zu  verabfolgen. 

Weilen  Herrn  Oberlieutenant  Schollmeyer  die  sammentliche  Marodi  von  die  G  ersten 
Tabons  belassen  sind,  hat  hingegen  Herr  Oberlieutenant  Szedetzki  die  beim  Cabardiner  Trans- 
port befindliche  Fohlen  auszufangen,  aufzustellen  und  mit  gutem  Heu,  dann  auch  Schrot  oder 
Kleien  zu  fütteren,  damit  selbe  von  der  Muttermilch  abgespindelt  werden  und  das  harte  Futter 
lernen. 

Ich  kann  es  denen  Herrn  Officiers  nicht  zumuthen,  dass  bei  Nachtzeit  bei  der  Fütterung 
jedesmal  Selbsten  zugesehen  werde,  bin  aber  durch  den  bekannten  Fleiss  ttl)erzeugt,  dass  solches 
zu  unterschiedlicher  Zeit  beschehe,  damit  der  betreffende  Unterofficier  und  auch  die  Gemeine 
ihrer  Schuldigkeit  geprüft  und  beständig  in  Obachtsamkeit  gehalten  werden. 

Boeden  Herrn  Oberlieutenants  und  zwar  jedem  besonders  sind  400  fl.  Rh.  unter  heutigen 
Dato  gegen  empfangenen  Quittungen  abgegeben  worden,  womit  anvorderist  der  Haberankauf  zu 
veranlassen  und  der  Rest  auf  andere  Verwendung  vorzubehalten,  künftig  aber  mir  sammentlich 
zu  verrechnen  ist. 

Der  Quasifeldscherer,  Vicecorporal  Steiglehner,  befindet  sich  in  meinem  Quartier  zu 
Szired,  welcher  in  allen  NothfXllen  sogleich  mit  einem  Gebrauchpferd  abgeholet    werden   kann. 

Der  Rapport  mit  angehängtem  Stand  kommet  mir  diesmal  nach  beiliegendem  Formulare  in 
duplo  einzuhändigen,  sohin  aber  alle  Monat  auf  der  gleichen  Art  zu  verfassen,  in  Zeit  meiner 
Abwesenheit  durch  Titl  Herrn  Generalmajor  Baron  v.  Spleni  mit  einem  Begleitungsbittschreiben 
und  ebenfalls  hochdemselben  unterbiegenden  Rapport  und  Stand,  nur  einfach  an  meinen  Auf- 
enthaltsort dergestalten  zeitlich  zuzusenden,  damit  solchen  jedesmal  bis  28ten  empfangen  könne, 
und  zugleich  Titl  Herr  Generalmajor  Baron  v.  Spleni  als  Landesbrigadier  sich  zur  gefälligsten 
Wissenschaft  einsehen  möge.  Wenn  aber  beim  Commando  an  Mann  oder  Pferd  etwas  Neues 
vorfallet  (ist  zu  verstehen  in  Sterbfall  oder  Desertion  erster  und  Umstehn  oder  Entlauf ung  letz- 
terer) wäre  mir  solches  durch  einen  Extrabrief  sogleich  zu  melden. 

Anbei  recommandiere  nochmalen,  sorgfältigst  darauf  zu  halten,  dass  mit  denen  Landes- 
inwohnern sowohl  als  in  allen  übrig  vorfallenden  Gelegenheiten  sich  freundschaftlich  compor- 
tieret  werde.  Auf  Feuer  und  Licht  ist  zu  Verhütung  allen  Unglückes  besonders  Obacht  zu 
halten.  Das  Tabakrauchen  in  der  Okol,  in  dem  Heumagazin,  auch  in  dem  Stall  und  beson- 
ders bei  dem  Heutragen  solle  gänzlich  verboten  sein.  In  Betretung  eines  Mannes,  so  den 
Befehl  nicht  haltet,  wäre  selber  das  erstemal  nachdrücksam  zu  ermahnen,  sohin  aber  das  zweite- 
mal dienstangemessen  exemplarisch  zu  bestrafen,  welcher  Fürgang  und  Anordnung  bei  allmä- 
liger  Ablösung  der  Struschbauem  denenselben  wohl  begreiOich  einzuprägen  ist.  Schliessliche-n 
wollen  t>eede  Herren  Obarlientenants  die  unterhabende  Commandierte  von  löbl.  Regiment  visi- 
tieren und  die  in  diesem  Dienst  zugrunde  gegangene  Monturs,  Pferd  und  andere  Rüstungsaorten, 
welche  ausser  der  vorgeschriebenen  Dauerzeit  abgenützct  worden,  in  einer  formierenden  Tabella 


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Die  Anpänöb  des  k.  k.  Staatsgbstütes  Radautz.  59 

coDsignieren,  8ohin  aber  eine  an  das  betreifeud  löbl.  Kegimeut  und  eine  directe  an  mich^baldigst 
uberschicken,  damit  hoherorteo  die  Ansachung  des  Ersatzes  baldigst  bewerken  kann. 

Uebrigens  werde  mich  besorgen,  bei  meiner  Ankunft  in  Czemowitz  von  Titl  Herrn  Ge- 
neralmajor Baron  v.  S|ileni  iür  die  al  hier  über  Winter  verbleibende  Mannschaft  die  nöthige 
Bettfournituren  zu  erwirken ,  westwegen  eben  von  dorten  aus  die  Abssignation  dieser  sowohl  als 
über  die  Struschen  zurücksenden  werde. 

Sigl.  Tzerepkivska,  den  5.  Decembris  1717.  J.  Cavallar, 

Rittmeister. 


22111. 

Cavallar  an  das  galiz.  Generalcommando. 

Orig.  {K.-A.  II.  S.,  1778—43-31.)  Lemberg,  27.  December  1777. 

Unterthänigst  gehorhnmster  Totalrapport. 
In  unter! hü nig.*t  gehorsamster  Folge  der  von  Einem  hochlöblich  in  denen  Königreichen 
Gallicien  und  Lodoroerien  aufgestellten  Generalmilitärobercommando  erhaltenen  hochgnädigen 
Instruction  ddo.  Lemberg,  28.  Aprilis  1776,  wormittelst  mir  mit  einem  zugegebenen  Commando 
der  hohe  Auftrag  beschehen,  in  denen  r  issisch-kaiberlichen  Provinzen  a  conto  des  allerhöchsten 
Aerario  so  viele  Pferde  anzukaufen,  als  nur  immer  dienstangomessen  aufzubringen  sein  können, 
habe  zwar  sogleich  den  Marsch  angetreten,  weilen  aber  die  Entferntheit  allzuweit,  mithin  sich 
lang  ausgedehnct  hat,  wodurch  das  Frühjahr  (wo  die  meisten  Pferdemärkte  gehalten  werden) 
verstrichen  ist,  habe  in  sotlian  177Gsten  Juhre  mit  all  angewandter  MUhe  und  seitwärts  ge- 
schickten Herren  Oflficiers  nicht  raehrers  dann  2619  Stück  ßemonten  und  58  neue  Gebrauch- 
pferde aufbringen  können. 

Weilen  aber  durch  anfangs  gedacliter  hochgnädigen  Instruction  §  8vo  mir  die  hohe  Wei- 
sung gegeben  worden,  in  Fall  solchen  Jahres  nicht  die  hinlängliche  Anzahl  Pferde  zusammen- 
zukaufen imstande  wäre,  mich  wegen  einer  allenfallig  thunlicheu  Winterung  in  russisch-kaiser- 
lichen Landen  und  wegen  dem  Ankauf  einiger  Pferden  am  Yaiktluss  oder  in  der  Cabarda  ein- 
zuvemehmen  nnd  hoherorten  hierwegen  den  unterthänigst  gehorsamsten  Rapport  zu  erstatten, 
als  habe  sub  dato  Czirkaskoj  in  Donischen  den  20.  Juli  1776  den  befundenen  Plan  unterthänigst 
gehoniamst  eingeschickt,  hierauf  aber  durch  mehrmalig  hochgnädigen  Befehl  von  Lemberg  5.  Oc- 
tobris  zu  vernehmen  gehabt,  dass  mich  mit  denen  bei  mir  verbliebenen  Commandierten  Ober  Winter  in 
Russland  aufhalten  und  durch  diese  W^ege  den  zeitlicheren  Ankauf  deren  Remonten  veranlassen  solle. 
Wie  ich  mir  nun  diese  Winterszeit  mit  Aufsuchung  genügsamer  Handelsleute  sorgsamst 
zunutzen  gemacht,  auch  mit  theils  derenselben  wirklich  contrahiert  habe  und  dadurch  versi- 
cheret sein  können,  dass  gleich  .Anfangs  des  FrUhjahrs  1777  die  nöthige  Pferde  in  Bereitschaft 
sein  werden,  so  habe  den  4ten  Aprilis  1777  mit  1  Corporal  und  2  Gemeinen  mittelst  der  russi- 
schen Post  die  Reise  nacher  Cabarda  angetreten  und  durch  einer  zurückgelassenen  schriftlichen 
Instniction  den  neuerdings  mit  einem  Commando  in  Russland  abgegangenen  Herrn  Rittmeister 
V.  Canisius  zu  allen  Vorfallenhelten  belehrnet.  welcher  dann  nach  seinem  mir  erstatteten  Rapport 
in  der  Gegend  Czirkaskoi  am  Donnfluss  über  Abzug  deren  von  denen  voriges  Jahr  vom  7ten 
Transport  verlorenen  77  über  Winter  eingebrachten  47  Stück  Pferden  neuerdings  2484  Stück 
Remonten,  dann  51  neue  Grebrauch-  und  von  denen  mitgegangenen  Lieferanten  18  Remonta  in 
Szalitschek  übernommen  hat. 

Und  ich  habe  in  der  Cabarda  ebenfalls  341  Remonten  und  17  Gebrauchpferde  eingehan- 
delt, da86  also  in  diesen  2  Jahren  für  dem  allerhöchsten  Aeratio  nachstehende  Remonten  in 
Emp&og  zu  nehmen  kommen. 

Benanntlich  Remonten 

Anno  178C 2619 

Anno  1777  mil  denen  ersten  6  Transports  nach  Abschlag  der  47  gefunde- 

denen  von  anno  1776  2484 

von  denen  Lieferanten  auf  dem  Assentplatz  nachgenommen  18  2502 

mit  dem  7ten  Transport 331 

Summa  des  zweijährigen  Remontaeinkaufs  .         .         .  5462 


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60 


Poler: 


Abgang. 

.Anno  1776  sind  marode  unterwegs  eingestellt  worden       ....  3 

Vom  7ten  Transport  sind  verloren  gewesen  77,  weilen  aber  anheuer  47 

nachgebracht  worden,  verbleiben  HO 

8.  y.  crepiert 12 

von  Wolf  zerrissen 1 

ersoffen 1 

in  Szalitscbek  den  Hals  gebrochen         .......  1 

verkauft 4 

Anno  1777  auf  dem  Marsch  crepiert 18 

in  Szalitscbek  „  5 

„  „     todtgeschoBsen 2 

in  der  Buccowina  den  26.  November  S.  v.  crepiert  .... 
vom  7ten  Transport  auf  dem  Marsch  den  Fuss  gebrochen    . 

Summa  des  Abganges 
Wann  von  vorigem  Einkauf  deren  5462  gleich  l)esagter  Abgang  defal- 
eiert  wird  mit         ....       79 

verbleiben  zu  verweisen 

Hier  ist  um  Richtigkeit  willen  der  Umstand  anzumerken,  dass  von 
denen  heuerig  erkauften  Gebrauch pferden  20  Stück  diensttauglich  be- 
funden und  assentiert  worden,  welche  also  denen  Kcnionten  zuzuschla- 
gen mit 

Ist  also  der  Kemontastand 
Verweisung. 

Anno  1776  sind  assentiert  worden: 

Chevauxlegere         .         .         , 1301 

Husaren 1219 

Anno  1777  Carabiniers 1.30 

Chevauxlegers 865 

Husaren 1430 

Von  denen  heuerig  6  ersten  Transporten  schwach  unl  defectuos  llbrig 
verblieben  und  mit  dem  7.  Transporte  nachgebracht,  über  einen  vor- 
bemerkt den  20ten  November  crepierten,  befinden  sich  zur  PAegung  in 

der  Buccowina  annoch  uneingetheilt 118 

vom  7ten  Transport  über  Abzug  1  Stück,  so  vorberaerktermassen  den 
Fuss  gebrochen,  sind  in  der  Buccovina  uneingetheilt  .         .         .       340 

Facit     ". 
An  Gebrauchpferden  sind  mitgenommen  und  neu  verkauft 

Anno  1776  alt  in  Gebrauch  geweste  Pferde  mitgenommen 

dortmals  darzu  gekauft 

Anno  1777  bei  denen  6  ersten  Transporten  erkauft          .... 
bei  dem  7ten  Transport         .         .         .~ 


Remonten 


52 


25 
1 
1 


79 


5383 


20 


5403 
Remonten 

2520 
2425 


458 


5403 
worden,  wie  folgt. 

Gebrauchpferde 
68 
58     X 
51 
17     ' 


126 


Summa     . 
Hievon    kommen    vorderist   abzuschlagen    Vorstehendermassen    zu    Re- 

monta  assentierte 

Verbleiben     . 
Ausweis. 

Anno  1776  S.  v.  crepiert 

durch  Deserteurs  entführt 

entloffen  2,  wovon  aber    mit    dem   7ton  Transport  anno  1777    1  Stück 

nachgebracht  worden,  verbleibt 

verkauft 


194 
20 


174 


16 


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Die  Anfänge  des  k.  k.  Staatsgestütks  Radaltz.  61 

Gebrauchspferde 
Hebert  rag  16 

Anno  1777  verkauft  in  Szalitschek 63 

do.  bei  denen  Regimentern  in  Qallicien  zugeth^lt  geweste  .         28     , 

zum  Verkaufen  dem  Kaiser  Chevauxlegersregiment  nacher  Mähren  mit-  ' 

gegeben 13 

auf  dem  Marsch  crepiert 4 

beim  Klnskischen  Chevauxlegersregiment  gestohlen        ....  1 

zu  Grewen-Husaren  abgegeben       , 2 

vom  7ten  Transport  bei  der  Biszar  Simnik  in  Saporogien  wegen  starker 

Krfirope  zurückgelassen 1 

in  der  Buccowjna  aufgestellt  mit  Zuwachs:  1  Stück,  vom  7ten  Trans- 
port nachgebracht,  hingegen  Abzug:  13  Stück,  zu  Kaiser  Chevauxlegers 
zum  Verkaufe  nacher  Mähren  mitgegeben,  verbleil>en  ....  45 

Sage     .  174 

Uebrigens  habe  mir  zwar  dem  hochgnädigen  Befehl  von  ddto  Lembarg  den  öten  Aprilis 
1777  in  Betreff  eines  fernerhin  anzustossen  suchenden  Contracls  mit  dortendig  armenisch  oder 
jüdischen  Handelsleuten  recht  sehr  angelegen    gehalten 

Ich  bin  die  bekannte  grössere  Pferdehändler  angegangen,  welche  alldortcn  zur  Antwort  erlheilet, 
das»  sie  allerst  hören  wollen,  wie  es  denen  anheuer  bis  Szalitschek  mitgegangenen  Cameraden 
abgelaufen  seie,  an  welchen  selbe  mir  auch  Briefe  mitgegeben.  Derowegen  habe  nach  meiner 
Ankunft  in  Szalitschek  die  2  wohlhabende  Handelsleute  um  ihre  Gesinnung  nochma'.en  befragt, 
welche  nach  gemachter  Ueberlegung  den  Kntschlnss  gegeben:  Wann  auch  russisch- kaiserlicher- 
seits  die  allerhöchste  Erlaubnis  ergienge,  über  denen  Grenzen  frei  Pferde  verkaufen  zu  dürfen 
(welches  aber  dermalen  noch  eingeschränket  und  auf  jedes  Stück  10  Rubel  Maut  geschlagen  ist), 
so  wäre  ihnen  doch  wegen  vielen  zu  passieren  habenden  Länderen  und  Mauten  fast  ohnmöglich 
die  Lieferung  auch  gegen  einen  grösseren  Frei«  einzugehen;  hingegen  sind  sie  erbietig,  wann 
denenselben  in  vorhergehendem  Herbst  aviso  gegeben  würde,  und  dann  ein  Oflficier  im  Früh- 
jahre allhin  kommete,  so  die  Pferde  alldorten  übermesset  und  bezeichnete,  sofort  al>er  mit  denen 
Transports  zurückgienge,  solche  bis  in  das  republicanische  Fohlen  auf  ihrer  Gefahr  zu  treiben 
und  auch  das  halbe  Geld  allererst  alldorten  zu  empfangen. 

Diese  Nation  bestehet  aus  Russen,  Tartarn  und  Kalmuken,  so  zwar  alle  Soldaten,  aber 
ausser  Kriegszeiten  und  besonders  im  Handel  sehr  forchsam  sind.  Armenier  befinden  sich  dies- 
seits des  Donnflufises,  ausgenommen  in  der  Moldau  und  Wallachey,  wenig,  hingegen  bei  Astracan, 
Kislar  und  Mostok  in  Asiatischen  genug,  ist  aber  mit  selben  nichts  Verlässliches  zu  machen 
and  sehr  hart  sich  mit  ihnen  in  einen  Contract  einzulassen.  Von  Juden  aber  ist  in  diesem 
Land,  ausser  auf  der  pohlnischen  Grenz,  aichts  zu  sehen,  weilen  selbe  schon  längsten  aus  dem 
russischen  Reich  verbannet  worden.  Derowegen  bin  auch  unvermögend  gewesen,  diesen  hohen 
Befehl  in  uoterthänigst  gehorsamstschuldigste  Erfüllung  zu  bringen. 

Gleichwie  mir  übrigens  der  hochgnädige  Auftrag  beschehen,  für  denen  gegenwärtiges 
Jahr  von  die  6  ersten  Transports  übrig  verbliebenen  und  dann  für  den  ganzen  7ten  Transport 
in  der  Bnecowina  einen  tauglichen  Platz  zu  suchen,  damit  sothane  Pferde  über  Winter  nach 
Möglichkeit  beqaemlich  untergebracht  und  gefüttert  werden  kennten,  als  habe  nach  unterthä- 
nigst  gehorsamst  beiliegender  fnslruction  nicht  nur  2  gedeckte  Okols,  allwo  in  jedem  deren 
300  Pferde  zum  Unterkommen  vollkommen  Platz  haben,  ohnentgeltlich  des  allerhöchsten  Aerarii 
durch  die  Landesinwohner  neu  aufgestellt,  sondern  auch  denen  bei  sammentlichen  Pferden  Com- 
mandierten  2  Herren  ObeiUeutenants  die  Mannschaft  und  Pferde  eingetheilt  und  selbe  in  allen 
Stücken  zum  Dienst  des  allerhöchsten  Aerario  belehrnet.  wobei  mich  aus  Erfahmis  und  Kennt- 
nis deren  bereits  schon  2,  3,  auch  4  Jahr  mit  mir  gewesten,  ausgesuchten,  guten  Commandierten 
der  Cavallerie  versichere,  dass  mit  sothanen  geringen  Commando  der  zwar  beschwersam,  Tag 
und  Nacht  danemde  Dienst  daiinoch  vollkommen  erfüllet  werde. 


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62  Polek: 

Hierbei  finde  aber  zu  meiner  Schuldigkeit  die  unteribänigst  gehorsamste  Vorstellung  und 
Bitte  zu  machen,  dass  die  bei  diesem  Commando  annoch  commandiert  befindliche  Individuen 
der  Cavallerie  nicht  nur  wegen  dem  starken  Dienst,  sondern  auch  wegen  ihrer  schon  lang  in 
diesem  Geschäft  vorzUglich  bezeigten  Eifer  wenigstens  bis  ultima  Mai  1778  einer  sidi  würdig 
gemachten  Zulag  erfreuen  könnten. 

Nach  welch  ein  so  anderer  hoclignädigen  Ermessung  um  die  Ausfolgung  deren  erforder- 
lichen Verlagsgeldem  die  unterthänigst  gehorsamste  Bitte  unterlege. 

Wollte  hingegen  hoherorten  hochgnädigst  begnehmiget  werden,  fQr  jeden  in  der  Bacco- 
wina  verbleibenden  aerarischen  Pferde  a  dato  ihrer  dortländigen  Aufstell-  und  Fütterung  von 
15.  Novembris  1777  bis  15.  Mai  1778  incl.  eine  tägliche  Verpflegung  per  Stück  a  l'/i  Portion 
Heu  und  */,  Portion  Haber  auszumes^en,  welch  letzterer  aber  ausgedroschener  nicht  angebracht, 
sondern  (weilen  die  Pferde  frei  und  unangebunden  sind)  in  Garben  gefüttert  werden  muss, 
könnten  nach  meiner  unterthänigst  gehorsamst  ohnmassgcblichen  Ant^'ag  sammentliche  Pferde  bis 
zu  ihrem  Ausgang  auf  die  Weide  täglich  zweimal  mit  Habergarben  gefuttert  werden,  wodurch 
selbe  besser  zu  Kräften  kommen  und  in  Frühjahr  }>ei  erreichendem  Gras  umso  viel  ehender  das 
ansehnliche  Wachsthura  erreichen  würden. 

Und  weilen  ohne  Zweifel  das  schon  dermalen  fütternde  kais.  königl.  Heu*)  der  Buceowiner 
Cassa  zu  l>ezahlen  sein  wird,  die  unausgedroschene  Ilabergarben  aber  von  denen  Landesinwohnem 
erkauft  werden  müssen,  könnte  durch  Auswerfung  deren  Portionen  in  Geld  nach  Bezahlung 
aller  Fourage  eine  Ersparung  ausfallen,  wormit  nicht  nur  die  erforderlichen  Unkosten  bestritten, 
sondern  auch  die  Zulagen  abzureichen  hinlänglicher  Vorrath  verbleibete,  mit  der  unterthänig 
gehorsamsten  Versicherung,  dass  hierdurch  kein  Pferd  sich  einigen  Abgangs  des  Futters  be- 
klagen würde  und  auch  die  Commandiertc  verdienstUchcrmassdn  befriedigt  werden  könnten. 

Hiermit  wäre  zugleich  imstande,  mein  2jährig  aerarisches  Kemontierungsgeschäft  schon 
dermalen  vollkommen  abzuschliesscn,  und  bleibete  in  Hinkunft  nur  über  den  Gelderempfang  auf 
Naturalien  der  unterthänigst  gehorsamste  Ausweis  zu  erstatten. 


FZM.  Graf  Siskovics  an  den  Hofkriegsrath. 

Orig.  (K.-A.  II.  S.  1778—43—31.)  I^mberg,  31.  December  1777. 

Es  zeiget  sonach  (der)  Remontenrapport,  dass  die  Chevauxlegers-  wie  die  Hnsarenregi- 
menter  auf  den  damalig  bekannten  Abgang  nicht  nur  completiert,  sondern  auch  mit  denen  an- 
getragenen supemumerarien  k  90  und  120  Pferde  vollständig  versehen  worden  und  nur  lediglich 
denen  Carabiniersregimentem  die  denen  jedem  derselben  zugedachten  30  supemumerarien  ni(^ 
haben  ganz  verabfolget  werden  können,  sondern  ein  jedes  hie  von  anstatt  30  nur  0  Stück  über- 
kommen habe. 

Endlich  bemerket  (der)  Remontierungsbericht,  dass  sammentliche  G  Remontentransports 
nicht  nur  von  gut-  und  dienstbarer  Gattung,  von  schönem  Schlag  und  Wachsthum  gewesen 
seien,  sondern  auch  alle  Regimenter  die  Zufriedenheit  finden  müssen,  indem  heuer  nicht  so  viele 
schwache,  gar  zu  junge  und  unter  der  Mass  wie  sonstige  Jahre  vorgefunden  worden. 

Bevor  als  die  Remontenübemalime  der  ersten  G  Transporten  in  Szallescdk  geendiget 
wäre,  träfe  der  Rittmeister  Cavallar  für  seine  Person  daselbsten  ein.  Nachdeme  aber  von  diesen 
6  Transperten  nicht  nur  119  Remonten,  sondern  sein  ganzer  aus  der  Cabarda  anmarschierender 


*)  Die  Heuabgabe  wurde  in  der  Bukowina  im  Jahre  1769  von  den  Russen,  die  damals, 
im  russisch -türkischen  Kriege,  von  diesem  Landstrich  Besitz  ergriffen,  eingeführt.  Sie  blieb  auch 
unter  der  österreichischen  Herrschaft  fortbestehen,  wurde  aber  vom  Jahre  1780  angefangen  in 
Geld  reluiert  (Polek,  die  Bukowina  zu  Anfang  des  Jahres  1783.  Czemowitz  1894.  S.  78). 


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Die  Anfänge  des  k.  k    Staatsgesi>üte9  Radaütz.  63 

Tabao  zur  Ueberwinterung  in  der  Biiccowina  ansfiel,  so  hat  man  in  Rucksicht  dessen,  dass  der 
Rittmebter  die  beste  Einsicht  und  Kenntnis  habe,  auf  welche  Art  ;e.um  Besten  des  Aerarii  und 
des  Dienstes  die  Remonten  allda  überwinteret  werden  könnten,  demselben  die  Ordre  ertheilet, 
sich  in  die  Buccowina  zu  begeben  und  durch  Mitwirkung  des  hievon  glf^ichfalls  verständigtea 
Herrn  Generain  Baron  v.  S  p  1  e  n  y  zur  diesfäUigen  Ueberwinterung  die  nöthigen  Einrichtungen 
zu  machen,  nach  deren  Vollendung  besagter  Kittmeister  anerst  hieher  gekommen  ist,  um  seine 
weitläufige  Rechnungsrichtigkeit  in  Ordnung  setzen  zu  können. 

Auf  den  holien  Erlass  von  22ten  Martii  wurde  dem  Rittmeister  Cavallar  untern  5ten  April 
allbereits  der  Befehl  zugefertiget,  womit  er  sich  bemuhen  solle,  einen  armenisch-  oder  jüdischen 
Pferdlieferanten  z  i  Anstossung  eines  Contracts  auf  einige  100  Pferde  zu  vermögen.  Er  äusseret 
sich  aber  hierüber,  dass  sich  niemand  lierbeigelassen  habe. 

I • • 

Ob  Seiten  des  Generalcommando  ist  man  der  ohnmassgebist-gehorsamsten  Meinung,  dass, 
da  nach  der  Einrichtung  Russlandes  ohne  Bewilligung  des  Hofes  auch  die  Lieferanten  keine 
Pferde  aus  diesem  Gebiete  herausfuhren  können,  und  sie  auch  wegen  der  Erhöhung  der  Maut- 
abgaben nie  sicher  sind,  derowegen  auch  keinen  Contract  eingehen  können,  kein  anderes  Mittel 
übrig  sei,  als  wann  es  anderi  thunlich  wäre,  von  dem  russischen  Hofe  semel  pro  semper  einen 
freien  Pass  auf  einige  100  Pferde  jährlich  zu  erwirken,  wornach  das  allerwohlfeilste  Mittel  pro 
aerario  wäre,  im  Herbste  lediglich  einen  Officier  mit  ein  paar  Commandierten  und  der  Geld- 
halbscheid  in  diese  Lander  abzuschicken,  sodann  die  durch  den  Winter  bestellte  nur  auserlesene 
Pferde  im  Frühjahr  zu  accordieren,  auf  Gefahr  der  Pferdhändler  bis  an  die  Grenzen  von  Pohlen 
darch  ihre  tartarische  Knechte  treiben  zu  lassen,  allda  die  andere  Halbscheid  des  Betrags  zu 
bezahlen  und  entweder  durch  neubestellte  eigene  derlei  Knechte  oder  Commandierte  weiters 
anhero  zu  beforderen.  Es  scheinet,  dass  eine  Anzahl  von  5  bis  600  Pferden  so  gering  ange- 
sehen werden  dürfte,  dass  vielleicht  weder  Russland  den  Ankauf  noch  Pohlen  den  Transito 
diffieultieren  werde.  Ich  rechne  die  Erfordernis  beiläufig  für  die  leichte  Reiterei  jährlich  auf 
1500  Remonten,  und  wann  man  deren  600  aus  der  Tartarey  haben  kann,  so  dürfte  man  wohl 
in  denen  Erblanden  mit  Hilfe  der  nächst  an  uns  liegenden  Moldau  die  übrigen  aufbringen,  be- 
Rooders  wann  Mittel  vorhanden  sind,  iu  der  Ti  mesvarer  Banatsgrenze  und  in  der  Buccowina  die 
3jähiigen  Pferde  durch  ein  Jahr  ohne  besonderen  Aufwand  zu  halten  und  zu  pOegen,  weil  die 
dreijährigen  Pferde  immer  unter  a öderen  mit  angenommen  werden  müssen. 

Vermög  voran  bemerkter  Ausweisung  des  Rittmeisters  Cavallar   sind    an  Remonten    dato 

uneiDgetheilet  in  der  Buccowina  aufgestellt 4.58 

und  an  Gebrauchpferden  dabei 4.5 

zusammen         .     503  Stück. 

Zu  deren  Unterkommen  hat  besagter  Rittmeister  2  Okols  deren  ein  jeder  300  Pferde 
fassen  kann  durch  die  I^ndesinwohner  ohne  Kosten  des  Aerarii  aufgestellt  und  den  Okol  Nr.  1 
dem  Oberlieutenant  Schallmayer  von  Modena  und  den  sub  Nr.  2  dem  Oberlieutenunt  Szedetzky 
von  Hadik  übergeben,  welch  einem  jeden  1  Corporal,  1  Schmied  und  8  Genjeine  von  ihren 
Regimentern,  dann  3  von  Kaiser  Chevauxlegers,  ferners  5  Gemeine  vom  zweiten  (»arnisonsregi- 
ment  und  8  Stnische-Bauern  zugetheilet  werden.  Es  bestehen  sonach  die  Commandierte  bei 
diesen  beeden  Okols  in  2  Oberlieutenants,  dann  30  Köpfen  von  Wachtmeister  an  abwärts  und 
1<»  Bauern,  welche  zur  Versehung  obangezeigter  Anzahl  Pferde  von  ihme  Rittmeister  sufilcient 
befunden  worden. 

Weichergestalten  derselbe  die  Wart-,  Pfleg-  und  Fütterung  der  aufgestellten  Remonten 
angeordnet  und  hierüber  denen  beeden  Oberlieutenants  Schollmeyer  und  Szedetzky  die  Instruc- 
tion schriftlich  ertheilet  hat,  enthaltet  die  seinem  TotJ».lrap|>ort  anverwahrte  Beilage  des  mehreren. 

Bei  dem  Umstände,  wo  der  7te  Remontentransport  erst  den  12ten  Novembris  in  der 
Baccowina  eingetroifen  ist  und  nämlichen  Tages  auch  die  von  Szallesczik  dahin  abgeschickte 
J  19  Remonten  nebst  41  Gebrauch pferden  von  dem  Rittmeister  Cavallar  in  seine  eigene  Verpfle- 
^asg  übernommen  worden  und  nur  lediglich  jene  13  Gebrauchpferde,  die  mit  so  viel  Comman- 
dierten von  Ihro  Majestät  des  Kaisers  Allerhöchsten  Namen  führenden  Chevauxlegersregiment 
nacher  Mähren  abgehen,  aus  dem  Verpflegsmagazin  vom    20ten  Novembris    an    gegen  Quittung 


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64  PoLEK : 

verpfleget  werden,  hat  man  dem  Rittmeister  Cavallar  verordnet,  seine  Rechnung  bis  «um  Ein- 
tritt in  die  Buccowina  zwar  ahzuschh'eHsen,  zugleich  aber  aufgetragen,  da»8  er  vom  Eintritt  in 
die  Buccowina  sowohl  über  die  FUtterungs-  als  anderweit  unvermeidliche  Kosten  eine  Nachtrags- 
reehnung  zu  erlegen  haben  werde. 

Aus  dem  Anlass,  dass  sowohl  der  Rittmeister  Cavallar  als  die  beeden  Oberlieutenants 
Schollmayer  und  Szedetzky  und  die  Unteroflficiers  wie  die  Gemeinen  von  dem  RemoDtierungs- 
gcschäft  noch  nicht  entlediget  und  ein  wie  andere  bei  denen  aufgestellten  Remonten  noch  immer 
Schwerer  Arbeit  ausgesetzet  sind,  hat  man  auf  das  gemachte  Ansuchen  des  Rittmeisters  Cavallar 
einem  jeden  derselben  noch  femers  bis  ultima  Mail  1778  die  bishero  genossene  Zulage  verab- 
reichen zu  lassen  ilirae  Rittmeister  die  Bewilligung  ertheilet,  wohingegen  respectu  der  Schreib- 
materialien und  Postspesen,  die  sich  ohnehin  nicht  auf  vieles  belaufen  kennen,  keine  weitere 
Aufrecbnung  passieret  werden  wird,  weilen  eine  solche  die  Officiers  von  den  beziehenden  Liefer- 
geldern gar  füglich  werden  bestreiten  können. 

Ueber  die  in  der  Buccowina  aufgestellte  458  nneingetheilte  Remonten,  dann  die  allda 
verbleibende  45  Gebrauchpferde  wird  man  infolge  hoher  Anordnung  von  8ten  Octobris  anni 
hujus  bei  Ausweisung  des  Standes  der  Regimenter  auch  jedesmal  den  angeordneten  Ausweis 
gehorsamst  einreichen. 

Man  wollte  zwar  Ober  die  diesfällige  Remonten  die  kriegscommissariatische  Revision  an- 
ordnen; nachdem  aber  der  Rittmeister  Cavallar  die  Vorstellung  machte,  dass  es  für  jetzo  nicht 
wohl  möglich  seie,  weilen  die  Pferde  ausgefangen,  beschrieben  und  abgemessen  und  doch  nach- 
hero  wiederum  freigelassen  werden  niUssteu,  und  man  aus  diesem  Grunde  überzeugt  ist,  dass 
sothane  Revision  für  jetzo  zu  keinen  weiteren  Gebrauch  dienen  könne,  so  hat  man  auch  dies- 
fällige Revision  bis  zur  Zeit,  wo  mentionierte  Remonten  unter  die  Regimenter  za  vertheilen  und 
formlich  zu  assentieren  sein  werden,  anstehen  zu  lassen  befunden,  zugleich  auch  dem  Rittmeister 
Cavallar  in  dem  Anbetracht,  dass  er  die  Fütterung  der  Remonten  nach  Verschiedenheit  der 
Zeiten  einzurichten  gedenket,  gestattet,  den  Einkauf  an  Heu-  und  Habergarben  Selbsten  zu  be- 
streiten. 

Uebrigens  ist  man  der  unterthänigst  ohnmassgebigsten  Wohlmeinung,  dass,  wenn  der  BiU- 
meister  Cavallar  seine  Rechnung  vollständig  erleget  und  es  sich  hieraus  verofTenbaret  haben 
wird,  was  für  ein  Nutzen  durch  dessen  eifrige  Verwendung  bei  dem  aufgehabten  Remontenein- 
kauf  dem  Aerario  zugegangen  ist,  demselben,  wie  denen  sich  sammentlich  mit  besonderem 
Diensteifer  verwendeten  Officiers  und  übrigen  Commandierten  eine  allergnädigst  zu  bestimmende 
Douceur  angedeihen  zu  machen  sein  dünle,  wie  solche  denenselben  Inhalt  hohen  Decrets  vom 
16.  Februarii  zugedacht  worden. 


Vortrag  des  Hofkriegsrathes. 

Orig.  (K.-A.  II.  S.  1778-43—31.)  Wienn,  21.  Jänner  1778. 

( Randbemerkung)  :  Der  Inhalt  dieses  Vortrags  dient  Mir  einstweilen  zur  Wi^enschafl; 
soviel  aber  den  darinnen  vorkommenden  künftig  ferners  fortzusetzenden  Einkauf  der  Remonten 
in  denen  dortigen  Landen  betrifft,  finde  Ich  für  nöthig,  den  Rittmeister  Cavallar  selbst  anher 
kommen  zu  lassen,  um  denselben  dieses  Gegenstandes  wegen  mündlich  zu  vernehmen.  Der  Hof- 
kriegsratli  hat  dahero  demselben  durch  das  Generalcommando  anzubefehlen,  dass  solchcT  seine 
Rechnungen  über  das  aufgehabte  Remontierungsgeschäft  auf  das  fördersamste  abschliesse,  die 
Oberaufsicht  über  die  Wart-  und  Pflegung  der  in  der  Buccowina  zum  üeberwintem  befindlichen 
Hemonta  einem  andern  von  dem  Generalcommando  hierzu  schicksam  befunden  werdenden  Offi- 
cier  übergebe,  diesem  die  gehörige  Anleitung  hierzu  ertheile  und  sich  sodann  ungesäumt  anhero 
zu  verfugen  habe.  J086ph  Corr. 


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Die  Anfänge  des  k.  k.  Staatsgestütbs  Radautz.  65 

Cavallar  an  den  Hofkriegsrath. 

Orig.  (K.-A.  n.  S.  1778-43—116.)  WienD,  26.  März  1778.- 

Wann  Ein  hochlöblicher  kais.  königl.  Hofkriegsrath  zu  immerhiniger  Completierung  der 
leichten  Cavallerie  femers  den  Ankauf  auf  ärarische  Kosten  fortzuführen  und  mir  dieses  Geschäft 
hochgnädigst  zu  übertragen  geruhen  wollte,  finde  meiner  Pflicht  gemäss,  Nachstehendes  zu  hoher 
Einsicht  unterthänigst  gehorsamst  zu  unterlegen. 

Dermalen  sind  sammentliche  leichte  Cavallerieregimenter  per  6  und  respective  8  Esca- 
drons  (nämlich  ohne  der  allererst  errichtenden  Reserv)  meistens  durch  meinen  Pferdeankauf  und 
zwar  die  Chevauzlegers  per  90  und  die  Husaren  per  120  Stllck  übercomplet  gemacht  worden. 
Zademe  befinden  sich  annoch  in  der  Buccowina  unter  meiner  Obsorg  500  Stück  uneingetheilt 
ärarische  Pferde,  wovon  die  meisten  remontamässig,  einige  aber,  welche  bei  letztvorgewester 
Assentierung  wegen  Zufälligkeiten  und  schlechtem  Ansehen  und  einige,  weilen  selbe  in  Gebrauch 
auf  dem  Marsche  sehr  abgenutzt  waren,  dortmals  nicht  überc^eben  werden  können.  Wann  nun 
diese  in  FrUl\jahr  nach  etwas  genossenem  Gras  zu  deren  Ausreinigung  in  denen  in  der  Bucco- 
wina und  Galliczien  dermalen  genugsam  vorräthig  leeren  Stallungen  aufgestellet  und  zum  harten 
Futter  gewöhnet,  darzu  annoch  diesen  Sommer  in  der  Moldau,  dem  republicanischen  Pohlen 
und  in  Galliczien  eben  500  Stück  nachgekaufet  und  in  ordonanzmässiger  Portion  gehalten 
würden,  könnten  sohin  in  künftigem  Winter  oder  Frühjahr  sothane  Remonten  in  gutem  künftigen 
iStand  und  auch  schon  etwas  zugerittener  successive  an  die  Regimenter  oder  Reservescadronen 
abgeschicket  und  hoffentlich  durch  Fortsetzung  des  ferner  mehr  oder  wenigeren  Ankaufes  die 
leichte  Cavallerie  in  beständigem  completen  Stand  erhalten  werden. 

Zndeme  aber  wäre  erforderlich,  dass  ein  a  parte  Personale  zusammengesetzet  und  ohne 
Vermischung  mit  einem  Regiment  einen  besonderen  Namen  erhielte,  damit  diese  Leute,  vom 
Oberofficier  bis  zum  Gemeinen,  in  eine  Forme  und  ohne  von  solchem  Dienst  verwechselt  zu 
werden,  zur  ordentlichen  gleichen  Futter-  und  Pflegung  belehret  werden  könnten. 

Dieses  angetragene  Personale  besonders  zu  bestimmen  und  beständig  zu  behalten  ist  zu- 
gleich von  darumen  der  nützlichste  Umstand  des  ganzen  Werkes,  damit  nicht  wie  bishero  ge- 
schehen, mit  jährlicher  Zurückeinrückung  deren  Individuen  zu  denen  Regimentern,  wo  meisten- 
theils  in  nachgefolgtem  Jahr  andere  Leute  geschicket  worden,  die  beschwersam  und  gefährliche 
Verlegenheit  vorkomme,  selbe  ihrer  Geschicklichkeit  und  Treue  allererst  zu  prüfen,  welches  in 
einer  so  kurzen  Zeit  nicht  wohl  probmässig  erforschet  werden  kann,  und  wodurch  also  der  aller- 
höchste Dienst  um  nöthiger  Sicherheit  willen  Hindernis  im  Wege  hat. 

In  dem  Fall  sothaner  Zusammensetzung  wäre  es  einerlei,  ob  von  denen  Feldregimentern 
die  unansehnlich  und  zum  Kriegsdienst  untaugliche  Gemeine  oder  auch  diese  sammentlich  von 
denen  halbinvaliden  Cavalleristen  deren  Gamisonsregimentern,  weilen  solche  ohnehin  in  kaiser- 
Hchem  Brot  stehen,  die  Bestconduisierte  abgegeben  würden.  Wie  dann  ebenfalls  die  meiste  Cor- 
poralen  von  dieser  Gattung  sein  könnten.  Sattler,  Schmied,  Feldscherer,  Fourier  und  Wacht- 
meister aber  niussten  wohlgeubte,  annoch  kräftige  lieute  sein.  Von  denen  Oberofficiers  hätte 
wenigstens  4  Individuen  erforderlich,  welche  mir  kennbar  und  zu  dem  Dienst  des  beständigen 
Ankaufes  tauglich  befindete.  Die  übrigen  zur  Pferdewartung  könnten  ebenfalls  von  der  Garnison 
genommen  werden. 

Hierbei  wäre  der  Umstand  in  Betracht  zu  nehmen,  dass  dem  ganzen  obligaten  Dienst- 
personale Reitrequiidten  gegeben  werden  müssten,  weilen  durch  selben  die  Remonten  zuzureiten, 
in  die  Tränke  zu  führen  und  nach  erhaltendem  hohen  Befehl  an  die  Regimenter  oder  Deposi- 
torien  abzuschicken  antrage. 

Eine  Montur  würde  für  das  erstemal  jedes  Individuum  mitbringen,  sohin  aber  würde 
dieses  Personale  eine  egale  Montur  kennbar  machen. 

Die  Verpflegung  könnte  in  der  Zeit,  da  nur  Pferde  gewartet  werden,  also  in  Quartier, 
wegen  vieler  Arbeit  dem  Cavalleristengelmlt  gleich  gerechnet  werden;  auswärtige  Dienste  aber 
würden  auch  gebührende  Zulagen  nöthig  haben. 

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66  Polkk: 

Wie  ich  nun  vermuthe,  dass  jährlich  wenigstens  1000  Pferde  Nach  wachs  erforderlich 
seie,  also  mache  meinen  Ueberschlag,  das»  zu  sothaner  Pflegung  und  genauer  Uebersehung 
1  Commandant,  3  Rittmeisters,  3  Oberlieiitenants,  3  Unterlieutenants,  3  Wachtmeisters,  3  Fco- 
rier,  3  Feldscherer,  3  Schmied,  3  Sattler,  24  Corporalcn,  360  Gemeine,  wordurch  auf  mehrers 
anwachsenden  Reroonten,  auch  auf  einen  Erkrankungsfall  etwas  beigesehlageu,  409  Köpf  in 
Summa  erforderlich  wären. 

Dermalen  sind  vor  1000  Pferde  nur  3  auf  einen  Mann  zur  Wartung  gerechnet;  sollten 
aber  ein-  oder  anderesmal  die  Remonten  mehrers  wachsen,  könnte  auch  jeder  Mann  4  Stuck 
pflegen,  dass  also  zu  13  bis  1400  Pferde,  genügsame  Mannschaft  ausgesetzet.  Wann  hingegen 
der  jährliche  Nachwachs  auf  einer  noch  höheren  Summa  hochgnädigst  ermessen  werden  wollte, 
wäre  nach  Anzahl  der  mehreren  Stück  auch  das  Personale  mit  allen  dazu  gehörigen  Indiridaea 
zu  verslärkeren  erforderlich. 

Wie  nun  der  fürwährende  Ankauf  der  grösste  und  vorzüglichste  Dienst  sein  würde,  zu 
sothanem  Geschäft  hingegen  nicht  jedwederes  Individuum  angemessen  ist,  als  würde  dem  aller- 
höchsten Aerario  sehr  vortraglich  sein,  ^l7lnn  einige  bekannte,  geschickte,  schon  mehrere  Jahre 
in  diesem  Geschäft  sich  sehr  beeifert,  wohlerfahren  und  getreue  Ober-  und  Unterofficiers,  auch 
Gemeine  mit  Avancement  dabei  belassen  würden. 

Da  übrigens  die  nachzukaufen  gedenkende  Remonten  sogleich  von  dem  Tag  des  Ankaufes 
in  ärarischen  Futter  kommen,  wäre  hochgnädigst  zu  entschliessen,  ob  die  Pferdeportiones  aus 
denen  kais.  königl.  Magazinen  gefas.set  und  quittieret  oder  aber  durch  diesen  Personale  selbeten 
erkaufet  werden  sollen.  Nur  finde  noch  beizurUcken  nöthig,  dass  eben  wegen  der  Fourage  am 
wirtschaftlichsten  sein  würde,  wann  sammentliche  Pferde  in  Podolien,  Pokutien  und  in  der 
Buccowina  aufgestellet  würden,  weilen  alldorteu  gute,  auch  mehrer  und  wohlfeilere  Foura^  zu 
finden  ist. 

Mit  welchem  diesen  verfassten  Plan  Einem  hochlüblichen  kais.  königl.  Hofkriegsrath  zu 
hochgnädigst  beliebsamster  Einsicht  hiemit  in  Unterthänigkeit  gehorsamst  einreiche. 

Sigl.  Wienn,  den  2(5.  März  1778. 

Unterthänigst  gehorsamst 

J.  Cava  Mar 

Rittmeister. 


Vortrag  des  Hofkriegsrathes. 

Orig.  (K.-A.  II.  S.  1778-43—116.)  Wienn,  28.  Mira  1778. 

Dieser  Vorschlag  würde  das  Gute  mit  sich  bringen,  dass  die  Remonten  vor  der  Abgabe 
an  die  Regimenter  gereiniget  und  etwas  zugeritten  würden,  somit  gleich  bei  der  Aasentiemng  in 
Gebrauch  genommen  und  auf  den  dienstbaren  Stand  der  Regimenter  richtige  Rechnung  gemadit 
werden  könnte. 

Es  würden  die  Remonten,  wenn  nur  ein  Käufer  sich  einfindet,  im  Preis  nicht  geetei- 
geret,  dann  die  Regimenter  die  Remontierungscommandi  und  die  Leute  zu  Wartung  der  jungen 
Pferden  ersparen. 

Das  Personale,  so  der  Rittmeister  Cavallar  zur  Remontierung  antraget,  konnte  aus  pen- 
sionierten Officiers,  dann  halbinvaliden  Gemeinen  und  Unterofficiers  des  Gamisonsregimenta,  die 
vorhin  bei  der  Cavallerie  gedienet  haben,  genommen,  somit  ein  Theil  des  neuen  Aufwands 
dadurch  verminderet  werden. 

Man  vermeinet  jedoch,  dass,  noch  bevor  diesfalls  eine  Einleitung  geschiehet,  der  Ritt- 
meister Cavallar  Gallizien,  die  Moldau  und  das  republicanische  Pohlen  zu  bereisen,  so  viel« 
Pferde,  als  er  brauchbar  fiodet,  zu  erkaufen  und  sodann  die  Relation  zu  erstatten  hätte,  wie 
viele  gute  Remonten  er  jährlich  aufbringen  zu  können,  vermeine.  Zu  welchem  Ende  der  Hof- 
kriegsrath  ihn  Cavallar  sogleich  abzuschicken  gedenket. 


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Die  Anfänge  des  k.  k.  Staatsöbstütbs  Radautz.        67 

SoUteo  Euer  Majestät  nachhin  den  Vorschlag  des  Rittmeistor^  Cavallar  zu  begnehmigen 
gerahen,  so  könnte  dem  diesortig  ohnmassgebigsten  Erachten  nach 

a)  Cavallar  für  die  Remonten  die  Fourage  selbst  anschaffen  oder  das  ärarische  Heu  in 
der  Buccowina  fibemehmen, 

b)  könnte  demselben  zum  Ankauf  der  Remonten  der  dermalige  Husaren-  und  Chevaux- 
legerspreis  per  Pferd  dergestalt  pasitteret  werden,  dass  in  der  Totalite  sothauer  Preis  per  Pferd 
nicht  überstiegen,  ihm  jedoch  gestattet  werde,  das  bei  einem  Rimonta  Ersparende  an  ein  an- 
deres zu  verwenden. 

c)  Scheinet,  dass  die  Superarbitrierung  der  Pferden  in  der  Buccowina  und  in  Pokutien, 
welche  dem  Aerario  vielen  Aufwand  venirsachet,  bis  zur  Abgabe  und  Eintreffung  der  Pferden 
bei  den  Regimentern  verschoben  bleiben  könnte. 

A.  G.  V.  Hadik. 

(Randbemerkung):  Ehe  und  bevor  zur  Ausübung  des  Cavallarischen  Vorschlags  ge- 
schritten werden  kann,  ist  erforderlich  zu  wissen,  wo  er  den  Ankauf  dieser  Remontapferde  zu 
veranlassen  gedenke,  und  auf  wie  viel  Stück  dergleichen  Chevauxlegers-  und  Husarenremonta 
sich  Rechnung  jährlich  gemacht  werden  dürfe.  Beiläufig  kann  dem  Cavallar  eine  Berechnung 
gegeben  werden,  wieviel,  um  5  Chevauxlegers-  nnd  7  Husarenregimenter  beständig  in  completem 
Stand  zu  erhalten,  an  jährlicher  Remonta  erforderlich  sei,  und  ist  nothwendig  dabei  eher  auf 
etwas  mehrers  als  weniger  anzutragen,  damit  auf  die  gedachte  jährliche  Erfordernis  eher  ein 
geringer  Ueberfluss  als  ein  Mangel  sich  ergebe,  und  nachdem  zur  Aufstellung  und  Fütterung 
dieser  Pferde,  bis  sie  zur  Remontierung  tüchtig  sind,  Pokutien,  Podolien  und  die  Bukowina  als 
diejenige  Gegenden  angegeben  werden,  wo  das  Aeranum  hierbei  am  wohlfeilsten  fähren  dürfte, 
so  sind  auch  allerdings  nach  der  Hand  diese  erkaufte  Pferde  dahin  und  zugleich  zu  bestimmen, 
ob  sie  mit  4  oder  5  Jahren  an  die  Regimenter  abgegeben  werden  sollen,  wovor  das  letztere 
Alter  vorzüglich  festzustellen  zu  sein  scheinet. 

Wann  dieses  erst  richtiggestellet  sein  wird,  so  hat  in  Ansehung  des  Personalis,  und  soviel 
die  Officiers  betrifft,  Cavallar  diejenigen  namhaft  zu  machen,  die  er  zu  diesem  Greschäft  zu  ver- 
wenden gedenket.  Wachtmeister  aber,  Corporalen,  Fouriers,  Feldscherer,  Schmiede,  Sattler  müssen 
theils  aufgenommen,  theils  von  denen  Regimentern  und  halbinvaliden  Mannschaft  herbeigebracht 
werden;  soviel  liingegen  die  Gemeinen  überhaupt  betrifft,  ist  dem  Cavallar  in  Ueberlegung  zu 
geben,  ob  es  nicht  besser  sei,  nur  eine  proportionierte  Anzahl  altgedienter  gleichen  gemeiner 
Mannficbaft  hierzu  zu  verwenden,  die  übrige  Mannschaft  aber  zur  Wartung  dieser  Pferde  von 
denen  Landleuten  auf  gewisse,  zu  bestimmende  und  zu  capitulierende  Jahre  aufzunehmen.  Die 
Montierung  der  Mannschaft  ist  ein  Gegenstand,  der  sich  seinerzeit  leicht  wird  bestimmen  lassen. 
Vorzuglich  ober  ist  es  nothwendig,  den  Cavallar  von  hier  abzuschicken  und  seinen  Vorschlag 
wegen  dem  zukommenden  Einkauf  der  Pferde  abzuwarten,  und  muss  derselbe  auch  für  das 
Gegenwärtige  die  Weisung  erhalten,  insofern  sich  bei  seiner  Zurückkunft  in  Gallizien  die  Gele- 
genheit äussern  sollte,  Pferde  durch  eigenen  Einkauf  oder  auch  durch  Contracte  aufzutreiben, 
er  sich  solche  zunutzen  zu  machen  nicht  verabsäumen,  sondern  sich  äusserst  angelegen  halten 
sollte,  Chevauxlegers-  und  Hiisarenpferde  herbeizubringen,  worzu  der  Hofkriegsrath  ihn  dann 
auch  mit  Geld  zu  unterstützen  hat,  und  da  allerdings,  wann  nur  ein  Einkäufer  vorhanden  ist, 
die  Pferde  umsoweniger  im  Preis  übertrieben  werden,  so  hat  der  Hofkriegsrath  auf  dasjenige, 
was  dem  galUzischen  Generalcommando  wegen  Ausfindigmachung  mehrerer  Lieferanten  bereits 
mitgegeben  worden,  dasselbe  dahin  zu  verständigen,  dass,  insoweit  als  daselbst  einige  Contracte 
mit  derlei  Lieferanten  seither  schon  geschlossen  worden,  solche  zwar  in  Erfüllung  bringen  zu 
lawen  getrachtet  werde,  für  die  Zukunft  aber  dortigerenden  der  Ankauf  der  Pferde  für  den 
Dienst  dnrch  keinen  andern  als  den  Rittmeister  Cavallar  zu  besorgen  sei. 

Joseph  Corr. 


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68  Polbk: 

Siskovics  an  den  Hofkrtegsrath. 

Orig.  (K.-A.  n.  S.  1778—43—117.)  Leraberg,  28.  Februar  1778. 

Es  wird  Einer  hohen  Instanz  .  .  .  die  von  dem  Rittmeister  Cavallar  über  die  zum  Behuf 
des  pro  ao.  1776  et  1777  aufgehabten  Remontierungsgeschäfts  empfangenen  Gelder  pr.  289.495  fl 
ölVe  kr.  erlegte  Berechnung  .  .  .  überreichet. 

Die  von  dem  erdeuten  Rittmeister  Cavallar  erkaufte  Remonten  sowohl  als  die  Gebrauch- 
pferde  pr.  5588  StUck  sind  sammentlich  rechtens  ausgewiesen,  und  es  kommet  nach  der  dem 
Ausweis  beigefügten  Eventualausrechnung  jedes  der  assentierten  4947  Remonten  ohne  Unter- 
schied, ob  es  an  die  Chevauxlegers-  oder  Husarenregimenter  abgegeben  worden,  auf  52  fl.  547?  kr. 
zu  stehen  ...  Es  veroffenbaret  diesfällige  Ausrechnung  noch  femers,  dass,  wenn  diese  Anzahl 
Remonten  gegen  den  sonst  hierauf  verwilligten  Remontageid  a  19  und  respective  15  ord.  Du- 
caten  wären  gestellet  worden,  dieselbe  um  91.304  fl.  47*/8  kr.  höher  zu  stehen  gekommen  wären, 
und  ist  dahero  in  dem  Anbetracht,  wo  dem  allerhöchsten  Aerario  durch  diesen  Cavallariscben 
Remonteneinkauf  eine  so  beträchtliche  Ersparung  zugehet,  des  .  .  .  Dafürhaltens,  dass,  wie  denen 
sammentlichen  Remontierungscommandierten  vermög  hohen  Decrets  vom  16.  Febr.  1776  eine 
Remuneration  zugedacht  worden,  mehrwiederholter  Rittmeister  Cavallar  wie  denen  sich  sammenl- 
lich  mit  besonderem  Diensteifer  verwendeten  Officiers  und  übrigen  Commandierten  eine  «llergnä- 
digst  zu  bestimmende  Douceur  angedeihen  zu  lassen  sein  dürfte. 


Hofkriegsräth  an  Cavallar. 

Concept.  (K.-A.  IL  S.  1778—43-116.)  Wienn,  30.  März  1778. 

Vermög  herabgelangtem  Allerhöchsten  Befehl  solle  derselbe  sogleich  nacher  Gallicien 
abgehen  und  sich  äusserst  angelegen  halten,  so  viele  Chevauxl  egers-  und  Husaren pferde,  es  seie 
nun  durch  eigenen  Ankauf  oder  durch  Contracten  aufzubringen,  als  es  möglich  sein  wird,  ond 
hat  sich  derselbe  um  Erlangung  der  dazu  nöthigen  Verlagsgelder  an  das  Generalcommando 
in  Gallicien  zu  wenden,  welches  hierwegen  unter  einem  den  Auftrag  erhaltet. 

Was  dessen  Vorschlag  wegen  des  beständigen  Remonteneinkaufs  betrifft,  wird  von  ihm 
über  folgende  Gegenstände  die  Aeusserung  gewärtiget: 

a)  wo  derselbe  den  Ankauf  der  Remonten  zu  veranlassen  gedenke, 

b)  wie  viele  Stucke  an  Chevauxlegers-  und  Husarenremonten  derselbe  jiüirlich  «icher 
aufbringen  zu  können  sich  Rechnung  mache.  Wobei  ihm  zum  Nachverhalt  zu  gereichen  hat, 
dass  man  jährlich  560  Chevauxlegers  und  1050  Husaren  (sie)  brauche,  welche  Summa  etw» 
über  15  procento  für  den  completen  Kriegsstand  der  5  Chevauxlegers-  und  7  Hu^arenregimenter 
gerechnet  ist.  Jedoch  ist  der  Antrag,  die  Remonten  erst  mit  completem  5ten  Jahr  an  die  Re- 
gimenter abzugeben  und  bis  zu  Erreichung  dieses  Alters  in  Podolien,  Pocutien  und  in  der  Bn- 
covina  zu  belassen. 


Cavallar  an  den  Hofkriegsräth. 

Orig.  (K.-A.  U.  8.  1778—48—132.)  Wienn,  3ten  Aprü  1778, 

Unterthänigst  gehorsamste  Äusserung. 
Auf  dem  sub  dato  Wienn,  den  30ten  März,  von  Einem  hochlöbl.    k.  k.  Hofkriegsräth  an 
mich   herabgelangten    hochgnädigen  Befehl    werde  .  .  .  ohnermangeln,    den    6ten    dieses    nacher 


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DiB  Anfänge  des  k.  k   Staatsoestütes  Radautz.  69 

Leiuberg  in  Galliczien  abzugehen  und  sohin  nach  äussersten  Kräften  mir  angelegen  halten,  so 
viele  Pferde  von  Chevauxlegers-  und  Husarenschlag,  aU  nur  immer  aufzubringen  sein  können, 
zu  erkaufen. 

Mein  Antrag  des  Pferdeankaufes  ist,  wann  in  russischen  Reiche  nicht  remontiert  wenlen 
solle,  die  Moldau,  das  republicanische  Pohlen  und  Galliczien.  In  letzteren  zwei  Ländern 
wird  wohl  nicht  nel  zu  machen  und  die  wenig  findende  Pferde  sehr  theuer  sein;  doch  konnte 
eine  öilenüiche  Bekanntmachung  des  an  mir  hochgnädig  herabgelangten  hohen  Auftrages  durch 
das  galliczische  Landesgubernium  einigen  Vorschub  machen.  In  der  Moldau  kann,  ohne  ein 
Aufsehen  zu  machen,  mich  ohne  Pass  nicht  wohl  hineinbegeben.  Es  haben  aber  die  in  Disme- 
nitz  ^)  und  Stanislau  beOndÜche  Armenier  einige  Gestüter  in  der  Moldau,  welche  durch  machende 
Contracte  auch  noch  mehrere  an  sich  ziehen  und  herausbringen  könnten.  Wann  hingegen  nach 
hocbgnädigem  Gutbefund  wenigstens  von  der  Krön  Pohlen  ein  Pass  erhalten  würde,  könnte  zu 
Mojhilow  ')  eine  Pferdwerbung  aufgestellt  und  sowohl  aus  dem  Republicani sehen  als  auch  aus 
der  Moldau  Comerz  getrieben  werden,  weilen  es  alldorten  Leute  gibt,  so  ohne  Pass  in  weitere 
fremde  Länder  gehen  können,  welches  aber  mir  jederzeit  gefährlich  füllen  würde. 

Dieser  Gegenstände  wegen,  und  da  zugleich  Hungarn  und  Siebenbürgen  für  denen  Regi- 
mentern zu  eigenem  Ankauf  vorbehalten  werden  solle,  kann  für  dermalen  die  Aufbringungszahl 
nicht  sicher  aussetzen  und  zwar  umsomehr,  da,  wie  bishero  geschehen,  die  königlich- preussischo 
und  eh  urfurstl  ich -sächsische  Truppen  ihre  Remonten  ebenfalls  in  diesen  Ländern  geholet,  welche 
mit  polnisch  und  moldauischen  Pässen  versehen  waren. 

Die  zu  diesem  Geschäft  erforderliche  Ofliciers  bin  derselben  Ursachen  unvermögend  der- 
malen zu  benennen,  indeme  solche  Individua  zu  erhalten  wünschte,  so  zu  diesem  Geschäft 
Selbsten  inclinierten  und  mit  freiem  Willen  darzu  herübergiengen;  dero wegen  vorhero  ein  Nach- 
frag  machen  zu  können  mir  unterlhänigst  gehorsamst  verbitte. 

Weilen  übrigens  hochgnädigst  bekannt,  dass  in  der  Buccowina  500  Stück  aerarische 
Pferde  vorrathig,  welche  nach  etwas  genossenem  Gras  zu  deren  Ausreinigung  künftigen  Juni 
aufzustellen  und  zum  harten  Futter  zu  gewöhnen  wünschte,  zu  solcher  Pflegung  aber  nur 
2  Oberofficiers,  2  Schmied,  4  Corporals  und  22  Gemeine  von  denen  Feld regi meutern  dermalen 
darbei  commandiert  sind,  als  würde  es  ein  Ueberfluss  sein,  wann  wegen  der  mchrers  nöthigen 
Commandierten  die  unterthänigst  gehorsamste  Anfrage  machen  solle,  sondern  ich  halte  mich  in 
Gegentheil  versichert,  dass  auf  schon  gemachte  hochgnädige  Vorsorge  durch  das  hochlöbliche 
galliczische  Generalcommando  sowohl  zu  oben  benanntem  Vorrath  als  künftig  immerhinigen 
Nachkauf  die  erforderlichen  Individuen  erlangen  werde. 

Da  für  derzeit  kein  besonderes  Personale  hoclignädigdt  anbefohlen  ist,  als  wünschte  mir 
nur  die  hochgnädige  Erlaubnis,  wenigstens  2  Fourier  und  einen  Schmied  sogleich  von  hier  aus 
mitnehmen  zu  dürfen. 

Und  gleichwie  mit  dem  Ankauf  und  Pflegung  deren  Pferden  genügsame  Arbeit,  so  dass 
jeder  Mann  seine  Ausmessung  haben  wird,  als  fallet  mir  fast  ohnmöglich,  mich  mit  einer  Wer- 
bong  abzugeben.  Hingegen  wäre  es  einer  hohen  Stelle  sehr  leicht,  wenigstens  200  mährisch  und 
schlesssche  landständische  Recruten  (so  zur  Abgab  an  die  Regimenter  nicht  angemessen,  jedoch 
weilen  solche  meistens  bei  denen  Pferden  aufgewachsen,  zu  diesem  Geschäft  wohl  abgerichtet 
werden  können)  anzuhoffen  und  an  Behörde  abzuschicken.  Den  nöthigen  Rest  der  Mannschaft 
aber  mit  denen  bereits  vorspecificiert  in  der  Buccowina  befindlichen  Individua  und  die  übiige 
Unteroflficieni  und  Gemeine  von  denen  Reservescadronen  oder  auch  denen  Cavalleristen  des 
xweiten  Gamisonsregiment  hochgnadigst  completieren  zu  lassen. 

Wegen  welch  ersterer  Montur,  und  ob  solche  militärisch  oder  auf  andere  Art  gekleidet 
werden  sollen,  Einem  hochlöbl.  k.  k.  Hofkriegsrath  unterthänigst  gehorsamst  anheimstelle,  doch 
finde  dabei  ...  zu  erinnern,  wann  dieses  Geschäft  in  einem  besonderen  Personale  verfasset 
werden  wollte,  dass  ich  mir  selbes  nach  dem  Militärfuss  und  Disciplin  auch  in  egaler  Montur 
za  commandieren  wünschte. 


';  Dismenitz  =  Tysmienica,  Stadt  in  Galizien. 

*)  Mogilew  =  Mohilew,  Hauptstadt  des  russ.  Gouvernements  gleichen  Namens. 


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70  PoLEK : 

In  Angemessenheit  dieses  Dienstes,  und  damit  die  Pferde  rittig  gemacht  werden  könnea^ 
wäre  erforderlich,  sammentlich  darzu  Icommende  Mannschaft  mit  Reitrequisiten  und  Stiefel  m 
versehen.  , 

Ich  zweifle  übrigens  nicht,  dass  sothan  zwar  schwer  anscheinendes  Geschäft,  wann  alle 
hierzu  erforderderliche  Hilfe  hoherorten  herab  gedeihe,  den  gewünschten  Fortgang  und  guten 
Ausschlag  erlange,  besonders  wann  in  liochgnädiger  Rücksicht  geuommcp  wird,  dass  andnrch 
ein  beständiger  rfenlenachwachs  und  -Vorrath  vorhanden,  und  dahero  niemalen  eine  Verlegen- 
heit sein,  in  Nothfall  allererst  mit  vielen  Kosten  und  in  theueren  Preis  solche  zusammensuchen 
zu  dürfen,  auch  dass  mittelst  solcher  Aufstellung  kein  jünger  a's  5jährige8  Pferd  in  Dienste 
komme,  wodurch  solche  zu  längerer  Dauer  auswachsen  und  kräftiger  erscheinen  würden. 


35:35:. 

Cavallar  an  das  galiz.  Generalcommando. 

Orig.  (K.-A.  II.  S.   1778—43—373.)  Czemowicz,  11.  Juni   1778. 

Ein  hochlöbliches  in  denen  Königreichen  Gallicien  und  Lodomerien  aufgestelltes  Oeneral- 
niilitärobercommando  wird  die  Mittheilung  und  Kenntnis  desjenigen  Plans  haben,  den  ich  infolge 
eines  Zeit  meiner  Anwesenheit  in  Wienn  an  mich  herabgediehenen  hohen  Rescripts,  inhalt 
dessen  die  Aeusscrung  von  mir  anverlangt  worden,  wie  die  Remontierung  für  die  leichte  Ca- 
vallerie  am  füglicbstcn  fortzusetzen  seie,  dem  bochlöblichen  kais.  königl.  Uofkriegsrath  in  Un- 
terthänigkeit  gehorsamst  unterleget  habe. 

Da  nun  die  gänzliche  Bestätigung  dieses  Plans  von  hohen  Orten  noch  nicht  erfolget,  so 
habe  hiemit  Einem  hochiöbl.  (ieneralmiliiärobercommando  meine  unterthänig  gehorsamste  Vor- 
stellung machen  und  diese  an  den  hochlöblichen  Hofkriegsrath  zu  begleiten,  bitten  wollen. 

Vermög  letzterem  Rapport  befinden  sich    von    dem  7ten  Cabardiner  Transport  Remonten 

in  der  Bukowina 339 

von  denen  6  ersteren  Transporten,    welche    dazumal    wegen  ihrer  Jugend  zu  klein 

und  anderen  Defecten  der  Assentierung  nicht  angemessen  waren         .         .         . 114 

453 

Unter  letzteren  114  Stücken  haben  sich  bei  dermaliger  Revidierung  des  Gestüts 
30  Stück  vorgefunden,  welche  niemals  zur  Assentierung  tauglich,  um  sie  an  die 
Regimenter  als  Rcmonta  abzugeben,  wohl  aber  als  Gebrauchpferde  Dienste  leisten 
können,  kommen  also  von  obigen  Remonten  abzuschlagen  .         .         .         .*  30 

Verbleiben  423 

Hierzu  die  in  Brodi  erkaufte  166  Stück,    wovon    1   Stück   auf  dem  Anheromarsch 

crepiert 165 

Summa  deren  Remonten  588 

Hierunter  befinden  sich  Chevauxlegers 339 

Husaren 249 

588 

Hierzu  die  alte  Gebrauchpferde 45 

Dann  die  dermalig  oben  hierzu  angetragenen  ,         .         .         .    .  30 

Summe  der  Gebrauchpferde  75 

Summe  des  dermaligen  effectiven  Standes  603 

Da  ich  bis  Ende  Augusti  sehr  gerne  diese  663  Stück  Pferde,    worunter    sehr  wenig    sein 

werden,  so  3  .Jahre  haben,  aufstellen  möchte,    um    selbe  in    den    Stand    zu    setzen,    bis    Monat 

Septembris  an  die  Regimenter  die  betreffenden  abgeben  zu  können,    so    habe    zugleich    um    die 

gnädig  hohe  Verfügung  von  einer  hohen  Stelle  zu  treffen,  ganz  gehorsamst  bitt*»n  wollen,  womit 


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DiB  Anfänqb  DBS  K.  K.  StaatsoestDtes  Badautz.  71 

die  Regimenter    alBdeon    eingeleitet  werden  möchten,    solche  ganz  alihier  oder    doch  nvenigstens 
auf  der  Hälfie  des  Weges  von  mir  abzunehmen. 

> i     .     . 

Weilen  mir  von  dem  löbl.  2ten  Gamisonsregiment  erstlich  mehr  als  114  Köpfe  zuge- 
schrieben worden,  und  ich  ohne  Nachtheil  des  allerhöchsten  Nutzens  jedem  Mann  zur  Wartung 
nicht  mehr  als  höchstens  3  und  4  Pferde  zutheilen  kann,  umsomehr,  da  die  noch  ber uhrlichsten 
und  tauglichsten  Leute,  in  200  Mann  bestehend,  an  das  errichtet  wordene  Stabsdragonerregiment 
abgegeben  worden  sind,  so  zeiget  sich  von  selbsten,  dass  diese  114  Köpfe  nicht  einmal  hin- 
länglich sind,  die  allschon  im  Vorrath  beHndliche  und  fast  meistentheils  aufzustellende  663 
Pferde,  vielweniger  aber  die  noch  in  diesem  Jahre  ankaufenden  zu  versehen.  Aus  Ursache 
dessen  habe  sammtliche  Pferde  die  vorjährige,  um  sich  noch  etwas  erholen  und  die  in  Brodi 
erkaufte,  um  sich  von  dem  vielleicht  genossenen  falschen  Futter  ausreinigen  zu  können  auf 
einige  Zeit  auf  die  Weide  gelassen. 

Indeme  nun  jedem  dieser  schon  sehr  enervierten  Mannschaft  *}  zur  Wartung  3  und  4 
Pferde  angetragen  sind,  so  befinde  unlerthänigst  vorzustellen  und  ganz  gehorsamst  zu  bitten 
für  nolhwendig,  womit  eine  hohe  Instanz  dem  gesammten  Remontierungspersonali  die  GebQhr 
wie  jenem  beim  kaiserl.  königlichen  Mililärfuhrwescnscorps  allergnädigst  verabreichen  zu  lassen 
geruhen  wolle.  Dahingegen  wären  keine  Diäten  und  Zulagen  zu  verwilligen  als  nur  jenen, 
welche  die  Pferde  an  die  Armee  oder  botretfende  Regimenter  transportieren,  und  in  dem  Fall, 
wenn  welche  in  fremder  Puissancen  Länder,  wo  man  auch  sogar  Dach  und  Fach  aus  Eigenem 
bestreiten  muss,  auf  Remontierung  abgeschicket  wUrden. 

Das  gesammte  Personale  wünschte  ich  mir  nun,  wie  schon  in  eröftertem  Plan  ange- 
suchet  habe,  von  denen  Regimentern  völlig  aus-  und  zu  dem  Remontierungscommando  Ober- 
zutreten,  massen,  wenn  die  Individua  bei  denen  Regimentern,  die  dermalen  weit  entfernt  stehen, 
Kugetheilt  bleiben,  wegen  so  vielerlei  separierten  Berechnungen  und  Entwürfen  in  die  Länge 
sich  eine  Confusion  ereignen  könnte. 

Mit  denen  aufzunehmenden  Landleuteu  habe  ich  zwar  auch  eine  Probe  gemacht,  dereu 
aber  auf  gewisse  zu  capitulierende  Jahre  gar  keinen,  sondern  nur  44  Köpfe,  insolange  es  selben 
gefällig,  a  täglich  15  kr.  Bezahlung,  hier  und  in  Brodi  bekommen  können,  wovon  aber  aus 
äaseerster  Furcht,  unter  das  Militare  genommen  zu  werden,  ohngeachtet  alles  Zuredens,  solche 
bis  auf  18  Mann  anwiederum  ihre  Entlassung  genommen  haben. 

Nachdeme  die  von  dem  7ten  Cabardiner  Transport  über  Winter  alihier  gestandene  Stuten 
bishero  24  Fohlen  bekommen  haben,  so  ermangle  ich  nicht,  mich .  .  .  anzufragen,  ob  diese  ent- 
weder plus  offerenti  verkauft  oder  irgendswohin  abgegeben  werden  sollen. 


Joseph  li.  an  den  General  der  Cavallerie  Grafen  Caramelli. 

Orig-  (K.-A.  II.  S.  1778—43-325.)  Ertina,  13.  Juli  1778. 

Lieber  Graf  Caramelli!  Da  Mir  an  dem  Remontierungsgeschäft,  so  der  Rittmeister  Ca- 
valLar  in  der  Bnccowina  und  den  dortigen  Gegenden  zu  Meinem  Vergnügen  betreibet,  sehr  viel 
gelegen,  Ich  aber  erfahre,  dass  es  demselben  theils  an  der  erforderlichen  Mannschaft  zur  War- 
tung der  Pferden,  theils  an  den  Pferdsrüstung-' und  Montursstücken  annoch  gebricht,  p.ucli  ihm 
auf  dem  Sammelplatz  wegen  der  nöthigen  Grasfatterung  und  wegen  denen  zur  künftigen  Auf- 
stellang  der  Pferde  sehr  schlecht  qualificierte  Stallungen  verschiedene  Hindernisse  im  Wege 
stehen,  so  will  Ich  Ihnen  hiemit  aufgetragen  haben,    dass    von    Seiten    des  Hofkriegsraths  allen 


«)  Die  Gamisonsregimenter  boten  zugleich  Ruheposten  für  minder  kriegstaugliche  Mann- 
schaft und  Officiere  der  Armee.  (Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  voj  Savoyen.  I.  Serie, 
1.  Bd.  8.  208.) 


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72  Polek: 

diesen  Hindernissen  bestmöglichst  vorgebogen  und  obbemeldtem  Cavallar  zu  nocb  stärkerer  Be- 
treibung dieses  dermalen  so  Avichtigen  Geschäfts  alle  Unterstützung  verschaflet  werde.  Ertina, 
den   13.  Juli   1778. 

Joseph  Corr. 


Vortrag  des  Hofkriegsrathes. 

Orig.  (K.-A.  II.  S.   1778—43-373.)  Wien,   14.  Juli  1778. 

(Randbemerkung) :  Bei  dem  Umstand,  wo  nach  Anzeige  des  Hofkriegsraths  der  dem 
Rittmeister  Cavallar  mitgegebene  Ankauf  der  Pferden  einen  guten  Fortgang  nimmt,  mithin 
darauf  Rechnung  gebchiehet,  dass  durch  ihn  in  Kriegs-  und  Friedenszeiten  die  angeschlagene 
Zahl  von  I^erden  herb< igebracht  wird,  ist  es  auch  nothwendig,  dass  Cavallar  das  zur  Ausfuhrung 
des  gefassten  Antrags  nöthige  Commando  erhalte. 

Soweit  es  um  Unterofficiers,  Pi-imaplanisten  und  Gemeine  sich  handelt,  muss  der  Hof- 
kriegsrath,  nachdeme  derzeit  aus  dem  Feld  von  ein-  und  andcrm  nichts  detachieret  werden 
kann,  die  Erfordernis  theils  von  dem  2ten  Garnisonsregiment,  theils  von  denen  Reserveesca- 
dronen  abgeben  machen,  hingegen  verwillige  Ich  nicht  nur  dem  pensionierten  Rittmeister 
Stetten  auf  die  Zeit,  als  er  bei  diesem  Geschäft  verwendet  wird,  das  Supplement  zur  Ergänzung 
der  Rittmeistersgebuhr,  sondern  auch  deuen  beeden  Oberlieutenants  Schollmayer  und  Szedeczky, 
dem  Unterleutenant  <ajatzeck  und  dem  Wachtmeister  Kaul  speciali  das  angetragene  Avance- 
ment zu  Secondcapitains,  zum  Oberlieutenant  und  zum  Unterlieutenant  solchergeslalten,  dass 
sie  bis  zu  ihrer  bei  erster  Apertur  zu  geschehen  habenden  Kinbringung  in  die  Wirklichkeit  den 
der  Charge  anklebenden  Gehalt  extraordinarie  beziehen  sollen. 

Ich  lasse,  soviel  das  obberührte  Avancement  betrifft,  dahier  die  nöthige  Verfügung  er- 
gehen und  versehe  mich,  es  werde  der  Hofkriegsrath  das  zur  Erreichung  der  Absiebt  allenthalben 
Erforderliche  einzuleiten  besten  beflissen   sein. 

Joseph  Corr. 


Hofkriegsrath  an  das  galizische  Generalcommando. 

Concept.  (K..A.  II.  S.   1773-43—373.)  Wienn,  22.  JuU  1778. 

Hieraus  ergibt  sich  also  auch,  dass  sämmtliche  zu  bemeldtem  Kemontierungscommando 
bestimmte  Individuen  nicht  so,  wie  es  der  Rittmeister  Cavallar  in  seinem  .  .  .  aro  24  piaet. 
hieher  einbegleiteten  Vorschlag  angetragen  hat,  bei  ihren  Regimentern  völlig  in  Abgang  zu 
bringen  und  zu  gedachtem  Remontieiungscommando  gänzlich  zu  transferieren  .^ien,  sondern 
nach  dem  Sinn  dieser  Allerhoch.sten  Resolution  bei  ihren  Regimentern  fortan  in  Stand  zu  ver- 
bleiben haben.  Inzwischen  kommt  es  nur  darauf  an,  dass  erwähnter  Antrag  des  Cavallar  in  der 
zu  entwerfen  kommenden  Instruction,  wozu  .  .  .  unterm  6ten  hujus  die  Anleitung  gegeben 
worden  ist,  ausilruoklich  bestimmet  werde,  um  sodann  den  weiteren  Allerhöchsten  Entschluss 
darüber  einholen  zu  können. 

In  Ansehung  der  Unterofticiers  und  Gemeinen,  so  der  Rittmeister  Cavallar  nebot  den 
schon  beihabenden  und  von  dem  2ten  Gnmisonsregiment  noch  erhaltenden  Leuten  zu  Coinple- 
tierung  dieses  Commando  nöthig  hat,  ergehet  an  die  allhier  und  in  Ungarn  verlegte  Reserve- 
escadrons  der  IJefehl,  so  viele  unl)eritteno  Kröpfe  dahin  abzugeben,  als  das  .  .  .  von  jeder  Esoa- 
dron  verlangen  wird,  weswegen  sich    dann    dasselbe    mit    dem    hiesigen    und    dem    ungarischen 


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Die  Akfäkgr  des  k.  k.  Stäatsqestütes  Radautz.  78 

Generalcommando  einzuvernehmen,  hiemächst  der  Jaroslower  Oekonomiecommission  die  Erfolg- 
lassun^  all  jener  ROstungBsorten,  die  Cavaliar  verlanget,  aufzutragen  und  überhaupt  die  Beförde- 
rung des  KemontierungsgeschäfteH  bestmöglichst  zu  betreiben  hat. 


22:3s:xT7-. 
General  Enzenberg  an  das  galiz.  Generalcommando. 

Eigenh.  (K.-A.  II.  S.   1779—43—400)  Lemberg,  18.  Jänner  1779. 

Mittels  des  U.  Rittmeister  v.  Cavaliar  an  mich  herüber  gegebene  Eisserung  verlanget 
der  hochlöbl.  k  k.  Hoff  K.  Rath  zu  wissen,  wo  her  oder  aus  was  vor  einen  Fond  die  Remonta 
Stählung  in  der  Buccovina  unterhalten,  dan  die  stahlerfordernusen,  so  aus  schaffen,  schauflen, 
gablen,  Latem  und  der  erforderlichen  Bcleirhtung  in  der  nachl,  dan  sonstigen  erfordernusen 
überhaupt  hergenommen  werden. 

Von  2  Jahren  her  hat  jeder  Buccoviner  Contribuent  per  Familie  auf  das  ganze  jähr 
he.y  gelegenheit  der  eingetrieben  wordenen  Contribution  3  fl.  contribuiret,  und  da  disses  jähr 
nun  mehro  pro  1778  erst  die  Contribution  eingebracht  wird,  und  die  Contribuirende  Summa 
auf  18000  Familien  sich  erstrecket,  so  wird  hinlänglicher  Fond  eingehen,  umb  nicht  nur  disse 
aosgaaben  zu  bestreitten,  sondern  auch  die  annoch  zu  erbauen  kommende  stahlungen  hiervon 
zu  bestreiiten,  4o  wie  alschon  aus  dissen  Fond  die  disses  verflossene  1778te  Jahr  erbaute  3 
grosse  Stahlungen  und  wacht  heusser  nebst  allen  erforderlichen  einrieb tungen  besiuritten 
worden  seind. 

Sigl.  Lemberg  den  18len  Jener  1779.  Enzenberg 

GM. 

Cavaliar  an  den  Hofkriegsrath. 

Orig.  (K.-A.  II.  S.  1779-43—400.)  Lemberg,  29.  Jänner  1779. 

Unterthänigst  gehorsamstes  Promemoria. 

Ich  würde  mir  Vorwürfe  machen,  wenn  ich  mich  denjenig  thätigen  Bemühungen,  in 
welchen  dermalen  ein  jeder  ehrliebende  Soldat  überhaupt  und  insbesondere  jeder  rechtschaffene 
Officier  birh  zu  Glück  und  Beförderung  verdienstlich  zu  machen  Gelegenheit  hat,  durch  freie 
Wahl  entrissen  hätte. 

Aber  Ihre  kaiserl.  kcnigl.  Apostolische  Majestät  allhöchst  selbsteigeaen  und  Eines  hoch- 
löbl. kaiserL  königl.  Hofkriegsraths  gnädigsten  Befehle  haben  mich  nach  einer  schon  mehr  als 
ojührigen  Dienstleistung  bei  Erkaufung  leichter  Remonten  neuerdings  zu  diesem  Geschäfte  aller- 
gnädigst  zu  bestimmen  geruhet. 

Da  ich  das  Glücke  nicht  habe,  nach  meinem  Beruf  in  allerhöchsten  Felddiensten  meines 
Monarchens  (wie  ich  wünschte)  Blut  und  Leben  auszusetzen,  sondern  vielmehr  meinen  Ruhm 
nicht  änderst  als  in  Erfüllung  der  allerhöchsten  Aufträge,  von  der  gnädigsten  Einsicht  hoher 
<ir»nner  entfernet  und  unbemerkt,  suchen  kanp,  so  gelanget  meine  unterthänigst  gehorsamste 
Bitte  an  Einen  hochlöbl.  kaiserl.  königl.  Hofkriegsrath,  mir  huldreichest  nicht  sowohl  für  meine 
bislierig  wenigen  Verdienste  als  vielmeiir  zu  wirksamerem  Nachdruck  auf  das  unterstehende 
Coiuniando  und  milhiniger  Beförderung  dieses  mir  allergnädigst  aufgetragenen,  gleichfalls  zum 
allerhöchsten  Erspriessen  gereichenden  Geschäfts  eine  Stabsofficierscharge  aus  höchsten  Gnaden 
zu  verleiben. 

Der  mich  solcher  durch  unermüdete  Beeiferung  forthin  verdienstlich  zu  machen,  äusserst 
bestreben  werde. 

Sigl.  Lemberg  den  29ten  Januarii  1779.  unterthänigst  gehorsamster 

J.  Cavaliar 

Rittmeister. 

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74  Polek: 

XXVI. 

Cavallar  an  das  galiz.  Generalcommando. 

(Aus  den  Anfragen  zu  den  vorläufig  verfasHten  Instructionspuncten.) 
Orig.  (K.-A.  U.  S.  1779—43—400)  Lemberg,  29    Jänner  1779. 


Ein  eigenes  Renionticrungscommando  ist  sowohl  bei  Friedens-  als  Kriegszeiten  fast 
ohnentbehrlich,  indeme  lüerdurch  nicht  nnr  die  mehreste  Anzahl  der  Ikeinonteii  aufgebracht, 
Kaum  gemacht  und  grösstentheils  angeritten  werden,  sondern  es  über  dieses  auch  zur  nicht  ge- 
ringen Bequemlichkeit  der  Armee  gereichet,  wenn  diese  liemonten  wenigstens  immer  bis  Halb- 
scheide des  Weges  an  die  Regimenter  transportieret  werden,  diese  mithin  wenig  Zeit  verlieren 
dürfen,  selbe  zum  allerhöchsten  Dienste  vollends   abzurichten. 

So  kann  ich  nicht  länger  mit  dev  unterthänigsten  Bitte  zurQckhalten,  allerhöchsten  Orta 
gnädig  zu  erwirken,  damit  die  mir  zugetheilte  Mannschaft  bei  ihren  Regimentern  ausser  Stande 
gebracht  werde,  sofort  selbe  ein  eigenes,  von  mir  als  Commandanten  abhängendes,  besonderes 
Corpeto  zu  formieren  habe,  und  ich  hiernächst  mit  der  Stabsofficiers-Graduation  (um  welche 
ich  nicht  sowohl  für  meine  bishero  wenigen  Verdienste  als  vielmehr  wegen  wirksameren  Nach- 
druck auf  das  mir  unterstehende  Officierscorps  mittelst  nebengehenden  Promemoria  den  unter- 
thäuigsten  Anspruch  zu  machen  mich  unterfange  und  selbes  an  den  hochlöbl  kais.  königl. 
Hofkriegsrath  zu  überreichen  submissest  bitte)  allergnädigst  consolieret  werde. 

Die  Mannschaft  ist  bishero  durchgängig  nach  dem  gewöhnlichen  Cavalleriegehalt  in  Gal- 
licien  mit  täglich  6  kr.  Löhnung  und  2  kr.  Brotgeld  verpfleget  worden,  weilen  jedoch  dieselbe 
stets  3  und  4  wilde  Pferde  zu  versehen  hat,  mithin  mit  sehr  schwerer  Arbeit  beladen,  dahero 
dieserwegen  bei  mir  bittlich  eingekommen  ist,  selber  den  (Jehalt  in  etwas  zu  verbessern,  so 
unterlege  ein  solches  der  hochgnädigsten  Entschliessung  hoher  Behörde  und  bitte  .  .  .  für  diese 
Mannschaft  ...  im  Quartier  das  tägliche  Supplementum  zum  Fuhrwesensgehalt,  auf  dem 
Marsche  und  Transportierung  aber  (wo  ohnedies  vermöge  hoher  Verordnung  ddto.  12teo  De- 
cembris  1778  selber  die  doppelte  Löhnung  exclusive  der  in  Ungarn  gewöhnlichen  Contractions- 
zulage  passieret  wird)  die  in  dem  .  .  .  Fntwurfe  .  .  .  angetragene  Zulage  .  .  .  auszumessen. 


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Die  Anfänge  des  e.  k.  StäatsobstOtbs  Radaütz. 


75 


xxvn. 
Ausweis 

fiber  das  RiUmeüter  Cavall»ri«che  KemontieruDgücommando,  wie  aolches  heutdato  bestehet. 
Orig.  (K.-A.  11.  8.  1779—43—400.)  Lemberg,  29.  Jänner  1779. 


Benanntlich 

Obcrofficiers 

von  Wachtmeister  an 

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Erfordernis  zur  Errichtung 

Hierauf  befinden  sich  dabei 

von  Ihro  Majest.  des   Kai- 
sers Cbevaiuilegers 

von  Mondena  Chevauxleg. 

von  Hadick  Husaren 

von  Iten  Gamisonsregim. 

von    2ten  Gamisonbregim. 

nen  aufgenommen     . 

neu,  in  der  Pferdcurschule 
zo  Wienn 

1 
1 

3 

1 
1 

3 

1 

3 

3 

3 
2 

3 

2 

1 

3 

1 
1 

24 

1 

1 

4 

20 

360 

6 

9 

8 

59 

227 

409 

7 

12 

11 

63 

248 

2 

1 

Suroma,  eeffective 

Abgang  auf  den  completen 
Stand    des   eingereichten 
Plans      .... 

1 

2 
1 

1 
2 

3 

3 

2 
1 

3 

2 

1 

3 

26 

309 
51 

344 

67 

Summa  des  coropl.  Standes 

1 

3 

3 

3 

3 

3 

3 

2 

1 

3 

26 

360 

411 

Unterthänigst  gehorsamste  Anmerkung. 

Aus  vorstehender  Summa  ist  zu  ersehen,  dass  2  Corporals  über  den  completen  Stand  bei 
dem  Commando  vorßndig  sind,  welche  indessen  zu  Versehung  der  Wachtmeistersdienste  ver- 
wendet werden. 

Dann  befinden  sich  aus  denen  Landleuten  1  Oberknecht,  I  Bereiter  und  38  Wartknechte, 
zusammen  40  Köpf,  bei  diesem  Commando,  welche  zu  Anfang  des  Mai  dieses  Jahres  in  Er- 
manglung genügsamer  Leute  zur  Wartung  deren  Pferden  successive  aufgenommen  worden  und 
«war  in  dem  eingereichten  Plan  nicht  begrifl!en  sind.  Da  aber  diese  Leute  bei  dem  Kemontie- 
ningsgeschäft  besser  als  die  Mannschaft  von  Iten  und  2ten  Garnisonsregiment  zum  Zureiten  der 
wilden  Pferde  verwendet  werden  können,  indeme  von  denen  letzteren  sehr  viele  mit  Leibschäden, 
sehr  hohem  Alter  und  andern  Defecten  behaftet  sind,  so  solle  unterthänigst  gehorsamst  bitten, 
dtas  das  Commando  mit  solchen  verstärket  oder  doch  wenigstens  statt  deren  so  viele  Gemeine 
weniger  anhero  beigegeben  werden  mögen. 

Siirl.  Lemberg,  den  29ten  Januarii  1779. 
^  J.  Cavallar, 

Bittmeister. 


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76 


Polek: 


XXVIII. 


Orig.  (K.-A.  II.  8.  1779—43-400.) 


Dislocationstabelle 

wie  das  mir  allergnädigst  anvertraute  Remontierungscommando  in  nachstehenden  Ortschaften 
des  Bukowiner  Districts  mit  Begnehmigung  Titl.  Herrn  Generalens  Baron  von  Enzenberg  be- 
quartieret lieget,  dann  die  pro  aerario  verkaufte  Pferde    aufgesteilet    und    untergebracht    werden 

können,   als 


In  denen 
Ortschaften 

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Vom  Waclit- 
me  ister  an 

Von  denen 
Landlenten 

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Rittmei- 
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Pferde 

Kitzman  ») 

1 

(Jos.  Oa- 

vallar> 

2 

1 

5 

43 

1 

5 

1 
58 

3 

- 

65 

58 

33      10 

Wasskowetz  «) 

- 

- 

2 

89 

" 

— 

7 

48 

2 

— 

100 

48 

66      20 

Laakif  ka ') 

- 

- 

2 

28 

- 

— 

3(1 

5 

— 

65 

30 

38      11 

Wallowa  *) 

- 

- 

2 

25 

— 

— 

— 

27 

5 



67 

27 

28        8 

[ 

Schobranez  *) 

- 

- 

2 

22 

- 

- 

3 

27 

5 

- 

65 

27 

1 
28        8 

Sadobrifka«) 

- 

1 

1 

13 

- 

— 

- 

15 

2 

- 

23 

15 

17        5 

Sattagura ') 

1 
(v.  Sta- 
detiky) 

- 

1 

5 

49 

" 

— 

.  3 

59 

4 

— 

115 

59 

82 1     26 

Kohizno  •) 

1 

V  Scholl. 

mayer 

- 

— 

2 

27 

>_'_ 



29 

4  — 

80 

29 

51 

14 

Kutschurmare  ®; 
Sterza  ^^) 

1 
Zajat. 
sohek 

— 

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2 
2 

26 
20 

1 

20 

29 
44 

4 

1 

1 

64 

56 
250 

29 
44 

26 

29 
75 

7 

Seret 

— 

- 

1 

17 

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- 

— 

18 

2 

— 

50 

18 

39J      11 

1 

2 

1 

2 

3 

26 

309 

1 

1 

38 

Summa 

4 

340 

1       40 

384 

384 

37 

1 

1000 

384 

512    136 

Unterthänigst  gehorsamste  Anmerkung. 

E}8  würde  dem  allerhöchsten  Dienst  angemessen  und  sehr  zuträglich  sein,  wenn  in  dem 
Orte  Sastavna,  welches  nur  1  Meil  von  dem  Assentierungsplatz  Szalesczik  entlegen  ist,  auch 
ein  Officiersquartier  und  2  Stallungen  auf  100  Pferde  erbauet  würden,  indeme  hierdurch  nicht 
nur  die  Communication  aller  anderen  Ortschaften  von  Szalesczik  bis  an  die  Stadt  und  Fluss 
Seret  stationatim  erreicht  würde,  sondern  auch  anderentheils  in  diesem  Ort  und  um  die  Gegend 
vieler  und  guter  Wieswachs  vorhanden  und  genügsames  kais.  königl.  Heu  gefechset  wird, 
welches  dermalen  in  andere  Ortschaften  verführet  werden  muss;     überdiese«  auch  wäre  es    sehr 


*)  Kotzman.     ')  Waszkoutz   a.  C.     ')  Laszk6wka.     *)  Walawa.     ^)  Szubranetz.     ^) 
br6wka.     ')  Sadag<Sra.     ®)  Rohozna.     ®)  Kuczurmare.     ^°)  Styrcze. 


Zado- 


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Die  Anfänge  des  k.  k.  Staatsobstütes  Radautz.  77 

besonders  bequem,    wegen  Nähe   der  Post  ^)    und    des  Assentterungsplatz  die  Expedition  selir  zu 
erleichtern  und  viele  weite  Ritte  zu  ersparen,  wenn  ich  mein  Quartier  daselbst  nehmen   könnte. 
Sigl.  Lemberg,  den  29ten  Januarii  1779.  J.  C  a  V  a  1 1  a  r, 

Rittmeister. 


XXIX. 

Cavallar  an  das  galiz.  Generalcommando. 

Orig.  (K.-A.  IL  S    1779—43—400.)  Lemberg,  29.  Jänner  1779. 

Vermög  in  Unterthänigkeit  ganz  gehorsamst  anverwahrtem  Anschluss  ermangle  ich  nicht, 
die  mittelst  Eines  hochlöbl.  hofkriegsräthliciien  Kescripts  vom  6teu  und  hoher  Generalcom- 
mando-Verordnung  vom  löten  Julii  und  iSten  Novembris  1778  gnädigst  anverlangte  Instruc- 
tionspuncta  sammt  angefugten  .  .  .  Anfragen  für  das  mir  .  .  anvertraute  Remontierungsjom- 
mando  der  hochgUHdigsten  Einsicht  submissest  zu  unterlegen,  ferner  aber  in  Verfolg  hoher  Ver- 
ordnungen den  anuoch  ermanglenden  Bericht  über  gleich  nachfolgende  Gegenstände  ...  zu 
erstatten,  und  zwar: 

a)  Wie   viele  Pferde    im   Winter  unterzubringen    seien? 

Auf  welches  .  .  .  erwidere,  dass  vermöge  beiliegender  Dislocationstabcila  in  denen  theils 
neuerbauten,  theils  vorhin  erbaut  gewesenen  kais.  Stallungen  der  innbenannten  Ortschaften  füg- 
lich 1000  Pferde  untergebracht  werden  können. 

b)  Wie  hoch  sich  die  etwan  gleich  nöthige  Reparation  der 
Scheuern  zu  Salesczik  und  anderer  zu  Unterbringung  der  Pferden 
erforderlichen  Gebäude,  dann  deren  selben  künftige  jährliche  Unter- 
haltung belaufen  dürfte? 

Zu  Balesczik  befinden  sich  zwar  2  Scheuern,  welche  dem  Acrario  zugehören,  nachdem 
aber  eine  hievon  das  kais.  königl.  Militürverpflegsamt  innehat  und  in  selber  das  Magazin  ver- 
wahret, so  ist  bei  der  im  September  a.  p.  vorgehabten  Assentierung  einstweilen  nur  eine  zur 
Einstellung  der  Pferde  von  dem  löbl.  Districtsamt  reparieret  und  auf  diese  Reparation  vermög 
anherogegebener  Berechnung  102  fl.  rh.  verwendet  worden. 

Da  aber  diese  Scheuem  durchaus  von  Holz  erbauet  und  die  Standsäulen  fast  gänzlich 
verfaulet  sind,  so  dürfte  fürs  künftige  nicht  mehr  thunlich  sein,  selbe  zu  reparieren. 

Es  gelanget  daher  mein  .  .  .  Vorschlag  dahin,  statt  dieser  Reparation  eher  eine  ganz  neue 
biä  zum  Dach  von  Stein  aufgeführte  Scheuer  zu  erbauen. 

Die  übrigen  zur  Unterbringung  der  Pferden  erforderlichen  Gebäude  und  Ställe  in  der 
Bukowina  sind  scithero  theils  von  dem  Land,  theils  von  der  löbl.  ßukowincr  Districtsadmini- 
stration  bestritten,  gleichwie  auch  die  l)etreffenden  Lichter  in  die  Stallungen  von  daher  aus 
einem  Extra-Landesfundo,  wie  die  von  Titl.  Herrn  Generalen  Baron  v.  Euzenberg  herüber- 
gegebene Beilage  des  mehreren  ausweiset,  bezahlet  worden. 

Was  nun  in  deren  Betreff  fernerhin  gnädigst  verfüget  werden  wolle,  da  die  Remonten  in 
1 1  Ortschaften  verleget  sind,  hierüber  entstehe  nicht,  mir  die  hochgnädigste  Anleitung  ...  zu 
erbitten. 

c)Wie  viele  Pferde  annoch  in  der  Bukowina  mit  Rücksicht  auf 
den   heurigen  Misswachs  und  wo  überwintert  werden  könnten? 

Weilen  für  heuer  von  der  löbl.  kais.  königl.  Districtsidministration  das  anno  praeterito 
gefechste  Heu,  bestehend  in  779*/«  n.  ö.  Klaftern,  vermög  hoher  Verordnung  ddo.  12ten  De- 
ceml»ri«  1778  ii  19487.^  Portionen,  sodann  das  von  dem  Herrn  Administrationssecretär  v.  Mi- 
chalakj  auch  vermög  Contract  überlassene  k  45000  Portionen,  zusammen  in  230875  Portionen 
übernommen  worden,  sodann  in  Pohlen  zu  Snyatin    und  Horodenka    und    in    der  Bukowina    zu 


*)  D.    i.    in  Zaloszc/.vki,    denn    in  der  Bukowina  ist  die  Post  erst  zu  Anfang  des  Jahres 
I7d3  eingerichtet  worden.    (Vgl.  Polek,  die  Bukowina  zu  Anfang  des  Jahres  1783.  S.  48  f.). 


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78  Polek: 

Czernowics  and  Saczawa  in  denen  allda  befindlichen  Magazinen  hierzu  genagsamer  Haber  ror* 
banden  ist,  so  können  bis  zu  der  nachfolgenden  Heuernte  1200  Pferde  von  danimea  fuglich,  und 
ohne  einen  Mangel  zu  besorgen  zu  haben,  überwintert  werden,  weilen  solche  von  Zeit  au  Zeit 
wieder  abzunehmen  kommen. 

Gleichwie  nun  infolge  einer  fernerweiten  hohen  Verordnung  ddo.  26ten  Decembris  abge- 
wichenen Jahres  von  mir  die  Aeusserung  anverlanget  wird,  wie  viele  Pferde  ich  vor  heuer  auf- 
bringen und  an  die  Regimenter  abgeben  zu  können  vermeine,  so  solle  .  .  .  einbe ächten,  daas  ich 
von  Anfang  Msi  1778,  seitdeme  mir  nämlich  die  Rcmontierungscommission  wieder  neuerdings 
aufgetragen  worden  ist,  bis  heutigem  Dato  Pferde  pro  aerario  erkaufet  habe  .     1117  Stuck 

dann  sind  voriges  Jahr  in  der  Bukowina  zurückgeblieben        .         ,         .         .         .       498 

zusammen  1615  Stück 

Von  diesen  habe  an  die  Regimenter  abgegeben,  und  zwar: 

an  die  Carabiniers 60       ^ 

„     „     Chevauxlegerg 476       „ 

„     „     Husaren 417       ,, 

und  künftiges  Monat  werde  annoch  an  das  O' Donellische  Freicorps  abgeben       .       200       ,, 
Ansonsten  sind  s.  v.  crepiert,  entloflfen  und  gestohlen  worden      .         .         .         .         14      „ 

Summa  des  Abgangs  1167  Stück 

Wenn  nun  diese  von  obstehender  Summa  defalcieret  werden,  so  verbleiben  annoch 

unter  meiner  Aufsicht 448       „ 

unter  welchen  sich  Gebrauchpferde  befinden 136 

Verbleiben  Remonten         .       312  8töct 
Von  kaum  gesagten  312  Remonten  hoffe  ich  bis  Ende  Martii  annoch  100  Chevauxlegers- 
pferde,  auf  welche  sich  verläesliche  Rechnung  zu  machen  ist,  abzugeben. 

Gleichwie  ich  aber  annoch  auf  700  Stück,  wo  nicht  mehrere,  Bestellung  gemacht  und 
zum  Theil  auch  schon  besichtiget,  jedoch  solche  Jugend  halber,  und  weilen  für  derlei  2Yjjährige 
Pferde  theils  nicht  genügsame  Unterkunft  vorhanden  ist,  theiU  einige  vorhero  gereiniget  werden 
müssen,  selbe  noch  nicht  habe  übernehmen  können,  so  ist  die  Zeit  der  Uebernahm  mit  Einver- 
ständnis deren  Verkäufern  bis  auf  künftigen  Mai  verschoben  worden. 

Wenn  mir  übrigens  der  hochgnädige  Auftrag  annoch  ertheilet  werden  sollte,  anch  in 
Siebenbürgen  zu  remontieren,  so  wollte  nächstkUnftiges  Frühjahr  (im  Fall  ich  so  glücklich  sein 
sollte,  die  complete  .Anzahl  deren  angetragenen  Herren  Officiers  zu  erhalten)  einen  Versuch  all- 
dort  machen  und  glaubte  sodann  mit  Inbegrifl*  dessen,  ohne  Ungarn  zu  betreten,  welches  ich 
denen  Regimentern,  deren  Escadrones  ohnedies  alldort  verleget  sind,  überlassen  möchte,  dass 
ich  jährlich  17  oder  18  Hundert  Stück  Pferde  aufzubringen  imstande  sein  würde.  In  welchem 
Falle  sodann  nicht  nur  das  vermög  meinen  Plan  unterthänigst  angetragene  Commando  xa 
ergänzen,  sondern  solches*  auch  auf  den  in  nebengehendem  Ausweis  klKrlich  angeführten  Stand 
zu  vermehren  eine  ohnumgängliche  Nothwendigkeit  wäre. 

Sollte  mir  al>er  eine  hohe  Stelle  annoch  gnädigst  erlaul>en,  auch  HfKustige  I^erde  im 
Nothfall  an  die  Husarenregimenter  abzugeben,  so  würde  mit  Zuziehung  Siebenbürgen  aach 
jährlich  auf  2000  Siück  und  mehr  der  sichere  Antrag  gemacht  werden  können. 

Weilen  hiernächst  die  allhier  befindliche  24  Fohlen  vergangenen  Herbst  z  i  schlecht  aus- 
sahen, als  dass  solche  nach  ihrem  echten  Werte  hätten  verkauft  werden  können,  so  habe  für 
nützlich  zu  sein  erachtet,  diese  Fohlen  beizubehalten,  jedoch  sind  solche  abgespindelt,  die  Stuten 
aufgestellt  und  die  Fohlen  zu  einem  nöthigen  Nachwuchs  im  Okol  untergebracht  worden. 


XXX. 

Galiz.  Generalcommando  an  den  Hofkriegsrath. 

Orig.  (K.-A.  II.  S.   1779—43—400.)  Lemberg,  3.  Februar   1770. 

Eine  hochlöbliche  Instanz  gcruheten  unterm   I6ten  und    22ten  Julius    des    vorigen  Jahres 
durch  dieses  Generalcommando  dem  Herrn  Rittmeister  Oavallar    aufzutragen,    dass    er    in  Anse- 


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Die  Anfänöb  des  k.  k.  Staatsgestütes  Radautz.  79 

hung  des  zasammenzusetzen  bewilligten  Kenioiitierungscommando  auf  nachfolgende  Gegenstände 
Kucksicht  zu  tragen  bedacht  sein  möge,  nnd  zwar 

Imo  sollen  diese  Instructionspunkten  die  vollkommene  Anleitung  fiir  den  Coromandanten 
imd  all  übrige  aufzustellen  nöthige  Ober-  wie  auch  Unterofficiers  und  Gemeine  zu  Vermeidung 
känftiger  Anfragen  erklärter  vorgetragen  werden, 

2do  mussten  alle  an  die  Regimenter  abgegebene  Pferde  das  Alter  von  5  Jahren  erreichen, 
mithin  die  3-  oder  4jährigen  Pferde  bis  zu  diesem  Alter  in  dessen  Obsorge  verbleiben, 

3tio  würde  ihm  in  Siebenbürgen  und  Hungarn  mit  Ausschluss  aller  andern  Ankäufern  so- 
wie in  der  Bukowina  und  deien  angrenzenden  Ländern  Pferde  zu  kaufen  erlaubet  werden,  wenn 
er  in  Kriegszeiten  900  Chevauxlegers-,  dann  1000  Husarn-,  in  Friedenszeiten  aber  620  Chevaux- 
legers-  und  1380  Husarnpferde  von  complet   5jährigem  Alter  zu  verschaffen  sich  getraue. 

In  Abwesenheit  des  commandierenden  Generalen: 
Freiherr  von  Schröder,  FML. 


XXXI. 

Vortrag  des  Hofkriegsrathes. 

Orig.  (K.-A.  IL  S.  1778-43-400.)  Wien,  15.  April  1779. 

In  dem  zuliegenden,  vom  Generalcommando  in  Gallizien  einbegleiteten  Bericht  des  Ritt- 
meisters Cavallar  tragt  er  unter  anderem  an,  die  Mannschaft,  die  zum  I*ferdeeinkauf  gewi«lmet 
wird,  in  ein  eigenes  Commando  zusammenzusetzen,  diesem  Commando  eine  besondere  Montur 
zu  gel>euy  selbes  mit  hinlänglichen  Gebrau chpferden  zu  versehen  und  einige  neue  Gebäude 
aufzuführen. 

Bevor  der  Hofkriegsrath  seine  unra^issgebige  Meinung  darüber  anführet,  muss  derselbe 
der  Allerhöchsten  Entscheidung  unterthänigst  unterziehen,  ob  Cavallar  allein  die  Remontierung 
für  alle  leichte  Cavallerie  besorgen  solle,  und  ob  zu  Friedenszeiten  die  Pferde  bloss  in  der 
Moldau,  dem  republikanischen  Pohlen,  in  Gallizien  und  Siebenbürgen  oder  auch  in  Hungarn 
zu  erkaufen  seien. 

Die  jährliche  Erfordernis  für  6  Chevauxlegers-  und  8  Husarenregimenter  dürfte  sich  zu 
Friedenszeiten  beiläufig  auf  1800  Remonten  belaufen. 

Cavallar  meint  in  der  Moldau,  in  Pohlen  und  Gallizien  jährlich  13-  bis  1400  und  in 
Siebenbürgen  3-  bis  400  aufzubringen;  somit  würde  die  Erfordernis  bedecket,  Hungarn  aber 
ganz  ausgeflchlossen  sein.     Hiebei  kann  man  unterthänigst  zu  erinnern  nicht  umgehen,  dass  mit 

dem  Ausbrach  des  Kriegs  in  Hungarn  von  den  Comitaten 1228 

von  den  Magnaten 2826 

von  zerschiedenen  Lieferanten  und  von  dem  Stabsdragonerregiment  erkauft  worden  343 

Zusammen         6136 

Das  Generalcommando  in  Hungarn  zeiget  unterm  3ten  dieses  Monats  an,  dass  der  Lie- 
ferant Molnar  erbietig  seie,  in  Zeit  eines  Jahrs  4000  Pferde  zu  Pest  zu  stellen.  Obschon  er 
sich  dabei  rorbehaltet,  einen  Theil  der  Pferde  aus  Siebenbürgen  und  aus  l'ohlen  zu  nehmen, 
8o  ist  doch  zu  vermuthen,  dass  er  die  meisten  in  Hungarn  aufsuchen  durfte. 

In  Siebenbürgen  sind  seit  dem  Ausbruch  des  Kriegs  vom  Obersten  Baraniay         1670 

von  den  Ständen 1200 

von  den  Sachsen 600 

and  von  dem  Lieferanten  Marco 1968 

zusammen         5438 
gesteüet  worden.     Letzterer  ist  auch  erbietig,    bis  Ende  des    Jahrs  noch  2-  bis  3000  zu  stellen. 
Auch  bei  diesem  ist  zu  vermuthen,    dass    er    mehrere  Pferde    aus    fremden    Landen   an  sich  zu 
ziehen  trachten  dürfte;  demungeachtet  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  allda   weit  mehrere,  als  der 
Kittmeister  Cavallar  antraget,  aufgebracht  werden  mögen. 

Wann  nun  in  Erwägung  gezogen  wird,  dass  durch  den  Ankauf  der  Pferde  in  Hungarn 
imd  Siebenbürgen  das  Geld  in   den    kaiserlichen  Landen    verbleibet,    die    Pferdzucht    beförderet 

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L 


80 


POLEK : 


werde  und  bei  ausbrechendem  Krieg  die  Leute  an  der  Hand  seien,  die  Armee  mit  tuchdgeD 
Pferden  in  der  erforderlichen  Zahl,  mit  welcher  das  Cavallarische  Commando  allein  in  Krieg 
nicht  aufkommen  dürfte,  zu  versehen:  so  kann  man  nicht  umgehen,  den  unterthKnigsten  Vor- 
schlag zu  thuen,  dass  zu  Friedenszeiten  etwa  4  Regimenter  aus  Hungam,  4  andere  au«  Sieben- 
bürgen, die  in  Gallizien  liegende  6  Regimenter  und  die  Chevauxlegersescadrons  der  Carabiniers 
aber  durch  den  Cavallarischen  Ankauf  remontieret  werden  sollen. 

Der  eigene  Regimentsankauf  in  Hungam  und  in  Siebenbürgen  hat  vor  dem  Krieg  den 
erwünschten  Fortgang  nicht  gehabt;  man  meinet  dahero  unmassgebig,  dass  in  diesen  2  Ländern 
sich  an  verlässige  Lieferanten  zu  halten  wäre,  denen  allenfalls  der  bisherige  in  Hungam  pas- 
sierte Preis  a  19  Ducaten  für  ein  Chevauxlegers-  und  17  Ducaten  für  ein  Husarenpferd  gegen 
deme  erfolget  werden  könnte,  dass  die  Pferde  durchaus  im  Alter  zwischen  6  und  7  Jahr  im 
Frühjahr  und  im  Anfang  des  Herbstes  gestellet  werden  sollen. 

Diese  Pferde  werden  nicht  mehr  als  jene  des  Cavallar  kosten,  der  zwar  die  Husampfenk 
um  2  Ducaten  weniger  bezahlet,  jedoch  die  jüngere  Pferde  eine  Zeit  lang  vor  der  Abgabe  im 
Futter  halten  muss,  und  dessen  Remonten  durch  die  Liefergelder  und  Zulagen,  durch  die  An- 
schaff-  und  Erhaltung  vieler  Gebrauchpferde  und  durch  andere  Nebenauslagen  kostbarer  werden. 

In  Abwesenheit  des  Kriegspräsidentea: 
Carl  Graf  Caramelli. 

{Randbemorklivg) :  Bevor  Ich  auf  gegenwärtige  Nota  Meine  Knt Schliessung  erthc"  c. 
hat  der  Hofkriegsrath  einen  Entwurf  der  Beköntigung  für  dieses  Cavallarsche  Remoniierur  ,«- 
commando  verfassen  zu  lassen,  uud  das  zwar  erstlich  nach  dem  Antrag  des  Rittmeisters  Ca- 
vallar selbst  und  dann  zweitens  nach  denen  ModiHcationen,  welche  der  Hofkriegsrath  hierbei  zu 
machen  anträgt.  Diese  beide  Entwürfe  müssen  sich  aber  auf  alles  und  jedes  :  Geld  Natural- Ver- 
pflegung, Armierung.  Rüstung,  Montur,  Diäten,  Zulag,  Gebrauchpferde  und  deren  Remontierung 
und  was  nur  immer  Namen  haben  mag,  erstrecken,  damit  hieraus  der  Aufwand  sich  standhaft 
erweisen  lassen  möge,  den  das  Aerarium  seinerzeit  zu  tragen  haben  dürfte.  Und  diese  so  gear- 
tete, gründlich  ausgearbeitete  PIntwürfe  wird  der  Hofkriegsrath  Mii*  sobald  möglich  unter  Re- 
producierung  der  gegenwärtigen  Nota  heraufzugehen  haben.  Joseph  Corr. 


XXXII. 


Orig.  (K.-A.  II.  S.  1779—43-400.) 


Aufsatz 

was    die    Errichtungsspesen    eines    besondem    Remontierungscommando    nach    dem  Antrag   dee 

Rittmeisters  Cavallar  betragen,  als 


Errichtungsspesen 

fl.            1    kr. 

Obschon  das  Remontieningscommando  meistens   aus    der    von 
Regimentern  abgebenden  Mannschaft  bestehen  würde,     so    wird  hier- 
orts dannoch  das  Handgeld    für    gesammte  Obligate  angesetzet,  wei- 
len die  abgebende  Zahl   denen  Regimentern  entgehet,  folglich  daselbst 
der  Aufwand  an  Remontierungsgelder  nothwendig  wird.  Solchemnach 

betragen  diese  Spesen  für  517  Köpf  a  3  fl 

an  Monturs-  und  Rüstungsgeldern 

für  517  Paar  Pistolen  ä  4  fl.  61  kr 

für  530  Gebrauchpferd  a  42  fl.  40  kr 

1 

1551 
3247G             43 

2507        1     27 
22613        1     20 

zusammen 

Ausserdeme    wird    noch    nach    dem  Rittmeister  Cavallarschen 
Antrag  ein  Officier^quartier  zu  erbauen  nothwendig  sein,  welches  bei- 

läußg  zu  stehen  kommet  auf 3000  fl. 

desgleichen  2  Stallungen  auf  100  Pferde      .         .         .       26000  fl. 

28000  fl. 

59148        [     37 

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Die  AnfIhoe  des  e.  k.  Staatsobstütbs  Radadtz. 


81 


XXXIII. 


Orig.   (K.-A.  IL  S.  1779—43-400.) 


Aufsatz 

wa»  die    Errichtungsspesen    eines    besonderen    Kemontierungscommando    nach    dem    hofkriegs- 
räthlichen  Antrag  in  Geld  betragen,  als 


Errichtungsspesen 

fl. 

kr. 

An  Recrutierungsgeldern    für  246  Köpf  an    Hand-    und  Anbringgeld 

ä  3   fl 

an  Montur  und  Pferdrüstungen 

für  246  Paar  Pistolen  k  4  fl.  51  kr 

fdr  252  Gebrauchpferdo  i  42  fl.  40  kr.              

738 

15446 

1193 

10752 

22 

6 

zusammen 

Notandum.   Da  Cavallar    nach  dem  hohen  hofkriegsräthlichen 
Antrag  nur  800  Pferde  anzukaufen   hätte,    mithin    auch    das    hierzu 
erforderliche  Officierspersonale  schwächer    ist,    als    dor  Cavallarische 
Antrag  enthaltet,  so  dürfte  die  Erbauung  eines  Officiersquartiers  und 
deren  Stallungen  auf    100  Pferde,    welche    Cavallar    antraget,    nicht 
nothweudig  sein,  dabero  auch  hierauf  nichts  angetragen  ist. 

28129 

28 

XXXIV. 


Orig.  (K.-A.  n.  8.  1779-43—400.) 


Wenn  bei  den  Regimentern  so  viele  Ofiicierschargen  offen  gelassen  würden,  als  bei  dem 
Cavallarischen  Commando  stehen,  und  wenn  die  Unterofficiers  und  Gemeine  durchaus  von  den 
Qamisonsregimentem  genommen  würden,  so  wäre  eine  Verminderung  des  neuen  Aufwandes 


bei    dem 

Ankauf 

der  1800  Pferden 

der  800  Pferden 

fl. 

kr. 

fl. 

kr. 

An  der  Oage    .... 

11437 

18 

5163 

10 

,    LdhnuDg     .... 

26596 

20 

12762 

50 

,    Service         .... 

8254 

35 

1539 

5 

„    Medicamenten 

258 

30 

123 

— 

„   Montur  die  Halbscheid 

6193 

— 

2946 

— 

zusammen 

47739 

43 

22534 

5 

Es  würde  demnach  jedes  der  1800 

Pferde  wohlfe 

1 
iler    zu    stehen    komn 

len 

Dm             ..... 

. 

. 

.       26  fl.  30  kr. 

eines  der  800  aber  um 

... 

... 

28  fl.  1( 

)  kr. 

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82 


Polbk: 


XXXV. 

Orig.  (K.-A.  II.  S.  1779—48—400.) 

Ausweis 

des  Preises  der  leichten  Reraonten. 


Chevauxlegers 


'     fl. 


kr. 


Husaren 


a. 


kr 


Während  dem  Krieg  sind  den  Lieferanten  in  Hungarn  be- 
zahlet worden 

in  Siebenbürgen  wäre  der  höchste  Preis         .... 

durch  den  Ankauf  des  Rittmeisters  Cavallar,  wann  er  ein 
abgesondertes  Commsndo  und  1800  Pferde  einzukaufen  hätte, 
wUrde  eines  zu  stehen  kommen  auf  ..... 

wann  Cavallar  mit  einem  minderen  Commando  800  Pferde 
einkaufet,  auf 

wann  bei  den  Regimentern  so  viele  Chargen  offen  gelassen 
werden,  als  bei  dem  Cavallarischen  Commando  stehen,  und 
wenn  alle  ünterofficiers  und  Gemeine  von  den  Gamisons- 
regimentern  genommen  werden,  so  wird  beim  Ankauf  der 
1800  Pferden  eines  um  26  fl,  30  kr.  weniger  kosten, 
mithin         .......... 

und  beim  Ankauf  800  Pferden  weniger  um  28  fl.  10  kr., 
folglich 


81 
76 


128 
132 


4 
12 


101 
103 


30 
60 


72 
76 


122 
125 


32 
12 


96         l»/f 
96      51 7, 


XXXVI. 

Vortrag  des  Hofkriegsrathes. 


Orig.  (K.-A.  II.  S.  177—43—400.) 


Wienn,  den   Iten  Mai  1779. 


{Randbemerkung) :  Da  dieser  Vorschlag  zu  einem  eigenen  Remontieningscommando 
dem  Aerario  zu  hoch  zu  stehen  kommen  würde,  so  ist  von  selbem  kein  Gebrauch  zu  machen. 
Hingegen  wird  Mir  der  Hofkriegsrath  die  Anzeigen  der  hungarischen  und  siebenbürgiBcben 
Kanzlei,  sobald  sie  eingelaufen  sein  werden,  inwieweit  auf  den  inländischen  Pferdemkaof 
Rechnung  gemacht  werden  dürfte,  nebst  Keproducierung  der  gegenwärtigen  Nota  heraufgeben, 
damit  Ich  hiemach  die  abzufassende  Entschliessung  bestimmen    könne. 

Joseph  Corr. 


XXXVII. 

Galiz.  Generalcommando  an  den  Hofkriegsrath. 


Orig.  (K.-A.  U.  S.  1779—43—456.) 


Lemberg,  10.  Juni   1779. 


Gleich  nach  Empfang  der  hohen  Vorordnung  von  25ten  Mai  dieses  Jahres  ist  man  .  .  . 
hierorts  nicht  entstanden,  dem  Rittmeister  Cavallar  aufieutragen,  dass  er  mit  dem  Pferdeinkaaf 
bis  auf  weiteren  Befehl  innezuhalten  habe. 


Freiherr  von  SohrUer 
FML. 


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Die  Anfäkge  des  k.  k.  Staatsqestütes  Badaütz.  83 

XXXVIII. 

General  Baron  Enzenberg  an  den  Hofkriegsrath. 

Orig.  (K.-A.  II.  S.  1780-23—11.)  Czernowitz,  30.  October  1779. 

Unterthänigst  gehorsamst  und  unzielsetzliche  Meinung 

auf  die  hochlJSbl.  horkriegsräthliche  Verordnung  vom  25.  August  und  praes.  den  Uten  September 

1779  in  Ansehung  der  Regulierung  des  Buccoviner  Districts. 

2do.  Ob  eine  Ansiedlung  und  aus  was  vor  Absichten  solche,  das  ist,  ob  sie  zur  Beförde- 
rung der  Population,  zur  Erweiterung  des  Feldbau  oder  zur  Anlegung  einer  Pferdgestiiterei 
gemacht  werden  sollte. 

Wie  dermalen  die  Buccovina  lieget,  und  wie  solche  betrachtet  werden  kann,  folgsam  nach 
der  Lage  des  Landes  noch  respectu  der  Nachbarschaft  sehe  nicht,  wie  in  der  Buccovina  eine 
reguläre  Besiedlung  nur  mit  dem  geringsten  Grund  und  nützlich  erfolgen  könnender  Wahrschein- 
lichkeit bestimmet  werden  könnte,  Abermal  gehete  hiezu  das  Höchsterforderliche  ab,  nämlich 
dass  der  Landesherr  keine  eigenthUmliche  Ländereien  habe,  ohne  welchen  eine  Ansiedlung  nicht 
radideret  werden  kann.  Mir  scheinet,  dass  nur  in  jenen  Landen  eine  Ansiedlung  angetragen 
werden  könnte,  wo  Überfluss  deren  unbebauten  Ländereien  bestehen,  und  wo  es  an  Menschen 
gebriebet.  Nun  weder  das  eine  noch  das  andere  gründet  sich  in  der  Buccovina.  Es  scheinet, 
und  jene  die  nur  die  Buccovina  überhaupt  durchreisen,  wollen  behaupten,  dass  in  der  Bucco- 
vina ein  Überfluss  an  unbenutzter  Erden  vorfindig  wäre,  weiln  sie  ganze  Strecken  Land,  und 
zwar  an  der  I^indstrassen,  meistens  nur  mit  Grns  bewachsea  sehen;  sollten  aber  diese  in  dem 
späten  Herbst  oder  Frühjahr  das  Land  mit  Bedacht  durchwandern,  so  werden  sie  sehr  wenig 
Ueofelder  ohnabgemähet  sehen,  die  etwan  stehen  bleiben  müssen,  oder  weil  sie  keine  Zeit  zum 
Machen  hatten,  oder  etwan  ein  oder  der  andere  entflohen.  Nur  an  der  Strassen  rechts  und  links 
bleibet  etwan  40  oder  50  Klafter  breit  das  Gras  stehen,  welches  vor  das  wandernde  Zug-  und 
Reitvieh  zur  Weide  in  allen  diesen  Landen  bestimmet  ist,  und  wo  würde  oder  der  Reisende 
oder  der  mit  Vorspann  fahrende  Fütterung  haben,  da  keine  förmliche  Wirts-,  sondern  nur  Brant- 
weiobäuser  in  der  ganzen  Moldau  existieren.  Das  Bauernvolk  und  die  Dorfschaften  lieget  nur 
an  und  meistens  in  denen  Waldungen,  gegentheilig  die  Gebirgsin wohners  sehr  in  Waldungen 
und  Klippen  zerstreut,  hiemit  nicht  wohl  die  Stärke  der  Bevölkerung  in  der  Buccovina  beur- 
theilet  werden  kann.  Sicher  ist  aber  auch,  dass  das  Landvolk  nicht  im  Lande  nützlich  und  zu 
ihrer  Wirtschaft  vorträglich  sich  angesetzet  habe.  Ein  grosser  Theil,  und  zwar  die  alten  walla- 
chischen Moldauerfamilien  wohnen  nach  ihrer  alten  Gewohnheit  bloss  der  Sicherheit  weegen  in 
dem  wild-  und  rauhesten  Gebirg,  um  von  Tartarn  und  Türken  gesichert  zu  sein;  ein  anderer 
noch  grösserer  Theil,  so  aus  Pohlen  und  Rusniaken  und  die  sich  seit  wenig  Jahren  nach  der 
Buccovina  übersetzet  haben,  bestehet,  wohnet  an  der  Grenze  der  Moldau  und  an  der  Chotimer 
Raja  und  Galliyien,  in  der  Absieht  und  aus  Forcht,  in  Fall  sie  aufgehoben  und  restituieret 
werden  sollten,  sich  nach  der  Moldau  flüchten  zu  können.  Ich  habe  verflossenen  Jahr  conscri- 
bieren  lassen  und  pro  anno  1778  einen  Zuwachs  von  mehr  als  3000  Familien  gefunden,  was 
sich  aus  der  Contributionsaccresccnz  klar  verofl'enbaret,  und  ich  hoffe,  dass  auch  dieses  Jahr 
einiger  Zuwachs  sein  wird,  ohngeacht  auch  gesichert  bin,  dass  mehr  eis  1000  Familien  caeliret 
haben,  die  aber  seinerseit  und  vermög  meiner  schon  eingeführten  Familien-,  nicht  aber  Seelen- 
conscription  eruieren  werde.  Entzwischen  das  aerarium  nichts  verlieret,  als  der  grössere  Theil 
annoch  die  Freijahre  gaudieret.  Wann  dann  gewiss  ist,  dass  seit  wenig  Jahren  laut  beigebo- 
gener Consignation  von  anno  1774  bis  1779  10942  Familien  sich  angesetzet  haben,  und  solche 
natürlich  auch  sich  vermehren,  und  nur  eine  Familie  in  die  andere  zu  5  Seelen  gerechnet  wird, 
und  eine  Familie  in  die  andere  nur  8  Stück  Vieh  unterhaltet,  was  gewiss  nicht  zulanget,  ohn- 
geacht 8  Stück  Schaf-  oder  Geisvieh  nur  als  ein  Stück  Homvieii  anrechne,  so  zeiget  sich,  dass 
bis  64710  Seelen  und  87536  Stück  Hornvieh  zugewachsen  seien,  und  mittelst  der  jährl.  Ver- 
mehrung in  20  Jahren  sicher  das  Doppelte  p.n  Menschen,  und  in  6  Jahren  das  Doppelte  an 
Vieh  zuwachsen  müsse.  Andurch  erprobet  sich  von  Selbsten,    dass    die  Buccovina    keine  Ansied- 


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84  Polbk: 

lung  benöthige,  und  ohngeacht  dieses  Stuckel  Land  nicht  klein  ist,  in  wenig  Jahren  sich  zu 
viel  mit  Menschen  aufUllen  wird  und  (insofeme  das  dermalen  bestehende  Volk  nicht  auszu- 
wandern Ursach  haben  sollte,  was  von  der  gegenwärtig  hnld-  und  gnadenreichen  Regierung 
nicht  einmal  gemuthmasset,  vielmehr  dass  mehrere  Volk  anhero  ge reizet  zu  werden,  mit  Grund 
gehoffet  werden  kann)  schwerlich  den  bestehenden  und  nachwachsenden  Seelenstand  nach  der 
hierländisch  üblen  dermal  angewohnten  Wirtschaftsart  unterhalten  wird  können.  Allein  die 
mehrere  Bevölkerung  zeiget  und  lehret  von  sich  Selbsten  eine  wirtschaftlichere  Art  anzugewöhnen 
und  sich  zu  unterhalten.  Ich  habe  in  einer  unterm  15.  Juli  a.  c.  gehorsamst  unterlegten  Aeosse- 
rung  von  Ansiedlung  auch  18  Tausend  Familien  gesagt.  Sicher  seheinet  zu  sein,  dass  in  der 
Buccovina  wohl  annoch  wenigstens  ohne  Nachstand  der  Beholzung  Ys  ^^^  Waldungen  ausge- 
rottet werden  kann,  und  wozu  nur  Menschenhände  erfordert  werden.  Dann  ist  bekannt,  dass  die 
Viehzucht  zu  unterhalteu,  2  und  3  mal  mehr  Terrain  als  die  Unterhaltung  deren  Menschen 
erfordert,  folglichen  auch  gewiss  wäre,  wann  die  Agricultur  vorträglicher  als  die  Viehiucht  wäre, 
diese  Menge  Familien  auch  existieren  könnten.  Es  lasset  sich  aber  auch  und  mit  gutem  Grand 
hoffen,  so  das  Volk  sich  von  Selbsten  vermehret,  wie  die  Ezstirpierung  deren  unglaublich  gross 
und  unnuzbaren  Waldungen,  woher  das  Landel  Bnccovina  ihren  Namen  hat,  auch  annoch  auf 
viele  Tausend  Familien  mit  der  Viehzucht  den  Unterhalt  zu  erlangen,  gehoffet  werden  kann: 
ja  dato  hat  man  schon  da  und  dorten  hiervon  Beweise,  aber  nur  in  kleinen :  die  aus  andern 
Landen  anhero  Emigrierten  haben  schon  angefangen  nach  ihren  Kräften  auszurotten,  und  in  die 
Zukunft  wird  das  mehrem  von  sich  selbsten  folgen. 

Nun  entstehet  die  Frage,  ob  in  der  Buccovina  darauf  gedrungen  werden  sollte,  den 
Ackerbau  zu  erweitern. 

Gleichwie  mir  gewiss  sehr  halte  angelegen  sein  lassen,  die  Beschaffenheit  des  Landes  nnd 
gleiche  Kenntnis  von  der  Nachbarschaft  aus  dem  Grund  zu  erlangen,  so  6nde,  dass  ein  propor- 
tionierter Ackerbau  zur  selbst  eigenen  Erfordernis  eben  so  nutzlich  als  eben  gewiss  ist,  dass  der 
stärkere  Ackerbau  der  Buccovina  (obwohlen  der  Terrain  hierzu  vollkommen  und  so  gut  als  in 
Gallizien  und  Hungarn,  ausser  dem  Gebirgstheil,  ist)  schädlich  werden  mUsste,  und  zwar  bloss 
aus  der  Ursache,  weiln  das  l)enachbarte  Gallizien,  Moldau,  Siebenbürgen  und  Hungarn  selbst 
Überfluss  von  diesem  Product  hat,  und  folglichen  die  Buccovina  keinen  Verschleiss  haben 
könnte.  Auch  dieser  Satz  ist  mit  deme  bewiesen:  Man  hat  die  Buccovina  liei  ihrer  Besitz- 
nehmung angeeifert,  viele  Brodfrilchten  anzubauen,  vielleicht  in  der  Absicht,  um  das  in  der 
Buccovina  so  sehr  schädliche  Remonta  damit  unterhalten  zu  können.  Das  Volk  gehorsamte, 
bauete  sehr  vieles  an,  da  aber  das  Proviantwesen  sich  aus  andern  Landen,  und  meistens  durch 
die  jüdische  Lieferanten  verpflegte,  was  die  Buccoviner  dann  bemerkten,  und  folglichen  Ihre 
erzeugte  Früchten  ihnen  erübrigten  und  nicht  verschleissen  konnten,  so  waren  sie  genöthiget. 
den  Ackerbau  nur  zu  ihrer  eigenen  Erfordernis  zu  betreiben,  so  wie  solcher  dato  betrieben  wird. 
und  kein  Buccoviner  aus  andern  Landen  Brodfruchten  anhero  bringet  und  erkaufet,  wann  aber 
verboten  werden  sollte,  dass  aus  der  Ukraina  und  Fohlen  kein  Brantwein  zum  Verkauf  anhero 
transportieret,  und  dass  das  Getreid  zu  Verpflegung  des  Militare  in  der  Buccovina  erkaufet 
werden  sollte,  so  wurde  natürlich  der  Feldbau  von  selbsten  sich  verbreiten,  und  das  unglaublich 
viele  GeW,  so  jährlich  vor  den  Brantwein  nach  der  Ukraina  bar,  als  kein  Gegenhandel  bestehet, 
hinausgehet,  als  auch  jenes  Geld,  so  aus  andern  Kriegscassen  vor  die  Unterhaltung  des  Militare 
vielleicht  nach  Fohlen  gehet,  in  der  Buccovina  verbleibet,  so  wUrde  dieses  Stückel  Land  sich 
sehr  bereichem.  Da  dann  eben  auch  bewiesen  ist,  dass  die  Verbreitung  der  Agricultur  hier- 
landes  nicht  anwendbar  ist,  so  ist  die  Buccovina  genöthiget,  auf  jene  Producta  sich  zu  ver- 
legen, was  Absatz  findet  und  die  Landeslage  an  Händen  giebet,  das  ist  die  Viehzucht,  und  diese 
Viehzucht  bestehet  aus  Hörn-  und  Schafvieh  und  etwas  Pferden.  Das  Hornvieh  hat  seinen 
guten  Verschleiss  nach  Preslau,  das  Schafvieh  nach  Constantinopel,  und  die  nicht  sonderlich  viel 
bedeutende  Pferdzuchts-Erzeuguag  w^ird  meistens  auch  an  die  Armenier  verhandelt,  die  die  jun- 
gen Pferde  aufkaufen  und  in  der  Moldau  bis  in  das  4te  und  5te  Jahr  erziehen  nnd  weiters  ver- 
handien,  und  da  die  Hornviehzucht,  wie  bekannt,  bis  es  zu  ihrem  Wert  anwachset,  Zeit  und 
vielen  Unterhalt  erfordert,  hinlängliche  Fütterung  eben  aber  in  der  Buccovina  nicht  vorfindig 
ist,  um  auch  Winterszeit  das  so  sehr  anwachsende  und  sich  vermehrende  Hörn-  und  Schafvieh, 
dann  PferdgestUter  zu  unterhalten,  so  wird  alle  Herbste,  wie  nun  allschon    der  Anfang   genoacht 


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Die  Anfänge  des  k.  k.  Staatsöbstütes  Radautz.  85 

wird,  und  täglich  Pässe  hierwegen  abgebe,  eine  sehr  grosse  Menge  von  obbesagten  Viebgat- 
tnngen,  sogar  von  dem  Banemvolk  selbst  nach  der  Moldau  ab-  und  in  Frühjahr,  wenn  die 
Weidung  angehet,  wiederum  zurückgetrieben,  wovon  die  eben  in  der  Buccovina  zerschiedentlich 
aufgestellte  Mautämter  (wo  dieser  Vieh-Aus-  und  Eintrieb,  respectu  der  Vermautung  vorgemerket 
ist)  das  mehrere  bezeugen  können.  Zum  Stärkesten  Beweis  rouss  dienen:  die  Armenier,  Griechen 
und  sonsten  mit  dem  Viehhandel  sich  abgebende  Handelsleute,  so  in  der  Buccovina  wohnen, 
seind  aus  Abgang  der  Putterung  genöihiget,  ihre  Vieh-  und  Pferdzuchten  nach  der  Moldau  zu 
überwintern  zu  treiben,  und  muss  vor  das  Stück  Vieh  oder  vor  das  Winterfutter  1  Ducaten, 
dann  dem  Moldauer  FUrst  vor  die  Erlaubnis,  so  Comarit  heisset,  wann  er  hineintreibet,  2  fl. 
17  kr.  und  wann  er  zurUckkehret,  1  fl.  15  kr.,  vor  ein  gross  oder  klein  Pferd  aber,  so  Corniza 
genennet  wird,  1  fl.  9'/}  kr.  und  extra  die  Maut  mit  1  fl.  30  kr.  bezahlen,  wann  dann  der 
Handelsmann,  vordersauMt  der  wirtschaftliche  Armenier,  in  der  Buccovina  Fütterung  hätte,  so 
würde  er  gewiss  die  merkliche  Ausgabe  nicht  machen,  und  welche  Ausgabe  sich  wegen  denen 
Menschen,  so  er  bei  jeder  Herde  unterhalten  muss,  sehr  vermehret.  Mittelst  diesem  ist  dann 
auch  dargethan,  dass  kein  Überfluss  an  Terrain  a  proportione  der  vielen,  actu  bestehenden  und 
sich  täglich  mehr  vermehrenden  Menschen  und  den  hierzu  erforderlichen  Nahrungszweig,  das 
ist  die  Viehzuclit  und  etwas  wenig  Wachs  und  Honig,  genrtheilet  werden  kann;  und  so  auch 
eine  Ansiedlung  allhier  bestimmet  werden  sollte,  so  würde  solche  aus  teutschen  Landen  anliero 
angetragen  werden,  und  das  leutsche  Volk  würde  durch  den  Ackerbau  nicht  ihre  Erfordernis 
erlangen,  noch  die  harte  und  hierlandes  schon  übliche,  zum  Theil  auch  roh  und  wilde  Lebens- 
art angewöhnen,  welche  die  Viehzucht  verursachet  und  keinen  niedlich,  bequem  und  guten 
Unterhalt  verschaffet.  Man  hat  in  der  Buccovina  den  Beweis,  dass  öfters  eine  Fuhr  Heu,  so 
gewöhnlich  nur  30  Port,  a  10  Pf.  gerechnet,  geladen  hat,  in  FrUhjahr  auch  2  und  3  fl.  koste, 
und  alljährlich  ist  das  Hornvieh  in  Frühjahr  (was  In  der  Buccovina  überwintert  wird)  aus  Ab- 
gang der  Winterfütterung  sehr  elend  und  also  abgemattet,  dass  es  nur  aus  Haut  und  Bein  be- 
stehet und  das  X«eben  erhaltet,  was  eben  die  Ursache  ist,  dass  in  Anbetracht  des  sehr  matt  und 
entkräfteten  Vieh  erst  nach  Georgi  zu  ackern  angefangen  oder  schwere  Arbeit  mit  solchem  vor- 
richtet wird,  wovon  ich  den  Beweis  habe,  als  erst  dazumal  die  Jommunicationstrassen  herz4i- 
stellen  continuieren  kann,  wann  das  Zugvieh  auf  den  Feldern  die  Fütterung  überkommet.  Alles 
wahrhaft  Vorerzählte  wird  doch  bestätigen  und  sicher  glauben  machen,  dass  die  Buccovina 
Überflnss  an  Heu  habe  und  der  mehrere  Theil  der  Buccovina  unbenutzet  verbleibe,  ganz  und 
gar  falsch  und  ungegründet  seie.  Ich  will  zugeben,  dass  vor  6  und  mehrere  Jahren  und  während 
letzten  rus8i8chen  Krieg  ein  grosser  Theil  der  Buccovina  und  der  Moldau  aus  Forcht  des  Kriegen 
unbevölkert,  folglichen  auch  uubebauet  wäre,  so  auch  selbst  anno  1773,  als  einen  grossen  Theil 
der  Moldan,  während  dass  die  russische  Armee  allhier  stunde,  auf  Allerhöchsten  Befehl  durch- 
reisete,  bemerket  habe.  Eine  Ansiedlung  kann  dann  nicht  änderst  erfolgen,  als  dass  dem  An- 
siedler kostsplitterische  Hilfe  und  Vorschuss  gemacht  und  so  zu  sagen  auch  die  Wohnungen 
erbauet  weiden,  und  zwar  auf  die  Art,  wie  in  dem  Bannath.  W^ie  kostbar  und  wie  mühsam  und 
kommer-  und  sorgenvoll  eine  Ansiedlung  mit  Nutzen  zustande  gebracht  werden  möge,  kann 
eben  auch  am  verlässlichsten  und  aus  der  Erfahrung  hiervon  sagen,  als  in  dem  Rodnaer  sieben- 
bürgischen  Militärdistrict  4  Dorfschaften  erbauet  und  mit  Emigranten  aus  der  Moldau  besetzet 
habe,  die  anfänglich  nebst  ihren  Familien,  bis  sie  zu  Kräften  kamen,  erhalten  und  sodann  erst 
mit  Mühe  der  Vorschuss  successive  eingebracht  werden  musste,  und  auch  diese  Ansiedlung  nicht 
mit  gutem  Erfolg  erzwungen  haben  würde,  so  nicht  in  der  Moldau  der  Krieg  continuieret  hätte, 
in  welcher  Zwischenzeit  diese  Ansiedlers  sich  mit  guten  Häusern  und  zureichender  Wirtschaft 
verseheten  und  wiederum  auszuwandern  abgehalten  wurden. 

Nu  folget  die  Erörterung  der  Frage,  ob  in  der  Buccovina  eine  Pferdgestüterei  anzulegen, 
dem  höchsten  Dienst  vorträglich  wäre. 

Sowie  ich  verrauthe,  ja  sogar  gesichert  bin,  dass  die  höchst  und  hohen  Stellen  viel- 
mehrers  mir  gut  als  abgeneigt  anrechnen  werden,  so  alle  nur  untefthänigst  und  getreu  zu  be- 
antworten aufgetragene  Fragen,  ohne  aller  Schmeichelei  oder  Verblümelung  erörtere,  so  rouss 
auch  ich  in  dieser  Frage  mich  ganz  aufrichtig  und  so,  wie  die  Sache  ist,  äussern. 

Da  dann  mittels  all  Vorgehenden  sattsam  dargethan  ist,  wie  in  der  Buccovina  keine 
förmlich  teut^he  und  etwan  kostsplitterische  Ansiedlung  Platz  greife,  sondern  es  bei  der  selbsti- 


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86  Polkk: 

gen  Iropopulierung  zu  belassen  wäre,  und  die  bestehende  Ländereien  nur  kümmerlich  zum  Un- 
terhah  vor  den  dermaligen  und  von  sich  selbst  zuwachsenden  Seelenstand  zulangen,  so  ist 
ohnehin  vor  sich,  dass  keine  Aerarial-GestUterei  hier  angebracht,  errichteti  noch  nnterhaltel 
werden  konnte ;  es  wäre  nur,  dass  nützlicher  zu  sein  scheinete,  Menschen  und  Landwirte  abzn- 
schafien  und  hiervor  Pferd gestutercien  anzulegen. 

Es  ist  bekannt,  dass  nur  in  jenen  Landen  derlei  GestUtereien  angebracht  sind,  wo  es  an 
Menschen  gebricht,  und  wo  eonsten  auf  keine  andere  Art  der  Terrain  in  etwas  benutzet  werden 
kann.  Der  klare  Beweis  ist  Hungarn.  Noch  vor  Jahren  existierten  in  Hungam  viele  wilde 
OestUter;  da  nun  aber  sich  Hungarn  sehr  bevölkerte,  so  sind  die  mehresten  GestGtereien  einge- 
gangen, und  auch  die  Viehzucht  hat  sich  gar  um  ein  merkliches  verringert.  Dessenungeacht 
geniessen  die  Herrschaften  doch  von  ihren  Gütern  dermalen  100  procento  mehr  als  in  vori- 
gen Zeiten. 

Vor  50  Jahren  wäre  die  Herrschaft  Gyula  vielleicht  nicht  vor  60  Tausend  fl.  in  Anschlag,  and 
nun  dOrfte  sie  aoch  vor  5000  Tausend  fl.  nicht  hindangegeben  werden  wollen,  weile  diese  Herr- 
schaft nun  mit  Menschen  anstatt  bevor  mit  wilden  Thieren  bewohnet  ist.  Die  hier  unterhalten 
werdende  Cavallarische  Remonta  wird  allerdings  denen  hohen  Behörden  ganz  wohlfeil  scheinen, 
weilen  in  der  Unterhaltung  dieser  )*ferde  wenige  Unkosten  sich  veroffenbaren,  und  wann  icli 
alles  betrachte  und  auch  jenes,  was  die  Buccovina  beitragen  mnss  und  nicht  bezahlet  wird,  mit- 
anrechne, und  dass  wegen  dieser  Remonta  so  viel  weniger  Menschen  in  der  Buccovina  sich 
unterhalten  können,  und  dass  denen  Grundherrn  widerrechtlich  und  ohne  aller  Bezahlung  das 
Gras  zum  Heumachen  abgenommen  und  zum  Unterhalt  der  Remonta  abgegeben  wird,  dvs 
das  Land  die  unausgesetzte  neue  Erbauung  und  Reparierung  der  Stallungen  ohnentgeltlich  be- 
streiten müsse,  sowie  seit  der  hier  existierenden  Remonta  sicher  30  Tausend  Handlangers  und 
eben  auch  15  Tausend  Fuhren,  wo  nicht  mehr,  ohnentgeltlich  hierzu  verwendet  worden  sind, 
dass  der  4te  Mann  und  der  2te  Wagen  von  der  ganzen  Buccovina  4  ganzer  Wochen,  um  das 
Heu  zu  macheu  und  zu  denen  Stallungen,  wie  es  auch  diesen  Herbst  nach  der  l>elegten  Re- 
partition  geschehen  musstc,  von  denen  iiussersten,  an  der  siebenbürgischen  (Srenze  liegenden 
Dorfschaften  Dorna,  O^okaneHti  etc.  bis  Stirzo  und  Kutschur  20  und  31  Meilen  weit,  folglichen 
in  Hin-  und  Herweg  auch  so  viel  Tag  zubringend  (zu  geschweigen,  dass  der  Bauer  auf  dieser 
langen  Reise,  wo  er  auf  dem  Felde  keine  Nahrung  für  seine  Ochsen  findet,  aueh  natürlich  von 
diesen  aufgeladenen  3  Centner  fütteret  und  beim  Abladen,  wie  ich  Selbsten  gesehen,  höchstens 
10  Portionen  noch  übrig  hat,  was  aber,  um  eine  Fuhr  zu  dingen,  mit  12  fl.  bar  Geld  nicht 
finden  könne)  zuzuführen,  ohne  aller  Bezahlung  angestellet  worden  sind,  und  zwar  in  der  besten 
Arbeitszeit,  und  folglich  vor  sich  das  Heu  zu  machen  sehr  viele  Zeit  benommen  wird  (wie  aus 
dem  untern  2C.  Januar  a.  c.  gehorsamst  eingereichten  Commissionsprotokoll  und  demselben  bei- 
gefügten gutachtlichen  Vori»chlag  weitläufiger  gnädigst  beurtheilet  werden  kann);  wann  mehrem 
in  Erwägung  gezogen  wird,  dass  die  jungen  Pferd,  deren  Zahl  sich  bis  300  belaufet,  den  ganzen 
Sommer  in  Gebirg  weidete  und  hiervor  vielleicht  nicht  100  fl.  jenem  Armenier  und  Buccovioer 
Handelsmann  bezahlet  wird,  der  diese  Gebirge  in  Bestand  hatte,  um  seine  eigene  Viehzucht 
und  Gestüterei  zu  erhalten,  wovon  er  seinen  Handel  machet,  die  Contribution  abführet  und 
mit  seinem  Viehbandel  das  Mautgefall  ziemlich  vermehret;  wann  endlichen  betrachtet  wird, 
dass  verliossenen  Jahr  eben  diesem  Remontgeschäft  779  Klafter  Heu,  jede  Klafter  «a 
250  Portionen,  jede  Portion  zu  1 1 V4  Pf-  gerechnet,  abgegeben  nnd  gewiss  jede  Klaftw 
mehr  als  400  Portionen  zu  10  Pf.  austragen  würde,  so  nicht  einen  ganzen  Schoh  rund 
herum  das  Heu  bevor  der  Abwägung  abgeschlagen  wäre  worden,  und  vor  diese  194450 
Portionen,  die  Portion  k  l'/a  kr.  gerechnet,  der  dieses  Commando  besorgende  Herr  Ritt- 
meister v.  Cavallar  mit  4327  fl.  46  kr.  an  die  Buccoviner  Provincial-Cassa  bezahlen  wird, 
das  Land  aber,  um  von  der  Heumachung  befreiet  zu  sein,  18000  fl.  bar  ad  Cassam  er- 
legte, die  Grundherren  aber,  um  damit  sie  kein  Gras  abgeben  dürften,  sich  anerboten  haben, 
von  denen  Bauern  ein  Drittel  lOma  weniger  abzuverlangen:  so  ist  sogleich  bloss  iu  dieser  Hen- 
abgabe  ein  aufgelegter  Schaden  von  mehr  als  13000  fl.  Ich  übergehe,  dass,  und  soferne  kein 
k.  k.  Remontabeu  gemacht  wird,  wenigstens  1000  Familien  mehrer  angesiedelt  und  dotieret  und 
die  Viehzucht  vermehret  und  besser  gepfleget  werden  könnte,  massen  eine  mitte Imässige  Hauern- 
familic  mit  4  Faltschen  Terrain  sehr  gut  auslangen    kann,    und    da    dies    Jahr  4300  Fahachen 


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Die  Anfänge  des  k.  k.  Staatsgestütes  Radautz.  87 

Hea  gemacht  wurden,  so  wurden  auch  1000  Familien  damit  leben  können,  was  andurch  dem 
höchsten  Aerario  in  der  Contribution  und  den  Mautregale  respectu  des  Viehaustrieb  mehrer  zu« 
gehen  könnte,  und  wie  andurch  der  Landmaun  gelbsten  zu  besseren  Kräften  gelangen  und  end- 
lichen in  allem  das  höchste  Aerarium  profitieren  mQsstef  ist  sehr  leichte,  nur  in  kurzem  be- 
trachtet, zu  beurtheilen.  Ich  übergehe,  dass  ausser  vorbemerkten  Belästigung,  die  dieses  Re- 
moDtageschäft  zum  Nachstand  des  Landmann  verursachet,  auch  noch  zerschieden  andere 
Praestationen  vorkommen,  als  da  ist:  die  Transportierungen  des  Haber,  der  Montur,  der  Kran- 
ken, die  Bequartierung  des  Remontacommando  und  deren  Officiers,  die  BeischafiTung  des  Holz, 
Licht,  Latem,  Kandel  und  sonstige  Stallrequisiten  und  endlichen  das  Streustroh,  so  allhier  am 
mehresten  gebricht,  ja  in  einigen  Gegenden  gar  nicht  zu  überkommen  ist,  weswegen  auch  schon 
genöthiget  wäre,  junges  Rohr  mähen,  troknen  und  als  Streustroh  von  Land  ohnentgeltlieh  zu 
denen  Stallungen  zuführen  zu  lassen.  Ich  übergehe,  dass  in  Frühjahr,  und  bevor  in  dem  Ge- 
birg das  Gras  zur  Abweidung  vorkommet,  die  jung,  krank  und  drüsigten  Pferde  oder  die  tra- 
gend und  Fohlenstutea  auf  denen  nächst  an  denen  Stalhingen  vorfindenden  Wiesen  mit  merk- 
lichem Schaden  deren  Dorfsgemeinden  das  junge  Gras  ohnentgeltlieh  abweiden.  All  dieses 
zusammengerechnet  und  in  das  Geld  entworfen,  und  der  Schaden,  so  dem  Landmann  zugehet, 
mitcombinieret,  muss  sich  veroffenbaren,  dass  diese  Remonta  ohngemein  hoch  zu  stehen  kommen 
müsse,  massen  die  Entkräftuog  des  Landmann  auch  die  Entkräftung  des  Aerarii  nach  sich 
ziehet,  so  aber  nicht  comparieret.  Gleichwie  mir  aber  sehr  wohl  bekannt  ist,  dass  Allerhöchst 
die  Majestät  absolute  nicht  zugeben  wollen,  dass  der  Landmann  ausser  denen  landesgewöhn- 
lichen Schuldigkeiten  und  Abgaben  mit  was  mehrern,  und  besonders  mit  solchen,  so  nicht  in  das 
Aüg  fallet,  belästiget  werden  solle,  so  rechne  es  vor  einen  Theil  meiner  Pflicht,  hierwegen  eine 
Erwähnung  zu  machen,  und  kann  auch  nicht  wohl  dem  das  Remontageschäft  besorgenden  Herrn 
Rittmeister  keine,  und  nicht  die  geringste  Schuld  zumessen,  massen  er  gewiss  mit  dem  lobens- 
uDd  belohnungswürdigen  Eifer  das  ihm  anvertraute  Geschäft  zu  beförderen,  sich  alle  erdenkliche 
Muhe  giebet,  auch  sonsten  in  allem  seinen  Betragen  sehr  bescheiden,  und  an  seiner  Ehrlich- 
keit nicht  wohl  gezweifelt  werden  kann,  folglichen  ihme  nur  daran  lieget,  das  Landet  zu  con- 
servieren,  wodurch  eben  das  Aerarium  den  wesentlichen  Nutzen  erwartet.  Ich  will  auch  keines- 
wegs in  jene  sonstig,  so  sehr  merkliche  Unkosten  und  Aufwand  eingehen,  die  dieses  Remonta- 
commando mittelst  der  Verpflegung  und  sonstigen  Unterhalt  von  360  Mann,  dann  150  Brauch- 
pferden, welche  letztere  sehr  wenige  zur  Remonta  als  schon  defectuose  Pferde  abgegeben  werden 
können,  doch  eben  so  kostsplitterisch  als  die  Dienstpferde  unterhalten  werden,  verursachen 
mnss,  ich  aber  andurch  nur  pflichtmässig  erwiesen  haben  wollte,  dass  dieses  Geschäft  sowohl 
dem  höchsten  Aerario  als  vorzüglich  dem  Land  hier  zu  unterhalten  sehr  nachtheilig  seie  und  in 
die  Lange  auf  keine  Art  bestehen  kann. 

und  endlichen,  so  auch  gewiss  wäre,  dass  aus  Abgang  der  Menschen  und  wegen  unbe- 
ntttzet  li^;enden  Feldern  eine  Pferdgestüterei  hier  in  der  Boccovina  unterhalten  werden  könnte, 
was  könnte  der  Monarchie  vor  ein  Nutzen  andurch  zugehen,  sobald  der  Landesfürst  den  Unter- 
halt und  die  Weidung  hierzu  erkaufen  und  noch  die  Winterfütterung  in  der  Moldau  bezahlen, 
Menschen  und  Aufsehers  unterhalten  und  sich  allen  Unglücksfällen  unterziehen  müsste  ?  Ich 
glaube,  kein  Nutzen,  vielmehr  müsste  Schaden  am  Ende  sich  zeigeu.  Ein  Grundherr  kann  sich 
hienron  etwas  und  auch  nicht  sonderlichen  Nutzen  versprechen,  ohngeacht  solcher  seineu  Unter- 
thanen  zur  Wartung,  so  wie  die  Unterhaltung  ohnentgeltlieh  hieran  verwendet.  Nun  hoffe  und 
wünsche  verbreitet  genug  erwiesen  zu  haben,  dass  in  keiner  Betrachtung  in  der  Buccovina  eine 
förmliche  und  kostsplitterische  Ansiedlung  noch  Pferdgestütereien  applicabel  noch  eine  merkliche 
Verbreitung  der  Agricultur  anwendbar,  ja  alle  3  Gegenstände  vielmehr  schädlich  wären. 

Ja  mir  scheinet  in  der  politischen  Betrachtung  vielmehr  übel  gerathen  zu  sein,  eine 
förmliche  und,  wie  vermuthe,  teutsche  Ansiedlung  hier  zu.  etablieren.  Man  l)enehniete  der 
Moldauer  Nachbarschaft  die  Gelegenheit,  sich  anhero  anzusiedlen,  desnen  Ansiedlung  doch  dem 
Btaat  keinen  Kreuzer  kostet,  sondern  jederzeit  Nutzen  verschaffet,  und  ich  glaube  auch  keines- 
wegs zu  irren,  dass  und  in  Fall  der  teutsche  Regierungsform  in  der  Buccovina  wie  bis  anhero 
eingeführt  und  continuieret  wird,  und  so  auch  die  Contributionsabgabe  annoch  so  hoch,  wie  nun- 
mehro,  angeschlagen  würde,  in  wenig  Jahren  man  mehr  Menschen  überkommen  wird,  als  man 
sich  wünschet.     So  wie  voraus  gesagt  und  erwiesen  ist,    so  kann  auch  dermalen  in    der  Bucco- 

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88  POLEK : 

vina  nicht  sonderlich  viel  mehrers  Volk  untergebracht  werden.  Siebenbürgen  wurde  gerne  annoch 
auch  etlich  Tausend  Familien,  und  die  Marmarosh,  so  auch  an  die  Buccovina  grenzet,  annehmen 
und  unterbringen.  Es  könnte  ja  gehofifet  werden,  dass,  wann  in  der  Buccovina  das  Volk  zu 
viel  wQrde,  so  nicht  alle,  doch  ein  grosser  Theil  sich  nach  Siebenburgen  und  Hungam  uber- 
siedlen  würden,  und  da  die  Buccovina  einem  Theil  von  Siebenbürgen  und  der  ganzen  Mar- 
marosch  vorlieget,  und  diese  2  Länder  ihre  Bevölkerung  wenigstens  aus  der  Moldau  groasenthdl 
anhoflTet  und  auch  zum  Theil  herholet,  so  wäre  nicht  klug  gehandelt,  wann  nicht  die  Buccovina 
so  dirigieret  und  beherrschet  würde,  womit  fremde  Nationen  dahin  gereizet,  und  Hungam  und 
Siebenbürgen  hiervon  auch  so  wie  das  Aerarium  vorzüglich  merklichen  Nutzen  ziehen  konnte. 


XXXIX. 

Cavallar  an  das  galiz.  Generalcommando. 

Orig.  (K-A.  ir.  S    1779—43—757.)  Kotzman,  29.  Novemb.  1779. 

Es  ist  zwar  das  mir  allergnädigst  anvertraute  Remontengeschäft  von  dem  politischen 
Fach  zu  weit  entfernt,  als  dass  ich  Einem  hochlöbl.  .  .  .  Gencralmilitärobercommando  einige 
Kemarquen  hierüber  zu  unterlegen  mich  anmessen  sollte;  allein  da  die  etwan  ausbrechende 
Landes-Reclami  praeparatorie  schon  auf  das  Remontierungscommando  abgewälzt  und  denen  Re< 
montenstallungen  eine  ursprüngliche  Last  an^Gratisroboten  aufgebürdet  wird;  da  femers  aus  der 
Lieferung  des  für  die  ärarischen  Pferde  erforderlichen,  im  Lande  überflüssig  vorhandenen  Heues, 
welches  ich  für  bares  Geld  bezahle,  eine  Landesbeddlckung  und  Verhinderung  der  BevOlkerang 
hergeleitet  werden  will:  so  sehe  mich  bemüssiget  (und  bitte  unterthäoigst  gehorsamst  mir  dieses 
nicht  in  Ungnaden  zu  bemerken),  dass  ich  einestheils  zur  Ablehnung  dieser  Gravaminum,  an- 
dererseits zum  Beweis  des  Gegentheils  in  Gemässheit  Eines  hochlöblichen  hofkriegsräthlichen 
Rescripts  ddo.  13ten  und  hoher  Generalcommando- Verordnung  vom  25.  September  a.  c  nur 
etwelche  Einheiten  der  politischen  Behandlung  des  Landes  anführe,  die  eben  von  der  hierläo- 
digen  Interimal-Landesadministration  in  ihren  Beschwerden  gegen  dai  Remontierungscommando 
mit  demselben  so  genau  verbunden  worden,  und  zwar: 

Ad  Lit.  A.  Wird  Einem  hochlöbl.  Generalmilitärobercommando  noch  bestemuissen  in  An- 
gedenken sein,  wie  sehr  Seiner  Mijestät  dem  Kaiser  und  dem  hocblübl.  kaiserl.  königl.  Hof- 
kriegsrath  während  vorgewestem  Kriege  die  Stellung  deren  Remonten  angelegen  wäre.  Da  es 
nun  für  die  beigehabten  Pferde  an  hinlänglicher  Unterkunft  gebrochen  hat,  so  wäre  ich  ge- 
nT^thiget,  den  Herrn  Generalmajor  Baron  v.  Enzenberg  um  die  diesfällige  Abhilfe  bittlich  anzu- 
langen, welcher  einestheils  zu  bestmöglichster  Beförderung  des  Remontagescbäftes  als  anderen- 
theils  (da  vorhin  das  kaiserliche  Heu  aus  dem  Czercraoscher  Thal  mit  unsäglich  vieler  Mühe 
der  Unterthanen  sehr  weit  zugeführt  werden  musste),  zu  Verschonung  des  Landes  4  ganz  neue 
Stallungen,  nämlich  2  in  Waskowetz,  1  in  Sattagura  und  1  in  Störza,  dann  2  Quasikasemen, 
1  in  Waskowetz,  die  2te  in  Störza,  und  in  letzterem  auch  1  Officiersquartier  zu  erbauen  ange- 
ordnet hat,  zu  welchen  Gebäuden  also  wie  auch  zu  der  vor-  und  diesjährigen  Reparierang 
saramentlicher  alten  Stallungen  und  des  Okols  von  Seiten  des  Landes  18312  Hand-  und  8195 
Zugroboten  pr.  2  Jahre  abgereichet  worden,  wie  solche  bereits  vermög  Bericht  vom  26ten 
September  ca....  klärlich  ausgewiesen  sind,  und  in  Anbetracht  deren  im  Lande  errichteten 
Proviantmagazins  und  hergestellten  Quartiersgebäuden,  dann  des  Strassen-  und  Brückenbaues 
kaum  angemerkt  zu  werden  verdienen. 

Zwar  sind  auch  anno  1777,  mithin  zu  des  Herrn  Generalwachtmeisters  Baron  v.  Spleni 
Zeiten,  2  neue  Okols,  einer  zu  ('zerepkautz  und  einer  zu  Störza,  für  diejenigen  Pferde,  welche 
bei  der  selbesjährigen  Assentierung  denen  Regimentern  nicht  mehr  zugetheilet  werden  konnten, 
weilen  sie  ohnedies  alle  übercomplet  gemacht  waren,  auf  hohes  Gutbefinden  Eines  hochlöbl. 
Generalmilitärobercommando  erbauet  worden,  um  diese  Pferde  unterbringen  zu  können,  davon 
einer  voriges  und  einer  dieses  Jahr  auch  bereits  wieder  eingefallen,  welches  wohl  wegen  dem 
grünen  Holz,  das  in  der  Eil  und  im  Nothfall  darzu  genommen  werden  musste,  nicht  änderst 
hat  sein  können,  und  zu  jedem  sothaner  2  Okols  gegen  1200  Hand-  und  bis  300  Zugrobotstage 


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Die  Anfänge  des  k.  k.  Staatsgestütes  Radautz.  89 

verwendet  werden;  jedoch  weilen  der  Herr  Generalmajor  Bar.  v.  Knzenberg  in  seinen  einge- 
sendeten Beschwerden  nur  von  Jahr  und  Tag  die  Anzeige  machet,  so  kann  ich  umsoweniger 
vermuthen,  dass  solche  in  dem  Summario  anzuführen  erforderlich  gewesen  wäre. 

Ad  Lit.  B.  Nun  tritt  diese  wichtige  Betrachtung  anvörderist  bei,  ob  diejenigen  2000  Fa- 
milien, wovon  der  Herr  Generalmajor  Bar.  v.  Enzeuberg  in  seinem  Berichte  erwähnet  hat,  auch 
wirklich  aus  dem  Türkischen  oder  anderen  fremden  Ländern  aohero  emigrieret  und  nicht  viel- 
mehr dem  sicheren  Vernehmen  nach  wegen  der  letzten  Recrutenaushebung  aus  Gallicien  anhero 
entwichen  sind  und  sich  hier  niedergelassen  haben,  welch  letzteres,  wenn  auch  noch  einige 
Familien  zugegen  wären,  dennoch  in  allem  Verstände  dem  Staat  somehr  nachtheilig  ist,  als 
solche  bieriandes  3  freijahre  geniessen  und  in  dem  gallizischen  Contributionali  einen  Abfall 
verursachen. 

Um  aber  Einem  hochlöbl.  .  .  .  Generalmilitärobercoramando  umso  verlässlicher  zu  unter- 
legen, dass  die  Unterhaltung  deren  Hemontapferden  den  dermalig  wirklich  ansässigen  Bukowiner 
Bauernstand  an  seiner  benöthigtcn  Flltterung  nicht  verkürzen,  ja  vielmehr  über  diese  Remonta 
alljälirlich  noch  ein  beträchtliches  Quantum  im  Lande  zu  sonstigen  Militär-Heuerfordernissen 
eiTibrige,  zeige, 

Imo  dass  die  Interimal-Landesadministration,  sowie  andere  Jahre,  auch  heuer  über  das 
meinem  unterstehenden  Commando  bereits  abgegebene  Heuquantum  annoch  gegen  1000  Faltschen 
mehr  anrepartlert  und  erzeuget  hat,  von  welchem  Ueberfluss  die  immiltelst  in  die  Bukowina  ver- 
legte lOO  Fuhrwesenspferde  einen  Theil  ihrer  Erfordernis  beziehen,  ohne  ein  weiteres  Aerarial- 
ConBamo  im  Lande  ausweisen  zu  kiinnen. 

2do.  Geruhe  Ein  hochlöbl.  Generalmilitarobercommando  gnädigst  zu  erwägen,  dass  das 
kaiserliche  Heu  nicht  auf  deren  Unterthanen  Gründen,  sondern  auf  jenen  deren  Grundherren 
erzeuget  zu  werden  pflegt,  welche  Gründe  nach  Abschlag  der  denen  Unterthanen  jedenorts  aus- 
kömmlich zugetheilten  Heuschlägen  als  ein  Ueberland  erübriget  und  denen  Grandherren  anheim- 
fallen, und  dass  hinfolgsam  der  Unterthan  zu  dem  kaiserl.  Heu  weiter  nichts  beitraget  als  die 
Arbeit  der  Erzeugung  und  der  Zufuhr. 

Es  lieget  der  unwiderlegliche  Beweis  dessen  darinnen,  dass  jene  Ortschaften,  welche 
keine  derlei  überländige  Heuschläge  besitzen,  mithin  von  ihren  Gründen  nichts  entbehren  können, 
mit  dem  nach  der  Hauptrepartition  sie  betreffenden  Faltschenquanto  in  andere  grasreiche  Dorf- 
schaften auf  4,  5  und  6  Meilen  weit  angewiesen  und  ihr  Heuquantum  auf  fremden  Gründen 
zu  erzeugen  angehalten  werden. 

3tio.  Wird  das  sammentliche  kaiserliche  Heu  eingangs  berUhrtermassen  ab  Seiten  des 
Remontacommando  bezahlt.  Ich  glaube  dahero,  dass  umsoweniger  eine  Bedrückung  der  Unter- 
thanen hievon  abgeleitet  werden  könne,  als  denen  Unterthanen,  wenn  ihnen  solches  nicht  etwan 
statt  deren  schuldigen  Steuern  eines  Theils  abgerechnet  wird,  auch  die  Arbeit  annoch  vergütet 
werden  kann. 

Ad  Lit.  C.  wird  die  in  der  Beilage  erscheinende  oekonomische  Tabella  mit  mehreren! 
bestätigen,  dass  zur  Unterhaltung  der  bisherigen  Anzahl  kaiserl.  Remontapferden  nicht  die  ganze 
Bukowina  erforderlich,  sondern  nur  einige  30  Dörfer  imstande  sind,  ohne  mindester  Verkürzung 
der  Unterthanen,  bloss  von  denen  Ueberlandsheuschlägen  das  benöthigte  Heu  auch  auf  1500 
Pferde  gänzlich  gratis  und  27548  n.  ö.  Metzen  Haber,  ä  15  kr.  gerechnet,  aufzubringen. 

Ich  kann  dieses  Einem  hochlöbl.  Generalmilitarobercommando  mit  so  mehrerer  Gewiss- 
heit unterlegen,  als  heuer  der  Grundbesitzer  von  Kitzmann,  wo  ich  mein  Standquartier  habe, 
nach  reichlicher  Befriedigung  seiner  Unterthanen  und  nebst  200  Faltschen  kaiserl.  Heues  annoch 
andere  200  Faltschen  für  sich  erzeuget  hat,  zu  geschweigen  deren  in  vorgedachter  Tabella  ange- 
führten anderen  derlei  grasreicben  Ortschaften  jenseits  der  Pruth,  wo  in  manchen  wegen  der 
anermesslichen  Grösse  der  Heiden  vieles  Gras  stehen  bleibt,  welches  nicht  abgemähet  wird. 

Ein  welches  meines  Erachtens  zureichend  sein  wird,  den  von  der  hierländigen  Literimal- 
Administration  so  dringend  beklagten  Heumangel  zu  widerlegen  und  statt  solchen  vielmehr 
hieran  einen  Ueberfluss,  mithin  auch  grundbeständig  zu  erweisen,  dess  die  angebliche  Ansiedler 
durch  das  Kemontierungsgeschäft  an  ihrem  nöthigen  Unterhalt  niemalen  aufliegen  und  deswegen 
verdrangen  werden. 


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"Uoogic 


90  PoLEK  : 

Mir  ist  desseutwegen  gar  nicht  begreiflich,  was  dem  Herrn  Generalmajcr  Baron  v.  £n- 
zenberg,  welcher  doch  sonst  für  das  Wohl  des  allerhöchsten  Dienstes  so  gerecht  und  unermudet 
besorgt  ist,  oder  vielmehr  einer  löbl.  Landesadministration  auf  einmal  eq  diesen  Beschwerden 
wider  das  Bemontencommando  die  Veranlassung  müsse  gegeben  haben,  da  ich  doch  jederzeit 
die  Ordnung  als  die  Grundfeste  des  Dienstes  ansehe  und  hierauf  mit  besonderer  Attention  halte^ 
auch  mir  nicht  bewusst  bin,  jemals  einen  Excess  im  Lande  verursachet  zu  haben. 

Ich  nehme  nun  auch  den  Fall  (welcher  zwar,  wie  ich  voraussehe,  nur  noch  mehr  dienet, 
mich  andurch  je  unangenehmer  zu  machen),  dass  das  Remontierangsgeschäft  nicht  in  der  Buko- 
wina wäre,  so  würden  doch  wohl  wenigstens  wie  vorhin  zu  Deckung  des  Landes  1  oder  2  Di- 
visiones  Cavallerie  hieher  dislocieret  worden  sein,  durch  welche  in  Anbetracht  der  Stallungen  für 
die  Pferde,  der  Zufuhr  des  Heues  imd  der  übrig  erforderlichen  Vorspann  das  Land  gar  nicht 
erleichtert,  sondern  wegen  der  Unterkunft  der  grösseren  Anzahl  an  Mannschaft  noch  um  ein 
mehreres  belästiget  sein  und  dem  allerhöchsten  Aerario  nicht  minder  einen  Aufwand  verur- 
sachen wurde. 

In  dem  ferneren  Verfolg  eingangs  berührten  hohen  Rescripts  und  Verordnung  ist  aucli 
in  auswärtigen  Ländern  kein  Haber  für  mein  unterhabendes  Commando  erkauft  worden,  sondern 
solcher  wird  aus  dem  Snyatiner  und  Horodenker  Magazin,  so  in  Gallicien  liegen,  und  hier 
landes  aus  dem  Czemowiczei  empfangen.  Jedoch  werden  sowohl  der  Herr  Generalmajor  Baron 
v.  Enzenberg  als  auch  der  hier  angestellte  Herr  Verpflegsverwalter  v.  Circo  bestätigen  müssen, 
dass  aus  dem  Czemowiczer  Magazin,  welcher  zwar  aus  dem  Horodenker  uberbracht  sein  soUle, 
dumpfiger  Haber  für  die  Remonten  verabreichet  worden  seie;  woher  aber  eine  löbl.  Verpflegs- 
direction  solchen  genommen  habe,  ist  mir  unbewusst. 

Gleichwie  es  aber  mir  höchst  angelegen  sein  musste,  diesem  Uebel  so  eher  abzuhelfen,  so 
habe  mich  an  die  I^mberger  löbl.  Verpflegsdirection  verwendet,  von  woher  auch  .  .  .  die  schleu- 
nige Remedur  getroffen  worden. 

Ad  Lit.  D.  Ist  nicht  nur  der  Okol,  sondern  sammentliche  alte  Stallungen  so  gut  wie 
möglich  repariert  und  für  diesen  Winter  in  annoch  brauchbaren  Stand  gesetzt  worden. 

Was  nun  aber  die  Anzahl  der  Pferde  belanget,  die  in  der  Bukowina  unterhalten  werden 
können,  davon  ist  schon  oben  einige  En^ähnung  beschehen.  Ich  nehme  also  in  Antrag  1500 
Stück  Pferde  (zu  denen  vermög  beiliegender  Standesausweis  ein  Personale  von  547  Köpfen,  wie 
ich  bereits  unterm  29ten  Januarii  a.  c.  angezeiget  habe,  erforderlich  wäre)  je  mehr  festzusetzen, 
als  solche  in  hiesiger  Gegend  und  in  der  Moldau  alljährlich  erkauft  werden  können. 

Nachdeme  nun  endlichen  (wie  in  meinem  diesfälligen  Berichte  ersichtlich  ist^  ich  1000 
Pferde  in  denen  Stallungen  aufzustellen  und  500  in  denen  Okols  zu  überwintern  antrage,  so 
kann  nicht  vorbeigehen,  bei  Einem  hochlöbl.  Generalmilitärobercommando  meine  submisseste 
Bitte  .  .  .  vorzutragen,  womit  Eine  hohe  Stelle  für  diese  letztere  junge  Pferde,  so  vom  Iten  Mai 
bis  Ende  Octobris  auf  der  Weide  unterhalten  werden,  die  Lutschina-Gebirge,  zwischen  der  Mar- 
morosch  und  Siebenbürgen  an  dem  Gerliba-Fluss  *)  gelegen,  zu  dieser  Weide  von  dem  Kloster 
Putna  alljqhrlich  zu  erstehen  und  anzuweisen  gnädigst  zu  reflectieren  geruhen  mögte. 

Sigl.     Kitzmann,  den  29ten  Novembris  17779. 


*)  d.  i.  Kirlibaba-Fluss. 

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Die  Anfäkge  des  k.  k.  Staatsgestütes  Radautz.  91 

XL. 

Oekonomische  Tabeila 

Orig.   (K,-A.  IL  S.  1779—43-757.) 

Vorläufige  Expiication 
nach  welcher  sich  in   folgender   ökonomischen  Tabeila  bei  Berechnung   der   diesfälUgen  Robots- 
tage und  Erzeugung  des  Habers  benommen  worden. 

Als:  Tage 

Jeder  Unterthan  ist  schuldig  an  Robot  jährlich 12 

den  Zehent  von  allen    vegetabilischen  Producten,  den    er  eingefuhrtermassen    gern 

redimieret  mit 12 

die  Gespunst,  die  er  ebenfalls  lieber  erlöst  mit 2 

an  Klaka  oder  Grattsrobot    verrichtet  selber  dem  Grundherrn  willig  des  Jahres      .  2 

Summa  der  Prästation  eines  Unterthans  28 

Diese  werden  verwendet: 
Zu  Mach-  und  Einführung  einer  jeden  Faltschen  Heu 8 

1  Tag  Acker  erfordert  zu  ackern  und  zu  säen 4 

Hierauf  werden  erzeuget  10  Schock  Garben,  welche  an  Schnittern  erfordern          .  4 

zur  Einfuhr 2 

10  Schock  auszudreschen  erfordern 5 

Summa  der  Arbeit  auf  1  Tag  Ackerbau          .  15 

A  u  8  w  w  e  i  s 
was  durch  obetehende  15  Robotstage  an  Frucht  erzeuget  wird 

n.  5.  Hetzen 

Auf  1  Tag  Acker  wird  gesäet  Haber 3 

Davon  werden  eingeerntet  10  Schock  Garben,  deren  jedes  in  mittelmäßigen  Jahren 

2  Metzen  Haber  abwirft,  folglichen  producieren  15  Robotstage  ...  20 

Hievon  den  Samen  pr.  3 

Verbleiben        .  1 7 


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92 


Polek: 


Oekonomische 

Über  nachstehende  Ortschaften  nach    dem  wahren  Bestand  ihrer  Gründe  und  anderen  Dominiealien 

kais.  königl.  Hemontierung  in  Pacht  zu  nehmen 

d.iesseit8 


9> 

H    1    e    TT    ( 

5_  rj 

r    e- 

Was  die 

e 

.2 

Ortschaften 

der 

Grund- 

herrschaft 

der 

dermalloen 

Pächter 

Wie  viel  Pachtschilling  jede 
stehenden  Ortschaften  ihre 
Grundherrn  bezahlen 

Juden  in  jedem  Dorf 

uad  wofür  an  Arrenda 

bezahlen 

n 

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1 

st 
'      PC 

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.S 

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C 
ai 

haben  in  Arrenda 

ll: 

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fl. 

kJ 

f.    Ikiil    \'u 

56 

Luschan  *) 

Lucas  Armas  in 
Jassy 

Administrations- 

Sccretär  Micha- 

laky 

600 

1  Wirtsh.,  2  Milhl,  jede 
mit  2  Steinen,  dann  den 
ganzen  Zehent  vom  Dorf 

350 

1 
58 

ßojana«) 

Basili  Mutenko 

Ivan  Miteskul 
Capitän 

1000 

5  Wirtsh.,  4  Milhl.,  jede 
mit  1   St.,  15  Falts.  Heu 
extra  den   Zehent 

700 
800 

- 

1 
250j  30 

Kitzmann ') 
Laskiwka  *) 

Herr  Bischof  von 
Radautz 

n 

Administrations- 

Secretfir 

Michalaky  und 

Compagnie 

1  Wirtsh.,    1    Mühl    mit 

2  St.,  auf  60  Metz.  Aus- 
saat und  10  Fattsch.  Heu 

1  Wirtsh.,    1    Mühl   mit 

2  St.  auf  60  Metz.  Aus- 
saat und  10  Faltsch.  Heu 

400 
425 

- 

i 

60    67 
45    36 

Suchower- 
cha*) 

n 

n 

3000 

— 

1  Wirtsh.,   1  Mühl.    mit 

2  Stein  und  den  Zehent 

von  denen  Bauern 

300 

1 

30,  13 

1 

Kliwodin«) 

» 

n 

1    Wirtsh.,    den   Zehent, 

5  Faltsch.  Heu  und  auf 

12  Metzen  Feld 

260 

. 

t8 

26 

Dawidovce  ^ 

n 

n 

1  Wirtshaus,  den  Zehent 
und  5  Faltschen  Heu 

220 

— 

38 

32 

Kisselieu  «) 

Lesczeskul  v.  Hu- 
destie  in  d.  Moldau 

Pächter  Secr.  Mi- 
chalaky, Afterp. 
Herr  v.  Eder 

600 

1  Wirtshaus,  1  Mühl  mit 
1   Stein  und  den  Zehent 

400 

50 

20 

Borouz  «) 

Igumen  Formosky 
in  Jassy 

n 

1100 

l  Wirtshaus,  1  Mühl  mit 

1  Stein,  den  Zehent  und 

12  Faltscheu  Heu 

280 

. 

45 

30 

Cadubestie  »O) 

Blascha  in  der 
Moldau 

Paul  Asianczuk  i 
Armener  von     , 
Snyatin 

700 

1  Wirtshaus,  den  Zehent, 

auf  46  Metz.  Felder  und 

10  Faltschen  Heu 

400 

1 

-i 

t 
7l'  54 

Latus     .     . 

7000 

— 

14  Wirtsh.,  U  Mühl.  mit 
16  St.,  67  Faltsch.  Heu, 
einigen  Zehent  u.  Feldbau 

4535 

_| 

675 

j 

364, 

1 

')  Luian.  •)  Bojan.    ')  Kotzman.    *)  Laszköwka.    *) 


S«chowerch6w.^^;T^^g^^ 


^   Dawideßiie 


DlB   AMFÄNaB   DES   K.   K.    STAATSeSSTÜTES    RaDAUTZ. 


93 


Tabella 

wie  auch    ihrer    gegenwärtig  wirklichen  Revenüen-Erträgnis,  welche    pro    aerario    zum  Nutzen    der 
angetragen  werden  könnten,  und  zwar 
cLer  Fr-vxtDa. 


ZI.    i    e 

s     s 

e    ZI 

d.    e      I^    e    TT    e 

ZI     -C5. 

1 

n 

deren  nach  vorUufiger  Explication  schul- 
diger Robotstage 

Wie  viele   ackerbare  Felder   and   OrQnde   zor 
Frnchtbanang  vorhanden  nnd  wie  viel  Metseu 
naeh  Absoblac  demjenigen,  so  die  Banem  be- 
nutzen, die  Herrsobaft  anatäen  kann 

c 
fl 

J 

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1 

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1 

1 

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§ 
"So 

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^^ 

•^     Betragen  in  Geld,  den  Metzen  k  15  kr. 

^         gerechnet 

-«                                                      - 

Wie  viele  Heuschläge  und 
auf  wie  viele  Faltschen 
in  jedem  Ort  vorhanden 

Anmerkung 
anderer  Neben- 
nutzungen 

Benanntlich 

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111 
iH 

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-fl    oj 

J.i 
it 

e  © 

Betraget  in  Geld,  die  Faltsche 
oder    90    Portions    a   2  fl, 
gerechnet 

n.  o. 
Metzen 

Metzen 

fl.     'kr 

! 

! 

1824 

200 

1000 

1133 

283 

15 

45 

— 

360 

90 

— 

— 

- 

723 

15 

4480 
3556 

260 

1300 

1473 

368 

15 

30 

- 

240 

60 

— 

1   Teicli    in  Kitz- 
mann i.  3  J.  800  fl. 
1  Teich  in  Habri- 
lovce  i.  3  J.  400  fl. 

400 

— 

1928 
2067 

15 
30 

2268 

1  Teich,  ertraget 
alle  3  Jahr  800  fl. 

266 

40 

691 

40 

688 

380 

1650 

1870 

467 

30 

200 

200 

3200 

800 

— 

1   Teich,  ertraget 
in  3  J.  1800  fl. 

600 

— 

900 

— 

864 

— 

— 

- 

260 

— 

1120 

— 

— 

- 

220 

— 

i 

i     1120 

100 

500 

566 

141 

30 

— 

— 

— 

— 

— 

2  T.,  welche  aber 
nicht  mitverpacht. 
sind,  in  3  J.I  80  fl. 

- 

- 

541 

3€ 

1200 

40 

•2(M  • 

226 

56 

30 

300 

300 

4800 

1200 

— 

1              ~" 

— 

— 

1536 

1 

30 

2000 

100 

500 

566 

141 

30 

70 

70 

1120 

280 

1  kleiner  Teich, 

ertraget  in  3  J. 

20  fl. 

6 

40 

1 
1 
i       828 

10 

19120 

1030 

5150 

5834 

1458 

30 

645 

570 

9720 

2480 

5  Teiche  ertragen 
1   in  3  J,  3820  fl. 

1 

1273 

» 

9696 

50 

I 

V  Kieseleu.  »)  Boroutz.  ")  Kadobestie. 


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Polek: 


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Was  die 

S 

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Ortscliaftei) 

der 

Grund- 

herrschaft 

der 

dermalioen 

Pächter 

Wie  viel  Pwhtschilling  jede 
stehenden  Ortschaften  ihre 
Grundherrn  bezahlen 

Juden  in  jedem  Dorf 

und  wofür  an  Arrenda 

bezableu 

11 

haben  in  Arrenda 

zahlen 
jährlich 
an  Geld 

mit 
ohne 

fl. 

kr 

fl.     \kr^ 

Vieh 

1 

"ranslatus     .     . 

7000 

- 

14  Wirtsh.,  11  Mülüen  ra 
16  Steinen,  67  Falt.  Hea, 
einigen  Zehent  u.  Feldbau 

4535 

675364 

Weruzanka») 

Bojar  Paskann 
in  Jassy 

Ivann  Sott 

700 

l  Wirtshaus,  den  Zehent, 

auf  30  MeUen  Aussaat  u. 

6  Faltschen  Heu 

500 

. 

120    40 

1 

Walliowa*) 

Jonaty  Motenko 

Administrations- 

Secretarius  Mi- 

chalaky 

1 
1 
600 

_ 

1  Wirtsh.,  1  Muhl  mit  1 
Stein,  17F.  Heu,  auf  120 
Metz  Feldbau  u.  d.  Zehent 

450 



1 
73 

1 

42| 

Waskowetz  ') 

Nicolay  Rossno- 
wan 

Ivann  Miteskul, 
Capitän 

1200 



l   Wirtshaus,   3  Mühlen, 
jede  mit  2  Steinen 

700 

1  162 

.5?i 

3er 

IBi 

9lte 

Kutschur- 
raare  *) 

Kloster  Putna 

1 
Administration  s- 
Secretarius  Mi- 
chalaky 

3  Wirtshäuser  und  jähr- 
lich 15  Faltschen  Heu 

iooo 

200 

i 
60 

Walloka») 

n 

n 

" 

170 

26 

Korrovla«) 

n 

n 

1  Wirtshaus  und  den 
Zehent 

260 

— 

58 

— 

Molodia 

n 

» 

1200 

— 

1  Wirtsh.,   1   Muhl    mit 
1  Stein  und  den  Zehent 

350 

,^ 

182 

■J 

Czahor 

Tt 

n 

1    Wirtsh.,    1    Muhl   mit 
1   Stein  und  den  Zehent 

170 

— 

65 

Ostriza  ^ 

n 

n 

2  Wirtshäuser  u.  4  Mühlen 
mit  1   Stein 

300 

— 

100 

15 

Mahala 

n 

»» 

l   Wirtshaus,    2    Mühlen 
mit  1  Stein,  u.  den  Zehent 

500 

— 

162 

•20 

Hluboka  ») 

SUrost  Thadeus 
Turkul 

Armener  Cajetan 
Theodorowics 

350 

— 

1  Wirtshaus  u.  den  Zehent 
von  Tabak 

120 

— 

50 

5<» 

Petroutz 

« 

unterhaltet  sol- 
ches selbst  Herr 
V.  Tnrkul 

500 



1  Wirtshaus,  1  MOhl  mit 
1   Stein 

200 



'     96 

i 

_ 

Latus     .     .     1 

11550 

— 

128  Wirtsh.,  24  Mühlen m. 
32  Steinnn,  104  F.  Heu, 
einigen  Zehent  u.  Feldbau 

9085 

1 

2113 

703 

Die  Anfänge  des  k.  k.  StaatsobstOtes  Radadtz. 


95 


aa.l««ae3a.d.e       Z^e^eaa.'Q.ezx 

1 

nach  vorläutiger  £xplioiition  schul- 
r  Itubotstage 

HS 

tut 

£|f| 

m 

im 

s 

3 

S 

1 

% 
f 

0) 

1 

1 

s 

1^ 

Betragen  in  Geld,  den  Metzen  a  15  kr. 
gerechnet 

Wie  viele  Heuschläge  und 

auf  wie  viele  Falschen 

in  jedem  Ort  vorhanden 

Anmerkung 
anderer  Neben- 
nutzungen 

ßenanntlich 



Deren  Betrag  in  Geld 

Summa  der  ganzen  Revenüen-Erträgnis 

Was  nach  Abncblag  der  diesfälligen  Er- 
fordernis  tiir  die   Untertbanen   dem 
Gmndberru  frei  eigen  übriggeblieben 

08 

1 

.2 

H 

Zu  dessen  Fechs-  und  Einfüh- 
rung benöthigte  Robotstage 

Betraget  in  Geld,  die  Faltsche 
oder    90    Portions   ä   2   fl. 
gerechnet 

n.  0. 
Metzen 

•s 

Metzen 

fl. 

kr 

fl. 

kr 

fl. 

kr 

fl.    !k.| 

19120 

2660 

1840 
6440 

1030 

120 
40 

5150 

600 
200 

5834 

680 
226 

1458 

170 
56 

30 
30 

645 
100 

300 

570 
100 

300 

9720 
1600 

4800 

2430 
400 

1200 

5  Teiche,  ertragen 
in  3  Jahren  3820  fl. 

2  Teiche,  so  wenig 
ertragen  u.  nur  zu 
eigenem  Gebrauch 

2  Teiche,  ertragen 

alle  3  Jahren 

150  fl.  Rh. 

1273 
50 

20 

9696 

1070 

566 
1900 

50 
30 

cLer  Fr-CLtli.                                              v                                                                                 | 

7280 
5488 

928 

3200 
1040 
3220 
2912 
2800 

2688 

'  2000 

100 

200 
100 

200 
60 

60 

10000 

600 

1000 
500 

1000 
300 

300 

11333 

666 

1133 
566 

1133 
340 

340 

2833 

141 

283 
141 

283 

85 

85 

15 

30 

15 
30 

16 

'     100 
20 
60 

50 
70 

800 

100 

— 

800 
160 
480 

400 

560 

6400 

800 

200 

40 

120 

100 

140 

1600 

200 

~ 

Vor  die  allda  be- 
findliche Mühl 
zahlet  jährl.  4  Duc. 

16 

4033 

457 
753 

311 

400 

923 

1805 

485 

16 

30 
16 

30 
16 

59516 

3910 

19550 

22151 

5537 

45 

2246 

970 

25720 

6430 

- 

7  Teiche  ertragen 
i.  3  J.  3970  fl.  u.  1 
MOhl  jährl.  4  fl. 

1339 

20 

22392 

6 

fwia.  *)  Ottrica.  •;  Hliboka. 


96 


Polbk: 


e. 

1 

H    1    e    TT    o    r      gr    e 

' 

deren  nebei 
?m  respect. 

1 
Was  die                       , 

•s 

Ortschäfteo 

3Sra.zxiezi 
der 
Grund- 
herrschaft 

der 

dermaligen 

Pächter 

Wie  viel  Pachtschilliug  jede 
stehenden  Ortschaften  ilm 
Grundherrn  bezahlen 

Juden  in  jedem  Dorf 
und   wofür  an  Arrenda 

bezahlen                       i 

ä 

II 

^     1 

haben  in  Arrenda 

zahlen 
jährlich 
an  Geld 

§1 

0 

1    fl- 

kr 

fl.     Ikr 

Vieh    ! 

IVanslatus     .     . 

11550 

- 

28 WirlHh.724  Mühlenm. 
32  Steinen,   105  F.   Heu, 
einigen  Zehent  u.  Feldbau 

9085 

i 

2113 

703' 

Gorgye»tie  *) 

Kloster  Dragomie 

Jonati  Kodresko 

50 

— 

- 

— 

— 1 

Czerepkoutz 

Kloster  Slatina  im 
Türkischen 

» 

80 

— 

2  Wirtshäuser 

100 

1 

1 
50    16* 

Obreschan  *) 

Klos  .er  Moldovice 

Armener  Stephan 
et  Ursul 

100 

— 

1  Wirtshaus,  1  Mühl  m. 
1   Stein  und  dem  Zehent 

100 

— 

1 
27    17| 

Rogosche- 
stie  ») 

Joniza  Cantoko- 

sonna,  Iwornik  in 

Jassy 

r> 

180 



1    Wirtshaus    und    dem 
Flachszehent 

190 

i 
i 

-i 

21    21 

Boschanze  *) 

Popp  Magary 

2  Wirtshäuser 

1 

176   24 

ügyestie  *) 

Metropolit  von 
Jassj 

1200 

— 

— 

390 

1 

160    40 

Trebulestie«) 

Klofiter  Putna 

haltet  derCaluger> 
selbst,  voriges  J. 
Herr  Kitt.  Nagel 

1  Wirtshaus   und   20  F. 
Heu 

80 

1 

80    40 

Kamenka 

n 

n 

450 

— 

1  Wirtshaus  und  6  Fal- 
tschen  Heu 

50 

— 

50    16 

j 

Szutzaven '')    1 

n 

n 

1   Wirtshaus 

15 

~i 

1 
20',     7 

Kupka 

ji 

n 

l    Wirtshaus    und    dem 
Zehent 

70 

J 
i 

1 

! 

40  - 

1 

Sonima     .     .     .13610 

11 

1 

38  Wirtsh.,  25  Mühl.  mit 

33  St ,  131  Faltsch.  Heu,  10080  ~ 

einigen  Zehent  u.  Feldb.             | 

2737884 

3621 

Sigl.  Kitz  mann  den  29ten  Novembris  1779. 


»)  Jordanestie.  *)  Opriszeny.  ')  Kogozestie.  *)  Bosancze.    *)  üidesti.  •)  Tereblestie.   ^  Suc&awenjr. 


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Die  Anfäkoe  des  k.  k.  Staatsgestütes  Radadtz. 


97 


n 

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s  1 

1 

Wie  viele  HeuschJäge  und 
auf  wie  viele  Faltschea 
in  jedem  Ort  vorhanden 

Anmerkung 

anderer  Ne)>en- 

nutzungen 

Benanntlich 

2 
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Was  nach  Abschlag  der  diesfalligen  Er- 
fordernis   für   die   Untertbanen    dem 
Grnndberru  frei  eigen  übriggeblieben 

i 

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K 
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II 

Zu  dessen  Fechs-  und  Einfüh- 
rung benöthigte  Robotstage 

3s  1  Betraget  in  Geld,  die  Faltsche 
oder    90    Portions   ä   2   11. 
^~\       gerechnet 

n.  0. 
Metzen 

TS             ' 

Metzen 

fl. 

kr 

1 

59516' 

3910 

19550 

22151 

5537 

45 

2245 

970 

25720 

6430 

7  Teiche  ertragen 
in  3  J.  3970  tl.,   1 
Mühljährl.4Duc. 

1 

1339 

20 

1 
22392 

5 

- 

400 

2000 

2266 

566 

30 

1000 

— 

8000 

2000 

- 

— 

— 

2566 

30 

IH48 

200 

1000 

1133 

283 

15 

,200 

- 

1600 

400 

— 

— 

- 

- 

783 

15 

704 

40 

200 

226 

56 

30 

150 

— 

1200 

300 

- 

— 

— 

— 

4:)6 

30 

1176 

14 

70 

73 

18 

15 

150 

— 

1200 

300 

~ 

— 

— 

— 

508 

15 

5600 

200 

1000 

1133 

283 

15 

300 

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2400 

600 

_ 

— 

- 

— 

1273 

15 

5600 

40 

200 

226 

56 

30 

10 

— 

80 

20 

_ 

— 

- 

- 

76 

30 

1 
3360 

1 

60 

300 

340 

85 

— 

50 

— 

400 

100 

— 

— 

— 

— 

265 

— 

1848 

,  — 

— 

— 

— 

— 

100 

— 

800 

200 

— 

— 

- 

- 

250 

— 

840 

1 

— 

- 

— 

— 

— 

— 

- 

^'i 

- 

- 

15 

— 

640; 

- 

— 

— 

— 

— 

- 

- 

— 

— ll               — 

- 

— 

70 

- 

r 

8113-2 

4864 

24320 

27548 

1 

6887 

4205 
—  517 

970 
5 

41400 

10350 

1 

1 

.7  Teiche  ertratren' 
in  3  J.  3970  H.,   1, 
,Mühljährl.4Duc., 

1339 

1 

•20i 

1 

1 
28656 

20 

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Gbogle 


98 


POI.BK: 


Recapitulation 

der  in  vorstehender  ökonomischen  Tabella  aasgewiesenen  Bevenuen-Ertragnis. 


a  1  s 

Specifice 

Summariter    1 

fl.           kr. 

fl. 

kr 

Der  jährliche  Pachtschilling  ertraget           .... 

— 

13610 

— 

Hierauf  gehet  ein 

an  Schank-  und  Mühlenarrenda,  dann  einigen  Zehent 

10080 

— 

— 

— 

für  erbauet  werdende  27548  n.  0.  Motzen  Haber  k  15  kr. 
gerechnet 

6887 

— 

— 

— 

für  gemacht    werdende    2175    Faltschen    Heu    pr.  90  Por- 
tiones  k  2  fl 

10360 

— 

— 

— 

an  anderen  Nebennutzungen 

1339 

20 

— 

— 

Summa  der  Revenüen-Erträgnis 

— 

— 

28656 

20 

obstehenden  Pachtschilling  hievon  abgezogen  mit 

— 

- 

13610 

— 

verbleibt  an  klarem  Nutzen 

— 

— 

15046 

20 

Für  diese  werden  gratis  erlangt  5175  Faltschen  Heu  nebst 
Streustroh  und  hingegen  abgezogen  an  Geld 

— 

— 

10350 

— 

womach  auf  Besoldung  deren  zu  Besorgung  der  Pachtgüter 
angestellt  werden    müssenden  Beamten,  denen    verlas- 
liehe  Unterofficiers    und  Oemeine  von  Seiten  des  Be- 
rn ontierungscommando  beigegeben  werden,  und  zu  an- 
deren, nicht  vorhersehen  könnenden  Ausgaben  erübrigen 

— 

4696 

20 

Ausweis    deren    Kobotstagen 

Tage                1 

Speci6ce 

Summariter 

An  Robotstagen  sind    die  Unterthanen  nach  eingangs  ersicht- 
lichen Explication  berechnetermassen  schuldig 

Diese  werden  verwendet 
zu  Bebauung  der  Felder  auf  4864  n.  0.  Metzen  Aussaat 

zu  Machung  deren  obigen  5175  Faltschen  Heu 

Werden  annoch  erübriget    und  können   zum  Stallbau  und  an- 
deren verwendet  werden 

24320 
41400 

81132 

65720 
15412 

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Google 


DiB  Anfänob  des  k.  k.  Staatsobstütes  Radautz. 


99 


Ausweis 

Wie  viel  Haber-   Dod  Henportiones    fQr    1500  Pferde   jiUirlicli   erfordert   werden,    was    hierauf 
erbauet  werden  kann  und  folglicben  annoch  zu  erkaufen  wäre. 


als 


Haber- 


Heu- 


PorUones 


Die  jährliche  Erfordernis  fiir  1500  Pferde  pr.  365  Tage  ist.      . 

Hievon  kommen  abzuziehen  für  500  Pferde,  welche  den  Sommer  pr. 
6  Monat  oder  180  Tage  auf  «He  Weide  gehen        .... 

Verbleibt  an  Erfordernis 

Hierauf  werden   vermog  Recapitulation  erbauet  27548  n.  ö.  Hetzen 
Haber  und  5175  Faltschen  Heu 

mithin  wird  erübriget 

hingegen  wären  annoch  zu  erkaufen 


547500 


90000 


457600 


220384 


237116 


I 


547500 


90000 


457500 


465750 


9250 


Aus  vorstehender  Recapitulation  ist  also  ersichtlich,  dass  jährlich  auf  1500  Pferde  das 
Heu  ganz  gratis  und  27548  n.  ö.  Metzen  Haber,  deren  jeder  ä  15  kr.  angerechnet  wird,  erbauet 
werden  können. 

Bei  denen  berechneten  jährlichen  Kobotstagen,  welche  zwar  in  ein  und  anderen  Rubriken 
etwas  knapp,  hingegen  in  anderen  wieder  desto  reichlicher  angesetzet  worden,  so  dass  sich 
solche  ausgleichen,  muss  angemerket  werden,  dass  in  denenjenigen  Ortschaften,  wo  der  Zehent 
dem  Juden  mitverarrendieret  ist,  nicht  28,  sondern  nur  16  Tage  Robot  angerechnet,  mithin 
12  T&ge  für  den  Zehent  abgeschlagen  worden. 

Femers  kommt  noch  anzumerken,  dass  des  grösseren  Nutzens  wegen  nöthig  ist,  auf  3 
Jahre  zu  pachten,  weilen  der  Nebennutzen  jahrweise  nicht  beigelassen  wird,  widrigens  ansonsten 
diese  Rubrik  ganzlich  wegfiele. 


XLI. 

Ex  t r  a  et 


aas  dem  von  dem  siebenbUrgischen  Generalcommando    eingereichten  Rapporten    über    die    dort- 
landes  abgehaltene  Pferdmärkte  und  den  durch  die  Officiers  bewirkten  Einkauf. 

Orig.  (K.-A.  IL  S.  1780—43-380.) 

Pferdmarkt  zu  Csik-Szereda  und  Kronstadt. 
Vermög  Rapport  des  Kalnocki'schen  Rittmeisters  Mosatics    seien    daselbst    keine    zu  Re- 
luonten  taagliche  vorgefunden  worden.  Die  meisten  Pferde  wären  von  sehr   kleinem  Schlag,    bis 
30  Stück  zu  14  Faust  und  nur  3  remontenmässige,  jedoch    mit  Defecten    behaftete,    vorhanden 
gewesen. 

Marus  Vasarhely. 
Vermög  Rapport  des  8avoy*schen  Oberlieutenants  Uhl  seien  allda  21  diensttaugliche 
Pferde,  die  meisten  hievon  aber  zu  jung,  vorhanden  gewesen  und  von  einem  Kalnocki'schen 
Wachtmeister  2  sechsjährige  Chevauxlegerspferde,  jedes  pr.  18  Ducaten,  und  ein  Husaren pferd 
ä  17  Ducaten  erkaufet  worden.  Es  seie  Hoffnung,  künftighin  mehrere  Pferde  zu  überkommen, 
jedoch  wäre  von  den  herrschaftlichen  Gestüten  kein  Pferd  auf  den  Markt  gebracht  worden. 


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Google 


100  Polek: 

Thordae. 
YenuiSg  Rapport  des  Savoy'schen  Oberlieutenants  Uhl  ist  der  gante  Markt  aus  schlechten 
Bauempferden  bestanden  und  von    allen    nur   etwelche    zu  Chevauxlegers    taugliche    vorhanden 
gewesen,  welche  aber  wegen  den  allzu  hohen  Preis  nicht  erkaufet  worden  seien. 

Sepsi  St.  Gyorgy. 
Yermi^g  Rapport  des  Kalnockischen  Rittmeisters  Mosatics    ist    allda    kein    taugliches  Re- 
montapferd  angetroffen  worden. 

Reteck  und  Csik-Szereda. 
Verniög  Rapport  des  Savoy^echen  Oberh'eutennnts  Uhl  und  Kalnockischen  Rittmeisters 
Mosatics  seien  zu  Reteck  in  allem  9  Stuck  Pferde  von  einem  guten  Schlag  vorhanden,  die 
übrigen  aber  alle  abgenutzt  und  veraltet  gewesen,  wegen  welchen  Ursachen  denn  auch  kein 
Remonta  allda  erkaufet  worden  wäre.  Man  habe  wenig  Hoffiiung,  im  künftigen  Jahre  mehrere 
taugliche  Pferde  anzutreffen,  weilen  sehr  wenig  junge  im  Vorschein  kommen.  Auf  dem  in  C*ik- 
Szereda  fürgewesten  Jahrmarkt  hingegen  seie  kein  einziges  zum  Remonta  taugliches  Pferd  vor- 
handen gewesen. 

Szamoss  Ujvar. 
Vermiig  Rapport  des  Savoy'schen  Oberlieutenants  Uhl  habe  sich   auf   dem    ganzen  Jahr- 
markt kein  einziges  zu  einem  Remonta  taugliches  Pferd  vorgefunden,  weder  seie  Hoffnung,    auf 
künftiges  Jahr  etwas  Vortheil  hafte  res  zu  bekommen. 

Clausenburg. 
Verniög  Rapport  des  Savoy'schen  Oberlieutenants  Uhl  seien  auf  dem    ganzen  Markt    nur 
2  Stück  Pferde  vorhanden  gewesen,  welche,  wenn  sie  nicht  im   Preis  Qbrtrieben  gewesen  wären, 
zu  Husarenrcmonten  hätten  gebraucht  werden  ktlnnen.     Es  lasse  sich    auch  ins  künftige    wenig 
Besseres  versprechen,  wenn  nicht  mehrere  GestiUpferde  auf  den  Markt  gebracht  werden. 

Bistritz. 
Vermag  Rapport    des    Savoy'schen  Oberlieutenants    Ubl    seien    auf   diesem  Markte    über 
1000  Pferde  vorhanden  gewesen,  jedoch  wegen  ermangelnder  Tauglichkeit  keines  erkaufet  worden, 
und  es  lasse  sich  auch  künftighin  wenig  Besseres  anhoffen,  da  bishero   roeistentheils    fehlerhafte 
und  von  der  kleinsten  Gattung  Pferde  auf  die  Märkte  gebracht  werden. 

Fogarass. 
Vermög  Meldung  des  Kalnockischen  Rittmeisters  Mosatics  haben  sich  zwar  einige    14f&a- 
stige  Pferde  allda  vorgefunden,  jedoch    seie    wegen  überstiegenen  Alter  keines    hievon    zum  Re- 
monta angenommen  worden ;  es  stehe  aber  dennoch  zu  hoffen,  dass  in  künftigen  Jahren  mehrere 
taugliche  l*ferde  im  Vorsehein  kommen  werden. 

Hermannstadt. 
Vermög  Rapport  des  Kalnockischen  Rittmeisters  Mosatics  seie  nur  ein  einziges  Pferd  für 
tauglich  erkennet  unb  für  ein  Husarenremonta  assentiert  worden. 


XLII. 

General  Baron  Enzenberg  an  das  galiz.  Generalcommando. 

Orig.  (K.-A.  n.  S.   1780—43—380.)  Sucevice, »)  28.  August  1780. 

Ich  würde  die  hohe  Generalcommando-Verordnung  vom  20ten  Mai  a.  c.  in  Belang  des 
Remontageschäfts  .  .  .  schon  längstens  .  .  .  beantwortet  haben,  so  nicht  vor  not  big  erachtete, 
bevor  und  umsomehr  mit  dem  Herrn  Rittmeister  v.  Cavallar  mich  zu  benehmen  und  von  ihme 
in  die  Gewissheit  gesetzet  zu  werden,  ob  er  die  Verpflegung  deren  Remonten  seibat  besorgen. 
oder  ob  er  diese  Verpflegung  aus  denen  k.  k.  Magazinen  empfangen  wolle.  Da  er  dann  nun 
retoumieret  und  sich  dahin  geäussert,  dass  er  sein  Remontageschäft  Selbsten  verpfl^^en  wolle. 

*)  Suczawitza. 

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Die  Anfänge  des  k.  k.  Staatsgbstütes  Radaütz.  101 

Es  ißt  die  Frage  vorzüglich,  inwieweit  es  respectu  des  Habers,  Heu,  Streustroh,  Hut- 
weide, Bi^nunkosten,  Stallbeleuchtung  und  -Requisiten,  dann  der  Vorspann  es  seine  Richtig- 
keit habe. 

In  Belang  des  Haber  so  wird  Herr  Rittmeister  jederzeit,  ausgenommen  in  gar  sehr  grossen 
Fehljahren  solchen  in  der  Buccowina  um  einen  sehr  billigen  Preis  aufbringen;  in  Betreff  des 
Heues  aber  stehet  doch  zu  besorgen,  mit  solchem  schwer  aufzukommen,  als  bekanntermnssen  die 
Viehzucht  der  einzige  Buccowiner  Nahrungszweig  ist,  a  proportione  des  vielen  Viehes  der  Heu- 
überflass  nicht  bestehet  und  die  täglich  zunehmende  Ansiedlung  in  der  Folge  auch  die  Heuerzeu- 
gung sehr  verringern  wird.  Dermalen  annoch  ein,  bOchstens  zwei  Jahre  durfte,  um  1000  Pferde 
mit  Heu  zu  unterhalten,  nicht  sonderliche  Schwierigkeit  entstehen,  in  der  Folge  aber  wird  sehr 
schwer  diese  Anzahl  Pferde  mit  Heu  mittelst  ohngezwungenen  Ankauf  unterhalten  werden 
können.  In  Belang  des  Streustroh  wird  sich  in  der  Zukunft  kein  Anstand  ereignen,  massen, 
sobald  das  Remontacommando  in  der  Buccowina  den  Haber  ankaufet,  auch  die  Agricultur 
mehrer  zunehmen,  folglichen  auch  Stroh  zu  überkommen  sein  wird.  Mit  der  Hutweido  dürfte 
es  Anstände  geben,  und  schwer  und  umso  weniger  wird  die  Hutweide  und  Gebirgsweide  in 
Bestand  ohne  Zwang  zu  überkommen  sein,  als  die  Menschen  und  folglichen  auch  das  Vieh  zu- 
wachset und  ohnehin  actu  aus  Abgang  der  Gebirgs-  und  Hut  weide  eine  grosse  Menge  Vieh 
bekanntermassen  aus  der  Buccowina  nach  der  Moldau  auf  die  Grasweide  überführet  wird.  In 
Belang  der  Bauunkosten  kommet  es  bloss  darauf  an,  ob  die  erforderlichen  Hand-  und  Fuhr- 
roboten hierzu  gegen  Bezahlung  von  der  Obrigkeit  beordert  und  wie  hoch  ein  Handlanger  und 
wie  hoch  ein  Fuhrrobot  mit  2  Ochsen  auf  den  Tag  bezahlet  werden  sollen.  Ausserdeme  und 
wenn  es  dem  Buccowiner  freistehet,  ob  er  gegen  bestimmte  Bezahlung  arbeiten  könne  oder 
nicht,  ißt  zu  besorgen,  wie  man  keine  Roboten  ausser  gegen  grösseren  Lohn  wird  Oberkommen 
können.  Meine  unmassgebliche  Meinung  wäre,  in  Betracht  dass  die  Stallerbau-  und  Reparie- 
rung ein  aerarischer  Gegenstand  ist,  der  Landmann  hierzu  und  zwar  dergestalten  beorderet 
werden  könnte,  dass  ihme  vor  eine  Handrobot  9  kr.  und  vor  eine  mit  2  Ochsen  bespannte 
Fuhrrobot  16  kr.,  vor  eine  mit  4  Ochsen  bespannte  Fuhr  umsomehr  das  Doppelte  solle  auf  die 
Hand  bezahlet  werden,  als  der  Landmann  mittelst  Bezahlung  des  Heugulden  allschon  auch  sich 
von  allen  Roboten  reluieret  hat. 

Mit  der  Vorspann  scheinet  aber,  dass  dieser  Gegenstand  einer  andern  Betrpchtung  unter- 
liege. Nachdeme  das  Land  mit  den  Heugulden,  so  doch  nebst  dem  Service-  und  Strohgeld  sich 
von  allem  loskaufet,  und  diese  Heureluierung  ein  Jahr  in  das  andere  bis  22.000  fl.  und  mehr 
abwerfen  wird,  folglichen  von  allem  andurch,  was  das  Remontacommando  Belästigungen  verur- 
sachen mag,  sich  loskaufet,  die  zu  dem  Remontagescbäft  aber  unzählbare  Fuhren  ohnausgesetzt 
benöthigt  werden,  und  solche  als  Vorspann  anzurechnen  eben  in  Betracht  der  Reluierung  un- 
billig wäre,  so  wäre  der  unmassgeblichen  Meinung,  dass  das  Remontacommando  keine  Vorspann 
anverlangen,  sondern  die  Fuhr  per  Tag  mit  6  kr.,  was  in  der  That  ohnehin  wenig  ist,  auf  den 
Tag  be^ablen  oder  dem  Remontacommando  ganz  überlassen  sein  sollte,  wie  es  wolle  oder  könne. 
sich  selbst  die  Handlangers  und  Fuhren  zu  accordieren. 

Wann  dann  die  von  dem  Herrn  Rittmeister  v.  Cavallar  in  der  Berechnung  aufgefuhret 
und  sodann  wiederum  abgeschlagen  werdende  5  Posten  so  41588  fl.  12  kr.,  dann  die  ohnent- 
geltUche  Abgabe  der  Gebrauchpferden,  welche,  wann  sie  auch  ausgemustert,  doch  pro  aerario 
plus  licitanti  hintangegeben  werden,  nicht  mit  in  den  Kostenüberschlag  zu  nehmen  verdienen, 
so  bin  auch  der  gehorsamst  und  unzielsetzlichen  Meinung,  dass  ein  öjähriges.Remontapferd,  be- 
sonders in  Friedepszeiten,  sehr  leichte  vor  103  fl.  47Vio  ^r.  wird  angeschaffet  werden  mögen, 
besonders  die  sammentliche  Mannschaft,  die  zur  Wartung  der  Pferde  bestimmet  wird,  nicht  in 
Betrachtung  gezogen  wird. 

Szucewice,  den  28.  August  1781. 

Enzenberg, 
GM. 


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102  Polek: 

XLIII. 

Vortrag  des  Hofkriegsrathes. 

Orig.  (K.-A.  II.  S.  1780-43-380.)  Wien,  14.  October  1780. 

Wie  es  sich  .  .  .  aus  dem  zur  Allerhöchsten  Einsicht  hier  angebogenen  Extract  der  seit- 
hero  eingelangten  Rapports  veroffenbaret,  sind  sehr  wenig  ^ugliche  Pferde  auf  diesen  Märkten 
angetroffen  und  jrne,  welche  die  erforderliche  Tauglichkeit  gehabt  hätten,  zu  thcuer  geboten, 
dahero  in  allem  nur  2  Chevauxlegers-  und  2  Husarenpferde  bis  nunzu  erkaufet  worden. 

Da  es  aber  nothwendig  ist  zugleich  fUrzudenken  und  sohin  die  Modalität  festzusetzen, 
wie  in  Friedenszeiten  die  nach  Erfordernis  des  Dienstes  benöthigte  leic!ite  Iferde  beigeschaffet 
werden  mögen,  so  nimmt  man  sich  die  allehrbietigste  Freiheit,  Euer  Majestät  folgenden  Vor- 
schlag ...  zu  submittieren. 

Aie  Anschaffung  der  leichten  Pferde  in  der  Buccowina,  wie  solche  bishero  geschehen  ist, 
wird  noch  so  lange  nothwendig  bleiben,  bis  man  in  Ungarn  und  Siebenburgen  mehrere  der- 
selben durch  den  eigenen  Ankauf  aufzubringen  vermögend  sein  wird. 

Es  ist  hier  von  daruroen  bloss  die  Rede  von  <}em  eigenen  Ankauf,  weil  .  .  .  Euer  Ma- 
jestät in  der  über  den  hofkriegsrnthlichen  Vortrag  vom  23.  März  dieses  Jahrs  geschöpften 
.Allerhöchsten  Resolution  unter  andern  ausdrUckÜch  verboten  haben,  sich  in  Friedeuszeiten  der 
Lieferanten  zu  gebraueben. 

Die  Nebenunkösten  des  Cavallarschen  Remontierungscomraando  nebst  der  Fourage  machen 
jedes  unter  der  Obsorge  des  Rittmeistern  Cavallar  stehende  Pferd  im  Preise  namhaft  steigen 
und  da  laut  obiger  Aeusnerung  des  Generalmajors  von  Enzenberg  nach  einem  Paar  Jahren  das 
erforderliche  Heu  und  die  Weide  für  diese  Remonten  in  der  Buccowina  wegen  der  immer  mehr 
zunehmenden  Anzahl  von  Einwohnern  nicht  mehr  zu  haben  sein  soll,  folglich  das  Commando 
nicht  für  beständig  beibehalten  werden  dürfte,  so  wäre  damals,  wann  solches  eingestellet  und 
nicht  etwan  den  Regimentern,  wie  es  sonst  geschehen  ist,  der  eigene  Ankauf  ihrer  Remonten 
überlassen  werden  sollte,  ein  Stabsofficier  oder  Rittmeister  zur  Besorgung  des  Remontaankaufes 
in  Gallizien  anzustellen,  der  den  Markt  in  Brody  zu  besuchen  und  die  Armenier,  deren  sich 
Cavallar  dermalen  bedienet,  beizubehalten  hätte. 

Es  könnte  hierzu  umsomehr  der  Rittmeister  Cavallar  selbst  gewidmet  und  allenfalls  mit 
dem  angesuchten  Avancement  zu  einem  in  Gallizien  liegenden  Regiment  übersetzet  werden,  ab 
er  die  dortigen  Gegenden  am  besten  kennet,  wo  die  meisten  und  tauglichsten  Pferde  zu  be- 
kommen sind.  Zu  jeder  Uebernahm  hätten  ihm  die  in  Gallizien  liegende  Regimenter  die  be- 
nöthigten  Commandierten  mitzugeben  und  die  gebührenden  Zulagen  aus  denen  Regimentsunkosten 
zu  erfolgen,  wodurch  sodann  das  allerhöchste  Aerarium  die  dermaligen  bei  dem  Commando  in 
der  Buccowina  vorfallenden  Nebenunkösten,  als:  Gebrauchpferde,  Beschlag,  Halfter,  Stricke, 
Medicamenten,  Stallrequisiten,  Diäten  und  Zulagen,  die  kostbare  Erbauung  der  Stallungen  und 
derselben  Unterhaltung,  Schreibmaterialien,  Postporto,  Extraordinarien  und  nebst  diesen  die 
F'ourage  für  1000  uneingetheilte  Pferde   ersparen  würde. 

Es  belaufet  sich  die  Remontaerfordemis  jährlich  auf  H80  (Jhevauxlegers-  und  auf  1400 
Husarenpferde.  Zu  Ergänzung  dieser  Anzahl  hätten  die  4  Chevauxlegersescadronen  von  den 
beeden  Carabinierregimentern,  dann  die  in  Gallizien  selbstliegende  3  Chevauxlegers-  und  4  Hu- 
sarenregimenter ihre  Remonten  aus  der  Buccowina,  2  Chevauxlegers-  und  8  Husarenregimenter 
aus  Hungam,  dann  ein  Chevauxlegers  und  ein  Husarenregiment  aus  Siebenbürgen  zu  nehmen, 
womach  dann 

aus  der  Buccowina       480  Chevauxlegers-  und  700     Husarenpferde 
„  Ungarn  270  „  „     525  „ 

„  Siebenbürgen  130  „  „     175  „ 


angeschaffet  würden. 


800  Chevauxlegers-  und  1400  Husarenpferde 

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DiB  Anfänöb  des  k.  k.  Staatsgestütbs  Radautz.  103 

Jedem  Chevauxlegers-  und  Husarenregipent  wäre  sein  District)  wo  selbes  den  Ankauf  zu 
besorgen  hätte,  anzuweisen,  welches  von  dämmen  nöthig    ist,   damit    nicht    mehrere  Käufer  sich 
in  einem  und  dem    nämlichen  District    einfinden    und    sich    also    selbst    die    Preise    der    Pferde  ^ 
vertheuern. 

Ebendahero  aber,  weil  ein  Regiment  in  den  District  des  andern  nicht  gehen  durfte, 
hatten  die  Chevauxlegers  allemal  auch  die  in  ihrem  angewiesenen  Bezirk  vorhandenen  dienst- 
taugliche Husam-  und  die  Husamregimenter  zugleich  Chevauxlegersremonten  anzukaufen,  doch 
so,  dass  letzteren  die  Beibehaltung  der  Chevauxlegersremonten  ausdrücklich  dabei  untersagt  bliebe. 

Die,  obschon  filr  andere  Regimenter  erkaufte  Pferde  hätte  sodann  jedes  Regiment  zwar 
für  sich  zu  assentieren,  nachher  aber  so,  wie  es  der  Hofkriegsrath  anordnen  wurde,  an  andere 
zu  transferieren,  zu  welchem  Ende  alle  Monate  die  Rapports  einzureichen  wären,  worin  die 
erkauften  Pferde  mit  Unterscheidung  der  chevauxlegers-  von  den  husarnmässi^en  zu  erschei- 
nen hätten. 

Zum  Ankauf  hätte  jedes  Regiment  ein  beständiges  Conimando  zu  widmen,  und  obzwar 
das  Haddikische  Regiment  in  Gallizien  stehet,  so  könnte  selbes  dennoch  bei  dem  Kauf  in 
Ungarn  mitwirken. 

Zur  Sicherheit,  dass  keine  aus  Mangel  des  Masses  für  den  Dienst  unbrauchbare  Pferde 
Obemommen  werden,  wäre  das  Mass,  von  welchem  man  während  dem  Krieg  Jn  etwas  abge- 
wichen iBt,  neuerdings  bekannt  zu  machen,  nämlich  dass 

ein  3jähriges  Chevauxlegerspferd  14  Faust  2  Zoll 

n      5  n  n  15  „        —       „ 

ein  Sjähriges  Husarenpferd  14  „  In 

.  4       n  .«  14  „  2      „ 

n  5       „  „  14  „  3      „ 

haben  müsse. 

Die  dermaligen  Preise  könnten  einsweilen  bleiben,  nämlich 

in  Ungarn  ein  Chevauxlegerspferd  17  :^,  für  ein  Husarenpferd  15  ^ 

n    Siebenbürgen    „  „  18    „       ,     „  „  18    „ 

„    Gallizien  „  „  19    „       „     „  „  15    „ 

Da  aber    hei    dem    für  Ungarn    ausgesetzten    geringeren    Preis    meistens    3jährige    aufge- 

suchet  werden  dürften,  so  wäre  festzusetzen  nöthig,  dass  kein  Commando    mehr   als  das  Drittel 

derlei  3jahrigen  Pferde  zu  kaufen  befugt  sein  solle. 

A.  G.  V.  Hadik. 


XLIV. 

Joseph  IL  an  den  Hofkriegsraths-Praesidenten  Grafen  Hadik. 

Qrig.  (K..A.  II.  8.  1780—43—380.)  Wien,  25.  October  1787. 

Lieber  Feldmarschall  Hadik !  Ehe  ich  über  die  künftige  Rimontirung  der  Chevauxlegers- 
und  Hnsarenregimenter  meine  EntSchliessung  ertheile,  gebe  ich  dem  Hofkriegsrath  meine  Ge- 
danken hierüber  mit,  dass  im  Fall  er  etwa  ein  oder  andern  Orts  ein  Bedenken  finden  sollte, 
derselbe  die  diesfällige  Anzeige  bejbringe  und  Mir  seine  Meynung  cum  reproductione  dieses 
V^ortrags  gutachtlich  heraufgebe. 

Weil  der  Hofkriegsrath  den  Einkauf  der  Rimonten  Regimenter-  und  districtsweise  besor- 
gen lassen  will,  so  folgt  nothwendig  hieraus,  dass  in  einem  District  sowohl  Chevauxlegers-  als 
auch  Hnsarenpferde  vorhanden  sind,  ein  Husaren regiment  den  Einkauf  nicht  allein  von  Hu- 
saren-, sondern  auch  von  Chevauxlegerspferden  und  vice  versa  nach  seinem  Antrag  l>esorgen 
muas.  Es  ist  aber  leicht  vorauszusehen,  dass  ein  Chevauxlegersregiment  mit  dem  Ankauf  des 
Hnsarenregiments  nicht  zufrieden  sein  wird,    und  dieses  zu  billigen  oder  unbilligen  Klagen  und 

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104  PoLKK : 

Beschwerden  Anlass  geben  wird.  Um  dieses  zu  vermeiden,  wird  wohl  nichts  besseres  nein,  als 
wenn  Chevnuxlegerspferde  von  Chevauxlegers  und  Husarenpferde  von  Husaren  oingekaufet  und 
darzu  solche  Commandi,  die  aus  Husaren  und  Chevauxlegers  vermischt  bestehen,  aufgestellt 
werden,  wovon  1  in  Siebenbürgen  und  2  in  Hungarn,  deren  jedes  aus  1  Officier  von  den 
Chevauxlegers  und  1  Ofticier  von  den  Husaren  nebst  den  hiezu  gehörigen  Unteroföciers,  Schmied 
und  übrigen  Mannschaft  zu  bestehen  hätte,  zu  stehen  kommen  müsste.  Diese  hätten  zur  ge- 
hörigen Zeit  die  Pferdmärkte  und  Gestüte  zu  besuchen  und  dasjenige,  was  sich  zum  Ankauf 
tauglich  vorfindet,  und  zwar  der  Officier  von  den  Chevauxlegers  chevauxlegersmnssige  und  der 
Husarenofficier  husaren massige  Pferde  einzukaufen.  Die  eingekauft  werdende  Pferde  mussten 
alsdann,  um  nicht  uneingetheilte  Pferde  führen  zu  dürfen,  für  da8Jenige  Cavallerie-,  es  seie 
Curassiers-,  Dragoner-,  Chevauxlegers-  oder  Hnsarenregiment  assentiert  und  demselben  zur  Wart- 
und  Pflegung  zugeschickt  werden,  welches  dem  Ort  des  Einkaufs  am  nächsten  liegt. 

In  80  weit  dieser  Gegenstand  hauptsächlich  Gallizien  betrifft,  da  kann  es  diesfalls  einst- 
weiten, und  solange  bis  die  Verpflegung  der  Rimonten  in  der  HukowinaJ  sich  nicht  mehr  thnn 
lässt,  bei  demjenigen  verbleil>en,  wie  es  bishero  in  BetreflT  der  Hcrbejschaffimg  der  leichten  Ri- 
monten unter  der  Aufsicht  des  Rittmeisters  Cavallar  geschehen  ist.  Sobald  aber  die  Unistande 
in  der  Buccowina  die  Verpflegung  der  Rimonten  daselbst  nicht  mehr  zulassen,  so  wird  alsdann 
in  Galli/ien  das  nämliche  mittelst  einem  aus  Chevauxlegers  und  Husaren  zusammengesetzten 
Commando,  wie  in  Hungarn  und  Siebenbürgen  zu  veranlassen  sein,  und  da  dem  Rittmeister 
Cavallar  ohnehin  die  dortige  (legenden,  Märkte  und  übrige  Umstände  seit  so  langer  Zeit  her, 
als  er  in  diesem  Geschäft  verwendet  worden  ist,  am  besten  bekannt  sein  müssen,  so  wird  es 
auch  am  sicherst  und  rathlichsten  sein,  ihm  die  Aufsicht  über  dieses  vermischte  Commando  mit 
der  oben  angeführten  Belehrung  zu  ül>ertrageu,  da  im  Ganzen  immer  der  richtige  Bedacht  ge- 
nommen werden  muss,  so  viel  leichte  Rimontapferde^  für  Chevauxlegers  und  Husaren  im  Vor- 
rath,  seie  es  in  der  Buccowina  oder  vertheilter  in  Hungarn,  Siebenbürgen  und  Oallizien,  zu 
haben,  um  bei  entstehendem  Krieg  gleich  mit  selben  den  vermehrten  Kriegsstand  in  diesen 
leichten  Truppen   beritten  machen    zu  können. 

Wegen  Avancement  des  Cavallar  erwarte  noch  den  hierüber  mir  das  Ganze  zu  macheu. 
den  Vorschlag. 

Joseph  Corr. 


XLV, 

Galiz.  Generalcommando  an  den  Hofkriegsrath. 

Orig.  (K.-A.  H.  S.  1781—43—32.)  Lemberg,  5.  Jänner  1781. 

Eine  hohe  Instanz  geruhete  mittels  des  hohen  Decrets  ddo  29.  Octobris  et  praes.  17ten 
Novcmbris  erst  verflossenen  Jahrs  aus  Anlass  des  Allerhöchsten  Entschluss  Sr.  kaiser).  königl. 
Apostol.  Maiestät,  womach  zu  Completierung  der  leichten  Cavallerie  auf  den  Kriegsfuss  eine 
Anzahl  von  7000  Remontapferden  in  Hungarn,  Siebenbürgen  und  Gallizien  vertheilet  werden 
solle,  von  dem  hierländigen  Generalcommando  die  Auskunft  abzuforderen,  wie  viel  dergleichen 
Remonten  gegenwärtig  in  der  Buccowina  Platz  hätten. 

Da  ein  das  anderweite  ebenfalls  vom  21Uen  Octobris  a.  p.  erlassene  hohe  Decret  die 
weitere  Allerhöchste  Entschliessung  dahin  zu  vernehmen  gegeben  hat,  dass  zur  Zeit,  wann  der 
von  dem  Herrn  General  Baron  Knzenberg  angezeigte  Heumangel  sich  bestätigen  sollte,  der 
Ankauf  der  Pferden  hierlnndes  auf  die  nämliche  Art,  wie  es  in  Hungarn  angeordnet  worden, 
unter  der  Direction  des  Rittmeisters  Cavallar,  jedoch  mit  dem  Unterschied  eingeleitet  werden 
solle,  dass  nicht,  wie  in  Hungarn,  zwei,  sondern  nur  ein  Commando  aus  ein  Chevauxlegers-  und 
ein  Husarenoflicier  und  beederseitigen  Coraniandierte  in  Gallizien  zu  stehen  komme,  so  habe 
ich  für  nöthig  befunden  den  Rittmeister  Cavallar  anher  zu  berufen  und  die  Art  und  Weise,  wie 


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Die  Anfänge  des  k.  k.  Staatsgestütes  Radaütz.  105 

diese  zweifache  Allerhöchste  Gesinnung  am  besten  erfüllt  werden  möge,  commiqsionaliter  in 
Cberlegung  zn  nehmen. 

Nach  dem  Inhalt  des  erst  angezogenen  zweiten  hohen  Befehls  solle  der  in  Hungarn  und 
Siebenbürgen  angeordnete  Remontaeinkauf  nur  alsdann  auch  hierlandes  unter  der  Direction  des 
Rittmeister  Cavallar  eingeleitet  werden,  wenn  der  vom  Herrn  General  Br.  Enzenberg  im  Sep- 
tember vorigen  Jahrs  besorgte  Heumangel  sich  wirklich  bestätigen  sollte.  Nun  bin  ich  nicht  nur 
allein  von  dem  Gegentheile  dieser  Br.  Enzenberg'schen  Anzeige  während  meiner  im  Novembri 
vorigen  Jahrs  in  der  Buccowina  gemachten  Keise  durch  den  Augenschein  überzeugt  worden, 
sondern  es  hatte  auch  schon  damals  der  Rittmeister  Cavallar  auf  1200  Pferde  die  Heuerfor- 
demiH  für  das  ganze  erst  eingegangene  1781te  Jahr,  die  Portion  k  P/s  kr.,  und  die  Erfor- 
dernis an  Haber  bis  Ende  März,  die  Portion  ä  27i6  ^i*-  angeschaffet.  Es  versicherte  auch  ersagter 
Kittmeister  sowohl  mit  den  übrigen  pro  1781  auf  1200  Pferde  noch  erforderlichen  Haber  als 
Überhaupts  mit  der  Fourage  für  eine  grössere  Anzahl  Pferde  aufzukommen,  ohne  dass  diesert- 
halben  die  mindeste  Beschwerden  von  dem  Land  zu  befahren  sein  werden.  Bei  dieser  Beschaf- 
fenheit dürfte  es  also  nach  dem  Sinn  vorberührter  Allerhöchster  Resolution  hierlandes  von  der 
in  Hangam  angeordneten  Bemonteneinkauf  wieder  abkommen;  in  der  Erwägung  aber,  dass  an 
der  auf  den  Kriegsfuss  erforderlichen  Anzahl  von  7000  Pferden  durch  den  eigenen  Einkauf  in 
Hungarn  et  annexis  provinciis  nicht  so  leicht  2-  oder  3000  Pferde  von  der  vorgeschriebenen 
Ma»  und  Fähigkeit  aufzubringen  sind,  unterfanget  man  sich.  Einem  hochlöbl.  k.  k.  Hofkriegs- 
lath  mit  dem  unmassgebigsten  Vorschlag  wegen  Unterbringung  einer  zu  Oompletierung  des 
Kriegsfuss  erforderlichen  Anzahl  leichter  Cavalleriepferde  auch  jenen  zugleich  vorzulegen,  wie 
der  gröflste  Theil  dieser  Kriegserfordemis  am  leichtesten  und  geschwindesten  aufgebracht  wer- 
den könne. 

Die  eigene  Remontierung  der  Regimenter  kann  alsdann,  wann  sie  inner  den  Erblanden 
vorgenommen  würde,  an  sich  sehr  viele  Vortheile  für  den  Dienst  und  das  allerhöchste  Aerarium 
haben.  Denn  das  Ungemach,  welches  die  Regimenter  durch  den  eigenen  Einkauf  der  Pferden 
and  durch  die  Verrechnung  der  diesfälligen  Kosten  haben,  wird  durch  den  Vortheil  überwogen, 
welcher  ihnen  von  daher  zugehet,  dass  sie  alsdann  keine  Ursache  mehr  haben,  sich  über  ihre 
Pferde  zu  beklagen.  Weil  aber  die  inländische  Pferdezucht  derzeit  noch  nicht  so  beschaffen 
ist,  dass  man  daraus  leichte  Cavalleriepferde,  wie  sie  der  dermalige  Dienst  erforderet,  nach  den 
Tausenden  ziehen  könue,  so  ist  doch  kein  anderes  Mittel,  als  den  Abgang  an  leichten  Caval- 
leriepferden  wie  bisher  aus  fremden  Landen  einzukaufen;  denn  so  eine  grosse  Menge  Pferde 
es  hierlandes  gibt,  so  sind  doch  sehr  wenige  darunter,  die  zu  unserem  Cavalleriedienst  taugen, 
und  die  wenige  dienstbare  Pferde  in  einem  übertriebenen  hohen  Preis. 

Einer  hohen  Instanz  sind  die  Vorzuge  des  bishero  von  dem  Rittmeister  Cavallar  besorgten 
Remontaeinkauf  am  besten  bekannt;  ja  8e.  Maiestät  Selbsten  haben  darüber  ihre  allerhöchste 
Zufriedenheit  erkennen  zu  geben  geruhet. 

Bei  einer  solchen  Überzeugung  kaun  das  Generalcommando  nicht  wohl  irregehen,  wenn 
das^lbe  auf  die  Fortsetzung  des  Cavallarischen  Remontaeinkauf  unterthänigst  einrathet. 

Man  misskennet  nicht,  dass,  je  stärker  der  Einkauf  der  auswärtigen  Pferden  betrieben, 
umso  inehrere  Barschaft  dem  inländischen  Geldumlauf  entgehet.  Man  stellet  sich  auch  vor, 
dass  von  ein-  cder  anderem  Cavallerieregiment  Klagen  wider  die  Cavallarische  Remonta  vor- 
kommen werden.  Dem  ersten  und  nothwendigen  Übel  kann  derzeit  nur  der  Wunsch  zu  einer 
ergiebigeren  inländischen  Pferdezucht  begegnen,  hingegen  die  Klagen  über  die  den  Remonten 
Kustossendeu  Krankheiten  oder  Defecten  dadurch  grösstentheils,  weil  Pferde  wie  andere  Crea- 
turen  ungefähren  Zufallen  ausgesetzet  sind,  vorgekommen  werden,  wann  sich  bei  der  Unterbrin- 
gung, Wart-  und  Futterung  der  Pferden  nach  der  vom  Rittmeister  Cavallar  hinausgegebenen 
Bemerkung  benommen  würde.  Sollte  aber  auch  unter  den  im  letzten  Krieg  erkauften  mehreren 
Tausend  Pferden  ein  oder  andere  etwas  unter  der  Mass  sich  vorgefunden  haben,  so  wird  die 
Zahl  sehr  gering  und  die  Pferde  dennoch  brauchbar  ge weben  sein. 

Die  Unterkunft  einer  gewissen  Anzahl  von  den  auf  den  Kriegsfuss  erforderlichen  7000 
Pferden  kr>nnte  hierlandes  und  in  der  Buccowina  für  beiläufig  3000  Pferde  verschaffet  werden, 
ond  zwar  1500  in  die  Buccowina  und  1800  in  Gallizieu  und  Lodomerien. 


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Jtoogic 


106  Polek: 

Von  de^en  in  der  Buccowina  angetragenen  1500  Pferden  wären  1000  Stück  in  den  theils 
vorhandenen  und  theils  noch  zu  erbauenden  Stalhingen  aufzustellen  und  500  Stucke,  vfie  bishero 
geschieht,  auf  die  Weide  zu  lassen. 

Die  vorberührte  1000  Kimonten  können  in  der  Buccowina  an  nachbenannten  Ortschaften 
in  Stallungen  aufgestellet  werden,  und  zwar  zu 

Sastafna  1)  oder  Kutcherraik  «)  ....     100  Pferde 

Luschan 100 

Waskowez 200 

Sattagura 100 

Bohjana  ■) 50 

Kutscharmare 100 

Sterza*) 100 

Seret 100 

Boinze 100 

Fradauz**) 50  1000 

hierzu  die  auf  die  Weide  gehende 500 

welche  im  Winter  in  die  Okols  zu  Bohjana  und  Fradautz  untergebracht  werden. 

Was  nun  die  Stallungen  betrifft,  so  sind  in  der  Buccowina  zwar  auf  700  Pferde  Stal- 
lungen erbauet  worden,  die  meisten  aber  drohen  den  Einsturz,  dass  man  derzeit  nur  200  Pferde 
wohl  unterbringen  kann;  es  müssten  also  annoch  auf  800  Pferde  einige  Stallungen  er- 
bauet werden. 

In  der  Buccowina,  wo  das  Holz  im  ÜberHuss  vorhanden  ist,  kann  die  Erl>auuug  derlei 
Stallungen  gar  nicht  viel  kosten;  hingegen  wird  in  Gallizien  dazu  ein  grösserer  Aufwand  er- 
fordert werden,  welcher  sich  aber  dermalen  nicht  bestimmen  lässt,  weil  die  diesfalls  mit  Ingen.- 
Officiers  vorzunehmende  Beaugenscheinigung  in  einem  jeden  Ort  nicht  so  geschwind  und 
auch  bei   gegenwärtiger  Jahreszeit  sehr  hart  vorgenommen  werden  kann. 

In  Ermanglung  des  commandierenden  Generalen 

Freiherr  von  Schröder 

FML. 


XLVI. 

Vortrag  des  Hofkriegsrathes. 

Orig.  (K.-A,  11.  S.  1781—43-32.)  Wienn,  29.  Jänner  1781. 

(Randbemerkung):  ich  begnehmige,  dass  die  Kemontierungscommandi  nach  dem  An- 
trag des  Hofkriegsraths  zusammengesetzet  werden. 

Die  Auswahl  des  nach  Pest  zu  Dirigierung  dieser  Commandi  angetragenen  Staahsofficiers 
kann  unter  denjenigen  Individuis  vom  hungarischen  Generalcommando  getroffen  werden,  welche 
im  Vortrage  benannt  worden. 

In  Siebenbürgen  darf  dermalen  und  solang  bis  nioht  etwa  die  dortigen  Einwohner  zur 
Pferdzucht  mehr  aufgemuntert  werden  und  sich  selber  mit  Werkthätigkeit  widmen,  kein  eigenes 
Remontierungscommando  aufgestellet,  sondern  dieser  Ankauf  allda  einsweilen  durch  einen 
Officier  von  Savoye  und  durch  einen  von  Kalnocky  besorget  werden. 

Solang  als  die  vom  Rittmeister  Cavallar  herbeigeschafft  werdende  Kemonten  in  der  Buc- 
cowina zu  verpflegen  thunlich  sein  wird,  bleibt  es  in  Rücksicht  auf  Gallizien  bei  Meiner  dies- 
falls bereits  ergangenen  Resolution,  und  nur  im  entgegengesetzten  Falle  wurde  alsdann  erst 
nöthig  sein,  in  Gallitzien  ein  eigenes  Remontierungscommando  aufzustellen. 


*)  Zastawna.  •)  Kuczurraik.  ^)  Bojan.  *)  Baince.  *)  Fratautz. 

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Die  Anfänge  des  k.  k.  StAATSGBSTüTEs  Radaütz.  107 

Was  übrigens  die  auf  den  Fall  eines  ausbrechenden  Krieges  nöthige  Anzahl  leichter 
Pferde  betrifft,  so  wäre  Meine  Gesienung  keinerdings,  dass  solche  schon  in  Friedenszeiten  an- 
gekaufet  und  unterhalten  werden  sollten,  sondern  dass  die  bei  den  Remontierungscomraandi  in 
HaDgam  aufzustellende  Officiers  sich  bei  ihrem  Geschäfte  die  Kenntnissen  von  den  an  guten 
Pferden  reichesten  Gegenden  beizulegen  hätten,  damit  man  im  erforderlichen  Falle  die  nöthige 
Anzahl  leichter  Pferden  herzunehmen  wisse;  welchen  Endzweck  man  umsoweniger  verfehlen 
dürfte,  als  die  Einwohner,  sobald  sie  sehen  werden,  dass  es  mit  dem  inländischen  Einkaufe  ein 
Ernst  ist,  ohne  Zweifel  dadurch  zur  besseren  Pferdzucht  aufgemuntert  werden,  und  man  wird 
in  der  Zeitfolge  den  auswärtigen  Einkauf  leichter  Pferden  nach  der  inländischen  Ergiebigkeit 
abmessen,  und  sowie  diese  zunimmt,  jene  verminderen  kennen,  wornach  es  dann  von  dem  be- 
trächtlichen Aufwände  sowohl  der  Anschauung  als  der  Unterhaltung  von  7000  Stück  Pferden  in 
soweit  abkömmt,  als  Ich  in  der  Buccowina  unter  dem  Rittmeister  Cavallar  nur  den  alljährlichen 
Friedensabgang  aller  gallitzischen  Regimenter  allzeit  im  voraus  allda  auf  ein  Jahr  beisammen 
zu  halten  gesinnt  bin. 

Joseph. 


XLVII. 

Hof  kriegsrath  an  das  galizische  Generalcommando. 

Concept.  (K.  A.  II.  8.   1781—43-38.)  Wien,  17.  Februar  1781. 

Wie  bekannt,  soll  pach  der  Allerhöchsten  Absicht  Seiner  Majestät  so  lang,  bis  sich  die 
Verpflegung  in  der  Buccowina  nicht  mehr  wird  thun  lassen,  es  bei  demjenigen  verbleiben,  wie 
es  bishero  in  Betreff  der  Herbeischaflfung  der  leichten  Remönten  unter  der  Aufsicht  des  Ritt- 
meisters Cavallar  geschehen  ist,  und  unter  dem  Rittmeister  der  alljährige  Friedensabgang  aller 
galizischen  Remönten  jederzeit  im  voraus  auf  ein  Jahr  beisammen  gehalten  werden. 

Nun  wird  infolge  einer  andern  Allerhöchsten  Resolution  der  Abgang  zu  Friedenszeiten 
jährlich  k  10  procento  gerechnet,  folglich  würden  für  die  drei  dortlandes  verlegte  Chevauxlegers- 
regimenter  und  für  die  zwei  Carabiniersdivisionen,  die  man  auch  mit  Cavallarischen  Remönten 
versehen  zu  lassen  antraget,  jährlich      .         .         .         .         .         .         .         401  Chevauxlegers 

-und  für  4  Husarenregimenter 584  Husaren 

mithin  zusammen         .         985  Remönten 
erforderlich  sein,  welches  also    die    eigentliche  Zahl    ist,    die    der    Rittmeister  Cavallar  beständig 
vorrathig  zu  haben  und,   wie  eine  Abgab  an  die  Regimenter  erfolget,  gleich  wieder  ergänzen  muss. 

Nach  dieser  zum  Grundsatz  zu  setzenden  Zahl  ist  nun  der  Stand  des  Commando  und  der 
erforderlichen  Stallungen  zu  regulieren. 

Seine  Majestät  haben  über  den  Vorschlag  des  Rittmeisters  Cavallar,  ein  eigenes  Remon- 
tencommando  zu  errichten  und  demselben  eine  besondere  Montursfarbe  zu  geben,  nichts  resol- 
vieret;  es  bleibt  also  dabei,  dass  dieses  Commando  aus  Leuten  von  verschiedenen  Regimentern 
zusammengesetzet  werde. 


XLVIII. 

Galiz.  Generalcommando  an  den  Hofkriegsrath. 

Orig.  (K.-A.  II.  8.  1781—43-390.)  Lemberg,  30.  September  1781. 

Ein  hochlobl.  Hofkriegsrath  beliebte  Ober  den  von  diesem  Generalcommando  wegen  Re- 
gulierung de«  Cavallarischen  Remontierungsgeschäftes  unterm  lOten  April  a.  c.  gemachten  Vor- 
schlag und  die  zugleich  entworfene  Instruction  die  Verfassung  der  Plans  und  Überschläge  über 
die  zu  erbauende  Stallungen  und  Kasems  anzubefehlen,  zugleich  aber  auch  über  zerschiedene 
Gegenstände  Auskünften  abzuforderen. 


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108  Polek: 

Da  nun  der  Ing.-Oberlieutenant  Grotger,  welchen  man  diesertwegen  eigeods  in  die  Buko- 
wina abgeschickt  hat,  sothane  Plans  und  Überschläge  zustande  gebracht,  so  verweilet  man  nicht. 
Ober  das  Ganze  den  abgeforderten  Bericht  punctatim  abzustatten. 

Ad  Imum  könnte  die  Zahl  der  236  Gebrauchpferden  ohne  Nachtheil  des  Dienstes  nicht 
auf  200  herabgesetzet  werden,  wenn  nach  dem  Vorschlag  vom  lOten  April  600  Remonten  in 
Stallungen  aufgestellt  werden  sollen,  weil  diese  Remonten  immer  mit  Gebmuchpferden  spazieren 
gefUhret  werden  müssen,  und  dazu  keine  Remonten  gebraucht  werden  können,  ohne  dies^be 
der  Gefahr  einer  Beschädigung  auszusetzen. 

Um  aber  die  nicht  allein  in  diesem  StQck,  sondern  bei  dem  ganzen  Remontiemngs- 
geschäft  auf  alle  mi^gliche  Wirtschaft  abzielende  hohe  Gesinnung  desto  sicherer  zu  erreichen, 
hat  man  das  ganze  Werk  nochmal  mit  dem  Herren  Rittmeister  Cavallar  in  Überlegung  genom- 
men und  für  gut  befunden,  die  meisten  Remonten  Sommer  und  Winter  in  den  Okols  frei 
füttern  zu  lassen. 

Die  Fütterung  der  Remonten  in  den  Okols  ist  der  Natur  dieser  Pferden  mehr  ange- 
messen; sie  gibt  denselbeu  mehr  (Tesundheit  und  Kräften  und  verminder:,  die  Unterhaltungs- 
kosten fast  um  die  Hälfte,  weil  die  Remonten  beständig  in  der  freien  Luft  und  natürlit^n 
Bewegung  verbleiben  und  im  Sommer  auf  der  gesunden  Weide  und  bei  frischem  Wasser,  im 
Winter  aber  bloss  mit  Heu  unterhalten  und  auf  diese  Art  nicht  allein  die  mit  236  Stück  ange- 
tragene Gebrauchpferde  bis  auf  182  vermindert,  sondern  auch  der  mit  400  Köpf  angeschlagene 
Stand  der  Commandierten  auf  246  herabgesetzet  werden  kann. 

Ad  2dum  zweifelt  man  nicht,  dass  die  beede  Gamisonsregimenter  bei  einem  ausbrechenden 
Krieg,  wo  sie  zum  Theil  zur  Completierung  der  Stabsregimenter  und  zu  anderen  Diensten  be- 
stimmt sind,  auch  hinlangen  werden,  uiu  das  Remontierungscommando  bloss  aus  Leuten  vom 
2ten  Gamisonsregiment  zusammensetzen  zu  können,  nachdeme  dieses  Regiment  allein  3600  8u- 
pemumerarien  zählet  und  bei  mehreren  Cavallerie-  und  Infanterieregimenter  viele  Halbinvslide 
zum  Garnisonsregiment  praenotieret  sind. 

Das  Generalcommando  ist  vielmehr  der  Meinung,  dass  bei  einem  ausbrechenden  Krieg 
Cavallar  aus  seinen  Commandierten  gleich  eine  Division  des  Stabsdragonerregiment«  werde 
formieren  und  mit  ihr  ins  Feld  marschieren,  vorhero  aber  wegen  ununterbrochener  Fortsetzung 
des  Remontierungsgeschäfts  die  nöthige  Ankehrungen  ti*eifen  können. 

Aus  dieser  und  der  weiteren  Betrachtung,  dass  die  Cavallarische  Remontierungsmann- 
schaft  im  Sommer  bei  dem  Gestüte  und  im  Winter  in  den  Okols  aller  Witterung  ausgesetzet 
ist,  traget  man  kein  Bedenken,  die  wiederholte  Bitte  des  Rittmeister  Cavallar  zu  untenttützen, 
auf  dass  seinen  Commandierten  die  blaue  Muntur  nach  dem  Stabsdragonerfuss  abgemchet 
werden  möge. 

Ad  3tium.  Der  zu  Szaleszik  auf  130  Pferde  erbaut  werdende  Stall  ist  eigentlich  der 
Ort,  wo  die  wilden  Pferde  vor  der  Abgabe  an  die  Regii^enter  das  erstemal  an  die  Halfter  ge- 
wöhnet und  angebunden  werden,  weil  bio  sonsten  bei  dem  ersten  Anbinden  eine  nicht  sehr 
befestigte  Krippe  oder  Verzaumung  zusammenreissen  und  sich  dadurch  beschädigen,  wessetwegen 
diese  Stall ung  mit  keinen  Krippen  und  Barren  versehen  und  daher  mehr  ein  Stadl  als  ^tallung. 
dabei  aber  nach  Versicherung  des  Rittmeisters  Cavallar  höchst  nöthig  ist. 

Ad  4ten.  Man  hat  zwar  in  dem  Vorschlag  vom  lOten  April  angetragen,  nur  400  Re- 
monten in  die  Okols  unterzubringen  und  600  nebst  den  Gebrauch pferden  in  Stallungen  aufeu- 
stellen,  zu  diesem  Ende  nebst  den  vorhandenen  brauchbaren  Stallungen 

200 


zu  Waskowecz  auf 

100 

„    Satagura  und  Sterza 

100 

noch  zu  Kitzmann 

auf 

100 

„       „    Waskowez 

n 

100 

„       „    Kutschermik 

» 

100 

„      „    Kutschermare 

n 

100 

n      .    Sereth 

n 

60 

„      „    Boinze 

n 

150 

600 

Pferde  neue  Stallungen  und  einen  neuen  Okol  zu  Fraudauz  zu  erbauen. 


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Die  Anfänge  des  k.  k.  Staatsgestütes  Eadaütz.  109 

Aus  denen  ad  Imum  angeführten  Betrachtungen  hat  man  diesen  Antrag  dahin  abzuändern 
für  rathsamer  erkennt,  dass  900  Remonten  in  den  Okols  und  nur  300  Pferde  in  Stallungen 
unterhalten,  zu  dem  Ende  3  neue  Okols,  und  zwar  zu  Bojana,  Fraudauz  und  Bajacestie,  jeder 
zu  300  Pferden,  errichtet  und  nebst  den  zu  Waskowez,  Sattagura  und  Sterza  auf  200  Pferde 
vorhandenen  Stallungen  noch  ein  neuer  Stall  zu  Waskowez  uebst  dem  Quartier  für  den  Cora- 
mandanten  und  die  Commandierte  erbauet  werde. 

Zu  Waskowez  hat  man  die  Stallung  auf  100  Pferde  und  das  Stabsquartier  von  darumen 
angetragen,  weil  allda  ein  guter  Stall  auf  100  Pferde  und  schon  einige  Quartiere  vorhanden, 
auch  der  Commandant  zur  Besorgung  des  Dienstes  allda  besser  als  zu  Kizman  untergebracht  wird. 

Die  Okols  sind  in  solchen  Gegenden  ausersehen  worden,  wo  frisches  Wasser  und  Über- 
fluss  an  Grasfutter  vorhanden  ist. 

Unter  andern  ist  Baja  und  Bajacestie  nicht  weit  von  guten  Waldungen  und  des  Moldau- 
flusses entlegen;  es  wird  auch  der  Ankauf  aus  der  Moldau  Ober  Baja  nach  Bajacestie  sehr 
eiieichteret;  es  stehet  auch  zu  hoffen,  dass  durch  die  ohnehin  näclistens  in  der  Bukowina  für 
sich  gehenden  Untersuchung  der  Grundeigenthumsrechten  ein  und  anderer  Terrains  und  mit 
solchen  ein  schöner  Wiese  wachs  dem  Aerario  anbei  m  gebracht  werde. 

Der  Ing. -Oberlieutenant  Grotger  hat  zwar  nach  Ausweis  der  hier  angebogenen  Plans  und 
Überschläge  die  Baukosten  für  den  neuen  Okol  zu  Fraudauz  mit  EinbegrifF  des  Quartiers  für 
l   Rittmeister,  1  Lieutenant,  2  Unterofficiers  und  24  Mann  auf  3.696  fl.  47  kr. 

für  den  zweiten  Okol  zu  Bojana  und  für  den  dritten  zu  Bajacestie  6.324    „18    „ 

für  den  Stall  auf  100  Pferde  zu  Waskowez  und  die  Kaserne  auf      .         .         2.915    „  61    „ 

dann  für  das  Stabsquartier  dallda 4.557    „  44    „ 

17.494  fl.  44  kr. 
berechnet;  Herr  Generalmajor   B.  Enzenberg    versicheret    aber,    dass    der    Bau    bei    weitem 
nicht  so  hoch  zu  stehen  komme,    und  dass  er  den    ganzen    Bau    von    dem   jährlich    zu    diesem 
Ende  von  jeder  Familie  mit  5  kr.  entrichtet  werdenden  Beitrag  bestreiten  werde,    besonders    da 
fast  alle  Materialien  schon  vorhanden  seien. 

Ad  ötum  werden  keine  Hand-  oder  Zugroboten  zu  dem  Gebäude  verwendet  werden, 
welche  die  Unterthanen  nicht  zu  leisten  schuldig  sind. 

Ad  6tum  hat  Herr  General  B.  Enzenberg  sich  erkläret,  die  Reparation  bei  ein-  und 
anderen  Gebäude  jährlich  mit  1500  fl.  und  aus  dem  nämlichen  Fundo  besorgen  zu  lassen. 

Ad  7mum.  Die  Anlage  erweiset,  wie  die  Officiers  und  übrige  Commandierte  bei  dem  Re- 
montierungsgeschäft  einzutheilen  dem  Dienst  angemessen  befunden  worden  ist. 

Ad  8vum.  Die  Remonten  werden,  wie  vorbesagt,  in  den  Okols  im  Sommer  auf  der 
W^eide  getrieben,  im  Winter  mit  blossem  Heu,  und  zwar  jedes  täglich  mit  einer  doppelten 
P.  P.  Portion  gefüttert,  hingegen  bekommen  die  in  den  Stallungen  aufgestellte  Remonten  ohne 
Untenichied,  ob  sie  zum  Chevauxlegers-  oder  Husarendienst  geeignet  sind,  im  Winter  eine  ganze 
Haber-  und  1  P.  P.  Heuportion,  im  Sommer  aber  nur  Vs  Haber  und  1  ganze  Heuporlion. 
Ueberhanpt  aber  ist  es  die  Sache  des  Rittmeister  Cavallar  das  Futter  nach  den  Kräften  der 
Pferden  abreichen  zu  lassen  und  darüber  Rechnung  zu  legen. 

Ad  9num.  Sobald  die  Mannschaft  nach  diesem  unmassgeblichen  Vorschlag  in  Kasemes 
befiuartieret  wird,  welches  wegen  Abgang  anderer  Unterkunft  unumgänglich  nöthig  ist,  so  wird 
Cavallar  der  Mannschaft  vom  Wachtmeister  abwärts  den  Service  gegen  Schlaf kreuzer  ver- 
schafi'en. 

Da  die  Kasemes  von  den  anderen  Örtem  und  besonders  von  den  Verpflegsmagazinen 
entfernt  sind,  so  dürfte  der  Service  von  dem  Verpflegsamt  wegen  der  Zuftihrunkosten  nicht 
wohlfeiler  verschaffet  werden  können. 

Ad  lOmum.  Der  Aufsatz  über  die  Erfordernis  an  Montur  und  Rüstung  wird  hier  nach 
dem  ersteren  und  dem  gegenwärtig  antragenden  Stand  mit  Bemerkung  der  nach  letztem  aus- 
fiftllenden  Ersparang  gehorsamst  angeschlossen. 

Ad  llmum.  Zur  Ausmessung  des  auf  Zulagen  jährlich  erforderlichen  Geldbetrags  ist  kein 
richtiger  Satz  vorhanden.  Anno  1778,  wo  das  Remontierungsgeschäft  stark  betrieben  worden, 
haben  die  Zulagen  5154  fl.  32  kr.,  anno  1779  5058  fl.  9  kr.  und  anno  1780  1250  fl.  47  kr. 
betragen. 


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110  Polek: 

Durch  die  Unterbringang  der  Pferden  in  die  OkoU  werden  die  Commandierte  zw«r  künf- 
tig verminderet,  hingegen  wird  ihre  Dienstleistung  umso  beschwerlicher,  weil  sie  Tag  und  Nacht 
wirksam  sein  müssen.  Um  also  die  Leute  doch  besser  leben  zu  machen  und  dienstbar  zu  er- 
halten, könnte  auf  Zulage  4500  fl.  angetragen  werden. 

Ad  12dum.  Bishero  haben  die  Wartknechte  nichts  mehr  als  täglich  15  kr.  Liohn,  und 
von  diesem  müssen  sie  »ich  den  Unterhalt  und  die  Kleidung  verschaffen. 

Die  Wartknechte  werden  weder  gegen  Capitulation  engagieret  noch  in  Eid  und  Pflicht 
genommen,  weil  eine  solche  Behandlung  diese  Leute,  die  mit  den  wilden  Pferden  wohl  umgehen 
können,  folglich  unumgänglich  nöthig  sind,  abhalten  wurde,^  sich  bei  dem  Remontienings- 
gcschäft  zu  engagieren. 

Gleichwie  nun  das  Generalcommando  der  zuversichtliehen  Hoffnung  lebet,  durch  gegen- 
wärtigen gehorsamsten  Bericht  die  hohe  Gesinnung  Eines  hochlöbl.  kaiseri.  königl.  Hofkriegs- 
raths  erfüllet  zu  haben,  also  bleibet  demselben  nichts  weiteres  übrig,  als  sich  tiberhaupts  auf 
seine  in  dieser  Materie  unterm  5ten  Jänner  und  lOten  April  a.  c.  erstattete  Berichte  nochmal 
geziemend  zu  beziehen  und  das  für  das  Avancement  des  Herrn  Rittmeister  Cavallar  wiederholt 
eingelegte  Vorwort  gehorsamst  zu  erneuem. 
Ijemberg,  den  30ten  September  1781. 

In  Ermanglung  des  commandierenden  Generalen 
Freiherr  v.  Schröder 
FML. 


XLIX. 

(Ueberschläge.) 

Orig.  (K.-A.  IL  S.  1781-43-390.)  Wienn,   19.  October  1781. 

Über  die  von   Einem  löbl.  kaiserl.  königl.  Hofkriegsrath   brevi    manu    anhero  roitgetheilt. 

hiemeben  rückschlUssige    3  Plans    und  Überschläge    einiger    in    der  Buccovina    zu    errichtenden 

Gebäude  befindet  die  Hofkriegsbuchhalterei  Nachfolgendes  zu  erinnern. 

Imo.  Wird  zu  Fradautz  ein  Okol  auf.  300  Pferde,  dann  eine  Quasikasem  für  die 
daselbst  commandierte  Mannschaft  von  24  Gemeinen  und  2  Unterofficiers,  dann 
einen  Lieutenant,  auch  einen  Rittmeister  angetragen  mit 369G  fl.  47 

Desgleichen  werden  zu  Bojana  und  Bajascre  (sie)  zwei  Okols  nebst  Käsern  und 
respective  Unterkunft  für  die  dabin  commandiert  werdende  Mannschaft,  jedoch 
ohne  des  Rittmeisters  Quatiers  angetragen  und  jeden  Orts  auf  31G1  fl.  9  kr., 
beide  zusammen  also  gerechnet  auf 6324  „    IH 

2do.  Zu  Waskowiz  wird  ein  Remontenstall  auf  100  Pferde,  desgleichen  die  Unter- 
kunft für  die  dahin  commandiert  werdende  Mannschaft  nebst  einem  Officier  an- 
getragen mit 2915  r.   51 

3tio.  Wird  ebenfalls  zu  Waskowiz  ein  Remontierungs-Stabsquartier  sammt  Kanzlei-, 

Fouriers-,  Wachtmeisters-  und  Domestiquenwohnung  angetragen  mit  .  4557  „   44 

Summae  el  Latus         .  17494~?L  40 

Weilen  aber  in  diesem  Überschlag  bei  der  Schlosserarbeit  für  42  Stück  2flüglichte 
Fensterstöck  mit  dem  nöthigen  Beschlag  zu  versehen  pr.  Stück  ä  2  fl.  20  kr. 
anstatt  des  eigentlichen  Betrages  von  98  fl.  nur  35  fl.  angesetzt  werden,  so 
kommen  annoch  dieser  Erfordernis  nachzutragen  die    zu  wenig  angesetzte  .         63  fl.  — 

Solchemnach  betraget  die  ganze  Erfordernis  zu  den  obenannten  Objecten  .  17567  fl.  40 

Für  die  Steine  zum  Mauern  wird  bloss  das  Fuhrlohn  pr.  Klafter  li  1  fl.  30  kr.    und    die 

Mauerziegel  das  Tausend  Ji  5  fl.  sammt  Fuhrlohn  l)erechnet,  der  Kalch  zu  denen  Gebäuden  bei 

Waskowiz  wird  pr.  Korez  a  38  kr.  zu  erkaufen,  zu  jenen  Gebäuden  aber  bei  Fradauz  von   dem 

zum  Behuf  des  Verpflegsamtes  in  Seret  erliegenden  Vorrath    pr.  Korez    k    17  kr.    herzunehmen 

angetragen;    wegen  des  Sfinde»    wird  nur   auf   die  Vergütung   des  Brodea    für    die  Robotfuhren 


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DiB  Anfänge  des  k.  k.  STAATSG£STt3TES  Radautz.  111 

gerechnet,  die  Mauerarbeit  und  zwar  die  Steinmauer  wird  pr.  Cubikklafter  mit  2  fl.  50- kr.,  die 
Ziegelmauer  aber  mit  2  fl.  33  kr.  angesetzt;  für  das  Holz  werk  wird  ebenfalls  nur  auf  die  Ver- 
gütung der  Robotfuhren  angetragen  und  auf  das  Anarbeiten  für  jede  Currentklafter  6  kr.  ge- 
rechnet. Man  findet  sowohl  das  Materiale  regelmässig  berechnet  als  desselben  und  vorberührte 
Arbeitspreise,  wie  jene  derer  Tischler-,  Schlosser-,  Glaser-  und  Hafnerarbeiten  der  Billigkeit 
angemessen. 

Auf   die    erforderliche  Requisiten    zu  Fradauz,  Bojana    und  Bajasere    werden    jeden  Orts 

100  fl.,  zusammen  also 300  fl.  — 

zu  denen  beiden  Objecten  bei  Waskowiz  aber         .         .         .       '  .         .         .         .        158  fl.  20 

in  Summa  also  auf  Requisiten 458  fl.  20 

dann  auch  auf  Besoldung  deren  Mauer-  und  Zimmerpoliers  für  jedes  Object  100  fl., 

zusammen  also  angetragen 500  fl.  — 

Bei  diesen  beiden  Articuln  kann  man  nicht  umhin  zu  bemerken,  dass  durch  Beobachtung 
einer  genauen  Wirtschaft  sich  eine  merkliche  £r8parung  machen  lassen  werde. 
Wienn,  den  19ten  October  1781. 

Jos.  Ant.  Paumann 
Vidi  Paohmann  Regierungsrath  und  Hofbuchhalter. 

Hofrath.  Joach.  Friedr.  Holzius 

k.  k.  Hofkriegsbuchhaltungs-Raitofiicier. 


L. 

Vortrag  des  Hof kriegsrathes. 

Orig.  (K.-A.  n.  8.  1781—43     390.)  Wien,  31.  October  1781. 

Euer  Majestät  haben  über  den  diesseitigen  Vortrag  vom  29ten  Jänner  anni  currentis  zu 
befehlen  geruhet,  dass  in  der  Buccovina  unter  dem  Rittmeister  CavaUar  der  jährliche  Friedens- 
abgang an  Pferden  von  allen  in  Gallizien  verlegten  Cavallerieregimentern  allzeit  auf  1  Jahr  im 
voraus  beisammen  gehalten  werden  solle. 

Da  es  nothwendig  war,  den  jährlichen  Abgang  nach  einem  sichern  Satz  zu  berechnen, 
80  hat  man  sich  bei  dessen  Bestimmung  an  die  dem  Hofkriegsrath  am  29ten  November  1780 
zugekommene  Allerhöchste  Resolution  gehalten,  mit  welcher  der  Antrag  der  Hofrechenkammer, 
den  Abgang  an  Pferden  mit  10  Procento  zu    berechnen,  allergnädigst  begnehmiget    worden    ist. 

In  der  Ungewissheit,  ob  die  in  Hungarn  und  Siebenbürgen  aufgebracht  werdende  Re- 
monten  von  der  Qualität  sein  werden,  die  fUr  die  leichte  Carabiniersdivision  erforderlich  ist, 
wurde  einsweilen  die  Ergänzung  dieser  Divisionen  aus  der  Buccovina  angetragen. 

Nach  diesem  Antrag  ist  sodann  der  beim  Cavalar  beständig  zu  haltende  Remontenvor- 
rath  beiläufig  mit  400  Chevauxlegers-  und  600  Husarenpferden  ausgefallen. 

Die  Erfordernis  dieses  Vorraths  hat  der  Hofkriegsrath  dem  gallizischen  Generalcom- 
mando  mit  dem  Auftrag  bekannt  gemacht,  einverständlich  mit  dem  Rittmeister  Cavalar  dea 
hierzu  angemessenen  Stand  seines  Commando  inclusive  der  Gebrauchpferden  und  die  nöthige 
Stallungen  festzusetzen,  bei  letzteren  aber  die  Rücksicht  2u  nehmen,  dass  kostbare  Gebäude 
annutz  errichtet  werden  Würden,  wenn  es  nach  der  Hand  an  der  Fourage  mangeln  und  das 
Bemontiemngsdepöt  aus  der  Buccovina  weggezogen  werden  sollte. 

Hierüber  sind  die  hier  in  originali  an  verwahrten  zwei  Berichte  eingelanget,  worinnen 
das  Generalcommando  versichert,  dass,  so  wie  es  demselben  bekannt  seie,  und  der  Rittmeister 
Cavalar  wiederholt  bestätige,  in  der  Buccovina  ausser  einem  besondem  Misswachs  kein  Mangel 
an  Fourage  jemalen  zu  besorgen  seie. 

EXen  Stand,  die  Gebühr  des  Commp.ndo  und  die  Erfordernis  an  Stallungen  und  Quar- 
tieren hat  selbes  mit  dem  Bericht  vom  30ten  September  a.  c.  rectifideret  und  die  Gebäude- 
übeTBchläge  zugeleget. 

Nach  der  gleich  vorerwähnten  Zusicherung  des  Generalcommando,  dass  die  Fourage  nie- 
mals mangeln  werde,  siebet  der  Hofkriegsrath    das  Cavalarische  Commando  für  ein  beständiges 

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112  Polkk: 

Commando  an,  wornach  dessen  ordentliche  Regulierung  so  nützlich  als  nothwendig  wird,  wes- 
wegen man  die  angefahrte  zwei  Generalcomniando-Berichte  mit  nachfolgender  ohnmassgeblicb- 
sten  Meinung  Euer  Majestät  allerunterthänigst  vorzulegen  nicht  ermanglet. 

Was  endlich  noch  die  Rechnungsrichtigkeit  anlanget,  wird  man  nach  Yemommener  Buch- 
halterei  die  Einleitung  so  treffen,  üaäs  alle  eigentliche  Kemontimngsunkosten  besonder»  ausfallen 
und  jenes,  was  die  Officiers  und  übrigen  Leute  beim  2.  Gamisonsregiment  ohnehin  gekostet 
haben  würden,  den  Reraontirungsauslagen  nicht  zugeschlagen,  somit  der  wahre  Betrag  sichtbar 
gemacht  werde;  inzwischen  aber  wird  ein  Aufsatz,  was  dieses  Commando  auf  sothane  Art  bei- 
läufig jährlich  kosten  dürfte,  mit  der  unterthänigsten  Erinnerung  hier  beigebogen,  dass  der  dies- 
fällige  Aufwand  von  dem  Militarfonds  Yorgestrecket  und,  im  Fall  die  Militardotation  andorch 
überschritten  werden  sollte,  um  den  allergnädigsten  Zuschufis  werde  gebeten  werden. 

Wien  den  3lten  Oktober  1781. 

A.  6.  V.  Hadik. 

(Randbemerkung) :  Den  Stand  und  die  Gebühr  dieses  Cavallarschen  Rlroontierungs- 
commando  sowie  den  Aufwand  zu  Herstellung  der  Gebäuden  begnehmige  Ich  vollkommen,  und 
da  selber  nunmehro  ganz  recht  bloss  aus  Commandierten  vom  2ten  Garnisonsregiment  zu  be- 
stehen hat,  so  werden  die  geschicktesten,  vom  Cavallar  auszusuchende  und  anjetzo  bei  ihm  com- 
mandierte  Individuen  von  andern  Regimentern  das  erstemal  zu  Formierung  dieses  Commando 
zum  zweiten  Gamisonsregiment  zu  übersetzen,  jene  aber,  die  nicht  dazu  ausgewählet  werden,  zu 
ihren  Regimentern  zurückzuschicken  sein. 

Auf  den  Antrag  des  Genenilcomniando,  wornach  bei  einem  entstehenden  Kriege  Cavallar 
sogleich  eine  Division  des  Stabsdragonerregiments  werde  formieren  und  mit  solcher  zu  Felde 
marschieren  können,  wird  sich  nicht  sehr  zu  verlassen  sein,  weil  zu  einer  solchen  Zeit  eben 
der  Remontae.'nkauf  am  stärksten  und  eifrigsten  betrieben  werden  muss,  mithin  er  auf  einer 
andern  Seiten  genug  beschäftiget  werden  würde,  jedoch  kann  der  ausführlichere  Vorschlag  des 
Generalcommando  diesfalls  erwartet  werden.  Den  Lieutenant  Höpler  und  Adjutant  Bauer  will 
Ich,  da  sie  zu  Beförderung  des  Geschäfts  besonders  anempfohlen  werden,  auch  wider  die  be- 
stehende Regel  atis  besonderer  Gnade  das  angetragene  Avancement  verleihen  und  sie  beim  Be- 
montierungscomroando  femershin  angestellet  lassen,  sowie  Ich  das  vom  Cavallar  vorgeschlagene 
Avancement  der  Corporals  begenehmige  und  diese  sammentlich  zum  zweiten  Gamisonsregiment 
zu  übersetzen  gesinnet  bin. 

Der  vom  Hofkriegsrath  unterstützte  Antrag,  diesem  Remontierangscommando  blaue  Mon- 
tierung, wie  das  Stabsregiment  hat,  ist  weder  nöthig  noch  fürträglich.  Es  hat  also  bei  der 
Farbe  der  Montierung  des  zweiten  Gamisonregiments  zu  verbleiben,  in  dessen  Stand  und  Ge- 
bühr dasselbe  steht,  umsomehr,  nachdem  immer  von  Zeit  zu  Zeiten  Officiers  und  Gemeine  vom 
Regiment  zum  Commando  und  vom  Commando  zum  Regiment  übersetzet  werden,  auch  bei 
dem  Antrag  die  Beköstigung  höher  steigt. 

Da  der  Dienst  dieses  Commando  von  jenem,  der  im  Cavalleriereglement  vorgeschrieben 
ist,  die  Subordination  allein  ausgenommen,  sehr  unterschieden  ist,  so  finde  Ich  diese  3  anver- 
langte Exemplaren  umsomehr  unnöthig,  als  eine  besondere  Instruction  für  dieses  Commando 
bereits  entworfen  ist. 

Den  Cavallar  ernenne  Ich  wegen  seinen  bereits  geleisteten  Diensten  und  zu  noch  mehrerer 
Aneiferung  zum  Cavalleriemajor  mit  der  ganzen  Gage. 

De  cactero  placet.  Joseph. 


LI. 

Hofkriegsrath  an  das  galiz.  Generalcommando. 

Concept  (K.-A.  II.  S.  1781—43-390.)  Wien,  7.  November  1781. 

Seine  Majestät  der  Kaiser  haben  den  Stand  und    die    Gebühr   des  Biiccoviner  Remonten- 
commando  sowie  den  Aufwand  zu  Herstellung   der  Gebäuden    nach  des  Generalcommando  Vor- 


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Die  Anfänge  des  k.  k.  Staatsgestütes  Radautz.  113 

schlag  vom  30ten  Septemlwr  allergnädigst  begnehraiget,  ausserdem  anch  den  Rittmeister  Cavallar 
wegen  seiner  bereite  geleisteten  Diensten  und  zu  noch  mehrerer  Aneifernng  zum  Cavalleriemajor 
mit  der  ganzen   Gage  ernannt. 


LH. 
Historische  Beschreibung. 

über  die  Entstehung  des  Bukowiner    Militär-Gestüts-,  Beschäl-  und  Remontierungsdepartements. 
Concept  ?  (Archiv  der  k.  k.  GestüUdirection  in  Radautz.) 

Vor  dem  Jahre  1774  hal>en  die  Cavallerieregimentcr  den  jeweiligen  Abgang  an  Dienst- 
pferden durch  eigens  eingeleiteten  Remontenankauf  gedockt,  zu  welchem  Zwecke  selbe 
Officiere  nach  verschiedenen  Ländern  und  damals  besonders  nach  Galizien  und  der  Bukowina 
comroandierten,  unter  welchen  zur  Zeit  auch  der  Herr  Oberlieutenant  Cavallar  von  Kaiser 
Chevauxlegersregiment  sich  befand,  welcher  durch  seine  thätige  Bemilhung.  verbunden  mit  der 
Pferdskenntnis,  stets  besonders  ausgezeicimet  gute  Remonten  filr  sein  Regiment  aufbrachte,  so 
zwar,  dass  dieses  auch  bei  andern  Regimentern  nicht  unbemerkt  blieb,  und  dieserwegen  auch 
von  mehreren  derselben  nach  der  Hand  der  Remontenankauf  an  besagten  Herrn  Oberlieutenant 
übertragen  wurde. 

I>ie  nun  von  envähntera  Herrn  Oberlicutenant  in  grü8.seror  Anzahl  erkauften  und  zu 
denen  verschiedenen  Cavallerieregimentern  gelangten  Remonten  entsprachen  in  jeder  Hinsicht 
der  allgemeinen  Zufriedenheit  so  sehr,  dass  dei;  hochlöbliche  Hofkriegsratli  fllr  gut  fand,  dem- 
selben im  Jahre  1774  den  Remontenankauf  für  die  ganze  Armee  zu  übertragen  und  ihrae  zur 
Leitung  und  Aufsicht  dieses  bedeutenden  angefangenen  Geschäfts  die  n<Hhige  Mannschaft  von 
andern  Regimentern  als  zugetheilt  beizugeben,  welche  iosgesammt  damals  den  Titel  Cavallari- 
sches  Remonteneinkaufscommando  führte,  und  das  Stabsetablissement  zu  Kotzmänn  stand. 

Auf  diese  Art  wurde  von  dem  Jahre  1774  bis  1792  in  diesem  Geschäfte  manipuliert  und 
die  Armee  mit  Remonten  und  sonstigen  zu  Kriegsdiensten  erforderlichen  Pferden  aus  Galizien 
und  der  Bukowina,  dann  aus  der  Moldau  und  aus  den  tiefsten  Theilen  Russlands  versehen. 

Eintretende  Umstände  geboten  es,  hie  und  da  in  der  Bukowina  grosse  Remontendepots 
zu  anterhalten.  Die  Wohlfeilheit  ihrer  Unterhaltung  mit  Rauhfutter  und  Weiden,  die  vor- 
trefflichen, hie  und  da  gefundenen  Anlagen  zum  Gedeihen  deren  Pferdezucht  und  endlichen  sowohl 
die  mit  denen  erkauften  Remonten  zugleich  vielen  überkommenen  als  auch  die  von  Remonten 
im  Depot  selbst  häufig  geworfenen  Fohlen  von  besten  Pferdracen  waren  die  Hauptveranlassung 
und  machten  den  Anfang  zu  der  Bukowiner  Gestütsanstalt. 

In  dem  Jahre  1792  wurde  dies  bishero  sogenannte  Cavallarische  Remontenankaufscom- 
mando  vom  hochlftblichen  Hofkriegsrath  zu  einem  selbständigen  Körper  unter  dem  Titel:  Buko- 
«•nner  Beschäl-,  Gestüts-  und  Remontierungsdopartement  mit  einem  bestimmt  bemessenen,  eige- 
nen Stand  von  Mann  und  Pferden  organisiert,  wobei  der  mittlerweilen  successive  bis  zum 
Olierstlietitenant  avancierte  Oberlieutenant  Cavallar  als  förmlichen  Commandanten  angestellt 
blieb  nnd  selbem  instructive  von  höchster  Stelle  besonders  die  Verbessenmg  und  Verbreitung 
der  Pferdezucht  in  Galizien,  dann  der  Bukowina  anempfohlen  und  zu  diesem  Zwecke  zugleich 
anch  die   Herrschaft  Waskoutz  und  Fratautz  in  Pacht  genommen  wurde. 

Es  wurde  gesucht  sowohl  fürs  eigene  Gestüt  als  die  Landesbeschälung  Vaterpferde  von 
guter  Kace  herbeizuschaffen;  die  besten  Stuten  aus  denen  in  Depot  befindlichen  Remonten 
iheils  fürs  eigene  Gestüt,  theils  für  den  armem  Landman  ohne  Bezahlung,  nur  gegen  einen 
Vorbind Hchkeitsrevers,  wurden  stets  fürgewählt,  und  sohin  allenthalben  möglichst  getrachtet,  das 
}?ute  Gedeihen  der  Pferdezucht  nebst  einer  guten  Race  hervorzubringen. 

Wegen  der  zu  sehr  ausgedehnten  Geschäftsführung  wurde  im  Jahre  1809  die  Beschäl- 
anstalt Galiziens  von  der  Bukowina  getrennt  und  in  Galizien  ein  eigenständiges  Beschäl-  und 
Keraontierungsdepartement  errichtet,  welches  bis  dato  dergestalten  noch  bestehet. 

In  dem  Jahre  1805  wurden  dem  Departement  in  der  Moldau  zwei  Güter  und  respective 
Odayen    Namens  Draguscheny  und  Stubieny  nach  Auflösung  einer,  unter  Commando   des  dama- 


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114  Polek:  Die  Anfänge  des  k   k.  Staatsoestütks  Radaütz 

ligen  Rittmeisters  Traun  gestandenen  Annee-Fleischregie  zur  Fortsetzung  und  Benutzung  des 
schon  von  der  Kegie  eingegangenen  Pacht  von  drei  Jahren  sammt  den  hierauf  betindlich  Mast- 
ochsen  und  sonstigen  Hornvieh  Obergeben'!  und  da  man  in  den  ersten  Pachtjahren  sicli  von 
dem  Nutzen  zum  Vortheil  des  allerhöchsten  Aerars  überzeugte  und  auch  hiedurch  die  fliglichste 
Gelegenheit  hatte,  in  der  Moldau  selbst  die  besten  Kemonten  in  grösserer  Anzahl  zu  erhalten, 
und  daselbst  in  DepCit  fiir  die  Armee  in  ungemein  wohlfeiler  Fütterung  zu  unterhalten,  k> 
wurden  diese  Güter  nach  Verlauf  der  ersten  drei  Jahren  Pachtzeit  auf  weitere  3  Jahre  in  Pacht 
genommen,  doch  musste  derselbe  nach  diesen  6  Jahren,  anno  1811,  wegen  verschiedenen  zur 
Zeit  eingetretenen  politischen  Verhältnissen  aufgehoben  werden. 

Das  Stabsetablissement  dieses  Departements  blieb  bis  anno  1812  jn  Waskoutz;  da  aber 
der  Grundherr  daselbst  mit  dem  Pachtzins  später  steigen  wollte  und  die  Herrschaft  Fratantz 
angemessen  war,  die  sämmtliche  Anstalt  in  sich  aufzunehmen,  so  wurde  das  StAbsetablissement 
zu  Ende  des  Jahres  1812  noch  Radautz  übersetzt  und  in  diesem  .Jahr  auch  der  Errichter  dieser 
Militär-Gestütsanstalt  und  bisher  Departementscommandant  gebliebene  Herr  ^Generalmajor  Baron 
Cavallar  als  Generalfeldmarschallieutenant  in  Ruhestand  übersetzt  und  das  weitere  Commando 
anno  1812  provisorisch  vom  Herrn  Oberstlieutenant  Bukowski,  vom  Jahre  1813  bis  zu  Ende 
August  1822  vom  Herrn  Oberstlieutenant  Hoifmann,  vom  September  1822  bis  Ende  August  1«23 
nur  als  Interim  durch  Herrn  Rittmeister  v.  Köntzöl,  dann  vom  Iten  September  1823  und  dato 
vom  ganz  unterthänigst  in  Ehrfurcht  Gefertigten  *)  fortgeführt. 

Seit  Errichtung  des  Departements  bis  inclusive  1825,  mithin  durch  51  Jahre  her,  wurden 
in  allem  104.681  Stück  Pferde  von  allen  Gattungen  an  verschiedene  Regimenter,  Corps  imd 
Branchen  der  Armee  abgegeben,  welche  in  folgenden  Jahrgängen  und  Anzahlen  sich  ergaben.  aU. 


Anno 

Pferde 

Anno 

Pferde 

Anno  Pferde 

Anno 

Pferde 

Anno 

Pferde 

1774 

766 

1784 

310 

1794   4739 

1804 

1456 

1814 

967 

1775 

871 

1785 

2164 

1795   J276 

1805 

1159 

1815 

91 

1770 

2520 

1786 

878 

1796   4040 

1806 

3238 

1816 

103» 

1777 

2425 

1787 

2508 

1797   5880 

1807 

1609 

1817 

647 

1778 

703 

1788 

3212 

1798   2250 

1^08 

1944 

1818 

20^ 

1779 

775 

1789 

2231 

1799   2740 

1809 

5066 

1819 

1191 

1780 

610 

1790 

5937 

1800   6350 

1810 

3411 

1820 

.S86 

1781 

977 

1791 

201 

1801   5070 

1811 

600 

1821 

790 

17H2 

615 

1792 

1303 

1802    636 

1812 

933 

1822 

615 

1783 

1483 

1793 

6440 

1803   1307 
Anno  1824   1106 
„   1825   1219 

1813 

5023 

1823 

383 

Summa  104681   Pferde. 

Auf  der  Herrschaft  Fratautz  sind  dermalen  folgende  GestütshAfe,  als:  zu  Wadu  Wladiki. 
Milleschout/.  Mittoka,  Okruch,  Tokmitura,  Woitinel,  Hardeggthal,  Ober-Wikow,  Frasin,  Bojaiia. 
Merlowa,  in  welchen  die  silmmentlichea  GestUtspferde  und  Fohlen  nach  allen  Jahrgängen  durch 
die  Wintermonate  sich  befinden;  im  Sommer  sind  dieselben  in  dem  Weidgebirge  Luczina  und 
Bobaika,  allwo  sich  auch  Wohnungen  von  Holz  für  die  commandierte  Ofiiciers  und  übrige 
Mannschaft  befinden. 

In  Ort  Radautz  selbst  befindet  sich  der  Stab  der  ganzen  Militäranstalt  nebst  dem  Menschen- 
und  Thierspital,  wohin  alles,  was  vom  Departement  in  denen  Gestütsh^fen  an  Menschen  und 
Pferden  erkranket,  zur  zweckmässigen  Heilung  abgegeben  wird. 

Die  Landesbeschäler  werden  ausser  der  Beschälzeit  im  Gestütshof  zu  Ober-Wikow  aufge- 
stellt, allwo  auch  alljährig  die  4jährigen  Hengste  von  eigener  Zucht  vor  deren  Abgabe  an  an- 
dere Ikschäldepartements  früher  zur  Bezähmung,  dermalen  bloss  um  Ausbildung  aufgestellt  stehen. 

Ausser  denen  zur  Beschälanstalt  gehörigen  Lande8l)eschälern  und  Gebrauchspferden  liefert 
die  Herrschaft  Fratautz  zur  Unterhaltung  der  sämmtlichen  GestOtspferde  das  noth wendige 
Haber-.  Heu-  und  Strohijuantum,  dann  die  Sommerweidungen  und  unterhält  auch  die  Reparatur 
sämmtlicher  Gebäude  zur  Unterbringung  der  Mannschaft  und  Pferde;  die  zeitweise  nothwendig 
werdenden  neuen  Bauführungen  werden  aber  vom  allerhöchsten  Aerar  extra  bestritten. 


*)  Die  hier  benutzte  Handschrift  ist  nicht  unterzeichnet,  aus  obiger  Angal>e  folgt  jedoch, 
dass  Oberst  Martin  Ritter  von  Hermann,  der  vom  1.  September  1823-  bis  26.  März  1867  dem 
Radautzer  Gestüt  vorstand,  der  Verfasser  ist. 


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Aus  den  „Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Gommission". 

(Fortsetzung  aus  dem  Jahrbuche  1893). 

J 
1893.  Band  19,  Notiz  130,  Seite  242. 

{Menschliche  Gerippe  in  Suczawa,)  „Conservator  Komstorfer  hatte  mitge- 
tbeilt  dass  ihm  angezeigt  wurde,  dass  bei  dem  Umbaue  des  griechisch-orientalischen  Klosters 
zu  Suczawa  unterirdische  Gewölbe  aufgedeckt  \yorden  wären,  was  ihn  veranlasste,  über 
diesen  Fund  nähere  Erhebungen  zu  pflegen.  Diese  ergaben,  dass  bei  den  bisher  durchgefillirten 
ErHaoshebungen  für  zwei  Kalkgruben  (mit  dem  Fläcbenmasse  von  60  nM.  und  der  Tiefe  von 
•2  M.)  und  der  Kellerräume  für  die  Priorswohnung  mit  der  Fläche  von  500  QM.  und  in  der 
Tiefe  von  1  —  1  Ys  M.,  zwar  kein  altes  Mauerwerk,  wohl  aber  über  300  menschliche  Gerippe 
ausgehoben  wurden." 

1893.  Band  19,  Notiz  135,  Seite  243. 

{Gefässe  aus  Schipenitz,)  „Nach  Mittheilungen  des  Professors  E.  Kolbenheyer 
und  des  Landesnusschuss-Beisitzers  Nicolaus  Freiherrn  von  Mustatza  wurden  vor  kurzem 
in  Schipenitz,  einem  kleinen,   im  breiten  Pruththale    in    der  Nähe    der    galizisch-bukowini- 

schen  Gränze  fast 
eben  ,  gelegenen 
Orte,  vom  dorti- 
gen Lehrer  in- 
teressante Gefässe 
aufgedeckt.  Letz- 
terer stiess  näm- 
lich, als  er  im  In- 
nern seines  Vieh- 
stalles ein  Loch 
behufs  Aufstei- 
lens einer  Holz- 
säule aushub,  vor- 
erst auf  eine  ziem- 
lich     verwitterte 


Fig.  7. 


Ziegel-  (oder  gebrannte  Thon- y)Hchichte,  deren  seitliche  Begränzung  er,  nachdem  er  das  Loch 
bis  an  2  M.  Durchmesser  verbreitert  hatte,  noch  nicht  erreichen  konnte.  Der  Boden  erwies 
sich  bis  auf  die  Oberfläche,  d.  h.  bis  zum  Stallboden  als  fester  Letten.  Unterhalb  der  erwähnten 
ersten  Ziegelnchichte  stiess  er  wieder  auf  eine  Lettenschichte,  dann  auf  eine  zweite  Ziegel- 
Mihiehte.  unter  welcher  er  einen  mit  lockerem  Material,  Thonscherben  und  Ziegelbrocken  er- 
föHlcn  Kaum  aufdeckte,  der  überdies  mehrere  ganze  oder  aus  den  Scherben  ergänzbare  Thon- 
g<>fas8e  enthielt.  Die  Sohle  dieses  Raumes  lag  c.  2  M.  unter  dem  Stallfussboden.  Von  den  Ge- 
fässen  äbemahm  vorläufig  E.  Kolbenheyer  eine  Schüssel  und  zwei  Töpfe,  dann  Baron 
Mustatza  zwei  Töpfe.  Diese  Gefasse,  atis  feinem  Thon  mit  freier  Hand  angefertigt  und 
Mch  dem  Trocknen  mit  einem  scharfen  Instrumente  nachgebessert,  sind  unglasirt;  ihre  Ober- 
ääcbe  ist  jedoch  mit    einer    eigenartigen    Ornamentirung  versehen,  welche    in    den  Abbildungen 

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116 


Aus   DEN    MlTTHSILÜNOEX  DEB   K.    K.    CENTRAL- CoMMISSION. 


developpirt  und  ziemlich  charakteristisch  zur  Anschauung  gebracht  ist.  Der  Hauptsache  nach 
besteht  das  Ornament  aus  verschieden  breiten,  flott  mit  dem  Pinsel  gezeichneten,  sich  kreuzen- 
den und  verschlingenden,  mehr  oder 
weniger  geraden  und  Kreis-Linien  und 
sind  die  dicken  Linien  mit  theils 
schon  verwitterter  schwarzbrauner,  die 
dünnen  Linien  mit  rothbrauner,  besser 
erhaltener  Farbe  hergestellt,  lieber 
die  dünnen  Striche,  welche  ein  noten- 
iinienartiges  Aussehen  zeigen,  sind 
bei  dem  einen  Oefässe  kurze  breitere 
Querstriche  mit  schwarzbrauner  Farbe 
gezeichnet.  Das  erste  Gefaaa,  Abbil- 
dung Fig.  8,  ist  eine  Schüssel  mit 
etwa  5—6  Mm.  starken  Wänden;  der 
lichte  Durchmesser  beträgt  27  Cm., 
die  Höhe  7*5  Cm.  Die  Bemalung  ist 
äusserlich  angebracht  und  zieht  sich 
sowohl  an  den  »Seiten  herum  als  über 
den  Boden.  Die  Töpfe  Fig.  7  und  9. 
haben  einen  lichten  Durchmesser  von 
10.  bezw.  8*5.  einen  Bauchdurchmes- 
ser von  15,  resp.  11,  einen  äusseren 
Bodendurchmesscr  von  5*5  und  4  und 
eine  Höhe  von  15  und  12  Cm.;  die 
Wanddicke  beträgt  3—4  Mm.  am  Bo- 
den und  in  den  Ecken  entsprechend 
mehr.  Bei  den  Töpfen  ist  nur  die 
obere,  äussere  Hälfte  bemalt.  —  Von 
Knochen  wurde  nichts  vorgefunden,  dagegen  soll  ein  weisses  Feuersteinmesser  von  9  Cm.  Länge, 
durchschnittlich  2  Cm.  Breite,  und  einer  grössten  Dicke  von  05  Cm.,  desesn  beide  Längskanten 
sägeartig  ausgesplittert  erscheinen,  ebenfalls  aus  dieser  Fundstelle  stammen.    Das  Terrain  neben 

der  letzteren,  derzeit  mit 
Kukunitz  bebaut  ißt  ganx 
eben  und  zeigt  keinerlei 
hügelartige  Erhebungen,  da- 
gegen ündet  man  hier  leichte 
Schlacken  u.  Asche.  Schrei- 
ber dieser  Zeilen  wird  dem- 
nächst mit  Br.  Mustat 7. a 
den  Fundort  besuchen  und 
für  das  Bukowiner  Landes- 
Museum  mit  grösster  Vor- 
sicht weitere  Grabungen  vornehmen  lassen.  Es  sei  bemerkt,  dass  Schipeuitz  in  der  Nähe  von 
Hlinitza  liegt,  in  welchem  Orte  sich  das  sogen.  Tartarenlager  betindet.  woselbst  ebenfalls  weisse 
im  Bukowiner  Landes-Museum  deponirte  Feuersteinsplitter  aufgedeckt  wurden.  Carl  A.  R  o  ui- 
s  t  o  rf  e  r.** 

1893.  Jahresbericht,  Seite  86. 

„Dr.  R.  F.  K  a  i  n  d  1  legte  das  fünfte  und  sechste  Heft  seiner  Publication  »Der  Buchen- 
wald« vor,** 

„Conservator  Profebsor    Komstorfer    übersendete    ein    Exemplar    seiner    Publication 
»Typen  der  landwirthschaftlichen  Bauten  in  der  Bukowina«.** 


Fig.  8. 


Fig.  9. 


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Aus   DEN   MlTTHEILÜNGEN   DER   K     K.    CeNTBAL-CoMIHSSION.  117 

1893.  Jahredbericht,  Seite  40. 

„Conservator  Professor  Eomstorfer  berichtete  über  die  Eröffnung  und  das  erste 
Wirken  des  Landes-Museums  für  die  Bukowina  zu  Czernowitz." 

1893.  Jahresbericht,  Seite  52. 

„Dr.  R.  F.  K  a  i  n  d  1  berichtete  über  das  Mün^-Cabinet  der  Universität  zu  Cze r  n o  w  i  tz.** 

1893.  Jahresbericht,  Seite  62. 

„Dr.  R.  F.  Kaindl  übermittelte  einen  Bericht  über  prähistorische  Forschungen  in  der 
Bu  k  o  win  a.** 

1893.  Jahresbericht,  Seite  113. 

,,Das  Ministerium  machte  Mittheilung  über  die  beabsichtigte  Restuurirung  der  Miroutz- 
Kirche  zu  S  u  c  z  a  w  a.  Das  der  Central-Commission  übermittelte  Kestaurirungs-rroject  wurde 
^Is  durchaus  entsprechend  anerkannt.^ 

„Conservator  Professor  Komstorfer  berichtete  über  die  Klosterkirche  zu  W  o  r  o- 
n  e  t  z  und  über  Funde  in  Schipenitz.  Bezüglich  der  ersteren  Kirche  theilte  das  Ministe- 
rium mit,  dass  es  dieser  Kirche  wegen  und  wegen  jener  zu  W  a  t  r  a  -  M  o  1  d  a  w  i  t  z  a  die  An- 
träge der  Central-Commission  zur  vollen  Würdigung  empfohlen  hat.** 

„Das  Ministerium  machte  Mittheilung  über  einige  Massnahmen  an  der  griechisch-orien- 
talischen Kirche  zu  R  e  v  n  a.** 

1894.  Band  20,  Seite  43. 

(Die  griechisch-orientalische  ehemalige  Klostericirche  in  Woronetz.)    von 

Conservator  Carl.  A.  Romstorfe  r.  (Mit  2  Text-Illustrationen  und  1  Tafel). 

1894.  Band  20,  Notiz  2,  Seite  49. 

(Neuere  interessante  Funde  in  der  Bukowina^  beziehungsweise  Erweichungen 
des  Landes-Museums.)  „in  Fortsetzung  meiner  im  Jahrgang  1889  der  „Mittheilungen- 
13.  Band,  S.  32  „Funde  in  der  Bukowina"  und  Notiz  36,  S.  54),  1890  (16.  Band,  Notiz  6, 
S.  69  und  Notiz  18,  S.  77),  1891  (17.  Band,  Notiz  175,  S.  183  und  Notiz  196,  S.  188)  und 
1893  (19.  Band,  Notiz  1,  S.  65)  erschienenen  Fundberichte,  sowie  der  Abhandlung:  „Sereth 
als  Fundort  archäologischer  Gegenstände"  (1890,  Band  17,  S.  80),  endlich  meines  jüngsten  Be- 
richtes über  „Gefasse  aus  Schipenitz"  sei  im  Nachfolgenden  über  einige  neuere  interessante 
Funde  in  unserem  Kronlande,  beziehungsweise  über  neue  Erwerbungen  des  Bukowiner  Landes- 
Museums  kurz  berichtet.  Vorausgeschickt  sei,  dass  die  Anthropologische  Gesellschaft  in  Wien 
im  Einvernehmen  mit  unserem  Museums-Vereine  im  August  und  September  1893  durch  den 
Custos  am  k.  und  k.  Hofmuseum  Herrn  Josef  Szorabathy  prähistorische  Forschungen  vor- 
nehmen Hess,  an  welchen  in  Vertretung  des  Landes-Museums  das  Curatoriumsmitglied  Nikolaus 
Freiherr  von  M  u  s  t  a  t  z  a  und  ich  als  Schriftführer  des  Museums  nach  Thunlichkeit  theil- 
nahmen  und,  im  Vereine  mit  einzelnen  Herren  in  den  verschiedenen  Orten,  dem  Forscher  hin- 
sichtlich der  localen  Vorarbeiten  an  die  Hand  zu  gehen  trachteten. 

Szombathy  setzte  zuerst  die  Grabungen  in  Schipenitz  fort,  an  welchem  Fundorte 
er  neben  zahlreichen  Gefässen  von  10  Cm.  Durchmesser  an  und  Scherben  zu  Gelassen  bis  zu 
70  Cm.  Durchmesser,  Asche.  Kohlenresten,  gebrannten  Thonstücken  und  Feuersteinsplittern  und 
Werkzeugen  noch    eine  Feuersteinschlagkugel,  Thierknochen    und  kleine  Broncestückchen    fand. 

Von  den  Mobilen,  deren  die  Bukowina  wohl  einige  Hundert  (ausser  den  zahlreichen 
lediglich  als  „Gränzhügel**  bezeichneten)  besitzt,  u.  zw.  mit  ciuem  Durchmesser  zwischen  15 
und  20  M.  und  einer  durchschnittlichen  Höhe  von  etwa  1*/«  M.,  wurden  fünf  Tumuli  in  H  1  i- 
boka  und  Horodnik  von  H.  v.  Szombathy  vollständig  durchforscht.  Die  Ausgrabung 
ergab,  das»  dieselben  keineswegs,  wie  vielfach  angenommen  wurde,  Massengräber  aus  der  Zeit 
der  polnisch-walachischen  Kriege,  sondern  vielmehr  weit  älteren  Datums  sind  und  wohl  immer 
nur  die  Ueberreste  je  einer,  selten  mehrerer  Personen  enthielten.  Es  fanden  sich,  m<,'ist  unter 
einer  nur  1  bis  2  Cm.  dicken  bituminösen  Schichte,  theils  gebrannte  Thonstücke,  zahlreiche 
Gefissscherben  und  mehr  oder  weniger  erhaltene  Thonuruen    mit  Leichen  b  ran  d,  theils  ein 


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118  Aus    DEN    MlTTHEILüNGEN   DER   K.    K.    CENTRAL- COMMIS8ION. 

Skelet  ohne,  bzw.  mit  tiefer  liegendem  Leichenbrand,  ein  Steinhammer,  eine  an  den  Ecken 
durchlochte  nur  10  Cm.  lange  Steinplatte,  einige  Feuersteine  und  in  einem  Falle  ein  kleinesi 
messerartiges  Eisenwerkzeug.  —  Zahlreiche  früher  theils  vom  Conservator  K 1  a  u  s  e  r,  th^8 
auch  von  Bauern,  von  letzteren  allerdings  unvollkommen  durchgeführte  Grabungen  an  Mobilen 
ergaben  meist  ein  negatives  Resultat.  —  Die  Grabungen  an  den  mit  drei  gerundeten  unter  sich 
nahezu  parallel  laufenden  Wällen  des  Hügels  „Zamczyste"  bei  Hliboka  ergaben  Scherben  älteren 
Charakters  und  ein  leider  in  Trümmer  gegangenes  Spinnwirtl  aus  gebranntem  Thon,  dann  Topf- 
Hcherben  und  drei  Feuerstein späne.  Am  „Sad**  bei  Hliboka,  an  welchen  Ort  sich  wie  an  die 
Tumuli  dieser  Gegend  Volk&sagen  knüpfen  und  welcher  speciell  ein  „uralter  Friedhof-*  sein  solK 
fanden  sich  nur  einige  TopfstOckchen  aus  jüngerer  Zeit. 

In  dem  südlich  den  8ad  abschliessenden  Wasserriss  haben  Hauern  vor  xwei  Jaliren  nach 
einem  Regengüsse  zwei  grosse  Goldringe  gefunden,  welche  nach  Angabe  4  Cm.  im 
Durchmesser  hatten  und  nach  der  Beschreibung  genau  die  Fonn  und  Omamentirung  durch 
eingegrabene  kurze  Striche  besassen,  wie  sie  an  den  meisten  broncenen  Amispangen  vorkommen. 
An  ihrer  dicksten  Stelle  betrug  ihr  Durchmesser  etwa  4— 1>  Mm.  Sie  gelangten  in  den  Besitz 
des  F<)rsters  Julius  E 1  n  e  i  n  in  Hliboka,  welcher  angibt  sie  an  einen  Goldarl>eiter  verkauft 
zu  haben. 

Alis  derselben  Gegend,  nämlich  aus  dem  Walde  von  Hliboka«  stammen  fünf  offene 
kleinere  Goldringe  mit  einem  Durchmesser  von  1 7*  bis  1 7«  Cm.  und  einer  groästen 
Dicke  von  27^  Mm.  Die  Form  einschliesslich  der  Omamentirung  gleicht  ebenfalls  der  der 
meisten  Bronce-Armspaugen.  Man  fand  die  Ringe,  welche  sich  dermalen  im  Landes-Museum 
befinden  und  Eigenthum  der  Frau  Olga  von  Grigorcea  sind,  vor  einigen  Jahren. 

Zahlreich  sind  die  .Steingeräthe,  von  welchen  einiger  bereits  oben  Erwähnung  geschah. 
Das  Interessanteste  dürfte  wohl  das  von  Fmu  S.  Za/oziecka  gespendete  Steinbeil  sein, 
welches  eine  sehr  regelmässige  Bearbeitung  bei  der  bedeutenden  Länge  von  23  Cm.  zeigt.  Drei 
andere  Steinbeile  kleiner  Sorte  stammen  aus  der  Gegend  von  Kotz  man;  eines  hievon 
wurde  1872  vom  Lehrer  Procopowicz  gefunden,  von  den  beiden  übrigen,  wohl  auch  zur 
selben  Zeit  aufgefunden,  sind  nur  Stücke  vorhanden.  Nicolaus  Baron  Mustatza  widmete 
ein  hübsches  aus  O  n  u  t  h  stammendes  schlankes  Steinbeil,  das  lOV«'  Cm.  lang  ist  und 
eine  grösste  Dicke  von  nur  l'/4  Cm.  besitzt,  sowie  ein  zweites,  in  Czernowitz  (Waggasse) 
ausgegrabenes  von  plumper  Form  und  12  Cm.  Länge,  4  Cm.  Schneidelänge  und  27s  Cm. 
grösster  Dicke.  Eine  Feuersteinschlagkuge'l  stammt  aus  Kotzman,  Feuerstein- 
splitter, mehr  oder  weniger  bearbeitet,  kamen  dem  Museum  eben  aus  Kotzman  und  Dymka 
(Huf  dem  Felde  des  J.  Frycki  im  heurigen  Frühjahre  ausgeackert)  zu.  Ein  grosser  grüner 
Steinhammer,  Eigentbum  A.  IsseccscuTs,  bereicherte  kürzlich  die  Sammlungen;  eine 
S  t  c  i  n  k  u  g  e  1  jüngeren  Alters  spendete  W.  Schmidt  in  Suczawa. 

An  B  r  o  n  c  e  n  sind  ein  aus  Kotzman  stammender  K  e  1 1,  dann  ein  von  Frau  C.  von 
B  u  b  e  r  1  in  Bol>estie  gespendeter  Armring  zu  verzeichnen. 

Ausser  den  bereits  eingangs  erwähnten  Thongefässen  und  Scherben  ist  noch  ein  ganz 
kleines  ca.  8  Cm.  hohes  Gefdss  mit  zwei  durchlochten  als  Oehren  dienenden  Ansätzen  versehen, 
aus  Kotzman  stammend,  interessant.     Carl  A.  Rom  st  orfer,  k.  k.  Conservator.** 

1894.  Band  20,  Seite  80. 

(Die  Kirchenbauten  in  der  Buicowina.)  vonConser\ator  cari  a.  uomstorfer. 

I.  (Einleitung,  1.  Geschichtlicher  Überblick).  Fortsetzung  folgt. 

1894.  Band  20.  Notiz  77.  Seite  115. 

(Bericht  über  im  August  1893  in  der  Bukowina  vorgenommene  prähisto- 
rische Forschungen.)  ^Die  Anthropologische  Gesellschaft  in  Wien  hat  schon  im  Jahre 
1892  den  Beschliiss  gefasst,  in  der  Bukowina  Ausgrabungen  vorzunehmen.  In  diesem  Friib- 
linge  leitete  sie  sodann  durch  den  Unterzeichneten  mit  dem  Bukowinaer  Landes-Museum  die 
bezüglichen  Unterhandlungen  ein.  Am  15.  August  traf  Herr  Ciistos  J.  Szombathy  hier  ein, 
um  in  Begleitung  des  Unterzeichneten  die  Forschungen  in  Angrirt'  zu  nehmen.  Zunächst  wurde 
l)fschlo^sen,  in  S  c  h  i  p  e  n  i  t /.,  wo  um  Ostern  mehrere  Funde  gemacht  worden  waren,  syste- 
matische Grabungen  vorzunehmen.  Diesielben  wurden  am  Donnerstag  den  17.  und  hierauf  am 
19.  August  durchgeführt.     Die  Forschungen  ergaben,  dass  im  nordwestliche»  Gebiet»  von  Schi- 

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Aus    DKN   MiTTHBniüNGEN    DKP    K.    K.    CeNTRAL-CoMMISSION.  119 

penitz  eine  Ansiedlung  (wohl  aus  der  älteren  Bronzezeit)  durch  Feuer  zerstört  worden  Bei.  In 
einer  Tiefe  von  50  Cm.  his  2  M.  finden  sich  urtzählige  gut  gebrannte  Gefässscherben,  femer 
beträchtliche  Mengen  von  durch  daB  Feuer  gerötheter  Lehmverkleidung  ruthengeflochtener  Wände, 
bedeutende  Aschenlager,  Thierknochen,  endlich  spärliche  Feuersteinsplitter.  Spätere  von  Baron 
MttBtatza  vorgenommene  Nachforschungen  fitrderten  auch  das  Bruchstück  eines  kleinen 
Bronzegefässes  und  ein  zusammengeschmolzenes  BronzestQck  zutage. 

Vom  23.  bis  29.  August  wurden  hierauf  die  in  H 1  i  b  o  k  a  und  den  Nachbardörfern 
vorhandenen  Tumuli  —  etwa  80  —  aufgenommen  und  zwei  derselben  durchforscht.  Dieselben 
maiisen  etwa  15  M.  im  Durchmesser.  Es  sind  Brandgräber;  zwischen  dem  anstehenden  Ertl- 
reiche  und  dem  aufgeschaufelten  Hügel  war  die  Brandschichte  deutlich  bemerkbar.  In  einem 
derselben  fanden  sich  ausser  Kohle,  Asche  und  zahlreichen  Topfscherben  ^or  allem  neun  Thon- 
gefanse,  welche  im  Centrum  des  Tumulus  standen  und  imter  denen  in  einer  kleinen  Vertiefung 
sich  die  zusammengescharrten  caicinirten  KnochenUberreste  fanden.  In  dem  zweiten  Grabhügel 
fanden  sich,  abgesehen  von  Kohle,  Asche  und  den  Scherben,  noch  ein  eisernes  kleines  Messer 
und  Bwei  Thongefässe,  von  denen  das  eine  mit  den  Knochenresten  gefüllt  war.  Femer  würde 
in  H  1  i  b  o  k  a  die  als  „Starvisad**  }>ezeichnete  Oertlichkeit  untersucht  und  daselbst  an  einer 
Stelle  in  der  Tiefe  von  etwa  80  Cm.  mittelalterliche  Topfscherben  und  gebrannte  Wandbewurf- 
stücke  gefunden.  Hierauf  wurden  Ausgrabungen  am  sogenannten  Zamczeszcze  ausgefilhrt. 
Dasselbe  besteht  aus  drei  concentrisch  angeordneten  Wällen,  welche  das  abstürzende  Ende  eines 
Bergrückens  abschliessen.  Gefunden  wurden  Feuersteinspäne,  zum  Theil  sehr  dicke  Gefass- 
scherben  und  Kohle. 

Schliepslich  wurden  von  den  zahlreichen  Grabbügeln  (etwa  50),  welche  sich  von  üntcr- 
Horodnik  gegen  Voitinell  hinziehen,  in  der  Zeit  vom  30.  August  bis  1.  September  drei  unter- 
sucht. Es  sind  Skeletgräber  aus  der  jüngeren  Steinzeit.  Gefunden  wurden  ausser  einzelnen 
KnochenstUcken  noch  Kohle,  Topfscherben,  Feuersteinsplitter,  ferner  eine  Steinplatte  mit  vier 
Bohr)r>chern  und  ein  durchbclhrtes  steinernes  Hamnierbeii. 

Alle  Fundgegenstände  wurden  zunächst  nach  Wien  an  das  k.  k.  naturhistorischc  Museum 
gesandt;  doch  wird  ein  Theil  an  das  Landes-Museum  zurückgelangen.   Dr.  R.  F.  Kaindl." 


der  Conservatoren  und  Correspondenten  der  k.  k.  Central-Commission. 

In  dem  Stande  äer  Conservatoren  und  Correspondenten  in  der  Bukowina  ist  seit  dem 
Vorjahre  keine  Änderung  eingetreten.  Zu  dem  im  Jahrbuche  1893  enthaltenen  Ver/^ichnisse 
ist  zu  bemerken,  dass  der  ehemalige  Conservator  A.  M  i  k  u  1  i  t  s  c  h  als  solcher  l>ereit«  im  .lahr- 
biiche  185G  der  k.  k.  Central-Commission  genannt  wird. 

a)    Conservatoren. 

Isopescul  Demeter,  k.  k.  Schulrath,  Director  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Czemowitz; 
nir  die  III.  Section,  seit  1875;  wiederbestätigt  mit  Min.-Erl.  vom  24.  März  1890,  Z.  3278. 

Klauser  Heinrich,  k.  k.  Schulrath,  Gymiiasial-Director  in  Kadautz;  für  die  1.  Serlion, 
«eit  1887;  wiederbestätigt  mit  Min.-Erl.  vom  20.  Jänner  1892,  Z.  27489  ex  1891. 

Romstorfer  Carl  A.,  Architekt  und  k.  k.  Gewerbeschul- Professor  in  Czemowitz;  für 
die  II.  Section,  seit  1888;  wieder  bestätigt  mit  Min.-Erl.  vom  27.  April  1893,  Z.  7804. 

b)  Correspondenten. 
(i  e  t  z  1  i  n  g  e  r  Leopold,  Dr.,  k.  k.  Bezirksarzt  in  WiÄnitz,  seit  1881. 
Neu  mann  Ferdinand,  k.  k.  Baurath  i.  Pi  in  Czemowitz,  seit  i871. 
Kluczenko  Basil,  Dr.,  k.  k.  Sanitätsrath  in  Czemowitz,  seit  1883. 
Stefan  clli  Theodor,  k.  k.  Bezirksrichter  in  Kimpolung,  seit  1880, 
Laizner  Josef,  k.  k.  CJewerbeschul-Director  in  Czemowitz,  seit  1888. 
Schmidt  Wilhelm,  k.  k.  emer.  Gymnasial -Professor  in  Suczawa,  seit  1889. 
Olinski-Olinescu  Dionys,  k  k.  Finanz-Concipist  i.  F.,  z.  Z.  in  Bukarest,  seit  1891. 
Polek  Johann,  Dr.,  k.  k.    Universitäts-Bibliolheks-Custos  in  Czemowitz,  seit  1893. 

.^^ — - 

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Vermischtes. 


(Alexander  Freiherr  von  Wassilko-Serecki.)  Das  Hnkowiner  Landes-Miiseum  erlitt  einen 
»ehr  schweren  Verlust  durch  das  am  20.  August  1893  in  Lopuszna  l>ei  Berhometh  a.  S.  erfolgte 
pliUzliche  Hinscheiden  8r.  Kxcellenz  des  Herrn  Alexander  Freiherrn  v.  Wassilko- 
Screcki,  welcher  in  seiner  Eigenschaft  als  Landeshauptmann,  u.  zw.  Im  Jahre  1892,  als 
erster  die  Stelle  eines  Obmannes  des  Curatoriums  des  Landes -Museums  bekleidete  und  als  solcher 
das  Museum  in  thatkräftigster  Weise  unterstützte.  —  Alexander  Freiherr  v.  Wassilko-Serecki 
wurde  als  Sohn  des  Freiherm  Georg  Wassilko  am  29.  Dezember  1827  in  Berhometh  am  Sereth 
geboren,  studirte  das  Gymnasium  und  die  Philosophie  in  Czemowitz  und  absolvirte  im  Jahre 
1849  die  juridischen  Studien  an  der  Universität  in  Lemberg.  In  die  Heiraath  zurückgekehrt, 
vermählte  er  sich  mit  Katinka  von  F 1  o  n  d  o  r  und  widmete  sich  der  Verwaltung  seines  (»iil*- 
liesitze«.  Auf  die  politische  Bühne  trat  Alexander  Baron  Wassilko  bald  nach  Beginn  der  ver 
fassnngsmjissigen  Aera;  im  Jahre  1862  wurde  er  als  Landtagsabgeordneter  ans  dem  zweiten 
WahlkiVrper  des  Grossgrundbesitzes,  seit  dem  Jahre  1870  als  Vertreter  der  Landgemeinden  des 
Bezirkes  Wi^itz  gewählt.  Im  Jahre  1870  wurde  er  zum  Landeshauptraanne  ernannt,  welchen 
Posten  er  bis  zu  der  im  Jahre  1871  erfolgten  Auflösung  des  Landtages  bekleidete.  Vom  Jahre 
1884,  neuerdings  zum  Landeshauptmanne  ernannt,  hatte  er  diese  Stelle  bis  zu  der  im  Febniar 
1892  erfolgten  Auflösung  des  Landtages,  beziehungsweise  zu  dem  im  September  1892  erfolgten 
Zusammentritt  des  neugewählten  Landtages  inne.  Im  Jahre  1808  wurde  Alexander  Baron  Was- 
silko-Serecki  zum  lebenslänglichen  Mitgliede  des  Herrenhauses  berufen,  im  Jahre  1885  mit  dem 
Orden  der  eisernen  Krone  zweiter  Klasse  ausgezeichnet  und  im  Jahre  1888  zum  wirklichen  ge- 
heimen Rathe  ernannt. 

(Zur  Errichtung  eines  Landes-Rluseumsgebäudes  In  Czernowitz.)  In  der  am  6.  Mai  i894 
abgehaltenen  dritten  Curatoriumssitzung  nahm  Herr  i^nton  Ritter  von  Kochanowski,  Bür- 
germeister von  Czemowitz,  welcher  als  erster  Stellvertreter  des  in  Folge  der  Reichsrathssession 
eben  in  Wien  gewesenen  Obmannes  des  Curatoriums,  Herrn  Landeshauptraanne  Johann  L  o  p  u  1. 
den  Vorsitz  führte,  vor  Übergang  zur  Tagesordnung  das  Wort  zu  dem  nachstehenden,  von  den 
Anwesenden  mit  grösstem  Beifalle  begrüssten  und  ohne  Debatte  einstimmig  zum  Beschlüsse  er- 
hobenen Antrage:  „Das  Bukowiner  Landes-Museum  wird  alle  seine  Kräfte  aufbieten,  um  d»s 
fünfzigjährige  Regierungs-Jubiläum  Seiner  Majestät  unseres  Kaisers  und  Herrn  Franz  Josef  L. 
des  ersten  Förderers  von  Wissenschaft  und  Kunst  in  unserem  Vaterlahde,  durch  Errichtung 
eines  der  Wissenschaft  und  der  Landeskunde  gewidmeten  Museumsgebäudes  zu  feiern,  welches 
den  Namen  des  Allerhöchsten  Herrn  —  Francisco-Josephinum  —  tragen  soll*. 

Die  Idee,  das  Bukowiner  Landes-Museum  in  dem  in  Krrichtung  begriffenen  Gewerbe- 
Museumsgebäude  unterzubringen,*)  musste,  in  Anbetracht  des  für  da88ell>e  zur  Verfügung  ste- 
henden, verhältnismässig  kleinen  Bauplatzes  fallen  gelassen  werden. 

Das  mit  der  Durchfllhrung  der  Vorarbeiten  für  den  Museumsbau  betraute  Comite.  beste- 
hend aus  dem  Obmanne  des  Curatoriums,  Herrn  Landeshauptraanne  Johann  L  u  p  u  1  als  Vor- 
sitzenden und  der  Museunisleitung,  d.  i.  den  Herren  Museumsleiter  Demeter  Isopescul  und 
den  Custoden  Dr.  Josef  Frank,  Erich  K  o  1  b  e  n  h  e  y  e  r,  Dr.  .Johann  P  o  1  e  k  und  Carl  A. 
Romstorfe r,  das  sich  durch    die    Landes-Museums-Mitglieder    Anton    Ritter    von    Kocha- 


*)  Vergleiche  die  bezügliche  Notiz  im  Jahrbuche  1893  Seite  82. 

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Vermischtes.  121 

n  o  \v  s  k  i,  NicolaiiB  Fretherm  von  M  n  s  t  a  t  z  a,  Dn  Josef  R  o  1 1  und  David  T  i  1 1  i  n  g  e  r  ver- 
Ktärkie,  beschloss  in  seiner  Sitzung  vom  20.  Juni  v.  J.  einstimmig,  den  Gemeinderatii  von  CV.er- 
nowitz  um  kostenlose  Überlassung  des  für  den  Museumsbau  in  jeder  Beziehung  als  am  geeig- 
netst  erscheinenden  in  der  Siebenbörgerstrasöe,  Orient.-Nr.  35  und  87  gelegenen  Bauplatzes  unter 
Vorlage  eines  Bauprojeetes  anzugehen.  Gleichzeitig  wurden  die  Herren  Ingenieur  Prof.  K  o  1- 
benheyer  und  Architekt  Prof.  Romstorfer  ersucht,  im  Einvernehmen  mit  den  übrigen 
Oiistoden,  Herren  Dr.  Frank  und  Dr.  P  o  1  o  k,  das  Bauprojekt  auszuat  betten.  Bei  Verfassung 
des  letzteren  nun  kamen  den  Projectanten  die  Kathschläge  zu  Gute,  welche  von  dem  eben  in 
Czemowitz  anwesenden  k.  u.  k.  Custos  vom  Nalurhistorischen  Hofmuseum  in  Wien,  Herrn  Josef 
Szoroba.,hy,  erbeten  und  von  demselben  in  bereitwilligster  Weise  ertheilt  wurden.  Da« 
Gesnch  an  den  Gemeinderath  wurde  am  ü.  .August  Olierreicht;  es  ist  zu  hoffen,  dass  es  im  gün- 
stigen Sinne  Iwld  erledigt  wird. 

(Prähistorische  Forschungen  in  der  Bukowina,  1893.)  In  dem  Jahresberichte  der  An- 
thropologischen Gesellschaft  in  Wien  für  1893  bemerkt  hierüber  der  Präsident  Herr  Ferdinand 
Freiherr  v.  A  n  d  r  i  a  n  -  W  e  r  b  u  r  g.  folgendes :  „Die  Angriffnahme  der  prähistorischen  Studien 
in  der  Bukowina  wurde  langst  von  unserem  Specialcomite  für  praktische  Arlieiten  als  eine  der 
dringendsten  Aufgaben  unserer  Gesellschaft  bezeichnet.  Herrn  Custos  Szorabathy,  dem  thä- 
thigsten  Mitgliede  dieses  Comites,  gebührt  das  Verdienst,  dieses  Postulat  durchgeführt  zu  haben. 
Von  Behörden  und  Privaten  in  reidistem  Masse  unterstützt,  besuchte  derselbe  von  Czemowitz 
aus  die  Punkte  Hliboka,  Kadautz,  Horodnik,  Suczawa,  Hatua,  Calinesti,  Sereth.  Hadikfalva, 
Schipenitz  und  Hlinitza.  Kr  eriiifnete  die  ncolithischen  Tumuli  von  Horodnik  bei  Radautz  und 
die  grossartige,  durch  verschiedene  Perioden  reichende  Ansiedelung  von  %Schipenitz  und  unter- 
suchte die  riSmlschen  Tumuli  von  Hliboka,  sowie  die  ßurgwälle  von  Hliboka  und  Hlinitza.  Als 
l>e»onders  werthvoll  erwies  sich  dabei  die  Mithilfe  des  Herrn  Conservators  C.  Romstorf  er, 
dnrch  dessen  Localkenntniss  eine  rasche  Orientirung  behufs  Eröffnung  von  aussichtsreichen 
Grabungen  ermöglicht  wurde.  Dank  diesem  einträchtigen  Zusammenwirken  der  verschiedenen 
liemfenen  Factoren  wurde  in  relativ  kurzer  Zeit  ein  Forschungsgebiet  erschlossen,  welches  sich 
viel  ergiebiger  zeigte,  als  man  früher  anzunehmen  geneigt  war.  Sollte  Herr  %Szombathy, 
wie  wir  hoffen,  auch  in  diesem  Jahre  seine  Arbeiten  in  der  Bukowina  fortzusetzen  in  der  Lage 
sein,  so  wird  bei  dem  lebhaften  Interesse  aller  Kreise  in  der  Bukowina  ein  Centrum  für  nclho- 
dische  und  prähistorische  Forschung  entstehen,  welches  die  Entwicklung  des  Landesmnseums 
auch  nach  dieser  Richtung  hin  kräftigst  fördern  kann.** 

(GoldSChmuck  aus  Merizei.)  über  denselben,  welcher  im  Jahrbuche  189.3,  Seite  70,  be- 
gehrieben und  abgebildet  erscheint  und  welchen  das  Bukowiner  I^ndes-Museum  über  gutige  In- 
tervention seines  Mitgliedes,  des  Herrn  k.  k.  Bauadjunkten  A.  Issecescul  erworben  hat, 
schreibt  Herr  Dr.  M.  Much  in  den  ,,Mittheilungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft"  1894, 
Seite  [28]:  „Conservator  Romstorfer  Ijerichtete  an  die  k.  k.  Central-Commission  Ql>er  den 
Fond  eines  Goldschmnckes  aus  Merizei  in  der  Bukowina,  in  welcher  Gegend  schon  früher  Gold- 
g^enstande  an  den  T)Rg  gekommen  sind.  Bemerkens  wer  th  an  diesem  Funde  ist  wesentlich  die 
technische  Herstellung  der  Ornamente,  welche  aus  in  Zellen  eingefügten  Almantinplättchen  be- 
stehen und  lebhaft  an  den  Goldfund  auf  der  Puszta  Bakod  bei  Kalocza  in  Ungarn  und  an  den 
l>ernhraten  Fund  von  Petroasa  in  Rumänien  erinnern. 

(Die  Bukowina  im  Kronprinzen  werke.)  Unter  dem  Vorsitze  des  Leiters  der  k.  k.  Bukowiner 
Landesregierung  Herrn  k.  k.  Hofrathe  Grafen  G  o  e  ß  fand  am  7.  .luli  die  constituirende  Versamm- 
lang der  literarischen  Mitarbeiter  für  den  Band  Bukowina  des  Werkes:  „Die  österreichisch- 
angarischen  Monarchie  in  Wort  und  Bild"  und  im  Beisein  des  Redakteurs  des  Werkes,  Herrn 
k.  k.  Hofrathe  Dr.  Ritter  v.  Zeissberg  statt.  Herr  Graf  GoeO  begrüsste  die  anwesenden 
Herren  and  kennzeichnete  unter  besonderer  Hervorhebung  der  Bedeutung  des  Kronprinzenwerkes 
für  jeden  Österreicher  den  Zweck  der  Versammlung.  Er  verlas  sodann  ein  von  Ihrer  k.  u.  k. 
Hoheit  der  durchlauchtigsten  Frau  Kronprinzessin- Wittwe  Erzherzogin  Stefanie  aus  Fran- 
zensbad eingelangtes  Telegramm,  welches  lautet:  „Frohen  Herzens  ergreife  ich  wieder  die  Gele- 
genheit, da  eine  Reihe  bewährter  Kräfte  sich    zu    einem    vaterländischen    schönen    Zwecke    ver- 


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122  Vermischtes. 

einigt,  um  alle  Jene,  die  sich  an  der  heutigen  Sitzung  betheiligen,  uiit  hestein  Grusse  wärniatens 
willkommen  zu  heissen.  Seien  Sie,  meine  Herren,  überzeugt,  daüs  ein  jeder  neu  entstehende 
Band  unserem  Werkes  mein  Interesse  unverändert  rege  liält  und  mich  Ihre  Arbeiten,  Ihre  Bemü- 
hungen, Ihre  Ausdauer  fortdauernd  mit  patriotischer  Genugthuung  und  neuer,  aufrichtiger 
Freude  erfüllen.  Stephanie/'  IJer  Herr  Landeschef  übersendete  hierauf  das  nachstehende  Dauk- 
telegramm  an  Ihre  k.  u.  k.  Hoheit  ab:  .,Die  Mitarbeiter  an  dem  der  Bukowina  gewidmeten 
Bande  des  Werkes  „Die  österreichisch-ungarische  Monarchie  in  Wort  und  Bild'*  erlauben  sich 
hiemit  Euerer  kaiserlichen  Hoheit  den  unterthänigsten  Dank  für  die  so  überaus  ehrende  Begrus- 
sung  ihrer  constituirenden  Versammlung  darzubringen;  sie  fühlen  sich  ■  dadurch  ermuntert  im 
Dienste  jener  schJ^nen  Aufgabe,  die  ihnen  im  Hahmen  des  grossen,  patriotischen  Untemehmenh 
zufallt,  ihre  besten  Kräfte  zu  erproben  mit  jener  Hingebung  und  Begeisterung,  die  den  erhabenen 
Intentionen  Euerer  kaiserlichen  Hoheit  entspricht/' 

Die  einzelnen  Arbeiten  wurden  nun  in  nachstehender  Weise  endgiltig  vertheilt: 
Landschaftliche  Schilderung,  Professor  Ludwig  Adolf  S  i  m  i  g  i  n  o  w  i  c  z  -  S  t  a  u  f  e ; 
Vorgeschichte;  Custos  Josef  Szombathy  in  Wien; 
Landesgeschichte,  a)  vor  der  Vereinigung  (bis  1775),  Professor  Dr.  Demeter  v.  O  n  c  i  u  I.  b»  die 

Besitzergreifung,    Custos    Dr.    Johann    P  o  1  e  k,    c)    bis    zur    Gegenwart,    Kegierungsrath. 

Prof.  Dr.  Ferdinand  Zieglauer  v,   Blumenthal; 
der  hukovinisch  gr.-oi*.  Heligionsfond,  Prof.  Dr.  Isidor  Ritter  v,  Onciul; 
Volkskunde,  a)  physische  BeBchafi*enheit  der  Bevölkerung,  Regierungsrath  Dr.  Basil  Kluczenko. 

b)  Volksleben  der  Humanen,  Prof.  Dr.  Johann  S  b  i  e  r  a  und  Prof.  S.    Fl.    M  a  r  i  a  n  u. 

c)  Volksleben  der  Kuthenen,  gr.-or.  Pfarrer  Alexander  Manastyrski  in  Slobodzia- 
Banilla,  d)  Volksleben  der  Huzulen,  Dr.  K.  F.  K  a  i  n  d  I,  e)  die  Lipowaner,  gr.-or.  Pfarrer 
Demeter  D  a  n  in  Lui»n,  f)  Armenier  und  Zigeuner,  derselbe,  g)  die  Deutschen.  Cnstoe 
Dr.  Johann  P  o  1  e  k,  h)  die  Ungarn  und  Slowaken,  derselbe,  i)  Ortsanlagen  und  Woh- 
nungen (alle  Nationalitäten),  Architekt  Professor  ('arl  A.  Komst  orfer; 

Musik,  Professor  Isidor  Worobkiewicz; 

Literatur,  a)  rumänische  Literatur  und  Dialecte,  Prof.  Dr.  Johann  S  b  i  e  r  a,  b;  ruthenische  Li- 
teratur und  Dialecte,  Prof.  Dr.  Emil  Kafuiniacki,  c)  deutsche  Literatur,  Dr.  Rudolf 
W  o  l  k  a  n ; 
Bildende  Kunst:  Architektur  (einschliesslich  der  Burgen    und    Schlösser;,    Malerei    und    Plastik. 

Architekt  Professor  Carl  A.  R  o  m  h  t  o  r  f  e  r; 
Hausindustrie,  Ingenieur,  Professor  Erich  Kolbenheyer; 

Volkswirthschaften,  a)  Landwirthschaft  und  Viehzucht,  Landesrath  Anton  Zachar,  b)  Forat- 
wirthschaft,  Forstrath  Vincenz  E  c  k  l,  c)  Jagd  und  Fischerei.  Nicolaus  Freiherr  v.  M  u- 
s  t  a  t  z  a,  d)  Bergbau  und  Hüttenwesen,  Regierungsrath  Prof.  Friedrich  Kleinwächter. 
e)  Gewerbe,  Industrie,  Handel  und  Verkehr,  Handelskammer-Secretär  Dr.  Hubert  Wi- 
g  I  i  t  z  k  y. 

Von  den  22  Mitarl^itern  sind  neun  Mitglieder  des  Landes-Museums.  Eine  Anzahl  Objecte 
des  Landes-Museums  wird  im  Kronprinzenwerke  bildlich  zur  Aufnahme  gelangen  und  machte 
Herr  Hofrath  R.  v.  Z  e  i  s  s  b  e  r  g  gelegentlich  seines  Besuches  der  Sammlungen  selbst  noch  auf 
ein  oder  das  andere  diesbezügliche  Stück  aufmerksam.  Custos  Josef  Szombathy  veranstaltete 
für  diesen  Zweck  eine  fotografische  Aufnahme  interessanter  Fundgegenstände.  Zahlreiche  foto- 
grafische Aufnahmen,  ca.  140  Stück,  aus  allen  Theilen  der  Bukowina,  zumeist  von  Bau-  and 
Kunstobjecten,  fertigte  Professor  C.  A.  Romstorfer  an. 


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Inhalts  -Verzeichnis. 


Seite 
Vortrag:*) 

Dr.  Jobano  Poiek:  „l^ie  ehemalige  russische  Münzstätte  in  Sadagura*", 
abgehalten  in  der  zweiten  Hauptversammlung  des  Bukowiner  Landes-Museums  am 
6.  Mai  1894  (mit  6  Abbildungen) 3 

Josef  Szombathy :    „Prähistorische     Recognoscierungstour     nach    der 

Bukowina  im  Jah  re  1893" 11 

Dr.  Raimimd  F.  Kaindl:  «Der    rumänische    arehäologiscbe  Verein   in    der 

Bukowina« 22 

Wütela  Schmidt:  „Eine  moldauische  Sturmfahne  dreihundertjähriger 

Vergangenheit** 25 

Dr.  iobaiin  PoIek:  „DieAnfängedesk.  k.  StaatsgestUtesKadautz''.        .    35 

Carl  A.  Roastorfer :  Aus  den  „Mittheilungen  der  k.  k.  Centrai-Commission'* 

(mit  3  Abbildungen) 116 

Vermischtes 120 


^'^'^cS^f^iri^^^ 


^^^^^ 


*)  Der  filr  das  heurige  Jahrbuch  zum  Abdrucke  in  Aussicht  genommene,  am  26.  März  1893 
I>.  Olinski-Olinescu  abgehaltene  Vortrag:  „Ergebnisse  der  archäologischen  For- 
Bchung  in  der  Bukowina**  entfällt,  da  Herr  Olinski-Olinescu  nach  Rumänien  übersiedelte 
und  in  seinem  neuen  Wirkungskreise  nicht  die  entsprechende  Müsse  fand,  den  Vortrag  nieder- 
ximch  reiben. 


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ini--^  .'rymtif/  ^ 


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fl/hrf^^^'^^^lXÖ'h^ 


JAHRBUCH 


des 


likowme;  Laadts-MQSiims 


*     7     '■ 


Dritter  Jahrgang. 

1895. 

Reclactions-Coniit^ : 


C.  Mandyczewski,  A.  Mikulicz,  Dr.  J.  Poiek 

(Curatoriums- Mitglieder) 
und 

C.  A.  Romstorfer 

(Schriftführer). 


Czernowitz,  1895. 

Co/nc  T  j  p  c)-  u.  L  i  t  h  u  j<  r.  des  E  r  z  b.  8  i  1  v.  M  o  rii  r  i  u  -  A  n  «l  r  i  e  w  i  <;  z. 
Verlaj?  «les  Biikowiner  I^ind<\<5-Mnseunis. 


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JAHRBUCH 


des 


Dritter  Jahrgang. 

1895. 

Redactioiis-Coniit^ : 

C.  Mandyczewski,  A.  Mikulicz,  Dr.  J.  Poiek 

(Curatoriums-Mitglieder) 

und 

C.  A.  Romstorfer 

(Schriftführer). 


^ 


Czernowitz,  1895. 


C  o  n  c.  T  y  p  T)-  u.  L  i  t  li  o  ;r  r.  «l  es  Er  z  b.  S  i  1  v.  M  o  r  ii  r  i  u  -  A  n  d  r  i  e  w  i  <•  z. 

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Vorlag  de»  Bukowiner  [^ndOvS-Museums. 

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Für  den  Inhalt  der  Artikel  sind  die    Verfasser  allein  verantwortlich. 


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Ueber  die  Grenzregoliernng  der  Bukowina  zur  Zeit 
der  Vereinigung  mit  Oesterreicli.'' 

Vortrag,  gehalten  am  24.  März  1895  in  der  III.  Hauptversammlung  des    Ver- 
eines y^Bnkowiner  Landes- Museum^  von  Dr.   DANIEL   WERKNKA. 

Bekanntlich  erwarb  Oeston'eich  im  J.  1772  einzelne  Theile  des  fiiiheren 
Königreiches  Polen,  die  vereinigt  den  Namen  Königreich  Galizien  und  Lodo- 
merien  erhalten  haben.  Durch  diese  Erwerbung  sah  sich  Oesterreicli  in  die 
Xothwendigkeit  versetzt  aus  strategischen  und  politischen  Rücksichten  auch  einen 
Theil  der  Moldau  zu  erwerben.  Die  damaligen  i)olitischen  Verhältnisse  ermög- 
Uchten  auch  dieses,  so  dass  am  7.  Mai  1775  zwischen  Oesten-eich  und  der 
Türkei  ein  darauf  bezüglicher  Vertrag  zustande  kam,  der  die  Grundlage  zu  weiteren 
Verhandlungen  bildete.  Dieser  Vertrag  besteht  aus  4  Artikeln,^)  von  denen  uns 
hauptsächlich  der  erste  interessiert,  weil  er  im  allgemeinen  alles  enthält,  was 
die  Regulierung  unserer  Grenze  betrifft. 

Dieser  Artikel  lautet  in  deutscher  Uebersetzung  folgendermassen : 
i>In  Hinsicht  auf  die  freundschaftlichen  Vorstellungen  Ihrer  k.  und  k.  k. 
aiK>stolischen  Majestäten,  betreffend  das  Bedürfnis  einer  leichten  Verbindung  und 
eines  unmittelbaren  Angrenzens  zwischen  Siebenbürgen  und  den  Provinzen  von 
Galizien  und  Lodomerien,  welche  gegenwärtig  zufolge  ihrer  Wiedererlangung  von 
dem  polnischen  Könige  und  der  polnischen  Republik  im  Besitze  des  kaiserlichen 
Hofes  sind;  und  um  einen  unzweideutigen  Beweis  von  Freundschaft,  Zuneigung 
und  guter.  Nachbarschaft  zu  geben,  überlässt  die  hohe  Pforte  und  tritt  ab  dem 
kaiserlichen  Hofe  die  Landstriche,  welche  sich  erstrecken  einestheils  zwischen 
dem  Dniester,  Pokutien,  den  Grenzlanden  Ungarns  und  Siebenbürgens,  und 
welche  anderntheils  begrenzt  sind  durcli  die  im  nachstehenden  erklärten  und 
dargelegten  Grenzen  derart,  dass  das  oberwähnte  zwischen  den  genannten  Grenz- 
linien eingeschlossene  Gebiet  von  nun  an  für  immerwährende  Zeiten  voll  in  den 
Genuss  und  in  das  Eigenthum  des  kaiserlichen  Hofes  übergeht  Demzufolge 
werden  sowohl  Ihre  k.  und  k.  k.  apostolischen  Majesüiten,  als  auch  die  hohe 
Pforte  C  o  m  m  i  s  s  ä  r  e  bestimmen  und  a  b  s  e  n  d  e  n,  um  eii»e  Grenzlinie 
festzusetzen,  welche  in  klarer  und  genauer  Weise  die  Gebiete  der  beiden  Kaiser- 
reiche scheidet  und  um  Grenzen  zu  bestimmen  und  festzustellen,  welche  in  Zu- 


M  Die  darauf  bezügliche  Karte  wird  HpHU^r  j^druekt  wiM-den. 

*)  Dr.  1).  Werenka.  >Bukowinafl    Entstehen    und    Aufbhihen^    I.  Theil,    Archiv    fiir   «'»sterr. 
«•'»»fi^-h.   Bd.  lAXVlll.  1.  }Vd\ne  1892,  ö.  181,  182  (279,  280):    Avant  egard    aux    n>imWnfc\tionj; 

aink-ales  de  L.  L.  31.  M.  I.  et  I.  R.  A.  etc '  r^^^r^T^ 

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2  Werenra  : 

kiinft  den  wechselseitigen  Besitzungen  als  dauernde  Scheidelinie  dienen  sollen; 
und  da  ausgemacht  wurde,  dass  die  genannten  beiderseitigen  Commissäro  sich 
von  der  Grenze  Siebenburgens  bis  zum  Gebiete  von  Chotzim  an  die  Karte  halten 
sollen,  welche  seitens  seines  Hofes  der  Internuntius  und  bevollmächtigte  Minister 
Ihrer  k.  und  k.  k.  apostolischen  Majestäten  vorgewiesen,  und  die  die  hohe  Pforte 
ihrerseits  gleichfalls  angenommen  hat,  so  sollen  zwei  authentische  Copien  l)e- 
sagter  Karte  gemacht  werden,  von  welchen  die  eine  den  Commissären  Ihrer  k. 
und  k.  k.  apostoHschen  Majestäten  und  die  andere  den  Commissären  der  hohen 
Pforte  übergeben  werden  soll,  so  dass,  wenn  sie  an  das  Werk  der  Grenzbestim- 
mung gehen,  indem  sie  am  äussei-sten  Ende  Siebenbürgens,  bei  dem  Bache 
^>Tesna  impuziti«  beginnen,  und  nacheinander  die  Dörfer  Kandreny,  Stulpikani. 
Kapokodrului,  Suczava,  Siret  und  Tschernovitze  einbeziehen  und  jenseits  des 
Prut  vor  Tchernauka,  einem  im  Tchernovitzer  Bezirke  gelegenen  Orte,  der  inner- 
halb der  kaiserlichen  Grenzen  bleiben  soll,  bis  zum  Gebiete  von  Chotzim,  sie 
sich  an  die  oben  erwähnte  Karte  halten  sollen,  und  ohne  über  die  Ländemen 
hinauszugehen,  welche  daselbst  bezeichnet  sind,  sollen  sie  zur  Festsetzung  der 
Grenzen  geeignete  Punkte  auswählen,  um  neue  Streitigkeiten  zu  venneiden,  zu 
welchen  Zweifel  und  Unsicherheit  Anlass  geben  könnten,  und  sollei»  Sorge 
tragen,  die  vereinbarten  Grenzen  in  der  besten  und  passendsten  Weise  festzu- 
setzen. Was  die  weitere  Abgrenzung  der  Ländereien  bis  zum  Dniester  Ix^tritR. 
von  der  Stelle  an,  wo  das  Gebiet  von  Chotzim  mit  dem  Czernowitzer  Kreis 
sich  vereim'gt^  hat  man  sich  in  Uebereinstimmung  mit  den  zwei  Parteien  dies- 
bezüglich dahin  geeinigt  unter  der  B(»(lingung,  wenn  die  Commissäre  der  hohen 
Pforte  ausserhalb  des  Gel)ietes  von  Chotzim  vom  genannten  Punkt<^  bis  zum 
Dniester  gut  kennbare  Grenzlinien  angel)en,  welche  denjenigen  gleich  kommen, 
welche  gegenwärtig  die  Offiziere  des  kaiserlichen  Hofes  festgesetzt  haben,  die 
Commissäre  des  genannÜMi  Hofes  weder  Schwierigkeiten,  noch  Einspnich  er- 
helxMi  werden  dagegen,  dass  die  zur  Festung  Chotzim  gehörigen  Grundflächen 
wie  früher  im  Besitze  der  hohen  Pforte  verbleiben.« 

Die  in  diesem  Artikel  erwähnte  Karte, ^)  welche  der  Pforte  vorgelegt  wurde, 
wm*  von  Major  v.  Mieg  ausgearl)eitet  und  mit  Anmerkungen  bezüglich  einer 
natürlichen  Grenzlinie  gegen  die  Türkei  versehen.  Zur  Markierung  dieser  Linie 
bestimmte  Mieg  auch  19  Punkte,  welche  in  eineiu  anderen  Zusammenhange 
bereits  dargestellt  und  veröftenthcht  wurden.*) 

Auf  Grund  der  Conventions-Kai-te  erstreckte  sich  die  Grenzlinie  von  der 
Quelle  der  Tesna  impuzita,  längs  dieses  Baches,  fenier  Dorna  niare,  gtddene 
Bistritza,  Valea  Arama,  Raren,  Toderescu,  Valea  Riiboja,  Valea  Gemene,  Stul- 
))ikani,  La  Rus,  Dorothea,  Woronez,  Capu  Codrului,  Stupka,  Tolowa,  ül>er  Mogila, 
dann  den  Bergrücken,  welcher  sich  bei  Suczawa  gegen  die  Ruine  hinzieht.  Jen- 
seits <les  Suczawatiusses  über  Burdujeni    und  den  Bergrücken,  welcher  bis  Gni- 

*)  (fcnoml-Plan  «lor  nou  fixirti'n  (träntzlinio  (U\s  l^ukowinaor  Districts  von  8if»lK*nhui>!t*n  l'i- 
('/•'mauka  als  deu  l«4ztrii  Ort  <l«'s  Czomowitzcr  Distr'cts  mit  Ik^niorkimjjim  der  ersten  P(ws«^^ii »n- 
linie.  dann  einer  zweiÜMi  Linie  naeli  dor  Conventions-Karte,  endlieh  der  leUt  ausj^^telltoii  uvw^u 
(kränze,  v.  Major  Miejr  des  (ieneralstahs  Ix'arbeitet  und  «^'zeiehnet.*   1775.   1«  =  1820".  1  :  130.«HM». 

♦)  Dr.  I).  Wrrenka    lJukowina.s  Kntstelirn  und  Aufblühen^.  Beila^»e».  i 

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Uebeb  die  Grenzreüuliebung.  •  3 

meschti  bei  Siret  reicht.  Von  letzterem  Orte  über  den  Siretiluss,  den  Berg- 
lüeken,  der  bei  Sinouz  gegen  Prohorod  streidit,  längs  des  Nikolniza-  und  De- 
rehluibaches  bis  zur  Mündung  desselben.  Ferner  längs  des  Prutflusses  bis  zur 
Einmündung  des  Stanalionibacbes ;  dann  diesen  aufwärts  bis  zur  Quelle  und 
den  Bergrücken  bis  zur  Vereinigung  der  Quellen  des  Hukeubacbes.  Die  Grenze 
von  diesem  Punkte  bis  zum  Dniesterflusse  blieb  noch  unentschieden. 

Die  Pforte  gieng  auf  die  Intentionen  Oesterreichs  ein,  acccptiei-te  im  all- 
gemeinen alles  und  bestimmte,  dass  eine  gemischte  Commission  im  Sinne  des 
I.  Artikels  der  Convention  die  Grenzlinie  genauer  feststelle. 

Vor  der  Ernennung  der  Commissäre  erheischten  aber  mancherlei  Rück- 
sichten ein  Vorschieben  der  österreichischen  Truppen  über  die  erwähnte  Linie, 
infolge  dessen  wir  eine  zweite  Grenzlinie  erhielten.  Diese  begann  am  Dniest^r 
von  Prewoi-odek  {bei  Chotzim)  und  zog  sich  hin  über  die  Kammhöhe  und  Dial 
Marc  Beresowa  bis  zur  Quelle  des  Rakitnabaches,  diesen  abwärts  bis  zur  Ein- 
mündung in  den  Prut;  den  Pnit  abwäi'ts  bis  zum  Einflüsse  des  Ternaukabaches ; 
diesen  aufwärts  bis  zur  Quelle.  Die  Gewässer  Turiatka-Molniza,  Siret,  Sa- 
muschu  mare  bis  in  die  Gegend  von  Sanmscliin  und  ein  unbedeutendes  Thal 
ergänzten  die  TJnie  bis  zum  Moldauflusse,  wobei  der  wichtige  (3rt  Baja  in  diese 
ein  bezogen  wurde. 

Von  der  Mündung  des  Bogat'i  bis  zum  Einflüsse  des  Slatiniascabaches 
in  die  Afoldau,  bildete  letztere  die  Grenzlinie.  Slatiniascabacli,  Muncelberg,  Vadu 
Ne^lesi,  Negi'ileasa,  Gemene-  und  Rabojathal,  Todorenscaberg,  <ler  Bergrücken 
des  Rai*eu,  Arama,  goldene  Bistriza-,  Niagra  Dorna-  und  KiHmanelthal  ergänzten 
die  Grenzlinie.^) 

Durch  letztere  Darstellung  erfäln't  aucli  das  Oilsverzeichnis  des  k.  k.  Ge- 
neralmajors V.  Spleny  vom  J.  1775  eine  Beleuchtung.") 

Zur  Regelung  der  Grenzverhältnisse  wurden  Commissäre  gewählt.  Oester- 
reich  wählte  den  Feld-Marschall-Lieutenant  Br.  Barco,  die  Pforte  Tahir  Agha. 
Dem  ei-steren  wurden  Major  v.  Mieg,  Hofsecretär  Jenisch,  Hauptmann  Scherz  und 
Dollraetsch  Klezl  beigegeben,  dem  letzteren  der  Ijegist  Molla  Mehmed  Effendi 
und  Secretär  Emin  Effendi. 

Von  der  Ernennung  der  Grenzcommissäre  bis  zu  ihrer  Zusammenkunft, 
die  am  1;].  Sept   1775  in  Baja  ')  stattfand,  vergingen  ungefähr  V/^  Monate. 

Am  13.  September  traf  Tahir  Agha  mit  seinem  Gefolge  in  Baja  ein  und 
wurde  von  Barco,  Mieg,  Jenisch  und  andern  Offizieren  empfangen.  Nach  gegen- 
seitiger Begrüssung  und  Auswechslung  der  Vollmachten  brach  die  Ommiission 
am    17.  Sept.  auf  und  en^eichte  am   19.  Sept.  Campidung. 

Am  21.  Sept  bestiegen  Barco  und  Tahir  den  Gipfel  des  Giumrdeuberges, 
um  die  Grenzlinie  von  dem  Tesnabnche  bis  zum  Moldauflusse  besser  in  Augen- 


**)  Splonv  >TiiMla",  Narhbonannt<'r  in  doni  Kav«.  Könijxl.  Buki>\viiu»r  District  sicli  Ih'HihI- 
lirlien  Ortwbaft<»n 

^)  Dr.  I).  WVrenka  -I)m'  Vi*rhaii<l'.unj^'ii  Oostoni'ii-lis  mit  thr  Türkoi'  hozüj^lirh  der  Er- 
w»'rbun|^  <l<»s  Hukowinor  Dis^trictÄ  nach  der  Convention  vom  7.  Mai  1775.  8«'paiMt-AlMlnick  ans 
«U-ni  17.  .JalmMlx'ricbti'  dvr  k.  k.  Stiiats-rnt*»m'alschule  im  V.  Bezirk««  von  Wien.  Wien  1S92. 
S.  7  ff.  .  «  .  ^-^  I 

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4  Werenka  2 

schein  nehmen  zu  können  und  Hessen  auf  den  dominierenden  Punkten  Feuer 
anzünden. 

Da  Tahir  an  Fiel)er  erkrankte,  wurde  vereinhart,  dass  Mieg  und  JenLsch 
einei-seits,  Molla  Mehmed  ^ffendi  und  Emin  Effendi  andererseits  nach  Ma«?uni 
Calului  (an  der  Quelle  der  Tesna  impuzitTi)  sich  begeben  und  von  diesem  Punkte 
die  GrenzreguHenmg  in  Angriff  nehmen.  Barco  und  Tahir  kehrten  vom  Giu- 
mrden  nach  Campulung  zurück.  Auf  Miigura  Calului  entstanden  aber  wegen 
der  zu  bestunmenden  Linie  zwischen  den  östenoichischen  und  türkischen  Sul>- 
delegierten  einige  Difterenzen,  die  ei-st  nach  Einholung  weiterer  Befehle  seitens 
der  Connnissäre  ausgeglichen  wurden.  Die  türkischen  Subdelegierten  wollten 
nändich  die  auf  der  Conventions-Kai-te  eingezeichnete  Grenze  als  giltig  an- 
nehmen ;  während  die  österreichischen  auf  eine  entsprechendere  besU^nden ;  und 
zwar  auf  eine  Linie,  die  von  llagura  Calului  quer  über  den  Oberlauf  der  Dor- 
nischora  und  Dorna  Marc  auf  die  Kamnduihe,  von  hier  über  Pietrile  Ros*'h. 
Lukacz,  Poiana  Venatoriului  zur  Quelle  des  Serischor  Marc,  diesen  Bach  ab- 
wärts bis  zur  Eiimiündung  in  die  goldene  Bistriza  sich  hinzog.^)  Tahir  acee^>- 
tieiie  die  Grenzlinie  im  Sinne  der  (isterreichischen  Subdelegierten  und  befahl 
dieselbe  mit  Grenzzeichen  zu  versehen.  AVährend  Barco  und  Tahir  nach  Vania 
reisten,  setzten  die  Subdelegierten  die  Grenzregulierung  fort.  Von  Dorna  Vatr« 
ei-streckte  sich  die  Linie  längs  der  Bistriza  bis  zur  Einmündung  des  Arama- 
Thales  in  das  Bistriza-Thal.  Dieses  wurde  verlassen  und  die  Grenze  durch  das 
Arama-Thal  gezogen,  fei'ner  über  Raieu,  den  Kamni  dieses  Gebirgszuges.  T<>- 
dorefusca  (Toderescul),  Obcina  Kirilu,  Tarniza,  Vervu  Klitile  (Klifi),  Alunisch. 
Muntele  Lung  (picioinil  Lung),  Obcina  rea  (Butka  reu),  Capu  Baiaschesku  (ar- 
schiza  Baiasch.),  ferner  über  den  Grund  des  Dorfes  Stulpikani,  Vadu  Negrilesi. 
diesen  Bach  durchschneidend  auf  Obcina  Czumerna,  von  hier  über  PQetita  Mari\ 
Rotunda,  Capu  Pleschi,  dann  gerade  auf  Valea  Saca  und  den  Moldaufluss; 
ferner  längs  dieses  bis  zur  Einmündung  des  Valea  Saca-Baches. 

Am  10.  October  kam  die  ganze  Commission  in  Baja  an,  um  ül)er  die 
Grenzlinie  zwischen  dem  Moldau-  und  Suczawafluss  ein  Einverständnis  zu  er- 
zielen. Es  ergab  sich  diesbezüglich  keine  Differenz,  so  dass  am  15.  October  in 
Liten  Marc  die  Commission  den  Namenstag  der  grossen  Kaiserin  Maria  Tlie- 
resia  feiern  konnte. 

Vom  Moldauflusse  wurde  die  Grenzberichtigung  wieder  aufgenommen : 
wobei  die  Linie  durch  Samuschelgraben,  einen  Theil  des  Sanmschel,  Samusch 
Marc,  Sanuisch  Mik,  Hreaska,  Dialu,  Hirtop,  Plavalar  und  Rakowabach  bis  zum 
Suczawafluss  markiert  wurde. 

Zwischen  dem  Suczawa-  und  Prutfluss  zog  sich  .die  Linie  von  der  Ein- 
mündung des  Suczawaflusses  in  den  Siret,  diesen  aufwärts  bis  zur  Einmündung 
des  Molnizabaches  in  jenen,  ferner  den  Molnizabach  aufwärts  bis  zu  seiner 
Quelle,  dann  über  einen  Bergrücken,  der  sich  zwischen  Prohorod  und  Buda 
gegen  Lukawiza-  oder  jVLamoniizabach  hinzieht,  diesen  abwärts  bis  zu  Einmün- 
dung in  den  Prut.^) 


®)  Ibidem. 

»)  Ibidem.  r^^^r^T^ 

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Ueber  die  Grenzbegülieeüng  5 

Obwohl  auf  dieser  Strecke  die  Grenzregiilienuig  ohne  besondere  Schwierig- 
keiten vor  sich  gieng,  so  niuss  doch  bemerkt  werden,  diiss  die  neue  Linie  nicht 
l)ehauptet  werden  konnte.  Denn  auf  Grund  eines  neuen  Uebereinkonimens  vom 
2.  Juli  1776  wurde  die  Siretlinie  seitens  Oesterreichs  aufgegeben  und  die  Su- 
czawalinie  bis  zur  Einmündung  des  Mitokabaches  acceptiert.  Von  diesem  Punkte 
bis  zum  SiretHuss  stimmt  die  neu  aufgenommene  Grenze  mit  der  auf  der  Con- 
ventions-Karte fast  ganz  überein.  Aber  die  zwischen  Siret-  und  Prutfluss  ent- 
spricht der  GrenzHnie  auf  der  Conventions- Kai*te  nicht. 

Bis  Ende  October  1775  war  die  Grenze  zwischen  Prut  und  Czernauka  in 
der  Weise  festgestellt,  dass  der  Sttiiuthorabach  aufwäi*ts  bis  zur  Quelle,  dann 
der  in  der  Verlängenmg  streicliende  Bergrücken  bis  zur  Vereinigung  der  Quellen 
Hukeubaches  und  der  Salonizagraben  Bukowina  vom  türkischen  Gebiete  trennte.  ^^) 

Wegen  der  von  Czernauka  bis  zum  Dniester  zu  ergänzenden  Grenzlinie 
entstanden  grosse  Streitigkeiten,  die  nur  in  Constantinopel  geschlichtet  werdeu 
konnten.  Am  14.  November  1775  war  die  Arbeit  unterbroclien  und  erst  am 
\H.  .Jänner  177t>  wieder  aufgenommen.  Xacli  AViederauf nähme  der  Grenzl)erich- 
tigung  tniten  neuerdings  zahlreiche  Zweifel  auf,  welche  die  Beendigung  der 
Grenzn^gulierung  bis  zum  2.  Juli  1776  vei-zögerten.  An  diesem  Tage  wurde  die 
Grenze  vom  Stanahonibach  bis  Rakitnabach  erweitert,  jedoch  die  bis  Prevorodek 
vorgeschobene  Grenze  bis  zum  Chrinowa-  und  Onutbach  zurückverlegt,") 

Auf  diese  Weise  wurde  die  scliwierige  Arbeit  der  Grenzregulierung  zur 
Zufriedenheit  beider  Mächte  beendet.  I^nter  dem  Schutze  des  Habsburgischen 
HeiTscherhauses  erlangte  die  Bevölkerung  der  Bukowina  die  lang  ersehnte  Ruhe 
wieder  und  das  Land  ejitwickclte  sich  allmählich  in  erfreulicher  Weise. 


->--f~4^.. 


»<*;  Ban*«>.  „(tränz-Bcschivibun«;  von  der  Tesnu  iinpntzitu    bis    zur  Czornauka  .     IVvorotlok 

'^.  Xo\.  1775:  Jian-o  ^SjH'dlicijtion  dortMi  <rränz-A<U(T,  \vt*l<-lio  in  Bfvsoyn  donm  Tiirkisclion  (Jränz- 

''<rtnrais*^ion8<lelogirten  aiifjtn.'SM'zot  wurd^'n.  Pn^vorodt^k,  d«'!i  Dton  9bns  1775. 

**)  *ln  nonifi  di  dio  Altissimo  .  Palaiuutca  2d()  Julio  1776, 

^Google 


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Altere  Vertheidigungsanlagen  in  der 

Bukowina. 

Vortrag^  gehalten  in  der  3.  Hauptoersammlang    vom    24    März  dp»  Biikowiner 
Landes  Museums  von  CARL  A.  ROMSTORFER. 

Seit  der  Übenialinie  unseres  Kronlandes  in  die  österreicliisclie  Verwaltung, 
d.  i.  seit  12  Decennieii,  hat  sich  die  Bevölkerung,  die  damals  ziemlich  spärlich  vertre- 
ten war,  nahezu  verzehnfacht.  Daraus  kann  allerdings  nicht  geschlossen  wenlen.  das> 
die  Einwohnerzahl  auch  vor  dieser  Zeit  in  gleich  rapider  AVeise  zunahm,  denn  dann 
hätte  es  im  .Tahre  1300  ungefähr  nur  7  Personen  hier  gegeben  ;  im  Gegentheile 
mag  vielleicht  eliedem  ab  und  zu  die  Population  in  der  Bukowina  aii  Zahl  griiMser 
gewesen  sein,  als  Osterreich  zu  Untei-thanen  erhielt,  und  jedenfalls  gab  es  schon 
vor  R<3merszeiten  hier  ein  sesshaftes  Volk,  w.as  wol  auch  durch  die  400  bis  500 
Tumuli  bestätigt  ei'scheint,  die  in  der  Bukowina  existiren,  und  deren  Entstehen, 
wenigstens  eines  Theiles  dei-selben,  in  diese  Zeit  verlegt  wird.  Ja,  es  wird  si»gar 
behauptet,  dass  lange  vor  dem  Beginn  der  cln'istlichen  Zeitrechimng  die  eliedem 
sumpfige  Dubowa  bei  Sereth  —  und  diesfalls  wol  auch  noch  andere  Gebiete  der 
Bukowina  —  bevölkert  waren,  was  allerdings  bis  heute  noch  keineswegs  er^aesen 
ist,  immerhin  aber  möglich  sein  könnt(\  Diese  Bewohner,  —  so  nimmt  man  au 
—  hätten  in  Pfahlbauten  gewohnt,  wie  man  solche  bekanntlich  seit  dem  Jahre 
1854  mit  den  interessantesten,  über  das  Leben  und  Treiben  der  Bewohner  Auf- 
schluss  gebenden  FundgegcMJständen  zahlreich,  namentUch  in  den  Schweizer  See'n 
entdeckte.  Diese  Pfahlbauten  nun  wären  dann  wol  an  die  Spitee  unserer  heutigen 
Betrachtung  zu  setzen,  denn  sie  stellen  völlig  zur  Vertheidigung  gegen  Thiere 
und  Menschen  eingerichtet«  Ansiedelungen  dar,  welche  behufs  Eri*eichung  dieses 
Zweckes  nicht  auf  dem  Lande,  sondern  im  AVasser,  u.  zw.  in  der  ISähe  von 
See-,  seltener  Flussufern  auf  Pfählen  errichtet  wurden,  und  zu  jenen  Zeiten  wol 
als  vollkommen  gesicherte  Plätze  gelten  konnten,  wenn  man  den  Verbindungssteg 
zwischen  Ufer  und  Pfahlbau  gegen  letzteren  zurückzog. 

Abgesehen  von  diesen,  in  ferner,  vorgeschichthcher  Zeit  hier  etwa  bestan- 
denen, leicht  zu  veiiheidigenden  Wohnsitzen  begegnen  uns  in  historischer  Zeit 
wahrhaft  gi'ossai*tige  Veilheidigungs werke,  welche  die  Römer  zu  Ende  des  ersten 
und  zu  Beginn  des  zweiten  »Jahrhunderts  unserer  Zeitrechnung  zur  Sicherung 
des  von  Trajan  untenvorfenen,  bis  gegen  den  Dniester  reichenden  Theiles  des 
Dakerlandes  in  unserer  Gegend,  wenngleich  nicht  direct  in  der  Bukowina,  errich- 
teten. Es  sind  dies  gewaltige,  unter  dem  Namen  Traj  ans  wälle  l>ekaiuite. 
noch  jetzt   bestehende  Erdaufwüife.    von    denen    ^ich    einer   in  Bessarabien    von 

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Roiistorfeb:  Ältere  Vbrtheidigüngs anlagen  in  der  Bukowina.  7 

I^ieowa  am  Pruth  bis  Cirkajestie  hei  Bender  am  Duiester,  ungefähr  110  Kilo- 
meter lang,  ein  zweiter  ebendaselbst  von  AVadylui  Isaki  am  Pruth  bis  zum  Salz- 
see am  Schwarzen  Meere,  circa  130  Kihmieter  lang  ei^treckt,  ein  dritter,  sich 
schlingenartig  entwickelnder  und  vierter  in  der  Dobrudscha,  welche  beide  von 
der  unteren  Donau  zwischeji  den  heutigen  Oilen  Tscheniawoda  und  Medschidieh 
in  der  Richtung  der  Eisenbahnlinie  bis  Küstendsche  am  Schwarzen  Meere  laufen; 
Die  dritte  Wallaidage  mit  nnhezu  90  Kilometern  Länge  wird  viermal  von  der 
Bahnlinie  durchschnitten;  der  vierte  Erdaufwurf  ist  70  Kilometer  lang  und 
durch  einen  an  20  Kilometer  langen  AV^all  mit  dem  dritten  Erdaufwurf  ver- 
bunden. —  Es  wird  noch  eines  römischen  AValles  Erwähnung  gethan,  welcher 
sich  vom  buken  Dniesterufer  durch  Podolien  nordwestlich  bis  nach  (iralizien 
hinein  ei-streckt  und  speciell  einiger  AV^älle  gedacht,  welche  im  Bezirke  Rawa 
ruska  bei  Magieröw  (in  der  Nähe  von  Zolkiew,  nördlich  von  Lemberg)  bestehen, 
eine  Breit(^  voji  migefähr  50  Meter  besitzen  und  el)enfalls  von  Trajan,  aus  dem 
Jahre  105  n.  Chr.,  heiTühren  sollen. 

Diese  mächtigen  Veitheidigungsardagen,  welche  an  ähnliche  Bauten  des 
alten  Babyh)n  erinnern,  wurden  mehr  oder  weniger  im  Zusammenhango  mit  der 
den  Donauübergang  herstellenden,  an  und  für  sich  durch  Schanzen  gesicherten 
Trajansbriicke  beim  heutigen  Turn-Severin  errichtet,  welche  als  ein  Weltwunder 
galt,  aber  schon  von  Trajans  Nachfolger,  Hadrian,  zerstört  wurde,  um  nach  dem 
Aufgeben  der  am  linken  Donauufer  gelegenen  Provinz  Dacien  durch  den  Bestand 
des  Donauüiwrganges  nicht  die  am  rechten  Ufer  der  unteren  Donau  sich 
erstreckende  Provinz  Mösien  zu  gefährden.  Hier  errichtete  auch,  beiläufig 
bemerkt,  Trajan,  u.  zw.  bei  Adamklissi  in  der  Dobrudscha,  nach  den  dakischen 
Kriegen,  einen  mächtigen,  in  den  jüngsten  Jahren  erst  aufgedeckten  Rundbau 
mit  Trophäen.  Reste  der  riasigeu  Ijandpfeiler  der  vom  Erbauer  der  Trajanssäule 
in  Rom,  dem  berühmten  Appolodorus,  ins  Werk  gesetzten  Trajansbrücke  bestehen 
noch  heute. 

Gehen  wir  nun  speciell  auf  unser  Kronland  über,  so  begegnen  wir  wol  als 
ältester,  geschichtlicher  Ansiedlung  und  seinerzeit  wichtigstem  Orte  daselbst,  dem 
heute  ziendich  unbedeutend  gewordenen  Städtchen  S  e  r  e  t  h.  Die  Lage  des- 
selben an  dem  durch  Bachschluchten  zerklüfteten  Noixlabhange  des  hohen,  an 
dieser  Stelle  steil  gegen  das  breite  Sereththal  uiul  gegen  den  knapp  herantre- 
tenden Fluss  abfallenden  Hochplateau  Horaica  zwischen  dem  Sereth  und  der 
Suczawa,  ermöglicht  an  und  für  sich  schon  eine  voraigliche  Yeitheidigung, 
welche  noch  erleichtert  wird  durch  eine  im  Osten  das  Plateau  dominirende 
Kuppe.  Noch  heute  führt  diese  den  Namen  Ruina  und  nach  Berichten  sollen 
noch  im  Jahre  1756  daselbst  Tilauern  bestanden  haben.  Im  vorigen  Jahre 
besuchte  ich  die  Ruina  und  fand  von  Mauenverk  keine  Spur,  dagegen  aber  zahl- 
reiche zu  Tage  liegende,  ausgeackerte  Scherben  von  Thongefässen  der  verschie- 
densten Art,  von  denen  ich  typische  Stücke  für  das  Tjiindes-Museum  mitnahm. 
Der  Sage  nach  bestand  auf  der  Ruina  ein  befestigtes  Schloss,  von  welchem  aus 
unterirdische,  zu  Vertheidigungsz wecken  dienende  Verbindungsgänge  nach  anderen 
wichtigen  Punkten  der  Ansiedlung  hinführten.  Der  I'mstand  allein,  dass  die 
Sage  von  solchen  unterirdischen  Gängen    erzählt,    bietet    einen    sicheren  Beweis 


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8  ROMSTORPEB : 

für  den  dereinstigen  Bestand  eines  festen  Schlosses  an  dieser  Stelle.  Ahnliche 
Sagen  knüpfen  sich  nänilicli  -  theilweise  vielleicht  mit  voller  Berechtigung  — 
an  viele  Burgen  und  Schlösser,  wie  beispielsweise  an  das  später  noch  zu  erör- 
ternde Füi-stenschloss  in  Suczawy,  das  mit  der  durch  das  tiefe  Thal  des  Ksdcaina- 
baches  von  ihm  getrennten  Miroutzkirche  in  Verbindung  gestanden  sein  soll ;  in 
ähnlicher  Weise  an  die  Burg  Xeamtz  in  Rumänien ;  an  den  Bergfrit ')  am  Cecina 
nächst  Czernowitz ;  ferner  an  Rauhenegg,  Rauhenstein  und  Scharfeneck  l)ei  Baden, 
und  an  das  Breiten further  Schloss  bei  Liesing  und  Kloster  HeiHgenkreuz,  welche 
miteinander  durch  unterirdische  (liänge  verbunden  gewesen  sein  sollen ;  —  an 
die  Karlsbnrg  in  Böhmen,  welche  mit  der  wol  drei  Kilometer  entfernten  SUult 
Bergreichenstein ;  an  die  prähistorische  Bm'g  Nachod  ^)  in  Böhmen,  welche  mit 
dem  1270  erbauten  Schlosse  in  Xachöd;  an  die  nach  der  Mitte  des  zehnten 
Jahrhunderts  so  kunstvoll  befestigte,  am  Ai-patschaisHuss  gelegene  Königsstadt 
Ani,  dem  -armenischen  Palmyra«,  welche  mit  dpui  aiuleren  Ufer  des  Flusses 
eine  unterirdische  Verbindung  gehabt  haben  soll,  u.  s.  w. 

An  der  Südseite  der  Stadt  Seivth  befindet  sich  der  Burghügel  Saska, 
welcher  den  Namen  vom  Woewoden  Sjis,  Sohn  des  Dragosch,  besitzen  dürfte, 
der  in  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  hier  re-.idirte.  Am  Nordfusse  dieses  Hügels 
fiiesst  der  tief  in  den  Ijehmboden  eingeschnittene  Kakainabach,  welcher  sich  mit 
dem  nordwärts  gerichteten  Solonecbach,  unweit  der  Einmündung  desselben  in 
den  Sereth,  vereinigt.  Von  dieser  Stelle  aus  führt  gegen  die  Saska  zu  ein  etwa 
8  Meter  hoher  Erdrücken,  der  in  den  dreissiger  Jahren  durch  die  neu  angelegte 
Strasse  durchschnitten  wurde.  Mindestens  zwei  Meter  seiner  Höhe  sind  künstlich 
aufgeschüttet  und  erscheint  derart  der  Wall  fiir  Vertheidigungszwecke  einge- 
richtet worden  zu  sein.  Er  trägt  an  seinem  östhchen  Ende  den  alten  jüdischen 
Friedhof,  während  anderei-seits  an  demselben  die  BeilFsche  Ziegelei  liegt  die 
zur  ausgiebigsten  Fundstätte  Sereths  wurde.  ^)  Wie  berichtet  wird,  erbauten  zu 
Anfang  des  dreizehnten  Jahrhunderts  die  deutschen  Ritter  auf  der  Saska 
eine  kleine  Burg,  ähnhch  der  noch  jetzt  erhaltenen,  ebenfalls  den  deutscheu 
Rittern  zugeschriebenen  Burg  in  Neamtz.  Noch  im  Jahre  1819  fand  man  auf  der 
Saska  Mauerreste  vor.  Späteren,  eingehenden  wissenschaftlichen  Forschungen 
wird  es  vorbehalten  sein,  die  frühere  Bedeutung  Sereths,  ehemals  einer  der  wich- 
tigsten, auf  dem  Verkelu^wege  von  der  Moldau  nach  dem  Norden  gelegenen 
Handelsplätze,  als  befestigten  Punkt  zu  würdigen.  Gelegenheit  für  Forschungen 
wird  wol  auch  die  Erbauung  der  projectierteji  Localbahnstrecke  Czerepkoutz- 
Sereth  bieten. 

Ich  habe  bereits  ol)en  des  B  e  r  g  f  r  i  t  s  am  Cecina  Erwähnung  getlian. 
Der  Cecina,  der  höchste  nordöstliche  Punkt  der  Ausläufer  der  Bukowiner  Wald- 
karpathen,  noch  im  Gebiete  der  Stadt  Czernowitz  und,  mit  seiner  Höhe  von 
539  Meter  über  dem  Meeresspiegel,  ungefähr  380  Meter  über  dem  Prutliilusse 
liegend,  hat  die  Fonn    eines    sehr    schmalen,    langgestreckten  Kammes,    der    an 


*)  Berj^rit  =  Wiiilthimii.     Vor^l.    Xotiz  246    zum    Aiiff^itze     Tymler  Bui^fii     von    Paul 
Cloinon  in  den  Mittheilun^ni  <l«'r  k.  k.  (Vnitnil-Conunission,  1894,  St»ito  26. 
*)    Mittboilunp-n  «kr  k.  k.  Contral-Connnission  ,  SiMto  95,  1895. 
')  Zalilroichc  Kunilobjectc  aus  der  Bciirschcn  Ziejreloi  iM'finden  sk'h  im  Ixin^U^-Museum, 


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Ältere  Veetheidigunosanlagen  in  der  Bukowina.  9 

seinem  südöstlichen  Ende  mit  einer  steilen  Spitze  abschliesst,  sich  aber  anderer- 
seits mit  dem  breiten,  westlich  gegen  Hlinitza  gerichteten  Rücken  verbindet.  Hier 
bestand  ein  Bergtnt,  dessen  Eirichtung,  »»ach  den  gemacliten  Funden  zu  schliessen, 
ebenfalls  dem  deutschen  Ritterorden,  oder  den  »rohannitern  zugeschrieben  werden 
köniite;  Wickeidiauser  aber  hält  den  Hthauischen  Füi'stensohn  und  Fürsten  der 
Moldau  Georg  Koriatowicz  (1874—1377?)  für  den  P^rbauer.  ^)  Nachdem  in 
neuerer  Zeit  daselbst  ein  Steinbnich  angelegt  wurde,  vei-schwand  nach  und  nach 
(las  Gemäuer  und  nur  noch  die  Reste  einer  sehr  breiten,  mm  umgestürzten 
Mauer  bedecken  die  Spitze,  sowie  knapp  darunter  zahlreiche  Löcher,  weK4ie  von 
Grabungen  heniihren.  ^)  Reitersi)orne  und  Waffen,  der  Form  nach  deutsche 
Rittei"scliwerte,  wurden  hier  aufgefunden,  von  denen  ein  Theil  im  Landes-Museum 
seine  gesichei*te  Aufbewahnmg  besitzt  Weitere  Grabungen  sind  verboten  und  es 
hat  die  Gemeinde  Czernowitz  vielmehr  bereits  die  Aufforstung  des  Cc(!ina  in 
dankenswertlier  Weise  eingeleitet. 

Der  Bergfrit  am  Cecina,  sowie  die  etwa  vor  der  Erbauung  desselben  hier 
vorhanden  gewesene  Sicherungsanlage,  ist  indess  blos  als  der  Endpunkt  einer 
Reihe  von  Bauten  anzusehen,  welche  auf  dem  zur  Pruthebene  steil  abfallenden 
Bergrücken  errichtet  ei-scheinen.  Bildete  doch  dieser  an  und  liir  sich  schon  eine 
ffist  uneinnehmbare  Veste  und  eine  wohlgeschützte  Verbindung^  zwischen  den 
wichtigen  Handels-  und  Heereswegen,  welche  aus  Polen  nach  Süden  lührten 
und  den  Pruth  bei  Czernowitz,  bezw.  bei  Hlinitza  übei-setzten,  von  denen  der 
letztgenannte  Fbergang  seinerzeit  der  wichtigste  und,  —  nach  den  in  Hlinitza 
gemachten  prähistorischen  Funden  und  der  neuester  Zeit  auf  dem  entgegen- 
gesetzten Pruthufer  bei  Schipenitz  aufgedeckten,  längst  untergegangenen  Ansied- 
lung  ^  zu  schliessen,  —  auch  der  ältere  war.  Über  13  Kilometer  ist  der  Berg- 
rücken von  der  Cecinaspitze  bis  zu  dem  westhchen  Endpunkte,  dem  an  der 
Einmündung  des  Hlinitzaflüsschens  in  den  Pruth  steil  abtallenden,  130  Meter 
über  dem  Wasser  gelegenen  Pohar  lang  und  im  Süden  überdies  noch  durch 
den  Dialu  dracului  (Teufelsberg)  geschützt,  während  seine  Mitte  durch  die 
Spaskahöhec  (Verhack-  oder  ZuHuchtstätte)  bezeichnet  erscheint 

Längs  des  Rückens  des  Pohar,  von  welchem  das  Auge  ebenso  wie  vom 
Cecina  das  breite  Pniththal,  ja  die  ganze  Gegend  nordwärts  bis  über  den 
Duiester  nach  Galizien  hinein  beherrscht,  besteht  nun  ein  Schanzgraben,  der 
möglicherweise  als  Waldgrenze  aufgeworfen  worden  sein  mag.  Neben  demselben, 
u.  zw.  etwa  200  Meter  vom  abfidlenden  Ende  des  Pohar  entfernt,  bemerkt  num 
einen  5 — 6  Meter  im  Durchmesser  haltenden  Hügel,  der  vielleicht  ebenfalls  blos 
zur  Grenzbezeichuung  dient,  aber  angegraben  erscheint,  was  beweisen  kömite, 
«lass  man  ihm  eine  andere  Bedeutung  als    die    eines    gewöhnlichen    Grenzhügels 


*)  In  soiner  kürzlich  erschionenen  (irschithte  (Ur  BukowiniK  IL,  ho/Aicbnet  Dr.  R.  F. 
K  a  i  n  d  1  den  ixdnischen  Könij,'  Kasimir  III.,  den  Grossen  als  den  Erbauer  des  IJerjjrl'rits 
am  Cei'ina. 

*)  Der  verstorlx»ne  Finanzratli  Wiekenliauser  tlieilte  Hemi  Dr.  Kaindl  (vei^rl.  des  l«'tzteivn 
Biuhenwald'  Nr.  1,  8tMte  ^)  mit,  dass  ungt^fähr  im  .Jahn.^  1S46  ein  (ir»'is  aus  Kt>s(h  «»r/äldte.  er 
'rinnea»  sieh,  auf  dem  Gemäuer  des  (Veina  einst  Reste  eines  Daehes  ^nveben  zu  liahen. 

*>  Auch  die  Sage  spricht  von  einem  vei"sunkenen  Dorl"  bei  Scliipenitz;  über  die  neob'tbi.scbc 
Ansiedlunj^  1mm  .Schii>enitz  berichtete  ausbibrlicb  der  k.  u.  k.  Cu^to.s  J<iseF  S  z  o  m  b  a  t  li  y  im 
•IihrlMiche  1H94  <Ies  Bukowiner  Iiandes-Museums< .  St^te  i:^  fl", 


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10  Romstorfee: 

beimisst.  XhcIi  weiteren  700  Metern  bemerkt  nuui,  bereits  schon  im  Walde, 
einen  südwestlieli  verhiufenden  kleinen  Zweiggraben  mit  Wall,  dem  Avir  auch 
noch  keine  besondere  Bedeutung  zusprechen  wollen,  obwol  Graben  und  \Vall 
derzeit  mit  Buchen  bewachsen  sind.  900  Meter  weiter  und  mitten  im  Wahk 
begegnen  wir  indess  einem  (juer  über  den  Rücken  lautenden,  von  einem  starken 
Graben  begleiteten  Wall,  der  seiner  Form  und  Lage  nach  wohl  nur  für  Sicbe- 
rungszwecke  ernchtet  worden  sein  dürfte,  wie  ein  zweiter  ähidicher,  etwa  1500 
Meter  entfernt  und  schon  gegen  Spaska  zu  gelegener  Wall  mit  Graben  vor- 
handen ist,  in  dessen  NiUie  nun  ein  schimder,  rund  1)^00  Meter  langer  Rücken 
gegen  Nordnordwest  abzweigt.  Dieser  eigenthündich  geformte,  nach  allen  Seiten 
steil  abfallende  Rücken  bildet  den  Hinteigrund  der  engen  Schlucht  des  Koriwati- 
baches  und  besitzt  mu-  von  Süden  her  einen  Zugang.  Von  ihm  aus  ist  ebenfalls 
ein  weiter  Ausblick  gegen  Norden  möglich,  insofern  dies  der  mächtige  Bucheii- 
bestand  von  heute  zulässt.  Auf  demselben,  der  die  Bezeichnung  Miserdziw 
z  a  m  k  i  (nach  Wickenhauser  richtiger  Myserdshiu  zamki,  aus  dem  Kunmnischen. 
d.  i.  Bollwerk  bei  der  ('b(»rffduv)  führt,  befindet  sich  nun  eine  ausgedehnte  Wall- 
burg, die  unter  dem  Volke  die  Bezeichnung  Tatarenlager  führt.  Möghcher- 
weise  wurde  sii*  von  den  Tatm'en  benützt,  welche  in  der  ei-sten  Hälfte  des 
1.'5.  Jahrhunderts  in  Kumanien  einfielen,  das  Ijand  ein  Jahrhundert  lang  fast  in 
völligem  Besitz  b(»hielten  und  dann  wiederholt  die  nachniidigc  Moldau  beunru- 
higten,     -  errichtet  wurde  sie  W(d  schon  früher. 

Der  Rücken  steigt  von  seinem  südöstlichen  Ende  in  einer  Ausdehnung 
von  ungefähr  500  Meter  sanft  bis  zum  höchsten  Punkte  und  fällt  von  hier  sehr 
massig  in  einer  Länge  von  rund  800  Meter  bis  zur  Nase.  In  der  Entfernung 
von  200  Meter  vom  höchsten  Punkte  aus  beginnt  die  Wallburg,  welche  ül)er 
300  Meter  lang,  am  rückwärtigen  Ende  durchschnittlich  50,  an  der  vonlereu. 
gegen  die  Nase  zu  gerichteten  Seite  aber  130  Meter  breit  ist  Fünf  Querwälle, 
darunter  drei  als  Doppelwälle,  mit  Gräben,  theilen  die  Anlage  in  vier  Felder, 
deren  gWisstes,  zwischen  dem  dritten  und  vierten  Wall  liegendes,  als  eigentüches 
Lager  zu  gelten  hat,  das  wohl  9000  Quadratmeter  gross  ist,  und  von  welchem 
aus  die  Wälle  nach  auswärts,  d.  h.  einei^eits  gegen  den  Zugang,  auderereeits 
g(\gen  die  N.ise  zu  gerichtet  sind.  Dort,  wo  die  einzelnen  Felder  seitlich  nicht 
schoji  durch  den  steilen  Absturz  allein  genügend  gesichert  erscheinen,  sind  auch 
Längswälle  angeordnet,  welche  mit  den  Querwällen,  namentlich  was  die  Lauf- 
gräben anbelangt,  in  entsprechender  Verbindung  stehen.  Ein  Laufgraben  des 
Lageri'eldes  geht  in  einen  an  dem  steilen  Ostabhange  gelegenen  sanft  verlau- 
fenden Einschnitt  über,  der  als  ehemaliger  Auffahrtsweg  fiir  die  Wasserzufuhr 
u.  dgl.  gedeutet  werden  köinite.  Die  Entfernung  vom  letzten  AVall  bis  zur  Nase 
beträgt  ungefähr  noch  300  Meter.  ^) 

Namentlich  die  dem  Hauptlagerfekle  am  nächsten  hegenden  WiUle  sind 
an  ihrer  Aussen-,  d.  i.  der  dem  Angreifer  zugekehrten  Seite,  wie  Untersuchungen 
ergaben,  die  ich  im  vorigen  Jahre  im  Auftrage  der  k.  k.  Central- Comniission 
für  Kunst-  und  historische  Denkmale,  und  welche  später  noch  derk.  u.  k.  Custosani 

')  l)«'r  Situati«  ns|)lan  «lirstT  MMsrlu'in«Mi(l  naclirr»niisclien  Wallbui'g  \\inl  mit  eiiuMu  ausfuhr- 
liclion  H»Ticlit<'  «loninäcliht  in  <K»n    MittlH'ilinijxiMi  <Ut  k.  k.  (Vntral-Coinmission    erscJu^inen. 


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Ältere  Vertheidigüngsanlagen  in  der  Bukowina.  11 

Naturhistorischeii  Hofmuseuin  in  Wien,  Herr  Josef  S  z  o  ni  b  a  t  li  y  .  liierüber 
anstellte,  vei*schlackt,  um  gegen  Geschosse  und  eventuelles  Abrutschen  möglichst 
widerstandsfähig  zu  sein,  ~  d.  h.  es  wurde  der  Lehm,  nach  seiner,  zumeist  auf 
einer  Steinunterlage  erfolgten  Aufschüttung  gebrannt.  Derartige  Wallburgen 
(Hradiszte)  bestehen  zahlreich,  namenthch  in  Böhmen.  Professor  Dr.  J.  N. 
Woldrzich  beschrieb  solche  in  den  Mittheilungen  der  Anthropologischen  Gesell- 
schaft^ (Jahrgang  1893)  und  setzt  sie  theilweise,  nach  den  erzielten  Funden,  in 
die  ältere  Metall-  oder  La  Tene-Zeit.  Er  fand  indess  bei  einzelnen  Wällen  der 
sog.  Glasburgen,  speciell  der  vei-schlackten  Wallburg  Na  Hradu^  bei  Litoradiic, 
die  Verschlackung  mehr  an  der  Lmenseite  vorgenommen. 

Die  in  der  WalUmrg  bei  Hlinitza  genmchten  Funde :  zahlreiche  Topf- 
scherben der  vei*schiedensten,  vielfach  piimitivsten  Art,  rauchgeschwärzte  Ix»hm- 
platten,  gebminite  Blockwand-Rewiu-fstücke,  Feuersteinsplitter,  Knochenstückchen, 
gebrannter  Weizen  u.  s.  w.  übergab  ich  dem  Bukowiner  Landes- Museum. 

Eine  in  der  Anlage  mit  dem  sog.  Tatarenlager  äbnhche  Wallburg 
von  allerdings  geringerer  Ausdehnung  befindet  sich  auf  dem  Z  a  m  c  z  y  s  t  e  i  n 
Hliboka,  den  l'bergang  aus  dem  Dehreluithale  ins  breite  Serethtlial  und 
di(*se^s  selbst  beherrschend.  Ks  ist  bemerkenswerth,  dass  im  Baimkreise  dieses 
verschanzten  lüigei-s  ebenfalls,  u.  zw.  im  nahen  Orte  Presecareni,  prähistorische 
Funde  (Broncekelte)  genuicht  wurden.  ^)  Die  AVallburg  li(»gt  auf  einer  ainiähernd 
g(»gen  Osten  gerichteten  Nasö  mit  sehr  steilen  Hängen,  welche  gegen  Westen 
hin  in  ein  sanft  ansteigendes,  breites  Plateau  übergeht.  Ich  habe  das  ver- 
schanzte Liiger  ZamczystI'  im  Jahre  1898  in  Gesellschaft  des  k.  u.  k.  Custos, 
Herrn  Josef  S  zo  m  b  a  th  y  besucht  und  aufgenommen.  °)  Der  genannte  Herr 
hat  späterhin  noch  Grabungen  vorgenommen,  welche  nur  unbedeutende  Funde 
ergaben,  u.  zw.  wenige  Topfscherben  und  drei  kleine  Feuerstein  Werkzeuge  '°). 

Das  Ende  der  Nase,  den  Innonraum  des  Lagers  bildend,  hat  nahezu  die 
Fonn  eines  Dreiecks  und  erscheint  durch  einen  segmentfiinnig  nach  auswärts 
(^egen  Westen)  gerichteten  Wall  und  Graben  abgeschlossen.  An  der  Bogen- 
sehne ist  das  Lager  an  40  Meter  breit,  während  die  grösste  Länge  sammt  der 
etwa  10  Meter  betragenden  Pfeilhöhe  des  Segments  ebenfalls  40  Meter  misst ; 
der  Wall  selbst  ist  ca.  45  Meter  lang.  In  der  Entfernung  von  ungetähr  80  Meter 
ist  ein  zweiter,  mit  dem  ei*steren  mehr  oder  weniger  concentrisch  verlaufender 
Wall  mit  (iraben  von  80  Meter  Tünge  angeordnet,  während  in  der  weiteren 
Entfernung  von  etwa  30  Metenj  ein  dritter,  fast  geradliniger  Wall  von  80  Meter 
Länge  enichtet  erscheint,  welcher  sich  an  der  Nordseite,  wo  der  Abhang  nicht 
mehr  genügend  steil  ist,  rechtwinkelig  abbiegt  und  mit  seinem  21  Meter  hingen 
Schenkel  an  den  zweittMi  Wall  anschliesst.  In  der  Nähe  dieses  Lagei^  belindet 
sich  im  AValde  noch  ein  hoher  Erdrücken,  von  welchem  vorläufig  nicht  bestimmt 

*>  In  «Uomt  (Je^'inl.  H.  zw.  juil'  diT  scIiw.ir/An  Alm  zwischen  l{lil)(»ka  un<l  Korowia  wiinlcn 
»«•kanntlirli  die  Pulon  unter  Könijr  Juhann  AlUredit  im  .Jalm»  14U7  «hin-h  Stefan  den  (irussen 
;i*'M'liIa^'n. 

•)  Der  Situalion8|)hin  wird  demnäehst  in  den  !Miltheilunj::en  <ler  k.  k.  Central-Commissii»!;' 
efM-lieinen. 

*")  Wrj^l.  »Jahrbuch   1S94  des  Buk.  binde.s-Mupeums«,  S^ite  16.  ^^  I 

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12  Romstorfee: 

ist,  ob  ('v   auf   kiinstlicho  Weise    entstand    oder    doch    für  Vertlieidigungszwecke 
benutzt  wurde. 

Südlich  von  Hhboka,  im  Suczawathah»,  Hegt  der  langgestreckte  Ort  X  e  u- 
Fratautz,  bei  welchem  sich,  u.  zw.  auf  der  Ciemeinde- Hutweide,  gegen  ^0 
Tumuli  befinden  sollen.  Nach  li'eundhcher  Mittheilung  des  Hen'u  Dr.  Isidor 
Ritter  v.  Onciul  bestehen  in  dem  zu  Neufratautz  gehörigen  ^yalde  auf  der 
Cet^itea  (Schloss)  benannten  Anhöhe  am  steilen  Bachufer  Gräben  und 
alte  Mauerreste,  welche  sicher  für  Vertheidigungszwecke  dienten.  Eine 
eingehende  Untersuchung  dies<*r  Anhige  ist  in  Aussicht  genommen.  '') 

P^inem  Ijericlite  des  k.  u.  k.  Oustos,  Herrn  Josef  Szombathy  zufolge  '^) 
betinden  sich  in  C  a  1  i  n  e  s  t  i  bei  S  c  h  e  r  b  o  u  t  z,  u.  zw.  auf  der  Anhöhe, 
(\)te  öliO.  etwa  1  '/j,  Kilometer  westlich  vom  Schlosse,  drei  Wälle,  von  denen 
zwei  (juer  über  den  Nonhibhang  der  Kuppe  gelagert  ei'scheinen,  wähi-end  der 
dritte  siMikrecht  gegen  die  ei*stei*en  und  mit  seiner  Front  ungelalu*  gegen  das 
Scbloss  bin  situirt  ist  Es  ist  hier  zu  bemerken,  dass  knapp  lünter  dem  Schlosse 
vor  etlichen  .Jahren  durch  unser  Vereinsmitglied,  dem  Gutsbesitzer  Heirn  Gustiiv 
Marin  ein  rrnen gräberfei d  aufgedeckt  wurde,  und  dass  ungefähr  2'/,  Kilo- 
meter südlich  bievon  eine,  das  Hatnabachtlial  beheiTscliende  Anhöbe  mit  der 
Cote  508  den  bezeichnenden  Namen  Z  a  m  c  z  y  s  z  führt,  auf  welcher,  nach  Mit- 
tbeilung  unseres  Vereinsmitgliedes  Herrn  Ingenieurs  Aleko  Isecescul,  Spuren 
von  Gräbern  bemerkbar  sind.  Bekanntlich  wurden « im  Hatnabache,  namentlich 
nach  'Hochwässern,  zu  wiederholten  Malen  Goldfunde  gemacht,  so  u.  Ä.  im 
Jahre  1892  der  Fund  von  Merizei  ^^). 

Nach  einer  Mittheilung  des  gr.-or.  Pfarrei"s,  Herrn  Vasile  T  o  m  i  u  k  in 
ililleschoutz  soll  am  linken  Ufer  der  Suczawitza,  dem  Orte  Badeutz  gegenüber- 
liegend, wie  eine  Sage  hiiitet,  Stefan  der  Grosse  auf  dem  Felde  V  a  r  n  i  t  z  a 
einen  Theil  der  Tatnren  vernichtet  haben.  **)  Als  man  vor  Jahren  die  Weide  in 
Ackerboden  verwandelte,  stiess  man  beim  Pflügen  auf  einen  backofenähnlichen 
Raum,  in  welchem  sich  noch  Kohlen  befanden  und  auf  einen  Keller,  ui  dem 
allerdings  bereits  in  Verwesung  übergegangene  Hirse  lagerte.  Auf  dem  Felde 
wurden  ferner  Münzen,  Pfeilspitzen,  SäbelkUngen  und  Sporne  ausgeackert,  welche 
Objecte  von  den  Landleuten  zumeist  verarbeitet  wurden.  Bis  vor  4 — 5  Jahrzehnten 
waren  daselbst  auch  Verschanzungen  sichtbar,  die  aber  heute  bereits  verschütte 
und  ausgeglichen  sind. 

AVeit  nachhaltiger  als  Sereth  entwickelte  sich  in  der  Folge,  der  günstigen 
geogratischen  Lage  wegen,  Suczawa,  das  mit  der  Ausbreitimg  des  Handels, 
namentlich  auch'gegen  Siebenbürgen  und  Ungarn  zu,  dor  Hauptstappelplatz  des- 
selben wurde.  Hier  wechselten  zahlreiche  Waren,  einerseits  von  Braila  über 
Berlad,  Bakau,  Roman,  mit  dem  Wege  über  Neamtz  und  Baia  und  von  Akjer- 

»M  Wie  mir  «Icr  «.T.-or.  PlarnT  Herr  I.  Poru  ml)  e  s  cn  in  Neu-Fmtautz  eben  mittlieilte, 
knü|>ren  sicli  an  ilie  Wiildhir»sH'  Cetateii  eini^'»^  Vulkssa^^^n. 

»5)  Vei^rl.  >Jalirl)Urli   lx\)4  des  Jliik.  Landes-Museums«.  SiMte  20. 

»»)  Verjrl.  ».Fahrbueh  ist)8  des  Ibik.  huides-Mu.s«Mims<,  Seite  70,  mit  Al)büdun;j. 

'*)  Ani^a'blieh  ihr  dicsrn  ^'\v<x  stirtet4*  Stefan  der  (Jrosse  das  Klcster  Putua  (ver^l.  aiieh 
Wirkenbausor  *Mnlda^  1,   1.  Heft.  S^'it*'  81. 


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Ältere  Vertheidigungsanlagen  in  der  Bukowina.  18 

man  über  Bender  und  Jassy,  andererseits  nach  Bistritz  und  Hermannstadt  über 
Wama;  nach  Ijemberg  über  Sereth  und  Czernowitz  und  nach  Kamjeniec  über 
Chotin  und  Dorohoi.  Die  Terraingesüiltung  bei  Suczawa  hat  gi\)sse  Ahnhchkeit 
mit  jener  Sereths  und  bietet  eine  mindestens  gleich  günstige  natürliche  Siche- 
nmg,  die  nicht  unwahrschein  Heb  schon  frühzeitig  durch  Erdwerke  u.  dgl.  erhöht 
wurde.  Ein  Punkt  ist  es  namenthch,  der  Schlossberg  (Cetatea),  welcher  im  Norden 
und  Osten  schroff  gegen  den  Suczawafluss  und  im  Westen  gegen  den  tief  ein- 
geschnittenen Kakainabach  abtällt,  während  er  gegen  Süden  durcli  seine  kuppen- 
fönnige  Gestalt  eine  dominirende  Lage  erhält.  An  .der  nordöstHchen,  etwas 
zurückspnngenden  Ecke  liegt  die  ausgedehnte,  heute  völlig  verfallene,  s.  z.  mäch- 
tigste Burg  der  Bukowina,  das  ehemahge  Füi^tenschloss,  viellei(*lit  an  Stelle  einer 
schon  von  den  Johannitern,  welche  im  Jahre  1247  Kumanien  von  Bela  T\.  zu 
liehen  erhielteji,  aber  kaum  zwei  Decennien  im  Lande  verbheben,  errichteten 
Befestigung.  Im  vorletzten  Decennium  des  14.  Jahrhundeils  verlegte  der  AVoje- 
wode  Peter  IL  Muschat  (der  Schöne)  die  Residenz  von  Sereth  nach  Suczawa; 
nach  Anderen  hat  vor  ihm  Georg  Koriatowicz  bereits  in  Suczawa  residii*t,  wo 
er  vergiftet  wurde.  Es  ist  indess  noch  fraglich,  ob  die  jeti^ige  Ruine  des  Füi-sten- 
schlosses  im  Osten  Suczawa's  die  ui-sprüngliche  Residenz  war,  denn  ausser  dieser 
Ruine  bestehen  in  Suczawa,  u.  zw.  ungefähr  in  der  geraden  Linie  zwischen  dem 
Bahnhofe  Itzkany  und  der  aniienischen  Kirche  zum  hl.  Axentius,  Zamka  genamit. 
mächtige  Reste  von  Mauerwerk  aus  alter  Zeit.  Nun  berichtet  Gabriel  Freiherr 
v.  Spien y  in  seiner  Beschreibung  der  Bukowina"^)  bezüglich  Suczawa:  »Es 
findet  sich  diiselbsten  ein  altes  Schloss,  welches  die  ganze  Stadt  dominieret  Bey 
Besichtigung  dieser  Antiquitaet  fand  ich  über  einem  Fenster  die  hungarischen 
AVappen  in  Stein  ausgehauen«.  Unter  diesem  alten  Schloss,  wclclies  über  die 
Stadt  dominirt,  können  wol  nur  die  ausgedehnten  Ruinen  im  Osten  der  St^ult 
gemeint  sein.  Er  erwähnt  zwar,  dass  auch  noch  Mauen^este  von  Kirchen,  Häusern 
und  Kellern  vorhanden  seien,  hebt  aber  die  oberwähnten  Reste  von  Mauerwerk 
am  Abhänge  der  Zamka  nicht  besonders  hervor.  Dagegen  schreibt  General  Karl 
Freiherr  von  Enzenberg  in  seiner  Denkschrift:  '")  >  Annoch  werden  in  Suczawa 
siebzehn  grosse  demolirte  Kirchen,  vielleicht  hundert  der  kost- 
barsten, auch  80  Staffeln  tiefen  gewölbten  Kellern,  eine  sehr  weitläufige,  und 
zusammengefallene  Residenz  und  eine  grosse,  auch  zusammengefallene  B  e  r  g- 
festung  gezählt«.  Unter  der  »Re.sidenz«  ist  nuu  wol  unzweiheliiaft  das  jetzige 
ruinenhafte  sog.  Fürstenschloss  zu  verstehen,  während  unter  der  »Borgfestung« 
die  erwähnten  Mauerreste  am  Abhänge  der  Zamka  —  und  nicht  vielleicht  letztere 
selbst,  welche  hauptsäclüich  aus  noch  vollständig  inüict  gebliebenen  AVällen  als 
ältere  Befestigung  besteht  —  gemeint  sein  werden.  Zur  Zeit  Enzenberg's 
mögen  aber  die  Mauerreste  noch  sehr  umfangreich  gewesen  sein,  welche  jedoch 
bald  infolge  der  Entimhme  von  Baumaterialien  mehr  und  mehr  vei*schwanden. 
Untersuchungen  an  Ort  und  Stelle,  welche  ich  im  Verlaufe  des  heurigen  Jahres 
im  Auftrage  des  k.  k.  Ministeriums  für  Cultus    und  Unterricht    in  Suczawa,    in 


^^)  Vom  Jahn?  1775:  herausf^ef^^bcn  von  Dr.  Johann  P«»lok.  1^93. 
")  Vom  Jahre  1779:  horauflf^et^'bon  von  Prof.  Dr.  v.  Zio^laiuM-  ((Joschuhtliche    PiMor 
aus  (W  Bukowina  zur  Zeit  <ler  östtuT.  Oc<-uiMition),  1894.  r^^y-./^!^ 

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14  Romstorfer: 

erster  Linie  am  sog.  Füi'steiischlosse,  vorzunehmen  lial)e,  werden  wol  einige  Klar- 
heit in  die  noch  ziemUch  ungelöste  Frage  hringen  und  düi'ften  inshesonders  auch 
sicherstellen,  inwieweit  die  vorhandene  Handzeichnung,  betitelt  ^das  Fürsten- 
schloss  von  Suczawa  im  Jahre  1536«  auf  Authenticität  Anspruch  erhel)en  kann. 

Im  Xachstehenden  bringen  wir  das  AVichtigste  von  dem,  was  über  diesem 
Schloss  bis  jetzt  bekannt^  resp.  beobachtet  wurde;  möghcherweise  wäre  einiges 
hievon  auf  diis  von  Enzenberg  als  » Bergfestung «^  bezeichnete  Bauwerk  zu  beziehen. 

Ob  Suczawa  schon  unter  den  Dakern  oder  Römern  bestand,  ist  nicht 
erwiesen;  bisher  hat  man  keinerlei  darauf  hindeutende  Funde  gemacht  Nach 
einer  Sage  hätte  Dragosch  Alt-Itzkany  gegründet,  welches  sich  nach  und  nach 
zur  Stadt  Suczawa  erweiterte,  indem  ans  Siebenbürgen  deutsche  und  später  un- 
garische Handwerker  und  Geschäftsleuti»  '^)  und  hauptsäddich  aus  Lemberg  und 
Sereth  armenische  Kaufleute  einwanderttMi.  Den  verhältnismässig  grössten  Auf- 
schwung und  neue  Besiedelungen  erhielt  Suczawa  wol  zu  Beginn  des  15.  Jahr- 
hundeils  unter  dem  AVqjewoden  Alexander  dem  Guten,  der  bekanntlich  dem 
Fürstenthume  Moldan  ei-st  eine  staatliche  Begründung  gab,  die  Gebeine  des  hl. 
Johaimes  Novi  (1402)  nach  Suczawa  in  die  alte,  der  Sage  nach  von  Dragosch 
wahrscheinlich  aber  erst  von  Juga,  dem  Vorgänger  Alexanders,  im  letzten  De- 
cennium  des  14.  Jahrhundeits  erbauten,  dem  Schlosse  gegenüber  gelegenen  Me- 
tropolitankirche  l)rachte  und  hiedurch  jahraus  jahrein  zahlreiche  Pilger  heranzog, 
endlich  eine  detaillirte  Zollrolle  festsetzte.  Diese  ITrkunde  gewährt,  Iwiläufig 
bemerkt,  einen  überaus  instructiven  Einblick  in  die  damaligen  Handelsverhält- 
nissc».  Es  ist  nicht  erwiesen,  ob  Koriatowicz  den  Bau  des  Suczawer  Schlosses 
begann  und  Peter  II.  dasselbe  im  Wesentlichen  vielleicht  vollendete.  E.  R,  Neu- 
bauer erwähnt,  dass  der  Woewode  Roman  T.  in)  Jahre  l,-593  Sucz^iwa  als 
Residenz  neu  herrichten  liess.  wo  auch  seine  Scihne  und  seine  Mutter  r.^sidirten. 
Die  Sage  aber  meldet  dass  bereits  Alexander  in  den  ausgedehnten  unterirdi- 
schen Gewölben  des  Schlosses  ungeheure  Schätze  verborgen  hielt,  ein  Beweis, 
dass  das  Schloss  unter  diesem  Fürsten  gewiss  schon  der  Hauptsache  nach  voll- 
endet war.  Indess  scheinen  spätere  Fih-sten  noch  mancherlei  Bauveränderungen 
behufs  Wrstirkung  des  Schlosses  vorgenommen  zu  haben.  So  Stephan  der 
Grosse  in  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  während  seiner  rund  vierzig- 
jäbrigen  Regiennig,  welcher  für  derlei  Arbeiten  auch  gefangene  Tataren  verwen- 
dete. In  einer  Urkunde  vom  31.  August  1458  eitheilt  er  dem  Dorfe  Borginestie 
ausser  sonstigen  Freibeiten  auch  die,  dass  die  Bewohner  desselben  bei  der  Burg 
Suczawa  nicht  zu  frohnen  hätten.  Unter  dieser,  für  andere  Orte  demnach  beste- 
henden Frohnde  sind  vielleicht  hauptsächlich  Erd-  und  Bauarbeiteji  zu  verstehen. 
Auch  von  Petn-  Raresch,  im  zweiten  Viertel  des  16.  Jahrhunderts,  wird  ei-\i'ähnt 
dass  er  das  Schloss  weiter  befestig(Mi  liess,  währ.Mid  »Tacob  Heraclides  D(*sj)ot 
dasselbe  nach  der  Mitte  des  1(5.  Jahrhunderts  nach  All  der  deutsehen  Ritter- 
burgen umgebaut  und  daselbst  einen  Thnrm  mit  seinem  in  Stein  gemeisst4ten 
Namen  erriditet  baben  soll. 

'")  Schdii  i!iit4M-  Kr.jiiV  [j<.i;i  IV.  uMiil.Tli'ii  Sit'lMMilnir-r*M-  8ai-!iH«'n  zablroidi,  naiut^ntlH-h  iu 
«lio  Wahi'lipi.  :ni^,  \i\\<\  «v,  crlhss  chsliaHi  «b'r  Küiii^  im  .Jahr.'  1247  ein  W^rhot  t^i'i^^n  «liest»  Ait- 
waihlerun^'  (F.  Miilh'r:  D'w  liinhliclK«  naukmist  «Irs  n.jnanisclu'n  Stiles  in  8ielH»nhrir«i«in. 


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Ältere  Vertheidigungsanlagen  in  üer  Bukowina.  15 

Nach  den  lückenhaften  geschichtlichen  Aufzeichnungen  üher  die  Moldau 
und  den  sich  nicht  selten  widei^prechenden  Angaben  hält  es  schwer,  auch  in 
Bezug  auf  das  Suczawer  Fürstenschloss  vollständig  verlilssliche  Daten  festzusteHen. 
Durch  meine  detailliiien  Aufnahmen  der  ruinenhaften  Miroutzkirche  und  wieder- 
holte, vergleichende  Studien  in  den  Trümmern  des  ehemaligen  Schlosses,  scheint 
die  Annahme  bestätigt,  dass  der  Baubegimi  beider  Denkmale  ziemlich  zusammen- 
fällt. Andererseits  erkennt  man  genau,  dass  einzehie,  vielleicht  mehr  oder  we- 
niger nur  unwesentliche,  Bautheile  am  Schlosse  nachträglich  Jiergestellt  w^urden, 
u.  A.  ein  niedriger,  breiter  Pfeiler  in  der  äusseren  einspnngenden,  annähernd 
gegen  Norden  gelegenen  Ecke  Jieben  der  Kapelle.  Die  Aussenwand  der  Haupt- 
apsis  derselben  erscheint  lerner  mit  theilweiser  Verwendung  älteren  Bau- 
materials autgefiihrt  und  es  lassen  sich  leicht  und  sicher  sieben  profilirte 
Steine  nachweiseji,  welche  als  gewöhnhches  Baumaterial  in  der  Bnichsteinwand 
vermauert  wurden,  früher  aber,  wie  ihre  Form  zeigt,  an  einem  anderen  Object(\ 
u.  zw.  h()chstwahrscheinlich  an  einem  grösseren,  reicher  gegliederten  Gotteshause, 
theils  als  Thünerdachungsgesims,  tlieils  als  Gewölbrippen  oder  Dienste  Verwen- 
dung fanden.  Aus  der  Miroutzkirche,  welche  um  das  Jahr  1513  durch  ein  un- 
bekanntes Ereignis  devastiil  worden  sein  soll,  worauf  die  Metropolie  (sammt  den 
Reli<piien  des  heiligen  Johannes  Novi)  in  die  ungelähr  ein  Decennium  späU^r 
vollendete  St.  Georgskirche  verlegt  wurde  und  welche  in  ihren  wesentlichen 
Mauern  noch  heute  besteht,  stammen  sie  indess  nicht,  denn  hier  wurden  derlei 
profihrte  Steine  nicht  benützt.  Vielleicht  gelingt  es  gelegentlicli  der  im  Zuge 
!>efindlichen  stilgerechten  ResUuirirung  dieser  Kirche  die  Inschrifttafel  aufzudecken, 
welche  nmn  in  der  Nälie  der  Kirche  vei-sohültet  wähnt  und  hiedurch,  oder  sonst 
viie,  weitere  Daten  zu  gewinnen,  vielleicht  auch  durch  die  Ikonosasis  der  Mii-outz- 
kirche,  die  heute  noch  bestehen  soll,  u.  zw.  einer  allerdings  unverbürgten  Aus- 
sjige  nach,  in  einem  Filialkloster  des  rumänischen  Kloster  Neamtz.  Bemerk(Mis- 
werth  ist,  dass  theilweise  mit  Ziegelmehl  hergestellter  Mörtel  zur  Verwendung 
gelangte. 

Die  heutigen  Ruinen  von  kolossalen  Mauern  und  starken  Thürmen,  in 
denen  eine  vielhundertköpfige  Schar  von  Dohlen  die  einsam  hausende  Eule  aus 
ihrem  Schlupfwinkel  vei'scheucht,  —  der  riesige,  die  Burg  von  drei  Seiten  um- 
gebende Graben,  sowie  der  steile  mit  Mauertrünnneni  übei-säte  Abhang  auf  der 
vierten  Seite  zeugen  noch  von  der  einstigen  Stäi'ke  des  Fürstenschlosses,  welches 
zahlreichen  Belagerungen  während  der  seit  seinem  Bestünde  bis  zum  vorigen 
Jaiu-huudert  auf  der  Tagesordnung  gewesenen  Kriegs-  und  Greuelthaten  im 
Luinde  überdauerte  und  nur  durch  Ven'ath,  List  und  durch  Aushungerung  der 
Belagerten  ab  und  zu  in  die  Hände  der  Feinde  kam,  und  welches  deshalb  eine 
sichere  Schatzkammer  der  oft  sehr  reichen  Wojewoden  bildete,  unter  den(Mi  ins- 
besondei-s  noch  Peter  Raresch  und  Basil  Lupul  genainit  werden.  Seine 
Bedeutung  verlor  das  Schh)ss,  von  dessen  Ausstattung  noch  eiinge  Rudimente 
figiiraler  Frescomalerei  in  der  Schlosskapelle  Proben  liefern,  noch  lange  nicht, 
als  nach  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  der  Wojewode  Alevander  Lopusch- 
nean**^  Jasny  ziu*  Residenz  wählte  und  nachdem  im  .Jahre    Ki.iO    unter  Miron 

")  Ver«?!.  Dr.  1).  ()  n  <•  i  u  1 :  „Zur  (iosrlnVIit**  (l»r  Buk«»\viiia".  f^ r^^r^]r^ 

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16  Uomstorfer: 

Baruowski  ebenso  die  Metropolie  nach  Jassy  verlegt  wurde,  mit  welch  letz- 
terer auch  die  Reliquien  des  heilij^en  Johannes  dahin  gelangten.  Suczawa  ind(*ss 
ging  auf  diese  Weise  als  Süidt  und  Handelsplatz  langsam  zurück,  das,  einer 
Aufzeichnung  aus  dem  17.  Jahrhundert  zufolge,  zu  jener  Zeit  doch  noch  mehr 
als  20.000  Einwohner  gehabt  haben  soll,  d.  i.  fast  dreimal  soviel  als  heute,  fer- 
ner 17  Kirchen.  Nach  einer  bereits  citirten  Denkschrift  des  Generals  Enzen- 
berg  zählte  man  in  Suczawa  zur  Zeit  der  Übernahme  der  Bukowina  in  die 
(isterreichische  Verwaltung,  u.  zw.  im  Jahre  177  1  aber  nur  mehr  59,  im  Jahn» 
1779  allerdings  schon  wieder  417  Famihen. 

Unter  Kcinig  Johann  S  o  b  i  e  s  k  i  s  Zügen  gegen  die  Türkei  wird  zwar  der 
bereits  früher  einmal,  1485,  durch  die  Türken  in  Bi-and  gesteckten,  nun,  11)75, 
Hbernnils  durch  Feuer  verwüsteten  Stadt  Suczawa  gedacht,  des  Schlosses  sell>st 
aber  gescbieht,  wie  auch  in  der  Folge,  keine  Erwähnung  mehr.  Alexander  Lo- 
puschnean  soll,  1507,  das  Schloss,  wie  alle  Vesten  des  Landes,  haben  zer- 
stören lassen,  worauf  dasselbe  leremia  Mogila  nochmal  herstellte.  Nach 
W  i  cke  nha  user*'-*)  wäre  es  endlich  im  Jahre  1677  durch  den  Wojewoden 
Demeter  K  a  n  t  a  k  u  z  i  n  o,  welcher  die  Türken  gegen  die  Polen  zu  Hilfe  rief, 
verwüstet  worden,  welches  Datum  aber  Schmidt ^^)  als  verfrülit  bezeichnet. 
Erwähnt  wird,  dass  bereits  im  Jahre  1672  infolge  eines  Erdbebens  ein  Schloss- 
thurm  einstürzte.  Indess  ist  gewiss  keine  der  vereinzelten  Zerstöiningen  am 
Füi^tenschlosse  für  den  Bestand  desselben  so  schädigend  gewesen,  wie  die  spä- 
teren nachhaltigen  Devastationen  durch  unl)efugte  Raubgräbei'eien  und  haupt- 
sächlich durch  Vei^chleppung  der  Bausteine  zur  Herstellung  neuer  m^issiver 
Häuser.  General  Enzenberg  hebt  nämhch  in  seiner  Denkschrift  u.  A.  hervor, 
dass  die  Armenier,  die  er  gerne  zunickhalten  wollte,  die  Bitte  um  Entnalime 
von  Steinen  von  den  demolirten  Kirchen  und  der  zusammengefallenen  Residenz 
an  ihn  stelltc^n,  welcher  Bitte  er  aus  dem  Grunde  nicht  Folge  leisten  und  deren 
Gewähining  er  nicht  befürwoi-ten  koinite,  weil  man,  wie  er  sagt,  „selbst  ab  aerario 
Niederlagen,  Häuser  und  Gewölbe,  daim  öftentliche  Gebäude  aufliihren  wenle. 
folglich  dieses  sehr  schöne  Material,  so  allschon  in  loco  ist,  sehr  benöthigen 
dürfte".  Trotzdem  wurde,  wie  wir  wissen,  dem  Armenier  Iwan  Kapri  gestattet. 
Steine  vom  Bergschlosse  zur  Erbauung  des  jetzigen  Hotels  Ijanger  zu  verwenden. 
eines  umfangreichen  Gebäudes,  dessen  weitvei'zweigte  unterirdische  Keller  und 
Gänge  wohl  Waaren-Lagerräume  darstellen.  Pietät  wunle  also  den  frühereu 
Baudenkmalen  zu  jener  Zeit  auch  seitens  der  einflussreichen  Persöidichkeiten 
nicht  entgegengebracht.  Heute  ist  dies  glücklicherweise  anders  und  es  bleiben 
wenigstens  die  noch  vorhandenen  geringen  Reste  des  einst  so  stolzen  Berg- 
schlosses, Dank  der  vereinigten  Fürsorge  seitens  der  Gemeinde  Suczawa  und  der 
Bezirkshauptmannschaft  daselbst,  der  Nachwelt  erhalten. 

AVir  kommen  nun  schliesslich  noch  zu  einer  ganz  besonderen  Art  von  Ver- 
theidigungsanlagen,  welche,  wie  im  Oriente  überhaupt,  auch  in  der  Bukowina 
sehr  häufig  angetroffen  wird  und  hier  noch  bis  in's  17.  Jahrhundert  zur  Ausfiili- 
nmg  gelangte,  nämlich  zur  Befestigung  der  wichtigeren  und  speziell 
der  Klosterkirchen. 


)  ..Siiczawa's  historische  I)onl\Wür(li«^k«'it<^n,  Seite  180  unn  '1^  W.  o 


Ältere  Vertheidiqünosaxlagen  ix  der  Bukowina.  17 

Bereits  im  Alterthum  legte  man  geheiligte  Stätten  und  Tempel  gerne  an 
^gesicherten  Punkten  an,  umgab  sie  mit  Mauern  u.  dgl.;  die  Tndier  namentlich 
erbauten  um  ihre  Tempel  hemm  starke,  mit  Thürmen  versehene  Ringmauern. 
Audi  im  Mittelalter,  z.  B.  in  Deutseldand  seit  Kaiser  Heinrich,  finden  >yir, 
hauptsächlich  um  bei  feindlichen  ÜbeiftUlen  das  Leben  und  die  wichtigste  Habe 
retten  zu  können,  in  Dörfern  und  kleineren  Städten  die  Kirche  und  den  dieselbe 
Uiiigebenden  Friedhof  als  khnne  Veste  ausgebaut.  Im  „burgenreichen"  Sieben- 
bürgen legttm  sich  die  ersten  deutschen  Einwanderer  neben  gewöhnlichen  sog. 
ßauendmrgen  bald  auch  starke  Kirchburgen  an,  und,  um  die  Ansiedlung  in  dem 
fremden,  unruhigen  Lande  entsprechend  zu  schützen,  'in  möglichst  vollkommener 
Weise,  indem  sie  um  die  freistehende  Kirche  Ringmauern  mit  Thürmen,  Schiess- 
schart<Mi,  Wehrgängen  und    Ausfallsthüren,   sowie  Vertheidigungsgräben  zogen. ^^) 

Bei  keinem  Volke  findet  man  den  religiciscn  Fanatismus  so  sehr  «ausge- 
bildet, wie  beim  Orientalen,  der  sich  einei-seits  gerne  dem  beschauhchen  Leben 
hingibt,  andererseits  aber  zum  erbittertsten  Verfolger  Fremdgläubiger  wird,  — 
Eigenschaften,  die  heute  allerdings  schon  wesentlich  von  ihrer  Intensität  einge- 
büsst  haben.  Kein  Wunder^  dass  die  für  die  neue  Lehre  gewonnenen  Anhänger 
lies  Christenthums,  -  welche  fiir  ihnMi  (ilauben  selbst  oft  den  schnun-zlichsten 
Tod  erduldeten,  —  um  der  Verfolgung  möglichst  zu  entgehen,  zu  jener  Zeit  die 
unwirth liebsten  Gegenden  und  sichei-sten  Versüvke  aufsuchten.  So  find(Mi  wir 
im  Balkan,  in  Serbien,  (liriechenland,  Kleinasien,  namentlich  auch  in  Annenien, 
(Trusien  und  Georgien  das  Einsiedler-  und  Mönchsh^ben  bald  in  höchster  Blüte 
und  in  d(T  Folge  die  ei*sten  und  ältesten  Kirchen  und  Klöster  in  Schluchten 
vei-steckt  oder  auf  felsigen,  schwer  zugänglichen  Höhen  emchtet,  und  in  späterer 
Zeit  von  den  Laiulesherren  oder  sonstigen  Grossen  des  Ijandes  entsprechend 
fortiticatorisch  verstärkt  und  zur  Bergung  der  Schätze  sowohl  als  der  eigenen 
P(*rson,  wenigsti»ns  nach  dem  Tode,  benützt. 

Ganz  ähnliches  vennögen  wir  in  den  Donaufiii-stenthümern,  einschliesslich 
unserer  Bukowina,  nachzuweisen.  Gar  manche  Sage  über  bedeutendere  Kloster- 
gründungen  knüpft  an  Einsiedler,  so  die  bezüglich  Woronetz  an  den  Einsiedler 
Diuiiel,  welcher  am  Abhänge  des  gegen  Gurahumora  zu  gelegenen  Falkensteins 
in  einer  aus  dem  Felsen  gemeisselten  Zelle  hauste,  —  und  nächst  Putna  ist 
noch  sehr  wohl  erhalten  die  Kilia  in  peatra,  welche  eine  aus  dem  Felsen  ge- 
ineisselte  Zelle  und  eine  über  ihr  liegende  Kapelle  darstellt,  woran  sich  genau 
ixK-h  Sactuariun),  Naos  und  Pronaos  nachweisen  lassen.  Im  oberen  Ijaufe  des 
Piitnahaches,  ganz  versteckt  im  Gebirge,  in  der  kleinen  Thalenveit<^»rung  Zaha- 
stria,  Iwmerkt  man  die  Ruinen  ein(»r  wenig  umfangreichen,  zu  dem  ehemals  hier 
bestandenen  Einsiedlerkloster  oder  Skit  gehörigen  Kirche;  und  so  findet  nmn 
au(*h  im  Dragoschathale  oberhalb  des  IXirfchens  Dragoscha  auf  der  den  Namen 
Einsiedelei  (Zahastria)  ftihrenden  Stelle  altes  Mauerwerk,  ferner  weiter  hinauf  in» 
Gebirge  an  der  Waldstelle  Kiha  Mauerreste,  ül)er  welche  Niemand  nähere  Aus- 
kunft zu    geben    vermag.^^)     Die  Sage    aber    erzählt    speziell    hier    von    grossen 


'*)  A  c  k  n  e  r,  M.  J.  „Dit»  rüniisclu'ii  Alt^MihünuT  und  (Icut.sThcn  Huix«'n  in  Siclxnibür^^'ii'* 
Wun  1K>7. 

«>  Wick>*nhau8t'r:  Bmhi^tin,  Hint*^  14.  Digitized  by 

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18  I^omstorfrr: 

Schätzen,  welche,  in  dieser  Ge^^end  verhörten,  aus  Stefan  des  Wojewodeii  Zeiten 
stammen  sollen,  und  sie  wirkt  noch  so  nachhaltig,  dass  sicli  vor  vier  Jahren 
Bauern  zu  geheimen  Nachgrahungen  veranhisst  fiihlten.  Sie  sollen  allerdings 
nur  einen  26  Meter  langen  unterirdischen  (iang  aufgefundeu  haben  und  in  die- 
sem ledigHch  Erde  und  Steine. 

Derartige?  Sagen  knüpfen,  wie  wir  zun»  TheiU»  schon  gesehen  haln^n,  noch 
an  manche  andere  Punkte,  und  der  im  Jahn*  18H7  auf  dem  BtTge  Istritia  IkI 
Petnisa  in  Rumänien  gelegentlich  des  Brech(»ns  von  Steinen  entdeckte  IxTühmte 
Goldschatz  beweist  u.  A.,  dass  ähnliche  Sagen  wohl  nicht  immer  ganz  unl)e- 
gründet  sind. 

Da.ss  jene  durch  die  Einsiedler  und  Mr»nchsvereine  geheihgten,  versttM^kten 
Olle  uamentlich  in  den  unruhigtMi  Zeiten  der  fioiheren  Jahrhunderte  auch  bei 
uns  an  Bedeutung  gewinnen  mussten  und  mit  ihnen  Einfluss  und  Macht  der 
Kaluger,  ist  leicht  erklärlich,  und  so  giengen  denn  die  moldauischen  Hospoilan^ 
bald  daran,  neue  Klöster  an  derlei  Oiix^n  zu  gründen  oder  bestehende  KU^ster 
zu  enveitern  und  reich  zu  b(*stiften,  —  namentlich  auch  wüi'dige  Klosterkin  heu 
zu  errichten,  oft  als  Dank  für  erfochtene  Siege,  dann  für  ihr  und  ihrer  Familie 
Glück  uiul  S(H»lenheil,  hauptsächlich  aber  auch,  um  in  der  Klosterkin^he  eine 
gesicheile  Grabstätte  zu  Ix^sitzen.  Gleichzeitig  aber  sollte  das  Kloster  einen 
UK'iglichst  festen  Zufluchtsort  in  Feindt^snöthen  bieten  und  der  walachische  Woje- 
wode  Neagoe,  welcher  mit  grosstnu  Aufwände  zu  Anfang  dc^  16.  Jahrhunderts 
die  Kirche  Curtea  de  Argesch  eiTicht^'te,  beschwört^^  ausdrücklich  seine  Xach- 
folger,  die  Schätze  der  vor  dem  Feinde  flüchtenden  Bojaren  schützend  zu  empfan- 
gen, sowie  die  Kirche  zu  hüten.^') 

Damit  nun  das  Kloster  dieser  Aufgabe  gewachsen  sei,  musste  es  zu  einem 
förmlichen  festen  Platze  umgestaltet  werden,  und  so  finden  mr  denn  in  der  Bu- 
kowina die  meisten  ehemaligem  Klöster  mit  oft  klafterdicken,  stockliohen,  mit 
Wehrgängen,  Schiessscharten  und  vorspringenden  Thüraien  versehenen  Ring- 
mauern umgeben,  so  insbesonders  Putna,  Watra-Moldawitza,  Suczawitza,  welche 
an  Stelle  früher  bestandener  Klöster  neu  emchtet  wurden,  dann  Solka,  etc. 
Ein  altes,  aus  dem  vorigen  Jahrhundert  stammendes  Bild  des  Klosters  Putna  ^*) 
zeigt  letzteres  noch  mit  den  die  Ringmauern  umfassenden,  allerdings  nicht  1k*- 
deutenden  Wassergräben.  In  der  Thorhalle  des  Eingangsthurmes  zum  Kloster- 
hofe sieht  man  ferner  überall  noch  die  Vorrichtungen  zum  Verrammeln  dt*s 
Thores,  sowie  man  besondere  Vorbauten  mit  Schiessscharten  behufe  Enfilirens 
der  Mauern  und  hie  und  da  auch  Machikuhs  bemerkt  Die  Kirche  selbst  aber 
diente  als  letzter  Zufluchtsort,  gewissermassen  als  Citadelle,  und  besitzt  deshalb 
mächtige  Mauern,  ganz  kleine,  fest  vergitterte  Fensterchen,  sichere  Gewölbe  und 
stets  nur  eine  einzige  niedrige,  schmale  Thüre,  welche  von  iinien  mit  starktm 
Vorlegbalken  vei-schlossen  werden  koimte.  Viele  Kirchen  besitzen  femer  noch 
einen,  mittels  einer  ganz  schmalen  Wendeltreppe  zugänglichen,  blos  von  einem 
einzigen,  lochartig(Mi  Fensterchen  beleuchteten,  gewölbten  Raum  über  einem  nie- 
deren Zwischenschifi*e,  der  noch  heute  den  Namen  Schatzkammer  fuhrt, 

*')  H  (•  r  j^  n  e  r.  „Kumänion".  ^^ 

*^)  V(»ii  mir  puhlicirt  in  d<'n  „MittluMlunj^on  «irr  k.  k.  ^'^'iitn^-|fV]jmmb^|^*^^t5H|^-^^^  S.  47. 


ÄliTEBE    VeRTHEIDIOUNGSANLAGKN    TN    DER    BUKOWINA.  19 

Die  jüngste  derartige  Befestigung  wurde  bei  der  prachtvollen,  im  Jahre 
1602  erbauten  Klosterkirche  Dragomirna  ausgeführt,  und  zwar  erst  nachträglich, 
um  das  Jahr  1630. 

Wir  haben  nun  noch  einer  jüngeren  Vertheidigungsanlage  in  der  Bukowina 
zu  gedenken,  das  ist  jener  des  armenischen  Klosters  zum  heiligen  Axeuti,  das  im 
♦Fahre  1551  gegründet  wurde  und  dessen  Umfassungsmauern  allerdings  kaum 
einen  Meter  dick  sind,  aber  Strebepfeiler  besitzen.  Es  liegt  ausserhalb  und  im 
Westen  der  Stadt  Suczawa  am  Steilnnule  des  luichsten  Punktes  der  Umgebung 
der  Statlt  Zamka  genannt  Johann  Sobieski  hat  nun  im  Jahre  1686,  als  er 
aus  Jassy  zurückkehrte,^^)  das  Kloster  in  der  Weise  befestigt,  dass  er,  mit  Aus- 
nahme der  Nordseite,  lun  die  Maueni  Aussen  wälle  und  Gräben  anlegen  liess, 
welch  erstere  eine  Höhe  von  inind  8  Meter  besitzen  und  sich  an  den  vier  Ecken 
hastionenartig  verbreitem. 

Auch  in  der  Umgebung  von  Gui^ahumora  sind  Verschanzungen  zu 
sehen,  welche,  wie  auch  anderweitige  Verschanzungen  in  der  Bukowina  (beispiels- 
weise bei  Lenkoutz,  Czernauka,  Zwiniacze  u.  a.  O.)  vielleicht  aus  neuerer  Zeit 
stammen,  hier  möglicherweise  aber  an  Stelle  älterer  Erdwerke  errichtet  worden 
waren.^^)  So  findet  man  am  Abhänge  des  Piciorul  Nald  eine  Vei'schanzung, 
innerhalb  welcher  ein  mit  Bruchstein  eingewölbtes  Kellergelass  angeordnet  ist, 
f(Tner  eine  ausgedehnte  Verschanzung  mit  riesigen  Gräben  auf  dem  PrunkuFsclien 
Felde.  Es  wird  erzählt,  djxss  man  vor  etwa  einem  Decennium  eine  Messerklinge, 
ein  altes  Gewehr  u.  dgl.,  aber  auch  eiserne  Pfeilspitzen  fand,  und  djiss  nicht 
seiton  Ijeute  Grabungen  vornehmen,  in  der  Antwju^tschaft,  auf  Schätze  zu  stossen. 

So  hätten  wir  demi  in  unserem  kleinen  Kronlande  eine  ganz  ansehnliche 
Reihe  von  älteren  Vertheidigungsanlagen  kennen  gelernt  Eine  zielbewusste 
Forschung  wird  wohl  noch  manches  hier  Gesagte  ergänzen  oder  richtig  stellsn; 
das  gewonnene  Material  aber  wird  gleichzeitig  auch  die  Landeskunde  in  histo- 
rischer und  kunstgeschichtlicher  Hinsicht  bereichern. 


*— ^^JP[§^— ' 


'^)  Kr  ♦'ntfiihrt«^  b«'i  difstT  (Jt'l«'pnihoit  iM'kanntlidi  dio  li(»Ii<(ui«'n  «les  hl.  Joluinii^s  ans  .Ia>sy 
fiinl  bnK'lit*'  si«'  iiiich  Z(»Jkicw,  von  wo  sü»  (»rst  uut4'r  KaisiT  Jost'l'  II.  wie<lor  an  ihn»n  ursprün^- 
Iw-b'-n  Ort  niU'h  fcfmrzawa,  zurückkamen;  sie  bolimlcn  sich  (hisclbst  ncK'h  beute  in  der  Klosterkirche 
iiini  hl.  <iet»r^. 

•*)  Die  Schanzen  bei  Ix^nkoutz  wurdtii  nach  F.  A.  Wickenhauser  (BiK'hotin,    Seite    21)   im 
Jahn'   1497  durch  die  Masuron  «»rrichtet  welche  Konrad,  Fürst   Masoviens,    <h'm    Könige   .Johann 
Albn*<*lit  eutf^e^ensiuulte,  als  letzterer,  von  Stefan  d.  (Jr.  verfolj^t,  mit  siMuem  llet^n'   aus  Snczawa      | 
na^h  Polen  zurückkehrte.  Digitized  by  VriOOQlC 

2* 


Zweite  Reeognoseirungstour  in  die 
Buko>A^ina/^ 

Vom  k.  u.  k.  Gustos  Josef  Szombathy. 

Molno  vorjährige  Reise  diente  huuptsäclilich  der  Durclunusteniiig  der  süd- 
östlichen Bezirke  des  Landes  nach  praliistorischen  Fundstellen.  Für  die  di(*s- 
jährige  Reise  hatte  ich  mir  die  Untersuchung  des  nördlichen,  zwischen  Prntli 
und  Dniester  gelegenen  Landestheiles  als  Hauptaufgahe  gestellt  Leider  niiLsste 
di(»  {[ir  den  Frühling  geplante  Fahrt  der  Ungunst  des  Wetters  wegen  1ms  in  den 
Hochsommer  vei-schohen  werden,  wo  sie  daini  durch  die  in  unseren  östlicluMi 
Provinzen  zum  Aushmclu»  gelangte  Cholera-Epideniie  eine  empfindhehe  Beein- 
trächtigung erlitt. 

Die  ansehnlichste  Ausheuti»  ergah  mir  die  FoHsetznng  der  (iral>ung(»n  in 
Schipenitz  (ßez.  Kotznian),  wo  auf  den  (innulstücken  des  Ijehivi^;  Basil  Aricz 
(—  Areyczuk)  im  westlichsten  Theile  des  Dorfes  weitere  Antheile  der  im  Vor- 
jahre aufgefundenen  neolithischen  Ansiedelung  durchgegralMMi  wunlen.  Es  wunlf 
unter  An<lerem  die  Spur  einer  zweitiMi  viereckigen  Hütte,  deren  Wände  iu\< 
Reisiggefiecht  errichtet  und  mit  Lehnd)ewurf  verdichtet  wai-en,  gefunden.  Die 
Ij(*hnd)ewurffragmente  waren  wied(»r  ziegelroth  gehrannt  und  an  zwei  Stellen  des 
Innenraumes  Ingen,  von  einer  Y^  vi  mächtigen  Humusschichte  hedeckt,  Thon- 
scherhenhaufen  von  CJehrauchsgeschirnMi,  welche  erkennen  Hessen,  dass  da  ver- 
schiedene Gefäss<»  an  ihrem  alten  Platze  stehen  gehliehen  und  durch  den  dariilKT 
sich  anhäufenden  Schutt  zcM'drückt  w(»rden  waren.  Ausser  dem  charakteristi- 
schen hemalten  Geschin*  aus  hellhraunem,  gut  g(\glättetem  Thon  konnt(Mi  wieder 
ziendich  viele  geschhigene  Feuei^stein Werkzeuge  gesammelt  werdcMi.  Den  Ver- 
suchen, die  (irahungen  auf  henachharte  Grundstück«»  und  entfenit<'iv  Theih*  des 
weitläutigen  DoHes  auszuhreiten,  um  di(^  Ausdehnung  der  alten  Ansi<^leluni,' 
kennen  zu  lernen  und  vielleicht  die  dazugehörige  Begrähnissstätte  ausfindig  zu 
machen,  setzten  trotz  der  üh(Maus  chink(MJswei*then  Protecti(»n  des  einflussivichei» 
Heirn  Baron  Nikolaus  Mustatza  der  tief  eingewurzelte  Aherglauhen  und  ver- 
schiedene Eigenthunisinteressen  unüherst(Mgliche  Hindernisse  entgegen.  Auch  der 
unhesieghehe  Mangel  an  geeigneten  Arheitskräft4'n  und  die  Vei-schleppung  inter- 
essanterer Fundstücke  ist  zu  heklngen. 

Um  üher  die  Fundstidlen  des  [Bezirkes  Kotzman  (von  welchen  die  in  un- 
serem   Besitz(^    hefindliclie    Manuscript-Fundkarte    des    H(»iTn    O  1  i  n  s  k  i  -  0 1 i- 

*)  Nach  dem  in  ihr  Afonats-Vi'rsainmluiijr  drr  Antlin»])Ml(.^is(]i<'n  (JcwUschaft  in  Wien  v«  ni 
Vi.  l)t*(vnil)cr  1H94  Y(»if^«'traf^<"mMi  lii'riclili'  des  Vcrtassn-s.  ^  * 

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Szombathy:  Zweite  KECoaNOsoiRUNasTOü»  in  die  Bukowina.  21 

II es c  11 1  etwa  ein  Dutzend  anfuhrt)  eine  Uebersiclit  zu  gewinnen  und  die  in 
Stefanovka  aufl)ewalirte  Sammlung  präliistorisclier  Funde  des  Herrn  Dr.  Johann 
V.  Zotta  kennen  zu  lernen,  unternahm  ich  in  Gesellschaft  des  Herrn  Professors 
C.  A.  Romstorfer  eine  mehi-tägige  Wagenfahrt  durch  dieses  Gebiet  Unser 
Weg  fülirte  über  Sadagora,  Waslowce,  Kuczunnik,  Zastawna,  Kadobestie,  Krisz- 
czatek,  Zjdeszczyki  am  Dniester  und  Zwiniacze  nach  Stefanovka.  Mehrere 
(lieser  Orte  sind  als  Fundstätten  von  Alterthümern  l)ereits  bekannt.  Eine  südlich 
von  Waslowce  gelegene  Anliöhe,  namens  Horodlszcze,  verräth  sich  durch  den 
ahgeflachten  Scheitel  und  teirassiile  Abhänge  schon  von  weitem  als  idte  Ansie- 
delung. Rohe  ThonscherlxMi  sollen  hier  gefunden  worden  sein.  Von  Zastawna 
werden  die  Funde  dacischer,  rönnscher  und  späterer  Münzen  gemeldet.  Die 
nonliistlich  von  diesem  Orte  gelegenen  Hachen  Hcihenrücken  tragen  eine  ganze 
Rt»ihe  Tumuli,  zu  gross,  um  als  gewöhnliche  Grenzhügel,  wie  sie  hierzulande 
sehr  häufig  sind,  angesehen  zu  werden  und  dennoch  venlächtig  durch  den  Um- 
stund, dass  sich  denselben  Rücken  entlang,  über  die  Hügel  die  heutige  Ge- 
meindegrenze,  die  vielleicht  einer  uralten  Gemarkung  entspricht,  hinzieht.  Auch 
die  südwestlichen  Hügelketten  zeigen  solche  Tumuli  vereinzelt  oder  in  Gruppen 
von  zwei  oder  dixn  Stücken.  Zwiniacze  ist  nnt  neolithischen  Funden,  Thon- 
scherben,  Feuers teinmessern  uijd  geschliff(»nen  Steinhännnern  verzeichnet.  Diese 
Funde  sind  zum  Theile  in  Dr.  Zotta's  Samndung  aufbewahil. 

In  Stefanovka  wurden  wir  nicht  inn*  von  der  das  Schloss  bewohnenden 
Familie  Leon  Wassilko  auf  da,s  (lastfreundlichste  aufgenommen,  sondern  der 
B«*sitzer.  Herr  Dr.  v.  Zotta,  welcher  jetzt  in  Nowosiehtza  wohnt,  war  sogar 
><>  irtK»raus  liebenswünlig,  den  eine  volh^  Tagreise  ausmachenden  Weg  per  Wagen 
lileher  zu  machen,  um  s(»ine  Funde  und  die  Hauptfundst<»ll(^  pei-sönlich  zefgen 
zu  können.  An  die  bereite;  erwähnten  Fund(»  von  Zwimacze  reihen  sich  an : 
(In-i  runde  Klopfst4»ine,  vier  grosse,  kegelfiirmigt»,  thöncTue  Netzsenker  oder  Web- 
stuhlgewichte, ein  Spinnwiiiel  und  primitive  Thongefässscherben  mit  Wülsten 
ini«l  Fingernagelvei-zierungen,  wahi-scheinlich  aus  dem  benachbarten  Orte  ßabin, 
ferner  ein  ungarisches  ßronzezierbeil  von  28*5  cm  Ijänge  mit  runder,  gestielt(»r 
Kopfplatte  und  nihrenai-tig  verlängertem  Stielloche,  wahi-scheinlich  dem  Depot- 
funde aus  dem  nahen  Orte  Prelipcze  zugehörig.  Die  interessantesten  Stücke  der 
Sammlung  stammen  aus  dem  von  Dr.  v.  Zotta  neu  angelegten  40  eFoch 
grossen  Parke  auf  der  dem  Scldosse  Stefanovka  benachbarten  Haideka  (Ge- 
meinde Kissileu),  wo  beim  Abtragen  einer  massig  geneigten  Terniinwelle  in  (Ut 
Mitte  des  Parkes  verschiedene  recente  Säugethierknochen,  zwei  eiserne  Lanzen- 
spitzen  nachrömischen  Charakters,  vei'schiedene  Thongefässe  und  zwei  charakte- 
ristische Ija  Tene-Stücke  getiinden  wurden.  Die  letzteren  sind  eine  9  cm  lange 
Mittel-La  Tene-Fibula  aus  Bronze  mit  prächtig  verziertem  Fussknopfe  und  ein 
T'/j  cm  langes  Fragment  eines  blauen  Glas-Anni-eifes. 

Die  Rückfahrt  führte  uns  über  Borowce,  Kissileu  und  Werenczanka  nach 
Kotzman.  Von  Kissileu  ist  seit  1865  eine  St(^*inaxt  bekannt.  Die  Höhen  zwi- 
schen diesem  Orte  und  Werenczanka,  sowie  die  weiter  südwestlich  gelegenen 
flachen  Rücken  bis  Stiiwczan  und  Dawidestie  hinab  tragen  wieder  zahh'eiche, 
WHthiii  sichtbare  Tumuli,  unter  welchen  besonders  eine  Gruppe  von  drei  grossen 

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22  SZOMBATHY : 

Hügeln  bei  Stawczan  auffällt.  In  Kotzman  besitzt  Herr  Bezirkshauptmann 
Zachar  eine  den  bemalten  Thonj^efässen  von  Scbipenitz  anjüoge  grosse  Unie 
von  Doroscboutz  am  Dniester.  Hen*  Lebrer  Prokopowicz  in  Kotzman. 
welolier  im  Vorjabre  durcb  meine  Vermittbmg  eine  kleine  Collection  präbistori- 
seber  und  römiscber  Antieaglien  an  das  Czernowitzer  Äfuseum  abgab,  bat  seiner 
kleinen  Sanunlung  neuerlieb  eine  Anzabl  präbistoriscber  Funde  einverleibt,  dar- 
unt4T  aueb  mebren*  interessante  kl^^ine  Gef'ässe  von  unserer  Scbii>enitzer  Fund- 
stelle. Ibm  verdanke  ieb  aueb  Naebriebten  üIhm*  Fundstellen  in  Cblibestie  und 
Dawidestie  bei   Kotzman. 

Wie  man  siebt,  ist  di<»ser  Bezirk  nicbt  arm  an  Pimkten,  welebe  zu  Narli- 
grabungen  einladen.  Ix'ider  batten  in  den  Tagen  meiner  Anwesenbeit  die  v<ir- 
ausgegangene  abnornu?  Witterung,  die  den  Feldarbeiten  sebr  binderlieb  gewissen 
war  und  nun  alle  Arbeitskräfte  auf  die  Aeeker  fordeile,  und  der  Einbnicb  der 
Cbolera-Epidemie,  für  welebe  besonders  das  nabe  Zaleszczyki  einen  gefährlicben 
Herd  bildete,  Verbältnisse  gescbaffen,  unter  welcben  es  trotz  der  speeiellen  freund- 
lieben  Vermittlung  des  Herrn  B<»zirksbauptmannes  Zacbar  niebt  uiöglieb  w;ir. 
eine  grössere  Ausgrabung  in  Angntf  zu  nebnien. 

Die  vorjäbi-igen  (Grabungen  zu  IJ  nterborod  n  ik  Inn  lljidautz  liatten 
uns  Tumuli  mit  neolitliiseben  Gräbern  kennen  gelebrt  Diese  Tumiüi  sind  in 
seebs  Gnippen  über  den  von  Unterborodnik  gegeti  Voitinell  sieb  binziebendon 
Höbenrüek(Mi  vei-streut.  ßisber  waren  durcb  Herrn  Scbulratb  Klauser  ein 
Tumulus  der  ersten  und  durcb  mieb  drei  Tumuli  der  vierten  Gruppe  luiter- 
suebt,  anden»  durcb  die  Bauern  geöH'net  wonlen.  leb  niacbtc  micb  beuer  daran, 
die  aus  zwei  Grabbügeln  bestebende  zweite  und  die  aus  drei  soleben  bestebende 
dritte  Grupi)e  zu  untei-sucben.  Wie  im  Vorjabre  erfreute  ich  mich  \\ieder  der 
werktbätigen  Unterstüty.ung  der  HemM)  Bezirkshauptmann  Wilhelm  Rothen- 
burg, Dr.  Michael  Kipper  in  Radaiitz  und  Gemeindevorsteher  Onofrei  Te- 
leaga  in  Horodnik.  Auch  Herrn  Professor  Siegfried  Leder  er  in  Radautz 
verdanke  ich  mannigfache  Fördeiiing.  Mein  bescheidenes  Resultat  ist,  dass  ich 
in  zwei  Grabhügeln  der  dritten  Gruppe  Brandgräber  mit  sehr  schlecht  erhal- 
tenen, einfachen  neolithischen  Thongeschirren  und  zwei  Feuersteinspänen,  in 
einem  Tunmlus  der  zweiten  (Truppe  jc^doch  ein  Steinkisten  grab  mit  Skelet  ohnt^ 
Beigabe  (den  vorjährigen  Erfahrungen  nach  wabrscbeinbcb  einer  jüngeren  Stufo 
angehörig)  fand. 

Von  Satulmare,  einem  zur  Hälfte  von  Rumänen,  zur  Hälft*»  von 
Deutschen  bewohnten  Dorfe,  5  km  östlich  von  Radautz,  sind  im  Czeniowitzor 
Musi^um  acht  dreitiügelige,  zum  Theile  vom  Feuer  defonnirte  und  zwei  zwei- 
flügelige Bronzepfeilspitzen  mit  Dülle  auflx^wabrt  Dieser  Fund  deutet  auf  ein 
Bnmdgrab  einer  unserer  Hallstatt-Periodc^  entspn»chenden  Stufe.  Ich  spürte  dem 
Funde  nach  und  brachte  bc^raus,  dass  er  1866  auf  dem  nönllich  vom  Dorfe  in 
einer  Länge  von  etwa  1  km  sich  ausdehnenden  isolii-ten  Höhenrücken,  und  zwar 
auf  dem  F(dde  des  Gabriel  Lopanko  gemacht  wurde.  Der  Bruder  des  Be- 
sitzers erinnert  sich  noch  eines  grossen  Steinsatzes,  der  die  Fundst^dle  imigaK 
und  dass  ausser  den  Pfeilspitzen  noch  ein  Thongefäss  und  eine  lange  (vennutLlitli 
eiserne)  Lanzenspitze    gefunden  wurde.     Herr  Pfarrer   Polonjk  von  Satuhnar»' 


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Zweite  Recognoscirungstoür  in  die  Bukowina.  28 

roiii.  war  so  frouiHllioli,  mir  dio  Goh'gtMilieit  zur  Nitchgrabuii":  zu  veniiittehi. 
Ich  fand  an  der  liöelisten  Stt^lle  dos  genannten,  quer  ü!)er  den  Hügelzug  verlau- 
fenden Feldstreifens  in  einer  Tiefe  von  80  cm  eine  35  cm  dicke,  IGO  cm  lange 
und  45  cm  breite  Scliiclite  giusser  Klaubsü'ine  mit  einigen  unbestimmban^n 
Topfseherben,  an  einer  zweiten  circa  20  m  nordöstlich  davon  gelegenen  Stelle 
eine  ähnliche  unt(»rirdische  Steinansamndung  und  40  m  nordwestlich,  nelien  dem 
vor  Kurzem  emchti»ten  zweiten  Trianguliningszeichen  dieser  Anhöhe,  einen 
inuldenfiirmigtMj  St(*insatz  von  circa  1  m  Dicke,  5  m  Länge  und  8*5  m  Bivite, 
welcluT  an  den  Rändern  bis  zu  80  cm  unt<'r  (He  Oberliäclie  und  in  der  Mitü* 
bis  2*8  m  tief  reichte,  aber  auch  nichts  als  einigte  Topfscherben  enthielt.  Meine 
Wahrnehmungen  Hessen  mich  bezweifehi,  dass  ich  es  mit  intacten  Fundstellen 
zu  thun  habe,  und  die  ei nchin glichen  Nachfragen  bei  den  Besitzern  erzielten 
endlich  das  Geständniss,  dass  sie  nach  dem  Pfeilspitzenfunde  heimlich  alle  ihi-e 
(ii-undstücke  mich  Schätzen  durchgraben  hätten.  Mittheilungen  über  ihre  etwaigen 
Funde  konnte  ich  nicht  erhalten.  Nur  eine  von  dem  ersten  Funde  heiTÜhrende 
Pfeilspitze  brachte  man  mir  noch.  Die  (Grabungen  setzte  ich  natürHch  nicht 
weiter  fort 

Hen*  Schulrath  Klauser  machte  mich  auf  eine  bisher  nicht  bekannt 
gew(*sene  Tumulusgruppe  in  Wolowetz,  circa  5  km  südsüdwestlich  von  Ra- 
dautz  aufmerksam.  Ihre  Haupthügel  sind  von  Radautz  aus  auf  der  als  Hut- 
w(»ide  dienenden,  südöstlich  von  Wolowetz  sich  erhebenden  Anhöhe  (östHch  von 
der  Cote  510  der  Specialkarte)  zu  sehen.  Ich  fand  dort  drei  sehr  grosse,  drei 
mittelgrosse  und  16 — 17  kleinere  Tumuli,  zum  Theilc  intact,  zum  Theile  vom 
(Tipfei  aus  angegraben.  Gegen  Westen  schliesst  sich  an  diese  Tumulusgnippe 
ein  mehrfach  terrassirtcs  Terrain  an,  vielleicht  die  alte  Ansiedelungsstätte.  Auch 
hier  waren  Ausgrabungen  wegen  des  augenblicklichen  Arbeitermangels  unmöglich. 

Die  8  km  südlich  von  Radautz  gelegene  grosse  Hutweide  der  Gemeinde 
Burla  hat  den  Flurnamen  Mohyla  (=  Tunmkis)  und  wird  diesem  Namen 
durch  zwei  Tumulusgnippen,  deren  eine  östlich  von  der  Strasse  drei  grosse  und 
deren  zweite  westlich  von  derselben  zwei  mittelgrosse  Tumuli  umfasst,  gerecht. 
Von  da  aus  sind  auch  auf  den  den  Gesichtskreis  begrenzenden  Hcihenzügen 
einige  den  Gemeinden  Mileschoutz  und  Bodnareni  angehöiige  grosse  Tumuli  zu 
erldicken. 

Die  letzten  Tage  meines  Aufenthaltes  in  der  Bukowina  widmete  ich  einem 
zweiten  Besuche  der  Wälle  auf  der  Aidiöhe  Zamka  misargiu  bei  Hlinitza 
am  Pruth.  l>ber  eine  frühere  Untei'suchung  dieser  Localität  durch  OberHeute- 
nant  Kruzlewski  hat  Conservator  Romstorf  er  in  den  Mittheilungen  der 
k.  k.  Central-Couunission,  Bd.  XV,  1889,  berichtet.  Er  unternahm  heuer  im 
Auftrage  <Ueser  Commission  weitere  eingehende  Nachgrabungen  daselbst  welche 
interessante  Details  über  die  in  den  Wällen  eingeschlossenen  gebrannten  Scliichten 
ergal}en.  Seine  Funde  weisen  in  ihrer  Hauptmenge  auf  eine  nachrömische  Pe- 
riode, was  eine  gewisse  Altersübereinstimmung  dieser  Anlage  mit  der  von  mir 
im  Vorjahre  bei  Hliboka  untereuchten  Wallanlage  ergibt.  Es  war  Hemi  Pro- 
fessor Romstorfer's  Wunsch,  djiss  auch  ich  mir  durch  eigene  Grabung  eine 
Ansicht  über    die  Wälle  von  Hlinitza    bjlde,  und  ich    konnte    diesem  Wunsche 


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24  Szombathy:  Zweite  Recognoscirungstoue  in  die  Bukowina. 

um  so  leichter  entsprechen,  als  ich  der  zuvorkommendsten  Unterstützung  des 
Besitzei*s,  Herrn  Alexander  v.  Flondor,  sicher  war.  Meine  Resultate  stimme» 
mit  jenen  Romstor fer's  —  me  vorauszusehen  war  —  überein;  für  einige 
Einzelnheiten  des  Baues  der  theilweise  gebrannten  Wälle  stel^pn  al>er  unan- 
fechtbare Erklärungen  noch  immer  aus. 

Bei  dieser  Gelegenheit  will  ich  einen  Irrthum  meines  vorjährigen  Be- 
richtes ^)  verbessern.  Ich  habe  dort  den  am  weitesten  vorgeschobenen  Tlu*il  der 
aus  fiinf  längs  dos  Bergrückens  aufeinanderfolgenden  Abtheilungen  bestehenden 
Wallanlage,  welcher  von  dem  zweiten  Theile  durch  einen  theils  doppelten,  theil> 
dreifachen  Wall  getreiuit  ist,  als  zwei  selbstständige  Abtheilungen  beschrieben, 
was  sowohl  dem  von  Professor  Romstorfer  gezeichneten  Plane  als  auch 
meinen  genaueren  Aufnahmen  widerspricht.  Er  ist  nur  als  eine  einzige  Al>- 
theilung  aufeufassen. 

Intensiver  als  im  Vorjahre  drängte  sich  mir  bei  der  diesjährigen  Reise 
die  Beobachtung  der  interessanten  und  mannigfaltigen  ethnographischen  Momente 
auf,  welche  das  Land  auf  Schritt  und  Tritt  dem  Reisenden  darbietet  Eiiiij^e 
Mittheilungen  werde  ich  mir  bei  anderer  Gelegenheit  gestatten. 

Mir  erü])rigt  noch,  an  dieser  SkA\v  den  zahlreichen,  zum  Theile  bei^its 
namhaft  gemacht^Mi  Herren,  welchen  ich  eine  bereitwillige  Förderung  meiner 
Aufgabe  nachzurühmen  habe,  an  ihrer  Spitze  Herrn  Ijandespräsidenten  Gmfeu 
G  0  e  s,  meinen  verbindlichsten  Dank  auszusprechen.  Es  ist  wahrlich  nicht  Schuld 
dieser  eifrigen  Freunde  der  LandeseHbrschung,  dass  sich  die  ganz  ungewöhnliche 
Häufung  von  Hindernissen  auf  dieser  Reise  nicht  besser  bewältigen  Hess. 


1-^^ 


')  .lahrburli  (\v^  HnkowiivT  buKlesmusnimR,  II.  ('zoniowitz  1894,  paj^.  21. 

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Joseph's  II.  Reisen  nach  Gallzlen  und  der  Bukowina  und  Ihre 
Bedeutung  für  letztere  Provinz. 

Von  Dr.  Johann  Poiek, 

Gustos  der  k.  k.  Universitäte-Bibliothek  in  Czernowitz. 


Einleitung. 

tloseph  IL  zählte  das  Reisen  zu  den  Ptiichten  eines  Herrschers.  Dass 
dieser  dabei  immer  alles  unverhüllt  zu  sehen  bekonmie  und  die  offenkiuidigen 
Schäden  schon  durch  seine  blosse  Gegenwart  heilen  könne,  das  glaubte  der 
grosse  Kaiser  nicht;  er  huldigte  nur  der  gewiss  uiumfechtbaren  Ansicht,  dass 
man  lM*i  öfterer  Wiederkehr  das  Wahre  von  dem  Falschen  unterscheiden  und 
die  Dinge  und  Pei^sonen  richtiger  beurtheilen  und  verwenden  lerne.  Thatsächlich 
verstrichen  wenige  Jahre,  ohne  dass  er  ein  auswärtiges  Land  oder  eine  öster- 
reichisch-ungarische Provinz  besuchte.') 

Wie  Kaiser  Josc^ph  IL  auf  den  Reisen  seine  Zeit  vei^wendcte,  darüber  ist 
in  einer  zeitgenössischen  Quelle  folgendes  zu  lesen :  >Er  besuchte  allerley  Per- 
sonen, betrachtete  viele  Sachen  von  mannigfaltiger  Ai-t  um  sich  als  Regent, 
als  Staatsma!)!!,  als  Soldat  und  Feldherr,  als  Liebhaber,  Betörderer  und  Be- 
schützer der  Wissenschaft^Mi,  Künste,  Manulacturen,  Gewerbe,  als  Oekonom,  als 
Bürgerfreund,  als  Mensch,  nicht  sowohl  nur  so  zu  ergötzen,  als  vielmehr,  worauf 
es  einzig  und  allein  bei  ihm  ankam,  zu  unterrichten.«  ^) 

Aber  nicht  allein  bei  längerem  Aufenthnlte  nahm  er  allenthalben  das 
Nützliche  und  Sehenswürdige  in  Augenschein ;  er  sah  sich  auch  bei  kuraem 
Verweilen  nach  dem  und  jenem  Merkwürdigen  uni.^) 

Die  tagsüber  gemachten  Wahrnehmungen  brachte  er  abends  zu  Papier. 
Damit  waren  sie  keineswegs  begraben  imd  vergessen ;  im  Gegen theile,  aus  ihnen 
ei-M-uchsen  die  grossen  Veränderungen  und  Verbessenmgen,  die  sich  an  Jo- 
seph's  IL  Namen  knüpfen.  Hiefür  bieten  die  Kaiserreisen  nach  Galizien  und 
der  Bukowina  besondei-s  lehrreiche  Beispiele  dar. 


*)  Siolic  die  ^-Denkschrift  des  Kaiw.TK  .Joseph  fiber  den  Znstand  der  (»steriviehisehi'n  M«>- 
min-hie  in  ^Mariii  Then'sia  nnd  Joseph  11.  Ihre  CorreHi>on<lenz  sjinnnt  Briefen  Josephs  jin  Feinen 
Bruder  Iieo]whl^.     Herausf;e<(«'hen  von  A.  Ritt«T  v.  Arneth.  111.  S.  .335  flF. 

')  Antholo;risehe  Beschnnbung  der  Reise  des  Herrn  (Jrafen  v.  Falkenstein  naeh  Fraiika'ieli 
1777.  S^hwabaeh  1778.  S.  73. 

',>  Ebenda. 


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26  Poi  EK : 

I. 

Reise  nach  Siebenbürgen  und  Galizien  1773. 

Am  5.  Februar  177;^  richtete  Kaiser  Joseph  II.  au  den  Hofkriegsmths- 
Präsideiiten  folgeiules  Haiulhillet :  *) 

>  Lieber  Feldin arseha  11  Graf  Ijiiey!  Aus  uebenfolf^jender  nur  obenhin  ent- 
worfener Marsch-rotite  werden  sie  (M*sehen,  auf  was  vor  Alt  und  mit  was  für 
einem  CJefolg  Ich  gesinnet  bin,  Meine  R(»ysse  durch  tiallizien,  Ludomerien  und 
Siel»enbiirgen  anzutretten.  Sie  werden  demnach  alsogleicb  an  das  Cieneral-Com- 
mando  in  (Tallizien  den  Befehl  ertlieih^i,  djuss  es  eine  d<»taillirte  Marsch-nmte 
mit  Benennung  der  stMti<»nen  von  Tag  zu  Tag,  und  der  dabey  zu  sehenden  ver- 
schie<lenen  Objecten  entwerfe,  und  Ilinen,  so  bald  alss  möglich  ist^  hieher  schicke. 
Ich  erlasse  d:us  nemliche  durch  den  Fürsten  von  Kaunitz  an  den  Grafen  von 
Pergen,'^)  welcher  zu  selben  hilf  liehe  Hand  zu  leisten,  sich  aber  in  die  Einthei- 
lung  und  Anordnung  nicht  mengen  wird.  Zu  mehrerer  Erleichterung  schliess(» 
Ich  Ihnen  endlich  hier  noch  bey  die  Abschriften  der  vonn  .lahr  in  Siebenbürgen 
getroffenen  Veranstaltungen  und  erhtssenen  Expeditionen,  damit  sie  tlieils  dar- 
nach auch  in  Gallizien  eingerichtet,  und  tlieils,  nur  mit  Abänderung  der  Tagen, 
bey  der  nachhero  durch  Siebenbürgen  zu  machenden  Reysse,  wirklich  ihr  Ver- 
bleiben haben. 

Wienn  den  5t4'n  Februarii   177.*5. 

.Joseph  Corregens.v 

Nach  der  beigeschlossenen  Marschroute  sollte  die  Reise  am  If).  April 
von  Wien  aus  angetreten  werden  und  nach  Passierung  von  Brunn,  Olmütz  und 
Bielitz,  »ohne  Unterlassung  aller  deijenigen  seitwärts  liegenden  Orter,  Berg- 
werke und  Festungen  wie  auch  anderer  merkwürdigen  Sachen^,  längs  der  Nord-, 
Ost-  und  Südgrenze  Gahziens  bis  gegen  Sniatyn,  dann,  >Pokutien  in  der  Mitte 
durchschneidend«,  auf  dem  »geradesten  und  kürzesten  Weg^^  nach  Ijembei^g  und 
von  da  ^nach  dem  noth wendig  findenden  Aufenthalt  ^  über  Jaroslau,  Przemysl, 
durch  den  Lupkover  Pass  und  das  nordöstliche  Ungarn  nach  Siebenbürgen 
gehen,  wo  der  Besuch  aller  bedeutenderen  Ortschaften,  insbesondere  an  der  Süd- 
und  Ostseite,  beabsichtigt  war.") 

Noch  vor  Ablauf  eines  Monats  hatte  der  Kaiser  seinen  Reiseplan  ge- 
ändert. W(»il  es  die  Zeit  nicht  gestatte,  ;  in  dem  Friihjahr  die  angetragene 
Tour  durch  Galizien  und  Siebenbürgen  zu  machen  und  gleichwohlen  zu  recliter 
Zeit  in  dem  Lager  Ijei  Pest  einzutreffen^^  —  schrieb  er  zu  Anfang  des  März 
an  den  Grafen  Lacy  —  müsse  er  es  >fur  diesmal  bei  der  Reise  durch  l'ngarn, 
da«  Ranat  und  Siebenbürgen «>  bewenden  lassen.'') 

*)  K.  u.  k.  Krie<ri^irchiv,  II.  S.,  1778—98-69.  (OriK.) 

^)  Johann  B.  Anton  (traf  v.  Person  war  vom  20.  Octohor  1772  bis  .Jännor  1774  Ih»- 
volhnächti^tcr  Commi.Hsiir  nnd  (iubeniator  (Irr  h«'i  dor  crston  Tlu'ilun^  Polens  (1772)  n<Mionr4»r- 
bonon  Krtni«,nvicbo  (Jalizion  und  bKloniorion. 

ß)  Ko.vss-  und  Stations-Lista  (K.-A.  II.  S.  1778  -98— ()9)  und  HrM-ript  dtvs  Hofk^i.'J:^- 
rathfs  an  das  jrali/jscho  (i»'n"ralroinnmndo.  (K.-A.  11.  S.   1773—77  —  2). 

')  ll<»rknV^sratb  an  das  j^alizische  (icncralronnnando,  11.  Mäns  1773.  (K.-A.  II.  S. 
1778_77__18.) 


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Joskpf's  II.  Reisen  nach  Gauzcen  und  deb  Bukowina.  27 

Diese  Sinnesänderung  hatte  Maria  Theresia,  die  den  Reisen  ihres  Sohnes, 
insbesondere  einer  Reise  nacli  Gahzien,  abhohl  war,  bewirkt.®) 

Docli  nur  ungern  liatte  Joseph  IL  auf  den  Besucli  Gahzicns  verachtet; 
kein  Wunder  also,  dass  er  sclion  nach  kui-zeni  wieder  daran  dachte.  Am 
20.  April  177)5  trug  er  nämlich  dem  Grafen  Lacy  auf,  ihm,  ungeachtet  dass 
die  Reise  nach  Galizien  »bis  auf  künftigen  Herbst  verschoben -^^  bleibe,  dennoch 
die  Eintheilung  der  Reyss-Täge'<,  wenn  sie  von  den  Generalcommanden  einge- 
langt sei,  zu  seiner     Einsicht  gleich  dermalen«  zu  übei*senden.°) 

Die  ungarisch-banatisch-siebenbürgische  Reise  wurde  am  6.  Mai  von  Wien 
aus  angetreten.'^)  Sie  gieng  über  Pest  (0.  und  7.  Mai),  Szegedin  (8.),  Arad  (9.), 
Teniesvar  (10.  bis  12.),  Werschetz  (13.),  Pancsova  (14.),  Kubin  (15.),  Mehadia 
(18.),  Karansebes  (U).)  und  Marga  (20.).  Am  21.  Mai  traf  Se.  Majestät  zu  Li- 
vadia  in  Siebenbürgen  ein  und  besuchte  Deva  (23.),  Karlsburg  (24.  bis  26.), 
Mülilbach  (27.),  HermannsUidt  (28.  bis  31.),  Reps  (31.).  Hierauf  folgten  die 
Nachtstiitionen :  Ebesfalva  (1.  Juni),  Tahnacs  (2.),  Also-Porumbak  (3.),  Fogaras 
(4.),  Csany  (5.),  Kronstadt  (6.  und  7.),  Hossufalu  (8.),  Buza  (9.),  Zagon  (10.), 
Bereczek  (11.)  und  Väsärhely.*') 

In  der  letztgenannten  Süidt  fasste  der  Kaiser  den  Entschluss,  diese  seine 
Reise  dennoch  auf  Galizien  auszudehnen.  Doch  wollte  er  diesen  Schritt  nicht  ohne 
die  Einwilligung  seiner  Mutter  thun.  Wie  schwer  es  ihm  auch  ankomme,  schrieb 
er  ilir  (am  12.  Juni),  sich  von  ihr  und  idl  dem,  was  man  AnnehmHchkeiten 
des  I^bens  nenne,  entfernt  zu  sehen,  so  vermöge  er  dennoch  nicht  den  Wunsch 
zu  unterdrücken,  Galizien  zu  sehen,  wo  er  durch  seine  Inspicierung  ihr  und 
dem  Staate  wahre  Dienste  leisten  zu  können  glaube.  Er  opfere  sich  einzig  und 
tdlein  für  das  Staatswohl,  weim  er,  auf  den  Besuch  des  Lagers  verzichtend,  sich 
durch  die  Marmarosch  direct  nach  Pokutien  begebe  und  die  Tour  durch  diese 
neuen  Länder  mache.  Rire  Majestät  werde  zu  beurtheilen  wissen,  was  ihrem 
Dienste  fromme;  er,  der  Kaiser,  kenne  nichts  als  diesen.  Käme  es  nur  auf  sein 
Vergnügen  an,  so  würde  er  sicherlich  lieber  ins  Lager,  insbesondere  aber  nach 
Wien  gehen.  Uebrigens  würde  die  Reise  im  Spätherbste  mit  noch  mehr  Schwie- 
rigkeiten verbunden  sein.     Alles  hänge  von  ihren,  der  Mutter,  Befehlen  ab.^^) 

Nur  höchst  ungern  willfahrte  Maria  Theresia  dem  Wunsche  ihres  Sohnes. 
Meine  Ruhe,  meine  gute  Laune<,  schrieb  sie  ihm  am  20.  fluni  1773  von 
Scbönbninn,  >haben  nicht  lange  gedauert  An  demselben  Abende,  an  welchem 
ich  Dir  scherzend  schrieb,  erhielt  ich  den  Courier,  der  mich  in  die  tiefsten 
Triiumereien  vei-senkt  hat.  Denn  ich  kann  weder  diese  schreckliche  Reise  noch 
irgend  eine  andere,  die  Du  mit  so  vieler  Beschwerde  unternimmst,  durch  welche 
Du  Deine  schönsten  Lebenstage  abnützest  und  mir  nicht  nur  die  wenigen  Augen- 

«r)  Arnoth,  G(whirhte  Maria  Tliorosia's.  Bd.  VIH.  S.  409. 

»)  Vortra«,'  tle.;  Hofkriof^'firatheH,  21,  April  1773.  (K.-A.,  IL  8.,  1773-77—18.) 

»*>)  Wienor  Diarium  177.3,  Nr.  37. 

")  \Vr/.»'ichni8  (lon*n  von  Stnner  Rom.  KavB.  Majestät  .Tost^ph  dorn  II.  auf  Al!erliöclist«lori> 
K*'iVn  p^nommciien  Nachtstatiunon  vom  Jahn^  1764  bis  1790.  Von  L.  de  Selliers  Chevalier 
dl'  Moranrille.  (Manusc.  Nr.  7427  der  k.  k.  Hofbibliotliek  in  Wien.)  Siebe  au»b  Radics.  Reir^en 
J<«M*]ih  1I.<  in  der  »Oesti^rr.-unj^ar.  Revue  ,  Bd.  IX.  S.  9. 

'*)  Briefe  der  Kaiserin  Maria  Theresia  an  ihn»  Kinder  imd  Frinrnde.  Heraus<,a»«roben  von 
A,  v.  Arneth.  I.  (Wien  1881),  Ö.  8  f. 


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2S  PoLEK : 

blicke  raubst,  die  mir    noch  übrig    bleiben,  sondern    sie  auch    mit  Kummer    er- 
füllst, aus  dem  gleichen  Gesichtspunkte  betrachten  wie  Du.    Hill  mir  lieher  den 
Provinzen,  die  Du  schon  durchreist    hast  und  welche  unter  unseren  Augen  sich 
befinden,  bessere  Einrichtungen  zu  geben.     Wenn    dies  bei  ihnen  in  dauerhafter 
Weise  geschehen  sein  wird,  dann    sollen  Siebenbürgen   und  Polen  an  die  Reihe 
kommen;    wenn  nmn  sich  aber  vorei^t   mit  diesen  letzteren    beschäftigt,  en^eicht 
man  keinen  so  wichtigen  Zweck  als    es  bei  jenen   der  Fall  wäre.     Verzeih  mir. 
aber  ich  bin  es,  die  Dir  die  Wahrheit  sagen  niuss.   Es  ist  tmtz  Deines  Scharf- 
sinnes und  Deines  unermüdlichen  Fleisses  unmögHch,  dass  Du  auf  diesen  Reisen 
von  zwei  oder  drei  Monaten    alles  zu  sehen    und  daraus  die  noth wendigen  Fol- 
gerungen   zu    ziehen  vermagst,    insbesondere    in  Polen,  wo    niemand,  die  Einge- 
bornen  noch  weniger  als  die    anderen.  Dir    die  erforderlichen  Aufschlüsse  gel>en 
kann.    Und  in  welcher  Krise  verfügst  Du  Dich  dahin  ?    Weder  die  Zarin  nwh 
der  König  von  Preussen  waren  bis  jetzt  dort.    Du  hast  diesen  Winter  gestehen, 
dass  er  selbst  eine    solche  Rt^ise  nicht    als  piussend    betrachtete,  und    dwh    bi>t 
Du  so  grausam,  von    mir    das  Jawoil    zu  verlangen !     Du  rt^chnest    immer    auf 
meine  Zärtlichkeit,  welche    es  jederzeit    mit  Dir  hält  wider  mein    eigenes  Herz. 
Da  ich  gegen    meine  Ueber/eugung    keinen    Beschluss    fassen    konnte,    zog    ich 
Kaunitz  zu  Rathe.     Hier  ist  seine  Note;  in  Gemässheit  dei-selben  habe  ich  idle 
Schreiben  vei*sendet    Idi  hoffe,  dass  dadurch  Dein  Wille  erfüllt  wird,  und  Gott 
möge  das  Opfer  annehmen,  das  ich  ihm  darbringe,  nicht  Dir,  sondern  ihm  allein, 
auf  dass    er  Deine  Absichten    und    Unternehnmngen    segne.     Du  wiret  wie    ge- 
wöhnlich weder  Klagen    noch  Murren  von    mir    hören,  alles    dies    bleibt    einzig 
und  allein  für  mein    eigenes  Herz.     Urfheile    über  den  Zustiind    der  Kränkung, 
in  welchem    es  jetzt  sich  befindet    nach  der  Ti-östung,  welche  Du    ihm  wälmMid 
des  vergangenen  Wintei-s  durch    den  Vorschhig  bereitetest,  nicht  mehr  an  diese 
Reise  zu  denken,  wodnrch  ich  zu   dem  guttMi  Glauben  verlockt  wurde,  es  werde 
von  ihr  nimmer  die  Rede   sein.     Trotz    der  dumpfen  Gerfichte,  welche    sich  vor 
zwei  Wochen    hier  verbreitettm,    sie  werde    gleichwohl    stattfinden,  war    ich    die 
Einzige  ruhig;   jety.t  ist  sie  zugestanden    und  ich  rede  nichts    mehr  davon,  alK»r 
meine  Qual  wird  nicht  enden.     Ich  nniss    nur  noch    hinzufiigen,  dass.  wenn  Du 
durchaus  noch  in  diesem  Jahre  die  Reise  unternehmen  willst,  solches  jetzt  nicht 
passender  ist  als  im  September.     Denn    der  Eid  der  Treue,  der  nm-h  nicht  ge- 
l(»ist(»t  werden  konnt<^,  ist  nichts  als  eine  Ceremonie,  da  er  immer  imr  eiv.wungen 
und  diesen  armen  Ijeuü^n  al)genöthigt  sein  y\in\.<  *^) 

Wie  sehr  die  ei-habene  Kaiserin  von  den  hier  zum  Ausdruck  kommenden 
Gefühlen  durchdnnigen  war,  zeigt  uns  ein  Brief,  den  sie  an  demsell>en  Tage 
an  ihre  Schwiegertochter  Erzherzogin  Marie  Beatrix,  Er/her/og  Ferdinand's 
Gemahlin,  richtete.  Darin  sagt  sie  wörtlich:  »Die  Reise  des  Kaisers  kostet 
mich  mindestens  zehn  Jahre  meines  lA4)ens.  Er  will  den  Weg  weiter  nach 
Polen  nehmen  und  durch  Mähren  heimkehren.  Er  ermüdet  sich  zu  sehr  und 
wird  die  Nachwehen  davon  verspüren;  in  wenig  Jahren  wird  er  alt  und  ge- 
brochen sein.«  ^*) 


")  Arn»»tli,  (;.'S(hi<'litt*  Maria  Tliorosias.  VIII,  S.  409  f. 

")  Brirli'  (|<T  Kaist'rin  Maria  TIxTfsia  an  ihn*  KIndtT  und  KnMiinlo.    Urs;;,  von  A  riif'tk 
HI.  S.  1(50. 

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Joseph's  II.  Reisen  nach  Gauzien  und  der  Bukowina.  29 

Vier  Tage  später,  am  24.  Juni,  klagt  sie  dem  Erzherzog  Ferdinand  ihr 
Leid  mit  folgenden  Worten:  »Ich  bin  seit  sechs  Tagen  in  einer  wahren  Ver- 
zweiflung; der  Kaiser  meldet  mir  dm-ch  einen  Eilboten,  dass  er  es  unbedingt 
nothwendig  finde,  die  Reise  nach  Polen  sofort  zu  unteriiehmen  und  nicht  bis 
auf  den  October  zu  vei-schieben.  Ich  hatte  darauf  gerechnet,  dass  er  heuer 
nicht  dahin  gehen  werde,  da  ich  es  für  mizeitgemäss,  ja  sogar  für  sehr  gewagt 
halte.  Aber  er  hat  vorausgesehen,  dass  wir  ihn,  wenn  er  einmal  zurückkommt^ 
nicht  sobald  fortlassen  werden;  darumhat  er  seine  Vorsichtsmassregeln  getroffen, 
indem  er  alle  Lager  abbestellte.«  ^^) 

In  der  That  hatte  Joseph  IT.  auf  die  Nachgiebigkeit  seiner  Mutter  mit 
Sicherheit  gerechnet;  deim  an  demselben  Tage,  an  welchem  er  sie  um  ihre  Zu- 
stimnmng  bat,  sandte  er  an  den  Hofkriegsratlis-Prilsidenten  folgendes  Hand- 
schreiben *^)  ab : 

:> Lieber  Feldmarschall  Lacy !  Da  Ich  des  Dienst«  Ihro  Majestät  der  Kay- 
serin  zu  seyn  gefimden,  bey  diesen  geänderten  Umständen  Midi  nacher  Galli- 
zien  zu  verfugen;  So  werden  Sie,  so  viel  als  noch  immer  möglich  ist,  zu  Er- 
sparung der  Kosten,  die  abzuhaltende  Liuigers  KHiaffetaliter  abstellen,  und  die 
Regimenter,  nur  ein  jedes  sich  in  seinem  Numero  *')  zu  üben,  veranhissen,  zu- 
gleich den  General  Hadick  ^^)  bedeuten,  dass  Ich  zu  sicherer  Bc^fiirderung  die 
eingeschickte  Marche  Route  und  Njicht- Stationen,  da  sie  in  ganz  andern  Ord- 
nung gt*setzt  sind,  m'cht  weiters  zu  befolgen  gedenke,  sondern  die  Reserve-Sta- 
tionen von  Wirowa  angefangen,  rukwei^s  nur  bis  nacher  Lemberg  halten  werde,'^) 
also  zwar,  dass  ich,  da  doch  mehrere  innere  St^itionen  zu  fahren  gedenke,^'') 
auch  geschwinder  als  diese  ausgesetzte  Tage  sind,  mit  Beybehaltung  der  nem- 
hchen  Route  und  Reütung  in  denjenigen  Oertern,  wo  Gebürg  oder  der  Weeg 
ül)e],  (Hier  Situationen  zu  sehen  sind,  zu  machen  gesinnet  bin ;  Darnach  ist  der 
Hadick  zu  instniiercn;  Von  Lemberg  aus  wird  ei*st  die  weitere  Tournre,  weldie 
wohl  anwiederum  verkehiix^r  nemlich  in  Pokutien  bey  General  Fabris  anfangend 
und  bei  d' Alton  aufhörend,^')  entschieden,  und  dessen  eigentliche  Tage  beneimet 


»»)  Ebenila.  I.  S.  213.  / 

**^)  Das  Orif^'nal  di«*M<*s  Handschii'ilw'ns  —  es  hofindot  sich  in  dorn  k.  und  k.  Kricj^wircliiv 
(II.  8.  1773  77-  2G)  —  ist  vom  12.  Jidi  datifit.  Dass  dies  nur  ein  Seh riMhfe hier  ist,  dafür 
«priebt,  ali^'sehen  von  dem  iVusstellunj^orte  -  in  Kezdi-Vasarhely  hielt  sieh  der  Kaiser  am 
12.  Juni  (nieht  Juli)  auf  ~  der  Fmshmd,  dass  am  oberen  Kande  der  ei-sten  SeiU'  des  Hand- 
?s<'hivil>ens  die  Worte:  Hend>^elan«;t  am  19.  Juni  stehen  und  dass  die  infolge  dieses  Hand- 
^•hivilM*ns  vom  Hofkrie^rathe  an  das  j,'aliz.  Generalefunmando  erlassene  Vrronlnun«^  j^leiehfalls 
Irtztert's  iJat^mi  träj^. 

"^)  d.  i.  in  seinem  \Verbl>ezirke. 

")  Oeneral  der  Cavallerie  Andn'as  (iraf  v.  Hadik  war  damals  ctnnmandiertMider  (ieneral 
in  <>alizien. 

*•)  <iemäHs  der  ihm  unterm  S.  Febniar  1773  übennittelten  Mai"s<*hroute  hatte  II  a  d  i  k  am 
24.  Mai  für  die  Tour  vou  I^-mbeix  an  di»'  <^aliziseh-unfr'U'i<^<lH*  (in^nz«»  fbl^'ude  (Kesen'e-)Naeht- 
Ktati«»nea  vor«res<-hla^'n :  Jaw(»r«»w.  Przemvsl,  Sambor,  Tstvanowa,  Lisko  und  Szezawne.  (K.-A., 
U.  S.   1773-9X-2H7. 

»**)  Na«-h  der  am  12.  Jum'  dem  Ilorkriej^sratbe  übermittelten  Taj^s  Lista^  (K.-A..  II.  S. 
1773 — 77 — 2f>)  sollte  von  Vin>va  bis  liend>er;^    <lurehaus  «,'eritten     werden. 

*')  (ieneral  (Jraf  Fabris  eonmianilieile  die  zwis<"hen  b^ml)ep^  und  Sniatvn,  <ren«'ral 
d' AI  ton  die  zwischen  Bielitz  und  Mielee  (an  der  Nord«^renze  (Jabziens)  liej^ende  Iiri«;ade.  Zwi- 
M-hen  IxMflen  wan^n  an  <ler  Nord-  und  Ostj^n'uze  die  lU-i«raden  der  (Jenerab*  Sehrr»der.  (Jri^ 
vi'o  und   .Vlmasy  (letzteiv  v(»n  Mibio    bis  Zaleszezyki)  aufirestellt.     (Hadik    an  d.   H<»rkriejr.s- 

ralb.  24.  Mai   1773.)  *  C^  r\r\c^\o 

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30  Polek: 

werden  können.  Icli  werde  über  Caschau,  Eperies,  Haraona  nadier  AVirowa, 
inid  so  weitei^,  wie  es  die  hieme})en  folgende  Tags  Lista  zeiget  in  Gallizien 
eintreffen.  Die  fernei>i  beygebogene  Lista  zeiget  Ibneii,  was  loh  in  einer  jedeu 
Nacbt- Station  an  Victualien  und  zu  weiterer  Fortkomniung  an  Pferden  brauche.**) 

>^Es  n)uss  auch  auf  einer  jeden  solchen  Nacht  Station  ein  Ofäcier  mit 
HO  Mann  von  den  nächst  gelegenen  Truppen,  scye  es  Infanterie  oder  Cavalleric 
connuandiret  werden,  sowie  unterwegs  zu  Ueberniaass  der  Sicherheit  einige  Vor- 
sichten in  Wäldern  und  andern  abseitigen  Gegenden  durch  Patrouillen,  oder  in 
gefährlichen  Oertern    auch   Convoyinnigen    leichter  Truppen    zu    nehmen  wären. 

>ner  General  Hadick  soll  luich  nur  in  Ijeiuberg,  wohin  ich  mich  ohne- 
diess  schier  grad  verfiigen  werde,  erwai*t<^n.  Die  Brigadiei's  und  unterschied  Hohe 
Stabs-Officiers,  durcli  deren  Numero  ich  reysen  werde,  hätten  mich  allezeit, 
längst  ihrer  Brigade  oder  Regiments-Xumero  zu  begleiten.  Das  übrige  der 
Reyse,  wo  gefahren  oder  geritten  werden  wird,  werde  ich  erst  in  Lemberg  besser 
ausmachen  kommen,  da  ich  den  Aufenthalt  allda  noch  nicht  bestimmen  kann. 

»Den  hier  beygeschlossenen  Brief  werden  Sie  den  Feldzeügmeister  Loudon 
allsogleich  überschicken,  da  ich  Selben  auf  dieser  neuen  Towmee  mitzunehmen 
gedenke,  und  Ihn  auf  den  2H.  July  nacher  C.^aschau  dadurch  bestellet  habe. 
Bey  den  übrigen  in  allen  Meinen  Reysen  gebräuchlichen  Verordnungen  ^')  hat 
es  innner  sein  Verbleiben. 

Kesdl    Vasavhdy^  den   12.  Julii   1773. 

Joseph  CoiT.' 

Von  Kezdi-Vasärhely  reiste  der  Kaiser  über  Szepviz  (13.  und  14.  Juni). 
Bereczk  (15.),  Gyergyo-Sz.  Miklos  (IG.),  Parajd  (17.),  Szäs-Regen  (18.),  Bistritz 
(19.),  Borgo  (20.),  Rodna-Contumaz  (21.),  Rodna-Dorf  (22.),  von  da  zurück  über 
NaszcSd  (23.),  Dees  (24.),  Klausenburg  (25.  und  26.)  und  Thorda  (27.)  nacli 
Hennannstadt,  wo  er  vom  28.  Juni  bis  10.  Juli  blieb.  Hierauf  besuchte  er 
Maros-Väsäriiely  (11.  Juli),  Tötsch  (12.),  Banya  (13.),  Szigetli  (14.,  15.  und  17.). 
Kfirösmezö  (16.),  Huszt  (18.),  Hidegpatak  (19.),  Munkacz  (20.  und  21.),  Kaschau 
(22.  bis  24.),  Hanusfalu  (25.)  und  Virova  (26.),  überschritt  am  27.  Juni  die 
galizische  Grenze,  passierte  Lisko  (27.),  Dynöw^  (28.),  Jaroslau  (29.)  und  erreichte 
am  30.  JuH  Lemberg,  das  er  am  5.  August  verHess,  um  die  Rundreise  durch 
das  neuerworbene  Land,  und  zwar  über  Stiv.cliska  (6.),  Stanislau  (7.),  Zabtot^Sw 
(8.),  Sniatyn  (9.  und  10.),  Zaleszczyki  (11.),   Boryszkowce  (12.),  Skahi  (13.),  Ka- 

**)  Diosor  >I.ista<'  zufolge  sollteu  in  jedor  Nachtatiition  an  >Victimb'en<  vorhandon  sein: 
70  Pfun(l  Rincltti'isch,  ein  ganzes  Kalb,  ein  ganzes  Lamm,  dann  24  junge  und  2  alte  Hühner. 
3  (länse  und  2  Indianer  (sämmtlieli  gerupft),  ferner  24  l*f.  Sehmalz,  6  Pf.  Butter,  40  Eier. 
2  Achtel  Mundmehl,  2  Pf.  Zucker,  8  Citronen,  4  Pf.  S|H'ek,  4  Pf.  Knwliemuark  und  vcrsehi»*- 
denes  Grünzeug,  als:  Zeller,  Petersilie,  Zwiel»eln,  100  Stück  Kohl,  2  Pf.  Sauerkraut  oder  elnn- 
soviel  anden^s  derartige  (leniüse.  endlieh  Weisshrot,  ordinärer  Wein,  Küehengeschirr,  zinnern»* 
Si'hüsseln  und  Teller.  Messer,  (iabeln,  Liiffel  und  (iläser.  Die  Zahl  der  an  jeder  Station  ben'it- 
zuhaltenden  Pferde  war   auf  58  Zug-  und  2  Kritpfenb'  festges,»tzt.     (K.-A.  IL  S.  1773—77-2(5.) 

*^)  Daraus  sei  hii'r  nur  folgt  nde  angeführt:  K-^  >\nr<l  kundz»miach(-n  sein,  dass  einem 
jeden  fii'i  stünde,  seie  er  Militär  oder  Civil,  Mir  seine  Klagen  oder  Hesebwerden  sehriftlieh  ein- 
zun'icben.  nur  mit  diesem  Beisatz,  dass  sie  mit  seinem  Namen  bezeichnet  si'in  niüs*>i'n,  un<l  als<» 
Ich  weder  anonymisehe  noch  virsteckte  Anzi'igeu  annehmen  werde,  da  eln<'m  je<len  mit  uuver- 
hehlteni  Namen  d'c  Wahrheit  anzuzeigen  frei  .^tehet.  Diese  Angaben  wenb»  leb  sämmtlich  unter- 
suchen bissen  und  Ihro  Maje;t:it  der  Kaiserin  vorlegen  .  (K.-A.  IL  S.  1773^  OS     69 J 

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Joseph's  II.  Reisen  nach  Gamzien  und  der  Bukowina.  31 

laharowka  (14.),  Oszo^owcy  (15.),  Milno  (16.),  Brody  (17.  und  18.),  Byszow  (19.), 
Sokal  (20.),  Hnibieszow  (21.),  Dnbionka  (22.),  Bukoliipy  (28.),  Zaniosc  (24.  und 
25.),  Goray  (27.),  Kosin  (29.),  Nadbr/ezie  (29.),  Zaduszniki  (30.),  Boslestaw  (31.), 
Niepolomic«  (1.  September),  Kaziniierz  (2.  und  3.),  Kalwarya  (4.),  Oswiecini  (5.) 
und  Wleliczka  (6.  und  7.).  Am  8.  September  eneichte  er  Bielitz,  am  9.  Weiss- 
kirchon,  am  10.  war  er  bei  Kaunitz  in  Austerlitz  zu  Gaste,  am  11.  übernacbtete 
er  in  Pohrlitz,  am  12.  in  Stammersdorl*  und  am  13.  kam  er  in  Wien  an,*^) 
•zur  allgemeinen  Freude,  in  höchstem  Wohlsein.«  ^•') 

»Mit  einem  Eifer,  einer  Unermüdlichkeit  ohne  gleichen«  suchte  Joseph  in 
Galizien  die  inneren  Zustände  des  Landes  zu  erforschen  und  sich  mit  dessen 
Bedürfnissen  vertraut  zu  machen. 

Gleich  nach  seiner  Ankunft  in  Tjemberg  schrieb  er  seiner  Mutter,  er  sehe 
voraus,  dass  eine  unermessliche  Arbeit  seiner  harre.  Neben  grosser  VcrwiiTung 
in  allen  öifentlichen  Angelegenheiten  heri'sche  dort  ein  walirhait  ei^ch  recken  der 
Parteigeist  Im  allgemeinen  aber  scheine  das  Land  von  gutem  Willen  erfüllt 
zu  sein.  ^^) 

Doch  es  liegt  nicht  im  Plane  dieser  Arl)i»it,  die  Veränderungen  zu  be- 
trachten, die  diese  Kaiserreise  für  Galizien  zur  Folge  hatte ;  nur  ihix3  Bedeutung 
für  die  Bukowina  soll  uns  hier  beschäftigen.  Zu  diesem  Zwecke  sei  es  ge- 
stattet, etwas  weiter  auszuholen. 

Es  ist  bekaimt,  dass  Katharina's  IL  Einmischung  in  die  Angelegenheiten 
Polens  im  Herbste  1768  zu  einem  I^iege  z\Nnschen  der  Türkei  und  Russland 
führte.  Die  Russen  besetzten  im  »Jahre  1769  die  beiden  Donaufürstenthümer 
und  nahmen  im  folgenden  Jahre  den  Türken  die  meisten  Festungen  diesseits 
der  Donau  weg.*^) 

Diesen  Ereignissen  gegenüber  konnte  der  Wiener  Hof  nicht  nihig  bleiben. 
Er  Hess  nicht  nur  einen  Militärcbrdon  durch  Ungarn  und  Siebenbürgen  ziehen 
und  das  dort  streitige  Grenzgebiet  besetzen,  sondern  suchte  auch  eine  Verstän- 
digung mit  der  Pforte.  *®) 

In  der  Convention  vom  6.  Juli  1771  erklärte  sich  letztere  zur  Zahlung 
von  20.000  Beuteln  (circa  11 7^  Millionen  Gulden)  und  zur  Abtretung  der 
kleinen  Walachei  bereit  Dafür  versprach  ihr  Oesten-eich  einen  annehmbaren 
Frieden  mit  Russland  zu  vermitteln.^*). 

Die  im  Jahre  1772  eingeleiteten  Friedensunterhandlungen  scheiterten  an 
dem  Widerstreite  der  russischen  und  türkischen  Begehren.  Dieses  Resultat  kam 
selbst  dem  Sieger  unerwünscht,  so  dass  auch  dieser  jetzt  die  guten  Dienste 
Oesterreichs  in  Anspruch  nahm. 

Fürst    Kaunitz    schlug    damals    vor,  der    Pforte    fünf   bis    sechs  Millionen 

•*)  il  0  Soll  icr  .s,  a.  a.  0. 

«*)  Wit'iior  Diarium.  177.S.  Xr.  74. 

W)  Arnoth,  (iosi-hichte  Maria  Thoivsia's.  VIII.  S.  413. 

«7)  ßrücknor.  Xatluinna  dio  Zwcito.  UtTÜn  1888.  S.  2m.  ff. 

**)  Arnt'th,  a.  a.  O.  S.  170  f.,  Polok.  Dio  Envorhunj^  der  Bukowina  durch  ()<\stor- 
n'ich.  (Vrnowitz  1S89,  8.  6  und  K  a  i  n  d  1,  Die  Knvor1>un.!i:  dvr  Bukowina  durch  Ocstcrrcich. 
(•/>.'mowitz  1H94.  S.  9.  ^^  i 

f)  A  rneth.  a.  a.  O.  S.  290  f.  Digitized  by  GOOglC 


32  l^OLEK : 

Gulden  anzubieten,  damit  sie  sich  billigere  Friedensbedingungen  erkaufen  könne ; 
dagegen  sollte  sie  die  kleine  Walachei  an  OesteiTeich  abtreten. ^°) 

Nur  mit  Widerstreben  stimmte  Joseph  II.  diesem  Plane  zu.  Er  hielt  die 
kleine  Walachei  weder  in  militärischer  noch  in  politischer  und  commercicUtT 
Hinsicht  eines  solchen  Geldopfers  wert*')  Die  Wahrnehmungen,  die  er  auf  der 
siebenbürgisch-galizischen  Reise  machte,  bestärkten  ihn  noch  mehr  in  seiner 
Meinung;  dagegen  lenkten  sie  seine  Aufmerksamkeit  auf  einen  anderen  Theil 
des  türkischen  Grenzgel)ietes :  auf  den  nordwestliclien  Theil  der  Moldau,  d.  L 
die  heutige  Bukowina.  Durch  den  Besitz  dieses  Landes  hoffite  er  die  Herstel- 
lung einer  directeren  und  bequemeren  Verbindung  zmschen  Siebenbürgen  und 
Ostgalizien  zu  en^eichen.^^) 

Hierüber  schricl)  er  am  19.  Juni  1S73  von  Szäsz-Regen  an  seine  Mutter: 
*Wir  haben  soeben  die  Csik  und  Gyorgyo  mit  allen  ihren  nach  der  Moldau 
führenden  Pässen  sowie  einen  Theil  des  wiederbesetzten  Gebietes  besichtigt 
Letzteres  ist  eine  wahre  Wildnis,  bedeckt  mit  den  schönsten  Bäumen,  die  aber 
unbenutzt  verfaulen.  Wenn  man  durch  die  Zurückgabe  dieser  ziemlich  ausge- 
delniten,  aber  ohne  Beurbann)g  und  Besiedelung  fast  wertlosen  Gebietstheile  a» 
die  Moldauer  jene  Ecke  gewinnen  köimte,  die  an  Siebenbürgen,  an  die  Marma- 
roscli  und  an  Pokntien  stösst,  so  würde  man  sicher  etwas  sehr  Nützliches  voll- 
bringen.«^ Er  bittet  die  Kaiserin,  diese  Angelegenheit  von  dem  Füi'sten  Kaunitz 
in  Erwägung  ziehen  zu  lassen  und  fährt  dann  also  fort:  Diese  Erwerbung 
(cela)  würde  nicht  nur  unsern  Handel  und  Verkehr  erleichtern,  sondern  tür  die 
Truppen,  die  jetzt  behufs  ihrer  Vereinigung  einen  furchtbciren  Ihn  weg  nmchen 
müssen,  fiir  den  Kriegsfall  Ausgänge  aus  einer  in  die  andere  diesen*  Provinzen 
schatt\ni.« 

Als  erwerbenswert  bezeichnet  Joseph  IL  den  inzwischen  dem  Rodnapass 
un<l  den  Strassen  von  Horodenka,  Sniatyn  und  Zaleszczyki  längs  des  Sert»tli 
bis  zum  Pruth  und  Dniester  und  ganz  Pokutien  enthnig«  gelegenen  Theil  der 
Moldau.  Dies«  würde,  meint  er  schliesslich,  »in  militärischer  und  politischer 
Beziehung  zum  mindesten  der  kleinen  Walachei  gleichkommen.«  ^') 

Bei  dem  Hinweis  auf  den  zur  Eraielung  einer  besseren  Verbindung  der 
beiden  Provinzen  Siebenbürgen  und  Gtdizien  lu'ithigen  Landstrich  und  der  An- 
gabe der  Art  und  Weise,  wie  dessen  Erwerbung  zu  bewerkstelligen  sei,  liess  es 
Joseph  ir.  nicht  bewenden.  Er  traf  sofort  Anstalten,  um  eine  genaue  Keimtnis 
von  dem  ins  Auge  gefassten  Gebiete  zu  erlangen.  Zu  diesem  Zwecke  schickte 
er  den  Obei-sten  des  2.  walachischen  Infanteriereginientii  Karl  JVeiherrn  von 
Enzenberg  mit  einem  Officier  und  zwei  Unt^Toflicieix^n  zur  Recognoscieioing 
in  die  Moldau  wh.^*) 

Heber  fünf  -Punkte^  sollte  die  Expedition  Auskunft  bringen:  ül)er  die 
M(iglichkeit    der  Hei-stellung    einer    dauerhaften,  fahrbaren    Strasse    aus  Sieben- 

="•)  P^heinhi.  S.  455. 
»')  KluMula.  S.  457. 
")  Polck,  II.  a.  ().  S.  11. 

")  Polck,  a.  a.  ().  S.   12.  f.  un.l  Arnetli,  a.  a.  O.  Vill.  8.  613. 
»*)  Sirlu»  «las  w.'ittT  inin^n  t  .l'^t-iile  kaistTÜi-h'  HandMlH  iiTnl  v^'l.  l\uj  r  k,  a.  ji.  O.  S.  i:U. 

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JosEPH^s  11.  Reisen  nach  Oalizien  und  der  Bukowina.  33 

bürgen  über  Doma  nach  Galizien,  zweitens  ül)er  die  Ausdehnung  der  Besitz- 
ergreifung mit  Rücksicht  auf  die  Gewinnung  einer  leicht  zu  vertheidigenden 
Grenzlinie,  dann  über  die  Beschaffenheit  und  den  Wert  des  benöthigten  Land- 
striches, fenier  über  die  \  ortheile  dieser  »Acquirierung«  für  die  Monarcliie, 
endlich  über  die  Haltung    der  Bevölkerung    im  Falle    eines  Regierungswechsels. 

Nach  Verlauf  von  ungelähr  sechs  Wochen  hatte  Enzenberg  die  ihm  über- 
tragene schwierige  Aufgabe  gelöst.  Sein  Bericht  '^)  sprach  laut  für  das  Project 
des  Kaisers.  Dieser  war  denn  auch,  wie  das  folgende,  am  10.  August  von 
Sniatyn  an  den  Hofkriegsraths-Präsidenten  gerichtete  Haiidbillet  l)eweist,  mit 
dem  Ergebnisse  der  Expedition  zufrieden.     Er  schrieb: 

»lieber  Feldmarschall  Graf  von  Lacy!  Da  dem  Obristen  des  zweyten 
Wallachischen  Infanterie  Regiments  Baron  von  Enzenberg  der  Auftrag  von 
Mir  geschehen  ist,  sich  mit  einem  Oflicier  und  zweyen  Unter  Officieren  in  die 
Moldau  zu  begeben,  derselbe  auch  bereits  mehrere  Zeit  allda  zugebracht,  wie 
es  ihnen  schon  bewust  ist,  und  die  ihme  «auferlegte  Commission  auch  wirklich 
gut  vollendet  hat;  So  werden  sie  dem  General  Commando  in  Siebenbürgen 
den  Befehl  ertlieilen,  dass  selbes  gedachten  Obristen  Enzenberg  alle  zu  sothaner 
Reyse  gemachte  Ausgaaben,  Unkosten  und  diurna^  ohne  hierüber  von  ihme  eine 
liesondere  genaue  Berechnung  zu  fordern,  ohnaufhaltlich  verabfolgen  lasse. 
Sniatyn  den  10.  August  1773. 

Joseph  Con\ :  ^'') 

Eine  weitere  Massnahme  des  Kaisers  war  die  Anordnung  der  kartho- 
graphischen  Aufnahme  des  an  Gahzien  und  Ungarn  stosseiulen  Gebietes.  Diese 
Aufgabe  fiel  dem  Generalstabs- Hauptmaime  Friedrich  von  M  i  e  g  zu,  der  schon 
am  17.  September  1773  eine  »Generalkarte«  von  dem  zwischen  dem  Pruth  und 
Dniester  gelegenen  Landstriche  nebst  Specialplänen  von  Chotin  und  Kamieniec 
an  das  galizische  Generalcoramando  sandte,  indem  er  gleichzeitig  in  einem  bei- 
gefügten Berichte  ebenso  wie  wenige  Wochen  früher  Enzenberg  die  grossen 
Vortheile  einer  Grenzerweiterung  nach  der  Türkei  hin  auseinandersetzte.^^) 

.Schliesslich  liess  der  Kaiser  »zur  Erweisung  der  diesseitigen  Anspiüche 
und  Gerechtsamen  auf  die  Moldau«  durch  den  geschieh tskundigen  Obersten 
Baron  von  S  e  e  g  e  r  eine  Geschichte  dieses  Landes  schreiben,  die  denn  auch 
darthat,  dass  der  Bukowiner  Wald  und  der  von  Czeniowitz  gegen  Sereth  uiul 
Borgo  laufende  Bergrücken  die  Grenze  zwischen  der  Moldau  und  Pokutien,  also 
Galizien,  gebildet  habe.*®) 

Staatskanzler  K  a  u  n  i  t  z  zollte  dem  Projecte  Joseph's  Beilall.  Schon  im 
Juli  1773  hatte  er  den  österreichischen  Geschäftsträger  in  Constantinopel  Franz 
Freiherrn    von    Thugut    davon    unterrichtet,  und  obwohl    dieser    in    seinem  Be- 


•*)  Er  ist  unter  dem  Titel:  »Von  und  aus  der  Bukow-ina.  Im  September  1781  <  (anonym) 
in  Schlözer  s  »Stiiais-Anzeij^en«,  Bd.  I,  Heft  1,  S.  38  ff,  dann  in  Hurmuzakis  ^Dofu- 
menie  la  istoria  Rot/ianihro^y  Vol!  VII,  S.  488—496  und  im  Auszuj^e  bei  Pole  k,  a.  a.  S.  14  ff 
veröffentlicht. 

**)  K.-A.  n.  S.  1773—62—33.  (OriJ,^) 

■0  Werenka  »Bukowinas  Entstellen  und  Aufblühen,  I.*^  im  Archiv  fiir  östeiT.  (ie- 
M-hichte.  LXXVm,  Beilage  I. 

")  Bei  Werenka,  a.  a.  0.  Beil.  II.  u.  XUI. 

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.Google 


84  PoLEK : 

richte  vom  3.  August  die  Willfährigkeit  der  Pforte  sehr  bezweifelte,  kam  er 
dennoch  sofort  auf  die  Sache  neuerdings  zurück.^^)  Ein  Jahr  später  wjir  der 
YOni  Kaiser  ins  Auge  gefiisste  Landstrich,  die  Bukowiiui,  von  Oesterreich  besetzt**] 


II. 

Reise  nach  Gaiizien  und  Russiand  1780. 

Nach  allen  aus  der  Zeit  der  Besitzergreifung  stammenden  Berichten  *^) 
war  die  Bukowina  damals  grösstentheils  mit  Wald  bedeckt 

Und  wie  spärlich  war  das  Land  bevcilkert!  Auf  den  10.456  QKilometenj. 
die  es  mnfasst,  wohnten  nicht  mehr  als  circa  12  bis  15  Tausend  Familien  oder 
60  bis  70  Tausend  Seelen.*^)  Demgemäss  lagen  auch  die  kleinen,  zumeist  niu* 
eine  einzige  Stube  enthaltenden,  aus  Holz  aufgefuhii^n  Häuser  überall,  besondei^ 
aber  im  Gebirge,  weit  auseinander.**) 

Der  Nationalität  nach  gehörte  die  Mehraahl  der  Bewohner  dem  rumäni- 
schen Volksstamme  an.  Im  Russisch-Kimpolunger  Bezirke  (Gerichtsbezirke 
Wiznitz  und  Putilla)  sassen  neben  den  Rumänen  auch  Ruthenen.**)  Auch  zwei 
kleine  deutsche  Colonien  waren  schon  vorhanden :  Prelipcze  und  Sadagora.**) 
Ausserdem  gab  es  in  Suczawa  eine  ziemlich  starke  Gemeinde  von  orientidischen 
Armeniern  *^)  und  im  ganzen  fjande  zei'streut  Juden  und  Zigeuner.*') 

Die  Rumänen  bekannten  sich  sämmtlich  zur  griechisch-orientilischen  Kirche. 
Dieser  Kirche  hiengen  aus  Mangel  an  eigenen  Priestern  auch  die  ehedem  grie- 
chisch-katholischen Ruthenen  an.  Doch  hatten  weder  die  einen  noch  die  an- 
deren einen  rechten  BegriflF  von  ihrer  Religion.*^) 

8»)  Arncth,  (Joschicht*^  Maria  Thm-sia's.  VIIT.  S.  463  f. 

*°)  üeber  die  Ei-werbunj?  der  Bukowina  siebe  A  r  n  e  t  b,  a.  a.  0.  VIII,  8.  369  ff  sowie  die 
bt^reits  citierten  Arbeiten  von  K  a  i  n  d  1,  P  o  1  e  k  und  W  e  r  e  n  k  a. 

*^)  (ianz  (xler  theilweise  sind  davon  veröffentliebt :  1.  General  Baron  Spien y's  »ohnmass- 
j^eblicher  Entwurf  zu  einer  inilitäriscben  Einriebtung  des  k.  k.  enelavirten  Moldauischen  AdUkmIs- 
vom  10.  Deeember  1774  (bei  Pn>f.  Dr.  v.  Ziej^lauer,  Der  Zustand  der  Bukowina  zur  Z*»it  d-T 
österreichiscben  Oc<*upation.  Czemowitz  1888.),  2.  Spien  y's  ^Be.*5chi-eibung  des  Bukowiner  I)i- 
stricts  nach  der  vorberiji^m  und  jetzo  n^wh  bestehenden  Beschaffenheit'^  aus  d.  J.  1775  (unter  dem 
Titel:  ^General  Spleny's  Beschi-eibunj^  der  Bukowina<^  und  »Ortschafb^verzeichnis  der  Bukowina-, 
hi-sj?.  von  Polek.  Czemowitz  1893.),  3.  General  Baron  Enzenberj^s  Ik'nkschrifben  vom 
30.  October  1779  (bei  Ziej^lauer,  Geschichtliche  Bilder  aus  der  Bukowina  zur  Zeit  der  öster- 
reidiiscben  Oecupation,  CzemoM-itz  1893)  und  4.  die  ^Beschreibiuijc  d(?s  Buew\iner  Distri<-tä^  de^ 
Mappierung8dire(^)rs  .1.  B  u  d  i  n  s  z  k  v  aus  d.  J.  1783  (l)ei  Polek,  Die  Bukowina  zu  Anfanp 
des  Jahres  1783,  Czemowitz  1894.) 

*")  Spleny's    BescbriMbunji:  der  Bukowina,  S.  166^  f.,  dann  Orisciiaftsverzeichnis    S.  4  ff. 

*')  Spleny's  Besehreibung  der  Bukowina,  S.  25  ff  und  66  f. 

**)  Werenka,  »Maria  Theresia  und  die  Bukowina«,  Wiener  Zeitung,  1888  Xr.  107.  Vgl. 
auch  Polek,  Die  Anfangs»  des  Volksschulwesens  in  der  Bukowina.  Czemowitz  1891.  S.  42. 

**)  Ueber  Prehj)cze  u.  Sadagora  siehe  W  i  c  k  e  n  h  a  u  s  e  r,  Die  deutschen  Siedelungen  in 
der  Bukowina.  1.  (Czemowitz  1885),  S.  34  ff,  über  Sadag<'>rd  auch  Polok,  Die  ehemalige  rus- 
sische Münzstätte  in  Sadagc'mi.  Czemowitz  1894. 

*«)  Siehe  D.  Dan,  Die  orientalischen  Amienier  in  der  Bukowina.  Czemowitz  1890.  Vgl 
auch  Zieglauer,  Geschichtliche  Bilder,  S.  61—63. 

*')  Ueber  die  Juden  siehe  Polek,  Statistik  des  Judentbunis  in  der  Bukowina  (S.-A.  aui^ 
d.  Statist.  Monatschrift.  Wien  1889),  über  die  Zigeuner:  A.  Ficker,  Die  ZigiMiner  in  der  Bu- 
kowina (S.-A.  aus  d.  Statist.  Monatschrift  1875)  und  Dan,  Die  Zigeuner  in  der  Bukowina.  Czer- 
nowitz  1892.  Vgl.  auch  Zieglauer,  a.  a.  0.  S.  69  ff. 

*®)  S  p  1  e  n  y,  Beschivibung  der  Bukowina,  S.  34. 

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Josbph's  II.  Reisen  nach  Galtzten  und  der  Bukowina.  35 

Um  Schulung  und  Bildung  stand  es  überhaupt  sehr  schlecht  in  dem  neu- 
ei-^^'orbenen  Lande.  Von  den  Adehgen  pflegte  nur  ein  einziger  (der  Bojar  Ba- 
silius  Bai  seh)  »die  Rechte  und  die  Wissen  schaftejK,  die  Geistlichen  waren 
zufrieden,  wenn  sie  nur  lesen  und  schreiben  konnten,  und  die  grosse  Masse  des 
Volkes  genoss  gar  keinen  Unterricht*^) 

Den  Hauptnahrungszweig  der  Bewohner  bildete  die  Viehzucht,  deren  Pro- 
duete  (Rinder  und  Pferde,  Schafe  und  Ziegen,  Häute  und  Wolle  etc.)  von  den 
Juden  und  Armeniern  aufgekauft  und  theils  nach  der  Türkei,  theils  nach  Schle- 
sien verhandelt  wurden.  Der  Ackerbau  bestand  hauptsächlich  im  Anbau  von 
Kukuruz,  und  zwar  für  den  eigenen  Bedarf '*^) 

Der  ganze  Gnnul  und  Boden  eines  Dorfes  war  dem  Grundherrn  eigen. 
Der  Bauer  besass  nicht  eine  Handbreit  eigenen  Ten-ains.  Er  erhielt  jährlich 
soviel  Grund,  als  er  zum  Unterhalt  des  Viehes  und  zum  Anbau  brauchte.  Dafür 
hatte  er  dem  Grundherrn  von  allen  seinen  Erzeugnissen  den  Zehnt  zu  geben, 
12  Tage  im  Jahr  zu  frohnen,  eine  Fuhr  Holz  zuzuführen  und  bei  der  Ausbes- 
serung der  herrschaftlichen  Gebäude  mitzuwirken.^')  Im  übrigen  war  der  Bauer 
fi*ei ;  leibeigen  war  nur  ein  Theil  der  Zigeuner,  die  sogenannten  Roby.**) 

Von  den  weltHchen  Grundbesitzern  hatten  die  meisten  ihren  bleibenden 
Wohnsitz  ausserhalb  des  Landes.  Aber  auch  die  innerhalb  des  Cordons  be- 
güterte Geistlichkeit  gehörte  nicht  ausschliessHch  der  Bukowina  an.  Ein  grosser 
Tlieil  von  Grund  und  Boden  war  nämlich  dem  Metropoliten  von  Jassy  und 
moldauischen  Klöstern  eigen.  Anderer;;eits  hatte  sowohl  der  Radautzer  oder 
BukoH-iner  Bischof  als  auch  die  Bukowiner  Klostergeistlichkeit  in  der  Moldau 
Güter.  ") 

Wenn  schon  aus  .diesen  eigentliümlichen  Besitzverhältnissen  mannigfache 
Irrungen  entsprangen,  so  nmsste  das  äussere  Gefüge  der  Kirche  —  es  reichte 
nämlich  einerseits  die  Radautzer  Diöcese  weit  in  das  moldauische  Fürstenthum 
hinein,  während  andererseits  nicht  nur  viele  Seelsorgstationen,  sondern  auch  alle 
Kliister  der  Bukowina  dem  Jassyer  Erzbischofe  unterworfen  waren  —  noch 
grössere  Uebelstände  zur  Folge  haben.  Die  Weltgeistlichen  (Popen  und  Dia- 
konen) machten  sich  bei  dem  Abgang  von  Pftiinden  und  Stolgebühren  durch 
unerlaubte  Mittel  fiir  ihre  geistlichen  Verrichtungen  bezahlt,  die  Mönche  aber 
führten,  da  ihre  Vorsteher  das  Eiträgnis  der  Klostergüter  vergeudeten,  entweder 
ein  erbarmungswürdiges  Dasein  oder  gewannen  ihren  Lebensunterhalt  ausserhalb 
der  Klostermauem.'^*) 

Nicht  besser  war  die  Verwaltung  des  Landes  beschaffen.  Sie  bestand 
eigentlich  nur  in  der  Einsammlung  der  Steuern  und  in  der  Pflege  der  Justiz. 
Dazu  war  in  Czerno^itz  ein  Starost  (Aeltester),  in  Suczawa  ein  Isprawnik  (Ver- 
walter), in  jedem  Okol  (Bezirke)  Namestniks  (Stellvertreter)  imd  in  den  Dörfern 


**)  P  o  l  c  k,  Aiifiingp  d.  Volkssehulwesens  in  <1.  Buko>rina.  S.  6  ff. 
***)  S  p  1  o  n  v'  ß  Beschreibung  d.  Bukowina.  8.  35  ff. 

»»)  Spleny,  a.  a.  0.  S.  64  f.  —  V^rl.  auch  Zieglauer,  a.  a.  0.  S.  16  ff. 
**)  Zieglauer,  a.  a.  0.  S.  71. 

**)  N<H-h  im  Jahre  1788  zählte   man  80  OrtschafUm,  dei-en  Eigenthünier  sicli  theil>»  in  der 
M«44biii.  theils  in  der  Walachei  aufhielü^n.  (Polek,  Die  Bukowina  zu  Anfang  1783.  8.  62.) 

**)  Spien  y'  s  B«?s<*hrtMhung  d.  Bukowina.    8.  51  f  un<l  Z  i  e  g  1  a  u  e  r,    a.  a.  0.  8^4  ff,        - 

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36  Polek: 

Dwoniiks  (Richter)  angestellt  Dem  Starosten  und  dem  Isprawnik  waren  je 
drei  Ix)gofeten  (Srhreil)er),  einer  fiir  die  Steuersachen  luid  zwei  fiir  die  Gerichts- 
pHege  und  die  Corresi)ondenz,  den  Namestniks  je  zwei  Zlotaschen  (Steuerein- 
nehmer), den  Dwoniiks  je  nacli  der  Grösse  und  Ausdehnung  des  Dorfes  1,  2 
oder  3  Wat^imans  (Gehilfen)  zugetlieilt.  Dem  Starosten  standen  überdies  eine 
Anzahl  Gerichtsdiener  (Barans,  Umblators)  und  Amanten,  letztere  zumeist  zu 
auswärtigen  Dienstverrichtungen  und  zur  Ueberbringung  der  Berichte  nach  Ja^j, 
zur  Verfügung.  Die  Aufsicht  über  die  Grenze  besorgten  100  Kalaraschen  oder 
Grenzwächter  unter  einem  Capitän  und  4  Vicecapitäns. 

Nur  die  Amanten  erhieltcMi  ihren  Sold  vom  Fürsten;  das  ganze  übrige 
Verwaltungspersonale,  vom  Starosten  angefangen,  war  auf  sogenannte  Sportein 
angewiesen.  Uebrigens  waren  die  vornehmeren  Aemter  nicht  auf  Lebenszeit 
sondern  nur  auf  2  oder  3  Jahre  und  meistentheils  an  den  Meistbietenden  ver- 
handelt Kein  Wunder,  dass  (he  Bemühung  solcher  Beamten  dahin  gieng,  das 
für  das  Amt  ausgelegte  Geld  sobald  als  möglich  herauszuschlagen  und  sich 
während  der  kurzen  Amtszeit  auf  Kosten  des  armen  Volkes  zu  bereichem.**) 

Die  Steuem  waren  maimigfach.  Vor  allem  ist  der  Tribut  zu  nennen,  der 
zumeist  die  Aenneren  drückte;  denn  der  höhere  Adel  und  die  Klostergeistlich- 
keit war  davon  befreit  Dann  gab  es  eine  Gostina  (Weidegeld  fiir  fremde  Schafe), 
eine  Desetina  (Zehnt  von  Borstenvieh  und  Bienen),  ein  Solarit  (Salzsteuer,  nur 
im  Czernowitzer  District),  eine  Starostie  und  Isprawniksie  (Steuer  fiü*  den  Sta- 
rosten und  Isprawnik  von  allen  ausgeführten  Waren),  eine  Kapitanie  Dikitzman 
(Steuer  für  den  Grenzcapitän  von  Kotzman  von  dem  ausgeführten  Vieh),  eine 
Dworniksie  mare  und  eine  Schartrarie  (ebensolche  Steuer  für  den  Gross-Dwomik 
oder  Obei*st- Hofmarschall,  bezw.  für  den  Schartrar  oder  General-Quartiermeister), 
ein  Boeritul  (Steuer  von  jedem  Schank-  und  Brantweinhaus  für  den  Gross- 
Mundschenk),  ein  Venitul  Metropolitului  (Steuer,  welche  die  Juden  für  ihre  Dul- 
dung dem  Metropoliten  zu  entrichten  hatten)  etc.**) 

Was  die  Rechtspflege  anbelangt,  so  war  für  den  processierenden  Baueni 
der  Dwornik  die  ei-ste,  der  Namestnik  die  zweite,  der  Starost  bezw.  der  Isprawnik 
die  dritte  Instanz.  Der  Adel  brachte  seine  Klagen  sofort  bei  letzterem  vor. 
Die  Geistlichen  aber  unterstanden  in  Temporalibus  wie  in  Spiritualibus  der 
Jurisdiction  des  Bischofs. 

Alle  Processe  wurden  ohne  Advociiten,  ohne  Beisitzer,  ohne  Protokoll, 
bloss  nach  der  natürhchen  Einsicht  oder  Willkür  des  Richters  durchgeführt; 
doch  stand  es  dem  Bauern,  dem  Edelmann  und  auch  dem  Geistüchen  frei,  gegen 
den  Aussi)mch  des  Starosten,  bez.  Isprawniks  und  Bischofs  die  Entscheidung  des 
Füi'sten  anzumfen,  der  die  Streitsache  von  dem  in  Jassy  eingesetzten  Divaii 
(Gerichtshof)  untersuchen  Hess. 

Criminalfälle  konnten  nur  in  Jai^sy  zur  Verhandlung  kommen,  Todes- 
urtheile  nur  mit  Zustinmmng  der  Pforte  vollzogen  wenlen ;  die  Verbrecher  waren 
jedoch  »meistens  so  glücklich  <,  sich  untenvegs  oder  im  Gefängnisse  mittels  eines 
Geldgeschenkes  von  ihren  Fesseln  zu  befreien.*^^ 


W)  Spion  V,  a.  a.  O.  S.  45  ff. 
^)  KiM'iMla/a.  a.  O.  S.  53  ff. 

»0  Elxnula,  S.  50  ff. 

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Josbph's  II.  Reisen  nach  Galizien  und  der  Bukowina  37 

Von  der  Handhabung  der  Polizei  war  keine  Rede.  Im  gajizen  Lande  gab 
es  keinen  Chirurgen,  keinen  Arzt  und  keine  Apotheke.  Nirgends  war  man 
seines  Eigenthums  imd  Lebens  sicher,  da  die  in  und  an  den  Wäldoni  einsam 
lebenden  Bewohner  aus  Furcht,  misshandelt  oder  getödtet  zu  werden,  dem  räu- 
berischen Gesindel  allzeit  Unterkunft  gewährten.  Die  Landstrassen  waren  der- 
gestalt vernachlässigt,  dass  die  Reisenden  alle  AugenbUcke  in  Morästen  stecken 
blieben.  Auch  Brücken  fehlten,  so  dass  man  zur  Zeit  des  Regenwetters  an 
Flüssen  und  Bächen  warten  musste,  bis  das  Wasser  sich  etwas  verlaufen  hatte. 

Dieselbe  Fahrlässigkeit,  die  auf  dem  Lande  überall  in  die  Augen  sprang, 
herrschte  auch  in  den  Städten.  Keine  Vorsicht  gegen  Feucrsbiamst,  kein  ordent- 
liches Mass  und  Gewicht,  keine  Reinlichkeit,  überhaupt  nichts,  was  den  Auf- 
schwung einer  Stadt  befördert,  war  daselbst  zu  finden.'^^) 

Das  war  der  Zustand  der  Bukowina  zur  Zeit,  als  Oesterreich  von  diesem 
Land  Besitz  ergriff. 

Die  erste  Frage,  die  hinsichtlich  des  neugewonnenen  Gebietes  zu  lösen 
war,  betraf  die  Art  und  Weise  seiner  künftigen  Verwaltung.  Es  musste  ent- 
schieden werden,  ob  dieses  Land  eine  selbständige  Provinz  bilden  oder  zu  Ga- 
lizien geschlagen  oder  etwa  zur  Verlängerung  der  siebenbürgischen  Militärgrenze 
verwendet  werden  sollte.  Dann  kamen  die  einzuführenden  Verbesserungen  in 
Betracht 

Der  commandierende  General  in  Galizien,  Feldzeugmeister  Freiherr  v. 
Elrichshausen,  redete  der  Grenzeinrichtung  das  Wort  und  rieth,  sie  da- 
durch anzubahnen,  dass  man  das  Land  gleich  anfangs  unter  militärische  Ijei- 
tung  stelle.^®)  Die  Beschaffenheit  und  die  Ziele  dieser  Verwaltung  legte  er  in 
einer  vom  6.  Jänner  1775  datierten  Denkschrift  dar.^°)  Er  schlug  die  Einthei- 
lung  des  Landes,  fiir  welches  er  den  Ausdruck  »moldauisches  Generalat«  ge- 
braucht, in  2  Kreise  oder  Regimentsstände  (Czernowitzer  und  Suczawer  Regi- 
mentsstand) vor.  An  der  Spitze  des  Generalats  sollte  ein  Feldmarschall-Lieu- 
tenant •*),  an  der  Spitze  der  Regimentsstände  je  ein  Officier  mit  dem  Titel 
Standespfleger  stehen.  Das  Generalat  sollte  vom  Hofkriegsrathe  abhängen  und 
mittelbar  an  das  galizische  Generalcommando  angewiesen  sein.  Generalat  und 
Regimentsstände  sollten  auch  die  Justiz  ausüben,  und  zwar  ersteres  als  Appel- 
lationsgericht für  alle  Stände,  letztere  als  Gerichtshöfe  ei-ster  Instanz  fiir  die 
Edelleute  und  zweiter  Listanz  fiir  die  Bauern,  die  Bürger  und  die  Judenschaft, 
die  ihr  Recht  in  erster  Listanz  von  ihren  Richtern  (Dorf-,  Stadt-,  Judenrichtern) 
zn  nehmen    hätten.     Das    bisherige  Abgabensystem  wollte    der   Feldzeugmeister 


w)  Ebenda,  S.  52  f  und  Ziüj,Mauer,  a.  a.  0.  S.  117  ff. 

*•)  Btrirht  an  den  Hofkriej^srath,  Lt>ni])ei^  14.  DecembtT  1774.  (Orij^.  K.-A.  IL  S. 
1774—23—24.) 

*>)  Sie  befindet  sieh  unter  dem  Titel:  »Entwurf  auf  was  Art  der  enelavirte  Kays.  Könlj^l. 
Mcjlilauische  Bezirk  unter  der  militairisehen  Direetion  zu  verwalten  soyv^  in  dem  k.  u.  k.  Kriej??- 
art-hive  (II.  8.  1775 — 879)  und  stimmt  bis  auf  wenij^o,  zumeist  nur  stilistische  Aendenmgen  mit 
«lern  ebendaselbst  (I.  S.  1774—23 — 31)  aufbewahrt(»n.  oben  (Anmerkun<jj  41)  erwähnten  Hpleuy'- 
M-hen  >Entwurfe«  vom  10.  December  1774  nahezu  wörtlich  übercin.  Auf  <licsp  Uelx'nnnstimmimg 
hat  übrigi?ns  8pleny  stdbst  in  einem  unterm  9.  Juni  1776  an  den  Ifofkriejjsraths-Präsidenten 
^Irafen  v.  Hadik  ^reriehteten  Schreiben  hinj^^wiesen.  (Vj^l.  auch  Anmerkunj^  67.) 

•')  Nach  (lem  Spleny*  sehen  Entwürfe  sollte  ein  (Jeneral  die  Oberleitung^  haben. 


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88  Polek: 

bis  auf  die  Steuer  für  Bienenstöcke,  Schafe  und  Boi'stenvieh,  deren  Abschaffung 
er  beftirwortetOj  beibehalten  wissen ;  ebenso  wideriieth  er  jede  Aenderung  an 
dem  Verhältnisse  der  Bauern  zu  den  Grundherren.  Dagegen  sprach  er  sich  für 
die  x\nlegung  von  Strassen,  in  erster  Linie  fiir  die  Enveiterung  des  von  Pozo- 
rittta  (unweit  Kim  polung)  nach  dem  Borgopasse  führenden  »Fusssteiges^  zu 
einem  »ordentlichen  Fuhi^ege«  aus,  empfahl  zur  Abwehr  der  von  der  Türivci 
her  beständig  drohenden  Pest  die  Errichtung  von  5  Quarantaineanstalten  und 
zur  Hebung  des  Verkehrs  zwischen  Galizien  mid  Siebenbürgen  die  Herstellung 
einer  regelmässigen  Postverbindung,  betonte  die  Nothwendigkeit,  die  Bauern  zum 
Anbau  von  Korn  und  Hafer  sowie  zur  Schonung  der  AVälder  zu  verhalten, 
rietl»,  durch  Gewähnmg  von  Freiheiten  Handwerker  herbeizulocken,  und  hob 
schliesslich  die  Vortheile  hervor,  die  dem  Lande  aus  der  Errichtung  zweier  ade- 
liger Convicte  und  Lateinschulen  (in  Czernowitz  und  Suczawa)  erw^achsen  wünlen. 

Wenngleich  Verbesserungen  nicht  abgeneigt,  hielt  Kaiser  Joseph  doch  die 
Umwandlung  des  Landes  in  eine  Militärgrenze,  ja  selbst  die  Feststelliuig  einer 
bestimmten  Regierungsform  noch  fiir  verfrüht  »Diesen  (District)  anjetzo  zu  einer 
gränitz  zu  machen  und  zu  bewaffnen,  wäre  nicht  rathsam.«  So  hatte  er  im  De- 
cember  1774  über  Elrichshausen's  Vorschlag  resolviert^')  Ueber  dessen  «Ent- 
wurf« schrieb  er  eigenhändig  folgende  Entscheidung  nieder:  i>Da  die  um- 
stände noch  nicht  so  beschaffen  sind  in  diesen  tlieill  der 
Moldau  eine  Regierun  gs  Form  einzuführe  n,  so  ist  des  Elrichs- 
h  ausen  Ei  fer  z  war  zu  beloben,  ihme  aber  aufzutragen,  alles 
in  statu  quo  zu  belassen  und  nur  interimaliter  durch  das  darin- 
nen befindliche  Militare  die  gewöhnlichen  Steuern  eintrei- 
ben zu  lassen,  die  höchst  nöthigen  Sanitäts  anstalten  zu 
treffen  und  die  bestmöglichst  und  leichtesten  defensions  und 
zugleich  am  eliora  tions  anstalten  zu  treffen.«  ^^)  Diesen  Befehl 
wiederholte  der  Kaiser  am  8.  Febniar  1775  unter  Beifügung  der  Gründe,  die  ihn 
dazu  bewogen.  Er  trug  nämlich  dem  Hofkriegsrathe  auf,  dem  galizischen 
G.eneralcommando  »zur  unverbrüchlichen  Regel  vorzuschreiben, 
dassnoch  dermalen  und  bis  auf  wei  tere  n  Befehl  in  dem  ge- 
dachten enclavirten  Bezirk  (d.  i.  in  der  Bukowina)  nichts  neues, 
als  was  die  äusserste  und  unvermeidliche  Nothwendigkeit 
erfordert,  verordnet,  alles  übrige  in  statu  quo  belassen  und  be- 
sonders die  Publicirung  solcher  öffentlichen  Patente  oder  die  Verfugmig  solcher 
Anordnungen  vermieden  werden  solle,  welche  die  mit  der  Pforte  wegen  des 
erwehnten  besetzten  Districts  vorhabende  Unterhandlung  ®*)  erschweren,  die  dor- 
tigen Unterthanen  missmuthig  machen  oder  denen  in  den  benachbarten  Gegen- 
den annoch  befindlichen  Kussischen  Truppen  zu  Beschwerden  Anhiss  geben« 
könnten.'^'') 

Dasselbe  Schicksal  wie  der  von  Elrichshausen  vorgelegte   »Entwurf-,  hatte 


")  Vortra«,'   dos    Hofkric^rsrathes,  27.  IVcvnibor   1774.    (Orij?.  K.-A.  II.  S.  1775— 23--24.) 

ßJ»)  Vortiiij?,  15.  Jänner  1775.  (OriK-  K.-A.  II.  S.  1775—87-9.) 

**)  (ienieint  sind  die  Unterliandliinj^'im  in  Botroff  der  Abj^^a'nzun«?  der  Bukowina. 

^^)  Werenka,  a.  a.  ().,  Boil.  lA'XXIII. 


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Joseph's  II.  Eeisen  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  39 

das  umfangreiche  Elaborat,  ^^)  das  der  seit  dem  Eiumareche  in  die  Bukowina 
daselbst  ad  Interim  mit  der  Militär-  und  Civilgewalt  ausgestattete  General  Frei- 
herr von  Spleny  am  10.  Februar  1776  dem  Präsidenten  des  Hofkriegsrathes 
übersandte,  und  worin  im  grossen  und  ganzen  das  in  dem  ebengenannten  »Ent- 
würfe« dargelegte  Reformprogi'amm  weiter  ausgefiihrt  und  begiündet  wird.^^)  In 
dem  darüber  abgegebenen  Gutachten  sprach  sich  nämlich  der  Hofkriegsrath, 
auf  Joseph's  Befehle  in  Betreff  der  Aufrechterhaltung  des  Statm  quo  verwei- 
send, dahin  aus:  »es  könne  und  müsse  das,  was  der  Bukowina 
^schädlich«  und  gegen  deren  »vorige  Gewohnh  ei  ten*  sei,  »hint- 
angehalten^  und  alles,  was  den' Ein  wohnern  »zum  Vortheil« 
gereiche  und  »keine  wesentliche  Veränderungen«  nach  sich 
ziehe,  zur  Ausführun  g  kommen;  »alles  übrige«  dagegen,  »was 
auf  die  künftige  Dist  ri  ctsverwaltung  und  auf  die  vorgeschla- 
genen neuen  Einrichtungen  einen  Bezug  habe,  könne  »so 
lange  nicht  zur  Deliberation  und  Ausübung  gebracht  werden, 
bis  die  eigentliche  Grenze  des  Districts  (d.  i.  der  Bukowina) 
festgesetzt  und  in  Betreff  dessen  künftiger  Administration 
die  Allerhöchste  Gesinnung  bekannt  sein  werde«.  Dieser  An- 
sicht pflichtete  auch  Kaiserin  Maria  Theresia  bei.  »Bevor  nicht  die 
vollständige  Grenzberichtigung  erfolget«,  entschied  sie, 
^kann  dem  Spleny  lediglich  die  Weisung,  worauf  Hofkriegs- 
rath ganz  wohl  anträgt,  gegeben  werden.«  ®®) 

Die  Grenzverhandlungen  fanden  am  2.  Juli  1776  in  der  Convention  von 
Palamutka  ihren  Abschluss.  Trotzdem  verstrichen,  da  die  l}aierische  Erbfolge- 
frage um  jene  Zeit  auftauchte,  noch  drei  volle  Jahre,  bis  man  hohenorts  »die 
Regulierung  des  Bukowiner  Districts«  in  enistHche  Ersvägung  zog.  Aber  gleich 
nach  Unterzeichnung  des  Teschener  Friedens  ergieng  an  General  Baron  En- 
zenberg  —  dieser  hatte  am  6.  April  1778  an  Spleny's  Stelle  die  interimi- 
stische Leitung  der  Bukowina  übernonmien  —  von  Seite  des  Hofkriegsrathes  der 
Befehl,  über  den  Zustand  des  Landes  zu  berichten  und  Verbesserungsvoi-schläge 
zu  unterbreiten.  In  letzterer  Hinsicht  sollte  der  General  insbesondere  darüber 
seine  Meinung  äussern,  »ob  in  der  Bukowina  eine  »Grenzmiliz«  »mit  Nutzen« 
erichtet  werden  könne,  oder  ob  es  genüge,  die  Bevölkenuig  »zu  Erhaltung  der 
Sicherheit  im  Land    und  an    denen  Grenzen    zur  Dienstleistung«  beizuziehen.*^) 


••)  Herausgegeben  von  m  i  r  unter  dem  TiU^l :  »General  Spleny's  Beschreibung  der  Buko- 
wina*. Czemowitz  1893.  (Vgl.  Anmerk.  41.) 

•^  Spleny  selbst  äussert  sich  darüber  in  dem  BegleitscJirelben  folgendermassen :  »Ich 
hatte  zwar  einen  TheU  dieses  Werks,  wiw?  nämlich  die  zukünftige  Verfassung  dieses  Districts  an- 
belangt auf  An  verlangen  meines  vorhinigen  commandirenden  Ucneralens,  Herrn  Feldzeugmeistt^rs 
B.  Ellrichshausen  Excellenz,  nur  bald  nach  der  von  mir  in  dieser  Gegend  angetretenen 
AnsteDung  einzureichen  die  (inade  gehabt,  nachdem  ich  aber  damals  die  gehörige  Zeit  nicht 
hattt\  <las  innerliche  jeden  Gegen.standes  verlässig  einzusehen  und  diesemnach  die  vorhinige  Ge- 
wohnheiten oder  die  sonstige  liage  aller  Dingen  mit  dem,  was  künftig  mit  Nutzen  des  Souverains 
veranstaltet  werden  könnte,  zu  combiniren,  so  konnte  sothan  meine  ei-ste  Bemühung  natürlicher- 
weise nicht  anders  al  \  ohn vollkommen  gerathen ;  welch  fehlorhaftt^s  zu  ver)je-wem,  zugleich  aber  auch 
«im  lias  jetiige  Werk  so  viel  möglich  in  Vollkommenheit  zu  bringen,  erdcht<»  ich  fiir  nöthig,  auch 
•iiej5<3n,  obschon  einmal  abgehandelten  Theil  in  einer  verbesserten  Gesüilt  gleichsam  zu  wiederholen.« 
(Orig.  K.-A.  n.  S.  1776—53-42.) 

^  Vortrag  d.  Hofkriegsrathes,  13.  April  1776.  (Orig.  K.-A.  H.  S.  1776-53-42.>  j 

«»)  Rescript  vom  25.  August  1779.  (Protok.  d.Hofkriegsr.  1779,  G.,  Nr.  6376.)    jOOglC 


40  PoLKK : 

Aus  Enzeiibergs  » System isierungsplano«  —  so  bezeichnet  der  GenenJ 
selbst  sein  aus  sieben,  vom  80.  October  1779  datierten  Denkschriflen  bestehendes 
Elaborat  —  ist  zunächst  ersichtlich,  dass  trotz  des  im  allgemeinen  noch  auf- 
rechterhaltenen Status  quo  die  ersten  fiinf  Jahix?  österreichischer  Ven^altung  in 
der  Bukowina  nicht  erfolglos  waren;  denn  die  Einwohnerzahl  hatte  sich  tlieils 
auf  natürlichem  Wege,  theils  durch  Zuwanderungen  nahezu  verdoppelt,  der  Ver- 
kehr hatk*  sich  durch  die  Hei*stellung  der  Verbindung  zwischen  Siel)enl)ürgen 
und  Galizien  gehoben,  die  Justiz  wurde  nicht  mehr  willkürlich,  sondern  nach 
Gesetzen  gehandhabt,  und  die  Enichtung  von  Scliulen  war  durch  die  Giündung 
eines  Schulfonds  angebahnt.'^) 

Die  Vorschläge  Enzenl)erg's  zur  Beseitigung  der  noch  bestehenden  Uebel- 
stände  gehen  über  die  Elrichshauseji'schen,  l)eziehungsweise  Spl^ny'schen  Re- 
formgedanken weit  hinaus.  Die  Meinungsverschiedenheiten  betreffen  insbesondere 
die  grundherrlich-bäuerlichen  Verhältnisse  und  das  Steuerwesen.  In  ersterer 
Hinsicht  schlägt  Enzenberg,  um  den  Landwirt  an  die  Scholle  zu  fesseln  m\d 
zur  Erbauung  besserer  Wohngebäude  anzueifern,  vor,  dem  Grundherrn  zu  ver- 
bieten, den  einem  Unterthan  einmal  zugewiesenen  Grund  diesem  oder  dessen 
Nackkommen  wieder  abzunehmen  oder  ^o^^cn  einen  anderen  zu  vertauschen. 
Dafür  sollten  die  Prohnen  (Hand-  und  Spanndienste)  grösser  als  bisher  sein 
und  überdies  nicht  mehr  von  allen  Tlnt^iihanen  in  gleichem  Ausmasse, 
sondern  dem  zugetheilten  Besitz  entsprechend  geleistet  werden.  In  Hhisicht 
auf  die  laudesfüi-stlichen  Abgaben  empfahl  der  General,  an  Stelle  der  Mehr- 
heit der  Steuern  eine  einzige,  auch  vom  Adel  und  der  Geistlichkeit  zu 
entrichtende  Steuer  einzufiihreri  und  zu  ihrer  Bemessungsgiimdlagc  Grund  und 
Boden  anzunehmen.  Grösstentheils  neu  sind  Enzenberg's  Vorschläge  in  Betreff 
der  Verbesserung  des  Kirchenwesens.  Damach  sollte  im  Einverständnisse  mit 
dem  Patriarchen  die  Bukowina  zu  einer  Diöcese  allein  bestimmt,  die  geistliche« 
Güter  eingezogen,  der  Biscliof  und  die  Mönche  vom  Staate  besoldet  und  der 
Unterhalt  der  Weltgeistlichen  durch  Feststellung  von  Stolgebühren,  sowie  durch 
Zuweisung  von  Wiesen  und  Feldern  (portio  canonica)  seitens  der  Grundherren 
gesichert  Averden.  Was  endlich  die  Grenzmihz  betrifft,  konnte  Enzenberg  zwar 
nicht  umhin,  auf  die  Abneigung  der  Bukowiner  gegen  den  Militärdienst  hinzu- 
weisen ;  ein  wirkliches  Hindernis  für  die  Errichtung  einer  solchen  Miliz  erblickte 
er  jedoch  vorläufig  nur  in  dem  Mangel  der  zur  Dotierung  der  Grenzer  nötliigen 
landesfüretlichen  Ländereien.  Diesem  Mangel  sollte  dadurch  abgeholfen  w^erden. 
dass  die  weltlichen  und  geistlichen  Grundbesitzer  zum  Nachweise  ihres  Besitz- 
rechts verhalten  und  jene  Güter,  für  welche  dieser  Beweis  nicht  ,  zu  erbringen 
wäre,  confisciert  w^ürden.  Unterdessen,  meinte  der  General,  würde  es  genügen, 
das  Bukowiner  Landvolk  unter  der  Leitung  von  Soldaten  %Qg'^^\  einen  täglichen 
Sold  von  je  G  kr.,  sowie  gegen  Befreiung  von  den  öffentlichen  Arbeiten  zur  Be- 
wachung der  Grenze  zu  verwenden.^') 

Diesen  Systemisierungsplan  unterbreitete  der  Hofkriegsrath  am  15.  Jäjmer 
1780  dem  Kaiser    mit    dem  Antrag,    dass    sowohl  General  Enzenberg   als 

'°)  Dazu  sowie  zu  <lom  F()l«^^n(lim  \\i\.  Z  i  c  j?  1  a  u  o  r,  Gt^chichtlicbe  BiUk^r  aus  der  Bukowina. 

'*)  DenkBtlirift  Nr.  1 :  ;>UntcrthäniK  ^ebor?amst  und  unzielsetzliche  Meinung...  in  Ajisefaun^ 

der  I^^ulinint?  des  Bukowiner  üistricts.«  (K.-Ä.  Memoiren.  Abth.  2.3,  Nr.  32  und  U.  S.  1780— 62-  3.Vk 


Joseph's  II.  Reisen  nach  Gai.izien  und  der  Bukowina.  41 

auch  der  in  Tjeniberg  angestellte  Oberkriegscomniissär  W  a  g  ra  u  t  h,  letzterer 
in  Vertretung  des  mit  d3n  Enzenberg'schen  Ideen  nicht  ganz  ein versUm denen 
Coinnijuulierenden  in  Galizien,  des  FeldTnai*schall-Lieutenants  Bai'on  Schröder, 
behufs  endgiltiger  Feststellung  des  Bukowiner  Regulierungsplanes  nach  Wien 
benifen  werde.     Diesem  Antrage  stimmte  Josei)h  zu.*^^) 

Es  ist  nicht  unwahi-scheijdich,  dass  sich  der  Kaiser  schon  damals  mit 
dem  Ginlanken  tiug,  im  Fnihjahre  1780  die  Bukowina  zu  besuchen,  um  sich 
ül)er  die  Wünsche  und  Bedürfnisse  dieses  Landes  an  Oit  und  Stelle  zu  unter- 
richten. Jedenfcills  war  er  Ende  Jänner  zu  dieser  Heise  fest  entschlossen,  ja  er 
knü])fte  daran  noch  ganz  andere  Pläne. 

Während  Maria  Theresia  die  Allianz  zwischen  Oesterreich  und  Frankreich 
noch  immer  für  die  natürlichste  und  passendste  (la  plus  naturelle  et  la  plus 
convpnable)  ansah, ^''^)  hielt  es  Joseph  seit  dem  Ende  des  baierischen  Erbfolge- 
krieges für  die  Aufgabe  der  östen*eichischen  Politik,  Russland  von  Preussen  ab- 
zuziehen und  ein  österreichisch-russisches  Bündnis  zustande  zu  l)ringen.^*)  Als 
er  daher  zu  Anfang  des  Jahres  1780  von  Katharina's  II.  Absicht,  in  den  Mo- 
naten Mai  und  Juni  eine  Reise  nach  Weissrusshmd  zu  untiTnehmen,  hörte, 
glaubte  er  die  Zeit  und  Gelegeidieit  zu  pei-söidicher  Annälienuig  an  die  giT)sse 
Kaiserin  gekommen.  Den  entscheidenden  Schritt  wollte  er  jedoch  nicht  ohne 
Vorwissen  seiner  Mutter  thun.  Er  Uieilte  ihr  also  mit,  dass  er  die  Czarin  an- 
lässlich ihrer  Reise  auf  russischem  Gebiete  zu  begrüssen  gesonnen  sei,  indem  er 
sich  zu  gleicher  Zeit  in  die  Bukowina  beigeben  wolle.  Diese  Mittheilung  hielt 
Maria  Theresia  für  einen  Scherz ;  umso  betiiibter  war  sie,  als  sie  sah,  wie  ernst- 
haft der  Kaiser  die  Sache  behandelte.^'') 

Am  1.  Februar  1780  machte  Joseph  auch  den  i*ussischen  Botschafter 
Fürsten  Galitzin  mit  seinem  Plan  bekannt.  Er  fügte  hinzu,  dass  diese  Ange- 
legenheit durchaus  zu  keiner  Staatsaction  werden  solle;  er  wünsche  nichts  als 
die  i-ussische  Kaiserin  zu  sehen.^^) 

Katharina  nahm  das  Anerbieten  des  Kaisers  in  den  verbhidlichsten  Aus- 
drücken au  und  bezeichnete  die  Stadt  Mobile  w,  wo  sie  am  7.  Juni  einzu- 
treffen gedachte,  als  den  geeignetsten  Ort  für  die  Zusammenkunft.^^) 

Jetzt  eret,  am  29.  Februar,  erhielt  Fürst  K  a  u  n  i  t  z  von  den  Absichten 
des  Kaisei-s  Kunde.  Dass  er  sich  darüber  empfindlich  zeigte,  ist  begreiflich. 
Noch  mehr  aber  fiihlte  sich  Maria  Theresia  gekränkt.  »Das  ist  ein  neuer 
Beweis«,  schrieb  sie  vier  Tage  nach  dem  Eintreffen  der  Antwort  aus  St.  Pe- 
tersburg an  den  französischen  Botschafter  Grafen  Mercy- Argen teau,  »wie  wenig 
ich  imstande  bin,  den  Ideen  meines  Sohnes  Einhalt  zu  tluui,  obwohl  ich  dann 
iumier  in  die  Lage  komme,  einbezogen  zu  werden  in  dere^n  Tadel«. ^®) 


'«)  OriK.  K.-A.  ü.  S.  1780-23-6. 

"•)  Maria  Therosia  an  Mario  Aiitoinotto.  1.  .Tiinner  1780.  (Ihr  Briefwochsel,  heraiis- 
^'.•j,n»}H'ii  von  A.  V.  Arno  ib.  2.  AiiH.  lA])zh^  1866.  8.  811.) 

•*)  A  r  II  e  t  h,  Oosohielite  Maria  TlioivHia>.  X.  S.  667  und  H  u  b  o  r,  OosU'rroicliisobe  Roiebs- 
^'H^obirbt*',  Pmg,  Wien  und  IxMpzijif  1895.  ö.  186. 

»)  A  r  u  e  t  h,  a.  a.  0.  S.  668. 

■«)  Ebentbi.  S.  668. 

")  Ebonda.  S.  669. 

")  Eb<-nda.  S.  671.  C  r^r^n]o 

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42  J'OLEK : 

Inzwischen  war  der  Kaiser  mit  seinem  Heiseplan  schon  vollauf  beschäftigt. 
Das  zeigt  das  folgende  Handbillet  an  den  Präsidenten  des  Hofkriegsrathes.") 
Er  schrieb : 

»Lieber  Feldmarschall  Graf  von  Hadick !  Die  Wichtigkeit  einer  zu  er- 
richtenden graden  und  so  viel  möglich  gemächlichen  Communic  ation  zwischen 
Olmütz  und  Gallizien  durch  Hungarn  rückwärts  der  Jablunka,  dann  die  ein- 
malige Bestimmung  derjenigen  Beschaffenheit,  so  einmal 
die  Buccowina  überkommen  muss,  veranlassen  Mich  anheuer  in  diesem 
Frulijahr  und  Sommer  zu  Beaugenscheinigung  dieser  beeden  Objecten  allhin  eine 
Reise  zu  unternehmen.  Sie  werden  dann  in  Gemässheit  dem  FML.  Schnkler 
als  Interims  Commandirenden  Generain  in  Gallizien  den  Auftrag  machen,  dass 
er  so  bald  als  mögHch  und  aufs  schleunigste  deii  Bericht  erstatte,  ob  bevge- 
schlossene  ideale  Marche-Route  leicht  zu  bewerkstelligen  möglich  seye,  oder  was 
er  daran  wesentUches  abzuänderen  für  notliwenig  hielte,  damit  Ich  darnach  Meine 
weitere  Anstalten  treffen  köime.  Zu  Gewinnung  der  Zeit  aber  wird  zugleich 
dem  Oberst  Lieutenant  Mieg  in  BieUz  zuzuschreiben,  und  ihm  die  Liste  von 
OUmütz  bis  Wielizka  zuzuschicken  sejii,  damit  er  wegen  der  von  Wallachisdi 
Meseritz  aus  bis  Oswiezin  durchaus  zu  Pferd  angetragenen  Route  seine  Meynung 
alsogleich  hier  einschicke,  weil  ihm  am  besten  der  Weeg  wegen  der  allda  neu 
zu  errichtenden  Strassen  bekannt  seyn  muss.  In  jede  Nacht  Station  werden  von 
dem  nächsten  Militari,  seye  es  Cavalerie  oder  Garnisonß-Regiment,  12  Mann 
commandieret  werden.  In  die  Buccowina  vom  Niester  an  bis  nach  Siebenbürgen 
werde  ich  durchaus  reuten,  und  werden  entweder  gute  Bauern  oder  Dienstpfenle 
in  Bereitschaft  seyn.  Die  Quartiere  werden  schon  von  meinen  eigenen  Leuten 
gemacht  und  besorget  werden. 

^Iden  Tag  meiner  Abreise  kann  ich  noch  nicht  bestimmen,  ich  werde  ihn 
aber  l>ey  Zeiten  durchaus  avisiren  lassen,  so  wie  ich  auch  eine  lista  von  einigen 
Victualien,  die  man  in  den  Nacht  Stationen  wird  in  Bereitschaft  halten  müssen, 
früh  genug  übei'scliicken  werde.  Alle  zwey  Meiln  werden  frische  Pferde  müssen 
in  Bereitschaft  gehalten  werden,  deren  Anzahl  bey  läufig  50  machen  wird. 

»Wenn  General  Enzenberg  in  Lemberg  mit  dem  Schröder  könnte 
die  Sache  ausgearbeitet  haben  und  noch  ehender  hieher  kommen,  so  könnten 
mündlich  mit  ihm  einige  Sachen  abgeredet  werden,  und  er  nachhero  noch  zeitlich 
genug  in  die  Buccowina,  um  mich  allda  zu  empfangen,  sich  wieder  zurück  verfugen. 

»Da,  wo  die  Wägen  in  der  Buccowina  und  anfangs  von  Wallacliisch  Me- 
seritz aus  vennuthlich  nicht  werden  folgen  köinien,  so  wird  vor  selbe  eine  andere 
Route  einzuleiten  seyn,  fiir  Mich  und  eine  kleine  Suite  aber,  die  ich  in  solclien 
Gelegenheiten  mitnehme,  einige  gesattelte  Reitpferde  und  einige  Saum-  oder 
Tragpferde  bereit  seyn,  um  einige  Bagage  fortzubringen,  wann  nicht  auf  Landes 
Art  einige  Karren  oder  Leitenvagen  dennoch  von  Station  zu  Station  könnten 
geführet  werden,  wo  alsdann  dergieich  vorzüglich  zu  bestellen  wären.  Es  ver- 
steht sich,  dass  aller  Orten  gute  und  ausrichtsame  Bothen  zu  Pferd  müssen  be- 
stellet werden. 


'»)  OnV-  K.-A.  II.  S.  1780-49—1. 

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Joseph's  II.  Reisen  nach  Gauzibn  und  der  Bukowina.  43 

»Zu  Beschleinigung  dieser  an  verlangenden  Auskünften  können  Sie  aucli 
eine  Estaffette  damit  au  FMK  Schröder  abschicken  und  ihm  diesen  Brief  von 
Mir  beyschhessen.  Diese  nemHclie  Estaffette  kann  auch  dem  Obirst  Lieutenant 
Mieg  dasjenige,  was  ihn  betrift,  übergeben.  Wien  den  3.  März  1780. 

Joseph  Corr.<? 

In  der  »Marschroute«  werden  Brunn,  Olmütz,  Wall.  Meseritsch,  Ober- 
Beczwa,  Wisoka,  Csacza,  Jablunkau,  Skalice,  Milöwka,  Saybusch,  Kety,  Oswie- 
cim,  Wieliczka,  Bochnia,  Mielec,  Rmlomysl,  Tarnogrod,  Zamose,  Hrubieszöw, 
Sokal,  Brody,  Lemberg,  Zboröw,  Ti-embowla.  Sniatyn,  Zaleszczyki,  Okopy,  Wer- 
lK>utz,  Czeniowitz,  »Molesick«  (Molnitza),  Sereth,  Suczawa,  Baya,  »Ottumori«, 
(Gurahumora),  Kirapolung  und  Rodna  als  »Nachtstationen«  angeführt,  und  es 
wird  nur  noch  bemerkt,  dass  über  die  Strecke  von  Wall.  Meseritsch  bis  Oswie- 
cim  OberstUeutenant  Mieg,  über  die  von  Zaleszczyki  bis  Rodna  Genend  Enzen- 
berg  zu  veniehmen  sei.*®)  Russische  Ortschaften®')  sind  darin  ebensowenig  wie 
in  dem  kaiseriichen  Handschreiben  genannt  Der  Grund  hiefiir  liegt  in  dem 
Umstand,  dass  die  beabsichtigte  Reise  Joseph's  nach  Russland  vorläufig  noch 
geheim  gehalten  werde.®*) 

Noch  an  demselben  Tage,  an  welchem  er  das  kaiseriiche  Handschreiben 
erhielt,  d.  i.  am  3.  März,  schickte  der  Hofkriegsrath  sowohl  an  den  Feldmar- 
schall-Lieutenant  Baron  Schröder  als  auch  an  den  Obei^stlieutenant  v.  Mieg 
durch  Eilboten  die  entsprechenden  Befehle  ab. 

Mieg  berichtete  am  6.  März  von  Biala  aus,  dass  vor  Ende  April  weder 
der  Bergrücken  zwischen  der  Beczwa  und  der  Waag,  noch  der  Ucbergang  vom 
Waag-  ins  Czeniathal  passierbar  seien,  imd  dass  auch  in  dem  Falle,  wenn  der 
Kaiser  später  durch  jene  Gegend  reise,  einzelne  Strecken  Weges,  wie  z.  B.  in 
den  sumpfigen  Wäldeni  am  Kisucza-  und  am  Czemabach  würden  ausgebessert 
werden  müssen.  Er  bat  daher  um  die  Erlaubnis,  in  einer  den  Absichten  Seiner 
Majestät  »angemessenen  Zeit«  2  Officiere  abzuschicken,  um  »die  üblen  Wege 
in  den  obbesagten  Wäldeni  vor  Seine  Majestät  nur  zimi  Reiten«  herzurichten. 
Die  Wägen,  fiigte  er  hinzu,  köimten  von  Wall.  Meseritsch  über  Neutitschein, 
Friedeck,  Teschen,  Bielitz  nach  Oswiecim  »geleitet«  werden.  Diesem  Antrage 
stimmte  der  Kaiser  zu.  Er  hätte  zwar,  heisst  es  in  der  hierüber  erfolgten  Aller- 
höchsten Entschhessung,  »noch  nicht  den  Tag  bestimmt«,  wann  er  die  Reise 
antreten  werde,  glaube  auch  nicht,  dass  dies  »vor  Ende  April«  geschehen  werde; 
aber  er  gedenke  »immer  von  Czaza  nach  der  Jablunka  zu  gehen,  allda  zu 
schlafen  und  von  da  wieder  zurück  nacher  Skalice  zu  gehen  und  so  weiter« 
seine  Reise  fortzusetzen.  »Gegen  die  Mitte  des  Aprils«  solle  jedoch  Oberst- 
lieutenant Mieg  immerhin  die  2  Officiere  abschicken,  »um  die  Wege  zum  reiten 
yracticabU  zu  machen «.^^) 

Am  11.  März  erstattete  auch  FML.  Schröder  seinen  Bericht  Darnach 
stiess  die  vorgeschlagene  »Marschroute«,    soweit    sie  Gahzien    betraf,    auf   keine 


»•)  EbcTula. 

*»)  Tani<^^(l,  Zaniosc  »ind  Hnil)u»sz6w  j,^'höi-ttm  damals  zu  Galizion. 

»»)  \>L  Arneth,  a.  a.  0.  S.  671. 

")  Vortrag  deH  Hofkrie^^^nithes,  U.  Miirz  1780.  (Ori^'.  K.-A,  II.  S.  1780-49-2.)  ^^  j 

^  .  -  V      n  Digitizedby  Google 


44  PoLEK : 

Hindeniisse.  Ueherdies,  erklärte  Schröder,  werde  »alle  Aufmerksamkeit  dahin 
getragen  werden,  damit  allda,  wo  sich  etwa  ein  oder  andere  mindere  Anstände 
ergebe^l  möchten,  solchen  in  rechter  Zeit  und  nach  Seiner  Majestät  Allerhöch- 
sten Tntention,  das  ist  ohne  dem  Land  einige  Unkosten  zu  verursachen  abge- 
holfen werden.*  In  Hinsicht  auf  die  Bukowiner  Route  seien  jedoch  einige  Ab- 
änderungen nöthig.  Vor  allem  gebe  es  in  der  Bukowina  keinen  Ort,  der  den 
Namen  >Molesik«  führe.  Demnach  müsste  die  Reise  längs  des  Prutli  nach 
Molnitza  geheji.  Da  Baya  sich  ausserhalb  des  Cordons  l>efinde,  könnte  daiur 
Litten  mika  (Liteni)  als  NachtsUition  gewählt  werden.  Damber  werde  übrigens 
General  Enzenberg,  der  von  Czernowitz  schon  abgegangen  sei  und  denniächst 
in  Lemberg  erwartet  werde,  das  Nähere  angeben. 

Darauf  erfolgte  nachstehende  Allerhöchste  Resolution :  »Die  zwey  An- 
merkujigen  und  Abändeiningen  der  zwey  Stationen  sind  ganz  wohl  vom  Feld- 
marschalleütenant  Schröder  gemacht  worden,  und  hat  es  bey  selben  sein  Be- 
wenden. Die  Bestinnnung  der  eigentlichen  Tage  wird  ei-st  erfolgen ;  und  soh:Jd 
(Jeneral  Enzenberg  hier  anlangen  wird,  hat  sich  solcher  bey  Mir  hierwegen 
zu  Ttielden. 

Joseph  Corr.  •  ®*) 

Wenige  Tage  später  schrieb  der  Kaiser  an  den  Hofkriegsraths- Präsidenten 
Grafen  Hadik :  ^') 

»Lieber  Feldmai-schall  H  a  d  i  c  k !  Beigeschlossene  Liste  enthält  diejenige 
Marche  Süiüonen,  so  Ich  für  meine  Reise  nach  Gallizien  entworfen  habe.  Sie 
werden  in  Gemässheit  allsogleich  den  Betehl  ergehen  lassen,  damit  iüler  Orten 
das  schon  Anbefohlene  in  Bereitschaft  seye. 

)^ Oberst  Lieutenant  Mieg  wird  sich  in  OUmütz  oder  zu  Wallachiscli 
Meseritz  einzufinden  haben,  und  mit  mir  die  Reise  bis  Oswieczin  fortsetzen.  Er 
kaiui  auch  noch  einen  Oflicier  vom  General  Staab,  wann  er  es  fiir  nöthig  findet, 
mit  sich  nehmen. 

>In  Radomischel,  in  Zamosc,  dann  in  Rubieschow  werden  entweder  gute 
Dienst-  oder  Landpferde,  4  in  einem  jeden  Ort,  gezäumter  ohne  Sattel  in  Be- 
reitschaft gehalten  werden,  auch  mit  den  ncitliigen  Connnandirten,  sie  zu  fuhren, 
und  wird  sich  Oberst  Lieutenant  Mieg  von  Wallachisch  Meseritz  bis  Oswieczin. 
und  nachhero  in  allen  Nacht  Süitionen  von  ein  paar  verlässlichen  berittenen 
Bothen  zu  versicheni  haben. 

»Auch  folget  hierneben  bey,  was  ich  an  die  Böhmisch  OesteiTeichisclu*. 
dann  Hungarische  Kanzley  wegen  Bestellung  der  Pferden  und  allen  andeni  An- 
stalten erlasse,  welches  Sie  auch  den  betreffenden  General  Commandis  zu  Missen 
machen  werden. 

An  eijier  jeden  Nacht  Station,  ansgenonnnen  in  dem  Gebürge  von  Me- 
seritz bis  Kentj,  also  von  Kentj  aus  kann  von  dem  nächstgelegenen  Militiiri 
ein    geringes    Commando  von   12  Mann    zu   Bewachimg    der  Bagage    bestinnnet 

8*)  VortniK  <les  Hufkrioj^^ratlies,  17.  Mür/..  lier.il)j,n^lanf^  20.  Miii-z  1780.  (Grit?.  K.-A.  H. 
S.  1780-49-8.) 

•*)  ()ri<r.  K.-A.  U.  S.  1780-49-4. 

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Joseph's  II.  IIeisen  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  45 

werden,  seye  es  nun  nach  ihrer  Lage  von  Infanterie,  Cavalerie  oder  Garnisons 
Regiment. 

Wien  den  29.  März  1780.  Joseph  Corr.« 

Das  an  den  obersten  Hofkanzler  gerichtete  Allerhöchste  Handschreiben 
zählt  die  weiteren  Reise  Vorkehrungen  aiif;  es  sei  darum  gleichfalls  mitgetheilt. 
Es  lautet: 

»Lieber  Graf  Blümegon!  Da  Ich  gesinnet  bin  eine  Reissc  durch 
ilälmMi  nach  Gallizien  zu  unternehmen,  so  schHesse  Ich  Ihnen  hier  die  bey- 
läufig  entworfene  Mai-sch- Route  bis  nach  Lemberg  bey.  Auf  einer  jeden  Station 
weitlen  ^forderlich  seyn  5  angeschinte  Züge  zu  G-  und  3  zu  4  Pfenlen,  also  in 
allem  42  Zugpferde ;  da  aber  in  der  Reise  einige  Abänderungen  vorkommen 
können,  so  ist  nur  diese  Anzahl  Pferde  in  der  Nachbarschaft  der  ausgemessenen 
Haupt-  und  Zwischen- Stationen  zu  bestimmen,  da  Ich  immer  1  oder  2  Tage 
voraus  mittelst  EstafFette  die  eigenthche  Eintreffung  zu  deren  Zusammenruckung 
bestimmen  werde,  damit  der  Landmann  nicht  unnütz  zu  warten  habe,  und  von 
seiner  Wirthschaft  entfernt  bleibe. 

»Von  Wallachisch  Meseritsch  aus  werden  gesamte  Wägen  über  Miestek, 
Frideck,  Teschen,  Schkotzau,  Rielitz  den  Weg  nach  Kenti  nehmen,  und  werden 
in  dem  Gebürge  bis  Kenti  in  einer  jeden  angezeigten  Nacht- Station,  wo  es 
raöghch  seyn  wird,  4  auf  Landes  Art  gebräuchliche  Leiter  Wägen,  und  imr  avo 
es  gar  nicht  möglich  ist,  mit  Wägen  fortzukommen,  eine  Anzahl  von  12  Saum 
Pferden  in  Bereitschaft  seyn,  in  einer  jeden  aber,  es  mögen  nun  Leiter- Wägen 
oder  Saum  Pferde  vorhanden  seyn,  müssen  doch  noch  12  gesattelte  Pferde  zum 
reuten  für  die  unterschiedliche  Ijeüte  und  Bediente  vorhanden  seyn. 

» Wegen  der  Quailieren  in  den  Nacht  Stationen,  diese  werden  schon  immer 
Selbsten  ausgesucht  werden,  nur  wird  in  selben  auf  Lieger  Stroh,  dann  etwas 
an  lauter  allgemeinen  Victualien  in  Bereitschaft  zu  seyn  der  Bedacht  genom- 
men werden. 

»Die  weitere  Reise  wird  von  Lemberg  aus  erst  bestellet  werden.«  ®^ 

Die  diesen  Handschreiben  beisgeschlossene  »Marschroute«  enthält  nur  die 
Nacht-  und  Raststationen  A^on  Brunn  bis  Lemberg.  Ausserdem  weicht  sie  von 
der  fi-ühcrcn  noch  dadurch  ab,  dass  sie  nicht  nur  mehr  Zeit  der  Besichtigung 
des  Jablunkapasscs  widmet  und  die  Station  Skalice  beiseite  lässt,  sondern  auch 
von  Bochnia  ostwärts  über  Oströw,  Debica,  S^dzitzöw,  Rzeszöw,  Lancut,  Prze- 
worsk  nach  Jaroslau  und  ei-st  von  dieser  Stadt  aus  über  Radomysl  und  Zamosc 
nach  Hrubieszöw  ftihil.  Weiter  ist  aus  ihr  ei*sichtlich,  dass  der  Kaiser  am  26. 
April  von  Wien  abzureisen,  am  14.  und  16.  Mai  in  Jaroslau  zu  übernachten 
und  am  25.  Mai  in  Lend)erg  anzukommen  gesoimen  war. 

Von  Lemberg  nach  Mohilcw  wollte  Joseph  den  kürzesten  Weg  —  über 
Broily,  Mir,  Minsk  —  benützen  ;  die  Rückreise  sollte  über  Kiew  und  Brody 
erfolgen.  Dagegen  hatte  Katharina  von  allem  Anfang  an  den  Weg  über  Kiew 
als  den  besten  und  becpiemsten  vorgeschlagen  und    hier  auch  Vorkehrungen  zur 

»•)  Copio.  K.-A.  II.  S.  1780-49  -4. 

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46  PoLEK : 

ErrichtuDg  von  Poststationen  trefTen  lassen.®^)  Der  Umweg  betrug  beiläufig  200 
Kilometer ;  seine  Wahl  musste  daher  die  völlige  Aenderung  des  Reiseplanes  zur 
Folge  haben.  Kein  Wunder,  dass  der  Kaiser,  der  übrigens  in  Russland  nur  als 
Privatmann  (en  particalier)  unter  dem  Namen  eines  Grafen  Falkenstein  reisen 
zu  können  wünschte  und  auch  Unbequemlichkeiten  zu  ertragen  sich  nicht  scheute, 
dem  schL»chteren,  aber  kürzeren  W^eg  vor  dem  besseren,  aber  längeren  den 
Vorzug  gab.  Nur  auf  des  Fürsten  Kaunitz  Bitten  nahm  er  den  \  erschlag  der 
Czarin  an.^^) 

Dass  durch  die  Aenderung  der  das  i-ussische  Gebiet  betreifenden  Marschroute 
die  Zeiteintheilung,  ja  selbst  der  ganze  Reiseplan  wirklich  ins  Schwanken  gerieth. 
davon  zeugt  zunächst  ein  Allerhöchstes  Handschreiben  vom  10.  April  1780,**) 
womit  der  Kaiser  dem  Grafen  Hadik  auftrug,  »an  den  General  Schröder  in 
Lcmberg  den  Befehl  sogleich  zu  erlassen,  dass  er  den  in  der  Bucco^vina  befind- 
lichen Rittmeister  C  a  v  a  1 1  a  r  ^")  anweise,  sich  mit  einem  Kalesch  versehener . . . 
auf  deji  18.  May  zu  Jaroslaw  einzufinden«,  um  ihn,  den  Kaiser, 
»allda  zu  erwarten ^<  und  auf  seiner  »weiteren  Reyse«  zu  begleiten.  Noch  deut- 
licher aber  spricht  die  folgende,  einem  Briefe  Maria  Theresia's  an  die  Erzher- 
zogin Marie  Christine  vom  12.  April  entnommene  Stelle.  »Die  ganze  Reise-. 
heisst  es  dort,  »ist  geändert.  Er  (der  Kaiser)  geht  über  Holitsch  nach  Tren- 
tschin.  Der  Tag  der  Abreise  ist  noch  nicht  bestimmt;  ich  werde  ihn  Dir  be- 
kannt geben,  sobald  ich  ihn  weiss.«  ®^) 

Am  14.  April  ist  der  Reiseplan  endlich  festgestellt  vich  reise«,  schrieb 
Joseph  an  diesem  Tage  seinem  Bruder  Leopold,  »am  26.  April  ab  und  rechne, 
dass  ich  am  6.  Juni,  am  Tage  vor  der  Ankunft  der  Kaiserin,  in  Mohilew  bin.«  **) 
Gleichzeitig  benachrichtigt  Maria  Theresia  hievon  den  Erzherzog  Ferdinand, 
aber  als  glaube  sie  selbst  noch  nicht  daran,  fiigt  sie  hinzu :  >Das  wechselt  je- 
den Augen bhck;  es  hegen  schon  drei  Marschrouten  vor.«  '*)  Allein  noch  vor 
Ablauf  einer  Woche  muss  sie  diese  Nacliricht  bestätigen.  »Ich  gestehe«,  tügt 
sie  hinzu,  »diese  Reise  macht  mir  Kummer.  Ich  fiihle  mich  ganz  nieder- 
gedrückt.« ®*) 

Während  der  Kaiser  die  Anstalten  zu  seiner  Reise  traf,  wurden,  und  zwar 
vom  4.  bis  zum  15.  April,  im  Schosse  des  Hofkriegsrathes  in  Gegenwart  des 
Generals  Baron  E  n  z  e  n  b  e  r  g  und  des  Oberkriegscommissärs  W  a  g  m  u  t  h 
die  Berathungen    über  die    der  Bukowina    zu  gebende  »Einrichtung«  gepflogen. 


*^  Joseph  IL  an  Kaunitz,  1.  und  15.  März  1780.  (Joseph  IL,  I^eopold  11.  und  Kaunitz. 
Ihr  BricfwechseL  Heraus«,^;^bon  von  A.  Beer.  Wien  1873.  S.  3—7.) 

88)  Kaunitz  an  Joseph  IL,  8.  April,  und  Joseph  U.  an  Kaunitz,  7.  April  1780. 
(Ebenda.  8.  7  f.) 

M)  Orig.  K.-A.  IL  S.  1780-49     6. 

^)  Ueber  Cavallar,  den  Bejirriinder  des  k.  k.  8üuits*j:t^stütes  Radautz,  siehe  Polek, 
Die  Anljint^i  des  k.  k.  8taatsjr<^^tütt^s  Radautz.  (S.-A.  aus  dem  ^Jahrbuch  dt^  Bukowiner  I^ndes- 
nuiseums'-,  IL  Czemowitz  1894.) 

»»)  Briefe  der  Kaiserin  Maria  Then»sia  an  ihre  Kinder  und  Freunde.  Herau8g»»f?eben  von 
A.  V.  Arneth.  IL  8.  458  f. 

®*)  Maria  Theresia  und  Jost^ph  11.  Ihre  Correspondenz.  Herausgi^ben  von  A.  v.  Arneth. 
m.  (Wien  1868.)  8.  241. 

«>')  Briefe  der  Kaiserin  Maria  Theresia  an  ihre  Kinder  und  Freunde.  Herausg.  von  A.  v. 
Arneth.  IL  S.  263. 

»*)  Ebenda.  8.  265. 


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JoSEPH's    IL    liEESEN    NACH    GaLIZIEN    UND    DKR    BUKOWINA  47 

Im  grossen  und  ganzen  pflichtete  die  Commission  den  Enzengberg'- 
schen  Vorschlägen  bei;  nur  wahrte  sie  nicht  immer  deren  bestimmte  Form, 
sondeni  machte  sie  durch  mannigfache  Zusätze  zweifelhaft.  Hier  sei  nur  der 
erste  Berathungsgegenstand  hervorgehoben.  Er  betrifft  die  Beschaflfenheit  der 
künftigen  Regierung.  In  dieser  Hinsicht  stimmten  alle  Meinungen  darin  überein, 
dass  in  der  Bukowina  sowohl  die  »poHtische«  als  auch  die  militärische  Ver- 
waltung statthaft  sei.  Letztere  würde  jedoch,  heisst  es  in  dem  Protokoll  ®^) 
jedenfalls  dann  platzzugreifen  haben,  wenn  das  Land  in  eine  Militärgrenze  um- 
gewandelt würde.  Aber  auch  bei  Einfühning  der  Civilvenvaltung  würde  die 
Besorgung  der  Cordons-  und  Contumazanstalten  dem  Militär  obliegen  müssen. 
Doch  welche  Regierungsform  man  auch  immer  wähle,  in  keinem  Falle  lasse  sich 
die  Bukowina  »ihrer  Lage  imch«  ganz  mit  Siebenbürgen  oder  Galizien  ver- 
einigen; allenfalls  könnte  der  Theil  »von  der  galizischen  Grenze  bis  an  den 
Moldaufluss  an  Galizien,  der  übrige  Theil  aber,  vom  Moldaufluss  angefangen 
bis  an  die  siebenbürgische  Grenze,  an  Siebenbürgen  abgegeben  werden.« 

Selbstverständlich  lag  es  nicht  in  der  Absiöht  des  Monarchen,  sofort  seine 
Willensmeinung  kundzugeben  ;  er  wollte  sich  vielmehr  über  die  Richtigkeit  und 
Ausführbarkeit  der  ihm  unterbreiteten  Vorschläge  an  Ort  und  Stelle  überzeugen. 
Beweis  hiefiir  ist  ein  am  21.  April,  4  Tage  nach  Einreichung  des  Protokolls, 
an  den  Hofkriegsraths-Präsidenten  gerichtetes  Handschmben.  Es  lautet: 

»Lieber  Feldmarschall  Graf  Hadik!  lieber  das  Mir  wegen  künftiger  Ein- 
richtung des  Bukowiner  Districts  hinaufgegebene,  hienieben  zurückfolgende  Pro- 
tokoll bleibt  Meine  Entschliessung  annoch  in  suspenso^  weil  Ich  bekanntennassen 
ohnedies  an  dem  bin.  Mich  in  das  Land  selbst  zu  verfiigen  und  die  Möglichkeit 
der  vorgeschlagenen  künftigen  Einrichtungen  in  loco  einzusehen.  Einstweilen 
sind  aus  diesem  Protokoll  alle  Hauptpunkte  zu  extrahieren  und  diese  Extracte 
sammt  dem  ganzen  Protokoll,  dann  unterschiedenen  Meinungen  Mir  wälirend 
Meiner  Reise,  bevor  ich  noch  in  die  Bukowina  :  elbst  gelange,  nachzusenden ; 
zugleich  aber  ist  dem  General  Enzenberg  und  Oberkriegscommissario  AVagmutli 
von  nun  au  zu  bedeuten,  dass  sie  sich  sogleich  auf  ihre  Posten  zurückverfügen, 
sich  mit  allen  nöthigen  Beilagen  und  Auskünften  zu  der  Sachen  gründlichen 
Erörterung  und  Auseinandersetzung  versehen  und,  solchergestalt  wohl  instruirt 
und  gefasst,  um  Mir  über  alles  Auskunft  zu  geben,  Mich  eniv^arten  mögen. 

Joseph  Correg.«  ^*) 

Zur  Zeit  als  der  Hofkriegsrat!)  »das  in  Angelegenheit  der  Bukowiner 
Districtseinrichtung  verhandelte  Commissionsprotokoll«  mit  dem  »hierüber  ver- 
fassteu  Auszug«  ^^)  dem  Kaiser  zurücksandte  —  es  geschah  am  13.  Mai  1780 
—  war  dieser  bereits  in  der  Hauptstadt  Galiziens  angekommen.  Er  hatte  am 
26.  April  Wien  verhissen  und  den  weiten  Weg  mit  vielen  Mühen  und  Beschwer- 
den zurückgelegt 


«)  Siehe  Beilage  I. 

»)  Copie  nach  dem  HofkriegHraths-ProtokoU,  1780,  Lit.  G.  pa*^.  1294.  (K.-A.)  . 
*^  Eine  AbHchrift   diesem  >Au8Zuj?i*8*  befindet    sich    unter    der  Sij^.  II.  A  6.  1780  Nr.  10 
in  dem  An^hive  des  k  k.  Ministeriums  des  Innern.  ^  j 

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48  PoLEK : 

FjV  selbst  besclireiht   die  Reise   in    seinem    Tagebuche  °^)    folgendennassen : 

»Hol i CS  den  20.  April.  Tn  der  Pndi  um  8  Uhr  fuhr  ich  von  Wien 
fort,  den  gewöhnlichen  Weeg  über  Süssenbrunn,  Schönkirchen,  Ebenthiil  bey  der 
Überfuhr  Dressing  (Drösing),  St  Johann,  Protzka  (Broczka)  nach  Kopschai»  in 
8  Stunden.  Allda  besähe  ich  das  Gestütt,  asse  und  fuhr  nach  Hohcs.^ 

^>Trentschin  den  27.  April.  In  der  Früh  nach  Besehung  des  Ho- 
lizer  Gartens  fuhr  ich  über  AVessely,  Pisenitz  (Bisenz),  Roshigau  (Horozinkau) 
nach  Trentschin,  wozu  ich  schier  12  Stunde  brauchte.  Die  Communic^ition  über 
Skalitz  mit  Hungarn  und  über  Wessely,  so  eine  von  den  grossen  auf  dieser 
Seite  ist,  ist  wegen  denen  vielen  "Wässern,  Morästen  und  Ausgiessung  der  Mairli 
ziendich  beschwerlich,  so  wie  die  Gegend  gegen  Ostrau  (Ungarisch  Ostni).  be- 
sondei-s  aber  gegen  H ungarisch  Brod  schon  sehr  hügelicht  zu  werden  anfangt 
Bey  Hosenaw  (Hrozinkau)  ist  endlich  schon  das  hohe  Gebirge  und  ein  beschwer- 
samer AVeeg  über  einen  Berg  und  nachhero  durch  ein  Thal,  in  welchem  es 
beständig  durchs  Wasser  bis  Trentschin  gehet. 

^J)ie  AValdungen  sind  in  diesen  Gegenden  sehr  vernachlässigt  und  im 
übelsU^i  Stande. 

-Trentschin  ist  eine  kleine,  nicht  viel  bedeut<»nde  Stadt,  deren  Festungs- 
werker bestehen  nui*  aus  einer  Ringmauer  und  einem  Schloss  nn  dem  Berge. 
so  schier  ganzlich  zusammen  fallt  Vergeblich  sind  alle  Unkosten,  die  man  drauf 
verwendet  und  ist  nichts  daran  zu  machen,  als  damit  die  Stadt  durch  Erfial- 
tinig  der  ]\rau(*r  ein  gescidossener  Ort  bleibe. 

Das  Tbal,  das  der  WaagHuss  allda  durchströmet,  ist  nicht  unangenehm, 
nur  macht  selber  sehr  vielen  Schaden  durch  den  ungleichen  Lauff,  so  er  hat 
Bey  Trentschin  ist  eine  Brücke  von  Holz,  welche  darum  sehr  lang  seyn  muss 
und  für  die  Stadt  sehr  kostbar  ist  Der  Comitat  hat  hin  und  her  zimlich  gute 
Strassen  auf  Chausseeart  angelegt  1  Compagnie  ist  in  Garnison  samt  dem 
Conmiandanten  und  Vice  Commandanten  und  etwas  Artillerie.* 

»Wsetin  den  28.  April.  In  der  Früh  fuhren  wir  um  6  Uhr  weg 
über  Niemschowa,  Brumow,  Ijedetzko  auf  Wsettin.  Der  beständige  Regen,  die 
Steigung  der  Wässer,  besonders  der  Wlara,  in  dessen  Bett  man  schier  allezeit 
ftihren  nmss,  und  die  Hohe  der  Pezwa  (Becwa)  nöthigten  uns  in  Wsettin  zu 
verbleiben,  wo  wir  ei'st  gegen  9  Uhr  Abends  ankamen,  weil  wir  über  die  Berge 
fahren  nmssten,  allwo  die  Weege  ganz  uid)eschreiblich  schlecht  sind.  Diese  zwey 
Comnmnicationen  von  Hungarn,  nemlich  von  Trentschin  nach  Mähren  über 
Rosenau  und  jene  über  Brumow  sind  alle  beede  sehr  besclnveream  und  wegen 
der  Wässern  letztere  öfters  ganz  impracticable.  Da  über  diese  letztere  ein 
ziemlicher  Handelzug  gehet  und  auch  fiir  Krieg  Zeiten  selbe  sehr  nothwendig 
scheiiu^t,  so  sollte  sie  vorzüglich  auf  den  Anhöhen  doch  dergestalten  zubereitel 
werden,  dass  sie  für  alle  Jahres  Zeiten  fahrbar  wäre.s 

^'*)  Diosos  Ta«^ol)iK'h,  Journal  von  der  R('i.<(^  St»in<T  Majestät  des  KaiftTs  im  Jahn*  1780 
nach  (lalizirn  b«'tit''lt,  wird  in  doni  k.  u.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  verwahrt.  Da  j-ej^^n 
dessen  Vers«'n(hin<^  «^'ejiri-ündete  IJedenken  vorlieiren,  haben  sicli  auf  Vei-anlassun»?  der  Archiv*- 
dirci'tion  die  Hem^n  ArchivsK»aniten  Concipist  K  r  a  t  o  e  h  v  i  1  und  Couivplsaspirant  Dr.  S  t  o  k  k  a 
benMt  j^efunden,  den  auf  (talizien  lH'zü.u:lichen  Absatz  fiir  mich  kostenfriM  zu  copien»n.  Für  die#*»n 
mir  erwiesenen  ims<hätzbaren  Dienst  sa^irt'  ich  hier  Sr.  P'xcellenz  Herrn  Hofrath  Dr.  Alfn^l  RitttT 
v.  Arneth  sowohl,  wie  den  l)eiden  j^enannton  Heri-en  Archivsbeamten  dejr^wärmsteif  Dank. 

igi  ize     y  ^ 


Joseph's  II.  Reisen  nach  Galizien  und  dee  Bukowina.  49 

2>Wall€achisch  Meseritz  den  29.  April.  Li  der  Früh  reiste  ich 
wog  und  käme  über  diis  Gebirge  in  schlechten  AVeegen  nach  Meseritsch,  welches 
ein  ziemlich  gutes  Städtchen  ist  nebst  einem  schönen  Schloss,  so  dem  Grafen 
Czerotin  gehöret.     Allda  fände  ich  einen  Coiirierj  welchen  ich  expedirte. 

>  Wsettin  ist  ein  von  den  Hauptörtern,  wo  die  lAitheraner  sich  am  mehresten 
ausgebreitet  haben.  Die  Ixnite  sollen  aber  sehr  ndiig  seyn  und  ihre  Schuldig- 
keiten wohl  verrichten.     Ich  hörte  auch  von  ihnen  keine  Klagen. 

xOber  Bezowa  den  80.  April.  In  der  Früh  ritten  wir  nach  ge- 
hörter heiligen  Messe  von  Wallachisch  Meseritsch  über  Krasna,  Saschowa  (Zaschau), 
Subrz}-  (Zubri),  Kosenow  (Roznau),  Tilowitz,  Hasowitz  (Hazowitz),  Vigantitz, 
Hutyisko  (Hutisko),  Solanetz,  Mitter- Beczowa  (Mittel- Becwa)  nach  Ober  Beczowa, 
wir  passirten  mehrmalen  die  Rosenower  Beczowa  und  die  Hasowka,  nach  welcher 
wir  über  die  Solanetz  wieder  an  die  Bezowa  kamen,  welches  der  zu  machen  an- 
getragene Weeg  ist ;  er  ist  wirklich  ganz  wohl  fahrbar,  obwolen  man  öfters  i]^ 
Wasser  passieren  njuss.  Er  wird  aber  dessen  ohngeachtet  dergestalt  an  dem 
Al)hange  der  Bergen  können  zugerichtet  werden,  dass  bis  auf  2  oder  3  nicht 
gar  grosse  Brücken  die  ganze  Strecke  ganz  wohl  wird  fahrbar  gemaclit  werden 
können. 

Die  Waldungen  sehen  in  diesem  ganzen  Gebürge  sehr  elend  aus,  sie  sind 
von  (Baissen  und  Schafen  sehr  abgehüh^,  welche  der  Inn wohnern  ihre  beste 
Nahning  ist.  Ich  wohi\te  l)ey  dem  Ober  Beczowaer  Richter,  welcher  ein  ganz 
wohlhabender  Mann  zu  seyn  scheint. 

Visoka  den  1.  May.  In  der  Früh  ritten  wir  längst  Ober  Bezowa 
hinauf,  daini  über  den  Visokaer  Berg,  welcher  sehr  hoch  und  ziendich  steil  ist 
auch  noch  mit  vielem  Schnee  bedeckt  war,  über  diesen  herunter  auf  die  hunga- 
rische  Gränze  nach  Visocka.  Beede  diese  Dörfer  sind  sehr  lang  und  bestehen 
mehrentheils  aus  zei*streuten  Häusei'.  Der  Weeg  wird  hier  ziemlich  beschwehr- 
sani  zu  machen  seyn  und  besonders  wegen  dem  häufigen  Schnee,  der  lange 
liej^eii  bleibt,  vielem  Ungemach  unterliegen.  Indessen  als  der  Weeg  von  Visoka 
ül>er  Karlowitz  viel  bequemer  und  leichter  herzustellen  seyn  wird,  derweil  ist  an 
diesem  zu  viel  gearbeitet  worden  und  auf  eine  solche  Art,  die  zu  nichts  dient, 
weil  selber  gleich  wird  verdorben  seyn.  • 

»Jablunka  Schantz  den  2.  May.  In  der  Früh  ritte  ich  um  7  Uhr 
von  Visoka  innner  längst  der  Kisucza  auf  einem  chaussee-ähnlichen  guten  Weege 
iilM»r  Tui-sowka,  Nova  Diedina,  Staskow,  Rackowa,  Czacza  und  durch  die  unteren 
Häusser  von  Schwerzinowetz  (Szuresniowce),  allwo  ich  ül)er  den  (!)  —  passirte 
und  mit  der  grossen  Ijandstrasse  bis  auf  die  Jablunkaer  Schanz  gelangte.  Bey 
meiner  Ankunft  fände  ich  einen  Kourir,  diesen  expedirte  ich,  gienge  alsdann 
zum  essen  und  besähe  Nachmittag  die  ganze  Jablunkaer  Schanz,  dessen  Aidage 
g(»gen  einen  Ueberfall  nicht  so  übel  wäre,  wann  nur  das  Oi*t  glücklicher  gewählet 
und  nicht  Strassen,  oder  besser  zu  sagen  sehr  practicable  Weege  durch  die  sehr 
niinirte  Waldungen  giengen,  welche  die  Jablunkaer  Schanz  völlig  zu  umgehen 
die  Möglichkeit  verschafen.  Doch  bleibt  es  immer  ein  Posto,  dessen  Erhaltung 
keine  Unkmten  verursachet    und    in    Kriegs    Zeiten    dennoch    einiger  Rücksicht 

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50  PoLBK : 

wüitlig  ist  wogen  Zufuhr  über  Trcuesiu  und  Silain  aus  Hungani  und  wegen  der 
lückwärts  zu  errichtenden  Communic^ation  nach  Galhzien'^. 

*M i  1  o  w k a  de  n  3.  M a y.  In  der  Früh  ritten  wir  von  der  Jablunka- Schanz 
durch  die  oberen  Haüsser  von  Mosti  (Mosty)  auf  die  Stutzzenitzny  auf  den 
Hexenberg  o(k^r  üirowa,  von  da  auf  die  Walesko- Schanz,  weiter  auf  Jabor- 
schinka,  dann  auf  das  Matischka-Zollhauss,  über  die  Ochsen-Schanz,  dann  auf 
die  Ochotito  (Ochoz(hto),  ferners  beständig  auf  dera  Rücken  Petmschinka,  rechts 
Schniirlufka  (Jaroszowka  ?)  und  links  Kanietsnica  (Kamesznica)  laf^end,  dann 
am  Abhänge  des  Berges  durch  die  Sohia  nach  Mihiwka.  Allda  nahm  ich  d«s 
Quartier  im  Würtshausse«^. 

»Seibus  (Saybusch)  den  4.  May.  In  der  Früh  hörten  wir  Mess,  hernach 
ritte  ich  über  C^isclizetz  (Oisiec),  (Jtzintina  (Ciecina),  Zäblotze  (ZaMocie)  und 
2  ujal  üb(T  die  Solna  nach  Seibus.  Das  Thal  fangt  allda  schöner,  weiter  und 
fruchtbarer  zu  werden  an.  Allda  asse  ich,  gäbe  einige  Audienzien,  schriebe  und 
expedirte. 

»Ken  ty  den  5.  M  ay.  In  der  Fndi  ritte  ich  von  Seibus  über  den  Galgen- 
berg, Starisyviecz  (Zywiec  stary)  vorbey  auf  Zodzilye  (Zadziele)  über  den  Jjen- 
kawka  Bach,  von  da  über  den  Schiroke  und  Visoker  Berg,  dann  über  den  Ja- 
voi"schina  Berg,  von  da  zu  den  Poremka  (Porabka)  Haüser  und  so  hinunter  zu 
der  Sola  und  so  längst  derselben  Poremka  und  Czaniecz  rechts  lassend  auf  Konty. 

»Von  Seil)us  aus  müsste  der  Militär- AVeeg,  da  es  noch  von  hohen  Gebiü^ 
gedeckt  ist,  über  Landscron  und  Mislenitz  (Mysleriice)  gegen  Bochnia  gefuhret 
werden,  wo  er  mit  der  Hauptstrassen  zusammen  käme.  Die  sonstige  Strasse 
von  Seibus  auf  Kenty  gehet  entweder  durch  die  Sola,  oder  über  Biala  nach 
Kenty.  Die  Thäler  sind  sehr  fruchtbar  und  schönes  Land,  auch  ziemUch  wohl 
angebauet,  nur  das  AVachsthum  des  Zugviehes  ist  sehr  schlecht. 

»Przesnica  (Brzeznica)  den  6.  May.  In  der  Früh  fuhren  wir  den 
graden  Weeg  von  Kenty  auf  dem  rechten  Ufer  der  Sola  nach  Oswiezin  (Osi^iecim). 
allda  sezten  wir  uns  zu  Pferd  und  besahen  das  grosse  Magazin  von  Salz  im 
Schloss,  so  allda  angeleget  worden.  Von  dannen  ritten  wir  in  das  Dorf  Dwory, 
so  bey  dem  Einfluss  der  Sola  in  die  Weichsel  gegenüber  von  dera  Pohlnischen 
Schloss  Bobereck  liegt  und  ganz  nahe  an  den  Schlesischen  Gränzen  ist  und 
besahen  allda  die  Position  zwischen  dem  Oswieziner  Teich  und  den  Anhöhen, 
so  ein  steiles  Ufer  gegen  die  Weichsel  haben.  Von  da  fuhren  wir  endlich  nach 
Zator,  dann  über  die  Scava  nach  Przesnica.  Das  Land  ist  sehr  schön,  gut  be- 
bauet und  die  Felder  wohl  bestellt  Längst  der  Weichsel,  doch  in  einiger  Ent- 
fernung derselben,  laufen  immer  Anhöhen,  worauf  Positionen  zu  nehmen  wären«. 

»AVieliczka  den  7t en  May.  In  der  Früh  fuhren  wir  fort  nach  Scabina 
(Skawina),  allda  hörten  wir  Messe.  Hernach  giengen  wir  über  Ludwinow  (lit- 
winöw)  und  Podgorze  nach  AVieliczka.  In  Podgorze,  so  gegenüber  von  Cracau 
hegt,  hat  man  angefangen  einige  wenige  Haüsser  anzubauen,  welche  aber  noch 
sehr  unbedeutend  sind.  Die  Weichsel  i*eisset  allda  sehr  ein  und  stehen  A\-irkIich 
die  Salz-Magazine  in  Gefahr,  wozu  daini  nothwendig  einige  Arbeit  gemacht 
werden  müsste«.  ^^  . 

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Joseph's  II.  Reisen  nach  Galizien  und  deb  Bukowina.  51 

»Wieliczka  den  8.  May.  In  der  Früh  gäbe  ich  ehiige  Audieuzien, 
arbeitete  und  gieng  sodann  zuin  Essen.  Nach  demselben  arbeitete  ich  wieder, 
discurirte  mit  dem  General  Browne  und  den  2  Staabs-Officieren  und  legte  mich 
heniach  schlafen. 

:^Bochnia  den  9ten  May.  In  der  Früh  fuhr  ich  von  Wiehczka  über 
Staniensky  (Staniatki)  nach  Bochnia;  die  Gegend  und  das  Land  continuirt 
immer  schön  und  wohlgebaut  zu  seyn ;  passirten  die  Raba  und  sahen  den 
Mühlen-Damm,  welcher  schon  2  mal  eingerissen  worden,  mithin  alle  fernere 
Arbeit  daran  umsonst  ist«. 

»Tarn  ow  den  10.  May.  In  der  Früh  expedirt<}  ich  den  Kourier,  fuhr 
alsdann  über  Przisko  (Brzesko)  und  Woinice  nach  Tarnow,  allwo  ich  die  Du- 
iiajetz  mittels  einer  Pletten  passirte  und  durch  die  ßila  fuhr.  Das  Land  fängt 
an  etwas  hüglichter  zu  werden,  der  Boden  sandiger  und  etwas  mehr  Waldung 
gibt  es  auch  hier.     Wir   assen,  ich  gab    einige  Audienzien    und  gieng    schlafen. 

»Rzeszow  den  11.  May.  In  der  Früh  um  6  Uhr  fuhr  ich  von  Tarnow 
l)ey  Bilsno  (Pilzno)  vorüber,  wechselte  eine  Viertel-Stunde  weit  von  dieser  Stadt, 
Pferde,  passirte  über  die  Wislocka  und  hatte  ziemlich  guten  Weeg  bis  Dembice 
und  Sediczow  (S^dziszöw),  von  wannen  ich  allhier  anlangte,  mein  Quartier  beym 
Kreisshauptmann  nahm«. 

»Przemisl  den  12.  May.  In  der  Früh  um  öYg  Uhr  von  Rzeszow  über 
Ijancut,  Przeworks  nach  Jaroslaw,  allda  besähe  ich  die  Oeconomie-Commission 
welche  ziemlich  gut  untergebracht  ist,  imr  im  Rjithauss  ist  der  Kaum  etwas 
enge.  Die  Commission  kömmt  allda  mit  Ijeder  und  Leinwand  vom  Lande,  nicht 
aber  mit  dem  Tuche,  weil  keines  fabricirt  wird,  auf. 

»Heniach  speisste  ich,  schrieb  mit  dem  von  Kiow  gekommenen  Russischen 
Courier  nach  Wien  und  setzte  meine  (Reise)  über  Radimno  weiter  bis  Przemisl 
fort,  allwo  ich  den  San  passirte. 

»Lemberg  den  13.  May  1780.  In  der  Früh  um  öYa  Uhr  besähe  ich 
die  bey  Przemislaw  über  den  San  erbaute  neue  Brücke,  fuhr  sodann  über  Sze- 
hinie  (Szechynie),  Mosicsa  (Mosciska),  Sadowa  Wisnia  (Sadowa  Wisznia),  Gro- 
deck,  Pschan  (Mszana)  nach  Lemberg«. 

Ueber  den  Aufenthalt  in  Lemberg  und  die  Fortsetzung  der  Reise  bis  zur . 
Grenze  berichtet  das  Journal: 

sLemberg  den  14.  May.  In  der  Fruli  dictirte  ich  die  Instniction  für 
den  nach  Kiow  vorausgeschickten  Rittmeister  Cavallar,  gieng  sodann  in  die  Ca- 
thedral  Kirche,  hörte  allda  das  Hochamt,  arbeitete  wieder  ^)is  zum  essen,  ex- 
I>edirte  nach  dem  Essen  den  obbemelten  Rittmeister,  schrieb  an  I.  M.  die  Kai- 
serinu  und  machte  ein  und  andere  Dispositionen  zu  der  Reise  (und)  gieng 
Abends  zu  der  Gräfin  Dietrichstein  in  Gesellschaft. 

»Lemberg  den  15.  May.  In  der  Früh  arbeitete  ich  bis  10 Y^  Uhr, 
hernach  hörte  ich  in  der  deutschen  Kirche,  so  vormals  den  Jesuitern  zugehört 
hat,  ein  Hohes  Amt,  darauf  gab  ich  Audienzen,  dictirte  wieder,  gieng  sodann 
zum  Essen,  arbeitete  darauf  fort  bis  6  Uhr,  gieng  spazieren  in  den  Bresselischen 
und  exjesuiter  Garten,  die  beydo  ganz  schön  sind,  hernach  gieng  ich  eine  Weile 

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52  Polek: 

auf  dem  Platz  in  der  Stadt  herum,  besähe  die  Cassine  und  das  Arsenal,  welches 
letztere  wegen  Enge  des  Raumes  nicht  zum  Besten  untergebracht  ist« 

»Lemberg  den  16.  May.  In  der  Früh  ai4>eitete  ich  bis  um  11.  Uhr. 
heniach  hörte  ich  in  der  Exjesuiten  Kirche  Messe,  gab  euiige  Audienzien,  asse 
und  dictirte  wieder,  gieng  sodaini  mit  den  Herren  spazieren. 

»Lemberg  den  17.  May.  In  der  Früh  schriebe  ich  wieder,  redete  nnt 
dem  FML  Schröder,  Brigido  und  Sporck,  a.sse  und  fuhr  nach  demselben  aus 
einige  Gärten  anzusehen. 

»Lemberg  den  18.  May.  In  der  Fmh  arbeitete  ich  bis  zum  Essen  und 
nach  dem  Essen  wieder  bis  in  die  Nacht. 

»Brody  den  19.  May.  In  der  Fmh  expediite  ich  einen  Kourier  und 
fuhr  nach  diesem  über  Jariczow,  Kutkier  (Kutkoi-z),  Busk,  Sokolowka  nach 
Brody,  allwo  ich  um  6  Uhr  ankam,  ass,  mit  den  Herren  sprach  und  schlafen 
gieng.  Ich  besähe  auch  in  Vorbeyreissen  die  Ijeeder  Fabrick  von  Busk,  so  die 
Jaroslawer  Cominission  mit  allem  Leeder  nämlich  mit  ^l  Hauten  des  Jahrs  ver- 
sieht Dann  eine  Meile  von  Brody  sind  die  Mauten  angelegt,  wodurch  diese 
Stadt  gänzlich  aus  dem  Cordon  ausgesclilossen  ist. 

»Das  Land  ist  allhier  viel  weniger  angebaut,  schlecht  bevölkert,  viele  Wälder 
und  Moräste. 

»Brody  den  20.  May.  In  der  Früh  arbeitete,  sähe  einige  Oavalliers,  den 
Grafen  Mosinsky  und  andere,  dann  Rzebusky,  dann  asse  ich,  nach  dem  Essen 
expedirtc  ich,  besähe  die  Salniter-Laüternng ;  das  Citadelle  in  Brody  venlient 
allerdings  in  gutem  Stande  erhalten  zu  werden,  sowohl  wegen  dessen  Cjisse- 
matten,  als  solidem  Mauerwerck. 

»Jampole  den  21.  May.  In  der  Früh  fuhr  ich  nach  gehörter  heiligen 
Messe  von  Brody  über  Bodbrecze  nach  Jampole«. 

In  Lemberg  hatte  der  Kaiser  seine  ganze  Aufmerksamkeit  den  Angelegen- 
heiten Galiziens  zugewendet;  über  die  Bukowiner  Angelegenheiten  wollte  er 
seine  EntSchliessung  in  der  Bukowina  lassen. °^)  Indess  nahmen  die  Dinge  wider 
Erwarten  einen  andern  Lauf. 

Die  Begegnung  der  beiden  Majestäten  in  Mohilew  —  Joseph  war  am  2.. 
Katharina  am  4.  Juni  dort  eingetroffen  —  Hess  in  Bezug  auf  Hei*zlichkeit  nichts 
zu  wünschen  übrig;  allein  zu  politisclien  Gesprächen  fand  sich  keine  günstige 
Gelegenheit.  Umso  eifreuter  mochte  der  Kaiser  sein,  als  die  Czarin  schon  nach 
wenigen  Tagen  in  ihn  drang,  ihr  nach  St.  Petensburg  zu  folgen,  wo  sie  uiif^*- 
störter  mit  einander  verkehren  nnd  reden  könnten.  Da  er  ausserdem  auch  den 
Grossfürsten-Thronfolger  und  den  Minister  Grafen  Panin,  die  sehr  eifrige  An- 
hänger Fiiedrich's  II.  waren,  kennen  lernen  und  für  Oesten'eich  gewinnen  wollte, 
war  er  rasch  entschlossen,  dem  Wunsche  Katharina's  zu  entsprechen.  Eine 
Besorgnis  jedoch,  scheint  es,  hegt<^  ei*,  die  Besorgnis  nämlich,  duss  seine  Muiter 
diesen  Entschluss    nicht    billigen  werde.     Um  sie    leichter    damit    zu  vei-söhnen. 


^)  DtiH  fi^iliz.  (ionoralconiinan<lo  zvi^riv  jun  21.  Juni  1780  (l«mi  irofknV^ratlK»  an,  <1;k> 
8<Mne  Maj«»stät  der  Kaiser  die  EntschlieHsiiiii,^  üImt  <lio  [{iikowinor  Systejnisifrunirsanj^'lej^-uhoitrii 
bis  zur  orfolj^'U  Zurückkunft  na<'h  8zalosr/.ik  (Zaleszczvki)  aufzusoliieNMi  «^'ruhet^  hab«\  (^Kr.-A.. 
Hcfkriejrsraths-Protok.  17S0.  Lit.  0.,  Nr.  37:^7,  i).  1719.) 


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JosEPH^s  II.  Reisen  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  53 

erklärte  er  sich  bereit,  die  Reise  nach  der  Bukowina  aufzugeben  oder,  wenn  er 
sie  dennoch  machen  dürfte,  sie  nicht  auf  Siebenbürgen  und  das  Ranat  auszu- 
dehnen, so  dass  er  nur  vierzehn  Tage  später,  als  ursprünghch  festgesetzt  ge- 
wesen, in  Wien  eintreffen  würde. ^°^) 

Die  Antwort,  die  Maria  Then^sia  auf  diese  Nachricht  dem  Kaiser  gab, 
besitzen  wir  nicht  mehr;  dagegen  ist  uns  ein  Brief  erhalten,  den  sie  damals, 
am  22.  Juni  1780,  an  den  Erzherzog  Ferdinand  gerichtet  hat  Darin  theilt  sie 
diesem  den  Entschluss  Joseph's,  von  Mohilew  nach  Moskau  und  von  da  nach 
St  Petersburg  zu  gehen,  mit  und  sagt  daim  wörtlich:  »Weini  ich  dadurch  die 
Reise  nach  der  Bukowina,  nach  Siebenbürgen  und  dem  Banat  gewänne,  so  würde 
und  müsste  ich  mich  zufrieden  geben ;  zu  viel  aber  win-de  es  sein,  wenn  auch  noch 
die  Bukowiner  Reise  stattfände.'®^)  Ebenso  dürfte  auch  ihr  Schreiben  an  den 
Kaiser  gelautet  haben ;  denn  dieser  zeigte  ihr  am  8.  Juli  aus  St  Petersburg, 
wo  er  nach  einem  mehrtägigen  Aufenthalte  in  Smolensk  (vom  12.  bis  zum  15.) 
und  Moskau  (vom  17.  bis  zum  24.)  am  28.  Juni  eingetroffen  war,  an,  er  gebe 
ihrem  letzten  Briefe  zufolge  Gegenbefehle  in  Hnisicht  auf  die  Bukowina  und 
komme  geradenwegs  nach  Wien.'®*) 

Am  3.  August  1780  traf  Joseph  wieder  in  Galizien  und  zwar  zu  Zamosö'^^ 
ein.  Hier  harrte«  seiner  der  Landespräsident  Joseph  Graf  Brigido  und  der  com- 
niandierende  General  Baron  Schröder.  Letzterer  hatte  bei  dem  Kaiser  auf 
Grund  einer  »Concerbition«,  die  er  sieben  AVochen  früher,  am  16.  Juni,  mit  dem 
Administrator  der  Bukowina,  General  Baron  Enzenberg,  in  I/}mberg  abge- 
halten hatte,*"*)  über  die  Bukowiner  Systemisierungsangelegenheitcn  Vortrag,  dem 
zufolge  ihm  am  5.  August  das  nachstehende  Allerhöchste  Handschreiben  zugieng: 

»Lieber  Feldmarschall-Lieutenant  Schröder!  Sie  werden 
gern  einschaftlich  mi  t  dem  Grafen  v.  Brigido  in  reife  U  eber- 
legung  n  ehmen,  wie  die  Bukowina  mit  Galizien  am  schick- 
samsten zu  vereinigen,  dann  was  für  ein  Theil  davon  dem 
2.  W  a  1 1  a  c  h  i  s  c  h  e  n  Regiment  z  u  z  u  t  h  e  i  1  e  n  und  Siebenbürgen 
einzuverleiben  wäre.  Uel)er  diese  swei  Gegenstände  sowohl  als  über  das 
allda  anzustellende  höchstnöthige  Personale  und  hierzu  antragende  Individuen, 
sowie  ül)er  alle  sonst  noch  hiemit  zusannnenhängende  Fürkehnnigen  sehe  Ich 
ihrem  gemeinschaftlich-schrifthchen  Aulsatze  und  den  mit  Rücksicht  auf  die 
thunlichste  Wirtschaft  zu  veifassenden  Kosten übei-schlägen,  wovon  Mir  ein  so 
anderes  Uiich  Wien  einzuschicken  sein  wird,  sobald  als  nuiglich  entgingen,  um 
hiernach  das  AVeitere  veranlassen  zu  können.  Joseph  Correg.^*^'') 

Von  dieser  Anordnung  setzte  J()sei)h  am  folgendiMi  Tagi*  auch  seine  Mutter 
in  Kenntnis.       »Ich    habe,    schrieb    er    ihr,    >>dem    hiesigen    commandierenden 

»<»^)  .Ios«'i»li  au  Miiriii  TlH'n\si:i,  Mohilew,  8.  Juni  1780.  (Arneth,  Maria  Tlioivsia  uii<l 
J*^[*h  II.,  Bil.  III.  S.  250  ff.) 

"")  Hriofo  (lor  Kaiserin  Maria  Then\sia  an  ihre  Kinder  und  Freunde.  Hrsg.  v.  Arne  t  h. 
IL  S.  276. 

'««)  Arneth.  Maria  Theresia  und  .Tcseph  II.,  Bd.  111.  S.  275  f. 

*°^)  Zanio.sc  und  das  «lazu  gehörige  (Jehi<'t  wurde  im  Scljönhninner  Frie<len  (Oetul).  ISO«») 
dem  Her/<jgthiinie  Warsehau  und  mit  <li«'s«'m  im  Jahre  1815  dem  ( 'zarten reiehe  «'inverleihl. 

»«*;  Sitdie  Heilag»^  II. 

'^')  llnfkriegM-aths-rr.^tnk.  1780.  Lit.  <;.,  Nr.  5()(>0,  p.  2\yM  f.  (K.-A.) 

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54  PoLEK : 

General  und  dem  Landespräsident(Mi  die  Abfiissung  eines  gemeinsamen  Vor- 
scldages  aufgetragen,  wie,  falls  man  es  für  nothwendig  fände,  diese  Bukowina 
als  ein  Kreis  mit  Galizien  vereinigt  werden  könnte.  Diese  Arbeit  wird  mir  nach- 
gesdiickt  werden,  und  ich  werde  mich  dann  beehren,  sie  Euerer  Majestät  zu 
unterbreiten.  Einen  Theil  der  Gebirgsgegenden  wird  man  davon  abtrennen  und 
dem  zweiten  walachischen  Regimente  ehiverleiben  köiuien«.'^*) 

Von  Zamosc  fuhr  der  Kaiser  am  7.  August  über  Ulanöw  (7.),  Radomysl 
(8.),  Dabrowa  (9.),  Bochnia  (10.),  Wieliczka  (IL),  Kety  (12.),  Mähr.  Ostrau  (18.), 
Troppau  (14.),  Olmütz  (15.  u.  lO.)  und  Brunn  (17.  bis  19.)  nach  Wien,  wo  er 
am  20.  August  ankam. ^'^^) 

AVie  in  Mohilew,  so  war  auch  in  Petersburg  »gar  nichts«  verhandelt  wor- 
den. Dessenungeacht^^'t  konnte  Joseph  IL  mit  dem  Ergebnisse  seiner  Reise  nach 
Russland  zufrieden  sein  ;  war  es  ihm  doch  gelungen,  Katharina's  tief  eingewur- 
zelte Vorurtheile  gegen  Oest^rreich  zu  zerstreuen.  *°®)  Dagegen  mochte  die  Bu- 
kowiner  Bevölkerung  das  Fernbleiben  des  Kaisers  umso  bitterer  empfunden  ha- 
ben, als  ihr  der  Plan  der  Zerreissuiig  und  Auftheilung  ihres  Landes  wohl  nicht 
verborgen  blieb.  Um  das  drohende  Missgeschick  abzuwehren,  wurde  der  Bojar 
Basilius  B  a  1  s  c  h  »von  dem  Bischof  von  Radautz  sowohl  als  den  gesammten 
Ständen  der  Bukowina«  beauftragt,  ihre  Anschauungen  über  das,  was  dem  Lande 
fromme,  allerhöchstenorts  darzulegen. 

Balsch  reichte  am  18.  November  1780  nebst  einem  an  den  Gnifen  Hadik 
gerichteten  unterthänigst(?n  Promemoria«  eine  »Beschreibung  der  Bukowina  und 
denMi  inneren  Verhältnisse«  bei  dem  Hofkriegsrathe.  ein.  In  dem  letztgenannten 
Schrittstücke  wird  um  »die  Beibehaltung  der  Militärjurisdiction«  gebeten  und  zur 
Untei-stützung  dieser  Bitte  »die  wahrhafte  Lage  des  Landes«,  ^^die  Gebräuche 
und  Missbräuche  der  Nation«,  »die  Verschiedejiheit  deren  Stände  und  deren 
Obliegenheiten«  und  schliesslich  »der  Verfall  des  Commerz«  geschildert^®*)  Die 
kaiseriiche  Entscheidung,  die  hierauf  erfolgte,  lautet:  »Diese  Sache  hat  noch  t« 
Suspenso  zu  verbleiben  und  ist  erst  der  abgeforderte  Bericht  von  dem  Gralizi- 
schen  General- Coramando  wegen  Einverleibung  der  Bukowina  mit  dem  eiviU 
zu  betreiben.  Joseph  Correg.«  **®) 

Am  30.  November  1780  —  einen  Tag  nach  dem  Tode  der  Kaiserin 
Maria  Theresia  —  wurde  endlich  der  »einverständhch  mit  dem  Grenend- 
commando  entworfene  Plan<  des  Grafen  Brigido  dem  Hofkriegsrathe  übermittelt 
Viel  Neues  enthält  er  nicht;  denn  von  der  irrigen  Ansicht  ausgehend,  dass 
die  Vereinigung  der  Bidcovvina  mit  Galizien  so  gut  wie  beschlossen  sei,  macht 
Brigido  seine  Voi-schläge  fast  lediglich  auf  Grund  der  schon  von  anderer  Seite, 
insbesondere  von  Enzenberg  und  dem  Hofkriegsrathe  selbst  (im  Pi-otokolle  vom 
4.  April  1780  aufgestellten  Reformprogramme.^^') 

»0«)  Arn»*th,  Maria  Thcivsia  und  Joseph  IL,  B<1.  UI.  S.  301. 

*®')  Radi  ('  8,  R^'iHon  Kaiser  Joseph  IL,  Oesterr.  Revue,  IX.  S.  26. 

»08)  A  r  n  e  t  h,  (iesehichte  Maria  Then»sia*s.  X.  S.  690. 

^^)  Siehe  Beila;<e  III  u.  IV. 

**°)  Vurtra«;  des  Hofkrie^^ratlies,  23.  Xoveinl)er,  herabf^hmjjrt  am  25.  NovciuImt  17M». 
(Orif^.  im  Archiv  d.  k.  k.  Ministeriums  d.  Innem  unter  d.  Sij^. :  1780,  Nr.  16.) 

"»)  Die  95  Fohosseiten  umfassende  Denkschrift,  iM'titi^t:  »Ohmnassijt^bij^ter  Entwurf  zur 
Einrichtunj?  der  Bukowina,  falls  diese  nacher  Gaüzicn  einverleibt  werden  ^llte*,  befindet  si^-h  im 
k.  u.  k.  Kriej,^irchiv  (U.  S.  1780-62-854.)  Digitized  byV^OOgle 


Josepb's  II.  Kbisbn  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  55 

Kaiser  Joseph  juelt  den  Grafen  Brigido  fiir  einen  klaren  und  fälligen 
Kopf;  ^'2j  trotzdem  wollte  er,  bevor  er  über  dessen  Denkschrift  und  damit  über 
das  Schicksal  der  Bukowina  seine  Entscheidung  traf,  noch  die  Wohlmeinung 
des  obersten  Kanzlers  der  vereinigten  böhmisch-östen^eichischen  Hofkanzlei  ver- 
nehmen. An  diesen  ergieng  am  10.  December  1780  djus  folgende  Allerhöchst«^ 
Handschreiben  : 

> Lieber  Graf  Blümegen  !  Bey  Meiner  letzten  Durchreise  durch  Gahzien 
trug  Ich  dem  Graf  Brigido  und  Generalen  Schröder  auf,  mir  gemeinschafthch 
einen  Vorschlag  einzuschicken,  wie  die  Bukowina  zum  Theil  mit  Galizien  und 
ein  anderer  Theil  uiit  Siebenbürgen  einzuverleiben  wäre?  Hier  beygeschlossen 
folgt  Ihr  Vorschlag,  der  von  beiden  unterzeichnet  ist 

»Sie  werden  zu  dessen  Bestimnmng  denselben  genau  durchsehen,  und  sich 
mit  dem  Hofkriegsrath,  den  Ich  ebenfalls  in  GemiLssheit  belehre,  ins  Einver- 
nehmen setzen,  und  in  Ueberlegung  nehmen,  ob  diese  Ver ei nigu  ng 
zu  veranlassen  und  wie  dessen  Modalitäten  zu  treffen  seyen, 
nämlich  auf  die  hier  vorgeschlagene  oder  noch  andere  Art, 
und  da  Ich  nicht  zweifle,  dass  noch  weitere  Anfragen  zu  besserer  Aufkläiimg 
der  Umstände  nach  Galizien  werden  ergehen  müssen,  so  erwarte,  dass  sie 
dit^se  ehestens  veranlassen  und  Mir  nachher  ein  ganz  vollkommenes 
und  zum  S  c  h  1  u  s  s  r  e  i  f e  s  Gutachten  vorlegen.  Wien  den  10.  De- 
cember  1780.  Joseph.  <'  '••'*) 

Der  oberste  Hofkanzler  stimmt  in  seiner  Denkschrift  —  sie  ist  vom  17.  Fe- 
bruar 1781  datiert  ^**)  —  in  allen  wesentlichen  Puncten  njit  der  des  königlichen 
Commissärs  in  Galizien  überein;  aber  noch  vor  Ablauf  eines  Monats  —  am 
10.  März  1781  —  schreibt  er  an  den  Hofkriegsrath,  es  dürfte  Seiner  Majestät 
einzurathen  sein,  »dass  die  Bukowina  keineswegs  mit  anderen  Pro- 
vinzen vereinigt,  sondern  als  ein  ganz  abgesondertes  Land, 
und  so  viel  möglich  nach  den  jetzigen  Gebräuchen  und  Sitten 
behandelt,  die  dortigen  Landsleute  zu  öffentlichen  Bediens- 
tungen  angewendet  und  getrachtet  werden  sollte,  damit  die 
Zuneigung  und  das  Vertrauen  der  Moldauischen  Nation  auf 
das  möglichste  gewonnen  w  e  r  d  e. «  ^^^) 

Diese' Sinnesänderung  des.  Grafen  Blümegen  —  ich  stehe  nicht  an,  sie 
auf  die  Leetüre  der  Denkschrift  des  Bukowiner  Abgeordneten  B  a  1  s  c  h  zurück- 
zuführen —  scheint  nicht  ohne  Einfluss  auf  die  Entschlüsse  des  Kaisers  gewesen 
zu  sein  ;  ehien  noch  grösseren  Einfluss  aber  dürfte  auf  diese  ein  um  jene  Zeit 
in  Wien  eingelaufener  Bericht  E  n  z  e  n  b  e  r  g'  s,  worin  neuerlich  und  mit  noch 
griisserer  Gründlichkeit,  als  es  in  dessen  Systemisierungsplan  vom  80.  October 
1779  geschehen  war,  die  Möglichkeit  der  successiven  Einfiihrung  der  Militär- 
grenzeinrichtung dargelegt  wird,  ausgeübt  haben.' **^)  Wie  dem  auch  sei,  es  steht 


'»«)  Arneth,  (Tes<!hichte  Maria  Thert-sias.  X.  S.  97. 
««»)  K.-A.  II.  S.  1781—30—14. 
"*)  K.-A.  II.  S.  1781—30—14  (On>.) 

"»)  Z  i  p  g  1  a  II  e  r, ,  (leschiehtliclie  Bilder  aus  der    Bukowina    zur    Zeit  der   österi-eiehisehen 
Müitär-Verwaltunt^.     Zweite  Büderreihe.  (Buko\nn.  Naehrichttm.  24.  Febr.  1895.) 

"•)  Sieh«*  Beüage  V  u.  VI.  ^  i 

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56  PoLEK : 

ft^st,  (lass  Kaiser  Joseph  kurz  darauf  den  Plan  der  Zerreissung  und  Auftbeiluiig 
der  Bukowina  vorläufig  aufgab,  indem  er  an  den  Hofkriegsrath  das  nachstehende 
Handschreiben  richtete : 

»Ich  habe  aus  wichtigen  Betrachtungen  f ü r  g u t  befunden, 
den  B  u  c c o  V  i  n  e  r  1)  i  s  t  r  i  (;  t  d  e r  Z  e  i  t  noch  u  n  tf»  r  der  w e  i  t  e  rn  L e i- 
tung  des  Hof- Kriegs  Raths  zu  belassen. 

Ua  es  jedoch  immer  erforderlich  ist,  die  innere  Verfas- 
sung des  Landes  auf  einen  bessern  Fussc  zu  sezen,  und  hiezu 
Baron  E  n  z e  n  b  e r  g  verschiedene  Vorschläge  an  Händen  1  ä s s t, 
so  hat  der  Hof- Kriegs  Rath  einen  Entwurf  hiezu  zu  verfas- 
sen, die  E  n  z  e  n  b  e  r  g  i  s  c  h  e  n  Vorschläge,  in  so  weit  er  t  h  u  n  1  i  c  li 
erachtet,  zu  b e  n  ü z e  n,  und  vorzüglich  b e y  dieser  A  u s a r  b e i  t  u  ii  ^j 
den  Bedacht  darauf  z  u  n  e  h  m  e  n,  w  o  m  i  t  d  a  s  L  a  n  d  für  das  k  ü  n  f  f- 
tige  leichter  und  mit  Billigkeit  gehalten,  zugleich  aber  auch 
davon  der  billige  Vor t heil  für  das  aerarium  gezogen  werden 
m  ö  g  e. 

^Dieser  Entwurf  ist  so  viel  möglich  zu  beschiel  n  igen, 
und  wenn  er  zu  stände  gebracht  seyn  wird,  sodann  Meinem 
dirigirenden  Staats  Ministre  Grafen  von  Hatzfeld  niitzu- 
t  h  e  i  1  e  n,  a  u  f  d  a s s  selber  nach  v o  r  1  ä  u  fi  g e  r  zu  veranlassende n 
Einsicht  u  n  t e r  d e  n  b e  t  r e  f e  n  d e  n  H  o f s  t e  1 1  e  n,  in  einer  Staats- 
r  ä  t  b  1  i  c  h  e  n  Z  u  s  a  m  n)  e  n  t  r  e  1 1  u  n  g  ju  i  t  1  n  t  e  r  v  e  n  i  r  u  n  g  seines  des 
Hof  Kriegs  Ratbs  Präsidentens  und  der  betrefenden  Hol- 
st (^  1 1  e  n  i  n  P]  r  w  e  g  u  n  g  g  e  z  o  g  e  n,  und  Mir  das  g  e  m  e  i  n  s  c  h  ä  f  1 1  i  c  h  e 
(t  u  t a c b  t e  n  zu  Meiner  endlichen  S c h  1  u s s f a s s u n  g  v  o r g e  1  e g et 
w  e  r  d  e  n  m  ö  g  e.  Joseph.- 

An  Hof-Kriegs  Ruth:  den  20"--  May  1781.«  '^') 

Schon  am  24.  Mai  liatte  der  Hofkriegsrath  die  auf  die  Bukowina  bezüg- 
lichen Verbessenuigs-Anträgc^^  entworfen.  Er  hatte  sich  dabei  von  der  Rück- 
sicht leiten  lassen,  dass,  es  mochte  »künftig  der  Bukowiner  District  unter  der 
Mihtiiradministration  verbleiben  oder  der  bereits  vorläufig  ausgezeichnete  kleine 
Tbeil  iiievon  an  Siebenbürgen  fallen,  der  grösste  Bezirk  hingegen  ein  Kreis  von 
Galizicn  werden,  die  nach  Seiner  Majestät  Gesinnung  daselbst  angefangenen 
Meliorationsanstalten  für  den  einen  wie  für  den  anderen  Fall  mit  Nutzen  an- 
wend])ar  sein  und  in  dem  nändichen  Faden  foi*tgefdhrt,  nach  Umständen  auch 
mit  der  Zeit  weiter  ausgedehnt  werden  könnten.  Demnach  waren  c»s  im  we- 
senthchen  drei  (Gegenstände,  auf  welche  sich  dieser  Entwurf  beschränkte:  da*^ 
gri(K*hisch-orientalische  Kirchenwesen,  die  Berichtigung  der  Besitzungen  und  der 
Activ-  und  Passivhandel  der  Bukowina."**) 

Der  Staatsrath  stimmte  in  seiner  Sitzung  vom  12.  Juni  nicht  nur  allen 
bofkriegsräthlichen  Anträgen  zu,  sondern  verzeiclmete  auch  noch  eilf  weiten* 
»Punkte  ,  die  ihm  »dermalen  schon-  zur  vorhabenden  Einrichtung  diesi^ 
Landes  erforderlich  und  geeignete  schienen,  nändich:  die  Stiftung  von  PHu*- 
reien«  fiir  die  linierten,  die  Errichtung  dcutvscher  Normalschulen  aus  dem  Schul- 


»»')  K.-A.  II.  S.  1781  -  30—30.  (Orijr.) 
»")  K.-A.  II.  Ö.  1781-30—86.  (Coiuvpt.) 

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JosEPH*s  IL  Reisen  nach  Galizibn  und  der  Bukowina.  57 

fonds,  die  Einfiihrung  einer  besseren  Justiz,  die  Nothwendigkeit  von  Pestsordons 
in  Kriegs-  und  Friedenszeiten,  die  Sorge  fiir  die  Bequartierung  des  Militärs,  die 
Aufetellung  von  Magistratspersonen  in  den  Städten,  die  Zusaninienziehung  der 
zerstreuten  Unterthanen  in  die  Dörfer,  die  Art  und  Weise  der  »Behandlung« 
der  Juden,  die  Vertheilung  und  Einhebung  der  Contribution,  das  Münzwesen 
mid  die  Regelung  der  grundherrKch-bäuerlichen  Verhältnisse.  Diese  Gegen- 
stände zog  er,  nachdem  der  Hofkriegsrath  auch  über  sie  »von  Punkt  zu  Punkt 
seine  Anmerkungen  mit  den  nöthigen  Erläuterungen  und  seinem  Gutachten  aus- 
zuarbeiten« nicht  versäumt  hatte,  am  3.  August  in  Berathung,  die  gleichfalls 
n)it  der  Annahme  der  hofkriegsräthlichen  Vorschläge  schloss. 

Das  Protokoll  vom  3.  August  versah  der  Kaiser  mit  folgender  Resolution : 

»Ich  begnehraige  anforderst  die  in  dem  beigelegten  Protokollo  vom 
12.  Junius  abhin  enthaltenen  Anträge,  besonders  wegen  besserer  Einrichtung 
der  Geistlicldceit,  deren  Ausführung  also  der  Hofkriegsrath  sich  bestens  ange- 
legen halten  wh:d. 

»Was  die  in  dem  weiteren  Protokollo  vom  3^  August  vorkonmiende 
Punkten  belanget,  da  ist  wegen  der  Militär  Gerichtsbarkeit  nach  Meiner  indessen 
ertheilten  Resolution  sich  zu  achten,  und  wird  liiernach  dem  Hofkriegsrath  ob- 
liegen, wegen  der  dortländigen  Justiz  Verw^altung  die  angemessene  weitere  Ein- 
leitung zu  entwerfen. 

Ad  lO^m.  Ist  zur  Herabsetzung  der  Ragusaner,  dann  der  türkischen  Lö- 
wenthaler  eingerathenermassen  ein  Termin  von  einem  Jahr  zu  bestinnnen,  und 
wenn  mittlerweile  Vorstellungen  gegen  diese  Veranlassung  vorkommetcn,  werden 
solche  ihrem  Bestand  nach  in  weitere  Erwägung  zu  nehmen  seyn. 

»In  all  übrigen  begnehmige  das  vereinigte  Einrathen  der  Connnission. 

Joseph.«  "®) 

Von  dieser  Resolution  wurde  der  Hofkriegsrath  mit  Allerhöchstem  Hand- 
schreiben vom  18.  August  in  Kenntnis  gesetzt,  mit  dem  Auftrag,  »in  deren 
Gemässheit  das  Erforderiiche  durch  Behörde  zu  veranlassen«.'***) 

So  hatte  Joseph's  zweite  galizische  Reise,  wenn  sie  gleich  auf  die  Bu- 
kowina nicht  ausgedehnt  wurde,  tief  einschneidende  Reformen  für  dieses  Land 
zur  Folge. 


III. 

Rundreise  durch  Ungarn,  die  Bukowina  und  Galizien  1783. 

Am  20.  April  1783  benachrichtigte  Joseph  II.  den  Hofkriegsrathspräsidenten 

Feldmarschall  Grafen  Hadik,  dass  er  am  25.  desselben  Monats  »eine  Tournee  in 

Hungani  und  einige  Gräntz  Vestungen«  machen  wolle,  und  trug  ihm  auf,  hievon 

nicht  nur  das  General  Oommando,  sondern  auch  die  Vestungs  Commandanten « 

zu  veretändigen.^**)  Ausgangs-  und  Endpunkt  der  Reise  sollte  Wien,  Zwischen- 

*")  CoDcept  im  Archiv  des  k.  k.  MiiiisU^riuras  d.  Innern.  (1781,  Nr.  9.) 
>»)  Handschreiben    im  Original   ebt»nda.    (1781,    Nr.  9.)  —  Das    Rescript    doa    H(»fkne}j:s- 
rathes  an  das  p^Wz.  (leneralcoramando  (ebenda  1781,  Nr.  9)  siehe  Beila^  VII. 

»«)  K.-A.  U.  S.  1788-49-6.  (Orig.)  ^  , 

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58  PoLEK : 

stiitioiien  Budapest,  Szegedin,  Arad,  Teraesvär,  Pancsova,  Semlin,  Peterwardein. 
Essogg,  Brod,  Gradiska,  Pctrinia,  Karlstadt,  Zeiigg,  Fiume,  Karlstadt,  Agram. 
AVarasdiii,  Csakathurn,  K(irmend  und  Oedeuburg  sein.**^) 

Die  Abreise  fand  am  testgesetzten  Tage  um  fiinf  ITlir  morgens  und  zwar 
in  Begleitung  des  Feldmarschall-Lieutenants  und  Generaldirectors  der  Artillerie 
Grafen  .Foseph  Colloredo  und  des  Generalmajors  von  Zehenter  statf ')  Am 
26.  April  traf  man  in  Ofen  ein.  Schon  hier  änderte  der  Kaiser  seinen  Reise- 
plan ;  denn  er  fuhr  am  27.  April  nach  Mobiles  und  setzte  dann  den  We^  über 
Essegg  (29.  u.  30.  April),  Pakräcz  (1.  Mai)  Agram  (2.),  Karlstaxlt  (3.),  Bosilyevo 
(4.),  Fiume  (5.  und  6.),  Zengg  (7.),  Karlstadt  (8.  und  9.),  Petrinia  (10.),  Jasse- 
novac  (11.),  Gradiska  (12.),  Brod  (13.),  A^inkovce  (15.),  Mitrovitz  (15.)  nach 
Peterwardein  fort,  wo  er  vom  16.  bis  zum  19.  Aj)ril  blieb.^**) 

Von  Peterwardein  schrieb  der  Kaiser  an  den  commandierenden  General 
in  Galizien : 

»Lieber  F.  M.  L.  Schröder!  Ich  habe  mich  entschlossen,  aus  dem  ßannat 
durch  Siebenbürgen  in  die  Buccovina  zu  gehen,  worüber  ich  den  Enzenberg 
mehrer  details  schreibe. 

»Da  ich  gesitmt  bin,  von  Czernowitz  bis  auf  die  äusserste  Gränze  gegen 
Chothym  mich  zu  verfügen,  allda  den  Dniester  zu  passiren  und  bis  Okopi  in 
Gallicien  zu  gehen,  von  da  aber  erst  meine  Ruckreise  über  Szaleszik  auf  Sniatin 
und  dann  über  Stanislow^  nach  Lemberg  zu  nehmen,  so  werden  Sie  mir  die 
Tage  und  Stationen  vorläufig  entwerfen  und,  da  ich  zu  fehren  gesinnet  bin,  so 
müssen  die  Stationen  so  eingerichtet  werden,  dass  sie  nicht  zu  kurz  und  wenig- 
süMis  von  mir  in  Zeit  von  12  bis  14  Stunden  erreichet  werden  können.  Li 
allem  muss  der  Antrag  auf  8  Fuhrwerke  gemacht  werden,  welche  nach  Be- 
schaffenheit der  Weege  und  der  Grösse  der  Pferde  mit  6  oder  8  Pferden  be- 
spaimt  werden  müssen. 

»Sie  werden  mir  Ihren  entworfenen  Defensions  Plan  für  die  Buccovina 
und  Gallicien  nach  Czernowitz  überschicken  oder  wenn  Sie  wollen,  selbst  dahin 
kommen,  um  das  Nähere  hierüber  miteinander  zu  verabreden. 

»Bey  Okopi  müssen  4  Land  Reitpferde  ungesattelt  nebst  3  berittenen  Per- 
sonen, um  sie  zu  halten,  bereit  stehen,  und  so  auch  in  andern  Gegenden,  wenn 
Seitwerts  in  Betracht  der  Defension  etwas  zu  sehen  wäre. 

»Die  eigentliche  Zeit  meiner  Ankunft  in  Gallicien  kann  Ich  Ihnen  noch 
nicht  bestimmen,  doch  dürfte  ich  vermuthlich  gegen  die  Hälft«  Juny  dasellie^t 
eintreffen,  wovon  ich  Sie  schon  bey  Zeiten  benachrichtigen  werde. 

»Mich  freut  es,  Sie  bey  dieser  Gelegenheit  wieder  persönlich  zu  sehen, 
und  leben  Sie  bis  dahin  w^ohlauf. 

>> Peterwardein  den  19.  May  1783. 

Joseph. 

»A^Ä  Den  Einschluss  werden  Sie  dem  Grafen  Brigido  übergeben.«  ***) 


*«^)  Idoii-to  Eämsc  Liste  8r.  Mnjt.slät  dos  KaisiTs.  (El)oiidii.) 
"')  Wiener  Zeitung.  Sc.unabend  den  26.  April  1788.  (Nr.  34.) 
"*)  Radie.s,  Reisi'n  KaisiT  Joseph  II.  C)esÜTr.  Kevue  IX,  S.  31. 
>«5j  K.-A.  HofkrieKsratbs-Protok.  1783  (J.  Nr.  2988,  p.  1566.        i^^^^T^ 

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Joseph's  II.  Reisen  nach  Galizibn  und  deb  Bukowina.  59 

Worin  die  xJetails*.^  bestanden,  die  dem  General  Enzenberg  in  einem  be- 
sonderen Allerhöchsten  Hmidschreiben  bekannt  gegeben  wurden,  wissen  wir 
nicht ;  es  lässt  sich  jedoch  vermuthen,  dass  daninter  Angaben  über  den  AVeg, 
den  der  Kaiser  von  Siebenbürgen  nach  Galizien  einzuschlagen,  sowie  über  (he 
Bukowiner  Orte,  wo  er  Aufenthalt  zu  nehmen  gesonnen  war,  zu  verstehen  sind. 
ITber  diesen  Punkt  aüid  ^y\r  übrigens  durch  einen  in  der  AViener  Zeitung«  vom 
21.  Juni  1783  (Nr.  50)  abgedruckten  Bericht  aus  Gahzien  genügend  unter- 
richtet    Daselbst  ist  zu  lesen : 

»Leml>erg  den  15.  Junius.  Den  28.  des  vorigen  Monats  ist  hier  eine 
Staffette  eingetroffen,  welche  dem  kommandirenden  Hrn.  General  v.  Schröder  die 
Nachricht  brachte,  dass  Se.  Majestät  der  Kaiser  über  Czernowicz  nach  Lem- 
berg  kommen,  imd  längstens  bis  den  15.  dies  allhier  eintreffen  wüi'den,  wornach 
dann  Se.  Excellenz  bereits  vor  2  Tagen  nach  gedachtem  Czernowicz  abgereist 
sind,  um  Se.  Majest  auf  der  Gränze  zu  empfangen,  und  hieher  zu  begleiten. 
Alan  sagt,  dass  der  Monarch  sich  ungefähr  10  Tage  allhier  aufhalten  weixle. 

»Se.  Maj.  kommen  aus  Siebenbirgen,  gehen  über  den  grossen  Berg  Ku- 
karatza,  und  die  neu  angelegte  Strasse,  und  werden  den  8.  dieses  in  Donia, 
dem  ersten  Orte  in  der  Buckowine  nächst  Siebenbirgen,  den  10.  aber  in  be- 
sagten Czernowicz,  wo  Sie  dem  Vernehmen  nach  nicht  länger  als  über  Nacht 
verweilen  wollen,  den  11.  in  Okopi,  jenseits  des  Dniestei-s,  anderthalb  Meilen 
von  Chotim,  und  den  12.  über  Zalestick  in  Snyatin,  und  endlich  den  15.  (wie 
erst  gemeldet  wurde)  hier  in  Lemberg  erwartet.« 

Von  Petenvardein  nahm  Joseph  II.  den  Weg  über  Semhn  (20.  und  21. 
Mai),  Pancsova  (22.),  Weisskirchen  (23.),  Temesvar  (24.  und  25.),  Arad  (26.), 
Lagos  (27.),  D^va  (28.),  Karlsburg  (29.  und  30.),  Hermannstadt  (31.  Mai  bis 
5.  Juni),  Utsa  (6.),  Kronstadt  (7.),  Kezdi-Väsc4rhely  (8.),  Csik-Szereda  (9.),  Para.jd 
(10.),  Bistritz  (11.  und  12.),  Neu-Rodna  (12.);  am  14.  Juni  überschritt  er  die 
siebenbürgisch-bukoAvinische  Grenze,  übernachtete  an  diesem  Tage  in  Valeputna, 
brachte  dann  zwei  Tage  (15.  und  16.  Juni)  in  Suczawa  zu  und  langte  am 
17.  Juni  in  Czernowitz  an.^^®) 

Wie  viel  Neues  hat  der  Kaiser  auf  dieser  Reise,  besonders  aber  in  den 
4  letzten  Tagen,  in  der  ihm  bis  dahin  noch  unbekannten  Bukowina,  zu  sehen 
bekommen !  Dass  er  hier  allem,  der  Bodenplastik  wie  den  ethnographischen 
und  volkswirtschaflUchen  Verhältnissen,  der  kirchlichen  Organisation  mid  den 
verschiedenen  Gebieten  der  Verw^altung  sein  vollstes  Interesse  zuwandte,  davon 
gibt  das  denkwürdige  Handschreiben  Zeugnis,  worin  er  am  19.  Juni,  uimiittelbar 
bevor  er  Czernowitz  verhess,  dem  Hofkriegsrathspräsidenten  die  E^^formen  be- 
zeichnete, die  er  für  die  Bukowina  als  nothwendig  erachtete.     Es  lautet: 

»Lieber  Feldmarschall  Hadik !  Ich  habe  bey  Meiner  gegenwäiligen  Reise 
durch  die  Buccowina  bemerket,  dfiss  dieses  Stück  Land  seiner  Lage  nach,  und 
wenn  man  solches  gegen  die  übrigen  Provinzen  der  Monarchie  betrachtet,  am 
meisten  zu  einer  Militär-Gränz-Einrichtung  geeignet  zu  seyn  scheinet.  Es  ver- 
bindet   solches    Siebenbürgen    mit    Gallizien,    füllet    den    eingehenden    AVinkel 


"«)  Radios,  a.  a,  0.  S.  31. 

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60  PoLEK  : 

aus,  welchen  die  Moldau  vormals  zwischen  beyden  diesen  Ländern  machte, 
decket  feniers  vollkommen  die  Marmoros,  und  ist  ein  Gränz-Land  gegen  eine 
Türkische  Provinz. 

»Die  Population  dieses  Landes,  dessen  Haupt  Nahrungs  Zweig  in  Waiden 
sowohl  fiir  Hörn  Vieh  als  Pferde  bestehet,  und  welche  den  Ackerbau  sehr  wenig 
betreibet,  obschon  der  Boden  ausser  den  Gebürgs- Gegenden  allerdings  fruchtbar 
zu  seyn  scheinet,  ist  bey  w^eitem  seiner  Grösse  nicht  angemessen. 

»Da  es  bey  gegenwärtigen  Umständen  nicht  räthUch  ist,  das  Gränz  Militar- 
Sistem  in  diesem  Lande  einzufuhren,  welchem  der  National  Geist  so  sehr  ent- 
gegen zu  seyn  scheinet;  so  finde  Ich  einstweilen  für  nöthig,  dass  folgende  An- 
ordnungen getroffen  werden. 

»IPI".  Hat  der  bestimmte  Contributions  Fuss  noch  in  Suspenso  zu  ver- 
bleiben und  sind  nur  die  Schuldigkeiten  der  Unterthanen  gegen  ihre  Obrigkeiten 
sogleich  l)estimmt  hinaus  zu  geben,  zugleich  ist  aber  auch  auf  die  Hintaiihal- 
tung  aller  Bedrückungen  und  Excessen  von  Seite  der  letzteren  mit  allem  Ernste 
zu  sehen ;  nicht  minder  muss  hierlandes  ebenfalls  eiu  Unterschied  zwischen  den 
im  Lande  wohnenden  Grund  Besitzern,  und  jenen,  welche  ihre  aus  der  Bucco- 
wina  ziehende  Einkünfte  ausser  Tjandes  verzelu^n,  gemacht  werden.  Fast  alle 
sind  in  diesem  letzteren  Falle,  indem,  einige  wenige  Geisthche  ausgenommen, 
kein  einziger  dieser  Grund  Besitzer  im  Lande  ist.  Es  sind  also  diese  letztere, 
in  solange  sie  sich  nicht  im  Lande  niederlassen,  oder  ihre  Güter  an. andere  im 
Lande  domilicirende  Unterthanen  verkaufen,  zu  einer  30percentigen  Abgabe  von 
ihren  jährlichen  Einkünften  mehr  als  (Ue  anderen  zu  verhalten. 

2*^'^  Die  AVahl  zwischen  der  64tägigen  Roboth,  oder  einer  Zahlung  von 
7  f.  ist  denen  von  IVßr  in  den  anderen  Erblanden  festgesetzten  Grundsätzen 
nicht  gemäss.  Es  muss  also  den  Gnuid- Obrigkeiten  die  Wahl  nur  in  dem  ge- 
lassen werden,  entweder  ihre  allodial- Güter  selbst  zu  bebauen,  oder  selbe  an 
freymlHge  Pächter,  oder,  was  das  Beste  wäre,  an  ihre  UnteiÜianen  entweder 
gegen  Natural  oder  Pecunial  Abgabe,  oder  auch  gegen  andere  zu  bestimmende 
Schuldigkeiten,  als  Heumachen,  Holzschlag  und  Zufiihrung  etc.  auf  so  viele 
Jahre,  als  es  ihnen  anstehet,  zu  überlassen,  weil  die  praestation  der  Natural- 
Roboth  der  Unterthanen  so  viel  möglich  aufeuheben,  und  alles,  was  der  personal 
Ijeibeigensehaft  ähnlich  ist,  bereits  ganz  aufgehoben,  und  dagegen  alles,  was  einen 
Bezug  auf  freye  Verheürathung,  Handwerks  Erleniimg  etc.  hat,  eingestanden 
worden  ist. 

>3!'^  Die  BeschwerUchkeiten  mit  welchen  dieses  Land  wegen  vieler  Vor- 
spann, ohnentgoldlicher  quartiers  lüist,  Unterhaltung  von  180  Tschartaken,  Zu- 
fuhr des  Brods,  Holzes  und  der  bisher  noch  unentgeldUch  gemachten  öffentlichen 
Arbeiten  belastet  ist,  können  zwar  in  keine  Berechnung  gebracht  werden,  doch 
sind  sie  immer  für  das  ganze  und  die  einzelne  betreffende  Individuen  sehr 
drückend.  Diese  müssen  nun  sämmtlich  ihr  Ende  erreichen,  und  sie  kennen  es 
auch,  wenn  in  diesem  Lande,  welches  gegen  dem  Nachbarn  ganz  offen  ist,  und 
nur  kleine  Gräben  und  Hübel  zur  Gränze  hat,  an  welcher  folgUch  die  Hintau- 
haltung des  Schleichhandels,  und  die  genaue  Aufeicht  in  Sanitäts  Sachen  fast 
ohnmöglich  ist,  die    andurch  ohnnütz  werdende  viele  Wachten    an  den  Gränzen 

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Joseph's  IL  Reisen  nach  Galizisn  und  deb  Bukowina.  61 

dergestalt  vermindert  werden,  dass  bey  gesunden  Umständen  nur  die  Haupt- 
strassen, wo  ohnediess  Mautiien  sind,  besetzet,  übrigens  aber  die  hierlandes  be- 
findliche 11  Compagnien  des  Ganiisons  Regiment,  in  eine  dreyfucho  Linie  in 
die  den  Gränzen  nahe  gelegenen  Dorfschaften  verleget,  und  in  diesen  nur  eine 
Dorfe  Wache  gehalten  wird,  welche  sowohl  auf  das,  was  im  Orte  vorgehet,  als 
auf  jenes,  was  von  auswärts  herkömmt,  ihre  Aufmerksamkeit  zu  richten  hat; 
dieses  wird  ganz  gewiss  für  die  alte  Leute  nützlicher,  und  bequemer  seyn,  dem 
Lande  aber  eine  grosse  Erleichterung  'verschaffen,  besonders  wenn 

»4^  die  Verpflegung  dieser  Mannschaft  an  Brod  nicht  in  natura  geschieht, 
sondern  derselben  das  Geld  dafiir  gegeben  wird ;  dann  dadurch  der  grösste  Theil 
des  Becken  Personahs  entbehrlich,  die  häufige  Vorspann,  welche,  um  das  Mehl 
aus  Gallizien  in  die  Verbackungs  Stationen,  und  das  Brod  von  da  in  die  Com- 
pagnie  Numem  und  Tschartacken  zu  verfuhren,  nöthig  ist,  dem  Lande  zu  guten 
kommen,  und  zugleich  die  dazu  nöthige  Holz  Zufuhr  ersparet  Die  Fuhren 
welche  jetzo  insgesamt  vom  Lande  unentgeldlich  bestritten  werden,  müssen  in 
der  Zukmift  nach  der  neuen  Regulirung  von  der  Contribution  abgeschrieben 
oder  Baar  vergütet  werden. 

»5?^  Die  Justitz  Pflege  ist  in  diesem  kleinen  Lande  von  einem  sehr  grossen 
Umfang,  und  eine  Verbessenuig  in  selber  höchst  nöthig,  da  jedermann  über 
Verzögerung  klaget.  Das  Criminale  erfordert  allein  einen  tüchtigen  Mann ;  der 
Hofkriegs  Rath  hat  daher  alsogleich  den  geschicktesten  Auditor,  der  die  Jjandes 
Sprache  verstehet,  hieher  zu  schicken,  weil  die  Criminal  Prozesse  sich  zu  sehr 
anhäufen  und  auch  die  Civil  Prozesse  unendlich  sind. 

»6^  Die  vor  einem  Jahre  angefangene  oeconomische  Aufnahme  mag  in 
Thesi  ihren  guten  Grund  haben ;  in  hypothesi  aber  ist  solche  in  einem  Lande, 
wo  das  Eigenthura  aller  Gründe  nicht  dem  aerario  zustehet,  oder  welches  nicht 
zu  einer  Mihtar-Gränze  bestimmt  ist,  wo  ein  jeder  Gränzer  dotirt  wird,  eine 
nmiütze  und  sehr  kostspieUge  Sache.  Es  ist  also  mit  dem,  was  seither  hievon 
schon  zustande  gebracht  worden  ist,  ein  Abschnit  zu  machen  und  die  dazu  zu 
verwendende  Auslagen,  welche  sich  in  allem  wohl  auf  ^J^,  f  belaufen  dürften,  je 
eher  je  besser  bis  auf  weitere  Zeiten  einzustellen ;  das  Personal  aber  wird  bey 
der  jetzo  in  allen  Ländern  anbefohlenen  Eintheilung  der  Kameral  und  geist- 
lichen Güter  gleich  Beschäftigung  finden,  und  ist  dieses  also  vor  dem  Winter 
noch  aus  der  BuccoAvina  zu  entlassen. 

»7?52  Die  gute  Versehung  der  Districts  Directors-  und  Isprawniken  Stellen 
ist  allhier  sehr  wichtig,  und  die  Nation  so  beschaffen,  dass  sie  in  Vorgesetzte 
firemder  Nation  mehr  Zutrauen  hat,  als  in  jene,  so  von  der  ihrigen  sind.  Durch 
eine  gute  Wahl  fremder  Subjecten  dieser  Stellen  wird  also  viel  eher  das  Gute 
gewirkt  werden,  als  wenn  solche  durch  Massillen  oder  andere  hiesige  Landes 
Kinder,  besonders  aus  der  Moldau,  venvaltet  würden.  Vielleicht  lassen  sich  noch 
ein  paar  gute  Subjecten,  die  der  Wallachischen  Sprache  wohl  kündig  sind,  in 
dem  Temeswarer  Bannat  ausfundig  machen,  um  sie  allhier  mit  Nutzen  ver- 
wenden zu  können. 

»8^  Li  Ansehung  des  geistlichen  Fachs  ist  höchst  noth wendig,  dass  die 
Verminderung    und    Zusammenziehung    der    Kalugier  Klöster    ohne  weit^rs  vor  | 

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62  Polek: 

sich  gehe;  dass  ihre  Gründe  und  Fonds  alle  in  die  administration  genommen; 
was  fremden  nicht  im  Lande  wohnenden  Geistlichen  hievon  gehöret,  densell)eii 
ganz  l)en()hmen,  und  aus  dem  hieraus  entstehenden  ganzen  fundo  der  gesiunto 
Griechische  Clerus  untt»rhalten,  und  wenigstens  eine  Schule,  es  sey  zu  SuczawA 
oder  zu  Czernowiz,  errichtet  werde,  das  von  den  diesfaUigen  Einkünften  sodann 
noch  übrig    bleibende  zu    ajideren    nutzbaren  Verwendungen  vorbehalten    bleibe. 

»Nicht  weniger  nötliig  ist  es,  dass  der  hiesige  Bischof  von  Kadaiiz  dem 
Metropoliten  von  Karlowitz  untergeben  werde,  auch  muss  von  Karlowitz  sogleich 
eiji  geschickter,  wohldenkender,  der  Wallachischen  Sprache  gut  kündiger  und 
in  dem  Griechischen  Religions  Unterricht  wohl  erfahrner  Mann  hieher  geschickt 
werden,  um  sowohl  dem  ßischoffen  (der  im  übrigen  ganz  gut  gesinnt  ist)  t\k 
auch  dem  Consistorium,  und  den  Landes  Einwohnern  die  ächten  Begriffe  der- 
selben l)eyzubringen.  Diesem  ist  nicht  allein  ein  täglicher  Unterhalt  auszu- 
machen, sondern  demselben  auch  die  Zusage  zu  nuichen,  dass  er  nach  wohl  zu 
Stnnde  gebrachten  Auftrag,  sich  einer  Beförderung,  oder  auch  der  Nachfolge 
in  dem  Bisthum  hierlandes  werde  zu  erfreuen  haben. 

/>9"^  Die  armenische  Gemeinde  allhier,  deren  Gottes  Dienst  Ich  selljst 
beygewohnet  habe,  ist,  wejiig  ausgenommen,  allen  übrigen  Katholischen  Arme- 
niern gleich,  es  sind  also  alle  weitere  Nachforschungen  über  ihre  Religion  ein- 
zusti'llen,  und  sie  bey  ihrem  Handel  und  Wandel  ungestöi-t  zu  belassen,  auch 
ist  zu  trachten  noch  mehrere  derley  Leute  herüber  zu  bringen.  Die  nämliche 
Rücksicht  verdienen  die  hierlandes  befindliche  sogenannte  Lippowaner,  welche 
blose  Russische  Bauern  sind,  die  sich  hier " niedergelassen  haben;  ihre  Religion 
ist  die  wahre  schissmatische,  und  will  man  nur  darin  einen  Unterschied  finden, 
dnss  sie  ihren  Gottes  Dienst  Illyrisch  wie  in  Russland,  und  nicht  in  wallachi- 
scher Sprache  halten  wollen.  Ausser  dem  sind  solche  fleisige  und  arbeitsame 
Leute,  welche  man  durch  jene,  so  sich  in  der  Moldau  von  dieser  Nation  noch 
befinden,  zu  vermehren  trachten  muss,  und  aus  dieser  Ursache  ist  ihnen  auch 
ein  Poppe  von  ihrer  Nation  allerdings  zu  gestatten,  oder  ihnen  einer  aus  Sla- 
vonien,  wo  die  Illyrische  Sprache  am  meisten   in  der  llbung  ist,  zu  verschaffen. 

»lOüü*  ifit  den  Juden  ist  in  dem  gefassten  Sistem  fortzufahren,  und  uiüssen 
solche  entweder  gute  Handels  und  Handwerks  Ijeüte  werden  oder  dem  Ackerbau 
sich  widmen;  im  Gegentheil  sind  sie  aus  dem  Lande  zu  schaffen. 

»llL"j;  Gegen  die  vielen  Arrenden  der  Getränke,  so  wie  auch  das  ganze 
Dorfschaften  verarrendiret  werden,  wird  hier  sehr  geklaget;  erstere  sind  im 
ganzen  Lande  gegen  deme  aufzuheben,  dass  derienige,  der  was  immer  für  ein 
Getränke  ausschenken  will,  hievor  eine  seiner  Lage  und  Umständen  nach  zu 
l)estimmende  Abgabe  zu  entrichten  haben  soll;  dagegen  ist  die  Verarrendirung 
der  l'uterthanen  sogleich  gänzUch  einzustellen,  weim  solche  nicht  ganze  Güter 
betrift,  und  durch  mehrere  Jahre  zu  dauern  hat 

Die  VeiTuehrung  der  Population  in  diesem  Lande  ist  das  wichtigste,  imd 
um  diese  zu  erlangen,  muss  alles,  jedoch  ohne  besondere  Kosten,  angewendet 
werden. 

yl2^"l  Die  Cavalerie  Rimontirung  ist  ebenfalls  ein  wichtiger  Gegenstand, 
obwohl    deren  Erhaltung,  wenn    man    alles    zusammen    nimmt,  ziemlich    kostkir 

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JosBPH^s  II.  Reisen  nach  Galizien  und  deb  Bukowina.  63 

ausrällt,  so  ist  es  doch  ein  Grosses,  wenn  man  auf  einen  sicheren  Vorrath  von 
Hussaren-  und  chevaux  legers  Pferden  Rechnung  machen  kann.  Das  erwünscli- 
Uchste  wäre  freyhch,  wenn  man  so  viele  Güter,  und  besonders  Waiden  exscin- 
diren  könnte,  damit  man  nicht  allein  die  in  der  Fremde  erkauften  Folien  allda 
einige  Jahre  ernähren,  sondern  auch  ein  wirkliches  aerarial  Gesttitt  von  16- 
his  18  Hundert  Stutten  mit  den  dazu  gehörigen  Hengsten,  dann  Nachwachs 
errichten  und  erhalten  könnte,  welches  eine  Zalil  von  Beyläufig  5000.  Pferden 
austragen  würde,  dann  wären  die  Unkosten  gut  angewendet,  weil  das  G^ld  im 
Lande  bhebe.  Wie  aber  (heses  zu  erhalten  sey,  und  wie  die  hinlängliche  Giiinde, 
Weiden,  Fourage  und  die  sogenannte  Okols  zum  Wintenmterstand  zu  erhalten 
und  zu  erbauen  wären,  dieses  ist  ein  Haupt  Gegenstand,  mit  welchem  sich  die 
hiesige  administration  vorzügUch  zu  beschäftigen  hat,  da  solches  der  Nutzen  ist, 
den  mau  eiusw^eilen  aus  der  Beschaffenheit  dieses  Landes  zu  ziehen  vermag. 
Die  Pferde  aber  mit  so  grosem  Geldaufwand  ausser  Landes  aufzukaufen,  und 
solche  hier  nur  mit  so  vielen  Kosten  durch  Commandirte  und  erkaufte  Fourage 
auffuttern  ist  eine  sehr  schlechte  Wirtschaft  fiir  das  aerarium. 

»13BS  Die  Pensionirung  oder  Aufnehmung  hi  die  Invaliden  Haüsser  der 
sich  hier  bey  dem  Gamison-Kegimejit  befindHchen  —  entweder  pliysisch  oder 
sitthch  unbrauchbaren  Officiers  wäre  höchst  nothwendig.  Der  Hofkriegs  Rath 
wird  also  eine  verlässige  individuele  Auskunft  darüber  von  dem  General  En- 
z  e  n  b  e  r  g  und  dem  Christen  anverlangen,  um  hiernach  die  Austauschung  gegen 
tauglichere  aus  der  armee  zu  veranlassen, 

»Die  Gemeinen,  so  lauter,  doch  meistens  alte  gebrechUche  Leute  sind,  thun 
wirklich  hier  zu  starke  Dienste ;  diese  sind  demnach  dergestalten  einzuschränken, 
dass  sie  wenigstens  4  Tage  frey  bleiben,  welches  um  so  leichter  zu  bewirken 
seyn  wird,  wenn  der  Kordon  auf  obige  Art  eingezogen,. nur  Doi^fe  Wachten  ein- 
gefiihret  und  die  neue  hölzerne  Kaserne  zu  Czernowitz  zu  Stande  kommen  wird, 
wo  alsdann  leicht  noch  eine  Compagnie  dahin  verlegt,  mid  die  Dienste  in  Su- 
czava  und  aller  Orten  werden  vermindert  werden  können. 

:&14?2:  Die  Belegung  der  aus  der  Fremde  kommenden  sämüichen  Getränke, 
als  Wein,  Brandwein  etc.  ist  auf  den  Gränzen  zu  erhöhen;  dagegen  sind  die 
zwischen-Maüte  von  Siebenbürgen  in  die  Buccowina,  und  von  diesem  Lande 
nach  Gallizien,  weim  ihrer  noch  einige  bestehen,  gänzhch  aufzuheben. 

»15^  Die  Eröfnung  des  Borgoer  Passes  nach  Siebenbürgen,  und  die  Er- 
richtung einer  Communications  Strasse  in  den  Gebürgen  von  Siebenbürgen  gegen 
Snyatin,  ist  ein  Haupt-Gegenstand,  der  ohne  weiteren  zu  veranlassen  ist,  und 
kann  dem  Hauptmann  Scherz,  der  schon  die  Wege  hierlandes  ganz  gut  und 
geschickt  angeleget  hat,  der  weitere  Auftrag  diesfalls  gemacht  werden.  In  dieser 
Absicht  wird  sich  derselbe  auf  meinen  Befehl  schon  nach  Siebenbürgen  begeben, 
um  allda  alles  einzuleiten,  und  bestmöglichst  zu  Stande  zu  bringen. 

y>W^  Damit  sich  jemand  beym  Hofkriegs  Rath  befinde,  dem  sowohl  die 
hiesige  Landes  Sprache,  besonders,  in  Justizial  Erkenntnissen,  als  die  Beschaffen- 
heit der  Buccowina  hinlängUch  bekannt  ist,  so  ernenne  Ich  den  jungen  Baltsch, 
der  ehemals    in  Wien  war,  und    dermalen  hier    beym  Consistorio    angestellt  ist, 

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64  PoLEK : 

zum  wirklichen  Hofkriegsraths  Concipisten    mit  1000  i     Gehalt,  und  ist  sellier 
bey  dem  betreffenden  Departement  zu  verwenden. 

»Dieses  sind  einstweilen  die  Erinnerungen,  welche  der  Hof-Kriegs  Rath 
sogleich  einzuleiten  den  Bedacht  nehmen  wird. 

»Czernowitz  den  19L  Juuy  1783. 

Joseph. «^  ^*^ 

Dieses  Allerhcichste  Handschreiben  kam  in  Wien  am  29.  Juni  an.  Fünf 
Tage  darauf,  am  4.  Juli,  erliess  der  Hofkriegsrath  die  entsprechenden  Befehle 
an  das  gahzische  Generalcommando.'^^) 

Heber  den  w^eiteren  Verlauf  der  Kaiserreise  berichtet  Nr.  56  der  »Wiener 
Zeitung«  des  Jahres  1783: 

<  Aus  Snyatin  den  22.  Junius.  Das  Gefolge  Sr.  Maj.  kam  den  19.  v.  M. 
von  C/ernowicz,  der  Hauptstadt  in  der  Bukowine,  allhier  an.  Der  Monarch  aber, 
bogleitet  von  deni  Hm.  Feldzeugmeister  Grafen  von  Colloredo  und  dem  Ge- 
neral von  Zehentner,  begab  sich  an  diesem  Tage  nach  Okopi,  wo  sicli  zu 
Allerhöchstdero  Empfang  der  Hr.  Fürst  von  Czatorinski  eingeftmden  hatte. 
Gestern  am  21.  v.  M.  des  Abends  trafen  endlich  Se.  Maj.  selbst  hier  ein.  Aller- 
höchstselbe  hielten  sich  zuerst  bey  dem  vor  der  Stadt  erbauten  Proviantmagazin 
auf,  wo  sie  alles  genau  untersuchten ;  hierauf  kamen  sie  in  die  Stadt,  wo  Se. 
Majest.  im  herrschaftlichen  Schlosse  ihr  Absteigquartier  nahmen.  Eine  grosse 
Menge  Vollks  umringte  den  Monarchen,  und  übergab  viele  Bittschriften,  die  Se, 
Majestät  huldigst  annahmen.  Hierauf  besahen  Höchstselbe  alle  merkwürdigen 
Gegenstände  der  Stadt  —  Während  dieser  Zeit  wurde  der  verdienstvolle  Herr 
Oberlieutenant  von  Oetwesch  von  den  Barkoischen  Husarenregiraent  nach 
Wuskowecz  (Waschkoutz  in  d.  Bukowina)  beordert,  um  che  daselbst  befindüchen 
200  Stück  neuen  E^montenpferde  nach  hiesiger  Stadt  bringen  zu  lassen.  Dieser 
Oflicier  hatte  als  er  durch  den  Pi-utHuss  setzte,  das  Unglück,  mit  dem  Pferde 
zu  stürzen,  bekam  von  demselben  einen  Schlag  auf  die  Brust,  wurde  eine  Strecke 
weit  von  dem  Strom»?  fortgefiihii,  und  konnte  sich  nur  nach  einiger  Erholung 
mit  harter  Mühe  von  der  Gefahr  erretten.  Der  Monarch,  sobald  er  von  diesem 
\!j()rfalle  Nachricht  erhalten  hatte,  schickte  ihm  allsogleich  seinen  Leibarzt  zu. 
um  ihm  alle  mögliche  Hilfe  zu  leisten.  —  Heute  Morgens  besahen  Se.  Majest 
die  oberwähnten  von  Wuskowecz  angelangten  Remontenpferde,  begaben  sich 
hierauf  zum  Gottt*s(henst  und  fuhren  daim  weiters  nach  Lemberg  ab. 

Aus  Lemberg  meldet  ein  Schreiben  vom  25.  v.  M.  folgendes:  Des  Kaisers 
Majest.  sind  allhier  am  23.  v.  M.  um  Mittagszeit  angelangt  Allerhöchstdicselben 
unterredeten  sich,  gleich  nach  Dero  Ankunft,  durch  einige  Stunden  mit  dem 
Hrn.  Statthalter,  Grafen  von  B  r  i  g  i  d  o,  und  gingen  hierauf  zur  Tafel.   Seitdem 

"')  Das  Ori^nnal  wird  im  k.  u.  k.  Kri(»j^n'hive  aufbi^wahrt.  (U.  S.  1783—30—79.)  Es 
riitbält  dit»  Kand)H'ni»'rk\inj< :   »Hond)^'<'lan<?t  den  29ten  Juny  1783.« 

»*»)  Sii'lio  Boila«r»>  VIII.  —  Rs  Si»i  jrhnch  hier  bemerkt  das«  im  10.  §  des  hofkriejjsrath- 
lichen  K/\Mripts.  der  von  <ien  Ariiienit^m  hand«^lt  nur  infol^»  eines  MiKsverständnisses  das  Wort 
allhier*  (d.  i.  in  der  Bukowina,  tM^^entlich  a)K»r  Suezawa)  de«  kaiserlichen  Handsehreibens  duirh 
dilti  Wort  Czernowitz.  wieder^';;«»n  worden  i>t.  Denst'lbt'n  Felder  be«?eht  nbrij^»ns  auch  H.  J. 
Hi  derma  nn  in  seiner  Sehrift:  Die  Bukowina  unter  öst*Treiehiseher  Ver^iütung.  1775—1875. 
2.  A.  I>>ralM»rj,'  1876.  8.  73  1. 

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Joseph's  II.  Reisen  nach  Galiäen  und  dee  Bukowina.  65 

haben  sich  Se.  Majest  unablässig  den  hiesigen  Geschäften  gewidmet.  Am  1.  d.  M. 
Jiaben  Se.  Maj.  Leraberg    verbissen,    und    haben    Dero  Rückreise    über  Eperies, 
Kaschau,  und  die  Ungarischen  Bergstädte  genommen.« 
Die  Ankunft  in  Wien  erfolgte  am  11.  Juli.'^^) 


lY. 

Reise  durch  Steiermark,  Ungarn  und  seine  Nebentänder,  durch  die 
Bulcowina  und  Galizien  1786. 

Mit  gewohntem  Eifer  arbeitete  Baron  E  n  z  e  n  b  e  r  g  an  der  Verbesserung 
des  Zustandes  der  Bukowina.     Und  es  blieb  der  Erfolg  nicht  aus. 

Ein  sehr  anschauliches  Bild  von  den  Fortschritten,  die  das  Land  unter 
Enzenberg's  VerAvaltung,  besonders  in  den  letzten  Jahren  machte,  tritt  uns  aus 
dessen  Rationarium  Provinciae  vom  25.  Februar  1786  '^^)  entgegen. 

Li  dieser  Landesbeschreibung  wird  die  damalige  Bevölkerung  mit  29.102 
Familien,  der  Zuwachs,  zumeist  aus  »Moldauern,  Fohlen,  Russen  und  einigen 
Toutschen«  bestehend,  seit  der  Besitzergreifung  mit  ungefähr  17.000,  seit  dem 
Jahre  1778  mit  11.641  Familien  beziffert.  Diese  Bevölkerung  l)eschäftigte  sich 
nicht  mehr  ausschliesshch  mit  der  Viehzucht,  sondern  »näherte  sich«  bereits 
einer  regelmässigen  Agricultur  und  Industrie«. 

Es  war  auch  gelungen,  :5>Künstler,  Manufactmisten  und  Handwerksleute 
unter  verschiedenen  Begünstigungen  herbeizuziehen«,  so  dass  »in  denen  drey 
Städten  (Czernowitz,  Sereth  und  Suczawa)  und  einigen  ansehnlichen  Ortschaften 
von  denen  unentbehrlichsten  Professionisten,  als:  Schlosser,  Schmidt,  Wagner, 
Tischler,  Schuster,  Schneider,  Kirschjier,  Riemer,  Sattler,  Hutmacher,  Seifen- 
sieder, Büider,  Töpfer,  Maurer,  Zimmerleut(»,  Bäcker,  Gärber,  Fleischhacker, 
Bräuer,  Kauchfangkehrer  nebst  einem  Uhrmacher  schon  manche  angesiedelt« 
waren.  Freilich  waren  es,  wie  der  General  sagt,  x> grösstentheils  solche,  denen 
es  entweder  an  Verlag  (Warenlager)  oder '  an  Fleiss  oder  an  hinlänglicher 
Kenntnis  des  Werks«  gebrach.  »In  einer  wohlbesetzten  Stadt  oder  Provinz« 
wären  sie  nicht  beachtet  worden ;  ^>allein  hier,  wo  man  Jiicht  nur  allein  keine 
Walil,  sondern  daran  noch  einen  Mangel«  hatte,  wurden  sie  »merklich«.  Wenn- 
gleich »der  hiesige  Landmann  seine  einfachen  Bedürfnisse  sich  grösstentheils 
selbst*  verechaftle  mul  An  denen  Städten  das  Publicum  noch  nicht  so  gross« 
war,  -i^ einer  grossen  Anzalü  Professionisten  und  Gewerbsleuten  hinlänglichen 
Venlienst  zu  geben«,  so  hätte  es  doch  Leuten,  »die  ihr  Werk  oder  Kunst  gut 
verstehen,  damuf  den  gehörigen  Fleiss  verwenden,  mit  dem  Verdienten  wirth- 
schaftlich  und  nicht  vei-schwenderisch  umgehen  und  sich  von  Zeit  zu  Zeit  den 
nöthigen  Verlag  machen    können  ,  »an  Auswegen«  nicht    gefehlt,  ^ihre    Manu- 


»")  Wiener  ZeitiiiH?,  Sonnal>cnd  den  12.  .Juli  1788.  (Xr.  56.) 

"®)  Original  im  Archive  des  k.  k.  Ministeriums  d.  Innern,  abgedniekt  bei  Hurmuzi^ki, 
I)«w*uraent«?  priviti'>re  la  istoria  Romanilor.  Vol.  VII.  Bucuresei  1876.  S.  454— 47:3pj  j^l^g^^  1^  (jQQq[( 


66  PoLEK : 

facta  abzusetzen,  some  der  Uhrmacher  hier  aus  der  Moldau  grossen  Verdienst« 
zog  und  die  »vorigen  Jahr  erst    errichtete  Civilapotheque«  ihre  Kechnung  fiand. 

Einem  dringenden  Bedürfnisse  war  durch  die  Errichtung  von  2  Säge- 
mühlen (zu  Kupka  im  Sereththale  und  zu  Kapokodrului  an  der  Moldawa)  und 
2  Mahlmühlen  (zu  Kotzman  und  am  Serethflusse)  abgeholfen. 

Um  den  Verbrauch  an  Brantwein,  besonders  an  ausländischem  (ukraini- 
schem) Brantwein,  zu  beschränken,  hatte  man  »dem  ersten  besten  die  Erlaubniss 
ertheilet,  Bräuhäuser  zu  errichten  und  ohne  einige  Abgabe  darauf  Bier  zu  brauen. 
Hierdurch  sind  nun  die  vorhandenen  Bräuhäuser  entstanden«.  Sie  kamen  zwar 
mit  Ausnahme  des  damals  zu  Suczka  bei  Czernowitz  im  Bau  begriffenen  nicht 
»in  die  Reihe  wohlerbauter  und  eingerichteter  Bräuereyen«,  lieferten  aber  >em 
ziemlich  gutes  Bier,  das  auch  auf  dem  Lande  stark  getrmiken«  wurde. 

Zur  Belebung  des  Handels  und  Verkehrs  waren  in  Zastawna,  Kuczur- 
mare,  Styrcze,  Graniczestie  und  Wama  dann  auf  der  sogenannten  Poiana  Stampi 
an  der  neuen  Borgoer  Communicationstrasse  fiir  die  B;ei8enden  »Absteigquartiere 
nebst  Stallungen  und  Schupfen«  erbaut,  die  auch  zur  Unterkunft  der  durchmar- 
schierenden Truppen  dienten. 

Durch  die  Zunahme  der  Bevölkerung  und  den  volkswirthschaftlichen  Auf- 
schwung ist  auch  die  Steuerkraft  des  Ijandes  sehr  gehoben  worden.  Nach  dem 
Final-Steuererträgnisentwurf  für  das  Jahr  1784  betrugen  die  landesfurstJichen 
Steuern  und  Abgaben,  »die  in  den  ersten  Jahi-en  etlich  und  Siebzigtausend 
Gulden  abwarfen«,  154.298  fl.  287ia  kr.,  u.  z.  die  »reale  Contribution«  (Fami- 
liensteuer) 62.248  fl.  56Vj2  kr.,  die  Heurcluition  22.785  fl.  50  kr.,  der  Militär- 
quartiersbeitrag 11.189  fl.  33V^g  kr.,  das  Czartakenholz  3.403  fl.  317^,  kr.,  die 
Arbeitsreluition  (Robotentschädigung)  3.596  fl.  45  kr.,  die  Desetina  (Abgabe  von 
Bienen8t()cken  und.  Schweinen)  25.285  fl.  14  kr.,  die  Gostina  (Abgabe  von 
Schafen  mid  Ziegen)  15.440  fl.  41  kr.,  das  Caldarit  (Brantweiukesselsteuer) 
1.269  fl.  77, j  kr.,  die  Mühlgewerbsteuer  21  fl.  15  kr.,  das  Vulpe  Kreczunului 
(Fuchspelzsteuer  im  Czernowitzer  Districte)  1.171  fl.  30  kr.  und  die  AUodial- 
steuer  (Grundsteuer  der  Gutsbesitzer)  7.886  fl.  17i2  kr.  Dazu  kam  der  vom 
gaUzischen  Gubernium  an  die  Bukowiner  Districtscasse  abgeftihrte  Ueberschuss 
des  Erträgnisses  der  zum  Regale  Galiziens  gehörenden  Bukowiner  Zollgefalle. 
Dieser  belief  sich  im  MiliUirjahre  1784/85  auf  58.787  fl.  41  kr. 

Aber  nicht  bloss  in  Hinsicht  auf  die  materielle,  auch  in  Hinsicht  auf  die 
geistige  Cultur  ist  ein  grosser  Fortschritt  zu  verzeichnen.  Im  Jahre  1783  und 
1784  wunlen  die  zahlreichen  Klöster  bis  auf  drei  (Dragominia,  Putna  und  Su- 
czawitza)  aufgehoben,  ihre  Güter  in  die  staatliche  Verwaltung  übernommen  und 
aus  ihren  Einkünften  sowie  aus  den  Einkünften  der  sclion  vorher  (im  April 
1783)  an  den  Allerhöchsten  Hof  abgetretenen  bischöflichen  Güter  der  griechisch- 
orientalische  Religionsfonds  begründet,'")  aus  welchem  seitdem  die  gesammte 
griechisch-orienüilische  Geistiichkeit  der  Bukowina  iln-en  fixen  Gehalt  bezieht 
In  zweiter  linie  fällt  nach  dem  Wortlaute  des  kaiserlichen  Handschnnbens  vom 
19.  Juni  1783  dem  gr.-or.  ReUgionsfonds    die  Fördeining  des  Bukowiner  Schul- 


»^)  Vjrl.  Pulek, 


Anliiuj^e  des  Vulksscbiil\vos<*iis  in  <l**>f^lM*^''5*|i;'*'(^(n^ßlp 


Josbph's  II.  Rbisbn  nachGalizien  und  der  Bukowina.  67 

Wesens  zu.  Auch  in  dieser  Hinsicht  hat  Baron  Enzenberg  den  Anfang  ge- 
macht Er  selbst  berichtet  hierüber:  »Zwo  teutsche  Hauptschulen,  darinnen 
auch  moldauisch  gelehrt  wird,  und  deren  eine  sich  in  Tschernowitz,  die  zwote 
aber  in  Sutschava  befindet,  sind  errichtet,  und  werden  ohne  Unterschied  der 
Nation  stark  besucht  In  diesen  werden  die  Moldauer  für  die  Nationalschulen 
unterrichtet,  deren  auch  bereits  vier  angelegt  sind,  und  nach  denen  sich  nach 
und  nach  die  Trivialschulen  bilden.  Dass  es  mit  diesem,  so  wie  mit  vielen 
anderen  Verbesserungs- Gegenständen  nicht  schon  so  weit  gekommen  ist,  als 
man  wohl  wünschet,  daran  ist  Vorurtheil  und  Misstrauen  der  Nation  für  alle 
Neueningen  Schuld,  das  man  ihr  nur  mit  der  Zeit  durch  augenscheinliche  Be- 
weise und  Überzeugung  benehmen  kann.« 

Was  schliesslich  die  Landesvcrwaltung  anbelangt,  so  war  sie  »nur  mit 
den  allernöthigsten  Individuen  interimahtor  besetzt«  Ihr  waren  drei  Districts- 
auditoriate  und  ncr  Directorate  nebst  dem  Wirtschafts- Oberdirectorate  (seit  De- 
ceraber  1784)  untergeben,  denen  wieder  die  »ordentlich  bestellten  Magistrate« 
der  drei  Städte  und  die  Dorfgerichte,  beziehungsweise  (dem  Wirtschafts- Ober- 
directorate) die  Wirtschaftsämter  auf  den  Cameral-  und  geistHchen  Gütern  unter- 
standen, durch  welche  »die  verschiedenen  Policey- Anstalten  und  oeconomischen 
Verl>esserungen  beobachtet  und  vollfiihrt«  wurden. 

Als  »im  Zuge«  befindlich  fuhrt  Enzenberg  folgende  »Meliorationen«  an: 
^a)  Die  gemächlichere  Communications  Strassen  aus  Siebenbürgen  herein 
über  Burgo,  welche  bey  Dorna  Kandreni  in  die  von  Kosna  (d.  i.  die  über  Rodna 
führende)  einfällt  und  dann  bey  Gura  Humora  in  die  gleichfalls  in  der  An- 
lage stehende  verdeckte  Strasse  über  Solka,  Wickov,  Storosclienetz  und  Selenov 
in  Gallizien  hinein  auslenkt  und  auf  Aerarialunkosten  angelegt  wird.  ' 

»6)  Die  Anlegung  eines  Dorfs  an  der  Burgoer  Strasse,  und  benanntlich  (?) 
auf  der  sogenannten  Poyana  Stampi,  woselbst  bereits  ein  geräumiges  Einkehr- 
haus eri)auet  ist  Hierzu  werden  die  nöthigen  Anstalten  getroff*en,  Ausrottungen 
zu  machen,  Moräste  abzuzapfen  und  zum  benutzen  geschickt  zu  machen,  damit 
die  Gegend  bevölkert  und  zu  künftiger  Unterhaltung  der  Strassen  Vorsehung 
getroflfen  werde. 

»c)  Zu  Vatra  Domi  wird  eine  Militär  Bäckerey  und  eine  Mühle  von 
2  Gängen  angelegt  wenlen,  eine  in  dortige  Gegend  angetragene  ganze  Com- 
I>Hgiiie,  die  zur  Sicherheit  der  neuen  Colonie  und  zu  Beförderung  dieser  Ab- 
sicht dahin  beordert  werden  soll,  zu  verpflegen,  ohne  auf  einen  so  weiten  Weg 
das  Brod  zufuhren  zu  müssen.  Hierzu  kommen  noch  jene  Absteig  Quartiere, 
welche  auf  obberührter  verdeckten  Strasse  in  unbevölkerten  Gegenden  im  An- 
trage sind,  denen  Reisenden  die  nöthige  Unterkunft  zu  verschaffen  und  zur 
Ansiedlung  einen  Grund  zu  legen. 

>d)  Zu  Steuerung  der  öffentlichen  Nothdurft  wird  zu  Sutschava  eine  Ca- 
Fenie  für  eine  ganze  Compagnie  nebst  einen  Staabs  uy\d  übrigen  Officiers,  Geist- 
lichen und  Feldscherers  Quartieren  und  ein  Spital  auf  50  Kranke,  dann  eine 
Wohnung  ftir  den  Districts  Auditor  nebst  Kanzley  und  denen  nöthigen  Kerkern 
erbauet  werden,  wozu  die  Bewilligung  erfolgt,  und  die  MateriaUen  beygeschaffb  sind. 

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68  Polek: 

»e)  Für  das  oeconomisclie  Each  ist  für  lieuer  der  Antrag  auf  einen  Ge- 
treydkjisteii  und  eine  Mahlmühle  zu  St  UHe  bei  Sutschawa  und  auf  eine  Mahl- 
mühlc  zu  Watra  Dorni,  woiüber  die  Passining  ei-w^artet  wird. 

»Zu  Behuf  des  Ackerbaues  sind  die  nöthigen  Einleitungen  getroffen,  dem 
hiesigen  Landniann  eine  ächte  Cultur  beyzubringen.  Sie  bestehen  in  der  Art 
das  Land  behörig  zu  bearbeiten,  die  Zeit  dazu,  und  zum  Anbau  selbst  zu  h- 
obachten,  das  Land  nach  Umständen  zu  behandeln,  der  Natur  zu  Hilfe  zu 
kommen  und  für  den  Nutzen  mehr  besoi^gt  zu  seyn,  den  das  Land  Heissigtit 
Händen  darl)iethct     Endlich  und  sonderheitlich 

»f)  Die  Geometrisch-oeconomisciie  Mappirung  des  Liuids  und  die  nach 
einer  vorläufigen  Familien  Konscription  zu  erfolgende  Grundzutheilung,  wodünh 
der  Untcrthan  ein  Grundeigenthum  erlanget,  und  wodurch  der  Grund  zu  einer 
billigen  und  verhältnissmässigen  Steuer  und  grundlierrlichen  Abgabe  gelegt  wrd. 

Das  war  der  Zustand  der  Bukowina,  als  Joseph  IL  seine  Vorbereitungen 
zu  einer  neuen  Rundreise  durch  die  östliche  Hälfte    seines    weiten  Reiches  traf. 

Die  Anordnungen  fiir  diese  Reise  enthält  das  folgende,  an  den  Präsidenten 
des  Hofkriegsrathes  gerichtete  Handschreiben.  Es  lautet  wörthch : 

»Lieber  Feldmarschall  Hadik !  Ich  überschike  Ihnen  hier  angeschlossen 
die  beyläufige  Marschroute,  und  die  Tage,  welche  Ich  bey  Meiner  vorzunehmenden 
Reyse  zu  machen  gedenke.  Sie  werden  in  dieser  Gemäsheit  die  betreffende 
Gmnz-General-Commandi  und  jenes  in  Gallizien  wegen  der  Bukowina  belehren, 
damit,  nach  den  von  Mir  schon  ein-  für  allemal  festgestellten  Grundsätzen,  keine 
Ceremonien  beobachtet,  noch  einige  Weeg- Reparationen,  die  nicht  ganz  onent- 
belirlich  sind,  vorgenommen  werden. 

»Die  Anzahl  der  Pferden  auf  jeder  Stazion  muss  aus  38  bestehen,  wovon 
8  Züge  zu  Sechsen,  und  5  Züge  zu  vieren  zu  rechnen  sind;  sollten  aber  die 
Weege  gar  zu  schlecht  —  und  die  Pferde  zu  klein  seyn,  so  könte  mau  auch 
die  Wägen  pr.  G  mit  8  Pferden  bespannen,  wo  sodann  44  Pfenle  herauskamen. 

»Da  bey  einer  solchen  Reyse  man  nicht  voraussagen  kan,  ob  man  uichi 
ein  oder  andern  Tag  wird  abändern  müssen,  so  werde  ich  es  immer  Voraus  be} 
Zeiten  durch  einen  Gardisten  oder  Estaffette  melden  lassen,  und  da  auch  noch 
ein  Kalesch  für  einen  Courier,  der  Mir  etwa  nachkommen  kan,  in  dem  Gefolg 
mit  wird  seyn  können,  so  müssen  für  dieses  immer  noch  4  Pferde  mehr  in 
Bereitschaft  seyn;  in  allem  also  wird  immer  auf  eine  Zahl  von  48  Pferden  ge- 
rechnet werden,  ausgenommen  auf  den  guten  Strassen,  wo  es  mit  42    genug  i^ 

»Auf  den  hier  angesetzten  Stixzionen,  die  nicht  Städte  oder  grössere  Oerter 
sind,  wird  an  den  bemerkten  Tagen  eine  kleine  Quantität  von  Brod,  Fleis<i 
und  Zugemüss  in  Bereitschaft  zu  halten  seyn,  damit  Meine  dahin  kommende 
Köche  solches  schon  finden  mögen,  wovon  auch  der  vorausgehende  Gardist  inuuer 
die  Anzeige  machen  wird;  nur  muss  es  in  einer  proportionirten  Quantität  und 
auch  nicht  etwa  zu  früh  beygeschaft  werden,  damit  es  keinem  Verderben  ausge- 
setzt seie. 

>In  dieser  Gemäsheit  werden  Sie  Ihre  untergebene  Generalcommaud^ 
belehren.  Laxenburg  den  30.  May  1786.  Joseph- J") 

^•'»«)  K.-A.  II.  S.  1786—49-2.  (Orij,'.) 

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Joseph's  JI.  Beisen  nach  Galizien  und  dee  Bukowina.  C9 

Die  Reise  wurde  am  16.  Juni  von  Wien  aus  angetreten.  Sie  führte  über 
Graz  (17.  bis  19.),  Pettau  (20.),  Ebersfeld  (2L  und  22.),  Warasdin  (2:^.),  Agram  (24.), 
Karlstadt  (25.),  Zengg  (26.),  Gospich  (27.),  Jessenitza  (28.),  Karlstadt  (29.),  Pe- 
trinia  (80.),  Gradiska  (1.  Juli),  Brod  (2.),  Vinkovce  (3.),  Mitrovitz  (4.),  Semlin  (5.), 
Pctenvardein  (6.),  Titel  (7.),  Zorn  bor  (8.),  Szegedin  (9.),  Szentes  (10.),  Nagy- 
allas  (13.),  Klausenburg  (14.),  Karlsburg  (15.),  Hermannstadt  (16.  bis  20.), 
Medias  (21.),  Szilsz-Regen  (22.),  Borgo-Prund  (23.)  »3') 

In  der  Bukowina  sollte  der  Kaiser  nach  dem  ursprünglichen  Plane,  von 
Porgo-Prund  kommend,  am  24.  Juli  in  Dorna  übernachten,  er  setzte  aber  an 
diesem  Tage  die  Fahrt  bis  Kimpoluiig  fort.  Die  folgende  Nacht  verbrachte  er 
in  Suczawa.  Auch  in  Czcrnowitz  hielt  er  sich  diesmal  kaum  24  Stunden  (26.  Juli) 
auf.*^^)  Trotzdem  fand  er  Zeit,  auch  hier  so  viel  in  Augenschein  zu  nehmen, 
dass  er,  >vie  wir  später  sehen  werden,  Beschlüsse  reifen  lassen  konnte,  die  fürs 
ganze  Land  von  folgenschwerer  Bedeutung  waren.  An  dieser  Stelle  sei  nur 
einer  Begebenheit  gedacht,  die  Canonicus  K  u  n  z  (von  1822  bis  1864  Pfarrer 
von  Czeniowitz)  in  seiner  Chronik  aufgezeichnet  hat.  Kunz  schreibt:  »Während 
seiner  Anwesenheit  im  Jahre  1786  berieth  Seine  Majestät  Kaiser  Joseph  II. 
mit  dem  Ortsseelsorger,  dem  hochwürdigen  Herrn  Kekert,  wiederholt  die  Mittel, 
den  kathohschen  Cultus  zu  erhalten  und  zu  heben.  Als  von  der  Errichtung 
einer  Kirche  die  Rede  war,  nahm  Seine  Majestät  den  Pater  Wenceslaus  (wie 
er  gewöhnlich  genannt  wurde)  unter  den  Arm  und  schritt  mit  ihm  der  Stelle 
zu,  wo  jetzt  die  Kii'che  steht.  Indem  er  daselbst  auf-  und  niedergieng  und  die 
Oerthchkeit  besichtigte,  that  er  die  Äusserung,  er  werde  an  diesem  Orte  eine 
prächtige  lürche  bauen  lassen  in  Kreuzesform,  mit  vier  gegen  alle  Weltgegenden 
gerichteten  Eingängen  und  einem  in  der  Mitte  der  Kirche  majestätisch  sich  er- 
hebenden Altar,  so  dass  bei  offenen  Thüren  das  AUerheili^ste  von  allen  Seiten 
gesehen  und  angebet  werden  könnte«. ^^'^) 

Ueber  den  Aufenthalt  in  Galizien  enthält  die  »Wiener  Zeitung«  nachste- 
hende Berichte. 

Nr.  64.  Sonnabend  den  12.  August  1786. 

»Des  Kaisers  Maj.  haben  den  27.  v.  M.  die  Gränze  von  Galizien  erreicht, 
und  sind  des  Abends  in  dem  Lager  zu  Sniatin  eingetroffen,  wo  Se.  Maj.  den 
28.  und  29.  den  Waffenübungen  beywohnten.  Am  30.  verfügten  sich  Allerhöchst- 
dicselben  über  Stanislaw  in  das  zweyte  Lager  bei  Grodek.  Die  allda  versam- 
melten Truppen  waren  schon  am  31.  des  Morgens  ausgerückt;  allein  wegen 
starken  Kegens  wurden  sie  wieder  zum  Einmai-sch  beordert,  und  ei-st  um  Mittag- 
zeit bei  ausgeheitertem  Wetter  konnten  sie  vor  Sr.  Maj.  regimentsweise  Uibungen 
vornehmen.  Der  Kaiser  nahm  hierauf  das  Mittagmahl  ein,  welchem  die  anwe- 
senden Herrn  Generale  beygezogen  zu  werden,  die  Ehre  hatten.  Den  1.  und 
und  2.  d.  M     fiengen    die  Kriegsübungen    mit  Anbruch    des  Tages    an ;     nach 


"»)  Radics  a.  a.  0.  8.  37. 

»M)  Bem^.  Liste  in  die  La«?er  von  1786.  (K.-A.  U.  S.  1786—49—2.)  Vercrl.  anch  Riulics, 
a.  a.  0.  8.  87. 

>»*)  Polek,  Ausj?ewählte  (Vipitel  aus  d.  Gi'donkbucht}  der  riun.-kath.  Pfarre  zu  Czemowitz. 
Czemowitz  1890,  S.  64. 


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70  Polek: 

(leren  Endigung,  am  2.,  verliesseu  Se.  Maj.  das  liager,  und  trafen  bald  darauf 
zu  Leniberg  ein.  In  diese  Stadt  sowohl  als  nach  Grodek  hat  die  Anwesenheit 
des  Kaisers  eine  Menge  von  dem  galizischen,  pohlnischen  und  fremden  Adel 
gezogen.« 

Nr.  65.     Mittwoch  den   16.  August  1786. 

»Nachdem  Se.  Maj.  der  Kaiser  im  Lager  bey  Grodek  am  30.  Juli  Ge- 
nerahnusterung  gehalten  hatte,  wurde  am  1.  August  brigadenweise  manö\Tirt 
und  der  Vorposten  dienst  exercirt;  am  2.  August  ritten  Se.  Maj.  mit  der  ge- 
sammten  Generalität  zur  Recognoscirung  eines  iieuen  Lagerplatzes  für  das  künf- 
tige Jahr  bis  Malcziczi  (Malczyce),  wo  Se.  Maj.  von  Wägen  und  Gefolge 
erwartet^  den  Weg  nach  licmberg  antratten.  Die  Truppen,  welche  zum  Zeichen 
der  allerhöchsten  Zufriedenheit  durch  beyde  Tage,  da  Se.  Maj.  im  Ijager  waren. 
doj)pcltc  Löhnung  erhielten,  sind  am  4.  d.  M.  nach  ihren  vorigen  Standquar- 
tieren aufgebix)chen. 

»Gleich  nach  der  Ankunft  Sr.  Maj.  zu  Lemberg  und  an  dem  folgenden 
Tage  hatte  der  anwesende  inländische  und  fremde  Adel  die  Ehre,  seine  Auf- 
wartung zu  machen.  Es  fand  auch  jedermann  freyen  Zutritt  und  Gehör,  der  bey 
Sr.  Maj.  ein  Gesuch  anzubringen  hatte.  Den  2.  Nachmittags  verfugten  sich 
Allerhöchstdieselben  sowohl  in  das  lattunische  als  das  griechische  Seminarium; 
den  dritten  besuchten  Se.  Maj.  die  Krankenhäuser,  Spitäler  und  das  Kloster 
der  Benedictinernonnen.  An  dem  nämlichen  Tage  war  im  Casino  öffentlicher 
Ball,  den  Se.  Maj.  mit  Ihrer  Gegenwart  zu  verherrlichen  genihten.  Am  4.  nahmen 
Se.  Maj.  d^is  Kloster  der  Annenischen  Jungfrauen,  die  Normalschulen,  das  Uni- 
versitätsgebäude, die  zur  öffentlichen  BibUothek  bestimmte  vormalige  Kirche  der 
Trinitarier,  die  Dikasterien,  für  welche  das  ehemalige  Jesuitencollegium  einge- 
richtet worden  ist,  und  andere  öffentliche  Anstalten  in  Augenschein. 

y.Die  Anwesenheit  des  Kaisers  hat  sehr  viele  vornehme  Gäste  nach  Iiem- 
berg  gezogen.  Man  neimt  darunter  den  Fürsten  Adam  Czartoryski,  den  Fürsten 
Lubomirski,  den  pohlnischen  Feldherrn  Grafen  Rzewuski,  den  Grafen  Krasinski, 
die  Starosten  Konorski,  Potocki,  Draminiki,  Poreloski,  Kamicki  und  viele  Edel- 
leute  und  Officiere.« 

*     Nr.  66.  Sonnabend  den  19.  August  1786. 

»Des  Kaisers  Maj.  haben  zu  Lemberg  den  5.  d.  M.  das  MUitärspital  und 
die  Gefängnisse  in  Augenschein  genommen,  und  Nachmittags  nach  Winniki 
sich  verlügt,  um  die  dortigen  Wirthschaftsgebäude  und  die  Tabaksfabrike  zu  be- 
sehen. Sonntags  den  6.  wohnten  Se.  Maj.  dem  Hochamte  in  der  Kathedral- 
kirche bey,  und  Abends  gei-uhten  Allerhöchstdieselben  hi  dem  fiirstl.  Jablo- 
nowskischen  Garten,  wo  der  inländische  und  fremde  Adel  sehr  zahlreich  sich 
einfand,  einen  Spatziergang  zu  unternehmen.  Den  7.  besahen  Se.  Maj.  Früh 
die  Klöster  Bernardiner  und  Karmeliten,  auch  noch  einige  öffentliche  Gebäude, 
und  Tages  darauf  tratten  Allerhöchstdieselben  die  Reise  nach  Ungarn  an.« 

Auf  seiner  Reise  durch  die  Bukowina  scheint  Kaiser  Joseph  von  dem 
Plane,  dieses  Land  in  eine  Militärgrenze  umzuwandeln,  völhg  zurückgekommen 
zu  sein.     Vielleicht  hat    auch  Graf  Brigido    dessen  Unterordnung    unter   das 


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Joseph's  IL  Beisbn  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  71 

galizische  Guberuium  ueuerdiugs  das  Wort  geredet  Thatsache  ist,  dass  der 
Kaiser  am  6.  August  1786  in  Lemberg  die  Vereinigung  der  Bukowina  mit  Ga- 
lizien verfugte.  Diese  Verfügung  brachte  er  gleichzeitig  dem  Präsidenten  des 
Hofkiiegsrathes  und  dem  obersten  Kanzler  der  vereinigten  böhmisch-österrei- 
chischen Hofkanzlei  zur  Kenntnis. 
An  ersteren  schrieb  er: 

»Lieber  Feldmarschall  Hadik!  Da  ich  beschlossen  habe  die  Buccowina 
mit  Galizien  zu  vereinigen,  und  solche  sowohl  in  pubUco-politicis,  als  Camera- 
libus  und  Justiciahbus  dem  Politico  vollkommen  zu  übergeben,  auch  der  ver- 
einigten Böhmisch- Oesterreichischen  Hofkanzley  und  Obristen  Justiz-Stelle  unter 
einem  alles  dasjenige  mitgebe,  was  bei  der  diesfälligen  mit  1^  9ber  d.  J.  vor 
sich  zu  gehen  habenden  Übeniahme  beobachtet  werden  soll;  so  haben  Sie  sich 
mit  beyden  diesen  Hofstellen  in  das  hierwegen  erforderUche  Einvernehmen  zu 
setzen,  und  sodaini  in  Gemässheit  desselben  an  das  hiesige  General  Kommando 
den  Auftrag  wegen  der  Übergabe  dieses  Districkts  an  das  PoUtikum  mit  der 
nachdrucksamen  Erinnerung  zu  veranlassen,  dass  damit  nach  dem  bestem  Wissen, 
und  mit  aller  Genauigkeit  zu  Werke  gegangen  werden  soll. 

»Für  das  in  der  Buccowina  fernershin  auf  seinen  gegenwärtigen  Fuss 
unter  der  Direction  des  Obristleütnants  Cavallar  fort  zu  bestehen  habende 
Riraonten  Ankaufs  Geschäft,  habe  Ich  die  Oerter  Waskaucz  (Waszkoutz  a.  Gz.), 
Trasenecz  (Draczinetz),  Strosenecz,  Ober  und  Nieder  Wickow  und  Strasa  (Straza) 
zur  Unterkunft  der  Pferden,  dann  das  Qebürg  von  Luecina  (Luczina)  zur  Sommer 
Weide  für  solche  vorbehalten,  auch  die  Eintauschmig  des  Guts  Waskaucz^  wo, 
wie  bis  jetzo,  auch  künftig  der  Standort  des  Obristleütenants  Cavallar  seyn  wird, 
angeordnet;  der  Hofkriegs  Eath  w*ird  also  den  Bedacht  zu  nehmen  haben,  das 
erforderliche  vorzukehren,  damit  zu  Errichtung  der  von  wiedei'holtem  Obrist- 
leittnant  Cavallar  in  obigen  Ortschaften  angetragenen  Stallungen  und  Okolls 
gleich  mit  dem  Eintritt  des  nächst  folgenden  Frühjahrs  geschritten,  das  dazu 
nöthige  Bauholtz  aber  über  Winter  zu  gehöriger  Zeit  geschlagen  und  herbey- 
geschaffet  werde. 

»Nachdem  nun  durch  sothane  Übergabe  der  Buccowina  an  das  Politikum 
die  dermalige  Militar-Administrazion  allda  von  selbst  aufhöret,  so  will  Ich  dem 
General  Enzenberg,  da  er  solche  bisher  zu  Meiner  Zufriedenheit  besorget 
hat,  hievor  eine  Remuneration,  und  respective  einen  Übemedlungs  Beytmg  von 
Sechs  Tausend  Gulden  ohne  allen  Abzug  hiemit  angedeyhen  lassen,  und  dem- 
selben die  vacantc  Brigade  der  beyden  Wallachischen  Gränz  Regimenter  in 
Siebenbürgen  anvertrauen;  jedoch  wird  derselbe  noch  so  lang  in  Czernowitz 
verbleiben,  bis  er  die  Übergabe  vollständig  bewerkstelHget  haben  wird,  besonders 
aber  hat  solcher  sorgfältigst  darauf  zu  waci»cn,  dass  nicht  etwa  hie  und  da  von 
Seite  seiner  Untergebenen  Praevaricationen  begangen  werden. 

»Da  hingegen  dieser  District,  ohngeachtet  solcher  unter  die  politische  Ver- 
walttnig  kömmt,  gleichwohl  auch  künftig  als  ein  Gränz  TjjuuI  einer  mehreren 
militärischen  Aufsicht  ncithig  hat,  so  ist  einer  der  hier  Tjandes  bereits  ange- 
stellten General  Majors  nach  Czernowitz,  wo  ohnehin    der  Stab  ^lefj^^2ten  G^^r-^glc 


72  PoLBK : 

iiison  Regiments  sich   befindet,    und    hinlängliclie  Gelegenheit    zu    seiner  Unter- 
kunft; vorhanden  ist,  zu  übersetzen.  Lemberg  den  6*2n  August  1786. 

Joseph«.''*^) 

In  dem  an  deji  obersten  Hofkanzler  gerichteten  Handschreiben  zählt  der 
Kaiser  alle  die  Massnahmen  auf,  die  er  bei  der  Veränderung  der  Verwaltung 
im  Liinde  als  nothwendig  erachtete. 

Dieses  Allerhöchste  Handschreiben  hat  folgenden  Wortlaut: 

»Lieber  Graf  Kollowrat!  Ich  bin  entschlossen,  die  Bukowina  mit 
Galhzien  vollkommen  zu  vereinigen,  dergestalten,  dass  selbe  in  allen  politicis. 
publicis  et  Cameralibus  als  ein  Kreis  Galiziens  von  Seiten  des  dortigen  Gu- 
bemii  und  der  Appellazion  behandelt  werde. 

»In  eben  dieser  Absicht  habe  Ich  den  Befehl  an  den  Hofkriegsrath  erlassen, 
mit  welchem  sich  die  Kanzley  einzuverstehen  hat,  damit  die  gemeinschaftlichen 
Aufträge  sowohl  an  das  Gallizische  Gubernium  als  an  das  dasige  General  Com- 
mando  wegen  der  Übergabe  und  respective  l^bernahme,  welche  den  1.  No- 
vember 1.  J.  zu  erfolgen  hat,  sogleich  ergehen  können.  Zu  diesem  Ende  will  Idi 

» V^  Den  in  der  Bukowina  jetz  angestellten  Oberdirektor  Beck  zum 
Kreishauptmann  des  künfliigen  Bukowiner  Kreises  ernennen,  und  hat  derselbe 
aus  den  allda  bestehenden  4  Direktoren  die  tauglichsten  zu  Kreiscomniissarien 
fiirzuwählen  luid  vorzuschlagen. 

»2il  Da  ich  diesen  Kreis  vorzüglich  der  Viehzucht  widmen  will:  so  ist 
auch  in  dieser  Absicht  auf  keine  weitere  Impopulation,  ausgenoijnuen  die  sich 
von  selbst  ergiebt,  zu  gedejiken. 

»3Ü!1  a)  Habe  ich  die  in  der  beyliegenden  Liste  enthaltene  Güter  und 
Weiden  fiir  das  Remontirungs  Kommando  des  Obristleutenant  C  a  v  a  1 1  a  r 
bestimmt,  woi-unter  Waskautz,  dessen  Besitzer  ein  Bojar  ist,  gegen  ein  Gut  in 
der  Moldau,  so  der  Bukowiner  Geistlichkeit  gehört,  einzutauschen  ist 

»B^".  b)  Müssen  die  übrigen  Kameral-  und  geistlichen  Güter,  die  in  der 
Administration  stehen,  und  theils  der  einheimischen,  theils  der  moldauer  Geist- 
lichkeit zugehören,  mit  Aufhebung  der  darauf  augestellten  kostbaren  Beamten, 
in  Pachtungen  von  mehreren  Jahren  theilweise  gegeben  werden,  wodurch  die 
Vielizucht  ganz  gewiss  in  bessere  Aufnahme  kommen  wird. 

»4^jv  Muss  der  Sitz  des  Kreisamtes  in  Czeniowitz  seyn,  wo  schon  die 
hierzu  nöthigen  Gebäude  vorhanden  sind. 

»5h  Ist  allda  auf  ärarial  Unkosten  eine  gemauerte  katholische  Kin'lu* 
nach  Verhältniss  der  dortigen,  auf  dem  Platz,  wo  jetz  die  Apoteke  ist,  zu  er- 
bauen, und  sind  eben  so  auch  katholische  Kapellen  in  Sireth,  Suczawa  imd 
Kimpolung,  wenn  sie  auch  nur  von  Holz  sind,  theils  herzustellen,  theils  die 
schon  bestehende  etwas  zu  erweitern. 

»6?!!:  Will  Ich,  dass  die  bukowiner  ünterthanen  in  der  Giebigkeit  und 
Robot  noch  einstweilen,  wie  dermalen  unter  dem  Militari,  gehalten  wertlen. 

>u^Z  Mit  der  ökonomischen  Ausmessung  ist  allda  fortzufahren,  weil  man 
mit  selber  dem  Vei*sprechen  nach  in  einem  Jahre  fertig  seyn  wird,  und  alsdann 


«)  K.-A.  II.  S.  1780-30-135.  (Orij^.) 

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Joseph's  IL  Reisen  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  7H 

diese  Ausuiessung  ganz  füglich  zur  allgemeinen  Steuer-Regulierung  wird  ge- 
braucht werden  können. 

»8^  Tn  Ansehung  der  Maut  muss  die  Bukowina  in  allem  so  wie  Gallizien 
l)ehandelt  werden,  die  Stadt  Suczava  allein  ausgenommen,  welche  vne  Brody 
aus  dem  Kordon  zu  schhessen  ist';  auch  muss  einige  Ausnahme  in  Rücksicht 
der  Kleidungsstücke  fiir  die  allda  noch  wohnende  Bojarn  gemacht  werden. 

»952  Ist  darauf  zu  sehen,  dass  die  Hauptkommunikazionsstrasse  z^^'ischen 
Siebenbürgen  und  GaUizien  sorgfältig  erhalten,  und  ein  Postkurs,  der  2  mal  in 
die  Woche  von  Snyatin  nach  Czernovitz  und  soweiter  nach  Suczava,  Kimpo- 
lung,  Dorna  und  Bistricz  geht,  eingeleitet  werde.     Tngleichen  ist 

j^l052  Die  schon  rückwäi'ts  bestimmte  Strasse  von  Kapocodrului  nach 
Snyatin  zwar  nicht  Chauss^emässig,  sondern  nur  fahrbar  nach  und  nach  her- 
zustellen. 

»11^  Muss  eine  Kommission  in  Lcmberg  besthnmt  werden,  die  das  Rech- 
nungsgeschäft der  Übergabe  ordentlich  auseinandersetzt;  denveilen  aber  ist  die 
Bukowina  vom  Militari  in  statu  quo  zu  übernehmen. 

»125^2  Hat  die  Numerirung  der  Häuser  und  die  Militär  Conscrii)tioji  in 
diesem  Kreise,  als  einem  Theile  von  Gallizien,  vor  sich  zu  gehen. 

»13Ü2.  Nach  berichtigtem  Austausch  des  Guts  Waskautz  für  die  militar 
Rimontii'ung  muss  alsogleich  zur  Umtauschung  sänimtlicher  Güter,  welche  die 
Bukowiner  Geistlichkeit  in  der  Moldau  besitzt,  gegen  jejie,  so  der  moldauer 
Geistlichkeit  in  der  Bukowina  zugehören,  geschritten  werden;  und  obschon  letz- 
tere etwa  4  bis  500  fl.  jährhch  Einkonmiens  dabey  gewinnen  wird,  so  ist  dieses 
gegen  die  andern  daraus  entspringende  Vortheile  in  keine  Betrachtung  zu  ziehen. 

»14^  .  Hat  von  den  Beamten,  die  beybehalten  werden,  jeder  seinen  der- 
maligcn  Gehalt  zu  geniessen. 

»15^  Was  übrigens  das  Justiciale  anbelangt,  erlasse  ich  in  Gemässheit 
den  Befehl  an  die  Obriste  Justizstelle,  damit  zu  gleicher  Zeit  das  Notlüge  mittelst 
der  Gallizischen  Appellazion  eingeleitet  werde. 

»Leraberg  den  6.  Aug.  1786.  Joseph.«  ^^^) 

Das  Ergebnis  der  in  den  beidon  voi-stehenden  Allerhöchsten  Handschi-eiben 
angeordneten  Berathung  —  sie  fand  am  18.  August  178G  statt  —  ist  in  dem 
unterm  16.  September  1786  an  das  galizische  Gubernium  ergangenen  Hof- 
kanzleidecrete  ''^)  niedergelegt  welches  im  Vereiji  mit  dein  hofkriegsräthlichen  De- 
cn*te  vom  20.  September  1786,  womit  dem  General  Baron  Ejizenberg  ein  an- 
derer, seinen  Verdiensten  entsprechender  Wirkungskreis  zugewiesen  wird.^^^)  das 
letzte  wichtige  Ghed  in  der  lajigen  Kette  der  Actionen  bildet,  die  Joseph 's  11. 
Reisen  nach  Galizien  und    der  Bukowina    fiir  letzteres  Tiand    zur  Folj^e    hatteji. 


''^)  H  II  r  ni  Mzak  i,  I)«K*uim»nti'.  VIJ.  S.  474  f. 
»»»I  ^uAw  Boilnf?t>  IX. 
"»)  Siehe  Beila^  X. 

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Beilagen.*) 


I. 

Protocollum  commissionis 

sub  4ta  Aprilis  1780  Yiennae  habitae 
in  Allgelegenheit    der  Buccowiner  Districts-Einrichtung    unter   dem  Vorsitz    des 
Feldmarschall    und  Hofkriegsrathspräsidenten    Grafen    von    Hadick.    Praesentes: 
Generalfeldwachtnieister  Graf  v.  Browne,   Generalfeldwachtraeister  Baron  Enzen- 
berg,  Hofrath    von    Türkheim,    Ursini,  Razesberg,  Luerwaldt,  Dürfeid,  Weebenu 

Oberkriegscommissär  Wagmuth. 

Absrhrift.  (Registratur  d.  Bukow.  k.  k.  lÄndesregienuip.) 

Theils  aus  der  Absicht,  um  in  Betreff  des  Buccowinet  District  das  Nähere  dahier  bestimmeD 
und  die  nötbij^n  Auskünften  Euer  Majestät  unterlegen  zu  können,  theils  aus  der  Erwäj^ig,  dau» 
das  ^llizis(^he  Generalcoramando  über  die  Sache  in  vei'schiedenen  Stücken  nicJit  einerlei  Meinung? 
mit  dem  (Jenemlen  Enzenberg  wäre,  ist  mit  Euer  Majestät  Begnehmigung  General  Enzenberjr 
nacber  liCmlKTg  beordert,  allda  die  CVm(^rtienmg  gesammter  auf  den  Buckowiner  Disfaict  einen 
B<*zug  nehmenden  Deliberationsgegenständen  angeordnet,  sofort  Enzenbei^  mit  dem  Oberkriegß- 
commissär  Wagmuth  hieher  abzugehen  angewiesen  worden. 

Um  die  auf  bestmöglichste  Benützimg  des  Buccowiner  Districts  gerichte  Absicht  desto 
sichen^r  zu  erreichen,  ist  es  nothwendig,  denen  über  die  innerlichen  Districtsverbesserungen  bereits 
in  Vorschtnn  gelangüMi  verschiedenen  Vorschlägen  dasjenige  vorangehen  zu  lassen,  von  woher  der 
District  erst  die  Fähigkeit  zu  Vollfuhnuig  solcher  Vorschlägen  bekommen  muss,  und  beinebst  gründlich 
zu  beurtheilen  ae'm  mag,  welche  von  derlei  Verbessenmgsanstalten  der  Eigenschaft  des  Districts 
am  meisten  angtnnessen  sind  und  am  wahrscheinlichsten  die  geseicht  wenlenden  Vortbeile 
erreichen  machen. 

Der  Gnmd  zur  diosfölligen  Ueberlegnng  ergibt  sich  aus  dem  mittelst  des  Oberkriegsoom- 
missjirii  Wagmuth  eingelangten,  hier  angeschlossenen  Bericht  des  gallizischen  (jeneralcommando, 
der,  um  den  Allerhöchsten  Entschluss  über  die  Sache  zu  erleichtem,  nat^h  der  Verschiedenheil 
deren  darin  enthaltenen  Gegenständen  in  Abschnitte  getheilet  wird,  von  welchen  ein  jeder  <he 
hiezu  gi^hörigen  Anmerkungen  an  seiner  Seite  erhält. 

y.  Welches  von  beedeny  nämlich  die  politische  oder  Militarbesorgnis  dent  District  besser 
und  für  den  Staat  mähbarer  seie  ? 

Für  die  politische  A<lmini8tmtion  treten  folgende  Betrachtungen  ein: 

1.  In  der  Buw'owina  dörfte  sich  seiner  lAge  nach  mit  der  Zeit  ein  ergiebiges  Commemum 
etiiblieren,  wozu  das  Politicum  den  besten  Grund  zu  legen    vermögend  sein  solle. 

2.  Das  Maut  Wesen  sUdiet  unter  der  politischen  Stelle. 

3.  Dieser  District  ist  mit  Sit»benbürgen,  der  Marmaross  und  Gallizien  verbunden,  welche 
lünder  politisch  besorgt  werden. 


*)  Die  Originale  sind  mit  <ler  ihnen  eig«»nthümlichen,  die  Abschriften  hingegen  bis  auf  die 
Eigeimameu  und  «lie  von  s«  »leben  abgeleiteten  Eigenschaft  Wörter  mit  modernisierter  Reehts4*hrei- 
bimg  wiedergegeben. 


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Joskph's  ir.  Reisen  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  75 

4.  Die  ökonoinis^'he  Einriobtunj^en  und  Verbesserungen  in  Absiebt  auf  den  Aekerbau  und 
die  Viebzticht,  auf  die  WaldculUir,  auf  die  Anlegung  nützlicher  Fabriken,  aul'  die  Aufsuchung 
ergiebiger  Erze,  dann  auf  die  Contributionseinriohtung  sind  Gegenstände,  die  sich  ihrer  Natur  nach 
mehr  für  das  Politicum  als  fiir  das  Militare  schicken,  weilen  besonders  das  Politicum  mit  der 
Sache  verständigen  mehreren  Individuen  auch  schon  versehen  ist  und  beinebst  grösseres  Ver- 
miigen  als  das  Militare  hat,  den  ünterthan  vor  Bedrückung  der  Grundherrn  und  der  Maut- 
beamten lu  schützen. 

Für  die  militärisc^he  Besorgnis  kömmt  hingegen  in  Betrachtung: 

1.  Ob  <Ue  Buccowina  ganz  militarisieret  werden  könne,  in  welchem  Fall  die  mihtärische 
Bes^>rgung  eootinaieren  müsste;  könnte  aber 

2.  nur  ein  Theil  zur  (rrenzmiliz  gezohen  werden,  so  würde  der  übrige  Theil  der  Bucco- 
wina oder  militärisch  behandelt  oder  dem  Publica)  überlassen  werden  können. 

3.  Die  Grenze  der  Buccx)wina  vom  Dnister  an  bis  an  den  Moldau fluss  ist  flach  und  offen 
und  weder  mit  Gebirgen  no<;h  mit  Wassern  bedwkt;  nur  der  Theil  vom  Moldaufluss  bis  an  Sie- 
b**nbürgen  ist  mit  Gebirgen  ge<Ie<^ket.  In  diesen  Gebirgen  sind  zur  Grenzbewachung  gegen  Bezahlung 
täglicher  6  kr.  Verpflegung  bereits  junge  l^ute  beigi^zohen  wonlen,  und  es  haben  dieselbe  sich  hiezu 
willig  gezeigt.  Nur  ist  aber  seit  der  Besitznehmung  der  Butx'owina  noch  nicht  so  viel  Zeit  ver- 
stricJien,  imi  mit  Cfrunde  zu  bestimmen,  ob  das  Volk  zu  einer  Grenzeinrichtung  sich  lemer  her- 
beflasßen  und  hiezu  auflegt  sein  wird.  Ks  wninle  femer  nach  denen  dermaligen  Districtsum- 
standen,  wenngleich  «las  Volk  zur  Grenzmiliz  Lust  und  Neigimg  hätte,  ein  Hauptanstand,  dei^nige 
nämlich,  fiim-alten,  woher  die  Dotierung  z\ir  Grenzmiliz  zu  nehmen  wäre,  weh'her  das  erste  und 
Hanptrequisitum  einer  (t renzmiliz  ist.  Solang  endlich  bei  denen  Moldauer  und  Biu^cowiner  Gnmd- 
herm  und  vorzüglich  bei  der  Geistlichkeit  die  jetzige  Macht  über  den  ünterthan  bleibet,  würden 
ersten»  alles  anwenden,  den  Ausmarsch  ihrer  Unterthauen,  von  denen  sie  leben,  •  zu  verhindern 
«Hier  beschwerüch  zu  machen. 

Die«)  vorliegende  Umstände  sind  jenes,  worüber  nur  Euer  Majestät  die  Entscheidung 
gehen  können,  ob  die  Besorgimg  des  Politici  oder  des  Militaris  fiir  den  Buccowiner  District  und 
für  den  Staat  nutzbarer  seie. 

a)  Wird  die  Bu(xx)wina  dem  Politico  übei^^ben,  so  würde  zu  Czernowiz  ein  Kreisamt,  zu 
Suczawa  aber  ein  Districtsamt  erforderlich  sein,  deren  Verwaltung  jedoch  ganz  natürlich  und 
besonders  die  erstere  Jahre  die  schon  angew(")hnte  und  bestehende  Buccowiner  Gebräuche  ni(^ht 
gänzlich  würden  abschaffen  können. 

b)  Auf  den  Fall,  wenn  unter  poHtischer  Verwaltung  Anstände  in  den  Weg  kämen,  die 
verhinderlich  wären,  das  landvolk  zur  Grenzbewachung  mitverwenden  zu  können,  würde  ein  be- 
trächtliches Militare  in  der  Buavwina  verbleiben,  mithin  die  derzeit  im  liande  liegende  14  ('om- 
pagnien  beibehalten  werden  und  no<*<h  eine  Esc^dron  Husaren  dazukommen  müssen. 

f)  Bei  dem  Umstände,  wo  der  District  anno<^h  in  giX)8ser  Vemirrung  und  Unordnung, 
auch  mit  sehr  vielen  Prot-essen  angehäuft  ist,  sollte  wenigstens  die  ersten  Jahn?  allda  ein  hin- 
reichendes Justizdepartement  angestellt  werden. 

(f)  Wenn  auch  die  Buccowina  in  die  politische  Administration  übt^rgehet,  so  wird  allezeit 
die  C4>rdon8-  und  Contumazbewachung  und  ihre  Besorgimg  von  dem  gallizischen  Generalcomniando 
abhängen   müssen,  folgsam  das  Militare  in  der  Buccowina  diesen  Gegenstand  zu    besoipm    haben. 

2,  Es  may  die  Bureawina  ufiter  die  Militär'  oder  unter  dir  politinche  Administraiion 
gelangen^  soll  sie  gunx  an  Gallixien  oder  an  Siebenbürgen  einverleibt  irerdenY 

Weilen  das  lAnd  einen  Theil  von  Gallizien,  die  Marraaross  ganz  und  einen  Theil  von  Sieben- 
bürgen unischliesset,  hiemächst  auch  die  Entfernung  von  der  gallizischen  Grenze,  nämlich  von 
Zaleszik  (Zale«zcziky)  an  bis  auf  Kosna  nach  Siebenbürgen  auf  der  ConununicationsstraÄse  30  Meil 
Wegs  betraget,  so  könnte  man  die  Bucx?owina  ihrer  Lage  nac^h  weder  ganz  an  Gallizien  noc^h 
aach  sie  ganz  an  Siebenbüigen  einverleiben. 

5.  Wenn  die  Bueeotcitta  nicht  ganx  oder  an  Gallixien  oder  an  Siebenbürgen    ineorpo- 

rierl  trerden  kanHj  wie  fcüre  allenfalls  davon  ein  Iheil  an  Gallixien  und  der  andere  an  Sieben- 

bürgen  xu  geben? 

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76  Polek: 

Ans  voninjr<'finirton  B«nvc;^»Tüiulen  müsst«^  (lip.s<\s  I^ind  nach  der  Nsitur  i^einpr  I^pe  von 
«h»r  ^alli/.is<'ln'n  ürenz«'  bis  an  «im  MoMaiuT  Fluss.an  (Jallizien,  «Icr  ii)»ri<<e  Tbcil  aber  vom  Moldau- 
llnss  aiiir«*fan«^«'n  l»is  an  dio  Siob»»nl)iir;^T  <Jr»'nz('  an  Siobt^nbürj^n  ab«^'^»ben  wenlen.  wurnaHi 
li'tztcnT  Tlioil  ohnjrefabr  1500  Fanülion  enthalten  dörfte. 

WiM'len  «las  hi»ht'  (Jehii-jr«'  M  Wal  Saky  (Walesiika)  anfanj^*t  und  an  dem  I)uraj^-Bi*r»r  di»- 
^inuize  naeh  Siebenbün^'n  hin  laut«'t,  so  kann  die  neue  siebtmbürjjisehe  Grenze  bei  Wal  Siiky  im«i 
Ka|n)  Kndrouli  (Kajx^kMdndui)  anfanp'n  und  an  dem  reehten  Ufer  der  Moldawa  bis  Waimna  fort- 
laufen, web-lus  Ort  aber  aus  d«'r  Ursache,  dass  sobdies  «lern  MonasÜT  Moldaviza  zn;^»hön't  Iw-v 
der  Hueeowina  zu  verbleilwn  hätte.  Sodann  ziehet  sieh  die  (irenze  mit  dem  eanieralisehen  KiiD- 
|)«»hin«;er  Ok(»l  (Bezirk)  bis  an  jlie  siebenbürj^isehe  (m^nze. 

Hei  «lioMT  <in'nzseheidunf^  würden  folj^nde  Ortschaften    an    Öie!)enbür«^*n    konnuen:    Wall»* 
Saky,  «b'm  Klo.ster  .Slatina  in  der  Moldau  p'hörijr, 
i'n\M\    Kndrouli,    M^nastiT  Won>netz,    15uk    Soja    (Hukschnja),     Fratin    ] 

(Frassin),  Stulpicani,  Masijrin  (Mazauajestie  V)  nebst  noch  einij,'en  in    '  «*1^'    <**'*"    Khrst*-r  Wor^ 
(;c!,ir-  zcrstnMiten  Häusern.  '  "^^'  zutrehr.n- 


«lann  Kim|H»lun<r,  Sadowa,  Poseritt^i  (Pozoritta),  Fond  M<4davi  (Fundul  |  alle  k.  k.  zu  dem  M'Jdau'T 
Moldou'i).  Czakaniest  (('zokanestit').    JakolxMiy  mit  Doma  Kandreni    j  KimiH)lunj:iTOkol^'h»".ri^' 

Die  Trsachcn  und  Umstände,  welche  bei  «liesem  Antnif^  zu  Envü«runj^  vorfallen,  son»! 
f«il«rcn«le: 

(f/  Weilen  der  an  Si^'benbüi^ni  kommende  Theil  zur  ( rn^nzeinrichtun«:  gelej^en  ist.  un»! 
das  2.  wallachi.st'lic  Si<'benbür;xer  K4'«ximent  an^^renzet  und  ohnehin  si-hwach  ist,  so  würden  in  dcuh 
M»lbcu  uu'tt4'l>t  Ausr(»ttuui,'  der  üi>erllü.ssi^'cn  Waldun«ren  2  Uumpaj^^ien,  wo  nicht  jetzo,  ibw-b  mit 
der  Zeit  ni«-ldi<h  dotiert   wtTilen  können. 

hl  iJei  dem  Um>tantl  alnT,  wo  nur  allein  der  Moldauis<h-kim|H»lunj^T  Okol  ein  ( iuiK-raljnit 
i.•^t.  fol;^dicli  dersellM'  au«*h  nur  (Jn*nz<lotierun.i,'  verweiulet  werden  könnte,  und  der  Allerhüchste  Hef 
zur  Veruiehrun;^  des  Stands  der  si«'benbür^is«-hen  On-'uzmiUz  einen  Aufwand  «hm-h  Erkauftmir  v«.r- 
benieldter.  dem  Kl^•^ter  Slatina  und  Woronez  zu;^'ehr»ri^'en  I)orfs«-haften  zu  machen  nicht  «^^»nn«'n 
sein  «lürlt«'.  s<>  kr>nnte  in  olH^^'dachtiMn  Okol  derzeit  nicht  mehr  als  eine  Comiüi^iie  dotiert  wer«len. 

r)  Wi'un,  wie  zu  venuuthen  ist,  auch  anian«jrlieh  das  I^ndvolk  zur  Gri'nz  nicht  in«*linien't. 
so  würden  sich  d«K-h  von  dem  2.  walla<-hiscl»en  K4\i,n»H*'nt4'  mit  Verj^'itung  einij^T  Uebersiedliinjr^ 
kosten  verschied«Mie  Familien  fnnwilhV  in  diesiun  Okol  umso  ehender  übersetzen  las^»n,  weil  eine 
ziemliche  Anzahl  <lii*si^s  Kej^iments  st'hr  schwach  und  zum  Theil  ^^it  nicht  dotiert  ist.  welche  den 
alten  Einw(»hnern  zum  Beispiel  dienen  wünlen. 

4.  Wie  solf  dir  (Ircux  ton  der  Buccoiviita  \u  \ichen  und  die  Siehcrheit  an  ttenfn 
(irni\tn   \ti  rcnichaffcn  sein'f 

Es  ist  iM'H'its  im  erst«*n  Abschnitt  gt\s;i«rt  worden,  dass  die  Grenze  von  Dnister  bis  an 
den  Moldaulluss  lla<-h  und  (»tlen  und  weder  nut  Gebirgen  mn-h  mit  Wassern  j^^decket  ist.  Au> 
dies^MU  <inni«le  kann  si<h  daselbst  die  (m^nzeinrichtun;i:  jre«^*n  das  türkiwhe  und  Moldauer  (iebit-t 
nicht  w<Mter  als  auf  die  Pnievari«ationen,  Emi^n^ationen,  das  Pestübel  und  <üe  Viehseuche  t-r- 
stnH-ken.  In  b«sai:tem  Abschnitt  wunle  auch  an^^'i'zeij^,  dass  das  I^andvolk  in  den  tn.»birj»ea  zur 
(iDMizverwachun;,'^  beii,'ezoj^'n  wonlen,  welcJi<\s  unter  der  Direction  der  eonimandierbm  Ober-  uwl 
Unter  »flicii'rs  und  <iemeinen  des  2.  (ramisonsivpments  willig  und  unverdrossim  gedienet  hat  Es 
war«'  al<o  mr.^rlirh  die  diesnüligi»  Dienstleistung  zu  enveitt»m  und  solche  auf  dem  platten  lümk' 
elM'umäs'sig  einzufidm'n.  W(»rzu 

n)  <lie  nächsten.  üImt  4  «mUt  5  Stunden  weit  von  <ler  Graniz  nicht  abgidegi»nen  Dörfer 
aulanu^lich  ]M»igiv.«Hj:en  werden  kimnten. 

h)  Dem  l^mdv«>lk  kann  dieser  Gn'uzdienst  ang»'nehra  ginna<'ht  werden,  wenn  der  mitD*y- 
heude  Mann  von  den  oneribus  publicis,  als  da  s^'ind:  Str.i.ssen-,  Gemein-,  aerarisch  imd  {rnhlikt' 
Koi.nten.  befreiet  wird,  webher  aluT  die  ('«mtribution  im«l  «lie  herrs<*haftlichen  Prastanda  wi*' 
anden^  zu  entri«-hten  verbuntb'U  wän». 

r)  Aus  di«'s«Mn  l-uidv<»lk  liessi»  sich  nach  imd  na<-h  eine  Landmiliz  erznglen.  die  mit  der 
Zeit  in  ('omi«ignien  eing^t heilt  wenlen  könnte.  Vielleicht  wünle  sich  das  Volk  auf  diese  Art  mit 
der  Zeit  und  in  sjȊtem  Jahnm  zur  Grenzmiliz  herl)eilassen,  wenn  es  nur  an  der  Dotierung  nicht 
.nuanglete,  wozu  zu    gelangen  der   einzige  Ausweg  darin    bestünde,  wenn    denen  (icistUchcn   der 


Joseph's  II.  Reisen  nach  6ai>izibn  und  deu  Hükowina.  77 

Antrag  gesrheheto,  ihnen  ihre  Güter  abzukaufen,  wie  solches   unter  dem  Al>8<-hnitt  von  der  (leist- 
li<*hkeit  des  mehrem  ausgoffihret  werden  wird. 

ff)  Die  zwei  Libenzer-  (Freiwilligen-)  Coniiwgnien,  die  derztMt  zwar  ni<-ht,  jedoch  damals 
erfonlert  werden,  wenn  die  Trupj)en  wieder  naeh  dem  Beispiel  des  Jahr  1778  ausser  Land  niar- 
sf^hieren  sollten,  können  in  gar  kurzer  Zeit  in  dienstfertigen  Stiind  gesetzet  werden. 

Die  (rrenzbewaehung  unter  Beiziehung  des  liandvolks  erfordert  unter  4  Abtbeilungen, 
nämlich  von  Dnister  bis  zum  Prutli,  von  Pnith  bis  zum  Sireth,  von  Sireth  bis  zum  Moldau- 
Huss,  von  Moldaufluss  bis  an  die  siebenbürgisehe  Gi-enze  4  Oflieiers,  16  Coqwrals  und  360  (ic- 
nieine  sammt  der  Ablösung  der  obligaten  Mannschaft,  wo  sodann  ein  Geuieiner  jederzeit  in 
Cziirtiiken  am  Cordon  sein  müsste,  der  zweite  aber  in  dem  Dorf  <les  Cordons  im  Quartier  zu 
htehtHi  hätte. 

Die  bierzu  erfonlerhchen  4  Officiers  würden  aber  mit  Rüeksidit  auf  die  Si»rache  und  Grenz- 
bebandlung  in  den  walla<^hichen  Grenzen  mit  gutem  Vorbeda<'ht  ausgewählet  werden  müssen,  an- 
envogtMi  hierauf  (las  (iründliche  ankommet. 

Um  (Muestheils  die  ('zartaken  und  Oimmunicntionsstnussen  aufm  CV>rdon  innner  in  gutem 
Stande  zu  »»rlialten,  die  (in^nzjwsten  mit  Holz  zu  vei*selien,  anderntheils  alKT  die  Mannschaft  nacb  • 
(K'Hi  l)i«»nst|K)sten  des  comma näherten  Officiers  aivs  ibren  Wohnorten  auf  ihre  Bestimmung-  zur 
Dienstleistung  herbeizubriugen,  so  wiire  zu  jeder  Abtlieilung  ein  Gn?nzc4)mmissarius  mit  einem 
monatlifh(?n  iSold  pr  20  H.  erforderiich,  wogegen  die  vorhin  mit  1  H.  täglich  angestellt  gewesten 
Gn^nzi-oramisfarien  abzuschaffen  kommen. 

Aus  dem  Beweggnmde,  dass  die  Cori^inden  und  Gemeine  oder  in  Czartaken  oder  in  denen 
dazu  gebörigi'n  Dörfern  innnerbin  stehen  bleilx^n  nuissen,  und  sie  in  dem  Inneren  dieser  Dörfer 
iA\T  Aneifenmg  der  Mannsebaft  in  «ler  Dienstbegierde  und  zur  innerlichen  r>kononu'schen  Verbes- 
s^nmg,  dann  Civilisierung  verwendet  werden  wollen,  erachtet  man  allenmtiTtbänigst,  dass  dem 
(  orpondn  täglich  2  kr.,  dem  Gemeinen  aber  täglich  1  kr.  zu  seiner  I/dinung  zugeleget  und  jedem 
3[ann  «las  Brodgeld  erfolgt  werden  könnte.  Anfangs  würde  beim  l^mdvulk  mit  der  a  6  kr.  an- 
gi»fangeneii  Ver})tlegimg  fortzufahren  nothwcndig  sein,  nach  der  Hand  nlwM'  allenfalls  auch  diese 
auf  iU*in  Verpflegsfuss  der  übrigen  Gn'uzmiliz  gt^setzet  werden  kimnen. 

Nachdem  sich  in  der  Bukovina  viele  Dorfschaften  befinden,  die  theils  selbsten  mit  der 
Mt>l<laii  vermischt  sind  oder  aber  ibre  Gnmdstücke  in  jenseitigem  (lebicte  liegiMi  baben,  und  sie 
dahen)  einestheils  bei  Hereinfühnmg  ihrer  erbauten  Früchten  un<l  des  Heues  von  den  Mautbeamten 
«^»kränkt  worden  sind,  sie  auch  von  dem  erbauten  eigenen  Product  die  Mautgebühr  halwn  ent- 
richten mÜ8.sen;  andererseits  aber,  wenn  der  Post-  oder  Viehseuche  halber  der  Cordon  gesjn^rret 
wünle,  sie  von  ibren  Gnmdstücken  zugleich  abgeschnitten  werden  müssten,  so  entstehet  die 
U^gründete  Beis<jrge,  dass  diese  I^eute,  die  doch  dem  Staute  wie  andeiv  die  Contribution  und  son- 
stige Abgaben  entrichten,  aus  vorgedachten  FrsachtMi  sich  nicbt  mehr  erhalten  kr»nnten,  folgsam 
ihre  Hänser  zu  verlassen  gedrungen  wären,  wodurch  sowohl  Unterthanen  als  die  Contribution  ver- 
l(»n»n  giengen. 

Es  lässt  sich  keine  Vertauschung  derleiger  Grundstiu-ke  veranlas.sen ;  weilen  alwr  dem 
Staate  daran  liegt,  diese  vermischten  Unterthanen  nm-Ii  ferners  zu  Indialtt^n,  so  erachtet  man  das 
Biv^te  zu  sein,  derlei  Dorfschaften  und  überhaupt  die  schmal  ausgehenden  Winkel  nach  der  Moldau 
von  dem  Maut-  und  Sanitätscordon  gänzlifh  auszuschneiden,  damit  sie  zu  aller  Zeit  ihrt»  Grund- 
stücke ungehindert  benutzen  können. 

a)  Die  eigentliche  (irenzlinie  wird  aber  jederzeit  in   der    besten  Evidenz    gt^halten    wenlen. 

b)  Bei  den  ausgeschnitten  werdenden  Dörfern  wäre  für  den  Maut-  und  Sanitätswrdon  eine 
neue  IJiiie  zu  ziehen,  an  welchen  die  Contumazen  und  Riistcls,  dann  die  Wohnungen  der  Maut- 
l>camten  ihre  Bestinunung  zu  erhalten  haben. 

r)  Wenn  die  ausgeschnittenen  Dörfer  einige  Pmduchi  in  die  Bukovina  zum  Verkauf  bringen, 
mÜ8S<*n  sie  nicht  nur  die  Mautgebülir  entrichten,  sfmdem  auch  bei  gt*sj)errtt»m  Cordon  sich  den 
Contumazen  unterziehen.  Nur  die  selbst  ei7.eugende  Pnjducta  vcm  IxrlM»nsmitteln  wären  von  der 
Mautabgabe  zu  befreien,  von  welchen  elwm  der  Landmann  die  k.  k.  Abgaben  herholen  nuiss. 
Willen  er  den  Absatz  stnner  wenigen  Producten  in  der  Moldau  nicht  findet,  nach  dem  Beispiel 
deren  an  die  Wallachei  in  SielM'nbürgen  angrenzenden  C'alliba^chen.  ^  j 

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78  *  Polek: 

J.  TfVw/i  fler  Distrirf  milUüriüch  bliebe,  fräs  für  eine  Grundlage  /rare  xur  Grenx- 
in  ilix  einx  nieitni  'f 

Im  ersten  A}>«<*huitt  ist  schcm  anj^zeigt  worden^  (l»88  in  «kn  Gebirgen  zur  Gronzbewarhno; 
gingen  Bezahlung  tiigliclrer  6  kr.  Verpftegnng  jiinge  licute  beig«zobtin  wcHTtlen,  und  der  4.  Ab- 
schnitt cntbaltt»t,  «biS8  diese  Dienfttleistimg  erweitert,  am^h  auf  dem  jiktten  l^nde  eingefiihjnH  uml 
die  näehsten  ii})er  4  oder  5  Stund  weit  von  der  Grenze  nieht  abgelegenen  Dörfer  zur  Grensbewa- 
ehung  Ix'igezolien  werden  könnten.  Aus  diesem  Gnmde  lässt  sieb  sebliussen,  dass  eine  I^ndmiliz 
zu  erzüglen  und  selbe  mit  der  Zeit   in  ordentliche  Compagnien   einzutbeilen    möglieb    sein  wenle. 

l)ieB<\s  wäre  die  (Jrundlage,  aus  welcher,  wenn  das  Volk  den  Militärdienst  gewöhnt  haben 
wird,  in  spätem  Jahivn  eine  (Jla'nzmiliz  erzielet  werden  könnte. 

6.  Wenn  die  Biickotina  mit  Beixiehung  des  lAindroiks  rertcaeht  icird,  so  entsteht  tfif 
Frage,  irie  riet  Militare  an  noch  allda  nöthig  sein  werde? 

Wenn  der  Theil  zwischen  dem  Moblaufluss  und  dem  Triplo  Cünfinio  an  Siebenbürgen  ein- 
Vf'rleibt  wini,  so  wänni  von  dem  zweiten  Garnisonsregiment  6  Conipagnien  binn^icJiend,  wovon  ein 
Stabsofficier  mit  2  Conipagnien  in  Cz<'nn)vitz,  2  Compagnicn  in  Sireth  und  2  Comiwgnien  in  Sh- 
czav.i  I)equartieret  werden  können;  verbleibt  aber  obgedachter  Theil  bei  der  Buckovina,  jw  siinl 
annoch  2  Comimgnien  nacher  KimjKjlung  erfonlerUcb.  Die  übrigen  Com}>agnien  könnten  sonach 
sanimt  dem  Stab  nach  (Jallizien,  am  bequemsten  in  Snyatin,  Horotlenka  und  Szaleszik,  veriejrt 
werden,  um  auf  alle  Fälle  in  der  Xiiho  zu  stMU  und  die  Communication  ohne  Beschw«?rde  zw  un- 
terhalten. Cavidlerie  ist  zwar  derzeit  in  der  Buckovina  keine  nöthig,  auf  den  Fall  abt»r,  wenn  mit 
dem  CavallarischtMi  R«'montierungseommando  eine  Änderung  zu  tn^tfen  befimden  würde,  könnte  ein 
Kscadron  Husaren  ans  (Jallizien  in  die  Buckovina  verlegt  werden. 

7.  Soll  die  Ökonom  isc/te  Mappierung  rorgenommen  tcerden,  oder  tcas  kann  anstatt  der- 
selben geschehen? 

Aus  dem  Grunde,  dass  dennalen  in  <ler  Buckovina  nur  der  Kimpolunger  District  mit  denen 
»S  Städten  Czernovicz,  Suczava  und  Sireth  landsliirstlicb  ist,  hingegen  das  sämmtliche  übrige  Erd- 
reich denen  Grundberrt^n  zugebriret,  der  Unterthiin  aber  nicht  eine  Handbreit  eigenes  Erdieich 
I)esitzet,  sondern  lediglich  Ftdder  und  Wiesen  von  densi'Ux'n  res|iective  in  Pacht  bat,  biemächst 
einer  jeden  erapricsslicben  I^mdeseinricbtung,  dessen  ökonomische  Aufnahme  vorangehen  solle,  hat 
General  Enzenberg  die  (ikonomische  Mappienmg,  welche  das  Terrain  naeh  der  Classification  der 
Cajmcität  mit  allen  ökonomischen  Betraehtungen  anzudeuten  hätte,  als  sehr  nothwendig  vorge- 
stellet  und  dabei  bemerket,  dass  er,  wenn  ihme  die  Hauptdirection  ülxjrlassen  und  der  bereits  in 
der  Buccowina  befindliche  Hauptmann  Scherz  des  gi-ossen  Generalstab  mit  andern  gesehicJcten 
Officiers  ihm  zugege])en  würden,  mit  12  Messtischeln  in  einor  Zeit  von  12  Sommermonaten  mit 
der  Mappierung  fertig  zu  werden  verboffe.  Es  kommet  mithin  darauf  an,  ob  diese  Mappienmg, 
deren  Nothwendig-  und  Nutzbarkeit  nicht  misskennet  werden  mag,  nach  dem  Genenü  Enien- 
hergischen  Antrag  vor  sich  gehen,  oder  ob  aus  der  Erwägimg,  dass  die  Mappienmg  Kosten  ver- 
ursachen und  <Iabei  auch  ncK^h  viele  Zeit  verloren  gehen  würde,  anstatt  der  Mappienmg  etwa  die 
Fassionseinreicliung  nach  dem  Beispiel  Galliziens  auch  in  dem  Buctx)winer  Distri<!t  angeordnet  wer- 
den ^olle.  Hätttj  das  letztere  zu  geschehen,  so  würde  sowohl 

a)  der  Adel  als  dit)  Geistlichkeit  zur  strengstem  Fiission  ihrer  Besitzungen  von  I^mleieien. 
Schankliäust?rn.  Mühlen,  Fischteichen,  Zehenten  und  Proventen  von  Unterthanen  dörferweis  mit 
'namentücher  Benennung  der  Familienväter  zu  verhalten  sein. 

bj  Cm  die  Fai^sionen  so  viel  möglit!h  richtig  zu  erhalten,  nulssen  die  Caobmten  mit  der 
Confiscation  des  verschwiegnen  werdenden  bedrohet  und  bei  diesfälUger  Betretung  und  üeberwei- 
sung  mit  der  hall)en  Einziehung  zuverlässlicb  bestraft  wenlen,  von  welcher  Strafe  dem  Üenun- 
cianten  zur  Belohnung  ein  Drittel  zu  bestinnnen  wäre. 

c)  Der  Adel  und  die  Geistlichkeit  müsste  femers  verhalbm  wenlen,  dass  stdbe  ihn*  schrift- 
liche Urkunden,  Donationen  und  Privilegien  mit  den  vorgedachten  Fassionen  zur  Einsicht  ein- 
reichen, woraus  sich  veroffenbaren  wird,  ob  sie  ihn^  Gninde  mit  Recht  bt^itzen. 

d)  Zur  Einreichung  ihrer  Fassionen  und  Beibringimg  der  schriftlichen  Urkunden,  Privile- 
gien, Donationen  u.  s.  w.  wäre  ihnen  ein  Teniiin,  und  zwar  vom  Tilge  der  Publication  an  ge- 
nM'bnct,  auf  6  Monat  einzugesUdien.  '  ^  » 

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JoaBPH's  JI.  Kkis£n  nach  Gamzien  und  der  Bukowina.  79 

Zu  diesem  Abschnitt  gehört  noch  oin  wesentlicher  Gegenstand,  derjenige  nämlich  von  der 
im  Bnooowmer  District  ebenfalls  noch  emuinglenden  Jjandsconscription,  die  ein  Geschäft  in  sieh 
b^^ivift,  welches  der  Systeraisierung  in  der  Buccowiiia  voranzugehen  hätte,  um  hierdurch  den  Fa- 
milien- und  Seelenstand,  so  derzeit  noch  nicht  verlässlich  hat  erhoben  werden  können,  in  die  Evi- 
denz zu  bringen. 

Nach  der  Meinimg  des  Generalen  Enzenberg  soll  die  Conscription  annoch  heuer  vorzu- 
m^hmen  thunlich  sein;  in  dem  Anbetnu'ht  aber,  dass  das  Volk  gar  zu  sehr  argwöhnisch  ist  imd 
sich  beifallen  lassen  dörfte,  man  habe  die  Absicht,  einstens  Recruten  auszuheben,  findet  General 
Enzenberg  fiir  nöthig,  den  zur  Conscription  verwendeten  Officiers  zu  ihrem  Nachverhalte  eine  be- 
wmdere  Instruction  zu  ertheilen,  vei-möge  welcher  sie  und  ihre  Untergebenen  dem  liandmann  bei- 
zubringen hätten,  dass  die  diesfölUge  Conscription  auf  Verminderung  ihrer  geleisteten  Abgaben  und 
die  unentgeltlichen  Robote  abgesehen  seie  und  weilen  sie  zum  Theil  scJion  die  Grenze  mitverwachen 
helfen,  welcher  Dienst  ihnen  allein  obliegen  würde,  sie  keine  Recrutenstellung  zu  befahren  habt-n 
würden. 

Ob  nun  zur  Vermeidung  sowohl  der  mit  einer  sogestalten  Conscription  verknüpften  Weitläu- 
figkeiten als  der  hieraus  flir  die  Zukunft  entstehen  könnenden  bedenklichen  Folgen  nicht  etwa 
aueh  der  Populationsstand  durch  die  Fassionienmg  der  Obrigkeiten  dei*malen  in  die  Evidenz  zu 
hrinj?en  imd  etwa  erst  nach  der  Hand  durch  das  Militarc  aber  die  Rectificiition  vorzunehmen  sein 
könnte,  hängt  von  dem  Allerhöchsten  Befund  nb. 

S.  Wie  ist  die  Steuer  in  der  Biieeowina  in  vorigen  Zeiten  bestanden,  und  was  träre  t)ei 
der  neuen  Systemisierung  für  ein  Steuer fuss  einzuführen? 

In  vorigen  Zeiten  bestünde  der  Steuerfuss  in  nachfolgenden  AbgalK*n,  weh*he  auch  seit  der 
Besitzmdmumg  bis  anhero  pro  aerario  sind  eingebmcht  worden,  nämlichen : 

An  Contribution. 

Ein  Bauer  aus  der  Stadt  o<ler  Dorf  zahlt  jährlich,  er  mag  viel  «xler  wt»uig  Felder  besitzen, 
für  «lie  Familie  2  fl.  30  kr.,  ein  gixxsser  Kaufmann  21  fl.,  ein  gt*ringer  9  H.,  ein  mittlerer  4  H., 
ein  kleiner  2  fl.  30  kr.,  ein  Schliacht  (StMachtschitze)  oder  der  geringste  E<iehuaun  4  fl.,  ein  Ar- 
menier 4  fl.,  ein  Kallarasch  (berittener  Amtsdiener)  3  fl.  45  kr.,  ein  Jude  5  fl.,  ein  Langiirar  o<ler 
freniiler  Zigeuner  1  fl.  30  kr. 

An  Quostina  (Gostina)  oder  S<'haizehent. 

Alle  jene,  die  in  Buccowiner  District  wohnhaft  sind,  nicht  minder  jene  aus  den  benach- 
Imrten  k.  k.  lÄndem,  so  ihre  Sithafe  und  Ziegen  in  diesem  District  haben,  bez;ihlen  vom  Stück 
5  kr. ;  diejenigen,  die  derlei  Vieh  entweder  im  Winter  oder  im  Sommer  ausstM*  dem  District  halti'U, 
zahk*n  von  Stück  3  kr.;  für  ein  verschwiegen  Stück  Ix^zahlt  <ler  Eigenthümer  1  fl.,  wovon  <ler 
Fincler  30  kr.  und  das  Aerarium  30  kr.  bekommet. 

Desetina  oder  Schweine-  und  Bienenstockgtdd. 

Die  Bauern  bezahlen  von  SWick  12  kr.,  die  Monasler  (Klöster),  Bojeni  und  Massiln  (Edel- 
leute  2.  Grades)  67«  kr.,  die  Ruptaschen  (fMelleute  3.  (irades)  6 7*  kr.,  was  selber  meJir  hat, 
«Ihh  Stück  12  kr.  Wie  die  Rnpta8<*hen,  also  zahlen  auch  die  Popens,  Dincons  und  (Jericbtsdiener. 
Von   verschwiegenen  ist  die  Stnife  wie  bei  den  Quostina.  Dann  zahlt  je<ler  Eigenthümer  Tür  seinen 

Namen  6  kr. 

Solarit  oder  Salzgeld. 

Die  Dörfer  des  Czemowitzer  Districts  zahlen  hielür  jährlich  500  fl.,  welche  vorhin  der 
<  Jran<ll«ig<>fet  (Kanzler)  in  Jassy  empfangen  hat. 

Vulpu  Kretschunului  oder  Weihnachtsfuchsbalg. 
Obge<la<*hter  District  Ix^Zcihlet  hierjin    als  ein  ehehin  gewöhnlich  gew«'st4\s  Praesent  für  den 
Stanzten  jährlich  620  fl.  30  kr. 

W'ek-he  beede  Posten  stMt  der  Bt»sitznehmung  <lem  Aerario  venvchnet  worden  sind. 
Vorerzählte  Abgabt^n  haben  derzeit  jährlich  abgi»woif«»n,  nämlich 

«Ue   Contribution 50.200  fl.  —  kr. 

(2n«ietina 23.500  ,,    —    „ 

I)e*»etina 16.700  „    —    „ 

,]     Si^hiritgelder 550  ,„—    „ 

mV   Neujahrfnchsbalg •Digitizfe^^y  VJ6)Q^ 

Zusammen        .     91.571  fl.  3Ö  krf 


80  Polek: 

Diese  Scbuldij^keiteu  leiten  ihren  Ui-sprung  von  dem  Moldauer  Pachtfürsten  her,  und  dj^ 
Extraabgaben,  die  der  vorbosagte  Fürst  willkürlich  auRschreiben  konnte  und  außschriebc.  haU'n 
noch  viel  inehrers  als  die  Steuerabgaben  betragen,  da  nach  den  eingeholten  Berichten  der  Baupr 
jährlich  13  fl.  bis  14  ti.  und  diesen  Betrag  in  13  (?)  Terminen  hat  bezahlen  müsstm.  Auch  ist  fs 
gar  wohl  bekannt,  dass  in  der  Moldau  dt^nnalen  der  venuöghche  Bauer,  welcher  zugleich  eioen 
Handel  treibt,  des  Jahrs  70  bis  80  fl.  dem  Fürsten  cnti'ichten  muss.  Solcheranach  sind  *lie  Bn- 
kowiner  Unterthanen  unter  der  diesseitigen  Regierung  mit  Geldjibgabcn  nicht  U'driickt  worden, 
sondern  es  ist  vielmehr  ihnen  Zeit  gtdassen  worden,  sich  v<jn  der  I^Äst  des  Kriegs  und  der  hieraus 
erfolgten  gänzlichen  Verarmung  zu  erholen,  sofort  sich  wi(»denim  mit  hinlänglichem  Vieh  als  «lern 
Hauptnabnmgszweige  zu  versehen.  Hingegen  raüs8t»n  deiinalen  die  Bauern  nebst  dtT  Contribulii'H 
im  Gelde  (zu)  Magazin-,  Mühlen-,  Spitäler-,  Officiersquartiere-,  Kirchen-,  Schulen-,  (jcfangiiisse-,  Kalcb- 
öfen-,  zum  Stall-  und  an<leam  Bauwesen  wie  auch  zum  Brücken-  und  Sti-assenbau  Hand-  und  Fidir- 
robatcn  unentgeltlich  leisten,  wofiir  ihnen  wiederum  dadurch  eine  Erleich tenmg  zustattt^n  kommt 
dass  sie  ihivn  (Jnmdherm  jährUch  nur  12  Robatstäge  zu  arbeiten  schuldig  sind,  also  mussi;,'»^ 
Tage  genug  vor  sich  haben. 

Noch  eine  andere  Contribu tionsen trieb tung  besteht  derzeit  in  <lem  kaiserlichen  Heu,  w<4cli«*> 
m  vorigen  Zeiten  nicht  bestanden,  sondern  ei*st  von  den  Russen  eingefiihret  worden  ist,  und  <li** 
Moldau  gegen  Zurücklassung  der  Contribution  für  die  nissische  Armee  bis  ad  locum  dereelbtu 
verschaffen  o<ler  solches  zmn  Theil  im  (ielde  i>?luieren  musste.  Aus  dit^sem  Gnmd  sind  unserer- 
seits pro  anno  1775  an  derlei  Heu  9.130'/,  Falschen  (a  2880  DKlaft.  =  10.358  Dieter)  au:^ 
gf^schrieben  und  gemacht  worden.  Vor  gedachte  Heumachung,  wt>zu  der  (irundhorr  das  Wici^^nfvld 
hergeben,  <ler  Bauer  aber  das  Heu  erzeugen  imd  bis  an  den  beistimmten  Platz  unentgeltlich  zu- 
fühivn  musste,  ist  amio(^h  das  abgewichene  1779tt^  Jahr  vor  sich  gegangen,  in  welchem  ^-il'C» 
Falschen  eiv^eugt  worden  sind.'  Nun  hat  sich  aber  bei  der  l)eträchthchen  Ansiedlung  und  dem 
Zuwachse  an  Vieh  erwiesen,  dass  die  diesfiillige  Heuerz<»ugung  und  dessen  unentgidtliche  Zufuhr 
zu  den  Okols  und  Ställen,  wo  Rimonten  shdien,  dem  I^ande  äusseret  nachtheihg  untl  beschwerlich 
fallen,  wessenthalben  das  IjJind  einstimmig  angi'boten  hat,  dass  jede  steiierbare  Familie  anstatt 
besagtem  Heu,  dann  dessen  Zufuhr  und  ansüitt  dem  Stallbaue  jährlich  1  fl.  dem  Aerario  l»ar 
entrichten  wolle,  nebst  welchem  jede  Familie  auf  Stallrequisiten  und  das  eifoi-derliche  Stn»ustrt»h 
jähriich  5  kr.  entrichtet.  Da  aber  die  Nutzung  dieses  sogt»nannt<m  kaiserlichen  Heues  eher  nicht 
bestanden,  sondern  nur  von  ilen  Zeiten  der  Russen  den  Anfang  genommen  hat,  so  winl  es  bei 
Verfassimg  des  neu(»n  Steuerfusses  auf  die  Allerhr»chste  Entscheidimg  ankommen,  ob  das  für  s«^- 
thanes  Heu  friM willig  angebottMie  Genus  der  Abgab,  nämlich  von  jeder  steuerbaren  Familie  jährhch 
ein  Gulden,  angenommen  uncl  pro  tienirio  eingebracht  werden  ktmne. 

l)i(»s  sind  die  Abgaben  und  sonstigem  Prästatitmen,  die  dem  Bukowiner  District  zur  Schid- 
digkeit.bis  itzo  aufgelegt  wan?n.  Nachdem  aber  bei  dem  Stnht^  quo  nicht  mehr  stt^hen  gebliel>»'n 
werden  kann,  weilen  hierunter  nicht  nur  Ungerechtigkeiten  unterloffen  sind,  sondern  auHi  di*' 
Einkünft*»n  mit  kostsphtterigen  Aufwände  hereingebnicht  werden  mussten,  so  ist  fiir  das  Aeranum 
wie  für  das  Gemeinwesen  nothwendig,  <lass  ein  neuer  Steueri'uss  verfasset  weide,  venuög  weh^h*'«! 
von  dem  vorhinig<*n  St«»uerfusse  gänzlich  abgegjmgen  und  die  (Kontribution  auf  die  Cajmcität  d^r 
Gmndstücke  gelegt  werden  muss. 

Bei  dem  7.  Abschnittt^  ist  schon  gesagt  W(n*<len,  dass  die  (irundhi'mi  ihn^  Fassioihii  »'in- 
reichen sollen,  nach  welchen  die  Steuer  radiciert  werden  wir«l.  Ks  kiumte  also  der  n«Mie  Steuerfu^»^ 
nachfolgimdi'rmassen  ivguheivt  werden. 

9.   (iristUfhkrify  Adt'l  oder  (inmdhvrrcn. 

Die  Grundhemi  haben  ausser  der  (^uostina  und  Desetina  ]»ishero  nichU  entri«*htet,  v..n 
welchen  Abgjiben  sie  anitzo  zu  dis^Hmsieren  känuni,  dag«*g»»n  hättiMi  sie  nach  den  einreicht*ndtii 
Fassionen  v(m  ilircn  eigenen  Proventen  jährlich  6  ])ro  ceuto  ('(»ntributinu  zu  entrii-hten. 

a)  In  (Jallizien  werden  zwar  12  pro  (vnto  bezahlet.  nachd«'m  aber  die  Buct-owiner  keinen 
Vei*schleiss  ihren  Product(»n  und  sonsten  nicht  viel  ein«^iiommen  haben,  so  winl  enu'htct,  da-> 
si«'  derzeit  nur  mit  6  pro  cento  zu  belegen  wmu  döiften. 

l))  Auss4M*  der  Coutribution  pr  6  pro  cento  hätt<»  jeder  GnmdheiT  zur  Unt+Thiiltung  d-r 
Landsiidmiiiistratiou  auu(M*)i  2  pro  (vnto  abzulühivn. 

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JosEPH^s  II.  Reisen  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  81 

r)  Wenn  sü»  (fnindstiicko  und  Wilson  flir  sicli  solbskMi  benutzon,  inüssten  sie  deren  Ertiii^ 
in  die  Fassion  einbrinj^en,  tKler  es  müsste  von  <lensell>en  eine  massige  (Vmtribntion,  auf  den  Koretz 
(1*236  Hektol.)  ^ertM-hnet,  ab>,n^fordert  wer<len. 

fl)  Weilen  der  (irundlierr^  zu  fassionieren  hat  wieviel  Felder  und  Wiesen  der  Bauer  be- 
sitzet so  wän'  aueli  <lem  Grundherni  wie  in  (iallizien  die  Dalurhaftunj?  für  die  riehtige  Abfuhr 
der  Omtribution  aufzutni^ren,  womach  die  Gehhibj;rivben  jährlich  in  3  ratis  zur~Steuere<'i8sa  und 
zwar  Vs  "w  November,  Deivmber  und  Januarius.  Vs  ^^  Febr..  März  und  April,  Vs  ^^  ^^^^  Sommer- 
monatx'n  abj^^fühn^  wenlen  nulssU^n. 

r)  Die  Edelleute  können  sicli  umso  wi'nij^er  »ler  ( ontribution  entziehen,  weil  sie  solche  in 
d«'r  Moldau  el»enialLs  entrichUm  müss<'n. 

W.  Bauer-  nnd  gemeinrr  Sfand. 

Der  Bauernstand  entrichtete  die  Kontribution  von  den  inhabenden  Feldem  und  Wiesen 
mieli  ttirer  Classification,  und  man  erachtet  dass  <ler  Koivtz  ersten*  Classe  mit  20  kr.  zu  belej^^n 
»ein  wenie. 

Ausser  der  auf  die  Felder  und  Wiesen  radicierti'n  Kontribution  hätte  jedt*  steuerbaiv  Fa- 
milie, wenn  Euer  Maj»*stät  das  obberührte  lleureluitionsoffertum  beizubehalten  befanden,  fiir  das 
kaiserliche  Heu  und  den  Stallbau,  dann  auf  Fuhrlohn  zu  entrichten  1  fl.,  zur  Unterhaltunf^  der 
StallriHjuisiten  und  Anschaffunj^  <les  erforderli<dien  8treustroh  5  kr.,  wovon  sich  auch  die  Zujr- 
j^si'hirre  in  den  Marschstitionen  werdcm  erhalten  lassen,  zimi  Unterhalt  der  liHndesadministration 
lind  auf  I)istrict*um<^'lej^»nheiten  55  kr.,  auf  Erbauung  der  Militirquartieiv,  Spitäler,  Kasernen 
untl  flir  die  Administrationsparteien  30  kr.,  zusammen  für  jede  steuerbaiv  FamiUe  jährlich  2  tt. 
30   kr.     I)a«^*j^n  wür«len  sie  von  der  Quostina  und  Desetina  befn'iet. 

//.  Bürger  und  f*rofe.saiom'i<fen. 

Die  in  der  Bukowina  befindhche  Burj^'r  und  Pitjlessionisten,  die  ausser  ihren  Häuseni 
keinen  Feldbau  besitzen,  bezahlen  jährlich  Pi-ote<'tionstaxa  3  fl.,  auf  Districtsaus^lxui  2  fl.  30  kr., 
dann  eine  der  Vers<"hiedenheit  ihres  Nah nin^sbet rieb  anpassende  GewerbstMier,  wovon  diui  eigent- 
liche (.2*i^wtum  in  loco  zu  bestiimuen  untl  anzuzeififen  wäre.  Jene,  die  keine  Häuser  hal)en,  be- 
zahlü»n  au  Protectionsüixa  3  fl.  und  obj^i^dachtt?  (iewerbsteuer. 

12.  Maagtlü,  Rupfaschen  und  SehliaMen,  (d.  i.)  kleine  Edelleute. 

Diese*  würden  in  Anst^huiig  der  (Wtributiou  von  Feldem  und  Wiesen,  dann  sonstij^^n  Pro 
v«»ntA'n  wie  die  Klöster  und  Edelleute  und  anden»  (iiundherm  behan<lelt  und  hätten  also  8  pnj 
o'uto  zu  entrichten. 

73.  Rui<si»ch'khni)olungcr  Okol.  Moldau iseh-ki in palunger  Okol. 

In  der  Rucksicht,  da.ss  diese  2  Okols  kein  (retriMde  bauen  k(»nnen,  und  sie  bloss  vom  Vieh 
l4d>«*n  inüss«»n,  wäre  ihnen  nur  die  halbe  Kontribution  die  in  der  Bukowina  festgesetzt  werden 
winL  aufzulehnen.  Die  zu  andern  Districtsnothdurftc^n  für  jede  stenierbare  Fmnilie  angetragenen 
2  11.  30  kr.  würden  sie  aucli  nur  zur  Hälft»  entrichten  därfen. 

l>t»r  Rus8is<-h-kinii)olunger  Okol  i.st  seit  der  Besitznehmung  gegen  vorigi»  Z«'iten  mit  Ab- 
g-a>>«^n  zu  sehr  übersetzt  gewesen  und  dahero  ann,  woma(^h  der  neue  Steuerfuss  ihivtwegen  nicht 
wohl  ülH*r  eine  den  Betrag  von  1000  Du<*atcn  ülx^rsteiginide  Ausmessung  bestünmet  werden  kann. 

Der  Moldauiseh-kimpolunger  Okol  stdiet  hingegen  ann<M-h  bei  Kräften;  es  könnte  ihme 
«lalw?n»  die  Unterhaltung  der  C<»mmunicationsstras6e,  die  durch  den  Okol  hing^'het,  zugemuthet 
irt'rtleii,  insoweit  dabei  Handnjbat'n  erfordert  werden. 

14.  Kauf'  uml  Ilaiulehleute. 

Im  türkiwheu  Gebiet  zahlet  der  handelnde  Annenier  jährlieh  3  Ducaten.  In  <ler  Bukowina 
tra^  mau  <lie  Contribution  folgendermassen  an :  die  erste  Class  mit  10  fl.,  die  zweite  mit  7  iL, 
i\w  dritte  mit  3  fl. 

Zu  den  Districtsnothdurften  zahlet"   jede    behauste  Familie  2  fl.  30  kr.     Wenn  sie  Grund- 

•itfK-ke  besitzen,  zahlten  sie  davon  Steuer  wie  die  Bauern.   Die  keine  Häus<T  hal>en,  l>ezarfnteB^»uivl^ 
.-.   ..        ,    .  1     1  .      r,     .  M    ..  .111     litized  by  V^niJVJViC 

ili*'   Pn>ttH'tionstixa  jir.  3  fl.  nebst  vorgedachter  Contribution,  wenn  sie  handeln.  O 

6 


82  Por^K : 

S*jlite  in  Suczawa  eine  arraenische  Colonie  zustondc  kommen,  so  könnte  mit  derselben  üWr- 
baiipt  auf  ein  Pauschquantnm  pr  a  3  Ducat«'n  pacti«*rt  wenUm.  zu  welcher  S<-hätzunj:  sie  >i-L 
an^'1x>t»^n  halx^n. 

15.  Zigeuner,    Vn{)i  tjcnanni. 

In  d«T  Riuksieht  djiss  nie  vve«,'en  ihr«*n  IV<>lertrtiomni  derzeit  im  l)istriet<»  n«^b  nieht  zb 
entlM»lm'n  seind,  hätte  ein  jeder  dei-si^ln^n  mxh  fenierliin  jährlieh  1  fl.  30  kr.  Steuer  und  ihiHi; 
Lnij,ninirseapitiin  30  kr.  zu  (»ntriehten,  wtwlureh  dessen  jährliehe  B(?s<»ldun^  pr  100  11.  dem  Aerari-- 
ei-s|)aret  würde. 

IG.  Uahry  (Uohyl  oder  Sc/arrn  fjruanni,  (also)  Lcilwigene. 

Diese  wän»n  mit  ihivn  Feldern  und  Wiesen  zur  Contrihution  herhiMZUziehen  und  wie  aikieiv 
Hauern  zu  In^handeln.  l)iejeni«jfi'n,  welehe  keine  Felder  In^sitzen  imd  eifri»ntlieh  nur  als  Kneebt»^ 
dii'uen.  iM^zahbm  lediglich  die  l*rot«vtionstiixa  jährlieh  mit  3  fl. 

17.  Skufplnik.^  fron   Contributinn  befreite  Bauern},  so  den  Hofehargen  htirilligef  grtrefeu. 

Insoweit  sieh  ncnh  ein  oder  anderer  im  Distriet  befindet  wären  selbe  alb»rdin*?s  wie  &• 
Riibry  zu  behandeln,  und  deri'U  Tit^d  sollt  kirnfti«^  j^ar  nicht  mehr  jj:i'stattet  wenlen. 

IS.  Argnnten  (ArgatenJ  oder  Ilofdiener. 

Dies«»  wän^n  eln^nfalls  wie  die  Riibrv  zur  SU'uer  zu  ziehen  und  deivn  femerweiti^  Cn^iiTmi*! 
nicht  mehr  zu  ^'statü'U. 

W.  (ierie/tf.s-  und  Andsdiener,  die  Panxier.  Anlaufen.  VmblnUyres  ttnd  Bamns  gt- 
imnnt  trenlen. 

Deivn  zählet  man  /^ejifen  200,  wonmü^r  die  mehrerten  Bauern  sind,  die  wejren  ihn»n  uiKut- 
j^ltlichen  Dienstböstunj^'U  von  (b-r  (\)ntributi(»n  und  den  Oneril»us  pubhcis  bishero  frei  j:eLn'v«#'n 
wor<b»n.  Wenn  an  deivn  Sttdle  lür  jeden  der  2  Districten  1k»s< »biete  f^'t**  ( Jericbtsiliener.  nänili<h 
8  zu  Pferd  monatlieh  mit  10  fl.  und  S  zu  Fiiss  mit  monatlich  6  fl.,  verwillij^t  wurden,  j^lei^-bwi.' 
das  eijrentliche  hieriil>er  Ix'i  dem  folj,'en<b'n  Abschnitt  von  der  Justiz  V(»rkommen  wir<K  s<»  können 
».bi«^»  lH's<»blet»»  (Ieri<'litsdiener  zum  Bauernstand  pschli^n  und  in  die  demselben  anfremes.^o»' 
Schuldiji:keiten  j^esetzt  werden. 

20.  Judensehapen  in  der  Bukoritm. 

Diese  sollen  zu  «mtribuieri'n  jährlich  schuld i|^  st^n : 

1.  Jede  Judenfamilie,  verheiratet  («ler  im  Wittibstande  15  fl.,  zum  Strassenbau  5  fl..  fiiiv 
kais4'rl.  Heu  das  Duplum:  2  fl.  10  kr.,  zur  Tnti^rhaltunj?  der  I^indesacünini.stration  das  Triplara: 
2  fl.  45  kr.,  zum  Quartiersbaue  und  den  Kasernen  das  Quadniplum:  2  fl.  Der  ein  <iewerb  treil.t 
o(b'r  Wirtshäuser  unterhält,  soll  sich  fassionien^n  und  15  pn»  cento  zahlen.  Web'her  DöHer, 
Mulden  etc.  im  Pacht  hat  s<dl  von  <lem  Pa<ht4juant4»  5  pn>  <-ento  bezahlen.  Simima  der  Abjrab^: 
2ß  fl.  55  kr. 

2.  licdi«^'  Juden  und  die  als  KutM-htt»  dienen,  zahlen  jährlich  ('(»ntribution  5  fl.,  ?nm 
Strassenbau  2  fl.  30  kr.,  zu  anib'n'u  I^indesnotlidurfttni  2  fl.  30  kr.,  zusammen  10  fl. 

3.  Jeder  h<Mniteu<le  Jud  hätte  fiir  die  Licvnz  zu  heirat4.»n  zu  entri<'hten  20  Ducaten. 

4.  Je<b'r  in  «»in  ancb'n^s  I^jukI  sich  verh«'irat<»nde  Judenbub  iMler  Judt»nniädl  s<41  10  Du- 
cat«»n  als  ein  Abfahrt<;ebl  zu  entricht<'n  scbublij^  .stMu. 

5.  Die  R4\]d)iuer  ki»nnten  zwar  von  (b»n  Abf,^l)en  freij^das-stm  wenl«»n,  die  Kahal«*  (Ju<1hi- 
ricbtiT)  müsstm  die  Abgraben  wie  andere  Judtm  «»ntriehten. 

21.  Paehter  und  Aretuiatoren. 

Ins4»w«»it  si<*h  «ler  Pachtunj^  halb«»r  fnnnib»  E(b'll<»utt»  aus  Pohl«»n  mler  ru8sis<*he  Mark»^ten«kT 
in  der  Bu<*c*»vina  beflndiMi,  hätt«'n  «lie  wirkliclu'U  Pachters  an  CVmtribution  jährlich  20  fl.  zu  ln- 
zahlen,  zuj^li»ich  auch  zum  Strassenbau  5  fl.  iM'izutni^en :  dit»jenip^n  aljer,  die  ihre  Pachtung?  beivit- 
aufjf'jr^'lHMi  halM»n  und  sich  in  «ler  Bvu'kovina  aufhalten,  wären  mit  4  fl.  Protet-tionstaxa  und  mit 
2  fl.  30  kr.  auf  Distri<tÄiuisla<?en  zu  btdi^j^'en. 

22.  Einfpringung  der  Steuergelder. 

Bis;inhero  wur«ien  di«\s<'  (i«d«ler  «lurch  g«»schwon»ne  Massils,  die  vom  Land  mit  einem  Auf- 
schlaf^:«»  pr  Familie  ä  3  kr.  lKv.ahl«»t  w«»r«len.  von  Dörfern    eollifn<*rt  un«l    zur  Distrii'ts^'assa    ein^^ 


Joseph's  II.  Reisen  nach  Galizien  u»d  der  Bukowina.  83 

ließ;rt:  niminehr^i  aber  bei  <ler  neuen  Systeiuisienin«;:  dürfte  nothwendij:^  sein,  sowohl  in  Czt»nio\iz 
als  in  Suezava  an  jedem  Orte  einen  Steuereinnehmer  mit  2  SehreiKTn  anzustellen,  welehe  das 
Steuemesen  in  Onlnung  zu  iiihren,  die  Gelder  einzunelmien  und  solehe  an  die  l)istriet.seass;i  aln 
zufilhnm  hätten. 

Die  Ki»sti'n  der  Maf^siLs  bei  der  Conseription  Miefen  sich  jährheh  jj^'gen  8000  iL,  die  ohn- 
la-fiilir  die  2  Steuerämter  auch  kosten  würden. 

23.  Wie  kann  die  GeisÜirhkeit  in  der  Dueeocina  in  die  ihrem  Beruf  angemessene  Ver- 
fiussung  yebraeht  und  das  Schul tccsen  eingeleitet  ucrdcnY 

In  der  IJu^xjnna  lx»finden  sich  26  Basilianerklöster,  wonmter  ein  Fraucnkloster  und  eine 
Meng»»  Welt^^eistlichen.  Diese  stehen  theils  unter  dem  Metn>iK4it  zu  Jassy  vuid  theils  unter  dem 
I^i<^t)viner  Bischof  zu  Riidauz,  alle  aK'r  unter  dem  Patrian'hen  zu  ( onsüintinoivl. 

Der  (Jeneral  Enzenlx^rg  belol)et  den  Bischof  zu  Ra<lauz  als  eimn  Mann,  der  in  seinem 
Sprenf»el  gute  Ordnung  hält,  wohingi»gen  in  dem  Sprengi4  des  MetroiM>Hten  vermuthlich  aus  der 
Frsache,  weil  er  seinen  Vicarium  nach  Wohlgefallen  schalten  lässt,  viele  (Jebreihen  knuerket 
wonlen.  Es  wäre  dahero  sehr  zu  wünschen,  dass  di»»  Absondenmg  der  Buc^-oviner  ( leistlich keit 
von  der  Sj)iritualjuri8<liction  des  Patriarchen  zu  ConstantinoiK'l  geschehen  und  sonach  <lie  ganze 
Buceonna  dem  Bisi-hof  von  Kadauz  in  Spiritualibus  ritus  non  unti  unti^rgeordnet  werden  kiamte. 

Aus  Anhuss  des  hierül>er  bereits  mit  der  Hof-  und  Staatskanzlei  gepflcgenen  Einvernehmen 
ist  von  dersi'llH*n  sowohl  untenu  15.  Decemln'r  1777  als  untenn  21.  Jäjiner  1780  die  Ruckäussi^ 
ning  erfolget,  dass,  weilen  die  Pforte  das  dringliche  Ansuchen  gemacht  hat,  dass  bei  ihriT  eigenen 
iHw'hst  kritischen  Lige  diessi'its  mit  allen  Neuenmgen,  womit  ihre  eigenen  Unterthanen  verfitH-hten 
wünlen,  vor  dermalen  zumckgehalten  werden  m«'>gte,  sie  Staatskanzlei  in  Erwägung  dess«.>n  und 
der  Sinnst  noch  miteintretenden  verschiedenen  politischen  Betracht ungi'U  mit  dem  Antnig,  so  wej^i'n 
der  Kloster-  und  übrigen  Bucrovijier  (ieistÜchkeit  zu  vemehmen  geg»'l>en  wt)rden  ist,  nicht  in 
Vorschein  kommen  konntt»,  womach  anden»  Mittel  und  Wege  zu  suchen  nothwi^ndig  simu  wird, 
die  ganz  unvennerki;  und  ohne  einer  zu  besorg»*nden  Anstr»ssigkeit  die  Iw^mts  erklärte  Absicht 
mit  der  (JeistHchkcit  em^ichen  machen  kimnen. 

Verraog  einer  vom  Jahr  1777  vorhandenen  Erklänmg  des  Fiirslen  in  iler  Moldau  ist  dunh 
ihn  die  Anweisung  an  <len  Metrop>liten  zu  Jassy  ergangen,  dass  er  keine  .Jurisdicti«»n  willkürlich 
in  Ans^'himg  der  Buccoviner  (ieistUchkeit  ausüb<Mi  imd  überhaujit  in  Ec<lesiasticis  nichts  «)hne 
der  Bu^-eoviner  Administration  vornehmen  solle,  in  dess<*n  Folge  der  Metrt»|M>lit  sich  auch  erst  in 
verwichenem  Sommer  wegen  Bt»S4»tzung  der  erledigten  D<H"hin-  und  der  Igiunenstelle  zu  St.  Illie 
mit  der  I.an<lesst<^lle  ordnungsmässig  einvemonmien  hat. 

Nach  der  AussiTung  des  (Jeneralen  Enzenberg  gibt  sich  die  (ieistlichkeit  in  der  Buccovina 
vurzfiglich  mit  dem  Wirt.schaftswes<»n  und  mit  Pachtung»»n  ab,  ist  in  d«T  R^digion  selbst  sehr 
uoerfiihn»n  und  sucht  daher  avu-h  das  Volk  in  der  rnwissenheit  und  in  dem  blmden  (Jehoi-siun 
:^gen  sie,  die  (rcistlichkeit,  zu  untiM'halten,  welcher  Vorgang  der  Buccoviner  Administratitm  in 
<ielegenheitim  zum  ganz  schicksiunen  Anlass  dienen  mag,  sow<»hl  dem  Bischofen  zu  Riidauz  als 
d*MU  M»»troiK)hten  in  Jassy  emptinden  zu  machen,  wie  unveivinbarlich  der  Wirtschafts-  und  Pach- 
tungKb*»trieb  mit  dem  gi'istru-hen  Stund  und  Beruf  s*m,  und  wie  sehr  es  also  das  Bt'ste  der  Re- 
ligion fJirden',  die  (teistlichkeit  in  d«»n  Stand  und  in  die  Verfassung  zu  setzten,  dass  sie  deiM^n 
R*-ligionspflichten  nachkommen  kimne,  mithin  auch  scIIm»  vorzüglich  aus  denen  Sorgen  von  der 
<rnter\-erwaltung  gebracht  und  diese  der  politischen  Athninistration  ül>ergeben  werde. 

Der  Metn»j>olit  sowolü  als  viele  in  der  Moldau  situierte  Klr»ster  und  anderer  Adel  besitzet 
U»traehtliche  Gütt^r  m  der  Buccovina.  Ebenso  besitzet  der  Riidauzer  Bischof  und  die  Buccoviner 
Mooiisters  viele  (iüter  in  der  Moldau.  Die  (Jüter  des  MetroiK»liten  in  «l<»r  Buccovina  un<l  jene  des 
KiMlaiLzer  Bischof  in  der  Mohlau  gegen  einander  ausümschen  zu  nuu'hen,  kann  vennuthlich  von 
danim  keinen  gnjssen  S<*hwierigkeiten  unterlieg»*n,  weilen  hierdurch  der  MetroiK»lit  ehen«ler  ge- 
winnen als  verüen^n  wird  und  «las  Mittel  zur  Befriedigimg  und  Bendiigimg  des  Radauzer  Bischof, 
wenn  er  1)ei  diesßillig»*n  Taus<*h  verliiTt^te,  sich  darum  finden  lässt,  wenn  er  einen  seinen  Stmd 
ang»»OH*t^«men  Gehalt  ab  aerario  erhält  und  die  Güter  landsnirstlu-h  gemacht  werden.  Ist  einmal 
drr  w»g«-?4talte  (Jüteraustausch  zwischen  dem  ^letropoliten  von  Jassy  und  dem  Riulauzer  Bischof 
/:HW<>;^'n  fn*bracht,  ferner  der  Biscliof  gnhvül'g  aus  dem  Besitz  seiner  GübT  und  in  einen  Aerarial- 


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84  PoLEK : 

gehalt  gesetzet,  endlich  die  Administration  der  geistlichen  Kloster^ter  in  die  Hände  der  politi- 
schen Adrninistratifm  übergeben,  so  kann  der  weiten»  S<*hritt  möglich  gemjicht  wenlen,  da.sj«  th*' 
Klöster  zu  dem  Verkauf  ihrer  (Jüter  bei  dem  Patrian^hcnstuhl  zu  (Vmstantinopel  den  liicrzu  n««- 
thigen  Consens  selbst  ansuchen,  und  na<'h  <ler  Hand  ein  allgi'ineiner  Austausch  der  <fuU'r  zwi- 
schen denen  be*^dseitigi»n  Monasü^rs  und  Edelleut«'n  zum  Erfolg  gelange,  mithin  auch  überhaujit 
die  Buc«)viner  und  Mohlauer  Einwolmer  aus  der  genauen  V(Tbindung  kommen,  in  <ler  sie  jHzt 
wegen  diewr  (tüten-i^nnim-hung  stehen,  womach  siwlann.  falls  die  Butrovina  eine  Militargn»nz  nvrden 
sollte,  die  geivstlichen  Güt<T  zur  Dotierung  «1er  (rrenzer  erkaufet  und,  .soweit  sie  niclit  in  der  Xäli«' 
der  (irenzen  gi»legen  wären,  gegen  andere  solche  (Jiiter  ausgctiuuschet  werden  k<innti*u.  die  in  dir 
Nachbarschalt  von  <lenen  (Jrenzern  sich  befin<len. 

Soweit  in  der  Moldau  wohnhaft«'  Klöster  und  Edelleute  (rüter  in  der  Bukovina  hal»en.  kann 
ihnen  zwar  weder  zu  den^n  Veräuss»»rung  oder  Verkaufung  ein  Tennin  anb<»raumet  we<ler  nach 
dessen  Verstreichung  auf  ihre  Pr<»vent<»n  eine  hidiere  Abgabe  gelegi»t  werden,  wohl  al^tT  s<hein«'t 
08  auswar  Bedenken  zu  s^^in,  dass.  wie  es  uut«»r  dem  7.  Abschnitt  schon  angetragen  worden  ist. 
nebst  dem  moldauischen  Adtd  aiu'h  (Ue  (Jeistlichkeit  in  Ansehung  ilirer  <liess«»its  habenden  B«'- 
sitzungen  die  Fassionen  unter  Pro(hi(ierung  ihn^r  schriftlichen  Urkunden,  Privilegien,  I>onatioDen 
u.  s.  w.  einzun»ichen,  di«'  Anweisung  erhalte,  wor.uis  sich  veroffenbaren  winl,  ob  sie  aararaentlirb 
ihre  <iüttT  mit  R<H-]it  iM'sitzen  imtl  nicht  ein  oder  anden»re  vom  Fi\^('o  rrgio  in  Anspruch  «^^ 
noramen  werden  kimnten. 

Zum  Behuf  des  Schulwest^n  muss  in  der  Bukovina  gleichwie  in  der  Moldau  jt^ler  Pop 
jähriichen  einen  Duckten  dem  Bischofen  unter  dem  Titel  d«'s  Schulgeld  einhändigen.  Der  Ra- 
dautzer  Bischof  em])fanget  nicht  nur  diesen  Betrag  aus  dem  ihme  unt^'rsttdienden  Tlu'il  dt-r 
Bukovina,  son<h*m  auch  denjenigen.  w«dcher  aus  des  Metroix>liten  seinem  Anth«Ml  eingehoben 
wird.  Dem  Ra«lautzer  Bisch<)f  ist  di(»  V(Twahnmg  dieser  (relder  und  die  DisjM>sition  darüber 
dergestiilten  lilMTlassen,  «lass  er  alle  Jahr  in  IKn-emlMT  die  Rirhnung  hieriibtT  <ler  I-md»'^ 
administration  einn»ichen  muss,  um  die  (Jebahnmg  mit  dies4»n  (ieldem  einzustdien.  Die  AMcht 
ist,  da.s8  aus  diesem  Fonds  nicht  allein  wallachische,  sondern  auch  «leutsche  und  mit  der  Z«Mt 
lateinische  Schiden  erbauet  und  eingerichtet  wenh*n  sollen.  Da  nun  Ix^riMts  einig»»  walla<-hischp 
S<'hulen  best<»hen.  so  kimnte  nunmehit»  der  Anfang  zu  Einfuhrtmg  ein  oder  andenT  «leut-schen 
Schul  auf  folgende  Art  eingeleitet  wenlen. 

a)  Dem  Ratlautzer  Bi8<'hof  war»»  zii  erkennen  zu  gt*ben,  es  seie  die  Absicht  das.^  wenn 
die  Bukoviner  Eingebonien  die  deutsche  Spn\che,  dann  lewMi,  schreiben  unil  nM-hnen  zu  lernen 
und  sich  filxThaupt  zu  B<»dienstungen  geschickt  zu  machen  bestn^ben  würden.  dies<dlM*n  vorzfighel» 
Landesl)edienstungen  «»rwarten  könnten.  Aus  diesem  <inmcle  erachte  man  noth wendig,  dass  in 
den  3  Städt*»n  Czernovitz.  Sireth  und  Suczava  deutsche  S<'hulen  errichtet  werden  sollen.  Da  nun 
diese  Schulen  zur  Excolierung  <ler  Bukoviner  rnterthanen  g^^widmet  würden,  als«»  scheme  der 
Billigkeit  angemess(m  zu  s<'in,  dass  «liese  Absicht  von  dem  S<*hulfun«lo  ohne  Na<*hstand  (Ut  w;iUii- 
chischen  S<'hulen  unterstützt  werde.  Es  würde  dahero  luif  seine,  des  Bischof,  Übi^rK^mg  an- 
kommen, wieviel  aus  <ler  S<'hulfundi-('assa  derz<Mt  und  fortan  jährlich  der  Ijandesa<lministrati»n 
abgegeben  werden  künnte. 

b)  Anfänghch  wän»  nur  eine  (hMitwhe  Schule  einzurichten,  sodann  aber,  w«»nn  sieh  mehr 
Schüler  einfinden,  <iie  zweite,  dann  die  <lritte  und  endlichen  auch  zu  Kimj)olung  die  vierte  aufzustellen. 

r)  Wenn  au<'h  das  allerhik-hst^  Aemrium  zur  Erricht-  \in<l  Erweiterung  der  deutschen, 
dann  zu  Errichtung  ein  oder  mehn^rer  lateinischen  Schulen  einen  Aufwand  machen  müsst».  ohn* 
weh'hen  das  St-hulwesen  in  keine  Aufnahme  würde  gelangten  kimnen,  Si>  hätte  der  Stiuit  dunh 
crlang»?nde  Bildung  dieser  rohen  Menschen  eine  hinlängliche  Vergütung  dafür  in  der  Folg»^  anzuhoffen. 

</)  Um  geschickt*»  Schiümeister  winl    sich    die  l^ndesiulministration    zu  venvenden  TÄ-isÄ-n. 

24.  Wie  ff  in  inif  der  Bfj.sif^neh//tun(/  der  Bukoritw  atus  Siebenbürgen,  der  Marmarttsch. 
aus  Pohlen,  rorxihjlieh  afwr  ani<  GaUi\ien  in  die  Bnkorina  transniigrierte  und  (dlda  nH 
Sehisma  gegangene  riete  nnierte  Familien  triedernnt  i,nr  nnierten  Kirche  xnrüekgefiihrfi 
werden  könnten. 

Aus  dem  <i runde,  dass  der  unierte  und  schismatischf*  Ritus  die  (iebräuche,  KirchengeÄ»tzc 
imd  Fasten b«*o)>a<'htungen  sich  nicht  im  geringsten  von  <nnander  unterscheiden  (sie),  ist  <liest*  sich 
lÜMTall  zerstnnit  angt^siedlete  Volk,  ohne    einen  Unterschied    zu  kennen,  vemiuthlich    unbedenklich 

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Jo3Bph's  IL  Reisen  nach  Galizien  und  des,  Bukowina.  85 

und  unwissend  zu  dem  schismatiwhen  Ritus  fiberf^^j^anj^en.  Es  ist  aber  nicht  bloss  aus  Religion»-, 
sondern  aueh  aus  iK>litisehen  Riieksiebttm  an  <ler  Belönleninj?  der  Union  und  desto  mehr  noch 
an  der  Verhindenmp  des  Abfall  von  der  Union  ad  Schisma  j^elejri*n,  dahero.  weil  die  S(»|)arierunji: 
der  (reistüchkeit  von  dem  Patriarchalstuhl  zu  (*»mstinitino}wd  derzeit  noch  nirht  vor  sich  j^dien 
kiinn.  a\ich  nicht  zu  hoffen  ist,  daps  <lit»  derzeit  im  Lande  zerstn^ut  untei^rebracht  geweste 
Unierte  aus  einem  Religionsantrieb  ihre  erbauten  HäustT  und  Wirtschaften  verlassen  würden,  und 
die  (teistlichkeit  alles  einer  solch  allenfalls  in  Antmg  kommenden  Zusammenziehung  wohl  ohn- 
fehlbar  die  griJssten  Hindernisse»  einstreuen  därfte.  es  dieserhalben  bloss  auf  nachstehende  Veran- 
lassung anzukommen  s<*heinet. 

1.  Für  die  bereits  in  der  Bukovina  befindliche  Unierte  sollen  in  den  Städten  Suczawa. 
Siretb,  (-zernoviz.  Satagura  und  Wisnize,  «lann  zu  Moldauisch-Kimjiohmg  kleine  Kin-hen  erbauet 
und  l>ei  jeder  Kin*hen  unierte  (leistliche  angt^stellet  und  dotieret  werden. 

o)  Hi»T<lurch  erlangtt^n  die  unierten  AnsiiHÜer  aus  der  Nachbarschaft  die  Gelegenheit  ibn* 
Rehgion  zu  ex«»r<Men»n. 

h)  WVnn  zu  Stvlsorgt»  solche  unierte  (Jeistliche  gi'wählet  wer<len.  die  eines  aiLferbaulichen 
Wandeb«.  (»rudit  und  in  irem  Umgang  bescheiden  sind,  der  dazu  nöthig  ist,  um  die  Abgi-fallenen 
zur  Union  zurfickzuHihren  und  die  Union  im  vermerkt  auszubreiten,  so  länst  s^ich  hoffen,  diuss  das 
I^andvolk  ül)erhauj)t  zu  ihn«*n  mehr  Vertrauen  als  zu  ihn^n  unwissenden  scbismatischen  Pojx^n 
ftu*?sen  winl. 

f)  Zu  jeder  Kirche  wird  nach  der  Aussi^rung  des  (reneraln  Enzenberg  1  Pfarrer,  1  Kaplan 
imd  1  C^inttir  erfonlerlich,  wtdche  8  Individuen  bei  Abhaltung  der  liturgien  und  Gottesdiensten 
n.u'h  <ler  Pravila  gegenwärtig  sein  müssen,  die  alle,  weihen  sie  weder  Grundstücke  n<M-h  eine  Stolam 
derzeit  zu  er^vart»*n  haben,  mit  einem  StiixMidio  versehen  werden  müssten,  welch»\s  ftir  den  Pfarrer 
doch  «'twan  auf  300  H..  fiir  einen  Kaplan  auf  200  fi.  und  für  den  Cantor  auf  100  fl.  zu  ))e- 
sitinnn«'n  .sein  dörfte,  wornach  künftig,  wann  es  nämlich  an  der  Zeit  befunden  werden  winl,  in 
der  Bucowina  «dche  öffentlich«'  Anstalten  zu  tn^ffen,  die  zur  Ausbivitung  der  Union  bt;f('>rderhch 
sind,  sich  ben<»mmen  werden  kann,  inzwischen  abt»r  dort,  wo  die  Errichtung  einer  unierten  Kin-hen 
der  iH'riMts  erklärten  Ursach  halber  noth wendig  ist,  ein  PfamT  mit  einem  Cantor  gi'nug  sein  und 
letztens  allenfalls  auch  die  Schuldienste  versehen  mag. 

(i)  General  Enzenberg  rathet  ein,  dass  zu  Pfarrem  von  dem  Siebenbün(<'r  Basilianerkloster 
BaLisfaK-a  Priester  aus  der  Ursache  fiirgewählet  werden  sollten,  weil  diese  Geistlichkeit  meistens 
der  latt»inis<'hen  Sprache  kundig,  in  dem  Convict  Hr  propoynnda  fUie  in  Rom  erzogi'U,  Theologi, 
überhaupt  abtT  bescheiden  und  poHcierte  licuü'  und  von  der  wallachischen  Nation  sind,  die,  je 
nachdem  als  künftig  di«»  schon  Iji^kannte  Umstiln<le  des  Districts  es  verstatten  werden,  zugleich 
Missionen  besorgen,  der  rohen  und  gjmz  unerfahrnen  schismatischen  Geistlichkeit  in  der  Bucowina 
zum  gnten  Beispiel  dienen,  zu  Erreichung  «1er  Absicht  den  ftmnd  legen  und  dem  Publico  des 
lateinis<-hen  Ritus  assistieren  könnten.  wcMlurch  auch  die  «leutschen  Einwohner  in  ihnT  Religions- 
iibung  erleicht^^rt  würden. 

r)  Zu  Vermei<lung  der  An.stössigkHt,  die  sich  <laraus  ergel)en  könnt*\  wenn  die  in  dem 
Bucowiner  District  zu  stehen  konmiende  unierte  Geisthche  dem  Feldsuperio  in  Gallizien,  mithin 
i'inem  ( reistli<*hen  Ritus  latini  zu  unt<^rgi'b(»n  der  Antrag  beschehete,  ist  nichts  andeivs  übrig,  als 
dass  dies*'  unierte  Geistlichkeit  in  Ecclesiasticis  unter  die  Jurisdiction  des  lA'ml)erg»T  unierten  Bi- 
schofen g»'s«'t/et  werde;  nur  wird  demselben  mit  Nachdnu^k  einzubinden  und  in  der  Folge  stets 
darauf  zu  j^dien  nothwendig  sein,  damit,  weil  sowohl  russisch  als  wallachische  Emigranten  sich 
in  der  Bucowina  befinden,  die  für  <iie  Bucowina  ordiniert  werdende  Se(4s<J^er  der  beeden  Spntchen 
kundig  sind,  und  diese  Geistliche  we<h?r  «»ffentliehe  Missionen  no*-h  gewaltsame  Bekehnmgen  unter- 
uehnien.  um  allen  Unruhen,  die  hieraus  entstehen  könnten,  vorzubeugen. 

2.  Aus  der  Absicht  von  «ler  Hintanhaltung  des  in  der  Bucowina  eingeschlichenen  Uel>el. 
dass  die  aus  Galizien.  Siel)enbürgen  und  Himgani  heimlich  abgegangene  Unterthanen  allda  Schutz 
und  den  Aufenthalt  gefunden  haben,  i.st  zwar  beri'its  v(»r  einigiT  Zeit  «lercjwegen  die  n«'»thige  Vor- 
«♦:'hung  getniffen  und  insbesondere  die  Ordnung  ergangen,  dass  in  dem  Bucowiner  Distrii^t  an 
derlei  Unterthanen  keine  anden»  als  diejenigi'  angenommen  werden  sollen,  «lie  von  ihren  Obrig- 
keitf'u  zur  Ansiedlung  die  Erlaul)nis  erhalten   halM'U.     AV'as  aber  >-olche  bis«inheiv  in  die  Buc<>wina 


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86  PoLEK : 

transniijrrif*rU*  Uiiterthanen  betrifft,  hat  der  (Jtjnoral  EnzenlK^rv:  sit-h  «lariiber  f^eäussort,  «Ulsä  er 
zwar  nicht  eiit>;tan(lfn  st'ie,  anfHn«^lich  vvrschic(I(»ne  nH'lamü'rto  Familion  nacher  (.ializion  wi*Mi«>rüin 
zimickzu^i'lK^n,  allein  os  hiltto  dii»s  die  iihle  Folj^»  nach  Mch  j^'z«>^*n,  dass  ein  j^^sstT  Tbeil  a»if 
den  Ruf  von  der  Ausliefeninjif  die  Hiicht  er^rriffen  und  sich  in  die  Muldau  f^»flnrhtet  hätten, 
welches,  ol^schon  die  (in»nze  stdir  j^it  iK'wacht  ist,  denn<K-h  nicht  pinzlich  verhindert  wenlen 
kann,  besonders  wenn  sich  die  Eniip^anten,  wie  es  vorzüj^lich  die  (ializier  ^ethan  haben,  nahe  an 
der  moldauischen  (in^nze  jh »stieren,  «lahero  auch  die  derzeit  in  «ler  Bueowina  l>efindiiche  TninMoi- 
j^ranten  aus  an<len»n  diesseitigen  I^niden  ohne  der  (lefahr,  sie  fast  alle  zu  verlien'n,  uiclit  iui4ir 
an  ihn»  vc^rij^'  Wohnorte  zuriH'k«^*j^'lH'n  werden  k('>nnten,  woher^^^^r^'n  von  nun  an  in  Ansehiini: 
ilerlei  Transmi<<ranten,  wenn  sie  nicht  nah  an  der  ^lizischen  (Jn'nze  an^dialten  wer«len,  ni«'hts 
an<leres  erübrif^t,  als  diuw  sie  gleich  beim  Eintritt  in  <lie  Bueowina  angehalten  und  mit  gutiT 
Verwachung  an  das  nächste  Districts;unt  oder  an  das  nächste  Comitat  s<.>gleich  znruekgi'M-hi<kct 
würden.  Soweit  künftig  Uniert*»  entweder  aus  anliegenden  fremden  otler  aus  denen  diesseitigi-n 
l^inden  mit  der  gt'hi*>rigen  liCgitimation  sich  in  dem  District  anzusiedlen  verlangini  und  Molches 
«lenensellM^n  verstattet  wenlen  kann,  wird  ihnen  solche  Wohnorte  anzuweisen  der  Bt*<la<'ht  »re- 
nonum^n  werden,  wo  sie  iK'isiunmen  verbleilx'n  kimnen.  mithin  auch  wt^en  ihn.'S  Religiunsexenitü 
<lie  Mittid  zu  vt'rschalfen  thunlich  ist. 

25.  Wie  soUp,  tcann  die  Bftrotrifia  unter  der  MHitaranfsicht  rerbieibef,  die  LandesnH- 
ministration  xur  Besoryutiy  der  corkotumendcH  (jeaehüften  bestellet  und  mit  den  nöthigcn  In- 
diridnrn  besetzt  trerdenY 

Nach  der  Anzeige  des  (ieneraln  Enzenberg  niuss  die  Com'sjwndenz,  die  bloss  in  ökonomi- 
schen und  Justizsiichen  vorlället,  mit  dem  Fürsten  von  der  MoMau,  mit  dem  Bascha  von  Chotim. 
n)it  B«'amten  aus  der  Moldau,  mit  Kn'is-  nnd  Üistrictsämtem  aus  Clalizien,  aus  8iel»enbürgi'n,  mit 
5  Landesbeamten  und  denen  Dorfwomiks  und  andern  Unterthanen  in  verschiedenen  Sprachen  gi^ 
I)llogen  werden.  Die  Febersetzungt'n  dieser  Sprachen  ins  I)(»utsche  und  der  zu  publicicren  kom- 
menden Befehle  ins  Wallachische  \md  deivn  sovielmalige  Copienmg,  die  C<»rref^pi>ndenz  zwiscbtii 
dem  Militari,  den  Contumazen  und  dem  Mautwesf»n,  endlich  au<'h  die  Cora^sjiondenz  mit  der  In- 
stanz erionlert,  dass  der  Bucowiner  liiindesjidministration  zu  Bi'streitung  der  vielHiltigen  (Jewhäftc 
das  brichst  noth wendige  Personale  zugegt^biMi  werde. 

Bisher»)  sind  an  In<lividuen  Ix'i  der  liJindesiidministration  iH^standen: 

1  (ri'ueral :  Baron  Enzenberg,     \        ,,,,...„      , 

^    ,  »  ..  .     .  i   vvelche  das  Deutsehe  alles  lK\«orgen  mus8t»n, 

1  dess<*n  Adjutant,  • 

1  Kriegscommissarius, 

1  Distri^'tsc^-issier,  so  ein  OfHcier  ist  mit  Zulagt\ 

1  wallachischer  S<»cn'tär,  bi'soldet, 

1  dto  Schn'iber  mit  R«Mnunenition, 

1  }M  »hinischer  Schreiber  mit  Remim«'ration, 

1  Dinrtor  in  Czemowitz,  so  ein  Ofticier  ist  mit  B4?inuneration. 

2  wallachische  SchreilKM*  allda  auf  RemuniTatitm, 
1  Ispriivnik  in  Suczawa.  iM^sohlet 

1  wallachis<-her  S<-hreiber  albia. 

1  Oberwornik  in  KimjM)hmg  Mold.,  Iwsobb't 

1  Okolcapitän  zu  Sireth  mit  R^Muuneration. 

1  dto  m  Russisch-KimjMjlung  mit  Rt^muneration, 

2  Ofii<'iei*s  als  Wablaufseher  im  Czermoscher  Thal  mit  Remuneration. 

Zur  Justizverwaltung:  1  Districts;iuditor,  1  (iarnivSons;uiditor,  1  (lericht^sclmMber. 

Ob  nun  zwar  die  ökonomischen  wie  die  iM)litischen  (iegimstände  lH*i  dem  Stafu^t  quo  mit 
oliigem  Personale  br'stritten  W(»rden  seien,  so  kr»nne  diesi's  1mm  der  neuen  Svstemisienmg  nicht 
mehr  g»'hofl'et  werden,  weilen  sich  auch  die  (b's<häften  vennehnn.  Dahingegen  sei  das  Justizüub 
Ix'reits  schon  so  weit  zuriukgeblielMMi.  dass  Iwi  der  ertölgten  Abn»ise  d(M  (Jeneralen  Enzenl)**p^ 
2S4  unausgemachte  PnM*esse  an  <Jeneral  KaltschuuM  ülM'rgidn'n  w«»rden  sind. 

Damit  sowohl  di«»  lianib'sgesebäfte  bestritten  als  auch  die  Justizangeb'genheiten  schleimij! 
besorget  imd  die  versessene  Pnxvsse  na<*hgeholt  werden  miM-hten,  hat  der  <Ieneral  EnzenU^rg  A> 
h'Mbst  nothwt'udig  vorgescldagen : 

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JoSEPh's    II.    UkISEN    NACn    GaIJZTEN    und   der    IlüKOWINA.  87 

Zur  ökonomisch-  und  politischen  Verwaltunji^. 
B<n  der  I-rfindosiuhninistration :  1  liandcsadministrator,  1  KrieprsconHuissarins,  1  Fiscalcassier. 

1  dcntschor  Socrotarius,  1  walliichischcr  Si'cwtarius,  1  wallachischer  Schreiber,  1  pohiischer 
Schreilw^r,  1  CV^nwpist.  3  Kanzeliston,  worunter  einer  «las  Exhihitionsprot4)koll  zu  führen  hat,  1  Rf^ 
j^trant,  1  Translator,  1  Kanzleidiener,  ein  Lan<les-Oberchirurj^is  mit  600  fl.,  bei  der  CWdons- 
iK'wachunff:  4  (inrnzconimissimen,  jeder  monatlich  mit  20  fl. 

Bt»im  Districtsamt  zu  ('zemowitz :  1  Diriitor,  Militarofficier  mit  Zulii^,  2  wallachische 
Schn'iber  a  200  fl.,  1  Steuereinnehmer  mit  600  fl.,  1  Steuerschreiber  mit  300  fl.,  1  zweiter  Steuer- 
8chreik»r  mit  200  fl.,  1  I^ndeschirurf^us  mit  300  fl. 

Beim  Districtsamt  in  Suczawa:  1  Director,  2  wallachisc^he  Schreiber  a  200  fl.,  1  Steuer- 
einnehmer mit  600  fl.,  1  Steuer8chreil>er  mit  300  fl.,  1  zweittn*  Schreiber  mit  200  fl.,  1  Lmdes- 
<*liirnrK"s  mit  300  fl. 

Im  Moldanis<'h-kiropi)lunfj;i*r  Okol:  1  Oberwomik.  2  S<-hi\nber  a  200  fl.,  2  Amtfidiener, 
worunter  1  berittener,  a  60  fl.  et  36  fl. 

Im    Russisch-kimpolunj^er   Okol:     1  Okolcapitän    oder    Oberwomik,    2   Schn»iber  a  200  fl., 

2  Aratsdiener  ä  60  et  36  fl. 

Zu  Sireth:  1  Okolcapitän  oder  Oberwomik,  2  St*hreiber  jeder  a  200  fl.,  2  Amtßdiener, 
worunter  1  berittener,  mit  60  fl.  und  36  fl. 

Im  (■zeremuscher  Thal:    2  Olflciers    als  Waldaufseher  oder  2  Waldmeister,  8  Waldförstt^r. 

Hierbei  kommt  zu  k'merken,  dass  der  in  Moldauisch-kini})olunger  Okol  angestellte  Ober- 
womik Anj^laky  weder  lesen  nwh  schRnlx'n  kann  und  derselbe  annoch  von  vorij?*ni  Zeittm  her 
ist.  l)or  (ieneral  Enzenberj?  rathet  ein,  dass  er  in  Pensionsstand  «gesetzt  «nler  l>es.ser  snuel  pro 
semjfrr  ab^^fertif^t  und  ausser  Ij!\nd  zu  j:;<»hen  an«^?wiesen  werden  mix'hte,  indeme  dei'selbe  <len 
Russtm  sehr  zu^^than  gewesen  ist.  An  dessen  Stelle  wän»  dagegen  ein  rechtschaffener  Officier  als 
01>orwomik  einzusetzen.  Zur  liandes-  oder  Ober-Chirurgistelle  hat  der  Genei'al  Enzenberg  <len 
Rcgiraentschirurguui  vom  2.  siel)enbürgischen  wallachischen  Rt»giment  aus  der  Ursache  vorge- 
schlagi^n,  weil  ders<4be  der  wallachischen  Sprache  gut  kundig,  st'in  Metier  recht  verstelu»t  und 
zugleich  in  dem  Geschäft  der  Hebammen  vollkommen  eifahnm  ist.  auch  die  (lewohnheiten,  Sitten 
un<l  die  Natursart  der  Wallachen  kennet.  Er  wünb'  <lem  liimde  durch  Unterricht  der  Hebammen 
vielen  Nutzen  st^haffen. 

Nach  dem  Erachten  des  Hofkriegsraths  muss,  gleichwie  bei  einer  jeden  andern,  also  auch 
bei  der  Buccoiiiner  Einrichtung  der  Ausmessung  di^s  Personali,  welches  zu  Ven*ichtimgen  ge- 
widmet wird,  die  Bestimmung  sowohl  <ler  (Jegenständen,  welche  zur  Bearbeitung  verfallen,  als  die 
Art  und  Weise  von  ihrer  Erledigung  vorangehc^n,  (bihero,  bis  in  Betreff'  des  Buccowiner  Districts 
die  noch  ermanglende  eigentlich  AllerhiW'hste  (Jesinnung  b<^kannt  sein  wird,  ülx^r  den  Geneml 
Enzenbei^sc^ien  Entwurf  von  dem  Personalstand  tt'ir  die  Politica  und  Oeconomica  nicht  wohl  etwas 
mit  J^stjiml  beigebracht  werden  kann,  und  wenn  der  District  unter  der  MUitaradministration  zu 
verbleiben  hättt%  nach  Mass  als  mit  der  Iian<lseinrichtung  von  Zeit  zu  Zeit  weiter  fiirgi^schritti^n 
wird,  das  hierzu  ohnimigänglich  nfithige  Pei-sonale,  demialen  abtn*  gleich  den  angiHi-agenen  I-md- 
Ob<?rchirurgum  zu  verwilligen,  desgleichen  den  nach  Euer  Majestät«  Befehl  einsweilen  bei  dem 
hofkri(»gsräthlichen  Justizdeiwirtcment  beihilflich  gebraucht  werden«len.  seiner  (iesch  ick  lieh  keit  halber 
b«»kannU»n  Rittmeister  Piz<*ll  und  von  <lenen  zum  Militarsüunl  nicht  üuiglichen,  inzwischen  iM'i 
Monttirsokonomiec* Immissionen  als  Reclmungsadjuncten  vei-wend  werdenden  Neustädter  Akadc»- 
misten  die  zwei  gewhicktestc.  un<l  zwar  einem  jeden  von  diesen  3  bis  zur  künftig(?n  R(^gidi<'nmg 
dtn;  Personalstatus  mit  Vs  Zulag  von  Ihnm  jetzigen  (renuss  beizugelKMi,  nicht  minder  den  demia- 
hgen  Oberwomik  Angelaky,  wenn  hierzu  hinlängliche  Ursachen  vm-handen  sintl,  aus  dem  Distnct 
abwhaffen  zu  machen  der  Antrag  ist. 

Zur  Justizverwaltung 
sind  zwar  mehr  als  nachfolgende  Individiien    in  V<a'schlag   g<»bracht  worden,  es    kimnte    alxT  die 
Justizeinrii-htung  auf  folgende  Art  gleich  vcm  nun  an  eingeleitet  werden. 

Zu  Cze-mowitz:    1  Oberauditor    mit  jährlich  800  fl.,  1  Actuaiius,  weh-her  zugleich    M  der 
Administration    zu  verwenden    ist    mit  400  fl.,  1  Dolmetsch,    deutsch,    wallachisch    "r*^;><'^"i^;i;k^ 
mit  300  fl.  Digitizedby^OOgie 


88  PoLEK : 

Heim  Districtsjunt :  1  Iii»i(LiHditür  niit  jährlich  600  H..  1  Syndicus  mit  400  H.,  I  (rt^riclil  s- 
schixilKT  mit  400  fl.,  1  I)(»hiiot«ch  mit  800  11.,  1  Pmfoss  im't  300  fl..  w(»  (T  aW-r  S<-hlithw<-i.^Ti 
uml  Froimannsunköston  ]>ostr('iten  müsstc 

Zu  Suczawa:  1  I^xndamlitor  mit  jähriich  ßOO  fl.,  1  Syndicus  mit  400  fl.,  1  iJcrichts- 
schivil)cr  mit  400  fl.,  1  Dohnctßch  mit  800  fl.,  1  Profo«.«.  weilen  er  die  Fnnmannsunk<>stcn  nicht 
bestriMÜ^n  dörft«\  250  fl. 

Für  jeden  District  wer<ien  üb<»rhaupt  für  alle  Fälle  ( ierichtHdien»'r  anj^'tr.ij^'n  werden: 
8  zu  Pferd  a  10  fl.  monatlich  und  8  zu  Fuss  a  6  fl.  monatüch. 

In  den  8  StädÜMi  C'zenioviz,  Suczava  und  Sireth  würde  die  Ma^traten  zu  bestellen  nothip 
.stMn  und  fiir  «licRtdlx^  ein  P'onds  e.xcindicivt  werden  mÜKsen. 

a)  Da  <liese  8  8tii4lte  land«fii rötlich  sind,  kiVnnten  ihnen  die  Prciventen  von  Hrauhäu^i^m. 
von  allem  Schank.  von  Fleischhank  und  vom  Markt*'  zu  anlanjrlich  mässi^'n  Ma<i;istratsU\s<>ldunf^ii. 
soweit  sie  niVthij^  sind,  f^ej^en  jährliche  V«TriH'hnun;,'  in  der  sof^i'staltip'n  Communitäteinkünftcn 
und  -Ausj^aben  überlassen  wenlen.  wc^rüber  alxT  «lie  fjandi^idministration  die  «^naue  Aufsicht 
fiihi-en  müsste. 

Die  Dorfwomiks  wären  künfti«j^  von  (U'r  (Gemeinde  ordentlich  zu  iM'stelleu  und  alsdann  von 
<ler  Lnmlesjidministration  zu  iH'stätij^n. 

h)  Es  kann  ihn«'n  sodann  einj^'standen  wenlen,  da.ss  sie  üIkt  kleine  8a<'hen.  die  si<'h  nicht 
ülM»r  10  iKddnische  (iulden  erstn^-ken,  entscliei«len  un<l  spitn-hen  kimnen. 

c)  St>wohl  von  den  Dorfwomiks  als  von  den  8tiultmajristrat<m  hätten  <lie  Justizanp^le«?«!- 
heiü'n  den  Zuf^  zum  I)iiie<"tor,  OlnTwomik  und  Okolcapitän,  von  dannen  alxn*  zum  Land(*saudit*>r 
zu  nehmen. 

(i)  Vom  bmdesjiuditor  j^ionp'  der  weit«'i"e  Zu«j  zum  Obeniuditor  nach  Czemoviz,  w«4cher 
idhla  eine  Art  eines  Apptdlatorii  vorsUdlen  würdi'. 

c)  Fm  keinen  ümtrieb  zu  machen,  wodurch  nur  Zeit  verloivn  ^ehet,  hätte  da.s  Ri^»\ns«»rienn 
von  dem  Appellatorio  den  Zu«<  ^.^enidenwe^s  nacher  Wienn  zu  nehmen. 

f)  Aus  der  nändichen  Ursache  hätt*'n  die  Ki'richte  der  Administration  ülx'r  die  okr»no- 
mische  und  {lolitische  (n'^tMistände,  j^leichwie  es  auch  bei  derlei  Ein  rieh  tun<^»n  dcvS  deutöchen  An- 
siedlun<;sb(»zirk  im  Temeswan*r  Banat  j^eschchen  ist,  weni^tcns  die  ersU'm  Jahn*  nnüi  an  den 
Holkrie^ratii  zu  ^ehen:  demohnanj^esehen  aln^r  blieb  «lie  Bmroviner  Admini-stration  dejx^ndent 
von  dem  f^allizischen  (lenerah-onunando  und  alle  puiv  Mihtiiria,  desjrlcichen  soh4ie  (ic^'nständc 
wo  das  Politicum  in(iallizien  sich  einverwickelt,  müssen  an  das  ( JenerahH)imnando  ahjri*<f»'ben  wenlen. 

öollt*^  der  Antni^  von  der  P^inrichtHnj,'  des  Justizwf'sen  den  Allerh(>chst<m  IVifall  envichcn. 
so  wir<l  eine  der  Absicht  anj^emessene  fi)rmli<*he  Instruction  alsdann  st^leich  entworfen  und  zmii 
allseitij^^'U  Nachverhalt  bekannt  ^'cmacht  werden. 

2f).  Ar  ff  ICH  irr  machen  den  Vorschlnif,  in  der  Stadt  Stn-xorn  eine  Cohnir  dt^  Handfls 
iregen  anxulogrn,  irrnn  ihnen  die  ant/esn/hte  Freiheiten  einfjoirilliget  triirden.  Was  könntr 
aho  denaelhen  einf/esf anrieft  irerden'f 

Vorzü<ijlich  kommet  hiebei  in  Ueberle^^unji^  zu  nehmen,  ob  die  Stadt  Suczava.  wenn  sie  zu 
einer  armenischen  Handelstiidt  j^emacht  wird,  der  in  (Jallizien  liej^Miden  privilej^ierten  Handelsstadt 
Brody  nicht  etwan  hinderlich  win  <lr>rft<'.  Die  Sti\«lt  Suczava  ist  filn^r  80  Meil  von  Bnxly  tMit- 
femt  und  kann  nach  seiner  Lij^'  in  Bi^tn'ff  des  russischen,  Danzif^T.  Bn\slauer,  Frankfurt-  und 
licipzif^^r  Handel  der  Stiidt  Brody  in  nichts  nachtheilijr  ^^cüi.  Wjvs  hinjrt^p'U  den  tftrkis<*heD 
Handel  mit  Zeuj,',  Baumwolle,  j^'cfjirbüHU  (Jani  und  andi'ni  Artikeln  anlndanj^^t,  denm  ihr  Zu^ 
allezeit  durch  die  Moldau  und  Podolien  oder  aber  durch  die  Moldau,  die  Buccovina  un<l  (falhzii'n 
j^'het.  derselbe  kcinnto  vielleicht  d(»r  Stadt  Brody  in  etwas  einen  Abbruch  venirsa<'hen.  Die  Stadt 
Sur/ava  scheinet  dahen»  zur  Verbivituni,'  des  Warenhandels  mit  andern  k.  k.  liindem,  mit  dem 
Viehhandel  hin;xe«?en  auch  mit  andern  Uindeni  ^^ele^^en  zu  M»in,  oltschon  sie  elK'nfalls  mit  L'ibziir 
und  Bnsslau  einij^en  SeidenwaR'nhan<lel  tivibet.  der  ihr  auch  j^estattet  werden  muss. 

Der  Antra«^  von  der  Ansiedluuj;  einer  armenischen  Colonie  in  der  Bue<'owiiia  eutsprin«rt 
v*)n  den  in  LMuber«;  wohnhaften  anueiiischen  Han(h'lsmanu  Nikorovich.  eiuen  Mann,  der  wetrtn 
seiner  R*Mllichkeit.  seines    önentlichen  Vertraui*ns    und    seiner   piitwi^g|(]Ju.'^  j^utcu  Ciesnmuu^'    fiir 


Joseph's  II.  Reisen  nach  Galizibn  und  dbe  Bukowina.  89 

das  iliesst'iti^  Best**  alle  Rüiksicht  verdionot,  nur  aber  bei  «lieseni,  (»bschoii  j^ut  gemeinten  Antni^ 
<len  Fehler  be«?an«^'n  hat,  dass  zu  Irühzeiti«?  hierülH»r  (»ftentlich  Spr.ieh  j^eliihret  nnd  naeh  einer 
von  der  Hof-  and  Ötiiatskanzlei  erst  vor  kurzem  herüKn*  j^elanji^U^n^  Äusserung  dadurch  das  tür- 
kijM*he  Ministerium  beivits  in  eine  Jk'\v(*gung  gebracht  wonlen  ist,  worna<-h  dei-zt^t  mit  <lenen 
Armeniern  si<'h  in  keine  s(hriftH<'he  VerhjuuUung  dessentwegen  eingelassen,  sondern  wie  es  auch 
<li4»  Hof-  und  Ötiuitskanziei  tiir  gut  bt^findt,  nur  denenjenigen,  «lie  sich  fiviwillig  einfinden,  die  An- 
siiMlhing  verlangim  mnl  (hizu  qualiflcien't  genug  befunden  werden,  eine  solche  geneigte  Aufnfihra 
oingestanck'n  werden  kann,  die  weder  auswärts  ein  Aufsehen  zu  bewirken  venu^^gend  ist,  noch 
mit  andern  <liesseitigt'n  Commerzanstiilten  sich  kreuzet. 

^asj^^nig^^  was  hiemaeh  der  armenischen  Colonie  auf  ihre  (MUgen^chten  V(H*schläge  zu  ver- 
willigi'u  wnn  (\i\YfU)  (wler  emer  Ausnahm  unterheget,  kann  in  folgenden  lM»stehen. 

a.  Denen  distmierten  Anneniern  wäre  das  fn'ie  Ki'ligionsexercitium  wie  den  Katholischen 
einzugi'stehen,  in  welchem  sie  ganz  und  gar  nicht  gehindert  werden  sollen. 

h.  Sie  sollen  von  der  MiUtnrbe<[uai*tienmg  befreiet  sein,  sobald  in  Suczava  die  Kasernen 
«'Hwinet  si'in  werden.  woHir  die  8ta<lt  die  Kr)»auungskr»st(»n  in  Zeit  von  8  Jahren  dem  Aemrio 
wuMler  zu  ersetzen  hätü». 

('.  Die  S<")hne  der  Kaulleute  und  Bürger  sollen  zu  Soldaten  weder  aufgeschrieben  no(?h 
wenigiT  gi^waltsani  wcggenonnuen  werden,  die  alnn*  freiwillig  zum  Militiiri  übergehen,  hättt'n  sich 
der  Praerogativen  des  Militarsümdes  zu  praevalien»n. 

d.  Damit  die  (Frenzen  dui*ch  (Muen  ausgespn'Ugten  falschen  Ruf  von  der  Pest  und  Vieh- 
seuche nicht  vori'ilig  von  den  Omtumazen  gi^sjnmx't  werden,  wird  die  liandesadministi'ation  in 
derlt4  Fallen  jedesmal  unverweilte  Untersuchung  ansti»llen  und  das  Niithigi»  an  die  Contumazen 
verftigi»n. 

p.  Von  den  eingefühi-ten  Mautabgal)en  kann  dii»  Stadt  Surzava  nicht  In^lnMet  bleÜH'n,  je<loch 
ntAl  ihnen  nichts  anderes,  als  was  die  Tarif  besag^^t,  aufgeleget  werden  können. 

f.  Wenn  die  armenische  Colonie  in  Suczava  zunimmt,  so  solle  der  Magistrat  aus  Armeniern 
alltnn  bt»stellt  und  alle  StadtiMiiwohner  demselbi'n  unterg<\)rdnet  wt»r<len.  Der  Magistrat  kann 
s4Hlann  in  (ierichtssiudien  die  ei-st<'  Instiuiz,  der  hindesauditor  allda  <lie  zweite  \md  der  Ober- 
auditor in  Czi'mowitz  in  Revisorio  die  dritte  Insümz  ausmachen.  Die  Streitigkeiten  mögen  hier 
wi<*  in  lA'mberg  nach  <len  armenischen  (iesetzen  behandelt  w(Tden. 

g.  Es  wird  der  Colonie  bewilligt,  (jrüter  anzukaufV'n  oder  derlei  in  Anmda  zu  nehmen.  Die 
l^ndesadministration  winl  ihnen  hierin  an  die  Hand  gtdien.  sofern  änderst  dieses  nicht  etwa  der 
kiinitigeu  (irenz Verfassung  entgeg«'nst«'het ;  «las  Aerariuin  kann  aber  hierzu  keinen  (Teldvorschuss 
machen. 

/•.  Was  tlie  allda  wohnenden  Moldauer  iH'trifft,  sind  dieselben  in  ungestörter  Ruhe  zu  be- 
Lissi'n:  den  Armeniern  bleibt  alxT  unb(»uommen,  dass  sie  von  selben,  wenn  sie  einverstimden  sind, 
Häuser  an  sich  kaufen  mögen.  Au(^h  sollen  denen  Armeniern  zu  Erbauung  neuer  Häuser  Plätze 
unentgeltlich  angewiesen,  nicht  min<ler  die  in  Suc^zava  vorhandene  alte  (Jemäuer,  Keller  und  Ge- 
wi'dher  denenstdben  gnitis  gi^gebeii  werden.  Diejenigen  Annt^nier,  wehdie  sich  Häuser  und  (inmd- 
stücke  »>rkaufen,  können  zwar  von  der  darauf  haftt»nden  Contribution  nicht  freigehisscm  werden, 
sie  haben  al)er  durch  die  bt^willigte  l^Veijahre  die  in  Betreff  ihn^s  Handels  ausgemessene  Contri- 
bution  nicht  zu  entrichten. 

/.  In  der  Sta<lt  Su<*zava  nn'jgen  über  die  bestehenden  5  Viehmärkte  anno<'h  2  Jiihnnärkte, 
nämlich  am  neuen  Jahr  und  am  Fest  <ler  heihgiMi  Aixx^teln  Petri  und  Pauh  auf  die  Art  gehalten 
wenlen,  dass  alle  Nationen  \md  Jud(m  hiebei  erscheinen  und  allenfalls  nach  <lem  Beispiel  von 
Bnxly  aucdi  in  Suczava  <lie  2  neue  Jahnuärkte  ausschliessend  von  allen  Mautiibgaben  privilegiert 
werden  können,  weil  aus8«»r  einiger  Befreiung  hir  die  fremden  Handelsleute  von  diesen  Märkten 
nichts  Erspriessliches  gehotfet  werden  mag.  Dii-  Kundmachung  gedachter  Märkten  kann  seiner 
Zeit  in  den  kais.  königl.  I-riinden  geschehen,  was  al)er  die  auswärtigi»n  lünder  betrifft,  mögen 
irleichwohl  die  Armenier  selbst  dafür  besorgt  sein,  wie  sie  allenfalls  die  Existenz  dieser  Märkten 
zu  je<lennanns  Wissensi'liaft  zu  bringen  die  (ielegeuheit  finden  diuften. 

w.  Wenn  über  die  vorgi»sehene    Mautabgaben    moldauischei-seits    geschritten   würdo^könnte    | 
die  Anzeige  dessentwegen  an  che  I^milesstelle  gemacht  werden.  Digitized  by  VriOOQlC 

6* 


90  POLBK : 

n.  Hräuhanser  zur  Bier-,  Metli-  iiutl  Bnintwoinerzeujjn^öj?.  auch  Biklor  zu  orrirhten.  wjnl 
venvillij^  wovon  \\\wx  die  alton  Moklauor  Einwohner  nicht  au.Si(es<^hlosÄen  worden  können. 

o.  Weil  in  der  Bne<'4»wina  kein  Tabakspaeht  l)estehet,  so  kann  aneh  türkisehor  Tabak  p»j?en 
j^hr>rijL?er  Maut  einfj^*iiihi\'t  wenlen,  woherjjfejjifen  Stoinsalz  aus  SiclK'nbür^»n  versehafifet  wenb^n  wini- 

p.  In  Suezava  wird  für  die  Soldaten  eine  katliolisehe  Kirehe  ab  aerario  erijauet  werdtiu 
welche  seiner  Zeil  an  die  katholische  Amienier  iiberjrel>en  werden  kann:  sie  werden  dadun'h  die 
(Jelejjfenheit  hal>en,  bei  dieser  Kiirhe  ihn»  Schulen  anzule^'en. 

q.  Wenn  den  disuniert*^n  Anneniem  durch  den  Patriarchen  oder  senken  Visita tor  Exciicn- 
nuini<*ationes  (wb'r  Aullaj^^n  ad  pin^  dctHoshifts  auff^'Iejrt  werden  sollen,  wän^  hierülK^r  sojdwli 
die  Anzeif^'  iler  Iian<lesiichuinistration  zu  machen. 

r.  Wenn  Siu-zava  besetzt  sein  wird  un<l  sich  aiTuenis<-he  Famihen  in  einer  anden^n  Stedt 
ansässij^  machen  wollen,  sollen  sie  mi»j;lichst  unterstützet  werden,  und  wenn  diesi^llK-n  auf  100  Fa- 
milien anwachsen,  möj^'n  sie  mit  Bewillij^un^  der  Landesadministmtion  einen  eij^^nen  Majristrat 
wählen  und  eine  Kirche  erbauen.  In  minderer  Anzahl  von  Familien  wird  j^estittet  sich  den  Vi.r- 
steher  zu  erwählen.  Nachdeme  der  neut^n  Colonie  aller  8<*hank,  Bräu  (sie)  und  Brantweinbn-n- 
neivi,  Fleischbänke  und  die  Markt^^i^fälle  zu  benutzen  (il ►erlassen  wird,  so  wird  hierdurch  nicht 
nur  der  Magistrat  b(»soldet  werden  können,  sondern  auch  auf  den  Schulenbau  etwiis  übrij?  ver- 
bleÜK'n,  zu  welchem  Fundo  auch  die  einhelx^nden  Strafpdder  gewidmet  werden  können. 

Bei  dieser  (Jelegenheit,  wo  der  HandeL^mann  Nikorovit^  in  der  tremässheit  des  Obstehemion 
zu  vernehmen  bekommen  könnU',  auf  was  Art  Armenier  dies.seit8  ansicdlen  zu  hissen  <Ue  Abacht 
ist,  wäre  demselben  auch  noch  weitoi*s  zu  bedeut«'n,  dass  er  denen  Anneniem,  die  er  zum  Werk- 
zeug von  der  Vollfiihrung  seines  Plan  zu  gebmuchen  befände,  die  ihnen  verwilligt  wenlende  Vorzug»^ 
und  Fifilieiten  nur  mündlich  und  bloss  fiir  sich,  folgbar  (»hne  Einmischung  der  St4*llen,  viel  we- 
niger des  AUerh(K'hsten  Hofes  beizubringen  hätte,  desgleichen,  wie  (^  inslH'stmdert*  die  Hof-  und 
Stiiatskanzlei  zu  venichmen  gegebi^n  hat,  weder  Nikorovich  noch  ein  andenn*  SiichwalU-r  der  O»loni^ 
aus  diMU  Absehen  v(»n  der  angetragi»uen  AnsicMÜung  sich  auf  türkis<'hen  Boden  botn'ten  laÄ*'n 
s(»lle.  weil  sie  s^)lchenfalls  Unann«dunliehkeiten  oder  wohl  gar  Sti*afen  von  Seiten  der  Türken  sich 
zuziehen  könnten. 

27,  Es  bcfifulm  sich  in  der  Bufcorinn  bis  S(f(f  Familien  Jnxien,  deren  ror  der  rus»i- 
sehrn  Oernpicnunj  et  trän  bei  4()(i  (fciresen  sind.  Wie  hönnen  dieselben^  da  »ie  dem  iMude  be- 
schteerlick  fallen,  rerminderf  teerden'^ 

Es  miterlie^'t  keinem  Anstände,  <lass  alle  jene  Juden,  die  seit  der  nissis^*hen  (kvupiemng 
sich  in  tler  Buccovina  eingeschlichen  haln^n.  wiederum  aus  dem  I^mde  gest'hafft  wefilen  könutni. 
wie  es  die  in  dies(M*  Augeb'gcnheit  erginigene  Allerhöchste  Res(dutionen  mit  sich  bringen,  und 
woniju-h  auch  die  I^indesadministration  anno  177S  alle  neue  Juden  gi^wamet  hat,  dass  sit»  kein*» 
Häuser  bauen  sollen. 

Um  die  Ju«len  dabero  zu  vermindeni  und  sie  nach  und  nach  aus  der  Bukovina  zu  ver- 
tiviben,  ist  voii  dem  (icneral  Enzen]»erg  kein  anderi's  schicksames  Mitt4»l  gefimden  wonlen,  als  sie, 
wie  es  der  8.  Abschnitt  von  St^Mierfuss  ausweiset,  so  viel  möglich  hcKdi  zu  belegi^n,  woIhm  von 
der  l^unlesadministration  der  Bedacht  darauf  wird  genonunen  werden  müssen,  damit  die  Juden 
nicht  die  (ielegenheit  finden,  die  auf  sie  gelegt  werdentle  Steuererhöhung  wieder  von  andern  Di- 
strictseinwohnern  hereinzubringen.  Aussenleme  macht  (Jeneral  Enzenberg  zu  ihrer,  der  Juden. 
Vermindenmg  folgt»nde  Anträgt»: 

a.  Wenn  ein«?  Judenfamilie  in  den  schuldigen  Abgaben  adieret,  sollt<»  solche  in  Duplo  j?" 
straft,  ein  Drittel  dem  Demmcianten,  ein  Drittel  der  katholisch  lateinischen  Kirche  und  ein  DrittW 
pro  aemrio  eing(*trieb<m  werd(*n. 

b.  Den  Juden  soll  für  immer  verboten  werden,  ganze  Dorfschaflen  in  Arenda  zu  m'hracn. 
um  zu  verhüten,  dass  nicht  Christen  ihre  Unt<'rthanen  werden. 

e.  Mit  Broil,  I/'bzeltcn  und  andem  BäckenMeu  sollen  sich  die  Juden  nicht  abgelx^n  dürfen, 
weilen  es  bürgerliche  Nahnmg  ist  un<l  sie  <lamit  iH'trügerisch  umgehen. 

d.  Den  Ju<len  solle  n<M'h  fernerhin  verlK>ten  bleiben  bei  20  Ducatt^n  Stnife,  christliche  WeiK^- 
|H»rsonen  in  Dienst  zu  nehmen,  und  sie  s(dlen  auch  am  Schal)es  keine  Wei!)spt»n^»m*n  unter 
40  Jahren  zu  ihren  häuslichen  Gi?schäften  j^'tdu-auchen  dürfen. 

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Jos£ph's  II.  Reisen  nach  Galizibn  und  deb  Bukowina.  91 

€.  Weilen  sie  al>er  iha*  Prd*'stan(lii  erwerben  müssen,  so  können  sie  Wirtshäuser,  um  Wein, 
Bier,  Meth  und  Brantwein  zu  schenken,  somit  künftij;  mx-h  derlei  Pachtungen  zu  machen  l)e- 
fiimien  werden,  und  nicht  andere  annehmlidiere  Pachten  hervorthim  diVrften,  in  Aivnda  nehmen, 
auch  Meischhünke  lialten  un«l  mit  Vieh  imd  Waren  Handlirnji:  ta'i})eii,  w«^von  sie  die  Abgaben 
laut  8.  Abschnitt  mit  15  pn)  cento  entricliten  sollen. 

f.  Der  Hauptkahal  zu  Czeniowitz,  an  welchen  die  Kahale  von  Suczawa,  Sin?th,  Satiigura 
und  Wiszniee  anzuweisen  seind,  soll  einen  Judenrichter  nebst  dem  Rabbiner  und  einen  deuschen 
Ju<lens<hreiber  auf  die  ni  GaUizion  eingefiihrte  Art  unterhalten  und  die  RiH'hnungen  der  Landes- 
administration  zur  Einsicht  vorlegen. 

y.  Alle  Contracte,  Schuldverschreibimgen,  Testamente  etc.  sollen  ungiltig  erkannt  werden, 
wenn  sie  nicht  von  der  Landesstelle  ])estätigt  worden  sind. 

//.  B<,'tteljuden  sollen  in  keniem  Orte  geduldet  werden  bei  8tmfe  von  3  Duciiten,  die  der- 
jenige Wahlen  muss,  wo  der  Jude  angetroffen  wird.  Fremde  Handlungsjuden  hingegen  müssim 
sich  um  einen  Hausierungszi'ttel  an  die  Administration  verwenden,  nach  di\ss«m  Verstrvichung 
j«^ler  de.s  Tags  30  kr.  >>ezahlen  soll.  Ohne  Hausierungszettel  alx'r  wünU?  jeder  itir  einen  Tag 
einten  Üucaten  bezahlen  müssen.  Um  si<th  aber  von  den  seit  anno  1769  eingeschlichenen  Juden 
zu  entledigten,  kommt  in  Vorschlag: 

1.  Es  hätte  die  Landesstelle  eine  Commission  zu  delegieren  und  (hese  eine  JudenfamiUe  um 
die  andere  zu  untersuchen,  o!)  sie  vor  den  Russen  schon  ansässig  gewesen  oder  erst  zu  ihrer  Zeit 
inH  Land  gekommen  seie.  Ist  die  erst  nach  der  Hand  gekommene  Familie  von  gutem  Ijeimiund, 
vennr>gt»nd  imd  führet  einen  anst^hnliclien  Handel,  soll  sie  noch  femers  verbleiben  können  und  von 
der  I^indsttdle  einen  Schutzbrief  erhalten,  ausser  deme  aber  abgeschaffet  und  ül)er  dtm  Cordon 
verwiesen  werden.  Doch  sollte  sich  die  Anzahl  von  den  auf  dies*»  Art  veHdeÜKm  ki'umenden  neuen 
Joden  nicht  über  12  Familien  erstnnken. 

2.  In  Rücksicht  auf  den  kleinen  Handel  mit  Mehl,  (iemüs  etc.  können  nur  die  nötlHg 
l>efundenen  alten  Juden,  etw\an  16  an  der  Zahl,  im  District  belassen  wenlen. 

3.  Jene  Juden,  die  von  anno  1776  und  1777  wider  das  Verbot  Häuser  erkaufet  (xler  er- 
Imuet  halK*n  oder  Contracte  von  Artenden  der  Dorfschaften  angest4)ssen,  folgl)ar  wider  das  (Jesetz 
gehaniUet  haben,  und  an  welchen  der  BtM'behaltung  halber  dem  Staate  nichts  sonderliches  gelegtm 
i.<t,  .sollen  a  die  pubhcationis  3  Monat  Frist  zur  Veniussenmg  ihrer  Habs«digkeiten  erhalten  und 
.soilann  abgeschafft  werden. 

4.  Wenn  neue  Juden,  die  abzuschaffen  konunen,  I)orfschaft*»n  in  Arenda  haben,  s<jllen  nicht 
befugt  sein,  dit^se  Artmden  an  andere  Juden  zu  überlassen,  weh'he  nur  um  den  nämlichen  Contract 
an  (,'hristen  überlassnen  oder  dem  (rnmdherm  zunickgestellet  werden  kiam^n. 

5.  Juden  hingegt^n,  die  Schank-  und  Brantweinhäuser  oder  Delnitzen  in  Arenda  und  auf 
einig»*  Jahn?  in  voraus  Contnu'te  angestossen,  sofort  wie  gewöhnlich,  in  voraus  den  ganzen  Paclit- 
84'hilling  whon  bt^zahlf^t  haben,  können  an  die  zurückbleibende  Juden  diese  Pacht  auf  tue  eingi»- 
s4-hränkt»»  0»ntractzeit  überlassen,  wenn  ni<^ht  andere  Districtseinwohner  denen  al»gehenden  Jud.m 
die  nämliche  Si^hadloshaltung  zuwenden. 

6.  Damit  die  Buccoviner  Juden  von  je<lermann  erkannt  werden  kr»nnen  und  die  sich  ein- 
s<'hleichenden  desto  eilender  entdecket  werden,  sollt«*  ein  je«ler  um  den  (Jupf  des  Huts  oder  um 
die  Mütze  oder  Kusona  ein  zwei  Fing»?r  bnütes  gelbes  I5an«l  zu  tragen  verbindlich  gemacht  werden. 
Insofeme  sich  aber  ein  fremder  diestvs  Zeichens  b^dientiN  soll  dersidbe  durch  12  Monat  (►ffentlich 
in  Eisen  arbeiten  oder  10  Duciitt^n  Strafgeld  erlegen. 

2H.  UelxT  das  Maidwcsen  in  (kr  Bnecorina  sind  ron  den  Cnfrrf/tanen  ntchnnnliyr 
Bt-sf'ktcerden  voryekommen.     Wie  nüre  denHelben  für  die  Zukunß  ah\n helfen? 

Nach  der  iVnzeige  des  Generalen  Enzenberg  sollen  s(mohl  Mohlauer  als  Buccoviner  Unter- 
thanen  aus  purer  Unwissenheit  der  Mautpatente  bereits  dermassi^n  in  (ontrebande  verfallen  sein, 
diiÄS  sie  bis  zum  Bt^ttelstand  und  Auswandern  verunglücket  sind.  Er  führet  zugleich  an,  dass 
vers<-hie<lene  Mautbeamten,  die  emer  sontigim  ung^jrechten  Gebahrung  überfühn4  worden,  tbeils 
de^ertien't,  theils  in  Eisen  geschlagen  oder  ab  officio  sus]M'mliert  worden  sind,  wodun-h  dns  Pu- 
blicum freilich  überzeugt  wurde,  cljiss  auch  bei  <licsem  (Jeschäfte  ein  jeiler  Rtrhenschaft  von  seinen 
Tliatcn  geK'n    müss»\     Indesst-n   st»ien   jcdenno<*h  von    dem  Publico  ü)mt   das  Mautwesen^  di«»  bil-- 

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92  PoLEK : 

tersten  Klaffen  geflihret  und  solche  dadimh  ncK'h  mehr  verjn^ssert  worden,  dasg  in  dem  abge- 
wichenen Jahre  da«  jedenw'it  aus  der  Moldau  ein^-flihrte,  für  das  Vieh  l)enöthij^^  Steinsalz  niHit 
passieret  wurde,  weh'hes  (Jeneral  Enzenber^r,  weilt»n  keine  j^ütliche  Verhandlung?  auf  dcsjien  An- 
suchen etwas  fruchtett%  militanter  üImt  den  ('onlon  nnisste  tninsportieren  lassen,  um  nur  da» 
Volk  zu  beruhi^'en.  Mit  Einführung  des  Tabaks,  obschon  in  der  Buct^vina  keine  Pachtung  b^ 
stehet  würden  dem  liandmann,  die  jrrössten  Hindemisse  j,a»macht.  Erst  im  Janiuir  ^»j^^nwärtijren 
Jahres  kamen  von  dem  Bojer  Wassil  Balsh  die  Beschwerden  vor,  dass  die  D('>rfer  Russ  und  fcJe- 
kuriczen,  <lie  ihn»  Felder  über  dem  (rn»nz<x)nlon  haK»n,  ihn»  erbauten  Friichte  an  das  Bosantzer 
Filialmautamt  hal>en  verzollen  müss«»n.  AuswTdeme  wäre  das  eine  Dorf  wegtun  eingeführten  63 
Koretz  Kukuruz  zu  1  fl.  86  kr.  und  lür  verschiedenes  Heu  zu  2  H.  die  Fuhr  in  Contrebande  ver- 
urtheilet  worden. 

Dem  Hofkriej^'srath  ist  wej^en  den»n  in  der  Bu(x-ovina  einjrefiihrten  Mauten  keine  and«HV 
als  die  Anzeij^e  zugt^kommen,  dass  die  Mauten  ni<'ht  weiter  bestehen,  als  wie  sie  vorhin  wan»n 
und  selbe,  um  nach  Mass  der  «lun'h  die  Oc4Mij>ierun^  der  Bucoovina  erfolgten  diesseitigen  Grenzen- 
veränderung weit*T  vorgerücket  worden  sind,  dahen)  auch  das  gallizische  Generalwmmando,  soviel 
diesen  (jcgenstan<l  betrifft,  wiederholt  von  hier  aus  zu  vernehmen  1)ekonuuen  hat,  dfiss,  wenn 
sothane  Mautvornickung  eigentlich  nur  zum  Behuf  des  Handel  und  Wandel  und  zur  Erleichterung 
<ler  diesseitigen  und  jenseitigen  Einwohner  geschehen  ist  un<l  dermalen  keine  höhere  ab;  die  vorhin 
eingeführt  gewest«'  Mautabgaben  gefordert  werden,  es  hiebiM  nach  dem  Allerhr>chsten  Befehl  sein 
Bewenden  Inhalten  könne,  d«T  den  Sfaf/f,s  quo  in  Ansehung  des  Buc<x)viner  Districts  gefonlert 
hat.  Vom  Hofkriegsrath  wird  liie]>ei  weitiTs  in  Erwägung  gezohen.  dass.  wenngleich  alleniBiL> 
der  Antrag  gemacht  Wi'rden  wollte  und  zu  envirkeii  thunlich  wäre,  dass  die  denualen  an  der 
moldauischen  Grenze  und  an  d<T  Kaya  ausgi'stellte  Mauten  wieder  an  die  vorige  Grenzen  Gaili- 
zicns  gegen  den  Buc^-oviner  District  zurückg«\sctzt  würden,  «lie  Buccoviner  Einwohner  dadurch  noch 
grössere^n  Nachtheil  leiden  dörften.  weil  sie  zwar  in  Ansehung  des  Passivhandel  mit  der  Moldau 
auf  alle  mögliche  Art  einzuschränk«m  und  nach  und  na<h  viillig  aufhören  zu  marlien  getnu-htet 
werden  wird,  juautfn'i  sein,  hingegen  das  Bancale  alsdann  ganz  unfehlbar  der  Buci^vmer  ihren 
stärksten  Activhan<lel  mit  Gallizien,  der  in  dem  Verschlei.^is  der  Schaf,  des  Hornviehs  imd  des 
Honigs  besteht,  mit  Maub^n  belegen  dr>rft«'. 

Solchem  nach  wäre  in  Ansehung  «b's  Buccxiviner  Mautwesens  nur  nötliig: 

a)  das  Bu<M*oviner  MautinsiK'ctonit  anzuweisi'n,  dass  selbes  in  vorkommenden  Fällen  jedesmal 
mit  der  liandesiubninistration  freunds<*baftliche  (Vunnnmic^tion  pflege; 

b)  dass  sellx's  in  Sachen  «ier  Buc^-oviner  Untertlianen  ohne  Intervenienmg  der  Iwindt*s- 
administration  über  einen  Contn'bande  nicht  spreche: 

c)  dass  es  die  imterstehenden  Bt^aniten  zu  einem  höÜii-ben  und  anständigen  Betragen  gi^^en 
die  Militärofficiers  anweise,  dann 

d)  wegim  der  von  den  ausst^rhalb  der  (irenzlinie  befindlichen  Feldern  einführenden  Fruchten 
denselben  die  Weisung  gebt\  dass  sie  solche  unbedenklich  passieren  soUen. 

Bei  <liesem  Abschnitte  kommet  auch  von  Strass«»nmauten  das  Nötliig»^  zu  bemerken. 

Nachdeme  die  ( onnnunicationsstrasse  von  Zaleszik  bis  nach  Siebenbürgen  heuriges  Jahr 
vollends  zustande  konunen  (hirfte,  zu  deren  HersteUung  die  Kaufleute  und  Juden  alljährlich  einen 
(reldbeitrag  gemacht,  <lie  Bauern  aber  mit  unentgeltlicher  Hand-  und  Fuhrrobot  das  mtnste  bei- 
getmgen  haben,  so  wird  «\s  an  der  Zeit  sein,  dass  zu  Unterhaltung  dei*selben,  dann  der  über  70 
si(!h  erstnnkenden  kh^inen  Briicken.  um  aucli  den  Bauern  von  <bT  unentgeltlichen  R<^bot  zn  bi*- 
freien,  eine  Wegmaut  eing<*führet  werde. 

Von  dieser  Maut  wären  al)er  zu  befreien: 

a)  alle  Buccx)viner  ünb^rthancn  des  gemeinen  Standes,  insoweit  sio  in  ihren  häiLslich(ii 
\mi\  Hermdienstgeschäften  die  Str.isse  bt^fahren, 

h)  alle,  welche  in  Allerhi)chsten  Hermdiensten  reisen  und  sich  darüber  legitimieren,  wor- 
unter das  Militare»,  <las  Administrations-,  das  Maut-  und  das  Contumazj)ers*)nale  verstanden  ist. 

Dagt^gen  hätten  die  Wegmaut  zu  bezahlen : 

a)  alle  im  District  wohnende  Edelleute  imd  (Jeistliche,  weilen  sie  zum  Strassenban  nichts 
concurrieret  haben,  wie  überhaupt  alle  rei.s<^nde  Geistliche  und  Weltliche,  Kaufleute,  Juden,  Fuhr- 
leute und  Viehhändlern. 


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Josbph's  II.  Beisen  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  93 

b)  Die  Einnahme  derselben  kann  zu  Zaleszik,  Czemowiz,  Stirze  burlinze  und  Szuzava  bei 
dem  üeberfiihren  geschehen,  um  durch  besondere  Einnehmer  dem  Aerario  keine  Kosten  zu  machen: 
zu  Kandreni  aber  nuiss  ein  Einnehmer  mit  »>twan  20  fl.  monatlichen  (Jehalt  angestellt  werden. 

Zur  Mautabnahme  könnte  folgende  Tarif  angewendet  werden : 

Von  Zaleszik  bis  Czemowitz  wäre  zu  zahlen:  fiir  1  Stück  Zugvieh  oder  R«iti)ferd  1  kr., 
fiir  1  Rindvieh  oder  Pfenl  im  Triebe  */«  ^r.,  fiir  4  Stück  kleines  Vieh  V«  kr.  Von  Czemowitz 
bis  Stirze  burliuce  würde  das  nämliche  wit»  oben  bezahlt  Von  Stirze  burlince  bis  Suczawa  zahlte: 
die  erste  Classe  l'/t  kr.,  die  zweite  V«  ^^'^  ^^^^  dritte  Vi  l*r.  Von  Suczawa  bis  Kandreni:  fiir  die 
erste  Classe  3  kr.,  die  zweite  l'/j  kr.,  die  dritte  l*/«  kr.  Welches  vice  versa  zu  beobachten  wäre. 

Wenn  der  Reisende  nur  auf  2  Meiln  weit  gienge,  so  zahlte  er:  fiir  1  Zug-  oder  Reitpferd 
nur  Vs  kr„  fiir  4  Stück  grosses  Triebvieh  '/«  kr.,  fiir  8  Stück  kleines  Vieh  V»  kr.  Die  nämhche 
Zahlung  muss  auch  bestehen,  wenn  der  Reisende  nur  1  Meil  Wegs  gieng. 

a)  Voi7^<lachtt^  Wegmauteinnahme  müssto  der  Landesadnunistration  besonders  verrechnet  und 
darüber  monatlich  ein  Extract  eingesendet  werden.  Es  wäre  daher  jeder  Einnehmer  mit  gedruckten 
gedoppelten  Bolleten  zu  versehen,  in  welch  beeden  die  Abgabe  eingeschrieben  werden  müsste. 
Die  eine  würde  abgesc^hnitten  und  dorn  Passi\nten  gegeben,  der  übrige,  unzerschnittene  Theil  aber 
zum  Rechnungsbeleg  aufbehalten. 

//)  Zu  Czemowitz,  Suczawa  und  Kimjiolung  wünlen  8  Strassenaufseher  aufzustellen  nöthig 
sein,  deren  jeder  monatlicb  mit  15  11.  zu  besolden  wäre. 

2.9.    Wie  ist  das  Miinxtrrsen  in  der  Biirkotrina  beschaffen? 

In  der  Buckowina  cursleren  bis  anhero  an  ausländischen  Münzen:  Rubels,  alte,  zu  1  fl. 
45  kr.,  Riigusaner  Thider  zu  1  II.  24  kr.,  ganze  Löwenthaler  zu  1  Ü.  20  kr.,  wie  letztere  2  (iat- 
tungen  untem  30.  S<'ptember  1777  in  I>»mberg  evalviort  und  selben  der  Curs  zu  bestätigen  be- 
funden worden  ist. 

Die  liJige  der  Buckowina  und  besc»ndcrs  der  Verschleiss  ihrer  Schafe  nach  (k)nstantinopel 
machet  nothwendig,  dass  Ragusjmer  und  türkische  liöwenthaler  nebst  andern  «lerlei  (ieldsorten 
im  Undaufe  gestattet  werden  müssen.  Nach  der  vom  Ixjmberger  liiindesprobieramt  unterm  21.  Fe- 
bniarii  1778  ausgefertigten  Valvationstabella  sind  die  türkis(^hen  Münzen  auf  ihn?n  innerlichen 
Wert  herabge.setzt,  und  hiema(th  ist  denselben,  j»Ml<M'h  nur  in  der  Buckowina,  folgender  Curs  ge- 
stattet w^orden,  nändich:  1  ganzer  J/»wenthaler  1  fl.  20  kr.,  ein  halber  I>*»wenthaler  3778  kr., 
ein  ganztT  I/iwengidden  52  kr.,  ein  hallM^r  Diwengidden  26  kr.,  ein  Viertel-IjiUvengidden  13  kr., 
ein  Acht<d-Lr»wengulden  67«  kr.,  ein  Para-Stückl  1  kr.,  ein  Ragusaner  Thaler  1  H.  24  kr. 

Seit  der  s«»rgfiütig  b»^schehenen  Herabsetzung  haben  sich  die  halkm  I/menthaler,  dann 
die  ganzen  (iulden.  Viertel-  und  Achtel-Iii'jwengidden  nebst  den  Para-Stückeln  fast  gänzlich  aus 
der  Buckowina  verloren,  und  es  sind  nur  die  ganzen  L<Uven-  und  Riigusaner  Thaler  in  dem  Uudauf 
g«;blieben.  Tm  dius  Aerarium  wie»  das  Pubhcum  v(»r  Bevortheilungen  sicher  zu  stellen,  hat  der 
Hofkriegsrath  von  jeder  dieser  zwei  Gattungen  100  Stück  nebst  100  Stück  Rubels  mittelst  der 
Hofkammer  in  Monetoriis  et  Montanisticis  bei  dem  hiesigen  Münzamte  valvieren  lassen.  Wie  es 
«lie  nut  der  Hofkammer-Äussenmg  hiemeben  hegende  Valvaticmsbibelle  ddo.  10.  März  1780  aus- 
w»»is(?t,  ißt  in  Entg«»genhaltung  des  kais.  königl.  Silberjuismünzungsfiisses,  die  feine  Mark  a  24  ü. 
fi:«*n*<'hnet,  jedes  Stücrk  wert: 

Ein  ganzer  Diwenthaler :  die  schwerste  nach  «lern  höchsten  Feinhalt  1  H.  21  kr.  2  Denart\ 
nach  dem  geringsten  1  Ü.  15  kr.  1  d.,  nach  dem  Schmelzen  1  H.  20  kr.;  <lie  geringste  nach 
dem  htM-hston  Feinhalt  1  fl.  19  kr.  1  d.,  nach  dem  geringsten  1  fl.  13  kr.  1  d.,  nach  dem 
Schmelzen  1  fl.  17  kr.,  3  d. ;  iüle  3  Gattungen  zusammen  gewogen:  nach  dem  höchsten  Fein- 
halt 1  fl.  20  kr.  2  d..  nach  dem  geringsten  1  11.  14  kr.  1  d.,  nach  dem  Schmelzern  1  fl. 
18  kr.  3  d. 

Ein  Ragusiiner  Thaler:  <lie  schwerste  nach  dem  höchsten  Feinhalt  1  fl.  25  kr.  2  d., 
nach  dem  geringsüm  1  Ü.  21  kr.  1  fl.,  nach  dem  Schmelzen  1  fl.  24  kr.;  die  geringste  nach 
«lern  brachsten  Feinhalt  1  fl.  24  kr.  2  d.,  nach  dem  gt;ringsten  1  fl.  20  kr.  2  d.,  nach  dem 
Schmelzen  1  fl.  23  kr.:  alle  3  (Gattungen  zustuumen  gewogen:  nach  dem  höchsten  Feinhalt 
1  11.  25  kr.,  mu'h  dem  geringsten  1  11.  21  kr.,  nach  dem  Schmelzen  1  fl.  23  kr.  2  d. 

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94  Polek: 

Es  erhellet  also  aus  vorstehender  Valvation,  dass  in  Rücksicht  auf  den  hiWrhsten  Feinhalt 
und  den  inneren  Wert  sowohl  das  Aerarium    als  das  Puhlicuni    derzeit  noch  immer   f^>dookt  sek'. 

Ueber  die  Frafje,  ob  und  inwieweit  vorj^Mlachten  fn-mden  Münzen  nebst  den  kais.  könijd 
Münzen  der  Curs  m  der  Buckowina  ^'statü^t  werden  könnte,  hat  sich  das  hiesijxe  Münzaint  dabin 
geäussert,  dass  den  älteren  russischen  Rubeln  wie  in  (Jallizien  nach  dem  unti-m  14.  Januar  177ö 
emanierten  Patent  §.  10  und  zwar  denen  vor  der  jetzipjn  Refjfienmj^  aus^nnünzt<»n  Rubeln  wi*- 
bishero  zu  1  fl.  45  kr.,  denen  neuen  derlei  während  der  jetzij^en  Rej^ierunj^  ausj:!:emünzten  Rubeln 
aber  zu  1  11.  30  kr.  der  Curs  ^*st«ittet  werden  könne  und  solle.  Was  hing^»gen  die  Ra^^isam-r 
und  türkisi'he  Münzen  betrifft,  da  ist  das  Münzamt  der  Meinunj^,  dass  denselben  ein  Curs  in  der 
Buckowina  zu  gestatten  ni(rht  räthliidi  seie,  zumalen  die  Ragusaner,  noch  mehr  aber  die  türki- 
schen Münzen  sowohl  in  dem  Gewicht  als  in  dem  Feingehalt  so  sehr  untorschieden  sind.  Sollten 
jedoi^-h  hr»chst  wichtige  Ursachen  in  Ansehung  des  ('iuueralis  fnrwalten,  welche  den  Curs  dicker 
Äfünzgattungen  erheischeton,  so  wäre  denselben  nur  der  Curs  nach  <lem  Pagainent-Einlösungswert 
eines  geringsten  Stiu'kes,  nämlich  dem  Ragusaner  Thaler  zu  1  11.  19  kr.  und  dem  türkischen 
Iviwent haier  zu  1  fl.  12  kr.  zu  gestatten,  um  über  kurz  (Mler  lang,  wenn  den?n.stdben  Cursiemng 
nicht  mehr  nöthig  sein  dörfte,  diese  Münzen  ohne  Verlust  des  Aerarii  und  Publici  als  l^igament 
einlösen  zu  können. 

Was  bei  dieser  vorliegenden  der  Sache  Beschaffenheit  in  Ansehung  des  Buc<t)winer  Mnnz- 
fusses  zur  Erwägimg  vorfallet,  besteht  in  folgenden: 

a)  Obzwar  in  der  Bukovina  nebst  allen  kais.  königl.  erbländis<*hen  und  gallizis«'hen  Münz«»n 
die  nissischen  alten  Rubels  zu  1  fl.  45  kr.  im  LTmlaufe  sind,  so  kann  doch  denen  türkis<"hen, 
respective  Ragusaner  Thalem,  der  im  liiiuf  nicht  gesjwrret  wird,  weil  das  Land,  wie  es  l)en?its 
lieira  Anfang  dieses  Abschnitt  bemerket  worden  ist,  seine  S<'hafe  nacher  Constantinojxd  und  auch 
einige  andere  Producta  in  die  Mohhiu  verschleisst,  an  welchen  Orten  der  Bukoviner  Inwohnei  das 
Stück  einlas  jeden  Thalers  zu  1  fl.  80  kr.  ann<dimen  miiss  und,  wenn  sie  allenfaUs  nach  dem  Wert 
der  auswärtigen  schle<hten  Münzen  um  so  viel  mehr  auf  ihre  Ware  st^hlagen  wollten,  zu  best»rgen 
stünde,  dass  die  Bukoviner  diesen  ihren  Absatz  verlien^n  und  die  Moldauer  und  Türken  <lie  bi.s- 
hero  aus  der  Bukovina  erkauft«^  Schafe  un<l  s(»nstige  Producta  sich  von  an<lerwärts  zu  versi-haffen 
suchen  würden. 

b)  Nach  dein  derzeit  bestehenden  ('urs  verliert  beriMt«  «ler  Bukoviner  Fnterthan  an  «Ionen 
ins  Ljmd  bringimden  Thalem,  und  zwar  an  jedem  Riigusaner  Thaler  6  kr.  und  an  jedem  IxAven- 
thaler  aber  10  kr.     Wenn  aber 

(')  nach  dem  Antrage  des  Münzamts,  wo  der  Ragusimer  Thaler  nur  1  fl.  19  kr.  und  der 
lÄ)wenthaler  1  fl.  12  kr.  zu  cursiren  hätte,  <ler  Buc<*oviner  Fnterthan  abennalen  an  dem  Rigu- 
saner  ThaltT  5  kr.  und  an  dem  Tir)w»»ntlialtT  8  kr.  verlieren  sollte,  so  würde  man  deni8en>en  nicht 
nur  eine  tiefe  Wund«'  schlagen,  sondeni  überhaupt  dem  Handel  einen  grossen  Stoss  gi'bon. 

(f)  Wie  <*s  schon  weit«»r  voran  angelüha*t  worden  ist,  sind  die  türkis<-hen  Ixnvengulden  und 
<lie  kleineri'n  Münzen  nach  der  anno  1778  Ixjschehenen  Devalvierung  von  .stdbsten  bis  anhen>  fa^t 
gänzlich  aus  dem  L^mlaufe  gekommen,  dahea»,  weil  die  Mautentrichtungen  ohnehin  allzeit  in  pa- 
tentmässigen  Münzsorttni  geschehen  müssen,  auch  die  vorgedachten  Thaler  weder  in  Gallinen 
n<H-h  in  Siebenbürg<m  ang»»n<»mmen,  sondeni  bloss  in  der  Moldau  und  Türkei  gebraucht  wonlen 
können,  das  Aerarium  aber  si^lbe,  wie  sie  eingehen,  wiederum  im  lijinde  au.<^"bt.  ohne  daln'i  zu 
verlieren,  sich  hoffen  lässt,  dass  auch  diese  Thaler  na<"h  und  nach  sich  von  s^dbsten  vennin- 
deni  werden. 

c)  Vm  den  kleinen  Handel  zwischen  der  Moldau,  dem  türkischen  (Jebiet  un<l  der  B\n^>- 
wina  nicht  zu  verderben,  machen  dahero  der  (renenil  Enzenberg  und  der  Ol>erkri(^<'onHnissarins 
Wagmuth  den  Vorsclüag,  un<l  der  Hofkriegsrath  nimmt  solchen  l)eizutn'ten  keinen  Anstand,  davS.«; 
den  türkischen  Münzen  nach  dem  anno  1778  in  der  Buc(Mjvina  «»ingeführten  Curs  der  Fmlauf 
noch  weiterhin  gt?stattet  wenlen  sollte;  nur  hätte  dalMM  «lie  I^andcsadministration  den  genauen  Be- 
dacht zu  nehnuui,  dass  auf  den  Fall,  wenn  eine  türkische  Münzg-attung  oder  Riigusiiner  Thaler 
gar  zu  häufig  in  Umlauf  kommen  wollten,  sie  «lieselben  ohne  Verzug  nmdi  Bi*.s<*haffenheit  der 
Umstände  um  1,  auch  2  kr.  herabsetzen  müsste.  wordurch  dem  ünterthan  nicht  ges<-hadet,  der 
zu  starke  Umlauf  türkischer  Münzen  hingegen  verhindert  werden  ki'»nnte,  gleichwie  auch  die  tür- 
kische und  Riigusaner  Münzen,  besonders  wann  sie  von  neuem  (repräg  oder  von  neuen  Datis  sind. 

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Josbph's  II.  Reisen  mach  Oalizibn  und  dbb  Bukowina.  95 

(las  Jahr  hiiulurch  iiittr  probieriMi  zu  hissen  uud  sich  (hwlurch  zu  voi-sichorn  wäiv.  ob  diese 
Münzen,  wie  es  ohnedies  schon  Wkiinnt,  nicht  von  Zeit  zu  Zeit  schlechter  werden,  ferner  im  I)i- 
stricU»  unU'V  Festst^tzunj^  j^^(;härfter  Str.ifen  ein  all/i^eraciner  Verbot  zu  erj^^hen  liätte,  dass  die 
knis.  könij?!.  Münzen  nicht  ausser  Lindes  in  (bis  Turcicum  ^'ehen  stillen,  weil,  wenn  di(»se  I)e8ser 
sind,  und  die  türkische  Münzen  über  ihnm  innerhchen  Wert  cursieren,  sonst  dt»r  Kipi)erei  niemals 
ein  Ende  sein  wird. 

^^0.  Di/*  Biitkorina  hokt  ficti  meisten  Brantirehi  aus  der  Ukraine,  den  Wein  aus  der 
MoUlaiu  dns  Steinsnix  aus  der  MoldnUy  wofür  (grosse  Summen  ai4sser  iMnd  tfehen.  Was  für 
Mitfei  können  dieser  GeldnusscJdeppung  in  fremde  iJinder  angewendet  werden? 

Das  I^andvolk  beiderlei  (leschlei-hts  ist  an  das  Brantweintrinken  über  die  Massini  ^*- 
wiihnet,  und  dasst4be  kann  nur  mit  der  Zeit  erst  zu  einer  etwelclien  Mässiji^unj?  jj^'brucht  werden. 
Die  ei^ne  Erzt>ujicimj<  ist  anno(th  K^'rin^,  weilen  der  Brantwein  aus  der  Ukraine,  der  äusserst 
stark  ist,  st»hr  wohlfeil  zu  stehen  kommt.  Es  kann  dahero  dessen  Einfuhr  noch  nicht  verboten 
werden.  Vm  abi^r  die  Einfuhr  zu  hemmen  und  endh(^h  aufhören  zu  machen,  auch  das  liandvolk 
zu  mehrerera  Kömerbau  und  der  ei^^nen  Brantweinerzeugun^  anzueifem,  erachtet  der  General 
Enzenberj?  dienlich  zu  sein: 

a)  dass  lur  jeden  einltihreuden  Eimer  Brantwein  ausser  der  Maut^'bür  zur  Ijandt^sadrai- 
nistration  1  Rubel  oder  1  fl.  45  kr.  Aufschlag?  bezahlet  werden  solle, 

b)  dass  im  District  bekannt  zu  machen  seie,  jedermann  könne  auf  Anmelden  bei  der 
Lindesadministnition  «lie  Erlaubnts  erhalUm,  ßmnbvcinkessi^l  zu  halt(?n,  ohne  davon  «lie  Caldarit- 
lüjelder  l)ezahlen  zu  dürfen,  welche  wenigstens  auf  4  Jahr  nachgesehen  werden  könntt^n. 

Bei  dem  Umstände,  wo  Siebenbürgen  für  <las  eigtme  Consumo  nicht  genug  Wein  erzeuget 
und  Hungam  gar  zu  weit  abgidt^Mi  ist,  muss  der  Buccowina  die  Weineinfuhr  aus  der  Mohlau 
annoch  gestattet  werden. 

ö)  Es  bestehen  bt^rjuts  in  tlen  Städten  Czemowiz,  Sireth  und  Sm^zowa  Brauhäuser,  wo 
gutes  Bier  erzeugt  wird,  weh-hes  «ler  Wallach  gern  trinket:  es  ist  «lahero  Hoflhung.  djiss  sich  die 
Weinerfordemis  nach  und  nach  vermindern  werde. 

Die  Bukowina  brauchet  des  Jahrs  wenigstt^ns  40.000  CVntn(T  Steinsalz  Itir  das  Vieh,  welches 
bishero  von  Okna  aus  der  Mohlau  abgeholet  worden  ist.  Die  Buccowina  hat  zwar  uele  Salzquellen, 
von  weUrhen  sich  der  Bauer  im  Uebirg  das  K(x^hsalz  selbsten  zubereitet  für  das  Vieh  hinj^»gen 
nimmt  er  kein  anden»s  als  das  St<»insalz. 

Um  das  bishero  ftir  Steinsalz  in  die  Moldau  gegangene  beträ<*htliche  (rehhjuantum  in  kaiser- 
lichen Stjiaten  zu  behalten,  könnt*»  veranlasst  werden: 

a)  dass  in  der  Bucw)vina  etwan  in  KimiK>lung  eine  SidzniederUige  errichtt^t  imd  dahin 
•  ine  hinlängliche  Quantität  StiMUsalz  aus  Siel)enbürgen  verschaffet  werde, 

b)  dass,  weilen  in  der  Moldau  der  Stein  Salz  im  (Jewichte  von  IV4  CV*nt<»n  ohngefiihr  2  fl. 
kostet  in  <lie  Niederlage  (h»r  Buccovina  das  Steinsalz  so  wohlfeil  als  möglich  und  dahero  auch 
mautfrei  venw-haffet  werden  möchte,  damit  der  Unti»rthan  bi^stehen  und  keinen  Wicb-rwillen 
fass<m  kimne. 

e)  Wenn  der  Salzlx'rg  zu  Jod  oder  Schofalu  ohnweit  Bistritz  geiiffnet  werden  miu'hte, 
wiinle  das  Sü^insalz  in  die  Bukovina  sehr  wohlfeil  vers<hafft  werden  können.  Die  VerjKicIitung.  .  . 
Dadurch  liessen  sich  die  Vortheile  der  Bukovina  und  Siebenbürgi^n.s,  welclies  einen  grösseren  Salz- 
verschleiss  bekäme,  mit  einander  verbin<len,  \md  der  Hofkriegsrath  würde  im  Allerh('>c!isten  B«»- 
gnehmiginigsfoll  das  Nötliigt»  dessentwegen  ])esoi-gen,  wohergegen  des  Sudsalzes  in  <ler  Bukovina 
nicht  wie  in  (iaUizien  wird  eingeführi't  werden  können,  weil  einestlieils  so  viel  Sidzquellen  vor- 
handen sind,  die  nicht  versi>errt  wenlen  können,  andern theils  aber  der  Unt**rthan  arm  ist  und 
eine  billige  Rucksicht  venlienet. 

Sl.  Wenn  die  Bukorinn  so  rerlAeibt,  wie  sie  jet%o  ist,  wie  kann  die  0)mmnnieatimi 
mit  Siebenftürgen  unterhalten  werden,  uml  was  ist  dessentwegen  anxukehren  nöthig'^ 

Die  Coramunic4»tionsstrassen,  worauf  alle  Gattungen  Wägen  sehr  gut  fortkommen  können, 
wird  Iwuer  bis  na<*h  Siebenbürgen  vollends  fertig  wertlen. 

Für  TrupiK^nmärsche  bestehen  derzeit  durch  die  Buccowina  f(»lgende  Stationes,  wehhe 
•mlenthch  ausgemessen  wor<len  sind,  benanntlich:    von  Czemowiz  bis  KutschuiLmare  1  ^@Q)r^^flCT|p 


96  Polek: 

nelKjnstehonden  biH  Stirzc  Burlimv  8,  (von  da  bis)  (franic^'stio  8.  (von  da  bis)  Sut^awa  8,  (v««i 
da  bis)  KajK)  Ko<lrouli  37«,  (von  da  bis)  Houraori  1,  (von  da  bis)  Warama  ly«.  (von  <la  bb.| 
Kiini)olunffo  l'/».  (von  da  bis)  Domo  Ty^j^  Moil. 

Weilon  zwischen  Kirapobinf:  und  Domo  die  Weite  Jtir  i»inen  Mars<'h  zu  j]n^»ss  ist  oo  mu.SÄ 
die  Bukovina  in  Valle  Piitny  ein  Dorf  erbauen,  wosiibst  Oeueral  Enzt^nborj?  beants  ein  Wirtshaus 
erbauet  hat. 

Von  Domo  bis  Kandreni,  letzti»r  Ort  in  der  Bukowina,  1  Meil.  V(m  Kandn^ni  ^»»het  <li»r 
Marsch  nacher  Siebenbürfi^'n.  wo  da.s  erste  Ort  Kossna  heisst  und  von  Kandreni  entfernt  ist  1  M»m1. 

Wenn  also  die  Bukovina  zwis<'hen  Kimpohuij^  und  Domo  im  Vale  Putny  das  Dorf  j^^baiiet 
haben  wird,  so  hat  dies<dl)e  der  Coramuni«ition  Imlber  nicht«  weiters  mehr  vorzukehren.  Nach- 
deme  alM»r  das  ersti*  sieb<?nbüi>^sche  Dorf  Kossna  nur  aus  5  Häusi»ra  U^stj^het  un«l  von  derk*tzten 
Bukowiner  8tiUion  Kandmii  nur  1  Meil  entfernet  ist,  so  ist  ganz  natürUch,  <la8s  <ler  Mar8<-h  v<»n 
Kandri'ni  tiefer  nach  8ielK'nbürjfi«n  j^*hen  nuisse.  Weilen  ab(»r  v(>n  Kandreni  bis  R4jdna  6*/«  ^^'^ 
sind,  ohne  zur  Ablösung  ein  Dort  anzutn^ffen,  so  eni:i})t  sich  von  selbsü'n,  dass  zwis<*lK'n  K^^^^tuia 
und  der  Rodnaer  C-ontuniaz,  welcbes  eine  Entfernung  von  4Vj  Meil  ausmachen  winl.  ein  tAex 
zwei  Dörfer  siebenbüi*gischers*'its  erbauet  werden  sollt«^n,  welches  durch  das  zweite  wallachis4*hc 
Rt^giment  allerdmgs  in  die  Erlüllung  gi'bracht  werden  könnte.  Vennög  der  zwis^-hen  btvden  lie- 
ner.ilconnnandi  in  Siebenbürgen  und  (Jallizien  übi»r  die  Sache  gepHogenen  Corresiiondenz  m*»int 
zwar  das  siebenbürgische  (Jeneralctunmando  gi^nug  zu  Si'in,  wenn  Siebenbürgen  auf  der  Ro<lniier 
Contumaz  ein  Dort  erbauet:  es  werden  aber  von  Kandreni  bis  dahin  r>7j  Meil  gezählt  werden. 
die  sowohl  d(»m  Menschen  als  auch  »lern  Vieh  in  einem  Tage  zu  mju-hen  zu  schwer  fallen  wfinlen. 
Von  der  Ro<lnaer  Contumaz  bis  auf  Rodna  wird  P/s  Stund  o<l»'r  1  Meil  »lie  Entfernung  aus- 
machen. Der  demialigL'  Hauptmann  Bnmetz  hat  nach  Aussening  des  (Jeneral  Enzenbt»rg  vor  ohn- 
gefiihr  6  oder  8  Jahren  auf  Bt»iehl  des  SielK'nbüi^'r  (Jeneralcommando  die  ganzi»  (febii^sgegend 
ökonomi.sch  aufg»?nonnnen  und  seine  (ie<lankeu  Schritt  vor  Schritt  entworfen.  Dessen  abgi^tatü^ter 
Bericht  <lürfte  die  Anzeigen  enthalten,  wo  und  welchei-orten  zwischen  der  Kossna  un<l  Ro«liia 
Dorfschaften  anzulegen  thunlich  si'in  mruhte,  obgleich  dennalen  V(>n  dem  sielM^nbürgischt^n  (Jenerdl-  • 
commando  dem  Antrag  wegen  «ler  Errichtung  eines  Dorf  auf  der  Strasse  von  Kukuraza  gep»n 
Kossna  hauptsächlich  das  Bedenken  entgt^gengi*stt»llet  wird,  dass  sich  aid*  dieser  Strassen  ihi^r 
gjmzen,  durchgängig  waldigten  Strei'ke  nach  kein  Phitz  betinde,  wo  eift  Dorf  angelegi^t  wenlen 
könne,  da  nirgiuids  ein  Wasser  vorhanden  sei  und  weder  in  dieser  ganzen  I^agi»  einigi«  Getn^ide. 
wie  es  die  angi'sttdite  zweijährige  Versuche  erprobten,  aufkommen  noch  Menschen  in  einer  s«»  ödrti 
und  unfnu'ht baren  (regend  subsistieren  könnton. 

S2.  Die  Bucvotrina  haf  über  die  uncntyclflivhe  Hnierxeuguny  für  die  liemontet^  Be- 
sehirerdr  (frführt  iitul  (ietieraJ  Enxeiitterg  ftetriesen,  dnas  diesfäUige  Hateneitgiitig  die  Ati^ned- 
lurig  inid  Vichxueht  IteiNtnc  und  dn.s  Ixuid  so/rohi  hierdurch  als  dureh  arulere  Arbtiten,  be- 
sonders  hei  tirut  Uet/ioutieruugseo/uutatuio,  tuitgeuaunuen  triid.  Es  entstehet  aJjto  die  Frage. 
irie  der  Snehe  nlHfeholfen  irerden  kiinue'f 

Aus  welchen  Bewegsgrfinden  der  Bukoviner  District  das  sogi*nannte  kaist*rhche  Heu  jährheb 
hat  erzeugen  müssen,  und  dass  diese  Schuldigkeit  nur  erst  vtm  der  Bt»sitznehmung  der  Russen 
von  der  Moldau  den  Anfang  g»'nommen  hat.  dies  ist  bennts  unter  den  8.  Absi'hnitt  v-nn  Steuer- 
fusse  ausg»^fülm*t  worden.     Es  komnu^t  also  hauptsärhlich  damuf  an : 

1.  ob  das  kaisi'rliche  Heu  nach  dt-r  bisherigt^n  Observanz  erzeuget  o<hT  daftir  das  vom 
I^mde  angetragen  wordene  Aequivalent,  nändi<*h  von  jeder  steuerbaren  Familie  jahrlich  pr  1  fl.. 
angenommen  oder  aln'r  von  dieser  Abgabe,  die  zum  Status  qtw  nicht  gerechnet  werden  kann, 
gänzlich  abgeg-angen  werden  solle: 

2.  ob  der  R<»montimdei)ot  n<K'h  femei-s  in  der  Bukovina  verbleil>en  könne,  wenn  es  anch 
von  <ler  obgedachten  Heuerzeugung  abkommen  s(>llt«^: 

3.  ob  bei  Friedenszeiten  einen  oder  mehr  R*Mnontt^ndej»ots  zu  haben  dem  Dienste  vor- 
theilhaft  sei. 

Ad  1.  Nach  Äusscnmg  des  General  Enzenbi»i-g  und  nach  <ler  Bestätigung  des  galliziscben 
Generalcommando  ^ird  auf   dem  Fall,  wann    das   sogenannti*  kaiserliche  Heu    der  BuceowiDa   zur 

Schuldigkeit  zu  rtK'hnen  wäre,  dem  I^ande   und    zugleich  für  das  Aerariun|r^B^Wfx^iw>weiin  das 

igi  ize     y  ^ 


Joseph's  II.  Reisen  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  97 

(lalur  vom  Lande  angebotene  Geld  pr  Familie  jährlich  a  1  fl.  anfi^enonunen  würde;  anerwofjen 
die  <lie«fallifjc  Einnahme  hinreichend  sein  wird,  nicht  nur  fiir  1000  Rimonten  das  Heu  zu  ver- 
Rchaffen,  Rondem  auch  das  von  Zeit  zu  Zeit  erforderliche  Bauwesen  und  die  Reparatur  zu  be- 
streiten. Weilen  aber  die  Zeit  herankommet  dass  die  (inrndhemi  bald  zu  wissen  nöthij?  haben 
wenlen,  ob  noch  fernerhin  das  kais<^rlicho  Heu  gemacht  werden  solle,  oder  ob  die  Reluition  im 
(tetd  dafiir  angi»nommen  oder  aber  von  dem  ein-  wie  von  dem  andern  gar  abgegangen  werden 
winl,  damit  sie,  wenn  sie  keinen  Wiesenwa<*h8  abgel)en  dürfen,  sich  mit  mehrenn  Vieh  versehen 
und  ihre  Wirtschaften  bestellen  können,  so  wird  ihnen  hierüber  bald  die  Erklärung  gemacht  wer- 
den müssen. 

Ad  2.  Das  Cavallarische  Rimontierungsconmiando  ist  fiir  das  gegenwärtige  Jahr  mit  der 
Heuerfordemis  schon  bedeckt.  Auf  den  Fall,  wenn  in  der  Buccovina  auch  fernerhin  ein  Rimonten- 
depot  unterhalten  werden  sollti%  so  würde  es  keinem  Anstand  untf^hegim,  für  1000  bis  1200  Stück 
I^erde  das  nöthige  Heu  käuflich  aufzutrtMben,  jedocrh  mit  dem  Unterschied,  djvss  der  Ankauf  jedes- 
mal zur  rechten  Zeit  und  nicht  etwan  zur  Winterszeit  oder  geg^m  das  Friihjahr  geschehen  müsste ; 
allermaAsen  wenn  das  Heu  zu  rechter  Zeit  gekauft  wird,  die  Portion  über  2  kr.  nicht  zu 
stehen  käme.  Auf  den  Vorschlag  des  Rittmeisters  Cavallar  in  Angelegenheit  der  in  Art^nda  zu  nehmen 
angetragenen  .32  Dörfern,  um  hieraus  die  untorhabiMide  Rimonten  mit  sehr  geringen  Kosten  auszu- 
halten, hat  General  Enzenberg  erwidert,  dass  Cavallar  auf  die  Ökonomiebeamte,  deren  wenigstens 
16  sein  sollten,  nicht  gedeicht  habe;  davss  die  üntei-thanen,  wann  Cavallar  ihre  Grundstücke  im 
Bestand  hat  und  mit  Haber  anbauet,  fiir  sich  und  ihr  Vieh  nichts  zu  leben  haben  werden;  dass 
der  Fechsungs-  imd  Einnahmsimtrag  durch  eine  gründlichere  Untersuchung  vorhero  erhoben 
werden  müsste:  dass  bei  Fehljahren  oder  anderen  Unglücksfällen  diese  Si>eculation  scrhädlich  sein 
wurde,  und  dass  es  endlich  gar  zu  schwer  halten  würde,  die  Contracten  der  dermaligt>n  Pächter 
mit  der  landesfiirstlichen  Macht  zu  annulli(M*en  und  sie  ohne  Schadloshaltimg,  die  auf  24  pro  cento 
Uiiifen  därfte,  aus  dem  Besitze  zu  treiben.  Diese  Bewegsgründe  sind  hinreichend  genug,  um  von 
dieser  SptK*ulation  abzugi*hen. 

Ad  S.  Bei  Friedenszeiten  ist  nwh  niemalen  ein  ärarischer  Rimontendep<jt  bestellt  gewesen; 
bloss  allein  hat  der  tartarische  Pferdeinkauf  den  Anlass  gegeben,  dass  die  zu  schwachen  und 
jungen  Rimonten,  dann  maroden,  wie  auch  die  im  späten  Herbste  ganz  verfallen  angekommenen 
Pferde  in  Absicht  auf  das  vorräthige  kaiserlicthe  Heu  in  der  Buccowina  übei-viintert,  im  Frühjahr 
aber  auf  die  W^eide  gegeben  und  davon  die  dienstbar  geword(»nen  auf  beschehene  Anordnung  unter 
<Ue  bctaieflfendo  Regimenter  assentierest  worden  sind.  Erst  gegen  das  Frühjahr  des  I778ten  Jahrs 
geruheten  Euer  Majestät  dem  Rittmeister  Cavallar  die  Buccovina  fiir  den  unterhabenden  Ri- 
montendt*pot  zu  bewilligen,  von  welcher  Zeit  an  ihme  auch  ein  von  verschiedenen  Regimentern 
onlentlich  zusammengesetztes  Rimontienmgscommando  beigegeben  worden  ist.  Es  ist  sicher,  dass 
der  Rittmeister  Cavallar  bei  fiirgedauerten  letzten  Krieg  durch  seinen  unennüdeten  Heiss  in  Auf- 
bring- und  Abrichtung  der  Rimonten  sich  vielen  Verdienst  erworben  habe;  dermalen  aber,  wo  kein 
I*ferdeinkauf  nothwendig  ist,  sondeni  die  Annee  auf  ein  paar  Jahr  mit  den  vorfindigen  supemumerari 
Pferden  wird  auslangen  können,  scheinet  dem  Allerhöchsten  Dienst,  und  lun  das  Aerariiun  von 
den  Zulagen  und  andern  verschiedentlichen  Auslagen  zu  entledigen,  die  bei  diesem  Rimontinmgs- 
c^mmiando  in  der  Bucco\ina  vorkommen,  sehr  erspriesslich  zu  sein,  wenn  dasselbe  dissolvieret  und 
jedes  Individuum  an  seine  vorige  Bestinnnung  abgeschicket  werden  mik'hte.  Vor  der  Dissolvie- 
nmg  wäre  jeiloch  Nachstehendes  zu  veranlassen  nr)thig: 

ä)  Da  fast  söraratlicho  Cavallarische  Rimonten  vollkommen  dienstbar  sind,  so  wären  die- 
selben annoch  in  bevorstehendem  Sommer  unter  die  Chevauxlegere-  und  Husarem'egimenter  zu  ver- 
thßUen;  nur  die  zu  jung  und  schwache  saimnt  den  vorfindigen  Fohlen  müssten  in  der  Buccovina 
zuriickverbleiben. 

b)  Vor  Anseinandergehung  des  Cavallarischen  Conmiando  hätte  eine  Escadron  von  Barco 
in  die  Bukovina  einzurücken  und  die  zurückverbleibenden  Rimonten  und  Fohlen  in  die  Wartung 
zu  übcmohmen,  auch  über  dieselben  eine  besondere  Rechnung  zu  fiihren. 

r)  Insofeme  die  zurückbleibenden  Rimonten  und  Fohlen  in  der  Bucrovina,  wie  zu  ver- 
muthen  i^t,  überwintern  und  das  vorräthige  Heu  bis  in  Sommer  1781  nicht  auslangen  könnte, 
m  müBste  (las  Militarveri)fleg8amt  wegen  dieser  Heuerfordemis  Vorsehung  treffen.  ^  j 

gitizedby  VpOOQlC 


98  PoLEK : 

d)  Sollte  aber  das  Cavallarische  Commando  in  der  Biiccovina  noch  weiterhin  stehen  ver- 
bleiben, 80  würde  bei  den  Stallungen  eine  schleunige  und  beträchtliche  Ausbessening  vor  die  Hand 
%n  nehmen  nöthig  sein.  Cavallar  trägt  auch  auf  einige  neue  Gebäude  an,  deren  Veranlassung  von 
der  Allerhöchsten  Entscheidung  abhanget,  ob  das  Commando  allda  zu  verbleiben  habe.  SoUte  der 
Bau  für  sich  gehen,  so  hätte  dabei  die  Landesadministration  und  der  Eriegsoommissarius  zu  inter- 
venieren. 

Wofern  das  Cavallarische  Commando  in  der  Buccovina  länger  verbleiben  sollte,  wurde 
sämmtliche  Fourage  durch  das  Verpflegsamt  verschaffet  und  von  demselben  gegen  Quittung  em- 
pfangen werden  müssen. 

Um  dasjenige  mit  Gnmd  ermessen  und  beurtheilen  zu  können,  was  bishero  in  Betreff  des 
C^avallarischen  Rimontendepot  und  C<>mraando  angefiihret  worden  ist,  kommet  es  nach  dem  Ei^ 
achten  des  Hofkriegsraths  darauf  an,  dass  die  Bewegsursachen  von  der  diesfölligen  Aulstellimg 
nebst  denen  dazu  gehörigen  Betrachtungt^n  erwogen  werden. 

1.  Der  Ijandmann  in  der  Bucc^ivina  könnte  andurch,  dass  ihm  die  Kimonten  abgekauft 
werden,  zur  Pferdezucht  angefrischet  werden;  nacrhdeme  aber  die  dermalige  I^ndesart  vom  Pferd 
viel  zu  klein  ist,  hiemächst  die  Vieh-,  somit  auch  die  Pferdziu'ht  durcrh  das  Heuconsumo  der 
Rimonten  gehemmet  werden,  so  bleil)et  zimi  Pferdeinkauf  allda  für  jetzo  keine  Hoffnung. 

2.  Durch  das  Commando  wären  gutt^  Herde  aus  der  Moldau  zu  ziehen;  Cavallar  kaa&t 
alK»r  die  Pferde  auf  dem  Markt  zu  Brodi  und  haltet  sich  sonsten  an  anneuische  IJeferanten. 
Diese  zwei  Auswege  kann  man  sich  allzeit  vorl)ehalten,  wenn  au<*h  das  Rimoutieningscsonmiandi» 
nicht  in  der  Buccovina  stehtit. 

3.  Die  junge  Rimonten  könnten,  bis  sie  das  5.  Jahr  erreichen,  in  der  Buccovina  mit  geringen 
Kosten  und  unter  guter  Obsicht  gehalten  werden,  damit  die  Regimenter  gleich  völlig  brauchbaie 
Pferde  erhalten. 

Wenn  in  der  Bucconna  dem  Landmann  das  Heu  und  die  Hand-  und  Zugrob«>ten,  die  das 
lijind  dem  Rimoutierungscommando  leistet,  bezahlet  werden  sollten,  sii  würde  die  Unterhaltung 
der  Rimonten  allda  ebenso  h«K"h  als  in  Pokutien,  in  Siebenbürgen  !m<l  in  Ungarn  zu  stehen 
kommen,  und  denmx'h  die  Ansiedlung  und  die  Viehzucht  in  der  Buc^covina  gehemmet  bleiben:  i*»; 
scheinet  dahero  weit  fiiiträglicher  zu  sein,  in  einem  oder  in  jedem  dieser  Länder  einen  proportio- 
nierten Rimontendepot  zu  halten.  Hiedurch  würde  der  Ankauf  in  Ungarn  und  Siebenbüi^gen,  w<» 
man  in  Krieg«zi'iten  ohnehin  ungleich  mehrere  Pferde  aufbringet,  als  durch  den  Cavallarischen 
Ankauf  zu  hoffen  sind,  schon  in  Friedenszeiten  lK^f<Vrden»t,  somit  die  Pferdzucht  allda  zunehmen. 
Auch  in  der  Buccovina  könnte  man  die  Pferdzucht  betreiben  lassen,  somit  wünle  das  Geld  in  den 
kaiserlichen  landen  verbleiben.  Sollten  diese  lünder  mit  der  Qualität  gleichwohl  nicht  auf- 
kommen, so  wäre  die  Behandlung  mit  den  Armeniern  und  dem  Markt  zu  Brodi,  wovon  bereitis 
hier  oben  die  Anregimg  geschehen  ist,  zu  Hilfe  zu  nehmen,  und  ausser  diesem  hat  man  den  pohl- 
nischen  Lieferanten  Selteuhoffen  an  der  Hand,  dessen  Stellung  von  Scotti  so  sehr  gelobet  wollen, 
und  der  in  Krieg  wie  im  Frieden  eine  beträchtliche  Anzahl  jährlich  zu  stellen  bereit  ist  Wenn 
Rimontendepot«  in  Ungarn  und  Siebenbürgen  zu  stehen  kämen,  wünle  allda  das  Contributionale  mit 
der  Fourage  leichter  abgeführt  werden  können,  und  die  Buccovina  würde  an  Inwohnern  und  in 
der  Viehzucht  zunehmen. 

33.  Die  Cxeremtiser  1  hals- Inwohner  haben  sich  beklaget,  dass  sie  für  das  itaeh  Öalixien 
ausführende  Höh  die  Waldgehür  entrichten  müssen,  die  sie  in  vorigen  Zeiten  nicht  haben 
bezahlen  dürfen.     Es  entstehet  die  Frage,  ob  sie  davon  befreiet  werden  können. 

In  vorigen  Zeiten  ist  es  den  Pohlen  nicht  erhuibt  gewesen,  in  der  Buccovina  Holz  zn 
holen  und  auszuiiihren,  wenn  sie  nicht  für  eine  zweispännige  Fuhr  unter  dem  Titel  Staroötei- 
gebür  6Vt  kr.  fiir  den  Starosten  imd  4  kr.  dem  Grundherrn  entrichtet  hatten.  Seit  der  Besitz- 
nehmung der  Buc^cowina  sind  die  für  den  Stin>sten  üblich  geweste  6*/,  kr.  pro  aerario  einge- 
zohen  worden.  Mittelst  der  von  dem  Generain  Spleny  während  seiner  Anstellung  in  der  Buccovina 
eingeführten  Waldordnung  ist  unter  anderm  verordnet  worden,  dass  auch  der  Buocoviner  Untere 
than,  wann  er  Holz  nach  Galizien  führet,  wie  die  Galizior  die  obgedachte  Waldgebür  pr.  G'/t  tr- 
et  4  kr.  zu  entrichten  habe,  worauf  auch  bisnunzu  gehalten  worden  ist.  Die  diesfallige  Wald- 
nntzung  hat  jährlich  ungefähr  3-  bis  4000  Gulden  pro  aemrio  abgeworfen;  um  sie  aber  hei^in- 
zubringen  und  auf  die  Praevaricationen  soviel  möglich  acht  zu  hal>en,  mussten  bei  diesem  Gefill 
nausgesetzt  2  Officiers  und  100  Gemeine  vom  2.  Gamisonsregiment  auf  Commando  verwendet  werden. 


Josbph's  II.  Reisen  nach  Gauzien  und  der  Bukowina.  99 

Alis  Anlasfl  der  obgedachten  Waldgebür  beklaj^n  sich  die  Czeremuser  Unterthanen  in 
der  Biiccovina  bereits  im  abgewichenen  Jahr,  man  habe  sie  von  Zeit  der  Besitznehmung  ?ur  Ent- 
richtung der  Waldgebtir  verhalten,  wo  sie  doch  in  vorigen  Zeiten,  wann  sie  Holz,  Wasserkandlen 
lind  Schindehi  nach  Pohlen  ausgetühret  hätten,  weder  dem  Starosten  noch  dem  Grundherrn  dafür 
etwas  haben  entrichten  därfen,  imd  sie  baten,  dass  sie  von  dieser  Abgab  wieder  befreiet  werden 
möchten. 

In  der  Rücksicht,  dass  der  Bauer  befugt  ist,  in  jeder  Waldung,  nur  die  eingezäunten 
ausgenommen,  Hohs  zu  schlagen  und  auch  zu  verschleissou,  weshalb  bei  den  GüteiTerkauf  die 
Waldungen  in  keinen  Anschlag  genommen  werden  können,  scheinet  unbillig  zu  sein,  dass  sie,  Cze- 
remuser Unterthanen,  an  den  Grundherrn  von  jeden  zweispännigen  Wa^n  4  kr.  haben  entrichten 
müssen.  General  Enzenbei^  hat  das  Angeben  dieser  Czeremuser  mit  deme  unterstützet,  dass  die 
Abnahme  der  Waldgebür  von  Bukowiner  Unterthanen  in  vorigen  Zeiten  nicht  bestanden,  sondern 
erst  seit  der  diesseitigen  Besitznehmung  eingefiihret  worden  seie.  Es  sollten  dahero  die  Czere- 
nuLser  Unterthanen  in  ihre  alte  (rewohnheit  und  Gerechtsame  zurückgesetzet  imd  von  der  sie  be- 
drückenden Waldgebürsabgabe  pr.  6'/«  kr.  und  resp.  4  kr.  frei  gezfihlet  werden  worgegen  die 
(»allizier,  wenn  sie  Holz  abholen,  die  diesfällige  Abgabe  nach  dem  alten  Herkommen  noch  ferner- 
hin zu  entrichten  hätten;  nur  würde  es  der  Mühe  nicht  lohnen,  in  Zukunft  bei  diesem  Holzgefall 
noch  weiter  ein  so  beträchtliches  Commando  zu  unterhalten,  sondern  vieUeicht  besser  sein,  wenn 
die  Landesadministration  mit  den  Grundherren  des  Czeremusser  Thals  eine  Behandlung  eingehet  e, 
(la«s  sie  für  die  Starostengebür  jährlich  ein  Pauschquantum  pro  aerario  abführen  sollen. 

34.  Wie  könnten  die  in  der  Bukowina  und  besonders  in  den^  Gebirgen  befindliche  xer- 
streute  Hättser  in  ordentliche  Dörfer  xusammengexohen  werden? 

General  Enzenberg  stellet  die  Zusammenziehung  der  zerstreut  liegenden  Familien  aus  der 
Ursache  als  nothwendig  vor,  weil  diese  einschichtigen  Familien  keine  Viehhirten  halten  können, 
mithin  das  henimschwärmende  Vieh  Andern  Scthaden  machet,  wodurch  Schlägereien,  Pfändereien, 
auch  Mordthaten  und  unausgesetzte  Prmiesse  entstehen,  hiemächst  die  einschichtigen  Familien 
in  ihrer  jetzigen  I^age  niemalen  zur  Ordnung  und  richtigen  Abfuhr  ihrer  Schiüdigkeiten  verhalten 
wenlen  können,  da  von  einem  Orte  oder  einschichtigen  Hause  bis  zmn  andern  die  Communica- 
tions wege  ermanglen  und  die  Inwohner  öfters  bei  Ansichtigwerdung  eines  Soldaten  oder  Jjandes- 
beamten  ausreissen  und  sich  verbergen.  General  Enzenberg  lüget  diesem  noch  bei,  dass  die 
Grundherren  der  zerstreuten  Familien  derenselben  Zusamraenziehung  in  ordentliche  Dörfer  sehr 
wünschen,  mithin  hierzu,  wie  es  thunli(^h  sein  wird,  mit  Güte  und,  wo  diese  nichts  ausgibt,  mit 
Scharfe  der  Anfang  gemacht  werden  könnte,  worüber  von  ihme  folgende  Anschläge  beigebracht 
worden  sind: 

a)  Um  diese  Dörfer  mit  geringen  Kosten  herzustellen,  würden  die  benachbarten  Dörfer 
durch  eine  geistliche  Pomana  ersucht  werden,  dass  sie  an  Feiertagen,  wo  sie  für  sich  nichts 
arbeiten  därfen,  durch  einige  Tage  mit  Hand-  und  FuhiToboten  Beihilfe  leisten  möchten. 

b)  Die  neuen  Dörfer  würde  man  auf  die  Art  wie  diejenige,  welche  von  denen  in  dem  Buc- 
cowiner  District  sich  angesiedelten  Seklereraigranten  hergestellet  worden  sind  und  Isten  Szegits 
und  Fogad  Isten  sich  nennen,  erbauen  müssen,  weil  diese  den  Wallachen  sehr  gefallen.  Zur  Bau- 
direction  würden  aber  2  verständige  Officiers  erforderlich  sein. 

c)  Jedes  neue  Dorf  würde  hcKrhstens  auf  70  bis  80  Häuser  angetragen  und  der  Bauer 
verhalten  werden  müssen,  dass  er  zur  Unterbringung  seines  Viehes  Ställe  erbauen  und  dasselbe 
im  Winti»r  nicht  unter  freiem  Himmel  verbleiben  und  verderben  soll. 

So.  Sind  dermalen  die  Schuldigkeiten  des  Bauers  gegen  seinen  Grunditerrn  in  der  Bn- 
kovina  rerhäUnismüssigj  weil  jeder,  er  mag  viel  oder  wenig  Felder  haheUy  einerlei  PräMation 
unterlieget  ? 

Die  bisherige  Schuldigkeiten  stammen  ab  von  dem  Moldauer  Fürsten  Ghika,  welcher  ein 
Gesetz  machte,  dass  jeder  Zaran  oder  Bauer,  er  möchte  wenige  oder  viele  Felder  l)enützen,  seinem 
Grundherrn  folgendes  zu  verrichten  schuldig  seie:  a)  jährlich  12  Robatstäge  oder  dafür  2  fl.  im 
(Md,  wovon  dem  Grundherrn  die  Wahl  überlassen  ist;  b)  die  Decimam  von  allen  angebauten 
Feldfrüchten,  vom  Obst  und  Gartengninzeug,  wie  auch  von  aufgeschoberten  Heu  pr  Klafter 
1  Paral  oder  1»/,  kr.;    c)  alle  Jahre   eine  Henne;    d)  alle  Jahr  ein  Gespinst  Garn  von^iläufig  j 

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100  POLEK : 

V4  Pfund  im  Gewichte,  worwe^n  dor  Gnmdhcrr  von  Hanf  und  Flachs  ke'mo  Deciraam  nehroen 
darf;  c)  alle  Jahr  ein  mit  2  Ochsen  he8|)annte  Fuhr  Holz  in  die  Curiam  zuführen,  wenn  s^Jche* 
ni«*ht  über  4  Stunden  weit  entfernet  ist;  f)  alle  Keparatur  der  Wirtshäuser,  Brantweinsiedeiwn. 
Mühlen  und  i'i8ch(tci(th)dämme,  jedoch  keine  neue  zu  machen. 

Diese  Schuld ij^keiten  besti»hen  dermalen  noch;  knlij^lich  die  Decima  vom  Heu  ist  ]»r  KlaftiT 
auf  47«  kr.  gesetzt  worden.  General  Enzenl>er<^  vermeinet  den  Versuch  zu  machen,  oh  niclit  dw 
Gnmdherm  auf  die  nachfolgenden  Bedinj^isse  den  Bauern  einen  Theil  (rmndsUicke  erblich  filier- 
lassen  möchten,  und  nM'hnet  die  diesfiillij^  Dotierunj^  für  einen  pinzen  Bauer  auf  36,  für 
einen  halben  auf  24,  für  einen  Häusler  auf  8  Koretz  Feld,  wonmter  Wiesen  und  Hut  weide  scb<« 
initverstanden  wären.  Der  erforderliche  Bauplatz  zum  Haus,  zur  Stallunj;,  S<'heuer,  Schupfen  und 
zum  Hausj?arten  wän^  ebenfalls  dem  Bauer  eij^'enthiimlich  zu  übt^rjfeben.  WtTin  der  GnmdhtTT 
W\ildungi^n  hat,  wäi-e  ders(^U>e  schuhlig,  dem  Bauer  oder  Häusler  das  fiir  seinen  Gebrauch  U^ 
nöthif^>  Holz  uncntf^>ltlich  verabfolj^'u  zu  lassen.  Endlich  wäre  «ler  Gnindherr  zu  venuügen,  fibiT 
obj^edachte  Donationen  einen  Gessionsbriel'  mit  Bestimnumg  der  (Jrenzen  auszustellen,  weU-her  \n*\ 
der  Administration  aufzubewahren,  davon  aber  dem  Bauer  eine  vidimierte  Abschrift  zu  ertheflen 
sein  würde. 

Auf  diesen  Fall  entwirft  (Jeneral  Enzenberg  die  S<*huldigkeiten  des  Bauers  gegen  seinen 
Gnmdherm  folgendermassen : 

a)  von  einem  ganzen  Bauer  24  Tag  Handrobot,  24  Tag  Fuhrrobot  mit  einem  zu  4  Ochsen 
oder  4  Pferden  bespannten  Wagen  und  einem  Knecht,  von  einem  hall)en  Bauer  18  Tag  Hand- 
robot, 18  Tilg  Fuhrrobot  mit  einem  zweispännigen  Wagen  und  Knecht  Die  Reluienmg  dieser 
Roboten  hätte  von  der  Willkür  -des  Bauers  abzuhängen  und  soUe  liir  1  Tag  Handrobot  10  kr.,  für 
1  \'ier8pännigen  Wagen  täglich  30  kr.  und  für  1  zweispännigen  Wagen  20  kr.  sammt  dem  Knechte 
und  nicht  mehr  abgtMiommen  werden  dürfen.  Der  Grundherr  könnte  diese  Roboten  hö<*hstenR  in 
quartaligen  Ratis  und  in  der  Erntezeit  nicht  auf  einmal  fordern.  Wenn  der  Bauer  3  Meil  weit 
auf  die  Robot  ziehet,  solle  ihme  für  den  Hinweg  und  also  auch  zurück  jedesmal  an  der  Robot 
ein  Tag  gut  geschi*ieben  werden.  Wenn  die  Roboter  auf  dem  bestimmten  Orte  beisammen  sind 
und  wegen  üblen  Wetter  nicht  gearbeit<?t  werden  kann,  wäre  dem  Bauer  der  Robotstag  gleich- 
wohl zu  gutem  zu  rechnen.  Von  Aufgang  bis  eine  Stunde  vor  Niedergang  der  Sonne  mit  En- 
gestehung  4  Riiststunden  wäre  der  Bauer  zu  arbeiten  schuldig.  Der  Russisch-  wie  auch  der  Mol- 
dauer Kimpolunger  Okol  verdienten  aus  Rucksicht,  dass  sie  weder  Feldbau  noch  Zugvieh  haben, 
an  der  Robot  einen  Nachlass,  wornach  sie  keine  Fuhrroboten  zu  prästien^n,  sondern  allein  die 
Handrobot  zur  Halbscheid  zu  verrichten  hätten. 

b)  Die  Decima  von  aUen  Getnndsorten,  vom  (Jrünzeug  und  Obstgarten,  was  nämlich  auf 
den  Feldern  erbauet  wird,  bloss  allein  den  Hausgarten  ausgenommen,  müsste  dem  Grun«iherm 
abgegeben  werden.  Ansüitt  der  Dwima  von  Heu  hätte  jeder  Bauer  von  einer  jeilen  aufstellenden 
Klafter  4Vs  kr.  haar  Geld  dem  (Jrundherm  zu  entrichten. 

c)  Wenn  die  Eintheihmg  der  (inindstücke  obgedachtennassen  erfolget,  hätte  es  vim  ge- 
summten vorhin  üblichen  Schuldigkeibni  des  Bauers  gegt^n  seinen  (irundherm  völlig  abzukt»mmen 
und  dahero  der  Gnindherr  sich  bloss  mit  obig  ausgemessenen  Roboten  und  der  Decima  zu 
l)egnügen. 

Ausser  den  gnindherrlichen  Roboten  wäre  das  liiindvolk  auch  schiddig  dem  Landesfiir^ten 
zu  arbeiten.  Bishero  sfu'en  die  landesfürstlichen  Roboten  unentgidtlich  geleistet  worden;  wenn 
aber  nach  der  neuen  Systemisiening  das  Landvolk  auf  Militiir-  und  Provincialgebäude  einen  Geld- 
zuschuss  beizutragen  hätte,  so  würden  die  Hand-  und  Fuhrroboten  dem  Unterthan  und  zwar  auf 
die  Art  bezahlet  werden  müssen: 

a)  dass  für  jeden  Tag  Handrobot  10  kr.,  für  einen  vierspännigen  Wagen  täglich  30  kr., 
für  einen  zweispännigen  täglich  20  kr.  siimmt  dem  Knechte  bestimmet  werden  könnten,  wobei 
aber  genau  darauf  würde  gesehen  werden  müssen,  dass  zu  den  Arbeiten  erwachsene  Linite  und 
nicht  etwa  Kinder  gestellet  werden. 

b)  Den  Zimmerleuten  aus  dem  Landvolke,  nachdeme  sie  l)ei  dem  Bauwesim  beständig  ver- 
bleiben müssen,  folgsam  ihrer  eigenen  Wirtschaft  nicht  nachgehen  können,  könnten  täglich  18  kr. 
zum  Taglohn  besthnmet  werden. 

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JosEPfi's  II.  Reisen  nach  Galizien  und  deb  Bukowina.  101 

c)  Was  aber  die  Vorspaniwadmmistriening  fiir  Tnippenmärseho,  Artillerie,  Gewehr,  Moiitur, 
Krante,  Verpflegsnaturalien  und  sonstig  ärarische  Transporte  anbelanget,  mrd  sich  in  der  Bucco- 
wina  nach  dem  gallizischen  Vorspannsregiilativ  benommen,  auch  hiemach  dem  Bauer  die  Bezahlung 
geleistet  werden  müssen. 

Soweit  der  Antrag  des  Generalen  Enzenberg  von  der  Rol)ot  und  von  sonstigen  Schuldig- 
keiten handlet,  hält  der  Hofkriegsrath  für  nöthig,  dass,  je  nachdem  als  Euer  Majestät  die  künf- 
tige Abtheilung  und  Verwaltung  des  Bucco^iner  District  zu  entschliessen  befinden  werden,  die 
Einrichtung  der  Robot  und  anderer  Schuldigkeiten  der  Bauern  in  der  Bestimmung  des  Qualis  und 
des  Quanti  und  der  Zeit  übereinstimmend  mit  derjenigen  von  andern  benachbarten  diesseitigen 
Provinzen  wird  gemacht  werden  müssen,  damit  nicht  in  der  Buccowina  etwas  solches  Neues 
gemacht  wenle,  so  auf  die  anliegende  Provinzen  einen  nachtheiligen  Einfluss  haben  könnte,  gleich- 
wie auch,  falLs  Euer  Majestät  in  der  Buc^^owina  mit  der  Zeit  eine  Grenzmiliz  zu  errichten  beiHn<len, 
um  dadurch  nach  der  bereits  zu  vernehmen  gegebenen  Gesinnung  die  (rrenzketten  bis  an  Pohlen 
zu  ergänzen,  dem  (ieneral  Enzenberg  in  Verfolg  seines  obberührten  eigenen  Vorschlag,  womach  er 
die  Grundherren  zu  vermögen  antraget,  dass  sie  denen  üntertlianen  einige  Gründe  eigenthümlich 
einräumen  sollen,  die  Aufgab  zu  machen  wäre,  ob  er  nicht  auch  möglich  hielte,  für  jene  ünter- 
thanshäuser,  wo  ein  Mann  zu  Grenzdiensten  entbehrlich  ist,  die  dem  Grundherrn  schuldige  Robot 
un<l  Zehenten  dos  Haus  mit  Geld  ab  aerario,  das  ist  von  denen  Districtseinkünfben  zu  redimieren 
und  mit  dieser  Redemtion  so  wie  mit  der  Löhnung  im  Cordonsdienst  dem  dienenden  Mann  eine 
Gattung  einer  I)ien8t<lotirung  zu  geben,  ohne  selbst  die  Herrschaften  einzidösen. 

Hierin  bestehen  die  Hauptpunkten,  worauf  es  in  Ansehung  der  Buccowina  ankommet,  um 
dai^elbst  die  Wege  und  Mittel  zu  einer  nutzbaren  Einrichtimg  und  Benutzung  des  District  zu 
öffnen  imd  zu  erreichen,  und  von  welchen  Punkten  vorzüglich  diejenigen  einen  baldigen  AUer- 
hik^hsten  Ents<-hluss  nothwendig  haben,  welche  auf  die  Mappienmg  und  Conscription  oder  die 
Fassions^  und  respectivo  Populationsstandeinreichung,  auf  die  Steuerregulierung,  auf  die  Ansiedlung 
der  Armenier,  endlich  darauf  den  Bezug  nehmen,  ob  die  Buccowiner  noch  femer  Heu  lief^m  sollen 
o<ler  pr  Familie  den  dafür  angebotenen  1  fl.  angenommen  werden  darf  oder  auch  diese  Abgab 
aufhören  kann. 

Soweit  der  Buccowiner  District  zu  solchen  innerlichen  Verbessenmgsanstalten  geeignet  sein 
därfte,  wie  z.  B.  der  Bergbau,  die  (rold Wäscherei,  die  Errichtung  einer  Lederfabrik,  Pottasch-  und 
Salnitersidereien,  einer  Papiermühle,  Anlegimg  mehrerer  Bnmnen,  Einführung  einer  FeuerlÖsch- 
ordnnng  und  andere  derlei  Polizeigegenstünde  sind,  hat  man  derzeit  hierüber  etwas  vorzunehmen 
no(^h  nicht  an  der  Zeit  zu  sein  befunden  und  trägt  anbei  an,  lediglich  der  liandadministration  zu 
überlassen,  dazumal,  wann  und  wie  sie  nach  denen  liocalumständen  aiu'h  zu  derlei  Veranlassungen 
furzu8<^hnnten  ermessen  wird,  hiember  die  Vorschläge  zu  machen  und  das  Nöthige  an  Ort  imd 
Stelle  einzideiten. 

Ob  der  General  Enzenberg  und  der  Oberkriegsconunissarius  Wagmuth,  wann  Euer  Majestät 
über  das  gegenwärtige  ComraissionsprotokoU  den  Allerhöchsten  Entschluss  abgeschöpft  haben 
werden,  sich  alsdann  sogleich  auf  ihre  Posten  von  hier  zurückbegeben  können  oder  no<*h  weiter 
in  Wien  verbleiben  sollen,  darüber  wird  sich  Euer  Majestät  Willensmeinung  ebenfalls  erbieten. 

Wien  den  15.  April  1780. 


II. 

Anmerckung  zur  Buccowiner  Sistemisirung  gehörig 

in  Folge  des  H.  Kr.  Räthl.  Commissions-Protocoll  Yom 
4ten  April  1780.  *) 

Orig.  (Registratur  d.  Bukow.  k.  k.  Landesregienmg.) 

Wie  wäre  oMetifalh  ein  ThcH  (der  Bukowina)  an  GaUirien,  und  der  andere  an  Sieben- 
bürgen  abzugeben? 

Der  Ijage  nach  wäre  der  Theil  von  der  ( rallicischen  Oiünze  bis  an  Moldawa  Fluss  an  (Jalli- 
cien,  der  übrige  kleine  Theil  aber  von  dem  Moldawa  Pluss  angefangen  bis  an  die  siebcnbürgischen 

*)  Ich  führe   nur  jene  Punkte  an,  durch  die    das  Commissionsprotokoll   erläutert   oder3^lC 
weitert  wird.  ^ 


102  Polek: 

(i  ranze  an  SiolxMibiiixen  abzuji^'bon.  Der  Goneral  Major  Bixnm  v.  Enzenberg  hat  bcy  seiner  ßuck- 
ivise  von  Wionn  nach  dem  erhalti^non  Aiiltraj^  von  dieser  Gebend  mx'Jiuiablen  die  Einsicht  gi*- 
nobmen,  und  bt»funden,  dass  in  obj^^laebten  Tbeil  das  zwoyto  ohnehin  schwache  Wallachiscbe 
Infanü^rie  Rt»«;riment  erweitert  und  verstiireket  werden  könte.  Bey  der  diosfölligen  Militarisinui^ 
käme  nur  das  Dorf  VV'alJ'^  Saeky  von  dem  Kloster  Shitina  in  der  Moldau,  und  .die  übrijn*ii  in 
ProtoeoU  an'rez^n^^'n  6  Ortschaften  «unmt  einschichtij^'en  Häusern  von  dem  ßuccowiner  Kloster 
VV'oronct/.  einzubhsen . 

IT/V  ist  die  Steuer  in  der  Biieroirina  in  vorigen  Zeiten  bestanden,  und  tras  irärr  bey 
der  neuen  Sifstontisirnny  für  ein  Steuer  Fuss  einxuführeuY 

Nach  Inhalt  des  Pn^»t<K'olls  ist  der  neue  Steuer  Fuss  fiir  jeden  Stand  ins  besondere  ange- 
tra.i^'en.  Nacbdeme  aber  eines  theils  das  1780te  Mil.  Jahr  schon  üb«»r  die  Helfbe  verstrichen  ist, 
andeivn  theüs  aber  die  Protuction  und  Fassions  Einn?ichung  vielle  Zeit  erforderen  wint  m  ist 
man  der  allenmterthänijfi^t  immassj^ebi^sten  Meinung?,  <lass  filr  gegenwärtigem  Jahr,  wo  das 
liand  Vollk  ohnehin  mit  viellen  ohnentgeldlichen  Robothen  annoch  beschweret  ist,  der  alte  SüMier 
Fuss  beyzul)ehalten  st*yn  dörfte,  nur  der  Russisch-Kimpolunger  Okol  solle  sich  der  allerhiichsten 
(ruade  zu  erfreuen  haben,  dass  flr  anstatt  der  Contribution,  dann  der  Setina,  und  Deseüna,  und 
für  alle  Abgaben  überhaupt  blos  das  bereits  bewiUigt  wordene  Paasch  quantimi  pr.  1000  Stück 
Ducaten  pro  anno  1780  iK^zahlen  därfe.  Was  hingegen  die  Juden8<*haft  anbetrift,  so  würde  es 
keinen  Anstand  unterliegi^n,  diesolbim  schon  für  heuer  nach  dem  für  sie  ausgemessenen  Steuer  Fürs 
behandeln  zu  kimmMi.  Nur  wiirde  nöthig  seyn,  durch  einen  verlässlichen  Officier  mit  ein  Foiirier, 
und  2  Kahals  Persohnen  die  Judensehaft  conscribiren  zu  las8«»n,  W(»lch  ersten  die  liefer  G<^lder 
dem  2ten  al)er  eine  Zulage  abzurei<*hen,  erfordeiiich  wäre. 

ICs  befinden  sieh  in  der  Bueeoirina  bis  S(tO  Fnnrilien  Jtalen  deren  rar  der  Ru^sisehfn 
Orrupirunfj  etira  l)ey  400  fjeiresen  sind;  wie  können  diesellmi  da  sie  dem  lAinde  besehrerlith 
falten y  rer mindert  werden'^ 

Nacbdeme  die  Regulirung  und  Vermindenmg  der  Judenschaft  mit  dem  Sisteraisinings 
(Jeschäft  in  der  Huccowina  keinen  wesentlichen  Zusaraenhang  hat,  sondern  denm  längen?  Beybe- 
haltung  viel  mehr  der  guten  Ordnung,  dem  Statt  imd  dem  gemeinen  Wesen  von  Tag  zu  Tage 
schädlicher  wird,  so  würde  es  von  der  allerhöchsten  Entschlüssung  alleine  abhangen,  ob  nach 
Inhalt  di^s  Commissicuis  ProtoeoU  die  interimal  Administration  die  Abschaffung  der  Juden  anter- 
nehmen  solle?  Diese  Abschaffung  siebet  man  als  den  Haupt  Gegenstand  an  wodurc'h  bey  Reguh- 
rung  der  sonstigen  ßuccowiner  Angelegimheiten  allschon  viele  Hintemüssen  aus  dem  Wege  ge- 
schaffet seyn  werden. 

Dan  Kloster  Horeexa  in  der  Buceoninn  maeht  Anspnteh  auf  die  Veberftthrs  Einkiinftr 
ron  der  Sehif  Brüeken  xu  Cxernowitx  über  den  I^iäh  Fln^s  mittelst  Beibringung  xweyer  PH- 
rilegien  ron  dem  Moldauer  Fürsten  Gregor iu^  Johan  und  dessen  Nachfolger  Gregorius  Gika 
Alexmuier,  dass  demsell)€n  diese  Ccberfuhrs  Einkünfte  der  Annuih  halber  xttr  Verbesserung 
ihrer  Umstände  nach  der  Anxeige  ron  ao  17 TS  schon  cor  10  Jahren  geschenekt  un)rden  seye^t. 
Ob  schon  sie  in  Jahr  IT  TT)  auf  austrücklichen  Befehl  des  Oberstlieut.  Mieg  ron  grossetf  Or- 
neral  Staab  eine  mit  riellcn  Kosten  erbaute  Schif  Brücke  hergcstclt  hätten,  so  trärcft  iiimt 
gleich  tcohlen  ao  IT  TT  die  Einkünften  entxohcUy  und  anstatt  ihrer  eine  Kay  serliche  Sehif  Brückf 
errichtet  worden.  Das  Kloster  bittet  dahero,  um  die  Confirmirung  dieses  Prieilegii,  oder  für 
die   reifer fuhrts  Einkünften  um  ein  anderes  Equirallent. 

Hierauf  kommet  allenmterthänigst  zu  bemercken : 

a)  Nach  Inludt  der  Privilegien  ist  diese  Schanckimg  zu  keiner  Fundation  zu  rtH-bneti, 
weillen  selb^  erst  ao  1768  gemacht  worden;  Zudeme  erweisen  dieselben,  dass  es  jeden  neuen 
lijuides  Fürstin  freystehe  dius  Privilegium  zu  confirmiren,  oder  aber  aufzuheben. 

b)  Da  die  Jura  Huvionmi  ülierall  den  I^mdes  Füi-sten  zustehen,  so  wäre  der  zeitliche  Pacht 
Füi-st  ni<-ht  vermögi^nd  länger  hinaus,  als  auf  seine  lebens  Zeit  ein  Privilegium  zu  ertheUleo, 
weillen  Er  ohne  Bewilligung  der  Pforte  ein    landes  fürstliches  Regale    nicht  verechencJcen   konoefi. 

Aus  v«>rlieg<.»uden  Gnni<ie  hat  der  General  Feld  Zeug  Meister  Graf  Siskowicz  mit  B^^cn^h- 
migung  des  Hnf  Kriegs  Rjitbs  Ao  1776    zu  Erbauung   dieser  Schif  Briu-kep^die  B<»ftihle    ertheilt 


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Josbph's  II.  Bbisbn  kaoh  Oalizibk  itkd  DBB  Bukowina.  103 

untl  Ao  1777  ist  sie  zu  Stande  j^komnien,  und  das  Brücken  Geld  davon  dem  aemrio  verr»H*hnet 
worden.  Es  scheinet  sehr  bedencklich  zu  seyn,  auf  vorjifedachte  Privilegien  eine  Rucksicht  zu 
nehmen,  weillen  auch  andere  die  voi'hin  das  üeherfnhrts  Rei'ht  in  der  Buc^-owina  exercirt  hahen, 
sich  ohnfehlhahr  in  Bewegung  sezen  würden. 

Aus  dieser  Ursache  hat  das  Gallicische  General  Commando  das  Kloster  Horecza  auf  dessen 
Gesuch  untern  4ten  April  1778  abweislich  verbeschieden.  Weillen  aber  das  Kloster  anzeiget, 
dass  es  Ao  1775  auf  Anordnung  des  Oberst  Lieut.  Mieg  mit  viellen  ünkr^sten  eine  Schif  Brücke 
erbauen  müssen,  diessorts  aber  hievon  nichts  eigentliches  l)ekant  ist;  So  wird  der  General  Enzen- 
beiig  hierüber  die  Untersuchung  anstellen,  und  den  Bt*richt  mit  der  Wohhneinung  beizubringen 
haben,  ob  auf  den  Fall  als  das  Angebeu  vor  richtig  befimden  wurde,  dem  Klaster  Seniel  pro 
Spmper  wegen  <ler  obgedachten  Brücken  einige  Entschädigung  zuzuwenden  sevn  därfte. 

licmberg  den  löten  Jiuiy  1780. 

Frcyh.  von  Schröder 
F.  M.  L. 
Johann  Franz  Waginuth  Enzenberg 

Ob.  Coram.  GM. 


III. 

Bojar  Basilus  Balsch  an  den  Hofkriegsrathspräsidenten  Grafen 

V.  Hadik. 

Orig.  (Arch.  d.  Minister,  d.  Inneni,  Sig.  Nr.  16  ex  17S0,  U.  a  6.)     Praes.  13.  Nov.  1780. 
ünterthäniges  Pro  Memoria. 

Das  Wohl  des  Vaterlands,  die  beghickte  Aussicht  einer  Wonn»*voUen  Zukunft,  der  aufl)!!!- 
hende  Staat,  und  die  Stimme  des  Volcks,  welche  an  Ihro  Maj(\stät  einen  das  Wohl  seiner  l^nter- 
thauen  atbmenden  Monarchen  preiset,  sind  der  vorschlagende  Beweggrund,  welcher  End(»sgefer- 
tigti'n  in  Gemässheit  seiner  von  dem  Bischoffen  von  Radauz  sovv(»hl  als  denen  gesamten  Ständen 
der  Buwjiwina  erhaltenen  hiemeben  Sub  A.  auverwahrü^n  Aufträgen  erdivustet.  Euer  Exccllenz 
hohe  l^nterstützimg  zu  dem  Ende  zu  erflehen,  womit  es  gefällig  seyu  möge,  nachstehcjid  dem 
AllerhrK^hsten  Aenirio  sowohl,  als  <ler  Wohlfahrt  des  Vaterlandes  giMueinnützig  behufige  Vorstel- 
lungen Allerhr)chsten  Orts  (Jnädigst  vorzulegt^n,  und  hierdurch  die  Buccowina  ihren  aufkeimenden 
Wohl  genähert  zu  werden,  das  (rlücke  haben  möge. 

Euer  Ex«41enz 

unterthänigster 

Basilius  Balschs 
Bojar  und  abgeordneter  der  Boukovina. 


IV. 

Beschreibung  der  Buccowina 

und  deren  Innern  Yerhältnias. 

Orig.  (Andiiv  d.  k.  k.  Ministeriums  d.  Inneni.  Sig.  ad  Nr.  16  ex  1780,  II.  a  6.) 

Je  gereinigten?  (Jrundsätze  die  Menschen  in  einem  gesittett^n  Staat  sieh  bey  der  lieutigen 
Epoche  eigen  zu  machen  wetteifeni,  un<l  je  vtrfeinerterc  Beurtheilungs-Kraft  hierdurch  «lenenselben 
xa  Theile  wird,  die  die  Stütze  der  (tesells<'haft  und  die  (ilückswligkeit  des  mensehUchen  I/^bens 
bef»»stiget,  eben  so  feurig  werden  wir  von  einem  iunemi  Trielu»  lx»se<'let,  jenen  gleich  zu  werden, 
die  wir  aus    dem    allgemeinen  Schöpfungs  (Jnnul    als    MitbürgtT    dieser  Welt   anzusehen,  uns  Im»- 

rwbtiget  halten. 

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104  Polbk: 

Gleichwie  mm  die  Stüt7A3  eines  jeden  Staats  auf  der  Ordnung?  und  Heilsanicn  der  Iosl^ 
des  Landes,  und  dem  TiCben  der  Menschen  angemessenen  Gesatzen  benihet,  so  haben  wir  des 
Allerhöchsten  Dienstes  zu  seyn  erachtet,  die  wahrhafte  Liage  des  I^imdes,  Gebräuche  und  Miss- 
bräuche  der  Nation,  in  wieweit  solche  auf  das  Allerhöchst  imd  allgemeine  Besten  einen  guten 
oder  bösartigen  Einfluss  nehmen,  die  Zersc^hiedenheit  der  Stände,  und  ihrer  Obliegenheiten.  dt»D 
Verfall  des  Cbmraercii,  imd  wie  solches  auflebend  zu  machen,  die  Auflagen  und  Abgaben,  wie 
8(»lche  gemeinnützig  zu  verringern  und  zu  vermehren,  mit  ihren  Enb*tehungs-Ursachen  und  ohn- 
maasgeblichen  Abhelfsgründen  zu  allermildester  Einführung  eines  Allergnädigsten  Systems,  ib 
allertiefester  Erniedrigung  ohnzu verhalten,  unci  da  unsere  vorzügliche  Bitte  sich  auf  die  Beybe- 
haltung  der  militaire  Jurisdiction  hauptsächlich  fusset,  so  mögen  nachgesetzte  Beweggrunde,  als 
dieser  Bittgewährung  nothwendig  und  der  Allerhöchsten  Bemerkung  nicht  unwürdige  Gegen- 
stände zur  Einleitung  dienen. 

Gründe  nur  Beyhehalfung  der  militaire  Jurisdiction  in  der  Buccotrina. 

A.  Die  gesamte  türkische  Gebieth  sind  von  ihrer  Entstehung  an,  jederzeit  der  militain? 
Gerichtsbarkeit  untem'orfen  gewesen,  und  waren  sogar  die  Prinzt^n  gewohnt,  von  einem  Regiments- 
Nahmen  ihre  Benennung  zu  entlehnen.  Da  mm  die  Buccowina  einen  Theil  der  Moldau  ausgeram-het 
hat,  so  brauchet  es  ja  gar  keiner  weitwendigeren  Auflieitenmg,  dass  die  Innwohner  und  das  Volck 
durch  die  angebohnie  Gewohnheit  auch  einen  angebohmen-  nut  der  Zeit  aber  erlöschlichen  Hang 
zu  dem  Mihtai^e,  fiir  Civil-Beamte  aber  wenig  oder  giir  keine  Achtung  haben. 

B.  Die  Buc(^wina  ist  stets  gehalten,  mit  dem  Fürsten  vt»n  der  Moldau,  dann  dem  Bascha 
von  Hotin,  Bascha  von  Mohilow  und  jenen  Nachbarn  sich  in  Correj?jK>ndenz  zu  setzen,  welche  nur 
aus  militaire  Individuen  bestehen,  und  diese,  nicht  aber  eine  (^ivil-Persohn,  zu  schätzen  wissen. 

C.  Die  grösstö  Herren  der  Moldau  sind  in  der  Bucx-owina  begütert  und  in  allen  Vorfallen- 
heiten  gewohnt,  auf  militaire  Art  kurz  verbt^schieden  zu  werden,  und  die  Bojaren  stehen  die  Bm*- 
cowina  als  einen  süssen  Zufluchts-Ort  und  gleichfalls  als  ein  Beyspiol  der  mildesten  Einrichtung 
unsers  AUerdurchlauchtigsten  Erzhauses  an,  daher  auch  jene,  welche  keinerdings  der  hien»rtigen 
(Jerichtsbarkeit  untergeben,  mit  besonderer  Wärme  und  Neigung  dem  Allerhöchsten  Erzhaus  zu- 
gethan  seynd,  welche  in  jenem  Fall,  wo  die  Buc<*owina  in  zerschiedene  (lerichtsbarkeiten  zertheilet- 
oder  Gallicien  und  Ludomirien  einverleibet  werden  würde,  einigt^nuasen  schü(*htbar  werden  könnte. 

D.  So  leicht  eine  Emigi*ation  duivh  Anordnung  (»iner  Conscription  entstehen  ki'mnte,  da  die 
Türken  siMt  dem  unglückH(^h(»n  1.5t<»n  StH'ulu,  in  welchem  unsen^  Voreltern  die  Moldau  als  ein 
Lehn  an  die  ottomannische  Pforte  abgegeben,  dergleichen  niemalen  fürgenommen,  die  Innwohner 
daher,  von  denen  Waffen  entwöhnet,  und  deren  blose  Benennung  denselben  schreckbar  seyn  mögte, 
so  wän^  doch  die  Einfühnmg  alles  dessen  nach  und  nach  thunlich,  und  in  ein  Sysü^m  zu  bringen, 
wann  das  l^imd  unter  der  militaire  Gerichtsbarkeit  anfänglich  zu  verbleiben  hätte,  da  besonders 
in  der  unteren  Moldau  gute  und  diensttaugliche  Soldaten  zu  linden  seynd. 

Aus  obangezogenen  mag  nunmehro  auf  die  Nothwendigkeit  der  militaire  Gerichtsbarkeit 
von  St^lbst  erleuchtest  geschlossen  werden,  der  erste  Gegenstand  meiner  Beschäftigimg  soll  daher  seyn: 

Die  Eintheüung  der  Stände, 

Diese  sind  geistliche  und  weltliche;  Obwohlen  erstere  wegen  ihrer  Vielheit,  und  nach  Art 
des  orientahschen  Gouvernements  einberaumter  Macht  der  Erkenntniss  von  welthchen  Angelegen- 
heiten, ohnstrittig  den  Vorzug  haben. 

Unter  denen  weltlichen  sowohl  als  gristlichen  hat  den  Vorrang  in  diesen  Gegenden  der 
Fürst  von  der  Moldau,  von  welchem  der  Erzbischoff,  welcher  wieder  gewisse  Jurisiüctionen  über 
die  Klöster  in  der  Buc«)wina  ausztuiben  hat,  einigermasen  abhänget,  dessen  Rt^iemng  meisten- 
theils  dre}jährig,  und  durch  Geld  erwürket  wird.  Dann  folgen  die  Bojaren,  welche  gemeiniglich 
in  drey  Rangen  eingetheilet  werden,  wovon  die  erstere  nur  in  Ixjuten  von  altem  Herkommen  be- 
stehet, welche  nebst  anderen  Vorzügen  die  ersten  Aemter  des  Landes  besitzen  zu  können,  das 
Recht  geniesen.  Die  zweyte  Classe  der  Bojaren  schlieset  sich  auf  einen  gewissen  Grad,  und  die 
dritte  wird  nur  durch  Gunst  der  Fürsten,  oder  abseitige  Pretection,  Bestechungen  und  derley  be- 
stunrat,  dahero  auch  die  3Iitglieder  dieser  Classt^  nichts  als  den  Titel  der  letzten  Bedienstung  im 
Lande  gewinnen,  und  die  Absicht  nur  dahin  zwecket,  Leute  aus  der  Contribution  zu  setzen.  Der- 

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Joseph's  II.  Reisen  nach  Galizten  und  der  Bukowina.  105 

•i^l*»i<*hon  Individuen  sind  mithin  von  allen  Vorzügen  der  Noblesse,  wie  auch  denen  Gesellsehallen 
ausj^es<'hlossen,  und  müssen  ihre  Oollateral-Erben  jederzeit,  die  ö(>hne  alwr,  nur  dann,  wann  sie 
iiiK'h  Aldeihen  ihrer  Väter  keine  derjjjleiehen  Bedienstungen  anüvten,  die  bdiörige  (-ontrihution 
ahfiihren.  Dann  werden  mehrentheils  aus  dieser  (lattung  lA'uten  Kaufleute,  Mazillen,  un<l  Diener 
für  Bojaren  j^emacht. 

Bey  Gelegenheit  der  Benennung  der  Mazillen  finde  ich  für  nöthig,  die  wahrc  Gestallt  dieser 
1^*11  te  von  dämmen  aufzude(*ken,  damit  man  in  Betreff  dieser  Mittel-(feRch()pfe,  welche  sich  hi 
<l»»n  S(^*mowiz«T  District  seiner  Majestät  den  Kayser  mit  z<^rschiedenen  Wahrheitswiedrigeu  untin* 
inissbniuchlicher  Unterzeichnung  als  Bojaren,  zu  behelligen  erfrechet,  auf  die  Conduite  der  wahren 
B<vjaivn  keinen  ungleichen  Verdacht  schöpfen,  und  auf  ihre  entgegengesetzte  Benehmungs-Art  zu 
s<*hliest*n  befähigtet  werden  möge. 

Dies*»  Mazillen  waren  jederzeit  verbimden  (.'ontnbutionen  abzuliihivn,  haben  mit  denen  Bo- 
jan»n  keine  Ähnlichkeit,  da  si«»  zu  soviel  fürstlich-  als  Landes- Arbeiten  ohnentgeUlhch  als  Aufseher 
vei-wondet  und  zu  ihrer  Schuhligkeit  mit  jH'inlichen  Stmfen,  worzu  sogar  den  Bojaren  die  Be- 
fntn^is  einberamnet  ist,  angehalten  werden  können. 

Da  diese  Sorte  von  I/niten  seit  der  beglücktt»n  Regierung  unsers  AUerdurchlauchtigsten 
ErzhauKi^s  einigeraal  zu  arbeiten  verwendet  worden,  itir  welche  denenselben  von  dem  Aerario  eine 
Vergütung  zugeflossen,  so  wai*e  el>en  diese  süsse  Verfahnmgs  Ai*t  die  sie  sich  sonst  kaum  er- 
tniiinieii  lassen  konnten,  der  Iwhinderliche  Gt^genstand  ihrer  Pfliehttni,  \md  bemuthigte  ders(»ll)en 
EinbiMung,  nach  welcher  sie  sich  übel  a<luiinistrii-t  glaubten,  die  Majestät  mit  der  Untei-fertigung 
als  Bojanm  mit  zerschicilenen  eben  so  unl>edeuh.end(»n  Bittschriften  zu  belästigiMi,  \md  in  dem 
l^inde  vervielfältigte  Verwimmg  anzurichU'n, 

Die  Bojan^n,  deren  wesentlichen  Ursprung  ich  oben  zergliedei-t,  und  welche  unt»»r  dieser 
^Ificklirhen  Regienmg  nichts  als  die  Züge  der  Cirossmuth  und  Menscben-Liebe  veivhren,  deren 
Alb*rhrH'hstt^  Befehle  sie  sich  jederzeit  zur  Richtschnur  ihrer  Handlungen  dientni  zu  hissen  Hir- 
g-psetzot,  erbitten  sich  daluT  die  Festsetzung  eiui*s  Allergnädigsten  Systems,  wodurch  solche  jenen 
bt^g-lückten  Mitbürgi'm  dieser  Welt,  die  ihn^  Wohlfahrt  <len  Stiuiten  Oesterivichs  alleinig  zu  ver- 
«lancken  haben,  ähiüich  gemachet  zu  werden,  das  Glücke  haben  mr)gten,  und  da  der  UrstofT  so 
vieler  Unordnung  und  Ausschweifungen  dieser  Mazillen  eine  n(tth wendige  Folge  ihrer  P]i7.iehung 
lind  ver<lerbter  Sitten  ist,  welche  l>li»s  von  tlem  altem  Gebrauch  der  türkischen  Regierung  her- 
riilin-'t,  so  erflehen  wir  die  AUerhik'hste  (Jnade  dahin,  wonn't  solclie  für  ihre  dermalige  Verge- 
hungen nur  duivh  Bestimmung  der  (lesetze  hinfort  von  ihivn  Unfug  abgeleitet,  und  deneu.sell>en, 
ti'u'h  eines  sittlichen»  Betragens  zu  bestreben,  mitgegi^ben  werde. 

Die  Bojaren,  die  Geistlichkeit,  als  ErzbischoflT,  Bischoff  und  die  Vorst*»her  derer  Kbmter 
waren  jedes  mal  von  aller  Gattung  CVmtributionen  ausgenonunen,  d(H*h  mustern  diesell)e  die  l)e- 
kannte  Auflag  der  Kostina  und  Des<*ttina,  ebenfalls  entrichten,  obwobln  solche  nach  Maasgabe 
ihrt*8  Standes  und  Würde  von  einer  gewissi^n  Anzahl  Vic^h-Impost  befreyet  waren.  Wie  zum  Bey- 
Rpiel  der  Bischoff  von  allem,  was  nicht  Taust»nd  übei*stieg,  der  Bojar,  was  nicht  800  ül>ertraf, 
auch  weniger,  in  Gemä+jsheit  seiner  Würde,  zu  entrichten  hatte,  wobey  die  Mönche  von  eigenen, 
nii-ht  zur  Comunität  gehörigen,  ohne  (Jnad,  die  Auflag  abzufülm'n  verbunden  waivn.  Dann  wurden 
denen  Bojan^n,  Bischöff-  und  Äbten  der  Klöster  eine  gewisse  Anzahl  von  IxMiten  zur  Dienstlei- 
stung In^gnehmigi^t,  welche  von  denen  Kontributionen  gänzlicb  iK^fn'vet  wan^n,  und  da  l)ey  An- 
tretiing  der  glomM*chst*m  Regienmg  Ibro  Kayserlich-KrinigUch-A[)ostolischen  Majestät  alh\s  in  dem 
alten  Stand  zu  belasstm  allergnädigst  befoblen,  so  zwecket  auch  unsere  fussfiilligste  Bitte  dahin : 
uns  Wy  Errichtung  eines  Allergnädigsten  Systems  dit»  vorhin  genossene  Vorzüge  imd  Rechte  aller- 
mil«It*st  angedeyheu  zu  hissen. 

Da  nun  der  geistliche  Stand  sowohl  an  der  Mehrheit,  als  an  <iüter  den  weltlichen  weit 
übersteiget,  so  mag  nachstehende  weitwendigeit^  Aufklänmg,  «ler  nothwen<ligkeit  eines  neuei-en 
Sy.stems  den  bemerkungs  wünligi^n  Ausschlag  geben. 

Von  den  gcislliehrn  Sfiuidni. 
Es  ist  ausor  allem  Zweifel    gt»setzt,  dass    die   (ieistlichkeit    in    der  Buccowina    aiiw meisten  | 
liejditert,  und  den  grösten  Theil  des  I^andes  ausmache.  Digitized  by  VjOOQIC 


106  PoLKK : 

Der  Klerus  wird  eingetheilt  in  den  Bisehoff  von  Radauz,  und  mehrere  Klöster  uiit  ihren 
Vorstehern.  Der  Bisohoff  welcher  zu  Radauz  ebenfalls  wohnhaft,  ist  ohnstreitij?  der  erste  des  p^ 
samten  Klenis  in  der  Bueeowina,  doch  erstn^-ket  sich  seine  Macht  hnlif^lich  auf  die  Poppen  welch*' 
zu  seiner  Dioeees  jj;chörige  (sie).  So  wie  nun  dieser  besaj^  Bischoff  auch  auser  dem  I.ande,  >*• 
hat  der  Erzbischoff  von  Jass  und  der  fj;anzen  Moldau,  auch  in  der  Buccowina  seine  I)iotxt»sen. 
mit  dem  üntei-schied  aber,  dass  der  Bischoff  deivn  mehrere  austn*-  als  der  Erzbischuff  in  der  Buc- 
eowina  Imsitzet,  von  welch  letzteren  ich  \H^y  denen  Missbräuehen  der  Klinster  mehn^res  zu  sa^n. 
(Jelef^enheit  habtm  werde. 

Dem  Bischoffen  folj?en  di«»  Vorsteher  deren  Klöster,  deren  Anzahl  und  Benahmsun^  ich  in 
Erforderunj^s  Fall  einzeln  voraule^'n,  erböthi^  bin,  und  da  die  Unordnunjj,  Unwissenheit  und 
Missbräuche  welche  von  jeher  das  politische  System  des  orientalischen  Reichs  ausmachten,  sich 
auf  alle  Gejj^nstände  und  Vorfallenheiten  ei*stivcken,  da  die  einzij^  Absicht  des  orientalisclk»n 
(iouveiTiements  sich  auf  blose  Geld  P^rpivssunj^'U  fusst»t,  um  solches  unter  ihrer  Unwissenheit  und 
j^»häufte  MissbrÄuche  rouilhivn  zu  lassen,  und  den  Hanf?  des  geistlichen  Standes,  Klöster  und 
Priester  zu  aller  Unwissenheit  und  Unordnunj?  zu  In^festif^en,  deren  ven'ielfalti^e  (Jattimjr^^n  zu 
l>eschR*iben  ohnmijf^lich  wäre,  so  ma^  die  alleini«^(»  Benehmunj^Art  dert^n  Vorsteher,  wobey  i<-h 
die  Missbräuche  und  ohnmasgebliche  Abhüfs-Voi-schläf^  in  j^^ziemendster  Unterwürfiffkeit  zu  unter- 
legnen nn"ch  unterfauf^e,  zum  überzeuj^i'nden  Beyspiel  dienen. 

Missbräuche  der  Klöster. 

Der  wahre  Zustand  des  Geistlichen  Standes  bestehet  in  Ausübunj<  der  <]fritH-his<-lien  R<^ 
lif^ion  nach  der  Norma  des  heil.  Basilii,  allein  die  Art  des  orientalischen  |x>liti.schen  Systems  hat 
die  Mönche  fast  durchf,'chends  «lie  Ordnung?,  R<»«^1,  und  Vorschrift  des  heil.  Basilii  vei^^j^scnd 
j^emachet. 

Alle  dies<»  Klöster  hanj^en  von  dem  Ansehen  «les  vorhin  erdeuten  Erabischoffen  von  Jas> 
ab,  und  deren  Vorsbdier  scheinen  zwar  von  denen  Mi'mchen  erH-<ddet-  und  \\m  dem  be.sa^jteii  Erz- 
bischnffen  bestätij^^  zu  werden,  wovon  ich  aber  das  Gej^entheil  so  eben  enteisen  wenle. 

Dns  Rt^clit  einen  Vorsteher  zu  wehlen,  wäre  jederz«Mt  der  Willkühr  des  Erzbischoffen  v*t- 
behalt#*u,  obwohlen  dei-selbe  sich  }>ey  dieser  Wahl  allemal  mit  dem  Fürsten  ei nzu versuchen  hatt*\ 
dessen  Macht  und  Ansehen,  da  es  vorzfif^lich  steinen  RiH'htt^n  zuständig  wan\  einen  derley  Vor- 
steher, ohne  dass  der  Erzbischoff  s<:>lchen  anzunehmen  sieh  jemals  hatte  weigi*m  können,  zu  l»*»- 
nennen,  denselben  im  (Jeginitheil  beleidiget  haben  würde.  Ohnangesehen  die  Fürsten  von  der 
Moldjiu,  welche  den  Thron,  und  ihn?  Unterhaltung  mit  dem  Gelde  erhalten,  diese  Wahl  als  eine 
Kleinigkeit  anzustehen,  und  daran  sich  nicht  zu  kehren  gi^wohnet  mithin  dem  Erzbis<^hoffen  di*^ 
selbe  willkührlich  überlassen  ist.  Da  nun  dieser  Erzbischoff,  um  sich  in  seiner  Wunle  na<'b  *U'r 
orientalischen  Art  lebend  zu  machen,  einem  süßten  Geld  Mangel  unterworfen,  so  vergiebt  er  dies»* 
Vorsteher  Aemtt^r  denen  Meistbietiniden,  und  jenen,  welche  seine  Diener  am  roichlichsti^n  zu  l»e- 
lohnen  wissen.  Es  ereignet  sich  zwar  zu  Zeiten,  dass  ein  oder  anderer  derley  Vorsteher  «lun-h 
ein  personal  Wohlgefallen  von  dem  Erzbischoff  gewehlet  wird,  doch  pfleget  man  auch  hierbey  <la- 
Verdienst  nicht  allemal  zum  Augenmerk  zu  nehmen. 

Der  zweite  Canal  dieses  Erzbischoffen  sich  und  die  seinigen  in  einem  srilchen  (rouvemcnient 
mit  (Jeld  zu  versorgen,  ist  die  Visitirung  «leren  Kir)ster,  wie  dann  unter  dieser  (Jestalt  erst  «lies»-> 
Jahr  einer  seiner  liCute  in  die  Buccowina  abges<>hicket  wonlen,  welcher  unter  sohdiem  Vorwand 
von  <lcnen  VorstA'hcnti  deriMi  Kl<">sti^r,  da  jeder  um  die  Gunst  des  Erzbischoffen,  die  ihm  zu  Erhal- 
tung seiner  Würde  aUeiuig  erfunlerlich,  lH\vzul)ehalten,  nach  Maa.sgabe  deren  Kloster  Einkfiiiftm, 
diesen  abgeordneten  eine  ansehnliche  Parthie  Geld  anbietet,  ein  beträchtliches  Geld  aus  der  Boo- 
cowina  enttragtm  hat.  Diese  elende  Voi-steher,  welche  auf  solche  Art  die  BeUndialtunjr  ihr^-r 
Würde  zu  erringen  benu'issiget,  und  doch  nicht  sicher  s(\vnd,  wie  lange  sie  bey  ihren  VorstelhT 
Amt  zu  verblei])en  halnni,  sutdien  nun  die  Zeit  ihriT  oberen  Wünle  zu  benutzen,  und  sich  zu  iKnn 
En<le  zu  l>ereicheni,  damit  sie  in  jener  Zeit,  wo  ein  anderer  ztim  Vorsteher  gewehlet  winl,  al- 
Mimche  «lesto  beqvemer  leben  zu  können  in  Stiuid  gesetzet  werden.  Um  aber  die  BtnWiaJtun;: 
ihrer  Würde  einige  Zeit  hin<lurch  zu  erwinden,  müssen  soh'he  die  Politess*^  annehmen,  drey  \mV^x 
vier  ihivr  MitbrüdiT  zu  gi'winnen,  weilen  sie  sonsten  zu  befürchten,  dass  die  Mönche  den  hn^'t^ 
terttMi    Erzbischoffen    eine  Bittschrift    üiHMTeichen,  in  welcher  sie  ihren  Vorsteher  als    einen    übU*n 


Josbph's  II.  Rbisek  nach  Galizian  ukd  DBB  Bukowina.  107 

Verwalter  deren  Kloster-Kevenüen  abschildern,  und  liierdurch  dessen  Entsetzun«,%  oder  neuere  Un- 
k«»«<ten  deiU8ell)en  aufhalsen.  Die  Art  und  Weise  aber,  der  sieh  die  Vorsteher  bedienen,  vorbe- 
uieldte  Mönche  sich  verbindlich  zu  machen  ist,  dass  sie  denenselben  fijowisse  (Jüter  des  Klosters 
mit  der  Wohlthat  nur  den  vierten  Theil  def^sen  was  ein  fremder  Pachter  abgefiihrct  haben  würde, 
zu  entrichten,  in  Pacht  j^d)en. 

Ich  überlasse  der  hohen  und  Allerhr>chsten  Einsicht,  ob  vorstehende  (Jej^^nstände  einer 
V\'rlH*ssi»runj,'  würdi«,'  zu  achten?  un<l  da  das  Anseben  des  Er/bischoffen  zu  JiUis  in  Betreff  <ler 
Klöster,  stetshin  dem  Fürsttm  und  nicht  dem  Patrianhen  zu  Constantinoi)el  unter\vorfen  war,  der- 
malen alx^r  <lie  Buccowina  diis  (jh'u-ke  hat,  in  Ihro  Kayserlich  Königlich  Ai)ostolischen  Majestät 
ihn?  Fürstin  verehren  zu  können,  so  enln'istet  mich  die  zuverlässi^^e  Kenntnis  dies<»r  l-.andes-Sitten, 
die  ülx^rzeuj^ende  Denkunpjart  meiner  Compatrioten  vereinbaret  mit  dem  Auftrag  des  Bist^bofTen 
V4m  Kadauz  (Mm^  mehr  als  60  jährigen  (JaMsen,  der  sich  durch  besondere  Züge  der  Menschlich- 
keit, ohntiidelhaft<'s  Betnigen,  Entfernung  von  allem  Eigi'unutz,  und  auszeichnenden  Handlungen 
iM'y  uiLs  bekannt  gemacht,  und  sich  r)fters  von  dem  allerweisesttm  Schöpfer  die  vorbessi'rte  Ein- 
ri<-htung  Ihro  Majcvstät  wieder  das  ungesittete,  aln^rgläubiscbe,  und  ohne  in  das  innere  eines  Gegen- 
standes zu  dringen,  halsstiirrige  Mönchen-Volck,  erseufzet  hat,  nachstehend  zur  ohnnuisgeblic'h  ge- 
lalligen Miuisnahm  kleckbar  bedünckte  HeihmgsMittel  unterthänigst  vorzulegen. 

HeilungH-Mittcly  und  tcoron  solche  ohne   Verkürt ximy  des  Aerarii  xti  hehel>en. 

Um  die  stockende  Revenuen  deren  Klöster,  welche  auf  vorbesagto  Art  zersplittert,  oder 
sonst  abseitig  verwendet  worden,  Hüssig  und  dem  Staut  anwendbar  zu  machen,  wäre  vorzüglich 
♦•rford«»rli<*h : 

vi.  Die  Einkünften  ins  allgemeine,  dann  die  Empfang-  und  Venvendungs-Ausweise  insbe- 
sonden\  samt  denen  I)o4'umenten  der  Ordnung  nach  zu  untersuchen. 

B,  Ein  C<»nsistorium  zu  errichten,  worinnen  der  Bischoff  von  Kadauz  nebst  einem  Vor- 
sttdier  den?r  Klöster  den  Voi-sitz,  und  zwt^y  Allerhöchsten  Orts  zu  bestimmende  weltliche  Käthe 
die  Mitstimmung  zu  gelwn  hätten. 

C.  Einen  jeden  Vorsteher  deivn  Klöster  ül)er  diesfallig»}  Revenium  einen  Kaiserlich-König- 
lichen Aufseher  zu  gebt^n,  ohne  welchen  nichts  von  denen  Einkünften  zersplittert  werden,  und 
üIrt  den»n  Empfang  und  Verwendung  von  denen  Kloster  Vorstehern  mit  Zuziehung  dieses  Auf- 
st^licrs  nach  Verlauf  jedes  halben-  o<ler  ganzim  .Tahn?s,  vorenvehntim  Consistorio  documentirte  Be- 
riH'hnungim,  vorzulegen  wären. 

I).  Wäre  zwar  dem  Allerhöch8t4)n  Aemrio,  und  dem  Stiuit  stdbstcn  zuträglicher,  wenn 
di»«en  Vorsteheni  ihre  Macht  auf  das  weltliche  benommen,  so  wie  in  Russland  bey  gleicher  Re- 
ligion denen  Mönchen  doch  alle  (iewalt  in  denen  weltlichen  Vorfallenheiten,  bey  einer  gewissen 
kleinen  Xahmngs-Bestimmung,  feyerlichst  imt^^rsagt^t  ist,  und  nur  die  Erkenntnis  ülw^r  gt^istliche 
(fcgtmstände.  nach  der  Art  des  Instituts  des  heil.  Basilii,  Ix^ygelassen  wünle;  Gleichwie  aber  die 
Religion  jederzeit  zu  innerlich-  h(>chstschädlichen  rnnihen  die  Handanlassung  giebet,  und  der 
Pr»bid  <lun'h  diese  s<*hnelle  Verän<lenmg  leicht  zu  dem  Aberglauben  überzuführen  wan»,  als  ob 
man  bey  Erlassung  deren  heilsamsten  Verordnungen,  die  Fmschaffung  der  R<4igion  zur  Absicht 
hätte,  mithin  eine  Emigration  dei*en  Mimchen,  noch  mehr  aber  der  Weltlichen,  zu  befahnm  stünde, 
s«>  wäre  hienon  erst  nach  und  nach  ein  diensaraer  Gebrauch  zu  machen. 

E»  Der  zu  Saharinrng  vorbesjigten  Consistorii  erforderliche  Aufwand  könne  aus  denen 
Kl«j«ter-Einkünften,  welche  durch  die  in  C.  mitgt^gebene  getreue  Verv^altung  stMuer  ZtMt  noch 
mehr  abzuwerfen  vennögend,  allerdings  behoben,  und  bierdun-h  das  Allerhöchste  Aerarium  gjinzlich 
«lo<b>inagiret  werden,  um  somehr,  als  in  diesen  Klöstern  zuverlässige  Documenten  vorfindig,  welche 
zur  Aidlilänmg,  und  zum  Nutzen  des  Allerhöchsten  Aerarii  sehr  behufig  sevn  dürften. 

F.  Würden  die  grost%  und  venielfältigte  Processe,  welche  die  geistliche  (Jerichtsbarkeiten 
ausmachen,  ihre  Endschaft  ernMcben,  die  Baarschaften  <leivn  Klöster,  um  somehr  als  solche  auch 
in  der  Moldau  begütert  sind,  in  der  Buccowina  erhaltt^n  werden,  und  meine  Compatriott'U  diese 
«lern  Staat  so  zuträgliche  Einrichtung,  diese  so  vortheilhafte  Benutzung  deren  von  ihnen,  denen 
Mr»nchen,  meistentheils  ges<^henckten  Güter  mit  desto  lebhaftt^aT  Freude  l>eherzigen. 

G.  Der  anderwärtigo  Vortheil  dieser  so  heilsamen  Einrichtung  wäre:  dass  die  Zucht  und 
Ortlnimg  deren  Geistlichen  nach  denen  Gesätzen  und  (Jehräuchen  ihres  Ordens  ht^rgi^stellet,  und 
die  Kirche  in  denen  Schranken  ihrer  Religion    nach    den  wahren  Grundsätzen    des  ('hristenthii 


Digitizec 


"5§le 


108  Polbk: 

erhalten,  viie  nicht  minder  die  Sitten  der  Nation,  da  das  Volck  ohnehin  weder  in  die  Kirche  zn 
gt»hen,  noch  ftir  einen  (Jeistlichen  Achtung  zn  hahen,  gewohnet  ist  umgeschaffen  wurch^n. 

Ich  bcßchhese  die  Eintheilung  deren  (ieistlichen  Ständen  mit  denen  Pfarrt»m,  und  ohnver- 
halt(.\  dass  soh*he  in  d(»nen  l)r»rfem  in  den  elendigstem  ZnsUvnd  wohnhaft,  dem  Volck  von  tlanim 
keinen  ergiebigen  Unterricht  zu  ertheilen  befähiget,  weilen  die.^dben  von  denen  Bauern  iilyer  ihn*« 
jährlich  in  6  Gulden  lediglich  bestehenden  (iehalt,  weit  entlegene  (irundstücke  zu  ihrer  Nabning 
erhalten,  mithin,  statt  ihre  Unwissenheit  zu  verbessern,  und  sich  Kenntnis  deren  benöthigti*n  gi'i.^t- 
lichen  Wiss^^'nschaften  eigen  .zu  machen,  blos  auf  die  Erhalümg  ihrer  Weibi»r  und  Kinder  den 
Bedacht  zu  nehmen,  welclie  eUmfalls  aus  Mangel  der  Erziehung  in  den  Aberglauben,  uml  ungi- 
sittet  rohen  Betragim  Wurzel  fassen,  aufkeimen  und  den  Staat  belästigen.  Dwh  ist  die  lii^tiin- 
mung  jener  PfarriT  erträglicher,  welche  das  (rlück  geniesen,  da  wo  Bojaren  wohnen,  sich  aufzu- 
halten, von  welchen  sie  sodann  die  erforderliche  Nahrungs  Bedürfnisse  erhalten. 

Ich  schri'ite  nunmeliro  auf  <len  Bauemstiuid.  als  eine  reiche  Qvelle  in  Bezug  auf  den  Xut»'n 
des  gemeinen  Weest^ns,  lÜH^r,  und  ge])e  hierliey  die  Mittel  und  WtM^'c  an  die  Han<l  dun-h  weh-ht» 
dieselben  in  ächte  (ilieder  des  Stiuitn  umzuschaffen  thunlich  si\vn  dürfte. 

Von  dem  Bauernstand. 

Die  Bauern  sind  in  der  BuccA)wina  ein  durchgängig  laules-  lügenliaft-  und  g<?gen  ihn* 
Herren  ungi^zogenes  Volck,  welches  seine  kleine  Arl)eiten  entweder  mit  Scheltwortcn  txier  St-hiäg^'n 
zu  verrichten  gewohnt  ist.  Ihre  Hausen*  sind  kleine  hin  und  her  zerstivute  Hütten,  mehn?ntheils 
ohne  (rarten,  ohne  Hof,  ohne  Brunnen.  Der  Ae-kerbau  ist  in  den  s<-hlechtet<ten  Zustand,  weiln 
der  Bauer  kaum  soviel  als  bis  zum  angt*heuden  Jahr  erfonlerlich  zu  säen  pfleget  Der  Beweg- 
grund dieser  seiner  Benehmungs  Art  aber,  beruhet  auf  dem  Zweifel,  ob  er  dies«?  seine  kleine 
Hütte,  die  ihm  nach  seiner  Sage  nichts  kostet,  auf  das  künftige  Jahr  l)eybehaltcn,  o<ler  andt-rswt» 
hinwandeni  solle?  Dessen  Vermögen  bestehet  in  seinem  Vit»h,  welches  er  bey  Verlassung  t*einer 
Hütten  auch  an  den  neium  Aufenthalts  Ort  abfiihret.  In  der  Moldau  findet  dersidbt*  je<lerzeit 
(lüter,  welches  die  Würckung  eines  geitzigen  (rouvemements  ist,  da  <ler  Fürst,  so  lange  er  die 
Rechten  der  Kegierung  genieset,  nichts  als  Gelder  eri>n^sset,  und  jed»'n  Bauer,  auch  ganzen  l)r>rfem 
die  Erlaubnis  von  einem  Ort  ziuu  andern  zu  waudeni  unter  der  alleinigen  Ik?dingnis  erthoilet, 
dass  man  ihm  in  jeden  Aufenthalts  Bezirk  die  gleiche  Abgaben  richtig  entri<4ite.  Aus  elnm  dit^'n 
Beweggrund  ist  der  Bauer  nicht  mehr  denn  12  Tage  durch  das  Jahr  hindurch  semen  Herrn  zu 
arbeiten,  und  den  unbedeutliclien  Zehenden  seiner  Früchten  zu  entrichten  veqjflichtet.  IK-sm^u 
Ungezogenheit  hingegen  wicnler  seinen  Herrn,  ])est4'het  unter  andern  darinnen,  dass  1r\v  gcn»<-ht*»n 
Vorwürfen  über  ein  oder  andern  Gegenstmd,  oder  falls  ihnen  wiedei'sprix-hen  wünle,  derselbt*  sich, 
seiner  alten  Gewohnheit  nach,  zu  dem  Fürsten  vt'rfüg«»,  und  von  diesem  ohne  weiten^s  «lio  Er- 
laubnis erwinde,  sich  beym  klanm  Tag  anderswo  niederzulassen. 

Dann  sind  s<^)lche  in  der  Moldau  in  3  Glassen  eingi»theilt  worden,  wovon  die  erste  jährlich 
35,  die  zweyto  25  und  die  dritte  15  Gulden  I-^ndes-St^Miern  olmgefehr  abzufülmm,  anbt»y  in  denen 
Vestungen  zu  Bender,  und  die  sonstig  öffentliche  Arbeitm  mit  einem  das  giMlachte  Contribution>- 
(^uantiun  übersteigenden  Aufwand  zu  verrichten,  und  ül)erdiess  die  Auflage  der  Kostina  und  Des- 
w»ttina  zu  entrichten  verbun<len.  Um  jedoch  den  erwünschten  Entzwei'k  der  neuenm  AllerhrK'hsten 
Einrichtung  genähert  zu  werden,  wäre  die  diesfallsige  Erhöhung  in  denen  ersten  Jahren  nicht 
zuträglich,  da  die  gewisse  Vermuthung  erübriget,  dass  das  Aerarium  bey  erreichtiT  Absicht  niebr- 
gedachter  Einri<'htung  nach  Verlauf  zweyt>r  Jahre  merksam  ent»chädigi»t,  und  hienlurch  binnen 
dieser  Frist,  da  ehe  Baueni  in  der  Moldau  ohnehin  viele  Abgjiben  zu  entrichten  gewohnt,  gute 
imd  willige  Untertiumen  erzielet  werden.  Damit  aber  in  der  Buccowina  guto  \m\\  bt^nittelte 
Bauern  zu  schaffen,  sich  der  Anscliein  ergebe,  üb(»rreiche  ich  nachstehentl  ohnmaasgeblichen  Vt»r- 
schlag,  wobey  ich  vorläufig  die  Einführung  all  jener  in  denen  blühenden  Erbstaaten  irhlicher 
guten  Ordnung  und  Gesetzen,  in  soweit  solche  mit  der  I^aage  <les  I^indes  vert^nbarlich,  von  der 
(Jnade  Ihro  Majestät  angelegentlichst  erbitte. 

Von  der   Vmsvhaffnng  der  Bnua'n. 
A,  Wäre  vor  allen   die  Eilassung   einer  Verordnung  erforderlich,  durch   dei>'n    Bekanntma- 
chung jeden  Bauer  eine  gewisse  Zeit  zu  bestinunen,  binnen  welcher  derscllK*  seine  Hütte  in  einem 
brauchbanm  Stmd  zu  setzen,  und  nicht  zerstreuet  zu  leben,  &*^h^lt*^*ir|^J^3^^^Qlc 


Josbph's  II.  Reisen  nach  Galizibn  und  d£b  Bukowina.  109 

B.  Damit  das  aller  Wittening  ausj^esotzte  Vieh  einen  jj^ösern  Wachsthum  erreiche,  und 
di*»  benöthij^  Pflege  nicht  femer  demselben  entzi^cn  werde,  wäre  denen  Bauern,  Ställe  zu  er- 
rit'bten  unter  einstens  aufzutragen. 

C.  Wäre  das  ErdriMch  jedem  Bauer  nach  dessen  Vermögens  Stand  zur  Beurbarung  ein- 
zutheilen,  und  nach  Ableiben  deren  Väter  denen  nothwendigen  Erben  als  ein  Successions  Reicht 
ab  intestato  erblich  anheim  zu  fallen,  welches  die  Leute  von  selbsten  bemuthigen  würde,  die 
fnichtban?  Erde  in  einen  vollkommen  blühen<len  Stand  zu  versetzen,  und  solchergt»stallten  ihre 
Hütttm  niemalen  zu  verlassen. 

I).  Würde  die  Emchtung  einiger  C<jlonien,  dit;  dem  Umdmann  zum  Beyspiel  des  Acker- 
baues zu  dienen  hätten,  hier  vortheilhaft  anzubringen  seyn,  wann  nur  auf  die  Beybehaltung  einer 
gleichen  Religion  in  Bezug  des  eigensinnigen  Volcks  der  gefällige  Bedacht  genommen  würde,  und 
obgleich  die  in  C  erwehnte  Zertlieilung  dert^n  (jJnmdstücken  vielen  St^hwierigkeiten  und  Strittig- 
keiten mit  denen  (irund-Herren,  da  in  der  Buccowina  fast  kein  Erdkreiss,  ohne  dass  solcher  in 
eine  (iränz-Strittigkeit  verwickelt  wäre,  anzutreffen,  von  dämmen  unterhegen  würde,  weilen  das 
Justiz  Wesen  nach  orienüdischer  Art  gi'pflogen,  daher  die  zerschiedene  Processc  in  puncto  mur- 
fßa/ionis  Umitum  vervieUiiltiget,  und  diese  Rechtsstrittigkeiten  durch  blose  Caprice,  oder  Eigennutz 
des  Fürsten,  oder  durcrh  die  Intriquen  seiner  von  K(»nstantinopel  mitgebrachten  Ministres,  die  er 
nur  zum  Praejudiz  der  Gerechtigkeit,  und  Nachtheil  des  Di  van  zu  bereichern  suchet,  geschlichtet 
ja  was  das  imerträglichste  ist,  die  nehmlichen  Proc(»ss«»  oft  unttn*  diesen  oder  jenen  Fürsten  zehnnud 
cnieucrt  zu  werden  pflegen,  imd  die  alte  Documente  meistentheils  aus  einfaltigen,  verwirrten,  zu 
täpflich  neuen  Strittigkeiten  Anlass  gel>enden  Sätzen  bestehen,  woher  auch  in  der  Mohlau  die 
nieliresten  Strittigkeiten  entweder  durch  Zeugen,  oder  Verjähnmg  beendiget  werden.  So  wäre  bey 
Zertlieilung  deri'n  trrundstücken  all  <liesen  processualisdien  Weitläufigkeiten  jedennoch  m  der 
Buccowina  entgi^gtm  zu  dämmen,  wann  Kaiserlich  Königliche  Commissarien  zu  Bt\iugenscheinigimg 
dt»s  Erdreichs  mit  dem  Allerhöchsten  Auftrag,  nach  vorläufig  re<*htshältiger  Untersuchung  dere*n 
<inindstücken,  und  Schrancken  4len  richterlichen  Ausspruch  zu  fallen,  und  die  Marksteine  festzu- 
setz<*n,  btH)r<lret  würden,  wodurch  nicht  nur  die  gesammto  Buccowina,  sondern  je4ler  gutdenckender 
( onj^wü-iot  in  allen  befriediget,  und  die  grösste  Ordnung  und  Friede  zu  erzielen  wäre. 

E.  Wünle  die  Beybehaltung  einer  so  eben  vemieldt-guten  Ordnung  um  so  gewisser  zu 
emngen  s<\vn.  wann  mann  nach  dem  eifrigsten  Wunsch  aller  ( 'ompatrioten  den  Bedacht  nähme, 
zu  Unterweisung  der  Jugend  in  dem  Christenthum  und  sonst  erforderlichen  Wissi'nschaiten,  um 
ans  «lit»st'n  Sprösslingen  seiner  Zeit  würdige  Zöglinge  des  Staats  zu  bilden,  öffentliche  Schulen  zu 
erri«'ht*?n.  welches  die  Liebe  4ler  ganzen  Moldau  aufrecht  erludten,  und  die  Buccowina,  da  der 
grösste  Tlieil  der  Moldau  ihre  Kinder  mit  Freud  und  Ungedult  dahin  abzuschicken,  sich  ange- 
lojr»'n  seyn  liesse,  nahmhaft  bereichem  würde,  und  da  die  Klöster  zu  Emchtung  eines  Unkt)sten 
Fonds  fiir  diese  Schulen,  ohnehin  beyzutragen  geneigt  wären,  und  der  I^tinismus  der  Jugend  um 
so  ober  anzubringen,  als  die  mohlauische  Sprache  bis  zu  der  florentinischen  Kirchen  Verpammlung 
«U's  1439sten  Jahn^  mit  lateinis<*hen  Buchstaben  geschrieben  Avorden,  von  welchem  no<'h  zur 
Stunde  mehrere»  Picc«*n  vorräthig  sind,  so  wäre^n  für  einem  ei-wünschten  Erfolg,  und  die  Dedom- 
n;a«rining  des  Aerarii  alle  Anstinde  beii'its  behoben. 

Bey  vi>r8tehend  den?r  Sachen  erläutert  —  Verhältnismäsigt^  Lage,  will  nun  no<*h  erül)rigen 
den   Verfall  des  Konnuerz,  und  wie  solcher  aun)lühend  zu  machen,  getreulichst  mitzugeben. 

Vom   Verfall  des  Kommerx. 

Das  Kommerz  ist  in  der  ganzen  Buccowina  todt  und  gebähre't  folglich  denen  Innwohnem 
«len  Mangel  aller  Bedürfnissen,  wodurch  dann  au<*h  die  Bauem,  wehdie  vorhin  1k\v  weit  grö.^sere*n 
Abj^l»en.  keinen  Mangel  erlitten,  jährlich  bey  Abfiihnmg  dere»n  3'/«  Gulden  Beschwerlichkeit  ver- 
spiihren.  Die  Ursache  ist:  weilen  die  Nachbam  eine  l>emerkenswürdige  Quantität  Geld  aus  der 
Bii<'<^)wina  zi«'hen,  und  letztere,  da  sie  von  der  Nachbarschaft  keine  gi^genseitige  Nutzniessung 
gewinnet,  sich  vollends  erschöpfet ;  S<3  kann  hier  zum  erspiegelnden  Beyspiel  dienen : 

Der  Brandewein,  den  die  Ju4len  aus  der  Ukriüne  in  einer  täghchen  Quantität  von  vielen 
Fässern  einftihren,  da  doch  die  Buccowine  aus  4ler  Ukraine  keine  Eifonlemisse  erborgen  düdte, 
un«l  welcher  jährlich  fast  Hundert  Tausend  Gulden  aus  <ler  Buccowina  enttragen  machet  ohnzu- 
ge<lenkcn.  dass  <l:e  Bauem.  da    4lie  Früchten    gar   nicht  verkaufet,  otler    um  einen    gering|iältigeu 

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110  POLKK : 

Prt'iss  hindanj^\s(hl»«u(lert  wtTilen,  den  Ackerbau  j^änzlich  vemacblässif^pn,  und  Äolchei7Ji\«talten 
\ve;(on  WoliUbilij^krit  d«\s  Hnindweins  ilm>  Baarsclialten.  Arbeifetä«;,  und  (»esundheit  einlMlwien. 
den  alleini'^'un  Nutzen  al)or  blus  dor  Judenschaft  zuwelzen. 

Das  Stcin-iSalz,  so  aus  der  Moldau  frenonnnen  wird,  ist  ebenfalls  ein  jährlicher  Betrag»"  vL»n 
ohnj^-efehr  50.000  Oidden,  welche  aus  der  Buccuwina  hindanf^e^d)en  werden.  un<l  wimle  do<*li.  wann 
in  der  Jiuccowina  ein  iSalz-Abalt  zu  errichten  oder  Kwhtes  Sidz  aus  (Jallicien  zu  n4»hnien  cUt 
Befehl  er^ien^e  eine  ohnlkdiinderlich,  höchst  schädliche  Euii^'ration  veranlasset  werden,  da  der 
^anzii  Kcichthuni  d(?r  Unterthanen  in  der  J^ucrowina  ledi<rlich  von  d«»ni  Vieh  abhanj^et,  zu  welchen 
ein  desto  ^nKshcres  C'onsunio  erlorderlich,  und  das  Salz  in  der  Moldau  wohlfeiler  un<l  von  der  l>estcn 
(Iattun«(  ist. 

Eben  so  schädlich  ist  die  Einftdin»  des  Weins  aus  der  Moldau  in  die  Buccowina,  welcher 
jährli<'li  einen  B<'tra^^  von  olin^'efehr  40.000  fl.  bewiircket. 

Ein  deren  dem  Publico  am  schädlichst«'n  (Jej^'nständen  al>cr,  ist  die  Pachtun«^:  fa.>t  '}*h\*^ 
Dorf  ist  verpachtet,  und  jeder  Pachter  suchet  sich  auf  Kost(*n  <les  l'nU^r^angs  der  Innwohner  z« 
bereicheni,  wobey  der  Missbrauch  so  jrross,  dass  ein  Pachter  dem  anc'.em  oftmalen  auj>  Eij;en-Nut2 
ein  Dorf  zt^rschiedenemale  vei-j)achtet,  und  da  die  Pachters  mehrmalen  fremde  wnnd,  welche  wäh- 
rend<ler  eini^'er  Zeit  Frist  das  (Jeld  den  Unt«'rtlianen  zum  Präjudiz  andert^r  Veri)e8st»njnj^Mi  diin-h 
iM'sondere  R«M'hnunf^*n  a>»stehlen,  so  pflej^en  solche,  wann  sie  duri'h  ihre  vortJieil hafte  Pachtereven 
hinlänj^lich  l>eivichert,  sich  auser  L-indes  niederzulassen.  Ich  iiihre  hier  zum  ü herzen j?en<len  Be- 
weiss einen  «^ewiss«^n  Koczen  und  Athanasi  an,  wovon  ein  jeder  durch  Pachterey  sich  in  der 
I^uccowina  25.000  fi.  zusjunmen  also  50.000  (rulden  baares  erworlx^n,  und  nachhin  die  Mobü»ii. 
wo  sie  nrM-h  zur  Stunde  wohnhaft,  zu  ihren  Aufenthalts-Ort  bestimmet  haWn. 

Der  anderweit ijre  Xachtheil  wird  denen  Innwohnem  zu«,'efüf^»t  durch  die  Menfir**  armer 
Jmlen,  wehdie  seit  dem  Russischen  Krie«^  und  der  Occupationszeit  Thro  Majestät,  sich  in  die  Bnc- 
cnwina  ein^'cschlichen,  zu  kein(;r  Arlnnt  zu  verwenden,  und  nur  sich  samt  ihrem  Vieh  dun-h  I^ich- 
tun«^  deivr  Wirthshäuser,  wobey  sie  durch  ihre  bösartige  Känko  die  Bauern  in  {^>si^  8<-hulden, 
und  eini'n  elenden  Zust^md  versetzen,  die  vortheilhafteste  N;Uirunj^  zuwe>^>  brinj^n. 

Die  V(»rhän«^un^'  des  Contrebjinds  aber,  weicht*  in  denen  ei-steren  Occupations-^Tahren  auch 
der  einzij,^>  Urstoff  der  Emigration  ^^»wesen,  wnw  für  die  Innwohner  von  dannnen  «ler  j^rnsst»^ 
Verlust,  weilen  dergleichen  in  der  Moldau  einmalen  üblich,  der  Pöbel  des8<m  blosi^  Bi'nennun«? 
inisskennet  hat,  imd  die  Mauth-Einnehmer  niemalen  dem  Volck  ehie  diesfiilli^*  VerL»ninunu:  K^ 
kannt  ^n»ma(4iet,  ja  wohl  ncx'h  zur  Stunde  kaum  etwas  bekannt  ist,  mithin  die  unwissende  Unter- 
thanen ohne  Publicirun«^  des  (Jesetzes  bestrafet,  und  des  ihrijjc^n  verlustij^et  f^nvorden. 

Ein  trauri^'(»s  Beyspiel  hiervon  mirvn  vor  meiner  Abreise  einii^e  zahli-eiche  Familien,  welche 
aus  der  Moldau  in  die  Buccowina  zur  Xacht  mit  ihnMn  Vieh,  als  <len  «^wohnlichen  Reichthum, 
in  der  Absicht:  allda  ihren  Wohnsitz  unt«*r  der  süssen  Re<^ienmj»  Ihro  Majestät  zu  verewij^en. 
f^^liüchtet,  aus  Unwiss<»nheit  der  Abj^ibeu  die  Mauth-Aemter  i)a8sin^t,  und  einij^  Ta^  darauf  all 
ihres  Viehes,  durch  den  in  Sachen  abj^eordneten  Einnehmer,  ohne  weiteres  Ix^niubi't  und  ein  K'- 
tnibtes  Opfer  des  tiefesten  Elen<ls  j^e worden  seynd,  bi'y  welchen  Für^anj^  man  sogar  ihre  sehöw 
Ochsen,  flir  «leivn  jeden  ich,  und  alle  Bojaren  auf  der  Stelle  30  fl.  erleget  tm<l  hierbey  Ik'v  dem 
Paar  n(K-h  30  fl.  jirofitiret  hätten,  das  Stück  Hir  2  Ducaten  verkäuflich  hindangegebt^n,  welcbcN 
die  ganze  Moldau,  da  die  Buccowina  von  derstdben  als  ein  Avahrer  Zufluchts  Ort  angest^hen  winl. 
sehr  befremdet,  und  mehren»  Familien  sich  hieroi-ts  niederzidassen,  abgi'schriH^'ket  hat. 

Die  Felder,  Wiesen,  Flüsse,  Weyden  un<l  Wahhmgen  seynd  gleichfalls  nach  der  angi*- 
wrdmten  orientalischen  (Jouvernement^-rnordmmg  in  der  grössten  Vei-wirrung,  und  wird  kein«'r 
(h»ren  (rrundherm  allda  anerkennet. 

Icli  will  Kürze  halber,  nur  den  Oegenstiind  der  Wahlungen  berühren,  um  von  ilii^sen  auf 
jene  einen  anwendbaren  Schhiss  folgern  zu  können. 

Ein  jeder  Bauer  hat  die  Befugniss  in  denen  Wäldern,  ohne  Unterscliied  des  Eigenthümers 
und  seiner  Wissenheit,  das  Holz  fällen  zu  «lürfen,  woher  sich  4lenn  öfters  ergiebet.  dass  ders^^lbc 
in  denen  schönsten  Wählern  aus  blosen  Muthwillen  einige  deren  schönsten  Bäumen  anhauet,  und 
nachhin  verdomm  lasset,  In^y  andeni  alleinig  die  Aeste,  oIhuj  jemals  soh'he  zu  brauchen  <Kler  f^rt- 
zutragen  entzweyet.  Bey  di«»sen  und  mehreni  <lerley  3Iisbräuchen,  denen  die  AValdun;:en  zum  Xacb- 

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JosBPH*s  II.  Reisen  nach  Galizibn  und  der  Bukowina.  lU 

tlieil  ihrer  Eigentliüiuer  von  diesen  ungesitteten  halsstarrij^en  Volk  stetsLin  aiis*,'esetzet  sejnd, 
stt^het  mithin  zu  befahren,  dass  die  Wälder  nach  und  nach,  so  wie  jene  von  Zalisczik,  Kot<*z- 
mann,  Sue>zawa,  welche  vor  ohngefehr  30  Jahivn  in  den  bliihendsten  Zustiind  versetzet,  nunmchro 
i»inem  j^leichen  Scrhicksal  unterliegen,  ji^'inzlich  veröden,  und  die  Bu(X!^wina,  welche  von  daher  die 
IJenahinsung  erhalten,  sogpar  ihi-e  Benennung?  zu  verliei-en  (lefahr  laufe.  Vm  demnach  der  AuHi^ 
bun*^  des  Konnnerz  wirksamst  entj^^j^ensehen  zu  kihmen,  überlasse  ich  der  Allerhr»chst-  und  hohiMi 
Verfüf^un»?  nachj^esetzte  Ableitimgs  Wtx^ge. 

Van  der  Anfleht  mg  des  Commerz. 

A.  Da  der  Pöbel  durch  den  Missbrauch  des  Brandweins  den  Ackerbau,  sein  Geld,  und 
(M>8undheit  vernachlässiget,  so  wäre,  mn  dieses  zugleich  beträ<'btliche  Quantum  in  dor  Buccowina 
zu  erhalten,  eine  Verbote- Verordnung  «liesfälliger  Ausfuhr  aus  der  Ukraine,  od(»r  beschwen^nde 
Auflagen,  durch  deivn  Theurung  der  handmann  von  den  Wirthshäuseni  entwohnet,  sich  (he  Be- 
schäftigung seines  zerrütteten  Haus-Wesens  angelegen  hielte,  das  hinnM'chendste  Mittel,  und  würde 
der  Nutzen  des  Aerarii,  wenn  diese  Brandeweinbivnnerey  in  dem  r^ande  angi^onlnet  wäi"e,  in 
Betivff  des  Kaldamdid  (sie)  und  des  benöthigenden  Kupfers  um  so  vortheilhafUT  erhöhet  werden. 

B.  Wäi-e  zu  Aufblühung  des  Koramerz  die  Vennindenmg  der  Steuer  l>ey  der  Ausfiihr,  und 
die  B«^timraung  geringer  Abgal)en  bey  allem  Vieh-  uml  Nahrungs-Producten-Verkauf  von  darumen 
iiöthig,  weilen  die  Buccowina  in  Bezug  auf  ihre  Laagt\  die  gesamti^  Vortheile  und  Nutzen  in  der 
Moldau  zn  suchen,  verhalten  ist. 

C.  Da  eben  so  nachtheilig  dem  Konmierz  der  Verbott  der  Ausfuhr,  und  des  Pferd- Verkaufs 
ist,  weilen  in  der  BiUTOwina  die  Pferde  der  Bauern  durchgängig  kaum  10  Faust  hoch,  und  zu 
aller  Dienstleistung  vollends  unthätig  seynd,  so  wäre  die  Besorgung  gut»»r  auswärtiger  Hengsten, 
weUdie  in  die  Dörfer  zerstreuet,  und  wodurch  alsdann  gute  zu  allem  anwendbare  Pferde  erzielet 
wenlen  würden,  hier  um  so  scliicksamer,  als  der  hierzu  erftTi'derliche  Aufwand,  wovon  ich  nn'in<I- 
lich  das  umständlichere  und  die  licichtigkeit  an  Tag  zu  geben  erbiitig  bin,  v(m  <lenen  Bauern 
seiner  Zeit  ftighchst  behoben  werden  könnte. 

I).  Wäre  die  Beyschaffung  des  SUmu  Salzes,  um  auch  diesen  (Jeldes  Abgang  in  dem  I^ande 
zu  erhalten  aus  Transilvanien  zu  besorgen,  und  dem  Kommei-z,  da  dieses  eben  von  der  Güte  wie 
jem«  in  der  Moldau  ist,  wenn  auch  solcbes  um  1  oder  2  Kreuzer  im  Anschlag  erhöhet  würde, 
um  so  zuü^äglicher,  wonibtT  ich  mich  mit  denen  Kaufleuten  der  Onhumg  nach    besprühen  babe, 

E.  Würde  der  aus  der  Mohlau  jähriich  (»ntn«)mmenc  Wein-Betrag  dadurch  zu  behe]»en  seyn. 
wenn  man  solchen  aus  Ungarn  herbeyführen  und  hierdurch  Kaiserliclien  Unterthanen  die  Nutz- 
niesung  angedeyhon  liese,  in  Avelchem  Fall  jecbw^h  der  vereinbarte  Verlx»t  des  Brandweins  und  des 
Weins  aus  der  Mohlau  schädlich,  und  letzterer  wenigst<nis  für  einig»^  Zeit  von  den  Abgaben 
hefriMet  seyn  dürfte. 

F.  Um  dem  der  allgemeinen  Ruh,  Sicherheit  und  Besten  des  Publicums  so  nachtheilig«»n 
Pachtungs-Gegenstand  wircksamst  entgegi'U  zu  dämmen,  solle  weder  denen  FremdtMi,  wetler  denen 
Juden,  welche  letztere  gänzlich  wegzutreiben  am  zuträglichsten  wäre,  einige  Gatttmg  von  Pach- 
tung zu  gestatten  seyn. 

0.  Wäre  zu  Beruhigung  des  Publicums,  und  um  den  Pöbel  von  seinen  Vergebungen  hin- 
längli<-li  zu  verständigen,  der  lunhalt  deren  in  dem  Mauth-  Weesen  Allerhöchsten  Oi-ts  erlassenden 
Ven)rdnungtm  von  Zeit  zu  Zeit  zur  Nachricht  bekannt  zu  macben. 

//.  Die  Abgabe  der  Kostina  und  Dessettina  wäre  bey  dieser  neuem  Einrichtung  als  dem 
Kommerz  nachtheilig  aufzubeben,  zu  Entschädigung  des  Aerarii  aber  statt  deren  eine  auderweitig^* 
Contributions  Gattung  ausfindig  zu  machen,  uud  im  Fall  bey  xVbfübrung  diese.^  lmiM>sts  es  d.K-h 
sein  Verbleiben  hal)en  müste.  so  gebet  die  allseitige  Jiitte  dabin,  dass  s«»lche  wegen  d<Mi  verviel- 
fTdtigten  Exrvssen,  Avomit  hierbey  die  Mazillen  durch  ihre  auffallende  Ben»'bmungs-Ai-t  die  Inn- 
wolmer  stets  hin  belästigt^i,  nicht  von  solchen,  sondern  dureh  andere  diTley  Biamte  auszube- 
heben,  allergnädigst  Iw^fohlen  werde. 

/.  Wird  der  Verödung  derer  Wälder  dadurch  am  füghchsten  zu  statten  zu  konunen  .^eyu, 
wenn  man  dtu  Befehl  dahin  ergehen  lasse,  wie  keiner  derer  Unterthanen  ohne  Begnehmigung 
und  Wiss.-nschaft  d«'S  Eigenthünh-i-s,  Holz  zu  fällen  befugt,  uud  da  der  Ih.lz  Gebnuicb  wegen 
Verjähnmg  und  altübJichen  Herkounnen.  dem  I^uiamann  gänzlicli  zu  unter>a''vngi(^<^[jtj^^\@^i(nj^g 


112  Polek: 

soyn  dürftü,  zu  Steuerunjj;  alles  mutliwülij^en  Unfugs  jedoch  die  Art  und  Weise,  welche  jeder  sich 
Ixn'  Fällunj^  des  Holzes  zur  Vorschrift  dienen  zu  la8s<»n  habe,  denonselben  zum  Nachverhalt  cin- 
^»schäHet  werde. 

Feber  voi'stehend  nunniehro  der  Ordnung  nach  erläuterte  gemeinnützige  tregi»nstände  iK^nihet 
meine  letzthinnige  Bitte  darauf:  Wie  Ihro  Majestät  uns  wenigstens  von  der  Auflag  des  BdmU. 
Weins,  Friicht^^n  und  jener  Nothdürften,  die  wir  aus  der  Moldau  von  unsem  eigenthfimlichon 
(iütern,  als  die  zu  unserem  Hauswesen  ohnentbehrHche  Bedürfnisse  in  die  Buccowina  kommen  zu 
lass<Mi  bemüssiget  sind,  um  so  mehr  auf  einigi»  Zeit  allei-gnädigst  zu  entheben  genihen  rarM'hten. 
als  wir  hiervon  ohnehin  von  dem  Fürsten  der  Mohiau,  seitdem  wir  unter  Ihro  Majestät  AlltT- 
hochsti^n  S<*hu<'Z  zu  leUm  djis  (jilücke  genies(^n,  unter  dem  Titol  als  Fwmde  besondere»  Abgjilten 
zu  entrichten,  und  unser  Eigenthum  zweifachen  Imjx>st  untergel)en  zu  sehen,  verhalten  wenlen.  Eine 
unangenehme  Folge  alles  dessen  erzeugte  die  (iränztheilung,  wobey  viele  Häuser  bey  den  Kaiser- 
lichen Cordon,  die  hiei*zu  gi'hörige  (i fiter  al>er,  da  alle  Henvn  nicht  wenigi^r  eiguMitliümhche  (iütcr 
in  der  MoMau  besitzen,  halb  in  Kais«Tliche-halb  in  die  Moldauische  GerichtÄbarkeit  vertheilet  zu 
werden  das  Unglück  hatten,  und  gleichwie  wir  folglich  in  <ler  Moldau  mehrere  (Jüter  als  m  der 
Buccowina  eigt»n  haben,  so  sind  wir  auch  von  <laher  zu  desto  ffiglicherer  liclwns  Be<ivemlichkeit 
verhalt4m,  unseiv  Bedürfnisst^  herzuholen,  unser  Nahrungs- Verhältnis  zu  verannehraliclien,  da  ohn*:^ 
hin  der  Fürst  von  der  Moldau  von  wehditT  Zeit  an  dei-scdbe  diese  neue  Steuer  Gattung  deiuii 
Bojan'n  auferlegi't,  auch  denen  Bauern  für  ein  jedes  Schol>er  Heu,  welches  derselbe  in  derMolcLui 
auf  denen  eigen thümlichen  (Jütern  seines  in  der  Buccowina  wohnenden  Herrn  sammlet,  20  kr.  wie 
auch  fiir  ein  jedes  Stück  Vieh  derley  20  kr.,  abzufiihren  vei-ordnet  hat. 

Ich  erbitt**  mir  schliesslich  die  Allerhöchste  (inade  dahin:  womit  der  wahre  Sinn  meiner 
gegt'nwärtlgen  Arbeit,  die  ich  als  (reschäft«träger  der  Buccowina,  Allerhöi^hsten  Orts  zum  aufkei- 
menden Wohl  meines  Vaterlandes,  in  allertiefster  Erniedrigung  vorauU^en,  und  «las  wahre  Ver- 
hältnis zu  «lesto  heilsameivr  tiesi'tzgiebiger  Mjmsnahme  aufzudecken,  nn'ch  unterfangen,  nicht  ver- 
kennet, und  mir  der  Allergnä<ligste  FingtM*  Zeig  gegeben  werden  möge,  wie  ich  mich  hieriniieii- 
falls  weit<*rs  zu  btMiehmen,  und  welche  Kanäle  i<'h  hinfort  nn*<*h  der  Allerhriehst-  und  hohen 
Willens  Meinung,  dann  Fortwährung  Allerhöchster  Huld  und  (Jnaden  würdig  zu  machen  unter- 
thanigst-gehorsamst  zu  befolgen  habi». 

Basilius  Bals<-hs 
Bojar  und  abgt>ordneter  der  B<»ukoma. 


Y. 

Enzenberg  an  Hadik. 

EigtMih.  (Kriegs-Arehiv,  II.  S.,  1781—30—36.)  Praes.  27.  Febr.  1781. 

(inädigsterr  Uorr  HcitI 

Vermeg  in  dem  verflossenen  Jahr  hwhlobl.  Hoff  K.  Rät  hl.  Vei-ordnungen  haben  allerluKhst 
die  MajestiiU'n  allergnädigst  l)efohlen,  auf  Mittel  zu  verfahlen,  mittels  welchen  der  Buc<t>riDer 
iiistrict  zu  einer  Militargranitz  umb  so  meliivr  g^*staltet  wenlen  könnte,  als  von  Adriatis<hen  Mtvr 
bis  an  das  ende  8ielH*nbürgen  die  an  das  Turcicum  lieg«Mide  grenze  mihtarisiret  ist. 

Disser  allerhöchsten  (Jesinung  wi<lerstunde  lediglich,  das  Ho.  Mayestät  in  der  Bu«"Ci>vina 
nicht  den  zu  Dotirung  einer  grjinitz-Militz  unausweichlich  erforderlichen  Terrain  anzuwelKen  hatten. 
Die  »»nstigiMi  Hint^MnustMi  würden  zu  beheben  nicht  t>hnmegiich  s^'in,  als  bey  jtnler  derley  granit? 
Militz  eiTichtung  die  nemlichen  Anstessigkeiten  vorkannnen,  und  endlichen  gehoben  wunlen. 

Meiner  pflicht,  und  Schuldigkeit  ist  angt^messen,  ohnausges*^zt  jenem  nmdi  zu  dencken.  w^r- 
durch  die  allerhöchst^^  als  auch  hm*hlöbl.  k.  k.  Hoff.  k.  Räthl.  gesinungen   erfühlet    wenlen    kan. 

Durch  mehrere  geleg(»nheiten,  und  durch  lengen^  Übung  habe  endlichen  aUiier  wahr  j:e- 
nommen,  wie  mit  Ki'chten  die  allerliö<hst4»  (Jesinung  ausgefühn»t  wenlen  kan;  ich  nemme  mir 
die  Freyheit  Ever  Ex4'»»llenz  meinem  gnä4ligsten  HernMi  in  aller  untiTthänigkeit  jenes  in  Copia 
gehorsiunbst  zu  unterlegiMi,  was  in  l>elan«^  disser  gninitz  errichtim^angelegenheit  nnlep  einem  dem 


Joseph's  II.  Reisen  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  U:^ 

<  ialitzisfhcii  hohen  (Jen.  Commando  untcrlojjre,  unib  damit  in  Zeiten,  nnd  bovor  vtni  l^Mn])or«i:  <lie 
anz(*i}ro  j,inna<'ht  wird,  Enor  Ex(M^llonz,  in  fahl  disscr  nntt^rthenij^ste  jj^edancke  einer  hetnuOitnn^ 
wünli«r  wen\  liiervon  vorloiffij?  benachriehtip't  sein  nieehten. 

(Jewis  ist  aber  auch,  in  fahl  allerhüehst  So.  Mayestät  niittvls  denen  Fiseal  oder  Lindes- 
fiirntlicben  VomH'ht*»n  ein  ^nuiitz  zn  emehten  annoeh  aller«?nädijx."^t  «gesinnt  weren,  solche  nur 
Stiu-k  weis  und  Siu'cessive  nnd  sehwerlieli  auf  einmahl  im  f^anzen  erfol«^^n  kr>nnt<»:  j^ennnj^  derffte 
iiUvr  win,  s«»  nur  einmahl  der  anfanjj;  könnte  j^enmeht  wenhMi.  Allerdin^  und  im  Fahl  disser 
inoiii  wenip^teiLs  p^tnn-  entworfFener  Voi*schla<?,  woi7.u  müh  und  trey  erinnert,  ihn'  hiessij^'en  st> 
zahln:'irhen  j^eistHchkeit  nnd  ^•undherrschalTten  bekand  wird,  kan  nichts  anderes,  als  verdojndt 
lu^Vi-  erbitt*»nmt^en  wider  mich  ^»l)nhivn,  weh-he  mühstn'lij^'keiten  und  «^MuidfaLsehe  sehon  eii)robte 
an«r«»«'*lM*n  und  verfolf^mj^Mi  j^^nz  jjjerne,  wie  bis  anhero  mit  aller  jiftMlult,  und  j^elasst'uheit  übi^r- 
tnijo*,  und  mich  mit  deme  «^t'nu^  belohnt  erkennen  werde,  so  Kv(»r  ExH'llenz  mein  j^nädij^ster  Ib'rr 
mich  *b\<sen  hohen  huld  und  j^ad.  um  <lie  untt'i'theni'^'st  «j^ehorsiimst  bitte,  ^nädij^t  versicheren. 
Euer  Exc4»llenz 

meines  ^nädi<^st«'n  Herni  ileiTU 

unt^Tthänijrst  j;«'horsambster 
EuzeulM*r^  (JM. 


VI. 

Innhalt  einer  untern  I4ten  Februar  1781  an  das  Gaiicische  hohe 
General  Commando  erlassenen  Vorstellung  (Enzenberg's). 

Ori<,^  (K.-A.  II.  8.  1781—30-36.) 

AUerhrichst  S<\  Maiestiit  haben  in  mehn»i*en  an  «h-n  h(K'hlr»bl.  Hotf  Krietrs  Kath,  und  von 
da  an  das  ht»he  (ialicische  (Jenend  Militar-Commando.  endlich  anhenj  erlasstMien  Alb/rhöchsten 
«iesinn-  und  Verordnunj^en  zu  verehmen  f;V}^''^>*'»'  ^^'i**  brichst  «lieselbte,  und  so  auch  des  ho<'hli'>bl. 
IhAT  Krie<^s  Kath.s  Absichten  dahin  zielen,  womit  die  nach  «ler  Mohlau  lie^^'ude  (iiiinze  um  s«j 
mehr  zu  «'iner  (ininitz  Militz  verwandelt  werden  möchte,  als  ohneliin  von  dem  Adriatischen  Mivr 
«iio  j^anzi»  an  das  Tureicum  zuliej^ende  (Jränze  l)is  an  die  Hujrowina  militarisiivt  ist.  Nichts  wider- 
>tun<li*  dieser  AllerhrH-hsten  Absicht,  als  der  Abi^anj^  des  T<Tnune,  mn  diese  neu  an*^eti*a«r<'in* 
<Jriinit»»r  dotin'n,  un<l  als  Gränitzer  etabliivn  zu  kr»nnen.  Die  (ibnj^en  Anstände,  dass  das  Volk 
ni<'lit  hieran  p»neij^  sich  zeij^en,  und  die  (Jrundherrn  und  Nachbarschaft  widrijxe  Eiustrehunj^en 
lind  Hintemüssen  vcrnrsjichen  werde,  sind  Sachen,  die  bey  allen  n<K'h  bis  zur  Stimd  errichtet  wor- 
dt'n»'n  (Jraniz  Troup]K'n  sich  ereipiet,  imd  durch  die  mUhij^'e,  vernünftig  und  standhafte  (le*ren- 
V»*ranliissun«^Mi  veniiohtet  worden  sind. 

Meine  Pflieht  ist  es,  und  ich  werde  mich  auch  niemahls  hievon  ab  oder  durch  besor«,^ende. 
und  forchtftjuu  p^i^schildei-t*»  Arboithen  mid  Kümmi^nnissen  zurück  halten  lassen,  ohnausfjfcsetzt  jeneui 
na<'lizudenk«'n,  und  meine  wenij^ünis  wohlmeinend  und  j^'trcue  (iiMJanken  zu  entw«n-ffen,  4lie  die 
<  it*siiinunjr  AUerhik'hst  Sr.  Maiestät  imd  des  h(M'hlöbl.  HolV  Kriegs  Raths  erzielen  nnd  erfüllen 
k«>unten.  leb  bin  nun  3  Jahn^  allhier  an«,^'stellt :  v(m  mir  kann  man  mit  Rechten  verlanj^'en  eine 
ni«'hn»n*  Kenntnüss  «leren  hiesij^f^'n  Geschäften,  als  jen(\  die  <ler  Ihiccowina  entfernet  sind,  zu 
haln-n,  fol<i^lichen  keims  Weej^s  mi<-h  einer  t^l)ersehun«r  oder  einer  öaums(X'li«?keit  Iw^schuMij^^en 
U^^fi^n  will. 

B<\v  GeU^nheit  deren  bey  tlem  hi(\si«^en  Justiz  Fach  tariflich  vorkommenden  Reehts,  und 
nudireni  Theils  Territorial  Ötreit-An<,'»dej]^enheiten  l>emerke  nur  viel  zu  jx«'wis,  dass  der  Fis<Mis  mit 
RtH-hten  sieh  ein«»n  ^)ssen  Theil  der  Buceowina  wir<l  zuei«rnen  kr>nnen,  w« »durch  der  Haupt  An- 
}.t;ind.  s^»  <l«M-  Gränitz  En-ichtun«jr  ent«?e;^^ni  stund<\  widerle^^  und  «:ehoben  wird.  HoWU'  eine  fVirui- 
licb«*  pnMbK-tion  veranbsset  werden,  so  wie  solche  in  Tbüi^en  venmlasset  wurde,  und  wobey  der 
Fi.-^'us  nur  ^^xr  zu  viel  j^w«mnen  hatü»;  so  kann  nicht  jifczweiffelt  werden,  dass  der  Fiscus  auch 
in  diT  lJuc<'öwina  einen  merkliehen  Ternüne  ac(puriren  wird,  um  mitttdst  solchen  einen  Theil  der 
iirnnze  inilitarisiren  zu  kiumen.  Der  j^tdiorsamst  bey<reboj,i"ne  Entwurf  mid  Auleithunj,'  zeij^^ct  die 
(Jewiflheit  dessen. 


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9oogl( 


114  Polek: 

Wie  Ein^.in<?s  imterthanij^st  lM»nierket  habo,  will  ich  mich  nicht  des  straffhahron  Vorwiirffe^. 
auss*»tzcn,  dass  ül>or  kurz  oder  lauj^  durch  den  dritten  diese  (Jewisheit  entdecket,  und  die  *• 
straffbahre  Versaunniüss  mir  zu  I^Jist  p^leji^t  werde.  Um  so  mehr  Imhe  neuerlich  diesem  fJegen- 
stand  nachzu<lenken  mich  dcjpiM^lt  vem endet,  als  bemerkte,  dass  das  zur  Conlons  Wache  von  mehr 
als  300  Kiipf  tiij^lich  l)eyf^ezof^ne  liand  Volk  nicht  nur  allein  willig  und  au^*muntert  die  Xm^if 
Dienste  h'istete,  sondern  auch  die  Herrn  OflTiciers  des  2t»*n  (tamiscm  Rej^ments,  welche  die  (W- 
dons  Pcjsten  l)es()rj?eUm,  sie  l)esonders  j^it  anriihmten. 

Einem  hohen  (Jeneral  Ol>er  C'oniman<lo  mache  hierwej^en  die  jjanz  j^ehorsaraaü»  Anzeige, 
un4l  im  Fall  hochdasselbste  dies«^  Betrachtunj^en  «ler  hik-hsti^n  Behr>rde  zu  unterlegen  würdi|r  un<l 
vor  nützhch  Ijefinde,  so  winl  es  ohnehin,  so  wie  aUes  sonstij^,  von  diesem  hi»hen  Gutbefond 
ahhan^'n. 

Enttcurf 

Kurz  zusammenji^faster  Gedanken,  ob  in  der  Buccr>wina  eine  f(>rmliche  Gränitz  Miütz  sicher  aber 

seiner  Zeit  mit  Bestand  errichtet  werden  kirnnte. 

Ein  Theii  der  Gnmdfeste  worauf  <lie  gt^meine  Wohlfahrt  der  bürgerlichen  Gesellschaft  ab 
4ler  wahre  Entzweck  eines  wohl  eingerichteten  Staatt^  ruhet,  ist  die  Sicherheit  der  äusseiwi 
Gränze;  diese  kann  unstreittig  durch  eine  an  denen  Grunzen  wohl  dotirt  oder  etablirte  Gränitz 
Miütz  gt^stützet  werden,  solche  Absicht  zu  erzielen,  muss  der  I^andes  Beherrscher  um  «lies*?  Grä- 
nitzer  wohl  zu  dotiivn,  oder  Cameral  (Jüther  o<ler  Fiscalitäten  haben,  welche  aber  in  der  Bimvi*- 
wina  ausst»r  dem  kleinen  Kimpfdong^T  Ockol  actu  gebnx^hen.  Die  Vortheile,  welche  eine  Gränitz 
Militz  dem  Staat  und  dem  Gemeinen  Wivsi^'n  verschaffet,  ist  ül)erflüssig  als  eine  allzu  bek;u!Dt»' 
Sache  aufzuführen. 

Se.  Majestät  hal>en  in  mehreni  (Jelegenheiten,  und  auch  mittelst  hochlöbl.  Hoff  kriegsrätli- 
räthlichen  V«'rordnungen  zu  (»rkennen  gt^gekMi,  wie  höchstilieselbte  die  Gränzen  der  Bu«i)wina  zur 
Gränitz  Mihtz  ge])il4leter  verlangen,  dem«»  actu  nichts  anders  widerstanden,  als  was  im  Einganjr 
gesaget.  Es  mag  sich  alxT  «lenncK-h  sucwssive,  und  zum  hm-hsten  Nutzen  des  Staats  diese  Alk»r- 
htW-hstf*  Absii'ht  in  Ei'fiillung  bringen  lasH<»n. 

Ich  halM»  demnach  vermög  meiner  aufhabenden  Pflicht  nichts  versäumen  wollen,  mittele 
unausg«»s(»tzti'n  Pflichts<'huldigen  Nachdenken  auf  Mitttd  und  Wwge  zu  verfallen,  mittelst  welchen 
di(»se  Allerhrichsti»  und  «lem  Stiuit  nützliche  Absicht  erzielet  wenlen  könnte,  so  wie  zwar  in  raeineu 
(S\  stein isirungsplane)  untei-tliänigst  gi'horsamst  vorg<^s<'hlagen  habe,  so  füge  diesen  anmM'h  na»4i 
folgendes  Ixn.  Ist  <liese  meine  wenigst  gtdiorsamst,  treu,  un<l  wohlmeinende  Meinung  ni<*bt  annelmi- 
lieh,  so  bin  von  aller  BcKorgimg  eines  Voi-\i'urlTes,  nicht  Pflichtmässig  nacligedacht  o<ler  etwas  vt-r- 
gess«^n  zu  hal)en,  im  voraus  losgespnK'hen. 

Dass  die  Buccowiner  nach  der  Moldau  liegende  Gränze  einer  unglücklichen  Bestinamunfr 
wegen  sehr  offen  und  schwehr  besonders  ohne  einer  wohl  regulirten  Gränitz  Militz  zu  versiclw*ni 
s(\ve,  ist  siittsam  l>ekannt.  Zu  Anlegimg  einer  I^and  o<ler  Gränitz  Militz  ist  eine  Strec-ke  deren  an 
denen  Gränzen  ligenden  Gründen  erforderlich,  die  dem  Regenten  eigenthümlich  zugehoren.  uml 
die  von  «liest^n  dem  Gränitz  Sohlaten  zur  Benutz-  und  Nahnmg  überlassen  wenlen  können.  IHl^ 
Eigenthums-RtH'ht  auf  diese  Gründe  erhaltet  der  R**gent  entweder  durch  Cameral  Gütber,  durch 
die  Fiscal  Rechte,  oder  durch  Vertausch-  und  Erkauffung. 

Nach  Anleithung  deren  re<*htlichen  (inmdsätzen  fallen  <lem  Fisco  alle  erblose  Gnm<le  zo. 
Derjenige  Grun(U>esitzer,  der  das  Eigeutliums-Recht  seines  Vorfalirers  o<ler  Erblassers  nicht  erpntl>»Mi 
kann,  der  besitzet  also  ein  dem  Fisco  zug«diörigt*n  Gnmd,  denn  in  fremden  (lüthem  griffet  kein 
Erbschaftß-  otler  Eigenthimis-Recht  Platz. 

Hat  nun  der  R*»gent  durch  seine  gelU»nd  gemachte  Fiscal  Rechte  in  einem  liand  sich  ein 
und  andere  Güther  zugtH»i^net,  so  ist  er  auch  berwditiget^  diese  an  versi'hiedenen  Strw-ken  dt^ 
Landes  befindliche  Fiscal  Griin«le  theils  mit  jenen  an  denen  Gränztm  liegenden  zu  vertauschen, 
und  den  Eigenthümem  der  letztem  einen  billigen  Ersiitz  mit  Ül)erlassung  der  erstem  zu  geb»^n: 
So  wie  auf  gleiche  Arth  in  Thürgen  bey  Errichtung  der  dortigen  Gränitz  Mihtz  die  nemliche  U*- 
nification  gemacht  und  alle  P<ws«»ssom  vollkommen  iK'friediget  word(»n  sind.  Dann  die  Gmndregel 
der  Staats  Kenntnüss  lehret  die  allgemeine  Wohlfahrt  dem  Vortheil  einzelner  Bürger  vor- 
zuziehen. 


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Josbph's  IL  Reisen  nach  Galizibn  und  der  Bukowina.  115 

Der  FiJH'Us  hat  auch  das  Vorrecht  die  zum  Verkauften  angetragen  wordene,  oder  auch  die 
vor  einer  vennr»g  denen  allgemeinen  Rechten  oder  auch  Landes  (lebrauchen  noch  nicht  verjährten 
Zeit  verkauft  wordene  Güther  zum  gemeinen  Besten  vor  anderen  einzulösen. 

Sind  nun  diese  itzt  aufgetiihrte  Sätze  gegründet,  so  zeiget  die  Anwendung  deren  sich  auf 
den  Bu(TOwinor  Üistrict,  dass  in  diesem  Strich  Landes  eine  Gränitz  Militz  zu  erri(;hten  nicht  nur 
allenlings  möglich,  sondern  auch  nützlich  und  nöthig  seye. 

Anwenflung  deren  vorderen  Sätxen. 
Die  Einwürffe,    welche   Avider   die  Errichtimg   einer  Gränitz    Militz    in    diesem  Buc(x>\nner 
District  gt^macht  wenlen  könten,  dörfben  wohl  vorzüglich  in  folgenden  dreyen  Abtheilungen  bestehen. 

1.  Weilen  <ler  liandes  lk»herrscher  hierzu  Ijande  keine  zulänglich-eigenthümhche  Gründe 
nnd  Güther  besitaet,  mithin  der  allenfalls  errichtet  werden  wollenden  Gränitz  Militz  die  nöthige 
Gninde  und  Plätae  als  eine  respec'tivc  Gränitz  Dotirung  nicht  anweisen  kan. 

2.  Weilen  das  I^and  Volk  dieses  Districts  dem  Militär  Stand  abgeneigt,  mithin  diese 
(iränitz  Errichtung  eine  Auswanderung  verursachen  könnte,  und 

3.  Weilen  auch  in  dem  fast  unbrauchbaren  Gebüi*g  einige  Gränitz  Militz  wohnhaft  gemacht 
werden  müsse,  all  wo  man  dem  Gebürgs  Theil  ohne  Zuhülfenelmumg  des  flachen  I^andes  den  n<>- 
thigen  Nahrungs  Zweig  schwehr  verschaffen  können  wird. 

Diese  Einwendungen  werden  zum  Theil  durch  folgende  Aufklärungen  widerlegt. 

Ad  1.  Durc^h  meine  3  jährig  allhiesige  Anstellung,  als  eben  auch  auf  die  Behandlung  der 
Justitz  Angelegenheiten  zu  sorgen  verbimden  bin,  habe  aus  denen  fast  täglich  vorkommenden 
(»rund  Strittigkeiten  erfahren,  dass  mehreren  Grundbesitzern  die  Beweisse  ihres  und  ihres  Erb- 
liiseers  oder  Vorfehrers  Eigenthums-Recht  ormanglen,  und  viele  aus  ihnen  nichts  anderes  als  ihren 
Besitz  zum  Rechts-Behuf  bey  bringen  können. 

Man  hat  allschon  mittelst  einem  von  dem  hier  aufgestellten  Auditoriat  verfasten  Bericht 
über  die  Verwaltung  der  hierortigen  Rechts-Angelegenheiten  verflossenen  Sommer  die  Quellen  dieser 
Ungewisheit  des  Eigenthums  Recht  der  hiesigen  Grundbesitzern  mit  melireren  ganz  gehorsamst 
bemerket,  imd  der  hohen  Behörde  unterleget.  Es  ist  unstreittig,  dass  ein  grosser  Theil  dieses 
Biu-cowiner  Districts  ohne  Rechts  kräftigen  Gnmd  Documenten  besessen  werde,  dessen  Gewissheit 
«luH'h  Einberuflfung  sammöntlicher  Gnmdbesitzer  und  Untersuchung  deren  Grundschriften  erhoben 
werden  könnte,  wodurch  fast  überhaupt  die  kleinen  Edel  Jjeutlie  Ruptaschen,  Schlachten,  imd 
Redses<:hen  oder  sogenannte  (irundnachbahm  grösten  Theils  ohne  Ret^hts  gültigen  Gnmdbrieffen, 
folglichen  deren  Griinde  und  Güther  erblos  befunden  werden  würden.  Denn  die  Schlachten  und 
Reilseschen  sind  nur  Louthe,  welche  meistens  in  denen  Kriegs  Unruhen  jene  von  denen  wttrklichen 
(irumleigenthümem  veriassene  und  Herm-lose  Grianle  gleichsam  ün  ersten  Stand  der  Natur  sich 
efgenmächtig  zugeeignet,  und  m  Besitz  genommen  haben.  Wann  nun  ein  derley  St^hlacht  oder 
Redsesch  sich  mit  einer  Masillens  Tochter  verheurathet  so  ist  er  venuög  denen  bestandenen 
Ijandes  Gebrauchen  ein  Ruptasch,  oder  in  kleinen  Edelstsind  andurch  von  selbst  erhoben  gewesen  ; 
Dergleichen  liCuthe  können  dann  kt^in  anders  Recht  ihrer  hierländischen  Besitzungen  beweisen,  als 
tlass  sie  ohne  Widerstand  verlassene  Güther  o<'<!upirten.  Es  befinden  sk'h  auch  von  denen  Mol- 
«Liuis<^hen  Pacht  Fürston  mehrere  denen  Klöstern  oder  Edelleuthen  ertheilte  Schankbrieffe  bt^ylaufig 
mit  diesem  Innhalt:  Wir  schenken  dem  Kloster  N.  einen  Grund  Theil  bey  Czemowicz,  und  bitten 
Gott,  dass  er  unsere  Nachfolger  erleichte,  damit  auch  sie  diesen  unseren  Schank  Brief  bcstätti- 
gen  etc.  et<'. 

Aus  diesem  Innhalt^  besonders  aber  da  die  Moldau,  mithin  auch  dieser  von  selber  abge- 
rissene Buccowiner  District  ohnehin  unter  dem  Schutz  der  Pforte,  als  dessen  Landes  Herrn  stunde, 
ven^ifenbahrot  sich,  dass  diese  Fürsten  keine  Eigenthümer  des  Landes  waren,  mithin  nur  auf  die 
Zeit  ihrer  Pacht-  und  Regierung,  nicht  aber  auf  ewig  (Jründe  oder  Landes  Gefehle  zu  verschenken 
K^rechtiget  waren.  Alle  diese  S<'hankbriefe  haben  zu  der  Zeit,  als  dieser  Buccowiner  District  unter 
die  Kail.  Königl.  Ösüineiehischc  Regienmg  gekommen,  und  Se.  Majestät  ak  würklicher  liimdes  Herr 
eingetretten,  von  selbsten  ihre  Kraft  und  fernere  Gültigkeit  verlohren,  und  fallen  dahero  all  diese 
durch  die  Moldauer  Pacht  Fürsten  auf  die  Zeit  ihrer  Regienmg  verschenkte  Gütber  und  Griinde 
dem  Fisco  anhoim.  Auf  solche  Arth  wurde  ein  grosser  Theil  deren  in  diesem  Distri<t  befindlichen 

Gfithem  und  Gründen  <lem  Fisco  eigcnthümlich  zufallen  gemacht  werden,    besonders    ^OW^^lp 

igi  ize     y  ^ 


116  Polek: 

dio  Stadt  Czemowicz,  Sirt^h  un<i  Sin*zawii  nobst  den  Kiini)()lunppor  Okol  von  vurif»<^n  Z('it«^n  —  hw 
liirstli<-ln'  (Kitlior  wanMi,  und  artu  als  liiindt'slürstliche  (liither  anj^i'seht^n  worden,  obwolilfn  /war 
>ulcht?  •lenualilon  dorn  Aerario  keinen  KiiMitzer  al)Werfren.  Ja  ich  p»trane  mir  fast  zn  Indiaupt**!!. 
dass  Ih'V  einer  veranlasset  wenlenden  ^^»recht  und  {genauen  Vonveiss-  und  rntersu(diun«r  den'U 
Grund  Doeunient^'n,  tast  der  lKill)e  Bu(Towiner  Distriet  erblos  lM'fun<len  werden  wird:  denn  wann 
auch  ein  (frundl)esitzer  darzrij^et,  dass  sein  Vatter  oder  (Jross  Vatt4T  von  einem  Dritten  dh-^-n 
nun  besitzenden  (irun<l  erkaufet  babe.  so  werden  d<M-b  sebr  viele  das  Re<-bt  des  VerkaulTers  iiirlit 
])ewris<'n  kr>nn<>n.  mitbin  sebr  wenij^'  den  nM*btmässi«>fen  Besitz  beyzubrin^m  im    Stiinde  s*')ti. 

Hat  mni  der  Kej^^'ut  dureb  dies4'  Veranlassunj;  in  der  Buci-owina,  wenn  es  aucli  in  vt»r- 
s<'bied«Mien  (b'«^enden  ist,  ei^'entbümlicbe  (Jütlier,  so  ist  ja  sebon  andnivb  der  (inmd  zur  (fräoitz 
Militz  «^ele^'et,  in  (Umu  die  Rückwärts,  oder  im  Mittel  Punkt  des  I^indes  betindliebe  Usaü  (ifitli»T 
sowobl  ^^'^n«n  jene  an  denen  (iränzen  liepnide  v^^rtauseljet  werden  können.  Endliebeu  wnnb?  *•> 
aueb  niebt  sebwebr  fallen  eini^r^'  llütber  um  einen  sebr  bilbg  und  gerinj^aMi  l^revss  \m}  Aerari*» 
einzulr>sen,  daim  bier  in  der  M<»l<laii  bestünde,  und  in  d«'r  jen8t»itif?er  Moldau  iM^stobet  \vj*'h  h«nit 
zu  Taj^e  der  Kindes  (Jebnmeb,  dass  die  verkauffte  (iütber  dun'b  die  imben*  B*»fnHindt»\  und  au«-h 
(inmdnaebbabni  ncK-b  in  Zeit  von  10  Jabren,  und  zwar  von  dem  Tag  der  Bek-anntwordunj^  uu- 
<len  nnt  dem  ersten  Käufer  stij)ulirten  Kaufs<billing  zunickgebissen  werden  können.  (Jowis  ist  f>. 
dass  in  Zeit  von  10  Jabren  in  diesem  Bue<'owiner  Distriet  mebrero  Gütber  und  Gründe,  die  erst 
dermablen  im  Wertli  zu  steigen  anJangen,  um  eint»n  stdir  gi^ringen  l^ivyss  hindangegoln^n  wonlen 
sind.  Es  dürften  also  nur  diese  zum  (Jemeinen  Besten  eingebiwt  werden,  4lie  mit  Einbi^grief  den-n 
verm(»g  obigen  Vorseblag  vei-oftenbabret  werdenden  Fiscal  Gütbem  ohngezw«nffelt  in  der  zur  An- 
legung einer  Gränitz  Militz  nötliigen  Strecke  best»'ben  wurden.  Andun'b  wäre  also  der  erste  und 
wicbtigste  Einwurf  und  Anstand  scbt>n  meistens  entkräftet. 

A(f  2.  Das  in  diesem  Buccowiner  Distriet  befindlicbe  I^md  Volk  bi'stebet  meistt^ns  aus 
Hücbtig  und  anden^n  vei-scbiedtMien  anbero  geloffenen  Volk,  und  ieb  werde  mieb  nicht  invn,  s^ 
icb  sage,  dass  aus  denen  existin^nden  23.000  Familien  scbwebrlicb  6000  wahn*  Moldauer  Familien 
sieb  vorfinden  wenlen.  Dieses  Volk  ist  weder  dem  I^md,  n<)cb  dem  I^ndts  Herrn,  «mdern  nur 
ibnMn  Eigj'unutz  getreu ;  Es  verbleibet  so  lang  allbier,  als  (»s  sieb  melir  Vortheil  als  in  andon-n 
Ixinden  Zuflüssen  siebet.  Wird  ibr  Eigennutz  mit  grossem  Auflaagen  oder  Emoueningi*n  \rr- 
nündert,  so  verlasH't  es  obne  vielen  Bedenken  diesen  Kivvsb,  und  entienit»t  sieb  in  andere  ilin»in 
Eigennutz  und  Absiebten  vortbeilbafUT  scheinende  Lande,  es  verlasset  andun-h  keine  eig%*ne 
Gründe,  sondern  nur  schlechte  vom  Koth,  Stnnchwerk  und  Holz  zusammengesetzte  elende  llntter!. 
tlie  von  keinem  Werth  sind.  Dieses  Volk  ist  eben  auch  an  keine  Zucht,  Ordnimg,  WirtiH-haft, 
l{«»inlicbkeit  k  gewidmet,  ntK'b  zu  der  Industrie  aufgi'leget,  weilen  ihn^  venmlassende  Verln-ssi- 
nmgen  der  Gründe  odtr  Häusser  nicht  ihnen,  sondern  dem  (inrndherrn  nützlich  wären,  der  vor- 
nuibl  hier  zu  I^ind  den  Baui'ni  nur  so  lang  behielte,  als  er  ihme  anständig  wäre,  und  s<»lcben 
nach  Wohlgefallen  hintlanjagte.  Die  Ui-sacbe  «lieser  so  üblen,  und  dem  Gi'meinen  Wohlstxinti  s«i 
nacbtlu'iligen  (iesiunungen  dieses  l^mdes  Vulk  scheinet  also  vorzüglich  in  dietknn  gegrümlet  zu 
sevu,  weilen  der  Bauer  keine  eigenthümliche  (i runde  und  Felder  Ix'sitzet,  und  sein  Hauss  auf 
fremden  Grund  und  Boden  erbauet,  weh-bes  ihm  d(»r  Gnmdberr  vormahlen  nach  Bidielw-n  abzu- 
nehmen bcnM-btiget  waiv.  A\'urde  aber  diese  Ursache  aufliören,  und  dem  bm<hnann  cigenthünüicli 
erbliche  Felder  angewiesen,  er  aucb  zugleich  zu  Erbauung  bessi^r-  und  mehr  im  Werth  lauflontlen 
Haüs.ser  angehalten  und  unterstützet  wi'rden;  so  scbeini't  wobl  aucb  gewis  zu  s*.\vn.  das?*  da^ 
I^uid  Volk  dickes  Buccowiner  Distriet  ebenso,  wie  in  anderen  wohl  ein^Tii'bteten  Umden  mit  »lor  ämI 
zur  wirtbschaftlicbenrnt4'niehm-undVerbcssenmgen  ihrer  eigenen  (i runden,  andundi  alKTauchzu«rl«-icb 
zu  Verl »esserung  ihrer  Sitten,  und  zur  Liebe  ihres  Vaterlandes  geriMtzt^t,  und  verleittet  wenlen  wfini»\ 

B(*y  Anlegung  einer  Gränitz  Militz  wird  jeder  Gränitz  Sohlat*»n  Familie  der  nöthigi'  Ter- 
raine  zum  Ackerbau,  Wiesen,  und  Gartben  eigentbum-  und  erblich  nur  mit  dem  oncrc  tuHiUiri 
überlassen,  und  die  Erl»auung  besserer  Haüsser  na<-h  <lem  Granit«  System  ohnehin  nachdruck- 
samst bes4»rget.  Von  allen  diesen  habe  mich  obnebin  schon  in  meinen  Systomisirungs-Phin  ver- 
breit tert  geäussert. 

Da  mm  nach  der  bisherigen  Uindes  Verfassung  der  Buccowiner  Bauer  keine  Hand  brnt 
eigentbinnlicbeu  Grund  besitzet,  so  wurde  für  das  hiesige  l^imdes  Volk  gewis  keine  whnH»irbel- 
baftere.  untl  mehr  reitzi'n  lere  Einricbtung  veranlasset  werden  können,  als^eine  Gränilz  Errichtunjr. 

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JoSEPH's    II.    RbIS£N    nach   GaLIZIEN   IFND   DEB   BUKOWINA.  117 

Dieses  ist  dann  die  Widerlegung  des  zweyten  Einwurfes. 

Äfi  .9.  In  jenem  zum  Theil  unfnu^htbahren  Gebürgs  Antheil,  in  weli^bem  eben  eine  Gränitz 
Militz  Wübnbaft  gemacbt  werden  müste,  sind  dermablen  s(^bon  einige  Dorfscbaften.  mitbin  aueb 
Einwolmer  bt^findlieJi;  Diese  leben  nicht  vom  Ackerbau,  sondern  von  zerschiedenen  Hand-  und 
Holz  Arbeitben,  dann  hauptsäclilicb  von  der  Viehzurbt.  Sie  sind  alKT  bey  allem  deme  el>en  so, 
wie  andere  in  denen  Hacben  Gegenden  wobnende  Bauern  Contribuenton,  geben  ibre  AI)gaaben, 
und  versebaffen  sieb  nach  ihrer  angi^wöhnten  Arth  die  nötbige  Nahrung,  sie  wurden  alj^o  nocJi 
ffiglirlier  leben,  wami  sie  dem  Gränitz  Sümd  zugezogen,  und  von  <lenen  (rnm<lberrlichen  Eut- 
riebtungen,  von  «ler  Roboth,  und  Abgaabe  der  Z<»benten  befreuet  blieben.  Damit  es  aber  in  diesem 
Buccowiner  District  überhaupt  <lem  Landmann,  mithin  auch  dem  Gränitzer  an  den  nötbigen  Nab- 
nings  Zweig  nicht  gebreche,  würden  jene  zur  BetV)rdenmg  der  allgemeinen  Wohlfahrt  abzielende, 
imd  vorraabls  vieleicht  wegen  denen  stetton  Kriegs  Unmhen,  oder  l^nwissenheit  deivn  Moldaui- 
scrhen  Fürsttm  unterlassen  wordene  Einrichtungen  zu  veranlassen  seyn,  wovon  in  den  allerunter- 
thänig-st  unterlegten  Systemisinmgs  Plan  sattsame  Vorschlägt^  und  Beweise  aufgeführet  habe. 

Nur  der  aus  der  Ukmine  eingefiihrt  werdende  Bramlwcin  allein,  da  das  haare  Geld  in 
der  grösten  Mengt?  ohne  allem  Stichhandel  ausgeliihret  wird,  bemet  den  Umlauf  des  Geldes,  da- 
hingegen ist  noch  der  einzige  vortheilhafte  Handel  in  diesem  I^ande  mit  dem  Hom  Vieh  nach 
Preslau,  und  Wollen  Vieh  nach  ConstiintinoiK4. 

Es  käme  also  nur  darauf  an,  dass  man  die  Einfuhr  nachtheiliger-  und  das  Geld  aus  dem 
I*in<l  bringi-nder  Wiiaren,  besonders  aber  des  aus  der  Ukraine  so  häufig  bereingebnu-bt  werdenden 
Brandweines  einstellen  machete. 

Endlichen  wurde  die  Laage  dieses  Stück  Limtles,  desst»n  Gränze  gegen  die  Chotymer  Raya 
und  Moblau  vormahls  stetts  mit  unruhigen  Nachbarn  überschwemet  wäre,  und  das  in  «lasigen 
jenseitigen  I^mden  fast  alljäbrhcb  einschleichende  Pest  Ü1)el  schon  von  selbst  eine  zahlnncbe  Vor- 
mauer von  gi^tnni  und  rechtschaffenen  (iränitzern  an  dit^sen  gelabrlicbeu  G  ranzen  nutzhcb  und 
noth wendig  machen. 

Enzenberg,  (iM. 


YII. 

Hofkriegsrath  an  das  galiz.  Generalcommando. 

Wien,  den  21.  Augusti  1781. 
C'oncept.  (Archiv  d.  k.  k.  Minist,  d.  Innern.  Nr.  9  ex  1781,  U.  A  6.) 

Sc.  3Iaj«'stät  befinden  liir  gut,  den  Buccowiner  Disirict  derzeit  noch  unter  der  weitern  Iam- 
timg  des  H<»fkriegsratbs  zu  bebissen,  verlangen  aber  zugleich,  dass  die  inneiv  Verfassung  <les 
liiindes  auf  einen  sob'heu  besseR»n  Fuss  gesetzet  wenlen  .solle,  damit  einerseits  das  lijmd  IVir  das 
künftige  leichter  und  mit  Billigkeit  gehalten,  andeivrseits  hingegen  auch  davon  der  billige  Vor- 
thcil  für  <iiis  Aerarium  gezoben  werde. 

Die  Bowohner  der  Buccowina  imd  der  tirund  und  Botlen,  der  tlieils  in  ihrem  Besitz  ist 
zum  Tlieile  aber  auch  n<x*b  iUl  lieget  und  als  verlassen  anzusehen  konunet,  sind  dermalen  die 
Gegi'ustände,  worauf  der  Hofkri<*gsrath  seine  Aufmerksamkeit  zu  ric-bten  für  nöthig  erachtet,  um 
Sr.  Majestät  Allerhö<'bste  Gesinnung  so  zu  erivieben,  damit  die  im  District  unteniouunen  wer- 
d»'nde  Verbes.st»rungsimstalten  inmier  mit  der  Rücksicht  verbunden  bleÜH'n,  dass,  es  mag  künftig 
die  Bui'cowina  eine  Militiirgninitz  oder  eine  Civil])rovinz  werden,  die  angefangene  Ameliorations- 
v«»rkebrungen  für  den  einen  wie  für  den  andern  Fall  mit  Nutzten  anwendbar  un<l  in  dem  näm- 
lifben  Fa<b'n  fortzuführen,  naeh  Umständen  auch    mit  der  Zeit  weiter   auszudehnen    sein    nir>gen. 

Der  geistliche  Stand  in  der  Bucrowina  von  4ler  gegenwärtigen  Zeit  Graeci  Ritus  non  uni- 
t^^nim  macht  den  ersten  Süind  aus  und  übersteigt  den  weltliehen  am  Vermögen  und  an  dem 
B4»stand  der  Güter. 

I>a  <ler  Radaunzer  (sie)  Bischof  mit  der  dortigen  Geistlichkeit  aus  der  vormahgen  Unter- 
wüi-figkeit  des  Metrofioliten  in  Jassy  und  n's|>ective  des  Patriaivben  in  Coustantinoi)el  bereits 
gesetzet  und  überbaupts  aller  von  der  fnmiden  Geistlichkeit  in  die  Buccowina  genouum*tfe?Einlh^s*;Tp 


118  Polek: 

a*ifj?eholH^n  ist,  mithin  auch  zuversichtlich  na<'h  der  vom  Hofkriegsrath  er^ng^ncn  Belehrung  d<*r 
s4»itlM»nj^'  Vicarius  des  Metn»iH>Iiten  in  Jassy  keine  (lonM'htigkeit  mehr  in  der  Buocowina  atisöhen, 
und  wann  er  ^leiehwol  nodi  allda  verhlielH\  s^inetwep'n  die  anj^'onlnete  nöthigi^  Vorst'hiinj^  seh«« 
j^^'seliehen  s^'iu  wird,  hin^'«^en  der  IJischuf  von  Kadaunz  seit  j^'rauuier  Zeit  erneuerte  BeweLse  vjmi 
S4.;iner  auln^chtim  piten  (jesinnun*^  imd  von  seinem  Eifer  fiir  den  Vollzug  der  Allerhoebsloo  Be- 
felilen  von  sich  hat  verspüren  lassen,  so  ist  der  Grund  mit  denen  sichern  Mitteln  fiir  den  An- 
fang und,  wie  der  Erl'ol«^  sich  zeiget  uml  schicksame  (ielegenheiten  sich  ergel)en,  für  die  siut»^TT? 
ErhnMtung  der  VerlM'sserungi'n  der  Buwoiiina  <lurch  eine  sohdie  anderweite  Einrichtung  der 
(Jeistlichkeit  zu  verschaffen,  4lie  das  Volk  aus  der  (iewalt  der  unwissenden  Geistlichkeit  setzen, 
die  Vorkehnmgen  Für  den  Zügel  gi'lehrter  un<l  hloss  ihn^n  Bt»ruf  sich  widmender  Geistlichkeit  in 
si4h  einschlii'Hsen,  ülKTJiauptÄ  jetzt  und  kündig  fortan  mit  der  Klugheit  geleitet  wenien  mns^s, 
<lamit  die  Religion  und  die  Geistlichkeit  keine  öffentliche  Tadlung,  Venmglimpfung  und  Verach- 
tung, no<'h  weniger  alxT  eine  ühle  Behandlung  erleiden,  folglmr  das  Volk  nicht  im  geringsten 
auf  den  etwaigen  Argwohn,  als  oh  die  (Geistlichkeit  und  nach  solcher  die  Religion  anzugnnfen  die 
Ahsicht  war»',  zu  verfallen  Ursi^ch  halH*n,  sondern  vielmehr  stets  die  reberzeugung  vor  sich  s«*hen 
miige,  dass  die  diesfällige  Ankehrungt»n  von  der  Geistlichkeit  selbst  herrühren  und  keine  andere 
als  die  Absicht  halwu,  damit  von  einem  jeden  die  Pflichten  der  Religion,  zu  der  sich  ders»»ll»e 
iK'kennt,  genau  erfiillet  werden. 

Um  den  Bischofen  von  Radaunz  auf  eine  ganz  unmerkbbar»*  Art  in  eine  gewisse  Vcrbind- 
lic'hkeit  von  der  stetshinigen  Erfülltmg  der  diesseitigen  Absichten  zu  bringt^n,  muivs  ders«^lh»» 
vönlrist  das  Allerhöchste  Wohlgefallen  ülier  sein  zeitheriges  Bt^tragen  und  dessen  zur  werktbü- 
tigt'n  Vollziehung  Sr.  Majestät  Gesinnung  bereite  zu  vernehmen  geweste  Äusserungen  und  ausser- 
«leme  no<di  weiter  zu  empfinden  l)ekommen,  dass  Se.  Majestät  vcrmög  des  in  seine  Person  ge- 
s«,'tzten  Vertrauen  aus  der  Absicht,  um  die  Klöstt»r  graeci  ritus  non  unitorum  nebst  denen  Welt- 
g»'istlichen  in  dit;  erste  Regeln  und  Vorschrift  <les  heiligtm  Basilius,  an  die  sich  die  Klöster  halten 
sollen,  und  Überhaupts  in  eine  dem  geistlichen  Stand  angemessene  Verfassung  zu  setzen,  wie  auch 
alle  mit  dem  geistlichen  Wesen  in  einer  Verknüpfung  stehende  Angelegenheiti^n  in  der  l)ehörigen 
Onlnung  verhandlen  zu  machen,  ein  Consistorium  aufzustellen,  hiebei  ihme  Bischofen  den  Vorsitz 
einzuräumen,  dies*?m  Consistorio  nebst  einem  Igumen  zwei  Weltliche  der  Mitstimmung  halber  bei- 
zugelx'U  und  seinem  des  (Jonsistorii  und  des  Bis<^hofens  Ermessen  zu  überiassen  befunden  hätten. 
ob  nebst  «lern  giMlachten  Igumen  mx-h  niehrea»  Geistliche  dem  Consistorio  beizuwohnen  haben 
sollen,  wornach  ik\  Majestät  einen  von  ihrae  und  denen  vernünftigsten  und  bescheidensten  Klo^ter- 
vorstehcm  auszuar])eitenden  Plan,  wie  <lie  Zucht  und  Onlnung  der  GeistlicJien  nach  denen  Gt^ 
setzen  und  (iebräuchen  des  Basilianerorden  am  gt^schwindesten  herzustellen  und  die  Rt*ligion 
nach  wahren  Gnmdsätzen  zu  erfüllen  sein  kann,  ehestens  gewärtigten  und  sich  anbei  verseheü»n, 
dass  er  Bis<'hof  gesammte  bei  dem  Consistorio  vorfallende  Angelegi^nheiten  immerhin  einversünd- 
lich  mit  der  District«a(hninistration  und  denen  tlem  Consistorio  beisitzenden  zwei  Weltlichen  \-er- 
haudlen  imd  erledigen  mat^hen  wird. 

Was  hiel>«i  <ler  Districtsadministration  theils  zur  Nachachtimg,  theils  zur  geheimen  Be^ 
Ichnmg  zu  Ix'deuten  nothwendig  ist,  um  bei  günstigen  Umständen,  und  wann  die  Sicherheit  vor- 
handen ist,  dass  weder  die  gefasste  Anträge  keine  erhebüche  Beschwerlichkeiten,  Hindernissen 
und  Einstreuungen  zu  besorgten  sein  mögen,  sich  dem  vorgesteckten  Endzwei-k  nach  und  nach  «u 
nähern,  dies  lM.'stehet  in  folgenden: 

A.  Der  eine  Zeit  hier  in  Wien  gewestt%  nun  wieder  in  die  Bu(icx)wina  zunickkehrende, 
Bojar  Balsch  ist  bereits  von  der  I)istri4tsadministration  wegen  seiner  guten  Neigimg  und  De- 
v<»tion  fiir  den  Allerhik-hsten  Dienst  und  Landesfiirston  angeriihmet  wonlen  und  hat  wähnMvl 
MMnes  hiesigen  Aufenthalt  nebst  s<hönen  Wissenschaften  auch  dasjenige»  eingeflösst  l»ekoinmen, 
was  dazu  gebimst,  um  «leiien  rnterthansj>flichten  gi»nug  zu  thun,  aus  welcher  und  der  hinzu- 
kommenden weitem  Erwägung,  dass  Balsch  von  denen  Umständen  des  Buwowiner  District  und 
der  benachbarten  Moldau,  gleichwie  von  denen  Bewohnern  der  Buccowina  und  Moldau  gute  Kennt- 
nissen hat,  und  bei  der  nun  den  Anfang  zu  nehmen  habenden  Einrichtung  «les  Buccowiner 
District  si'hr  viel  und  eigentli<-h  das  meiste  daran  gelegen  ist,  unter  denen  Indinduen,  ilie  zu 
Gi'schäften  g*'braucht  werden  sollen,  d«'e  nn-hb'  Wahl  zu  treffen  und  nicht  wie  es  aus  AnUw«  «ler 

no<h  nicht  geendeten  BuccowiniT  PrtMvssen  zu  erfahn'n  gewesen  ist    ^iedjr^ in    daj«  Unglück   zu 

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Josbph's  II.  Reisen  nach  Gauzibk  und  der  Bukowina.  119 

verfallen,  dass  ITntersuchiingen  un<l  Vemchtiingen  Menschen  anvertmuet  werden,  die  bloss  nac^h 
Partieularabsichten  und  fj^f:^n  das  Allerhöchste  und  allf?enieine  Bt^ste  handeln,  der  ji^Mhichte 
BaLsch  tler  DistrictÄadniinistration  mif  die  Art  lH»i«^^«^eben  wird,  dass  die  Administnition  ihn  nach 
(|utbefund  verwenden,  allenfalls  auch  dem  Consistorio  als  weltlir^hen  Assessor  beiziehen  machen  soll. 

B.  Bei  dem  Consistorio  wän'n  die  jjjeistliche  EinkünfUm  ins<jesammt  und  die  Empfanj^-  und 
Verwendungsaus  weise  insbesondere  sammt  denen  dahin  j^hörifi^^n  Instrumenten  zu  imt<»rsuchen, 
wolun  auch  alle  der  f»eistlichen  Gerichtsbarkeit  halber  sich  erfjebende  Strittij^keiten  den  Zug  zu 
nehmen  hätten. 

C.  Einem  je^leo  Klosten'or8t4»her  wäre  von  der  Districtßadministration  ein  Weltlicher  zu- 
zu^ben,  ohne  dessen  Mitwissen  kein  Klostenorsteher  iihor  Empfanj?  und  Verwendung  der  Ein- 
künften eine  Disposition  zu  treffen  befugt  s<Mn  solle,  gleichwie  auch  von  dem  Klostenorsteher 
und  dem  ihrae  beigegebenen  Weltlichen  die  Rechnungen  über  Empfang  und  Verwendung  an  das 
C4)nsistorium  zu  gehen  hätten  .  .  . 

D.  Um  bei  dem  Volk  desto  sicherer  den  bereits  geäusserten  IiTwahn  hintanzuhalten,  der 
um  destwiUen  entstehen  kömite,  als  ob  die  Religion  umzukehrcn  die  Absicht  wäre,  kann  alle  Ge- 
walt in  weltlichen  Vorßillenheiten  derzeit  noch  nicht  der  Geistlichkeit  Kmommen  werden ;  es  muss 
daher  die  Districtsadministi'ation  bei  scliicklichen  GelegenheiUm  mittelst  des  Bischofen  von  Ra- 
daunz  es  nach  und  nach  daliin  zu  bringim  suchen,  dass  die  Geistlichkeit  selbst  um  die  Enthebung 
von  der  Besorgnis  deren  weltlichen  Geschäften  aus  dem  Beweggnmd  das  Ansuchen  machet, 
damit  ihr  desto  mehrers  die  n(»thige  Zeit  erübrige,  dermalen  sich  flir  den  geistliclien  Stimd  tüchtig 
genug  zu  machen  und  fiihrohin  die  <liest>n  Stand  anklebende  Pflichten  aufs  genaueste  erfüllen 
zu  können. 

E.  Der  Antrag  ist  es  nicht,  die  Zahl  der  Geistlichen,  wenn  sie  gleich  insgesammt  (nidit)  die 
für  diesen  Stand  erforderliche  Eigi^nschaften  hal)en,  zum  Abbrud»  des  Gottesdienst  und  des  Seelen- 
trust  zu  vermindern,  sondern  es  müssen  vielmelir  jezt  und  künftig  immer  so  ^^ele  Geistliche  vor- 
hanilen  und  diese  im  District  so  eingetheilet  sein,  dass  die  Landeseinwohner  dem  Gottesdienst 
g*'bürend  abwarten  und  in  Vorlallen,  bt>sondei-s  \mm  Sterben,  e,s  ihnen  an  dem  geistlichen  Bei- 
stand nicht  gebn^chen  möge ;  hingegen  ist  die  nunmehrige  übergrosse  Zahl  der  Kloster-  und  Welt- 
g»nstliclien  und  die  Bedrückung,  besonders  in  Anstellung  <ler  Weltgeistlichen,  welche  durch  sie  und 
ihre  Familien  für  die  Unterthanen  erwächst,  wie  auch  aus  der  Ei-fahnmg  bekannt  ist,  dass  die 
Erreichung  der  bereits  erkläi*ten  guten  und  nothwendigim  Absicht  vom  Gottisdienst  und  Stvlen- 
troßt  nicht  an  der  übermässigen  Vielheit,  sondern  an  der  f^igenschaft  der  G«'istlichen  haftet 
dahero  die  Districtsadministration  nach  der  Hand,  sobald  sich  hiezu  ein  ohnverninglicher  Anhiss 
ergibt,  den  Radaunzer  Bischofen  selbst  zu  dem  sodann  vorläufig  hieher  einzubefxUvieniden  Vor- 
schlag zn  bringen  sich  gegenwärtig  halten  muss,  wie  mit  der  Zeit  eine  gewisse  Zahl  d(T  Klost*^- 
und  Weltgeistlichen  dergestalten  festzusetzen  wän%  damit  die  Unterthanen  ül>erall  ihre  Religions- 
pflichten behörig  ausül>en,  die  Geistliche  aber  nicht  ohne  Beschäfbgimg  dem  Unterthan  zur  Uast 
erli«H^n  mögen,  wobei  die  Districtsadministration  von  dem  in  Militiirgrenzeii  in  Ans^^hung  der 
nicht  nnirten  bestehenden  Nonnativo  die  Anwendung  zu  machf^n  su(^hen  kann,  dass  Ix'i  30  bis 
150  Familien,  wo  eine  Kirche  und  ein  fungierender  Pop  vorhanden  ist  ein  (leistlicher,  bt'i  150 
bis  250  Fmnilien  2  Geistliche  und  bei  mehren^n  als  250  Familien  3  GiMstliche  hijchstens  angi'stellet 
sein  mögen,  in  allen  Fällen  alx'r,  wo  wt^gtni  mehivrer  Kin'hen  oder  weg»»n  mehivrin*  Familien  auch 
mehr  als  3  Geistliche  in  Antrag  kommen,  hierzu  die  vorläufige*  beson<lere  Einwilligung  hiei-j>rts 
angesucht  werden  muss,  welche  auch  nöthig  ist,  so  oft  jemand  in  den  Diaconeli-  (wler  Geistlich(»n- 
stmd  zu  treten  verlanget. 

F.  Soweit  die  Aufstt^Uung  des  ConsLstorium  und  ihr  Aufseher  l)ei  denen  Kloster v(»rsteh(»m 
Auslagen  venirsachet  ist  ein-  und  andei-es  aus  denen  Klostereinkünften  zu  bestiviten,  worauf 
gleich  l>oi  der  obberührten  Untersuchung  der  giMstlichen  Einkünll*Mi  der  gehr»rige  Bedacht  genom- 
men werden  kann,  hingegen  ist  mit  demjenigen  Geld,  welches  nach  Abschlag  des  nothwendigi'n 
Unterhalt  der  Oistlichkeit  und  d(^  für  das  Consistorium  und  für  die  Aufseher  bei  denen  Kl«)st4'r- 
vorsttdiem  erforderlichen  Aufwands  übrig  bleibt  das  A])sehen  elaniuf  gerichtet  <lass  dieses  Geld 
den  Fundum  von  der  Errichtung  öfliMitlicher  ohn(»ntgeltlicher  S<hulen  für  die  I^nterweisung  der 
Jugend  abgeben,  und  da  ohnetleme  der  elende  Stand  der  Weltgeistlichen  grösstentheils  den  I^st 
ihres    und    ihrer  Familien-Unterhalts    auf   die  Landseinwohner    übei-wäken    macht    die^Weltgeist;^] 

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120  Polek: 

licho,  voll  (lonon  (ItTiiialou  für  dio  Haltung  clor  Schulen  an  den  Bischöfen  zu  entrichten  hab«»n<leD 
jährlichen  4  fl.  auf  das  haldestc  vidli«?  freij^lass^m  werden  sollen,  wornach  die  Districtsadmini- 
sti-ation  sich  hieriilM»r  im  Yci-trauen  mit  dem  Bischöfen  einzuvernehmen  und,  wann  die  jHisitiw 
und  j?es«*tzmässi<^e  Bestimmim«^  und  Excindierunj<  der  ül)rij?hleil>enden  Klosterein künft^'n  für  tli** 
Schulen  k4'inen  erhehlichen  Anständen  unterliej^e,  und  dieser  Vorj^anj^  nicht  etwa  v<»n  denen 
Klost«*r^eistli(^hen  als  ein  Eingriff  in  ihr  Eifjenthnm  anj^esehen  werden  könnte,  nach  «lern  Aiitra^r 
so<(leich  zu  Werk  zu  ^ehen,  auf  den  Fall  aher,  wann  Schwierij^keitcn  von  einer  B<»d«»utun«^  wider 
den  Antni^  derzeit  noch  zu  l)esorj^^n  wän^n,  die  Sache  dahin  zu  leit<»n  hat,  dass  die  (ieistlicliktit 
hewojren  werde.  fii>iwillij^e  Beiträge.  <lie  jedoch  auf  etwas  Gewissens  jährlich  hestinimt  werdc^u 
müssti^n,  zu  rnterhaltunj?  der  Schulen  ahzuivichen,  auf  welche  Art  auch  mit  <lenen  Auslagen  für 
fiir  das  Consistorium  und  fi'ir  die  Aufst»her  hei  (Knien  Klosten'orstehem  sich  zu  benehmen  stMn 
würde,  vvann  der  Absicht  von  der  dV'sfiillij^en  Festsetzung  sich  zu  viele  Hindemis-st'n  im  W«"^' 
stellten,  wo  sodann,  es  mag  <lie  Einführung  der  Schulen  auf  die  eine  oder  auf  die  anden*  Art 
erwirket  werden,  auch  \m  denen  wallachischen  die  Einrichtung  derzeit  vorzüglich  auf  den  Fil<s 
von  <ler  AusbiMung  des  Veratands  und  der  Herzen,  von  der  Ausrottung  der  Vonirtheilen  un»! 
von  der  Bereitwilligkeit  zum  (hdiorsam  zu  stützen,  sobald,  wie  der  Schritt  zur  andenieiten  I'm- 
schaffung  der  (Jeistlichkeit  so  weit  vorgeriicket  ist,  dass  von  ihr  keine  bedenkliche  Einstreuungen 
unti»r  dem  Volk  mehr  zu  besorgten  sein  mr>gen,  mit  der  Öffnung  deutscher  Schulen  in  Städten 
und  gi'r»ss<»ni  Oil^^chaften  der  Anfang  zu  machen,  um  tüchtige  uml  solclie  wallaidiische  Schid- 
meist^T.  auf  die  in  allen  Stücken  sichere  Rechnung  gemacht  werden  kann,  sich  zu  lM»weriK»n,  hicliei 
alwr  nach  dem  l)ereits  dem  HeiTU  (ieneralmajor  Enzenbei-g  b(»kannten  Vorgang  und  Beisj/iel  dts 
sielH^nbürgischen  Rodnaer  Militärdistrict  auch  jiHer  Anschein.  W(Mlurch  die  Elt«^ni  auf  den  (ie- 
danken  veHallen  könnt^Mi,  als  ob  sie  zur  Schickung  ihrer  Kinder  in  die  Schul  zu  zwingi'u  daf. 
Abs<»hen  wäiv,  sorgfiiltig  hintanzuhalt*»n  ist,  sondeni  lediglich  die  I/dirbücher  gratis  auszutheilen. 
erwachsene  Bui-sche  durch  massige  Belohnungen  im  (Jelde  zur  Besuchung  der  S*'hulen  herUMzu- 
ItK'kcn  und  durch  tliese  denen  Bu<'cowiner  Einwohnern  Bi^weisi»  von  «len  Nutzen  beibringi^n  zu 
machen  sind,  der  auch  ihnen  mitt^dst  (h^s  S<dndunterri<dit  Ihm  ihivm  häuslichen  \Vt*s«»n  dun-h 
»las  ges(diwinde  un«l  verlässli(die  Recduien,  dundi  «las  geschwindere  F«»rtkoimnen  (ler  Kinder  und 
in  andeiv  Wege  zudiessen  kann,  von  woher  zugleiidi  das  ohnanstr>ssige  Mittel  der  iVusbndtung 
eines  gut<»n  Ruf  über  <len  diesseitigi^n  S4-hulunt(MTi<dit  bis  in  die  Moldau  von  sich  stdbsten  ent- 
springet, und  wolM'i  n<Kdi  die  Districtsadministration,  glci(dnvi«'  das  (lenenilcommando  si<-h  zum 
beständigen  Natdiverhalt  «c^ni»ichen  zu  lassi'U  hat,  dass  bei  <ler  Jugend  von  v(»rschied(Mjer  Religion 
der  R<digionsunten*icht  immer  von  «'iues  je<len  Religionsverwandten  s«nnem  PlarnT  zu  ertheilen 
ist,  hingegen  fiir  das  I/»sen,  Schndben,  R<^chnen  und  für  die  übrig»»,  mit  <ler  Religion  in  keiner 
Verknüi»fung  lM»findli<die  (Jegenstände  dtT  SchulunteiTi(dit  gemeinschaftli<di  sein  kann. 

O.  Die  nicht  bloss  auf  die  Religion,  sondeni  au(di  auf  jK»litische  Ui^sachen  einen  Bt^zug 
nehmenden  Bedenken  sind  beivits  wiederholt  darüber  geäussert  wonlen.  dass  «lie  aus  Sielion  bürgten. 
Fohlen,  (iallizien  und  der  Marmaross  si(di  in  die  Buc<*owina  ülH'rsiedeltt»  Fnierte  we4ler  eine  (Je- 
legenh<nt  zu  ViM'richtung  des  (iottesdienst,  we<l(»r  (uMstliche  nach  ihrem  Ritu  halxMi,  daher  di*' 
schismatische  Kirchen  besiudien  und  eig<»ntli(h  zum  Schisma  ül)ergegangen  sind:  es  ist  ferner 
nicht  zu  zweifeln,  die  Districtsadministration  werde  nach  deni^n  erneuerten  Verfügungini  div  lft»f- 
kriegsraths  auf  <fie  zu  Beludiung  dieses  Febel  erlorderli<*he  Mittel  beivits  Be<lacht  g«Miommen  und 
insbesondeiv  aus  dem  Bewegsgrund,  wie  viel  danm  gebogen  ist.  dass  ein  jeder  die  Pflichten  der 
Religion  eriüll«',  zu  der  sich  deivwdlj«»  bekenn(»t,  auch  schon  den  Radaunzer  Bi.sclu»fen  selbsb'U 
über  die  diesfalls  zu  tivffen  nr»tlng<»  Anstalten  in  das  ViU'trauen  miteingezohen  hal>en,  dahep>  nun 
ehcHteus  der  Bericht  p^wärtiget  wird,  wie  das  Abseluni  mit  der  sicherstt^n  Vennei<lung  aller  An- 
stössigkeiten  dundi  sovi«d  thunliche  Zusammenziehung  deivn  in  der  Buc<*owina  sich  z^^rstnnit  auf- 
haltenden rni<n't<ni,  dundi  Ftd>erkommung  mehivrer  Fremden  (jraeci  n'tus  unitoniift,  v<»n  woher 
ntndi  griKSserer  Anlass  tür  die  ihres  Religionsexercitii  hall>er  nöthig«»  Vtirkehnmgini  sieh  ergibt, 
dundi  die  angeti-agene  Anstellung  zweier  unierten  Poix^n  beim  Stab  in  Czemowitz  und  hvim 
zweiten  (Jamis<»nsii'giment  oder  durch  anden^  von  tler  Distritsatlministration  ncK'h  lH*s.s4'r  btiiinden 
werdende  Wegi»  zu  eriiMchen  sein  könnte. 

Der  dem  geistlichen  lolgende  zweite  Stand  in  der  Buec<jwina  bestdit  in  denen  B«»jam. 
welche  nebst  andern  Vorzügen  die    erste  Ämter  des  liaudes    bt»sitzen  zu  können  das  Recht  haben 

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Joseph's  II.  Reisen  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  121 

und  derzeit  um  destwillen  in  drei  Riinj^e  ans^'el)rpit<'t  sind,  nachderac  unter  diese  ßojam  raehnnv 
andere  Bucctjwiuer  Einwohner  sieh  unbefu^  einzudränj]fen  und  dadurch  auch  von  dem  Stand  der 
Contrihiienten  sich  freizumachen  Mittid  und  Wej^e  j^efunden  luiben,  unter  die  insbesondere  die 
3Iiizillen  und  unter  (ienen  Mazillen  vorzüj^lieh  diejenij,'e  von  Czei*novitz<n-  Distriet  gehören,  welche 
an  der  seitherijijen  Anhäufun*^  und  Ver/öf^erunj?  der  Untersuchunj^prcx'esften  ^itentheils  ürsacli 
sind  und  ihre  bi*)se  Denkungsart  in  GtdeJ,^'nheiten  beriMts  Öfter  zu  vei'spüren  gej^>ben  haben, 
womach  die  Districtftadministration  mit  Zuhilfenelununj?  dei-en  bereits  von  dem  Fürsten  in  der 
Moldau  wetzen  der  Legitimation  zum  Bojarnstand  zuhanden  gebrachten  Auskünften  alle  unrecht- 
mässig in  den  Bojarnstand  sich  hievorgi\sc]nvung(me  Buco<)winer  zu  seineraeit  in  die  einem  jeden 
gebürende  Classe  und  resjK^ctive  in  die  Obliegenheittm  <les  Bauernstand,  nachdeme  dermalen  die 
Benennung  von  Ma«gillen  völlig  aufzuheln'n  bedenklich  sein  (hh-fte,  und  nur  vorzüglich  die  in  der 
Maiisillen  Händen  befindliche  illegale  Dmnmienten  zuhanden  zu  bringen  nothwendig  ist.  wieder 
zunlckzuversi»tzen  und  somit  diesfalls  besondere  Umstände,  allenfalls  die  Beisoi-ge  von  einer  Wider- 
setzlii'hkeit  der  ßuccowiner  Mazillen  eine  mehivre  Behutsamkeit  und  über  die  Sach^  etwa  noch 
v«»rläufige  Anfragen  beim  Hofkriegsrath  nothwendig  mac^hen,  hierauf  die  Rücksicht  zu  nehmen 
und  rt^jMX'tive  den  Bericht  hieher  zu  ei-stjitten  hat. 

Der  Bauern-  und  eigt'utlich  der  dritte  St^md  in  der  Buc<'owina  steht  dermalen  noch  auf 
dem  elendsten  und  eigentlich  auf  dem  Riss,  dass  er  der  Willkür  «ler  (Jrundhemi  und  der  Pät^hter 
preisgegelx'n  ist,  mithin  auch  ein  joder  Anschein,  der  ihme  eine  Besserung  hoffen  lä^sst,  alles  das, 
wa.s  er  im  Ik^itz  hat,  )m  demselben  vergessen  und  ihn  dorthin  gehen  macht,  wo  er  in  glück- 
lichen^ Umstände  sich  setzen  zu  können  vermeinet;  es  fordert  mithin  dieser  Stand  eine  gänzliche, 
doch  aber  solche  Umschaffung,  die  nicht  schnell  zu  erfolgen  hat,  sondern  nach  und  nach  geschehen 
muss,  und  wornach  es  also  auch  eine  vorzügliche  Obliegt^nheit  der  Distric^tsiidministnition  ist, 
hierauf  ein  bertissenes  Augenmerk  zu  richten  und,  wie  künftig  hiezu  schicksame  (Telegenheiton  vor- 
kommen, solche  Ix^stens  zu  benutzen. 

Die  landesfiirstlichen  Besitzungen  in  der  Buccowiua  schränken  si(^h  derzeit  auf  4len  Kimpo- 
lunger  Okol  und  auf  die  B  Städte*  Czeraowitz,  Suirzawa  und  Szireth  ein. 

Die  Erfahrung  bestätiget  es,  dass  die  sehr  häufig«^  Prm'esse  in  ihn'  Buccowina  ihren  T'r- 
spning  theils  aus  der  unruhigen  (iemüthsiirt  der  Buccowiner  und  aus  dem  jüdischen  Wucher, 
vorziiglich  aber  und  meistens  aus  der  Ungewissheit  des  Eigenthums  der  Paitikulargrund- 
Ix'sitzer,  aus  der  nicht  richtigen  Bestinnnung  der  Moschien  und  (I runden,  aus  denen  Paidit-,  ' 
Kauf-  und  andenm  vei-schiedenen  Contracten  entspringen.  Warum  der  P^rweis  des  Eigenthums- 
re<'ht  nicht,  wie  es  vor  einigen  Jahren  in  Sii^benbürgen  geschehen  ist,  durch  eine  lörndiche  Pro- 
duclion  in  der  Buccowina  zu  veranlassen  für  gut  befunden  wird,  hierül)er  muss  die  Districtsad- 
ministration  zu  ihivr  Riciitfir^hnur  bei  der  künftigtui  diesniUigen  0[K*ration  die  Ui'siu'h  zu  ver- 
nehmen bekommen.  Derzeit  sind  die  .Jura  Fisci  in  der  ganzen  Moldau,  mithin  auch  in  der  Bucco- 
wina no<^h  vr>llig  unbekannt;  wollten  nun  zum  Beispiel  Buccowiner  (lüter,  wehiho  ehedem  zum 
(truHsfüi'stenthum  der  Moldau  gehöret  haben,  wovon  «lie  Buccowina  einen  Theil  ausgtMuacht  hat, 
aus  <lt»m  erstangoführti'u  Beweggnmd  jetzt  dem  Fiscus  ohneweiters  zugeeignet,  wie  auch  die 
ülier  Bt^itzungim  dem  Fisco  zustehende  amleiv  b*»kannte  Gerechtsamen  in  die  Ausübimg  gebracht 
w«Tden,  so  wünle  ein  solches  Ik'nehmen  in  denen  Gemüthem  eines  jeden  Gütertn^sitzers  den 
S<dmH'ken  von  der  Unsicherheit  über  die  Eigenthumsrechte  seiner  Possessionen  und  anbei  noch 
«len  Eindnick  von  dem  vr>Uigen  Umsturz  ilm^r  seitherigen  lAindesgesetzen  und  Gewohnheiten, 
auch  in  der  benachbarten  Moldau  Aufsehen  wirken,  auf  deren  Bewohner  politische  Ursachen  eine 
Aufmerksamkeit  nothwendig  machen.  Eine  lonnliche  Production,  Avie  sie  in  Siebenbürgen  vor  sich 
gi'gnngim  ist,  zieht  die  Einbtmifung  siimmentlicher  Grundbesitzer  und  die  Unt«»rsuchung  aller  ihi*er 
DiK-unienten  und  Schriften  nach  sich,  wodurch  sie  das  Eigenthurasrecht  über  ihre  Güter  darthun 
zu  können  glaulx»n. 

Da  in  der  Buceowina  die  alte  Docuraenten  meisü^ns  aus  verwirrttm  und  zu  täglichen  neuen 
Streitigkeiten  Anlass  gebenden  Sätzen,  zum  Theil  aber  aus  blossiMi  Schankbriefen  der  ehemaligen 
m<>l4liuis<'lien  Pachtfiirsttm  bestehen,  welche  Kloster  oder  Edclleute  in  Händen  halx'ii,  und  üImt- 
haupt«  auf  einen  solchen  Inhalt  hinausg«'hen,  (ier  allerlei  Zweifeln  un<l  Einstivuungen  unter- 
zohen  wenlen  kann,  mithin,  wann  die  sonst  in  derlei  Fällen  gewöhnliche  Pi\»duction  in  der^ucco- 
wina  zu  erfolg»'n  hätte,  dies  die  Proci»sse  allda  sehr  vervielfältigen  und  das  gi^fegilyfeiyb^/V^PÖ^QlC 

8* 


122  PoLEK : 

Beriolitigiing  <ler  dortigen  PoRsegßionen  in  die  längste  Zeit  verzögern  machen  würde,  so  ist  nm 
hiebei  allen  Anst^'issig-  und  Weitläufigkeiten  auszuweichen,  durch  den  Vorgang  der  Berichtigung 
der  Besitzungen  die  Uebe  und  das  Vertrauen  der  Güterbesitzer  für  den  Fürsten  der  Buccuwina 
herbeizubringen,  und  bei  der  Sache  geschwind  diis  En<le  zu  erreichen,  welches  auch  noch  darum 
nöthig  ist,  weil  die  (friinde  in  der  Burt-owina  dennalen  noch  einen  s(»hr  geringen  Wert  hab^m. 
sobald  aber,  wie  einmal  die  Population  und  mit  si »Icher  der  Industrial verdienst  sich  vcniiehn*t 
der  Commerz  aufzul<»ben  anfangt  und  mehr  Geld  im  Lande  ist  auch  der  Wert  der  Ctrunden 
steigen  ^inrd,  mithin  die  Besitzer  ihn»  Ansprüche  auf  den  Grund  und  Boden  mehrcrs  gelten  zu 
machen  suchen,  und  auch  solche  nicht  mehr  um  so  leichte  Preise  pro  aerario  einzulösen  sein 
werden,  auf  das  holdeste  eine  eigene  solche  Commission  im  ganzen  Bu(xx>winer  District  benimzu- 
schicken  für  gut  befunden  und  entschlossen  worden,  welche  die  Beweise  über  die  Eigenthunit^ 
re<dite  der  Particidargrundbesitzer  zuhanden  bringen,  nach  Umständen  an  Ort  und  Stelle  spnK-ben 
und  \m  <lieser  Gelegenheit  unter  einstens  den  Populations-  und  Viehstand  und  Überhaupts  alle 
diejenige  Njuhrichten  uiul  Auskünften  erheben  und  einziehen  sollen,  welche  zu  EinfilhniDg  eines 
gerechten  Steuerfuss,  zur  Bestimmung  der  eigentlichen  I^iuulesschuldigkeiten  und  zu  Fesü^etzung 
des  Verhältnis  zwischen  Herren  und  Unterthanim  gehiuvu. 

In  Ansehimg  dieser  Kommission  muss  zu  der  Bu(H»winer  Einwohner  allgemeinen  Kenntnis 
gebracht  werden,  dass.  da  aus  denen  seit  der  diesseitigen  Besitznehmung  der  Buctx>wina  bei  der 
I)istrictsa<lministration  verhandelten  und  noch  immer  vorkommenden  sehr  rielen  Streitangelegen- 
heiten  bekannt  wäre,  dass  die  dermaligi^  Besitzer  ihrer  Territorialgrenzen  halber  bestandig  gegen 
einander  Anstände  erwecken  und  wechselst^itige  Gewaltthätigkeiten  und  Usurpationen  ausüben. 
Sc.  Majestät  geneigt  wären,  eines  jeden  seine  re^'htmässige  Besitzungen  auf  ewge  Zeiten  zu  ver- 
sichern, solche  durch  sichtbare  Hottei*thaufen,  Marksteine  auszuzeichn^m,  einem  jwlen  zu  ihren 
un<l  ihren  Erlwn  -liCgiUmation  s<'hriftliche  Dwumenten  ohne  Entgelt  ziistellen  zu  hissen,  imd  in 
der  Folge  die  rwhtmässige  Besitzer  wider  alle  Angriffe  imd  Bivinträchtigimgen  zu  Si^hutzen,  zu 
welchem  Ende  mit  Allerhöchster  Begcnehmigung  und  Gutheissung  eine  aus  des  l^indes  kundigen 
und  ihres  Vertrauen  halber  bekannten  Männern  zusammengesetzte  Commission  im  liHnde  henun- 
gehen  und  eim^ni  jeden  Besitzer  die  Zeit,  wann  sie  bei  ihm  auf  «»inen  Besitzungi^n  eintrefTen  wint 
vorläufig  l>ekannt  machen  würde,  damit  sie  nicht  allein  die  zum  Erweis  ihres  Eigenthum  nötliige 
Documenten  vorzuweisen,  sondern  auch  nach  vorläufig  der  Commission  abzulegenden  Eid,  dass  sit» 
in  allen  Stücken  die  reine  Wahrheit  sagen  werden,  Überhaupts  alle  von  ihnen  wegen  der  auf 
ihren  Griinden  wohnenden  Menschen,  wegen  des  Viehstomi  und  allenthalben  wegen  di»s  Rural- 
und  Dominicalwesen  von  ihnen  Ix^gehrt  werdenden  Anzeigen  beizubringen,  mithin  sich  für  «las 
eine  wie  für  das  andere  gehimg  vorzubereiten  imstiuide  sein  mögen,  dahero  Se.  Majestät  sidi  zu 
einem  jeden  Particulargrundbesitzer  inslM^sonders,  gleichwie  zu  allen  insgesammt  allergnädigst  ver- 
seheten,  dass  sie  diesen  zu  ihrem  Besten  zu  gereichen  habenden  Vorgang  unteiBtützen,  die  Ver- 
handlung der  Conuuission  auf  das  möglichsti»  zu  erleichtem  und  zu  beschleunigen  trachten,  der- 
selben über  all-  und  jedes  offenherzige  und  getn^ue  Red  und  Antwort  gcbi»n,  nach  der  Conmiission 
ihrer  Entscheidung  sich  gt»nauest  achten  und,  damit  keiner  darwider  handle,  selbst  die  geflis- 
senste  Obsorge  jetzt  und  künftig  tragen  werden,  allonnassen  damit  die  Cirundbesitzer  auf  die  Com- 
mission <lesto  gröss«»res  Vertrauen  zu  st»tzi'u  bilhgc  Ursach  haben  und  die  Commission  desU» 
sicherer  ohne  aller  Parteilichkeit  bloss  nach  Recht  und  Billigkeit  förgehen  möge,  St\  Majestät 
g«»sainmte  Commissionsmitglieder,  die  aus  dem  Bnuler  des  Bischofen  von  Radaunz,  Helias  Hen*skur 
(Hea»skul),  der  eliedem  Czemowitzer  Director  war  und  nun  von  denen  Einkünften  winer  Güter 
lebet  aus  ein-  oder  anderc»m  Bua*owiner  Edelmann,  auf  welche  die  DLstrictsadministration  ein 
vorzügliches  Vertrauen  zu  setzen  befindt  und  deren  Benennung  also  auch  der  Administration  ül>er- 
las,sen  wird,  aus  dem  derzeit  Mm  llofkriegsrath  gebraucht  werdenden  Rittrneister  Pizelli,  dem 
G(»richtsschn)ibcr  in  Iiemberg  Nam(»ns  Ergelet  dem  der  wallachischen  Sprache  kundigim  Amiitor 
Harsany  eines  sielx'nbürgischen  Grenzregiments,  einem  tüchtigen  Dolmetschen  aus  Siebenbürgen 
und  einem  Iian<lingi»nieur  von  (iallizien  bestünde,  eigends  in  Eid  imd  Pflichten  hättt»n  nehmen, 
auf  solche  Art  zu  der  Particulargrundbesitzer  voUständiger  l^ndiigimg  dessentwegen  die  gemessene 
Vorsi»lumg  treffen  lassen,  woniach  die  Districtsadministration  vörderist  die  auf  den  Bruder  dt»s 
Bischofen  gefallene  Wahl  m<»hnualen  bei  dem  letztem  für  ein  besonderes  Kennzeichen  des  Allc^ 
höchsten  Vertrauen  geltend    machen,  femer,  soweit    allenfalls    der  ohnederaa,-4x?reits  vön    der  Ad- 

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Joseph's  II.  Rbisbn  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  123 

niinistration  ^'ebraucht  werdende  Michalacky  aueh  bei  dieser  Coinmission  mit  Nutzen  zu  gebrauchen 
«Mn  tlärfte,  da  die  Umstände  <ies  Lands  allenthalben  und  insbesondere  daBJenige  in  ordine  in- 
certi  rel  injusti  doniinii  ihme  sehr  genau  bekannt  sind,  sonst  aber  denselben  in  dem  Geschäft 
einen  EinHuss  nehmen  zu  lassen  nicht  fCir  gut  befunden  winl,  dcstwegen  das  behörige  veranlassen 
kann,  das  gallizische  General(X)mmando  hingeg(»n  wegen  des  Ergelet  seiner  Abgehung  nacher  Czer- 
nowitz  das  Nr»thige  vorzukehren,  nicht  minder  wegen  bahliger  Ueberkoramung  eines  tüchtigen 
Liindingenieur  sich  mit  dem  dortigen  Gubemio  einzuvemehmen  hat,  gleichwie  soviel  den  Pizelli 
iin<l  die  aus  Siebenbürgen  beigezohen  wenlende  Individuen  betrifft,  das  Erforderliche  von  hier  aus 
angeordnet  wird  .  .  . 

Hingegen  hat,  soviel  das  Detail  von  denen  Commissionsopemtionen  betrifft,  die  Districts- 
adininistration  sich  folgendes  zum  Nachverhalt  gereichen  zu  lassen  und  in  disiälliger  Gemässheit 
nicht  allein  dermalen  mit  der  nöthigen  Vorsicht  und  Behutsamkeit  die  erforderli(!he  Belehrungen 
auszustellen,  stmdem  auch  in  der  Folge  der  Commission  die  nöthige  Ijeitung  zu  geben,  damit  die 
gefasste  Absicht  ganz  ohnfehlbar  errei(^ht  werden  möge. 

a.  Nach  der  bereits  gemachten  Erklärung  ist  die  Absicht  von  der  Commissionsanordnung 
zweifach,  weil  sie  bei  der  Gelegenheit^  wo  die  Eigenthumsrechte  untersuchet  werden  und  einem 
jtHien  der  rechtmässige  Possess  fiir  künftige  Zeiten  versicheret  wird,  zugleich  auch  der  Grund  zu 
einer  rrbarialrvgidienmg  legen  soll,  welche  Verrichtungen  <ler  Commission  iiir  sie  die  Eigenschaft 
und  die  Erfordernissen  noth wendig  machen,  dass  sie  Ansehen  haljen,  unparteilich  handeln 
nnel  g  e  r  e  c  h  t  In  ihren  Verhandlungen  und  O|)erationen  sein  muss. 

Um  das  Ansehen  der  Commission  zu  vergrössi^m,  muss  vörderist  die  gemessenste  Vor- 
sehung, damit  kein  Commissionsmitglied  im  geringsten  denen  Unterthanen  zur  List  erliege  und 
nicht  einmal  freiwillige  Geschenknissen  von  Naturalien,  von  Geflügel  o<ler  von  was  immer  sonsten 
angenommen,  viel  weniger  also  von  ihren  Domestiken  heimliche  Erpressungen  gemacht  werden, 
allenthalben  geschehen,  und  hängt  es  anbei  von  dem  Befund  der  Administration  ab,  den  Vorsitz 
bei  der  Commission  einem  Stiibofficier  zu  geben,  in  welchem  Falle  der  Oberste  Mezger  hinzu  bei- 
gezohen werden  könnte. 

Um  sich  in  Ansehung  der  Parteilichkeit  sicherzustellen,  ist  die  Geistlichkeit  von  der  Com- 
mission (Linim  fiusgeschlossen  worden,  weil  sie  zu  vielen  Nexum  mit  denen  Klöstern  und  zu  vielen 
Anhang  bei  dem  dummen  Volke  hat,  imd  von  denen  Buccowiner  Edelleuten  sind  hinzu  nur  jene 
zu  wählen,  welche  in  keinem  Processe  um  willen  einer  Keahtät  stehen,  liir  sich  l>emittt*lt  sind, 
keinen  weitwendigen  Nexiuii  einer  Freundschaft  oder  mit  einem  Kloster  haben,  und  des  Linds 
kundige,  rechtschaffene  Männer  sind.  Allenfalls  wird  der  Bojar  Bals<*h  auch  in  der  Benennung 
dieser  Individuen  der  Districtsadministration  an  Händen  gehen  können. 

Das  (i  e  r  c  c  h  t  e  lässt  sich  von  denen  bekannttMi  aufrechton  Han<Uungen  derjenigen,  welche 
von  hier  aus  ilazu  benemiet  worden  sind,  und  von  daher  ganz  gesichert  versprechen,  weil  die 
Documenten  nnd  Schriften  meistens  in  der  wallachischen  und  moldauist^hen  Sprache  vorkonmien, 
wovon  nur  die  Buccowiner  Kenntnis  haben,  dahero  auf  die  Redliclikeit  des  Dolmetschen  sehr  viel 
ankommet  und  solcher  Ursach  halber  aus  Siebenbürgen  nebst  einem  in  der  wallachischen  Sprache 
bewanderten  Auditor  auch  ein  Dohnetsch,  die  mit  Buccowinern  und  Moldauern  gar  keinen  Zu- 
sammenhang haben,  hiezu  bcstinmiet  wonlen  ist. 

b.  Bei  der  Instruction,  welche  der  C/ommission  zu  ertheilen  ist,  muss  auf  dasjenige,  was 
vor  der  Haudanlegimg  zu  dem  Oi)erato  richtigzustellen  kommet,  auf  die  Agenda  der  Com- 
mission, auf  die  Art  der  Verhandlung  nach  denen  festgestellten  Hauptgnmdsätzen,  während 
der  Oi)eration  endlich  aui  die  Verrichtimgen  und  die  weitere  Einleitimgen  nach  dem  Cbmmissions- 
operato  die  Sorgfalt  und  Aufinerksamkeit  vorwendet  werden. 

Die  Formel,  nach  welcher  das  gesummte  Assessorium  der  Untersuchungscnmmission  vor 
dem  Anfang  ihrer  Han<Uungen  den  Eid  abzulegen  hat,  muss  divi  wesentliche  Gegenstände,  nämlich 
die  Treue  gegen  Se.  Majestät,  das  unparteiische  und  geiXM^bte  Betragen  in  dt»nen  Agendis  und  die 
Verschwiegenheit  des  Operati  in  sich  einschliesst^n  ;  hingegen  ist  der  Eid,  der  von  dentm  Fati^ntt'n 
abzulegen  kommet,  auf  das  innerliche  (iefühl  vom  Gewissen,  mithin  auf  die  Verbindlichkeit  von 
riehtigi'n  und  getreuen  Angebungtm,  auf  die  Entfermmg  alles  desjenigen,  was  in  denen  Gemüthem 
der  Buc^'owiner  persönhche  Rücksichten,  res|iectu  jK^rsonarum,  wirken  mag  und  auf  dw^Folge  v(ji 

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124  .  Polek: 

Strafen  zu  richten,  welche  (iott  und  Iian<lesfiirst  denenjcnij^n  empfinden  lässt,  welche  auf  dem 
Falschsc^hwörcn  betrettni  werden. 

Zur  Beschleunij^mj?  des  Creschäftes  wird  es  sehr  dienlich  sein,  wann  von  <lem  Divan  zu 
Jaßsy  ein  sehr  kurzer  Auszug  über  die  Geschenknissen  zuhanden  gebmcht  winl,  die  von  «leneu 
vonnaligen  Moldauer  Fürsten  denen  Bojam,  KhJstom,  der  Geistlichkeit  und  denen  Mazillen  «:iltiir 
gi^schehen  sind,  aus  welcher  Absicht  der  Bojar  Balsch  an  (hn  Fürsten  der  Moldau  ^'s<-iuckt  winl, 
und  bei  welcher  Gelej^enheit  derselbe  allenfiills  noch  über  das  Eii,'enthunisrccht  zum  Ciebniuch 
nützende  Auskiinfto  einholen  kann,  gleichwie  es  in  dem  Fall  geschehen  ist,  wo  Nachrichten  d*> 
Moldauer  Fürsten  über  den  A<lelstand  der  Buwowina  hat  eingezohen  werden  müssen.  Sollte  ein*'n 
dergleichen  Auszug  über  die  G eschen knisstni  zu  bekomuien  thunlich  sein,  so  würde  alsdann  denen 
dortigen  Besitzern  nach  vollendeter  (  ommission  noch  ein  Termin  zur  Beibringung  ihrer  liCgitima- 
ti(»nen  anlwraumet  werden  kr>nnen,  weil  im  widrigen  auch  von  Jassy  der  dasige  In^kannte  Eigen- 
nutz ungiltige  Documenten  hervorbringen  machen,  diese  zurückdatieret,  mithin  fals;i  Wigebracht 
werden  därften. 

Was  von  der  Zustjindbringung  eines  ordnungsmässigen  Catastri  beriMts  angi?fTihret  wonlen 
ist,  solches  versucht  sich  von  allen,  mithin  auch  von  denen  Gütern  und  (Jründen  tler  Geistlichk»'it 
und  Klöster...  UntiT  denen  Gütern  der  Geistlichkeit  sind  diejenigi'u  mitbegriflen,  welche  der  Metp^»- 
polit  von  Jassy  noch  im  B«.'sitz  hat  und  zum  Kloster  des  IieiÜgen  Geoi-gi^s  und  zur  Kilial  di*> 
heiligen  Elias  in  der  Bucu-owina  gehöivn,  wegen  deren  die  bertnts  verlangte  Anzt»ige  iWyer  ihn^n 
innerhchen  Wert  ehestens  gewärtiget  wird,  inzwischen  aber  au<*h  die  Bucwwiuer  Destrictsadmini- 
stration,  wann  sich  zu  einer  solchen  Pro|>o8ition  eine  schickliche  Gelegi'nheit  ergibt^  mit  dem  Ra- 
daunzer  Bischofen  sich  darülier  in  ein  vertrauliches  Einvernehmen  einlassen  kann,  ob  nicht,  glei<*hwie 
der  Meti-oi)olit  von  Jassy  der  Jurisdiction  im  Buccowiner  District  sich  gutwiUig  begeben  und  solche 
an  den  Bischofen  von  Radaunz  ülxn-tragen  hat,  der  Bischof  den  Metropoliten  auch  dazu  allenidUs 
zu  vermögen  thunlich  befinden  dürfte,  dass  er  diese  zu  dem  Kloster  des  heiligen  Gei>rgius  und 
zur  Filial  des  heihgen  Elijus  gehöixmde  Güter  aus  freiem  Willen  an  den  Radaunzer  Bisclutfen 
überlasse,  damit  die  Einkünften  hievon  d(*sto  sichenT  zu  ilirer  Widmung  gebracht  worden  können. 

Da  der  Radaunzer  Bischot  l>ereits  einmal  das  Anerbieten  gemacht  hat,  gegi^n  «lie  TeK^r- 
kommung  eines  jährlichen  (Jeldiiiiuivalent  seine  (iüter  abtret(*n  zu  wollen,  und  da  es  ül^Thaupt 
daran  gelegen  ist,  alle  derlei  Einlösungen  zu  machen,  bevor  der  Wert  <leren  Gründen  steigt,  wii- 
es  der  beivits  angeführten  Ui-sach  lialber  sein  wird  und  nmss,  S4>  kann  dit»  Districtsadministratiou, 
wann  von  dem  Bischofen  oder  auch  von  Andern  sehr  vortheiliiafte  Anbnte  von  Güterabir»sung*'n 
geschehen,  mit  derlei  Offerenten  die  nöthige  Behandlung  salva  ratificatione  anstosst^n  und  hierülKT 
schleunigen  Bericht  erstatten  .  .  . 

Der  Tenuin  von  der  Einberufung  sammi^ntliclier  Güter-  und  Grundbesitz^.^  muss  verhältnis- 
mässig mit  iha'U  Aufenthaltsort  festgesetzet  und  hiebei  insbesonders  auf  die  Edelleute  in  der 
Mohlau  Rücksicht  gtMiommen  wenlen,  welclic  über  den  Cordon  sind,  und  alle  Eigenthümer  müsÄ?n 
sich  persönlich  stellen,  und  von  Kli'isü'ni  die  Voi-steher;  jene,  welche  zuanchende  Ursachen  ihr»T 
Abwesenheit  anzuführen  haben,  können  ihi^e  Mandatarios  schicken.  Diese  müssen  aber  das  Man- 
datum  schriltlich  und  die  Instrumenten  in  original!  haben  und  für   ihre  Person  keine  Juden  sein. 

Bei  der  Cuinmission  muss  sicli  jeder  EigtMithümer  eines  Immobilis  ülter  ilas  EigenthumsnM-bt 
ausweisen,  die  ('ommission  aber  hat  nicht  in  die  RechtsHtnMtigkeiten  der  Güter-  und  Gnindlx^sitzer 
gegen  einander,  weder  in  die  beedhcitige  Ansprüche  und  Rechte  sich  einzulassen,  sontlem  nur  den 
gewissen  dermaligen  Besitzstand,  das  Possessorium  momentixneum,  durch  BtMbringimg  der 
hiezu  nöthigen  Beweisstücken  zu  bestimmen  und  zu  erkläivn,  wer  eigentlich  der  letzt*}  Pt»ssesf*«'r 
des  Grund  oder  Gut  sei ;  hingegen  geh(")ret  das  Petitorium  ad  Separatum,  imd  es  müssen  diesfalls 
die  Part*'ien  an  den  ordenthchen  Weg  rechtens  angewiesen  werden,  wobei,  wenn  der  dermah\i 
Eigenthihner  nicht  schon  zur  Zeit  der  kaiserlichen  Besitzntdunung  des  Buccowiner  District^s  in 
dem  nihigen  Besitz  des  Guts  wäre,  der  Status  (|uo  zur  Richtschnur  anzudienen  hat,  der  zu  jener 
Zeit  angenommen  worden  ist. 

Unter  dem  E  i  g  e  n  t  h  ü  m  e  r  wird  der  Vorsteher  Communitiitis  und  der  zeitliebe  l^^sitztT 
oder  Fruchtgeniesser  auch  verstanden,  das  ist  auch  der  Pop,  der  ausser  dem  Kloster  mit  einigi*n 
Gründen  zum  Nutzen  <ler  Gomnumität  angewiesene  Kalugier.  Das  I  m  o  b  i  1  e  und  res|)e<'tive  Rt»ale 
enthalU't  alle  fruchtbringende  Sachen,  mithin  auch  die  Jura.     Bei    dem    E  i  ge  n  t  h  u  m  s  rech  t 


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Joseph's  II.  Reisen  nach  Galizibn  und  deb  Bukowina.  125 

muss  der  Besitzer  den  Tituhun  vor  andern  und  naelihero  den  Besitz  erweisen.  I3er  Enteis  wnrd 
<iiirfh  Instrumenten  ül)er  titidos  ad  transferenduin  Duniiniiun  aptos  und  durch  ordentliche  Zeugen 
geführt  Justnamnta  oh  VUmm  visibile  vel  XuUiiath  werden  -  in  dem  Protokoll  an  der  Stelle 
nebst  dieser  Beilage  angemerket. 

In  denen  Instrumenten  müssen  die  Keiditäten  und  die  Limites  genau  bemerket  sein,  weil 
die  darin  nicht  bemerkte  Kealität  in  Separate  bewiesen  werden  nmss.  Bei  denen  Instrumenten, 
wo  die  Limites  ni<-ht  beigerücket  worden  sind,  können  solche  nach  Umständen  jezuweil  an  der 
Stelle  sumniarissime  und  mit  Zuziehung  der  anganizenden  Nachbarn  festgesetzet  und  im  Prot*)koll 
angemerket  wenlen.  Wo  die  Bestimmung  der  (irenzen  si<'h  nicht  an  der  Stelle  bewirken  lässt, 
inuss  si>lche  bis  an  (hu<4  End  der  Untt^rsucrhungscommission  dergestalten  verschoben  werden,  dass, 
wenn  ihre  Operata  geendiget  sind,  sie  sodann  wieder  an  die  Orte  sich  zu  begeben  hat,  wo  Streit 
ist  Oller  zweifelhalte  Grenzen  nwrh  zu  berichtigen  kommen. 

Instrumentt^n,  die  ganz  zu  Grund  gegangen  oder  nur  In  Verstoss  geralhen  sind,  müssen 
im  Protokoll  besonders  aufgefiihret  werden.  Falls  Instrumenten  auf  einen  andern  Namen  lauten 
««ler  Eigenthümer  mit  keinem  schriftlichen  Instrument  resi)ectu  Titul  aulkommen  können,  muss 
der  Besitzer  quietam  |)osse8sionem  von  der  kaiserlic^hen  Besitznehmung  an  durch  unbedenkliche 
Zeugi'n  erweisen.  Wenn  der  zweite  Besitzer  auch  ein  schriftliche»  Instrument  in  Ansehung  einer 
Realität  für  sich  hat,  solche  aber  nach  der  kaiserlichen  Besitznehmung  angestritten  worden  ist, 
so  muss  der  erste  und  zweite  Besitzer  die  quietam  possessionem  duR-h  .30  Jahre  zusammen 
erproben. 

Instrumenten,  unter  welchen  Namen  auch  andere  zwischen  denen  Parteien  errichtete  Ur- 
kunden, als:  Kauf(x>ntracte,  leztwillige  Anordnungen,  Geschenknissen  imd  dergleichen  verstanden 
worden,  können  auf  den  Fall,  wenn  sie  in  einem  wesentlichen  Theil  unlesbar  befunden  worden 
sind,  ül)er  vorläufige  eidliche  Bestätigimg  von  unbedenklichen  Zeugen  oder  von  denenjenigen,  weh^ho 
liievon  Wissenschaft  haben,  erneuert  werden.  Bedenkliche  Urkimden  sind  entweder  an  der  Stelle 
zu  erheben  oder  im  Fall,  wo  die  Erhebung  mtjhrere  Zeit  fordert,  auf  das  End  der  Cominission  zu 
verschieben.  Kleine  und  solche  Besitzungen  der  dortigen  sogenannten  S<*ldachten  oder  allenfalls 
auch  Mazill<m,  die  nur  einige  Tagbau  betragen,  können  respectu  tituli  mit  einer  geringeren  Ge- 
nauigkeit für  erwiesen  angt'nommen  werd«»n  und  ist  im  Protokoll  solchenfalls  kurz  anzumerktm  : 
hat  sich  ganz,  zum  T  k  e  i  1  oder  gar  nicht  ausgewiesen. 

Alle  iVnsprüche,  die  bei  dieser  Unt^^rsuchungscomnüssion  von  jemanden  \\\  Ansehung  einer 
K<\ilitiit  angi^bracht  werden  soUt^Mi,  sind  nicht  anzunehmen,  noch  auch  ad  St»paratiim  zu  verweisen, 
weil  in  Betreff  der  Jurium  priratonim  der  Slatm  quo  angenommen  worden  ist  und  mittelst 
die.ser  Untersuchungscommission  eigentlich  nur  tlie  allfällige  Jura  fisci  oder  Ansprüche  des  Staates 
erhob«*n  werden. 

Bei  Abgang  der  schriftlichen  Urkunden  oder  Instrumenten  wird  der  Beweis  durch  Zeugen 
geführet.  Nur  jene  sind  anzunehmen,  die  unverwerflich  sind ;  bedenkliche  nur  auf  beigebrachten 
Beweis. 

Verwerfliche  Zeugen  sind :  a)  die  in  einer  Blutsverwandtschaft  stehen,  b)  Juden  und  Leute, 
deren  Abkunft  oder  Ansässigkeit  unbekannt  ist,  c)  die  aus  dem  Beweis  ihren  Vortheil  hal)en, 
zuin  Beispiel  Pächter  unil  Beamtt%  wenn  sie  noc^h  im  Dienste  stehen,  d)  alle,  die  eines  Criniinal- 
verbivchens  schuldig  befunden  worden  sind,  e)  die  aus  Abgang  einer  natürlichen  Gebrechhchkeit 
keine  Wissenschaft  von  der  Sache  halK'n  können.  Bedenkliche  Zeugen  sind  die  eigene  Dorfsrichter, 
Womiken,  die  Älteste  des  dem  Grun<lherm  unterthänigen  Dorfes,  die  im  Dorf  angestellte  Popen 
UDtl  die  Verwandte  von  einer  Seitenlinie. 

Aus  Absicht  von  der  Zustandbringung  der  künftigen  Urbarialn'gulicnmg  muss  der  zur 
('«»inmission  kommende  Ixindingenieur  das  in  llaiulen  der  Districtsadministration  befindliche  Pare 
von  der  durch  den  Generalstab  verfertigten  Karten  des  Buccowiner  Districts  überkommen,  welcher 
mittelst  des  dieser  Tagen  von  hier  nacher  I>emberg  zurückkehri'nden  Abbe  Liesganigg  den  näheren 
Unterricht  bekommen  wird,  wie  die  Aufnehmung  der  Grimden  auf  die  nach  der  Verschiedenheit 
des  I>M-ali  zu  bestimmende  leichteste  Artund,  wo  es  nicht  andei-st  sein  kann,  durch  den  Quadranz 
nach  dem  Triangel  am  geschwindsten  zu  bewerksü-lligen  ist,  und  wobei  die  in  der  Buccowina 
angi^nommene  sogenannte  Fakchen  Heu,  gleichwie  die  Wälder  in  ordentliche  Tagbau  zu  reprodu- 
cien'n  und  in  dem  Urbarialbuch  einzutrag(»n  sind,    femer  Ix'i  Wiesen  und  andern  die  lileba    und 

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126  Polkk: 

bei  denen  Wäldern  die  Art  des  Holzes  zn  bemerken  ist,  allerraaasen  nach  der  Hand  sowohl  hri 
iler  Population  als  beim  (iriind  und  Bo<lcn  eine  Rectifieation  vorzunehmen  sich  schon  schioksam»' 
(Jelegenheit  erj^eben  wird. 

Da  nur  der  Steuerfuss  ^»recht  und  standhaft  ist,  welcher  auf  dem  wahren  Verrar*j«en  de*- 
jeni^^en  sich  j^nin<let,  der  die  Steuer  zu  entrichten  hat,  da  hiemächst  die  auf  solche  Art  eint^ldleu- 
Cotumissionsoperationen  die  Mittel  und  Wege  in  sich  einschliessen,  nm  denen  Unt*?rthaoen  hin- 
län.'jjliches  Enln^ich  zur  Beurbanm^  zuzutheilen,  die  (riebigkeiten  des  Herrn  und  Unterthans  j??;^ 
den  liandestursten  und  des  Unterthan  ^*gen  die  Obrigkeit  zu  bestimmen,  wie  auch  die  In^endeR 
auszuzeichnen,  wo  theils  die  dermalen  im  giinzen  Land  zerstreute  Buccowiner  mit  Rücksicht  auf 
dii'  Viehitkonommen,  welche  wegen  der  Viehzucht  und  den  dazu  nöthigen  Weiden  in  gebirgigtMi 
Gegenden  no<'h  weiter  zu  verbleik'n  haben,  zusammcngezohen  werden,  theils  nutzbare  Ansiedlun?r»*n 
von  Fremden  geschehen  können,  so  hat  die  DistricUadministnition  hierüber  nach  denen  ihr  hei- 
wohnenden  l-mdeskenntnissen  die  erfordliche  Weisung  zu  geben  .  .  . 

C  Eine  ordentliche  Magistratualverfassung  und  Regidierung  der  Märkten  muss  bis  zu 
einem  mehrercn  Anwachs  der  Inwohner  und  Aufnahm  ihres  Gewerbs  no<*h  aufge^scholien  bleiben; 
inde^wm  ist  aber  der  Districtsadministration  die  in  denen  Anschlüssen  Nr.  4  et  Nr.  5  enthaltene 
Norma  von  der  dortigen  Polizeiordnung  zuzustellen,  damit  sie,  wieweit  hievon  eine  Anwendung,' 
für  die  Buccowiner  zu  machen  sein  könnte,  seinerzeit  in  Ueberlegung  nehme  und  einen  für  dit- 
Bucwwina  taugenden  kurz  gefassten  Entwurf  hieher  gelangen  mache. 

d.  Um  die  Commissionsoi)erationen  aui  als  möglic^he  Art  zu  benutzen,  kann  sie  btn  die»'r 
Gelegenlieit  auf  ncxh  andere  zur  Aufnahm  des  l^nndes  andienen  könnende  GegensUinde  und  zwar: 
a)  den  moralischen  Charakter  der  Nation,  b)  den  Hang  ihrer  Untugenden  oder  Laster,  c)  «las 
Wachsthum  der  Mens('hen  und  <ler  Thieren,  d)  die  Verbesserung  der  vorkommenden  <r<>brvcheiL 
e)  den  Grund  und  Anlass  zu  etwaigen  Auswanderungi^n,  f)  die  Mittel,  welche  die  Einwandenimr 
der  Fremden  bel>>rdem,  g)  da.H  Waldungswesen  liberhaupt  und  ob  insbesonders  die  kaiserlich** 
Walilungen  schon  derzeit  in  Stallungen  abzuthcilen  vortheilhaft  sein  könnte,  i)  der  Einwohner  ihiv 
Gewohnheiten  und  (jebrechen,  die  gleichsam  zu  einem  Gest^tz  erwachsen  sind,  k)  das  Ueberge- 
wicht  eines  Standes  gegt^n  den  andern,  aus  welchen  Be<lriickungen  erfolgen,  mit  denen  Mitteln  m 
Einfiihnmg  eines  Gleichgewicht,  1)  den  dortlandes  übermässigen  Wucher  und  andere  aus  dem 
Ijocale  sich  ergebende  derlei  melm're  Punkt<»n  ihr  Augenmerk  richten,  hierüber  eine  besonder»» 
Ausjirbeitung  zustande  bringj^n  und  zum  nöthigen  (^^brauch  einschicken. 

Gegenstände,  worüber  aus  Rücksicht  der  Verbesserung  deren  Umständen  der  Buceowina 
von  nun  an  eine  anderweite  Einrichtung  imd  Anordnung  zu  tivffen  ist,  und  womach  die  l)istrict^- 
a<lministi-ation  mit  denen  wegen  der  R4»guhening  des  geistlichen  Stand  und  wegen  der  Berichti- 
gung der  Buccowiner  Besitzungen  eiforderliehen  Anstalten  zugleich  die  übrige  nöthige  Veranlas- 
sungen ergehen  lassen  muss,  bestehen  in  folgenden: 

Der  Brantwein  wird  von  <leuen  Buccowiner  Juden  aus  der  Ukraine  eingeftihret  und  von 
dem  Volk  in  der  Buceowina  getrunken,  mithin  dabei  ihr  Geld  verzehivt  und  ausser  Lands  gi^ 
schaft'et,  der  Fehlbau  und  die  häusliche  Wirt^^chaft  vernachlässiget  und  der  (lesundheit  Si^hadtii 
zugefiiget;  es  ist  dahero  auf  die  Einfuhr  des  Brantwein  und  zwar  nicht  bloss  aus  der  Ukraine, 
sondern  aus  allen  fn^nden  Ländern  der  nämliche  Geldaufschhig,  welcher  dermalen  schon  in  Gal- 
lizien  gingen  Pohlen  bestehet,  nändich  a  2  ü.  vom  Eimer  in  der  Buc<*owina  zu  legen,  mithin  di»' 
hienvegen  nöthig«»  allgi»meine  Kundmachung,  <lie  zu  desto  siehenT  Vermeidung  aller  Anstössig- 
keiten  auf  die  jetztberührte  Art  nicht  auf  den  einzelnen,  sondern  auf  alle  auswärtige  ProWnzen 
eingerichtet  sein  muss,  imd  in  welcher  der  Termin  von  dem  Anfang  des  Aufschlag  gleich  v(»n 
dem  ersten  des  folgenden  Monat  anberaumet  werden  kann,  ehestens  zu  veranlassen,  und  weil  dor 
Gebrauch  des  Brantwein  in  Gelegenheiten  auch  noth wendig  ist,  die  BrantTeinbn'nnerei  nach  dmn 
Verhältnis  der  Erfordernis  für  die  Buceowina,  folgbar  dergestalten  von  der  Districtsadrainistratitm 
anzuordnen,  damit  das  Brantweinbivnnen  nicht  zum  Abbnich  des  nothweudigen  anderweiten  Gt^ 
braiu'h  der  Feldfriichten  ausgedehnet,  weder  diis  Absehen  von  der  suctvssiven  Entwidmung  «Icr 
Buccowiner  von  dem  Brantweintrinken    unrl  von  der  Hesuchung    der  Wirtshäuser  verfelüet  werde. 

Das  Steinsalz,  welclies  <lerinalen  noch  von  denen  Buccowiner  Einwohnern  für  ihr  Vieh 
ohnentbidirlich  gehalbm  wird,  muss  derzeit  noch  aus  der  Moldau  erkaufet  werden,  wo<birch  da> 
(leld  wieder  ausser  Linds  gehet;   es  ist    mithin  die  Einfuhr  des  Salzes,  und    zwar  ni«*ht    aus  <lcr 

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JosKPH*s  JI.  Keisbn  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  227 

Moldau  allein,  sondern  Überhaupts  aus  der  Fremde  zu  verbieten  und  lediglich  der  Distrietpadmini- 
stration  zu  überlassen,  ob  dieselbe  die  Buceowina  mit  Salz  aus  Siebenbüiffen  wler  ans  Gallizien 
zu  versehen  besser  befinden  wird,  naehden:e  wej^n  der  Versehaflung  des  Steinsalz  aus  der 
8iebeubür«»i^r  Salzf»Tuben  Sofalu  in  den  Buee-owiner  Disti'ict,  j^leiehwie  wegen  der  Herstelhmg  des 
zur  (V)inmunication  zwischen  Siebenbürgen  und  der  Buccowina  »md  insbesondere  auch  zur  Salz- 
transportienmg  nöihigen  Wegs  über  Borgo  bereits  das  Erforderliche  eingeleitet  worden  ist  imd  der 
Vollzug  von  der  Sache  lediglich  an  dem  Einvernehmen  zwischen  dem  siel)enbürgischen  (Jeneral- 
(x>mmando  und  zwischen  der  Buc<x)winer  DistrictÄadministration  und  allenfalls  an  der  Beti*eibung 
des  Strassenbau  bei  dem  Landesgubemio  in  Siebenbüi^n  haftet,  hiemächst  die  Beweise  vorhanden 
sin<l,  dass  die  gallizische  Unterthanen  das  Sudsalz  für  ihr  Vieh  mit  Zufriedenheit  und  mit  ihrem 
Vortheil  nehmen  und  dermalen  der  Entschluss  abgeschr^pfet  worden  ist  und  hiemach  das  Nöthige 
von  denen  betreffenden  Behörden  «^^»het,  dass  das  Salz  aus  denen  erbländischen  Provinzen  mautfrei 
in  die  Buccowina  eingelassen  werden  muss;  hingegen  hat  die  Distiictsadministnition,  weil  Salz- 
quellen in  der  Buccowina  sind,  solche  Vorsehungen  zu  treffen,  damit  nicht  diese  Salzbrunnen  von 
denen  Privatis  gebrauchet,  sondern  selbe  gedecket  und  verstopfet  werden,  die  Sperr  des  fremden 
Salzes  aber  alsdann  erst  zu  erfolgen,  wenn  wegen  hinlänglicher  Versehung  der  Biiccowina  mit 
er)>lilndi8chen  Salz  die  gesicherte  Ansttüten  getroffen  worden,  um  nicht  die  Buccowiner  Einwohner 
der  (»efiihr  eines  Salzmangels  auszusetzen. 

Der  seitherige  Mangel  vom  eigenen  Weinbau  in  der  Bucwwina  wirket  das  Uebel,  dass  <ler 
Wein  auft  der  Moldau  in  die  Buc(H>wina  eingeführet  wird,  mithin  auch  bei  diesem  Artikel  der 
Erfonlemis  das  Geld  der  Bu(xx)wina  in  die  Hände  der  Moldauer  kommet,  dahen)  wegen  d(»r 
fremden  Weine  und  deren  Belegimg  in  der  Bucrowina  die  Einfühnmg  ebtniso  zu  machen  befimden 
wonlen  ist,  wie  selbe  theils  in  denen  übrigen  Erblanden  hien^egen  demialen  schon  bestehet,  theils 
durch  die  im  Werk  l)egriffene  hungarische  Mauteinrichtung,  worüber  das  gallizische  Ijandesguber- 
ninm  dem  (Jeneralconunando  das  Eigentliche  zukonmien  zu  machen  beivits  die  Anweisung  hat, 
generaliter  bestunmet  werden  wird,  woraach  die  Disti'ictsadministration  vörderist  nach  denen  Ih^- 
n'its  gimiachten  Versuchen  auf  die  Brauchbarmachimg  des  Buc^-owiner  Boden  für  den  Weinwachs, 
wie  auch  auf  die  Verbreitung  der  Bierbrauerei,  wozu  bereits  der  Anfang  gema<*ht  worden  ist, 
•*mstlichen  Bedacht  zu  nehmen,  hieraächst,  da  sowohl  die  siebenbürgische  als  die  himgarische 
in  die  Buccowina  gehende  Weine  frei  von  dem  C'onsumozoll  werden  passieret  werden,  zu  überlegen 
und  allenfalls  mit  dcnenjenigen,  von  welchen  die  fjuleitung  der  Sache  abhanget,  sich  einzuver- 
Rt*»hen  hat,  ob  nicht  Wein  aus  Siebenbüi^en  in  die  Buc<x)wina  zu  verechaffen  sein  kann,  gleichwie, 
um  auch  dem  Mangel  des  Wein  in  Siebenbürgen  und  <lem  üebel  abzuhelfen,  dass  dennalen  jährh'ch 
eine  Quantität  Wein  aus  der  Wallachey  nachher  Siek^nbürgen  gebracht  werden  nmss,  <ler  Vei-such 
gi*si'hehen  muss,  lun  Wein  aus  dem  Temeswai*er  Bannat  nacher  SiebtMibürgi^n  gelangen  zu  machen. 

Um  dem  Unfiig  Einhtdt  zu  verschaffen,  womach  dennalen  die  Pachtungen  in  der  Buc- 
c-f^wina  so  weit  gehen,  dass  fast  jedes  Dorf,  jedes  Wirtshaus  verpachtet  ist,  die  Pachtung  nicht 
Im»!  einem  bleibt,  sonder  aus  einer  in  die  andere  Hand  übergehet,  em  jeder  auf  Unkosten  der 
JJuccowiner  Unterthanen  sich  zu  bereichern  suchet,  hiebei  Fremde  sich  miteinmischen  und,  wann 
dies«*  eine  Massa  Gelds  sich  erworben  haben,  so<lann  mit  dem  (Jelde  ausser  I^sindes  gehen,  muss 
es  in  Rücksicht  der  Pachtung  in  der  Buccowina  eben  so,  wie  in  denen  übrigen  k.  k.  Erblanden 
kfiaftig  gi»halten  werden,  mithin  von  nun  an  die  Anordmmg  ergehen,  dass  vorzüglich  keine  k.  k. 
Beamte  und  keine  Ausländer,  auch  die  Juden  nur  so  weit,  als  es  vermög  (Jeneralien  und  der 
ihretwegen  zur  Überiegimg  mitgegebenen  anderweiten  Einrichtung  erlaubt  sein  wird,  zu  Pach- 
tungen zugelassen  werden  sollen,  wornach  das  in  Betreff  der  Juden  ihrer  nutzbaren  Verwendung 
iM-gfhrtt^  Gutachten  ehestens  einzubefiirdem  ist,  einzwischen  al)er  die  theils  wälm^nd  dem  Krieg 
zwischen  den  Russen  un<l  Türken,  theils  nach  der  diesseitigen  Occupation  m-h  in  die  Buccowina 
heimlich  einges<'hlichene  Betteljuden  von  dannen  abzuschaffen  der  Bedacht  genommen  werden  muss. 

Derzeit  wird  es  noch  nicht  fiir  gut  und  thunlich  anerkannt,  bei  der  Mautjnanipulation,  l)ei 
iler  von  der  Mautadministration  in  Contrebandesachen  schimpfenden  Notion  und  bei  dem  weitern 
dienfölligen  Zug  nacher  licmberg  eine  Änderung  zu  veranlassten  ;  a»if  dass  hingegen  die  bishero 
l*ei  <Wni  Mautwesen  in  Rücksicht  der  Bucenwiner  und  Moldauer  «"»flers  vorgekommene  Anstände. 
Ungemächlichkeiten  und  Bedrückungen  nebst  denen  hieraus  für  den  District  entstandenen  w^sent- 

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128  PoLRK : 

liehen  Nachtbeilen  künftig  nicht  mehr  sich  ereif^en  mögen,  ist  einsweilen  die  in  folgenden  erklärte 
Ahhilf  vorzukehren  entschlossen  wonlen. 

a.  S(wft  fremde  Familien,  welche  auf  Veranlassung  der  Districtsadministration  sich  in  der 
Buccowina  ansiedlen  wollen,  an  die  (Jn»nzen  kommen,  werden  sie  nicht  mehr,  wio  es  gesclieben 
ist,  von  denen  Mautbeamten  mit  ihrem  Vieh  und  mit  ihivn  (ieräthschatten  angehalten  und  maut- 
mässig  behandlet,  sondern  gegen  deme  mit  allen  ihren  Effecten  und  mit  dem  Vieh  ohne  Aufenthalt 
ganz  mautfrei  hereingi^hissen  werden,  das»  vorhero  entweder  von  der  Districtsadministration  «xler, 
wann  es  die  Enge  der  Zeit  und  die  Dringlichkeit  der  Umstände  nicht  verstatten,  auch  von  dem 
an  (irenzen  befindlichen,  eine  derlei  Übersiedlung  besorgenden  Officier  an  das  Inßj)ectoratamt  r»<ler 
an  die  betreifende  Mautbeamte  die  nöthige  Weisung  und  Requisition  gelangten  sollte,  der  «he  voll- 
kommene Folgt»  von  dem  Inspectoratamt  und  von  denen  MautlH»amten  ohne  An-  und  Ruckfragi* 
humer  gleich  auf  der  Stelle  geleistet  wf^rden  wird,  allennassen  das  Inspectoratamt  und  die  Maut- 
beamte sodann  erst  über  den  Vollzug  die  ungesilumte  Anzeige  an  ihi-e  Behörde  zu  erstatten  die 
Anweisung  bekommen  und  zu  desto  sicherer  Venneidung  all(»r  bt^sorglichen  Anstössigkeiten  bei 
dem  InsjMM'toratamt  einen  der  wallachischen  Sprache  kundigen  Mautbeamten  anzustellen  der  Be- 
dacht genonmien  werden  wird. 

h.  Damit  sowohl  diejenige  Buccowiner  Unti»rthanen,  die  ihre  (Iriinde  ausserhalb  der  (irä 
nitzlinie  halnm,  mithin  ihre  eigene  Fechsung  aus  einem  fremden  (iebiet  an  sich  bringt^  müs^^n. 
als  jene,  die  ihr  Vieb  in  der  Moldau  überwintern  lassen  müssen,  bei  der  Maut  in  einem  gleich- 
wie in  dem  andern  Fall  keine  Bedrückung  zu  erleiden  halx*n  mögen,  wer<len  diejenigen  Vorsichten, 
welche  in  ähnlichen  Fällen  in  Sielwnibürgen  nach  dem  ben^its  der  Districtsadministration  iK'kannttm 
Beispiel  der  sogimannten  Kallibaschen  Ixjstehen,  auch  in  <ler  Buct\>wina  eingeiühivt  un<l  die  nöthigi^n 
Bt»fehle  hien\'t»geu  denen  Mautbeamten  zugefeiüget  werden. 

c.  Zu  Befördenmg  des  Verkauf  ad  extra  in  Ansehung  aller  derjenigen  Erzeugniswen  und 
(Jewächsen  des  Bu<M'owiner  District,  welche  diesseit«  entbehrlich  sind,  ist  der  Esaito  ben»its  ganz 
gerüig,  nämli<*h  mit  1  Pfennig  vom  dulden  ausgemessen,  weder  bi^steht  auch  in  Absicht  auf  die 
Ausfuhr  der  Producten  ein  VerlK>t,  woIkm  es  auch  flirs  künftige  sein  Btnvenden  behält 

(i.  Vm  die  auf  alle  Gattung  der  Waren,  Feilschaften,  Vieh  etc.  eingericht*'te  gallizische 
Tarif  zur  allgt^meinen  Publication  sowohl  tVir  di<»  Bucrowiner  als  für  die  Fremde  gelangen  zu 
machen,  mithin  einem  jeden  die  Waniung  im  Voraus  für  den  Fall  zu  gt^ben,  wann  Mautan^nl- 
mmgen  übers(!hrittt»n  werden,  wird  diese  Tarif  in  die  Nationalsprach  übersetzet  werden,  wcstwtH»^^n 
sich  sogleich  mit  dem  gallizis<*hen  GulK'mio  einzuvemehmen  und  womach  sodann  die  Tarif  in 
in  einem  jeden  Ort,  besonders  in  denenjenigen,  die  an  Gnmzt^Ji  liegten,  zu  jedermanns  Einsicht 
und  Nachachtung  an  Thoi-en  oder  Mauern  anzuheftiMi  ist.  Ergel>en  sich  aber  gleichwohl  Contre- 
banilefälle,  so  muss  viJrderist  die  Districtsadministration,  um  derlei  Angelegenheiten  schleunig  er- 
ledigen zu  können,  sich  hierüber  mit  dem  Ins^x^ctoratamt  von  Fall  zu  Fall  einvernehmen  und 
tlemselben  nach  denen  IxK*alumständen,  manchmal  au(^h  nach  denen  (lesetzen,  Gebräuchen  und 
Gewohnheittm  der  Nationen  oder  sonst  nöthige  Auskünften  beibringen,  damals  hingt»gi»n,  wann 
da«  Insp<^!toratamt  destwegen  Anfragen  oder  Berichte  nacher  liCmbtTg  zu  machen  befiinde,  hieven 
dem  galliziscben  GeneraU'onnnando  Nachrir*ht  ertheilen,  damit  <las  <  Jeneralcommando  in  b^ni- 
berg  der  SiU'he  den  Tri(»b  zu  gelxm  inst^md  sich  befinden,  folgbar  die  in  Contrt»baudef:illen  ver- 
wii'kelt«»  Buci'owiner.  Moldauer  und  anden»  Fremde  künftig  nicht  mehr,  wie  es  bisnunzu  g*»schehen 
ist,  auf  die  Entscheidung  solcher  PnM'essen  lang  zu  wai-tt^n  g^^nöthiget  stnn  mr>gim. 

In  Rücksicht  des  Münzfiisses  sind  «lennal  noeb  Ajistände  mit  denen  Ragusaner  und  mit 
den  gsinzen  Ii<"»wentbalem  vorhanden,  weil  erstt»  zu  1  fl.  24  kr.  unil  die  anden^  zu  1  fi.  20  kr. 
annoch  in  der  Bucc4)wina  cursien'U,  bingegi'U,  solang  sie  noch  daselbst  im  ündauf  sind,  aus  dem 
Anbetracht  des  mitverknüpften  B<\sti'n  des  Aerarii  und  «les  Publici  solchen  der  Curs  nicht  änderst 
als  nach  dem  Pagament-Einlösungswei-t  eines  geringsten  Stiu'k,  das  ist  den  Ragusaner  Thaler  zu 
1  fl.  19  kr.  und  den  I/»wenthaler  zu  1  fl.  12  kr.  verstattet  worden  kann,  aus  welcher  und  der 
hinzu  kommenden  weitem  Erwägung,  dass  die  türkische  und  Ragusaner  Münzen,  bt»sonders  wenn 
sie  von  neuem  Gepräg  und  von  neuen  Datis  sind,  nach  denen  schon  vorgekommenen  Beweisen  von 
Zeit  zu  Zeit  schlechter,  mithin  wann  derlei  Münzen  in  dm*  Buccowina  über  ihri'n  innerlichen  Wert 
cursieren,  die  Imvsoiv  k.  k.  Münzen  lM\ständig  ausser  Lmds  gilben,  diesem  wichtigi*n  VoM  tladurrh 
abzuhelfen  l>efunden  worden  ist,  diiss  mitt«dst  einer  auf  das  bableste  hn  l)is)j4['t  vor  sieh  zu  gt^hen 

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JosEPH^s  II.  Reisen  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  129 

habeuileii  öffentliclion  Publlcation  die  RagiiK<inor  und  Lihvonthaler  auf  ibivn  bereits  erklUiten  innor- 
lirlion  Wert  von  1  fl.  19  kr.  und  1  fl.  12  kr.  bemb^resetzet  werden,  und  damit  jedermann  in 
voraus  sieb  daniaeb  zu  aebü^n  wissen  mr>f^%  diese  Herabsetzun«^  erst  nacb  einem  Jabr  von  ilem 
Ta^  der  Kuntbn.iebunj;  ihm  Anfanji:  nebraen  solle. 

Bei  «Jem  Umstände,  wo  eif^entlicb  nur  die  (Jej^enden  der  Bueeowina  gej^n  Siebenbürj^en 
bis  Kimjxdun^  mit  vielen  Waldun«^*n  verseben,  binj,'ef(en  zwei  Drittel  des  I)istri<*tfi  meist^^ns  obne 
Waldunp^'U  sind  und  der  Czeniowitzer  Wald  {juU»ntbeils  sebon  ausj^'bauen  worden  ist,  muss 
die  Distrietsadministration  eine  frjmz  l)esonder(»  Sorjj^ilt  auf  die  C*onservation  cler  Waldunfjen  ver- 
wenden und,  bis  zu  stnner  Zeit  eine  ordentliebe  Waldordnunj^  ein<^fübivt  werden  kann,  indessen 
das  willkürliebe  Holzbauen  in  denen  Wäldern  allentbalben  und  insonderbeit  in  dem  Wald  bei 
Czemowitz  aL^ojjleieb  verbieten,  wie  aueb  dem  Unfug  und  eif^Mitbeb  dem  Mutbwillen,  da.ss  tbeils 
die  scbimst*»  Bäume  blos  anj^ebauen  und  auf  solebe  Art  zuj^und  fyi^riebtet,  tbeils  die  Ästi»  allein, 
obne  sie  zu  braueben  oder  fortzuti'aj^en,  entzweiet  werden,  jromesstMje  Sebranken  setzen,  und  ob 
niebt  der  vor  einigen  Jabiim  aus  dem  Gmündnerisehen  Wablamt  in  den  siebenbürgis^ben  Rodnaer 
M.iHtürdistrict  übersetzte  und  allda  entbebrlicbe  Waldmeister  Zangerl  mit  Nutzen  in  der  Bueeowina 
zu  gi^braueben  stnu  kimnte,  in  Ueberlegung  nebmen,  sofort,  wann  dessen  (iegenwart  und  Ver- 
wendung im  Distriet  vortbeilbaft  wäiw  wegen  dessen  baldiger  üeb(»rkonnnung  sieb  ivcta  an  das 
siebt»nbiirgisebe  Generalcommando  wenden,  welebes  unter  einem  den  Auftrag  erbält,  rlen  ge<laebten 
Waldmeister  Zangerl  mit  einem  oder  andern  etwa  noeb  aus  Sielnnibürgen  zu  (?ntlMdin»nden  Forst- 
kncH-bt  auf  erstes  Verlangen  der  Distrietsailministratitm  in  die  Buex'owina  iiaeber  Czemowitz  al)- 
geben  zu  maeben. 

Dermalen  werden  die  Steuergidder  dureh  gesebworene  Mazillen.  die  das  Land  mittekt  einer 
Auflag  pr  Familie  a  3  kr.  zu  bezablen  bat,  von  I)r>rfeni  eolligien^t  und  zur  Distrietseassf»  einge- 
liefert :  wän'  es  aber,  dass  die  I)isti*iet«admiuistnition  <las  (Jesebäft  unter  denen  Händen  der  Ma- 
zillen zu  lass^Mi  für  l>edenklieb  bielte,  so  kann  naeb  dem  beivits  einmal  voi-gekommenen  Antrag 
der  Administration  sowobl  in  Suezawa  als  in  Czemowitz  an  jedem  Orte  die  Anstellung  eines 
Sttniereinnebmer  mit  2  S<-b reibern,  welebe  das  Steuenvestm  in  Ordnung  fübren,  die  (Jelder  ein- 
nebmen  und  sob'be  an  die  I)istri(^tseassii  abfiibn»n  s<dlen,  unter  dem  Beding  und  unter  dem  Vor- 
bebalt  eingestanden  werden,  wann  die  Bezablung  der  öteuereinnebmer  mit  denen  Sebreibern  niebt 
böber  als  jene  der  Mazillen  zu  st^^dien  kommet  und  zu  diesen  Verriebtungen  vertraute  und  ilm'r 
(Jesebickliebkeit  halbtT  Ix^kaimte  Jndivi<lueii  ausgewäblet  und  das  Amt,  so  ibnen  anvertrauet  wird, 
n«H*b  nicht  für  qine  stabile  Bedienstung  erkläivt,  mitbin  aueb  das,  was  ibnen  für  ibiv  Mübe  ab- 
zureieben  billig  bt^fumlen  wird,  denenseUnm  niebt  als  ein  G«'balt,  sondern  als  eine  ausseronlent- 
liebe  B«dohnung  zugewendet  werden  solle,  auf  weleben  Fuss  aueb  die  übrige  jiolitisebe  und  Jaiu- 
dt^)konomiab!weigt»  besorgen  zn  lassen  sind. 

Bekanntennaasen  ist  in  denen  älttn'u  Jahren  die  Stadt  Suezawa  der  Aufenthjütsort  der 
Moblauer  Fürsten  gewesen.  Es  liegt  Suezawa  eigentlich  im  Mitbdpunkte  des  Districts  und  scheinet 
nach  denen  eingelangtem  Nacbrii-bü'n  zu  einer  Defeiision  geeignet  zu  sein ;  es  sind  ferner  das<dbst 
alte  Gebäude,  alte  Kirchen,  mitbin  wenigstens  die  Mitttdn  zu  einem  ordentlichen  Häuser-  und 
Kircbenbau  vorhanden,  auch  seit  der  diesseitigen  Besitznehmung  der  Bueeowina  die  Umstände  so 
weit  geändert,  dass  die  Erfor<lernissen  und  Ld)ensmittel  iiacber  Suezawa  so  wie  nacber  Czemowitz 
gi^bracht  werden  kr»nnen.  welcher  l'mstimd  gleich  nacb  der  Oc<'upierung  die  Wahl  zur  Residi^nz 
der  Administration  dem  Ort  Czemowitz  zugezoben  haben  mag,  weil  ponst  dieser  Ort  nicht  dafiir 
die  Eigi^ns<'haft  bat;  es  ist  dahero  von  der  Distrietsadministration  zu  überlegen  und  zu  l)cricbten, 
ob  nicht  künftig  die  Stadt  Suezawa  zum  Aufentbalt  der  Administration  zu  bestimmen  gut  und 
nutzbar  sein  dürfte.  Es  miig  aber  die  Rezidenz  der  Administration  in  Czemowitz  verbleiben  oder 
nacher  Suezawa  übersetzet  werden,  so  ist  von  der  Administration  dafür  zu  soi"gt'n,  damit,  wann 
in  einem  bi^reits  aufrecht^tehenden  Ort  die  Erlaubnis  zu  einem  neuen  Häuserbau  gegeben  wird, 
dieser  Bau  in  einer  geraden  Linie  gt^fübivt,  mitbin  ordentliche  (iassen  angeleget  un<l  nicht,  wie 
es  sclum  zu  Czemowitz  g<\schehen  s<Mn  solle,  «ler  Bau  nach  <ler  Willkür  eines  jedtm  Baulührcr  zu- 
gebissen werde. 

In  Ansehung  des  Successionsrecbt  sind  bishero  MissbrUuche  Ix'standen,  dit*  aufgeholKni 
wenlen  nn'issen,  un<l  an  denm  Stolle  das  ErbnH^bt  ab  iutest^ito,  gleichwie  es  in  Oesü'rn'icb  Ix*- 
«t,.h,.t  mzufÖhn-n  kt.  Digitized  by 


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130  Polek: 

Die  Tauf-,  Tmmuif^-  und  Totltt'iibücljor  worden  derzeit  oder  ^ar  nieht  oder  stdir  unv^^r^ 
lilssi«^  j^^h.nlten  :  es  nnisK  mithin  nieht  nur  die  (ieistliehkeit  zur  richtij^ni  Untt^rhaltiin^  dio^^v 
liüelier  anj]:(»wi<»sen,  sondeni  aueh  über  (He  riehtif^*  Fortftilirun^  derselben  von  denen  DistrietÄ- 
diiiM-ton'n  r)rter  ein  unvor^eseliener  Auj^ensehein  voiHrenoniinen  werden. 

Weil  ein  j^iter  Theil  von  denen  Pi-oeessen  aus  denen  CVmtmeten  entsprinjret,  i^n  ist  weni^'- 
stens  n<H'h  eine  Zeitlan«^  die  Vorsehunj^  n<')thi*?,  dass  alle  angestossi^n  werden<len  Contnu-ten  v»tr- 
hei-o  zur  Einsieht  der  Distrietsadniinistration  j:r**h»nj?on,  um  desto  mehr  versiehert  zu  sein,  <Lis^ 
sie  so  j^efasst  sind,  damit  hieraus  in  der  Fol«rt^  keine  8treiti«rkeiten  entstehen  niöj»i^n. 

Was  von  der  unont^'ltliehen  Auslei-tij^un<?  der  Instrumenten  über  die  Poss<»ssionen  weit*T 
oben  anf^eführet  worden  ist,  solehes  versteht  sieh  nur  auf  das  ei-stenial,  weil  bei  kfinfli^^n  Ver- 
iindenmj^m  des  Besitzes  die  ( 'onfinnation  ^e«:en  eine  sehr  mässi«fe  Taxj^ebiir  erneuern,  von  diT 
Distrietsiidministration  fertijj^en  und  sodann  dem  Catastro  eintragen  zu  lassen  ist. 

Obgleieh  es  dennalen  noeh  keineswejjfs  an  der  Zeit  ist,  auf  die  Erriehtunj?  der  Fabriken 
in  dem  Buee4)winer  Disti'iet  zu  <lenken,  so  kann  diK-h  immittelst  die  Distrietsadministraliou  sirli 
zur  Naehachtunf^  «jfenMchen  lassen,  dass  bei  ei-stx^r  thunlieher  (relej^enheit  vörderist  eine  Tu«  h-. 
(flas-  und  Papierfabrik  zustand  zu  brinj;^'''»  «^eti"a<*htet  werden  muss,  naehdeme  der  Distriet  ara 
}[olz  und  am  WassiT  keinen  Abf^anj?  hat  und  der  Absiitz  von  <lerlci  Erzeuj^niRsen  in  die  M<^dau 
am  thunhehsten  ist. 

Wie  der  Hofkriej^srath  die  l)ei  denen  seitherigen  Bue<x»winer  Fntersuchungi^n  <?e.stinden»*n 
Individuen  zu  denen  künftigon  Aufträgi'n  und  Verriehtungen  beizuzieheu  nieht  für  gut  b<'f»n«bn 
hat,  und  <liese  in  den  Inhalt  «les  geg*niwä lügen  Befehl  gar  keinen  Einfluss  zu  nehmen  haluMi.  s-indent 
die  rntersu<-hung  .  .  .  auf  das  g(»sebwindeste  zu  ]>eendon  enisllich  gi^tmehtet  werden  mus.s  s^' 
nmss  aueh  das  (ieneral<*onunan«lo  bei  erster  thunliehiu"  (Gelegenheit  die  bisnunzu  in  der  Bun>«wina 
verlt'gt  gtnvesene  CompagnitMi  des  zwtMten  (Jarnisonsn^giment  oder  wenigstens  die  l>ei  soh-hen  st«^ 
hende  Oflieiers  durch  andeiv  abir»s«'n  und  r<\sjKM'tive  veranlass«'n  maeluMi,  nieht  minder  alnT  allt- 
Handlungen  der  wegen  Ermanglung  ordentlieher  Magistraten  deiv^elt  ntH'h  best«'llten  Direc-tt.n^n 
(U's  Cz«»niowi«-z«'r  und  Suezawaer  und  KimiMthmg<T  Distriet  genaue  und  verlässliehe  Erkundigmii: 
einziehen,  sofort,  wenn  es  sich  ent«leek«'t,  dass  sie  ihren  di«»nstliehen  Wrriebtungi'n  die  giTingst«- 
li«Mdenschaft  einmiscben,  sogleich  (»iue  Änderung  vei-anlass<'n  und  anstiitt  ibrer  bis  zur  Einfiihnin;: 
der  Magistraten  andeiv,  tüchtige,  bescheidi^ne,  verläs.>^liche  und  von  allen  Ijeidensehaften  fn^ie 
Männer  zu  Directoren  hinstellen. 

Die  gegen wäi-tige  Belehrung  enthaltet  in  si<-h  ausführlich  die  (irundsätzc  und  Massn^'ln 
nebst  der»»n  Mitteln.  wo<hirch  die  von  8r.  Majestät  a]>gesehene  verbesserte  Einrichtung  der  Huc- 
cf.wina  erreichet  werden  kann;  es  haftest  mithin  dennalen  die  Sache  an  der  I/Mtung  untl  Tnter- 
stützung  des  (Jenerah'onnnando  und  danui,  dass  die  Distrietsadniinistration  von  denen  (irun«lsätz**n, 
Massivgidu  un<l  Mitteln  nach  Wrsehiedenheit  und  nach  dem  Wechsel  der  I>H*<ilumständeu  lUe 
belu'irige  Anwendung  ma<'he,  in  allen  Stücken  mit  Klug-  und  Bescheidenheit,  nach  Umständen 
a»u*h  iKild  mit  (rlimi)f,  bald  mit  dem  behr>rigen  Nachdruck  lürgehe,  innner  die  Absi<'ht,  wohin 
«las  (ranze  nach  Sr.  Majestät  Will«»nsmeinung  g«^leitet  wer«len  solle,  sieh  gt^genwärtig  halte  und 
darnach  «li«»  alb^nthalben  n«">thig  sein  m(>gende  Vorkehnmgen  von  Zeit  zu  Zeit  abmesse  un<l 
veranlass«». 

In  Absicht  auf  «lie  Justizv»'rwaltung  behält  es  dalxu  .»^ein  Verbleiben,  «hiss,  um  nicht  in 
die  Pr«)cess«'  von  d«*nen  vorig«'n  Zt'iten  zu  v«'rfallen,  w«»  die  Buecowina  ein  Theil* der  MoMau  und 
mit  d<»r  Moldau  unter  «Un*  türkischen  B«>tmässigkeit  gewes«»n  ist,  die  Rejxssunünuig  solcher  Pn*- 
cessen  ni«dit  m«dir  zu  g«\statten  konunt.  di«*  bei  «lem  Divan  o<ler  bei  dem  Füi-sten  in  «ler  Moldau 
entschie«len  wonlen  und  in  /r///  judicntnw  envachsen  sin«l,  son«lern  nur  «liejenige  Pnx^esst»  in  «li*' 
Erledigimg  zu  nehmen  sin«l,  webdie  wähn-nd  der  Zeit,  wo  «lie  Russi^n  in  dem  Besitz  der  Moldau 
warten,  ent^t^mden  und  ni«*ht  ad  content ioncm  gek(»nnnen  sind  oder  seit  «ler  bisherig«^n  Besit?.- 
nelunung  si<di  «Tgeb«Mi  haben.  Hingingen  gedenkt  der  Hofkriegsratli  zwar  ni«-ht  solche  (Jewohn- 
heit»'n  der  Bukowiner.  welche  unter  d«»r  m«)l(lauischen  Regierung  von  einem  (reschlechtsiilter  bi> 
zum  andern  ülwilragen  un«l  bisnunzu  beibehalt«ni  wonlen  sin<l,  schnell  aufi!uhel)en,  je<lo4*h  beim 
Zug  «ler  Justizges«'häften  folg<'n(b'  Einleitung  zu  treffen. 

I)«nien  Dorf  Dwomiken  oder  Richtern  könnte  «ler  Spruch  in  büi'g(»rli'chen  Sixchen  un<l  in 
tler  ersten  Instanz,  je«b)ch  nur  in  naehfolgeiuKm  Fällen  und  unter  btjson<|fronKA^y^j^k«lt  mwh  «ler 
bisherigen  I*an«lesgewohnheit  überlas.sen  werden :  O 


Joseph's  II.  Reisen  nach  Galizibn  und  deb  Bukowina.  131 

a)  in  Fällen,  wo  der  Versuch  <l»\s  Veixleich  zwischen  den  Theilen  fnichtlos  ahgeloffen  i.st 
und  (his  ObjcHnm  litis  nicht  übi^r  20  fl.  )K>hiisch  beträfet: 

bj  zwischen  Perw^neu,  wo  der  beklage  Theil  ein  Dörflin«^  «jder  auch  eine  per  frafinrnnam 
dahin  aukouuuende  geringen*  8tandesiH»r8on  ist,  die  sich  in  .\jisehung  ihms  Domicilii  an  der  Stt^lle 
nicht  ausweist^  kann,  zum  Beispiel  Juden,  Zigeuner,  Vagabunden  und  dergleichen. 

(')  Zu  einer  solchen  rechtliehen  Entscheidung  hättt^  der  Dwomik  die  4  Ältest*»  der  (Jemeinde 
boizuziehen,  von  denenaelben  ihn»  Stimme  abzufordern  und  nach  Mehrheit  dieser  Stimmen  den 
Spruch  abzufassen. 

(f)  Müaaten  die  strittige  Theile  weder  mit  dem  Dwornik  noch  mit  einem  von  denen  Dorfes- 
älti'sten  in  einer  nahen  lihit>?freundschaft  oder  oflenbaivu  Feindschaft  stehen,  weil  in  <lem  einen 
wie  in  dem  andeni  Fall  an  Platz  des  verdächtigi^n  ein  anderer  unparteilicher  an  der  Stelle  beizu- 
ziehen wäre. 

e)  Würde  der  Spruch  ohnent^eltlich  über  vorläufige  Vernehmung  der  Theilen  salra  appcl- 
lationr  zu  schöpfen,  dieses  Remedium  abt^r  innerhalb  10  Tagen  bei  dem  District  mündlich  einzu- 
legiMi  sein,  womach  in  der  zeitherigim  Observanz  hier  somit  eine  Ändenmg  angetragen  wird,  dass 
derlei  Appellationen  nicht  mehr,  wie  es  dermalen  gi^schiehet,  zu  denen  Districtsispniwniken  oder 
RecLts8chlichtt»rn,  sondern  zu  denen  Dii*ectoren  zu  gt»hen  hätten. 

f)  Würde  der  Ijanchuulitor,  welchen  seinerzeit  in  jedweder  der  beeden  Städten  Suczawa 
und  C-zemontz  aufzustellen  der  Antrag  ist,  auf  nu'indliche  Vernehmung  der  Theilen  den  Sj)nich 
dos  Dwomik  bestätigen,  so  höret  der  weitere  Zug  auf. 

y)  Reformierte  al)er  der  liimdauditor  einen  solchen  Spruch,  so  w(irde  dem  beschwerten 
TbeiL  freistehen,  die  Revision  bei  di'm  Olw^rauditor  des  Districts  anzumelden,  nachdeme  aus  dem 
Anb(»tracht  des  sehr  geringen  Objecti  iitis  derlei  Condusu  nicht  nachher  Iiem])erg  zu  dem  Auditor- 
lioutenant  gezohen  werden  können. 

Auf  Art  und  Weise,  wie  in  denen  Dörfern  und  Märkten  denen  Dwoniiken  mit  4  Alü^sten 
in  bevorstehenden  Fällen  und  mit  vorberiihrten  Vi^rsehuugen  in  der  ersten  Instanz  die  Schöphmg 
dt»s  Spruchs  zu  belasst^n  das  Absehen  ist,  kc'mnt«'  auch  denen  seinerzeit  zu  bestellenden  Magi- 
stniten  in  denen  3  landesfiirstlichen  Städten  Czemowitz,  Suczawa  und  Sin^th  die  Judicatur  in 
lallen,  wo  der  (»egenst'Uid  des  Prcx-esses  über  20  11.  })olnisch  nicht  beträgt  luuii  dem  obigi'U 
Entwurf  überlasstm  und  der  weitere  Zug  hienilKT  ebenfalls  ap  den  District  gt^nommt^n  wer<b*n. 

Die  (rleichhaltung  der  Magistraten  nn*t  den  Dwoniiken  über  das  Objectum  litis  entspringt 
aus  iler  Envägimg,  wtil  die  Magistraten  anfangs  nicht  gleich  mit  denen  erforderlichen  Individm»n 
iH'setzot  und  diese  letzten»  in  denen  Kenntnissen  des  Recht  oder  Unrecht  nicht  genug  nm-h  be- 
wandert sein  können,  mithin  es  auch  nicht  rathsam  wän»,  ihnen  die  Judicatur  ülwr  ein  höheivs 
Obj'H^um  litis  derzeit  einzuräumen ;  hingegen  kann  nach  <lem  Verhältnis  von  der  künftigen  Er- 
weitening  ihaT  Kenntnissen  auch  die  Befugnis  ihn^r  Judicaturen  zu  siiner  Zeit  erstrecket  werden. 

hnjllte  etwa  künftig  <lie  St;ult  Suczawa  nach  dem  Ix'nits  vorgekonnnenen  Vorschlag-  von 
Armeniern  bewohnet  werden,  könnte  avich  der  Magistrat  der  Armenier  in  denen  Fällen  der  Justiz 
in  die  nämliche  Vorrechte  gesetzet  wenlen.  zu  welchen  die  Magistraten  der  3  hindesfüi-stlichen 
Städt»?n  nach  dem  obigen  Antrag  gelangen,  weil  der  Armenier  ihre  Streitigkeiten  im  District  nach 
denen  armenis<;hen  Gesetzen  si<^h  allerdings  werden  behandeln  lassen. 

Bei  der  (relegenheit,  wo  für  die  Buccowiner  Juden  nach  dem  Beispiel  von  B»»hmen  und 
Mäha-n  eine  eigene  Judenordnung  hinausgt»geben  wer<len  wird,  ist  auch  dem  Riibbiner  und  dt^r 
Schul  die  B<iugnis  einzuräumen  das  A]>sehen,  dass  sie  in  streitigen  Fällen  zwischen  Juden  sowie 
die  unten?  erste  (lerichte  über  einen  Oegenstand  von  20  fl.  ixjlniseh  ihre  Erkenntnis  sidva  ap[xi- 
latione  schöpfen  mr»gen ;  nur  würde  hiebei  noch  denen  klagenden  Juden  die  Wahl  überlassen 
werden,  seineu  jüdischen  (legiier  auch  l)ei  dem  kaiserlichen  Richter  des  Oiis  zu  belangen.  Hin- 
gegen hätten  alle  rechthche  Ansprüche,  die  wider  einen  vom  Landvolk  oiler  einen  Einwohner  der 
fiirstlichen  Städten  angebracht  werden,  wo  das  Objectum  Htis  ein  mehrea\s  als  20  H.  jwlnisch 
beträgt  dann  jene,  die  über  die  Pächter,  Dwoniiken,  Mazillen,  S<iilachten  und  Leute  honor.itioris 
con«litionis  gemacht  werden,  an  den  District  weil  ilir  Suczawa  und  Czernowitz  ein  liiindauditor 
angetragen  wird,  in  der  ersten  Instiinz  mit  dem  weitem  Vorbehalt  der  Api>ellation  an  die  Admi- 
nistration und  resixjctive  das  Oberauditoriat  die  Revision  aber  an  das  GeneraUvmmando  in  lieni- 
l>erg,  wo  der  Auditorlieutenant  angestellet  ist  <len  Zug  zu  nehmeiK 

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132  Polek: 

Füi  alle  flios»^  (lorichto  wir<l  soU-ho  (JerichW)r{inunfi:t»n  zu  untorwerfen  der  Bedacht  i:»*- 
noinnu'n  werden,  um  iindureli  di<'  vurzii^lieliste  AI)sieIiteii  von  einer  keinem  Aufzu«»'  unb^rliej^HiilfH 
und  j^ar  nielit  k«»st)>an'n  Justiz  zu  ernMchen, "  wobei  unter  einstens  aueh  ntn-h  die  weiten»  V«>rs<»rjn- 
darauf  ^^eriehtet  werdm  wird,  um  f^'jiren  solche  tenu're  litijrant«^s,  die  Veniiö«^^n  haben.  «rn»>^ 
(leldbussen,  p'j^'en  an<lere  hinj^<*«,^'n,  denen  (*s  am  Vermöji^»n  «rebrieht,  empfindlielie  I/«übs>itrafen 
festzusetzen  und  ein  und  anderes  zu  jedeniianns  Warnung  im  jjranzen  Distriet  zur  Publi<^tt«»ii 
jrelan-^'i'n  zu  maeht'U. 

Wie  die  Umstände  bei  und  nach  dem  Anfanjr  der  Kinriehtunj^  sieh  zei^^en  werden,  könnt«^ 
allenlalls  aueli  na<-h  «lern  Vt)r;^an'^  in  an<leni  kais^^rlielien  Stiuiten  für  die  höhere  Classen  der  Bue- 
eeowiuer  Einwohner  ein  Judex  Nobihum  iM'stellet  werden.  In  diesi»  C1iuss<*  wären  sodann  zu  sctö^n : 
a)  dii'jenij^'en  Bojaren,  welehe  sieh  lei^itimien^t  habi'U,  dass  sie  wirklieh  von  dies*T  (lassi»  sin«l. 
h)  «lie  hnnleslTirstliehe  Bi'amte,  e)  die  (ieistliehe  unrl  d)  tlie  (lemeinden,  wenn  sie  in  oiqKtre  l»*- 
lanjret  werden.  Diese  l*ai-teien  miissten  1>ei  der  Administration  iH'hinjret  und  (hustdbst  in  prinn 
instantia  der  S])rueli  «r«'f*<*böi>fet.  sodann  von  d»Mn  sieh  ]>es(hwei-t  Iwd'undenen  Thtnl  die  ApjK-Uatha 
naeh  liiMuberj^.  endlieli  die  K<»vision  liierülvr  an  den  Hofkrie^'srath  ^'«^nonunen  werden. 

Ob  nun  diese  Antni^'e  in  Betreff  des  Justizweseu  dermalen  ^deieh  zum  Erfol;^  jr^danp-n  xii 
machen  thunlich  si'in  diufte,  hiiTülxT  hat  das  Generah-onnnand(»  ehestens  ein  In^sonderes  (Jutat'htcii 
hieher  zu  ben>rdern. 


YIII. 

Hofkriegsrath  an  das  galiz.  Generalcommando. 

Orijr.  (Rejristr.  «1.  Bukowin.  k.  k.  l>andesn^«Tfierunjr.) 

S'in«'  Majestät  haben  bey  (lelej^nheit  Allerhöchst  «lero  Reise  durch  die  Bucemnna  l><^ 
merket,  dass  dieses  Stuck  liimd  seiner  Iai*^'  naeh,  imd  wann  man  s^ilehes  gej^*n  die  fibrijre  IV- 
vinzA^n  der  Monarchie  h'tr.ichtet  am  ersten  zu  einer  Militär  (Iränz  Einrichtung^  j^vignet  zu  sc>n 
s<heinet.  Es  verbindet  neudich  solches  Siebenbürjji^n  mit  (Jallizien,  füllet  den  einj^'henden  Winb-I 
aus,  welch«'n  die  Moldau  vonnahls  »wischen  beeden  diew^n  liindem  machte,  decket  femers  voU- 
komnuMi  die  Marmaross,  un<l  ist  ein  (rräniz  T^ind  ^^ej^en  eine  Türkische  Pmvinz. 

Da  (»s  aber  bey  «((»<r**"^^'Ji^r?**^  Tniständen  nicht  rätlilich  ist.  das  Gränz  Militär  Systeoh- 
in  diesem  I-^mde  einzufiihren.  welchem  der  Militär  (Jeist  so  sehr  entfjejren  zu  seyn  .scheiwt :  S« 
linden  Se.  Majestät  einsweilcn  für  nr»thi<^,  «lass  folo*^^nde  Anordnuntr»^n  j^etrofTen  wenlen. 

Imo.  Nach  der  von  Sr.  Majestiit  p^macht^'n  Erinnenmg  ist  die  Popidation  dieses  I^n«l 
«lessen  Hau])t  Nahrunj^s  Zweier  in  Wayden  sowohl  fiir  Hom  Vieh,  als  Pferde  bestehet,  und  weicht» 
den  Ackerbau  s<'hr  wenijr  betreibet,  obschon  der  Boden  ausser  den  (lebür*^  biegenden  allerdings 
fruchtbar  zu  seyn  scheinet,  bey  weitem  s<»iner  Grösse  nicht  angtMuessen,  und  es  mnss  dahero,  tlj 
die  Vermehrun«r  der  Population  im  liand  das  wichti*rste  ist,  um  diese  zu  erlan«cen,  allt»s.  jinkch 
ohn»*  beson<len»n  Kosten  an«r»»wendet  werden. 

2d().  Hat  der  Ix'stimmte  (Vmtributions  F\iss  nix-h  in  suspenso  zu  verbleil)en.  und  sintl  nar 
die  8chuldij^keiten  der  rnterthannen  gejifen  ihn»  Obrij^keiten  soj^leich  bestinnnt  hinauszugt^beD,  zh- 
f^leich  ist  aber  aueh  auf  die  Hindanhaltunjx  aller  Btdrukunt^»n.  und  Excesst»n  von  Seiten  «l'*r 
lctzten»n  mit  allem  P^nist  zu  sehen,  nicht  minder  nniss  dortland<^  ebenfalls  ein  FntersehitHi  zwi- 
schen den  im  I^iind  wohn(»nd«'n  Gnmd  Besitz(»ni,  und  jenen,  welche  ihre  aus  der  Buct\:>\ina  zie- 
hende Einkünfte  aussiT  l^mfles  verzi'hren,  ^^»macht  werden,  in  welchem  letzten»n  Fall  fast  alJ^ 
sind,  indeme,  eini;^»  wenijj^»  Geistliche  aus«,'enommen,  kein  einziger  diesi»r  Gnind-Btvitzer  im  Lin«t*: 
ist,  es  sind  also  diese  letzti'n»,  in  so  lang  sie  sich  nicht  im  l^nd  niederlassen,  oder  ihn»  Güter 
an  anden^  im  I^md  domilicin»nde  Unterthannen  verkauffen,  zu  (»iner  80  jM'ri'entigj^n  Abgab  \x>n 
ihren  jährlichen  EinkünftA»n  mehr,  als  die  andern  zu  verhalten. 

3tio.  Die  Wahl  zwischen  d(»r  64  tagigen  Robath.  oder  einer  Zahhing  von  7  (tulden  i<t 
denen  von  Sr.  ^fajestät  in  den  anden'U  Erblan<len  festgt.»st»tzten  Gnm<bMitzen  nicht  gi-mäss,  >- 
muss  also  den  Gnmd  Obrigkeiten  die  Wahl  nur  in  «lem  gelassen  werden,  entweder  ihn?  AUtMlial 
Güt*»r  selbst  zu   be])auen,  oder    selbe    an    fn'ywilligt»  l'achter,  «»der.  was    das  Beste  wäre,  an    ihn- 

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Joseph's  II.  Reisen  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  133 

T"nt*»rtl»aiien  entweder  f!:e«^en  Natunil,  oder  Pee.unial  A])j^a]),  oder  auch  iX^^^<^^  andere  zu  bestini- 
luende  S4-liuldi«(keiten,  als  Heumaelien,  Holzschlaj^Mi  und  Zufidmui«r  ete.  auf  m  viele  Jalu*e,  als 
es  ihnen  anstehet,  zu  (iberlassi^n,  weil  die  f*i-ästati<m  der  Nattind  Kubath  der  Unterthannen,  s(» 
viel  niöj^lich,  aufztiheben,  und  alles,  was  dt»r  Personal  lAMhei^ensehaft  ähidieli  ist,  bereits  pniz 
aufirehoben.  und  dajjej^^n  alles,  was  einem  Bezujif  auf  fivve  ViTlieurathun^,  Handwerks  Krler- 
nun^X  <'te.  hat,  ein«,'estanden  worden  ist. 

4to.  Die  Besehwerliehkeiüm,  mit  welchen  das  Jiand  we^en  vieler  Vorspann,  ohnent^^eltliclHT 
(Quartiers  I^ist,  Unterhaltung^  von  180  Tschartacjuen,  Zufuhr  des  Brodts,  Holzes,  und  <ler  bissin t 
niH-h  ohnentKeltiieh  «r<'maeht«»n  (W'entliehen  Arbeiten  belästigtet  ist,  kt'mnen  zwar  in  keine  Bereeh- 
inm^  jrebraeht  wenlen,  doch  siqd  sie  imuKT  fVir  das  j^anze,  und  die  einzelne  betreffende  Indivi<luen 
s^dir  dnikend,  diese  müssen  nun  sanimentli<-h  ihr  Ende  erreichen,  und  sie  können  es  auch,  wenn 
in  diesem  Umd,  welches  ^ep'n  dem  Nachbarn  j^anz  (»fen  ist,  und  nur  kleine  (Jraben,  und  Hübel 
zur  (Jn'inzc  hat  an  welcher  fol*(lich  die  Hindanhaltun^  des  Schleichhandel,  und  die  j^enaue  Auf- 
sicht in  Sanitäts  Sachen  fast  ohnnK'ij^lich  ist,  <lie  andurch  ohnnütz  werdende  viele  Wachten  an 
den  (Jränzcn  deif^^stivlt  vermindeivt  werden,  dass  bey  «^^sunden  rmstän<b^n  nur  dii»  Hauptstrassen, 
wu  ohnediess  Mauthen  sind,  besetzet,  übrij^tms  aber  <lie  im  lA\m\  l>efin(lliche  11  Compa{,mien  des 
(Janiisons  Rej^iment  in  ein«^  dre\  fache  Linie  in  den,  denen  (J ranzen  nahe  *^de«^eneu  Ort*>chaften 
verle<^'t  werden,  und  in  diesen  nur  t?ine  Dorfs  Wache  «gehalten  wird,  welche  sowohl  auf  das,  was 
im  (Mh  vorj^ehet,  als  auf  jenes,  was  von  auswärts  herkommet  ihre  Aufmerksamkeit  zu  richten 
hat,  dieses  winl  j^anz  gewiss  für  die  alte  I/'uthe  nüzlicher,  und  bequemer  s(»yn,  dem  Land  aber 
eine  grosse  Erleichtenmg  vei*schaffen.  besonders,  W(?nu 

5to.  <lie  Verpflegung  diest^r  Mannschaft  au  Bmdt  nicht  in  Xafura  geschiehet,  sondern 
dersi.dben  das  (leid  dafür  gegid)en  wird,  wodurch  der  gi-r»ssto  Theil  des  Baken  Pt»rsoiiahs  ent- 
l)ohrlich,  die  häufige  Vorspann,  welche,  um  das  Mehl  aus  Gallitzien  in  die  Vcrbackungs  Stationen, 
uiul  ilas  Bnxlt  von  da  in  die  Kompagnie  Xumem.  und  Tschartiken  zu  verfiihR»n,  nöthig  ist  dem 
I-Äind  zu  Outem  konmien,  und  zugleich  dii?  <lazu  nöthige  Holz  Zufuhr  erspahret  wird,  die  Fuhren, 
welflu'  jt*tzo  ins  gesammt  vom  Ijand  ohnentgeltli<?h  bestritten  werd(Mi,  müssen  in  der  Zukunft 
nach  der  neuen  Regulirung  von  der  (Kontribution  abgt\sch rieben,  oder  haar  V(»rgüttet  werden. 

6to.  In  Betivf  der  vor  einem  .Jahr  angefangenen  Oeconomischen  Aufiiahm  der  Buecovina 
Ix'finden  S<\  Äfajestät  dass  solche  in  Thesi  ihren  guten  (irun«l  haben  mag,  in  hyp()thesi  aber  in 
einem  bmd,  wo  das  Eigenthum  aller  (Iründe  nicht  dem  Aerario  zustehet,  oder  welches  nicht  zu 
einer  Militär  (Jranze  bi^stinnnet  ist,  wo  ein  jeder  (Jninzcr  dotin^t  wird,  eine  unnutze,  und  sehr 
kostspielige  Sache  ist,  S«\  Majestät  wollen  dahen».  dass  mit  dem,  was  seithero  hievon  schon  zu 
Stand  gebracht  worden  ist  ein  Abschnit  gemacht,  tmd  <lie  dazu  zu  venvenden<le  Auslagen  je 
eher  je  l)esser  biss  auf  weitere  Zeiten  eingcstellet  werden  sollen,  das  Personale  abtT  wird  bey  der 
jetzo  in  allen  Landern  anbefohlenen  Eintheilung  <ler  Cammeral,  und  giMstlichen  (iütem  gleich 
Besi-häftigung  finden,  und  ist    dieses  also  vor    dem  Winter    n<K*h  aus  der  Buecovina  zu  entlassen. 

7mo.  Bey  dem  Umstind,  wo  in  der  Buecovina  die  gute  Versehung  der  Districts-Din»ctors, 
und  Isprawniken  Stellen  sehr  wichtig,  und  die  Xation  so  beschaffen  ist  dass  sie  in  Vorgi»setzte 
fnnuder  Nation  mehr  Zutrauen  hat,  als  in  jene,  so  von  der  ihrig^'U  sind,  wird  (hirch  eine  gute 
Wahl  fnmider  Subjecten  zu  Besetzung  dieser  Stellen  viel  eher  das  (Jute  gewürket  werden,  als 
wenn  solche  dun-h  Massilen,  oder  an<ler(*  dortige  I^mdes  Kinder,  besondei*s  aus  der  Moldau  ver- 
waltet würden,  in  wessen  Verfolg  Se.  Majestät  zugleich  auch  den  Fingerzeig  auf  das  T(;meswanT 
Bannat  in  der  Absicht  gegeben  halx'n,  ob  vielleicht  dort  ntn-h  ein  Paar  gute  Subje(  ümi,  die  der 
Wallachisch' 'n  Sprache  wohl  kündig  sind,  sich  ausfindig  machen  lass«'n.  um  sie  in  der  Buecovina 
mit  Nutzen  verwendtMi  zu  können. 

8vo.  In  Ansehung  des  (b'istlichen  Fach  erklären  Se.  Majestät  liir  höchst  noth wendig,  <lass 
die  Vermindenmg,  und  Zusammenzi(^huiig  der  Kalugier  Kb'jster  ohm*  weiters  vor  sich  gidie,  dass 
ihn^  (iründe.  und  F«mds  alle  in  die  Administration  genonnnen,  was  Fremden,  nicht  im  l^md 
wohnenden  (leistlichen  gehöret  denselben  gjurz  benommen,  und  aus  dem  hieraus  entstehenden 
ganzen  Fun«lo  der  gesannnte  (irieehische  (.'lerus  unterhalten,  und  wenigstens  eine  Schull,  es  seye 
zu  Surzawa,  oder  zu  t'zemovicz  errichtet  werde,  das  von  den  diessfälligen  EinkünfttMi  sc»dann  noch 
übrig  bl.'ibende  aber  zu  andt'ren  nuty.bahren  Vtjrwendungen  vorludialten  bleibe. 

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134  Polek: 

9n().  Nicht  wt*nl','«^r  nöthi<r  finden  Sc.  Miijost;1t,  dass  <k»r  Ka<launzcr  Hisi-bof  dem  Mt;tn>- 
IM>litcn  von  Carlovitz  untiTjr«d)cn,  hicniäclist  auch  von  CuiioviU  w>j^lcich  ein  frfs<'hickt<*r,  wi>hl- 
(lenkender,  der  VVallacbischcn  Simich  j^it  kündij^er,  nnd  in  dem  (Tri«H-lii};chen  R»»li<nonfi  rntemV-ht 
wohl  crfahmer  Mann  na<her  Czernovicz  «r^schicket  werde,  um  sowohl  dem  im  ilbri^m  friinz  «^t 
•^•sinntin  Herrn  Bischoffen,  als  auch  dem  Omsistorium,  und  den  I^nds  Einwohnern  die  achtt^n 
IJe^mffe  der  Rtdi^ion  beyzuhrinj^a'ii,  welchem  (Ieistli<*hen  Se.  Majestät  nicht  allein  einen  täj^lic-hen 
Unterhalt  auswerfen,  sondern  auch  die  Zusajre  machen  lassen  wollen,  dass  er  na<-h  wohl  zu  Stand 
^^'hrachüMi  Auftra«^  sich  einer  Befiirderun;^,  f)der  auch  der  Nachfolge  in  <hmi  Bucwviner  Bisthum 
zu  erfreuen  haben  werde, 

lOnio.  Die  Armenische  (iemein<le  in  Cz^Tnovir/.,  den-n  (iottes  Dienst  S.  Majestät  i^ellj^t  Hey- 
)(<»wobnet  haben,  finden  Se.  Majestät  wenij,'  ausgt  nounr.en,  allen  übri^vn  Kathulist*heu  Anneni*-m 
j^K'ich,  Allerhr»chst  dieselbe  wollen  dah<'n>,  dass  alle  weitere  Nachforschung^  über  ihR'  K«»li«!i*»D 
ei nj^est eilet,  und  sie  bey  ihrem  Handel,  und  Wandel  ungestöhrt  bolas.st»n,  auch  noch  luehivre 
<lerley  L'uthe  herüber  zu  bringen  ^»trachtet  werden  solle. 

llnio.  Umwillen  der  in  dem  Buccovhier  District  Iwöndlichen  soj^^nannteu  Ijpjxtwaner, 
welche  bl(»sse  Kussis<-he  Bauern  sind,  die  sich  in  der  Buccovina  niedergelassen  hal)en,  erklämi 
Se.  Majr'stät,  dass  selbe  die  nemliche  Rucksicht  verdienen,  massi-n  ihre  Religion  die  wahn»  Schisma- 
tische  ist,  und  man  nur  darin  einen  rnterschied  finden  will,  dass  sie  iham  Gottes  Dienst  Illy- 
risch, wie  in  Russland,  und  nicht  in  Wallachischer  Sprach  halten  wollen,  ausser  <leme  alxT  solche 
fleissigi\  und  arbeitsame  Ix'uthe  sind,  welche  man  durch  jene,  m  sich  in  der  Moldau  wm  dieser 
Nation  no<-h  In-finden,  zu  vermehren  tnichten  nuiss,  und  aus  dieser  Ursach  woUen  auch  8e.  3Ia- 
jestät,  dass  ihnen  ein  l*oi)p  von  ihrer  Nation  allerdings  gi'stiittet,  oder  ihnen  einer  aus  Slavcimt^o 
verschaffet  werde,  wo  <lie  Illyrische  Si)rache  am  meisten  in  der  Uebung  ist. 

12mo.  Mit  denen  Juden  Iwfehlen  Se.  Majestät  in  dem  gefassten  Systeme  fortzufahren,  nnd 
müssen  solche  entweder  gute  Handels-  und  Handwerks  Leuthe  werden,  o<ler  dem  Ackerbau  sich 
wiilmcn,  im  (iegentheil  sind  sie  aus  dem  I^ind  zu  s<-haffen. 

13tio.  Wie  Se.  Majestät  sich  fern«T  zu  äusserem  genihet  haben,  wird  in  der  Bun-ovina 
gegen  die  viele  Arn'nden  der  iJetränke  so,  wie  auch,  dass  gjinze  Dorfschafton  verammdin't  wenk^n, 
s«dir  geklagt,  erstere  sind  im  g-anzen  liiind  gingen  «lerne  aufzuheWn,  class  derjenige*,  der  was  imnxT 
für  ein  (letränk  ausschäuki'U  will,  dafür  eine  st»iner  I^gt\  imd  Umständen  nach  zu  l)estimnh*nde 
Abgab  zu  entrichten  haben  soll,  dagegi»n  ist  die  VeramMidirung  der  Unterthannen  sogleich  gänzU<*h 
einzustellen,  wenn  solche  nicht  ganze  (lüter  In^trift,  und  dun-h  mehn're  Jahre  zu  dauern  hat. 

14to.  Die  Beilegung  der  aus  der  Fremde  kommenden  sämmentlichen  (Jetränke,  als  Wein, 
Brandtwein  et<-.  ist  auf  den  (Jränzen  zu  erlndien,  dagi^gen  sind  die  Zwisi'hen  Mäuthe  von  Siel>en- 
bürgen  in  die  Buccovina  und  v<»n  diesem  I^ui<le  nach  (Jallizien,  wenn  ihri»r  noch  einige  Ixstelien, 
gänzli<'h  aufzuheben. 

loto.  Die  Eröfhung  des  Borg(K?r  Pass  niu'h  SielK'nbürgen,  und  die  Errichtung  einer  G»ni- 
muni<-ations  Strasse  in  den  Gebürgen  von  Siel)enbürgim  gingen  Snyatin  ist  ein  Haupt  (Jegenstaml, 
der  ohne  weiteR»m  zu  veranlassen  ist,  und  kaim  dem  Haujitman  Scherz,  der  schon  die  Wet'ge  in 
der  Bucc4>vina  ganz  gut,  und  geschikt  angeleget  hat,  iler  weitere  Auftrag  dieNsfiüls  gt*maebt 
werden,  welcher  auch  in  dies«'r  Absicht  auf  Sr.  Majestät  B4'fehl  sich  benMts  nach  Si^'benbürgt^n 
iH'geben  habi-n  wird,  um  allda  alles  einzuleiten,  und  bald  uniglichst  zu  Sü^nde  zu  bringt^n. 

16to.  I)i(»  (lemeine  des  zweyten  (lamisons  Regiment  so  lauter  doch  mei.stens  alte  gi*- 
l>nMhliclie  IxMithe  sind,  thun  würkUch  im  District  zu  starke  Dienste,  diese  sind  denmach  «lerp> 
stalten  einzuschräncken,  dass  sie  wenightens  4  Tage  frey  bleilx^n,  welches  um  so  leichter  zu  K- 
wiirken  seyn  wird,  wenn  der  C'ordon  auf  die  obberührte  Art  eingezohen,  nur  Dorfs  Wachti^Ji  ein- 
geführet,  und  die  neue  hi'dzenie  Caseme  zu  Czemovitz  zu  Stiind  kommen  wird,  wo- alsdann  leicht 
nmh  eine  Compagme  dahin  verlegtet,  und  die  Dienste  in  Suczawa,  und  «dler  Orthen  wenlen  ver- 
mmderi't  werden  kiumen. 

I)i<'ses  sind  einsweilen  <lie  Erinnerungen,  welche  sogleich  einzuleiten  Se.  Majcfetät  dem  Hof 
Kriegs  Riith  mitgegelien  halwu,  und  Ihme  (Jeneral  Uommando  zu  dessen  l)ehöriger  Dire<-tic»n,  und 
zur  ungisiumiten  Belehrung  der  Buccoviner  Districts  Interims  Administration  ihn^n  vollem  Inhalt 
nach    l>ekannt   gemacht  werden,  wobey    aus    der  Absicht,    um  Sr.  Majestät  Gesinnung    desto  ge- 

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Joseph's  II.  Reisen  nach  Galizien  und  deä  Bukowina.  135 

schwinder  zu  erreichen,  dem  (ieneral  C'oniiiiando,  mid  der  Distriets  Administration  nachhloliendes 
gejift^nwärtig  zu  halten  befunden  wird. 

Die  Mittel  von  der  Popuhitions  Befiirderunjjc,  welche  dem  Aenirinm  eijjfi'utlich  j^ar  keinen 
Aufwand  venirsachen,  j^ehen  auf  <lie  schon  öfter  an  die  Hand  gejjfebene  Ausfeilten  hinaus,  W(v- 
dureh,  wie  es  schon  geschehen  ist,  noch  weiter  auf  eine  ohnanständi«^e  Art  vermöjj^liche  Moldauer 
herülHT  zu  tn^konunen  j^trachtet  werden  muss,  welche  aus  j^anzen  Familien  besuchen,  Vieh,  und 
Hauss  ( Jerüthschaften  mit  sich  brinji^>n,  und  denen  nicht  einmal  ein  Aerarischer  Vorschuss  zu 
machen  ist,  und  ausser  d(»me  konmit  es  theils  auf  die  i^benfalls  schon  vei-ordnetc  Herbeybrinj^mj"^ 
Armenischer  Familien,  theils  auf  den  Ausschlag  des  mit  dem  (tallitzischen  Landes  (Jubernium 
eingi'leiteten  Einveniehmen  an,  wie  weit  von  denen  aus  den  Keichs,  und  andern  fremden  L'inilen 
dahin  disponirten  Ansiedlem  soh'lu*  Akersleiithe,  oder  Professionisten  in  die  Buccovina  überlassen 
werden  können,  die  etwas  an  Vermögen  haben,  und  auf  die,  wie  es  Se.  Majestät  verordnen,  be- 
s«^n<lere  Kosten  zu  verwenden,  nicht  niHhig  ist. 

Mit  der  seitherigen  Oec^momischen  Lindes  Mappirung  steht  <lie  anderweite  Commissions 
Opi*ration  wegen  der  Untersuchungen  (k\s  Eigenthums  K(H'ht,  und  der  Bestimmung  <ler  Gränzen 
einer  jeden  Besitzung,  wi«»  auch  die  Absicht  in  der  Verbindung,  wornach  die  Unterthanen,  welche 
bisshero  nicht  ein  Hand  breit  eigenes  Terain  gehabt  haben,  und  neue  Ansiedler  hinlängliches 
Fj-driMch  mit  dem  Succvssions  Kecht  zur  Beurbahrung  erhalten  solh^n,  es  muss  dahero,  nachdeme 
die  Mappiiung  sogleich  aufzuh(")ren  hat,  nicht  nur  liir  die  Vollendung  der  auf  die  Berichtigung 
der  Po6st*ssionen  sich  beziehenden  OjK^mtion  gesorget,  sondern  auch  der  Bedacht  genommen  werden, 
damit  sowohl  die  Unterthanen,  als  die  neue  Ansie<ller  zu  den  l)ereits  erklärten  IJesitz  von  (Gründen 
gehmgen  mögen. 

Auf  dass  die  Mappirung  mit  ih'r  nr»thigen  Onhmng  g»'schl«)ssen  werde,  und.  weil  8e.  Ma- 
jestät .«(»Iclie  biss  auf  weit(»re  Zeiüni  zu  verschiek^n  lK»finden,  künftig  mit  der  nemlichen  Verläs- 
sigkeit  fortgf*setzet  wenlen  könne,  nmss  ilie  Distriets  Aduu'nistnition  derowegiMi  mittelst  des  Mai>- 
pirungs  Directeur  Budinsky  die  nöthige  Vorsehung  treffen,  insl)esondere  aber  soA\(ihl  die  ins  reine 
gebrachte  Karten,  als  die  Brouillons,  gesannnte  Mappirungs  Instrumenten,  und,  wie  iunuer  8(»nst 
Nahmen  ha]>en  mögende  Mappinmgs  Keijnisiten,  und  auf  den  Di<'nst  sich  beziehen<le  Schrilten 
ül)emehiuen,  sf)fort  die  reinen  Karten  einschi(^ken,  die  Brouilh^ns  aber,  die  Instrumenten,  Recpii- 
siien  un<l  die  Dienstschriften  indessen  gut  aufbehalten,  und  einen  ganzen  Ausweiss  hierül)er  unter 
ihrer  der  A<lministration  Fertigung  dem  Hof  Kriegs  Riith  zukommen  machen. 

Bey  dem  Umstand,  wo  das  Gallitzische  Ijan<les  Gubemium  ei-st  jüngsthin  zur  Einfühnmg 
d(*s  K^tbath  Abolitions  Systeme  auf  den  Cammeral,  und  Kloster  Gütern  Militär  Officiei*s  anver- 
langet hat,  weil  nicht  gi^nug  Ci\il  MapptMirs  aufgebmcht  werden  können,  muss  das  Genenil  Com- 
mando  sogleich  dem  lindes  (lubemium  ein  Veraeichniss  der  in  der  Buccovina  arbeittendeu  Maj)- 
ptMirs  mittheilen,  und  wenn  nicht  etwa  der  Directeur  Budinsky  auf  seinem  Bere»gker  Comitats 
Ingenieur  Posten  selbst  wieder  zurückkehren  will,  auch  diesen  dahin  nahmhaft  mach(  n,  so  weit 
etwa  das  (iul)emium  nicht  allein  von  ihnen  dermahhni  mehr  anzuwenden  thuidich  b<»findt,  hat 
das  (reneral  Commando  selbe  namentlich  hieher  anzuzeigen,  damit  allenfalls  die  vereinigte  K.  K. 
Böhmisch  Oesterrenchische  Hof  Kanzley,  Hof  Kammer,  uiul  Ministerial  Bauco  I)ei)utation  nach 
8r.  Majestät  giniussinten  WillcMismeinung  sich  dei*selben  bey  der  in  allen  iJintlem  anbefohlenen 
f^iutheilung  der  Canmienil,  und  (teistliclien  (lüteru  gi'brauclien  kann. 

Der  Antrag  v»ai  dem  neuen  St^Mier  Fuss  ist  dem  General  Commando,  und  der  Distriets 
Administration  nrn-h  nicht  zur  Einltihrung,  sondeni  erst  um  ihr  Gutachten  zugeschickt  worden, 
das.  weil  der  Gegenstand  in  »SV/.v/>r//so  bleibt,  mm  auch  ni<*ht  mehr  sogk^ich  abzufassen  nöthig. 
tiondem  gidegenlieitlich  hieher  gelangen  zu  machen  ist.  Wie  die  T.eibeigenschaft  aufzuheben,  dit» 
R«»batli  abzustellen  und  die  Sciuddigkeiten  der  Unterthannen  gegen  ihre  Obrigkeiten  zu  reguHren 
seyn  sollen,  hieriibiT  hat  das  Genemi  Commandt),  und  die  Distriets  Administnition  bereits  <lie 
B<*lehrung  in  Händen,  und  in  diesfälligen  Verfolg  kommt  es  nun  darauf  an,  <lass  die  wegen  des 
ein,  und  anderen  zu  treffen  ncHhige  Anstalten  mit  dem  gi^genwärtigen  allerhr>clisten  Befehl  ver- 
bunden werden. 

D;iÄS  denen  nicht  im  Ijande  wohnenden  Geistlichen,  welche  in  iler  Buccovina  (Jriinde,  und 
Fonds  haben,  solche  ganz  zu  l)enehmen,  und    die  auswärts    domihciremde  G^g^tiÄ^^^foii@O^^C 


136  Polek: 

sio  sirli  im  liiiiid  iiidit  nicMlt'iiassi'n,  oder  ihre  Giiter  an  andeiv  im  I^nd  «lominlirendt»  rntiT- 
tbanen  verkauflen,  zu  eimr  30|M'r<i'ntiji:on  Ahj^^ab  v<m  ihren  jährlichen  Einkfinftou  mehr,  als  dit- 
andere  zu  verlialten  sind,  liievon  wird  auch  die  K.  K.  Hof  und  Staats  Kanzlev  unt4^r  einst^-ns 
v«M-sliindi^'et.  und  dieselbe?  um  <lie  Mittheilunjr  desjenijren  re<|uin't,  was  sie  etwa  aueh  ihn»s  Orths 
in  «ler  Sache  zu  veranhisscn  bcHnrlen  därfb»,  weil  vennr»;^  ihrer  zu  wiederholten  malen  .»^»machten 
Krr.i'nun^  nach  d(T  In^kannteu  (iränitz  ('<»nventi«>n  die  in  der  M(»ldau  wohnende  <liess«'iti;;e  «ifiter- 
Hesitzer  aller  (inindherrlichkeit«'n,  wie  die  Ibiccoviner  sich  zu  erf^Mien  halx^n  S4>llcn,  nnil.  wie  i> 
<lein  (»eneral  Comuiandt»  unterm  7ten  St»ptembris  vorij^en  Jahres  erinneret  w(»rden  ist,  v«*n  «ler 
Huf,  und  Staats  Kanzlev  eijren<ls  die  Fälle  ausj^ezeichnet  Wi»rden  sind,  wenn  V(»n  den  jeus«'its  d«r- 
mili<-inmden  diess«Mti;,'en  (riiter  HesitziTU  ein  Abfahrt  (Jeld  zu  nehmen  w\vn  kann. 

Wie  di«'  unniJthifjfe  Kir>ster  und  (Jeistliche  abzuschaffen  sind,  das  (feisth'che.  nnd  Kirchen 
Wees«^n  ülM^rhaupt  in  die  «^diörip'  Verfassunjir  zu  brinj!:<^n.  und  die  S<»hulen  Einfiibnin;x  zu  l>e- 
würken  ist,  diesfalls  erwindt  is  nun  vörderist  daran,  dass  das  General  Commando,  nnd  die  l)i- 
stricts  Adniinistrati(»n  ein,  und  anden»s  auf  di<'  von  hieraus  vert)nlnet<^  Art  und  insbesr^ndere  mit 
denen  vom  Hof  Krie;^'s  Rath  mitj^ejri^lM^nen  Rucksichten  in  Vollzugr  stütze. 

Um  desto  sicherer  nach  Sr.  Majestät  Willensnieinun^^  einen  mit  den  nrjthijyen  Eijrpiis<-haftrti 
v.'rsehenen  nicht  unirten  (iiüstlichen  für  die  Ruc<-ovina  zu  erhalten,  winl  der  3I(*tn»]Mdit  von  Car- 
lovitz  anj,'^<*«rJinjren,  einen  solchen  Mann,  und  zujrleich  den  ihnie  abzuriMcIienden  (»ehalt  auf  da> 
balclrste  in  Vorschla«^  zu  brinj^'eu,  woniU'r  das  ei«ienthche  dem  (icneral  Commamlo  nacl»*»»*trai?*n 
w«'rden  wird,  wo  inzwischen,  da  es  erst  auf  eine  vorläufi«^^  Vernehmun«j:  wej^Mi  d«^  in  die  Ruc- 
covina  abzuschiki'n<len  (Jeistlichen  ankommet,  dei-zeit  der  ('mstan<l,  we^^n  der  rnt*»rp:idmn<^  dc> 
Radaunzer  Rischoffen  an  den  M«'tro|)oliten  von  Carlovitz.  und  in  IJetref  der  Nachft»li^*  in  dem 
Run»(»viner  Histhum  nu-h  nicht  zu  verlautbart^n  ist.  j^lei<*hwie  hierülnT  auch  jrt^^'on  den  Metn»- 
|M»liten  von  (  arlovitz  dennahhni  no<-h  keine  Sprach  jreführet,  und  nur  einsweilen  die  Huii«r;mM-h, 
Sielx'nbür^'isch«'  Hof  Kanzlev  von  der  auf  di»'sem  ^«mzen  Punkt  sich  beziehenden  AlltThöchsten 
Ri'stdution,  un«l  von  der  hierweiren  erj^'ehenden  VeHii^un«;  des  Hot  Krie^'S  Rath  lM»nachrichtip't  winl. 

Dass  ^o*^on  die  lJpi>owaner  keine  Aufmerksamkeit  wejren  ihrer  besondem  Relij^ions  (>- 
brauchen  walmiehmen  zu  lasM-n  seyn  soll,  solches  ist  iM'n'its  zu  emeuertenmahlen  iM'fohlen  worden, 
hinj^'e^'en  nmss  das  (leneral  Commando,  und  die  Districts  A<hninistration,  weil  ihr  seitheripr 
nexus  mit  d*'m  Erzbisch«'fen  aus  Anatolien  nicht  mehr  iM'stehen  kann,  f»irdersam  l)erichten.  wie 
denenselben  in  P'rforilemuss  Fall  ein  Popp  ihivr  Xation  zukommen  zu  machen  .st\vn  kann.  mn. 
wann  keine  ( ielejr,>nheit  hierzu  vorhanden  wäre,  und  es  die  Xothdurft  erforderte,  einen  Popp  aiL> 
Slavonien  dahin  «lisiMuiinMi  zu  niöj^-n. 

Weil  die  (Jamisons  Rejrinients  Mannschaft  künftij^  nicht  mehr  Hnnlt  in  ynttfra,  S4»ndem 
(K'ld  dafür  zu  bekommen  bat.  so  ist  von  der  Districts  Administration  dafiir  zu  s*>r«rn,  damit  di<* 
licuthe  für  ihr  (ield  übendl  j^nites,  und  jj^enussban\s  Brod  In^konmien.  von  welchem  AllerhiW'hsti^ 
Entschluss  zu«(leich  der  VerpHe«rs  Branche  dahier  die  Nachri(-ht  i'rtheilet  winl. 

We«^Tn  Besetzung'  der  Districts-Directors,  und  Ispravniken  Stellen,  wie  solche  nach  Sr.  Ma- 
jestät (iesinnun«r  j^'schehen  soll,  ist  vcm  dem  (Ji^neral  Commando,  und  von  der  Districts  Admini- 
stration em  Vorschla«^  hieber  i'inzubeftjrderen.  jj^leichwie  auch  der  H()f  Krie;^  Rath  «»ntn*<Mlfr 
tüchtij^^e  Militan'U.  oder  in  <leren  Entstellung^  solche  Männer  vom  Civili  aus  dem  Temtswarvr 
Banat  zu  überkonnnen,  di'n  Beda<-ht  nehmen  wird. 

So  viel  endlich  die  Oefnun^i:  dv^  Borj^oiT  Pass  und  die  anj^edeute  C*onmm!H<-ations  Straj^s^'n 
iM'trift.  wird  nun  vor  all<'n  das  siebenbür«^is<-he  (Jenend  Commando  vernommen,  was  lür  Einl»'i- 
tun«ren  von  dem  Hau]>tman  S<'hei7.  in  iJemässheit  des  erhaltenen  Alb»rhr>chsten  Aufirajr  sclh»n  ♦^*- 
troffen  worden  sind,  um  in  derselben  (rleichlonni^keit  das  aHenfalls  nwh  weiters  nöthij^^  lH'S.«T?,'en 
zu  können. 

H  a  d  i  k  Ex  Consilio  Aulae  B<*llit»»> 

Wienn  <len  4ten  July  17h:^ 
Ludwi«^  von  Trtrkhiiju. 

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JoSEPH's    II.    RbISBN   NAOH    ÖALIZrßM   UND    DER    BUKOWINA.  137 

IX. 

Böhm.  Oest  Hofkanzlei  an  das  Gubernium  in  Galizien  und 

Lodomerien. 

Oing.  (I^K-  <1-  ^^^'  ^-  k.  I-Andesi-eporunj,'.) 

Da  Seine  Majestät  bekanntonuassen  zu  entschliessen  ji^enihet  haben,  dass  die  Bukowina 
vom  Iten  des  Wintennonats  diess  Jahrs  mit  (ralizien  vollkommen  und  dergt\stalt  vereiniget  werden 
soll,  <la88  seiht»  in  allen  «"»ffentlichen  politischen  und  karaeralischen  Angolej^enheiten  von  Seite  deß 
Galizisohen  Guhemiums,  und  der  dortif^en  Appellazion  als  ein  Kreis  Galiziens  behandelt  werde, 
so  hielt  man  diessfalls  mit  «lern  k.  k.  Hofkriegsnith  vorläufig  eine  Konzertazion  hierorts  ab,  und 
machet  nun  mehr  ihm,  üubt^niiimi,  dasjenigi»,  was  hiebei  in  Antrag  gebracht,  und  von  Sr.  Ma- 
jestüt  beschlossen  wurde,  zur  Wissenschaft,  und  zur  unverzüglichen  gehr>rigen  Veranlassung,  und 
Einleitung  des  Nöthigen  in  folgenden  Punkten  l>ekannt. 

Imo.  Mit  den  Sanitätsangelegenheiti'u,  welche  in  allen  an  die  türkischen  Provinzen  grän- 
zt^nden  kaiserlichen  liändern  der  ()])sorge  des  k.  k.  Hofkriegsraths  überlassen  sind,  wird  es  in 
Zukunft  auch  in  Rücksicht  der  Bukowina  so  zu  halten  se\Ti,  besondei-s  da  in  Fällen,  welche  eine 
Siinitätsanstalt  nothwentlig  machen,  ohnehin  zwischen  dem  Mihtär  und  Pohtikum  immer  das 
wechselseitige  Einvernehmen  gepflogen  wird. 

2do.  Die  Kon-espondenz  mit  den  benachbarten  türkischen  Befehlshabern,  mit  <lem  Bassa 
von  Chotym,  nnt  den  Fürsten  <ler  Moldau,  und  der  Wallacliey,  und  mit  dem  Metropoliten  zu 
Jassy  wird,  weil  die  Türken  blos  mit  Militiirpersonen  zu  korrespondiivn  gewohnt  sind,  noch  femer 
durch  das  Militär  <lerge8tiilt  fortzuführen  seyn,  dass  das  Einvei*ständniss  bei  den  gewöhnliehen 
Ereignissen,  die  auf  den  Bassa  von  Chotym,  den  Fürsten  «ler  Moldau,  un<l  Wallachey,  und  den 
Metropoliten  zu  Jassy  Bezug  haben,  zwischen  dem  Kreisamte  der  Bukowina  und  dem  zu  Czer- 
nowic  angestellten  General,  in  wichtigem  Fällen  aber,  besonders  solchen,  die  auf  den  Bassa  von 
Chotym  Einflus  haben,  zwis4*hen  ihm,  Gubernium,  und  dem  dortigen  Generalkommando  zu 
pflegen  ist. 

Stio.  Die  zur  Zeit,  als  in  den  kais<»rlichen  Stiiaten  aller  Zusammenhang  mit  der  auswär- 
tigen GeistUchkeit  aufgehoben  wurde,  dtnn  Metropoliten  in  Jassy  entzogene  geistliche  Gerichts- 
barkeit dt^  Bukowiner  Bischofs  bleibt  diest^m  letztt^ren  so  wie  bisher  eingeräumt. 

4to.  Die  vor  Aufhebung  des  Zusammenhangs  mit  der  auswärtigen  Geistlichkeit  von  dem 
Metropoliten  in  Karlowiz  imabhängig  gewesenen  zwey  nicht  unirten  Bischöfe  in  Siebi>nbürgen  und 
in  der  Bukowina  haben  so,  wie  seit  diestnn  Zeitpunkte,  auch  in  der  Folge  imter  ge<lachtem  Me- 
tropoliten doch  mit  der  Einschränkung  auf  di«^  bl<jssen  dogmatischen  Fälle,  und  folglich  dergi^stalt, 
zu  beßt(»hen,  ilass  beide  Bischöfe  mit  den  Disunirten  in  Siebenbüi-gi^n,  und  in  der  Bukowina  auf 
die  Privilegien  der  illyrischen  Nazion,  und  Geistlichkeit  keinen  Anspnu-h  machen  können,  mithin 
auch  in  die  sich  hierauf  beziehenden  (ieschäfti>  keinen  Einfius  zu  nehmen,  und  bei  einer  jeweiligen 
Synode  nur  in  Bezug  auf  die  Spiritualia,  und  Dogmatica  Sitz  und  Stimmen  habtm,  welche  Aus- 
nahme Anlas  gab,  dass  der  Bukowiner  Bischof  mit  d«Mn  gjmzen  Geisthchen,  Kirchen,  und  Schul- 
wesen in  der  Bukowina  l)ereits  auf  einem  von  dem  des  Karlowitzer  Metropoliten  und  der  Bischöfe 
imd  (Geistlichen  der  ilhTischen  Njizion  ganz  versclne<lenen  Fasse  steht. 

5to.  Es  ist  zwar  während  der  militärischen  Verwaltung  «ler  Bukowina  festgi^setzt  worden, 
dass  die  Güter  der  von  den  daselbst  bestantlenen  9  Mannsklöstem  aufgeho]>enen  6  Klöster,  des 
g»»wt»sonen  Frauen klostei-s,  der  sämratlichen  Skittni,  und  alle  geistliclum  Güter  überhaupt  in  die 
ärariahstthe  Adniun'strazion  genommen  werdt^n,  die  hievon  sibfallenden  Einkünfte  in  den  Rcligions- 
fond  einfliessen,  und  blos  allein  Rir  <las  geistliche,  Kirchen-  und  Schuhvest^n  g«»widmet  seyn  sollen. 
Da  al)er  Se.  Majestät  nunmehr  entschlossen  haben,  dass  zur  Aufnahme  der  Viehzucht  die  Kam- 
menil-  und  geistlichen  (iüter,  <lie  in  der  Administrazion  stehen,  .md  theils  der  einheimischen, 
theils  der  Moldauer  Geistlichkeit  zugehören,  mit  Aufhebung  der  dabei  angestellten  kostbaren  Be- 
amtt»n  theilweise  auf  mehrere  Jahre  verpachtet  worden  sollen,  so  wird  ihm,  Gubernium,  in  der 
Folge,  wenn   man  Sr.  Majestät    den  Vorgschlag  wegen  Umtauschung  jener  (rüter,  welche  die  Bu- 

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138  PoLEK : 

küwiner  Geistlichkeit  in  der  Moldau  besitzet,  gej^en  diejenij^n,  so  der  Moldauer  Geistlichkeit  in 
der  Bukowina  zugehören,  erstattet  haben  wirci,  diessfalls  das  Weitere  zukommen. 

6to.  Bei  dem  f(ir  den  Bischof  sowohl,  als  fiir  jeden  der  übrigen  Geistlichen  jähiüch  fest- 
gesetzten Gehalt,  bei  den  fiir  jedes  Kl(xster  abgemessenen  nöthigen  Naturalien,  und  Viküialien. 
und  bei  dem  jedem  Popen  und  seiner  Familie  bestimmten  erforderlichen  Gninde  hat  es  indt»*i8cn 
zu  verbleiben. 

7mo.  Bloss  die  Spiritual-  und  Disziplinargegenstände,  keineswegs  aber  weltliche  die  (»ei*^- 
lichkeit  betrefende  Angelegenheiten  hat  das  in  der  Bukowina  aufgestellte  Konsistorium  zu  ho- 
sorgen,  und  sind  überhaupt  die  Geistlichen  von  <ler  Einmengung  in  daa  weltliche,  und  Wirth- 
schaftswesen,  und  von  ihrer  ehemaligen  Macht  über  die  ünterthanen  entfernt  zu  halten,  und  ihnen 
wie  bisher  alle  Almosensammlungen,  und  alle  Geldabforderungen  von  den  Ijandeseinwohnem  bis 
auf  diejenigen  zu  untersagen,  die  ihnen  mittels  der  Stollordnung  in  quanto  ausgemeasen  sind. 

8vo.  In  Ansehen  der  ilhTischen  Angelegenheiten,  welche  sich  auf  den  Metropoliten,  auf 
die  Geistlichkeit,  und  auf  die  Nazion  beziehen,  wird  vom  Iten  des  Winterraonats  d.  J.,  in  so  weit 
es  um  die  nichtunirtt^n  Geistlichen,  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  zu  thun  ist  statt  des 
k.  k.  Hofkriegsraths  von  S<Mte  dieser  veivinigten  Hofstellen  das  Nöthige  angeordnet,  und  nach 
Umständen  auch  mit  dem  Metropoliten  zu  Karlowicz  die  Korrespondenz  imterhalten  werden. 

9no.  Dem  in  der  Bukowina  angestellt«^,  und  von  Sr.  Majestät  zum  Kroishauptniann  des 
neuen  Bukowiner  Kreisi»s  ernannten  Obertlirector  Beck  hat  sie,  Tiaudesstelle,  das  gehörige»  An- 
8tellung8<lekret  ausfertigen  zu  lassen,  und  hat  deiwlbc  höchstresolvirtt^rmassen  aus  den  allda 
bestehenden  vier  Direktorien  die  tauglichsten  zu  Kiviskommissarien   zu  wählen,  imd  vorzuschlagen. 

lOmo.  Da  der  Bukowiner  Kreis  vemiög  höchster  Willensmeinung  vorzüglich  der  Viehzucht 
gewidmet  bleiben  soll,  so  ist  der  Anwachs  der  Bevölk(^nmg  daselbst  dem  Zufolle  zu  überlassen, 
zu  der  Reimigrazion  der  Sekler  aus  der  Moldau,  wenn  sie  nicht  aus  eigenem  Antriebe  wie<ler  ein- 
wandern, nichts  weiters  zu  veranlassen,  und  auf  selbe,  so  wie  auf  anden»  Kolonisten,  keine  fernen? 
Auslage  mehr  zu  verwenden.  Der  Hauptmann  Beddeus  aber,  welcher  bisher  die  Zurückbringung 
der  Emigranten  besorgte,  wird  in  Ztikunft  blos  des  Deserzionsgeschäfti^s  wegen  in  Jassy  verbleiben. 

llmo.  Für  das  der  Aufsicht  des  Oberstlieütenants  Cavallar  anvertraute  Gestütte  haben 
Se.  Majestät  verschiedene  Orte,  und  (Jüter,  worunter  auch  Waskautz  ist,  welches,  da  es  einem 
Bojaren  gebiert,  gegen  ein  Gut  in  der  Moldau,  so  der  Bukowiner  Geistlichkeit  gehöret  einzutau- 
schen seyn  wird,  bestimmet,  und  die  litMtung  und  Diivkzion  dieses  RimontirungsgCÄchäftes  dem 
k.  k.  Hofkriegsrath  beigelassen,  welcher  fj)lglich  auch  in  dem  Bukowiner  Kreise  in  die  Stelle  eines 
dortigen  Dominiums  eintritt. 

r2mo.  Der  Sitz  des  Bukowiner  KrtMSiunts  muss  der  hik'hsten  Willensmeinung  gemäss  in 
Czemowic  se}Ti,  wo  die  hiezu  nöthigim  Gebäude  schon  vorhanden  sind. 

13tio.  Da  Se.  Majestät  in  Czemowic  auf  aerarial  Unkosten  eine  gemauerte  katkdische 
Kirche  nach  Verhältniss  der  dortigen  Katholiken  auf  dem  Platze,  wo  dermal  <lie  Apotheke  ist 
erbaut  wissen  wollen,  so  hat  sie,  I^indesst4>lle,  hierzu  vorläufig  einen  Riss,  und  Plan  verfassen  zu 
lassen,  und  sodann  anher  einzubefördern.  Ausserdem  sind  höchst-anbefohlenennassen  auch  katht>- 
lische  Kapellen  in  Sireth,  Suczawa,  und  KimiK)lung,  wenn  sie  auch  nur  von  Höh  sintt  theils  her- 
ztistellen,  theils  die  schon  bestehenden  in  etwas  7m  erweitem. 

14to.  Jn  der  Giebigkeit  und  RolM>t  werden  die  Bukowiner  Ünterthanen  in  Folge  der  höchsten 
Gesinnung  noch  einstweilen,  wie  dermal  unter  dem  Militär,  zu  halten  seyn. 

15to.  Das  bereits  nach  der  allgtnneinen  Hauptvors*dirift  auch  in  der  Bukowina  eingeleitete 
Gnindausmessungs-  und  Fatiningsgeschäft  ist  zu  Erzielung  der  Gleichfönnigkcit  mit  den  übrigi^n 
Erbländera  alsogleich  an  die  galizische  SteüeiTegulirungsobercx.»inmission  zu  übergi»l)en. 

16to.  Uiber  die  Art,  wie  die  Bukowina  in  Ansehen  des  Zollwesens  zu  behandeln  seyn  wird, 
femers  wegtni  der  unter  gewissen  Vorsichten  zu  gestatttniden  Einführe  einiger  Waan?ngattungen 
und  wegen  der  höchst  verordneten  Ausschliessung  der  Stadt  Suczawa  aus  dem  Zoll-Kordon  winl 
der  dortländigeu  Zolladministrazion  das  Erforderliche  von  Seite  der  hiesigen  Bankalgefällendirekzion 
zukommen. 

17mo.  Die  Hauptkommunikazionstra.sse  zwischen  Siebenbürgen  und  Galizien  ist  kraft  höchster 
EntSchliessung  sorgfältig  zu  erhalten,  und  ein  Postkurs,  welcher  zweimal  in  der  Woche  von  Snyatin 

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JosBPH^s  IL  Reisen  nach  Galtzien  und  der  Bukowina.  139 

nach  Czernowic  und  so  weiter  nach  Suczawa,  Kimpolunj?,  Dorna  und  Bistricz  zu  gehen  bat  ein- 
zuleiten. Ingleichen  hat  sie  I^ndesstelle,  die  Einleitung  zu  treffen,  dass  die  schon  rückwärts  be- 
stinunte  Strasse  von  Kapokodroliu  nai'h  Snyatin  nach  und  nach  zwar  nicht  Chauscemässig,  aber 
doch  fahrbar  hergestellt  werde. 

18vo.  Die  bei  der  Hofkriegsbuchhalterey  bereits  vorhandenen,  wie  auch  die  noch  rückstän- 
digen Rechnungen  über  die  Einkünfte,  und  Ausgaben  der  Bukowina  wird  man  hierorts  von  dem 
k.  k.  Hofkriegsrath  übernehmen,  sie  durch  die  hiesige  kammoral  Hauptbuchhalterey  untersuchen, 
und  sodann  an  die  dortländige  Provinzialbuchhalterey  gelangen  lassen.  Sollten  diessfalls  Anstände 
vorkommen,  so  wird  zu  Auseinandersetzung  derselben  eme  eigene  Kommission  in  licmberg  aufge- 
stellt werden.  Inzwischen  aber  hat  sie,  Jjandesstelle,  die  Bukowina  von  dem  MiUtär  in  statu  quo 
zu  übernehmen. 

19no.  In  Ansehen  des  Berg-  und  Grubenbaues  in  der  Bukowina  bleibt  alles  so,  wie  bisher 
«1er  Disposizion  der  k.  k.  Hofkammer  in  Münz-  und  Bergwesen  überlassen,  und  wird  sie,  Landes- 
stelle, zur  möglichsten  Unterstiitzung  der  dahin  abzielenden  gemeinnützigen  Unternehmungen  auf 
das  thätigste  mitzuwirken  haben. 

20mo.  Die  Militarkonskripzion  wird  vermög  höchster  Vorschrift  mit  der  Numerirung  der 
Häuser  auf  jene  Art  und  Weise,  wie  bisher  die  Werblxjzirksangelegenheiten  in  Galizien  vom  Militär 
einverständlich  mit  dem  Publikum  besorget  werden,  au(^h  in  der  Bukowina,  als  einem  Theile  Ga- 
liziens,  vorzunehmen,  und  sodann  die  dadurch  erwachsende  Ausdehnung,  imd  anderweite  Ein- 
thoilung  der  seitherigen  Worbbezirke  zu  veranlassen  seyn. 

21mo.  Nach  berichtigtem  Austausche  des  ubenangeführten  Gutes  Waskautz  fiir  die  Militir- 
rimontinmg  soll  zwar  kraft  der  sc^hon  oben  erwähnten  höchsten  Entschliessung  alsogleich  zur  Um- 
tauschung sämmtlicher  Güter,  welche  die  Bukowiner  Geistlichkeit  in  der  Moldau  besitzet  gegen 
jene,  so  der  Moldauer  Geistlii^hkcit  in  der  Bukowina  zugehören,  gesdiritten,  und,  obschon  letztere 
bei  4-  bis  500  11.  jährlichen  Einkommens  dalx?i  gewinnen  wird,  dieses  gegen  die  anderen  hieraus 
entspringenrlen  Vortheile  in  keine  Betrachtung  gezogen  werden.  Allein,  da  noih  derzeit  die  bei 
Besitznehmung  der  Bukowina  errichtete  Gränzkonvenzion,  weh-he  in  Ansehen  solcher  Bukowiner, 
die  in  der  Moldau  Güter  besitzen,  imd  wechselseitig  auch  für  die  Moldauer,  welche  in  der  Bu- 
kowina Realitäten  hal)en,  alle  Grundherrhchkeitsrechte  von  der  Pro>inz,  wo  die  Güter  liegen,  mit 
sieh  bringt  wie  auch  das  eigene  Interesse  zu  erfordern  scheinen,  dass  nicht  gleich  itzt  mit  der 
Verpachtung  und  dem  Austausche  der  Güter  vorgegangen  werde,  so  haben  Se.  Majestät  gnädigst 
gestattet  dass  noch  dermal,  und  zwar  in  so  lange,  bis  man  sich  von  hieraus  durch  Einsicht  der 
Akten  in  die  volle  Kenntniss  aller  Umstände  gesetzt  haben  wird,  diese  Verpachtung  und  Umtiu- 
si'hung  in  statu  qiw  belassen  werden  könne. 

22do.  Von  <len  Beamten,  weh-he  iKMbehalten  werden,  hat  der  höchsten  Willensmeinung  zu- 
folge jeder  seinen  bisherigen  Gehalt  zu  geniessen.  imd  wird  sie,  Landesstelle,  hievon  die  betre- 
fenden  Ifeamten  zu  vei*ständigen  haben. 

23tio.  In  Ansehen  des  Justizwesens  in  der  Bukowina  wird  von  Seit»  der  k.  k.  Oltersten 
Justazstelle  das  Gehörige  an  die  dortländige  Appellazion  erlassen,  und  ihr,  I^andesstelle,  das  Nö- 
thige  »'iner  Zeit  bekannt  gemacht  werden.     Endlich 

24to.  Haben  Se.  Majestät  zu  verordnen  geruhet,  dass,  falls  der  königliche  Herr  Landes- 
komniissär  die  Reise  nicht  selbst  in  eigener  Person  unternehmen  wollte,  Herr  Graf  von  Ugarte  zu 
B*»sorgung  des  tbernehmungsgeschäftes  in  die  Bukowina  abzusenden  seyn,  und  sich  durch  Be- 
nisung  diestvs  Bezirkes  alle  I/jkalkenntnisse  davon  btMzulegen  haben  \\\n\. 

W>n  den  16t?n  Herbstmonats  1786.  J.  R.  Chotek. 

^^.  Simer. 


X. 

Hofkriegsrath  an  General  Enzenberg 

per  decretum.   20.  Septemb.  1786, 

Concept.  (K.-A.  IL  S.  1786-30—135.) 

Se.  Kais.  Königl.  Älajestät    haben  bei    der   Gelegenheit,    wo  von  Allerhöchsttleroselben    die 
mit  dem  1.  des   künftigen  November  Monat    zu  erfolgen    habende  Vereinigimg    der  Bukowina  mit^ 


140        Polek:  Joseph's  II.  Reisen  nach  Galizien  und  deb  Bukowina. 

Galizien  entschlossen  worden  ist,  westwegen  dem  Herrn  .  .  .  das  eigentliche  durch  das  GallizisclK' 
Generalcommando  zukommen  wird,  ihme  Herrn  .  .  .  aus  dem  Anbetracht,  dass  der8ell)e  die  la- 
terimaladminiatration  der  Bukowina  bishero  zur  Allerhöchsten  Zufriedenheit  besorget  hat.  dalur 
eine  Remuneration  und  respective  einen  Uebersiedlungsbeitrag  von  6000  fl.  ohne  allen  Abzug  zu 
verwiUigen  und  anbei  die  vaeante  Brigade  der  beeden  Wallachischen  Gränitzinfanterieregiment/T 
in  Siebenbürgen  anzuvertrauen  allergnädigst  genihet,  womach  der  Herr  ...  die  vc^e  6000  fl. 
aus  der  ßukowiner  Districtscassa  zu  erhalten,  hingegen  den  charaktermässigen  Generalmajoregebalt 
pr  jährliche  4000  fl.  vom  1.  Novembris  venturi  nebst  dem  ohnentgeltlichen  competenten  Quartier 
in  Siebenbürgen  zu  bekommen  hat. 

Dem  Herrn  .  .  .  wird  diese  Allerhöchste  Entschliessung  zur  Nachricht  und  gehörigen  Di- 
rection,  insbesondere  auch  zu  dem  Ende  erinnert,  um,  sobald  derselbe  von  seiner  zeitherigen 
Dienstleistung  mit  allseitiger  Ordnung  und  Richtigkeit  ausgetreten  sein  wird,  seine  Anstellung  in 
Siebenbürgen  nach  Anordnung  des  dortigen  Commando.  an  welches  der  Herr  .  .  .  nach  dem  H«»f- 
kriegsrath  mit  kriegsgebräuchiger  l)ei)««ndenz  angewiesen  ist,  behörig  zu  übernehmen  und  solcher 
fortan  zimi  besten  des  Dienst  vorzustt^hen,  gleichwie  hiemüchst  auch  der  H  .  .  .  vor  seinem  Ab- 
gang von  Czemowitz  die  dtrrzeit  in  Händen  habende  Militärregulamenten  der  Vors<-hrift  genlä^^ 
an  das  (iallizische  General wmmando  abgeben  zu  machen  und  djifiir  andere  nachhero  in  Sieb*'n- 
bürgen  zu  empfangen  hat. 


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Aus  den  Jitttieilungen  der  k.  k.  Gentral-Commission". 

(Fortsetzung  aus  dem  .Tahrbuchc  1894.) 
1894.  Band  20,  Seite  135. 

(Die  Kircbenbauten  in  der  Bukowina.)   v,m  Conservator  Cari  a.  Romstorfer. 

Fortsetznnj^ :  IL  ((reschiehtlicher  t'berbliek).  Fortsetzung  folgt. 

1894.  Jahresbericht,  Stnte  40. 

^Mit  verbindlichem  Danke  nahm  die  Central-Comraission  die  Nachricht  des  k.  k.  Mini- 
steriums fiir  Cultus  und  Unterricht  entgegen,  wonach  über  ihre  Befürwortung  dem  Bukowiner 
Tjandes-Museum  in  C  z  e  r  n  o  w  i  t  z  eine  Staats-Subvention  zugewendet  wurde.  Conservati»r  Pro- 
fessor Korn  st  orfer  lM?richtete  wiederholt  über  die  befriedigende  Entwicklung  dieses  Museums; 
endlich  berichtt^te  auch  der  Vorstand  des  besagten  Muscimis  ül>er  den  jüngsten  wdir  erfi-euhcheu 
Beschluss  auf  Errichtung  eines  eigenen  Museums-! ie))äu<les.  Das  Curatorium  des  landes-ÄIuseums 
in  C  z  e  r  n  0  w  i  t  z  legte  den  Rechenschaftsbericht  j)ro  1894  vor.*; 

1894.  Jahresbericht,  Seite  55. 

vConservator  Romstorfer  berichtete  über  die  Wallburg  zu  H  1  i  n  i  t  z  a.« 
^Dr.  R.  F.  K  a  i  n  d  l  Iwrichtete  über  Fun<le  in  der  B  u  k  o  w  i  n  a.« 

1894   Jahresbericht,  SeiU^  108. 

-»('ijnservator  Professor  C.  A.  Romstorfer  machte  Mittheilung  über  ein  im  Hlibokaer 
Wald  e  befindliches  altes  verschanztes  Feldlag<T  und  üIkt  <lie  in  den  dortigen  Hügeln  durch- 
geführten (irabungen.«' 

»Das  Ministerium  giib  bekannt,  dass  es  zum  Zwecke  der  Durchforschung  der  Räume  des 
alten  Fürstenschlosses  S  u  c  z  a  w  a  eine  Staats-Subvention  für  das  Jahr  1895  in  Aussicht  stellt. 
Hiehei  gab  die  C-entral-Commission  ihrem  Wunsche  Ausdruck,  dass  d<T  die  Grabungen  leitende 
Conservator  Professor  Romstorfer  seine  Aufmerksiimkeit  den  Resten  alter  Töpferei  zuwenden  mögt\« 

-Corresjxjndent  Professor  Schmidt  berichtct4^  übt>r  einen  durch  seine  Einüussnahme 
intact  gebliebenen  historisch  merkw(irdigen  Siuil  in  dem  der  §coala  romana  gehrungen  Hause  zu 
S  u  «•  z  a  w  a  weiland  auf  Kaiser  Josef  U.  bezüglich  \md  üln^r  ein  griechisch-cjrienüdisches  Reliquiar 
aus  Silber  mit  kunstreicher  S}indelholz-SchnitzenM.< 

-Conservator  Profes.s<»r  Romstorfer  berichtete  über  die  griechisch-orientalischen  Kirchen 
zu  R  a  d  a  u  t  z,  B  a  d  e  u  t  z  (Milleschoutz),  S  a  t  u  1  m  a  r  e  und  H  o  r  e  c  z  a.'< 

1895.  Band  21,  Seite  21,  resp.  86. 

(Die  Kirchenbauten  in  der  Bukowina.)  Von  Conservator  Cari  A.  Romstorfer. 
Fortsetzung:  lU  (2.  Das  Christenthum;  8.  Morgenländische  Klöster;  4.  Die  griechisch-orientali- 
schen Kirchen  im  Allgemeinen,  —  mit  18  Abbildungen):  IV  (5.  Die  Entwickhmg  der  byzantini- 
schen Kunst,  —  mit  einer  Abbildung.) 

1895.  Band  21,  Notiz  15,  Seite  46. 

«Conespondent  Professor  W.  S  c  h  m  i  d  t  in  S  u  c  z  a  w  a    hat   der  C<?ntral-Commissi(>n  mit- 

getheilt,  dass  es  ihm  möglich    gt^worden    ist,  zu  erreichen,  da?s    ein  <lurch    seine    l^^^^^p  l^A^ 

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142 


Aus    DEN    MlTTHEILÜNGEN   DER   K.    K.    CENTRAL -COMMISSION. 


Omstruction  und  die  bx-^iltradition  als  Hoflafrer   KaiRcr  Joseph  IL  intercBsanter  Saal  üii  P<)gtbofp 
der  §('oala  romAna  dortselbst  im  unveränderten  Stande  erhalten  bleiben  wird.    Auch  macht« 

derselbe  auf  einen  (rc^n- 
stand  von  bcs<>n<lerem  In- 
teresse aufmerksam,  eine  zur 
Aufbewahnmg  der  Hostii' 
oder  wahrscheinlicher  eiwr 
Kreuzp{irtik(»l  dienenden  run- 
den whr  flachen  Kapsel,  wi*« 
solc'he  in  Siebenbürgen  und 
in  den  südlichen  r)r»nanläD- 
dern  bis  ins  18.  Jahrhimdert 
üblich  waivn.  .Auf  der  Aus- 
senst»ite  in  vergoldetem  Sil- 
ber au8<^?fiihrt  eine  kraftijro 
theils  ^etriel)ene  theils  Fili- 
f,Tiin-Arbeit  mit  Ranken  und 
Blättern,  Knöpfen   und  Blü- 

then,  eine   landesübliche 
Hausindustrie     vi»n     uralter 
Styltradition,     (tanz     lies-«- 
ders  intere^^sant  sind  <lie  im 
Innern    der    Kapsel    betind- 

lichen  unjri'mein  lein  in 
Sandelholz  ;,i'schnit2ten  Ra"- 
hefs  mit  Scenen  aus  dem 
liCben  der  heil.  Maria  und 
Christi,  die  auf  jeder  Scheib»* 
in  symmetrischer  Anordnimj: 
neun  j^-össere  imd  sieb»*n 
kleinere  Bildchen   enthalten. 

Eine  mikT«  »t^»chnis<"he 
Schnitzeivi  im  byzantinischen 
Typus,    wie   die    vom   Berj,»^* 
Athos.     Das   (ranze    ist    ein 
Reli(|uiarium    ftir    Kreuzjsir- 
tikel.   Bei  dem  (»nservativcn 
Sinne  der  j^rie<^his<h-orienta- 
lischen    Kirche    ist   eine  Al- 
t^'i-sbestimmunj;  nicht  leicht, 
;y*ff       do<h  kann   man  mit  einij^nT 
^  ^        Berechtijr^m«?  annehmen,  da.»is 
die  SchnitzeaMen   nicht  weit 
ülnn-    das    17.    Jahrhundert 
hfk-hstens     in     den    Anfanj? 
'ijF  des    16.    Jahrlnmderbi    hin- 

einreichen, was  am:h  vcn 
der  Silber-Kapsel  selbst  jj^ilt 
Selbe  ist  jetzt  fj>i?nthum 
eines  orthodoxen  Basilianer- 
IMonches,  jenes  nämlich,  wel- 
cher von  Rumänien  an  der 
les  hier  beijresetzten  St.  Johannes  Xovi 


2. 
hierortif^en  Metro|)olitankirche    als  Hüter    der  Ruhestätte 
trartatmässi^  erhalten  wird  (Fi«^'.   1  un<l  2).v^ 


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Aus  den  Mittheilungbn  der  k.  k.  Central- Commission.  143 

1895.  Band  21,  Notiz  89,  Seite  123. 

^Omsen^ator  Professor  Romstorfer  hat  der  CVntral-Coramission  mit»^ctbeilt.  dass  er  im 
Jahre  1894  viele  j^echisch-orientalisehe  KK'ister  in  der  Btikowina  Kunststudien  wej^en  besucht 
hat.  Die  damit  verbundene  Suche  nach  Steinmetzzeichen  ergab  ein  recht  (hirftij^e^s  R^^sultat  wohl 
hauptwaehhch  aus  dem  Grunde,  <hi  wie  die  Mauerflächen  atich  die  Steine  zumeist  bemalt  waivn 
und  n<K-!i  sind;  stets  abt^r  noch  eine  dünne  Mörtelschicht*^  oder  gar  eine  viclftiche  Kalktünche 
tra^n.  Nur  in  der  (jeorgs-  (1514—1522)  und  in  der  St.  Demetrius-Kirche  (ca.  1534  erbaut)  in 
Suczawa  konnten  etliche  Steinmetzzeichen  (*onstatirt  werden. 


x.i^[^nv 


a  h  r  d  ('  f 

Dieselben  sind  5  bis  7  Cm.  hoch,  v<m  denen  c,  d  und  e  theilweise  übertüncht  und  ver- 
kratzt sintl.  daher  etwas  unsicher,  a  und  h  an  Säulchen  des  Haupt-Portals,  e  am  (J rundstein  im 
Innern  <ler  St.  Georg-Kirche  in  S  u  c  z  a  w  a,  d  und  r  unten,  beziehungsweise  oben  an  der  rechten 
Soitc  des  Portals,  f  an  einem  lunden  Dienste  ol)en  auf  der  linken  Seite  des  Portals  der  dortigen 
Dt»rae  tri  US-Kirche.  Professor  v.  Eziha  hat  in  der  Sitzung  der  Central-Gommissiou  vom  18.  Ja- 
nuar d.  J.  Gi'legenheit  gefunden,  sich  üIkm*  diese  Zeicdien  auszusprechen,  f'r  Inv^'it^hnet  die  a,  h 
un<l  ('  der  (ieorgs-  und  f  der  Demetrius-Kirche  als  sicheiv  Zeichen  dtM*  deutschen  Steinmi^tzbruder- 
s<>balt  und  dem  graphischen  Charakter  nach  als  aus  der  ersten  Hälfte  des  10.  Jahrhunderts  stam- 
mend. Die  Zei(?hen  d  und  r  scheinen  thatsächlich  unvollständig  zu  sein  und  daher  dermalen 
mx-'h  unbestimmbar.  Immerhin  wäre  die  Baugeschichte  dieser  beiden  Kirchen  zu  studiren,  weil 
<lie  Spur  deutscher  Meister  in  diesen  östlichen  Theilen  der  Monarchie  unverkennbar  ist.« 


TT'erzeiclxnis 
der  Conservatoren  und  Correspondenten  der  k.  k.  Central-Commissio/i 

Gegenüber  «lern  Vorjahre  trat  im  Stande  der  CorresjK^ndenten  infolgt»  definitiver  Übersiedlung 
des  Herrn  D.  0 1  i  n  s  k  i  -  0  1  i  n  e  s  c  u  nach  Bukarest  und  Ernennung  <les  Professors  0,  Zingerle 
von  Summersberg  an  die  k.  k.  Universität  nach  Czemowitz  eine  Änderung  ein. 

a)  Conservatoren. 

Isopescul  Demet«^',  k.  k.  Schulrath,  Dii*octor  der  litjhi-er-Bihhingsanstalt  in  Czemowitz; 
für  die  III.  Section,  seit  1875:  wiederbestätigt  mit  Min.-Erl.  vom  24.  März  1890,  Z.  3278. 

Klauser  Heinrich,  k.  k.  S<*hulrath,  Gymna.sial-Din^ctor  in  Czemowitz;  für  die  I.  Stn-tion. 
wit   1887;  niederbestätigt  mit  Min.-Erl.  vom  20.  Jänner  1892,  Z.  27489  ex  1891. 

Romstorfer  Carl  A.,  Architekt  und  k.  k.  Gewerbeschul-Professor  in  Czemowitz:  fiir 
«Im»  II.  Section,  seit  1888:  wiederl>estätigt  mit  Min.-Erl.  vom  27.  April  1898,  Z.  7804. 

b)  C  o  r  r  e  8  p  0  n  d  e  n  t  e  n. 
Neu  mann  Ferdinand,  k.  k.  Baurath  i.  P.  in  Czemowitz,  seit  1871. 
Getzlinger  Leojwld,  Dr.,  k.  k.  Bezirksai-zt  in  Wiinitz,  seit  1881. 
K  l  u  c  z  e  n  k  o  Biisil.  Dr.  k.  k,  Sanitäterath  in  Czemowitz,  seit  1883. 
Stefanelli  Tlieotlor.  k.  k.  I^imdcsgericlitsrath  in  Kimi)olung.  seit  1886. 
Laizner  J(jsef,  k.  k.  Gewerbeschul-Director  in  Czemowitz,  seit  1H88. 
Schmidt  Wilhelm,  k.  k.  emer.  (rymnasial-Pi*of(*ssor  in  Suczawa,  s<nt  1889. 
Polek  Johann,  Dr.,  k.  k.  rniversitäts-Bibliotheks-Cust(»8  in  Czemowitz,  seit  1893. 
Zingerle   von    S  u  m  m  e  r  s  b  e  r  g   Oswald,  Dr.,  a.  ö.  Professor   an    der  Univei-sität   in 
Czemowitz. 


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Vermischtes. 


(Dr  Sylvester  Morariu-Andriewioz.)     AWrnmls    hat    das  Buko\\nnor  Landes-Miiseum    ila^ 
llinschoidi'n  (»inor  iinn  skAw    naho    st«'lu»n<lt»n  IVrsönliohkeit    seint*s  Ehrenpräsidenten,    des  Metr*>- 
]M>liten    und  Erzbis<-h<»ts,  Seiner  Eminenz    iU^i^    h<H'hwürdip>ten    Herrn    Sylvester  Morarin-An- 
d  r  i  e  w  i  e  z  zu  bekhij^'n,  weleher  am  Ostermontiij^,  den  15.  April  1895  djw  ZeiÜiehe  segnete.    In 
ihm  verliert  die  ^^r.H)r.  Kirelie  ihr  verdientes  aü^^emein  j^eliebtes  Ol>tn*haupt>  das  Buk<miner  liJindes- 
Mus*»um  einen  seiner  eifnVsten  Ki'>rdeivr.     Mit  vollem  Kunstverstän^lnis    setzte    er    sich    bei   jetler 
liele«^»idieit  Hir  die  stil«^^»mässe  Erhaltunjj  der  ^.-or.  Baudenkmale,  mwk  für  <lie  C<mst»rvinin»r  d«^r 
iiM«*lu»n  byzantinisehen  Kunsts<'hjitze  aus  den  Ihikowiner  j?r.-or.  Klr>steni  ein.    Wiederholt  äusserte 
er  «h'm  SelmMlw'r  dieser  Zeilen  ;ri^«renüber,  dass  <'s  st»in  einzij^T  Wunseh  sei,    die  Vollendnnj;    der 
stiljj^'riH'hten  R4\staurirunj^  der  alten  Metn»p<>litankiix'he  in  Suezawa  zu  erleben,  l)ezü^lieh    web-ber 
er  soj^'ar  Autlienz  Ihm"  iS'iner  Majestiit  dem  Kaiser  j,i»nommen.     Es  «r^^lang  ihm  die  Sache  bis  zum 
Absehlusse  der  Vorarln'iten  zu  In^tiviln^n :     s«'in  Wunseh,  die  Mir»Hitzkirche  selbst    in    ihrer  altt'D. 
erneuerten  Pnn-ht  wied<»r  erstehen  zu  sehen,  j?ien)?  leider  nicht  in  Eifiillunj^.    Dr.  theol.   Sylvester 
Momriu-Andriewiez.  Prästs  der  ^^r.-or.  bisehöHiehen  Metn>jK)litim-Synode   aus    den    im  Keichsrathe 
viMtii'tenen  Kt»ni«riviehen  und  Iiin<lern.  Vorstan«!  des  Ihikowiner  erzbisehöflieheu  Consistoriums  und 
der  Anneninstituts-(V>nnnissi(»n    zu  Czerrnnvitz,  Mitj^lied    des  ßukowiner  I^andta«^   und  des  nster- 
n»iehisehen  Keiehsn»thes  im  Herr»Mihaus«\  Eh^'nmit4rlitHl  der  S<KMetiit  fiir  nimäuis*'he  IJteratur  und 
Cultur  in  «ler  Bukowina,  wunle  als  Priesters^dm  am  14.  November  1818  zu  MiUM-a  Drat^tinima  in 
der  Bukowina  «r^dKm^n.  naeli  Vollendung  der  thtN>b>jrisehen  Stu<lien  zu  Czemowitz  imd  naeb  s^-iner 
Vendieii*"hun»r  im  .lahn^  lS4Ji  zum  Diaeini  und  am  29.  Juni  des.sellHMi  Jahn*s  zum  Pre#vyt»*r   chi- 
n4onirt  un<l  zur  Ssds«»rjr»»  nach  ('ziih»>r  Inntnlert.     Bald  darauf  zum  Pfam^  ernannt  n'ri>lk4»   lier 
luH'hw.  Herr  tlasellst  durch  20  Jahn'  und  versah    in    den    letzten  Jahnen    st^ner    srt'ls«»i^-riirbeß 
WirksjunkiMt    au«'h    die  Administration    di*s  CzernowitztT  Prott»pn^v\-teRites.     Im  Jahr^    1S62    al> 
Aushilfsn»fen'nt  in    das    damali«^>    bistdiiiriiche  (Vmsistorium  InTufen,    versah  Se.  Htch«-.    ln^Ks4l•^ 
auch  <len  I/dirjHvsten  für  Typikon  nntl  Kindienjr^s;uijr  am  C'leri«ü-Semiuariura  und  an  «W  Kiirbro- 
p*s;»njrsehule.  Anliisslieh  der  im  Jahr^'  1865  erfoljrten  R<N»r>r«»nisinuij?  des  Pukowhk*r  htsrlK^äk^« 
Consistt»riums  wunle  der  h<K'hw.  Herr  mit  Allerh.  Ents<hht»ÄSun«r    vom    6.  Juli  1866    nim  r.^tj- 
storialrath  ernannt  und  »lems^dlnni  nach  d<»ss<'n  im  Jahn»  1874  als  Witwer  erf>l«rten  ("Urrtritte  m 
den  Kejrtdar-t'lenis    *lie    hieran'hische    Wünle    eines    An-himandriten    ertbeilt.     Mit    AQerb.  Ent- 
schhessumr  vi»m  1.  April  1877  wunle  Se.  Hin-hw.  ziun  C\>nsistorial-An*himandriten  uaü  <Tii«är^> 
liehen  tJeneral-Vinir  U»n»nlert  und    endlith    mit  Allerh.  Ent.schlii'ssun*;    v<^m    12.  Mirr  ISml»  ioä 
Er/biM'hofe    \tm  (Vt^mowit/    untl  Metnuhditen    der    Bukowina    und    vihi    IKümatieo    tnusnu     >r 

6.  -Vpril  l'^'^O  dundi  die  hl.  Symnle  »1er  Bischiife  dit^T  Kin-ht»npn»vinz    in  der  jn"--*-  Pi»iTte*-i« 
f\ir  hl.  l>nMfaltij:keil  in  Wien  ehin>t«knirt    un«!    am  27.  April  desselK^n  Jahivs    in   «ler  liatl^^inr 
kin'he  lu  tVen^miti    leieriieh    instalhrt.    —  l>.is  i\irat.»riuni  übt»rsandte    ileui  jrr.-*.  i'"-«sfcs*"f?wT- 
ein  B^MleidsM'hn^iU'u  und   nahm    d\in*h    s*'ine  Vertn'ler    an    dem  am  18.  Ajiril    ^tatt£^%dUi<rs  l^ 
i:n«bui<s<^  iheil.  '"    -1-   /* 

{Im-  Erricbtiai  eines  Laides4lMeMiS|ebiides  ii  Czeriowitz.)    In  r^v^rr  <ium:mc   ^  c 

7.  Mai  18*.>5  U^'hlv^s  der  t'  z  e  r  u  •»  w  i  l  2  it  tl  e  m  e  i  n  d  e  r  a  t  h  üb*T  AntrJtf  «^-^  Sci'T!««-«: 
l*n»f^^M»rs  und  rui\ersit.ilsnvtors  l>r.  A.  Hau  dl  für  den  K'absiohtijrten  Mu^^uik^-..  u^^aH  ^■^ 
»n;,vsuehteu.  iu  der  Sielvnbiirü\T>tntvM-  i^dt-i.^iit^  Bi4'iplatxt'>.  über  weleheo  «W  *wiifcia».gaU. 
fniber  U-n^it^  ,^nderweitiir  vert'uirt  hatte.  eim'U  in  jt»*ler  Beiiehunjr  günstig  und   ivct^dliAft    ^>- 

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Vermischtes.  145 

genen  j^rosstni  Bauplatz  am  Ferdinandsjilatzo,  neben  «leni  neu  zu  erri<-liten(len  (rynmaHiuinsj^ebäude^ 
f?»jf^en  n«x-h  zu  vertünban^ude  Bedingunj^fen,  kostenlos  zu  ü!)erlass<Mi.  Als  »^rster  Btntrag  zum  Mu- 
seumsbau  gieng  bereite  eine  Spt»nde  von  2000  H.  s«Mtens  d«»r  Bukowiner  Spanyissii  ein.  Es  ist  nicht 
daran  zu  zweifeln,  «lass  die  Aetion.  welelie  nun  bereit*«  gn^fbare  Erfolge  zu  verzeichnen  hat,  auch 
das  Ziel,  für  das  I^mdes-Mus^Mim  ein  eigenes,  wünliges  Heim  —  FrancisctKlosephinum  —  zu 
Kchafft'n,  ernnchen  wird. 

(Verein  für  österreichische  Volksicunde.)  rnt*r  der  Präsidentenschaft  Seiner  Extvllenz 
fh's  H«'rm  Dr.  Paul  Freiherni  (Jan  t  s  <•  h  von  F  r  a  n  k  e  n  t  h  u  r  n  trat  mit  Beginn  dieses  Jahres 
in  Wien  ein  Verein  ins  Lt^lxni,  velcher  sich  die  Errichtung  eines  östenvichi sehen  Vrdkermus«?ums 
zur  Hauptiiufgabe  stellte  un<l  mit  welchem  das  Bukowiner  l^indes-Museum  Iwivits  innige  Bezie- 
bungim  unterhält  Als  Vitvprasidenten  fungiren  die  Henx^n  Josef  Alex.  Fnnhen*  v.  Helfer  t 
und  Franz  Graf  Coro  ni  ni -Cronbe  rg.  Von  den  20  Ausschussräthen  domicilinm  9  in  Wien 
und  11  in  den  Pro\Tnzt?n.  Die  Bukowina  ist  «liesbezüglich  durch  den  St^hriftfiihrer  des  I-indes- 
Museunis,  Prof.  ('.  A.  Romstorfe  r  in  C'zemowitz  vertreten.  —  Der  Verein  gibt  eine,  monatlich 
einmal  erscheinende  illustrirte  Z<»itschrill  heraus.  Der  Mitgliedslx'itmg  ist  mit  1  i\.  un<l  bei  Bezug 
der  Zeitschrift  mit  8  fl.  pro  Jahr  festgesetzt. 


^S^f®"^ 


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Inhalts  -Verzeichnis. 


SMte 

Dr.  Daniel  Werenka:    TVIkt  die  (rnrnzrej^ilicninj,'  der  Bukowina  zur  Zeit  der  VenMiü^inj; 

mit  Oesterreich 1 

Carl  A.   Romstorfer:  .\lteiv  Vertlieidi«,nin<^anlaf:en  iu  der  Bukowina          ....  6 

Josef  Szombathy :  Zweite  Re(t)j^n<j8eimnf^tour  in  die  Bukowina 20 

Dr.  Jobann  Poiek:    Joseph \s    II.  Reisen    naeh  (lalizien    und    der  Bukowina    und    ihn*  Be- 
tleu tun  j,'  fiir  letztere  Provinz 25 

Carl  A.   Romstorfer:    Aus    <len    Mittheilunj^en    der   k.  k.    (Wtral-Connnission    (mit  2  Ab- 
bildungen)          it4 

Vermischtes 144 


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JAHRBUCH 


des 


Bukowiner  Landes*Mus$ums 


Vierter  Jahrgang. 


1896. 


HARVARD 
[UN«VtRS>TYl 


Redartions-OoiniU*^  : 

C.  Mamlyc^ewHki,  A-  MikiilieÄ,  Dr,  J.  Polok 

|('iirainriiim5!*Mit?jrn«*der) 
11  A,  RoiiiHtorfer 

iSchriftturer), 


Crernawitz,  1896 

Druck  Ton  itisrnmiin   Ciopp,    —  Verliig  d04  Bakowiticr  Lflnd«i*Aiiis*^uiii*, 


Digitized  b*y  VjOOQIC 


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JAHRBUCH 


des 


Bukowiner  Land$$^Hu$$um$ 


Vierter  Jahrgang. 


1896. 


Redactions-Comite  : 

C.    Mandyczewski,   A.  Mikulicz,    Dr.   J.   Polek 

(Curatoriums-Mitglieder) 
und 

C.   A.    Romstorfer 

(Scliriftführer). 


Czernowitz,  1896. 

Druck  von  Hermann   Czopp.  —  Verlag  des  Bukowiner  Landes-MiiseuiflOOQlC 


Für  den  Ivihalt  der  Artikel  sind  die  Verfasser  allHa   veranttvorUich. 


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Kaiser  Josef  IL 

in  seinem  Verl^ältnisse  zur  Bukowina. 

"Oorfrag  gehalten  von  Dr.    Raimund   T«riearich    KainSl    in    Ser    Sahr^sver- 
Sammlung  Ses  ßuHotoiner  2anaosmuscum-12)ercines  am  10.  JKai  I896. 


|r*>|)ie  Beziehungen  Kaiser  Josephs  IL  zur  Bukowina  habe  ich  bereits 
— ^  vor  sechs  Jahren  zum  Gegenstande  eines  kleinen  Aufsatzes  er- 
wählt, der  zum  Gedächtnis  der  hundertsten  Todesfeier  des  grossen 
Kaisers  am  20.  Februar  1890  in  Hunderten  von  Exemplaren  Verbreitung 
fand.  Der  geringe  Raum,  welcher  mir  auf  diesem  Flugblatte  zu  Gebote 
stand,  dann  auch  die  Lückenhaftigkeit  des  damals  mir  zur  Verfügung 
stehenden  Materials  Hessen  mich  den  Gegenstand  bei  weitem  nicht  er- 
schöpfen. ')  Bei  der  Wichtigkeit  desselben  und  dem  allgemeinen  Inter- 
resse,  welches  er  erregen  dürfte,  gestatte  ich  mir  daher  nochmals  auf 
denselben  zurückzukommen.  Indem  ich  mich  dieser  Aufgabe  unterziehe 
und  Sie,  verehrte  Anwesende,  mir  für  eine  Weile  Ihre  gütige  Aufmerk- 
samkeit schenken,  entrichten  wir  eine  kindliche  Dankesschuld  dem 
menschenfreundlichen  Kaiser,  den  wir  als  den  gütigen  Vater  unserer 
Heimat  stets  dankbar  verehren.  Denn 

Wie  arm  war  das  Waisenkind, 

Als  er  es  an  die  Brust  gedrückt, 

Wie  kaiserlich  hat  er's  bedacht. 

Wie  väterlich  hat  er's  beglückt  ! 


1. 

Kaiser  Joseph  verdanken  wir  vor  allem  die  Erwerbung  der 
Bukowina  durch  Oesterreich.  Von  ihm  gieng  der  Plan  aus  und  er 
hat  dessen  Verwirklichung  mit  dem  ganzen  ihm  eigenen  Feuereifer 
und  der  ins  Kleinste  gehenden  Umsicht  betrieben.^) 

Es  war  am  19.  Juni  1773,  als  Kaiser  Joseph  II.  zu  Szasz- Regen  in 
Siebenbürgen    folgende    Zeilen    an    seine    Mutter    schrieb :    „.  •  •  •  ^Vir 

>)  Etwas  erweitert  erschien  der  Aufsatz  in  der  Bukowiner  Rundschau  vom  20. 
Februar  1890. 

^)  Die  neueste  Arbeit   über    die    Enverbun«^    der    Bukowina   ist    die    von    R.    P. 
K  a  i  n  d  1  (Czemowitz  1894),    in    welcher  auch  schon  die  Ergebnisse    der   neuföFen 
beiten  von  P  o  1  e  k  und  W  e  r  e  n  k  a  verwertet  sind.  Digitized  by  Vj* 


"*  Dr.  Baimund  Friedrich  !KaiD<ll: 

haben  soeben  die  Csik  und  die  Gyergyo  mit  allen  ihren  nach  der  Moldau 
führenden  Pässen,  sowie  einen  Theil  des  (im  Jahre  1769)  wiederbesetzten 
Gebietes  besichtit^'t.  Letzteres  ist  eine  wahre  Wildnis,  bedeckt  mit  den 
schönsten  Bäumen,  die  aber  unbenutzt  verfaulen.  Wenn  man  durch 
die  Zurückgabe  dieser  ziemlich  ausgedehnten,  aber  ohne  Beurbarung 
und  Besiedelung  fast  wertlosen  Gebietstheile  an  die  Moldauer  jene  Ecke 
erlangen  könnte,  die  an  Siebenbürgen,  an  die  Marmaros  und  an  Pokutien 
stösst,  so  hätte  man  sicher  etwas  sehr  Nützliches  vollbracht,  und  ich 
erlaube  mir  Euere  Majestät  zu  bitten,  von  dem  Fürsten  Kaunitz  diese 
Angelegenheit  in  Erwägung  ziehen  zu  lassen.  .  .  ."  Jene  Ecke,  über 
welche  der  Kaiser  schreibt,  ist  die  Bukowina.  Von  Joseph  II.  gieng 
also  der  Plan  der  Erwerbung  derselben    für    Oesterreich    aus. 

Mit  der  Anregung  begnügte  sich  aber  Joseph  nicht;  er  hat  auch  seine 
Durchführung  eifrig  betrieben.  Vor  allem  hat  er  sofort  die  nöthigen  Schritte 
eingeleitet,  dass  man  über  das  zu  erwerbende  Land  genaue  Kenntnis 
erhalte.  Zu  diesem  Zwecke  sandte  er  sofort^)  aus  Siebenbürgen  den  Oberst 
des  zweiten  walachischen  Infanterie-Regiments  Baron  von  Enzenberg 
mit  einem  anderen  Officier  und  zwei  Untcrofficieren  ab,  welche  das 
Land  recognoscieren  sollten.  Er  selbst  gab  den  OlTicieren  die  nöthigen 
Instructionen,  welche  sich  auch  da  als  ein  Werk  Josephs  offenbaren, 
dass  er  in  ihnen  nach  seiner  gewohnten  Weise  in  alle  Einzelnheiten 
eingeht.  Enzenberg  hatte  nämlich  zu  berichten  über  die  Möglichkeit 
der  Anlage  einer  gut  fahrbaren  Strasse,  über  die  Herstellung  einer 
leicht  zu  behauptenden  Grenze,  über  Ausdehnung  und  Beschaffenheit 
des  Landes,  ferner  über  die  Vortheile,  welche  Oesterreich  aus  dieser 
Erwerbung  ziehen,  und  endlich  auch  über  die  Nachtheile,  die  aus  der 
Uebergabe  des  Landes  an  Oesterreich  der  Pforte  erwachsen  würden. 
Die  Antworten  Enzenbergs  auf  alle  diese  Fragen  lauteten  sehr  zu- 
friedenstellend ;  auch  nahm  der  Kaiser  keinen  Anstand,  zu  erklären, 
dass  Enzenberg  „die  ihme  auferlegte  Commission  auch  wirklich  gut 
vollendet  hat,"  und  daher  ihm  „alle  zu  sothaner  Reise  gemachte  Aus- 
gaben, Unkosten  und  diurna,  ohne  hierüber  von  ihme  eine  besondere 
genaue  Berechnung  zu  fordern,"  sofort  verabfolgt  werden  sollten.  Dieser 
Auftrag  erfolgte  in  einem  Schreiben  d,  Sniatyn,  10.  August  1773. 

Der  Kaiser  hatte  sich  nämlich  von  Siebenbürgen  über  Ungarn  im 
Juli  nach  Galizien  begeben  und  war  da  ebenfalls  bis  ins  Grenzgebiet 
der  Moldau  nach  Sniatyn  (9.  und  10.  August)  und  hierauf  nach  Zales- 
czyki  (11.  August)  gekommen.  Von  Galizien  wurden  nun  auch  mehrere 
Officiere  darunter  besonders  Mieg  gesandt,  welche  insbesondere  das 
Gebiet  zwischen  dem  Pruth  und  Dniester  kartographisch  aufzunehmen 
hatten.  Trotz  mancherlei  Unzukömmlichkeiten  konnte  Mieg  schon  am 
17.  September  1773  eine  Generalkarte  sammt  dem    Bericht    über   seine 


■)  Dies  geht  aus  dem  jetzt  von  P  o  l  e  k  im  Jahrb.  des  Landesmuseums  m,  33 
abgedruckten  Briefe  Josephs  an  den  Feldmarschall  Grafen  von  Lacj;,  d.  Sniatyn,  10. 
August  1773  hervor,  welcher  weiter  unten  im  Text  citiert  wird.f^yVjjQOQlC 


Kaiser  Joseph  11.  in  seinem  Verhältnisse  zur  Bukowina.  '^ 

Thätigkeit  an  das  General-Militärcommando  senden.*)  In  seinem  Berichte 
hebt  Mieg  unter  Hinweis  auf  seine  Karte  ebenso  wie  Enzenberg  die 
Vortheile  hervor,  welche  Oesterreich  aus  der  Besetzung  des  von  ihm 
bereisten  nördlichen  Theiles  der  Bukowina  erwachsen  würden.  „Diese 
Gegend/'  sagt  er,  „wäre  von  denen  betriichllichsten  Vortheilen  sowohl 
zu  militair  als  Provinzial  absiebten  ;'^  überdies  wäre  die  längs  des  Berg- 
rückens „Bukowina''  zwischen  Chotin  und  Czernowitz  zu  ziehende 
Grenze  leicht  zu  behaupten  und  trefflich  zu  vertheidigen.  ^)  Auf  das  Gebiet 
südlich  vom  Pruth  nahm  Mieg  in  diesem  Berichte  noch  keine  Rücksicht. 
Aber  auch  ohne  das  war  die  von  Joseph  über  den  hohen-  Wert  der 
Bukowina  geäusserte  Meinung  neuerdings  bestätigt  worden. 

Inzwischen  war  der  Kaiser  auch  nach  einer  dritten  Richtung 
thätig  gewesen.  Es  handelte  sich  vor  allem  noch  darum,  Rechtsansprüche 
aufzußnden,  auf  Grund  derer  die  Abtretung  der  Bukowina  von  der 
Türkei  gefordert  werden  könnte.  Daher  wurde  der  Oberst  Seeger  mit 
einer  geschichtlichen  Untersuchung  betraut.  Dieser  lieferte  auch  that- 
sächlich  schon  am  10.  December  1773  den  Beweis,  dass  die  von  Mieg 
gefundene  natürliche  und  leicht  zu  vertheidigende  Grenze  diejenige  des 
alten  polnischen,  jetzt  österreichischen  Pokutien  gewesen  sei,  und  dass 
dieselbe  daher  „bey  einem  Friedens  Schluss  gegen  die  Türken  behaubtet 
werden  könnte ;"  gleichzeitig  machte  er  auch  bereits  Andeutungen, 
dass  nicht  nur  Theile  der  Bukowina  „gegen  Morgen  über  den  Niester" 
zu  Pokutien  gehört  haben  könnten,  sondern  auch,  dass  der  von  Czer- 
nowitz weiter  gegen  Sereth  und  Burgos  (Borge)  in  Siebenbürgen  lau- 
fende Bergrücken  „die  vormahlige  fixirte  Gränze  gewesen  seye."*) 
So  hat  Kaiser  Joseph  mit  umsichtigem  Blicke  alles  für  die  Erwer- 
bung der  Bukowina  Nöthige  eingeleitet,  wodurch  es  ihm  auch  gelang, 
die  Kaiserin  und  den  Minister  Kaunitz  für  seinen  Plan  zu  gewinnen.  Die 
weiteren  Verhandlungen  zu  schildern,  ist  hier  nicht  der  Ort.  Es  genügt 
zu  bemerken,  dass  der  Einmarsch  der  Occupationstruppon  bereits  am 
31.  August  1774  erfolgte  und  dass  trotz  zahlreicher  Schwierigkeiten 
die  Erwerbung  auf  diplomatischem  Wege  am  7.  Mai  1775  erreicht  war. 
Die  Grenzen  wurden  bis  zum  Sommer  des  folgenden  Jahres  genau  be- 
stimmt, worauf  sodann  am  12.  October  1777   die    Huldigungsfeier    statt- 


*)  Die  Generalkarte  hat  jttzt  D.  Werenka  in  seiner  .»Topographie  der  Buko- 
wina zur  Zeit  der  Erwerbung  durch  Oesterreich"  herausgegeben  (Czernowitz  1895). 

*)  Diese  „Bukowina"  (Buchenwald),  die  sich  zwischen  Dniester  und  Pruth  dahinzieht 
(vergl.  die  Karte  Mieg's  bei  Werenka),  ist  zu  unterscheiden  von  der  schon  in 
einer  Urkunde  des  Woewoden  Koman  v.  20.  März  1^92  (Häsdeu,  Archiva istorica  I, 
18  f.)  zwischen  Pruth  u.  Sereth  genannten  An  der  letzteren  Stelle  wird  die  Bezeichnung 
Bukowina  ftU*  die  Buchenwälder,  nach  denen  unsere  Heimat  den  Namen  erhielt,  zum 
erstenmal  genannt;  es  geschieht  dies  also  nicht  erst  im  Jahre  1412,  wie  dies  noch  oft 
fälschlich  behauptet  wird.  Vergl.  K  a  i  n  d  l  in  der  „Buk.  Rundschau"  Kr.  789 ;  „die 
Ruthenen  in  der  Buk.**  (Czernowitz  1889)  I,  22 ;  „(Geschieh te  der  Buk."  II.  (Czernowitz 
1H95)  S.  Hl  f. 

^)  Diese  Ausfülirungeu  S  e  c  g  e  r  s  beruhen  auf  Thatsachen.  Man  vergl.  meine 
Greschichte  der  Bukowina  II.  (Moldauische  Zeit)  S.  13  u.  18  f.  ;  doch  werde  ich  hier- 
über an  ßinem  anderen  Orte  ausführlicher  handeln.  ^-^  « 

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"  Dr.  Raimund  Friedrich  Kaindl: 

fand.  Hiemit  war  unsere  Heimat  in  den  Boreich  eines  europäischen 
Culturstaates  gezogen  und  unter  den  Schutz  unseres  erlauchten  Kaiser- 
hauses getreten,  unter  dessen  weiser  und  gütiger  Fürsorge  eine  geradezu 
überraschende  Entwicklung  des  Landes  erfolgte. 

Kaum  waren  die  Oesterreicher  in  das  Land  gerückt,  so  begannen 
auch  schon  die  Anstalten,  das  Land  einer  glücklicheren  Zukunft  ent- 
gegenzuführen. 

ir 

Vor  allem  galt  es  zu  entscheiden,  in  welcher  Art  die  neu- 
gewonnene Provinz  zu  verwalten  sei.  Zunächst  machte 
sich  die  Ansicht  geltend,  dem  Lande  eine  militärische  Verwaltung 
zu  geben,  und  dasselbe  als  Grenzland  einzurichten.  Dafür  trat  so 
wohl  der  erste  Landesverweser  der  Bukowina,  General  von  Splcny, 
als  auch  der  in  Galizien  commandierende  Foldzeugmeister  Freiherr  von 
Elrichshausen  ein  und  beide  legten  mehrere  Berichte  hierüber  in  den 
Jahren  1774  bis  1776  vor.')  Darnach  sollte  das  Land,®)  für  welches  in 
bezeichnender  Weise  der  Name  „moldauisches  Generalat"  gebraucht 
wird,  in  2  Kreise  oder  Regimentsstände  mit  dem  Sitze  in  Czernowitz 
und  Suczawa  zerfallen.  An  der  Spitze  des  Generalats  sollte  ein  Feld- 
marschall-Lieutenant, an  der  Spitze  der  Regimentsstände  je  ein  Offizier 
mit  dem  Titel  Standespfleger  stehen.  Das  Generalat  sollte  vom  Hof- 
kriegsrathe  abhängen  und  mittelbar  an  das  galizische  Generalcommando 
angewiesen  sein.  Generalat  und  Regimen tsstände  sollten  auch  die  Justiz 
ausüben,  und  zwar  ersteres  als  Appellationsgericht  für  alle  Stände, 
letztere  als  Gerichtshöfe  erster  Instanz  für  die  Edelleute  und  zweiter 
Instanz  für  die  Bauern,  die  Bürger  und  die  Judenschaft,  die  ihr  Recht 
in  erster  Instanz  von  ihren  Richtern  (Dorf-,  Stadt-,  Judenrichtern)  zu 
nehmen  hätten. 


')  S  p  1  ^  u  y  „Ohnmassgoblicher  Entwurf  zu  einer  militärischen  Einrichtung  des 
k.  k.  enclavirten  Moldauischen  Antheils"  d.  Czernowitz,  10.  Dec.  1774  (im  Auszug  bei 
Zieglauer,  Der  Zustand  der  Bukowina  zur  Zeit  der  österr.  Occupation,  CzemoNvitz 
\HHH  .  Elrichshausen *s  Bericht  an  den  HolTcriegsrath  d.  Lemberg  14.  Dec.  1774 
(vergl.  Polek  ,,Joseph\s  IL  Ileisen  nach  (Jalizien  und  der  Bukowina'*  im  Jahrbuch  des 
Buk.  Landesmuseums  III,  tM  Anm.  50.  Desselben  auf  Spl6ny's  citierter  Denkschrift 
beruhender  „Entwurf  auf  was  Art  der  enclavirte  Kays.  Köngl.  Moldauische  Bezirk 
unter  der  militAirischen  Direction  zu  verwalten  seye''  d.  6.  Januar  177-')  (vergl.  Polek 
a.  eben  a.  O.  S.  ^^7  Anm.  60  u.  S.  .*{*.<  Anm.  67).  S  p  1  6  n  y's  „Beschreibung  des  Bukowiner 
Districts  nach  der  vorherigen  und  jetzo  noch  bestehtniden  Beschafienheit*'  aus  d.  J. 
1775,  vorgelegt  dem  Hofkriegsrath  am  10.  Febr.  1776  (bei  Polek  „General  Spleny*s, 
Beschreibung  der  Bukowina**  Czernowitz  WX-i ;  das  hiezu  gehörige  Ortschaftsvenceich- 
nis  der  Bukowina  ist  im  Jahrbuch  des  Buk.  Landesmnsoums  I    abgedruckt i. 

*)  Das  Folj^ende  nach  den  Ausführungen  und  Auszügen  bei  Polek,  Joseph's 
IL  Reisen  nich  (Jalizien  imd  der  Bukowina  (Jahrbuch  III.  S.  o7  f.),  doch  darf  man 
nicht  übersehen,  dass  Kaiser  Joseph  selbst  diesen  Plan  be- 
treffs des  östlichen  T  heiles  von  (lalizien  schon  im  Jahre  177:i 
angeregt  hatte,  als  er  das  Land  bereiste;  Maria  Theresia  hatte  sich  aber 
wegen  der  Kriegsuuruhen  und  des  Misstrauens  der  Bevölkerung  dagegen  ausgesprochen. 
Vergl.  Bidermann,  Die  Bukowina  unter  österr.  Verwaltung  (Lemberg  187j6)  S.  5. 

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Kaiser  Joseph  II.  in  seinem  Verhältnisse  zur  Bukowina.  ' 

Wie  wir  sehen,  sind  die  Vorschläge  durchaus  gemessener  Natur 
und  vermeiden  möglichst  Alles,  was  die  Bewohner  des  neuoccupierten 
Landes  gegen  die  österreichische  Regierung  hätte  misstrauisch  stimmen 
können.  Aber  der  Kaiser  war  noch  weit  vorsichtiger  und  weitblicken- 
der als  seine  Generale.  Schon  im  December  1774  hatte  er  über  Elrichs- 
liausen*s  ersten  Bericht  sich  folgendermassen  ausgesprochen:  „Diesen 
(District)  anjetzo  zu  einer  Gränitz  zu  machen  und  zu  bewaffnen,  wäre 
nicht  rathsam."  Aehnlich  urtheilte  er  im  Januar  1775,  „da  die  Um- 
stände noch  nicht  so  beschaffen  sind,  in  diesen  Theill  der  Moldau  eine 
Regierungsform  einzuführen.''  Die  Gründe,  welche  den  sonst  reformfreund- 
lichen Kaiser  zu  dieser  Zurückhaltung  bewogen,  deutete  er  in  einem 
Erlasse  vom  8.  Februar  1775  an.  Nach  demselben  sollte  nämlich 
„besonders  die  Publicierung  solcher  öffentlichen  Patente  oder  die  Ver- 
fügung solcher  Anordnungen  vermieden  werden,  welche  die  mit  der 
Pforte  wegen  des  erwähnten  besetzten  Districts  vorhabende  Unterhand- 
lung erschweren,  die  dortigen  Unterthanen  niissmuthig  machen  oder 
denen  in  den  benachbarten  Gegenden  annoch  befindlichen  russischen 
Truppen  zu  Beschwerden  Anlass  geben  könnten.'^  Schliesslich  wurde 
auch  im  April  des  Jahres  1776  Spl^ny  dahin  beschieden,  dass  so  lange 
die  Verhandlungen  mit  der  Türkei  wegen  der  Grenzen  der  Bukowina 
nicht  vollendet  wären,  die  Entscheidung  wegen  der  künftigen  Districts- 
verwaltung  nicht  getroffen  werden  könnte.  Diesen  Anschauungen 
Joseph's  schloss  sich  auch  die  Kaiserin  Maria  Theresia  an. 

Hiedurch  war  diese  Angelegenheit  für  längere  Zeit  verschoben. 
Denn  auch  nachdem  die  Grenzverhandlungen  im  Juli  des  Jahres  1776 
beendet  worden  waren  und  die  Bukowina  im  October  1777  dem  öster- 
reichischen Herrscherhause  gehuldigt  hatte,  nahm  man  die  Berathung 
nicht  sofort  auf.  Im  April  des  folgenden  Jahres  trat  an  die  Stelle  Spleny's 
der  General  Enzenberg,  welcher  bei  der  Recognoscierung  des  Landes 
sich  hervorgethan  hatte.  Erst  an  diesen  ergieng  vom  Hofkriegsratho 
der  Auftrag,  unter  anderem  auch  darüber  zu  berichten,  ob  in  der  Bu- 
kowina eine  Grenzmiliz  mit  Nutzen  errichtet  werden  könne  oder  ob  es 
genüge,  die  Bevölkerung  zur  Erhaltung  der  Sicherheit  im  Lande  und 
an  dessen  Grenzen  zur  Dienstleistung  beizuziehen.  In  seinen  Denk- 
schriften, •)  welche  Enzenberg  hieraul  übersandte,  zeigte  er  sich  der 
Militarisierung  des  Landes  geneigt,  was  um  so  erklärlicher  ist,  als 
er  selbst  früher  in  Siebenbürgen  durch  lange  Jahre  für  die  Befestigung 
des  Militärgrenz-Institutes  mit  bestem  Erfolge  thätig  war.  '^)  Daher  hob 
zwar  der  General  die  Abneigung  der  Bukovvinor  gegen  den  (irenzdienst 
hervor;  die  Hauptschwierigkeit    sah  er  aber  in  dem   Umstände,   dass  es 

•)  Den  Hauptinhalt  derselben  findet  man  in  den  „Geschichtlichen  Bildern  aus 
der  Zeit  der  österreichischen  Oceupation*'  von  Prof.  Dr.  v.  Z  i  e  g  1  a  u  e  r,  Czemowitz 
1«9.3  (Erste  Bilderreihe). 

>")  Vergl.  Biderman  n  a.  a.  O.  S.  ß.  Auf  seine  Erfahrungen  in  Siebenbürgen 
verweist  Enzenberg  auch  in  seiner  „Vorstellung"  d  14.  B^ob.  1781  (bei  P  olek,  Joseph^s 
Keisen,  Beilage  VI). 

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8 


Dr.  Aaimond  Friedrich  Kaindl: 


an  den  nöthigen  landesrürstlichcn  Ländereien,  mit  denen  die  Grenzer 
begabt  werden  müssten,  fehle;  man  könnte  dieselben  jedoch  durch  Con- 
(iscaticnen  von  weltlichen  und  geistlichen  Gütern  aufbringen,  für  deren 
rechtlichen  Besitz  die  Eigenthümer  keinen  Nachweis  erbringen  könnten. 
Unterdessen  sollte  das  Bukowiner  Landvolk  unter  der  Leitung  von 
Soldaten  gegen  einen  täglichen  Sold  von  6  kr.  so  wie  gegen  Befreiung 
von  öffentlichen  Arbeiten  zur  Bewachung  der  Grenzen  verwendet  wer- 
den.'*)  Während  nun  der  Hofkriegsrath  über  diese  Vorschläge  weitere  Be- 
rathungen  pflegen  Hess  und  zu  diesem  Zwecke  auch  En^^enberg  nach  Wien 
beschied,  entschloss  sich  der  Kaiser  anlässlich  seiner  Reise  zu  der 
Zusammenkunft  mit  der  Kaiserin  Katherina  II.  von  Russland^  sich  auch 
in  die  Bukowina  zu  begeben,  um  über  die  Verhältnisse  des  Landes 
sich  durch  den  Augenschein  zu  belehren.  Indes  er  hiezu  mit  der  ge- 
wohnten Umsicht  und  Sorgfalt  seine  Vorbereitungen  traf,  wurden  im 
Hofkriegsrath  die  Verhandlungen  über  das  künftige  Schicksal  der  Bu- 
kowina gepflogen.  Im  Allgemeinen  stimmte  die  Commission  zwar  den 
Plänen  Enzenbergs  bei,  wagte  aber  keine  bestimmte  Entscheidung  zu 
treffen.  Hingegen  wurde  ein  recht  unglücklicher  Gedanke  angeregt.  Die 
Commission  entschied  nämlich  dahin,  dass  welche  Regierungsform  auch 
immer  gewählt  würde,  in  keinem  Falle  die  Bukowina  „ihrer  Lage  nach^* 
sich  ganz  mit  Siebenbürgen  oder  mit  Galizien  vereinigen  lasse;  allen- 
falls könnte  der  Theil  „von  der  galizischen  Grenze  bis  an  den  Moldau- 
fluss  an  Galizien,  der  übrige  Theil  aber,  vom  Moldaufluss  angefangen 
bis  an  die  siebenbürgischo  Grenze,  an  Siebenbürgen  abgegeben  werden.'' 
Als  dieses  vom  15.  April  1780  datierte  Protokoll*'*)  dem  Kaiser  vor- 
gelegt wurde,  entschied  er  in  einem  Handschreiben  vom  21.  April  1780, 
dass  er  darüber  gegenwärtig  keine  Entschliessung  fassen  wolle,  w^eil  er 
entschlossen  sei,  sich  „in  das  Land  selbst  zu  verfügen  und  die  Möglich- 
keit der  vorgeschlagenen  künftigen  Einrichtung  in  loco  einzusehen." 
Auszüge  aus  dem  Protokoll  sollten  ihm  auf  die  Reise  nachgesendet 
werden,  und  die  Behörden  in  Galizien  und  der  Bukowina  sollten  sich 
auf  alle  nöthigen  Auskünfte  vorbereiten.  Einige  Tage  später  brach  'der 
Kaiser  aus  Wien  auf.  Um  die  Mitte  des  Mai  hielt  er  sich  in  Lemberg 
auf,  wo  der  Kaiser  den  Angelegenheiten  Galiziens  seine  ganze  Aufmerk- 
samkeit schenkte,  während  die  Entscheidung  über  die  Einrichtung  der 
Bukowina  erst  in  diesem  Lande  nach  der  Rückkehr  des  Kaisers  aus 
Russland  erfolgen  sollte.  Während  sich  der  Kaiser  in  Russland  aufhielt 
verhandelte  der  in  Galizien  commandierende  General  Schröder  im  Juni 
neuerdings  zu  Lemberg  mit  Enzenberg.  '^)  Als   hierauf   der   Kaiser   am 


*')  Ueber  die  folgenden  Verhandlungen  handelt  .sehr  ausfuhrlich  auf  Grundlage 
des  reichen  Aktenmaterials  Z  i  e  g  1  a  u  e  r,  Geschichtliche  Bilder  aus  der  Bukowina  zur 
Zeit  der  österr.  Militär- Verwaltung    (2.  Bilderreihe,  Czemowitz  1895)  S.  1  ff. 

")  Es  ist  als  Beilage  I  bei  P  o  1  e  k,  Josephs  Reisen  abgedruckt.  Bei  H o rm u- 
z  a  k  i,  Documente  privitore  VII,  320  fF.  sind  nur  Fragmente  mitgetheilt.  Zieglauer, 
Geschichtliche  Bilder  II,  15  ff.  kannte  nur  den  weiter  unten  im  Text  geaannten  Aus- 
zug. Vergl.  daselbst  Anm.  17. 

««)  Vergl.  Beilage  II  bei  Pole  k,  Josephs  II.  Beisen. 


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Kaiser  Joseph  II.  in  seinem  Vertiältnisse  zur  Bukowina.  ^ 

3.  August  wieder  in  Gali/ien  eintraf,  Hess  er  sich  von  Schröder  über 
die  ßukowiner  Systemisicrungs-Angelegenheiten  berichten.  Thatsächlich 
^vurde  nun  der  Kaiser  für  die  Auftheilung  der  Bukowina  gewonnen. 
Am  5.  August  erliess  er  an  Schröder  ein  Handschreiben,  in  welchem 
er  diesem  und  dem  Landespräsidenten  Brigido  in  reifliche  Ueberlegung 
zu  nehmen  befahl,  ,,wie  die  Bukowina  mit  Galizien  am  schicksamsten 
zu  vereinigen,  dann  was  für  ein  Theil  davon  dem  2.  Walachischen 
Regiment  zuzutheilen  und  Siebenbürgen  emzuverleiben  wäre.''  Am 
folgenden  Tage  schrieb  Joieph  auch  seiner  Mutter  über  diese  Verhand- 
lungen. Völlig  entschieden  hatte  sich  der  Kaiser  allenfalls  noch  für  die 
Zerreissung  der  Bukowina  nicht  ausgesprochen.  In  seinem  erwähnten 
Briefe  an  die  Kaiserin  spricht  er  von  der  Vollziehung  dieser  Theilung 
nur  für  den  Fall,  „falls  man  es  für  noth wendig  fände."  Nach  der  Bu- 
kowina begab  sich  der  Kaiser  nicht. 

Als  die  Kunde  von  der  geplanten  Zertheilung  des  Landes  in  die 
Bukowina  gelangte,  entschloss  man  sich  daselbst  einen  Gesandten  nach 
Wien  zu  senden.  Die  Wahl  fiel  auf  den  einzigen  gebildeten  Adeligen 
des  Landes,  Basilius  Balschs.  **)  .,Von  dem  Bischoffen  von  Radauz  sowohl 
als  denen  gesamten  Ständen  der  Buccowina"  beauftragt,  erschien  derselbe 
in  Wien  und  übergab  als  „Abgeordneter''  und  „Geschäftsträger"  der  Bu- 
kowina am  13.  November  dem  Hofkriegsrathpräsidenten  Hadik  ein 
„Pro  Memoria''  als  auch  eine  „Beschreibung  der  Buccowina  und  deren 
Innern  Verhältnisse",'*)  ^^  welch  letzterer  um  „die  Beybehallung  der 
militaire  lurisdiction'',  also  um  die  Fortdauer  der  bestehenden  Verhält- 
nisse, gebeten  wurde.  Der  Kaiser  enthielt  sich  einer  Entscheidung, 
bevor  der  Bericht  Schröders  und  Brigidos  einlangte.  Als  diese  die 
Zerreissung  des  Landes  antragende  95  Folioseiten  umfassende  Denkschriflt'*) 
sodann  am  30.  November  1780  eintraf,  Hess  Joseph  auch  durch  die 
vereinigte  böhmisch-österreichische  Hofk?inzlei  die  Angelegenheit 
prüfen.  Diese  erklärte  sich  am  17.  Februar  1781  zunächst  für  die  An- 
sicht der  Commission,  aber  schon  am  10.  März  spricht  sich  ihr  Vorstand 
Hollianzler  Blümegen  wieder  dagegen  aus.  Mag  nun  diese  Sinnesände- 
rung durch  die  Leetüre  der  Denkschrift  des  Bojaren  Balschs  oder  durch 
die  im  Februar  wiederholten  Zusicherungen  Enzenbergs,  dass  das  für 
die  Grenze  nöthige  Gebiet  sich  thatsächlich  durch  Confiscationen  er- 
reichen lasse,  ")  herbeigeführt  worden  sein  oder  mag  vielleicht  auch  der 
Hofkanzler  schon  früher  derselben  Ansicht  gewesen  sein,  die  anderen 
Mitglieder  der  Kanzlei  ihn  aber  überstimmt  haben,  sicher  ist  es,  dass 
man  dem   Scharfsinne    dieses    weitblickenden   Staatsmannes,    wie    Prof. 


>*)  Vergl.  über  denselben  P  o  1  e  k.  Die    Anfänge    des    Volksschulwesens    in    der 
Bokowina  (Czernowitz  1891)  S.  6  f. 

**)  Bei  P  o  1  e  k,  Joseph's  II.  Reisen    als  Beilagen  III.    u.    IV.    gedruckt ;    femer 


ein  sehr  ausführlicher  Auszug  bei  Zieglauer^  Geschichtliche  Bilder  II,  47  fL 
Zieglauer,  Gescmichtliche  Bilder  II,  71  ff. 
Bei  P  olek,  Josephs  IL  Reisen,  Beilagen  V.  u.VI.  r~^^^/-rT^ 

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••? 


^^  Dr.  Raimund  Friedrich  Kaindl: 

von  Zieglauer  nachdrücklich  hervorhebt,'^;  die  Bewunderung  nicht 
versagen  kann.  Die  ganze  folgende  Entwicklung  ist  ein  Beweis  hiefür, 
wie  richtig  der  Kanzler  urtheilte,  als  er  dem  Kaiser  rieth,  „das-?  die 
Bukowina  keineswegs  mit  anderen  Provinzen  vereinigt,  sondern  als  ein 
ganz  abgesondertes  Land,  und  soviel  möglich  nach  den  jetzigen  Ge- 
bräuchen und  Sitten  behandelt,  die  dortigen  Landsleute  zu  örfentlichen 
Bedienstungen  angewendet  und  getrachtet  werden  sollte,  damit  die  Zu- 
neigung und  das  Vertrauen  der  Moldauischen  Nation  auf  das  möglichste 
gewonnen  werde."  Durch  die  geschilderten  Verhandlungen  bewogen, 
gab  nun  auch  der  Kaiser  den  Plan  der  Zertheilung  der  Bukowina  auf 
Am  20.  Mai  1781  schrieb  er  an  den  Hofkriegsrath  einen  denkwürdigen 
Brief,  der  mit  den  Worten  beginnt:  „Ich  habe  aus  wichtigen  Betrach- 
tungen für  gut  befunden,  den  Buccoviner  District  der  Zeit  noch  unter 
der  weiteren  Leitung  des  Ilof-Kriegs-Rath  zu  belassen.''  Gleichzeitig 
befahl  aber  der  Kaiser  die  Durchführung  aller  nöthigen  Reformen  im 
Lande  an,  und  trug  auf  „vorzüglich  bey  dieser  Ausarbeitung  den  Bedacht 
darauf  zu  nehmen,  womit  das  Land  lür  das  künfftige  leichter  und  mit 
Billigkeit  gehalten,  zugleich  aber  auch  davon  der  billige  Vortheil  für 
das  aerarium  gezogen  werden  möge.'' 

Schon  vier  Tage  später  hatte  der  Hofkriegsrath  bereits  seine  die 
Bukowina  betreffenden  Verbesserungsvorschläge  entworfen,  worauf  die- 
selben auch  noch  vom  Staatsrath  geprüft  und  ergänzt  w  urden.  '®j  Mit 
denselben  erklärte  sich  auch  der  Kaiser  am  18.  August  im  allgemeinen 
einverstanden,  und  schon  drei  Tage  später  ergiengen  die  nöthigen  Be- 
fehle an  das  galizische  Generalcommando.  ^'^j 

Hiemit  war  zwar  die  Gefahr  der  Zertheilung  der  Bukowina  glück- 
lich beseitigt,  nicht  aber  über  deren  politische  Einrichtung  endgiltig 
entschieden.  Auch  als  Kaiser  Joseph  im  Sommer  des  Jahres  1/83  (14.— 19. 
Juni)  thatsächlich  in  die  Bukowina  kam  und  die  Verhältnisse  derselben 
durch  den  Augenschein  kennen  lernte,  konnte  er  sich  zu  einem  end- 
giltigen  Schritte  nicht  entschliessen.  „Ich  habe  bei  meiner  gegen- 
wärtigen Reise  durch  die  Bukowina  bemerkt,"  schreibt  er  am  19.  Juni 
von  Czernowitz  an  den  Hofkriegsrathpräsidenten  Hadik,  „dass  dieses 
Stück  Land  seiner  Lage  nach,  und  wen  man  solches  gegen  die  übrigen 
Provinzen  der  Monarchie  betrachtet,  am  meisten  zu  einer  Militär-Grenz- 
Einrichtung  geeignet  zu  seyn  scheinet.  Es  verbindet  solches  Sieben- 
bürgen mit  GalHzien,  füllet  den  eingehenden  Winkel  aus,  welchen  die 
Moldau  vormals  zwischen  beyden  diesen  Ländern  machte,  decket  ferners 
vollkommen  die  Marmoros,  und  ist  ein  Gränz-Land  gegen  eine  Türkische 
Provinz  ...  Da  es  bey  gegenwärtigen  Umständen  nicht  räthlich  ist, 
das  Gränz-Militär-System  in  diesem  Lande  einzuführen,  welchem  der 
National  Geist  so  sehr  entgegen  zu  seyn    scheinet;    so   finde    Ich    einst- 


")  Am  eben  a.  O.  S.  5. 
>»)  Vercl.  ^  i  e  g  1  a  u  e  r 
•®)  Poiek,  Josephs  Reisen,  Beilage  VII 


)  Vergl.  Z  i  e  g  1  a  u  e  r,  Gesch.  Bilder  IL,  92  -  1 10. 
le  I     ^ 


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Kaiser  Joseph  II.  in  seinem  Verhältnisse  zur  Bukowina.  1^ 

weilen  für  nothig,  dass  folgende  Anordnungen  getroffen  werden.  .  ."'*) 
Diese  Worte  des  Kaisers  sind  neuerdings  ein  Beweis,  wie  vorsichtig  er 
bei  seinen  Beschlüssen  zu  Werke  gieng.  Obwohl  er,  wie  es  aus  der 
citierten  Stelle  seines  Schreibens  hervorgeht,  die  Militarisierung  der 
Bukowina  zur  Verlängerung  der  vom  adriatischen  Meere  bis  Sieben- 
bürgen bestehenden  Militärgrenze  gern  gesehen  hätte,  that  er  es  nicht, 
weil  er  im  Lande  die  Abneigung  gegen  diesen  Schritt  bemerkt  hatte. 
Als  der  Kaiser  hierauf  vom  24.  bis  27.  Juli  1786  zum  zweitenmal  die 
Bukowina  bereiste,  scheint  er  von  dem  Plane  dieses  Land  in  eine 
Militärgrenze  umzuwandeln,  zurückgekommen  zu  sein.  Als  er  hierauf 
auch  nach  Gali/ien  kam,  verfügte  er  zu  Lemberg  am  6.  August  die 
Vereinigung  der  Bukowina  mit  Galizien,  so  dass  dieselbe  mit  1.  Nov. 
1786  „in  allen  politicis,  publicis  et  Cameralibus  als  ein  Kreis  Galiziens 
von  Seiten  des  dortigen  Gubernii  und  der  Appelazion  behandelt  werde.'' 
Von  diesem  Entschlüsse  setzte  der  Kaiser  den  Hofkriegsrath  und  den 
Kanzler  gleichzeitig  in  Kenntnis.  ^^)  Ueber  die  Gründe,  welche  den 
Kaiser  zu  diesem  Schritte  trotz  der  einige  Jahre  früher  so  dringend 
geäusserte )  Ansicht  des  Kanzlers  Blümegen  veranlassten,  sind  wir  nicht 
unterrichtet.^^)  Kaum  zu  bezweifeln  ist,  dass  er  hiezu  in  Galizien  an- 
geeifert wurde.  Aber  wenn  wir  auch  die  Beweggründe  des  Kaisers 
nicht  kennen,  unzweifelhaft  ist  es,  dass  er  wie  bei  allen  seinen  Refor- 
men von  den  besten  Absichten  geleitet  wurde.  Gehörte  nun  auch  seine 
Verfügung  vom  6.  August  1786  zu  den  missglückten  EntSchliessungen 
des  grossen  Kaisers  und  ist  auch  durch  dieselbe  viel  Ungemach  über 
die  Bukowina  gekommen,  qo  wird  dies  durch  die  anderen  Verdienste 
Josephs  um  dieses  *Land  glänzend  überboten. 


III. 

Vor  allem  nahm  der  Kaiser  auf  die  Reorganisation  der  trostlosen 
Verhältnisse  der  Kirche  einen  hervorragenden  Einfluss.  Als  die  Bu- 
kowina an  Oesterreich  fiel,  unterstand  der  grössere  südliche  Theil  des  Lan- 
des kirchlich  unmittelbar  dem  Metropoliten  von  Jassy,  welcher  bis  1564 
seinen  Sitz  in  Suczawa  gehabt  hatte  und  sich  nun  durch  einen  in  St. 
Hie  wohnenden  Vicar  vertreten  Hess.  Der  andere  Theil  der  Bukowina 
wurde  von  dem  Bischof  von  Radautz  pastoriert,  der  seinerseits  dem 
genannten  Metropoliten  unterstand.  Von  diesem  allein  waren    auch    die 


'*)  Der  Brief  ist  bei  P  o  l  e  k,  Josephs  Eeisen  S.  59  ff.  abgedruckt ;  ebenda  als 
Beilage  VIII  die  entsprechende  Verordnung  des  Hofkriegsrath  es  an  das  g;aliz.  Landes- 
Commando. 

")  Beide  Handschreiben  sind  bei  Polek  a.  a.  0.  S.  71  ff.  mitgetheilt ;  dasjenige 
an  den  Hofkanzler  Kollowrat  auch  bei  Hormuzaki,  Docuraente  VII.  474  f  Die  hier- 
auf erfolgten  Verordnungen  der  Hofkanzlei  und  des  Hofkriegsrathes  sind  bei  Polek 
als  Beilagen  IX  u.  X.  abgedruckt. 

*-")  Sicher  haben  Ersparungsrücksichten  auf  die  Entschliessung  des  Kaisers  ein- 
gewirkt   Man  vergl.  im    Schreiben    an   Kollowrat  die  Punkte  2,  3  b  u.  10.       ^  j 

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12 


Dr.  Raimund  Friedrich  Kaindl: 


zahlreichen  BesilianerKlöster  der  Bukowina  abhängig,  deren  Zahl  njich 
der  Regulierung  der  Grenzen  3!  betrug.  Auch  die  Zahl  der  weltlichen 
Geistlichen  war  nicht  gering;  im  Jahre  1777  zählte  man  345  Pfarrer  und 
66  Diaconen.  Die  Klöster  waren  zum  Theil  reich  ausgestattet,^*)  aber  ihre 
legumene  verschleuderten  die  Güter,  so  dass,  wie  Enzenberg  im  Jahre  1779 
bemerkt,  „es  erbarmungswürdig  anzusehen  war,  wie  die  übrigen  Kloster- 
mönche leben,  gekleidet  und  unterhalten  werden.''  Die  Mönche  lebton 
zum  Theil  ausserhalb  der  Klöster  von  Spekulationen.  Für  die  weltliche 
Geistlichkeit  war  nach  demselben  Berichte  überhaupt  „nichts  Bestimmtes 
zu  ihrem  Unterhalte  vorgesehen,"  so  dass  dieselbe  sich  „übel  und  un- 
ordentlich'* durchbringen  musste.  Kirchenbedienstungen  wurden  für 
Geld  feilgeboten  und  nur  dazu  benützt,  um  das  Geld  wieder  einzu- 
bringen; auf  die  Eignung  der  Person  wurde  nicht  gesehen;  Lesen  und 
Schreiben  der  Landessprache  oder  auch  nur  Lesen  derselben  war  das 
höchste  Mass  der  Kenntnisse  des  Klerus;  der  Vicar  des  Metropoliten, 
namens  Makari,  konnte  weder  lesen  noch  schreiben.  Als  man  daran 
gieng,  in  der  Bukowina  öffentliche  Schulen  zu  errichten,  war  keiner 
der  Mönche  als  Lehrer  geeignet,  ja  die  Schulen  litten  Mangel  an  Ka- 
techeten. Von  allen  gr.  or.  Geistlichen  in  der  Bukowina  war  der 
Bischof  von  Radautz,  Dositheu  Hereskul,  allein  ein  achtungswürdiger  Mann, 
der  auch  bestrebt  war,  seine  Geistlichkeit  „strenger  und  ordentlicher" 
zu  halten  „als  jene  von  des  Metropoliten  Diöcese,"  dieser  bekümmerte 
sich  überhaupt  wenig  um  seinen  Sprengel  und  visitierte  ihn  niemals. 

So  trostlose  Verhältnisse  fand  die  österreichische  Regierung  vor. 
Daher  schlug  schon  SpltJny  in  seiner  Denkschrift  vom  Jahre  1775 
Reformen  vor.  ^*)  Im  Jahre  1776  dachte  auch  die  Hof-  und  Staatskanzlei 
an  Reformen  und  wollte  vor  allem  den  verderblichen  Einfluss  des  Jassyer 
Metropoliten  beseitigen.  Ebenso  kamen  im  Jahre  1777  diese  Anregungen 
zur  Sprache.  Da  aber  Maria  Theresia  Verwicklungen  befürchtete,  so  ent- 
schied sie  am  17.  Januar  1778,  dass  zunächst  alle  Neuerungen  unter- 
bleiben sollten.  Im  folgenden  Jahre  hat  hierauf  der  neue  Landesver- 
weser Enzenberg  in  seiner  umfassenden  Denkschrift  neuerdings  mit 
Nachdruck  auf  die  kirchlichen  Misstände  hingewiesen  und  Reformen 
gefordert.  Darüber  wurde  auch  in  den  hierauf  zu  Wien  im  April  1780 
stattgetundenen  Commissionsberathungen  verhandelt,^*)  wobei  die  Ueber- 
nahme  der  geistlichen  Güter  in  die  Administration  des  Staates,  die 
schon  Spleny  und  hierauf  Enzenberg  in  ihren  citierten  Denkschriften 
angeregt    hatten,^')     den    Hauptpunkt    bildete.    Der    leitende    Gedanke 

*')  Zum  Folgenden  sind  zu  vergleichen  Z  i  e  g  1  a  u  e  r,  Geschichtliche  Bilder  I. 
49  ff  und  14o  ff";  femer  Geschichtliche  Bilder  II,  111  ff.  —  Wick  enhau  s  e  r,  Gesch. 
des  Bisthums  Radautz  und  des  Klosters  Gross-Skit  (Czemowitz  1891)  an  verschiedenen 
Stelleu. 

»^)  Bei  P  o  1  e  k,  General  Spl^ny's  Beschreibung  der  Bukowina  S    151. 

*•>)  Das  Protokoll  ist  abgedruckt  von  P  o  1  e  k  im  Jahrbuche  des  Buk.  Landes- 
museums  III.  h:{  f. 

«')  S  p  1  e  n  y  a.  a.  O,  S.  l^l    ^.   Enzenberg   in   Zieglauers    „Gesch.    Bildern'* 

1. 147.  n        ] 

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Kaiser  «toseph  11.  in  seinem  Verhältnisse  zur  Bukowina.  ^^ 

hierbei  war  die  sieher  richtige  Ansicht,  dass  der  Klerus  der  Sorgen  um 
die  Güterverwaltung  enthoben  werden  sollte  und  in  Ararialgehalt  gesetzt 
sich  völlig  seinem  Berufe  widmen  könnte.  Aber  erst  im  folgenden  Jahre 
begannen  die  Reformen.  Am  16.  März  1781  wurde  entsprechend  den 
für  ganz  Oesterreich  damals  erlassenen  Verfügungen^®)  die  ganze  Bu- 
kowiner  Geistlichkeit  von  der  lurisdiction  des  Metropoliten  in  Jassy 
abgesondert  und  dem  Bischof  von  Radautz  untergeordnet.  Am  20.  Mai 
befahl  sodann  der  Kaiser  entsprechend  den  Vorschlägen  Enzenbergs 
weitere  Reformen  an,^^)  die  in  dem  vom  21.  August  datierten  Erlasse 
des  Hofkriegsrathes  an  das  Galizische  Generalcommando  ausführlich 
dargethan  sind.^**)  In  demselben  wird  vor  allem  zur  Regelung  der 
geistlichen  Verhältnisse  die  Errichtung  eines  Gonsistoriums  (Bisthums- 
Rathes)    anbefohlen.  Zufolge    einer  Allerh.  Entschliessung  vom  12.  Dec. 

1781  übersiedelte  sodann  der  Bischof  Hereskul  im  Jänner  1782  nach 
Czernowitz  und  im  Februar  constituierte  sich  das  Consistorium.  Um 
diese  Zeit  wurde  in  der  Bukowina  das  am  13.  October  1781  für  Ge- 
sammtösterreich  erlassene  Toleranzpatent  publiciert,  welches  bekanntlich 
den  nichtunierten  wie  den  Evangelen  die  freie  Ausübung  ihres  Glaubens 
und  die  bürgerlichen  Rechte  gewährleistete.***)  Aus  der  Mitte  des  Gon- 
sistoriums wurde  sofort  eine  Commission  gewählt,  welche  die  Klöster 
auf  ihren  Besitz  und  ihre  sonstigen  Verhältnisse  zu  untersuchen  hatte. 
Die  Erhebungen  wurden  auch  bald  darauf  begonnen  und  der  Bischof  ge- 
dachte auch  bereits,  wenigstens  die  kleineren  Klöster  (Skite)  oder  Ein- 
siedeleien aufzuheben,  nachdem  schon  früher  die  Verminderung  der 
Mönche  angeregt. worden  war. ^'-^I  Der  Bischof  kam  den  Plänen  der 
Regierung  ferner  auch  noch  dadurch  entgegen,  dass  er    am    5.    August 

1782  den  Wunsch  äusserte,  seine  Güter  an  den  Staat  zu  überlassen. 
Nach  weitläufigen  Unterhandlungen  fand  auch  thatsächlich  am  II. 
April  1783  die  Uebergabe  der  ausgedehnten  Herrschaft  Kotzman  statt. 
Auch  die  Herrschaft  Radautz  hatte  der  Bischof  abgetreten,  doch  blieb 
dieselbe  zunächst  noch  in  seiner  Verwaltung.  Dagegen  setzte  der  Staat 
dem  Bischöfe  einen  Gehalt  von  GOOO  fl.  und  eine  Personalzulage  von 
2000  fl.  aus 

Von  entscheidender  Bedeutung  für  den  Fortgang  der  angebahnten 
Reformen  war  die  Anwesenheit  des  Kaisers  in  der  Bukowina  in  den 
Junitagen  des  Jahres  1783.  Im  8.  Punkte  seines  Schreibens  vom  19. 
Juni     verordnete    derselbe    nämlich    entsprechend    seinen    früheren     für 


")  Vergl.  Hub  er,  Oesterr.  Reichsgeschiohte  S.  218  f. 

»)  Polek,  Kaiser  Josephs  Reisen  S.  50.  Vergl.  oben  S.  10. 

»*')  Ebenda  S.  117  ff. 

»•)  In  der  fast  nur  von  „Schismatikern"  bewohnten  Bukowina  war  die  Publi- 
ciei-ung  dieses  Patentes  allenfalls  geeignet  —  wie  Enzenberg  sich  ausdrückt  —  ,  un- 
gleiche Eindrücke**  hervorzurufen ;  daher  hat  man  mit  der  Veröftentlichung  desselben 
gezögert ;  doch  steht  es  jetzt  fest,  dass  dieselbe  trotzdem  vor  dem  7.  April  1782  er- 
folgt war.  Vergl.  Polek,  Der  Protestantismus  in  der  Buk.  S.  28. 

»«)  Vergl.  Enzenbei*gs  Ansicht  in  Zieglauers    Gesch.  Bildern  I,    147^,^  , 

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14 


br.  Raimand  Friedrich  itaindl: 


Gesammtöslerreich  erflossenon  Verordnungen  über  die  Aufliebung 
der  dem  beschaulischen  Leben  gewidmeten  Klöster'^)  Folgendes:  ,,ln 
Ansehung  des  geistlichen  Fachs  ist  höchst  nothwendig,  dasss  die 
Verminderung  und  Zusammenziehung  der  Kalugier  Klöster  ohne 
weiters  vor  sich  gehe;  dass  ihre  Gründe  und  Fonds  alle  in  die  adminis- 
tration  genommen;  was  fremden  nicht  im  Lande  wohnenden  Geistlichen 
hievon  gehöret,  denselben  ganz  benommen,  und  aus  dem  hieraus  ent- 
stehenden ganzen  Fundo  der  gesamte  Griechische  Clerus  unterhalten, 
und  wenigstens  eine  Schule,  es  sey  zu  Suczawa  oder  zu  Czernowitz, 
errichtet  werde,  das  von  den  diesfälligen  Einkünften  sodann  noch 
übrig  bleibende  zu  anderen  nutzbaren  Verwendungen  vorbehalten  bleibe." 

Thatsächlich  nahm  nun  der  Bischof  Hereskul  schon  im  Juli  1783 
die  Reducierung  der  Klöster  in  Angriff.  Aber  sowohl  er  als  der  ihm  zu 
diesem  Geschälte  beigeordnete  Archimandrit  des  Klosters  Sistatovicz, 
namens  Gedeon  Nikitich,  beabsichtigten  weder  so  rasch,  noch  in  dem 
Umfange,  wie  es  die  Regierung  gewünscht  hätte,  die  Aufhebung  der 
Klöster  zu  vollziehen.  Im  Februar  des  Jahres  1784  erhoben  auch  noch 
die  legumene  der  bedeutendsten  Klöster  ihre  Stimme  gegen  die  ge- 
plante Reform,  indem  sie  behaupteten,  dass  ihr  Gewissen  mit  den  von 
der  Regierung  geplanten  Veränderungen  sich  nicht  befreunden  könnte. 
Es  kostete  viel  Mühe,  den  bukowiner  Klerus  zu  überzeugen,  dass  es 
sich  nicht  um  eine  Einziehung  seiner  Güter  handle,  sondern  um  eine 
zu  seinen  Gunsten  angestrebte  geordnete  Verwaltung. 

Hierauf  wurde  im  Juli  1784  der  aus  Siebenbürgen  berufene  Rent- 
meister Beck  zur  Beaugenscheinigung  der  Klöster  und  Vornahme  einer 
zweckmässigen  Erhebung  und  Eintheilung  ihrer  Güter  abgeschickt. 
Am  25.  April  1785  fand  endlich  die  Uebernahnie  der  Klostergüter  statt. 
So  entstand  aus  den  bereits  im  Jahre  1783  übernommenen  Herrschaften 
des  Bisthumes,  den  Klostergütern,  ferner  dem  landesfürstlichen  Domi- 
nium Kimpolung,  dann  Dörfern  moldauischer  Klöster,  welche  von  diesen 
durch  Ueberlassung  jenseits  der  Landesgrenzen  gelegener  geistlicher 
Güter  im  Tauschwege  oder  noch  in  neuester  Zeit  durch  Kauf  erworben 
wurden,  ^*)  endlich  aber  durch  Ankauf  privater  Güter,  der  Religions- 
fonds. Derselbe  umfasste,  bevor  die  Grundentlastung  die  rusticalen 
Grundstücke  ausschied  und  die  Servitutenablösung  seinen  Besitzstand 
ebenfalls  um  mehr  als  acht  Quadratmeilen  verminderte,  abgesehen  von 
später  erworbenen  Gütern,  105  Quadratmeilen,  also  weit  mehr  als  die 
Hälfte  des  Landes,  dessen  Flächeninhalt  190  Quadratmeilen  beträgt. 
Aber  auch  gegenwärtig  beträgt  der  Gesammtbesitz  des  Fondes  etwa  49 
Quadratmeilen.  ^*) 


■■)  Rescript  vom  29.  Nov.  1781  und  Verordnung  vom  12.  Januar  1782.  Vergl. 
Hub  er,  Oesterr.  Reichsgeschichte  S.  214. 

")  Der  allzuweit  gehende  Befehl  Kaiser  Josephs,  die  Güter  fremder  GeisÜichen 
ohne  weiteres  einzuziehen,  wurde  nicht  ausgeführt.  r-^  i 

»*;  Vergl.  Bidermann,  Die  Bukowina  unter  üsteiffiigi^eii\te^ltnt@®.QtQf. 


Itaiser  Joseph  iL  in  seinem  Verhältnisse  zui  Bukowina. 

Die  Einkünfte  des  Fondes  waren  für  die  Erhaltung  der  gr.-or. 
Weltgeistlichen,  ferner  der  drei  belassenen  Klöster  Putna,  Suczawitza 
und  Dragomirna,  endlich  zu  Schulzwecken  bestimmt.  Bereits  im  Ja- 
nuar 1784  war  der  Auftrag  erfolgt,  eine  eigene  Religionsfondscasse  zu 
errichten.  In  diese  sollten  sowohl  die  in  der  Consistorialcasse  vorhandene 
Baarschaft,  als  auch  die  weiter  eingehenden  Schul-  und  Kirchengelder 
hinterlegt  werden.  Diese  Gelder  sollten  im  Einvernehmen  mit  dem 
Bischof  und  dem  Consistorium  gesondert  verwaltet  werden.  Endlich 
erschien  am  29.  April  1786  das  Regulativ  für  das  Kloster-  und  Schul- 
wesen der  Bukowina,  welches  den  Landesfürsten  zum  Schutzherrn  des 
in  Rede  stehenden  Fondes  erklärte  und  bestimmte,  dass  dessen  Verwal- 
tung, Authewahrung  und  Verwendung  für  die  Geistlichen  und  das 
Schulwesen,  wozu  er  einzig  und  allein  gewidmet  ist,  bloss  von  der 
Anordnung  des  Monarchen  abhänge;  diese  Bestimmung  hat  der  gegen- 
wärtig regierende  Monarch  mit  Allerhöchster  Entschliessung  vom  10. 
December  18G9  erneuert. 

Durch  die  Uebernahme  der  kirchlichen  Güter  in  die  Verwaltung 
des  Staates  hat  also  der  Kaiser  sicher  nicht,  wie  es  manchen  beschränkten 
oder  übelwollenden  Gemüthern  schien,  die  Kirche  geschädigt,  sondern 
dieselbe  in  der  Bukowina  ganz  besonders  gefördert.  Das  Banner  der 
religiösen  Duldsamkeit  hat  er  stets  hoch  gehalten.  Daher  hat 
er  auch  mit  Rücksicht  auf  die  Verhältnisse  des  Landes  zu  dem  am  13. 
October  1781  für  Gesammtösterreich  erlassenen  und  vor  dem  7.  April 
1782  auch  in  der  Bukowina  veröffentlichten^^)  Toleranzpatente  bei  seiner 
Anwesenheit  in  Czernowitz  im  Juni  1783  einen  Nachtrag  hinzugefügt, 
indem  er  den  Armeniern  und  Lippowanern  Religionsfreiheit  zusicherte. 
Der  Wortlaut  der  betreffenden  Stelle  des  kaiserlichen  Handschreibens 
ist  für  Joseph  sehr  charakteristisch.  Er  lautet:  „Die  armenische  Gemeinde 
allhier,  deren  Gottesdienst.  Ich  selbst  beyge wohnet  habe,  ist,  wenig 
ausgenommen,  allen  übrigen  Katholischen  Armeniern  gleich,  es  sind 
also  alle  weitere  Nachforschungen  über  ihre  Religion  einzustellen,  und 
sie  bey  ihrem  Handel  und  Wandel  ungestört  zu  belassen,  auch  ist  zu 
trachten,  noch  mehrere  der  Leute  herüber  zu  bringen.  Die  nämliche 
Rücksicht  verdienen  die  liierlandes  befindliche  sogenannte  Lippowaner, 
welche  blose  Russische  Bauern  sind,  die  sich  hier  niedergelassen  haben; 
ihre  Religion  ist  die  wahre  schissmatische,  und  will  man  nur  darin 
einen  Unterschied  finden,  dass  sie  ihren  Gottesdienst  Illyrisch  wie  in 
Russland,  und  nicht  in  der  wallachischen  Sprache  halten  wollen.  Ausser 
dem  sind  solche  fleissige  und  arbeitsame  Leute,  welche  man  durch 
jene,  so  sich  m  der  Moldau  von  dieser  Nation  noch  befinden,  zu  ver- 
mehren trachten  muss,  und  aus  dieser  Ursache  ist  ihnen  auch  ein  Poppe 
von  ihrer  Nation  allerdings  zu  gestatten,  oder  ihnen  einer  aus  Slavonien, 
wo  die  Illyrische  Sprache  am  meisten  in  der  Uebung  ist,  zu  verschaffen.'' 


*)  Polek,  Der  Protestantismus  in  der  Bukowina  S.  22  f.        Digitized  by  VriOOglC 


^"  t>r.  Raimund  Friedrich  Kaindl: 

Bezüglich  der  Israeliten  hiess  der  Kaiser  in  demselben  Schreiben  deren 
Ausweisung  gut,  wenn  sie  nicht  „gute  Handels  und  Handwerks  Leute 
werden  oder  dem  Ackerbau  sich  widmen/^ 


IV. 

Ueberaus  viel  geschah  ferner  zur  Zeit  der  Regierung  dieses 
Kaisers  und  durch  sein  unmittelbares  Eingreifen  für  das  Schul- 
wesen des  Landes.  Als  die  Bukowina  an  Oesterreich  kam,  war  die 
Bildung  hier  gleich  Null.  „Der  Edelmann  sowohl  als  der  geistliche 
Stand  hat  fast  gar  keine  Studien  oder  sonstige  Education,  und  der 
Bauernstand  ist  folglichen  um  so  roher,"  lautet  ein  Bericht  Spleny's 
aus  dem  Jahre  1775. '^j  Von  den  Bojaren  war  nach  Enzenberg^)  Basil 
V.  Balschs  „der  einzige  sowohl  von  Geistlich  als  Weltlichen  Stand, 
der  andere  als  die  Wallachische  Sprache  erlernt  hatte  und  auf  die 
Rechten  und  Wissenschaften"  sich  verlegte.  Viele  von  den  anderen 
Adeligen  konnten  nicht  einmal  lesen  und  schreiben.  Die  Geistlichen 
mussten  noch  gegen  das  Ende  der  moldauischen  Regierung  durch 
Drohungen  zum  Lesenlernen  gezwungen  werden.  Da  der  damals  re- 
gierende Fürst  Constantin  Maurocordat  auch  befahl,  dass  fortan  nur 
Geistliche  angestellt  würden,  welche  „vollkommene  Kenntnis"  besassen, 
so  gestalteten  sich  allenfalls  in  der  nächsten  Zeit  die  Verhältnisse  etwas 
besser.  Mit  diesen  Reformen  hängt  es  wohl  zusammen,  dass  1777  in 
Radautz  und  in  Suczawa  Schulen  bestanden,  von  denen  jede  „beynahe 
50  Knaben"  zählte.  Um  diese  Schulen  zu  erhalten,  hatte  der  Metro- 
polit die  Berechtigung,  von  jedem  Popen  und  Diaconen  4  fl.  jährlich 
unter  dem  Namen  eines  Schulgeldes  zu  beziehen.  Auch  in  einzelnen 
Klöstern,  so  z.  B.  in  Putna,  wurde  um  diese  Zeit  ein  freilich  sehr 
beschränkter  Unterricht  ertheilt.  Trotzdem  hatte  keiner  der  Geistlichen 
oder  der  Mönche  die  Eignung,  bei  den  über  Initiative  der  österreichischen 
Regierung  gegründeten  Schulen  als  Lehrer  angestellt  zu  werden.  Noch 
trauriger  war  es  natürlich  um  die  Volksbildung  beschafTen.  In  den 
Bukowiner  Dörfern  waren  wenige  Leute  zu  finden,  welche  auch  nur 
das  Vaterunser  zu  beten  wussten. 

So  lagen  die  Verhältnisse,  als  die  Bukowina  an  Oesterreich  kam. 
Der  erste  Landesverweser  Spleny  hat  daher  schon  in  seiner  ersten 
Denkschrift  vom  10.  December  1774  und  hierauf  in  seiner  ausführlicheren 
vom  Jahre  1776  die  Errichtung  von  Schulen  angeregt.  Ebenso  gab  er 
im  Jahre  1777  den  Anstoss  zur  Errichtung  des  gr.-or.  Schulfondes, 
welcher  die  Eröffnung  mehrerer  Nationalschulen  ermöglichte.  Nicht 
minder  eifrig  hat  sich  sein  Nachfolger  Enzenberg  des  Schulwesens  an- 


*f)  Bei  P  o  1  e  k,  General  Splöny's  Beschreibung  der  Bukowina  S.  32. 
")  Bericht  d.  15.  Juli  1779  bei  Polek,  Die  Anfänge  des  Yolks^chulwesbens  in  der 
Buk.  S.  6  f.  und  Anm.  6.  Digitized  bydOOgle 


•  -  it 

Kaiser  Joseph  Tl.  in  seinem  Verhältnisse  zur  Bukowina.  ** 

gonommon  und  die  Contralbohörden  zur  Errichtung  von  Schulen  an- 
geeifert. Da  jedoch  dieselben  in  ihren  Anordnungen  vom  Sonnnner  1781 
die  Einrichtung  der  Sclmlen  nnit  der  Regulierung  des  Kirchenwesens  in 
Vorbindung  brachten,  und  diese  sehr  schwierig  und  langwierig  sich 
gestaltete,  so  drohte  der  Entw  icklung  der  Schule  eine  arge  Verzögerung. 
Wiewohl  nun  auch  Enzenberg  nach  Mitteln  suchte,  diesem  Uebelstande 
abzuhelfen,  so  ist  doch  auch  in  dieser  Angelegenheit  wie  bei  derjenigen 
des  keligionsfondes,  das  Machtwort  des  Kaisers  vom  19.  Juni  1783  von 
höchstem  Einflüsse  geworden.  Dadurch  dass  der  Kaiser  die  Errichtung 
des  Religionsfondes  unverzögert  in  Angriff  zu  nehmen  befahl  und  aus 
den  Einkünften  desselben  auch  die  Schulkosten  zu  bestreiten  befahl, 
ist  es  nicht  nur  möglich  geworden,  dass  schon  seit  dem  Anfang  des 
Jahres  17rf4  die  neuerrichteten  Normalschulen  in  Czernowitz  und  Su- 
czawa  aus  diesem  Konde  erhalten  wurden,  sondern  auch  an  die  Heran- 
bildung von  Lehrern  und  die  Errichtung  melirerer  rasch  nach  einander 
eniffneter  Hezirksschulen  geschritten  werden  konnte.  So  wurde  1785 
eine  Schule  in  Sereth  und  im  Jahre  I78G  diejenigen  von  Zastawna,  Kim- 
polung  imd  Putilla  eröflnet.  Andere  folgten  bald  nach.  Allgemein  be- 
kannt ist  es,  dass  vom  gr.-or.  Religionsfonde  auch  gegenwärtig  mehrere 
Schulen  erhalten  werden,  darunter  auch  die  einzige  Realschule  des  Landes 
zu  Czernowitz  und  das  (lymnasium   in  Suczawa. 


Von  höchster  Hedeulung  für  das  Land  war  ferner  die  durch 
Joseph  geförderte  Kolonisation.  Die  Bukowina  war,  als  sie  an 
Oesterreich  gelangte,  ein  überaus  schütter  bewohntes  Land.  Nach  der 
Grenzausgleichung    zählte     sie    etwa  7r).0(K)  Einwohner, ^^)    also    durch- 

••;  Diese  Zahl  wird  aus  den  etwas  abweichenden  Angaben  am  häutigsten  ange- 
noininen.  Nach  Enzenberg  (^Zieglauer,  Gesch.  Bilder  I,  Vi)  soll  das  occupierte  Ge- 
biet im  J.  1774  11421  Familien  oder  57.1)5  Köpfe  gezählt  haben.  Spleny  (Polek, 
Beschreibung  der  Bukowina  S  \i\i\  f.  und  ,,Ortschafts Verzeichnis  der  Buk.  aus  d.  Jahre 
1775  [in  diesem  Jahrbuch  I,  27  f!.])  gibt  dagegen  im  J.  1775  17.047  Familien  aii,  w^as 
eine  Einwohnerzahl  von  etwa  H5.000  Köpfen  ergibt,  weil  auf  die  Familie  damals 
im  Durchschnitt  5  Kopie  gerechnet  wurden ;  nach  der  (Jrenzregulierung  verblieben 
davon  nur  etwa  l4.f>5U  Familien,  also  etwa  75.000  Köpfe.  Diese  Zahl  scheint  freilich 
etwas  zu  niedrig  zu  sein,  wenn  Enzenbergs  Angaben  a.  a.  O.  richtig  sind,  dass 
im  J.  1771)  schon  23  154  Familien  oder  115.700  Seelen  im  Districte  wohnten.  An  einer 
anderen  Stelle  spricht  er  von  „mehr  als  100.000  Köpfen**  (S.  1?)  In  noch  ungedruckteu 
Berichten  vom  zl.  und  81.  Oct.  1783  behauptet  Enzenberg,  dass  der  Einwohnerstand  bei 
der  Uebemahme  durch  ihn  (1778 1 15.000  Familien  betrug,  seither  aber  um  18.000  gewachsen 
sei ;  man  hätte  somit  im  J.  1788  bereits  28.000  Familien  oder  etwa  140.000  Köpfe  an- 
zunehmen. In  einer  ebenfalls  noch  unveröftentlichten  „Meldung"  vom  7.  Jimi  1784  soll 
die  Bevölkerung  der  Bukowina  sich  während  der  Anstellung  Enzenbergs,  „bereits  um 
die  Hälfte  vergrössert  haben",  was  gar  auf  80.000  Familien  deuten  würde.  Indes  zählt 
ein  Ausweis  aus  dem  Jahre  1786  nur  125.089  Einwohner  (Hormuzaki,  Documente 
privitöre  VII,  S.  452,».  Ebenso  schwankend  sind  die  Angaben  über  die  Anzahl  der  Ort- 
schaften :  Enzenberg  a.  a.  O.  zählt  250  Ortschaften  auf;  S  p  1 6  n  y  führt  vor  der 
Grenzregulierung  290  Ortschaften,  62  Attinenzen  und  86  Klöster  an  ;  nach  derselben 
wären  277  Ortschaften,  55  Attinenzen  und  81  Klöster  geblieben;  ein  aus  dem  J.  1778 
stammendes  Ortschaftsverzeichnis  weist  287  Oi tschaften,  51  Attinenzen  und  27  Klöster 
ans  (Polek,  Beschreibung  der  Buk.  S    167».  i' 

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^"  t)r.  Raimund  Friedrich  Kain^: 

schnittlich  nur  7  auf  l  km^;  während  gegenwärtig  die  absolute  Einwohner- 
zahl eine  mehr  als  achtmal  so  grosse  ist  (im  Jahre  1890:  646.591  E.)   und 
seihst  das  am  spärlichsten    besiedelte  Gebiet    der  Bukowina,   das  obere, 
Suczawathal,  eine  relative  Dichte  von   II   Köpfen  auf  l  km^  aufweist. *'i 
Daher  hob  mit  Recht  schon  Splcny*')  in  seiner  Denkschrift  vom  Jahre 
17V5  hervor,  dass  „die  vorhandene   Bevölkerung    der  vorfindigen  Gröse 
dos  Torrains  nicht  angemessen"  sei.  Dies  beweist  er   vorzüglich    durch 
die  Mr)glichkeit  des  Betriebes  der  „so    grosen'^    und    „mit   gröstei*    Un- 
wirthschaft    des  Terrains  betriebenen  Viehzucht."  Gleichzeitig    verwies 
er  auf  die  Fruchtbarkeit  des  Landes  und  dessen  Eignung   lür  die  Colo- 
nisation,  und  deutete  die  Mittel  an,  mit  denen  man  Ansiedler  ins  Land 
ziehen  könnte.  Vor  allem  glaubte  er,  ,,dass  die  gänzliche  Freyheit  deren 
toUerirten  protestantischen  Religion  zu  desto  schleunigeren  Beförderung 
der  hierländigen  Population  eines    von    den    sichersten    Mitteln    wäre.'' 
Diese  Vorschläge  Splenys  wurden  wie  manche  andere  nicht  ausgeführt; 
doch  vermehrte  sich  die  F]inwohnerzahl  sehr  rasch    infolge    der    Rück- 
wanderung durch  den  Krieg  verscheuchter  Bewohner;*^)  durch  die  zahl- 
reiche Einwanderung  der    Jud^n    und    Armenier;    durch    Zuwanderung 
von  Moldauern  „aus  dem  jenseitig  türkisch  und  moldauischen  Gebiete." 
welche  „das  harte  türkische  Joch'^  zur  Auswanderung  bewog;*')  beson 
ders  aber  durch  das  Herbeiziehen  von  Ruthenen    aus  Galizien,    welche 
wegen    dos    harten  Unterthanenverhältnisses    trotz    aller   Verbote    ihre 
Heimat  verliessen;**)  auch   aus  Polen,    der    ungarischen  Marmoros    und 
aus    Siebenbürgen    kamen    zahlreiche    Einwanderer    herbei.**)    In    dem 
spärlich  besiedelten  Lande  mochten  alle  diese  Einwanderer  leicht    fort- 
zukommen hoffen;  vor  allem  lockten  aber  die  verhältnismässig  leichten 
Unterthansverpflichtungen  und  die  Rekrutierungsfreiheit,  deren  sich  das 
Land  bis  zum  Jahre  1830/1    erfreute.  Enzenberg    constatierte,  **|    als    er 
bald  nach  seiner  Herkunft  ins  Land,  eine  Conscription  vornehmen  Hess, 
dass  die    Bevölkerung    bereits    „mehr   als    100.000    Köpfe''    betrage;    es 
seien  seit  1774  „bis  68.665  Seelen'*  zugewachsen,  und  „andurch  erprobet 
sich  von  Selbsten,  dass  die  Bukowina  keine  Ansiedlung  benöthige,  und, 
ungeachtet  dieses  8tückel  Land  nicht  klein  ist,  in  wenig  Jahren  sich  zu 
viel    mit    Menschen    anfüllen     wird."    Hiemit   äusserte    sich    Enzenberg 
schon  jetzt  wie  übrigens  auch  in  späteren  Jahren  als    ein    Gegner    der 
Colonisation.     Auch     der     Mappierungsdirector     Budinszky*'}     hält 

<")  Vt'r<;l.  meine  Arbeit  ,,Uel»er  die  Besiedelung  der  Bukowina"  iMitUi.  der 
k.  k.  f^eot^r.  Kesells<liaft,  Wien  lM*.*lj  S.  .*{2."i,  und  meine  ^^Landeskunde  der  BukowinA,** 
Czernowitz  l«*».*)  8.  2X. 

*h  „Beschreibung  der  Bukowina"  S.  .*Jl  und  117  ff. 

**j  So  z.  B.  vieler    Lippowaner. 

^*)  Budinszky  in  seiner  Denkschrift  vom  2'».  Januar  1788  hei  Polek,  Die 
Bukowina  zu  Anfan«^  Ä.  J.  ITS.S,  Czernowitz  1894  S.  fi4. 

**i  Verf^l.  meine  „Ruthenen  in  der  Bukowina"  Czernowitz  1889  I,  31  mid  dieses 
Jahrbuch  lll,  8"). 

*■';  Vergl.  dieses  Jahrbuch  III,  84  f. 

^«)  Zieglauer,  Oesch.  Bilder  I,  11  f.  Vergl.  oben  Anm.  39.^ 

*''j  Polek,  Die  Bukowina  zu  Anfang  des  Jahres  1783  S.  63  ^jOOQIc 


Kaiser  Joseph  II.  in  seinem  Verhältnisse  zur  Bukowina.  ^^ 

zwar  in  seiner  aus  dem  Anfange  des  Jahres    1783  herrührenden    Denk- 
schrift die  Ansiedelungen  (ür  nützHch,  und  zwar  besonders  von  Deutschen, 
welche  „der  Landwirtschaft  sehr  wohl  kundig  seien  und    den    anderen 
Einwohnern  zu  einem    guten  Beispiel    dienen''  konnten;   aber    auch    er 
legte  \on  allem  auf  ,,eine  Bevölkerung,  die  unmerklich    geschieht,''  das 
Hauptgewicht  und  betont,  wie  zahlreich   die  Familien    seien,   die    ohne 
dem  Staate  Unkosten    zu    verursachen,  aus    eigenem    Antriebe   einwan- 
derten. Diese  Vermehrung  der  Bevölkerung  der  Bukowina  hatte  jedoch 
auch  ihre  Schattenseiten.   Als  Enzenberg    in    späteren    Jahren,    um    die 
Colonisation  als  minder  wichtig  hinzustellen,  sich  darauf  berief,  dass  die 
Bevölkerung  seit  dem  Jahre  1778  sich  auch  ohne  diese  vermehrt  hätte, 
bekam  er  unter  anderen  folgenden  Vorwurf  zu  hören:*®)   „Die  Bevölke- 
rung habe  zwar  zugenommen;  dies  geschah  aber   lediglich    durch    Ein- 
wanderung aus  Oalizien  und  aus  Siebenbürgen,  daher    auf    Kosten    an- 
derer, ohnehin  spärlich  bevölkerter  Länder.  Leute,  die  aus  der    Moldau 
kommen,  siedeln  sich    nur    an    der    Grenze    und    nicht   im    Innern    an, 
wahrscheinlich,  um  augenblicklichen  Uebeln  zu  entgehen."    Vor    allem 
muss  aber  betont  werden,  dass  mit  den    geschilderten    Zuzügen    sicher 
nicht  jene  auch  von  Budinszky  erwünschten  deutschen  Bauern  ins  Land  ge- 
kommen w  ären,  welche  thatsächlich  für  die  Vervollkommnung  der  Land- 
wirthschaft  von  hoher  Bedeutung  wurden.  Auch  in  dieser  Beziehung  war 
daher  der  Aufenthalt  Kaiser  Josephs  11.  in    der  Bukowina  während  der 
Junitage  des  Jahres  1783  von  grosser  Bedeutung  für  das  Land.  In  seinem 
oft  erwähnten  Schreiben  vom   19.  Juni  heisst  es  nämlich:   „Die    Popula- 
tion dieses  Landes,    dessen  Haupt    Nahrungszweig    in    Waiden    sowohl 
für  Hörn  Vieh  als  Pferde  bestehet,  und  welche  den  Ackerbau  sehr  wenig 
betreibet,  ob  schon  der  Boden  ausser  den  Gebürgs  Gegenden  allerdings 
fruchtbar  zu  seyn  scheinet,  ist  bey   weitem    seiner  Grösse    nicht    ange- 
messen. .  .  .    Die  VermehruniT  der  Population  in  diesem  Lande  ist  das 
w^ichtigste  und,  um  diese  zu  erlangen,  muss  alles,  jedoch    ohne    beson- 
dere Kosten,  angewendet  werden."  Gleichzeitig  befahl  der  Kaiser  beson- 
ders die  Zahl  der  im  Lande  schon  ansässigen  Armenier  und    Lippowa- 
ner  zu  vermehren,  indem  er  ihnen  zugleich  Religionsfreiheit  zusicherte.*^) 
Durch  die  nun  folgende  Colonisierung  von  Lippowanern  kam   die   staat- 
liche Ansiedelung  in  der  Bukowina  in  Fluss,  welche,  wenn    auch    viel 
fach  behindert  und  gestört,  doch  dem  Lande  eine  nicht  unbeträchtliche 
Zahl  von  fleissigen  Bewohnern  zuführte.  Kaiser  Joseph  hat  selbst  durch 
eine  am  6.  August  1786  zugleich  mit  der  Einverleibung    der  Bukowina 
in  Galizien  erflossene  Verordnung  die  Besiedlung  des  Landes  gehemmt. 
Er  befahl  nämlich  in  seinem  bereits  oben    citierten    Schreiben    an    den 
Hofkanzler  Kollowrat  Folgendes:  „Da  ich  diesen    Kreis    vorzüglich    der 
Viehzucht  widmen  will,  so  ist  auch  in  dieser  Absicht  auf  keine  weitere 


*^)  Wickenhause r,  Die  deutschen  Siedelungen  II,  110  f. 

*•;  VergL  oben  S.  15.  ^  j 

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20 


Dr.  Raimtuid  Friedrich  Kaindl: 


Impopulation,  ausgenommen  die  sich  von  selbst  ergiebt,  zu  gedenken/' 
Wie  eitrig  er  aber  im  Jahre  1783  das  Besiedlungsgeschäft  genommen 
hatte,  das  zeigt  die  Geschichte  der  Deputation  der  Lippowaner,  welche 
im  October  1783  zu  Wien  weilte,  um  bezüglich  ihrer  Einwanderung 
in  die  Bukowina  zu  verhandeln.  Innerhalb  vier  Tagen  (5  —9.  Octoberi 
hatte  der  Kaiser  die  Abgeordneten  zweimal  in  Audienz  empfangen  und 
eigenhändig  seine  Entschlüsse  in  zwei  umfangreichen  Handschreiben, 
die  er  sofort  erliess,  niedergelegt.  In  einem  „Zusatz^'  zu  einem  hof- 
kriegsräthlichen  Vortrag  vergass  er  nicht  zu  bemerken,  dass  über  das 
in  bewunderungswürdiger  Eile  für  die  Lippowaner  ausgestellte  Patent 
,,ein  blechernes  Futteral*'  gemacht  werde.  ^') 

VI. 

Unter  Kaiser  Joseph  ist  ferner  der  Bauernstand  geschaflen 
worden,  welcher  jetzt  das  Mark  und  die  Kraft  der  Bukowina  ist.  Bis 
zum  Jahre  1786  war  nämlich  fast  der  ganze  Boden  der  Bukowina 
grundherrlich;  die  Bauern  waren  auf  demselben  nur  Pächter,  welche 
statt  baren  Geldes  den  Grundherrn  eine  Anzahl  von  Arbeitstagen,  einen 
Theil  des  Ernteertrages  und  andere  Gaben  zu  leisten  halten.  Diese 
Bauern  waren  freie  Leute,  sie  durften  kommen  und  gehen;  aber  auch 
dem  Grundherrn  stand  das  Recht  zu,  dieselben  jeder  Zeit  vom  Boden 
zu  entfernen.  Unter  Kaiser  Joseph  wurde  nun  das  Unterthansverhältnis, 
wie  es  im  übrigen  Oesterreich  zur  Geltung  gekommen  war,  vielfach 
auch  in  der  Bukowina  geltend  gemacht.  Damit  hieng  die  wohlthätige 
Verordnung  zusammen,  dass  alle  Bauern  im  Besitze  derjenigen  Grund- 
stücke dauernd  zu  verbleiben  hätten,  welche  sie  am  1.  November  1786 
in  Pacht  hatten.  Gerade  in  dieser  Bestimmung  erblicken  wir  aber  die 
erste  Grundlage,  auf   der    unser  heutiger  Bauernstand  fusst. 

Es  bedarf  hier  keiner  näheren  Ausführung,  von  welchem  Nach- 
theile es  für  Land  und  Leute  war,  wenn  die  Aecker  durch  Leute  be- 
stellt wurden,  die  niemals  ihrer  Habe  nnd  der  Erfolge  ihrer  Mühen 
sicher  waren.  Dieses  Verhältnis  musste  nothwendiger  Weise  jede  Ver- 
besserung des  Grundes  und  Bodens  hintanhalten.  Wenn  unsere  Landleute 
noch  gegenwärtig  nur  selten  sich  zur  Verbesserung  ihrer  Gründe  und 
dgl.  herbeilassen,  so  mag  das  eine  Nachwirkung  der  vielhundertjährigen, 
durch  die  Verhältnisse  bedingten  Gewohnheit  sein.*') 

VIT. 

Ueberaus  zahlreich  sind  die  administrativen  Anordnungen 
Josephs  für  die  Bukowina.  Sie    hängen    mit    seinen    Reisen    in    diesem 


^)  Wickenhause  r,  Molda  V,  2  S.  84— S7. 

^')  Ausführlicher  werde    ich    über    das    Unterthansverhältnis    im    dritten    Theile 

meiner  Geschichte  der  Bukowina  handeln.  C^  r^r\n]r> 

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Kaiser  Joseph  11.  in  seinem  Verhältnisse  zur  Bukowina.  ^^ 

Lande  zusammen  nnd  sind  besonders  in  seinen  Schreiben  enthalten,  welche 
er  am  11).  Juni  1783  zu  Czernowitz  und  am  (>.  August  178'»  zu  Lemberg 
erliess,  und  die  im  Vorhergehenden  schon  oft  berührt  wurden.  Diese 
Schreiben  sind  so  wichtig,  dass  dieselben  eigentlich  ihrem  ganzen 
Umfange  nach  hier  mitgetheilt  werden  sollten;  da  sie  aber  erst  im 
vergangenen  Jahre  in  unserem  „Jahrbuche'^  abgedruckt  wurden  und 
vieles  aus  denselben  auch  in  diesem  Vortrage  bereits  angeführt  wurde, 
so  mögen  nur  noch  einige  Hauptpunkte  hervorgehoben  werden. 

Das  Schreiben  vom  Jahre  1783  handelt,  abgesehen  von  den  bereits 
angeführten  Punkten  über  die  Organisation  der  Bukowina,  die  Coloni- 
sation,  die  Errichtung  des  lieligionsfondes,  ferner  die  Armenier,  Lippo- 
vvaner  und  Juden,  vor  allem  noch  über  das  Unterthansverhältnis,  wobei 
der  Kaiser  besonders  bciiehlt,  dass  „auf  die  Hintanhaltung  aller  Be- 
drückungen und  Excesscn  von  Seite  der  Obrigkeiten  mit  allem  Ernste  zu 
sehen''  ist;  ferner  äussert  er  sich  dahin,  dass  die  Natural-Robot  der 
Unterthanen  möglichst  aufzuheben  sei,  und  erinnert  daran,  dass  „alles, 
was  der  personal  Leibeigenschaft  ähnlich  ist,  bereits  ganz  aufgehoben, 
und  dagegen  alles,  was  einen  Bezug  auf  freye  Verheyrathung,  Hand- 
werks Erlernung  etc.  hat,  eingestanden  worden  ist''*^)  Der  menschen- 
freundliche Kaiser  hebt  ferner  hei  vor,  dass  die  Lasten  der  unentgeld- 
lichen  Vorspanndienste,  der  Bequarlierungen,  der  Unterhaltung  der 
Grenzwachen  und  dgl.  allzudrückend  seien  und  daher  „sämmtlich  ihr 
Ende  erreichen  müssen.^'  Ebenso  ist  der  Kaiser  für  eine  gute  Justiz- 
pdege  und  Verwaltung  besorgt;  damit  dem  Holliriegsrathe  eine  mit  den 
Verbältnissen  der  Bukowina  vertraute  Persönlichkeit  nicht  fehle,  er- 
nannte er  den  bereits  oben  genannten  jungen  Adeligen  Balschs  „zum 
wirklichen  Hofkriegsraths-Concipisten.''  Bezüglich  der  Erspriesslichkeit 
der  im  Jahre  1782  begonnenen  ökonomischen  Aufnahme  des  Landes 
hegte  der  Kaiser  Zweifel;  er  befahl  daher  dieselbe  einzustellen;  im 
Jahre  1786  hat  er  sie  jedoch  fortzusetzen  befohlen.  Von  den  an- 
deren Verordnungen  ist  besonders  noch  jene  über  „die  Eröfnung 
des  Borgoer  Passes  nach  Siebenbürgen  und  die  Errichtung  einer  Com- 
munications Strasse  in  den  Oebürgen  von  Siebenbürgen  gegen  Snyatin^' 
von  grosser  Wichtigkeit.  Auch  in  seinem  Schreiben  vom  Jahre  1786 
widmet  er  diesem  Gegenstand  besondere  Rücksicht.  Die  meisten  an- 
deren Ausführungen  dieses  letzteren  Schreibens  beziehen  sich  auf  die 
Durchführung  der  Vereinigung  der  Bukowina  mit  Galizien  und  auf  die 
neue  Einrichtung  des  Landes.  Im  5.  Punkte  dieses  Schreibens  befiehlt 
der  Kaiser  auch  die  Erbauung  einiger  katholischer  Gotteshäuser  in  der 
Bukowina,  darunter  auch  eine  gemauerte  katholische  Kirche  in  Czerno- 
witz „nach  Verhältnis  der  dortigen."  Nach  dem  Wortlaute  dieser  An- 
ordnung kann  Joseph  nur  an  eine  Kirche  gedacht  haben,  wie  sie  dem  kleinen 


^*»  Bekanntlich  geschah  dies  für    Gesammtösterreicb    mit    dem    Patente^om    1. 
>'ov.  1781.  Digiti,ed  by  GOOglC 


22         Dr.  R.  F  .Kaindl :  Kaiser  Joseph  II.  in  seinem  Verhältnisse  zur  Bukowina. 

Städtchen  und  der  Sparsamkeit  des  Kaisers  entsprechen  würde.  Das 
Gedenkbuch  der  röni.-kath.  Pfarre  zu  Czernowitz  weiss  aber  darüber 
Folgendes  zu  erzählen.  "^^I 

„Während  seiner  Anwesenheit  im  Jahre  1786  berieth  Seine  Ma- 
jestät Kaiser  Joseph  II.  mit  dem  Ortseelsorger,  dem  hochwürdigen  Herrn 
Kekert,  wiederholt  die  Mittel,  den  katholischen  Cultus  zu  erhalten  und 
zu  heben.  Als  von  der  Errichtung  einer  Kirche  die  Rede  war,  nahm 
Seine  Majestät  den  Pater  Wenceslaus  (wie  Kekert  gewöhnlich  genannt 
w urde)  unter  den  Arm  und  schritt  mit  ihm  der  Stelle  zu,  wo  jetzt  die 
Kirche  steht.  Indem  er  daselbst  auf-  und  njedergieng  und  die  Oertlich- 
keit  besichtigte,  that  er  die  Aeusserung,  er  werde  an  diesem  Orte  eine 
prächtige  Kirche  bauen  lassen  in  Kreuzesform,  mit  vier  gegen  alle 
Weltgegenden  gerichteten  Eingängen  und  mit  einem  in  der  Mitte  der 
Kirche  majestätisch  sich  erhebenden  Altar,  so  dass  bei  offenen  Thüren 
das  Allerheiligste  von  allen  Seiten  gesehen  und  angebetet  werden 
könne.  Seine  Majestät  befahl  auch  bald,  dass  nach  dieser  seiner,  bei 
dem  Anblicke  des  Tempels  zu  Mainz  empfangenen  Idee,  der  Plan  ge- 
zeichnet w  erde.''  Aber  leider  kam,  „w  ie  der  genannte  Pater  Wenceslaus 
öfters  klagte,  als  Kaiser  Joseph  II.  im  Jahre  1790  gestorben"  war,  der 
Plan  nicht  zur  Ausführung. 

So  erzählt  der  Pfarrer  Kunz.  Er  hat  seine  Aufzeichnungen  ein 
Menschenalter  nach  dem  Tode  des  Kaisers  gemacht;  seine  Quelle  war 
die  mündliche  Ueberlieferung.  Der  historischen  Wahrheit  entspricht 
die  Erzählung  nicht;  wohl  aber  beweist  sie  uns,  dass  das  Andenken  an 
Joseph  und  seine  väterliche  Fürsorge  durch  Jahrzehnte  sich  lebhaft 
fortpflanzte.  Tief  eingeprägt  in  die  dankbaren  Herzen  gewann  des 
menschenfreundlichen  Kaisers  Bild  stets  an  Glanz,  und  dieses  verklärte 
Bild  spiegelt  sich  in  unserer  Anekdote  wieder. 


Ich  bin  am  Schlüsse.  Nur  in  einigen  Zügen  war  es  mir  vergönnt 
zu  schildern,  wie  unter  Maria  Theresias  Regierung  die  Bukowina 
unserem  grossen  Kaiserstaate  einverleibt  wurde,  und  wie  zu  grossem 
Theile  unter  persönlicher  Einflussnahme  Kaiser  Josephs  11.  die 
Grundlagen  tür  die  spätere  Entwicklung  des  Landes  geschaffen  wurden. 
Den  Schlusstein  zu  diesem  Culturwerke  der  Habsburger  hat  unser  all- 
gütiger Monarch  Franz  Josef  I.  durch  die  Lostrennung  der  Bukowina 
von  Galizien  und  die  Erhebung  unserer  Heimat  zum  selbständigen 
Herzogthume  hinzugefügt.  Kaiserin  Maria  Theresia  die  Erhabene, 
ihr  grosser  Sohn  Joseph  II.  der  Einzige  und  Seine  Majestät  Kaiser 
Franz  Josef  der  Standhafte,  sie  sind  das  Dreigestirn,  das  glänzend  und 
glückbringend  die  Schicksale  unseres  lieben  Heimatslandes  bestimmten. 


*■;  P  o  1  e  k,  Ausgewählte  Capitel  aus  d.  Gedenkbuch  d.  rQm.-kath.  Pfarre  S.  6i, 

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Zur  Geschichte  Von  SuczaWa. 

"Oon  Professor  9oscf  T^lcischcr   in  Pomcrla, 


T. 

Die  Belagerung  der  Burg  von  Suezawa  dureli  George  Stephan 

(1653;. 


I^l^ach  Moisi  Mowila  (1633 — 1634)')  erlangte  in  der  Moldau  Wassilie 
Lupul  infolge  einer  gegen  das  griechische  Element  ausgebroche- 
nen Revolution  den  Fürsten  thron,  den  er  durch  19  Jahre  hindurch 
behauptete  (1634—1053).  Um  sich  in  seiner  Herrschaft  zu  erhalten, 
stützte  sich  Lupul  hauptsächlich  auf  die  Griechen.  In  Konstantinopel 
vertraten  seine  Interessen  eine  Anzahl  einflussreicher  Griechen,  denen 
er  jährlich  je  6000  Lei  als  Geschenk  schickte;  ebenso  gab  er  dem  Pa- 
triarchen von  Konstantinopel  jährlich  6000  Lei  und  zahlte  die  Schulden 
des  heiligen  Grabes  in  der  Höhe  von  40.000  Lei.  Als  Agenten  hatte  er 
in  Konstantinopel  einen  Griechen  Dimitrake.  Gleichwie  er  auf  diese 
Weise  bei  den  Griechen  in  Konstantinopel  einen  Rückhalt  suchte  und 
auch  fand,  so  war  er  auch  im  Lande  selbst  von  einer  grossen  Anzahl 
Griechen  umgeben,  so  dass  ihm  der  nationale  Aufstand  die  Gelegenheit 
bot,  um  zur  Herrschaft  zu  gelangen.  So  waren  seine  Officiere  und 
nächsten  Rathgeber  Griechen,  Verwandte  der  von  ihm  in  Konstantinopel 
besoldeten  Griechen.  Unter  den  Dojaren  begegnet  man  am  Hofe  Lupuls 
den  Griechen  Skuli  uud  lakomi.  Lupul  selbst  war  ein  Albanese,  aber 
graecisiert.  Das  Volk  betrachtete  ihn  als  Griechen. 

Diese  Bevorzugung  der  Griechen  seitens  Wassilie  Lupuls  rief 
gegen  ihn  einen  Aufstand  des  Landes  hervor^  an  dessen  Spitze  sich 
George  Stephan  stellte.  Im  Kampfe  gegen  diesen  schlössen  sich  alle 
griechischen  Kaufleute  dem  Heere  Lupuls  an.  Jedoch  von  George 
Stephan  zurückgeworfen,  nahm  jener  seine  Zuflucht  zu  seinem  Schwie- 
gersohne Timotheus  Chmielnicki,  dem  Kosaken-Hetman,  der  ihm  wieder 
zur  Herrschaft  verhalf.  Obwohl  bei  Finta  aufs  Haupt  geschlagen,^)  verlor. 
Lupul  die  HofTnung  nicht  und  zog  seinem  Feinde  noch  einmal  entgegen. 


0  Xenopol  A.  D.,  Istoria  Rominilor  pentni  gimnasii  ^i  licee.  la^i,  1886.  p.  120. 

»)  1.  c.  p.  134  sq.  0.g.(.^^^  by  Google 


n 


Professor  Josef  Fleischer : 


Bei  Sirka  war  es,  wo  sich  jetzt  7Avischen  beiden  Gegnern  eine  ver- 
zweifelte Schlacht  entspann,  in  der  Lupul  abermals  den  kürzeren  zotr. 
Oeorge  Stephan  beeilte  sich  nun  die  Polen  für  sich  zu  gewinnen,  dir 
ihm,  da  Lupul  mit  ihnen  in  Familienbe/iehungen  stand,  gefährlich 
werden  konnten.  Stephans  Gesandte  setzten  es  im  Vereine  mit  jenen 
des  Fürsten  Kakoczy  und  Mathei  liassarabas  durch,  dass  ihm  der  Polen- 
König  5000  Mann  zuschickte.  So  verstärkt  unternahm  nun  George 
Stephan  die  Belagerung  der  Burg  von  Suczawa,  in  der  sich  Lupuls 
Familie  eingeschlossen  hatte.  Zum  Entsätze  und  zur  Vertheidigung  der 
Burg  war  der  wilde,  heldenmüthige  Kosaken-Hetman  Timotheus,  der 
Lupuls  Tochter,  die  schöne  Roxanda,  zur  Frau  hatte,  mit  eigenen  Trup- 
pen wie  auch  mit  einer  Anzahl  Tataren  herbeigeeilt,  während  sich 
Lupul  selbst  anderwärts  um  Hülfe  umsah.  ^) 

Die  Scenen  nun,  die  sich  bis  October  des  Jalires  1653  inner-  und 
ausserhalb  der  Burg  von  Suczawa  zwischen  den  Belagerten  einerseits 
und  den  verbündeten  Moldauern,  Ungarn  und  Polen  andererseits  ab- 
spielten, mögen  hier,  so  wie  sie  uns  der  (Jhronist  Myron  Kostin  und 
der  Araber  Paul  von  Aleppo  schildern,  wiedergegeben  werden. 

a)  Nach  Myron  Kostin. 

„Stephan  Wodä  aber  verliess  laschi  .  .  und  zog  mit  seinen 
Truppen  nach  Suczawa,  wo  in  der  Burg  Suczawa  die  Famihe 
Wassilie  Wodäs  mit  allen  Schätzen,  von  den  Bojaren,  Thoma,  der  Hof- 
richter, welcher  80  Silmenen  und  60  deutsche  Söldlinge  bei  sich  hatte, 
und  einheimische  Büchsenmeisler  eingeschlossen  waren. 

Nachdem  Stephan  Wodä  nach  Suczawa  angekommen  war,  stie^r 
er  in  einem  Dorfe  in  der  Nähe  der  Stadt,  namens  ti^keia,  in  dem 
Hause  des  Logofeten  Toderaschko  ab;  dagegen  verschanzten  sich  um  die 
Burg  herum  seine  Sihnenen  und  eine  Anzahl  von  Ungarn,  und  sie 
hatten  auch  Geschütze  sowohl  von  Chotin  als  auch  aus  laschi  mitge- 
bracht und  begannen  gegen  die  Burg  loszuschlagen,  konnten  ihr  jedoch 
nichts  anhaben.  Von  allen  Seiten  scharte  sich  das  I  and  um  den  neuen 
Herrn;  aber  auch  Wassilie  Wodä  schlief  dort,  wo  er  war,  nicht. 

Nach  wenigen  Tagen  traf  die  Nachricht  ein,  dass  Ti'musch  bei 
Soroka  mit  9000  Kosaken  ins  Land  einrücke,  und  waren  d  e  Leute 
Wassilie  Wodäs  auch  auf  den  Hauptmann  Grumeadzä  gestossen,  der 
sich  mit  der  Vorhut  auf  den  Gefilden  von  Soroka  befand.  Stephan  Wodä 
wusste  sehr  wol,  dass  sich  Wassilie  Wodä  gegen  ihn  mit  so  geringer 
Streitmacht  nicht  begnügen  werde.  Demnach  sprach  auch  er  bei  Rakoczy, 
dem  Fürsten  von  Siebenbürgen,  und  bei  Kasimir,  dem  lechischen 
Könige,  vor,  denn  beiden  war  Wassilie  Wodä  wegen  des  mit  den  Ko- 
saken abgeschlossenen  Bündnisses  verhasst.  Daher  wurde  ihm  von  lla- 
koczy  sofort  Petki  Istfan  mit  allen  Seklern,  an  4000  Mann,  zugeschickt»' 


»)  Xenopol  A.  D.,  Lstoria  Rominilor.  lassi,  1891.  vol.  IV.  p.  2^6  sq. 

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^ur  Geschichte  von  Suczawa.  "^ 

vom  lechischen  Könige  dagegen  ein  Oberst,  der  bei  Kamieniec  stand, 
namens  Kondracki  mit  1000  berittenen  Lechen.  Er  schickte  ihm  folgen- 
den Hefchl :  Sollte  ein  Kosaken-Heer  über  die  Moldau  kommen,  so  solle 
er,  mit  den  Moldauern  sich  vereinigend,  allen  Ernstes  bemüht  sein,  sie 
in   Verwirrung  zu  bringen,  wie  es  sich  denn  auch  zugetragen  hat. 

Als  Stephan  Wodil  die  Annäherung  des  Kosaken-Heeres  an  den 
Prut-Fluss  merkte  und  erfuhr,  dass  Tataren  nicht  vorhanden  seien,  zog 
er,  da  er  wusste,  dass  Petki  Istfan  mit  dem  ungarischen  Heere  im  An- 
züge begriffen  sei,  nicht  gegen  Roman,  sondern  gegen  Kotnari;  er 
wollte  nämlich  den  Kosaken  irgendwo  an  einer  offenen  Stelle  an  der 
Jijia  den  Weg  versperren.  Bei  Kotnari  vereinigte  er  sich  mit  den  Un- 
garn, und  maschierte  auf  Stephäneschti  los,  indem  er  auch  die  Lechen 
erwartete.  Die  Ungarn  jedoch  wagten,  da  die  Polen  noch  ausblieben, 
nicht,  mit  den  Kosaken  zusammcnzustossen  und  so  zogen  die  Ungarn 
bei  Kokoreni  durch  den  Wald  gegen  Suczawa;  Stephan  Wodä  aber 
verblieb  auf  dem  gegen  den  Prut  hin  gebahnten  Wege  und  am  dritten 
Tage  traf  Kondracki  mit  1000  Lechen  ein. 

Sobald  Timusch  bei  der  Burg  angelangt  war,  begann  er  am 
zweiten  Tage  in  seinem  Uebermuth  die  Klöster  zu  plündern:  zuerst 
gieng  er  mit  Geschützen  auf  Dragomirna  los  und  bombardierte  es. 
Nachdem  sich  ihm  das  Klöster  ergeben  hatte,  wurden  alle  Kleinodien 
und  Gewänder  geraubt,  und  alle  Kaufleute,  soviele  sich  ihrer  daselbst 
eingeschlossen  hatten,  wie  auch  viele  Bojaren  ausgeplündert,  wobei  die 
Kosaken  Weiber  und  Mädchen  schändeten.  Nicht  wie  Christen,  sondern 
ärger  denn  Heiden  benahmen  sie  sich  in  jenem  Kloster,  und  hätte  Ti- 
musch noch  etwas  Zeit  gehabt,  so  wäre  kein  einziges  Kloster  ungeplün- 
dert  geblieben.  *) 

Nicht  nur  das  Kloster  Dragomirna,  sondern  auch  das  von 
Humor,  von  Putna  und  wahrscheinlich  auch  von  Petroutzi  wurde  durch 
Timusch  und  dessen  Kosaken  ausgeraubt.  Putna  anlangend,  berichtet 
uns  der  Chronist :  „Das  Blei  aber,  mit  dem  das  Kloster  Putna  bedeckt 
war,  nahmen  die  Kosaken  des  Timusch,  des  Schwiegersohnes  Wassilie 
Wodäs,  mit,  führten  es  nach  Suczawa  und  machten  daraus  Gewehr- 
kugeln zur  Vertheidigung  der  Burg  von  Suezawa.^^*) 

„Die  Truppen,  die  Stephan  Wodä  zu  Hülfe  gekommen  waren, 
sowohl  die  lechischen  wie  die  ungarischen,  marschierten  sofort,  nach- 
dem sie  sich  vereinigt  hatten,  die  Lechen  an  der  Spitze,  vorwärts 
und  machten,  nachdem  sie  durch  den  Wald  gezogen  waren,  am  Seret- 
Flusse,  in  dem  Dorfe  Grigoreschti,  halt.  Stephan  Wodä  hielt  dann  mit 
Petki  Istfan,  dem  Reitercommandanten  Ilakoczys,  und  mit  Kondracki, 
dem  Obersten  des  lechischen  Königs,  Kriegsrath.  In    der  Berathung  er- 


*)  Myron  Kostin  in :      Cronicele     Rom&niei    ed.    Kogälniceanu.    Bucuresci,  1872. 
tom.  I,  p.  889  sq. 

^  loan  Nekulcze    in :     Cronicele    Rom&niei    ed.    Kog&lniceanu.  Bucuresci,    1872. 

tom.  II,  p.  186. 

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26 


Professor  Josef  Fleifl(5heri 


suchte  Stephan  Wodä  Kondracki,  er  möge  die  Ehre  ihrerseits  annehmed, 
dass  bei  ihrem  gemeinsamen  Vorgehen  gegen  jenen  Feind  alles  auf 
seinen  Rath  hin  geschehe,  als  auf  den  eines  bewährten  Dieners  und 
eines  solchen,  der  die  Manier  und  Natur  der  Kosaken  kenne.  Kondracki 
dankte  für  die  Ehre,  die  ihm  von  Seiten  Stephan  Wodäs  zutheil  wurde 
und  richtete  zuerst  folgende  Ansprache  an  Stephan  Wodä  und  Petki 
Istfan  : «) 

„Kaiser  unter  Kaisern,  Könige  unter  Königen,  Herren  unter  Herren. 
Bojaren  unter  Bojaren  unterscheiden  sich  von  einander  durch  ihre 
höheren  Throne ;  auch  die  Diener  unter  einander  unterscheiden  sich, 
die  einen  mehr  als  die  anderen,  durch  die  ihnen  anvertraute  Ehren- 
stollung.  Obwohl  der  König,  mein  Gebieter,  durch  seinen  Thron 
höher  steht,  als  der  erlauchte  Fürst  von  Siebenbürgen,  so  ist  dagegen 
Herr  Petki  Istfan  bei  seinem  Gebieter  an  Ehre  höher  gestellt;  ich 
bin  bei  meinem  Gebieter  niedriger.  Ihm  wird  es  sich  gebühren,  den 
Oberbefehl  über  uns  zu  übernehmen,  und  wir  wollen  nach  seinem 
Befehle   handeln." 

„Als  ich  das  Stephan  Wodä  und  Petki  Istfan  übersetzte,  erwiderte 
dieser :  Obwohl  er  bei  seinem  Gebieter  Reitercommandant  sei,  so  bitte 
er  sogar,  dass  alles  nach  dem  Rathe  Kondracki's  geschehen  möge,  als 
dem  eines  Mannes,  der  bis  jetzt  soviele  Kriege  gegen  die  Kosaken  mit- 
gemacht habe  und  deren  Ordnung  und  Manier  kenne.  Als  Kondracki 
die  Antwort  vernommen  hatte  .  .  .  sagte  er:  „Da  mich  Ihre  Hoheiten 
erwählen,  dass  man  nach  meinem  Rathe  und  meiner  Ansicht  vorgehe, 
so  bitte  ich  demnach  Ihre  Hoheiten  zu  vernehmen,  welcher  Art  die 
Natur  jener  Truppengattung  ist,  und  wer  die  Kosaken  sind,  an  weichem 
Orte  und  wo  sie  jetzt  sind." 

,,Wenn  das  Kosaken-Heer  Schanzen  aufzuwerfen  beginnt,  nicht 
an  einem  Orte  vor  einer  Burg,  wie  diese  hier,  sondern  sei  es  an  irgend- 
einem Bache,  dann  ist  es  unbezwinglich.  Jetzt  sehen  wir,  haben  sie 
noch  keine  Verschanzungen  und  glauben  noch  nicht  recht,  dass  auch 
Lechen  hier  sind ;  wenn  sie  es  auch  bis  morgen  hören  sollten,  so 
werden  sie  es  doch  nicht  glauben.  Wer  ist  ihr  Oberhaupt?  ein  junger, 
unbessonnener  Mensch.  Es  ist  aber,  wollen  wir  uns  in  einer  Stunde 
dieses  Feindes  entledigen,  ausser  dem  Willen  Gottes  nothwendig,  dass 
wir  so  vorgehen." 

„Es  sollen  sich  die  Fahnenabtheilungen,  sobald  das  Heer  von 
dieser  Stelle  den  Bach  übersetzt  haben  wird,  sofort  in  Reih  und  Glied 
stellen,  es  solle  ein  jeder  die  Reihenfolge,  in  welcher  er  zu  marschieren 
habe,  kennen  und  seinen  Standplatz  nicht  verlassen.  Wir  Lechen 
werden  die  Front  einnehmen,  nach  uns  folgen  die  Truppen  Seiner 
Hoheit,  des  Fürsten  von  Siebenbürgen;  nach  den  ungarischen    Truppen 


•)  Myron  Kostin  sagt  an  dieser  Stelle :  „loh,  der  ich   dieses    hier    schreibe,    war 
bei  dieser  Auseinandersetaung  und  später  auch  bei  anderen  zugegeö.ll^^^l^ 


Zur  Geschichte  von  Suczawa.  ^' 

Seine  Hoheit  Stephan  Wodä  mit  seinen  Truppen ;  denn  stets   ziemt   es 
sich,  dass  die  Anführer  die  letzten  seien.  Es  ist,    wie    ich    merke,    von 
hier  an  ein  Eichenwald,  der  sich    eine    gewisse    Strecke    hinzieht.    So- 
lang'e  wir  durch  den  Eichenwald  ziehen  werden,    wird  das  Heer    lang- 
sam marschieren  ;  sobald  wir  aber  darüber  hinaus    sein    und    mit    den 
Truppen  ins  Freie  kommen  werden,  da  sollen  wir,  ohne  uns  aufzuhalten, 
Glied  an  Glied,  im  grossen  Pferdetraoe  vorrücken  ;  es    ist    kein    Grund 
zu  besorgen,  dass  uns  irgend  ein  Heer  auf  der  Ebene    entgegen    trete ; 
denn  sie  werden,  sobald  sie  uns    erblicken,    nichts    anderes    thun,    als 
sich  sofort  verschanzen.  Wir  wollen  also  alle  zugleich,  solange  sie  noch 
keine  Verschanzungen,  haben,  auf   sie    eindringen;    und    bei    einem    so 
eiligen  Vordringen  werden  auch    nicht    alle    Büchsen    abgefeuert;    was 
den   Umstand  anlangt,   dass    die   Burg   aus    den   Büchsen    und    Mörsern 
Feuer  abgeben    wird,    so  richten  jene    wenig    Schaden    im    Heere    an, 
besonders  wenn  es  sich  bewegt  und    nicht  in  gedrängten  Haufen  steht. 
Nicht  alle  Kug«ln,  die  abgefeuert  werden,  treffen,  denn  breiter   ist   der 
Kaum  auf  beiden  Seiten  des  Menschen,  als  jener,  den  er  selbst  einnimmt. 
Bei  uns  erzähll  man,  dass,  wem  es  beschieden  ist,  durch  eine  Kanonen- 
kugel zu  sterben,  dieser  immerhin  durch  Blitzschlag   zu  sterben    hätte. 
Ein    kleines  Ziel    ist    der    Mensch    mit   gezücktem    Schwerte;    und 
leichter  ist  es  dem  Schützen,  einen  Sperling    zu    treffen,  als  einen    be- 
waffneten Mann  zu  Jlosse.  Eile    -  richtig  ist  es  —  verliert  oft ;  oft  aber  siegt 
sie  auch.  Hier    thut    Eile   besonders    noth ;    durch    sie    sollen    wir    uns 
dieser  Art  von  Feinden  entledigen;  denn  bemühen    wir    uns   nicht   sie, 
bevor  sie   sich    mit    den    Verschanzungen    befestigen,    zu    zersprengen, 
können  wir    ihnen    nichts    anhaben,    weder    wir,    soviele    unser    sind, 
noQh  auch,  wenn  der    König  selbst,  mein  Gebieter,    und    Seine    Hoheit, 
der  Fürst  von  Siebenbürgen  kommen  sollten;  man  bedenke,  zu  welcher 
Verzögerung  dann  die  Sache  kommen  würde;  ausserdem    würde    unser 
langes  Verweilen    Mangel    an    Nahrungsmitteln    hervorrufen,    w^odur^h 
diesem  Lande  Schaden  und  grosser  Abbruch  erwachsen  wird.^' 

Diesen  Rath  ertheilte  Kondracki,  und  nachdem  sich  sowohl  Stephan 
Wodä  als  auch  Petki  Istian  mit  allem  einverstanden  erklärt  hatten, 
wurde  die  Versammlung  entlassen.  Am  zweiten  Tage,  ganz  in  der 
Frühe,  brach  dass  Heer,  sobald  es  an  Untiefen  über  den  Seret  gesetzt 
war,  zugleich  auf,  wie  es  eben  am  Abende  vorher  in  der  Berathung 
entschieden  worden  war.  Do^h  nur  einmal  hielten  sich  die  Ungai'n  an 
diese  Uebereinkunft,  bis  sie  nämlich  durch  den  Eichenwald  gezogen 
waren.  Nachdem  das  Heer  den  Eichenwald  passiert  hatte,  rückten  die 
Lechen  sofort,    wie    unter    Peitschen,    bei    Josghkani"')    gegen    die 


^  Vielleicht  soll  es  heissen  Boschkani,  wie  es  eiiie  alte  Handschrift  Myron  Ko- 
stins  bietet.  loschkani  und  Roschkani  konnte  von  den  Abschreibern  leicht  verwechselt 
werden  (fwmKaili,  PwUJKdHi).  loschkani  sucht  man  vergebens,  Roschkani  dagegen 
hegt  in  dem  Winkel,  der  von  dem  in  den  Seret-Fluss  einmündenden  Suczawa-Flusse 
gebildet  wird.  r~^^^r^T^ 

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^"  Professor  Josel  Fleischer: 

Burg;  sobald  aber  die  Ungarn  den  Eichenwald  verlassend  freie  Aus- 
sicl't  gewonnen  hatten  und  des  Scharmützels  der  Kosaken  mit  den 
Lechen  ansichtig  wurden  —  denn  Timusch  hatte  auch  200  Talaren  mit 
sich  —  da  machten  Petki  Istfan  und  Stephan  Wodä  auf  der  Stelle 
halt  Wie  die  Lechen  auf  die  Tataren  und  Kosaken  gestossen  waren, 
drängten  sie  sie  zu  Rosse  sogleich  zurück  und  standen  auf  einem 
Berge  oberhalb  des  Kosaken-Lagers  in  Reih  und  Glied,  das 
ungarische  Heer  und  Stephan  Wodä  mit  dem  einheimischen  Heere  er- 
wartend und  ohne  Unterlass  Abtheilungen  auf  Abtheilungen  absendend, 
dass  sie  schneller  kommen  mögen  ;  jedoch  vergebens.  Kondracki  wartete 
fast  zwei  Stunden  auf  die  Ankunft  der  Ungarn.  Als  er  aber  sah,  dass  er 
nichts  ausrichte,  schimpfte  er  laut  über  Petki  Istfan,  den  Reitercom- 
mandanten Rakoczys,  und  über  Stephan  Wodä  und  befahl  die  Kriegs- 
trompete erschallen  zu  lassen.  Daraulhin  rissen  sich  von  Petki  Istfans 
Heere  ungefähr  200  Köpfe,  sehr  brave  Leute,  und  von  den  Moldauern 
ebensoviele  los  und  rückten  gegen  die  Kosaken,  gerade  zur  Burg 
hin,  vor. 

Sobald  die  Kosaken  merkten,  dass  die  Lechen  da  seien,  begannen 
sie  auch  sofort  ringsum  ihr  Lager  Schanzen  zu  graben;  die  einen 
vertheidigten  sich  gegen  die  Lechen,  die  anderen  gruben  wacker  zu, 
und  in  einem  Augenblicke  hatten  sie  einen  Graben  aufgeworfen, 
der  —  wenn  auch  klein  —  doch  wenigstens  den  Pferden  ein  Hin- 
dernis war. 

Die  Lechen  rückten  zuerst  mit  Sturm  auf  das  Lager  an.  Als  sie 
jedoch  sahen^  dass  die  übrigen  Truppen  nicht  eintreffen,  zogen  sie  sich 
mit  den  Fahnen  durch  einige  Obstgärten  hinter  die  Häuser  der 
Tätäraschi  und  hinter  die  Kirche,  die  dort  stand,  zurück  und 
warteten  bis  zum  Abend;  dann  lagerten  sie  sich  gegenüber  der  Burg 
gegen  Ipoteschti  zu  auf  einem  Hügel  in  der  Nähe  der  Burg 
soweit  die  Kugeln  aus  der  Burg  reichten.  Gegen  Abend  kam  auch 
Petki  Istfan  mit  seinem  Heere  an  und  lagerte  sich  auf  einem  gegen 
J  o  s  c  h  k  an  i®)  hin  gelegenen  Hügel;  Stephan  Wodä  aber  lagerte 
sich  in  der  Nähe  der  Lechen.  Und  alles  dies  schreibe  ich  nicht  so, 
dass  ich  den  einen  oder  den  anderen  Theil  lobe,  sondern  genau  so, 
wie  es  sich  zugetragen  hat,  nicht,  dass  ich  dem  lechischen  Heere  Lob 
spende,  ich  habe  dafür  viele  Zeugen  aus  dem    Lande. 

Ueber  Nacht  errichteten  die  Kosaken  Verschan  zungen  und 
befestigten  das  Lager,  so  dass  nicht  daran  zudenken  war,  sie  noch  zu 
überwältigen.  Und  so  giengen  alle  vordem  gesprochenen  Worte  Kon- 
draokis  in  Erfüllung;  auch  stürmte  niemand  mehr  gegen  ihr  Lager  an, 
sondern  es  wurden  nur  Scharmützel  geliefert  und  sow  ohl  von  den  Tataren 
als  auch  von  Timusch'  Untergebenen  kamen  Leute  heraus.  Die  Tataren 
jedoch  blieben  nur  bis    am  dritten   Tage  und,   da  es  gegen   ihre   Natur 


^)  Vgl.  die  vorangehende  Anmerkung. 

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Zur  Geschichte  von  Suczawa. 


29 


gieng,  eingeschlossen  zu  sein,  so  bat  der  Märsak,  welcher  mit  ihnen 
bei  Timusch  war,  dieser  ipöge  sie,  ehe  sie  noch  ihre  Pferde  verlieren, 
entlassen.  Während  sich  jedoch  der  Märsak  anschickte  abzuziehen,  hieb 
ihm  Timusch  von  thierischer  Wutli  überwältigt  den  Kopf  ab  ;  die  Tataren 
aber  zogen  trotzdem  in  jener  Nacht  alle  aus  dem  Lager  ab  und  schlugen 
zuerst  ihren  Weg  nach  Norden  gegen  Czernowitz  ein 

Der  Ankunft  Timusch'  nach  Suceava  ist  erwähnt  worden  ;  sobald 
er  angekommem  war,  zog  er  auch  gleich  selbst  gegen  das  Kloster 
Dragomirna;  andere  Scharen  dagegen  machten  sich  der  Plünderung 
wegen  gegen  andere  Klöster  auf.  Timusch  aber  fand  Gelegenheit  um 
einen  Tag  früher  ins  Lager  einzuziehen.  Den  anderen  Kosaken-Scharen 
jedoch  zahlte  (lott  bald  den  Lohn  für  die  Plünderungen  seiner  heiligen 
Stätten  aus,  denn  es  war  das  Heer  Stephan  Wodäs  ausgezogen,  dass  es 
ihnen  den  Weg  versperrte,  und  es  giengen  viele  Scharen  vollends 
zugrunde. 

Nachdem  sich  Stephan  Wodä  mit  den  Truppen  um  die  Burg  ge- 
lagert hatte,  richtete  er  auch  gleich  gegen  das  Kosaken-Lager 
Geschütze,  soviele  er  hatte  ;  und  er  bombardierte  das  K  osaken- Lager 
mit  geringem  Verluste  auf  Seiten  der  Kosaken,  denn  allsogleich  hatten 
sie  Vertiefung^  n  in  der  Erde  gemacht ;  dann  liess  er  auch  zum  Schrecken 
der  Burg  die  Kanonen  in  die  Stadt  transportieren  und  von  der  Stadt 
aus  beschossen  sie  ausser  der  Burg  auch  das  Lager.  Zuerst  machten 
die  Kosaken  zu  Pferde  mit  Scharmützeln  verbundene  Ausfälle,  jedoch 
nur  durch  wenige  Tage  hindurch  ;  eines  Tages  stürmten  sie  aber  nach  ihrer 
Art  in  die  Stadt  auf  die  Geschütze  los  und  waren  nahe  an  dieselben 
gelangt,  so  dass  sie  eines,  das  ihnen  am  nächsten  war,  erfassten.  Jedoch 
auch  damals  kehrten  die  Kosaken,  von  den  Lechen  zurückgeworfen, 
in  ihr  Lager  zurück,  und  seit  der  Zeit  hielten  sie  sich  bloss  in  ihren 
Verschanzungen  und  stahlen  Pferdefutter  und  Wasser  von  der  Seite 
des  Suczawer-Flusses  her,  aus  dem  Thale,  bis  Kondracki  auch 
dorthin  vier  Fahnenabtheilungen  Lechen  schickte  und  die  Kosaken  auch 
von  jener  Seite  einschloss;  dann  verschoben  auch  die  Ungarn  einen 
Theil  ihrer  Truppen,  und  so  blieben  die  Kosaken  von  allen  Seiten  ein- 
geschlossen und  eingeengt. 

Während  dieser  Vorgänge  bei  Suczawa  zog  Kasimir,  der 
lechische  König,  mit  einem  Heere  von  40,000  Mann  gegen  die  Kosaken; 
Stephan  Wodä,  der  von  dem  Anrücken  des  Königs  Kunde  hatte,  schickte 
zu  ihm  Boten  mit  der  Bitte  um  Hilfe,  um  die  Kosaken  vor  der  Burg 
vertreiben  zu  können  ;  und  gleichfalls  um  jene  Zeit  schickte  er  auch  zu 
Kakoczy,  dem  Fürsten  von  Siebenbürgen  ;  von  beiden  kam  ihm  ohne 
Verzug  Hilfe.  König  Kasimir  sckickte,  als  ihn  die  Gesandtschaft  bei  HalicT 
am  Dniester  antraf,  sofort  den  Obersten  Dinof  mit  600  Deutschen,  vier 
Kanonen  und  einem  Mörser  ab;  von  Rakoczy  dagegen  rückte  dessen 
Hetman  Kemeni  lanosch,  mit  ungefähr  6000  Ungarn  heran.  Da  zuerst 
die  deutschen  Hilfstruppon  des  lechist^hen  Königs  eintrafen,  so  besetzten  ^ 


30 


Professor  Josef  Fleischer: 


sie  den  oberhalb  der  Burg  gelegenen  H(igel  jenseits  des  Weges, 
der  aus  der  Stadt  unter  der  Burg  vorbei  sich  hinzieht,  stellten 
die  Kanonen  und  den  Mörser  gerade  oberhalb  des  Lagers  auf  und 
eröfYneten  ein  sehr  starkes  Feuer  gegen  die  Eingeschlossenen,  so  dass 
sie  mit  den  Kanonen  und  dem  Mörser  auch  durch  die  Erdlöcher 
trafen  ;  und  jene  Kanonen  verkürzten  bald  nach  dem  gerechten  Gerichte 
Gottes  Timusch'  Tage  für  die  Plünderung,  die  er  den  Kirchen  verursacht 
hatte.  Nachdem  hierauf  Kemeni  Janosch  mit  dem  ungaris<;hen  Heere 
eingetroffen  war,  rückte  er  gegen  den  Platz  hin,  wo  auch  Petki  Istran 
gestanden  war,  und  schlug  das  ganze  ungarische  Lager  den  Kosaken- 
Versch  an  jungen  noch  näher  auf. 

Die  Koßaken  brieten,  von  Nahrungsnoth  aut  das  äusserste  bedrängt 
und  von  allen  Seiten  eingeschlossen,  die  Häute  todter  Pferde  und  ver- 
zehrten auch  Bundschuhe  und  Wurzeln.  Infolge  des  ununterbrochenen 
Wachens  waren  sie  ermattet  und  durch  die  Kanonen  stark  hergenommen. 
Timusch  wurde,  als  er  unter  seinem  Zelte  schlief,  von  einer  Kanonen- 
kugel getödtet:  obwohl  er  auf  dem  Boden  ausgestreckt  war,  hatte  ihn 
dennoch  die  Kugel  am  Fusse  getroffen  infolge  welcher  Verw^undung 
er  am  dritten  Tage  starb.  Nach  Timusch'  Tode  erhob  man  einen  ge- 
wissen Federowicz  zum  Hetman.  Doch  hatten  die  Kosaken  gar  keine 
Kraft,  schon  deshalb  nicht,  da  sie  bis  zur  Vernichtung  erschreckt  waren ; 
und  als  einst  zur  Nachtzeit  in  ihrem  Lager  Schrecken  entstanden 
war,  stürzten  alle  wie  die  Schafe  zur  Brücke  der  Burg,  und  da  dort 
die  Rückwärtigen  die  Vorderen  drängten,  stürzten  sie  von  der  Brücke 
in  die  Burggräben.  Viele  von  den  Kosaken  kamen  in  jener  Nacht 
infolge  des  Schreckens  um  ihr  Leben.  Hätte  man  bei  den  draussen 
Lagernden  von  dem  Schrecken,  der  unter  den  Kosaken  entstanden  war, 
gewusst,  so  wäre  damals  das  Lager  sicher  eingenommen  worden. 

Die  Deutschen  des  lechischen  Königs  hatten  drei  Tage  vor  Timusch' 
Verwundung  auf  die  kosakische  Verschanzung  einen  Angriff  gemacht. 
Um  die  Mittagszeit  war  es,  als  Dinof,  der  Oberst  der  Deutschen,  die 
Kosaken  ohne  Sorge  wähnend,  den  Lochen  sowohl  als  auch  den  Ungarn 
zu  wissen  that,  dass  sie,  sobald  sie  seine  Trommel  hören  würden,  von 
allen  Seiten  vorrücken  sollten,  wenn  er  mit  seinen  Leuten  gegen  die 
VersQh  anzungen  anstürmen  werde.  Und  so  geschah  es :  denn 
es  rückten  die  Deutschen  vor  und  hatten  mit  dem  ersten  Angriffe  von 
den  Kosaken  ein  gutes  Stück  Verschanzung  erobert;  da  aber  die 
Ungarn  und  die  Unsrigen  von  anderen  Punkten  aus  nicht  hineilten,  um 
den  Kosaken  Schrecken  einzuflössen,  so  brachen  alle  Kosaken  rait 
Timusch  selbst  gegen  jene  Stelle  auf,  wo  sich  die  Deutschen  festgesetzt 
hatten,  und  nicht  durch  Ge^vehrfeuer,  sondern  mit  Pflöcken,  Wagen- 
deichseln und  mit  am  Laufe  gefassten  Gewehren  drängten  sie  die  Deutschen 
von  den  Verschanzungen  zurück ;  und  als  sie  den  Deutschen 
oberhalb  eines  Abgrundes,  wo  der  Weg  aus  der  Stadt  unterhalb 
der    Burg    hinansteigt,  nachstürzten,    da  kamen  einige   Deutsche   bei 


t^uT  Geschichte  von  Sucza%vä.  "* 

jenem  Abgrunde  um,  so  dass  die  Leiber  der  Deutschen  infolge 
jenes  AngrifTes  am  Abgrunde  dicht  einer  neben  dem  andern  zu  liegen, 
kamen. 

Der  lechische  König,  gegen  den  auch  der  mit  dem  Chan  verbundene 
Hetman  Chmielnicki  ausgezogen,  war  nach  Kamieniec  angekommen ;  da 
aber  Chmielnicki  von  dem  Anrücken  oder  der  Ankunft  des  Königs  nach 
Kamieniec  noch  nichts  wusste,  so  bat  er  den  Chan,  eine  Anzahl  tatarischer 
Truppen  auszuwählen,  um  sie  schleunigst  mit  Wassilie  Wodä  abzusenden, 
um  diesem  seine  Gemahlin,  das  Vermögen  und  den  Sohn  aus  der 
Gefangenschaft  zu  befreien.  Der  Chan  gab  Wassilie  Wodä  in  Serim 
Beis  Obhut  und  schickte  ihn  bei  Sovoka  ab.  Da  jedoch  in  jenen  Tagen  die 
\or  der  Burg  befindlichen  Kosaken,  ausgehungert  und  herabgekommen, 
sich  nicht  mehr  halten  konnten  so  trafen  sie  mit  Stephan  Wodä  und 
mit  Kemeni  Janosch  ein  Uebereinkommen ;  denn  Kondracki  war  krank 
nach  Kamieniec  abgezogen  und  starb  bald  darauf.  Die  Kosaken  übergaben 
die  Burg  mit  der  Gemahlin  und  dem  ganzen  Vermögen  Wassilie 
Wodäs  und  dessen  Sohn,  Stephanitza,  in  die  Gewalt  Stephan  Wodäs ; 
und  so  zogen  sie,  soviele  ihrer  übriggeblieben  waren,  nachdem  sie  sich 
von  den  Ungarn,  von  den  Unsrigen  und  von  den  Lechen  Pferde  gekauft 
hatten,  mit  wenigem  Gepäcke  ab  ;  von  der  Burg  zogen  sie  gleich  durch 
die  Stadt,  dann  längs  des  Suczawa-Flusses  hinunter  gegen  Sereth 
von  den  Leuten  Stephan  Wodäs  geleitet,  um  in  Frieden  hinzuziehen. 
Und  so  endete  der  Kosaken-Krieg  unter  der  Burg  von  Suczawa.') 

b)  Nach  Paul  von  Aleppo. 

Die  Kosaken  zogen  Ende  Juli  unter  dem  Commando  Timofeis, 
des  Sohnes  Ichmils,  über  den  Dniester,  zersprengten  dortselbst  die 
ungarischen  und  moldauischen  Wachposten,  welche  die  Grenze  be- 
wachten, und  nahmen  ihren  Weg  gegen  die  Burg  S  o  z  a  o  (Suczawa), 
um  der  Besatzung  Hülfe  zu  bringen.  Sie  warfen  Schanzen  rings 
um  die  Burg  auf  und  leiteten  in  jene  der  Befestigung  wegen  einen 
Bach  hinein,  der  daselbst  fliesst.  Sie  hatten  20    Kanonen  mit  sich. 

Sobald  der  neue  Bei  über  ihre  Annäherung  Kunde  erhalten  hatte, 
entfernte  er  sich  von  der  Burg.  Die  Kosaken  zogen  in  dieselbe  ein. 
Da  machte  er  neuerdings  kehrt  und  umzüngelte  s  i  e  von  allen  Seiten 
mit  Feinen  Truppen,  deren  Zahl  sich  zu  jener  Zeit  auf  40,000  Mann 
belief.  Die  Kosaken  waren  nur  14,000  Marin  stark.  Der  Kampf  der  in 
der  Burg  befindlichen  Kosaken  mit  den  Truppen  des  neuen  Bei  er- 
folgte ununterbrochen.  Timofei,  Ichmils  Sohn,  kam  täglich  aus  der 
Burg  heraus  und  tödtete  die  Feinde  zu  Tausenden.  Niemand  konnte 
sich  ihm  entgegenstellen,  so  tapfer  und  ein  so  gewandter  Reiter  war 
er !  In  der  That,  er  war  der  tapferste  Mann  der  Welt,  und  kein  anderes 


•)  Mjrron    Kostin  in:     Cronicele     Romftniei   ed.    Kog&lniceanu.  Bucnresci,    1872. 
fonu  If  p.  ÖiO  sqq.  ~ 

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^Google 


ää 


Prozessor  Josef  Fleisclier: 


Beispiel  derartiger  Mannhaftigkeit  und  Kraft  weist  uns  die  Geschichte 
auf.  Jeden  Tag  verliess  er  auf  seinem  weissen  Rosse,  das  er  besonders 
liebhatte,  mit  wenigem  Gefolge  die  H  u  r  g,  verwundete  und  hieb 
ganze  Scharen  von  Feinden  nieder  und  wandte  sicli  dann  zur  Flucht. 
Eines  Tages  machte  er,  wie  es  uns  glaubwürdige  Leute  mittheilen, 
mit  seiner  eigenen  Hand  1300  Deutsche  (V)  nieder.  Er  schoss  mit  den 
Pistolen  zuerst  mit  der  Rechten  dann  mit  der  Linken,  hieb  und  stiess 
mit  dem  Säbel  herum,  dann  feuerte  er  seine  Flinte  ab.  Mit  einem 
Worte,  er  machte  von  allen  Waffen,  mit  denen  er  stets  vollauf  ver- 
sehen war,  Gebrauch  bis  er  alle  Feinde  niedermachte.  Der  Aga  der 
Schatzkammer  und  der  Kapigi-Bascha,  die  von  Konstantinopel  gekommen 
waren,  um  den  Dingen  eine  für  den  Sultan  günstige  Wendung  zu  geben 
und  sich  in  der  Umgebung  dos  neuen  Bei  befanden,  waren  Zeugen 
dieser  WalTencrfolgo  und  waren  über  Timofeis  Gewandtheit  im  Reiten 
und  dessen  Tapferkeit  sehr  erstaunt.  Niemand  konnte  ihn  mit  der 
Flinte  oder  mit  anderen  Waffen  trelTen,  denn  mit  Blitzesschnelle  ver- 
barg er  sich  unter  dem  Bauche  seines  Rosscs. 

Eines  Tages  ward  Timofei,  als  er  in  seinem  Zelte  in  den  Ver- 
schan  Zungen  lag  und  Wein  trank,  am  Fusse  durch  eine  Bleikugel 
der  Lechen  verwundet  worden.  Diese  waren  dem  George  Stephan  aus 
llass,  den  sie  gegen  Ichmil,  dessen  Sohn,  und  das  ganze  Kosaken -Volk 
hegten,  zu  Hülfe  gekommen.  Da  sie  ihn  also  hassten,  so  zielten  sie 
nur  auf  ihn,  bis  sie  ihn  trafen.  Die  Wunde  war  tödtlich  und  Timolei 
gab  nach  wenigen  Tagen  seinen  Geist  auf. 

Von  da  an  wurde  die  Lage  der  Kosaken  infolge  des  Todes  ihres 
Führers  und  Vertheidigers  sowohl  inner-  als  auch  ausserhalb  der  B  u  r  g 
eine  schlimme,  die  Wassilie  Lupuls  aber  eine  vollends  verzweifelte. 
Seine  Gemahlin  und  alle  aus  ihrer  Umgebung  verfielen,  da  sie  nun 
keinen  Trost  mehr  gewärtigten,  aus  einem  Kummer  in  den  anderen. 
Timofeis  Leichnam  ward  einbalsamiert  und  in  einen  ganz  mit  Sammt 
überzogenen  Sarg  gelegt.  Besonders  herb  war  die  Nachricht  für  seinen 
Vater  und  Schwiegervater.  Nicht  lange  vor  seinem  Tode  ward  er  ver- 
ständigt, dass  seine  Gattin  zweier  Knaben  —  Zwillinge  —  entbunden 
worden  sei. 

Timofei  hat  das  armenische  Kloster  von  S  a  z  a  o  (Suczawa) 
zerstört  und  alle  Priester,  Mönche  und  Armenier,  die  dortselbst  Zuflucht 
gesucht  hatten,  niedergemacht.  Er  brachte  ihre  Habe  und  Kleinodien, 
deren  Menge  äusserst  gross  war,  in  seinen  Besitz.  Nur  mit  Gold  allein 
füllte  er  2  Fässer  an.  Ruhm  ihm  und  seiner  Tapferkeit  und  seinem 
Versprechen,  das  er  bei  seinem  Einzüge  in  die  Moldau  unserem  Ge- 
bieter, dem  Patriarchen  abgegeben  hatte,  dass  er  deshalb  gekommen 
sei,  um  seinem  Schwiegervater  wieder  zum  Throne  zu  verhelfen  und 
die  heilige  Kirche  aus  den  Händen  ihrer  Feinde  zu  befreien ! 

In  der  Burg  herrschte  grosse  Hungersnoth,  so  dass  man  gezwungen 
war,  Pferdefleisch  zu  essen.  Das  Elend  hatte    8igh^.^jJ^r(^muthlosen  Ver- 


2ur  Geschichte  Von  SuczawA.  3*^ 

theidiger  bemächtigt,  und  es  kam  weder  von  Wassilies  noch  von 
Ichmils  Seite  Hülfe.  Von  Hunger  gedrängt,  baten  sie  George  Stephan 
um  Frieden,  der  ihn  ihnen  unter  Eidesleistung  auch  gewährte.  Er 
g-estattete  ihnen  sorglos  in  ihr  Vaterland  zurückzukehren.  Sie  nahmen 
den  Sarg  ihres  verstorbenen  Führers,  ihre  Habseligkeiten  und  Waffen 
mit  sich  und  zogen  ab. 

Der  neue  Bei  verjagte  die  Fürstin  und  deren  Kinder  und  alle 
Bojaren,  die  in  der  Burg  waren,  und  trotz  seines  eidlichen  Verspre- 
chens, ihnen  kein  Leid  zufügen  zu  wollen,  Hess  er  viele  derselben  nie- 
derhauen. Die  Fürsten  und  ihre  Söhne  hielt  er  unter  Bewachung  in 
einem  Städtchen  gefangen  und  beherrschte  das  unermessliche  Vermögen 
seines  Vorgängers. 

Doch  siehe,  was  damals  zwischen  Wassilie  und  Ichmil  in  der 
Folge  noch  vorfiel.  Sobald  Ichmil  über  die  Lage  der  Kosaken  und  aller 
in  der  Burg  Belagerten  Kenntnis  erhalten  hatte,  sammelte  er  auf  Was- 
silies Bitten  hin  40.000  Mann  seiner  Kosaken,  denen  sich  28.000  Mann 
Tataren  anschlössen.  Einer  der  Tataren-Sultane,  „Wesier  Alchan'^ 
(Kaigan,  Stellvertreter  in  Abwesenheit  des  Chans),  namens 
Scherif-Bei,  war  mit  Wassilie  verwandt,  da  er  eine  Schwester  der  Ge- 
mahlin Wassilies  zur  Frau  hatte.  Scherif-Bei  selbst  hatte  sich  aufgemacht, 
um  Wassilie,  der  sich  zu  derselben  Zeit  auch  mit  Ichmil  alliiert  hatte, 
Hülle  zu  bringen.  Als  sie  in  die  Moldau  bis  an  den  Prut,  der  14  Stunden 
Aun  Jaschi  entfernt  ist,  gelangt  waren,  begegneten  sie  den  Kosaken 
die  von  der  Burg  zurückkehrten,  und  von  diesen  erhielten  sie  über 
deren  Einnahme  Kunde.  Eiligst  wandten  sie  sich  sogleich  zur  Hückkohr 
in  ihr  Vaterland :  Wassilie,  sagten  sie,  hat  uns  versprochen  uns  zu 
bezahlen,  jedoch  .seine  Reichthümer  sind  ihm  genommen  ;  kann  er  uns 
«lemnaeh  noch  etwas  geben?*'') 

II. 

Die  Münzstätte  Ton  Suczawa. 

Nach  D.  A.  Sturdza,  dem  Vater  der  rumänisrhon  Numismatik,  sind 
folgende  Fürsten  durch  Münzen  repraesentiert : 

I.  Ein  unbekannter  Fürst     .      .      .  durch  eine  Species, 
II.  Bogdan  (1348—1365) 


III.  Petru  Muschat  (1375-1391)  .      . 

IV.  Roman  (1391—1394)     .      .      .      . 
V.  Stephan  (1396) 

VI    Alexander  der  Gute  1401—1433) 


zwei 

eine 
ajht 


••)  Paul  of  Aleppo.  The  travels  of  Macarius,  patriarch  of  Antioch.  Translat.  from 
the  Arabic  by  F.  C.  Belfour.  2  Vol.  Lond.  1829—1836.  Vol.  I  findet  sich  theilweise  ins 
Rumänische  übersetzt  in:  Archiva  Kom&neascä  sub  r^  lui  M.  KogÄlnicean.  la^il, 
1H62.  tom.  II,  p.  140-184,  und  darnach  (p.  157-160)  wurde  die  hier  gegebene  deutsche 
Uebersetzung  gemacht. 

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^"^  Prof. >s*.or    JoKof  Fl.i-olitr: 

VII.  Iliasch  il433i durch  drei  Si>ecies, 

VIII.  iliasch  und  Stephan  (1435-144^1       „         eine 

IX.  Alexander  (1448— 144t»,  1451  bis 

1455i ,,         7Avei 

X.  Bo^dan  (1449-1491) eine 

XI.  Stephan  der  Grosse  11457-1504)  „  drei         „ 

XII.  Bogdan  (1504—15171    .      .      .      .  „  eine         ., 

XIII.  Stephanitza  (1517— 1527|  .      .      .  ,,  zwei 

XIV.  Peter  Raresch  (1527—1538,  1541 

bis  1546) „ 

XV.  Stephan  Lokustä  (1538—1540)    .      „  „ 
XVI.  Alexander   Liapuschneanul   (1552 

bis  156J,  1563  — 156G)  .      .      .      .      „         eine        „ 
XVII.  Despot  (1561—1568)      .      .      .      .      „         vier 
XVIII.  loan     Wodä    der    Schreckliche 

(1572—1574) ,,         zwei        „ 

XIX.  Stephan  Räsvan  (1595)      .      .      .      „         eine         ,, 
XX.  Estratie  Dabija  (1662-1666)  ,      .      „  „  „") 

Es  haben  also  nach  den  bisher  bekannt  gewordenen  moldauischen 
Münzen  zu  urtheilen,  XX  Fürsten  Geld  —  theils  mit  slavischen  theils 
mit  lateinischen  Legenden  in  41  Species  prägen  lassen. 

Wenn  es  daher  Schmidt  infolge  der  Verschiedenheit  fremder 
Geldsorten,  die  zur  Zeit  Alexander  des  Guten  (1401 — 1433)  den  grossen 
und  reichen  Waaren Umtausch  vermittelten,  wahrscheinlich  erscheint 
dass  es  damals  in  Suczawa  noch  keine  eigene  Münzstätte  gegeben 
habe,  *^)  so  kann  ich  ihm  hierin  nicht  beipflichten,  da  in  einer  durch 
Handel  blühenden  Stadt,  wie  es  zu  jener  Zeit  Suczawa  war,  unbedingt 
auch  fremde  Münzsorten  cursieren  mussten,  andererseits  aber  Münzen 
von  Alexander  dem  Guten  selbst,  sowie  von  fünf  Vorgängern  desselben, 
in  zusammen  15  Species,  bekannt  sind  Die  Wahrscheinlichkeit  spricht 
also  eher  dafür,  dass  in  Suczawa,  der  Haupt-  und  Residenzstadt  der 
Moldau,  schon  frühzeitig  eine  Münzstätte  existiert  habe.  Leider  fehlen  uns 
diesbezüglich  ausdrückliche  Nachrichten,  und  was  wir  über  die  Münz- 
stätte von  Suczawa  wissen,  gehört  späteren  Zeiten  an. 

Der  erste  Fürst,  von  dem  wir  mit  Bestimmtheit  wissen,  dass  er 
in  Suczawa  Münzen  prägen  Hess,  ist  Heraklides  Despota  (1561  — 1563i, 
Dieser  Fürst  berief,  sei  es  aus  dem  Grunde,  dass  sich  damals  einheimische 
Münzmeister  in  der  Moldau  nicht  fanden  sei  es,  dass  er  nur  fremde 
Kräfte  (Künstler  und  Gelehrte)  an  seinen  Hof  bescheiden  wollte,  einen 
Sachsen  aus  Siebenbürgen,  namens  Wolfigangius,  nach  Suczawa.  Dieser 
waltete  nicht  nur  unter  Heraklides  sondern  auch  unter  dessen  Nachfolger 
Stephan  Tomscha   zur  Zufriedenheit  beider  Fürsten  seines   Amtes    und 


>•)  Sturdza  D.  A.  in:  Hasdeu  B.  P.,  Etymologicum  magnum  Romaniae.  Bucuresc 
1893.  tom.  III,  fascic.  I,  pag.  2434  saq. 

")  Schmidt  W.,  8uczawa*s  nistoriscbe  Denkwürdigkeiten.  Cxemo\iit£,  1ST6 
p.  26  sq. 

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Zur  Geschichte  von  Siiczawa.  '^^^ 

erfreute  sich  seitens  derselban  auch  eines  genug  ßrrossen  Vertrauens. 
Das  Material,  woraus  WoHTgangius  seinem  Fürsten  die  zum  Theile  zur 
Auszahlung  der  Löhne  an  die  Miethstruppen  bestimmten  Geldmünzcn 
herstellte,  waren  verschiedene,  aus  den  einzelnen  Kirchen  des  Landes, 
der  Metropolitankirche  von  Suczawa  und  der  Klosterkirche  von  Slatina 
oder  der  von  Pängäratzi  gewaltsam  genommene  Werthgegenstände,  wie  : 
silberne  Leuchter,  vergoldete  und  mit  theueren  Steinen  besetzte  Silber- 
kreuze u.  s.  w.  Was  Heraklides'  Münzen  selbst  anlangt,  so  sind  diese 
alle  bei  Sturdza  genau  abgebildet  und  beschrieben.  ^^)  Bis  jetzt  sind 
deren  vier  Species  bekannt  geworden,  worunter  auch  Thaler,  die  zu 
Heraklides'  Zeit  zum  ersten  Male  in  der  Moldau  geprägt  werden.  Die 
Fabrik  scheint  sich  in  der  Burg  und  zwar  in  demjenigen  Theile  der- 
selben befunden  zu  haben,  der  der  Miroutzer-Kirche  zugekehrt  ist; 
dafür  sprechen  die  zahlreichen,  mit  runden  Löchern  oder  noch  mit 
Münzstempeln  versehenen  Metallblechabfälle,  Schlackenstücke,  Kohlen 
u.  s.  w.,**)  falls  nicht  alle  diese  Überbleibsel  einer  späteren  Zeit  zuzu- 
weisen sind. 

Im  Folgenden  soll  nun  das,  was  fremde  und  einheimische  Geschichts- 
schreiber über  diese  Einrichtung  in  Suczawa  —  Stadt  oder  Burg  — 
unter  dem  Fürsten  Heraklides  gelegentlich  erwähnen,  zusammengestellt 
werden ;  ihnen  habe  ich  das  darüber  soeben  Mitgetheilte  entnommen. 

„Es  waren  dies  einige  vergoldete,  mit  kostbaren  Steinchen  besetzte 
nicht  mehr  durch  die  Reliquien,  die  sie  enthielten,  als  durch  das  Alfer 
selbst  als  heilig  betrachtete  Silberkreuze.  Diese  Hess  Despota  aus  den 
Heiligthümern  nehmen,  einschmelzen  und  zu  Geld  prägen,  wobei  sein 
Bild  den  Münzen  eingegraben  wurde  "  ^^) 

„  .  .  .  .  ob  etwa  in  jene  Klöster,  deren  hochheilige  Tempelplätze 
er  ausgeplündert  habe.''  '°) 

„Überall  seien  die  Heiligthümer  geplündert  worden,  die  heiligen 
Kreuze  und  die  übrigen  Denkmähler  der  Frömmigkeit  der  Vorfahren 
der  ruchlosen  Habsucht  gewichen.'^  *') 

„Um  daher  die  Soldaten  zufriedenzus! eilen,  Hess  Despota  aus  dem 
Kloster,  das  Alexander  im  Hochgebirge  hatte  erbauen  lassen  und  mit 
königlicher  Freigebigkeit  beschenkt  hatte,  einen  Candelaber  von  überaus 
grossem  Geweichte  wegnehmen,  ihn  einschmelzen  und  daraus  Münzen 
prägen,  auf  die  kurz  darauf  auch  anderes  Geld  folgte,  das  durch  den 
Fleiss  der  Quaestoren  von  den  Provinzialen  eingetrieben  wurde.  So 
wurde   diese  Geldnoth  eine  Zeitlang  behoben,  und  wurden  die  Soldaten 


»•J  Sturdza  1.  c.  p.  2240  sq.  unter  34,  35,  36,  37 ;  und  Tab.  C  unterl,  2,  3,  4. 
^*S  Romstorfer  C.  A.  in:  Bukowiner  Nachrichten.  Czemowitz,  1894  Nr  2131,  p.  3. 
»*)  Gratiani  A.  M.,  de  loanne    Heraclide    Despota  .  .  .Varsaviae,  5.  1759.   p.    181 
(nach  der  Ausgabe  Legrands,  Paris  1889). 
»«)  Gratiani  1.  c.  p.  206. 

»')  Gratiani  1.  c.  p.  188.  r^^^r^T^ 

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^"  i^rofessor  Josei  Meischer: 

in  die  Winterquartiere  in  Szozavia  vertheilt,  wo  gewöhnlich  der  Sitz 
des  Fürsten  der  Moldau  zu  sein  pflegte/^  '^l 

„  .  .  .da  er  das  überaus  berühmte  Weihgeschenk  jenes  ehrwürdigen 
Kh)sters,  dessen  oben  Erwähnung  geschehen  ist,  habe'  einschmelzen 
lassen,  dass  den  fremden  Soldaten  die  Solde  ausbezahlt  wurden.''  ''i 

„Nachdem  ....  Despota  nach  Szozavia  zurückgekehrt  war,  trat 
an  ihn  .  .  .  ein  gewisser  Wolflgangius  heran,  ein  Meister,  ein  Mann  aus 
Siebenbürgen,  der  der  Gewohnheit  gemäss  —  denn  er  prägte  Münzen  — 
ohne  weiters  zugelassen,  ihn  heimlich  mahnte,  er  möge  sich  vor 
Nachstellungen  hüten."  ^^) 

„Nur  mit  Mühe  wirkte  ihm  auf  Grund  vieler  Bitten  WolfTgangius, 
der  Goldschmied,  der,  wie  wir  oben  erwähnten,  Despota  an  den  Hinter- 
halt aufmerksam  machte,  das  Leben  aus ;  denn  seiner  Kunst  wegen 
stand  er  (WolfTgangius)  auch  bei  diesem  (princeps  Tomssa)  in  Ansehen, 
da  kein  anderer  da  war,  der  Münzen  schlagen  sollte."  ^') 

„Dann  aber  entliess  er  alle  Truppen  zur  Überwinterung,  jedoch 
mit  wenigem  Solde  ;  denn  zunächst  hatte  er  daran  gedacht,  dass  ihnen 
je  ein  Goldducaten  per  Mann  ausgezahlt  werde,  und  da  dieses  Geld 
nicht  rascher  eingetrieben  werden  konnte,  so  Hess  er  einen  Arm  —  und 
einige  Silberleuchter,  die  Alexander  Wodä  in  der  Metropolitan-Kirche 
hatte  anfertigen  lassen,  einschmelzen,  dass  er  daraus  den  Heeressold 
mache.  Mit  dem  Gelde  also,  das  er  aus  dem  Silber  der  Kirche  hatte 
prägen  lassen,  und  damit,  was  aus  dem  Lande  eingetrieben  worden  war, 
zahlte   er  den  Söldlingen  die  Löhne."  '^^) 

„Despot  Wodä  .  .  .  beraubte  auch  die  Kirchen,  die  Gotteshäuser, 
da  er  die  Silbergeräthe  nahm  und  daraus  Geld  machte."  ^^) 

„Und  aus  den  Leuchtern  der  Metropolie,  den  silbernen,  die  von 
Alexander  Wodä  Läpuschneanul  mit  vielem  Kostenaufwande  hergestellt 
worden  waren,  wurde  Geld  gemacht."  ^*) 

„Despot  Wodä  aber  täuschte  sich,  obwohl  ihm  viele,  besonders 
Lupul  Sasul  ,  den  er  herbeigeholt  hatte,  dass  er  Geld  präge  —  denn 
er  war  Meister,  die  rumänische  Sprache  wohl  beherrschend  —  riethen, 
sich  zu  hüten."  ^^) 

„Er  (Despota)  Hess  der  erste  in  dieser  Provinz  Silbermünzen,  die 
man  Thaler  nennt,  prägen."  ^^) 

»«)  Sommerus  I.,  Vita  Jacobi  Despotae  .  .  Viteb.  1587,  p.  25  sq.  (nach  der 
Ausgabe  Legrands,  Paris  1889». 

»^)  1.  c.  p.  83.  Alexander  L&puschneanul  lässt  1557  das  von  ihm  erbaute  Kloster 
Slatina  durch  den  Metropoliten  Gngorie  ausweihen.  Auch  das  Kloster  Pängäratzi  ist 
von  dem  genannten  Fürsten  (1560)  erbaut  woi-den.  An  eines  die<ier  Klöster  wird 
Sommerus  gedacht  haben. 

»»)  1.  c.  p.  43. 

")  1.  c.  49. 

««)  Nikolai  Kostin  in:  Cronicele  Bom&niei  ed,  Kog&lniceanu.  Bucuresci,  1872. 
tom.  I,  p.  437. 

")  1.  c.  p.  439. 

«*)  1.  c.  p.  439. 

»)  1.  c.  p.  441. 

•«►)  Timon,  p.  158  (citiert  nach:  Schmidt  W.,  Suczawas  histor^enkw.jp.  124). 

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Zur  Geschichte  von  Suczawa. 


37 


Ob  die  von  Sturdza  abgebildete  und  beschriebene  Münze  Alexander 
Liäpuschneanuls '^)  aus  dessen  erster  (i552— 1561)  oder  zweiter  Regie- 
rungszeit (15G3 — 1566)  stamme,  lässt  sich  zur  Zeit  nicht  ausmachen. 
Wenn  nun  nach  Läpuschneanul,  Heraklides  und  Tomscha  eine  Zeit  von 
ungefähr  100  Jahren  lang  Suczawas  als  Münzstätte  nicht  mehr  aus- 
drücklich erwähnt  wird,  so  ist  es  immerhin  aus  dem  Grunde  wahr- 
scheinlich anzunehmen,  dass  dort  auch  fernerhin  Münzen  geprägt 
\v  urden,  weil  auf  uns  Geldstücke  von  Joan  Wodä  dem  Schrecklichen 
(1572  —  1574)  und  von  Stephan  Räsvan  Wodä  1595)  gekommen  sind.  ^®) 
Jedoch  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  dass  mit  der  Verlegung  der  Residenz 
von  Suczawa  nach  Jaschi  1572  durch  Alexander  Läpuschneanul  nunmehr 
auch  die  Landesmünzen  nicht  mehr  in  Suczawa,  sondern  in  Jaschi  oder 
anderswo  geprägt  wurden. 

Erst   zu    Beginn    der   zweiten    Hälfte   des    17.  Jahrhunderts    finden 
wir  in   Suczawa  abermals    eine   Münzstätte  erwähnt.     Eustratie   Dabija 
(1662  — 1666)  hatte  sie  hier  wieder  errichtet.  Dies  bezeugt  uns  Nikolai  Kostin. 
„Dabija   Wodä  hat   auch   eine  Fabrik   zur  Erzeugung  von  Kupfer- 
münzen in  Suczawa  errichtet."  '^^) 

Noch  ausführlicher  berichtet  hierüber  Nikolai  Muste: 
„Es  befand  sich  in  der  Burg  Suczawas  eine  Münzfabrik,  die  von 
Dabija  Wodä  errichtet  war  und  Schaläi  aus  Kupfer  erzeugte,  die  nur 
hier  im  Lande  kursierten,  vier  Schaläi  einen  guten  Ban  ausmachend.*'  **') 
Die  Münzen,  Schaläi  oder  Solidi  genannt,  wurden  also  in  der 
Burg  geprägt.  Ein  solcher  Schaläu  (Solidus)  aus  Dabija  Wodäs  Münz- 
stätte befindet  sich  in  der  numismatischen  Sammlung  der  rumänischen 
Akademie,  ^')  eine  genaue  Beschreibung  und  Abbildung  desselben  gibt 
Sturdza:  „lOHAN.  ISTRAT.  D.  V.  V.  SOLIDVS.  SAG.  B.  M.  D.  18" 
ist  hiernach  die  Legende  einer  solchen  Münze.  *^)  Münzmoister  zur  Zeit 
des  genannten  Fürsten  war  ein  gewisser  Engki  Zlätariul,  der  in  folgen- 
der, ungefähr  aus  dem  Jahre  16*6  stammender  Urkunde  angeführt 
erscheint : 

„Nämlich  ich  Georgitzä  Zlätariul,  Vater  des  Enaki  Zlätariul  und 
wir  Bürgen  des  Enaki  Dawid,  Vorstandes  der  Kaufleute,  und  Thudor 
Kämänariul  und  Dumilraschku  Bräschoweanul  und  andere  Kaufleute,  un- 
trefähr  30  Leute,  schreiben  und  bezeugen  mit  diesem  unseren  Scheine, 
wie  Enaki  Zlätariul  Münzmeister  gewesen    und    beim    F'ürsten,    Seiner 


*0  Sturdza  1.  c.  p.  244U  unter  8:^  und  Tab.  C,  5. 

«)  1.  c.  p.  2441  sq.  unter  ;J8,  :J1)  und  Tab.  C,  (i,  7. 

»)  Nikolai  Kostin  1.  c.  tom.  II,  p.  4. 

»«j  Nikolai  Muste,  in:  Cronicole  Rom&niei,  ed.  Kogftlniceanu.  Bucuresci,  187*2 
tom.  II l  p.  0;  Sadok  Ban^cz,  p.  175  (citiort  nach:  Schmidt  W.,  Suczawas  historische 
Denkw.  p.  178  . 

^')  Hasdeu  B.  P.,  Etymologicum  magnum  Ronianiae.    Bucui-esci,  1896.    toni.   III, 

^*^*^-  ^>  P-  5^^«-  oi.^        .       in        ^.unw  DigitizedbyGoOQle 

»*)  Sturdza  1.  c.  p.  2442  unter  40  und  tab.  C.  8.  ^  ^  O 


3"  Professor  Joset  Fleischer: 

Hoheit  Eustratie  Dabija  Wodä,  in  eine  grosse  Schuld  gerathen  ist  ;  dieser 
warf  ihn  ins  Gefängnis,  in  den  Kerker,  und  er  hatte  Seiner  Hoheit 
dem  Wodä,  1000  Thaler  zu  geben ;  demnach  giengen  wir  alle  hin. 
dass  wir  ihn  aus  dem  Kerker  in  unsere  Bürgschaft  nähmen,  dass  er 
verkaufe,  was  er  habe,  um  das  fürstliche  Geld  zu  zahlen  ;  und  er  tbat 
es  nicht,  sondern  er  machte  sich  auf  und  floh  nach  Raschkow  ins 
Kosakenland/'  ^^) 

In  einer  anderen,  von  Duka  Wodä  um  das  Jahr  1670  ausgestellten 
Urkunde  begegnen  wir  dem  lürstlichen  Münzmeister  Alexander : 

„  .  .  .  und  zeigten  uns  einige  Bescheinigungsurkunden  vor,  zu- 
nächst eine  von  vielen  guten  Leuten  und  Bojaren  ausgestellte  Urkunde, 
nämlich  von  Andoka,  der  Kellermeister  gewesen,  und  Pinte  Pitariul 
und  Paskai  Korlai,  dem  Urkundner,  und  Alexander,  dem  fürstlichen 
Münzmeister.  .  ."^*) 

Schliesslich  erwähnt  Joan  Nekulcze  unter  den  Bojaren  und  Dienst- 
leuten des  Fürsten  Dimitrie  Kantemir  (1710—1711)  auch  den  Joan  Bä 
narul,  vel  Kapitän,  der  hierauf  im  russischen  Heere  starb.  ^*)  Zwischen 
Mileanka  und  Balintzi,  3  Stunden  von  Dorohoi  entfernt,  befindet  sich 
auf  dem  Felde  ein  mit  einer  Inschrift  versehener  Stein,  auf  dem  u.  a.  an- 
geblich Joan  Bänarul  zu  lesen  ist.*^) 

Die  unter  Dabija  Wodä  erzeugten  Kupfer-Schaläi  hatten,  wie 
schon  oben  angedeutet  worden  -  da  vier  Schaläi  bloss  einen  Ban 
(=  Pfennig)  ausmachten  —  einen  nur  geringen  Wert  und  waren  nach 
Angabe  des  Chronisten  Nikolai  Muste  wahrscheinlich  deshalb  auch  nur 
in  der  Moldau  im  Umlaufe :  trotzdem  aber  vernehmen  wir,  dass  sie 
auch  ins  Ausland  Eingang  fanden,  wo  sie  grosses  Unheil  stifteten. 

Es  ist  merkwürdig,  dass  diese  kleine  Münze  in  der  Finanz- 
geschichte Polens  eine  grosse  Holle  gespielt  hat.  Der  zeitgenössische 
Schriftsteller    Pasek  .  .  .  erzählt  uns  unter  dem  Jahre   1662: 

„Durch  die  Speculation  einiger  polnischer  Unterthanen  wurden 
damals  in  Polen  moldauische  Schaläi  (szel^gi  wolowskie)  eingeführt, 
durch  deren  Auswechslung  eine  grosse  Menge  Silber-  und  Goldmünzen 
e  portiert  wurde,  eine  That,  für  die  jene  Speculanten  nicht  verdienen 
den  Namen  Polen  zu  führen,  und  eine  schwere  Verantwortung  vor 
Gott  werden  abgeben  müssen:  denn  jene  moldauischen  Schaläi  .te 
woloskie  szel^gii  verursachten  unter  den  Leuten  grosse  Verarmung, 
Verzweiflung  und  Mord.  Von  Lemberg  beginnend  schlugen  sich  die 
Leute  dieser  Schaläi  wegen ;  darauf  aber  zogen  sie  sich  aus  Klein- 
Polen  zurück  und  nisteten  sich  in  Gross-Polen   ein,    sich    bis    an    den 


")  Hasdeu  1.  c.  p.  :5096. 
")  l.  c. 

»0  Vita  Constantiiii  Cantemiri  Moscoviae,  177.'^.  p.  lilS  (nach  Hasdeu  B  P.,  Etyiii. 
magn    Rom.  Bucuresci.  1S06    tom.  III,  fasc.  4,  p.  8096);  loan  Nekulqze  1.  c.,p.  332. 
^")  Mündliche  Mittheilung  des  Herrn  Dr.  Krämer  aus  I>orohoi.jOOQlC 


Zur  fTcschicht^'  von  Suczawa. 


39 


Oder-Fluss  und  das  Haltische  Meer,  gerade  wie  eine  schreckliche  Eidechse, 
verbreitend.^^ 

Auch  unter  Dabijas  Nachfolger,  lliasch  Wodä  (1666  —  1669)  scheinen 
zu  Suczawa  Schaläi  erzeugt  worden  zu  sein,  denn  die  oben  über  die 
Suczawer  Münzfabrik  angeführte  Bemerkung  Nikolai  Mustes  gehört 
schon  der  Regierung  des  letzteren  Fürsten  an  und  lässt  uns  daher  den 
Schluss  ziehen,  dass  auch  dieser  in  der  von  Dabija  in  der  Burg  er- 
richteten Münzstätte  arbeiten  liess.  Dafür  spricht  auch  der  Umstand, 
dass  noch  zu  den  Jahren  1670  und  1710  (1711)  die  Münzmeister  Alexan- 
der Bfinarul  und  Joan  Bänarul  erwähnt  werden.  Ist  die  soeben  bezüglich 
lliasch  Wodäs  gemachte  Bemerkung  richtig,  so  waren  dieser  und  Da- 
bija Wodä  die  letzten  moldauischen  Fürsten,  die  in  Suczawa  klingendes 
Geld  erzeugen  Hessen.  Von  lliasch  Wodä  können  wir  dies  auf  Grund 
der  Bemerkung  des  Chronisten  behaupten,  von  Dabija  Wodä  aber 
ausserdem  noch  aul  Grund  der  bekannt  gewordenen  Münze  (Schaläu) 
dieses  Fürsten.  ^®)  Von  nun  an  erwähnen  die  einheimischen  Chronisten 
weder  einer  Münzstätte,  noch  auch  dass  in  der  Moldau  Münzen  ge 
prägt  wurden. 

Die  im  vorigen  Jahre  an  den  Ruinen  der  Burg  vorgenommenen 
Grabungen  haben  einige  Hundert  Münzen  zu  Tage  gefördert,  unter 
denen  sich  auch  solche  befinden,  die  uns  deutlich  beweisen,  dass  da- 
selbst auch  fremde  Münzen  —  merkwürdiger  Weise  schwedische  —  er- 
zeugt wurden.  Dass  diese  nicht  in  die  Burg  verschleppt  sondern  dort 
geprägt  worden  sind,  geht  aus  dem  Umstände  hervor,  dass  man 
während  der  Grabungen  Metallblechüberreste  gefunden  hat,  aus 
denen  die  Münzen  entweder  noch  gar  nicht  oder  nur  theilweise  oder 
gänzlich  ausgestanzt  sind.  Die  bis  jetzt  dort  aufgefundenen  Exemplare 
gehören  der  Zeit  Gustav  Adolfs,  Christinens,  Carls  u.  a.  an.^**)  Was 
der  Grund  gewesen  sein  mag,  dass  sich  Schweden  seinen  Bedarf  an 
Kupfermünzen  gerade  in  der  Burg  von  Suczawa  erzeugen  liess,  ist  bis 
zur  Zeit  noch  unbekannt.  Waren  derzeit  in  Suczawa  tüchtigere  Meister 
und  die  Herstellung  des  Fabrikates  eine  minder  kostspielige  als  in 
Schweden?  Oder  waren  diese  Münzen  etwa  Fälschungen?  Holten  wir, 
dass  die  in  diesem  Jahre  abermals  unter  der  bewährten  Leitung  des 
in  jeder  Beziehung  verdienstvollen  Directors  der  Czernowitzer  Staats- 
gcwerbeschule,  Herrn  C.  A.  Romstorfer^  fortzusetzenden  Nachgrabun- 
gen an  der  Suczawer  Fürstenburg  weitere  Funde  für  die  Beleuchtung 
der  Münzstätte  derselben  ans  Tageslicht  fördern  werden. 


")  Hasdeu  1.  c.    p.  3188. 

'•)  Nach  Sturdza  1.  c.  p.  244*2  ist  mit  Dabija  Wodä  die  Reihe    der   moldauischen 
Fürsten,  die  Geld  prägen  liessen,  abgeschlossen. 

»•)  Komstorfer  1.  c.  p.  8.  r^ a 

^  ^  DigitizedbyLriOOgle 


Skythische 
Alterthümer  in  der  Bukowina. 

Von  P.  Koineckc,  ßerlin. 


ll^l  eber  die  Ausdehnung  des  Verbreitungsgebietes  der  skythischen 
^^=* Alterthümer  Südrusslands,  speciell  über  ihre  westliche  Grenze, 
herrschten  bis  vor  kurzem  noch  sehr  unbestimmte  Vorstellungen.  Die 
Funde  skythischer  Provenienz  häuften  sich  in  der  Nähe  der  griechischen 
Emporien  an  der  Nordküste  des  schwarzen  Meeres,  während  sie  in 
grösserer  Entfernung  vom  Pontus  immer  seltener  und  spärlicher  wurden. 
Wiederholte  Nachgrabungen  in  den  Gubernien  Kiew  und  Poltawa, 
welche  in  neuerer  Zeit  stattfanden,  brachten  uns  Aufschluss  über  die 
nördliche  und  nordöstliche  Grenze  der  russischen  Skythentumuli;  A^eiler 
nach  dem  Nordosten  zu  treffen  wir  erst  wieder  an  der  Kama  und  in 
Sibirien,  vom  Ural  bis  zum  Baikalsee,  in  grosser  Zahl  skythische  Alter- 
thümer, und  zwar  nur  solche,  welche  einfach  aus  Bronze  oder  Eisen 
hergestellt  und  in  roher  skythischer  Weise  verziert  sind,  nicht,  wie  es 
im  Pontusgebiete  häufig  der  Fall  war,  mit  reichem  Schmuck  von 
Künstlerhand,  in  Werkstätten  griechischer  Goldschmiede  verfertigt. 

Für  die  Westgrenze  der  skythischen  Denkmäler  hat  sich  jüngst 
die  überraschende  Thatsache  ergeben,  dass  sie  in  einem  ganz  anderen 
Lande  zu  suchen  sei,  als  man  früher  hätte  vermuthen  dürfen  ').  In 
Siebenbürgen  und  im  mittleren  Theissgebiet  wurde  in  letzter  Zeit  eine 
Reihe  von  Gegenständen  bekannt,  welche  völlig  den  Typen  entsprechen, 
wie  sie  in  Sibirien,  an  der  Kama  und  in  der  nordpon tischen  Steppe  als 
specifisch  skythischen  Ursprunges  gelten. 

Auch  am  Aussenrande  der  Karpathen,  in  Oitgalizien,  in  der  Unke 
wina  und  in  Rumänien,  fehlen  diese  characteristischen  Alterthümer  nicht 
Diejenigen,  welche  aus  Rumänien  stammen,  werden  seit  langem  im 
Museum  zu  Bukarest  aufbewahrt,  jedoch  s'nd  bedauerlicherweise  über 
ihren  Fundort  nähere  Angaben  nicht  vorhanden  und  deshalb  müssen 
sie  vorläulig  für  uns  nur  von  untergeordnetem  Werthe  bleiben.  Unter 
den  wenigen  prähistorischen  Funden,  welche  bisher  erst  in  der  Bukow  ina 


»)  Vüigl.  Archaeologiai  Ertesitö,  N.  F.,  XllI  und  XIV,  Budapest  1898  und  l^lM: 
Elhiiologi.sche  Mittliciluiigen  aus  Uiigain,  IV,  Budapest  1895;  Züitschrilt  für  Ethnologie. 
XXVIII,  Berlin  IStiü  ;  eine  neue  Ilcihe  skythischer  FuDde  aus  Ungarn  wu*d  demnächst 
im  Arch.  Etsesitö  pubücirt  werden  "  Digitized  byGOOgle 


Skyihische  Alterthümer  in  der  Bukowina. 


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gemacht  wurden,  giebt  es  zwei,  welche  unbedingt  als  skythisch  anzu- 
sprechen sind.  Dazu  komnit  noch  ein  grosserer  derartiger  Fund  aus 
Ostgalizien.  Bei  dem  spärlichen  archäologischen  Material,  welches  diese 
beiden  Länder  bis  zur  Stunde  geboten  haben,  erscheint  uns  die  Anzahl 
der  skythischen  Objecte  immerhin  gross  genug,  um  die  Vermuthung 
aussprechen  zu  können,  dass  diese  Funde  als  Anzeichen  eines  längeren 
Aufenthaltes  skythischer  Stämme  hierselbst  aufzufassen  sind. 

Unbekannter  Provenienz,  sicher  jedoch  in  der  Bukowina  gefunden, 
ist  ein  Bronzespiegel  (Fig  1),  welcher  aus  dem  archäologischen  Cabinet  der 

Franz-Josefs-Uni  vevsität 
in  das  Bukowiner  Lan- 
desmuseum kam.  Er  be- 
steht aus  einer  massig 
grossen  Scheibe,  mit 
langem  Griff;  der  Griff 
muss  bei  der  Auffindung 
des  Stückes,  über  welche 
keine  näheren  Nach- 
richten vorliegen,  be- 
reits abgebrochen  ge- 
wesen sein,  denn  heute 
ist  er  mit  drei  Kupfer- 
nieten (die  Nietlöcher 
sind  auf  der  Abbildung 
wiedergegeben)  in  roher 
Weise  am  Spiegelrund 
befestigt.  Die  dickge- 
gossene und  ziemlich 
schw^ere  Scheibe  hat 
einen  Durchmesser  von 
130  mm,  die  eine  Seite 
ist  ganz  eben,  auf  der 
anderen  ist  der  Rand 
kräftig  auf  5  mm  Stärke 
verdickt  An  der  Stelle, 
wo  ursprünglich  der 
Griff  sass,  ist  auf  20 
mm  Länge  dieser  Rand 
(Fig.  1).  ausgespart,  und  zugleich 

sind  hier  die  freien  Enden  der  Verdickung  etwas  weniger  hoch  und  abge- 
schrägt. Auf  der  Abbildung  sind  beide  Theile  isolirt  dargestellt,  um 
die?e  Verhältnisse  und  die  ehemalige  Gestalt  besser  zu  veranschaulichen. 
Der  Griff  mu?s  zuvor  noch  einmal  abgebrochen  gewesen  sein,  da  auf 
der  ebenen  Rückseite  des  8j)iegelrunds  an  der  Bruchlläche  zwei  Niet- 
löcher erkennbar  sind.     Die  Länge  des  llachen  Griffes  beträgt  141   mmg 


i* 


a 


42 


P.   Htjinet'ke : 


Das  obere  Ende,  durch  drei  moderne  Kupferstilte  verunstaltet,  ist  be- 
trächtlich verbreitert,  bis  auf  27  mm  ;  dann  folgt  ein  langer,  dreige- 
theilter  Pfeiler  von  50  mm  Länge  und  15  mm  Breite,  unten  mit  einer 
ringförmigen  Verdickung  abschliessend.  Das  freie  Ende  des  Griffes  geht 
in  einen  plump  modellirten  Widderkopf  mit  schmalem  Halse  aus. 

Die  Grundform  dieses  Spiegels  und  seiner  zahlreichen  Verwandten  *) 
aus  der  südrussischen  und  westlichen  Skythensphäre  ist  eine  einfache 
Bronzescheibe  mit  besonders  angesetztem,  breitem  Griff  aus  Bein,  Holz 
oder  mit  Gold  plattirtem  Metall,  oder  mit  kurzem  breiten  Ansatz  für 
einen  derartigen  Griff,  eine  Form,  welche  völlig  verschieden  von  der 
bekannten  etruskischen  und  römischen  ist  und  direct  auf  griechische 
Vorbilder  hinweist.  Derartige  Spiegel  werden  in  den  Skythengräbern 
sehr  häufig  gefunden.  Vorgeschrittenere  Typen  zeigen  Scheibe  und 
Griff  aus  einem  Stück,  gegossen  und  oberflächlich  ciselirt,  wobei  der 
Griff  mehr  oder  minder  reich  gegliedert  und  in  echt  skythischer  Weise 
mit  Widderkopf,  einem  wolfähnliehen  Thier  oder  einem  hockenden 
Cerviden  verziert  ist  Auch  diese  Spiegel  sind  relativ  oft  gefunden 
worden,  namentlich  im  westlichen  Skythengebiet. 

Unser  Exemplar  aus  der  Bukowina  gehört  zur  letzteren  Kategorie. 
Ursprünglich  sind  Griff  und  Scheibe  als  ein  Stück  gegossen  worden. 
Seltsamer  Weise  ist  heute  am  Rande  des  oberen  Griffendes  nur  auf  der 
einen  Hälfte,  wie  in  der  Abbildung  auch  angedeutet  ist,  eine  Bruch- 
fläche wahrzunehmen,  die  andere  Hälfte  ist  ganz  glatt,  ohne  Spuren 
einer  Verletzung ;  wahrscheinlich  dürfte  in  alter  Zeit  beim  ersten  Zer- 
brechen der  Rand  geglättet  worden  sein,  bevor  der  Griff  an  der  Scheibe 
durch  Bronzestilte  befestigt  wurde.  Das  zweimalige  Zerbrechen  und 
Festnieten  hat  den  Spiegel  so  entstellt,  dass  wir  heute  kaum  mehr  uns 
ein  klares  Bild  von  seiner  ursprünglichen  Gestalt  machen  können.  Wir 
bilden  umseitig  (Fig.  2a  und  2b)  den  Bronzespiegel  von  Fej6rd  (Sieben- 
bürgen), welcher  sich  im  kunsthistorischen  Hofmuseum  zu  Wien  be- 
findet, ab,  um  eine  gewisse  Vorstellung  von  dem  einstigen  Aussehen 
unseres  Stückes  zu  geben.  Am  nächsten  scheint  unserem  Exemplar 
ein  Spiegel  aus  einem  Skythenkurgane  bei  Guläi-Gorod  (unweit  Smela, 
Kreis  Tscherkask,  Gub.  Kiew)  ^)  zu  stehen  ;  bei  beiden  bildet  den  Ab- 
schluss  des  Griffes  ein  ungeschickt  modellirter  Widderkopf,  dann  folgt 
der  cannelirte  Pfeiler,  welcher  ohne  Absatz  in  die  glatte  verbreiterte 
obere  Fläche  übergeht.  Wenn  wir  freilich  heute  auch  keinen  Anhalt 
mehr  dafür  besitzen,  wie  eigentlich  das  verbindende  Stück  zwischen 
Scheibe  und  Griff  beschaffen  gewesen,  ob  nicht  etwa,  wie  wir  es  auch 
an    dem    Exemplar    von    Fej^rd    und    zahlreichen    anderen    sehen,   ein 

»)  Nähere  Literaturaiigaben  über  diese  Spiegel  in  Zeitschr.  f.  Ethn ,  XXVIII, 
1896,  p.  21-23;  ebend.  Verhandl.,  p    (25l)-(*J52. 

^)  Graf  A.  Bobrinsky:  Die  Kurgane  und  zufälligen  Funde  bei  Smela  etc.  (niss.),  St. 
Petersburg  1887,  Taf.  VIII,  3;  eine  schlechte  Reproduction  dieses  Stüctes  auch 
in  der  Zeitschrift  L'Anthropologie,  VI,  Paris   1895,  p.  328,  Fig    6.        C^r^r^nio 

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Skythische  Alterthümer  in  der  Bukowina 


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hockender  Hirsch,  auf  dessen  Geweih  das  Spiegelrund  ruht,  ein  sehr 
beliebtes  skythisches  Motiv,  dazwischen  gefügt  war,  so  lässt  sich 
wenigstens  aus  den  Proportionen  der  beiden  Theile  entnehmen,  dass 
einst  der  obere  Abschnitt  des  Griffes  nur  um  w-eniges  länger  als  in 
seinem  jetzigen  Zustande  sein  konnte.  Offenbar  war  das  nun  fehlende 
Stück  eben,  ohne  Verzierung,  und  zwar  eine  directe,  sich  wieder  etwas 
ver^chmälernde  Fortsetzung  der  heute  noch  vorhandenen  Verbreiterung, 
genau  so,  wie  es  am  Spiegel  von  Guläi-Gorod  und  einigen  anderen  der 
Fall  ist.  Allerdings,  eine  Schwierigkeit  bliebe  dann  immer  noch  zu 
lösen,  nämlich  wie  sich  der  Griffansatz  zu  dem  kräftig  verdickten  Rande 
der  Scheibe,  welcher  nur  auf  20  mm  ausgespart  ist  und  hier  eine 
eigenthümliche  Abschrägung  zeigt,  verhält.  Hierüber  weiss  ich  an  der 
Hand  der  mir  bekannten  Gegenstücke,  welche  sämmtlich  noch  einen 
auf  die  Scheibe  überspringenden  gegossenen  Abschnitt  zeigen,  und 
der  in  russischen  Publicationen  enthaltenen  Abbildungen,  die  leider 
derartige  Details  nicht  bringen,  keine  befriedigende  Antwort  zu  geben. 
Der  zweite  Fund  skythischer  Alterthümer  stammt  aller  Wahr- 
scheinlichkeit   nach    aus    einem    Grabe.     Aus    Satulmare    (Bezirk     Ra^ 


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P.  Reinecke: 


dautz)  *)  besitzt  das  Bukow  iner  Landesmuseum  einige  Bronzepfeilspitzen 
von  einer  Form,  welche  von  den  Txpen  der  Bronze-  und  Hallstattperiode  in 
Mitteleuropa  gänzlich  verschieden  sind.  Angeblich  wurden  diese  Spitzen 
in  einer  alten  Schanze  gefunden,  nach  den  Nachforschungen  jedoch, 
welche  Gustos  Szombathy  im  Jahre  1894  in  Satulmare  unternahm,  ist 
es  ziemlich  gewiss,  dass  sie  aus  einem  Grabe  mit  grosser  Steinpackung 
herrühren  ;  ich  vermuthe,  dass  es  sich  hier  um  einen  theilweise  abge- 
tragenen oder  sonst  wie  unkenntlich  gewordenen  Tumulus  handelt,  da 
ja  in  Südrussland  die  Skythengräber  stets  von  einem  Kurgan  bedeckt 
sind  und  Kurgane  in  der  Bukowina  häufig  vorkommen  Ein  Theil  der 
Bronzepfeilspit/en  ist  zu  einem  Klumpen  zusammengeschmolzen.  Die 
Spitzen  sind  zweierlei  Art  (Fig.  3a  und  3b):  dreiflüglige  oder  vielmehr 
dreikantige,  die  eine  Schärfe  zu  einem  kurzen 
Widerhaken  verlängert,  und  zweiflüglige  blatt- 
förmige, am  Schaft  mit  einem  kräftigen  Wider- 
haken; beide  Typen  sind  mit  Schafttülle  versehen. 
Der  Umstand,  dass  diese  Spitzen  in  grösserer 
Zahl  und  zum  Theil  zusammengeschmolzen  aufge- 
funden wurden,  spräche  schon  allein  für  die  An- 
nahir^e,  dass  sie  aus  einem  Grabe  stammen.  Ihre 
Formen  deuten  direct  auf  skythische  Provenienz. 
,  hin,  da  wir  in  den    Skythenkurganen  Südrusslands 

— '• — -  und    in    einigen    skythischen    Grabfunden     Sieben- 

(Fig.  3a  u.  3b).  bürgens  identische  Stücke  antreffen,  während  sie 
im  Westen,  in  den  Gentren  der  Hallstattkultur,  und  namentlich  die 
characteristisch  gestalteten  zweilappigen  in  Blattform,  auf  welche 
wir  das  Hauptgewicht  legen,  fehlen.^)  In  Südrussland  kommen  sie  in 
skythischen  Kurganen  mit  Bestattungen  des  fünften  bis  dritten  Jahr- 
hunderts V.  Ghr.  vor,  und  zwar  in  der  Regel  in  grosser  Zahl,  sowohl 
in  den  Fürstongräbern  mit  den  wunderbaren  Schätzen  edelster  grie- 
chischer Goldschmiedekunst,  wie  in  den  weniger  kostbar  ausgestatteten, 
nur  einfache  Waffen  und  Gebrauchsgegenstände  des  täglichen  Lebens 
enthaltenden  Beisetzungen.  Weiter  sind  sie  aus  Ungarn  und  Siebenbürgen, 
aus  dem  Gebiete  an  der  Kama  und  aus  Sibirien  in  grosser  Zahl  bekannt. 
Es  dürfte  kaum  ausgeschlossen  sein,  dass  diese  Pfeilspitzen,  und 
wie  Gustos  S/.ombathy  eruiren  konnte,  noch  ein  Thongefäss  und  eine 
lange  (vermuthlich  eiserne)  Lanzenspitze  nicht  die  einzigen  Beigaben 
des  zerstörten  Kurgangrabes  waren.  Leider  gelang  es  nicht,  in  Satulmare 
andere  Mittheilungen  über  etwaige  Funde  bei  den  nachträglich  heimlich 
Angestellten  Nachgrabungen  durch  die  Grundbesitzer  zu  erhalten. 

M  Mitth.  der  k.  k.  Central-Cominission,  N.  F.,  XVI,  1890,  p.  09-70;  XVII,  ISiM, 
p.  82;  Mitth.  der  Anthrop  Ges.  in  Wien.  XXIV,  1804,  Sitz -Ber.  p  (200)— (2ui);  Zeit*jchr. 
des  Bukowiner  Landesniuseums,  18Ö3,  p.  tiO-  Gl;  1895,  p.  2i?— 28. 

*)  JNäheres  über  diese  Pfeilspitzen  in  Zeitschr.  f.  Ethnologie,  XXVJII,  1890, 
p.  20 — 21;  bezüglich  des  blattförmigen  T^'pus  werden  weiteie  Zusammeust^llungeD 
demnächst  im  Arch.  Eitesitö  erscheinen.  Digitized  by  v 


Ökyttiisciie  Alterthümer  in  der  Bukowina.  ^^ 

In  Verbindung  mit  diesen  Alterthümern  aus  der  Bukowina  haben 
wir  noch  kurz  einen  Fund  aus  Ostgali/ien,  welcher  in  der  archäolo- 
gischen Sammlung  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Krakau  aufbe- 
wahrt wird  ^),  zu  besprechen.  Auf  der  Flur  „mohylki"  bei  Sapohowo 
an  der  Cyganka  (Bezirk  Borszczow)  wurde  vor  langer  Zeit  eine  ganze 
Anzahl  skythischer  Gegenstände  entdeckt.  Es  heisst  zwar,  dass  sie 
nicht  aus  Gräbern  oder  einem  Grabe  herrühren  sollen,  aber  der  Gosammt- 
character  des  Fundes  weist  unzweifelhaft  auf  ein  skythisohes  Begräbniss, 
auf  einen  zerstörten  Kurgan,  hin.  Echt  skythische  Typen  unter  diesen 
Alterthümern  sind:  ein  grosser  schwerer,  roh  gegossener  Spiegel  mit 
langem  cannelirten  Grifl*,  zwei  kleine  runde  Bronzescheiben,  gleichfalls 
Spiegel,  aber  wohl  mit  einem  besonders  angesetzten  Griff  aus  Holz 
oder  Knochen,  massenhaft  dreikantige  Bronzepfeilspitzen,  ein  grosser 
Metallkessel  mit  hohem  Fuss^)  und  kleine  Spiralringe  mit  breitem 
scheibenförmigen  Ende.  Einige  Eisenpfeilspitzon,  ein  dickes,  siebartig 
durchlöchertes  Bronzeblech,  Emailperlen,  ein  Thonwirtel  u.  s.  w.  sind 
weniger  bezeichnend 

Diese  eben  beschriebenen  Funde  aus  der  Bukowina  und  Ost- 
galizien  halten  w  ir,  trotz  ihrer  geringen  Anzahl,  für  hochbedeutsam,  weil 
sie  uns  die  Nordwestgrenze  des  ehemaligen  Skythengebietes  repräsentiren. 
Ich  war  früher  im  Zweifel,  ob  wir  z.  B.  den  Fund  von  Sapohowo  so 
erklären  dürften,  und  vermuthete  bezüglich  der  skythischen  Denkmäler 
in  Siebenbürgen  und  Oberungarn,  dass  sie  zum  Theil  auf  dem  Handels- 
wege, <^der  nur  durch  einen  Vorstoss  skythischer  Horden  nach  dem 
Westen,  welcher  keine  dauernde  Niederlassung  zur  Folge  hatte,  nach 
Ungarn  gekommen  seien  Und  zwar  glaubte  ich  diesen  Alterthümern, 
oder  vielmehr  ihrer  Uebertragung  nacli  dem  Westen,  eine  nur  verhält- 
nismässig junge  Zeit,  das  vierte  bis  zweite  Jahrhundert  v.  Chr.,  die 
erste  Hälfte  unserer  im  Westen  uns  so  geläufigen  La  Teneperiode,  ein- 
räumen zu  können.  Eine  Reihe  von  bisher  unbekannt  gebliebenen 
Denkmälern  aus  Siebenbürgen  und  Ungarn,  zwingt  jedoch  zu  einer 
anderen  Annahme,  indem  sie  uns  den  Nachweis  liefern,  dass  Skythen 
längere  Zeit  hindurch  dauernd,  vielleicht  schon  seit  dem  sechsten 
Jahrhundert  v.  Chr.,  in  jenen  Ländern  wohnten.  Das  Nämliche  gilt 
auch  für  die  Bukowina  und  Ostgalizien,  und  die  allmähliidi  fort- 
schreitende archäologische  Durchforschung  dieser  Gebiete  wird  holYentlich 
binnen  kurzem  genügendes  Material  liefern  und  uns  ermöglichen,  diese 
Verhältnisse  auch  für  die  Länder  am  Aussenrande  der  Karpathen  noch 
genauer  und  exacter  zu  studiren,  als  es  heute  bei  der  beschränkten 
Anzahl  von  archäologischen  Funden  hierselbst  der  Fall  sein  kann. 


«,  Zeitschr.  f.  Ethn.,  XXVIIl,    1896,  p.  8—9;  eine  eingehende  Publication  dieses 
Fandes  steht  bevor. 

«)  Dieses  Stück  wurde  jüngst  erst  als  ssum  Funde    von  Sapohowo  gehöriÄ^rkannt., 

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Die  IxippoWaner  in  der  Buk:o\Viiia. 

"Oon  Dr.  9ohann  PokH  in  Cxornowii«. 


L 

Geschichte  ihrer  AiiHiedeluiig. 

Itpile  unter  dem    Namen    der    Lippowaner    oder    Philippowaner    be- 

^^  kannte  Secte  der  russisch-orthodoxen  Kirche  kommt  heute  ausserhalb 

Russlands  auch  noch  in  der    Türkei,    in  Bulgarien,    Rumänien,    Oester- 

reich  und  Preussen  vor.  In  Oesterreich  bewohnt  sie  fast  aussjhliesslich 

das  Herzogthum  Bukowina. 

In  der  Bukowina  waren  L»ppow^aner  schon  vor  der  österreichi- 
schen Besitzergreifung,  und  zwar  zu  Stupka  im  Gerichtsbezirke  Suczawn 
sesshaft.  Sie  scheinen  daselbst  sogar  sehr  zahlreich  gewesen  zu 
sein,  denn  dieses  Dorf  führte  damals  auch  den  Namen  Lipovan.*)  Alle 
diese  Lippowaner  wurden  bei  dem  Ausbruch  des  russisch-türkischen 
Krieges  im  Jahre  1768  aus  ihrer  Ruhe  auTgeschreckt.  Aus  Furcht,  von 
den  siegreich  vordringenden  Russen  als  Ausreisser  fortgeschleppt  zu 
werden,  ergriffen  sie  die  Flucht  ^)  Die  Rückkehr  stand  ihnen  dann 
erst  offen,  als  die  von  ihnen  vordem  bewohnten  Gegenden  von 
den  Russen  geräumt  und  in  den  Besitz  Oestorreichs  übergegangen 
waren. 

Thatsächlich  sind  im  Jahre  1777  fünfzehn  Lippowanerfamilieo 
nach  Mitoka  Dragomirna  zurückgekehrt. ')  Drei  Jahre  später  Hessen  sich 
zwanzig  andere  moldauische  Lippowanerfamilien  —  ob  sie  vor  dem  Jahre 
1775  gleichfalls  in  der  Bukowina  ansässig  waren,  ist  nicht  bekannt  — 
auf  einer  zum  Kloster  Putna  gehörigen,  vom  Bache  Klimoutz  durch- 
schnittenen Waldparcelle  nieder  und  gründeten  das  Dorf  Klimoutz.  Die 
Mönche  hatten  ihnen  so  viel  an  Aeckern,  Wiesen  und  Hutweide  einge- 
räumt, dass  auch  für    neu    hinzukommende    Lippowaner    Raum    blieb. 


^)  Ortschaftsverzeichnis  d.  Bukowina  (aus  dem  Jahre  1775\herausg.  v.  J.  Polek 
S.-A.  aus  dnm  Jahrbuche  d.   Bukovviner   Landesrauseums.  I.  Czeraowitz  1892    S.  13.— 
Vgl.  auch  Beilage  34  u.  85. 
«)  Beil.  35. 


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t)ie  Lippowaner  in  der  Bukowina.  ^' 

Dafür  hatte  jede  Familie  dem  Kloster  jährlich  5  fl.  zu  entrichten,  eine 
Oka  Oel  zu  liefern  und  einen  Tag  im  Jahr  zu  frohnen.') 

Die  Mitoker  und  Klimoutzer  Lippowaner  lebten  vom  Ackerbau, 
den  sie  „auf  das  beste"  pflegten.  Im  übrigen  waren  sie  nüchterne  und 
ruhige  Leute,  die  pünktlich  ihre  Steuern  zahlten  und  niemals  zu  einer 
lieschwerde  Anlass  gaben.  Andererseits  hatten  auch  sie  keinen  Grund  zu 
klagen.  Sie  hatten  um  billigen  Zins  gute  Gründe  inne  und  konnten 
ungestört  nach  den  Sätzen  ihres  Glaubens  leben,  zumal  da  die  Buko- 
winer  „Kirchenvorsteher"  sich  um  sie  nicht  „kümmerten"  und  die 
weltlichen  Behörden  sie  als  gute  Steuerzahler  schätzten.^) 

Obwohl  weder  kirchlicher-  noch  weltlicherseits  irgendwie  behelligt, 
benützten  die  Lippowaner  doch,  als  Kaiser  Joseph  IL  auf  seiner  Reise 
durch  die  Bukowina  im  Jahre  1783  in  Suczawa  weilte,  die  Gelegenheit, 
sich  Duldung  und  freie  Ausübung  ihres  Religionsbekenntnisses  zu  er- 
wirken. Und  der  Kaiser  geruhte  nicht  nur  ihrer  Bitte  zu  willfahren, 
sondern  trug  ihnen  auch  noch  auf,  eine  grössere  Anzahl  von  Glaubens- 
genossen zur  Ansiedelung  in  der  Bukowina  zu  bewegen.^)  Ebenso  wohl- 
wollend gedachte  er  ihrer  in  dem  denkwürdigen,  drei  Tage  darauf 
(am  19.  Juni  1783)  von  Czernowitz  aus  an  den  Hofkriegsrathspräsiden- 
ten  Feldmarschall  Grafen  v.  Hadik  gerichteten  Rescripte.  Gleich  den  Ar- 
menieren, heisst  es  darin,  verdienten  auch  die  Lippowaner  alle  Rück- 
sicht. Ihre  Religion  sei  die  wahre  schismatische,  nur  dass  sie  ihren 
Gottesdienst  nicht  in  walachischer,  sondern,  wie  in  Russland,  in  „illyri- 
scher' Sprache  hielten.  Es  sei  ihnen  darum  ein  Pope  (Geistlicher)  ihrer 
Nation  zu  gestatten  oder  ihnen  einer  aus  Slavonien,  wo  die  illyrische 
Sprache  am  meisten  in  Hebung  sei,  zu  verschaffen.  Im  übrigen  seien 
sie  fleissige  und  arbeitsame  Leute,  deren  Zahl  man  zu  vermehren 
trachten  müsse.*) 

Mit  der  mündlichen  Zusicherung  ihrer  Duldung  begnügten  sich 
jedoch  die  Lippowaner  nicht.  Am  17.  Juli  1733  überreichten  zwei  Mit- 
glieder der  Mitoker  Gemeinde  der  Landesverwaltung  in  Czernowitz 
ein  Gesuch,  worin  sie  „im  Namen  sämmtlicher  Bukowiner  Lippowaner"  um 
„ein  das  freie  Religionsexercitium  bestätigendes  Documenf'  anhielten.  Zur 
Begründung  dieser  Bitte  führten  sie  in  dem  Gesuche  an,  dass  sie  nur 
dann  „eine  namhafte  Anzahl  ihres  gleichen  aus  den  benachbarten 
Provinzen  hier  (d  i.  in  der  Bnkowina)  ansiedeln  machen"  könnten, 
wenn  sie  „der  freien  Ausübung  ihrer  Glaubenslehre  vergewissert" 
wären.^) 

General  Baron  Enzenberg,  seit  Beginn  des  Monats  April  1778 
Chef  der  Bukowiner  Militärverwaltung,  befürwortete  das  Ansuchen  der 


»)  Beil.  1  u.  79. 
«)  Beil.  2  bis  5. 
•)  Beil.  7 


*)  Beil.  Ö 

*>^®'^-  ^  Digitizedby  Google 


4^  Polek : 

Lippowaner.  Diese  fleissigen  Leute,  sagte  er  in  seinem  unterm  21.  Juli 
1783  an  das  galizische  Generalcommando  erstatteten  Berichte,  dienten 
„ihres  ruhigen  Betragens  wegen  nicht  nur  der  ganzen  Bukowina  zum 
Beispiel''  und  hätten  aus  diesem  Grunde  auch  von  den  Moldauer 
Fürsten  verschiedene  Vorrechte  erhalten,  sondern  es  warteten,  wie  man 
zuverlässig  in  Erfahrung  gebracht,  viele  ihrer  am  schwarzen  Meere 
wohnenden  Glaubensgenossen  „nur  die  schriftliche  Toleranzzusicherung" 
ab,  um  alsdann  aus  dem  türkischen  Reiche  in  die  Bukowina  zu  über- 
siedeln.*) Allein  das  Generalcommando  wollte  von  der  Ausfertigung  eines 
förmlichen  Toleranzpatentes  nichts  wissen.  Es  sei  ihm,  erwiderte  es  am 
30.  Juli  der  Bukowiner  Districtsverwaltung,  „gar  nicht  erinnerlich  \ 
dass  den  Bukowiner  Lippowanern  jemals  Anlass  zu  einem  Zweifel  an 
ihrer  Duldung  gegeben  worden  sei;  sie  bedürften  daher  „ebensowenig 
als  die  übrigen  nichtunierten  Religionsverw^andten'^  der  Bukowina  eines 
solchen,  „die  schon  orflossene  allerhöchste  Zusicherung  bestätigenden 
Documents''  und  brauchten,  um  „mehrere  derlei  Familien  aus  den  be- 
nachbarten Provinzen  herbeizulocken'^  nur  „die  Sicherheit  für  das 
diesseits  eingestandene  freie  Religionsexercitium  ihren  jenseitigen  Glau- 
bensgenossen bekannt''  zu  machen.  Das  sollte  ihnen  wohl  begreiflich 
gemacht  „oder  ihnen  allenfalls  in  Form  eines  Bescheides  über  ihr  dies- 
fälliges  Anbringen  die  ihnen  von  Sr.  Majestät  mündlich  ertheilte  Zu- 
sicherung des  freien  Religionsexercitiums  schriftlich  bestätigt  werden  ''^) 
Der  Hofkriegsrath  hielt  selbst  diese  einfache  schriftliche  Erklärung  für 
überflüssig,  da  die  Lippowaner  gleich  den  übrigen  Bukowiner  Nicht- 
unierten nach  dem  allgemeinen  Toleranzpatente  der  völlig  freien  Reli- 
gionsübung sich  erfreuten^)  Indessen  hatte  die  Bukowiner  Districts- 
verwaltung den  Lippowanern  den  schriftlichen  Bescheid  hinausgegeben. 
Er  war  jedoch,  wie  General  Enzenberg  versicherte,  „von  einer  solchen 
BeschalTenheit",  „dass  hieraus  niemals  einige  willkürliche  Ausdeutun- 
gen   und  unangenehme  Folgen  entstehen*'  konnten.*^ 

Bei  dem  regen  Verkehre,  den  die  Lippowaner  von  jeher  unter- 
einander hatten,  unterliegt  es  wohl  keinem  Zweifel,  dass  die  Kunde  von 
der  ihnen  in  der  Bukowina  zugesicherten  Duldung  rasch  bis  in  weit 
entlegene  Länder  drang.  Darum  darf  es  uns  nicht  wundernehmen, 
wenn  im  Herbste  1783  zwei  Lippowaner  von  den  Gestaden  des 
Schwarzen  Meeres  in  Czernowitz  erschienen,  um  über  die  Gründung 
neuer  Lippowanercolonien  Verhandlungen  zu  pflegen. 

Von  einem  Ungarn  namens  Martin  Kovacs  begleitet,  waren  Ale- 
xander Alexiew  und  Nikifor  Larionow  —  so  hiessen  die  beiden  Lippo- 
waner —  im  Juli  1783  aus  ihrer  Heimat  aufgebrochen.  In  Jassy  hatten 
sie    durch    dio    Vermittlung    des    damals    zurällig   (wegen    Bestellung 


,x 

Beil. 

9. 

V 

Beil. 

10. 

•\ 

Beil. 

11 

u. 

12 

*) 

Beil. 

18. 

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Google 


Die  Lippowaner  in  der  Bukowina.  ** 

eines  Fermansan  den  moldauischen  Fürsten)  dort  anwesenden  Czernowitzer 
Militärkanzleidirectors  Hauptmann  Beddaeus  nicht  nur  einen  Pass 
erlangt,  sondern  auch  mit  dem  Praefecten  der  Missionäre  de  propaganda 
fide,  Pater  Mauro,  die  Verabredung  getroffen,  dass  dieser  die  Briefe, 
die  sie  an  ihn  schicken  würden,  den  sich  bei  ihm  einfindenden  und  mit 
einem  gewissen  „Petschaft  oder  Zeichen''  legitimierenden  Lippowanern 
übermittle.  Nach  ihrer  Ankunft  in  Czernowitz  wandten  sie  sich 
sofort  an  General  Enzenberg.  Sie  erzählten  ihm,  dass  sich  am  Schwarzen 
Meere  über  2000  Lippowanerfamilien  befänden,  alle  bereit,  nach 
Oesterreich  zu  übersiedeln,  wenn  sie  daselbst  aufgenommen  und  mit 
Grund  und  Boden  versehen  werden  könnten.  Die  meisten  möchten  sich 
an  der  Donau  oder  an  einem  andern  schiffbaren  Strome  niederlassen, 
da  sie  sich  von  ihrer  frühesten  Jugend  an  der  Schiffart  gewidmet 
hätten  und  alle  Arten  von  Fahrzeugen  zu  erbauen  verständen.  Die 
übrigen  zögen  den  Ackerbau  und  das  Gewerbe  vor  und  seien  bereit, 
ihren  Wohnsitz  in  der  Bukowina  aufzuschlagen.  Zu  letzteren  zählten 
auch  sie,  die  beiden  Abgeordneten.  Sie  seien  gekommen,  sich  die  Ge- 
genden zur  Ansiedelung  auszusuchen  und  die  Ansiedelungsbedingnisse 
zu  vernehmen.*) 

Enzenberg  erklärte  sich  bereit,  1.  einem  jeden  eine  ganze  Bauern- 
session von  44  Tag  Acker  (44  Joch)  einzuräumen;  2.  alle  von  dem  Tag 
der  wirklichen  Ansiedelung  an  durch  drei  Jahre  von  den  landesfürstlichen 
Abgaben  und  Frohnen  loszuzählen;  3.  ihnen  zur  Erbauung  ihrer  Häuser, 
Stallungen,  Werkstätten  etc.  das  Holz  sowie  alles  sonstige  Materiale, 
als:  Steine,  Sand  etc.  unentgeltlich  anzuweisen;  4.  ihnen  im  Falle  der 
Gründung  ganzer  Dörfer  die  Anstellung  von  eigenen  Geistlichen,  jedoch 
nur  „als  Ansiedler'*  und  als  Untergebene  des  jeweiligen  Bukowiner 
l^ischofs,  zu  gestatten;  5.  ihnen  durch  drei  Jahre  die  Gewerbesteuer 
nachzusehen;  6  bei  Ueberschreitung  der  Grenze  von  all  ihrer  Habe, 
ausgenommen  derjenigen,  womit  sie  Handel  treiben  wollten,  die  Ent- 
richtung der  Mautgebühr  zu  erlassen  und  7.  jenen  Familien,  die  nicht 
in  der  Bukowina  zu  bleiben,  sondern  nach  Siebenbürgen  oder  Ungarn 
oder  ins  Banat  zu  gehen  w-ünschten,  „sichere  Beförderung  und  Vor- 
schub auf  ihre  Kosten"  zu    gewähren. 

Die  Unterbringung  der  Lippowaner  machte  dem  General  keine 
Sorge.  Auch  wenn  „ein  paar  Tausend  derlei  Lippowanerfamilien 
kämen,"  hoffte  er  sie,  wenn  auch  nicht  mit  Wohnungen,  ,,die  ihnen 
erst  erbaut  werden  müssten,"  wohl  aber  mit  Grund  und  Boden  ver- 
sehen zu  können;  gab  es  ja  in  der  Bukowina  viele  grosse  Klostergüter, 
die  Kaiser  Joseph  in  dem  schon  citierten  Handschreiben  vom  19. 
Juni  1783  in  die  staatliche  Verwaltung  zu  übernehmen  befohlen  hatte. 
Insbesondere  dachte  Enzenberg  an  die  sogenannte  Horaitza,  einen 
niedrigen  Höhenzug  zwischen  dem  Sereth  und  der    Suczawa,    den    der 


')  Beil.  28.  DigitizedbyCriOOQle 

4 


50 


Po\e^  : 


Kaiser  im  .luni  jenes  Jahres  /um  Theil  beritten  und  unbewohnt 
trefunden  liatte.  Hier  wollte  er  „allenfalls  C^  bis  /  Dorfschaften  /u 
höchstens  loO  Familien'^  anlegen;  „sonst''  aber,  meinte  er,  Hessen 
sich  diese  Lippowaner,  wenn  sie  sich  trennen  wollten,  „zu  20 
iund)  auch  mehr  Familien  in  andern  Dorfschaften,''  die,  wie  die 
Horaitza,  den  Klristcrn  gehnrt(»n,  unterbringen,  ja  auf  dem  bereits 
„eingezotrenen"  bischöflichen  (lute  Kot/man  sei  für  (50  l)is  70  Familien 
Kaum  Aber  nicht  allein  für  die  Ansiedelung  der  Lippow-aner  wollte 
General  Enzenberg  Sorge  tragen,  er  wullte  sie  auch  im  übrigen  nach 
Kräften  unterstützen;  srhieu  ihm  (b>ch  ihr  l^etragen  und  Lebenswandel 
dafür  zu  sprechiMi,  dass  sie  es  als  w  ichtigste  religiöse  Pflicht  erachte- 
ItMi,  „arbeitsame,  mühsame,  ruhige,  stille  und  friedliebende  Bürger'^  zu 
sein.  Er  wenigstens  hatte  wiihrend  seiner  sechsjährigen  „betrübten  und 
mühs(digen  Anstellung"  in  der  Hukowina  mit  den  Lippowanern  ,,nicht 
den  geringsten  Verdruss'^  gehabt,  w  (»shalb  er  auch  „eine  Lippowaner- 
familie   15  polnischen   und  5  Moldauern"  vorzog.') 

Obwohl  mit  den  Enzenberg'schen  Zusicherungen  zufrieden  —  sie 
schrieben  von  Czernowitz  aus  ihren  Landsleuten,  dass  sie  alles  Ueber 
flüssige  und  S(hwerfortzubring(»nde  verkaufen  und  sich  der  österreichi- 
schen Grenze  nähern  sollten,  —  begaben  sich  die  beiden  Lippowaner- 
deputierten  Alexander  Alexiew  und  Nikifor  Larionow  mit  ihrem 
Dolmetsch  dennoch  auch  nach  Wien,  um  dort  womöglich  noch  grössere 
Vorrechte  zu  erlangen.  Nachdem  sie  in  Erfahrung  gebracht,  dass  sie 
,,nach  der  ordentlichen  Verfahrungsart  der  hohen  Stellen"  eine  ge- 
raume Zeit  auf  die  Entscheidung  eines  Anbringens  warten  müsstcn, 
überreichten  sie  am  5.  October  Sr.  Majestät  ein  Gesuch,  worin  sie  um 
die  Einsetzung  einer  „ausserordentlichen  Commission"  baten,  der  sie 
ihre  Wünsche  vortragen  könnten.  Sie  führten  jedoch  schon  in  diesem 
Gesuche  an,  dass  sie  nur  Cameralunterthanen,  nicht  aber  Unter- 
thanen  einer  Privatherrschaft  werden  möchten.  Ausserdem  richteten 
sie,  da  sie  auf  ihrer  weiten  Reise  alles,  was  sie  aus  der  Heimat  mit- 
genommen, verzehrt  halten,  ja  sogar  ihre  Pferde  und  andere  Sachen  zu  ver- 
kaufen gezwungen  gewesen  w  aren,  an  Se.  Majestät  die  Bitte,  ihnen  das 
zu  ihrer  Ruckreise  nöthige  Geld  und  in  Betreff  der  Ansiedelungsange. 
legenheit  zu  ihrer  Beglaubigung  einen  schriftlichen  Bescheid  zu- 
geben.^i 

Die  Raschheit,  mit  der  dieses  Gesuch  erledigt  wurde,  liefert  den 
Beweis,  welche  Wichtigkeit  Kaiser  Joseph  II.,  der  seit  seiner  ersten 
Bukowiner  Reise  die  Lippowaner  für  „eine  der  besten  und  arbeitsam 
sten  Gattung  Menschen"  hielt,  der  Ansiedelung  ganzer  Gemeinden  dieser 
Volksclasse  beimass.  Noch  am  5.  October  ergieng  mittelst  allerhöchsten 
Handschreibens  an  den  Hofkriegsrathspräsidenten  Grafen  v.   Hadik    der 

')  Ebenda. 

')  Beil    LS.  C^r\i^n]o 

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bie  Lippowaner  in  der  Bukowina.  *^*' 

Befehl,  den  General  Baron  Enzenberg  unverzüglich  anzuweisen,  dass 
er  „diesen  Leuten  zu  ihrer  Herübertretung  allen  möglichen  Beistand 
leiste'^  und  sie,  insoweit  in  der  Bukowina  die  Unterkunft  für  sie  nicht 
zu  finden  sei,  „mit  der  nöthigen  Geldaushilfe''  ins  Banat  absende, 
wo  das  slavonisch  banatische  Generalcommando  die  Vorbereitungen  zu 
ihrer  Aufnahme  treffen  sollte.  „Vor  allem  aber''  sollte  der  Feldmarschall 
„in  der  mit  der  Kanzlei  unverzüglich  diesfalls  abzuhaltenden  Zusam- 
mentretung für  die  Versehung"  der  „in  der  Bittschrift  unterfertigten 
Deputierten  mit  den  erforderlichen  Pässen  und  nöthigen  Geldmitteln 
zu  ihrer  Rückreise  das  Erforderliche"  bestimmen. ') 

Die  „Zusammentretung"  fand  am  8.  October  statt.  Ueber  ihr  Re- 
sultat w  urde  noch  an  demselben  Tage  dem  Kaiser  Bericht  erstattet, 
der  dann  den  Lippowanern  eine  Reihe  von  Vorrechten  zugestand, 
die  man  den  Deputierten  sofort  mündlich  zur  Kenntnis  brachte.^) 

Damit  gaben  sich  jedoch  diese  nicht  zufrieden.  Sie  überreichten 
am  9.  October  dem  Kaiser  ein  neues  Gesuch,  worin  sie  um  die 
schriftliche  Bestätigung  der  ihnen  gemachten  Zusicherungen  baten.  Sie 
wüssten,  sagten  sie,  nicht  genau,  ob  sie  und  ihre  Kindeskinder  frei 
seien  vom  „Soldatenleben";  auch  seien  sie  nicht  im  klaren,  wie  lange 
ihre  Steuerfreiheit  zu  dauern  und  was  nach  deren  Verlauf  ein  jeder 
von   ihnen  zu  entrichten  habe.^) 

Auch  diesmal  eriolgte  die  Erledigung  sofort.  „Diesen  Augenblick," 
schreibt  der  Kaiser  an  demselben  Tage  dem  Grafen  Hadik,  „übergeben 
mir  diese  Uebersiedler  noch  nebengehendes  Memorial.  Es  ist  leicht  zu 
vermuthen,  dass  sie,  um  geglaubt  zu  worden,  müssen  alle  diese  be- 
gehrte Punkte  entschieden  haben  "  Dann  trägt  er  dem  Feldmarschall 
auf,  sogleich  über  die  den  Lippowanern  gewährten  Vorrechte  ein 
Patent  mit  dem  ganzen  kaiserlichen  Titel,  und  zwar  „einerseits  auf 
deutsch,  anderseits  auf  russisch,''  zu  verfassen.  Als  solche  Vorrechte 
zählt  der  Kaiser  auf:  1.  freie  Religionsübung  „für  sie,  alle  ihre  Kindes- 
kinder und  auch  Geistliche,'*  2.  zwanzigjährige  Freiheit  .,von  aller 
Contribution  und  Steuer,"  3.  Freiheit  vom  Soldatenstand  für  „sie  und 
ihre  Kinder,"  i.  „dass  nach  den  20  Jahren  sie  nie  mehr  zahlen  werden 
als  nach  Mass  ihrer  Vermögensumslände  wie  die  mit  ihnen  in  gleicher 
Lage  befindlichen  kaiserlichen  Unterthanen".  Schliesslich  wird  befohlen, 
dass  dieses  Patent  „auf  Pergament  zu  mehrerem  Aufsehen  in  beiden 
Sprachen  geschrieben,"  vom  Hofkriegsrathspräsidenten  jFeldmarschall 
Graf  V.  lladik)  und  dem  Referenten  (Hofrath  v.  Tückheim)  mitunter- 
zeichnet und  mit  dem  grossen  kaiserlichen  Siegel  bekräftigt  werde, 
„damit  es  desto  mehrern  Eindruck  mache.'**) 

Das  Patent  wurde  noch  am  9.  October  vom    Kaiser  unterzeichnet 

»)  Beil.  14  bis  17. 
«;  Beil.  19  bis  21. 

*\  Beil.  24.  DigitizedbyVriOO^lL 


S2  Polek: 

lind  am  kommenden  Morgen  den  Deputierten  eingehändigt.  Vorher  schon 
hatten  dies(*  vom  Kriegszahlamte  das  (>(dd  zur  Rückreise,  nämlich 
2o(>  11.  für  sich  und  100  11.  lür  den  Dolmetsch,  sowie  eine  ,,An\veisunir 
:Mir  ('/.(»rnowit//^  erhalten,  der/ufolge  ihnen  Oeneral  Enzenberg  nach 
ihrer  Ankunft     daselbst  weitere  'JQo  fl.  auszuzahlen  hatte. 2^') 

Alexander  Ah^xiewitz  hatte  am  0.  Octoher  dem  Kaiser  auch  noch 
ein  zweites  (iesuch  unterbreitet.  D«irin  bat  er  um  die  Erlaubnis,  ein 
ihm  angeblich  vom  Sultan  verliehenes  iSeitenge\vehr  tragen  zu  dürfen. 
Dieses  (iesiudi  blieb  unerledigt.'-') 

Am  31.  Octoher  1783  trafen  dii»  beiden  Lippowanerdeputierten 
wieder  in  Czernowitz  ein.  Sie  trugen  diesmal  lange  Kaftans,  die  sie  in 
Wien  ,, erlangt''  zu  haben  vorirab(^n,  Alexander  Alcxiewicz  überdies 
noch  das  ihm  angeblich  vom  Sultan  geschenkte  Seitengewehr  In 
diesem  Aufzuge  erregten  sie  allgemeines  Aufsehen.  General  Enzenberg 
berief  sie  darum  sogleich  zu  sich  und  stellte  ihnen  vor,  wie  sehr  ihr 
aufrälliges  Benehmen  „das  ganze  Vorhaben'^  zu  vereiteln  geeignet  sei; 
denn  wenn  dieses  durch  boshafte  Menschen  „den  Moldauern  und  jen- 
seitigen Befehlshabern"  verrathen  würde,  würden  diese  alle  llebol  in 
Bewegung  setzen,  die  Auswanderung  der  Lippowaner  zu  verhindern. 
Dieser  Mahnung  Folge  leistend,  legten  die  Deputierten  wieder  ihro 
alte  Kleidung  an  und  verwahrten  die  Kaftans  und  das  Seitengewehr 
sow  ie  das  Patent  in  einer  auf  ihr  Verlangen  ihnen  übergebenen  Truhe, 
die  dann  Alexander  zu  sich  nahm.  Sie  reisten  übrigens  schon  am 
folgenden  Tage  nach  Suczawa  ab,  w'o  Alexander  Alexiewicz  behufs 
IJebernahme  der  etwa  ankommenden  Lippowaner  verbleiben  w  ollte, 
während  Nikifor  Larionow  an  das  Schwarze  Meer  zu  gehen  w  illens 
war,  um  die  Glaubensgenossen  von  den  in  Wien  erlangten  Vorrechten 
zu  verständigen.  Mehr  noch  als  die  Deputierten  musste  Enzenberg*  den 
Dolmetsch  Kowacs  im  Auge  halten,  der  den  Befehl  zu  haben  vorgab, 
so  lange  in  Czernowitz  zu  verbleiben,  bis  einige  Familien  kämen,  die 
er  nach  Weisskirchen  im  Banat  zu  führen  hätte.  Ihm  w  urde  „dringend 
zugesprochen,  mit  niemandem  vertrauten  Umgang  zu  haben,  keine 
Wirtshäuser  zu  besuchen  und  sich  so  viel  möglich  mit  Heden  und 
Erzählungen  zurückzuhalten.^'  Zudem  wurde  ihm  „ein  besonderes 
Quartier''  und  „ein  vertrautes  Kosthaus"  angewiesen  und  zu  seinem 
Unterhalte,  der  ihm  nach  seiner  Aussage  zugesichert  worden  sein 
sollte,  vorläufig  täglich  30  kr.  zugestanden.  Und  damit  die  vom 
Schw  arzen  Meer  erwarteten  Lippowaner  bei  ihrer  Ankunft  ungehindert 
und  ohne  Aufenthalt  die  Grenze  überschreiten  könnten,  wurden  dem 
Nikifor  Larionow  Billete  eingehändigt,  die  auf  der  einen  Seite  mit 
dem  Siegel  des  Alexander  Alexiewicz,  auf  der  anderen  mit  dem  General 
Enzenberg's  versehen  w^aren.     Diese    Billete  sollten    den    Lippowanern 


')  Beil.  25  u    •>(]. 
";  Beil.  '23 

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Google 


Die  Lippowaner  in  der  Bukowina. 


53 


eingehändigt  und    von    diesen     den    Militärcordonsposten    vorgewiesen 
werden. 

Gleichzeitig  mit  den  aus  Wien  zurückgekehrten  Deputierten 
Alexander  Alexiewicz  und  Nikifor  Larionovv  fanden  sich  bei  Enzenberg 
auch  drei  Deputierte  der  in  Mitoka  und  Klimoutz,  also  in  der  Buko- 
wina bereits  ansässigen  Lippowaner  ein  Letztere  kamen,  um  sich  die 
Erlaubnis  zur  Herbeischaffung  eines  Geistlichen  zu  erwirken.  Als  diese 
Deputierten  von  den  „ihrer  Nation  zugestandenen  höchsten  Gnaden" 
hörten,  waren  sie  ungemein  erfreut  und  versprachen,  sogleich  „doppel- 
ten Eifer"  anzuwenden,  damit  viele  von  ihren  ,  Befreundeten  und 
Bekannten '  in  der  Moldau  und  in  Polen  alsbald  in  die  Bukowina 
übersiedelten.  Sie  verlangten  aber  die  Versicherung,  „dass  sie  nicht 
vermischt,  sondern  dorfschaftenweiso  beisammen,  —  ohne  aber  ein 
Wirtshaus  /u  halten,  -  -  wohnen"  könnton.  Enzenberg  gestand  ihnen 
dies  „mit  Vergnügen"  zu.  In  die  schriltliche  Erklärung,  die  er  ihnen 
hinsichtlich  des  Geistlichen  gab,  hatte  er  auch  die  Freilassung  dieser 
sowie  der  aus  der  Moldau  und  aus  Polen  einwandernden  Lippowaner 
vom  Militärdienst  aufgenommen.  Diese  Zusicherung  glaubte  er  ihnen 
ohnjweiters  geben  zu  können,  da  ihm  diese  Leute  ohnehin  „von  ihrer 
Geburt  und  ganzen  Erziehung"  „gar  keinen  Hang''  zum  Soldatenstand 
zu  haben  schienen.  Dagegen  trug  er  Bedenken,  ihnen  ohne  hofkriegs- 
räthliche  Ermächtigunor  gleich  den  vom  l:>chwarzen  Meer  erwarteten 
Lippowanern  die  zwanzigjährige  Steuerfreiheit  einzuräumen.  Den  Kli- 
moutzer  und  Mitoker  Lippowanern  —  erstere  bezifferte  er  auf  15, 
letztere  auf  21  Familien  —  bat  er  diese  „Gnade"  wenigstens  in  der 
Art  zu  bewilligen,  dass  die  Freijahre  vom  J«ahre  1774  an  gerechnet, 
jedoch  die  seither  entrichteten  Steuern  nicht  zurückerstattet  würden, 
so  dass  sie  eigentlich  nur  1 1  steuerfreie  Jahre  hätten. 

Es  drängte  sich  aber  schon  jetzt  dem  General  Enzenberg  die 
Frage  auf,  ob  er  wirklich  imstande  sein  werde,  so  viele  Lippowaner 
in  der  Bukowina  anzusiedeln,  als  er  noch  vor  kurzem  dem  Hofkriegs- 
rathe  angekündigt  hatte.  Seine  Hoffnung,  die  Klostergüter,  auf  welchen 
die  neuen  Colonien  gegründet  werden  sollten,  bald  in  staatlicher  Ver- 
waltung zu  sehen,  verringerte  sich  nämlich  von  Tag  zu  Tag;  denn  der 
Bischof  und  das  Consistorium  bemühten  sich,  die  Vorerhebungen,  wozu 
insbesondere  die  Klarstellung  des  klösterlichen  Vermögensstandes  und 
die  Bestimmung  der  Zahl  der  zu  verbleibenden  Klöster  gehörten, 
möglichst  zu  verzögern.  Diese  Verhältnisse  schildert  der  General  sehr 
anschaulich  in  einem  am  12.  November  1783  an  den  Holkriegsraths- 
präsidenten  gerichteten  Schreiben.  ,.Es  vergehen,"  heisst  es  dort, 
„wenig©  Tage,  wo  ich  nicht  beim  Consistorium  oder  Bischof  wegen 
der  Berichtigung  des  geistlichen  Wesens  und  ihres  Vermögensstandes 
und  auf  die  endliche  Bestimmung  der  Klöster  dringe;  [ich]  lasse  fasst 
keinen  Posttag  vorbeigehen,  ohne  dass  ich  ihnen  nicht  dringend  und 
manchmal  mit  gereiztem  Tone  anzeige,  als  ob  die  hohe    ^j^^^^^te  b'^@öt)Qlc 


54 


Polek : 


gen  mit  Ernst,  Nachdruck,  Unzufriedenheit  und  Verweise  auf  mich 
dringe  und  mich  verantwortlich  mache,  warum  ich  diese  Regulierung 
nicht  schon  lange  erzwungen  habe;  doch  eins  fruchtet  so  viel  als  das 
andere.  Ich  werde  mit  Entschuldigungen  zurückgewiesen,  welche  ich 
alle  wahrhaftig  als  absichtliche  Verzögerungen  ansehen  muss.''  Der 
General  empfiehlt  daher  energische  Massregeln,  weil  sonst  „diese  ganze 
Einrichtung  schwerlich  vor  Jahren  ihren  Anfang  nehmen  ^  würde. 

Ein  anderes  Hindernis  für  die  Anlegung  von  Colonien  glaubte 
General  Enzenberg  in  dem  Cavallar'schen  Remontierungscommando  zu 
erblicken,  das  seit  seinem  Bestände,  d,  i  seit  1778,  sowohl  in  der 
Ebene  als  auch  im  Gebirge  die  besten  Gründe  pachtete,  so  dass  manche 
von  den  bereits  bestehenden  Dörfern,  besonders  am  Fusse  des  Gebirges, 
an  Weideplätzen  Mangel  litten,  geschweige  denn  neue  Ansiedler  in 
ausreichendem  Masse  damit  versehen  werden  konnten.  Der  General 
erklärte  daher,  dass  die  Unterhaltung  von  Remonten  „mit  einer  an- 
sehnlichen Ansiedelung"  keineswegs  im  Einklang  stehe  und  daher  ent- 
weder das  Remontierungscommando  aus  der  Bukowina  in  ein  anderes 
Land  verlegt  oder  die  Colonisation  dort  sistiert  werden  müsset) 

Und  es  hatte  den  Anschein,  als  ob  die  Zahl  der  zur  Uebersiede- 
lung  in  die  Bukowina  geneigten  Lippowaner  ins  unendliche  wachsen 
sollte.  Anfang  November  suchten  nämlich  wieder  100  Familien  um 
Aufnahme  an.  Sie  w  aren  in  dem  Herlauer  Bezirk  der  Moldau  wohnhaft  und 
gehörten  somit  nicht  zu  den  bessarabischen  Lippowanern.  Im  Gegentheil, 
sie  waren  schon  einmal  in  der  Bukowina  und  zwar  zu  Stupka  sesshaft 
gewesen  und  hatten  nur  aus  Furcht  vor  den  im  Jahre  1768  vordringen- 
den Russen  das  Land  verlassen.  Auch  diese  Lippowaner  äusserten 
den  Wunsch,  „allein  Dorfschaften''  ausmachen  zu  können.^) 

Da  dem  Kaiser  die  Vermehrung  der  Bevölkerung,  also  auch  die 
Ansiedelung  der  Lippowaner  in  der  Bukowina  sehr  am  Herzen  lag,  so 
war  er  gern  bereit,  alle  Hindernisse,  die  diesem  Plan  entgegenstanden, 
zu  beseitigen.  Er  befahl  dem  Hofkriegsrathe,  sich  in  Bezug  auf  die 
Uebernahme  der  Bukowiner  Klostergüter  in  die  staatliche  Verwaltung 
nicht  mit  einer  „seichten  Belehrung"  zu  begnügen,  sondern  dem 
General  Enzenberg  ausführliche  und  zugleich  genaue  Weisungen  in 
dieser  Angelegenheit  zu  geben.  Er  war  aber  auch  mit  der  Verlegung 
des  Cavallar'schen  Remontierungscommandos  nach  Ungarn  einverstan- 
den, falls  bei  anwachsender  Bevölkerung  in  der  Bukowina  der  Unter- 
halt der  Pferde  daselbst  nicht  mehr  zu  finden  wäre.  Dann  gestattete 
der  Kaiser,  dass  sich  die  Lippowaner  einen  Geistlichen  aus  dem  Aus- 
land kommen  Hessen,  jedoch  nur  unter  der  Bedingung,  dass  dieser 
Geistliche  dem  Bischöfe  von  Radautz  und  dem  Metropoliten  von  Car- 
lowitz  unterstehe.  Den  allenfalls  aus  der  Moldau  und  aus  Polen  in  die 


')  Beil.  32. 

»)  Beil.  85.  r^  T 

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Die  Lippowaner  in  der  Bukowina.  ^'^ 

Buko\vina    übersiedelnden    Lippowanern    sollten    die    nämliche   Anzahl 
steuerfreier   Jahre  wie  den  vom  Schwarzen  Meere  erwarteten  zustatten 
kommen;  die  in  der  Bukowina  bereits  befindlichen  Lippowanerfamilien 
aber   sollten    dieser    Freijahre    nicht    theilhaft    werden,    weil   sie,    ohne 
irgendwelche  Vorrechte  verlanuft  zu  haben,    eini^ewandert    seien,    dem- 
nach ebensowenig  wie  die  übrigen  Einwohner  der  Bukowina    auf  eine 
solche  Begünstigung  Anspruch  hätten.  Im  übrigen  wünschte  der  Kaiser, 
dass   man  nicht  nur  alle  Vorbereitungen    zur  raschen  Ansiedelung    der 
in   der  Bukowina  bleiben  wollenden    Lippowaner    treffe,    sondern    dass 
man   auch  diejenigen,  welche  in  das  Banat  oder  nach  Ungarn  zu  gehen 
wünschten  „mit  (Jeld  und  den    sonstigen  Erfordernissen'*    unterstütze.^) 
An  demselben  Tage,  an  welchem  diese  allerhöchste  Entschliessung 
an     den    llofkriegsrath    herabgelangte,    d.    i.    am    23.    November     1783, 
schrieb  Baron  Enzenberg  dem  Grafen    lladik,    er    würde,    wenn    auch 
nur  einige  Lippowaner  kämen  und  in  der    Bukowina    bleiben    wollten, 
wegen  ihrer  Unterbringung  in  grosser  Verlegenheit  sein;  denn  insolange 
die  Einziehung  der    Klostergüter    nicht    erfolge,    sei    die    Ansiedelung 
gehemmt.^) 

Indessen  befreite  die  Lässigkeit,  welche  die  Lippowaner  bei  ihrer 
Einwanderung  in  die  Bukowina  zeigten,  den  General  Enzenberg  von 
seinen  Sorgen.  Bis  zum  Schlüsse  des  Jahres  1783  trafen  nämlich  nur 
3  Kaluger  (Mönche)  vom  Schwarzen  Meere  her  in  Suczawa  ein,  und 
von  diesen  konnte  man  nicht  mehr  erfahren,  als  dass  demnächst  „ein 
ganzes  Kloster  von  beiläufig  30  Mönchen"  die  bukow  inisch-moldauische 
Grenze  überschreiten  wolle.'*;  Nicht  viel  anders  lauteten  die  Nachrichten, 
die  der  Deputierte  Nikifor  Larionow  am  20.  Jänner  1784  nach  Suczawa 
brachte.  Dieser  w^ar  gar  nicht  am  Schwarzen  Meer  gewesen.  Aus  Furcht,  von 
den  sich  dort  anhäufenden  Türken  Uebles  zu  erdulden,  hatte  er  einen 
anderen  Lippowaner  dahin  abgeschickt;  er  selbst  verweilte  eine  Zeit 
lang  in  der  Moldau,  um  seinen  Bruder  zu  erwarten,  und  kehrte  mit 
diesem  am  20.  Januar  1784  nach  Suczawa  zurück.  Diese  beiden  Lippo- 
waner sagten  aus,  dass  ungefähr  20  Familien  aus  zwei  Dörfern  von 
dem  Gestade  des  Schwarzen  Meeres  aufgebrochen  seien.  Dieselben 
hätten  sich  des  strengen  Winters  wegen  in  der  Moldau  zerstreut,  so 
dass  einer  den  andern  verloren  habe.  Sie  sowohl  als  auch  „etwa  an- 
dere nachkommende''  Familien  würden  nicht  viel  Vieh'  und  andere 
Habseligkeiten  mit  sich  bringen,  da  sie,  um  ihre  Auswanderung  zu 
verbergen,  entweder  alles  verkaufen  oder  im  Stiche  lassen  müssten. 
Doch  sei  zu  vermuthen,  dass  auch  von  den  Reicheren,  wenn  es  ihnen 
geUnge,  ihr  Vieh  und  ihre  Habseligkeiten  nach  und  nach  zu  ver- 
äussern, ,,einzelne''  hierher  zu    kommen  trachten    würden.*)    1'hatsäch- 


»)  Beü.  ae  u.  89. 

«)  Beil.  37 

»)  Beil.  46  u.  49. 

*^   ^^^    ^^'  Digitizedby  Google 


66 


Polek: 


lieh  langten  im  Laufe  des  Januar  1784  nur  noch  das  Weib  des 
Alexander  Alexiewicz  mit  3  Kindern  und  eine  Witwe  mit  2  erwach- 
senen Söhnen  vom  Schwarzen  Meere  an.^) 

Zu  den  Schwierigkeiten,  womit  die  Uebersiedelung  aus  so  weiter 
Entfernung  verbunden  war,  gesellte  sich  auch  noch  der  Umstand,  dass 
die  Bukowiner  Lippowaner  dem  Deputierten  Alexander  Alexiewicz 
gar  kein  Vertrauen  entgegenbrachten.  Der  Säbel,  womit  er  auch 
in  Suczawa  gerne  paradierte,  musste  bei  ihnen  die  Furcht  erwecken, 
dass  sie  am  Ende  doch  zu  dem  von  ihnen  so  sehr  gefiirchteten 
Militärdienst  herangezogen  würden.  Und  als  ihnen  Nikifor  Larionow, 
der  sich  nach  seiner  Rückkehr  aus  der  Moldau  gleichfalls  mit  Alexander 
Alexiewicz  nicht  gut  vertrug,  noch  entdeckte,  Alexander  habe  den 
Säbel  nicht  zum  Geschenk  erhalten,  sondern  ihn  unterwegs  gekauft,  da 
hielten  sie  diesen  Deputierten  vollends  für  einen  Lügner.  Ueberdies 
erzeugte  auch  die,  wenn  auch  nur  gesprächsweise,  ihnen  kundgemachte 
hohe  Verordnung,  dass  ihre  Geistlichen  dem  Bukowiner  Bischöfe  und 
dem  Metropoliten  von  Carlovitz  unterstehen  müssten,  unter  ihnen  eine 
nicht  geringe  Gährung.  Sie  erklärten  unumwunden,  dass,  wenn  diese 
Umstände  den  am  Schwarzen  Meere  wohnenden  Lippowanern  zur 
Kenntnis  kämen,  diese  auf  die  beabsichtigte  Uebersiedelung  sofort 
verzichten  würden. 

Um  die  Gemüther  dieser  „Altgläubigen'  zu  beruhigen,  drang  die 
Bukowiner  Districtsverwaltung  in  Hinsicht  auf  die  hierarchische  Stel- 
lung ihrer  Geistlichen  nicht  weiter  in  sie,  in  der  lIofTnung,  dass  sie 
später  ihren  „Irrthum''  begreifen  und  dann  davon  umso  bereitwilliger 
ablassen  würden.^) 

Je  mehr  die  Aussicht  auf  eine  erhebliche  Einwanderung  aus  Bess- 
arrabien  schwand,  desto  mehr  wuchs  die  Hoffnung,  die  man  auf  die 
moldauischen  Lippowaner  setzte.  Dazu  liess  die  Ansiedelung  der  letz- 
teren weit  mehr  Vortheil  versprechen.  Am  18.  Jänner  1784  kamen 
nämlich  6  Lippowaner  aus  Kostetie  nach  Suczawa  und  zeigten  dem 
dortigen  Directoriatsamte  an,  dass  sie  sich  im  Frühjahre,  sobald  nur 
der  Schnee  schmelze,  mit  noch  14  anderen  Familien  aus  ebendemselben 
Orte  bei  ihren  „Freunden  und  Brüdern"  zu  Mitoko  Dragomirna  nieder- 
lassen möchten.  Sie  wollten  aber  nichts  von  Alexander  Alexiewicz 
wissen,  und  damit  dieser  sich  nicht  rühmen  könne,  dass  er  sie  zur 
Uebersiedelung  bewogen  habe,  begehrten  sie  statt  der  versprochenen 
iiO  nur  3  steuerfreie  Jahre;  ja  sie  erklärten  sogar,  dass  sie  es  für  eine 
Sünde  hielten,  eine  mehr  als  dreijährige  Steuerfreiheit    zu    begehren.') 

Dem  Kaiser  erschien  die  Zwietracht  zwischen  Alexander  Alexie- 
wicz und  den  moldauischen  Lippowanern  eher  nützlich  als  gefährlich; 
er  befahl  darum  auch,  sie  mehr  zu  nähren   als    zu    unterdrücken.    Die 


1)  Beil.  46. 

■)  Ebenda 

•;  Beil.  4U,  41   u.  46. 

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Die  Lipopwaner  in  der  Bukowina. 


57 


Vereinigung  beider  Parteien,  meinte  er,  würde  nur  die  moldauischen 
Lippowaner  auf  den  Gedanken  bringen,  die  gleichen  Vorrechte  wie  die 
bessarabischen  zu  verlangen.  Und  damit  die  Uebersiedelung  nicht  schliess- 
lich an  der  Weigerung  der  Lippowaner,  sich  dem  Bukowiner  Bischöfe 
zu  unterwerfen,  scheitere,  sollte  diese  Sache  „für  dermalen  nicht  allein 
auf  sich  beruhen,^'  sondern  es  sollte  auch,  wenn  die  Uebersiedelung 
erfolge,  ,  nicht  darauf  mit  Gewalt  gedrungen,  am  allerwenigsten  aber 
diesfalls  mit  der  Gemeinde  gehandelt,  sondern  die  Gelegenheit  abge- 
wartet werden,  wo  man  den  Popen  selbst  bereden  und  durch  Eigennutz 
hierzu  bewegen''  könne.  Diesem  werde  es  dann  leicht  gelingen,  der 
Gemeinde  „die  Sache  angenehm  zu  machen''  und  sie  dahin  zu  bringen, 
dass  sie  „freiwillig"  in  die  Unterwerfung  willige.  In  Betreff  des  Dol- 
metsch Kovacs  ordnete  der  Kaiser  an,  dass  man  ihn  so  lange,  bis  man 
sehe,  ob  und  wieviele  Lippowaner  noch  aus  Bessarabien  kämen,  unter 
entsprechender  Aufsicht  in  der  Bukowina  zurückbehalte,  damit  er  nicht 
wieder  über  die  Grenze  fliehe  und  den  zur  Auswanderung  bereiten 
Lippowanern  die  Uebersiedelung  nach  Oesterreich   widerrathe.*) 

Im  März  1784  schien  die  Einwanderung  in  Fluss  zu  kommen. 
Am  22.  des  ebengenannten  Monats  konnte  das  Suczawaer  Directoriat 
der  Districtsverwaltung  melden,  dass  sammt  dem  Alexander  Alexiewioz 
10  Familien  vom  Schwarzen  Meer  in  Suczawa  seien.  Er  fügte  aber 
gleich  hinzu,  dass  genauen  Nachforschungen  zufolge  schwerlich  mehr 
als  20  Familien  für  dieses  Frühjahr  eintreffen  würden;  die  sonst  noch 
zum  Uebersiedeln  geneigten  Li|)powaner  jener  Gegend  würden  spät 
nachkommen  oder  vielleicht  gar  bis  zum  nächsten  Jahre  warten.  Das 
Directoriat  habe  sie  vorläufig  in  den  umliegenden  Dörfern  unterbringen 
wollen,  Alexander  aber  habe  sie  überredet,  in  Suczawa  zu  verbleiben, 
weil  es  besser  sei,  in  der  Stadt  als  in  einem  Dorf  zu  leben.*) 

Aus  der  Moldau  war  bis  zum  22.  März  nur  eine  Familie  einge- 
troffen, die  zu  Klimoutz  Unterkunft  gesucht  und  gefunden  hatte.  Am 
24.  März  langten  5  Familien  aus  Kostestie  an.  Diese  Hessen  sich  vor- 
läufig in  Mitoka-Dragomirna  nieder  und  erzählten,  dass  nach  und  nach 
die  übrigen  15  Kostestier  Lippowanerfamilien  übersiedeln  würden.^) 

Für  die  Kostestier  und  sonstigen  moldauischen  Lippowaner  hatte 
Enzenberg  als  Ansiedelungsort  das  Dorf  Klimoutz  ausersehen,  wo  nach 
seiner  Meinung  noch  für  40  Familien  Raum  war.  Da  es  jedoch  nicht 
ausgeshlossen  war,  dass  die  Zahl  dieser  Einwanderer  noch  höher  steige, 
so  hatte  der  General  dem  Suczawaer  Directoriat  befohlen,  diejenigen 
Ankömmlinge,  die  weder  in  Mitoka-Dragomirna  noch  in  Klimoutz  Unter- 
kommen fänden,  in  das  bei  Sniatyn  gelegene  Dorf  Oroscheni  zu 
befördern;  dort,  sagte  er,  könnten  50  Familien  angesiedelt  werden.*) 


M  Beil.  49 
«)  Beil.  51. 
»)  Beil.  61  u.   52. 

V^^'^'^^^^    43  Digitizedby Google 


^y  Polek  : 

Ulli  endlich  auch  die  Absichten  der  vom  Schwarzen  angekom- 
menen Lippowanerfamilien  zu  erfahren,  wurde  dem  Directoriate  am 
31.  März  1784  aufgetragen,  sie  zu  fragen,  ob  sie  in  der  Bukowina 
bleiben  oder  ins  Banat  abgehen  wollten,  und,  wenn  bie  sich  für  erste- 
res  Land  entschieden,  sie  aufzufordern,  sich  selbst  eine  Gegend  zur 
Ansiedelung  auszusuchen.  Enzenberg  schlug  zu  diesem  Zwecke  ein 
„Wiesfeld'*  in  der  Gegend  von  Wikow  an  der  Suczawa  vor.  Es  gehöre 
sagte  er,  dem  Kloster  Putna,  sei  wunderschön  und  habe  einen  Flächen- 
inhalt von  300  Faltschen')  so  dass  es  für  40  Familien  ausreiche.  Es 
sei  zwar  an  einen  gewissen  Kodrescul  verpachtet,  der  wieder  einen 
Theil  einem  Armenier  zur  Benützung  überlassen  habe,  aber  er 
(Enzenberg)  würde,  wenn  sich  die  Lippowaner  damit  begnügten, 
,,das  übrige"  besorgen.^) 

Es  verstrichen  jedoch  noch  drei  volle  Wochen,  bevor  diese  Lippo- 
waner zu  einem  Entschlüsse  kamen  Allen  AulTorderungen,  sich  endlich 
einen  Ort  zur  Anlegung  eines  Dorfes  auszusuchen,  setzten  sie  die 
Aeusserung  entgegen,  sie  wollten  nur  bis  zur  Ankunft  ihres  Igumen 
(Klostervorstehers)  warten  und  dann,  wo  es  diesem  gefallen  würde,  das 
Dorf  erbauen.  Erst  am  22.  April,  nachdem  sie  erfahren  hatten,  dass 
ihre  Auswanderung  entdeckt  worden  sei  und  daher  die  übrigen  Glau- 
bensgenossen entweder  gar  nicht  oder  doch  nur  in  geringer  Anzahl 
und  dazu  in  unabsehbarer  Zeit  eintreffen  würden,  brachen  sie  von 
Suczawa  auf,  um  die  Prädien  (öden  Gründe)  Korczestie  und  Warniiza, 
wovon  ersteres  dem  Kloster  Dragomirna,  letzteres  dem  Kloster  Putna 
gehörte,  zu  besichtigen.^)  Auf  Korczestie  fanden  sie  zu  wenig  Heu-  und 
Ackerlelder;  auch  schien  ihnen  jene  Gegend  der  vielen  Hügel  und 
Gräben  wegen  zur  Anlegung  eines  Dorfes  nicht  geeignet.  Besser  gefiel 
ihnen  die  Warnitza;  allein  dieses  Prädium  war  ihnen  viel  zu  klein, 
weil  es  nach  der  Aussage  der  Klosterunterthanen,  die  es  zum  Theil 
benützten,  nur  40  Faltschen  mass.  Sie  verlangten  daher,  dass  man  ihnen, 
bis  sie  sich  einen  Theil  der  Waldung  ausgerodet  hätten,  ein  Stück 
von  der  Horaitza  gebe  oder  einen  anderen  öden  Grund  zur  Anlegung 
der  Colonie  anweise.*) 

Am  6.  Mai  trafen  wieder  4  Lippowanerfamilien  aus  Bessarabien 
ein.  Auch  diese  erklärten  sich  bereit,  auf  der  Warnitza  oder  Pojana  Fon- 
tina alba  ihren  Wohnsitz  aufzuschlagen.*)  Wenige  Tage  später,  am  10.  Mai, 
kam  auch  der  Jgumen  an. Di  ^  Nachrichten,  die  er  brachte,  schlössen  jede  Hoff- 
nung auf  weiteren  Nachschub  von  Lippowanern  aus.  Die  Auswanderung, 
erzählte  er,  sei  entdeckt;  infolge  dessen  würden  in  der  Moldau  sowohl 
die  dort  ansässigen  als  die  fremden  Lippowaner  strengstens  überwacht 

')  1  Faltsohe  =  2SöO  n  Klafter  =  10.358  Q  Meter. 

«;  Beil.  54. 

•)  BeiL  56. 

*)  Beü.  59. 

^)  Beil.  60.  ^  , 

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Die  Lippowaner  in  der  Bukowina. 


59 


Vier  Familien,  die  während  des  abgelaufenen  Winters  vom  Schwarzen 
Meere  aufgebrochen,  hätten  sich  des  vielen  Schnees  wegen  in  Paskani 
niedergelassen,  um  daselbst  das  Frühjahr  zu  erwarten.  Diesen  Lippo- 
wanern  sei  bei  Verlust  ihrer  ganzen  Habe  verboten  worden,  von  ihrem 
jetzigen  Wohnsitz  wegzuziehen  Ja  man  habe  sich  sowohl  für  die 
vonn  Schwarzen  Meere  angekommenen  als  auch  für  die  moldauischen 
Lippowaner  Bürgschaft  stellen  lassen.*) 

Im  ganzen  befanden  sich  jetzt  aus  ßessarabien  16  Familien  nebst 
3  ledigen  Burschen,  einem  Igumen  und  6  Mönchen  in  der  Bukowina. 
Alle  dise  Lippowaner  giengen  nun  nochmals  nach  der  Warnitza  ab. 
Um  sie  zur  Wahl  dieses  Prädiums  sicher  zu  bestimmen,  —  ein  ande- 
res, zu  einer  grösseren  Ansiedelung  mehr  geeignetes  war  nicht  vorhan- 
den^) —  wandte  sich  das  Suczawaer  Directoriat  an  das  Kloster  Putna  mit  der 
Bitte,  ihnen  einen  HO  Faltschen  messenden  Wiesengrund,  der  hart 
an  der  Stelle  lag,  wo  das  Dorf  gegründet  werden  sollte,  iür  einige 
Zeit  zu  überlassen.^)  Doch  da  kam  schon  wieder  ein  neues  Hindernis 
zum  Vorschein.  Auf  der  Warnitza  hatten  bisher  die  Fratautzer  und 
Unter-Wikower  Bauern  ihr  zahlreiches  Vieh — mancher  von  ihnen  hatte 
20,  30  und  50  Stück  —  geweidet.  Diese  Bauern  widersetzten  sich  der 
Abtretung  des  Prädiums  an  die  Lippowaner.  Erst  dem  persönlichen 
Eingreifen  des  Suczawaer  Directors  Storr  gelang  es,  den  Streit  zu 
schlichten.  Dabei  machte  dieser  die  Entdeckung,  dass  die  Warnitza  nicht, 
wie  die  Klosterunterthanen  angegeben  hatten,  40,  sondern  mehr  als 
100  Faltschen  in  sich  schloss.  Es  gehörten  dann  ferner  1400  Faltschen 
die  mit  leicht  zu  beseitigenden  Birken  und  Eichen  bewachsen  waren. 
Ueberdies  gab  es  Wälder  in  der  Nähe,  die  mit  der  Zeit  gleichfalls 
ausgerodet  werden  konnten.  Die  Lippowaner  waren  denn  auch  mit  dem 
Prädium  ganz  zufrieden,  zumal  da  es  ihnen  Holz  zum  Hausbau'und  zum 
Brennen,  sowie  einen  passenden  Ort  zur  Anlegung  eines  Klosters  bot. 
Nur  verlangten  sie,  dass  ihnen  ein  so  geräumiger  Hotar  (Dorfs- 
grund) ausgeschieden  werde,  dass  sie  ihn  „sogleich  ohne  Mühe  und 
doch  schicklich"  in  drei  Felder,  nämlich  in  Hutweiden,  Wiesen  und 
Aecker,  einzutheilen  im  stände  seien.  Wenn  ihnen  also  auf  der  Warnitza 
nicht  mehr  Gründe  abgetreten  werden  könnten,  so  sollten  von  der 
lloraitza  sowohl  für  jede  der  schon  anwesenden  als  auch  für  jede  noch 
kommende  Familie  sie  sagten  dass  sie  noch  10  erwarteten  —  25 
Faltschen  abgesondert  werden.*) 

Aber  schon  wenige  Tage  später  änderten  die  Lippowaner  ihre  Ge- 
sinnung neuerdings.  Die  ganze  Gegend  gefiel  ihnen  jetzt  nicht  mehr,  und 
sie  verlangten  einen  Ansiedelungsort,  wo  sie  Aecker  und  Wiesen  im  Ueber- 
flusse  hätten     Thatsächlich    begaben    sich,    von    Alexander    Alexiewicz 


0  Beil.  62. 

«)  Beil.  65  u.  69. 

')  Beü.  62,  67  u    69. 

*)  ^^^^  ^^-  Digitized  by  GoOglC 


60 


Polek : 


geführt,  9  Familien  Ende  Mai  nach  dem  weiter  nördlich  gelegenen 
Hliboka,  um  mit  dem  Besitzer  dieses  Dorfes,  Thadaeus  von  Turkul 
wegen  Ueberlassung  von  Ansiedelungsgründen  zu  unterhandeln.^) 

Das  Dorf  Hliboka  zählte  damals  80  Familien,  hatte  aber  so  viel 
Gründe,  dass  sich  noch  mehr  als  100  Familien  darauf  ernähren  konnten.') 
Turkul  war  darum  auch  gern  bereit,  die  Lippovvaner  aufzunehmen. 
Aber  auch  die  Districtsvervvaltung  hatte  nichts  dagegen  einzuwenden.  Im 
Gegen theile,  General  Enzenbeig  begab  sich  am  9.  Juni  mit  dem 
Czernowitzer  Districtsdirector  Lindenfels,  welcher  der  russischen  Sprache 
kundig  war,  nach  Hliboka,  um  die  sich  in  die  Länge  ziehenden  Unter- 
handlungen zwischen  Turkul  und  den  Lippowanern  zu  beendigen. 
Thatsächlich  war  es  nur  den  Bemühungen  Enzenberg's  zu  danken, 
dass  am  10.  Juni  endlich  der  Ansiedelungsvertrag  zustande  kam; 
denn  „mit  der  äussersten  Unersättlichkeit^'  begehrten  die  Lippovvaner 
„zweimal  mehr,*'  als  die  Bukowiner  Grundherrschaften  damals  der 
bäuerlichen  Bevölkerung  gegen  die  landesüblichen  Leistungen  zuzuthei- 
len  pflegton.  Sie  erhielten  je  Jü^'a  Faltschen  Grundes  nebst  der 
Erlaubnis,  ihr  Vieh  auf  der  allen  Dorfseinwohnern  gemein- 
schaftlichen Hutweide  zu  weiden  und  sich  das  nöthige  Bau- und  Brenn 
holz  unentgeltlich  aus  dem  herrschaftlichen  Wald  zu  holen.  Dafür 
sollten  sie,  „nachdem  sie  inständigst  gebeten,''  von  der  Robot  und  dem 
Zehnt  befreit  zu  sein,  dem  Grundherrn  nur  „einige  kleine"  Dienste 
leisten  und  5  fl.  30  kr.  an  jährlichem  Grundzins  entrichten  Wer  ausser 
den  IO'/q  Faltschen  auf  einem  andern  Orte  noch  ein  Stück  Feld  bebauen 
wollte,  hatte  für  dieses  Stück  gleich  den  übrigen  Unterthanen  den 
Zehnt  zu  geben.  Zu  der  nämlichen  Leistung  war  verpflichtet,  wer  sich 
durch  Rodung  weiteres  Ackerland  verschaffte;  nur  hatte  letzterer  auf 
fünf  Freijahre  Anspruch.  Für  das  zu  errichtende  Kloster  übergab  Turkul 
den  Lippowanern  einen  Grund  von  5  Faltschen,  ohne  den  geringsten 
Zins  dafür  zu  fordern,  „bloss  aus  der  Ursache,  weil  sie  ihm  hiefär 
einige  Dienste  zu  leisten  versprochen  haben."*) 

Im  ganzen  hatten  sich  22  Familien  nebst  acht  ledigen  Burschen, 
einem  Igumen  und  7  Mönchen  in  Hliboka  angesiedelt.  Sie  hatten  sich 
gleich  nach  ihrer  Ankunft  unweit  des  Dorfes  „auf  einer  schönen  Wiese* 
Hütten  aus  Strauchwerk  und  Reisig  errichtet  und  sie  mit  Ruthen  einge- 
deckt. Als  Kirche  diente  ihnen  ein  altes,  von  Turkul  ihnen  überlassenes 
Gebäude.  Daneben  erhob  sich  ein  Gerüst,  auf  dem  4,  in  Moskau  ange- 
kaufte Glocken  hiengen. 

Alle  diese  Lippowaner  waren  durch  die  weite  Reise  sehr  herabge- 
kommen. Auf  ihr  Ansuchen  streckte  ihnen  General  Enzenberg  175 
Gulden  (lOü  Rubel)  zur  Anschaffung  von  Vieh  und-  Geräthen  vor. 
Ueberdies  erbaten  sie  sich  den  zum  Anbau  nöthigen  Samen. 

')  Beil.  70,  71   u    73. 

0  Beil.  70. 

»)  Beü    71,  7G  u.  79. 

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i>ie  Lippowaner  in  der  Bukowina.  "■' 

Schon  damals  herrschte  in  der  kleinen  Gemeinde  grosser  Zwist. 
Die  Untersuchung  ergab,  dass  Alexander  Alexiewicz  daran  schuld  war. 
Dieser,  von  Geburt  ein  Kalmücke  und  erst  seit  seinem  achten  Jahre  ein 
Lippowaner,  wollte  als  ehemaliger  Deputierte  vor  den  übrigen  viel  vor- 
aushaben und  zeigte  sich  ihnen  gegenüber  wegen  seiner  Wiener  Reise 
stolz  und  übermüthig.  Darum  baten  alle,  ihnen  Alexander  nicht  als  Ge- 
meindevorsteher aufzustellen.  Da  auch  Enzenberg  an  der  Beseitigung 
des  Zwistes  gelegen  w^ar,  forderte  er  die  Gemeinde  auf,  sich  ihren 
Richter  selbst  zu  wählen.  Sie  wählte  don  Aeltesten  aus  ihrer  Mitte, 
Kuzmicz,  „einen  gorechten  und  vernünftigen  Mann"  ;  Alexiewicz  aber  und 
Nikifor  Larionow  wurden  übergangen. 

General  Enzenborg  unterliess  os  nicht,  sich  ..»mvermerkt-  auch 
nach  der  Religion  der  Lippowaner  zu  erkundigen.  Sie  gaben  ihm  nur 
so  viel  an,  dass  sie  den  Glaubenssätzen  des  heil.  Apostels  Philipp,  nach 
dem  sie  sich  auch  Philippowaner  nennen,  folgen.  Nach  diesen  Glaubens- 
sätzen sei  es  ihnen  nicht  erlaubt,  an  den  heiligen  Geist  zu  glauben, 
Waffen  zu  tragen,  viel  weniger  hievon  Gebrauch  zu  machen,  Tabak 
zu  rauchen  oder  zu  schnupfen,  W.ldbret.  am  allervvenigsten  einen  Hasen 
zu  geniessen.  Die  Mönche  fand  der  General  ganz  „unwissend**  ;  sie 
konnten  weder  lesen  noch   schreiben. 

Von  Hliboka  begab  sich  General  Enzenberg  nach  Klimoutz.  Hier 
sah  er  gut  bestellte  Felder  und  viele  Erzeugnisse  aus  Holz,  Hanf  und 
Flachs.  Die  Zahl  der  Familien  bezifferte  man  ihm  mit  26.  Davon  waren 
20  seit  1780,  6'  seit  dem  Beginne  des  Jahres  1784  ansässig.  Letztere 
waren  noch  mit  ,  em  Baue  ihrer  Wohnungen  beschäftigt.  In  Hinsicht 
auf  Religion  sowohl  als  auf  Sitten  und  Gebräuche  schienen  dem  Ge- 
neral diese  Lippowaner  denen  von  Hliboka  ganz  und  gar  zu  gleichen  ; 
doch  iiel  ihm  auf,  dass  es  in  Klimoutz  keine  Kirche  gab  und  dass 
daselbst  die  priesterlichen  Functionen  von  keinem  Pfarrer,  sondern  von 
dem  Aeltesten  des  Dorfes  verrichtet  w^urden. 

Am  13.  Juni  besuchte  General  Enzenberg  die  dritte  Lippowaner* 
Colonie  :  Mitoka-Dragomirna.  Hier  fand  er  27  Familien,  und  zwar  15 
alte,  im  Jahre  1777  angesiedelte  und  12  neue,  seit  1783  hinzugekommene 
Familien  vor.  Sie  erschienen  ihm  leutseliger  als  die  anderen  Lippowaner, 
wahrscheinlich  —  meint  er  —  weil  sie  unweit  der  Stadt  Suczawa 
wohnten.  Ihre  ,,  Wirtschaft-^  war  in  noch  besserem  Stande  als  in  Klimoutz. 
Seit  einem  Jahre  hatten  sie  auch  ein  ^ganz  niedliches  Kirchlein-'  und 
erwarteten  täglich  den  ihnen  bewilligten  Geistlichen  aus  der  Moldau.  Sie 
erzählten  dem  General,  dass  mehrere  moldauische  Lippowanerfamilien 
nur  auf  eine  Gelegenheit  warteten,  um  gleichfalls  nach  Mitoka  zu  über- 
siedeln, und  beschwerten  sich,  dass  ihnen  das  Kloster  Dragomirna  nur 
für  ungefähr  30  Familien  Grund  und  Boden  eingeräumt  und  die  besseren 
Gründe  seinen  leibeigenen  Zigeunern  überlassen  habe.  Enzenberg  stellte 
daher    dem    Igumen    vor,  dass  es  den  Absichten  der  Regierung  wid0ö[e 


b2  Poiek : 

spreche,  die  leibeigenen  Zigeuner  zum  Nachtheiie  der  steuerpflichtigen 
Bevölkerung  so  reichlich  auszustatten,  und  ermahnte  ihn,  jene  Aecker 
und  Wiesen,  welche  leibeigene  Zigeuner  innehätten,  den  Lippowanern 
zuzutheilen.') 

Mitte  Juni  1784  zählte  also  die  Bukowina  75  Lippowanerfamilien, 
die  mit  Einschluss  der  6  ledigen  Burschen  und  8  Mönche  aus  ungefähr 
400  Seelen  bestanden  haben  dürften.  Davon  waren  22  Familien  nebst 
den  8  ledigen  Burschen  und  den  Mönchen,  mithin  ungefähr  125  See  en, 
aus  Bessarabien  eingewandert  Ein  weiterer  Zuzug  war  aus  diesem 
Lande  kaum  mehr  zu  erwarten  ;  wies  doch  der  Igumen  sowohl  wie 
jeder  der  übrigen  dieser  Lippovvaner  „ungeachtet  aller  Erinnerungen- 
das  Ansinnen,  die  in  der  Moldau  zuiückgebliebenen  Glaubensgenossen 
herbeizubringen,  aus  Furcht  vor  Misshandlung  seitens  der  türkischen 
Beamten  zurück.^)  Ja,  es  stand  nicht  einmal  fest,  ob  die  bereits  einire 
wanderten  bessarabischen  Lippowanor  an  dem  von  ihnen  selbst  ge- 
wählten Orte  bleiben  oder  in  das  Banat  abgehen  würden.  Der  Hofkriegs- 
rath  war  zwar  mit  ihrer  Unterbringung  in  Illiboka  einverstanden,  sah 
jedoch  dieselbe  nur  a's  provisorisch  an,  indem  er  den  General  Enzen- 
bcrg  am  10.  Juli  an  den  kaiserlichen  Befehl  erinnerte,  demzufolge 
diese  Lippowaner  nicht  auf  Privat-,  sondern  auf  Cameralgütern, 
nöthigenfalls  im  Banate,  anzusiedeln  waren.  ^) 

Der  General  trug  daher  dem  Serethor  Directoriate  auf,  die  Hlibokaer 
Lippowaner  »auf  eine  unvermerkte  Art«  zu  befragen,  ob  sie  nicht  in  das 
Banat  abgehen  mochten,  wo  sie  auf  Cameralgütern  Unterkommen  fanden. 
Die  Lippowaner  gaben  eine  ausweichende  Antwort.  Sie  seien  zwar, 
sagten  sie,  zur  Umsiedelung  bereit,  doch  wollten  sie  sich  vorher 
in  Illiboka  einigermassen  noch  erholen  und  über  die  BcschafTenheit  des 
Banates  nähere  Erkundigung  einziehen;  insbesondere  aber  würden  sie 
mit  dem  Aufbruch  nicht  mehr  zögern,  sobald  sie  »mit  dem  anzuhoflenden 
Zuwachs«  die  Zahl  von  100  bis  200  Familien  erreichten.*)  Es  verstrich 
jedoch  der  Sommer,  ohne  dass  neue  derlei  Lippowaner  in  die  Bukowina 
kamen.  Am  i.  September  wurde  daher  der  Dolmetsch  Kovacs  entlassen.*] 

Unterdessen  scheint  die  Uneinigkeit,  die  Enzenberg  durch  die 
Richterwahl  unterdrückt  zu  haben  glaubte,  in  der  Hlibokaer  Gemeinde 
von  neuem  erwacht  zu  sein  und  auch  schon  die  Auswanderung  einiger 
Familien  zur  Folge  gehabt  zu  haben;  denn  aus  dem  Gestionsprotokoll 
der  Bukowiner  Militärverwaltung  ist  zu  ersehen,  dass  das  Serether 
Directoriat  am  31.  August  1784  ein  Verzeichnis  dor  „in  Illiboka  und 
Warnitza  oder  Fontina-alba  angesiedelten  Lippowanerfamilien^'  über- 
reichte. ^) 


Beil.  79. 

Ebenda. 
')  Beü.  80. 

Beil.  81  u.  82. 

Beil.  84. 
•)  Beü  83. 


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Die  Lippowaner  in  der  Bukowina. 


6ä 


Zu  dem  Zwiste,  den  die  bessarabischen  Lippowaner  untereinander 
hatten,  gesellten  sich  im  folgenden  Jahre  noch  Streitigkeiten  mit  dem 
Grundherrn.  Im  Februar  1785  beschwerten  sich  nämlich  diese  Lippo- 
waner, dass  M.  V.  Turkul  dem  Ansiede'ungsvertrag  zuwider,  unter  Be- 
rufung auf  die  damals  eingelührte  neue  Waldordnung  die  Holzfuhrtaxe 
von  ihnen  fordere.  Diesmal  nahm  sich  die  Landesverwaltung  ihrer  an. 
Sie  bedeutete  dem  Grundherrn,  dass  er  mit  Rücksicht  auf  den  Nutzen, 
den  er  aus  der  Ansiedelung  der  Lippowaner  ziehe,  diesen  vorzüglich 
im  Anfange  das  Bauholz  unentgeltlich  zu  verabfolgen  schuldig  sei.') 

Im  Herbste  spitzte  sich  der  Streit  noch  scharfer  zu.  Die  Lippo- 
waner hatten  nämlich  »wegen  geringer  Zahl  ihrer  Hauswirte«,  ohne  es 
dem  (irundherrn  vorher  zu  melden,  von  den  ihnen  übergebenen 
Gründen  60  Faltschen  (^  108  Joch)  Wiesen  ungemäht  gelassen  und 
weigrerten  sich  dann  den  vollen  Grundzins  zu  entrichten.  Ihre  Unzu- 
friedenheit mochte  den  höchsten  Grad  erreichen,  als  die  Landesbehörde 
die  von  Turkul  geführte  Beschwerde  billigte  und  ihnen  unter  Androhung 
einer  Strafe  die  Entrichtung  der  vertragsmässigen  Gebür  auftrug.  ^) 
Damals,  im  Winter  1785/17.^6,  sind  ohne  Zweifel  die  letzten,  in  Hliboka 
noch  zurückgebliebenen  Lippowanerfamilien  nach  Fontina  alba  über- 
siedelt, obwohl  sie  auch  dort  nur  von  den  landesfürstlichen,  nicht  aber 
auch  von  den  grundherrlichen  Abgaben  befreit  waren.  *) 

Kaum  hatten  die  bessarabischeu  Lippowaner  endlich  ein 
bleibendes  Heim  gefunden,  da  erwachte  bei  den  moldauischen 
Lippowanern  der  südlichen  Bukowina  die  alte  Wanderlust.  Sei  es,  dass 
Ihr  Handel  durch  den  damals  verfügten  ZoUausschluss  der  Stadt  Suczawa 
litt,  oder  sei  es,  dass  der  stete  Hant-  und  Flachsbau  die  ihnen  zuge- 
theilten  Gründe  schon  erschöpft  hatte  —  diese  beiden  Ursachen  führt 
das  Bukowiner  Kreisamt  an  —  kurz,  in  der  Nacht  vom  17.  auf  den  18. 
April  1787  wanderten  alle  Lippowaner  aus  Mitoka  nach  der  Moldau 
aus.  Viel  hatten  sie  allerdings  nicht  zu  verlieren.  Ihre  Wohnungen 
waren  elende,  theils  aus  Holz,  theils  aus  Flechtwerk  erbaute  und  noth- 
dürftig  mit  Schilf  eingedeckte  Hütten,  wovon  die  meisten  eine  Länge 
von  2  Klaftern  hatten  und  aus  einer  Stube,  einem  Vorhaus  und  einem 
Schoppen  bestanden.  D.ese  Hütten  wurden  noch  in  demselben  oder  in 
dem  darauf  folgenden  Jahre  abgetragen  und  das  noch  brauchbare  Holz 
bei  dem  Baue  der  deutschen  Ansiedlungshäuser  \on  Neu-Itzkany  ver 
wendet.*)  Kurz  darauf  kehrten  die  Lippowaner  wieder  in  die  Bukowina 
zurück  und  bauten  ihr  Dorf  —  von  jetzt  an  auch  Lipoweni  genannt 
—  unweit  Mitoka-Dragomirna  von  neuem  auf. 

Seit  dem  Anfange  unseres  Jahrhunderts  wanderten  zu  wiederholten- 
malen  einzelne  Lippowanerfamilien  aus  der  Moldau  sowie  aus  Hussland 


»)  Beil.  85. 

•)  Beü.  87  u.  88. 

^)  Beil.  86  f~^  T 

*)  Beil.  90  bis  95.  Digitized  by  VriOOQlC 


64 


Polek : 


ein.  Eine  grössere  Anzahl,  20  Familien,  kam  im  Jahre  1834  an.  Sie 
hielten  sich  zunächst  eine  Zeit  lang  in  Klimoutz  auf  und  liessen  sich 
dann  bei  Berhometh  am  Sereth  nieder,  wo  ihnen  Baron  Jordaki  Wassilkc 
gegen  einen  bestimmten  Pachtzins  die  nöthigen  Gründe  überliess 

Im  September  1839  bereits  auf  35  Familien  angewachsen,  suchten 
sie  in  einem  an  Kaiser  Ferdinand  gerichteten  Majestätsgesuche  um  An- 
siedelungsplätze auf  den  Cameralherrschaften  Tarnawka,  Solka  etc.  an.  ^» 
Dieser  Bitte  wurde  nicht  willfahrt.  Die  Lippowaner  blieben  daher  in 
Berhometh.  Ihre  dortige  Ansiedelung  erhielt  den  Namen  Mihodra.  In 
ähnlicher  Wei.se  entstand  zu  Anfang  der  fünfziger  Jahre  von  Biala- 
kiernica  aus  die  Colonie  Lipoweni  bei  Lukawetz,  die  vor  einigen 
Jahren  auch  die  Bewohner  von  Mihodra  in  sich  aufgenommen  hat.  ^) 

Die  Bukowina  besitzt  demnach  derzeit  4  Lippowanerdörfer,  nämlich 
Fontina  alba  oder  Bialakiernica,  Klimoutz,  Lipoweni  bei  Mitoka- 
Dragomirna,  auch  Sokolinco  genannt,  und  Lipoweni  bei  Lukawetz. 
das  auch  den  Namen  Kossowanka  (auf  dem  Gemoindesiegel  Lippowany- 
Kossowanka)  führt, 

Was  die  Seelenzahl  der  Lippowaner  tn  der  Bukowina  anbelangt 
so  war  sie  bereits  im  Fahre  1844  auf  19Gi)  angewachsen.  Davon  ent- 
fielen auf  Fontina  alba  547  einheimische  und  57  fremde,  auf  Klimoutz 
755  einheimische  und  85  fremde,  auf  Sokolince  350  einheimische  und 
11  Fremde  und  auf  Mihodra  161  einheimische  Lippowaner.  Diese  Be- 
völkerungszahl stieg  bis  1857  auf  2939.  Dagegen  weist  das  Operat  der 
Volkszählung  vom  31.  December  1869  nur  2928,  das  der  Zählung  vom 
31.  December  1880  sogar  nur  2801  Lippowaner  aus  Erst  am  31.  De- 
cember 1890  wurde  wieder  ein  Zuwachs  constatiert.  Damals  zählte  man 
in  der  Bukowina  3213  Lippowaner.  Diese  vertheilten  sich  in  folgender 
Weise  auf  die  einzelnen  Ortschaften  :  auf  Bialakiernica  oder  Kontina 
alba  972,  auf  Klimoutz  1223,  auf  Sokolince  469,  aul  Lippowany-Kosso- 
wanka  294,  auf  die  übrigen  Ortschaften  (daunter  besonders  die  Städte 
Radautz,  Suczawa  und  Czernowitz)  255.  Sonst  gab  es  Ende  1890 
innerhalb  der  österreichischen  Monarchie  nur  noch  5  Lippowaner, 
nämlich  2  in  Niederösterreich  und  3  in  Galizien.  ^) 


-4<>»-c<-- 


>)  Beü.  06  u.  97. 

•)  Polek,  die  Lippowaner  in  der  Bukowina.    iZeitschrifl  f.  österr.  Volkskunde.  II. 
Wien  1896.  S.  55  f. 

»)  Ehe«  da.  S    58. 

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l)ie  Lippowaner  in  der  Bukowina.  "*^ 


Beilagen.' 


1,  Vertrag  des  Klosters  Putna  mit  den  Lippotvanern  von  Klimoutz 
ddo.  27.  Aprü  1780.  (Abschrift  in  der  Registratur  der  Bukowiner  k.  h. 
Landesregierung.  Fa^c,  54), 

a)  RumSnischer  Text. 

loasaf,  igumen  sftel  monästirii  Putnii,  cu  to^i  fra^ii  dat'am  scrisoare  noastrft  la 
mäna  vornicului  Martin  Lipovan  si  altora,  carii  sint  tmpreiin&  ca  dinsul,  precum  so  sö 
scie  cä  avend  ei  trebuin^ä  ca  sö  s6  a^^ezä  cu  t6tä  Rädere  pe  moi;(ia  mänästirii  noastre 
Putoii.  Am  s  »coti*^  dinpreunä  cu  to^^i  pftrin^;ii  s^i  liain  dat  loc,  ca  sÖ  sÖ  a^ezi  cu  cas&le 
lor  in  durabrava  pe  päräul  Climäutului  in  sus  in  mo^iea  Tämauca,  care  se  nume^ti  ^i 
MoL^enii,  dup&  sämnele  hotaiului  a  locului,  cät  s'au  socotit  sö  cuprindä  ei  pentru  ima§ 
vitelor  lor,  pentru  fina^-i,  s^i  pentru  arätuvä,  unde  se  sÖ  hränescÄ.  8i  in  locul,  ce  li  s'au 
dat,  s*au  cuprins  ^i  doao  silisti,  anume  Moij^ftni  ^i  Climou^ii,  ca  sö  li  fie  pentru  sÄmft- 
natul  cÄnipii.  lar  cat  pentru  s&mnele  hotarului  locului,  ce  sau  socotit,  ca  sö  fie  pentru 
trebuin^  lor,  om  arfita  sämnele  pen  prejurul  acestui  loc,  care  sÖ  incep  intftiu  despre 
mo^iea  Bain^ii,  pe  sämnele,  ce  desparte  Bain^ii  cu  Climou^ii  mänästiri,  care  sunt  acest 
intöi  din  drumul,  ce  se  cheamä  a  Vicovenilor,  care  merge  spre  tärgul  Siretului,  unde  s'au 
pus  sämn  o  piaträ,  i^i  de  acole  la  Balta  saca,  care  este  sämn,  ce  desparte  mo^ia  Cli- 
mou^ului  j^i  Frätäu^ii  ^i  Bain^-ii  a  lui  Flondor,  ^i  de  acole  in  sus  la  o  movilä  in  ^es  pe 
un  drumu^or,  ce  merge  asupra  dumbravii  §i  de  acole  tot  in  sus  la  deai  la  o  movilä 
ce  este  [hotarul)  acestor  doao  mo^ii  Climo^ii  §i  Bain^i,  ^i  de  acole  tot  in  sus  din  mo- 
vile  in  movile  panä  in  scursura  ^orodocinii,  imde  love^te  hotarul  de  mo^iea  Camänca 
iarä^  moi^iea  mänästirii  Putnii,  unde  sunt  91  boorii,  care  [dispartj  trii  mo^ii:  Volcinetul 
mänästii-ii  lui  Barnovschii,  Camänca  i^i  Täniavca,  iarä^i  a  mänästirii  noastre  ^1  de  acole 
pe  supt  obrejä  cuprinzä  ^i  fundäturile  cu  fäna^ul  pentru  trebuin^a  lor,  §i  de  acole 
iutorcändu-se  spre  amea/.äzi  despre  Vami^ä  la  deal  pänä  in  dreptul  locului,  unde 
merge  drept  la  Fäntana  alba  §i  de  acolo  drept  pen  dumbrava  in  jospänä  in  drumul, 
care  merge  spre  Bain^^ä,  iarä  de  acolo  intorce  pe  dumbrava  drept  la  podul  Climäu^ului, 
unde  trece  iarä.«»!  spre  Bain^ä,  ^i  de  acolo  pär&ul  in  gios  panä  in  drumul  Vicovenilor 
Hl  panä  in  piaträ,  ce  s'au  pus  längä  drumul.  Acest  loc  pe  aceste   sämnele   s'au   dat   de 


'  Von  den  hier  veröftentHchten  Actenstücken  sind  schon  mehrere  theils  voll- 
ständig, theiLs  auszugsweise,  zumeist  jedoch  ungenau  von  F.  A.  Wickenhauser  (Molda 
oder  Beiträge  zur  Geschichte  d.  Moldau  und  Bukowina.  2.  Bändchen.  Czernowitz  1891. 
S.  *^0  ff.)  veröffentlicht  worden.  Ich  habe  im  allgemeinen  die  von  Prof.  Dr.  Stieve 
aufgestellten  und  in  dem  Berichte  über  die  dritte  Versammlung  deutscher  Historiker 
(Leipzig  1895,  S.  18  ff  i  bekannt  gemachten  Grundsätze  befolgt.  Als  Siglen  und 
Abkürzungen    sind    gebraucht:    A    =    Administration,    CA.    ^^    Cameraladministration, 

D.  =  District,  DA    =    Districtsadministration,    DJA.    Districtsinterimaladministration, 

E.  =  Excellenz,  E.  E.  =  Euer  Excellenz,  E.  M.  und  E.  Mt.  ^  Euer  Majestät,  E.  W. 
=  Euer  Wohlgeboren,  FM.=  Feldmarschall,  G:  General,  GC.  ^  Generalcommando, 
(IM.  =  Generalmajor,  HK.  =  Hofkanzlei,  HKR.  Hofkriegsrath,  L.  -  Lippowaner^ 
LA.  ~  Landesadministration,  MI  A..  -  Mautinspecto  ratsam  t,  OW.  Oberst  Wachtmeister^ 
Pb.  :^  Philippe waner,  RC.  =  Remontierungscommando,  S.  M.  —  Seine  Majestät 
ah.  -  allerhöchst,  h.  ~=  hohe,  hl.  =  hoch"  öblich,  hw.  =  hochwohlgeboren,  v.  b.  ö.  —  ver- 
einigte böhmisch-öst^n*eichische,  wl.  =  wohUöbliche.  C^  r^r^n]/> 

^  '  Digitized  by  V:i(JOv  IC 


6«  ^olek: 

hranft  ^i  de  ai^ezare  lui  Martin  »i  cu  Lipovenü,  ce  au  adus  ca  s6  so  [facli]  slohozenieft 
cu  den^ii,  dupä  cät  vor  vede  numele  lor  in  scrisoare  ce  au  dat  )a  mäuäsürL  lar  tocmaU 
pentru  adetul  mönästirii  cu  Lipovenii  n'au  foast  intru  acest  feliu,  adecA,  ca  so  de  de 
tot  gospodariiü  cäte  cinci  lei  bani  gata,  hI  iarft^  de  tot  gospodariul,  cät  sdnt  ^i  cät  Tor 
inai  fi  inainte,  sö  de  cäte  o  ocä  de  fränghie,  dupa  cum  a  fi  trebuin^  la  mändstirü  catt^ 
o  ocA  de  oloiu,  cftte  doao  capestre  ^i  cäte  o  zi  de  clacä,  de  toat  gospndarul.  larä  orända 
so  fie  a  mänästirii,  ^i  cänd  a  fi  trebuin^ä  de  vöndut,  «Ö  nu  s6  vendä  altora  di  [cät]  Lipoveni- 
lor;  se  s6  vindä  cu  tocmala  iarä  peiitru  al^ii  Lipoveni,  ce  or  mal  veni,  ca  so  s6  a««zi 
acole,  so  fie  prin  ^tire  vomicului  fti  acolor  lal|i,  iar  nu  intru  alt  chip  cum  ^i  pentru  cel 
ce  s6  vor  cäsätori  tntre  den^ii  pänä  la  anul,  so  nu  11  so  ea  aceasta  tocmala  ca  de  la 
ceea  lal(i  gospodari  dela  anul  so  fiea  tmpreunä  cu  aJ^ii  ^i  fiind  cä  ea  sunt  ei  gospodaii, 
carii  sunt  dator  a  pläti  toate  cele,  ce  s'au  scris  mai  sus  pe  acesti  gospodari  ^i  ace^ü 
bani,  so  aibä  a  da  pe  toat  anul  pe  fieste  care  gospodariu  la  sf.  Nicolai.  §i  pentru  cre- 
din(a  11  s'au  dat  aceasta  scrisoare  a  noasträ  la  to^i  acei^til,  carii  sau  intämplat  aice,  ca 
pecete  sfuitei  mänästirii  pecetluite  §i  de  uoi  de  to^i  Iscallt.  Asämene  scrisoare  cu  iscali- 
turile  lor  au  dat  la  mänä  noasträ.  Aceasta  anul  17.0  Aprlle  27.  loasef  igunem  Patnü: 
Pachomie,  proinigumen;  Danlil,  ieromonach;  Atanasle,  eclesiarch;  Macarie,  ieromonach; 
Paisie,  daräu  [V);  Andrei,  ieromonach. 

b)   Uebersetzung. 

Wir  Joset,  igumen  des  heiligen  klosters  Putna,  mit  allen  brüdem  haben  dem 
richter  Martin  Lipovan  und  den  übrigen,  die  mit  ihm  gegenwärtig  sind,  unser  schrei- 
ben eingehäjidigt,  damit  man  wisse,  dass  sie  genöthigt  waren,  sich  für  immer  auf  dem 
gute  unseres  klosters  Putna  anzusiedeln.  Wir  haben  im  verein  mit  allen  vätem  erwogen 
und  ihnen  einen  ort  angewiesen,  aui  dass  sie  sich  hluslich  niederlassen  an  dem  walde 
am  bache  Kllmoutz  gegen  das  ^ut  Tmawka  hin,  das  auch  Molschenl  heisst,  deu  grenz- 
zeichen des  ortes  gemäss,  den  sie  als  Viehweide,  wies-  und  ackerland  zu  ihrem  unter- 
halte In  besitz  zu  nehmen  beschlossen  haben.  Und  auf  dem  gründe,  den  man  Ihnen 
gegeben  hat,  sind  auch  *l  dorfplätze  mitinbegriffen,  nämlich  Molscheni  und  Kllmoutz. 
die  ihnen  zum  hanfbau  dienen  sollen.  Was  aber  die  gienzeichen  jenes  grundes  anbe- 
langt, der  zu  ihrem  gebrauch  als  nöthig  erachtet  v^nirde,  so  werden  sie  durch  die  zeichen 
ringsum  jenen  grund  angezeigt  werden.  Diese  zeichen  beginnen  zunächst  bei  dem  gute 
Baince  nach  den  zeichen,  welche  Baince  von  dem  zum  kloster  gehörigen  KlimouU 
scheiden  und  welche  die  ersten  zeichen  auf  dem  sogenannten  wlkower  wege  sind,  der 
nach  dem  markte  Sereth  führt,  wo  als  zeichen  ein  stein  gelegt  woi-den  ist,  und  von 
da  zur  Baltasaca  (seichten  pfutze),  welche  das  grenzzeichen  zwischen  dem  gute  Kh- 
moutz  und  Fratautz  und  dem  Flondorschen  Baince  ist,  und  von  da  hinauf  zu  einem 
hügel  in  der  ebene  auf  dem  kleinen  wege,  der  zum  wald  hin  führt,  und  von  da  immer 
weiter  hinauf  zu  einem  hügel,  welcher  die  grenze  zwischen  den  gütern  Kllmoutz  und 
Baince  bezeichnet,  mid  von  da  wieder  hinauf  von  hügel  zu  hügel  bis  zur  mündung 
der  Schorodiczina,  wo  lie  grenze  auf  das  gut  Kamenka  trifft,  gleichfalls  ein  gut  de? 
klosters  Putna,  wo  die  auerochsen  -zeichen)  sind,  welche  die  drei  guter;  Wolczinet*, 
dem  kloster  Bamowskl  gehörig,  und  Kamenka  und  Tamawka,  die  unserem  kloster  ge- 
hören, scheiden;  und  von  da  hinauf  zur  Obrescha')  welche  auch  die  Schluchten  mit 
den  zu  ihrem  gebrauch  bestimmten  wiesen  in  sich  fasst,  und  von  da,  sich  gegen  süden 
wendend,  zur  Wamitza  hinauf  bis  zu  dem  orte,  wo  man  geradeaus  nach  Fontina  alba 
geht,  und  von  dort  gerade  durch  den  wald  bis  zu  dem  wege,  der  nach  Baince  fuhrt, 
von  da  sich  wieder  wendend,  längs  des  waldes  zur  brücke  in  Kllmoutz,  wo  man  ^\'ieder 
nach  Baince  geht,  und  von  da  dem  bache  entlang  hinab  bis  zum  wlkower  weg  und  bis 
zu  dem  am  wege  aufgestellten  stein. 

Diesen  durch  diese  zeichen  bestimmten  grund  hat  man  zum  unterhalt  und  zur 
niederlassung  dem  Martin  und  den  Lipowanem    angewiesen,    die    er  zur    ansiedelui«g 


')  Name  eines  Riedes. 

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Die  tiippowaner  in  der  Bukowina. 


67 


mitgebracht,  und  deren  zahl  und  nainen  man  aus  dem  schreiben,  das  sie  dem  kloster 
übergeben  haben,  ersehen  wird.  Dagegen  ist  in  hinsieht  auf  den  dem  kloster  zu 
entrichtenden  grundzins,  folgende  Übereinkunft  mit  den  Lippowanem  getroffen  worden, 
nämlich:  jeder  familienvater  soll  5  gülden  bares  geld,  jeder  gegenwärtige  und 
zukünftige  familienvater  eine  oka  seile,  je  nach  dem  bedarfe  des  klosters  eine  oka  öi 
imd  2  halftern  geben  und  zu  einem  robotstag  verpflichtet  sein.  Der  pacht  soll  dem  kloster 
gehören  nnd  wenn  er  verkauft  werden  müsste,  so  soll  er  nur  den  Lippowanem  verkauft 
werden,  mit  der  Vereinbarung,  in  hinsieht  auf  die  anderen  Lippowaner,  die  noch  kom- 
men werden,  dass  sie  sich  nur  mit  wissen  des  doririchters  und  der  übrigen  dort  nie- 
derlassen, keineswegs  aber  auf  andere  weise,  und  in  hinsieht  auf  diejenigen  von 
ihnen,  die  heirathen  werden,  dass  man  von  ihnen  innerhalb  eines  Jahres  nicht  mehr 
an  giebigkeiten  fordern  werde  als  von  den  übrigen,  dass  sie  aber  nach  einem  jähre 
den  übrigen  familienvätem  gleich,  also  alles  das  zu  leisten  verpflichtet  seien,  was  für 
diese  familienvater  zu  leisten  oben  festgesetzt  worden  ist.  Und  dieses  geld  soll  jeder 
einzelne  familienvater  am  tage  des  heiligen  Nikolaus  entrichten.  Zur  beglaubigung  hat 
man  allen,  die  sich  hier  eingefunden  haben,  dieses  unser  mit  dem  siegel  des  heiligen 
klosters  versehene  und  von  uns  allen  unterfertigte  schreiben  gegeben.  Desgleichen 
haben  sie  uns  ein  schreiben  mit  ihren  unterschritten  eingehändigt.  Im  jähre  1780 
21,  April.  Josef,  igumen  von  Putna;  Pachomie,  igumens-stellvertreter ;  Athanasie,  ekle- 
siarch ;  Paisie,  darauf] ;  Daniel,  jeromonach;  Makarie,  jeromonach ;  Andreas,  jeromonach. 

2.  General  Karl  Freiherr  v.  Enzenberg  an  das  galiziaohe  General- 
comnuxndo.  Czernoivitz,  18.  März  1783.  (Urschrift,  ebendort.) 

Ausser  jenen,  was  |ich]  alschon  untern  22.  vorigen  monates  in  angelegenheit  der 
8uczaver  armenischen  Eutychianergemeinde  gemeldet  habe,  weiss  herr  bischof  nichts 
mehrers  beizurucken,  und  gleiche  beschaffenheit  hat  es  in  betrag  der  religionsangele« 
genheit  mit  denen  »ich  in  Buocovina  aufhaltenden  Lippowanem,  mit  dem  gehorsamsten 
bemerken,  dass  solche  unter  der  regierung  des  russischen  kaisers  Peter  des  grossen, 
als  er  solche  mit  der  griechischen  religion  vereinigen,  diese  L.  aber  solche  reUgion  nicht 
annehmen  wollten,  sich  theils  nach  der  Crim,  Pol  den  und  Moldau  flichteten. 

Vor  eine  aufgeklärte  weit  scheint  es  seltsam,  dass  kirchenvorstehers  im  lande 
sich  um  die  im  lande  üblichen  religionsübungen  nicht  besorgen  und  einen  jeden  unge- 
stöhrt  bei  deme,  was  er  glaubet,  belassen,  wodurch  zum  theil  die  rohe  unter  den  volk 
befestiget  wird. 

Entzwischen  ist  gewiss,  dass  diese  L.  ungemein  ruhig,  fleissig,  still,  arbeitsam 
reinlich  und  sehr  geschickt  und  überhaupt  stark  und  gut  gewachsene  leuthe  sind.  Ein 
jeder  von  ihnen  muss  eine  profession  erlemen,  auf  die  sie  s-ich  nebst  den  ackerbau, 
den  sie  auf  das  beste  pflegen,  mit  nutzen  verlegen  Die  betrunkenheit  und  das  fluchen 
muss  als  das  gröste  laster  von  ihnen  angesehen  sein,  massen  sehr  selten  betrunkene 
L.  gesehen  worden  sein  sollten.  Ihre  tracht,  besonders  bei  dem  weibsvolke,  ist  niedlich, 
reinlich  und  sehr  ehrbar,  und  sie  sind  sehr  geneigt,  den  nächsten,  er  seie,  wer  er 
wolle,  gutes  zu  bezeigen.  Und  solange  ich  allhier  angestellt  bin,  ist  nicht  die  geringste 
beschwerde  über  diese  wahrh»iftig  würdige,  gute  leuthe  vorgekommen,  imd  die  entrich- 
tung  deren  Schuldigkeiten  benöthiget  keine    zweite  erinnerung. 

In  der  Moldau  und  besonders  in  Podolien  und  Crim  befinden  sich  sehr  viele 
von  diesen  L.,  deren  sich  auch  einige  neuerlich  angesiedelt  haben,  und  wahrhaftig  zu 
wünschen  wäre,  dass  sich  sehr  viele  in  der  Buccovina  ansiedlen  möchten.  Das  ist,  was 
[ich)  auf  die  hohe  Verordnung  vom  1.  et  praes.  8.  curr.  gehorsamst  zu  bemerken  habes 

Czemovicz,  den  18.  Mart.  1783.  Enzenberg    GM. 

3.  Enzenberg  an  das  galiz.  Generalcommando.  Czernowitz,  13.  Mai 
1783.  {Urschrift,  ebendort.) 

In  gemässheit  des  unterm  12.  vorigen  monats  hieher  erlassenen  hohen  QC-  aul- 
trages  bin  ich  ohnvermögend  einem  hohen  GC.  ausser  der  anzahl    der   hier   im    lande     ^ 


6Ö  t>clek: 

befindlichen  Lippowanem,  die  aus  35  familien  bestehen,  eine  nähere  aufklänmg  in  an- 
sehung  derselben  irrlehre  herbeizubringen,  als  ich  bereits  unterm  18.  Merzen  einer  hohen 
stelle  zu  unterlegen  die  gnade  hatte,  welche  ich  thoils  von  dem  hierlandes  exemten 
herrn  bisch ofen,  theils  durch  den  suczavaer  districts-ispravuik^)  schatrar«)  gesamlet  habe. 

So  viel  ist  gewiss,  dass  sie  arbeitsame,  ruhige  und  gute  contribuenten  sind,  von 
welchen  etwa  die  zeit  und  umstände  respectu  ihrer  irrlehre-verwechslung  eine  veräD- 
derung  erwarten  lassen  mag. 

Czernowitz,  den  i.3.  Mai  1 783.  En  zenb  erg. 

4.  Das  galiz.  Generalcommando  an  den  k.  k.  Hofkriegsrath  in  Wien. 
Lemberg,  21.  Mai  1783,  {Entwurf,  ebendorl.) 

Der  buccowiner  DA.  ist  die  den  2.  voi-igen  monats  in  ansehung  der  suczawaer  ar- 
menischen Eutychianergemeinde  sowohl  als  der  im  D.  erst  derzeit  entdeckten  soge- 
nannten L.-iamilien  anhero  erlassenene  hohe  Verordnung  zur  Wissenschaft  und  um  sich 
darnach  in  all  imd  jeden  genau  zu  benehmen,  somit  seinerzeit  über  den  weitem  aus- 
schlag  des  ihr  DA.  wegen  der  erstem  mit  dem  siebenbtirgischen  herrn  bischof  und  allenfalli 
auch  mit  dem  doitigen  landesgubernio  zu  pflegen  anbefohlenen  einvernehmens  die 
anzeige  zu  erstatten,  mitgetheilt  worden.  Soviel  die  letztem,  nemlich  die  L.-tamilien. 
anbelanget,  vorüber  eine  h.  hofstelle  die  ehebaldigste  nachricht  abzufordern  geruhet«, 
wurde  infolge  dessen  von  ihr  DA.  unter  einem  die  nähere  erläuterung  über  die  anzabl 
dieser  familien  und  über  die  eigentliche  beschafienheit  ihrer  gnmdlehre  abverlanget, 
weil  man  in  dem  schon  vorgängig  anhero  gelangten,  hier  zur  h.  einsieht  abschrift- 
lich beigebogenen  berichte  die  wahren  umstände  nicht  hinlänglich  erschöpfet  zu  sein 
glaubte.  Nachdem  jedoch  besagte  uA.  nunraehro  ausser  der  bemerkung  der  zahl  von  den 
familien  nichts  weiters  als,  was  die  gleich  allegirte  anzeige  enthält,  hierwegeu  erötem 
und  beibringen  zu  können  angibt,  so  muss  man  sich  diesorts  ledigHch  auf  diese  und 
die  hier  ebenfalls  abschriftlich  anverwahrte  leztere  anzeige  beruifen. 

6.  Hofkriegsrath  an  das  galiz.  Generale Anmando.  Wien,  7 .  Junil783 . 
(Urschrift,  ebendort.) 

Die  mitti^lst  des  bericht  vom  21.  nuperi  in  Vorschein  gekommene  auskauft  in 
betref  der  L.-seckt  ist  von  dämm  nicht  ganz,  weil  sie  nicht  einmal  zu  entnehmen  g»bt, 
ob  diese  leute  wie  die  Eutychianer  geistliche  und  was  für  ein  religionsexercitium  haben, 
oder  ob  sie  vielleicht  gar  keine  religionshandlung  begehen  und  vielleicht  auf  gar  nichts 
glauben. 

Wie  in  ansehung  der  Eutychianer  bereits  zu  vernehmen  gegeben  worden  ist,  dass 
mit  diesen  aus  rucksicht  des  contributionsstand  sehr  nuzbaren  landeseinwohnem  sehr 
bescheiden  sich  benommen  werden  muss,  insbesondere  ihnen  nicht  die  geringste  auf- 
merksamkeit  aus  dem  anbetracht  ihrer  seckt  wahrnehmen  zu  lassen,  sondern  vorzü-^- 
lich  der  guten  neigung  desjenigen,  in  den  sie  völliges  vertrauen  sezen,  sich  auf  e*ne 
ohnverfängliche  art  zu  versichern  ist :  so  wird  ihmo  (IC.  solches  in  antwort  erinnert, 
um  mit  den  L.  auf  die  nemliche  art  fürzugehen  und  ihretwegen  die  noch  ermanglendd 
obberührte  auskunft  einzubefördern. 

Wienn,     den  7.  Juni  .783.  Hadik.    Dürfeid. 

6.  Kaiser  Joseph  IL  an  den  Hofkriegsrathspräsidenten.  FM,  Grafen 
Hadik.  Czernonitz,  19   Juni  1783.  {Urschrift,  Kriegsarchiv.  1783  SO — 79.) 

9no  —  -  -  _  Die  nämliche  rucksicht  [wie  die  Armenier]  verdienen  die  hierlandes 
befindliche  sogenannte  Lippowaner,  welche  blose  russische  bauem  sind,  die  sich  hier 
niedergelassen  haben  Ihre  religion  ist  die  wahre  schissmatische,  und  will  man  nur 
darin  einen  unterschied  finden,  dass  sie  ihren  gottesdienst    illyrisch  wie  in     Kussland 

*)   isprawnik   ~    Verwalter,  Director. 

')  schatrar,  rumänisch  satrar.  Aufseher  über  die  fürstlichen  Zelte,  (Boiar*u 
Titel..  ^      * 


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Die  Lippowaner  in  der  Bukowina.  "^^ 

und  nicht  in  wallachischer  spräche  halten  wollen.  Ausserdem  sind  solche  fleissige  und 
arbeitsame  leute,  welche  man  durch  jene,  so  sich  in  der  Moldau  von  dieser  nation 
noch  befinden,  zu  vermehren  trachten  muss,  nud  aus  dieser  Ursache  ist  ihnen  auch 
ein  poppe  von  ihrer  nation  allerdings  zu  gestatten  oder  ihnen  einer  aus  Slavonien.  wo 
die  illyrische  spräche  am  meisten  in  d^r  Übung  ist,  zu  verschaifen. 

7.  Enzenberg  an  das  galiz.  Generalcommando,  Gzernotvitz,  26,  Juni 
178S.  (Urschrift,  Registratur  d.  Buk.  Landesregierung.) 

S.  M.  haben  bei  höchstdero  anwesenheit  in  Suczawa  selbst  mit  Lippowanem 
gesprochen  und  bemerket,  dass  selbe  eben  mit  jener  religion,  welche  die  schismaticer 
in  Russland  ausüben,  vollkommen  übereinkommen  und  nur  von  dahero  keine  diesländig 
nichtunirten  poppen  annehmen  wollen,  weillen  sie  mit  selben  nicht  reden  können.  S. 
M.  aus  dem  gründe,  da  sie  gute,  ruhige  und  arbeitsame  leute  sind,  bewogen,  haben 
selbe  nicht  nur  ferners  bei  ihrer,  mit  der  nichtunirten  ohnehin  übereinkommenden 
religion  zu  belassen  geruhet,  sondern  wie  titel  commandirenden  herrn  generaln  selbst  in 
gnädiger  erinnerung  beiwohnen  wird,  noch  weiters  anbefohlen,  dass  man  den  bedacht 
dahin  nehmen  sollte,  noch  mehr  derlei  gut-  und  nützliche  L.-famillen  in  das  land  her- 
beizuziehen. 

Welches  man  demnach  einem  h.  GC.  auf  die  vom  18.  et.  praes.  20.  dieses 
hieher  erlassene  h.  Verordnung  ganz  gehorsamst  einzuberichten  nicht  ermanglen 
solle. 

Czemowitz,  den  23.  Juni  1783.  Enzenberg.     Gebier. 

8.  Lippowaner  an  die  Bukowiner  Landesadministration,  CzemowitZy 
17.  Juli  1783.  (Urschrift,  ebendort) 

Wohllöbliche  LA.!  Unterzeichneten  (wie  einer  wl.  LA.  nicht  unbekand  sein 
döi-fte)  von  allerhöchstihro  M.  dem  kaiser  bei  höchstdero  anwesenheit  in  der  Bucovina 
unter  allergnädigster  Versicherung  der  tolloranz  und  des  freien  religion sexercitii  der 
höchste  auftrag  geschehen,  mehrere  L.-familien  anhero  zu  führen.  Gleichwie  nun  sie 
unterzeichnete  versichert  sind,  eine  nahmhafte  an  zahl  ihresgleichen  aus  denen  benach- 
barten Provinzen  hier  ansiedlen  machen  zu  können,  iiisofeme  nur  sie  in  ansehung  der 
feien  ausübung  ihrer  glauben&lehre  vergewissert  sind:  so  bitten  sie  in  unterthänigkeit, 
womit  ihnen  von  einer  wl.  LA.  ein  das  freie  religionsexercitium  bestättigendes  do- 
cument,  um  die  übersiedlungslustigen  damit  desfalls  versichern  zu  können,  ausgehän- 
digt werden  wolle. 

Czernowitz,  den  17.  Juli  1783. 

Prohorlwankow,  Chiritonlwan  von  Dragomima.  Im  namen  sämtlicher 
bucovinei  Lippowaner. 

9.  Enzenberg  an  das  galiz  Generalcommando,  Gzernotvitz,  21,  Juli 
1783.  (Urschrift,  ebendort ) 

Der  gehorsamste  originalanschluss  enthält  die  bitte  deren  in  der  Bukowina  an- 
.sässigen  L.-famiUen  wegen  überkommung  eines  schriftlichen  instruments  der  toUeianze 
und  ihres  freien  religionsexercitii,  so  sich  auf  die  in  Suczava  von  allerhöchstihro  M. 
erhaltene  gnädigste  Zusicherung  gründet,  um  sodan  ihrem  gethanen  versprechen  ge- 
mäss aus  denen  benachbarten  provinzen  noch  mehrere  derlei  L.  zur  herübersiedlung 
anreizen  zu  können. 

Obschon  allerhöchstihre  M.,  so  wie  sich  bittsteiler  darauf  berufen,  diese  gnädigste 
verheissung  in  nnsehung,  als  es  keine  besondere  secte,  sondern  die  alt  russische  reli- 
gion seie,  in  meiner  gegenwart  mündUch  zu  ertheilen  geruhet,  was  auch  dem  galizien- 
schen  commundiren  henn  generaln  wohl  erinerlich  sein  döi-fte,  so  kann  ohne  höheren  befehl 
hierwegen  denenselben  dennoch  nichts  schriftliches  ertheilen,  wohl  aber  die  hohe  stelle, 
um  selbe  diesfalls  zu  beruhigen,  gehorsamst  bitten,  weilen  diese  fleisige  inwohner 
hres  ruhigen  betragens  wegen  nicht  nur  der  ganzen  Buccovina   zum    beispiel    dienen, 


70 


Polek: 


in  diesem  anbetracht  auch  von  denen  moldaaer  fursten  rorrechtliche  Privilegien  eriial- 

ten  haben,  sondern  wie  man  zuverlässig  in  erfahrung  gebracht,  eine  n-üimhafte  anzahl 

solcher  L.  aus  dem  türkischen  reich  aw  schwarzen  meer  her  nur    auf   die    schriftliche 

ioleranze-zusichemng  wartet,  sodann  aber  selbe  sich  zahlreich  herübersiedlen  wollen- 

Czemowitz,  den  21.  Juli  1783. 

Enzenberg.     Beddaeub 

10,  Qaliz,  Oeneralcommando  cm  die  Bukowin.  Distridsadminislralion. 
Lemberg,  80.  Juli  1783.  {Entwurf,  ebendori) 

Dem  GC.  ist  es  gar  nicht  erinnerlich,  dass  den  im  bukowiner  D.  vorfian- 
denen  L.-familien  jemals  ein  anlass  gegeben  worden  sein  solte,  an  ihrer  fernem  duldung 
in  der  Bukowina  einen  zweifei  zu  tragen  und,  wie  es  aus  der  anzeige  der  .  .  .  vom 
21.  dieses  und  dem  derselben  anhängigen  anbringen  der  L.  zu  ersehen  kommet,  ist 
denenselben  die  von  Sr.  M.  während  allerhöchstdero  anwesenheit  ertheilte  allergnä- 
digste  Versicherung  der  toleranz  ihrer  freien  religionsübung  schon  bekannt.  Es  siod 
dahero  dieselben  ebensowenig  als  die  übrigen  nichtunirten  religionsverwandte  von  der 
dortigen  nation  eines  besonderen  tolei  anzpatents  oder  eines  eigenen,  die  schon  erilos- 
sene  allerhöchste  Zusicherung  bestättigenden  documents  benötiget,  und  es  wird  von 
ihnen  in  der  absieht,  mehrere  derlei  familien  aus  den  benachbarten  provinzen  in  die 
Bukowina  herbeizulocken,  genug  du  ran  geschehen,  wenn  sie  die  Sicherheit  für  das 
diesseits  eingestandene  freie  religionsexercitium  ihren  jenseitigen  glaubensgenossen 
bekannt  machen,  nachdem  ihnen  solches  noch  nie  eingestellet  wcure  und  uunmehro  von 
allerhöchst  Sr.  M.    selbst  ausdrücklich  zugesichert  worden  ist. 

Aus  diesem  wird  die  —  --  von  selbst  ermessen,  dass  für  besagte  Lippowener 
oder  für  die  suczawaer  Armen  iergemeinde  ein  eigenes  toleranzpatent  auszufertigen 
ganz  überflüssig  sein  würde,  nachdem  solches  nicht  einmal  für  die  der  nichtunirten 
religion  zugethanene  dortige  ganze  nation  geschehen,  weder  von  einiger  Intoleranz 
respectu  der  mehrgedachten  zweierlei  religionsverwandten  jemals  eine  offenbare  frage 
gewesen,  folgsam  nicht  wohl  zu  vermuthen  ist,  dass  die  sonst  zur  herübertretiing  lust 
bezeigende  sogenannte  L.  dadurch  im  mindesten  abgeschreckt  werden  könnten.  £s 
wird  demnach  lediglich  darauf  ankommen,  dass  dieses  den  L.  von  der wohlbe- 
greiflich gemacht  oder  ihnen  allenfalls  in  form  eines  bescheides  über  ihr  dies^üligcs 
anbringen  die  ihnen  von  Sr.  M.  mündlich  ertheilte  Zusicherung  des  freien  religions- 
exercitii  von  seite  der  —  —  schriftlich  bestätiget  oder  vielmehr  attestiret  werde. 

11.  Hofkriegsrathspräsident  Qraf  Hadik  an  das  galiz,  Oeneralcom- 
mando. Wien,  27.  August   1783.  (Urschrift,  ebendort.) 

Ueber  das  vermög  des  sessionselenchus  vom  80.  vorigen  monats  sub  no.  ."49 
vorgekommene,  von  der  buccowiner  DIA.  unterstüzte  gesuch  der  dortigen  L.-famillen 
um  Verleihung  eines  schriftlichen  Instrument  über  die  ihnen  von  Sr,  M.  mündlich 
bewilligte  religionstoleraiiz  ist  zwar  von  dem  GC.  die  ausfertigung  eines  solchen 
document  ganz  recht  'nicht  für  gut  befunden,  gleichwohlen  aber  der  DA.  überiassen 
worden,  allenfalls  ihnen  in  form  eines  bescheids  über  ihr  anbringen  oder  eigenthch 
eines  attestat  die  ihnen  von  Sr.  M.  mündlich  ertheilte  Zusicherung  des  freien  religi- 
onsexercitium schriftlich  ZU  bestätigen 

Wie  Sr.  M.  während  allerhöchstdero  lezteren  reise  dem  H  R  R.  zugekommener 
befehl  und  die  von  hier  aus  ergangene  anordnung  lautet,  soll  umwillen  der  in  der 
Buccowina  befindlichen  sogenannten  L.,  da  ihre  religion  bis  auf  einen  lediglich  auf  die 
spräche  in  haltung  des  gottesdienst  sich  beziehenden  unterschied  die  wahre  schisma- 
tische ist,  ausserdem e  aber  sie  fleissige  und  arbeitsame  leute  sind,  das  nemliche 
beobachtet  werden,  was  S.  M.  in  ansehung  der  armenischen  gemeinde  in  Czemowiz  ['), 
die  von  Sr.  M.  wenig  ausgenohmen,  allen  übrigen  Armeniern  gleich  befunden 
worden  ist,  anbefohlen  haben  und  darin  besteht,  dass  alle  weitere  nachforschungen 
über  ihre  religion  eingestellet  und  sie  bei  ihrem    nahrungsbetrieb    ungestört    belassen, 


7 1 
Die  Lippowaner  in  der  Bukowina.  '  ^ 

auch  noch  mehrere  derlei  leute,  die  sich  in  der  Moldau  befinden,  herüberzubringen  ge- 
trachtet werden  soll.  Da  nun  gleichwie  Se.  M.  die  L.  denen  nichtunirten  gleich  erklä- 
ret und  letztere  das  freie  rehgionsexercitium  in  der  Buccowina  haben,  auch  die  L. 
bereits  in  denen  in  dem  allgemeinen  toleranzpatent  eingeschlossen  sind,  mithin  alle 
weitere  schriftliche  erklärungen  vermieden  werden  müssen,  die  zu  willkürlichen  aus- 
deutungen  und  zu  unangenehmen  folgen  anlass  geben  können:  so  wird  Ihme  G  C. 
solches  zur  behörigen  direction  erinneret  und  zugleich  bedeutet,  den  bereits  lezthin 
anbogehi-ten  bericht  anhero  zu  befördern,  wie  denen  L.  im  erfordernissfall  ein  popp 
ihrer  nation  zukommen  zu  machen  sein  kann,  um,  wann  keine  gelegenheit  hierzu  vor- 
handen wäre,  und  es  die  nothdurft  erforderte,  nach  Sr.  M.  zu  vernehmen  gegebener 
gesinnung  einen  poppen  aus  Slavonien  dahin  disponiren  zu  mögen 

Wienn,  den  27.  August  1783. 

Hadik,    Dürfeid. 

12,  Oaliz.  Generalcommando  an  die  Bukow.  Districtsadministratian. 
Leniberg^  6.  September   1783   (Entwurf,  ebendort.) 

.  .  .  [Das  Rescript  d.  Hofkriegsrathes  vom  27.  August  1783]  wird  der  administra- 
tion  zu  dem  ende  mitgetheilt,  um  auf  den  fall,  dass  diese  L.  etwa  noch  weiters  auf  ein 
eigenes  allerhöchstes  tolleranzpatent  andringen  oder  solches  auch  noch  die  in  gleicher 
cathegorie  stehende  suczuwaer  Armeniergemeinde  sich  beikommen  lassen  solte,  ein 
wie  andere  ohne  einer  hinauszugebenden  schriftlichen  erklärung    zu  verbescheiden    zu 

wissen,  gleichwie  man  dann  auch  in  der  Zuversicht  ist,  dass    der    von    ihr nach 

der  diesortigen  anhandlasstmg  vom  30.  Juü  lezthin  etwa  schon  ertheilte  bescheid  der- 
gestaltec  beschaffen  gewesen  sein  werde,  dass  hieraus  keine  willkürlichen  ausdeutun- 
gen  und  unangenehme  folgen  entstehen  mögen.  Uebrigens  wird  das  in  dem  oballegirten 
h.  rescript  angezohene  gutachten  wegen  eines  diesen  L  -familien  allenfalls  zu  be- 
schaff enden  poppens  ehestens  gewärtiget. 

13.  Majestätsgesuch  der  Lippowaner-Deputierlen  Alexc^nder  Älexiewicz 
und  NiMfor  Larionow.  Wien,  5.  October  1783.  (Urschrift  im  k.  u.k.  Kriegs- 
archio.  1783—5—46.) 

Euere  Majestät!  Es  ist  schon  der  vierte  monat,  dass  wir  unsere  heimath  verlas- 
sen, und  ane  geraume  zeit,  seitdem  dass  wir  von  Csemovicz  (in  der  Bukovina)  aus 
an  unsere  uns  abschickende  landesleüte  mit  vorwissen  des  zu  Csemovicz  commandi- 
renden  generals  geschrieben,  dass  sie  sich  zur  reise  anschicken,  demzufolge  alles 
überflüssige  und  schwerfortzubringende  verkaufen  und  sich  den  kais.  königl.  gränzen 
nähern  sollen 

Nach  der  ordentlichen  verfahrungsart  der  hohen  stellen  würden  wir,  wie  man 
uns  benachrichtigt,  noch  eine  geraume  zeit  bis  zur  endlichen  entscheidung  unseres 
anbringeus  varten  müssen,  welches  aber,  wie  leicht  einzusehen,  jenen  gemeinden, 
welche  uns  abgesendet,  auserst  empfindlich  fallen  würde  Um  diesses  zu  vermeiden, 
bitten  wir  d^müthigst,  E.  Mt  geruhen  zur  völligen  beendigung  der  von  uns  unterthä- 
oigst  gowag:en  bittlichen  vorschlage  die  schieinigsten  wege  all  ergnädigst  anzuordnen 
und  womöghch  dessialls  eine  auserordentliche .  comission  zu  ernennen,  in  welcher  wir 
mündlich  und  ausführUch  über  alle  vorgetragene  und  etwan  vorzutragende  punkte 
vermittelst  eines  dolmetscliers  vernommen,  und  hierüber  gehörigenortB  bericht  erstattet 
werden  möcite. 

Da  wir  besonders  darauf  bedacht  sind,  dass  jene  bedingungen,  unter  welchen 
wir  als  E.  Mt.  demüthige  unterthanen  in  allerhöchstdero  erblanden  einzutreten  j^eson- 
nen  sind,  in  form  der  Privilegien  ausgefertigt  und  wir  nur  als  E.  Mt.,  folglich  cameraU 
untertbanen,  nie  aber  als  einer  privaten  herrschaft  untenvorten  betrachtet  werden 
möchten.  Üeberdem,  da  manche  auskunft  beizubringen  und  vielleicht  aufstossende 
schwiengkoi^en  und  einwendungen  zu    beantworten    schriftlich   zeit    erfordert,  i@M@(^lC 


72 


Polek: 


hingegen  eine  solche  allergnädigst  zu  emennde  cominission  jene  von  uns  niündhch 
vorzutragende  punkte  am  leichtesten  und  schieinigsten  ausgleichen  und  berichtigen 
können 

Uebrigens  da  wir  auf  unserer  weiten  reise  dasjenige,  womit  wir  uns  vom  hause 
aus  versehen,  verzehrt  und  sogar  unsere  pferde  und  andere  Sachen,  um  uns  zu  ernäh- 
ren, zu  verkaufen  bemüssigt  worden  sind:  so  bitten  wir  E  Mt.,  uns  zu  unserer  nach 
beendigung  der  sache  vorzunehmenden  reise  das  nöthige  rückreisegeld,  zu  mserer 
legitimation  aber  ein  von  der  hoher  stelle,  wie  wir  nemlich  die  sache  vorgetragea,  und 
was  darauf  entschieden,  ausgefertigtes  beglaubigungsschreiben  nebst  reisepässen  alier- 
gnädigst  darreichen  zu  lassen. 

Wien,  den  5.  October  1783. 

Alexander  Alexiew  und  Nikifor  Larioao\^^. 
der  am  schwartzen    meer  wohnenden    russisch-altglaubischen  gemeinden  abgeschickte, 

14.  Kaiser  Joseph  IL  an  d.  FM.  Grafen  Hadik.  Wien^  5.  October  1783. 
(Ausg,  Urschrift,  ebendort.  1783—5-46,) 

Lieber  FM.  Hadil  l  Die  überkommung  der  vermög  nebengehender  bittschrift 
zur  Übersiedlung  in  diesseitige  lande  geneigten  gemeinden,  welche  mir  als  eine  der 
besten  und  arbeitsamsten  gattung  menschen  bekannt  sind,  ist  von  solcher  wiGQtdgkeit 
und  so  dringend,  dass  Sie  unverzüglich  an  G.  Enzenberg  in  die  Buccovina  dei  befehl 
erlassen  werden,  dass  er  diesen  leuten  zu  ihrer  herübertrettung  allen  möglichen  beistand 
leiste  und  solche,  so  viel  sich  an  ihn  wenden  werden,  zum  theil  imd  inwiefern  die 
Unterkunft,  gefunden  werden  kann,  dortlandes  ansiedle,  alle  übrige  aber  mit  der  nöthi- 
gen  geldaushilfe,  um  ihren  weeg  bis  in  das  Bannat  fortsetzen  zu  können,  unterstütze. 
Sie  werden  sich  in  dieser  absieht  auch  mit  dem  hungar.  — -  siebenbürgischen  h^fkanzler, 
an  den  Ich  den  gleichmässigen  auftrag  unter  einem  erlasse,  sogleich  in  das  dnvemeh- 
men  setzen,  damit  diese  leuto,  welche  weder  in  den  soldatenstand  zu  tret*.en  noch 
auf  andere  ab  unmittelbare  cameralherrschaften,  die  keinem  privat-grundheTu  unter- 
stehen, sich  anzusiedeln  willens  sind,  bti  ihrer  dahinkunft  das  sichere  untsrkommen 
finden,  wesswegen  Sie  auch  das  slavon.-bannatische  GC.  zu  dessen  gleichmässiger 
mitwirkung  hievon  benachrichtigen,  vor  allem  aber  in  der  mit  der  kan^ei  unver- 
züglich diessfalls  abzuhaltenden  zusammen trettung  für  die  versehung  lieser  hier 
in  der  bittschrift  unterfertigten  deputirten  mit  den  erforderlichen  passen  uid  nöthigen 
geldmitteln  zu  ihrer  ruckreise    das    erforderliche   zu  bestimmen  bedacht  seil  werden. 

Wien,  den  5.  Octobris  1783. 

Joseph. 

[abgeg.  u.  eingel.  G.  Octob.  i783.] 

15.  Hadik  an  Enzenberg.  Wien,  6.  October  1783.  {Entwurf,  ebendort 
1783—5—46.) 

Wie  es  aus  einer  von  Sr.  M.  herabgegebenen  Vorstellung  der  voi  denen  am 
schwarzen  meere  wohnenden,  zur  Übersiedlung  in  diesseitige  lande  geneigten  griechi- 
schen gemeinden  abgeschickten  deputirten  Alexiew  und  Nikifor  Larionow  eu  entuehmeu 

ist,  haben  Euer in  rucksicht  dieser  in  diesseitige  lande  zu  kommen  verlangenden 

ansidler  nicht  nur  bereits  in  Czemovitz  mit  denen  erst  besagten  zwei  d«putirteu  eine 
Verhandlung  gepflogen,  sondern  auch  ihnen  den  entschluss  bekannt  gemacht  dass  sie 
sich  auf  die  reis  begeben  sollen.  VermÖg  des  unter  einstens  von  Sr.  M.  ai  vernehmen 
gekomme&.ou  Allerhöchsten  befehl  ist  die  überkommung  dieser  leuten,  welche  Sr.  M. 
als  eine  der  besten  und  arbeitsamsten  gattung  menschen  bekannt  sind,  von  solcher 
Wichtigkeit  und  so  dringend,  dass  Euer  —  —  denenselben  zu  ihrer  horübertrettung 
allen  möglichen  beistand  leisten  und  solche,  soviel  sich  an  Euer  .  .  .  weiden  werden, 
zum  theil  und  inwiefern  die  Unterkunft  gefunden  werden  kan,  in  der  ?Biccowina  an- 
^iedlen,  alle  übrige  aber  mit  der  nöthigen  geldaushilfe  unterstützen  müsa&n,  um   ihren 


Die  Lippowaner  in  der  Bukowina.  '^ 

Tveeg  bis  in  den  Bannat  fortsetzen  zu  können.  Da  diese  leute  weder  in  den  soldaten- 
staiid  zutretten  noch  auf  andere  als  urtmittelbare  cameralherrschaften,  die  keinen  pri- 
vatgrnndherm  unterstehen,  sich  anzusidlen  willens  sind,  hingegen  nach  Sr.  Mt  bekann- 
ten Willensmeinung  alle  geistliche  gütter  in  der  Buccowina  in  die  aerarische  admini- 
stration  zu  kommen  haben,  mithin  wie  camt>ralgütter  anzusehen  sind,  so  haben  Euer 
—  —  für  so  viele  famihen,  als  von  diesen  fremden  daselbst  angesiedlet  werden  können, 
sogleich  die  nöthige  Vorbereitungen  anzukehren  und  sowohl  denenselben  als  denen 
andern,  welche  nach  der  allerhöchsten  gesinnung  in  das  Bannat  einzuleiten  sind,  zu 
ihrer  herübertrettung,  zur  sesshaftmachung  in  der  Buccowina,  zur  nachherigen  weitem 
reis  allen  möglichen  beistand  und  insbesondere  jenen,  die  aus  der  Buccowina  weiter 
3BU  gehen  haben,  die  erforderliche  geldaushilf  zu  leisten,  sofort  über  dasjenige,  was  die 
leute  bei  Euer  —  —  angebracht  haben  und  Euer  —  —  denenselben  zum  bescheid  ge- 
geben und  re-spectivo  zugesagt  haben,  über  die  zahl  deren  in  der  Buccowina  verbleiben 
könnenden  famillen  und  über  die  \n  egen  dieser  leuten  Überhaupts  getroffenen  Vorkeh- 
rungen auf  das  fördersamste  den  ausführlichen  rapport  zuzuschicken,  der  ich  übri- 
gens etc. 

[Abgeg.  7.  Octob.  1783.] 

16,  Hofkriegsrath  an  den  ung.-siebenb.  Hofkanzler.  Wien,  6.  Octoher 
1783.  (Entwurf,  ebendort.  1783—5-46.) 

Des  heiTn  —  —  wird  veiinuthlich  der  ah.  entschluss  bereits  zu  verneh- 
men gekommen  sein,  welchen  S.  M.  in  ansehung  deren  zur  übei*siedlung  in  diesseitige 
lande  geneigten,  am  schwarzen  meere  wohnenden  griechischen  gemeinden  abzuschöpien 
befunden  haben.  Da  der  H  K  R.  zu  der  hierwegen  von  Sr.  M  mit  der  löbl.  hunga- 
risch-siebenbürgischen  hofkanzlei  angeordneten  einvemehmung  und  zusammentrettung 
jeden  tag  imd  jede  stunde  bereit  ist,  so  werden  des  herm  —  —  um  die  bestimmung 
ersuchet,  wann  und  auf  was  art  diosolbe  solche  vorzunehmen  am  besten  befinden 
werden. 

17,  Hofkriegsrath  an  das  slavonisch-banatische  Orenz-Oeneralcom- 
mando.   Wien,  6.  Octoher  1783.  (Entwurf,  ebendort.  1783—5—46.) 

Mittelst  einer  dem  H  K  R.  zugekommenen  Vorstellung  haben  auswärtige  grie- 
chische gemeinden  sich  zur  Übersiedlung  in  diesseitige  lande  geneigt  erklärt.  Da  nun 
diese  leute  weder  in  den  soldatenstand  zu  tretten  noch  .  .  .  [wie  in  no.  14]  willens 
sind,  und  dieselbe,  soweit  sie  nicht  in  der  Buccowina  untergebracht  werden  können, 
in  das  Bannat  einzuleiten  der  antrag  ist :  so  hat  das  .  .  .  nicht  allein  künftig  zu  errei- 
chimg  dieser  absieht  auf  das  beflissenste  mitzuwürken,  sondern  auch  dermalen  förder- 
samst  anzuzeigen,  wieweit  zur  ansidlung  der  allenfalls  unter  diesen  ansidlern  vorhan- 
denen handelsleuten  und  handwerkem  die  gelegenheit  dortlandos  an  der  band  sein 
dürfte. 

18,  Enzenberg  an  dns  galiz.  Gener alcommando.  Czernowitz,  6.  Octo- 
her 1783.    (Abschrift,  Registratur  d.  Bukow.  Landesregierung.) 

Zufolge  der  unterm  n.  v.  m.  hieher  erlassenen  hohen  Verordnung  hat  man  die 
gnade  ein  hohes  G  C.  ganz  gehorsamst  zu  versicheren,  das  der  denen  Lippowanem 
von  hieraus  wegen  ihrer  religionsdultung  ertheilte  verbescheid  von  einer  solchen  be- 
schafonheit  seie,  dass  hieraus  niemalen  einige  willkürliche  ausdeutungeu  und  unange- 
nehme folgen  entstehen  können ;  hingegen  denenselben  einen  poppen  ihrer  nation 
zukommen  zu  machen,  ist  diese  die  leichteste  und  füglichste  art. 

Diese  L.  waren  vor  denen  russischen  zeiten  samt  ihrem  eigenen  poppen,  der  sich 
nun  gegenwärtig  jenseit  in  der  Moldau  befindet,  in  diesen  strich  land.  Da  sie  nun  von 
denen  Russen  abgeschaffet  wurden,  so  haben  sich  viele  von  hier  imd  so  auch  dieser 
popp  geflüchtet.  Nach  geendigten  mssischen  Unruhen  und  nach  der  kaiserlichen  occu- 
pirung  der  Bukowina  haben  sich  diese  L.  wiederum  in  das  land  hierher  zurückgezohen.   C 


74 


Poiek: 


Sie  wünschen  und  bitten,  dass  dieser  ihr  ehehin  schon  in  der  Bukowina  gesessene  popp 

wiederum  zurukkommen  dörfe;  wohingegen  dieselbe    gegen    einem    anderen    allen£Edis 

aus  Slavonien  ihnen  verschaft  werden  wollenden  poppen  alle  abneigung    äusseren  und 

vielmehr  scheu  gemacht,  ja  etwa  bei    aufdrinjning    eines    anderweiten    poppens    wahr- 

scheinlicherweisse  zur  auswanderung  verleitet  werden  dörtten,  welches  man  von  diesen 

guten  leuthen  wahrlich  nicht  wünschte.  Man  glaubt  also,  dass,  da  dieser  ihr  vorhiniger 

popp  vor  denen  russichen  troublen  schon  in  der  ßukowina  gesessen,  es  keinem  anstand 

unterliege,  dass  man  ihnen  selben  wieder  vergünstigen    und   als    einen    ansiedier  hier 

annehmen  könne. 

Czemowitz,  den  ö.  October  1783. 

Enzenberg.     Göbler. 

19.  Hofrath  Tärkheim  an  das  ProtocolL  Exhibitumdes  Hofkriegsrathes- 
Wien  8.  Ocloher,  1783   (Entwurf,  Kriegsarchiv.  1783-5-^47.) 

Nachdeme    wegen    der   hier    eingetroffenen    zwei    abgeordneten  von  denen  am 

schwarzen  meer  wohnenden  russisch-altgläubigen  gemeinden,  die    sich   in  diesseitigen 

lande  niederlassen  wollen,  die  von  Sr.  M     angeordnete    Verabredung    mit   der    hunga- 

risch-siebenbürgischen  hofkanzlei  gleich    heute  den  8     currentis    abgehalten    und    der 

hiemach  concludirte  Vortrag    an    S.    M    erstattet    worden    ist:    so    wird    hieven    dem 

prot.  exhib.  die  eröfnung  gemacht. 

Wienn,  den  8.  Octob.  1783 

T  ü  r  k  h  e  i  m. 

20.  Hadik  an  Enzenberg.  Wien,  8.  October  1783.  {Entwurf,  ebendort. 
1783—5-^47.) 

Diejenige  zwei  abgeordnete  der  am  schwarzen  meer  wohnenden  russisch-altgläu- 
bigen gemeinden,  welche  sich  mit  dem  beihabenden  dollmetsch  Martin  Xowatz  wegen 
der  bekannten  angelegenheit  von  der  niederlassung  dieser  gemeinden  auf  k.  k.  grund 
imd  boden  dahier  eingefunden  haben,  werden  dermalen  über  Czemowitz  wieder  mit 
einem  pass  und  einen  reisgelt  pr.  20ü  fl.,  dann  50  11.  für  den  dollmetsch  und  andern 
50  R.  als  der  ersatz  des  an  den  dollmetsch  bereits  von  ihnen  bezahlten  betrags  von 
hier  auf  die  art  abgeschicket,  dass  sie  zu  bestreitung  ihrer  weitem  auslagen  über 
diese  dahier  erhaltene  300  fl.  noch  andere  20ü  fl.  sogleich  in  Czemowitz  zu  überkom- 
men haben,  wobei  auch  noch  Euer  —  —  nach  einem  vorhergegangenen  die  zur  her- 
überbringung der  besagten  gemeinden  nöthige  geldaushilf  wie  auch  den  sonst  zu  ihrer 
Unterstützung  allenfalls  ertorderlichen  beistand  zu  leisten  und  nebst  denen  schon  be- 
merkten gegenständen  insbesondere  auch  über  dasjenige,  was  Sie  dieser  leuten  halber 
vorläufig  in  erfahrung  bringen  können,  ehestens  den  ausführlichen  rapport  mir  zukom- 
men zu  machen  bestens  beflissen  sein  wollen,  damit  sodann  wegen  derselben  ansidlung 
die  dienlichen  anstalten  mit  desto  mehrerm  anstand  getroffen  werden  können.  Ich  be- 
haiTe  übrigens  etc. 

2t  Hadik  an  Oeneral  Genryne.  Wien,  8.  October  1784.  {Entwurf 
ebendort.  1783— 5-^47) 

Einige  am  schwarzen  meer  wohnende  griechische  gemeinden  haben  sich  zur 
übersidlung  in  diesseitige  lande  erklärt  und  wünschen,  da  ihre  hauptbeschäftig^ung  mit 
der  Schiffahrt  ist,  an  die  Donau  und  Theiss,  hingegen  weder,  unter  den  militarstand 
noch  auf  andere  als  auf  ohnmittelbare  camerallierrschaften  zu  stehen  zu  kommen,  die 
keinen  privatginmdherm  imterstehen.  Da  in  Slavonien,  besonders  im  Theissbezirk  und 
im  Bannat,  noch  gelegenheit  zu  ansidlungen  vorhanden  und  diese  leute  Sr.  )M.  als  eine 
der  besten  und  arbeitsamste  gattung  menschen  bekannt  sind,  so    gewärtigte    ich     von 

Euer ehestens  den  verschlag,  wo  und  wie  die    besagte    gemeinden    mit    nutzen 

angesidlt  werden  können.  Ich  beharre  etc.  Digitized  byGoOQlc 


Die  Lippowaner  in  der  Bukowina  '^ 

22.  Majestälsgesuch  der  Lippowaner  Deputierten  Alexander  Alexiewics 
lind  Nikifor  Larionow.  Wien,  9.  Oclober  1783.  {Urschrift,  ebendort 
l783—62'-'6U.) 

Euer  Majestät!  Allermächtigster  monaroh!  Da  wir  mit  allem  schon  abgefertigett 
sind  worden  von  ihro  excellcnsie  heim  G.  v.  Hadig^  ab^r  nicht  mit  ganzen  versicher- 
keit  E.  Mt. 

Imo  schriftlich  kan  ich  nicht  erzeigen  unser  glaubensleut,  ob  es  gehalten  wird 
von  Ihro  Mt; 

2do  offenbahren  bin  ich  nicht  im  stand,  wielange  besteht  unsere  freiheit  ohne 
Zahlung,  gaben  und  stejer  E.  Mt.; 

3to  versichert  sind  nicht  wir,  ob  wir  und  unsere  kindskinder  von  soldatenlebene 
frei  sind ; 

4to  nach  den  vei-flossenen  zeit  die  bekante  Zahlung,  unsere  gab  und  stejer 
zu  wissen ; 

5to  also  erlanget  unsere  untei thänigste  bitte  zu  dero  allerhöchsten  empfang 
E.  Mt  uns  zu  begnädigen  mit  eigener  Unterschrift  alle  unsere  obgenannte  punkte  laut 
unserer  nationalspraclie,  vor  was  wii*  bis  zum  ende  des  todte«  und  unsere  familie  laut 
E.  Mt.  assocuration   um  die  allerlRngste  regirung  anbeten  wird  den  allerhöchsten. 

Verbleibende  wahre  unterthane  aus  dem  schwarzen  mehr. 

Allexander  Allexiewicz,     Nikifor  La  wr  owicz[!]. 

23.  Majestätsgesuch  des  Lippowaners  Alexander  Alexiewicz.  Wien, 
9.  October    1783.    {Urschrift,  ebendort.  1783-62''6U.) 

E.  Mt. !  Da  ich  als  ein  freiwilliger  unterthaner  bis  zum  todte  im  lande  E  Mt. 
verbleiben  will,  so  übergebe  eine  fussfallende  bitte  zum  allergnädigsten  empfang,  un- 
terthänigst  gehorsamst  ersuchend  Weil  ich  bei  dero  türkischen  kaiserlichen  majestät 
gewesen  bin,  begnadigt  bin  worden  mit  ein  Seitengewehr,  welchen  ich  sol  tragen  zum 
angedenkh,  gloichwals  auch  mit  ein  kleidung,  welches  mich  anjetzo  nicht  unterstehe 
traagen  ohne  bewiligung  E.  Mt.,  imd  erwarte  die  volmacht,  vor  was  der  allerhöchste 
belohnen  wird 

Verbleibens  E.  Mt.  bis  zum  todt  treuer  unterthaner. 

Alexander  Allexiewitz. 

24.  Kaiser  Joseph  11.  an  den  FM.  Grafen  Hadik.  Wien,  9.  October 
1783.  {Ausg.  Urschrift,  ebendort.  1783—62 -644.) 

Lieber  F  M  Hadik!  diesen  augonblik  übergeben  mir  diese  Übersiedler  noch 
nebengehendes  memorial.  Es  ist  leicht  zu  vermuthen,  dass  sie,  um  geglaubt  zu  werden, 
müssen  alle  diese  begehrte  punkte  entschieden  haben,  um  selbe  auch  vorzuweiben.  Sie 
werden  also  sogleich  ihnen  schriftlich  einerseits  auf  deutsch  uftd  andererseits  auf  rus- 
.sisch,  welches  einer  aus  der  püchlerischen  kabinetskanslei,  den  Sie  dazu  werden  be- 
gehren, bewerkstelligen  können  wird,  nemlioh:  wie  ein  patent,  mit  Miinem  namen  und 
ganzen  titel  voraus,  enthalten  muss,  verfassen,  in  welchem  für  die  herübersiedelnde 
ihrer  nation  1.  ein  vollkommen  freies  rcligionsexercitium  für  sie,  alle  ihre  kindeskin- 
der  und  auch  geistliche,  2.  dass  sie  i »  jähre  von  aller  contribution  und  Steuer  frei 
sein  worden,  auch  sie  und  ihre  kindcr  8.  vom  soldatenstand,  4.  dass  nach  den  20 
jähren  sie  nie  meht  zahlen  werden  als  nach  maass  ihrer  Vermögensumständen  wie  die 
mit  ihnen  in  gleicher  laage  b  findliche  kaiserl.  unterthanen.  Dieses  muss  nachdem  Mir 
geschikt  werden  zur  Unterschrift,  auf  pergament  zu  mehrem  aufsehen  in  beiden  spra- 
chen geschrieben  und  von  Ihnen  sowie  vom  referent  unterzeichnet  und  mit  dem 
grossen  kaiserl.  insiegelt  bekräftiget  werden,  damit.es  desto  mehiem  eindruk  mache. 
Nebst  diesem  ist  iimen  kommissarialisch  von  Pest  aus  bis,  wo  sie  ausser   Und  gehen, 


76  Polük : 

eine  marchroute  und  vorspan  zu  geben  und  ihnen  3  bis  400  fl.  zu  ihrer  reise  anza- 
weisen  und  die  zustandbringung  dieser  sache  zu  beschleunigen,  damit  diese  leute  von 
hier  abgehen  können. 

Wienn,  den  9.  Octob.  17.<3. 


[Abgeg.  u.  eingel.  9    Octob.  17h;.] 


Jo  seph 


25.  Patent  für  die  zwei  Deputierten  der  zur  Ud)ersiedlung  geneigten 
altgläubigen  Lippon^anergemeinden  Wien,  9  October  17S3.  i  Entwurf ,  eben- 
dorL  1783-62     644.) 

Nachdem  die  in  Unserer  residenzstadt  Wien  eingetroffene  zwei  deputirt«  der  am 
schwarzen  meer  wohnenden  altgläubigen  gemeinden  nahmens  Alexander  Alexiew  mid 
Nikifor  Larionow  im  nahmen  und  aus  auftrag  dieser  gemeinden  bei  uns  die  bitte  an- 
gebracht habeu,  sich  mit  ihren  famillen  und  mit  ihrem  vermögen  in  Unsere  lande 
übersidlen  zu  können,  so  geben  Wir  in  der  Zuversicht,  dass  die  ermeldte  gemeindeL 
nach  ihrer  eintreffung  und  erfolgten  sesshaftmachung  an  ihren  künftigen  wohnortec 
in  Unsem  landen  sich  in  allen  stucken  gleichwie  Unsere  übrige  getreue  unterthannen 
betragen  werden,  denen  eingangs  ernannten  zwei  deputirten  und  durch  sie  denen  her- 
beisidlenden  gemeinden  ihr.r  nation  mittelst  gegenwärtigem  von  Uns  gefertigten 
Patents  folgende  versichermig : 

Erstens  gestatten  Wir  ihnen  das  vollkommen  freie  religionsexercitium  für  sie,  alle 
ihre  kinder  und  kindskinder  nebst  ihren  geistlichen. 

Zweitens  lasj-en  Wir  sie  und  ihre  kinder  von  der  zeit  ihrer  ausidlung  20  jähr 
lang  von  aller  contribution  und  Steuer  völlig  frei 

Drittens  gestehen  Wir  ihnen  die  befreiung  von  dem  militarstaud  ein. 

Viertens  werden  Wir  sie  nach  dem  verlauf  der  20  jähren  nie  mehr  als  nach 
maass  ihrer  vei-mögensumständen  bezahlen  und  ^vie  andere  mit  ihnen  in  gleicher  läge 
befindliche  kaiserliche  untei-thannen  hierinfalls  behandlen  lassen. 

Zu  mehrerer  bekräftigung  Unsere  eigene  handun terschrift  und  beigedniktes  se- 
crctinsigel.  Gegeben  in  Unserer  residenzstadt  Wien  den  neunten  monatstag  Obtobris 
im  siebenzehn  hundert  drei  und  achtzigsten  unserer  reiche,  des  römischen  im  zwanzig- 
sten, der  erblichen  im  dritten  jähr. 

[Ad  prot.  ddo.  il    Octob.  1783.  nr.  5080.  Abgeg.  eodem.] 

26  Vortrag  d.  Hofkriegsrathspräsidenten  Grafen  Hadik.  Wiefi,  9. 
October  1783.  [Entwurf  ebendort.    1783-62-644.) 

Nach  E.  Mt.  allerhöchsten  befehl  vom  heutigen  dato  überreiche  ich  in  der  anlag 
das  in  deutscher  und  in  russischer  sprach  verfertigte  patent,  wodurch  die  von  hier 
wieder  abgehende  zwei  deputirte  sich  bei  ihren  zur  Übersiedlung  in  diesseitige  lande 
geneigten  gemeinden  zu  legitimiren  haben. 

Auf  derjenigen  seite,  wo  das  patent  in  russischer  sprach  steht,  ist  auf  einem 
angepickten  zettel  E.  Mt.  nahmen  in  russischer  sprach  aufgezeichnet,  und  jenachdeme 
als  E.  Mt.  die  Unterfertigung  in  russischer,  lateinischer  oder  deutscher  sprach  zu  macheo 
oder  durch  den  Übersetzer  ausdrucken  zu  lassen  befinien  werden,  wird  der  nahmeu 
des  Präsidenten  und  des  referenten  in  der  nämlichen  sprach  geschrieben  werden 

W^ie  es  E.  Mt.  weiters  verordnet  haben,  geschieht  imter  einem  die  Vorkehrung, 
damit  sie  von  Pest  aus  bis  an  den  ort,  wo  sie  ausser  lands  geheu,  von  dem  kriegs- 
comissariat  eine  marchroute  und  anweisung  auf  verspann  erhalten 

Vei-mög  der  in  dem  vertrag  vom  gestrigen  dato  gemachten  anzeige  haben  die 
zwei  deputirte  nebst  denen  an  ihren  doUmetsch  bezahlten  00  fl.  und  noch  andern  50  fl. 
für  des  dollmetsch  weitern  unterhalt  zu  bestreitung  ihrer  reiskosten  200  fl.  aus  dem 
kriegszahlamt  allhier  mid  zugleich  eine  anweisung  auf  Czemowitz  erhalten,  dass  sie 
nach  ihrer  dortigen    ankunft    andere  200  fl.  von  dem  G  M.  Euzenberg  bekommen  sollen 


i3ie  Lippowaner  in  der  Bukowina. 

Ich  glaube  dahero  E.  Mt.  allerhöchste  gesinnung  bereits  erfüllet  zu  haben,  wodurch 
mir  zu  vernehmen  gegeben  worden  ist,  dasM  ihnen  3  bis  400  Ü.  zu  ihrer  reise  angewie- 
sen werden  sollen 

Auf  morgen  früh  sind  die  zwei  deputirten  bereits  in  das  kanzleigebäu  bestellt, 
damit  sie  allda  das  patent  erhalten  und  gleich  darauf  ihre  ruckreise  von  hier  antreten 
mögen. 

In  verfolg  des  mit  der  hungai-sch-sieb^nbürgschen  hofkanzlei  über  die  sache  ge- 
pflogenen einvemehmens  mache  ich  auch  von  dieser  mir  zugekommenen  allerhöchsten 
resolution  und  demjenigen,  was  in  derselben  gemässheit  ergehet,  zugleich  dem  königl. 
hungarisch-siebenb.  hofkanzler  die  eröffiiung. 

|Ad  prot.  ddo.  11.  Octob.  1783.  nr.  ÖGBO.  —  Abgeg.  eodem.] 

27.  Qaliz.  Oeneralcommando  an  den  Hofkriegsrath.  Lemberg,  15. 
Oclober  1783,  [Entwurf,  Registratur  d.  Buk.  Landesreg.) 

Infolge  der  h.  Verordnungen  vom  4ten  Julij  und  27ten  August  dieses  jahrs 
wii*d  einer  h.  hofstelle  die  erst  dermalen  von  der  bukowiner  D  A.  anhero  gelangte 
anzeige  in  betref  des  den  L.-familien  zu  verschaffenden  eigenen  poppens  in  der  beilage 
gehorsamst  unterleget.  Ob  nun  zwar  die  von  der  D  A.  in  vorgeschlag  gebrachte  her- 
beiziehung des  bei  diesen  L.  schon  ehehin  gestandenen  poppens  keinem  anstand  zu 
unterliegen,  sondom  vielmehr  der  höchsten  willensmeinung  angemessen  zu  sein  scheinet, 
so  hält  man  sich  jedoch  verpflichtet,  hierüber  vorläufig  hoch  anbefohlenermassen  den 
bericht  zu  erstatten,  inzwischer  aber  der  buccowiuer  D  A.  mitzugeben,  von  dem  wirkli- 
chen aufcnthalt  dieses  poppens  in  der  Moldau,  von  dessen  eigenschaften  und  gesinnung 
zu  seiner  herübersiedlung  unter  der  band  annoch  die  nähere  erkundigung  einzuhohlen 

28  Enzenberg  an  Hadik.  Gzernomitz  19.  Oclober  1783.  {Urschrift, 
Kriegsarchiv.  1783-5—52) 

Euer  E.  geruhen  mittelst  h.  Verordnung  dd.  Wienn,  den  6.  et.  praes.  17ten 
carr.  mir  gnädigst  aufzutragen,  in  was  vor  eine  Verhandlung  mit  den  an  den  schwar- 
zen meer  wohnenden  und  nach  Wienn  abgegangenen  2  L.-deputirten  namens  Alexiow 
und  Nikifor  Larianof  in  belang  ihrer  ansiedlung  zum  theil  nach  der  Buccovina,  ziun 
theil  nach  Hungarn  mich  eingelassen  habe,  den  unterthänigst-gehorsamsten  rapport 
auf  das  vördersamste  abzustatten. 

Da  der  pontonit»rhauptmann  Redange  mittels  seinem  auftrag  verflossenen  sommer 
die  Donau  passirte,  mag  solcher  nach  aussage  der  L.  ihnen  die  Übersiedlung  nach 
denen  k.  k.  Staaten  angerathen  und  an  mich  nach  der  Buccovina  angewiesen  haben, 
welche  deputirte  nebst  einem  Hungarn,  der  sie  führte,  nach  lassy,  um  so  weiters  an- 
hero zu  kommen,  sich  verfügten,  und  da  eben  dazumal  der  bei  mir  sich  befindende 
hauptmann  Betldeus  (wegen  bestellung  eines  fermann  an  den  moldauer  herm  forsten) 
in  lassy  sich  befände,  so  addressirten  sich  solche  an  gesagten  hauptmann,  der  ihnen 
tiuch  einen  pass  an  die  hie.sige  posten,  um  ohngehindert  nach  der  Buccovina  kommen 
zu  können,  bestellte  und  sich  in  lassy  mit  dem  praefecten  der  ,raissionarien  de  Propa- 
ganda fide  sich  benemeten,  da  sie  ihre  brief^jchaften  nach  Jassy  an  den  herrn  praetecten 
schicken  und  wann  L.  mit  (nnem  gewissen  petschaft  oder  zeichen  sich  legitimiren 
werden,  hen*  rater  praefect  solchen  die  briefschaften  bestellen  möchte.  Diüse  "-  deputirten 
in  begleitung  des  hungarn  kämmen  auhero  und  zeigten  mir  an,  wie  ihrer  und  mehr 
als  2000  L.  am  schwarzen  meer  wohnenden  famillien  wären,  sich  in  die  christlichen 
Staaten  zu  übersiedlen,  auch  alle  allschon  marchfertig  wären  und  nur  den  bericht  und 
Zusicherung  abwarteten,  ob  solche  in  die  k.  k.  Staaten  angenommen  und  dotirt  werden 
könnten.  Doch  wäre  vorzüglich  der  meisten  sehnlicher  wünsch,  an  der  Donau  oder 
sonstig  navigablen  stromm  sich  ansiedlen  zu  können,  als  sie  von  ihrer  ersten  Jugend 
der  schieffahrt  sich  gewidmet  haben  und  alle  arten  von  fahrzeügen  zu  erbauen  geler- 
net haben.  Doch  wären  auch  viele,  die  blos  yich  der  agricultur  und  denen  professionen, 
die  ein  jeder  von  ihnen  erlernen  müsse,  sich   widmen  und  gerne  in  der  Buccovina  sickQlC 


Polek : 

ansiedlen  wollten«  auch  bie  in  dieser  absieht  gekommen,  die  gegenden  aussehen,  die 
bedingnüssen  respectu  der  ansiedlung  zu  vemehmeu  und  sofort  von  hier  aus  sogleidi 
ihren  gespannen  und  communitäten  schreiben  und  solche  briefe  dem  herm  praefectec 
pater  Mauro  nach  Jassy  zuschicken  und  denen  ihrigen  bestellen  machen  wollten.  Dt 
dann  diese  deputirten  wahren  lust  zeigten,  dass  s;e  und  viele  von  den  ihrigen  nach 
der  Buccovina  als  ackersleute  und  professionisten  sich  ansiedlen  wollten,  so  hi^ 
solchen  folgendes  zugesichert: 

Imo  dass  ich  einem  jeden,  der  es  verlanget,  eine  ganze  bauemsessioa  von  44 
tagacker  überantworten  werde; 

2do  dass  sie  neue  ansiedlers  von  den  tag  der  wirklichen  ansiedlung  3  ganze 
jähr  von  allen  k.  k.  abgaben  und  landesfürstlichen  concurrencien  losgezählt  und  frei 
belassen  werden  sollen; 

3tio  dass  ihnon  zu  erbauung  ihrer  häuser,  Stallungen,  werkstätte  etc.  das  holx 
ohnentgeldlich  aus  denen  Waldungen,  doch  auf  ihre  kosten,  herauszuholen,  sowie  alle:« 
sonstige  materiale  als:  steiner,  sand  etc.  zugesichert  sein; 

4to  dass  ihnen  erlaubt  werden  wird,  wann  sie  ganze  dortschaften,  mitL.-famil- 
ien  bewohnt,  errichten  sollten,  sie  ihre  eigene  poppen,  doch  nur  als  ansiedier,  in  den 
dorf  anstellen  und  mitbringen,  jedoch  diese  poppen  dem  jeweiligen  bukowiner  bischofien 
unterstehen  sollten,  als  solcher  gleichfalls  von  der  disunirten  griechischen  religion  ist; 

5to  dass  sie  ihre  professionen  ohne  eine  gewerbsteuer  3  jähr  ohng^hindert 
treiben  können ; 

6to  dass  sie,  wann  sie  mit  famillien,  vieh  und  haabschaften  nach  denen  k.  k. 
Staaten  kommen  und  die  grenze  passiren,  keine  mauth  von  ihren  haabschaften  exclu- 
sive  jenen,  mittels  welchen  ein  handel  getrieben  werden  wollte,  zu  entrichten  haben 
sollten ; 

7mo  jene  famillien  aber,  die  nicht  in  der  Bukowina  verbleiben,  sondern  durch 
Siebenbürgen  nach  der  Donau,  Bannat  oder  Hungarn  gehen  wollten,  sich  von  mir  ver- 
sichern können,  dass  ihnen  alle  assistence,  sichere  beförderung  und  Vorschub  auf  ihre 
kosten  geben  werde;  überhaupt  sollen  sie  gesicherte  rechnung  machen,  dass  ich  nach 
aller  möglichkeit  ihre  Übersiedlung  erleichteren  und  unterstüien  werde. 

Nach  diesem  erfolg  haben  die  deputitten  allhier  briefe  an  ihre  gespannschatten 
geschrieben  und  imter  der  addresse  des  pater  praefect  Mauro  nach  lassy  mit  dem 
ersuchen  bestellen  machen,  dass,  wenn  L.  mit  dem  schon  bekannten  zeichen  kommen 
sollten,  er  solchen  die  anschlüsse  bestellen  möchte.  Ich  aber  habe  an  der  grenze  ver- 
anlasset, wann  L.  mit  famille  und  haabschaften  kommen  sollten,  solche  sogleich  ge- 
meldet und  in  schütz  genommen  werden  sollten.  Meinesorts  bin  ich  aber  auch  ganz 
und  gar  nicht  besorget,  so  auch  ein  paar  tausend  derlei  L.-famillien  kommeten,  solche 
mit  feld  zu  dotiren,  nicht  aber  mit  Wohnungen,  die  ihnen  erst  erbauet  werden  müsten, 
und  ich  kann  nicht  entstehen  bei  dieser  gelegenheit  E.  E.  unterthänigst  zu  versichern, 
dass,  soweit  ich  die  gesinnungen  und  das  betragen  dieser  L.  kenne,  deren  auch  in  der 
Buccovina  ihrer  ansässig  sind  und  seit  meiner  6jährigen  hiesig  betrübt  und  mühseligen 
anstellung  nicht  den  geringsten  verdruss  hatte  oder  einen  vor  gericht  zu  rufen  bemüs- 
siget  wäre,  eine  L.-famillie  15  pohlnischen  und  5  moldauem  jederzeit  vorziehen  und 
annehmen  würde.  Ich  konnte  denen  deputirten  nichts  versicheren,  was  kosten  und 
aufwand  verursachen  macht,  weilen  hierzu  nicht  befehliget  noch   bevollmächtiget    bin. 

Nach  deren  deputirten  äusserung  wünschten  sich  solche,  ganze  communitäten 
unter  sich  auszumachen.  Hierzu  hatte  in  der  Buccovina  blos  allein  auf  der  sogenann- 
ten Horaitcza*;  gelegenheit,  allenfalls  6  bis  7  dorfschaften  zu  höchstens  100  famillien 
anzusiedlen,  zu  errichten,  welche  gegend  denen  klöstern  zugehöret  und  die  Se.  Mt. 
zum  theil  beritten  und  unbewohnt  gefunden  haben ;  sonst  aber  zu  20  auch  mehr  famil- 
lien in  andern  dorfschafben,  die  auch  denen  klöstern  zugehören,  ist  allei'dings  thunlich, 

')  Haraitza,  niedriger  Beigrücken  zwischen  den  Flüssen  SereJth  und  Suczawa. 

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t)ie  Lippowaner  in  der  Bukowina. 


79 


diese  L.,  wann  sie  sich  zertheilen  wollten,  unterzubringen.  Li  den  bischöflichen,  nun 
pro  aerario  eingezogenen  kitzmanner')  schliesel-)  allein  könnton  60  bis  70  famiUien  mit 
ganzen  Sessionen  angewiesen  und  dotiret  werden.  Man  könnte  allerdings  auch  hierin- 
falls  eine  aushülfe  finden,  dass  sie  L.  ganze  dorfschaften  bewohnen  könnten,  wann  die 
dermaligen  nach  andern  gegenden  übersetzet  würden,  was  aber  viele  umkösten,  noch 
mehr  arbeit  unl  weitläuftigkeit  zur  folge  hätte. 

E.  £.  geruhen  in  hochdero  gnädigsten  Zuschrift  zu  bemerken,  dass  auf  höchsten 
befehl  die  klostergüther  eingezogen,  cameralisch  verwaltet  und  diese  L.  darauf  ange- 
siedlet  werden  könnten  Mittels  der  unterm  4ten  Juli  erfolgten  allerhöchsten  eütsohlüs- 
svuig  ist  bemerket,  dass  höchstselbe  diese  klostergüther  einzuziehen  gesonnen  sind. 
Hierzu  ist  aber  bis  zur  stunde  keine  Vorkehrung  getrofien,  noch  der  positive  befehl 
noch  die  Vorschrift  und  auf  was  art  solche  eingezogen  und  folglich  wie  die  verblei- 
bende klöster  unterhalten  werden  sollten,  erfolget,  und  wann  es  hiezu  kommen  sollte, 
WAS  ZU  allen  absiebten  erforderlich  und  erspriesslich  sein  wird,  so  ist  auch  imausweich- 
lieh  nöthig,  dass  menschen  beigegeben  werden,  die  dieses  sich  so  weit  ausdehnende 
wirthschaftsgeschäft  besorgen.  Man  hat  dieses  jähr,  wie  E.  E.  gnädigst  erinnerlich  ist, 
8  ansehnliche  dorfschaften  schon  pi*o  aerario  eingelöst  und  werden  durch  2  oecoiioms 
verwaltet;  niemand  aber  ist,  der  solchen  controlirte  oder  in  der  Verbesserung  das  nö- 
thige  an  bänden  gebete,  imd  ich  bin  wahrhaftig  bei  meinen  mehr  als  überhäuften  ge- 
sebäiten  nicht  vermögend,  hievor,  so  wie  es  nöthig,  im  ganzen  zu  sorgen,  viel  weniger 
ad  locum  deren  wirthschaftsobjecten  abzugehen,  nachzusehen  und  das  erforderliche  zu 
disponiren.  Zudeme  muss  aber  auch  meine  schwäche  bekennen,  dass  ich  dieses 
ganze  handwerk  nicht  verstehe.  Gleichwie  aber  doch  unmittelbar  wer  als  obetaufseher 
oder  inspector  zu  diesen  ansehnlichen  wirthschaftsobjecten  bestellet  werden  muss,  so 
kann  mit  gutem  grund  den  allhier  sich  befindenden  cameralrentmeister  Beck  ^der  sich 
dermalen  auf  abschätzung  der  mitropolitischen  güthem  im  suczavaer  district  befindet) 
verschlagen,  welcher  einem  ausgedehnten  wirthschafts-  und  Verbesserungsgeschäft 
vorzustehen  alle  känntniss  und  qualitäten  zu  haben  scheinet. 

E.  E.  befehlen  weiters,  im  fall  diese  L  vom  schwarzen  meer  ab  und  anhero 
und  nach  dem  Bannat  übersiedlen  wollten,  solchen  alle  erforderliche  geldaushülfe  zu 
leisten  hätte  Gnädigster  herr!  das  ist  ein  auftrag,  der  durch  die  positiv-bestimmte 
befehle  bedecket  sein  muss.  Ich  bitte  dann  gnädigst  mir  aufzutragen,  wieviel  und  auf 
w^elche  ai*t  einer  famillie  in  die  andere  geld  auticipiren  sollte,  massen  dieses  kizlichen 
punkts  wegen  mich  weder  Verantwortung  noch  ausstellung  noch  viel  weniger  eines 
ersatzes,  im  fall  nicht  nach  der  höchsten  gesinnimg  wieder  mein  willen  vorgehen  sollte, 
aussetzen  könnte.  Ich  versichere  E.  E.,  dass  gewiss  mit  bekümmerter  sorge  alles  an- 
kehren  werde,  um,  im  fall  diese  L.  ankommen  sollten,  sie  zu  beförderen  und  zu  un- 
terstützen. Ja  ich  habe  ihnen  auch  zu  erleichterung  ihrer  reisse  die  Vorspann  gegen 
reglementmässiger  bezahlung  zugesagt,  massen  diese  L.  gewiss  alles  verdienen,  und 
wie  aus  ihrem  betragen  und  lebenswandel  wahrnehme,  scheinet,  dass  ihr  religionssatz 
hauptsächlich  in  dem  bestehen  müsse,  einen  arbeitsam,  mühsam,  ruhig,  still  und  fried- 
liebende büiger  vorzustellen. 

Es  ist  schon  mehr  als  3  monat  verstricheii,  dass  nebst  hinausgebung  eines  for- 
mulare  von  dem  hiesigen  consiistorio  den  vermögenstand  einzugeben  angesucht  und 
vielleicht  auch  schon  6  mal  jederzeit  vergeblich  urgii-t  habe,  ohne  welches  nicht  wohl 
thunlich  mit  einziehung  der  geistlichen  güther  und  bestimmung  des  künftigen  gehalt 
vor  die  klöster  vorzugehen.  Ich  erlas.se  mich  zu  hohen  hulden  und  ghaden. 
CzemowitZj'den  I9ten  October     783. 

Enzenberg    GM 
[Exped.  den  Sten  Novemb.  1783.  Praes.  30ten  Hbris  ^783.] 


*)  Kitzmann         Kotzman,  Miirjit  mit  4  CO  Seelen. 

«)  Schliesel     -   Schlüssel,  d.  i.  Gütercomplex  Digitized  by  GoOglc 


^^  t>olek! 

29.  Empfehlungsschreiben  der  Lippotvaner  Alexander  Atea^ietvics  und 
Nikifor  Lationow  für  den  Dolmetsch  Martin  Kovacs,  22.  October  17HS, 
(Uebersetzung  in  Urschrift,  ebendort.  1783—5—56.) 

Wir  unterzeichneten  Deputirten  geben  dieses  empfehlongsschreiben  dem  Dol- 
metsch Martin  Kovaczet,  welcher  sich  uns  anheischig  gemacht  hat,  unsere  habselig- 
keiten  von  dem  schwarzen  meere  wegzuführen,  und  dass  er  selbe  auch  würklich  wohl- 
bewahrt und  glücklich  bis  nach  Czemowcze  transportirt  hat,  hierinn  geben  wir  dem 
obgedachten  Dolme«.scn  dieses  gegenwärtige  Zeugniss.  weil  uns  derselbe  darum  gebethen. 
Zur  ferneren  Bestättigung  dessen  haben  wir  von  unserm  gnädigen  Herrn,  dem  römischea 
Kaiser  Joseph  dem  zweiten,  en\'ählte  Deputirte  uns  eigenhändig  unterschiieben 
Alexander  Alexiewicz,  Nikifor  Larionof. 

30.  Hofkriegsrathspräsident  Oraf  Hadik  an  das  galiz.  Oeneralcom- 
mando.    Wien,  31.  October  1783.  (Registrat.  d.  Bukow.  Landesregierung. 

Da  mit  dem  ah.  befehl,  wodurch  über  der  Lippowaner  ihre  religion  die  nähere 
erklärung  gemacht  worden  ist,  S.  M.  unter  einstens  weiter  zu  erkennen  gegeben  haben. 
dass  noch  mehrere  derlei  leute,  die  sich  in  der  Moldau  befinden,  wieder  in  die  Bucco- 
vina  herübei-zub ringen  getrachtet  werden  soll,  so  kann  auch  denjenigen  poppen,  auf 
dessen  zuruckbekommung  in  die  Buccovina  die  DA.  nach  dem  wünsch  der  dasigen  L 
in  der  mittelst  des  GC.-bericht  vom  löten  finientis  eingelangten  anzeige  den  antrag 
machet,  nachdem  derselbe  schon  vor  der  russischen  occupirung  der  Buccovina  bei  ge- 
dachten L.  gewesen,  durch  die  Russen  mit  allen  andern  aus  der  Buccovina  abgeschaöet 
worden  und,  wie  die  L.  nach  der  diesseitigen  besitznehmung  der  Buccovina  dahio 
zurukgekehret  sind,  in  der  Moldau  vorblieben  ist,  alsdann  von  daher  wieder  in  die 
Buccovina  kommen  zu  lassen  keinen  anstand  unterliegen,  wenn  nicht  etwa  derzeit  hier 
unbekannte  umstände  vorwalten,  welche  gegen  ihn  um  des -» willen  ein  gegrundete> 
bedenken  erwecken  däiften,  dass  derselbe  weder  gleich  dazumal,  als  die  Russen  die 
Buccovina  verlassen  und  die  L.  ihre  vorige  Wohnorte  alda  bezohen  haben,  noch  auch 
seithero  zurückgekehrt  ist. 

Wien,  den  31.  October  1783.  Hadik.  Dürfeid. 

31.  Enzenberg  an  die  Lippowaner  von  Mitoka-Dragomirna  und 
Klimoutz.  Ciernowitz,  31.  October  1783.  (Abschrift,  Registratur  d.  Buk. 
Landesregierung.) 

Da  denen  zween  in  suczawer  District  sesshaften  sogenannten  L.  oder  viel  mehr 
altglaubischen  communitäten  die  freie  und  ungehinderte  ausübung  ihrer  religion  von 
ah.  orten  begünstigt  worden,  und  ihnen  zu  Verrichtung  ihres  gottesdienstes  ein  pupp 
ihrer  nation  erforderlich  ist,  so  wiid  denenselben  kratt  gegenwärtigen  znsicherungs- 
instrument  ein  popp  ihrer  nation  verwilliget,  welchem  die  freie  celebrirung  ihres  ge- 
wöhnlichen gottesdienstes  durch  den  ganzen  buccowiner  D.  allerorten  ungehindert  zu 
gestatten  kommt. 

Und  gleich  wie  ihnen  vorstehendes  zu  ihrer  legitimation  und  beweisfuhruog 
gegen  jedermann  so  wie  zu  überzeugiuig  jenseits  wohnhafter  ihrer  religionsgenossenen. 
welchen  im  Übersiedlungsfalle  die  ähnlichen  voi-theile  und  Vorzüge  Zuflüssen  sollen, 
von  Seiten  der  A  ei-theilt  werden,  so  wjrd  d  esen  zween  communitäten  noch  weiters 
auch  die  freilassung  vom  militairstand  zugesichert. 

Czemowitz,  den  31.  Octobris  1T83.  Enzenberg. 

Dem  originale  gleichlautend,  mit  dem  bemerken  bestätiget,  dass  zur  rechten 
Seite  diese  Urkunde  in  mold.  spräche  abgefasst  sei.  In  cujus  fideni  Burian,  kreis- 
commissär. 

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Lrte  tiippowaner  in  der  fiukowinä.  "^ 

32.  Emenherg  an  Hadik    Czernonibs,  31.  October  1783,    {Urschrift, 
Kriegsarchiv,  1783  -  5  -  56.) 

Ihfo    E.!    Gnädigster    herr!    Die    n.ch     Wienn    durch    den    dollmetsch    Martin 
Kovatz  geführt  wordene,  am  schwarzen  meer  wohnende    und  der    russLsch-altgläubigen 
religion   zugethanene    deputirten    sind    heute    ullhier    eingetroffen    und  haben  mir  E.  £. 
gnädigstes  befehlsch/eibon  von   8.  curr.  bestellet  und  ihr  patent  vorgezeiget.     Da    dann 
diese  zwei    deputirte    in  den  zu  Wienn  erlangten  kaftan,    der  Alexandre  Alexovits  aber 
mit  einem  kost'  aren  Seitengewehr  erschienen,  so  können  sich  E.  E.  leichte  vorstellen, 
dass    diese  deputirte   allhier  ein  aufsehen  verursachten.    Ich  habe  solche  aber  sogleich 
zu  mir  genommen  und  angerathen,  wie  sie  die  versicherten  ah.  gnaden  noch  dermalen 
sehr  verborgen    halten  sollten.    Dieses  sei  umso  viel    noth\'endiger,  als  ansonsten  das 
ganze  vorhaben  vereitelt  und  durch  boshafte  menschen,   besonders    denen    Juden,  ganz 
;;ewi.ss  ihre  Übersiedlung  denen  Moldauern  und  jenseitigen  befehlHhabern    wird  bekannt 
gemacht,    sie    folglichen    hieran    gehindert  und    nebst  ihren    familien  vor  der  zeit  ver- 
unglücket werden  könnten.  Dieser  mein   Vorschlag  hat  bei  ihnen  allen  beifall  gefunden, 
luid  sie  haben  ihre  alte  kleidungen  wiederum  angezogen  und  verl  «nget,  dass  ihnen  eine 
trugen    verschaffen    möcht  •,    um  sowohl  patent,    die  copia  des   pateuts,    das  kostbare 
Seitengewehr    und    die    kaftans    zu  verwahren,    so    auch  auf  der    stelle  besorgte.     Ich 
fände   diese  veranlassung  und  dass  aiiiioch  mit  der  grössten  geheimhalluug  diese  Über- 
siedlung   veranlasset    werd«,    umso  no:h  vendiger,    als  ich  nur  gewiss    versichert    bin, 
wann    das    absehen    allhier    und  besonders    bei    denen    Juden    bekannt    wird,    leztere 
b  sonders    sogleich    es   jenseitigen    befehlshabern    gegen    belohnung    etlicher     ducaten 
worden  bekannt   machen,  wovon  mehrere  beweise  habe;  folglichen   alle  nur  menschen- 
mögliche praecaution,  die  sache  geheimzuhalten,  erforderlich  ist,  in  welcher  rucksicht, 
da    der  dolmetsch  Martin  Kovatz    insolange,   bis  einige  famillien  kommen,  die  er  nach 
AVeisskircht-n    in    das    Banat    zu    transportiren    den  befehl  zu  haben  vorgiebet,  allhier 
verbleiben    will,    solchen   ein    besonders   quaitier  angewiesen  und  tin  gutes  vertrautes 
kosthaus    ausgemacht,    auch    ihme    dnngcnd   zugesprochen,  mit  niemanden  vertrauten 
Umgang  zu  haben,  keine  wirthajhäuser  zu  besuchen  und  sich  so  viel  möglich  mit  reden 
und    erzehlungen    zurückzuhalten,    worauf   ich    zwar    selbst    sorgen    und    ihme  soviel 
möglich  unter  meinen  äugen  bewahren  werde.     Da  aber  dieser  Kovatz  vorgiebet,  dass 
♦^s  ihme  an  lebensunterhalt  und    geld  gebreche,    solcher  aber  ihme    zugesichert  worden 
seie,    so    hat    er    auf  den  tag  einen  gülden  verlanget.     £ch    habe  ihme  inzwischen  auf 
den    tag    80    kr.    zugestanden    und  erbitte  mir  von    E.  E.  den  gnädigsten  verhaltungs- 
befelil,  ob  ihme  von  heute   an  den  gülden  oder  die  80  kr.  verabreichen  oder  wie  mich 
zu  verhalten  habe.     Denen  2  deputirten  als  AUexandre  Allexovitz  und  halbpop    Nikifor 
Lanan,    die    morgen    nach  Suczava  abgehen,    habe  auf  ihre  quittung  bereit«  die  ange- 
wiesene 200  f.  bezahlet.  Der  halbpop  Nikifor  Larian  gehet  sogleich    von  Suczava  nach 
denen     Ortschaften     der    übersiedlen     wollenden    famillien     ab,     und    der    AUexandre 
Allexovitz    verbleibet  in  Suczava,    um  die  allenfalls    ankommende  zu  übernehmen  und 
anhero    an    mich    zu    schicken.  Die  Verabredung    ist  folgen dermassen  getroffen.    Dem 
halbpop    Nikifor   Larian    habe    100   billieten   laut   beilaage    auf  einer   seite    mit    dem 
insiegel    des    AUexandre    AUexovitz    und    auf  der    andern  seite    mit    meinem    namen 
gezeichnet,    gegeben,    die    er,    Larian,  denen    Übersiedlenden    famiUien    bestellen    und 
belehren    wird,    imd  wann  sie  an  die  hiesigen    grenzen  kommen,  solche  nur  vorzeigen 
und,  ohne  aufgehalten  zu  werden,  passiren  können,  und  ich    werde  sogleich  das  erfor- 
derliche   an    den    militarcordensposten    veranlassen.     Sowie    diese   famillien  anlangen, 
werden  solche    von  Suczawa  anhero    geschickt,  und  ich  werde  solche,  bis  eine  anzahl 
beisammen    ist,    allhier  unterbringen  und  besorgen,   sodann  aber  nach  ihren  verlangen 
entweder   in    der    Buccovina    unterbringen    oder  mit   dem  Kovatz    nach    dem  Bannat 
instradiren.    Der    antrag    beeder    deputirten    ist,    dass  aUe  diese  übersiedlen  woUende 

famillien  bei   Bossancze   in  der  Buccovina   einbrechen    und  sich  zu  Suczava  bei  dena^^l^ 

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82  Poieki 

Alexandre  Allexovitz  melden  sollten.  Ich  habe  aber  anejerathen,  nicht  all  hei  em?- 
einbruchstÄtion  passiren  zu  machen,  massen  so  viele  f'amillien  aufsehen  und  natuHit  i 
arj^wohn  und  nachzuforschen  anlass  geben  wird,  sondern  vielmehr  solle  Lariaii  eiui.r 
bei  Bojanna,  Sinoutz.  Zuren  und  Brajestie  passiren  machen,  allwo  die  cordoiisj»u-rr! 
solche  übernehmen  und  befördern  werden;  auch  sollen  sie  sich  erkundigen,  das>  v]*. 
zum  theil  eben  nicht  directe  bei  denen  mauth-  und  einbruchstAtionen,  sondern  duixb 
Schleichwege,  deren  genug  aus  der  Moldau  nach  der  Buccovina  gehen,  diesseit-s  aW 
alle,  jenseits  aber  wenige  bewachet  seind,  herüberzukommen  sorgen  möchten,  zamalei 
eben  dermalen  die  Moldauer  auch  die  emigration  mittels  landwachen  zu  verbinden 
suchen.  Dieses  betrachtes  wegon  wäre  rathsam,  dass  mehr  als  höchstens  5  oder  6 
famillien  zusammen  die  grenze  passiren  sollten ;  wann  es  ihnen  aber  möglich,  so  soltf ; 
sie  mittels  einen  expressen  im  voraus  mich  avisiren,  wieviel  famillien  im  anmar>r!i 
begriffen  und  wo  solche  einzubrechen  gedenkten,  um  im  voraus  veranstalten  zj 
können,  womit  ihre  herübersiedlung  erleichteret  und  gesichei-et  werde,  als  ohnehin  von 
vieh  und  haabschaften  die  mauth  von  emigranten  abzunehmen  eingestellet  ist,  iok- 
liehen  es  nur  darauf  ankommet,  dass  sie  nicht  visitiret  und  von  denen  einbroclr 
ortschaften  entweder  gerad  nach  Suczava  oder  zu  mir  anhero  gebracht  werden  uuJ 
hierwegen  die  mauthbeamten  sich  mit  mir  benehmen  möchten.  Bis  etwann  hierwe^ei 
erfolgen  mögende  veranlassung  werde  solche  emigranten  n  ich  denen  mauth-  und  con- 
tumazstationen  wie  gewöhnlich  zuführen  lassen.  Bios  die  Verschwiegenheit  kann 
diese  Übersiedlung  befördern,  folglichen  und  wann  auf  denen  mauthstationen  solch, 
vi'iitiret  werden,  so  ist  keine  möglichkeit.  dass  nicht  diese  Übersiedlung  sogleich  au 
und  über  der  grenze  bekannt  und  folglich  solche  gehindert  werde.  Wenn  sich  der 
wirklich  ausbreiten  wollende  ruf,  dass  in  der  Moldau  die  pest  grassire  und  schon  za 
Fogschan  menschen  daran  gestorben  sind,  bestätigen  sollte,  wovon  in  ein  paar  tagtij 
durch  den  express  dahin  abgeschickten  die  verlässliche  nachricht  erwarte,  dürften  djc 
übersiedlen  wollende  in  ihrem  vorhaben  sehr  zurückgesetzt  werden,  massen  solche 
auf  dem  fall  der  cordon  gesperret  wurde,  die  anheroübersetzung  andurch  eingestellt^ 
wäre,  so  wie  in  der  that  nichts  besseres  und  nützlicheres  erfunden  werden  kann,  als 
die  ansiedlung  dieser  rechtschaffen,  emsig  und  dem  gemeinen  weesen  überhangt 
nützlichen  griechischen  famillien.  So  sehr  wünsche,  dass  nur  E.  E.  die  gnade  habet 
möchten,  wegen  baldester  einziehung  der  klöstergüter  und  wegen  künftiger  Unterhaltung: 
deren  verbleibenden  basiliaiiermönchen  und  endlichen  wegen  administrirung  dieser 
guter  das  erforderliche  zu  veranlassen,  ansonsten  es  an  der  haupterfordemuss,  dies*- 
Übersiedlers  zu  dotiren,  gebrechete. 

Zu  gleicher  Zeit  sind  auch  3  deputirte  deren  buccoviner  T*.  mit  jenen  von  "W'iei-n 
retournirten  zu  mir  in  angelegenheit  des  ihnen  schon  mittels  Verordnung  verwilHgt«fi 
geistlichen  gekommen,  die  dann  ungemein  der  ihrer  nation  zugestandenen  höchsten 
gnaden  erfeuet  seind  und  mich  versicherten,  wie  sie  sogleich  auch  sorgen  und  doppelte 
eifer  anwenden  wollen,  womit  gewiss  viele  von  ihren  befreundten  und  bekannten,  dir 
zum  theil  ohnweit  von  hier  in  der  Moldau,  zum  theil  in  dem  republicanischen  Pohlen 
wohnen,  anhero  sich  übersiedlen  wollten,  imd  schon  übesiedlet  wären,  wann  nicht  «iit? 
Verweigerung,  einen  geistlichen  zu  halten,  solche  zuinickgehalten  hätte.  Sie  verlangt^i: 
auch  die  Versicherung,  dass  sie  nicht  vermischt,  sondern  dorfschaftenweLs  beisammeu 
(ohne  aber  ein  wirthshaus  zu  halten)  wohnen  könnten,  so  ihnen  auch  mit  vielen  ver- 
gnügen zugestünde.  Nun  entstehet  die  frage,  ob  auch  diesen  aus  der  Moldau 
und  Pohlen  sich  allenfalls  anhero  Übersiedlende  L.  die  nämliche  20  freijahre  gleich 
jenen  vom  schwarzen  meere  anhero  über.-iedlenden  zugestanden  werde.  Die  loszchlaoL' 
vom  Soldatenstand  ist  ohnehin  im  voraus  verstanden,  als  diese  leute  gar  keinen  han^ 
hierzu  von  ihrer  gehurt  und  ganzen  erziehung  haben.  Ja  ich  nehme  mir  sogar  dit- 
freiheit  zu  bitten,  dass  denen  zu  Klimoutz  wohnenden  15  und  Mittok  Dragomir 
21  famillien  die  nämliche  gnade  der  20  treijahre  blos  respectu  der  contribution,  so  in 
ganzen    doch  nichts  bedeutendes   wäre,    zugestanden  werden  möchte,    welche  frei  jährt 

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iMe  tiippowaner  in  der  Bukowina.  63 

von    anno    1774    ans^efangen    gemeinet  und  das  entrichtete  nicht  abgeschlagen    werden 
sollte,  folglicheii  es  nur  auf  respective  II  jähre  ankommete. 

Da  dann  wohl  nicht  zu  zweiflen  ist,  wie  gar  bald  die  ansiedlung  mittels  diesen 
rechtschaÖen  und  arbeitsam men  menschen  sich  sehr  in  der  Buccovina  vermehren  wird, 
tbiglichen  die  viele  heufelder  unter  solchen  vertheilet  und  fast  nichts  zu  Unterhaltung 
der  cavaliarischen  ')  rimonten  zum  verkaut  erübrigen  mrd,  zugleich  aber  auch  die 
gebürge,  die  denen  klöstern  zugehören,  und  hierauf  das  cavallarische  rimon tagest ütt 
alljährlich  fast  6  raonat  unterhalten  worden  ist,  diesen  ansiedlem,  um  ihr  Zuchtvieh 
durchzubringen,  zugetheilet  werden  muss,  sowie  auch  dermalen  alle  an  fuss  des 
gebürgs  liegende  dorfschaften  ohne  der  gebirgsweide  nicht  bestehen  können  und  schon 
wirklich  der  rus-isch-kimpulunger  aus  1340  famillien  bestehende  district,  da  solcher 
von  tag  zu  tag  sich  vermehret,  diese  zum  theil  in  pacht  gehabte  imd  dem  cavaliari- 
schen rimontageschäft  auf  8  nun  verflossene  jähre  überlaasene  gebürge  reclamirt  hat, 
auch  nicht  wohl  ab^^eschlagen  werden  kann:  so  entstehet  die  frage,  wie  in  zukunfb 
dieses  rimontageschäft  in  der  Buccovina  wird  bestehen  können.  Weswegen  unter 
einstens  auch  dio  anzeige  bei  der  gelegenheit  an  das  60.  mache,  als  diese  hohe 
stelle  m'r  aufr/agete,  meine  meinung  einzugeben,  ob  dem  dienst  angemessen  seie,  dass 
die  riraont.xUdt'erung  von  particulam  nebst  dei*  cavaliarischen  noch  continuire  oder 
abgeschaflt  und  Cavallar  noch  wie  bevor  allein  die  rimonta  auf  den  dermaligen  fuss 
verschaffe.  Schlüsslichen  ist  aber  gewiss,  dass  die  rimonta-  und  ge<«tüttereiunterhaltung 
mit  einer  ansehnlichen  ansiedlung  keineswegs  sich  vereinbare  und  eines  von  beeden 
eingestollet  werden  müsse. 

Bei  dem  abgehen  überreich «n  diese  beede  deputirte  mir  ein  zeugnis  über  das 
wohlverhalten  ihres  dollmetschers  Martin  Kov.itz  mit  der  bitte,  selbes  E.  E.  unter- 
thänigst  zu  überreichen  und  diesen  Kovatz  zu  höchsten  gnaden  anzuempfehlen. 

Ich  erlasse  mich  zu  hohen  huld  und  gnaden.  .  .  . 

Czernovitz,  den  31.  Octobris  l78j. 

Enzenberg.  GM. 

33.  Hadik  an  Enzenberg.  Wien,  8,  November  1783.  {Eniw ,  ebendorl. 

1783 -5S2.) 

Seitdem  als  Euer  .  .  .  wegen  der  am  schwarzen  meer  wohnenden  zur  ansiedlung 
in  diesseitio:en  landen  geneigten  griechischen  gemeinden  den  auftrag  erhalten  haben, 
worüber  dero  Antwort  vom  19ten  elapsi  in  Vorschein  kommet,  werden  Euer.  .  .  bereits 
weiters  zu  vernehmen  bekommen  haben,  was  für  begünstigungen  von  Sr.  M.  diesen 
leuten  auf  dom  fill  ihrer  herüberkunft  eingestanden  worden  sind  Soweit  derlei  fa- 
mdlen  zum  f eidbau,  zu  professionen  und  zur  handlung  den  willen  und  die  eigenschaften 
haben  und  für  sie,  wie  es  dermalen  bereits  vorkommet,  die  gelegenheit  zu  ein-  oder 
anderem  vorhanden  is",  muss  die  buccowiner  DA.  hierzu  von  nun  an  die  nöthige  Vor- 
bereitungen dergestalt en  treffen,  dass,  wann  die  leute  sich  einfinden  und  nach  der 
deputirten  ihrer  vorläufigen  erklärung  in  dem  D.  zu  bleiben  verlangen,  dieselbe  desto 
geschwinder  alle  nöthige  requisiton  an  der  band  haben  mithin  auch  desto  geschwinder 
zu  dem  vermögen  und  zu  denen  kräiten  von  nutzbaren  ansiedlem  gelangen,  auf  dem 
fall  aber,  wann  sie  oder  gar  nicht  kämen  oder  nacher  Hungam  und  ins  Bannat  abzie- 
hen wollten,  diese  praeliminaranstalten  auch  für  andere  ansiedier  anwendbar  sein  mögen. 

Wie  nach  Sr.  M.  verwiUigung  die  neue  colonisten  einer  20jährigen  freiheit  von 
aller  contribution  und  Steuer  sich  zu  erfreuen  haben,  an  platz  dass  Euer  .  .  denen 
deputirten  lediglich  3  steuerfreie  jähre  zusagten,  so  kann  und  wird  es  Euer  .  .  .  nicht 
schwer  sein,  den  wcrth  dieser  allerhöchsten  gnad   bei  denen  neuen  ansiedlem  auf  eine 


^)  üeber  Cavallar,  den  Begründer  des  k.  k.  Staatsgestütes  Radautz,  sieh'*  meine 
Schrift:  Die  Anfänge  des  k.  k.  Staatsgestütes  Radautz.  Czemowitz  1894  (S.-A^us  d. 
Jahrbuche  d.  Bukow.  Landes-JViuseums    II.)  Digitized  byC^OOQlC 


84  t>oiek: 

solche  art  gelten  zu  machen,  dass,  soweit  selbe  für  ihre  ansiedlang  auslagen  zu  machec 
haben,  sie  <lesto  ehender  sich  hierzu  bequemen  werden. 

Denjenigen  tamillen,  welche  nachor  Hungam  und  ins  Bannat  abgehen  and  eine 
gehl  Unterstützung  noth  wendig  haben,  kann  pr.  köpf  ein  Beitrag  von  taglichen  2  kr. 
nach  der  in  andern  derlei  fällen  bewilligten  ausmass  abgereichet  werden. 

Wie  es  von  Euer  .  .  am  ende  dero  Schreibens  ganz  recht  angemerket  wird, 
kommet  es  vor  allem  auf  die  erhebung  des  veimügensstiuides  der  geistlichen  und  daiin 
auf  die  bestimmung  ihrer  zahl  und  überhaupt  auf  die  regulirung  des  geistlichen  nud 
kirclienwesen^,  mithin  auf  die  wurkung  der  bereits  vor  geraumer  zeit  angefangenen 
ponsistorialoperationen  an,  weil  von  tlaher  die  ausmessung  des  für  jeden  geistlichen 
nöthigen  Unterhalts,  femer  des  aufwandes  fiir  das  kirchen-  und  Schulwesen  und  allent- 
haJl»en  die  insbesondere  auch  von  Sr.  M.  während  allerh«)chst  deroselben  anwesenhr'it 
in  der  Buccowina  anbeiohlene  einzieliung  der  geistlichen  gütter  abhanget,  gleichwie 
(;iu-  und  anderes  in  ansehung  des  l)ischutten  imd  seiner  gütt-er  bereits  geschehen  i>t. 
daher  Euer  .  .  .  nun  ein-  und  anderes  nach  denen  bestehenden  befehlen  mit  nachdnirl 
zum  erfolg  einleiten  und  dadurch  den  weeg  für  ansiedlungen  und  für  die  ganze  übrige 
buccowiner  einrichtung  öfnen  und  erweitern  müssen. 

Die  Verwendung  des  oameralrentmeister  Bück  hangt  von  dero  befand  ab,  und 
soweit  Euer  .  . .  für  die  Verwaltung  der  geistlichen  gütter  wirthschaftskündige  lerne 
n(>thig  haben,  kommet  es  ebenfalls  nur  auf  Euer  .  .  .  an,  die  hiezu  tüchtige  mit  dem  ihnen 
fiir  die  zeit  ihrer  Verwendung  abzureicheuden  gehalt  vorzuschlagen,  der  ich  übrigens  etc- 

(De  sess.  >58va  ddo.  5ta  Nov.  1783.  lit.  G,  no.  i;09.>.  —  Abgeg.  8.  Nov.) 

34.  Suczawaer  Directoriat  an  d.  Buk  LjndesadminislrcUioHy  IL  No- 
vember  17^3  und  Erwiderung  der  letzteren  vom  13.  Novemb.  1783. 
(Oestionsprotokoll  d.  Bukow.  LA  1783  Nr  1620.  —  Registratur  d.  Buk. 
Landesreg.) 

Suczawaer  directoriat  miterlegt  11.  November  ein  schreiben  von  dem  sich  dort 
aufhaltenden  Lippowaner  Alexander  Alexiew  in  absieht  auf  die  Übersiedlung  zweier 
durch  die  Russen  aus  Stupka  vertriebenen  L.  in  ihren  voihinigen  autenthaltsori  uini 
ü]>erlassung  ihrer  verlassenen  häuser  und  gärten. 

Wird  dem  directoriat  [am  13.  Nov.l  erwidert  zur  Verständigung  des  Alexander 
Alexiew,  dass  dem  ansuchen  der  2  moldauer  L.  wegen  ihrer  Übersiedlung  nach  Stupka 
nicht  willfahrt  weitlen  kann.  Dagegen  werden  denenselben,  wenn  sie  sich  mit  denen 
mentioniiten  100  fanülien  anhero  begeben  wollen,  andere  Gründe,  um  eine  separirtr 
gemeinde  auszumachen,  angewiesen  werden;  nur  haben  solche  hierwegen  2  deputirt*' 
hieher  zu  beorderen. 

35.  Aus  einem  Berichte  Enzenberg's  an  Haddk.  Czernowils^  12,  No- 
vember 1783.  {Ebendorl.) 

Neuerlich  haben  sich  100  in  der  Moldau  und  in  dem  Herlauer  cenut  ^;  dermahlen 
wohnende,  im  letzt  vorgewesten  krieg  von  denen  Russen  aus  der  Buccowina  vertrie- 
bene und  allhier  zu  Stupka  ansässig  geweste  L.-famillen  wiederum  in  der  Buccox^iiin 
ansässig  zu  machen  durch  deputirte  gemeldet.  Diese  100  gehören  nicht  zu  denen,  welche 
vom  schwarzen  meer  nach  den  k.  k.  Staaten  zu  übei*siedlen  sich  angetragen  haben. 

Ich  werde  mir  alle  mühe  geben,  sie  unterzubringen;  nur  wollen  diese  leute  allein 
dorfschaften  ausmachen,  so  auch  wohl  nicht  anders  thunlich,  und  insolang  die  geist- 
lichen guter  nicht  übernommen  werden  können,  so  gebricht  es  mir,  diese  bowie  allen- 
falls jene  vom  schwarzen  meer  erwartet  werdenden  griechischen  L,-famillen  an  der  ertor- 
demüss,  den  erforderlichen  terrain  anzuweisen.  Es  haftet  dann  folglichen  alles  an  der 
regalirung  der  klöst^r  und  dieser  griechLsch  nichtunirten  geistlichkeit. 


')  Cenut     Cinut,  Kreis,  Bezirk 

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Die  Lippowaner  iii  der  Bukowina.  85 

36,  Vortrag  des  Hofkriegsrathes.  Wien,  20.  November  17 83.  [Ur- 
schrift, Kriegsarchiv,  1783  -  5—56.) 

Vermög  des  in  originali  hier  anschliessigen  G.  Enzenbergischen  schreiben  sind 
die  in  ^Vien  geweste  zwei  deputirte  der  zur  Übersiedlung  in  diesseitige  lande  geneigten 
griechischen  gemeinden  vom  schwarzen  meer  den  3lten  des  verstrichenen  October- 
monats  in  Czernowitz  eingetroffen. 

Was  in  diesem  schreiben  wegen  der  von  ihm  nacher  Czemo\^'itz  mit  sieh  ge- 
brachten und  hier  erlangt  haben  sollenden  zwei  kattans  und  eines  kostbaren  Seiten- 
gewehres vorkommet,  hievon  ist  dem  HKR.  nichts  anderes  bekannt,  als  dass  der  eine 
dieser  deputirten,  Alexander  Alexiew  genannt,  nach  seiner  in  Wien  gemachten  erzäh- 
lung  das  Seitengewehr  wahrend  seines  aufenthalts  in  Constantinopel  von  dem  sultan 
zu  schenken  bekommen  haben  soll,  und  anbei  seinen  wünsch  geäussert  hat,  solches  in 
diesseitigen  landen  tragen  zu  können. 

Wie  der  GM.  Enzenberg  bereits  zu  wiederholtenmalen  die  anleitung  erhalten  hat, 
nicht  nur  in  ansehung  derjenigen  dieser  leuten,  welche  nach  ihrer  ankunft  in  der  Buc- 
covina  verb\öiben  wollen,  die  nötigen  Vorbereitungen  zu  treffen,  damit  ihre  geschwinde 
itnsidlung  ke^ne  hindemissen  wieder  sich  antreffen,  mithin  der  staat  den  mittelst  der- 
selben sich  versprocheneu  nutzen  bald  erreichen  möge,  sondern  auch  jene  aus  ihnen, 
\velche  ins  Bannat  oder  nacher  Hungam  zu  gehen  verlangen,  mit  geld  und  denen  son- 
stigen erfoi-demissen  zu  unterstüzen,  so  erlangt  dieser  hcin  auftrag  dadurch  eine  merk- 
liche eiL-ichterung,  dass  nur  einer  von  denen  deputirten  zur  abholung  der  famiUen  an 
ihre  seitherige  Wohnorte  zuruckgekehret,  der  andere  aber  in  Suczava  und  der  mit  denen 
deputirten  angekommene  dollmetsch  Martin  Kovats  in  Czernowitz  verblieben  ist,  der, 
wie  er  vorgibt,  gleich  einige  famillen  nacher  Weisskirchen  in  das  Bannat  zu  fuhren 
den  auftrag  und  anbei  die  Versicherung  von  seinem  lebensunterhalt  erlanget  haben 
soU,  dahero,  weil  G.  Enzenberg  ihm  anstatt  des  begehrten  täglichen  gülden  einstweilen 
30  kr.  des  tags  abreichen  lässt,  E.  Mt.  verwilligung  sich  erbetten  wird,  ob  diese  30  kr. 
ihme  so  lang  fort  bezahlet  werden  mögen,  bis  er  in  die  gelegenheit  kommt,  sich  selbst 
die  nahrung  erwerben  zu  können,  wohergegen,  es  mögen  tamillen  in  das  Bannat  oder 
nacher  Hungam  in  provincial-  oder  militarbezirke  zu  stehen  kommen,  ihretwegen 
allenthalben  und  besonders  in  betref  der  zahl  von  ansiedlem  dahin  die  vorläufige  nach- 
iicht  zu  ertheilen  notwendig  sein  wird,  auf  dass  sie  auch  daselbst  wenigstens  die 
ohnentbehrliche  Unterkunft  gleich  nach  ihrer  eintreöung  und  anbei  noch  dasjenige  er- 
halten, was  zu  ihren  aufkommen  in  der  ruralöconomie  oder  in  einem  anderwoiten 
industrral verdienst  gehöret. 

Nach  der  im  jähr  1781  bei  denen  damals  über  die  buccoviner  einrichtung  abge- 
haltenen staatsräthlichen  zusammentrettungen  erwirkten  einleitung  hat  das  buccoviner 
MIA.  bereits  die  anweisung  erhalten,  die  in  die  Buccovina  kommende  fremde  ansidler 
niit  allen  ihren  effectcn  und  vieh  ohne  ieiiiereu  aufenthalt  ganz  mautlitrei  hereinzu- 
last»en,  sobald  entweder  von  der  DA.  die  Weisung  an  das  lA.  hier  wegen  gelanget  oder 
von  demjenigen  vom  militari,  der  die  Übersiedlung  zu  besorgen  hat,  die  legale  anzeige 
und  requisition  dem  inspectorat  zugekommen  sein  wird,  dass  die  ankönimlinge  fremde 
colonisten  sind,  wornach  der  ungeheiunjte  und  niauthfreie  eintritt  der  gedachten  ge- 
meinden letliglich  au  der  auf  die  erklärte  art  nötigen  einleitung  der  DA.  haftet.  Auf 
dass  alier  die  leute  wegen  des  pestrufs  nicht  ohne  noth  aufgehalten  und  zugleich  diest 
^eit.s  die  nötige  Sicherheit  in  anbet  rächt  des  gesundheitsstandes  erreichet  werde,  körn  ni- 
es nach  der  ebentalls  schon  der  DA.  ertheilten  anleitung  vorderist  auf  die  einholung 
verlässlicher  nachrichten  von  denen  jenseitigen  krankheitsumständen  und  daini,  wann 
die  ankommende  famillen  gleich  in  den  di^>trict  einzulassen  bedenklich  gehalten  würde, 
aut*  die  anslaUtJi  an,  damit,  wie  ohnedem  ihr  eintritt  an  mehreren  orten  veranlas.set 
worden  ist,  dieselbe  während  der  contumazhallung  in  Ortschaften,  die  ßfelflg^cpji^@^^tolg 


86  Polek : 

der  SHDitätsanstalten  ausgeschlossen  sind,  so  viel  möglich  wider  das  ungemach  vo£ 
der  üblen  Witterung  und  von  dem  abgang  der  ohnentbehrlichen  lobensmitteln  sichet- 
gestellet  werden. 

Auf  was  art  der  G.  Enzenberg  mit  der  einziehung  der  klostergüler  mir  der 
Unterhaltsausmessung  für  die  geistliche,  mit  der  administration  dieser  guter  und  mit 
der  Schulenerrichtung  fur^ehen  soll,  hierüber  ist  die  nähere  belehrung  schon  in  semei: 
henden,  nach  der  auch  das  nötige  ohnz weifelbar  bereits  vorgekehret  worden  sein  wii\l. 
da  vermög  des  aus  Lemberg  eingelangten  elenchus  ')  über  die  den  Iten  currentis  beim 
GC.  erledigte  angelegenheiten  der  buccoviner  bischof  den  schulgelderrest  pro  anno 
1782  mit  3824  fl.  44  kr.  bereits  zur  administrationscassa  abgeföhret  hat,  und  nach  eintr 
mittelst  des  elenchus  aus  Siebenbürgen  eingelangten  nachricht  die  von  daher  verlangt« 
normal  Schullehrer  und  bücher  bereits  in  die  Buccovina  disponiret  woi-den  sind. 

Soweit  die  im  buccoviner  D.  beündliche  sogenannte  L  -famillen  nach  ihrem  dem 
GM.  Enzenberg  gemachten  anerbieten  leute  von  ihrer  nation  aus  anderen  landen  in 
die  Buccovina  herbeibringen,  scheinet  es  E.  Mt  Willensmeinung  nicht  entgegen  za 
sein,  wann  nach  der  in  betref  der  gemeinden  vom  schwarzen  meer  vorhandenen  aller- 
höchsten verwiUigung  auch  denen  sich  ansidlenden  auswärtigen  L.  30  steierfreie  jähre ' 
eingestanden  werden,  gleichwie  der  GM.  Enzenberg  denenselben  die  zusage  wegen  der 
befreiung  vom  militarstand  bereits  gemacht  hat;  hingegen  tiitt  in  .insehung  ihrej»  be- 
gehreu wegen  eines  eigenen  geistlichen  ein  besonderer  umstand  ein,  den  zur  allei- 
höchsten  entscheidung  zu  bringen  notwendig  ist. 

Vermög  der  von  E.  Mt.  aus  Czemowitz  dem  HKR.  zugekommeneu  resoluiiou 
soll  denen  L.  ein  popp  von  ihrei  nation  allerdings  gestattet  oder  ihnen  einer  au^  Sla- 
vonien  verschaffet  werden,  wo  die  illj-rische  spräche  am  meisten  in  der  Übung  ist,  ii. 
wessen  verfolg  auf  die  letzthin  eingelangte,  in  dem  zweiten  originalanschluss  enthah 
tene  anzeige  des  G.  Enzenberg,  dass  der  von  denen  Russen  aus  der  Buccovina  wäh- 
rend ihres  dortigen  besitz  mit  allen  L.  abgeschafte  ihrige  popp  in  dei  Moldau  zuruck- 
verblieben  ist,  wie  die  L.  nach  der  diesseitigen  besitznehmung  der  Buccovina  dahk 
zuruckgekehret  sind,  nun  aber  die  L.  den  ermeldten  poppen  wieder  zu  sich  verlanget] 
bereits  die  Verfügung  ergangen  ist,  dass  dieser  popp  ohne  anstand  aus  der  Moldaj 
wieder  in  die  Buccovina  kommen  kann,  wenn  nicht  etwa  hier  imbekanute  umstände 
vi^rwalteten,  welche  gegen  um  desswillen  ein  jG;egründetes  bedenken  erwecken  düiiieij, 
dass  derselbe  weder  gleich  dazumal,  als  die  Russen  die  Buccovina  verlassen  mid  die 
L.  ihre  vorige  Wohnorte  alda  bezogen  haben,  noch  auch  seithero  zuruckgekehret  ist 

Was  dieser  L.  halber  ehedem  mittels  der  weiter  hier  anscliliessigeu  zweien  l»t- 
ricliten  des  galizischen  GC.  dd.  Iteu  Merz  und  2 Iten  Mai  anni  curr.  darüber  zu  ver- 
nehmen gewesen  ist,  dass  sie  unter  der  regit jrung  des  russichen  kaisers  Peter  de> 
Grossen,  als  er  solche  mit  der  griechischen  religion  vereinigen  wolte,  die  L.  aber  solche 
anzunehmen  verweigerten,  sich  nach  der  Crim,  Moldau  und  nacher  Pohlen  geflüchtet 
haben,  in  mcksicht  der  taut  von  den  andern  tollerirten  religionen  unterschieden  seiu 
und  sich  selbst  aus  ihrer  gemeind  •.  die  nötige  geistliche  wählen  sollen,  hierauf  wird 
vom  HKR.  nur  so  weit  eine  aufiuerksamkeit  zu  richten  für  notwendig  befunden,  alü 
mit  diesen  anzeigen  die  frage  in  einer  Verbindung  stehet,  ob  nach  der  aufhebung  allen 
nexus  mit  einer  fremden  geistlichkeit  auch  die  L.  unter  dem  buccoviner  bischofen  und 
respective  dem  metropoliten  von  Carlowitz  zu  setzen,  mithin  auch,  wenn  ihr  ehe- 
maliger popp  entweder  aus  der  Moldau  nicht  kömmt  oder  künftig  abgehet,  ihnen  ein 
popp  aus  Slavonien  zuzuschicken  sein  soll,  oder  ob,  wie  es  der  G.  Enzenberg  in  seiner 
mit  einem  beiicht  des  GC.  hier  oben  angebogenen  anzeige  dd.  6ten  des  abgewichenen 
Octobermonats    nötig  hält  und  sogar  ihre    emigration  besorget,  wann   ihnen  ein  slavo- 


')  Protokoll. 

^)  Dazu  auf  der  Rückseite  des  „Vortrages"  die  Bemerkung:  „Der  in  dem  mun- 
dirten  vertrag  enthaltene  ausdruck  von  30  freijahren  entspringt  lediglich  jxxxv  einem 
beim  mundiren  imterlauifenen  Schreibfehler." 


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Die  Lippowaner  in  der  Bukowina.  °' 

nischer  oder  ein  anderer  popp  gegeben  werden  wolte,  denenselben  einen  poppen  aus 
ihrer  gemeinde  zu  nominiren  und  sich  von  einem  auswärtigen  gebiet  kommen  zu  lassen, 
verstattet  werden  kann. 

In  ansehung  des  von  dem  6.  Enzenberg  gemachten  antrag,  womach  die  in  Kb- 
inentz  [I]  und  Mittok  Dragomir  bereits  vorhandene  L.-famillen  1 1  contributionsfreie 
jähre  erhalten  sollen,  fällt  das  bedenken  von  der  exemplitication  umwillen  der  übrigen 
buccoviner  einwohner  und  von  denen  nachtheiligen  folgen  zur  erwägung  vor,  die  ent- 
stehen könnten,  wenn  die  andere  buccoviner  imterthanen  sich  dieser  exemption  nicht 
zu  erfreuen  hätten. 

In  betref  des  buccoviner  rimontengeschäft  ist  dermalen  vorderist  das  zugesicherte 
Gutachten  des  G.  Enzenberg  abzuwarten,  und  inzwischen  bestehet  bereits  die  Vorsehung, 
dass  bei  denen  dahin  einen  bezug  nehmenden  veranlassungen  immer  die  rucksicht 
darauf  genommen  werden  soll,  damit  solche  der  von  E.  Mt.  wiederholt  anbefohlenen 
buccoviner  popalationsbeforderung  zu  keinem  abbruch  gereichen. 

Wien,  den  20ten  November  1783.  A.  G.  v.  Hadik. 

Allerhöchste  Resolution :  Ich  bewillige,  dass  dem  Martin  Kovacs  so  lange,  bis  er 
Gelegenheit  zu  seiner  nahrungserwerbung  erhält,  30  kr.  täglich  verabreichet  werden. 
Insoweit  es  das  so  viel  möglich  gute  imterkommen  und  die  imterstützung  dieser 
neuen  ausiedler  betritt,  ist  der  HKR.  ganz  recht  dpjran,  dass  er  das  nöthige  diesfalls 
verfuget ;  nur  vermuthe  Ich,  dass  derselbe  unter  der  an  Siedlung  im  provin- 
c  i  a  1  i  nur  die  kameralherrschafteii  verstehen  wird,  we  il  sich  diese  leute  nnr  auf 
solchen  gründen,  so  keinem  privat-grundherrn  unterstehen,  sich  niederlassen  wollen. 

Der  antrag  des  G.  Enzenberg,  dass  diese  ausiedler  an  verschiedenen  örtem 
herüberkommen  sollen,  ist  nicht  allein  ganz  angemessen,  sondern  überdies  auch  nöthig, 
weil  die  transmigratiou  in  ganzen  häufen  wider  die  vertrage  laufen  würde. 

In  betref  der  sanitätsanstalteu  ist  es  nöthig,  dass  die  Ortschaften,  in  denen 
sie  ihre  contumaz  zu  halten  hätten,  mit  wachten  besonders  umstellet  werden,  um 
hiedurch  den  gesundheitsstand  innerhalb  des  kordons  desto  besser  zu  versichern. 

Der  HKR.  äussert  sich  zwar,  dass  der  G.  Enzenberg  wegen  einziehung  der 
^geistlichen  guter  in  der  Buccowina,  worüber  er  um  die  veranlassimg  bittet,  bereits  die 
bclehi*uug  in  seinen  bänden  habe;  es  müste  also  diese  belehrung  seinem  gegenwärtigen 
berichte  entgegen  gelaufen  sein.  Hiermit  ist  aber  dasjenige  nicht  zu  vereinbaren,  dass 
«lei*  HKR.  sich  versichert  hält,  es  werde  derselbe  bereits  hiernach  vorgegangen  sein. 
Aus  dem  88.  Sessionsprotokoll  n.  (3090,  referent  Türkheim,  ersehe  ich  ganz  deutlich, 
da.ss  auf  einen  bericht  des  G.  Enzenberg,  womit  er  die  den  klöstern  zugehörigen 
gegenden  anzeiget,  wo  mehrere  100  familien  angesiedelt  werden  könnten,  der  HKR 
nichts  anders  concludiret,  als  dass  er  ganz  recht  daran  sei,  dass  es  vor  allem  auf  die 
erhebung  des  Vermögenstandes  der  geistüchen  und  auf  die  regulirung  des  kirchen- 
weseus  ankomme,  welches  aber  eine  ziemUch  seichte  belehrung  zu  einziehung  der 
klostergöter  wfire,  wenn  etwa  der  HKR.  hierunter  diesen  erstgedachten  numerum  des 
protocolls  verstünde.  Ich  muss  daher  glauben,  dass  der  HKR.  in  diesem  fall  in  der 
expedition  selbst  dem  G.  Enzenberg  bereits  das  umständlichere  und  eigentlichere 
hierinfalls  an  die  band  gegeben  haben  werde,  widrigenfalls  es  alsogleich  nachzu- 
tragen wäre. 

Im  falle  der  vormals  abgeschaffte  popp  nicht  etwa  wieder  aus  der  Moldau 
herüberkäme,  ist  diesen  emigranten  allerdings  zu  gestatten,  sich  einen  poppen  von 
ihrer  nation  zu  bestellen  oder  sich  solchen  von  auswärts  kommen  zu  lassen,  jedoch 
mit  dem,  dass  dieser  ihr  popp  unter  einem  diesseitigen  bischof,  das  ist,  unter  jenem 
von  Badauntz  [!]  und  respective  unter  dem  metropoliten  von  Carlowitz  zu  stehen  habe, 
nachdem  wegen  ihnen  allein  von  dem  allgemeinen  satz  des  aufgehobenen  nexus  mit 
fremder  gei  stlichkeit  nicht  abgegangen  werden  kann. 

Den    allenfalls  noch  herübersiedelnden    Lippovanem    theüs  aus  der  Moldau  und 

theils  aus  dem  republicanischen  Pohlen  will  Ich  so  wie  den  gemeinden  vom  schwarzen 

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I       I 

)gle 


^^  Polek : 

meer  nicht  30,  wohl  aber  20  steuerfreie  jähre,  ^vie  ich  ihnen  solche  in  meiner  eisi^ 
resolutioii  zugesagt  habe,  gestatt-n.  Soweit  es  aber  diejenige  Ij.  betrift,  die  äe^ 
bereits  in  der  Buccowina  befinden,  so  können  ihnen  die  steuei'frei  angetrag^enen  jab^ 
nicht  zustatten  kommen,  weil  solches  eine  üble  exemplification  für  die  übrigen  bucec'- 
winer  einwohner  machen  würde,  und  diese  L.  hierauf  gar  keinen  ansprach  and  sid 
bereits  seit  9  jähren  her  ohne  eine  bedingniss  unter  den  hiesigen  schütz  begebet 
haben,  dahingegen  mit  andern,  welche  noch  herbeizuziehen  der  antrag  ist,  bedingniv^ 
gemacht    werden,  die  sie  nicht  auf  sich  aus  eben  dieser  Ursache  anwenden  könneiL 

Was  übrigens  die  bemerkung  des  Enzenberg  anbelangt,  dass  bei  vielen  in  dk 
Buccowina  gelangenden  ansiedlem  das  remontirungsgeschäft  darunter  leiden  würdt 
so  hat  dieses  der  anwachsenden  bevölkerung  umso  ehender  nachzustehen,  als  di^ 
vorsieht  getroffen  werden  kann,  damit,  nach  maas  die  subsistenz  der  pterd^ 
beklemmer  wird,  im  temeswarer  Bannat  und  in  Hungern  pussten  gemietliet  und  d&4 
ganze  cavallarischo  rimontirungscommando  aus  der  Buccowina  dahin  übersetzt  werdet 
möge;  jedoch  wird  immer  zu  trachten  sein,  die  measten  von  diesen  L.  in  dem  Bansv* 
anzusiedlen.  Joseph  m   p. 

37.  Emenberg  an  Uadtk.  Gzernowüz^  23.  November  1783.  {Abschrift, 
Registratur  d.  Bukotv,  Landesregierung,) 

Zweifelsohne  werden  meine  rapports  und  Vorstellungen  von  l8ten,  27ten  und-^I 
October,  dann  jene  von  12ten  curr.  alle  in  belang  der  so  sehr  dringenden  ansiedlarz 
der  vom  schwarzen  meer  erwarteten  griechischen  famillien  allschon  £.  E.  unterlege 
worden  sein,  worauf  untern  gestrigen  dato  dit»  gnädige  äusserung  von  Sn  curr.  aul 
meinen  ersten  rapport  und  zugleich  den  befehl  erhalte,  dass  jeden  von  diesen  über- 
siedlen  wollenden  2  kr.  auf  die  seele  verabreichen  sollte.  Es  entstehet  aber  auch  die 
unterthänigste  frage,  ob  und  im  fall  einige  nach  dem  Bannat  übersiedlen  wollten  und 
zu  ihren  fortkommen,  da  die  meisten  viele  kinder  haben,  Vorspann  benöthigen  w^erden- 
sowie  mich  ihr  dollmetsch  und  anfÜhrer  Martin  Kowatz  versichert,  solchen  die  vor, 
spann  auch  bezahlen  sollte,  im  fall  sie  nicht  selbsten  die  verspann  zu  bestreitten  d&& 
vermögen  hätten.  Diesen  Kowatz  habe,  wie  allschou  untern  Slten  nuperi  angezeigec 
nuf  den  tag  30  kr.  zum  unterhalt  verabreichet,  mit  welchen  ich  so  lang,  bis  E.  £.  ein 
anderes  zu  befehlen  geruhen  werden,  continuire.  Ich  bin  aber  sehr  in  Verlegenheit,  im 
falle  einige  kommen  sollten  und  in  der  Buccowina  verbleiben  \>^'ollten,  solche  auf  den 
geistlichen  güttem  unterzubringen,  massen  und  insolang  nicht  die  formliche  einziehung 
dieser  basilianerklostermönohe-güter  vor  sich  gehet,  die  ansiedlung  gehemet  ist,  worzn 
wahrhaftig  sowohl  wegen  der  regulierung  als  bestimmung  der  klöster  wenige  Vorkeh- 
rungen getrofien  sind. 

Der  herr  archimandrit  Nikitits,  0  welcher  sich  ohnermüdUch  verwendet,  ist  nnn- 
mehro  wiederum  nach  denen  übrigen  klöstem  abgegangen  und  wird  schwer  vor  I 
Wochen  retoumiren,  wo  sodann  erst  der  vermögenstand  erhoben  und  das  eigentliche 
bestimmet  werden  kann.  Ich  bitte  dann  E.  E.,  da  es  wahrhaftig  an  meiner  Verwendung 
nicht  ermanglet,  das  nötige  zu  veranlassen,  womit  die  einziehung  der  geistlichen  gütter 
baldest  erfolgen  und  zu  verwalt-  und  besorgung  der  gütter  die  nötigen  Individuen  bei- 
geschaffet werden  möchten.  Da  dann  hierlandes,  noch  in  GalHzien  menschen  anzu- 
treffen sind,  die  der  wirthschaft  vorzustehen  und  landgütter  zu  verw€dten  vermögen, 
so  habe  mich  mit  dem  herm  rentmeister  Beck  benommen,  ob  er  nicht  einige  ihm  be- 
kannte, dem  wirthscbaftsgeschäft  anpassende  Individuen  aus  dem  Banat  in  verschlag 
biq^ngen  könnte,  der  sich  geäussert,  wie  er  einige  in  Banat  sehr  geschickt  und  ver- 
lässliche Individuen  kennete.    Da  aber  vermög  E.  E    gnädigsten  schreiben  nur  auf  div 

')  Archimandrit  Nikitich.  Vorsteher  des  Klosters  Sistatovic,  war  auf  Ansuchen 
des  Hofkriegsrathüs  von  dem  Metropoliten  von  Cailovitz  im  September  1.H3  iu  di». 
Bukowina  geschickt  worden,  um  der  Landesadministration  bei  der  Durchführung  der 
behufs  Kegulierung  des  Kirgheuweseus  ungeordueteu  Erhebungen  behilflich  zu  sein. 


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Die  Lippowaner  in  der  Bukowina.  "" 

zeit  ihrer  Verwendung  der  gehalt  vorgeschlagen  werden  solle,  so  versichert  er,  dass 
keiner  auf  was  ungewisses  und  nur  interimaliter  sich  lierheilassen  oder  ein  kleineres 
brod,  so  ihme  aber  doch  auf  alle  Zeiten  zugesicheret  ist,  gegen  einen  ungewissen  ver- 
wechslen  wii*d. 

Leider  bin  ich  nunmehro  auch  allhier  wegen  der  unbestimmten  anstellung  der 
hiesigen  individuen  in  voller  Verlegenheit,  weswegen  mit  heutiger  post  die  triftigste 
Vorstellung  meinem  vorstehenden  gallizienschen  GC.  unterlege.  Zwei  dollmetsche  ver- 
langen ihre  entlassung,  weilen  ihrem  gegründeten  vorgeben  nach  sie  sich  allhier  ver- 
liegen,  veralten,  kein  Verdienste  erwerben  und  in  der  gefahr  at«then,  wann  sie  nicht 
mehr  gebraucht  werden,  ihre  entlassung  zu  erlangen.  Ich  wende  alles  an,  um  diese 
menschen  aufzuhalten,  und  ich  besorge,  dass  meine  bemüliungen  da  nichts  versichei-n 
kann,  worauf  sie  mit  grund  dringen,  vergeblich  sein  dörite,  wo  so  dann  das  staabs- 
und  districtsauditoriat  plattei'dingen  nicht  amtiren  kann.  Ein  gleiches  besorge  von 
mehrei-en  nur  ad  tempus  angestellten,  die  alle  nur  in  so  lang  sich  aUhier  verwenden, 
bis  sie  eine  bessere  und  wann  auch  keine  bessere,  doch  stabile  anstellung  ^um  welche 
sich  ein  jeder  bewürbt    überkommen  können. 

Wie  schwer  es  ist  mit  menschen  zu  arbeiten,  denen  es  an  eifer,  der  aussieht  und 
an  der  Sicherheit,  ein  besseres  oder  wenigstens  ein  sicheres  brod  zu  haben,  gebrichet, 
überlasse  £  £.  tief  und  gerechten  einsieht.  Ich  bin  genötiget,  diesen  leuten  zu 
schmeichlen  und  ihnen  vieles  nachzusehen,  um  sie  nur  zu  erhalten,  und  wie  kann  die 
hohe  stelle  verlangen,  dass  mittels  einem  derlei  unzufiiedenen  personale  die  geschäi^ 
mit  nemlichen  euer  als  mit  jener  des  brods  auf  lebenslang  versicherten  personale  be- 
trieben werden  können.  Niemand  als  ich  unglücklicherweise  allein  dienet  in  dieser 
mühseelig  und  unglücklichen  laage.  Ich  bitte,  gnädigster  herr,  mir  nicht  zu  verüblen, 
dass  hierwegen  klage  und  um  hilfe  bitte,  zumalen  mein  und  meiner  famille  verun- 
glückung und  verderben  die  unausweichliche  folge  sein  wird. 

Ich  erlasse  mich  zu  hulden  und  gnaden. 

Czemovitz,  den  23ten  November  1783.  Enzenberg,  GM. 

38,  Hadik  an  Enzenberg.  Wien,  26.  November  1783.  (Entwurf, 
Kriegsarchio.  1783  "5—56.) 

Ueber  jenes,  was  von  Euer witteist  des  schreiben  vom  3Iten  des  verflos- 
senen monats  wegen  der  zur  Übersiedlung  in  diesseitige  lande  geneigten  griechischen 
gemeinden  vom  schwarzen  meer  und  der  theils  in  der  Buocowina  vorhandenen,  theils 
noch  dahin  kommen  sollenden  L.  vorgestellet  und  vom  HKR.  unter  beifügimg  der 
hierüber  zu  machen  befundenen  bemerkongen  der  allerhösten  einsiebt  vorgeleget  worden 
^st,  haben  S.  M.  dem  HKB.  die  allerhöchste  gesinnung  zu  erkennen  gegeben,  womach 
Euer zur  richtschnur  imd  Vorkehrung  folgendes  zu  erinnern  befunden  wird. 

Mittelst  der  im  jähr  1781  wegen  der  bucco\\iner  einrichtung  erflossenen  obbe- 
rührten  ah.  resolution  ist  unter  andern  auch  dasjenige  begnehmiget  worden,  was  der 
HKB.  wegen  der  aufstellung  der  geistlichen  consistorien  in  der  Buccowina,  wegen  der 
geistlichen  gerichts barkeit,  wegen  der  regulirung  des  kloster-,  geistlichen  und  kirchen- 
wesens,  wegen  der  administration,  Verwendung  und  Verrechnung  des  Vermögens  der 
geistUclikeit  angetragen  hat,  und  in  dem  hiemach  an  das  gallizische  GC.  sub  dato 
*2*2ieii  Augusti  1781  erlassenen  befehl  ist  die  ganz  ausführliehe  Belehrung  nebst  der 
mit  der  k.  k.  hofkriegsbuchhalterei  verabredeten  auleitung  zu  denen  rechiiungen  über 
empfang  und  Verwendung  der  geistlichen  einküufteu  enthalten,  dahcro  die  buccowiner 
DA.,  gleichwie  derselben  aus  aulass  einer  letzthin  vorgekommenen  ihrigen  anzeige  die 
aus  rucksicht  der  erhebimg  des  verniögensstandes  der  geistlichen  und  der  bestimmung 
ihrer  zahl  gelroHene  Vorkehrungen  gut  geheisseu  woi-den  sind  auch  noch  auf  die  so- 
wohl hier%vegen  als  in  betrof  der  einrichtung  des  geistlichen  und  kirchenwesens  allent- 
halben bestehende   befehle,    mithin   sonderlich    auf  denjenigen  vomJitJir  UäQ^pdQ)ifTp 


90  Polek: 

diesem  gefolgte  weitere  anordnongen  und  respective  erläuterungen,  unter  welchen  jene 
von  der  übernahm  und  administrirung  der  bischöflichen  gütter  sich  vorzüglich  aus- 
zeichnen, erneuert  verwiesen  und  derselben  das  bei  ihr  zur  richtschnur  hierüber  bereite 
vorhandene  det^iil  sich  genau  gegenwärtig  zu  halten,  alle  überflüssige  schreiberei  und 
antragen  zu  vermeiden,  hingegen  eines  nach  umständen  so  viel  möglich  zu  beschleuni- 
genden Vollzugs  der  ergangenen  und  noch  weiter  ergehenden  veranlassungen  sich 
fortan  zu  befleissen  wiederholt  anempfohlen  wird,  gleichwie  ein  beweis  hievon  dadurch 
bereits  zu  entnehmen  gewesen  ist,  dass  vermög  des  aus  Lemberg  eingelangten  elen- 
chus  über  die  vom  Iten  currentis  beim  GC.  erledigte  angelegenheiten  der  buccowiner 
bischof  den  schulgelderrest  pro  anno  1782  mit  3824  fl.  44  kr.  bereits  zur  administra- 
tionscassa  abgeführet  hat,  und  nach  einer  mittelst  des  elenchus  aus  Siebenbürgen  ein- 
gelangten nachricht  die  von  daher  verlangte  normalschuUehrer  und  bücher  bereite  in 
die  Buccowina  disponiret  worden  sind. 

Wie  ich  alles  obstehende  Euer  —  -  in  ruckantwort  zum  nach  verhalt  zu  erwie- 
deren  flnde,  so  wird  davon  zugleich  dem  gallizischen  GC.  zur  gleichmässiger  richt- 
schnur die  nachricht  ertheilet. 

(De  sesö.  94  ddo    26.  Nov    178:^,  Lit.  G.  Nr.  G577.) 

39,  Hadik  an  Enzenberg,  Wien^  10,  Decetnber  1783.  {Abschriß, 
Registratur  d.  Buk.  Landesreg.) 

Mittels  eines  vorhergegangenen  schreiben  vom  *^'7ten  des  verstrich  jueu  Octobre- 
monath  haben  Euer.  .  .  nebst  der  thuulichkeit,  dass  anuoch  viele  1000  famillen  in  der 
Buccovina  augesiedlet  werden  können,  insbesondere  die  sogenannte  Horaitze  als  eine 
gegeud  aufgetühret,  wo  mehrere  ganze  neue  doi-fschaften  erbauet  werden  können,  und 
durch  den  hierauf  ergangenen  ah.  befehl  ist  das  mitangezeigte  bedenken  von  der  au2> 
dem  cavallarischen  rimontengestütt  in  dieser  gegend  wider  eine  ansiedluug  entste- 
henden hindemiss  bereits  aus  dem  weg  geraumet  worden,  nachdem  Se.  M.  da^» 
gestüttwesen  denen  anstalten  von  der  populatiousbeförderung  nachzusetzen  befunden 
und  allenfalls  die  major  cavallerische  rimontenbesorgniss  in  das  Baimat  oder  nacher 
Huugam  übertragen  zu  lassen  erkläret  haben. 

Von  denen  hier  gewesten  bevollmächtigten  der  am  schwarzen  meer  wohnenden 
zur  Übersiedlung  in  diesseitige  lande  geneigten  gemeinden  ist  einer  mit  dem  doli- 
nietscheu  in  der  Buccowina  zumckverblieben,  die  vorgesezte  der  L.  welche  mehrere 
ianiilleti  aus  fremden  landen  in  die  Buccovina  herbeizubriiigen  das  anerbietheii  gemacht 
haben,  sind  bereits  allda  ansässig,  die  zeit  von  dejn  zum  häuserbau  nöthigen  holzschlag 
kommet  herbei  und  überhaupt  alle  übrige  zu  einer  ansidlung  in  der  gegend  Horaitze 
nöthige  Vorbereitungen  stehen  Euer  .  .  au  der  hand  ;  es  haftet  also  auch  lediglich  an 
deroselben  einverständlich  mit  dem  bevollmächtigten  der  gemeinden  vom  schwarzen 
meer  und  denen  vorgesezten  der  L.  von  nun  an  hierzu  hand  anzulegen,  mithin  das- 
jenige erreichen  zu  machen,  was  von  Euer  .  .  .  zur  erfüllung  der  gefassten  absieht 
gewunschen  wird. 

Wie  die  bischöfliche  guter  bereits  in  der  ärarischen  admim'stration  sind  und  es 
nur  wieder  auf  Euer  .  .  .  ankomet,  die  allda  vorhandene  ausiedlungsgelegenheiten  zu 
benutzen,  so  ist  deroselben  auch  bereits  zu  wiederholtenmalen  dasjenige  gegenwärtig 
gehalten  worden,  woran  es  erwindt,  auf  dass  die  in  ansehung  der  guter  des  bischoffen 
bereits  zum  volzug  gebrachte  anordnung  auch  bei  denen  klöster-  imd  geistlichen  g^teru 
bald  zustand  komme,  in  wessen  verfolg  Euer  .  .  .  das  allenthalben  nöthige  dessentwegen 
schleimig  veranlassen  und  insbesondere  noch  dem  angeführten  unterschied  zwischen 
dem  administrations-  und  dem  landwirthschaftspersonale  dies  leztere  nach  der  ohnent- 
behrUchen  erfordemiss  in  verschlag  bringen  müssen,  gleichwie  8.  M  Euer  ...  in  betrei 
der  districtsdirectoren  den  verschlag  eingeraumet  haben. 

Wie  von  denen  hier  gewesten  2  deputirten  zu  vernehmen  gegeben  worden  ist, 
werden  die  am  schwarzen  meer  wuhnende  famillen  mit  allen  ihren  habseli^keiten,  mit 

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Die  Lippowaner  in  der  Bukowina.  91 

dem  vieh  und  mit  ihrem  ganzen  vermögen  in  diesseitige  lande  kommen,  dahero  die 
für  die  etwa  hierunter  befindliche  arme  famiUen  bereits  pr.  kopt  mit  täglich  2  kr.  ver- 
willigte aushülfe  hinlänglich  zu  sein  scheinet  und  der  fall  von  einer  vorspansanweisung 
nur  etwa  alsdann  sich  ergeben  mag,  wen  derlei  mittellose  famillen  mehrere  kleine 
kinder  hätten,  für  die  in  gemässheit  der  dieser  leuten  halber  bestehenden  ah.  ent- 
Schliessung  die  ohnumgängUch  nöthige  vorspan  ohnentgeltlich  anzuweisen  keip  be- 
denken ist. 


40.  Districtsdirector  Storr  an  d.  Bukotviner  Landesadministraiion, 
Suczawa,  19.  Jänner  1784.  [Urschrift^  ebendort) 

Erst  gestern  waren  6  L.  von  Kostestie  aus  der  Moldau  bei  mir,  welche  sich  mit 
ihren  freunden  zu  Mittoka  Dragomiera  [!]  abgeredet  und  mir  anzeigten,  dass  alle  dort 
wohnhafte  20  f  imilli  n  sich  nach  gedachten  Dragomiera  zu  ihren  })efreünden  und  brü- 
dem,  sobald  nur  der  schnee  ein  wenig  schmelzet  und  sie  ihre  naturalien  veräussem 
oder  aufzähren  können,  sich  übersiedlen  wollen.  Doch  wollen  sie  keineswegs  mit  dem 
Alexander  etwas  zu  thim  wissen,  und  dass  er  sich  auch  nicht  rühmen  solle,  dass  sie 
auf  seine  zuredung  herüber  transmigeiiren  wollen,  so  verlangten  sie  auch  die  20jährige 
contributionsfreiheit  nicht,  sondern  nur  3  jähr,  bis  sie  häuser  gebauet  und  ihre  würth- 
schaft  in  stand  gericht  hätten,  rechneten  sichs  auch  übrigens  für  eine  sünde,  eine 
längere  befreiung  zu  gonüssen. 

Entlichen  hat  man  es  nicht  gebrechen  lassen,  sie  auf  allmögliche  art  zur  trans- 
niigeration  zu  bewegen,  und  auch  in  sie  gednuigen,  noch  mehrere  famillen  ihrer  nation 
liieher  zu  biingen,  als  ohnedem  zu  Dragomiema  hinlänglicher  grund  vorhanden  ist, 
diese  20  famiUien  anzusiedlen ;  selten  aber  mehrere  kommen,  so  wird  man  sie  nach 
Klimeuz,  wo  ohnedem  nur  16  familien  wohnhaft,  übersiedlon,  weiUen  die  moldauer  L. 
sich  nicht  gerne  mit  jenen  von  schwarzen  meer  ankommenden  vermischen  wollen. 

Suczava,  den  19.  Jeimer  1784.  Storr,  director 

41.  Enzenberg  an  d.  Suczawaer  DirecloraL  Czernowilz,  22.  Jänner 
17 H4   {Entwurf,  ebendort.) 

Dass,  wie  es  aus  dem  boricht  von  l'Jt  hujus  zu  entnehmen  ist,  dass  die  0  depu- 
tirten  Lipovaner  aus  Moldauisch- Kostesti  sich  geäussert,  bei  nur  etwas  günstigerem 
Wetter  sie  20  familien  sich  nach  Mittok  hereinsiedlen  wollen,  und  das  directoriat  die 
vorsiclit  genomeu,  wan  mehrere  konicn  j-olten,  selbe  nach  Kliroeutz  anzusiedlen,  diese 
10  familien  aber  zu  gedachtem  Mitok  hinlänglichen  räum  haben,  hierüber  hat  sich  das 
directoriat  ganz  recht  benommen.  Solteii  aber  doch  selbe  so  zahlreich  eintrefen,  wovon 
zwar  auch  zu  gedachtem  Klimeutz  40  familien  untergebracht  werden  könen,  massen 
selbe  dorth  wohnhaften  auch  mit  dieser  Verbindlichkeit  so  vielen  grund  sich  haben 
zuseht eiben  lassen,  so  könen  auf  dem  bogdanoviczischen  guth  Oroscheni  ohuweit 
Sniatin  in  czemovitzer  district  auch  noch  50  familien  etabliret  werden,  wohin  auf  den 
fall  die  zu  Mitok  und  Klimeutz  nicht  untergebracht  werden  könende  zu  instradiren 
wären.  Beddaeus. 

42.  Districtsdirector  Storr  an  d.  Bukowiner  Landesadministration. 
Suczafva,  22  Jänner  1784.  {Urschrift,  ebendort.) 

Auf  den  h.  befehl  von  15ten  et  praes.  I9ten  cur.  soll  einer  wl.  LA  einberichten, 
wienach  der  mitdeputirt«  des  hiesigen  Lippovaner  Alexander  von  selben  an  das 
schwarze  meer  abgesand  wäre,  um  die  dortige  L.  zu  avisiren,  dass  sie  nunmehro  ihre 
anheroreise  antretten  könten.  Dieser  nun,  aus  forcht,  nicht  etwa  übles  zu  betahren. 
trauete  sich  nicht  dahin,  sondern  sande  wider  einen  2ten  mit  dieser  nachricht  aus  der 
Moldau  zu  selben,  verharrte  eine  Zeitlang  in  der  Moldau,  seinen  bruder  an  sich  zu 
bringen,  und  ist  vorgestern  mit  ihme  hier  angekommen.    Selbter  hat  weih,  iQtind  und  p 


92  Folek : 

hat  kein  vieh  mitgebracht.  Nach  gemachten  nachforschen  hat  mau  von  selben  ver- 
nohmen,  dass  ohngefehr  20  familien  aus  2  dörfem  von  da  möchten  anhero  zu  kommen, 
abgesidlet  sein.  Diese  nun  sollen  sich  wegen  des  sehr  grossen  schnees  und  n^inters 
in  der  Moldau  verstreuet  haben,  so  dass  einer  den  anderen  verlohren  Gedacht«  2v 
familien  sowohl  als  alle  etwa  andere  nachkommende  könten  ohnmöglich  viell  vieh  und 
andere  habseligkeiten  mitbringen,  massen  sie  theils  der  winter  hieran  hinderte,  Uieilb 
aber  ihre  emigration  zu  verbergen,  solche  wegen  der  vielen  doit  angekommenen  türken 
entweder  verkauften  oder  im  stich  lassen  müssen.  Höchstens  könnten  sie  ihren  fuhren 
etliche  stuk  Zugvieh  vorspannen.  Uebrigens  wüste  er  eigentlich  nicht  geniu  zu  sagen, 
wio  viell  ihrer  aufgebrochen  soin  möchten.  Ob  calugiers ')  aufgebrochen,  wüste  er  gar 
nicht,  wohl  aber  sei  ihm  wissend,  dass  der  anhero  kommen  sollende  popp  Fodor  eben- 
fals  sich  auf  den  march  gemacht;  ob  er  aber  so  wie  vielleicht  noch  mehrere  aufge- 
brochene famillien  wegen  der  viellen  dort  angekommenen  türken  ihrer  bewachung 
duichkommen  werden,  steht  zu  erwarten.  Wievielle  kinder  sie  mitbringen  werden 
weiss  er  nicht,  von  waaren  und  habseligkeiten,  wie  vorne  gesagt,  würden  sie  auch 
wenig  bringen,  und  könte  alles,  was  sie  haben,  in  geld  bestehen,  so  er  aber  nicht  zu 
bestimmen  im  stände  wäre.  Betrefend  die  noch  ruckgebliebenen,  sind  meistens  die  rei- 
chem, den  die,  so  bereits  abgesiedlet  sind,  die  armem,  weillen  erstem  gesagtermassen 
wegen  der  haütig  dort  angekommenen  Türken  ohnmöglich  fält,  ihr  vieh  zu  verkaufen 
und  ihre  habseligkeiten,  die  sie,  theils  ihre  emigration  zu  verbergen,  theils  auf  einer  so 
weiten  reise  nicht  mit  fortbringen  können,  an  man  zu  bringen;  jedenoch  wärt  zu  ver- 
muthen,  dass,  wenn  sie  solches  successive  anbrächten,  auch  so  einzeln  anhero  zu 
kommen  trachten  würden.  Schlüslichen  wird  man  nicht  unterlassen,  einer  hohen  stelle 
alles,  wa;j  man  nach  und  nach  erfahren  wird,  von  zeit  zu  zeit  einzuberichteu. 

Suczava,  den  22.  Jenner  1784.  Storr.  Dir. 

43.  Buk.  Landesadministration  an  d.  Directoriatsamt  in  Suczawa. 
Czemowilz,  26   Jänner  17 8 i   {Entivurf^  ebendort.) 

Die  von  dem  directoratamt  unterm  22ten  dieses  in  ansehung  der  L.  hieher  er- 
statteten anzeige  gereichet  der  A.  zur  guten  Wissenschaft,  und  es  hat  sich  dasselbe 
überhaupt  in  derlei  angelegenheiten  nach  denen  hinausgegebenen  Verordnungen  zu 
halten  und  über  einen  jeden  vorkommen<len  gegenständ  die  ohngesaumte  anzeige  hie- 
her zu  machen.  Uebrigens  können  die  anzukommen  vermuthenden  20  familien  nach 
den  bereits  geäusserten  antrag  nach  Mitok  Dragoiniraa  oder  Klimotz  und  so  auch,  je 
nachdeme  mehrere  derlei  ankommen  solten  und  in  dem  dortigen  district  nicht  unter- 
gebracht werden  könnten,  nach  Oroscheni  in  diesem  district  übersiedlet  werden. 

Gebier. 

44,  Storr  an  d.  Bukow,  Landesadministration.  Suczawa,  26.  Jänner 
1784.  [Urschrift,  ebendort) 

Eine  h.  landessteile  gerulieten  zu  befehlen,  dass  jederzeit,  wann  etwas  von  den 
L.  in  erftthrung  gebracht  würde,  die  un verweilte  anzeige  zu  machen  seie.  Man  hat 
dahero  untern  lin  cur.  einberichtet,  wienach  20  familien  von  Kostestie  aus  der  Mol- 
dau, sobald  es  die  Witterung  zulässt,  herüberzusiedleu  willens  wären ;  allein  der- 
mahlen  nehme  seit  einigen  tagen  zwischen  den  Allexandro  und  denen  hierlandes  an- 
sässig alten  L.  eine  oifersucht  war,  die  ihnen  zwar  möglichst  zu  benehmen  suchte.  Der 
Prohor  aus  Mittock  erzählte  mir,  dass  Alexandro  verhoÜc  mit  der  zeit  über  alle  hier 
in  der  Bucovina  sowohl  sclion  exislirende  als  hieher  üboi*siedlen  wollende  das  Ober- 
haupt zu  werden,  imd  dass  er  denen  moldauisclien  L.  gesagt  hätte,  dass  sie  jedeniei*. 
wenn  ein-  oder  der  andere  heiüborkämme,  sich  bei  ihm  melden  sollen,  imd  dass  er 
alle,  die  sich    hei*übei"siedlen,    in  seine  übersiedlungscousiguatiou  eintragen  wolle.    Da- 


')  Mönche. 

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bie  tiippoT^'aner  in  der  bukowi&a.  93 

gegen  Yei*spreche  er  vermög  beihabenden  patent  20jährige  contributionsfi*eiheit  Nach- 
dem er  ihnen  aber  gesagt,  dass  er  vom  kaiser  den  heihabenden  säbel  zum  geschauk 
bekommen,  so  thäten  sie  sich  fürchten,  sie  würden  mit  der  zeit  dennoch  zum  militair 
weggenohmen  werden,  und  sezten  gar  kein  vertrauen  in  iam.  Dessen  mitcompagnion 
da  er  sich  mit  ihm  Alexander  im  reden  etwas  entzweiet,  habe  ihnen  Mittokern  ent- 
decket, dass  derselbe  dem  säbl  keineswegs  zum  geschank  bekommen,  wohl  aber  habe 
er  denselben  für  das  geld,  was  er  zum  geschänke  bekommen,  unterweegs  gekauiiet, 
weswegen  sie  Mittocker  ihm  diesfals  iüi*  einen  lugner  anseheten.  (legentheillig  gibt  er 
Prohor,  die  Versicherung,  dass  ihm  eine  grössere  anzahl  L.  aus  der  Moldau  das  ver- 
sprechen gemacht,  künftiges  fruhjahr  anherozusiedlen,  und  wären  selbe  mit  den 
zusicherungsschrifton,  welcho  er  von  einer  wohlübl  LA.  in  banden  hat,  vollkommen 
zufriden  und  verlangten  keine  längere  befrei ung  als  die  8  jähre,  auch  verlangten  sie 
keinen  vorgesezt^n  ihrer  nation,  sondern  blos  wornicken  ';  und  wären  zufrieden,  jenen 
von  einer  wohllöbl.  LA.  setzenden  beamten  zu  gehorchen.  Uebrigens  wünschten  sie 
nur  in  ansehung  der  befreiung  ilmen  schon  ansässigen  gleich  gehalten  zu  werden,  wo- 
von jene  aus  Kostestic  in  berührten  bericht  von  lün  cur.  der  beweis  sind. 

Da  nun  dieser  Prchor  seiner  angäbe  nach  einen  grossen  anhang  von  jenseitigen 
L.  hat  und  sich  von  ihm  ein  mehreres  als  vom  Alexander  versprechen  lässt,  wii*d  sich 
in  unterthänigkeit  angefragt,  ob  es  nicht  dienlich  wäre,  dem  Alexander  auf  eine 
schicksame  art  denn  säbl  abzimehmen  oder  ihm  anzudeuten,  dass  er  demselben  ver- 
kaufen solte.  um  damit  die  moldauer  Lippowaner  keinen  üblen  argwöhn  von  ihm 
schöpfen  möchten. 

Es  ist  übrigens  ganz  sicher,  dass  es  für  das  allerhöchst«  Interesse  mehr  zuträg- 
lich ist,  wenn  die  moldauer  L.  nach  und  nach  herübersiedlen,  weillen  solche  nicht  wie 
jene  von  schwarzen  meer  anhero  kommen  wollende,  sondern  mit  allen  ihren  habselig- 
keiten  ohne  vieller  gefäli  de  anhero  gelangen  können  und  sich  dabei  nur  mit  3  frei- 
jahren  begnügen. 

Zugleich  scheinet  auch  allerdings  bedenklich,  dass  Alexander  bei  deimaliligen 
conjuncturen,  wo  eine  menge  Türken  berichtermassen  in  der  gegend  angekommen,  von 
wo  er  seine  anherosiedlung  zugesichert,  zustande  bringen  wird,  und  ist  viellmehr  zu 
vermuthen,  dass  er  mit  jenen  der  Moldau  die  scharte  auszuwetzen  gedenket ;  jedenoch 
wünscht  man  das  beste  und  wird  man  die  mittelst  bericht  von  .  2n  cur.  auf  der  anhero- 
reis  begriÖene,  in  der  Moldau  aber  sich  zerstreute  2o  famillien  bei  ihrer  ankuntt  sorg- 
samst unterbringen. 

Schlüslichen  lässt  es  das  amt  in  nichts  gebrechen,  beeden  paiiJieie.i  muth  einzu- 
tiössen,  zum  nutzen  des  höchsten  aeraidi  ihre  guten  absiebten  durchzusetzen,  und  ihnen 
>>ei  allen  gelegenheiten  die  nötliige  Unterstützung  darzubiethen. 

Su@zava,  den  2Cn  Jänner  1781.  Storr.  Direct. 

45.  Enzenberg  an  rf.  Suczatvaer  Directorat.  Czernotvitz,  30,  Jänner 
1784.  (Entwurf,  ebendort). 

Der  bericht  des  directoratiunts  vom  2Gn  dieses  dient  der  A.  zur  guten  Wissen- 
schaft, und  dasselbe  thut  recht  wohl  hiei'an,  dass  es  .sich  um  alle  gegenstände,  die  sich 
mit  denen  L.  ergeben,  besorget  und  sich  von  allen  fürgängen  zwischen  selben  in  eine 
vollkommene  känntnüss  setzet.  Sehr  gut  ist  auch  geschehen,  dass  das  directoratamt 
ihre  zwischen  denen  alten  nnd  neuen  L.  entstandene  eifersucht  zu  benehmen  sich  an. 
gelegen  gehalten  hat,  und  es  muss  dasselbe  immerhin  sich  bemühen,  unter  ihnen  eine 
allgemeine  eintracht  so  viel  als  möglich  zu  bewüi'ken.  Auch  muss  dasselbe  von  nun 
an  umso  mehr,  als  zwischen  diesen  zwoo  gattungen  von  L.  animositäten  sich  verspüren 
lassen,  auf  all  ihre  Unternehmungen,  thun  und  lassen  ein  strenges  augenmerk  tragen. 
Den  Säbel   dem  Alexander   Alexiov  gleich  dermahlen  abnehmen  zu  lassen,    findet  man 


M  Dorfrichter.  ^         ,,    C^r\r\n\{> 

'  Digitizedby  VriOiJvlL 


just  noch  nicht  für  nothwendig,  es  wäre  dann,  dass  das  directoratamt  mehrere  bedenk 
liclikeiten  bemerken  sollte.  Hingegen  kann  selbes  ihn,  Alexander  Alexiow,  selbst  k 
vertrauen  vei-s tändigen,  dass  vieleicht  seine  engen,  vom  schwarzen  meere  erwartet  wer- 
dende leute  etwa  in  die  looszehlung  vom  militarstand  ein  bedenken  tragen  därft«n- 
wenn  sie  ihn  mit  einen  derlei  Seitengewehr  bewafnet  sähen,  und  eben  dahero  es  besser 
wäre,  wenn  er  diesen  seinen  säbel  selbst  freiwillig  zu  haus  liese  und  einschlösse.  "Wa^ 
sich  immer  unter  diesen  Lippowanera  sonst  zutragen  mag,  muss  dasselbe  allzeit  gleie  i 
hieher  anzeigen,  soweit  als  selbes  über  ein  oder  anderes  einige  bedenklichkeiten  oder 
wohlmeinung  hätte,  ihre  gedanken  ganz  frei  der  A.  zu  erkennen  geben. 

Gelber. 

46.  Enzenberg  an  Hadik.  Czernowitz,  30.  Jänner  1784.  \Urscnrift, 
Kriegsarchiü.  1784 — 5-12). 

Um  E.  E.  von  all  demjenigen,  was  bis  nunzu  in  ansehung  der  L.  vorgefallen,  in 
vollkommene  känntniss  zu  setzen,  nehme  mir  die  gnade,  hochdenenselben  nachfolgende- 
in  aller  unterthänigkeit  zu  berichten. 

leb  habe  den  in  Suozava  angestellten  director  hinlänghch  belehret,  wie  er  sieb 
die  angelegenheit  der  L.  oder  altgläubig,  vom  schwaraen  meer  anheroisusi edlen  ge- 
.Kinnten  famillen  zu  einem  hauptaugeumerk  mache,  mithin,  weilen  der  eine  deputirte 
Allezandre  Alexiovitz  in  Suczava  zurückgeblieben,  sich  mit  selben  öfters  freundschaft- 
lich benehme,  die  nötigen  auskünften  einheile,  ihre  umstände  erforsche  und  auf  den 
fall,  wenn  welche  derlei  famillen  herüber  kämmen,  selbe  nach  möglichkeit  hin  und 
wieder  einzutheilen  und  bis  zur  günstigen  Witterung  unterzubringen  bedacht  sein  solle. 

Nach  einer  directoriatämtlichen  anzeige  vom  l2ten  vorigen  monats  sind  ausser 
denen  E.  E.  unterm  6ten  praeteriti  bereits  schon  angezeigten  3  möncheu  unterm  fiten 
ejusdem  nur  noch  das  weih  des  Alexandre  Alexiovitz  mit  3  kindem  und  3  pferden 
dann  noch  eine  anderweite  wittwe  mit  *2  heurathmässigen  söhnen  ohne  vieh  und  son- 
stigen gerüthschaften  vom  schwarzen  meer  in  Suczava  angelanget.  Diese  sagen  aus. 
dass  kui"z  nach  ihnen  noch  mehrere  derlei  famillen  von  da  abgegangen  s  in,  welche 
wegen  ihres  beihabenden  viehes  und  dermalen  sehr  rauhen  wetters  sich  in  der  Moldau 
zu  Bascan  niedergelassen,  alldorten  heu  angekauft,  überwintern  und  sodann  im  früh- 
jahr  hieher  kommen  wollen. 

Aus  anlass,  da  denen  hier  im  lande  ehehin  schon  ansässigen  L.  oder  altglaubigeni 
auf  ihr    gemachtes    ansuchen  ein    poppe  ihrer  nation    von   höchsten   orten  verwilliget, 
ihnen  diese  höchste   bewilligung  bekannt  gemacht   und   hiemit   zugleich   mit  guter  art 
nur  discoursweis  zu  erkennen  gegeben  worden,  dass    dieser  ihr  poppe  unter  dem  buc- 
cowiner  herm  bischoifen  und  mit  selben  unter  dem    carlovitzer  herru  metropoliten  zu- 
stehen habe,    haben  sich  selbe    mit  der    Verweigerung  geäussert,    dass  sie  keineswegs 
ihren  poppen  unter  dem   hiesigen    bischoifen   und    respective  carlovitzer    metropoliten 
stehen  zu  lassen  zugeben  könnten.     Obgleich   alles,    ihre  Verweigerung    zu  bestreitten 
angewandt  woi*den,  so  hat  man  doch  in  ihren  gemüthem  eine  gährung  wahrgenommen. 
Sie  fügten  ihrer  äusserung  noch  bei,  dass,    wenn  diese  dem  buccowiner  bischofien  an- 
getragen ihrige  poppen-unterordn  .ng  unter  denen  hieher  zu  kommen  gesinnten  L.  ver- 
lautbaret  werden  sollte,   selbe  von    ihrer  anher  «Siedlung    abgebracht  werden  könnten 
Sie  äusserten  den  wünsch  und  verlangten,  dass  ihre    poppe  unter  ihren  in  Moskau  ha- 
benden bischöf-  und    erzbischotifen  belassen   werden   möchten.     Um  also    die  gemüther 
sothanner  altgläubigen    nicht  zu    einer  weiteren    gährung   anzustimmen,    hat  man  von 
einer  weiteren  Zudringlichkeit  in    sothaner  sache  bis  auf  günstige  zeiten  nachgelassen, 
wo  man  sodann  diese  leute  nach  imd  nach  vorzubereiten,  ihren  irrthum  begreiflich  uod 
selbe  zur  annahm  des    buccowiner    bischoifen    und  zur     Unterordnung    ihres    poppen 
bereitwilliger  zu  machen,  sich  all  erdenkliche  mühe  angelegen  sein  lassen  wird. 

Unterm  19ten  vorigen  monats  zeigte  das  suczavaer  directoriatamt  femers  hieher 
an,  dass  den  litcn  dicti  6  L.  von  Kostestie  aus    der  Moldau   bei  dem   districtsdirector 

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t)ie  Lippowaner  in  der  Bukowina.  95 

gewesen,  sich  auch  mit  ihren  hier  in  der  Buccowina  zu  Mittoka  Dracjornima  wohnenden 
freuudten  verahre«lct  und  sich  sjeäu.sseH  hal)en,  dass  sie  alle  zu  Kostestie  wehnende 
20  familleii  sich  nach  gedacliten  Drao^omirna.  sohald  nur  der  schnee  ein  wenig  schmel- 
zet und  sie  ihre  naturalien  veräusseren  oder  aufzehren  können,  anhero  übersiedlen 
wollen.  Sie  fügten  weitei-s  bei,  dass  sie  keineswegs  mit  dem  der  vom  scliwai*zen 
meer  anhero  zu  kommen  gesonnenen  deputiiten  AUexandre  Alexiovitz  etwas  zu  thun 
wissen  wollen,  und  damit  er  sich  auch  nicht  rühmen  solle,  dass  sie  etwa  aut  seine 
beredung  herüber  transmigriren  wollen,  so  verlangen  sie  auch  nicht  die  20jährige  con- 
tributionsfreiheit,  sondern  begn\\gen  sich  lediglich  mit  den  3  contributionsfreien  jähren, 
bis  sie  sich  hänser  erbauet  und  ihre  wirthschaft  imstand  gerichtet  hätten.  Sie  ruckten 
bei,  dass  sie  sich  es  zur  sünde  rechneten,  eine  längere  freiheit  zu  gemessen.  Man  hat 
also  den  antrag  gefasset,  dass,  da  zu  Dragomirna  hinlängliche  bewohner  schon  vor- 
handen, diese  20  famillen,  sobald  sie  kommen,  nach  Klimeuz,  wo  ohnehin  IG  derlei 
famiDen  ansässig  sind,  angesiedlet  werden  sollen. 

Endlich  wurde  von  mehr  gedachten  suczavaer  districtsdirector  unterm  2Gt'en  nup. 
unverhotti  hieher  angezeiget,  dass  derselbe  zwischen  denen  hierlandes  schon  ansässigen 
Li.-famillen  und  zwischen  dem  Alexandre  Alexiovitz  eine  eifersucht  bemerke,  die  er 
ihnen  zwar  so  viel  als  möglich  zu  benehmen  gesucht  habe. 

Der  Prohor  aus  Mittok  meldete  dem  director,  dass  Alexandre  Alexiovitz  verhofto, 
mit  der  zeit  über  alle  hier  in  der  Buccovina  sowohl  schon  existirende  als  noch  hieher 
übersiedlen  wollende  das  Oberhaupt  zu  werden.  AUexandre  Alexiovitz  solle  weitei-s 
denen  moldauer  L.  gesagt  haben,  dass  jederzeit,  wenn  ein  oder  anderer  herüber  käme? 
sich  bei  ihm  melden  sollte,  und  dass  er  alle,  die  herübersiedlen,  in  seine  übersiedlungs- 
conslgnation  einbringen  wolle,  wogegen  er  vermög  in  bänden  habenden  patent  20j äh- 
rige contributionstreiheit  verspreche.  Da  AUexandre  Alexiovitz  den  übrigen  aber  ge- 
sagt, dass  er  von  Sr.  M.  den  kaiser  den  beihabendeu  säbel  zum  geschänk  bekommen 
so  fürchteten  sie  sich,  mit  der  zeit  dennoch  zum  militairstand  hergenommen  zu  werden, 
und  setzen  in  ihn  auch  kein  vertrauen.  Der  zweite  deputii*te,  Nikifor  Lation,  hat  sich 
auch  im  reden  mit  seinem  compagnion,  dem  Alexandre  Alexiovitz,  etwas  entzweiet 
und  denen  zu  Mittok  wohnenden  L.  entdecket,  dass  derselbe  den  säbel  keineswegs 
zum  geschänk  erhalten,  wohl  aber  solchen  von  jenem  geld,  welches  er  geschänkt 
bekommen,  unterwegs  erkaufet  habe;  dahero  die  Mittoker  ihn  für  einen  lügner  an- 
sehen. 

Es  giebt  weiters  der  obangezohene  Prohor  die  Versicherung,  dass  ihm  eine 
grössere  anzahl  L.  aus  der  Moldau  künftiges  frühjahr  anherzusiedeln  versprochen 
habe,  und  sie  wäre  mit  denen  3  contributionsjahren  vollkommeu  zufrieden;  sie  ver- 
langten keine  anderweite  vorgesezte  ihrer  nation,  sondern  blos  womiken  und  wären 
mit  jenen  von  der  A.  ihnen  gesezt  werdenden  beamten  zufrieden,  denen  sie  gehorchen 
wollen.  Das  diroctoriatamt  fügt  seine  meinung  bei,  dass  Prohor  nach  seiner  angäbe 
einen  grossen  anhang  von  jenseitigen  L.  habe  und  sich  von  ihnen  mehr  wie  von  Allexandre 
AJlexiovitz  versprechen  lassen  mag.  Dasselbe  wäre  weiters  der  meinung,  dass  Alle- 
xandre Alexiovitz  den  säbel  ablegen  solle,  damit  die  moldauer  keinen  üblen  argwöhn 
schöpfen  mögen.  Ich  habe  aber  dermalen  ihme  Allexandre  Alexiovitz  den  säbel  femer 
noch  beizubelassen  befohlen,  bis  es  etwa  nicht  wichtigere  unstände  ihn  denselben  ab- 
legen zu  lassen  nötig  machen  soUten. 

Bei  denen  aus  der  Moldau  sich  anherosiedlen  wollenden  L.  ergiebtsich  der  doppelte 
vortheil,  dass  sie  erstlich  mit  all  ihren  habseligkeiten  ohne  gefahr  anher  gelangen 
können,  zweitens  sich  nur  mit  3  freijahren  begangen.  Das  dii ectoriatamt  ist  der  ver- 
muthung.  dass  Allexandre  Alexiovitz  mit  jenen  aus  der  Moldau  mehr  als  mit  jenen 
vom  schwarzen  meer  seine  gemachte  zusage  in  erfüllung  zu  bringen  glaube,  wogegen 
jene  aus  der  Moldau  sowie  die  bereits  hier  im  lande  ansässige  mit  ihm  nichts  zu  thnn 
haben  wollen.  r-^  j 

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feö  tolek: 

Der  dolmetsch  Martin  Kovatz,  den  zwar  Allexandre  AlexioviU  nan  nicht  weiters 
mehr  verlanget,  ist  von  einer  ausschweifend-liederlichen  aufiUhrong,  so  das8  ich  beinnhe 
nicht  weiss,  was  ich  mit  selben  anfange.  £r  hat  aller  orten,  in  allen  hier-  und  wein- 
schänken  öifentliche  balg-  und  Schlägereien  angefangen,  eine  menge  trink-,  geld-  und 
andere  schulden  gemacht,  so  dass  ich  mich  bemüUsiget  gefunden,  ihn,  da  ihn  kein 
mensch  zu  sich  nehmen  wollte,  zu  dem  die  districtsprofossendienst  versehenden  unter- 
ofiicier,  der  ein  gut-ehrlicher  mann  ist.  in  die  kost  zu  verdingen,  welcher  zugleich  aot 
ihn  ein  obachtsames  äuge  tragen,  keineswegs  aber  in  arre»t  halten  soll.  Allein  auch 
hiedurch  sind  seinen  ausschweifungen  nicht  genügsame  schranken  gesezet,  und  ich  moss 
ihm  öfters  vom  tag  zu  tag  sein  geld  geben  lassen,  und  demohngeachtet  macht  er  im- 
mer neue  schulden.  Er  hat  von  verschiedenen  leuten.  theiLs  auch  vom  militaire  an- 
fänglich, da  sie  ihn  nicht  kannten,  geld  entlocket,  die  mich  täglich  überlaufen,  und 
denen  es  doch  billig  bezahlt  werden  sollte  ;  allein  seine  täglich  80  kr.  langen  nicht  zu. 
und  dieser  mensch  brauchte  einen  eigenen  mentor,  um  ihn  in  der  zucht  zu  erhalten. 

Das  gescluift  dieser  L.  ist  überhaupt,  da  selbe  von  Sr.  M.  so  sehr  begünstiget 
worden,  ein  so  sehr  haiklicher  gegenständ,  der  mir  nicht  wenig  sorgen  verursachet. 

£.  E.  werden  nun  aus  denen  vorwärts  angezohenen  gasamleten  anzeigen  gnädigst 
zu  entnehmen  geruhen,  dass  die  zwo  gattungen  von  L.  nicht  zusammen  gehen,  von 
einer  untergebung  ihres  poppen  an  den  buccovinerbischof  imd  carlovitzer  metropohteu 
nicht»  wissen  wollen,  Allexandre  Alexiovitz  selbst  auch  in  seinen  aussagen  nicht  gleich- 
fOnnig,  der  ihrige  dolmetsch  Kovatz  ein  liederlicher  mensch  seie,  mithin  hin  und  wie- 
der immer  kreutzende  gegenstände  sich  mit  einmischen,  die  das  geschäft  diutsh- 
zusetzen  immer  auch  wieder  mehr  erschwerend  machen  mid  wofür  mich  blos  E  E 
gnädig  bestimmte  verhaltungsbefehle  schützen  können. 

Ich  lege  demnach  alle  diese  gegenstände  zu  E.  E.  hocherlauchteu  einsieht  und 
vorläufigen  känntniss  vor  und  erbitte  mir  hochderognädige  Weisung,  damit  it^h  mich  iu 
vorkommenden  fällen  zu  benehmen  wissen  möge.  Ich  erlasse  mich.  .  . 

Czei-nowitz,  den  30.  Jänner  1781.  E  u  z  e  n  b  e  rg    (t  M. 

47.  Enzenberg  an  Hadik,  Czernowitz,  15.  Februar  17^4.  (Abscliriß, 
lleyütratur  d.  Buk.  Landeareg.) 

In  beantwortung  des  lezten  absatzes  E.  E.  befehlsohreiben  von  24ton  nuj^eri 
und  in  belang  der  von  schwarzen  meer  nach  der  Buccowina  und  in  das  Bannat  zu 
übersiedlen  sich  angetragenen  griechischen  gemeinden  habe  untei-ra  3uten  Januarii  das 
verbreithete  E.  E.  gehorsamst  rappoitiret. 

Der  mitgekommene  doUmetsch  Kovacz,  so  ab  aeraiio  täglich  30  kr.  empfang«  t, 
scheinet,  da.ss  er  bei  denen  deputirten  alles  zutrauen  während  der  anheroreise  verlohren 
haben  müsse,  als  solche  ihm  mit  sich  nach  8uczawa  zu  nehmen  weigerten,  worzu  auch 
nicht  in  sie  dringete  Ich  suche  doch  ohngeachtet  seiner  üblen  conduite  ihm  in  der 
absieht  alUüer  beizubehalten,  um  damit  nicht  durch  sein  imbesonnenes  betragen,  im  fall 
die  Übersiedlung  ernsthaft  gemeint  sein  sollte,  solchen  hindemissen  eingestreuet  werden 
möchten  Da  dann  nichts  verlässliches  von  dem  in  Suczawa  annoch  sich  aufhaltenden 
deputirten  Alexander  Alexovicz  zu  erfahren  ist,  und  wie  es  scheinet,  der  Nikifor  La- 
rion,  so  ebenfalls  mit  ihm  In  AVienn  gewesen,  sich  von  der  kameradsohaft  separtret 
habe,  stehet  zu  besorgen,  dass  die  anhero Übersiedlung  nicht  so  erheblich,  als  man  ge- 
wunschen,  sein  därfte  ;  dessen  ohngeachtet  mache  alle  menschenmögliche  Vorkehrung, 
im  falle  eine  anzahl  dieser  L.  kommeten,  solche  nach  möglichkeit  zu  unterbringen  und 
zugleich  mit  feldbau  zu  dotiren.  Doch  sind  meine  Vorbereitungen  also  getroifen,  womit 
solche  keinen  kostenaufwand  verursachen,  weilen  ohne  positiven  befehl  und  ohne  .von 
aller  veranthwortung  sichergestellt  zu  sein,  mich  niemals  in  deriei  ansiedlungsausgaben 
(die  jederzeit  beträchtlich  ausfallen)  einlassen  kann  und  einlassen  werde.  An  meiner  müh- 
samen imd  getreuen  Verwendung  solle  und  wnrd  es  gewiss  nicht  gebrechen.  Der  niioh 
KU  höchsten  hulden  und  gnaden  erlasse. 

Czernowitz,  den  löten  Februar  178».  /Tljizj|ja|Ke  r  g. 


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ööögl^*'' 


bie  Lippowaner  in  der  Bukowina.  "• 

48.  Hadik  an  Enzenberg,  Wien,  25,  Februar  1784,  (Entwurf,  Kriegs- 
archiv, 1784-5    6) 

Euer...  unterm  30ten  des  verstrichenen  Jennermonat  eingelangten  weiteren  rapport 
wegen  den  theils  vom  schwarzen  meer  erwartet  werdenden  griechischen  gemeinden, 
theils  schon  ehevor  in  der  Buccowina  gewesten  L.-famillen  und  ihren  neuen  anköm- 
lingen  gibt  nicht  zu  entnehmen,  ob  die  zwischen  solchen  zu  verspürende  dissharmonie 
etwa  blos  von  einer  wechselseitigen  particularabneigung  des  bevollmächtigten  Alexio- 
vitz  von  denen  griechischen  gemeinden  und  des  sogenannten  Prohor  von  denen  L.- 
familien  entspringt,  oder  ob  diese  Uneinigkeit  auf  die  religion,  sitteu  und  überhaupts 
den  differenten  genie  dieser  leuten  einen  bezug  hat.  Wäre  die  eifersucht  der  bewegs- 
grund  hie  von,  wie  eine  Vermutung  darüber  in  deroselben  rapport  geäussert  wird,  so 
haftet  es  an  Euer.. .  klugen  betrag,  diesen  Wetteifer  zu  benützen,  von  woher  sodann 
dieselbe  auch  schon  das  mittel  in  der  band  haben,  durch  eine  gleichförmige  behandlung 
beeder  theilen,  die  keinen  vor  dem  andern  einen  Vorzug  oder  mehr  anhang  wahr- 
nehmen lässt,  selbe  in  die  ihren  eigenen  und  dem  besten  der  Buccowina  beforderliche 
Vereinigung  zu  bringen.  Sollten  aber  Euer. ...  hinlängliche  Ursachen  bereits  vor  sich 
haben,  welche  nicht  einmahl  den  versuch  einer  solchen  Vereinigung  verstatten,  so  wird 
e.s  nothwendig  sein,  dass  der  au^  der  Moldau  bereits  eingetroffene  und  etwa  weiters 
nachfolgende  Zuwachs  von  denen  schon  ehedem  in  der  Buccowina  gewesten  L.-famillen 
in  die  Verbindung  mit  den  vorigen  districtsbewohnern  ihrer  nation  gesetzt  werde,  mit- 
hin nicht  in  eine  Vermischung  mit  den  ansiedlem  vom  schwarzen  meer  kommen,  von 
welchen  bisher  so  wenige  köpfe  in  der  Bucco\vina  sich  eingefunden  haben,  einige  blos 
in  der  Moldau  überwintern  sollen  und  von  denen  anderen  nicht  einmahl  noch  etwas 
zu  vernehmen  gewesen  ist,  worzu  auch  Euer ....  die  gelegenheit  an  der  band  haben, 
nachdem  für  die  ansidlung  der  griechischen  gemeinden  vom  schwarzen  meer  die  gegend 
Horaize,  wo  vormög  Euer...  anzeige  einige  dörfer  sollen  angeleget  werden  können,  vor- 
handen ist,  auch  zum  häuserbau,  worzu  die  in  Suczava  vorhandenen  Überbleibsel  von 
alten  grossen  steinernen  gebunden,  die  m  der  nähe  davon  befindliche  grosse  Waldungen 
und  der  in  dieser  gegend  ganz  wohl  thunliche  und  einen  neuen  nahrungszwoig  öfthende 
ziegelbrand  einen  merklielieu  behuf  verschaöcn,  dio  nötige  Vorbereitungen  ohnfeblbahi* 
schon  getroffen  sein  werden,  hingegen  wann  diese  gemeinden  nieht  selbst  in  der  Buc- 
cowina verbleiben  wollen,  ihre  weitere  vorschaftung  nacher  Hungarn  und  in  das 
Jiunnat  bereits  angeordnet  ist. 

Bei  dem  umstand,  wo  Se.  M.  denen  vom  schwarzen  meer  erwartet  werdenden 
njemeinden  nebst  andern  vortheilen  auch  20  steuerfreie  jähre  aus  besonderer  gnad  und 
eij^fcner  bewegnuss  ainzugestehen  geruhet  haben,  muss  das  gegebene  wort  denenselben 
in  allen  stücken  genau  gehalten  werden;  hingegen  hangt  es  bloss  von  der  geschickten 
behandlung  Euer ...  ab,  wie  die  neue  ankömmlinge  der  bereits  in  der  Buccowina  an- 
sässig gewesten  L.-famillen,  da  sie  selbst  nur  drei  steuerfreie  jähre  verlangen,  allent- 
halben zufrieden  zu  stellen,  das  mittel  finden  werden,  wann  besonders  diese  L.  in  der 
;ibsönderung  von  den  griechischen  gemeinden  des  schwarzen  meeres  verbleiben, 

Nach  der  allerhöchsten  Verordnung  können  sowohl  die  L.-famillen  als  die  grie- 
chischen gemeinden  sich  poppen  von  ihrer  nation  kommen  lassen,  hingegen  sollen  die 
poppen  nicht,  wie  nun  das  verlangen  mehrmalen  geäussert  wird,  unter  einem  auswär- 
tigen, sondern  unter  dem  buccowiner  bischoflfen  stehen ;  es  ist  aber  dermalen  hierüber 
gegen  diese  leute  sich  in  eine  weitere  erklärung  einzulassen  weder  an  der  zeit  noch 
auch  nötig,  sondern  es  kommt  hauptsächhch  darauf  an,  dass  zwischen  diesen  leuten 
ihren  poppen  und  dem  buccowiner  bischoffen  auf  eine  unvermerkte  art  gute  harmonie 
herzustellen,  dadurch  die  leute  und  die  poppen  zur  freiwilligen  Unterwerfung  an  dem 
gedachten  bischoffen  nach  und  nach  herbeizubringen  getrachtet  und  die  zu  solchem 
ende  nöthige  geheime  beleb rung  dem  bischoften  ertheilet  werde. 

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98  '  ^oleki 

Sobald  die  L.-famillen  au8  der  gemeinschaft  mit  denen  griechischen  gemeinden 
vom  schwarzen  meer  gehalten  werden,  so  hat  auch  der  in  Suczava  zurück  verbliebene 
bevollmächtigte  dieser  gemeinden  in  alles  dasjenige  keinen  einfluss  zu  nehmen,  was 
die  neue  ansidlung  der  L.  betrift,  und  kommt  es  nur  wieder  auf  Euer...  an,  auf  dem 
fall  wann  durch  ihn  der  L.  ihre  ansidlung  hemmnissen  eingestreuet  würden,  denselben 
auf  eine  Folche  art  in  die  gehörige  schranken  zu  setzen,  damit  er  nicht  etwa  aus  ver 
druss  die  herüberkunfb  der  griechischen  gemeinden  ruckstellig  oder  auch  sonst  nur 
Unannehmlichkeiten  in  der  Buccowina  oder  auswärts  entstehen  zu  machen  verieitet  werde. 

In  betref  desjenigen  in  Euer.. .  anzeige  mehrmalen  verkommenden  seitengewöhr 
welches  der  bevollmächtigte  von  denen  griechischen  gemeinden  am  schwarzen  meer  in 
Suczawa  bei  sich  hat,  ist  dem  H  K  R.  nichts  anders  bekannt,  als  dass  er  nach  seiner 
in  Wien  gemachten  erzehlung  dieses  seitengewöhr  während  seines  aufenthalts  in  Kon- 
stantinopel von  dem  sultan  zu  schenken  bekommen  haben  soll  und  anbei  seinen  wun^ycll 
geäussert  hat,  solches  in  diesseitigen  landen  tragen  zu  können.  Es  haftet  mithin,  weil 
ihm  hierzu  keine  verwilligung  ertheilet  worden  ist,  auch  wieder  bloss  an  dem  ermessen 
der  A.,  ob  er  von  der  tragung  des  seitengewöhrs  einen  missbrauch  macht,  oder  ob  auch 
nur  dessen  gebrauch  in  rucksicht  deren  übrigen  buccowiner  einwohner  von  bedenklichen 
folgen  sein  könnte,  in  welchem  fall,  es  mag  der  eine  oder  der  andere  vorhanden  sein, 
ihm  das  weitere  forttragen  dieses  seitengewöhrs  bis  zu  der  zeit  zu  untersagen  wäre, 
wo  er  die  erlaubnuss  hierzu  losgewürket  haben  wird. 

Von  Sr.  M.  ist  dem  dollmetsch  Kovats  der  unterhalt  von  täglichen  30  kr.  mit  der 
einschränkung    bis     zur  ausfindigmachung    einer    gelegenheit  zu  seinem  nahrungsver- 

dienst  eingestanden    worden,    und    wie  es  Euer deimalen  zu  vernehmen  geben,  ist 

nicht  nur  dieser  dollmetsch  dem  bevollmächtigten  Alexiovics  völlig  entbehrlich,  sondern 
auch  dessen  betragen  so  beschaffen,  dass,  wann  er  nicht  bald  eine  ernstliche  besserung 
von  sich  verspüren  liess,  denselben  zum  geschält  von  der  ansidlung  der  griechischen 
gemeinden  zu  verwenden  bedenklich  wäre,  und  ihn,  da  er  ein  aus  Hungarn  gebürtiger 
unterthan  und  in  denen  zurückgelegten  jähren  emigriret  ist,  nacher  Hungarn  zuruck- 
zuverschaffeu  und  seiner  obrigkeit  zu  übergeben  nothwendig  sein  würde;  es  ist  aber, 
weil  die  anzeige  vom  ganzen  Sr.  M  gemacht  ^vird,  indessen  mit  dem  gleich  ange- 
führten Vorgang  gegen  den  dollmetsch  Kovats  bis  auf  weiteis  ergehei.den  befehl  inne- 
zuhalten  

49.  Vortrag  des  Hof  kriegst alhes.  Wien,  27.  Februar  17  S4  [Urschrift, 
ebendort,  17^4-5'-12.) 

Unterm  20ten  des  verstrichenen  Novembermonats  ist  E.  Mt.  nebst  dem  umstand, 
dass  von  denen  in  Wien  gewesten  zwei  doputirten  der  zur  üborsiedlung  in  dianseitige 
lande  geneigten  griechischen  gemeinden  vom  schwarzen  meer  nur  einer  zur  abholang 
der  famillen  an  ihre  seitherige  wohnorthe  zurückgekehret,  der  andere  aber,  mit  namen 
Alexander  Alexiovich,  in  Suczawa  und  der  mit  den  deputirten  angekommene  dollmetsch 
Martin  Kovats  in  Czemowitz  zurück  verblieben  ist,  auch  die  wegen  der  herüberkunft 
imd  ansiedlung  dieser  leuten  vorläufig  getroffene  veranlassung  und  die  durch  den  G, 
Enzenberg  zu  vernehmen  geweste  anzeige  mittelst  des  anschlusses  beigebracht  worden, 
dass  die  bereits  in  der  Buccowina  befindliche  sogenannte  L.-famiUenleute  von  ihrer 
nation  aus  anderen  landen  in  die  Buccowina  herbeizubringen  sich  erkläret  haben,  wo- 
rauf von  E.  Mt  dem  gedachten  Kovats,  der  seinem  vorgeben  nach  gleich  einige  fkmillen 
nacher  Weisskirchen  in  djis  Banat  zu  führen  den  auftrag  und  anbei  die  Versicherung 
von  seinem  lebensunterhalt  erlangt  haben  soll,  täglich  8o  kr.  auf  so  lang  verwilli^et 
worden  sind,  bis  er  gelegenheit  zu  seiner  nahrungsei'werbung  erhält. 

Aus  anlass  eines  hierauf  im  verstrichenen  monath  Januarii  eingetroffenen  l>e- 
richts  dos  G.  Enzenberg,  wodurch  derselbe  anzeigte,  dass  ihm  der  obgedachten  grie- 
chischen gemeinden  halber  keine  andere    als  die    nachricht    zugekommen.^ is^  dass    sn- 


bie  tjipopwaner  in  der  Bukowina.  ^^ 

dem  in  Suczawa  befindlichen  bevollmächtigten  3  mönche  gekommen  sind  und  nach 
dieser  lezteren  ihrer  aussag  ein  ganzes  kloster  von  beiläufig  80  mönchen  in  die  Bucco- 
wina  zu  kommen  das  vorhaben  sein  solle,  ist  dem  gedachten  G.  üJnzenberg  sogleich 
die  erneuerte  anleitung  ertheilet  worden,  wie  er  dermalen  vörderist  mit  dem  ermelten 
bevollmächtigten,  dem  dollmetsch  und  den  3  mönchen  die  arth  von  der  herüberbringung 
aller  ihrer  famillen  verabreden,  die  zu  solchem  ende  nöthige  Vorbereitungen  veranlassen 
und  dadurch  denjenigen,  die  bereits  in  der  Buccowina  sich  befinden,  das  nothwendigo 
vertrauen  auf  seine  person  einflössen  soll. 

Wie  der  hier  beiliegende  weitere  rapport  des  G.  Enzenberg  lautet,  lässt  sich  aus 
solchem  mit  vollem  grund  noch  nicht  abnehmen,  ob  die  zwischen  denen  erwartet 
werdenden  griechischen  gemeinden  und  denen  schon  ehevor  in  der  Buccowina  ge- 
w<»sfen  L.-faniillcn  und  ihren  neuen  ankömmlingen  zu  verspürende  disliaiTnonio  etc. 
|wie  in   Nr.  48  bis  „zu  machen  verleitet  werdo**.| 

Nacli  der  in  dem  eingangs  erwelmten  Vortrag  vom  '20ten  November  1733  ent- 
halt encui  l)emerkung  ist  in  betref  desjenigen  in  der  G.  Enzenbergischen  anzeige  mehr- 
innlen  vorkonuncnden  seitengewöhr,  welches  der  bevollmächtigte  von  den  griechischen 
gemeinden  am  scliwarzen  mcer  in  Suczawa  bei  sich  hat,  dem  HKR.  nichts  anderes  etc. 
'wie  in  Xr.    I4S  bis  „losgewürket  haben  wrrd'.] 

Mittelst  der  über  den  vertrag  vom  20ten  November  erflos*<enen  ah.  resolution 
ist  dem  dollmetsch  Kovats  der  unterhalt  von  täglichen  3«)  kr.  mit  der  einschränkung  etc. 
[wie  in  Nr.  4.S  bis  ,.nothwendig  sein  würde*'.] 

Da  hienach  zu  gewinung  der  zeit  die  vorläufige  anweisungeu  an  den  G.  Enzen- 
berg ergehet  und  hiebei  demselben  insbesondere  mitgegeben  wird,  dass  mit  dem  an- 
gefühlten Vorgang  gegen  den  dollmetsch  Kovats  bis  auf  weiters  ergehenden  befehl 
innengehalten  werden  soll,  so  wird  E.  Mt.  von  ein-  und  anderen  die  allerunterthäuigste 
anzeige  erstattet  und  zu  vernehmen  gewärtiget,  ob  und  was  allenfalls  E.  Mt.  über 
die  Sache  weiters  anzuordnen  befinden  dürften 

Wienn,  den  27ten  Febraarii     784. 

A.  G.  v.  H  a  d  i  k. 

AllerhSchste  Resolltion:  So  vde  <lie  umstände  dieser  sache  in  dem  bericht  des  G. 
Enzenberg  vorkomen,  so  ist  da.sjenige,  so  ihm  der  H  K  R.  darüber  mitgiebt,  nicht 
genug,  sondern  es  muss  demselben  noch  nachgetragen  werden,  dass,  insoweit  es  die 
jibneigung  der  L.  gegen  den  deputirten  der  gemeinden  vom  schwarzen  meer  Alexander 
Alexievich  betrifft,  diese  wechselseitige  abneigung  eben  nicht  schadet^  und  gleichwohl 
die  Übersiedlung  der  ein  oder  der  andern  parthei  vor  sich  gehen  kann,  und  dass  aTi- 
statt  die  Vereinigung  zwischen  beiden  partheien  zu  betreiben,  vielmehr  die  eifersucht 
zwischen  ihnen  zu  nähren  sei,  besonders  da  die  L.  sich  zu  einer  geringem  anzahl  an 
freijahren  erbothen  haben,  ja  jene  vom  schwarzen  meer  Es  wird  also,  am  sie  in  dieser 
gesinnung  zum  diesseitigen  vortheil  zu  erhalten,  besser  sein,  sie  auser  aller  Vereinigung 
zu  lassen,  damit  nicht  etwa  den  L  ebenfalls  die  lust  ankommen  möge,  mit  andern 
gleich  gehalten  zu  werden,  und  eben  dainim  muss  man  es  gerne  geschehen  lassen,  wenn 
die  unmittelbar  aus  der  Moldau  herüberkommende  L.  mit  dem  Alexander  Alexievich 
nicht«  zu  thun  haben  wollen. 

In  ansehung  des  poppen,  den  die  L.  dem  bucoowiner  bischofen  unterwerfen  zu 
lassen  verweigern,  kann  die  sache  für  dermalen  nicht  allein  auf  sich  berahen,  um  nicht 
die  Übersiedlung,  wenn  es  noch  dazu  kommen  sollte,  zu  verderben,  sondern  es  muss 
auch,  wenn  wirklich  alles  zustand  gekommen  sein  sollte,  nicht  darauf  mit  gewalt  ge- 
drungen, am  allen^-enigsten  aber  diesfalls  mit  der  gemeinde  wegen  der  Unterwürfigkeit 
ihres  poppen  gehandelt,  sondern  die  gelegenheit  abgewartet  werden,  wo  man  den  poppen 
selbst  bereden  und  ihn  durch  eigennutz  hierzu  bewegen  kann.  Ist  der  poppe  einmal 
gewonnen,  dass  er  sich  von  der  Unterwürfigkeit  an  die  bischöfe  von  Moskau  los^iachen 

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10<»  Poiek: 

will,  so  kanu  es  ihm  auch  ein  ganz  leichtes  sein,  der  gemeinde  die  sache  angenelin 
zu  machen  und  sie  dahin  zu  bringen,  dass  sie  freiwillig  hierzu  einwilliget.  Solang  aL 
Alexievich  mit  dem  zum  geschenk  erhaltenen  sübel  niemanden  einen  schaden  zufu*;ei 
und  hievon  keinen  andern  gebrauch  macht,  als  solchen  zu  tragen,  so  kann  ihm  die<e- 
Seitengewehr  unbedenklich  beigelassen  werden. 

Endlich  ist  der  dolmetsch  Kovats  noch  insolange,  bis  man  sieht,  was  die  ganzf 
Sache  für  einen  Ibrtgang  gewinnet,  der  sich  bei  eiutrettender  günstigen  Witterung  bald 
zeigen  wird,  mit  seinen  30  kr.  täglich  feiner  daselbst  unter  der  bereits  angeordnet**!! 
aufsieht  zu  belassen,  weil  solcher,  wenn  er  der  herrschaft  übergeben  werden  wollt**, 
die  gelegenheit  zum  entweichen  finden,  und  dem  transmigrigirungsgeschäfte,  wenn  er 
zurück  in  jenseitige  länder  sich  verliefe,  nachtheil  verursachen  und  die  loute,  so  ziu- 
Übersiedlung  lust  haben,  von  ihrem  vorhaben  abreden  würde. 

Joseph  mp. 

50.  Hadik  an  Efizenberg.  Wien,  6.  März,  17S4.  (Äbsdirifl,  Registratur 
d.  Buk,  Landesreg) 

"Ober  die  jüngsthin  von  Euer.  .  .  eingelangte  anzeige  wegen  der  vom  schwärzet 
meer  ei-wartet  werdenden  griechischen  gemeinden,  wegen  der  neuen  ansicdler  von 
denen  bereits  in  der  Buccowina  befindUchen  L.  und  wegen  des  dolmetsch  v.>n  den  be- 
sagten gemeinden,  Kovatsz  genannt,  ist  jilng.sthin  der  Vortrag  Sr.  M.  erstattet  worden 
worüber  nun  die  allerhöchste  entschli essung  abzuwarten  steht. 

Warum  Euer  ...  zu  vermuthen  sich  bewogen  finden  mögen,  dass  der  zu  dent?-.: 
armenischen  |!]  gemeinden  abgegangene  eine  bevollmächtigte  Nikifor  Larian  .sich  von 
der  kameradschafb  abgesonderet  hat,  und  die  herübersiodlung  nicht  so  erheblich,  al> 
man  es  gewünschet  hat,  sein  dürfte,  hierüberkommet  keine  Ursache  in  Euer  .  .  .  an- 
zeige vor,  welche  also  dieselben  annoch  anzuzeigen  haben. 

Vpn  Euer  .  .  .  wird  ganz  recht  der  bedacht  genommen,    damit    das  aerarinm  a 
keine  beträchtliche  ansiedlungsauslagen  verwicklet  werde.  Es  miLss  aber  nunmehro  anf 
den  kaiserlichen,   bischöflichen  und    geistlichen    gutem  bald  zu   den  meliorationen  d«fl 
anfang  gemacht    werden,    die    unter    anderen    auch  solche  g."ttungen  von  materiali^ 
fordern,  welche  für  ansiedier  nothwendig  sind,  dahero  Euer  .  .  .  sich  die  erfordemü»« 
dergestalten  an  die  band    verschafien    müssen,  um,    wann  die  ansiedlung  nicht  weit« 
als  auf  die  neue    ankömmlinge    der  J^.    und    auf    die    Moldauer  gieng,  welche  herüben 
zubringen    das   absehen  ist,  die  meliorationsanstalten   auf  den  gutem  mit  deso  meta! 
reren  nachdnick  betreiben,  allenfalls  auch  denen  paiticularen,  welche  gütterverbesserung« 
zu  machen  antragen,  mit  materialien  gegen  bezahlung  aushelfen  zu   können,  dazumal 
aber,  w^ann  die  armenischen  gemeinden    kämmen  und  auch  nur  ein  theil  davon  in  »il 
Buccovina  zu  bleiben  verlangte,  mit  denen  ansiedlungsrequisiten  ausser  aller  verleg«^ 
heit  zu  sein,  welches  ich  Euer  .  .  .  auf  dero  schreiben  vom  Inten  nuperi  zur  behöri^ 
direction  zu  erwiederen  finde. 

51.  Diredor  Storr  an  die  Bukowiner  Lattdesadministration.  Sucsa^ 
22.  März  1784.  {Urschrift,  Registratur  d.  Buk,  k.  k.  Landesreg.) 

Der  h.  Verordnung  v.  13ten  dieses  wird  g.  nachgetragen,  dass  bis  zur  stra.! 
mit  samt  dem  Alexander  Alexiu  10  familien  vom  schwarzen  meere  hier  eingelan^ 
seien  und  sich  alle  hier  in  Sucsava  auflialten.  Ich  wollte  sie  in  dorfschaf^en  ant« 
bringen,  wovon  auch  die  doi-frichters  von  hier  aus  allschon  verstandiget  waren,  d4 
für  diese  leut«  gemächliche  quartiere  ausgemacht  werden  sollten,  der  Alexandm 
gegen  hatte  sie  abgeredet,  sie  .sollten  hier  bei.sammen  bleiben,  bis  die  übrige  im  fnJ 
jähre  nach  abgang  des  schnees  nachkommen  würden,  zumahlen  hierein  markt  und  all  eifJ 


Die  Lippowaner  in  der  Bukowina. 


101 


derliches  gegen  bezahlung  erhalten  könnten,    auch  immer  besser  seie,  in  der  stadt  als 
auf  einem  doi-fe.  Diesemnach  haben  sie  sich  hier  quartier  gegen   bezahlung  gemiethet 

Nach  genauer  uachforschung  sollen  in  allen  schwerlich  mehr  als  gegen  20  fa- 
milieu  dür  dieses  Imhjahr  vom  schwarzen  meere  sich  herüber  bogeben  können,  die 
übrige,  die  gesinnet  seien  sich  zu  übersiedle»,  würden  spät  nachkommen  oder  vielleicht 
gar  bis  aufs  zukünftige  jähr  noch  warten;  doch  könnte  niohts  zuverlässiges  gesagt 
werden.  Von  denen  moldauschen  L.  ist  auch  eine  familie  angekommen,  welche  zu 
Klimeutz  Lippoven  sich  sesshaft  niedergelassen  hat. 

Zwischen  dem  Alexandru  und  denen  vom  schwarzen  meere  angekommenen  käme 
US  zu  einen  starken  wortstreit  wegen  ersteren  seinen  säbel  Leztere  verlangten,  dass' 
er  denselben  wegschaiTe  und  verkaufen  solle,  und  dass,  wenn  es  die  zu  hauss  verblie- 
bene erfahren  würden,  dass  er  den  säbel  nicht  wegschaöen  wollte,  die  Übersiedlung 
ins  steken  geratheu  würde.  Alexandru,  über  dieses  aufgebracht,  nahm  seine  patente, 
legte  selbe  in  das  zimmer  seines  cameradens,  der  mit  ihme  zu  Wienn  gewesen,  und 
will  den  säbel  alles  Zuredens  ohngeachtet  hartnäckig  beibehalten.  Sie  hielten  es  ihm 
in  meiner  gegenwart  vor,  er  aber  bliebe  wie  vor  darauf,  dass  niemand  ihme  den  säbel 
zu  halten  verbiethen  könne,  imd  will  deshalb  selbsten  an  eine  wohllöbl.  LA.  abgehen 
und  zugleich  auch  die  ungegründete  klage  anbringen,  dass  die  übrige  ihm  die  patente 
gewalthätig  abj^enommen  hätten,  mit  welchen  sie  ihn  aber  vor  meiner  als  unwahr 
überführet  hatten.  Ein  welches  gehorsamst  zu  berichten  ohnermanglen  solle. 

Sigl.  Sucsava,  den  22ten  Merz  1784. 

8  t  o  rr.  Director. 

52.  Director  Siorr  an  der  Buk.  Landesadministration,  Suczawa,  25 
März  1784.  (Urschrift,  ebetidort.) 

Es  gewinnet  das  an.sehen,  als  ob  die  Übersiedlung  der  moldauischen  L.  besser 
als  jene  vom  schwarzen  meere  von  statten  gehen  werde,  massen  unter  gestrigen  dato 
schon  wieder  5  familien  aus  Kostestie,  über  welche  untern  I9ten  Jenner  d.  j.  der  ge- 
horsamste bericht  erstattet  worden,  mit  ihren  haabseligkeiten  herüber  gekommen  sind 
und  zu  Mittok  Dragumima  sich  setzen  werden  Nach  ihrer  aussage  möchten  die  übrige 
noch  zurückseiende  15  familien  auch  nach  und  nach  sich  übersiedeln.  Von  Littenimaro 
ist  auch  eine  starke  famihe  mit  heiüberschafiujig  der  haussgerätheschaften  beschäftiget, 
welche  sich  auch  zu  Dragumirna  setzet.  Welchen  umstand  gehorsamst  zu  berichten 
ohnermanglen  solle. 

Sigl.  Sucsava,  den  25teu  Merz  1784. 

S  t  o  r  r.  Direct. 

53.  Bukow.  Landesadministration  an  den  Suczawaer  Directoriat.  Czer- 
nofvilz   26.  März  1784.  {Entwurf,  ebendorL) 

Der  uiitern  22ten  hujus  in  ansehung  deren  L ,  so  vom  schwarzen  meer  zur  an- 
siediong  theils  eingetreten,  theils  annoch  ei-wartet  werden,  über  die  zwischen  deuen- 
selbeu  und  dem  deputirten  Alexender  wegen  dem  sabel  endstaudene  misshelligkeiten 
müsten  genauer  erhoben,  von  grund  aus  erschöpfet  und  mit  interveuiruug  des  hauptmaun 
un  l  districtaauditor  v.  Küchler,  der  in  nahmen  der  administration  zu  ersuchen  were,  wohl 
untersuchet,  sodan  hieiniber  der  umständliche  bericht,  w^as  eigentlich  zu  dieser  mieinigkeit 
den  anlas  gegeben,  dan  was  selbe  von  tragung  des  säbels  besorgen,  erstattet  werden,' 
Femers  sind  selbe  mit  allem  glimpf  und  im  vertrauen  zu  befragen,  wamni  sie 
nicht  Stflbsten,  da  nun  alschon  das  frühjahr  herannahet,  auf  das  land  hinausgehen  und 
«ich  zur  ansiedlung  gegenden  aufsuchen,  wobei  ihnen  von  selten  der  administration 
alle  hilflicho  band  gebothen  und  aller  Vorschub  geleistet  wir«!;  nur  sollen  sie  ohnge- 
iaumt  die  gegenden,  so  sie  zu    ihrem    etablisseriient  wünschen  und  nicht  allschoH  von      | 

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102 


Polek : 


andern  unterthaneu  bewohnt   oder  benutzet  werden,  hieber  bekaut  machen,  damit  mau 

auch  respectiv  ihrer  Unterkünften    das    möghche    zu  ihrer    erleichterung  in  zeit«n  vei- 

anlassen  könne. 

Beddaeus. 

54  Enzenberg  an  Director  Storr.  Czemowitz^  3t.  März  1784  {Entw., 
ebendort.) 

E.  W.  berichten,  dass  schon  L.  von  schwarzen  meere  gekommen  und  noch  dato 
in  Suczava  sich  aufhalten  und  diese  leuthe  nicht  bestimmen  wollen,  wohin  sich  anzu- 
siedlen  sie  gesinnet  wären.  Euer  .  .  .  missen  doch  von  ihnen  erforschen  und  ihnen 
zureden,  das  sie  sich  zu  was  entschliessen  solten,  nehmlich  ob  sie  in  der  Buocovina 
verbleiben  oder  nach  dem  Bannat  ansiedleu  wollen.  Auf  dem  ei*sten  fall  muss  man  sie 
persvadiren,  dass  sie  sich  eine  gegend,  wo  sie  sich  niederlasbeu  wollen,  aussehen  und 
anzeigen  möchten. 

In  der  gegend  von  Wickow  an  der  Suczava  solle  eine  wunderschöne,  mehr  al> 
300  falschen  grosse  wissfeld  existiren;  der  wald  ist  in  der  nähe.  Dieses  stück  land  soUv 
der  Kadrescul  von  kloster  Putna  in  bestand  haben.  Ich  winschete,  dass  diese  leuthe 
solche  ansehen  und  Euer  .  .  .  ihnen  weme  mitgeben  solte,  der  es  ihnen  zeigete.  Man 
versicheret  mich,  das  bis  40  famillien  reichlich  sich  etabliren  könnten.  Das  were  em 
recht  Schicksammer  oith  vor  diese  L.  Der  Kadrescul  solle  einen  theil  von  dieser  wii?.*ieii 
emen  Armenier  zum  benuzen  gegeben  haben.  Wero  diese  gegend,  wie  nicht  zweitle, 
ihnen  anständig,  so  werde  schon  das  übrige  besorgen;  nur  mus  man  mit  diesen  leutheu 
sehr  vertraulich  umgehen,  alle  exististence  zu  sicheren  und  die  liebe  und  das  zutraneu 
zu  gewinnen  suchen.  So  sehr  können  sie  sich  auf  alle  hilfe  und  unterstützimg  rechnen, 
und  erwegen  Ew.  .  .  was  vor  Verdienste  sie  sich  bei  Ihro  maje.stät  machen,  wann  sie 
in  suczaver  D.  ein  paar  hundoit  derlei  L.  gut  ansiedlen  machen,  worann  Sr.  M.  nd 
vill  gelegen  ist  und  so  sehr  höchstdieselben  darauf  tringen. 

55  Enzenberg  an  Hadik.  Czernowitz,  2.  April  1784,  (ebendort.) 

Die  ansiedlung  der  L.  von  schwarzen  meer  und  jene  aus  der  Moldau  er>*-arteud- 
wird,  besonders  von  lezteren  einen  guten  fortgang  haben,  als  schon  15  aus  der  Moldaa 
seit  kurzer  zeit  mit  sack  und  pack  eingetrofien,  von  jenen  des  schwarzen  meers  abt-r 
erst  ihre  ankmift  erwartet  werden  muss,  dermalen  aber  noch  nichts  in  erfahning  ge- 
bracht wird.  Im  falle  aber  auch  die  L  zurukbleibeten,  so  gehet  die  ansiedlung  au> 
dem  moldauer  landvolk  ohngemein  stark  vor  sich,  so  wie  erst  dieser  tagen  15  starke 
bauerfamillen  mit  124  stuk  vieh  und  vielen  baueriimobilien  auf  einmal  zusammen  aa-^ 
der  chotyraer  Raja  ankammen  und  sie  auch  schon  angesiedelt  habe.  Wenn  die  stadt- 
halters  oder  baschen  von  Chotym  von  ihrem  tiranisiren  und  die  moldauer  iursten  unii 
ihre  divansbeam^o  von  denen  ohc erschwinglichen  pressungen  nicht  ablassen,  so  wirü 
man  gar  bald  in  der  Buccowina  die  ansiedlers  nicht  mehr  unterbringen  könuen,  und 
eben  die  ansiedlers  sind  die  nüzlichsten,  da  sie  keinen  vorschuss  benöthigen  und  sicii 
ihre  Wohnungen  selbst  erbauen. 


56.  Director  Storr  an  d.  Bukow.  Landesadministration.  Suasaica, 
22.  April  1784.  {Urschrift,  ebendort.) 

Von  diesen  sich  hier  in  der  Buccovina  ansiedlen  lden]L  -famüien  sind,  nehmlich  \w. 
denen  aus  der  türkischen  Moldau  kommenden,  seit  Iten  November  178a  7  familien  hr- 
rüber  gekommen,  wovon  eine  zu  Klimoutz  und  G  zu  Mittok  Dragumima  sich  ansess^ 
gemacht  haben.  Von  denen  vom  schwarzen  meere  kommenden  hingegen  sind  seitebe^ 
gesagter  zeit  ohne    dem   Alexandru    10  ganze   familien    imd  ausserdemc  noch  3  sogt- 

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Die  Lippowaner  in  der  Bukowina.  103 

nannte  purlaken  oder  ledige  putsche,  dann  5  kalugers  hier  in  Sucsava  angekommen, 
welche,  ob  man  sie  gleich,  bis  dass  sie  sich  ein  praedium  zu  einem  neu  zu  enichtenden 
dorfe  aussuchen  würden,  einstweilen  in  dorfschaflen  unterbringen  wollte,  sich  immer 
mit  der  angäbe  weigerten,  dass  sie  das  frühjahr  in  Sucsava  abvsarteu  wollten,  denn 
bis  dahin  würden  auch  die  andern  nachkommen,  und  sie  könnten  sich  besser  in  einer 
Stadt  als  auf  dem  dorfo  nähren.  Jezt  nun,  da  das  frühjahr  anruckte  und  der  schnee 
schmölze,  suchte  man  sie  abermuhlen  zu  bewegen,  sich  ein  praediimi  zu  anlegung 
eines  dorfes  auszusuchen,  aber  auch  da  fanden  sie  wieder  eine  andere  ausflucht  und 
äusserten  sich  dahin,  sie  wollten  erst  ihren  egumen,  welcher  nächster  tagen  kommen 
würde,  abwarten  und  würden  alsdann  da,  wo  es  ihme  gefiele,  das  dorf  erbauen.  Endlich 
aber,  da  sie  gesehen,  dass  der  egumen  bis  jezo  noch  nicht  gekommen,  so  sind  sie 
beute  nachmittag  von  liier  abgegangen,  um  die  praedia  Korcsestie,  dem  kloster  M^ttok 
zugehörig,  und  die  Vamitza,  dem  kloster  Puttna  zuständig,  zu  besehen  imd  sich  einen 
ort  auszusuchen,  wo  sie  das  dorf  anlegen  wollen. 

So  wie  sie  erfahren,  solle  ihre  auswanderuug  entdecket  worden  sein  und  wes- 
wegen auch  ihr  egumen  in  verhaft  gewesen,  sich  aber  wieder  mit  geld  (mit  wiev^iel 
aber,  wissen  sie  nicht)  losgekaufet  haben.  Besagter  egumen  hat  schon  alle  kirchenor- 
namenta  herüber  in  die  Buccovina  geschicket.  Von  ihren  poppen  hingegen  ist  noch 
keiner  angelanget^  und  bis  nicht  ihr  egumen,  welchen  sie  nun  tägUch  ei'wai'ten,  hier 
ankommet,  könnten  sie  nicht  wissen,  ob  imd  wieviele  familien  noch  herüber  kommen 
werden,  dieser  aber  würde  bei  seiner  ankuntl  die  siohefste  und  klähreste  auskunft 
darüber  geben  können. 

Sucsava,  den  22ten  April  1784. 

S  t  o  r  r.  Director. 

57.  Enzenberg  an  Uadik.  Czernowitz,  26.  April  1784.  {Urschrift^ 
k.  u.  k.  KriegS'Archiv.  1784--5  -  23.) 

Wie  weit  es  bis  dahin  mit  der  ansiedlung  deren  aus  der  Moldau  sowohl  als 
jener  vom  schwarzen  meere  kommenden  L.  gekommen  ist,  werden  E.  E.  aus  dem  vom 
sutschavaer  directoriate  hieher  erstatteten  bericht  gnädigst  zu  entnehmen  geruhen. 
Damit  nun  diesen  leuten  auf  allen  seiten  der  nöthige  Vorschub  geleistet  werde,  erlasse 
ich  imter  einem  an  dieses  directoriatamt  den  auftrag,  in  ansehung  der  gründen  die 
uöthige  vorbehrung,  jedoch  mit  der  rucksicht  zu  treffen,  dass  nicht  etwa  andern  ein- 
^vohneni  die  bisher  benutzten  gründe  hinweggenommen  imd  von  einer  andern  seite 
aus  Wanderungen  verursachet  werden. 

Das  praedium  Kortschestie  liegt  zwar  öde  und  ist  von  dem  eigeiithümer,  kloster 
Dragomira,  an  einen  pachter  überlassen,  dahero  selbes  ganz  wohl  an  die  L.  abgetretten 
werden  kann ;  ob  aber  die  sogenannte  Womitzp.  nicht  schon  von  andern  ein  wohnern 
lieurbaret  wird,  wird  sich  in  kürze  mit  gründe  bestimmen  lassen,  wovon  ich  E.  E 
ebenso  wie  von  dem  weitem  fortgange  dieses  ansiedlungsgeschäfts  die  nachrirht  zu 
ei*statten  die  gnade  haben  werde. 

Gzemowitz,  Jeu  V6ten  Aprill  1784. 

Enzenberg.  (IM. 

o*V.  Enzenberg  an  rf.  Suczawaer  Directorat  Czernowitz,  26.  April  17^4. 
(Entw ,  Regiatrat.  d.  Buk   Landesreg.) 

Wenn  die  vom  schwarzen  meere  kommende  L.  sich  gegenden  zm*  ausidluug  aus- 
suchen, so  ist  denenselben  aller  nöthiger  Vorschub  zu  leisten;  nur  nuis  der  bedacht 
hierauf  genommen  werden,  dass  sie  nicht  solche  giünde  wählen,  welche  bereits  von 
andern  imterthanen  benutzt  werden  und  selben  ohnumgänglich  nöthig  sind. 

Das  dem  kloster  Dragomirna  gehörige  praedium  Koilschestie,  im  falle  es  denen 
h.  anständig  ist,  kaun  denenselben    der   pachtung  ohugeachtet  angewiesen    werden;    ob 

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L04 


Polek: 


aber  die.  Wamitza  nicht  von  andern  unterthanen  schon  benutzt  ist,  kann  man  die^- 
orts  nicht  bestimmen,  weil  man  nicht  weis,  auf  welchen  hottar  sie  liegt,  und  das  di- 
rectoriat  hat  fürohin  der  A.  nicht  die  nammen  der  gründen  allein,  sondern  jedesmal 
den  hottar,  auf  welchem  der  grund  gelegen  ist.  anzuzeigen.  Welches  man  demselben 
auf  die  unterm  22ten  curr.  erstattete  meidung  ruckantwortUch  erwiedert. 

59.  Suczatvaer  Directorat  an  d.  Bukotv.  Landeaadministralion, 
29.  Aprü  1784.  (GesL-Prot.  der  Buk.  LA.  1784.  Nr.  1106.  —  EbendoH) 

Suczawaer  directoriat  meldet  untenn  '29ten  [praes.  30.]  April,  dass  die  L.  von  der 
beaugenscheinigung  der  prädien  Korcsestie  und  Wamiza  wieder  eingetroffen  und  an- 
gezeigt, dass  auf  dem  praedium  Korcsestie  wegeu  mangel  der  felder  zum  ackerbau 
und  heumachen  kein  dorf  angelegt  werden  könne,  aber  das  dem  kloster  Puttna  zuge- 
hörige praedium  Wamiza  wJlre  zur  anlegnng  eines  dorfes  bequem  genug,  wenn  ihnen 
zu  denen  feldeni  ein  stück  von  der  Horaiza  in  so  lang  gegeben  wüide,  bis  sie  etwa^ 
von  der  Waldung  ausrotten  würden.  [Es]  meldet  femer,  dass  die  2  L.  Alexandra  und 
Nikifor  gegen  einander  getrennet  und  die  anwesende  1 1  famiUen  auf  der  seile  des 
letzteren  sind,  welcher  auch  mit  denen  besagten  familien  auf  das  praedium  Wamiza 
abgehen  werde  ;  dass  der  Alexandru  nunmehr  allein  und  dessen  leute  abwarten  werde, 
für  welche  ein  besonderes  praedium  erforderlich  und  dermalen  keines  vorhanden,  wo 
ein  dort  angelegt  werden  könnte ;  dass  die  L.  das  praedium  Domestie  zu  überkommen 
wünschten,  weil  das  praedium  Korcsestie  zur  anlegung  eines  dorf  nicht  anwendbar 
wäre. 

60.  Serether  Diredoral  an  die  Bukotv.  Landesadministration.  10. 
Mai  1784.  (Gest.. Prot,  der  Buk.  LA.  1784.  Nr.   1265.   —  Ebendort) 

Serether  directoriat  meldet  [am]  10.  Mai,  dass  am  6.  dieses  abermals  4  L.-familien 
vom  schwarzen  mcer  angekommen  und  sich  in  der  Bojana  Fontina  alba  seu  Wamitza 
auf  den  puttnaer  hottar  ansiedeln  w^erden. 

61.  Vortrag  des  Hofkriegsrathspräsidenten  Grafen  von  Hadik.  Wien. 
12.   Mai  1784.  [ürschr.,  Kriegsarchiv     1784 -o— 23.) 

Von  dem  GM.  Enzenberg  ist  eine  in  originali  an  verwahrte  anzeige  in  betrei  de^ 
fortgang  von  der  ansiedlung  derer  aus  der  Moldau  kommen  sollenden  L.,  dann  derer 
vom  schwarzen  meer  erwartet  werdenden  armenisch  en  [!]  gemeinden  zugekommen,  von 
welchen  eins  weilen  erst  10  familien  eingetroffen  sind.  Zuversichtlich  wird  die  DA.  wie 
vom  HKE.  erneuerte  belehrungen  dessentwegen  in  rechter  zeit  ergangen  sind,  nicht 
nur  für  die  ansiedier  die  hierzu  vorhandene  terreins  ausgezeichnet,  sondern  auch  für 
sie  alle  nöthige  requisiten  herbeigeschaft  und  die  sonst  ihretwegen  dienhche  Vorkeh- 
rungen getroffen  haben  damit  sie  desto  ehender  in  die  behörige  au&iahm  kommen 
mögen. 

Soweit  L.-famillen  aus  der  Moldau  zu  denenjenigen  kommen.  *velche  bereits  in 
der  Buccowina  sind,  ist  es  gleichgültig,  an  welche  oi*te  die  neue  ankömmlinge  zu  stehen 
kommen,  wann  es  nur  solche  sind,  wo  sie  die  gelegenheit  zum  feldbau  oder  zu  ilirein 
anderweiten  nahrungs-  und  industrialverdicnst  haben  und  die  erfordern uj<s  zur  an- 
siedlung vor  sich  linden.  Hingegen  köiuien  die  vom  schwarzen  nieer  erwartet  werdtrudu 
armenische  gemeinden  auf  keinen  anderen  »^rund  und  boden  die  unweisung  erhalt cu 
als  der  cHmeralisi-h  ist  oder  nun  von  denen  buccowiner  klöster- mitl  geistlichen  güt4i*ni 
\\\  die  aerarisclie  administration  tallt,  weil  sie  sich  die  mitergebung  an  andere  grujid- 
herren  verbeten  haben,  worzu  die  gelegenheit,  wann  es  gleich  in  der  Buccowina  hievos 
gebrecht e,  vorhanden  ist.  nachdem  die  slavonisch-banatische  CA.  nach  einer  iezthin 
vorgekommenen  anzeige  sich  bereits  mit  der  buccowiner  DA.  in  das  einvernehmen  ge- 
sezet  hat,  auf  wieviele  von  diesen  familien  allenfalls  in  dem  Banat  rochnung  zu  ma- 
chen sein  kann. 


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Die  Lippowaner  in*  der  Bukowina.  1^^ 

Weil  nun  die  gutB  Witterung  bereits  eingetreten  ist,  und  die  ankuntt  des  igumen 
von  denen  armenischen  gemeinden  in  der  Buccowina  schon  eine  längere  zeit  erwartet 
wird,  so  muss  die  DA.  dermalen  dieser  leuten  halber  das  eigentliche  bald  in  erfahrung 
zu  bringen  trachten,  um  nach  umständen  allenfalls  die  gelegenheit  für  die  Buccowina 
benutzen  zu  können,  woniach  ansiedJer  aus  Gallicien  dahin  überlassen  werden 
wollen. 

Da  in  gemässheit  des  obstehenden  die  antwort  an  den  GM.  Enzenberg  mit  dem 
beisatz  miter  einstens  ergehet,  dass  die  bereits  angeordnete  verzeiohnussen  über  die 
ansiedlerfamillen  einbeförderet  werden  sollen,  so  habe  ich  auch  von  ein-  und  anderem 
E.  Mt.  die  anzeige  abzustatten  nothwendig  befunden. 

AVienn,  den  12ten  Mai  1784. 

A.  G.  V.  Hadik. 

Allerhöchste  Resolution :  Dient  zur  Wissenschaft  und  ist  nochmalen  den  geueraU 
commandis  einzubinden,  dass  sie  sich  höchst  verantwortlich  machen  würden,  wenn  sie 
nicht  zu  ansiedlung  besonders  der  L.  alle  mögliche  beförderung  zu  leisten  mid  alles 
dazu  vorzubereiten  sich  angelegen  sein  liessen. 

Joseph  m.  p. 

62,  Director  Storr  an  die  Bukow.  Landeaadministration.  Su- 
czawa,  13,  Mai  17 H4,  (Urschr,,  Kriegsarchiv.  1784—5 — 29.) 

Infolge  der  h.  Verordnung  von  6ten  dieses  solle  nicht  ermanglen,  den  ausführ- 
lichen bericht  über  die  ankimft  der  L    zu  erstatten. 

Den  loten  dieses  käme  der  igumen  von  ihnen  hier  an,  welcher  sich  dahin  äus- 
soi-te,  dass  gar  keine  hoffnung  mehr  seie,  dass  noch  einige  familien  nachk-anmen 
würden.  Er  giebet  vor,  dass  4  familien,  welche  diesen  winter  vom  schwai-zen  meere 
aufgebrochen,  sich  wegen  den  grossen  schnee  einstweilen  in  der  Moldau  zu  Paskau 
niedergelassen  hätten,  um  daselbst  das  fruhjahr  und  den  guten  weeg  abzuwarten.  Da 
es  aber  in  der  Moldau  ruchbar  worden,  dass  sich  viele  von  den  L.-familien  in  der 
Buccovina  übei*siedelten,  so  seie  ihnen  verboten  worden  bei  Verlust  aller  ihi*er  guter, 
sich  nicht  von  ihren  dort*  wegzubegeben,  und  man  hat  sowohl  die  vom  schwarzen 
iiieer  angekommene  als  auch  die  iu  der  Moldau  wohnenden  so  gar  unter  bürgschaft 
nehmen  lassen.  Es  sagte  mir  auch  jezo  der  herr  Juon  Kirste  Schatrar.  dass  einige  L.- 
iamilien  vom  schwarzen  meere  ohnlängst,  um  hieher  zu  gehen,  in  der  Moldau  einge- 
treten, und  man  habe  ihnen  gleich  bei  ihren  eintritt  wieder  in  ihren  wohnort  zurück- 
gewiesen. 

Es  belinden  sich  nun  jezo  15,  mit  den  Alexandru  16  ganza  tamiUen,  B  ledige 
pursche,  l  igumen  und  0  kalugiers  allhier,  welche  auch  alle  nach  der  Vamitza  mit  samt 
dem  Alexandru,  welcher  sich  wieder  mit  denen  andern  vereiniget  und  sich  auch  mit 
ilmen  daselbst  niederlassen  wird,  abgegangen  sind.  Man  hat  von  hier  aus  das  aviso 
aji  dem  kloster  Puttna,  dass  ein  neues  dorf  auf  dem  klostergrunde  erbauet  werden 
soll,  gegeben  und  das  ansuchen  gemachet,  dass  man  denen  L.,  weil  die  Vamitza  nicht 
hinreichend,  ihnen  ein  stück  von  der  Horaitza  zu  ihrer  nothdurfb  einstweilen,  bis  sie 
steh  etwas  ausrotten  können,  zutheilen  möchte.  Besonders  ist  ein  stück  wiessgrund 
von  1(M)  faltscheu,  welcher  hart  an  den  oi-t  lieget,  wo  das  dorf  erbauet  werden  seile, 
und  welches  das  kloster  vor  sich  benutzet,  aber  nicht  nöthig  hat  und  nach  meinem 
\^*issen  über  lUUO  faltschen  für  sich  bearbeitet.  Da  man  aber  von  hier  aus  dem  kloster 
keinen  befehl  deswegen  geben  kaiui,  so  wäre  meine  ohnvorgreifliche  meinung,  wenn 
eine  wohUöbliche  LA.  geruhen  möchte,  dem  consistorio  den  auftrag  zu  geben,  damit 
selbes  dieserwegen  das  nöthige  an  dem  kloster  Puttna  ergehen  Hesse. 

Sigl   Sucsava,  den  13ten  Mai  1784, 

Storr.>3irect 
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106 


Polek : 


63.  Hadik  an  Enzenberg.  Wien,  lo.  Mai  178\,  (Entw.,  Kriegsarchiv. 
17  H4— 5-23.) 

Mittelst  eines  andei'^^'eiteu  Schreibens  vom  heutigen  dato  bekommen  Euer  .  .  . 
in  betreu  der  ansidlungsanstalten  eine  meinigo  g^t  gemeinte  ermahnung.  Nachdem  aber 
auch  Se  M.  aus  aidass  der  ah.  deroselben  unterlegten  anzeige  vom  2(iten  elapsiEuer.. 
zu  bedeuten  befohlen  haben,  dass  Dieselbe  sich  höchst  verantwortlich  machen  würdeu, 
wenn  Sie  nicht  zur  ansidluug  besonders  der  L.  alle  mögliche  beförderong  zu  leisten 
und  alles  dazu  voi'zubereiteu  sich  angelegen  sein  Hessen,  so  zweifle  ich  nicht.  Euer  .  . . 
werden  auf  sich  selbst  bedacht  sein,  mithin  von  nun  an  denen  befehlen  genauen  Voll- 
zug leisten,  wo  übrigens  die  erst  angeführte  ah  resolution  sowohl  dem  GC.  in  Cral- 
lizien  als  dem  slavonisch-banatischen  gränz-GC.  und  zwar  dem  leztem  für  den  fall  mit- 
gegeben wird,  wann  von  dem  schwarzen  meer  erwartet  werdende  famillen  der  arme- 
nischen [!)  gemeinden  aus  der  Buccowina  dahin  geschicket  würden. 

64.  Enzenberg  an  Hadik,  Czernomtz.  17,  Mai  1784,  (Urschr.,  eben- 
dort   1784—5—29] 

Aus  dem  in  originali  hier  beigebogenen  bericht  des  sutzawaei  directoriat- 
amtes  werden  E.  E  gnädigst  zu  entnehmen  geruhen,  wie  viele  L.-famillien  vom 
schwarzen  meere  bereits  in  diesem  buccoviner  district  eigetrofien  sind,  und  welche 
rechnung  auf  die  weitere  ansiedluug  dieser  gemeinden  zu  machen  seie.  Üa 
von  dieser  seite  keine  weitere  hofnung  zu  einer  ansiedluug  erübriget,  so  ^^ird  man 
andurch  in  stand  gesezt,  die  ohnehin  nützlichste  ansiedluug  moldauischer  unter- 
thauen  destoniehr  zu  begünstigen  und  die  ankömmliuge  umso  leichter  imterzubringen. 
Ob  nun  dem  Wachtmeister  Kovacs,  welcher  als  dollmetsch  mit  diesen  L.-deputirten 
ins  land  gekommen,  noch  femers  cb'e  ätzung  mit  36  kr.  täglich  verabreicht  werden 
solle,  werden  E.  E.  gnädigst  zu  outschlüssen  und  mir  die  hohe  belehrung  zukommen 
zu  muchen  geruhen. 

Tu  dem  unterm  .'iteu  curr.  an  das  galliziensche  GC.  erstatteten  und  von  danueu 
soniler  zweitel  dem  hl  HKR.  unterlegt  wordenen  bericht  habe  ich  weitschichtig  dar- 
gethan,  dass  in  diesem  buckowiner  D.  zu  ansiedluug  ganzer  dörfer  keine  gründe  vor- 
handen seien,  weswegen  ich  E.  E.  eröfneu  muss,  dass  die  von  der  v.  b.  ö.  HK  hieher 
angetragen  werden  wollende  deutsche  kollonisten,  ohngeacht  die  angehotten  L  -ge- 
meinden nicht  eintreffen,  nicht  untergebracht  werden  können. 

Czemowitz,  den  17ten  März  1784. 

E  u  z  e  n  b  e  r  g.  C^M. 

65.  Direclor  Storr  an  die  Bukow.  Landesadminüslration.  Su- 
czan-a,  20.  Mai   1784.  {Vrschr ,  ebendort  1784-5— 32.\ 

Die  h.  Verordnung  vom  8ten  dieses  betiehlet,  dass  angezeiget  werden  solle,  wel- 
ches praedium  in  den  hiesigen  district  am  bequemsten  zu  anlegung  eines  dorfe:^  vor 
die  ansiedlen  wollenden  L  -familien  seie. 

Das  praedium  Korcsesty,  welches  voller  graben  und  nur  zur  hutwaide  brauchbar, 
stehet  denen  L  nicht  an,  und  ist  auch  zu  anlegung  eines  dorfes  nicht  anwendbar. 
Auf  den  gütern  des  klosters  Solka  oder  Illischestie  ist  zu  anlegung  eines  dorfes  g»r 
kein  platz.  Den  antheil  des  in  der  Moldau  gelegenen  dorfes  Chreaska,  welcher  dem 
buccowiner  district  zugefallen,  bnnuzen  die  dörfer  Sekuricseni,  Reusseni,  Boss  and 
Bossansche,  welche  hottar  daselbst  zusammenstossen,  und  ist  überhaupt  zu  anlegung 
eines  neuen  dorfes  daselbst  zu  wenig  grund.  Da<J  praesidiura  Stescheroni  benutzet  dA^ 
dorf  Korlata  und  ist  klein.  Lukasch estie  gehöret  nach  Wononetz.  selbes  wird  auch  von 
denen  Woronetzern  beackert,  und  das  kloster  hat  den  wiesswachs  daselbst.  Stelenestie 
hingegen  wäre  noch  das  einzige,  wo  ein  dorf  angeleget  werden  könnte;  selbes  gehöret 
dem  kloster  Statina  und  es  könnten  sich  beiläutig  bis  3     fumilieu  daselbst  niederlassen 

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Die  Lippowaner  in  der  Bukowina.  *-^' 

und  nähren.  £s  ergisbt  sich  aber  der  umstand  dabei,  dass  daselbst  keine  waldung  ist, 
und  die  L.  verlangen,  dass,  wo  sie  sich  niedei lassen,  gleich  in  der  nRhe  auch  waldung, 
acker  und  wiess wachs  sein  solle. 

Diese  3  praedien,  uehmlich  Steschereni,  Lukeschestie  und  Stelenestie,  sind  denen 
uioldausch-kimpulunger  inwohnem  zum  ackern  angewiesen,  und  wenn  ihnen  das  praedium 
Stelenestie  abgenommen  werden  sollte,  so  wüsste  mann  nicht,  da  sie  ohnehin  schou 
bis  Sucsava  herunter  angewiesen  sind,  wo  ihnen  andere  gründe  angewiesen  vreixlen 
könnten. 

Das  praedium  Dumestie,  welches  herr  bischof  in  pacht  hat,  gehöret  dem  kloster 

Onufreul  zur  hälfbe    und  die  andere  hälfte  den  über  den  cordon  liegenden  kloster  Bur- 

tuschan.')  Heir  bischof  giebet  aber  dem  dorfe  Onufreul,  welches  sehr  wenig  ackergründe 

hat,  zu  ihrer  nothdurfl  die  hinlänglichen  ackerfelder,  überdeme  sind  auch  erst  kürzlich 

von  diesen  preedium  an  die  Unter- Vikover  G  *  faltschen  abgegelen  worden. 

Sigl.  Sucsava,  den  20ten  März  1784. 

S  t  o  r  r.  Directov. 

66.    Dired'jr    Storr     an    die     Bukatviner     Landesadminiatration. 
Suczatvoy  20,  Mai,  1784    ( Urschr.,  ebendort  1784—5'-32.) 

In  folge  h.  Verordnung  von  17ten  curr.  solle  angezeigt  werden,  auf  welchen  dorfs- 
oder  moschiehottar  die  Vamitza  sich  befinde,  dann  von  welchen  hottai*  diese  llv;  falt- 
schen gründe  denen  L.  überlassen  werden  könnten.  Hierauf  wird  erwiedert,  dass  die 
Varnitza  oberhalb  des  L.-doi-fs  Klimoutz  lieget  und  an  diesen  von  der  Horaitza  vom 
kloster  Puttna  excendirten  hottar  anstosse.  Die  110  faltschen  wiessgrund  liegen  auf 
der  Horaitza  ganz  oben  gegen  die  waldung  zwischen  Klimoutz  und  Fratouz  oberhalb 
der  rimondastallung  Mittoka,  welche  auch  im  verflossenen  sommer  von  die  kaiserl. 
rimondapferde  abgeweidet  worden.  Man  kann  eigentlich  keinen  anderen  hottar  bestim- 
men, worauf  diese  gründe  liegen,  als  bloss  moschie  Puttni;  denn,  wie  diese  moschie, 
wo  alles  an  einer  kette  von  gebürgen  beedseits  der  ufer  des  Sucsavaflusses  hanget  und 
sich  in  Balkoutz  am  ende  der  Horaitza  endiget,  benutzen  die  klosterunterthunen  allen 
terrain  unter  einander  gemeinschaftlich  und  ist  in  keine  hottars  eingetheilet,  sondern  es 
haben  nur  die  dasigen  gegenden  ihre  besondere  benamsungen. 

Von  wegen  denen  auf  die  Varnitza  angetragenen  L  äusserte  sich  zwischen  eiiii- 
tjen  fratauzer  und  unter-vikovem  solche  Schwierigkeiten,  die  mich  veranlassten,  selbst 
dahin  abzugehen  nud  die  ganze  Varnitza  und  dieselbe  gegend  in  augenschein  zu  nehmen. 
Bloss  nur  jene  fratoutzer  und  unter-vikover  insassen,  welche  zu  30  und  bis  50  stück 
jprosses  eigenes  vieh  unterhalten,  wollen  nicht  zugeben,  dass  sich  die  L.  alldort  häusslich 
niederlassen  sollten,  um  ihr  zahlreiches  vieh  weiden  zu  können.  Als  ich  mit  den  klä- 
\;tni  und  denen  neuen  L.,  dann  einigen  aus  Klimoutz  die  ganze  gegend  beaugenschei- 
nigte, fände  sich  auf  der  Varuitza  unendlich  mehr  reiner  grund  als  die  40  faltschen,  welche 
mir  von  verschiedenen  puttnaer  klosterunteithauen  angegeben  worden,  und  möchten 
sich  beiläufig  bis  auf  100  faltschen  und  noch  darüber  erstrecken;  überdeme  gehöret 
noch  eine  strecke  von  mehr  als  1400  faltschen  darzu,  welche  aber  mit  kleinen  bürken- 
sträuchem  und  weitschichtigem  grossem,  dann  eichenbäumern  bewachsen  ist,  die  aber 
mit  leichter  mühe  und  in  wenig  tagen  ganz  ausgerottet  werden  können,  welch  alles  zu- 
sammen an  die  Armeniers  seit  4  jähren  zur  hutwaide  vom  kloster  verpachtet  wäre. 
Ausser  diesem  sind  noch  die  Waldungen  gegen  das  gebürge  und  in  die  gegend  des 
bachrinester  hottars,  welche  mit  der  zeit  mit  eben  nicht  so  schwerer  mühe  ausgerottet 
werden  können,  weil  dieselbe  nicht  so  dicht  bewachsen  sind. 

Als  ich  nun  die  ganze  gegend  wohl  besichtiget  hatte,  machte  ich  an  die  klägerdiu 
aufrage,  ob  sie    denn    so   unumgänglich    diesen   te .rain   benöthigten,   da  sie  ohnedeme 


')  Burdujeni  (Burduschenij 

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108  Poiek : 

eine  andere  hieran  »tossende  strecke  von  zum  theil  ausgerotteten  walduugen  und  po- 
jaiien  in  besitz  hätten.  Sie  äusserten  sich  demnach  hieiüher,  dass  siezwar  für  ihr  bei- 
sitzendes vieh  vielen  grund  benöthigteu,  doch  wollten  sie  im  geringsten  keinen  an- 
spruch  darauf  machen,  nur  sollten  die  L.,  wenn  sie  ja  ihren  wohnsitz  allda  aufschlagen 
sollten,  nicht  weiter  in  ihre  gmndo,  die  sie  selbsten  ausgerottet,  eindringen  und  ihnen 
gewaltthätig  abnehmen  Ich  wandte  mich  demnach  an  die  sattlose  und  sich  auf  keine 
weise  begnügen  wollende  ankömmlinge  und  befragte  sie,  ob  sie  niit  diesen  terrain 
zufrieden  wären;  die  mir  dann  zur  antwort  gaben,  dass  ihnen  der  grund  zu  aniegnn^' 
eiues  dorfes  sehr  wohl  gefiele,  weilen  sie  das  holz  zum  häusserbau  und  brennen  an 
der  haud  und  einen  schicksamen  terrain  zu  aiilegung  ihres  klosters  hätten,  es  müsste 
ihnen  aber  ein  solcher  geräumiger  hottar  excendiret  werden,  den  sie  in  3  calcatnren'; 
sogleich  ohne  mühe  und  doch  schicklch  abtheilen  könnten,  uehmUch  in  imasch,*)  heu- 
schlag imd  ackerfelder.  Wenn  ihnen  also  daorts  nichts  mehr  excendiret  werden  könnte, 
so  solle  annoch  einen  jeden  pater  familias  2'  faltschen  auf  der  Hoi*aitza  und  so  auch 
all  jenen,  die  noch  nachkommen  würden,  so  wie  sie  hoffuung  und  nacliricht  erhalten, 
dass  10  familien  ehest  nachkommen  würden,  zugetli»ilet  werden.  Da  sie  die  Versiche- 
rung von  Sr.  M.  erhalten,  dass  man  ihnen  genügsame  gründe,  soviel  sie  immer  ver- 
langten, zugeben  würde,  mithin  wollen  sie  sich  auch  auf  die  allerhöehste  Zusicherung 
beziehen  und  die  benöthigenden  gründe  verlangen.  Zudeme  glaubten  sie  auch  nicht, 
dass  sie,  solange  ihre  freijahre  dauerten,  schuldig  seien,  der  grundherrschaft  eine  gnuid- 
steuer  oder  abgebung  der  lOma  zu  entrichten.  Da  ich  ihnen  aber  nach  vielen  zureden 
den  irrigen  gedanken  benahm,  versprachen  sie  endlich  die  lOma  abfolgen  zu  lassen 
mid,  wenn  es  ja  absolute  sein  sollte,  auch  den  grundherm  etwas  zu  entrichten. 

So  wie  ich  wahrnahm  und  es  auch  nicht  anders  sein  kann,  so  wollen  sie  einen 
negots  mit  heu  machen,  welches  sie  auf  ihren  antheil  erzeigen  wollen,  und  die  kU- 
moutzer  L.,  deren  ihr  vom  kloster  excendirter  hottar  an  diese  Vamitza  oberhalb  an- 
stosset,  sagten  mir,  dass  derenselben  ihr  sinn  seie,  einen  grossen  theil  ven  der  Var- 
nitza  an  ihr  emchten  wollendes  kloster  abzutreten,  damit  dasselbe  alljährlich  etwas  we- 
nige eiukünfte  haben  möge.  Nun  wenn  auch  40  famiUen  allda  in  der  Vamitza  anvrach- 
sen  sollten,  so  haben  sie  immer  so  viel  grund,  wenn  sie  das  ohnehin  sehr  schüttere 
gebüsche  ausrotteten,  und  auch  ohne  eine  weitere  ausrottung  zu  machen,  könnten  sich 
selbe  fast  genugsam  nähren.  Für  dieses  Jahr  aber  ist  es  nöthig,  da«s  man  ihnen  acker- 
felder von  einer  anderen  seite  zutheile,  iuskünflige  jähr  hingegen  nach  beschehener 
beurbarung  sind  sie  es  nicht  mehr  bedürftig.  Der  herr  igumen  von  Puttna  hatte  ihnen 
auch  schon  die  Weisung  gegeben,  wo  sie  sich  etwas  ackern  können.  Finden  sie  nun  da 
auf  der  Horaitza  nicht  so  viel  ackerfelder,  als  für  sie  erforderlich  sind,  so  erhalten  sie 
schon  gegen  die  lOma  auf  denen  benachbaiten  hottard  Braintzy,*>  Bachrinesty  und  Kli- 
moutz  so  viel,  dass  sie  sich  ernähren  können.  Sie  haben  überhaupt  so  viele  Waldungen 
rings  um  sich,  wo  sie  die  schönsten  ausrottungen  machen  und  vollkommen  zufrieden 
sein  können.  Da  nun  durch  die  abnahm  dieses  denen  L.  zugetheilt  werden  sollenden 
grundes  keinen  von  denen  puttnaer  unterthaneu,  welche  ich  gänzlich  beruhiget,  ein  ab- 
bruch  geschiehet,  so  wäre  meine  ohnmassgebliche  meinimg,  dass  dem  kloster  Puttna 
der  auftrag  gemachet  würde,  damit  selbes  denen  L.  die  beschriebene  gründe  anweisete. 

Sigl.  Sucsava,  den  2Uten  Mai  1784.  Storr    Director. 

67.  Auszi^g  atis  dem  OeslionsprotokoU  der  Bukow.  Districtsadmini" 
stration.  1784.  Nr,  1425.  Czernowitz,  24.  Mai,  1784.  {Registratur  d  Buk 
Landesrey.) 

(Am)  24.  Mai  wird  das  consistorium  ersucht,  damit  das  kloster  Putna  angewiesen 
werde,  denen  bereits     auf  der  Varnitza    angesiedelten    L    das    anstossende,  denen  Ar- 


')  Abtheilungen,  Felder. 

>)  Imasch,  magyarisch  nyomäs,  gemeinschaftliche  Hutweide. 

*)  Baince 

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t)ie  Lippowaner  in  der  Bukowina. 


109 


meniem  zur  hutweide  überlassene  stück  erdreioh  eingeräumet  und  zur   benutzung  auf- 
gemessen werde. 

68.  Enzenberg  an  Hadik.  Czernowlk,  24.  Mai,  1184.  (Urschrift, 
Kriegsarchiv,  1184-5—32.) 

Mittelst  der  untenn  17ten  curr.  E.  E.  gehorsamst  unterlegten  meidung  habe  ich 
die  gnade  gehabt,  die  anzahl  deren  vom  schwarzen  meere  gekommenen  L.  nebst  dem 
von  selben  zu  ihrem  aufenthalte  gewählten  ort  anzuzeigen.  Weil  aber  die  sogenannte, 
dem  kloster  Putna  gehörige  Warnitza  zu  anlegung  eines  dorfes  und  dotirung  dieser 
ankömlingen  zu  klein  war,  ist  dem  suczawaer  directoriat  der  auftrag  gemacht  worden 
ohne  Verzug  hieher  snziizeigen,  auf  welchem  hottar  diese  Waraitza  liege  und  von  wel- 
chem hottar  die  angekommenen  L.  die  noch  erforderlichen  llO  faltschen  auf  der  Ho- 
raitza  verlangen.  In  dem  eingelangten,  in  originali  unterthänigst  nebengehenden  berichte 
des  erwähnten  suczawaer  directoriates  kömmt  nunmehr  vor,  dass  diese  unersättlichen 
Jj.  mit  hinlänglichen  gründen  versehen  seien,  wenn  sie  auch  auf  40  familien  daselbst 
anwachsen  sollten.  Was  mir  aber  am  meisten  in  diesem  berichte  auilält,  ist,  dass  diese 
ankömlinge  auf  klostererbauung  eine  absieht  hegen  sollen,  welches  dieselben  mit  den 
nöthigen  gründen  dotiren  wollen.  Wie  wenig  aber  Sr.  M.  allerhöchste  absieht  erreicht 
-würde,  wenn  diese  leute  einen  antrag  auf  Stiftung  der  klöster  hätten,  geruhen  E.  E. 
selbst  gnädigst  zu  beurtheilen,  nachdem  wieder  strecken  felder  zum  unterhalte  der 
Tnönchen  unbewohnt  belassen  werden  müssten,  und  ich  sehe  mich  im  voraus  um  die 
gnädige  verhaltungsbefehle  zn  bitten  veranl  isst,  ob  diesen  leuten,  im  lalle  sie  das  an- 
fauchen hierum  machen  würden,  die  anlegung  eines  klosters  gestattet  werden  soll. 

Gzemowitz,  den  24ten  Mai  178f. 

Enzenberg. 

69.  Enzenberg  an  Hadig.  Gzemowitz,  24,  Mai,  1184.  (Urschr,.,  eben- 
dort  118^— 5-32) 

Aus  einer  andern  unterm  heutigen  dato  an  E.  E.  erlassenden  meidung  werden 
hochdieselben  zu  entnehmen  geruhen,  dass  für  die  vom  schwarzen  meere  bereit*«  an- 
gekommene q  und  noch  ferners  etwa  ankommen  sollenden  L  -familien  das  ei-forderliche 
erdreich  ausgemessen  und  denenselben  bereits  eingeräumt  worden  ist,  sowie  ich  dem 
suczavaer  directoriate  eben  auch  ein  Verzeichnis  der  vorräthigen  wirthschaftsrequisiten 
zugesendet  habe,  damit  diese  familien  auf  erstes  begehren  die  nöthigen  geräthschaften 
von  hier  aas  erhalten  können. 

Die  von  zeit  zu  zeit  aus  der  Moldau  k*  mmende  L  lassen  sich  alle  bei  ihren 
religions verwandten  in  Klimoutz  oder  Mittok  nieder,  ohne  dass  selbe  den  mindesten 
Vorschub  von  hier  aus  verlangen.  E.  E.  ist  bereits  unterm  iTten  cuit.  gehorsamst  an- 
gezeigt worden,  was  es  mit  der  ferneren  ansiedlung  deren  L  -familien  für  eine  beschaflenheit 
habe,  und  ich  kann  nicht  umhin,  E.  E.  einen  vom  suczawaer  directoriat  mir  einbe  förderten 
bericht  hier  beizuschlüssen,  woraus  E.  E.  zu  entnehmen  geruhen  werden,  dass  hierlandes 
keine  ödegründe  vorhanden  sind,  auf  welchen  man  ganze  dorfschaften  ansiedeln  könnte. 
Und  da  die  v.  b.  ö.  HK.  nur  kammeralgüter  zur  ansiedlung  deren  teutschen  kollonist-en 
geeignet  findet,  so  wäre  dieser  buccowiner  D.,  in  welchen  sich  ausser  dem  ohnlängst 
erkauft  wordenen  sehr  bevölkerten  dorie  Sutschka  und  dem  moldauisch-kimpolunger 
gebirge  keine  kammergüter  befinden,  nie  imstande  teutsche  kolonisten  anzunehmen 
und  angesonnenermassen  unterzubringen. 

Ich  habe  in  allen  meinen  handlungen  keine  andere  absiebten  als  den  dienst  zu 
befördern  und  Sr.  M.,  dann  deren  hohen  stellen  absiebten  in  voUzug  zu  bringen.  Nie 
soll  mir  der  gedanke  einfallen,  dass  ich  einer  gemeinnützlichen  ab^^icht  mich  wieder- 
setzen werde;  aber  man  wird  mir  auch  vergeben,  wann  ich  Vorstellungen  oder  vor- 
.schläge  mache,    die    entweder    aut  die    hiesige  localumstUnde  gar  nicht  anpassen  oderj 

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ito 


i»olek: 


aber,  welches  ebensoviel  ist,  mit  unzähligen  Schwierigkeiten  in  der  ausübung  ver- 
bunden sind  Sr.  M.  wesentliche  absieht  ist  die  ei-weiterung  dor  bevölkerung,  und  die  mind^ 
kostsplitterische  bevölkerung  därfte  der  ah.  absieht  auch  am  besten  entsprechen ;  in- 
dessen werde  ich  nicht  säumen  eine  anzahl  teutsche  ansiedier  hier  unfensabringen 
wenn  es  an  solchen  gründen,  worauf  ganze  dörfer  angesiedelt  werden  könnten,  nicht 
gebräche.  Wenn  E.  E.  einiges  misstrauen  in  meine  Vorstellungen  setzen  sollten,  so  geru- 
hen E.  E.  den  henn  obersten  v.  Metzger  oder  die  ganze  commission,  deren  sämroent- 
linhe  individuen  noch  im  lande  sind,  welche  alle  dorfs-  und  moschienhottar  ahges;rm2X 
hat,  folü;lich  alle  gründe  genauer  als  die  administrarion  kennen  muss,')  zu  befragen:  umi 
im  falle  mir  eine  gegend  zur  anlegung  eines  dorfes  bekannt  gemacht  wird,  vende  iVi 
nicht  nur  sogleich  häusser  erbauen  und  toutsche  ansiedler  kommen  lassen,  somipm 
auch  selben  die  nöthigen  requi'^iten  mittheileii  und  allen  menschenmüglicben  vorsrhu/ 
leisten.  Denen  districtsdirectoren  muss  doch  ilir  bezirk,  welchen  sie  immer  bereiten  uii' 
sonderheislich  im  fruhjahr  wegen  denen  gi'iindstrittigkeiton  der  imteHlianon  «ifters  I».- 
suchen  müssen,  am  besten  bekannt  sein,  und  ich  muss  ihren  bei-icliten  umso  lutlir 
glauben  beimessen,  als  denenselben  die  ah.  absieht  wegen  be^nstii^-  und  orweiterum' 
der  bevölkeinmg  fast  mit  jedem  posttage  eingepräget  wird. 

Gleich  nach  einlangung  des  verzeichnüsses  deren  im  monat  Mai  angekommenen 
ansiedier  aus  der  jenseitigen  Moldau  und  türkischen  Raya  werde  ich  E.  E.  ein  toidle 
zu  unterlegen  die  gnade  haben;  allein  da  sich  viele  auf  Schleichwegen  instand  begeben 
und  eine  Zeitlang  mit  ihren  anven^'andten,  ohne  sich  bei  denen  diiectoriaten  zu  me'den, 
eine  gemeinschaftliche  wirthschafb  machen,  kann  man  nicht  gleich  mit  ende  jedes 
monats  abschliessen,  so  wie  die  cordonsrapport.^  nicht  mit  ende  des  mouats,  son- 
dern ^ederzeit  später  einbefördert,  werden  könnt  ein. 

CzeiTiowitz,  den  ?.Aen  Mai  1784. 

Enzenberg.  (J M. 

70,  Director  Storr  an  d.  Bukotv  Landesadministralion.  Suczatva,  27. 
Mai,  17 84.  (Abseht ,  ebendort,) 

Die  vom  schwarzen  meere  angekommene  L.  sind,  ohngeachtet  man  ihnen  so 
viel  teiTain,  als  man  vermuthet,  dass  sie  immer  brauchen  können,  gegeben,  dennoch 
nicht  zufrieden  und  weiten  über  die  Warnicza  und  die  ihnen  von  dem  kloster  Pntnia 
zugetheilte  110  faltschen  auch  noch  ein  grosses  stück  von  der  Horaitza  haben  Es  \M 
ihnen  überhaupt  die  ^anze  gegend  jetzo  nicht  so  anständig,  als  wie  sie  vorbero  sagten: 
sie  verlangen  nun  einen  ort,  wo  sie  übertiüssig  wald,  acker  und  wiessfelder  rings  um 
sich  haben  können. 

Es  wäre  eben  jezt  der  deputirte  Nikiftor  bei  mir  und  sagte,  dass  der  AUexaüdrn 
mit  9  familien  bereits  von  der  Wamitza  weg  und  nach  Hliboka  im  serether  ockoll,  um 
sich  allda  niederzulassen,  gegangen  scie.  Auf  diesen  hottar  ist  so  viel  grund,  dass  sieb, 
wie  schon  unterm  13.  dieses  berichtet  worden,  füglich  250  familien  darauf  nähren 
können,  und  da  das  dorf  Hliboka  nur  aus  80  familien  bestehet  und  dieser  hottar  sehr 
gross  ist,  so  könnten  sich  auch  diese  L,  füglich  allda  niederlassen;  denn  hier  in  dieser 
ganzen  gegend  Ist  kein  so  ein  ort,  als  sie  ihn  verlnngen,  den  man  ihnen  geben  könnte. 
Da  ich  nun  diese  leuthe  zu  befriedigen  gar  keinen  ausweg  mehr  weiss  und  meine 
geschäfte  jetzo  sehr  häufig  sind,  so  sehe    ich    mich     gezwungen,    eine    wl.  LA.  unter- 


*)  Zur  Untersuchung  und  Feststellung  der  Bukowiner  <Truudbesitzverhältni<'*t 
wurde  im  Herbste  des  Jahres  1781  unter  dem  Vorsitze  des  Obersten  v.  Metzger  eine 
Commission  eingesetzt,  die  während  der  Jahre  1782  1784  itire  Arbeit  vollendete  unU 
in  175  Protokollen  die  unter  der  Benennug  der  „Metzgerischen  Abgrenznngsacten*'  be- 
kannte Grundlage  der  im  Jahre  1792  errichteten  Bukowiner  Landtafel  schuf  (Polek, 
die  Bukowina  zu  anfang  des  Jahres  1783.  Czeniowitz  1894.  S.  3.) 


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l)ie  Lippovvaner  in  der  Bukowina.  **•*• 

tliänigst  zu  bitten,  damit  hochselbe  jemanden  beordern  möchte,  diese  denen  L  zage- 
rlieilte  gegend  in  augenschein  zu  nehmen  und  ihnen  ihren  ganzen  terrain  abzastecken, 
^veil,  ohngeachtet  ich  schon  zweimahl  daselbst  wäre  und  ihnen  ihre  grundstücke  an- 
gewiesen imd  selbe  auch  beidemahle  damit  zufrieden  zu  sein  schienen,  doch  allemahl 
wieder  um-  und  anstände  sich  hervorthun,  die  eine  gänzliche    befriedigung  erforderen. 

Sigl.  Suczawa,  den  27ten  Mai  1784. 

S  t  o  r  r.  Direct. 

11,  Enzcnberg  an  Hadik.  Gzernowilz,  2,  Juniy  1781  {Abschriß, 
ebendort.) 

Heute  kämmen  die  zvveen  L.  Alexander  und  Simeon  Alexiowictz  und  sagten,  dass, 
nachdem  das  praedium  Waniitza  derineiiselben  zu  klein  und  überhaupt  zu  ihrer  wirth- 
.Schaft  nicht  angemessen  sei,  2<)  familien  sich  auf  den  hottar  des  dorfes  Hliboka  nie- 
derliessen  woselbst  nicht  nur  hinlängliches  erdreich  für  100  familien  voi*findig  sei, 
sondern  sie  auch  einen  mündlichen  kontrackt  mit  dem  gnmdherm  Thadeus  Turkul 
bereits  auf  die  weise  angeschlossen  haben,  dass  er  einem  jeden  haussvater  5  faltschen 
wiesen  und  so  viel  ackei*  zum  anbau  überlassen  wolle,  als  sie. nur  immer  anbauen 
mögen,  wohingegen  jeder  haussvater  demselben  jährlich  5  fl.  30  kr.  an  grundzinns  für 
alles  und  alles  entrichten  solle,  womit  sie  L.  sehr  wohl  zufrieden  seien  und  ihnen 
überhaupt  der  platz  gefalle  Der  Simeon  Alexiewictz  hingegen  äusserte  sich,  dass  er, 
nachdem  er  vom  feldbau  nichts  verstehe,  ins  Banat  abgehen  wolle,  um  sich  mit  der 
fischerei  zu  ernähren,  und  wenn  ihm  dir  erlaubnüss  von  der  A.  ertheilet  werden  sollte, 
\\ürde  er  noch  mehrere  ledige  L.,  welche  keine  familien  ausmachen,  mit  sich  dahin 
nehmen.  Ich  ervviederte  demselben  nicht  nur,  dass  ihm  die  erlaubnüss  erlheilt  werden 
würde,  sondern  dass  schon  im  Bannat  die  Vorsehung  ihrer  Unterkunft  wegen  getrofien 
seie,  und  dass  ihnen  auch  daselbst  alle  mögliche  Unterstützung  sowie  hierzulande  ange- 
diehen werden  würde.  Da  nun  er,  Alexander  Alexiewicz.  zu  HUboka  zu  verbleiben  ge- 
sonnen ist,  so  bath  er  mich  um  einen  vorschuss  von  80  rubeln,  um  sich  das  nöthige 
vieh,  wirthschaftseinrichtung  ete.  anschaffen  zu  können.  Ich  gab  demnach  diesen  bee- 
den  L.  zu»*  ar.twort,  dass  ich  künftigen  Sonnabend  selbst,  ohngeachtet  ich  erst  gestern 
nachts  von  denen  ort«<chaften,  woselbst  die  publikation  deren  grundeiutheilung  und  ge- 
ometrischen aufnahm  veranlasst  und  denen  Icuthen  ein  und  anderes  wohl  begreiflich 
gemacht  habe,  zurückgekommen  bin,  nach  HUboka  abgehen,  ihren  \\irthschaft  ansehen 
und  ihm  Alexiovictz  den  anverlangten  vorschuss  machen  werde. 

finädigster  herri  Die  wiederholten  befehle  bestehen,  dass  denen  L  alle  assistenz 
und  Vorschub  geleistet  werden  soll,  allein  in  keinem  befehle  lautot  es  austri'icklich, 
dass  denenselben  geldvoi-schüsse  zu  ihrer  wirthschaft  gemacht  werden  sollen.  Ich  sehe 
vor,  da.ss  die  hier  bleiben  wollenden  sowohl  als  die  ins  Bannat  sich  übersiedeln  wol- 
lenden geldvorschüsse  zu  bestreitung  der  reise  anverlangen  werden,  und  E.  E  werden 
mich  nicht  verdenken,  wenn  ich  um  einen  austrücklichen  befehl  bitte,  dass  denenselben 
geldvorschüsse  gemacht  werden  können.  Ich  habe  leider  erfahren,  iass  ich  einige  be- 
fehle und  Verordnungen  nicht  recht  eingenommen  habe,  wodurch  man  mich  noch  zur 
Verantwortung  ziehen  wollte,  und  mit  gelder  ist  die  sache  noch  häcklicher,  nachdem 
man  noch  am  ende  zum  v  urückei*sat^  zum  nachstand  meiner  zahlreichen  familie  ver- 
fallen könnte.  Ich  bitte  demnach  E.  E.  unterlhänigst,  mir  den  aastrücklichen  befehl 
zu  ertheilen,  dass  ich  sowohl  denen  hier  verbleibenden  zu  ihrer  nothdurft  und  so  auch 
denen  ins  Bannat  abgehen  wollenden  zu  bezahlung  der  Vorspann  und  ihrem  lebensun- 
terhalt  geld  Vorschüssen  därfe,  wornach  ich  selben  jedesmahl  gegen  schein  ein  ihren 
umstunden  angemessenes  «(uantum  hinausreichen  werde. 

Czemowitz,  2    Juni  17*^4. 


C^gLlcPb?Ö<[>ÖgIe 


72.  Vortrag  desHofkriegsralhspräsidenten  Grafen  von  Hadik.  Wien,  2. 
Juni,  1784,  (Urschr,,  Kriegsarchiv.  1784—5—29.) 

Nach  dem  in  original!  anverwahrten  hericht  des  O.  Enzenberg  spricht  zwar  der- 
selbe ftir  die  herüberknnft  deren  vom  schwarzen  meer  erwartet  werdenden  annenis^h^ 
[IJ  gemeinden  alle  hofnung  ab  und  schiebt  die  nrsach  hievon  auf  den  umfirtand,  dA>^ 
viele  von  denen  L.-famillen  sich  in  die  Buccowina  übersiedlen;  da  aber  nicht  einmal 
von  demselben  angeführet  wird,  ob  nicht  etwa  der  in  der  Buccowina  eingetrofiene  ign- 
men  dieser  gemeinden  zum  werkzeüg  zu  gebrauchen  sein  könnte^  um  die  van 
ihnen  der  L.  halber  geschöpfte  irrige  begriffe  aus  dem  weeg  zu  räumen,  ausser 
demeauch,  wie  es  dem  G.  Enzenberg  voriges  jähr  und  heüer  bereits  zu  ^eder- 
holtenmalen  bedeutet  und  zwischen  ihm  und  der  slavomsch-banatischen  CA.  da^ 
einvernehmen  schon  vor  geraumer  zeit  eingeleitet  worden  ist,  die  iamiUen  vom 
schwarzen  meer  im  Banat  aut  cameralischen  grund  und  boden  untergebracht  ^venien 
können,  wann  sie  in  der  Buccowina  zu  verbleiben  anstand  hätten :  so  wird  unter 
einstens  dem  Cr.  Enzenberg  mitt-elst  des  besagten  igumen  aller  mögliche  versuch  für 
die  herüberbringung  dieser  famillan  in  die  Buccowina  oder  in  das  Bannat,  mithin  auch 
die  einstweilige  beibehaltung  des  von  denen  hier  gewesten  deputirten  als  dollmetscL 
gebrauchten  Kovacs  mit  der  ätzung  von  täglichen  30  kr.  mitgegeben  und  anbei  noch 
mittelst  der  weitem  anläge  die  in  den  obberührten  6.  Enzenbergischen  hericht  mit- 
einscblagende  letzthinnige  anzeige,  wo  er  von  der  eitersucht  der  vom  schwarzen  meer 
und  aus  der  Moldau  herübersiedlenden  L.  erwehnung  gemacht  hat^  imd  worüber 
derselbe,  soviel  das  betragen  gegen  die  JL  und  die  famillen  vom  schwarzen  meer 
betrift,  sogleich  auf  den  hierwegen  erflossenen  ah.  hefehl  erneuert,  ver^nesen  worden 
ist,  E.  Mt.  einwebt  unterleget. 

Wie  die  dermalige  anzeige  des  G.  Enzenberg  weiter  lautet,  scheint  zwar  die 
ansiedlung  moldauischer  unterthanen  guten  fortgang  zu  nehmen,  es  kann  aber  hier- 
über von  darum  E.  Alt.  nichts  verlässliohes  vorgeleget  werden,  weil  bishero  imerachtei 
deren  schon  eine  >?eraumore  zeit  her  betrieben  werdenden  eingaben  über  das  ein-  und 
auswandern  der  unterthanen  keine  noch  eingelangct  ist  imd  G.  Enzenberg,  nachdem 
die  Verrichtungen  der  DA.  nun  bereit,«?  angefangen  haben,  solche  künftig  von  monat 
zu  moiiot  einzuschicken  erst  vor  kurzem  versicheret  hat. 

Uro  diejenige  deutsche  ausiedler,  welche  nach  äussening  der  vereinigten  HK.  iß 
Galizien  entbehrlich  sind  und  nach  dem  der  kanzlei  zugekommenen  ah.  befelil  lür  die 
Buccowina  überlassen  werden  wollen,  von  dort  wegzuhalten,  führt  G.  Enzenberg  mehr- 
malen seine  schon  in  der  obangezohenen  Vorstellung  wegen  der  L.  und  der  gemeinden 
vom  schwarzen  meer  angebrachte  anzeige  an,  dass  in  der  Buccowina-D.  zur  ansiedlum; 
ganzer  dörfer  keine  gründe  vorhanden  sind,  in  welcher  seiner  äusserung  aber  von  dii- 
lum  ein  missverstand  oder  Verstoss  liegen  muss,  weil  nebst  derae,  dass  er  selbst  von 
der  möglichkeit  und  von  der  no'.hwendigkeit  der  beförderung  des  buccowiner  popu- 
lationsstandes  öfters  schon  die  spräche  geführet  hat,  und  E.  Mt.  mittelst  des  aa< 
Czemowitz  eingelangten  ah.  befehls  die  population  des  landes  der  giösse  des  bodeu^ 
nicht  angemessen  erkläret,  dahero  die  Vermehrung  desselben  wiederholt  anbefohleu 
haben,  drei  in  denen  weiteren  anlagen  enthaltene  ganz  frische  berichte  des  G.  Cuzeu- 
berg  vom  I9ten  und  l'iten  October  1783  und  vom  2ten  April  1784  vorhanden  sind,  iu 
denen  es  an  denen  umgebogenen  stellen  ganz  ausdrücklich  vorkommet,  dass  anf  der 
von  E.  Mt.  zum  theile  berittenen  und  unbewohnt  gefundenen  Horaitza  6  bis  7  dort  er 
errichtet  werden  können  und  noch  mehrere  lOOO  famillen  in  der  Buccowina  anzusiedlen 
thunhch  ist,  bei  welcher  beschaff enheit  auch  bereits  der  G.  Enzenberg  den  in  diesen 
seinen  anzeigen  liegenden  Widerspruch  zu  vernehmen  bekommen  nnd  anbei  noch  auf 
die  seit  dem  jähr  1781  erneuert  ergangene  belehi-ungen,  wie  mit  einem  anzuhoflendeu 
nutzbaren  eilolg  die  ansiedlundsanstalten  nach  der  Verschiedenheit  des  nahrungsbetrieb^ 
und  des  industriellverdienstes  der  kolonisten  nebst  denen  Vorbereitungen  für  den  Häa- 
^e^bau,  den  für  die  ansiedier  nöthigen  fundus  instmctus   etc.    zu  treffen   sein  soll,  und 

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Die  Lippowaner  in  der  Bukowina. 


11.^ 


Auf  die  erst  letzthin  herabgelangte  ah.  resolution  die  mehrmalige  anweisuug  erhalten 
hat,  dass  er  sich  darüber  verantworlUch  machen  würde,  wann  es  denen  ansiodlem  ir- 
l^endswo  an  denen  erfordemüssen  gebrechte. 

Soweit  üs  übrigens  um  die  in  denen  obangeschlossenen  G.  Kuzenbergischen  drei 
letzten  rapporten  aufgeführte  übrige  gegenstände  sich  handlet,  hierüber  ist  die  denen 
amstünden  und  E.  Mt.  gesinnung  angemessene  erledigung  gleich  nach  ihrer  einlangung 
ergangen. 

Wien,  den  ?ten  Juni  1784. 

A.  G.  V.  H  a  d  i  k. 

Allerbdchste  Resolitior:  Da  die  herübersiedlung  der  L.  lediglich  durch  die  in  der 
Moldau  ergangenen  verbothe  gehindert  ist,  so  kann  in  ansehung  derselben  nicht«  an- 
ders geschehen,  als  geduldig  abzuwarten,  ob  einige  tamilien  kommen  werden  oder 
nicht.  Und  kann  also  auch  der  Kovacs,  falls  sich  nicht  etwa  bis  ende  AugiLst  etwas 
günstigeres  ereignet,  alsdann  entlassen  werden.  In  ansehung  der  ansiedlung  scheinet 
der  vermeintliche  Verstoss  oder  missverstand  des  G.  Enzenberg  darinn  zu  bestehen, 
dass  der  HKU,  unter  die  möglichkeit  zur  ansiedlung  die  ganze  Buccowina  begreift, 
Enzenberg  aber  in  seinen  berichten  immer  blos  von  den  klostergüteni,  unter  welchen 
die  Hovlitzu  [!]  begriffen  ist,  redet.  Da  aber  diese  guter  noch  nicht  in  die  administration 
gezogen  worden  sind,  so  wird  sich  der  HKR.  die  Vollziehung  Meiner  diessfalls  erlas- 
Henen  resolution  angelegen  halten,  damit  einmal  dieses  geschält  ein  ende  nehme  und 
dem  Enzenberg  dieser  stein  des  anstosses  aus  dem  wege  geräumet  werde.  Oberhaupt 
aber  ist  zur  vollständigen  disposition  in  derlei  gegenständen  die  kenntniss  des  localis 
ein  wesentliches  requisitum.  Die  charte  allein  macht  die  sache  nicht  aus,  sie  dient  nur 
zur  ürientirung  in  absieht  auf  einlaufende  berichte.  Derjenige,  der  in  loco  ist,  muss 
aber  allerdings  die  beschaff enheit  der  details  und  wie  diese  oder  jene  anordnungen 
darauf  passen,  am  besten  einsehen,  weil  alles,  was  hier  geschieht,  nichts  anders  als 
blose  theorie  ist  und  sein  kann. 

Joseph  m.  p. 

78.  Enzenberg  an  d.  galiz.  Qeneralcommando.  Gzernowüz,  3.  Juni 
1784,  (Urschr,^  Registr,  d.  Bukow.  k.  k.  Landesreg.) 

Nachdem  alle  seiner  des  heri-nPM.undHKR.-präsidentensgrafens  v.  Hadik  excellenz 
einen  bezug  auf  die  ansiedlung  deren  vom  schwarzen  meere  zum  theil  angekommenen, 
zum  theil  annoch  erwartet  werdenden  L  -familien  unterlegte  berichte  einem  h.  GC. 
sub  volanti  angeschlossen  worden  sind,  so  stand  man  hierorts  in  der  sichern  ver- 
muthung,  ein  h.  GC.  wurde  ein  volles  känntniss  davon  haben,  wie  weit  es  mit  dieser 
ansiedlung  bis  dahin  gekommen  ist,  und  was  man  wegen  Unterbringung  derselben  für 
anstalten  getroffen  hat.  Indessen  will  man  einem  h.  GC.  dasjenige  gehorsamst  hier 
beilegen,  was  einen  wesentlichen  bezug  auf  dieses  geschäft  hat,  und  man  wird  fürohin 
nicht  entstehen,  all  jenes  getreu  zu  unterlegen,  was  dieser  ansiedlung  wegen  veranlasst 
werden  wird. 

Mittelst  dem  hiemebengehenden  abschriitlichen  bericht  hat  das  suczawaer  di- 
rectoriatamt  die  anzeige  erstattet,  wieviele  L.-familien  bis  dahin  vom  schvvai-zen  meere 
angekommen  und  wo  selbe  untergebracht  worden  seien. 

Man  entstund  keineswegs,  dem  hiesigen  consistorio  den  auftrag  zu  machen  und 
sehr  freundschaftlich  zu  ersuchen,  das  denen  L.  nöthige  und  vom  directoriate  denen- 
selben  bereits  ausgezeichnete  erdreich  ausstecken  und  zutheilen  zu  wollen  Allein  wie- 
der alles  vermuthen  lief  unterm  2üten  nup.  der  hier  in  abschrift  beigehende  bericht 
von  eben  diesem  directoriate  ein,  wienach  ein  theil  dieser  L.-familien  sich  von  der 
sogenannten  Vamitza  hinweg  und  nach  Hliboka  begeben  habe,  woselbst  sie  ihren 
Wohnsitz  aufschlagen  wollen,  und  als  ich  den  2ten  curr.  vom  lande  zurückkäme,  fände 
ich  den  deputirten  Alexievich  mit  einem  andern,  namens  Simeon,  wovon  ersterer  vor- 
gaby  dass  sie  sämtliche  L.  in  Hliboka  zu  verbleiben  gesiunet  seien  ung.i]^i|  dem  grun^^Jg 


11  i  t>olek: 

herm  Thadeus  Turkul  bereits  einen  contrakt  der  g^ndherrlichen  abgaben  halber  ac- 
gestossen  haben;  letzterer  aber  erkundigte  sich,  ob  ihm  und  noch  mehreren  die 
erlaubniss  ertheilt  würde,  wenn  sie  sich  ins  Bannat  verfüo^n  wollen.  Was  ich  denea 
selben  geantwortet  und  seiner  des  herm  FM  und  HKR.-präsidentes  grafen  v.  Hadil^ 
excelleuz  sogleich  hierwegen  unterlegt  habe,  zeiget  die  anderweite  beilage. 

Ob  ich  bei  diesen  durcheinander  kreutzenden  begebenheiten  nicht  in  Verlegenheit 
gesezt  werden  müsse,  überlasse  ich  der  erlauchten  einsieht  eines  GC.  mit  der  ganz 
kui-z  hier  beigeruckten  bemerk. mg.  Da  bereits  ebensoviele  Verordnungen  und  drohende 
befehle  wegen  beförderung  der  aerarialischen  gestatten  als  wegen  der  ansiedlung  deren  L. 
bestehen,  so  gäbe  ich  denen  directoriaten  den  befehl,  mit  jenen  von  herm  O W.  Cavallar 
ernannt  werdenden  oificiers  herumzugehen  und  denenselben  jene  gründe  auszuzeichnen, 
welche  die  Ortschaften  ohne  ciuschränkuug  ihres  nahrungzweiges  entbehren  könnten, 
womach  herr  oberstwachtmeister  mit  denen  grundherm  kontrakte  anschlüssen  und  die 
gründe  in  pachtung  nehmen  könnte.  Unter  diese  fürs  RC.  nöthige  gründe  fiel  nun  auch 
der  antheil  von  Hliboka,  wie  es  der  beigerackte  bericht  zeiget,  und  man  verständigte 
den  gedachten  herm  OW.  alsogleich  hievon,  um  mit  dem  grundhcim  richtigkeit  za 
machen.  Nun  setzen  sich  die  L.  auf  eben  diesen  hlibokaer  hottar,  tmd  sonder  zweifei  wird 
die  klage  von  seile  des  RC.  binnen  wenig  tagen  hier  in  Vorschein  kommen,  dass  man 
dieses  geschäft  nicht  behörigermassen  unterstütze,  auch  wird,  insofeme  herr  OW. 
(Javallar  einen  contract  mit  dem  hlibokaer  grundherm  angestossen  hat,  wieder  ein 
prozess  entstehen,  nachdem  ansiedlung  tmd  gestütte  halten  auf  einen  hottar  mit- 
einander unvereinbarlich  und  doch  beide  von  ah.  orten  nachdrückHchst  anempfohlen 
sind.  Ich  werde  aber  suchen,  d  iss  das  RC.  zu  Petroutz  untergebracht  werde  and  so 
möglich  beede  auslangen  können. 

Man  hat  und  wird  insolange  rechnung  ohne  wirth  machen,  welches  mir  selbst 
wiederfahren  ist,  bis  man  einst  die  grosse  des  erdbodens  weis  und  selbe  mit  der  be- 
stehenden bevölkenmg  ins  verhältniss  setzen  kann.  Damals  wird  es  leicht  sein  leute 
unterzubringen,  aber  neue  dortschaften  anzulegen,  wird  wohl  immer  ein  wünsch  bleiben, 
weil  man  durch  die  oberst  metzgerische  abgrenzuugskommission  bereits  verlassliche 
auskünften  wegen  der  unthunlichkeit  eingeholt  hat.  Um  aber  in  der  sache  mehr  ge- 
gründet vorgehen  und  urtheilen  zu  können,  gedenkete  heute  selbst  dahin  zu  gehen: 
da  aber  das  zalescziker  kreisamt  sich  geäussert,  die  Untersuchung  mit  der  A.  wegen 
den  holzmangel  in  denen  bucowincr  Waldungen  zu  machen  und  der  herr  kreishauptmann 
den  6ten  hujus  selbst  anhero  kommet,  so  gedenke  zuverlässlich  den  9ten  dieses  nicht 
nur  allein  zu  allen  L.  zu  gehen,  die  sich  um  Suczawa  herum  gelassen  haben,  sondern 
auch  die  neue  communicationsstrassen  und  die  gränzen  wegen  zerschieden  vorge- 
kommenen auswanderung  zu  bereiten. 

Czemowitz,  den  3ten  Juni  1784. 

Enzenbergy  GM. 

74.  Hadik  an  Enzenberg.   Wien,  5.  Juni  1784.  {Enttv.,  Kriegsarchiv. 

1784—5-29,) 

Se.  M.  haben  aus  Anlass  desjenigen,  was  Euer  .  .  .  mir  zugekommenes  schreiben 
vom  nten  vorigen  monats  wegen  der  ansidlung  in  der  BuccoA^ina  in  sich  enthaltet 
und  8r.  M.  unterleget  worden  ist,  zu  vernehmen  gegeben,  dass,  da  die  herübersidlung 
der  L.  lediglich  durch  die  in  der  Moldau  ergangene  verbothe  gehindert  ist,  in  ansehung 
derselben  nichts  anderes  geschehen  kan,  als  abzuwarten,  ob  einige  famillen  kommen 
werden  oder  nicht,  und  könne  also  auch  der  dollmetsch  Kovacs.  falls  sich  nicht  etwa 
bis  ende  Augusti  etwas  günstigeres  ereignet,  alsdann  entlassen  werden.  Soviel  hier- 
näohstdie  buccowiner  ansidlung  überhaupt  betrift,  haben  Se.  M.  unter  einstens  sich 
weiters  geäussert,  dass  die  nach  denen  eingelangten  anzeigen  dem  geschäft  im  weeg 
stehende  hindemussen  bloss  von  daher  zu  rühren  scheinen,  dass  die  dortige  kloster- 
^üter  noch  nicht  in  die  administration   gezohen    worden  sind,    deren    baldiger  vollzog 

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Die  Lippowaner  in  der  Bukpwina.  *^^ 

Von  Sr.  M.  erneuert  gegenwärtig  gehalten  worden  ist,  wornach  Euer  .  .  .  die  übernahm 
der  bemelten  guter  in  die  administration,  wann  sie  nicht  etwa  mittlerweil  erfolgt  wäre, 
nach  der  bereits  widerholt  erhaltenen  anleitung  alsogleich  in  erfullung  zu  bringen, 
mithin  auch  die  auf  diesen  gutem  nöthige  oekonomen,  worüber  Se.  M.  den  bereits  vor 
einigen  woohen  begehrten  Vorschlag  gewärtigen  und  wozu  nicht  allein  Euer  .  .  . 
einige  individuen  von  dem  commandirenden  herm  G.  in  Galizien  zugeschicket  worden 
sind,  sondern  auch  Euer  .  .  .  selbst  nach  denen  eingelofieneu  berichten  derlei  subjecten 
aus  Siebonbürgen,  sonderheitlich  einen  von  Bistricz  herbeizubringen  versicheret  haben, 
ehestens  dem  HKR  namhaft  zu  machen,  indessen  aber  ohneweiteis  die  güteradmini- 
stration  anzufaügen  und  dawieder  gar  keine  Vorstellung  mehr  anzubringen  haben. 

Hierin  bestehet  Sr.  M.  des  ein-  und  anderen  halber  erklärte  wiUensmeinung,  die 
ich  Euer  ...  zu  dero  gehörigen  und  ohn fehlbaren  nachachtung  im  absehen  auf  die 
genaueste  befolgung  eröihie. 

75.  Hadik  an  Enzeriberg,  Wien,  9.  Juni  1784,  {Entw.,  ebendort. 
1784—5—32.) 

Die  in  diesseitigen  landen   erwartet  werdende  gemeinden    vom    schwarzen  meer 
haben  von  Sr.  M.  die  zusage   in  banden,    dass,    weim  sie  sich   nach   ihrer   eintreffung 
und  »«'Sshaftmachung  an  ihren  künftigen  Wohnorten   in    diesseitigen   landen  gleichwie 
die  übrige  unterthanen  getreu  betragen  werden,  ihnen  das  vollkommen  freie  religions- 
exercitium  nebst  ihren   geistlichen  gestattet  werden  wird,  sie  und  ihre  kinder  von  der 
zeit  ihrer  ansidlung  20  jähre  lang  von  aller  contribution   und  Steuer    völlig  frei,  anbei 
vom  militärstand  exempt  sein  und  nach  dem  verlaut  von  20  jähren  nie    mehr  als  nach 
maass  ihrer  Vermögensumständen  bezahlen  und  wie  andere  mit  ihnen  in  gleicher  laa^ 
befindliche  kaiserliche  unterthanen  werden  behandlet  werden.  Wie  diese  ah.  bewilligung 
mit  dem  weitem  umstand  der  buccowiner  DA.  unterm  6ten  und  ICten  October  vorigen 
Jahrs  ausdrücklich  bekannt  gemacht  worden  ist,    daae  diese    leute  auf  keinen  anderen 
als  unmittelbaren  kameralherrschaften  anzusiedlen  sind,    die   keinem   privatgrundherm 
unterstehen,  so  mag  die  administration  bei  gegeneinanderhaltung  dieser  zwei  befehlen 
und  der  beeden    anzeigen  vom  24ten   elapsi  sich  von  selbst  bescheiden,    ob    sie  ihret- 
wegen nach  der  ah.  gesinnung  fürgehet,  und  wie  sie  also  ihren  betrag  und  Vorgang  zu 
ändern  haben  muss;  worüber,  um  auf  alle  mögliche    art   der  A.  von  hier    aus    an    die 
band  zu  gehen,  derselben  folgende  anleitung  zu  ertheilen  befunden  wird 

Yörderist  wird  nach  Sr.  M.  zu  vernehmen  gegebenen  ernstlichen  gesinnung  die 
übernahm  sammentlicher  geistUcher  guter  in  die  administration  ohnzweifelbar  vorsieh- 
gegangen  sein  ;  es  hat  dahero  nicht  das  kloster  Butna,  sondern  das  conäistorium  und 
eigentlich  die  DA.  den  terrain  anzuweisen,  wo  zu  dieser  leuten  ihrer  Unterkunft  das 
dorf  herzustellen  sein  soll,  weil  sonst  natürlicherweise  bei  ihnen  der  eindruk  und 
argwöhn  gewürket  werden  könnte,  als  ob  sie  gegen  Sr.  M.  gesinnung  einem  particular- 
grundherm  zu  unterstehen  hätten,  wobei  zur  Vorbeugung  unrechter  begriffen  über  die 
oonsistorialverhandlungen  der  DA.  zur  riohtschnur  noch  mitbemerket  wird,  dass,  sooft 
über  eine  derlei  Verhandlung  eine  Verfügung  nöthig  ist,  welche  nicht  in  das  dogma 
oder  mere  spirituale  einschlägt,  eine  jede  solche  Verfügung  nicht  durch  das  cousi- 
storium,  sondern  durch  die  A.  zu  ergehen  hat. 

Das  denen  gemeinden  der  für  sie  nöthigen  terrains  halber  gemachte  versprechen 
schliesst  die  Vorsehung  in  sich  ein,  dass  sie  mit  denen  übrigen  unterthanen  hierinnfalls 
in  die  nemliche  cathegorie  kommen  werden  ;  es  ist  dahero  ihre  einführung  in  das 
eigenthum  der  gründen  Überhaupts  nach  dem  in  ansehung  der  übrigen  buccowiner 
unterthanen  angenommene  massstaab  und  denen  mitangeführten  übrigen  directivregeln 
zu  veranlassen,  mithin  nicht  zu  gestatten,  dass  hierunter  so  unordentUch  und  willkürlich 
fürgegangen  werde,  wie  es  in  dem  einbegleiteten  bericht  des  districtsdirector  Storr 
vorkömmt.  Hingegen  besagl  die  angezohene  ah.  resolution  in  verbis,  dass  sie  von  der 
zeit  ihrer  ansiedlung  20  jähr    lang   von    aller   contribution  und  Steuer  völlig    frei  sein 

sollen ;  es  ist  mithin  befremdlich,  \\4e  an  sie,  nachdem  «elbe  nur  auf  dem  kaiserlichen 

Digitizec  ^^ 


^^^  Poiek: 

(j^rund  und  bodea  sich  ansidien,  bereits  das  ansinnen  hat  gemacht  werden  können,  <las> 
sie  von  nun  an  der  grundherrschaft  eine  grundsteuer  oder  die  abgebung  der  decinu 
und,  wenn  es  ja  absolute  sein  sollte,  auch  noch  den  grundherm  etwas  zu  ent- 
richten haben. 

Durch  Sr.  M.  verwilligung  ist  ihnen  das  vollkommen  freie  religionsexercidimi 
tür  sie,  alle  ihre  kinder  und  kindskinder  nebst  ihren  geistlichen  eingestanden  ^'orden, 
welches  verheissen  ihnen  genau  gehalten  werden  muss  und  von  woher  die  DA.  das 
mittel  in  die  band  erhält,  sie  mit  der  besten  art  von  dem  bereits  zu  erkennen  geg^beuen 
antr.ig  wegen  eines  klosterbau  wegzuleiten. 

Nebst  deme,  dass  die  bekräftigung  dermalen  ausdrüklich  vorkömmt,  wie  leicht 
und  geschwind  mit  sträuchem  bewachsene  gegenden  zur  ansiedlung  zugerichtet  werdet 
können,  ist  in  dem  wegen  des  eiseiibergwerkbau  Jacobeni  eingelangten  rapport  und  in 
dem  nachgefolgten  bericht  wegen  der  huccowiner  kirchengüter  und  derjenigen  de- 
Joan  Novi  ausdrücklich  bemerket  worden,  dass  zu  Jacobeni  ein  dorf  für  20<)  tamillen 
und  zu  Possanoze  und  auf  denen  dazu  gehörigen  apertinenzien  ?  dörter  angeleget  werden 
können  ;  solte  aber  demeohnangesehen  die  buccowiner  DA.  für  diese  gemeinden  voia 
schwarzen  meer  nicht  unterkommen  genug  in  derBuccowina  haben,  so  hat  sie  bereits 
eine  ander  weite  belehrung  in  banden,  wie  sie  zu  ihrer  ansiedlung  ins  Banat  zu  be- 
fördern sein  sollen. 

Wenn  gleich  dermalen  noch  Moldauer  oder  andere  fremde  in  die  Buccoi^imi 
durch  Schleichwege  zur  ansiedlung  herüberkommen,  ohne  dass  sie  gleich  entdeket 
werden  können,  so  mögen  sie  doch  in  der  folge  der  aufsieht  derer  bereits  in  der 
function  stehenden  districtsdirectoren  nicht  entgehen,  dahero  auch  unausbleiblich  die 
monatlich  verordnete  consignationen  über  die  aus-  und  einwanderer  hieher  zu  gelangen 
haben,  weil  es  nichts  zu  bedeuten  hat,  wenngleich  früher  angekommene  coUomsten 
erst  in  spätteren  c  msignationen  aufgefuhret  werden. 

Ich  erwidere  das  obstehende  Euer  .  .  .  auf  dero  vorangezohene  beede  schreiben 
zur  behöiigen  nachachtung  und  beharre  .  .  . 

76,  Vertrag  des  Thadeiis  v.  Turkul  mit  den  Lippotvanem,  Hliboka, 
10.  Juni  1784,  {Abschrift.,  Registratur  d   Buk.  Lcindesreg.) 

Zwischen  den  hw.  herrn  Thadeus  v.  Turkul,  wirklichen  erbherrn  des  pohorylowzer 
bojanczucker,  hlibokaer  und  petrouzer  guths,  dann  des  put^lower  schlüsseis  starosten 
einer-  imd  denen  auf  obbesagten  H.  v.  Turkul  seinen  gründen  zu  Hliboka  sich  ansässig 
machenden  20  L  andererseits  ist  gegenwärtig  unabänderlicher  contract  folgendermassen 
geschlossen  worden: 

Der  hw.  grund-  und  erbherr  überlasset  denen  L.  von  seinen  gründen  einem  jeden 
zehn  und  eine  halbe  falschen  sowohl  am  acker  als  auch  zur  heumachung  oder  sonstiger 
benutzung,  mit  welch  ausgemessenen  10'/,  falschen  sich  ein  jeder  wirth,  ohne  was 
mehr  zu  verlangen,  für  beständig  contentiren  solle. 

Es  erlaubet  ihnen  gedachter  H.  v.  Turkul,  ihr  vieh  zugleich  mit  der  längsthinigen 
gemeinde  auf  einem  orte  zu  weiden  und  aus  dem  walde  das  nöthige  bau-  und  breno- 
holz  herauszuführen,  nur  das  verbotene  holz  wird  ihnen  zu  fallen  nicht  gestattet 

Für  die  zu  ihrer  benutzung  angewiesene  gründe  haben  bemelte  neu  angesiedehe 
20  L.  nachdem  sie  auf  das  innständigste  gebeten,  von  der  sogenannten  desma*)  und  robotii 
befreiet  zu  werden,  nur  einige  kleine  herrschaftliche  dienste,  die  sie  auch  in  gegen- 
wärtigen contract  jederzeit  zu  verrichten  sich  anheischig  machen,  ein  jeder  jähiliefa 
5  fl.  30  kr.  und  zwar  mit  beihülfe  der  wl  LA.  zu  entrichten  und  durch  einen  unter 
sich  gewählten  einnehmer  auf  St  Domitro-fest  all  hw.  grundherm  abzuführen;  hingegen 
verbindet  sich  derselbe,  nichts  mehreres  weder  an  geld  noch  arbeit  von  denen  ansiedlem 
anzuverlangen.  Es  behaltet  sich  aber  auch  bemeldeter  grundherr  vor,  damit  die  neu  ange- 
siedelte L.  sich  inskünftige  nicht  die  freiheit  anmassen  möchten,  mehrere  grundstäcke, 
als    ihnen    ausgemessen    worden,   an   sich    zu    bringen    und  zuzueignen  oder  auch  am 

*;  Desma=docima,  Zehent.  Digitized  by  VjOOQIC 


117 

Die  Lippowaner  in  der  Bukowina.  ^  '■ ' 

tnelirere  gründe  die  herrschaft  zu  belästigen;  sollte  sich  aber  ihre  famillie  seinerzeit 
vermehren,  so  haben  sich  dieselbe  mit  ihren  dermalen  ausgemessenen  gründen,  ohne 
was  mehr  zn  verlangen,  unter  sich  zu  theilen,  ausgenommen  es  wäre  hierzu  der  willen 
d.es  grund-  und  erbherms  oder  es  erfolgte  eine  andere  landeseinrichtung. 

Wenn  jemand  von  ihnen  aus  denen  ausgerotteten  wäldem  exolusive  deren  10*/, 
fischen  für  sich  mehr  feld  zum  anbau  machen  wollte,  ihme  ein  solches  vorzunehmen 
niclit  verwehret  würde,  und  wird  so  einen  durch  ganze  5  jähr  der  zinns  und  desma 
Tia.chgesehen  weiden,  im  6ten  jähr  aber  ist  derselbe  verbunden,  die  desma  oder  nach 
ciem  werth  eine  Zahlung  dem  grund-  und  erbherm  richtig  abzuführen,  zugleich,  wann 
einer  vou  ihnen  aparte  deren  10 7,  falschen  auf  einen  anderen  ort  ein  mehrere»  anbauen 
wollte,  wird  selben  zwar  gestattet,  nur  muss  ein  solcher  gleich  denen  übrigen  längst- 
Iiinnigen  unterthanen  die  gehörge  desma  entrichten. 

Alle  die  von  hDch-  uad  höshsten  orten  ergangene  befehle  haben  bemeldte  L.  auf 
das  pünktlichste  vollzuziehen  [!],  nicht  minder  auch  der  herrschaftlichen  Jurisdiction 
müssen  dieselben  unter\vorfen  sein.  Es  wiH  denenselben  mit  denen  alten  innwohnem 
das  gute  betragen  aufs  beste  empfohlen,  wie  auch  verboten,  aus  fremden  wirthshäusem 
ein  getränk  holen  zu  lassen,  sondern  müssen  dieselben  solches  blos  aus  dem  hlibokaer 
'^j^'^irthshaus  geniessen,  wann  sie  der  von  der  wohllöblichen  LA.  der  längsthinnigen  ge- 
meinde angekündigten  strafe  nich  ausgesezt  sein  wollen. 

Für  den  monaster  besagten  L.  übergiebet  der  H.  v.  Turkul  einen  grund  von  5  falschen 
ohne  der  mindesten  bezahlung,  nur  blos  aus  der  ursach,  weil  sie  ihm  hievor  einige 
dienste  zu  leisten  versprochen  haben. 

Zur  mehreren  der  sache  bekräftigung  folget  sowohl  meine  eigene  als  auch  denen 
hierzu  ex  specialiter  erbetenen  zeugen  eigenhändige  fertigimg. 

8igl.    Hliboka,  den   lOten  Juni    1784.    Thadeus   v.  Turkul.    Theodor  Guschmiecz 
lichter,  Alexander  Alexe vicz,  Grigor  Petrovicz,   Larion    Charabicz,    Ivan    Älaximovitcz. 
Dass    vorstehende  copie    der    mir   producirten   original-übersezung   vollkommen 
gleichlautend  befunden  worden,  bestättige  hiemit  von  amts wegen. 

Tschemowitz,  am  2}ten  Juni  1784.  F.  v.  Lindenfels.  District«director. 

77.  Hadikan  Enzmberg.  Wien,  16.  Juni  1784.  {Abschrift,  Registratur 
d.  Buk.  Landesreg.) 

Um  nicht  etwa  in  einen  Verstoss  zwischen  denen  schon  ehevor  in  der  Buckowina 
gewesten  und  sich  noch  weiters  vermehrenden  L.  und  denen  neuen  ankömmlingen  vom 
schwarzen  meer  zu  verfallen,  muss  die  DA.,  sooft  sie  etwas  über  diese  zweierlei  klassen 
von  menschen  einzuberichten  hat,  die  eine  mit  den  namen  L.  und  die  andere  unter  dem 
ausdruck  famillen  vom  schwarzen  meer  andeuten.  Bei  demjenigen,  was  dieser  leztern 
famülen  halber  mittelst  Euer  .  .  .  schreiben  vom  2ten  curr.  in  Vorschein  gelanget,  tritt 
das  bedenken  ein,  dass  sie  nach  ihren  hier  gemachten  an.suchen  auf  keine  andere  als 
auf  kameralische  terrains,  mithin  nicht  auf  dem  grund  und  boden  von  particularen,  wie 
nach  Euer  .  .  .  gegenwärtigen  anzeige  eine  solche  behandlung  ihretwegen  geschehen 
sein  soll,  anzusiedeln  sind. 

Soweit  famillen  von  schwarzen  meer  gleich  ins  Bannatzu  gehen  verlangen  oder 
für  die  in  der  Buckowina  verbleiben  wollende  das  unterkommen  ermanglet,  ist  ihnen 
Überhaupts  hierzu  alle  geneigte  assistenz  zuzuwenden  und  insonderheit  denenjenigen, 
welchen  es  am  geld  gebricht,  die  bereits  pr  köpf  mit  täglich  2  kr.  verwilligte  ä^ung  für 
die  zeit  ihrer  dahinreise  wie  auch  der  geldbetrag  abzureichen,  welcher  dazu  gehöret, 
damit  sie  bis  zu  ihrer  eintrefhmg  in  Bannat  die  zu  ihren  vortkommen  unumgänglich 
nöthige  Vorspann  bezahlen  mögen. 

Wie  zu  ihrer  Unterbringung  im  Bannat  bereits  die  nöthige  anstalten  veranlasst 
worden  sind  und  die  buccowiner  DA.  nach  der  bereits  an  sie  ergangenen  anweisung,  sooft 
derlei  ansiedier  aus  der  Buckowina  in  das  Bannat  ziehen,  hiervon  jedesmal  der  slavon. 
banatischen  CA.  die  vorläufige  anzeige  zukommen  zu  machen  unvergessen  bleiben  muss, 
so  wird  auch  nach  dieser  leuten  ihrer  dortigen  ankuntt  für  sie  in  allen  stücken^mithin 

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^^^  Polek: 

auch  wegen  des  etwa  nöthigen  geldvorschuss  besorgt  werden,  wohergegeu,  soweit  txn 
die  in  der  Buccowina  sich  sesshait  machende  famillen  von  schwarzen  ineer  entwe^ler 
die  bezahlung  der  täglichen  2  kr.  pr  köpf  noch  eine  zeit  lang  oder  sonst  ein  geld- 
vorschuss  erforderlich  sein  dörfte,  die  DA.  in  verfolg  der  an  sie  erst  vor  einigen  tagen 
eilassenen  antwort  hierüber  imer  solche  bestimmte  anzeige  hieher  gelangen  zu 
machen  hat,  damit  Sr.  M.  verwiUigung  und  bcdecknng  eingeholt  werden  könne. 

Vorstehendes  finde  daher  Euer  .  .  .  auf  eingangs  berü^irt^s  schreiben  zur  ge- 
hörigen nachachtung  zu  erwidern  für  nöthig  und  beharre.  . 

78.  Bukow.  Landesadministration  a.  d,  alavon.-banal.  QrenZ'Qeneral- 
commando.  Czernowilz  21.  Juni  1784.  (OesL-Prot,  d.  Buk.  DA.  1781 
Nr.  1734.  ~  Ebendort.) 

[die  bukowiner  LD.]  erwidert  [dem  slavon  -banat.  GC.  auf  die  unterm  25  mai  an 
sie  gerichtete  anfrage,  ob,  wann  und  wieviele  L.  in  das  Banat  kommen  dür^nj,  dass  der- 
malen von  den  L  und  jenen  vom  schwan&en  meer  erwartet  werdenden  familien  erst^*i 
familien,  worunter  8  geistliche  und  8  ledige  bursche  befindlich,  hier  eingetroften  sind 
sich  aber  noch  keiner  erkläret,  ob  einer  von  ihnen  in  das  Banat  zu  übersiedeln  ge- 
sonnen sei. 

79  Enzenherg  an  Hadik.  Czemowitz,  23.  Juni  1784.  {Absdirifl,  Be 
gistratur  d.  Bukow.  Landesreg.) 

Excellence  gnädigster  herr  herr ! 

Um  die  umst^de  der  vom  schwarzen  meer  in  die  Buccowina  trausmigrirUu 
Lippowaner-  oder,  wie  sie  verlangen,  Phillipowanerfanulien  genauest  zu  erheben,  ver- 
fügte ich  mich  mit  dem  der  russischen  spräche  kundigen  czemowitzer  districtsdirector 
Lindenfels  persönlich  danin,  wo  sie  ihren  wohnsitz  aufzuschlagen  gedenken,  damit 
nicht  nur  die  austheilung  der  zu  ihrer  etablir-  und  unterhaltuug  nöthigen  gründen  und 
feld  m  bewerkstelliget  werde,  sondern  auch  um  ihre  gebrauche,  sitten,  religion  und 
Vermögensstand  soviel  möglich  ohne  vielen  verfänglichen  und  ihnen  etwa  einen  ver- 
dacht erweckenden  fragen  zu  erfahren,  und  hiemit  habe  die  gnade,  £.  E.  sowohl  einen 
als  den  anderen  gegenständ  aufs  möglichste  erhobener  gehorsamst  einzuberichten. 

Man  liess  diese  nunmehro  auf  22  verheurathete  familien,  1  igumen,  und  7  kalla- 
giers,  dann  8  ledige  pursche  angewachsene  Ph.  beinahe  in  der  ganzen  Buccowina  einen 
zu  ihrer  bequemlichkeit  und  ackerbau  tauglichen  wohnsitz  nach  ihrem  eigenen  willen 
suchen,  wozu  ihnen  von  Seiten  der  A.  alle  erdenkliche  hilfleistung  gegeben  wurde, 
und  erst  vor  ungefähr  6  wo  eben  fanden  sie  diesen  zu  Hliboka,  einem  im  serether 
districte  liegenden,  dem  edelmann  herm  v.  Turkul  angehörigen  dorfe.  Freilich  befiehlte 
eine  hohe  stelle  zum  öfteren  alle  angekommene  und  noch  ankommen  mögende  Pli- 
auf  denen  bukowinerkameralgütem  zu  etabliren,  aber  da  das  in  einem  dorfe  bestehende 
dominium  Suczka  das  einzige  bukowiner  kameralgut  ist,  auf  welchem  die  alldort  be- 
findliche alt  pessessionirte  Bukowiner  ohnehin  sehr  eingeschränkte  f eider  Lesitxe& 
mithin  auf  solchen  für  keine  ansiedier  mehr  platz  und  felder  verabreicht  werden  können, 
der  moldauer-kimpolunger  gebürgtheil  zwar  auch  kameralisch,  seiner  Unfruchtbarkeit 
halber,  wo  nicht  einmal  haaber  wächst,  niemals  von  diesen  leuten  bewohnt  werden 
wird,  so  fände  bei  dem  umstand  auch,  dass  kein  einziger  Ph.  ins  Bannat  zu  gehen 
willens  ist,  für  rathsam,  ihre  eigene  wähl  um  so  eher  zu  billigen,  als  man  sie  t^ 
diesem  kameralgut  Suczka  gar  nicht  und  sonst  nirgends  besser   unterbringen  kömmt«. 

Beinahe  2  wochen  giengen  dahin  mit  conceilirung,  was  und  wieviel  und  gegeo 
welcher  abgäbe  der  grundherr  ihnen  felder  zu  verabreichen  hätte,  und  erst  heute  be- 
endigte ich  dieses  geschäft  selbsten  mit  nicht  geringer  mühe ;  dann  mit  der  äussersten 
Unersättlichkeit  begehrten  sie  beharrlich  zweimal  mehr,  als  es  hierlandes  auf  eine 
famille  gegen  entrichtung  einer  sehr  massigen  grundherrlieheu  abgäbe  gewöhnlich  ist 
dabei  immer  vorgebend,  dass  sie  in  jenen  ländem,  von  woher  sie  emigriret,  noch 
einmal  soviel  an  feldem  besassen.  Ich  liess  ihnen  zwar  mit  allemglimpf  und  beweise 

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t)ie  Lippowaner  in  der  Bukowina.  *  *  ^ 

dagegen  vorstellen,  dass  es  hierlandes,  wo  die  bevölkerang  vom  lande  selbsten  derge- 
stalten  immer  stärker  wird,  dass  auch  denen  altpossessionirten  an  feldem  zu  gebrechen 
beginne,  nicht  thunlich  sei,  ihnen  jene  quantit6  felder  zu  verschaffen,  die  sie  am 
schwarzen  meer  innehatten  ;  aber  vergebens,  bis  ich  es  endlich,  um  diese  ansiedlung 
nach  äussersten  kräften  zu  befördern,  nach  langen  bereden  und  beweisen  dahin  brachte, 
dass  einer  jeden  familie  nebst  d'jr  unentgeltlichen  huthweide,  dann  bau-  und  biennholze 
107,  falschen  felder,  eine  falsche  zu  IV4  tag  acker  gerechnet,  gegen  zu  entrichtenden 
abgäbe  pr.  5  fl.  30  kr.  ohne  einer  sonstigen  roboth  noch  zehendentrichtung  zugetheilet 
wurden,  eine  prästation,  die  in  verhältniss  dieses  und  beinahe  aller  kaiserlichen  Staaten 
die  kleinste  ist  indem  ^  die  meisten  unterthanen  ihren  grundherren  hierlandes  vor  4 
bis  6  falschen  nebst  dem  zehend  und  robot  theils  in  solcher,  theils  in  gelde  ebensoviel 
entrichten  müssen.  [Ich]  kann  demnach  nicht  umhin  hier  zu  bemerken,  dass  dieser  grund- 
herr  auf  mein  zureden  hierij.falls  gegen  die  Ph.  redlich  gehandelt. 

Als  endlich  die  sache  wegen  derselben  dotirung  auf  obige  art  berichtiget  wurde» 
liese  [ich]  einen  kontrakt  in  polnischer  spräche,  welche  sie  noch  vo  r  allen  denen  hier- 
landes üblichen  sprachen  am  leichtesten  verstehen,  und  der  grundherr  selbsten  solche 
am  besten  innehat,  verfassen,  vom  grundherm  und  7  der  ältesten  ansehnlichsten  Ph. 
unterfertigt,  gerichtUch  bestätiget  und  die  gleichlautende  exemplarien  ausgewechselt, 
wovon  die  copie  in  unterthänigkeit  beigebogen  wird. 

Die  anzahl  dieser  zu  Hliboka  ansässig  gemachten  verheuratheten  Ph.  erstreckt 
sich  auf  22  familien,  und  heisst.  Theodor  Kuzmicz,  Alexander  Alexievicz,  Larion 
Charampicz,  Hrihor  Petrowicz,  Sawa  Iwanowicz,  Iwan  Maxi  mowicz,  Jeremie  Sawicz, 
NiRita  Kondracevicz,  Iwan  Tarasycz,  Serginy  Pentylicz,  Mihailo  Jefiomow,  Simeon 
Nikiforowicz,  Trafim  Makariow,  Makarie  Iwanow,  Wasilie  Antipiow,  Thyon  Harasy mo- 
wicz, Ha^^nrillo  Iwanowicz,  Larion  Petrowicz,  Jefimie  Pawlow,  Iwann  Leontjew,  dann 
zwei  andere,  deren  namen,  weil  sie  erst  vor  2  tagen  angekommen,  dermalen  noch 
unbekannt  und  nachgetragen  werden  ;  auch  sind  solche  beede  zu  Mittok  mit  eben  den 
praerogativen  etabliret  worden.  Die  mit  denenselben  anhero  emigrirte  8  ledige  pursche 
sind :  Simeon  Alexiew,  Pawel  Hryhorow,  Prokop  Wlasiew,  Sebastian  Alexiew, 
Thimoftey  Alexiew,  Iwann  Titeuw,  Iwann  Artemie,  Mihailo  Artemie.  Alle 
diese  8  ledige  pursche  haben  sich  indessen  zu  denen  übrigen  Ph.  zugesellet, 
sind  ohne  eitern,  und  waren  darunter  einige  des  willens,  ins  Bannat  zu  wandern,  sich 
allda  mit  dem  fischfange  zu  nähren,  welches  ihnen  hierlandes  nicht  thunlich  scheine; 
jezo  aber  ändern  sie  ihren  sinn  und  werden,  wenn  sie  sich  nicht  noch  einmal  eines 
anderen  besinnen,  vermuthlich  hierlandes  bleiben. 

Acht  calugiers  sind  mit  allen  obbesagton  famillien  angekommen,  und  befinden 
sich  bei  denenselben  dergestalten,  dass  man  auf  2  bis  3  familien  einen  kalugier 
rechnen  kann  Ihr  igumen  heisset  Simeon,hat  bei  seiner  gemeinde  ein  ansehen  »ni  scheinet 
bei  derselben  vieles  zu  veimögen  ;  aber  weder  er  noch  seine  gemeinde  wollten,  es 
seie  aus  superstition  oder  aus  argwöhn,  den  namen  der  übrigen  7  kalugiers  angeben, 
sondern  der  igumen  hiesse  sie  schlechtweg  seine  7  kinder,  und  weiters  fand  man  nicht 
für  rathsam,  dieser  wegen  in  sie  zu  dringen. 

Eine  grosse  Uneinigkeit  hersohte  unter  der  ganzen,  obschon  noch  kleinen  ge- 
meinde, und  nach  gemachter  Untersuchung  zeigte  es  sich,  dass  das  betragen  des  im 
vorigen  herbste  zu  Wien  als  deputirter  gewesten  Alexande«*  Alexiewicz,  welcher  von  ge- 
hurt ein  Calmuk  und  erst  seit  seinem  8ten  jähre  ein  Ph.  ist,  an  denen  unter  der  ge- 
meinde bishero  fürgewesten  factionen  un  l  Zänkereien  die  Urquelle  sie ;  dann  nicht 
nur,  dass  er  von  seinen  übrigen  glaubensgenossen  vieles  bevor  haben  wollte  und 
w^egen  seiner  wiener  reise  gogen  seine  mitbrüder  stolz  und  Verachtung  zeigte,  sondern 
auch  der  mitgebrachte  säbl,  den  ihre  religion  und  gesetze  zu  tragen  verböten,  und  den 
er  erst  vor  kurzen  ablegte,  dann  sein  natürlicher  hang  zum  trunke,  liederlichkeiten 
und  Zänkereien  ist  es,  der  den  saamen  der  Uneinigkeit  unter  die  gemeinde  streuete 
Auch  sagte  ihme  solobe  ins  gefliehte,  dass  er  sich  dem  von  ihr  nach    Wien  deputirten     j 

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'20  Polek: 

Nikifor  aufgedrungen,  und  ihr  gemeinde  nie  in  sinn  gekommen,  ihn,  Alexander,  a^ 
zwoten  deputirten  nach  Wien  zu  schicken,  und  kurz :  die  ganze  gemeinde  war  mit  ihmc 
höchst  unzufrieden-  und  bäte,  nur  ihn  als  gemeindevorsteher  ihr  nicht  aufzustellen.  SeiiK 
Verantwortung  gegen  die  gemeinde  wäre  eben  nicht  standhaft. 

Um  demnach  alle  diese  zwistigkeiten  in  ihrer  gehurt  zu  ersticken,  wandt«  ich 
alles  mögliche  an  und  trug  der  gemeinde  auf,  einen  richter  von  denen  ältesten  unter 
ihnen  zu  wählen,  liess  hierauf  die  gemeinde  ab-  und  zusammen tretten,  und  Feodor 
Kuzmicz  heissot  der  von  ihnen  einmüthig  gewählte  richter,  den  sie  als  einen  gerechten 
xmd  vernünftigen  mann  anrühmten.  Folglich  wurde  der  Nikifor  und  Alexander  ganzlich 
übergangen.  Dem  neuen  richter  ertheilte  [ich]  die  belehrung  zuausübung  seines  amtes,  aber 
den  eid,  den  ihm  seine  religion  abzulegen  verböte,  legte  er  nicht  ab,  und  man  dran^ 
auch  nicht  darauf. 

Bishero  hatten  sie  nur  hütten  von  sträuchem  unweit  besagten  dorfe  Hlibokaaar 
einer  schönen  wiese  aufgeschlagen.  Ich  besähe  alle,  und  in  jeder  befand  sich  eh 
altarchen  theils  von  gemahlenen,  theils  von  messing  gegossenen  bildem  und  wenig 
haus  und  zu  bestellung  des  akerbaues  nöthige  geräthe.  Die  ledigen  hatten  die  ihrigen 
abgesondert  errichtet  imd  das  nemliche  hausgeräthe ;  aber  mit  denen  akcrre^uisiteu 
sind  sie  nicht  versehen,  weil  sie  sich  mit  dem  fischfange,  es  seie,  wo  es  wolle,  zu  er- 
nähren gesinnet  sind. 

Die  verheuratheten  besizen  eine  menge  kleiner  unerwachsener  kinder.  Ihre  weiber 
sind  durchaus  hässlich;  aber  heurathmässig  oder  nur  9  bis  lOjähiiges  mädchen  befand 
sich  nicht  ein  einziges.  Sammentliche  kleidung  ist  jener  der  russischen  bauem  ähnhch, 
ihre  nahrung  schlecht,  aber  ausser  zween  bis  dreien  keiner  dem  trunke  ergeben ;  auch 
kann  man  hofien,  dass,  wann  solche  denen  übrigen  seit  einem  und  mehreren  jähren 
hierlandes  befindlichen  Ph.  ähnÜch  werden  würden,  solche  überhaupt  züchtige  leate 
sein  werden. 

Das  zu  ihrer  kirche  von  grundherrn  ihnen  überlassene  haus  besuchte  ich  auch, 
fände  eine  menge  theils  gemahlener,  theils  in  messing  gegossener  bilder,  viele  in 
russischer  spräche  gedruckte  bücher  und  neben  dieser  sogenannten  kirche  ein  gerüst. 
woran  4  glockeu,  die  sie  in  der  stadt  Moscau  vor  167  rubeln  erkauf t,  solche  bis  hielter 
mitgeschleppt,  und  indeme  solche  von  einem  menschen  geläutet  werden,  die  4  haupt- 
töne von  sich  geben. 

Wenn  ihre  kallugiers  nur  etwas  weniger  unwissend  wären,  so  könnte  man  doch 
mehr  von  ihrem  religionssysteme  erfahren  ;  aber  ausser  denen  kirchengebettem,  die  bie 
auswendig  herschnurren,  obschon  sie  die  äugen  auf  das  vor  sich  liegende  buch  starre 
hinhetten,  können  sie  weder  lesen  noch  schreiben  und  sind  sonst  auch  mit  der  klein- 
sten Wissenschaft  noch  gelehrsamkeit  nicht  bekannt,  essen  nie  fleischspeisen,  verhen- 
rathen  sich  nie  und  wollen  behaupten,  dass  sie  ein  sehr  strenges  leben  fuhren.  Viele 
unter  den  verheuratheten  Ph.  können  so  ziemlich  lesen  und  schreiben. 

Iiulossen  erkundigte  [ichj  mich  doch  ganz  unvermerkt  um  die  beschaÜeaheit  ihrer 
i^ligion,  und  da  [ich]  nicht  für  rathsam  fände,  grade  zu  fragen,  so  ist  man  ausser 
Stande,  diesfalls  einen  ächten  bericht  zu  erstatten.  So  viel  gaben  sie  indessen  an,  das^ 
sie  denen  glaubenslehrsätzen  des  heiligen  apostels  Philip i,  von  welchen  sie  sich  auch 
Philipowaner  nennen,  folgen,  welche,  obschon  sie  sich  hierdurch  den  giichischen 
glauben  zimlich  näheren,  ihnen  demnach  an  den  heiligen  geist  zu  glauben,  ^^afien  n 
tragen,  viel  weniger  von  denenselben  einen  gebrauch  zu  machen,  toback  zu  schmauchen 
und  zu  schnupfen,  wildpret,  am  allerwenigsten  einen  haasen  zu  essen  nicht  erlauben. 
Nach  ihrer  weiteren  äusserung  stehet  auch  zu  vermuthen,  dass  sie  eine  seelenwande- 
rung  glauben.  Ich  habe  schon  oben  bemerket,  dass  ich  all  dieses  discursweise  erfnhi« 
und  nicht  geradezu  fragte. 

Ich  muthete  dem  igumen  zu,  dass  er  seine  gemeinde  an  eiuigkeit  und  liebe  oft 
erinnern  und  derselben  in  allen  mit  rath  an  band  gehen  möchte ;  aber  er  erwiederU* 
dass    er,  sobald  ihre  kirche  und  kloster    erbauet  sein  wird,  dem  Ordensinstitut  xufblg« 

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Die  Lippowaner  in  der  Bukovrina.  ^^^ 

mit  denen  7  kindem  in  selben  abgesondert  leben  und  in  die  weltliche  händl  sich  nicht 
mengen  wolle  noch  könne.  Ich  widerlegte  und  wideisagte  ihm  nichts.  Dieserwegen 
gewärtige  den  hohen  befehl,  ob  diesem  bau  nicht  einigermas-'en  schränken  gesezt 
werden  dörfte. 

Uebrigens  die  umstände  der  ganzen  gemeinde  betretend,  so  sind  solche  von 
kleidung  und  vieh  bei  der  langwürigen  reise  sehr  herabgekommen,  dergestalten,  dass 
sie  alle  zusammen  nur  noch  40  stück  pierde,  und  17  stück  gross  und  kleines  vieh 
dermalen  besassen,  dahero  dann  auf  derselben  begehren  100  stück  rubeln  oder  175  fl. 
gegen  der  vom  rich^r  und  gemeindältesten  gemachten  bürgschaft  und  ausgestellter 
quittung  zu  anschaffung  besagten  viehes  und  anderer  ihnen  nöthig  gewordenen  ge- 
räthschaften  in  gegenwart  der  gemeinde  ihrem  richter  ohne  Verzinsung  b aar  in  die  bände 
ausbezahlt  wurden.  Dahingegen  verbatten  sie  sich  die  zum  anbau  nöthige  fruchten,  dann  das 
pflügen- und  zum  wagenbeschläg  gegen  moderirten  rückersatz  ihnen  angebotene  eisen werL 
mit  dem  beisatze,  dass  sie  mit  denen  zur  bebauung  ihrer  überkommenen  felder  er- 
forderlichen fruchten  und  zur  besteilung  des  feldbaues  und  heumähens  eiicrderlichen 
eisenwerks  schon  versehen,  ihre  wägen  aber  von  einer  solchen  structur  wären,  die 
ausser  dem  darauf  schon  befindlichen  wenigen  beschläge  keines  anderen  eisens  be 
nöthigten.  Aber  2  maas  rubensaamen  nahmen  sie  an,  den  sie  auch  nach  Vorschrift 
anbauen  werden. 

Sie  beschwerden  sich,  dass  man  ihnen  1 1  sacke  mehl  an  der  gränze  von  dem  zu 
Boschanze  aufgestelten  k.  k.  mautamt  zurückgehalten  und  die  mauth  abverlangt,  auch 
ihre  effecten,  besonders  ihre  kirchensachen,  visitiret  worden.  Die  verabfolgung  des 
mehl  es  erfolgte  zwar  auf  mein  benehmen  mit  dem  mauthamte,  und  [ich]  ersuchte 
solches  zugleich,  dass,  insoferne  es  iemselben  thunlich,  ihre  bücher  und  kirchengeräthe 
nicht  visitirt  werden  möchten. 

Auch  beklagten  sie  sich,  dass  ihnen  ungemein  schwer  falle,  wenn  sie  nach 
Suczawa  gehen,  wohin  sie  doch  ihres  handeis  und  wandeis  wegen  sehr  oft  gehen 
mtlssen,  die  brückenmauth  zu  entrichten.  Ich  verbeschiede  sie,  wienach  an  denen  ge- 
wöhnlichen wochenmarkten  niemand  weder  von  vieh  noch  von  victualien,  von  brenn- 
und  bauholz  aber  das  ganze  jähr  etwas  zu  entrichten  habe ;  sie  möchten  demnach 
ihren  handel  auf  die  in  Suczawa  wöchentlich  und  zwar  am  donnerstage  abgehalten  werdende 
Wochenmärkte  einrichten.  Da  sie  aber  meistens  mit  holzfabricaten,  seil-  und  lederwerk 
ihren  handel  treiben,  so  hatten  sie,  womit  sie  von  solchen  mauthabgabo  frei  sein 
möchten,  welches  [ich]  aber,  da  es  nicht  in  meiner  macht  zu  bewilligen  war,  auch  eine 
üble  folge  auf  das  übrige  volk  machen  würde,  nicht  zusagte. 

Schlüsslichen  wurden  sie  befrugt,  ob  noch  mehrere  von  ihrer  nation  im  anzuge 
seien,  auch  wann  solche  hierlandes  anzuhoffen  wären.  Und  es  antworteten  sammentliche, 
dass  ihnen  alles  dieses  unbewusst;  nur  so  viel  seie  ihnen  bekannt,  dass  die  im  nach- 
zuge  begriffen  geweste  von  den  türkischen  beamten  angehalten  und  zurückgewiesen 
worden.  Ja  der  igimieii  wiederholte  seine  erlittene  misshandlung,  als  er  von  hieraus 
verflossenen  winter  denen  in  anzug  gewesten  L.  entgegengeschickt  ward,  dahero  er 
sich  es  gänzlich  verbatte,  nur  einen  schritt  dieserwegen  zu  machen,  mit  dem  beisatz, 
dass  es  auch  sehr  unsicher  wäre,  irgendswohin  dieserwegen  zu  deputiren,  weil  der 
ruf  von  der  ankunft  mehrerer  Ph.  gänzlich  verschwunden. 

Eine  h.  stelle  wird  sich  zweifelsohne  voi-stellen,  dass  ich  ihnen  alle  erdenkliche 
Versprechungen  von  guter  reichlicher  dotinmg  mit  felder  und  von  derselben  guter 
au&ahm  that«,  auch  sie  auf  die  heilige  zuhaltung  des  ihrer  nation  von  ihro  majestät 
dem  allergnädigsten  monarchen  erthoilten  privilegii  erinnerte,  auch  der  gemeinde  vor- 
stellete,  ob  nicht  einer  oder  der  andere  diese  reise  wagen  und  mehrere  von  ihrer 
Dation  mitbringen  wollte.  Dennoch  wiese  ein  jeder  solches  von  der  band  aus  lurcht, 
gleich  dem  igumen  misshandelt  zu  werden  oder  als  depoucher^)  gar  ums  leben  zu  kom- 
men, massen  sie  denen  eingegangenen  nachrichten  zufolge  von  türkischen  beamten  sehr 
bewachet  würden  und  einer  vor  den  andern  sich  verbergen  raüs.se. 

~jl7^.  döbaucheur,  Verführer.  p.^.,.^^^  ^^  GoOgk 


'-'^  •  Polek: 

Es  ist  dahero  zu  weitein,  ob  aunoch  melirere  Ph  aiihero  trausmigrirea  werdeu, 
und  gegenwärtig  ist  obbeiühi-ten  Ph.  nicht  bekannt,  ob  und  wo  noch  welche  in  anzu^' 
seien,  und  selbst  von  denen  entfernsten  gegenden  der  Moldau,  die  sie  pasMren  müsoseu 
hat  man  keine  nachiicht  von  ihrer  ankunft    und  anherozug. 

Dieses  ist  demnach,  was  einer  hohen  stelle  in  betreff  dieser  von  schwarzen 
meer  angekommenen  22  Ph.-tamillien  und  der  mit  selben  angekommenen  l  ig^umen,  T 
kalugiers    und  8  ledigen  burschen  gegenwärtig  in  unterthänigkeit  berichtet  werden  kann* 

Da  ich  aber  inder  reambulirung")  dieses  ganzen  districts,  wo  sich  die  seit  einem 
und  mehreren  jähren  aus  der  Moldau  herübergesiedelten  Ph.  etabliret,  begriffen  wäre, 
so  verfügte  [ichj  mich  nach  Klimeutz.  Hier  befinden  sich  20,  seit  *  jähren  angesiedelte 
und  ü  neue,  dieses  frühjahr  aus  der  Moldau  angekommene  Ph.- famillien.  Ihr  lichter, 
der  die  höchste  gnade  hatte  im  vorigen  jähr  Sr  M  sich  zu  füssen  zu  legen,  sagte 
nur  20  tamillien  an.  Vermög  denen  allda  befindlichen  häuseru  und  Stallungen  därft^in 
wohl  mehrere  alldorten  sich  befinden,  massen  schon  vor  4  jähren  schon  18  famillieü 
gewesen.  Ich  trange  aber  nicht  darauf,  um  auf  de.ssen  grund  zu  kommen,  weil  ich 
ihnen  so,  wie  ihren  einojang  berührten  mitbiüdeni,  welche  alle  insgesamt  sehr  arg- 
wöhnisch sind,  keine  bedenklichkeiten  und  obschon  auch  ohne  den  mindesten  grund 
verursachen   möchte 

Diese  20  tamilien  sind  in  diesen  4  jähren  in  der  wirthschaft  wahrhaftig  recht 
gut  tortgeschritten,  und  den  grund  zu  grossen  wirthschaftsgebäuden  angelegt.  Das  dorf 
liegt  zwischen  Waldungen,  desselben  felder,  fruchtbar,  reichen  zu,  auch  noch  mehrere 
famillien  zu  ernähren  und  gehört  dem  kloster  Putna  zu,  und  vor  4  jähren,  wo  die  be- 
völkerung  hierlande  s  noch  nicht  sonderlich  stark  war,  wurden  denselben  alle  zu  be- 
treibung  ihres  akoibauoi  und  wirthschafc  erhaltene  giündi  und  feldjr  pr.  lüO  fl.  jähr- 
lichen pachtschilling  vom  kloster  mit  contract  überlassen,  den  das  kloster  nun  nicht 
so  leichte  mehr  abgeben  würde.») 

Alle  diese  und  in  der  folge  erwehnt  werdende  Ph.  sind  nämlicher  sitten,  religion, 
gebrauchen,  argwohns  und  aberglaubens,  wie  die  im  ein^anje  beschriebene,  haben  nebst 
dem  gut  bestellten  feldbau  auch  andere  verschiedene  Verdienste,  als  :  in  holzfabricateu, 
nanf- und  tiachsproducten,  dann  in  dem  hierlandes  sehr  guten  absatz  findenden  loinöhl : 
ihre  nahrung  aber  ist  schlecht  und  einfach,  sind  dabei  mit  allem  zufrieden  und  sehr 
geneigt,  die  aus  der  Moldau,  keineswegs  aber  jene  aus  Bessarabien  kommende  Ph 
aufzunehmen,  die  ihrer  angäbe  nach  nicht  ihrer  ächten  religion  wären. 

In  ihien  häusorn  fände  [ich]  ebenso  vielerlei  bilder,  als  bei  denen  andern.  Kirchen 
haben  sie  keine,  sondern  der  älteste  vom  dorfe  macht  den  pfarrer ;  es  wird  aber,  wie 
mir  scheint,  sehr  selten  in  seinem  hause  gottesdienst  gehalten.  [Sie]  haben  auch  eine 
menge  gross  und  kleiner  kinder.  Die  0  aus  der  Moldau  gekommene  Ph.  fangen  schon 
an  ihre  häuser  zu  erbauen,  wozu  ihnen  die  übrigen  hilttiche  hand  bieten.  Ihre  meiste 
klage  bestünde  darinnen,  dass  das  kloster  Putn  i  als  ihre  grimdherrschaft  unweit  ihres 
dorfes  am  walde  ein  wirthshaus  erbaute.  Ich  versprach  ihnen  aber,  somöglich  zu  sorgen, 
dass  das  wirthshaus  abgeschaft  we/de. 

Von  hier  verfügte  ich  mich  nach  Mittok  Dragomima,  dem  kloster  dieses  namens 
zugehörig,  wo  sich  seit  anno  1777  15  alte  und  12,  seit  vorigen  jähre  angekommene 
Ph.  befinden,  sSmmtliche  aus  der  Moldau  transmigrirt«  Diese  gemeinde 
stehet  noch  besser  als  jene  zu  Klimoutz  in  der  wirthschaft  Die  Ursache 
liegt  in  der  sehr  guten  gattung  gründen,  die  sie  überkommen,  haben  erst  im 
vorigen  jähre  eine  ganz  niedliche  kleine,  nach  ihrer  art  eingerichtete  und  nun  saaber 
unterhaltene  kirche  erbauet  und  erwarten  täglich  den  von  höchst  Sr.  M  ihnen  be- 
willigten poppen  aus  der  Moldau.  Vor  ihre  12  neuere  mitbrüder  sorgen  sie  sehr, 
leisten  ihnen  in  allem  thätige  hüfe  in  häuserorbauung  und  bestellung  der 
wirthschaft.     Hier      ist      mehrere      hofnung,      dass      aus     der      Moldau     Ph.      noch 

«)  Bereisung. 

")  Siehe  Beilage  1,  ^^  j 

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t)ie  Lippowaner  in  der  Bukowina. 


123 


transmigriren  werden,  dann  sie  zeigten  mir  vieles  vieh  unweit  ihrem  dorfe, 
welches  denen  jenseits,  5  meileu  von  hier  ia  der  Moldau  noch  wohnhaften 
augehöre,  woher  solche  nur  auf  gute  gelegenheit  lauern,  um  mit  ihren  übrigen  hab- 
seligkeiten  herüber  zu  kommen,  wulches  auch  schon  lange  geschehen  wäre,  wann  sie 
von  denen  moldauischen  beamten  nicht  so  sehr  beobachtet  und  sammon  liehe  in  die 
burgschaft  genommen  wurden;  dennoch  hofeu  sie  durchzukommen,  und  ich  empfähle 
denen  hier  prossessionirten,  ihre  ankommende  mitbrüder  wohl  aufzunehmen.  Ein  mehre- 
res  durfte  ich,  um  denen  zwischen  denen  höfea  existirenden  vertragen  auch  nui'  in 
etwas  nicht  zu  nahe  zu  trotten,  nicht  veranlassen. 

Dieses  dorf  Mittok  ist  bis  auf  die  fronte  mit  Waldungen  umrungen.  Die  ge- 
meinde hat  hier  einen  starken  nachwachs,  und  etwas  leutseliger  als  alle  andere.  Die 
Ursache  dessen  mag  auch  se  n,  weil  sie  unweit  der  stadt  Suozava  wohnen.  [Es]  be- 
finden sich  auch  darunter  viele  heurathmässige  beiderlei  geschlechts.  und  ihre  altern 
hofen,  solche  sowohl  mit  denen  hierlandes  beündlichen  als  mit  denen  aus  der  Moldau 
ankommen  mögenden  verheurathen  zu  köonen;  nur  scheinen  solche,  soviel  ich  aus  ihrer 
besprechuQg  abnehmen  konnte,  zu  nahe  untereinander  verwandt  zu  sein,  welches  ihnen 
hindemisse  im  heurathen  machen  würde,  inso lerne  ihnen  ihre  religion  solche  etwa 
nicht  erleichtem  möchte. 

Ich  Hesse  mir  den  mehresten  theil  ihres,  vom  oiesigen  kloiter  Dragomirna 
ihnen  eingeräumten  terrains  zeigen.  Dieser  ist  beträchtlich,  aber  nur  ungefehr  vor  30 
familien  zureiche  ad, 'weil  sie  grosse  wirthschaft  und  feldbau  pflegen.  Freilich  will  das 
kloster  obigen  aus  der  Moldau  ankommen  mögenden  Ph  kerne  gründe  mehr  geben, 
obschon  selbes  sehr  viele  einem  Armenier  in  pacht  gegegen,  dahero  in  zeiten  auf 
mittel  gedacht  werden  wird,  dass  das  kloster  gegen  Versicherung  einer  billigen  abgäbe 
hinlänglichen  terrain  abtrette.  Da  aber  die  gemeinde  bei  .meiner  retour  von 
den  Siebenbürger  gränzen  wiederum  zu  mir  käme  und  anzeigte  wie  das 
kloster  Dragomirna  nun  viele  und  die  besten  gründe  seinen  leibeignen 
zigeunern  zur  benützung  einräumte,  so  habe  [ich]  mich  mit  dem  klosier- 
vorsteher  benommen,  wienach  es  wider  die  absieht  wäre,  die  leibeigene 
zum  nachstand  der  oontribution  und  populationsstand  so  reichlich  zu  dotiren,  und  mit 
aller  gelassenheit  veranlasste,  womit  jene  aecker  und  wiesen,  die  die  leibeigene  zigeun er 
bereits  innen  haben,  denen  Ph.  zugeiheilt  werden  möchten. 

Aus  all  vorberührten  geruhen  E.  E.  gnädigst  zu  entnehmen,  dass  ganz  natür- 
licherweise eine  stärkere  ansiedlneg  vor  mich  ein  sehr  unangenehmer  mid  beinahe  un- 
tbunlicher  gegenständ  werde.  In  vorigen  jähren,  wenn  ansiedlers  kamen,  wäre  nur 
meine  besorgung,  zu  erforschen,  wo  und  bei  welchem  grundherm  ein  platz  zum  ansie- 
deln erübrigte,  und  es  war  kein  anstand,  diese  oder  mehrere  ansiedlers  mit  oder  ohne 
bewilUgUDg  der  giundherren  zu  etabliren,  denn  es  war  räum  und  zulänglichkeit  an 
feldern ;  ansonsten  wäre  es  ohnmöglich  gewesen,  seit  anno  1778  bis  nunzu  über  den 
übernommenen  familienstand  der  löOOO  noch  1300)  familien  in  derBuccovNina  anzusiedlen. 
Anjetzo  aber,  da  an  feldern  da  und  dorten,  besonders  zwischen  den  Pruth  und  Niester 
mangel  geworden,  auch  laut  im  vorigen  jähre  verflossener  hoher  Verordnung  dem 
Grundherrn  keine  ansiedlers  wider  seinen  wiUen  aufgebürdet  werden  därfen,  auch  die 
^ruadherren  Selbsten  sehr  abgeneigt  sind,  ansiedlers  aufzunehmen,  so  wird  in  allen 
diesem  anbetracht  die  ansiedlung  hierlandes  um  so  mehr  beschwehrlich,  als  in  der 
Buccowina  ausser  dem  zur  ansiedlung  nicht  im  mindesten  geeigneten  kimpolunger  okoll 
keine  cameralgüter  existiren,  mit  welchen  man  der  ansiedier  wegen  willkührlich  dis- 
poniren  könnte. 

Zu  hohen  huld-  und  gnaden  mich  erlassend  .  .  . 

Czernowitz,  den  23ton  Juni  1784, 

Enzenberg.  UM.  j 

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124 


Polek : 


80  Hadik  an  Enzenberg.  Wien,  10.  Juli  1784.  (Abschrift   BegislrM. 
d.  Buk.  Landesreg.) 

In  ansehung  der  vom  schwarzen  meer  erwartet  werdenden  ankömmlingen  f&sst 
bereits  der  bekannt  gemachte  ah.  befehl  die  richtschnur  in  sich,  dass,weil  ihre  herüber- 
siedlung  durch  die  dazwischen  gekommene  jenseitige  verböte  gehindert  ist,  nur  abzu- 
warten sein  muss,  ob  einige  familien  kommen  werden  oder  nicht,  und  der  mit  denen 
zwei  bevollmächtigten  hier  geweste  dollmetsch  Kovacs,  falls  nicht  etwa  bis  ende 
August  sich  etwas  günstigeres  erzeigt,  alsdann  zu  entlassen  kommet.  Um  diejenige 
von  ihnen,  welche  bishero  in  der  Buckowina  eingetroffen  sind,  auf  kaiserlichen  gnmd 
luid  boden  nntei-zubringen,  ist  die  gelegenheit  hierzu,  wenn  es  gleich  in  der  Bukowina 
daran  ermanglet,  in  Panat  vorhanden  imd  daselbst  auch  schon  die  nöthige  Vorbereitung 
get  rofen  worden  ;  entsagen  sie  aber  selbst  dieser  ihnen  eingestandenen  gnad,  so  mag 
es  einsweilen  bei  demjenigen  bewenden,  was  von  der  A.  mit  dererselben  einwilligung 
wegen  ihrer  ansiedlung  bei  einem  particular-grundherrn  veranlasset  worden  ist,  weil 
besonders  sie  nach  der  A.-anzeige  über  ihren  aufenthaltsort  noch  keinen  festen  ent- 
schluss  abgeschöpfet  haben.  Nach  der  bereits  im  jähr  I78l  vom  HKtL  bei  der  ver- 
einigt politischen  kameralhofstelle  erwirkten  veranlassung  sind  die  mautamter  aUent- 
halben  angewiesen,  die  aus  einem  fremden  gebiet  herübersiedleude  familien  ganz 
ungehindert  in  die  Bukowina  passireu  zu  lassen,  sobald  die  DA.  denen  besagten  maut- 
ämtem  hierwegen  die  nöthige  eröfuuug  macht,  dahero  es  lediglich  an  ihr,  der  A. 
haftet,  damit  solcher  ankömmlingen  halber  nicht  weiters  die  anstände  bei  denen  maul- 
ämtern  sich  ergebe  »,  worüber  die    neu  angesiedleteu    familien  sich  beschweret    haben. 

Bei  dem  umstand,  wo  deneu  gemeinden  vom  schwarzen  meer  kein  anderes  ids 
das  versprechen  von  ihrem  völligen  freien  religionsexeroitium  gemacht  worden  ist,  und 
die  von  ihnen  in  der  Buckowina  eingetrofene  nebst  ihren  geistlichen,  deren  zahl  die- 
jenige von  denen  familien  weltlichen  Standes  in  der  proportion  weit  übersteigi^,  auch 
schon  ein  haus  haben,  welches  zu  einer  kirchen  für  sie  bestimmet  ist,  und  vro  sie 
ihren  gotte»  ieust  verrichten  können,  hat  es  weder  auf  den  kirchen-  und  noch  weniger 
auf  einen  klosterbau,  sondern  nach  der  bereits  der  A.  gegebenen  anleitung  nur  darauf 
anzukommen,  dass  dem  igumen  alles  dasjenige,  was  zur  ungestörten  ausübuag  ihrer 
religion  gehöret,  an  die  band  verschaffet  und  er  dadurch  in  die  überzeugiuig  von  der 
unnoth wendigkeit  und  unthunlichkeit  eines  eigenen  kirchen-  und  klosterbaues  ge- 
setzet werde. 

Hingegen  muss  die  DA.,  da  sie  zur  Winterszeit  in  ihren  dermaligen  hütten  tob 
sträuchern  nicht  bestehen  können,  auf  den  fall  ihres  Verbleibens  in  der  Buckowina  für 
ihre  anderweite  Unterkunft  in  häusern  sorgen,  worzu  ihnen  nebst  dem  ohnentgeltlic^en 
materiale  nach  umständen  allenfalls  auch  ein  proporzionirter  geldvorschuss  auf  die 
art  gemacht  werden  kann,  gleichwie  bereits  von  der  A.  175  gülden  ihnen  zum  vieh- 
und  geräthschaftenankauf  vorgeschossen  worden  sind. 

Nach  dem  unterm  3lten  August  1782  an  das  gallizische  GC.  ergangenen  befehl 
sollen  nebst  dem  brenn-  und  bauholz  auch  alle  victualien  an  denen  wöchentUchen 
zween  marktägen  zu  Czernovitz  und  Suczava  von  der  brückenmauth  befreiet  bleiben. 
dahero,  wenngleich  deren  neu  angesiedelten  familien  ihr  dermaliger  handel  meistens  in 
holzfabrikaten,  seil-  und  lederwerk  bestehet,  sie  auch  mit  diesen  an  denen  festgesetzten 
tagen  nacher  Suczava  kommen  und  dadurch  sie  selbst  ihren  wünsch  erfüllen  können,  der 
auf  die  mauthfreiheit  gerichtet  ist. 

Wie  die  Buckowiner  A.  bereits  die  belehrung  über  alles  dasjenige  hat,  was  der 
herübersiedlung  der  L.  aus  der  Moldau  einen  Vorschub  geben  kan,  so  sind  nun  aocb 
die  aus  dem  anbetracht  der  klosterbesitzungen  bemerkte  anstände  andurch  behoben, 
dass  die  geistliche  guter  zuversichtlich  in  die  verordnete  administration  übernommen 
worden  sein  werden,  gleichwie  nicht  zu  zweiflen  ist,  dass  die  buckowiner  grundhem 
sich  zur  aufnähme  fremder  ansiedier  sehr  gern  bequemen  werden^  sobald  nicht  ^egen 

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bie  Lippowaner  in  der  Bukowina.  ^"^ 

Le,  'wie  es  mit  der  edel&au  Balschoja  geschehen  ist,  mit  gewalt  fürgegangen  wird  und 
Blbe  AUS  ihren  für  sich  selbst  nöthigen  besitzungen  gesetzet  werden,  um  solche  denen 
uHiedlem  zuzuwenden. 

Warum  die  L.  eine  beschwerde  wider  das  klostor  Putna.  so  bishero  ihre  grund- 
lerrschatt  gewesen  ist,  um  deswillen  anzubringen  veranlasset  worden  sein  mögen,  dass 
las  kloster  unweit  ihres  dorfs  am  walde  ein  wirthshaus  erbauet  hat.  hierüber  kommt 
reine  Ursache  vor,  die  zu  wissen  nöthig  ist,  um  ermessen  zu  können,  ob  das  wirths- 
lau-s  nach  der  denen  L.  von  der  A.  ertheilten  Vertröstung  abzuschaffen  sein  soll. 

Sollte  der  in  der  Moldau  befindliche  popp  dieser  leuten  et  wann  nicht  herüber 
commen,  so  steht  es  ihnen  frei,  sich  einen  poppen  von  ihrer  nation  zu  bestellen  und 
^ieh  solchen  von  anderwärts,  dergestalt  n  jedoch  kommen  zulassen,  dass  er  unter  dem 
buckowiner  bischofen  zu  stehen  hat. 

Da  ich  vorstehendes  Euer  ...  in  beantwortung  dero  Schreibens  vom  23ten  des 
vorigen  monats  Juni  zur  gehörigen  direction  und  nachachtung  erwiedere,  finde  ich 
noch,  .«soviel  die  familien  vom  schwarzen  moer  betrift,  mitzubemerken  nöthig,  dass 
nach  dem  ausgang  des  monats  August  ihretwegen  ein  ausführlicher  bericht  an  den 
HKR.  erstattet  werden  muss,  um  solchen  Sr.  M.  einsieht  unterlegen  zu  können,  der 
ich  übrigens 

81.  Bukow.  Landesadministration  an  d.  Serether  Directorat.  Czer- 
nofvitz,  22.Jülil784.  (QesLProt.  d.  Buk,  DA,  1784.  Nr.  5088.  —  Ebendort.) 

Wird  hiemach  [nämlich  nach  der  hofkriegsräthlichen  Verordnung  vom  10.  Juli 
1784]  dem  sireter  districtsdirectoriat  bei  dem  umstände,  da  allhier  keine  zur  ansiedlung 
geeigneten  cameralgüter  vorhanden,  hingegen  im  Banat  derlei  bestehen,  aufgetragen,  die 
vom  schwarzen  meer  angekommenen  nnd  zu  Hlibuka  angesiedelten  familien  auf  eine  un- 
vermerkte art  zu  befragen,  ob  selbe  nicht  lieber  dahin  sicha  nsiedeln  wollen,  da  denen^ 
die  keine  mittel  hätten,  nebst  der  verspann  2  kr  pr  Kopf  zur  wegzehrung  verabreicht 
werden  würden,  und  hiervon  schleunig  bericht  zu  erstatten. 

82.  Sereiher  Directorat  an  d.  Bukow.  Landesadministration^  4. 
August  1784.  (Oest.-Prot.  d.  Serether  Directorates,  1784.  Nr.  11.  — 
Ebendort.) 

4.  August  :784.  Die  zu  Hliboka  angesiedelte  L.-familien,  mit  denen 
ich  wegen  allentalliger  Übersiedlung  ins  tömesvarer  Bannat  auf  eine  gute  art  mich 
eigends  zu  besprechen  gelegenheit  gehabt,  geben  zwar  zu  erkennen,  dass  sie  in  aller- 
höchstihre  majestät  Staaten,  es  sei  auch  wo  es  wolle,  wenn  sie  sich  hier  einigermassen 
erhohlet  und  von  der  beschaffenheit  der  dortigen  provinz  nähere  nachrichten  durch 
eigene  leuthe  eingezogen  haben  würden,  sich  niederzulassen  eben  nicht  ungeneigt, 
seien,  zumal  wenn  sie  vorhin  mit  dem  anhofienden  Zuwachs  mehr  leuthe  ihresgleichen, 
wenigstens  bis  auf  lOü  oder  200  familien  allhier  würden  vermehrt  worden  sein.  Denn 
wenn  diese  etliche  bereits  hieher  angesiedelten  familien  ihren  jetzigen  sitz  so  geschwind 
verlasseo  wollten,  so  könnten  ihre  noch  zu  erwartende  landsleuthe  vielleicht  von  ihrem 
vorgefassten  entschluss,  hieher  zu  kommen,  durch  allerhand  ungegiündeten  argwöhn 
abgeleitet  werden  ;  allein  wenn  sie  in  eine  grössere  anzahl  gewachsen  sein  würden,  so 
hätten  alsdann  sie  kein  bedenken,  sich  hin  zu  übersiedeln. 

8S.  Serether  Directorat  an  d.  Bukow.  Landesadministration.  31. 
August  1784.  (Qest.-Prot.  d.  Buk.  DA.  1784,  Nr.  2544.  —  Ebendort.) 

Serether  districtsdirector  überreicht  unter  31.  August  [1784]  die  consignation  der 
in  dortigen  district  und  zwar  in  Hliboka  und  Varnitza  oder  Fontina  alba  si^h  ange- 
siedelten L.-familien. 

84.  Bukow.  Landesadministration   an  d.    Hofkriegsrath.    Gzernowitz, 
ö.  September  1784.  (Ebendort.) 

Dem  hofkiiegsrathspräsidenten  wird  [am  6.  September  1784]  angezeigt,  dass,  da 
seither  und  zwar  bis  ende  August  vom  schwarzen  meer    keine    derle^lg]^ 


i26 


Polek  I 


an^'ekommeu,  die  entlassung  des  dolmetsch  Kovacs  bewirkt  und  domselben  der  gekalt 
pro  7  fl  30  kr  bis  halben  Septemb.  «vegen  mittellosigkeit  pro  viatico  abgereicht  vrorden 
sei,  um  deren  be willigung  zugleich  das  ansuchen  geschieht. 

85  Bericht  d.  Serether  Directorales  an  d.  Bukow.  Landesadmim- 
stration,  ddo.  4  März  1785  und  Erwiderung  der  letzteren^  ddo.  7.  März 
1785.  (OesL-Prot.  d.  Buk   LA   1785.  Nr.  719.  —  EbendorL) 

[Das]  Serether  directoriat  meldet  unterm  4.  ejus  [d.  i.  März],  dass  der  grandherr 
Thadaeus  Turkul  von  denen  hei  Hliboka  ansässigen  L.  wieder  ihren  gemachten  con- 
tract  die  dermahligen  holzfuhrtaxen  abfordere  und  selber  einwende,  dass  er  von  der 
anjetzt  neu  eingeführten  norma  damals  nichts  gewusst  habe. 

[Am  7.  März]  wurde  demselben  erwiedert,  dass,  da  der  grundherr  einen  vortheü 
in  seinen  einkdnffen  durch  die  L.  ziehet,  er  ihnen  auch,  vorzüglichst  anfangs,  das  bau- 
holz  ohn entgeltlich  zu  verabreichen  schuldig  seie. 

86.  Bittgesuch  d.  Warnitzer  Lippowaner  an  die  Bukow.  Landesad- 
ministration  ddo.  19.  October  1785  und  Bescheid  ddo,  24.  Oclober  1785 
(Ebendort.  ^r.  3721.) 

Die  L.  zu  Warnitza  bitten  nach  dem  ?ten  punkte  ihrer  freiheiten  von  den 
zehnten  und  roboten  frei  gelassen  zu  werden. 

[Am  24 .  October]  zum  bescheid,  dass  sie  nur  vermöge  ihren  Privilegien  von  der 
landesfürstlichen,  nicht  aber  von  denen  grundherrlichen  abgaben  zu  befreien  seien, 
mithin  solche  wie  die  [in]  Hliboka  entrichten  müssten. 

87.  Bukow.  Landesadministration  and. Serether  DirecloraL  12.  No- 
vember 1785.  (Ebendort.  Nr.  3996). 

Wird  dem  serether  directoriat  die  von  dem  Lippowaner  Alexander  unter  der  hand 
zugestellte  consignation  sämthcher  L.  zu  Liboka  zum  nöthigen  gebrauch  zugefertiget, 
und  da  diese  L.  unter  sich  ungemein  uneinig  und  der  richter  partheilich  zu  sein 
scheinet,  so  sind  diese  Uneinigkeiten  zu  untersuchen  und  selbe  zu  ihrer  Schuldigkeit 
anzuweisen. 

Bericht  d.  Serether  Directorates  an  d.  Bukowiner  Landesadtnini- 
stration,  ddo.  24.  December  1785  und  Erwiderung  der  lelzleren,  ddo.  29. 
December  1785.  {Ebendort,  Nr.  4661.) 

Serether  directoriat  meldet  sub  dato  24.  [Decemb.]  infolge  Verordnung  vom  12. 
November  in  ansehung  der  von  H.  Turkul  wieder  die  L.  geführte  beschwerde,  wienach 
allerdings  richtig  befunden  worden,  dass  ihnen  die  contractmässige  faltschen  ange- 
wiesen worden,  sie  aber  60  ungemähet  gelassen,  ohne  den  grundherm  eino  anzeige  zu 
machen,  dass  sie  für  heuer  wegen  geringer  anzahl  ihrer  hauswirthen  nicht  so  viel 
benöthigten,  daher  ihnen  bedeutet  werde;),  dass  sie  die  völlige  conventionsmässige 
gebühr  abführen  sollen. 

Dem  directoriat  wurde  [am  29.  December  1785]  zur  bedeutung  deren  L.  hinaas- 
gegeben,  dass  sie  den  grundherrn  befriedigen,  für  die  zukunfc  aber  das  überflüssige 
erdreich  dem  grundherm  oder  sonst  jemanden  überlassen  sollen,  ausserdem  aach  noch 
eine  straft  zu  befahr,  n  haben, 

89.  Reisebericht  d.  Slaa^sgiiter-Administrators  M.  v.  Ainser.  1786  [?\ 

{Wickenhauser,  Molda  IL  Nr.  28.  S.  107.) 

Die  häuser  der  L  sind  von  holz  und  flechtwerk,  mit  lehm  aasgekleistert,  ohne 
stall  und  schöpfen,  bestehend  aus  stube,  küche  und  vorhaus  —  Von  ihrer  religion 
lässt  sich  nichts  bestimmtes  sagen ;  sie  .sind  eine  art  Christen,  die  sich  zur  lehre  des 
apostels  FUipp  bekennen.  Ihre  geistlichen  haben  sie  mitgebracht,  dürfen  keine  wa£^en 
tragen  noch  davon  gebrauch  machen,  nicht  tabak  rauchen  noch  schnupfen,  keinen  oid 
schwören    und    müssen    sich  von  manchen  speisen,  auch  dem  wildpret  enthalten.  Eine 

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Die  Lippowaner  in  der  l^ukowina. 


l27 


Starke  Verbreitung  derselben  wäre  jedoch  für  den  Staat  nicht  gar  orwünschlich,  da  sie 
nach  ihren  sonderbaren  roligionsgrondsntzen  zum  wehrstande  und  anderen  geselligen 
Verrichtungen  nicht  taugen,  jedoch  in  geringer  anzahl  als  ackerer  nützlich  sind.  Sie 
sind  Russen       

90,  Director  Storr  an  d.  Bukowiner  Kreisamt.  Suczawa,  19.  April^} 
1787.  (Wickenhamer.  a   a  0   S.  107.  Nr.  29) 

Gesammte  L.-familien  von  Mitoka-Dragomirna  mit  zurücklassung  des  ganz  und 
gar  geleerten  dorfes  sind  zwischen  den  17.  und  18.  dieses  nachts  in  die  Moldau  aus- 
gewandert. —  Der  wirthschaf tsver  Walter  Schreiber  ist  dahin  abgegangen,  die  nöthigeu 
vorkeh  ungen  zu  treffen,  um  damit  nicht  die  häuser  durch  bösewichter  in  brand  ge- 
steckt werden.  —  Der  nahningszweig  dieser  L.  war  zumeist  die  handlung.  Durch  aus- 
schliessung  der  stadt  Suczawa  wurde  der  handel  gänzlich  gehemmt,  und  mutmasslich 
muss  dieser  gehemmte  handel  die  auswanderung  zum  gründe  haben.  —  Nun,  da  dieser 
ort  gänzlich  geleeret  und  sich  bis  24  Wohnungen  darinnen  befinden,  so  möchte  der- 
selbe für  die  deutsche  ansiedlung  nicht  unanwendbar  sein. 

91  Bukowiner  Kreisami  an  d.  galiz  Landesgubernium.  GzernotviU, 
1.  Mai^)  1787.  (Wickenhauser,  Molda  IL  Nr.  29.  S.  107—108.) 

Der  hauptsächliche  nahningszweig  dieser  leute  ist  der  hanf-  und  flaohsbau.  Sie 
bearbeiteten  [denj  hanf  und  flachs  grösstentheils  selbst  und  fanden  im  lande  sowohl 
als  über  den  grenzstrich  guten  absatz  dieser  waren,  weil  es  an  seilern  gebricht.  —  Ob 
nun  schon  dieser  zoUausschluss  der  stadt  in  diesen  ihren  verschleiss  in  etwas  gehindert 
haben  mag,  so  konnte  dieses  doch  keine  hinlängliche  Ursache  zur  auswanderung  sein, 
weil  sie  den  verschleiss  des  rohstoffes  und  der  daraus  verfertigten  waren  im  und 
aussei  dem  kordon  wie  ehehin  •)  offen  behalten.  —  Der  wahre  grund  liegt  vielmehr 
darin,  dass  diese  scheinheiligen  leute  mit  ihrem  steten  hanf-  und  flachsbau  den  grund 
erschöpfen  und  dann  wieder  e'nen  andern  einnehmen,  und  so  herumzuwandem  gewohnt 
sind.  —  Man  hat  diesen  ihren  abzug  vor  jähren  vorausgesagt.  Man  sah  sie  stets  ihre 
felder  bauen,  aber  nie  mit  einer  düngung  zu  hilfe  kommen.  So  viele  jähre  sie  schon 
da  waren,  so  hatte  doch  noch  kein  einziger  ein  ordentlich  erbautes  haus,  ungeachtet 
sie  Waldungen  an  der  band  hatten.  Von  unbearbeitetem  holz  autgeschrotene  hütten 
ohne  dach  waren  ihre  Wohnungen.  Die  gegend,  welche  sie  bewohnten  und  zu  ihrem 
unterhalt  immer  hatten,*)  ist  fruchtbar  und  nicht  weit  von  Suczawa  entlegen.  Es 
würde  dieser  platz  bald  wieder  besetzt  sein,  wenn  man  allerhand  in  diesen  jähren  her 
entwichenen  gasinda  die  rückwanderaig  gestatten  wollte  Man  ist  dermeinung,  diesen 
verlassanen  ort  mit  24  deutschen  familien  zu  besetzen,  und  erbitte%sich  die  hohe  Wei- 
sung, ob  man  darauf  antragen  könne.  Beck. 

92.  Bericht  d.  Bukotv.  Kreisamtes  an  d.  Landesgubernium  in  Lern- 
betg.  CzernowitZf23.  Mai  1787  (Urschrift,  Registratur  d.  Bukow.  Landesreg  ) 

Infolge  Verordnung  vom  lo.  dieses  sub  no.  I03'i7  wird  gehorsamst  angezeiget, 
dass  die  verlassenen  häuser  zu  Josephfalva  wohnbar  hergestellet  und  dabei  nur  noch 
Stallungen  und  scheuern  zu  erbauen  sind  der  Vorschrift  für  deutsche  ansiedier  zu  folgen. 
Zu  Lippoven  hingegen,  wie  bereits  unterm  Iten  dieses  gehorsamst  gemeldet  worden, 
sind  es  nur  von  ungezimmerten  holz  aufgesetzte  hütten  ohne  förmliches  dach,  und 
man  gewinnt  hiebei  nichts  als  ein  ausgetrocknetes  holz,  wenn  nicht  zu  häusem,  doch , 
zu  Stallungen  und  scheuem.  Da  nun  dieses  verlassene  ort  für  deutsche  ansiedier  be- 
stimmt ist,  so  denkt  man  hier,  wenn  es  den  hohen  beifall    findet,  den  häuserbau    vor- 


')  Bei  Wickenhauser  irrthümli«  h :  3.  August. 
«)  Bei  Wickenhauser  irrthümlich  :  10.  April. 
')  Bei  Wickenhauser:    ohnehin. 
*/  Vielleicht  richtiger:  innehatten. 


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i28 


Polek : 


zunehmen  und  jene  zu   Mittok-Dragominia  und  St.  Ulie  einst weüeu  anstehen  zulass^a 
weil  ohnehin  mit  den  nöthigen  werkleuten  nicht  aufzukommen  ist. 

Czemowitz,  den  23.  Afiai  1787. 

Joseph  Joh.  Beck, 

93.  St,   liier    Verwaltungsamt  an    das     Kreisami    in    CzernomiU. 
SL  llie,   3.    Juli    11^1.    {GesL-Prolokoll    d.    Bukcnv.    Kreisamtes,    mi. 
Nr.  1532.) 

[Das  amt  herichtetj  auf  die  Verordnung  vom  25  Mai.  Nr.  1467  0?  dass  os  näcbt 
dem  jezganor  mauthamt  den  kolonistenhäusorbau  ausgesteckt,  nachdem  Lippowen  nicht 
tauglich;  indessen  könnten  aber  die  nachkommende  kolonisten  bis  zur  herstellung  der 
neuen  häuser  in  den  allda  leeren  hilusern  untergebracht  werden. 

94.  Bukowiner  Kreisami  an  das  Sl.  liier  Verwallungsatnl.  Cw- 
nowilZy  6.  Juni  1787.  {Ebendort.) 

Demselben  [d.  i.  dem  verwaltungsam te]  wird  anbefohlen,  dass,  da  dieser  platz 
zwar  gut,  nur  ein  grösserer  Zwischenraum  zur  Strasse  zu  belassen  und  ein  halbes  jocb 
haus^^rund  j^euug  seie,  das  holz  von  denen  Lippowaner-gebäuden  zu  hilfe  zu  nehmen 
und  der  grund,  wie  solcher  heisse,  worauf  gebaut  wird,  anzuzeigen. 

95.  Berichl  d.  Bukow.  Staatsgüler-Oberdireclion  an  d.  gcUizische 
Skutisgüler-Administralion,  Czemowitz,  18.  Juli  1787 .^Urschrifl.Regislrtüur 
d.  Bukow.  Landesregierung.) 

Das  dorf  Lippoveni  von  2 1  familien  ist  in  einer  nacht  ausgewandert  und  stehen 
diese  häuser  nun  alle  leer.  Es  sind  schlechte,  elende  hütten,  theils  von  holz,  thetls  von 
flechtwerk  zusammengesetzt,  mit  schuf  eingedeckt,  die  meisten  2  klafter  lang  und  so 
viel  breit,  bestehen  aus  einem  zimmer,  vorhaus  und  schupfen  und  müssen,  wenn  selb« 
bowohnt  werden  sollen,  mit  schilf  ausgebessert  werden. 

Die  leeren  häuser  zu  besetzen,  können  zu  Lippovoni  24  .  .  .  [deutsche]  famülea 
kunterkunft  finden.  Es  wird  freilich  zu  Lippoveni  für  selbe  die  Unterkunft  nicht  so  au5- 
fallen,  wie  es  diese  neue  ankömmlinge  gerne  haben  möchten  ;  indessen  aber  können 
sich  dieselben  immer  damit  begnügen,  bis  man  ihre  neue  häuser,  so  an  der  landstrasse 
nahe  bei  der  freistadt  Sucsava  in  bau  sind,  in  die  höhe  gebracht  w/6rden. 

Lippoveni  liegt  in  einem  unschicksamen,  von  denen  menschen  selbst  gewählten 
sumftigen  ort,  und  dieses  ist  die  Ursache,  warum  man  solches  näher  an  der  Strasse  aoT 
einer  trockenen  gegeud  zu  erbauen  den  antrag  hat.  Das  holz  von  denen  alten  häasen 
kann,  insoweit  es  anwendbar  ist,  zu  Stallungen  und  andern  bei  dem  bau  vorfallenden 
gegenständen  verwendet  werden. 

Czemowitz,  den  18ten  Juli  1787. 

Schaiblein,  int.  oberdirector. 

96.  Gesuch  von  20  Lippowanerfamilien  an  Seine  Majestät  Kaiser 
Franz  I.  um  Ansiedelungsplätze  in  der  Bukowina,  Klimoutz,  9.  September 
1834.  [Urschrift,  ebendort.) 

Euer  Mt!  Die  äusserst  kritischen  Zeitumständen,  die  die  fussfalligst  unterzeich- 
neten leider  in  der  Moldnu  und  Russenland  mit  wehmuth  ihrer  ganzer  familien 
erlitten  haben,  ist  wirklich  nicht  möglich,  dass  man  das  ganze  Schicksal  Sr.  Mt  an- 
heimzustellen imstande  wSre.  ücberzeugt  durch  vielfältige  jährige  hingebrachte  milde 
und  gerenhtigkeitsliebende  regicruug  Sr.  Mt.  dem  allergnädigsten  landesvater  in  dem 
ganzen    umfange    der    österreichischen    monarchie    des    landes  wagen  die  fussfalligst 


»)  Richtig:   1476. 

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Die  Lippo\?raiier  in  der  Bukowina. 


129 


unterzeichneten  in  ihrer  äusserst  bedrängten  läge  sammt  ihrer  armen  familie,  die 
zugleich  mit  den  vätern  tussfälligst  zu  knien  fallen,  um  ihre  gnädige  und  milde  auf- 
nähme als  Lipowaner  in  den  österreichischen  stadten  gleich  den  übrigen  in  der  Buoo- 
wina  und  zwar  in  Fontina  Alba  und  Klimoutz  mit  ah.  bewiUigung  von  Josephs  Zeiten 
aufgenommenen  Lipowaner  mit  ihren  bisher  bestehenden  rechten  mildreichst  aufge- 
nommen zu  werden. 

Durch  dero  gnädige  und  raildreiche  zwanzig  famielien,  die  vielleicht  über  die 
zahl  betreften  würden,  gereicht  keineswegs  zum  schaden  dem  Staate,  sondern  vielmehr 
zum  nutzen  im  zusammenhange  der  ärarialabgaben  und  sonsten  in  übrigen  mit  aller- 
gröster  bereitwilligkeit.  Die  fussfälligst  unterzeichneten  befinden  sich  dermahl  seit 
mehreren  monathen  mit  bewilligung  der  vorgesetzten  stelle  in  Ihro  k.  k.  österreichischen 
Staaten  und  zwar  für  den  äusserst  einst  .Yeil  befindlichen  orte  im  zusammendränge  der 
übrigen  schon  PiUsässigen  klimoutzer  unterthansinsassen,  welche  aber  äusserst  bedrängt 
mit  ihrer  armen  familie  in  selben  orte  sich  befinden. 

Das  löbliche  k.  k.  kameralmandatariat  hat  im  ein  Verständnisse  imd  anordnung 
dor  vorgesetzton  stelle  ihren  einstweil  unbestimmten  aufenthaltsort  zwar  genehmiget, 
allein  es  handelt  sich  für  ihre,  ihrer  gegenwärtigen  als  zukünftigen  familie  ihre  immer- 
wrährend  existirende  subsisteu«,  die  sie  gegenwärtig  äusserst  bedrängt  nicht  haben.  Sie 
fallen  demnach  zu  füssen  Sr.  Mt.  in  gnaden  mit  ihrer  armen  iamilie  und  bitten  aller- 
fussfälligst,  dieselbe  zwanzig  famielien,  wenn  nicht  mehr  an  der  zahl,  huldreichst  auf- 
zunehmen und  für  sie  in  der  ßukovina  und  zwar  in  Kimpu  Mary  und  Tamawka  in 
der  radauzer  oder  solkar  herrschaft,  allwo  sich  leere  gründen  und  ansiedlungsplätzen 
betinden,  allergnädigst  zur  eigener  ansiedlung  mit  vorbehält  der  schon  angesiedelten 
Liipowaner  durch  die  vorgesetzten  stellen  wie  allermöglichst  bald  zu-  und  anweisen 
geruhen  zu  wollen. 

Dero  mildreiche  gnade  £.  Mt.  und  der  untergeordneten  stelle  die  fussfälligst  unter- 
zeichneten mit  Sehnsucht  und  er  Wartung  der  finallen  baldigen  entscheidung  ihrer  auf- 
nähme entgegensehen.  Klimoutz,  am  9ten  September  1834.  f  Petro  Harasimow,  f  Iw. 
Iwanow,  t  Iwan    Fedorow    im   namen    der  übrigen  17  befindlichen  L.-famUien. 

97.  Bittgesuch  derselben  Lippowaner  an  Seitie  kaiserliche  Hoheit 
Erzherzog  Ferdinand  Este,  Berhometh,  13  September  1839.  {Urschrift, 
ebendort.) 

Eure  kaiserliche  durchlaucht !  Die  hier  beiliegende,  schon  im  jähre  1834  an  Se.  M. 
gerichtete  bitte  ist  uns  nicht  gelungen  armuthshalber  wegen  bestreitung  der  postporto- 
gebühr  gelegentlich  an  den  bestimmungsort  zu  kommen  zu  machen. 

Die  nazion  der  Lippowaner  hat  schon  zu  Zeiten  Sr.  M.  ktüser  Joseph  durch 
derer  ausgezeichneten  Patriotismus,  pünktliche  willige  Steuerzahlung,  das  vortheühafte 
düngen  und  bearbeiten  der  ackerfelder,  das  liefern  der  schönsten  flachs-  und  hanf- 
attungen  zur  feinsten  lein  wand  erzeugung,  nicht  minder  durch  cultur  der  auserlesen- 
sten Obstbäume  znr  aufnähme  in  den  kaiserlichen  Staaten  sich  würdig  gemacht. 
i 

Ein  hierländiger  bauer  ist  ob  mangel  des  gefühls,  seiner  anhaltender  roheit  dem 

Joche  seines  grondherrs  unterzogen ;  ein  Lippowaner  hin  gegen  durch  fortpflegende 
kenntnisse  in  der  Wirtschaft,  unermüdeten  fleiss,  stetts  darauf  denken,  mit  was  rechten 
von  Sr.  M.  kaiser  Joseph  begabt  zu  sein,  sucht  sich  dem  Staate  und  dem  landmanne 
immer  mehr  nützlicher  zu  machen.  In  genauer  Erwägung,  dass  die  thieranische  be- 
handlung  der  unterthanen  in  der  moldauischen  und  russischen  monarchie  unbeschreiblich 
ist,  waren  wir  bemüssiget.  uns  von  da  wegzubegeben  imd  nach  der  Buccowina  mit 
bewilligung  der  vorgesetzten  stelle  zu  übersiedeln  und  zwpr  nach  Berhometh,  allwo 
uns  der  dortige  grundherr  Jordaki  Wasilko  sehr  magere  unfruchtbare  gründe  zur  einst* 
weiliger  benützung  zuwies,  welche,  wenn  man  selbe  urbar  machen  sollte,  der  gedachte 
ei^enthümer  wieder  an  sich  ziehen  würde. 

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130 

Polek :  Die  Lippowawer  in  der  Bukowina. 

Wir  fussfeUigst  gefertigte  bitten  im  nahmen  35  lippowaniscber  familien  vorlie- 
gendes bittgesuch  Sr.  Mt.  kaiser  Ferdinand  eigenhändig  mit  der  hochgeneigten  furbittc 
übereiehen  geruhen  zu  wollen,  damit  uns  der  aufenthalt  in  den  benachbarten  CÄmerai- 
herrschaften,  wie  z.  B.  Tamawka,  Solka  etc.,  all  wo  sich  leere  gründe  und  ansiedlog^ 
platze  befinden,  gleich  den  übrigen  Lippowaner  in  Fontina  alba  und  Klimoutz  bald  wii 
möglich  gestattet  werden  möge.  Berhometh,  den  I3ten  September  1839.  f  Petro  H&tä- 
simow,  t  Iwan  Iwanow,  f  Iwan  Fedorow,  SamionFribanow  [?].  In  dorso ;  E.  29.  October 
1831).  Dem  buccowinaer  k.  kreisamt  zur  amtshandlung  und  nach  umständen  um  bericKt 
Jedenfalls  sind  die  bittsteller  über  gegenwärtige  eingäbe  angemessen  zu  bescheideiL 
Vom  k.  k.  landesgubernium.  Lemberg,  am  1.  December.  1839. 

IDsrAolatragr. 

Während  des  Druckes  der  vorstehenden  Arbeit  ist  im  Archive 
für  österreichische  Geschichte  (Bd.  LXXXIII,  II.  Hälfte.)  eine  Abhandlung 
über  „das  Entstehen  und  die  Entwicklung  der  Lippowaner-Colonien  in 
der  Bukowina'*  von  dem  Privatdocenten  und  k.  k  llauptlehrer  Dr.  R.  F. 
Kaindl  in  Czernovvitz  erschienen. 

Im  grossen  und  ganzen  stimmen  die  Ergebnisse  beider  Arbeiten 
in  Hinsicht  auf  die  Niederlassung  der  Lippowaner  in  der  Bukowina 
überein.  Nur  in  Hinsicht  auf  die  Colonie  Fonlina  alba  macht  sich  ein 
Unterschied  bemerkbar.  S.  2^7  (im  S -A.  auf  S.  35)  erklärt  Herr  Kaindl 
die  Annahme,  die  Ansiedelung  Warnit/.a  (slawisch  Bialakirnica,  rumänisch 
Fontina  alba)  sei  durch  blosse  Uebersiedelung  der  Hliboker  Lippowaner 
entstanden,  als  einen  Irrthum  ;  aus  urkundlichen  Nachrichten  gehe  viel- 
mehr hervor,  „dass  neuordings  fremde  Lippowaner  sich  zur  Ansiedelung 
anboten,  und  dass  erst  zu  diesen  Ansiedlern  diejenigen  aus  Hliboka  hin- 
zugekommen seien/'  In  einem ,, Nachtrage'*  bringt  er  dann  eine  Urkunde 
(Beilage  109)  zum  Abdruck,  die  bestätigen  soll,  „dass  im  Jahre  1785 
ein  neuer  Zuzug  von  Lippowanern  in  der  Bukowina  erschien*  (^S.  381. 
bez.  Ö.  149.)  Allein  die  in  dieser  Urkunde  erwähnten  russischen 
Familien  sind  keine  Lippowaner,  sondern  II  u  t  h  e  n  e  n,  deren 
Nachkommen  noch  heute  in  Balkoutz  wohnen*).  Dass  thatsächlich  weder 
im  Jahre  1785  noch  in  den  nächstfolgenden  drei  Jahren  ein  Zuzug  von 
Lippowanern  aus  der  Moldau  oder  Bessarabien  nach  der  Warnitza  statt 
gefunden  hat,  geht  übrijs^ens  auch  aus  der  Beilage  37  dei  Kaindrschen 
Abhandlung  hervor.  Es  bleibt  also  nur  die  Annahme  übrig,  dass  die 
Colonie  Fontina  alba  von  Hliboka  aus  gegründet  wurde  ;  doch  ist  nicht 
ausgeschlossen,  dass  sich  einige  Lippowanerfamilien  schon  im  Mai  1784 
auf  der  Warnit/.a  bleibend  niedergelassen,  sich  also  an  dem  Exodus 
nach  Hliboka    nicht  betheiligt  haben. 


'    Ueber  die  Gründung  von  Balkoutz  oder  Laudonfalva  gedenke  ich  in  dem  Jahr- 
gange 181>7  des  Bukowiner  Landes-Museunis  ausführlich  zu  handebi. 


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«^WEITE*1^EG0GN0SGIRUNGST0UR 

IN  dieIBukowinä.*) 

Vom  k.  u.  k.  Gustos  Josef  Szombalhy. 

Meine  vorjährige  Reise  diente  hauptsächlich  der  Durchmusterung 
der  südöstlichen  Bezirke  des  Landes  nach  prähistorischen  Fundstellen. 
Für  die  diesjährige  Reise  hatte  ich  mir  die  Untersuchung  des  nörd- 
lichen, zwischen  Pruth  und  Dniester  gelegenen  Landestheiles  als  Haupt- 
aufgabe gestellt.  Leider  musste  die  für  den  Frühling  geplante  Fahrt  der 
Ungunst  des  Wetters  wegen  bis  in  den  Hochsommer  verschoben 
werden,  wo  sie  dann  durch  die  in  unseren  östlichen  Provinzen  zum 
Ausbruche  gelangte  Cholera-Epidemie  eine  empfindliche  Beeinträchti- 
g'ung  erlitt. 

Die  ansehnlichste  Ausbeute  ergab  mir  die  Fortsetzung  der  Gra- 
bungen in  Schipenitz  (Bez.  Kotzmann),  wo  auf  den  Grundstücken  des 
Lehrers  Basil  Aricz  (=  Areygzuk)  im  westlichen  Theile  des  Dorfes 
weitere  Antheile  der  im  Vorjahre  aufgefundenen  neolithischen  Ansiede- 
lung durchgegraben  wurden.  Es  wurde  unter  Anderem  die  Spur  einer 
zweiten  viereckigen  Hütte,  deren  Wände  aus  Reisiggeflecht  errichtet 
und  mit  Lehmbewurf  verdichtet  waren,  gefunden.  Die  Lehmbewurf- 
fragmente waren  wieder  ziegelroth  gebrannt  und  an  zwei  Stellen  des 
Innenraumes  lagen,  von  einer  7^  ^  mächtigen  Humusschichte  bedeckt, 
Thonscherbenhaufen  von  Gebrauchsgeschirren,  welche  erkennen  Hessen, 
dass  da  verschiedene  Gefässe  an  ihrem  alten  Platze  stehen  geblieben 
und  durch  den  darüber  sich  anhäufenden  Schutt  zerdrückt  worden 
waren.  Ausser  dem  charakteristischen  bemalten  Geschirr  aus  hellbraunem, 
gut  geglättetem  Thon  konnten  wieder  ziemlich  viele  geschlagene  Feuer- 
steinwerkzeuge gesammelt  werden.  Den  Versuchen,  die  Grabungen  auf 
benachbarte  Grundstücke  und  entferntere  Theile  des  weitläufigen 
Dorles  auszubreiten,  um  die  Ausdehnung  der  alten  Ansiedelung  kennen 
zu  lernen  und  vielleicht  die  dazugehörige  Begräbnissstätte  ausfindig  zu 
machen,  setzten  trotz  der  überaus  dankenswerthen  Protection  des  ein- 
flussreichen  Herrn  Baron  Nikolaus  Mustatza  der  tief  eingewurzelte 
Aberglauben  und  verschiedene  Eigenthumsinteressen  unübersteigliche 
Hindernisse  entgegen.  Auch  der  unbesiegliche  Mangel  an  geeigneten 
Arbeitskräften  und  die  Verschleppung  interessanterer  Fundstücke  ist 
zu  beklagen. 

*)  Nach  dem  in  der  Monats-Versammlung  der  Anthropologischen  Gesellscliaft  in 
Wien  am  13.  Dezember  1894  vorgetragenen  Berichte  des  Verfassers.  C^OOqIc 


^  ^2  Szombathy  : 

Um  über  die  Fundstellen  des  Bezirkes  Kotzmann  (von  welchen  die 
in  unserem  Besitze  beündliclie  Manuscript-Fundkarte  des  Herrn  Olinski- 
Olineskul  etwa  ein  Dutzend  anführt)  eine  Uebersicht  zu  gewinnen  und 
die  in  Stefanovka  aufbewahrte  Sammlung  prähistorischer  Funde  des 
Herrn  Dr.  Johann  v.  Zotta  kennen  zu  lernen,  unternahm  ich  in  Gesell- 
schaft des  Herrn  Professors  C.  A.  Romstorfer  eine  mehrtägige  Wagen 
fahrt  durch  dieses  Gebiet.  Unser  Weg  führte  über  Sadagora,  Waslowce, 
Kuczurmik,  Zastavna,  Kadobestie,  Kriszczatek,  Zaieszczyki  am  Dniester 
und  Swiniacze  nach  Stefanovka.  Mehrere  dieser  Orte  sind  als  Fund- 
stätten von  Alterthümern  bereits  bekannt.  Eine  südlich  von  Waslowce 
gelegene  Anhöhe,  namens  Horodiszcze,  verräth  sich  durch  den  abge- 
flachten Scheitel  und  terrassirte  Abhänge  schon  von  weitem  als  alte 
Ansiedelung.  Rohe  Thonscherben  sollen  hier  gefunden  worden  sein.  Von 
Zastavna  werden  die  Funde  dacischer,  römischer  und  späterer  Münzen 
gemeldet.  Die  nordöstlich  von  diesem  Orte  gelegenen  flachen  Höhen- 
rücken tragen  eine  ganze  Reihe  Tumuli,  zu  gross,  um  als  gewöhnliche 
(irenzhügel,  wie  sie  hierzulande  sehr  häuflg  sind,  angesehen  zu  werden 
und  dennoch  verdächtig  durch  den  Umstand,  dass  sich  denselben 
Rücken  entlang,  über  die  Hügel  die  heutige  Gemeindegrenze,  die  viel- 
leicht einer  uralten  Gemarkung  entspricht,  hinzieht.  Auch  die  südwest- 
lichen Hügelketten  zeigen  solche  Tumuli  vereinzelt  oder  in  Gruppen 
von  zwei  oder  drei  Stücken.  Zwiniacze  ist  mit  neolithisqhen  Funden, 
Thonscherben,  Feuersteinmessern  und  geschlifl^enen  Steinhämmern  ver- 
zeichnet. Diese  Funde  sind  zum  Theile  in  Dr.  Zotta's  Sammlung 
aufbewahrt. 

In  Stefanovka  wurden  wir  nicht  nur  von  der  das  Schloss  bewoh 
nenden  Familie  Leon  Wassilko  auf  das  Gastfreundlichste  aufgenommen, 
sondern  der  Besitzer,  Herr  Dr.  v.  Zotta,  welcher  jetzt  in  Novoselilza, 
wohnt,  war  sogar  so  liebenswürdig,  den  eine  volle  Tagreise  ausmachen- 
den Weg  per  Wagen  hieher  zu  machen,  um  seine  Funde  und  die 
Hauptfundstelle  persönlich  zeigen  zu  können.  An  die  bereits  erwähnten 
Funde  von  Zwiniacze  reihen  sich  an :  drei  runde  Klopfsteine,  vier 
grosse,  kegelförmige,  thönerne  Netzsenker  oder  Webstuhlgewichte,  ein 
Spinnwirtel  und  primitive  Thongefässscherben  mit  Wülsten  und  Finger- 
nagelverzierungen, wahrscheinlich  aus  dem  benachbarten  Orte  Babin. 
ferner  ein  ungarisches  Bronzezierbeil  von  23*5  cm  Länge  mit  runder, 
gestielter  Kopfplatte  und  röhrenartig  verlängertem  Stielloche,  wahr- 
scheinlich dem  Depotfunde  aus  dem  nahen  Orte  P  r  e  1  i  p  c  z  e  zugehörig. 
Die  interessantesten  Stücke  der  Sammlung  stammen  aus  dem  von  Dr. 
Zotta  neu  angelegten  40  Joch  grossen  Parke  auf  der  dem  Schlosse  Stefa- 
novka benachbarten  H  a  i  d  e  k  a  (Gemeinde  Kissileu),  wo  beim  Abtragen 
einer  massig  geneigten  Terrainwelle  in  der  Mitte  des  Parkes  verschiedene 
recente  Säugethierknochen,  zwei  eiserne  Lanzenspitzen  nachrömischen 
Charakters,  verschiedene  Thongefässe  und  zwei  charakteristische  La 
Tene-Stüeke  gefunden    wurden.    Die    letzteren    sind   eine     9    cm    lange 

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JJweite  Recognosoirungstour  in  die  Bukowina.  **'*'' 

Mittel-LaTene-Fibulaaus  Hronze  mit  prächtig  verziertem  Fussknopfe  und 
ein  7'/i  cm    langes  Fragment  eines  blauen  ülasArmreifes. 

Die  Rückfahrt  führte  uns  über  Borowce,  Kissileu  und  Werenczanka 
nach  Kotzmann.  Von  Kissileu  ist  seit  1865  eine  Steinaxt  bekannt.  Die 
Höhen  zwischen  diesem  Orte  und  Werenczanka,  sowie  die  weiter  süd- 
westlich gelegenen  flachen  Rücken  bis  Stavczan  und  Davidestie  hinab 
tragf^n  wieder  zahlreiche,  weithin  sichtbare  Tumuli,  unter  welchen 
besonders  eine  Gruppe  von  drei  grossen  Hügeln  bei  Stavczan  auflallt. 
In  Kotzmann  besitzt  Herr  Bezirkshauptmann  Zachar  eine  den  bemalten 
Thongelässen  von  Schipenitz  analoge  grosse  Urne  von  Doroschoutz  am 
Dniester.  Herr  Lehrer  Prokopowicz  in  Kotzmann,  welcher  im  Vorjahre 
durch  meine  Vermittlung  eine  kleine  Collection  prähistorischer  und 
römischer  Antieaglien  an  das  Czernowitzer  Museum  abgab,  hat  seiner 
kleinen  Sammlung  neuerlich  eine  Anzahl  prähistorischer  Funde  einver- 
leibt, darunter  auch  mehrere  interessante  klein©  Gefässe  von  unserer 
Schipenitzer  Fundstelle.  Ihm  verdanke  ich  auch  Nachrichten  über  Fund- 
stellen in    Chlibestie  und  Davidestie  bei  Kotzmann. 

Wie  man  sieht,  ist  dieser  Bezirk  nicht  arm  an  Punkten,  welche 
zu  Nachgrabungen  einladen.  Leider  hatten  in  den  Tagen  meiner  An- 
wesenheit die  vorausgegangene  abnorme  Witterung,  die  den  Feldarbeiten 
sehr  hinderlich  gewesen  war  und  nun  alle  Arbeitskräfte  auf  die  Aecker 
forderte,  und  der  Einbruch  der  Cholera-Epidemie,  für  welche  besonders 
das  nahe  Zaleszczyki  einen  gefährlichen  Herd  bildete,  Verhältnisse  ge- 
schaffen, unter  welchen  es  trotz  der  speciellen  freundlichen  Vermittlung 
des  Herrn  Bezirkshauptmannes  Zachar  nicht  möglich  war,  eine  grössere 
Ausgrabung  in  AngriiT  zu  nehmen. 

Die  vorjährigen  Grabungen  zu  Unterhorodnik  bei  Radautz  hatten 
uns  Tumuli  mit  neolithischen  Gräbern  kennen  gelehrt.  Diese  Tumuli 
sind  in  sechs  Gruppen  über  den  von  Unterhorodnik  gegen  Voitinell 
sich  hinziehenden  Höhenrücken  verstreut.  Bisher  waren  durch  Herrn 
Schulrath  Klauser  ein  Tumulus  der  ersten  und  durch  mich  drei  Tumuli 
der  vierten  Gruppe  untersucht,  andere  durch  die  Bauern  geöffnet 
worden.  Ich  machte  mich  heuer  daran,  die  aus  zwei  Grabhügeln  beste- 
hende zweite  und  die  aus- drei  solchen  bestehende  dritte  Gruppe  zu 
untersuchen.  Wie  im  Vorjahre  erfreute  ich  mich  wieder  der  w^erkthätigen 
Unterstützung  der  Herren  Bezirkshauptmann  Wilhelm  Rothenburg,  Dr. 
Michael  Kipper  in  Radaut/.  und  Gemeindevorsteher  Oonofrei  Teleaga  in 
Horodnik.  Auch  Herr  Professor  Siegfried  Lederer  in  Radautz  verdanke 
ich  mannigfache  Förderung.  Mein  bescheidenes  Resultat  ist,  dass  ich  in 
zwei  Grabhügeln  der  dritten  Gruppe  Brandgräber  mit  sehr  schlecht 
erhaltenen,  einfachen  neolithischen  Thongeschirren  und  zwei  Feuer- 
steinspänen, in  einem  Tumulus  der  zweiten  Gruppe  jedoch  ein  Stein- 
kistengrab  mit  Skelet  ohne  Beigabe  (den  vorjährigen  Erfahrungen  nach 
wahrscheinlich  einer  jüngeren  Stufe  angehörig)  fand.  C^OOCjIp 


^  ^  Szombatiiy  i 

Von  Satulmare,  einem  zur  Hälfte  von  Rumänen,  zur  Hälfte  von 
Deutschen  bewohnten  Dorfe,  5  km  östlich  von  Radautz,  sind  im  Czer- 
nowitzer  Museum  acht  drcitlügeligo,  zum  Theile  vom  Feuer  clelormirte 
und  zwei  zweiflügelige  Bronzepfeilspitzen  mit  DüUe  aufbewahrt.  Dieser 
Fund  deutet  auf  ein  Brandgrab  einer  unserer  Hallstatt-Periode  entspre- 
chenden Stufe.  Ich  spürte  dem  Funde  nach  und  brachte  heraus,  dass  er 
1886  auf  dem  nördlich  vom  Dorfe  in  einer  Länge  von  etwa  l  km  sich 
ausdehnenden  isolirten  Höhenrücken,  und  zwar  auf  dem  Felde  des 
Gabriel  Lopanko  gemacht  wurde.  Der  Bruder  des  Besitzers  erinnert 
sich  noch  eines  grossen  Steinsatzes,  der  die  Fundstelle  umgab,  und  dass 
ausser  den  Pfeilspitzen  noch  ein  Thongefäss  und  eine  lange  (vermuthlich 
eiserne)  Lanzenspitze  gefunden  wurde.  Herr  Pfarrer  Polonik  von  Satul- 
mare rom  war  so  freundlich,  mir  die  Gelegenheit  zur  Nachgrabung  zu 
vermitteln.  Ich  fand  an  der  höchsten  Stelle  des  genannten,  quer  über 
den  Hügelzug  verlaufenden  Feldstreifens  in  einer  Tiefe  von  80  cm  eine 
3 )  cm  dicke,  160  cm  lange  und  45  cm  breite  Schichte  grosser  Klaub- 
steine mit  einigen  unbestimmbaren  Topfscherben,  an  einer  zweiten 
circa  20  m  nordöstlich  davon  gelegenen  Stelle  eine  ähnliche  unterir- 
dische Steinansammlung  und  40  m  nordwestlich,  neben  dem  vor  Kurzem 
errichteten  zweiten  Triangulirungszeichon  dieser  Anhöhe,  einen  mulden- 
förmigen Steinsatz  von  circa  1  m  Dicke,  5  m  Länge  und  3*5  m  Breite, 
welcher  an  den  Rändern  bis  zu  30  cm  unter  die  Oberfläche  und  in  der 
Mitte  bis  2*3  m  tief  reichte,  aber  auch  nichts  als  einige  Topfscherben 
enthielt.  Meine  Wahrnehmungen  Hessen  mich  bezweifeln,  dass  ich  es 
mit  intacten  Fundstellen  zu  thun  habe,  und  die  eindringlichen  Nach- 
fragen bei  den  Besitzern  erzielten  endlich  das  Geständniss,  dass  sie 
nach  dem  Pfeilspitzenfunde  heimlich  alle  ihre  Grundstücke  nach 
Schätzen  durchgraben  hätten.  Mittheilungen  über  ihre  etwaigen  Funde 
konnte  ich  nicht  erhalten.  Nur  eine  von  dem  ersten  Funde  herrührende 
Pfeilspitze  brachte  man  mir  noch.  Die  Grabungen  setzte  ich  natürlich 
nicht  weiter  fort. 

Herr  Schulrath  Klauser  machte  mich  auf  eine  bisher  nicht  be- 
kannt gewesene  Tumulusgruppe  in  Wolowetz,  circa  5  km  südsüdwestlich 
von  Radautz  aufmerksam.  Ihre  Haupthügel  sind  von  Radautz  aus  auf 
der  als  Hutweide  dienenden,  südöstlich  von  Wolowetz  sich  erhebenden 
Anhöhe  (östlich  von  der  Cote  510  der  Specialkarte)  zu  sehen.  Ich  fand 
dort  drei  sehr  grosse,  drei  mittelgrosse  und  16 — 17  kleinere  Tumuli, 
zum  Theile  intact,  zum  Theile  vom  Gipfel  aus  angegraben.  Gegen  Westen 
schliesst  sich  an  diese  Tumulusgruppe  ein  mehrfach  terrassirtes  Terrain 
an,  vielleicht  die  alte  Ansiedelungsstätte.  Auch  hier  waren  Ausgrabungen 
wegen  des  augenblicklichen  Arbeitermangels  unmöglich. 

Die  8  km  südlich  von  Radautz  gelegene  grosse  Hutweide  der  Ge- 
meinde Burla  hat  den  Flurnamen  Mohj^la  (=  Tümulus)  und  wird  diesem 
Namen  durch  zwei  Tumulusgruppen,  deren  eine  östlich  von  der  Strasse 
drei  grosse  und  deren  zweite  westlich  von  derselben  zwei   mittelgrosse 

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Zweite  Recognoscirungstour  in  die  Bakowina.  *^*^ 

Tumuli  umfasst,  gerecht.  Von  da  aus  sind  auch  auf  den  den  Gesichts- 
kreis begrenzenden  Höhenzügen  einige  den  Gemeinden  Mileschoutz  und 
Bodnareni  angehörige  grosse  Tumuli  zu  erblicken. 

Die  letzten  Tage  meines  Aufenthaltes  in  der  Bukowina  widmete 
ich  einem  zweiten  Besuche  der  Wälle  auf  der  Anhöhe  Zamka  misargiu 
bei  Hlinitza  am  Pruth.  lieber  eine  frühere  Untersuchung  dieser  Loca- 
lität  durch  Oberlieutenant  Kruzlewski  hat  Conservator  Romstorfer  in 
den  Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission,  Bd.  XV,  1889,  berichtet. 
Er  unternahm  heuer  im  Auftrage  dieser  Commisson  weitere  eingehende 
Nachgrabungen  daselbst,  welche  interessante  Details  über  die  in  den 
Wällen  eingeschlossenen  gebrannten  Schichten  ergaben.  Seine  Funde 
w^eisen  in  ihrer  Hauptmenge  auf  eine  nachrömische  Periode,  was  eine 
gewisse  Altersübereinstimmung  dieser  Anlage  mit  der  von  mir  im 
Vorjahre  bei  llliboka  untersuchten  Wallanlage  ergibt.  Es  war  Herrn 
Professor  Romstorfer's  Wunsch,  dass  auch  ich  mir  durch  eigene  Gra- 
bung eine  Ansicht  über  die  Wälle  von  Hlinitza  bilde,  und  ich  konnte 
diesem  Wunsche  um  so  leichter  entsprechen,  als  ich  der  zuvor- 
kommendsten Unterstützung  des  Besi  tzers,  Herrn  Alexander  v.  Flondor, 
sicher  war.  Meine  Resultate  stimmen  mit  jenen  Romstorfer's  —  wie 
vorauszusehen  war  —  überein  ;  für  einige  Einzelheiten  des  Baues  der 
theilweise  gebrannten  Wälle  stehen  aber  unanfechtbare  Erkläruntjen 
noch  immer  aus. 

Bei  dieser  Gelegenheit  will  ich  einen  Irrthum  meines  vorjährigen 
Berichtes  *)  verbessern.  Ich  habe  dort  den  am  weitesten  vorgeschobenen 
Theil  der  aus  fünf  längs  des  Bergrückens  aufeinanderfolgenden  Abthei- 
lungen  bestehenden  Wallanlage,  welcher  von  dem  zweiten  Theile  durch 
einen  theils  doppelten,  theils  dreifachen  Wall  getrennt  ist,  als  zwei 
selbstständige  Abtheilungen  beschrieben,  was  sowohl  dem  von  Professor 
Romstorfer  gezeichneten  Plane  als  auch  meinen  genaueren  Aufnahmen 
widerspricht.  Er  ist  nur  als  eine  einzige    Abtheilung  aufzufassen. 

Intensiver  als  im  Vorjahre  drängte  sich  mir  bei  der  diesjährigen 
Reise  die  Beobachtung  der  interessanten  und  mannigfaltigen  ethnogra- 
phischen Momente  aul,  welche  das  Land  auf  Schritt  und  Tritt  dem 
Reisenden  darbietet.  Einige  Mittheilungen  werde  ich  mir  bei  anderer 
Gelegenheit  gestatten. 

Mir  erübrigt  noch,  an  dieser  Stelle  den  zahlreichen,  zum  Theile 
bereits  namhaft  gemachten  Herren,  welchen  ich  eine  bereitwillige  För- 
derung meiner  Aufgabe  nachzurühmen  habe,  an  ihrer  Spitze  Herrn 
Landespräsidenten  Grafen  Goes,  meinen  verbindlichsten  Dank  auszu- 
sprechen. Es  ist  wahrlich  nicht  Schuld  dieser  eifrigen  Freunde  der 
Landeserforschung,  dass  sich  die  ganz  ungewöhnliche  Häufung  von 
Hindernissen  auf  dieser  Reise  nicht  besser  bewältigen  Hess. 


Jahrbuch  des  Bukowiner  Landesmuseums,  U,  Czemowitz  1895,  pag 

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(^öogU 


Aus  den  „Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission". 

(Fortsetzung  aus  dem  Jahrbuche  1895.) 

1895.  Baud  2!,  Seite  161,  resp.  250. 

(Die  Kirclierbavten  in  der  Bakowiia).  Von  Conservator  A.  Romstorfer  Fort- 
setzung: V.  (6  Die  (Trundtonn  des  spät-byzantinischen  Gotteshauses  in  den  unteren 
Donauländem,  mit  3  Abbildungen.  VI.  v7.  Fremde  Einflässe ;  8.  Die  Einwölbuug  :  ^ 
Kuppel  und  Apsiden  im  Äussern,  --  mit  3  Abbildungen. 

1895.  Band  21,  Seite  180. 

(Die  Wallborg  uitf  neue  Fuide  m  Hliiltza,  Bikewina).  Von  Carl  A.  Roms  torfer 
Mit  einer  Tafel  und  13  Figuren. 

1895.  Band  21,  Notiz  122,  Seite  188. 

„Conservator  Professor  Uoinstorler  hat  au  die  Central-Commission  berichtet,  da^^^ 
jenes  (Jebäude  in  Suczavva,  welclies  von  der  Localtradition  als  das  Hoflager  Kaiser 
Joseph  II.  bezeichnet  wird  (s  Notiz  15.  M  1895)  noch  im  im  veränderten  Zustande 
erhalten  ist  und  sich  als  ein  reich  ausgestatteter  auf  gemauertem  Unterbau  construirter 
halbstöckiger  Holzbau  —  wie  es  dort  deren  mehrere,  zumeist  aus  dem  vorigen  Jahr- 
hundei-t  stammend,  gibt  —  darstellt.  Das  den  Wohnraum  des  Kaisers  bildende  Zimm»*r 
ist  klein,  mit  erkerartigem  Ausbaue.  Es  hat  eine  geschnitzte  leichte  Tramdecke,  woL 
reich  behandelt,  leider  aber  sehr  schadhaft.  Mehrere  in  Kerbschnitt  ausgeführte  Onu- 
mente  beleben  die  Decke,  zu  deren  Herstellung  hauptsächlich  Eschen-  und  AiioruhoU- 
ver wendet  worden   war. 

Auch  berichtet  der  genannte  Conservator,  dass  die  Kirchen  in  der  Bukowina,  »ii> 
denen  die  besprochenen  Steinmetzzeichen  stammen,  thatsächlich  in  der  ersten  Hält'u 
des  16.  Jahrhunderts  erbaut  worden  sind,  wie  auf  Grund  dieser  Steinmet zseeichtu 
wahrgenommen  wurde,  nämlich  die  St.  Georgskirche  in  Suczawa  zwischen  153.*>-  Ib^ 
und  die  St.  Demetrius-Kirche  1534.*' 

1895.  Band  21,  Notiz  139,  Seite   197. 

„Privatdocent  Dr.  Kaindl  in  Czernovvitz  theilte  im  Anschlüsse  an  seinen  Benciit 
in  den  Mitth.  1893  (N.  61)  mit,  dass  die  Zahl  der  an  einem  bestimmten  Orte  in  ci^\ 
Bukowina  gefundenen  Münzen  aus  der  römischen  Zeit  sich  um  ein,  beziehungsweisfl 
drei  Objecte  vermehrt  hat.  Vor  etwa  einem  Jahre  wurde  nämlich  in  der  Pumnnlga^!« 
in  Czernowilz  bei  Anlage  eines  Brunnens  nahe  unter  der  Oberfläche  eine  gut  erhaltene 
Bronze-Münze  von  Trajan  gefunden;  eine  andere  Trajansmünze  zugleich  mit  eii^r 
bisher  bestimmten  römischen  Münze  soll  in  der  Vorstadt  Rosch  (CzemowitJE)  in  ti-f 
Nähe  oder  am  Ceciua-Berge  gefunden  worden  sein.'* 

1895.  Jahresbericht,  Seite  39. 

„Einer  raschen  Entwicklung  geht  das  Landes-Museum  für  die  Bukowina  ii 
Czernowitz  entgegen;  selbes  erhielt  für     das   Jahr   1895   eine    Staats-Subventioc* 

1895.  Jahresbericht,  Seite  50 

„Conservator  Romstorfer  berichtet  über  einen  Münzenfund  in  Suczawa, 
der  insofern  beachtenswert  ist,  als  es  sich  unzwe  felhaft  um  Producte  mittelalterlich*: l 
Falschmünzerei  handelt" 

1895.  Jahresbericht,  ?eite  66. 

„Conservator  Director  Romstorfer  berichtet  über  einen  in  der  Klosterkircln 
zu  Dragomirna  aufgefundenen  altgriechischen  Denkstein,  dann  über  alte  Aii-^^i^ 
lungen  und  Verschanzun^en  im  Bezirke  Suczawa*' 

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Aus  den  Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission.  ^^* 

1895.  Jahresbericht,  Seite  12?. 

„Conservator  Professor  Born  stör f  er  berichtete  über  einige  von  ihm  consta- 
tii-te  Steinmetzzeichen  an  der  St,  Georgs-  und  an  der  St.  Demetrius-Kirche  zu  Suczawa 
(I53i).  Hofrath  Professor  v  Bziha  erkannte  diese  Zeichen  als  solche  der 
deutschen  Steinmetz-Bruderschaft  aus  den  16.  Jahrhundert  und  empfahl,  die  Bauge- 
geschichte beider  Kirchen  näher  zu  erforschen,  ob  sich  etwa  Spuren  deutscher  Meister 
in  diesem  östlichen  Theile  der  Monarchie  finden.  In  der  Folge  berichtete  derselbe 
über  SteinmetzzeJchen  am  Fürstenschlosse  daselbst. 

Derselbe  Consetvator  berichtete  über  ein  Haus  in  Suczawa,  das  traditionell  als 
Hoflager  Kaiser  Josef  II.  bezeichnet  wird  und  eine  ziemlich  reich  gehaltene  Decken- 
Construction  in  dem  Hauptraume  besitzt. 

üeber  hierortige  Verwendung  bewilligte  das  Ministerium  zur  Durchforschung  der 
Ruinen  des  Fürstenschlosses  in  Suczawa  zu  Händen  des  Conservators  Bomstorfer 
einen  Staatsbeitrag.  Da  von  imberutener  Seite  versucht  wurde,  in  der  genannten  Buine 
grössere  Grabungen  durchzuführen,  wurde  der  genannte  Conservator  davon  mit  dem 
Ersuchen  in  Kenntnis  gesetzt,  Schritte  zur  Verhinderung  solcher  Baubgräbereien 
einzuleiten. 

Derselbe  Conservator  theilte  der  Central-Commission  mit,  dass  er  in  dem  der 
k.  k.  Bezirkshauptmannschatt  in  Suczawa  abgegebenen  Gutachten  zu  den  Bestaurirmigs- 
Arbeiten  an  der  1503  erbauten  griechisch-orientalischen  Kirche  in  Beuseni  zuge- 
stimmt habe,  und  berichtete  über  einen  Altarstein  moldauisch-byzantinischen  Ursprunges 
in  der  griechisch-orientalischen  Kirche  zu  ü  i  d  e  s  ci,  wovon  mit  Befriedigung  Kenntnis 
genommen  wurde. 

Die  Landesregierung  in  Czemowitz  ersuchte  die  Central-Commisson  um  eine 
gutHchthche  Aeusserang  über  den  Bericht  des  Conservators  Bomstorfer  betreffend 
das  Ansuchen  des  Pfarramtes  zu  Badautz  um  Bewilligung  zur  Exhumirung  der 
Fürstenleichen  in  der  dortigen  Kirche  aus  archäologischen  Gründen.  Die  Central- 
Commission  vermochte,  auf  Grund  des  Beferates  des  Custos  Chmelarz,  auf  ein 
solches  die  Buhe  der  Todten  störendes  Experiment  nicht  einzurathen." 

1895.  Jahresbericht,  Seite  126. 

„Dr.  Wladimir  M  i  1  k  o  w  i  c  z,  Privatdocent  an  der  Universität  in  Czernowitz, 
berichtete  über  einen  nordisch -russischen  Kalender  von  circa  1609  mit  Illustrationen^ 
den  Beferent  Custos  Chm  e  1  a  rz  als  ein  wichtiges  Culturdenkmal  bezeichnet.* 

1896.  Band  2'i,  Seite  40  und  68. 

(Did  KiroheibAirteil  in  der  Bukowina.)  Von  Conservator  Carl  A.  Bom  s  t  orf  er. 
Fortsetzung;  VII  (10.  das  Dach  ;  1 1.  das  Mauerwerk ;  12.  Strebepfeiler ;  13.  Gesimsimgen  ; 
14  Blendarcaden,  —  mit  einer  Tafel  und  9  Abbildungen,;  III.  Schluss,  (15.  Portale 
und  Fenster;  16.  Sonstige  Ausschmückung  der  Fa9ade ;  17  Ghederungen  im  Innern; 
IH.  Malerische  Ausschmückung;  19.  Holzkirchen;  20.  Die  kirchlichen  Baudenkmale  in 
der  Bukowina,  —  mit  einer  Tafel  und  21  Abbildungen;. 

1896   Band  22,  Notiz  47,  Seite  UO. 

(StelnmetzzeioIlM,  Inscbriflen  ind  Inscbiiftttein.)  Anschliessend  an  die  aus  einzelnen 
griechisch-orientalischen  Kirchen  der  Bukowina  in  den  „Mittheilungen  der  k.  k. 
Central-Commisson**  gebrachten  Steinmeizzeichen*)  teile  ich  nachstehend  (Fig.  1)  eine 
Anzahl    von   Steinmetzzeichen   mit,  die   ich    an    den     Quadern    der    Strebepfeiler    am 

AAAYi^H:rt   -^TM  > 

1.       2.         3.        4.  5.     6.,     7.     8.       1).  10.         U.       12.  13. 

Fig.  1.  Fig.  2.  Fig.  3. 

Eingangsthurme  des  Klosters  Dragomirna  fand.    Sie  erscheinen    wiederholt,  sind  4  bis 
7^  ,  Cm.  lang  und  besitzen  verschiedene  Stellungen. 

»)  Jahr  1892,  Notiz  141,  S.  240  und  Jahrg.  189.5,  Notiz  89,  S.  123. 

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'"^  Aus  den  Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commisson. 

Am  Eingangstburine  des  ehemaligen,  moldauischen  Klosters  in  Borduscheni  in 
Rumänien  fand  ich  ähnliche  Zeichen  von  folgender  Form  (Fig.  2.)  An  den  Sockeln  und 
Steingevvänden  der  Thürme  und  Fenster  beider  Kirchen,  sowie  auch  in  den  kürzHch 
von  mir  besuchten  alten  griechisch-orientalischen  Kirchen  in  Petroutz  und  Parhaatz 
»ind  Steinmetzzeichen  nicht  auftindbar,  wohl  nur  aus  dem  Grrunde,  weil  die  Steinober- 
ilächen  mit  einer  Mörtelschichte  oder  mit  Kalktünchen  überzogen  sind 

Ein  Steinmetzzeichen  entdeckte  ich  auch  auf  einem  profiürten,  drei  Dienste  oder 
ein  Säulenbündel  enthaltenden  Steine,  welcher  an  der  Aussenseite  der  Haupt-Apside 
der  nun  ruinenhaften  Capelle  am  Fürstenschlosse  in  Suczawa  als  gewöhnlicher  Bruch- 
stein eingemauert  erscheint.  Es  hat  die  Form  eines  Winkels  (Fig.  3.)  mit  8  Cm.  langen 
Schenkeln 

Professor  Hotrath  v.  Bziha  bemerkte  hiezu,  dass  von  den  neuen  Steinmetzzeicheii 
welche  am  Eiugangsthurme  des  Klosters  Dragomima  gefunden  wurden,  die  Nummern 
1,  2  und  3  der  romanischen  Zeit  angehören  dürften,  ebenso  das  Zeichen  Fig.  3,  da> 
sich  auf  einem  Steine  der  ruinenhaften  Capelle  am  Fürstensshlosse  zu  Suczawa  findet 
als  aus  frülierer  Zeit  herrührend  :  die  bezeichnete  Grösse  kommt  bei  romanischen 
Steinmetzzeichen  wohl  vor.  Die  Zeichen  3  bis  y  vom  Kloster  Dragomima  sind  ent- 
schieden aus  gothischer  Zeit  (zweite  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts).  Aus  eben  dieser  Zeit 
stammen  die  Zeichen  Nr.  11  und  12  dei  Fig.  2. 

Carl  A.  Romstorfer,  Couservator. 
1896.  Band  22,  Notiz  54,  Seite  104. 

Conservator  Director  Romstorfer  hat  an  die  Central-Commission  berichtet,  da?- 
seit  dem  Monate  Juni  d.  J.  (1895;  die  systematische  Durchforschung  der  alten  Fürsten- 
schlossruine  in  Suczawa  begonnen  hat.  Es  wurden  umfassende  Grabungen  gemacht, 
ausgedehnte  Mauerreste  constatirt,  eine  'vi  M  tiefes  Thurmverliess,  zwei  Treppen,  ein 
kleiner  gewölbter  Keller  aufgedeckt.  Die  Grabungen  ergaben  viele  interessante  Funde  von 
profilirten  Bausteinen,  steinernen  Ablaufriemen,  glasirten  Ziegeln,  sculptirten  Kacheln 
mannigfaltigen  Gefäss-  und  Glasscherben,  Thonpfeiten,  Eisen-  und  Steinkugeln,  Speeren. 
Steinbügeln,  Ketten,  Sclmallen  u.  s.  w.,  auch  Reste  von  Wandmalereien  fanden  sich 
Auffallend  ist,  dass  man  neben  wenigen  moldauischen,  türkischen  und  sonstigen 
Münzen  zahlreiche  kleinere  Kupfermünzen  und  Abfälle  von  Münzen  fand,  darunter 
Ausschneidestücke,  die  es  unzweifelhaft  machen,  dass  die  Münzen  grösstentheils  an 
Ort  und  Stelle  erzeugt  wurden.  Die  Münzen  tragen  in  der  grössten  Mehrzahl  die 
Namen  der  Königin  Christine  mit  dem  Buchstaben  C,  und  zwar  in  sechserlei  Münz- 
stempehi ;  auf  einer  kleineren  Anzahl  finden  sich  die  Monogramme  C.  G.  (Carl  Gustav; 
G.  A.  (Gustav  Adolph),  C.  R.  iCarolus)  etc.  Die  meisten  Münzen  sind  undeutHch  ge- 
prägt, die  beiden  Seiten  passen  nicht  aufeinander  und  viele  sind  schlecht  ausgestanzt. 
Man  darf  annehmen,  dass  von  diesen  —  im  Wege  der  Falschmünzerei  entstandenen  — 
Münzen  nur  wenige  in  Verkehr  gelangt  sind. 

Derzeit  bat  sich  in  Suczawa  bereits  ein  Comit6  zur  Beförderung  der  Grabcmgen 
im  Schlosse  gbildet.  Das  Interesse  an  diesem  Unternehmen  ist  ungemein  lebhaft  und 
wird  dasselbe  vielseitig  unterstützt. 

1896.  Band  22,  Notiz  ü7.  Seite  lll. 

(Tumull,  alte  Antiedlung  ind  Verschanzungen  in  Bezirke  Suoztwa.)  Im  Süden  der 
Stadt  Suczawa,  auf  der  Höhe  ,,Moville",  Cote  4*1,  befindet  sich  ein  Triangulinmgj»- 
zeichen,  das  auf  einem  ungefähr  25  M  im  Durchmesser  besitzenden  Tumulus  steht, 
an  welchen,  östlich  hie  von,  knapp  ein  zweiter  gleich  grosser  Tumulu»  schliesst.  Die 
in  der  Nähe  dieser  Tumuli  sichtbaren  Gruben  dürften  wohl  von  Grabimgen  herrühren. 
welche  gelegentlich  der  Errichtung  des  Tirangulirungszeichens  behufs  Erhöhung  de? 
ersten  Tumulus  vorgenommen  wurden.  Auch  der  unmittelbar  an  der  Strasse,  welche 
von  Suczawa  nach  Liteni  führt,  imd  zwar  halbwegs  auf  der  Höhe  „Forraosa'*  gelegene 
kleine  Erdhügel  dürfte  ein  alter  Tumulus  sein.  Eine  Gruppe  von  sechs  Tumuli,  im 
Kreise  um  einen  mittlem  Hügel  angeordnet,  soll  sich,  nach  der  Aussage  des  griechisch- 

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Aus  den  Mittheilunge n  der  k.  k    Central-Commission. 


131) 


orientalischen  Pfarrers  von  Liteni  Herrn  Constantin  Berariu,  in  der  Nähe  des  eben- 
ervvähnten  Erdhügels  auf  „Caldarusa"  befinden.  Im  Bezirke  Suczawa  kommen  zahlreiche 
Gränzhügel  vor,  deren  Durchmesser  indes  nur  etwa  3  bis  5  M.  beträgt.  Ein  bedeutend 
grösserer,  an  einer  Grenze  liegender  Hügel  bei  Buninti  soll  indes,  nach  der  Mittheilung 
des  Professors  Johann  Bumbacu,  ein  alter  Tumulus  sein,  wie  sich  ein  solcher  auch,  nach 
demselben  Gewähi'smanne,  zwischen  den  nahe  aneinanderschliessenden  Orten  Buninti 
und  Mihoveni  befindet. 

Auf  Einladvmg  des  griechisch-orientalischen  Pfarrexpositen  Herrn  Eugen  Serbul 
in  Ti^auz  be^ab  ich  mich  an  den  genannten  am  Suczawa-Fluss  gelegenen  Ort,  an 
dessen  südöstlichem  Ende  ehemals  eine  Ansiedlung  bestand,  und  zwar  auf  einem 
einige  Meter  über  dem  Fluss  gelegenen,  südwestlich  durch  den  halbkreisförmigen 
Steilhang  einer  Hochebene  abgeschlossenen,  nordöstlich  durch  die  Suczawa  begränzten 
Terrain.  Das  Hochwasser  hat  bereits  einen  Theil  des  letzteren  weggerissen,  so  dass 
man  längs  einer  bedeutenden  Strecke  den  Querschnitt  des  Terrains  vor  Augen  hat. 
Da  zeigt  sich  nun  in  einer  Längeausdehnung  von  etwa  100  M.  und  einer  Tiefe  von 
1*20  M.  eine  Culturschichte,  welche  nebst  Kohlen  und  Knochen  ungemein  zalüreiche 
Scherben  besitzt.  Letztere  stammen  von  Gefässen  der  verschiedensten  Art ;  mehr  gegen 
die  Obertläche  zu  liegen  glasirte  und  wohl  auch  bemalte  Thonscherben,  sowie  Reste 
von  Glasgetassen.  Von  den  Scherben  ist  namentlich  ein  Stück  besondei*s  interessant, 
das,  vom  Rande  eines  flachen  Gefässes  stammend,  aus  dunklem  unglasirten  scharf- 
gebrannten Töpferthon  besteht  und  erhabene  aus  einzelnen  Halbkugeln  zusammenge- 
setzte rosetienförmige  Ornamente  zeigt,  nebst  ähnlichen  vertieft  angeordneten 
Verzierungen. 

Auch  in  der  Nähe  des  im  äussersten  Osten  unseres  Reiches  an  einer  Anhöhe 
recht  malerisch  hingestreckten  Ortes  Uidesci  bestand  vor  dessen  Gründung  eine  alte 
mehr  gegen  den  Suczawa-Fluss  zu  und  in  der  Ebene  gelegene  Ansiedlung,  namens 
.jZabolok  =  hinter  der  Pfütze."  Im  Süden  schliesst  sich  an  Uidesci  ein  bewaldetes 
Gebirge  an,  dessen  Kamm  die  Grenze  zwischen  Oesterreich  und  Rumänien  bildet.  Das; 
östliche  gegen  die  Suczawa  steil  abfallende  Ende  dieses  Kammes  gestaltet  sich  zu 
einer  Kuppe  namens  Kopec  und  erreicht  noch  eine  Höhe  von  350  M.  Von  hier  aus 
beherrscht  das  Auge,  jetzt  allerdings  nur  insoweit  die  Bewaldung  daran  nicht  hindert, 
einen  grossen  Theil  der  Bukowina  und  der  Moldau,  und  das  mag  wohl  hauptsächlich 
der  Grund  dafür  gewesen  sein,  dass  mau  in  früheren  Zeiten  den  Punkt  strategisch 
benützte.  Man  bemerkt  nämlich  hier,  unmittelbar  am  jetzigen  Patrouillen wege  der 
Finanzwache  liegend,  ein  kaum  viel  über  lOO  Schritte  messendes  dreieckförmiges 
Plateau  mit  steil  abfallenden  Hängen,  welches  den  bezeichnenden  Namen  .jCetä^ue  = 
Schlösschen"  führt,  imd  woselbst  man,  nach  den  Mittheilungen  des  griechisch-orien- 
tÄlischen  Pfarrers  Herrn  Pr.  Vasile  Popovici,  Ziegel  ausgegraben  haben  soll.  Ich  fand 
nun  hier  lediglich  einen  in  der  Richtung  gegen  NNO.  streichenden  ca.  25  Schritte 
langen,  etwa  10  Schritte  breiten  abgeflachten  Wall  vor»  welchem  ein  der  Grösse  des 
Walles  entsprechender  Graben  ausgehoben  erscheint.  An  einer  Stelle  ist  der  Wall 
bereits  angestochen;  er  zeigt  hier  ziemlich  stark  verwittertes  gebranntes  Lehm- 
Material  und  hie  und  da  Kohlenstückchen,  so  dass  es  den  Anschein  hat,  als  sei  der 
Wall,  ähnlich  den  Wällen  des  verschanzten  Lagers  in  Hlinitza,  verschlackt.  Einzelne 
Thonstücko  lassen  den  Abdruck  von  Holzstücken  erkennen,  ähnlich  gebrannten  Wand- 
bewurftheilen.  Ich  Hess  an  verschiedenen  Stellen  des  nun  mit  starken  Bäumen  besetzten 
Walles  Aufgrabungen  vornehmen  und  stiess  überall  neben  kleinen  Geröllsteinen  auf 
gebrannte  Thonstückchen,  die  wohl  für  Ziege '.abfalle  gehalten  wurden  ;  Ziegelreste 
sowie  (Tefässcherben  oder  Knochen  konnte  ich  gelegentlich  meines  allerdings  nur 
kurzen  Aufenthaltes  daselbst  nicht  auffinden.  Die  übrigen  Theile  des  Plateaus  lassen 
besondere  Herstellungen  durch  Menschenhand  nicht  erke  »neu  Bemerkens werth  ist  die 
verbreitete  Meinung,  dass  hier,  sowie  an  einzelnen  anderen  Orten,  Feuersignale  ge- 
geben wurden,  um  feindl  che  Bewegungen  zwischen  den  Festungen  Niamtz  und 
Suczawa  zu  avisiren.  Carl  A.  Romstorfer,  Consen'ator. 

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"Veraelolixils 
der    Conservatoren    und   Correspondonten  der  k.  k.     Central-Commission 

in  der  Bukowina. 

Die  Zahl  der  Correspondenten  erlitt  heuer  durch  das  Ableben  des  k.  k.  Ge- 
werbeschul-Directors,  Architekten  Josef  Laizner  eine  Verringerung;  im  üebrigen 
trat  gegenüber  dem  Vorjahre  keine  Veränderung  im  Stande  der  Conservatoren  und 
Correspondenten   ein 

a)  Conservatoren. 

Isopescul  Demeter,  k.  k.  Schulrath,  Dii-ector  der  Lehrer-Bildungsanstalt  in 
Czernowitz  ;  für  die  III.  Section,  seit  1875;  wiederbestätigt  mit  Min.-ErL  vom  T.Feb- 
ruar 1895,  ZI.  185. 

Klaus  er  Heimich,  k.  k.  Schulrath,  Gymnasial-Director  in  Czernowitz;  für  die 
I.  Section,  seit  1887;  waederbestätigt  mit  Min.-Erl.  vom  20.  Jänner  1892,  ZI.  274$^^ 
ex   1-^91. 

Roms  torfer  Carl  A.,  Architekt,  k.  k.  Staats-Gewerbeschul-Director  in  Czer- 
nowitz, für  die  II.  Section,  seit  1888;  wiederbestätigt  mit  Min.-Erl.  vom  27.  April 
1893,  ZI.    7804. 

b)  Correspondenten. 

Neumann  Ferdinand,  k.  k   Baurath  i.  P.  in  Czernowitz,  seit  1871. 

Getzlinger  Leopold,  Dr.,  k.  k.  Bezirks-Oberarzt  in  Wünitz,  1881. 

Kluczenko  Basil,  Dr.,  k.  k.  Sanitätsrath  in  Czernowitz,  seit  1883. 

Ste  fan  elli  Theodor,  k   k.  Landesgerichtsrath  in  Kimpolung,  seit  1886. 

Schmidt  Wilhelm,  k.  k.  emer.  Gymnasial-Professor  in  Suczawa,  seit  ISSi* 

Polek  Johann,  Dr.  k.  k.Universitäts-Bibliotheks-Custos  m  Czernowitz,  seit  Ib'XS. 

Z  i  n  g  e  r  1  e  von  Summersberg  Oswald,  Dr.,  a.  ö.  Professor  an  der  UniversitÄt 
in  Czernowitz. 


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Inhalts-- Verzeichnis. 


Seit« 

Dr.    Raimund    Friedrich   Kaindl :    Kaiser    Josef    II.    in    seinem  Verhältnisse    zur 

Bukowina 3 

Prof.  Josef  Fleischer:  Zur  Geschichte  von  Suczawa 23 

P.  Reinecke:  Skythische  Alterthümer  in  der  Bukowina 40 

Dr.  Johann  Polelc:  Die  Lippowaner  in  der  Bukowina.  1 46 

Gustos  Josef  Szombathy:  Zweite  Recognoscirungstour  in  die  Bukowina  131 

Carl  A.  Romstorfer:  Aus  den  Mittheilungen  der  k.  k,  Central-Commission      .        .  136 


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JAHRBUCH 


des 


Eukowmer  Lande$*Mu$$vun$ 

Fünfter  Jahrgang. 

1897. 

Redactions-Comite : 

C.  Mandyczewski,  A.  Mikulicz,  Dr.  J.  Polek 

(Curatoriums-Mitglieder) 
und 

C.  A.  Romstorfer 

(Schriftführer). 


Czernowitz,  1897. 

Druck  von  Hermann  Czopp.  -  Verlag  des  Bukowiner  Landes-Museums 


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Für  den  Inhalt  der  Artikel  sind  die  Verfasser  cMein  verantw^ilid^. 


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Topographlsche^ßcschrcibung  dcr^BukoWina 
mit  militärischen  Anmerkungen 

von   IMZaJor   n^IBd^ZOH   Troaa.   li^XZZ:^: 
Herausgegeben  von  Dr.  J.  Polek. 

Einleitung. 


Unter  die  Männer,  denen  in  der  Geschichte  der  Bukowina  ein 
besonders  ehrenvoller  Platz  gebürt,  ist  auch  Friedrich  von  M  i  e  g  zu 
zählen. 

Dieser  verdienstvolle  österreichische  OfTieier  war  im  Jahre  1772 
als  Hauptmann  des  Generalstabes  mit  der  Aufstellung  der  Grenzsäulen 
im  Südosten  Galiziens  letraut.  Schon  damals  hatte  er  die  vom 
Dniester  zum  Pruth  „über  flache  Felder  in  einer  ohnkennbaren  Linie'' 
laufende  pokutisch-moldauische  Grenze  „sehr  unnatürlich  und  höchst 
nachtheilig'"  gefunden*).  In  dieser  Ueberzeugung  wurde  er  durch  die 
Erfahrungen,  die  er  im  Herbste  des  folgenden  .Jahres  zu  machen  Ge- 
legenheit hatte,  noch  mehr  bestärkt. 

Ende  Juni  1773  kam  nämlich  Kaiser  Joseph  IL  aus  Siebenbürgen 
über  Ungarn  nach  Galizien.  In  Siebenbürgen  hatte  er  zur  Herstellung 
einer  besseren  Verbindung  dieses  Landes  mit  dem  neuerworbenen  Ga- 
lizien den  Plan  gefasst,  den  nördlichen  Theil  des  Fürstenthums  Moldau, 
d.  i.  die  heutige  Bukowina,  zu  erwerben;  ja  er  hatte  auch  den  Obersten 
des  zweiten  walachischen  Infanterieregiments  Karl  Freiherrn  v.  Enzen- 
berg  mit  einem  anderen  OfTieier  und  zwei  Unterofficieren  in  den  ins 
Auge  gefassten  Landstrich  abgesandt,  um  alsbald  eine  möglichst  genaue 
Kenntnis  darüber  zu  erlangen.  Am  9.  August  traf  der  Kaiser  in  dem 
am  Pruth  gelegenen  galizischen  Grenzstädtchen  S  n  i  a  t  y  n  ein.  Hier 
nahm  er  Enzenberg's  Recognoscierungsbericht  entgegen^).  In  diesem  Be- 
richte wird  die  Besitzergreifung  der  Bukowina  nicht  nur  als  für  unsere 
Monarchie  äuserst   vortheilhaft,    sondern    auch    als  leicht   durchführbar 


^)  W  e  r  e  n  k  a,  Bukowinas  Entstehen  und  Aufblüh'^n.  (Archiv  fiir  österr.  Ge 
schichte,  Bd   78.  Wien  1S92.)  BeUage  HI. 

•;  Polek,  Joseph's  IL  Reisen  nach  Galizien  und  der  Bukowina.  S  -A.  aas  dem 
Jahrbach  d.  Bukowdn.  Landesmuseums.  III    181*5,  S.  2  ff,  .  (^QOqIp 


4  F.  T.  Mieg: 

geschildert.*]  Kein  Wunder,  dass  die  Südostgrenze  Galiziens,  die  der 
Kaiser  in  jenen  Tagen  (vom  9.  bis  12.  August)  eingehend  besichtigte, 
diesem  jetzt  noch  weniger  gefiel.  Thatsache  ist,  dass  kurz  darauf  Haupt- 
mann V.  Mieg  vom  galizisehen  Oeneralcommando  den  Befehl  erhielt,  den 
zwischen  den  Flüssen  Dniester  und  Pruth  gelegenen  moldauischen  Grenz- 
district  sogleich  kartograj^Iiisch  aufzunehmen.^) 

Gleich  nach  seiner  Ankunft  an  der  Grenze  begab  sich  Mieg  von 
Sniatyn  nach  Ozernowitz.  Von  da  ritt  er  am  Westrande  des  soge- 
nannten Bukowina-Waldes,  d.  i.  des  vom  Pruth  bei  Czerno*vitz  in 
nordöstlicher  Richtung  gegen  den  Dniester  laufenden,  mit  Buchen  be- 
standenen Bergrückens,  nach  Chotin  und  dann  weiter  bis  Kamie- 
niec  Podolski,  von  wo  er  wieder  nach  Chotin  und  dann  „auf  der 
Landstrasse''  nach  H  o  r  o  d  e  n  k  a  (in  Galizien)  zurückkehrte.  Obwohl  er 
auf  diesem  „Curse"  nur  den  Zweck  verfolgte,  sich  eine  allgemeine  „Idee** 
von  diesen  Gegenden  zu  bilden,  entwarf  er  doch  gleich  damals  eine 
„Generalkarte"'  davon  und  ausserdem  noch,  „so  viel  die  Kürze  der  Zeit 
und  das  besondere  Misstrauen'^  des  Commandanten  von  Chotin  gestatteten, 
Specialpläne  von  dieser  und  der  zweitgenannten  Festung.  Von  der  Ge- 
neralkarte legte  er  am  17.  September  1773  eine  Copie  dem.  galizisehen 
Generalcommando  vor,  indem  er  gleichzeitig  in  einem  ausführlichen 
Berichte  in  gleicher  Weise,  wie  kurz  vorher  Oberst  Enzenberg,  die 
grossen  Vortheile  einer  Vorrückung  der  „dermaligen  unkennbaren  und 
unnatürlichen''  Grenze  bis  zu  der  von  ihm  angedeuteten  Linie  (d.  i.  bis 
zum  Bukowiner  Wald  und  Pruth)  auseinandersetzte.  „Das  Land'',  sagte 
er,  „würde  dadurch  auf  diese  seithen  ganz  leicht  gegen  einen  ieind- 
lichen  Einfall  gedecket,  gegen  die  Pest  gesperet,  und  die  emigration 
verhindert  werden  können,  der  bey  Horodenka  von  Holz  entblösste 
Landestrich  könnte  mit  Holtz  versehen  und  die  Viehzucht  sehr  vermehret 
werden,  in  deme  dieses  der  wahre  Heuwinkel  is,  von  welchem  bey 
jetzigen  jenseitigen  Operationen  (d.  i.  im  russisch  türkischen  Kriege 
1768 — 1774)  im  winther  etliche  russische  Cavallerie-Regimenter,  welche 
sich  gemeiniglich  nach  dem  Schluss  der  Campagne  bis  in  die  Gegend 
von  Khoczym  zurückzuziehen  pflegen,  leben.  Ausser  deme  würde  der 
nach  seiner  vortheilhaften  läge  vortreffliche  punct  Okopi  eine  Respec- 
table  gränzfestung  gegen  zwey  Länder  abgeben  und  denen  zwey  be- 
nachbarten nur  dem  Nahmen  nach  fürchterlichen  Festungen  tete  biethen 
können."^) 

Zwei  Monate  später,  am  23.  December  1773,  berichtet  Mieg  dem 
Generalcommando  weiter,  er  habe  sich  „zu  Beförderung  des  allerhöchsten 

»)  Dieser  Bericht  ist  unter  dem  Titel :  ,,Von  und  aus  der  Bukowina.  Im  September 
178!"  in  Schlözers  Staats-Anzeigen,  Bd.  L  Heft  1,  S.  38  ff.  und  in  E.  de  H  u  r  m  u- 
zaki's  Documente  privitöre  la  Istoria  Romanilor.  Vol.  VII  Bucuresoi  1876.  S.  48S-I9« 
abgedruckt.  Ein  Auszug  daraus  findet  sich  in  P  o  1  e  k's  Erwerbimg  der  Bukowina 
durch  Oesterreich.  Czemowitz  1880.  S.  14-20. 

2)  Werenka,  a.  a.  O.  S.  1  8  und  Beilage  J. 

•)  Ebenda,  Beilage  J. 


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Beschreibang    der  Bukowina.  5 

Dienstes"  alle  Mühe    gegeben,     Nachrichten  über  den    zu    besetzenden 
moldauischen  Landstrich  einzuziehen.  So  sei  er  denn  „von  denen  Bauern 
gleich    anfangs    generalement    belehret   worden,  wie    dass    sie   gehöret 
hätten,  dass  die  Pohlnische  Gräntze  einmal  auf  erwähntem  Rücken  (d.  i. 
auf  dem  Rücken  des  Bukow  iner  Waldes)  gegangen'^  Uebrigens  hätten  ihm 
Juden    ., einen  noch  wirklich  existirenden''    Grenzstein    bei  F  o  n  t  i  n  a 
S  «a  u  k  i')   gezeigt,    und  einige  Bojaren,  deren    Vertrauen    er  erworben, 
hätten  ihm  ., eingestanden"    dass  „der  ganze  C/ernowitzer  und  Suczawer 
District  ehemals  zu  Polen  gehöret"  hätten,  ja  einer  von  ihnen,  Namens 
Strischka,  habe  ihm  gegen    das  Versprechen    einer  Belohnung  und 
<ler  Geheimhaltung  seines  Namens  gegenüber  den  Russen  und    Türken 
eine    das    im    Czernowitzer    District    gelegene    Dorf    Piedykoutz 
l)etre(Tende  Schenkungsurkunde  König  Johann  S  o  b  i  e  s  k  i  's    für  kurze 
Zeit    überlssen.     Am    Schlüsse    dieses    Berichtes   wiederholt    Mieg    die 
Vortheile    der    Besitzergreifung    dieses    Landes.     Als  Grenze  schlägt  er 
diesmal  eine  „generalement''  von  0  k  o  p  y  (am  Dniester)    über    Cerno- 
\\  itz,    Sereth    und  von    da     zum     Borgopasse     in     Siebenbürgen 
führende    Linie  vor    und    verspricht,    diese   Vortheile  in  seiner  „einzu- 
schickenden   Militärbeschreibung''    noch  genauer  zu  detaillieren.^) 

Mieg's  Berichte  über  die  Beschaffenheit  der  Bukowina  sowie  die 
von  ihm  zutage  geförderten  historischen  Daten,  durch  welche  die  gleich- 
zeitig von  dem  Obersien  Freiherrn  von  Seeger  „zur  Erweisung"  der 
österreichischen  Rechtsansprüche  auf  dieses  Land  angestellten  For- 
schungen') bestätigt  wurden,  waren  nicht  ohne  Einfluss  auf  die  Ent- 
schliessungen  des  Kaisers.  Dies  wird  insbesondere  aus  dem  Umstand 
ersichtlich,  dass  Joseph  U.,  indem  er  am  4.  Jänner  1774  mit  dem  Be- 
fehle, die  Aussteckung  der  österreichischen  Adler  an  der  „neuangemerkten 
Grenze  von  Pokutien"  vorläufig,  und  zwar  so  lange,  als  in  der  angren- 
zenden Moldau  russische  Truppen  stünden,  zu  unterlassen,  sie  aber  nach 
dem  Ausmarsche  der  Russen  sogleich  vorzunehmen,  den  ersten  ent- 
scheidenden Schritt  zur  Besitzergreifung  der  Bukowina  that,  dem  Haupt- 
mann V.  Mieg  seine  Zufriedenheit  aussprach  und  ihn  zum  Major  ernannte.*) 
Am  6.  März  1774  ergänzte  der  Kaiser  den  eben  citierten  Befehl 
dahin,  dass  in  Pokutien  nicht  nur  keine  Adleraussteckung  vorgenommen, 
sondern  durch  Ausgrabung  der  wirklich  vorhandenen  Pfähle  „eine  gan^i 
ohnentschiedene  üränze  allda  belassen  werde"  und  Mieg  das  „neu  von 
der  Moldau  einzuschliessende  Terrain'  im  kommenden  Frähjahr  so 
richtig  als  möglich  mappiere.*) 

*)  Fontina  (Quelle,  Brunnen)   Sauki  im  weit  des  Ursprunges  des  in  den  Dniester 
mündenden  Onuthbaches. 

')  Werenka,  a.  a.  0.  Beilage    HI. 

•)  Werenka,  a.  o.  0.  Beilagen  II.  und  XIII. 

*)  Ebenda,  BeiL  VI. 

')  ^t>«^^  ^^^'   ^V-  Digitized  by  GoOglC 


6  F   V.  Mieg: 

Bevor  Mieg  an  seine  Arbeit  gieng,  fragte  er  bei  dem  General- 
commandoan,  ob  es  nicht  möglich  wäre,  „unter  dem  Vorwand  e!ner  Remon- 
tieriing"  30  Mann,  von  einem  Ofticier  geführt,  von  Sniatyn  bis  Czernowitz 
und  eine  zweite  solche  Truppenabtheilung  von  Horodenka  bis  Prewo- 
r  o  d  e  k  (am  Dniester,  Okopy  gegenüber)  vorzuschieben.  Durch  diese 
Truppen,  erklärte  er,  würde  nicht  nur  die  Mappierung  gefördert,  sondern 
auch  die  Einwohnerschaft  der  Bukowina  gegen  die  Uebergriffe  der 
Russen  geschützt  und  „der  Grund  zur  künftigen  Besitznehmung"  gelegt 
werden  können  ')  Diesen  Vorschlag  billigte  der  Kaiser  sehr  ;  er 
wünschte  nur,  dass  man  dem  Major  „begreiflich"  mache,  dass  den  Russen, 
solange  sie  die  Moldau  nicht  geräumt,  nicht  nur  kein  Hindernis  in  den  Weg 
gelegt,  sondern  dass  vielmehr  auf  alle  nur  thunliche  Art  getrachtet 
werde,  sie  bei  gutem  Willen  zu  erhalten  und  besonders  den  in  der 
Nähe  commandierenden  russischen  OfTicier  zu  gewinnen,  damit  er  und 
seine  Truppen  die  Mappierun<j:  ruhig  geschehen  Hessen.^/ 

Die  Mappierung  war  in  vollem  Gange,  als  eines  Tages  —  es  war 
Ende  Juni  oder  zu  Anfang  des  Juli  1774  —  der  commandierende 
General  von  Galizien  Foldzeugmeister  Freiherr  v.  Ellrichshausen 
incongnito  in  der  Bukowina  eintraf.  Er  durchritt  mit  Major  v.  Mieg 
fünf  Tage  lang  den  District.  Dabei  richtete  er  sein  Augenmerk  haupt- 
sächlich auf  die  zwischen  Galizien  und  Siebenbürgen  herzustellende 
Cummunication.  Er  war  der  Meinung,  dass  diese  durch  den  „näclisten 
Eingang  in  das  moldauische  Gebirge'',  das  ist  von  Suczawitza  über  Molda- 
witza,  bewerkstelligt  werden  sollte,  und  liess  den  diese  beiden  Orte  ver- 
bindenden „gäben  Eusssteig'  von  Mieg  untersuchen.  Aus  Mieg's  Berichte 
gewann  der  Feldzeugmeister  die  Ueberzeugung,  dass  man  die  so 
sehr  gewünschte  Communication  und  somit  auch  den  zu  ziehenden  Gordon 
weiter  gegen  Süden  verlegen  müsse  ^) 

Am  16  Juli  1774  kam  endlich  der  Friede  zwischen  Russland  und 
der  Türkei  zustande.  Als  die  Nachricht  von  diesem  Ereignisse  nach  Lem- 
berg  kam  —  es  geschah  dies  durch  den  Feldmarschall- Lieutenant 
Vincenz  Freiherrn  v.  Barco,  der  den  Krieg  als  Volontär  im  russischen 
Heere  mitgemacht  -  erhielt  Mieg,  der  kurz  vorher  gemeldet  hatte, 
dass  er  die  Mappierung  bis  Ende  August  zum  Abschluss  bringen  werde, 
den  Befehl,  .,sothanes  Geschäft  auf  alle  immer  mögliche  Art  zu  be- 
schleunigen und  sich  für  seine  Person  nach  Czernowitz  zu  begeben", 
um  daselbst  sowohl  die  Bewegungen  der  Russen  in  der  Moldau 
als  auch  die  Haltung  der  Bukowiner  Insassen  zu  überwachen.*)  Es  hätte 

»j  Hadik  an  den  Hotkriegsrath,  ddto.  Lemberg.  25.  April  1774,  bei  Werenke  a. 
a   0.  Heil.  XIX. 

«)  Bemerkung  zu  dem  Vortiage  des  Hofkriegsrathes  vom  3.  Mai  1771,  bei  Werenka 
a.  a.  0.  Beil.  XX. 

»,  Ellrichshausen  an  Hadik,  Lemborg  den  8.  und  22.  Juli  1774.  (Werenka,  a.  a.  0. 
Beil    XXIII.  und  XXIV.) 

*)  Ellrichshausen  an  Hadik,  Lemberg   den  29.  Juli  1774  •  Ebenda,  Beilag.  XXV^ 


Beschreibung  der  Bukowina.  7 

jedoch  eines  solchen  Befehles  nicht  bedurft,  um  des  Majors  Eifer  anzu*^ 
spornen  ;  war  dot;h  dieser  gerade  damals  so  weit  darin  gegangen,  dass 
er  selbst  einen  Ritt  nacli  J  a  s  s  y  unternahm,  um  zu  erfahren,  ob  oder 
wann  die  russische  Armee  über  die  Donau  gehen  und  wie  lang  ihr 
Aufenbait  in  der  Moldau  dauern  werde.*) 

In  welch  grossem  Ansehen  Major  v.  Mieg  auch  sonst  bei  seinen 
Vorgesetzten  stand,  zeigt  die  Mission,  womit  man  ihn  kurz  darauf 
betraute. 

Da  auch  die  Ostgrenze  Galiziens  noch  immer  streitig  war,  hatte 
der  Wiener  Hof  bisher  von  seinen  Absichten  auf  die  Bukowina  keine 
Mittheilung  nach  St  Petersburg  gemacht;  erhielt  es  vielmehr  für  gerathen, 
durch  Baron  Barco*s  Vermittelung  vom  Anführer  der  russischen  Armee, 
dem  Feldmarschall  Grafen  R  a  m  a  n  z  o  w,  die  Erlaubnis  zur  Besetzung 
des  Landes  zu  erwirken.  Hierzu  war  „eine  ganz  natürliche  Gelegenheit^' 
vorhanden.  „Da  Baron  Barco  durch  so  lange  Zeit  bei  dem  Feldmarschall 
Romanzow  als  Volontär  gestanden  und  von  ihm  mit  so  vieler  Freund- 
schaft, Rücksicht  und  Gastfreiheit  behandelt  worden''  war,  so  schien  es 
„wegen  des  Allerhöchsten  Decorums"  unvermeidlich,  dem  Grafen  Roman 
zovv,  wie  es  von  dem  preussischen  König  „vorlängst  geschehen,  eine  Aller- 
höchste Verehrung  zukommen  zu  lassen."  Mit  dieser  „Verehrung'*  — 
sie  bestand  in  einer  mit  Brillanten  besetzten  Tabatiere  und  5000  Stück 
Ducaten  —  und  einer  vom  Fürsten  Kaunitz  entworfenen  Instruction  füi 
Barco  sollte  „ein  bescheidener,  geschickter  und  von  den  Localumständen 
des  n.ehr  gedachten  Bukowiner  Districts  unterrichteter  Officier"  nach 
der  Moldau  gesendet  werden.^)  Die  Wahl  fiel  umso  mehr  auf  Mieg,  als 
auch  sein  „Plan"  und  seine  Berichte  der  Instruction  beizuschliessen 
waren.^j 

Wie  man  in  Wien  erwartet  hatte,  gestattete  Romanzow,  dass  die 
neue  pokutisch-moldauische  Grenzlinie  sofort  besetzt  und  dass  nach  seinem 
Aulbruch  von  Jassy  auch  die  „Aussetzung"  der  Ad'cr  daselbst  vorge 
nommen  werde.  So  rückten  denn  am  31.  August  1774  einige  Detachements 
Infanterie  und  Cavallerie  aus  Galizien  in  die  Bukowina  ein.  Sie  zogen 
einen  Cordon  von  P  r  e  w  o  r  o  d  e  k  am  Dniester  bis  K  a  p  u  k  o- 
d  r  u  1  u  i  an  der  Moldawa.*;  Mitte  October  wurde  durch  „Ausstellung 
vonOrdonanzen"  inWama,  Kimpolung  und  D  o  r  n  a  auch  die 
Verbindung  mit  Siebenbürgen  hergestellt.*)  Das  Commando  über  den 
Cordon  lag  bis  24.  October  1774  in  den  Händen  Mieg's.  An  diesem  Tage 
wurde  das  Land  mit  einer  grösseren  Anzahl  Truppen  besetzt  und 
vom  Obercommandanten^    dem  General    Gabriel    Freiherr   v.  S  p  1  6  n  y, 

^)  Mieg  an  EUrichshausen,  Czemowitz,  den  4.  August  1771.  (Ebenda,  Beil.  XXVII. ) 
*)  Kaunitz  an  Maria  Theresia.  (Ebenda,  Beü.  XXX.) 
•;  Werenka,  a.  a.  0.  Beil.  XXVin. 

*)  Polek,  Erwerbung  der  Buko^^ana   durch  Oessteireich.    S.  24.  ff   und  WjiJ.ika 
a.  a.  0.  Beil.  XXXV.  ^  , 

*)  Werenka,  a.  a.  0    Beil.  L  u,  H.  Digitized  by  v:iOOQIC 


e  F.  V.  Mieg: 

eine  regelrechte  (Militär)  Verwaltung  in  Czernowitz  eingelührt ')  Die 
Aussteckung  der  Adler  erfolgte  zwischen  den  16.  und  19.  September  1774. 
Sie  geschah  unter  der  Leitung  Mieg's,  der  noch  kurz  vorher  die  vor- 
theilhaftesten  Punkte  ausgesehen,  „um  besonders  an  der  siebenbürgischen 
Grenze  einige  nützliche  Berge  oder  (Jegend  in  unsern  Cordon  zu 
bringen/'^) 

Gleich  nach  der  Besetzung  der  Bukowina  waren  die  Unterhand- 
lungen wegen  deren  förmlichen  Abtretung  seitens  der  Pforte  durch  den 
österreichischen  Internuntius  inConstanlinopel  Franz  Freiherrn  von  T  h  u- 
g  u  t  eingeleitet  worden.  Mitte  März  1775  waren  diese  so  weit  gediehen, 
dass  die  Türkei  nicht  nur  die  Anordnung  einer  Grenzcommission  zur 
Berichtigung  des  ganzen  Geschäfts  anbot,  sondern  auch  „vorläufig''  an- 
erkannte, dass  an  den  Allerhöchsten  (Wiener)  Hof  von  der  Moldau  so 
vieles  abgetreten  werden  sollte,  als  zur  Bewerkstelligung  einer  schick- 
lichen Communication  ertorderlich  wäre^'.^j 

Kaiser  Joseph  wünschte,  dass  die  Grenzen  am  Dniester  ihren  Anfang 
bei  Preworodek  nehme.  Trotzdem  trug  er  am  27.  März  1775  dem  Hof- 
kriegsrathspräsidenten  Grafen  H  a  d  i  k  aut,  an  das  galizische  General- 
commando  den  Befehl  ergehen  zu  lassen,  dass  er  ihm,  dem  Kaiser, 
ehestens  die  „genaueste  Anzeige'  mache,  welcher  Theil  der  Bukowina 
„am  leichtesten  und  mit  dem  mindesten  Nachtheil  hintangegeben  werden 
könnte,  um  dadurch  für  den  übrigen  die  freundschaftliche  Einwilligung 
von  der  Pforte  zu  erhalten,  doch  dergestalten,  dass  dadurch  die  Commu- 
nication zwischen  Hiebenbürgen  und  Galizien  nicht  unterbrochen  oder 
gar  zu  sehr  erschweret  würde,  a  auch  die  Grenze  von  Pokutien  ohne 
hinlänglicher  Versicherung'*  bliebe.*) 

Da  war  es  wieder  Mieg,  von  dem  man  ein  Gutachten  abverlangte. 
Er  musste  zu  diesem  Zwecke  eigens  nach  Lemberg  kommen. 

Mieg  sprach  sich  in  seinem  „unterthänigsten  Vorschlag''  dahin  aus, 
dass,  wenn  nicht  allerhöchsten  Orts  besondere  , .Absichten"  auf  die 
Preworodeker  Anhöhen,  welche  die  vordere  Front  des  Forts  Okopy 
dominierten  gerichtet  seien,  die  zwischen  diesen  Anhöhen  und  dem 
Rakitnabache  gelegenen  Theiic  „als  schon  sehr  ruinirte'*'  und  schwer 
zu  vertheidigende  Blossen  zurückgegeben  werden  könnten.  Dadurch, 
meinte  er,  würde  unsere  Vertheidigungslinie  mehr  concentriert  werden 
und  überhaupt  die  Grenze  „eine  mehr  schiksame  Linie"  erhalten  *) 

Dieses  Gutachten  war  kaum  in  Wien  angelangt,  als  auch  schon 
der  Kaiser  seine  EntSchliessung  kundgab.  Er  ernannte  den  Feldmarschall- 
Lieutenant  Baron  Barco    und    den  Major   v.  Mieg    zu  Grenzscheidungs- 


')  Spleny's  Beschreibung  d.  Bukowina.  Hrsg    v   J.  Polek.  Czemowitz  1893.S.  XII. 
«)  Werenka,  a.  a.  O.  BeiL  LVI. 

3)  Thugut  an  Kaunitz,  18.  März  i7.5.  (Hormuzaki,   Documente   privit6re    Istorin 
Romamlor,  Vol.  Vn.  Bucuresci  1876.  Nr.  LXXXVin.) 


*)  Werenka,  a.  a.  0.  Beil.  LXXXV. 

^)  Werenka,  a.  a.  O.  Beü.  LXXXVI.  Digitized  by 


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Beschreibung  der  Bukowina.  9 

commissären  und  stellte  die  Hauptpunkte  der  für  sie  vom  Hofkriegsrathe 
ULTid  der  Staatskanzlei  zu  entwerfenden  Instruction  fest.  Preworodek 
sollte  nur  im  NothfaUe  zurückgegeben  weiter  aber  als  bis  R  o  h  a  t  i  n  nicht 
zurückgegangen  werden.') 

Am  7.  Mai  1775  kam  endlich  die  Abtretungsconvention  zustande.  Darin 
sind   die    wichtigsten    Grenzorte     von    Siebenbürgen    bis    Czernawka 
angeführt.  Von*  diesem  Punkte  bis  zum  Dniester    blieb  die  Grenze  vor- 
läufig unentschieden  ;   nur  so  viel  war    bestimmt,    dass  Chotin  und  das 
dazu  gehörige  Gebiet  der  Türkei    verbleiben  sollten.    Die  genaue  Fest- 
stellung der  Grenzlinie  war  der  Grenzscheidungscommission  vorbehalten.^) 
Ende  Mai  ernannte  die  Pforte  den  Bauwesen-Oberaufseher  T  a  h  i  r 
Mehmed  Aga  zu  ihrem  Gommissär.    Dass  dieser  allein  fungieren  sollte, 
veranlasste  den  Wiener  Hof,    sich  ebenfalls    mit  einem    einzigen  Gom- 
missär zu  begnügen.     Dazu  wurde    Barco'  seines   hohen  Ranges  wegen 
—  er  war  auch  Inhaber    eines    Husarenregiments  und  Ritter  des  Maria 
Theresien-Ordens  —  gewählt;  ihm  wurden  jedoch  Major  von  Mieg  und  der 
als    ausgezeichneter    Orientalist    bekannte  Hofsecretär  Bernhard  v.    J  e- 
nisch,  u.    z.  mit  der  Weisung  beigegeben,  ,dass  er  mit  ihnen  vertraulich 
zu  Werke  zu  gehen,  in  allen  Vorfallenheiten  ihres Beiraths  zu  pflegen  und 
bei  dem  türkischen  Commissario  in  Ansehen  und  Achtung    zu  erhalten 
habe.^'  Ueberdies  wurde    Mieg  vor  seiner    Abreise    an  die  Grenze  nach 
Wien  berufen,  um    dem  Kaiser  .,über  das  vorliegende    Werk*'  (d.  i    die 
Grenzscheidung)  nähere  Localerläuterungen  zu  geben. ^) 

Am  13.  September  kamen  die  Grenzcommissäre  zu  Baja  (in  der 
Moldau)  zusammen.  Die  nun  sogleich  in  Angriff  genommene  Abgrenzung 
hatte  einen  so  günstigen  Verlauf  dass  schon  zu  Anfang  des  November 
die  ganze  Südgrenze  und  auch  die  Ostgrenze  bis  Czernawka  als  be- 
richtigt gelten  konnte.  Dabei  waren  Oesterreich  sowohl  Gebietstheile  im 
Süden  von  K andren  i  (G.B.  Dorna-Watra)  und  S tu Ipikani  IG.-B.  Kim- 
polung)  als  auch  erhebliche  Strecken  Landes  zwischen  den  Flüssen 
Sereth  und  Suczawa  zugesprochen  worden.  Xun  aber  brachen  zwischen 
den  Commissären  solche  Streitigkeiten  aus,  dass  nicht  nur  die  weitere 
Demarcation  ins  Stocken  kam,  sondern  von  Tahir  Aga  auch  ein  Theil 
der  schon  berichtigten  Grenzte  ^zwischen  den  Flüssen  Sereth  und  Su- 
czawa) für  zweifelhalt  erklärt  wurde.  Nur  Thuguts  klugem  Benehmen 
war  es  zu  danken,  dass  die  Commission  am  10.  Jänner  1776  in  Czer- 
nawka neuerdings  an  ihre  Arbeit  gieng.  Aber  auch  jetzt  wollte  der 
türkische  Gommissär  weder  von  der  Preworodeker  noch  von  der  Ro- 
hatiner  Grenze  etwas  hören  ;  er  bestand  darauf,  dass  diese  von  Czer- 
nawka längs  des    Onuthbaches     bis  zu  dessen  Einmündung    in    den 

*)  Bemerkung  zu  dem  Vortrage  des  Hofkriegsrathes  vom  15.  April  1775.  ^Weronka. 
a.  a.  0.  Beü.  LXXXVIII. 

*)  Neumaun,  Recueil  des  Traites  et  Conventions  conclus  par  TAutriche.  T.  I 
Nr.  84  und  Hurmuzaki,  a.  a.  0.  Nr.  XCV. 

•)  Kaunitz  anThugut,  3.  August,  1775.  i^Hurmuzaki's  DocumentejilEeyt^JvSöiSW^iC 


10  F.  V.  Mieg:  Beschreibung  der  Bukowina. 

Dniester  bei  Onuth  gezogen  werde.  Unter  diesen  Umständen  konnte 
nur  die  Nachgiebigkeit  seitens  des  Wiener  Hofes  zum  Abchslusse  des 
Demarcationsgeschäftes  führen  *)  Demnach  stand  Oesterreich  in  der 
„Convention  explicatoire"  vom  12.  Mai  1776  von  dem  Begehren  nach 
einem  Theile  des  Chotiner  Festungsgebietes  ab.  wogegen  die  Türkei, 
diese  Ansprüche  anerkennend,  zum  Ersätze  nicht  nur  die  Gemarkungen 
von  1)  Dörfern  zwischen  dem  Hukeu-  und  dem  Rakitnabach  abtrat,  sondern 
auch,  wenngleich  ungern,  im  2.  Artikel  die  Verpflichtung  au(  sich  nahm, 
gegen  Rückgabe  dieser  Dörfer  das  zwischen  dem  Onuth-  und  Rohatiner 
Bach  gelegene  Gebiet  herauszugeben,  falls  die  Bewohner  von  Chotin  in 
ihren  Ausschreitungen  verharrten.^)  Die  Grenze  im  Südosten  wurde  erst 
durch  einen  am  2.  Juli  17/6  zu  Palamutka  unterzeichneten  Vertrage  den 
Wünschen  der  Türkei  entsprechend,  d.  i.  in  der  Weise  reguliert, 
dass  die  Enclave  zwischen  dem  Sereth  und  der  Suczawa  wieder  ans 
Fürstenthum  Moldau  kam. 

Mit  dem  Abschlüsse  der  Demarlation  endigt  auch  Mie^g's  Haupt- 
thätigkeit  in  der  Bukowina.  Ueberhaupt  ist  von  seinen  weitern  Lebens- 
verhältnissen nur  sehr  wenig  bekannt.  Hier  sei  nur  erwähnt;  dass  Mieg 
im  Jahre  I77y  zum  Oberstlieutenant  befördert  wurde  und  als  solcher 
im  Jahre  1/83  in  Galizien  starb. 

In  der  Bukowina  hat  sich  Mieg  auch  noch  durch  die  folgende 
Landesbeschrnibung  ein  schönes  Denkmal  gesetzt.  Diese  Beschreibung, 
auf  Grund  dreijähriger  Beobachtungen  im  Winter  1775/76  verfasst,  ist 
ein  getreues  Spiegelbild  jenes  Zustandes,  in  welchem  die  Bukowina 
von  der  Pforte  übernommen  wurde.  Leider  ist  heute  nur  noch  eine 
Abschrift  davon  vorhanden.  Diese  befindet  sich  unter  der  Signatur 
Arch.  3,  Käst.  12,  Env.  VI  a  im  k.  und  k.  Kriegsarchiv  zu  Wien. 

Bei  der  Wiedergabe  der  Denkschrift  habe  ich  nur  die  über- 
flüssigen Beistriche  und  das  zur  Verstärkung  des  k  dienende  c  nach 
Consonanten  (z.  B.  in  lincks,  Stärcke  etc)  weggelassen,  bezüglich  der 
grossen  Anfangsstuben  eine  consequente  Regel  durchgeführt  und  einige 
in  die  Augen  springende  Schreibfehler  (S.  1 1 „geraumen''  in  .,genauen'", 
S.  12  .,Land"  in  „Rand'')  verbessert ;  in  den  den  Plänen  beigefügten 
Bemerkungen  dagegen  habe  ich  nichts  geändert,  weil  diese  von  Mieg 
eigenhändig  niedergeschric!)en   sind. 

Zum  Schlüsse  erlaube  ich  mir  noch,  dem  Director  des  k.  und  k. 
Kriegsarchivs  Herrn  Feldmarschall-Lieutenant  L  Ritter  v.  Wetze  r 
für  die  Zusendung  der  Handschrift  hier  wärmstens  zu  danken. 


1,  Polek,  Erwerbung  d.  Bukowina  durch  Oesterreich.  S.  43  fi.  -  Vgl.  auch  We- 
renka,  lieber  die  Grenzregulierung  der  Bukowina  zur  Zeit  der  Vereinigung  mit 
Oesterreich.  (Jahrbuch  d.  Bukowin.  Lindesmuseums.  III    18^5,  S.  1  ft. 

V  Neumann.  Recueil  des  Trait^s  et  Conventions.  I.  Nr.  39  und  Hurmozaki's  Do- 
cumente,  T.  VU.  Nr    CLVm.  Digitized  byGoOgk 


Topographische  Beschreibung   und  militärische  Anmericungen 
fiber  den  Buccoviner  DIstrict. 


Dessen  örtliche  Laage  formiret  eigentlich  den  rechten  Flügel  von  Gallizien  und 
verbindet  dieses  Land  mit  Siebenbürgen,  welches  vor  der  Einschlüssnng  von  er- 
wehntenDistnct  durch  einen  von  der  Marmoros  hervorspringenden  Winkel  abgesondert 
gewesen,  stosset  rechts  an  Siebenbürgen,  links  an  kais.  Podolien,  gränzet  vorwärts 
mit  der  Moldau  und  schlüsset  sich  rückwürts  an  Oallizien  oder  Pokutien  an,  wie  solches 
aus  der  beigefügten  Generalcarte  (Nr.  1)  zu  ersehen,*)  Bemelter  Buccoviner  District 
erstrecke':  sich  also  in  seiner  Länge  von  dem  Siebenbürgischen  hohen  Gränzgebürg  bis 
an  den  Niester-Fluss»)  auf  21  teutsche  Meilen  ;  in  der  Breite  ist  von  Kutty')  bis  an  den 
Einflusd  der  Suczawa  in  den  Sereth-Pluss  die  längste  Durchschnittslinie,  welche  sich 
bis  auf  16  Meilen  ausdehnet  (bei  der  neuen  abgeänderten  Grenzlinie  ist  man  von 
diesen  benanten  hervorspringenden  "Winkel,  dem  Einfluss  der  Suczawa  in  den  Siret- 
Fluss,*)  auf  dem  linken  Uter  3  Meilen  zurückgewichen,  und  sind  von  der  ganzen  Ober- 
fläche des  District^  0  Qaadratmeilen  abgegeben  worden),^)  wogegen  sie  a«  denen  unteren 
Gegenden  nur  8  und  G  Meilen  betragt,  so  dass  sich  der  ganze  superficielle  Inhalt  dieses 
Districts  auf  177  Quadratmeilen  belaufet,«;  wovon  fast  der  halbe  Theil  aus  hohen 
Grenzgebürgen  und  der  ai.dere  aus  Mitteigebürgen  und  Flächen  bestehet.  Sowohl  die 
hohe  Grenz-  als  Mitteigebürge  enthalten  nebst  denen  unermesslichen  Waldungen  die 
Wiesen  und  Grasereien  vor  die  Viehzucht,  und  die  Flächen  die  Ackerfelder. 

Bevölkerung. 

Dieser  Bezirk  ist  nicht  sehr  stark  bewohnt,  bestehet  in  3  sogenannten  schlechten 
Städten:  Czenowitz,  Siret  und  Suczawa,  wovon  ersteres  dermalen  der  Hauptorth  des 
Militair-  und  Provincial  Gouvernements,  welches  noch  miteinander  vereinbahret  ist, 
und  lezteres  ehemals  die  Residenzstadt  deren  moldauischen  Fürsten  gewesen,  wie 
noch  die  häufige  zerfallene  griechische  Klöster  und  das  alte  fürstliche  Schloss  Selbsten 
bezeigen;  dann  in  allem  in  *i63  Ortschaften.  (Bei  der  neuen  abgeänderten  Grenze  sind 
26  Ortschaften  zurückgegeben  worden.)  Diese  enthalten  nach  der  dermaligen,  nur 
freiwillig  angegebenen  Anzahl  des  contribuirenden  Standes,  welcher  aber  nach  einer 
genauen  Conscription  sich  noch  vermehren  wird.  1498^  Familien,  die  ohngefehr  Toojü 
Seelen  betragen  können,  bestehend  aus  disunirten  Wallachen,  etwas  wenig  Hungam. 
Rosniacken,  worunter  ein  gi-osser  Theil  Emigranten  aus  Polen,  der  Marmoros  und 
Siebenbürgen    befindlich,    ingleichen   Ziegeiner,   welche    mehrentheils    Leibeigene    von 


*)  Diese  Karte  hat   Dr.    Werenka    als  Beilage   zu  seiner    „Topographie    der  Bu- 
kowina zur  Zeit  ihrer  Erwerbung  durch  Oesterreich**     (Czemowitz  \Sdö)  veröffentlicht. 
«)  Nieter =Dniester. 
')  Kutty=Kuty,  Stadt  in  Galizien. 
*)  Siret- Sereth. 
*)  Vgl.  das  Vorwort   S.  10. 


mittelt, 


•)    Derzeit    ist    der  Flächeninhalt    der  Bukowina  mit    180-6QM.=10.4543nKil.  or- 

t.  Digitized  by  VriOOQlC 


12  F.  V.  Mieg: 

denen  griechischen  Mönchsklöstern  sind,  weilen  die  übrige  Landeseinwohner  nicht  ei- 
gentüch  als  leibeigene  Unterthanon  ihrer  GrundheiTn  angesehen  werden;  auch  fangen 
nunmehro  die  Juden  an,  sich  in  diesen  Theileu  mehr  und  mehr  einzunesten. 

Obige  Klöster,  deren  eine  grosse  Anzahl  in  denen  hohen  Gebürgen  vorfindig, 
besitzen  einen  sehr  beträchtlichen  Theil  von  diesen  Gegenden  und  mehrerentheils  die 
sämmtliche  hohe  Grenzgebürge ;  gleichwie  dann  auch  ein  griechischer  Bischof  in  dem 
Buccoviner  District  in  Radaucz^)  seinen  Sitz  hat.  Von  denen  sogenannten  Bojam  oder 
Landesadel  haben  zwar  einige  von  denen  vornehmeren  Familien  in  diesem  District 
Besitzungen,  sie  sind  aber  nicht  darin  gegenwärtig,  sondern  haben  entweder  Hofchargen 
in  Jassy  oder  leben  auf  ihren  Güttern  in  dem  jenseitigen  Antheil. 

Die  Nahruogtart 

deren  Einwohnern  ist  hauptsächlich  die  Viehzucht,  welche  sie  als  die  bequem- 
Hchste  ihrer  natürlichen  Trägheit  mehr  angemessen  finden  und  dem  beschwerHchen 
Ackerbau  vorziehen,  so  dass  sie  mehr  wie  Viehhirten,  als  Ackersleuthe  anzusehen 
sind,  deren  Wohnungen  sehr  schlecht,  wodurch  sie  blos  ihre  Persohnen  gegen  die 
Witterung  zu  schützen  suchen,  ohno  das  mindeste  auf  die  Unterkunft  ihres  Viehes  zu 
sorgen,  weilen  sie  noch  nach  dem  Geist  deren  wandernden  Tartaren  sehr  som  Emi- 
griren  un<l  Herumirren  geneigt,  ihre  Hütten  leicht  zu  verlassen  und  mit  ihrem  Vieh 
weiter  zu  ziehen  gewohnt  sind  ;  dahero  sie  auch  niemals  mehr  als  auf  die  äusserste 
Nothdurft  und  auf  die  gegenwärtige  Zeit  ihre  Lieblingsfrucht,  den  Kukerutz,  anbauen, 
das  übrige  Getraid  aber  fast  gar  nicht  anzutreten  ist. 

Die  Einwohner  der  Kette  von  Dörtem,  welche  den  Buccowina-Wald  an  seinem 
inneren  Rand  umschlüssen,  als  auch  ein  grosser  Theil  deren,  welche  zwischen  dem 
Pruth  und  Niester  liegen,  haben  zwar  einigermassen  eine  andere  Nahrungsart  gehabt, 
die  im  Holzfehlen*)  bestanden,  welches  sie  an  die  polnischen  Grenzen,  besonders  in 
Snyatin,  Horodenka,  Salesczik  und  Millnitz')  verkaufet,  wodurch  sie  schon  eine  gräuhche 
Verwüstung  in  diesem  schönen  Wald  angerichtet  haben.  Es  ist  zwar  diesem  üebel  einiger- 
massen durch  die  dermalige  Einrichtungen  gesteuert  worden,  es  erforderet  aber  noch 
kräftigere  Hilfsmittel,  um  es  gänzUch  zu  unterdrücken,  wonach  der  Nutzen  entstehen 
wird,  dass  sich  diese  Leuthe  von  ihrer  faulen  Lebensart  abwenden  und  auf  den  nüti- 
lichen  Ackerbau,  wozu  sie  vortrefliche  Felder  haben,  verlegen  müssen,  der  Wald  zn 
Militär-  und  Provincial-Absichten  als  eine  geschlossene  Landesgrenze  geschonet»  in 
ordentlichen  flolzschlag  eingerichtet  und  dem  Aerario  betrechtliche  Summen  eintragen 
kann. 

Die  LandesbeschafTenheit  und  LandesfrOchte. 

Die  Luft  ist  in  diesen  Gegenden  temperirt  und  gesund,  an  den  mehresten 
Oertem,  besonders  in  denen  Gebürgen,  sehr  gutes  Wasser,  die  Grasereien  sehr  fett 
und  ergiebig,  der  Boden  auf  denen  Flächen  zum  Ackerbau  vortreflich,  so  dass  dieser 
Landesstrich  mit  fleissigen  Einwohnern  in  allerlei  Gattungen  von  Landes  Wirtschaft 
vortheilhaft  benutzet  und  alle  Arten  von  Landesfrüchten  erzeuget  werden  könnten,  so 
wie  man  schon  dermalen  an  dsnen  Oertem.  wo  die  Einwohner  Bäume  gepflanzet 
haben,  auch  eine  gute  Gattung  von  verschiedenen  Obst  findet,  auch  ein  kleiner 
Weingarten  in  Selenov*)  existiret,  wovon  Wein  gemacht  wird,  welcher  aber  keine 
besondere  Güte  erlanget. 

Flüsse  und  Wässer. 

An  Flüssen,  welche  diesen  Bezirk  alle  in  der  Länge  durchströhmen,  sind  die 
goldene  Bistritza.  Moldawa,  Suczawa,  Siret,  Bruth-Fluss*)  und  endlich  der  Niester,   der 

«)  Radaucz=Badautz. 

"0  Holzfehlenz^Holzfällen. 

•')  Sniatyn  und  Zaleszczyki,  Städte;  Horodenka  u.  Mielnica,    Märkte  in  Galixien. 

*)  Zeleneu,    Dorf  im  Gerichtsbezirke  Kotzman. 

')  Bruth ^Pruth.  p.^.,.^^^  ^^  GoOgk 


Beschreibung  der  Bukowina.  13 

dessen  Begränzung  machet,    die  beträchtUchsten.    Sämtlich    diese   Flüsse   könnten  bei 

etwas  angewachsenen    Wasser   als    schifbar  mit  Flössen    benutzet   werden,    gleichwie 

dann  auch  schon  im  lezteren  Krieg  die  Russen  auf  der  goldenen    Bistritza  und  sodann 

vermittelst    dem    Siret    ihr   Schifbauholv^.    und  Mastbäume,     3  Schuh  im  Diameter  und 

13  Kiafter  lang,  bis  in  die  Donau  geschwemmet  haben.  Der  Niester  ist  schon  zu  allen 

Zeiten  mit  platten  Fahrzeugen  als  schifbar    zu  betrachten.    Die    erstere  4  Flüsse   sind 

na^li    Maass,  als    sie    sich   ihren   Ursprung   und    dadurch   dem    obem    Gebürgsrücken 

näheren,  mehr  reissend,  können  aber   bei  kleinem    Wasser  noch  au  mehresten  Oertem 

ohne  Brücken    passiret    werden,    bei  grossem  aber  sind  sie  impraoticable.    Der  Bruth- 

Fluss  hat  schon  sehr  wenig  Qu6es^)  und  erforderet  jederzeit  Brücken  und  Ueberfuhren. 

Der  Niester  ist  ebenmässig  noch  an  einigen  Orten,   die    auch  in  der  Garte  angemerket 

sind,  zu  durchwadeu ;  man  bedienet  sich  aber  dieser  Durchfahrten  nicht,  sondern  deren 

Ueberfuhrtspletten,*)  und  würde  blos  im  Krieg  davon   einen  Gebrauch  machen  können. 

Der  Czeramos-Fluss,»)  welcher  den  grösten  Tb  eil  dieses  Districts  rückwärts  von  Pokutien 

absondert,  ist  ein  sehr  starkes  und   reissendes  Gebürgswasser,    so    bei   mittelmässigen 

AVasser  schon  nicht  mehr  zu  passiren  ist   Die  goldene  Bistritz  hat   ihren  Nahmen  von 

dem  Waschgold  erhalten,  welches  dieses  Wasser  mit  sich  führet,  und  wovon  die  Wallachen 

auch  manchesmal  einen  Nutzen    zu    ziehen    wissen.    Nach   diesen    grösseren    Wässern 

kommen  sodann  die  Moldawitza    und  Doma-Baoh,  welch   gleictifals    noch    beträchtlich 

and,  wann  sie  das  Mittelwasser  übersteigen,  nicht  mehr  zu  durchwaden  sind,  gleichwie 

dann  auch  in  der  ferneren  Folge  der  Sollonicza-  und  Solka-Bach,     die  Suczawitza,  der 

kleine  Siret    imd    Threholus-Bach*)    bei    starken    Regengüssen  nicht    passiret    werden 

k  önnen.  Ausser  diesen  benannten  Wässern  sind  zwischen  dem  Moldawa-  und  Suczawa" 

Fluss  die  beede  morastige  Thäler  Szomus  mare  und  Szomus  mika   ohne    Brücken  und 

Dämme    fast    nirgends    mit  Pferden    und  Fuhrwerk    zu  passiren ;     auch  sind  in  dem 

Zwischenraum  von  Bruth  bis  zum  Niester  die  2  Thäler,    welche  «ich  von  Verenczanka 

auf  Mumaiewitz^)  und    von  Boroucz    auf  Luczan*)  ziehen,    wegen    ihren  grossen,  fast 

zusammenhängenden    Teichen   und  Sümpfen    impracticabie,    wann  man  die  dermalige 

Brücken  und  Dämme  ruiniret,    so    dass   sie    besonders    in    Campagne-Operationen  alle 

Aufmerksamkeit  verdienen. 

GebOrge. 

Das  hohe  Grenzgebürg,  welches  eigentlich  noch  der  Zusammenhang  von  denen 
Carpathischen  Gebürgen  ist,  die  ehemals  Pohlen  von  Hungam  abgetheilet,  nunmehro 
aber  noch  Siebenbürgen  von  der  Moldau  scheiden,  ziehet  sich  in  der  Tiefe  rückwärts 
herunter  bis  an  Kutti,  vorwärts  bis  an  denjenigen  hohen  Bergrücken,  welcher  das 
linke  Ufer  des  Moldawicza-  und  Moldawa-Flusses  umschlüsset,  sich  in  beträchtlicher 
Höhe  bis  Kapukodrului  erstrecket  und  daselbst  gle  ichsam  das  Thor  zu  denen  Gebürgen 
formiret.  durch  welches  der  einzige  gute  Fuhrweeg  noch  bis  Monaster^)  Moldowitza  und 
Posorit')  in  die  Gebürge  fortgehet,  weilen  erwehnter  Bergrücken  alle  andere  vom 
Land  aufwärts  steigende  Fuhrweege,  ausser  dem  schon  zimlich  steilen  über  den  Humori" 
Berg  und  weiter  vorwärts  2  schlechten  Holzweegen,  abschneidet 

Diese  Gebürge  sind  schon  mehrentheils  sehr  steil,  steinigt  und  wild.  Ihr  Höhe 
steiget  nach  Maass,  als  mau  sich  denen  Siebenbürgischen  und  Marmoroser  Grenzen 
näheret.  Die  oberen  Bergrücken  sind  mehrentheils  blos  und  enthalten  die  schönste 
Grasereien  und  Viehwaiden,    wie  man  auch  auf  denen  unteren  Bergtüssen  schon  viele 

*)  Qu6e — Quai  (kä',  Flussdamm,  Schiffslände. 

•)  Plette-=Flaches  Fahrzeug,  Fähre. 

*)  Czeremosz,  Zufluss  d^s  Pruth. 

*)  Derehluibach,  Zutiuss  des  Pruth. 

*)  Mamajestie,  Dorf  im  G.-B.  Zastawna. 

*)  Lu±an,  Dorf  im  G.  B.  Kotzman. 

*)  Mona8ter= Kloster. 

8)  Poioritta,  Dort  im  G -B.  Kimpolung.  Digltized  byGoOQlc 


14  F.  V.  Mieg: 

durch  den  Fleiss  deren  Gebürgsein  wohner  ausgerottet«  Wälder  und  daher  entstandene 
Wiesen  siehet,  weilen  diese  Gebürgstheüe  und  besonders  die  breitere  schöne  Thäler 
der  Doma,  des  Moldava-  und  Moldavitza-Flusses  mit  vielen  l^enschen  angefüllt,  die 
sich  allein  von  der  Viehzucht  und  besonders  von  Schaafen  nähren  und  nicht  die 
mindeste  Ackerfelder  besitzen,  als  welche  ebenfalls  erst  vor  bemerkten  Kapakodrrilaj 
anfangen.  Ansonsten  sind  alle  dies  3  Gebürge  mit  denen  wildesten  Waldungen  und 
einem  unnrmesslichen  Holz  bedecket,  welches  aber  fast  durchgehends  blos  in  Fichten^ 
Tannen  und  etwas  Erlen  bestehet,  weilen  die  übrige  Holzarten  in  diesen  Gegenden 
nicht  sehr  gewöhnlich  sind.  Die  Gebürgswohnungen  sind  viel  besser  als  diejenige  deren 
Wallachen  in  den  unteren  Theilen,  die  Menschen  sind  von  einem  grösseren  Schlag* 
mehrerer  Stärke  und  überhaupt  von  einer  besseren  Gattung.  Da  obbesagtermassen 
alle  Fuhrweege  in  diesen  Gebürgen  aufhören,  so  bedienen  sich  die  Gebürgsleuthe  zu 
Herbeischleppung  ihrer  Lebensnothdürften  und  auch  zu  Unterhaltung  ihres  kleinen 
Handels,  den  sie  mit  denen  Siebenbürgem  mit  Käss,  Butter.  Yiehhäuten,  auch 
Kukerutz  führen,  deren  Tragpferden,  deren  man  eine  grosse  Menge,  worunter  sehr 
starke  und  dauerhafte  Pferde  sind,  in  diesen  Theilen  findet,  die  in  Kriegszeiten 
vortrefliche  Packpferde  abgeben  würden. 

Wtldnngei. 

Damit  ist  wenigstens  die  Helfte  der  Oberfläche  dieses  Districts  bedecket,  und 
scheinet  sehr  wahrscheinlich,  dass  sich  vorhin  die«e  Waldungen  in  einem  ununi er- 
brochenen Zussammenhang  und  Wildnies  von  dem  hohen  Grenzgebürg  bis  an  den 
Bruttfluss  erstrecket,  worin  sodann  nach  und  nach  wohnbare  Oerter  und  die  dermalige 
grosse  Blossen  theils  durch  die  Einwohner,  welche  sich  wegen  denen  häufigen  tarta- 
rischen  Einfällen  in  diese  Gebürge  geflüchtet,  theils  durch  die  sich  bei  dem  benach- 
barten fürstlichen  Sitz  zu  Suczawa  ergebene  Bevölkerung  entstanden ;  gleichwie  man 
dann  auch  noch  dermalen  in  diesem  Theil  vom  Brurh  bis  nach  Siebenbürgen  nur 
noch  die  3 beträchtliche Hauptblössen,  als:  bei  SuczAwa,  den  Horaiec«')  ohnweit  Radaucz 
und  die  Oefnung  bei  Czernowitz  findet,  der  übrige  Theil  aber  noch  fast  durchgehends 
als  ein  Wald  betrachtet  werden  kann.  Der  Zwischenraum  hingegen  von  dem  Bruth- 
fiuss  bis  zum  Niester  wäre  schon  damals  mehr  bewohnt,  weilen  dieser  schöne  Land- 
strich durch  den  dicken  Buccovina»Wald  wie  mit  einer  Linie  gesperret  und  versicheret 
worden.  Obige  Waldungen  erzeigen  zwar  zerstreut  allerlei  Gattungen  von  Holzarten, 
worunter  man  auch  besonders  bei  Kutsur*)  das  sogenannte  fdste  Komaholz  [?]  und  in 
Gebürgen  das  Tissaholz'^  findet ;  Mehrentheils  aber  bestehen  die  niedere  und  mittlere 
Waldimgen  blos  aus  Buchen,  die  obere  aber  aus  Füchten,  Tannen  und  etwas  Erlenholz. 

Mineralien. 

Es  ist  wahrscheinlich,  dass  in  diesen  hohen  Gebürgen,  die  so  \delerlei  Bei^arten 
enthalten,  Erzt  von  allerlei  Gattungen  vorfindig  seie,  wovon  auch  diese  Gebürgsleuthe 
an  den  Herrn  Generalen  Baron  v.  Spleny*,  schon  Erztstufien  von  verschiedenen  Ge- 
genden, auch  mir  Selbsten  sehr  schönes  Waschgold  aus  der  goldenen  Bistritza  über- 
bracht; wie  dann  auch  die  Küssen  in  diesen  Absichten  an  einigen  Oertem  haben 
anschärfen  lassen,  da  aber  der  türkische  Geitz  denen  Moldauern  bekannt  ist,  so  hat 
man  bishjro  vorsetzlich  al'e  Entdeckung  von  Barg  verekern  in  diesem  Land  zu  unter- 
drücken gesucht.  Indessen  befinden  sich  in  dieser  neuen  Acquisition  2  bekannte  Salz- 
brunnen, wovon  der  eino,  ohnweit  Wisnicza,*/  ohnbenutzt  lieget,  aus  dem  anderen  aber, 
bei  Bordiestie,*)  die  umliegende  Landleuthe  sich  ihr  nöthiges  Salz  auskochen. 

>)  Horaica,  Gebirgsrücken  zwischen  dem  Sereth-  und  Suczawathal. 

•)  Kuczarmare    Dorf  im  G.-B.  Czernowitz. 

»)  Taxus  oder  Eibenholz. 

*)  General     Gabriel    Freiher    von    Spleny,    Administrator    der    Bukowina     vom 

24.  October  1774  bis  Anfangs  Apnl  1778. 

«)  Wünitz,  Stadt 

•)  Pertestie,  Dorf  im  G.-B.  Solka.  r^^^r^T^ 

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Beschreibung  der  Bukowina.  ]  5 

Ohnweit  Jacobenj  ist  ein  Bach,  welcher  eine  Art  von  Schwefelwas?er  führet,  00 
besonders  im  Winter  sehr  starke  schwefelhafte  Ausdünstungen  hat.')  Gleich  über  der 
Grenze  bei  Saro  Domi  ist  eine  Farbgruben,  die  sehr  schönb  gölbe  Farben,  wie  Schütt- 
Txnd  Okergölb  in  verschiedenen  Graden,  auch  etwas  blau,  erzeuget;  in  dem  Feuer 
verursacht  sie  einen  starken  Sohwefelrauch.  Die  Armenier  aus  Siebenbürgen  bezahlen 
die  Oka')  &  6  kr.,  beladen  manchmal  viele  Packpferde  damit  und  fuhren  sie  nach 
Siebenbürgen. 

Provincial-Gegenstände. 

So  wie  ich  oben  gesagt,  dass  die  Oberfläche  des  Buccoviner  Districts  aus  hohen 
Granz-,  Mittelgebürg  und  Flächen  bestehe,  wovon  erstere  beede  Theile  die  schönste 
Wiesen  und  ergiebigste  Grasereien  nebst  einen  unermesslicheu  Holzvorrath,  und  der 
leztere  die  vortreflichste  Ackerfelder  zu  Benutzung  darbieten,  so  erhellet  hieraus  ganz 
klar,  dass  man  bei  einer  wohl  eingerichteten  Verfassung  die  2  Gegenstände,  die  Vieh- 
zucht und  den  Ackerbau,  als  die  Hauptbestandtheile  der  Benutzung  dieser  neuen 
Acquisition  ansehen  müsse,  wozu  sodann  noch  der  Holzverschleiss  und  Bergwerke 
kommen  können. 

In  Ansehung  deren  ersteren  kommet  annoch  in  Betrachtung  zu  ziehen,  ob  es 
nicht  fürträglich,  den  ganzen  District,  welcher  hierzu  die  vortheilhafteste  Laage  hat, 
lediglich  und  allein  (bei  dem  sich  dermalen  fast  allgemein  vermehrenden  stärkeren 
Consumo  des  Schlachtviehes  und  dessen  steigenden  Werth  bei  der  zahlreichen  Ver- 
mehrung der  leichten  Cavalerie  und  hierzu  nötigen  jährlichen  Ergänzung)  vor  die 
Viehzucht  zu  widmen,  oder  ob  nach  der  Natur  die  Abtheilung  zu  machen  und  ein 
Theil  zur  Agricultur  und  der  andere  vor  die  Viehzucht  zu  verwenden  seie,  wobei 
derjenige  Zwischenraiun  von  dem  Niester  bis  zu  dem  Bruthfluss,  welcher  eine  Blosse 
von  etwa  15  Quadratmeilen  mehrentheils  der  besten  Ackerfelder  enthält,  zu  dem 
Feldbau  und  der  übrige  Theil  von  dem  rechten  Ufer  dieses  Flusses  bis  nach  Sieben- 
bürgen vor  die  Viehzucht  sowohl  des  Landmanns  als  einzurichtenden  kais.  Stutiereien 
mit  ausserordentlichen  Vortheilen  bestimmt  werden  könnte. 

Im  ersteren  Fall,  nemlich.  wenn  man  den  Buccoviner  District  lediglich  vor  die 
Viehzucht  bestimmen  und  sein  Hau  [.taugenmerk  dahin  verwenden  wollte,  so  sind 
hiezu  in  diesem  District  hinlänglich  Einwohner  vorhanden,  und  kommt  es  nur  auf 
eine  diessfällige  bessere  Einrichtung  an,  diesen  beträchtlichen  Handlangszweig,  wovon 
das  Commerce  sich  bis  nach  Schlesien  und  in  das  Reich  ausbreitlen  kann,  blühend  zu 
machen,  um  nach  der  hiezu  vortheilhaftesten  Lage  diese  Gegenden  sowohl  zum  Ver- 
schleiss  als  zur  Zucht  der  reichlichen  Früchten  zu  ziehen,  wobei  dann  ebenfalls  vor 
das  Aerarium  Cameral- Vieh-Plantagen  und  besonders  vor  dem  allerhöchsten  Dienst  die  so 
nützliche  Stuttereien  errichtet  werden  könnten,  um  einestheils  dadurch  die  beträchtliche 
Geldsummen,  die  aus  dem  Lande  gehen,  zu  erhalten,  anderentheils,  wenn  die  Quelle 
der  Kimontirung  in  denen  fremden  Ländern  verstopfet  würde,  den  Recourse»)  zur  Ri- 
montirung  eines  grossen  Theils  der  leichten  Cavallerie  in  eigenen  Provinzen  zu  be- 
sitzen. Zu  welchen  Stuttereien  dann  auch  wahrscheinlich  schon  hinlängliche  und 
taugliche  Subjecten  unter  denen  im  Lande  befindlichen  alten  Cavalleristen  des  zweiten 
Gamisonregiments  vorfindig  sind,  und  bei  der  dermalig  vortheilhaflen  Gelegenheit 
der  Cavallarischen  Rimontirung*)  eine  nahmhafte  Anzahl  tartarischer  und  Uckrainer 
Stutten  und  Hengstfolien  mitgebracht  werden  könnten,  um  dieses  gute  Pferdgeblüth 
in  diesen  Gegenden  einzupflanzen.    Die  hauptsächlich    vor    Stuttereien  wohl    gelegene 

*)  Dieser  Bach  heisst  daher  Pucios  (spr.  Patschos),  von  puciosÄ,  Schwefel. 
■)  Oka  =  2«;^  Wiener  Pfund. 
")  Soll  vielleicht  heissen  Ressource,  Hilfsmittel. 

*)  lieber  Cavallar  ued  sein  Remontierungscommando  siehe  meine  Schrift;:  „Die 
Anfänge  des  k.  k.  Staatsgestütes  Radautz.   (S  -A   aus    dem   Jahrbuche   des  Bukowiner 

liftndesmuseums.  U,  1894.) 

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16  F.  V.  Mieg: 

Plätze  befinden  sich  längst  dem  Siret  und  Suczawa-Fluss  als  auch  auf  dem  Horajecz, 
und  können  in  dem  Zwischenraum  vom  Siret  bis  an  den  Suczawa-Fluss  noch  zu  Ver- 
mehrung deren  Grasereien  die  ohnehin  weder  zu  Militär-  noch  Pro vincial- Absichten 
nutzbare  Wälder  von  Presekoren')  gegen  Frataucz'j  ausgerottet  werden. 

Wollte  man  aber  besonders  in  der  Absicht  einer  leichteren  yerpflegungsart 
deren  in  dem  Bucooviner  District  verlegten  Trouppen  ebenfalls  den  Ackerbau  einfuhren, 
so  würde  derselbe  zwar  die  Landeseinwohner  in  einen  bessern  Standt  vorsetzen  und 
die  in  diesem  District  verlegte  Trouppen  zu  verpflegen  hinreichend  sein,  dagegen  aber 
in  auswärtiges  Commerce  keinen  Einfluss  haben ;  wäre  also  meines  Erachtens  blos  die 
Sorgt'alt  vor  dem  Ackerbau  nach  Maass  der  eigenen  Nothdurft  vor  die  Trouppen  und 
Landeseinwohner  zu  beschränken. 

Die  Verpflegungsart  der  Trouppen,  die  dermalen  in  dem  Bucooviner  District 
befindlich,  ist  bishero  sehr  beschwerlich  gewesen,  weil  kein  Getraid  in  diesen  Gegen- 
den erzeuget  wird,  und  also  die  ganze  Erfordemüss  von  weitem  mit  vielen  Konten 
und  Beschwerlichkeiten  hat  müssen  herbeigetühret  werden,  deme  man  also  durch  eigene 
Erzeigung    des  Getraides  in  diesem  LanJesstrich  abhelfen  könnte. 

Ausser  diesem  aber  scheinet  mir  noch  ein  Hülfsmittei  zu  sein,  diese  Ver- 
pflegung c-ehr  zu  erleichteren  oder  auch  daselbst  Vorratsmagazine  anzulegen,  welches 
in  dem  Stichhandel  von  Salz  und  Getraid  mit  einem  grossen  Theil  der  Ukraine  und 
Podolien  bestehet.  Die  Einwohner  dieser  Provinzen  kommmen  jährlich  mit  vielen  lOü 
Wägen  mit  Korn  und  Weizen  in  die  Gebürgsgegenden  von  Kutti,  Kossow,  Peszinizin, 
Deliatin»,  bis  Szalulj,*)  wo  sie  von  jenen  Salzsiedereien  ihr  Getreid  gegen  Salz  um- 
tauschen. Da  nun  der  allerhöchste  Hof  in  denen  Cameral-Herrschaften  Sambor  und 
Drohobitz^j  ebenfalls  sehr  beträchtliche  Salzsidereien  besitzet,  so  könnte  dieses,  (wann 
es  änderst  alldorten  nicht  noch  nutzbarer  verwendet  wird),  vermittelst  dem  Niester 
auf  Flössen  bis  Szaleszik  defluidiret,  von  da  nach  Zuzka«)  transportiret,  daselbst  unter 
Aufsicht  des  kais.  königlichen  Dreissigers")  ein  Magazin  errichtet  und  die  Umtauschung 
dieses  Salzes  gegen  Ukrainer  Getreid  besorget  werden,  gleichwie  dann  auch  die 
Flösse  sodann  in  dem  vom  Holz  entblösten  Szaleszig  sehr  gut  veräussert  werden 
könnten. 

Hiebei  käme  nur  in  Erwegung  zu  ziehen  und  eine  gemässigte  Modalität  zu 
trefen,  dass  durch  Enichtung  dieses  kais.  Salzhandels  die  Nahrungsart  deren  Gebirgs- 
einwohnern,  welche  in  obbenannter  Linie  keinen  Ackerbau  besitzen  und  blos  durch  die 
Umtauschung  des  Salz  gegen  Getraid  leben  müssen,  nicht  abgeschnitten,  oder  die 
Grundherrn  dieser  Particular-Salzpfannen  in  ihren  Einkünften  nicht  so  grosen  Schaden 
erlitten,  welches  aber  auch  vielleicht  dadurch  könnte  vermieden  werden,  wenn  eben 
diese  Eigenthümer  ihren  Particular-Salzhandel  mit  dem  kaiserUchen  vereinigen  und 
alles  ilir  erzeigendes  Sulz  zur  Umtauschung  in  obbemerktes  kaiserliches  Magazin  nach 
Suczka  abliefern  wollten. 

Holtverschleits. 

Dieser  kann  in  dem  Brccoviner  District  noch  ein  sehr  ansehnlicher  Gegenstand 
werden,  wann  sich  auch  nur  blos  eine  wohl  eingerichtete  Waldordnung  in  diesen 
holzreichen  Gegenden  auf  das  ohnentb ehrlichste  Brenn-  und  Bauholz  beschranket, 
ausser  welchem  auch  vielleicht  noch  durch  Botaschenbrennen,  Glasshütten,  (wovon  der 
Verschleiss  bis  Constantinopel  auf  dem  Wasser  eingeleitet  werden  könnte),  Errichtung 
deren  Eisenhämer   bei   wahrscheinlich  in  denen    Gebürgen   vorfindigen    Eisen  mehrere 

*)  Presekareny,  Dorf  im  G.-B.  Storoiynetz. 

«)  Fratautz  (Alt-\  Dorf  im  G.-B.  Radautz. 

»)  Kosöw,  Peczenizyn  und  Delatyn,  Märkte  in  Galizien. 

*)  Vielleicht  Kalusz,  Stadt  in  GaUzien. 

*;  Sambor  und  Drohobycz,  Städte  in  Galizien. 

•)  Zuczka,  (Alt-),  Dorf  im  G.B.  Sadag6ra. 

f)  Zöllner,  Zollbeamte.  ^  j 

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Beschreibung  der  Bukowina.  27 

vortheilhafte  Benutzungen  erzielet  werden  könnten.  Ich  will  also  lediglich  noch 
ersteren  Fall  anmerken,  dass  in  dem  hohen  Gränzgebürg,  welches  sowohl  diesen 
District  von  Pokutien  absonderet  als  auch  das  Triplex  Confinium  von  der 
Marmoros,  Gallizien  und  Siebenbürgen  formiret,  viele  tausend  Stämme  Holz  theils 
als  Windbrüche,  theils  altershalbcr  ohnnütz  verfaulen,  zu  deren  vortheilhafbe- 
sten  Transportirung  mit  einer  gut  besorgten  Holzschwemmung  uns  der  Czeramos- 
Fluss  nebst  vielen  anderen  kleinen  Bächen  seinen  Lauf  und  Wasser  anbiethet,  um 
damit  den  schon  stark  bewohnten  Platz  Snyatin,  Horodenka  und  einen  grosen  Theil 
von  dem  von  Holz  entblösten  Pokutien  mit  diesem  Holz  nutzbar  zu  versehen  ;  in 
Ansehung  dessen  die  genauere  Anleitung  dieser  Holzschwemmung  nebst  Plans  Nr.  1 1 
beifüge.») 

Diese  obere  Gebürgstheile  haben  keine  Schonung  in  Anbetracht  auf  Militär- 
Absichten  vonnöten,  es  erzeugen  vielmehr  die  aus  dem  Holzschlag  entstehende 
Blossen  noch  mehrere  Grasereien  und  Vortheile  zur  Viehzucht,  so  dass  alldorten  der 
llolzverschleiss  zum  Besten  des  Aerarii  so  viel  als  möglich  kan  ausgebreittet  werden ; 
wogegen  es  in  Ansehung  des  schönen  Buccovina-  und  einigermassen  auch  des  Zetzina- 
trnd  Spaske- Waldes  eine  ganz  andere  Beschaffenheit  hat,  dabei  die  Militär  Absichten, 
welche  besonders  ersteren  Wald  in  dem  Zwischenraum  von  dem  Bruth  bis  zum 
Niester  als  eine  geschlossene  Landesgrenze  bestimmen,  denen  Cameral-Benutzungen  vor- 
zuzieheu  oder  wenigstens  diese  mit  jenen  genau  zu  vereinbahren  sind,  dahero  in 
Ansehung  dieser  Wälder  eine  Einrichtung  zu  treffen  wäre,  vermög  "vs  elcher  von  dcm- 
Zetzine-  und  Spaske- Wald')  die  nahesten  an  den  linken  Ufer  des  Bruths  gelegene 
Gegenden,  von  dem  Buccovina- Wald  aber  die  übrige  Ortschalten  zwischen  dem  Bruth 
und  Niester  nebst  einen  Theil  des  vom  Holz  entblösten  kais.  Potoliens  mit  Brenn- 
und  Bauholz  versehen  würden. 

Zur  Erreichung  deren  obigen  beederseitigen  nutzbaren  Absichten  ist  ohnum- 
gängUch  ertorderlich,  eine  gute  Waldordnung  einzuführen,  einen  regelmässigen  Holz- 
schlag zu  erricht.m  und  über  beede  benannte  Wälder  einen  geschickten  und  aktiven 
Forstbeamten  nebst  benötigten  Bevieigäger  und  Forstknechten  anzustellen,  wobei  der 
Forstbeamte  wohl  von  der  Militär -Linie,  um  selbe  jederzeit  conserviret  zu  erhalten, 
belehret  werden  müste.  Meiner  Erkenntniss  nach  würde  ich  in  Satagura»,  einen  Revier- 
jäger mit  2  Forstknec*/hten,  in  Werbowetz*)  den  Forstbeamten  nebst  2  Forstknechten, 
in  Palamutka^j  1  ßeneijäger  mit  2  Forstkneohten  zur  Aufsicht  über  den  Buccovina- 
und  endlichen  in  Cziiiitz«)  1  Revierjäger  nebst  2  Forstknechten  zur  Aufsicht  über 
den  Zetzina-  und  Spaske  •  Wald  anordnen.  Dieses  Personale  würde  von  denen 
Forstgefällen  können  giit  unterhalten  werden,  und  noch  eine  ansehnliche  Ausbeuth 
vor  die  Landeskasse  übrig  verbleiben. 

Ausser  dieser  Einiichtung  und  einer  besonderen  Sorgfalt  ist  dieser  schöne 
Grenzenwald  der  völligen  Verwüstung  ausgesetzet,  und  werden  die  MiUtar-Absichten 
vereitelt  und  die  Cameral-Benutzungen  entzogen  werden,  wie  man  schon  dermalen  die 
Verwüstung  deren  nächsten  Wälder  bei  Satagura  nicht  ohne  Bedauern  ansehen  kann. 

Bergwerke. 

Hievon  habe  bishero  wogen  der  Verschiedenheit  meiner  Beschäftigungen  wegen 
denen  eigentlichen  Oertem,  wo  sich  dazu  gründliche  Spuren  zeigen,  noch  keine 
genauere     Kenntnis    erlangen   können,     so  dass    ich   nor,    wie   oben   angemerkt,    das 

»)  Dieser  „Plan*'  ist  im  k.  u.  k.  Kriegsarchive  nicht  vorhanden, 

•)  Cecina-  und  Spaskawald,  Wälder  auf  den  gleichnamigen  Anhöhen  am  rechten 
Ufer  des  Pruth  westHch  von  Czemowitz. 

•/  Sadagöra,  Markt  am  linken  Ufer  des  Pruth,  nördlich  (gegenüber)  von  Czer- 
nowitds. 

*i  Werboutz,  Dorf  im  G.-B.  Zastawna. 

^)  Palamutka,  Dorf  in  Bessarabien. 

•)  Ohne  Zweifel  Linitz=Hlinitza,  Dorf  im  G.-B.  Stanestie. 


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18  F.  V.  Mieg: 

Waschgold,  welches  man  mir  aus  der  goldenen  Bistritza  überbracht,  eingesehen.  Sollte 
aber  der  allerhöchste  Hof  in  Betref  dessen  einige  Versuche  anzustellen  allergnädigst 
geneigt  sein,  so  würden  einige  geschickte  Bergleuthe  aus  Siebenbürgen  herüberkommen 
und  diesfalls  sowohl  in  Ansehung  deren  Oertern  als  auch  verschiedenen  Stufen  von 
Herrn  Generalen  Baron  Splenj  und  denen  Suczavaer  Armeniern  ein  mehreres  Licht 
erhalten  können, 

Conmerce. 

Nebst  diesen  obberührten  Provincial-Gegenstanden  muss  ich  noch  anfügen, 
dass  es  mi/  betrübt  scheinet,  den  schönen  Niester-Fluss  und  den  schon  beträchtlichen 
Bruth  so  faul  und  müssig  Aussen  zu  sehen.  Der  erstere  umgränzet  einen  grosen  Theil 
von  2  Ländern,  n  mlich  Polen  und  die  Moldau,  worinnen  weder  Industrie  noch  Fa- 
briquen  existiren,  und  dahero  in  die  Nothwendigkeit  versetzet  sind,  alles  Benötigt« 
von  Ausländem  zu  nehmen.  Letzterer  Fluss  durchströmet  die  ganze  Moldau,  fallt  bei 
({allatz  in  die  Donau,  diese  in  das  schwarze  Meer,  wodurch  sich  die  Communication 
bis  Constantinopel  ergiebet,  sollte  uns  also  billig  zu  einer  Benutzung  aufmuntern. 

Ich  überlasse  die  Beurtheilung  dieses  Gegenstandes  einer  tieferen  Biusicht  in 
das  Comercialo  und  will  nur  lediglich  bemerken,  dass  uns  die  Moldau  einen  grossen 
Vorrath  von  Schaafwolle  darbiethet,  welche  von  einer  solchen  Gütte,  dass  ich  in  der 
vormals  in  Szaleszik  vorfindigen  kleinen,  übel  eingorichteten  Fabrique  schon  Tücher 
von  2Va  fl-  mit  einem  sehr  billigen  Preiss  gefunden  habe,  welche  dahero  mit 
einer  mehreren  Sorgfalt  vermuthlich  viel  höher  könnten  getrieben  und  verbesseret 
werden,  wenn  man  in  erwehnten  Ort  oder  der  Buccovina  wohl  eingerichtete  Fabriquen 
von  Tüchern,  wollenen  und  leinenen  Zeig  und  derlei  anlegete.  Ausser  diesem  habe  ich 
während  meinem  Aufenthalt  in  diesen  Gegenden  die  verschiedene  Transport  von 
Kaufmanns}^üttfim  gesehen,  welche  die  Kauüeuthe  voii  Jassy  jährlich  von  Leipzig 
erhalten,  die  nicht  allein  in  den  gewöhnlichen  noth wendigen,  sondern  auch  in  vielen 
Waaren,  die  den  Luxum  betrefen,  bestanden  und,  ^vie  man  mich  gewiss  versichert,  des 
Jahrs  auf  3  und  auch  400G00  Ducaten  betragen  sollen,  weilen  sich  diese  Waaren 
sodann  von  Jassj  in  das  ganze  Land  und  bis  auf  Konstantinopel  verbreitten.  Da  nun 
der  Weeg  von  Jassj  auf  Wienn  viel  näher  als  auf  Leipzig,  und  die  Kaufleuthe  in 
ersterer  Routte  nicht  so  vielen  Transit©  durch  die  verschiedenen  Länder  unterworfen 
als  auf  der  lezteren,  so  scheinet  mir,  dass  es  vieleicht  nicht  sehr  schwer  fallen  sollte 
diese  Handlung  entweder  auf  Wien  unmittelbar  zu  leiten  oder  durch  Errichtung  einer 
Hauptniederlaage  von  Producten  deren  Wiener  Fabriquen  in  Snyatin  oder  Szalesaik 
welche  Oerter  hiezu  eine  vortrefliche  Lage  haben,  ansehnliche  Vortheile  zu  ziehen. 
weilen  sodann  von  einem  als  dem  anderen  beeden  Punkten  obige  Waaren  sowohl  in 
dem  unteren  Theil  von  Pohlen  als  in  die  Moldau  vermittels  dem  Niester  und  Bruth- 
Fluss,  auf  ersteren  jederzeit  mit  flachen  Fahrzeugen,  auf  lezteren  aber  bei  Mittelwasser 
auf  gleich  massige  Art  und  bei  kleinem  auf  Flössen  verschliessen  werden  könnten. 

Militärische  Anmerkuagen. 

So  wie  ich  gleich  anfänglich  angeführet,  dasg  der  Buccoviner  Disrict  den 
rechten  Flügel  von  Qallizien  formire  und  diese  Provinz  mit  Siebenbürgen  verbinde, 
wodurch  die  Marmoros  ganz  und  ein  kleiner  Theil  von  Siebenbürgen  bedecket 
wird,  anmit  der  rechte  Flügel  und  besonders  das  vorhin  fast  völlig  oftene 
Pokuzien  durch  die  sehr  verbesserte  Landesgrenzen  mehr  versicheret  und  der 
weesentlichste  Vortheil  einer  so  höchstnötigen  Communication  mit  Siebenbürgen,  ver- 
mittelst welcher  sich  in  Erfordern  issfall  die  Trouppen  dieser  beiderseitigen  Länder 
Wechsel  weis  unterstützen  können,  erhalten  wird  —  ein  Gegenstand,  der  in  Ansehung 
der  natürlichen  Laage  dieser  Länder  von  äusserster  Wichtigkeit  und  um  so  mehr 
nothwendig,  da  wir  dermalen  von  dem  hungarischen  Vereczker  Pass  bis  an  die  Spitze 
dieser  Grenzen  in  einer  Strecke  von  25  deutschen  Meilen  schon  keinen  Puhrwees: 
mehr  haben,  und  also  gleichsam  abgeschnitten    sind    —  so  erhellet  hieraas,    dass    bei 

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Beschreibung  der  Bukomna.  19 

der  nunmehro  erfolgten  glücklichen  Ausbreitung  deren  k.  k.  Staaten  auf  dieser  Seiten 
dieser  hervorspringende  Winkel  in  allem  Anbetracht,  'besonders  aber  in  MJitar- 
Absichten  sehr  nutzbar  und  bei  sich  ereignenden  Revolutionen  gegen  verschiedene 
Nachbarn  in  Betrachtung  zu  ziehen  seie.  Er  grenzet  mit  der  Moldau  als  einer 
türkischen  Schutzprovinz,  stosset  an  das  unmittelbare  türkische  Chotimer  Tenitorium 
an,  schliesset  sich  an  Gallizien  lind  ist  nur  etwa  40  Meilen  von  denen  Grenzen  des 
russischen  Reichs  entfernt.  Zu  welch  näheren  Nachbarn  auch  noch  die  nicht  sehr  weit 
entlegenen  Tartaren  kommen,  welche  öfters  durch  ihre  Streifereien  den  Schröcken  und 
die  Verwüstung  in  diesen  Gegenden  verbreitet,  nunmehro  aber  keine  grosse  Auf- 
merksamkeit mehr  verdienen  werden,  weilen  sich  ihre  Verfassung  geändert  und  gegen 
Invasionem  von  dieser  Art  die  Natur  dieser  Gegenden  und  ein  kleiner  regulirter  Truppe 
genugsam  decken,  wogegen  aber  in  einem  Bruch  mit  einer  benachbaiten  Macht  diese 
Nation,  gut  geführet  und  unterstützet,  dennoch  fürchterlich  werden  könnte. 

Es  kommet  in  Anbetracht  auf  solide  Operationen  zu  bemerken,  dass  es  nicht 
sehr  wahrscheinlich,  dass  die  Türken  jemals  in  einen  ausgebrochenen  Krieg  ihre  Waffen 
hieher  wenden,  sondern  vielmehr  in  ihren  Operationen  ihr  einziges  Augenmerk  auf 
die  an  der  Donau  benachbarte  Angrenzungen  richt-en  würden,  insolang  als  es  eine  blosse 
einfache  Operation  von  ihrer  Seiten  gegen  unsere  Staaten  zum  Gnind  hätte  und  sich 
nicht  mehrere  verflochtene  Umstände  dabei  befänden,  in  welchem  letzteren  Fall  sodann 
die  Türken,  durch  Versprechungen  oder  Ränke  gereitzet,  auch  bis  hieher  sich  auszu- 
breiten und  eine  Diversion  zu  machen  gelocket  werden  könnten,  wozu  die  Hülfsmittel 
der  grasreichen  Moldau  vor  ihre  zahlreiche  Cavallerie,  der  Resource  an  Schlacht»  und 
Zugvieh  und  ihr  an  der  Grenze  befindliche  Place  d'armes,  die  in  ihrer  Einbildung 
starke  Vestung  Chotim,  verwickelte  Verbindungen  mit  unseren  missvergnügten  Nach- 
barn und  Intriquen  einer  andern  Macht  die  Anleitung  geben  köimten. 

In  einem  oder  anderem  Fall  würden  sich  unsere  Gegner  deren  Plätzen  Chotim 
und  Kaminick,  so  schlecht  auch  diese  benachbarte  Nester  sind,  als  Waffenplätze  gegen 
uns  bedienen  können,  und  entstehet  daraus  die  Noth wendigkeit,  diesen  Vestungen 
auch  unsererseits  2  oder  wenigstens  eine  Grenivestung  entgegenzusetzen.  Wovon  ich 
anitzt  berühren  will,  dass  wenn  änderst  politische  Absichten  oder  Verbindlichkeiten 
dei^leichen  in  dieser  neuen  Acquisition,  dem  Buccoviner  District,  zu  errichten  nicht 
verhinderen,  der  Punkt  entweder  bei  dem  Kloster  Mamajovitz  oder  auf  denen  Szales- 
czik  gegenüberstehenden  Anhöhen  an  dem  rechten  Ufer  des  Niesters  mir  vortreflich 
zu  sein  scheint ;  ausser  diesen  aber  würde  man  Sniatin  fürwählen  müssen,  wovon  ich 
in  der  Folge  mich  weitläufiger  erklären  werde.  Darf  ich  bis  zu  denen  übrigen,  in  der 
ferneren  Umgrenzung  Galliziens  hiezu  vorth eilhaften  vorfindigen  Punkten  mich  er- 
strecken, so  scheinet  mir,  dass  nach  Mass  deren  allerhöchsten  Gesienungen  in  Betref 
mehrerer  oder  weniger  in  dieser  neuen  Provinz  zu  erwählenden  Grenzplätzen  die 
Punkten  Ockopi,  Brodi,^  Samosce'j  und  bei  dem  Einfluss  der  Sau  in  die  Weichsel  einen 
sehr  vortheilhafteu  Cordon  formiren  würden. 

In  Ansehung  des  oberen  Gegenstandes,  nämlich  eines  von  dem  Feind  gegen 
diesen  rechten  Flügel  formirten  Plans  will  ich  diesen  District  unter  zweierlei  Ge- 
sichtspunkten, als  in  einem  Defensiv-  und  Offensivkrieg,  betrachten  und  nach  der 
speciellen  Kenntniss,  die  ich  von  diesen  Gegenden  habe,  einigermasson  zorglioderiij 
wobei  die  erste  Abtheilung  die  Nachtheile  eines  feindlichen  Einbruchs  in  diese  Ge- 
genden, die  zweite  eine  Generalidee  der  Defense  dieser  Gegenden  und  die  dritte  die 
Vortheile  dieses  vorspringenden  Winkels  in  einem  Offensivkrieg  nebst  einigen  An- 
merkungen hierüber  enthalten  wird. 


')  Okopy,  Markt ;  Brody,  Stadt  in  Galizien. 

•}  Zamo£6,  Kreisstadt  und  Festung  im  russ.  Gouvernement  Lublin,  gehörte  von 
1772  bis  1809  zu  Galizien.  Digitized  byC^OCWlC 


20  **.  V.  Äüeg: 

Naditbeile  eines  feMlioben  Einbniehe. 

Biese  köimen  nach  Maass  und  Stärke  des  Feindes  und  seinen  Absichten  mehr 
wesentlich  und  bedeutend  werden.  E-j  kommet  hierbei  besonders  zu  erwegen.  ob  der 
Feind  hier  nur  mit  einem  Corps  einzubrechen  suche  oder  aber  auf  der  linken  Seiten  des 
Niesters  mit  semer  ganzen  Macht  agire  und  hieher  nur  ein  Corps,  um  eine  Diversion 
zu  machen,  ab  geschicket,  oder  ob  dieser  Operationsplan  von  2  Mächten  so^eich, 
wovon  eine  ihre  Stärke  gegen  den  rechten  Fliegel  auf  dieser  Seiten  des  Niesters  und 
die  andere  auf  dem  linken  Ufer  gegen  Gallizien  anwendet,  formiret  worden. 

Im  ersteren  Fall,  wann  nämlich  nur  ein  Corps  allein  hier  einzabrochen  suchet, 
welches  eine  Entblösung  von  Trappen  in  diesen  Gegenden  voraussetzet,  so  könnte  es 
die  Absichten  und  Folgen  haben,  unsere  Siebenbürgische  Communication  abzuschneiden, 
diesen  schönen  Landesstiich  bis  auf  Stanislau  in  Besitz  zu  nehmen,  in  Contribution 
zu  setzen,  vielleicht  zu  verwüsten  und  ihn  sodann  wiederum  zu  verlassen,  WAnn  sich 
aus  denen  übrigen  Theilen  unsere  Tinippen  zusammenziehen  und  vorrücken.  Weiter 
aber  als  bis  auf  benanntes  Ort  vorzudringen  oder  den  Niester  zu  passiren,  würde  ein 
Corps,  wann  es  nicht  sehr  beträchtlich,  nicht  leicht  unternehmen,  weilen  alldorten 
schon  mehr  coupirte  Gegenden  anfangen,  der  mit  einem  Wal  [V]  umschlossene  Plat« 
Stanislau  mit  einigen  Verbesserungen  gegen  einen  leichten  Anfall  gesichert  werden 
kann,  und  dieses  Coi-ps  vor  seinem  Rücken  von  Seiten  Siebenbürgens  und  aus  kaiserL 
Potolien  besorgt  sein  müste. 

In  dem  andern  Fall,  wo  nämlich  ein  Corps  hier  eine  Diversion  zu  machen  und 
einzubrechen  abgeschicket  wird,  während  dass  die  feindliche  Hauptarmee  unsere 
Stärke  auf  dem  hnken  Ufer  des  Niesters  in  Potolien  en  echecque  halt  oder  gar  offen- 
sive agiret,  könnte  dieser  Einbruch  eine  sohde  Operation  und  wesentlichere  Folgen 
zur  Absicht  haben.  Ohne  diejenige  der  abgeschnittenen  Siebenbürgischen  CommuDi- 
cation  würde  ein  solches  Corps  auf  ein  ernsthaftes  Vordringen  bedacht  sein;  seine  linke 
Flanque  würde  durch  die  (iebirge  und  die  rechte  durch  den  Niester  gedecket.  Nach 
Maass  als  diese  Truppen  auf  dem  rechten  Ufer  des  Niestei-s  vorückten,  würden  die  auf 
der  linken  Seiten  vorliegende  Gegenden  des  kais.  Potoliens  und  von  Pokutien  gleich. 
sam  in  Rücken  genommen  ;  es  würde  sich  Stanislau  zu  bemeistem  suchen,  daselbst 
seinen  Depot  errichten  und  sodann  en  faveur  deren  bei  Hallicz  dominirenden  Anhöhen 
den  Niester  pasairen,  sich  mit  der  gegenseitigen  Hauptarmee  zu  vereinigen  oder 
Lomberg  zu  bedrohen  suchen. 

Ein  Plan  von  dieser  Art  setzt  aber  schon  eine  starke  Superiorit6  der  feindlichen 
Armee  voraus,  welche  ein  sehr  betiächtliches  Corps  detachiren  kann,  so  wiederum 
bei  seinem  Vori-ücken  einen  ansehnlichen  Truppe  zu  Observiruug  des  Niesters  und 
Erhaltung  seiner  Communication  zurückzulassen  imstande  ist,  weilen  ansonsten  ein 
(von  vmserer  Hauptarmee,  solange  selbe  sich  an  denen  Grenzen  von  Potohen  soutc* 
niret»  abgeschicktes  kleines  Corps,  welches  sich  in  der  alten  russischen  Position  auf 
den  Anhöhen  bei  Uscie^),  Samuszina')  gegenüber,  vestgesetzet  mid  daselbst  den  Niester 
zu  passiren  drohet,  den  Bücken  des  feindlichen  Corps  sehr  unsicher  machen  könnte. 
Ausserdem  würde  er  nicht  anders  als  durch  eine  ausgiebige  Hülfe  aus  Siebenbürgen« 
welche  entweder  durch  die  neue  Buccoviner  Communication  (die  ich  von  dem  Feind 
besetzt  supponire)  durchbrechen  oder,  wann  dieses  impracticable,  durch  den  Gyemeser 
Pass«)  vordringen  müste,  verleitet  werden  können. 

In  dem  dritten  Fall  könnte  gleichmässige  Beschaffenheit  und  Absichten  obwalten, 
nur  würden  die  Folgen  noch  mehr  solid  und  gefährlich  werden,  weilen  man  eine 
grössere  Stärke  und  kräftigere  Massregeln  wegen  Versicherung  des  Rückens  sa 
vermuthen  hätte. 


')  Uscie  biskupie,  Markt  in  Galizien. 

«)  Samuszyn,  Dorf  im  G.-B.  Zastawna.  ^  j 

*j  Guyimes-Pass  zwischen  Siebenbürgen  und  RumänieÄj'^^d  ^y  VriOOQlC 


Besohreibung  der  Bukowina. 


21 


Efnleitung  zur  Defense. 

Wie  man  aus  Oberen  die  Wichtigkeit  aller  dieser  Folgen  erkennen  kann,  so 
wird  dieses  zutorderst  die  Nothwendigkeit  meines  ersten  Grundsatzes,  nämlich  die 
Errichtung  einiger  vesten  Plätze  auf  diesen  Grenzen,  unterstützen,  bei  deren  ferneren 
Erklärung  ich  mich  allhier  nur  bloss  auf  eine  Grenzvestung  in  der  Buccovina  oder  auf 
dem  rechten  Ufer  des  Niesters  beschränken  will. 

Specialplan  der  Position  bei  Mumaiewitz  ;Mamajestie\ 


Die  Grenaen  dieses  Districts  enthalten  in  einer  geraden  Linie  von  besagtem 
Niestoi*fluss  bis  an  die  Siebenbirgische  Gebirge  21  deutsche  Meilen,  wovon  aber  nur 
der  schmale  Zwischenraum  vom  Niester  bis  zum  Bruthfluss,  eine  Linie  von  4  Meilen, 
als  ein  Terraine  zu  soliden  Operationen  die  eigentliche  Defenselinie  ist,  wann  der 
Feind  vorhero  den  Buokowina-Wald,  welcher  diese  Oefnung  decket,  forciret  hätte. 
Ton  dem  rechten  Ufer  des  Bruths  fangen  sich  schon  die  beträchtliche  und  mit  dicken 
morastigen  Waldungen  bedeckte  Mittelgebirge  an,  welche  sich  in  ohnunterbrochenem 
Zusammenhang  bis  an  das  hohe  Grenzgebirg  anschlüssen. 


Die  kürzeste  Linie  des    obigen  Zwischenraums  ist  diejenige,    welche    von  deni 
Szalesczik   gegenüberstehenden  Anhöhen,  folglich    von  dem  Dniester  auf   den  Spaske- 


22 


F.  V.  Mieg: 


Berg,  über  den  Bruth  aboutiret.')  Diese  betragt  erwehntermasson  4  Meilen,  in  welcher 
Oethung  sich  noch  von  Vereuczanka  bis  an  den  Brath  ein  Thall,  so  mit  grossen 
Teichen  und  Morästen  angefiillet,  weiches  durch  Ahgrabung  deren  Dämme  imprac- 
ticable  wird,  auf  8  Meilen  weit  ziehet,  so  dass  die  eigentliche  Blosse  nur  in  einer 
einzigen  Meilen  Breite  bestehet;  welchen  Zwischenraum  also  zu  sperren  eine  Vestung 
oder  verschanztes  Laager  hinlänglich  sein  würde,  wozu  uns  die  Punkten  von  Mama- 
jevitz  und  Sviniatzka^)  sowohl  in  Anbetracht  deren  General-Absichten  als  der  speciellen 
Laage  die  allervortheilhafteste  Gegenden  darbieten,  zu  deren  genaueren  Einsicht  ich 
von  ])eiden  die  Spocialplans  Nr.  3  und  4  mit  Anmerkungen  beifüge, 
Specialplan  deren  Smniaczker  (Zwiniaczer)  Anhöhen. 


Sollten  aber,  wie  schon  erwähnt,  politische  Absichten  oder  Verbindlichkeiten 
der  Erbauung  eines  vesten  Platzes  in  dieser  neuen  Acquisition  entgegenstehen,  so 
wäre    kein  anderer    Punkt    als    Sniatin    fürzuwählen,    welcher  zwar    auch  vortheüliafi, 

*)  Aboutiren,  von  (fr.)  abnutir,  münden,  (ans  Ziel)  führen. 

3)  Zwiniacze,  Dorf  im  G.-B.  Zastawna. 


Beschreibung  der  Bukowina.  23 

aber  keineswegs  mit  erstem  in  Vergleich  zu  ziehen,  weilen  alld^rten  dio  Defense- 
liuie  schon  7  Meilen  weit  ofen,  und  dieser  Platz  viel  leichter  kann  umgangen  werden» 
In  diesem  Fall  wäre  sodann  erforderlich,  allein  diese  vortheilhafte  Gegenden,  als :  die 
Sviniatzker  Anhöhen  und  den  Punkt  von  Maraajovitz  wohl  vorzumerken  und  bei  sich 
ereignenden  Umständen  und  Erforderniss  sich  sogleich  darauf  vestzusetzen,  erstere 
mit  einem  soliden  Retranchement',  von  1  Corps  und  letzter«  zu  Spenimg  der  Strasse 
von  Jassy  mit  einer  starken  Feldschanze  zu  versehen,  weilen  der.leichen  wohlange- 
brachte  Werker,  welche  100)  Mann,  gut  a^^ gestellt,  in  kurzer  Zeit  verfertigen,  öfters 
den  Dienst  einer  Vestung  verrichten  und  mit  der  Zeit  in  mehrere  Vollkommenheit 
gesetzet  werden  können.  "Wie  vielleicht  überhaupt  nutzbar  wäre,  überall  bei  weit  aus- 
einander entfernten  Grenzplätzen  in  deren  Zwischenraum  dergleichen  Gegenden  in 
Friedenszeiten  zu  diesem  Endzweck  auszusuchen,  sie  genau  aufnehmen  zu  lassen  und 
sich  vorläufig  mit  Plans  und  Projecten  zu  den  Verschanzungen  zu  versehen,  um 
sogleich  den  Gebrauch  davon  zu  machen,  wann  sich  Operationen  in  jene  Gegenden 
ziehen,  welches  bei  der  ersten  Zusammenziehung  deren  Truppen  sodann  leicht  zu  be- 
würken  ist.  Worbei  noch  die  Vorsicht  könnte  gebrauchet  werden,  an  dergleichen 
vorgemerkten  (Tcgenden  indessen  Ortschaften  anlegen  zu  lassen,  die  dem  entworfenen 
Verschanzungsplan  gemäss  wären,  um  im  Erfordernisfall  in  allen  Jahrszeiten  sogleich 
daselbst  vor  Ti'uppen  eine  Unterkunft  zu  finden. 

In  Betref  deren  Vestungen  wage  ich  es  anzumerken,  dass  mir  scheinet,  in 
Ansehung  deren  Grenz  vestungen  auf  dieser  Seiten  nicht  eine  so  sehr  methodische 
kostbare  Bauart,  deren  Ueberschläge  in  so  viele  Millionen  hineingehen  und  schröokbar 
werden,  fürwählen  zu  därfen.  Wir  haben  auf  dieser  Seite  keine  Franzosen  als  Be- 
lagerer zu  erwarten,  und  solang  unsere  dermalige  Nachbarn  ein  elendes  Kamenick, 
Chotim  und  Bender  als  formidable  Vestungen  ansehen,  so  können  mr  ihnen  mit  leichten 
Unkosten  weit  stärkere  entgegenstellen,  wobei  wir  nur  die  Natur  zu  Hülfe  nehmen 
und  eine  solche  Anlage  machen  müssen,  welche  nach  Maass,  als  der  Geist  unserer 
uns  allhier  umgrenzenden  Nachbarn  in  Belagerungen  steiget,  ohne  sonderbare 
Beschwerde  des  Staats  und  noch  mehr  verstärket  werden  kann.  Ansonsten  wünschte 
ich  hauptsächlich  bei  einer  diesseitigen  Grenz  vestung,  dass  sie  nicht  allein  so  ge- 
räumig wäi*e,  eine  ansehnliche  Garnison  zu  einer  soliden  Defense  zu  fassen,  sondern 
auch  einen  vollkommenen  Waiienplatz  zu  Formirung  eines  Magazins  und  Venvahrung 
einer  mittelmässigen  Belagerungsartillerie  in  Absichten  auf  einen  Ofiensivkrieg  ab- 
zugeben. 

Sollten  nicht  die  Unkosten  bei  dem  Vestungsbau  ausserordentlich  vermindert 
werden  können,  wann  man  zu  dieser  Arbeit  die  in  Frieden  unbeschäftigten  Truppen 
dazu  verwendete?  Der  Soldat  würde  dadurch  mehr  nervös  und  durch  die  Arbeit  ab- 
gehärtet werden.  Dieser  arbeitende  Soldat  würde  mit  '/g  desjenigen  Tageslohn,  welcher 
anderen  gereichet  werden  müste,  sehr  vergnügt  sein.  Er  verzehret  dieses  Geld  auf  Fleisch, 
Bier,  Brandwein  und  "VVein.  AVas  würde  es  verhindern,  dass  das  Aerarium  selbst  diesen 
verschiedenen  Verschleiss  durch  Errichtimg  eines  Brand^^einhauses,  Bierbrauerei,  des 
Weinschanks  und  der  Schlachterei  besorgte,  wodurch  die  Leute  sowohl  mit  einer 
besseren  Qualität  dieser  Lebensmitteln  versehen  werden  könnten,  als  auch  ein  be- 
trächtlicher Theil  des  ausgezahlten  Lohns  dem  Aerarium  wiederum  Zuflüssen  würde. 

6eneralid6e  der  Defente. 

Der  Buccoviner  District  kann  in  Operationen  eines  Defensivkriegs  in  Anbetracht 
auf  die  Natur  deren  Gegenden  und  feindlichen  Absichten  in  4  Theile  abgetheilet, 
werden. 

Der  erste  und  Haupttheil  ist  derjenige  Zwischenraum  vom  Niesterfiuss  bis  zum 
Bruth.  Ein  Feind  wird  in  einem  gegen  den  rechten  Flügel  fonnirten  soliden  Operations- 
plan wahi-scheinlich  sein  Hauptaugenmerk  dahin  richten,  wegen  der  ihme    scheinenden 


')  Retranchement,  (frz.)  Verschanzung,  Feldschanze. 

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24  F.  V.  Mieg 

mehreren  Leichtigkeit,  mehr  offenen  Terraine,  wann  er  durch  den  Buccovina-Wald 
durchgebrochen,  um  sich  den  fernen  Weeg  nachPokuzien  zu  bahnen,  mid  weilen  die 
über  den  Bmth  liegenden  Gegenden  dadurch  abgeschnitten  werden  können. 

Der  zweite  Theil  ist  der  Zwischenraum  von  dem  Bruth-  zum  Sirettluss,  wohin 
sich  ein  Feind,  welcher  eine  Beurtheilung  von  ^lilitair^Dispositioben  und  Kenntniss  des 
Terrains  besitzt,  ziehen  könnte,  wann  er  den  Buccovina-Wald  und  Suczka  Pass  ohn- 
durchdringlich  findet,  mit  denen  Absichten,  auf  dem  rechten  Ufer  des  Bruths  bei 
Marmomitza  einzubrechen  bis  Tschemowitz  vorzudiingen,  sich  deren  dortigen  vor- 
theilhalten  und  das  linke  Ufer  besagten  Flusses  dominirenden  Anhöhen  zu  bemeistem. 
en  favbur  dieser  Höhen  den  Fluss  einzupassiren,  den  Suczkaer-Pass  in  Rücken  zu 
kommen  und  hiednrch  selbigen  Posten  zu  verlassen  zu  nöthigen  oder  auch  zu  be- 
drohen, längst  dem  Seret-Thall  bei  Bobestie*)  oder  Kutti  in  Rücken  einzubrechen. 

Der  dritte  Theil  ist  die  Gegend  zwischen  Seret-  und  Suczawa-Fluss,  wo  der 
Feind  die  Absicht  haben  kann,  jenen  Landestrich  auszuplindcm  oder  sich  daselbst  vest- 
zusetzen,  um  die  Siebenbürger  Communication  zu  iucommodiren  oder  zu  sperren  oder 
durch  den  Kutschurer')  Wald  gegen  Tschemowitz  durchzubrechen. 

In  diesen  3  Theilen  kann  noch  Artillerie  und  Cavallerie  agiren. 

Der  vierte  Theil  enthalt  die  hohe  Gebirge  von  dem  Suczava-Fluss  bis  an  die 
Siebeubirgische  Grenze,  Wälder  und  Wildnisse,  wohin  blos  Lifanterie,  Jäger  oder 
leichte  Truppen  einen  Einbruch  wagen  könnten,  mit  dem  Vorsatze,  Suczawa,  die  be- 
trächthche  Gebirgsörter  Wamma,  Kimpolung,  als  auch  die  Klöster  auszuplindem  oder 
die  Siebenbirgische  Communication  zu  sperren. 

Beide  erstere  Theile  und  Absichten  haben  den  grösten  EinÜuss  in  die  Haupt- 
operationen ;  ich  wende  mich  also  wiederum  in  Ansehung  der  Defense  zu  ersteren 
als  den  Zwischenraimi  vom  Niester  zu  dem  Bruthfluss. 

Der  schöne  Buccovina-Wald  schlüsset  diese  ganze  Linie  bis  zum  letzteren 
Fluss  imd  bietet  uns  verschiedene  Arten  der  Defense  an,  aus  welchen  nach  Be- 
schatienheit  der  Umständen  und  der  Proportion  deren  Truppen  und  Waffen,  die  zu 
dessen  Bescliützung  bestimmet  sind,  mehr  oder  weniger  solide  Dispositions  tiirge- 
wählet  werden  können.  Ich  füge  den  Plan  deren  Cordous  Versicherungen  Nr.  V  mit 
denen  Abstiebten  bei  jeden  Posten  bei,  welche  im  Winter  1774  bei  Ankunft  unsei-er 
neuen  Nachbarn  nach  Mass  deren  damals  voröndigen  wenigen  Truppen,  eilfertig  in 
kleinen  gemacht  worden,  um  uns  gegen  einen  Insult  zu  decken»;.  Woraus  man  sowohl 
die  vortheilhafteste  Punkten  dieses  Cordons  ersehen  als  auch  zu  gi*össeren  und  mehr 
solideren  Anstalten  die  Anleitung  ziehen  kann. 

Der  Buccovina  •  Wald  ist  fast  durchgehends,  ausgenommen  bei  Satngura  imd 
Suczka,  in  seiner  schmalesten  Breite  eine  Meilen  breit,  mehrentheils  dicht  gewachsen 
und  mit  tiefen  Gräben  durchschnitten,  dass  also  einem  Jj'eind  darin  vervielfältigte 
Hindemisse  entfregengesetzet  werden  können. 

Die  Haupt-  und  gröste  Landweoge,  die  selbigen  traversiren,  sind  erstlich  die 
Chotimer  Landstrassen  über  Robatin.  In  diese  fallet  vor  Bojauna  Blesj*)  ein  zimhch 
grosser,  aber  morastigen  Waldweeg  ein;  von  Malenitz,  Schillevitz  und  Potskovitz*)  über 
Dial  mare*^)  gehet  ein  schlechter  Weeg  von   Potskovitz  imd  Srosenitz  auf  Dersavenetz") 


^)  Bobestie,  Dorf  im  G.-B.  Stanestie. 

')  Kuozurmarer. 

»)  Diesen  sowie  den  weiter  unten  genannten  Plan  I^r.  VII  stellen  die  als  Karte 
I  und  II  bezeichneten  Beilagen  zu  Werenka's  Werke  „Bukowina's  Entstehen  und 
Aufblühen"  dar. 

*)  Poiana  (Waldblösse)  Blesi. 

*)  Malincy,  Szalowcy  und  Baszkaucy,  Dörfer  in  Bessarabien. 

«;  Deal  (Berg)  Mare  (gross),  grosser  Berg. 

';  Groceny  und  Rzawenzy,  Dörfer  in  Bessarabien.  ^ 

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Beschreibung  der  Bukowina.  25 

über  Fontina  Sauckj,  ein  grosser  Weeg  von  Kollinkovitz  und  Doborouzi  auf  Dobro- 
noutz'),  von  Doborouzi  neben  Bojanna  Kutsuba  vorbei  auf  Dobronoutz  und  Hosüfczo*)  von 
Dobronouzi  ein  grosser  Weog  über  Czernauka  auf  Verbovvetz,  von  Rarencze'»)  und 
Doborouzi  ein  AVeeg  über  Bojanna  Kosutzna  auf  Satagura,  nebst  noch  einigen  sehr 
schlechten  Holzweegen,  welche  in  diese  einfallen,  sodann  die  grosse  Strasse,  welche 
sowohl  von  Chotim  als  Jassi  kömmt,  durch  den  Suczka-Pass  nach  Sniatin  und 
Horodenka. 

Nach  ['?]  allen  diesen  Weegenistder  Chotiiner  und  Dersavenetzer  der  schlechteste, 
der  Suczkaer  am  mehresten  offen  und  der  beste.  Ausser  letzteren  sind  noch  mehren- 
theils  alle  übrige  bei  Regenwetter  sehr  morastig.  Wie  nun  der  Suczka-Pass  die 
leichteste  Passage  ist  und  mehreste  Blosse  hat,  so  ist  zu  muthmassen,  dass  der 
Feind  sein  erstes  Augenmerk  dahin  richten,  dem  ungeachtet  aber  auch,  wann  er  die 
Haupt-Attention  hieher  gezogen,  auf  einer  anderen  Seiten  einzubrechen  suchen  könnte, 
welches  zu  observiren  dann  liauptsächUch  orforderUch  sein  würde,  mit  leichten  Trupen 
so  lang  als  immer  möglich  von  dem  äusseren  Bande  des  Buccovina-Waldes  Meister  zu 
sein,  um  seine  Bewegungen  und  wahre  Absichten  zu  entdecken,  wozu  der  Posten  auf 
Dial  Mare,  dei jenige  vonvärts  Czernauka  und  der  auf  der  Bojanna  Kosuzna  besonders 
vortheilhaft  wäre,  um  von  da  Excursionen  und  Patroullen  zu  machen  und  seine 
Maassregeln  darnach  einzurichten.  Diese  nun  können  entweder  mit  detachirten  und 
durch  die  Reserven  zu  unterstützenden  Posten  oder  durch  einen  Verhau,  welcher  sich 
in  Zusammenhang  von  dem  Bruthüuss  bis  zum  Niester  ziehen  kann,  eingeleitet 
werden.  Erwehnter  Verhau  könnte  in  folgender  Linie  geführet  werden :  von  dem 
Bruth  hinter  dem  StanahoraGrabeu  (wo  zwar  der  Wald  an  einigen  Orten  etwas 
schütter,  aber  wiederum  durch  den  Graben  und  Morast  verstärket  wird)  über  den  Stana- 
hora-Berg*),  von  da,-  den  Moskiuo- Graben  z\%ischen  Satagura  und  Czernaucka  durch- 
schneidend, hinter  jenen  tiefen  Gräben  vorwärts  der  Horodisze  oder  alten  Schanz  auf 
Bojanna  Kutsuba,  ferners  auf  den  oberen  Bergrücken,  Fontina  Sauckj  und  Bojanna 
Harluza  umschlüssend,  auf  Dial  Marc  beresova,  von  hier  gegen  den  Ui*sprung  des 
Rohatin- Grabens  und  längst  diesen  bis  zum  Niester  oder  von  obigen  Dial  Mare  gegen 
Bojanna  Plesj  und  sodann  mit  dem  Porvikutzer  Mühlengraben  vorwärts  Bojanna 
Blesj  zum  NiesterÜuss.  Hierbei  aber  kommet  anzumerken,  da-^s  von  nun  an  schon  durch 
eine  gute  Waldinspection  auf  die  Conservation  des  Holzes  in  dieser  Linie  die  beste 
Aufmerksamkeit  müsse  angewendet  werden. 

Wann  nun  die  eine  oder  die  andere  Art  dieser  Disposition  fürgewählct  worden, 
so  käme  es  femers  auf  die  Beurtheilmig  der  Stärke  des  zur  Defense  dieser  Linie  be- 
stimmten Corps  und  des  entgegenstehenden  Feindes  an.  Ist  das  Corps  belrächtlich 
stark,  so  kami  es  eine  Position  bei  Verbovetz*)  oder  Sastavna,  welches  der  Mittelpunkt 
zwischen  dem  Niester-  imd  Bnithfluss  ist,  wählen,  von  wo  es  sich  nach  Erforderniss 
rechts  oder  links  wenden  und  eine  proportionii-te  Anzahl  Bataillons  und  Escadrons 
rechts  auf  ^Qn  Suczka-Pass,  links  auf  Dersavenetz  detachiren  kann,  um  entweder  den 
Verhau  oder  die  detachirte  Posten  zu  souteniren.  Ist  aber  das  Corps  nicht  so  stark, 
so  würde  meines  Erachtens  am  besten  sein,  zwei  Dnttheile  davon  sogleich  bei  Sata- 
gura imd  einen  Theil  bei  Dobronoutz  zu  postiren,  wohin  auch  vor  erstere  Abtheilung 
eine  verdeckte  Communication  über  Czernaucka  auf  Dobronoutz  in  der  kürzesten 
Linie,  um  sich  Wechsel  weis  unterstützen  zu  können,  zu  errichten  wäre,  welcher  Weeg 
auch  schon  existiret  und  nur  zu  verbesseren  kommete. 

Ich    fuge   hier  abermalen    den  Auszug  einer    gemachten    Dispositon    vor    obige 


*)  Kalenkaucy,    Dorf  in    Bessarabien,    Toporoutz     und     Dobronoutz,    Dörfer  in 
der  Bukowina  (G.-B.  Sadagöra). 

•)  WahrscheinHch  Horoszoutz  im  G.-B.  Zastawna. 

•)  Rarancze,  Dorf  im  G  -B.  Sadag6ra. 

*)  Berg  östlich  von  Zuczka. 

*)  Werboutz,  Dorf  im  G.-B.  Zastawna.  Digitized  byC:iOOQl( 


26 


F.  V.  Mieg: 


Posten  in  kleinen  bei,    welche  ebenfalls  zur  Einsicht  in  grösseren  dienen  kann,     wann 
man  die  Defense  mit  dodachirten  Hauptposten  fürziehete'). 

Würde  ein  Verhau  in  Zusauimenhaug  fürge wählet,  so  können  die  Punkten 
deren  Hauptposten  als  kleine  Place  d'armees  vor  die  Reserven  augesehen 
werden,  welche  letztere  sodann  erst  von  dem  Corps  selbsten  zu  unterstützen  wären, 
und  würde  es  blos  darauf  ankommen,  längst  dem  Verhau  eine  gute  Communication 
zu  verfertigen,  um  sich  dest  >  leichter  souteniren  zu  können.  Auf  dem  linken  Fliegel 
ist  Bojanna  Blesj  ein  sehr  wichtiger  Hauptposten,  vor  welchem  sich  viele  Weege 
concentriren ;  (JOO  Schritt  über  diesem  Posten  ist  noch  ein  fürtreflicher  Sperrungs- 
punkt, woselbst  in  einem  sehr  kleinen  Zwischenraum  2  steile  Thäller,  eines  in  dem 
Special  plan   des  Czutzka-.'Zuczka)-Passes. 


Niester  und  das  andere  in  Jera  Onuthbach  abfallen.  Zur  Beurtheilung  des  Suczka- 
Passes  dienet  der  beigeschlossene  Specialplan  Nr  VI.  Die  gefährliche  Oefiiung  bei 
Czornauka,  durch  welche  man  den  Suczka-Pass  im  Rücken  kommeu  kann,  erfordert 
bei  soliden  Dispositionen  wenigstens  ein  Battaillon,  gleichwie  dann  auch  auf  den 
Stanahora-Berg  die  Holz  weege  wohl  zu  observiren  und  zu  verhauen  sind,  weswegen 
man  dermalen  an  diesen  so  exponirten  Grenztheil  bei  denen  ohnehin  schon  so  ruinirten 
Satag\irer  Waldungen  nicht  genügsame  Vorsicht  zu  der  hier  so  nöthigen  Waldordnung 
und    Holzschonung  anempfehlen  kann. 

Man  wird  aus  letzterwebnten  Specialpan  die  schöne  Position  hinter  der  alten 
Schanz  bei  Suczka  ersehen,  welche  uns  die  vortheilhafleste  Natur  zu  Errichtung 
solider  Verschanzungen  und  Sperrung  dieser  schmalen   Oefnung  darbieihet.     Das  Dorf 

»)  Siehe  S.  24,  Anmerkung   3. 


Beschreibung  der  Bukowina.  27 

Saczka  ist  theils  sehr  morastig  und  mit  Gräben  und  mit  vielen  starken  Bäumen  ver- 
sehen, so  dass  es  ohne  grosse  Mühe  sehr  wohl  versichert  werden  kann,  wie  dann  über- 
haupt die  Versicherung  dieses  Passes  ohngefehr  nach  denen  in  dem  Plan  angemerkten 
Linien  der  Natur  gemäss  ausgeführet  werden  könnte.  Wobei  besonders  anzumerken 
kommet,  dass  ich  hauptsächlich  nothwendig  hielte,  sich  auch  hierbei  auf  denen  An- 
höhen auf  dem  rechten  Ufer  des  Bruths  vestzusetzen  und  mit  starken  Verschanzungen 
zu  versichern,  als  auch  vermittelst  einer  bei  Suczka  zu  errichtenden  SchitT)rücken  die 
Communication  auf  jener  Seiten  zu  erhalten.  Wovon  ich  in  der  folgenden  Abtheilung 
das  weitere  zu  erklären  Gelegenheit  haben  werde. 

Die  dermalige  mehr  rückwäits  bei  dem  Zollhaus  ganz  leicht  und  geschwind 
aufgeworfene  Linie  ist  nicht  so  vortheilhaft  und  nur  in  Ansehung  der  wenig  vor- 
Qndigen  Truppen  imd  nahen  Habilitationen  dahier  furge wählet  worden;  indessen  könnte 
man  sich  doch  mit  denen  dazu  b  stimmten  Verhau  und  mehrerer  Ausdehnung  aut 
dif)  obere  Höhen  sehr  vorstärken. 

Die  Landstrasse,  die  durch  mehr  erwähnten  Suczkaer  Pass  nach  Sniatin  gehet, 
kann  noch  an  2  Oertem  sehr  vortheilhaft,  nämlich  das  erstemal  hinter  der  grossen 
Morastbrücke,  wo  seh  dieser  Weeg  nach  Tscher nowitz  und  Sniatin  abtheilet,  und  das 
zweitemal  bei  dem  der  Mamajovitzer  Mühl  mid  Wirthshaus  fast  impenotrable  ge- 
sperret werden,  wie  dann  auch  schon  eben  an  dieser  Strassen  eine  zimlich  wohl 
augelegte  alte  polnische  Schanze  vorfiudig  ist. 

Es  ist  aber  wahrscheinlich,  dass  ein  Feind  nach  diesem  forcirten  Pass  oder 
Buccovina-Wald  sich  eheiider  auf  den  offenen  Weg  rechter  Hand  gegen  Horodenka 
zu  wenden  würde^  in  welchem  Fall  sodann  die  zweite  Defenseliiiie,  nämlich  die 
verschanzte  Position  auf  denen  Sviniatzker  Anhöhen,  Szalesczk  gegenüber,  und  die 
Feldschanze  bei  der  Mamajovitzer  Mühl  (wie  von  beiden  bei  dem  Specialplan  ange- 
merket  ist)  zu  besetzen  und  endlichen  die  dritte  Position  bei  Sniatin,  wann  selbes 
bevestiget  worden,  fürzuwählen  wäre. 

Wan  nun  in  einer  Defensivoperation  dieser  Zwischenraum  vom  Bruth  bis  zum 
Niester  in  3  Detenselinien  (als  die  erste  durch  Besetzung  des  Buccovina-Waldes,  die 
2.  von  denen  Sviniatzker  Anhöhen  bis  zum  Bruth  gegen  Spaska-Berg  aboutirend  und 
die  3.  bei  Sniatin,  diesen  Platz  als  eine  Vestung  vorausgesetzt)  abgetheilet  wird,  so 
kommet  in  Ansehung  der  ersten  noch  anzumerken,  dass  ein  geschickter  Feind,  welcher 
die  Gegenden  kennet,  wann  es  ihme  die  übrige  Conibiunaisons  seiner  Operationen 
erlauben,  bei  Chotim  über  den  Niester  gehen,  an  diesem  Fluss  bis  Uscie  aufwärts 
marchiren,  denselben  en  faveur  deren  Samuszine  gegenüberstehenden  vorthcilhaften 
Anhöhen  repassiren  und  dem  Buccovina-Wald  in  Bücken  kommen  kann,  wogegen 
dann  auch  die  nöthige  Maassregeln  zu  nehmen  wären.  Sollte  aber  auch  dei  Feind 
du^ch  ein  oder  die  andere  Linie  würklich  durchgebrochen  sein,  so  scheinet  mir,  dass 
er  nicht  weit  vorrzurücken  imstand  sein  würde,  solange  sich  noch  die  leichte  Tnippen 
in  dem  Buccovina-Wald  soutenirten  (wobei  sie  die  Communication  mit  Potolien  bei 
Rohatin  vermittelst  Fahrzeui^en  zu  erhalten  suchen  müsten),  ein  verschanztes  Laager 
auf  denen  Sviniatzker  Anhöhen,  die  Vei'schanzung  bei  M:imajovitz,  nur  mit  einem 
etwas  beträchlichen  Truppe  besetzt,  wäre  und  sodann  ihme  Sniatin  eine  wohlgamirte 
Vestung  präsentirte. 

Wie  dann  überhaupt  ausser  dieser  nur  generalement  bemhrten  Hauptdisposition 
von  der  Defense  dieser  Gegenden  die  vortheilhalte  Laage  einem  militärischen  Aug 
noch  mehrere  Hülfsmittel  zeigen  wird,  so  dass  das  Eindringen  allhier  nicht  so  leicht, 
sondern  gegentheils  ein  unvorsichtiger  Feind  in  diesem  gesperrten  Terraine  in  eine 
ge^Üirliche  Verlegenheit  gerathen  könnte. 

Da  ich  die  Idee  der  Definse  des  rechten  Fliegeis  von  Gallizien  blos  auf  den 
Buccoviner  District  beschränke,  so  gehe  ich  in  dieser  Absicht  auf  die  obbeinihrt«  2te 
Abtheilung,  zu  dem  Zwischenraum  von  dem  Bruth  zu  dem  Serethfluss,  über. 

Die  Absichten,  die  ein  Feind  bei  Eindringung  in  diesen  Theil  haben  könnte, 
sind  zugleich  angemerket;  es  bleibet  also  in  Ansehrmg  der  Gegend  pJlhier  zu  erklären^- 


28 


F.  V.  Mieg  : 


dass  es,  wie  vorläufig  schon  angeluhret,  ohnumgänglich  nothwendig  seie,  von  dem  linken 
Ufer  über  den  Bnith  die  gedeckte  Comraunication  zu  erhalten  um  diesen  Theil  unter- 
stützen zu  können;  dass  dieser  Theil.  besonders  vorwärts  Tschernowitz,  nicht  so  sehr 
geschlossen,  dass  er  nicht  zu  einem  Einfall  reiticen  könnbe,  und  dass  man  also  hier 
der  Natur  mit  der  Kunst  und  einer  guten  militärischen  Beurtheilung  zu  Hülfe  kommen 
muss.  Zu  dem  Ende  zu  Ersehung  einiger  vortheilhafter  Posten  anwiederom  den  Plan 
Nr.  VII.  von  denen  Cordons-Versichemni^en  vom  Bruth  bis  zumSiret  und  so  weiters  bis 
nach  Siebenbürgen  anf[\ge'\  Die  Oränzcii  bei  Mamomitze-Bach  sind  nicht  sehr  verwahret ; 
wann  man  auch  in  die  Wälder  vorwärts  ojehet,  so  sind  sie  nicht  dicht  genug,  und  mau 
risquiret  toumiret  zu  werden,  dahero  vorzüglich  die  Position  hieher  dem  Trecholuj- 
Bach  als  eine  schöne,  aber  etwas  gekünstelte  Laage,  wie  aus  beigefügten  Special - 
plan  Nr.  VIII.  zu  ersehen,  fürzu wählen  sein  würde. 

Position  am  Terehlui-Bach. 


Der  Graben  ist  scarpirt,')  das  Wasser  kann  geschwöllet  werden,  und  oben  ist 
das  Thal  stark  morastig,  so  dass  bei  gut  angelegten  Verschanzungen,  wie  selbe  ohn- 
geiehr  in  dem  Plan  nach  der  Natur  deren  Gegenden  angemerket  sind,  von  der  Front 
aus  diese  Attaque  sehr  schwer  sein  würde.  Wann  nun  in  die  Wälder  von  MoUodiae') 
leichte  Truppen  postiret  werden,  so  scheinet  mir,  dass  einem  Feind  die  Lust  würde 
benommen  werden,  diese  Position  zu  touniiren  und  sich  gegen  Volloka*)  oder  Kutschur 
zu  ziehen. 


M  Siehe  S.  24,  Anmerkung  3. 

*)  Escarpiren,  (fr.)  böschen. 

*)  Moloaia,  Dorf  im  G.-B.  Czernowitz. 

»)  Woloka,  Dorf  im  B.-B.  Czernowitz. 


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fieschreibnng  der  Bukowina.  29 

Wollte  der  Feind  bei  Buda')  durch  den  Wald  gehen,  um  vielleicht  vermittelst 
der  grossen  Strassen  bei  Kutsch ur  wiedeiTim  herauszubrechen  und  dadurch  dieser 
Position  in  Bücken  zu  kommen,  so  kann  man  ihnen  mit  dem  ganzen  Corps  auf  die 
Auhöhen  zwischen  Korvula*)  und  Kutschur  entgegenrücken,  einige  Bataillons  in  den 
Kutschurer  Wald  abschicken  und  das  Einbrechen  auf  dieser  Seiten  sehr  leicht  ver- 
biethen. 

Wäre  der  Feind  so  unternehmend,  es  zu  wagen,  längst  dem  Seret-Thall  gegen 
Bobestie  oder  Kutti  einzudringen,  so  schiene  mir  dieser  Schritt  verwegen  zu  sein, 
indeme  er  in  dem  schmalen  und  mehrentheils  sehr  morastigen  Seret-Thall,  worinnen 
er  mit  Truppen  zwei  starke  Tagreisen  machen  müste,  in  eine  gefährliche  Falle 
lommen  könnte,  wann  die  Wälder  an  beiden  Ufern  mit  einer  kleinen  Anzahl  Truppen 
besetzt  würden,  dass  er  es  wahrscheinlich  nicht  risquiren  wird,  sich  in  diese  Enge 
zu  begeben,  die  ausserdeme  auch  an  etlichen  Orten  sehr  vortheilhafb  zu  sperren  ist. 

Würde  aber  endlichen  die  Position  an  dem  Treholuj-Bach  doch  forciret  oder  auf 
eine  oder  andere  Art  zu  verlassen  gezwungen,  so  hätte  das  auf  dem  rechten  Ufer 
postirte  Corps  sein  Hauptaugenmerk  dahin  zu  wenden,  den  Wald  und  Bergrücken 
welcher  sich  von  Czezina  zum  Spaskeberg,  sodann  hinter  den  Libitzok-Bach')  gegen 
den  Seret-Fluss  zu  ziehet,  wohl  zu  besetzen,  wordurch  das  weitere  Eindringen  gegen 
die  Czeremos  gesperret  wird,  daher  dann  auch  diese  Waldlinie  in  Ansehung  des 
Holzschlages  schon  jetzo  zu  schonen  nöthig  ist,  und  die  übrige  Stärke  anzuwenden, 
die  Tschemowitzer  Anhöhen  zu  behaupten,  zu  dem  Ende,  wie  schon  erwehnt,  soUde 
Verschanzungen  daselbst  könnten  angeleget  werden,  um  den  Feind  zu  verhindern,  en 
faveur  dieser  das  linke  Ufer  des  Bruths  dominirenden  Anhöhen  diesen  Fluss  zu 
passiren  und  den  Suczka-Pass  zu  coupiren.  Gelänge  es  ihme  aber  dennoch  auch  hier 
durchzubrechen,  so  stosset  er  bei  seinem  weiteren  Vorrücken  wiederum  an  die  in 
vorhergehender  Abtheilung  erklärte  2.  Dfenselinie  an  und  müste  in  diesem  Fall,  wann 
der  Feind  etwas  über  den  Bruth  zurückliose,  die  Communication  über  erwehnten 
Fluss  bei  Mamajovitz  oder  Luzan  errichtet  werden,  um  seine  Flanque  imd  Rücken 
von  selbiger  Seiten  zu  decken. 

Wende  mich  also  zu  der  dritten  Abtheilung,  als  dem  Zwischenraum  von  dem 
Seret  bis  zu  dem  Suczawa-Fluss.  So  wie  ich  obeA  erkläret,  dass  es  nicht  wahrschein- 
lich seie,  dass  ein  Feind  gegen  diese  Gegenden  eine  solide  Operation  zu  formiren 
gedenken  werde,  obwohlen  er  zwar  in  Anfang  einen  einigermassen  offenen  Terraine 
siebet,  welcher  aber  rundherum  mit  Wäldern  und  Gebirgen  umschlossen  ist,  die 
ihme  weiters  einzudringen  verbieten,  dass  also  die  hiebei  vorwaltende  Absichten  blos 
dahin  gehen  könnten,  dahier  eine  Streif erei  und  Plünderung  vorzunehmen  oder  sich 
auch  mit  einigen  Truppen  vestzusetzen,  um  die  Communication  mit  Siebenbürgen  zu 
incommodiren  oder  gar  zu  imterbrechen.  Nach  Maas  dieser  zu  vermuthenden  Ab- 
sichten und  der  Stärke  des  Feindes  könnte  man  ihme  mit  einer  proportionirten  Anzahl 
Truppen  entgegengehen,  welchen  das  Seret-Thall  hinter  dem  Molnitza-Bacb  eine  sehr 
schön  geschlossene  Defense-Position  anbiethet,  wann  dahier  ein  Einfall  zu  besorgen 
wäre;  gleichwie  dann  auch  vor-  und  rückwärts  Suczawa  vor  grössere  und  kleine 
Corps  die  vortheilhafteste  Positionen  vorfindig  sind,  so  dass  man  nach  mehr  oder 
weniger  gegea  den  Feind  angemessener  Stärke  in  einen  Defensivkrieg  entweder  diese 
Gegenden  ganz  decken  oder  wenigstens  die  Hauptheile  und  besonders  die  Erh-iltung 
der  Communication  beschützen  kann.  Hierzu  nun  wünschte  ich  vorzüglich  den  sehr 
wohlgelegenen  Punkt  Grenisestie*)  als  einen  kleinen  Place  d'armees  blos  mit  soliden 
Erd werken  zu  bevestigen.  Dieser  Ort  ist  der  Mittelpunkt  zwischen  Siebenbirgen  und 
Sniatin,  dienet  sowohl  das  DebouchoJ^)  des  Suczawa  als  auch  das  nicht  zu  weit  entfernte 

^)  Buda,  Dorf  im  G.-B.  Sadagora. 

*)  Vielleicht  Korowia,  Dorf  im  G.-B.  Czemowitz. 

*)  Hlinitzabach. 

*}  Graniczestie,  Dorf  im  G.-B.  Sereth. 

0  Debouche  =  Debouchement,  (frz.)  Ausgang.  Digitized  byGoOQlc 


30  F.  V.  Mieg: 

Seret-Thall  zu  sperren,  decket  den  rückwärts  liegenden  offenen  Landesstricli  zwischen 
beiden  Flüssen  und  versichert  die  Communication  mit  Siebenbirgen,  ist  sehr  bequem 
zu  Anlegung  eines  Magazins,  die  aus  beiden  Ländern  vorbeipassirende  als  auch  in 
diesem  Thali  verlegte  Truppen  zu  versehen,  und  würde,  falls  man  einmal  in  einem 
Offensivkrieg  einen  vordeckten  Einfall  aus  Siebenbirgen  durch  diesen  vorspiingenden 
Winkel  gegen  Jassy  unternehmen  wollte,  zu  einen  Depot  von  Kriegsvorrath  nützlich 
sein.  Wann  man  von  obigen  Punkt  von  GrenLsestie  sodann  ein  Corps  Truppen  appairen^ 
kann,  so  wird  man  dadurch  die  Siebenbirgische  Communication  schon  gegen  eine  weit 
beträchtlichere  Stärke  versichern  können,  um  da  mehr,  wann  man  zugleich  von  denen 
vor-  und  seitwärts  liegenden  Wäldern  mit  leichten  Truppen  Meister  bleibet. 

Es  befindet  sich  schon  dermalen  in  diesen  Gegenden  das  Kloster  Dragomima, 
mit  starken,  6  Klafter  hohen  Maueiii  und  5  vesten  Thürmen  umgeben,  welches  im 
Stande  erhalten  zu  werden  verdienet,  da  es  ein  sehr  guter  Posten  ist,  aus  welchen 
man  die  umliegende  Wälder  besetzen  kann.  Diese  Wälder  in  den  Zwischenraum  von 
Siret  bis  Suczawa  sind  mehrentheils  sehr  dicht  bewachsen,  morastig,  haben  tiefe 
Gräben  und  Thäler,  sind  also  mit  einigen  Truppen  zu  sperren.  Da  aber  indessen  sich 
doch  Umstände  ereignen  könnten,  die  nicht  erlaubten,  unsere  Kräften  zu  zertheilen, 
sondern  selbige  an  einem  andern  Ort  concentrirt  beisammen  zu  halten  erforderten, 
folgsam  dieser  Theil  blos  durch  den  benannten  fortificirten  Posten  Grenisestie  müste 
gedecket  werden,  so  würde  dieser  gegen  einen  kleinen  Einfall  zureichend  sein;  bei 
einer  zu  sehr  üben^iegcnden  üebermacht  aber  würde  sich  der  Feind  des  blossen 
Landesstriches  von  Badautz  [?]  bis  Burlinze")  bemeistem,  den  Kutschurer  Wald  oder 
Seret-Fluss  bedrohen  und  die  grosse  Communication  mit  Siebenbirgen  unterbrechen. 
In  Betreff  des  ersteren  sind  die  Anmerkungen  in  vorhergehender  Abtheüong  schon 
berührt,  im  andern  Fall  aber  ist  es  wenigstens  erforderlich,  diese  Communication, 
obwohlen  mehr  beschwerlich  und  blos  vor  Infanterie  und  etwas  leichte  Reitterei  ohne 
Wagen,  weiter  rückwärts  zu  erhalten,  welches  auch  mit  wenig  Truppen  gegen  eine 
viel  stärkere  Macht  vermittelst  einer  genauen  Kenntnis  deren  Gegenden  zu  souteniren 
ist.  Da  nun  aber  dieses  den  Hauptgegenstand  der  4teu  Abtheilung  ausmachet^  so 
führet  es  mich  zu  berührter  Abtheilung,  unter  der  schon  anfänglich  erwähnten  Be- 
merkung, dass  ein  Feind  in  diesen  Gebirgstheilen  blos  eine  Streiferei  zu  Plünderung 
deren  Gebirgsörter  oder  Störung  der  Communication  zum  Endzweck  haben  könne, 
dass  in  diesem  Theil  keine  Cavallerie  und  Artillerie,  sondern  blos  Infanterie, 
und  dass  dieser  Zwischenraum,  nämlich  von  dem  rechten  Ufer  der  Suczawa  oder 
eigentlich  von  dem  Bergrücken,  welcher  auf  der  linken  Seiten  die  Moldawitza  und 
den  Moldawafluss  cotoyret,*)  aus  hohen  Gebirgen  und  ausser  denen  elenden,  fast  hals- 
brechenden Fusssteigen  in  inpracticablen  Wildnüssen  bestehe  ;  dahero  nicht  zu  ver- 
muthen  ist,  dass  ein  Feind  so  verwegen  sein  wird,  sich  mit  einer  starken  Anzahl 
Truppen  in  diese  Wildnüsse  zu  begeben,  wo  er  mit  einer  guten  Kenntniss  und  An- 
wendung dieser  vorth eilhatten  Gegenden  ganz  leicht  bis  zum  Verhungern  einge- 
sperret  werden  könnte.  Gegen  eine  kleine  Anzahl  also  und,  wie  zu  vermuthen,  nur 
leichte  Truppen,  wird  sich  auch  leichter  zu  defendiren  sein.  Indessen  will  ich  diesen 
Theil  doch  als  ein  wesentlichen  Gegenstand  einigermassen  mehr  zergliedern. 

Ich  setze  voraus,  dass  nach  geöfneter  Communication  mit  Siebenbirgen  entwe- 
der der  obig  vorgeschlagene  Punkt  Grenisestie  auf  eine  bequeme  Mittelart  zwischen 
Feldschanzen  und  Vestungen  bevestiget  worden,  oder  dass  man  diesen  Gebirgstheil 
selbst  als  eine  Vestung  ansehen  und  mit  einer  gehörigen  Anzahl  Truppen  versehen 
wolle.  In  ein  oder  dem  anderen  Fall  ist  die  Vorsicht  vor  Lebensmittel  in  diesen 
Gegenden  die  erste  Hauptsorge,  besondei-s  insolang,  als  Über  die  reissende  und 
öftere  anlaufende  Wässer  keine  standhafte  Brücken  erbauet  sind,  wodurch  die 
Communication    versichert    ist.    In    ersterem    Fall    könnte    also    Grenisestie    als    ein 

»I  Appuiren.  (frz.)  stützen. 

*)  Badeutz,  Dorf  im  G.-B.  Radautz;  Berlince  oder  Styrcze,  Dorf  im  G.-B.  Seretii. 

•)  Cotoyiren,  (frz.)  sich  längs  des  Ufers  hienziehen.   oigitized  byGoOQle 


Beschreibung  der  Bukowina.  31 

Haaptdepot  zu  Lebensmittel  dienen,  aus  welchen  wiederum  die  Filial-Magazins  in  denen 
Gebiigen  zu  Humori,  Vamma')  und  Kimpolung  errichtet  werden  könnten.  Dorna  wäre 
mehr  apportee/0  a^is  Siebenbirgen  versehen  zu  werden  ;  in  dem  anderen  Fall  aber 
müste  sich  der  Hauptdepot  Sflbst  in  denen  Gebirgen  befinden,  um  nicht  allein  die 
darinn  verlegte,  sondeni  auch  die  durchmarchirende  Truppen  zu  verpflegen. 

Nach  dieser  Vorsicht  folget  also  in  Ansehung  der  Defense  anzumerken,  dass 
es  sowohl  bei  einem  besorgenden  Einfall  in  diese  Gegenden  als  auch  jederzeit  von 
grossen  Nutzen  ist,  wann  man  die  Liebe  deren  Gebirgsleuten,  welche  von  einer 
besseren  Gattung  Menschen  als  jene  Wallachen  in  der  Ebene  sind,  gewinnen  kann, 
weilen  unter  diesen  Leuten  sich  sehr  viele  gute  Schützen  befinden,  deren  man  sich 
zu  Beschützimg  deren  Gebirgen,  mit  Soldaten  untermischt,  sehr  vortheilhaft  bedienen 
kann,  wogegen  sie  aber  auch,  da  sie  die  Gebirge  und  geheimste  Schleichwege  voll- 
kommen  kennen,  gefährhche  Verräther  abgeben  können. 

Kapukodruluj*)  formiret  gleichsam  das  Thor  in  die  hohe  Gebirge,  durch  welches  sich 
ein  grosser  Weeg  von  Suczawa  imd  Roman*)  ziehet,  welcher  auch  für  das  schwere 
Fuhrwesen  bei  Eröfnung  der  Siebenbirgischen  Gommunication  wird  bestimmet  werden 
müssen,  indeme  der  andere  Weeg  über  den  Humorj-Berg  in  der  kürzeren  Linie  für 
schwerere  Ladung  etwas  beschwerlich  sein  wird.  Es  ist  dahero  erforderlich,  dieses 
Debouche  mit  einem  gut  versicherten  Avis-Posten  zu  besetzen;  die  Linie  aber  zur 
Hauptdefence  muss  weiter  rückwärts,  wo  das  Thall  mehr  geschlossen  ist,  genommen 
werden,  welche  auch  schon  selbst  von  Sr.  Excellenz  Herrn  Feldzeugmeister  Baron  v. 
Elrichshausen  bei  Gura  Humoniluj,  wo  der  über  den  Humorj-Berg  kommende  Weeg 
in  diese  Strassen  einfallt,  fürge wählet,*)  und  daselbst  3  Redouteii')  anzulegen  angeordnet 
worden,    wie     aus  dem  beigefügten  Specialplan  Nr.  IX.  zu  ersehen.^) 

Diese  Verschanzungen,  die  fast  völlig  fertig,  können  sodann  noch  mehr  ver- 
stärket und  durch  Linien  oder  Palisaden  aneinander  gehenget  werden,  wonach  sie, 
besonders  wann  man  sich  des  oberen  Waldes  gut  versicheret,  eine  solide  Gegenwehr 
leisten  können. 

Da  aber  auch  diese  Linie  noch  etwas  ausgcdehnet  und  wenigstens  einige  Ba- 
taillons zu  einer  .starken  Defense  erforderet,  so  könnte  man  bei  Ermanglung  deren 
hierzu  erforderlichen  Truppen  auch  die  Defenselinie  nur  etwe  lOOO  Schritt  mehr  vor- 
wärts wählen,  wo  das  Thall  etwas  enger,  und  die  Verschanzung  oder  Verhau  an  den 
hohen  Bergkopf  könnte  angeschlossen  werden,  auf  welchen  [ich]  schon  wegen  seiner  weiten 
Aussicht,  mit  welcher  man  das  Debouche  von  Kapukodraluj  und  die  Gegenden  bis 
über  Baja  entdecket,  eine  kloine  Wachtredouten  habe  anlegen  lassen.  Verschiedene 
kleine  Holzwege,  welche  sich  von  Stupka  und  Illisestie»)  in  das  Moldowa-Thall  ziehen 
sind  schon  durch  diese  Linien  gesperet,  der  letzte  Führweeg  aber,  über  den  Humorj-, 
Berg,  bleibt  noch  rückwärts,  erfordert  also  einen  sehr  gut  besetzten  Posten  auf  dem 
Humorj-Berg,  woselbst  die  Natur  dazu  sehr  vortheilhaft  ist,  gleichwie  man  sich 
überhaupt  desjenigen  Beigiückens,  welcher  von  Kapukodruluj  bis  Wamma  aufwärts 
auf  der  linken  Seiten  die  Moldawa  cotoyret  und  dadurch  der  Flanque  und  des  Rückens 
wohl  versichern  muss,  obwohl en  von  dem  Humorj-Berg  an  nur  schon  elende  Fu.ss- 
steige  oder  Gebirgs-Playen»)  sich  über  diesen  Bücken  ziehen. 

Auf  dem  rechton  Ufer  des  Moldavaflusses  hat  ein  dasiger  Truppen-Commandant 
seine  Hauptvorsicht  auf    das  Thall  zu  wenden,   welches  von  Stulpikany     kommt    und 


*)  Klosterhumora,  Dorf  im  G -B.  Gurahumora;  Wama.  Marktim  G.-B.  Kimpolung. 

»)  Portee,  (frz.)  Schuss-  oder  Wurfweite  ;  k  portee,  in  angemessener  Entfernung 

»)  Kapukodrului,  Dorf  im  G.-B.  Gurahumora. 

*)  Uoman,  Stadt  in  Rumänien. 

»)  Vgl.  Einleitung,  S.  6. 

*)  Redoute,  (frz.)  kleine  Verschanzung. 

')  Im  k'.  u.  k.  Kriegsarchive  nicht  vorhanden. 

•)  Stupka  und  lUischestie,  Dörfer  im  G.-B.  Gurahumora. 

.)  Play  =  Pusssteig.  ^.^.^.^^^  ^^  GoOgk 


32  t*.  V.  Mieg: 

in  benannten  Floss  bei  CaseleBucsoie')  einfallt,  imgleicben  auf  das  Thall  von  Monaster 
Woronetz,  weilen  dabin  von  Mo  .aster  Slatiua^)  aus  verschiedene  gefährliche  Fusssteige 
ibiue  in  Bücken  gehen  und  diese  Gebirge  nicht  so  sehr  impracticable  sind  als  die 
übrige,  gegen  welche  er  sich  aber  auch  ganz  leicht  versichern  kann,  wann  er  nur  die 
Absichten  und  Bewegungen  des  Feindes  in  Zeiten  erfährt,  da  nach  der  allgemeinen 
Eigenschaft  des  Gebirgskriegs,  welcher  den  Vortheil  hat,  dass  man  dabei  sich  mit 
wenig  Truppen  gegen  eine  sehr  ungleich  stärkere  Macht  deiendiren  kann,  aber  auch 
mehr  masquirten  Attaquen  und  verborgenen  Bewegungen  ausge  setzet  ist  als  auf  der 
Ebene,  allhier  gleichmässige  Beschaffenheit  ol»waltet. 

Mir  scheinet,  dass  hierinfalls  ein  Truppen-Commandant  sich  sehr  gut  versichern 
kann,  wann  er  auf  dem  linken  Ufer  der  Moldowa  einen  geschickten  vertrauten  Unter- 
officii^r  mit  12  Mann  theils  Soldaten,  theils  Gebirgsschützen,  welche  die  Gebirge  voll- 
kommen kennen,  als  einen  kleinen  Partisan»  vor  seinen  Cordon  beständig  herumziehen 
lässt,  eine  Truppe  von  gleicher  Art  auf  der  rechten  Seite  nebst  gut  angeordneten 
Patroullen,  wovon  dio  Mannschaft  in  Wäldern  niemalen  zusammen,  sondern  wenigstens 
ein  Mann  von  dem  andern  1(»0  Schritt  entfernt  gehen  muss,  und  die  schon  ervvehnte 
Liebe  deren  Landleuten  werden  ihn  fast  vollkommen  sicher  stellen,  wobei  er  dann 
noch  zu  mehrerer  Versicherung  seines  Rückens  bei  Monaster  Voronetz  und  Stulpikani 
einen  Keserve-Troappe  aussetzen  kann,  die  wiederum  vorwärts  detachiren  und  das 
Slatina-Thall  beobachten  lassen. 

Ich  unterlasse  die  mehr  detaillirte  Aussetzung  deren  kleineren  Avis-Posten 
beizufügen,  weilen  sich  deren  Nothwendigkeit  und  Stellung  aus  denen  in  den  Plan 
bezeichneten  Plaien  oder  Fusssteigen  selbsten  ergeben  und  jeden  einsichtsvollen 
Commandanten  sogleich  ins  Aug  fallen  werden,  wogegen  aber  eine  andere  mir 
scheinende  nöthige  Anmerkung  nach  der  Natur  dieser  Posten  anfügen  will,  nach 
welcher  ich  wünschte,  die  Reservetruppen  ebenfalls  mit  einer  Bauernreserve  zu  ver- 
sehen, welche  mit  Hacken  in  Bereitschaft  wären,  überall,  wo  es  erforderlich  würde, 
sogleich  einen  Verhau  zu  machen,  wie  ich  überhaupt  jeden  detachirten  Posten  eine 
Anzahl  Bauern  mit  diesen  so  nützlichen  Werkzeug  beigeben  wollte,  womit  in  wenig 
Stunden  in  diesen  Gegenden  bessere  Verschanzungen  gemacht  werden,  als  in  der 
Ebene  in  vielen  Tagen ;  nnr  wenig  a  tempo  umgehauene  Bäume  können  hier  eine 
grosse  Expedition  scheitern  machen. 

Nach  dem  BLumori-Pass  ist  Vamma  bei  dem  Zusamraenfluss  der  Moldova  xmd 
Moldavitza  der  allerbeträchtlichste  Punkt,  weilen  er  einestheils  das  Moldova- Thall,  in 
welchen  das  Gebirgs-Magazin  sein  muss,  sperret,  theils  weilen  man  sich  noch  mit 
einem  Fuhrweeg  von  hier  bis  Monaster  Moldavitza  in  diesem  Thal  links  wenden  und 
dadurch  über  Monaster  Suczawitza  gegen  Fratautz  die  oberwehnte  Nothcommunication 
mit  Fussvolk  und  leichter  Reiterei  erhalten  kann.  Hiebei  ist  der  Fusssteig  von  Mo- 
naster Moldavitza  bis  Suczavitza  über  jenen  Bergrücken  morastig,  eng  und 
sehr  steil,  so  dass  die  Cavallerie  absitzen  und  ihre  Pferd  führen  muss.  Dieser 
Fusssteig  erfordert  4  gute  Stunden.  Von  letzteren  Kloster  aber  fangen  schon  wiederum 
die  Fuhrweege  an,  mit  welchen  man  sich  entweder  auf  die  grosse  Commimications- 
stra«se  auf  Stirtze  Burliiizo  oder,  durch  die  Wälder  verdeckt,  zum  Serethfluss  und 
bis  Kutti  ziehen  kann.  Diese  Waldweege  sind  mehrentheils  schlecht  und  sehr 
morastig.  Erv  ehntes  Kloster  ist  ein  solides  Gebäude,  mit  einer  hohen  Mauor  und 
Thürmen  umschlossen,  und  hat  eine  starke  go wölbte  Kirchen,  so  dass  es  einen  guten 
Posten  abgeben  und  einen  kleinen  Magaziusdepot  gegen  einen  leichten  Anfall  ver- 
sichern kann,  wann    man  nicht  befürchtet,  dadurch  seine  Absichten  zu  entdecken. 

Ohnweit  vorwärts  vor  Vamma  ist  eine  solche  Strimptura*)  oder  Gebirgsenge,  wo 
mau  dieses  Thall  mit  wenig  Truppen  gegen  sehr   viele  fast  inpenetrable  sperren  kann, 

*)  Stulpikany  und  Bukschoja,  Dörfer  im  G.-B.  Kimpolung, 

«,  Woronetz  in  der  Bukowina  (G.-B.  Gurahumora),  Slatiaa  in  Rumänien. 

8)  Partisan,  (frz.)  Anführer  eines  Streifcorps. 

•*;  Strimptura  =r  strimturft,  (rum.)  Enge,  Engpass,  ^^  I 

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Beschreibung  der  Bukowina.  33 

gleichwie  dann  auch  die  es  rechts  und  links  umschlüssende  Gebirge  immer  mehr  und 
mehr  impracticable  und  die  wenige  Plaien  oder  Fusssteige  schlechter  werden,  dass 
es  also  auf  die  blosse  Kenntniss  derselben  ankommt,  sie  unbesorgbar  [?]  zu  machen. 

Von  Posorit  aus  ziehet  sich  auch  über  Szadova*)  in  einer  kürzeren  Linie  noch  ein 
Fusssteig  oder  Nothcommunication  auf  Vuron»)  Poluj  und  sodann  über  Monaster  Molda- 
vitza  auf  Monaster  Suozawitza.  Dieser  Fusssteig  erfordert  schon  97,  Stund  und  ist  sehr 
steil  imd  schlecht. 

Noch  weiter  rückwärts  bei  dem'  Einfluss  des  Putna-Baches  in  die  Moldova 
ziehet  sich  noch  eine  Nothcommunication,  die  aber  noch  mehr  schlechte  und  bei 
Regenwetter  wegen  Ausglitschung  in  die  Präcipice^;  mehr  gefährlich  ist,  würde  also 
höchstens  vor  Infanterie  in  äusserster  Noth  zu  brauchen  sein,  welche  4  starke  Marche*) 
bis  Kutti  hätte,  wo  wiederum  der  Fuhrweeg  antungt.  Indessen  könnte  man  sich,  wann 
vorwärts  gesperret  sein  sollce,  dieser  kürzeren  Linie  und  verdeckten  Fusssteigs, 
welcher  von  obigem  Punkt  in  der  Fundu-Moldova  auf  Czipot,  von  da  auf  Ploska') 
und  so  weit^rs  längst  dem  Putilova-  und  Czeramos-Thall  auf  Kutti  gehet,  vor  Kund- 
schafter imd  Ordonanzen*^)  mit  Gebirgspferden  nützlich  bedienen ;  bei  grossem  Wasser 
aber  ist  dieser  Fusssteig  nicht  zu  passiren,    welcher  auch  jederzeit    sehr  morastig  ist. 

Endlich  gehet  noch  in  der  allerkürzesten,  aber  auch  aüerbeschwerlichsten  Linie 
ein  Fusssteig  von  Rodna  aus  Siebenbirgen  über  die  Kukuruza.';  Persa,  Vurvul  Homuluj, 
Stenisora,  über  di  j  goldene  Bistritza  auf  Obsina  Deduli  in  die  Moldova  abfallend  und 
sodann  mit  vorhergehenden  beschriebenen  Plai  auf  Kutti.  Dieser  Fusssteig  ist  aber 
bei  grossem  Wasser  durch  die  Bistritza  und  bei  grossem  Schnee  über  die  Blosse  des 
Persabergs  nicht  practicable.  Zwischen  Wama  und  Kimpolungo,  als  auch  zwischen 
Kimpolung  und  Posorit  finden  sich  wiederum  solche  Strimbturen  oder  Enge,  welche 
den  verwegensten  Feind  aufhalten  können. 

Das  Bistritza-Thal  hat  in  einer  grossen  Entfernung  bei  Bakow,«j  wo  die  Bistritza 
in  den  Siret-Fluss  einfallet,  eine  Coramunication  mit  dem  offenen  Land,  von  woher 
sich  längst  dem  Ufer  des  erste ren  Flusses  ein  zwar  schon  an  sich  halsbrechender 
Fusssteig  nach  Doma  ziehet  Es  erforderet  aber  demohngeachtet  die  mihtarische 
Vorsicht,  einen  kleinen  Rcservi-Trouppe  nach  Dorna  zu  postiren,  welcher  einen  Avis- 
Posten  auf  die  Felsen  hinter  dem  Strama-Thall  [?]  voraussezet,  der  sich  im  Fall  der 
Noth  blos  mit  Steinen  defendiren  kann;  gleichwie  dann  auch  dieser  Domaer  Trouppe 
die  übrige  kleine  Plaien,  welche  auch  sehr  schlecht  und  in  einer  noch  grösseren 
Entfernung  mit  dem  flachen  Lande  Communication  haben,  rumiren  und  einen  kleinen 
Posten  zwischen  Sarodoma»)  aussetzen  muss. 

Nach  diesem  Hauptentwurf  einer  militärischen  Disposition  vor  diese  Gebürgs- 
gegenden  wird  ein  Commandant  deren  zur  Beschützung  dieses  Theils  bestimmten 
Trouppen  ganz  leicht  nach  Maass  ihrer  Stärke  die  fernere  Eintheilung  des  Details 
trefen  können,  wobei  vielleicht  nicht  undienHch  wäre,  wie  ich  gleichmässige  Methode  auch 
in  meinen  Siebenbirgischen  militärischen  Grenzbeschreibungen  angemerket,  die  Pia- 
cirung  deren  Trouppen  in  Avis-Posten,  welche  den  Feind  zu  observiren  bestimmt,  in 
Posten  d'appui,'»)  aufweiche  sich  erstere  repliiren,**)  und  wobei  des  Feindes  Contenance 


«)  Sadowa,  Dorf  im  G.-B.  Kimplung. 
*)  Virful,  ^rum.)  Gipfel,  Spitze. 
»)  Praecepisse  =  Pröcipisse,  (frz.)  Abgrund. 
*)  Marche,  (frz.)  Märsche. 

»)  Szypot,  Dorf  im  G.-B.  Seletin;  Ploska,  Dorf  im  G.-B.  Wiznitz. 
•)  Ordonanz,  (frz  )  Dienstwache ;  Soldat,  der  zu  Meldungen  gebraucht  wird. 
'3  Kukuraza,    Persa,    Virful  Omolui,    Stenisore    und  Obcina   Dedului,    Berge  im 
Quellgebiete  der  goldenen  Bistritza  und  ihrer  Zuflüsse. 
>)    Bakau,  Stadt  in  Bumänien. 
*)    Sara  Doma. 
>*)    Appui,  (frz.)  Stütze. 

**)   Sich  replüren,  zurückweichen,  sich  zurückziehen.  r^^^r^T^ 

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34  F.  V.  Mieg: 

muss  probiret  werden,  ob  es  keine  falsche  AUarme  oder  masquierte  Attaquen  sind, 
und  endlich  in  die  Hauptposten  oder  Reserven  eingetheilet  würden  ;  in  welchen  Fällen 
dann  bei  Verhau  und  Verschauzuugen  in  diesen  Gegenden  der  Soldat  mit  einer  andern 
Arth  Wafien,  nemlich  auf  lange  Stangen  aufgesteckten  Bajonetten,  sich  leicht  und 
nützlich  bewaffnen  kann. 

In  Ansehung  der  Natur  deren  Wässern  muss  ich  nochmalen  bemerken,  dass  es 
höchst  erforderlich  ist,  sich  in  Doma,  Kimpolung,  Warna  und  Humorj  mit  separirten 
Depots  von  Lebensmittel  zu  versehen,  wann  auch  wirklich  über  die  Hauptwässer 
Brücken  errichtet  wären.  Durch  welche  Anstalten  also  diese  Theile  des  rechten 
Flügels  zinüich  gedecket,  imd  ein  Feind  sich  nicht  leicht  zwisohem  dem  Sirth 
und  Suczawa-Fluss  festsetzen  würde,  wann  man  ausser  dem  fortificirten  Posten  von 
Grenisestie  noch  von  dem  hohen  Gebirg  imd  auf  der  anderen  Seiten  von  dem  Kutsurer 
Wald  Meister  ist.  Bleibt  mir  also  nur  noch  übrig,  den  Plan  Nr.  X  des  vorgeschlagenen 
Communications  -  Weegs  nebst  dessen  Reparaturen  und  die  Strassen  -  Tabellen 
beizufügend) 

Voriheile  dieses  Winkels  in  einem  Offensivkrieg. 

So  wie  ich  in  vorhergehenden  Abtheilungen  in  Ansehung  eines  Defensivkriegs 
angemerket,  dass  es  nicht  wahrscheinlich,  dass  bei  einem  von  Seiten  der  Pforten 
gegen  unsere  Staaten  sich  ereignenden  Bruch  ihre  Operationen  in  einem  einfachen, 
sondern  blos  in  einem  mehr  verwickelten  Krieg  sich  gegen  den  rechten  Flügel, 
Galliziens  ziehen  können,  so  scheinet  mir  nunmehro  gegeutheils  nach  der  schwachen 
Einsicht,  die  ich  in  einen  vasten  Operationsplan  haben  kann,  dass  wir  unsererseits 
nur  in  einem  einfachen  Krieg  gegen  jene  Nation,  während  dass  die  Hauptstarke  an 
der  Donau  agiret,  von  hier  aus  eine  sehr  würksame  Diversion  zu  machen  gereitzet 
werden  können,  wozu  uns  die  natürliche  Laage  dieses  Winkels  und  Siebenbürgen 
sehr  viel  Vortheile  anbiethet.  Wir  nähern  uns  mit  diesem  hervorspringenden  Landes- 
strich bei  dem  Einfluss  der  Suczawa  in  dem  SiretFluss  bis  auf  9  Meilen  dem  Centro 
der  Moldau  und  der  Hauptstadt  Jassy,  Siebenbürgen  umschlüsset  die  übrige 
Länge. 

Dieser  Buccoviner  District  ist  sehr  viehreich,  dass  er  auch  noch  zu  Ende  des 
vorigen  Kriegs  denen  Russen  aus  dem  blossen  Czemowitzer  District  1U»0  Wägen  und 
aus  unsem  Theil  von  Suczawa  1)00  Wägen  stellen  müssen.  Die  Bussischen  Feld- 
posten sind  von  Czernowitz  bis  Jassy  auf  jeder  Station  mit  40,  von  da  bis 
Brayla  und  Bukarest  n«it  lOO  Landpferden  ohne  Klagen  des  Landmanns  besetzet  ge- 
wesen. Ihr  Fuhrweesen  vom  Land  Wird  auf  20000  Wägen  betragen  haben,  woraus 
man  die  ausserordentliche  Anzahl  vom  Zugvieh  beurtheilen  kann  und  die  Vortheile 
zur  Verpflegungsarth,  um  da  mehr,  da  alles  dieses  Vieh  überall  vor  sich  Grasereien 
findet. 

Die  Gebürge  können  sehr  gute  Tragpferde  vor  die  Zelter  foumiren.  Bricht  man 
vor,  so  findet  man  Resource  an  Schlachtvieh,  auch  etwas  Gstraid.  Wir  haben  den  Lauf 
des  Bruth-Flusses,  dessen  wir  uns  mit  Flössen  jederzeit  und  mit  platten  Fahrzeugen 
bei  Mittelwasser  bedienen  können.  Unsere  Gegenden  sind  so  gedeckt,  dass  wir  darinnen 
fast  unbemerkt  Truppen  ansammlen,  Magazins  anlegen  und,  besonders  wann  wir  einen 
wohl  gamirten  Wafienplatz  an  denen  Grenzen  haben,  welcher  schon  in  Friedenszeiten 
mit  Mund-  und  Kriegsvorrath  versehen  ist,  jederzeit  in  die  von  Truppen  entblöste 
Provinz,  welche  von  denen  übrigen  türkischen  Staaten  so  weit  entfernt  und  durch  die 
Donau  abgeschnitten  ist,  dass  sie  ohne  grosse  Zeitverlust  und  weitläufige  Zube- 
reittimg  nicht  sobald  eine  Hülfe  erwarten  daif,  einbrechen  können,  wobei  die  Heder- 
liche  und  ohnbeträchtliche  Chotjrmer  Garnison  in  keine  Betrachtung  zu  ziehen. 

Nach  Mass  aller  dieser  Umständen,  der  Stärke  deren  vorfindigen  Truppen  und 
deren  übrigen  politischen  Combinaisons  können  wir  also  einen  mehr  oder  weniger 
soliden  Operationsplan  zu  einem  Offensivkrieg  in  diesen    Theilen    einnohten,    welcher 

»)  Bei  Werenka,  a   a.  0.  Beü.  LXXV. 

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Beschreibung  der  Bukowina.  35 

ent^weder  mit  einem  Einbruch  eines  einzigen  Corps  eigentlich  eine  blosse  Excursion 
ohne  solide  Absichten  zum  Grunde  hat,  oder  eine  von  dieser  Seiten  einzuleitende 
würksame  Haupbdi Version,  welche  in  die  andere  Operationes  EinÜuss  haben  solle, 
unternehmen. 

In  ersterem  Falle  kann  sich  ein  Corps  hinter  dem  Buccovina-Wald  formiren, 
durch  diesen  Wald  sogleich  in  das  türkische  Chotimer  Territorium  hervorbrechen  und 
selbiges  sowohl  als  die  ganze  Gegend  bis  Jassy  in  Contribution  setzen.  Nach  Be- 
schaHenheit  der  Chotymer  Garnison  wurde  man  vielleicht  dabei  mit  glücklichem 
Erfolg  eine  Suprise*)  an  diesem  elenden  Nest  tentiren  oder  wenigstens  ihre  Contenance 
mit  einer  feurigen  Visite  durch  Haubitz-Grenaden  probiren  können. 

Nach  dem  anderen  mehr  soliden  Operationsplan  könnten  sich  unter  verdeckten 
Vorwand  3  Corps  an  verschiedenen  Oertern.  nemlich  eines  in  Pokutien,  das  andere 
bei  Bistritz  und  das  dritte  in  Haromzek  in  Siebenbürgen,  zusammenziehen  und  sodann 
ganz  unvermutbet  durch  die  verschiedene  Debouch^es  herausbrechen,  als:  das  1.  Corps 
durch  den  Buccovina-Wald  gegen  Chotim,  da.s  2.  durch  die  neue  zu  errichtende 
Communication  aus  Siebenbürgen  über  Suczawa  nach  Jassy  und  das  3.  über  den 
Oytos-  oder  Gyemespass  auf  Fogsan.>)  Ersteres  Corps  könnte  sein  Depot  in  Snyatin, 
das  2.  in  mehrerwehnten  Grenisestie  oder  Suczawa  nnd  das  3,  in  denen  Gebürgen  aus 
dem  fruchtreichen  Haromszek  und  Burzel-Land  errichten  ;  gleichwie  dann  auch  so- 
dann in  der  Folge  deren  \v  eiteren  Operationen  die  Verpflegstransport  vermittelst  flacher 
Fahrzeuge  auf  den  Bruthfluss  von  Snyatin  aus  erleichtert  werden  könnten,  da  mich 
die  kundige  Landleute  versichern,  dass  dieser  Fluss  hinimterwärts  weder  Felsen  noch 
Sandbänke  habe,  auch  die  Ufer  so  beschafien  seien,  dass  man  Gehsteige  errichten 
könne,  um  die  Fahrzeuge  mit  Pferden  wiederum  heraufzuziehen. 

Das  Pokutische  Corps  müste  seine  Hauptoperation  dahin  wenden,  in  so  kurzer 
Zeit,  als  möglich  wäre,  entweder  durch  eine  Surprise,  heftiges  Bombardement  oder 
formliche,  warscheinlicherweise  sehr  kuize  Belagerung  Chotyn  zu  emportiren. 

Das  2.  Corps  kann  ohne  Hindemüss  in  die  Hauptstadt  Jassy  als  einen  offenen 
Ort  einrücken  (wovon  nichts  als  das  Schloss  mit  einer  schlecüten  Mauer  versehen), 
besetzet  selbige,  machet  die  Ausschreibungen  an  das  Land,  errichtet  ein  Nachschubs- 
Magazin  und  rücket  gegen  Bender  vor,  um  selbiges  zu  bloquiren. 

Das  3.  Corps,  bei  Fogschan,  setzet  die  untere  Theile  der  Moldau  und  der  an- 
grenzenden Walachey  in  Contribution,  kann  sodann  entweder  bis  an  die  Donau  ^ror- 
rücken  oder  sich  zwischen  dem  Siret-  imd  Bruthfluss  festsetzen,  um  von  selbiger  Seiten 
den  Feind  zu  observiren. 

Nach  der  Eroberung  von  Chotym  vereinigt  sich  das  erstere  Corps  mit  dem  bei 
Bender,  und  würde  sehr  vortheilhaft  sein,  wann  man  sich  auch  dieses  Platzes,  dessen 
Stärke  man  nicht  nach  der  lezten  langwürigen  Bussischen  Belagerung  beurtheilen 
darf,  bemeistem  könnte,  wozu  dann  die  Belagerungserfordernisse  und  Canons  selbsten 
aus  Chotjm,  wie  ich  sicher  glaube,  auf  dem  Niester  transportiret  werden  könnten. 

Nach  der  Einnahm  dieser  beiden  Plätze  würde  vielleicht  die  Politique  erforderen, 
sie  sogleich  in  die  Luft  y\i  sprengen,  womach  sich  alle  3  Corps  würden  vereinigen 
und  eine  Arm^e  an  der  Donou  formiren  können,  welche  sodann  nach  Maass  des  glück- 
lichen Fortgangs  deren  kais.  Waffen  über  der  Donau  ihre  weitere  Operationen  ein- 
leithen  könnte. 

Die  Wälder  an  der  goldenen  Bistritza,  bei  Holda  [?]  und  Bistritza,[?]  foumiren  Schif- 
bauholz,  80  dass  die  Bussen  erwehntermassen  öfters  daselbst  600  Arbeitter  gehabt, 
dieses  Holz  zu  fällen  und  aus  dem  gröbsten  auszuarbeiten,  welches  Holz  sie  sodann 
nebst  Mastbäumem  vermittelst  der  Bistritza  und  Siretfluss  bis  in  die  Donau  geflösset 
haben,  dessen  wir  uns  dann  auch  ie  Erfordemissfall  nutzbar  bedienen  könnten. 

Mieg 
Major  vom  Generalstaab. 


*)  Suprise  =:  surprise,  (frz),  Ueberfall,  Ueberrumpelung. 
*)  Focftani  (sprich :  Fokschani),  Stadt  in  Rumänien. 


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Gopgle 


36  F.  V.  Mieg: 

Nachtrag. 

Vorstehende  Anmerkungen  sind  in  der  Zeit  zusammengesetzet  worden,  da  die 
Linie  an  dem  Siret-Fiuss  schon  durch  gemeinschafllice  Uebereinstimmung  deren  bei- 
derseitigen Grenzcommissairs  bestimmt  und  festgesetzet  gewesen,  und  wir  uns  nach 
der  eingeleiteten  Negociation  des  Baron  Thuguts  und  schmeichlenden  Hofnung  von 
der  erwünschten  Linie  des  Bohatin-Bachs  versicheret  hatten. 

Da  nun  aber  gegen  alles  Vermuthen  die  Linie  bei  dem  Siret-Fluss  von  der 
Pforte  völlig  umgestossen  worden,  und  in  Ansehung  des  Rohatiner  Baches  gar  nicht 
durchzudringen  wäre,  so  entstehet  bei  der  neu  abgeänderten  Grenze,  welche  in  d*r 
Originalcharte  Nr.  l  zu  ersehen,  in  Ansehung  der  bemerkten  obigen  Beschreib ongen 
ein  kleiner  Unterschied,  womach  zwar  der  Verlust  in  Betref  deren  Provincial-Gegen- 
ständen  zwischen  dem  Suczawa-  und  dem  Siret-Fluss  in  Anbetracht  auf  Militarab- 
sichten  und  einer  geschlossenen  Landesgrenze  sehr  wesentlich  ist,  indeme  uns 
durch  diese  ungeschickte  Landesgrenze  der  schöne  Buccovina-Wald  durchschnitten 
worden,  und  wie  in  einem  offenen  hervorspringenden  Winkel  die  Festung  Chotyn,  so 
wie  die  Türeken  rückwärts  dem  Buccowina  Wald  unseren  Hauptort  Czemowitz  im 
Rücken  sitzen,  wodurch  wir  dann  diese  offene  Linie  gegen  Praevarication,  Emigration, 
oder  Pest-Umstände  nicht  anders  als  mit  sehr  gro^^en  Plagen  tür  das  Militair  und 
äussersten  Ueberlast  des  Landmannes  durch  Zuführung  des  so  viel  nöthigen  Brenn- 
holzes vor  die  viele  in  diesen  freien  Gegenden  erforderliche  Wach thütten  werden  versichern 
können.  Gleichwie  dann  auch  daraus  entstehen  wird,  dass  unserer  noch  von  dem  Buc- 
covina-Wald übrig  gebliebener  Holztheil,  welcher  etwas  über  den  dritten  Theil  betragt 
sehr  leiden  wird,  wann  wir  unsere  Dörfer  zwischen  dem  Bruth  imd  Niester  nebst  dem 
Salescziker  Magazin  davon  versehen  müssen,  und  uns  nicht  die  Türken  von  ihrer 
Seiten  aushelfen. 

Bei  einem  besorgenden  Einbruch  haben  die  Türken,  wann  sie  sich  in  ihrem 
Antheil  des  Buccovina- Waldes  festsetzen,  einen  offenen  Weeg  von  Chotym  in  diese 
Theile,  wofern  wir  sie  nicht  durch  gute  Dispositions  davon  abschneiden  und  uns  ver- 
mitteLt  deren  Waldweegen  sogleich  deren  Hauptposten  zu  bemeistem  suchen,  welches 
folgendermassen  kann  bewürket  werden,  wann  sich  in  kais  Podolien  ein  Troupp  ohn- 
bemerkt  Rohatin  gegenüber  samlet,  alldorten  überschift,  sich  zu  Rohatin  in  3  Theile 
theilet,  wovon  der  erste  die  von  Chotym  kommende  grosse  Straasse  ruiniret,  sich 
hinter  dem  Bohatin-Thal  festsetzet  und,  was  von  Chotym  kommen  könnte,  aufhält;  die 
2  übrigen  Theile  rücken  vor  und  bemeistem  sich  des  Postens  vorwärts  Bojana  Blesi 
wo  die  2  Weege  von  Chotym  und  Malenitz  zusammenkommen,  wovon  sodann  der  3. 
Theil  i»uf  dem  nemlichen  Malenitzer  und  Schillewitzer  Weeg  weiters  rucket,  um  sowohl 
diese  als  die  von  Dessawenetz  dahin  einschleichende  kleine  Holzweege  zu  ruiniren  und  in 
sperren.  In  gleicher  Zeit  bricht  von  Czemauka  ein  anderer  Trouppe  auf  Fontina  Saoki 
hinaus,  welcher  durch  femers  detachirte  Abtheilungen  auf  Bojana  Harbuszes  und 
Dialmare  Posto  fassen  lässt,  die  aus-  und  eingehenden  Weege  sperret  und  sich  mit 
der  erstem  Abtheilung  vermittelst  der  von  mir  von  dem  Dialmare  ausgehauenen  Pa- 
trouillir,  Play  in  Communication  setzet.  Ein  Trouppe  von  etwa  400  Mann,  gut  gefBhret, 
mit  Holzhacken  sowie  mit  Gewehr  versehen,  um  sich  in  ihren  Posten  zu  verhauen, 
kann  diese  Expedition  unternehmen  und  sodann  noch  jederzeit  mit  einer  grösseren 
Anzahl  imterstützet  werden. 

Das  fürzüglichste  aber  zum  Besten  des  Allerhöchsten  Dienstes  würde  sein, 
wann  wir  nach  meinem  schon  diesfalls  an  Baron  Thuguth  bemerkten  Antrag  und 
auch  vorläufige  Einleitung  des  2.  Articuls  der  neuen  Convention  den  Umtausch  des 
Rokitna-Bachs  gegen  jenen  Winkel  des  Chotymer  Territorii  iu  ErfuDung  bringen, 
wozu  nach  einigen  Zeit-Verlauf  vielleicht  die  Türeken  selbst  mit  Einsicht  dieser  un- 
natürlichen Grenze  und  nach  ihrer  eigennützigen  Neigung,  da  sie  in  ersterem  Landes- 
strioh  einige  und  weit  bessere  Oerter  mehr  als  die  ihrige  überkommen,  nicht  abgeneigt 
sein  werden. 

Mieg 

Balamutka,  den  2.  Jul^'  1776.  Digitiz|^^j^^j  ^^^  GeneraUUb. 


besohreibnng  der  Bokowink.  3t 

Anhang 

Anmerkungen  zu  den  Plänen.  ^) 
Ad  ni.  (Specialplan  der  Position  bey  Mumaiewitz).  Der  Plan  zeiget  klar,  wie 
voriheilhafit  diese  gegend  zu  verschiedenen  absiebten  zu  verwenden.  Die  kleine  Erd- 
höhe a  bey  dem  Mumajewitzer  Teich  biethet  eine  sehr  starke  laage  zu  einer  Festung 
an,  welche  dadurch  noch  mehr  verstärcket  würde,  wann  man  den  schon  ziemlich  be- 
trächtlichen bach  von  Luzan  in  den  morast  b  einleithen  wolte,  welcher  ohne  hin  bey 
etwas  nasser  JahrzeJt  schon  sehr  harth  zu  passiren  ist;  der  obere  theil  in  o  ist  weniger 
beschwerlich.  Wogegen  der  grosse  teich  und  der  morast  d  völlig  impracticabel,  dass 
also  eine  sehr  kleine  firont  vor  die  attaque  übrig  bliebe.  Bey  allen  diesen  morasten 
aber  ist  diese  gegend  nicht  ungesund,  hat  gute  felder  und  brunnen  mit  reinem  wasser; 
Gleiche  vortheile  findet  man  also  hier  zu  einem  verschantzten  laager,  so  wie  auch  zu 
leldschantzen  bey  der  mühle  in  e,  um  die  yon  Jassy  und  Ohotym  kommende  land- 
strasse  zu  sperren.  Ingleichen  eine  inattaquable  position  vor  ein  kleines  Corps,  welches 
seinen  linckeu  flügel  an  den  teich  und  deu  rechten  an  den  Pruthfluss  apuüret. 

Ad  IV.  (Specialpian  deren  Swiniaczker  anhöben  an  dem  Nioster  Flnss).  Dieser 
ponct  und  position  scheint  mir  zu  general  absiebten  rehr  vorheilhafft  zu  seyen,  man 
erhält  dadurch  die  Communication  mit  kays.  Podolien,  ist  Meister  vom  Niester  Fluss 
und  decket  die  in  einer  kleinen  entiemung  vorbey ziehende  Landstrasse,  welche  von 
Chotym  und  Jassi  auf  Horodenka  und  so  weithers  in  das  land  gehet;  von  welcher 
Landstrasse  sodann  rechts,  etwa  eine  halbe  Meilen  weit  bey  dem  Dorfe  Yerenczanka 
das  grosse  morastige  thal  und  die  teiche  entspringen,  welche  sich  bey  Mumaiewitz 
vorbey  bis  in  den  Pruth  ziehen,  von  dessen  rechten  ufer  schon  die  grosse  Wälder 
anfangen,  die  sich  ohnunterbrochen  bis  an  Siebenbürgen  und  an  die  Marmaros  an- 
schliesen.  so  dass  dieser  punct,  wie  in  meinen  Militairischen  anmerckungen  angeführet, 
auch  zu  einer  Festung  mehrere  Vortheile  als  Snyatin  anbiethet;  die  Specielle  laage 
scheinet  zwar  anfangs  nicht  so  sehr  vortheilha£^  zu  seyn,  weilen  sie  ihre  stärcke 
mehr  in  der  Flancque  und  rücken  als  in  der  Front  zeiget,  indessen  kan  man  ihr  mit 
der  kunst  und  arbeithen  zu  hülfe  kommen. 

Wolte  man  also  diesen  punct  in  ofiensiv  Operationen,  um  ein  Depot  von  Le- 
bensmittel zu  versicheren,  in  defensiv  absiebten  aber  um  das  land  zu  decken,  zu  ver- 
schantzen  fürwählen,  so  können  die  linien  nach  maas  der  stärcke  auf  verschiedene 
art  und  mit  mehrerem  oder  wenigerem  umfang  bestimmet  werden,  und  f^ge  ich  in- 
dessen nur  eine  arth  nach  der  nathur  des  terrains  mit  denen  punctirten  rothen  linien 
vor  ein  mittelmässiges  Corps  bey.  Sollte  der  Trouppen  anzahl  aber  mehr  betiächtlich, 
schon  bis  zu  einem  kleinen  Corps  d^arm^e  steigen,  so  kan  auch  eine  grössere  etendue 
in  verschiedenen  graden  und  zwar  in  letzteren  dergestalten  fürgewählet  werden,  dass 
der  rechte  Flügel  bis  auf  die  anhöhe  bey  der  Landestsassen  in  a  extendiret,  und  der 
linke  auf  die  anhöben  b  am  Niester  apuiret  wird,  welche  position  mehr  frey,  aber  auf 
der  rechten  Flancque  stfurcke  Vei-schantzungen  erfordert. 

Ad  VI.  (Specialplan  des  Czutzka  Passes).  Durch  diesen  Pass  gehet  die  grosse 
Landstrasse,  welche  von  Chotym  imd  Jassy  kommt,  und  ist  allhier  der  bequemste 
weeg  welcher  in  dem  gantzen  zwischen  räum  von  dem  Niester  bis  zu  depi  Pruth 
flosSy  den  Bukowina  wald  oder  den  Cordon  traversiret,  erfordert  dahero  die  grösste 
auimercksamkeit.  Die  natur  biethet  allhier  einem  militärischen  Auge  verschiedene 
linien  und  art^  en  von  defense  an,  gleichwie  dann  auch  schon  die  alten  den  werth 
dieser  position  zu  schätzen  gewust,  da  sie  die  ia  dem  plan  bemerckte  linie  mit  einem 
sehr  starcken  profil  aufjge  werfen,  sie  hat  aber  den  nachtheil,  duss  sie  nicht  flanqui- 
ret  ist,  uud  man  sich  hinther  der  sehr  nahe  gelegenen  erdzunge  a  ohnentdecket  for- 
miren  und  sodann  hervorbrechen  kan;  gehet  man  weithers  vorwärts  gegen  den  Ribne 
bach,  so  ist  man  dominiret.  Ich  würde  hahero  diese  linie  zuwerfen  und  weither  rück- 


Pläne. 


Diese  Anmerkungen  befinden  sich   auf  dem    rechten    und    linken  b^H^O^^lC 


38  ^«  ^'  Mieg :  Beschreibung  der  Bukowina. 

wärts,  wo  b  der  höchste  punct  auf  dieser  seithen  und  c  der  höchste  punet  jenseits 
ist,  meine  position  ohnegefehr  nach  beygemerckten  rothen  linien  furwählen,  wobej 
auf  dem  rechten  ufer  des  Pruths  ein  starcke  Redoute  sehr  imponiren  und  nebst  der 
comunication  in  d  nach  meinen  gemachten  anmerckungen  erforderlich  wäre.  Von  dem 
Bibne  graben  kan  ein  verhau  bis  zu  dem  Stanahora  graben  gezogen  werden,  aus 
welchen  man  einen  angreifenden  Feind  seine  Flancque  und  rücken  bedrohen  kan. 
Gleichwie  auch  in  e  ein  Cavallerie  Trouppe  verborgen,  in  f  heraus  brechen  und  dem 
stürmenden  Feind  in  rücken  fallen  kan,  besonders  wan  die  Jahrszeit  etwas  trocken, 
wo  sich  der  morast  nicht  so  nahe  an  die  abdachung  anziehet. 

Ad.  VIII.  (Position  an  dem  Terehlui  bach>.  Dieses  ist  eine  sehr  schöne  defensiv 
1  osition,  wann  der  Feind  den  Bukowina  Wald  oder  zwischen  räum  von  Niester  bis 
Pruth  Fluss,  tmdurchdringlich  findet,  letzteren  Fluss  passiret,  ober  Mamomitze  ein- 
bricht, und  en  faveur  deren  bey  Czemowitz  dominirenden  anhöhen  den  Truth  zu  re- 
passiren  und  dem  Zuczka  Pass  in  Rücken  zu  kommen  gedencket.  In  welchem  F&ll 
also  diese  Stellung  a  b  der  lincke  Flügel  auf  die  anhöhen  gegen  den  Pruth  und  der 
rechte  gegen  die  alte  Schantze  aboutirend  könnte  fürgewählet  werden.  Die  alte  schantze 
c  kan,  da  sie  auf  einer  schmalen  zunge  liegt,  beyderseitig  s<'hr  steil  und  bewachsen 
ist,  durch  viele  abschnitte  imprenablement  gesichert  werden,  sie  hat  eine  gute  comu- 
nication und  bestreicht  den  mehresten  theil  der  Front  welche  durch  das  ravin  und 
Terehlui  bach  «i;edecket  wird.  Letzterf^r  baoh  hat  hohe  ufer  und  kan  durch  kleine 
arbeithen  geschwellet  werden  Der  linke  Flügel  ist  ohne  hin  in  attaquale,  batterien 
würen  in  d  anzulegen.  Wolte  man  sich  auch  auf  der  anderen  Seiten  des  baches  mit 
einer  etwas  avanturirten  aber  starcken  Verschantzung  fest  setzen,  so  würde  der  punct 
in  e  sehr  vortheühaüt  seyn,  welcher  erwähnten  bach  bestreichet,  wornach  man  auch 
eine  redoute  in  f  errichten  könnte,  welche  von  letzterer  höhe  dominiret  ist  Ziehet 
sich  der  Feind  gegen  Molodie  und  bedrohet  auf  selbiger  selten  einzubrechen,  so  kan 
die  2.  Stellung  genommen  werden,  wobey  die  alte  schantz.)  gleichmässige  dienste 
leistet,  und  müssen  todann  die  leichten  trouppen  suchen,  sich  in  denen  jennseitigen 
Wäldern  zu  souteniren  und  den  Feind  in  Ruckeu  zu  fallen. 


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m 


in  Sucza^s^a, 

Vorläufiger  ßoriclif  T?om  H«  H.  Conserpafor  Carl  (J.  Komsforfor. 


Am  10.  September  1893  wandte  ich  mich  an  die  k.  k.  Central- 
Commission  für  Kunst-  und  historische  Denkmale  in  Wien  um  Be- 
willigung eines  Betrages  zur  Deckung  der  Barauslagen  für  die  gele- 
gentlich der  von  mir  geplanten,  genauen  technischen  Aufnahme  des 
alten  Fürstenschlosses  in  Suczawa  nothwendig  werdenden  Grabungs- 
arbeiten nach  den  bereits  verschütteten  Fundamenten.  Nachdem  die 
Central-Commission  erklärt  hatte,  aus  eigenen  Mitteln  nur  im  äussersten 
Falle  einen  Betrag  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  mir  aber  ihre 
Unterstützung  in  jeder  Hinsicht  angedeihen  zu  lassen,  petitionirte  ich, 
mit  dem  Hinweise,  durch  diese  Arbeit  in  erster  Linie  meiner  freiwillig 
übernommenen  Pflicht  als  Conservator  nachkommen  zu  wollen,  in  einer 
wohlmotivirten,  ausführlichen  Eingabe  dd.  15.  Dezember  1893,  an  den 
Bukowiner  Landtag,  —  derselbe  möge  die  Forschungsarbeiten  an  dem 
einzigen  monumentalen  Werke  der  mittelalterlichen  Profanarchitektur  des 
Landes,  einesWerkes  von  hervorragender  historischer  und  kunstgeschicht- 
licher Bedeutung,  durch  Bewilligung  einer  Subvention  ermöglichen.  Am 
15.  Juni  1895  erhielt  ich  den  Bescheid  mit  allerdings  vorläufiger  Abweisung 
des  Ansuchens.  Mittlerweile  hatte  das  k.  k,  Ministerium  für  Cultus  und 
Unterricht  mit  dem  Erlasse  vom  30.  März  1895,  ZI.  6024,  den  Betrag 
von  300  fl.  flüssig  gemacht  und  mich  angewiesen,  die  Durchforschung 
der  Ruinen  des  Wojewodenschlosses  vorzunehmen. 

Die  Burg  liegt  an  einem  schon  von  der  Natur  aus  vorzüglich  ge- 
sicherten, strategisch  höchst  wichtigen  Punkte,  am  sog.  Schlossberge, 
welcher  im  Norden  und  Nordwesten  schrofl'  gegen  den  seinerzeit  ganz 
knapp  herangetretenen  Suczawafluss  und  im  Westen  gegen  den  tief 
eingeschnittenen  Kakainabach  abfällt,  u.  z.  etwas  oberhalb  der  ehe- 
maligen Bachmündung,  an  einer  im  Westen  des  Schlossberges  massig 
vorspringenden  Stelle,  welche  überdies  noch  gegen  Süden  zu  durch 
eine  Seitenschlucht  geschützt  ist.  Ein  Hauptgraben  von  durchschnittlich 
25  Meter  Weite  und  10  Meter  Tiefe,  zieht  sich  um  die  Nord-,  Ost-  und 
Südseite  herum,  der  an  letzterer  von  einer  durch  Strebepfeiler  ver- 
stärkten und  ehemals  von  Rundthürmen  flankirten  inneren  Wallmauer 
von  2V2— 3  Meter  Stärke  begränzt  ist.  Diese  besitzt  ein  6  Meter  breites 


40  ^^i  A-  äomstor^er: 

Ausfallsthor  und  zeigt  noch  heute  eine  Höhe  von  16  Meter  über  die 
jetzige  Grabensohle.  Im  Norden*;  zeigt  die  äussere  Grabenseite  Reste 
von  Böschungsmauern,  welche  wahrscheinlich  den  Unterbau  für  einen 
daselbst  bestandenen  Graben  Übergang  bildeten,  ferner  in  der  Nähe 
davon  noch  Rudimente  eines  Gusspflasters.  Im  Osten  sieht  man  an  der 
inneren  Grabenseite  Theile  von  Futtermauern,  die  möglicherweise  zu 
Ausfallsthoren  gehörten ;  im  Westen  dagegen  Theile  von  Futtermauem, 
eines  Rundthurmes  und  der  Hauptmauern  des  eigentlichen  Schlosses, 
von  welchem  Giebelmauern  und  sonstige  Gebäudetheile  daselbst  längst 
den  steilen  Hang  abstürzten  ;  sie  sind  an  dessen  Fusse  noch  heute  als 
kolossale  Mauerblöcke  sichtbar. 

Die  Breite  der  Burg  in  der  Richtung  von  West  nach  Ost  beträgt 
exclusive  Graben  durchschnittlich  80  Meter,  die  Länge  von  Süd  nach 
Nord  rund  J20  Meter. 

Vom  Schlosse  waren  bisher  ausser  den  erwähnten  Mauerresten 
an  der  Westseite,  einem  an  der  Ostseite  etwa  noch  einen  Meter  über 
das  Terrain  vorragenden  quadratischen  Thurmunterbau,  endlich  der  im 
Norden  befindlichen,  bis  5  Meter  über  das  Terrain  reichenden  Theile 
der  Hauptapsis  der  Burgkapelle  mit  Spuren  der  ehemaligen  Bemalung, 
nur  noch  an  zwei  Stellen  (Nordost-  und  Südostecke)  Mauerungen  mit 
einigen  Decimetern  über  der  Oberfläche  sichtbar,  während  im  Süden  und 
Norden  des  Schlosses,  d.  i.  im  äusseren  Schlosshofe,  sowie  ferner  im 
inneren  Schlosshofe  riesige  Mauerblöcke  den  sehr  hügeligen,  mit  einer 
dichten  Grasnarbe  versehenen  und  als  Weide  benutzten  Boden  bedeckten. 
Die  innerste  verhältnismässig  höher  gelegene  Stelle  der  Burg,  an 
welcher  der  eigentliche  Schlossbau  zu  vermuthen  war,  Hess  eine  durch- 
schnittliche Breite  in  der  Richtung  West-Ost  von  40  bis  50  Metern  und 
eine  Länge  über  60  Meter  erkennen. 

Auf  dem  entgegengesetzten,  ebenfalls  hoch  gelegenen  Ufer  des 
Kakainabaches  liegt  die  ruinenhafte  alte  Metropolitan-  genannt  Miroutz- 
kirche,  deren  Erbauung  die  Sage  einerseits  dem  Fürsten  Dragosch, 
andererseits,  was  wahrscheinlicher  ist,  dem  Fürsten  Juga  II.  zuschreibt. 
Letzterer  war  der  Vorgänger  Alexander  des  Guten  und  regierte  aller- 
dings blos  ein  Jahr  —  das  erste  Jahr  des  XV.  Jahrhunderts.  Die 
Miroutzkirche,  welche  jetzt  in  ihrem  ursprünglichen  moldauisch-by- 
zantinischen Stile  wieder  hergestellt  werden  wird,  soll  mit  dem  Burg- 
schlosse unterirdisch  oder  mittelst  einer  Brücke,  aus  Häuten  bestehend, 
eine  direkte  Verbindung  besessen  haben,  eine  Sage  die  sich  bekanntlich 
in  ähnlicher  Weise  bezüglich  sehr  vieler  befestigter  Punkte  in  ver- 
schiedenen Ländern  wiederholt.  Es  wird  sogar  behauptet,  dass  das 
Schloss  mit  der  entfernteren,  —  neben  der  vom  Wojewoden  Peter  Raresch 
(im    Jahre     1534-35)    errichteten     Demetriuskirche    gelegenen   —    sog. 

♦)  Richtiger  Nord-Nordost;  der  Kürze  halber  wurde  und  wird  auch  im  ferneren 
Verlaufe  der  Abhandlung  hiefiir  Norden  gesetzt  werden,  ebenso  wi^  för  Os t-Sü<lost 
Ost,  Süd-Südwest  Süd  und  West-Nordwest  West  Digitized  by  CiOOQle 


t>ie  t^orsohongsarbeiteH  am  alten  Wojewodenschlosse  in  Suozawa.  4l 

„Rösidenz",  von  welchem  Gebäude  man  noch  Reste  der  alten  Funda- 
mente u.  dgl.  in  der  Stadt  Suczawa  wahrnimmt,  unterirdisch  verbunden 
gewesen  sein  soll.  Der  Umstand,  dass  in  Suczawa  noch  heute  sehr 
viele,  zum  Theile  tiefe  und  ausgedehnte  alte  Keller  existiren,  mag 
dieser  Sage  Nahrung  gegeben    haben. 

Oestlich  der  Cetatea  zeigt  heute  der  Schlossberg  noch  zahlreiche 
Verschanzungen,  die  theilweise,  als  an  der  einzigen  AngrifYseite  des 
Schlosses  gelegen,  Vertheidigungs-,  theilweise  Angriffszwecken 
gedient  haben  mochten.  Die  nordwestliche,  etwas  vorspringende, 
schroff  gegen  den  Fiuss  abfallende  Ecke  des  Plateaus  des  Schlossberges, 
woselbst  gegenwärtig  ein  kleiner  Steinbruch  besteht,  trug  vermutlich 
einen  ähnlichen  Observationsthurm,  wie  jener  war,  welcher  auf  einem 
in  gleicher  Weise  vorspringenden  dominirenden  Punkte  im  Westen 
des  heutigen  Suczawa  bestand  und  von  dem  noch  einige  Mauertheile 
bestehen.  Letzterer  ist  bekannt  unter  dem  Namen  „Cetatea  de  la  apus 
Stephan  cel  mare'',  —  westliche  Festung  Stephan  des  Grossen  -  und 
deckt  das  südlich  von  ihm  bestehende  reizende,  im  moldauisch-by- 
zantischen  Stile  erbaute  Schlösschen  Zamka,  das  im  ersten  Stocke  eine 
kleine  Kapelle  besitzt.  Verhältnismässig  schwache  Umfriedungsmauern 
umgeben  es  von  drei  Seiten.  Innerhalb  der  letzteren  haben  die 
Armenier  eine  grössere  Kirche  erbaut,  während  die  starken  Wallgräben 
mit  Bastionen  rings  um  die  1551  gegründete  Anlage  im  Jahre  1686  vom 
polnischen  König  Sobieski  errichtet  wurden.  Der  Thorbogen  des  frei- 
stehenden   Schlossthurmes    trägt  im    Schlusssteine  die  Jahreszahl   1606. 

Wie  man  aus  allem  diesen  ersieht  bildete  das  Wojewodenschloss 
blos  einen,  allerdings  den  wicjhtigsten,  Theil  der  Befestigungsanlagen 
der  alten  moldauischen  Residenz-  und  Handelsstadt  Suczawa  und  einen 
sicheren  Schutz  für  den  Handel,  der  hier  seine  Waren  wechselte,  u.  z. 
auf  dem  Wege  über  Neamtz  und  Baia,  ferner  von  Akjerman  über 
Bender  und  Jassy  einerseits  über  Sereth  und  Czernowitz  nach  Lemberg 
und  über  Chotin  und  Dorohoi  nach  Kamjeniec,  andererseits  überWama 
nach  Bistritz  und  Hermannstadt.  Der  Wunsch,  von  der  Burg,  welche 
also  mit  Ausnahme  von  den  wenigen,  oben  erwähnten  sichtbaren 
Mauerresten,  einen  mit  Gras  bewachsenen,  ganz  un regelmässigen  Hügel 
darstellte,  wenigstens  den  Umriss  der  Fundamente  zu  Papier  zu 
bringen,  woraus  ein  sicherer  Schluss  auf  die  Gesammtanlage  ermög- 
licht erscheint,  war  umso  berechtigter,  als  eine  alte  allegorische  Zeichnung, 
den  Sturz  des  Wojewoden  Heraclides  Despot  vorstellend,  u.  A.  auch 
eine  umfangreiche  Burganlage  zeigt,  welche  wol  diejenige  von  Suczawa 
sein  soll  oder  doch  als  diese  gedeutet  wurde.  Es  stimmt  nämlich 
diese  in  „Czömöri  Zay  Ferencz  15i>5  — 1570,  von  Thallöczi  Lajos, 
Budapest  1885'^  nach  Sommers  Geschichte  des  Jacob  Heraclides  Despot 
publicirte  Zeichnung,  in  ihrem  landschaftlichen  Theile  mit  der  Um- 
gebung des  Suczawaer  Schlosses  nic.h  t  überein,  und  es  drängte  sich 
deshalb  die  Frage  auf  :  „entsprach  das  Bild  angeblich   aus  1536     (rich-C 


42  ^^^  ^  Romstori^er : 

tiger  vielleicht  1563),  wenigstens  im  Schlossbau,  thatsächlich  der 
Natur  oder  entsprang  es  blos,  wie  ich  vermuthete,  der  Fantasie  des 
Künstlers,  der  es  lediglich  aus  der  Beschreibung  gekannt  haben  mochte  ?" 
Diese  Erwägungen  und  das  besondere  Interesse,  welches  das 
Schloss  an  sich  in  mir  erregte,  waren  es,  die  mich  zu  dem  eingangs 
erwähnten  Schritte  bestimmten.  Ich  war  mir  sofort  auch  klar,  dass 
ich  von  meinem  Domizil  Czernowitz  aus  ohne  thatkräftiger  Unter- 
stützung in  Suczawa  selbst,  die  geplante  Arbeit  kaum  werde  durch- 
führen können,  und  so  wandte  ich  mich  vorerst  an  massgebende  Per- 
sönlichkeiten in  der  letzteren  Stadt.  Bei  allen  Herren  nun  fand  ich 
nicht  nur  das  beste  Entgegenkommen,  sondern  ein  solch  lebhaftes 
Interesse  tür  die  Sache,  dass  ich  mich  gerne  der  Ansicht  derselben, 
es  nicht  beim  blossen  Nachgraben  der  Fundamentcontouren  allein  bewen- 
den zu  lassen,  sondern  eine  vollständige  Ausgrabung  der  Burg  in 
systematischer  Weise  vorzunehmen,  anschloss.  Die  Herren  traten 
sogleich  zu  einem  Local-Comite  zusammen,  an  dessen  Spitze  Bezirks- 
hauptmann Basil  Ritter  von  Duszinkiewicz,  Klosterprior  Archimandrit 
Emanuel  Ciuntuleac  und  Stadtvorstand  F.  Ritter  Des  Loges  stehen. 
Bezirkscommissär  Constantin  Tarangul  und  nach  dessen  im  Jahre  1897 
erfolgten  Abberufung  nach  C/ernowitz  Professor  Dr»  A.  Daszkiewicz, 
übernahmen  bereitwilligst  das  Cassageschäft  und  mit  Professor  Fl.  Marian 
die  Ueberwachung  der  Arbeiten  während  die  Herren  Staatsanwalt  von 
Gojan,  Landesgerichtsrath  /ierhofer,  Bahn-Oberinspector  Ritter  von 
Kalmucki,  Gymnasial-Director  Stefan  v.  Repta,  die  Professeren  Proco- 
powicz,  Fleischer  und  W.  Schmidt,  Hilfsämter-Director  i.  P.  Banczeskul, 
Jeromonach  SidorowicZ;  Civilingenieur  Leo  Fuchs  von  Braunthal  endlich 
Dr.  Frisch  und  Lehrer  Pa^can  die  übrigen  Mitglieder  der  Comites 
bilden. 

Während  das  rührige  Comitc  trachtete,  noch  weitere  Mittel  für  die 
Grabungsarbeiten  zu  erlangen  und  thatsächlich  von  der  Stadtgemeinde 
Suczawa  einen  Beitrag  von  100  fl.,  vom  Gutsbesitzer  in  Kostina,  Herrn 
von  Popovici  50  fl.  und  von  Herrn  Ritter  von  Kalmucki  10  fl.  erwirkte, 
wodurch  sich  inclusive  der  erwähnten  Subvention  des  Ministeriums  und 
eines  Beitrages  seitens  des  Landesmuseums  von  70  fl.  37  kr,  die  im 
Jahre  1895  verfügbare  Summe  auf  530  fl.  37  kr.  stellte,  genehmigte 
der  Kreisgerichtspräsident  Baron  Szymonowicz  die  Verwendung  von 
Sträflingen  für  die  Grabungen  gegen  die  normalmässigen  Gebühren,  in- 
dem er  gleichzeitig  die  Verfügung  traf,  dass  nur  sachkundige  Arbeiter 
auserlesen  werden. 

Eine  besondere  Unterstützung  Hess  Archimandrit  E.  Ciuntuleac 
dem  Unlernehmen  dadurch  angedeihen,  dass  er  mir  in  seinem  Hause  die 
freundlichste  Aufnahme  zu  Theil  werden  Hess,  wodurch  sich  die  Neben- 
spesen verringerten  und  diese  beispielsweise  im  Jahre  1895  für  8  Fahrten 
nach  Suczawa  bei  durchschnittlich  4-tägigem  Aufenthalte,  einschliesslich 
aUer  Fahrkosten,  16^  fl.  80  kr;  in  den  Jahren  1896  und  1897  für  11  Fahrten 


t>ie  JE^orsokungsarbeiten  am  alten  Wojewodenschlosse  in  Suozawa.  4^ 

bei  durchschnittlich  3-tägigem  Aufenthalte  blos  ]76  fl.  69  kr.  betrugen, 
wobei  bemerkt  werden  muss,  dass  von  diesen  Beträgen  auch  die  Aus- 
lagen für  den  Transport  der  geodätischen  Instrumente  und  fotogra- 
fischen Apparate,  für  kleinere  Hilfsarbeiten  des  Fotografen,  Löhne 
für  Figuranten,  für  die  Herstellung  entsprechender  Stellagen  in  den 
Depoträumen,  dann  zahlreicher  Prämien  für  Fundobjecto  etc.  etc.  inbegrif- 
fen erscheinen.  Behufs  provisorischer  Aufstellung  der  Fundgegenstände 
widmete  gleichzeitig  Archimandrit  Ciuntuleac  bis  auf  Weiteres  zwei 
Zimmer  im  gr.-or.  Kloster.  Die  Leitung  der  Grabungsarbeiten  übernahm 
der  diesbezüglich  besonders    versirte    Friedhofs  Verwalter    Herr   Sorger. 

Bei  den  bedeutenden  Niveau  -  Unterschieden  und  Unregelmässig- 
keiten des  Terrains,  das  durch  die  im  Laufe  der  Zeiten  wiederholt 
vorgenommenen  Nachgrabungen  noch  unebener  gestaltet  wurde,  war 
es  nicht  möglich,  im  Wege  von  direkten  Längenmessungen  einzelne 
Punkte  das  Grundrisses  festlegen  zu  können.  Behufs  geodätischer  Auf- 
nahme ging  ich  deshalb  in  der  Weise  vor,  dass  ich  mittelst  eines 
neuen  mit  Distanzmesser,  versehenen  vorzüglichen  Theodoliten  von 
Starcke  und  Kammerer  in  Wien  von  einem  ausserhalb  gelegenen  Auf- 
stellungspunkte aus  von  den  gewählten  und  genau  markirten  28 
charakteristischen  Fixpunkten  des  Schlosses  alle  sichtbaren  visirte  und 
mass.  Sodann  wählte  ich  eine  zweite  und  dritte  Aufstellung,  die  ich 
an  die  erste  anknüpfte,  und  visirte  und  mass  die  übrigen  Punkte,  so 
dass  ich  endlich  alle,  das  Hauptnetz  bildende  Fixpunkte  mit  einer 
Genauigkeit  von  2  bis  3  Dezimeter  —  bei  einem  Massstabe  von  1:250 
—  auftragen  konnte,  eine  allerdings  höchst  penible  und  zeitraubende 
Arbeit.  Diese  grosse  Zahl  von  Fixpunkten  ermöglichte  in  der  Folge 
das  genaue  mittelst  Messband  oder  Massstab  erfolgte  Einmessen  aller 
übrigen  Punkte  des  Grundrisses,  welcher,  beiläufig  bemerkt,  sammt  den 
charakteristischen  Querprofilen  heute  nahezu  fertig  gestellt  ist.  Neben 
der  geodätischen  Aufnahme,  machte  ich  ferner  zahlreiche,  etwa  20  ver- 
schiedene,  photographische  Aufnahmen,  wie  ich  auch  in  der  Folge 
einzelne  Phasen  und  Scenen  der  Ausgrabungen  photographisch  festhielt. 

Es  sei  gleich  an  dieser  Stelle  bemerkt,  dass  im  folgenden  Jahre  1896 
für  die  Forschungsarbeiten  vom  Bukowiner  Ladtage  fl.  300.  —  und 
vom  Landes-Museum  fi.  150.48  kr.  ;  im  Jahre  18^7  vom  Unterrichts- 
Ministerium  und  dem  Landtag  je  fl.  300.  —  und  vom  Landes-Museum 
fl.  150  bewilligt  wurden,  demnach  in  den  Jahren  1895—1897  zusam- 
men fl.  1 730.85  kr.  zur  Verfügung  standen,  wovon  335—,  376*25  resp.  547*77 
für  die  eigentlichen  Arbeiten  verwendet  wurden,  so  dass  für  das  nächste 
Jahr  noch  ein  Betrag  von  fl.  128*34  zur  Verfügung  bleibt.  Dabei  wurden 
aber  neben  den  Grabungsarbeiten  gleichzeitig  auch  Gonservirungsar- 
beiten  vorgenommen.  Diese  erschienen  deshalb  sehr  nothwendig,  w*eil 
vom  Schlosse  von  jeher,  und  namentlich  zur  Zeit  der  Uebernahme  der 
Bukowina  seitens  Oesterreichs,  das  Baumaterial  des  Schlosses  zur  Her- 
stellung neuer,  massiver  Wohnhäuser  in  Suczawa  benützt  wurde.  Auch 
später  und  bis  in    die    neueste  Zeit    verschleppte  man    Bausteine    und 


44  Carl  A.  Romstorfert 

entnahm  dieselben,  als  lose  Steine  nicht  mehr  vorhanden  waren,  den 
bestehenden  Mauern  in  Terrainhöhe,  wo  sie  bequem  herausgerissen 
werden  konnten,  derart,  dass  nun  fast  alle  diese  Mauern  überhängend 
erscheinen  und  in  kürzerer  oder  fernerer  Zeit  einstürzen  würden.  Dies 
zu  verhindern,  galt  es  Untermauerungen  vorzunehmen,  welche,  um 
jederzeit  nicht  als  ursprüngliche,  sondern  als  Conservirungsarbeiten  er- 
kennbar zu  sein,  die  Form  von  womöglich  regelrechten,  in  Bruchstein 
und  Cementmörtel  herzustellenden  Pfeilern  erhalten.  Im  Jahre  1896  wurden 
7  derartige  Untermauerungen  vorgenommen,  die  durchschnittlich  ein 
Ausmass  von  je  eitiem  Cubikmeter  besitzen  und  heuer  wurden  diese  Arbei- 
ten fortgesetzt,  so  dass  ihre  Zahl  auf  29  gestiegen  ist.  Selbstverständlich 
werden  an  allen  neuaufgedeckten  Mauertheilen,  insofern  sie  schadhaft 
erscheinen,  die  nöthigen  Conservirungsarbeiten  vorgenommen  werden. 
Es  sei  hier  noch  eine  in  Suczawa  allgemein  verbreitet  gewesene 
Meinung  widerlegt,  welche  den  Burggraben  als  ehemals  mit  Wasser 
gefüllt  annahm,  woraus  geschlossen  wuide,  dass  sein  nC)rdliches  und 
südliches  Ende,  welches  je  an  die  Westseite  anstösst,  abgemauert  ge- 
wesen war.  Man  wollte  nämlich  deutlich  erkennen,  bis  zu  welcher  Höhe 
der  Wasserstand  reichte,  u.  z.  aus  einer  gpnau  horizontalen  Linie,  welche 
den  unterhalb  dunkler  gefärbten  Theil  der  Westmauer  von  dem  oberen 
Theil  trennt.  Abgesehen  davon,  dass  im  Verlaufe  der  Jahrhunderte  eine 
durch  etwaiges  Wasser,  etwa  infolge  Schlammabiagerungen  enstandene 
dunklere  Färbung  längst  wieder  ausgeglichen  sein  würde,  dieselbe  also 
spurlos  verschwunden  wäre,  erkennt  man  ganz  deutlich,  dass  diese 
dunklere  Färbung  genau  mit  der  Kante,  in  welcher  sich  das  geböschte 
Sockelmauerwerk  mit  dem  vertikalen  Theile  begränzt,  zusammen  fällt, 
und  dass  der  geböschte  Sockel  deshalb  dunkler  gefärbt  erscheint,  weil 
daselbst,  infolge  der  Abschrägung,  nach  jedem  Regen  Feuchtigkeit  zu- 
rückbleibt, welche  das  Entstehen  von  pilzartigen  Wucherungen  be- 
günstigt. Sockeltheile,  welche  nicht  geböscht  sind,  erscheinen  genau 
so  licht,  wie  das  darüber  liegende  Mauerwerk  ;  bei  den  Strebepfeilern 
dagegen  ist  die  ganze,  gegen  die  Wetterseite  (Westen)  gekehrte  Fläche, 
trotzdem  sie  vertical  ist,  im  Sockel  sowohl,  als  bis  zu  den  höchsten 
Stellen  dunkel,  -  die  entgegengestzte,  gegen  Feuchtigkeit  geschützte 
Seite  hingegen  erscheint  von  unten  bis  oben  licht  gefärbt ;  die  Vorder- 
seiten der  schrägen  Strebepfeiler,  welche  vom  Terrain  bis  zu  ihren  hoch- 
gelegenen Enden  geböscht  sind,  zeigen  ebenfalls  in  ihrer  ganzen  Aus- 
dehnung dunkle  Färbung.  Abgesehen  davon,  dass  es  wol  sehr  schwierig 
gewesen  wäre,  den  Graben  an  der  Westseite  wasserdicht  abzumauern 
und  abgesehen  davon,  dass  die  Beschaffung  einer  so  bedeutenden  Quan- 
tität Wassers,  wie  sie  zur  Füllung  des  Grabens  nothwendig  gewesen 
wäre,  auf  dem  Schlossberge  wol  unüberwindliche  Schwierigkeit  bereitet 
hätte,  wäre  eine  Füllung  überhaupt  gar  nicht  möglich  gewesen,  da,  wie 
Nivellements  ergeben  haben,  die  südliche  äussere  Grabenkante  niedri 
ger  liegt  als  die  Sohle  des  Grabens  in  seinem  nördlichen  Theile. 


Die  Forschungsarbeiten  am  alten  Wojewedenschlosse  in  Suczawa.  45 

Nachdem  die  wichtigsten  Nachgrabungen  nach  Fundamenten  vor- 
genommen worden  waren,  wurde  daran  gegangen,  eine  vollständige 
Aushebung  des  Materials  im  Schlosse  einschliesslich  des  inneren  Schloss- 
hofes u.  z.  bis  auf  das  gewachsene  Terrain,  den  ehemaligen  Fussboden, 
zu  bewerkstelligen.  In  den  Jahren  18Ü5  und  1896  wurden  derart  ungefähr 
1000  m'  mit  einer  Höhe  von  2  bis  572,  d.  i.  von  durchschnittlich  etwa 
372m  abgehoben,  was  einer  Materialbewegung  von  rund  3500  m'  entspricht 
im  Jahre  18J7  aber  etwa  2000  m^  Der  gut  durchsuchte  Aushub  wurde 
theils  auf  Karren,  theils  auf  einer  eigens  hergestellten  kleinen  Rollbahn  auf 
Ilolzschienen  mittelst  Kippwagen  auf  die  Westseite  befördert  und  daselbst 
abgeworfen,  wo  der  Schutt  —  da  er  lediglich  aus  Stein,  Ziegelstücken 
und  fettem  Weiss  Kalkmörtel  besteht  —  seitens  der  Stadtgemeinde  be- 
hufs Strassenbeschotterung  weiter  verfrachtet  wird.  Aus  einem  vollständig 
verdeckt  gewesenem  Verliesse,  das  von  dem  bestehenden  Terrain  bis  auf 
den  gewachsenen  Grund  eine  Höhe  von  5*7  m  besitzt  und  keinerlei  Mauer- 
öffnungen  zeigt,  wurde  das  Material,  rund  100  m^  grösstentheils  mittelst 
eines  besonders  hergestellten  primitiven  Göpels  herausbefördert.  InsgO: 
sammt  dürften  nun  noch  rund  2000  m^  Schutt  abzuheben  sein. 

Wie  jetzt  deutlich  erkennbar,  war  das  Schloss  nach  dem  sog. 
Polygonalsystem  angelegt  worden.  Längs  der  ganzen  Innenseite  des 
Grabens  wurden,  den  äusseren  Schlosshof  abgrenzend,  neben  den  zwei 
bereits  erwähnten,  die  südlich  bestehende  Wallmauer  flankirenden  Rund- 
thürmen,  noch  vier  weitere  Rundbauten,  wovon  einer  oder  zwei  der- 
selben Thürme,  die  übrigen  sog.  Rondelles  gewesen  sein  dürften, 
aufgedeckt.  Hier  schon  lässt  sich  an  mehreren  Stellen  nachweisen,  dass 
manches  nach  der  ersten  Anlage  im  Laufe  der  Zeit  baulich  verändert  wurde. 

Das  eigentliche  Schloss  war  nahezu  quadratisch.  Mit  Ausnahme 
der  Westseite  ziehen  sich  an  den  übrigen  Fronten  Wohntrakte  von 
7  bis  8  Meter  lichter  Weite  herum.  Der  südliche  Trakt  war  vollstän- 
dig unterkellert  und  bildete  im  Souterrain  eine  (grosse  Halle,  die  mit 
Hilfe  von,  in  der  Mittellinie  derselben  aufgestellten,  Steinsäulen  und 
Gurten  überwölbt  war.  Auf  der  Westseite  dürfte,  schon  nach  der  im 
Nordtrakte  angelegten,  im  1.  Stocke  befindlich  gewesetien  Eurgkapelle 
zu  schliessen,  welche  diesfalls  gerade  in  das  Mittel  des  Schlosses  zu 
liegen  käme,  auch  ein  Wohntrakt  bestanden  haben,  der  aber,  wie 
oben  bereits  hervorgehoben,  den  Steilhang  herabstürzte.  An  dieser  Seite 
war  auch  die  Zufahrt  in  den  inneren  Schlosshof  angeordnet,  wie  aus 
den  aufgedeckten  Thüren,  Vorhallen  u.  gl.  nachgewiesen  erscheint.  An 
der  Westseite  fanden,  u.  z.  theils  behufs  nachträglicher  Verstärkung  der 
Mauern,  theils  behufs  Ausbesserungen  nach  erfolgten  Abstürzen,  sehr 
viele  Bauveränderungen  statt ;  so  findet  man  z.  B.  spätere  Strebepfeiler 
in  verschiedenen  Formen,  das  Versetzen  der  Abschlussmauer  in  der 
Souterrainhalle  u  s.  w.  Die  Wohn-  und  Unterkunftsräume  erstreckten  sich 
längs  der  Westseite  und  bis  zur  Kapelle  nordwärts  weiter  und  standen 
hier  mit  dem  im  Norden  über  den  Wallgraben  angeordnet  gewesenen 
Haupt-Zugang  zur    Burg  in  mehr    oder  weniger    direkter    Verbindung 


46  ^^^^  A.  Romstorfer: 

Die  Ostseite  des  Schlosses  besass  drei  quadratische,  den  Fronten 
vorgebaute  Thürme:  zwei  an  den  Ecken  und  einen  in  der  Mitte.  Der 
Thurm  an  der  Südecke  enthielt  das  bereits  erwähnte  Verliess,  das  im 
Lichten  rund  4  m  misst,  circa  2*4  m  dicke  Mauern  und  2  im  Süden 
angebrachte  Strebepfeiler  besitzt. 

Der  mittlere  Thuim  an  der  Ostseite,  in  ungefähr  den  gleichen 
Dimensionen,  mit  zwei  Strebepfeilern  an  der  Ostseite,  erscheint  unter- 
kellert. Der  Keller  ist  mittels  einer  ca.  70  cm  breiten  gerade  steilen 
Steintreppe  zugänglich,  zu  der  wahrscheinlich  eine  Fallthüre  führte. 
Er  trägt  ein  nogh  sehr  gut  erhaltenes,  mit  kleinen  Ziegeln  sorgfältigst 
ausgeführtes  Klostergewölbe.  Der  Thurm  an  der  Nordeeke  dürfte  Uhnlich 
dem  an  der  Südecke  bestandenen  ausgeführt  gewesen  sein;  er  musste 
jedoch  eingestürzt  sein,  denn  nebst  Resten  von  ihm  erkennt  man  jezt 
den  Unterbau  eines  neuen  Thurmes,  welcher,  einen  unregelmässigen, 
viereckigen  Grundriss  zeigend,  diagonal  gestellt  wurde. 

Die  Südseile  des  Schlosses  dürfte  ebenfalls  einen  Thurm  besessen 
haben;  denn  die  zwei  vor  derselben  liegenden  mächtigen  Mauertrümmer 
lassen  noch  die  genau  correspondirenden  Ecken  eines  Raumes  erkennen^ 
welcher,  wie  die  dermaligen  Abmessungen  ergeben,  ungefähr  4  m  im 
Lichten  besass;  die  Mauern  selbst  sind  VI  m  stark. 

Ein  grosser  ungefähr  80  cm  unter  dem  Hofniveau  liegender  Raum 
an  der  Nordseite  des  Schlosses,  unterhalb  und  östlich  der  Kapelle  be- 
findlich, war  durch  eine  auf  Steinpfeilern  ruhende  Bogenstellung  seiner 
Länge  nach  abgetheilt  und  überwölbt. 

An  den  Innenseiten  der  Schlosstrakte  bemerkt  man,  —  wenigstens 
mit  Ausnahme  des  Westtraktes,  —  ca.  2  m  vortretende  Mauerpfeiler, 
deren  Zwischenräume  überwölbt  waren  und  wahrscheinlich  einen  im 
Innern  des  Hofes  herumlaufenden  Gang  für  die  Gemächer  des  ersten 
Stockes  trugen.  Zu  ebener  Erde  entstanden  auf  diese  Weise  einzelne 
Nischen.  Eine  derselben  (an  der  Nordostecke)  wurde  niedriger  gewölbt, 
vorne  abgemauert,  und  barg  in  sich  das  Gerippe  einer  grossen  männlichen 
Person,  das,  nach  der  Meinung  Einzelner  möglicherweise  dem  Kosaken- 
häuptling Timu?  Chmielnicki,  nach  Prof.  Wilh  Schmidt  aber  dem  im  Jahre 
1663  durch  den  Wojewoden  Jacob  Despota  eigenhändig  niedergemachten 
Hauptmann  der  ungarischen  Hilfstruppen  Peter  Devay  angehören  dürfte.(?) 
Die  Leiche  hatte  das  Gesicht  nach  Osten  gekehrt  und  lag  in  einem 
Sarge,  der  mit  gelbem  Lehm  umstampft  und  mit  einer  ca.  30  cm  dicken 
Steinplatte  bedeckt  war.  Der  Stein  war  entzwei  gebrochen;  vom  Sarge 
fand  man  nur  noch  Asttheile;  an  Beigaben  blos  ein  Messinghaftel  be- 
sonderer Form.  Es  scheint,  dass  das  Grab  bereits  früher  einmal  ge 
öffnet  wurde.  Bei  der  Herausnahme  des  Gerippes  wurde  der  Schädel 
durch  den  Deckstein  rechtsseitig  eingedrückt.  Neben  der  Grabstelle,  in 
der  Ecke  des  Hofes,  war  eine  Inschrifttafel  eingemauert,  die  beim  Her- 
ausnehmen fast  in  Staub  zerfiel,  wahrscheinlich  infolge  früherer  Brände 
die  den  Stein  (Alabaster?)  in  seiner  Festigkeit  beeinträchtigten. 

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Die  Forschungsarbeiten  am  alten  Wojewodenschlosse  in  Suczawa.  47 

Eine  eingehendere  Beschreibung  des  Schlosses  ohne  Beigabe  von 
Zeichnungen  wäre  wol  sciiwer  verständlich  und  es  nnögen  vorläufig 
diese  wenigen  Daten  einen  ungefähren  Begriff  über  die  Anlage  bieten. 
Nach  vollständigem  Abschlüsse  der  Arbeiten  gedenke  ich  die  nöthigen 
Pläne  sammt  den  Abbildungen  der  charakteristischen  Fundobjecte,  die, 
soweit  letztere  vorhanden,  bereits  fertig  ge7eichnet  wurden,  in  einer 
besonderen  Monographie  zu  publiciren. 

Von  Funden  aus  dem  Schlosse  waren  bisher  nur  ganz  wenige  be- 
kannt, welche  von  Grabungen  herrührten,  die  durch  einzelne  Personen 
an  zufallig  gewählten  Punkten  ab  und  zu  gemacht  wurden.  Sie  bestehen 
in  einigen  Münzen  und  Eisenstheilen.  Sonst  war  vor  Inangriffnahme 
meiner  Arbeiten  gar  nichts,  und  kein  einziger  bearbeiteter  Stein  am 
ganzen  Schlosse  bemerkbar,  mit  Ausnahme  einiger  von  einem  früheren 
Bau  herrührender  profilirter  Steine,  die,  zwischen  Bruchsteinen  mit  ver- 
mauert, an  der  Aussenseite  der  Apsidenwand  sichtbar  waren  und  auf 
welche  mich  schon  früher  Ingenieur  Aleko  Issecescul  aufmerksam  ge- 
macht hatte.  Ich  nahm  dieselben  genau  auf  und  fand  deren  noch 
eine  grössere  Zahl,  3  hievon  nach  dem  Abgraben  des  Schuttes, 
so  dass  mir  jetzt  11  bekannt  sind.  Die  Ausgrabungen  nun  förderten 
neben  zahlreichen  Tuffsteinen,  welche  ihrer  Leichtigkeit  halber, 
wie  an  alten  gr.-or.  Kirchen,  zur  Herstellung  von  Wölbungen  verwen 
det  worden  waren,  eine  Anzahl  von  Quadern  und  Profilsteinen 
zu  Tage,  welche  sich  theils  im  Schutt  befanden,  theils  noch  an  ihrem 
ursprünglichen  Platze  versetzt  erscheinen.  Viele  sind  lädirt,  die  meisten 
noch  vollkommen  gut  erhalten  und  oft  von  sehr  bedeutenden  Dimen- 
sionen bis  zu  einem  halben  Cubikmeter.  Es  sind  Eckquadern,  Pfeiler- 
steine, Wasserrinnen;  glatte  und  profilirte  Gewände  von  Thüren,  Fenstern, 
Thoren  ;  Gewö!banlauf-  und  Bogensteine;  gerade  und  Spitzstufen,  letztere 
von  zwei  aufgedeckten  Wandeltieppen  herrührend  u.  s  w.  Die  profilirten 
Steine  zeigen  zumeist  syätgothisches,  sich  theilweise  kreuzendes  Stab- 
werk; ein  Stück  ist  vom  Mittelpfosten  eines  gothischen  Masswerkfensters. 
Die  zahlreichen  Steinmetzzeichen  gehören  der  deutschen  Stein- 
metzgenossenschaft aus  dem  Anfange  des  sechzehnten  Jahrhunderts  an. 
Die  Fenstergewände  lassen  erkennen,  dass  die  Fenster  mit  starken 
Eisenstäben  vergittert  waren.  An  einem  derartigen,  am  4  August  18Ü7, 
vier  Meter  tief  im  Schutt,  unter  dem  westlichen  Strebepfeiler  der  Haupt- 
apsis  ausgegrabenen  Steine  fand  ich  folgende  Inschrift,  welche  jeden- 
falls erst  am  fertigen  Fenster  zwischen  den  Eisenstäben  eingekratzt 
worden  war:  MATHiEV  CEILS  A.  1653.  Ueber  der  Inschrift  ist  ein  kleines 
Schildchen  angebracht.  Ein  Pfeilerstein  zeigt  den  sog.  Drudenfuss  ein- 
gekratzt ;  ein  Stein  mit  Capital  über  einem  dreitheiligen  Dienst  zwei 
Sternchen  ;  eine  spitzwinkelige  starke  Steinplatte  die  bekannte  Figur 
zum  sog.  Mühlspiele  (drei  in  einander  liegende,  mit  vier  Querlinien, 
verbundene  Quadrate)  eingegraben.  Viele  Steine  sind  Reste  des  typischen, 
aus  drei  Wülsten  bestehenden  Cordongesimses  des  moldauischen  Stiles, 


48  ^A^l  ^'  Romsiorfer: 

das  in  ähnlicher  Form  bekanntlich  auch  als  Gewölbrippe^  Pfeiler  u.  dgl. 
Anwendung  fand.  Höchst  wichtig  erscheinen  ein  Alabasterstein  mit 
vertieft  angebrachter  halber  Rosette,  sowie  zwei  grosse  mit  bisher  un- 
gelesenen  Inschriften  versehene,  eigenthümlich  proßlirte  Alabaster- 
stücke, von  denen  eines,  wie  erzählt  wurde,  wol  schon  in  den  Zwanziger 
Jahren  gelegentlich  des  Umbaues  des  Hauses  Nr.  11B8  in  Suczawa 
(Baron  Pilaty'schen  Erben  gehörig)  vom  Schlosse  dahin  kam  und  jetzt 
vom  Besitzer  der  Conditorei  im  Hause  gespendet  wurde,  während  das 
zweite  Stück  ein  Schmied  aus  Suczawa  vor  4  Jahren  direkt  am  Schlosse 
fand  und  dem  Comitö  verkaufte.  Bisher  hat  noch  Niemand  den  Charakter 
der  Schrift,  angeben  können,  und  auch  die  k.  k.  Central-Commission, 
welcher  ich  Zeichnungen  der  Steine,  sowie  Abklatsche  der  drei  In- 
schriften einsandte,  und  welche  dieselben  einem  Sachverständigen  zur 
Entzifferung  übergab,,  konnte  bisher  letztere  noch  nicht  mittheilen. 
Die  zahlreich  gefundenen  Ziegel  sind  fast  durchwegs  aus  vor- 
züglichem Materiale  hergestellt;  viele  lassen  erkennen,  dass  sie  „aus 
dem  Wasser*'  geformt  wurden;  Grösse  und  Form  sind  sehr  verschieden. 
Neben  Ziegeln  mit  Dimensionen,  die  sich  unserem  jetzigen  Normal- 
formate (29:  14:  6Va  cm.)  nähern,  finden  sich  zahlreiche,  mit  kleinem 
Formate  (ca.  24  cm.  lang)  und  diese  letzteren  (^mit  gleicher  Grösse  auch  in 
Zamka)  namentlich  an  Gewölben  angewendet.  Ein  Ziegelstück,  das  die 
Ziegelbreite  von  13  und  die  Dicke  von  472  bis  5  cm.  besitzt,  zeigt 
eine  Inschrift  von  der  nur  noch  die  in  Frakturschrift  gehaltenen  Buch- 
staben A  D.  (?  Anno  Domine?)  und  die  Jahreszahl  1.596  zu  erkennen 
sind.  Ziegel  gleicher  Dimension  und  Art  findet  man  in  einem  längst 
verlassenen  Ziegelofen  am  Kakainabache  oberhalb  des  St.  Georgs-Klosters 
in  Suczawa.  Am  12.  August  1897  wurde  ein  Ziegel  gefunden,  der  auf 
seiner  25  cm  langen,  öV»  cm  breiten  Längsseite  eine  zweizeilige  kirchen- 
slavische  Inschrift  eingekratzt  hat,  die  mit  Ausnahme  der  Jahreszahl, 
welche  leider  grösstentheils  weggebrochen  ist,  wol  entziffert  werden 
kann.  Er  lag  in  dem  unter  dem  westlichen  Strebepfeiler  der  Haupt- 
apsis  aufgedeckten  Gewölbe,  das  später  einmal  zur  Hälfte  abgemauert 
war;  mittlerweile  wurden  noch  mehrere  Ziegel  mit  Inschriften  aufge- 
funden.*) Viele  von  den  Ziegeln,  zumeist  kleinen  Formates,  sind  auf 
einer  Seite  gerifft.  Zahlreich  sind,  in  Form,  Farbe  und  Ver- 
zierung verschieden,  glasirte  Ziegel  vorhanden.  Die  meisten  sind 
grün  und  es  finden  sich  solche  in  einigen  Exemplaren  auch  in  der 
Miroutzkirche  eingemauert.  Sie    dienten  wol  zur  Herstellung    von    gU- 


*)  Man  fand  sie  in  einem  Oelass  nordwestlich  der  Apsis,  woselbst  der  Schutt 
mit  ungeheuer  zahlreichen  Kohlenresten,  von  einem  Schlossbrande  herrührend,  ge- 
mischt war.  Die  Inschriften  scheinen,  nach  dem  vorgesetzten  Kreuzzeichen  zu  schlies- 
sen,  das  Andenken  von  Verstorbenen  bewahren  zu  sollen.  Nach  Professor  J.Fleischer 
lauten  die  in  kirchensla vischen  Lettern  eingekratzten  Inschriften  in  Uebersetzung : 
f  Hauptmann  Samki^  hat  sich  in  der  Burg  aufgehalten  i  J.  71  .  .  (?)  [d.  i.  nach 
1592]  —  t  Michalake  Gäozu  (?)  i.  J  7140  [d.  i.  1632]  —  (Todtenkopf,  dann)  f  Savin 
U .  . .(?)  —  Geschrieben  hat  es  Isar  Zugrav.  —  Die  übrigen,  undeutlichen  Insohiiften 
sind  noch  nicht  entziffei-t.  •^  1 

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Die  Forschungsarbeiten  am  alten  Woje\\  odenschlosse  in  Suczawa.  49 

sirten  Friesen,  wie  solche  u.  A.  in  Zamka  zu  finden  sind.  Ein  Stück 
eines  derartigen  Ziegels  lässt  den  vor  dem  Glasiren  eingekratzten  Körper 
eines  Hundes  erkennen;  manche  glasirte  Ziegel  gewöhnlichen  Formates 
sind  an  einer  ihrer  Längskanten  stark  abgefast.  Die  übrigen  glasirten 
Ziegel  dienten  wol  hauptsächlich  für  Pflasterungen  und  sind  sechseckig 
(bei  25  cm.  Breite  und  4  cm  Dicke)  oder  rhombisch.  Im  Sanctuarium 
der  gr.or.  Kirche  zu  St.  llie  (angeblich  erbaut  durch  den  Wojewoden 
Stephan  dem  Grossen)  besteht  noch  heute  der  Fussboden  aus  glasirten 
rhombischen  Ziegeln.  Ein  quadratischer,  ca  20  cm  grosser,  grün  glasirter 
Ziegel  besitzt  ein  prächtiges,  vor  dem  Glasiren  mit  freier  Hand  flott 
eingekratztes  byzantinisches  Ornament,  ein  anderer  trägt  ein  Zickzack- 
ornament in  verschiedenfarbiger  Glasirung  ;  andere  Ziegel  zeigen  g  rad- 
linige  Verzierungen. 

Im  Bruchsteinmauerwerk  bemerkt  man  überall  die  Spuren  der 
zahlreichen  hölzernen  Schliesson.  Eine  Art  eichener  Rost  liegt 
noch  unter  dem  Fundamente  an  der  Westseite  in  der  Nähe  der  Kapelle 
aus  wol  70 — 80  cm.  breiten  Balken  bestehend. 

Was  den  Mörtel  betriflt,  so  ist  er  fast  durchgehends  von  vor- 
züglicher Beschaffenheit,  vielfach  auch,  wie  namentlich  an  den  Ver- 
bindungsstellen der  Wasser!eitungsröhren,  von  denen  späterhin  die 
Rede  sein  wird,  mit  Zusatz  von  Ziegelmehl.  Der  Maueranwurf  lässt  u. 
A.  an  einer  Stelle  einen  Reiter  erkennen,  den  ein  des  Zeichnens  Un- 
kundiger wol  vor  Jahrhunderten  zum  Zeitvertreib  einkratzte.  Sehr 
zahlreich,  u.  z.  sowol  in  der  Nähe  der  Burgkapele  als  u.  A.  auch  im 
Auf»hub  des  Burgverliesses,  fand  man  abgefallenen  Mörtel  mit  aufge- 
malten goldenen  Sternen  auf  blauem  Grunde.  Derselbe  rührt  unstreitig 
von  gewölbten  Decken  her  und  zeigt  in  seiner  Zusammensetzung  eine 
besondere  Güte,  sowie  den  Zusatz  von  langfaserigen  Gräsern,  und  Kälber- 
haaren. Man  bemerkt  auch  Reste  figuraler  Bemalung  unter  dem 
Schutt,  sowie  namentlich  im  Innern  der  Apsiswände.  Diese  Malerei,  im 
Sockel  draperieartig,  hat  den  Charakter  der  Malereien  aller  alten  gr.-or. 
Kirchen,  welche  Bemalung,  wie  ich  an  einem  anderen  Orte  nachge- 
wiesen habe,  mit  der  Kunstentwicklung  der  griechischen  Athosklöster 
im  Zusammenhange  steht. 

Sehr  zahlreich  sind  die  Reste  einer  bestandenen  Wasserleitung. 
In  Suczawa  lässt  sich  an  sehr  vielen  Orten  in  einer  Tiefe  von  1—2 
Meter  eine  alte  Wasserleitung  constatiren,  v  eiche  von  einem,  nun  ver- 
sumpften Reservoir  des  sog.  ,,Tartarasch''  das  Wasser,  den  Kakainabach 
anscheinend  unterirdisch  übersetzend,  nach  Suczawa  und  wol  auch  auf 
die  Burg  führte.  U.  a.  ist  die  Wasserleitung  bei  der  früher  erwähnten 
alten  Ziegelei  nachzuweisen  ;  einzelne  ganze  Rohrstücke  fand  man 
ferner  gelegentlich  der  Erbauung  des  neuen  Priors- Wohnhauses  in  2 
Meter  Tiefe.  Die  am  Schloss  gefundenen  Rohrtrümmer  entsprechen  den- 
selben Formen.  Darnach  sind  die  aus  ausgezeichnetem,  mit  Quarzsand 
yersetzt(»m  Thon    hergestellten  Rohre  rund,  40  qm.    lang^^    und /nepnisch 


50  Carl  A.  Romstorfer: 

geformt,  bei  12  cm  äusserm  Durchmesser  am  dünnen  und  18  cm  Durch- 
messer am  dicken  Ende.  Ersteres,  durch  Riffen  etwas  aufgerauht, 
steckt  im  dicken  Ende  und  ist  die  Dichtung  durch  Ziegelmehlmörtel 
hergestellt,  auch  ein  noch  erhaltenes  dünneres  Rohrstück  fand  sich  vor. 
Massenhaft  und  in  verschiedensten  Arten  sind  die  Funde  an  K  a- 
c  h  e  1  n,  woraus  zu  schliessen  ist,  dass  zahlreiche  Wohnräume  vorhanden 
waren,  deren  Ausstattung  zum  Theile  sehr  prunkvoll  gewesen  sein 
musste.  Viele  Kachel  sind  primitiv,  quadratisch,  nach  Innen  zu  in  einen 
kurzen  Cylinder  übergehend,  unglasirt.  Von  den  ornamentirten  Kacheln 
ist  ein  Theil  ebenfalls  unglasirt ;  sie  sind  quadratisch,  20 '/a  cm.  gross 
und  zeigen  verschiedenartige,  der  italienischen  Renaissance  angeliörige, 
primitiv  ausgelührte,  aber  mit  vielem  Geschick  angeordnete  Verzierungen. 
Merkwürdigerweise  fanden  sich  in  dem  ca.  zwei  Stunden  von  Suczawa 
entfernten  kleinen  Orte  Stupka  Kacheln  von  genau  derselben  Form 
(—  nun  im  Landesmuseum  unterbracht  - ),  was  vermuthen  lässt,  dass 
wenigstens  diese  Art  der  Kacheln,  vielleicht  der  guten  Qualität  des  Thones 
wegen,  in  Stupka  erzeugt  wurde.  Ein  Theil  der  unglasirten  Kachel 
mit  ca.  ly'/a  cm  Grösse  trägt  figuralen  Schmuck,  so  einen  Edelmann 
mit  Pluderhosen,  Wamms,  Spitzenkragen  und  Barett,  ferner  den  heiligen 
Georg,  den  Drachen  erlegend,  im  Hintergrunde  eine  Burg,  über  derselben 
eine  schützende  Hand  aus  den  Himmel  und  neben  ihr  eine  weibliche 
Heiligengestalt  mit  Krone.  Eine  weitere  Serie  von  quadratischen,  '22  cm. 
grossen  Kacheln  zeigt  grösser  gehaltene  Figuren,  so  einen  Löwen  i?l 
dann  wieder  den  hl.  Georg  mit  dem  Drachen.  Der  Umstand,  dass  von 
diesen  Kacheln  neben  unglasirten  auch  glasirte  (einfarbig  grün  u.  dgl. 
aber  auch  bunte)  vorhanden  sind,  spricht  dafür,  dass  die  Glasirung. 
sowie  die  Herstellung  überhaupt,  vielleicht  an  Ort  und  Stelle  vor- 
genommen wurde.  Die  Muthmassung  wird  durch  die  Thatsache 
bestärkt,  dass  unter  dem  Schutte  ungeheuer  viele  Stücke  von 
Glasurschlacke  aufzufinden  sind.  Sehr  hübsch  modellirt  sind  ein- 
zelne, durchwegs  grün  glasirte,  theilweise  durchbrochene  Kacheln 
im  gothischen  Stile  (Fischblasen-Masswerk  etc ).  —  Zu  allen  Arten 
dieser  Kachel,  von  denen  wol  kein  einziger  seine  ganze  Grösse  besitzt, 
finden  sich  Gesimsstücke,  sowie  Ofenbekrönungen.  —  Es  ist  endlich  noch 
eine  Reihe  von  Kacheln  vorhanden,  welche  kreisrund  sind  und  einen 
Durchmesser  von  17  cm  besitzen.  Einzelne  zeigen  kerbschnittartige 
Verzierungen,  die  meisten  aber  fantastische  Thiergestalten  (in  einander 
verschlungene  Drachen,  Greifen,  2  Fische  von  einem  Knaben  gehalten, 
Löwe,  --  den  Thierkreis?  — )  sowie  das  moldauische  Wappen  (den 
Auerkopf,  zwischen  dessen  Hörnern  ein  Stern).  Es  sind  ferner  die  mit 
Knöpfen  verzierten  kleinen  Kachel  vorhanden,  welche  die  zwischen 
den  Rundkacheln  verbleibenden  Zwickel  auszufüllen  haben.  Bei  dieser 
letzten  Kachelserie  finden  sich  verschiedene  Farben  in  der  Glasirung, 
u.  z  hauptsächlich  grün,  braun  und  gelb  ;  einzelne  Kachel  sind  noch 
unglasirt.  Merkwürdig  ist  der  Umstand,  dass,  nach  einßin^erichte  des 

^  '  '       DigitizedbyV3(jr 


t)je  Forschungsarbeiten  am  alten  Wojewodenschlosse  in  Saczawa.  51 

gr.-or.  Pfarrers  V.  Tomiuk  an  die  k.  k.  Central-Commission,  am  Kup- 
pelthurm  und  an  den  Aussenwänden  der  im  Jahre  1481  von  Stephan 
dem  Grossen  erbauten  Kirche  zu  Badeuz  (Miileschoutz)  Friesse  aus 
kreisrunden  Kacheln  aufgedeckt  wurden,  welch  letztere  den  im  Schlosse 
Suczaw^a  ausgegrabenen  im  Allgemeinen  in  jeder  Beziehung  gleichen. 
Es  wird  nun  von  Wichtigkeit  sein,  zu  constatiren,  ob  diese  Verklei- 
dungskachel schon  (wie  wahrscheinlich)  bei  Erbauung  der  Kirche  ein- 
gefügt oder  erst  später  angebracht  wurden. 

Interessant  sind  die  in  mancherlei  Formen  gehaltenen,  türkischen 
Pfeifenköpfe,  aus  Thon  (Czibukform)  von  denen  eine  grosse  Zahl 
in  dem  kleinen,  derzeit  noch  überwölbten  Thurmkeller  der  Ostseite 
gefunden  wurde ;  sie  sind  zumeist  glasirt  und  einfacher  oder  reicher 
ornamentirt;  ein  Stück  trägt  die  Jahreszahl  ir>l  l  oder  15/1  in  arabischen  Zif- 
fern eingekratzt.  In  Grösse  und  in  der  Durchlochung  ganz  ähnlich  ge- 
halten fanden  sich  aus  weichem  Steine  geschnittene  Gegenstände, 
welche  vielleicht  ebenfalls  Tabakspfeifen  waren,  möglicherweise  aber 
als  Wandleuchter  dienten.  In  der  verhältnismässig  dünnen  horizontalen 
Durchbohrung  war  nämlich  bei  einem  Exemplare  ein  Nagel  ein- 
gekittet, mittelst  welchem  diesfalls  der  Leuchter  in  eine  Fuge  der 
Mauer  gesteckt  wurde.  Die  vertikale  grössere  Durchlochung  diente  so- 
dann zum  Einstecken  der  Wachskerze.  Aehnliche  Leuchter  sollen  noch 
in  einzelnen  Kirchen  zu  sehen  sein. 

Unaufgeklärt  ist  bis  jetzt  die  Verwendung  der  zahlreichen,  allerdings 
nur  in  Bruchstücken,  vorkommenden,  glasirten  Thonplatten,  die,  massig 
gerundet,  an  den  Längs-  und  wenigstens  einer  der  zwei  Breitseiten 
rechteckige  Aus-  oder  Abschnitte  erkennen  lassen.  In  gleicher  Weise 
ist  bis  jetzt  auch  die  Verwendung  von  theilweise  glasirten  Thonstücken 
unerklärlich  welche  eine  hackenförmige  Gestalt  ähnlich  jener  besitzen,  wie 
sie  die  zu  den  sog.  aufgesetzten  Thürschlössern  gehörigen  Sperrhaken 
zeigen. 

Was  die  übrigen,  in  Unmassen  vorkommenden  Thonscherben 
anbelangt,  so  bilden  sie  Reste  der  verschiedenartigsten  ordinärsten 
Nutz-  bis  zu  den  feinsten  Prunkgefässen.  Sic  wurden  theils  aus  schwarzem 
und  grauem  Graphitthon,  theils  aus  solchem  mit  Quarz  versetzten  lichtem, 
theils  aus  feinem,  gut  geschlemmtem  Thon  und  Porzellan  hergestellt. 
Die  Ornamentierung  besteht  im  alten  Wellen-  und  Zickzackornamente, 
in  Finger-  und  Nageleindrücken,  in  verschiedenartigen  Glasierungen  und 
Malereien.  Die  vorgefundenen  zahlreichen  Gefässböden,  Henkel,  Aus- 
gussstücke u.  s.  w.  lassen  sowoi  auf  verschiedene  Grössen  der  Gefässe, 
als  auf  verschiedene  Zeitperioden  schliessen.  Nicht  minder  zahlreich 
und  vielfältig  sind  die  Scherben  von  Glasge  fassen  vor- 
handen, welche  einen  besonderen  Luxus  documentiren.  Die.selben  waren 
theils  weiss,  durchsichtig,  oft  krystallhell,  theils  färbig ;  manche  bestan- 
den aus  weissem,  bläulichem  und  grünlichem  Beinglas,  manche  aus 
Ueberfangglas  oder  sie  waren  mit  Glasfäden,  aufgelegten,  auch  figu^ 
ralen  Ornamenten,  mit  Malereien  oder  Gravuren  geschmückt. 


53  Carl  A.  ttomstor^ert 

An  der  Südwestecke  des  inneren  Burghofes  namentlich,  aber  auch 
auch  an  vielen  anderen  Stellen  des  Schlosses  und  des  äusseren  Burg- 
hofes wurden  Herd-  und  Küchenabfälie  aufgedeckt  u.  z. 
Kohlenschichten  mit  Knochen  von  Hausthieren,  Geflügel  und  Fischen. 
Merkwürdigerweise  erscheinen,  und  vornehmlich  an  dem  erstgenannten 
Orte,  die  Knochen  von  Grünspan  hübsch  grün  gefärbt.  Dies  rührt  von 
den  vielen  Kupferabfällen  und  Kupfermünzen  her,  die  daselbst  verstreut 
lagerten  und  worüber  weiter  unten  eingehend  in  Rede  sein  wird. 

Bedeutende  Kohlen-  und  Aschenschichten  und  Reste  ange- 
kohlten Holzes  zeigte  in  mehrfacher  Lage  der  Aushub  des  Ver- 
liesses,  in  dessen  Fussboden  noch  jetzt  die  an  ihren  Obertheilen  ab- 
gebrannten Holzsäulen  eingerammt  erscheinen.  Sie  rühren,  sowie  Kohlen- 
schichten an  vielen  anderen  Stellen  des  Schlosses,  von  grossen  Bränden 
her,  von  denen  die  Geschichte  zu  erzählen  weiss,  und  welche  auch  an 
zahlreichen  Stellen  des  Mauerwerks  nachgewiesen  werden  können. 

In  grosser  Zahl  fand  man  im  Schutt  künstlich  gerundete  Stein- 
kugeln, die  jedenfalls  als  Wurfgeschosse  dienten  und  Grössen  von 
10  bis  über  2  >  cm.  aufweisen,  ferner  natürliche  graue  Steinkugeln  mit 
radialem,  strahlenförmigem  Gefüge  (Phosphorite  ?)  von  6  bis  10  cm. 
Durchmesser. 

Ungeheuer  reichhaltig  erweisen  sich  die  Funde  aus  .E  i  j  j  n. 
Da  sind  es  zunächst  Geschosskugeln  von  weniger  als  3  cm  Durchmesser 
bis  zu  einer  Grösse  von  mehr  als  15  cm,  eine  hie  von  aus  Gusseisen;  ferner 
sehr  zahlreiche  Pfeilspitze  zum  Theile  mit  eisernem  Schafte,  Lanzen- 
spitzen  verschiedener  Form  ;  Reste  von  Waflen,  einen  Säbelscheidering, 
Sporen  und  Stiefeleisen,  eine  Pferdefussangel;  Hufeisen,  Steigbügel,  Tren 
sen,  Schnallen  ;  Geschirr-  und  Wagentheile,  darunter  einen  Ortscheitring; 
eine  Spitzhaue  ;  ein  Beil ;  Hämmer  ;  Bohrer  ;  ein  Pferdestrigl ;  eine 
Maurerkelle ;  Thürangel  ;  Eisenringe  vielerlei  Gattung ;  Kettentheile, 
Kloben,  Nägel  ;  ein  Eisenstück  von  25  cm.  Länge,  8  cm.  Breite  und  6 
cm.  Dicke ;  Messer-  und  Gabelklingen,  Schlüssel  ;  ein  Vorhängschlöss- 
chen  u.  s.  w. 

Neben  versch'acktem  Eisen  und  Kupfer  fand  man  auch  metal- 
lisches Kupfer,  geschmolzene  Bronce,  Glockenmetall, 
Blei  und  Silber,  sowie  zahlreiche  Abfälle  und  Reste  von  star- 
kem Kupferblech,  letztere  unstreitig  von  bestandenen  Dachein- 
deckungen herrührend.  Im  Erdgeschosse  vor  der  Kapelle  lag  in  der 
Nähe  einer  ehemaligen  Feuerstelle  ein  Stückchen  Schwefel;  ein 
Stück  einer  ca.  2  cm.  dicken  Schwefelstange  fand  man  sowie  mehrere 
andere  Schwefelstücke  bei  den  Abgrabungen  an  der  Westseite  der  Kapelle. 
Von  sonstigen  kleineren  Funden  sind  hervorzuheben:  kleine 
Kugeln  aus  Stein  oder  Ziegel  gefertigt,  wahrscheinlich  als  Spielzeug  be- 
nützt; viele  Bleikugeln  verschiedener  Grösse;  verzierte  Broncestücke,  wahr- 
scheinlich vom  Untersatze  eines  Fokales  herrührend  ;  einen  kleinen  kupier- 
nen  Handleuchter  ;  kupferne  und  silberne,  stark  verffold^Xnöpfe  in  Me- 


l)ie  Forschungsarbeiten  am  alten  Wojewodenscblosse  in  Saczawa.  53 

lonenform  und  erdbeerenartig  ;  flache  Knöpfe;  kleine  Bleiknöpfe;  einen 
kleinen  mit  Perlmutterscheibchen  ver/.ierten  Messer-  oder  GabelgrifT  aus 
weissem  liein;  einen  kleinen  Schmucktheil  aus  Stein  (Alabaster?),  der 
durch  Feuer  gelitten  ;  zwei  feine  Abstreichsteine  ;  ein  roh  mit  dem 
Messer  ausgeschnittenes  walzenförmiges  Stück  aus  Bein,  3  cm.  lang;  Finger- 
ringe, worunter  einer  aus  Messingdraht  geflochten  ;  einen  sternförmigen 
Schmuckgegenstand  aus  Silberfiligran  mit  Email  und  Steinen,  welch 
letztere  indess  fehlen  ;  einen  Schmuckteil  aus  Kupferdraht  zusammen- 
gestellt mit  kleinen  silbernen  Kugelchen;  Ohringe;  kleine  Brustkreuze 
aus  Glas;  brocheartige  Schmuckgegenstände  u.  s.  w^,  endlich  den  Rest 
einer  etwa  15  cm  hohen  Statuette,  u  z.  den  oberen  Theil  eines  pelzver- 
brämten, aus  geblümten  Seidenstoff  hergestellten  orientalischen  Mantels 
oder  männlichen  Oberkleides,  in  Metall  ciselirt  und  reich  vergoldet; 
Theile  eines  mit  Metalldraht  durchzogenen  Gewebes;  Reste  von  Kämmen, 
Beschuhungen,  letztere  auch  mit  genähten  Sohlen,  und  vieles  andere. 

Von  hervorragender  Bedeutung  sind  die  vielen  M  ü  n  z  f  u  n  d  e, 
welche  am  Fürstenschlosse  gelegentlich  der  Ausgrabungen  gemacht 
wurden.  Eine  grössere  Zahl,  etwa  30,  sind  alte  moldauische  kleine 
Silbermünzen.  Viele  davon  zeigen  den  Auerkopf,  zwischen  dessen  Hörnern 
ein  Stern  und  neben  welchem  der  Halbmond  und  eine  Rosette  sichtbar  sind, 
während  auf  der  Reversseite  ein  zweigetheiltes  Schild  mit  drei  Quer- 
balken, beziehungsweise  5  Blumen  bemerkt  werden  kann;  sie  dürften 
zumeist  aus  der  Zeit  Alexander  des  Guten  stammen.  Von  grosser  Selten- 
heit ist  eine  aufgefundene  kleine,  gut  erhaltene  Kupfermünze  des  Wo- 
jewoden  Johann  Heraclides  Despot,  von  welchem  auch  noch  eine  Silber- 
münzo  ausgegraben  wurde.  Weiters  fand  sich  eine  11  mm.  grosse 
Silbermünze  ohne  Inschrift  mit  einer  Krone  einerseits  und  einem  heral- 
dischen einfachen  Adler  auf  der  zweiten  Seite,  ferner  wurden  silberne 
altrömische,  türkische,  spanische  etc.  Münzen  aus  verschiedenen  Zeiter. 
ausgegraben. 

Von  anderen  Münzen  seien  folgende  hervorgehoben  : 
Dünn'jlättrige  16  bis  18  mna.  messende  Münzen  aus  mehr  oder 
weniger  feinem  Silber  tragen  einerseits  den  verzierten  Buchstaben  S. 
lieber  demselben  befindet  sich  eine  Krone,  zu  beiden  Seiten  des  Buch- 
stabens sieht  man  die  ZifYern  2—3  oder  auch  1 — 2,  l — 4,  I — 9,  i— 2, 
2—4,  2-6  2—7;  die  Umschrift  lautet:  SIG.  III.  D.  G.  REX  PO.  M. 
D.  L.  Die  Reversseite  bei  einer  ähnlichen  Münze  besitzt  ein  Doppel- 
schild unter  einer  Krone  und  die  Umschrift  SOLIDVS.  M...  D:  LITV  : 
1624.  Manchmal  trägt  die  Reversseite  anstatt  des  Doppelschildes  eine 
wappenartige    Verzierung,    worin    sich  zwei    gekreuzte    Schlüssel    und 

darüber  ein  Kreuz  befinden,    und  diesfalls  die  Umschrift  S VI. 

RIGENSIS;  bei  einigen  dieser  Münzen  ist  an  Stelle  der  letzten  Buchstaben 
die  Jahreszahl  IßlH,  bezw.  1014  und  161.5  eingefügt.  In  der  Stadt  Suczawa 
wurden  dieselben  Münzen  gefunden,  auf  denen  die  Jahreszahl  1623, 
102.'),   1626  und   1627  vorkommen  oder  die  Jahreszahl  fehlt.  Das  Wappen  e 


54  C&fl  ^'  Homstorfer: 

findet  sich  häufig  auch  viergetheilt.  Dieses  wird  sodann  von  der  Schrift 
SIOIS.  III.  D.  G.  REX.  POLO^JIA  umgeben,  während  das  S  der  Avers- 
seite, von  den  Ziffern  2-6,  oder  2—7  begleitet,  die  Umschrift  SOLID VS 
REGNI  POLO  hat 

Eine  16  mm  grosse,  dünne  Münze  trägt  auf  der  Aversseite  den 
Adler  und  die  Umschrift  SIG.  III.  D  G.  REX.  PO  :  M  :  D :  LI  auf  der 
anderen  t-eite  den  zum  Schlage  ausholenden  Ritter  und  die  Umschrift 
*  SOLIDVS.  M:  D  :  LIT:  1623  • 

Eine  20'/!  mm.  grosse  dünne  Kupfermünze  besitxt  einerseits  einen 
heraldischen  Adler  und  eine  unlesbare  Umschrift,  anderseits  den  zum 
Schlafe  ausholenden  Ritter  und  eine  Umschrift,  von  welcher  blos  die 
zusammenhängenden  Buchstaben  1(3ISM..  zu  erkennen  sind;  eine  18'/«  mm 
grosse  Silbermünze  dagegen  zeigt  auf  der  Aversseite  eine  grosse  Krone 

SIG    III    D.  G. 
worunter  in  horizontalen  Linie       REX.  POL.    ;  auf  der  Reversseite  ist 

M.  D.  L. 
ein  Adler  mit  einer  undeutlichen  Umschrift  sichtbar,  die  mit  der  Jahres- 
zahl  162  f?]  endet. 

Eine  18 Vi  mm.  grosse  Silbermünze  lässt  einen  Reichsapfel  mit 
Kreuz,  neben  welchem  die  Ziffern  1— G  stehen,  während  sich  im  Apfel 
die  Zahl  24  befindet,  anderseits  ein  viertheiliges  Wappen  erkennen  ; 
die  Umschriften  sind  unleserlich 

Einzelne  unter  sich  wol  verschiedene  polnische  Kupfermünzen 
zeigen  einerseits  ein  verziertes  Monogramm  R  C,  darüber  die  Krone 
und  die  Umschrift  lOA.  CAS.  .  .  D.  G  R  :  [auch  REX]  POL,  auf  der 
Reversseite  den  Ritter  wie  oben  beschrieben  und  eine  mit  der  Jahres- 
zahl 166  [?]  endende  undeutliche  Umschrift.  Eine  gleich  grosse  aber 
dünne  Kupfermünze  hat  einerseits  im  Fond  der  undeutlichen  Umschrift 
den  Ritter,  auf  der  anderen  Seite  den  Buchstaben  V  mit  einem  Punkt 
in  der  Mitte  und  eine  unkenntliche  Umschrift,  die  mit  einer  Jahreszahl 
(166  [?])  schliesst. 

Ein  Münzfragment  scheint  das  Monogramm  G  W  (das  W  im  G»  zu 
tragen;  zwei  derartige  Münzen  wurden  in  der  Stadt  Suczawa  gefunden 
und  zeigen  um  das  Monogramm  herum  die  Schrift  SOLIDVS  .  PR  — 
VSSIA.  (E  16.  .  ?|,  aut  der  Reversseite  den  heraldischen  Adler  und 
die  Umschrift  GEORG.  WILH.  MAR.  BR.  (S.  R.  I.  EL?) 

Auf  einer  ziemlich  defekten  15  mm  grossen  Münze  ist  die  Mutter 
Gottes  sichtbar.  Diese  Münze  wird  wol  ungarisch  sein,  gleich  einer  ebenso 
grossen,  in  der  Stadt  Suczawa  gefundenen  Silbermünze,  die  ebenfalls— 
jedoch  mit  einem  anderen  Stempel  geprägt  —  die  Gottesmutter  zeigt, 
zu  beiden  Seiten  derselben  die  Buchstaben  K—  B.  dann  die  Umschrift 
PATRONA-VNGARIE,  auf  der  Reversseite  aber  ein  mehrfach  getheiltes 
Wappen  und  die  Umschrift  FERDINAND.  D.  G  R  VNG.  ir)57  jKrera- 
nitzer  Denar?)  Eine  ähnliche  Silbermünze  fand  sich  am  Schloss,  bei 
welcher  allerdings  das  Muttergottesbild,    sowioDi^iJfdbK'^schriften    ganz 


Die  Forsohungsarbeiten  am  alten  Wojewodenschlosse  in  Suozawa.  56 

undeutlich  sind  ;  die  Reversseite  trägt  das  gleiche  Wappen,  darüber 
unmittetbar  die  Jahreszahl  156  (?)  3. 

Eine  22  mm.  grosse  Kupfermünze  —  besitzt  auf  der  Aversseite 
ein  aus  den  Buchstaben  A,  G,  N  und  L  bestehendes  Monogramm,  darunter 
die  Jahreszahl  1628,  aul  der  Reversseite  zwei  gekreuzte  Stangen 
(Fahnen-?),  dazwischen  die  Buchstaben  I,  B  und  V. 

Das  grösste  Interesse  unter  den  gefundenen  Münzen  bilden  aber 
jene  bloss  15  bis  16  mm  grossen  dünnen  Kupiermünzen,  welche  an  ver- 
schiedenen Stellen  im  Schutte  in  grosser  Menge  (bis  jetzt  weit  über  1000 
Stück)  aufgelesen,  an  Ort  und  Stelle  erzeugt  wurden  und  als 
schwedisch  zu  gelten  haben.  Ihre  Herstellung  im  Schlosse  selbst 
beweisen  die  zahlreichen  Blechabfälle,  aus  denen  die  Münzen  zumeist 
herausgestanzt  erscheinen.  Es  fanden  sich  indess  auch  Blechstreifen, 
in  denen  die  Münzen  noch  eingeprägt  sind ;  zumeist  passen  in  diesem 
Falle  Avers-  und  Reversseite  nicht  gut  aufeinander  oder  es  ist  das  Blech 
rissig  und  man  hat  vielleicht  aus  diesem  Grunde  die  Fertigstellung 
nicht  vorgenommen.  Uebrigens  sind  sehr  viele  Münzen  unvollkommen, 
indem  sich  entweder  die  beiden  Seiten  nicht  decken ;  von  der 
Rundung  ein  Theil  fehlt  u.  dgl  und  dies  mag  zum  Theile  die  Ursache 
des  80  häufigen  Auftretens  der  Münzen  sein,  die  als  mehr  oder  weniger 
misslungene  Exemplare  vielleicht  gar  nicht    in    Verkehr    gelangt    sind. 

Die  weitaus  grösste  Zahl  dieser  Münzen  trägt  den  Namen 
„Christina'',  nicht  wenige  zeigen  den  Namen  „Carl  Gustav^^  und  „Carolus'' 
einzelne  den  Namen  „Gustav  Adolf'.  Dass  die  Erzeugung  en  masse 
vorgenommen  wurde,  beweisen  überdies  die  z  a  h  1  r  e  i  c  h  e  n  Münz- 
stempel, die  man  benützte  und  von  welchen  für  die  Münze  der 
Königin  Christine  mit  Sicherheit  sechs  verschiedene,  —  in  Einzel- 
heiten divergirende  --  nachgewiesen  werden  können;  Münzstempel  selbst 
hat  man  bis  jetzt  allerdings  nicht  entdeckt.  Alle  diese  Münzen  besitzen 
auf  der  Reversseite  eine  wappenartige  Verzierung,  der  bereits  weiter 
oben  Erwähnung  geschah,  worin  sich  zwei  gekreuzte  Schlüssel  und 
darüber  ein  Kreuz  befinden.  Die  Umschriit  lautet  SOLID VS  (auch 
SOLDVS)  OIVI.  RIG  mit  nachfolgender  Zahl  (166,  CO,  58,  55?,  16,  12?) 
Die  Aversseite  trägt  den  Buchstaben  C  in  grossem  Massstabe  mit  Ver- 
zierung in  demselben  und  einer  darüber  befindlichen  Krone  dann  der 
Umschritt  CHRISTINA.  D.  G.  R.  S  ;  bezw.  das  Monogramm  C  G  (das 
G  klein  und  im  C)  mit  der  Krone  und  Umschrift  CAROLVS.  GV8T. 
D.  G.  R.  S  ;  oder  das  Monogramm  C  R.  mit  der  Krone  und  der  Um- 
schrift CAROLVS  (ebenfalls  verschiedene  Stempel.)  Eine  ähnliche  Münze 
mit  dem  Buchstaben  C  ist  aus  Silber  mit  ganz  undeutlicher  Inschrilt, 
drei  Münzen  mit  C  tragen  die  Umschrift  SOLIDVS  LIVON  L'>]PJ  und  iet 
hier  auch  das  Wappen  etwas  anders  gestaltet.  Bios  wenige  Münzen 
fanden  sich  mit  dem  Monogramm  G  A  (das  A  klein  und  im  G)  am 
Schlosse,  mehrere  dieser  Gattung  dagegen  vor  etlichen  Jahren  in  der 
Stadt  Suczawa    gelegentlich  einer  Grabenherstellung  beipj^g|'^^^@^^j|^[g 


56  ^^1  A.  Romstorfer  : 

katholischen  Kirche.  Diese  Münzen,  sowie  eine  sehr  grosse  Zahl  von 
Münzen  mit  dem  verzierten  Buchstaben  S  (deren  bereits  weiter  oben 
gedacht  wurde)  sind  versilbert  oder  aus  Silber  hergestellt ;  ich  erwarb 
sie  von  der  Gemeinde  Suczawa  für  unser  Landesmuseum.  Von  den 
Münzen  mit  dem  Monogramm  G  A  trägt  eine  die  ziemlich  deutliche 
Inschrift  GUSTA.  ADOL.  D.  G.  REX.,  auf  der  Reversseite  das  oben 
beschriebene  Wappen    und  die    Umschrift    SOLIDVS  CIVI.  RIGENSIS. 

Eine  interessante  auf  der  Burg  ausgegrabene  Münze  bezieht  sich 
wol  nicht  auf  Schweden.  Sie  besitzt  (in  mehreren  Exemplaren  gefunden) 
das  Mogramm  F  W  (mit  mindestens  dreierlei  Stempel)  und  die  Um- 
schrift SOUDUS.  P.  RUSSIA  oder  P-  RUSS.  16^2,  auf  der  Reversseite 
einen  Adler  und  die  Umschrift  FRID  WIL.  [?J  MAR  Ein  Stück  hievon 
ist  besonders  merkwürdig;  von  der  Reversseite  ist  nur  ein  kleiner 
Theil  zu  sehen  mit  den  Buchstaben  IL  [?]  MAR.  während  der  zweite 
Theil  unzweifelhaft  ein  Stückchen  der  Aversseite  der  obbeschriebenen 
Münze  mit  dem  Buchstaben  C  ist,  ein  Peweis,  dass  beide  Münzarten 
am  Schloss  geprägt  wurden. 

Welchem  Umstände  die  Herstellung  der  zahlreichen,  na- 
mentlich s  c  h  w  e  d  is  c  h  en  Münzen  im  Wojewodenschlosse 
selbst  zuzuschreiben  ist,  erscheint  bis  jetzt  noch .  nicht  aufgeklärt. 
Nach  Mittheilung  des  Professors  am  Lyceuum  in  Pomerla  (Rumänienf, 
Herrn  I.  Fleischer,  ist  bekannt,  dass  u.  A.,  wie  der  Chronist  Nicolai 
Muste  (III ,  p.  6  der  2.  Ausgabe  von  Kogälnicean)  schreibt,  Fürst  Eustra- 
tius  Dabisha  (1661—6(5)  in  der  Burg  (Cetatea)  eine  Münzstätte  errichtete, 
die  auch  noch  unter  dem  Fürsten  Ilia§  Voda  im  Gange  war  und  in 
welcher  kleine  Kupfermünzen,  ^aläu  (etwa  Piennig)  benannt,  —  4^alä! 
einen  „ban"  ausmachend,  —  geprägt  wurden,  die  nur  in  der  Moldau 
cursierten. 

Ausführliche  Berichte  über  diese  Münzfunde  übermittelte  ich  im 
April  1896  samt  Münzproben  sowohl  an  die  k.  k.  Gentral-Commis- 
sion  in  Wien*)  als  an  die  Academia  Roniänä  in  Bukarest  und  an  das  königl. 
Ekklesiastik-Depyrtement  in  Stockholm  ;  bisher  konnte  mir  seitens  dieser 
wissenschaftlichen  Institute  eine  Aufklärung  über  die  Frage  des 
Grundes  der  Ausprägung  schwedischer  Münzen  im  Fürstenschlosse 
in  so  bedeutenden  Massen  nicht  gegeben  werden,  von  Münzen  also, 
welche  in  die  Mitte  des  siebzehnten  Jahrhunderts  verweisen, 
demnach  ein  halbes  Jahrhundert  und  mehr  vor  dem  Jahre  ent- 
standen, in  welchem  König  Karl  XII.  mit  seinem  Heere  den  aben- 
teuerlichen Zug  nach  Russland  und  in  die  Moldau  unternahm,  ohne 
hiebei,  wie  es  scheint,  nach  Suczäwa  gekommen  zu  sein.  In  keiner 
Weise  erwiesen  ist  die  Meinung  einzelner  Fachleute,  dass  es  sich  im 
vorliegenden  Falle  um  Münzfälschungen  handelt.  Aber  eines  scheint  vor- 
läufig aus  den  beschriebenen  Münzfunden    zu  folgen,  nämlich  das,  dass 

*)  über  Wunsch  noch  ein  zweites  Pare  für  d«vs  Münz^ncabinet  des  Allerhöchsten 
Kaiserhauses.  r^  r^r^r-^]r^ 

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Die  Forsohongsarbeiten  am  alten  Wojewodenscblosse  in  Suozawa  57 

zur  Zeit  der  Blüte  Suczawas  ein  reger  Handels  verkehr^  wenigstens 
indirekt,  mit  Schweden  stattgefunden  haben  muss. 

Ohne  heute  auf  die  einzelnen  geschichtlichen  vielfach  noch  nicht 
aufgeklärten  Phasen  des  Schlossbaues  und  des  Unterganges  der  Burg, 
diesbezüglich  auf  einzelne  in  meiner  Abhandlung  ,,Aeltere  Vertheidigungs- 
anlagen  in  der  Bukowina'^'),  sowie  in  dem  Aufsatze  I.  Fleischers 
„Zur  Geschichte  von  Suczawa^'**)  enthaltene  Daten  verweisend,  einzugehen 
schliesse  ich  diesen  vorläufigen  Bericht,  der,  wie  bereits  eingangs 
erwähnt,  nach  Fertigstellung  der  Forschungsarbeiten  und  unter  Beigabe 
von  Plänen  und  Abbildungen  ergänzt  werden  soll. 

Die  Funde  sind  gegenwärtig  theils  in  den  Kloster-Localitäten 
theils  am  Obergymnasium  in  Suczawa  untergebracht.  Nach  Abschluss 
der  Arbeiten  soll  ein  Theil  derselben  in  das  Landes-Museum 
nach  Czernowitz  kommen,  ein  Theil  aber  in  einem  seitens  der 
Stadtgemeindevertretung  zu  überlassenden  Räume  den  Grund  für 
ein  Localmuseum  in  Suczawa  bilden.  Als  Oustos  für  dasselbe 
hat  in  zuvorkommenster  Weise  Herr  Prof.  Dr.  A.  Daszkiewicz 
seine  Dienste  zur  Verfügung  gestellt,  der  auch  gegenwärtig  die  Funde 
sammelt  und  entsprechend  deponirt.  Es  sei  bei  dieser  Gelegenheit  be- 
merkt, dass,  um  die  Aufmerksamkeit  der  Arbeiter  und  einzelner  Per- 
sonen, welchen  das  Auflesen  von  Funden  bewilligt  wurde,  rege  zu  er- 
halten, für  letztere  entsprechend  hohe  Prämien  ausbezahlt  werden. 

Gefördert  durch  die  Mitwirkung  so  zahlreicher  Herren  wird  das 
begonnene  Werk  nun  zum  guten  Abschlüsse  gelangen  und  in  seinen 
Ergebnissen  wichtige  historische  und  kunstgeschichtliche  Beiträge  für 
die  Landeskunde  liefern.  Eine  besondere  Genugthuung  gewährt  es  mir, 
dass  das  Unternehmen  auch  ausserhalb  der  Stadt  und  des  Landes 
der  Unterstützung  und  des  Interesses  gewürdigt  wird,  wie  dies  die 
seitens  der  eingangs  citirten  hohen  Behörden  zugewendeten  Subven- 
tionen und  die  zahlreichen  Besuche  beweisen,  welche  das  Schloss  seit 
Beginn  der  Forschungsarbeiten  erfährt^  u.  A.  seitens  Seiner  k.  und  k. 
Hoheit  des  Herrn  Erzherzogs  Peter  Ferdinand  (6.  August 
1895),  des  Herrn  Landeshauptmannes  Johann  Lupul  dann  des  k,  rüm. 
Universitätsprofessors  Dr.  Dem.  0  n  c  i  u  1  und  des  Ministerialbeamten 
A.  Ritter  von  Peyersfeld  in  Bukarest. 


*)  Jahrbuch  des  Buk.  Landes-Huseums  III,  1895. 
**)        ,.         n        ^,  n  IV,  1S96. 

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l)as  Jiitsteheii  und  die  Jiit\^lckelung 
der  eVangelischenjpfarrgeineiiide  in  (^zernowltz. 


■(^on  Dr.  9.  Pokb. 


Seit  der  Besitzergreifung  der  Bukowina  durch  Oesterreich  Hessen 
sich  in  Czernowitz  viele  Deutsche,  darunter  auch  Protestanten,  nieder. 
Im  Jahre  1786,  also  nach  Verlauf  eines  Jahrzehnts,  wurden  daselbst 
bereits  31  evangelische  Glaubensgenossen  unter  der  Civilbevölkerung 
gezählt.  Nur  einige  davon  seien  hier  genannt  :  der  Actuar  des  grie- 
chisch-orientalischen Consistoriums  Friedrich  Rinne,  der  Consistorial- 
kanzelist  Johann  S  c  h  o  b  e  I,  der  Kreisamlskanzelist  Georg  M  a  e  1 1  i  g, 
der  Bäcker  Friedrich  G  ö  h  r  i  n  g,  der  Tischler  Georg  Russwurm. 
die  Schmiedemeister  Richard  Bernhard  und  Michael  K  1  e  m  e  n  s 
und  die  Maurer  Daniel  Gondosch  und  Peter  Langer.  Rinne  ver- 
sah das  Amt  eines  Kirchenvorstehers.')  Einen  eigenen  Pastor  hatte  die 
kleine  Gemeinde  selbstverständlich  nicht.  Sie  wurde  seit  1786  von  dem 
Zaleszczykier  Pastor  Michael  H  i  m  e  s  c  h  ein-  oder  zweimal  im  Jahr 
besucht.  Anfangs  mochte  dies  blos  gegen  Entschädigung  der  Reise- 
kosten seitens  der  Glaubensgenossen  geschehen  sein,  aber  schon  am 
20.  October  H86  suchte  der  Pastor  bei  dem  Bukowiner  oder  Czernowitzer 
Kreisamte  an,  dass  man  ihm  ,.vor  die  Zukunft  für  die  zu  Verrichtung 
des  Gottesdienstes  anhero  unternehmende  Reise  eine  Vergütung  ange- 
deihen^^  lassest  Nach  dem  Vorschlage  des  Kreisamtes  bewilligte  ihm  das 
galizische  Gubernium  mit  Decret  vom  18.  Jänner  1787,  Z.  1595,  eine 
jährliche  Remuneration  von  30  fl.  aus  dem  Staatsschatze,  unter  der 
Bedingung,  dass  er  alle  Jahre  zwei-  bis  dreimal  in  die  Bukowina 
komme.  ^) 

Die  Gründung  der  deutsch-protestantischen  Coloniegemeinden 
Fratautz,  Arbora,  lUischestie,  Itzkany,  MiUeschoutz,  Satulmare  und  Tere- 
blestie  in  den  Jahren  1787  und  1788  hatte  die  Errichtung  eines  beson- 
deren Bukowiner  Pastorats  zur  Folge.  Zum  Pastor  wurde  Ende 
März  1791  der  Candidat  der  Theologie  Stefan  Daniel  Wilhelm  Hü  bei 


')  Standesausweis  der  im  Bukowiner  Kreise  befindlichen  protestantischen  Seelen. 
Czernowitz,  31.  Mai  178Ö,  Z.  U3ö. 

«)  Protokoll  d.  Bukowin,  Kreisamtes,  1786,  Z.  4649. 
»)  Ebenda,  1787,  Z.  506. 


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Polek:  Evangelische  Pfarrgemeinde  in  Czemowita.  ^^ 

aus  Harburg  in  Württemberg  ernannt.  Dieser  traf  am  24.  Mai  1791 
in  der  Bukowina  ein.  Er  hatte  anfangs  seinen  Sitz  in  Fratautz, 
übersiedelte  aber  im  Jahre  1792  nach  M  i  1 1  e  s  c  h  o  u  t  z,  wo  die  Radau- 
tzer  Wirtschaftsdirection  auf  Kosten  der  Ansiedler  ein  Pfarr-  und 
Bethaus  hatte  bauen  lassen.*) 

Kübel  war  Pastor  aller  evangelischen  Glaubensgrenossen  in  der 
Bukowina.  Seine  Ankunft  setzte  also  der  Thätigkeit  des  Zalesz- 
czykier  Pastors  in  Czernowitz  ein  Ziel  Allein  schon  im  Sommer 
1792  entzweite  sich  Ilübel  mit  allen  Mitgliedern  der  Gemeinde. 
Auch  die  Czernowitzer  Glaubensgenossen  wollten  nichts  mehr  von  ihm 
wissen.  Mit  Bewilligung  des  Kreisamtes  Hessen  sie  im  Frühjahre  1793 
wieder  den  Pastor  Ilimesch  aus  Zaieszczyki  zur  Verrichtung  des 
Gottesdien.stes  kommen.  Hübel  beschwerte  sich  darüber  ;  er  wurde 
jedoch  mit  dem  Bemerken  abgewiesen,  dass  man  ihn  insolange  nicht 
unterstützen  könne,  als  er  das  Vertrauen  seiner  Pfarrkinder  nicht 
besitze.'^) 

Schon  damals  tauchte  unter  den  Czernowitzer  evangelischen  Glau- 
bensgenossen der  Gedanke  auf,  sich  als  selbständige  Gemeinde  zu 
constituieren.  Davon  gibt  ein  im  Kirchenarchive  zu  Czernowitz  aufbe- 
wahrter Plan  zu  einem  Bethause  uncj  einer  Pastorswohnung  aus  dem 
Jahre  1794  Zeugnis.  Die  Gelegenheit  zur  gänzlichen  Trennung  von 
Milleschoutz  fand  sich  übrigens  sehr  bald. 

Zum  Unterhalte  des  Pastors  Hübel  waren  für  die  drei  ersten 
Jahre  je  300  fl.  aus  dem  Staatsschatze  bewilligt  worden ;  vom  1.  April 
17Ü4  an  sollten  die  evangelischen  Glaubensgenossen,  in  erster  Linie 
die  in  und  um  Milleschoutz  wohnenden,  diesen  Gehalt  bestreiten. 
Durch  die  Vermittelung  der  Uadautzer  Wirtschaftsdirection  kam  auch 
am  14.  December  1793  zwischen  dem  Pastor  und  den  evangelischen 
Coloniegemeinden  ein  Vertrag  zustande.  Darin  verpflichteten  sich  letz- 
tere 216  fl.  in  barem  Gelde  und  32  fl.  in  Naturalien,  zusammen  also 
248  n.  zum  Unterhalte  des  Pastors  beizutragen.*)  Aber  auch  diese  ge- 
ringen Beiträge  waren  gleich  anfangs  nicht  ganz  und  regelmässig  ein- 
zubringen. Darum  suchte  Pastor  Hübel  noch  im  Jahre  1794  um  seine 
Entlassung  an.  Das  Gubernium  willfahrte  dieser  Bitte.  Gleichzeitig 
theilte  es  dem  Kreisamte  mit,  man  sei  bereits  allerhöchsten  Orts  um 
einen  andren  Pastor  für  die  Gemeinde  Milleschoutz  eingeschritten, 
habe  aber  die  Wei.sung  erhalten,  dass  die  Gebühr  des  künftigen  Pastors 
vorläußg  auszumitteln  und  richtigzustellen  sei,  damit  man  den  Candida- 
ten  zu  diesem  Amte  die  Vortheile  und  die  damit  verknüpften  Genüsse 
bestimmt  bekannt  machen  könne.*) 

*)  Polek,  der  ProtestaDtismus  in  der  Bukowina.  Czernowitz  1890,  d.  37. 

»)  Erlass  vom  20.  April  1793,  Z.  1565. 

')  Polek,  a.  a.  0.  S.  89. 

*)  Verordnung  ddto  Lemberg,  ^30.  December  1794,  Z.  191.  —  Hübel  wurde 
im  Jahre  1795  nach  Reichsheim  ^Galizien,  G.-B.  Mielec)  und  von  da  im  Jahre  18 10 
J6seföw  (Gtdizieu  G-B.  Radziechow;  berufen,  wo  er  am  9.  Jänner  1847  im  Alter  von 
Sl  Jahren  starb. 


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Google 


öO  Polek : 

Mit  der  Ausmittelung  des  Gehaltes  für  den  neuen  Pastor  wurde  die 
Radautzer  Wirtschaftsdirection  betraut.  Sie  konnte  nicht  mehr  als  257 */2  fl. 
sicherstellen,  meinte  aber,  dass  man  den  Abgang  zur  Congrua  —  diese 
war  mit  300  fl.  festgesetzt  —  in  kurzer  Zeit  einbringen  würde,  wenn 
man  die  in  den  Städten  Czernowitz,  Sereth  und  Suczawa  ansässigen 
protestantischen  Familien  beschreiben  und  auch  nur  zu  einem  sehr 
massigen  Beitrag  vermögen  wollte.') 

Czernowitz  zählte  damals  68  (in  der  inneren  Stadt  35,  in  der 
Vorstadt  Rosdi  33)  protestantische  Familien.  Diese  waren  bereit,  ITO^a  fl. 
(die  Czernowitzer  13773,  die  Koscher  33)  in  vierteljährigen  Raten  zum 
Unterhalt  des  Pastors  beizutragen,  jedoch  nur  in  dem  Falle,  wenn  dem 
Pastor  die  Stadt  Czernowitz  als  Wohnsitz  angewiesen  würde.^)  Müsste 
er  wieder  in  Milleschoutz  wohnen,  so  wollten  sie  sich  zu  nichts  ver- 
binden, weil  sie  sonst  dreifache  Auslagen  und  gerade  im  Nothfalle 
keinen  Seelsorger  hätten/^  Da  sie  aber  einsahen,  dass  die  damals  in 
Czernowitz  (mit  Einschluss  von  Rosch)  sesshaften  protestantischen  Fa- 
milien allein  einen  Pastor  weder  erlangen  noch  besolden  konnten,  so 
baten  sie  inständig,  dass  die  nächstgelegenen  Ortschaften  Bojan,  Sada- 
gura,  Mamajestie,  Kotzman,  Molodia  und  etwa  noch  Sereth  mit  Tere- 
blestie  zu  Czernowitz  gezogen  würden.  So,  meinten  sie,  würde  die 
auf  100  vorgeschriebene  Familienzahl  und  der  nöthige  Geldbeitrag  per 
;J00  fl.  zur  Gründung  eines  Pastorates  sicher  zu  erreichen  sein.  Ausser- 
dem brachten  sie  die  Bitte  vor,  dass  man,  wie  die  griechisch-orienta- 
lischen Geistlichen,  so  auch  den  evangelischen  Pfarrer  mit  Grundstü- 
cken versehen  möge.  Schliesslich  verpflichteten  sich  die  Familienhäup- 
ler,  falls  die  zur  Erhaltung  des  Pastors  erforderliche  Geldsumme  wider 
Vermuthen  nicht  einfliessen  sollte,  nebst  ihren  ordnungsmässigen  Bei- 
trägen „noch  das  Nöthige  nachzutragen'^^.) 

Diese  „fromme  Bitte"  fand  das  Czernowitzer  Gemeindegericht 
„vollkommen  erhörungswürdig",  umso  mehr,  als  diese  Ansiedler  „gute 
Ackersleute,  erfind-  und  arbeitsame  Professionisten''  waren  und  pünktlich 
ihre  Steuern  zahlten.  Es  empfahl  übrigens,  die  Protestanten  von  Czer- 
nowitz Rosch  und  Sadagöra  „mit  dem  ausdrücklichen  Beisatz  zum 
diesfälligen  Beitrag  einzuladen",  dass,  wenn  ihr  Beiträge  „anständig*^ 
wären,  zwei  Pfarrer,  nämlich  einer  in  Czernowitz  und  einer  in  Mille- 
schoutz, „bei  einem  schmalen  Beitrag"  aber  nur  ein  einziger,  und 
zwar  in  Milleschoutz,  angestellt  werden  würde.*) 

Der  Antrag  des  Gemeindegerichtes  wurde  weder  von  dem  Kreis- 
amte noch  von  dem  Gubernium  gebilligt.  Letzteres  ordnete  mit  Decret 

0  Bericht  ddto.  Radautz,  4.  Febiuar  1795, 

^)  Es  hatten  gezeichnet:  Actuar  Friedrich  Hinne  8  11,  Gerichtspräses  L*adisUas 
V.  Szabo,  Protokollist  Maettig,  KanzeUst  Andreas  Schobel,  Kreisoassas^eiber  Heinrieh 
Krieger  und  der  städtische  Rechnungsführer  Benjamin  Schröder  je  6  fl.,  Locai- 
gerichtskanzelist  Tliomas  Suchanek  3  n.  etc. 

>)  Bericht  des  Czernowitzer  Gemeindegerichtes  an  das  Kreisamt,  ddto,  12.  Man 
1795,  Z.  131. 

*)  Ebenda.  ^  I 

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Evangelische  Pfarrgemeinde  in  Czemowitz.  *1 

vom  7.  Mai  1794,  Z.  10974    die    nochmalige    Einvernehmung   der    oben 
genannten  protestantischen  Ansiedler  an.     Diese    änderten   jedoch    ihre 
Gesinnung  nicht.  Am  29.  Mai  1795  berichtete    nämlich    das    Gemeinde- 
gericht dem  Bukowiner  Kreisamte,  es  habe  die  akatholischen  Gemeinde- 
glieder von  Czernowitz,  Rosch  und  Sadagura  nochmals  vorgeladen  und 
ihnen    angerathen,     auch    für    den    Fall  die  versprochenen  Beiträge  zu 
leisten,  „\venn  etwa  die  Noth wendigkeit  es  erfordern    sollte,    dass    der 
aufzustellende  Pastor  wie  vorhin    in  Milleschoutz  seinen   Wohnsitz    be- 
halte und  nur  des  Jahres  einmal  diese  drei  Ortschaften  anhero  zum  Gottes- 
dienät  besuche'' ;  allein  sie  seien  bei  ihrem  ersten  Entsohluss  geblieben 
und  bäten  nochmals  um  Gewährung  ihrer  Bitte.   Trotzdem  sprach  sich 
das    Kreisamt  neuerdings  dahin  aus,    dass  der    Pastor    in    Milleschoutz 
wohnen  müsse.  Dort  sei  bereits  ein  eigenes  Pfarrhaus  vorhanden,  und 
der  Pfarrer  würde  dort  segensreicher  wirken  können,  da  die  deutschen 
Colonisten  jener  Gegend  noch  keine  eigenen  Schulen  für   ihre    zahlrei- 
chen    Kinder     hätten.      Die     höheren      Behörden     scheinen     überdies 
geglaubt  zu  haben,  dass  die  Czernowitzer  Akatholiken  schliesslich  doch 
nachgeben    würden.    Das   geht  aus    einem    Schreiben    hervor,    welches 
das  Consistorium  augsburgischer  Confession  am  3.    August  1795  an  den 
vornehmsten  Bewerber  um  die  Bukowiner    Pastorstelle,  den  Pfarrer  zu 
Waltersdorf  in  Siebenbürgen    Andreas    Ephraim    Schwarz,  gerichtet 
bat.     Aus  einem    vom  dortigen    (d.  i.    Siebenbürger)    Superintendenten 
Müller  erstatteten  Berichte,  heisst  es  in  diesem  Schreiben;  habe    das 
Consistorium  ersehen,    dass  er,    Pfarrer  Schwarz,    nicht    abgeneigt  sei, 
„die    ledig    werdende    Predigerstelle    in    der    Bukowina   anzunehmen'^ 
wenn     mit    dieser     Stelle     eine     entsprechende     Besoldung     verknüpft 
wäre.  „Um  ihn  nun  in  den  Stand    zu    setzen,    hierüber   urtheilen    und 
seine    Entschlüsse    fassen    zu    können,    werde    ihm    anmit  die  von  der 
höchsten  Behörde  unterm  7ten  vorigen  Monats  herabgelangte  diesfällige 
Auskunft  eröffnet,  vermöge  w^elcher    ein    Pastor    in    der    Bukowina   an 
Beiträgen  von  den  Städten  Sereth    und    Suczawa  68  fl.    und   an    jenen 
der  Colonisten  288  fl.,  zusammen  also  356  fl.  jährlich  sicher  zu  genies- 
sen  und  ausserdem  noch  zu  hoffen  habe,  dass    ihm  die    Czerno- 
witzer  Glaubensgenossen,   die  ihn    wenigstens    ein- 
mal des  Jahres  zur  Verrichtung  des  Gottesdienstes 
holen    lassen  und  ihm  seine  Reise  und  Mühe  vergüten 
würden,  sein  Einkommen    unfehlbar   auf   400  fl.    erhö- 
henmöchten" 

Andreas  Schwarz  nahm  die  Stelle  an.  Seine  Ernennung  erfolgte 
mit  Consistorialdecret  von  14.  October  1795.  Als  Wohnsitz  wurde  ihm 
die  Ortschaft  Milleschoutz  angewiesen. 

Unterdessen  war  in  Czernowitz  der  erste  entscheidende  Schritt  zur 
Begründung  eines  eigenen  Pastorats  geschehen.  Am  10.  September  1795 
war  daselbst  der  damals  stellenlose  Pastor  Philipp  Eberhard  K  e  lOO^Ic 
ob  aus  freien  Stücken,    wie  es  im  „Denkbuch''  der  Czernowitzer  evan- 


62 


Polek : 


gclischen  Clemoinile  lieisst,  oder  von  dieser  Gemeinde  berufen,  Wie 
Kern  in  oinonn  am  3.  Jänner  1807  an  das  Bukowiner  Kreisami 
erstatteten  Hcriclitc  say:t,  lässt  sich  nicht  erweisen  —  „zum  Besuch'^  aus 
t^tanislau  angekommen  und  hatte  am  13.  September  mit  Bewilligung 
des  Kreisamtes  eine  „i  lastpredigt'' gehalten  *)  Die  Predigt  hatte  grossen 
Beifall  gefunden.  Aber  auch  Pastor  Kern  scheint  sich  in  der  Mitte 
der  C'/ernowitzer  Glaubensgenossen  wohl  gefühlt  zu  haben.  Er  suchte 
am  13.  üctober  bei  dem  Czcrnowitzer  Gemeindegerichte  um  die  Er- 
wirkung der  Erlaubnis  zum  Aufenthalte  und  zur  Ertheilung  von  Pri- 
vatunterricht in  der  lateinischen  und  französischen  Sprache  sowie  in 
Geographie  an.  Das  Bukowiner  Kreisamt  ertheilte  diese  Erlaubnis 
umso  bereitwilliger,  als  es  damals,  wie  es  in  der  Begründung 
heisst,  „in  diesem  uncultivierten  und  rohen  Lande"  an  Gelegenheit  zur 
Erlernung  solcher  Gegenstände  gänzlich  mangelte.  Zudem  wurde  dem 
Pastor  mitgetheilt,  dass  er  sich  durch  eine  zweckmässige  Unterrichts- 
methode uud  den  Fortgang  der  Kinder  „besonders  empfehlen  und  dem 
Kreisamte  es  zu  seiner  Pflicht  machen  werde,  sich  für  selben  hohen 
Orts  zu  verwenden."^) 

An  dem  nämlichen  Tage,  an  welchem  das  Kreisamt  diese  Ent- 
scheidung traf,  am  18.  October  1795,  überreichte  die  Czernowitzer 
evangelische  Gemeinde  bei  dieser  Stelle  ein  Gesuch,  worin  sie  bat, 
dem  Pastor  Kern  auch  die  Vornahme  „gottesdienstlicher  Verrichtungen" 
zu  gestatten.  Dieses  (iesuch  w  urde  sofort  dem  Czernowitzer  Gemeinde- 
gerichte mit  dem  Aultrag  übermittelt,  die  ihm  unterstehenden  evange- 
lischen Glaubensgenossen  im  Namen  des  Kreisamtes  zu  belehren,  dass 
der  genannte  Pastor,  „ohgleich  er  sich  über  seine  Conduite  und  auf- 
erbauliche Handlungen  mit  glaubwürdigen  Zeugnissen  ausgewiesen 
habe'\  doch  auch  noch  seine  Berechtigung  zur  Ausübung  gottesdienst- 
lieber  Verrichtungen  durch  Vorweisung  eines  Consistorialdecretes  dar- 
thun  müsse,  damit  das  Kreisamt  „das  Nöthige  erlassen**  könne  ') 

Pastor  Kern  konnte  diese  Forderung  leicht  erfüllen.  Er  war  von 
dem  Consistorium  augsb.  Confession  in  Teschen  geprüft  und  am  1 .  Oc- 
tober 1784  zum  Pfarrer  von  Reichsheim  in  Galizien  (Gerichtsbe- 
zirk Mielec)  ernannt  w  orden.*!  Diese  Stelle  hatte  er  bis  December  1  787 
inne.^)  Vom  Frühjahre  171)0  bis  zum  Frühjahre  1794  wirkte  er  in  der 
wenige  Jahre  früher,  1784,  von  dem  Grafen  von  und  zu  U  garte  ge- 
gründeten Coloniegemeinde  Ugartsthal  (Galizien,  G.-B.  Kalusz) 
und  dann  kurze  Zeit,  ungefähr  ein  Jahr,  in  der  nicht  weit  davon  ge- 
legenen Colonie    Land  ostreu.    Aus  Ugartsthal  trieb    ihn  ein   Streit 


«)  Kreisamts-Protokoll,  (l2.  September)  179f>,  Z.  5718. 

V  Ebenda,  (14    October  i795),  Z.  649i»,  und  Öemeindegerichts-Prot.  Z.  6b73. 

•)  Kr.-Prot.  (18.  Octob.  179.^)),  Z.  6r)73. 

♦)  Kern  an  d.  Buk.  Kreisamt,  Czemowitz  3.  Jänner  18u7. 

^)  Er  hat  in  Reichsheim  am  2')  October  1784  die  erste  Function  verricbiet 
und  ist  im  December  l'iS?  von  dort  fortgezogen.  (Mittheilung  d.  dortigen  Lehrers 
Georg  Sikora.)  - 


Evangelische  Pfarrgemeinde  in  Czemowitz.  ^^ 

mit  der  Gemeinde  oder  vielleicht  richtiger  mit  dem  Gemeindevorsteher 
Georg  G  e  r  1  i  p  p.  lieber  diesen  Streit  findet  sich  im  Ugartsthaler 
Matrikelbuche  nur  die  kurze  von  Kerns  erstem  Nachfolger,  dem  nach- 
maligen Senior  Friedrich  Theodor  Eismann,  herrührende  Bemer- 
kung, es  habe  „zu  dieser  Zeit",  d.  i.  im  März  1794,  „der  Ugartsthaler 
8c»hulze  Georg  Gerlipp  den  damaligen  Pastor  Herrn  Kern  das  Kirchen- 
buch nebst  allen  Kirchengeräthen  eigenmächtig  und  widerrechtlich 
abgefordert  und  ihn  „durch  verschiedene  Drohungen"  bewogen,  „Ugarts- 
thal  zu  verlassen  und  sein  Fastoiat  bis  nach  geschehener  Untersuchung 
in  Landestreu  fortzusetzen,  so  dass  die  Gemeinde  Ugartsthal  hinfort, 
Taufen  und  Trauungen  in  der  katholischen  Kirche  zu  Katusz  verrich- 
ten" Hess  •) 

Bevor  noch  Pastor  Kern  sein  Consistorialdecret  dem  Kreisamt 
unterbreiten  konnte,  war  diesem  ein  Gubernialerlass  zugekommen,  wo- 
durch es  zu  einer  gänzlich  geänderten  Haltung  gegen  jenen  gezwungen 
wurde.  Aus  dem  ihm  eingeschickten  kreisamtlichen  Gestionsprotokoll 
hatte  nämlich  das  Gubernium  von  Kern's  Aufenthalt  in  Czernowitz 
Kenntnis  erlangt  und  am  7.  October  1795  dem  Kreisamte  folgende  „Er- 
innerung" zugeschickt :  „Wenn  der  Pastor  Kern  der  nämliche  ist,  der 
kürzlich  aus  dem  Samborer  Kreise  von  der  Seelsorge  wegen  seines 
bösen  Lebenswandels  entfernt  worden  ist,  so  ist  nicht  zu  gestatten,  dass 
er  mehrere  Andachtsübungea  bei  der  Czernowitzer  akatholischen  (ge- 
meinde vornehme,  weil  er  derselben  durch  seine  schlechte  Aufführung 
und  sein  unruhiges  Betragen  eher  schädlich  als  nützlich  sein   würde". ^) 

Ob  den  Czernowitzer  evangelischen  Glaubensgenossen  diese  wider 
den  Pastor  Kern  vorgebrachten  Beschuldigungen  zur  Kenntnis  kamen, 
lässt  sich  nicht  erweisen.  Das  Bukowiner  Kreisamt  hatte  zwar  am  21. 
November  bereits  beschlossen,  dem  Czernowitzer  Gemeindegerichte  auf- 
zutragen, „dass  sich  Pastor  Kern  bis  auf  weitere  ausdrückliche  Ver- 
fügung mit  den  Verrichtungen  eines  Seelsorgers  nicht"  befasse,  hatte 
aber  die  Ausführung  dieses  Beschlusses  „wegen  der  üblen  Folgen" 
unterlassen.^}  Thatsache  ist,  dass  die  Czernowitzer  evangelische 
Gemeinde  am  26.  November  1795  an  das  Kreisamt  die  Bitte 
richtete,  „bei  der  Landesstelle/'  d.  i.  bei  dem  Gubernium,  ., einzu- 
schreiten", dass  der  Pastor  Magister  Kern  diese  Gemeinde  „zur 
Probe  auf  ein  Jahr  in  die  Seelsorge  übernehmen  dürfe".  Dieses 
Gesuch  wurde  am  26.  November  dem  Gubernium  „unterlegt",*) 
das  es  am  16.  Februar  1796  durch  Verweisung  auf  einen  Erlass  vom  5* 
desselben  Monats,  Z.  2963,  erledigte,  worin  dem  Kreisamte  aufgetragen 
wurde,  „dem  wegen  schwerer  Vergehen  abgesetzten  Ugartsthaler 
Pastor  Kern  die    Ausübung    aller    Ministerialhandlungen    bei    der    Bu« 

0    Nach  einer  Mittheilung  des  Herrn  Pfarrers  Hargesheimer  in  Ugartsthal. 

>)    Kreisamts-Prot.,  (v4.  October)  Z.  6696.  ^  ^    ^  ^  Oooalp 

»)    Ebenda.  Z.  7834  Digitzed  by^^OOglL 

*)  Ebenda.  Z.  7433. 


64 


l>oiek : 


kowiner  evangelischen  (lemeinde  scbärftens  zu  untersagen  und  genau 
darauf  zu  sehen,  dass  dieser  unruhige  Mann  bei  der  Gemeinde  keine 
Unordnungen  stifte".*) 

Durch  diese  hohen  Erlässe  Hess  sich  jedoch  die  Czernowitzer 
evangelische  (icmeinde  in  ihrer  Anhänglichkeit  an  den  von  ihr  aus- 
erkorenen Pastor  nicht  wankend  machen.  Im  Gegen theile,  sie  recurierte, 
um  ihren  Willen  durchzusetzen,  an  die  Hofkanzlei.  Obwohl  diese  kurz 
zuvor,  am  12.  März  1796,  angeordnet  hatte,  dem  „abgesetzten  Ugarts* 
thaler  Pastor  Kern  alle  Bewerbung  um  das  Czernowitzer  Pastorat 
ernstlich  zu  untersagen  und  ihn  zur  Ruhe  zu  verweisen'V)  so  verlangte 
sie  doch  am  9.  April  einen  neuen  ausführlichen  Bericht. 

Der  Bericht  des  Kreisamtes  —  er  wurde  am  I.  Juni  erstattet  — 
kann  nicht  ungünstig  für  Pastor  Kern  gelautet  haben  ;  hatte  dieser 
doch  erst  einen  Monat  früher  dadurch^  dass  er  sich  in  Zaleszczyk 
einer  Prüfung  „in  Ansehung  der  neuen  Lehrart''  unterzog,  einen  neuen 
Beweis  seines  regen  Fleisses  und  seiner  Verwendbarkeit  gegeben.  Doch 
der  Bescheid  entsprach  den  Hoffnungen  der  Gemeinde  nicht.  Mit  dem 
Gubernialerlasse  vom  5.  August  1796,  Z.  2084  ,  wurde  nämlich  das  Kreisamt 
verständigt,  dass  wegen  Anstellung  des  Pastors  Kern  so  lang  kein 
Antrag  gemacht  werden  könne,  als  er  nicht  durch  langanhaltenden 
Fleiss  und  untadelhafte  Aufführung  überzeugende  Proben  seiner  Bes- 
serung gegeben  haben  werde''.^) 

Es  dauerte  nicht  lange,  und  die  Czernowitzer  Protestanten  baten 
neuerdings  um  die  Erlaubnis  zur  Anstellung  des  Pastors  Kern.  Dieses 
Gesuch  wurde  von  dem  Gubernium  mit  Erlass  vom  21.  October  1796, 
Z.  28165,  dem  Kreisamte  zur  Berichterstattung   vorgelegt. 

Der  Bericht  —  er  ist  vom  3.  November  1796  datiert  und  trägt 
die  Zahl  6750  —  lautet  so  günstig  für  die  Gemeinde  und  den  Pfarrer, 
dass  ihm  in  erster  Linie  der  Erfolg  des  Gesuches  beizumessen  ist.  Die 
Czernowitzer  Gemeinde,  heisst  es  darin,  suche  nun  bereits  zum 
drittenmale  um  einen  Pastor  und  insbesondere  um  den  Pastor  Kern 
an.  Sie  bestehe,  da  auch  die  Röscher,  Sadagurer  und  Bojaner  prote- 
stantischen Einwohner  dazu  gehörten,  sicherlich  aus  100,  wenn  nicht 
mehr,  Familien  und  zähle  folglich  bei  400  Seelen.  Sie  habe  schon  vor 
Kern's  Ankunft  die  Nothwendigkeit  eines  eigenen  Pastors  eingesehen 
und  sich  daher  zu  einem  nicht  unbedeutenden  Beitrag  für  einen  Pre- 
diger und  zwar  selbst  für  den  dermaligen  Milleschoutzer  Pastor  Schwarz, 
jedoch  nur  für  den  Fall  erklärt,  dass  man  ihn  in  ihrer  Mitte,  das  ist 
in  Czernowitz,  anstelle.  Da  nun  dieser  Pastor  in  Milleschoutz,  8  Meilen 
von  Czernowitz  entfernt,  wohnhaft  sei  und  somit  auf  den  Beitrag  der 
Czernowitzer  Gemeinde   keinen    Anspruch    machen    könne    und   auch 

•)   Ebenda.  (23.  Febraar)  1796,  Z.  1077. 

«)  Gubernium  an  d.  Kreisamt,  8.  April  1796,  Z.  9278.  (Kr.-ProJL  SO.  Anril  1796 
Z.  2605.)  (^n,niri\{> 

')   Kr.-Prot,  13.  August  1796,  Z.  5153.  Digitized  by^^OO^lL 


Evangelische  t^farrgemeinde  in  Czemowitz.  ^ 

nicht  mache,  so  sei  diese  Gemeinde  zur  Aufnahme  des  soeben  dienst 
losen  Pastors  Kern  genöthigt,  umsomehr,  als  sie  seiner  für  sich, 
insbesondere  aber  zur  Unterweisung  ihrer  Kinder  „im  Gottes- 
dienste'^ täglich,  ja  stündlich  bedürte.  Durch  diese  Anstellung 
eines  eigenen  Predigers  in  Czemowitz  werde  der  Ansiedlungspastor 
Schwarz  in  seinem  Gehalte  nfcht  geschädigt,  der  Czernowitzer  evan- 
gelischen Gemeinde  aber  erwachse  daraus  noch  die  Wohlthat,  dass  sie 
die  Reisekosten  eines  entfernten  Pastors  erspare  und  die  ihr  nöthigen 
gottesdienstlichen  Verrichtungen  jederzeit  erhalten  könne.  Schliesslich 
stellt  das  Kreisamt  dem  Pastor  Kern  „für  die  einjährige  hierortige 
Aufenthaltszeit'^  nicht  nur  im  allgemeinen  das  beste  Zeugnis  aus,  son- 
dern hebt  noch  insbesondere  hervor,  dass  er  sich  „zum  allgemeinen 
Besten  mit  der  Unterweisung  der  Jugend  in  den  ersten  Gründen  der 
lateinischen  Sprache  zur  Zufriedenheit  des  Publicums''  abgebe,  „über- 
haupt aber  bis  nunzu  nicht  die  mindeste  arge  Seite  habe  blicken 
lassen/' 

Es  verstrich  jedoch  noch  ein  volles  Vierteljahr,  bis  der  Bescheid  auf 
das  so  befürwortete  Gesuch  herabgelangte.  Es  ist  diej  der  Gubernialerlass 
vom  20.  Jänner  1797,  Z.  1^64.  Er  lautet :  Se.  Majestät  habe  der  Bitte 
der  Czernowitzer  akatholischen  Gemeinde  zu  willfahren  geruht  und 
gestattet,  „dass  sie  den  Pastor  Kern  als  ihren  Pastor  aufnehmen  könne/* 
Hievon  wurde  die  Gemeinde  mit  dem  Erlasse  vom  3.  Februar  1797 
Z.  572,  vom  Kreisamte  verständigt. 

So  war  endlich  nach  langem  und  schwerem  Kampfe  der  sehn- 
lichste Wunsch  der  Czernowitzer  evangelischen  Glaubensgenossen 
erfüllt :  sie  hatten  ihren  eigenen  Pfarrer.  Das  Jahr  1797  ist  also,  wenn 
auch  nicht  das  Geh  urtsjahr  der  Czernowitzer  evange- 
lischen Gemeinde  überhaupt;  so  doch  das  der  Czerno- 
witzer evangelischen  Pfarrgemeinde. 

Der  jungen  Gemeinde  drohte  jedoch  sehr  bald  eine  ernstliche 
Gefahr.  Obwohl  sie  dem  Pastor  nur  einen  jährlichen  Gehalt  von 
120  fl.  zugesichert  hatte,  konnte  sie  ihm  auch  diesen  nicht  bezahlen^ 
weil  viele  Mitglieder  die  Kirch^nbeiträge  schuldig  blieben.  Im  October 
1791)  musste  der  Pastor  sogar  die  Hilfe  des  Kreisamtes  in  Anspruch 
nehmen.  Uebrigens  reichten  die  Kirchenbeiträge,  wenn  sie  auch  rich- 
tig und  zur  Zeit  eingiengen,  nicht  immer  zur  Deckung  der  Auslagen 
hin.  So  stand  in  dem  Voranschlage  für  das  Jahr  1806  dem  Bedarf  von 
26G  fl.  die  Einnahme  von  252  fl.  gogenüber.  Die  Auslagen  waren  : 

Gehalt  des  Pastors 120  11. 

Zins  für  die  Pastorswohnung  und  das  Bethaus 60  „ 

Kirchendienerlohn 48  „ 

für  Wachslichter  „in  der  Kirche" 10  „ 

„    Hostien  und  Wein  zur  Communion" 8  „ 

„verschiedene"  Auslagen Di5itiz-ed6yGiÄ^Ie 

Zusammen  .  256  u. 


66 


Polek : 


Der  Bestand  des  Pastorates  war    demnach    noch    nicht    gesichert. 
Vor  allem    musste   der  CJehaH    des    Pastors  erhöht    und    sichergestellt 
werden.  Aus  diesem  Grunde  hatte   das    Consistorium    schon    im    April 
1805  um  einen  Beitrag    aus    dem    Staatsschatze    angesucht.    Die    Hof- 
kanzlei  gab  am  6.  März  1806  der  Bitte    Folge.    Mit    Superintendential- 
decret  vom  l.  December  18(6   wurde    das    Seniorat    und    von    diesem 
dann  mit  Decret  vom  24.  Jänner  1807  die    evangelische    Gemeinde    in 
C/ernowitz   verständigt,    dass    Seine    Majestät    mit    allerhöchster    Ent- 
schliessung  vom  30.  Jänner  18(  6  einen    Beitrag  von    150    fl.    zum    Pa- 
storsgehalte bewilligt  habe.  Gleichzeitig  wurde  die  Gemeinde  aufgefordert, 
diesen  Gehalt  aut  300fl.  zu  ergänzen    Diesem  Belehlo  kam  die  Gemeinde 
zwar    erst  im  Jahre  1808  nach,    repartierte    aber    auch     zugleich    den 
dem  Pfarrer  vom  1.  December  1806  ab  gebührenden  Nachtrag. 

Die  Czernowitzer  evangrlische  Pfarrgemeinde  wurde  bei  ihrer 
Gründung  der  östlichen,  aus  den  Provinzen  Mähren,  Schlesien  und 
Galizien  gebildeten,  im  Jahre  ]So4  aber  der  damals  neugeschalTenen 
galizischen  Superintendenz  und  innerhalb  dieser  (seit  1811)  dem  östlichen 
Seniorate,  das  heute  auch  über  die  Gemeinden  Jakobeny,  Illischestie, 
Hadautz,  Ugartsthal  und  Zaieszczyki  die  Aufsicht  führt,  unterstellt. 

Auch  Pastor  Kern  bekleidete,  wenn  auch  nur  kurze  Zeit  die  Stelle 
eines  Seniors.  Er  wurde  nämlich,  und  zwar  „rücksichtlich  seiner  langen 
Dienstjahre  und  guten  Verwendung'*  bei  der  Czernowitzer  Gemeinde, 
mittelst  Hofdecrets  vom  12  December  1811,  Z  18238,  zum  Senior  er- 
nannt und  starb  als  solcher,  71  Jahre  alt,  am  25.  März  1814. 

Da  die  Gemeinde  im  Jahre  1814  grosse  Auslagen  zu  bestreiten 
hatte,  zögerte  sie  lange  mit  der  Berufung  eines  neuen  Pfarrers.  Es 
geschah  dies  erst  im  April  1816  Gewählt  wurde  Johann  S  z  u  t  o  r, 
erster  Lehrer  an  der  evangelischen  Schule  zu  Mathejocz  in  der 
Zips.  Er  wurde  am  1.  September  ordiniert,  starb  aber  schon  am  11. 
November  1817.  Ihm  folgten  Ernst  Karl  N  e  u  p  e  r  (1818— 1820),  Johann 
Christian  Peters  (18'2J — 1845)  und  Johann  J  e  n  k  n  e  r. 

Letzterer  war  zu  Bielitz  im  Jahre  1811  geboren,  hatte  in  Teschen, 
Pressburg  und  Wien  studiert  und  als  Pastor  zu  Dornbach  in  Kärnten, 
dann  als  Rector  und  Katechet  in  Biala  und  zulezt  als  Pfarrer  zu  Dorn- 
feld in  Galizien  gewirkt.  Er  trat  am  28.  December  1846  in  Czernowitz 
ein  und  übernahm  hier  am  i.  Jänner  1847  die  Amtsgeschäfte.  Mit  die- 
sem Tage  beginnt  eine  neue  Aera  für  die  Czernowitzer  evangelische  Ge- 
meinde. Jenkner  hat  nicht  nur  im  Verein  mit  dem  Kirchen  Vorsteher 
und  Curator  der  Gemeinde  Apotheker  Wilholm  von  Alth  für  seine 
Glaubensgenossen  segensreich  gewirkt,  sondern  hat  es  auch  verst^anden, 
sich  die  Achtung  und  Liebe  der  Angehörigen  der  andern  (Don- 
fessionen des  Landes  zu  erwerben.  Er  starb  als  Senior  —  zu  dieser 
Würde  war  er  schon  im  Jahre  1868  gelangt  --   am  1.  October   1S76. 

Nach  Jenkner's  Tode  administrirte  der  Candidat  der  Theologie 
Peter    Ilodel    eine    Zeitlang    die  Gemeinde.     Am  9.  September     1877 


Evangelische  Pfarrgemeinde  in  Czernowitz  "• 

wählte  diese  den  Pfarrer  zu  Deiitsch-Hudak  in  Siebenbürgen  Wilhelnn 
B  u  d  a  k  e  r  zu  ihrem  Pfarrer,  der  auch  mit  Decret  vom  27.  Februar 
1878,  Z.  460,  von  dorn  k.  k.  Oberkirc-henrath  A.  C.  bestätigt  wurde, 
aber  wegen  eines  gefährlichen  Brustübol  auf  die  Stelle  verzichtete,  be- 
vor er  sie  noch  angetreten  hatte.  Bei  der  am  25.  August  1878  erfolgten 
Neuwahl  vereinigten  sich  alle  Stimmen  auf  den  Director  der  höheren 
Töchterschule  zu  Mediasch  in  Siebenbürgen  Josef  F  r  o  n  i  u  s.  Dieser 
traf  am  9.  April  1879  in  Czernowitz  ein  und  trat  an  dem  darauffolgen- 
den Tage  sein  Amt  an 

Pfarrer  Fionius  ist  am  18.  März  1841  zu  Abtsdorf  in  Siebenbürgen 
geboren.  Er  hat  in  Wien  studiert  und  hat  ausser  der  theologischen 
Prüfung  auch  die  Lehramtsprülung  aus  Geographie  und  Geschichte  ab- 
gelegt. Seit  zwei  Jahren  versieht  er  auch  das  Amt  des  Seniors. 

Gleich  den  Pfarrern  haben  auch  die  Kirchenvorsteher  und  Gura- 
toren  das  Wohl  und  Gedeihen  der  Gemeinde  sehr  gefördert. 

Als  erster  Kirchenvorsteher  wurde  bereits  Friedrich  Rinne 
genannt.^)  Ihm  stand,  vielleicht  seit  1794,  Heinrich  Krieger  zur  Seite. 
Diese  beiden  Männer  haben  das  Czernowitzer  Pastorat  begründet. 

Zu  Anfang  des  Jahrhunderts,  von  1804  bis  i809,  leitete  Philipp 
Engel  und  von  1809  bis  1822  Martin  Paul  Suchanek,  erstcrer  mit 
Georg  Russwurm  und  Jacob  Döbbel,  lelzterermit  Heinrich  Engel,  Adam 
Scholz  uud  Peter  Eckhardt  die  Gemeinde.  Ihnen  folgte  im  Jahre  18;5  3 
Philipp  Engel,  ein  Sohn  des  schon  genannten  Kirchenvorstehers 
gleichen  Namens,  anfangs  mit  Georg  Fischer  uud  Georg  Hack,  dann 
(seit  1829)  mit  Martin  Hack  und  Traugott  Suchanek  und  zuletzt  mit 
Martin  Hack  und  Karl  Gretz. 

Philipp  Engel  lebte  in  fast  ununterbrochenem  Kriege  mit  dem 
Pfarrer  Peters  und  kam  auch  mit  dem  allgemein  beliebten  Pfarrer 
Jenkner  nicht  aus  Zuletzt  entzweite  er  sich  auch  mit  der  Gemeinde. 
Er  wurde  darum  am  2.  Mai  1852  abgesetzt.  Bei  der  Neuwahl  erhielt 
der  Apotheker  Wilhelm  v.  Alth  die  meisten  Stimmen.  Mit  ihm  wurden, 
da  Hack  und  Gretz  aus  freien  Stücken  zurückgetreten  waren,  Daniel 
Stromp  und  Friedrich  Hack  gewählt,  d<^nen  nach  kurzer  Zeit  Heinrich 
Sause  und  Georg  Strobel  folgten. 

Alth  hatte  schon  vor  seinem  Eintritt  in  den  Kirchenvorstand  für 
die  Czernowitzer  evangelische  Gemeinde  mit  Erfolg  gewirkt;  ist  es 
doch  ihm  in  erster  Linie  zuzuschreiben,  dass  in  den  vierziger  Jahren 
der  Bau  einer  neuen  Kirche  zustande  kam.  Als  Kirchenvorstehor  hat  er 
die  EntWickelung  der  Gemeinde  in  jeder  Hinsicht  sehr  gefördert.  Hier 
sei  nur  eines  seiner  Werke,  die  Errichtung  der  evangelischen  Schule, 
hervorgehoben.    Und  die  Gemeinde  wusste  Alth's  aufopfernde  Thäligkeit 


^)    Rmne    starb  nach    einer   mehr  als  vierzigjährigen    ,, ausgezeichneten,    ruhm- 
-würdigen  und    rastlosthäthigen   Dienstleistung   als    Secretir    und    Kanzleidirector**  am 
24.  Jänner  lS23  (Bericht  des  gr.-or.  Consistoriums  and.  Bukowin -Kreisarat,  Czernowitz^ 
am  1.  Februar  1828,  Z.  73.) 


ßÖ  l>olek : 

ZU  schätzen.  Als  sie  sich  im  Juni  1841  zufolge  der  Verordnung  des  k.  k. 
Staatsministeriums  vom  9.  April  1861,  durch  welche  die  innere  Ver- 
fassung der  evangelischen  Kirche  heider  Bekenntnisse  gemäss  des  kai- 
serlichen Patentes  vom  8.  April  desselben  Jahres  geregelt  wurde,  neu 
constituierte,  wählte  sie  ihn  zum  Curator.  Diese  Ehrenstelle  hatte  er 
durch  mehr  als  ein  Decennium  inne.  Er  legte  sie  wegen  vielseitiger 
anderer  Obliegenheilen  —  er  war  Sparcassadirector  und  Handelskammer- 
präsident —  im  Mai  1872  zum  Bedauern  der  Gemeinde  nieder.  Glück- 
licherweise war  sein  Nachfolger,  Johann  R  u  m  p,  nicht  minder  tüchtig. 
Als  Schulmann  liess  dieser  seine  ganz  besondere  Fürsorge  der  evange- 
lischen Schule  angedeihon.  Rump  stand  bis  1883  an  der  Spitze  der 
Gemeinde.  Ihm  folgte  Wilhelm  v.  Alth's  Sohn,  der  Apotheker  und  Uni- 
versitätsdocent  Camillo  v.  Alth,  und  nach  dessen  im  Februar  189t) 
erfolgten  Tode  der  Buchhalter  (jetzt  Rechnungsrath)  der  Bukowiner 
Sparcassa  Jacob  Mayer. 

Es  wurde  bereits  erwähnt,  dass  die  Czernowitzer  evangelische 
Gemeinde  schon  im  Jahre  1794  an  den  Bau  einer  Kirche  sammt  der 
Pastorswohnung  dachte.  Dieses  Gebäude  sollte  auf  dem  Platze  stehen, 
wo  später  das  Lyceal-  (heute  Gymnasial-)  Gebäude  errichtet  wurde.  Es 
musste  jedoch  auch  nach  der  Begründung  des  Pastorats  noch  ziemlich 
lange  ein  Privathaus  als  Kirche  und  Pastorswohnung  dienen.  Im  An- 
fang dieses  Jahrhunderts  hatte  die  Gemeinde  das  sogenannte  Mustatza- 
sche Haus  im  Judenviertel  dazu  gemiethet.  Dieses  Haus  bestand  aus 
einer  Stube  und  einer  Kammer,  an  die  ein  aus  Ruthen  geflochtener 
und  mit  Lehm  verputzter  Schoppen  stiess.  Letzterer  wurde  als  Bet- 
haus verwendet,  während  Stube  und  Kammer  dem  Pastor  als  Wohnung 
dienten.*) 

Um  endlich  in  den  Besitz  einer  entsprechenderen  Stätte  für  den  Got- 
tesdienst und  einer  besseren  Wohnung  lür  den  Pastor  zu  gelangen,  suchte 
die  Czernowitzer  evangelische  Gemeinde  im  September  des  Jahres 
1804  bei  dem  Gubernium  um  die  Erlaubnis  zur  Sammlung  milder  Ga- 
ben und  bei  dem  Czernowitzer  Gemeindegerichte  um  die  unentgelt- 
liche Ueberlassung  eines  Baugrundes  an.  Die  Sammlung,  mithin  auch 
der  Hau,  wurde  mit  Hofdecret  vom  26.  Mai  1805  (Gubernialverordnung 
vom  21.  Juni  1805,  Z.  24589)  gestattet  Dagegen  gab  das  Gemeinde- 
gericht der  Bitte  keine  Folge.  Es  könne,  erklärte  es,  nach  einer  aller- 
höchsten Vorschrift  keine  Gründe  mehr  verkaufen  noch  verschenken, 
sondern  nur  verpachten.  Die  Kirchengemeinde  war  zu  arm,  um  einen 
Haugrund  käuflich  zu  erwerben.  Dazu  entsprach  auch  das  Ergebnis 
der  Sammlung  —  bis  1808  giengen  1744  fl.  ein  —  der  Erwartung 
nicht.  So  musste  der  Bau  vorläufig  unterbleiben.  Doch  ganz  erfolglos  waren 
die  Bemühungen  der  Gemeinde  nicht  gewesen.  Durch  die  Vermittelungdes 
damaligen  Kirchenvorstehers  Martin  Paul  Suchanek  erwarb  sie  nämlich 

\  „Denkbuch'*  der  Czernowitzer  ev.  Gemeinde.  S.  5Digitized  by  VriOOQlC 


Evangelische  Pfarrgemeinde  in  Czemowdtz. 


69 


am  24.  Februar  1809  eine  zum  Bethause  und  zur  Pastorswohnung  halb- 
wegs geeignete  Realität  (das  nachmalige,  heute  nicht  mehr  existie- 
rende Wiid'sche  Bräuhaus)  in  der  heutigen  Veteranengasse.  Die  ge- 
sammelte Summe  reichte  hin,  um  wenigstens  einen  Theil  des  Kauf- 
sehillings  zu  begleichen. M 

Leider  stellte  es  sich  bald  heraus,  dass  das  neue  Heim  nicht 
ganz  seinem  Zweck  entsprach.  Es  stand  nicht  nur  in  einem  entlegenen 
Theil  der  Stadt,  sondern  war  auch  zur  Abhaltung  des  Gottesdienstes 
viel  zu  klein.  Darum  iicitierten,  als  im  Juni  181.4  die  alte  römisch- 
katholische Holzkirche  versteigei  t  wurde,  die  Vorsteher  der  evangelischen 
Gemeinde  gleichfalls  mit.  Sie  erstanden  das  ganze  Material  um  den 
Preis  von  140  fl.  W.  W,  und  schritten,  sobald  der  Kauf  vom  Gubernium 
genehmigt  war  —  dies  geschah  mittelst  Vorordnung  vom  8.  Juli  1814, 
Z.  23305  —  bei  dem  Grmeindegerichte  um  Ueberlassung  eines  zur  Auf- 
stellung der  Kirche  geeigneten  Platzes  ein.  Das  Gemeindegericht  bot 
einen  bei  den  städtischen  Ziegeleien  (zwischen  der  Alth-  und  der  Uni- 
versitätsgasse), „also  fast  ausserhalb  der  Stadt'^  gelegenen  Grund  im 
Ausmasse  von  630  Quadratklattern  an,  forderte  jßdoch  mit  Rücksicht 
auf  den  Umstand,  dass  dieser  Grund  auf  945  fl.  (die  Quadratklafter 
auf  l7a  fl)  geschätzt  war,  dafür  einen  jährlichen  Zins  von  47  11. 
Diesmal  warfen  die  evangelischen  Kirchenvorsteher  nicht  gleich  die 
Flinte  in  das  Korn.  Im  Gegentheile,  sie  wandten  sich  an  das  Kreis- 
amt mit  der  Bitte,  die  unentgeltliche  Abtretung  des  ihnen  von  der 
Stadtgemeinde  angebotenen  Platzes  bei  der  Landesstelle  zu  erwirken  ^) 
Und  ihre  Bitte  fand  Gehör.  Mit  Hofkanzleidecret  vom  8.  Juni  lB\o  und 
Gubernialverordnung  vom  7.  Juli  1815,  Z.  ä5230,  ist  die  Ueberlassung 
jenes  ,.öden"  Grundes  an  die  evangelische  Gemeinde  „zur  Erbauung 
ihres  Bethauses  nebst  der  Pastoratswohnung  ohne  Entrichtung  eines 
Zinses  hiefür,  jedoch  gegen  dem  bewilligt'^  worden,  dass  in  der 
hierüber  zu  errichtenden  Urkunde  der  Stadt  Czernowitz  für  den  Fall, 
als  dieser  Grund  von  dem  Bethause  wieder  geräumt  werden  sollte, 
das  Grundeigenthum  vorbehalten  werde.  Das  ist  auch  thatsächlich  in 
dem  Vertrag  vom  15.  Juli  1817  geschehen.^) 

Die  Aufstellung  der  alten  Kirche  wurde  noch  im  Jahre  1814  in 
AngrifT  genommen,  und  Ende  November  1815  war  die  Kirche  soweit 
fertig,  dass  man  an  ihre  Eröffnung  denken  konnte.  Erwähnenswert 
dürfte  sein,  dass  der  Gemeinde  nicht  gestattet  wurde,  das  Thürmchen 
in  seiner  früheren  Form  und  Grösse  beizubehalten  ;  es  musste  bis  auf 
6  Schuh  verkürzt  und  abgerundet  werden.*) 

Da  nunmehr  die  Kirche  in  einem  anderen  Stadttheile  als  die  Pastors- 


')  Hierüber  wie  auch  über  das  Folgende  vgl.  auch  meine  Schrift :  Der  Pro- 
testantismus in  der  Bukowina.  S.  91  ü. 

')  Ev.  Gemeinde  an  d.  Kreisamt,  27.  August  1814. 

*)  Zufolge  dieses  Vertrages  sind  der  evangel.  Gemeinde  672  Q  Kl.  in  Besitz 
and  Nutzungseigt;nthum  übergeben  worden. 

«)  Kreisamtyerordnung.  5.  November  1814,  Z.  10937,  • 

'  ^  Digitizedby^ 


/Google 


70  tolek: 

Wohnung  stand,  so  war  jetzt  auch  in  Bezug  auf  letztere  eine  Aenderung 
nöthig.  Darum  verkaufte  die  evangelische  Gemeinde  das  alte  Bethaus, 
zahlte  die  darauf  noch  haltenden  Schulden  ab  und  kaufte  von  dem  Reste 
am  27.  September  1816  um  den  Betrag  von  2750  fl.  eine  an  den  Kir- 
chengrund anstossende  alte  Lehmhütte,  in  der  Absicht,  an  Stelle  dieser 
Hütte,  die  vorläufig  dem  neuen  Pastor  (özutor)  als  Wohnung  dienen 
musste,  im  kommenden  Jahre  ein  Pfarrhaus  aus  hartem  Materiale  zu 
erbauen.  In  der  That  nahm  man  im  Mai  1817  diesen  Bau  in  Angriff. 
Ende  August  war  das  Gebäude  zur  Hälfte  aufgeführt.  Es  war  aber  auch 
die  Gemeinde  mit  Schulden  stark  belastet.  Um  den  Bau  fortsetzen  7u 
können,  war  sie  genöthigt,  „die  Glaubensgenossen  sowohl  augsburgischen 
als  helvetischen  Bekenntnisses  im  ganzen  Umfange  der  österreichischen 
Monarchie  um  Unterstützung  anzunehen'^*) 

Aber  nur  zwei  Jalirzehnto  war  die  (iemeinde  in  Hinsicht  auf  Kirche 
und  Pfarrhaus  frei  von  Sorge.  Zu  Beginn  der  vierziger  Jahre  dagegen 
waren  nicht  nur  die  Wände  der  Kirche  morsch,  sondern  diese  bedurfte 
auch  eines  neuen  Daches.  Ja,  es  entsprach  überhaupt  die  Kirche  nicht 
mehr  den  Bedürfnissen  der  unterdessen  auf  1000  Seelen  angewachsenen 
Gemeinde.  Dazu  kam  noch  ein  Zerwürfnis  mit  dem  Pfarrer  (Peters), 
das  allenthalben  Indifl'erentismus  zeitigte.  In  dieser  Noth  war  es  der 
Apotheker  Wilhelm  von  A 1 1  h,  der,  obwohl  er  damals  noch  nicht 
Mitglied  des  Kirchenausschusses  war,  mit  mächtiger  Hand  in  das 
Geschick  der  in  ihrem  Bestände  gefährdeten  Gemeinde  eingriff  und  ihm 
wieder  die  Richtung  zum  Besseren  gab. 

Alth  stellte  am  6.  August  lfc43  den  Antrag,  dass  man  eine  neue 
Kirche  baue  und  eine  eigene  evangelische  Schule  in  Czernowitz  errichte. 
Die  zweite  Hälfte  des  Antrages  fand  vorläufig  noch  wenig  Beifall,  die 
erste  aber  wurde  sogleich  gebilligt  und  zum  Beschluss  erhoben.  Es  wurde 
auch  sofort  ein  besonderer  Kirchenbau-Ausschuss,  mit  dem  Antragsteller 
an  der  Spitze,  gewählt  und  die  Subscription  von  Beiträgen  zum  Kirchenbau 
eröffnet  Gleich  am  ersten  Tage  (6.  August)  wurden  in  Czernowitz-  allein 
etwa  1450  ff.  C.  M.,  darunter  von  Wilhelm  v.  Alth  200  fl.  und  eben- 
soviel von  dem  Kirchenvorsteher  Philipp  Engel,  gezeichnet.  Selbstver- 
ständlich wurde  auch  jetzt  wieder  um  die  Erlaubnis  zur  Einleitung 
einer  Sammlung  milder  Gaben  angesucht.  Diese  Erlaubnis  wurde  mit 
Hofdecret  vom  22.  Auguöt  1844(Intimat  d.  Kreisamtes  vom  26.  October  1B44) 
gewährt.  Und  es  liefen  aus  allen  Ländern  reiche  Spenden  ein.  Der 
Central  vorstand  der  Gustav  Adolf-Stiftung  übersandte  den  namhalten 
Betrag  von  1168fl.  24  kr.  Selbst  Andersgläubige  kargten  mit  Beiträgen 
nicht.  Es  seien  nur  einige  Bukowiner  Spender  hier  genannt :  Jakob 
V.  Petrowicz  (HO  fl.),  Vincenz  Manz  v.  Mariensee  (100  fl ),  Georg 
V.  Wassilko  (100  fl.),  das  hoch  würdige  griechisch-orientalische  Consistoriuro 
in  Czernowitz  i94  fl.  23  kr.),  Frau  Anna  v.  Romaszkan  (50  fl ),  Michael 


')  Peri.ht  der  ev.  Gemeinde  an  d.  Consistoriiun,  14,  September>l^lJ 

Digitized  by ' 


Evangelische  Pfarrgemeinde  in  Czemowitz.  '^ 

V.  Romaszkan    (50    tl  f,    Dr.    Zachar  (30  fl.),    Dr.  Heinrich  Atlas    (25  H.), 
Salomon  Brunstein  (25  fl). 

Am  31.  December  1843  betrug  der  Kirchenbaufond  schon 
4481  n.  40V2  kr.;  Ende  1844  war  er  auf  509.  H  12  kr.,  Ende  1846  auf 
6644  fl.  59  kr.  und  Ende  1847  aut  9679  fl.  35 ^|2  kr.  angewachsen. 

Zu  Anfang  des  Jahres  1847  war  auch  der  Bauplatz  schon  gesichert. 
Der  Magistrat  der  Stadt  Czemowitz  hatte  nämlich  am  20.  Juni  18  i6 
der  evangelischen  Gemeinde  eine  westwärts  von  dem  alten  Bethause 
gelegene  städtische  Bauparcelle  im  Flächenmasse  von  200  Quadratklaf- 
tern zinsfrei  überlassen  und  diese  Schenkung  war  von  der  vereinigten 
Hofkanzlei  am  4.  December  1846  (Intimat  des  Guberniums  vom  28.  De- 
cember 1846,  Z.  749 1 2,  und  des  Kreisamtes  vom  2.  Februar  1847,  Z.  1228) 
genehmigt  worden. 

Der  Bau  wurde  am  14.  September  1847  begonnen  Er  dauerte 
zwei  volle  Jahre.  Da  man  auch  ein  neues  Pfarrhaus  und  zwar  da,  wo 
die  alte  Kirche  stand,  erbauen  wollte,  wurde  diese  Kirche  noch  vor 
Vollendung  der  neuen  abgebrochen.  Die  letzte  Andacht  ist  darin  am 
4.  Juli  1849  abgehalten  worden.  Nach  dieser  Zeit  fand  der  Gottesdienst 
zu  Rosch  im  Hause  des  Zimmermeisters  Michael  St  r  o  be  1  statt.  Die  neue 
Kirche  wurde  am  30.  September  1849  von  dem  Superintendenten  Adolf 
Theodor  Haase  in  Gegenwart  „unzähliger  Stadtbewohner  aller  Be- 
kenntnisse^' eröfl'net. 

Da  die  Hofkanzlei  schon  mit  Decret  vom  13.  Juni  1844,  Z.  17808, 
der  Czernowitzer  evangelischen  Gemeinde  das  Geläute- bewilligt  hat,  so 
ist  die  neue  Kirche  auch  mit  einem  Glockenthurm  versehen. 

Die  Mittel  zum  Pfarrhausbau  wurden  durch  den  Verkauf  des  alten 
Pfarrhauses  gewonnen. 

Die  Kosten  der  Kirche  und  des  Pfarrhauses  beliefen  sich  zusammen 
auf  14.082  fl.  I673  kr  C  M.  Davon  waren  zu  Anfang  des  Jahres  l-'öO 
noch  1046  fl.  unbedeckt. 

Wie  oben  erwähnt  wurde,  hat  Wilhelm  v.  A  Ith  im  August  1843 
mit  dem  Antrag  auf  Erbauung  einer  Kirche  zugleich  auch  den  Antrag  auf 
Errichtung  einer  eigenen  Schule  in  Czernowitz  gestellt.  Dieser  Antrag 
stiess  damals  auf  den  Widerstand  der  evangelischen  Glaubensgenossen 
der  Vorstadt  Rosch.  Zwar  strebten  auch  diese,  und  zwar  schon  seit 
nahezu  drei  Jahrzehnten  die  Errichtung  einer  solchen  Schule  an  ;  allein 
sie  wünschten,  dass  Rosch  ihr  Standort  sei.  Alth's  Bemühungen  gelang 
es  endlich  die  Röscher  Protestanten  umzustimmen.  So  kam  am  7.  März  1847 
der  Beschluss  zustande,  in  Czernowitz  eine  Trivialschule  mit  vorläufig 
2  Classen  unter  einem  Lehrer  zu  errichten.  Zehn  Tage  später,  am 
17.  März  1847,  suchte  der  Kirchen  vorstand  um  die  diesbezügliche 
Bewilligung  bei  dem  Kreisamte  an.  Es  seien  zwar,  sagt  er  in  seinem 
Gesuche,  in  der  Stadt  Czernowitz  sowie  in  dem  Orte  Rosch  allgemeine 
Trivialschulen  vorhanden,  in  denen  auch  die  schulpflichtige  Jugend  der 
evangelischen  Gemeinde    Aufnahme  finde.    Dadurch    werde   aber>  dieser 

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72 


Polek: 


Jugend  zerstreut,  so  dass  es  schwer  sei,  die  Ueberzeugung  zu  gewinnen, 
ob  auch  jedes  schulpflichtige  Kind  der  Gemeinde  an  der  Wohlthat  des 
Unterrichtes  theilnehme;  dagegen  solle  die  zu  errichtende  Trivialschule 
die  schulpflichtige  Jugend  der  ganzen  Czernowitzer  evangelischen 
Gemeinde  vereinigen  und  die  Aufsicht  darüber  erleichtern,  ja  eigentlich 
erst  möglich  machen.  Bisher  habe  nur  der  in  Rosch  wohnhafte  Theil 
dieser  Gemeinde  eine  eigene  Trivialschule  errichten  wollen  ;  doch  sei 
dieses  Vorhaben  für  ihn  allein  viel  zu  schwer.  Dazu  würde  mit  der 
jetzt  beabsichtigten  Schulerrichtung  der  ganzen  Gemeinde  geholfen 
werden.  Die  Gemeinde  wolle  übrigens,  heisst  es  in  dem  Gesuche 
weiter,  so  schwer  ihr  dies  auch  falle,  aus  eigenen  Mitteln  die  Schule 
bauen  und  den  Lehrer  besolden ;  sie  würde  nur  den  Czernowitzer 
Magistrat  nach  §  378  der  politischen  Schulverfassung  um  einen  Baugrund 
für  das  Schulhaus  und  nach  §  391  dieser  Schulverfassung  um  das 
Schulholz  bitten. 

Dieses  Gesuch  wurde  erst  nach  Verlauf  von  drei  Jahren  und  zwar 
in  günstigem  Sinne  erledigt,  indem  das  mittlerweile  ins  Leben  getretene 
k.  k.  Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  mit  Erlass  vom  17.  Mai  1850, 
Z.  4020,  die  Erichtung  der  Schule  gestattete.  Wenige  Tage  vorher,  mit 
dem  Erlasse  vom  6.  Mai  1850,  Z.  2805,  hatte  die  Bukowiner  provisorische 
Landesregierung  der  Abtretung  eines  Schulgrundes  seitens  des  Czer- 
nowitzer Magistrates  zugestimmt. 

Unterdessen  war  jedoch  innerhalb  der  evangelischen  Gemeinde  der 
Eifer  für  die  gute  Sache  nahezu  erkaltet.  Um  ihn  wieder  anzufachen, 
bedurfte  es  der  ganzen  Thatkraft  A  1 1  h>.  Dieser  setzte  nach  seinem 
Eintritte  in  den  Kirchenvorstand  (1852)  alle  Hebel  in  Bewegung,  um 
die  der  Errichtung  der  Schule  entgegenstehenden  Hindernisse  zu 
beseitigen.  Auf  seinen  Vorschlag  fasste  der  Gemeindeausschuss  am 
19.  December  1852  den  Beschluss,  die  Zinsen  aus  dem  der  evangeliechen 
Gemeinde  von  dem  Schlossermeister  Karl  Merkel  gewidmeten  Legate 
im  Betrage  von  200  fl.  C.  M.  zur  Dotierung  der  Schule  zu  verwenden. 
Dem  Eingreifen  Alth's  ist  es  auch  zuzuschreiben,  dass  endlieh  am 
19.  Jänner  1853  zwischen  der  Stadtcommune  und  der  evangelischen 
Gemeinde  der  Vertrag  zustande  kam,  dem  zufolge  der  letzteren  das 
westlich  vom  alten  griechisch-orientalischen  Friedhofe  gelegene  öde 
städtische  Grundstück  im  Flächenmasse  von  2822  Quadratklaftern  unter 
den  für  die  Abtretung  des  Kirchengrundes  vereinbarten  Modalitäten 
übergeben  wurde. 

Am  14.  März  1853  waren  die  zur  Erhaltung  der  Schule  erforder- 
lichen Mittel  soweit  sichergestellt,  dass  die  Wahl  des  Lehrers  —  sie 
fiel  auf  den  Lehrer  in  Landstreu  Friedrich  Mayer  —  eingeleitet 
werden  konnte.    Die  Eröffnung  der  Schule   fand  am  7.  Juni  1853    statt. 

Schule  und  Lehrer  waren  anfangs  in  einem  gemietheten  Hause 
untergebracht ;  aber  schon  zu  Beginn  des  Jahres  1858  sah  sich  der 
Kirchenvorstand  durch  die  stetig  steigende  SqbülerzahL^enöthigt,    den 

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Evangelische  Pfarrgemeinde  in  Czemomtz.  '*^ 

Bau  eines  eigenen  Schulhauses  zu  beschliessen.  Da  war  03  wieder 
Wilhelm  v.  Alth,  dessen  rastlosen  Bemühungen  es  in  verhältnismässig 
kurzer  Zeit  gelang,  die  zu  diesem  Baue  nöthigen  Mittel  zu  beschaffen. 
Ein  bedeutender  Betrag  -  2000  fl.  —  wurde  vom  Gustav  Adolf-Verein 
gespendet. 

Am  27.  Mai  1858  fand  die  Grundsteinlegung  statt,  und  mit  Beginn 
des  Schuljahres  1859  wurde  das  Gebäude  seiner  Bestimmung  übergeben. 

Die  Czernowitzer  evangelische  Schule  war  ursprünglich  eine 
einclassige  Trivialschule  Auf  Ansuchen  der  ev.  Gemeinde  bewilligte 
jedoch  das  k.  k.  Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  mit  Erlass  vom 
28.  August  1869,  Z.  12:103,  ihre  Umwandlung  in  eine  Hauptschule  mit 
4  Classen  und  ebensovielen  Lehrern.  Da  kurz  darauf  die  Stadtvertretung 
einen  jährlichen  Beitrag  von  650  fl.  bewilligte,  wurde  im  Jahre  1861 
ein  zweiter  Lehrer  aulgenommen,  beziehungsweise  die  zweite  Classe 
eröffnet.  Im  nächsten  Schuljahre  kam  die  dritte  Classe  hinzu.  Die  Er- 
öffnung der  vierten  Classe,  beziehungsweise  die  Berufung  einer  vierten 
Lehrkraft  wurde  dadurch  möglich,  dass  die  Stadtcommune  mit  Rücksicht 
auf  den  Umstand,  dass  bei  der  unzureichenden  Zahl  der  damals  in  Czer- 
nowitz  vorhandenen  Volksschulen  auch  Kinder  anderer  Glaubensbekennt- 
nisse die  evangelische  Schule  besuchten,  im  Jahre  1^71  den  jährlichen 
Beitrag  von  650  fl.  auf  1300  11  erhöhte.  Zwei  Jahre  darauf,  zu  Anfang 
des  Schuljahres  1873/74,  wurde  die  Schule  mit  dem  Oeffentlichkeitsrecht 
ausgestattet.') 

Diese  Schule  ist  auch  heute  noch  ein  wahres  Bedürfnis  nicht  nur 
für  die  evangelische  Gemeinde,  sondern  auch  für  die  Stadtgemeinde 
Czernowitz.  .Im  Schuljahre  189697  wurde  sie  von  355  Kindern  (199  Knaben 
und  156  Mädchen)  besucht.  Davon  entfielen  103  auf  die  erste,  93  auf  die 
zweite,  90  auf  die  dritte  und  69  auf  die  vierte  Classe.  Nach  dem 
Bekenntnisse  waren  330  evangelisch,  21  römisch-katholisch  und  2  mosaisch, 
nach  der  Nationalität  S42  deutsch,  12  polnisch  und  1  anderer  Nationalität. 
Dass  die  Schule  tüchtige  Lehrer  hat  und  gut  geleitet  ist  (derzeit  von  dem 
Rector  und  Hilfspfarrer  Gustav  Derer),  beweist  der  Umstand,  dass  an  ihr  das 
Percentualverhältnisder  mit  i^ngünstigem  Ergebnisse  classificierten  Kinder 
viel  kleiner  als  an  den  andern  Schulen  der  Landeshauptstadt  ist.  Im  Schul- 
jahre 169697  wurden  in  allen  Czernowitzer  Schulen  zusammnen  18%, 
in  der  evangelischen  Schule  nur  13\  ungünstig  classiiicicrt^). 

Der  Bestand  der  Schule  ist  jedoch  nur  insolange  gesichert,  als  ihr 
die    Stadtcommune    und    der    Gustav    Adolf-Verein    —    letzterer    trägt 
jährlich  1500  Mark  (885  fl.)  zu  ihrer  Erhaltung  bei  —  die  Unterstützung 
nicht  entzieht. 

Wie  alle  Bukowiner  Gemeinden    ist  auch    die  Czernowitzer    arm. 


')  Vgl.  Festschrift  zui  Feier  des  5f5jährigen  Jubiläums  der  evangelischen  Knaben- 
und  Mädchenschule  in  Czernowitz  von  H.  L  a  g  l  e  r. 

«)  Jahresbericht  über  das  dem  k.  k.  Stadtschulrathe  in  Czernowitz  unterstehende 
Schalwesen  fOr  das  Schuljahr  1896|97  von  V.  Faustmann.  Czernowitz  1897.  C 


'^  Polek  :  Evangelische  Pfkrrgemeinde  Czemowitz. 

Die  Kirchenbeiträgo  der  Gemeindeglieder  machen  derzeit  jährlich 
ungefähr  20()ii  f|.  aus,  eine  Summe,  von  der  kaum  der  Gehalt  des 
Pfarrers  und  die  dringendsten  Kirchenerfordernisse  beglichen  werden 
können. 

An  Oi)ler\villigkeit  mangelt  es  innerhalb  der  Gemeinde  nicht. 
Dies  beweisen  die  Fondo,  die  in  den  letzten  zwei  Jahrzehnten  zur 
Sicherstellung  der  Zukunft  der  Pfarrgemeinde  gegründet  wurden.  Von 
diesen  Ponden  betrug  am  51.  December  1890 

1.  iler  Pfarrer- Witwen-  und  Waisenfond,  durch  die  Spende  von  500(1. 
von  dem  Curator  Wilhelm  v.  Alth  gegründet     ....  2S63  (1.  3:^  kr. 

2.  der  evangelische  Schulfond,  entstanden  im 
Jahre  1880  aus  freiwilligen  Spenden  und  aus  dem  dan^als 
aufgelösten  Schulvereinsfonde 3191     „    19    ,, 

3.  die  Sause-Vormund-Stiftung,  sogenannt 
nach  den  Gründern,  Sause  und  Vormund,  die  am  1.  März 
1884  zur  Anstellung  und  Erhältung  eines  zweiten  Hilfs- 
pfarrers (vom  Jahre  19i 7  ab)  den  Betrag  von  650  fl.  (Hein- 
rich    Sause  und    Friedrich  Vormund  je  300  fl,  und  Carl 

Vormund  oo  fl.)  widmeten 1333    „    63   ,, 

4.  der  Kirchenfond,  wozu  der  Presbyter  Peter 
Ulrich  am   18.  April   1h87  mit  dem  Betrage  von   100  fl. 

den    Grund    legte 1230    „9   'j,, 

o.  die  Kector  M  a  y  e  r  -  S  (  i  f  t  u  n  g,  gegründet  am 
28.  Mai  I88S  zur  Erinnerung  an  den  ersten  Lehrer  und 
nachmaligen  Uector  der  evangelischen  Schule  Friedrich 
Mayer  durch  Kirchenopfer  und  Beiträge  der  Familie 
sowie  anderer  Wohlthäter 944    „    90    ., 

G.  der  Kirchenbeitrag-Ablösungsfond  des  Herrn 
Oswald  Gö  bring  seit  I.Jänner  1893.    .        .        ...      300    „      — 

Die  baren  Einnahmen  der  Gemeinde  beliefen  sich  im  Jahre  1896 
auf  7491  fl.  79  kr.,  die  Ausgaben  auf  7490  fl.  63  kr.  Es  blieb  also  ein 
liest  von  l  fl.  l()kr.  Diesem  Reste  steht  eine  Schuld  von  5131  fl.  72  kr. 
an  die  Hukowiner  Sparcasse  (der  Rest  eines  im  Jahre  1885  zur  Erbauung 
eines  Wohnhauses  für  die  Lehrer  aufgenommenen  Darlehens)  gegenüber, 
die  nur  in  den  oben  angeführten  Fonden    ihre  volle  Deckung  findet*) 

Die  Czernowitzer  evangelische  Pfarrgemeinde  umfasst  ausser  der 
Landeshauptstadt  der  Bukowina  noch  die  politischen  Bezirke  Czernowitz, 
Kotzman.  Storozynetz,  Wiznitz  und  einen  Theil  des  Bezirkes  Pereth 
und  zählt  derzeit  ungefähr  4500  Mitglieder. 


•)  Jahrcs-Rechniingder  Caemowitzer  ev.  Gemeinde  1.  &10MS%6,  Czemowitz,  1B97. 


Kleine  Beiträge  zur  Kunde  der  Bukowina. 

ERSTE  FOLGE, 
■©on  Professor  Dr.  Kaimunä  ^rioärich  Kainäl. 

I.  Uebor  die  Erbauuno^  clor  Burcf  auf  dem    Cecinaborn:e    bei    Czeniowitz.    Tl.    Zur    Ge- 
schichte   der    Zigeuner   in     der     Bukowina.    III.    Briefe    von    Fedkowicz    an    Pfarrer 

(ioorg  Hanicki  in  Sorgie. 

L 

Ueber  die  Erbauung  der  Burg  auf  dem  Cecinaberge  bei 

Czernowitz. 

Auf  (loin  etwa  eine  Meile  westlich  von  Czernowitz  sich  bis  zu  einer 
Höhe  von  539  m  erhebenden  Cecinaberge  sind  die  spärlichen  Reste  einer 
mittelalterlichen  Burg  zu  sehen  Aus  der  Lage  eines  der  gewaltigen  Mauer- 
stücke w  ird  der  Schluss  nahegelegt,  dass  die  Burg  mit  Oewalt  zerstört  wor- 
den ist;  doch  hat  die  localhistorische  Forschung  bisher  keine  bestimmten 
Resultate  zutage  gefördert.  Auch  über  die  Erbauung  der  Burg  war  man 
bisher  im  Zweifel.  Director  Neubauer  (Erzählungen  aus  der  Bukowina 
I,  128  ff.)  war  der  Ansicht,  dass  schon  die  Gothen,  welche  allenfalls  in 
diesen  Gegenden  vor  dem  Huneneinfalle  (375  n.  Ch.)  gewohnt  hatten, 
auf  dem  Cecina  ein  Castell  erbaut  hätten.  Der  bekannte  Localhistoriker 
Wickenhause  r  hat  in  seinem  „Bochotin"  S.  4  u.  11  sich  zunächst 
für  die  Erbauung  durch  die  Deutschen  Ritter  oder  durch  die  Johanniter 
im  13.  Jahrb.  ausgesprochen  ;  doch  ist  es  sichergestellt,  dass  diese  zum 
Schutze  der  südöstlichen  Grenzen  Ungarns  berufenen  Ritter  in  die 
Bukowina  nicht  kamen.  Der  Machtkreis  des  Deutschen  Ordens  hat  sich 
nämlich  zwischen  den  Jahren  l2ll  —  122Ö  nur  auf  das  südöstliche  Sie- 
benbürgen und  auf  das  südlich  bis  an  die  Donau  gelegene  Gebiet,  die 
östliche  Walachei,  erstreckt ;  die  Johanniter  haben  im  J.  1247  zwar  im 
diesseits  der  Aluta  gelegenen  Severiner  Banat  und  im  Kumanenlande 
jenseits  derselben,  zu  dem  auch  die  Moldau  gezählt  werden  könnte, 
die  Herrschaft  angetreten,  aber  noch  vor  dem  J.  1260  wieder  aufgegeben, 
ohne  dass  ihr  Einfluss  daselbst  überhaupt  erstarkt  wäre.  Später  hat 
Wickenhauser  in  der  Czernowitzer  Zeitung  1890  Nr.  54  die  An-C 
sieht  vertreten,  dass  diese  Burg  von  dem    lithauischen    Fürsten    Georg 

6* 


76 


Dr.  Raimund  Friedrich  Kaindl: 


Kuriatowicz,  welcher  im  J.    1374    die    Moldau    und    die    zu    derselben 
gehörige  Bukowina    hehcrrschte,    erhaut    worden    sei  ;    doch    auch    für 
diese  Ansicht  lässt  sich  keine    Nachricht  in    den    Quellen    nachweisen. 
Dagegen  lässt  es  sich    quellenmässig    feststellen,    dass    die    Burg    vom 
polnischen  Könige  Kasimir  Hl.  dem  Grossen  errichtet  worden  sei.  Wie 
uns  nämlich  der  polnische  Gesohichtschreiber  D  }  u  g  o  s  z  mittheilt,  haben 
die  polnischen    Reichstagsabgeordneten    im    J.    1448    behauptet,    dass 
K  ö  n  i  g  Kas  i  m  i  r  n  ach    der    Eroberung    dieser    Gebiete 
unter  anderen  auch  die  Burg  „Czeczin"  erbaut   habe. 
Die  betreffende  Stelle  der  Hist.  Pol.  (hergb.  von  A.  Przezdziecki)  V,  48 
(=  Opera  omnia  XIV.)  lautet:  .  .  cum  notorium,  publicum  et  darum  sit, 
quod  terram  predictam  Kazimirus  secundus  rex  Poloniae  sub  Thartaris 
conquisivit,  ot    multis  illam  pacifice  tenuens    temporibus,   multa   castra, 
videlicet    Kamyeniecz,    Choczim,    Czeczin,    Bakota  ...    et    alia    vel 
muro  vel  lipfnis  construxit.'j    Da  es  nun  auch  aus  anderen  Nachrichten 
sich  nachweisen  lässt,^)  dass  die  nördliche  Bukowina  im  14.  und  theil- 
weise  auch  im  15.  Jahrh.  sich  in  dem  Besitze  Polens  befand^    so    liegt 
kein  Grund  vor,  die  Richtigkeit    des    eben    citierten    Berichtes    zu    be- 
zweifeln. Die  nördliche  Bukowina  zwischen    Pruth    und    Dniester    kam 
nämlich  erst  durch  eine  Reihe  von  Verpfändungen  und  Verträgen    seit 
dem  Ende  des  14.  Jahrh.  allmählig  in  den  Besitz  der  moldauischen  Fürsten, 
während  jener  Theil  dieses  Landes,  der  ungefähr  der  heutigen  Bezirks- 
hauptmannschaft Wiinitz  entspricht,    sogar    erst   im    April    des    Jahres 
149Ü  von  den  Polen    an    den    moldauischen    Woewoden    Stephan    den 
Grossen  abgetreten  wurde.  Da  nun  die  Besetzung  dieser  Gebiete  durch 
die  Polen  erst  nach  der    völligen    Besitzergreifung    Rothrusslands    (Ga- 
liziens)  erfolgt  sein  kann,  andererseits    Kasimir    III.    bekanntlich    im    J. 
1 370  starb,  so  muss  die  Erbauung    der    Burg    am    Cecina 
etwa  zwischen  1350  und  1370  erfolgt  sein. 

Im  Anschlüsse  an  die  obige  Bemerkung,  dass  die  Machtsphäre  des 
Deutschen  Ritterordens  im  13.  Jahrhunderte  sicher  nicht  bis  in  die 
Bukowina  reichte,  sei  noch  bemerkt,  dass  Mitglieder  dieses  Ordens 
allenfalls  im  15.  Jahrhunderte  in  die  Bukowina  kamen.  Als  nämlich  im 
Jahre  1497  der  polnische  König  Johann  Albrecht  gegen  Suczawa,  die 
damalige  moldauische  Hauptstadt,  zog,  befand  sich  in  seinem  Heere 
auch  eine  Abtheilung  der  lehenspflichtigen  Marienritter.  Da  Albrechts 
Heer  in  den  blutigen  Kämpfen  fast  völlig  aufgerieben  wurde,  giengen 
wohl  auch  die  meisten  der  deutschen  Ritter  zu  Grunde.  So  ist  z.  B. 
auch  in  der    Pruthfurt  bei  Czernowitz,  wo    einer    der    blutigsten   jener 


M  In  deutscher  Uebersetzung:  „.  .  da  es  allgemein  bekannt  ist,  dass  das  genannte 
Land  der  polnische  König  Kasimir  II.  den  Tataren  abgewann,  und  indem  er  es  viele 
Jahre  im  Frieden  beherrschte,  daselbst  viele  Burgen  nämlich  Kamyeniecz,  Chaczim, 
Czeczin,  Bakota  .  .  .  und  andere  sei  es  aus  Stein  oder  aus  Holz  aufbaute/'  Wir  be- 
meiken  noch,  dass  nach  Dlugosz'  Zählung  Kasimir  U.  gleich  ist  Kasimir  XU.  oder 
Grossen.  C^  r^r\r^]r> 

«;  Darüber  vergl.  man  meine  Gesch.  d   Buk.  U.  S.  19  ffibyV^OOglC 


77 
Kleine  Beiträge  zur  Kunde  der  Bukowina.  '  * 

Kämpfe  stattfand,  ein  deutsches  Rittersdiwert  gefunden  worden.  Mehrere 
andere  derartige  Schwerter  sind  an  anderen  Orten  der  Bukowina  ge- 
funden worden ;  eines  derselben  auch  am  Cecina.  Dasselbe  befindet 
sich  neben  anderen  im  Bukowiner  Landesmuseum.  Vergl.  Mitth.  der 
Centralcommission  1890,  S.  69;  Kai  n  dl,  Geschichte  der  Bukowina  II, 
85  1.  und  derselbe,  Kleine  Studien  (Czernowitz  1893)  S.   11. 

Schliesslich  mag  noch  bemerkt  werden,  dass  der  Schreiber  dieser 
Zeilen  an  den  Abhängen  des  Schlossberges  überaus  dicke  und  primitive 
Thonscherben  fand,  was  möglicher  Weise  auf  eine  prähistorische  An- 
siedelung auf  diesem  durch  seine  Lage  hiezu  besonders  geeigneten 
Hügel  hinweist.  Es  wäre  an  der  Zeit,  dass  an  die  Durch- 
forschung der  Ruinen  am  Cecina  geschritten  werde. 
Naclidem  der  Forscher  seinen  Studien  obgelegen  wäre,  könnte  der 
Platz  für  die  Spaziergänger  in  den  gegenwärtigen  Zustand  zurückge- 
bracht werden. 

IL 

Zar  Geschichte  der  Zigeuner  in  der  Bukowina. 

Wickenhauser  hat  in  Molda  II,  2  S.  151  IT.  einige  Beiträge 
zur  Geschichte  der  Zigeuner  in  der  Bukowina  im  ersten  Jahrzehnt  der 
österreichischen  Herrschaft  mitgetheilt  In  seinem  Nachlasse  fanden  sich 
Aufzeichnungen  vor,  die  gewissermassen  die  Fortsetzung  der  eben  an- 
geführten Mittheilungen  enthalten.  Ich  lasse  daher  dieselben  hier  folgen. 

1.  .,Zigeuner-Capitän  wurde  aufgehoben  mit  Verordnung  vom  12. 
April  1788  ZI.  8240."^) 

2.  „Gubernial-Verordnung  vom  2.  Juli  1802.  Die  Zigeunervorsteher^) 
Juon  Sava  und  Nicolai  Batucse  (?)  bedrückten  die  Zigeuner  und  betrogen 
das  Aerar.  Da  dies  bei  den  derzeitigen  Behörden  der  Bukowiner  Zi- 
geuner nicht  zu  verhüten  ist,  besonders  bei  der  Einhebung  und  Ab- 
führung der  Steuern,  so  sind  die  Zigeuner  [den  Gemeinden]  einzuver- 
leiben und  anzusiedeln.  Schon  am  12.  April  1788  wurde  dies  angeordnet. 
Die  Zigeuner  sagten  vor  einer  Commission  1802  aus,  sie  hätten  sich 
längst  den  Gemeinden  einverleibt,  aber  die  Zigeuner- Vorsteher  hätten 
sie  abgehalten.  Sie  wollten  Steuer  und  12  Frohntage  leisten.^)  Die  Obrig- 
keiten sind  aufzumuntern,  den  Zigeunern  Plätze  anzuweisen  und  insofern 


*)  Diese  Verordnung  kam,  wie  aus  dem  Folgenden  zu  ersehen  ist,  zunächst 
nicht  zur  Ausführung. 

«)  Die  Zigeuner  hatten  eine  dreifache  Obrigkeit:  1.  den  von  der  österreichischen 
Regierung  bestellten  Zigeuner-Capitän  oder  Zigeunervorsteher;  2,  ihren  Richter  und 
3.  üiren  Fürsten  (Bulubascha).  Zigeuner-Capitän  war  damals  (siehe  unten  im  Text) 
Alex.  Iwanowicz.  Sawa  wird  bei  Wickenhauser  a.  a.  O.  als  Zigeuner- Richter  angeführt. 
Vielleicht  ist  somit  Nicolai  Batusce  der  Bulubascha. 

•)  Vergl.  meine  Ausführungen  in  der  Gesch.  d.  Buk.  III,  54  ff.  u.  59  f.  Etwas 
geringer,  als  nach  den  an  letzterer  Stelle  angeführten  allgemeinen  Regeln  sieh  ergeben 
würde,  schlägt  Wickenhauser  a   a.  0.  S.  152  die  Zigeunersteuer  an^iitized  by  VjOOQIC 


78 


Dr   Raimund  Friedrich  Kaindl 


sie  Ackerbau  treiben  wollen,  ihnen  ürundstücke  zu  gebenj)  Nach  dem 
October  1803  werden  keine  herumirrenden  unsesshaften  Zigeuner  ge- 
duldet, sondern  als  Vagabunden  behandelt.  Zigeuner  sollen  nur  ein- 
wandern dürfen,  wenn  sie  zur  Ansiedelung  geeignet  sind  und  einen 
Aufnahmschein  der  Obrigkeit,  wo  sie  sich  niederlassen  wollen,  bei- 
bringen. Mit  dem  1.  November  1803  wird  die  Zigeunersteuer  eingehen.  Der 
Zigeunervorsteher  Alexander  Iwanowicz,  der  Bullubaschen  (!)  und  der 
Richter^)  werden  entbehrlich.  Jwanowicz  hat  die  Besoldung  zu  beziehen, 
bis  er  Steuercommissär  wird.'' 

3.  „Gubernial-Verordnung  vom  25.  November  1803.  Lingurar-,'| 
Ursar-*)  und  Rudar-Zii.'-euner^l  hatten  sich  bis  Ende  October  1803  als 
Ackerbauer  oder  Handwerker  niederzulassen.  Das  nomadische  Leben 
derselben  wird  nicht  mehr  geduldet,  sondern  selbe  als  Landstreicher 
behandelt.  Nur  Ansiedelungs-Zigeuner  sind  einzulassen,  die  Ackerbau 
oder  Gewerbe  betreiben  und  Aufnahmscheine  haben.  Die  Zigeuner- 
Steuer  ist  aufgehoben  Die  Zigeuner  haben  lortan  Tjiebigkeiten  und 
i^teuern  wie  die  anderen  Unterthanen  zu  leisten.  Die  Benennung  Zi- 
geuner w  ird  abgestellt.^)'' 

4.  „1817  überreichten  einige  Zigeuner  ein  Majestätsgesuch,*)  um 
Wiedereinführung  der  Capitane.  Die  Zigeuner  durchzogen  (damals?) 
alle  Gegenden  des  Landes  und  machten  sie  unsicher." 

III. 

Briefe  von  Fedkowiez  an  den  Pfarrer  Georg  TIauieki 

in  Sergie. 

Der  bekannte  heimatliche  Dichter  Josef  Fedkowiez  war  von 
mütterlicher  Seite  ein  Verwandter  des  Pfarrers  Georg  Ilanicki  in 
Sergie.®)    Diese    Verwandtschaft,    ferner    das    nachbarliche    Zusammen- 

')  Auch  hiezu  ist  meine  eben  angeführte  Arbeit  S.  54  ft*  zu  vergleichen 

*)  VergL  Anm.  2,  auf  der  vorigen  Seite. 

';  Lingurar  =  Löftelzigeuner.  Diese  Bezeichnung  ist  also  zunächst  für  jene 
Zigeuner  angewendet  worden,  die  sich  mit  Schnitzen  beschäftigten  Früher  wurden 
mit  dei-selben  alle  freien  Zigeuner  im  Gegensatze  zu  den  unfreien  (robij  bezeichnet. 

*)  Ursar  =  Bärenführer. 

^)  Rudar  (auch  Aurar)  (ioldwäscher.  Mit  Goldwaschen  in  der  Goldenen  Bistritz 
beschäftigten  sich  Zigeuner  bis  gegen  die  Mitte  dieses  Jahrhundertes. 

<*}  Nämlich  insofern,  als  früher  ^Zigeuner"  auch  eine  bestimmte  Gesellschatts* 
classe  mit  besonderer  Obrigkeit  und  besonderen  Verpflichtungen  bezeichnete.  Aus  den 
mitgetheilten  Verordnungen  ergibt  es  sich  übrigens  auch,  dass  die  Zahl  der  wandernden 
Zigeuner  um  1800  noch  immer  grösser  gewesen  sei,  als  Ficker  in  seiner  Arbeit  „Die 
Zigeuner  in  der  Bukowina"  (Statistische  Monatsschrift  V,  6.  Heft)  anzunehmen 
geneigt  ist. 

')  Dies  geschah  offenbar  als  Kaiser  Franz  II.  in  der  Bukowina  verweilte.  Er 
traf  am  1.  August  1817  in  Czernowitz  ein.  Auch  die  Lippowaner  benützten  die  Gele- 
genheit zu  ähnHchen  Zwecken.  Vergl.  meine  Arbeit  „Das  Entstehen  und  die  Entwi- 
ckelung  der  Lippowaner  Colonien"  S.  49. 

>)        Basil  Hanicki 

Peter  Michael 

Johann        Anna  (Verm.  1.  Daszkiewicz ;  2,  Hordyjiski) 

Georg      Jogef  Fedkowiez.  DigitizedbyVriOOgle 


Kleine  Beiträge  zur  Kunde  der  Buko^vina.  '  ^ 

wohnen  in  Storonetz-Putilla  und  in  Sergie  haben  zwischen  beiden 
Männern  einen  engen  Freundschaltsbund  veranlasst.  Die  vertraulichen 
Briefe  des  Dichters  an  seinen  Freund  und  Verwandten  gewähren  daher 
in  mancher  Beziehung  interessante  Einblicke  in  das  Leben  des  Dichters, 
und  daher  mögen  dieselben  hier  zum  Abdrucke  gebracht  werden. 

Sowohl  die  Briefe,  als  auch    die  in  den    Fussnoten    hierzu    gege- . 
l  enen  Erläuterungen  verdanke  ich  dem  genannten  hochwürdigen  Herrn. 
Aus  einem  Schreiben  desselben  mögen  noch  folgende    Nachrichten  zur 
Biographie  Fedkowicz'  hier  mitgetheilt  werden. 

Die  eine  betrifft  die  bekanntlich  von  Dr.  K  o  1  e  s  s  a  in  neurer  Zeit 
ausgesprochene  Ansicht,  dass  Fedkowicz  nicht  der  Sohn  seines  legitimen 
Vaters,  des  Mandatars  Hordynski-Fedkowicz,  war,  sondern  der  unehe- 
liche Sohn  des  Huzulen  Kossowan.')  Hanicki  schreibt  darüber  Folgen- 
des: Fedkowicz  verübte  in  seinen  jungen  Jahren  allerlei  lose  Streiche; 
daher  Hess  ihn  sein  Vater  assentieren.  Darüber  erzürnt,  erklärte  Fed- 
kowicz, er  anerkenne  Hordynski  nicht  als  seinen  Vater.  Hiezu  kam 
noch,  dass  der  Mandatar  bei  den  Huzulen  wegen  seiner  Strenge  ver- 
hasst  war,  was  dem  Sohne,  als  er  vom  Militär  zurückgekehrt  sich  um 
ein  Abgeordnetenmandat  bewarb,  hinderlich  im  Wege  stand.  Dies  mag 
bei  der  Verbitterung  des  Dichters  gegen  seinen  Vater  eine  weitere 
Veranlassung  gegeben  haben,  sich  desselben  zu  entüussern.  Wie  in 
vielfachen  Beziehungen,  so  Hess  sich  der  Dichter  auch  in  dieser  von 
seiner  Leidenschaftlichkeit  fortreissen.  Das  Mandat  erlangte  er  nicht, 
die  Huzulen  nannten  ihn  nach  wie  vor  „Horodynczuk.^^  Mit  seinem 
Vater  soll  er  sich  vor  dem  Tode  desselben  wieder    verständigt    haben. 

Eine  andere  Mittheilung  betrifft  den  merkwürdigen  Hang  Fedkowicz' 
zur  Wahrsagerei,  Astrologie  u.  dgl.  Es  ist  bekannt,  dass  sich  im  Nach- 
lasse des  Dichters  eine  grosse  Anzahl  astrologischer  und  ähnlicher 
Bücher  vorgefunden  hatten,  die  ganz  unzweifelhafte  Merkmale  vielfacher 
Benützung  aufwiesen.^)  Auch  soll  Fedkowicz  seinem  Diener  —  wie 
erzählt  wird  —  seinen  Tod  und  den  Tag  desselben  vorherbestimmt 
haben.  Aus  der  Anmerkung  zu  dem  unten  abgedruckten  Schreiben 
Nr.  2  ersehen  wir,  dass  er  mit  der  Wahrsagerin  Perle  Frucht  Verkehr 
pflegte.  Hiezu  kommt  nun  noch  folgende  Mittheilung  des  Herrn  Hanicki. 
Als  pensionirter  Lieutenant  hat  Fedkowicz  in  den  J.  1863 — 1866  in 
Storonetz  die  Kinder  des  damaligen  Bezirksvorstehers  Anton  Hubrich 
in  der  Literatur,  Geschichte,  im  Französischen,  im  Turnen  sowie  in 
anderen  Gegenständen  unterrichtet.^)    Eine  seiner  Schülerinnen  erinnert 

')  Bekanntlich  ist  diese  Schrift  von  K  o  1  e  s  s  a  bereits  durch  R  ZaklyAskyj 
widerlegt  worden.  Vergl.  meine  Berichte  über  die  Arbeiten  zur  Landeskunde  der 
Bukowina  4.  Jahrg.  S.  i)  f  und  6.  Jahrg.  S.  9. 

*)  Dieselben  hat  mein  Bruder,  Oberlehrer  Max  K  a  i  n  d  1,  aus  dem  Nachlasse 
angekauft. 

')  Die  Namen  der  Zöglinge  waren  Ida,  Marie,  Anna  und  Karl.  Ida  wurde  die 
Frau  des  Pfarrers  Hanicki ;  als  sie  starb,  übernahm  Anna  die  Erziehung  ihrer  hinter- 
lassenen  Kinder  und  sie  waltet  noch  heute  als  Hausfrau  im  Pfarrhaus  zu  Sergie ;  dieser 
Dame  verdanken  wir  auch  die  Mittheilungen  über  die  Lehrthätigkeit  Fedkowicz\  £r 
wollte  das  Kind  auch  im  Schwimmen  unterrichten.  —  Marie  ist  Telegraphistin  hi 
Czemowitz ;  Karl  Hauptmann  in  Komom.  Digitizec  o 


ÖO  Dr.  Raimund  Friedrich  Kaindl: 

sich  noch  gegenwärtig,  dass  der  übrigens  als  Lehrer  sehr  unpiinküiohe 
Dichter  das  Wahrsagen  mit  Körnern')    vorstand  und  sie  es  auch  lehrte. 


1.  Lemberg,  11.  Aug.  1873.  Hochverehrter!  Falls  es  Dir  möglich 
ist,  so  schicke  um  den  Jusko,^)  ob  er  nicht  beim  Seoiakower  Bauer^) 
Geld  auftreiben  könnte,  da  ich  gestern,  als  ich  im  Theater  war,  ganz 
und  gar  bestohlen  worden  bin.  —  Meine  Verlegenheit  ist  somit  nicht 
klein,  wie  Du  Dir  denken  kannst.  —  Hier  macht  die  Cholera  bedeutende 
Fortschritte.  —  Diebe  und  Cholera  sind  aber  zwei  Factoren,  die  einem 
das  Lemberger  Leben  schon  verleiden  können.  Dein   Fedkowicz. 

2.  Lemberg,  18.  Aug.  1873.  Heute  aus  Wien  den  konstitunionellen 
Katechismus  erhalten,*)  doch  Dir  für  Deine  grenzenlose  Güte  zu 
danken  —  versuche  ich  nicht  einmal,  da  es  unmöglich  ist.  —  Du  bist  nun 
einmal  im  Wohlthun  unverbesserlich.  Ich  gehe  mit  dem  Gedanken  um, 
den  Monat  September  entweder  in  Kolomea  oder  in  Putilla  zuzubringen, 
um  den  Dowbusch  endgiltig  umzuarbeiten.*)  Doch  werden  es  wahr- 
scheinlich fromme  Wünsche  sein.  Schauerlich,  wie  ich  Dir  kein  Glück 
in  meinen  Projekten  habe !  —  Schickt  die  süsse  Mühme^j  kein  Geld  'f 
Ich  könnte  es  brauchen.  Fedkowicz. 

3.  (Czernowitz,)  5.  Mai  1876.  Hochverehrter  Freund!  Die  herz- 
lichsten Glückwünsche  zum  theueren  Namensfeste !  —  Und  auch  nie- 
mand führt  den  Namen  dieses  edlen  Heiligen  gerechter,  würdiger  als 
Du  !  .  .  .  .  M  i  r  warst  Du  wahrhaftig  ein  Sankt  Georg !  .  .  .  .  Dank  I 
Möge  Er  Dir's  lohnen  I  .  .  .  Ich  w^eiss  aber  —  er  wird's!  —  Fedkowii^z. 

4.  Czernowitz,  21.  Oct.  1876.  Hochverehrter  Freund  !  Endlich,  nach 
einem  recht  groben  Briefe,    gelang  es    mir,    das    bewusste    Manuskript 

' )  Ueber  dieses  Wahrsagen  vergl.  Kaindl,  Die  Ruthenen  in  der  Bukowina  II. 
S.  2'J  f.,  wo  das  bei  den  Husnaken  übliche  Verfahren  ausführlich  beschrieben  wird. 

^)Jusko  Ogonowski  diente  zunächst  bei  Fedkowicz  Hierauf  nahm  ihn 
dieser  nach  huzulischer  Sitte  (vergl.  Kaindl  ^Die  Huzulen"  S.  26  u.  desselben 
.,Volksthümliche  Rechtsanschauungen  der  Busnaken  und  Huzulen"  S.  5)  zum  Ptiege- 
sohn  (hudowauecz)  und  schenkte  ihm  ein  Haus  sammt  angrenzenden  Grundstücken 
in  Putilla,  welches  Besitzthum  jetzt  einen  "Wert  von  etwa  8000  fl.  hat,  Jusko  hat 
dasselbe  vor  drei  Jahren  verkauft  uud  hieraut  den  Tod  gesucht,  indem  er  sich  die 
Kehle  durchschnitt.  Nachdem  er  gerettet  worden  war,  stürzte  er  sich  von  einem 
Felsen  in  den  Fluss  und  ertrank. 

')  Fedkowicz  besass  auf  der  zu  Koniatyn  gehörigen  Attinenz  Semakowa  eine 
Alpenwiese  von  etwa  8o  Joch,  welche  er  als  Vertrauensmann  bei  der  Servitutencom- 
mission  von  den  Grundbesitzern  Aiwas  uud  Komaszkan  als  Geschenk  erhalten  hatte. 
Diese  hatte  Fedkowicz  au  den  Huzulen  Szynkariuk  gegen  Ratenzahlungen  ver- 
kauft. Dieser  ist  der  im  Briefe  genannte  Semakower  Bauer.  —  Auch  auf  der  Attinenz 
Wipczina  erhielt  Fedkowicz  von  den  Grundherrn  ein  Grundstück,  welches  er  an  Israe- 
liten verkauft  hat 

*)  Hanicki  hatte  das  Buch  für  Fedkowicz  in  der  Wiener  Buchhandlung  Czer- 
mak  bestellt. 

*)  Wahrscheinlich  bezieht  sich  diese  Bemerkung  auf  die  ruthenische  Umarbei- 
tung des  „Doubusz**  (vergl.  Ogonowski,  Istorija  lyteratury  i-uskoy  II,  ö2/).  Doch 
vergl.  man  auch  Note    l  auf  der  folgenden  Seite. 

^1  Die  ^süsse  Mühme"  war  eine  Jüdin,  namens  Perle  Frucht,  die  in  ihrer  Ju- 
gend Mai  ketenderin  gewesen  war,  und  daher  dem  Dichter  viel  über  das  Soldatenleben 
zu  erzählen  wusste.  In  Storouetz-Putilla  beschäftigte  sich  dieselbe  mit  Wahrsagerei. 
Fedkowicz  verkehrte  sehr  lebhaft  mit  ihr;   auch  batt«  er  ihr  einen  ßoldbetrag  geliehen. 

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Kleine  Beiträge  zur  Kuude  der  Bukowina.  °^ 

vom  Neubauer  zu  erhalten,  welches  ich  Dir  hiemit  zur  geneigten  Ver- 
fügung stelle.*)  —  Sollte  jedoch  Deine  Kirchengemeinde  nicht  gewillt 
oder  in  der  Lage  sein,  die  Druckkosten  zu  übernehmen,  so  sende  mir 
gütigst  das  Manuskript  zurück.  Ich  bin  aber  immer  der  Ansicht,  dass 
die  Gemeinde  hier  nichts  riskirt.  —  Im  schlimmsten  Falle  würde  sie 
keinen  oder  doch  nur  kleinen  Gewinnst,  nie  aber  einen  Schaden  haben. 
Ich  verbleibe  bis  in  den  Tod  Dein  Dir  ewig  dankschuldiger  Fedkowicz. 

5.  Czernowitz,  18.  October  1877.  Hochverehrter  Freund  !  Trotz 
meiner  vielen  Briefe  voll  Flehen  und  voll  Weinen  kann  ich  vom  Jusko 
noch  immer  keine  Antwort  bekommen.  Er  hat  mich  mit  dem  Bauern 
aus  Semakowa^)  in  ein  Geschäft  verflochten,  wo  ich  170  tl.  Stempel- 
strafe zahlen  muss,  und  nun,  wo  ich  ihn  in  dieser  Angelegenheit  um 
Auskunft  angehe,  bekomme  ich  nicht  ein  Sterbenswörtchen  geantwortet. 
—  Um  Christiwillen,  habe  die  Gnade,  Dich  da  zu  erkundigen  und  mir 
zu  schreiben.  Ich  bin  —  gelinde  gesprochen,  in  Verzweiflung  !  .  .  .  . 
Habe  ferner  die  Gewogenheit,  den  Keiwan  zu  fragen,  ob  er  das 
Geld  im  Guten  abgeben  will,  oder  aber  es  auf  einen  Prozess  ankommen 
lassen  will.  Bekomme  ich  bis  1.  k.  M.  kein  Geld,  so  ist  er  nicht  nur 
beim  Gericht,  sondern  auch  bei  allen  möglichen  Schulbehörden  an- 
geklagt. Wie  er  dabei  fahren  wird  —  möge  er  wohl  bedenken.^)  .  . 
Auch  wird  os  nichts  schaden,  wenn  Du  dem  Jusko  einen  tüchtigen 
Schrecken  einjagst.  Der  Gauner  verdients  !  Genehmige  die  Versicherung 
ewiger  Hochachtung  und  Dankbarkeit  Deines  Fedkowicz. 

6.  Czernowitz,  31.  Dec.  1877.  Hochverehrter  Freund.  Aus  dem 
beiliegenden  Briefe  wirst  Du  gütigst  entnehmen,  um  was  es  sich  hüindelt 
und  in  welcher  Gemüthsverfassnng  ich  mich  befinde.*)  —  Wenn  Du 
daher  noch  einige  Freundschaft  für  mich  fühlst,  so  beschwöre  ich  Dich, 
Dich  in  dieser  Angelegenheit  zu  informieren  und  mir  gütigst  zu 
schreiben.  Was  der  Staat  auf  die  Gemeinde  —  und  die  Gemeinde  auf 
mich  —  jährlich  anrepartirt*^)    hat,  habe  ich  ja  immer  pünktlich  gezahlt! 

>)  Dieses  Manuscript  war  eine  deutsche  Ueberaetzung  des  „Doubusz."  Fedkowicz 
hatte  denselben  in  Storonetz  ins  Deutsche  übersetzt  war  hierauf  zu  Director  Neubauer, 
unserem  bekannten  heimatlichen  Schriftsteller,  gefahren,  und  hatte  demselben  die  Hand- 
schrift zur  Durchsicht  übergeben.  Nachdem  er  sie  —  wie  weiter  in  unserem  Briefe  zu 
lesen  ist  — -  dem  Pfarrer  Hanicki  übergeben  hatte,  forderte  er  dieselbe  sodann  wieder 
zurück,  um  sie  nach  Wien  zu  senden,  wo  jedoch  das  Werk  keinen  Anklang  fand. 

>)  Vergl.    die  Anm.  2  und  3  auf  der  vorhergehenden  Seite. 

")  Der  Lehrer  Keiwan  (zunächst  in  Sergie,  dann  in  Storonetz-  hatte  aus  der 
Storonetzer  Kirchencasse  mit  der  Zustimmung  Fedkowicz',  der  damals  Kirchenältester 
(Epitrop)  war,  Geld  entlielien.  Wie  es  scheint,  betreifen  die  leidenschaftlichen  Bemer- 
kungen des  Dichters  diese  Angelegenheit. 

*)  Die  in  diesem  Schreiben  zu  Tage  tretende  Leidenschaftlichkeit  des  Dichters 
ist  durch  den  Umstand  hervorgerufen  worden,  dass  er  einen  grösseren  Betrag  an 
Uebertragungsgebühren  u.  dgl.  von  den  Gründen  zahlen  sollte,  welche  er  verkauft 
hatte  j  vergl.  Anm.  3,  vorige  S).  Der  Dichter  Hess  sich,  wie  in  vielen  ähnlichen  Fällen, 
von  seiner  leichten  Erregbarkeit  und  seinem  pessimistischen   Misstrauen  hinreissen. 

*;  lieber  die  sogenannte  SteueiTepartition  (Czislierung,  Cisla)  vergl.  man  m  e  i  n  e 
Geschichte  der  Bukowina  II f.  S,  62  f.  Diese  Art  der  Steuervertheilung  währte  bis 
1880  und  hörte  im  foljifeuden  Jahre  auf  Pfarrer  Hanicki  hat  in  den  Siebzigerjaliren 
wiederholt  auf  die  Missbräuche  bei  der  Czislierung  hingewiesen.  Da  nämUch  bei  den 
Huzulen,  entsprechend  ihrem  Charakter  als  Viehzüchter  (vergl.  mein  Werk  „Die 
Huzulen"  S.  (52  und  meine  Schrift  ,i Viehzucht  und  Viehzauber  in    den    Ostkarpaten" 


82 


Dr.  R  F.  Kaindl:    Kleine  Beitrage  zur  Kunde  der  Bukowina. 


—  Es  kann  hier  also  —  unter  uns  gesagt  —  nichts  anderes  im  Spiele 
s^n,  als  eine  kolossale  Schufterei  oder  Dummheit,  oder  auch  beides 
zusammen.  —  Oder  steckt  vielleicht  Jusko  mit  dem  Vouk*)  unter  einer 
Kappe  V  Es  ist  heutzutage  alles  möglich.  —  Betrachte  nur  gütigst  die 
Anzahl  der  Parzellen !  .  .  .  Sei  auch  so  gut,  dem  Vouk  in  meinem 
Namen  für  seine  Aufmerksamkeit  zu  danken,  und  er  möge  mir  ex  olTo 
den  Zahlungsauftrag  schicken,  damit  ich  an  die  oberste  Verwaltungs- 
behörde —  resp.  das  Reichsgericht  —  appellire.  —  Die  Gemeindevor 
stehungsorgane  sind  dazu  da  —  um  ihre  Angehörigen  in  Schutz  zu 
nehmen,  nicht  aber  dazu,  die  Mameluken  der  Willkür  abzugeben.  — 
Sage  übrigens  dem  Vouk,  dass  für  die  Steuern  die  Steuerobjecle 

—  nicht  die  Person  haften,  und  er  möge  sitth  an  die  Anzahl  der 
Parzellen  nur  halten.  Nur  wolle  er  auch  bedenken,  ob  er  da  sich  nicht 
den  Magen  überladet.  Ich,  und  freiwillig  zahle  nichts!  trotz 
Juskos  und  Mameluken  !  .  .  Habe  also  die  Gnade  und  Gewogenheit, 
Dich  meiner  auch  in  dieser  Angelegenheit  anzunehmen,  wie  Du  mir 
ja  immer  als  guter  Engel  zur  Seite  gestanden,  und  genehmige  die 
Versicherung  ewiger  Dankbarkeit  und  Hochachtung  Deines  Dich  hoch 
verehrenden   Fedkowicz. 


S.  I)  die  Steuerbeträge  nicht  nach  dem  Grundbesitze,  sondern  vorzüglich  nach  dem 
Viehstande,  dann  aber  auch  nach  dem  Aufwände  för  die  Kleidung  vertheilt  wurde, 
so  waren  Willkürlichkeiten  leicht  möglich.  Huzulen,  welche  die  Wirtshäuser  nicht  be- 
suchten, waren  der  Gefahr  ausgesetzt,  mit  besonders  hohen  Theilbetragen  belegt  zu 
werden. 

»,   Vouk    war  Gemcinde-deschäft.sführer  in  Storonetz.  (^ r^^r^]r^ 

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Aus  den  „Mittheilungen  der  ic.  k.  Central-Commission." 

(Fortsetzung  aus  dem  Jahrbuohe  1896.) 

1896.  Band  22,  Notiz    130.  Seite  228. 

yjConservator  Komstorfer  berichtete  an  die  Central •Commission,  dass  an 
der  Strasse  von  Ober-Pertestie  gegen  Solka  sich  kaum  ^0  Schritte  vom  Kilometer- 
zeichen 3|160  ein  Tumulus  befindet,  Avelcher  dem  durch  den  k.  u.  k.  Gustos  Szombathy 
jüngst  dni'chforschten  Tumulus  bei  Hliboka  sehr  ähnlich  ist.  Der  Durchmesser  erreicht 
ca.  20  Meter,  die  Höhe  2  Meter,  in  geringer  Entfernung  rechts  davon  wieder  ein  Tu- 
mulus, ein  zweites  Paar  ist  rechts  an  der  Strasse  nachweisbar.  Bei  Botuschana  er- 
kennt man  ebenfalls  zwei  Tumuli,  davon  einer  —  der  grössere  —  ein  Kreuz  trägt, 
beide  sehr  wahrscheinlich  ebenfalls  prähistorisch." 

1896.  Jahresbericht,  Seite  38. 

„Das  k.  k.  Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  gab  bekannt,  dass  in  den 
Staatsvoranschlag  für  das  Jahr  1897  eine  Subvention  von  000  fl.  für  das  Bukowiner 
Landes-Museum  eingestellt  wurde.** 

1896.  Jahresbericht,  Seite  39  und  40. 

„Conservator  Romstorfer  üben'eicht  ein  Exemplar  seines  Buches  über  die 
moldauisch-byzantinische  Baukunst ;  Universitäts-Docent  Dr.  R.  F.  K  a  i  u  d  1  ein 
Exemplar  seiner  Broschüre  „Geschichte  der  Bukowina." 

1896.  Jahresbericht,  Seite  63. 

„Conservator  Director  Carl  A.  Romstorferin  Czemowitz  machte  Mittheilung 
von  dem  Vorhandensein  mehrerer  bisher  imbekannter  Tumuli  zwischen  Kaozyka  und 
Solka,  welche  eine  grosse  Aehnlichkeit  mit  jenen  bei  Hliboka  aufweisen.** 

1896.  Jahresbericht,  Seite  129  und  loO. 

„Das  Ministerium  übermittelte  zur    gutachtlichen    Aeusseruug  das    Project    für 
den  Neubau  einer  griechisch-orieutalischen  Kirche  zu  Bossancze,  und    zwar    hin-  * 
sichtlich  der  sich  damit  ergebenden    Noth wendigkeit,    die    dermahge    alte    Holzkirche 
daselbst  abzutragen. 

Es  wurde  beschlossen,  vorerst  den  betrettenden  Conservator  mit  der  Erhebung 
einiger  relevanter  Umstände  zu  beauftragen.  Das  Ministerium  gab  in  der  Folge  die 
bezüglich  der  Demolirung  der  alten  wertlosen  Holzkirche  erlassenen  Weisungen  bekannt. 

Das  Ministerium  machte  Mittheilung,  dass  es  zu  den  projectirten  Herstellungen 
der  griechisch-orientalischen  Pfarrkirche  adS.  Paraskewam  in  Czemowitz  die 
Genehmigung  ertheilt  habe. 

Conservator  Director  Romstorfer  berichtete  über  die  Auffindung  der  Reste 
eines  ehemaligen  Klosters  in  Dragoiestie  imd  daselbst  gemachte  Funde  von 
Pfeilspitzen,  einem  Glockenstück,  Formziegeln  und  Kachebi. 

Das  Ministerium  ersuchte  die  Centralcommission  um  gutachtliche  Aeusserung 
über  das  Project  umfassender  Restaurirungs*Arbeiten  an  der  griechisch-orientalischen 
Kirche  zu  S  o  1  k  a.  Die  Central- Commission  erklärte  sich  mit  den  geplanten  Mass- 
nahmen einverstanden,  empfahl  aber  einige  Aenderungen  an  dem  projectirten  Kirchen- 
Dache. 

Die  Landesregierung  in  Czemowitz  theilte  mit,  dass  sie  das  dortige  Baude- 
partement angewiesen  habe,  unter  Zuziehung  des  Conservators  über    den  Bauzustand 

/Google 


der  St.  G  e  o  r  g  s  -  K  i  r  c  h  e  in  S  u  c  z  a  w  a  Erhebungen  zu  pflegen. 


"^  Aus  den  Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission. 

Conservator  Carl  Romstorfer  theilte  mit,  er  habe  mit  Ertolg  dahin  gewirkt, 
dass  die  abfallenden  mit  Malerei  versehenen  Mörtelschichten  an  den  Wölbungen  der 
griechisch-orientalischen  Demetrius-Kirche  in  Suczawa,  sofern  ein  neuer- 
liches Befestigen  derselben  unthunlich  war,  in  grösseren  Flächen  abgenommen  und 
im  Landesmuseum  in  Czemowitz  deponirt  werden  (s.  Jahresbericht  1895  S.   1*^^). 

Privatdocent  Dr.  Milkowicz  in  Czemowitz  belichtete  über  den  Bestand  der 
in  ikonographischer  Beziehung  sehr  wertvollen  Fresco -Darstellungen  aus  dar  Apoka- 
lypse und  dem  alten  Testamente  in  der  Kirche  zu  Suczawitza. 

Das  Ministerium  theilte  mit,  es  habe  sich  bestimmt  gefunden,  für  die  Weiter- 
iuhruug  der  Durchforschimg  der  Ruinen  des  Fürstenschlosses  in  Suez  awa 
pro  1897  eine  Subvention  von  3ü0  fl.  in  Aussicht  zu  stellen  (3,  Jahresbericht  1895 
Seite  122). 

Conservator  Carl  Roms  torf  er  berichtete  über  die  Fresken  in  der  Kloster- 
Kirche  zu  Woronetz.  Da  dieselben  durch  die  mangelhafte  Dacheindeckung  in 
Folge  der  Witterungseinflüsse  leiden,  wendete  sich  die  Central-Commission  an  die 
k.  k.  Landesregierung  in  Czemowitz,  damit  anlässlich  der  gegenwärtig  vorgenomme- 
nen Reparaturen  auch  das  Dach  einer  entsprechenden  Restaurirung  unterzogen  werde. 

Dr.  Wladimir  Milkowicz  berichtete  über  einen  aus  dem  sechzehnten  Jahr- 
hundert stammenden  Fresco-Kalender  aus  der  Klosterkirche   zu  Woronetz. 

Conservator  Romstorfer  berichtete  über  die  im  Jahre  1641  entstandene  grie- 
chisch-orientalische Kirche  zuZaharestie.  Die  Landesregierung  in  Czemowitz 
theilte  mit,  dass  dem  hieramtlichen  Ansuchen  gemäss  entschieden  wurde,  das  defecte 
Schindeldach  an  dieser  Kirche  durch  ein  Blechdach  zu  ersetzen. 

Professor  Dr.  Raimund  K  a  i  n  d  1  in  Czemowitz  berichtete  über  die  Arbeiten 
zur  Landeskunde  in  der  Bukowina  während  des  Jahres  189ä  und  über  die  Cecina- 
Burg  in  Czemowitz." 

1897.  Band  28,  Notiz  13,  Seite  43. 

„Conservator  Director  Ro  mstorfer  hat  an  die  Central-Commission  über  jene 
geschnitzte  Truhe  berichtet,  welche  sich  derzeit  in  einer  besonderen  Capelle  des 
Klosters  P  u  tn  a  (Bukowina)  befindet  und  mit  welcher  die  üebertragung  der  Gebeine 
des  Landespatrones  der  Bukowina,  des  heil.  Johannes  Novi,  unter  Kaiser  Josef  II.  von 
^ölkiew  in  Galizien  nach  Suczawa  stattgefunden  hat.  Die  Truhe  ist  aus  Tissen-  oder 
Eibenholz  angefertigt  und  193  cm.  lang,  57  cm.  brt.,  60  cm.  hoch.  Innen  mitten  am 
Deckel  ist  das  Bild  der  Gottesmutter  mit  zwei  Engeln  nebenan  eingravirt.  Aussen  ist 
nur  die  Vorderseite  mit  Schnitzerei  geziert  Das  Mittelfeld  stellt  die  Krenzigung 
Christi  dar  in  lateuiischer  Auifassung.  daneben  auch  die  zwei  Schacher.  Als  Xeben- 
bilder  sieht  man  links  oben  :  Christus  vor  Herodes,  darunter  den  Pilatus  sich  Häude 
waschend  und  die  Geisseluug ;  rechts :  die  Darstellung  des  Judaskusses,  die  Verspottung 
Christi  und  wie  Simon  von  Kyiene  das  Kreuz  tragen  hilft.  Die  Sculptur  ist  in  ein- 
lachem, aber  tief  geführtem  Flachschnitt  ausgeführt " 

1897.  Band  23,  Notiz  24,  Seite  45. 

„Conservator  Director  Romstorfer  hat  an  die  Central-Commission  über  die 
Erdwevke  eines  verschanzten  Lagers  bei  Ober-Scheroutz  in  der  Buko- 
wina berichtet,  das  sich  12  Km.  nordwärts  von  Czemowitz,  an  der  Strasse  nach  der 
im  Jahre  1770  gegründeten  und  zeitweiUg  bestandenen  russischen  Münzstätte  Sada- 
g6ra  befindet.  Daselbst  erhebt  sich  ein  ziemlich  hoher  Gebirgszug,  an  dessen  südlichem 
Kammesendpunkte,  die  Umgegend  weithin  beherrschend,  sich  ein  mit  Erdwerk  ver- 
schanztes Lager  befindet,  das  der  genannte  Conservator  näher  untersuchte.  Dasselbe 
hat  die  Gestaltung  eines  Trapezoides  von  ca.  200  Schritten  Breite  und  S'JO  Schritten  in 
der  Länge.  Gegen  Osten  steigt  es  einigermassen  an  und  fällt  alsdann  an  dieser  Seite 
sowie  gegen  Südwest  sehr  schroff  ab.  Die  knapp  sich  an  den  Steilhang  anschliessenden 
Erdwerke  sind  etwa  3  m.  hoch  und  ebenso  breit  an  der  oberen  Fläche.  Ander  West- 
seite, wohin  das  Lager  an  einen  minder  steilen  Hang  anschliesst^  erreichen  die  Wälle 
in  ihrer  Höhe  4'/,  m.  und   darüber    bei    entsprechender    Kronenbreite.    Hier   erkennt 


Aus  den  Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission. 


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man  auch  den  Eingangseinschnitt  mit  einem  von  den  "Wällen  gebildeten  einspringenden 
Winkel.  Gegen  Norden,  wchin  der  Kamm  etwas  abfällt,  sind  zwei  parallele  Wälle  an- 
geordnet, dann  folgt  etwa  150  Schritte  weiter  ein  grosses,  fast  quadrates,  zu  beiden 
Seiten  mit  Wällen  geschütztes  Lagerfeld,  das  gegen  Norden  durch  einen  mächtigen 
Doppelwall  mit  Vorgraben  gegen  das  ansteigende  Aussenfeid  geschützt  wird.  Von 
Funden  an  diesen  Stätten  ist  nichts  bekannt  Diese  interessanten  Wallbauten  dürften 
mindestens  in  die  Zeit  der  türkischen  Invasion  zurückreichen." 
1897.  Band  28,  Notiz  32,  Seite  5>. 

(Grieehisch-orthodoxe  Kirche  in  Zaharestie.)     „10    Km.    südwestlich    von    Suczawa 
liegt  am  Zusammenflusse  des  Trepare-  und  des  Pripasna-Baches  das  kleine  rumänisch 
bevölkerte  Dorf  Zaharestie,  welches  wol  dem  Eigennamen  Zacharias  seine  Benennung 
verdanken  dürfte.  Nach  dem    Schematismus    der   Bukowinaer 
griechisch-orientalischen  Archiepiscopal-Diecöse  wurde  die  da- 
selbst beflndliche,  dem  heil.   Demetrius    geweihte    Kirche    im 
Jahre    1542    vom  Bajaren    Nicora    Chrovici,    Parcalaben    von 
Hotin,  erbaut.  In  ihrer  Anlage  folgt  sie  ganz  dem  Typus    der 
moldauisch-byzanti sehen   Kirchen   aus    dem    14.    bis    ins    18. 
Jahrhundert.    Nicht    sehr   umfangreich,  und  zwar  rund    9   m. 
breit  und  insgesammt  22  m.  lang  (siehe    nebenstehende   Fig.) 
besitzt  sie  1*6  m.  dicke    Bruchstein  mauern    und    besteht    aus 
dem  Pronaos    (Weiberstand),    dem  Naos    (Männerstand)    und 
dem  durch  die  Ikonostasis  I  abgeschlossenen  conchenförmigen 
Altan-aume  mit  dem  Altare  A  und  den  zwei  typischen    Käm- 
merchen:  Prothesis  und  Diakonikon  (P  und  D).  Seiten -Apsiden 
fehlen,  sind  indes  durch    segmentförmige    Aushöhlungen    der 
Nord-  und  Südmauer  bei  den  Fenstern  im  Naos   schwach  an- 
gedeutet. Der  Pronaos  ist   mit    einer   Blindkuppel    überdeckt^ 
der  Naos  indes  mit   einer    Latemkuppel,    welche    ausser   von 
den  vier  Vierungshauptgurten  noch  von  zwei  im  unteren  trom- 
melartigen  Aufbau   eingefügten,    diagonal   gestellten   Gurten- 
paaren, und  zwei  in  der  oberen  Trommel  f  arallel  zu  den  Haupt- 
gurten liegenden  Gurten  getragen    wird,    eine    Wiederholung 
in  dem  für  die  moldauisch -byzantinischen  Kirchen    charakteristLschen    Laternen  unter- 
bau, wie  sie  in  der  Bukowina  nur  selten  anzutreffen,  indes  von  reizender  Wirkung  ist. 
Der  Pronaos  öffnet  sich  gegen  den  Naos  mit  einem  breiten    mächtigen   Bogen, 
ebenfalls  eine  seltenere  Anordnung.  Im  Aeusseren   erscheint    die   Laterne    verhältnis- 
mässig klein  und  dies  umsomehr,  als    das  jetzige  plumpe,  jedenfalls   nicht   nach    der 
urspünglichen  Gestalt  hergestellte  Dach    den    Unterbau    der    Laterne    zum  .grossen 
Theile  verdeckt. 

Thür-  und  Fenstergewände  sind  in  Haustein  hergestellt;  Steinmetzzeichen 
konnten  umsoweniger  aufgefunden  werden,  als  die  Steinflächen  eine  mehrfache  Kalk- 
tünche tragen.  Die  schmale  niedrige  Eingangsthüre  ist  rundbogig  und  besitzt  ein  go- 
thisches  RahmenwerK,  dessen  Stäbe  sich  kreuzen.  Letztere  setzen  sich  über  der  Thür 
fort  und  umrahmen  ein  vertieftes  mit  geradem  Sturz  versehenes  Feld,  welches  zwei 
kleine  Wappen  trägt.  Das  linksseitige  Wappen  ist  zerstört,  während  auf  dem  zweiten 
deutlich  zwei  sich  kreuzende  Schlüssel  zu  erkennen  sind.  Ueber  dem  Thürfolde  er- 
scheint ein  gerades  Gesims  angeordnet,  dessen  Unterglieder  zahnschnitt  artig  gestaltet 
sind.  Die  gothischen  einfach  geformten  Fenstern  sind  im  Vergleiche  zu  anderen  Kir- 
chen gross,  immerhin  aber  noch  von  geringem  Umfange.  Der  Inschriftstein  der  Kirche 
soll  sich  im  nahen  Horon^eni  in  Rumänien  befinden,  woselbst  die  Ortskirche  gleich- 
zeitig mit  jener  in  Zaharestie  erbaut  wurde.  Bei  G  liegt  über  dem  Steinplattenpflastcr 
in  der  Kirche  ein  mit  kirohen-slavischen  Inschriften  versehener  Grabstein  mit  der 
Jahreszahl  7157?  (1649);  das  Grab  ist    selbstverständlich    nicht    an    ^^tizl^^^''®^®'^^^9Qlc 


Aus  den  Mittheilongen  der  k.  k.  Central-Commission. 

Stelle  zu  suchen,  weil  überhaupt  im  Naos  Gräber  nich  angelegt  werden  dürfen.  Ein 
zweiter  kleiner  Stein  mit  Inschrift  trägt  die  Jahreszahl  7050?  (1542)  und  befindet  j^ich 
bei  G.  an  die  Mauer  gelehnt. 

Der  Kirchensockel,  nach  einer  glatten  Schräge  geformt,  springt  17  cm.  vor.  Die 
Kirche,  welche  nie  bemalt  war,  ist  mit  Ausnahme  des  Daches  verhältnismässig  sehr 
gut  erhalten  und  es  sind  kaum  —  wie  an  vielen  ähnlichen  Gotteshäusern  ^  bedenk- 
liche Ibisse  bemerkbar,  Dank  der  verhältnismässig  leichten  Laterne.  Die  Ikonostasi^^ 
bietet  an  sich  und  sammt  den  Bildern  ziemlich  geringen  Kuustwert,  stammt  aber  aus 
älterer  Zeit.  Conservator  C.  A.  Romstorfer." 

(Rettt  •Ines  ohemaligM  klosttrt  in  Dragoiestie.)  ,,Im  Süden  der  Bukowina,  ganz 
nahe  an  der  rumänischen  Grenze  liegt  auf  einem  hügeligen,  durch  verschiedene  Wassei- 
läafe  sehr  zerklüfteten  Terrain  die  ausgedehnte  Ortschaft  Dragoiestie.  Ein  nun  gani 
mit  Feldern  bestellter  Ried,  der  nördlich  terrassenförmig  gegen  den  Dragoiestie-Bach 
abfällt  und  die  Bezeichnung  „Mitok**  führt,  deutet  mit  seinem  Namen  bereits  auf  ein 
hier  bestandenes  Kloster,  beziehun&pweise  auf  das  Absteigequartier  eines  Bischofs 
hin  Alte  Leute  erzählen  sioh  von  den  Ruinen  der  Gebäude,  von  Ringmauern  und 
Thürmen.  In  den  fün&iger  Jahren  wurde  hier  das  Material  zum  Bau  der  römisch- 
katholischen  Kirche  der  nahen  ungarischen  Golonie  Joseffalva  gewonnen.  Auch  später 
noch  bis  in  die  jüngste  Zeit  entnahm  man  daselbst  aus  den  Fundamenten   Steine. 

Vor  zehn  bis  zwölf  Jahren  grub  man  beim  Haindeln  des  Main  auf  dem  Kloster- 
felde Mitok  eiserne  Pfeilspitzen  mit  Widerhacken  sowie  etliche  Münzen  aus.  Man 
fand  ferner  ein  27^  Kg.  schweres,  auf  seiner  Oberfläche  anscheinend  durch  Schaden- 
teuer theilweise  geschmolzenes  Stück  einer  Glocke,  einen  Formziegel,  welcher  die  im 
moldauisch-byzantinischen  Baustjle  typischen  ., Dienste"  angrarbeitet  zeigt,  endlich 
Stücke  von  viererlei  roh  hergestellten  Kacheln  mit  Darstellung  eines  gehamischten 
Hitters  zu  Pferde,  eines  ebensolohen  galoppirenden  Ritters,  in  beiden  Fällen  mit  einer 
zinnenbekrönten  Burg  im  Hintergrunde,  femer  eines  springenden  Hirsches  mit  An- 
deutung eines  Waldes  und  eines  Häuschens  mit  einer  betenden  Figur,  während  «las 
vierte  Stück  den  Kest  eines  Wappenschildes  zeigt.  Diese  interessanten  Ofenkacheln 
spendete  der  griechisch-orientalische  Pfarrer  Athanasius  Procopovici  dem  Landes- 
Museum,  für  welch  letzteres  auch  das  Stück  der  Glocke  erworben  wurde. 

In  grösserer  Nähe  des  Baches  stand  auf  einem  Plateau  die  alte  Dorfkirche,  aus 
Vorhalle,  Pionaos,  Naos  und  Sanctuarium  bestehend ;  ihre  Länge  betrug,  wie  man  aus 
den  der  Steine  beraubten  noch  erkennbaren  Fundamentgräben  entnehmen  kann,  ca.2H 
Schritte;  sie  soll  angeblich  durch  Tataren  tei*stört  worden  sein.  Am  Abstürze  des 
immer  näher  an  den  Kirchenplatz  heranrückenden  Baches  findet  man  zahlreiche  Kno- 
chen, welche  aus  dem  hier  ehemals  bestandenen  Friedhofe  stammen.  Daher  stammt 
auch  der  Grabstein,  welcher  sich  gegenwärtig  neben  der  neuen  Kirche  befindet.  Er 
ist  aus  gelbem  Saudstein  hergestellt,  noch  recht  gut  erhalten,  rechteckig  und  bei  163 
cm.  Länge  und  67  cm.  Breite,  19  cm  dick.  Um  das  glatte  Mittelfeld  herumzieht  sich 
ein  Band,  das  zur  Hälfte  mit  einem  einfachen  hübschen  byzantinischen  Omamente 
versehen  ist,  während  die  zweite  Hälfte  eine  kirchen-slavische  Inschrift  trägt.  Es 
scheint  dies  der  Grabstein  des  angeblichen  Gründers  von  Dragoiestie  zu  sein,  denn 
nach  Professor  .J.  Fleische  r  enthält  er  unter  anderem  die  Worte:  Joan  Dragoi 
Parcalab  Monat  October  16  (oder  17/*  und  die  Jahreszahl  7000  oder  7Ö80  id.  i  1491, 
respective  1521).  Zu  bemerken  ist.  dass  im  Orte  eine  Familie  Dragoi  lebte,  die  erst 
vor  kurzem  in  ihren  männlichen  Nachkommen  ausstarb.  Knapp  neben  der  alten  Kirche, 
und  zwar  an  ihrer  Ostseit«,  ackerte  vor  ca.  40  Jahren  Pertelei  Pezengi  zwei  Kettchen 
aus,  welche  aus  mittelst  Häckchen  zusammengehängten  erbsengrossen  Perlen,  angeb- 
lich au«  Gold,  bestanden. 

In  alter  Zeit  lag  übrigens  die  Ortschaft  Dragoiestie  selbst  nicht  an  der  jetzigen 
Stelle,  sondern  nordwärts  der  alten  Kirche,  in  der  Nähe  der  Einmündung  des  Drago- 
iestie-Baches  in  dfls  Flü.eschen  Cunciurle.  Während  man  von  dem  alten  Orte  wohl 
keine  Spuren  mehr  sieht,  bilden  von  der  alten   Kirche   und    der  ehemaligen   Kloster- 


Aus  dem  Jahresberichte  der  Anthropologischen  GeseÜschafb  in  Wien.  ^^ 

anläge  die  im  Felde  Mitok  verstreuten  Steinbrocken  und  Scherben,  der  erwähnte  Grab- 
stein bei  der  neuen  Kirche,  sowie  der  Formziegel,  das  Bmchstück  einer  Glocke  und 
die  interessanten  KacheJstilcke,  welche  Funde  nun  sämmtlich  im  Landes  Museum  ge- 
sichert sind,  die  einzigen  Ueberreste.  Conservator  C.  A.  Komstorter." 

1897.  Band  23,  Notiz  101,  Seite  171. 

„Anlässlich  des  Neubaues  einer  griechisch-orientalischen  Kirchein  Witelowka 
(Bukowina)  wurde  ein  grosser  Theil  der  alten  Kircheneinrichtung  entbehrlich,  da  der- 
selbe zur  Wiederverwendung  in  der  neuen  Kirche  nicht  geeignet  erscheint.  Unter 
Einflussnahme  des  Conservators  Komstorfer  sind  nun  jene  Gegenstände  davon  ausge- 
wählt worden,  die  des  Erhaltens  dennoch  wert,  dem  Museum  in  Czemowitz  einverleibt 
Averden  sollen,  als :  ein  geschnitztes  Handkreuz,  oin  Bild  mit  Gott  Vater  und  dem 
Abendmahle  und  ein  zweites  mit  (^ott  Vater  aus  dem  Sanctuarium ;  aus  dem  Naos 
die  ganze  Ikonostasis  mit  Ausnahme  von  vier  Bildern,  die  wieder  verwendet  werden, 
zwei  kleine  Bildreihen  einer  früheren  Ikonostasis  und  aus  dem  Pronaos  die  (daselbst 
deponirte)  Königsthür  samt  Gitter,  dann  zwei  Theile  der  Wand  mit  sechs  Bildern." 


Ans  dem  Jahresberichte  des  Präsidenten  der  Anthropologischen 
Gesellschaft  in  Wien,  1896. 

Herr  Conservator  Carl  ßomstorfer  in  Czernowntz  berichtet,  wie  iolgt,  über 
seine  Thätigkeit  im  Jahre  181)6: 

„An  der  auf  einem  sehr  langen  Hügelrücken  von  Ober-Pertestie  gegen  Solka 
sich  hinziehenden  Strasse  fand  ich  gelegentlich  einer  Dienstreise  zwei  Paar  Tumuli 
von  ähnlicher  Form  und  Grösse,  wie  solche  der  k  u.  k.  Gustos  J.  Szombathy  vor 
zwei  Jahren  bei  Hliboka  durchforschte  In  Ober-Pertestie  bemerkt  man  femer  in  der 
Nähe  der  Strasse,  die  sich  gegen  Botuschana  zieht,  bei  Cote  484  der  Generalstabs- 
karte ebenfalls  zwei  Tumuli,  die  prähistorisch  sein  dürften. 

Eine  Anzahl  Tumuli  sah  ich,  und  zwar  zwei  rechter  Hand,  unmittelbar  neben 
der  Gemeindestrasse,  welche,  von  der  Bezirksstrasse  Suczawa-Liteni-Garahumora 
rechts  abzweigend,  nach  Zaharestie  führt,  einen  Tumulus  links  von  der  Gemeinde- 
strasse in  der  Nähe  des  Meierhofes  ^Hermann"  und  einen  auf  einer  Feldwegkreuzung 
zwischen  Zaharestie  und  Jozseffalva,  bei  Cote  379. 

Von  den  bereits  bekannten  fünf  Tumuli  in  der  Nähe  von  Liteni,  von  welchen 
einer  eine  ganz  besondere  Grösse  besitzt,  beabsichtige  ich  einen  im  Jahre  1897,  aus- 
zugraben und  sind  die  Unterhandlungen  mit  dem  Pächter  und  den  sonstigen  interes- 
siiteu  Persönlichkeiten  bereits  abgeschlossen. 

Durch  den  Herrn  Universitätsdocenten  Dr.  R.  Wolkan  aufmerksam  gemacht, 
besah  ich  in  dessen  und  des  Landes-Museumscustos  Dr  J.  Polek  Begleitung  die  Reste 
eines  verschanzten  Lagers  in  Ober- Seh eroutz  in  der  Nähe  von  Czemowitz.  Von 
Scheroutz  führt  der  "Weg  fast  östlich  ziemlich  steil  aufwärts,  und  zwar  bald  in  einen 
jungen  Buchenwald,  der  nach  halbstündiger  Wanderung  einer  jijrossen,  mit  einzelnen 
alten  Eichen  besetzten,  die  südliche  Kuppe  des  Kammes  bedeckenden  Weide  Platz 
macht.  Den  höchsten  Punkt  (Cote  462)  nimmt  das  nach  der  Form  eines  langgestreckten 
Trapezoides  von  durchschnittlich  200  Schritte  Breite  und  ungefähr  350  Schritte  Länge 
gest-altete  Lager  ein.  Gegen  Osten  zu  steigt  es  noch  einigermassen  an  und  fällt  an  dieser 
Seite,  sowie  gegen  Südwest  ungeheuer  schroff  ab.  Die  knapp  an  den  Steilhang  an- 
schliessenden ErdwäDe  sind  etwa  8  m  hoch  und  besitzen  eine  Kronenbreite  von  eben- 
falls 3  m.  Gegen  die  Westseite  zu,  wo  d&^  Lager  an  den  minder  steilen  Hang  grenzt, 

der  den  Zugang  bildet,  erreichen  die  Wälle  eine  Höhe  bis  4»/,  und  5  m,    bei   fut-mr; 

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^°  Aus  dorn  Jahresberichte  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in  "Wien. 

chender  Kronenbreite.  Hier  ist  auch  ein  wahrscheinlich  bereits  ursprünglich  angelegte 
Thoreinschnitt  sichtbar,  und  zwar  in  einem  von  den  Wällen  gebildeten  einspringenden 
Winkel.  Gegen  Norden,  wohin  der  Kamm  vorerst  etwas  abfällt,  sind  zwei  parallele 
Wälle  mit  dazwischen  liegendem  schmalen  Felde  angeordnet,  welchem  weiters  ein 
etwa  150  Schritte  grosses,  annähernd  quadratisches,  auch  zu  beiden  Seiten  durch 
Wälle  geschütztes  Lagerfeld  folgt,  das  weiter  nördlich  durch  einen  besonders  gross 
dimensionii-ten  Doppelwall  mit  Vorgraben  gegen  das  Aussenfeld,  das  von  hier  wieder 
etwas  ansteigt,  geschützt  ist.  Stellenweise  zeigen  sich  unter  den  Wällen  und  an  den 
Hängen  mächtige  Felsplatten ;  die  Wälle  selbst  scheinen,  nach  einem  vorhandenen, 
erst  in  jüngerer  Zeit  hergestellten  Durchstich  zu  schliessen,  lediglich  Erdaufschüttan- 
gen  zu  sein.  Von  etwaigen  Funden  ist  bis  jetzt  nichts  bekannt,  ünt^r  dem  Volke  ist 
die  Lagerstelle  unter  dem  Namen  „Dudva"  bekannt  und  wird  mit  türkischen  Inva*?io- 
nen  in  Verbindung  gebracht.  Li  seiner  Anlage  zeigt  dieses  vei-schanzte  Lager  eine 
grosse  Aehnlichkeit  mit  der  kaum  grösseren  Wallburg  in  Hlinitza.  Zu  bemerken  ist, 
dass  in  Scheroutz  noch  sonstige  alte  Sicherungsanlagen  zu  finden  sind ;  auch  der 
Name  des  kleinen  in  der  Nähe  von  Ünter-Scheroutz  gelegenen  Ortes  S  z  a  n  c  e  deutet 
auf  daselbst  bestandene  Erdwerke.  Die  k.  k.  Central-Commission  hält  auf  Grund  dieses 
Berichtes  das  Lager  für  sehr  interessant   und  ersuchte    um  weitere    Nachforschungen. 

In  der  Stadt  Suczawa  ergaben  sich  zum  Theile  auch  gelegentlich  des  Bahnbaues 
Itzkany-Suczawa  in  grösserer  Zahl  bereits  auf  verschiedenen  Stellen  diverse  ältere 
Funde.  Interessant  sind  die  in  Suczawa,  der  alten  Wojwodenstadt,  gefundenen  Hirse- 
gruben. Es  sind  dies  siloailige  Vertii-fungen  im  thonigen  Erdreiche,  welche  innen  gut, 
fast  glasartig  ausgebrannt  waren,  oben  eine  Einsteigöflfnung  v.  etwa  60  cm  Weite  besitzen, 
nach  unten  aber  bei  einer  Tiefe  von  zwei  und  mehr  Meter  eine  Weite  am  Boden  von 
ebenfalls  2— 3  m  erreichen  In  vielen  fand  man  noch  Reste  von  Hirse.  Zu  bemerken 
ist,  dass  in  Suczawa  seit  Menschengedenken  Hirse  nicht  angebaut  wird." 

Die  im  Vorjahre  begonnenen  Grabungen  und  Forschungen  am  alten  Wojwoden- 
schlosse  in  Suczawa  setzte  Herr  Romstorfer  heuer  fort  und  erzielte  zahlreiche  inte- 
ressante, mittelalterliche  Funde 

Wie  im  vorigen  Jahre  (1895),  so  hat  auch  in  diesem  die  Anthropologische  Ge- 
sellschaft sich  veranlasst  gesehen,  dem  Prof.  Dr.  R.  F.  Kaindl  durch  eine  Subvention 
die  weitere  Erforschung  des  Huzulengebietes  zu  ermöglichen.  Derselbe  durchzog  im 
Berichtsjahre  die  Karpathen  vom  Suczawathale  bis  in's  Pruththfl  und  hat  wieder  eine 
Fülle  interessanten  Materiales  gesammelt.  Um  zu  abschliessenden  Resultaten  zu  ge- 
langen, hält  es  Dr.  Kaindl  für  nöthig,  die  Forschungen  auch  auf  die  westlichen  Nach- 
barn der  Huzulen,  die  Boiken,  und  ebenso  auf  die  oberungarischen  Ruthenen  auszu- 
dehnen, um  vergleichendes  Material  zu  sammeln.  Dies  soll  in  diesem  Sommer  ge- 
schehen, falls  ihm  die  nöthigen  Mittel  zur  Verfügung  gestellt  werden  können.  Inzwi- 
schen ist  in  unseren  Mittheilungen  Kaindl's  Arbeit  über  das  Haus  und  den  Hof 
bei  den  Huzulen  erschient  n,  für  die  er  fast  zehn  Jahre  lang  den  Stoff  gesammelt  hat 
Ein  Blick  auf  die  hier  verwertheten,  höchst  vielseitigen  Originalaufnahmen  ist  die 
beste  Rechtfertigung  für  die  relativ  starke  Anspannung  unserer  Kräfte,  welche  die 
Veröftentlichung  solcher  Arbeit  erfordert.  Als  Ergänzung  zu  dem  in  genannter  Abhand- 
lung enthaltenen  Verzeichniss  der  Arbeiten  Kaindl's  über  die  Huzulen  und  Ruthenen 
lasse  ich  hier  eine  von  dem  Autor  eingesendete  Uebersicht  über  die  neueste  folklori- 
stische Literatur  der  Bukowina  folgen,  wobei  besonders  auf  jene  hingewiesen  wird, 
welche  die  Deutschen  der  Bukowina  behandeln,  da  sie  die  ersten  dieser  Art  sind. 
R.  F.  Kaindl,  Die  Volksdichtung  der  Deutschen  in  der  Bukowina  in  ihrer  Beziehung 
zur  deutschen  Dichtung  im  Westen.  (Wissenschaftliche  Beilage  der  Leipziger 
Zeitung,  189G,  Nr.  1.5.) 
Derselbe,  Liebeslieder  der  Deutschen  in  der  Bukowina.  (Ebenda  Nr.  76.) 
Derselbe,  Die  Deutschen  in  der  Bukowina.  (Ebenda  Nr.  134.) 
J.  S  y  m  u  k.  Huzulisches  Märchen  vom  Falkenfels.  (Ruth.,  Bukowyi^^-j|j^(f^ 


Alis  dem  Jahresberichte  der  Authrop.  Gesellschaft  iu  Wien.— Vermischtes. 

B.  Kozariszczuk,  HuzuUsche  Märchen  und  Lieder.  (Ruth.,  Nauka  in  Wien.) 

Derselbe,  Huzulische  Beschwörungsformeln.  iKuth.  Buk.  Widomosty  1895,  Nr.  44 
1896,  Nr.  2,  3,  7,  8,  23,  28  und  29.) 

J.  Gebiuk,  Huzulische  Krankheitsbeschwörungen  und  Beerdigungsgebräuche.  (Ruth., 
ebenda  Nr.  54.) 

M.  Korduba,  Uebersicht  und  Besprechung  der  Arbeiten  von  Dr.  R.  F.  Kaindl  über 
die  Ruthenen.  (Zapyski  des  Lemberger  Szewczenko Vereines.) 

Von  V  erschied enen  Autoren  wurde  in  der  Bukowiner  Zeitunjj  für  Landleute 
„Seljanyn"  ruthenische  Sagen,  Lieder  und  Räthsel  mitgetheilt,  doch  ohne  nähere 
Angaben  über  deren  Provenienz  und  über  deren  Ursprung. 

S.  Fl.  Marian,  Tradi^il  poporane  romäne  din  Bucovina  (Kl.  rumänische  Volksüber- 
lieferungen aus  der  Bukowina).  Bukarest  1895. 

J  Veslovschi,  Rumänische  Sagen  aus  der  Bukowina.  (L\i  der  folkloristischen  Zeit- 
schrift „Sezätoarea'*  III,  Nr    11/12.) 

J.  Polek,  Die  Lippowaner  in  der  Bukowina.  (Zeitschrift  für  Osten*.  Volkskunde,  II 
Jahrgang.) 

R  F.  K  a  i  n  d  1,  Das  Entstehen  und  die  Entwicklung  der  Lippowaner-Colonien  in  der 
Bukowina.  Zumeist  nach  urkundlichen  Materialien  aus  dem  Nachlasse  des  Finanz- 
rathes  a.  D.  Fr.  A.  Wickenhauser.  Wien  1896.  151  SS.  (Vorräthig  bei  H.  Pardini 
Gzemowitz.) 

W'ie  wir  sehen,  ist  besonders  die  Literatur  über  die  Ruthenen,  und  zwar  sowohl 

über  jene  des  Flachlandes  (Rusnaken),  als  auch  jene  des  Gebirges  (Huzulen)  eine  sehr 

reiche.  Diese  Entwicklung  ist  zum  grossen  Theile  auf  die  seit  einer  Keihe  von  Jahren 

fortgesetzten  Bemühungen  R.  F.  Kaindl's  zurückzuführen. 


VERMISCHTES. 


Besuoh  der  Sammlungen  seitens  des  Herrn  Erzherzog  Rainer.  Samstag  den  28  Aug. 
geruhten  seine  kais.  und  königl.  Hoheit  der  durchlauchtigste  Herr  Erzherzog 
Rainer  in  Begleitung  seines  Herrn  Adjutanten  die  Sammlungen  des  Landes-Museums 
im  gr.-or.  erzbischöflichen  Residenzgebäude  zu  besuchen.  Der  um  die  Pflege  der  Wis- 
senschaft und  Kmist  so  hochverdiente  Erzherzog  wurde  vom  Ehrenpräsidenten,  Seiner 
erzbischöflichen  Gnaden  dem  hochwürdigsten  Herrn  Metropoliten  Arcadie  C  z  u  p  e  r- 
c  o  w  i  c  z,  vom  Obmanne  des  Curatoriums,  Herrn  Laudeshauptmann  Johann  L  u  p  u  1 
und  vom  Museumsleiter  Herrn  Director  Demeter  Isopescul  empfangen.  Dieser 
hohe  Besuch  unserer  erst  kurze  Zeit  bestehenden  und  deshalb  noch  bescheidenen 
Sammlungen,  die  überdies  dermalen  noch  in  bescheidener  Weise  untergebracht  sind, 
documentirt  die  grosse  Bedeutung,  die  unserer  wissenschaftlichen  Institution  aus 
massgebenden  Kreisen  entgegengebracht  werden.  Nach  eingehender  Besichtigung  ge- 
inihten  Seine  Hoheit  das  Museum  als  einen  sehr  schönen  Anfang  im  Buchenlande  zu 
bezeichnen  und  den  Wunsch  auf  kräftige  Weiterentwicklung  dieser  heimatlichen  Li- 
stitution  auszusprechen.  Dieses  aus  so  competentem  Munde  gefallene  TTrtheil  bildet 
tür  uns  den  Ansporn,  auf  dem  betretenen  Wege  fortzu.schrciten  und  dem  Museum 
nach  wie  vor  unser  bestes  Wissen  mid  Können  zu  widmen 

Das  50-Jflhrige  Priester-Jubiläum  des  EhrenprSsidenten,  Metropoliten  Arcadie  Czuper- 
kowlcz.  Am  7.  November  löi)7  wurde  das  Fest  des  50-jährigen  Priester- Jubiläums 
Seiner  erzbischöflichen  Gnaden  des  hoch  würdigsten  Herrn  Erzbischofs  und  Metropoliten 
Arcadie  Czuperkowicz  begangen.  Gelegentlich  dieser  schönen  selt^^.nen  Feier  be- 
glückwünschte den  Herrn  Erzbischof  eine  Vertretung  des  Curatoriums  und  der  Mu- 
seums-Leitung aufs  Ehrerbietigste  und  bat  ihn,  dem  Museum  das  stets  an  den  Ta^ 
gelegte  Wohlwollen  auch  fürderhin  zu  schenken.  Seine    erzbischöfliche    Gnaden    sagte 

7 


90 


Vermischtes. 


dies  iu  liebenswürdigster  Weise  zu.  Es  sei  au  dieser  Stelle  gestattet,  eiuige  Dateo 
über  unseren  EhrenprUsidenten  anzufügen,  welche  wir  dem  hiesigen  Amtsblatte  vom 
7.  November  entnehmen  —  Arcadie  Czuperkowioz  erblickte  am  26.  April  1823  in  Eim- 
polung  als  Sohn  des  dortigen  gr.-or.  Pfarrers  Nic(  lau8  Czuperkowicz,  welcher  in  dem- 
'  selben  Jahre  das  Zeitliche  segnete,  das  Licht  der  Welt.  Arcadie  Czuperkowicz  stadirte 
durchgehends  mit  Auszeichnung  und  heiratete  nach  Absolyirung  der  Studien  im  Jahre 
1847  eine  Tochter  des  Theologicproiessors  Tomiuk,  worauf  er  zum  Diacon  und  am  7. 
November  zum  Priester  geweiht  wurde.  1 847  zum  Pfarrverweser  in  Toporoutz  ernannt, 
wurde  er  1848  Pfarrer  in  Czemauka,  I858  Pfarrer  in  Milleschout'.  Im  Jahre  1861  zer- 
störte der  Tod  das  glücklichste  Familienleben,  indem  er  die  geliebte  Gattin  von  des 
Priesters  Seite  riss.  Ungetröstet  trat  er  1866  in  den  Mönchsstand,  wurde  Klostervor» 
Steher  in  Putna  und  erfreute  sich  in  dieser  Stellung  einer  besonderen  Achtung.  Diese 
fand  im  Jahre  i87()  in  der  einstimmigen  Wahl  zum  Bezirks-Präsidentenstellvertreter 
in  Radautz  ihren  Ausdruck.  Im  Jahre  1878  wurde  der  hoch  würdige  Klostervorsteher 
zum  Archiniandriten  befi3rdort  und  zum  Landtagsabgeordneten  gewählt,  tmd  im  Jahre 
1878  für  .sein  humanitäres  und  schulfreundliches  Wirken  zum  Ehrenbürger  von  Radauti 
emaniit.  Im  Jahre  1880  zum  Generalvicar  ernannt,  war  er  1885  Beichsrathsabgeordneter. 
Im  vorigen  Jahre  zog  der  Priestersohn,  der  vom  verewigten  Bischöfe  Hackmann  die 
Priesterweihe  erhalten  hatte,  als  Erzbischof  und  Metropolit  in  die  prächtige  Residenz 
und  an  diesem  Einzüge  nahmen  fi*eudigen  Antheil  nicht  nur  die  Angehörigen  des  gr.- 
or.  Cultus,  sondern  gleich  warm  alle  Bewohner  der  Bukowina,  die  in  dem  Oberhirten 
ihrer  gr.-or.  Mitbürger  das  Muster  eines  echten  Priesters,  eines  edlen  Menschen 
verehren. 

MflnzenfiUcbuigen  in  der  Bukowina.  Einem  Berichte  des  Conservators  der  k.  k. 
Ceutral-Commission  für  Ei*forschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen 
Denkmale,  Professor  Carl  A.  Romstorfer,  der  uns  von  der  k,  k.  Central-Commission 
zur  Veröifentlichuiig  gefälligst  mitgetheilt  wurde,  entnehmen  wir  das  für  Fachleute 
gewiss  interessante  Factum,  „dass  in  jüngster  Zeit  in  Suczawa  zahlreiche  Münzfalsiti- 
cate  angefei-tigt  wurden  und  zwar  von  dreierlei  Form  in  ziemlich  plumper  Weise.  Eine 
Münze,  ca.  1  cm.  gross,  wurde  in  zwei  Exemplaren  dem  Bukowiner  Landesrauseum  ge- 
schenkt. Sie  trägt  die  Inschriften:  ,.Inau  Waiwodis  *  mit  dem  von  Stern  imd  Mond- 
sichel begleiteten  Stierkopf  (dem  moldauischen  Wappen)  und  „Patrona  Moldowe'*  mit 
einem  roh  gearbeiteten  Kopfe.  Der  Fälscher  ist  Goldarbeiter,  namens  Jacob  Gold- 
schmidt, der  diesbezüglich  wegen  Betruges  zu  drei  Monaten  Kerkers  und  zum  Schaden- 
ersätze von  280  Ü.  vei-urtheilt  wurde  (zahlreiche  Münzen  wurden  nach  Bukarest  ver- 
kauft. Das  Stück  zu  ungefähr  i  fl.);  der  Agent  Norbert  Zettel  erhielt  einen  Monat 
Kerker."  (Mouat^blatt  der  numismatischen  Gesellschaft  in  Wien). 

Aufgedeckte  Grufl  in  Suczawa.  Vor  ca.  3  Jahren  liess  der  Schmidtmeister  Franz 
König  in  Suczawa  in  dem  unter  seinem  Wohnhause,  Schipotgasse  Nr.  1119  liegenden 
kleinen,  in  Bnichstein  ausgemauerten  und  gewölbten  Keller,  der  mittelst  einer  Fall- 
thüre  zugänglich  ist,  an  der  linkseitigen  Keller  wand  die  unter  einer  Gurte  angebrachte 
Vermauerung  wegnehmen.  Es  ergab  sich  sodann  eine  kleine  MauerÖfinung,  welche  in 
ein  niedriges  Gemach  führte,  das  an  zwei  Seiten  je  drei  ausgemauerte  Grabniscben 
enthält.  In  diesem  Gemache  lag  am  Fussboden  ein  Gerippe,  das  an  die  Luft  gebracht, 
sotort  in  Staub  zertiel.  Ausserdem  fanden  sich  einige  Eichenholzstücke,  GoldfUUlen^ 
anscheinend  von  einer  Gewandung  herrührend,  Eisenstücke  u.  dgl.  Leider  wurden 
diese  Funde  nicht  aulbewahrt.  Die  Grabnischen  selbst  waren  leer.  —  Es  ist  kein 
Zweifel,  dass  der  Keller  ehedem  den  Vorraum  zur  Gruft  bildete,  welche  im  Laufe  der 
Zeit  geöffnet  worden  sein  mag.  Noch  sei  bemerkt,  dass  sich  die  Realität  Königs  nahe 
der  bestehenden  gr.-or.  Kirche  zum  hL  Johannes  dem  Täufer  und  dem  Platze  befindet, 
auf  welchem  die  alte  Stadt-Residenz  der  W^ojewoden  in  Suczawa  vermuthet  wird. 


Bomstorf^. 

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"^/"erzeiolixilss 

der  Conservatoren  und  Correspondenten  der  k.  k.  Oentral-Comtuissiou 

in  der  Bukowina. 

a)  Conservatoren. 

Isopescul  Demeter,  k.  k.  Schulrath,  Director  der  Lehrer- Bildungsanstalt  in 
Czemowitz ;  lür  die  IIL  Section  seit  187-'»;  wiederbestätigt  mit  lAin.-Erl.  vom  7.  Feb- 
ruar 1B95,  ZL  185. 

Kl  aus  er  Heinrich,  k  k.  Schulrath,  Gymnasial -Director  in  Czernowitz  tür  die 
I.  Section,  seit  1887;  wiederbestätigt  mit  Min.-Erl.  vom  20.  Jänner  1892,  ZI.  27489 
ex  1391. 

Romstorfe  r  Carl  A ,  Architect,  k.  k.  Staats-Gewerbeschul-Director  in  Czer- 
nowitz, für  die  II.  Section,  seit  18S8;  wiederbestätigt  mit  Min.-Erl.  vom  27.  April 
1893,  ZI.  7804. 

b)  Correspondenten. 

Neum  ann  Ferdinand,  k.  k.  Baurath  i.  P.  in  Czernowitz,  seit  1871. 

Getzlinger  Leopold,  Dr.,  k.  k.  Bezirks-Oberarzt  in  AViÄnitz,  seit  1881. 

Kluczenko  Basil,  Dr ,  k.  k.  Sanitätsrath  in  Czernowitz,  seit  I88.'5. 

Stefanelli  Theodor,  k.  k.  Landesgerichtsrath  in  Eämpolung,   seit  188(1 

Schmidt  Wilhelm,  k   k.  emer.  Gymnasial-Proiessor  in  Suczawa.  seit  1889. 

P  o  1  e  k  Johann,  Dr ,  k.  k.  Universitäts-Bibliotheks-Custos  in  Czernowitz,  seit  lfc93. 

Z  i  n  g  e  r  1  e  von  S  u  m  m  e  r  s  b  e  r  g  Oswald,  Dr.,  o.  ö.  Professor  an  der  Univer- 
sität in  Czemowitz. 


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Inhaltsverzeichnis. 


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9 


Major  Friedrich  von  Mieg:  Topographische  Beschreibung  der  Bukowina.  Heraus- 
gegeben von  Dr.  J   Polek 

Carl  A.  Romatorfer:    Die  Forschungsarbeiten    am    alten   Wojewodenschlosse    in 

Suczawa :W 

Dr.  J   Ptiek'  Das  Entstehen  und  die  Ent>\ickelung  der  evangelischen  Gemeinde 

in    Czemowitz .        .         58 

Prof.  Dr.  Raimund  Friedricii  Kaiadl ;  Kleine  Beiträge    zur  Kunde    der   Bukowina 

Erste  Folge .        •         T'» 

Aus  den  „MittL eilungen  der  k.  k.  Central-Commission** 8^> 

Aus    dem   Jahresberichte    des    Präsidenten  der    Anthropologischen  Gesellschaft 

in  Wien,  IF9(> ST 

Veiniischtes .         8J) 

Verzeichniss  der  Conservatoren  und  Correspoudenten  der  k.  k.  Central- Commis- 

sion  in  der  Bukowina 91 


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