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LIBRARY
JOHNS HOPKINS UNIVERSITY
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JUL 0 1 1985
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JAH RBUCH
DES
^ KAISERLICH DEUTSCHEN
Archäologischen Instituts
Band xvi
1901
MI
T DEM BEIBLATT ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER
BERLIN
DRUCK UND VERLAG VON GEORG REIMER
1901
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Inhalt
Seite
H. Bulle Der Barberinische Faun, Mit 8 Abildungen i
D. Detlefsen Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der
Künstler 75
W. Doerpfeld Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters. Mit
einer Abbildung 22
R. Foerster Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia. Mit 8 Ab-
bildungen 39
H. Graeven Die thönerne Sparbüchse im Altertum. Mit 33 Abbildungen . 160
P. Hartwig Die Hnke Hand des Diomedes. Mit 5 Abbildungen 56
P. Herrmann Zu den antiken Sarkophagreliefs 38
J. Kemke Zum Alexandermosaik von Pompei. Mit einer Abbildung 69
K. Kuruniotis Porosskulpturen aus Mykenai. Mit 5 Abbildungen 18
E. Pernice Glaukos von Chios. Mit einer Abbildung 62
E. Pernice Kyrenäische Schale in Berlin. Mit Tafel III und 3 Abbildungen 189
O. Puchstein Erster Jahresbericht über die Ausgrabungen in Baalbek. Mit
Tafel IV — VII und 6 Abbildungen , 134
H. Schöne Das Visirinstrument der römischen Feldmesser. Mit Tafel II und
6 Abbildungen 127
C. Schuchhardt Die Anastasius-Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha-
Wälle. Mit Tafel I und 31 Abbildungen - 107
IV Inhalt.
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER
Seite Seite
E. Hübner f I II. Goidschmuck (G. Karo). Mit
Jahresbericht über die Thätigkeit des 13 Abbildungen 209
Kaiserlich Deutschen Archäologi- Untersuchungen im Habich tswalde bei
sehen Instituts 49 Osnabrück (E. Ritterling) 219
Archäologische Funde im Jahre 1900 Sitzungsberichte der Archäologischen
(Conze) 53 Gesellschaft zu Berlin. 1901. Mit 4
Funde in Südrufsland (G. V. Kieseritzky) 55 Abbildungen 11. 92. 149. 220
Funde in Ägypten (Fr. W. v. J3issing) . 57 Österreichisches Archäologisches
Funde in Italien (E. Petersen) .... 59 Institut 25
Archäologische Neuigkeiten aus Nord- Archäologentag in Philadelphia ... 25
afrika (E. Schul ten). Mit 5 Abbildungen 64 Gymnasialunterricht und Archäologie loi
Funde aus England (F. Haverfield). Mit Von de r XLVI. Versammlung Deutscher
2 Abbildungen 80 Philologen und Schulmänner in
Bericht über die Arbeiten der Reichs- Strafsburg 213
limeskommission im Jahre 1900 (E. Verband West- und Süddeutscher Ver-
Fabricius. F. Hettner. v. Sarwey) . 81 eine für römisch-germani sehe Alter-
Gordion (G. Körte. A. Körte). Mit 5 Ab- tumsforschung 218
bildungen I ErwerbungendesLouvreim Jahre 1900 150
Ausgrabungen aufAgina 129 Erwerbungen des British Museum im
Bericht über eine archäologische Ex- Jahre 1899 155
pedition auf der Insel Kos im Erwerbungen des Ashmolean Museum
Sommer 1900 (R. Herzog). Mit 8 Ab- zu Oxford 163
bildungen 131 Erwerbungen des Museum of Fine
Die Häfen von Karthago 4 (R. Oehler). Arts in Boston im Jahre 1899 .... 165
Mit 3 Abbildungen 140 Käufliche Gipsabgüsse 28
Ausstellung von Fundstücken aus Verkäufliche Diapositive 106
Ephesos in Wien. Mit einer Ab- Galvanoplastische Nachbildungen my-
bildung 148 kenischer Altertümer 106
Ausgrabungen zu Milet (Th. Wiegand). Institutsnachrichten 103. 169. 222
Mit 6 Abbildungen 191 Zu den Institutsschriften 106
Die griechisch-römischen Altertümer Herzogliches Museum zu Altenburg . 171
im Museum zu Kairo. Bibliographie 28. 106. 172. 222
I. Skulptur (F. V. Bissing). Mit Register 242
II Abbildungen 199
'^sASbi..'^-^^^^^^^^^-^
DER BARBERINISCHE FAUN/
I.
Im Jahre 1556 Hefs Papst Paul IV. die Engelsburg mit einer neuen Art von
Befestigung umgeben, wie sie zuerst Sangallo für die Festung von Civita Castellana
angewendet hatte, mit einem Wall und Graben in der Form eines fünfstrahligen
Sternes. Jedoch schon im nächsten Jahre rifs eine ungewöhnlich hohe Über-
schwemmung des Tiber das ganze aus Erde und ungebrannten Ziegeln hergestellte
Werk wieder hinweg. Der folgende Papst, Pius IV. aus dem Hause Medici, 1561
mit den Türken in Krieg verwickelt, nahm den Plan seines Vorgängers wieder auf,
liefs den Stern in solidem Quaderwerk mit Gräben davor aufführen und schlug zur
Erinnerung daran eine Medaille mit dem Bilde der neubefestigten Burg. Aber be-
reits in der ersten Hälfte des folgenden Jahrhunderts verlangte die mit den Fort-
schritten des Artilleriewesens sich vervollkommnende Festungstechnik neue Ver-
änderungen. Urban VIII. Barberini nahm in den Jahren 1624 — 1641 im Innern und
Äufsern eine Reihe von Umbauten vor, bei denen auch Bernini als Architekt thätig
war, und die der Engelsburg im wesentHchen die Gestalt gaben, die sie seitdem
bewahrt hat. Die wichtigste Mafsregel war eine Vertiefung und Verbreiterung der
Gräben, die den fünfstrahligen Mauerstern von aufsen schützten. In diesen Gräbern
wurden in den Jahren 1624 — 1628 in ziemlicher Tiefe Reste antiker Skulpturen gefunden,
darunter eine verhältnismäfsig sehr gut erhaltene Statue, deren künstlerischer Wert
sofort erkannt wurde, ein überlebensgrofser Satyr aus weifsem Marmor, der schlafend
auf einem Felsen liegt. Urban VIII. liefs ihn in den Palast seiner Familie am
Quirinal bringen. Er ist seitdem unter dem Namen des Barberinischen Fauns
bekannt ^
1) Die vorliegenden Ausführungen, die Ursprung- führlicher ermittelt, und in der Frage der Ergän-
lich im Zusammenhang einer gröfseren Arbeit zung gehen Furtwänglcr's und meine Resultate
über die Darstellung Schlafender in der antiken auseinander. Ich konnte in der Korrektur noch
Kunst erscheinen sollten, sind in anderer Form Anmerkungen über die wichtigsten Differenz-
der 45. Philologenversammlung zu Bremen vor- punkte einfügen.
getragen worden (Verhandlungen der 45. Philol. 2) Über die Geschichte der Engelsburg vergl.
Vers. 1899,8.34). Nachdem sodann dieser Auf- Mariano Borgatti, Castel Sunt' Angela di
Satz in den Händen der Redaktion des Jahrbuchs Roma, storia e descrizione (Rom 1890), S. 131 ;
war, ist Furtwänglcr's Beschreibung der Glypto- 135; 146 — 148. Nibby, Roma neu ' anno 1838,
thek erschienen, worin S. 199 f. der Faun ein- parte II antica, p. 496. — Die älteste Notiz
gehend behandelt wird. Jedoch wird in dem über die Auffindung des Satyrs, auf die
Nachfolgenden die Geschichte der Statue aus- ich durch eine gütige Mitteilung Prof. HUlsen's
Jahrbuch des archäologischen Instituts. XVI. I
Bulle, Der barberinische Faun.
Abb. I.
Barberinischer Faun. Jetziger Zustand.
An der Statue fehlte Verschiedenes, namentlich das ganze rechte Bein und
der linke Unterarm, die, wahrscheinHch sogleich, ergänzt wurden. Publiziert
und erläutert wurde das Werk nicht viel später von Hieronymus Tetius in einer
umfänglichen, 1642 erschienenen Beschreibung des Palazzo Barberini, in der sich
aufmerksam gemacht worden bin, findet sich
in den archäologischen Aufzeichnungen des
Cassiano del Pozzo (1589 — 1657), des ge-
lehrten Freundes des Poussin; abgedruckt bei
Lumbroso , Notizie sulla vita di Cassiano del
Pozzo, in den Miscellanea di storia Italiana ed.
per ctira della regia deputazione di storia patria,
Turin 1874, Band XV, S. 177 (auch in Separat-
ausgabe, Turin 1875, S. 49): »Ne' fossi di
C a s t e 1 1 o furon irovate cavandosi due statue quali
furon portate al giardino del cardinale Barberino,
tina di un fiume nella solita postura giacente, di
bellissiina tnaniera, l'altra un torso di Fauno, non
inferiore al torso di Belvedere, vi fu trovaio ancora
non so che pezzi di diaspro antico, quali pur hebbe
l'istesso cardinale.« Cassiano's Notizen sind nach
Lumbroso S. 160 in den Jahren 1631 — 1655
niedergeschrieben. — Aus derselben Zeit stammt
die Nachricht bei Tetius, Aedes Barberinae
(erste Auflage Rom 1642, zweite 1647). Die
Nachricht über die Auffindung in den Gräbern
der Engelsburg wiederholt um 1682 P. Sante
Bartoli, vergl. Fea, Miscell. filol., crit. e anti-
quarie, I, p. CCLVI, Nr. 116. — Das Jahr
der Auffindung des Satyrs wird nirgends
genau angegeben, doch ist es mit Sicherheit zu
erschliefsen. Tetius sagt S. 183: »Certum est,
super ioribus annis, Sutnmo Urbano Pontifice
iubente, Aelia dum arx praemunitur fossaeque
altiores et ampliores redduntur , hanc Fauni
Bulle, Der barberinische Faun.
auf Seite 215 ein Kupferstich nach der Statue findet, den wir kritisch zu be-
trachten haben werden. In schwungvollem, aber gesuchtem Latein berichtet
Tetius von dem gewaltigen Eindruck, den das Werk in Rom machte (S. i83f.):
tarn insigniter omni ex parte elaboratum, ut universi qua pingendi, qua sculpendi cele-
briores artifices in eins adinirationein convolantes , unanimi consensione , aestiment,
laudatissimo id saeculo, a celeberrima antiquitatis maftu efformatum. Auf den ersten
Bhck, fährt er fort, glaube man einen der grofsen Götter vor sich zu haben, bis man
manchmal unter Haar und Kranz die spitzen Tierohren sich hervorstrecken sehe —
in Wirklichkeit sind sie nicht sichtbar — und zu bemerken glaube, wie der Satyr-
schwanz bisweilen zucke. Es sei also eines jener niederen halbgöttlichen Wesen,
in denen die unreinen Leidenschaften nicht überwunden seien. Und der tugend-
hafte Hadrian, der die Leidenschaften gewissermafsen wie wilde Tiere verfolgt habe,
habe zum Zeichen seines Sieges über sie dies Bildnis als Schmuck auf seinem Grab-
mal, das der keuschen Diana geweiht gewesen, aufgerichtet. Dieser echt barocke
Einfall hat wenigstens den Wert, uns zu zeigen, dafs man gleich von Anfang an die
Statue mit dem Mausoleum Hadrian's in Verbindung brachte.
Spätere haben diese Vermutung mit dem Hinweis auf den reichen Statuen-
schmuck des Grabmals zu stützen gesucht. Procop beschreibt in seiner Geschichte
des gothischen Krieges (de hello Goth. I, 19; 22), wie im Jahre 537, da Vitiges mit
seinen Schaaren das von Belisar verteidigte Rom belagerte, die inoles Hadriana als
starker Eckturm in die aurelianische Mauer einbezogen war und wie gerade hier,
weil die Besatzung an einem so festen Punkte nicht zahlreich war, die wilden
Schaaren der Goten, unter dem Schutze einer Säulenhalle anrückend, mit Leitern
die Ersteigung versuchten. Oben standen eine Menge von Marmorstatuen, Männer
und Rosse. Als nun die Gefahr aufs höchste stieg, zerschlugen die Verteidiger
die Marmorbilder und stürzten die Steine auf die Stürmenden herab; Rom war für
diesmal gerettet.
Ist es wirklich, wie bisher allgemein angenommen wurde, wahrscheinlich, dafs
der Faun zu diesen Statuen gehört hat? Er ist mit Ausnahme der fehlenden Glieder
statuam, alte defossam. . . in lucem novam. . . . esse
educiam.« Demnach war der Faun 1642 schon
längere Zeit über der Erde. Ferner geht aus
den von Borgatti S. 146 angezogenen Quellen
hervor, dafs zu allererst die Vertiefung der
Gräben erfolgte, noch vor Abbruch des »torrione«,
den Alexander VI. Borgia an der Flufsseite er-
richtet hatte; die Niederlegung dieses Turmes
ist aber durch eine Gedenktafel auf dieses
Ereignis vom Jahre 1628 genau datiert. Also
ist der Faun in den Jahren 1624 — 1628
gefunden worden. — Von den mitgefundenen
Stücken giebt auch Borgatti S. 213, Anm. RR
an, dafs sie in den Palazzo Barberini gebracht
seien »meno i pezzi piccoli, che si riducevano a
falle per canonh ; auf welche Quelle sich das
letztere stützt, habe ich nicht Rnden können.
Die Stücke festzustellen, ist leider nicht möglich.
Tetius beschreibt, wie er S. 172 ausdrücklich
sagt, nur die wichtigsten Skulpturen. Das
Erbschaftsinventar über den Kunst-
besitz des Kardinals Carlo Barberini,
das im Jahre 1738 aufgenommen worden ist
(veröffentlicht in den Documenti alla storia dei
Musei d'Italia IV, S. 19 f.), giebt zwar gute
Beschreibungen, aber keine Fundangaben. Der
von del Pozzo genannte Flufsgott dürfte zu
suchen sein unter folgender Beschreibung des
Inventars (S. 46) : Una staiua a giacere di persona
incognila, con tazza in mano, sopra un' urna
sepolcrale istoriata di bassi rilievi rappresentanti
diverse figure, stimata scudi ciqtianta.
I*
Bulle, Der barberinische Faun.
ganz vorzüglich erhalten, nur ein paar vorstehende Teile wie Nase und rechter Ell-
bogen (das Genauere siehe unten) sind abgestofsen. Aber selbst angenommen, dafs
nur sein rechtes Bein und der linke Arm auf die Gotenschädel heruntergekracht
wären, wie ist dann später die übrige ungeheure Masse so unversehrt von der Höhe
des Mausoleums heruntergelangt? Und selbst angenommen, dafs sie in weichen
Sumpfboden gestürzt sei, wie konnte sie so weit von dem Baue verschlagen werden,
dafs sie in einem der Gräben des Strahlenfünfecks zu Tage kam? Die geringste
Entfernung der Gräben von dem viereckigen Sockel des Denkmals beträgt nicht
weniger als 60 Meter!
Zu den äufseren Unwahrscheinlichkeiten kommt eine innere. Was soll ein
schlafender Satyr an einem kaiserlichen Grabmal? Dafs man in Eile oder gedanken-
los dekorative Statuen zusammengetragen habe, ist bei einem Monument, das der
Kaiser in aller Ruhe für sich und seine Nachfolger errichtete, ausgeschlossen. Und
wenn wir innere Zusammenhänge suchen, etwa eine Anspielung auf bacchische
Mysterien (wie auf archaischen etruskischen Grabdenkmälern) oder gar auf die Ruhe
des Todes, so entfernen wir uns aus dem antik-römischen Gedankenkreis^ oder
laufen gar Gefahr, in die Fufstapfen des Hieronymus Tetius zu treten.
Der Satyr hat also nicht zu der moles Hadriana gehört. Wir können aber
mit einer an Gewifsheit grenzenden Wahrscheinlichkeit sagen, wo er ursprünglich
gestanden hat: in den kaiserlichen Gärten, die sich längs des Tiber er-
streckten. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten und bis ins Mittelalter
hinein trug die Gegend zwischen dem Vatikanischen Hügel und dem Flusse, da wo
später der Borgo und die Leoninische Stadt Hegen, den Namen prata oder horti
Neronis. Dieser grofse Gartenkomplex war aus zwei Teilen zusammengewachsen.
Der eine, der sich vom Nordabhang des Janiculum bis zum Tiber (südlich von der
zum Circus des Caligula führenden Strafse, heute Borgo vecchio und Borgo nuovo)
erstreckten, waren die Gärten der Agrippina, zuerst im Besitz der älteren dieses
Namens, der Mutter des Caligula; die Anlagen zogen sich mit Portiken und Laub-
gängen den Flufs entlang, wo Caligula's Raserei einst bei nächtlicher Weile eine
Anzahl vornehmer Römer mit ihren Frauen enthaupten liefs (Seneca, de ira III, 18).
Nach Caligula's Tode kamen sie an die jüngere Agrippina und nach deren gewalt-
samen Tode an ihren Sohn Nero. Der andere Teil, nördlich vom Tiber, da wo
der Flufs die scharfe Biegung nach Osten gemacht hat, hiefs horti Domitiae, nach
der Tochter des Domitius Ahenobarbus und der Antonia. Domitia war die Nichte
des Triumvirn Marcus Antonius, und es ist wahrscheinlich, dafs von ihm der Park
angelegt worden ist. Möglicherweise waren dies die Gärten, in die sich Antonius
zum grofsen Ärger Cicero's, statt in den Senat zu kommen, zur Feier seines Ge-
burtstages zurückzog [dat natalicia in hortis. Cicero, Phil. II, 6). Die Gärten der
Domitia fielen ebenfalls an Nero, nachdem er auch diese seine Tante gewaltsam
aus dem Wege geräumt hatte. Der Name horti Domitiae blieb aber bestehen,
ä) Die bacchischen Darstellungen auf römischen Sarkophagen haben doch rein dekorative Bedeutung.
Bulle, Der barberinische Faun. t
denn die Schriftsteller berichten, dafs später Hadrian sein Mausoleum inmitten der
Gärten der Domitia errichtet habe*.
Es kann somit wohl kein Zweifel bestehen, dafs der Barberinische Faun ur-
sprünglich einen Schmuck der Gärten der Domitia und des Nero gebildet hat.
Dafs schon Antonius die Statue besessen habe, wäre möglich. Das Wahrschein-
lichste ist aber doch wohl, dafs Nero, der den Kunstraub im grofsen betrieb, dies
kostbare Stück originaler griechischer Skulptur heimgebracht hat.
Einen letzten Beweis dafür, dafs der Faun in römischer Zeit in einem
Garten gestanden hat, liefert die Statue selbst. Unter dem Kopfe des Tierfelles
war bisher eine verschmierte Stelle (so noch in Abb. i). Nachdem ich den Gips
entfernt hatte, öffnete sich ein ovales Loch von 6 — 7 cm Durchmesser, das etwa
20 cm tief eindringt (Abb. 5). Hinten stöfst man an die ergänzten Teile des Felsens.
Auf etwa 15 cm Tiefe jedoch kann man mit einem gebogenen Draht fühlen, dafs
der Gang nach unten umbiegt, jetzt noch etwa 7 — 8 cm weit. Vorne sind die
oberen und seitlichen Ränder der Öffnung glatt zubehauen, der untere Rand ist in
seiner ganzen Breite mit groben Meifselhieben nach unten zu abgeschrägt. Das
Loch sitzt oberhalb der herabhängenden Tatze und hat einen Teil des Felles zer-
stört. Es kann also nicht vom Künstler selbst herrühren. Ebenso ist ausgeschlossen,
dafs es von einer modernen Befestigung stammt, denn die Innenseite des Loches hat
genau die Verwitterungsfärbung des Übrigen. Demnach kann es kaum zu etwas
Anderem gedient haben, als zur Befestigung eines Wasserleitungsrohres. Der Satyr
war also eine Gartenfigur, sicher kein Grabschmuck. Er stand ohne Zweifel in den
kaiserlichen Gärten am Rande eines Wasserbeckens wie es ganz ähnlich auf einem
pompejanischen Wandgemälde vorkommt, nur dafs dort der Satyr auf seinem Schlauche
schläft, aus dem das Wasser strömt, während es der römische Dekorateur hier in
roher Weise aus dem Felsen kommen läfst.
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts stand der Faun ruhig im Palazzo
Barberini. Dann war er zwei Jahrzehnte hindurch der Gegenstand leidenschaftlicher
Bemühungen und heftiger Kämpfe. Im Jahre 1799 wurde er von dem Fürsten
Barberini öffentlich versteigert — nach Borgatti ^ per pagare imposizio7ii foi'zose alla
Francia — und von dem römischen Bildhauer Pacetti um die geringe Summe von
4000 Francs erstanden. Dieser liefs ihn in sein Atelier in Via Gregoriana schaffen
und nahm eine neue Restaurierung vor, wovon noch zu sprechen sein wird. Aber
der Kauf wurde sofort angefochten, da die Statue zum Fideikommifs der Barberini
gehöre und aufserdem Papst Urban VIII. in einer eigenen Bulle bestimmt habe,
*) Nibby, Roma antica II, S. 306 — 310. A. mitteilt, nicht haltbar ist, da es feststeht, dafs
Schneider, Das alte Rom, Plan 9 — 12. das Grabmal in diesen Gärten lag (Nibby
Kiepert und Hülsen, Forniae urbis Roniae S. 310).
antiquae mit Nomenclaior topographicus S. 38; 39. ^) Gas teil Sant' Angelo, S. 213. So auch Massimo
Auf Karte II sind die horti Domitiae nicht bei d'Azeglio, / niiei ricordi (Florenz 1867) II,
dem Grabmal Hadrian's, sondern am Nordende S. 126.
des Janiculum angesetzt, was, wie mir Hülsen
Bulle, Der barberinische Faun.
dafs die Statue selbst bei Aufhebung des Fideikommisses unveräufserliches Eigen-
tum der Barberini bleiben solle". Pacetti hatte mehrfach Gelegenheit, die Statue
zu verkaufen, einmal für 13000 Scudi (etwa 56000 Mark) nach England, ein anderes
Mal für 4000 Louisd'or (80000 Mark) an Lucian Bonaparte, endlich an den Hof von
Neapel. Aber schliefslich entschied ein Machtspruch der päpstlichen Regierung,
dafs sie zurückzuliefern sei. ^Essendo il Pacetti assente dallo studio, i carabi-
nieri papali con facchini, atterate le porte , rubarono la statiia e la portarono a casa
Bat'berini^, sagt Borgatti emphatisch^. Das Bildwerk, das so viel von sich reden
gemacht, kam natürlich auch dem Kronprinzen Ludwig von Bayern zu Gesicht, der
1805 zum erstenmale nach Rom kam und gemäfs seinem Vorsatz, nur ausgezeichnete
Sachen für seine Sammlung zu erwerben, dieses Stück besonders ins Auge fafste.
18 10 betraute er den Maler Martin Wagner, dessen Klugheit, Zähigkeit und künst-
lerischem Scharfblick die Glyptothek ihre besten Erwerbungen verdankt, mit der heiklen
Aufgabe. Aber erst 1813 konnte der Kauf um die Summe von 8000 Scudi (etwa
35000 Mark) abgeschlossen werden und zwar nicht mit Pacetti, der seine Ansprüche
immer noch aufrecht erhielt, sondern mit dem Principe Barberini. An Ausfuhr
war jedoch nicht zu denken; die Statue stand einstweilen verpackt in einer Remise
des Palazzo Barberini. Eine Gelegenheit schien sich zu bieten, als die neapolita-
nischen Truppen Rom besetzten. König Murat von Neapel gab im April 18 14 die
Erlaubnis zur Ausfuhr sämtlicher Erwerbungen des Kronprinzen. Am 3. Mai in
aller Frühe sollte die Kiste zunächst in das Magazin des Kronprinzen im Vico della
fontanella geschafft werden. Aber noch ehe sie aufgeladen war, erschien im Auf-
trage des Bürgermeisters von Rom ein Polizeikommissär mit bewaffneter Macht, der
Faun sei auf ausdrücklichen Befehl des neapolitanischen Ministers Zurlo von der
Erlaubnis zur Ausfuhr ausgeschlossen. Es entstand eine fürchterliche Verwirrung,
aber die wütenden Deutschen mufsten der Gewalt weichen. Die Statue wurde von
dem Polizeikommissär im Triumph zum Vatikan gebracht, wobei unterwegs der
Wagen gebrochen war; im Vatikan wurde die Kiste in der Rotunde aufgestellt,
hier sollte sie bis zum Austrag der Sache bleiben. Am 11. Mai 1814 kehrte aber die
päpstliche Regierung nach Rom zurück und man hatte es nun wieder mit dieser zu
thun. Der Kronprinz bemühte sich, namentlich durch den Staatssekretär Kardinal
Consalvi, mit dem er in London und auf dem Wiener Kongrefs zusammentraf, die
Freigabe zu erwirken. Die päpstliche Regierung machte alle möglichen Gegen-
vorschläge; der Prinz solle um denselben Preis andere Antiken kaufen oder sich
solche unter den Dubletten der vatikanischen Sammlung aussuchen, er solle Ge-
mälde dafür nehmen oder gar — Werke Canova's. Aber der Prinz blieb fest, durch
ß) Für das Folgende vergl. im wesentlichen die hinzu, der den Fall als Beispiel für die päpstliche
lebendige Schilderung, die L. Urlichs in seiner Mifswirtschaft schildert.
Geschichte der Glyptothek (S. 25 — 35) auf Grund ^) a. a. O. S. 213. Er verlegt dies Ereignis irr-
des Briefwechsels König Ludwig I. mit Martin tümlich in das Jahr 1820, kurz vor Pacetti's Tod,
Wagner von diesen Vorgängen entworfen hat. Als und stützt sich dabei offenbar auf d'Azeglio's
wichtige Ergänzung kommt die Erzählung von Pa- Schilderung S. 130, der die Sache noch drama-
cetti's Unglück bei Massimo d'Azeglio a. a. O. tischer erzählt und durchblicken läfst, dafs
Bulle, Der barberinische Faun.
Wagner's eindringliche Briefe immer wieder bestärkt. Da zogen im März 1815
abermals Murat's Truppen in Rom ein und jetzt kam es sogar dahin, dafs auf
Canova's Betreiben die Statue im Vatikan ausgepackt wurde. Unterdes verpflichtete
der Kronprinz bei der zweiten Einnahme von Paris sich die päpstliche Regierung
dadurch, dafs er die Rückgabe der aus Italien geraubten Kunstschätze befürwortete.
Trotzdem dauerte es bis zum 10. August 18 16, bis der Faun freigegeben wurde.
An diesem Tage gelangte er, unverpackt, auf den Schultern von 64 Trägern in das
Magazin des Kronprinzen. Aber jetzt meldete sich wieder Pacetti mit seinen An-
sprüchen und strengte einen Prozefs an, der sich endlos durch drei Instanzen hin-
zog und erst lange nach Pacetti's 1820 erfolgtem Tode, nicht vor 1826, mit einem
Vergleich zwischen den Barberini und den Erben Pacetti's endete l Der Kronprinz
besafs unterdes den Satyr endgültig und besichtigte ihn 18 18 bei seinem Aufent-
halte in Rom zusammen mit seiner Schwester, der Kaiserin von Österreich. Diese
interessierte sich für die Sache und bot ihrerseits alles auf, dafs endlich die
Ausfuhr bewiUigt wurde. Aber es dauerte noch bis zum 6. November 18 19, bis es
soweit war, dafs die Kiste, mit dem päpstlichen Siegel versehen, aufgeladen werden
konnte. 9 Maultiere zogen den Wagen, bei jeder Steigung mufsten Ochsen vor-
gespannt werden. Am 19. Dezember war der Zug glücklich in Kufstein angelangt,
aber kurz vor dem Übergang über den Inn brach der Wagen. Das Gewicht der
Ladung, bei der sich noch ein Abgufs befand , wurde hierbei auf 7368 bayerische
Pfund, also auf über 70 Zentner, festgestellt. Am 6. Januar 1820 traf der Faun in
München ein.
Neben diesen äufseren Schicksalen hat der Faun nach der bisherigen An-
sicht auch verschiedene Veränderungen in Bezug auf die Ergänzung erfahren. Aber
wie inbetreff des Fundortes, so ergiebt auch hier eine kritische Nachprüfung ein
neues Resultat. Zuvor müssen wir den jetzigen Zustand der Statue kurz beschreiben.
Sie besteht aus grobkörnigem, parischem Marmor bester Qualität, dessen
leicht geglättete Oberfläche an Transparenz und Leuchtkraft dem Materiale des
praxitelischen Hermes nichts nachgiebt. Durch die Einwirkung der Feuchtigkeit ist,
infolge von Oxydation geringer Eisenmengen, die Oberfläche mit einem warmen
gelblichen Schimmer überzogen. An vielen Stellen, namentlich am Rumpfe,
haben anliegende Wurzelfasern ein feines dunkelbraunes Geäder hinterlassen. Die
ergänzten Teile heben sich durch grauweifse Farbe des Steines von den übrigen
ab. P3s sind folgende: die Nasenspitze samt den Nasenflügeln; der rechte Ellen-
bogen; die Finger der rechten Hand; die untere Hälfte des linken Oberarms und
Pacetti aus Wut über den Raub tödlich erkrankt Nach Borgatti haben die Barberini den Kauf-
sei. Aus Urlichs' Schilderung geht aber deutlich preis von 4000 Francs an Pacetti oder seine
hervor, dafs die Sache vor 1810, d. h. vor Erben zurückgezahlt und aufserdem 500 Scudi,
■den Beginn der Kaufsunterhandlungen Wagner's wohl für die Restaurierung, entrichtet. Borgatti
fallen mufs. giebt den von dem Kronprinzen gezahlten Preis
*) Urlichs sagt S. 34, dafs Pacetti die Geldmittel irrtümlich mit 14000 Scudi, statt 8000, an.
gefehlt hätten, den Prozefs recht zu betreiben.
8
Bulle, Der barberinische Faun.
die gröfsere (untere) Hälfte des darüberliegenden Fellstückes; der linke Unter-
arm und die Hand; von dem Maule des Tierkopfes die untere Kinnlade ganz, von
der oberen die äufsere Hälfte; das ganze rechte Bein von der Weiche an samt dem
Fufse; der Oberschenkel des linken Beins von der Mitte an; der Unterschenkel des-
selben Beines mit Ausnahme des Kniees, der äufseren Hälfte der Wade und eines
Stückes oberhalb des inneren Knöchels; der linke Fufs mit Ausnahme der Ferse,
die noch an dem antiken Felsgrund haftet. An dem Sitze ist die ganze hintere
Hälfte neu, von dem Einschnitt ab, an dem oben ein tangartiges Gewächs herab-
hängt bis unter den linken Fufs (vgl. Abb. i und 5). Unter diesem modernen Fels-
stück ladet ein aus demselben Block gewonnenes Unterprofil aus, das auf einer
rechteckigen Platte steht. Darunter befindet sich jetzt ein zweiter unten profilierter
Sockel aus buntem Tiroler Marmor. Die Höhe des Untersatzes bis zum Beginn der
felsigen Teile beträgt 0,54 m; die Höhe der Statue von hier ab 1,91 m.
Abb. 2.
Barberinischer Faun. Berninis Ergänzung vor 1642.
(Stich im Spiegelbild. Der Felsen vom Stecher ergänzt.)
Die älteste Publikation bei Tetius, Aedes Barberinae S. 217^, hier wieder-
holt in Abbildung 2, zeigt den Faun nicht aufrecht sitzend, sondern lang auf den
Rücken hingestreckt'". Das rechte Bein ist stark angezogen, wie bei dem jetzigen
Zustand, das linke erscheint dagegen viel länger ausgestreckt. Es ist aber leicht
^) Wiederholt bei Causeus, Museum Romanum
(Rom 1746), II, Taf. 6; ferner in ümrifszeichnung
bei Clarac, Musee de sculpture Taf. 720, 1722.
Bei Clarac herrscht einige Verwirrung in Bezug
auf diese Abbildung. Er hält sie für eine andere
Statue und giebt an, sie befinde sich in Dresden.
Die Angabe taucht zuerst Band III, S. CCXXIX
auf. — In aufrechter Haltung ist der Faun dann
noch einmal auf Tafel 710A, 1723 abgebildet.
Im Text (IV, S. 257) wird irrtümlich Pacini statt
Pacetti als Restaurator genannt.
^~) Der Stecher hat, wie es so häufig vorkommt,
direkt auf die Platte gezeichnet, sodafs die Figur
im Spiegelbild erscheint.
Bulle, Der barbcrinische Faun.
ZU zeigen, dafs das nur scheinbar ist. Denn die linke Ferse steht genau so neben
dem herabhängenden Ende des Felles wie jetzt, und eine andere Restaurierung
dieses Beines wäre ja auch gar nicht möglich, da die ganze hintere Hälfte des
Fufses an dem antiken Untergrund haftet. Die Abweichung beruht also entweder
auf Ungeschicklichkeit^' oder auf »Verbesserung« des Zeichners, denn die Statue
mufs in ihrer damaligen Lage auf
dem Rücken, beide Beine stark an-
gezogen, absonderlich genug ausge-
sehen haben. Dieser schlechten Auf-
stellung ist in der nächsten Abbildung,
die wir kennen, vom Jahre 1704, bei
Mafifei, Raccolta di statue nntiche e
moderne. Tafel 94 '^ (vgl. Abb. 3)
bereits abgeholfen. Hier befindet
sich hinter den antiken Teilen ein
stützendes Felsstück genau wie heute,
an dem auch oben das tangartige
Gewächs und unten die beiden breit-
blättrigen Pflanzen bereits vorhanden
sind; unten geht es in denselben
profilierten Sockel über. Der Stich
ist etwas hart, aber sehr klar und
plastisch, unendlich viel besser als
der bei Tetius und sachlich zuver-
lässiger als ein Blatt Piranesi's in
seiner CJioix des meilleiires statiies,
gestochen im Jahre 1790 nach einer
Zeichnung Ludovico Corazzarri's, das
nichts neues lehrt.
Nun aber erfahren wir plötz-
lich aus einem Briefe Martin Wagner's
(Urhchs, Glyptothek S. 25), dafs an
Abb. 3.
Barberinischer Faun.
Berninis Ergänzung, mit später (vor 1704)
hinzugefügtem Felsstück.
dem Faune leider das und das gefehlt habe, »welche sämtliche Teile von Pacetti
meisterhaft ergänzt sind«. Wir haben oben (Anm. 8) vermutet, dafs die 500 Scudi,
die die Fürsten Barberini aufser der Zurückerstattung des Kaufpreises an Pacetti
zahlten , das Honorar für diese Restaurierungsarbeit gewesen seien. Aber was
") Auch der linke Arm (im Spiegelbild des Stiches
der rechte) sieht aus als sei er mehr gebogen,
wie in dem späteren Zustand. Fell und Satyr-
schwanz sind ganz ungenau wiedergegeben.
Über das geringe Können dieses Zeichners vergl.
auch Clarac, Musöe III, S. CDLXIV. Über die
Abweichungen inbezug auf des Felslager vgl.
Anm, 13.
12) Verkleinert nachgestochen bei Montfaucon,
L'antiquite expliquie (Paris 1719), I, 2, Taf. 147,
Nr, 3, vgl. S. 235, III.
lO Bulle, Der barberinische Faun.
konnte Pacetti restaurieren, wenn die Statue schon 1704 im wesentlichen in ihrem
heutigen Zustande war? Die Lösung des Rätsels wird uns durch das Inventar
gegeben, das im Jahre 1738 bei einer Erbschaftsübergabe über den fidei-
kommissarischen Besitz des Hauses Barberini aufgenommen worden ist und sich
in den Documenti ine diu per servire alla storia dei Mus ei d* Italia IV (1880)
abgedruckt findet. S. 41 heifst es: -aUna statua alta pal. 10, rappresentante un
Fauno a sedere sopra un scoglio in atto di dormire, con un braccio appoggiato
sopra un sasso e Valtro sopra una testa con pelle di tigre, la cid testa pende sul braccio
sinistro, con ornamento d'ellera e cerque con ghiande, e fistola da sonare ^^ opera in-
signe antica con ganibe ristorate di stucco da Bernini, sopra base di marnio
bianco, stimata scudi guatiromila^.
Also Bernini, der, wie wir wissen, bis zum Jahre 1630 bei den Umbauten
der Engelsburg beschäftigt war, der erste und hochgefeierte Meister des damaligen
Rom, hat die Beine des Satyrs — und natürlich auch den linken Arm — in Stuck
ergänzt. Aber er hat ihm noch nicht seine richtige aufrechte Haltung gegeben '*.
Dies geschah in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts t> sopra base di marnio
biancoi, denn damit meint der treffliche Inventarschreiber ohne Zweifel das Sockel-
glied, das mit dem hinteren Felsstück zusammenhängt. Für Pacetti blieb also
nicht sehr viel mehr übrig, als die Gliedmafsen aus dem Stuck in Marmor zu über-
tragen ^\ Wie der Vergleich von Maffei's Stich mit dem jetzigen Zustand ergiebt,
hat Pacetti nur eine wesentliche Abweichung vorgenommen: er hat die Lage des
^') Womit die Syrinx, die hinten am Felsen liegt ist von echt barocker Art, aber doch zu unbe-
(vgl. Abb. 4), gemeint ist. deutend, um daran den persönlichen Stil eines
'*) Furtwängler (Glyptothek S. 200) vermutet in der Meisters wie Bernini erkennen zu können.
ganzen Zeichnung von Tetius eine »Ergänzung '^) Pacetti soll von andern antiken Statuen passenden
auf dem Papier«. Aber es ist bei dem Aufsehen, Marmor dazu zusammengesucht haben. In der
dafs die Statue sogleich erregte, und bei den That sind die ergänzten Glieder aus sehr grob-
damaligen Gepflogenheiten in solchen Dingen krystallinischem Marmor, der wohl parischer
durchaus unwahrscheinlich, dafs man den Torso sein könnte (ein frischer Bruch ist nicht vor-
erst Jahrzehnte später hätte restaurieren lassen. banden). Dagegen ist der moderne Fels aus
Zudem mufste Bernini sofort ein persönliches feinkörnigem italischem (wohl carrarischem)
Interesse an ihm nehmen, da der Fund unter Marmor mit schwarzen Flecken. — d'Azeglio,
seinen Augen geschah. — Nun stimmt ja, wie Ricordi II, S. 127 sagt, Pacetti habe die Statue
oben bemerkt, die Lage der Gliedmafsen bei z\% frammento gekauft, was sicher falsch ist, da
Tetius im wesentlichen mit dem späteren Zustand wenige Jahre vorher Piranesi's Zeichner sie er-
überein, nur ist allerdings der Felsen völlig gänzt wiedergab. Ohne Zweifel waren Bernini's
anders. Hatte aber Bernini, wie mir wahrschein- Ergänzungen beim Transport schadhaft ge-
lich scheint, die Statue flach auf den Rücken worden, wodurch wohl Pacetti erst zu seiner
gelegt, sowie es sich durch den Bruch des Felsens Ergänzung veranlafst wurde. — Es existiert
von selbst ergab, so konnte der Stecher seiner- eine Zeichnung ohne Ergänzungen bei R.
seits leicht dazu kommen, dem Schläfer, der ihm Morghen und G. Volpato, Principj del disegno
statt eines sitzenden ein liegender zu sein schien, (1786), tav. 27, mir nur zugänglich in der
willkürlich ein bequemeres breites Felslager zu Verkleinerung bei Müller -Wieseler, Denkmäler
geben und zudem ihm die Glieder etwas länger zu II, Taf. 40, No. 470. Beide Schenkel sind glatt
strecken, als er sie in Wirklichkeit vor sich sah. abgeschnitten, am linken Arm ist die Begren-
— Das ergänzte Felsstück mit seinen Gewächsen zung offen gelassen. Daraus und aus dem
Bulle, Der barberinische Faun.
II
rechten Fufses verändert, indem er ihn um eine Fufslänge weiter nach innen und
um etwa lo cm höher setzte. Dadurch mufste er das Knie, um einen zu spitzen
Winkel zu vermeiden, stärker nach aufsen legen, sodafs der Unterschenkel nicht
mehr senkrecht steht, wie bei Bernini. Das war, wie wir sehen werden, keineswegs
eine Verbesserung. Dieser Thatbestand läfst sich so genau konstatieren, weil
Bernini's Restauration Spuren an der Statue zurückgelassen hat. Neben dem kleinen
Zeh des rechten Fufses, etwas tiefer und nach hinten, ist nämlich in das antike
Stück eine Eintiefung von etwa 9 cm Höhe und 8 cm Tiefe eingearbeitet, der jetzt
von dem hineingestrichenen Gips befreit ist. (In Abb. i deutlich sichtbar). Die
weifse Farbe der Eintiefung beweist den modernen Ursprung. Hier mufs die Ferse
von Bernini's Restauration aufgestanden haben; der vordere Teil des Fufses ruhte
auf einem darunter modellierten dreieckigen Fortsatz aus Stuck. Im übrigen
scheint es, dafs sich Pacetti im wesentlichen an Bernini's Werk gehalten hat,
namentlich bei dem linken Arm. Die bis zum Springen geschwollenen Adern
der linken Hand lassen den Geschmack eines rechten Barockkünstlers deutlich
erkennen. Nun verstehen wir auch, warum diesmal Pacetti's Ergänzungen »meister-
haft« ausfielen, während sie sonst nach Thorwaldsen's Urteil (Urlichs, Glyptothek
S. 25) »gewöhnlich schlecht« waren ^^
II.
Haben die Bernini-Pacettischen Ergänzungen das Richtige getrofifen?
Adolf Hildebrand hat uns in seinem Buche über das Problem der Form in
der bildenden Kunst als eine Lebensbedingung des plastischen Kunstwerkes die
»Bildwirkung« kennen gelehrt, die dadurch zu stände kommt, dafs sich alle Teile der
Statue in einer Hauptansicht zu harmonischem Umrifs zusammenschlieifsen und
dafs innerhalb dieses Umrisses jeder Teil für sich so viel Gewicht hat, so stark
mitspricht, wie es ihm gemäfs seiner Bedeutung fürs Ganze zukommt. Diese Haupt-
Datum der Morghenschen Publikation geht deut-
lich hervor, dafs die Zeichnung nicht etwa
einen vorübergehenden unergänzten Zustand
giebt, sondern willkürlich die Ergänzungen
fortläfst.
i") Urlichs sagt (Glyptothek S. 34), dafs, als die
Statue endlich im Magazin des Kronprinzen war,
die Ergänzungen neu befestigt wurden. »Der
ganze untere Teil«, also wohl der Sockel mit
dem hinteren Felsstück, mufste mit dem übrigen
neu verbunden werden u. s. w. Dazu wurde
ohne Zweifel die grofse, zum Teil mit Gips
überschmierte Eisenklammer auf der Rückseite
angebracht, die in Abb. 4 rechts neben dem
Baumstamm sichtbar ist. — Was aber war »der
Baumstamm, welcher an dem Rücken der Statue
hinauflief« und der erst bei dem Besuche des
Kronprinzen im Jahre 1818 abgenommen wurde?
Erst jetzt, heifst es (Urlichs ebenda), habe man
die Statue von allen Seiten bewundern können.
Ich glaubte eine Zeitlang, (so auch Furtwängler,
Gl. S. 202), dafs der Baumstamm an der
Rückseite des ergänzten Sitzes (Abb. 4) sich
ursprünglich weiter nach oben fortgesetzt
habe, indem der Restaurator dem Satyr eine
weitere Rückenstütze geben wollte, was als
häfslich und unpassend erst von Wagner entfernt
worden sei. Jedoch hat die jetzige Oberseite
des Baumstumpfes dasselbe Aussehen, wie die
übrigen Teile, nichts deutet darauf, dafs nach-
träglich etwas weggearbeitet sei. Das Wahrschein-
lichere ist also, dafs jener »Baumstamm« eine
hölzerne Stütze war, die wegen des gelockerten Zu-
sammenhanges der antiken und modernen Teile
angebracht war.
12
Bulle, Der barberinische Faun.
ansieht zwingt uns sofort auf einen bestimmten Standpunkt, in eine bestimmte Ent-
fernung. Nahezu jede antike Statue hat eine solche Hauptansicht; bei deutlichen Aus-
nahmen, wie z. B. dem Farnesischen Stiere sind besondere Aufstellungsbedingungen
im Spiele. Welches ist nun die Hauptansicht des Satyrs? Bei der jetzigen Aufstellung
wird der Beschauer zuerst der Statue so gegenübergefiihrt, dafs er den Rumpf des
Satyrs sich gerade gegenüber hat; von diesem Standpunkte aus zeigen ihn auch die
meisten Aufnahmen (vgl. Abb. I)'^ Aber der feinfühligere Betrachter wird in
dieser Blickrichtung zwischen den häfslich gespreizten Beinen hindurch etwas
Brutales empfinden, das sonst der Antike fremd zu sein pflegt; er wird auch an
dem Umrifs der ganzen Gestalt die Geschlossenheit und das Gleichgewicht der
Teile vermissen, auf dem sonst die wunderbare Eurhythmie griechischer Statuen beruht;
endlich aber wird er das Bedürfnis fühlen, zu einer besseren Ansicht des vollendetsten
Teiles dieser Statue, des Kopfes, zu gelangen, der in dieser Ansicht allzu sehr ver-
kürzt und von unten gesehen wird. Dieses Bedürfnis wird ihn weiter nach rechts
führen, bis er etwa den Standpunkt einnimmt,
von dem Abb. 5 und die Ergänzungen in
Abb. 7 und 8 ihm zeigen^*.
Es läfst sich durch eine Äufserlich-
keit beweisen, dafs dies in der That der
richtige Standpunkt ist. Von dem antiken
Teile des Felssitzes ist zum Glück noch ein,
wenn auch kleines, Stück der ursprünglichen
Rückseite erhalten. Auf der Zeichnung der
Rückseite in Abb. 4 ist die mit A bezeichnete
Fläche, ein Dreieck mit der Spitze nach
unten, das einzige Stück des Felssitzes, das
auf der Rückseite von moderner Hand unbe-
rührt ist. Die trapezförmige Fläche B, die in
stumpfem Winkel zu der Fläche A nach vorne
abgeht, ist eine moderne, wahrscheinlich von
Pacetti herrührende Abarbeitung, die durch
wellenförmige Eintiefungen dem antiken Stück
angeähnlicht ist. Die dicke Einie von C
bis C bezeichnet die Fuge zwischen dem
Abb. 4.
Barberiniscber Faun.
Rückseite.
^') Die beste ist wohl die in Brunn-Bruckmann's
Denkmälern antiker Skulptur, Taf. 4.
1^) Ich habe häufig in der Glyptothek beobachtet,
wie die Beschauer zuerst vor der jetzigen Vorder-
seite (die für den modernen Menschen durch
die Nummer bezeichnet wird) stehen blieben,
sich dann aber sehr bald auf die richtige Seite
stellten. Der Betonung dieser Seite als Haupt-
ansicht ist durch die Aufstellung insofern
Rechnung getragen, als sie das Hauptlicht hat.
Das feine Verständnis, das sich darin ausspricht,
ist sehr anzuerkennen. In manchen Abgufsmuseen,
wo der Satyr mit dem Rücken gegen eine Wand
steht und man infolgedessen nicht auf die
richtige Seite treten kann, wird man ein unbe-
hagliches Gefühl nicht los.
Bulle, Der barberinische Faun.
13
antiken und modernen Teil. Wenn man nun an dem Dreieck A entlang visiert, so
kann kein Zweifel bleiben, dafs diese Ebene die ursprüngliche hintere Be-
grenzungsebene des Ganzen ist. Um den richtigen Standpunkt zu finden, mufs
man sich auf der Vorderseite ihr grade
gegenüberstellen. Und dann kommt man
genau auf den Punkt, den wir eben aus
inneren Gründen als den richtigen für
die Hauptansicht erschlossen hatten.
Giebt nun diese Ansicht einen
befriedigenden Zusammenschlufs aller
Teile? In der Aufnahme Abb. 5 (die
leider von etwas zu tiefem Augenpunkte
genommen ist) wird es niemandem ent-
gehen, dafs der Winkel des stark zu-
sammengebogenen rechten Beines hart
und häfslich ist. Das Bein hängt zudem
weit nach hinten über, in einer Haltung,
die aufserord entlieh gezwungen ist und
bei der die eigene Schwere des Beines,
sobald wirklich alle Muskeln im tiefen
Schlafe aufser Spannung sind, den
Schläfer unbedingt sofort aufwecken
müfste.
Einen äufseren Anhalt für
die Stellung des rechten Fufses
hatte Pacetti nicht; er liefs die Ferse
noch auf den Rand des Felles treten, man
kann aber, da man mit einem Messer fast ganz darunter hindurchfahren kann, feststellen,
dafs kein antiker Ansatz darunter ist. Der vordere Teil des Fufses dagegen
mufste mit einem etwa 18 cm langen und 3 — 6 cm dicken Stück von anderem Marmor
unterlegt werden, da der antike Fels sich hier rasch senkt. Unmittelbar unter den
Zehen des rechten Fufses ist eine Ecke muschelig ausgebrochen (vgl. Abb. i).
Darunter verläuft eine grade schmale Kante (oben 20, unten 10 cm breit) nach unten
und innen, die rauh ist und auf den ersten Blick kein Bruch zu sein scheint. Aber
diese Fläche unterscheidet sich ganz deutlich von der antiken Bearbeitung unmittelbar
daneben im Innern der Ausöhlung, in der der linke Fufs steht. Dagegen gleicht
sie mit ihren rauhen rundlichen Erhebungen vollkommen einer anderen Stelle, die
ohne jeden Zweifel Bruchfläche ist, nämlich dem auf Abb. 4 oberhalb der Spitze C'
sichtbaren halbrunden Stück, bei dem ebenfalls infolge von Verwitterung oder Ver-
scheuerung keine scharfen Ecken oder Grate vorhanden sind, sondern die Fläche
fast wie bearbeitet aussieht. Ferner kann die Kante unterhalb des rechten Fufses
auch deshalb unmöglich die antike Endigung des Felsens sein, weil dann der Fufs,
Abb. 5.
Barberinischer Faun.
Jetziger Zustand, mit dem Brunnenloch.
14
Bulle, Der barberinische Faun.
wie man sich an Abb. 5 leicht klar machen kann, nur gerade mit der Ferse auf
diesem scharfen Vorsprung hätte aufstehen können, was unmöglich ist, da dann der
übrige Teil des Fufses frei in der Luft stände. Das hat nicht einmal Bernini gewagt,
der seinem Fufse, wozu Abb. 3 zu vergleichen, ein vorspringendes dreieckiges Stück
unterlegte.
Abb. 6.
Satyr in Neapel, mit hinzugefügtem Felslager.
Also haben wir den Schlufs zu ziehen , dafs der Felsen sich hier ehe-
mals weiter fortsetzte und dafs das rechte Bein nicht so stark angezogen
gewesen ist, wie es Pacetti ergänzt hat. Bernini war dem Richtigen etwas
näher gekommen, er hatte den Fufs tiefer und weiter vom Körper ab gestellt, und
hatte infolgedessen dem Unterschenkel eine senkrechte Stellung geben können.
Aber ursprünglich mufs das Bein noch stärker gestreckt gewesen sein.'*
") Furtwängler ist zu einem anderen Resultat ge-
langt (Gl. S. 201). Er hält Bernini's Ergänzung
für richtig, indem er annimmt, dafs Bernini da,
wo er lUr die Ferse die oben S. 11 besprochene
Vertiefung anbrachte, einen Rest des Fufses ge-
funden habe, den er wegnahm, »um sein ganzes
Bein einzusetzen; wenn kein Rest da war, hatte
er nicht nötig, hier etwas wegzunehmen«. Ich
meine umgekehrt, er würde gerade dieses doch
ohne Zweifel rauhe Bruchstück als selbstver-
ständlichen besten Auflagerpunkt für seine Stuck-
(nicht Marmor-) Ergänzung benutzt haben. So
aber mufste er erst ein Loch in den Marmor
schlagen, um die Ferse gerade noch auf die
Kante des Felsens aufstellen zu können, — Je-
doch geben nicht solche Erwägungen den Aus-
Bulle, Der barberinische Faun.
15
Wenn ich es wage, mit einem schon vor einigen Jahren entstandenen Er-
gänzungsvorschlag hervorzutreten, so geschieht es mit dem ausdrücklichen Bemerken,
dafs es mehr eine Anregung als eine Lösung des Problemes sein soll. Eine Lösung
ist sicher zu erreichen, sobald sie mit den genügenden Mitteln, d. h. an einem Ab-
gufs in der Originalgröfse versucht wird. Mir war es nur möglich, an einer ver-
Abb. 7.
Neue Ergänzung des barberinischen Fauns am kleinen Gipsmodell.
kleinerten Skizze (in Vio) ^" experimentieren, die die Bildhauerin Fräulein Anna
Petersen aus Schleswig auf meine Bitte gemacht hatte, und an der wir, unterstützt
auch von dem freundlichen Beirat des Herrn Bildhauers Bermann in München,
dem Beine eine bessere Lage zu geben versuchten.
Der Oberschenkel ist genau von der Linie an, wo er sich gegen den Bauch
absetzt, neu, sodafs hier kein Anhalt zu gewinnen ist. Auch unten, zwischen den
Beinen, ist vom Ansatz des Oberschenkels nichts antik. Nur die Glutaeen, soweit
sie von vorne sichtbar sind, geben einen gewissen Anhalt. Der linke Glutaeus
schiebt sich, da das Bein nach abwärts geht, stark zusammen; das rechte ist ziemlich
schlaff, nicht gespannt. Ich habe mich durch unmittelbaren Vergleich eines lebenden
Modells mit der Statue davon überzeugt, dafs diese Spannung einer etwa wagerechten
schlag, sondern allein die Frage, ob die grade
Kante unterhalb der Zehen des jetzigen Fufses
die antike Endigung des Felsens ist, wie Furt-
wängler annimmt, oder nicht. Ich kann nur
nochmals auf das im Text darüber Gesagte
verweisen.
l5 Bulle, Der barberinische Faun.
Abstreckung des Oberschenkels entspricht, obwohl ein gewisser Spielraum für
höhere oder tiefere Lage übrig bleibt.
Für die Haltung des Unterschenkels läfst sich keinerlei Anhaltspunkt ge-
winnen. Es ist deshalb nötig, sich nach antiken Analogien umzusehen. Direkte
Wiederholungen des barberinischen Satyrs sind bisher nicht aufgetaucht. Dagegen
giebt es eine Bronzestatue, die, obwohl sicher jünger, sehr eng mit ihm über-
einstimmt, der schlafende Satyr aus Herculaneum in Neapel (Reinach, Repert. de la
statuaire I, S. 409, No. 4. Rayet, Mon. de Vart aniique Taf. 60).
Bei der jetzigen Aufstellung in Neapel, wo der Satyr mit völlig aufrechtem
Oberkörper ohne Rückenlehne dasitzt, in einer Haltung, in der unmöglich jemand
schlafen kann, geht jede richtige Wirkung verloren. In Ermangelung eines Abgusses
habe ich wenigsten im Bilde (Abb. 6) eine bessere Stellung zu erreichen versucht,
indem eine in der Seitenansicht aufgenommene Photographie ausgeschnitten und
der Schläfer auf einem hinzugemalten Felslager gebettet wurde. In dieser Haltung
tritt die Verwandtschaft mit dem barberinischen Satyr aufs schlagendste hervor.
Die wesentlichste Abweichung besteht darin, dafs bei dem Neapler Satyr die linke
Schulter nicht unterstützt ist. Dagegen ist die Haltung des rechten Armes, des
Rumpfes und des linken Beines völlig analog, und das rechte Bein befindet sich
nun genau in der Haltung, die wir auch beim barberinischen Satyr als die ursprüngliche
erkannt hatten. Bei weiteren Ergänzungsversuchen wird ein Abgufs der Neapler
Statue neben dem lebenden Modell das wichtigste Hülfsmittel abgeben.
Die beifolgend gegebenen Restaurationsversuche (Abb. 7 und 8) sollen, ich
wiederhole es, nur eine Anregung zur Lösung dieser Aufgabe sein. Abbildung 7
ist eine Photographie des kleinen Gipsmodells, an dem das rechte Bein ziemlich
stark gestreckt ist. Es ist hier auch am linken Arm eine Veränderung versucht,
deren Notwendigkeit allerdings nicht ganz so sicher ist, wie bei dem rechten Beine.
Der linke Unterarm hängt in der jetzigen Ergänzung senkrecht herab, so zwar, dafs
dadurch im Schultergelenk eine Drehung des Oberarmknochens um 90 Grad voraus-
gesetzt wird. Man kann leicht an sich selbst erproben, wie unbequem die so ver-
drehte Schulter sich zum Lager für den Kopf eignet. Beträgt die Drehung — deren
Grad an dem beim Satyr sichtbaren Teile des Deltamuskels kaum zum Ausdruck
kommen kann — jedoch nur etwa die Hälfte eines rechten Winkels, so findet man
leicht eine gute Ruhelage; dann kann aber der Unterarm nicht mehr senkrecht
hängen, sondern mufs entweder gerade abstehen, oder leicht nach innen gebogen
werden. Es ergab sich, dafs, um ein Pendeln des Armes zu verhindern, nun ein
Stützpunkt für die Hand nötig wurde, und es bot sich ungesucht dafür ein Thyrsos
dar, der — was sich durch Analogien von Vasenbildern stützen läfst — ihm im
Arme liegt, während die Hand lose daran greift oder etwa mit der Handwurzel
darüber gelegt werden könnte. Durch diese Änderung wird auch hier eine gröfsere
Geschlossenheit der Linien erzielt.
In Abbildung 8 ist an einer ausgeschnittenen Photographie das rechte Bein in
etwas weniger gestreckter Lage — genau nach dem Neapler Satyr kopiert — hin-
Bulle, Der barberinische Faun.
17
Abb. 8.
Andere neue Ergänzung des barberinischen Fauns.
Photographie mit hinzugemaltem rechtem Bein.
zugefügt, wodurch ein etwas eckigerer Umrifs entsteht. Vielleicht wird man gut
thun, den Fufs nicht nur mit der Ferse, sondern mit dem ganzen äufseren Rande
aufruhen zu lassen.
Man hat mir eingeworfen, dafs bei dem Restaurationsversuch in Abb. 7
durch die gröfsere Harmonie der Umrisse, die weichere »elegantere« Lagerung des
ganzen Körpers ein Stück des satyrhaften Charakters, das derbe Hinflegeln, verloren
gehe, und dafs gerade in der ganz unbequemen, ja unmöglichen Haltung des rechten
Beines bei dem jetzigen Zustande die unwiderstehlich niederzwingende Macht des
Weines und des Schlafes zum Ausdruck komme. Auch haben mir Künstler erklärt,
dafs sie der zerrissene Umrifs, wie in Abb. i, mehr anmute, ihnen »interessanter«
vorkomme, als das regelmäfsigere dreieckige Schema der Abb. 7. Endlich wird das
Zusammendrängen des Körpers auf einen so engen Sitz besonders gerühmt.
Aber nicht darauf kommt es an, was etwa dem heutigen und dem Ge-
schmacke Bernini's entspricht, sondern darauf, wie die Antike solche Aufgaben
gelöst hat. Die Antike aber hat stets ihre Schläfer breit und bequem hingelagert,
nicht nur schöne Frauen wie Ariadne, sondern auch Satyrn und Silene. Eine
Übersicht der Darstellungen des Schlafens in der antiken Kunst, die ich an einem
andern Orte zu geben hoffe, wird zeigen, dafs der Barberinische Satyr bei
Jahrbuch des archäologischen Instituts XVI. 2
l3 Kuruniotis, Porossculpturen aus Mykene.
richtiger Ergänzung sich vollkommen in die Typenfolge der übrigen schlafenden
Gestalten einreiht, während er so, wie er jetzt ist, von allen Kompositionsregeln der
griechischen Plastik abweicht. Da nun die Untersuchung der Statue selbst das
Resultat ergeben hat, dafs das rechte Bein sich ursprünglich streckte, und dafs die
ganze Statue im wesentlichen auf Reliefwirkung berechnet und in einem dreieckigen
Schema komponiert war, so bedarf es nur einer Ausführung der Restauration im
grofsen, um diese Ergänzung zu überzeugender Anschauung zu bringen. Dann erst
wird das Werk die ruhige und grofse, von barocker Übertreibung und Pikanterie
unberührte Wirkung haben, die der alte Künstler gewollt hat.
München. Heinrich Bulle.
POROSSCULPTUREN AUS MYKENE.
Die im Folgenden abgebildeten Relieffragmente wurden von Tsundas in
Mykene in den Ausgrabungen der Jahre 1886 und 1897 gefunden und sind jetzt im
Nationalmuseum in Athen aufbewahrt.
Nach Tsundas Mitteilung lagen die Stücke 3, 4 und 5 nur wenig tief unter
der Oberfläche, an der südöstlichen Ecke des über dem Mykenischen Königspalaste
gebauten dorischen Tempels (vgl. Hpoxiixa 1886 S. 61), welcher der Athena geweiht
war, wie eine noch unedierte, in den letzten Jahren bei den mykenischen Aus-
grabungen gefundene archaische Inschrift auf einem Bronzeplättchen lehrt, i und 2
fanden sich in geringer Entfernung von der Südseite desselben Tempels, an der
südwestlichen Ecke des Palasthofes.
Das Material, aus welchem die Reliefs gearbeitet sind, ist ein an der Oberfläche
graugelb aussehender Porös, der leicht mit einem Messer geschnitten werden kann,
und im Schnitt bei i und 2 eine weifse, auch hier nicht ganz homogene Fläche
zeigt, mit einem leichten dunklen Schimmer, während bei den Stücken 3, 4, 5 die
Schnittfläche mit rötlichen oder dunkelfarbigen Flecken, veranlafst durch Sandkörner,
durchsetzt ist.
Von den im Nationalmuseum in Athen sich befindenden Poros-Denkmälern
aus Mykene sind einige nicht publicierte Fragmente von mykenischen Stelen
(Inv. 1438 — 1440) aus einem Porös gearbeitet, der sehr grofse Ähnlichkeit mit dem
der letzteren Stücke hat; Anfertigung der Skulpturen in Mykene selbst kann man
daher, wenigstens für die drei letzten Stücke, gleich wegen ihres Materials an-
nehmen, da man doch für die Stelen eine am Platze leicht zu habende Steinsorte
verwendet haben wird.
Aufser der Verschiedenheit des Materials, welche sich doch bei einer gründ-
lichen Untersuchung der Steine vielleicht nur als eine scheinbare erweisen kann,
unterscheiden sich die Stücke i und 2 von 3, 4, 5 auch durch den kleineren
Kuruniotis, Porossculpturen aus Mykene.
Mafsstab der dargestellten Figuren und durch die ungleiche Dicke der Reliefplatten.
Die Fundumstände, sowie die Ähnlichkeit der Arbeit und der Form der Relief-
platten, soweit man sich diese aus den erhaltenen Stücken rekonstruieren kann,
machen es jedoch sehr wahrscheinlich, dafs alle Stücke zusammen und zu demselben
Zwecke verwendet gewesen sind. Ihre Deutung als Metopen des Tempels , bei
welchem Tsundas sie fand, ist sehr naheliegend. Sie wären dann in einer vier-
seitigen Umrahmung gleich den älteren Metopen von Selinunt zu denken, was sich
klar ergibt aus dem Stück 3, wo die linke Ecke mit der Seitenleiste erhalten ist.
Dieser Deutung aber steht immerhin eine grofse Schwierigkeit im Wege ; nämlich
am Stücke 5 ist der obere Rand der Platte erhalten mit einem Stück vom Ober-
teil einer Figur, welche im Verhältnisse zu den Figuren der Stücke i und 2 beinahe
um die Hälfte kleiner ist; wenn man nun annehmen will, dafs die Figur auf dem
Boden der Platte stand und diese der Gröfse nach ausfüllte, und danach dann die
Platte mifst, so bekommt man eine kleinere Höhe als die der Stücke i und 2, ge-
messen nach der stehenden Figur auf Stück i.
Was die technische Behandlung betrifft, stehen die Reliefs den Sikyonischen
Metopen aus Delphi [Bull, de coi'r. hell. 1896 T. X. XI. S. 658 ff.) sehr nahe, die
Ausführung scheint aber bei den letzteren feiner zu sein. Zu einem stilistischen
Vergleich bieten aber doch diese beiden Monumente zu wenige gleiche bei beiden er-
haltene Partien, vor allem ist bei den Sikyonischen Metopen kein Gesicht erhalten.
Von den älteren Metopen von Selinunt und auch von den Sikyonischen unterscheiden
sich die Reliefstücke durch die Schlankheit der Proportionen, welche sich besonders
bei den nackten Beinen bemerkbar macht, und durch die gröfsere Lebhaftigkeit
der Darstellung und Mannigfaltigkeit der Stellungen, die man aus den Resten des
Stückes 4 ahnen kann.
Chronologisch werden die Stücke von den Sikyonischen Metopen nicht weit
stehen und sind danach wohl auch in die Mitte des 6. Jahrh. zu datieren.
No. I. (Inv. 3992.) Die Platte ist von drei Seiten abgebrochen, stark be-
stofsen ist auch die Leiste an der erhaltenen oberen Seite, ihre gröfste erhaltene
Höhe beträgt 0,402, Breite unten 0,305, oben 0,175, Dicke 0,075 — 0,08, gröfste Relief-
erhebung 0,055, Höhe der erhaltenen Figur 0,31, Kopf 0,1 15. Auf der Platte ist er-
halten der Oberteil bis zur Hüfte einer stehenden weiblichen Figur; der Körper ist
in fast 73 Profil nach rechts gestellt, während der Kopf in gezwungener Weise von
vorne dargestellt ist. Die Figur trägt einen enganliegenden, scheinbar ärmellosen
Chiton, dessen obere Begrenzung man unterhalb des Halses sieht, und darüber den
Peplos, den sie nach der namentlich bei den alt-lakonischen Stelen übHchen Art
durch den linken Arm ausspannt. Beide Gewandstücke sind sehr steif und wie an
dem Körper angeklebt. Der rechte Arm, dessen Hand abgebrochen ist, tritt nackt
aus dem Peplos hervor und liegt, am Ellenbogen gekrümmt, auf der Brust, ver-
hältnismäfsig dünn und formlos. Vom linken Arm ist nur ein kleiner unförmlicher
Teil erhalten, sichtbar unter dem linken Haarzopfe, das übrige von ihm samt dem
ausgespannten Teile des Peplos fehlt. Der Peplos, der horizontal längs des rechten
2*
20
Kuruniotis, Porossculpturen aus Mykene.
Arms gefältelt gewesen sein wird, scheint dort wie abgeschnitten; sein Ende auf
der Brust ist mit einem kleinen Teil von dieser abgestofsen.
Das Gesicht ist länglich, viereckig und spitzt sich unten plötzlich zu. Die
Stirne ist ziemlich kurz und erscheint noch kürzer durch eine doppelte Reihe von
kleinen ringförmigen Locken (der rechte Teil der oberen Reihe abgestofsen), welche
sie diademartig begrenzen; genau so kommt diese Haarordnung auf der Stirne bei
keinem mir bekannten Bildwerke wieder vor. Die nicht übermäfsig grofsen Augen
haben eine lange Form und treten, wie in alter Zeit gewöhnlich, hervor. Sie sind
etwas schräg gestellt, indem das äufsere Ende ein wenig nach unten gezogen ist;
No. I.
No. 2.
die Lider sind weit und dick und werden oben vom stark und scharf hervor-
stechenden Superciliarbogen eingefafst. Die Nase springt nur wenig hervor, die
obere Begrenzung des Nasenbeins (beschädigt) ist flach, die Nasenlöcher sind weit
und werden durch kleine Aushöhlungen markiert; durch tiefen Einschnitt auf jeder
Seite oben sind auch die Nasenflügel ausgesondert. Die Wangen mit wenig vor-
tretendem Wangenbein sind ziemlich richtig gerundet. Die Mundspalte steht hori-
zontal, die Lippen sind voll, an der linken Seite mit einem leisen Zug nach oben.
Beiderseits, sowie nach unten, wird der Mund scharf begrenzt durch die bei Poros-
skulpturen meistens vorkommenden Eintiefungen. Das Kinn springt scharf hervor
und hat an seinem äufseren Ende inmitten ein Grübchen, ähnlich wie beim Apollo
von Tenea. Zur Modellierung des etwas zu breiten Halses ist ein zum Teil ge-
lungener Versuch gemacht; tiefe Einschnitte scheiden ihn beiderseits von den herab-
fallenden Haarmassen. Zwei, wiederum wie beim Apollo von Tenea, wagerecht
gefurchte, bis über die Schultern herabfallende Haarzöpfe umrahmen beiderseits das
Gesicht. Der rechte Zopf ist zum gröfsten Teil vom Peplos bedeckt.
Kuruniotis, Porossculpturen aus Mykene.
21
No. 2. (Inv. 3993.) Erhalten ist der Unterteil der Platte, von beiden Seiten
abgebrochen. Länge 0,46, Höhe (gröfste) 0,415, Dicke 0,055 — 0,065, Relieferh. 0,045.
Die untere Leiste ist erhalten, aber etwas beschädigt. Vielfach bestofsen ist auch
die Darstellung.
Man sieht das rechte Hinterbein und Reste einer Tatze von einem Raub-
tier, welches den nackten Leib eines Menschen zwischen seinen Klauen gepackt
hatte. Die Krallen greifen tief in das Fleisch; also ist an eine Darstellung, ähnlich
\
No. 4,
No. 3.
No. 5.
der am Harpyienmonumente, wo die Harpyien die Menschen vorsichtig tragen, ohne
sie durch die Nägel zu verwunden, nicht zu denken. Das Tier wird eine Sphinx
sein. Vom Menschenleib ist die Partie vom Nabel abwärts bis zu der Mitte der
Waden erhalten. Seine Beine sind zusammengeklebt und scheinen wie eins, ihre
Trennung wird an den Oberschenkeln durch eine wenig tiefe Rinne angedeutet; aus-
geführt, aber ganz formlos, ist auch das männliche Glied. Ganz leb- und bewegungs-
los von der Sphinx getragen, nahm die menschliche Figur den unteren Teil der
Metope ein, während das Tier das übrige füllte. In der Körperbildung steht der
menschliche Körper etwa auf einer Stufe mit dem Apollo von Tenea.
No. 3. (Inv. 3989.) Erhaltene Länge 0,40, Höhe 0,42, Dicke 0,10. Erhalten
ist die untere linke Ecke mit Teilen der Seitenleisten (Höhe 0,04, Breite 0,04).
Erhalten ist das linke (?) Bein und der rechte (?) Fufs eines nach links
22 Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters.
schreitenden Mannes. Die Füfse sind ungleich modelliert, der zurückgestellte scheint
etwas besser gearbeitet.
No. 4. (Inv. 3990.) Höhe 0,27, Länge 0,35, Dicke 0,10.
Stück des Unterteils mit Randleiste, welche sich 0,037 über dem Reliefgrund
erhebt und 0,042 breit ist. Man erkennt das rechte Bein von der Wade abwärts
eines Mannes, der sich stark nach links beugte; es wird durchkreuzt von einem
anderen, wegen der Beschädigung kaum noch erkennbaren Beine. Rechts davon
sieht man einen Teil eines dritten stark geknickten Beins, von einem knieenden
Manne herrührend.
No. 5. (Inv. 3991.) Länge 0,28, Höhe 0,18, Dicke 0,092, Stück vom Ober-
teil mit Randleiste (Höhe 0,035, Breite 0,045).
Es ist erhalten ein wegen zu starker Beschädigung nur mit Mühe zu er-
kennender rechter Arm, welcher über dem gebeugten Kopfe zum Lanzenstofse nach
.links bereit ist.
Auf den drei letzten Stücken 3, 4, 5 waren wohl Schlachtscenen, vielleicht
von einer Gigantomachie, dargestellt.
Athen. K. Kuruniotis.
DIE VERMEINTLICHE
BÜHNE DES HELLENISTISCHEN THEATERS.
über die hellenistische Bühne und ihre Dekoration veröffentlicht E. Bethe
im vorigen Jahrgange dieser Zeitschrift (S. 59 ff.) eine längere Untersuchung, durch
welche die in den letzten Jahren viel behandelte Frage nach Gestalt und Deutung
des griechischen Theaters ihrer Lösung um einen grofsen Schritt nähergebracht wird.
Bekanntlich verfechte ich seit Jahren die Ansicht, dafs es weder im alt-
griechischen, noch im hellenistischen Theater eine Bühne gegeben hat. In beiden
traten die Schauspieler zusammen mit dem Chor in der Orchestra auf. Die Skene
bildete stets den Hintergrund des Spiels, und das säulengeschmückte Proskenion
des hellenistischen Theaters war eine feste Dekoration dieser Skene. Im Gegen-
satze hierzu erkennt E. Bethe zwar für die älteste Zeit des griechischen Dramas
das bühnenlose Spiel an, leugnet es aber entschieden für die jüngere Zeit. Am Ende
des fünften Jahrhunderts sei eine rings abgeschlossene, zuerst niedrige und später
höhere Bühne als besonderer Spielplatz der Schauspieler geschaffen worden. Schon
im vierten Jahrhundert (Epidauros) soll die Höhe dieser Bühne nicht nur das gröfste
für die römische Bühne zulässige Mafs von 5 Fufs überschritten, sondern sogar das
doppelte Mafs erreicht haben.
Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters. 23
Obwohl ich schon mehrmals dargelegt habe, dafs für eine so durchgreifende
Änderung des Spielplatzes in jener Epoche keine Veranlassung vorlag, und dafs
sich auch keine einzige der von Bethe angenommenen Zwischenstufen zwischen dem
bühnenlosen Theater des fünften Jahrhunderts und dem Bau mit hoher Bühne des
vierten und dritten Jahrhunderts an den Theaterruinen oder aus der Litteratur nach-
weisen läfst; obwohl ich ferner mathematisch bewiesen habe, dafs eine Bühne von
mehr als 5 Fufs Höhe als sehr mangelhaft bezeichnet werden mufs und nur dann
überhaupt zuläfsig ist, wenn die Sitzreihen der Zuschauer nicht bis zum Orchestra-
boden hinabreichen; obwohl ferner die Gestalt und die Ausstattung des hellenistischen
Proskenion selbst laut gegen die Bethesche Deutung als Bühne und für meine Er-
klärung als Hintergrund spricht; obwohl endlich schon das Wort Proskenion, das
ursprünglich eine Vorskene, also eine vor der Skene befindliche Dekoration, aber
nicht jedes beliebige vor der Skene befindliche Ding bedeutet, für die ältere Zeit
die Erklärung des Proskenion als Bühne ausschliefsen sollte, — trotz alledem hält
Bethe auch jetzt im allgemeinen an seiner Ansicht fest und glaubt sie überdies
durch den Hinweis auf eine vermeintliche Abbildung einer griechischen Bühne auf
einer Vase des vierten Jahrhunderts neu stützen zu können.
Bevor ich es unternehme, diese neue Stütze auf ihre Tragfähigkeit zu unter-
suchen und festzustellen, ob sie wirklich den schwankenden Bau der Betheschen
Theorie vor dem Zusammensturz zu bewahren vermag, kann ich mir nicht versagen,
schon hier auf den Schlufs des Betheschen Aufsatzes hinzuweisen, weil dort eine
Ansicht ausgesprochen wird, die mir von der gröfsten Wichtigkeit für unsere Streit-
frage zu sein scheint. Ich finde darin ein meiner Auffassung gemachtes Zugeständnis,
von dem ich glaube, dafs es in den Augen aller Unparteiischen die ganze Streit-
frage zu entscheiden geeignet ist.
Im letzten Abschnitte seines Aufsatzes behandelt nämlich Bethe die Auf-
führungen der griechischen Opern, der Dithyramben. Er weist überzeugend nach,
dafs bei ihnen neben einem grofsen Chor gewöhnlich ein oder zwei Solisten auf-
traten, die ähnlich wie die Schauspieler der gewöhnlichen Dramen gekleidet waren.
Der Unterschied zwischen einem solchen Dithyrambos und einem Drama war in
einigen Fällen so gering, dafs z. B. der Dithyrambos »Kyklops oder Galateia«, wie
Bethe selbst hervorhebt, von einigen als Drama bezeichnet werden konnte.
»Denkt man sich«, so lesen wir nun bei Bethe S. 81, »dies und andere
Werke derselben Art im hellenistischen Theater aufgeführt — und sie sind da wirk-
lich aufgeführt worden: Polyb. IV 20, 9 — so ist klar, dafs das Proskenion als
Hintergrund diente und je nach Bedürfnis durch Ausheben und Einsetzen von Pinakes
verändert wurde, die Solisten gelegentlich auch innerhalb dieser Dekoration agierten.«
Und weiter: »Wir haben also im hellenistischen Theater zwei Spielplätze anzu-
erkennen: I. einen in der Orchestra (öuixiXrj) mit dem variabeln, durch Thüren zu-
gänglichen Säulenproskenion als Hintergrund, 2, ein hoch über diesem gelegenes,
nur nach vorn geöffnetes, architektonisch umrahmtes Gehäuse, hinten durch eine
2A Dörpfeld, Die vermeintliclie Bühne des hellenistischen Theaters.
mehrstöckige Säulendekoration geschlossen. Dieser diente als Bühne den Tragöden
und Komöden, jener den nicht weniger beliebten Dithyramben.«
Ich traute meinen Augen nicht, als ich diese Sätze las. Der Streit über die
Bedeutung des Proskenion ist hiernach auch für Bethe soweit entschieden, dafs er
unumwunden zugiebt, was meine Gegner bisher leugneten, dafs das Proskenion mit
seinen Säulen und Pinakes genau in der Weise, wie ich es immer behauptet habe,
als Spielhintergrund für eine in der Orchestra stattfindende Aufführung dienen
konnte. Die Pinakes wurden also auch nach Bethes Ansicht gewechselt, um den
Charakter des Hintergrundes zu verändern; sie wurden fortgelassen, wenn eine offene
Säulenhalle den Hintergrund bilden sollte. Mit einem Worte: das Proskenion wird
auch von Bethe als Hintergrund-Dekoration anerkannt.
Alles, was bisher gegen eine solche Verwendung des hellenistischen Proskenion
vorgebracht zu werden pflegte, so z. B. dafs die Säulen zu niedrig, die Thüren zu
klein und zu gering an Zahl seien, dafs die Pinakes zwischen den Säulen keine
passende Dekoration bildeten, dafs das ganze Proskenion weder ein Haus noch eine
Säulenhalle darstellen könne, — alles das verwirft Bethe ohne jedes Bedenken. Ich
habe mich umsomehr über diese wertvolle Zustimmung gefreut, als die Möglichkeit
einer solchen Deutung des Proskenion mit seiner bemalten Pinakes neuerdings von
O. Puchstein wieder entschieden geleugnet wird. Ich werde also in dem Kampfe
gegen diesen Teil der Puchsteinschen Theorien Bethe zu meiner Freude auf meiner
Seite haben.
Bethes Ansicht weicht nur noch darin von der meinigen ab, dafs er das
Proskenion nur für den Dithyrambos als Hintergrund des Spiels anerkennt, nicht
aber für da§ Drama. Bei der Aufführung des letzteren soll dasselbe Proskenion,
das beim Dithyrambos als Dekoration diente und ein Haus oder eine Halle dar-
stellte, die Vorderwand einer hohen Bühne gebildet haben, und die über dieser
Wand von Bethe angenommene kastenartige Bühne mit ihrer zweistöckigen Säulen-
dekoration soll im Drama ein Haus, im Dithyrambos aber entweder gar nichts oder
vielleicht zwei Obergeschosse des unteren Hauses dargestellt haben!
Wie höchst unwahrscheinlich eine solche Annahme ist, leuchtet ohne weiteres
ein. Zieht man dazu noch in Betracht, dafs die von Bethe für die Dramen ver-
langte doppelte Säulenstellung in keinem einzigen hellenistischen Theater wirldich
erhalten oder auch nur in den geringsten Resten nachweisbar ist, dafs vielmehr einige
Theaterruinen, wie wir sehen werden, die Möglichkeit der vorgeschlagenen Er-
gänzung des Obergeschosses geradezu ausschliefsen , so drängt sich uns die Frage
auf: was veranlafst und was berechtigt denn Bethe zu seiner so unwahrscheinlichen
Hypothese? Warum wechselt er für das Drama den Standplatz der Schauspieler,
während er für den Dithyrambos den alten Spielplatz, die Orchestra, beibehält?
Zu der seltsamen Theorie von einer anfangs niedrigen und dann schnell an
Höhe zunehmenden Bühne der Schauspieler ist Bethe gekommen, weil er von zwei
Voraussetzungen ausgeht, die er für vollkommen gesicherte Thatsachen hält, nämlich
einerseits von dem bühnenlosen Spiel im V. Jahrhundert und andererseits von dem
Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters. 25
Vorhandensein einer lo Fufs hohen Bühne in den Theatern des IV. und III. Jahr-
hunderts. Diese beiden vermeintlichen Thatsachen lassen sich nur dann miteinander
in Einklang bringen, wenn in der Zwischenzeit die Entstehung und das schnelle
Wachsen der Bühne erfolgt ist. Bethe glaubt nun sowohl den genauen Zeitpunkt
der Einführung der ersten Bühne, als auch die Gründe für das schnelle Wachsen
der Bühnenhöhe erkannt zu haben.
So richtig jene erste Voraussetzung ist, ebenso unrichtig ist die zweite. Es
ist ein schwerer Irrtum, wenn Bethe das Vorhandensein einer hohen Bühne im
hellenistischen Theater nicht nur wiederholt als eine absolut gesicherte Thatsache
bezeichnet, sondern darin auch das feste Fundament seiner Theorie sieht. Wie ist
es denn möglich, so wird sich mancher Leser fragen, dafs der eine etwas als ab-
solut sichere Thatsache hinstellt, was der andere nicht nur anzweifelt, sondern sogar
für vollkommen unrichtig erklärt?
Forschen wir nach den Gründen für Bethes Ansicht über die hohe Bühne
des hellenistischen Theaters und den Wechsel des Standplatzes der Schauspieler,
so finden wir weder in den Prolegomena Bethes noch in seinen späteren Aufsätzen
auch nur einen einzigen wirklich durchschlagenden Grund. Die von Bethe selbst
und von Anderen angeführten Gründe lassen sich vielmehr ohne Schwierigkeit
widerlegen.
Um den vermeintlichen Wechsel des Spielplatzes zu begründen, beruft man
sich zunächst auf eine wesentliche Veränderung, welche das Drama in dieser Zeit
erfahren haben soll, nämlich auf den allmählichen Fortfall des Chores in den Schau-
spielen vom IV. Jahrhundert ab. Selbst wenn diese Voraussetzung zuträfe, wenn
wirklich im III. Jahrhundert kein Chor mehr vorhanden war (Bethe, Prolegomena,
S. 249), so war dadurch noch keineswegs eine Änderung des Spielplatzes bedingt.
Höchstens hätte die von den Schauspielern wenig benutzte eine Hälfte der Orchestra,
die bis dahin hauptsächlich für die Tänze des Chores gedient hatte, bei den skeni-
schen Aufführungen in anderer Weise ausgenutzt werden können. Dafs dies im
römischen Theater thatsächlich geschehen ist, habe ich früher schon ausführlich dar-
gelegt (Das griechische Theater, S. 387). Für die hellenistische Zeit wissen wir aber
von einem Umbau oder einer anderen Verwendung der Orchestra bei den Auf-
führungen der Dramen absolut nichts. Die Orchestra blieb in den hellenistischen
Theatern ein voller Kreis. Überdies ist jene Voraussetzung unrichtig. Durch einen
Aufsatz von A. Körte über das Fortleben des Chores (Neue Jahrbücher für das
klass. Altertum III, S. 81) ist jetzt festgestellt, dafs in den skenischen Dramen der
hellenistischen Zeit der Chor sowohl in der Tragödie als auch in der Komödie fort-
bestand. Auf einen Fortfall des Chores im Laufe des IV. und III. Jahrhunderts
darf man sich also nicht mehr berufen, um eine Änderung des Spielplatzes begreif-
lich zu machen oder gar als notwendig hinzustellen.
Zweitens weist Bethe auch jetzt wieder (S. 75, vergl. Prolegomena S. 204)
auf die Einführung der Flugmaschine und des Vorhanges am Ende des V. Jahr-
hunderts hin und behauptet, dafs dadurch eine Änderung des Spielplatzes bedingt
26 Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters.
gewesen sei. Ich lasse zunächst unberücksichtigt, dafs die Ansichten über das Vor-
handensein eines Vorhanges in jener Zeit noch sehr geteilt sind (vergl. C. Robert,
Gott. G. Anz. 1897 S. 31), leugne aber entschieden, dafs die Einführung eines Vor-
hanges und der Flugmaschine eine Höherlegung und einen oberen Abschlufs des
Spielplatzes bedingte. Gab es einen Vorhang, so konnte er sehr gut zwischen den
beiden vorspringenden Paraskenien oder auch zwischen den Säulen des eine Vor-
halle darstellenden Proskenion ausgespannt werden, ohne dafs eine erhöhte und oben
abgeschlossene Bühne notwendig wurde. Und dafs die Flugmaschine, ein über die
Skene hinausragender Krahn, an dem die Fliegenden meines Erachtens hinausgedreht
wurden, die Überdeckung oder gar die Erhöhung des Spielplatzes verlangte, kann
ich nicht zugeben. Man lese nur nach, wie Bethe (Proleg. S. 220) die Erhöhung des
Spielplatzes lediglich durch den Hinweis auf das »ästhetische Bedürfnis« zu begründen
weifs. Es ist also eine unbewiesene, auch durch öftere Wiederholung nicht ge-
winnende Behauptung Bethes, dafs die Einführung des Vorhanges und der Flug-
maschine zur Änderung des Spielplatzes der Schauspieler und dadurch zur Her-
stellung einer erhöhten Bühne habe führen müssen.
Drittens nimmt man vielfach an, dafs die Schauspieler deshalb zuerst auf
eine niedrige und dann auf eine hohe Bühne gehoben worden seien, weil sie auf
ihrem früheren Spielplatze in der Orchestra nicht genügend gesehen werden könnten.
Da Bethe die Dithyramben und andere Aufführungen zu allen Zeiten in der Orchestra
stattfinden läfst, dürfte er selbst diesen Grund nicht gelten lassen. Trotzdem lesen
wir Proleg. S. 276, dafs nur die Inhaber der unteren Sitzreihen die Aufführung eines
auf ebener Erde gespielten Dramas »mit ästhetischem Behagen geniefsen« könnten,
und dafs die grofse Masse auf den oberen Rängen die Schauspieler nur in starker
Verkürzung sähe. Dafs hier ein Irrtum Bethes vorliegt, kann jeder bezeugen, der
nur einmal von den oberen Sitzen eines antiken Theaters auf eine in der Orchestra
stattfindende Aufführung hinabgeschaut hat. Von einer starken Verkürzung kann
dabei keine Rede sein. Überdies hat Bethe selbst in einem anderen Zusammenhange
schon wiederholt darauf hingewiesen, dafs die gewöhnlichen Theater in erster Linie
für die Aufführungen in der Orchestra gebaut seien (Proleg. S. 273). Dafs es auch ein
mathematischer Irrtum ist, wenn man behauptet, dafs die Sehverhältnisse des griechi-
schen Theaters durch Einführung einer hohen Bühne besser geworden seien, glaube
ich genügend gezeigt zu haben (vergl. Athen. Mitth. 1899, S. 310. Die Erwiderung
A. Müllers im Philologus LIX, S.329 giebt mir zu einer Entgegnung keine Veranlassung).
Viertens — und damit kommen wir zu dem wichtigsten Grunde — beruft
sich Bethe auch jetzt wieder auf das Zeugnis Vitruvs. Die Vorschriften des römi-
schen Architekten über das griechische Theater sind in der That so sehr der Aus-
gangspunkt und die Grundlage seiner Theorie, dafs man mit Sicherheit sagen darf:
Ohne Vitruvs Angabe über die Bühne von 10 — 12 Fufs Höhe würde weder Bethe
noch ein anderer auf den Gedanken gekommen sein, dafs das griechische Theater
eine so hohe Bühne gehabt habe, und dafs das Proskenion des Theaters von Epi-
dauros und anderer Theater eine solche Bühne gewesen sei.
Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters.
V
Vitruvs Vorschriften über das griechische Theater sind zweifellos richtig.
Darüber sind wir einig. Sie beziehen sich aber nicht auf das altgriechische oder
hellenistische Theater, wie man früher allgemein und Bethe auch jetzt annimmt,
sondern auf dasjenige griechische Theater, welches zur Zeit Vitruvs neben dem
römischen als einziger besonderer Typus noch gebaut wurde und aus Griechenland
stammte. Für diesen Typus habe ich, um Verwechslungen mit den älteren griechischen
Theaterarten vorzubeugen, den Beinamen »kleinasiatischer« vorgeschlagen, weil uns
diese Theaterform hauptsächlich aus Kleinasien bekannt ist. Auch wissen wir im
allgemeinen, dafs Vitruv, wenn er in seinem Buche griechische Bauwerke anführt,
meist kleinasiatische Beispiele nennt (vergl. F. Noack, Philologus LVIII, S. i6).
"^^iMiMimwmmmäwmmmimäMMwimmwA
Wie Bethe diesem klaren Sachverhalte gegenüber nicht nur bei seiner An-
sicht verharrt, dafs Vitruv unter dem iheatrum Graeconim das ältere »hellenistische«
Theater verstehe, sondern ohne Rücksicht auf meine wiederholten Erklärungen auch
jetzt noch die Worte Vitruvs ohne Bedenken und ohne Einschränkung als Grundlage
seiner Theorie anführt, ist mir unverständlich.
Lassen sich so die vier wichtigsten Gründe, auf welche die Verteidiger der
hohen hellenistischen Bühne sich zu stützen pflegen, ohne Schwierigkeit widerlegen,
und können wir demnach das Vorhandensein einer solchen Bühne nicht mehr als
Thatsache, geschweige denn als absolut sichere Thatsache anerkennen, so betrachten
wir mit einigem Mifstrauen die neue in dieser Zeitschrift veröffentlichte Stütze, die
Bethe für seine Theorie gefunden zu haben glaubt.
Das obenstehend wiederholte Bild des Assteas, welches auf einer in Madrid
befindlichen Vase aus dem IV. Jahrhundert erhalten ist, soll nach Bethe eine seitlich
und oben abgeschlossene griechische Bühne mit einer zweigeschossigen Säulenhalle
als Spielhintergrund darstellen. Er behauptet ferner, dafs diese Bühne nur oben
über einem hellenistischen Proskenion gedacht werden könne, und gewinnt so in
28 Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters.
dem Bilde einen »unerschütterlich festen Boden« für die Rekonstruktion der hohen
Bühne des griechischen Theaters.
Bethe mag darin Recht haben, dafs das Madrider Vasenbild eine Theaterscenc
darstellt. Herakles hat in seiner Raserei viele Hausgeräte in ein loderndes Feuer
geworfen und ist im Begriff, auch seinen Knaben dem Feuertode zu überliefern.
Seine Frau Megara, der er das Kind vermutlich entrissen hat, läuft zu der rechts
sichtbaren Thür, gewifs um Hülfe herbeizuholen. Im Hintergrunde sehen von einem
oberen Stockwerk Alkmene, lolaos und Mania der Unthat zu. Rechts und links
wird der Spielplatz von zwei jonischen Säulen eingefafst, die eine hölzerne
Decke tragen.
Ist hier wirklich eine gewöhnliche griechische Bühne, wie Bethe sie annimmt,
dargestellt? Jedermann weifs, dafs Mordthaten im griechischen Drama nicht vor
den Augen der Zuschauer, sondern im Innern des Hauses ausgeführt wurden. Ein
Schauspieler meldete, was im Hause geschehen war, oder schilderte, was er von
seinem Standpunkte aus von dem im Inneren des Hauses Geschehenen sah oder
auch nur zu sehen vorgab. Im Rasenden Herakles des Euripides meldet ein Bote
die schrecklichen Thaten des Helden und schildert das Innere des Hauses. Nach-
dem sich sodann die grofse Thür des Palastes geöffnet hat (V. 1029: oiavotj^a x//(]i>pa
xXtvötai 6<|^i7:6X(juv oofxwv), sehen der Chor und später auch Amphitryon in den Palast
hinein und erblicken dort den gebundenen Herakles und die Folgen seiner Raserei.
Wie viel die Zuschauer selbst von dem Inneren des Hauses sehen konnten, ist nicht
bekannt und wird sich auch kaum jemals feststellen lassen.
Da nun Assteas auf der Madrider Vase gemalt hat, wie Herakles in der
Raserei die Hausgeräte zerstört und sein Kind tödtet, so müssen wir erwarten, das
Innere des Hauses dargestellt zu finden. So urteilt nicht nur der erste Herausgeber
des Bildes (Hirzel, Annali del Inst. 1864 S. 323), sondern es scheint dies auch die
allgemeine Auffassung zu sein (vergl. Baumeister, Denkmäler S. 666). Zu der An-
nahme, dafs die Scene sich hier ausnahmsweise vor dem Hause abspiele, ist man
nicht berechtigt, mag es sich nun um das Drama des Euripides oder um das eines
anderen Dichters handeln.
Wir sehen auf dem Bilde einen seitlich von zwei Säulen und oben von
einer Decke eingefafsten Raum, an dessen Rückwand zwei übereinander stehende
Säulenreihen sichtbar sind. Rechts ist eine halbgeöffnete Thür gemalt, welche
dieselbe Höhe hat wie die beiden vorderen Säulen. Alles dieses pafst vorzüglich
zur Darstellung des Innern eines Hauses. Die beiden vorderen Säulen gleichen in
ihrer Form den jonischen Säulen auf dem Phlyakenbilde von Lentini (Arch. Jahr-
buch 1900 S. 68 Fig. 7), die unzweifelhaft die Fassade eines Hauses darstellen. Ich
sehe daher in unseren Säulen nicht die Seitenwände einer Bühne, sondern die Dar-
stellung der Hausfassade. Die zwei Säulenreihen im Inneren gehören zu einem
zweistöckigen Säulenhofe, in den man von aufsen hineinblickt. Die seitliche Thür,
zu der Megara eilt, führt vermutlich in die anderen Gemächer des Palastes und zur
oberen Halle des Hofes.
Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters. 20
Bei dieser Auffassung sind die Verhältnisse der einzelnen Teile und auch
die Perspektive so richtig gezeichnet, wie bei einem Vasenbilde des IV. Jahrhunderts
nur zu erwarten ist. Die beiden vorderen Säulen und die seitliche Thür haben im
Verhältnis zu den Personen die richtige Höhe, während die hinteren Säulen, den
Gesetzen der Perspektive entsprechend, bedeutend niedriger gezeichnet sind. Ich
finde überhaupt nichts auf dem Bilde, was bei unserer Auffassung nicht voll-
kommen pafste.
Der Erklärung Bethes stellen sich dagegen manche Hindernisse in den Weg,
die er nicht genügend beachtet. So macht es ihm keine Sorge, dafs der nach
seiner Ansicht im Hintergrunde dargestellte Palast keine Thür und im Untergeschosse
nur eine einzige Säule hat, und dafs die seitliche Thür und ebenso die vorderen
Säulen im Widerspruch zu allen bekannten Theaterbauten durch zwei Etagen reichen
würden; es kümmert ihn nur wenig, dafs der Mord bei seiner Auffassung, dem
steten Gebrauche zuwider, vor dem Palaste stattfindet; auch daran nimmt er keinen
Anstofs, dafs unser Gemälde bei seiner Auffassung die einzige Darstellung der
gewöhnlichen griechischen Bühne sein würde, und dafs also sonst kein einziger
Maler die stets vorhandene Kastenbühne gezeichnet oder auch nur angedeutet hätte.
Er fügt sogar noch die gewagte Behauptung hinzu, dafs der dargestellte Spielplatz,
obwohl der Maler thatsächlich auch nicht die geringste Spur einer Erhöhung ge-
zeichnet hat, sicher oben auf einer hohen Bühne liege. In dem Grundrisse (Figur 5
auf S. 65) ergänzt er unbedenklich 10 Halbsäulen unter dem Fufsboden der Bühne
und weifs sogar, dafs diese Säulen 10 — 12 Fufs hoch waren!
Man braucht eine solche Bühne nur im Aufrifs zu zeichnen, um einen
derartigen Bau für eine Unmöglichkeit zu erklären: Über einer Reihe zierlicher
Säulen sollen sich zwei stattliche Säulenstellungen als Fassade eines Hauses er-
heben, und der Platz vor diesem Hause soll beiderseits von zwei schlanken Säulen,
die durch zwei Etagen reichen, eingefafst sein. Dies durch willkürliche Zusammen-
fügung verschiedener Bauteile entstandene Gebäude wird schliefslich nicht etwa als
mutmafsliches Phantasiebild eines griechischen Theaters hingestellt, sondern auf
S. 75 lesen wir: »Die geschlossene, architektonisch umrahmte Bühne, an ihrer Hinter-
wand durch eine mehrstöckige Säulenarchitektur abgeschlossen und dekoriert, eignet
dem hellenistischen Theater und hat über dem 8 '/g— 12 Fufs hohen Säulenproskenion
gestanden: das ist die bedeutende Thatsache, deren Erkenntnis wir vor allem
dem Madrider Bilde des Assteas verdanken.«
Vergleicht man die Bethesche Erklärung des Bildes mit der unsrigen, so
wird man schwerlich lange schwanken, welcher von beiden der Vorzug gebührt.
Das einzigartige Bild gewährt uns einen Blick in das Innere des Königspalastes.
Wir sehen eine Architektur, wie sie auf keinem anderen Vasenbilde erscheint, und
eine Handlung, welche niemals vor den Augen der Zuschauer ausgeführt wurde.
Von einer eingerahmten Bühne und namentlich von dem Proskenion, auf dem diese
Bühne sich befinden soll, ist nichts zu erkennen.
Das ist also der »feste« und »unerschütterliche« Boden, den Bethe durch
-20 Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters.
das Madrider Bild gewonnen zu haben behauptet und von dem ausgehend er alle
hellenistischen Theater zu ergänzen unternimmt. Es ist ein Scheinboden, der ins
Wanken gerät und zusammenstürzt, sobald man den ersten festen Schritt darauf macht.
Unter diesen Umständen könnte es überflüssig erscheinen, Bethe auf seinem
Wege weiter zu folgen und die einzelnen Stufen seiner Beweisführung zu unter-
suchen. Da sich aber auch der weitere Weg an mehreren Stellen als ein Irrweg
nachweisen läfst, scheint es mir nützlich, auf die einzelnen Abschnitte des Auf-
satzes näher einzugehen:
1. Im ersten Abschnitte wird neben dem Madrider Vasenbilde noch eine
Terrakotte von S. Angelo (S. 6i, Figur 2) herangezogen, welche auch eine Bühne
mit einer allseitig eingerahmten Säulendekoration vorführen soll. Ich stimme zwar
Bethe darin bei, dafs hier eine Bühne und eine doppelgeschossige Skenenwand
dargestellt ist. Aber einmal ist die Bühne, wie auch Bethe jetzt zugiebt, ein
gewöhnliches niedriges italisches Podium, das nichts zu thun hat mit der Betheschen
hohen Bühne des hellenistischen Theaters. Und sodann ist es unrichtig, den Giebel
der Terrakotte als den Abschlufs der Rahmenarchitektur zu bezeichnen, — er bildet
vielmehr den oberen Abschlufs der Skenenwand — , und weiter die turmartigen
Flankenbauten den schlanken vorderen Säulen der Madrider Vase gleichzusetzen,
denn jene schliefsen die doppelte Säulenreihe seitlich ab, diese aber stehen weit
vor den Säulen des Innern. Wir haben mithin eine frei vor der Dekoration liegende,
keine guckkastenartig eingefafste Bühne, wie Bethe sie für die griechische Zeit nach-
weisen will. Das Einzige, worin die Terrakotte mit dem Madrider Vasenbilde
übereinstimmt, ist die doppelte Säulenreihe und namentlich der Umstand, dafs die
oberen Säulen niedriger und enger gestellt sind als die unteren. Da dies aber
ebensogut bei der Fassade und der Hofarchitektur eines Hauses, als bei irgend
einem anderen Gebäude (Stadtthor, Grabmal) vorkommen kann, ist es nicht zulässig,
nur auf diese äufsere Übereinstimmung hin beide Architekturen für die äufsere
Fassade eines Hauses zu erklären. Die übrigen Bauteile zeigen ja auch zur Genüge
die grofse Verschiedenheit der beiden dargestellten Bauwerke. Ich kann daher
nicht zugeben, dafs die Terrakotte von S. Angelo irgend etwas zu thun hat mit der
vermeintlichen hohen griechischen Bühne.
2. Im zweiten Abschnitte sucht Bethe zu zeigen, dafs schon vom IV. Jahr-
hundert ab die aus den römischen und kleinasiatischen Theatern bekannte zwei-
stöckige Säulenarchitektur stets den Hintergrund des Spielplatzes für die dramatischen
Aufführungen gebildet habe. Da in jenen Theatern diese Architektur ausnahmslos
vorhanden sei, da sie in der Terrakotte von S. Angelo wiederkehre, da sie von
Vitruv für das griechische Theater bezeugt werde, da sie für das Theater von
Delos durch Inschriften des III. Jahrhunderts gesichert sei, und da sie endlich auch
auf dem ins IV. Jahrhundert hinaufreichenden Madrider Vasenbilde schon in derselben
Weise vorkomme, so sei sie, wie Bethe scheinbar mit Recht folgert, seit dem
IV. Jahrhundert allgemein üblich gewesen. Der Schlufs ist jedoch unrichtig, weil
die Prämissen fast sämtlich falsch und unhaltbar sind.
Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters. ^j
Zunächst ist es ein mir unverständlicher folgenschwerer Irrtum, wenn Bethe
behauptet, dafs in allen römischen und kleinasiatischen Theatern eine doppelte oder
dreifache Säulenreihe vorkomme, und dafs es Theater mit einer einzigen Säulenreihe
und einem Podium darüber gar nicht gebe (S. 70). Er weifs also nicht, dafs in
einigen römischen und kleinasiatischen Theatern die frei vor der Skenenwand
stehende Säulenarchitektur thatsächlich aus nur einem einzigen Stockwerk bestand.
So war z. B. im Herodes -Theater in Athen und im Theater von Termessos die
Skenenwand über der Bühne nur mit einer einzigen freistehenden Säulenreihe
geschmückt, die oben ein Podium trug. Bei mehreren anderen Theatern ist nur die
untere Säulenreihe gesichert und es ist unbekannt, ob eine obere vorhanden war.
Alle Folgerungen, welche Bethe S. 62 und 70 aus jener irrtümlichen Ansicht zieht,
sind also unrichtig. Der Irrtum ist mir besonders deshalb unverständlich, weil ich
die einstöckigen römischen Proskenien mit ihrem Podium schon öfter mit den
einstöckigen griechischen Proskenien und ihrem Podium zusammengestellt und jene
aus diesen abgeleitet habe.
Was sodann die aus dem I. oder II. vorchristlichen Jahrhundert stammende
Terrakotte von S. Angelo betrifft, so gehört sie einer Zeit an, für die das Vor-
kommen doppelter Säulenreihen an den Skenen durch die Litteratur feststeht und
daher von mir niemals bestritten worden ist.
Dafs ferner die Angaben Vitruvs (V. 6) über die doppelte Säulenreihe an
der Skene seines tJieatrum Graecoriini nicht für die hellenistischen Theater gelten,
sondern erst für die »kleinasiatischen« Theater des I. Jahrhunderts v. Chr., braucht
nach dem oben über Vitruv Gesagten keines weiteren Beweises.
Wenn weiter in den aus dem III. Jahrhundert stammenden Rechnungen des
Theaters in Delos von einer unteren und oberen Dekoration die Rede ist, so steht
das, wie ich schon wiederholt bemerkt habe, durchaus nicht mit meiner Ergänzung
dieses Theaters im Widerspruche. Nach den Ruinen mufs über dem säulen-
geschmückten Untergeschosse des delischen Theaters ein zurückliegendes kleineres
Obergeschofs ergänzt werden, und auf diese beiden Stockwerke beziehe ich die in
den Rechnungen erwähnten beiden Dekorationen (ava> und xatoj). Von einem dritten
Stockwerke wissen die Inschriften nichts. Ebensowenig geht aus den Inschriften
hervor, dafs die obere Dekoration von Delos eine Säulenreihe dargestellt habe. Es
ist also nicht einmal richtig, dafs die Rechnungen von Delos das Vorhandensein
»einer mehrstöckigen Säulenhalle« bestätigen.
Die letzte Prämisse endlich, dafs die doppelte Säulenreihe schon für das
IV. Jahrhundert durch die Madrider Vase des Assteas als gewöhnliche Dekoration
der Skene erwiesen sei, können wir nach unseren Darlegungen über dieses Vasen-
bild nicht als richtig anerkennen.
War es schon gewagt, auf Grund so weniger Beispiele den allgemeinen
Gebrauch einer zweistöckigen Säulenstellung für alle griechischen Skenen vom
IV. Jahrhundert ab zu behaupten, so haben wir jetzt durch den Nachweis, dafs
diese wenigen Beispiele nicht einmal zutreffen, einer solchen Behauptung alle Stützen
0 2 Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters.
entzogen. Erst im vorletzten und namentlich im letzten vorchristlichen Jahrhundert
sind die doppelten und dreifachen Säulenreihen in der Theaterdekoration üblich
geworden, vermutlich besonders von dem Zeitpunkte an, als das Skenengebäude
behufs Überdeckung des Theaters durch Segeltuch oder Holz mit dem Zuschauer-
raum zu einem einzigen Bau verbunden und die Oberwand der Skene ebenso hoch
gemacht wurde wie die Umfassungsmauer des Sitzraumes. Die überaus hohe
Skenenwand erhielt damals einen künstlerischen Schmuck durch Verdoppelung oder
Verdreifachung der Proskenionsäulen.
Dafs in altgriechischer und hellenistischer Zeit bei dem einen oder anderen
Drama zuweilen eine doppelte Säulenreihe nötig war und dann leicht aus Holz
hergestellt werden konnte, habe ich niemals in Abrede gestellt. Was ich geleugnet
habe und auch jetzt noch leugne, ist das regelmäfsige Vorkommen der doppelten
Säulenhalle in den griechischen Theatern des IV. Jahrhunderts und der helle-
nistischen Zeit.
Zweistöckige Hallen, wie Bethe sie annimmt, sucht man auch vergeblich
auf den griechischen Vasenbildern und Reliefs, welche Theater- Aufführungen dar-
stellen. Einstöckige Hallen kommen dagegen öfter auf ihnen vor (vergl. Das
griechische Theater S. 308 und 3286".). Diese Zeugnisse will Bethe aber nicht gelten
lassen. Er versichert nämlich, dafs auf den Theaterreliefs der Campana-Art und
auf dem Neapler Comödien-Relief nur das unterste Stockwerk vom Künstler dar-
gestellt, das obere aber ausgelassen sei. Und das wird behauptet, obwohl die über
dem Gebälk angebrachten Giebel und Vasen deutlich lehren, dafs die Architektur
oben zu Ende ist. Unsere Erklärung dieser Reliefs als der Darstellung einstöckiger
griechischer Proskenien hält Bethe für »gänzlich ausgeschlossen«, weil die Säulen
und das Gebälk barok gestaltet und mit verschiedenartigen Aufsätzen versehen
seien, was beides beim griechischen Proskenion nicht vorkomme. Mir bestätigen
dagegen gerade diese Aufsätze das Fehlen einer oberen Säulenstellung und damit
auch die Übereinstimmung mit dem hellenistischen Proskenion ; und was die baroken
Formen anbetrifft, so katm ich Bethe auf eine Stelle seines eigenen Aufsatzes ver-
weisen (S. 65), wo er die unzweifelhaft richtige Ansicht ausspricht, dafs »die massive
Prachtdekoration der römischen Kaiserbühne nichts ist als die baroke Ausgestaltung
des hellenistischen Baues«. Als jene Reliefs angefertigt wurden, hatte dieser
Entwicklungsprozefs schon begonnen. Woher endlich Bethe weifs, dafs auf dem
Geison der hellenistischen Proskenien keine solchen Aufsätze gewesen sind, möchte
ich gerne erfahren. Ich kann ihm nur versichern, dafs auf mehreren Gesimsen der
Proskenien kleine Löcher erhalten sind, die möglicherweise zur Befestigung ähnlicher
Gegenstände gedient haben.
Der Nachweis einer doppelten Säulenreihe an allen Skenenwänden des IV.
und III. Jahrhunderts ist also nicht erbracht. Erst vom II. Jahrhundert ab kennen
wir solche Wände.
3. Vor den Säulen der Dekoration soll nun, wie Bethe in seinem III. Ab-
schnitte weiter nachzuweisen sucht, vom IV. Jahrhundert ab stets eine allseitig
Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters. •a^
geschlossene Bühne bestanden haben. Die Madrider Vase wird wieder als ältestes
Beispiel citiert, die kleinasiatischen und römischen Theater sollen dieselbe Bühnen-
form zeigen, und bei unseren modernen Theatern wird die gleiche Gestalt gefunden.
So soll die moderne Bühne bis ins IV. Jahrhundert v. Chr. zurückreichen.
Die Bühne unserer heutigen Theater ist allerdings ein kastenförmiger, allseitig
abgeschlossener Raum und wird gewifs auch einige Züge vom römischen Theater
geerbt haben. Aber ihre allgemeine Gestalt stimmt mit der römischen Bühne
keineswegs überein und mit dem griechischen Spielplatze hat die moderne Bühne
fast nichts mehr gemein.
Das Madrider Vasenbild, welches als ältestes Beispiel einer kastenförmigen
Bühne angeführt wird, brauchen wir nicht mehr als solches gelten zu lassen. Wir
erkannten darauf das Innere eines Königshauses, nicht eine abgeschlossene griechische
Bühne. Die auf der Terrakotte von S. Angelo dargestellte Bühne besitzt keine
abschliefsenden Seitenwände, wie Bethe auf S. 69 selbst zugiebt, und kann daher
keinesfalls als griechische Bühne gelten. Andere Beispiele einer seitlich begrenzten
Bühne aus griechischer Zeit sind mir überhaupt nicht bekannt. Dagegen vermag
ich an einigen griechischen Theaterruinen positiv nachzuweisen, dafs die Decke des
Proskenion, die vermeintliche Bühne Bethes, sicher nicht von hohen seitlichen
Wänden eingefafst war und demnach auch kein Dach besafs. So ist im Theater
von Priene noch jetzt eine niedrige oben beendete Schranke auf dem Proskenion
als seitHcher Abschlufs des hohen Podiums erhalten. Und im Theater von Oropos
besitzen wir noch das Gebälk des Oberstockes der Skene einschliefslich des Eck-
stückes, durch welches die Ergänzung einer hohen Seitenwand und damit eines
seitlich und oben abgeschlossenen Bühnengehäuses über dem Proskenion gänzlich
ausgeschlossen wird (vergl. Das griechische Theater S. 106). Solchen bestimmten
Thatsachen gegenüber ist Bethes Behauptung, dafs die griechischen Theater vom
IV. Jahrhundert ab regelmäfsig eine seitlich und oben abgeschlossene Bühne hatten,
nicht aufrecht zu halten.
4. Nachdem Bethe so nachgewiesen zu haben meint, dafs der Spielplatz
der griechischen Dramen vom Ende des V. Jahrhunderts ab nicht mehr die Orchestra,
sondern eine erhöhte Bühne gewesen sei, sucht er im IV. Abschnitte die Stelle
dieser Bühne in den erhaltenen hellenistischen Theatern zu ermitteln. Wenn er die
Ruinen selbst genauer gekannt hätte, würde er schwerlich die Theorie aufgestellt
haben, dafs die abgeschlossene Bühne oben über den Säulen des Proskenion gelegen
hätte. Dafs bei einigen Theatern (Oropos und Priene) dieser Platz keinen hohen
seitlichen und oberen Abschlufs gehabt haben kann, wurde soeben schon betont.
Bei allen anderen griechischen Theatern ist von dem Betheschen Bühnenkasten auch
nicht die geringste Spur, geschweige denn irgend ein Stein gefunden.
Warum, so fragt man sich bei dieser Sachlage erstaunt, legt denn Bethe
seine Bühne oben über das Proskenion, wo weder von den Säulen des Hintergrundes,
noch von den seitlichen Abschlufswänden irgend etwas erhalten ist? Warum erkennt
er die gesuchte Hintergrund-Dekoration nicht in den Säulen des Proskenion und
Jahrbuch des archäologischen Instituts XVI. 'Z
34 Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters.
seinen Pinakes? Da er selbst der Ansicht ist, dafs diese Säulen bei der Aufführung
der Dithyramben den Hintergrund bildeten, hätte eine solche Lösung für ihn sehr
nahe gelegen. Und dies um so mehr, weil dann die Dramen im IV. und III. Jahr-
hundert denselben Spielplatz erhalten würden, den sie auch nach seiner Meinung
im V. Jahrhundert gehabt haben. Trotzdem weist er diesen Gedanken entschieden
zurück. Mit Spannung betrachten wir die hierfür beigebrachten Gründe.
Zunächst sei in den hellenistischen Theatern oben über den Säulen des
Proskenion keine weitere Säulenreihe nachgewiesen, wie er sie für die hellenistische
Dekorationswand als notwendig fordern müsse. Nachdem wir diese Forderung
widerlegt haben, kann das Fehlen einer oberen Säulenreihe uns nicht mehr abhalten,
in den unteren Säulen das Hauptgeschofs der Hintergrund-Dekoration zu sehen.
Sodann sucht Bethe nachzuweisen, dafs das in den hellenistischen Theatern
sicher vorhandene Obergeschofs deshalb nicht die obere Dekoration der Skene, das
Episkenion, gebildet haben könne, weil es um 2 bis 3 m gegen die Proskenionwand
zurücktrete und ein solches Zurückspringen des Obergeschosses bei den römischen
Theaterfassaden niemals vorkomme. »Die römischen Bühnen-Architekturen zeigen
auch nicht die leiseste Spur einer Estrade über dem unteren Stocke«, behauptet
Bethe und beweist damit, dafs er nicht nur die Ruinen und deren Publikationen
nicht genau studiert, sondern auch mein Theaterbuch nicht genügend gelesen hat.
An mehreren Stellen (z. B. S. yS und 391) habe ich ausdrücklich gesagt, dafs es
solche Podien über den unteren Säulen giebt und habe auf diese Thatsache bei
meiner Beweisführung grofses Gewicht gelegt. Es ist seltsam, wie Bethe dies ganz
übersehen konnte. Selbst solche römischen Theater, bei denen eine obere Säulen-
reihe gesichert ist, zeigen zuweilen über den unteren Säulen die deutlichen Spuren
eines Podiums, das als Theologeion verwendet werden konnte. Auch litterarisch
ist ein solches Podium gesichert. So erzählt z. B. Sueton von Nero, dafs dieser
e proscaenü fastigio dem Spiele zusah (c. 11) und dafs er seditionibus pantomimorunt
e parte proscaenü superiore signifer simul ac spectator aderat. Die Ruinen und die
Litteratur führen uns also übereinstimmend zu dem Schlufs, dafs die untere Säulen-
reihe der römischen Skenen identisch ist mit dem Proskenion der griechischen
Theater, und dafs das zurückspringende Obergeschofs der letzteren das Episkenion
des Vitruv ist. Auf andere dieses Resultat bestätigende Thatsachen einzugehen,
mufs ich mir leider versagen. Dem Philologen gegenüber will ich aber wenigstens
daran erinnern, dafs die von mir idenficierten Säulenreihen beide Trpoaxvjvtov hiefsen
und auch wirklich, wie dieser Name verlangt, eine vor der Skene befindliche feste
Dekoration bildeten.
Weiter sollen Pollux und Vitruv bestimmt die Anordnung des Spielplatzes
oben über dem Proskenion verlangen. »Ohne Deuteln, ohne Biegen und Brechen«
sollen beide hierfür Zeugnis ablegen. Der in den angeführten Worten liegende
Vorwurf berührt mich nicht, weil ich an dem Texte dieser Schriftsteller weder
etwas ändere, noch daran deutele. Gerade meine Gegner lesen Dinge aus diesen
Schriftstellern heraus, die nicht darin stehen.
Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters. ot
PoUux (IV, 124) beschreibt, darin stimme ich mit Bethe überein, das
Proskenion mit seinen Säulen, wenn er von dem Hyposkenion und seinem Säulen-
und Statuenschmuck spricht. Das nur sehr selten vorkommende Wort uTroaxTjviov
ist meines Erachtens für das untere Stockwerk der Skene eine ebenso treffende
Bezeichnung, wie eTriaxi^viov für das Obergeschofs (vergl, Vitruv VII, 5, 5), besonders
wenn man sich erinnert, dafs der Ausdruck uiro ax-/jv^? vielfach für den Innenraum
der Skene, niemals aber für den Raum unter dem Spielplatz gebraucht wird (vergl.
E. Reisch, Das griechische Theater, S. 300, und C. Robert, Gott. Gel. Anz. 1897
S. 43). Dafs ferner das Podium über dem Proskenion, wo die Götter erschienen
und auch die Redner zuweilen auftraten, auch nach meiner Meinung so lange kurz
Logeion genannt werden durfte, bis es bei der Herrichtung der römischen Bühne
zum Unterschiede von dieser den Namen Götter- Logeion erhielt, glaube ich oft
genug gesagt zu haben. Darauf ist aber meines Wissens merkwürdigerweise noch
nicht hingewiesen worden, obwohl es von grofser Beweiskraft ist, dafs es in der That
höchst seltsam, ja unbegreiflich sein würde, wenn Pollux einen Säulen- und Statuen-
schmuck an der Vorderwand der Bühne, von dem wir sonst nichts wissen und den
ich entschieden leugne, erwähnt hätte, während er den entsprechenden Schmuck der
Skenenwand, über dessen Vorhandensein kein Zweifel besteht und der für das
Theater viel wichtiger war, garnicht genannt hätte. Dürfen wir da nicht mit
Bestimmtheit behaupten, dafs auch er unter Hyposkenion das untere Stockwerk der
Skene versteht? Das Proskenion ist in der That die Fassade des Hyposkenion.
Der zweite aufgerufene Zeuge, Vitruv, redet gar nicht vom hellenistischen
Theater, sondern, wie ich schon oben dargelegt, von dem griechischen Theater
seiner eigenen Zeit, unserem »kleinasiatischen« Typus. Den Beweisen, welche ich
früher hierfür beigebracht habe (zuletzt Athen. Mitteil. 1898, S. 334), kann ich einen
neuen, sehr wertvollen hinzufügen, den ich F. Groh (Wochenschrift für klass. Philol.
1898, S. 237) und Bethe selbst (Jahrbuch 1900, S. 71) verdanke. Beide weisen darauf
hin, dafs Vitruv (V, 6, 4) verlange, dafs die Skene seines griechischen Theaters
ebenso hoch sein müsse wie das Dach der über den Zuschauersitzen errichteten
Halle. »Es ist bemerkenswert«, so sagt Bethe, »dafs erst durch Aufsetzen der mehr-
stöckigen Dekoration auf das Proskenion die urkundHch überlieferte Höhe der Skene
erreicht wird: Vitruv verlangt nämlich, sie solle den höchsten Zuschauerring über-
ragen«. Demgegenüber konstatiere ich erstens, dafs es in den hellenistischen
Theatern solche Säulenhallen gar nicht giebt, während sie in kleinasiatischen und
römischen Theatern vielfach vorkommen. Zweitens ist die Skene der griechischen
und hellenistischen Theater wohl niemals so hoch gewesen, wie Vitruv hier verlangt,
nämlich höher als der Zuschauerraum. Die erhaltenen Mauern der hellenistischen
Skenen, z. B. von Epidauros und Megalopolis, von Athen und Delos, von Priene
und Ephesos, können unmöglich Wände von einer so gewaltigen Höhe getragen
haben. Das bestätigen augenfällig die bedeutenden Verstärkungen, welche die
Skenenmauern und ihre Fundamente thatsächlich in den nach kleinasiatischer Art
umgebauten Theatern (z. B. in Athen, Priene und Ephesos) erfahren haben. Die
■25 Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters.
Vorschrift Vitruvs kann sich also nicht auf das hellenistische Theater beziehen, sondern
gilt offenbar nur für den griechisch-kleinasiatischen Typus. Pollux und Vitruv ver-
langen mithin durchaus nicht, dafs die Dekoration oben auf dem hellenistischen
Proskenion gestanden hat. Vitruvs Aussage ist vielmehr direkt gegen Bethe zu
verwenden, da wir aus seinen Vorschriften entnehmen müssen, dafs er gar nicht
vom hellenistischen Theater redet.
Wenn Bethe sich weiter noch besonders auf das Theater von Priene berufen
zu können glaubt, weil hier in römischer Zeit wirklich eine Bühne oben auf dem
Proskenion gelegen hat, so beachtet er nicht genügend, dafs hier ein Umbau vorliegt.
Ein ursprünglich hellenistisches Theater wurde in römischer Zeit nach kleinasiatischer
Art umgebaut. Aus dem schmalen Theologeion der Griechen wurde eine breitere
Bühne gemacht, ohne dafs die Proskenionsäulen, wie es sonst der Fall war, entfernt
und auch ohne dafs die unteren Sitzreihen abgeschnitten wurden. Dafs in römischer
Zeit auf dieser Bühne gespielt wurde, ist von niemandem geleugnet worden. Dafs
aber die schmale Decke des Proskenion schon in hellenistischer Zeit als Spielplatz
gedient habe, ist damit keineswegs erwiesen. Wenn Bethe das Theater selbst
gesehen hätte, würde er schwerlich eine solche Behauptung aufgestellt haben.
Sodann macht Bethe auf das Bild einer bekannten Londoner Phlyakenvase
(Jahrbuch S. 73, Fig. 11) aufmerksam und behauptet, dafs hier eine hohe, seitlich
abgeschlossene hellenistische Bühne zu erkennen sei. Es gehört eine starke
Phantasie dazu, um hier Bethe zu folgen. Aus zwei rohen Holzpfosten, die an den
Seiten des Bildes gezeichnet sind, und aus einer ganzen und zwei halben niedrigen
Säulen mit einem horizontalen Holzbalken darüber folgert Bethe, dafs es sich um
die hohen Säulen eines hellenistischen Proskenion und um eine seitlich und oben
abgeschlossene hellenistische Bühne handelt. Ich erkenne in diesem Bilde mit
Reisch (Das griechische Theater, S. 319) eine gewöhnliche itahsche Bühne von
geringer Höhe, deren Stützen nur besser gezimmert oder auch nur besser gezeichnet
sind, als es bei anderen Phlyakenbühnen der Fall ist. Was sich Bethe noch alles
hinzudenkt, ist für mich nicht verbindlich.
Eine ähnliche niedrige Bühne sehe ich auch auf dem Berliner Phlyaken-
Krater, dessen Darstellung Bethe in einer berichtigten Zeichnung veröffentlicht. Der
Vergleich mit anderen Phlyakenbildern und namentlich dem vorhergenannten Londoner
Bilde zeigt mir, dafs die Stützen der Bühne auch hier so gezeichnet sind, wie sie
wirklich waren, nämHch etwa i m hoch. Ich sehe auch nicht die geringste Ver-
anlassung zu der Betheschen x'\nnahme, dafs der Maler hier eine hohe hellenistische
Bühne habe darstellen wollen, ihr aber durch Abschneiden der unteren Teile der
Säulen die Höhe der gewöhnlichen italischen Bühne gegeben habe. Wenn Bethe
jetzt (S. 73, Anm. 32) diese Annahme sogar für »wissenschaftlich gesichert« erklärt,
weil zwei Fachgenossen ihm zugestimmt haben, so kann ich dagegen nur protestieren.
Gewifs ist eine solche Zustimmung angenehm, bringt aber noch keine Entscheidung.
Mit dem hellenistischen Proskenion hat die Bühne des Assteas nur das eine gemein,
dafs beide mit dorischen Säulen ausgestattet sind, die Proportion dieser Säulen aber
Dörpfeld, Die vermeintliche Bühne des hellenistischen Theaters. ^7
und alle anderen Bauglieder sind gänzlich verschieden. Namentlich ist von dem
dorischen Gebälk der hellenistischen Proskenien gar nichts vorhanden. Ich werde
auch in diesem Falle das Bild selbst fernerhin als sichere Urkunde benutzen, nicht
aber Bethes Ergänzungen und Zusätze.
Von allen Gründen, welche Bethe im IV. Abschnitt seines Aufsatzes zu-
sammenträgt, um den Nachweis zu führen, dafs das hellenistische Proskenion nicht
der Hintergrund der skenischen Aufführungen gewesen sein kann, hat sich also
auch nicht einer als stichhaltig herausgestellt. Sie liefsen sich alle widerlegen oder
bewiesen uns sogar umgekehrt, dafs das Proskenion stets den Spielhintergrund und
die Orchestra den Standplatz der Schauspieler gebildet hat.
5. Im V. Abschnitte erörtert Bethe das Alter und die Einrichtung seiner
geschlossenen Bühne. Er verweist hier nochmals auf seinen schon mehrmals
erwähnten Beweis, dafs diese Bühne am Ende des V. Jahrhunderts erfunden sei
und behauptet, dafs »kaum ein Versuch ernstlicher Bekämpfung« gemacht sei.
Jetzt, durch das Madrider Vasenbild, sei seine frühere »Überzeugung« zur »Gewifsheit«
geworden. Wer ihn widerlegen wolle, müsse statt Spott und Ästhetik »schmiedeeiserne
Gründe« vorbringen.
Auf die einzelnen unbewiesenen Behauptungen und unrichtigen Schlüsse
dieses Abschnittes noch näher einzugehen, darf ich wohl unterlassen. Nachdem die
Prämissen sich als falsch herausgestellt haben, ist es überflüssig, sich noch weiter
mit den Folgerungen zu beschäftigen. Ob meine vorgebrachten Gründe stichhaltig
und »schmiedeeisern« sind, überlasse ich getrost dem Urteile Bethes und der
übrigen Leser.
6. Über die im VI. Abschnitte behandelten Dithyramben und ihren Spiel-
platz habe ich schon im ersten Teile dieses Aufsatzes genügend gesprochen. Ich
möchte hier nur nochmals meiner aufrichtigen Freude darüber Ausdruck geben, dafs
Bethe in diesem Punkte eine meiner Theorie so nahestehende Ansicht vertritt. Wer
das Proskenion des hellenistischen Theaters als Hintergrund für die Aufführungen
der Dithyramben anerkennt, weil er weifs, dafs in diesen Stücken der Chor noch
wirkte, der kann, so sollte man meinen, auch für die gewöhnlichen Dramen, die
ebenfalls in hellenistischer Zeit noch einen Chor hatten, keinen anderen Spiel-
hintergrund annehmen als das Proskenion und keinen anderen Spielplatz als die
Orchestra.
Athen, 31. Dezember 1900. Wilhelm Dörpfeld.
Jahrbach des archäologischen Instituts XVI.
H JO-^J^^vvs£>^yy^ N ^laA
ZU DEN ANTIKEN SARKOPHAGRELIEFS.
Im IL Bande der antiken Sarkophagreliefs S. 3 bildet Robert eine vierseitige
Ära mit den Gestalten der vier Jahreszeiten ab, und zwar nach einer Zeichnung des
Codex Coburgensis fol. 134, indem er im Text angiebt, das Original sei »wie es
scheint verschollen«. Bei meinem letzten Aufenthalt in Paris im Herbst vorigen
Jahres ist es mir indefs gelungen, das scheinbar verschollene Denkmal aufzufinden.
Zwar birgt es sich nicht in einer der öffentlichen oder Privatsammlungen der Haupt-
stadt selbst, vielmehr steht es im Schlofs von Chantilly, der ehemaligen Be-
sitzung der Herzöge von Aumale, die der letzte Sprofs des Hauses samt allen
Kunstsammlungen, zu denen auch eine Anzahl Antiken gehören, dem Institut de
France vermachte. Seitdem sind die Sammlungssäle an bestimmten Tagen der
Woche dem öffentlichen Besuch zugänglich gemacht.
Unsere Ära steht im ersten Saale der Gemäldegalerie. Aus weifsem Marmor
gefertigt erreicht sie nur etwa halbe Manneshöhe. Die Erhaltung ist eine recht
gute, nur ganz Unwesentliches ist ergänzt. An der Identität mit der Coburgensis-
Zeichnung kann nicht der geringste Zweifel bestehen, die Übereinstimmung der
Relief-Figuren und Ornamente mit der Zeichnung ist eine totale. Als einzige
Abweichung notierte ich mir, dafs die Frühlings-Hora auf dem Original in der linken
Hand ein paar Zweige hält, während sie auf der Zeichnung leer erscheint und nur
leicht in die Falten des Gewandbausches greift. Diese Falten sind aus den Zweigen
des Originals mifsverstanden. Das Attribut in der linken Hand der Herbst-Hora
(mit dem Böckchen), das auf der Zeichnung unklar erscheint und vom Zeichner
selbst wohl nicht verstanden wurde, ist nach Ausweis des Originals die wulstige
Symposionbinde (uTroöufjtt's).
Dresden. P. Herrmann.
T" CtO^-aXsux ^ \l>-«>-a^
ZU DEN SKULPTUREN UND INSCHRIFTEN
VON ANTIOCHIA.
I.
Die Ringergruppe.
Lotosblatt oder Feder, ein Kopfschmuck des Hermes?
Wie ich bereits im Archäologischen Anzeiger 1898 S. 241 bemerkt habe,
ist es ein eigentümliches Zusammentreffen, dafs Furtwängler (Jahrb. d. Vereins von
Alterthumsfreunden im Rheinlande 103 S. 6f.) und ich (Arch. Jahrb. XIII, 181 f.) gleich-
zeitig auf einen bisher wenig oder gar nicht beachteten Kopfschmuck des Hermes
aufmerksam gemacht haben, er bei der Veröffentlichung einer römischen Statuette
des Gottes in Regensburg, ich bei der Behandlung der Ringergruppe von Antiochia.
Nur in der Deutung des Schmuckes gehen wir auseinander, indem er in ihm eine
Feder, ich ein noch nicht entfaltetes Blatt des ägyptischen Lotos (Nymphaea lotus)
erkenne.
Indem ich mich anschicke, das Ergebnis der bereits im Archäologischen An-
zeiger angekündigten Ssuiepott cppovxtoe? den Fachgenossen vorzulegen und sie zur
Nachprüfung anzuregen, mufs ich folgendes vorausschicken. Wenn ich sagte, dafs
wir beide zuerst auf diesen Kopfschmuck aufmerksam gemacht haben, so ist dies
cum grano salis zu verstehen. Beobachtet ist er schon öfter, aber noch nicht in
einem gröfseren Zusammenhange behandelt. Chabouillet, Catalogue des camees de la
bibliotheque imperiale p. 504, und ihm folgend Babelon und Blanchet haben im Catalogue
des bronzes antiques de la bibliotheque nationale p. 167 von einer Feder als dem
von Apollon auf Hermes übertragenen Attribut der Musen gesprochen, eine Deutung,
in deren Abweisung Furtwängler und ich zusammentreffen. Denn abgesehen da-
von, dafs die Federn auch bei den Musen erst spät begegnen, Apollon hat sie
überhaupt nicht.
Adr. de Longperier äufserte (Notice des bronzes antiques du Louvre I. p. 54
n. 239) eine Ansicht, welche als direkte Vorläuferin der von Furtwängler ausgesprochenen
anzusehen ist. Denn wenn F. in der Feder die Übertragung eines Symboles des
ägyptischen Gottes Thoth auf Hermes sieht, so erklärte Longperier dieselbe für die
Nachahmung der Doppelfeder des ägyptischen Gottes Nefer-Atmu\ Wir beide aber,
') An einer andern Stelle freilich (p. 50 n. 223) une sorte de feuille en cornet comme celle de
sagt er von diesem Ornament: // est redtiH a l'arum.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XVI. C
AO Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia.
F. und ich selbst, hatten, ohne es zu ahnen, in gewisser Weise ' einen Vorgänger an
V. Sacken, insofern dieser [Die antiken Bronzen in Wien S. 51) von »einer lotos-
blumenähnlichen Verzierung auf dem Scheitel« einer Bronzestatuette in Wien sprach,
im Register (S. 126) aber diese Bezeichnung zu Gunsten »eines federartigen Schmuckes«
aufgab. Es bedarf nicht der Versicherung, dafs auch ich mich sofort zu der gegen-
überstehenden Ansicht bekennen würde, wenn ich mich durch erneute Prüfung des
Thatbestandes von ihrer Richtigkeit überzeugte.
Eine vermittelnde Ansicht, dafs bald eine Feder, bald ein Lotosblatt dar-
gestellt sei, scheint mir ausgeschlossen. Dazu ist das Aussehen des betr. Gegen-
standes zu gleichartig.
Notwendigerweise ist von den sicheren Exemplaren, d. h, denjenigen, in
welchen über die Natur des Gegenstandes kein Zweifel sein kann, auszugehen.
Was die in Bezug auf die Person des Hermes — wenigstens dem Anschein
nach^ — - alleinstehende Gruppe von Antiochia betrifft, so bin ich in der glücklichen
Lage, zu den von mir bereits angeführten Zeugnissen von HaHl Edhem Bey: Uobjet
en question est une feuille et non pas une plume, und von Cumont, welcher auch
von einem Lotosblatte spricht, dasjenige von G. Körte, welcher jüngst auf meine
Bitte die Gruppe von Neuem untersucht hat, hinzuzufügen. Derselbe schreibt mir:
»Ich kann Ihnen nur beistimmen, dafs der Gegenstand keine Feder ist, eben weil
er im Querschnitt dreieckig ist und die Rippe im Innern läuft. Demnach kann
auch ich nur an ein Blatt denken. . . Dafs das Attribut sich von den Flügeln an den
Schläfen deutlich unterscheidet, kann ich nur bestätigen. Auch aus diesem Grunde
kann es keine Feder sein.«
Was aber den zweiten durch zahlreiche Exemplare vertretenen Typus des
stehenden Hermes xspoüjo? (mit Beutel in der Rechten, Schlangenstab in der Linken,
Flügeln am Scheitel und über den linken Arm geworfener Chlamys) betrifft, so ver-
steht es sich von selbst, dafs ich denjenigen keine entscheidende Bedeutung beimesse,
welche ich nur durch Abbildungen kenne, auch wenn ich wenigstens in mehreren
das Lotosblatt zu erkennen glaube. Es sind die folgenden:
1. Thesaur. Brandend, T. III p. 232, 2. Montfaucon Antiqu. expl. T. I.
pl.LXIX, 3\
2. Montfaucon a. a. O. pl. LXVIII, 5 (Mr. LAbbe de Fontenu).
3. Numismata quaedam Musei Arigoni Veneti t. III (Tarvisii 1745),
Antiquitates aeneae diversae tab. XIII, 2.
4a. und b. Antichita di Ercolano, BronziW^ 125, i und 3. Roux, Hercu-
'^) V. Sacken sprach von Lotosblume, ich von e lo specchio ad Iside, e generalmente a tutte le
einem Lotosblatt. Übrigens hatte er bereits deita Egizzie le ali, e 'l solito fior di lotoi.
einen Vorgänger an den Ercolanesi, welche zu 3) Vgl. jedoch unten S. 52.
Antichita di Ercolano , Bronzi t. II pag. 123 be- *) Ich dürfte für meine Deutung die in diesem
merken : »siccome e difficile il dar ragione di Exemplare auch auf der Spitze des Schlangen-
quelle cose , cost anche deW ornamento, che ne' Stabes befindliche Blume geltend machen, wenn
nostri bronzi si vede, se pur non voglia riccorrersi auf die Abbildung Verlafs wäre. Ich weifs
a simboli Egizzii, appartenendo e l' oca e la luna nicht, wohin das Exemplar gelangt ist. Ebenso
Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia. ai
lanuni et Pompei, Bronzes I pl. 51, i und 2. Reinach, Repertoire II, 155, 4 und 5
(Neapel).
5. Antichita di Ercol. Brojizi II pag. 129, i. Roux a. a. O. pl. 48, i. Reinach
158, 6 (Neapel).
6. Mus. Borb.y^lW, ^'^^ 2. Reinach 154, 8. (Neapel.) Ohne Flügel. Der
Erklärer (Liberatore) sagt: Quella picciola proininenza che sporge dal capo della
statuetta sembra una foglia, della quäle non bene si pub distinguere la natura, perche
guasta dalla ruggine e logorata.
7. Babelon et Blanchet, Catalogue des bronzes antiques de la bibliotheque
ftationale n. 356.
8. n. 357 {Chabouillet, Catalogue des camees de la bibl. impe'r. p. 504 n. 3002.
Reinach 157, 5).
9. n. 358.
10. n. 359 (Reinach 157, 4).
11. Bulletin Monumental t. 50 (ser. V t. 12. Paris, 1884) p. 834 (Reinach
161, 9) (Collection du baron d'Agos).
12. Exploratioji scientifique de V Algerie. Beaux-arts architecture et sculpture
par Amable Ravoisie, Paris 1849 pl. 65, 5. Reinach 162, 10 (Philipp eville Rusicada).
13. The Annual of the British School at Athens N. III Session 1896—97
pl. X, 3 nach einer Photographie von Perdrizet mit Text von Hutton p. 154, der
Chabouillet und Babelon folgend von der Feder der Musen spricht, während ich
auch die Vertiefung in der Mitte des gefalteten Lotosblattes erkenne. (Aus Thracien.)
14. Notizie degli scavi 1888, 533. Heydemann, Rom. Mittheil. IV t. 11
p. 311 — 313. (Ruvo. Madonna deW Isola.)
Einem besonders in der Gewandung etwas abweichenden Typus gehört an
15. die Bronzestatuette in Turin, Atti della societa di archeologia di Torino
t. III pl. 15, 4a. Reinach 166, I^
Eine andere beträchtliche Zahl der Bronzestatuetten dieses Typus entbehrt
deshalb der Beweiskraft, weil in ihnen gerade das Attribut, um welches es sich
handelt, zu schlecht ausgeprägt oder erhalten ist.
So teilt mir betreffs der aus Athen stammenden Statuette in 16. Karls-
ruhe (Samml. antiker Bronzen S. 178 n. 934. Reinach 162, 9) Herr Dr. Schumacher
mit, »dafs der Kopfschmuck so wenig deutlich ausgeführt sei, dafs er weder als
Feder noch als Lotosblatt mit Sicherheit angesprochen werden könne«. Dasselbe
gilt von 17. 18., den zwei anderen Figürchen des gleichen Typus dieser Sammlung
(n. 968 und 971).
lasse ich die gallisch-römischen Merkurstatuetten perier a. a. O. p. 54 zu n. 239 erwähnt: »M, Ed.
(Rev. arch. ser. III t. 37 pl. XII p. 222 u. 225), de la Orange a rapporte de Rome une figurine de
welche Blumen im Füllhorn haben, beiseite. Mercure dont la tele est surmontee d'un appendice
^) Nichts näheres weifs ich von den Exemplaren qui nous paratt etre une imitation de la double
15» — IS"! des Louvre n. 223, 239, 240, 241, plume, que le dieu egyptien Nophre-Atmou parte
sowie von dem Exemplar iS*", welches Long- sur la tele«.
5*
42
Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia.
Ebenso schreibt mir Christ bezüglich 19. 20. zweier Statuetten im Münchener
Antiquarium: »Der hohe mittlere Kopfschmuck findet sich auf den zwei Statuetten
N. 93 und 8ib, aber auf keiner ist er so deutlich, dafs man eine Benennung mit
Zuversicht aufstellen könnte«; desgleichen 21, Blümner bezüglich des Exemplars in
Zürich (Ulrich und Heizmann, Katalog d. Samml. der antiquar. Gesellsch. 2. Teil,
Tafel I N. 2857): »Die Bronze ist so roh, dafs das Stück über der Stirn, das nicht
spitz ausläuft wie bei der Antiochener Bronze, sondern oblong ist, ohne eine Linie
oder Gravierung eher wie ein Stück Holz oder Leder aussieht als wie eine Feder
oder eine Blüte. Die Feder erscheint doch zumeist oben etwas schmäler, selbst an
geringeren Arbeiten, aber davon ist hier nichts zu erkennen; das Attribut bleibt
gänzlich unbestimmbar.«
Auch die freundlichst vom Herrn Kollegen Robert v. Schneider vorgenommene
Nachprüfung an der bereits oben erwähnten 22. Statuette von Salona in Wien
(N. 1071, V, Sacken, Bronzen in Wien t. XI. Reinach 154, 4) führte zu keiner Ent-
scheidung. V. Schneider schreibt mir: »Ich kann Sacken nicht Recht geben, wenn
er von einer lotosblumenähnlichen Verzierung spricht. Der fragliche Gegenstand
ist vorn flach, zeigt deutlich eine Mittelrippe und rechts und links davon schräg
gegen den Rand sich hinziehende Striche: also ein Blatt, meinetwegen auch ein
Lotosblatt oder eine Feder, aber keinesfalls eine Blume".«
Nr. 23.
Eine gewisse, wenn auch noch immer geringe Verschiebung der Sachlage
zu Gunsten meiner Ansicht brachte die Prüfung der 23. von Furtwängler a. a. 0. ver-
öffentlichten Bronze in Regensburg. Der Custos der dortigen Sammlungen, Herr
^) Nachträglich erhielt ich noch durch die Güte
des Herrn Dr. Zahn Kenntnis und Photographien
von zwei in Berlin befindlichen Exemplaren:
22a. Fr. 1901.
22 1). Fr. 1906,
an welchen sich ebenfalls über die Natur des
Schmuckes nichts mit Sicherheit feststellen läfst.
Dasselbe gilt von dem (22«^) aus Ägypten
stammenden Marmorkopf im Akad. Kunstmuseum
zu Bonn, dessen Abbildung in d. Jahrb. d. Ver.
Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia.
43
Professor Steinmetz, hatte die Freundlichkeit, mir eine hier wiederholte Zeichnung des
Kopfes in drei Ansichten und eine ausführliche Mitteilung zu schicken, aus welcher ich
das Folgende hervorhebe: »Der Erhaltungszustand der Bronze im allgemeinen ist
nicht der beste, wie aus der Abbildung bei Furtwängler hervorgeht. Doch der Kopf
mit seinem Schmuck ist gut konserviert, nur fühlt er sich an und sieht sich an wie
etwas abgescheuert, durch einen aufliegenden Druck abgewetzt und stark geglättet.
An der Gestaltung des Kopfschmuckes aber, wie sie die Zeichnung wiedergibt, ist
nicht zu zweifeln.« Die Vergleichung der Zeichnung mit einem entsprechend ge-
falteten Lotosblatte unseres botanischen Gartens ergab uns, d. h. meinen beiden
botanischen Kollegen, Herrn Professor Dr. Pax und
Herrn Privatdocenten Dr. Weberbauer und mir selbst,
denselben Grad von Übereinstimmung zwischen beiden
wie früher bei der Photographie der Antiochener
Bronze. Zugleich bekundete die Zeichnung eine mit
einer Feder schwer vereinbare Massigkeit des Orna-
ments, was auch Herr Steinmetz anerkannte. »Die
Massigkeit des Ornaments«, schreibt er, »machte mich
gleich anfangs gegen die Bezeichnung als Feder
stutzig, doch glaubte ich sie dem technischen Unver-
mögen des Fabrikanten zuschieben zu sollen, der es
eben nicht besser verstand.«
Stärker war das Gewicht, welches mir die
Autopsie und die Nachprüfung der in Dresden be-
findlichen, aus Neapel stammenden 24. Statuette
(Treu, Arch. Anz. 1889, 105) zu Gunsten meiner An-
sicht gab. Denn ich vermochte an ihr nicht eine
Feder, sondern nur ein unentfaltetes Lotosblatt zu
erkennen. Um sicherer zu sein, bat ich Treu, welcher
zur Zeit meiner Anwesenheit nicht in Dresden weilte,
nachträglich, mich seine Ansicht wissen zu lassen.
Derselbe begleitete die Sendung einer Photographie,
nach welcher die beifolgende Abbildung gemacht ist, mit den Worten: »Es scheint
mir eher ein Lotosblatt als eine Feder sein zu können. Nur müsste man freilich
annehmen, dafs das Lotosblatt auf beiden Seiten etwas zusammengebogen ist, so
dafs es die Form einer Hohlkehle angenommen hat. Ganz befriedigend ist auch
diese Annahme nicht.« Dafs ich die Zusammenfaltung des Blattes von vornherein
angenommen habe, hebe ich nochmals hervor.
Aber eine mich wahrhaft erfreuende Bestätigung meiner Ansicht verdanke
ich Salomon Reinach.
Nr. 24.
V. Altertsfr. im Rheinl. CVII, 48 und 49 mir
soeben durch Löschcke's Güte zugeht. Der
fragliche Gegenstand ist bis auf einen geringen
Rest abgebrochen.
44
Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia.
Auch im Musee de Saint-Germain-en-Laye gibt es zwei Exemplare dieses
Typus: 25. n. 48 (29467) aus Saint-Reverien, und 26. n. 49 (29552 aus der Sammlung
Greau, beide im Katalog von Reinach {Description raisonnee du Musee de Saint-
Gernmin, Paris 1894 p. 64 und 6^, danach im Repertoire II 154, 5 und 156, 2) ver-
öffentlicht. Das fragliche Attribut ist hier von diesem Gelehrten im Anschlufs an
Longperier als Feder bezeichnet. Und bei dieser Ansicht verharrte er zunächst, als
ich an ihn die Bitte richtete zu prüfen, ob es ein Lotosblatt sein könne. Ja, die
Antwort lautete so entmutigend als nur möglich. »Herr Direktor Bertrand, unser
Atelierchef Herr Champion und ich haben eben die No. 48 und 49 aufs genaueste
Nr. 25. Nr. 26.
untersucht und können der Lotoshypothese nicht den kleinsten Glauben schenken.
Longperier behält recht. Das Revers des Attribut ist ganz glatt. Das ist erklär-
lich, wenn eine Feder gemeint ist, nicht wenn es eine Blume oder eine Knospe sein
sollte, wo gewifs das Revers convex wäre.« Der einzige LichtbHck war in einem
Mifsverständnis enthalten. Ich hatte ja nicht nach Lotos-Blume oder -Knospe, sondern
-Blatt gefragt. Dies gab mir den Mut zu einer nochmaligen Anfrage, und auf diese
traf bald eine Antwort ein, wie ich sie nicht besser wünschen konnte: »Im Besitze
Ihres Briefes habe ich in St. Germain eine neue Beratung zusammengerufen. Es
freut mich Ihnen mitzuteilen, dafs, nachdem alle die Knospe nhypothese zurück-
gewiesen, dieselben jetzt einstimmig auf die Blatthypothese eingehen. Es ist
Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia. ac
benierkenswerth, dass einer der Hermesköpfe, der beflügelt ist (n. 48), den Unterschied
zwischen Blatt und Flügel sehr genau zeigt.« Letzterer, natürlich (wie an der Gruppe
von Antiochia) besonders wichtiger Umstand, ist selbst auf der Photographie, welche
ich von dieser, wie von der andern Statuette Reinachs Güte verdanke, wahrnehmbar.
Diese Photographien liegen auch den nebenstehenden Abbildungen 25 und 26 zu Grunde.
Nicht minder erfreulich war für mich das Ergebnis der Nachprüfung der im
vierten Jahre der Regierung des Antoninus Pius geprägten Kupfermünzen von
Alexandria, von welchen Furtwängler bei seiner Deutung ausgegangen ist.
Imhoof-Blumer hatte die Güte, auch mir die in seinem Besitze befindHchen Abgüsse
der beiden Münzen, welche Furtwängler für seine Abbildung Fig. 2 und 3 S. 5 f.
benutzt hat, zu schicken und dazu folgendes zu bemerken: »An eine Feder erinnert,
nach meiner Ansicht, keiner der Typen; ein Lotosblatt auf i ist ja recht wahr-
scheinHch.« Der eine der beiden ' Typen (Fig. 2 bei F.), übrigens nach Imhoof-Blumer in
München befindlich, zeigt Hermes in ganzer Figur. Unter die Lupe genommen, er-
wies sich der Kopfschmuck seiner Gestalt nach nicht als Feder — es fehlen auch
die Rippen — , sondern als aufrechtstehendes, zusammengefaltetes Lotosblatt. Noch
besser ist derselbe in dem zweiten (in Wien befindlichen, oben von Imhoof-Blumer
als I. bezeichneten) Typus, welcher nur den Kopf und neben
ihm den Schlangenstab gibt (Fig. 3 bei F.) erhalten. Aber
auch an ihm schien mir unter der Lupe eine Feder ausge-
schlossen und selbst die Kerbe in der Mitte des gefalteten
Lotosblattes deutlich. Letzteres wurde auch nicht im Abgüsse
von den botanischen Kollegen bezweifelt. Da es mir gelang,
durch meinen Sohn eine gute photographische Aufnahme zu
gewinnen, gebe ich sie hier in einer Reproduktion.
Noch von anderer Seite glaube ich für meine Annahme wenigstens indirekt
eine Bestätigung gefunden zu haben.
Auch das British Museum besitzt 4 Exemplare von Bronzen des obigen
Statuettentypus:
27. N. 1200 aus der Sammlung Blacas;
28. N. 1202 aus der Sammlung Payne Knight;
29. N. 1204 aus der Sammlung Hamilton, in der Nähe des Vesuv gefunden;
30. N. 1207 aus der Sammlung Strangford, welche im Catalogue of the
bronzes, greek and vornan and etruscan p. 207 fi". eingehende Beschreibung gefunden
haben. Nun bezeichnet auch Walters, der Verfasser dieser Beschreibung, das Objekt
als lotos-flozuer, bei N. 2 — 4 allerdings mit einem Fragezeichen, bei N. i aber ohne
dieses. Da mein Aufsatz Anfang 1899 ausgegeben, sein Catalogtie aber in demselben
Jahre erschienen ist, kann nicht bezweifelt werden, dafs er völlig unabhängig von
mir zu dieser Bezeichnung gelangt ist. Allerdings spricht er von einer »Lotosblume«.
^) Ein dritter Typus, von welchem mir ebenfalls des Schlangenstab und Palmzweig haltenden
durch Imhoof-Blumer's Güte ein Abgufs vorlag, Hermes oder, wie Imhoof-Blumer sagt, Herma-
zeigt einen anderen, modiusartigen Kopfschmuck nubis.
46
Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia.
Aber ich möchte darin nur ein Versehen statt »Lotosblatt« sehen. Aber auch wenn
ich mich darin irrte, auch eine Lotosblume wäre eine Stütze meiner Ansicht. Und
ich leugne durchaus nicht, dafs statt eines Blattes eine Blume an dieser Stelle vor-
kommen kann. Hat doch auch Furtwängler eine solche richtig an der Bronze-
statuette des Hermes von Lyon in Beriin (Mise. Inv. 7093. Jahrb. d. Ver. d. Alt. d.
Rheinlandes XC Tafel III, 2 S. 60) bemerkt und Herr Dr. Zahn bestätigt sie mir
ausdrücklich. Und auch an dem Hermes des 1784 in Paris in der Nähe der Sainte-
Chapelle ausgegrabenen Altars gleicht das zwischen den ausgebreiteten Flügeln
sitzende Ornament wenigstens in der Abbildung bei Grivaud de la Vincelle, Remeil
de monumens antiqucs dans Vancienne Gaule, Paris 1817 pl. XV, i t. II p. 125 mehr
einer Blume als einem Blatte.
[An dieser Stelle sei es mir ge-
stattet nachträglich noch einige Werke an-
zuführen, von welchen ich erst nach Ab-
sendung des Manuskripts Kenntnis erlangt
habe. Es sind dies erstens zwei Exemplare
des Statuettentypus (31 und 32): zwei
spätrömische Bronzen des Museums in
Braunschweig N. 293 und 294 (^,6 bezw.
7,4 cm hoch). Herr Dr. Erwin Hintze,
welchem ich ihre Kenntnis und Photo-
graphien — nach ihnen ist die Abbildung
der einen Figur gemacht — verdanke,
schreibt mir über sie: »Ich bin zu dem
Resultat gelangt, dafs es sich wohl sicher
bei beiden um ein Blatt handelt. Die
mittlere Hauptrippe und die davon aus-
gehenden Seitenrippen sind deutlich zu
sehen. Auch der Rand des Ornamentes ist
so gebildet, dafs er eher wie ein ein-
gerolltes Blatt als wie die Kante einer Feder
aussieht. Eine Feder hätte nicht einen so
scharfen Aufsenrand erhalten dürfen.«
Zweitens eine kleine (6,5 cm hohe, 5 cm breite) Bronze -Büste des Hermes,
welche mir, dank der freundlichen Vermittlung des Herrn Dr. Zahn, ihr Besitzer
Herr Hagop Kalebdjian (Mihran Sivadjian) in Paris in liebenswürdiger Weise mit
der Erlaubnis zur Veröffentlichung übersandt hat, wofür ich ihm auch an dieser
Stelle meinen verbindlichsten Dank sage. Als ihren Fundort bezeichnet er Ober-
Ägypten. Sie stammt aus römischer Zeit und zeigt mittelmäfsige Arbeit. Sie hat
als Schmuck an einem Gegenstande gesessen. Sowohl das schmale Stück Bronze,
mittels dessen sie an ihm befestigt war als auch das Einsatzloch sind noch erhalten.
Der Kopfschmuck ist für mich und meinen Sohn, welcher auch die der Abbildung
Nr. 32.
Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia. a-j
ZU Grunde liegende Aufnahme besorgt hat, als zusammengefaltetes
Lotosblatt sicher. Sowohl die Vertiefung in der Mitte an der
Vorderseite, als auch die leichte Rundung an der Rückseite, als
auch die Dicke des Ganzen (etwas über Yz c"^) lassen uns keinen
Zweifel. An Stelle des Kranzes befindet sich hier, wie im Bonner
Kopf (S. 42 A. 6) und auch in vielen Exemplaren des Statuetten-
typus, eine Binde, deren Enden über beide Schultern herabfallen.]
Aber, und damit gehe ich zu allgemeineren Erwägungen über,
was ich betonen möchte, ist, dafs mir ein Blatt — oder Blume — an der fraglichen
Stelle ein viel geeigneterer Schmuck scheint, als eine Feder. Denn das betr. Attribut
ragt aus einem Kranze von Blättern, höchst wahrscheinlich Lorbeer-Blättern,
hervor und zwar an den besten und an so vielen Exemplaren (6. 8. 9. 11. 14. 16. 23.
24. 25. 26. 27. 30), dafs wir dies als etwas Ursprüngliches anzusehen haben werden^
Was sollte dagegen in einem solchen Blätterkranze eine Feder? Sie ist doch kein
Attribut des Apollon. Was soll sie aber auch, wo doch zu beiden Seiten sich
bereits ein ganzer Flügel befindet? Auch trägt doch gerade der ägyptische Gott
Thoth, von welchem Furtwängler das Attribut herleitet, keine solche einzelne empor-
stehende Feder auf dem Scheitel, wie Furtwängler selbst S. 7 zugeben muss; eben-
sowenig der tcpo7pafi{j.aT3u? der Wirklichkeit.
Die Lotosblume aber gerade finden wir besonders häufig in Ägypten als
Schmuck des Scheitels, getragen nicht blofs von Frauen ^ sondern auch von Gott-
heiten oder göttlich verehrten Wesen wie vom Nefertem, Isis, Harpokrates, Nil,
Antinoos'". Gleichwohl wird man sich der Frage nach einem besonderen Grunde
für die Übertragung dieses Attributes auf Hermes nicht entziehen können.
Was am nächsten zu Hegen scheint, Übertragung von Antinoos, befriedigt
am wenigsten. Dafs letzterer mit den Attributen des Hermes, Kopfflügeln und
Schlangenstab, gebildet wird, ist doch etwas ganz anderes, als dafs ein für Antinoos
durchaus nicht ursprüngliches oder eigentümliches, ja nicht einmal besonders
charakteristisches Attribut, wie der Lotos, von ihm auf Hermes übertragen
worden sei.
Es mufs vielmehr eine Beziehung zwischen den Eigenschaften des Hermes
und der symbolischen Bedeutung des Lotos gesucht werden. Und in der That ist
diese nicht schwer zu finden weder für den häufigen Typus der Statuetten noch für
die Gruppe von Antiochia. Da ist zunächst die Beziehung des Lotos zur Sonne,
mit deren Aufgang sich die Blätter der Blüte entfalten, und mit deren Untergange
sie sich schliefsen ". Und doch möchte ich an sie nicht denken. Denn dann wäre
*) Auch die Blätter der Bronze von Lyon be- de Loto in Numis Aegyptiis. Cuper, Harpocrates
zeichnet mir Herr Dr. Zahn als Lorbeer. [Über p. 19. Mionnet "Suppl. IX p. 69 n. 253.
die Binde als Ersatz des Kranzes vgl. unten.] i') Theophr. hist. plant. IV, 8, 9. (Dioscor. IV, 114.
*) Woenig, Die Pflanzen im alten Ägypten S. 66. Plin. XIII, 109. Danach auch »Procl. de sacri-
^*') Vgl. Woenig a. a. O. S. 52. Spanheim, De ficio et magia interprete Marsilio Ficino« Lug-
praestantia et usu numism. I p. 301 sq (ed. II.): duni MDLXXVII p. 276. opp. ed. Cousin t. III
^8 Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia.
einerseits konstant an Stelle des Blattes die Lotosblüte zu erwarten, andrerseits ist
die Beziehung des Hermes zur Sonne '^ zu versteckt und zu schwach. Da ist ferner
die Beziehung der Lotosblüten zum Totenkult ^^ Aber auch dann würde man gerade
die Blüte als Schmuck erwarten müssen. Und keine dieser Beziehungen vertrüge
sich mit dem andern Attribut des Hermes in diesen Statuetten, dem Beutel, oder
mit der Stellung des Gottes als Ringer. Wohl aber trifft beides zu für die Haupt-
bedeutung des Lotos: er ist das Symbol des Segens und der Fruchtbarkeit. Schon
Creuzer (Symbolik I, 284) hat an das ägyptische Wort: »Je mehr Lotos, desto mehr
Jahressegen«, erinnert und Woenig hat diese Bedeutung des Lotos auch in Bild-
werken nachgewiesen '*. Dieselbe Bedeutung hat die Lotosblüte bei Isis, Harpokrates
und dem Nilgott. Mit ihr verträgt sich am besten der Beutel. Hermes ist der
TrXouToSoTrjc, iptouvio? und Switop Idoiv. Zu den Gaben, welche er verleiht, gehört aber
auch ganz besonders der Sieg im Wettkampf, wofür es genügt, auf Stellen Pindars
wie Isthm. I, 60 iravia S'e^enreiv, oa' a"(a)vio$ ' Epfia? ' HpoooKo iTropsv TTTTro'?; Pyth. II, 10
ot' £VGtY(üVios 'Epjjia? at^Xasvict xtöyjat x63[aov; Ol. VI, 79 'Epjxav, os oc^aivcx? I)(st fioipav
x' di\}'k(ov, xeivos auv ßotpuyBouzu) iratpi xpaivsi asOsv euiuj^iav zu verweisen. Und wie er
in römischen Denkmälern Victor, Invictus heifst und mit Victoria verbunden wird'^
so erscheint er auch in der Gruppe von Antiochia selbst als Sieger im Ringkampfe.
So erklärt sich nun von selbst das Lotosblatt im Lorbeer-, d. h. Siegerkranze'*', wie
in der Siegerbinde. Ja es läfst sich nachweisen, dafs der Lotos in Ägypten, wie jener
in Griechenland, das Zeichen des Sieges ist. Als Hydaspes, der König der Äthiopier,
einen Sieg über die Perser davongetragen und seiner Gemahlin Persina Kenntnis von
demselben gegeben hat, sendet diese Boten aus, welche die Kunde davon durch
die Hauptquartiere der Stadt tragen sollen: das Haupt mit Lotos bekränzt und junge
Palmenzweige in den Händen haltend, machen diese durch ihre blofse Erscheinung
den Sieg bekannt. So Heliodor in den Aithiopika X, 3: dXXa xrjv ttoXiv smovxcs
x&v euocY^eXiojv IfxirXT^öaxs. xal oi [isv TrpoSpojxoi x6 Trpoax2xaY[i£VOv enpaxxov xal xa? xe xs'fotXas
X(^ NsiXij)a> X(üX(p xaxa3X£cj;o[vxss xai cpoivixtov Trxopöous xai? X^P^' xaxaasiovxs? xa
iTtitJrjfJioxspa XTjS ttoXecos xaötTnrsuovxo xtjv vixtjv xal fiovm xtu <i'fr^'\i.ax\ Srjtxocrisuovxss.
Dafs hier unter den irpoSpoiJtoi nicht Herolde zu verstehen seien, würde ich nicht
erinnern, wenn ich nicht bei Spanheim a. a. O. gefunden hätte: apud Helio-
dorum praeconuin capita Nilotico Loto redimita leguntur und wenn es nicht
bei dieser Annahme nahe läge, den Lotos als Insigne des Herold-Hermes zu fassen.
Aber Trpoopofxo? ist praecursor, nicht praeco; auch der Zusammenhang und nicht am
wenigsten die Palmenzweige sprechen dagegen und für unsere Auffassung. Diese
wird aber auch durch eine zweite Stelle desselben Schriftstellers gestützt. Als
p. 280). Vgl. Plut. de Iside et Osir. ii p. 355 13) Vgl. Woenig a. a. O. S. 71.
B o'jöl TÖv T^Xtov b/, XcuToü vofxt^ouat ßp^'fos '^) a. a. O. S. 52.
dvt'a/eiv veoyvov, dXX' outw; dvaToXTjv i^^Xfou 'S) Vgl. Röscher, Lex. d. Mythol. II, 2817; I, 2379.
Ypacpouat T7)v i\ üypüiv :fjXiou YiyvofA^vrjV ävai|itv Graillot, Rev. arch. ser. III t. 37 p. 221.
oiv[TTrf|Aevot. 16^ Vgl. das unten über den Lorbeerkranz der
12) Macrob. Sat. I, 19, 739. Vgl. Wieseler, Abh. Petersburger Gruppe Gesagte,
d. Göttinger Ges. d. Wissensch. XXXV, 4 S. 14.
Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia. aq
Hydaspes nach errungenem Siege in der Stadt Syene einzieht, kommt ihm die
Bürgerschaft entgegen, wirft das Heer mit Lotoskränzen und -blumen und preist ihn
selbst durch Siegesrufe (IX, 22 etaiQsi 8s xai autoij cTfxa xok eriXsxtot? xo'j aipaxou ~dcsr^<;
(lev TTjC TtoXcO)? xat Sta Traar^? YjXixt'as TrpiÜTravxtoa"/}?, atccpavois 8s xai d'vOsat NsiXoioi? ttjv
orpaTtav ßaXXoucfr^? xai xaT? srivtxtot? sutpr^fAtat? xöv ' TSa'aur^v avufAvouorj?). Der Parallelismus
zwischen den axscpavot xoti ä'vöv) NsiXwa und den sTrivtxioi sucpr^jj-iai springt in die Augen.
Ist aber der Lotos auch Siegeszeichen, dann erklärt sich zugleich, dafs er
sich in derselben Weise wie beim Hermes in der Antiochener Gruppe, auch bei
einem andern gleichartigen göttlichen Sieger, nämlich beim Herakles finden kann.
Die Kenntnis einer solchen Darstellung verdanke ich Herrn Michon, dessen Worte
ich hierhersetze: »Z,^ Louvre possede aussi une Statuette de bronze, qui semble bien
eti'e un Hercule, mais un Hercule imberbe, qui porte sur la tete un ornement semblable
a ce que vous considerez comme une feuille de lotus: debout, entierement nu, il tient
dans la main gauche les pommes; la main droite fennee tenait un attribut qui a
disparu, sans doute une massue.^ Wie aber liefse sich dies erklären, wenn es eine
Feder wäre?
Ist in solcher Weise das Lotosblatt als Attribut des Hermes sichergestellt,
so folgt zugleich, dafs dieses seinen Ursprung in Ägypten haben mufs. Auch dies
wird durch die Thatsachen gestützt. Zwar läfst sich Ägypten als Fundort für keine
der Bronzestatuetten sicher nachweisen, nicht einmal für die des Cabinet des bronzes
in der Bibliotheque Nationale (Babelon n. 357), deren Arbeit Babelon als alexandrin
bezeichnet. Die Provenienz der übrigen schwankt, soweit sie — und das ist das
seltnere — überhaupt überliefert ist, zwischen Athen (16), Thracien (13), Dalmatien (22),
Apulien (14), Campanien (4. 5. 6. 24), Plelvetien (21), Noricum (23), Gallien (10. 11.
25. 26), Africa (12), aber wenn daraus nur die grofse Verbreitung des Typus über
die Provinzen des römischen Reiches folgt, so fällt für Ägypten als Heimat des
Typus aufser der Provenienz der Pariser Büste und des Bonner Kopfes (22 c) die
Thatsache ins Gewicht, dafs nach Imhoofs Mitteilung andere Münzen als die von
Alexandria diesen Kopfschmuck des Hermes nicht aufweisen".
Aber auch dafs das Original der Antiochener Ringergruppe in Ägypten
entstanden ist, läfst sich wenigstens sehr wahrscheinlich machen.
Zwar ist die Gruppe, wie ich a. a. O. S. 178 nach der Angabe von Toselli
erzählt habe, bei Antiochia gefunden, aber der kandelaberartige Untersatz, auf dem
sie stand, zeigt in dem dreimal wiederkehrenden Kopfe des Kapitells den Typus
des Sarapis mit Isishaartracht. Freilich hat Joubin jüngst in einem Aufsatze der
Revue archeologique (XXXV pl. XVIII p. 207), mit welchem er eine neue Veröffent-
lichung der Gruppe begleitet, einen Zweifel an der Zugehörigkeit dieses Untersatzes
zur Gruppe geäufsert, während er kurz vorher in seinem gleichzeitig mit meinem
Aufsatz erschienenen Kataloge (Musee Imperial Ottotnan^ Bronzes et bijoux, Con-
^"^ Bei Furtwängler S. 6.
CO Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia.
stantinople 1898 p. 8) die Zugehörigkeit unbedenklich annahm [Hercule et Änte'e (f).
Croupe siirmontant wi candelabre en bi'onze, dont il reste phisieurs fraginents). Aber
ich kann diesem Zweifel keine Berechtigung zugestehen. Wie sollte die Platte, auf
welcher die Gruppe steht, gerade auf den obersten Teil des Untersatzes passen?
[Auch in Bezug hierauf bin ich Herrn Kollegen Gustav Körte für seine Nachprüfung
des Sachverhaltes zu herzlichem Danke verpflichtet. Er schreibt mir: »Die Löth-
spuren auf der dünnen Platte, auf der die Gruppe jetzt mit Messingstiften befestigt
ist, machen deren Zugehörigkeit — die ich anfangs zu bezweifeln geneigt war —
sehr wahrscheinlich. Die Platte pafst andererseits genau in den Untersatz und zeigt
dieselbe Verbiegung wie dessen oberer Rand. Somit wird die Zusammengehörigkeit
des oberen Teiles des Untersatzes mit der Gruppe allerdings mindestens wahr-
scheinlich. Andererseits ist die Zusammengehörigkeit des ganzen Untersatzes nicht
sicher. Was jetzt als untere Platte des Ganzen dient und von Ihnen S. 178 so
abgebildet ist, ist vielmehr sicher, wie schon die Richtung des Kymation zeigt, die
obere Platte eines Kandelabers, bestimmt eine Bronzelampe zu tragen. Es scheint
also mit der Gruppe zusammen ein Kandelaber gefunden zu sein. Was zu diesem,
was zum Untersatz der Gruppe gehört, ist nicht mehr festzustellen, da nicht alles
zusammen Gefundene mehr vorhanden ist.«]
Und auch die entsprechende Gruppe des British Museum (= 2) steht auf
einem solchen hohen Untersatze (Walters, Catal. of the Bronzes n. 853 pl. XXVII).
Diese Gruppe stammt aber gerade aus Ägypten, so dafs auch der Sieger, wie
Walters bemerkt, ägyptische Züge trägt. Ebendaher stammen die zu demselben
Typus gehörige Gruppe des Louvre (Longperier, Notice n. 361 = Reinach, Repert. II,
234, 2) (^3) und die nicht näher bekannte der Sammlung Sieglin" ( = 4)- Aller-
dings zeigen die letzteren nicht Hermes, sondern einen Namenlosen oder Herakles.
Doch glaube ich, läfst sich gegen Joubin wahrscheinlich machen, dafs im Original
der Sieger Hermes war.
Nicht blofs an Gröfse, sondern auch an Güte der Arbeit übertrifft das
Antiochener P2xemplar die übrigen, soweit ich bei diesen nach Abbildungen urteilen
darf. Von der Florentiner Gruppe (= 6) bemerkt Zannoni ausdrücklich: Non vha alcun
merito d'arte. Und wir haben nicht den geringsten Anlafs dies Urtheil zu bemängeln,
wenn wir es auch nicht nachprüfen können. Denn die Gruppe ist verschwunden,
wie mir Milani mittheilt, indem er hinzufügt: Forse fu scartato come oggetto die
poco valore. Wenn das Antiochener Exemplar auch, wie ich bereits bei der ersten
Veröffentlichung hervorhob, gewisse Mängel, namentlich einen zu langen rechten
Arm in beiden Figuren aufweist, so ist doch andrerseits die Arbeit besonders an
Brust und Rücken des Unterliegenden, sowie am Rücken des Hermes vortrefflich,
wovon, wie ich ebenfalls bemerkte, die Abbildung leider keine Anschauung gewährt.
Auch der Ausdruck der Gesichter, sowohl der muntere und frohe des Hermes, als
der schmerzliche des Unterliegenden ist wohl gelungen. Jener gleicht dem Herakles
1^) Schreiber, Arch. Anz. 1899, 133.
Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia.
51
des Philostrat (im. II, 21), tetvojv tou<j ocpdaXjjiou? zk vouv xiva xotl otov bidaxt^iv x^c
iraAT^c — xotl (isiStaiv xcö ep'j'fp, dieser dem Antaios rit[x(uC«>v desselben Bildes.
Wie sich ferner aus der Ver-
gleichung ergiebt, ist auch das ursprüng-
liche Motiv im Antiochener Exemplar am
treusten bewahrt. Das 1864 im Lande der
Don'schen Kosaken ausgegrabene (— 5.)
Exemplar der Eremitage (Bronze- Abteilung
N. 604^-; 0,165 m hoch; Stephani C. R.
pour 1867 t. I S. 5 ff.; Reinach Rep. 538,
I und 3) hat die Bewegung der Arme des
Siegers vertauscht. In dem (= 6.) Florentiner
Exemplar (Zannoni, Galleria i'eale diFirenze
ser. IV vol. 3 t. 123, 2, p. iio, Reinach
538,5) kommt der r. Fufs des Unterliegenden
auf den des Siegers zu stehen, und die
Haltung der Arme im Sieger ist zu ein-
förmig. Erst recht gilt letzteres von dem
Exemplar des Louvre, welches ich hier
nach der mir freundlichst von Michon ge-
sandten Photographie veröffentliche. Im
ägyptischen Exemplar des British Museum
hat der 1. Arm des Unterliegenden eine zu
schräge Richtung.
Mir ist es aber auch an sich wahrscheinlicher, dafs das Schema für einen
Kampf, an welchem ein Gott beteiligt ist, erfunden und dann erst auf einen Kampf
zweier Sterblichen übertragen worden ist, als das Umgekehrte. Sowohl das Gefühl
der mühelosen Ueberlegenheit im Sieger als auch der Mangel an rechtem Wider-
stände im Unterliegenden sprechen gegen zwei einander gleiche sterbliche Gegner ^^
Jener hat gleichsam oüSs 70VU cpotai xctfj.'j^ots gesiegt, wie der philostratische Herakles
(imag. II, 21). Für einen Kampf des Herakles aber ist die Gruppe schwerlich er-
funden. Für ihn gab es genug überlieferte mythische Gegner und Kampfschemata.
Ich erinnere vor allem an Antaios^". Auch ist die Gruppe des Louvre, welche
Herakles als Sieger zeigt, allem Anschein nach von allen die späteste, sicher bei
weitem später und geringer als die antiochenische, wie ich auf Grund der Photo-
graphie behaupten darf*'. Und so bleibt Hermes übrig, der erste Gymnast und
'^) Hierin treffe ich zu meiner Freude mit E.
Petersen, Rom. Mitteilungen XV, 159 zusammen.
Lechat Rev. des et. gr. XII, 476, welcher meine
Abbildung wiederholt, hat dies Moment über-
sehen; ebenso Joubin.
20) Vgl. Stephani C. R. p. 1867 S. 8 f. Dafs nicht
Herakles und Antaios, wie Joubin, wenn auch
fragweise, zuerst vorschlug, in der Antiochener
Gruppe dargestellt ist, bedarf keiner Auseinander-
setzung.
2') Nichts Näheres weifs ich von dem Exemplar im
Museum zu Lyon, welches Longperier a. a, O.
erwähnt.
£2 Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiocbia.
Lehrer der Palästrik**. Von ihm übertrug sich der Typus leicht auf den ihm ver-
wandten und oft mit ihm verbundenen ^^ Herakles — ist doch selbst die Körperbildung
des Hermes in der Antiochener Bronze heraklesartig — und ging dann auf Sterb-
liche über.
Noch möchte ich darauf hinweisen, dafs Hermes als Sieger vielleicht nicht
einmal allein steht, dafs vielmehr zu dem Antiochener Exemplar möglicherweise noch
das Petersburger hinzutritt. Wenigstens läfst eine Mitteilung, welche mir G.v.Kieseritzky
liebenswürdigerweise zukommen liefs, die Möglichkeit offen, dafs an diesem »Hermes-
flügel und Lotosblatt« nicht fehlten, sondern nur nicht mehr zu erkennen sind, weil
die ganze Gruppe in den Köpfen zu sehr abgescheuert ist. Unter diesen Umständen
ist auch die Frage offen zu lassen, ob der Kranz, welchen der Sieger trägt, mit
Stephani S. 6 proleptisch zu fassen oder ob an den Lorbeerkranz des Hermes, wie
ihn der Statuettentypus zeigt, zu denken ist.
Ich habe die antiochenische Gruppe, wenn auch nicht ohne Bedenken, noch
in die hellenistische Zeit gesetzt; Joubin hält es wenigstens für möglich, dafs sie
erst in der Kaiserzeit gearbeitet sei. Gegen ihn macht Petersen das Leben im
Kopfe geltend. Aber ich darf nicht verschweigen, dafs G. Körte an der Entstehung
in der Kaiserzeit nicht zweifelt, sowohl »wegen der ziemlich plumpen Bildung der
Hände und Füfse und des Mangels an Ciselierung, als auch weil die Gruppe voll
gegossen sei, die Augensterne nicht eingesetzt, sondern die Vertiefungen nur zur
Andeutung des Blickes gemacht seien, endlich wegen der Masken an dem oberen
Teil des Untersatzes«. Auch über die Entstehungszeit der Petersburger Gruppe ist
ein Schwanken möglich. Stephani hat sie in römische Zeit (»die erste Hälfte der
römischen Kunstperiode«) gesetzt; Kieseritzky schreibt mir: »mir ist die Bezeichnung
als hellenistisch wahrscheinlicher.« Doch dem sei, wie ihm wolle — das Original
ist jedenfalls in hellenistische Zeit zu setzen^*. In dieser hat es seinen nächsten
Verwandten an der Gruppe von Theseus und dem Minotaur. Nur der von Conze"
mit Recht betonte Kontrast »der gewaltigen Aktivität des Theseus und der fast
sentimental gestimmten Passivität des unterliegenden Monstrum« fehlt — aus den oben
erörterten Gründen — unserer Gruppe, allerdings, das wollen wir nicht verschweigen,
zu ihrem Nachteile,
Gehörte aber Hermes dem Originale an, wird man auch seinen Kopfschmuck
diesem zuschreiben und nicht auf Rechnung des Kopisten setzen wollen.
Dazu stimmt auch, was sich über das Alter des Kopfschmuckes in dem
Statuettentypus ermitteln läfst. Die grofse Mehrzahl der Exemplare ist zwar römisch,
eines aber gehört sicher der hellenistischen Zeit an: das bereits oben hervorgehobene
22) Zu den Jahrb. XIII, i8o gegebenen Belegen xov 'Hpa-cX^a ^xei oxicpavioacuv a6T(;v, Sxt auToT
füge ich die Herme der Villa Albani hinzu xotXiö; üroxp^vETat rrjv rdXrjv möchte ich erinnern.
(Heibig, Führer^II S. 3 N. 751. C. I. G. III, 24) go urteilen auch Petersen Rom. Mitt. XV, 159
5953. Kaibel epigr. 816). und Schreiber (Verh. der Philologenversammlung
23) Vgl. Fougeres, BuN. de Corr. hell. XV, 238!.; in Bremen S. 37).
Jouguet ib. XXIII, 77. Auch an die Stelle des 25) Theseus und Minotaur, Berlin 1878 S. 10.
Philostrat imag. II, 21 6 'Epfx^; oüroat Trapd
Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia. cz
in Paris n. 357 (= 8), dessen von der aller übrigen sich abhebende Arbeit im
Katalog von Babelon und Blanchet als travail alexandrin bezeichnet ist, während
Chabouillet urteilte: T>la tete est d'un tres beau style grec«.
2. Die Statue des Redners.
Auch eine zweite antiochenische Statue, die des »Redners«, ist seit ihrer
Veröffentlichung in diesem Jahrbuch (XIII, 184) Gegenstand von Erörterungen ge-
worden. Ich war nach Erwägung verschiedener Möglichkeiten zu dem Ergebnis
gelangt, dafs wir bis auf weiteres auf einen bestimmten Namen für sie verzichten
müfsten. Aber schon bald nachher schrieb mir Michon: ^Votrestatued''orateurina
tout particulierement Interesse'. Elle offre, en effet, mie replique de fiotre statue
connue sous le nom de Jidien, dont jme autre replique se trouve aussi a Paris au
Musee de Cluny<.<. Der Bericht über den Vortrag, welchen er, nachdem ich ihm
eine Photographie geschickt hatte, in der Sitzung der Socie'te nationale des antiquaires
de France am 22. März 1899 hielt, lautet im Bulletin dieser Gesellschaft 1899 Paris
p. 208 wie folgt: M. Michon signale Vanalogie d'une statue receinment trouvee a
Antioche avec les deux staiues conservees aux Musees du Louvre et de Cluny qui sont
connue s sous le nom de Julien r Apostat. II insiste sur Vinteret que peut avoir la
decouverte d' Antioche pour aider a la veritable idetitißcation du personnage, e?i qjii il
nest pas admis sans conteste quon doive voir V empereur Jiilien. Babelon und
Adrien Blanchet haben sich zustimmend zu dieser Hypothese geäufsert, jedoch ist
es nicht angängig, den Bericht über ihre Äufserungen hier vollständig zu wieder-
holen. Ich selbst bin bei einer weiteren Prüfung zu der gegenteiligen Ansicht gelangt.
Ich schicke voraus, dafs mir die Voraussetzung, nach welcher Julian in den
Statuen des Louvre (Mongez, Iconographie Romaine pl. 63, i. Clarac pl. 978, 2528,
Müller -Wieseler D. A. K. I, 72, 415; Reinach, Repert. I, 601, 8; der obere Teil
Bernoulli, Rom. Iconogr. II pl. Lllla. b.) und des Musee Cluny (Clarac pl. 900F,
2528A; Reinach, Rep. I, 553, 7) zu erkennen ist, auf einem schwachen Grunde zu
ruhen und die Bedenken, welche Bernoulli a. a. O. S. 243 f. gegen sie vorgebracht
hat, wenigstens teilweise triftig zu sein scheinen ^^ Aber auch wenn ich mich auf
den Boden dieser Voraussetzung stelle, kann ich der Deutung der antiochenischen
Statue auf Julian nicht zustimmen.
Erstens ist — abgesehen davon, dafs beiden Pariser Statuen das scrinium
fehlt — zwischen ihnen und der Antiochener keine solche Übereinstimmung im
Motive, dafs sie auf dasselbe Original zurückgeführt werden müfsten. Der Winkel,
in welchem der r. Ellbogen gebogen ist, ist in der Antiochener Statue (= A) erheb-
lich spitzer als in den Pariser {— P), mithin die Haltung des Unterarms und der
Hand in A viel steiler als in P, und die Stelle, wo die Hand auf der Brust aufliegt,
2fi) Doch lassen sie sich noch verstärken. Die stimme ich Bernoulli bei. Die Inschrift
Statuen zeigen einen Mann von viel gröfserer •lANVS* INPEäToR
Körperlänge, als sie Julian hatte. (Vgl. die igt nachträglich angebracht, daher auch im
Stelle des Ammian im Texte.) In der Ab- CIL VI, 5 n. 3494 unter die falsae gesetzt,
lehnung der kapitolinischen Herme (Taf. LIV)
tA Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia.
in P viel tiefer als in A. Auch die Richtung des 1. Armes und der in der 1. Hand
gehaltenen Rolle ist in A viel gerader als in P, und die Handfläche mehr in Seiten-
ais in Vorderansicht gestellt. Auch das 1. Knie ist in A stärker gebogen als in P;
das Gewand straffer angezogen, enger anliegend, in weniger, aber mehr parallele Falten
gelegt. Man kann nur von einer grofsen Ähnlichkeit zwischen A und P sprechen.
Aber ist eine solche nicht auch zwischen A und sehr vielen andern Gewandstatuen
unbenannter PersönHchkeiten vorhanden? Man vergleiche nur Reinach, Repert. 11, 613,
3. 4; 615, 4. 5. 8, 616, 4; 617, 5. 8. Eine wenn auch immerhin grofse ÄhnHchkeit in einem
so beliebten Motiv ist noch nicht für Identität äer dargestellten Personen beweisend.
Zweitens: in den vergleichbaren Teilen des Kopfes fallen zwischen A und P
erhebliche Unterschiede auf. A hat ein breites, P ein spitz zulaufendes Kinn; A hat
eine stark vorspringende Oberlippe, P nicht. Das Barthaar ist in A fein, kurz, etwas
geringelt, aber wohlgeordnet; in P stark, sehr lang, gerade herabfallend, weniger
sorgfältig geordnet.
Drittens: die Gesichtszüge von A stimmen nicht zu denen, welche Julian
nach seiner eigenen Aussage, nach der auf eigener Anschauung beruhenden Be-
schreibung des Ammianus Marcellinus und nach dem Zeugnis der Münzen hatte ^^
A hat einen dem Kinn entsprechenden breiten, aber nicht langen, Julian hatte einen
langen spitz zulaufenden, an den Ziegenbock erinnernden Bart. So die Münzen,
von welchen mir — dank der Liebenswürdigkeit des Monsignor Dr. Wilpert — gute
Exemplare vorliegen; Ammian XXV, 4, 22 barba in acutum desinens; XXII, 14, 3
barbam prae se ferens hircinam; Julian Misop. p. 339 A Äcjirsp ol xpa'^oi 'to -(svstov
ej^ouv; p. 338 C ßotOuv xoutovi Tcw^tova); aus seinem Barte liefsen sich, scherzte er
(p. 338 D), Seile flechten. Der Bart von A ist wohlgeordnet, der von Julian war
struppig (Julian p. 338 C osi ^ap oT{j,7i Tcpoaij^siv ]x\ Xot&a> xott auYxotxacpaYüJV xa? xpi'/a?
xoic apxot?; Ammian: hirsuta barbd). Julian hatte einen etwas grofsen Mund (os
paulo malus), eine hängende Unterlippe (labrum inferius demissum), einen feisten und
gekrümmten Nacken (opinta et incurva cervix), mächtige und breite Schultern (umeri
vasti et lati). Nichts davon zeigt A. Julian war klein (Ammian XXII, 14, 3 ridebatur
ut Cercops, homo brevis; XXV, 4, 22 mediocris erat staturae); A dagegen zeigt einen
schmächtigen, schlanken und grofsen Mann.
Viertens: Julian ist im 32. Jahre seines Lebens gestorben; A zeigt einen
Mann, welcher viel älter. ist. Sowohl von den Wangen geht eine tiefe Furche her-
unter, als auch sind auf der Fläche der rechten Hand Falten deutlich hervorgehoben.
Endlich sind gerade in Antiochia Statuen des JuHan am wenigsten zu er-
warten. Denn dies war die Stadt, welche sich bei seinen Lebzeiten gegen ihn un-
freundHch verhielt und über seinen Tod frohlockte und in welcher auch nachher
die dem Apostaten feindlich gesinnte Partei die Oberhand hatte ^*. Und am
^') Dafs in dem Bilde des Geertgen von St. Jans lichkeit in der Erscheinung des Kaisers ge-
(Haarlem) in Wien (N. 852), welches Julian bei schwunden ist, könnte nicht wundernehmen, auch
der Ausgrabung der Gebeine Johannis des wenn es nicht der Julian der Legende wäre.
Täufers darstellt, jede Erinnerung an die Wirk- 28) Nicht klar ist mir geworden, was Babelon ge-
Foerster, Zu den Skulpturen und Inschriften von Antiochia.
55
wenigsten würde man eine Darstellung des Kaisers in .Philosophentracht* von dieser
Stadt erwarten. Denn hier gerade traf er die Vorbereitungen und Rüstungen zum
Zuge gegen die Perser, der ihm das Leben kostete. Vorher ist er nicht in Antiochia
gewesen*^. Wenn aber Libanios im Epitaphios auf ihn (I, 624, 16) sagt: »viele
Städte stellten jenen neben den Statuen der Götter auf und ehrten ihn so wie diese«,
so pafst dazu die Philosophentracht mit dem scrinium ebenso schlecht, wie die
völlige Abgeschlossenheit der Statue zu der von Gregor von Nazianz (or. III p. 83)
berichteten Thatsache, dafs Julian sich wenigstens in den sixovs? oyjjjioatoti nicht allein,
sondern in Gesellschaft der Götter bilden liefs.
3. Eine Inschrift von Antiochia.
Am Schlüsse meines Aufsatzes S. 191 that ich auch einer Inschrift Erwähnung,
von welcher mir Toselli gesprochen hatte, welche ich selbst aber nicht hatte finden
können. Sie sollte sich am Felsen an der Wasserleitung oberhalb der Ruinen des
Klosters von S. Paolo befinden und Trajan als Erbauer der Leitung nennen. Inzwischen
habe ich von Toselli folgende Mitteilung über sie empfangen: -»Je votis joms teile
releve de V inscription gravee S2ir la röche dans laquelle est ouvert un puisard sur le
canal des eaux de Daphne, un peu au sud et en amont des ruines du Monastere antique
des St. St. Pierre et Paul, laquelle est gravee en trois lignes dans un encadrement
de /f.0 centimetres environ de la maniere suivante:
0POIANAC
TACISnAA
AAAIS-
Damit ist allerdings jeder Gedanke an eine Inschrift des Trajan und seiner
Wasserleitung beseitigt. Es ist vielmehr eine Grenzinschrift spätester Zeit, zu lesen:
opot (ooo? ?) 'Avaaraaiou riaXXaoiou. Wenn Piaton (Leg. VIII p. 842 E) es als erste
Satzung des Zeu; opto? hinstellte, dafs jeder eher versuchen solle, den gröfsten Fels-
block als den kleinen Grenzstein zu verrücken, so wurden in später Zeit wie in
Attika die Felsen des Hymettos, Pentelikon und Lykabettos ^"j so auch in Syrien
Felsen als opoi benutzt. Der obigen Inschrift kommt am nächsten diejenige, welche
Seetzen auf dem Wege von Tripolis nach Damaskus fand i7i regione Wadi el Ghamik
prope Libanum in rupi: opia d^pou Aur/jaxparou^^
Breslau. Richard Foerster.
meint hat : De plus,, il ne serait pas surprenatit
que Julien etil une statue a Antioc he a cause de
l'incendie qui detruisant h cette epoque le temple
de Zeus dans cette ville , a du necessiter des
reconstructions, d'ou peut-etre V Intervention im-
periale et la reconnaissance des habitants.
^) Dies gegen den Satz von Blanchet: le Cesar et
Jahrbuch des archäologischeu Instituts XVI.
ses amis, en choisissant ce type iconographique ne
craignaient point de porter ombrage a l'empereur
Constance, naturellement si defiant.
0) Vgl. CIA III 414. 415. 416.
') CIG III, 4527. Vgl. C. Fr. Hermann, De ter-
niinis eorumque apttd Graecos religione, Gottingae
1846 p. 35.
6
w
^oJl
DIE LINKE HAND DES DIOMEDES.
Die Benennung der bekannten Statue eines jugendlichen Heros mit einem
über die Schulter geworfenen Mantel in der Glyptothek zu München (alte Nummer 162,
neue 304) als »Diomedes, welcher das geraubte Palladion von dannen trägt«, ist
eine zuerst von Heinrich Brunn aufgestellte Hypothese (Beschreibung der Glyptothek
König Ludwigs I., i. Auflage 1868). Beide Arme der Statue, deren einer, der rechte,
jetzt ein Schwert hält, der andere eine zwar theilweis
antike, aber nicht zu der Figur gehörige Victoria, sind
eine moderne Ergänzung\ Gestützt wird die Brunn'sche
Hypothese durch einige antike Monumente anderer
Gattungen, wo eine ähnlich bewegte und bekleidete Figur
sicher als der das Palladion ent-
führende Diomedes anzusehen ist.
In erster Linie kommen hier ein
Relief im Palazzo Spada in Rom
(abgeb. bei Schreiber, hellenistische
Relief bilder Taf. IIP, Röscher,
Lexikon L S. 1026), ein Stuckrelief
in einem Grabe der Via Latina
(Mon. deir Ist. VI. Taf. 51 und in
unserer Fig. i) und ein im Neapeler
Museum befindliches rothfiguriges
Vasenbild in Frage (Neapel, Nr.
3235 A; abgeb. Mon. II Taf. 36 und
in unserer Fig. 2). Auf dem Spada-
relief ist zwar auch der ganze linke Arm der Figur und ein Theil der rechten
Hand mit dem Schwerte ergänzt, aber aus der Situation ergiebt sich, dafs hier
nur Diomedes — mit Odysseus — beim Raube des troischen Palladion dargestellt
sein kann. Das StuckreHef der Via Latina und die Neapeler Vase haben das
Schwert in der rechten und das Palladion in der linken Hand, beziehentlich im
linken Arme des Helden bewahrt. Es stellt sich als ein kleines Idol dar, mit dem
Helm auf dem Haupte, die Lanze in der Rechten schwingend, den Schild in der
Fig. I.
Fig. 2.
1) Abbildungen der Statue mit der Victoria bei
Brunn-Bruckmann, Denkmäler nr. 28 ; Baumeister,
Denkmäler II S. 1145 Fig. 1336; Sittl, Atlas
zur Archäologie der Kunst Taf. XIII a, 16 und
öfters; ohne Victoria bei Brunn-Bruckmann 1. c.
und bei Furtwängler, Meisterwerke Taf. XII.
Hartwig, Die linke Hand des Diomedes. cy
Linken erhoben; der Körper ist mit einem Peplos bekleidet, welcher bis auf die
Füfse herabfällt (Fig. i und Fig. 2).
So also haben wir uns, nach Brunns Meinung, die Münchener Statue und
ihre Wiederholungen, die durch bösen Zufall sämmtlich der Arme und der in den
Händen befindlichen Attribute verlustig gegangen sind, zu vervollständigend Im
Allgemeinen hat Brunns Hypothese Zustimmung gefunden. Furtwängler hat sie in
seinen Meisterwerken der Griechischen Plastik (S. 3i6ff.) mit Zuversichtlichkeit an-
genommen, tiefer begründet und ausgebaut. FreiHch mufste er sie auch gegen
Widerspruch, der sich inzwischen erhoben hatte, vertheidigen. Flasch besprach in
den Sitzungen der 41. Philologenversammlung die Statue und erklärte, Brunns
Deutung nicht beipflichten zu können. Es sei nicht nur die statuarische Dar-
stellung eines Diomed für die Zeit, welcher das Original angehört (Kresilas),
problematisch, auch äufsere Umstände seien gegen die Deutung geltend zu machen.
Nach Flasch ist die Figur vielmehr als ein Athlet oder ein jugendlicher Krieger an-
zusehen; in der linken Hand habe dieser ähnlich wie der Polykletische Doryphoros
einen Speer geschultert'. Die Gründe, mit denen Furtwängler Flaschs Einwänden
begegnet, werden wohl allerdings den meisten unserer Fachgenossen zwingend
genug erschienen sein, um die alte Benennung »Diomed beim Palladionraube« bei-
zubehalten. Immerhin wäre es erfreulich, wenn der letzte und stärkste Beweis
für die Richtigkeit der Brunn -Furtwängler'schen Hypothese, der Beweis de facto,
erbracht werden könnte.
Ein glücklicher Zufall liefs mich vor einiger Zeit bei einem römischen
Scalpellino unter werthlosen Fragmenten eine sehr schöne, etwas überlebensgrofse
Marmorhand, welche einen Statuettenfufs mit den Resten einer Figur umschliefst,
*'•) Repliken in heroischer Gröfse sind die Pariser aus den Antikensammlungen in Ober- imd
Statue im Louvre (abgeb. Bouillon, statues III Mittelitalien erwähnen den Torso. Vermuthlich
pl. 2, 3; Clarac pl. 314, 1438; Phot. Giraudon ist er in neuerer Zeit in das Museum gelangt,
nr. 1402) und eine verschollene Statue, früher Über einen zweiten etwa 2/3 lebensgrofsenDiomed-
im Besitze von Mr. Jenning (abgeb. Cava- torso, welchen ich im Mai 1899 ^™ Römischen
ceppi, raccolta I Tav. 9). Eine unterlebensgrofse Kunsthandel sah, machte ich mir folgende
Wiederholung befindet sich im Thermenmuseum Notizen; »Kopf und beide Arme fehlen. Das
zu Rom (vgl. Heibig, Führer I S. 176 nr. 10 14, rechte Bein ist von der Mitte des Oberschenkels,
vom Palatin stammend). Ich fand in letzterer das linke vom Knie abwärts verloren. Das
Zeit zwei weitere kleine Repliken. Die eine Schwertband ist plastisch ausgeführt; der vordefe
befindet sich im Museum zu Mailand. Kopf, Theil der leeren Schweftscheide ist erhalten.
Arme und Beine von der Mitte des Ober- Das Gewand hängt über die linke Schulter und
schenkeis ab fehlen. Das Schwertband ist ist sehr geschmackvoll angeordnet. Die Pubes,
plastisch. Das Gewand hängt über die linke von vorzüglicher Ausführung, zeigt ziemlich
Schulter herab, zieht sich um den Rücken und lange Haarsträhne, welche unten in eine Locke
ein Zipfel desselben, welcher unter dem rechten umbiegen. Noch fast archaische Strenge. Sehr
Arme vorgezogen ist, wird durch das Schwert- schöner Marmor, gute Arbeit.« Ich bedauere,
band über der Brust festgeklemmt: ein kUnst- nicht angeben zu können, wo dieses wichtige
liches Motiv, welches sicher dem Originale und schöne Stück hingekommen ist.
fremd ist. Die Arbeit ist mittelmäfsig. Weder ^^ Verhandlungen der 41. Philologenversammlung
Dütschke in seinen Antiken Bildwerken in Ober- S. 262 ff.
italien, noch Heydemann in den Mittheilungen
58
Hartwig, Die linke Hand des Diomedes.
auffinden* (abgeb. Fig. 3 — 5). Ich glaubte im ersten Augenblicke, dafs die Hand
einer Statue angehört habe, welche eine Nike als Attribut vorgestreckt hielt, also
etwa einem Zeus oder einer Athena. Aber F. Hauser erkannte zuerst die Möglichkeit,
dafs die Hand zum Diomedes, welcher das Palladion raubt, gehören könne. Und
in der That, eine Reihe von Gründen machen diese Annahme unabweislich. Zuerst
ist die Hand sicher eine männliche, zweitens ist sie eine linke Hand, drittens
stimmt sie im Stil und Charakter zu einer heroischen Figur des fünften Jahrhunderts,
wie dem Diomed, alsdann kann sie nicht an einem gerade vorgestreckten Arme
gesessen haben, denn sie ist im Gelenk ein wenig nach innen gebogen und ein
Fig- 3-
circa 5 cm langer Puntello sitzt an dem Ballen der Innenseite der Hand nahe am
Gelenke, wodurch erwiesen wird, dafs die Hand sich dicht am Körper der Figur,
auf der linken Seite, wo der Mantel herabfällt, befand '\ Just eine solche Stellung
müssen wir aber nach Analogie des Stuckreliefs und des Vasenbildes in Neapel für
die Statue des Diomed voraussetzen. Die Reste der kleinen Figur auf der Basis,
welche die Hand umschliefst, sind zwar sehr unbedeutend, aber doch ist glücklicher-
*) Ergänzt ist an der Hand die Spitze des Daumens,
der gröfsere Theil des Zeige- und des Mittelfingers
und die obere Hälfte des Goldfingers. Ob die
Ergänzung des Zeigefingers ganz das Richtige
getroffen hat, wage ich nicht zu verantworten ;
vielleicht war der Finger etwas mehr eingebogen.
Der Marmor ist nicht sehr grofskörnig, aber von
schöner Qualität, transparent, sicher griechisch,
wohl parisch. Die Hand mifst von der Hand-
wurzel bis zur Spitze des ausgestreckten (er-
gänzten) Zeigefingers i8 cm. Der ganz voll-
ständig erhaltene kleine Finger ist reichlich
9 cm lang.
^) Der Puntello ist dort, wo ihn der Blick des
Beschauers treffen konnte, spiralisch geriefelt,
im Übrigen glatt.
Hartwig, Die linke Hand des Diomedes.
59
weise gerade genug von ihr erhalten, dafs wir einige Beobachtungen an ihr machen
können, welche für das Palladion, wie ich glaube, entscheidend sind. Die Gestalt
war mit einem langen, auf den Boden aufstofsenden Gewände bekleidet, welches in
grofsen, ruhigen Falten herabfällt. Der sichtbare linke, mit einer Sandale bekleidete
Fig. 4.
f"ig- 5-
Fufs läfst seiner Zierlichkeit wegen . auf einen weiblichen Körper schliefsen. Die
Stelle, wo wir den rechten Fufs der Statuette erwarten müssen, ist vom kleinen
Finger und Goldfinger der Hand, welche die Statuette hält, verdeckt, aber
keinesfalls kann dieser Fufs weit vorgesetzt gewesen sein; die Basis bietet keinen
5o Hartwig, Die linke Hand des Diomedes.
Raum dazu. Wir dürfen also eine ruhig stehende oder nur sehr wenig aus-
schreitende weibHche, langgewandete Figur reconstruiren. Eine solche entspricht
nun aber genau der Vorstellung, die wir uns von dem troischen Palladion auf Grund
anderer erhaltener Monumente machen müssen ^ jedenfalls hat der Gedanke an eine
Nikefigur, der ja sonst am nächsten liegen würde, keinen Anspruch auf Wahr-
scheinlichkeit. Die Siegesgöttin in der Hand von Göttern ist, soviel ich sehe,
immer in lebhafterer Bewegung, in dem Zustande des Schwebens oder Herab-
schwebens dargestellt. Auch pflegt Nike keine Sandalen zu tragen, wie man sich
im Hinblick auf die vielen Nikefiguren, welche Studniczka kürzlich zusammen-
gestellt hat, überzeuge (Neue Jahrbücher für das classische Alterthum 1898 S. 391 ff.
und Tafeln). Der Weg ihrer Füfse geht ja durch das Luftreich und wenn die
Victorien der Balustrade des Tempels der Nike apteros Sandalen tragen, so geschieht
das, weil sie gerade hier irdischen Beschäftigungen (Siegesopfer, Errichtung eines
Tropäon) obliegen. Endlich stehen derartige Siegesgöttinnen auf der Hand der
Götter doch wohl nie auf Statuenbasen, allenfalls auf einer Kugel. Aber sicher hatte
Phidias die Nike auf die Hand der Athena Parthenos ohne Basis gesetzt, als ein
kleines Lebewesen, gleich einem Edelfalken, wie Studniczka (1. c.) sich sehr hübsch
ausdrückt ^ Von Attributen oder Ansätzen solcher ist an der Basis der Statuette
nichts wahrzunehmen. Die Figur wird eben Schild und Lanze in die Höhe ge-
halten haben, wie auf dem Stucco und dem Vasenbilde. Bemerkenswerth ist die
Form der Basis des Palladion. Für die Zeit, welcher, wie sich immer sicherer
herausstellt, der Diomed angehört, nämlich die ersten Decennien der zweiten Hälfte
des 5. Jahrhunderts, erscheint mir das Profil der Basis etwas modern. Es entspricht
mehr Basenformen aus Pergamenischer, jedenfalls aus späterer Zeit. Vielleicht hat
der Copist der Statue, zu der einst unsere Hand gehörte, sich hier ähnliche Frei-
heiten erlaubt, wie derjenige der Münchner Figur. Mit Recht hat Furtwängler
(Meisterwerke S. 313) darauf hingewiesen, dafs an jener Statue Schwertscheide und
Schwertband im Widerspruche mit dem sonstigen Stile der Figur stehen und aus-
gesprochen hellenistisch -römischen Charakter tragen. Es ist nicht ausgeschlossen,
dafs an strengeren, treueren Copien des Diomedes, die uns ja noch einmal beschieden
werden können, die Basis des Palladion eine einfachere, vielleicht würfelartige Form
aufweisen wirdl Und die Figur des Palladion selbst? Was wir davon sehen, zeigt
einen freieren Stil etwa derjenigen Zeit, welcher wir die Entstehung des Diomedes
selbst zuweisen müssen. Aber vielleicht war die Figur oberhalb, in den Falten des
Peplos, der Aigis u. s. w, strenger stilisirt, wofür man eine Pallasstatuette in den
^ Siehe Overbeck, Gallerie heroischer Bildwerke unserer Diomedhand, in Wirklichkeit durchaus
Taf. 24/25. nicht rund ist, obwohl sie dem Auge rund er-
') Siehe die Varvakionstatuette bei Overbeck, scheint. Im Daumenballen verschwindet der
Plastik* I Fig. 94 ab, bei Collignon, histoire de untere Rand der Basis ganz; er ist sozusagen in
la sculpture Grecque (übersetzt von E. Thraemer) die Hand hineingewachsen. Das Ganze ist von
S. 575 und in den Handbüchern. oben gesehen ein unregelmäfsiges Oblongum
^) Interessant ist, wie die Basis des Palladion in (Fig. 5).
Hartwig, Die linke Hand des Diomedes. 5l
Uffizien (Zweiter Gang nr. 133) vergleichen kann. Ein primitives, konisches Idol
war das Palladion hier allerdings sicher nicht.
Die Arbeit unserer Diomedhand ist vortrefflich. Knöchel, Sehnen, Adern
und Hautfalten sind mit grofsem Verständnisse wiedergegeben. Auch auf der dem
Auge des Beschauers abgewendeten Seite ist die Ausführung kaum weniger sorg-
faltig als auf der dem Beschauer zugewendeten Seite. Die kleinen Reste des Pal-
ladion lassen immerhin erkennen, dafs das Figürchen sehr nett und flott skizzirt
war. Alles in Allem dürfen wir also annehmen, dafs die Wiederholung der
Münchner Statue, welcher unsere Hand einst angehört hat, eine künstlerisch
vorzügliche war.
Zur Förderung der Frage, ob der Diomed des Kresilas ein Marmor- oder
Bronzewerk war, kann unser kleines Fragment kaum etwas beitragen. Jedoch wird
die Annahme Brunns in den Bayerischen Sitzungsberichten 1892 S. 653, dafs die
Münchner Statue ein kleines bronzenes Palladion getragen habe, durch unsere
Hand wohl jetzt endgültig beseitigt. Furtwängler hat es bereits in seinen Meister-
werken S. 317 Anm. I ausgesprochen, dafs eine solche Verbindung einer
kleinen Bronzefigur mit einem Marmorwerke allen technischen Gewohnheiten der
Copisten entgegensteht.
Beweise einer wissenschaftlichen Hypothese durch Thatsachen, wie wir sie
oben gegeben haben, sind gleich erfreulich für denjenigen, der sie beibringt, wie
für den, dessen Vermuthung sich bewahrheitet. Natürlich müssen solche Hypothesen
wissenschaftlich gut begründet sein. Fehlende Attribute antiker Statuen durch blofsen
Scharfsinn zu errathen und demnach dieselben zu taufen und umzutaufen, scheint
mir eine überflüssige Beschäftigung. Ist es in solchen Fällen nicht besser abzu-
warten ... in spe et silentio?
Endlich sei noch erwähnt, dafs die Diomedhand jetzt durch Schenkung in
den Besitz der k. Glyptothek zu München übergegangen ist.
Rom. P. Hartwig.
T
L.>-t-<-C-V\
~e
GLAUKOS VON CHIOS.
Glaukos von Chios erfand nach dem Zeugnis des Eusebius in der 22. Olym-
piade y>ferri inter se glutinum^. König Alyattes von Lydien, nach seinem milesischen
Feldzug von schwerer, langwieriger Krankheit genesen, weihte im letzten Decennium
des siebenten Jahrhunderts einen silbernen Krater auf eisernem Untersatz nach
Delphi \ ein Werk des Glaukos von Chios. Der Widerspruch in diesen beiden
Nachrichten, die die Thätigkeit des Künstlers nahezu auf ein Jahrhundert ausdehnen,
ist nicht auszugleichen — man müfste denn annehmen, dafs König Alyattes, um seine
Weihung wertvoller erscheinen zu lassen, ein älteres Kunstwerk aussuchte, das sich
wegen seiner Kostbarkeit und der Eigenart seiner Technik einer besonderen Be-
rühmtheit erfreute. Für eine Zeit, wo gerade die jonische Kunstindustrie in höchster
Blüte stand, wäre diese Annahme freilich ein schlechter Ausweg, weshalb sie schon
Brunn ^ und nach ihm andere abgelehnt haben.
An das Weihgeschenk des Königs Alyattes, insbesondere an den eisernen
Untersatz, knüpft die Überlieferung über die sprichwörtlich gewordene Kunst des
Glaukos an, die, wie in seltener Übereinstimmung berichtet wird', in der Erfindung
der aior^pou xoXXyjai? bestand. Die Bedeutung dieses Ausdrucks und das Wesen der
1) Herodot I, 25 dv^örjxs Zi ixcpuyajv rrjv Wifio-i
Si'JT£po; O'JTO; ttj; oixit); xaÜTrjC iz AeX-pou;
xpTjTTjpa Te doyöpsov pieyav xat uzoxpTjXTjpiotov
ai^peov xoXXtjTov, %irfi a;iov oti TravTiov täv iv
AsX'fotat dva&r^fAOtTwv, FXa-JXO'j toü X(o'j -oi'iQ(Aa,
8; [Aoüvcs Srj Travituv ävOpcuTTtov atSr^pou xoXXtjSiv
^SeüpE.
2) Zur Chronologie der ältesten griechischen
Künstler. Sitzungsberichte der bayerischen
Akademie d. W. 1871 S. 542 Anm. A, Schöne,
ebenda, macht auf die häufig wiederkehrenden
Fälle von doppelter chronologischer und histo-
rischer Tradition im Eusebius -Hieronymus auf-
merksam. So beträgt bei Phalaris die Differenz
21 Olympiaden. »Sollte nicht etwa die Angabe
über Glaukos einer der älteren Datierungsweise
entsprechenden Quelle entnommen sein? In der
jüngeren würde dann der 22. die 43. Olympiade
entsprechen, also gerade die Zeit der Krankheit
des Alyattes.« Urlichs in Fleckeisens Jahr-
büchern Bd. 69 (1854) hält für möglich, dafs
Herodot sich irre und ein Geschenk des Gyges
(den Eusebius Ol. 20, 2 ansetzt) mit einem des
Alyattes verwechsele. Das sei um so eher
möglich, da des Glaukos Werk »mit fast allen
Geschenken der lydischen Könige nach dem
Brande des Tempels in das korinthische Schatz-
haus gebracht sein wird«.
3) Nur in der Schrift des Eusebius gegen Marcellus
(Migne, Patrologie XXIV S. 746), wo über die
Möglichkeit verschiedener Auslegung von Sprich-
wörtern gesprochen wird , ist der Untersatz
irrtümlich als bronzen bezeichnet. Die Stelle
ist zuerst von Wieseler in der Abhandlung
über den delphischen Dreifufs S. 24 heran-
gezogen und dann von Curtius benutzt. Ich
führe sie vollständig an, weil sie in Over-
becks Schriftquellen übergangen ist und weil
auch die nicht unmittelbar auf den Untersatz
bezüglichen Notizen von Interesse sind: faxt hi,
rXa'jxou ■zifyt\' touttj? ol I$tu8ev ao'fol t^;
rapoiai'a; f;.vrj(jiovE6aavTes 8ta'-pr>p(us «'jttjv i^yi^'t]-
aavTo. 6 piv ydp aÜTüiv xtc ecprj, T\a'r/(.6-i ttva
iTTtOTi^jAova lifyr^i xivö; yeyovdxa, ttoXXüjv ouaav
Pernice, Glaukos von Chios. 5^
Erfindung haben ausführlich Curtius und Michaelis erörtert*. Curtius ist der Ansicht,
dafs Glaukos zuerst das Zusammenschweifsen, d. h. das Zusammenfügen von Eisen-
stücken ohne Bindemittel erfunden habe; dadurch allein könne er jedoch einen so
aufserordentlichen Ruhm nicht erlangt haben, denn das Eisen habe als Kunstmaterial
bei den Hellenen eine sehr untergeordnete Rolle gespielt. Erst die Übertragung
der Technik von Eisen auf Bronze, wofür es freilich noch eines Bindemittels,
nämlich der Lötmasse, xoXXot, bedurft habe, sei das eigentliche Verdienst des
Künstlers \ Sonach dürfe man Glaukos von Chios als Erfinder der Kunst, Bronze
zu löten, ansehen, die nach dem Erstlingsverfahren, dem Eisenschweifsen, die Be-
zeichnung atSr^pou xoX>.(rjai? beibehalten habe.
Michaelis bestreitet die Möglichkeit, xoXXr^at? als Benennung für ein Verfahren
gelten zu lassen, bei dem ein Bindemittel überhaupt nicht angewendet werde; das
Wort xoXXyj3u heifse in jedem Falle Lötung und könne für Schweifsen nicht ge-
braucht werden. Dem Urteil eines Fachmanns folgend, sieht er die Erfindung des
Glaukos in der Eisenlötung und zwar nicht in der für Bronze üblichen Weichlötung
durch Zinn oder Zinnlegirungen, die weit älter sei, sondern in der Hartlötung, die
mit Hilfe von Kupferlegirungen erfolge. Die Schwierigkeit dieser Hartlötung liege
darin, dafs nicht einzelne Teile des zu lötenden Gegenstandes, sondern die ganzen
Objekte ins Feuer gebracht werden müfsten und diese Schwierigkeit überwunden zu
haben, sei Glaukos' Ruhm. Auch Pausanias hebe die Anwendung des Bindemittels
bei dem Untersatze des Glaukos ausdrücklich hervor. Die Hartlötung in vollem
Feuer sei an dem Untersatze aber nötig gewesen, »um das Eisen noch weiter ver-
arbeiten und alle jene Ornamente, C«>Sapia xal aKka xtva l^iou'ma xoti cputapiot, darauf cise-
liren zu können, welche Hegesandros Bewunderung erregten«.
Die ausführliche Beschreibung, die von dem Untersatz überliefert ist, ge-
stattet, wenigstens soweit eine Vorstellung von ihm zu gewinnen, um in dem
erhaltenen Denkmälervorrat nach Analogien suchen zu können. Pausanias ^ ver-
Oau[i.aai(UTdTr;V, diro/ia&ai a[Aa ix£(vo) xatct öa- *) Curtius, die Kunst des Glaukos, Archäologische
XaTtav, (jL7)5evd; ttw StavcrjxooTOS ayx^;' gtepo; 8^, Zeitung 1876 S. 37. Michaelis, at^pou x(5>.Xrj3i?,
TTjv lit' «-/pov [Aousix^; ^[j.7:£ip(av (xapTupr,aa; Tiil ebenda S. 156. Semper, der Stil II, 511 er-
rXa'jxtjj, TO'J? xaTQtaxeuaaödvxa; u;:' «utoO Staxou; klärt die Erfindung ohne nähere Begründung
)(aX/oOi; cprjai x^asapa;, Tipö; xö ijxixeX^ xtva x^; als Schweifsen. Overbeck, Plastik* S. 77 und
xpO'!)C!E(ü; xrjv oufAcptuvtav xuiv cpildyyujv aTioxeXetv Collignon, histoire de la scuipture grecquel, 154
svöev x£ zi^r\n%ai xrjv 7rapo[[x{av. ct'XXo; 8^ xt; schliefsen sich Michaelis an, während Blümner,
'AXuaxxixiöv dva{)r)(j.axu)v <^rph ävaxeia&ai xpaxfjpa Technologie IV, 293 eine definitive Meinung
xal ÜTTOxpaxT^pt&v öa'jfxdatov, FXcx'Jxou Xio'j 7io(rj[jia. nicht äufsert, jedoch weder mit Curtius noch
sxEpoj 8e, rXaüxov aixöv ävaöeivat ei? AeXcpou? mit Michaelis völlig übereinstimmt.
Tp(;:ooa /ctXxoüv, o'jtoj orjpLtoupYTjOavxa Ivxeyvtu; ^) Dafs Glaukos wirklich auch in Bronze ge-
(uaxe (so Schneidewin, T.ayiuiz te ist überliefert) arbeitet habe, schliefst Curtius aus der Anm. 3
xpouopidvou xo'j; xe TidSa;, Icp' «uv ßlßtjXE, xal xov angezogenen Stelle des Eusebius gegen Marcellus.
dvü) 7repiX£(|X£vov..., xal xrjv axEcpdvTjv xt)v. iirl 6) X, 16, i: x(üv 61 äva9r]ij.dx{uv ä ol ßaatXEi?
xoü XißT]xo;, xal xd; ^dß8o'j; 8id pidaotj XExayu^va; dTi^cjxEiXav ol AuStüv, o66ev Ixt ^v aixcüv ti \u]
cp&£yy£aBat Xüpa; cptovr^. xal auftt; 2x£po;, d-6 C(i8r,po0v pLo'vov xo ÜTrdflrjiAa xoü'AXudxxou xpaxTJpoi;.
rXaüxou xtvos 8'5?avxd; xt ttX^ov T:£7:otTjx£vat xoüxo FXa-Jxou {aev icxtv Epyov xoü Xi'ou, atSi^pou
£{pYja&at x^v uapotpitav. xo'XXrjatv dv8pc»i; EÜpdvxo;. £Xa(J[xa Se Ixadxov xoü
54 Pernice, Glaukos von Chios.
gleicht das Gerät — nach dem späten Zeugnis des Eusebius .ein Dreifufs — in
seinem Gesamtaufbau mit einem nach oben sich verjüngenden, abgestumpften
Turm; die Seiten waren nicht vollständig geschlossen, sondern offen und durch
Querstäbe gleich den Sprossen einer Leiter mit einander verbunden. Die aufrecht
stehenden Metallstreben (IXaatxaxa) waren am oberen Ende nach aussen gebogen,
sodafs sie ein Auflager für den Kessel darboten.
Der Untersatz mufs danach eher einen leichten, als einen massiven Eindruck
gemacht haben, denn Pausanias' Vergleich mit dem Turm bezieht sich nur auf die
äufsere Linienführung. Die iXocstxaxa waren vermutlich breite Bänder ^ die das
ganze Gefüge trugen und oben vor der Umbiegung an einen umlaufenden Ring^
befestigt waren. Zwischen sie war ein leichtes Gefüge aus Stabwerk gelegt. Als
besonderer Schmuck dienten nach dem Zeugnis des Hegesandros bei Athenaios''
evT£Top£U[jisva C<o8apta xott aXXct xiva O^u^i« xotl cputapiot, kleine Tiere verschiedener Art
und pflanzliche Ornamente, die man sich nach dem griechischen Ausdruck ebenso-
gut als reliefartig erhabene Arbeiten, wie als ciselirt denken kann.
Zur bildlichen Erläuterung der überlieferten Beschreibung zog Overbeck'"
thönerne durchbrochene Untersätze geometrischen Stils, wie sie beim Dipylon nicht
selten ans Licht gezogen worden sind, und Opfergeräte, wie dasjenige auf der be-
kannten phönikischen Silberschale aus Präneste ", heran. Näher liegt es, unter den
archaischen metallenen Geräten selbst Umschau zu halten. Von diesen bieten sich,
schon durch die gleichartige Bestimmung, grofsen Kesseln als Untersätze zu dienen,
die sogenannten Stabdreifüfse dar. Ohne eine genaue Illustration zu den Worten
der Überlieferung zu sein, weisen sie weit mehr Berührungspunkte mit dem Werk
des Glaukos auf, als die von Overbeck angeführten Monumente. Während sich das
Gestell von unten nach oben verjüngt, endigen die eigentlichen Träger in einem
umlaufenden Ring, über welchem sie zuweilen nach aufsen umbiegen^", um dem
Kessel ein sicheres Auflager zu gewähren. Zwischen den Trägern aber sind bogen-
förmig Stäbe angeordnet, die sie mit einander verbinden und dem Gesamtgefüge
sicheren Halt geben. Dazu kommt mehr oder weniger reicher, plastisch aus-
bno9r][i.0LTo<; IXaa[j.aTt äXkut Tipoaej^ES oü Trepövat? ^) 210c: Ei.'oo[i.£v 8'auTÖ xal ^jM^^t» ävaxEt(ji.£vov iw
iOTiv fi 7.^vTpo[;, [AovTj 0£ ii xo'AXa O'jvej^ct te xai AeX'fofs w; dXrjJ^ös deas a^iov oiä -zä h auroj
eöTtv auTT] Tiij atSiQpUj) 5£a,ao;. <Jj(r^jj.a 0^ xoü IvTETopcUtxEva Zo^ihapici. zal ä'XXa xtvä l^orj^fii xat
UTioöi^jj.axoc xaxa rüpyov {^aXiaxa ii (jiüoupov ävi- cpuxapw, dTrixiDsaDai iiz^ a'jxujT ouvctp-Eva xal
dvxa dno Eipux^pou xoü xctTw exaaxT) 8e TrXEupä xpaxr^pa; xat otXXa axE'irj.
TOÜ ÜTtoÖTQixaxoi; O'J oia TraaTjs TiE^pay-xai, dXkd >") Plastik* S. 77 nach Conze, zur Geschichte der
sJatv al TtXdytat xoü atSi^pou C«>'^oct wottep h Anfänge griechischer Kunst (Sitzungsberichte
xX([i.ax[ ol dvaßccajj-of* xä Se i\dO[>.oiT0L xoü aio^^pou der Wiener Akademie LXIV. 1870 S. 513), der
xd 6p&ä (xv^axpaTTTat zaxdt xd dxpa ii xö ^xxd;, bereits auf das Werk des Glaukos hingewiesen
xal i'Spa xoüxo ^v ■zo) xpaxrjpt. hatte.
^) Etwa wie an dem kleinen Dreifufs von Tanagra i') Monumenti deW Istituto X, 31,1 Annali 1876
und verwandten Stücken. Vgl. Jahrbuch des S. 249.
Instituts 1899 S. 63 fg. 12) z. B. an dem eisernen Kesseluntersatz von la
^) So verstehe ich die Worte des Eusebius gegen Garenne, Vgl. weiter unten Anm. 20.
Marcellus xov dv(u TiEpixet'fAEvov... (s. Anm. 3).
Pernice, Glaukos von Chios.
65
geführter Schmuck, menschliche und tierische Figuren allein oder in Gruppen ange-
ordnet, stiUsirte Blüten und andere Ornamente. In der Gesamtwirkung kann der
Untersatz des Glaukos, weil er vermutlich besonders grofse Dimensionen hatte,
weniger leicht erschienen sein, als die überaus zierlichen und eleganten Stabdreifüfse,
vielleicht erforderten gerade die grofsen Verhältnisse, in denen er gehalten war,
stärkere breitere Träger; es ist auch denkbar, dafs Glaukos, der in einer Zeit arbeitete,
die der Enstehungszeit der erhaltenen Stabdreifüfse in ihrer Masse doch erheblich
vorausliegt, in einfacheren, mehr
geradlinigen Formen sich bewegte^',
aber die Gleichartigkeit im Aufbau
und in der Auswahl des bildnerischen
Schmucks wird sich nicht leugnen
lassen.
Dieser Zusammenhang, der
sich noch weiter herausstellen wird,
rückt das Weihgeschenk des Aly-
attes in einen Kreis von Denk-
mälern, die nicht nur in stilistischer,
sondern namentlich in technischer
Beziehung von grofsem Interesse
sind.
Das besterhaltene und in der
Verwendung plastischen Schmuckes
am reichsten ausgestattete Beispiel
dieser Monumentengattung ist der
im Antiquarium der Königlichen
Museen zu Berlin aufbewahrte
bronzene Dreifufs aus Metapont, der
beistehend abgebildet ist'*. Je
länger man den Aufbau dieses
ausgezeichneten Kunstwerkes be-
trachtet, um so weniger wird man
das Gefühl unterdrücken können,
dafs seine Formen nicht für das
Material erdacht seien, in welchem
sie hergestellt sind. Die langge-
zogenen gebogenen Stäbe scheinen
1') Etwa in der Art, wie die Ornamente der früh- 1*) Die beste Abbildung bei Savignoni, di un
attischen oder protokorinthischen Gefäfse, auf bronzetto arcaico deW acropoli di Atene e di una
welchen neben überwiegenden geometrischen classe di tripodi di lipo Greco-orientale. Monumenti
Ornamenten pflanzlicher und tierischer Schmuck antichi d. r, Accadetnia dei Lincei 1897 Taf. VIII.
verwendet wird.
66 Pernice, Glaukos von Chios.
eher durch Schmieden ausgehämmert, als in Formen gegossen zu sein. Während man
bei den sogenannten geometrischen Dreifüfsen aus Olympia'^ niemals daran denken
würde, dafs sie je in anderem Material hergestellt worden seien, als in Bronze, ist für
den Dreifufs von Metapont die Übertragung von der Eisentechnik eigentümlichen
Formen auf Bronze sehr augenfällig. Der Beweis für die Richtigkeit dieser Beobachtung
ergiebt sich daraus, dafs altgriechische eiserne Stabdreifüfse, zum gröfsten Teil in
Fragmenten, in sehr zahlreichen Beispielen erhalten sind. Unter den Funden von
Olympia allein beobachtete Furtwängler'^ sechs sichere Beispiele, davon zwei von ein-
facherer Form engebung, die übrigen dagegen im Schemades Gesamtaufbaues durchaus
mit dem Untersatz von Metapont übereinstimmend. Auch auf die aufserhalb Olympias
erhaltenen eisernen Stabdreifüfse hat Furtwängler bei der Beschreibung der olympischen
Stücke aufmerksam gemacht. Sie treten besonders in Cypern auf'^, ein weiteres
Exemplar »eine italische Nachahmung des jonisch-griechischen Typus« '^ stammt aus
dem grofsen Grabe von Präneste, aus Falerii machte jüngst Savignoni ^' einen vor
kurzem gefundenen eisernen Untersatz bekannt. Das hervorragendste Beispiel ist der
Dreifufs von la Garenne, der mitsamt dem zugehörigen Kessel erhalten ist'*', zweifellos
ein Erzeugnis jonischer Kunstfertigkeit. An fast allen diesen Dreifüfsen sind einzelne
Teile, wie die Tierklauen, aus welchen sich das Eisenstabwerk entwickelt, wie der
plastische Schmuck und anderes in Bronze ausgeführt: aber das eigentliche tektonische
Gefüge, durch das die Form des Dreifufses bestimmt wird, ist aus Eisen hergestellt.
Der Dreifufs von Metapont und mit ihm alle bronzenen Dreifüfse dieser Art, namentlich
die sehr zahlreichen etruskischen Stabdreifüfse, über die Savignoni ausführlich
gehandelt hat'\ sind nichts anderes als die Abkömmlinge der eisernen Untersätze,
bronzene Nachahmungen in Eisen ausgeführter Vorbilder.
Die Heimat dieser Stabdreifüfse ist, wie allgemein anerkannt wird, im Osten
zu suchen". In dem von jonischer Kunstweise beherrschten Chios hat auch Glaukos
seinen eisernen Untersatz geschaffen und so wird das Band zwischen dem Weih-
geschenk des Alyattes und den Stabdreifüfsen noch enger geknüpft. In der Zeit,
in welcher Glaukos arbeitete, sei es am Anfang oder am Ende des siebenten Jahr-
hunderts, und in der Folgezeit mufs Jonien im Zeichen einer blühenden Eisenindustrie
gestanden haben". Die verhältnismäfsig geringen Reste beweisen nichts gegen
den äufseren Umfang dieser Industrie; bei einem Material, das so vergänglich ist,
als es das Eisen ist, sprechen die Spuren, die an den verschiedensten Teilen der
antiken Welt zu Tage gekommen sind, deutlich genug. Namentlich hat man das
15) Olympia IV Tafel 34. 20) Olympia IV Textband S. Ii4fg,, wo der Drei-
1^) Olympia IV Textband S. 126 fg. fufs nebst zugehörigem Kessel abgebildet und
'^) Vgl. Furtwängler im Textband zu Olympia IV die Litteratur angegeben ist.
S. 127, wo die Litteratur angeführt ist. Die von -') a. a, O. S. 290!!".
M. Cesnola, Salaminia pl. 3, i — 5 abgebildeten 22) Layard beobachtete solche Dreifüfse in Niniveh.
fragmentierten Exemplare besitzt jetzt das Vgl. Furtwängler, Olympia IV Text S. 127
Berliner Antiquarium (Inv. 8397 erw. 1893. Savignoni a. a. O.
Vgl. Archäologischer Anzeiger 1894 S. 120). '■^) Die Nachrichten über altertümliche Kunstwerke aus
1^ Vgl. Furtwängler a.a.O. S. 127. Eisen, soweit sie bei Pausanias erwähnt sind, stellte
13) a. a. O. S. 320 fg. Fig. 16. Schubert im Rhein. Museum XV S. 102 zusammen.
Pernice, Glaukos von Chios. 57
Eisen nicht nur für Kesseluntersätze, sondern für alle möglichen Arten von Geräten
verarbeitet; noch in hellenistischer Zeit ist, wie die Ausgrabungen von Priene ge-
lehrt haben. Eisen für Kandelaber das bevorzugte Material.
Unter diesen Umständen ist es kaum denkbar, dafs die Erfindung des Glaukos
nicht ein Verfahren in der Behandlung und Verarbeitung des Eisens bedeutete,
das für die ganze Eisenindustrie von gröfster Wichtigkeit und gerade für Eisen
als Material charakteristisch war. Sonst würden auch sicherlich die Quellen nicht
so einstimmig berichten. Ein solches Verfahren aber ist das Schweifsen. Die aiS/^pou
xoXXr,3:'; kann, wie ich glaube, nur das Schweifsen von Eisen sein. Je gröfser die
Geräte sind, die aus Eisen hergestellt werden, um so mehr wird die Anwendung
des Schweifsverfahrens zwingende Notwendigkeit. Die Hartlötung, die Michaelis
in der aiSr^pou xoXXr^ai? erblickte, läfst eine weitere Verarbeitung des Metalls durch
Hämmern oder Biegen nicht zu. Durch das Schweifsverfahren werden zwei
Eisenstücke so unlöslich miteinander verbunden, dafs sie für ein Stück gelten
können. Die Notiz des Pausanias — [Aovyj 6s fj xoXXot auvsyst xe xotl lattv aurr^ t«!
aiOTjpm osauLo? — ' kann eine Erfindung der Periegeten sein, die das Kunststück des
Glaukos bewunderungswürdiger erscheinen lassen wollten, sie würde aber auch für
das Schweifsverfahren nichts falsches besagen. Denn das Schweifsen besteht darin,
dafs durch Erzeugung starker Hitze die zu verbindenden Eisenstücke an der Ver-
bindungsfläche zum Flufs gebracht, dann aufeinandergelegt und so verbunden werden.
Dabei würde die flüssiggewordene oberste Eisenschicht die xoXXot bedeuten und das
ganze Verfahren in der That eine xoXXr^ats atSi^pou sein**. Denn das Hämmern,
welches nun folgt, hat nicht den Zweck, die Bindung der Eisenstücke überhaupt
hervorzurufen, sondern die durch die flüssige Schicht bereits erfolgte Bindung aus-
zugleichen, und die zwischen den beiden Eisenstücken etwa noch vorhandene
Luftbläschen zu beseitigen. Ein au^xpoTsiv im eigentlichen Sinne, wie Michaelis
meinte, ist also das Schweifsen nicht, es erscheint mir sogar sehr zweifelhaft, ob
dieses Wort wirklich für das Schweifsverfahren gebraucht wurde. Ganz richtig ist
die Erfindung des Glaukos unter Bezugnahme auf denselben Dreifufs, der nach
Pausanias durch xoXXa zusammengehalten wird , bei Plutarch de defect. oracul. 47
beschrieben opa o£ TirpoiTov £7:1 xöiv tö/vitcöv oiov suDu? r^ ■üsptßoTjXo? Ivxaüöa xou xpaxr^poc
£opa xc(l ß^'at?, r^v ' Hpoooxos uTroxprjXrjpiotov (uvouotGtsv, aixi'ct? [xsv sj^ovxo? uXtK«?, Tiup xai
atorjpov xotl [laXa^iv oiot. -upo?, xotl 81' uSaxo? ßa'fif^v, mv av£u -j'sveaöai xo £p",ov ouSsfxia
Urf/avTi, denn das Schweifsen ist in der That eine lACzXctci? 8ia irupo^. Die ßctcpr] uoaxo?,
die Ablöschung der geschweifsten glühenden Teile durch Wasser, scheint bei den
Alten gewöhnlich angewendet zu sein; heute würde man ein allmähliches Erkalten
an der Luft vorziehen, wenn man das Eisen nicht sofort weiter bearbeiten wollte.
Jedenfalls beeinträchtigt der Ablöschungsprozefs die Festigkeit der Verbindung in
keiner Weise, während beim Löten die Ablöschung ein grober Fehler wäre, weil
2<) Die von Bliimner, Technologie IV S. 294 herbei- sein eineswirklichenBindemittels, vondengleichen
gezogene Parallele aus dem lateinischen Sprach- eng sich verbindenden Stoffen« gebraucht wird,
gebrauch, wo agglutinare »auch ohne Vorhanden- glaube ich daher zum Beweise entbehren zu können.
68
Pernice, Glaukos von Chics.
sie die Lotstelle spröde machen und so gerade statt der gewünschten die entgegen-
gesetzte Wirkung hervorbringen würde.
Die Erfindung der Lötung in beiderlei Form — Weich- und Hartlötung —
geht, wie ich glaube, in ein weit höheres als des Glaukos Zeitalter hinauf. Für
Gold finden wir die schwierigere Hartlötung schon an den Goldfunden von Troja**
und in der mykenischen Periode angewendet ^^ Bronzegegenstände mit harter
Lötung sind, wie es scheint, aus mykenischer Zeit nicht erhalten; jedoch ist es
kaum denkbar, dafs nicht schon damals die Übertragung der Technik auf dies
Metall stattgefunden haben sollte. Jedenfalls ist sie für das später auftretende und
seltenere Eisen von der Bronze übernommen und danach würde die Erfindung des
Glaukos, wenn sie in der Hartlötung des Eisens bestanden hätte, eben nur in der
Anwendung einer längst geübten Technik auf ein bis dahin in dieser Technik
nicht verarbeitetes Material bestehen, eine Erfindung, die seine Kunst schwerlich
sprichwörtlich gemacht haben würde.
Wenn man heute einen Dreifufs von der Form des metapontischen in
Eisen herstellen wollte, würde man sich, wie die Nachfrage bei einem in Metall-
arbeiten erfahrenen Techniker ergab, zur Befestigung der einzelnen Teile unter-
einander ausschliefslich des Schweifsverfahrens bedienen. Mit dieser Technik würde
man die Palmetten und die Knospenstengel an den Mittelstäben befestigen, so die
Schlangen an den Rundbogen und die Schlangenköpfe an den Voluten, so diese
wieder an den Tierklauen. Auch den bildlichen Schmuck würde man durch
Schweifsung mit dem Gerüst verbinden. Genau so hat man es im Altertum
gemacht, sobald man nicht, was bald Mode geworden zu sein scheint, Bronzeteile
zur Verbindung des Stabwerkgefüges verwendet hat. Furtwängler erwähnt im
Anschlufs an die Beschreibung der sicheren Reste von Stabdreifüfsen einige Eisen-
fragmente, die er vermutungsweise mit den Dreifüfsen in Zusammenhang bringt,
namenthch eiserne Stäbe, die am einen Ende in eine Bogenkrümmung übergehen.
An. einigen von diesen tritt deutlich hervor, »dafs man Eisenstäbe mit verschiedener
Krümmung einfach durch Schweifsen untereinander verband« ''^ Diese unscheinbaren
Reste würden, wenn sie, was höchst wahrscheinlich ist, von Kesseluntersätzen her-
rühren, eine nicht geringe Stütze für die vorgetragene Vermutung sein, dafs nämlich
Glaukos von Chios derjenige gewesen ist, der zum erstenmale im griechischen
Kulturkreis das Schweifsverfahren in grofsem Mafsstabe anwendete.
Erich Pernice.
25) Vgl. Schliemann, Ilios p. 584—586. Perrot-
Cliipiez, histoire de l'art VI S. 973.
26) An den Ringen 'Ecpr^jj-epl; dpyatoXoytxr] 1889
Taf. VII 7. S. 151. Vgl. Perrot-Chipiez, ^«^ö?V^
de l'art Nl S. 973f. Furtwängler, Die antiken
Gemmen III S. 31. Nach Perrot ist auch an
den Bechern von Vafio Hartlötung angewendet.
2') Vgl. Furtwängler im Text zu Olympia IV
S. 128. Furtwängler hat bereits bei der Be-
schreibung dieser Stücke, ohne auf die Frage
näher einzugehen, auf das Werk des Glaukos
hingewiesen, eine Übereinstimmung mit der hier
vorgetragenen Ansicht, auf die ich um so mehr
Gewicht lege, als ich für die Erklärung der
Überlieferung zunächst von den Denkmälern
selbst, nicht aber von der archäologischen
Litteratur geleitet worden bin.
T\JL^/vO^/Cjj^ VU5~0s>'v\//'oL--^
^^£gIIS^#^^^^^x--y4^0^» ^ ^
ZUM ALEXANDERMOSAIK VON POMPEI.
Unter den wenigen,
wirklich bedeutenden Ge-
mälden der Alten, von
denen wir uns auf Grund
erhaltener Copieen eine
klare Vorstellung bilden
können, nimmt die sogen.
Alexanderschlacht eine der
ersten Stellen ein. Wir
kennen sie durch das be-
rühmte Mosaik, das den
24. Oktober 1831 in der
Casa del Fauno zu Pompeji
entdeckt wurde; seitdem
hat man dann wohl einzelne
Figuren und Gruppen dar-
aus auf antiken Reliefs und
Werken der Kleinkunst
nachgewiesen, eine zweite
ausführliche Wiederholung
derselben Composition in
grofsem Mafsstabe ist bis-
her nicht zu Tage getreten.
Und doch läfst es sich
darthun, dafs eine solche
wahrscheinlich bereits um
die Wende des 15. Jahr-
hunderts bekannt war.
Thielmann Kerver,
ein rühriger Pariser Buch-
drucker, veranstaltete i. J.
1520 eine neue Ausgabe
der bei ihm schon mehrfach
erschienenen Hören '. Die
C MiHt Bäiiid cpirtolam ad loab pcrmanum ¥ric:
fcripfitcj; in £a: Poni'tc Vriam ex aducrfo belli vbi fof'
tilTimum eft prclium / & bcrclinquite cum vtpacuf
fusintercat.igreni^ viribeduitate bcllabant aducp
lum loab. Secundi regum vndcdtno.
^\t
') I/ore deipare virginis Marie secundum usum
Romanum plerisque figuris atque chorea lethi
circummanente nouisque effigiebus adornate ut in
Septem psalmis peniientialibus . . . [^a. E.] Exarate
. . . Parisiis arte Th. keruer . . . Anno domini
Mil. CCCCCXX. die XXIII. mensis Nouembris.
70 Kemke, Zum Alexandermosaik von Pompei.
Illustrationen sind gegen früher zum Teil verändert, und gerade unter diesen
»novae effigies«, wie sie der Titel nennt, befindet sich auf Blatt G 7 verso auch
die vorstehend (etwas verkleinert) abgebildete. Sie gehört zum zweiten Bufspsalm
und stellt laut Unterschrift den Tod des Urias dar. Die Ähnlichkeit mit dem
Alexander-Mosaik springt in die Augen. Zunächst freilich macht das Ganze mehr
den Eindruck einer grotesken Karikatur, aber bei genauer Prüfung sieht man, dafs
die Vorlage mit möglichster Gewissenhaftigkeit wiedergegeben sein mufs, soweit es
die Verhältnisse erlaubten. Das hohe schmale Oktavformat des Buches zwang da-
zu, das Nebeneinander des Mosaiks in ein Übereinander zu verwandeln und die
rechts und links von der Hauptgruppe befindlichen Figuren in den Hintergrund zu
rücken. Aufserdem sind die Trachten modernisiert, indessen lassen sie das antike
Vorbild noch durchschimmern; so haben sich die eigenthümlichen Filzkappen der
Perser in mittelalterliche Visierhelme und die flatternde Chlamys Alexanders in ein
paar gewaltige Puffärmel verwandelt. Direkte Zuthaten sind nur die wallenden
Federbüsche und die aufiallend krumme Nase des einen Reiters dicht hinter dem
König, durch welche die Scene den sonst mangelnden orientalisch-biblischen Anstrich
erhält. Aus dem Alexander, der den persischen Feldherrn durchbohrt, ist hier
ein Ammoniter geworden, welcher dem gestürzten Urias den Todesstofs versetzt.
Die Haltung dieser beiden Figuren ist insofern verändert, als der Sieger den rechten
Arm hoch erhoben hat und von oben herunter stöfst, während sein Gegner den
rechten Arm zu Schutz und Abwehr über seinen Kopf streckt und den linken auf
dem Halse des gesunkenen Pferdes ruhen läfst: der Alexander des Mosaiks stöfst
mit gesenktem Arm geradeaus; der Getroffene fafst mit der rechten die ihn durch-
bohrende Lanze und schleudert den linken Arm vor heftigen Schmerzen empor.
Bemerkenswerther Weise zeigt der schöne Alexander-Sarkophag von Sidon dieselben
Abweichungen wie der Holzschnitt; auch sei erwähnt, dafs der König auf beiden
einen Helm trägt, und auf dem Mosaik nicht. Welche Fassung der Gruppe der ur-
sprünglichen Komposition angehörte, welche einer späteren Umarbeitung, ist kaum
zu entscheiden. Äufserlich schöner und durch scharfe, klare Conturen eher auf
das Relief berechnet erscheint die Figur des Reiters mit hoch geschwungenem Arm;
hingegen ist die Haltung des tödlich Verwundeten auf dem Mosaik weit pathetischer
und malerisch wirkungsvoller. — Von den Begleitern des Alexander kann man
wenigstens den einen auch auf dem Holzschnitt herauserkennen; sein Kopf wird
links neben dem des Königs sichtbar und trägt einen besonders geformten Helm.
Ebenso ist der in die Höhe gereckte Arm mit der Lanze beibehalten (man sieht
nicht recht, zu welcher Figur er gehört), nur ist die Lanze durch ein Schwert ersetzt.
Das Fähnchen, welches die siegenden Reiter im Holzschnitt gleich ihren Feinden
führen, dürfte auch nicht frei erfunden sein, da selbst eine so nebensächliche Kleinig-
keit, wie der Helm unter dem Pferde des Königs aus der antiken Vorlage übernommen
wurde; doch ist das Mosaik auf der linken Seite zu stark zerstört, um hierüber ein
(Brunei, Manuel du libr., ed. 5, Vol. 5 pag. 1622 Exemplar auf Pergament besitzt die Königl.
No. 195). Ein schönes, leider nicht vollständiges Bibliothek zu Berlin.
Kemke, Zum Alexandermosaik von Pompei. 71
sicheres Urtheil zu gestatten. Den Wagen des Darius und den stehenden Perser,
der das Pferd am Zügel hält, suchen wir auf unserem Uriasbilde vergeblich; ich
vermuthe, dafs das Original in der Mitte bereits arg gelitten hatte und der Zeichner
daher die noch sichtbaren Figuren-Reste wohl oder übel ergänzen und combiniren
mufste. Er hat seine Aufgabe nicht gerade mit Glanz gelöst. Aus dem Beine der
stehenden Figur, dem Hinterleib des Pferdes, dem runden Wagenrade, Kopf und
Brust des Darius und dem Arm des Wagenlenkers mit der Peitsche, ist ein einziger
Reiter geworden, der am rechten Arm den Schild hält und mit der Linken [!] das
Schwert führt. Von dem Wagenlenker ist nur der Kopf übrig geblieben; aufserdeni
erkennt man noch den rückwärts blickenden Fahnenträger.
Wie kam nun der Drucker der Hören zu einer derartigen Darstellung? Er
war nicht skrupulös und nahm seine Bildchen, wo er sie eben fand; ein Theil da-
von stammt aus Dürer's kleiner Passion, vermuthlich sind also auch die meisten
übrigen von irgendwo andersher entlehnt. Kein einziges aber verräth einen direkten
oder indirekten Einflufs der Antike oder der Renaissance; nur die Figur eines Rand-
leistens, ein Krieger in antikisirender Rüstung, läfst als Vorbild einen italienischen
Stich ahnen. Mir scheint es daher das Wahrscheinlichste, dafs die ungeschickte
Zeichnung eines gereisten Dilettanten dem fraglichen Holzschnitt zu Grunde liegt;
ein italienischer Kupferstecher, überhaupt jeder berufsmäfsige Künstler, hätte die
Schwierigkeiten bei Wiedergabe eines undeutlich gewordenen Originals sicher mit
mehr Phantasie und gröfserem Geschick überwunden. Die Deutung der Scene auf
den Tod des Urias ist natürlich erst durch ihre Verwendung für ein Andachtsbuch
bestimmt worden; das Publikum der Renaissance mufste darin einen Kampf aus
der alten Geschichte oder Sagenwelt sehen. So ist es wohl kein Zufall, dafs wir
sie als Titel-Holzschnitt auf einer spanischen Übersetzung von G. de Columna's
»Trojanischer Chronik« v. J. 1562 wiederfindend Die Vorgänge der rechten Seite
sind hier auf die linke verlegt, und umgekehrt. Rechts sehen wir Alexander (der
Kürze halber behalte ich die Benennung bei), ihm zunächst den lanzenschwingenden
Reiter in dem auffallenden Helm, hinter diesem wieder einen Fahnenträger. Der
gestürzte Reiter hält mit dem rechten Arm schützend den Schild über seinem
Haupte und sucht sich gegen einen Hnks stehenden Fufssoldaten zu decken, der
zum Schlage gegen ihn ausholt. Letztere Figur ist aus dem Perser mit dem ledigen
Pferde entstanden ; das Pferd ist verschwunden, ebenso der Wagen des Darius, seine
Steile nimmt eine Reitergruppe ein. Hinter Alexander liegt halb aufgerichtet ein
Verwundeter am Boden; ihm gegenüber auf der Hnken (persischen) Seite befindet
sich noch ein zweiter gestürzter Reiter, der den Kopf nach rechts herum wendet.
Diese Figur entspricht einigermafsen der, welche auf dem Mosaik unter den Pferden
der Perser erscheint. — Künstlerischen Werth hat dieser Holzschnitt noch weniger
als der andere, und die Frage nach seiner Herkunft kümmert mich nicht; er zeigt
aber auffällig, welch' weite Verbreitung die Composition der Alexanderschlacht um
2) La chronica Troyana. Toledo, Mig. Ferrer 1362. (Abgeb. in: Catalogue de la bibl. de R. Heredia.
Paris 1892, Part. 2 pag. 322 No. 2443.)
Jalirbuch des archäologischen Instituts XVI. 7
72 Kemke, Zum Alexandermosaik von Pompei.
die Mitte des i6. Jahrhunderts gefunden hatte, und rechtfertigt die Vermuthung,
dafs dieselbe auch sonst mehrfach als Vorlage verwerthet wurde.
Aus einem Vergleich der eben besprochenen beiden Reproduktionen, soweit
sie den Namen verdienen, läfst sich für den Erhaltungszustand und das Aussehen
des ihnen zu Grunde liegenden antiken Vorbildes folgendes entnehmen: Die linke
Seite war gut erhalten, besser als im Pompejaner Mosaik, die rechte dagegen wies
bereits erhebliche Defekte auf; namentlich vermochten die Beschauer den Streit-
wagen des Darius nicht mehr als solchen zu erkennen, auch der Zusammenhang
des stehenden Persers mit dem aufgezäumten Pferde war unklar geworden. Man
sah den Oberkörper des Darius und seines Rosselenkers, beide in heftiger, aber un-
verständlicher Bewegung; unter ihnen die Rückseite eines Pferdes, das geradewegs
in das Bild hineinzugaloppiren schien; links daneben einen Mann zu Fufs mit rück-
wärtsblickendem Kopf und quer über die Brust gestrecktem rechten Arm. Das
Viergespann und die in entgegengesetzter Richtung einherreitenden Perser bildeten
eine schwer zu entwirrende Gruppe, doch lag die Auffassung nahe, dafs die wirr
durch einander fahrenden Figuren unter sich in einem heftigen Kampfe begriffen
seien. In der Luft sah man noch das Fähnchen; am Ende hielten einzelne Be-
schauer dieses für den Gegenstand des Streites.
Es ist nicht genug zu bedauern, dafs wir über die Art und die Gröfse des
Vorbildes nicht unterrichtet sind. Aber wahrscheinlicher ist, dafs ein grofses Gemälde
oder ein Mosaikbild zu Grunde liegt, als dafs ein Werk der Kleinkunst, etwa wie
die Schale des Popilius (Rom. Mittheilungen 1898 Taf. XI) die Anregung gegeben
haben sollte.
Ich möchte diese Bemerkungen nicht schliefsen, ohne darauf hinzuweisen,
dafs sich bei zweien der grofsen Maler der Renaissancezeit merkwürdige Anklänge
an die Alexanderschlacht finden, bei Lionardo und Raffael. Lionardo da Vinci stand
der Antike selbständiger und unbefangener gegenüber als die meisten seiner Zeit-
genossen, und äufserte sich abfällig über die Maler, welche antike Motive unver-
ändert übernahmen, aber wenn ihm ein origineller Einfall Bewunderung abnöthigte,
so scheute er sich nicht, daraus für die eigene Arbeit Nutzen zu ziehen. In seinen
Rathschlägen für den Entwurf eines Schlachtenbildes sagt er u. A. (Buch v. d. Malerei,
übs. V. H. Ludwig, S. 144): »Du könntest ein Pferd leicht und ledig dahin laufen lassen,
mit im Winde flatternder Mähne; es rennt unter die Feinde und richtet mit seinen
Hufen viel Unheil an.« Wie er sich den geschilderten Moment dargestellt dachte, zeigt
eine flüchtige Skizze in der Windsor-Sammlung (abgeb. bei Richter, PI. LVII; danach
bei Müntz, L. da Vinci pag. 407); das Pferd ist von hinten gesehen und voll-
kommen identisch mit dem mittelsten der Alexanderschlacht. Auch in Lionardo's
Schlacht bei Anghiari mufs dieses Pferd irgendwie angebracht gewesen sein; es
findet sich nämlich auf der rasch hingeworfenen Zeichnung, welche Raffael nach
dem Carton anfertigte, doch aufserhalb der eigentlichen Darstellung (abgeb. Müntz
a. a. 0. pag. 406). Wenn Lionardo a. a. O. ferner empfiehlt, den Boden des Schlacht-
feldes mit allerhand Waffen, Schilden, zerbrochenen Degen u. s. w. bedeckt sein zu
Kemke, Zum Alexandermosaik von Pompei. n-i
lassen, so klingt das gleichfalls wie ein direkter Hinweis auf das Mosaik. Ver-
gleichen wir weiter die Figuren des Darius, des Wagenlenkers und der beiden
Perser rechts von ihnen mit Lionardo's berühmten Reitern aus der Schlacht bei
Anghiari, so fällt die Ähnlichkeit in ihrer Haltung auf, wenigstens der der Ober-
körper; erst erscheint eine ganz nach links übergebogene Figur, rechts davon eine
nach rechtsgewandte mit hoch ausholendem rechten Arm, dann ein den vorigen zuge-
kehrter Kopf im Profil, unterhalb dessen ein lebhaft in die Höhe geworfener Pferde-
kopf sichtbar wird, dahinter ein emporgestreckter Arm, endlich noch ein .nach links
gekehrter Reiter. Die kämpfenden Pferde sind seine eigenste Erfindung. Hingegen
ist die Gestalt des unter dem Pferde links knieenden Fufssoldaten unverkennbar
antiken Ursprungs — man betrachte auf dem Pompejaner Mosaik den sitzenden
Perser mit dem Schild und seinen hinter ihm vorbeikriechenden Gefährten; der
Gruppe der beiden am Boden Kämpfenden entspricht auf dem Mosaik der halb
emporgerichtete Perser ganz auf der rechten Seite, die untere Figur scheint neu
hinzucomponirt zu sein. — Auch unter den vielen, von einander sehr abweichenden
Entwürfen für das Denkmal der F. Sforza befindet sich einer \ auf dem die Figur
des siegreich einhersprengenden Feldherrn an den Alexander wenigstens erinnert;
in der rechten Hand hält er anstatt des Speeres den Commandostab; als Stütze
für das ansprengende Pferd ist ein in die Kniee gesunkener Feind gedacht, der den
Arm schützend über seinen Kopf hält.
Für Rafifael kommt besonders der Heliodor in Betracht. Der himmlische
Reiter und der vor ihm niedergestürzte Tempelräuber erscheinen wie eine Umdeutung
des Alexander und seines niedergeworfenen Gegners. Genau aber stimmt die Figur
hinter dem Heliodor überein mit dem Perser, der das Pferd hält. Nicht nur die
Haltung ist die gleiche, sondern auch der Gesichtsausdruck mit den weitaufgerissenen
Augen und dem zum Schreien geöffneten Mund. Noch in einem zweiten Werke
Raffaels, wo man dergleichen ohnehin am ersten vermuthen dürfte, tritt diese Über-
einstimmung deutlich hervor: in der Constantinschlacht. Für Constantin selbst freilich
kann trotz der Ähnlichkeit mit dem Alexander auch ein antikes Relief als Vorbild
gedient haben, aber aufserdem begegnen wir dem gestürzten, in der Brust ver-
wundeten Pferde, dessen Reiter zum Schlage gegen einen hinter ihm stehenden
Feind ausholt.
Alle diese Übereinstimmungen können zufällig sein. Wenn sich aber die
Existenz eines grofsen antiken Kunstwerkes, das die Alexanderschlacht darstellte,
für die Renaissancezeit aus der Überlieferung einmal feststellen lassen sollte, würde
man kein Bedenken tragen, alle die gemeinsamen Züge auf die Bekanntschaft mit
eben diesem Kunstwerk zurückzuführen.
J. Kemke.
3) Zeichnung in Windsor; abgeb. bei Richter, PI. LXVI und im Jahrb. d. k. preufs. Kunstslg.
Band i8 S. 129.
-^^,j,^j^ ^ ^';-^..:.^ \^M^ ^ A;.a.A^
DIE EIGENEN LEISTUNGEN DES PLINIUS FÜR
DIE GESCHICHTE DER KÜNSTLER.
Die Forscher, welche sich mit Quellenuntersuchungen zur Nat. Hist. be-
schäftigt haben, sind, so weit ich sehe, fast ausnahmslos darauf ausgegangen, die
Schriftsteller nachzuweisen, die Plinius benutzt habe. Sie betrachteten sein weit-
schichtiges Werk durchweg sozusagen als einen grofsen Trümmerhaufen, aus dem
die zusammen gehörigen Bruchstücke der Originalschriftsteller herauszusuchen, sehr
viel Scharfsinn und Arbeit verwandt wurde. Freilich blieb auch da immer noch ein
erheblicher Rest zurück, der dem PI. selbst zugeschrieben werden mufste, aber
niemand hielt es für wichtig genug, gerade diese Teile zu ordnen, in inneren Zu-
sammenhang unter einander zu bringen und diesen zu erklären. Und doch hätte
man es dem Verfasser eines so- grofs angelegten Werkes gegenüber, der in der
praef. 17 ausdrücklich erklärt, er habe zu den Auszügen aus 100 Hauptschrift-
stellern noch sehr vieles hinzugethan, was seine Vorgänger entweder nicht gewufst
hätten, oder was erst später erfunden sei, es wohl als eine Pflicht empfinden
müssen, zu untersuchen, was denn eigentlich als seine eigene Zuthat und als seine
besondere Leistung anzusehen sei. In meinen »Untersuchungen über die Zusammen-
setzung der Naturgesch. des PI., Berlin 1899« habe ich einen Weg nachzuweisen
gesucht, um diese Lücken auszufüllen, inzwischen auch auf einem anderen Wege
besondere Zuthaten des PI. in den Bb. 12, 13, 33 und 35 ' festgestellt. Auf
den folgenden Seiten soll eine ähnliche Quellenuntersuchung zu den kunstgeschicht-
Hchen Abschnitten der N. H. gegeben werden.
Schon L. Urlichs hat im Jahre 1854'' die Ansicht ausgesprochen, dem PI.
habe ein Verzeichnis der in Rom befindlichen Statuen vorgelegen, dann hat Brieger^
den gröfsten Teil der dahin gehörenden Stellen gesammelt, auch bereits die Ab-
fassung des Verzeichnisses in die Zeit des Vespasian gelegt, andere haben ihm
beigestimmt, endlich habe ich* die Ansicht geäufsert, PI. habe sie aus den cen-
sorischen Akten des Jahres 73 entnommen. Eine eingehende Begründung dieser
Ansicht, sodann ein Nachweis, wie das diesen Akten entnommene Verzeichnis be-
schaffen gewesen, und welche Bedeutung es für die von PI. gegebene Darstellung
der Kunstentwickelung gehabt hat, soll im Folgenden versucht werden. Es wird
1) »Die Wertangaben in der N. H. des Plinius« 3) Defontüius librorum XXXIII— XXXVI Nat. Hist.
im Hermes 35, 585—601. Greifsw. 1857 S. 49f., 70.
") Scopas in Attica, Greifswald S. 10 A. 2. ^) Untersuch. S. 83 ff.
Jahrliucli des archäoloirischen Instituts XVI. 8
76 Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
dadurch, wie ich glaube, ein gewisses Licht über die Arbeitsweise des PL in diesem
wichtigen Teile des N. H. geworfen werden.
PL hat etwa 50 griechische Bronzestatuen, 100 Marmorwerke und 32 Ge-.
mälde aufgezählt, die sich zu seiner Zeit an verschiedenen Orten Roms fanden.
Eine Zusammenstellung dieser Standorte* zeigt, dafs als solche nur Tempel und
öffentliche Orte genannt werden, niemals Privathäuser oder Villen, während es doch
in letzteren eine Unmasse von Statuen auch berühmter Meister gab. PL macht
selbst 35, 26 folgende Mitteilung über M. Agrippa: exstat eius oratio magnifica et
maximo civium digna de tabulis omnibus signisque publicandis, qiiod fieri satins fuisset,
quam in villarum exilia pelli. Wenn PL die im Privatbesitze befindlichen Kunst-
schätze gar nicht berücksichtigt^, so glaube ich den Grund darin finden zu dürfen,
dafs er in dem ihm vorliegenden offiziellen Verzeichnisse genug Stoff für seinen
Zweck zu haben glaubte. Es scheint mir geradezu undenkbar, dafs PL sich die
Mühe habe machen können, nachdem er aus den Werken griechischer und römischer
Schriftsteller eine grofse Anzahl von Kunstwerken (er nennt im ganzen etwa 350
Skulpturen und Erzwerke und 260 Gemälde) ausgezogen hatte, nun daran zu gehen,
nachzuforschen, welche von ihnen nach Rom gebracht seien, und an welchen Orten
sie dort steckten; klagt er selbst doch 36, 27 über die oßiciorum negotiorumque
acervi, die in Rom alle Welt und gewifs nicht zum wenigsten ihn selbst von der
Betrachtung der Kunstwerke fern hielten. Es wäre in der That eine endlose Mühe
gewesen , auf jene Suche zu gehen , und es wäre höchst auffallend , dafs PL dann
nicht auch die Sammlungen der Privathäuser und Villen besucht hätte.
Nun ist aber eine schriftstellerische Quelle, aus der PL all jene Notizen über
den Standort hätte entnehmen können, nicht nachweisbar, und manche der letzteren
beziehen sich auf die neueste Zeit und auf die des PL selbst; 34, 62 heifst es z. B.,
dafs Tiberius den apoxyomenos wieder an seinen alten Standort vor den Thermen
Agrippas aufgestellt habe, § 63 wird vom jetzigen Zustande eines Alexander des
Lysipp geredet, § 55 von den astragalizontes des Polyclit gemeldet: sunt in Tili
imperatoris atrio u. a. Besonders zahlreich finden sich ähnliche Nachrichten 36, 33 ff.
PL kann das nicht alles aus eigener Erinnerung wissen, die Fülle aller dieser gleich-
artigen Nachrichten kann m. E. kaum anders erklärt werden als daraus, dafs er sie
im wesentlichen einem Verzeichnis entlehnte, das die Werke mit ihren römischen
Standorten aufzählte und von PL in bequemer Weise zu seinen Zwecken benutzt
werden konnte.
5) Ich wiederhole sie aus meinen Unters. S. 84A.: Circum Maximum, des Pantheum, die porticus
Capitolium, Jupiter Tonans, Concordia, Rostra, Pompei und die p. Philippi, die opera Octaviae,
Curia, Divus Julius, Forum Augusti, Palatium, die porticus ad nationes, die monumenta Asinii
Domus Titi, Tempel des Apollo, Apollo Sosi- Pollionis, die opera Vespasiani, der Campus
anus, Augustus, Ceres, Diana, Felicitas, Fides, Martius, die Saepta und die horti Serviliani.
Fortuna huiusce diei, Honos et Virtus, Mars ß) Nur ein paar mal erwähnt er frühere Besitzer
Ultor, Pax, Venus Genetrix, die des Brutus solcher Skulpturen, die zu seiner Zeit in das
Callaecus und des Cn. Domitius in Circo Fla- Staatseigentum übergegangen waren,
minio, des Metellus, des Pompeius Magnus apud
Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler. »jn
Dafs dieses Verzeichnis vor dem Jahre 75 entstanden ist, meine ich aus
folgender Beobachtung schliefsen zu dürfen. Den gröfseren Abschnitt 33, 53 — 84,
in dem die insignes unter den Meistern im Erzgufs behandelt und im ganzen mehr
als 153 Werke aufgeführt werden, darunter 33 in Griechenland, 28 in Rom befind-
liche, 92, deren Standort nicht angegeben wird, schHefst PI. mit den Worten: atque
ex Omnibus quae rettuli clarissima quaeque iam sunt dicata a Vespasiano principe in
templo Pacis aliisque eius operibus, violentia Neronis in urbem convecta et in sellariis
domuus aureae disposita''.
Römische Standorte werden vorher eine ganze Reihe genannt, aber nicht
der Friedenstempel und nicht die sonstigen Bauten Vespasians; mit besonderem
Nachdrucke wird vielmehr erst hier eine ganze Klasse von Werken hervorgehoben,
die sich dort befanden, und mit den Worten iam sunt dicata wird gesagt, dafs sie
erst seit kurzem dort aufgestellt seien. Nun ist der Friedenstempel von Vespasian
erst im Jahre 75 nach seinem Triumph über Judäa erbaut worden ^ Wäre das
dem PI. vorliegende Statuenverzeichnis nach diesem Termine aufgesetzt worden, so
hätte es auch die Schätze des Friedenstempels enthalten, und man sähe keinen
Grund, weshalb PI. nicht die einzelnen Statuen mit diesem Standort verzeichnet
hätte. Nun sagt er aber vielmehr, sie hätten früher ihren Platz im goldenen Hause
Neros gehabt, giebt jedoch auch diesen Standort bei keinem einzelnen Kunstwerk
an. Im Verzeichnis werden sie ohne Zweifel mit diesem Beisatz angeführt gewesen
sein, PI. hat das aber nicht mitteilen wollen, weil Vespasian im Jahre 'jy, dem Ab-
fassungsjahre der N. H., die Bauten Neros bereits wieder abgebrochen und seinen
eigenen Palast eingerichtet hatte. Genau festzustellen, ob alle Statuen, die das
Verzeichnis als im goldenen Hause vorhanden aufzählte, in Vespasians Palast über-
führt seien, fehlte ihm die Mufse, er beschränkt sich daher auf die kurze Mitteilung
am Schlufs von § 84, indem er sich des ziemlich ungenauen Ausdrucks clarissima
quaeque bedient.
Nicht ganz so deutlich reden zwei Stellen in B. 36, die von Marmorwerken
handeln. Die Erwähnung der Venus eines unbekannten Meisters im Friedenstempel
nimmt § 27 eine von allen übrigen Werken abgesonderte Stellung ein, von der
weiter unten zu handeln ist, und § 37 f. nehmen die domus Titi imperatoris und die
Palatinae domus Caesarum, unter denen doch wohl die Paläste des Vespasian und
Titus gemeint sind, mit ihren Kunstwerken so ziemlich den letzten Platz in einer
bestimmten Reihe von Statuen ein, die nach ihren Standorten aufgeführt werden
(s. u.). Im vorhergehenden Texte wird dagegen nirgendwo ein Werk genannt, das
sich dort befinde.
Ist es nun höchst wahrscheinlich, dafs die dem PL vorliegende Liste eine
offizielle war, die nur opera sacra und publica, im Staatsbesitz befindliche Werke,
enthielt, und ist sie bereits vor dem Jahre 75 verfafst worden, so liegt es sehr nahe,
sie mit den censorischen Aufnahmen des Jahres 73 in Zusammenhang zu bringen.
'^) Nach Paus. 10, 7, i führte Nero allein 500 Erzbilder aus Delphi fort.
**) Becker, Topographie 437 fif.
78 Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
In der Kaiserzeit führten zwei curatores aedium sacrarwn et operuin loconim-
que publicorunt (tuendorwn) oder kürzer curatores operuin piiblicorum die Aufsicht
über die Tempel und die darin aufgestellten Weihgeschenke ^ während der Republik
hatte teils den Aedilen die procuratio aedium zugestanden'", teils aber auch den
Censoren das Recht und die Pflicht, Weihgeschenke aufzustellen oder zu entfernen '*.
Dafs es Inventarien über letztere gegeben habe, ist gewifs nicht zu bezweifeln, die
A. 9 angeführte Stelle fordert geradezu diese Annahme. Die grofse Zahl von An-
gaben des PL, welche auf ein solches Inventar zurückzugehen scheinen, läfst ver-
muten, dafs es bei aller Kürze der Einzelangaben sehr umfangreich gewesen ist,
und da liegt der Schlufs sehr nahe, dafs es den censorischen Aufnahmen des
Vespasian und Titus verdankt werde.
PI. hat die Akten dieser Censur wiederholt benutzt; er führt aus der damals
aufgemachten Bürgerliste 7, 162 ff. eine Anzahl Langlebiger an'^ aus 3, 66 f. erfahren
wir, dafs damals auch eine genaue Vermessung der Stadt Rom vorgenommen
wurde '^•, nach ihr wird die Länge sämtlicher Strafsen der Stadt, die Zahl ihrer
Thore, die Einteilung in 14 Regionen und 265 compita Larum mitgeteilt. Daran
wird sich die Inventarisierung sämtlicher im Staatsbesitz befindlicher Kunstwerke
angeschlossen haben. Was in den von PI. meines Erachtens daher entlehnten Nach-
richten enthalten ist, stimmt, soweit ich sehe, durchaus mit den Zeitverhältnissen
des Jahres 73 überein; denn auch gegen die aus der bisherigen Untersuchung sich
ergebende Annahme, dafs die neronischen Bauten des goldenen Hauses damals
noch standen, im Jahre ']'] aber wieder niedergelegt waren, ist, wie ich' meine,
nichts vorzubringen. Dafs PI. sich um das Jahr 73 in Rom befand, und zwar in
amtlicher Stellung und in unmittelbarer Nähe Vespasians, ist bekannt^*; wenn er
nicht vielleicht gar selbst an den Censusarbeiten beteiligt war, konnte er jedenfalls
leicht Einsicht in die aus ihnen erwachsenen Akten erlangen "^
Die Aufgabe der folgenden Untersuchung ist nun die, aus dem Text der
N. H. diejenigen Teile herauszuheben, welche sich auf dieses offizielle Verzeichnis,
das ich als das censorische bezeichne, zurückführen lassen, dessen Beschaffenheit
zu ermitteln und die sich zunächst daraus ergebenden Folgerungen zu ziehen. Wie
weit diese Aufstellungen, wenn sie Beifall finden, die bisherigen Annahmen über
die sonstigen Quellen des PI. in der Kunstgeschichte beeinflussen, mufs ich anderen
zu entscheiden überlassen, mein Augenmerk wird hauptsächlich darauf gerichtet
sein, zu zeigen, was PI. zu letzterer an neuem Stoff beigebracht, und wie er ihn zu
benutzen verstanden hat.
ä) Mommsen, Rom. Staatsr. 2 2, 1006. Ebd. 433 '^^ Weitere Nachrichten über diese Censur s. 19,
A. 6 vermutet er, Agricola sei in dieser Eigen- 56; 29, 18; Censor. d. die nat. 18. Suet.
Schaft von Galba beauftragt worden ad dona Vesp. 8; Tit. 6; C. J. L. VI, 1232.
templorum recognoscenda (Tac. Agr, 6). S. auch ") Plin. ep. 3, 5, 9; s. meine Unters. 13.
Hirschfeld, Rom, Verwalt. 154— 161. 1^) Auch die auffallend häufige Erwähnung früherer
JO) Mommsen, ebd. 496. Censuren und ihrer Bestimmungen bei PL
1') Ebd. 436 f. (s. Silligs Index, vol. VII, 206) mag sich daraus
") Dieselbe Liste lag Phlegon de macrob. vor. erklären.
Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
79
Das censorische Verzeichnis ist von PI. vorzugsweise bei der Abfassung
einer Reihe in sich abgeschlossener, auf die bildenden Künste bezüglicher Ab-
schnitte in bedeutendem Umfange herangezogen. Zu den jene Abschnitte betreffen-
den Lemmata in den Indices hat PI. meistens Zahlenangaben hinzugefügt, was er,
wie ich in meinen Untersuchungen nachgewiesen zu haben meine, zu dem Ende
thut, um auf seine besonderen Verdienste um diese Abschnitte aufmerksam zu
machen'^. Die hier in Betracht kommenden sind klar disponiert, und ihre Haupt-
bestandteile lassen sich ziemlich deutlich von einander scheiden. Derjenige, in
welchem die Benutzung des censorischen Verzeichnisses am unverkennbarsten
hervortritt, ist der von den Marmorstatuen in B. 36 s. 4 § 9 — 43.
Er ist im Vergleich mit dem über die Erzgiefserei, B. 34, 49 — 93, recht
stiefmütterlich behandelt. Im Index heifst es von ihm: qtii primi laudati in mar-
more sculpendo et quibus temp07'ib2is. de Matisoleo Cariae. nobilitates operum et arti-
ficum in marmore CCXXV. Mit Namen erwähnt werden 58 Bildhauer und 160 — 170
Werke; genau läfst sich deren Zahl nicht feststellen, da mehrfach nicht erkennbar
ist, wie PI. Gruppen mit mehreren Figuren zählt, und ob Gruppen oder mehrere
Einzelfiguren gemeint sind. Die römischen Leser, für die PI. schrieb, werden
darüber bei den in Rom vorhandenen Werken keinen Zweifel gehabt haben. Jeden-
falls ist kein Grund für uns vorhanden, die Zahl im Index anzuzweifeln.
Dem Index entsprechend wird zunächst § 9 f. von den noch zur Zeit der
medischen Herrschaft auf Greta lebenden Künstlern Dipoenus und Scyllis gehandelt,
die marmore sculpendo primi omnium inclaruerunt , danach § 11 — 13 von Melas aus
Chios und seinen Nachkommen. Er selbst, sein Sohn Micciades und sein Enkel
Archermus werden um ihres Alters wegen genannt, die Urenkel Bupalus und Athenis,
die um die 60. OL, also schon zur Zeit des Perserkönigs Cyrus, lebten, werden als
vel clarissimi in ea scientia bezeichnet. Von ihnen werden auch § 13 Werke in
Rom angeführt: Romae eorum signa sunt in Palaiina aede Apollinis in fastigio et
Omnibus fere quae fecit divus Augustus. Sodann wird § 14 wieder zum Dipoenus
zurückgegriffen, dessen Werke an verschiedenen Orten Griechenlands genannt
werden, und von all diesen Künstlern dann unter Berufung auf Varro gesagt: omnes
autem candido tanttim marmore usi sunt e Paro insula u. s. w. Damit scheint ein in
sich wohl zusammenhängender Abschnitt zu schliefsen, den der Index mit den
Worten qui primi laudati in marmore sculpendo et quibus temporibus bezeichnet. Ich
sehe keinen zwingenden Grund, ihn in Stücke zu zerreifsen und diese verschiedenen
Urhebern zuzuweisen ^^ Nur die aus § 13 angeführten Worte machen wohl eine
Ausnahme; zwar können auch sie von Varro herstammen, doch sind sie so lose in
den Text eingeschoben, dafs sie bei ihrer grofsen Ähnlichkeit mit den sonstigen
Angaben aus dem censorischen Verzeichnis ebenso gut diesem zugewiesen werden
können. Das ist aber bei weitem wahrscheinlicher; denn Varro starb im Jahre 727,
'*') Diese Ansicht hat den Beifall der Recensenten holländischen »Museum« 1900 S. 72 hält sie für
meines Buches gefunden, nur Boissevain im äufserst problematisch.
^'') Vgl. Münzer im Rh. Mus. 30, $2/^L Kalkmann, Quellen der Kunstgesch. des PI. 128 f.
gO Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
der Apollotempel wurde zwar bereits um 718 begonnen, doch erst 726 dediciert^*,
zudem aber mufs man unter den omnibiis fere quae fecit divus Augiistus doch sicher
auch manche seiner späteren Bauten verstehen. PL wird also im censorischen Ver-
zeichnis verschiedene Werke des Bupalus und Athenis mit ihren Standorten aufge-
führt gefunden haben, die er hier kurz zusammenfafst.
Mit § 15 beginnt ein neuer Abschnitt, der die bedeutendsten, dem PI. be-
kannten Marmorbildner von Phidias an aufzählt. Ihre Anordnung ist aber sehr
mangelhaft, sie verstöfst wiederholt stark gegen die Chronologie. Auf Phidias § 15
und Alcamenes § 16 aus Ol. 83, die schon unter den Erzgiefsern in B. 34 vorkommen,
sowie den dort nicht genannten Schüler des Phidias, Agoracritus, § 17 folgt § 20
Praxiteles aus Ol. 104, § 24 Cephisodotus aus Ol. 121. Mit § 25 springt PI. zum
Scopas aus Ol. 90, der freilich schon § 22 mit Bryaxis, aber beide nur beiläufig,
erwähnt war, zurück. Ausführlich wird § 30 f. von seiner Thätigkeit am Mausoleum
zu Halicarnafs berichtet, an dem zugleich Bryaxis, Timotheus und der in B. 34, 50
in der Namensform Leuchares unter der 102. Ol. angeführte Leochares, sowie Pythis
mitarbeiteten. Der Index giebt dazu das Lemma: de Mausoleo Cariae, Von hier an
geht die zeitliche Folge immer mehr verloren, doch erscheint § 35 Polycles, der
34, 52 in die 156. Ol. gesetzt wird, §41 Arcesilaus aus der Zeit des L. LucuUus.
Das Zeitalter der meisten sonst hier genannten Künstler läfst sich wenigstens aus
der N. H. nicht näher bestimmen.
Aber PL hat in diesem ganzen Abschnitt auch schon längst kein Gewicht
mehr auf die Zeitfolge gelegt", wie sich denn überhaupt kein innerer Grund zu
seiner Anordnung der Kunstwerke erkennen läfst, wie etwa nach der Darstellung
von Göttern, Heroen, Menschen, Tieren. Vielmehr hat die Berücksichtigung ihres
Standortes in Rom immer mehr den Ausschlag gegeben. Von Phidias heifst es
§ 15: et ipsum Phidiam tradunt scalpsisse marmora, Vener emque eius esse Romae
in Octaviae operibus exim,iae pulchritudinis. Zwar scheint der ganze Satz durch
tradunt als ein Citat eingeführt zu werden, aber vielleicht ist die den sonst anzu-
führenden so ähnliche Notiz über den Standort doch aus dem censorischen Ver-
zeichnis entnommen und nur aus Bequemlichkeit an die aus schriftstellerischer
Quelle entlehnte des vorderen Satzteiles angeschlossen. Woher er die Nachrichten
von den römischen Bildwerken habe, deutet PL nirgendwo auch nur mit einem
Worte an, er giebt sie einfach als Thatsachen, seine Leser bedurften keiner weiteren
Versicherung ihrer Wahrhaftigkeit.
Mit Praxiteles beginnen diese Nachrichten immer zahlreicher zu werden;
nach § 22 ist ein Cupido von ihm: nunc in Octaviae scholis positus'^'^, und dann
heifst es § 23: Romae Praxitelis opera sunt Flora, Triptolemus ^ Ceres in hortis
Servilianis , Boni Eventuus et Bonae Fortunae simulacra in Capitolio, item Maenades
1^) Becker, Topogr. 425 f. er für Phidias § 15 die dort gegebene Bestimmung
'^) Zweimal , bei Praxiteles § 20 und bei Myron wiederholt.
§ 32, bezieht er sich auf die chronologische ^o^ PI. bezieht ihn fälschlich auf den von Cic.
Tabelle der Erzgiefser in B. 34, 49f., während Verr. 4, 2, 4 erwähnten thespischen, dessen ganz
Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler. gj
et qiias Thyiadas vocant et Caryatidas, et Sileni in Pollionis Asini monimeniis^^ et
Apollo et Neptunus. Mit ganz derselben Wendung lautet § 24 von Cephisodotus:
Romae eius opera sunt Latona in Palati deliibro, Venus in Pollionis Asini ntonumentis
et intra Ociaviae porticus in Innonis aede Aescnlapiiis ac Diana. Weiter schuf
Scopas nach § 25: Apollinem Palatinum, Vestam sedentem laudatani in Servilianis
hortis duosqiie lanipteras circa eam, quoriim pares ifi Asini monimentis sunt, übt et
canephoros eiusdem. 26. sed in maxinia dignatione delubro Cn. Domitii in circo
Flaminio Neptunus ipse et Thetis atque Achilles, Nereides supra delphinos et cete aut
hippocanipos sedentes, item Tritones chorusque Phorci et pistrices ac multa alia marina,
omnia eiusdem manu, praeclariim opus, etiam si totius vitae fuisset, nunc vero praeter
supra dicta- quaeque nescimus Mars etiamnum est sedens colossieus eiusdem
tnanu in tetnplo Bruti Callaeci apud circum, eundem, praeter ea Venus in eodem loco
nuda Praxiteliam illam^^ antecedens et quemcumque alium locum nobilitatura. Neben
all diesen in Rom befindlichen Werken nennt PI. von Cephisodotus nur eins in
Pergamum und von Scopas eine Gruppe in Samothrace, scheint jedoch mit den
Worten quae nescimus auf andere ihm unbekannt gebliebene, also doch wohl in
Griechenland vorhandene Werke hinzudeuten.
Der lange mitgeteilte Abschnitt aus § 25 f. giebt bereits ein ziemlich deut-
liches Bild von der Einrichtung des hier benutzten censorischen Verzeichnisses.
Für PI. wird es von da an die Hauptquelle seiner Mitteilungen. Indes findet er
bei einem weiteren Umblick in demselben, dafs es über die Urheber einer Reihe
von Skulpturen im Zweifel ist, und so unterbricht er seinen Auszug mit folgenden,
schon oben (S. yS) berührten Worten § 27: Romae quideni multitudo operum, etiam
obliteratio ac magis ofßciorum negotiorumque acervi omnis a contemplatione tarnen ab-
ductmty quoniam otiosormn et in magno loci silentio talis admiratio est. Dafs der
vielbeschäftigte und fleifsige PL, der mit jeder Minute geizte, hier seine eigene
Empfindung ausspricht, zeigen die Worte, mit denen er praef. 18 von seiner Arbeit
an der N. H. redet: nee dubitamus multa esse, quae et nos praeterierint. homines enim
sumus et occupati officiis, suhsicivisque temporibus isla curamus, id est nocturnis. An
der obigen Stelle fährt er fort: qua de causa ignoratur artifex eius quoque Veneris,
quam Vespasianus Imperator in operibus Pacis suae dicavit antiquorum. dignam fama.
Dafs diese Worte nicht aus dem censorischen Verzeichnis entlehnt sind, folgt aus
dem S. "]"] Gesagten. Zudem hat PI. sich mit der Notiz an dieser Stelle übereilt,
sie hätte ihren Platz am Ende von § 29 finden müssen, der Werke unbekannter
Künstler in Rom aufzählt, während § 28 im Verfolg der Besprechung von Praxiteles
in § 20 — 23 und von Scopas in § 25 f. diejenigen in Rom befindlichen Werke auf-
gezählt werden, die zwischen diesen beiden streitig sind.
Die hier folgenden Worte sind ohne Zweifel ihrem Hauptinhalt nach wieder
aus dem censorischen Verzeichnis entlehnt. § 28: Par haesitatio est in temi>lo
andere Schicksale Paus. 9, 7, 3 und Dio Cass. *') PoUio hatte dem "Staate seine Bibliothek mit
66, 24 angeben. ihren Kunstschätzen vermacht (35, 10).
2!i) £)ie g 20 erwähnte cnidische.
32 Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
Apollinis Sosiani, Niobae liberos morientes Scopas an Praxiteles fecerit, item lanus
pater in suo templo dicatns ab Äugiisto ex Aegypto advectus uiriiis manu sit, iam
quidem et aiiro occultatus^"^. siniiliter in curia Octaviae quaeritur de Cupidine fubnen
tenente. id demum adfirmatur, Alcibiadem esse principem forma in ea aetate. Daran
schliefsen sich denn § 29 die Werke unbekannter Künstler, zu denen der Übergang
ungezwungen durch den Standort gefunden wird: Multa in eadcm schola sine aucto-
ribus placent, Satyr i quattuor, ex quibus unus Liberum patrem palla velatum umeris
praefert, alter Liberam similiter, tertius ploratum infantis cohibet, quartus cratere
alterius sitim sedat, duaeque Aurae velificantes sua veste nee minor qiiaestio est in
Saeptis Olymptim et Pana, Chironem cum Achille qui fecerint, praesertim cum capitali
satisdatione fama iudicet dignos"^*. Auch das alles schliefst sich eng an das cen-
sorische Verzeichnis an, seinem Inhalte nach hätte es jedoch vielmehr ganz an das
Ende des Abschnittes von der Marmorbildnerei gestellt werden müssen; denn PI.
fängt jetzt nochmals eine Reihe bekannter Künstler zu besprechen an.
Jene Auszüge werden nämlich § 30 f. wieder durch den Abschnitt de Mau-
soleo Cariae unterbrochen, der jedoch Gelegenheit giebt, ein römisches Werk eines
Mitarbeiters an demselben anzuführen: § 32. Timothei manu Diana Romae est in
Palatio Apollinis delubro, cui signo caput reposuit Avianius Evandcr"^^. Dafs diese
Notiz in den Zusammenhang eingeschoben ist, ergiebt sich daraus, dafs unmittelbar
darauf Werke von Künstlern, die PL sonst nicht wieder nennt, in Ephesus und
Athen, schliefslich eins des Myron in Smyrna genannt wird, die sich in seiner
Quelle ohne Zweifel an das Denkmal des benachbarten Halikarnafs anschlössen.
Eigentümlich ist die Art, wie PL dann wieder zu den Angaben des cen-
sorischen Verzeichnisses zurückkehrt; in § 23 — 25 hatte er mehrere Werke der
berühmtesten Meister genannt, die sich in den monumenta Asinii Pollionis befanden,
jetzt hält er eine Nachlese aus dieser Sammlung. Sie war aber so bedeutend, dafs
PL es für seine Pflicht hielt, einige ehrende Worte über den Sammler vorauszu-
schicken. Freilich sind seine Worte nur dürftig. § 33: Pollio Asinius, ut fuit acris
vehementiae, sie qtwque spectari monumenta sua voluit, und wunderlich ist es, seine
hier ganz unwesentliche vehementia und seine Kunstliebhaberei in der Form eines
Vergleiches zusammenzustellen". Ebenso unbedacht ist auch die Reihenfolge der
Kunstwerke: in his sunt Cetitauri Nymphas gereutes Arcesilae, Thespiades Cleomenis,
Oceanus et Jupiter Antiochi, Appiades Stephani, Hermerotes Taurisci, 7ion caelatoris
illius sed Tralliani, Jupiter JJospitalis Papyli Praxitelis discipuli (§ 34), Zethus et
Amphion ac Dirce et taurus vinculumque ex eodem lapide, a Rhodo advecta opera
23) Die Stelle wird durch 34,63 erklärt, wo es von s. Bergk, Ztsch. f. Altw. 1847, 171; Brunn,
einer Alexanderstatue Lysipps heifst: inaurari Gr. Künstler l, 547.
iussit Nero princeps dekctatus admodum illa. 26) Yq^ seiner Kunstliebhaberei war schon 7, 115
24) d. h. die allgemeine Meinung lautete dahin, die und 35, 10 die Rede, die acris vehementia scheint
Statuen seien so kostbar, dafs der für ihre Er- PI. den Worten der praef. 31 entlehnt zu haben:
haltung verantwortliche Aufseher dafür mit dem fiec Plancus inlepide, cum dicereiur Asinius Pollio
Kopfe hafte; vgl. 34, 38. orationes in eum parare, quae ab ipso aut liberis
■■^5) Er gehörte dem Anfang der Kaiserzeit an ; post mortem Planci ederentur, ne respondere posset:
Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler. 83
ApoUoni et Taurisci. Durch PL selbst erfahren wir nirgendwo Näheres über diese
Künstler, auch aus anderen Quellen nur Weniges, sie gehören, wie es scheint, meist
der letzten Zeit der Republik an, doch nimmt sich unter ihnen der beträchtlich
ältere Papylus eigentümlich aus. Da auch sonst kein Prinzip der Anordnung er-
kennbar ist, wird man wohl den Schlufs ziehen dürfen, dafs PI. die im censorischen
Verzeichnis gegebene Reihenfolge einfach abgeschrieben hat, und dafs dasselbe
die Statuen wohl in der Reihe anführte, wie sie örtlich neben einander standen.
Es folgt ein kurzes Einschiebsel über die Abkunft der beiden zuletzt ge-
nannten Künstler, von dem später in gröfserem Zusammenhange zu handeln ist, und
dann fährt PI. wieder mit seinem Auszuge aus dem censorischen Verzeichnisse fort:
Eodein loco Liber pater Eutychidis laudatur, ad Octaviae vero porticum Apollo Phi-
lisci Rhodi in delubro siw, item Latona et Diana et Musae novem et alter Apollo
nndus. (§35) euni, qui citharam in eodem templo tenet, Timarchides fecit, intra
Octaviae vero porticus aedein lunonis ipsam. deam Dionysitis et Polycles aliam, Veneretn
eodem loco Philiscus, cetera signa Praxiteles , idem Polycles et Dionysins Timarchidis
filii lovem qui est in proxima aede fecere, Pana et Olympum luctantes eodem loco
Heliodorus, quod est alterum (vgl. § 24) in terris symplegma nobile^ Venerem lavantem
sese Daedalus, aliam stantem Polycharmus. (§ 36) ex honore apparet in magna aiic-
toritate habitinn Lysiae opus, quod in Palatio super arcum divus Augustus honori
Octavi patris sui dicavit in aedicula columnis adornata, id est quadriga currusque et
Apollo ac Diana ex uno lapide. in hortis Servilianis reperio laudatos Calamidis Apolli-
nem illius caelatoris (s. 33, 155), Dercyllidis pyctas, Amphistrati Callisthenen historiarum
scriptorem. Auch hier fehlen alle chronologischen Angaben, doch wird Polycles
34, 52 in die 156. Ol. gesetzt, Heliodor 34, 91, Dädalus 34, ']6 bereits genannt, was
PI. selbst nicht bemerkt zu haben scheint, während er bei Heliodor und Calamis
auf frühere Stellen verweist. Das alles läfst wieder erkennen, dafs er auch hier
das Verzeichnis mechanisch abschrieb. Dasselbe ergiebt sich aus der Erwähnung
des Timarchides und seiner Söhne in § 35. Zuerst wird von allen dreien je ein
Werk angeführt, das des Vaters hatte einen anderen Standort als das der Söhne,
kurz danach wird dann an einem dritten Orte ein Gesamtwerk der Söhne genannt,
und erst bei dieser Gelegenheit das Verwandtschaftsverhältnis angegeben, höchst-
wahrscheinlich, weil eine Inschrift des letzteren Werkes diese Aufklärung gab. An eine
Berücksichtigung der Zeitfolge denkt also PI. in diesem ganzen Abschnitte gar nicht.
Wenn er daher § 37 beim Übergang zur Laocoongruppe fortfährt: Nee
deinde multo plurium fama est, quorundam claritati in operibus eximiis obstante
UMHero artificum, so kann deinde hier nicht die zeitliche Folge angeben, sondern
nur so viel wie »weiter« bedeuten; PI. will sagen, es giebt aufser den bereits ge-
nannten nicht viele Künstler mehr, von denen man redet ^^ Dafs die in § 37 f.
cum viortuis non nisi larvas luctari. Sonst gethan (Unters. 86 A.) mit Urlichs (Chrestom.
enthält die N. H. keine Angaben über Pollio. S. XVII) in unserer Stelle den Beweis eines
2^) Im selben Sinne wurde fama § 29 gebraucht, selbständigen und wohl erwogenen Urteils des
es bedeutet das Stadtgerede; ich habe Unrecht PI, zu sehen.
Sa Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
gegebenen Nachrichten über die Skulpturen in den Palästen des Vespasian und
Titus nicht aus dem censorischen Verzeichnis entlehnt sind, ist schon oben (S. yy)
nachgewiesen, doch ist es wohl denkbar, dafs die Laocoongruppe, wie so viele
andere später dort aufgestellte Werke, sich früher im goldenen Hause des Nero
befunden hatte.
PI. nimmt die Mitteilungen aus dem censorischen Verzeichnis nochmals
wieder auf mit den Worten § 38: Agrippae Pantheiini decoravit Diogenes Ätheniensis,
in columnis templi eins Caryatides probantur inter pauca operum, sicut in fastigio
posita signa, sed propter altitudinem loci minus celebrata. Der Zusammenhang im
Texte wie die Form der Anführung macht es sehr wahrscheinlich, dafs dann auch
die § 39 gegebene Nachricht: Inhonoj'us est nee in templo ullo Hercules, ad quefn
Poeni Omnibus annis humana sacrificaverant victima, humi st ans ante aditum porticus
ad nationes sich ebenfalls an das censorische Verzeichnis anlehnt. Die weiteren
Mitteilungen bis zum Schlufs von §43 sind anderen Quellen entnommen, §41 wird
Varro citiert.
Hiermit habe ich alle Stellen von B. 36 aufgezählt, die m. E. mit grofser
Wahrscheinlichkeit dem censorischen Verzeichnis des Jahres 73 entlehnt sind. Wie
sie sich schon im Texte der N. H. zum gröfsten Teil in geschlossenen Reihen zu-
sammenfinden, geben sie ein deutliches Bild von der Einrichtung des Verzeichnisses,
das aus den Bruchstücken in den übrigen Büchern nur ergänzt, nicht verändert
wird. Zunächst ist es klar, dafs die Marmorwerke von den Erzgüssen unterschieden
wurden, und zwar wahrscheinlich nicht so, dafs sie verschiedene Abteilungen des
Verzeichnisses bildeten, sondern durch Beisätze (etwa marmoreus und aeneus) be-
zeichnet wurden. Dafs die Kunstwerke nach ihren Standorten geordnet waren, er-
giebt sich schon aus den Anführungen in § 33 — 36. Dafs die Standorte selbst in
der Reihenfolge der 14 städtischen Regionen aufgeführt waren, ist an sich wahr-
scheinlich, zumal da in dem Bericht in B. 3, 66 über den Census des Jahres 73 auf
diese Einteilung ein besonderes Gewicht gelegt wird. Dafs die an einem und dem-
selben Standort aufgeführten Kunstwerke nicht chronologisch, nicht alphabetisch,
nicht sonstwie sachlich geordnet waren, beweisen dieselben §§ 33 — 36; sie werden
also wohl, wie sie neben einander standen, aufgezählt sein. Dazu stimmt es auch,
wenn § 13 der Standort in fastigio des palatinischen Apollotempels, § 38 im Pan-
theon die Caryatiden in columnis templi und signa in fastigio posita erwähnt werden.
Die Bezeichnung der einzelnen Kunstwerke ist möglichst kurz, vorauf geht die Be-
zeichnung der Sache mit dem Namen und, wenn es zur Unterscheidung von anderen
nötig ist, mit Attributen oder mit hergebrachten griechischen Ausdrücken (Thespiades,
Appiades, Hermerotes, pyctae u. a.), darauf folgt der Name des oder der Künstler, in
streitigen Fällen der verschiedenen, die als Urheber genannt werden. Bezeichnend
ist es, dafs die Namen der Gottheiten durchaus in lateinischer Form gegeben werden,
Flora, Venus, Cupido, Jupiter Hospitalis (= Zsu? $£vto?), Vesta, Aurae, Bonus Eventus
(= 'AyaOo? Aott'txouv), Bona Fortuna (= 'AyaOT] Tu/r^). Beide zuletzt genannten Namen
werden § 23 von Werken des Praxiteles gebraucht. Griechische Ausdrücke kommen
Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler. 3^
nur ein paar mal vor für Dinge, die nicht durch entsprechende lateinische kurz
wiedergegeben werden konnten, oder die in der griechischen Kunstgeschichte sozu-
sagen technisch geworden und nach Rom mit hinüber gewandert waren; so § 23
Maenades et quas Thyiadas vocant et Caryatidas, 25 lanipteres oder campteres und
canephoros, 26 cete und hippocampi, 35 symplegma von Ringern.
Hier und da finden sich in den Auszügen aus der Liste noch Zugaben, die
einer kurzen Erklärung bedürfen. Es ist unwahrscheinlich, dafs zu dem Namen des
sonst völlig unbekannten Papylus § 33 in dem Verzeichnis hinzugesetzt war Praxi-
telis discipuli; auch sieht man nicht recht ein, wie PL dazu hätte kommen können,
diese vereinzelte Nachricht aus einer litterarischen Quelle zu entnehmen und hier
einzufügen. Dagegen liegt die Vermutung nahe, dafs er sie in der Künstlerinschrift
der Statue gefunden und bei dem Mangel ähnlicher Nachrichten in seinen Quellen
der Mitteilung wert erachtet habe. Gleichen Ursprungs wird dann auch der kurz
vorher gegebene Zusatz zum Namen des Tauriscus (non caelatoris illius, mit Rück-
blick auf 33, 156, sed) Tralliani sein. Ferner erklärt sich so § 35 der Zusatz zu
den Namen des Polycles und Dionysius Timarchidis filii und vielleicht auch der
längere § 34 zu denen des Apollonius und Tauriscus: parentum hi certamen de se
fecere, Menecraten videri professi, sed esse naturalem Artemidorum. An der erhaltenen
Gruppe des farnesischen Stiers, an die sich diese Notiz anschliefst, finden wir freiHch
die Inschrift nicht, aber sie hat auf der Basis stehen können, und daher wäre
dann auch wohl die Nachricht a Rhodo advecta opera entnommen, oder aber PL
hat sie von einem anderen Werke der Künstler entlehnt; eine Entscheidung darüber
ist nicht möglich.
Dafür jedoch, dafs PL auch sonst derartige Inschriften der Kunstwerke oder
ihrer Basen abgeschrieben oder benutzt hat^*, werden wir aus anderen Büchern der
N. H, später weitere Beweise beibringen, das unsere liefert dafür vielleicht noch den
folgenden. Von der Diana des Timotheus heifst es § 32: cui signo caput reposiiit
Avianius Evander. Dieser kahle Zusatz ohne jede weitere Angabe über den von
PL sonst nicht genannten, uns aber aus anderer Überlieferung bei Cicero und Horaz
bekannten ^' Künstler erklärt sich wohl am besten aus einer kurzen Angabe der Basis-
inschrift. Ohne Zweifel ist ebenso § 28 lanus pater in suo templo dicatus ab Augusto
ex Aegypto advectus zu erklären; die weiter hinzugefügten Worte iam quidem et auro
occultatus lassen erkennen, dafs PL selbst die Statue genauer in Augenschein nahm.
Beachtenswert ist es aber, dafs er von dem künstlerischen Werte dieser
Statuen kein Wort sagte; dafür hatte er kein Auge. Einige Bemerkungen, die er
offenbar aus eigener Anschauung in die Auszüge aus dem censorischen Verzeichnis
einflicht, zeigen deutlich, was auf ihn den tiefsten Eindrück machte. Von der
Gruppe des farnesischen Stiers bemerkt er § 34, sie sei ganz (er nennt sogar den
Strick zum Fesseln der Dirce mit) ex eodeni lapide, und ebenso wird § 36 eine
2*) Münzer hat Quellenkritik 399 A. Stellen ge- verwertete ; sie lassen sich unschwer vermehren,
sammelt, an denen PI. Urkunden und Inschriften wohl schon durch die oben angeführten.
29) Brunn, Gr. Künstler i, 547.
86 Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
quadriga currusque et Apollo ac Diana ex uno lapide bewundert, wie denn auch § 37
dasselbe an der Laocoongruppe, § 41 an einer des Arcesilaus hervorgehoben wird.
Danach wird man das Kunsturteil des PL nur sehr gering anschlagen dürfen. Mehr-
fach wird zu einzelnen Werken kurz hinzugefügt laudatur, so §§ 25, 34, 36, probatur
§ 38, placet § 29, der Grund dafür wird aber nicht angegeben. Man wird diese
Bemerkungen wohl dem PI. selbst zuschreiben müssen, der damit nur in das all-
gemeine Urteil des grofsstädtischen Publikums einstimmt. Denselben Ursprung
werden Zusätze haben wie § 16 eximiae pulchritudinis zur Venus des Phidias, § 26
Praxiteliani illain antecedens et quemcumque alium locum nobilitatura zu der des
Scopas und kurz vorher zu dessen Gruppe des Neptun und der Meeresgottheiten
praeclarum opus, etiani si totius vitae fuisset; eine kunstverständige Begründung des
Urteils fehlt auch hier immer. Wenn es von letzterem Werke heifst, in maxima
dignatione est, so ist damit sicherlich nur das allgemeine Gerede wiedergegeben,
das, wie wir schon bemerkten, auch § 29 bei einem anonymen Werk As fama be-
zeichnet wird. Auch § 28 deutet PI. auf das Gerede hin, das sich über einen Blitze
schleudernden Cupido unbekannten Meisters verbreitete und schliefslich (id demiini
adßrmatur) zu keinem weiteren Resultate führte, als dafs Alcibiades unter dieser
Maske dargestellt sei. Auf dieselbe Quelle des Urteils weisen die zu den Statuen
auf dem Giebel des Pantheon § 38 hinzugesetzten Worte: propter altitudinem loci
minus celebrata hin.
Besonders gehoben wird aber in den Augen des PI. ein Werk, das vor den
Augen der Kaiser Gnade fand. Dieser Umstand hat wohl nicht allein in der bereits
angeführten Stelle 34, 84 seine Worte mit beeinflufst, dafs Vespasian clarissima
quaeque der Erzbildwerke im Friedenstempel aufgestellt habe, und 36, 37, dafs der
Laocoon im Hause des Titus ein opus omnibus picturae et statuariae artis prae-
ferendtim sei, sondern ihn auch § 36 Folgendes schreiben lassen: Ex honore apparet
in magna auctoritate habitum Lysiae opus, quod in Palatio super arcum divus Au-
gustus honori Octavi patris sui dicavit in aedicula columnis ornata, id est quadriga
u. s. w. Ohne Zweifel hat er auch diese Worte aus eigener Anschauung und aus
der Inschrift des Bogens entnommen. Nach der entgegengesetzten Seite hin ist
dagegen der punische Hercules § 39 inhonorus, der in keinem Tempel, sondern zur
ebenen Erde vor der porticus ad nationes steht. Was hinzugefügt wird, ad quem
Poeni omnibus annis humana sacrificaverant victima, kann PL sehr wohl aus dem
Stadtgerede haben; das Plusquamperf. (welches B bietet, die übrigen Hdsch. sacri-
ficaverunf) wird mit Rücksicht auf die Zeit, wo die Statue nach Rom überführt
wurde, zu erklären sein.
Hiermit glaube ich nachgewiesen zu haben, dafs kein einziger der Zusätze,
die PL zu den aus dem censorischen Verzeichnis gemachten Auszügen hinzu-
gethan hat, einer schriftstellerischen Quelle entstammen mufs, sondern dafs alle
von ihm selbst wahrscheinlich aus eigener Erfahrung, oder aus den Inschriften
der Statuen und ihrer Basen oder aus dem Gerede des römischen Publikums hinzu-
gefügt sind.
Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius fUr die Gescliichte der Künstler. 8?
Nach alle dem hat PL es sich bei der Behandlung der Marmorskulpturen
recht leicht gemacht; das censorische Verzeichnis war seine Hauptquelle, rund icx)
in ihm verzeichnete Kunstwerke hat er in das 36. Buch aufgenommen, sie machen
fast zwei Drittel aller darin erwähnten aus. Es ist das eine gewichtige Bestätigung
der von mir verfochtenen Ansicht, dafs PI. zu den lemmata der Indices eben dann
Zahlenangaben mache, wenn er andeuten wolle, dafs er im entsprechenden Abschnitt
des Textes besonders viel Neues und Eigenes beigebracht habe. Vom Texte der
§§ 9 — 43 nehmen jene Angaben reichlich den dritten Teil ein.
Daraus ergeben sich, wie ich meine, weitere Folgerungen, zunächst die,
dafs dem PI. für die Behandlung der Marmorbildnerei nur geringer Stoff aus schrift-
stellerischen Quellen zur Hand war. Dafs dieser chronologisch wenig geordnet war,
ergab sich schon aus der Übersicht des Textes (s. S. 80); bei genauerer Betrachtung
scheint er mir in eine Reihe kleinerer, wohl erst von PL, und mit wenig Geschick
zusammengestellter Abschnitte (§§ 9 — 14, 15 — 25 coluntur, 30 — 32, 39 sitae fiiere
— 43 mit Ausschlufs der Einschübe aus dem censorischen Verzeichnis) zu zerfallen.
Nur 28 Bildhauer werden in diesen Abschnitten genannt, von manchen hat PI. in
seinen Auszügen aus Schriftstellern wohl nur den Namen und die Werke, nicht aber
ihre Zeit angegeben. Bei der weit gröfseren Fülle von Nachrichten, die er über die
Erzgiefser giebt, mufs man sich füglich wundern, dafs er von jenen nicht mehr weifs,
können doch die griechischen Quellenschriftsteller über die bildenden Künste, die
seinem Werke zu Grunde liegen, unmöglich die Marmorbildnerei, die von ganz
denselben berühmten Künstlern neben dem Erzgufs gepflegt wurde, systematisch ver-
nachlässigt haben. Man wird also wohl nicht umhin können, anzunehmen, dafs die
Auszüge, nach denen PL arbeitete, in dieser Beziehung recht nachlässig angelegt
waren. Dazu aber kommt, dafs ihm das censorische Verzeichnis sehr bequem ge-
wesen sein mufs, das 30 neue Künstlernamen zu denen seiner schriftstellerischen
Quellen hinzufügte, so dafs die Lücken dieser leidlich ausgefüllt zu werden schienen.
Aus diesem Sachverhalt ergiebt sich ein weiterer Hauptgesichtspunkt, den
PL nicht allein in diesem Teile seines Werkes, sondern überall in ähnlichen Fällen
hatte ^°. In B. 34 ergeht er sich in einer allgemeinen Betrachtung über den Umfang
der Plastik § 35: ad itifinitwn effloriiit, multormn voliimmum opere, si quis plura
perseqid velit, omnia enim quis possitf Dann giebt er die hohen Zahlen der Kunst-
werke an, die Scaurus, Mummius, Luculi nach Rom schleppten, und wie viele noch
in Rhodus und an anderen griechischen Orten vorhanden waren, § 36: qtäs isia
niortalium per sequi possit aut quis usus noscendi intellegaturf 37. insignia maxime
et aliqua de causa notata voluptarium sit attigisse artificesque celebratos nominavisse.
Also den usus noscendi will er bei seiner Auswahl ins Auge fassen, und da er für
seine Landsleute und Zeitgenossen schrieb, sind für ihn die artifices celebrati ganz
besonders auch die, welche in Rom wegen ihrer dort vorhandenen Werke gepriesen
wurden. Die Herrlichkeiten Roms vor Augen zu stellen liegt ihm überhaupt am
^) Vgl. meine Unters. 15 ff., 38, 43, u. a.
88 Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
Herzen, behandelt doch auch in B. 36 ein ausführlicher Abschnitt §§ loi — 125
Romae miracula operum XVIII; er beschreibt die grofsen Bauwerke der Hauptstadt.
Bezeichnend ist es auch in diesem Zusammenhange, worauf wir schon aufmerksam
machten, mit welchen Lobeserhebungen § 37 gerade die Bauten und Kunstsammlungen
des Vespasian und Titus hervorgehoben werden.
Eine weitere Reihe von Auszügen aus dem censorischen Verzeichnis der
römischen Kunstwerke bietet B. 34. Es behandelt die Metalle, zuerst in s. i — 38
§§ I — 151 aeris metalla, und giebt unter diesem Haupttitel als Inhalt von s. 19
§§ 49~93 nobilitates ex aere operum et artificum CCCLXVI an. Genannt werden
hier 156 Künstler, über die Zahl der Kunstwerke wird später zu handeln sein. Die
Untersuchung wird bestätigen, dafs PI. auch hier mit der Zahlenangabe daraut
hat. hinweisen wollen, dafs er in diesem Abschnitte manches Neue hinzu-
gethan habe.
Der Abschnitt zerfallt in folgende, sich deutlich von einander scheidende
Unterabteilungen :
1. eine chronologische Zusammenstellung der Bronzegiefser von Ol. 83 — 156,
§§49-52;
2. mehrere Reihen der insignes unter ihnen, und zwar
a) eine der allerbedeutendsten^\ die mit annähernder Innehaltung der Zeit-
folge eingehender behandelt werden, §§ 53 — 71;
b) eine alphabetisch geordnete Liste von Künstlern mit Angabe ihrer Werke,
§§72-83;
c) eine Liste der Künstler, welche die Kämpfe des Attalus und Eumenes
mit den Galliern verherrlichten, §84^^;
3 a) aequalitate celebrati artifices sed nullis operibiis suorum praecipui, alpha-
betisch geordnet, § 85, und ebenso
b) qui eiusdem generis opera fecerunt, §§ 86—90, und
c) die, welche Athleten, Bewaffnete, Jäger und Opfernde darstellten, §91;
4. einige Werke, die aus besonderen Gründen merkwürdig sind, § 92 f.
In diese Fächer sind nun auch die Kunstwerke eingeordnet, welche dem
censorischen Verzeichnis entlehnt sind, jedoch finden sie sich nirgendwo so haufen-
weise wie B. 36, 28 f. und 34 — 39, sondern regelmäfsig sind bei den einzelnen
Künstlern auch ihre in Rom befindlichen Werke genannt, bei weitem am häufigsten
in den unter 2 angeführten Abteilungen. Doch ist die Zahl der mit genauem Stand-
ort angegebenen erheblich geringer als in B. 36. Völlig den Charakter der in diesem
erwähnten tragen folgende Auszüge aus dem cens, Verz.:
2') Dieser Teil schliefst sich an den vorhergehenden quae retiuli clarissima quaeque iam sunt dicata a
mit den Worten: ita distinctis celeberrimorum Vespasiano principe in templo Pacis u. s. w. ab-
aetatibus insignes raptim transcurram , reliqua geschlossen. Bis hierher reicht also die Reihe
multitudine passim dispersa. der § 53 als insignes bezeichneten Künstler,
'2) Dieser Abschnitt wird durch die oben 8.776". denen die folgenden offenbar als minder be-
ausführlicher behandelten Worte atque ex omnibus deutende gegenüberstehen.
Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler. 8q
§ 57. Myron . . fecit . . Herculem qui est apud Circum Maximum in aede
Pofupei Magni^^.
60. (Pythagorae Samii) signa ad aedem Fortunae huiusce diei Septem nuda
et senis unum lau data sunt.
73. Baton Cfecif) Apollinem et lunonem, qui S7int Romae in Concor diae templo.
yy. Euphranoris est Minerva Romae quae dicitur Catuliana, infra Capitolium
a Q. Lutatio dicata, et simulacrum Boni Eventuus, dextra pateram, sinistra spicam et
papavera ietiens, item Latona puerpera Apollinem et Dianam infantes sustinens in
aede Concordiae.
78. Hegiae . . laudatur . . Castor ac Pollux ante aedem lovis Tonantis.
79. Leochares . . fecit . . lovem illuin ^^ Tonantem in Capitolio atite cuncta
laudabilem.
80. Niceratus Aesculapium et Hygiam, qui sunt in Concordiae templo Romae.
Mit grofser Wahrscheinlichkeit werden aber auch folgende Nachrichten auf
das .cens. Verz. zurückzuführen sein:
§ 54- Phidias . . .fecit (et cliduchum) et aliam Minervam, quam Romae Paulus
Aemilius ad aedem Fortunae huiusce diei dicavit^^, item duo signa, quae Catulus in
eadem aede palliata et alterum ^^ colossicon nudum.
56. Polyclitus fecit . . . (item Mercurium, qui fuit Lysimacheae), Herculem qui
Romae hagetera arma sumentem.
62. Lysippus . . . plurima signa . . .fecit . ., inter quae de string entern se^\ quem
M. Agrippa ante thermas suas dicavit, mire gratum Tiberio principi. non quivit tem-
perare sibi in eo, quamquam imperiosus sui inter initia principatus, transtulitq^ie i?i
cubiculum alio signo substituto, cum quidem tanta p. R. contumacia fuit, ut theatri
clamoribus reponi apoxyomenofi flagitaverit princepsque quamquam adamatuni re-
posuerit^^. 63. . , . fecit et Alex andrum Magnum multis operibus a pueritia eius orsus.
quam statuam inaurari iussit Nero princeps delectatus admodum illa, dein, cum pretio
perisset gratia artis, detractum est aurum pretiosiorque talis existimabatur, etiam
cicatricibus operis atque incisuris, in quibus aurum haeserat, remanentibus. 64. ide'yn
fecit . . . turmam Alexandri, in qua amicorum eius imagines summa omnium simili-
tudine expressit. hanc Metellus Macedonia subacta transtulit Romam^^.
82. Strongylion Amazonem (fudit), quam ab excellentia crurum eucnemon ap-
pellant, ob id in comitatu Neronis principis circumlatam.
^^) Vitruv 3, 3, 5 nennt ad Circum Maximum einen 3^) Eine vortreffliche Marmorcopie desselben steht
Tempel Herculis Pompeiani. im Braccio nuovo des Vatican.
^) Den eben vorher genannten; vgl. § lO. ^^) Der conj. perf. beweist, dafs die Statue noch
^^) Zwar wird nicht ausdrücklich gesagt, dafs die zur Zeit des PI. ihren Standort bewahrte; wäre
Statue noch vorhanden, doch macht die genaue die Nachricht aus einem Historiker entlehnt,
Angabe des Standortes (vgl. § 60) es wahr- und hätte sie nicht mehr zur Wirklichkeit ge-
scheinlich. stimmt, so hätte PI. den conj. impf, setzen
***) Aus dem Zusammenhang sieht man nicht ein, müssen.
wie dies Wort zu erklären ist, es sei denn, dafs ^*) Dasselbe bestätigt Vell. i, 11, zu dessen Zeit
palliaium geschrieben stünde; sonst würde man die Gruppe ihren Standort in der Säulenhalle
vielmehr aliud erwarten. der Octavia hatte.
QO Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
Im Abschnitt 3 b werden dann noch folgende hierher gehörige Kunstwerke
angeführt :
§ 89. Piston . . . fecit Martern et Mercurium. , gut sunt in Concor diae teinplo
Romae und
90. Sthennis Cererem, loveni, Minervam fecit, qui sunt Romae in Concor diae
templo, und endlich im letzten Abschnitt:
§ 93. In mentione statuarum est et una non praetereunda, quamquam auc-
toris incerti, iuxta Rostra, Herculis tunicati, sola eo habitu Romae, torva facie sen-
tiensque suprema tunicae. in hac tres sunt tituli: L. Luculli iviperatoris de mafiubiis,
alter: pupillum Luculli filiuni ex S. C. dedicasse, tertius: T. Septimium Sabinum aed.
cur. ex privato in publicum restituisse. tot certaminum tantaeque dignationis simidacrum
id fuit.
Wie schon bemerkt, unterscheidet sich die Art, wie diese Notizen in den
Text eingefügt sind, von der in B. 36 hervortretenden. Da findet sich keine Zu-
sammenstellung von Werken, deren Urheber zweifelhaft ist, und nur ein anonymes
Werk wird § 93 aus einem besonderen Grunde erwähnt. Vielmehr werden die
Statuen römischen Standorts unter die weit zahlreicheren griechischen eingeschoben,
und dazu wird manches über die Herkunft und die Schule sowie über die künst-
lerische Leistung mancher Meister mitgeteilt. Doch scheinen mir die Beweise, dafs
der Kern jener Nachrichten aus dem cens. Verz. entnommen ist, klar genug vor-
zuliegen.
Zunächst ist der angegebene Standort stets in solo publico oder sacro, auch
wo er nicht genau angegeben ist, wie §§ 56, 63 f., 82, darf dasselbe wohl ohne Be-
denken angenommen werden; PI. hätte einen privaten Besitzer ohne Zweifel genannt.
Die Bezeichnung der Statuen ist auch hier durchweg sehr kurz und trägt denselben
Charakter wie in B. 36. Die Götter werden mit lateinischen Namen benannt, so
insbesondere der Bonus Eventus § 'J'j (vgl. 36, 23), bisweilen finden sich griechische
Beinamen, wie § 56 beim Hercules hageter, § 82 eucnemos bei einer Amazone. Sie
sind ohne Zweifel traditionell, ebenso wie die Bezeichnung des destringens se § 62
als apoxyomenos; die nach der Art der Gewandung, § 54 signa palliata, § 93 Hercules
tunicatus, ist lateinisch. Bei den ersteren und dem zugleich angeführten signum
colossicon nudum wufste PL oder vielmehr das cens. Verz. wohl den eigentlichen
Namen nicht mehr anzugeben, so wenig wie § 60 bei den signa Septem nuda et
senis unum des Pythagoras. Solche Werke so berühmter Künstler wären in einer
griechischen Kunstgeschichte schwerlich namenlos gewesen, sie verdanken diesen
Mangel wohl ihrer Überführung nach Rom und der obliteratio, die nach 36, 27 durch
die übergrofse Zahl der dort vorhandenen Statuen und den Mangel an künstlerischem
Interesse herbeigeführt wurde.
Häufiger als in B. 36 sind Beisätze zu einzelnen Statuen über ihre Dedi-
cation. Nach § 54 dedicierte P. Aemilius die Minerva des Phidias (im J. 586), nach
§ 64 Metellus Macedonicus die tiirma Alexandri (im J. 608), nach § 54 Catulus zwei
Statuen des Phidias (im J. 653), nach § 'j'j Q. Lutatius (Consul im J. 6']6) die Minerva
Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler. qj
Catuliana*". PL konnte das sehr wohl von den Inschriften auf den Basen der Statuen
ablesen. Welches Interesse diese für ihn hatten, beweist die ausführlichere Mit-
teilung über die drei Inschriften des Hercules tunicatus^^, die er offenbar selbst ab-
geschrieben hat. Die letzte derselben besagt ausdrücklich, dafs ein aedilis curulis
die Statue ex privato in publicum restituiert habe; sie wird also wohl bei einer
früheren Säuberung des Forum beseitigt worden und in Privatbesitz gekommen sein,
PI. wird sie wieder in das cens. Verz. aufgenommen gefunden haben. Dafs er so
ausführlich von ihr handelt und ausdrücklich hervorhebt, sie dürfe eben der drei
Inschriften wegen nicht übergangen werden, zeigt, wie sehr das historische und
antiquarische Interesse bei ihm das künstlerische überwog, und eben daraus erklären
sich auch die oben zusammengestellten Notizen ähnlicher Art*^ Vielleicht ist auch
die Nachricht § 62 über die Dedication des apoxyomenos durch Agrippa (im J. 730)
und die Restitution desselben durch Tiberius (reposuit) aus den Inschriften der
Basis entnommen. Was weiter über die Vorliebe des Kaisers für die Statue gesagt
wird, gehörte ohne Zweifel zum öffentlichen Stadtgespräch, wie manche ähnliche
Notizen in diesem Abschnitt, so § 63 die Erzählung von der Vergoldung der
Alexanderstatue des Lysipp durch Nero und § 82 dessen Vorliebe für die eucnenws
des Strongylion. Diese beiden Nachrichten konnte PI. aus eigener Erinnerung
geben, man braucht dafür gar nicht nach einer schriftstellerischen Quelle zu
suchen ".
Dafs dem PI. das Kunstinteresse ferner lag als das historisch- antiquarische,
beweisen auch die dürftigen Beisätze, die er bei einigen der erwähnten Statuen über
ihren Wert macht. Von den Statuen des Pythagoras heifst es § 60 laudata sunt, was
als perf. praesens aufzufassen ist, da PI. sonst die Urheber des Lobes hätte nennen
müssen, der Jupiter Tonans des Leochares wird § 79 ante cuncta laudabilis genannt**,
von den Reiterführern Alexanders § 64 die summa similitudo gerühmt, der Beiname
der eiicnemos § 82 durch die excellentia cruruni erklärt. Am eingehendsten ist noch
§ 93 der Hercules tunicatus geschildert: torva facie sentiensque suprema tunicae, er
wird mit dem vergifteten Chiton der Deianira bekleidet dargestellt sein. Aber
alle diese Bemerkungen erheben sich doch ebensowenig, wie die in B. 36 zu den
Statuen des cens. Verz. hinzugefügten über das gewöhnliche Gerede eines grofs-
städtischen Publikums. Bis auf die letzte stechen sie sehr gegen solche ab, die zu
einigen Werken offenbar aus griechischer Quelle hinzugefügt werden wie § 74:
Cresilas Cßcit) volneratum deficientem , in quo possit intellegi, quantuni restet animae,
*ö) Vgl. 36, 27; 28; 36. *^) Gleicher Art ist das Lob in § 55: Polyclitus fecit
*i) Ein Gegenstück dazu bietet die stadtrömische, . . , duos pueros talis ludenies, qui vocantur astra-
leider im Anfang unvollständige Inschr. des galizontes et sunt in Titi imperatoris atrio. hoc
C. J. L. VI, 810, die aufscr der ursprünglichen opere nulluni absolutius plerique hidkant. Das
Dedication eine zweite zweier aediles ctirules Werk war wohl nicht im cens. Verz. angegeben,
enthält, von denen //a^C- ARA-RESTITw/a. da der Palast des Titus erst nach dem Jahre 73
*2) Vgl. S. 85. eingerichtet zu sein scheint (s. o. S. 78), Die
*3) Vgl. Münzer, Quellenkr. 400. plerique, deren Urteil PI. giebt, werden die
römischen Stadtkritiker sein.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XVI. 9
Q2 Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler,
oder § ']'] Euphranoris Alexander Paris est, in quo laudatiir, quod omnia simul in-
tellegantur, iudex dearum, amator Helenae et tarnen Achillis interfector.
Dafs aufser den oben zusammengestellten Kunstwerken im Text der §§53
bis 84 noch eine Anzahl ahderer aufgeführt ist, die ebenfalls im cens. Verz. ver-
zeichnet waren, geht aus den schon oben S, T]'^^. besprochenen Worten des § 84
hervor, nach denen alle berühmtesten der bis dahin genannten Werke neuerdings im
Friedenstempel aufgestellt seien, sie hätten früher ihren Standort im goldenen Hause
Neros gehabt. Nun giebt aber PI. bei keinem der Werke dieses als Standort an,
auch läfst er uns darüber im Unklaren, welches die praeclarissima quaeque opera seien.
Seine zeitgenössischen Leser, für die er doch zunächst schrieb, mochten
sie kennen oder konnten sich doch leicht darüber unterrichten, wir aber können
darüber kaum etwas Bestimmteres feststellen. Doch wird eine Vermutung erlaubt
sein. Im Abschnitt §§ 53 — 84 werden 28 Bronzewerke mit römischem Standorte**
genannt, in §§ 86 — 93 noch sechs andere. Im ersteren Abschnitte führt PI. dagegen
33 Erzwerke mit griechischen . Standorten an und fügt §92 noch eins hinzu. Ohne
Angabe des Standortes werden aber in §§ 53 — 84 zusammen 92 Einzelwerke *^ ge-
nannt, zudem zählt PL im Plural § 57 Delphicos pentathlos, pancratiastas, § ^ qua-
drigas coniphires, canes venantium, § 63 canes. Viel häufiger, nämlich 24mal, kommen
Bezeichnungen letzterer Art (philosophi, adornantes se feminae, luctatores u. a.) in
§§ 86 — 93 vor, daneben auch 22 Einzelstatuen.
Für uns kommen hier zunächst nur die im Bereich von §§ 53 — 84 erwähnten
Kunstwerke in Betracht, denn nur unter ihnen haben wir die clarissima quaeque zu
suchen, die später im Friedenstempel standen. Dieser Abschnitt zerfiel in zwei
Teile, einen chronologisch und einen alphabetisch geordneten (53 — 71 und 72 — 84).
In ihnen ist das Verhältnis der drei Klassen von Werken griechischen, römischen
und unbekannten Standortes sehr verschieden; es finden sich:
griech. Standorts röm. Standorts unbek. Standorts
§§ 53—71 28 17 36
§§72—84 5 II 56
Vergleichen wir damit das Verhältnis der rund 100 Werke römischen Stand-
orts unter den 168 Marmorwerken, die überhaupt in B. 36 vorkommen, so hat es
wohl eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dafs die Mehrzahl der 56 im alphabetischen
Verzeichnis §§ 72 — 84 aufgeführten Werke unbekannten Standorts im Friedenstempel
ihren Platz hatten. Diese Annahme wirft auch ein klareres Licht auf die Art, wie
PI. das cens. Verz. für seinen Abschnitt über die Erzgiefserei benutzt hat. Die An-
gaben desselben chronologisch zu ordnen war er nicht imstande, so schlug er, wie
in manchen anderen Teilen seines Werkes*'', die alphabetische Reihenfolge ein.
*^) Von einer Statue § 56 wird der genaue Stand- ^fi) Diese Zählung kann durch andere Interpunktion
ort nicht genannt. Mehrere unbenannte Werke und Zusammenordnung nur sehr wenig geändert
und eine Venus werden § 69 angeführt, die werden,
einst vor dem Tempel der Felicitas standen, *^) S. meine Unters. 87 ff.
aber längst verbrannt seien.
Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
93
während er sich in B. 36 enger an die Einrichtung des Verzeichnisses anschlofs.
Ganz klar tritt die Bedeutung des letzteren für jenen Abschnitt von B. 34 bei den
Mitteilungen über die Künstler Baton (§ 73) und Niceratus (§ 80) hervor, über die
PI. nur aus dem Verzeichnis zu berichten weifs; höchst wahrscheinlich ist dasselbe
auch § 82 bei Strongylion der Fall, denn die Angabe von der Wertschätzung des
als zweites seiner Werke genannten Knaben durch Brutus weist doch auf ein in
Rom befindliches Werk hin. Freilich hiefse es auch wieder zu weit gehen, wenn
man behaupten wollte, alle in §§ 72 — 83 aufgezählten Statuen ohne Ortsangabe seien
aus dem cens. Verz. entnommen; denn warum hätte PL nicht auch andere ihm be-
achtenswert erscheinende Nachrichten in die alphabetische Sammelliste aufnehmen
sollen? Auch sieht man nicht recht ein, warum er einigemal den genauen römi-
schen Standort angegeben hat.
Was für den Abschnitt 2 b gilt, mufs dann in gleicher Weise auf 3 b An-
wendung finden, aus dem wir ja auch zwei deutlich auf das cens. Verz. hinweisende
Angaben registrierten, vielleicht auch auf die übrigen. Selbst im Abschnitt 2 a, der
freilich eine Anzahl von Bemerkungen aus edelster griechischer Quelle enthält,
scheinen Einzelnachrichten aus dem Verzeichnis zu stecken. Die Kuh des Myron,
von der PI. § 57 sagt: Myronem . . . biicula tnaxime nobilitavit celebratis versibus lau-
data, quando alieno pleriqiie ingenio magis quam suo commendaniur, sah Procop (bei.
Goth. 4, 21) noch im Friedenstempel, und weiter meldet er Folgendes: eaxt os xt?
dpyaioi rpo xaiSi/j? 87] xy;? d^opä? (des Forum Pacis, wie die ganze Anlage auch sonst
genannt wird) xpTjvrj, xat ßou? Itti xauxr^s yctXMo^ £(jx"/)x£, OetSiou oTjjiai, xoGi 'AÖYjvaiou tj
Auat-TTOU £p*i'ov*^ d'(d'K\iCLTa "cap ev yjiiipai xouxm TioXXa xouxoiv 87) xotv dv8porv Tron^aaxd
Icfxiv. Es mögen also besonders von den §§ 61 — 64 genannten Werken des Lysipp
noch andere aufser den oben angegebenen im Friedenstempel, die PI. 36, 102 aus-
drücklich unter den pulcherrima opertim quae umquam vidit orbis hervorhebt, ihren
Platz gehabt haben.
Schliefslich sei noch bemerkt, dafs wir in dem ganzen Abschnitt von §§ 43
bis 93 156 Künstlernamen und 153 Einzelwerke, dazu 28 Anführungen von Kunst-
werken im Plural (philosophi, pancratiastae , canes u. a.) zählten, welche Zahlen
mit der Angabe des Index: nobilitates ex aere opermn et artificum CCCL VI so
nahe übereinstimmen, wie man es bei der Unsicherheit der Zählung nur
wünschen kann *^
Aber auch in den ersten Teilen von B. 34 findet sich eine Reihe von Nach-
richten, die nach Form und Inhalt auf das cens. Verz. zurückzugehen scheinen.
Während PI. bei der Behandlung der nobilitates ex aere operum et artißcum durch
die Zahlenangabe im Index auf seine eigene Leistung bedeutungsvoll hinweist, finden
sich solche Angaben bei den vorhergehenden Abschnitten nicht, er scheint also hier
abhängiger von schriftstellerischen Quellen gewesen zu sein. Dieser Teil des Textes
*8) PI. nennt die Statue nicht, vielleicht nur, weil *3) Was ich in meinen Unters. 83 darüber gesagt
er überhaupt es vermeidet, die Bronzewerke habe, beruht auf falscher Zählung und ist also
zweifelliafter Meister aufzuzählen. hinfällig.
QA Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler,
ist aus einer Reihe kleinerer Abschnitte zusammengesetzt, in denen von den ver-
schiedenen Bronzearten, der sich ausbildenden Technik und der sich immer mehr
erweiternden Verwendung der Bronze in Kunst und Handwerk die Rede ist. Im
Grunde liegt also hier weit mehr als in dem bereits behandelten Abschnitt eine
eigentlich geschichtHche Darstellung vor, doch nimmt sie vorzugsweise auf die
italischen und römischen Verhältnisse Rücksicht.
Nach einer Einleitung über die Fundstätten der zur Bronzebereitung dienenden
Erze folgen kurze, zeitlich geordnete Abschnitte, an deren Anfang der Regel nach
die einzelnen Stufen angegeben werden, auf denen die Vervollkommnung des Erz-
gusses fortschritt. Münzer hat die leitenden Gedanken von § 9 — 19 zusammengestellt^*^
und mit grofser Wahrscheinlichkeit auf Varro als auctor zurückgeführt. Ohne Zweifel
sind auch manche der hinzugefügten historischen Beläge schon von diesem gegeben,
aber nicht wenige gehören erst einer späteren Zeit an, sind also von PI. aus anderen
Quellen eingeschoben. Manche tragen nach Form und Inhalt ganz den Charakter
der bisher besprochenen Auszüge aus dem cens. Verz., doch wird es bei einigen
zweifelhaft bleiben, ob nicht doch schon Varro sie gekannt hat, während andere
seinen sonst beglaubigten Ansichten geradezu widersprechen. Durchweg sind alle
diese Notizen aber enger in den Text verwoben, als in den bisher behandelten
Abschnitten. Ich zähle sie hier der Reihe nach auf.
§ 10. bos aereus inde (aus Ägina) captus in foro boario est Roinae. hoc erit^^
exempluni Aeginetici aeris, Deliaci auteni lupiter in Capitolio in lovis Tonantis aede^^.
§ 14. placuere et lychnuchi pensiles in delubris aut arborum mala ferentiuni
modo lucentes, quäle est in templo Apollinis Palatini^^, quod Alexander Magnus The-
barum expugnatione captum in Cyme dicaverat eidem deo.
§ 20. antiquior columnarum (celebratio) sicuti ... C. Duilio, qui primus navalem
triumphwn egit de Poenis, qtiae est etiam nunc in foro.
§ 22. alia causa, alia auctor itas M.Horati Coc litis statuae, quae durat hodieque,
cum hostes a ponte sublicio solus arcuisset. equidem et Sibyllae iuxta rostra esse non
miror, tres sint licet: una quam Sextus Pacuius Taurus aed. pl. (um das J. 727)
restituit, duae quas M. Messalla (Consul 723). primas putarem has et Atti Navi^*,
Positas aetate Tarquinii Prisci, ni regum antecedentium essent in Capitolio, (§ 23) ex
his Romuli et Tatii sine tunica, sicut et Camilli in rostris.
§ 24. non praeteribo et Cn. Octavium ob unum S. C. verbuni. hie regem
Antiochum daturum se responsum dicentem virga, quam tenebat forte, circuniscripsit
Priusque quam, egrederetur circulo illo responsum dare coegit. in qua legatione
interfecto (im J. 592) senatus statuam poni iussit quam oculatissimo loco, eaque est
in rostris.
50) Im Hermes 30 (1895), 499 ilf. 52) Es ist der § 78 f. wieder genannte, der im
5') Das fut. kann doch nur bedeuten, dafs jeder, Jahre 732 geweiht wurde.
der sich von der Natur der delischen Bronze ^3) Er wurde 726 eingeweiht; s. Beckers Topogr. 426.
eine Anschauung verschaffen will, in dieser ^4) gj^ jgt bereits § 21 angeführt: Atti Nävi statua
Statue ein Musterbeispiel derselben finden wird. /uit ante curiam.
Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler. ge
§ 31. (statuä) sedens huic (sei. Corneliae Gracchorum matri) posita soleisqiie
sine ammento insignis in Metelli publica porticu, qiiae statua nunc est in Octaviae
operibus.
§ 32, adeo discrinien omne sublatum, nt Hannibalis etiam statuae tribiis locis
visantur in ea iirbe, cuius intra mw'os solus hostium eniisit hastam.
§ 33. fuisse autem statuariam artein familiär etn Italiae qiioque et vetustam
indicant Hercules ab Evandro sacratus, ut produnt, in foro boario, qui triumphalis
vocatur atque per triuniphos vestitur habitti triujnpkali, praeterea lanus Gemimis
a Numa rege dicatus, qui pacis bellique arguniento colitur digitis ita figuratis,
ut CCCLXV dierum nota per significationem anni tetnporis et aevi esse deum indicent.
§ 39. moles quippe excogitatas videmus statuaruin, quas colosseas vocant,
turribus pares. ialis est in Capitolio tralatus a M. Lucullo ex Apollonia Ponti urbe,
XXX cubitorum, D talentis f actus, (§ 40) talis in cainpo Martio Jupiter a Claudio
Caesare dicatus, qui devoratur Pompeiani theatri vicinitate.
§ 43. factitavit colossos et Italia. videmus certe Tuscanicum Apollinem in
bibliotheca templi Augusti^^ quinquaginta pedum a pollice, dubiimi aere mirabiliorem
an pulchritudine. fecit et Sp. Carvilius loveni, qui est in Capitolio, victis Samnitibus
(im J. 461) sacrata lege pugnantibus, e pectoralibus eorum ocreisque. amplitudo tanta
est, ut conspiciatur a Latiari love. e reliquiis limae suam statuani fecit, quae est
ante pedes simulacri eins. (§ 44) haben t in eodem Capitolio admirationem et capita
duo, quae P. Lentulus cos. (im J. 697) dicavit, alterum a Charete supra dicto^^ factum,
alterum fecit . . . diciis conparatione in tantum victus, ut artificum minime probabilis
videatur.
§ 45. Zenodorus . . . Roniam accitiis a Nerone, ubi destinatum illius principis
simulacro colossum fecit CVIS pedum longitudine, qui dicatus Soli vener ationi est.
§ 48. Alexandri Magni tabernaculum sustinere traduntur solitae statuae, ex
quibus duae ante Martis Ultoris aedem^'' dicatae sunt, totidem ante regiam.
Wir werden diese Nachrichten wohl am zweckmäfsigsten in solche zerlegen,
die in die Zeit nach Varro fallen, und in solche, die er, auf den doch wahrscheinlich
ein grofser Teil des verbindenden Textes zurückgeht, erwähnt haben kann.
Der jüngsten Zeit gehört die in § 45 gegebene Nachricht an. Zwar erinnert
sie der Form nach nicht an die sonstigen Auszüge aus dem cens. Verz., dafs der
Kolofs aber darin aufgeführt war, ist selbstverständlich und ebenfalls, dafs PI. seinen
Lesern den Standort nicht anzugeben brauchte. Ich habe die Stelle aber auch nur
der daran geknüpften Bemerkungen wegen angeführt. PI. berichtet nämlich § 46,
er habe selbst in der Werkstatt des Meisters die Zurüstungen zum Gufs gesehen.
ea statua indicavit interisse fundendi aeris scientiam, cum et Nero largiri auruni
argefittmique paratus esset et Zenodorus scientia fingendi caelandique nulli veterum
postponeretur. (§ 47) . . . quanto maior Zenodoro praestantia fuit, tanto magis depre-
5^) Es ist der oben § 14 erwähnte des palatinischen ^r^ Er wurde irn . Jahre 752 geweiht; s. Beckers
Apoll. Topogr. 371.
s*") Er wird § 41 ein Schüler Lysipps genannt.
q6 ' Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
henditur aeris obliteratio. Mit diesem Eingeständnis schliefst PI. die Geschichte
der Entwickelung des Erzgufses ab; es zu machen wird ihm sehr hart gewesen
sein, denn ein Hauptgesichtspunkt, den er bei der Abfassung der N. H. verfolgte,
war der, nachzuweisen, welche Fortschritte die Welt im Laufe der Zeit gemacht
habe, und wie mit dem Geschlechte der Flavier eine neue Blütezeit beginne. Dafs
jener Gedanke aber nicht blofs nebenher ausgesprochen ist, sondern einen Angel-
punkt des ganzen Abschnittes von §§ 5 — 48 bildet, geht daraus hervor, dafs PL ihn
auch schon gleich zu Anfang geäufsert hat. Er schreibt § 5 : quondam aes confusiivi
aiiro argentoqiie miscebatur et tarnen ars pretiosior erat, 7iunc incei'timi est, peior haec
sit an niateria, mii'umqtie , cum ad infinitum operum pretia creverint, aiictoritas artis
extincta est. Aus den Worten scheint mir ganz klar hervorzugehn, dafs PI. gleich
hier einen Blick auf die Technik seiner Zeit vorauswirft, und dafs die Bemerkungen
über Zenodor den Beweis für die hier ausgesprochene Behauptung geben sollen.
Wir werden also den ganzen Abschnitt von §§ i— 48 als ein einheitliches Ganzes
ansehen müssen und zunächst zu beachten haben, ob in seinem Verlaufe Gedanken
hervortreten, welche die Verbindung zwischen jenem Anfang und Ende vermitteln.
Einen solchen finde ich § 43 in der Bemerkung über den tuscanischen Apoll.
Vorher ist von griechischen Kolossen die Rede, PI. führt ihn dann als erstes
Beispiel eines solchen italischen Ursprungs an, und zwar mit dem Zusatz: diibiuui
aere mirabilioreni an piilchritudine . Die Worte sind offenbar im Hinblick auf den
oben dargelegten Grundgedanken gewählt. Nun ist aber der Tempel des palatini-
schen Apoll mit der Bibliothek erst im Jahre 726 geweiht, ein Jahr vor dem Tode
Varros. Diesem wird also die Nachricht schwerlich verdankt. Wir werden vielmehr
wohl ruhig annehmen dürfen, dafs PI. selbst wie jenen Zusatz, so die ganze Nachricht
aus eigner Erfahrung gegeben hat. Dafs die Statue im cens. Verz. aufgeführt war,
ist gewifs anzunehmen, ob aber PI. erst durch dieses auf sie aufmerksam wurde
oder nicht, ist gleichgültig. Dagegen scheint sich aus der bisherigen Betrachtung
deutlich zu ergeben, dafs PI. auf dem Gebiete der Bronzetechnik ein selbständiges
Urteil hatte, mehr als auf dem der Kunst. Nunmehr werden wir auch die weitere
Nachricht vom Jupiter des Carvilius § 43 und die sich anschliefsende von den beiden
durch Lentulus geweihten Köpfen auf dem Kapitol ebenfalls dem PI. selbst zuschreiben
müssen. Zunächst wird jenes Beispiel aus dem Jahre 461 angeführt, um zu beweisen,
dafs man damals es auch in Italien verstand, Kolossalfiguren zu giefsen, dann das
aus dem Jahre 697 um des Unterschiedes in der technischen Ausführung der beiden
Kolossalköpfe wegen. Chares gehörte ungefähr der Zeit des Carvilius an und wird
§ 41 als Schüler Lysipps und Meister des viel bewunderten Sonnenkolosses in
Rhodus gerühmt. Neben dem von ihm gegossenen Kopfe hatte Lentulus einen
andern Kolossalkopf auf dem Kapitol aufgestellt, dessen Ausführung einen gewaltigen
Abstand von der des ersteren zeigte. Der unvollständig erhaltene Name des Künstlers
. . . dicus mufs offenbar einem Zeitgenossen des Lentulus angehören oder doch einem
wenig älteren. Wenn von beiden Köpfen gesagt wird habent admirationem, so wird
sich die Bewunderung wohl nur auf den des Chares beziehen sollen, während bei
Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
97
dem andern eher von Verwunderung die Rede sein mochte. Ich sehe demnach
diese Notizen nicht als »nachträgHch hinzugefügte« an, wie Münzer, Quellenkr. 3 54 f.,
der indes mit Recht darauf aufmerksam macht, dafs die von PI. hinzugefügte Nach-
richt über den Sieg des Carvihus nicht mit der Geschichtserzählung des Livius in
Einklang steht, wohl aber mit der Angabe der Triumphalfasten. Mir scheint es
durchaus nicht notwendig, für diese Nachrichten des PI. nach einer schriftstellerischen
Quelle zu suchen, sondern sehr wohl möglich, dafs er sie aus eigener Beobachtung und
nach den Inschriften der Basen gegeben hat; besonders die über die beiden Kolossal-
köpfe ist doch nur in einem so scharf umgrenzten Zusammenhange denkbar wie hier
bei PI. Vom aeditutis des Jupitertempels mag die Notiz über die Bildsäule des
Carvilius selbst stammen. Auch die in § 39 f. gegebenen Nachrichten über zwei
griechische Statuen in Rom, mit denen er die Reihe der Kolosse eröffnet, wird PI.
teils aus dem cens. Verz. teils aus den Baseninschriften entnommen haben. Sie
dienen ihm nur als Beweise der audacia der Künstler.
Welchen Wert er aber neben der Technik des Bronzegusses auf die Be-
schaffenheit der Bronze selbst legte, zeigt die Bemerkung in § 10. Freilich werden
wir auch sie so vollständig, wie sie dasteht, schwerlich aus dem cens. Verz. ableiten
dürfen; denn dann würden wir daraus schliefsen müssen, dafs bei den einzelnen
Erzstatuen auch die Art der Bronze angegeben wäre, wofür sich unter den zahl-
reichen gleichartigen Notizen kein Beispiel findet. Für diese Angabe werden wir
an unserer Stelle vielmehr wieder den PI. selbst als Gewährsmann anzusehen haben,
der seine Kunde vom äginetischen Erz von der Basis der Statue ablas, nach deren
Inschrift diese eben aus Ägina nach Rom überführt war. Sonst aber mag er auf
beide Werke durch das cens. Verz. aufmerksam geworden sein, wie er denn auch
§ 79 aus ihm den Jupiter Tonans wieder anführt.
Gleichen Ursprungs wird dann auch die ganz gleichartige Nachricht in § 14
sein, die aus chronologischen Gründen nicht aus Varro stammen kann^®.
Von den übrigen Stellen behandeln wir zunächst die aus § 33. Sie steht in
geradem Gegensatz zu der § 15 ausgesprochenen Ansicht, dafs das erste Götterbild
in Rom das der Ceres gewesen, welches im Jahre 269 aus dem peculium des Sp.
Cassius geweiht sei. Als wahrscheinlichen Urheber dieser Ansicht habe ich bereits
1867" den Varro aufgestellt. Für den Widerspruch des PI. mit sich selbst scheint
es mir aber nicht nötig, mit Münzer ^° anzunehmen, dafs ihm eine Stelle des Verrius
vorgelegen habe, die von ihm falsch verstanden sei. Näher liegt doch die Annahme,
dafs er § 33 gutgläubig von den noch zu seiner Zeit vorhandenen Bronzestatuen
berichtet, was er im cens. Verz. fand, oder was er selbst an ihnen sah, oder was
man sich im PubHkum von ihnen erzählte; denn am einfachsten wird man doch
letzteres als Subjekt zu produnt hinzudenken. PI. würde damit den Verdacht, dafs
er selbst dieser Ansicht anhänge, wenigstens für die Herkulesstatue von sich ab-
wenden.
58) S. o. S. 79; vgl. Münzer Quellenkr. 287 u. 368. ^^) Im Glückstädter Progr. De arte Rom, I p. J2f,
60) Quellenkr. 265 u. 311.
g8 Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
Indes ganz ebenso ist die Sachlage bei den Porträtstatuen aus den Zeiten
der Könige und dem Anfang der Republik, die § 22 aufgezählt werden. In § 15
heifst es: transiit (ars) et a diis ad hominuvt statuas, § 17: Athenienses nescio an
primis omniuin Harmodio et Aristogitoni tyrannicidis publice posuerint statuas, und
ausdrücklich wird die Zeitangabe hinzugefügt: hoc actum est eodem anno quo et Romae
reges pulst. Daran anschliefsend schreibt PI. dann weiter: excepta deinde res est a
toto orbe terrarum humanissima ambitione, und nichts desto weniger läfst er § 22
die Statuen der Sibylla von Tarquinius Priscus aufstellen und schreibt unzweideutig
hier wie § 29 die der älteren Könige einer noch früheren Zeit zu. Offenbar ist er
nicht zur Klarheit über die Entwickelung der bildenden Kunst in Rom gekommen,
obwohl Varro darüber eingehend gehandelt und zu festen Resultaten gelangt war*^',
man merkt es ihm, wie mir scheint, an, dafs er den Gedanken nicht recht fassen
kann, dem verkommenen und ruhmredigen Griechenvolke auch auf diesem Gebiete
den Vorrang zugestehen zu müssen, er will für die Römer von diesem Ruhme so
viel wie möglich retten, und da ist er mehr als einmal gegen die Wahrheit blind.
Was er an unserer Stelle von römischen Statuen anführt, trägt wieder ganz den-
selben Charakter, den wir schon wiederholt darlegten; der Standort wird bis auf
den des Horatius Codes genau angegeben, PI. hat die Werke in seiner Weise
studiert, archäologische und geschichtliche Fragen hat er dabei ins Auge gefafst,
auch wieder die Inschriften der Basen" der Mitteilung wertgehalten. Mir scheint
auch hier nichts dazu zu zwingen, nach einem Schriftsteller zu suchen, dem er diese
Nachrichten verdanke ".
Über die kurze Angabe von der columna rostrata des Duilius § 20 ist weiter
nichts zu bemerken, sie war stadtbekannt. Ihre wohl von PI. gelesene Inschrift
scheint an einem Denkmal auf dem Forum des Augustus wiederholt zu sein; deren
Reste s. C. J. L. P p. 193.
Weiter kann PI. auch die Notiz in § 24, dafs die Statue des Cn. Octavius
nach einem Senatsbeschlufs aufgestellt sei, von ihrer Basis abgelesen und hier den
Ausdruck quam oculatissimo loco als aus demselben angeführt gefunden haben. Wenn
er den Anlafs, aus dem die Statue gesetzt wurde, anders angiebt als die sonstige
Überlieferung", die den Popillius Länas als jenen Gesandten nennt, so kann er darin
einer im Volke verbreiteten Version gefolgt sein, die den Ahnhern des augustischen
Geschlechtes herausstreichen wollte.
Klar ist es dagegen, dafs die Nachricht über die Statue der Cornelia einem
Schriftsteller entlehnt ist, der als ihren Standort noch die porticus Metelli nannte,
welche Q. Metellus nach seinem Triumph über Macedonien im Jahre 608 erbaut
hatte. Erst Augustus hat sie erneuert und erweitert auf den Namen seiner Schwester
Octavia°\ Die Angabe des zweiten Standortes in § 31 stammt also nicht aus dieser
^') S. meine Glückstädter Programmarbeit von 1867, Zeitlang von ihrem Platze fortgenommen waren.
S. 3 ff. 63) Vgl. Münzer, Quellenkr. 262 u. 293.
^2) Der Ausdruck restituit wird wie in § 93 (s. o. ^) S. Münzer 294.
S. 91) zu fassen sein, so dafs also die Statuen eine ''^) Beckers Topogr. 608 ff.
Detlefsen , Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler. gg
Quelle, sondern von PI. selbst, der offenbar jenen Zusammenhang nicht erkannte*®
und den Zusatz wohl aus dem cens. Verz. machte. Im Jahre 1878 fand man auf
dem Räume der porticus Octaviae die Basis der Statue mit der Inschrift aus dem
I. Jahrhundert: CORNELIA -AFRICANI-FjGRACCHORVM, darüber in Formen
des 3. Jahrhunderts: OPv^S'TISICRATIS; s. C. J. L. VI, 10043. Letztere Angabe
ist wohl falsch, wenigstens scheint PI. sie nicht gekannt zu haben; vgl. 34, ß'j'^ 83; 89.
Ebendaher wird dann wohl auch die Notiz über die drei Statuen des Hannibal
§ 32 stammen, die noch zu PI. Zeit in Rom vorhanden waren, und schliefslich
ebenso die in § 48.
Als Resultat der Untersuchung über den Abschnitt von B. 34,1 — 48 dürfte
sich ergeben haben, dafs auch in ihm allerlei Spuren des cens. Verz. nachzuweisen
sind. Freilich heben sie sich nur selten in so deutlicher Weise von ihrer Umgebung
ab, wie in dem Abschnitt von §§ 49 — 93 und in B. 36,9 — 43 , sie bilden oft nur
recht geringe, nebensächliche Bestandteile der Angaben über Kunstwerke, und die
auf ältere sich beziehenden könnten auch aus anderen Quellen stammen. Das cens.
Verzeichnis mufste aber doch für PI. ein sehr bequemer Leitfaden sein, in dem
er wichtige Nachrichten zusammengestellt fand, es gab ihm eine Übersicht des
Statuenbestandes in Rom zu seiner Zeit, so den Zusatz zu § 31 und die Notiz von
§ 32, die sonst nicht so leicht zu finden und schwerlich von Schriftstellern beachtet
waren, wie auch die von § 44. Weiter aber mufs es auffallen, dafs PI. gerade an
den Stellen, die sich auf das cens. Verz. zurückbeziehen lassen, so häufig Notizgn
bringt, die den Inschriften der Statuenbasen entnommen zu sein scheinen, wie wir
denn auch schon bei der Besprechung von B. 36 (o. S. 86) dieselbe Bemerkung
machten. Es waren diese Mitteilungen in der Litteratur wohl neu, und da scheint
er es für angemessen gehalten zu haben, jedesmal gewissermafsen zur Kontrolle für
seine Leser die Ortsangabe hinzuzufügen, was besonders in der Angabe von § 10
erkennbar ist.
Zum Epigraphiker will ich damit freilich den PI. nicht stempeln, aber die
mancherlei Einzelheiten, die er nach eigener Betrachtung und Aufzeichnung von
den angeführten Kunstwerken angiebt, scheinen mir die Vermutung nahe zu legen,
dafs er selbst bei der Aufstellung des Statuenverzeichnisses thätig gewesen ist.
Schon o. S. 78 deutete ich diese Möglichkeit an, durch die bisherige Untersuchung
scheint sie mir zu einer grofsen Wahrscheinlichkeit erhoben. Ich sehe keinen ge-
nügenden Grund, der dagegen angeführt werden könnte, die Worte des jüngeren
PI. ep. 3, 5, 9: ante lucent ibat ad Vespasianum imperatorein (nant ille quoque noctibiis
utebatur), inde ad delegatum sibi ofßciufii dahin zu verstehen, dafs dieses officium
eben in jener Thätigkeit bestanden habe. Einem in manchen Procurationen schon
erprobten Manne aus dem Ritterstande war diese Stellung durchaus angemessen,
und sie mufste ihn tagtägHch in amtliche Berührung mit dem Kaiser bringen.
Aus ihr erklärt sich dann auch die wiederholte Heranziehung der censorischen Akten
. fifi) Münzer 196,
lOO Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
durch PL Dafs weder Suetons vita noch der jüngere PL diese Thätigkeit aus-
drücklich erwähnen, kann nicht auffallen, da sie sich von den übrigen Procurationen,
die Sueton splcndidissimas nennt, nicht wesentlich unterscheidet; wenn letzterer sie
aufserdem als continuas bezeichnet, so entspricht unsere Vermutung diesem Aus-
druck völlig. Die Inschrift von Arados kann sie noch nicht anführen, da sie früher
gesetzt ist®^ PL selbst endlich giebt seine amtlichen Stellungen nie an. Ist die vor-
gebrachte Vermutung richtig, so hätte sich die Thätigkeit des PL bei der censorischen
Arbeit im wesentlichen auf den Amtsbereich des curator aediuin sacrariun operumqiie
publicortini bezogen (s. o. S. 78).
Es erübrigt noch, die in B. 35 vorhandenen Spuren des cens. Verz. zu ver-
folgen. Fast drei Viertel des Buches, die §§ i — 150, sind den Farben und der
Malerei gewidmet, über keine andere Kunst verbreitet sich PL so ausführlich, doch
ist die Zahl der Gemälde, die als in Rom vorhanden angeführt werden, verhältnis-
mäfsig geringer als die der Skulpturen. PL selbst klagt § 2: dicenms . . de pictiira,
arte quondam nobili, tunc cum expeteretur a regibus populisque, et alios nobilitante
quos esset dignata posteris tr ädere, nunc vero in totum a marmoribus pulsa, iani quidem
et auro. Wie in B. 34 beginnt er mit einer Darstellung der Anfänge der Kunst
und ihres Auftretens in Italien, fügt dann eine Aufzählung der Farben hinzu und
gelangt endlich zu einer Geschichte der Malerei.
Im ersten Teil finden sich nur folgende hierher gehörige Notizen:
§ 12. suoi'um clupeos in sacro vel publica dicare pinvatim prinius iustituit,
ut reperio, Appius Claudius, qui consiil cum P. Servilio fuit anno urbis 'CCL Villi,
postiit enim in Bellonae aede maiores suos placuitque in excelso spectari et titulos ho-
norum legi, de cor a res, titique si liberum turba parvulis imaginibus ceu nidum aliquem
subolis pariter ostendat, quäle s clupeos nemo non gaudens favensque aspicit. § 13. post
eum M. Aemilius collega in consulaiu Quinti Lutatii non in basilica modo Aemilia,
verum et domi suae posuit.
§. 26. praecipuam auctoritatem publice tabulis fecit Caesar dictator Aiace
et Media ante Veneris Genetricis aedem dicatis.
§ 27. stiper omnis divus Augustus in foro suo celeberrima in parte posuit
tabulas duas, quae Belli faciem pictam habent et Tritimphum, item Castores ac Victoriam.
posuit et quas dicenms (§91; s. u.) sub artißcum mentione in templo Caesaris patris.
idem in curia quoque, quam in comitio consecrabat duas tabulas inpressit parieti, Nemean
(§131 s. u.) sedentem supra leonem palmigeram ipsam adstante cum baculo sene,
cuius supra caput tabella bigae dependet. Nicias scripsit se inussisse, tali enim usus
est verbo. § 28. alterius tahulae admiratio est puberem filium seni patri similem esse
aetatis salva differentia, supervolante aquila draconem complexa. Philochares hoc
suum opus esse testatus est. inmensam, vel unam si tantum hanc tabulam aliquis
aestimet, potentiam artis, cum propter Philocharen ignobilissimos alioqui Glaucionem
filiumque eius Aristippum senatus populi Romani tot saeculis spectet. posuit et Tiberius
^'') S. meine Untersuch. 12 f.
Dctlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler. joi
Caesar niinime coniis imperator in templo ipsius Augusti quas mox (§ 131, s. u.) in-
dicabimus.
In der Zeitbestimmung des § 12 hat PI. einen argen Fehler begangen, da
der Tempel der Bellona*'^ erst von Ap, Claudius Cäcus, Censor 442, erbaut wurde.
Nach Mommsen^* hat PI. diesen, nach Stark" vielmehr den Consul des J. 675 mit
dem des J. 259 verwechselt. Mir scheint es auch hier nicht nötig, mit Münzer 332
die Worte des PI. auf einen von ihm benutzten Schriftsteller zurückzuführen, sie
tragen vielmehr durchaus das Gepräge, aus eigener Anschauung geschrieben zu
sein und die eigenen Gedanken des PI. wiederzugeben. Der chronologische Fehler
wird wohl mit Münzer 124 f. aus flüchtiger Benutzung der Consularfasten durch PI.
zu erklären sein; auch 15,2 scheint er Verwirrung unter den Claudiern anzurichten.
Bezeichnend sind aber die Worte in sacro vel publico dicare, die PI. zu Anfang
unserer Stelle auf den Tempelschmuck des Ap. Claudius anwendet, sie entsprechen
ganz dem Inhalt des cens. Verz., das dem PI. vorlag. Nichts hindert, anzunehmen,
dafs PI. auch die Nachricht in § 13 aus eigenem Wissen giebt.
Die in § 26 ff. angeführten Gemälde kommen bis auf das des von PI. sonst
nicht wieder genannten Philochares sämtlich später in der mentio artificuni wieder
vor. Hier sei nur darauf aufmerksam gemacht, dafs PI. wieder die Inschrift des
Bildes des Nicias (ohne Zweifel Nixiac svlxasv, wie § 122) ausdrücklich erwähnt.
Auch wird man die Vermutung von Urlichs (Chrestom. 344), PI. habe den Namen
des Glaucion und Aristippus, die er ignobilissimos alioqui nennt, auf dem Bilde des
Philochares beigeschrieben gefunden, für eine durchaus glückliche halten müssen.
So bieten sich hier wieder zwei Beweise dafür, dafs PI. mit besonderer Aufmerk-
samkeit die Inschriften verzeichnete, wie ich denn auch meine, dafs seine Angaben
über Augustus und Tiberius als Dedikanten dieser Bilder einfach von Inschriften an
denselben herstammen; denn was bei Statuen in sacro vel publico feste Sitte war,
auf der Basis anzugeben, wer sie geweiht habe, mufs ohne Zweifel in entsprechender
Weise ebenfalls bei den dort dedicierten Gemälden notwendig gewesen sein.
Als Inhalt des folgenden grofsen Abschnittes §§ 53 — 150 giebt PI. im Index
zu s. 34 — 42 an: De aetate picturae. operum et artificuni in pictura nobilitates CCCCV.
Im ganzen werden hier 138 Maler genannt, ihre Gemälde nachzuzählen hat seine
Schwierigkeit, da sich nicht immer Gruppenbilder von Einzelbildern deutlich unter-
scheiden lassen, doch ist gegen die Gesamtzahl 405 keine Einwendung zu erheben.
Die Art, wie die in Rom vorhandenen Gemälde aufgezählt werden, unter-
scheidet sich von der bei den Marmorskulpturen angewandten und kommt der bei
den Bronzestatuen gleich. Nie werden Bilder verschiedener Künstler, nur weil sie
sich am selben Orte befinden, haufenweise angeführt, sondern bei der Nennung der
einzelnen Künstler werden stets ihre Werke, darunter auch die römischen, aufgezählt.
Es wird auch keine Zusammenstellung von Gemälden zweifelhafter Künstler
gegeben.
«8) Vgl. Beckers Topogr. 606 f. C. J. L. I-' p. 192 X. c») Im C. J. L. I i. Ausg. 278, 2. Ausg. 186.
70) Verh. der Philol. in Tübingen 1876, 38—50.
I02 Detlefscn, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler,
PI. teilt die Maler in zwei Hauptgruppen, in die mit dem Pinsel und die
mit Wachsfarben malenden; jene umfafst §§53 — 121, diese §§122—137; daran
schliefsen sich einige, meist alphabetisch geordnete Gruppen.
Von Pinselmalern werden unter Ausschlufs der im Friedenstempel vor-
handenen^' folgende Gemälde als in Rom befindlich angegeben:
§ 59, huius (sei. Polygnoti) est tabula in porticu Pompei, quae ante curiain
eins fuerat, in qua dubitatur, ascendentem cum cliipeo pinxerit an descendentem.
§ 66. Zeuxidis manu Romae Helena est in Philippi porticibus, et in Con-
cordiae delubro Marsyas religatus.
§ 91. Vener em (Apellis) exeuntem e mari divus Äugustus dicavit in delubro
patris Caesar is, quae anadyomene vocatur'''^, versibus Graecis tali opere dum laudatur
victo sed''^ inlustrato, cuius inferiorem partem corruptam qiii reßceret nofi potuit re-
periri, verum ipsa iniuria cessit in gloriam artificis. consenuit haec tabula carie
aliamque pro ea substituit Nero principatu suo Dorothei manu.
§ 93. Unter den Werken des Apelles mirantur . . . Romae Castorem et
Polluc em cum Victoria et Alexandra Magno, item Belli imaginem restrictis ad terga
manibus^ Alexandra in curru triumphante''^, (§ 94) quas utrasque tabulas divus
Äugustus in fori sui celeberrimis partibus dicaverat simplicitate moderata, divus
Claudius p Iuris existimavit utrique excisa Alexandri facie divi Augusti imagines addere.
eiusdem arbitrantur manu esse et in Dianae''^ templo Herculetn aversum, ut, quod est
difficillimum, faciem eius ostendat verius pictura quam promittat.
§ 99. Aristides . . pinxit . . (Liberum et Ariadnen spectatos Romae in aede
Cererisy^, tragoedum et puerum in Apollinis, (§ 100) cuius tabulae gratia interiit
pictoris inscitia, cid tergendam eam, mandaverat M. Junius praetor sub die ludorum
Apollinarium. spectata est et in aede Fidei in Capitolio senis cum lyra puerum docentis.
lL\x den minor is picturae celebres in penicillo (s. § 112) gehört
§ 114. Antiphilus . . et Hesiofiam nobilem pinxit et Alexandrum ac Philip-
pum cum Minerva, qui sunt in schola in Octaviae porticibus, et in Philippi Liberum
patrem, Alexandrum puerum, Hippolytum tauro emisso expavescentem , in Pompeia
vero Cadmum et Europen.
Zu der Gruppe der Maler mit Wachsfarben gehören folgende:
§ 126. Pausias fecit et grandis tabulas, sicut spectatam in Pompei porticu
boum immolationem. cam primus invenit picturam, quam postea imitati sunt multi,
'^') Der Grund dafür ist S. 77 fF. angegeben. Gemeint dem Tempelgotte war doch das Bild geweiht,
sind Stellen aus § 74, 102, 109. '''') Darauf wurde § 27 hingewiesen.
■^2) Auf dies Gemälde beziehen sich die oben an- ") So schreibt Preller Rom. Myth. 284, i. Cod. B
geführten Worte aus § 27 sowie § 87: sunl qui bietet annae, die übrigen antoniae.
Veneretn anadyomenen ab illo pictam exeniplari ''ß) Offenbar von demselben Bilde meldet Fl. § 24:
(sei. a Pancaspe, quam dilexit Alexander Magnus) L. Mummius, cui cognomen Achaki victoria dedit,
putent. . , cum in praeda vendenda rex Attalus ^ |F/|
'^3) Mir scheint die schwer verständliche Stelle durch emisset tabulam ArisHdis, Liberum patrem, pretium
eine Änderung von victo sed etwa in victor viiratus suspicatusque aliquid in ea virtutis quod
gentium, d. i. Cäsar, zu verbessern; diesem als ipse nescirei, revocavit tabulam Attalo multum
Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler. jq"?
aequavit nemo, ante oninia cum longitudinem bovis ostendi vellet, adversum eum pinxit,
non traversum, et abunde intellegitur amplitudo. dein cum omnes, quae volunt eminentia
videri, candicanti faciant colore, gtiae coftdunt, nigro, hie totum bovem atri coloris fecit
umbraeque corpus ex ipsa dedit magna prorsus arte in aequo extantia ostendente et
in confracto solida ofnnia.
§ 131. Opera eius (sei. Niciae) Nemea advecta ex Asia Romam a Silano
(im J. 679) quam in curia diximus positam (s. o. § 27), item Liber pater in aede
Concordiae, Hyacinthus, quem Caesar Augustus delectatus eo secum deportavit Alexan-
drea capta — et ob id Tiberius Caesar in templo eius dicavit hanc tabulam — et
Danae (§ 132) (Ephesi vero etc.) . . fecit et grandes picturas, in quibus stmt Calypso et
lo et Andromeda, Alexander quoque in Pompei porticibus praecelleus et Calypso sedens.
§ 136. Timomachus Byzantius Caesaris dictatoris aetate Aiacem et Mediam
pinxit ab eo in Veneris Genetricis aede positas''\ LXXX talentis venundatas'^^. ta-
lentum Atticum ^ VI taxat M. Varro.
Endlich werden noch in der alphabetisch geordneten Reihe der beiden oben
genannten Künstlergruppen folgende römische Gemälde aufgeführt:
§ 139. Artetnon (pinxit) . . . nobilissimas, quae sunt in Octaviae operibus,
Herculem ab Oeta monte Doridis exusta mortalitate consensu deoi'um in caelum
euntem, Laomedontis circa Herculem et Neptunum historiam.
§ 144. Theorus (pinxit) . . . bellum Iliacum pluribus tabulis, quod est Romae
in Philippi porticibus, et Cassandram, quae est in Concordiae delubro.
In der Beschreibung der Bilder sind wie in der der Bildsäulen die Götter-
namen stets die lateinischen, Liber § 91 und 114, Triumphus und Victoria § 27; die
Venus des Apelles wird jedoch als anadyomene bezeichnet, unter welchem Namen
sie im ganzen Altertum bekannt war. Dafs das Gemälde Polygnots § 59 einen
Heroen darstellte, ist sicher anzunehmen, und Urlichs Vermutung, unter ihm sei
Capaneus zu verstehen, ist entsprechend, sicher aber ist, wie uns scheint, dafs PI.
keinen Namen für ihn vorfand. Für den Tragöden und den Greis des Aristides
wird man auf Namen verzichten dürfen.
Die Angaben über die meisten Gemälde sind so kurz und bündig, wie sie
sich nach der Analogie der besprochenen von B. 34 und 36 für das cens. Verz.
schicken. Beachtenswert ist auch, dafs die römischen Bilder nicht mit den übrigen
durcheinander geworfen sind, sondern stets Gruppen für sich bilden. Dafs die
anadyomene des Apelles für sich behandelt und bei Nicias gesonderte Abteilungen
der kleineren und gröfseren Gemälde gemacht werden, macht davon keine Aus-
nahme. Zu einigen Bildern werden Zusätze historischen und ein paarmal sogar
ästhetischen Inhalts gemacht, die hier zu besprechen sind.
querente et in Cereris delubro posuit, quam primam ") Sie wurde im Jahre 708 geweiht; s. Becker
arbiträr picturam externam Romae publicatam; Topogr. 364.
vgl. § 100 und 7, 126. Noch zu Strabos Leb- ^*) Dasselbe ist schon 7, 126 gemeldet. Von der
Zeiten verbrannte das Bild, wie er 8, 6, 23 p. 381 Medea heifst es § 145, sie sei unvollendet ge-
erzählt, wesen.
I04 Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler,
Als Inhalt von s. 8 — lo, §§ 24 — 28, giebt PI. im Index an: quando priinum
externis picturis dignitas Roinae. Die Beispiele dafür, welche der Text bietet, sind
zum gröfsten Teil in der vollständigeren Geschichte der Maler, jedoch in anderer
Fassung wiederholt, obwohl PL nur einmal § 27 ausdrücklich auf diese hinweist,
wie § 131 auf jenen früheren Teil zurück. Wenn in diesem auch die meisten Notizen
aus Schriftquellen stammen, so zeigten wir doch, dafs PI. mehreres Einzelne selbst
hinzugethan zu haben scheint. Dasselbe ist nun auch von den aus der eigentlichen
Geschichte der Maler hervorgehobenen Stellen der Fall, zunächst bei §91. Was
hier über die Dedikation und den Zustand der anadyomene des Apelles gesagt
wird, geht nicht über das hinaus, was PI. in der griechischen Weihinschrift lesen
und aus dem Stadtgerede erfahren konnte, während die auf dasselbe Bild bezügliche
Notiz in § %j aus griechischer Quelle stammt. Ganz dasselbe ist über § 93f. zu
urteilen. Beachtenswert ist besonders, dafs an beiden Stellen genaue Rechenschaft
über den Zustand der Gemälde gegeben wird, was auch in § 99f. geschieht, und
zwar in einer Weise, die noch mehr als in den vorhergehenden Stellen ganz danach
aussieht, einem officiellen Bericht entnommen zu sein. Die Nachrichten von § 131
können wieder aus der Dedikationsinschrift abgeleitet werden, zum Teil auch die
von § 136, in der die Wertangabe nach Varro hinzugefügt ist.
Die kurze Bemerkung über Polygnots Gemälde § 59 mufste sich dem PI.
beim Anschauen ergeben; sehr zugespitzt ist die am Schlufs von § 94, so dafs wir
sie ihm kaum zuschreiben können, doch mochte sie als geistreiches Bonmot in der
Stadt umlaufen. Plndlich die Auseinandersetzung über das perspektivische Kunst-
stück des Pausias § 126 macht durch ihre Breite bei einem an sich unbedeutenden
Inhalt wieder den Eindruck, von PI. selbst herzustammen, wie sie denn auch, so
weit ich sehe, bisher von niemandem auf eine ältere Quelle zurückbezogen ist.
Alles schliefst sich also in ungesuchter Weise zur Bestätigung der Ansicht zu-
sammen, dafs die hervorgehobenen Teile von B. 35 in der That dem PI. als be-
sonderes Eigentum zuzuschreiben sind.
Aber noch eine andere Beobachtung kommt hinzu, der ich eine gewisse
Bedeutung beilegen möchte. Von den Malern, deren in Rom befindliche Werke
PI. anführt, gehören Polygnot (vor Ol. 90), Zeuxis (Ol. 95), Apelles und Aristides
(beide Ol. 112) zu den celebres qui penicillo pinxerint (s. Ind.), während Anthiphilus
nur zu der minoris picturae celebres gerechnet wird. Unter denen, qui encausto aut
ceris . . pinxerint (s. Ind.), werden Pausias (nach Ol. 100), Nicias (Ol. 112) und
Timomachus (aus der Zeit des Dictators Cäsar) hervorgehoben, von denen ebenfalls
die in Rom vorhandenen Gemälde angeführt werden, während Artemon und Theorus
die wir aus demselben Grunde zu nennen hatten, nur zu den priinis proximi
(s. § 138) gehören. Die Siebenzahl der in so besonderer Weise bevorzugten Maler
mufs den Gedanken wachrufen, dafs Varros Imagines oder Hebdomaden für ihre
Auswahl bestimmend gewesen.
Vor mehr als 40 Jahren wurde die Frage über deren Inhalt und Anordnung
Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler. IOC
aufs eifrigste erörtert", schon 1856 hob RitschP° nach Brunns Vorgang aus B. 34
der N. H. eine Hebdomade der Erzgiefser (Phidias, Polyclit, Myron, Pythagoras,
Telephanes, Praxiteles, Lysipp) heraus und dazu eine zweite (Antaeus, Callistratus,
Polycles, Callixenus, Pythocles, Pythias und Timocles), Mercklin^' zog Quinct. I. O.
12, 10, 6 heran, wo 7 Maler aus der Zeit Alexanders aufgezählt werden, die auch
PI. nennt, jedoch nicht nebeneinander, noch in derselben Reihe. Noch andere
Siebengestirne, der griechischen Epiker und Historiker, der römischen Epiker und
Redner bringt er aus Quinct. 10, i, 52; 73; 85 und 105 bei. Die neueren Forscher
haben diese Spuren völlig verlassen, und es mag auch auf diesem Boden nicht
allzu viel Sicherheit zu gewinnen sein. Doch scheint mir der obige Hinweis auf
eine Malerhebdomade wohl einer näheren Erwägung wert.
PI. hebt gerade in B. 35, und zwar ziemlich zu Anfang, § 11, ehe er noch
irgend einen Maler genannt hat, mit besonders warmen Worten das Verdienst
Varros hervor als benignissimo invento, insertis voluminum suorunt feciinditati homimim
septingentorum inlustrium aliquo modo imaginibus , non passus hiter eider e figuras aut
vetustatem aevi contra homines valere, inventor inuneris etiam dis invidiosi, qiiando
imnortalitatem non solum dedit, verum etiam in omnes terras inisit, ut praesefttes
esse nbique ceu di possent.
Zu diesen Worten ist er, wie ich meine, nicht blofs durch die litterarische
Bedeutung des varronischen Werkes bewogen, sondern er spricht damit auch seinen
Dank und seine Anerkennung für die Beihülfe aus, die dasselbe ihm für die Aus-
führung von B. 35 gewährt hat. Gerade so macht er es 3,17, wo er die Weltkarte
Agrippas, 3, 46, wo er die Einteilung Italiens durch Augustus, 10, 19, wo er den
Haruspex Umbricius Melior, 14, 44, wo er Catos litterarische Leistungen verherrlicht,
um dann im weiteren Verfolg gerade ihre Schriften als wichtige Quellen zu be-
nutzen. Es entspricht das seinem in der praef. 21 aufgestellten Grundsatze: Est
benignum, ut arbitror, et plenmn ingenui pudoris fateri, per quos profeceris. Besonders
aber sind es römische Schriftsteller, die er dabei im Auge hat, wie er denn überall,
so weit es möglich ist, auch in der Anordnung des Stoffes der einzelnen Bücher
sich diesen anschliefst.
Spricht also eine grofse Wahrscheinlichkeit dafür, dafs PL bei der Aus-
arbeitung von B. 35 den Hebdomaden Varros manches zu verdanken hatte, so ist
es doch nicht leicht zu sagen, wozu und wie weit er sie im einzelnen benutzte.
Über die Beschaffenheit des zu den Imagines gehörenden Schrifttextes wissen wir
nur sehr wenig; bei Nonius p. 528 werden zwei Hendekasyllaben citiert, die unter
dem Bilde des Demetrius von Phaleron standen, und bei Gellius 3, 11 zwei jambische
Senare unter dem des Homer; zudem lehrt uns diese Stelle, dafs Varro darüber
gehandelt hatte, ob Homer oder Hesiod älter sei. Weitere ausdrückliche Citate aus
dem Texte habe ich nicht finden können, und alle einst von Ritschi angeregten
^9) S. Ritschelii opusc, III, wo S. 508 — 592 die »<>) Ebd. S. 518 u. 521.
ganze dahin gehörende Litteratiir jener Zeit *') Ebd. 538 f.
gesammelt ist.
Io6 Detlefsen, Die eigenen Leistungen des Plinius für die Geschichte der Künstler.
Untersuchungen beschränken sich fast ausschliefslich auf die Zusammenstellung der
Hebdomaden; nur Brunn *^ spricht es ausdrücklich aus, dafs die von PI. angeführten
Urteile über die Fortschritte, welche die bildende Kunst durch Phidias und Polyclit
gemacht habe (34, 54 und 56), aus den Imagines entnommen seien. Später hat er
jedoch diese Ansicht aufgegeben und die Urteile vielmehr auf Atticus zurückgeführt.
Über diese eben so schwierigen wie wichtigen Fragen steht die Entscheidung den
Kunsthistorikern zu; ich füge hier nur noch einiges zur Begründung meiner Auf-
stellung an.
Dafs in Rom weit mehr Bilder auch der übrigen von PI. aufgezählten be-
rühmten Meister vorhanden waren, kann wohl nicht bezweifelt werden. Wenn PI.
aber nur die jener sieben hervorhebt, so ist ein innerer Grund dafür nicht abzusehen,
und es scheint sich kein besserer darzubieten, als dafs er jene Künstler in dem ihm
vorliegenden Werke Varros als Hebdomade zusammengestellt fand. Um ihre Be-
deutung zu erhöhen, hat PI. es dann für angemessen gehalten, ihre römischen Bilder
aus dem cens. Verz. zusammenzustellen. Weitere Vermutungen darüber anzustellen,
ob PL auch den Text der Imagines benutzt habe und wo etwa, ist gewagt, doch
mag diese Frage bei Stellen wie § 59 über Polygnot: hie Delphis aedeni pinxit,
hie et Äthenis portieunt quae Poeeile vocatur grahäto, oder § 84: Apelli fuit alioqid
Perpetua eonsnetiido nunquam tarn oecupatum dient agendi, tit non lineam djieendo
exereeret arteni, quod ab eo in proverbium venit, und bei ähnlichen in Erwägung
gezogen werden.
Wenn PL aufser von jenen sieben gröfsten Meistern noch römische
Werke des Antiphilus, Artemon und Theorus, und zwar in beträchtlicher Anzahl
nennt, so weifs ich keinen Grund dafür anzugeben, weshalb gerade sie hervor-
gehoben werden, es sei denn, dafs PL sie als Repräsentanten der untergeordneten
Klassen hinstellt, denen sie angehören, um damit anzudeuten, dafs zahlreiche Werke
auch aus diesen in Rom vorhanden waren.
Damit ist der Kreis umschrieben, innerhalb dessen von einer systematischen
Benutzung des Verzeichnisses der in Rom befindlichen Kunstwerke durch Plinius die
Rede sein kann. Die Anlage und Ausführung desselben konnte mit grofser Wahr-
scheinHchkeit nachgewiesen werden, und was PL daraus entlehnt hat, liefs sich in
den meisten Fällen unschwer erkennen. Auch dafs es in der That den censorischen
Aufnahmen des Jahres 73 seinen Ursprung verdankte und vielleicht sogar von PL
selbst oder unter seiner Leitung verfafst war, ergab sich mit nicht geringer Wahr-
scheinlichkeit; wenigstens läfst sich, so weit ich sehe, kein anderer Ursprung jener
ihrer Natur nach ganz gleichartigen Nachrichten mit gleicher Wahrscheinlichkeit
angeben.
Die schriftstellerische Thätigkeit des PL erseheint allerdings nicht in einem
wesentlich anderen oder besseren Lichte, als in dem man sie bisher erblickte, indes
ist doch manches neue Beispiel für den Fleifs nachgewiesen, mit dem er besonders
«•-') Ebd. 584.
Schucbhardt, Die Anastasius- Mauer bei Coilstantinopel und die Dobrudsclia -Wälle.
107
unter Benutzung der Inschriften über die historisch-antiquarische Bedeutung der
Kunstwerke Auskunft zu geben sich bemühte. Auch ist die Erkenntnis nicht un-
wichtig, dafs die gelegentlich eingestreuten Urteile über Kunstwerke des cens. Verz,
zunächst nur das allgemeine Urteil des Publikums wiedergeben und nicht aus kunst-
geschichtlichen Quellen entlehnt sind. Im allgemeinen darf man wohl gerade aus
diesem Umstände schliefsen, dafs PI. bei all seinen Mitteilungen über Künstler und
Kunstwerke nicht daran dachte und bei seiner geringen Bildung auf diesem Gebiete
nicht daran denken konnte, das Kunstverständnis seiner Leser zu heben, sondern
nur das Ziel verfolgte, ihnen die wichtigsten Namen und eine ganz oberflächliche,
zum guten Teil nur nach ganz äufserlichen Gesichtspunkten geordnete Übersicht
über die Künstler und ihre Werke zu geben. Alles ist in erster Linie darauf ein-
gerichtet, dafs der Leser sich so leicht wie möglich über die Namen unterrichten
und die Bedeutung namhafter Künstler besonders nach ihren stadtrömischen Werken
kennen lernen kann. Der Gesichtspunkt, den PI. auch hier im Auge hatte, war eben
wesentlich der usus noscendi (34, 36), er zog die utilitas iuvatidi der gratia placendi
(praef. 16) vor und wollte seinen Lesern ein Hülfsmittel an die Hand geben, sich
unter der Fülle der Künstler und ihrer Werke möglichst leicht zurecht zu finden.
Glückstadt. D. Detlefsen.
DIE
ANASTASIUS-MAUER BEI CONSTANTINOPEL
UND DIE DOBRUDSCHA- WÄLLE.
Hierzu Tafel I.
Die grofse Landwehr, welche Kaiser Anastasius gegen die zunehmende Ge-
fahr der Bulgaren in den Jahren 507 — 512 etwa 65 km westlich der Hauptstadt vom
Marmara- bis zum Schwarzen Meere 45 km lang gezogen hat\ mufste wegen des
seltenen Falles der genauen Datierung geeignet erscheinen, einen Fixpunkt für die
Entwickelungsgeschichte dieser Befestigungsart abzugeben. Aber so klar das Wann
so verschleiert war das Wie ihrer Anlage. Auf den Karten war wohl etwa die
Hälfte der Strecke verzeichnet, aber nie schien jemand die Bauart beschrieben zu
') Sie hiefs »die lange Mauer«. Die Hauptstelle
ist Suidas s. v. 'AvaaTcfato;: "Ort 'Avaatctaio; 6
ßaaiXeus EXTioe tö [xct-zpöv xeiyo;, 7rp6 (jliXi'oüv ttj;
roXeio; |', otaTefva; Ix ttj; xaTd apxTOv OaXotsarjC
I; p.eaTj{Aßpei'av , (irjxoc p-ev (xiXiu>v v', supo; oi
Tioocüv euoat. Die Mafse, die ich oben in Luft-
linie auf 65 und 45 km angegeben habe, sind
bei Suidas mit 50 und 60 Milien = 75 und 90 km
zu stark geschätzt, Euagrios (hist ecchs. III 38
de niuro longo) trifft mit 420 und 280 Stadien =
Jahrbuch des archäologischen Instituts XVI-
80 und 53 km wenigstens das letztere richtiger.
Die Breite von 20 Fufs, die Suidas angiebt,
stimmt nicht, es möchte denn sein, dafs die
Mauer oben einen ausladenden Wehrgang gehabt
hätte, der mitgerechnet wäre. — Zonaras (XIV 4)
nennt als südliche Endigung der Mauer SrjXußpfct
(Silivri). Das weitere Quellenmaterial ist zu-
sammengestellt bei Rose: Kaiser Anastasius I
Diss. Hai. 1882.
10
I08 Schuchhardt, Die Anastasius- Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha -Wälle.
haben und die Bezeichnung schwankte sogar zwischen Anastasius-Wall und Anastasius-
Mauer.
Seit meiner ersten Begehung der Dobrudscha-Wälle (1884) hatte ich den
Plan, einmal in ähnlicher Weise die Anastasius-Linie zu verfolgen; aber so leicht
und so harmlos wie in der jungen rumänischen Provinz macht sich eine Wanderung
in der unmittelbaren Nähe der türkischen Hauptstadt nicht. Die Türken haben
annähernd auf derselben Strecke und zu demselben Zwecke wie Anastasius heute
wieder eine starke Kette von Befestigungen angelegt. Ihr Mittelpunkt ist Tschataldscha,
ein grofses Soldatenlager, die Bahnstation für Silivri, den Ausgangspunkt der
Anastasius-Linie.
Jeder in der Gegend von Tschataldscha reisende Fremde ist verdächtig, die
türkischen Kalehs ausspionieren zu wollen; und unglücklicher Weise heifst die Ruine
der Anastasius-Mauer beim Volke auch Kaleh.
Als ich 1898 eine Reise über Konstantinopel vor mir hatte, wollte ich die
Expedition aber doch auf jeden Fall versuchen. Wochen vorher schrieb ich um
die notwendige Erlaubnis des Sultans, das Bujuruldu. Als ich hinkam, lag der
Antrag seit 14 Tagen im Kabinett und man meinte, dafs die Genehmigung jeden
Tag herauskommen könne. Ich wartete auch mehrere Tage auf sie, da sie aber nicht
kam — und sie ist bis heute nicht gekommen — reiste ich stillschweigend mit dem
blofsen Teskere (Reisepafs für das Innere) ab, mit der BaKn nach Adrianopel zu.
Ich stieg nicht in Tschataldscha aus, sondern erst auf der zweitfolgenden kleinen
Station Sinekli, wo die Bahn-Gensdarmen mich »zum Besuch eines Gastfreundes in
Silivri« durchliefsen und mir sogar ein Pferd besorgten.
Auf diesem Ritt lernte ich schon einen Teil der Befestigung kennen. In
Silivri wollten zwar die Gensdarmen mich am folgenden Morgen nicht fortlassen,
aber der junge Kaimakam, halb Europäer und erst seit 4 Wochen im Amte, wurde
mein Protektor und gab mir einen Saptieh mit, der sich nachher als vortrefflicher
Führer erwies. So kamen wir diesen Tag, immer an der Landwehr entlang, bis
Kurfali, also zur Eisenbahn. Da es hier keinen Beamten gab, gabs auch keine
Schwierigkeiten, und ich gewann so noch den folgenden Tag, an dem wir, ohne
ein Dorf oder ein Haus auch nur zu sehen, auf dem Kamm des durchweg mit
Buschwald bestandenen wilden Gebirges, schliefslich über den 400 m hohen Kusch-
Kaja hinweg, die gröfste und besterhaltene Strecke der Mauer verfolgten. Gegen
Abend gelangten wir nach Karadschaköi, und hier, nur noch i Stunde vom Schwarzen
Meere, wurde das Unternehmen allerdings von seinem Schicksal ereilt. Ich mufste
mich beim Müdir melden; der freundliche Saptieh aus Silivri, der als bester Aus-
weis gedient hätte, hatte uns schon in Kurfali, an der Grenze seines Bezirkes ver-
lassen, jetzt stellte sich noch heraus, dafs ich bei einer Erkletterung der Mauer, bei
der mir einmal sämtHche Papiere aus der Tasche gefallen waren, mein Teskere
verloren hatte. Ich wurde also für den folgenden Tag festgehalten und in meinem
Absteigequartier scharf von Gensdarmen bewacht. Der Müdir (Amtmann) holte
telegraphisch Instruktion ein vom Mutessarif (Reg.-Präs.) in Tschataldscha. Sie
Schuchhardt, Die Anastasius -Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha-Wälle. lOQ
lautete: wenn Herr Seh. sein Teskere verloren hat, soll er hierher kommen und
sich ein neues holen. Meine Erklärung, dafs ich das thun werde, und sonst gutes
Betragen ermöglichte gegen Abend einen Spaziergang mit meinem griechischen
Wirt aus dem Dorfe hinaus zu dem »Kastro«, in dem ich ein zu der Landwehr ge-
höriges grofses Lager erkannte. Auch über den Lauf des letzten Landwehrstückes
bis zum Schwarzen Meere erfuhr ich durch bestimmte Aussagen mehrerer Griechen
noch das Nötigste.
Eine Bereisung unter solchen Umständen mufs für ihre Ergebnisse auf einige
Nachsicht rechnen; aber das Gewonnene zu veröffentlichen ist um so mehr Pflicht,
als günstigere Umstände wohl so bald nicht eintreten werden.
Die Wahl, welche Anastasius für seine Linie getroffen hat, erklärt sich aus
der langen von Kurfali bis zum Kusch Kaja fast geradlinig verlaufenden Wasser-
scheide. Diese Strecke ist so hoch und so unwirtlich, dafs sie schon eine natürliche
Landwehr bildet. In dem weiter westlich davor gelegenen Gebiete findet sich als
einzige menschliche Ansiedlung Istrandscha, und auf der nächsten Bahnstrecke,
zwischen Sinekli und Böjük Han konnte eine Räuberbande noch vor wenigen Jahren
wagen den Orientschnellzug anzuhalten und auszuplündern. Von diesem gegebenen
festen Körper aus liefs sich auch nach Süden die Linie so fortsetzen, dafs sie ziem-
lich gerade und immer auf der Höhe läuft, und nur im Norden, nach dem Abstieg
vom Kusch Kaja war ein gröfseres Bachthal zu überqueren und damit eine stärkere
künstliche Deckung zu schaffen.
Im Einzelnen konnte ich über den Verlauf und das Aussehen der Linie
folgendes feststellen. Von Silivri erreicht man auf der Strafse nach Westen nach
7^ Std. die Höhe zwischen Tusla- und Tschamurlu-Dere, nach Yg Std. das »Kaleh«.
Es ist an den westlichen Rand der Höhe vorgeschoben und hat das breite Thal
des Tschamurlu-Dere vor sich. Es besteht nur in einer ganz schwachen wallartigen
Erhebung. Von der durchschneidenden Strafse aus nach Süden erreicht es in loMinuten
das Meer. Auf dieser Strecke hegen hinter ihm (östlicli) weit verstreut viele Ziegel-
stücke und Topfscherben, auch Marmorbrocken. Man darf mit ziemlicher Sicher-
heit hier ein Lager vermuten.
Nach Norden überschreitet das Kaleh in gerader Linie den Parpadar-Tepe
und weiterhin den mit einem Weinberge gekrönten Ahiliä-Bahir. Gleich darauf ist
das Dorf Japadscha erreicht, das aber östlich liegen bleibt. '/.^ Stunde weiter findet
sich wieder die Spur eines Lagers: (Abb. i und 2) etwa 210 m östlich vom Kaleh ist
ein im stumpfen Winkel umbiegender tiefer Graben erhalten, und die zwischen beiden
eingeschlossene Hochfläche ist voll von Ziegel- und Topfscherben. Nach weiteren
20 Minuten kommt Fener, das aber wieder östlich und zwar etwa 200 m weit Hegen
bleibt. Auf der letzten Strecke hat das »Kaleh« etwas mehr Körper bekommen,
es bildet einen Wall, der 6 m breit ist und sich 0,30 über seinen oberen, 0,60 über
seinen unteren Fufs erhebt. (Abb. 3.) Ein Graben ist hier wie auch vorher nirgend
erkennbar.
10*
HO
Schucbhardt, Die Anastasius -Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha-Wälle.
20 Min. nördlich von Fener erreicht der Wall eine kleine Höhe und steigt
weiterhin zu der höheren des Tschilingir-Tepe — auf Kieperts Karte durch A 245 m
bezeichnet — hinauf. (Abb. 4.) Gleich nach der ersten sind 6 Türme, halbrund nach
aufsen vorspringend, deutlich zu erkennen, z. T. durch Grabung freigelegt, jedesmal
ca. 45 m von einander entfernt; nach dem 6. folgt mit 120 m Zwischenraum noch ein 7.,
Tscfillu,
Abb. I.
Lagerrest bei Japadsclia.
I : loooo.
Der Strich bedeutet Wall,
die Zickzacklinie Graben.
O 1,5 6"^
Abb. 3.
Profil des Lagergrabens. Profil der Landwehr bei Fener.
Abb. 4.
Landwehr mit Türmen südl. von Kurfali.
I : lOooo.
dann auf dem Tschilingir-Tepe ein besonders grofser (10 m Durchmesser) und weiter-
hin nur 10 Min. vor Kurfali noch drei. Viele grofse behauene Steine sind bei den
Türmen herausgebrochen und liegen umher. Vom Tschilingir-Tepe zurückblickend
sieht man Silivri genau in der Verlängerung der Mauerlinie aufragen. Der Weg
ins Dorf Kurfali führt schliefslich auf dem Kaleh entlang.
In Kurfali mufste schon um 2 Uhr Nachmittags Halt gemacht werden, weil
die folgende Strecke, bis Belgrad untheilbar, einen vollen Tag erforderte. Ich hatte
so Mufse vorweg ein Stück zu Fufs an der Strecke entlang zu gehen und dabei
manches genauer zu betrachten. Von Kurfali nach N. überschreitet man nach
10 Min. die Eisenbahn. Nach weiteren 7 Min. erreicht man eine Höhe, Karanlyk
Schuchhardt, Die Anastasius- Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha-Wälle. jn
Ajasma, auf der ein paar schattende Eichen um eine Quelle stehen. Hier liegen
die Reste eines rechteckigen Baues, Mauern und Gräben, die aber vor der Anastasius-
Linie befindlich mit ihr nichts zu thun haben werden. An der Mauer selbst, wenige
Schritte weiter, ist ein Turm, wie die bisherigen halbrund vorgesetzt, erkennbar,
und neben ihm liefs sich ein Blick in das Eingeweide der Mauer thun, da ein Stück
frisch ausgebrochen war. Sie ist nur aufsen mit grofsen Quadern verkleidet,
inwendig besteht sie aus Gufsmauerwerk, und zwar enthält dieses sowohl
Steine wie Ziegel, letztere von 0,04 m Stärke. Der massenhaft verwendete Mörtel
hat eine rötliche von Ziegelmehl herrührende Farbe und enthält auch kleine
Ziegelbröckchen. Neben dieser Stelle lag das Stück eines Pithos.
10 Min. hinter dem Bahnübergang überschreitet der Weg das Kaleh nach
W., 10 Min. weiter wieder zurück nach O., wo er nun dauernd an ihm sich hält.
Bei der letzten Überschreitung ist die Hinterfront der Mauer sehr gut erhalten,
die vordere nicht ganz sicher; die Stärke scheint 3,40 m gewesen zu sein. Die
Mauer hat nur unten grofse Blöcke, oben kleinere Quadern mit viel Kalk, in dem
oft nufsgrofse Ziegelbrocken sitzen.
Nach wieder 15 Min. (35 Min. von Kurfali) führt ein Querweg durch die
Mauer. Die Stelle heifst Dispuda Kapusi, ist aber kein altes Thor, sondern eine
moderne Durchbrechung. Hier sind beide Fronten der Mauer sehr gut erhalten
und die Stärke läfst sich zum erstenmale genau feststellen, auf 3,75 m. Die Aufsen-
front zeigt durchaus grofse Quadern. Es liegt weder ein Graben vor der Mauer,
noch ein Wall dahinter.
Nach 7i Std. (i '/^ Std. von Kurfali) folgt Katran Kapusi, wieder kein wirk-
liches Thor, sondern ein neuer Wegedurchbruch. Hier oben hat sich sogar ein
Stück schönen Hochwaldes erhalten, und die Mauer steht stellenweise noch 4 m
hoch, immer aufsen grofse Quadern, innen Gufsmauerwerk zeigend. Ihre Stärke
betrug an einer Stelle nur 2,62 m. Wahrscheinlich werden auf dieser Strecke vorn
auch die Türme — so viele ihrer hier oben überhaupt angelegt waren — noch in
Reihe erhalten seien; aber der Weg führte uns immer an der Hinterfront entlang.
In 174 Std. Entfernung von Kurfali — die Aufenthalte abgerechnet — trafen
wir auf das Kütschük Besesten, (Abb. 5) das »kleine Schlofs«, eine interessante Thor-
anlage, und bald nachher (i Std. Weges) sollten wir noch eine zweite fast gleiche,
das Böjük Besesten (»grofse Schlofs«) dicht vor dem Kusch-Kaja finden. (Abb. 6.)
Die Landwehr-Mauer mafs ich bei dem ersten Besesten und nachher wieder hinter
dem zweiten gleichmäfsig auf 3,30 m.
Das erste (Kütschük) Besesten liegt an einem einspringenden rechten
Winkel der Mauer, das zweite (Böjük) an ihrem geradlinigen Zuge, beide auf ihrer
inneren (östlichen) Seite. Die Anlagen sind Thorbefestigungen in Gestalt grofser
rechteckiger Höfe von ca. 30: 59 resp. 31 : 57 m lichter Weite ^, also ziemhch genau
^ Die grofsen Mafse sind nur durch Abschreiten, die kleinen (Thor-, Thurm- und Mauerbreiten)
mit dem Mefsband genommen.
112
Schuchhardt, Die Anastasius- Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha -Wälle.
doppelt SO lang als breit. Der Durchgang führt durch die Langseiten und zwar nicht
genau durch die Mitte; bei dem kleinen ist er beidemal 4 m breit, bei dem grofsen
wegen schlechter Erhaltung der Mauern nicht genau zu messen. Die Ecken der
Höfe sind mit Türmen besetzt, von denen nur der nördliche in beiden Fällen nach
innen liegt, die andern nach aufsen vorspringen. Das kleine Besesten hat im Ganzen
^
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Maurer ^^
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i....,v',I-.k"'^--^;L:...:V ...^v,; , .^ ""^
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Abb. 5.
Kütschük Besesten (I).
Abb. 6.
Böjük Besesten (II).
Abb. 7.
Baublock vom B. Besesten.
Abb. 8.
Lager bei Karadschaköi.
drei, das grofse 5 Türme. Die Mafse beider stehen sich so nahe (wohl 100 : 200
röm. Fufs), dafs die Bezeichnung »grofs« und »klein« nur durch die gröfsere und
geringere Verstärkung mit Türmen Berechtigung erhält.
Die Höfe dieser Thore sind so stattlich (das neue pergamenische Hauptthor
hat nur einen Hof von 20 : 20 m), dafs man sie eher als kleine Kastelle bezeichnen
Schuchhardt, Die Anastasius- Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha -Wälle.
113
kann. Ihre nächsten Verwandten scheinen mir die weiter unten (S. 122) zu erwähnenden
gleichförmigen Anlagen neben den Durchgängen des »Grofsen Erdwalls« in der
Dobrudscha von durchschnittlich 20 : 50 m zu sein.
Vor dem östlichen Durchgange des Böjük Besesten fand ich den beistehend
abgebildeten Baublock (Abb. 7).
Schon 8 Min. nördlich von dem zweiten Besesten mufste ich die Mauerlinie
verlassen. Sie nimmt den Abstieg auf einem Grat zwischen den wilden nördlichen
Schluchten des Kusch-Kaja, wo kein Weg an ihr entlang führt. Wir aber bogen
rechts ab nach Belgrad und ritten von da nach Karadschaköi. Hier konnte ich nur
noch das gleich westHch vor dem Dorfe dicht bei der Kaserne gelegene grofse
Lager, »Kastro« genannt (Abb. 8), ein unregelmäfsiges Viereck von etwa 250 : 300 m
aufsuchen, das den hier im Bachthal so bequemen Durchgang durch die Mauer ge-
sperrt und zugleich die Posten für ihren ganzen nördlichen Teil gestellt haben wird.
Durch die Ausfragung von Ortskundigen konnte ich ferner feststellen, dafs das
»Kaleh« etwa 10 Min. westlich von dem Lager vorbeizieht, auf den Mal-tepe zu,
und von da in gerader Linie zum Schwarzen Meere. Das Tschiftlik Kurdere läfst
es westlich liegen und auf der letzten Höhe vor dem Meere, am Wege, hat es noch
einmal ein Besesten (III) von derselben Gestalt und Gröfse wie die beiden andern.
Abb. 9.
Ziegelstempel aus dem Lager bei Karadschaköi.
I : 2.
Abb. 10.
Gefäfsscherbe von der Anastasius -Mauer.
Im Lager von Karadschaköi fand ich den vorstehend abgebildeten Ziegel-
stempel (Abb. 9) und sonst oft auf der Strecke dicke Gefäfsscherben von hellrotem
Thon mit stark eingetieften parallelen Riefelungen (Abb. 10).
Der Lehrer in Karadscha-Köi zeigte mir in der Publikation eines benach-
barten kleinen griechischen Geschichtsvereins den Abdruck mehrerer Inschriften,
die sich auf die Anastasius-Mauer beziehen.
IIA Schuchhardt, Die Anastasius -Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha-Wälle.
1. Stein 0,50 m hoch, 0,49 m breit (gef. bei Karadschaköi: dvatJxaTrxofxevou
ootaou? Ttpö? [xsxaTpoTTTjv otuTou eis ä'Ypov), jetzt im Besitze des Kaufmanns Anastas
Stambulios in Silivri.
9au[Jia3T[öJv £p7[o]v -^ur^Xiaev [6] Xp[o]v[o];,
ou 7p[o]\'[o]'; [ji[6jv[o]v uX^öos 8s xaiv ßrxpßapwv,
dk(Ky [6] Oaufxaato; x[aij xou; ßapßapous xp£Tr[(ü]v
a50[i]c avopö[£r] Baa[t]X[£to]? ota'K6xr^<;
auv Kovaxavxtv[(|i] auxa5c'Xcp[(i)], X(i> v£[(o],
u-oup-j'[£r] 8s x[al] Ba(j[i]X£ios 6 ro5x[o]';
0$ (a)pX'T^'^^/'> "^[^i^] XP'^^r*!^] >taOiaxT^x[£iJ
auv ''EX7t[t]ouo Bpava[x((p) xa;tap)(o).
Die Publikation bemerkt dazu, dafs die in der Inschrift genannten Kaiser
Basileios IL und Konstantinos VIII. (976 — 1025) sind, der erstere bekannt unter dem
Beinamen Bulgaroktonos.
2. An der Kirche des hl. Georg in Tschorlu (an der Eisenbahn westlich
der Anastasius-Linie).
'Av£x£VT)9yj 6 uupi'os xouxo? im Baa[i]X[£(]oü
xal K[o]vaixavx(tvou) x[(Ji>]v cp[i]>wOj(pr^ax[o)]v 8£cjuox[(ü]v.
3. Ebenda in Tschorlu.
'Av£X£v(i^)&7] 6 TtupYO? (xo5x)oc ezi
Ntx[r^]cp6poü aüxoxpa'(xopo$) (P)[o)][x(a)t(ov
xat tu . . . . xai 8o|ji£aiX(uy(a?) /o . x8(u?)
a£ . £u;
. . . xovT . . Oe? . . vxcuv . .
öacpi .... evtsvxi . . xo . . uo.
D. i. Nikephoros Phokas, Ende des 10. Jahrhunderts.
Diese Inschriften zeigen, dafs die Anastasius-Linie im 10. Jahrhundert wieder-
holt ausgebessert worden ist, und es erwächst damit die Frage, wieviel von dem
heute Erhaltenen überhaupt auf Anastasius zurückgeführt werden darf. Hat er sie
vielleicht noch gar nicht als grofse Mauer gebaut, sondern nach älterer Weise als
Wall und Graben? Ich glaube nicht.
Dafs die Inschrift i nicht auf einen völligen Neubau der ganzen Strecke zu
deuten ist, zeigt 2, die sich nur auf einen einzelnen Turm als von denselben beiden
Kaisern erneuert bezieht. Wie sehr in der späteren Zeit jede einzelne Ausbesserung
inschriftlich verewigt wurde, wissen wir von der Konstantinopeler Stadtmauer. Zu-
dem bezeichnet die Inschrift i ja auch schon die ursprüngliche Anlage als ein
Oaufiotaxov Ippv. Weiteres ergiebt der Befund, Auf der ganzen Linie ist nirgend
die Spur eines Grabens zu bemerken. Auch werden die Feinde, deren Zerstörungs-
werk Basileios und Genossen wieder gut machten, nicht weite Strecken, besonders
nicht in dem wildgebirgigen nördlichen Teile niedergelegt haben. Wo ein Über-
gang gar nicht in Frage kam, konnte es ihnen gleichgültig sein, wenn Dutzende
von Kilometern stehen blieben. Schliefslich entspricht die Bauart mit grofsen
Schuchhardt , Die Anastasius -Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha -Wälle.
115
Quadern aufsen und Gufsmauerwerk im Innern weit eher der noch leidHch guten
Periode des Anastasius als den immer schwächer werdenden späteren Zeiten.
Wir dürfen also annehmen, dafs die Ausbesserungen sich nur auf einzelne
Stellen bezogen haben, und in der auf weite Strecken gleichartigen Bauart die Hand
des Anastasius erkennen.
Sein Werk ist demnach eine durchweg 3,30, zuweilen bis 3,75 m
dicke Mauer, aufsen aus Quadern, innen aus Gufsmauerwerk gebaut,
ohne Graben und Wall. Vorn sind gerundete Türme, bis 10 m vor-
springend, vorgelegt. Die Durchgänge führen durch grofse rechteckige
(ca. 30:60m), mit Türmen besetzte Höfe. Hinter der Linie liegen, im
südlichen Teile an zwei Stellen schwach, im nördlichen an einer sehr
deutlich zu erkennen, gröfere Lager, welche die gefährdeten Partien
decken und die Besatzung für die Türme liefern.
So beschaffen erweist sich die Anastasius-Linie bei einem Seitenblick auf
die Wälle in der Dobrudscha als das Schlufsglied einer bestimmten Entwicklung des
antiken Landwehrbaues.
mCemtnoda
Abb. II.
Die drei langen Wälle in der Dobrudscha. i : 400000.
In der Dobrudscha (Abb. 11) laufen bekanntlich drei Wälle von der Donau bei
Cernawoda nach Constanza (Küstendsche, Tomi) am Schwarzen Meere. Bei dem
zweimaligen Besuche, den ich ihnen im September und Dezember 1884 abstattete,
wurden sie zum erstenmale in ganzer Ausdehnung begangen. Ich erkannte damals,
dafs sie von ganz verschiedener Bauart sind, der eine ein »kleiner Erdwall« ganz
ohne Kastelle, der zweite ein »grofser Erdwall« mit vielen Erdlagern hinter sich, der
dritte ein »Steinwall« mit einer Mauer in seinem Körper und grofsen stark befestigten
Il5 Schuchhardt, Die Anastasius- Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha-Wälle.
Lagern. Als Endergebnis meiner Beobachtungen durfte ich als sicher ansehen, dafs
die drei Linien nicht gleichzeitig angelegt und auch nie gleichzeitig benutzt worden
sind. Der kleine Erdwall wird V2 Std. vom Meere von den beiden andern Linien
überschnitten und dabei völlig zerstört; er ist also älter als sie und nicht mit ihnen
zusammen in Gebrauch gewesen. Für das Altersverhältnis des grofsen Erdwalls
und des Steinwalls konnte ich allerdings weniger beweisen als nur vermuten, dafs
der Steinwall der jüngere sei, und zu welcher Zeit jeder der drei Wälle angelegt
sei, blieb noch völlig unklar. (Arch.-epigr. Mitth. IX 1886 S. 87— 113).
Wie sehr hier eine weitere Aufklärung wünschenswert sei, empfand niemand
lebhafter als ich selbst. In der Publikation des Adam-Klissi-Monumentes, S, 124,
fand Benndorf die Veranlassung zu der Errichtung des grofsen Tropaion in einer
von Trajan persönlich an den drei langen Wällen der Dobrudscha gewonnenen
Schlacht, die er auf einem Bilde der Trajanssäule erkennen wollte. Als Petersen
ihm vorhielt', dafs diese drei Wälle doch nachgewiesener Mafsen aus verschiedener
Zeit stammten und zugleich aussprach, Benndorf scheine auf die neue und vielfach
bedenkliche Konstruktion der zweiten Ausreise des Trajan nur gekommen zu sein
mit dem Zielpunkt der Schlacht an den drei Dobrudscha-Wällen im Auge, würde
diese hinfällig, so würde es zugleich auch die ganze Reiseroute, — da erwiderte
Benndorf^, er wolle »die Verschiedenheit der Epochen der drei Wälle nicht halten,
sondern lieber hervorheben, dafs uns über ihre Entstehung und Konstruktion zu-
verlässiges Wissen noch durchaus abgehe.«
War dies auch in der Notwehr gesagt, nachdem Benndorf selbst noch kurz
vorher in dem Adam-Klissi-Werk (S. 2) die Wälle als »in verschiedenen Epochen
nach einander angelegt« bezeichnet hatte, so bewies es doch, wie notwendig eine
genauere Bestimmung der Wälle jetzt sei. Sie spielten eine Rolle in dem inter-
essanten geschichtlichen Problem der Errichtung des Tropaeum Trajani, und auch für
unsere in so regen Flufs gekommene römisch-germanische Forschung durfte man
sich einiges von ihnen versprechen. So habe ich denn auf der Reise nach Pergamon,
im September 1898, mich auch 10 Tage in der Dobrudscha aufgehalten und die
beiden Linien, auf die es hauptsächlich ankam, die des grofsen Erdwalls und des
Steinwalls, fast in ganzer Ausdehnung neu begangen,
Herr Tocilescu grub damals mit starker Mannschaft in der von ihm entdeckten
grofsen Schlufsbefestigung des Steinwalles an der Donau, die er wohl mit Recht
Axiopolis nennt. Er hatte auch von den drei Wall-Linien eine neue grofse Auf-
nahme machen lassen, die ich ein Jahr später auf der Philologen- Versammlung in
Bremen flüchtig zu sehen bekam, und deren Veröffentlichung er schon damals in
nahe Aussicht stellte. In der Hoffnung, dafs sie nächstens erscheint und der Gewifs-
heit, dafs sie dann als das Werk eines Einheimischen eine weit genauere Behandlung
des Einzelnen bieten wird als meine Reiseskizzen es vermögen, gebe ich hier nicht
eine neue Beschreibung der ganzen Linien, sondern beschränke mich auf das für
3) Rom. Mitth. 1896 S. 107. *) Arch.-epigr. Mitth. 1896 XIX. 2. S.
19.
Schuchhardt, Die Anastasius -Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha -Wälle.
117
♦,5
10 J8
Abb. 12.
Profil des kleinen Erdwalls.
meinen Zweck Erforderliche: auf die Momente, welche für ihre Datierung in Betracht
kommen. Vielleicht kann aus einer solchen vorausgehenden Besprechung die grofse
Tocilescu'sche Publikation für den einen oder andern Punkt nachprüfend noch ihren
Nutzen ziehen.
Der »kleine Erdwall« ist ein ein-
facher Aufwurf mit südlich vorliegendem
Graben, fast überall sehr verschwemmt
(Wallkrone höchstens 2 — 3 m über Graben-
sohle), aber doch deutlich zeigend, dafs
der Aufwurf einheitlich aus dem Graben
gewonnen ist. (Abb. 12.)
Dafs der kleine Erdwall älter ist als die beiden andern, wird schon durch
die Kreuzung mit ihnen, 7^ Stunde westlich vom Meere, aufser Frage gestellt.
Denn hier ist sein Wall und Graben auf die Breite jener beiden Linien völlig unter-
brochen. Aufserdem giebt auf der letzten Strecke vor der Donau der kleine Erdwall
die Hinterseite ab für zwei Lager des grofsen (26 und 27). Ich bin aber längst zu
der Überzeugung gekommen, dafs der kleine Erdwall überhaupt nicht von den
Römern, sondern vor ihnen oder grade gegen sie von den Barbaren angelegt ist.
Der Wall hat seinen Graben gegen Süden, d. h. wenn er römisch wäre, gegen das
eigene Land, was ebenso ohne Beispiel wie ohne Sinn sein würde. Er ist ferner,
im Gegensatz zu den beiden andern, weiter südlich so auf den Höhen entlang
geführt, dafs er immer den Einblick in das südliche Gelände hat. Er ist schliefslich
ganz ohne Kastelle, was wieder für eine römische Grenzwehr unerhört wäre;
denn es giebt als solche römisch wohl eine Kastellkette ohne Wall, aber keinen Wall
ohne Kastellkette. Dafs die Barbaren schon zur Römerzeit ihre Grenzen langhin durch
Wälle schützten, ist durch Tacitus (Ann. II 19) in Bezug auf die Angrivaren an der
Weser bezeugt. Germanen und Slaven haben nachher das ganze Mittelalter hindurch
die Übung beibehalten, und speziell in der Walachei und Moldau konnte ich 1885
eine Reihe solcher unrömischen Anlagen, in Bauart und Lauf dem »kleinen Erdwall«
entsprechend, feststellen. (Arch.-epigr. Mitth. 1886 S. 202 — 232). Auf die Frage,
wann der kleine Erdwall von den Barbaren angelegt sei, kann ich allerdings auch
heute nur antworten: vor dem grofsen Erdwall und dem Steinwall.
Abb. 13.
Profil des grofsen Erdwalls.
Der grofse Erdwall hat mehr Körper als der kleine. Er ist fast auf der
ganzen Strecke von zwei Seiten her aufgeworfen, so dafs nach N. ein tieferer, nach
ii8
Schuchhardt, Die Anastasius- Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha-Wälle.
S. ein flacherer Graben liegt. Der Wall selbst ist vielfach mit hohem Grat (5 — 6 m
über Grabensohle) erhalten. (Abb. 13.)
Diese Form der Landwehr: ein Wall zwischen zwei Gräben ist für die
römische Zeit ebenso ungewöhnlich, wie sie für das deutsche Mittelalter (etwa 14. Jh.)
gewöhnlich ist, nur dafs in diesem der Wall nicht eine spitze, sondern eine mehrere
Meter breite Krone zu haben pflegt. Trotzdem ist der grofse Erdwall römisch; die
sehr zahlreichen, an seiner Südseite in regelmäfsigen Entfernungen angehängten
Lager beweisen es. Sein Lauf ist das grade Gegenteil von dem des kleinen Erd-
walls. Vom Meere aus sucht er in kürzester Linie die starke natürliche Verteidigungs-
linie der Karasu (Schwarzwasser) Seen zu erreichen, unbekümmert darum, dafs er
von dem vorliegenden (nördlichen) Gelände oft unmittelbar überhöht wird. Sobald
dann, eine Stunde westlich Medschidie, der Abfall der südlichen Höhen zu einem
schroffen Steilhang wird und so bis zur Gura Germele (bei Lager XVIII) in nahezu
grader Linie die Sumpfseen einhegt, hört der grofse Erdwall auf und überläfst der
natürlichen Wehrlinie seine Aufgabe. Ich habe diese schon 1884 von mir gemachte
Beobachtung diesmal durchaus bestätigen können. Der grofse Erdwall macht einen
Knick, um eine Felsenschlucht zu vermeiden, und kommt so in die Linie des
Steinwalls, der sich auf ihn aufsetzt, nachdem er mit seinem Wall über den Graben
des Erdwalls hinweggegangen ist (Abb. 21). Eine kurze Strecke ist hinter (südlich)
diesem auf dem grofsen Erdwall reitenden Steinwall noch der zweite Graben des
Erdwalls erhalten, dann hört er auf, der Steinwall wird so flach wie er für sich allein
immer ist, und der Erdwall hat somit hier sein Ende gefunden.
13 km weiter westlich aber, wo in der Gura (Schlucht) Germele, Azazia
gegenüber, die Karasulinie aus der westlichen Richtung in die nordwestliche, nach
Cernawoda zu, umknickt, beginnt der grofse Erdwall aufs Neue, um in grader
westlicher Richtung bald den kleinen Erdwall antreff'end und schHefslich ihn
überdeckend über Kokirleni die Donau zu erreichen.
Abb. 14.
Profil des Steinwalls.
Abb. 15.
Marmorgeison aus dem Steinwall.
I : 20.
Der »Stein wall« (Abb. 14) hat wieder seinen eigenen Charakter, ähnelt dabei
aber in manchem dem grofsen und in einigem auch dem kleinen Erdwall. Er zeigt
heute einen Wall mit nördlich vorliegendem Graben, etwa von den Mafsen des kleinen
Schuchhardt, Die Anastasius -Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha -Wälle.
119
Erdwalls. Der Wallkörper ist aber auf weite Strecken aufgewühlt wegen einer
Mauer, die in ihm steckte, und hie und da ist deren Stellung, Stärke und
Bauart deutlich zu erkennen. So ist bei Hasandscha dicht neben der Chaussee ein
tiefes Rinnsal, in dessen Wänden die Mauer beiderseits ansteht; zwischen Lager III
und IV, gleich östlich der Eisenbahn fand ich sie frisch ausgegraben, und ganz
im Westen dicht vor der Donau hatte Herr Tocilescu sie freigelegt. Sie steht nicht
in der Krone des Walls, sondern etwas nach dem Graben zu, auf dem gewachsenen
Boden, womit sich ein Profil ähnlich dem der Saalburg-Umwallung ergiebt. Sie
ist 2,10 — 2,20 m stark, aufsen mit gröfseren Blöcken, innen mit kleineren Steinen
und viel Kalk gemauert. An der Stelle vor Hasandscha sah ich das Fundament
der Mauer in ganz weifsen, fast reinen Kalk gelegt. Im Westen sieht man auf
Strecken, wohin die Kultur noch nicht gedrungen ist, massenhaft früher schon be-
nutzte Architekturblöcke, Geisa, Architrave, Mauerquadern, auch Ziegel zu ihrem
Bau verwendet. Beim Bahnübergang zwischen Lager III und IV fand ich ein
Ziegelstück von 3,7 cm Stärke mit drei erhaltenen Seiten von je 0,33 Länge, nicht
weit davon ein Stück Eierstab aus Marmor; 5 Minuten nach dem Bahnübergang
(westlich) lag ein Zahnschnittgeison aus Marmor über i m lang, gleich unterhalb
der Wallkrone noch im Zuge der Mauer (Abb. 15). Auch weiterhin, nach Lager IV
zu (in dem ein Melonengarten angelegt ist), lagen viele grofse Blöcke bis 1,50 m
Länge und i m Breite noch in situ; die Löcher für Dübel und Bettungen für
Schwalbenschwanzklammern zeigten die ursprünglich vornehmere Bestimmung an.
Ebenso sah ich zwischen Lager IV und IV» wieder viele grofse schön behauene
Blöcke aus Kalkbreccia, bis zu 1,36 m lang, 0,60 breit und 0,45 dick. Auf der
weiteren Strecke nach Westen zu habe ich der-
gleichen aber nirgends mehr gefunden und über den
Sumpfseen ist es doch auch einsam genug, als
dafs es sich hätte erhalten können, wenn es jemals
vorhanden war. Die Architekturstücke in dem
kurzen östlichen Teile werden also nicht von
etwaigen Bauten in den — wie ich gleich zeigen
werde — älteren Lagern des grofsen Erdwalls
stammen, sondern aus der Metropole der ganzen
Gegend, dem stattlichen Tomi (Constanza).
Einen solchen Raubbau wird man nicht
einer guten grofsen Zeit, wie der des Trajan zu-
schreiben wollen. Die Werkstücke schienen mir
auch selbst schon, wenigstens nach Pergamenischem
Mafstabe gemessen, aus späterer Zeit zu stammen.
Die genauere Datierung hat sich durch die Ausgrabung von Axiopolis ergeben.
Als ich im September 1898 diese Grabung besuchte, hatten sich in der bis dahin
erst kurzen Campagne 32 Münzen gefunden, von denen keine über die Konstan-
tinische Zeit zurückging. Viele Mauern hatten dieselbe Bauart und Stärke und
Abb. 16.
Gefäfsscherbe vom Steinwall.
I20
Scliuchhardt, Die Anastasius- Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha -Wälle.
denselben reinen weifsen Kalk wie die im Steinwall, und dieselbe enggeriefelte
Thonware herrschte wie ich sie auf dem Steinwall und in seinen Kastellen gefunden
hatte (Abb. i6). Ich sah zwei byzantinische Lampen und mafs einen Ziegel auf
0,365 : 0,30 : 004. Unter mehreren Inschriften schrieb ich als Beispiel die folgende ab:
DM
C . VALER .
GERMNVS
VIX . A/ . LXXvill
C .\A_.\ALENS
B LEG . E • XI • CL
FLVS . PATRI
M . P
H AV E
DCis) m(anibus)
C(aius) Valer(üis)
Germanus
vixCit) an(nos) LXXVIIL
C(aius) ValCerms) Valens
bCeneßciarius) leg(ionis) eCgregiaef) XI C/(audiae)
fCi)lCi)us patri
m(onumentum) p(osuit).
have.
Die Ligaturen deuten auf eine späte Zeit. Der Beiname des Verstorbenen
zeigt einen Germanen als Legionär.
HerrTocilescu würde dieses Material heute gewifs unendlich vermehren können.
Ich glaube aber, auch das Wenige reicht aus für den Beweis, dafs der Stein wall
erst aus Konstantinischer oder
etwas späterer Zeit sein mufs.
Wie stehen nun Steinwall und
grofser Erdwall zeitlich zu einander?
Früher konnte ich nur aus allgemeinem
Grunde vermuten, dafs der Erdwall
der ältere sei: weil man, wenn der
Steinwall auf der ganzen Strecke schon
dagewesen wäre, nicht nachher den
schwächeren Erdwall, der aufserdem
ein langes Stück ausläfst, angelegt
haben würde; heute kann ich die
Priorität des Erdwalls durch eine
Reihe von Einzelbeobachtungen be-
weisen.
I. Vi Stunde vorn Meere,
2 Minuten nachdem Steinwall und
grofser Erdwall zum ersten Male die
Bahn überschritten haben, liegt eine
verwickelte Anlage, in der ich ein
ganzes Stein wall-Lager (II^i) und den
Rest eines Erdwall-Lagers (la) er-
kannte. Der Steinwall durchbricht
hier die Ostseite des Erdwall-Lagers,
Abb. 17. Lager 1» (am grofsen Erdwall)
und IIa (am Steinwall), i : loooo.
N.
Abb. 18. Kreuzung des grofsen Erdwalls
mit dem Steinwall zwischen IX u. X. i : loooo.
Schuchhardt, Die Anastasius -Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha -Wälle.
121
und dessen weiter westlich gelegene Wälle sind durch das gleich folgende Stein-
wall-Lager völlig eingeebnet worden. (Abb. 17.)
2, Etwa eine Stunde östlich von Medschidie, zwischen Lager IX und X ^
schneiden sich grofser Erdwall und Steinwall und zwar am Kopfende einer Schlucht,
wo beide stark verwischt sind. Ich habe jetzt aber doch feststellen können, dafs
der Erdwall sich hinter der Schlucht in grader Linie fortsetzt, der Steinwall aber
zweimal knickend überspringt, um sich (westlich) vor den Erdwall zu setzen. Diese
Knicke sind doch nur daraus erklärlich, dafs der Erdwall schon vor dem Steinwall
vorhanden war. (Abb. 18.)
3. Während weiterhin (nach W.) also der Steinwall vor dem Erdwall liegt,
entwickelt sich an ersterem das grofse Lager X^ in der Weise, dafs es den Erdwall,
der durch sein Gebiet hindurchlief, vollkommen zerstört. (Abb. 19.)
St. HC
Gr.E.HC
Abb. 19.
Das Steinwall-Lager X* hat den grofsen Erdwall zerstört, i : loooo.
Xb
St.W.
gt.ew:
Abb. 20.
Steinwall-Lager Xb mit dem grofsen Erdwall
als Rückfront, i : 10 000.
Abb. 21.
Aufhören des grofsen Erdwalls westlich
Medschidie. i : loooo.
4. Yi Stunde westlich Medschidie liegt hinter dem Steinwall das Lager Xb,
das den 155 m zurückliegenden Erdwall als Rückfront benutzt^ (Abb. 20.)
5. Kurz vor der oben (S. 118) schon beschriebenen Endigung des grofsen
Erdwalls westlich Medschidie setzt der Steinwall sich auf den Erdwall, indem er
dessen Graben bei der Überquerung zudeckt. (Abb. 21.)
^) Lager X, welches auf Abb. II links von dem den beiden Wällen ausfüllt, ist in der Re-
mittelsten Meridian genau den Raum zwischen Produktion ausgeblieben.
') Ich habe von diesem Lager 1884 nur die östliche Seite gesehen (Arch.-epigr. M. 1886 S. loi).
122
Schuchhardt , Die Anastasius -Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha -Wälle.
6. Mehrfach führt durch den grofsen Erdwall ein als alt und ursprünglich
kenntlicher Durchgang, während in dem dicht dahinter liegenden Steinwall kein
solcher vorhanden ist (z. B. dicht bei Lager II).
Angesichts dieser Gewifsheit, dafs der Steinwall später ist als der grofse
Erdwall, ist nun die Verschiedenheit in dem ganzen Zuge der beiden Wälle und
ihren Lageranlagen von besonderem Interesse.
Der grofse Erdwall erinnert in seinem Zuge an den römisch -germanischen
Limes, der auch auf möglichst geradem Wege sein Ziel zu erreichen sucht, sich
dabei um Überhöhung von feindlicher Seite nicht kümmert und gelegentlich eben-
falls durch eine »nasse Linie« (den Main) sich vertreten läfst. Der Steinwall greift
demgegenüber zurück auf die barbarische Auffassung des kleinen Erdwalls. Er
ersteigt auf der östlichen Strecke gemeinsam mit ihm die Höhe, die einen Umweg
bedeutet; er setzt auch an den Sumpfseen nicht aus, und bei Gura Germele
(Lager XVIII) scheut er nicht den Knick nach NW., um die natürliche Verteidigungs-
linie des Sees und seines Abflusses nach Cernawoda vor sich zu behalten.
Wie hier der grofse Erdwall die rücksichtslose Durchführung eines Schemas,
der Steinwall mehr das Anschmiegen an die gegebenen Gelände -Verhältnisse zur
Geltung bringt, so thun es beide auch in Bezug auf die Gestaltung ihrer Lager.
"''*''!!!!^ S^■^^
GnEWi
Abb. 22.
Lager am grofsen Erdwall.
I : loooo.
Abb. 23.
Lager am grofsen Erdwall.
Die Lager am grofsen Erdwall zeigen nur zwei ganz regelmäfsige Typen,
einmal annähernde Quadrate von durchschnittlich 150 m Seitenlange^ und zum
andern Rechtecke von durchschnittlich nur 20 : 50 m. Die letzteren sind weit zahl-
reicher vorhanden als ich 1884 gesehen hattet Sie scheinen bestimmt die Durch-
gänge der Landwehr zu bewachen — in den meisten Fällen ist neben ihnen der
Durchgang noch als wirklich alt zu erkennen — und sie würden damit eine Vorstufe
abgeben zu den Besestens der Anastasius-Mauer, nur dafs bei diesen der Weg mitten
durch das kleine Kastell führt. (Abb. 22 u. 23.)
Demgegenüber sind die Steinwall-Lager aufserordentlich wechselnd in ihren
Mafsen wie in ihrer Form. In der östlichen Hälfte herrscht noch das Rechteck,
aber II c ist 294 m lang (längs der Landwehr) und 194 m tief, 11^ 193 m lang und
^) Die Mafse sind immer nur durch Abschreiten
gewonnen und gelten von Wallkrone zu Wall-
krone. Die gröfsten sind 5 : 194 m, 10 : 185 m,
19: 188 m lang; die kleinsten 20: 114 m,
12 : 122 m, 3 und 21 : 130 m, 22 : 132 m lang.
8) Ich habe ihrer jetzt 15 beobachtet: li>. l«". 3«.
6n. 7». lOa. 12». 14. 15a. 20a. 21». 23. 24.
25. 28. Benndorf hat nach S. 2 Anm. 3 im
Adam -Klissi -Werk deren 23 gesehen.
Schuchhardt, Die Anastasius- Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha -Wälle.
123
132 m tief, IV 155 : 160 m, IVa 400 m lang und etwa 250 m tief. Von Alakap an
nach Westen treten die mannigfachsten Formen auf. VIII und Villa sind fast
volle Kreise, (Abb. 24 und 25) Xa hat die oben (Abb. 18) schon skizzierte Gestalt.
XI (Abb. 26) und XII (Abb. 27) weisen mehrere durch Haupt- und Vorwälle gebildete
Abb. 24. I : loooo.
Abb. 26. I : loooo.
Abb. 25. I : lOOOO.
Abb. 27. I : 10 000.
Abteilungen auf, so dafs man hier von
»Hauptburg«, »Vorburg« und »Aufsen-
werk« sprechen könnte. XIII (Abb. 28)
ist ein Dreieck, XIV (Abb. 29) ein un-
regelmäfsiges Viereck. Bei XV (Abb. 30)
gehen die Seitenwälle des Lagers nach
aufsen über die Landwehr bis an den
Rand der Hochfläche vor. Bei XVI
bildet wieder ein Nebenwall eine Art Vorburg. XVII liegt vor der Landwehr am
Höhenrande, XVIII, XIX und XX sind ausnahmsweise regelmäfsige Rechtecke.
(Abb. 31.)
Jahrbuch des archäologischen Instituts XVI. 1 1
Abb. 28. I : loooo.
124
Schuchhardt, Die Anastasius -Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha -Wälle.
Matter 0,es didc
Abb. 29. I : 10 000.
Auch die einfach rechteckigen Steinwall-Lager haben selten einfache Um-
wallung (wie IX, Xa, XVIII, XIX, XX), die meisten haben doppelte, wobei der
äufsere Wall von dem Innern durchweg 30 m entfernt ist. Meist scheint dabei in
dem innern Wall eine Mauer zu stecken, in dem äufsern nicht; bei Lager XVIII
wo sie freilag, konnte ich sie auf 2.20 m messen; bei Lager XIV sah ich auch im
nördlichen langen Vorwall eine Mauer von 0,65 m Stärke.
,,-,-_------ ----,~,^ Wir sind gewohnt
als typisch- römisch das
anzusehen, was der Lauf
und die Lagerformen des
grofsen Erdwalls bieten.
Vor kurzem haben wir
allerdings gelernt, dafs
diese schematischen For-
men nur die silberne
Latinität darstellen, dafs
die goldne der augustei-
schen Zeit noch beliebig
unregelmäfsige schafft,
unter sorgfältiger An-
passung an das Gelände
(Annaberg bei Haltern).
Aber die Art, welche
beim Steinwall in der
Dobrudscha auftritt mit
dem ausgiebigen Schutz
von »Vorburgen « und
»Aufsenwerken« ist
meines Wissens bei rö-
mischen Lagern bisher
überhaupt nicht be-
obachtet worden. Sie ist
am nächsten verwandt
einem Typus von Befesti-
gungen in Nordwest-
deutschland, der früher
vielfach für römisch an-
gesehen, sich neuerdings
Abb. 30. 1 : loooo.
Abb. 31. I : loooo.
als eine Mischung von römischem, durch die Franken vermittelten Einflufs mit
einheimischer Übung erwiesen hat.
Es sind befestigte Gutshöfe (curtes), die mit ihren Vorburgen zugleich Raum
bieten für die in Zeiten der Not Schutz suchenden Umwohner. Als Beispiele nenne
Schuchhardt, Die Anastasius- Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha-Wälle. 125
ich die Bumannsburg bei Hamm i. W., die Wittekindsburg bei RuUe (Osnabrück),
die Heisterburg a. d. Deister (Hannover)^. Die Formen -Verwandtschaft dieser nieder-
deutschen fränkischen curtes, und der niedermösischen römischen castra ist wohl
augenfällig. Römisch ist dabei die Rechteckigkeit des Grundrisses, germanisch die
sorgfältige Wahl des Platzes und die besondere Sicherung der gefährdeten Seiten.
Diese letzteren Eigenschaften treten schon bei altgerraanischen Befestigungen auf und
verstärken sich im Laufe der Zeit, so dafs niederdeutsche Volksburgen der Periode
zwischen den Römern und Karl d. Gr., die keinerlei römischen oder fränkischen
Einflufs kennen, immer eine hervorragende Platzwahl zeigen und an den Zugangs-
oder anderen gefährdeten Seiten durch Schutzwälle einen oder mehrere schmale
Vorräume schaffen — die Vorstufe zu dem mittelalterlichen Zwinger (vgl. Steinwall-
Lager XI) — und davor oft noch grofse Vorburgen.
Sollte die Übereinstimmung der Steinwall-Lager mit so manchen unserer
niederdeutschen Zufall sein?
Man braucht nicht an die alten Beziehungen zwischen dem deutschen und
dem griechischen Meere zu erinnern: wie in der mykenischen Zeit die Spirale auch
die nordische Bronze-Ornamentik beherrscht, wie bald nachher im Nordwesten wie
im Südosten der Übergang vom Bestatten zum Verbrennen der Leichen erfolgt.
Es herrscht heute doch nahezu Einstimmigkeit darüber, dafs die zu Beginn unserer
Zeitrechnung an der unteren Donau sitzenden Germanen nicht grades Wegs aus dem
indischen Paradiese dorthin gekommen sind, sondern von den Ufern des nordischen
Meeres vor gar nicht so sehr langer Zeit. Für die Epoche der Erbauung des
Steinwalls aber, das 4. Jahrhundert fl. Chr. liegen die Beziehungen zwischen Ger-
manen und Oströmern in hellem historischen Lichte. Gotische Hülfstruppen hatte
schon Kaiser Galerius gegen die Perser, Konstantin d. Gr. gegen Licinius ins Feld
geführt. Das Reich unterhielt seitdem ständig gegen 40000 gotischer Krieger als
Foederati (Jordanes hist. Get. 21). Zwischen dem Rhein und dem griechischen
Meere war ein reger Verkehr. Gratianus gewährt zwei auf die Gallier drückenden
germanischen Heerhaufen unter Fritigern und Alloth und Safrax den Übertritt über
die Donau nach Pannonicn und Moesien, was jene benutzen, um nach Epirus vor-
zudringen (Zosimos IV, 34). Von demselben Gratianus gerufen kommt der fränkische
Graf Richomer mit Hülfstruppen aus Gallien nach Thrakien^", und am Abend vor
der Schlacht bei Adrianopel (378) befindet er sich im Kriegsrate des Valens.
Theodosius, der -iamator gentis Gothoruim (Jordanes), schliefst mit ihnen
endlich Frieden und überträgt ihnen den Grenzschutz an der unteren Donau
(Zosimos IV, 34). Dafs dabei auch gerade die Dobrudscha in Betracht kommt,
erfahren wir aus einer kleinen Revolte der Goten um Tomi, entstanden dadurch,
dafs die gotischen Grenztruppen, die unter der Gunst des Kaisers sich mehr dünkten
^) Weiteres habe ich auf der Bremer Philologen- ^o^ Richomeres, domesticortim tunc conies, iinperatu
Versammlung (Neue Jahrb. f. klass. Phil. 1900 eiusdem Gratiani niotus e Galliis proper avit ad
Abt. I S. 104 fF. und soeben im »Atlas vorgesch. Be- Thracias ductans cohortes aliquas.
festigungen in Niedersachsen« Heft VlI dargelegt.
120 Schuchhardt, Die Anastasius- Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha -Wälle.
als andere, mit der römischen Besatzung von Tomi selbst in Konflikt geriethen
(Zosimos IV, 40). Hier an der unteren Donau war auch Alarich um 370 geboren,
der 395, nach dem Tode des Theodosius, sein Volk alsbald gegen Konstantinopel,
dann nach Griechenland und schon 400 nach Italien führte.
Bei dieser Fülle von Berührungen zwischen dem oströmischen Reich und
dem Abendlande kann sich die Verwandtschaft der späten Dobrudscha-Anlagen
mit den niederdeutschen, wenn sie nicht Zufall sein soll, auf zweierlei Art erklären.
Entweder die Römer sind von sich aus zu der üppig entwickelten Form der Be-
festigungen gelangt; dann ist sie von den Goten nach dem Westen übertragen und
dort von Franken und Sachsen weiter ausgestaltet worden; oder aber — und hierbei
spricht mit, dafs die Römer solche Lager anscheinend nur in der Dobrudscha an-
gelegt haben — die ganze Anlage des Steinwalls ist von den Goten, die dort die
Grenzwache hatten, und ihn wohl selber bauten, beeinflufst worden.
Auf jeden Fall hat es zur Zeit der Errichtung des Tropaeum Trajani, ge-
nannt Adam Klissi, von den drei langen Wällen den dritten noch nicht gegeben;
folglich kann nicht unter Trajan eine Schlacht an den dreien stattgefunden haben.
Nur scheinbar bin ich durch diese Darlegungen weit abgeführt worden von der
Anastasius-Mauer. Ich stellte in Aussicht, sie durch die Dobrudscha-Wälle als ein
letztes Glied in der Entwicklungskette des antiken Landwehrbaus zu erweisen. Bei
den Dobrudscha-Wällen haben wir eine absolute Datierung nur für den Steinwall
gewonnen, nämlich das 4. Jahrhundert, aber eine relative doch auch für die andern,
insofern sicher ist, dafs der kleine Erdwall der älteste ist, der grofse Erdwall der
zweite und der Steinwall der dritte.
Jedes erste Bestreben ein Hindernis zu schaffen, bringt eine blofse Erhöhung
zu Wege, einen Verhau oder eine Steinhäufung, woraus bei civilisierten Völkern
eine Pallisade oder eine Mauer wird. Dann sieht man ein, dafs es bequemer ist, das
Material auf der Strecke selbst zu gewinnen, als es von links und rechts weitläufig
herbeizuholen. So entsteht Graben und Wall, In der Dobrudscha fehlt die früheste
Stufe; die erste Linie besteht schon aus Graben und Wall. Sie ist sorgfältig auf den
Höhen entlang gezogen, aber sie entbehrt der Anlagen für eine regelrechte Besatzung.
Sie ist noch von den Barbaren angelegt worden. Der folgende grofse Erdwall ist
römisch und in regelmäfsgen Zwischenräumen mit Lagern von regelmäfsiger Form
besetzt. Auch sein Lauf ist so regelmäfsig, dafs die natura loci kaum zur Geltung
kommt. Er zeigt das schematische Römerthum, das auf die Tüchtigkeit der Truppe
vertrauend überall mit derselben einfachen Form glaubt auskommen zu können.
Auch die scheinbaren »Erdwälle« sind wohl immer mit Holzwerk abgesteift
oder obenauf besetzt gewesen. Die Vervollkommnung davon ist die Vorsetzung
einer Mauer, die den Wall als Brustwehr überragt. So ist der »Steinwall« gebaut.
Er sucht sich im Gelände eine günstigere Verteidigungslinie, legt seine Lager an
natürlich geschützte und herrschende Plätze, so dafs sie nicht in regelmäfsigen Ab-
ständen erscheinen und deckt sie noch durch besondere Aufsenwälle.
Schöne, Das Visirinstrument der römischen Feldmesser. 127
Die Mauer im Wall hat nun offenbar solche Dienste geleistet, dafs die
Folgezeit sie als das Wesentliche ansah. Die Anastasius-Linie schätzt sie so hoch,
dafs sie Wall und Graben wegfallen läfst und den enormen Aufwand des Baus einer
3,30 m dicken und 4 — 5 m hohen Mauer auf sich nimmt Vor sie sind Türme ge-
setzt für kleine Posten, die Lager liegen in einiger Entfernung hinter der Linie.
Diese Mauer wählt ihren Weg wieder sehr sorgfältig auf den Höhen entlang.
Erst das spätere Mittelalter hat den Graben wieder zu Ehren gebracht und
ihn so breit und tief um seine Dynastenburgen gezogen wie keine andere Zeit.
Hannover. C. Schuchhardt.
S<^^vJ:iv-^ , V^^->-'^'"^^-^^^^^•\
DAS VISIRINSTRUMENT DER RÖMISCHEN
FELDMESSER.
Hierzu Tafel II.
Das Instrument, dessen sich die römischen Feldmesser zum Visiren und
Abstecken rechter Winkel im Terrain bedient haben, die Groma, hat mit den bisher
zu Gebote stehenden Hülfsmitteln nicht überzeugend rekonstruiert und in seiner
praktischen Verwendung erläutert werden können. Eine Beschreibung des Apparats
von der Hand eines Fachmanns, wie wir sie beispielsweise für die Dioptra des Heron
besitzen \ ist nicht erhalten, und vereinzelte litterarische Zeugnisse, welche die Ein-
richtung und Handhabung der Groma nicht sowohl schildern als voraussetzen, können
diesem Mangel nicht abhelfen; auch die einzige, bisher nachgewiesene Abbildung
auf einem römischen Grabstein hat die Lösung der Frage nicht gebracht. Neuerdings
ist jedoch bei den Ausgrabungen am Limes ein wohlerhaltenes Exemplar der Groma
selbst an den Tag gekommen, das zu erneuter Erwägung des Problems auffordert.
In der That stimmen, wie mir scheint, die Zeugnisse der technischen Schriftsteller,
jene Abbildung und das erhaltene Instrument zusammen und erläutern sich wechsel-
seitig, so dafs man in der Frage der Konstruktion zu einem sicheren Ergebnis, in
der Frage der Handhabung wenigstens zu einer wahrscheinlichen Hypothese ge-
langen kann.
Die Groma bestand, wie sich aus den Angaben der Feldmesser ergiebt^
aus einem eisernen Stativ, dem ferranientuni, und einem Paar fest miteinander
verbundener, sich rechtwinklig schneidender Lineale, der Stella, von deren vier
Enden (corniculä) Perpendikel (nerviae, fila, perpendiciilt) mit Gewichten (ponderä)
herabhingen. Dieses Doppellineal lag mit seinem Kreuzungspunkt wagerecht auf
dem Stativ und liefs sich, bei senkrechter Stellung des letzteren, in horizontaler
Ebene drehen.
1) Vgl. Jahrbuch XIV (1899) 91-103.
2) Zeugnisse bei Rudorff, Gromatische Institutionen (Rom, Feldmesser Bd. II) S. 335 f.
128 Schöne, Das Visirinstrument der römischen Feldmesser.
Ein Instrument, das diesen Angaben im wesentlichen entspricht, ist auf
dem Grabstein des Mensors L. Aebutius Faustus (i. Jahrh. n. Chr.) im Museo Civico
zu Ivrea dargestellt^ (Taf. II). Die Inschrift (C. I. L. V 6j?,6), welche von einem
Giebel mit Schild und zwei schräggestellten Lanzen überragt wird, lautet:
TRJIBCLAVDIA-
L]AEBVTIVS LL-
F]AVSTVS • MENSCB)
V]l • VIR • SIBI • ET-
ARRIAE • QL' AVCTAE
VXORI • ET • SVIS • ET
ZEPYRE • LIBERT[AE
VF
Darunter erblickt man die Attribute des Sevirs: rechtmäfsig Bisellium mit
Polster und darunterstehender Fufsbank, unrechtmäfsig dagegen zu beiden Seiten
fasces cum seciiri. Zu unterst hat der Mensor sich sein Instrument aushauen lassen.
In der Mitte steht ein senkrechter, sich nach oben verjüngender Stab (73 cm)
mit Wulst und kurzem Dorn an der Spitze; am unteren, stark zerstörten Ende
sind noch zwei Voluten erkennbar, und die Darstellung kann sich unterhalb der-
selben noch fortgesetzt haben. Davor erblickt man ein in Aufsicht dargestelltes
Winkelkreuz (jeder der vier Arme 35 cm lang), das im Mittelpunkt offenbar
durchbohrt war; rechts und links je einen Faden mit Gewicht. Es ist deutlich,
dafs wir hier eine Stella vor uns haben, die auf das in der Mitte abgebildete
ferramentum aufgesetzt werden konnte; dafs die Arme sich nicht im rechten
Winkel schneiden und statt vier nur zwei Lote dargestellt sind, beruht auf
Unkenntnis oder Bequemlichkeit des Steinmetzen und kann die Wahrscheinlichkeit
dieser Erklärung, die zuerst von Cavedoni* gegeben worden ist, nicht ver-
mindern. Ob die Verjüngung der vier Arme der Stella und die Abschrägung ihrer
Kanten in dem verjüngten Teile einen bestimmten technischen Zweck gehabt hat
oder nur des gefälligeren Aussehens wegen vorgenommen ist, weifs ich nicht zu
entscheiden. Auch die Gestaltung des Stativs an seinem unteren Ende bleibt
ungewifs; nur so viel ist klar, dafs kleine Voluten, wie sie auf dem Steine noch
erkennbar sind, selbst wenn deren drei oder vier gewesen sein sollten, zur festen
senkrechten Aufstellung des Apparats nicht genügt haben würden.
Ähnlich, aber in einigen Einzelheiten abweichend, ist ein Instrument zu-
sammengesetzt, das bei den Ausgrabungen am Limes gefunden worden ist und sich
') Herrn Galileo Pinoli in Ivrea bin ich für seine Promis, Storia deW antica Torino (1869) S. 455.
gütige Hülfe bei Untersuchung des Steins zu Rossi, Groma e squadro (i^Tj') S. 43 und Fig. 3.
Dank verpflichtet. Cantor, Vorlesungen über Geschichte der Mathe-
^) Gazzera, Abhdlg. der Accad. dt Torino (1854) matik PS. 501. Legnazzi, Del catasio Romano
jmV//, w/.^/rS. 25 nebst Tafel IV. Cavedoni, (1887) S. 5iff., 270fr. nebst Taf. XXXVIII.
Bulletino arch. Nap. 1852 S. 69 ff. nebst Tafel V, 3.
Schöne, Das Visirinstrument der römischen Feldmesser.
129
in der Sammlung des Herrn Gutsbesitzers Winkelmann zu Pfünz bei Eichstätt be-
findet; den Hinweis darauf verdanke ich Ernst Fabricius und habe es, dank der
Liebenswürdigkeit des Besitzers, in Berlin untersuchen dürfen (Figur i und 2).
Es besteht aus plattiertem Eisen und ist,
soweit die Plattierung unverletzt geblieben
ist, vortrefflich erhalten, im übrigen stark
von Rost angefressen. Die beiden Teile
der Groma, die Stella, deren einer Arm
gebrochen ist, und das Ferramentum, sind
ganz deutlich, jedoch sind die Enden der
Lineale anders gestaltet als auf dem Grab-
stein von Ivrea. Die Kreuzarme verjüngen
sich nämlich mit scharfem Absatz von
9 auf 4 cm und sind hakenförmig nach
unten gebogen; die so gebildeten Haken
sind jedesmal in der Richtung des Armes
selbst durchbohrt und tragen einen starken
eisernen Nagel, dessen Spitze umge-
schlagen ist. Die Form der Arme und
die Gröfse der Nägel zeigt, dafs das
Doppellineal dazu bestimmt war, irgend
eine ihm fest verbundene Auflage zu
tragen. Es war vermutlich ein starker
Holzrahmen, der das Winkelkreuz beim
Transport vor dem Verbiegen schützen
sollte. Die Figuren 3 — 6, aus denen
auch die Mafse der einzelnen Teile zu
ersehen sind, veranschaulichen, in welcher
Weise ein solcher mit dem Instrument
verbunden werden konnte. Er bildete
selbstverständlich keinen integrierenden
Bestandteil der Groma und konnte fehlen
oder auch anders gestaltet sein; es kann
daher nicht Wunder nehmen, dafs er auf
dem Grabstein desMensors nicht erscheint.
T)a.sfej'ramentum hat bei diesem Exemplar
einen starken Dorn am untern Ende, mit
dem es wohl in einen hölzernen Schemel
eingelassen werden sollte, wie Fig. 3 vor
Augen stellt.
Wie wurde nun dieses Instrument gebraucht, um zu visieren und rechte
Winkel abzustecken?
Fig. I.
Pfünzer Instrument in Seitenansicht.
Fig. 2.
Stella des Pfünzer Instruments in Aufsicht.
I30
Schöne, Das Visirinstrument der römischen Feldmesser.
Rekonstruktion des PfUnzer Instruments in Seitenansicht.
Sämtliche mir bekannten
Rekonstruktionsvorschläge sind
auf die Voraussetzung aufgebaut,
dafs man entweder von einem
Lote zum gegenüberhängenden
Lote, oder von einem Armende
auf der oberen Fläche des
Lineals zum gegenüberliegenden
Armende visiert habe. Bei der
nunmehr ermittelten Einrichtung
des Instruments ist die erstere
Operatipn durch die eiserne
Stütze in der Mitte unmöglich
gemacht;^ die letztere steht, ab-
gesehen davon, dafs sie sehr
ungenaue Resultate . ergeben
würde, zu den Angaben der
antiken Techniker im Wider-
spruch. Der sog. Marcus Junius
Nipsus beschreibt unter der
Voraussetzung, dafs • ein Mark-
stein am Scheitelpunkt des'
rechten Winkels gegeben , ist
und je zwei senkrechte Stangen
auf den Schenkeln und ihren
35
Fig. 4.
Rekonstruktion der Stella mit Rahmen in Aufsicht.
Fig. 5.
Kreuzarmende mit Haken und Nagel
in Seitenansicht.
Fig. 6.
Rahmenbefestigung im Durchschnitt.
Schöne, Das Visirinstrument der römischen Feldmesser.
131
Verlängerungen stehen, die Operation, die zu deren Einvisierung nötig ist, folgender-
mafsen^: fige$ ferrainenttmi ad lapidein ita, ne in rigor e limitis figas. fixo ferraniento
convertes umbiliciini soli supra punctum lapidis et sie perpendes ferramentuni. perpenso
ferraniento ab. umbilico soli emittes perpendicultim ita, ut in puncto lapidis cadat. com-
prehendes quattuor signa ea quae posuisti in liniitem. aliis corniculis tenebis aliunt
limitem. Aus dieser Stelle entnahm Rudorff'', das ferramentum habe »unter dem
Mittelpunkt seines Bodens« (?) einen Perpendikel gehabt, der auf das entsprechende
Centrum auf der Erde habe treffen müssen. Die Unhaltbarkeit seiner Annahme
ergiebt sich daraus, dafs nach Nipsus' Vorschrift das ferramentuni nicht auf dem
rigor limitis und folgerichtig neben C<^d lapidem), nicht über dem Stein stehen soll.
Das Lot miifs also von einem der Kreuzarmenden auf den Stein gefällt worden
sein, und eben dieses .Kreuzarmende den technischen Namen umbilicus soli geführt
haben. Die Bezeichnung ist nur unter der Voraussetzung verständlich, dafs der
Schnittpunkt der zwei Visirlinien an diesem Armende lag. Mithin wurde von einem
Lote zum benachbarten, und von diesem wiederum zum benachbarten Lote visiert;
auch so erzielte man ja einen rechten Winkel.
Das Verfahren beim Ausstecken der Richtlatten beschreibt Frontin im 2. Buch
de limitibus'' mit folgenden Worten: ferramento prim.o uti, et omnia niomenta perpenso
dirigere, oculo ex omnibus corniculis extensa ponderibus et inter se comparata fila
seil nervias ita,perspicere, donec proxima consumpto alterius visu sola intueatur; tunc
■ dictare uioetas. Man sieht deutlich, dafs zunächst das Instrument aufgestellt, dann —
: wahrscheinlich mit Hülfe einer Setzwage — die Stella wagerecht gestellt (perpendere),
sodann ungefähr gerichtet wird [dirigere). Hierauf blickt der Feldmesser von einem
Faden zum nächsten — d. h. zum benachbarten; der gegenüberhängende Faden
wäre der entfernteste — und winkt, sobald die beiden Perpendikel sich decken,
die Richtlatten ein. Zu diesem Behuf wird man die Gesamtgröfse des Stativs so
bemessen haben, dafs das Winkelkreuz etwa in Mannshöhe schwebte.
Es bleibt übrig, nachzuweisen, dafs das einzige griechische Zeugnis über die
Groma, welches wir besitzen, der oben entwickelten Ansicht nicht widerspricht.
Der Mechaniker Heron von Alexandria bespricht flspi öioutpas c. 23 ^° ein zum
Visieren und Abstecken rechter Winkel dienendes Instrument, das er datspiaxo?
nennt; es besteht aus zwei festverbundenen, sich rechtwinklig schneidenden Stäben
(paßooi), von deren 4 Enden Fäden (arcapTot) mit Gewichten (ßa'pyj) herabhängen; eine
Angabe über das Stativ fehlt. Da Name und Konstruktion übereinstimmen, so darf,
°) Feldmesser I 287, 25 Lachmann. Arcerianus : ab umbilicum soli nicht mit Lachmann
'') Feldmesser II 338. ad u. s., sondern ab umbilico soli herzustellen ist.
^) Entsprechend heifst es 287, 2 ff.: sublato ferra- ^) Feldmesser I 32, iSff. Ich folge Lachmanns
niento trans/eres ad lapidein et figes. cum fixer is, Text, ohne ihn durchgängig für gesichert zu
perpendes. cum perpenderis , diligenter tarn diu halten.
facies, ut ab umbilico soli emisstwt perpendiculum ^o) Notices et extraits t. XIX, 2^w partie (1858)
supra punctum decusis cadat. p. 298 ff.
^) Vgl- ferner 285, l6, wo aus der Lesart des codex
Jahrbuch des archäologischen Instituts. XVI. 12
152 Schöne, Das Visirinstrument der römischen Feldmesser.
wie zuerst Venturi " ausgesprochen hat, der d^Tcpia/o? mit der Stella der römischen
Feldmesser identificiert werden. Heron erwähnt zunächst, dafs man bisweilen bei
der Handhabung des datepicjxo? die Perpendikelgewichte in hölzerne, auf die Erde
gestellte Hohlcylinder hineinhängen lasse, um sie vor dem Winde zu schützen. Die
abfällige Kritik, die er sodann an dem Apparate übt, läuft auf den mathematischen
Beweis hinaus, dafs die beiden durch je zwei sich gegenüberhängende Lote gelegten
Ebenen nicht in jedem Fall aufeinander senkrecht stehen, sondern — wie der Leser
ergänzen mufs — nur bei genau horizontaler Lage des Winkelkreuzes, die in der
Praxis nicht immer leicht zu erreichen gewesen sein wird. Auf den ersten Blick
liegt es nahe, aus dieser theoretischen Darlegung zu schliefsen, dafs man beim da-uspiszo;
von einem Perpendikel zu dem ihm gegenüberhängenden visiert habe. Jedoch würde
ein solcher Schlufs voreilig und nicht zwingend sein; denn aus Herons Beweis er-
gab sich für jeden mathematisch geschulten griechischen Techniker ohne Weiteres,
dafs auch die beiden durch je zwei benachbarte Lote bestimmten Ebenen nicht in
jedem Fall aufeinander senkrecht stehen; seine Kritik ist also ebenso treffend, wenn
an zwei sich benachbarten Loten vorüber visiert wurde. Bei dieser Lage der Sache
darf behauptet werden, dafs Herons Zeugnis die oben entwickelte Hypothese über
die praktische Verwendung des römischen Visirinstruments zwar nicht ausdrücklich
bestätigt, aber auch nicht widerlegt, sondern sehr wohl damit vereinbar ist.
Charlottenburg. Hermann Schöne.
") Commentarj sopra la storia e le teorie de II' ottica I 77 ff.
\ v>>c3v^vxD^üj.Jv\ cytxlto
ERSTER JAHRESBERICHT
ÜBER DIE AUSGRABUNGEN IN BAALBEK.
Hierzu Tafel IV— VII.
In dem syrischen Heliopolis, dessen Ruinen hauptsächlich durch die grofse
Pubhkation von Robert Wood [The ruins of Baalbec, London 1757) bekannt sind,
werden auf Befehl Sr. Majestät des Deutschen Kaisers seit Jahresfrist Ausgrabungen
veranstaltet, die bereits so wichtige Resultate zu Tage gefördert haben, dafs es
angemessen erscheint, darüber einen kurzen, vorläufigen Bericht zu erstatten.
Nachdem Se. Majestät der Kaiser, von Ihrer Majestät der Kaiserin begleitet,
am I. November 1898 unter Führung des Arabisten Professor Dr. B. Moritz, des
Direktors der Khedivialbibliothek in Kairo, die Ruinen von Baalbek besichtigt
hatte, geruhte Allerhöchstderselbe den Architekten Dr. R. Koldewey zu einer
Audienz am 12. Dezember desselben Jahres zu befehlen und ihn damit zu beauf-
tragen, dass er die Ruinen untersuche und ein Gutachten über eine umfassende
Ausgrabung derselben abgäbe.
Wie aus Koldeweys Bericht an Se. Majestät zu entnehmen, hatte er darauf,
gemeinsam mit Professor Moritz und Regierungsbauführer W. Andrae und auf das
zuvorkommendste von dem Wali der Provinz, Excellenz Nasim Pascha in Damascus,
gefördert, vom 27. Dezember 1898 bis zum 16. Januar 1899 in Baalbek gearbeitet
und für seine Untersuchung des grofsen, gewöhnlich als Akropolis bezeichneten
Ruinenkomplexes an einigen wichtigen Stellen Schürfungen vorgenommen, mit
deren Hülfe die Aufnahmen Woods und auch die besseren aber weniger bekannten
von Cassas^ wesentlich ergänzt werden konnten. Es hatte sich ihm namentlich
ergeben, dafs sowohl in dem sechseckigen Vorhofe als auch in dem grofsen vier-
eckigen Hofe des sogenannten Sonnentempels vor den Sälen, die an den Höfen
liegen, einstmals auch eine Säulenhalle gestanden hat, so dafs man hier im Altertum
nicht nur in den Sälen oder Exedren verweilen und sich setzen, sondern auch in
peristylartigen Hallen hatte wandeln können (vgl. Taf. IV). Diese vollkommen der
klassischen Bauweise entsprechende Anlage verriet Koldewey nun auch den Sinn
der kellerartigen Wölbungen, die man heute beim Besuch der Ruine zuerst betritt
und die so verwirrend zu wirken pflegen (vgl. die Schnitte Taf. V): sie tragen den
1) Cassas, Voyage pittoresque de la Syrie, de la Phenicie, de la Palestine et de la basse Egypte^ 1799-
Jahrbuch des archäologischen lustituts XVI. I "i.
I -iA Puchstein , Ausgrabungen in Baalbek.
Fufsboden, die Wände und die Säulenreihen der sämtlichen Bauten um die sehr
hoch gelegten Höfe und spiegeln daher wie in einem Kellergeschofs die oben
befindlichen Hallen und Exedren ganz genau wieder.
Bei dem Sonnentempel hatte Koldewey festgestellt, in welcher Weise er
auf einer hohen, zum Teil mit jenen drei berühmten Quaderkolossen von ca. 20 m
Länge und ca. 37^ ^ Höhe und Breite gebauten Terrasse angelegt und wie diese
Terrasse samt der Cella nach dem Einsturz des Tempels abgebrochen worden war,
um das Material für eine ansehnliche altchristliche Basilica und späterhin für eine
grandiose mittelalterliche Befestigung zu liefern.
Die Resultate ihrer Untersuchungen hatten Koldewey und Andrae in
mehreren Zeichnungen dargestellt, namentlich in einem Schnitte, der die Höhen-
verhältnisse und die Schuttlagerung des grofsen Tempels mit seinen Höfen und
des kleineren südlich davon gelegenen »Jupitertempels« veranschaulicht, und in
einem grofsen Situationsplane, der aufser den antiken eben genannten Bauten auch
die mittelalterlichen Burgmauern enthält und diese zum erstenmale vollständig, ein-
schliefslich des Grabens und der Contreescarpe verzeichnet.
Vorgeschlagen und wegen der grofsen Bedeutung, die die Baalbeker Ruinen
einschliefslich des in der Stadt gelegenen Rundtempels für die Geschichte der
römischen Architektur besitzen, dringend empfohlen hatte Koldewey sodann eine
Säuberung und Aufräumung der antiken Bauten bis auf den ehemaligen Fufsboden
hinab, eine gründliche Untersuchung des grofsen, zum Teil sehr tief hinab zerstörten
»Sonnentempels«, ferner einige Conservierungsarbeiten und, um womöglich Reste
des älteren vorrömischen Kultes zu entdecken, eine Tiefgrabung etwa bei dem
Brandopferaltar vor dem grofsen Tempel, endlich eine der Ruine würdige Publikation;
er hatte dabei stark betont, dafs auf bemerkenswerte Einzelfunde, Bildwerke und
Inschriften, verhältnismäfsig wenig zu rechnen sei, da die Ruine in byzantinischer
und arabischer Zeit gar zu gründlich durchgearbeitet wäre.
Se. Majestät der Kaiser geruhten, Koldeweys Vorschläge zu genehmigen
und mit deren Ausführung das Königl. preufsische Kultusministerium zu betrauen.
In dessen Auftrage wurde die Expedition nach Baalbek von der Generalverwaltung
der Königl. Museen vorbereitet und dafür als wissenschaftlicher Leiter Professor
Dr. O. Puchstein aus Freiburg i. Br., als technischer Leiter Regierungsbaumeister
Bruno Schulz aus Charlottenburg, als Dolmetscher für den Beginn der Arbeiten und
für die Untersuchung der semitischen Inschriften Dr. Moritz Sobernheim aus Berlin
gewonnen; die photographischen Aufnahmen sollen, wenn die Ausgrabung hinreichend
vorgeschritten ist, von dem Direktor der Königl. Mefsbildanstalt in Berlin, Geheimen
Regierungsrat Meydenbauer gemacht werden. Am 6. Juni 1900 geruhte Se. Majestät,
die genannten Herren sowie den Generaldirektor Dr. Schöne und den Regierungs-
baumeister Professor Borrmann im Neuen Palais bei Potsdam im Beisein des Chefs
des Civilkabinets , Excellenz von Lucanus, und des Kaiserl. türkischen Herrn Bot-
schafters zu empfangen, ihren Vortrag entgegenzunehmen und die Aufgaben der
Expedition definitiv festzusetzen. Ende Juli brachen dann Puchstein, Bruno Schulz,
Puchstein , Ausgrabungen in Baalbek. I 5 e
dessen Assistent Regierungsbauführer Daniel Krencker aus Keslcastel i. Eis. und
Sobernheim nach Baalbek auf, woselbst sie am 8. August eintrafen.
An Ort und Stelle konnte unmittelbar mit der Lösung seiner wissenschaft-
lichen Aufgabe Sobernheim einsetzen, indem er bis zu seiner Abreise von Baalbek
am 31. Oktober 1900 die zahlreichen, meist offen zu Tage liegenden arabischen
Inschriften in der grofsen Ruine sowie in und bei der Stadt studierte. Für eines
der von Anfang an ins Auge gefafsten Untersuchungsobjekte, die mittelalterliche
Burg, worin einmal das Heiligtum der heliopolitanischen Götter verwandelt worden
ist, ergab diese Arbeit mehrere sehr erwünschte Datierungen; hier sei davon nur
hervorgehoben, dafs von dem Sultan Bahram Schah im Jahre 121 3 der südwestliche
und 1224 der nordwestliche Eckturm erbaut worden ist, was auch die Zeit der
ganzen Westfront wie überhaupt der gesamten, jetzt wirkenden Burganlage zu
bestimmen scheint; von den überall kenntlichen Reparaturen rühren einige aus dem
Jahre 1282 von dem Sultan Kalaün, andere etwa aus den Jahren 1354— 1361 von
dem Sultan Nasir Hasan her, der Festungsgraben ist 1394 durch den Sultan Barkuk
erneuert worden.
F"ür die Ausgrabungsarbeiten kam es zunächst darauf an, sich über den
Schutttransport schlüssig zu machen und Terrains, wo der Schutt abgelagert werden
konnte, zu erwerben oder bewilligt zu erhalten. Denn die Grundstücke rings um
die Ruinen sind Privateigentum und es war festgesetzt worden, dafs namentlich
das Hauptheiligtum nicht durch unmittelbar daneben aufgeschüttete Halden verunziert
werden sollte. In allen Unternehmungen wurden wir wie bereits Koldewey von
Excellenz Nasim Pascha und von dem Deutschen Konsul in Damascus, E. Lütticke,
bereitwilligst unterstützt, so dafs die Ausgrabung am 10. September 1900 beginnen
konnte, zunächst mit etwa 20 Arbeitern, die allmählich, besonders nach dem Ein-
treffen einer Feldbahn, bis auf 100, zeitweise bis auf 150 Mann gesteigert wurden.
Puchstein war bis zum 12. Oktober in Baalbek und kehrte am 6. August 1901 dahin
zurück; die Arbeiten leitete, unter Assistenz von Krencker, Bruno Schulz.
Hauptausgrabungsstätten sind bisher der Altarhof und der sechseckige Vorhof
gewesen, und zwar haben wir mit der Aufräumung des Altarhofes begonnen, weil
an seiner Nordostecke, bei a auf dem Situationsplane Taf IV, die Aufsenwand auf eine
längere Strecke eingestürzt ist und sich durch diese Bresche nach Norden hin die
günstigste Gelegenheit zur Schuttbeförderung vorfand. Es ist zunächst durch den
arabischen Festungsgraben bis zum antiken Hofniveau herauf (vgl. den Schnitt Taf. V 2)
ein Damm geschüttet und dann ein kleiner Garten jenseits des Grabens aufgehöht
worden; jetzt mufs der Schutt weiter nordwärts auf das freie und öde Feld hinaus
transportiert werden.
In den beiden Höfen ragten vor der Ausgrabung aus dem Schutt ringsum die
Exedrawände hoch hervor, meist bis zur Sima erhalten und darüber von arabischen
Zinnen gekrönt; am Westende der Südexedren des Altarhofes steht unter den
13*
iqö Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
Quadern eines arabischen Turmes sogar noch die eine Hälfte einer Giebelwand,
während die zweite, wohl ursprünglich schon aus vergänglicherem Material gebaute
Hälfte zugleich mit der Säulenhalle verschwunden ist. Kenntlich waren auch die
Mauern, Pfeiler und Apsiden der grofsen Basilica geblieben, und endlich sah
man von dem früharabischen Gemäuer aufser dem Zinnenkranz und vereinzelten
Pechnasen namentlich jene Curtine, wodurch die Öffnung zwischen der Nordfront
des grofsen Tempels und dem Westende der Nordexedren geschlossen worden ist,
und man erkannte, dafs einstmals deren Wehrgang durch Bögen getragen wurde,
die auf Pfeilern ruhten und vor den Schartenkammern der unteren Feuerlinie einen
Hallengang bildeten, während der arabische Wehrgang über den Exedren entweder
mit Pfeilern oder dicken Mauern, die beide in der ehemaligen Säulenfront der
Exedren standen, construiert gewesen war. Nicht so deutlich liefs sich vor der
Ausgrabung die arabische Benutzung der Exedren in dem sechseckigen Vorhof
übersehen.
Bekannt geworden ist nun durch die Ausgrabung des ersten Jahres, dafs in
den beiden Höfen auf eine höhere oder niedere Schuttschicht, die sich erst nach
der Anlage der mittelalterlichen Festung gebildet zu haben scheint, zahlreiche
Privathäuser, auch einige Bäder gebaut waren; ihre nicht sehr hoch erhaltenen
Mauern kamen unmittelbar unter der Rasendecke zu tage, die früher alles einhüllte
und einige Esel und Kühe weidete. Es sind meist ganz bescheidene Wohnungen
gewesen, der heutigen syrischen Bauweise entsprechend mit einem kleinen Hof,
worin ein zierliches Wasserbecken steht, und mit offenen an den Hof stofsenden
Räumen. Für den Wasserzuflufs und die Wasserverteilung war durch ein vielfach
verzweigtes Thonröhrennetz gesorgt. Solche Wohnhäuser hatte man auch innerhalb
der Basilica errichtet und einige Exedren scheinen nachträglich ebenfalls für private
Zwecke umgestaltet worden zu sein.
Für die Untersuchung der antiken Reste hat vieles von diesen syrischen
Privatbauten, nachdem sie von Krencker vermessen und gezeichnet worden waren,
abgebrochen werden müssen, und auch von dem, was stehen geblieben ist,
wird noch manches verschwinden und nur hier und da eine Probe conserviert
werden können.
Was die älteren arabischen Bauten betrifft, so sind namentlich die
Befestigungsanlagen durch die Ausgrabung der Exedren auf dem sechseckigen
Hof weiter aufgeklärt worden. Nachdem die sämtlichen Exedren in älterer Zeit
einmal mit einer doppelten Reihe von Fenstern versehen worden waren, hatte man
je in der östlichen Pixedra nördlich und südlich von den Propyläen, soweit sie
aufsen nicht durch die Zwickeltreppen verdeckt war, die Fenster verrammelt und
in Scharten verwandelt, davor aber tiefe, spitzbogig überwölbte Schartenkammern
und vor diesen einen Gang angelegt. Die Kammergewölbe (s. Abb. i) waren bis zum
Fufsboden der oberen, unter dem offenen Wehrgang befindhchen Schartenlinie mit
ungebrannten Erdziegeln aufgemauert. In der südwestlichen Exedra des Vorhofes ist
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek. I57
die infolge einer grofsen Bresche notwendig gewordene Verstärkung der Aufsenwand
ganz massiv, ohne Schartenkammern aufgeführt worden, während die nordwestliche
Exedra all solcher Verteidigungseinrichtungen entbehrte, da ihre Rückwand infolge der
unsymmetrischen Anlage der antiken Säle nicht in der Aufsenlinie der mittelalter-
lichen Festung lag.
Die drei antiken Portale, die aus den Propyläen in den Vorhof führten,
sind von den Arabern fest verrammelt worden; nur in dem südlichen haben
sie eine Pforte für den Zwinger gelassen, worin die ganze Propyläenhalle verwandelt
worden war. Diese Halle ist noch nicht ausgegraben und die arabische Zumauerung
der Portale unangetastet geblieben; sie wird es auch wohl bleiben müssen, da sie
aus kolossalen Quadern hergestellt und die Erhaltung der antiken Thürpfosten sehr
schlecht ist.
Was sonst von den arabischen Quaderbauten für den Wehrgang durch die
Ausgrabung in den Exedren des zweiten Hofes deutlicher geworden ist, ist nicht
erwähnenswert; interessant ist nur, dafs in der Pfeilerhalle längs der Westcurtine
des Hofes eine kleine Treppe aufgedeckt wurde (bei f auf Taf. IV), die südwärts in
ein Kämmerchen mit einem kleinen horizontalen Schlitz hinabführte, von wo ein
Posten den zwingerartigen Graben vor der Nordfront des grofsen Tempels be-
obachten konnte.
Der einzige, bisher kenntliche byzantinische Bau im Gebiet der beiden
grofsen Tempel ist die christliche, mit ihrer Front ursprünglich auch nach Osten, nicht
nach Westen gerichtete Basilica inmitten des Altarhofes; erst durch einen Umbau
hatte sie die übliche Orientierung erhalten. Es war eine dreischiffige Pfeilerbasilica
mit dicker, geradliniger Abschlufsmauer im Westen und drei etwas erhöhten Apsiden.
Eine Thür im Fond der Seitenschififapsiden führte jedesmal in einen kleinen Raum
(etwa Diaconicum und Prothesis) und aus dem nördlichen in eine kleine Kapelle,
die regelrecht ihre ebenfalls etwas erhöhte und aufsen geradlinig abgeschlossene
Apsis im Osten hat. Die Längswände der Basilica waren ursprünglich wohl beide
von je drei Thüren durchbrochen, ebenso die Ostfront. Vor dieser befand sich ein
Podest, zu dem von dem ca. 2,35 m tiefer gelegenen antiken und auch byzantinischen
Hofniveau eine zehnstufige Freitreppe hinaufführte; deren mittlerer Teil ist aber
wieder abgebrochen worden, als man die Orientierung der Kirche änderte — etwas,
das sonst wohl kaum so unmittelbar zu beobachten ist'"* — und vor dem ehemaligen
Hautportal eine neue grofse Apsis errichtete. Gleichzeitig damit wird die Durch-
brechung der alten Apsis im Westen gewesen sein, um den Haupteingang der
Basilica hierher zu verlegen.
Ebenfalls nachträglich und mittels eines Umbaues ist das grofse Bassin an
der Südseite der Basilica entstanden; es hatte einen gewölbten Umgang und war
scheinbar auch noch mit anderen auf Taf. IV nicht dargestellten Räumen verbunden;
so vielleicht mit einem Schrankzimmer, dessen Reste in der antiken Südstoa des
2) Vgl. F. X, Kraus, Geschichte der christlichen Kunst I 281 f.
Iß3 Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
Altarhofes stehen gebHeben sind. Man wird in dieser Piscina wohl kaum ein alt-
christliches Baptisterium erkennen dürfen', wahrscheinlich aber das Schwimmbassin
eines gröfseren Bades, das nach einer für die ältere Zeit häufig bezeugten Sitte mit
der BasiHca verbunden war^ Seine Erhaltung ist dem Umstände zu verdanken, dafs
es von den Arabern wieder in Benutzung genommen worden war; denn der lange
aus Quadern gebaute und überwölbte Gang, der von dem viel tieferen Niveau des
kleinen Tempels zu dem Bassin heraufsteigt, ist unseres Erachtens mittelalterlich.
Das Quadermauerwerk der Basilicawände steht zum Teil noch bis zu den
einst mit drei Kreuzen geschmückten Thürstürzen aufrecht und die Pfeiler haben
zum Teil noch ihr Gesims bewahrt; das Apsidengemäuer ragt etwas höher auf.
Überall ist an den Löchern für die Haken der Marmorplatten die ehemalige
Inkrustation des Innern der Basilica kenntlich und die zahlreichen bei der Aus-
grabung gefundenen Marmorkrusten werden gröfstenteils davon herrühren. Von den
oberen Teilen des Aufbaues sind nur riesige Konsolen (in zwei Gröfsen) vorhanden,
worauf die Deckenträger des breiten Mittelschiffes ruhten.
Eigentümlicherweise ist die Basilica so vor dem grofsen Tempel erbaut,
dafs ihre dicke Westwand zum Teil auf dessen Säulenbasen zu stehen kam, die
Apsiden mit den dahinter befindlichen Räumen auf die Fundamente seiner Frei-
treppe. Es mufs also damals der grofse Tempel bereits eine Ruine gewesen sein.
Man sieht auch von seinen zerbrochenen Werkstücken vieles in und unter den
Mauern der Basilica stecken und die grofsen Stürze der verschiedenen Portale sind
meist aus den Blöcken einer flach ornamentierten Cassettendecke gemeifselt, die
vielleicht von dem grofsen Tempel stammen.
Errichtet ist die Basilica wohl sicher vor der islamitischen Eroberung von
Baalbek, vor 634 n. Chr. Da überliefert wird, dafs, nachdem Constantin die Tempel
nur geschlossen, Theodosius der Grofse (379 — 395) in Baalbek den grofsen berühmten
Tempel xou BotXaviou zerstört und eine Kirche daraus gemacht hättet ist die all-,
gemeine Annahme, dafs wir in der Basilica — wenigstens in der ursprünglichen
Anlage ohne die östliche Apsis und ohne das Bad — eben noch diesen Bau des
Theodosius besäfsen, sehr wahrscheinlich; das System der Schiffe stimmt mit dem
der Basilica von Qalb Luseh überein, die de Vogüe, La Syrie centrale I 135 in das
6. Jahrhundert setzt. Ganz ausgeschlossen ist aber die Annahme, dafs der grofse
Tempel von Menschenhand zum Einsturz gebracht worden wäre. Er wird schon
zwei Jahrhunderte nach seiner Erbauung durch ein Erdbeben umgeworfen worden
sein und bereits den Architekten des byzantinischen Kaisers als eine Ruine und als
ein bequemer Steinbruch vorgelegen haben. Auf die unter dem Fufsboden der
Basilica noch erhaltenen Tempelreste kommen wir sofort zu sprechen.
') Vgl. die Bezeichnung des Taufortes mit piscina *) Holtzinger, Die altchristliche Architektur 207.
bei F. X. Kraus, Realencyklop. der christlichen Kraus, Gesch. I 306 mit Anm. 6.
Altertümer II 839 u. d. W. Taufkirche. ^) Malalas XIII 344 ed. Bonn., erweitert im Chron.
pasch, zu Ol. 289 = 377 — 380 n. Chr.
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
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Um das antike Niveau zu erreichen, hat die Ausgrabung, wie gesagt, viel-
fach die jüngeren Schuttschichten der arabischen und der byzantinischen Zeit durch-
brechen und beseitigen müssen. Besonders günstig präsentiert sich infolgedessen
der sechseckige Vorhof (Abb. i). Hier ist die Hoffläche selbst von allen modern-
arabischen Bauten gesäubert und vollständig ausgegraben worden; das Pflaster war
jedoch bereits verschwunden und es sind keine Anzeichen mehr für irgend einen
Abb. I. Die Nordosthälfte des sechseckigen Vorhofes.
Vorn der Stylobat der Säulenhalle, zum Teil mit einem Geleise belegt, rechts das grofse zugemauerte
Mittelportal, hinten die drei arabischen Schartenkammern in der Nordost-Exedra.
antiken Schmuck des Hofes zu entdecken. Rings um die sechseckige Fläche ist
jetzt aber der ganze Stylobat der Säulenhallen sichtbar gemacht, so dafs von jedem
Besucher auf den ersten Blick die zuerst von Koldewey erratene peristylartige
Anlage des Vorhofes erkannt und trotz der Zerstörungen dessen eigentümliche
Raumwirkung empfunden werden kann. Aus den Stylobatblöcken sind die drei
Stufen herausgearbeitet worden, aber noch vielfach in ganz unfertigem Zustand
gelassen. Auch die Oberfläche entbehrt meistens der letzten Vollendung. Um so
deutlicher treten die angemessen geglätteten Säulenstandflächen mit ihren Dübel-
jj^O Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
löchern und Gufsrinnen hervor. In situ geblieben ist leider keine einzige Säulen-
basis mehr, aber Br. Schulz hat eine für den Winkel des Sechsecks zugeschnittene
Kalksteinbasis, die in arabischem Mauerwerk gefunden worden war, wieder an ihre
Stelle gesetzt. Die Granitschäfte der Hallensäulen sind bis auf ganz geringe Bruch-
stücke verschwunden und nicht viel besser steht es mit dem zugehörigen Kalk-
steingebälk.
Von dem Fufsboden der Säulenhallen war die Partie vor dem grofsen drei-
teiligen, in der Mitte leider nur noch eine Quaderschicht hoch erhaltenen Portal zum
Altarhof hin mit grofsen Quadern gepflastert, sonst mit einem einfarbigen, schlecht
fundamentierten Mosaik aus bläulichen Steinchen, wovon es nur ganz geringfügige,
kaum zu conservierende Reste giebt.
Die Exedren des Vorhofes sind, wie schon auseinandergesetzt, im Mittel-
alter bis auf eine umgebaut worden und in dieser einen, der nordwestlichen, ist der
Fufsboden zerstört, aber wenigstens von der Säulenstellung, die sie wie alle anderen
Exedren der ganzen Tempelanlage in der Front hatte, ein Teil des Stylobates mit
den Resten von ein paar Säulenbasen darauf erhalten geblieben. Was die spät-
römische, uns gerade durch Baalbek in allen ihren Typen so deutlich veranschaulichte
und sonst nirgends auf der Welt so gut erhaltene Wanddekoration in den Exedren
und an den Fronten unter den Säulenhallen des Vorhofes, namentlich an den
Eingangsseiten betrifft, so ist zwar deren System noch überall klar zu erkennen,
aber das Detail zu sehr zerbröckelt, als dafs wir bereits hier davon sprechen sollten.
Frei liegen nun auch bis zur Schwelle hinab die drei Durchgänge von dem
Vorhof zum Altarhof und darin die kleinen Thüren zu den Dach- und Bodentreppen,
die man in die beiden gewaltigen Portalpfeiler hineingebaut hat. In der Säulenhalle
war das Gebälk über dem weiten Intercolumnium vor der Hauptthür ausnahmsweise
in einem Bogen gespannt.
Betritt man jetzt von hier aus den grofsen Altarhof, so wird auch dessen
ursprüngliche Anlage ohne weiteres klar durch den Hallenstylobat, der fast überall
an den drei Seiten, wo er errichtet worden war, freigegraben ist. Technik und
Zurichtung ist genau wie im Vorhof; vor dem Hauptportal trägt er über den Basis-
standflächen noch eine Stufe, die mit dessen Schwelle correspondiert. Auch im
Altarhof fehlen alle Basen auf dem Stylobat, bis auf eine, es sind aber doch noch
mehrere späterhin einmal von ihrem Platze gerissene und verbaute Exemplare vor-
handen und unter den zahlreichen Bruchstücken der polierten Granitsäulen, die im
Hofe herumliegen oder noch in den arabischen Mauern stecken, giebt es doch noch
einen vollständigen, monolithen Schaft von 7,08 m Länge. Auch Proben des
Kalksteinkapitells und des Gebälkes haben sich, wenn auch nur in geringer Anzahl,
gefunden; der den bisherigen Publikationen unbekannte Fries trägt schöne, aus
grofsen Akanthusstauden entspringende Ranken und die Sima gewisse Palmetten-
kombinationen römischen Geschmacks — alles stark plastisch, zum Teil wie ä jour
modelliert und schwungvoll gezeichnet. Der Hallenfufsboden war wie im Vorhof
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek. j^j
einfach mosaicirt, er ist aber durchgängig zerstört und für arabische Anlagen auf-
gewühlt worden, so dafs Splitter und Bruchstücke der antiken Werksteine tief unter
ihm im Boden stecken. Sehr häufig ist auch das Kellergewölbe, worauf der Fufs-
boden in den Hallen und Exedren ruhte, durchbrochen worden, um die antiken
Souterrains durch Schächte zugänglich zu machen. Im Altertum dienten zur Be-
leuchtung der Keller kleine Öffnungen im Scheitel des Gewölbes und schmale, sich
nach unten erweiternde Schlitze an den Stofsfugen der Stylobatplatten.
Bei den offenen Exedren und den anderen verschliefsbaren Räumen, die an
den Säulenhallen des Altarhofes liegen, haben wir bisher im Ausgraben vielfach
Mafs halten müssen. Noch unangetastet ist und wird es auch wohl bleiben die
Nordostecke der Hallen, wo sich grofse, erst spät herabgestürzte Werkstücke zu
einem hohen Trümmerhaufen aufgestaut haben. Aufsen sind hier nicht nur die Wände,
sondern auch die Kellergewölbe unter dem Fufsboden eingestürzt; leider ist dadurch
die schöne Dekoration der einen (hier wie ebenso im Süden) innerhalb des Souterrains
angelegten Ala (Taf. IV, b) zu Tage gekommen und im Laufe der Zeit stark
corrodiert. Der Fufsboden der über diesen beiden Alen befindlichen Zimmer liegt
übrigens um mehr als einen Meter über dem Hallenfufsboden, da das Alengewölbe
höher als das Kellergewölbe ist. Auch in den Nebensälen an der Nordostecke liegt
noch aller Schutt und seine Aufräumung verspricht sehr wenig. Der grofse Ecksaal
im Südosten ist schon gleich beim Beginn der Ausgrabungen zu einem Magazin für
Geräte und Funde eingerichtet worden und sonst sind die grofse Concha nördlich
von dem Portal und die östliche Rundexedra im Norden unangetastet geblieben,
weil hier, zum Teil auf arabischem Mauerwerk, die kolossalen Werkstücke vom
Gebälk und vom Gewölbe in einem schwer angreifbaren Trümmerhaufen liegen;
endlich haben wir die grofse Mittelexedra der Südseite sowie das Westende der
ganzen Exedrenflucht in ihrem jetzigen Zustande gelassen, letzteres, das übrigens
stark zerstört ist, weil hier einige der gigantischen Gebälkstücke des sog. Jupiter-
tempels bei dem Einsturz seiner Front darauf geschleudert worden sind.
Das ursprüngliche Aussehen aller anderen, soweit es rätlich war, aufgeräumten
Exedren wird durch die mittelalterUchen und modern-arabischen Einbauten, wovon
oben die Rede war, namentlich durch die grofsen Quaderpfeiler, die den Wehrgang
tragen, und durch die (auf Taf. IV nicht verzeichneten) Quadermauern, die in der
Front der Säle stehen, sehr beeinträchtigt; doch kommt die Grofse der Mittelexedra
im Norden trotzdem zur Wirkung. Als jene arabischen Mauern gebaut wurden,
war der Stylobat der Exedrenfronten zum Teil bereits geraubt und das Niveau hatte
sich schon um so viel erhöht, dafs die Thürschwellen etwa um einen Meter hatten
höher gelegt werden müssen. Auch der Mosaikboden war schon früh zerstört
gewesen. In situ stehen jedoch noch viele Säulenbasen an der Südseite des Hofes
und darauf von den monolithen Granitschäften wenigstens noch die unteren Teile,
wenn auch geborsten und gebrochen und jetzt nur noch durch das arabische sie
umschliefsende Gemäuer zusammen- und aufrechtgehalten. In der östlichen (im
IA,2 Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
Altertum durch hohe Schranken verschlossenen) Exedra trägt die eine Basis, wohl
infolge einer antiken Reparatur einen Kalksteinschaft. Besonders günstig ist sonst
die Erhaltung der Frontarchitektur bei der westlichen Rundexedra an der Nordseite.
Hier stehen noch die beiden Basen an Ort und Stelle, die beiden korinthischen
Capitelle sind da und auch alle Werkstücke des ganzen Gebälks; nur die Säulen-
schäfte sind verschwunden. Es war bei der Ausgrabung kenntlich, dafs mit den
Säulen zuerst das mittlere Epistyl herabgefallen war, und dann viel später auf hoch
aufgehäuften Schutt die beiden seitlichen Epistylien mit den grofsen Gesimseck-
blöcken, nachdem sie durch deren Last so lange waren festgeklemmt worden.
Sehr erfreulich ist, dafs uns namentlich durch die Ausgrabung der Hallen
und Exedren des Altarhofes eine richtigere Anschauung von den verschiedenen
Typen der plastischen Wanddekoration verschafft ist, als sie die älteren Publi-
kationen darbieten und auch, wenn ihre Verfasser genauer beobachtet hätten, ohne
Ausgrabung darbieten konnten.
Das eine System tritt uns an den schmalen Wandflächen entgegen, die die
Exedren und anderen Räume sowie die Thürpfosten der Säulenhalle zuwenden.
Hier (Abb. 2) bilden die pfeiler- oder pilasterförmigen, genau mit den Säulen
correspondierenden Anten der Räume und der grofsen Portale Wandabschnitte, die
kurz Intercolumnien genannt sein mögen: diese sind unten mit einer hohen und
apsis- oder conchenförmigen Statuennische, oben mit einer flach vor die glatte Wand
gesetzten Aedicula, einem Tabernakel decoriert, das ebenfalls einer Statue Raum
bietet. Die Concha, häufig im Plafond mit einer Muschel verziert, steht immer auf
einem mit Fufs- und Kopfprofil versehenen Sockel, einem podium oder pluteuin
(vergl. Vitruv V 6, 6), und ist von korinthischen Pilastern eingefafst, die eine Archi-
volte mit reich verziertem Gesims tragen. Das kleine Postament in der Concha ist
nur da erhalten, wo es aus deren unterstem Block gemeifselt war, und nur zweimal,
an der Nordseite des Altarhofes (bei d auf Taf. IV; s. Abb. 2) und in dem sechseckigen
Vorhof (bei e) weist es eine Inschrift auf, s. die Abbildungen 3 und 4.
In der lateinischen, vielleicht die Venus Erucina nennenden und von einem
Demetrianus [Sevejrus cCmu) s(uis) [oder c(um) s(ua) uCxore)}] geweihten oder einen
Demetrianus weihenden Inschrift^ ist auf dem oben abgesplitterten Teil des Posta-
mentes unterhalb des Kopfprofils für eine grofse oder für zwei niedrige Zeilen Platz;
was auf dem Fufsprofil und der Plinthe steht, ist unverständliche griechische Kritzelei.
Die grofse durch die Absplitterung sichtbar gewordene Vertiefung an der Oberfläche
des Postamentes hängt nicht mit der Verdübelung der Statue zusammen, sondern
ist ein Wolfloch, mit dessen Hülfe der Block gehoben und versetzt worden war.
Von der griechischen Inschrift ist nur die letzte auf der glatten Fufsprofilbosse ein-
^) C. I. L. III 14387 (in den neuen, noch im dafs ich auch bereits von den Erläuterungen
Druck befindlichen Supplementen, die mich der einzelnen Inschriften Gebrauch machen
Prof, Dessau bereitwilligst einsehen liefs, so konnte).
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
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gemeifselte Zeile erhalten. Man sieht, dafs diese Reste zur Wiederherstellung
der ursprünglichen Inschrifttexte nicht genügen und dafs daher auch nicht
Abb. 2. Wanddecorationen aus dem Altarhof (bei d auf dem Plane Taf. IV).
In der Mitte die Stirn einer Trennungswand (ein Intercolumnium), rechts davon eine Rundexedra, links
die Rückwand einer gewöhnlichen Exedra.
der Charakter der einst auf den Postamenten stehenden Statuen genau bestimmt
werden kann.
144
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
Auf solche Statuen in den Conchen des Vorhofes und des Altarhofes ist
aller Wahrscheinlichkeit nach auch die folgende in arabischem Gemäuer vor der
Abb. 3. Das Statuenpostament in der Concha bei d
auf dem Plane Taf. IV (vgl. Abb. 2).
Abb. 4. Das Statuenpostament in der Conclia bei e
auf dem Plane Taf. IV.
nördlichen grofsen Concha'' der Ostseite des Altarhofes gefundene Inschrift zu
beziehen*:
^) Diese Concha ist noch nicht ausgegraben, siehe oben S. 141.
8) C. I. L. III 14386.
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek. j^e
LO. M. H. C. Tittius
. ralaeus plumbarius, qui sta-
tiias Solls et Lunae consacravit, locuni
i]nter eas medium ad statiiam Victori-
ae] auro inluminatam pro salute imper(atoris)
coljlocandam consacra(vit), id. m. oc.
. . . . V. l. a. sol]vit.
Denn es ist nicht unmöglich, dafs die Quader, worauf die Inschrift eingemeifselt ist,
das schmucklose Postament der von Tittius geweihten Victoria bildete und in einer
Concha oder einer Aedicula aufgestellt war, zwischen jenen beiden anderen Nischen,
die nach einer früheren Weihung desselben Mannes die Statuen des Sol und der
Luna enthielten.
Die zweisäulige Aedicula über der Concha ist regelmäfsig unvermittelt und
so auf deren Gesimsbogen gestellt, dafs das nicht immer deutlich ausgearbeitete
Statuenpostament auf den Scheitel des Bogens zu stehen kommt und an die Sima
angearbeitet ist. Die Säulchen unter dem korinthischen, ebenfalls sehr reich ver-
zierten Giebel sind leider niemals erhalten und auch unter den kleinen, bei der
Ausgrabung hie und da gefundenen Schaftfragmenten noch nicht mit Sicherheit
wiedererkannt.
Dasselbe Dekorationssystem ist in den Rundexedren wiederholt worden
(Abb, 2, r., ungenau bei Wood Taf. XVII), nämlich korinthische Pilaster, die ein
vom Epistyl bis zur Sima vollständiges Gebälk tragen, und in ihren Intercolumnien
je eine Concha auf einem phiteum und oben eine Aedicula. Ornamente wie die
Pluteumprofile, die Pilastercapitelle u. a. sind oft nur in der Bosse angelegt und
nicht vollendet, aber die beiden östlichen Rundexedren an der Nord- und an der
Südseite zeichnen sich durch reicheren Schmuck und dessen sorgfältige Vollendung
aus: die Pluteumprofile sind zu den üblichen Kymatienformen ausgearbeitet, die
Pilaster auf einen profilierten und reliefgeschmückten Sockel gesetzt und mit Ranken
verziert, die Statuenpostamente verschieden gestaltet (einmal wie eine attische Basis)
und auf eine mit dekorativen Reliefs geschmückte Bank gestellt, endlich die Conchen-
wölbung mit bedeutungsvolleren und reicheren Darstellungen ausgestattet — in zweien
eine Aegis mit grofsem Gorgoneion, einmal eine Aegis von einem kleinen Amor
über dem Kopf getragen, ein andermal eine grotteskenartige Composition, dann auf
gestirntem Himmel Ganymed vom Adler emporgetragen u. a. Als eines der wenigen
Anzeichen des Orients fesselt unter diesen stereotypen Ornamenten die geflügelte
und von zwei Uraeusschlangen eingerahmte Sonnenscheibe, die einmal auf den Fries
einer Concha gemeifselt ist. Mannigfaltigen Schmuck weisen auch die Giebelfelder
der Aediculen des zweiten Geschosses auf.
Ein anderes etwas einfacheres Dekorationssystem ist in den eckigen Exedren
und in Räumen wie den beiden Flügeln rechts und links von der Propyläenhalle
zur Verwendung gekommen und am besten in der westlichsten Exedra der Nord-
lAÖ Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
Seite erhalten (s. Abb. 2, 1. ; vgl. Wood Taf. XV). Hier haben die Wände zwar
auch ihr vollständiges korinthisches Gebälk, Epistyl, Fries und Geison, aber es wird
nicht von Pilastern getragen und daher fehlt die oben beschriebene Intercolumnien-
teilung der Wand. Nur die Rück- oder Längswände der Exedren könnten, von der
Hofhalle aus gesehen, durch die Frontsäulen so geteilt erscheinen, da die ebenfalls
zweigeschossige Nischendekoration genau mit den Säulenintercolumnien correspondiert
(vgl. Wood Taf XIII und XIV).
Das so zu sagen einem Joch entsprechende Decorationselement besteht hier
in einer zweigeschossigen ebenfalls auf ein Pluteum gestellten Säulenaedicula, die
über den unteren Säulen ein gerades Gebälk, über den oberen einen Giebel hat,
die einzelnen Aediculen abwechselnd einen eckigen oder einen runden. Ein auf
dem unteren Gebälk stehendes und vollständig ausgearbeitetes Pluteum haben die
oberen Säulchen nur in den beiden Alen neben der Propyläenhalle (vgl. Wood Taf. VI),
sonst befindet sich an seiner Stelle über dem Gesims des unteren Gebälkes nur eine
ganz niedrige, form- und zierlose Bosse. Die Säulchen sind leider sämtlich ver-
schwunden, dafs sie aber thatsächlich gröfstenteils einmal versetzt waren, ist an den
Standflächen, den Dübellöchern und Gufsrinnen, endlich den Dübellöchern auf der
Unterseite des Epistyls kenntlich; andererseits beweisen dicke Bossen auf dem Pluteum
und an den Wandquadern, dafs man die Säulchen noch nicht versetzt, auch da
nicht versetzt, wo schon die Dübellöcher in das Epistyl gemeifselt waren, und die
Decoration unfertig gelassen hatte, so namentlich in der Propyläenhalle und ihren
beiden Flügeln.
Postamente für Statuen sind in diesen zweigeschossigen Tabernakeln niemals
kenntlich, und es mufs daher als zweifelhaft betrachtet werden, ob hier dieser, der
Idee nach freilich unentbehrliche Schmuck wirklich von Anfang an beabsichtigt war.
Eine wesentliche, von Wood auffallenderweise nicht beachtete Eigentüm-
lichkeit dieser Aediculendecoration besteht darin, dafs sich die Pluteumprofile und
das Gebälk der beiden Geschosse über die ganze Wand hinziehen und sich für
die einzelnen Aediculen oder im oberen Geschofs auch nur für die einzelnen
Säulchen verkröpfen; das verbindet die ganze Decoration fest und organisch mit
der Wand und nimmt ihr den Eindruck des Vorgeklebten.
In einer amüsanten Variation zeigt uns der Baalbeker Architekt sein archi-
tektonisch-ornamentales Decorationssystem an den Schmalwänden der Exedren
(s. die Abb. 5 und vgl. Taf. V i und Wood Taf. XVI). Zwar ist es auch hier zwei-
geschossig und sind die Plutea und die Gebälke wie an den Längswänden behandelt,
aber der Architekt hat ohne Beziehung auf eine Jocheinteilung die ganze Wand-
fläche von einer Ecke bis zur anderen mit einer einzigen, einheitlichen Composition
geschmückt, mit einer viersäuligen Aedicula, deren Giebel über dem mittleren
Intercolumnium unterbrochen ist, indem sich das Gebälk nur über den beiden seit-
lichen verkröpft, und die in eigentümlicher Weise rechts und links von je einer
detachierten und doch mit vollständigem Gebälk versehenen Säule flankiert wird.
Die eine dieser beiden Säulen steht in der inneren Exedraecke und hat deshalb
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
147
einen sonderbaren von der Wand her vorgekröpften Spitzgiebel (bei Wood Taf. XLVI
Fig. 3 nicht ganz richtig), die andere steht nahe der Ante und trägt ein nicht spitz,
sondern plattenförmig vorgekröpftes Giebelgebälk.
Abb. $. Die Schmalwand einer gewöhnlichen Exedra (vgl. Abb, 2).
Eine noch plastischere und reichere Form hat der Architekt seinem
Decorationselement da gegeben, wo die untere Hälfte der Wand von einer Thür
durchbrochen und nur die obere nach seiner Art zu schmücken war (s. Abb. 7 und
148
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
Wood Taf. XIV, B). Dann dient das Thürgesims als Bank für eine tief in die Wand
zurückgelegte, auf ihrem Pluteum stehende und meist von Pilastern eingefafste Concha,
deren vorgekröpftes Gebälk auf zwei Säulchen ruhte.
Es ist hierin gewissermassen die Aedicula mit einer
Concha combiniert oder, antik ausgedrückt, eine
prostyle Concha entstanden. Vorbild war gewifs
der ähnliche, schon in der älteren römischen Archi-
tektur übliche, aber bedeutungsvollere Abschlufs
von Tempelcellen und cellaartigen Sälen, worin
Cultbilder ihren solennellen Platz hatten. Wo die
Thür sehr breit und das Wandfeld grofs ist (vgl.
Wood Taf. VIII, die jedoch nicht ganz richtig), ist
rechts und links neben die eigentlichen Conchen-
säulen noch je eine Säule gestellt und das Gebälk
darüber verkröpft; das erinnert etwas an die
Composition der Exedrenschmalwände, ist aber
leider in keinem einzigen Beispiele gut und voll-
kommen deutlich erhalten (Abb. 6).
Zweisäulige, prostyle Conchen zieren auch
die Intercolumnien zwischen den Pilastern jener
beiden niedrigen Exedren im Souterrain, womit der
Architekt im Norden und im Süden die Kellerflucht
unterbrochen und kleine von aufsen zugängliche Säle
von sehr üppiger Decoration geschaffen hat. Wie
schon gesagt, ist die nördliche eingestürzt und nur
die südliche gut erhalten. Sie hatte in der Front
vier ionische Pfeiler, deren Intercolumnien von den
Arabern verrammelt worden waren, so dafs sie
rückwärts vom Keller einen neuen kleinen Eingang
hatten brechen müssen. Da die Exedra dunkel war,
ist es seit Jahren üblich gewesen, sie den Fremden
durch ein Strohfeuer zu erleuchten , und das hat
im Laufe der Zeit Wände und Decke stark ange-
schwärzt. Jetzt ist aus dem mittleren Intercolumnium
der Front eine Schicht der arabischen Steine hinaus-
gestofsen worden und damit die Exedra wieder
durch Tageslicht genügend erhellt, so dafs nicht
nur die Wände mit ihrem Schmuck, sondern auch
die gewölbte Cassettendecke und deren Rehefs
betrachtet werden können (s. Abb. 8). Von der
niedrigen und daher nur eingeschossigen Intercolumniendecoration der Längswand
(die Schmalwände enthielten eine viersäulige prostyle Giebelaedicula, die im
Abb. 7. Fassade eines kleinen
Zimmers im Vorhof.
Über der ThUr eine ursprünglich
viersäulige Concha, oben arabisches
Mauerwerk. Vgl. Abb. r.
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
149
Westen nicht fertig geworden zu sein scheint und im Osten für eine christliche
Altarvvand abgemeifselt worden ist) sei noch hervorgehoben, dafs die mittlere in
einer eckigen, nicht einer conchenförmigen Nische, also in einer prostylen Aedicula
Abb. 6. Fassade eines kleinen Zimmers am Altarhof.
Über der Thiir eine ursprünglich prostyle Concha, links eine arabische Festungsmauer, rechts Pfeiler für
deren (zerstörten) Wehrgang. Vgl. Abb. 2.
besteht und dafs deren Fond mit einer kleinen Blendthür geziert war; darüber noch
ein Guirlandenfries in dem Aediculafelde. Die gegenwärtig hier bestehende Öffnung
dient dem oben erwähnten Eingang von dem Keller unter der Südhalle her.
Jahrbuch des archäologischen lustituts. XVI. 14
j CO Puchstein , Ansgrabungen in Baalbek.
Es ist eine dankbare Aufgabe, diese verschiedenen Decorationstypen in
einer der Wirklichkeit gerecht werdenden Aufnahme darzustellen und ihren kunst-
geschichtlichen Charakter zu kennzeichnen.
Doch zurück zu dem Bericht über die Ausgrabung des Altarhofes und über
dessen antiken Zustand.
Dafs sich der Hof selbst innerhalb der Hallen und Exedren wegen der
Basilica und der noch stehenden arabischen Quadern- und jüngeren Privatbauten
nicht so günstig präsentiert wie der Vorhof, ergiebt sich aus dem, was oben hiervon
erzählt worden ist. Sein Niveau wird durch die Stufen vor dem Hallenstylobat
und das hier und da erhaltene, meistens aber geraubte Plattenpflaster bestimmt;
der Boden ist aber vielfach so tief aufgewühlt, dafs Säulensplitter und Gebälk-
fragmente von der Hallenarchitektur im Erdreich versinken konnten. Von dem,
was der Hof im Altertum enthielt, hat die Ausgrabung zunächst zwei grofse, jetzt
nördlich und südlich von der Basilica gelegene Wasserbecken, Piscinae oder
Lustrationsbassins von oblongem Grundrifs aufgedeckt; das südliche ist zur
Hälfte von dem byzantinischen Schwimmbad überbaut und zerstört, sonst sind
beide genügend gut erhalten und ein Teil der einst herausgerissenen Einfassungs-
platten wieder aufgefunden worden. Diese sind niedrig, ähnlich den römischen
Proscenien abwechseld mit eckigen und halbrunden Nischen verziert und mit
decorativen mehr oder weniger über die Bosse hinaus vollendeten Reliefs bedeckt,
mit Ranken, Köpfen, Hippokampen, Seelöwen, Seegreifen, Guirlandeh, die von
Eroten getragen werden oder auf Stierköpfen hängen, u. ä. Aufsen läuft am Fufs
der Einfassung eine Wasserrinne rings um die Bassins.
Wie dieser Fund der Lustrationsbecken in erwünschter Weise die römisch-
orientalische Cultanlage in Baalbek vervollständigt, so hat eine andere bereits von
Koldewey begonnene Untersuchung zur P^ntdeckung eines noch wichtigeren, unent-
behrlichen Requisits des antiken heidnischen Kultes, zur Konstatierung des zu dem
»Sonnentempel« gehörigen Brandopferaltarcs geführt. Da man für ihn eine
ähnliche Lage wie bei dem Fortunatempel in Pompeji, inmitten der Tempelfreitreppe,
vermuten konnte, ist zunächst diese Treppe vor der Mittelapsis der Basilica, unter
Vernichtung des byzantinischen Fufsbodens, bis auf das hier gut erhaltene Hof-
pflaster hinab ausgegraben worden. Aber die Treppenstufen, ohne Unterbrechung
durchlaufend, wiesen keinerlei Spuren auf Erst ein Graben, den Br. Schulz von
den Stufen weiter ostwärts in der Tempelachse zog, liefs ihn im Centrum der
Basilica und dicht unter deren Fufsboden den etwa in der nördlichen Hälfte noch
vorhandenen Sockel des colossalen Altares finden (Abb. 9). Der Sockel steht auf
einer Stufe und hat oben eine Bosse für das Kopfprofil; zugänglich war er
obenauf von Osten her, indem sich der Aufgang teilte und rechts und links längs
der Ostfront auf schmaler Treppe hinaufführte". An der Westfront ist eine der
^) In den reconstruierten Zeichnungen ist der Ver- dem Vorbild classischer Tempelaltäre zu ergänzen
mutung Ausdruck gegeben, dafs der Altar nach sei (siehe Koldewey und Puchstein, Die griech.
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
151
Colossalquadern des Sockels im Altertum umgestürzt und mehrfach angeschnitten
worden, doch war die beabsichtigte Zerlegung in kleinere^Quadern nicht gelungen.
Abb. 8. Decoration der Rückwand der Souterrain-Exedra
unter b auf dem Plane Taf. IV.
In den Intercolumnien eine ursprünglich prostyle Concha und eine ebensolche Ädicula; die Treppe
sowie die Öffnung in dem Blendfenster sind modern.
Tempel 189): mit einer als Prothysis dienenden
Plateform und dem sich darüber erhebenden
üpferherd. Doch das ist wegen der nachträg-
lich zu Tage gekommenen Aufschnürungen und
14*
1^2 Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek,
Nichts konnte zur Vervollständigung des architektonischen und culturellen
Ensembles des grofsen Temenos von Baalbek so viel beitragen wie die Aufdeckung
des Brandopferaltares und der beiden Lustrationsbecken. Wir dürfen danach den
Hof als den Altarhof bezeichnen und uns nun bei der ganzen auch mit einem
zweiten Hof und mit Propyläen ausgestatteten Anlage an ägyptische und israelitische
Sitte erinnern.
Von dem Altarhof aus ist die Untersuchung und Ausgrabung auch schon
zu dem grofsen Tempel selbst vorgeschritten, dessen ganze Cella und dessen
sonderbares, zum Teil mit jenen ungeheuren ca. 20 m langen Quadern gebautes
Podium aufgeklärt werden mufs. Ein einheitliches, kurz mitzuteilendes Ergebnis ist
hier aber noch nicht erreicht worden.
Kaum erwähnt zu werden verdienen einige Tastungen und Aufräumungs-
arbeiten an dem sog. Jupitertempel; an der Nordseite ist auf eine Strecke weit
sein Podium bis zum Fundament herab freigelegt worden (im Süden war es, zum
Teil wenigstens, schon immer frei), und dazu hat man aus den beiden Längs-
ptera den leichten Schutt beseitigt. Auch die Partie über den Pterondecken ist
gesäubert worden. Dabei ist ein Bruchstück eines Cassettenblockes zu Tage
gekommen, worauf die Büste eines geflügelten Jünglings durch die Beischrift
JNNAPOC
OKAIBPIA
PHC
authentisch bezeichnet ist'"; der erste leider unvollständige Name sollte hierin das
orientalische Äquivalent des griechischen Briareos sein. Inzwischen bereits
gelungen ist endlich die Hebung des keilförmigen, weit herabgesunkenen Mittel-
steines vom Sturz . der grofsen und hohen Cellathür des Tempels; den antiken
Zustand wiederherzustellen war um der grandiosen Thüranlage willen dringend
erwünscht und erst wenn der moderne vor einigen Jahrzehnten aufgemauerte Stütz-
pfeiler unter dem gesunkenen Mittelstein wieder abgebrochen worden ist, kann man
durch die Thür ein Geleise in die Cella führen und den mehrere Meter hoch auf-
gehäuften Schutt daraus entfernen.
Was die Einzel funde betrifft, so haben diese, wie bereits Koldewey
voraussagte, nicht dem entsprochen, was bei grofsen Ausgrabungsplätzen in den
Dübellöcher auf der Oberfläche des Sockels nicht keine Wendung zu machen brauchte, um auf
ganz sicher. Wie sich auch die Reconstruction das Cultbild im Tempel zu blicken; man ver-
des oberen Aufbaues bei gründlicherer Unter- gleiche den Altar vor dem Tempel in Jerusalem,
suchung herausstellen mag, von der Regel in etwa in der Reconstruction bei Perrot et Chipiez,
den classischen Ländern weicht es jedenfalls ab, Histoire de l'Art IV pl. II.
dafs sich der Aufgang des Altares nicht an der '"^ Die Cassettendecke über den Säulenhallen des
dem Tempel zugekehrten Seite, nicht im Westen, Jupitertempels enthielt durchweg in den Haupt-
sondern im Osten befindet, so dafs der Opfernde feldern Bildwerk.
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
153
classischen Ländern der Fall zu sein pflegt. Es fehlt nicht an antiken und modernen
Thon- und Glasscherben, noch an römischen, byzantinischen und arabischen Münzen,
aber irgend welche nennenswerte Sculpturen sind bisher nicht zu Tage gekommen.
Dies könnte freilich darin seinen Grund haben, dafs es hauptsächlich Bronzefiguren
waren, die einst rings um die Tempel standen — wenigstens führen in den Fällen,
wo an Postamenten und Cippen Art und Material des zugehörigen Weihgeschenkes
Abb. 9. Der Brandopferaltar vor dem sog. Sonnentempel.
Vorn ein Mann auf den Stufen zur nördlichen (hier allein erhaltenen) Hälfte des Altars, obenauf ein Rest
des Basilicafufsbodens, links das Fundament für die Pfeiler der Basilica, darüber der sog. Jupitertempel,
rechts hinten ein Mann auf der grofsen Tempeltreppe, dahinter die Öffnung in der Hauptapsis der Basilica.
erraten werden kann, die Spuren auf Bronze — und bronzen war gewifs auch die
vergoldete Victoria des Tittius.
Auch die Zahl der Postamente von Ehrenstatuen und Weihungen, die einst
ihren Platz in dem grofsen Heiligtum hatten, wie überhaupt die Zahl der bisher
gefundenen Inschriften ist sehr gering und eine besonders kümmerliche Rolle
spielen darunter die Reste in griechischer Sprache: kein einziges ansehnlicheres
Anathem eines Griechen verrät sich aufser dem oben genannten, nur einige Brocken
ICA Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
von ganz bescheidenen Steinen später Zeit sind unter den Funden, sonst nur
Kritzeleien auf Quadern und Pflasterplatten. Die oben mitgeteilte Beischrift einer
Cassettenbüste an dem kleinen Tempel könnte darauf schliefsen lassen, dafs
griechische Bildhauer bei dem Bau beschäftigt waren; ähnlich wird die auf die
Vorderfläche eines Epistyls vom grofsen Tempel flüchtig eingemeifselte Inschrift
Lebas-Waddington i886a MNHCOH MATNOVC [xv/jaO^ iMa'Yvou? gedeutet werden dürfen.
Zwei winzige Bruchstücke einer leider nicht wiederherzustellenden Inschrift stammen
aber nach dem Ductus der Buchstaben aus der augusteischen Zeit, jedenfalls aus
der Zeit vor der Erbauung der erhaltenen Tempel.
Die bedeutenderen Inschriften gehen alle von der römischen Colonie oder
von deren Bürgern aus und sind lateinisch. Die Weihungen gelten in der Regel
dem Jupiter Heliopolitanus, nur der Speculator Longinus hat in der bekannten
Inschrift CLL. III p. 970 n. 138 für die bronzenen und vergoldeten Verkleidungen
von zwei Capitellen der Propyläen " aufser Jupiter auch die dei He/topo/üam genannt
und damit, wie wir aus anderen Inschriften schliefsen können '^ Venus und Mercur
gemeint. Ausnahmsweise erscheint auf einem oben unvollständigen Postament eine
vielleicht vollständige aber schon im Altertum wieder ausgemeifselte Widmung an
den Gott von Der el Kal'a bei Beirut
sacra[t]o / deo / BalmarcCo)d[i],
wie andererseits in dessen Heiligtum Weihungen an den Jupiter Heliopolitanus
vorkommen.
Ebenfalls von Römern und wie die Inschrift des Longinus auch wohl etwa
aus der Zeit des Caracalla rührt der schon behandelte Statuenschmuck in den
Conchen der Höfe her, endlich — um hier anzufügen, was mit der Erbauung der
Höfe zusammenhängt — jene undatierte Bezeichnung der Bauleute oder der Bau-
abschnitte, die an den Schlufssteinen der Kellergewölbe unter den Stoen des Altar-
hofes steht (divisio Moschi u. ä., dreimal s. CLL, III 143. 144 und dazu p. 2328").
Die vielfach nur in winzigen Bruchstücken erhaltenen Ehreninschriften gelten
besonders römischen Beamten und Offizieren, ausnahmsweise einmal einem Mitgliede
des kaiserlichen Hauses, nämlich der Vibia Aurelia Sabina, der Tochter des Marc
Aurel und Enkehn des Antoninus Pius''; ihre Statue oder vielleicht nur ihre Büste
stand auf einer kleinen Säule, deren Sockel erhalten ist und die Inschrift trägt
(CLL. III p. 2328^« n. 14357b):
Sabinae / imp. Änton[i]\ni Aug. fil. / Heliopolitani.
.1") Man kann es wohl nicht mit de Saulcy, Reo. könnte erst angefügt worden sein, als die Pro-
archeol. XXXIII 1877, 272 als absolut sicher pyläen sonst bereits fertig waren,
betrachten, dafs die capita columnarum duo aerea '2) C. I. L. III 7280 und Korrespondenzblatt der
auro inluminaia notwendig mit der ganzen Con- Westdeutschen Zeitschrift XVI 1897, 172 (von
struction der Propyläen gleichzeitig sein müfsten. Domaszewski), aufserdem Comptes rendus de
Es ist vielmehr wahrscheinlich, dafs des Longinus l'Acad. d. inscr. 1900, 255 = Musee beige IV
Weihung nur in der Bronzeverkleidung des 1900, 302 = C. I. L. III p. 2328 ^^ n. 14392 d.
Steinkernes zweier Capitelle bestand, und diese 1^) Prosopogr. imp. Rom. III 429 n. 411.
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
155
Interessant sind wegen ihres Datum zunächst zwei Statuenpostamente, die einem
Coloniepräfecten des Kaisers Nero (54—68 n. Chr.) ein Kamerad und ein Freund
gesetzt hatten, das eine bei Lebzeiten des Kaisers, das andere nach seinem Tode:
CLL. III 14387g
L. Gerellano
Sex. f. Fab. Fron-
toni priniopilo leg.
X Frei, praef. Neron.
Claudi Caesai'is Äug,
Germanici
L. Valerius T.f. Fab. Celer
(centurio) leg. X Fret.
CLL. III 14387 h
L. Gerellano
Sex. f. Fab. Frontoni
primopilo leg. X Freien.,
praefecto castroruni
leg. XII Jul., flaniini Augusti,
poniif., praefect. Aiigusti
M, Antonius Sosipatrus
amico
Beide Postamente waren innerhalb des Altarhofes neben einander in nachantiken
Fundamenten verbaut und hatten einst, wie die Ausschnitte hinten an ihrem Fufse
lehren, auf den Stufen der Halle um den Hof gestanden; da wir nun durch Malalas
Chronogr. XI p. 280 ed. Bonn, wissen, dafs der grofse Tempel von dem Kaiser An-
toninus Pius (138 — 161 n. Chr.) errichtet worden ist, und zur Vollendung der Höfe
und der Propyläen noch Männer der Zeit des Kaisers Caracalla (211 — 217) wie
Longinus und Tittius beitragen konnten, so müssen die Statuen des Gerellanus
ehemals an einem anderen Orte, möglicherweise in dem älteren Heiligtume der
heliopolitanischen Götter gestanden haben und nach der Errichtung des neuen
hierher versetzt worden sein.
ÄhnHch hat es sich mit zwei bronzenen Königsstatuen verhalten, deren
schmucklose, nur mit Profilbossen versehene Postamente auch neben einander in
mittelalterlichem Gemäuer an der Südseite des grofsen Tempels staken: das eine
nach der Inschrift C. I. L. III 14387
Lregi}
magno Ag[rip-
pae Pio, Philocae-
sare et Philoroniaeo,
patrono col.,
pub. fac.
von der römischen Colonie dem jüdischen Könige Agrippa I, der unter Claudius,
oder dessen Sohn Agrippa II, der unter den folgenden Kaisern regierte'*, das
andere ganz gleichartige nach der Inschrift 14387 a
^*) Die beiden Agrippa ib. II 162 n.
S8. 89; zur Titulatur vgl. die griechische Inschrift Lebas-
Waddington 2365.
I r5 Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek,
regi magno
C. Jiilio Sohaemo,
regis inagni Satn-
sigerami f., Philo-
caesari et Philo-
r]ohinaeo, honora-
tlo ornam.] consulari-
b[us ,
patrono coloniae
n viro quinquenn.
L. Vitellius L.f.
Fab. Soss[i]a[nus
von einem Römer aller Wahrscheinlichkeit nach dem Sohaemus gewidmet'*, der
unter Nero und Vespasian König von Emesa war; sein Vater Sampsigeramus hatte
eine Tochter Jotape an Aristobul, einen Bruder des älteren Agrippa verheiratet'®,
sodafs die beiden Könige, deren Statuen man in das neue Heiligtum von Baalbek
versetzt hatte, nahe Verwandte waren.
Ebenso arm an Kleinfunden und Inschriften wie bei der sogenannten Akro-
polis ist die Ausgrabung bei dem wegen seiner baroken Formen so berühmten
Rundtempel gewesen, aber um so mehr hat sie für seinen Grundrifs und seinen
Aufbau geleistet. Er war früher durch moderne daran geklebte Baracken zum Teil
verdeckt und seine nach Nordwesten orientierte Cella nur durch einen schmutzigen
Gang erreichbar. Jetzt ist nach den erforderlichen Expropiationen das moderne,
ihn verunstaltende Gemäuer abgerissen und der Tempel ringsum und gegen das
hoch anstehende Erdreich durch Stützmauern geschützt, sodafs sein hohes Podium
einschliefslich der ganzen Treppe frei zu Tage liegt; unter dem Podium ist noch
eine Bank vorhanden und auch diese sockelartig profiliert. Der Tempel erscheint
nun in den Proportionen seines Aufbaues viel vollendeter als nach den älteren
Publikationen und der Grundrifs (Taf. VII) hat durch die Constatierung eines Front-
pteron, einer breiten Freitreppe zwischen Wangen, worin sich das Podium fortsetzt,
und einer Vortreppe aufserordentlich gewonnen.
Zu den Bemerkungen über die Baalbeker Wanddecoration sei hier an das
erinnert, was bereits die Publikationen sehen lassen (Wood Taf. XLIV), dafs nämlich
die Intercolumnien der runden Cella eingeschossig decoriert sind (mit Conchen), die
Innenwand aber zweigeschossig nach Art der Hofexedren, von diesen jedoch darin
abweichend, dafs zwischen abwechselnd mit Bögen und mit Giebeln bekrönten
Aediculen je eine detachierte Säule steht (ungenau Wood Taf. XLV).
1*) Prosopogr. III 251 n. 545. denkmal bei Emesa von der Familie und
16) Ib. III 171 n, 124. Nach Lebas-Waddington III den Königen namens Sampsigeramus und
2567 stammt wahrscheinlich das grofse Grab- Sohaemus.
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek. je?
Nach dem Brandopferaltar konnte vor der Front des Tempels unter einem
sehr hoch gelegenen Garten nur mittels eines Tunnels gesucht werden; ein klares
Ergebnis wurde dabei aber nicht erzielt. Die Peribolosanlagen zu suchen ist wegen
der tiefen Verschüttung und wegen der Überbauung des ganzen umliegenden Terrains
einstweilen ausgeschlossen.
Südöstlich laufen an dem Tempelunterbau antike in Stein ausgeführte Wasser-
canäle vorüber; auf deren Bau scheint sich ein griechisches Epigramm an dem
südlichen Podiumkropf (bei a) zu beziehen, das nach dem 742. Jahre der seleu-
cidischen Aera datiert ist, d. i. 430 n. Chr. '^:
OAKOCCAAPrYPeWNPI0PlAlNnO
TAMOYreMeNOYeHÄM(|)OTePW
eeNAnACÄAieAPAMeNeYPYGLfici Aoc
Ce I OMOr //"N€ YCANTOC AKO I M H T Cü
5YnOEPrCÜ<(>OINIKHCnoAlWN
M O Y C W N i e'/////C M A t Y A A C C W N
eroYCt?. MH' inaiktima
TOYeAYMACIWTATOYA///OYnOYTOY
nPWT€YONTOCe Kiiint ^ ////• N K T l C A n
10 C T P A T H r I A e P M I N o . A e O N e O Y
Von dieser Inschrift verdanken wir Herrn H. Diels folgende Umschrift und
Erläuterung:
'OXxo? 08' dp^opiiov psi&pwv Ttotofiotj Fsfxevou&T^ (?)
«[AcpoTspcDOsv a7:a(Jot(v) StsSpapiav eupuösfxsiXo?
oeTo (ji6v[o]v vsujavxoc, dxotixijxq) oizo £p7«)
OoivixT^C TToXtwv, Mouoftov [T]e[ij^t]cj{xa cpuXaastuv.
'Etou; BM^F ?v8txtia>vo? t5
Tou Oau[xaattuTaTOü Aouuou
To5 TrpojTSuovtos ix [t&v lbi(o]v (?) xTt'aiav(To;)
otpaTTj^ta 'Ep[xivo[u] 'A[ö]ov£ou (?)
»Dieser Canal der silbernen Wogen des Flusses Gemenuthi (?) flofs breit-
gegründet von beiden Seiten durch das ganze Land, als du [seil. Lupus] nur den
Wink gabst unter dem rastlosen Werke der phönikischen Städte, indem du (oder
er, der Canal) der Musen Bauwerk nicht versehrst (d. h. um das Heiligtum herum-
geführt wurde).
ocTTCtaa = airaoav vgl. Karl Dieterich Untersuch, z. Gesch. d. gr. Spr. L. 1898.
S. 88. Zu ergänzen -(t^v.
"') Ungefähr aus derselben Zeit stammt die kurze Bauinschrift des Anatolios Lebas-Wadd. 1882.
jcg Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
W nicht T mufs gelesen werden, da sonst keine Ära pafst. 742 ist von
der Seleucidenära zu verstehen ab 312. Also fallt des Ereignis 430, was mit der
14. Indiction stimmt. Lupus ist SsxaTcpwTo? von Heliopolis. Der letzte Name ist
verderbt. Ein Flecken Menuthis bei Kanopos ist bekannt. Man könnte zur Not
iroTotuoS 78 MevouOr^ (= Msvou{>i) trennen, aber der Name ist in Syrien unbekannt.
7Sfi.£v (war voll) ou{)rj zu trennen ist wegen des Tempus zu misraten, abgesehen
davon, dafs ouörj dadurch nicht deutlicher wird.«
Zum Schlufs dieses Berichtes über die Ausgrabungen in Baalbek sei noch
kurz erwähnt, dafs wir auch den antiken Resten in der Umgebung einige Auf-
merksamkeit geschenkt haben. Mit mehr GründHchkeit konnten von D. Krencker die
Altertümer bei dem Dorfe Nie ha (im Libanon, am Ostfufs des Djebel Sannin, etwa
lYa Stunden von der Eisenbahnstation Muallaka^^) untersucht werden, nachdem Exe.
Hamdy Bey auf den Bericht des Ausgrabungscommissärs Makridy Bey die Erlaubnis
dazu freundlichst erteilt hatte. Hier sind drei Tempelruinen vorhanden, alle in
antis, zwei unten im Thal bei dem Dorfe selbst, wovon der eine nach einem Cippus
der Jungfrau Hochmaea dem Gotte Hadaranes " geweiht war, und einer etwa
7^ Stunden nördlich von Nicha, in Hösn Nicha, hoch im Gebirge gelegen, wo eine
bei den Schürfungen zu Tage gekommene Inschrift einen Gott Mifsenus nennt,
CLL. in 14384 ^
ex usu et reditii obligato-
rum (sc. agrorum) dei Mifseni et vici et cid-
toribus eins sub cura Haninae et
sacerdotCis) et Zabdae et Candidi et Anni vet.
et Magni et Samaionis et Zebidae et Beliabi.
Rings um den Tempel von Hösn Nicha liegen die Trümmer von Häusern und
Gräbern, auch von einer kleinen Capelle in antis mit prostyler Concha für das
Cultbild; wie in Baalbek war nach dem Einsturz des Haupttempels vor seiner Front
eine christliche Basilica errichtet worden — dreischifilg, der Eingang im Westen und
die Apsis im Osten, in dem nördlich an die Apsis stofsenden Räume, vermutlich
dem Baptisterium, ein grofses Steinbecken, halb im Boden und von Mosaik umgeben.
Hadaranes war auf dem Votivsteine der Hochmaea dargestellt, aber man
hat das Relief fast bis zur Unkenntlichkeit abgeschlagen. Dafür ist aber eine zweite,
^-_ .
>*) Ritter, Erdkunde XVII i, 197—200. Die Ruinen pl. HI zu S. 479 Anm. l. Zu den Namen
auch kurz beschrieben bei [M. J.], Baalbek, Hochmaea und Hadaranes vgl. de Vogüe im
Histoire et description, Beyrouth 1895, 83. Journal asiatique VIII 1896, 324!!. Ein anderer
'^) Die Inschrift lautet auf der Vorderseite des Tempel des Hadaranes ist von Ronzevalle nicht
Cippus: Hocntaea virgo dei Hadaranis, quia annis weit von Baalbek in Der el Ahmar constatiert
XX panem non edidit, iussu ipsius dei v. l. a. s,, worden, s. a. a. O. 479 == C. I. L. III 14385.
. auf der r. Nebenseite deo Hadrani Hochmaea v. s., *o) Vgl. Wolters im American Journ. 0/ Archaeol.
siehe C. I. L. III 13608 cf. p. 2328^'. Der VI 1890, 67 und jetzt zwei Exemplare in Der
ganze Cippus mäfsig abgebildet bei Ronzevalle el Kal'a, Ronzevalle a. a. O. 437 ff.
in den Campt, rend. de l'Acad. d. inscr. 1901
Puchstein, Ausgrabungen in Baalbek.
159
gut erhaltene Darstellung desselben Gottes, die im Typus mit den Bildern des Helio-
politanus übereinstimmt'", von Krencker in einer Capelle zu Nicha entdeckt und
im Einverständnis mit Exe. Hamdy Bey nach Baalbek transportiert worden, um sie
nicht demselben Schicksal anheimfallen zu lassen, das dem Stein der Hochmaea
widerfahren ist.
Zu den Namen und den Bildern dieser syrischen Götter kommt endlich das
grofse architektonische Interesse hinzu, das ihre Tempel für Baalbek, namentlich für
den »Jupitertempel«, haben. Wie hier war auch in den Tempeln des Hadaranes
und des Mifsenus am Ende der Cella ein sehr hoch gelegenes Adyton vorhanden,
und dessen architektonischer Ausbau, sowohl die Front als die innere Einrichtung,
bietet neue, bisher nur sehr mangelhaft bekannte und höchst interessante Formen der
römisch-syrischen Kunst dar; wir hoffen alles das den Intentionen Sr. Majestät des
Kaisers gemäfs gründlich erforschen und baldmöglichst veröffentlichen zu können.
Baalbek, September 1901.
Otto Puchstein
Bruno Schulz
Daniel Krencker.
Erläuterungen zu den Tafeln IV — VII.
IV. Die schwarzen Teile sind antik, die schraffierten byzantinisch, die gepünktelten
arabisch. Norden ist oben.
a bedeutet die für die Schuttbeförderung benutzte Bresche an der Nord-
seite des Altarhofes (vergl. S. 135);
b die beiden etwas höher gelegenen Räume, unter denen sich im Souterrain
von aufsen zugängliche Exedren oder Alen befinden, vergl. S. 135;
c den für die beiden Statuen des Gerellanus (s. S. 155) vermuteten Platz
auf den Stufen der Oststoa des Altarhofes (vergl. Taf. VI i an der ent-
sprechenden Stelle);
d in der Nordstoa des Altarhofes, die Concha mit der lateinischen
Postamentinschrift S. 145;
e in der Oststoa des Vorhofes, die Concha mit der griechischen Postament-
inschrift S. 144;
f an der arabischen Curtine im Westen des Altarhofes, die zu dem
Wachtposten hinunterführenden Stufen (s. S. 136).
V I. Die kleinen Baldachine inmitten der Lustrationsbassins nach Basis- und
Deckenresten, die in der Nähe lagen. — Der Tempelgiebel nach heliopoli-
tanischen Münzen im Besitz von Prof. Dr. med, Rouvier in Beirut (der Typus
schlecht abgebildet bei de Saulcy in der Revue archeol. XXXIII 1877, 269).
V 2. Vor den Resten der grofsen Freitreppe des sog. Heliostempels die altchrist-
liche Basilica (ohne die daran gebaute Piscina). — Unter dem Basilicafufs-
boden der Sockel des Brandopferaltares. — Rechts die arabische Curtine im
l5o Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
Westen des Altarhofes bis zu den Zinnen erhalten, und ein kleiner, auf der
antiken Giebelwand der Exedren erbauter Turm. — Auf den Aufsenwänden
arabische Zinnen über der antiken Sima. — Aufsen rechts und links der breite
arabische Festungsgraben, vergl. S. 135.
VI I. Zu der Reconstruction des Brandopferaltars vergl. S. 150 Anm. 2, — Vor der
Oststoa des Altarhofes eine Statue des Gerellanus. — Die Exedren hinter
den Säulenhallen sind nicht angedeutet. — In den Propyläen sieht man die
Front ihres Nordflügels.
VI 2. An der Westseite des Brandopferaltares eine grofse, gewaltsam umgestürzte
Quader (s. S. 151). — Die nicht ganz verständliche Quadermauer vor der ehe-
maligen Front der Basilica im Osten scheint arabisch, nicht byzantinisch
zu sein.
VII. Norden ist oben. — Bei a an dem Podium des Tempels das griechische
Epigramm S. 157.
■^ /\S>^jLKi-<^r^ . \^C&v^AVi
DIE THÖNERNE SPARBÜCHSE IM ALTERTUM.
Durch die Ausgrabungen Hillers von Gärtringen auf Thera sind dort nicht
weniger als drei steinerne Opferstöcke zu Tage gefördert^; einer derselben ist
vollständig erhalten und trägt die Inschrift AtoxXr^? X7l ot ßa3t[X]i3Tat xov d^rjoavQnp
lapdm Tat 'Avoußi (Fig. i, 2)^
Die theräischen Funde geben uns zum ersten Male ein lebendiges Bild von
der Einrichtung solcher dr^aaupol, deren Gebrauch im griechischen Kult uns bereits
durch manche früher gefundene Inschrift bezeugt war*. Besonders lehrreich dafür
sind die Tempelrechnungen von Delos, wo ums Jahr 279 v. Chr. schon drei Opfer-
stöcke aufgestellt waren und etwa hundert Jahre später ihre Zahl auf fünf erhöht
ward*. Jährlich einmal wurden sie geöffnet^ und ihr Inhalt wurde unter den Ein-
nahmen gebucht. Neben der Einnahme aus den Orjoaupol pflegt die aus der cpiaXrj
aufgeführt zu werden und zwar ist entweder auch ihr gesamter Jahresinhalt angegeben
oder es sind die einzelnen Summen verzeichnet, die man ihr monatlich entnahmt
Die 9101X73 scheint demnach eine kleinere bewegliche Sammelbüchse gewesen zu
') Siehe Hiller von Gärtringen, Thera p. 260 ff. XIV 1896 p. 392, und aus dem Archontat des
2) Die Figg. i, 2 sind dem genannten Werke Hillers Demares (um 180) Bu//. VI 1882 p. 20.
entlehnt, die Inschrift war schon früher von ihm ^) Bull. XIV p. 456; vgl. z. B. die Bestimmung
publiciert C. J. G. Ins. III 443. über den Opferstock der Artemis Pergaea in
^) Vgl. die Zusammenstellung bei Hiller a. a. O. Halikarnafs, C. J. G. 2656: ävotyöVTwv oe ol
und Fränkel, Inschriften von Pergamon II 255. 13. ^SeTaatal xar' dviauTOv xov ÖTjaotupov.
*) Siehe die Tempelrechnungen aus dem Archontat '') Siehe Bull. VI p, 70, XIV p. 460.
des Hypsokles (um 279), Bull, de corresp. hell.
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum,
i6i
sein, unseren Klingelbeuteln oder noch besser deren Vorläufern, den Opferbrettern ^,
vergleichbar; die Or^actupoi haben den feststehenden Opferstöcken der Kirchen ent-
sprochen.
Den inschriftlichen Zeugnissen über die Orjoraopot ist ein litterarisches hinzu-
zufügen. Heron beschreibt in den Pneumatika^ einen Apparat, der ähnlich wie die
heutigen Automaten für Getränke eingerichtet war und gegen Einwurf eines be-
stimmten Geldstückes eine Quantität Weihwasser ausströmen liefs. Dieser Apparat,
der von Heron sttovosiov t) dr^aaupo? genannt wird, zeigt uns, wie raffiniert das
Opferstockwesen zu Herons Zeit in Ägypten ausgebildet war. Ich möchte glauben,
dafs eben dort auch der Gebrauch der Opferstöcke erfunden ist, die recht im
Geiste ägyptischen Priestertums sind, aber mir fehlen die Htterarischen Hilfsmittel,
um zu eruieren, ob bereits bei alten ägyptischen Tempeln Opferstöcke aufgedeckt
sind und ob deren Gebrauch etwa in älteren ägyptischen Quellen erwähnt wird.
Fig. I.
Fig. 2.
Die frühe Verwendung des Opferstockes im jüdischen Kult lehrt uns die
Geschichte der Tempelreparatur in Jerusalem während der Regierung des Königs
Jehoas, des Sohnes Jehu (um 800) ^ Die Mittel für die Wiederherstellungsarbeiten
wurden dadurch gewonnen, dafs der damalige Hohepriester Jojada neben dem
(Brandopfer-)Altar zur Rechten, da man das Haus des Herrn betrat, eine Lade mit
einem Loch zum Einwerfen des Geldes aufstellen liefs. Von Zeit zu Zeit kam er
mit dem Schreiber des Königs, die Lade zu leeren und das eingegangene Geld zu
zählen. Dafs später ständig Opferstöcke im Tempelbezirk zu Jerusalem aufgestellt
^) Vgl. über die Opfer- oder Bettelbretter, die nur
im Norden heimisch gewesen zu sein scheinen
und den Namen Belte führten, CruU in der Zeit-
schrift für Christi. Kunst II 1888 p. 393, wo
ein silbernes Exemplar gothischen Stiles aus
der Kirche von Bützow publiciert ist. Mehrere
hölzerne Exemplare aus romanischer und gothj-
scher Zeit sind veröffentlicht in derselben Zeit-
schrift XI p. 143, XII p. 75.
8) I. 21, ed. Schmidt p. iii. Dies Capitel hat
Wilamowitz in sein griechisches Lesebuch p. 261
aufgenommen.
^) II. Buch der Könige 12. 10. Die Geschichte
ist auch erzählt von Josephus Antiq. Jud. IX 8. 2,
l62
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
waren, ist jedem durch die evangelische Erzählung vom Scherflein der Witwe
vertraut". Die Bekanntschaft der Juden mit ägyptischen Einrichtungen erlaubt die
Annahme, dafs sie den Gebrauch des Opferstockes aus Ägypten entlehnt haben.
Unter den griechischen Inschriften, die des Opferstockes Erwähnung thun,
ist keine älter als das dritte Jahrhundert v. Chr., und es ist demnach möglich, dafs
erst mit der Verbreitung ägyptischer Kulte im griechischen Gebiet auch der Opfer-
stock hier seinen Einzug gehalten hat. Einer der delischen Or^aaupot stand im
Tempel der ägyptischen Gottheiten, in Larissa hat sich ein der Isis gestifteter Opfer-
stock erhalten'' und der eine theräische war an Serapis, Isis und Anubis geweiht,
wie die oben mitgeteilte Inschrift meldet. Der die Inschrift tragende Stein bildet
den Deckel des Opferstockes und zum Einwurf des Geldes ist durch ihn eine Röhre
gebohrt, die sich aufwärts und abwärts trichterförmig erweitert 'l Dieser Deckel
ward eingefalzt in einem steinernen Untersatz, der an der Stelle des Geldeinwurfs eine
halbkugelförmige Vertiefung hat.
Von den beiden anderen theräischen Opferstöcken sind nur die Untersätze
vorhanden'^; einer derselben, im Tempelbezirk des Apollo Karneios, ist aus dem
">) Marcus XII, 41 xal xaOt'sa; (6 'iT^aoü«) xat^vavTt
Toü yotCocpuXaxfo'j l&£tüp£i r.&i b öyXoi; ßaXXei
yaXxöv e(; t6 YaCo^uXctxiov xxl. Vgl. Lucas XI, i.
FaCo'fuXofxiov bezeichnet einerseits den Ort, wo
die Opferstöcke standen, und wird in diesem
Sinne z. B. auch von »Johannes VIII, 20, von
Josephus a. a. O. XIX, 6. i erwähnt, andererseits
bezeichnet das Wort den Opferstock selbst.
Nach Angabe der Rabbinen war die Zahl der
Opferstöcke 1 3 und sie hatten ihren Platz im Vorhof
der Weiber. Sie bestanden aus Erz und glichen
in der Form Trompeten. Vgl. Kritisch-exegetisches •
Handbuch über die Evangelien des Marcus und
Lucas, herausgegeben von B. Weifs. 1885 p. 193.
1') Die Kunde von der Existenz des Opferstocks in
Larissa danke ich einer brieflichen Mitteilung
Hillers. Das athenische Institut läfst eine Zeich-
nung des Steines anfertigen.
^2) Eine ganz gleichartige Durchbohrung hat ein
Marmorblock aus Melos, der im Jahre 1828 in
einer Grotte entdeckt wurde zusammen mit einem
Kopfe des Asklepios und mehreren Statuetten
der Hygieia. Denselben beiden Gottheiten
war der Block geweiht laut seiner Inschrift
'AaxXTjTTKü xai 'Xyeia 6 lepeuc KXaüSto; FaXXei'va;
(Blouet, Expedition de la Morde III Taf. 29. IV;
Lenormant, Annali delV Ist. I 1829 p. 341). Hiller
(Thera p. 262, C. I. G. Ins. III 1085) nahm an,
dafs der melische Stein ebenfalls der Deckel
eines Opferstocks gewesen sei, Studniczka in
seiner Besprechung der beiden Hillerschen
Bücher (Göttingische Gel. Anzeigen 1901 p. 552)
tritt der Annahme entgegen. Er weist darauf
hin, dafs die Öffnung in der Mitte des Steins
zu weit sei und auch einer unbefugten Hand
das Durchgreifen gestattet haben würde; er hält
den Block deshalb für eine Statuenbasis, die zur
Erleichterung ausgehöhlt war. Nun würde aller-
dings eine Aushöhlung in der Form eines
Doppeltrichters seltsam sein, und da wir den
Block nur durch die alte Zeichnung kennen,
kann man leicht vermuten, dafs der Zeichner
sich in den Mafsen getäuscht und die Öffnung
zu grofs gezeichnet hat. Studniczka macht aber
weiter geltend, dafs die Profile den Block als
Statuenbasis kennzeichnen. Was weder Stud-
niczka noch Hiller anführt, ist, dafs der Block
cylindrischeForm hat. Dadurch wird klar, dafs der
Block keinesfalls zu einem Or^aaupo; gleich den
theraeischen gehört haben kann, aber es bleibt die
Möglichkeit, dafs er als Deckel eines Opfer-
stocks gedient hat, der dem weiter unten er-
wähnten aus Cluentum entsprach. Eine sichere
Entscheidung wird darüber nur zu fällen sein,
wenn der melische Stein selbst, wird er aufge-
funden, auch untersucht werden kann.
1') Von dem Untersatz eines Orjciaupo; in Rhodos,
der inzwischen bekannt geworden ist, sendet
mir Hiller die folgende Beschreibung mit der
gütigen Erlaubnis des Abdrucks; Der Stein war
ehemals rechtwinklig, ist jetzt an allen Seiten
bestofsen. Auf der Oberseite ist eine Vertiefung
(Kugelabschnitt) von 39 cm Durchmesser und
20 cm Tiefe. Die Tiefe des Steins beträgt
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
163
natürlichen Fels herausgearbeitet und zeigt auf seiner Oberfläche zwischen der
halbkugelförmigen Vertiefung und der Vorderkante mehrere kleine Löcher, in die beim
Aufschieben des Deckels Zapfen, ßaXavoi, einfielen und einen nur mit Hülfe des
Schlüssels zu öffnenden Verschlufs herstellten. Bei den übrigen Opferstöcken ist
das Gewicht des Deckels als genügender Schutz gegen Diebstahl erachtet worden.
Wie schwer das Offnen war, geht daraus hervor, dafs die delischen Priester laut
den Rechnungen mehrere Leute zu dieser Arbeit nötig hatten '\ Ein noch wirk-
samerer Schutz gegen Diebstahl freilich war in der guten alten Zeit der Glaube an die
Heiligkeit des Opfers und die fromme Scheu vor dem Frevel gegen die Gottheit.
Im Vertrauen darauf konnte man die Geldspenden an den heiligen Stätten auch
ganz offen niederlegen. Hiller von Gärtringen hat im Zusammenhange mit den
Opferstöcken eine Marmorplatte des athenischen Nationalmuseums veröffentlicht, auf
der die Hekate dargestellt ist und daneben eine
muschelförmige Schale aus dem Reliefgrunde vorkragt.
Sie diente zur Aufnahme der Münzen, und wie Hiller
mitteilt, werden vielfach noch heute in Griechenland
Geldspenden offen und unbeschützt den Heiligen zu
Füfeen gelegt. Auf einen dem athenischen analogen
Stein aus Pergamon wurde ich durch Herrn Dr. Schuch-
hardt aufmerksam gemacht, der davon eine Zeichnung
genommen und mir dieselben freundlichst zur Publi-
kation überliefs (Fig. 3). Der i m lange Trachyt-
block, der dem aus der Stadt zum Asklepiosheiligtum
führenden Bogengänge entstammt, trägt an der
Stirnseite das Relief einer auf 26 cm hoher Basis
stehenden weiblichen Figur von 46 cm Höhe. Das Gesicht ist stark bestofsen,
Attribute sind nicht zu erkennen, die Deutung würde kaum möglich sein, aber die
Herkunft des Blocks läfst darauf schliefsen, dafs die Figur die Hygieia darstellt.
Neben ihr ist ein 17 cm hoher Altar gebildet und über ihm eine kleine runde
Nische in den Stein eingearbeitet, die keine andere Bestimmung gehabt haben kann
als die Muschelschale des athenischen Steins.
Auch in Italien herrschte ursprünglich, zumal in der Zeit, da das aes grave
noch die alleinige Münze war, die gute alte Sitte, die Gabe den Göttern offen
Fig. 3-
73 cm, die vordere beschriebene Seite ist 78 cm
breit und 53 cm hoch. Auf ihr steht in 21 mm
hohen schönen Buchstaben des III. Jahr. v. Ch.
die zweite Hälfte einer Inschrift, deren erste
Hälfte auf dem verlorenen Deckel gestanden
hat. Hillers Lesung beruht auf einer Abschrift
von Dr. Stylianos Saridakis in Rhodos.
dpy(^3[8u) TÖi; xoi]
[xaaxe'jjöij 'roü[&]rj[aav)poü ]
. . ol5i TttuXrjxäi dTroSo; [öouv aixöv dvaypa'iLai]
[8]£ TÖ ({>d'f löaa ToSs \ii\ Td[v ji.(av rXe'jpäv xüü]
5 [y]Tjaaupoü, Ypau.(xaTa (jitj l[Xa33ova £-/ov Sa]
[v.]TuXiai'u)v, xcti}' <2 7.« 6 dpxtT^[xTiov aürot;]
a'JYYpd'j^Tji .
1') Siehe Bull. VI p. 70, aus den Rechnungen des
Kosmiades: tiT; tc/üi; ör^aaupou; dvof^ouai III; in
den Rechnungen des Dosisthenes ist zwar nur
ein Mann genannt als der, dem der Lohn für
Öffnung der Opferstöcke gezahlt ist, aber er hat
vermutlich mit Gehlilfen gearbeitet.
j54 Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
darzubringen '\ später wurde der Gebrauch des Opferstocks aus Griechenland ein-
geführt. Dafs er ein griechischer Importartikel ist, besagt der Name thesaurus, den
die lateinische Sprache übernommen hat. Die Form des griechischen Opferstocks
ward in Italien indefs nicht beibehalten. Der an der Stelle des alten Cluentum
entdeckte thesaurus "* ist ein Steincylinder von etwa 50 cm Höhe und 40 cm
Durchmesser. Seine kreisrunde Oberfläche zeigt eine ringsum laufende Weihinschrift
an Apollo und in der Mitte ein Loch, die Mündung eines aufwärts gerichteten
Trichters. Der unterste Teil des Cylinders ist eingezogen und war dazu bestimmt,
eingelassen zu werden in einen Ständer, der zweifelsohne von Holz gewesen ist.
Hätte er aus Stein bestanden, so würde er mit gefunden sein, da man auch den
ganzen Inhalt des thesaurus, über 5000 republikanische Denare, in dem umliegenden
Acker aufgelesen hat.
Während der thesaurus von Cluentum im System den griechischen noch
verwandt ist, haben die übrigen antiken Opferstöcke , die sich auf italienischem
Boden nachweisen lassen, eine ganz andere Konstruktion gehabt. t>Pro salut(e) C.
Caesaris Aug(usti) Germ(anici) et reditu F(ortunae) pCrimigeniae') Pr(aenestinae)
thesCaui'um) i(n) s(uof)^^ G. Coridius Tertius dConuni) d(edtt).<< Diese Widmung
lesen wir auf einer konischen Basis mit einer quadratischen Eintiefung auf der Ober-
fläche und mit den Spuren einer metallnen Cista, die hier befestigt war. Eine
gleichartige Basis ist in der Nähe von Spoletum ans Licht getreten ^% in Ameria
dagegen ist ein kubischer Marmorblock gefunden worden, der, ganz ausgehöhlt, das
Aussehen einer deckellosen arca hat und an seiner Stirnseite die Inschrift trägt:
T. Roscius T.f. Autuma II II vir iter(mn) de sua pecunia dat thesaurCum) p(ondo) LXXV.
Die Gewichtsangabe läfst darauf schliefsen, dafs auch hier der eigentliche thesaurus
aus Metall bestanden hat, und er war sicherlich in den Hohlraum des Marmorblocks
eingelassen ^^
15) Vgl. z.B. Archäol. Anzeiger 1899 P- 61. Buchstaben THESIS als ein Wort gelesen,
1^) Siehe Notizie degli scavi 1880 p. 222; C. J. L. Marini, der zuerst die Silbe THES als Bestand-
IX 5803, wo Mommsen auch die drei in den teil des Wortes thesaurus erkannte, löste das IS
Anm. genannten 7"/4«<7w;'« aufgezählt hat. Der als i(mpensa) s(ua) auf. Vgl. de Rofsi, Btdl.
aus Cluentum trägt die Inschrift: Maxima Nasia deW Ist. 1876 p. 37. Die konische Form dieser
Cn. f. Apoline dat. Dem Stein gleicht allem Basis und der Spoletaner entspricht den als
Anschein nach ein von Orelli, Inscr. Lat. Col- trompetenförmig bezeichneten Gazophylakion des
ledio I 1612 publicierter (die Originalpublication jüdischen Tempels. Siehe oben Anm. 10.
Marmorum Arundelianorum Seldenianorum alio- 'S) Die Basis befindet sich in der zwischen Spoletum
rumque Academiae Oxoniensi donaiorum secunda und Terni gelegenen Abtei S. Pietro in Ferentillo,
editio Londlni 1732 p. 149. 186 ist mir unzu- ihre Inschrift lautet: P. Crastinus F. f. Paulus
gänglich). Nach Orellis Zeichnung ist die In- C. Titietms C. f. Mace>- thesaurum f(aciendum)
Schrift Libero, Silvano, Herculi, diis sanctis, Ti. c(uraverunt). Siehe de Rossi a. a. O. und Bull,
jfulius Alexander d. d. auf kreisrunder Fläche 1879 p. 9.
rings um ein inmitten befindliches Loch ange- i^) Da der Marmorblock auch im Boden des Hohl-
ordnet. Ich vermue daher, dafs der Oxforder raums ein Loch hat, nimmt Mommsen und ihm
Stein gleich dem Cylinder aus Cluentum den folgend Hiller von Gärtringen an, dafs dies
Oberteil eines Opferstockes gebildet hat. Loch zum Einwurf der Münzen gedient habe
'^) Die alten Herausgeber der Inschrift hatten die und dafs die Marmormorkiste auf einen anderen
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum. ige
Ohne einen besonderen metallnen Geldbehälter scheint der antike Opferstock
gewesen zu sein, den Grignon bei seinen Ausgrabungen des Chätelet in der Nähe
von St. Dizier entdeckt hat''". Es ist ein reich profilierter vierseitiger Pfeiler^', auf
dessen Oberfläche neben einer quadratischen Vertiefung auch die Spuren von
Hespen und einem Schlofs bemerkbar sind. Hier war also die Vertiefung einfach
durch einen hölzernen oder metallnen Deckel geschlossen, der einen Schlitz zum
Einwurf der Münzen hatte.
Ähnliche Opferstöcke sehen wir in den frühchristlichen Darstellungen der
Geschichte vom Scherflein der Witwe ^*, ähnlich hat auch das Mittelalter die Opfer-
stöcke gestaltet, für die der im französischen tronc fortlebende Name truncus üblich
ward'*', ähnlich sind noch heutzutage die Opferstöcke in manchen Kirchen.
Figürliche Darstellungen hat nur einer der bisher bekannt gewordenen
steinernen Opferstöcke des Altertums, auch dieser erst jüngst ausgegraben in Vertault
(Cote d'or)^\ Er bildet eine ungefähr 28 cm breite, mit hoher Lehne ausgestattete Bank,
darauf sitzen zwei Gottheiten und zwischen ihnen ist in der Sitzfläche ein Schlitz
angebracht, durch den die Münzen in einen Hohlraum von 15 cm Länge, 7,5 cm
Höhe und 7 cm Tiefe fielen. Der Hohlraum hat auf der Rückseite eine Öffnung,
die keine Spur von einem Verschlufs aufweist; wahrscheinlich wurde der thesaiirus
mit seiner Rückseite an die Wand gelehnt. Die Figuren haben beide den Kopf
verloren und sind daher schwer zu deuten, die rechts vom Beschauer befindliche
Figur ist männlich, in kurzen Chiton und die Chlamys gekleidet, ihre Hände, die
vermutlich irgend welche Attribute gehalten haben, sind abgebrochen. Die Frau
neben ihr, die einen fufslangen Chiton und einen shawlartig umgeworfenen Mantel
trägt, fafst mit der Rechten eine auf ihrem Knie ruhende Börse und aus Resten an
ihrer Schulter ist zu entnehmen, dafs sie im linken Arm ein Füllhorn hatte. Der
Herausgeber, Fernand Daguin, sieht in dieser Figur die Aerecura, in ihrem Genossen
den gallischen Dispater.
Behälter gestellt gewesen sei, doch es ist höchst 22^ Siehe das Mosaik in S. ApoUinare zu Ravenna
unwahrscheinlich, dafs ein bronzener ihesaurtts, (Garrucci, Storia Jel arte cristiana VI Taf. 455)
den die Gewichtsangabe voraussetzt, als Deckel das Elfenbeinrelief des Mailänder Doms (Garrucci
einen Marmorblock getragen hat. Das Loch in a. a. O. IV Taf. 248. 5).
dessen Boden ist vielmehr zu dem Zwecke ge- ^^ Vgl. Du Gange, Glossarium inediae et infimae
bohrt worden, damit der eingelassene Bronze- Latinitatis VIII s.v. truncus. Daselbst verschie-
kasten durch einen Metallstift festgenietet werden dene historische Notizen über den mittelalter-
konnte, wie die Geldkisten der pompejanischen liehen Gebrauch der Opferstöcke. Ein im Frei-
Atrien durch Eisenstäbe auf den darunter liegen- burger Dom erhaltener Opferstock des XIV. Jahrh.
den Steinklötzen befestigt zu sein pflegen. ist abgebildet von Viollet le Duc, Le mobilier
'^^') Der Fundbericht Grignons, Second bulktin des frangais I p. 280 s. v, Tronc, ein spätgotisches
fouilles sur la petite montagne du Chätelet, entre Exemplar, das dem Fraumünster in Zürich gehört
Saint-Dizier et Joinville, Paris 1775, ist mir nicht haben soll, ist publiciert von Rahn im Anzeiger
zugänglich. Nach dem Auszug bei Longperier, für schweizer. Altertumskunde 1899 p. 191.
Revue archeol. Nouv. Serie XIX 1869 p. 161 hat 2^) Veröffentlicht von Fernand Daguin, Bulletin et
der Opferstock in einem Tempel gestanden. Mänoires de la Societe des antiquaires en France
21) Abb. Grivaud de la Vincelle, Arts et metiers des VI Serie 7. 1896, Memoires p. 334.
anciens. Taf. loi.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XVI. I C
j56 Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
Kleine bronzene thesauri mit den Bildern der Gottheiten, in deren Dienst
sie zum Sammeln der Spenden verwandt werden sollten, haben sich in mehreren
Exemplaren erhalten. Aus der Umgegend von Lion stammt eine cylindrische
Bronzebüchse, laut Inschrift dem Genio aerar(ii) Diarensium geweiht". Der genannte
Genius ist als Statuette auf den Deckel der Büchse gestellt und zu seinen Füfsen
befindet sich der Geldeinwurf. Das Cabinet des Medailles in der Pariser National-
bibliothek besitzt unter seinen Bronzen einen gleichartigen Behälter mit einer
Statuette der reitenden Epona^^ Im Musee des antiquites nationales zu St. Germain
en Laye wird eine Bronzestatuette der Fortuna aufbewahrt ^^ die nicht auf einen
Kasten gestellt ist, sondern selbst als Geldbehälter hat dienen müssen und zu
diesem Zwecke einen Schlitz im Schofse aufweist, der den Münzen den Weg ins
Innere öffnet.
Wo die Kosten für einen bronzenen thesaurus nicht aufgewendet werden
sollten oder konnten, hat man selbst für Kultzwecke sich mit dem billigeren
Material, dem Thon, begnügt. Ein solcher Geldkasten findet sich im Musee de
Moulins^^, derselbe hat ziemlich beträchtliche Dimensionen, erreicht mit der darauf
stehenden Büste die Höhe von 32 cm. Seine Vorderseite ist mit fünf Reliefsäulen
verziert, auf der Rückseite ist die Öffnung, die auch hier unverschliefsbar ist; gleich
dem thesaurus von Vertault mufste der des Musee de Moulins an eine Wand gerückt
werden. Die Büste, die sich auf dem letzteren neben dem Geldeinwurf erhebt,
stellt einen mit Lotos bekränzten Jüngling dar, den der erste Herauggeber als
Apollo gedeutet hat, den aber andere Forscher für einen kaiserlichen Prinzen
halten. Gefunden ward dieser thesaurus zu Vichy in der Rue Beauparlant am
Rande einer alten Strafse, wo er auf dem Grunde eines verschütteten Brunnens lag
zusammen mit anderen Terracotten, die zur Ausstattung eines kleinen Larariums
gehört zu haben scheinen.
Die allgemeine Verwendung der Thesauren in den Heiligtümern konnte gar
leicht den Anstofs dazu geben, dafs man in den Privathäusern analoge kleinere
Geldbehälter zur Aufnahme eines gelegentlichen Sparpfennigs aufstellte, und der
wohlfeile Thon war dafür das gegebene Material. Sein Geld in Thongefäfsen, im
Spartopf, zu verwahren, war überdies von Alters her Brauch gewesen und ist immer
üblich geblieben. Plautus' Aulularia hat davon ihren Namen und nicht selten sind
25) Siehe C. I. L. XII, 2370. Der erste Herausgeber 2^) Abb. von allen Seiten bei Tudot, Collection de
des 1875 gefundenen Gegenstandes, Allmer, hatte figurines en argile, Paris 1860 Taf. 48, Textfig.
das abgekürzte Wort der Inschrift zu ö^rü:/-('/ör«w/; LXII, LXXVI, LXXVIII p. 40; Abb. als Titel-
ergänzt, bild im Caialogue du Musee de Moulins; kleine
26) Abb. und Angabe der Litteratur bei Babelon et Abb. nach Daremberg et Saglio, Dictionnaire
Blanchet, Catalogue des Bronzes antiques de la des antiquites grecques et r omainesYt^sc^o^. 12<)Z
Bibliotheque nationale, Paris 1895 p. 300 No. 689. • s. v. loculi. Zur Litteratur vgl. Blanchet, Etüde
2'') Abb. S. Reinach, Antiquites nationales, Description sur les figures de terre cuite de la Gaule romaine,
raisonnee du Musee de St. Germain en Laye, Bull, et mein, de la societe des antiquaires de
Bronzes figures, Paris 1894 p. 99 No. 95. France VI Ser. I. 1890. Mdmoires p. 195.
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
167
antike aululae gefunden worden, die mit Münzen gefüllt waren". Hervorzuheben
ist aus der Zahl dieser Funde einer, der 1843 i" Sizilien gemacht ist^''. Das damals
entdeckte Thongefäfs, dessen Inhalt gröfstenteils aus Münzen des IV. Jahrhunderts
bestand, hatte einen Bronzedeckel mit der Inschrift 2^ dtsl IXSei, die den Besitzer
zum Sparen ermahnte. Die viereckige Form des Deckels läfst darauf schliefsen,
dafs auch das Gefäfs selbst, über dessen Gestalt wir nichts erfahren, viereckig
gewesen ist. Ein solches Gefäfs ist offenbar eigens zu dem Zweck gefertigt worden,
erspartes Geld aufzunehmen, ist demnach als Vorläufer der eigentlichen Sparbüchse
zu betrachten, die als Charakteristikum den Schlitz zum Einwurf des Geldes erhielt.
Dafs die Schöpfung der eigentlichen Sparbüchse angeregt werden ist durch
die im Kult gebräuchlichen i)-/)aaupoi, wird beglaubigt durch die Form des ältesten
uns erhaltenen Exemplars^', das den Ausgrabungen des Berliner Museums in Priene
entstammt (1, Fig. 4, 5)^^ Für die gütige
Erlaubnis, den Fund an dieser Stelle ver-
öffentlichen zu dürfen, bin ich Herrn
Direktor Kekule von Stradonitz zu leb-
haftem Danke verpflichtet. Wie die meisten
der kleinen Terracotten, die in Priene ge-
funden sind, wird auch die Sparbüchse
ihren Platz auf dem Simse gehabt haben,
der in den Wohnräumen Prienes die Mauern
in Schulterhöhe zu umziehen pflegt.
Die Vorderseite der Sparbüchse
ahmt die Front eines der Schatzhäuser
nach, die in den Tempelbezirken standen und die ebenso wie die Opferstöcke
den Namen 0-/;aaopo; führten. In der Nachahmung aus Priene ruht der Bau auf
drei hohen Stufen und wird von zwei Halbsäulen flankiert, deren Schäfte zur Hälfte
glatt sind und nur im oberen Teil Kanneluren haben. Die Vorbilder dieser Säulen
sind erst in hellenistischer Zeit geschaffen. Die Umrahmung der Thür zwischen
den Säulen verengt sich staffeiförmig und erweckt dadurch den Eindruck einer
sehr dicken Mauer, wie sie für Schatzhäuser erforderlich war. Auf den Säulen
ruht ein mit Blattakroterien geschmückter Giebel, in dessen dreieckigem Felde der
Schlitz zum Geldeinwurf ist.
29) Vgl. z. B. Jorio Metodo per rinvenire e fi-ngare
i sefokri degli antichi, Napoli 1828 p. 78; Cave-
doni, Saggio di osservazioni sulle medaglie dt
fainiglie romane ritrovate in ire antichi ripostigli
dell' agro Modenese, Modena 1829 p. 6 Nota 2,
p. 8 Nota 5, p. 10 Nota 6, p. 12 ff.
30) S. Minervini, Bull, dell Ist. 1843 p. 16.
^') Eine 1869 von Longperier ^evue archeol. Nouv.
Serie XIX p. 161) aufgestellte Liste der ihm
bekannten Sparbüchsen enthält nur 6 Exemplare
(No. 20, 21, 35, 36, 45, 46 meiner Aufzählung).
Longperiers Liste ward von S. Reinach (Des-
cription raisonnee du Musee de St. Germain en
Laye p. 99) ohne Vermehrung abgedruckt, The-
denat (s. v. loculi in Daremberg et Saglio Dicti-
onnaire des antiqu.) fügt die ehemals Castellanische
Sparbüchse (unten No. 43) sowie die in den
Titus-Thermen gefundene (No. 48) hinzu und
verweist für die pompejanischen auf Nicolini
und Gusmann, vgl. Anm. 34,38.
22) Die Mafse der Sparbüchse sind: 16,5 cm Höhe,
9 cm Breite, 7 cm Tiefe.
15*
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
Die in Olympia und an anderen heiligen Orten aufgedeckten Schatzhäuser '^)
sind sämtlich rechteckige oblonge Gebäude, kleinen Tempeln gleichend, der Töpfer
in Priene aber hat seinem kleinen {>r,tjaup6^ eine halbkreisförmige Grundfläche und
oben einen gewölbten Abschlufs gegeben ohne irgendwelche Andeutung architekto-
nischer Formen. Es kam ihm nur darauf an, dafs der durch die Vorderseite völlig
verdeckte hintere Teil des Gefäfses bequem aus der Matrize ging; natürlich hat er
für die Vorderseite ebenfalls eine Matrize benutzt, den Boden aber hernach aus
freier Hand eingeklebt. In die Rückseite (Fig. 5) ist auch eine viereckige Öffnung
eingeschnitten, 25 mm hoch und 28 mm breit, und darüber sowohl als auch darunter
ist eine Ose angesetzt. Der Verschlufs bestand wahrscheinlich in einem hölzernen
oder metallenen Plättchen, das mit einem Dorn in die eine der Ösen gesteckt
wurde, während ein an dem Plättchen befestigter Faden durch die andere Öse
gezogen und versiegelt wurde.
;>>-^y
'^*j^^»~-;
#^^#^
Fig. 6.
Fig. 7.
Der Or^actupo? von Priene ist die einzige antike Sparbüchse, die aus griechischem
Boden hervorgezogen ist, alle übrigen entstammen der westlichen Hälfte des römischen
Reichsgebiets. Sie haben im Gegensatz zu jenem i)-/)aaupö;, dessen Einrichtung es
ermöglicht, ihn leicht und bequem zu leeren, aufser dem Schlitz zum Einwurf des
Geldes keine weitere Öffnung. Wollte man zu ihrem Inhalt gelangen, so mufste
man die Münzen einzeln aus dem Schlitz wieder herausschütteln oder die Spar-
büchse zerbrechen. Unsere heutigen thönernen Sparbüchsen sind ebenso eingerichtet
und sie sind daher nicht sowohl ein praktischer Gebrauchsgegenstand als vielmehr
ein Spielzeug für grofse und kleine Kinder. Mit ihren Vorgängerinnen im Altertum
wird es nicht anders gewesen sein.
Dem Or^aaupö; von Priene stehen an Alter zunächst die Sparbüchsen aus
Pompeji, wo sie in gröfserer Zahl gefunden sind und zwei Haupttypen zeigen. Vier
Exemplare sind den Geldtruhen nachgebildet (2 — 5, Fig. 6, 7) ^*, die in den Atrien
*^) Siehe über die Schatzhäuser Olympias Baumeister,
Denkmäler p. 1104B; über die Delphis Bu//.
de corresp. hellen. XXI 1897 p. 274 flF. pl. XVI.
^) Drei derselben tragen die Inventarnummern 4464,
5244, 6053, die vierte hat ihre Nummer verloren.
Sie scheinen alle aus der gleichen Form hervor-
gegangen zu sein. Ihre Mafse sind: 8 cm Höhe,
12 cm Breite, 7,5 cm Tiefe. Eine truhenförmige
Sparbüchse ist auch abgebildet von Nicolini,
Le case di Pompei I, La casa dt M. Lturezio
Tav.IV S.21. In diesem Hause sind nach Nicolinis
Angabe zwei truhenförmige Sparbüchsen und
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum, i5q
der besseren pompejanischen Häuser aufgestellt waren ^\ An der Vorderseite der
Sparbüchsen ist das Schlofs der Vorbilder wiedergegeben und neben ihm sind zwei
grofse Sterne mit vierzehn Strahlen angebracht, die sich auf der Oberfläche links
und rechts vom Geldeinwurf wiederholen. Aufser den Sternen ragen an der
Vorderseite noch zwei nabelartige Verzierungen in Relief vor, die übrigen Ver-
zierungen der Sparbüchse bestehen nur in eingedrückten Kreisen, sollen aber ver-
mutlich ebenfalls Bronzebeschläge darstellen, mit denen die hölzernen Truhen des
Schmuckes und der gröfseren Festigkeit wegen versehen wurden. Die Beine der
Originale sind in den Nachbildungen nur schwach angedeutet, da sie im Thon bei
gröfserer Höhe gar zu leicht abbrechen würden. Die Kanten, die an den Vorbildern
scharf und geradlinig sind, wurden vom Töpfer alle gerundet, damit sein Erzeugnis
sich leichter aus den Matrizen löste. Die Fuge der beiden Matrizenhälften ist an
der Vorderseite etwas unterhalb der Rosetten zu bemerken und man sieht, wie die
unteren Strahlen der Sterne beim Abheben der Form verwischt und zusammen-
gedrückt sind.
Die Opferstöcke in Italien haben, wie oben gezeigt ist, den griechischen
Namen weitergeführt, die truhenförmigen Sparbüchsen in den Händen der pompe-
janischen Kinder sind sicherlich nicht gleich der Sparbüchse aus Priene als thesauri
bezeichnet worden. Da die Geldtruhen arcae hiefsen, wird man ihre Nachbildungen
aus Thon arculae genannt haben. Ebenso ist anzunehmen, dafs die unten zu
besprechenden Sparbüchsen, die in Anlehnung an die Geldkästchen, die loculi,
entstanden sind, von ihren Vorbildern den Namen entlehnt haben. Vielleicht hat
auch die lateinische Sprache einen CoUektivnamen für die Sparbüchse besessen,
der uns nur wie so viele Ausdrücke des täglichen Lebens unbekannt geblieben ist,
weil die Sparbüchse zufällig nirgends in der Litteratur Erwähnung gefunden hat. f
Die heutige italienische Sprache hat neben dem schriftgemäfsen Wort salvadenaio
das volkstümlichere dindarolo. Dies ist offenbar eine von oder für Kindermund
geprägte Bezeichnung des Gegenstandes, der beim Schütteln seines Inhalts din din
macht. Onomatopoetische Bildungen von demselben Laut sind der lateinischen
Sprache vertraut gewesen, dahin gehört tintinnabuluni und das Verbum tinnire mit
seinen Ableitungen.
Dreimal so häufig als die truhenförmigen Sparbüchsen sind in Pompeji
Vertreterinnen eines zweiten Sparbüchsentypus gefunden worden, von denen Fig. 8^®
ein Beispiel bietet. Sie wurden aus freier Hand auf der Töpferscheibe gemacht,
konnten daher schneller und billiger hergestellt werden als die aus Formen
geprefsten. Das Neapeler Museum beherbergt acht Exemplare (6—13) ", das
eine von dem runden pompejanischen Typus ge- 3^) Die Höhe des abgebildeten Exemplars beträgt
funden. Nicolinis Abbildung der truhenförmigen 15 cm.
ist verkleinert wiederholt bei Daremberg et s'') Inventarnummern: 4463, 4465, 4466, 4467, 4469>
Saglio a. a. O. Vgl. noch Anm. 38. 4470, 5130, 5677. Wie mir Herr Dr. Pais freund-
3ä) Vgl. z. R. Mau, Pompei, its Life and art p. 249 liehst mitteilt, ist dem Inventar Näheres über
Fig. 115; Baumeister, Denkmäler Fig. 2036. die Auffindung der einzelnen Exemplare nicht
zu entnehmen.
I/o
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
kleine Museum in Pompeji selbst drei (14 — 16) ^^ und ein zwölftes Exemplar ist ins
Berliner Museum verschlagen (17) ^^
Im Neapeler Museum steht vereinigt mit den Sparbüchsen ein Gefäfs, das
erst nachträglich zum Schatzbehälter geworden ist (18, Fig. g) ''°. Es war ein lang-
halsiger Krug mit einem Henkel, der von der Schulter zum Ausgufs hinanstieg;
nur sein unterer Ansatz hat sich erhalten, der übrige Teil ist ebenso wie der Ausgufs
abgebrochen und diese Verletzung hat vermutlich den Anlafs gegeben, das Gefäfs
zu anderem Gebrauche herzurichten. Man hat in die Schulter einen langen Schlitz
eingesprengt und links und rechts vom unteren Ende des Schlitzes zwei kürzere.
Die Splitterung an den Rändern verrät, dafs die Schlitze nicht in den weichen
Thon eingeschnitten, sondern später entstanden sind. Der gröfsere kann keinen
Fig. 8.
Fig. 9.
Fig. 10.
anderen Zweck gehabt haben als den, zum Einwurf von Münzen zu dienen. Die
beiden Nebeneinschnitte lassen mich vermuten, dafs durch sie eine Schnur gezogen
war zur Befestigung einer Lasche aus Leder oder Stoff, die über den mittleren
8) Die Exemplare in Pompeji habe ich nicht selbst
gesehen , die Nachricht von ihrem Vorhanden-
sein danke ich Herrn Professor Dilthey. Sie
haben die Inventarnummern 237 — 239. Von
einem Exemplar bemerkt Dilthey, dafs es einen
sehr runden Bauch habe. Dies Exemplar ist
wahrscheinlich identisch mit einer der von
Gusmann, Pompei, Paris 1901, p. 145 dar-
gestellten Sparbüchsen. Leider ist mir das
Buch erst während der Korrektur zugänglich
geworden , an der bezeichneten Stelle bildet
Gusmann drei Sparbüchsen ab: eine truhen-
förmige, eine der oben Fig. 8 wiedergegebenen
gleichend, die dritte mit weniger starker Ver-
jüngung nach unten entspricht mehr der oben
in Fig. 16 dargestellten Sparbüchse aus Lincoln.
^3) Die Sparbüchse, bezeichnet mit Nummer 450,
gehörte der Sammlung Koller an und soll nicht
aus Pompeji selbst, sondern aus Nola stammen.
Ihr Knopf hat eine flache Oberfläche, abweichend
von dem kegelförmigen des abgebildeten Exem-
plars.
*") Inventarnummer 5865. Die Höhe beträgt 34 cm.
— Eine Analogie zu der Umformung dieses
Gefäfses bietet eins, davon die Manuskripte
Grignons eine Zeichnung enthalten sollen.
Gracven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
171
Schlitz herübergezogen, festgebunden und versiegelt werden konnte. Dadurch
wurde verhindert, dafs Unberufene aus dieser Sparbüchse Geld herausschütteln
konnten; die Halsöffnung bedurfte keines Verschlusses, da sie zu eng war, um
Münzen durchzulassen.
Der zur Sparbüchse umgemodelte Krug wirkt verführerisch auf die Phantasie.
Man ist versucht zu glauben, dafs er einer lustigen Zechergesellschaft gehört hat,
die erst seinen Inhalt genossen und dann das leere Gefäfs zur Kasse bestimmt hat,
um darin die Mittel zu neuen Kneipereien zu sammeln. Vergleicht man den Krug
mit dem in Pompeji zumeist vertretenen Sparbüchsentypus, so wird die Annahme
nahegelegt, dafs der oder die Töpfer, aus deren Händen die Sparbüchsen hervor-
gegangen sind, jenen Krug direkt als Vorbild benutzt haben. Zweifelsohne hat der
Erfinder dieses Sparbüchsentypus*' ihn geschaffen in Anlehnung an Gefäfse, die
dem Kruge ähnlich waren. Die Sparbüchsen weichen von ihm dadurch ab, dafs sie
keinen Fufs haben, dessen sie entbehren konnten, da sie vermöge ihres gewichtigen
Inhalts auch mit kleiner Standfläche festen Halt hatten. Ihr Körper, der nicht gar
hoch zu werden brauchte, wurde um so stärker ausgebaucht und statt des langen
Halses der vorbildlichen Gefäfse bekamen sie einen niedrigen
Knopf, der den Fingerspitzen einen passenden Griff bot.
Truhenförmige Sparbüchsen sind bislang aufser-
halb Pompejis nicht auf-getaucht, nahe Verwandte der
anderen pompejanischen Sparbüchsen haben sich auch
sonst gefunden. In der Anlage den pompejanischen gleich,
wenn auch weit weniger elegant in der Ausführung,
ist eine Sparbüchse des British Museum (19, Fig. 10) *^ die
in Lincoln ausgegraben wurde und Münzen von Constantin
dem Grofsen, Fausta, Crispus und Constantin IL enthielt.
Die Sparbüchse ist demnach etwa drei Jahrhunderte jünger
als die pompejanischen; man hat ihr eine viel gröfsere
Grundfläche gegeben und ihr Profil hat nicht mehr die schöne graziöse Schwellung,
ihr Hals erhebt sich weniger frei und der Knopf zeigt auf seiner Oberfläche nicht
die zierliche Bildung eines flachen Kegels, sondern ist abgerundet. Eine Verzierung
des Körpers dieser Sparbüchse ist durch ringsum laufende scharf-grätige Rippen
bewirkt.
Von einer zweiten römischen Sparbüchse aus englischem Boden (20), und
zwar aus der Grafschaft North Wiltshire, erhalten wir Kunde durch eine nach der
Fig. II.
Thedenat a. a. O. beschreibt dies Gefäfs mit den
Worten: un vase monte sur un pied eleve ei orne
de deux anses, que l'on a transforme en tirelire
en le pergant dune fente verticale qui occupe le
bas du col et le sommet de la panse.
*i) Nach einer Mitteilung des Herrn Dr. Zahn ge-
braucht man im heutigen Griechenland noch
Sparbüchsen, die den pompejanischen Typus
rein bewahrt haben, und man darf danach ver-
muten, dafs er älteren griechischen Ursprungs ist
und nach Pompeji importiert worden ist.
<2) Die in Fig. lo wiedergegebene Photographie hat
Herr O. M. Dalton im British Museum freund-
lichst für mich angefertigt und er teilt mir dazu
mit, dafs die Sparbüchse aus grauem Thon be-
steht und II cm hoch ist.
1/2
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
Mitte des XVII. Jahrhunderts geschriebene Geschichte jener Gegend ''\ Darin wird
unter den Ueberbleibseln der Römerzeit angeführt a pot in which some Roman
Denai'ii were found, resenibling in appearance an apprentice s earthen Christinas Box.
Ungefähr gleichaltrig mit der englischen werden die römischen Sparbüchsen
(21, 22) gewesen sein, die Boldetti in seinem 1725 erschienenen Buche über die alt-
christlichen Begräbnisstätten publiciert hat** und die danach hier wieder abgebildet
sind (Fig. 11). Boldetti giebt an, sie in den römischen Katakomben gefunden zu
haben und man darf vermuten, dafs sie dort als Beigaben in Kindergräbern gelegen
haben. Sie präsentieren sich gleich den pompejanischen als bauchige Gefäfse, die
oben in einen Knopf endigen. Der Bauch
des einen Exemplars ist durch ein in Relief
gebildetes menschliches Antlitz geziert. Im
Gegensatz zu den pompejanischen Spar-
büchsen haben die römischen beide einen
Fufs und gleichen dadurch um so mehr
den Sparbüchsen, die heute in Italien sowie
in Deutschland und wahrscheinlich auch in
anderen Ländern gebräuchlich sind. Bei
diesen hat man aber, da die Einziehung
zwischen Fufs und Bauch der Hand ein
festeres Greifen gestattet als der Knopf,
den letzteren als überflüssig aufgegeben
und läfst den Gefäfskörper oben in eine
mehr oder weniger lange Spitze auslaufen.
Dafs die heutige Form der Spar-
büchse schon weit über ein Jahrhundert in
Gebrauch ist, wird bewiesen durch Delfter
Erzeugnisse, davon das Kestner - Museum
in Hannover eins mit der Jahreszahl 17 19
besitzt (Fig. 12)". Ausser der Jahreszahl
ist auf dem Boden der Sparbüchse der Namen der Besitzerin Anna de Ruiter zu
lesen, der Körper des Gefäfses ist mit Bildern ländlicher Vergnügungen geziert, zu
deren Kosten der Inhalt der Sparbüchse zuweilen verbraucht sein mag. Auf dem
Fig. 12.
*ä) Aubrey, Natural History of the North Division
of the County of North Wiltshire. Das Buch
selbst konnte ich nicht auftreiben, mir liegt
nur ein Citat daraus vor in John Brand, Obser-
vations on populär anttquities, new and revised
edition, London 1877 p. 265.
**) Osservazioni sopra i cimeteri de SS. Martiri, Roma
1720 Lib, II Cap. XIV p. 496. — Dafs in Rom
gleichartige Sparbüchsen häufiger gefunden sind,
geht hervor aus einer Bemerkung Ficoronis,
Memorie ritrovate nel territorio dt Labico p. 103:
/ dindaroli presentemente costumati da' fanciulli . . .
sono della forma d'un pomo di pina ed anche lisci
e corpulenti come una mela granata; e degli antichi
consimili nie ne son capitati, ma non ho tenuto
conto. E quesii ed altri strumenti e cose siniili
0 poco variate si vede esser derivate dall' antichita.,
*^) Die Sparbüchse trägt ihrer Erwerbung gemäfs
die Nummer 1897, 28. Ihre Höhe beträgt 9 cm,
ihr Umfang 20 cm.
Graeven , Die thönerne Sparbüchse im Altertum. I ■y •?
in Fig. 12 sichtbaren Teile erscheint ein lustwandelndes Bürgerpaar und ein Knabe,
der sich mit einem angebundenen Vogel beschäftigt, auf dem übrigen Gefäfsteile
ist ein zweites Ehepaar dargestellt mit einem voranschreitenden Knaben, der in
einer kleinen Kiepe den für Landpartien erforderlichen Proviant trägt. Zwei andere
Knaben lassen einen Drachen steigen, ein dritter spielt mit einem gefangenen Vogel.
Das British Museum birgt aufser der Sparbüchse aus Lincoln noch vier
Exemplare, die in der City von London selbst ausgegraben sind und dem XVI. Jahr-
hundert zugeschrieben werden. In seiner Besprechung dieser Funde hat C. Roach
Smith*'' hingewiesen auf verschiedene litterarische Erzeugnisse des XVII. Jahrhunderts,
in denen die thönerne Sparbüchse zu Vergleichen benutzt wird. Diese Thatsache
läfst darauf schliefsen, dafs in England damals die Sparbüchsen, die Thrift Boxes
oder Ch'istmas Boxes hiefsen, allgemein bekannt und verbreitet gewesen sind.
Die Handfull of Essaies von Masow aus dem Jahre 162 1 nennt den Wucherer
like a swine, he never doth good tili his death; as an apprentice^ s box of earth
äpt he is to take all btit to re störe none tili he be broken. Ein 1634 erschienenes
Gedicht unter dem Titel The English Usurer ver-
gleicht ebenfalls den Wucherer mit dem Schwein.
Both with the Christmas Box may well comply
It nothing yields tili broke; they tili they dye.
Ganz ähnlich wie Masow spricht ein gewisser
Humphry Brown, der 1642 ein Buch Map of the
microcosme or a morall Description of man veröffent-
licht hat, von einem habgierigen Menschen: he doth exceed in receiving biit is very
deficient in giving; like the Christmas earthern boxes of the apprentices apt to
take in money, but he restores none tili he be broken like a potter s vessell into
many shares.
Über die Formen der englischen Sparbüchsen ihrer Zeit lehren uns die
citierten Autoren nichts, die vier erhaltenen alt-londoner Exemplare, die aus gelb-
rötlichem Thon sind und am oberen Teil grüne Glasur haben, zeigen in ihrer
Gestalt grofse Verwandtschaft mit der Lincolner Sparbüchse der konstantinischen
Zeit. Besonders nahe steht ihr das eine Londoner Exemplar, das die gröfste Grund-
fläche und den niedrigsten Hals hat (Fig. 13). Bei den drei anderen Exemplaren,
deren eines die Fig. 14 wiedergiebt, ist der Hals und der Knopf höher gestreckt,
der untere Teil stärker verjüngt. Alle vier haben einen leicht markierten Fufs
und unterscheiden sich dadurch von ihrer Vorgängerin aus Lincoln, aber sie stimmen
mit ihr darin zusammen, dafs der Schlitz zum Geldeinwurf vertical in ihre Schulter
*^) Catalogue of the Museum of London antiquities von Smith waren jene Citate aus dem Anm. 43
p. 121. Auf dies mir unzugängliche Buch ward genannten Buche Brands genommen, das ich
ich aufmerksam gemacht durch Herrn Dalton, für die Korrektur noch einsehen konnte. Das-
der mir die oben daraus abgedruckten Citate selbe enthält noch einige weitere Angaben über
zusammen mit der in Fig. 13, 14 reproducierten den Gebrauch der Christmas-Boxes. Vgl. unten
Photographie übersandte. Nach der Angabe Anm. 63.
1>7A Graeven, Die thöneme Sparbüchse im Altertum.
geschnitten ist, während die pompejanischen, die römischen, die Delfter und alle
heutigen Sparbüchsen einen horizontalen Schlitz haben.
Eine Sparbüchse des XV. Jahrhunderts ist 1865 aus den Mauern des Palazzo
Venezia in Rom hervorgezogen worden. Als damals Restaurationsarbeiten des Turmes
vorgenommen wurden, entdeckte man eine kleine Nische, die ausser zwei Thonformen
für kleine Reliefs »ein kleines Thongefäfs von der Form unserer thönernen Spar-
büchsen« enthielt *^ In dem Gefäss lag eine der Medaillen, die der Gründer des
Palastes, Papst Paul II (1464 — 147 1), der Sitte der Renaissancezeit gemäss als Er-
innerung an seine Bauthätigkeit hatte einmauern lafsen. Gerade der Palazzo Venezia
hat sehr viele solcher Erinnerungsmedaillen gespendet und auch von denen, die
1857 in den Kellerräumen gefunden wurden, berichtet ein damals in Rom lebender
Künstler,*^ dass jede von ihnen, um gegen Feuchtigkeit besser geschützt zu sein,
in einer kleinen rohen Thonkapsel mit einem Spalt gelegen habe. Man darf in diesen
Thonkapseln keine eigentlichen Sparbüchsen erkennen, aber offenbar sind die Kapseln
in Anlehnung an die damals üblichen Sparbüchsen gemacht.
Eine Sparbüchse, die im August 1867 mit Hellern des XII. und XIII. Jahr-
hunderts gefüllt, zu Ecwat, Commune de Saint-Pardoux les bars, Arrondissement
d'Aubusson (Creuse) ans Licht kam, ist leider zerstört worden, wir haben von ihr
nur eine kurze Beschreibung in dem Bericht über jenen Münzfund*': Le tresor ....
etait enferme dans un vase d'argile Jaune fonce, en forme de bouteille sans orifice et
ne pre'sentant qu'une ouverture longue et etroite pratiquee obliquement dans la panse.
Nach dieser Beschreibung mufs die französische Sparbüchse den pompejanischen
und ihren Verwandten ähnlich gewesen sein.
Andere mittelalterliche Sparbüchsen sind meines Wissens nicht bekannt
geworden, aber »schon das eine Zwischenglied rechtfertigt den Schlufs, dafs die
Form der heutigen Sparbüchsen auf alter, nie erstorbener Tradition beruht, dafs
der Typus, der uns zuerst in Pompeji entgegentritt, bis auf unsere Tage fortgelebt
hat. Er dankt dies lange Leben dem Umstände, dafs er am einfachsten und
leichtesten vom Töpfer hergestellt werden konnte. Alle übrigen antiken Sparbüchsen-
typen sind, weil sie minder praktisch waren, untergegangen.
Unter den römisch-germanischen Funden sind Sparbüchsen nicht so gar
selten. Bei Ausgrabungen am Greimerzberge bei Besseningen stiefs man am
25. Januar 1878 auf drei Sarkophage, deren Inhalt in den Besitz des Kommerzienrats
von Bock in Mettlach kam und von ihm dem Trierer Provinzial-Museum geschenkt
ward^". Neben Münzen von Marc Aurel, Gordian, Constantin und Constantius ent-
*'') Siehe Mitteilungen der K. K. Commission zur *3) Revue numismatique XIII 1868 p. 232. Der letzte
Erforschung und Erhaltung der Bauwerke XIII auf den Typen der gefundenen Münzen vor-
1868 p. CIL Die beiden Thonformen sind in kommende Münzherr ist Eudes de Bourgogne,
die Ambraser Sammlung gelangt, ob die Spar- der zu Nevers als Vormund seiner Tochter
büchse ebenfalls dort aufbewahrt wird, vermag Jolanthe 1262 — 65 prägen liefs.
ich nicht zu sagen. ^o) Siehe Bonner Jahrbb. 64. 1878 p. 107. Die der
♦^) Bildhauer Prof. Schubert. Vergl. Friedlaender, Fig. 13 zu Grunde liegende Zeichnung danke
Die italienischen Schaumünzen, 1882 p. 5. ich der Güte des Herrn Prof. Hettner. Die
Graeven, Die tbönerne Sparbüchse im Altertum.
175
hielten die Sarkophage drei Gegenstände aus Thon, einen Hahn und zwei Spar-
büchsen (23, 24). Die Zusammenstellung macht es deutUch, dafs auch die Sparbüchsen
Kinderspielzeug gewesen sind; die besser erhaltene derselben ist in Fig. 15 ab-
gebildet.
In Worms hat Herr Dr. Koehl bei der Verfolgung einer römischen Wasser-
leitung auf dem sogenannten Tafelacker ein Nest von mehr und weniger zerstörten
Sparbüchsen aufgedeckt^', vermutlich die Überbleibsel einer Töpferei oder eines
Thonwarenlagers. Fünf Fragmente stammen von ebensovielen Vertretern eines
Typus, der hernach zu behandeln ist, zwei Exemplare (25, 26), darunter eins voll-
ständig erhalten (Fig. lö)*'"*, gehören dem Trierer Typus an.
Die Bekanntschaft mit den Wormser Sparbüchsen hat es dem Zeichner des
Mainzer Central-Museums ermöglicht, drei Gefäfse im reichen Bestände der dortigen
Sammlungen ebenfalls als Sparbüchsen zu agnoscieren (27 — 29, Fig. 17)", obgleich
jetzt das Charakteristikum, der Schlitz zum Geldeinwurf, nicht mehr deutlich ist
Fig. 15-
Fig. 16.
Fig. 17.
infolge der Beschädigung, die der Oberteil der Gefäfse erfahren hat. Diese Be-
schädigung scheint eine absichtliche zu sein, vorgenommen entweder von den ehe-
maligen Besitzern oder von den Findern der Sparbüchsen, zu deren Inhalt sie gelangen
wollten. Die Gefäfse sind alle drei im Boden von Mainz selbst gefunden worden.
Den Mainzer Sparbüchsen entspricht vollständig ein Exemplar unbekannter
Provenienz im Wallraf-Richarz-Museum zu Köln (30) ^*, wo ich es jüngst bei einem
flüchtigen Besuche unbeachtet in der Ecke eines Schrankes sah. Seine Natur war,
da auch bei ihm der Oberteil beschädigt ist, nicht erkannt, aber auf eine dies-
bezügliche Anfrage wurde mir freundlichst mitgeteilt, dafs der Ansatz des Schlitzes
trotz der Beschädigung noch wahrnehmbar ist. Vielleicht verbergen sich unter
römisch-germanischen Thongefäfsen anderer Sammlungen noch weitere gleichartige
Sparbüchsen.
Höhe der Sparbüchse beträgt 6,5 cm, ihr gröfster
Durchmesser ebensoviel.
*') Siehe Westdeutsche Zeitschrift XIII 1S94, Museo-
graphie p. 287.
^^) Nach freundlicher Mitteilung des Herrn Dr. Koehl
mifst die vollständig erhaltene Sparbüche 1 1 cm
an Höhe. Ihr gröfster Umfang beträgt 38, ihr
oberer Durchmesser 11 cm, .der Schlitz ist 3 cm
lang.
^') Die drei Gefäfse gehören zum Besitz der »Ver-
einigten Sammlung der Stadt und des Altertums-
vereins«. Ihre Höhe variiert zwischen 10,3 und
11,4 cm.
*^) Die Kölner Sparbüchse ist 9,8 cm hoch, ihr
gröfster Umfang 35 cm.
176
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
Während für die pompejanischen Sparbüchsen und ihre Verwandten ein
bauchiges Gefäfs mit aufragendem Hals als Vorbild vorauszusetzen ist, scheinen
die eben aufgezählten römisch-germanischen Sparbüchsen abgeleitet zu sein von
becherartigen Gefäfsen, die oben eine weite kreisrunde Öffnung haben". Um
Gefafse dieser F'orm als Sparbüchsen verwenden zu können, mufste die Öffnung
durch eine Thonfläche geschlossen und in diese der Schlitz eingeschnitten werden.
An den Trierer Exemplaren hebt sich der obere Rand scharf ab von der darin
eingelassenen Mittelfläche und ebenso scharf setzt er sich von der Aufsenwand ab,
an den übrigen Exemplaren sind die Übergänge abgerundet. Die Trierer Spar-
büchsen zeigen auch an der Stelle der stärksten Schwellung einen Grat und haben
einen durch Einschnürung markierten Fufs, was den übrigen Vertretern des gleichen
Typus fehlt. Die beiden Wormser Stücke unterscheiden sich von denen in Mainz
und Köln durch die um den Körper laufenden Rillenpaare, die hier als Zierat
benutzt sind.
Die Eintiefung des Oberteils an diesen römisch-germanischen Sparbüchsen,
die an die Trichter der steinernen dyjaaupoi in Griechenland erinnert, war der
Bestimmung der Geräte wohl angemessen, aber für
den Töpfer war ein solcher Gefäfsabschlufs schwieriger,
als wenn er den Thon zu einer Spitze oder einem
Knopf auszog. In Worms sind daher neben den
anderen auch Sparbüchsen, die in Knöpfe endigen,
gefertigt worden. Von vier Exemplaren (31 — 34)
sind uns nur die Knöpfe selbst erhalten, von einem
fünften (35, Fig. 18)**' auch, der gröfste Teil des
Körpers, der von den pompejanischen und ihren Verwandten sehr erheblich
abweicht. Sein Bauch hat die Form eines der Mitte zu anschwellenden Cylinders,
ist daher nicht unähnlich einem aufrecht stehenden Fasse. Scharf setzt sich von
dem Bauche die Schulter ab, die ziemlich steil zum Knopfe ansteigt. Die Knöpfe
sind alle durch mehrere Wülste gegliedert und laufen in die Form eines kleinen
Kegels aus. Der Schlitz ist wie bei den englischen Sparbüchsen vertical in die
Schulter geschnitten, der Bauch ist gleich dem der anderen Wormser Sparbüchsen
von paarweis angebrachten Rillen umzogen, die hier den Fafscharakter erhöhen,
gleichsam als Tonnenreifen wirken.
Eine römisch-germanische Sparbüchse von einem sonst nirgends vertretenen
Typus (36) auf die ich erst während des Druckes von Herrn Direktor Schumacher
hingewiesen werde, ist auf dem Röstrich bei Mainz gefunden worden und ehemals
im Besitz des Mainzer Antiquars Jehring gewesen. Das Central-Museum besitzt
eine Nachbildung, nach der die mir gütigst übersandte Zeichnung (Fig. 19) an-
Fig. I
Fig. 19.
SS) Vgl. z. B. Koenen, Gefäfskunde der vorrömischen,
römischen und fränkischen Zeit in den Rhein-
landen. Taf. XIX, II p. 121.
s*) Der gröfste Umfang mifst 29 cm, die Länge des
Schlitzes 2,5 cm, die ursprüngliche Höhe des
unten unvollständigen Gefäfses wird 14 bis 15 cm
betragen haben.
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
177
gefertigt ist. Das Material der Sparbüchse ist ein rötlicher Thon, ihre Form die
einer unregelmässigen fünfseitigen Pyramide von 7,8 cm Höhe und 10 cm Durch-
messer. An den fünf Ecken sind Löcher, die darauf hindeuten, dafs die Sparbüchse
mit Nägeln auf einen Untersatz befestigt war. In den Boden ist nachträglich ein
rundes Loch eingebrochen.
Keiner der Sparbüchsentypen, die bisher vorgeführt sind, war geeignet für
bildlichen Schmuck, der plumpe Versuch an der einen Sparbüchse der römischen
Katakomben, ihren Körper durch ein menschliches Gesicht zu verzieren, steht ganz
vereinzelt. In der römischen Kaiserzeit aber mufs der Trieb, Thongerät mit figür-
lichen Darstellungen zu haben, sehr lebendig gewesen sein. Wir erkennen dies am
besten in der Entwickelung der Lampen". Die allein
durch Eleganz der Form und schönen Lack wirkenden
älteren Lampen wurden verdrängt durch die in Formen
geprefsten, deren Mittelfeld Bildschmuck aufnehmen
konnte, und es läfst sich beobachten, wie dieser Schmuck
allmählich reicher und reicher wird. Aus solcher
Geschmacksrichtung ist die Entstehung zweier neuer
Sparbüchsentypen zu erklären, deren Vertreter auf-
fallenderweise nur im stadtrömischen Boden ge-
funden sind.
Die Vertreter des einen Typus haben das Aus-
sehen von zwei aufeinander gestülpten Schalen, die
einander in der Form gleich sind,, flachen Boden und
schrägansteigende Seiten haben. Der Boden der
oberen Schale bildet den Deckel der Sparbüchse und
mufste einerseits den Schlitz zum Einwurf des Geldes,
andererseits den Reliefschmuck aufnehmen.
Zwei Sparbüchsen dieser Art, deren Schalen ovale Grundflächen hatten,
sind zur Zeit, da Caylus in Rom war, zusammen auf dem Caelius ausgegraben
worden (37, 38) ^^ aber wieder verloren gegangen. Caylus hat nur von einer der-
selben eine Abbildung veröfientlicht, die hier wiederholt ist (Fig. 20)". Die nicht
abgebildete Sparbüchse soll eine sitzende Ceres zwischen zwei stehenden Figuren
getragen haben, die abgebildete zeigt einen Herakleskopf. Dieser Schmuck
hat keine Beziehung zu dem Gebrauchszweck des Geräts, darauf er angebracht ist,
das Relief der übrigen schalenförmigen Sparbüchsen redet eine deutlichere Sprache,
was dem derberen römischen Sinne mehr zugesagt haben wird. Den Herakleskopf
fand Caylus so schön, dafs er ihn für griechische Arbeit hielt, jedoch mit der
Einschränkung, dafs vielleicht nicht die Sparbüchse selbst, sondern nur die Form
oder der Stempel aus einer griechischen Werkstatt stammen möchte. Die von
^0 ^S^- Dressel, C. I. L. XV p. 782 ff. 59) Nach der Angabe von Caylus war der gröfsere
5*) Siehe Caylus, Recueil des antiquites IV p. 157 Durchmesser 5 "4 (= 14,4 cm), der kleinere 4"!
Taf. 53, 3. 4. (= II cm), und die Höhe betrug 2 "2 (= 5,9 cm).
Fig. 20.
178
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
Caylus geäufserte Ansicht nachzuprüfen, ist uns nicht möglich, da das Original
verloren, die Abbildung nicht exakt genug ist. Aus demselben Grunde läfst sich
nichts Bestimmtes über die Entstehungszeit der Sparbüchse sagen, doch ist es
wahrscheinlich, dafs sie ein höheres Alter hat als die schalenförmigen Sparbüchsen,
die auf unsere Zeit gekommen sind.
Deren sind meines Wissens vier, drei im Museo Kircheriano, eine im Museo
Gregoriano des Vatikans. Nur ein Exemplar hat ovale, die übrigen haben kreis-
runde Grundfläche, von der letzteren Art ist dasjenige, das unter den vieren das
älteste zu sein scheint (39, Fig. 21). Es gehört dem Museo Kircheriano und zeigt
auf seinem Deckel das Bild einer nach links gewendeten Victoria, die im linken
Arm einen Zweig trägt und mit der Rechten einen Rundschild hält. Auf dem
Schilde steht in vertieften Buchstaben eine stark verwischte Inschrift, die von
Ficoroni ^°, dem ehemaligen Besitzer und ersten
Herausgeber der Sparbüchse, gelesen wurde
wie folgt: ANNVM NO|VVM FAV5TVM | FELICEM
MI 1 Hl HIC. Vaglieri und Dressel'^' ver-
mochten nur zu entziffern: [An]nti[m] novCum)
[f]a[uCs tum)] fel[i]c[ein].
Inschrift und Darstellung der Spar-
büchse sind fast identisch denen mancher
Thonlampen ''', die ebenso wie die Spar-
büchse bestimmt waren, als sti'efina ver-
schenkt zu werden. Derartige Verwendung
der Sparbüchse ist in Rom bis zum heutigen
Tage lebendig geblieben; mir ist es dort
mehrfach passiert, wenn ich in den ersten
Tagen eines neuen Jahres durch stillere Strafsen
ging, dafs Knaben auf mich losstürzten mit dem dindarolo, den sie als Neujahrs-
geschenk erhalten hatten, und um das Einwerfen eines soldino baten".
Die Lampen mit den Neujahrswünschen gehören dem ersten Jahrhundert
der Kaiserzeit an — eine ist in Pompeji ausgegraben*^ — die Sparbüchse mufs
derselben Epoche zugeschrieben werden. Der Bestimmung der Sparbüchse zur
Neujahrsgabe entsprechen auch die einzelnen im Relieffeld rings um die Victoria
verteilten Gegenstände; es sind sämtlich Sachen, die man Freunden und Bekannten
zum Jahreswechsel darzubringen pflegte. Die meisten gehören zur Gattung der
bellaria, das Stück unmittelbar über dem rechten Arm der Victoria hat das Aus-
sehen eines Pinienzapfens und soll möglicherweise diese Frucht darstellen, deren
Kerne bekanntlich gegessen werden, vielleicht aber ist der Gegenstand nur ein
Fig. 21.
^0) Abb. Ficoroni, Memorie 7-itrovate nel territorio ^2) Von analogen Bräuchen in England berichtet
del Labico ad p. 103. J. Brand a. a. O. p. 265.
61) C. I. L. XV, 6068. 6^) C. I. L. X, 8052. I ; vgl. C. I. L. XV p. 785.
62) C. I. L. XV, 6196 ff.
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
179
Kuchen in Gestalt eines Pinienzapfens. Als Kuchen sind jedenfalls die drei in
ihren Formen nicht ganz deutlichen Gegenstände aufzufassen, deren zwei am linken
Rande oberhalb und unterhalb des Schildes, deren dritter rechts unten hinter der
Victoria Hegt.
Aufser dem Naschwerk bietet das Relief einen As, der ganz besonders als
glückverheifsende Neujahrsgabe angesehen wurde ^^ Der hier dargestellte ahmt
alte republikanische Asse nach mit dem Januskopf und dem Zahlzeichen I, das als
fl
Fig. 22.
Fig. 23.
horizontaler Stab unter dem Halse liegt ®^ Zur Zeit, da die Sparbüchse entstanden
ist, waren solche Asse nicht mehr im Kurse, aber die Nachbildung der Janusmünze
war auf einem Neujahrsgeschenk sehr angebracht, da der doppelköpfige Gott, der
dem ersten Monat seinen Namen gegeben hat, der Schutzherr des Jahresanfangs ist".
Das Relieffeld der Sparbüchse wird umzogen von einem Rande, der durch
eine Furche in zwei Wülste gegliedert ist. Vom äufseren Wulst aus sind in die
Seitenfläche der oberen Schale elf Kerben eingeschnitten, die aber nicht durch-
geführt sind bis zur Kante, wo die obere auf die untere Schale aufgesetzt ist.
Der Zweck dieser Kerben ist der, das Lösen des Thones aus der Matrize zu
erleichtern, an der unteren Schale waren die Kerben nicht nötig, weil sie einen
kleineren Boden** und deshalb eine weniger steile Seitenfläche hat. Die Kerben
fehlen den übrigen schalenförmigen Sparbüchsen vollständig, denn bei ihnen sind
auch den oberen Schalen schrägere Seitenflächen gegeben und zwar lassen sich
•*") Siehe Marquardt, Privatleben der Römer p. 245
Anm. 4.
'''') Siehe Mommsen, Rom. Miinzwesen p. 185.
''^) Siehe Preller-Jordan, Rom. Mythologie p. 158.
*) Der Durchmesser des Deckels beträgt 8,3, der
des Bodens 7,5 cm , der gröfste Durchmesser
10,5 cm, die Höhe 6 cm.
i8o
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
zwei Stufen der Abschrägung unterscheiden, wie durch die Abbildungen (Fig. 19—21)
und die in den Fufsnoten angegebenen Mafse deutlich wird.
Die Sparbüchse, deren Seiten noch minder stark abgeschrägt sind, wird
ebenfalls im Museo Kircheriano aufbewahrt (40, Fig. 22) *'. Ihr Deckel, der keinerlei
Rand hat, zeigt unterhalb des Schlitzes zum Geldeinwurf die Gestalt des jugend-
Hchen Mercur, der das Kerykeion mit der Linken schultert und in der gesenkten
Rechten einen Beutel hält. Sein Kopf ist mit dem Flügelhut bedeckt und über
die linke Schulter ist ihm ein lose herabhangendes Gewand gelegt.
Mercur, der Schutzgott des Handels und jedes Erwerbs, der in Inschriften
lucroruin potens et conservator genannt wird ^°, ist ein sinnreicher Schmuck für die
Sparbüchse, aber die einzelne stehende Figur läfst die Deckelfläche zu leer. Auf
der dritten Sparbüchse des Kircheriano (41, Fig. 23)'',
erscheint daher Mercur innerhalb eines Tempelchens,
das durch vier gewundene Säulen mit einem Giebel-
dach, darüber angedeutet wird. Die Figur des Gottes
ist der der anderen Sparbüchse sehr ähnlich, doch ist
unter seiner herabhängenden rechten Hand hier noch
der Hahn zugefügt, der in zahlreichen Denkmälern mit
Mercur vereint ist". Dank dem Tempelchen füllt das
Relief das Feld des Deckels sehr gut aus; dies Feld ist
überdies kleiner, da die Seitenflächen der Sparbüchse
schräger sind als die der anderen. Als Rand zieht sich
um das Feld mit dem Tempelchen ein Wulst, den auf
der Innen- und Aufsenseite eine Furche begleitet.
Der letzten Sparbüchse an Gestalt völlig gleich ist die des Museo Gregoriano
(42, Fig. 24) ^^ Auch auf ihrem Deckel ist ein Tempelchen dargestellt, aber nur
ein zweisäuliges, und als Inhaberin desselben erscheint eine Fortuna mit dem Füllhorn
im linken Arm und dem Steuerruder in der Rechten. Die Walterin über die
Glücksgüter war ebenso geeignet zum Schmuck der Sparbüchse wie der Mercur
und mufste eine nicht minder gute Vorbedeutung haben für das Wachsen der
Schätze in dem mit ihrem Bilde gezierten Gerät.
Fig. 24.
*^) Die Grundfläche dieser Sparbüchse ist elliptisch,
aber weit mehr dem Kreise genähert als die des
von Caylus publicierten Exemplars (s. Anm. 59).
Der gröfsere Durchmesser des Deckels und
Bodens mifst 10, der kleinere 9 cm, die Durch-
messer an der weitesten Stelle der Sparbüchse
sind 14 und 13 cm lang. Die Höhe der Spar-
büchse beträgt 5 cm. Der Schlitz hat eine
Länge von 4 cm. Im Gegensatz zu den Spar-
büchsen 35, 37, ist der Schlitz oberhalb der
Figur angebracht, dasselbe wiederholt sich bei
den folgenden Sparbüchsen. Die meisten der-
selben haben auch mit der Sparbüchse 38 ge-
mein, dafs die Lippen des Schlitzes verstärkt
sind und reliefartig vorragen.
''0) C. I. L. V, 6596.
^') Abb. Ficoroni a.a.O. Durchm. des Deckels 7,5cm,
desBodens7cm, der weitesten Stelle 12,5cm. Höhe
der Sparbüchse 5,6 cm. Länge des Schlitzes 3,5 cm-
^2) Vgl. Bethgen, De vi ac signißcatione galli. Göttin-
gae 1887 p. 16 ff.
^3) Da ich es nicht erreicht habe, die Sparbüchse
aus der Vitrine zu bekommen, vermag ich die
genauen Mafse nicht anzugeben. Auch die in
Fig. 21 wiedergegebene Skizze konnte nur vor
dem unter Glas stehenden Objekt gemacht worden.
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
I8l
Dafs die beiden Sparbüchsen mit den zumeist abgeschrägten Seitenflächen
die jüngsten der Reihe sind, wird dadurch bestätigt, dafs sie Töpferinschriften
haben, deren die anderen noch entbehren. Auch unter den Thonlampen läfst sich
beobachten, dafs gerade die älteren ohne Namen sind, während die späteren
gewöhnlich mit der Firma versehen wurden. Auf dem Boden der Sparbüchse mit
der Fortuna liest man C • JVN • BIT, auf der mit Mercur PALLADI. Als
Zierat sind um den Namen Palladi herum fünf Ringe eingedrückt analog dem,
der auf dem Deckel das Giebelfeld oberhalb der Mercurgestalt schmückt. Aus der
Inschrift folgerte Marini'*, dafs die Sparbüchse zum Einsammeln der j-Zz/j für Opfer
der Pallas bestimmt gewesen wäre, und er erinnerte dabei an einen Brauch seiner
Zeit, wo die Bettelmönche den Gläubigen Sparbüchsen mit dem Bilde der Maria
Fig. 25.
Fig. 26.
zum Kusse und zum Einstecken ..,'"^?~~-^I!II!^<r'^.., von Gaben vorhielten. Ficoroni
schon hat richtig erkannt, dafs Fig. 27. Palladi der Töpfername sei.
Derselbe kehrt ebenso wie der Name des C. Junius Bitus auf
mehreren Lampen wieder", und nach Dresseis Urteil gehören die Erzeugnisse der
beiden Töpfer dem zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung an.
Durch die Anbringung der Tempelchen auf den Sparbüchsen scheinen die
römischen Töpfer veranlafst worden zu sein zur Schöpfung eines neuen Typus,
denn es war unnatürlich, ein Gebäude mit einer darin stehenden Figur auf einer
horizontalen Fläche anzubringen, sie mufsten senkrecht gestellt werden. Dies wurde
erreicht, indem man den Sparbüchsen die Form eines Bienenkorbs gab, der im
Altertum schon in der heute üblichen Gestalt gebraucht worden ist'^'*. Die Wahl
dieses Vorbildes lag um so näher, als auch der Bienenkorb in seiner Wandung
^*) Iscrizioni doliarie p. 432 No. 226. die Sparbüchsen der beiden Töpfer daselbst als
''^') 45 Lampen des Bitus, 1 1 des Palladius sind auf- No. 6089, 6098.
geführt von Dressel C. I. L. XV, 6502, 6608, ''^) Vgl, Magerstedt, Bilder aus der röm. Landwirt-
schaft. Heft VI. Sondershausen 1863.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XVI. I6
j82 Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
zum Aus- und Einfliegen seiner Bewohner eine Öffnung haben mufste, wie sie die
Sparbüchse zum Einstecken der Münzen erforderte.
Eine der bienenkorbartigen Sparbüchsen ist 1875 in der grofsen römischen
Bauperiode bei Ausschachtungen auf dem Esquilin gefunden" und wird jetzt im
Thermen-Museum aufbewahrt (43, Fig. 25, 26)^1 Ihr Boden ist nicht wie an den vor-
bildlichen Bienenkörben selbst eine ebene Kreisfläche, sondern er hat in der Mitte
einen Grat, der ihn in zwei nach vorn und hinten ansteigende Halbkreisflächen
zerlegt, was ein Durchschnitt der Seitenansicht (Fig. 27) klar ersichtlich macht.
Wird die Sparbüchse hingestellt, ohne dafs man vorn und hinten etwas unterlegt,
wie ich es bei der photographischen Aufnahme gethan habe, so kommt die Spar-
büchse jeweilig nur auf eine Hälfte der Bodenfläche zu stehen. Diese Eigentümlichkeit
erklärt sich aus der Art und Weise der Herstellung, zu der man zwei Halbformen
benutzte. Hätte in denselben der Boden rechtwinklig an den Seiten wänden gesessen,
so würde der eingeprefste Thon sehr schwer herausgegangen sein, während der
stumpfwinklige Ansatz des Bodens die Lösung des Thons erleichterte, und bei
diesen geringwertigen Erzeugnissen der Töpferindustrie, die billig verkauft werden
mufsten, kam es darauf an, die Manipulationen möglichst zu vereinfachen.
Bei allen bienenkorbförmigen Sparbüchsen ist der Boden gleich dem der
esquilinischen, ein Exemplar, das 1899 mit der Sammlung Saulini verauktioniert
wurde (44)", entspricht dem esquilinischen in allen Stücken, so dafs man die Her-
kunft der beiden Sparbüchsen aus derselben Form annehmen mufs, Sie tragen auf
der Rückseite den Töpferstempel PAS • AVGV, der wahrscheinlich aufzulösen ist
in Passieni Augurini, auf ihrer Vorderseite steht der Mercur*" mit dem Caduceus
im linken Arm und einem Beutel in der Rechten, der sich durch besonders grofse
Dimensionen auszeichnet und dadurch wohl ein um so günstigeres Omen sein sollte.
Unterhalb des Beutels ist statt des Hahnes ein Widder angebracht, der dem Gölte
ebenfalls auf vielen antiken Denkmälern zugesellt ist ^\ Über der Figur des Mercur
erhebt sich ein zweisäuliges Tempelchen, dessen Giebelfeld wieder den eingedrückten
Ring zeigt, und gleiche Ringe sind auch hier um das Inschriftfeld der Rückseite gesetzt.
Die Säulen des Tempelchens sind wie auf der Sparbüchse des Museo Kircheriano
gewunden, aber während an deren Säulen die Windungen in verschiedener Richtung
laufen, so dafs sie alle der Mitte zustreben, haben die beiderseitigen Säulen auf
den Sparbüchsen des Passienus Windungen in der Richtung von rechts nach
''^) ^\eh&'Qx\z\o, Piiture e sepolcri scoperte sulF Esquilino M. le Chev. Louis Saulini, Vente a Rome 26 avril
dalla Compagnia fondiaria italiananeW anno iSySt ^^99 l^f- I^^i 352. Als Höhe wird daselbst
Roma 1876 p. 135, Abb. Taf. III, 9. p, 28 angegeben 12 cm.
^8) Die Farbe des Thons ist hellbraun. Die Höhe ^o) Vgl. die 85 Lampen mit dem Stemp^desselben
des oben fragmentierten Gefäfses beträgt 11 cm, Töpfers C. I. L. XV, 6610. Auf mehreren war
die Länge des Grates im Boden 9,5 cm, der der Stempel gelesen als LAS-AVCV, denselben
untere Durchmesser von vorn nach hinten ist Fehler hat der Verfasser des Katalogs de'KEamm-
8,5 cm lang, der Schlitz hat eine Länge von lung Saulini begangen. k
3,2 cm. 81) Vgl. Röscher, Mythologisches WörterbucH. III
''^) Abb. Catalogtie des objects antiques recueillis par Sp. 1056.
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
183
links. Die Säulen entbehren völlig der Kapitelle und die ganze Arbeit ist
äufserst flüchtig und roh. Die Mercurfigur des Palladius ist in ihrer idealen
Nacktheit noch als später Abkömmling des griechischen Hermestypus anzuerkennen,
im Relief des Passienus trägt der Gott eine gegürtete, kurzärmelige Tunica und
selbst die clavi, die in der Spätzeit ständig als Gewandschmuck verwandt wurden *',
sind nicht vergessen worden. Die Änderungen lassen vermuten, dafs der Töpfer
Passienus erheblich viel später thätig gewesen ist als sein Kollege Palladius, aber
um mit gröfserer Sicherheit hierüber urteilen zu können, müfste man Gelegenheit
haben, auch die Lampen der beiden miteinander zu vergleichen.
Dem Relief des Palladius weit ähnlicher ist der Schmuck einer anderen
bienenkorbförmigen Sparbüchse, die in der Sammlung Castellani war (45). Wo das
Original sich jetzt befindet, ist mir unbekannt,
und die Abbildung des Katalogs ^\ die Fig. 28
reproduciert, macht nicht den Eindruck grofser
Zuverlässigkeit. Z. B. wäre es sehr sonderbar,
wenn die Windungen der vier Tempelsäulen in
Wirklichkeit die Richtung hätten, die ihnen die
Zeichnung giebt. Auf diesen Säulen ruht allem
Anschein nach kein Giebeldach, sondern eine
Kuppel. Die Mercurfigur, die wieder den Hahn
statt des Widders neben sich hat, ist in ihrer
Erscheinung von der des Palladius kaum ver-
schieden; sie steht auf einer aus der Rückwand
vorkragenden profilierten Basis und ich ent-
nehme daraus, dafs in dem Relief des Passienus
das flache oblonge Feld, das unter den Füfsen
des Mercur abgegrenzt ist, eine Reminiscenz
an solche Basis ist. Nach Angabe des Katalogs
hat die weiland Castellanische Sparbüchse im
Oberteil der Rückseite Kanneluren, die auf den
Werken des Passienus wiederkehren, ob in dem Felde darunter auch auf die
Castellanische Sparbüchse ein Töpferstempel geprägt ist, verschweigt der Katalog.
Ebenso wie der Mercur ist die Fortuna mit ihrem Tempel von den schalen-
förmigen Sparbüchsen auf die bienenkorbförmigen herübergenommen worden. Die
Vorderseite einer solchen Sparbüchse besitzt das Museo Gregoriano (46) ^\ ein un-
zerbrochenes Exemplar scheint in der Sammlung Durand gewesen zu sein (47),
deren Katalog" folgende Beschreibung davon giebt: Tirelire ornee sur le devant
Fig. 28.
82) Vgl. Wilpert, Gewandung der Christen in den
ersten Jahrhunderten, Köln 1898 p. 26.
8^) Catalogne des objects dart. . . dependant de la succesion
Akssandro Castellani, Vente a Korne 1884 p. 77
No. 561. Als Höhe wird dort 11,6 cm angegeben.
**) Auch von diesem StUck konnte ich die Mafse
nicht feststellen. Vgl. Anm. 73.
ä^) De Witte, Catalogue de la Collection Durand, Paris
No. 1585.
16^
i84
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
(Tune figure de la Fortune, debout, placee dans une e'dicule et portant im gouvernail
et une corne d'abondance. Au revers est le fiom peu lisible du fabricant. Hauteur
4. pouces j lignes.
Das Bild der Fortuna findet sich ferner noch auf einer Sparbüchse, die aus
den Sammlungen des Grafen Caylus** in das Cabinet des medailles der Pariser
Nationalbibliothek übergegangen ist (4y, Fig. 2%, 30) ^^ Sie zeigt die Gestalt der
bienenkorbartigen Sparbüchsen mit leichter Modification, ihr Oberteil hat nämlich
die Form eines spitzen Kegels angenommen und setzt sich schärfer ab gegen den
cylindrischen Unterteil, Auf der Vorderseite ist kein eigentlicher Tempel dar-
gestellt, sondern nur auf jeder Seite der Fortunafigur eine kannelierte Säule, oben
läuft über die Säulen ein Fischgrätenornament hin. Dies Ornament und ebenso die
Säulen sind in die Fläche vertieft, nur die Fortuna tritt in Relief vor. Auf der
Fig. 29.
Fig. 30.
Rückseite sind zwei Palmenzweige eingegraben, der Name des Verfertigers fehlt
diesem höchst kunstlosen und wahrscheinlich sehr späten Produkt antiker
Töpferei.
An die Stelle der Glücksgötter, Mercur und Fortuna, ist auf einer bienenkorb-
förmigen Sparbüchse ein Circuskutscher gesetzt (49, Fig. 31, 32)^1 Das betreffende
Exemplar gehört dem Herzoglichen Museum in Gotha und hatte dort in früheren
Jahrzehnten, als sehr wenige antike Sparbüchsen aus Thon bekannt waren, die
Legende erzeugt, dafs es um den ungeheuerlichen Preis von 100 Pfund Sterling für
das Cabinet gekauft sei^^ Glaubwürdigeren Nachrichten zufolge^" stammt die
86) Die Abb. in Caylus HecueilW Taf. 82, 3. 4 giebt
ein Spiegelbild der Sparbüchse, seine Abb.
ist verkleinert wiederholt von Rieh. Müller,
Illustriertes Wörterbuch der römischen Alter-
tümer s. V. ctsia.
8^) Inventarnummer 5230.
^*) Abb. d'Agincourt, Recueildefragments de sculpture
antiqtie en terj-e cuite. Paris 1814 Taf. 20, 9.
*") Vgl. Bube im Schorn'schen Kunstblatt 1846
No. 52 p. 209.
äf*) Siehe d'Agincourt a. a. O. p. 49, danach Bube,
Das herzogl. Kunstkabinet zu Gotha. 1S69 p. 11.
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
185
Sparbüchse aus den Ausgrabungen, die Herzog Friedrich von Gotha 1809 und 1810
auf dem Aventin gegenüber der Kirche S. Sabina angestellt hat.
Auch vom Verfertiger dieser Sparbüchse, dessen Stempel AEL • MAX die
Abkürzung von Aeli Maxiini ist, rührt eine gröfsere Anzahl in Rom gefundener
Lampen her"'. Das Feld des Sparbüchsenrückens, das den Stempel trägt, ist um-
geben von einem Rahmen, dessen obere und untere Leiste durch abgeteilte Quadrate
ungefähr das Aussehen des Zahnschnittornaments hat. Von der Mitte der oberen
Leiste steigt zur Spitze ein Band mit einem Zickzackornament empor, aufserdem
sind an verschiedenen Stellen eingedrückte Ringe als Zierat verwandt.
Die Mitte der Vorderseite nimmt die grofse Figur des Wagenlenkers ein,
rechts von ihm sind fünf, links vier Altäre angebracht, die sämtlich die Form
Fig- 31-
Fig. 32.
niedriger runder Pfeiler haben. Auf dem untersten Altar rechts unten und den
beiden rechts oben sind auflodernde Flammen angedeutet, an der Stirn trägt jeder
Altar ein Zeichen oder Symbol, doch sind die meisten derselben in der Photographie
nicht erkennbar. Ältere Erklärer nahmen an, dafs die neun Altäre Stiftungen wären
für ebensoviel Siege des Wagenlenkers, und sie wollten in den eingeritzten Zeichen
die Initialen der Parteien sehen, in deren Dienst die einzelnen Siege errungen
wären. Die Zeichen scheinen indes keine Buchstaben zu sein, wenigstens trägt der
äufserste Altar links, wenn ich mich nicht täusche, einen abwärts gerichteten Phallus.
Mir ist die Bedeutung der Altäre in diesem Bildwerk unklar.
') Neun Lampen zählt Dresse! auf C. I. L. XV, 6274, die Sparbüchse daselbst No. 6073.
l85 Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
Der Wagenlenker ist durch den Kranz auf seinem Haupte, die Palme im
linken Arm und den Kranz in der erhobenen Rechten als Sieger gekennzeichnet.
Seine Brust und seine Waden sind durch Riemenwerk umschnürt, das zur üblichen
Ausstattung der Circuskutscher gehörte. Der bärtige Kopf hat individuelle Züge,
so dafs man annehmen darf, es sei das Porträt eines seinerzeit berühmten und
gefeierten Wagenlenkers. Die Vermutung, die früher ausgesprochen ist, dafs die
Sparbüchse einem Circuskutscher gedient habe, um Gaben einzusammeln, ist natürlich
abzuweisen, denn die überaus hohen Einnahmen, deren sich jene Herren zu erfreuen
hatten, überhoben sie der Mühe, vom Publikum kleine Münze zu erbetteln. Dafs
die Figur eines Wagenlenkers zum Schmuck der Sparbüchse gewählt wurde, läfst
sich erklären aus der grofsen Beliebtheit der Circusspiele in der Entstehungszeit
des Geräts, wo auch viele andere Gebrauchsgegenstände und besonders Thonlampen,
mit denen die Sparbüchsen eng zusammenhängen, Darstellungen des Circuswesens
als Schmuck erhielten ^^ Vielleicht aber sollte auch das Bild des siegreichen und
infolgedessen reich gewordenen Wagenlenkers von guter Vorbedeutung für den
Besitzer der Sparbüchse sein.
Den bienenkorbförmigen Sparbüchsen ist auch diejenige zuzuzählen, die am
15. August 181 2 in den Titus-Thermen entdeckt wurde, aber leider zu Grunde
gegangen ist (50). Da die Beschreibung des Fundes in einem wenig zugänglichen
Büchlein"^ steht, bringe ich sie hier vollständig zum Abdruck. Oltre le medaglie
(di Domiziano) che ho vedute nei Musei, ne ho esaminate 18 de IIa Trib. Pot. IX
alla XV cioe daW anno del di lui impero 10 al 16, trovate sotto uno scalino nel
disterro delle Tenne di Tito il dl i^ dello scorso, dentro un dindarolo rotondo di
terra cotta rossa. Ne conteneva altre da Augusto fin ai primi anni di Traiano e
molte di famig He, in tutte 2ßi, e tutte d'argento. II dindarolo nella facciata
avanti ha le tre deita Capitoline a onor delle guali il questuante probabilmente
domandava la limosina. E siccome le pik recenti monete sono dei pi'imi anni di Traiano,
ne arguisco, che il cercante profitasse del tenipo, in cui Traiano conipiva e abbelliva
quelle Tenne come provo in altro mio discorso, e ivi questuasse. E per far la corte
a Traiano, nella parte posterior del dindarolo vi e pure a rilievo una palma,
che io credo alluda al decreto, che fece tanto onore a Nerva, notato ancora nelle di
lui medaglie coW epigrafe FISCI IVDAICI CALVMNIÄ SVBLATA e la palma,
simbolo, come si disse, della Palestina, rivocando la legge vessatoria die Domiziano,
di cui parla Suetonio nella di lui vita cap. 12.
Der Verlust dieser Sparbüchse ist ganz besonders zu bedauern, weil sie
durch die in ihr enthaltenen Münzen fest datiert war auf das Ende des ersten
christlichen Jahrhunderts. Die von Fea gebrauchte Bezeichnung dindarolo rotondo
würde ziemlich auf alle Sparbüchsentypen mit Ausschlufs des Or^a^upo? von Priene
und der arculae aus Pompei passen, aber der R^liefschmuck läfst uns nur an die
'^) Vgl. z. B. die der Sparbüchse sehr ähnliche di Pompeo, lette all di lo seit, neu Accademia
Thonlampe Ficoroni a. a. O. ad p. lor. roiiiana di archeologia. Roma 1812 p. 12
^') Fea, Osservazioni intorno alla celebre statua detta nota 5.
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
187
schalenförmigen oder die bienenkorbförmigen denken, und die Verzierung beider Seiten
mit Relief sowie die Bezeichnung dieser beiden Seiten als facciata avanti und parte
posteriore machen es zur Gewifsheit, dafs die Sparbüchse der Titus-Thermen in der
Art der bienenkorbförmigen gewesen ist.
An das Bild der Capitolinischen Trias knüpft Fea die Vermutung, dafs in
der Sparbüchse zu Ehren jener Gottheiten Spenden gesammelt worden seien; diese
Annahme ist ebenso wie die oben p. 181 erwähnte Marinis hervorgerufen durch die
Vorstellung vom Treiben der Bettelmönche. Hätte die Sparbüchse in den Titus-
Thermen zum Betteln gedient, so würde sie nicht
nur Silbergeld, sondern in überwiegender Zahl
Bronzemünzen enthalten haben. Ihre 251 Silber-
stücke sind zweifelsohne die allmählich erworbenen
Sparpfennige eines Mannes, der als Badewärter
oder sonstwie in den Titus-Thermen beschäftigt
war und seinen Schatz an dem Fundorte — sotto
tmo scalino — verborgen hielt. Ein plötzlicher
Tod wird den Ärmsten an der Hebung und am
Genufs seiner Ersparnisse gehindert haben. Die
capitolinischen Gottheiten auf der Sparbüchse
haben dieselbe Bedeutung wie auf anderen der
Mercur und die Fortuna, die als Schützer und
Mehrer des ihnen anvertrauten Gutes betrachtet
wurden. Die Palme auf der Rückseite ist ein
bedeutungsloser Zierrat, sie zeigt uns aber, dafs
in der Entstehungszeit dieser Sparbüchse noch
nicht wie zur Zeit des Palladius, Aelius Maximus
und Genossen der Brauch bestanden hat, all die
geringwertigen Töpferwaaren mit Firmenstempeln
zu versehen.
Die Aufzählung der mir bekannt gewordenen
Sparbüchsen ist zu Ende. — Fast bei allen Typen
liefs sich unschwer erkennen, welche Gegenstände
als Vorbilder gedient haben, nur der Typus, den ich den schalenförmigen genannt
habe, bedarf noch einer Erklärung, denn es ist durchaus nicht natürlich, auf eine
Schale mit schräg ansteigender Seitenfläche eine gleichförmige Schale als Deckel zu
stülpen, die auf dem schmalen Rande der unteren nicht fest liegen könnte. Zum
Verschlufs einer solchen Schale ist nur ein flacher Deckel geeignet. Bei den Thon-
lampen, deren Unterteil den Schalen unseres Sparbüchsentypus vergleichbar ist, ist
der Deckel mehr oder weniger flach gebildet. Es ist höchst auffallend, dafs die
römischen Töpfer, als es sich darum handelte, Sparbüchsen mit figürlichem Relief-
schmuck zu schafi"en, deren Form nicht aus der ihnen so vertrauten Lampe abgeleitet,
sondern die Form einer Doppelschale gewählt haben. Wie sind sie dazu gekommen?
i' ig- 33-
Graeven, Die thönerne Sparbüchse im Altertum.
Die Antwort auf diese Frage giebt uns der Deckelschmuck eines Elfenbein-
kästchens, das hier zum ersten Male veröfifentlicht wird. Früher befand sich das-
selbe in der Sammlung Attenborough zu London, jetzt gehört es dem Sir Francis
Cook, Richmond. Einen Abgufs, der im South-Kensington Museum ist '*, lernte ich
dort vor Jahren kennen, die in Fig. 33 reproducierte Photographie und eine exakte
Beschreibung des Originals danke ich der Güte des Herrn O. M. Dalton im British
Museum.
Das -Kästchen hat die Form eines Halbcylinders, in den ein Schiebedeckel
eingefalzt ist^\ ähnliche Kästchen aus Holz sind in ägyptischen Ausgrabungen nicht
selten gefunden ^^ ein zweites elfenbeinernes Exemplar bewahrt das Museum in
Sitten, wo es früher der Kirche als Rehquiar gedient hat"'. Das Sittener Kästchen
ist dem englischen nahe verwandt, stammt ebenfalls aus sehr später Zeit und zeigt
ein gleich rohes Relief, das bei ihm auf den Deckel beschränkt ist. Dargestellt ist
darauf Äsculap und Hygieia, wodurch das Kästchen als Arzneibehälter eines Arztes
gekennzeichnet wird. Das englische Kästchen zeigt auch auf der Aufsenseite des
Halbcylinders Reliefschmuck und zwar drei auf Blättern stehende Figuren des
bakschischen Kreises, den Dionysos selbst, der einen Panther tränkt, und zu seinen
Seiten eine Maenade mit dem Tympanon und einen Satyr mit dem Pedum. Diese
drei Figuren lassen die Bestimmung des Kästchens nicht erraten, aber das Relief
seines Deckels thut es deutlich kund, dafs sein Inneres zur Aufnahme von Geld
dienen sollte. Diesem Zwecke entsprechend ist am Kopfende des Kästchens, wo der
Deckel eingeschoben wird, ein Schlofs angebracht, das dem Arzneikästchen in
Sitten fehlt.
In den Epigrammen des Martial über kostspieHge und geringwertige Neujahrs-
gaben wird auch dem armseligen hölzernen Geldbehälter der vornehme aus Elfenbein
gegenübergestellt, der nur Gold beherbergen solP^: Einen solchen Goldbehäter
haben wir in dem engUschen Kästchen vor uns. Auf seinem Deckel sehen wir vor
einem im Hintergrunde ausgebreiten Peripetasma die Figur einer stehenden Fortuna,
die nach Analogie vieler Denkmäler mit Haartracht und Kopfschmuck der Isis
ausgestattet ist, in ihrem linken Arm das mit Früchten gefüllte Hörn, in ihrer
Rechten das Steuerruder. Oberhalb des letzteren schwebt nach links hin ein Putto,
dessen Linke mit ausgestrecktem Zeigefinger auf das Ruder hinweist, während seine
Rechte einen Gegenstand hält, der aus zwei mit einander verbundenen Schalen be-
steht. Die Deutung dieses Gegenstandes ist nicht zweifelhaft, es ist ein leerer
5*) Siehe den Katalog J. O. Westwood, Fictile ivories ^'^) Abb. Bonner Jahrbb. 52. 1872 Taf. i ; West-
in the South Kensingion-Museum, London 1876 wood a. a. O. Taf. I i; Daremberg et Saglio,
p. 10 No. 34. 35. Dictionnaire s. v. loculus Fig. 4513. Abb. des
"^) Das Kästchen ist 15 cm lang, oben 9, unten antiken Seidengewebes in dem Kästchen Semper,
8 cm breit, am oberen Ende 4,4, unten 3,4 cm Der Stil. Fig. 8,
hoch. Der Deckel ist 14 cm lang, oben 6,5, ^^ Apophthegmata ij. Das Gedicht ist schon von
unten 6 cm breit. Westwood a. a. O. zur Erklärung des Elfenbein-
"*■) Vgl. z.B. die Abb. Wilkinson, il^ww^ri- aWt«j/<>»/j kästchens herangezogen worden.
of the ancient Egyptiens I Tome II 361, Fig. 269.
Pernice, Kyrenäische Schale in Berlin. i3q
Geldbehälter, und der Putto giebt durch den Gestus der linken Hand zu verstehen,
dafs die Füllung desselben davon abhängig ist, wie die Glücksgöttin ihr Ruder
drehen wird. Die Allegorie ist sehr durchsichtig und für ein Geldkästchen durchaus
passend.
Die Darstellung eines Geldbehälters, wie sie das Elfenbeinrelief bietet, steht
meines Wissens bisher in den antiken Bildwerken ganz vereinzelt, sie ist aber sehr
klar und offenbar wahrheitsgetreu. Man bemerkt das Charnier, das die beiden
Schalen verbindet und an dem gegenüberliegenden Rande einen runden Bügel, der
beim Zusammenklappen der Schalen in die Ose greifen mufste, die der Putto mit
den Fingern gefafst hat. Das Gerät enspricht unserem heutigen Muschelportemonnaie.
Die Römer hatten für das Portemonnaie, in dem man beim Ausgehen seinen
Bedarf an kleiner Münze mitnahm, den Namen loculi. Die landläufige Anschauung
ist, dafs die loculi der Alten kleine Kästchen mit mehreren Abteilungen oder Fächern
gewesen seien "^^ und dafs deshalb das plurale tantum zur Bezeichnung des einzelnen
Geldbehälters gebraucht worden sei'"'. Das Elfenbeinrelief giebt die glaubwürdigere
Erklärung an die Hand, dafs der Name loculi entstanden ist, weil die Geldbehälter
aus zwei Hälften, deren jede als loculus bezeichnet werden konnte, zusammengesetzt
waren. Da solche loculi vorzugsweise aus Holz gefertigt waren, ist es erklärHch,
dafs kein Original auf unserere Tage gekommen ist, aber in den thönernen Spar-
büchsen, die aus zwei zusammengesetzten Schalen bestehen, haben wir zweifelsohne
Nachahmungen der loculi zu erkennen.
Hannover, H. Graeven.
KYRENÄISCHE SCHALE IN BERLIN.
Hierzu Tafel III.
Die auf Taf. III und umstehend abgebildete kyrenäische Schale \ von der hier
eine kurze Beschreibung gegeben werden soll, vermehrt d^n immerhin noch geringen
Bestand dieser Vasengattung um ein Exemplar, das die charakteristischesten male-
rischen und darstellerischen Eigentümlichkeiten der Klasse besonders deutlich hervor-
treten läfst. Die Schale, mit ausgezeichneter Kunstfertigkeit wie die meisten
kyrenäischen Schalen sehr dünnwandig gearbeitet, ist im Jahre 1898 für die Samm-
'■") Ein solches Kästchen ist z. B. das hier be- bei Daremberg et Saglio , Dictionnaire des an-
sprochene elfenbeinerne; sein Innenraum war in tiquites grecques et romaines.
drei Fächer geteilt, die Zwischenwände fehlen ') Vas. Inv. no. 3404. Aus Corneto. Die Höhe
jetzt zwar, aber man sieht die Rillen, in die sie beträgt 0,105 m, der Durchmesser 0,15 m; es
eingefalzt waren. ~ fehlt nur sehr wenig, dagegen ist das Gefäfs
100^ Vgl. Thedenats mehrfach citierten Artikel loculi aus sehr vielen kleinen Stücken zusammengesetzt.
190
Pernice, Kyrenäische Schale in Berlin.
lung des Antiquariums erworben. An ihrer Aufsenseite ist der obere Kelchrand,
dem üblichen Verfahren entsprechend, thongrundig stehen gelassen, der eigentliche
Kelchteil dagegen mit weifsem Thon überzogen, auf den die Ornamente gesetzt
sind. Es sind dies Streifenverzierungen mit dazwischen gelegtem Strahlenband,
das in der Abbildung sorgfältiger gemalt aussieht, als es in Wirklichkeit ist; dazu
kommen zu den Seiten der Henkel die Palmetten. Aufgesetztes Rot ist für den
Kern der Palmetten und für je einen der Streifen über und unter dem Strahlenband
verwendet.
Das Innenbild zeigt in der Mitte die vollständig erhaltene Gruppe zweier
Bewaffneter, die einen aus einer Schenkelwunde stark blutenden Toten auf ihren
Schultern davonschleppen. Rechts davon verschwindet eine gleichartige Gruppe,
von der nur der hintere Träger und der Oberkörper des am Halse verwundeten
Toten sichtbar ist; hnks erscheint eine dritte mit dem vorderen Träger und den
Beinen des Toten. Der untere Abschnitt ist durch zwei gegenüberstehende Hähne
ausgefüllt. Mit Rot ist das Blut an den Toten, die Beinschienen an den Bewaffneten
und Kamm, Läppchen und der vordere Brustteil an den Hähnen aufgesetzt.
Boehlau hat in seinem Buche »Aus ionischen und italischen Nekropolen«
S. 131 f. die Frage nach der Entstehung des kyrenäischen Stils von neuem auf-
geworfen und sie im Gegensatze zu der Ansicht Studniczkas, der den Einflufs
peloponnesischer, speziell korinthisch-sikyonischer Vasenmalerei erkennen wollte,
dahin beantwortet, dafs die kyrenäische Kunst »nicht die Tochter der korinthischen,
sondern eine Verwandte gleicher Linie« sei, die »trotz des afrikanischen Lokal-
kolorits« die »Züge der Mutter treuer bewahrt« habe als jene. Man könnte »die
kyrenäischen Vasen ohne Weiteres den ionischen Gattungen aus den kleinasiatischen
Kolonieen anreihen«. Zu dieser Beurteilung führte ihn die Wahrnehmnng, dafs
einige Vasenformen, besonders die Schale in der kyrenäischen Formgebung, der
korinthischen Keramik fremd, in lonien dagegen heimisch seien, wie auch die
Ornamentik teils ausgesprochen ionisch sei, teils in kleinasiatisch-griechischer Vasen-
Pernice, Kyrenäische Schale in Berlin.
191
maierei eher Analogien finde als in der korinthischen. Auch die Anordnung und
Auswahl der Tierfriese und der Mangel an Füllornamenten sei unkorinthisch.
Dafs die Ornamentik und die Tierfriese, auch die Schalenform, nichts mit
den korinthischen Vasen zu thun haben, wird Niemand bestreiten, wohl aber, dafs
die Anreihung der kyrenäischen Vasen an die ionischen Gattungen aus den klein-
asiatischen Kolonieen auf Grund der vorgebrachten Beweismittel sich »ohne Weiteres«
vornehmen lasse. Aufserdem beschränkt sich die Bemalung nicht auf Tierfriese,
Ornamente und ornamentale Zuthaten, vielmehr nehmen diese Dinge einen geringen
und bescheidenen Platz im Verhältnisse zu den bildlichen Darstellungen ein. Auf
die bildlichen Darstellungen konzentriert sich das Interesse der Maler überwiegend,
und es wird sich daher empfehlen, für die
Beurteilung der Vasengattung im Ganzen
das allein Ausschlaggebende nicht in der
Form der Geföfse, der Auswahl und Form-
gebung der Ornamentik zu erblicken, sondern
auch den Darstellungen besondere Auf-
merksamkeit zu widmen.
Das Innenbild der Berliner Schale mit
den abgeschnittenen Gruppen rechts und links
verrät einen auffallenden Mangel an dekora-
tivem Gefühl darin, dafs die Darstellung auf
den Bildraum keine Rücksicht nimmt. Als
wenn der Maler eine längere friesartige
Composition vor sich gehabt hätte, wie sie
an dem-Deinos, Arch. Zeitung 1881 Taf. ii, i,
passend verwendet ist, hat er so viel Figuren,
als er in den Raum setzen konnte, angebracht
und das übrige einfach weggelassen. Diese
Eigenschaft mangelhaften Raumgefühls teilen mehr oder weniger alle kyrenäischen
Schalen. Am ähnlichsten durch das rücksichtslose Wegschneiden ganzer Bildteile
ist eine fragmentierte Schale im Universitätsmuseum zu Leipzig, die mit bereit-
willigst erteilter Erlaubnis des Herrn Prof, Studniczka in Fig. i abgebildet wird',
und die Schale im Louvre mit der Eberjagd ^ Bei anderen Schalen kommt das
Mifsverhältnis zwischen Raum und Bild in anderer, oft noch empfindlicherer Weise
zum Ausdruck. So verdient der Maler der Arkesilasschale keineswegs das Lob der
Begabung, mit der er es verstanden habe, die »Trennung des Schalenrundes für die
Fig. I.
^) Aus dem Fragment läfst sich der ehemalige
Durchmesser der Schale auf 0,125 m berechnen.
Aufsen ist der Rand und von dem Kelchteil der
obere Streifen, an dem die Henkel sitzen und
die Palmetten gemalt sind, thongrundig, das
übrige weifs überzogen und ganz wie die Berliner
Schale mit zum Teil roter Streifenverzierung
nebst zwischengelegtem Strahlenband bemalt.
In der Abbildung ist aufgesetztes Rot durch
Schraffierung wiedergegeben.
^) Micali, Monumenti inediti XlÄl, l. Pottier, Vases
antiques du Louvre, E. n. 670. Archäologische
Zeitung 1881 S. 218 n. 15 und 15 A (beide
Nummern sind identisch).
ig2 Pernice, Kyrenäische Schale in Berlin.
Composition geltend zu machen« *. Vielmehr ist hier eine durchaus friesmäfsige
Darstellung zerschnitten und in einen ungeeigneten Raum gezwängt, mit dem
Erfolge, dafs der Phylax — eine der Hauptpersonen — in der unteren Reihe nur
ein Drittel so grofs werden konnte, als die Arbeiter in der oberen. Mit derselben
Freiheit haben die Maler der Casseler* und der Münchener Schale^ die eine Figur
grofs, die andere, die nicht mehr in den Raum ging, in kleineren Verhältnissen
wiedergegeben. Es giebt kaum eine kyrenäische Schale ^ bei welcher das Bild auf
das Schalenrund berechnet oder dafür erfunden wäre. Entweder sind es Ver-
kürzungen gröfserer friesartiger Darstellungen, oder kleinere Bilder, wie sie am
ersten für viereckige Pinakes von der Art der korinthischen geeignet wären, an die
man auf Schritt und Tritt erinnert wird. Zu den Schalen mit verkürzten Fries-
darstellungen möchte ich aufser einigen oben schon besprochenen die beiden mit
der Kampfscene und dem Herakles {.^) im Louvre^ die mit den Gelagscenen im
Louvre^ in Würzburg ^° und in Brüssel^', die mit dem sog. Kadmos im Louvre'^
der aus einer Troilosdarstellung entnommen ist und die mit dem Polyphem''
im Cabinet des medailles rechnen, zu den pinaxartigen die zwei Schalen aus
Samos", die Schale mit der Kyrene aus Naukratis '^ und von länger bekannten die
mit den einzelnen Reitern**', mit der Opferscene '', den Tanzenden'* und die Schalen
in Florenz", über die ich durch R. Zahns Freundlichkeit unterrichtet bin. Aus der
äufserlichen Übertragung formal ungeeigneter Bilder auf das Schalenrund ist die
unorganische Abteilung des unteren Segments hervorgegangen, die, wenn auch nicht
ausnahmslos durchgeführt, für die kyrenäischen Schalen typisch ist'"'.
*) Vgl. Archäologische Zeitung 1881 S. 228. i*) Studniczka, Kyrene S. l8. CataL of the greck
^) Archäologischer Anzeiger 1898 S. 189. and etruskan Vases in the British Museum II S. 50
^) In Puchsteins Liste, Archäologische Zeitung i88i B 4. Auch die ebenfalls in London B 6 auf-
S. 218 Anm. 7, No. 17. Dafs hier eine Schul- bewahrte Schale mit Kyrene und Apollon (?)
scene gemeint sei (Puchstein S. 234 f.), glaube (Studniczka, Kyrene S. 23 Fig. 18) gehört in
ich nicht, weil ich die geringere Gröfse der diese Reihe.
linken Figur für unbeabsichtigt halte. Es ist '^) Puchstein Nr. 5 — 7. Nr. 6 in London. Catal.
gewifs ein Zwiegespräch zweier Götter, wie auf of the greek and etruskan Vases II S. 49 B. i ;
dem Berliner Teller No. 1809 aus Marathon, an Nr. 7 in Louvre = Pottier, E. 665.
den Puchstein selbst erinnert. i?) Puchstein No. 10. London. Catal. B. 3 S. 50.
^) Siehe Anmerkung 20. i*) Puchstein No. 10 A.
*) Pottier, Vases antiques du Louvre E. 671, abge- '9) Puchstein No. 8 — 9.
bildet Bulletin de Corresp. Hell. XVII, 1893 -o) Sie fehlt ganz bei der Londoner Schale {Catal.
S. 235 Fig. 3, und E. 666 abgebildet ebenda II B 2 S. 49 = Puchstein No. 16), der mit dem
S. 232 Fig. 2. Zeus im Louvre (Puchstein No. 11 = Pottier,
^) Pottier, Vases antiques du Louvre E. 672, abgeb. E. 668) , der Münchener, deren Aufsenseite bei
Bulletin de Corresp. Hell.Y^W, Y^fjl^i.z-^bTxg. äf. Lau, Taf. XVI, 3 abgebildet ist, während der
1") Puchstein No. 10 B, abgeb. Urlichs, Beiträge zur Maler der Schale mit der Sphinx im Louvre
Kunstgeschichte Taf. 10. (Puchstein No. 12 = Pottier, E. 664) die Trennung
") Gazette archeologique 1887 Taf. 14. wenigstens verschleiert hat. Durch Form und
1^) Puchstein No. 4, Pottier, E. 669. Ornamentik abweichend ist die im Bull, de 'Corr.
") Puchstein No. 3, daselbst die weitere Litteratur. ' Hell. 1893 S. 238 Fig. 6 abgebildete Schale im
'*) Boehlau, Aus ionischen und italischen Nekro- " Louvre, Pottier E. 667, bei der deutlich der
polen Taf. X, 4; XI, 1. Versuch gemacht ist, die konventionelle An-
Pernice, Kyrenäische Schale in Berlin.
193
Dieses eigentümliche Mifsverhältnis zwischen Darstellung und Form spricht
nicht für einen sehr nahen Zusammenhang mit der ionischen Kunst, wie wir sie aus
den Vasen und den klazomenischen Sarkophagen kennen. Eine Kunstweise, die so
deutlich des Gefühls für Dekoration entbehrt, kann man nicht ohne Weiteres an-
reihen an eine andere, bei der alles auf dekorative Wirkung ausgeht. Die kyrenäische
Kunst gehört ihrem innersten Wesen nach dem Westen an, ihre Maler sind, wie
die Maler der Dipylonvasen, der korinthischen Vasen und Pinakes und der alt-
attischen Vasen »vom Inhaltlichen der Darstellung erfüllt«, sie dekorieren nicht,
Fig. 2.
Ordnung zu Gunsten einer räumlich geeigneten
aufzugeben, aber auch hier ohne dafs eine
glücklichere Wirkung erreicht wäre. Ähnlich
haben sich die Maler zweier Schalen im Louvre
(Pottier, E. 663, Bull, de Corr. Hell. 1893 S. 227)
und im British Museum (Caial. II B 7 S. 51) zu
helfen gewufst, indem sie einen Tierstreifen, bei
der Pariser Schale protokorinthischen Dar-
stellungen gleichend, um die Mitte anordneten.
Noch anders ist bei zwei Schalen im Cabinet
des medailles (Puchstein No. 17 A) und im
British Museum (Cat. II B 5 S. 50) verfahren,
hier wird die Mitte durch ein Gorgoneion aus-
gefüllt, wie bei den altkorinthischen Schalen
und ionischen und attischen Augenschalen.
Ich benutze die Gelegenheit, um mit gütiger
Erlaubnis F. v. Duhns eine höchst interessante
Schale der Heidelberger Universitätssammlung
bekannt zu machen, auf die ich durch R. Zahn
hingewiesen bin. Die Schale ist aus Böotien,
sehr dickwandig und schwer, und in der Form
von der guten kyrenäischen dadurch unter-
schieden, dafs der Fufs kürzer und stärker ist
und nicht gleichmäfsig nach der Standfläche hin
verläuft, sondern sich hier, wie bei den attischen
Schalen (Boehlau, Athen. Mitteil. 1900 S. 67)
leicht aufbiegt. Der Rand der Schale ist nicht
nach aufsen gewölbt, wie üblich, sondern ein-
gezogen. Die Aufsenornamentik zeigt nichts von
dem bunten Schmuck, wie er sonst beliebt ist,
beschränkt sich vielmehr auf einen Kranz läng-
licher schräggesteliter Blätter und einige Linien,
IQA Pernice, Kyrenäische Schale in Berlin.
sondern sie erzählen^'. Eine Fülle von Sagen und Geschichten ist in den verhältnis-
mäfsig wenig zahlreichen kyrenäischen Vasen erhalten, die, je nachdem es der
Raum gestattet, in behaglicher Breite oder in verkürzter Form dem Beschauer vor-
geführt werden.
Wenn die Form der Schale und vielleicht auch die Ornamentik von lonien
entlehnt ist, so kann man dasselbe nicht von der Darstellung sagen. Es ist hier
thatsächhch ein Vorgang eingetreten, der von Boehlau^^ als zu kompliciert und
ohne Analogie für unmöglich gehalten wird, aber in dem Erzählungsbedürfnis der
kyrenäischen Maler seine genügende Erklärung findet, dafs nämlich eine Vasenform,
die in dem Ursprungsland ohne bildliche Darstellung geführt wird und nur mit
Ornamenten ausgestattet ist, weil sie praktisch oder gefällig ist, von einem erzählungs-
bedürftigen Volk ergrififen und in seinem Schmuck umgestaltet wird. Die Dar-
stellungen selbst aber weisen, wie Studniczka^* begründet hat, nach Korinth zurück,
die korinthischen Vasen und Pinakes geben nicht allein für die Komposition der
Bilder die nächsten Parallelen ab. Studniczka führte als Beispiele für diesen
Zusammenhang die dickbäuchigen Zecher und die Pferde an, aber auch ganze
Bilder, wie die Scenen mit den Gelagen, die Reiterdarstellungen in Verbindung
mit den dämonischen Wesen ^\ der sog. Prometheus, für den Studniczka passend
auf eine arkadische Münze hingewiesen hat, führen auf Korinth zurück, von Einzel-
heiten namentlich die ionischer Übung widersprechende Gewohnheit, die Gewänder
mit durchlaufenden Borten geometrischen Stils, nicht aber mit Streuornamenten zu
verzieren.
Erich Pernice.
die mit schwarzem Firnis auf den roten Thon, der in Böotien sehr häufiger Vorgang — nach
ganz wie attischer Vasenthon aussieht, aufgemalt kyrenäischem Muster gearbeitet sein. Für das
sind. Der Überzug fehlt also. Das Innenbild zeigt* Bild käme als nächste Analogie der weit bessere
die Fig. 2 ; es ist ganz mit gelblichem Thon korinthische Teller bei Benndorf, Griechische und
überzogen und der charakteristische Vogel rechts sicilische Vasenbilder Taf. VI, in Betracht,
scheint den kyrenäischen Ursprung zu verbürgen 21) Winter, Archäol. Anzeiger 1898 S. I76f. Vgl.
Dennoch glaube ich, hier eine Imitation erkennen Boehlau, Athen. Mittheil. 1900 S. 81 fg.
zu müssen, nicht etwa ein jüngeres, geringeres 22^ Nekropolen S. 131 fg.
Stück der kyrenäischen Fabrik, wie Zahn mir ^3^ Kyrene S. yfg.
gegenüber äufserte. Die Schale könnte — ein ^*) Vgl. Löschcke, Jahrbuch 1887 S. 277.
Archäologischer Anzeiger
Beiblatt
ZUM Jahrbuch des Archäologischen Instituts
1901. L
Mit Emil Hübner, der am 21. Februar mit ganz kurzer Krankheit
aus einem arbeitsvollen Leben abberufen wurde, ist ein auch dem archäo-
logischen Institute altverbundener Gelehrter hingeschieden. Aufgewachsen in
einem Künstlerhause, durch Studien in Bonn und wiederholte Reisen in den
Römcrlanden begünstigt, hat HÜBNER im Ganzen seiner philologischen, ins-
besondere auf die Epigraphik gerichteten Studien auch der künstlerischen
Hinterlassenschaft des Alterthums stets besondere Aufmerksamkeit gewidmet
und deren Kenntnifs von da an, als er uns den Denkmälerschatz Spaniens
näher brachte, auf das Mannigfaltigste gefördert. Von ihm als dem Heraus-
geber übernahm das Institut die Archäologische Zeitung, auf welche als Fort-
setzung dieses Jahrbuch gefolgt ist. Und er hat es nie an sich fehlen lassen,
wo er der Centraldirektion ynd der Redaktion, zumal durch seine Beziehungen
zu Spanien und England, nützlich sein konnte. So macht eine schwer aus-
zufüllende Lücke auch für uns durch HÜBNER's Hingang sich fühlbar, und er
bleibt auch bei uns in dankbarer Erinnerung.
GORDION.
Durch die hochherzige Freigebigkeit eines
Freundes wurden den beiden Unterzeichneten die
Mittel gewährt, in Phrygien bei dem Dorfe Pebi
Ausgrabungen zu veranstalten, welche vom 8. Mai
bis 26. August 1900 dauerten.
Wir beabsichtigen, die Ergebnisse unserer
durch das Wohlwollen der türkischen und deutschen
Behörden und nicht zum wenigsten durch das
Entgegenkommen der anatolischen Eisenbahn-
gesellschaft geförderten Arbeiten in einer Sonder-
publikation zu veröffentlichen. Da aber deren
Fertigstellung noch längere Zeit beanspruchen wird,
halten wir es für angezeigt, die Fachgenossen
schon jetzt durch einen kurzen vorläufigen Bericht
mit den wesentlichen Resultaten bekannt zu machen.
Archäologischer Anzeiger 1901.
Für die Wahl des Ortes waren die in den
Athenischen Mittheilungen XXII i fif. vorgetragenen
Beobachtungen und Schlüsse bestimmend, welche uns
hoffen liefsen, auf der Ruinenstätte bei Pebi Reste
der alten phrygischen Stadt Gordion und in
den benachbarten Tumuli die Grabstätten ihrer
Herrscher und Edlen zu finden. Da die Tumuli
nach den in Bos-öjük gemachten Erfahrungen '
bessere Aussichten für die mit immerhin begrenzten
Mitteln unternommenen Ausgrabungen boten, so
verwendeten wir auf sie unsere Hauptarbeit und
berücksichtigten den StadthUgel erst in zweiter
Linie.
Die Zahl unserer Arbeiter stieg im Laufe des
I) Vgl. Athen. Mittheil. XXIV, i fif.
I
Gordion.
Mai rasch bis auf etwa 50, während des Juni weiter
in schneller Folge bis auf 76; sie waren z. Th. aus
weiter Ferne zugewandert, indem die Kunde von
dem lohnenden Verdienst sich mit erstaunlicher
Schnelligkeit verbreitete, sobald einmal die Arbeiten
begonnen hatten. Die Erntearbeiten verursachten
dann vom 5. Juli ab einen jähen Rückgang; die
Leute aus den näher gelegenen Ortschaften ver-
liefsen uns alsbald und bei der nun überall reichlich
vorhandenen Arbeitsgelegenheit kamen nur ver-
einzelte Zuzüge, so dafs wir während des Juli und
August nur durchschnittlich einige 40 Mann be-
schäftigen konnten. Der für diese Gegenden ebenso
ungewöhnliche wie nützliche Regenreichthum dieses
Sommers war unseren Arbeiten nicht eben förderlich;
wolkenbruchartige, von heftigen Hagelböen be-
gleitete Gewitterregen, die vom letzten Drittel des
Mai an fast einen Monat hindurch einander folgten,
verwandelten die Ebene zwischen Sakaria und der
Nekropole in einen Sumpf, der tageweise selbst zu
Pferde nicht ganz leicht zu passiren war. Immer-
hin wurde durch sie die Arbeit nur auf Stunden
und halbe Tage unterbrochen. Unerfreulicher waren
die seit Mitte Juni überhand nehmenden Stechmücken
und mit ihnen die Fieberanfälle, von denen weder
wir noch unsere Arbeiter verschont blieben. Von
Anfang Juli an wurde auch die Hitze fühlbar
(häufig 36" C. i. Seh.), wenn auch durch fast be-
ständig herrschenden Luftzug gemildert. Die weite
wellige Hochebene, von bläulich schimmernden
Gebirgszügen eingerahmt und in ihrem Gesammt-
charakter wohl der Campagna von Rom vergleich-
bar, bot im Frühling mit ihrer reichen Vegetation
ein entzückendes Bild; von der Hitze des Hoch-
sommers ausgedörrt, verlor sie wesentlich an Reiz
und nur die Freude an unserer Arbeit und deren
sich mehrenden Ergebnissen konnte schliefslich die
Beschwerlichkeit derselben vergessen machen.
I. Die antike Stadt.
Der grofse Umfang der antiken Stadt ver-
wehrte von vorn herein bei der Zeit und den Mitteln,
die uns zur Verfügung standen, den Plan einer
vollständigen Freilegung der etwa vorhandenen
baulichen Reste; vielmehr konnten wir nur Theil-
untersuchungen derjenigen Stellen in's Auge fassen,
an welchen die hervorragendsten Gebäude, ins-
besondere der durch Alexander's Besuch berühmte
Tempel, zu vermuthen waren. Als solche kamen
einmal die Kuppe des südöstlichen kleineren Hügels,
dann der höchst gelegene Theil des westlichen
gröfseren, d. h. eine längs dessen SUdrand sich
erstreckende Erdwelle, in erster Linie in Betracht.
Aus verschiedenen Gründen, namentlich auch wegen
der dort in gröfserer Zahl vorhandenen alten Thon-
scherben entschieden wir uns dafür, an der zweit-
genannten Stelle zu beginnen. Es wurden zunächst
nacheinander 4 Versuchsgräben von je ca. 3 m Br.
und 30 m L. in der Richtung SW. — NO. ausgehoben.
Dabei stiefsen wir in geringer Tiefe auf Gräber,
wenn nicht jüngster, so doch nicht weit zurück-
liegender Zeit; darunter kamen Reste von Wohn-
häusern (Fundamentmauern aus Bruchsteinen in
Lehmverband) zu Tage, welche frühestens helle-
nistischer, spätestens dem Anfang der Kaiserzeit
angehören können. Nachdem es uns gelungen
war, weitere Schubkarren zu beschaffen, konnte der
dritte Graben verbreitert und dann bis auf den
gewachsenen Boden hinab vertieft werden, welcher
6,50 m unter der höchsten Stelle der heutigen
Oberfläche liegt. Hier fand sich, ca. 0,50 m über
dem gewachsenen Boden, ein von SW. nach NO.
laufendes starkes Fundament aus Bruchsteinen in
Lehmverband, darüber in etwas abweichender
Richtung eine schwächere Mauer derselben Technik.
Da andere Mauerzüge nach dem 4. Graben hin sich
anzuschliefsen schienen, so wurde das ganze Terrain
zwischen den beiden Gräben freigelegt. Es ergab
sich folgender Befund: Die in den tiefsten Schichten
gefundenen schwachen Mauern — ' die Technik
dieser ist offenbar von den ältesten Zeiten bis auf
die Gegenwart unverändert geblieben, so dafs das
relative Alter der einzelnen Mauern nur durch die
verschiedene Höhenlage zu bestimmen ist — rühren
offenbar von Wohnhäusern ältester Zeit her.
An einer Stelle waren über dem Fundament aus
Bruchsteinen noch vier Schichten des aufgehenden
Mauerwerkes aus Luftziegeln erhalten. Diese
kleineren Baulichkeiten, welche unter einander
nicht in Zusammenhang zu stehen scheinen, haben
später einem gröfseren Gebäude Platz gemacht;
nach dessen Zerstörung sind an seiner Stelle
wiederum ärmliche Wohnhäuser errichtet worden.
Leider ist der Unterbau des gröfseren Gebäudes
nicht vollständig erhalten, irgend welche Reste von
Säulen oder Gebälk sind nicht gefunden worden,
überhaupt nichts, was auf einen steinernen Oberbau
schliefsen liefse. Man wird demnach annehmen
müssen, dafs das aufgehende Mauerwerk aus Luft-
ziegeln, das Gebälk aus Holz bestand. Das Dach
war ein Giebeldach, wie die zahlreichen Bruchstücke
von flachen Dach- und gewölbten Deckziegeln be-
weisen. Aufserdem sind eine gröfsere Anzahl von
Bruchstücken architektonischer mit Reliefs verzierter
Terracotten gefunden worden, welche zur äufseren
Verzierung des Gebäudes gedient haben. Unter
Gordion.
ihnen gebührt die erste Stelle der untenstehend in
Fig. I abgebildeten Platte (L. 0,385), von der nur
der untere Theil, etwa ein Drittel des Ganzen, fehlt.
Auf einem von zwei Pferden — der Künstler
hat nur eines darzustellen gewufst, doch beweist
der die Vereinigungsstelle von Joch und Deichsel
schmückende Greifenkopf (des griechischen Typus),
dafs ein Zweigespann gemeint war — gezogenen
Wagen stehen zwei anscheinend bärtige Männer,
von denen der vordere einen gespannten Bogen
zweite war plastisch nicht wiedergegeben) des
Pferdes, sowie den Ansatz des Beines und Schildes
des Kriegers. Da an diesem Fragment der untere
Reliefrand erhalten ist, so kann man zu der be-
kannten Breite auch die Höhe der ganzen Platte
bestimmen und gewinnt eine quadratische Form.
Die Formen des Reliefs sind ziemlich stumpf,
die Unbeholfenheit der Ausführung (welche ursprüng-
lich durch Bemalung ergänzt gewesen sein wird)
weist mit Bestimmtheit auf einheimische Fabrikation.
Fig. I.
hält, der hintere als Wagenlenker zu betrachten ist.
Das gejagte Wild ist über, statt vor dem Gespanne
dargestellt: ein geweihter Hirsch und, diesem vor-
aus, weiter rechts eine Hindin. Vor den Pferden
ist der Oberkörper eines in gleicher Richtung
schreitenden Kriegers erhalten, der mit rundem
Schild, Lanze und Helm (mit grofsem auf einer
niedrigen Stütze befestigten nach vorn und hinten
wallendem Busch 2) ausgerüstet ist. Ein Bruchstück
eines zweiten Exemplars aus derselben Form zeigt
ein Stück des Rumpfes und ein Vorderbein (das
2) Über diese auch an dem zertrümmerten
Löwengrabe bei Hairan-veli wiederkehrende Helm-
form und deren griechische Vorbilder vgl. Athen.
Mitth. XXIII, S. 131.
Doch verbietet die Waflfenrüstung des Kriegers und
der in dieser wie in dem Greifentypus sich zeigende
ostgriechische Einflufs mit der Datirung wesentlich
über den Anfang des 6. vorchr. Jahrhunderts hinauf-
zugehen.^
Nur noch ein unbedeutendes und schlecht er-
haltenes Bruchstück eines Reliefs mit menschlichen
Figuren wurde gefunden, auf welchem das Unter-
theil eines nach links hin schreitenden Kriegers
mit rundem Schild und Schwertscheide dargestellt
zu sein scheint. Eine gröfsere Zahl anderer gehört
zu Platten ungefähr derselben Form und Gröfse,
3) Vgl. das Ath. Mitth. XXIII S. 140 f. Aus-
geführte.
Gordion.
wie die mit der Hirschjagd, welche je zwei auf-
gerichtete Thiere einander gegenüber in archaischem
Stile enthalten. Der eine Typus (Bruchstücke von
wenigstens 5 Exemplaren) zeigt einen Stier und
einen Löwen, deren Vorderbeine auf je einer aus
dem Boden spriefsenden Ranke aufruhen, der andere
(wenigstens 3 Exemplare) 2 Antilopen, die rechts
und links an einer silphionähnlichen Doldenpflanze
emporspringen und an deren obersten Blüthen zu
nagen scheinen. Reste von andern Platten enthalten
ein Schachbrettmuster, oder auf die Spitze
gestellte Quadrate; bei allen war der Grund
weifs, die Relieftheile abwechselnd schwarz und
braunroth gefärbt. Ferner finden wir Fragmente
von Kastenstticken mit Lotos- und Palmetten-
Ornamenten in quadratischen Feldern. Endlich sind
Bruchstücke von Stimziegeln erhalten, welche
einen nach rechts schreitenden Greifen mit aufge-
bogenen Flügeln , also des griechischen Typus
(3 Exemplare), oder einen aufgerichteten Löwen
zeigen, dem ein anderes Thier gegenübergestellt
war (i Exemplar).
Alle diese Terracotten gehören nach Technik,
Stil, Mafsen und Farbengebung (wo diese erkennbar)
derselben Zeit und demselben Gebäude an; bei
mehreren sind die zur Anheftung dienenden Nagel-
löcher erhalten (s. Fig. i). Welcher Platz den
einzelnen Stücken an dessen Aufsenseite anzuweisen
ist, ob sie nur auf die Eingangsseite, oder auch
auf die übrigen Seiten zu vertheilen sind, ferner
ob im ersteren Falle die ganze Wand oder nur
Theile derselben mit Platten bekleidet waren, wird
sich schwerlich mit Sicherheit feststellen lassen.
Für die beiden letzteren Möglichkeiten bieten die
phrygischen Felsfassaden schlagende Ana-
logien; die zuerst von Ramsay ausgesprochene Ver-
muthung, dafs deren ganze eigenthümliche Deco-
rationsweise wirklichen mit Kacheln bekleideten
Gebäuden nachgebildet sei, wird durch die von
uns gefundenen Reste eines solchen überaus wahr-
scheinlich gemacht. Freilich wird man immer mit der
Spielerischen Phantasie der Künstler rechnen müssen,
die sich nicht überall an die architektonischen Vor-
bilder anschlofs. Der sakrale Charakter der Fels-
fassaden scheint uns durch die a. a. O. gemachten
Ausführungen erwiesen; demnach kann auch das neu
gefundene Bauwerk nur ein Heiligthum gewesen
sein, was übrigens schon durch das Giebeldach wahr-
scheinlich gemacht wird. Dafs es nach Material und
Abmessungen nur bescheiden war (etwa 1 1x20m),
hindert nicht die Identifikation mit dem geschichtlich
berühmten Tempel von Gordion, über dessen Gröfse
und Ausstattung keinerlei Nachrichten vorliegen.
Unter den übrigen Funden, über welche hier
nur ganz summarisch berichtet werden kann, stehen
an Zahl voran die Bruchstücke von Thongefäfsen.
Ein grofser Theil derselben, namentlich in den
tiefsten Schichten zahlreich auftretend, reiht sich
den im Tumulus von Bos-öjük (vgl. Ath. Mitth.
XXIV, I flf.) vertretenen Gattungen ältester mono-
chromer Thonwaare an. Ihr Vorkommen erweist
auch für die von uns untersuchte städtische An-
siedelung ein hohes Alter (ungefähr Mitte des zweiten
vorchr. Jahrtausends). Diese uralte Technik ist in
Phrygien offenbar viele Jahrhunderte hindurch geübt
und allmählich (für die bessere Waare) immer mehr
vervollkommnet worden. Ihren Höhepunkt erreichte
sie spätestens im siebenten und sechsten Jahrhundert
V. Chr., wie unsere Funde auf dem StadthUgel und
in den Tumuli beweisen. Die sog. Bucchero- Waare
zeigt in den besten Stücken eine so vorzügliche
Glättung, homogene schwarze Färbung und Dünn-
wandigkeit, dafs man bei flüchtiger Besichtigung
Firnifswaare bester Qualität vor sich zu sehen
glaubt. Es scheint, dafs diese Fabrikation noch
bis ins vierte Jahrhundert hinabreicht. Gleichfalls
lokaler Fabrikation gehören eine Anzahl von Scherben
geometrisch decorirter Gefäfse verschiedener Gattun-
gen (Matt- und Firnifsmalerei) an. Der Import
griechischer bemalter Thonwaare begann, soweit
unsere Funde es erkennen lassen, erst im sechsten
Jahrhundert. Neben je einer kyrenaeischen und
korinthischen sind eine Anzahl von Scherben schwarz-
figuriger und rothfiguriger attischer Vasen bis zu
den Ausläufern dieser letzteren Gattung zu ver-
zeichnen. Für den griechischen Einflufs im 6. Jahr-
hundert bezeichnend ist ein unscheinbares Bruch-
stück eines flachen Bucchero-Henkels mit eingeritzter
griechischer Inschrift: xcztyuv... Es folgt schwarz-
gefirnifste Waare, auch mit eingedrückten Palmetten,
eine Anzahl kleinerer Gefäfse, Lampen u. s. w.
hellenistischer Zeit, 2 thasische und ein rhodischer
Amphorenhenkel mit Stempeln, endlich als jüngste
Gattung, hauptsächlich in den obersten Schichten
häufig. Terra sigillata-Waare guter und geringerer
Technik.
Von Gegenständen aus Stein sind als Zeugen
der ältesten Epoche zu nennen zwei wohlerhaltene
Meifsel aus hartem, grünlichem Stein. Ins sechste
Jahrhundert gehört ein merkwürdiger Stempel aus
weichem, grünlich-grauem Stein, 0,09 hoch, in Form
einer abgestumpften Pyramide mit ringförmigem
Griff und eingegrabenen griechischen Buchstaben
auf der Unterseite, über deren Lesung wir das
Urtheil noch zurückhalten. Die einzige Freisculptur,
die wir gefunden, ist der Torso einer Sirene
Gordion.
Fig.2.
(0,23 h.) griechisch-archaischen Stils aus Trachyt,
entweder ein Weihgeschenli oder etwa Firstakroter
des Tempels.
Von Metallfunden sind nur ganz vereinzelte
Stücke, eine Pfeilspitze, einige Fibeln und durch
Oxydation völlig unkenntlich gewordene Münzen
zu erwähnen.
Unsere Nachforschungen auf dem kleineren
südöstlichen Hügel blieben ohne Erfolg. Die wenigen
an der Oberfläche liegenden, nicht sorgfältig be-
arbeiteten Blöcke sind nicht in situ; beim Tiefer-
graben fand sich keine Spur eines Fundamentes
des an dieser Stelle zuerst vermutheten Tempels
und an sonstigen antiken Resten nur einige nicht
charakteristische monochrome Scherben.
Auch am Nordrande des Stadthügels, da, wo
eine doppelte Rampe von der Ebene auf denselben
hinaufführte, deren Steinbelag leider beim Eisenbahn-
bau entfernt worden ist (vgl. Ath. Mitth. XXII, S. 21),
förderte ein senkrecht zu diesem Aufgange bis auf
den gewachsenen Boden hinabgeführter Graben
(24,4 m Ig., 4 m br., 3,45 m t.) keine Reste bau-
licher Anlagen zu Tage. In dem zwischen den
gepflasterten Rampen stehen gebliebenen Schutt-
kegel staken zahlreiche Thonscherben, von den
ältesten monochromen Gattungen bis zu schwarz
gefirnifsten und mit eingepressten Palmetten ver-
zierten Gefäfsen. Man wird daraus schliefsen dürfen,
dafs der Aufgang nicht vor dem ausgehenden vierten
Jahrhundert errichtet worden ist.
Steinerne Mauern hat die Stadt anscheinend
nie gehabt; weder am Süd- noch am Nordrand des
Hügels haben wir irgend welche Reste davon ge-
funden.
2. Nekropolis.
Die Ausgrabung der Tumuli war wesentlich
mühevoller und zeitraubender, als wir gedacht hatten.
Von den Gröfsenverhältnissen und zugleich von der
Art der Ausgrabung giebt Fig. 2, den Tumulus I
bei Beginn der Arbeit darstellend, einen Begriff.
Wir besprechen hier die fünf von uns untersuchten
Grabhügel und deren Inhalt nicht nach der Reihen-
folge der Untersuchung, sondern nach der Zeit ihrer
Entstehung, indem wir jedoch die ihnen nach jener
gegebene Numerirung beibehalten. Sie liegen
sämmtlich nördlich des kleinen von Osten her
kommenden Baches, dessen Ablagerungen die Ab-
lenkung des Sangarios aus seinem alten Bett ver-
ursacht haben, auf allmählich ansteigendem hügeligen
Terrain. Leider mufsten wir darauf verzichten, den
gröfsten, der eine Höhe von 52 m (von seinem
Fufse gemessen) erreicht, in Angriff zu nehmen.
Dieser bildet mit 12 anderen (darunter der von uns
ausgegrabene nächstgröfste n. III) eine besondere
Gruppe, die in zwei Reihen, einander gegenüber,
zu beiden Seiten eines nach Polatly führenden
Weges, ziemlich regelmäfsig angeordnet ist. Bei
den übrigen ist eine solche Anordnung nicht erkenn-
bar, sie liegen südlich und westlich zerstreut, einer
ganz isolirt dicht am heutigen Laufe des Sakaria,
Gordion.
nördlicli der antiken Stadt; endlich liegen einige
Tumuli noch auf den Höhen südlich des genannten
Baches. Alle fünf von uns untersuchten sind für
je einen Todten errichtet worden und zwar ist dieser
in dreien beigesetzt, in zweien verbrannt. Der
Wechsel der Bestattungssitte ist während des
6. Jahrhunderts v. Chr. erfolgt, wie an n. I klar
beobachtet werden kann.
Tumulus III. Die Ausgrabung wurde am
4. Juni begonnen, nach zweimaliger Unterbrechung
von je einer Woche beendet am 13. August. Der
Tumulus ist der gröfste der von uns ausgegrabenen,
ungefähr 14 m hoch. Die aufserordentliche Härte
des lehmigen Erdreiches machte die Arbeit sehr
mühevoll; in demselben wurden, abgesehen von
ganz wenigen groben Thonscherben, keinerlei antike
Reste gefunden. Die Beisetzungsgrube liegt im
Mittelpunkte und ist im gewachsenen Erdreich aus-
gehoben. In ihr befand sich die aus starken Holz-
balken gezimmerte, ganz schmucklose Grabkammer,
die unten und auf allen Seiten durch Schichten
kleinerer Steine gegen die Erdfeuchtigkeit geschützt
war. Eine gleiche Schicht von besonderer Dicke
bedeckte sie und darüber war dann das Erdreich
des Hügels aufgeschüttet. Des gewaltigen Erd-
druckes wegen war die Kammerdecke durch eine
doppelte Lage sich kreuzender Balken von o.ßox
0,40 — 0,48 m Stärke gebildet. Die Kammer ist
von O. nach W. orientirt und mifst im Lichten
3,70x3,10x1,90 m. Das Holz der Balken — nach
der durch eine Untersuchung im Rostocker botani-
schen Institut als sehr wahrscheinlich bestätigten
Aussage der Eingeborenen vom Baumwachholder
(Juniperus excelsa), welcher noch heute in den
Walddistrikten Phrygiens vorkommt — war aufser-
ordentlich gut erhalten, die am Rande liegenden
Balken völlig intakt, die in der Mitte liegenden
dagegen durch die gewaltige Erdlast eingedrückt.
Da die meisten und werthvollsten Beigaben längs
der Wände der Grube lagen, so sind sie ver-
hältnifsmäfsig gut erhalten, indem die noch intakten
und die nach der Mitte eingedrückten Balken eine
Art Schutzdach bildeten.
Die stark vermorschten Knochen des Todten
lagen in einem Holzsarkophag nahe der Nordwand
der Grube. Durch die eingedrungene Erde und
Steine war der Sarkophag eingedrückt, nur Länge
und Breite noch mefsbar (2x0,80 m). Er war aus
schmalen, in einander verzapften Streifen zusammen-
gesetzt, die in viereckige, abwechselnd horizontal
und vertikal geriefelte Felder getheilt sind; die die
letzteren umrahmenden glatten Streifen waren mit
Bronzebuckeln beschlagen. Leider konnte er nur
in kleineren Stücken herausgeschafft werden, die zum
Theil an der Luft auseinander platzten. Der Sarko-
phag enthielt aufser geringen Resten der Gewandung
und eines mit Bronzeblech beschlagenen Leder-
kollers, mit dem der Todte ausgerüstet war, 43
bronzene Bogenfibeln und, am Kopfende, 2 grofse
eiserne Gewichte in Form flacher Scheiben, die
gröfsere rund, die kleinere viereckig. Zu Füfsen des
Sarkophages fanden sich Scherben von grofsen, groben
Thongefäfsen, einem schwarzen, fein polirten, und
eine durch die Erde zusammengedrückte hölzerne
Schale mit Metallhenkeln, in der Mitte viele Scherben
grober Gefäfse, die übrigen Beigaben standen längs
der Südwand, vielleicht zum Theil durch die sinkenden
Balken zur Seite gedrängt. Unter den Gegenständen
aus Bronze sind zu nennen ein grofser, wohl-
erhaltener Kessel (Umfang 2,68, oberer Dm. 0,60,
Höhe 0,55 m) mit flachem Deckel und Ösen, in
denen sich Reste eiserner Ringe befanden, auch der
zugehörige eiserne Dreifufs ist erhalten; ferner
5 kleinere Kessel, 5 Becken, i Schöpflöffel, 27
Schalen mit und ohne Omphalos, mehrere Kannen,
I Feuerschaufel. Die Gefäfse sind meist ohne Ver-
zierung, aber sorgfältig gearbeitet und von gefälliger
Form; auf dem Rand des einen kleineren Kessels
ist ein unechtes Flechtband eingravirt; von den
Becken hat eins aufrecht stehende, mittels einer
Schiene durch Niete am Gefäfs befestigte Griffhenkel,
auf denen oben eine geöffnete Lotosknospe aufsitzt
(ganz gleiche oder sehr ähnliche sind in Cypern
gefunden worden s. Perrot-Chipiez III, S. 797, Fig.
557; Cesnola-Stern Taf. LXXI und LXVI, 2), ein
andres aufrechte, direct an die Gefäfswand ange-
nietete Ringhenkel, wie sie sich an archaischen
Dreifufstypen finden. An die Bronzegeräthe reihen
sich einige aus Eisen an; aufser den genannten
noch zwei Dreifüfse, eine Feuerzange, eine Feuer-
schaufel und Reste von Stäben zum Aufhängen der
Kessel über dem Feuer, zum Auflegen der Holz-
scheite u. a. m.
Von Thongefäfsen nennen wir eine grofse
Amphora aus bräunlich-grauem, geglättetem Thon
(H. 0,70, Umf. 1,75), die mit einem weifslichen,
mehlartigen Stoff gefüllt war, und eine kleine (H.
0,42 m) derselben Technik. Weitaus am wichtigsten
sind 42 kleinere Gefäfse, die sämmtlich, mit einer
Ausnahme, in dem grofsen Bronzekessel verpackt
waren und dadurch, von kleinen Beschädigungen
abgesehen, wohl erhalten sind. Unter ihnen stellen
wir voran die bemalten Gefäfse (11). Sie sind
aus hellem oder (2) rothem, gut gebranntem und
geglättetem Thon und mit matter brauner bis
schwarzer Farbe bemalt. Die Dekorationsmotive
Gordion.
sind rein geometrische, Mäander, Schachbrettmuster,
Netzwerk, Zacken und concentrische Kreise herrschen
vor; bei zweien kommen aufserdem stilisirte Thier-
figuren (Adler und Steinbock) in quadratischen
Feldern hinzu. Aufser einer Schüssel, einer Kanne
mit hochsitzender spitzer Tülle und einem einhenk-
ligen Becher zeigen die übrigen (8) die aus der
beistehenden Abbildung, Fig. 3, ersichtliche eigen-
thümliche und sonst unseres Wissens nicht zu be-
legende Form (Höhe ohne Henkel 0,08 bis 0,15 m).
Am Ansatz der Tülle ist stets ein Sieb eingefügt, bei
mehreren die ganze obere Mündung durch ein
solches verschlossen. In der Tülle sind meist treppen-
förmige Absätze angebracht. Stets stehen Henkel
und Tülle spitzwinklig zu einander; in Folge des
Unwillkürlich fragt man nach dem Zweck der oben
erwähnten merkwürdigen Einrichtungen dieser Ge-
fäfse. Siebausgufs, weitausladende Tülle, die treppen-
förmigen Ansätze in dieser, bei einigen Exemplaren
ein vorspringender Rand an deren Ende, endlich
bei mehreren der Verschlufs der ganzen oberen
Öffnung durch ein Sieb können nur den Zweck
haben, die in der auszuschenkenden Flüssigkeit noch
vorhandenen festen Bestandtheile zurückzuhalten.
Eine solche Flüssigkeit ist ein noch Gerste in
grofsen Mengen enthaltendes Bier, wie es den
Zehntausend bei den Armeniern vorgesetzt wurde
(Xenophon Anab. W, 5, 26). Von den Phrygern
aber ist ebenso wie von den stammverwandten
Thrakern schon durch einen sehr alten, der Zeit
Fig. 3.
Gewichtes der letzteren können die Gefäfse nicht,
oder nicht sicher aufrecht stehen. Das hier abge-
bildete ist das am einfachsten decorirte; die nächsten
Analogieen für diese Art der Verzierung in Matt-
malerei ergeben kyprische und unteritalische Gefäfse.
Die übrigen Gefäfse sind einfarbig (durch-
schmaucht), je nach der verschiedenen Qualität mehr
oder weniger gleichmäfsig grau bis schwarz; die
besten haben tief schwarze Farbe und glänzende
Politur, gleich den besten italischen vasi di bucchero.
Zu dieser technisch besten Klasse gehören u. a.
9 Gefäfse derselben eigenthümlichen Form, wie sie
die Mehrzahl der bemalten Vasen zeigt; zwei da-
von sind umstehend abgebildet Fig. 4 (H. 0,09 m).
Die Nachbildung von Metallgefässen ist bei diesen
wie bei allen übrigen derselben Klasse augenfällig.
unseres Tumulus nicht fernstehenden Gewährsmann,
nämlich Archilochos (fr. 32 Bgk.) bezeugt, dafs sie
Bier (ßpüxov) tranken*. Es erscheint im hohem
Grade wahrscheinlich, dafs unsere Gefäfse die Art
veranschaulichen, wie dieses Nationalgetränk an der
Tafel eines vornehmen Mannes servirt wurde.
Aus dem grofsen Kessel, der das Bier mit samt
der Gerste enthielt, schöpfte man mit den hoch-
gehenkelten Schnabelkännchen, deren Sieb und
Tüllenabsätze den Trank läuterten ; die klare Flüssig-
keit gofs man aus ihnen in Trinkschalen und ver-
mischte sie vermuthlich vor dem Gebrauch mit
Wasser (s. Xenophon a. a. O.), daraus würde sich die
*) Dieser und weitere Nachweise bei Hehn
Kulturpfl. u. Hausth. 2 S. 126 fg.
Gordion.
Kleinheit der zum Einschenken dienenden Gefäfse
befriedigend erklären. Die Aufbewahrung der zahl-
reichen Gefäfse in dem grofsen Kessel wird ver-
ständlich, wenn wir in ihm den zu den Schöpf-
kannen gehörenden Braukessel erkennen. Aufser
den letzteren gehören zu diesem »Bucchero-Service«
noch mehrere Kannen verschiedener Form, sowie
II Trinkschalen, theils mit hohem, theils mit nie-
drigem Fufs. Aufserdem ist noch bemerkenswerth
ein Becken mit Schnurhenkeln und dem zugehörigen
Dreifufs aus demselben Material, wiederum ein be-
sonders charakteristisches Beispiel der Nachahmung
von Metalltechnik.
portirten Gegenständen, wie sie sich in den Tunuili
I, II und V gefunden haben. Tumulus III kann
demnach keinesfalls jünger sein als das siebente vorchr.
Jahrhundert und historische Erwägungen machen es
sehr wahrscheinlich, dafs er älter ist als der Einfall
der Kimmerier. Wenn es sich bestätigt, dafs die
gleichen Fibeltypen in einem sehr alten Grabe von
Thera wiederkehren, so würde unser Grab sogar
noch ziemlich weit in das achte Jahrhundert hinauf-
zusetzen sein.
Wie räumlich, so steht auch zeitlich dem be-
sprochenen am nächsten Tumulus IV, dessen
Untersuchung, da er nur ca. 5 m hoch und das
Fig- 4-
Die zahlreichen Geräthe aus Holz haben leider
der von unten in das Grab eingedrungenen Grund-
feuchtigkeit nicht widerstanden und es konnten nur
geringfügige Reste einer Kline, zweier Sessel, eines
Scepters (?) geborgen werden. Dagegen ist ziem-
lich wohl erhalten eine 0,09 m hohe Thiergruppe
archaischen Stils, einen Löwen darstellend, der ein
Lamm vom Kopfe an auffrifst. Die hölzerne Plinthe
ist mit vier Bronzenägeln auf einer Eisenplatte be-
festigt und das Ganze diente offenbar als Griff
eines Deckels — vielleicht des zu dem grofsen
Kessel gehörigen. Von Küchengeräthen ist noch
ein hölzerner Quirl mit 5 Zinken erhalten.
Für die Zeitbestimmung des Grabes ist
entscheidend das Fehlen von aus Griechenland im-
Erdreich leicht zu bewegen war, in wenigen Tagen
(4. — II. August) bewältigt wurde. Die Beisetzungs-
grube (3,70X2,50x1,70 m) ist annähernd NW.—
SO. orientirt und liegt nicht im Mittelpunkt, sondern
östlich von der Achse des Hügels und mehr nach
dessen Peripherie hin. Ihre Einrichtung entspricht
ganz der des vorigen, nur war sie mit grofsen un-
behauenen Steinen bedeckt und umgeben, die Holz-
balken der Decke aber vergangen, so dafs das
Innere der Grube mit Steinen und Erde ganz an-
gefüllt war. Es fanden sich Reste eines mit Bronze-
buckeln beschlagenen Holzsarges und geringfügige
Knochenreste des Todten; an Beigaben drei Bronze-
kessel (von denen einer wohlerhalten), eine Schöpf-
kelle und 24 Fibeln, aufserdem Scherben von
Gordion.
wenigstens vier braunen, bezw. scliwarzen Thonge-
fäfsen. Die Fibeltypen entsprechen im Allgemeinen
den in Tumulus III gefundenen, jedoch so, dafs die
relativ jüngeren zahlreicher vertreten sind, der
Tumulus mithin für etwas jünger gelten darf als
jener.
Die übrigen drei Tumuli bilden zusammen die
jüngere Gruppe der von uns erforschten und ge-
hören sämmtlich dem sechsten Jahrhundert an.
Am weitesten westlich, dem Stadthügel am
nächsten, liegt Tumulus II, der älteste dieser
Gruppe. Die Höhe beträgt ungef. 5 m, die Bei-
setzungsgrube liegt wie bei IV etwas seitlich vom
Mittelpunkt, ist ungefähr O. — W. orientirt (mit Ab-
weichung von 10' nach N.) und genau so einge-
richtet wie die von IV (Mafse i. L. : 3,30x2,25
X1.80 m). Die Arbeit begann am 16. Mai und
wurde am 5. Juni beendet. In der in Folge des
Bruches der Deckbalken mit Erde und grofsen
Steinen angefüllten Grube fanden wir aufser den,
soweit erkennbar, von nur einem Individuum her-
rührenden menschlichen Knochen eine grofse Zahl
von Gegenständen aus Elfenbein, welche offen-
bar zur Verzierung eines Sarkophages gedient haben.
Es sind zahlreiche Stücke eines plastisch gearbeiteten
Rundstabes (Kymation) und dünne, mit eingeritzten
Ornamenten versehene Plättchen. Auf der Rückseite
jener finden sich in bestimmten Abständen von ein-
ander viereckige Zapfenlöcher, deren Stellen durch
Ritzlinien vorgezeichnet sind : daneben auf drei Stücken
eingeritzte Buchstaben: ^ und X (zweimal). Da der
zweite derselben nur in den Alphabeten von Korinth
und Sekyon vorkommt, so wird die Annahme un-
abweislich, dafs der ganze Sarkophag von einer dieser
Städte, wahrscheinlicher wohl der erstgenannten,
im sechsten Jahrhundert iraportirt worden ist.
Das Hauptfundstück dieses Grabes, ein 0,44 m
hohes Salbgefäfs aus orientalischem Alabaster,
wurde in drei Stücken — davon eines aufserhalb,
eins an deren oberen Rand und das Kopfstück
innerhalb der Grube — gefunden, so dafs man an-
nehmen mufs, es sei bei der Bestattung absichtlich
zerbrochen worden. Das Obertheil (s. beistehende
Abbildung Fig. 5) hat die Gestalt einer reich ge-
schmückten Göttin, welche mit beiden Händen
einen Löwen an dessen vier Beinen hält, so dafs
sein Körper wie ein Sack herabhängt. Ist in dieser
r.oTvta ÖTjpwv die phrygische Nationalgöttin Kybele zu
erkennen? Gewifs wird dies der phrygische Besitzer
des Alabastron gethan haben, schwerlich derKünstler,
wo auch immer seine Heimath zu suchen ist. Nach
Material und Stil nächstverwandte Gefäfse sind in
Etrurien gefunden worden und gelten allgemein als
F'g- 5-
phoenikische Erzeugnisse ^ Die betreffenden Gräber
werden von Heibig mit guten Gründen in die Zeit
der 26. ägyptischen Dynastie (663 — 522) gesetzt.
Aufserdem fanden sich die Bruchstücke eines
grofsen unverzierten Alabastron und viele Scherben
sowohl von mit Firnifsmalerei verzierten, wie von
monochromen Thongefäfsen; endlich einige kleinere
Gegenstände geringerer Bedeutung.
Wie oben gesagt, war auch in diesem Grabe
nur ein Todter beigesetzt, doch fanden sich zwischen
den um die Beisetzungsgrube aufgehäuften Steinen
ebenfalls menschliche Knochen. Sie können nur
von einer älteren Beisetzung herrühren und sind
offenbar bei Seite geschafft worden, um dem letzten
Inhaber Platz zu machen. Aber auch regelrechte
Nebenbeisetzungen haben hier (was bei keinem der
anderen Tumuli beobachtet wurde) noch stattge-
funden, während der eigentliche Grabhügel auf-
5) Micali, Mon. ined. IV n. 2—4; Mus. Greg.
II, 3; einige weitere bei Heibig cenni sopi-a l'arte
fenicia Ann. d. Inst. 1896 S. 240 ff.
lO
Gordion.
geschüttet wurde; wir fanden die mit kleinen Steinen
bedeckten Skelettheile eines Individuums nahe der
Grube, die von zwei weiteren in der losen Erde
nahe dem Nordrande des Grabhügels. Ein in ge-
ringer Tiefe gefundener grofser Topf aus grauem
Thon enthielt die Überreste eines ungeborenen
Kindes. Ü berhaupt kamen in der Erde des Grab-
hügels sehr zahlreiche Scherben bemalter und mono-
chromer Thonwaare, darunter solche mit feinster
Politur, auch ein grober Topf mit Asche und
thierische Knochen zu Tage, welche auf Todten-
opfer schliefsen lassen.
Tumulus I, in geringer Entfernung östlich
von dem eben besprochenen, ist der zweitgröfste
der von uns untersuchten, ca. 12 m hoch, und
wurde in der Zeit vom 8. Mai bis 28. Juni ausge-
graben. Ungefähr im Mittelpunkt fand sich eine
im gewachsenen Boden ausgehobene, von O. nach
W. gerichtete Grube, deren Mafse bei dem Fehlen
der in den anderen Tumuli beobachteten Holzver-
schalung und Steinpackung nicht genau festgestellt
werden konnten; an ihrem oberen Rande eine Nische
und eine Art horizontal geführter Stollen, welche
beide leer waren. Bei der Ausräumung der Grube
stiefsen wir in Tiefe von 2,50 m auf eine 0,12 bis
0,15 m starke Brandschicht, aus Kohle, Asche, cal-
cinirten Knochen bestehend, welche zwei ganze
und Scherben von 3 weiteren korinthischen Ary-
balloi, ferner 2 graue und 2 kleine braunrothe
Töpfe, eine grofse Menge von Bruchstücken anderer
monochromer Gefäfse und von zu einer formlosen
Masse zusammengedrückten Bronzegefäfsen enthielt.
Der Befund ist nur so zu erklären, dafs man
ursprünglich die Absicht hatte, den Todten zu be-
graben, dann aber sich entschlofs, ihn zu ver-
brennen und nun die Knochenreste des Leichnams
(in einem Bronzegefäfs ?) nebst den Resten vom
Leichenbrand und den Beigaben in der zur Auf-
nahme des unverbrannten Leichnams bergerichteten
Grube beisetzte. Diese Ueberreste wurden dann
einfach mit Erde bedeckt bis zum Rand der Grube
und darüber der Grabhügel aufgeschüttet. In dem
Erdreiche des letzteren fanden sich eine grofse An-
zahl von Vasenscherben verschiedener Gattungen,
drei von gröfseren Gefäfsen aus ägypt. Porzellan,
2 Bogenfibeln, an mehreren Stellen Ansammlungen
von Kohlen und, mehr vereinzelt, thierische Knochen,
darunter ein Hörn und Zähne vom Rind. Ein
Theil dieser Funde mag schon von älterer Zeit her
sich in der zur Aufschüttung verwendeten Erde be-
funden haben; die Hauptmasse scheint aber doch
von Todtenopfern herzurühren, wenn auch eine
regelmäfsige Schichtung wie am Tumulus von Bos-
öjük nicht zu beobachten ist. Ein im äufseren
Drittel des Einschnittes gefundener Topf aus grobem
bräunlich-grauen Thon, welcher eine kleine Tasse aus
schwarzem Thon, Asche, Kohle und calcinirte Knochen
enthielt und mit einem sog. »Seelenloch« versehen
war, rührt jedenfalls von einer Nachbestattung her.
Tumulus V, östlich von IV gelegen und an-
nähernd 5 m hoch, wurde vom 9. — 16. August aus-
gegraben und zwar so, dafs ein breiter Einschnitt
durch den ganzen Hügel hindurch gemacht wurde.
Dabei kam in der südlichen Hälfte, nach dem
äufseren Rande des Hügels zu, eine 2,80 m lange,
1,20 m breite und 0,50 m tiefe Brandgrube zu
Tage, welche geringe stark verbrannte Knochenreste
enthielt. Rings um dieselbe und quer über den
gröfsten Theil des Einschnittes zog sich eine dünne
Brandschicht mit zahlreichen Resten thierischer
Knochen, groben und feineren Scherben und form-
losen Bronz'epartikeln. Unter den theils in, theils
neben der Grube gefundenen Gegenständen sind
besonders hervorzuheben: zahlreiche Bruchstücke
einer attischen Kleinmeisterschale, deren Innenbild
in äufserst feiner und sorgfältiger Zeichnung drei
Delphine und einen anderen Fisch zeigt; auf der
Aufsenseite steht die KUnstlerinschrift:
'EpYdT[t(jLo; • [A izoi]rfitv [KXit] i'a; • p.' lypa'f aev.
Ferner zahlreiche Scherben einer ähnlichen un-
signirten Schale, deren Innenbild einen Epheben
zu Pferde, darunter einen Hasen, ebenfalls in aufser-
ordentlich feiner Zeichnung, darstellt. Diese Gefäfse
führen uns ungefähr auf die Mitte des sechsten
Jahrhunderts als Entstehungszeit des Grabes.
Fassen wir zum Schlüsse die Summe unserer
Ergebnisse kurz zusammen. Die Hoffnung, auf dem
Hügel bei Pebi bauliche Ueberreste einer alten
Stadt zu finden, hat sich erfüllt. Freilich sind die-
selben sehr bescheidener Art und das Heiligthum,
das hier ungefähr im Anfang des sechsten Jahr-
hunderts gegründet worden ist, trug nach Ab-
messungen und Material einen fast dürftigen
Charakter. Dennoch stellen diese einzigen bisher
bekannten baulichen Ueberreste in Phrygien aus
der Zeit der lydischen Herrschaft eine werthvolle
Bereicherung unserer Kenntnisse dar. Vor Allem
ist es erfreulich, dafs durch sie die stolzesten Zeugen
der phrygischen Kultur, die grofsen Felsfassaden,
konstruktiv besser verständlich und zeitlich sicherer
bestimmbar werden.
Die Funde in Stadt und Nekropole lehren nicht
minder eindringlich als die Felsdenkmäler, wie be-
deutend der Wohlstand des Staates unter derOberherr-
schaft der Mermnaden war. Dafs durch diese fast
Archäologische Gesellschaft. 1901, Februar.
II
ganz hellenisirten Herrscher dem griechischen Einflufs
die Thore des Landes weit geöffnet wurden, konnte
man früher nur aus einzelnen Anzeichen erschliefsen,^
jetzt liegt uns ausgiebiges Beweismaterial dafür vor.
Attische und korinthische Thongefäfse nimmt der
phrygische Grofse in Kroisos Zeit mit in das Grab, ja
sogar den kunstreichen Sarkophag bringt ihm der
griechische Kaufmann über das Meer. In der Stadt
lassen sich einzelne Griechen nieder und ritzen
griechische Buchstaben in das phrygische Gefäfs,
das dem phrygischen Gotte geweiht wird. Ja selbst
die Thonplatten, mit denen die Phryger das Haus
ihres Gottes schmücken, zeigen neben den alten
geometrischen Mustern hellenische Ornamente, helle-
nische Figuren. Ueberraschender als die Menge
des griechischen Importes im 6. Jahrhundert ist noch
die Thatsache, dafs Athen und Korinth stärker an
ihm betheiligt sind, als die Städte Joniens.
In eine ältere, wesentlich verschiedene Epoche,
in der die Phryger noch nicht von Westen, wohl
aber, so scheint es, von Süden, von Cypern her,
Anregungen empfingen, gewährt Tumulus III einen
Einblick. Wir erkennen auch hier eine ansehnliche
Kultur, die in der alteinheimischen Art der Keramik
Mustergültiges leistet und auch in Holz und Metall
trefflich zu arbeiten weifs. In jener Zeit der nationalen
Selbständigkeit, deren Ausgang der Tumulus an-
gehören wird, waren die Phryger hinter den Griechen
des Festlandes kaum sehr erheblich zurück.
Die Gräber einer noch weiter zurückliegenden
Epoche haben wir bisher nicht gefunden; nur
dürftige Reste auf dem Stadthügel geben uns Kunde
von ihr.
Den positiven Beweis dafür, dafs die von uns
untersuchte Stadt Gordion gewesen sei — etwa
eine Inschrift mit dem Stadtnamen — haben unsere
Grabungen freilich nicht zu Tage gefördert, auch er-
scheint die Aussicht, dafs dies bei völliger Freilegung
der ganzen Stadt geschehen werde, gering. Die
Beobachtungen und Schlüsse aber, welche Ath. Mitth.
XXII S. 23 zusammengefafst wurden, sind durch den
Spaten lediglich bestätigt und ihr Gewicht ist in
dem Mafse verstärkt worden, dafs wir uns berechtigt
glauben, diesen Bericht mit dem Namen der alten
phrygischen Königsstadt zu überschreiben.
Rostock und Greifswald.
G. Körte. A. Körte.
«) Athen. Mitth. XXIII 134 ff.
SITZUNGSBERICHTE
DER ARCHÄOLOG. GESELLSCHAFT
ZU BERLIN.
1901.
FEBRUAR.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit der
Mitteilung, dafs Herr Professor Dr. Heinze als
ordentliches Mitglied aufgenommen, die Herren
Dr. K. G. Brandis, Oberst Janke und Dr. Zahn
zur Aufnahme vorgeschlagen worden sind. Sodann
berichtet der Vorsitzende, dafs er selbst und Herr
Trendelenburg sich gezwungen gesehen hatten, die
Hilfe des Staatsanwaltes wegen Beleidigungen in
Anspruch zu nehmen, die Herr Dr. Hauser in Rom
gelegentlich eines Einspruchs gegen das Protokoll
über die Novembersitzung des Jahres 1898 gegen
sie gerichtet hatte. Nachdem der Staatsanwalt die
Anklage erhoben und diese zu einer Verurteilung
des genannten Herrn geführt hat, glaubt der Vor-
stand durch folgende Mitteilung einem Wunsche
entsprechen zu sollen, den Herr Dr. Hauser an die
Redaktion des Archäologischen Anzeigers gerichtet
und diese dem Vorstand übermittelt hat.
Herr Trendelenburg hatte in seiner Erklärung
in der Märzsitzung 1899 im allgemeinen anerkannt,
dafs der veröffentlichte kurze Bericht über die No-
vembersitzung 1898 für die einzelnen, im münd-
lichen Vortrag gebrauchten Ausdrücke nicht ver-
bindlich sei, da diesem Vortrag keine schriftliche
Aufzeichnung zu Grunde gelegen habe. Nunmehr
sieht das Gericht durch Zeugenaussage eines
unserer Mitglieder im besonderen als festgestellt
an, dafs in der genannten Sitzung Herr Trendelen-
burg »sich thatsächlich nicht über Mangel an Takt
auf Seiten des Angeklagten geäufsert hat«.
Der statutenmäfsige Kassenbericht, den Herr
Trendelenburg in diesem Jahre zum zwanzigsten
Male erstattete, ergab ein erfreuliches Bild von der
finanziellen Lage der Gesellschaft. Nachdem die
Rechnungslegung durch die Herren Afsmann und
Dahm geprüft und richtig befunden worden war,
wurde dem Schatzmeister Entlastung erteilt. Hier-
auf wurde zur Wahl des Vorstandes geschritten und
auf Vorschlag des Herrn Diehls die Herren
R. Schöne, Conze, Kekule von Stradonitz
und Trendelenburg durch Zuruf wiedergewählt.
Herr O eh 1er vervollständigte seine in der
Märzsitzung 1900 gemachten Angaben über die
neuen Entdeckungen des Herrn Hantz in der Bucht
von EI-Kram (Acadeviie des inscriptions et belles-httres.
Comptes rendus 1900, p. 53 — 78): Soweit er sich
über den ersten hydrographischen Teil der Aus-
12
Archäologische Gesellschaft. 1901. Februar.
führungen des genannten Seeoffiziers ein Urteil zu-
trauen dürfe, scheine es ihm erwiesen, dafs un-
mittelbar nördlich am Kasino von Khereddine ein
Molo ansetzte, der einen gegen alle Winde ge-
schützten Hafen von ca. 300 m Breite und ca. 800 m
Länge mit einem Flächeninhalt von 240000 qm
bildete, welcher mit dem Meere durch eine im
Norden zwischen dem Molenkopfe und dem Fest-
lande gelegene Einfahrt von 60 — 70 m Breite in
Verbindung stand. Auch der zweite Teil der Aus-
führungen des Herrn Hantz sei sehr beachtenswert;
indessen sei denselben gegenüber vor der Hand
noch Zurückhaltung geboten, weil einige Punkte
der Aufklärung bezw. des Beweises bedürften,
was Herr Hantz übrigens selber zugebe. Herr
Oehler wird an anderer Stelle eingehender auf
seinen Bericht zurückkommen.
Herr Conze legte das Werk von Pontremoli
und Collignon »Pergame« (Paris 1900) vor, unter
warmer Anerkennung dessen, was hier durch liebe-
voll eingehende Beschäftigung beider Autoren mit
dem unseren Interessen hier in Berlin so nahe
liegenden Gegenstande geschaffen sei. Die An-
erkennung galt sowohl den künstlerisch ausgezeich-
neten bildlichen Darstellungen Pontrcnioli's, als
auch dem litterarischen, von Collignon herrührenden
Teile. Zu einer erheblichen Abweichung seiner
Ansichten von der der Autoren fand der Vortragende
fast nur in einem Punkte Anlafs, allerdings einem
nicht unwichtigen, betreffend die Wiederherstellung
des grofsen Altars. Die Art der Anbringung des
sog. Telephosfrieses anders als an der Rückseite
der Säulenhalle würden jetzt wohl auch Pontremoli
und Collignon nicht mehr aufrecht erhalten wollen,
nachdem inzwischen die Arbeit von Schrader im
Jahrbuch des Instituts (1900, S. 97 ff.) erschienen
sei. Aufserdem wurde die Frage aufgeworfen, ob
der von Pausanias in aller Kürze als in Pergamon
vorhanden erwähnte Aschenaltar überhaupt auf dem
Eumenischen Pracht -Altare zu suchen sei, und
nicht vielmehr an einer ältesten Opferstelle, auf
deren Spur an höchster Stelle des Stadtberges
Richard Bohn aufmerksam gemacht hätte.
Der Vortragende nahm Gelegenheit, was in der
Archäologischen Gesellschaft noch nicht geschehen
sei, zu erwähnen, dafs die schrittweise Fort- und
Durchführung der Untersuchung von Pergamon dank
dem Entgegenkommen der Verwaltung der König-
lichen Museen nunmehr vom Archäologischen Institute
in die Hand genommen werden solle, sobald die im
Reichs-Etats-Entwurf dafür eingestellten mäfsigcn,
aber ausreichenden Mittel vom Reichstage bewilligt
sein würden. Ein erster Schritt dazu sei bereits
im vorigen Herbste mit Wiederbeginn der Aus-
grabungen gemacht worden, über deren ermutigende
Ergebnisse in der nächsten Sitzung der Gesellschaft
berichtet werden solle. Einstweilen kam nur die
Photographie eines am Abhänge unterhalb des
Gymnasiums gefundenen überlebensgrofsen Marmor-
kopfes, im Typus Alexander dem Grofsen gleichend,
zur Vorlage.
Herr B. Graef berichtete eingehend über das
Buch von O. Puchstein, Die griechische
Bühne, eine architektonischeUntersuchung.
Berlin 1901.
Nachdem früher die Gestalt der griechischen
Theaterbauten wesentlich um möglicher Rückschlüsse
auf die Aufführung der Stücke willen uns interessirten,
ist durch das reichlich angewachsene Material ein
architektonisches Problem an und für sich daraus
entstanden.
In diesem Sinne mufs zunächst das vorliegende
Buch gelesen werden, und wenn auch Puchstein
selbst seine Meinung über die Benutzung der
Skenengebäude bei Aufführungen deutlich genug
kundgiebt, so mufs doch diese Frage von der nach
der Gestalt der Skene fürderhin getrennt behandelt
werden. Da die Aufstellungen Puchsteins zum
grofsen Teil sehr überraschend sind, und oft so,
dafs sie nur durch erneute Untersuchung der
Ruinen entschieden werden können, überdies das
Buch noch so neu ist, dafs auch die durch reine
Denkarbeit zu erörternden Fragen noch nicht er-
ledigt sein können, so soll im folgenden weniger
beurteilt als referiert werden.
Zunächst wird die typische und allen gemein-
same Gestalt des Pros kenion festgestellt. Dafs es
sich dabei nicht nur um eine Stützenstellung mit
einem Dache, sondern wirklich um ein Podium
handele, auf welchem man auftreten konnte, ist
allgemein zugegeben. Der bühnenmäfsige Charakter
wird hier besonders an den Resten der Konstruktion
erhärtet.
Dafs die Pinakes, welche zsvischen die Stützen
gefügt waren, nicht, wie Dörpfeld wollte, Bilder zum
Auswechseln waren, sondern nur Wandteile, wird
unter Bezugnahme auf andere Gebäude mit Inter-
kolumnienschlufs und die niedrigen Preise für den
Anstrich der Pinakes in den Baurechnungen von
Delos überzeugend dargethan.
Dafs es im hölzernen Proskenion nicht anders
war, wird man zugeben. Dafs aber dieser That-
bestand allein genüge, um dieser Pinakeswand den
Charakter des Spielhintergrundes ganz abzusprechen
und sie ausschliefslich zu Stützen der Bühne zu
machen, leuchtet nicht ein. Man möchte verstehen,
Archäologische Gesellschaft. 1901. Februar.
13
warum gerade diese und keine andere Form des
Unterbaus gewählt wurde. Den akustischen Cha-
rakter einer solchen Wand als Hintergrund sucht
P. in eigentümlicher Weise zu umgehen, wiewohl
er bei dem hölzernen Podium gerade auf diesen
besonderes Gewicht legt. Unter den an die Gestalt
des Proskenion sich knüpfenden Einzelfragen ver-
dienen die lehrreichen Beobachtungen über die
Entwickelung der Stützentypen besondere Beachtung.
Es handelt sich nun in dem zweiten, dem
Hauptabschnitt des Buches, um »Die Grundrifs-
formen der griechischen Bühne«, das heifst
also, um den Grundrifs des über der Proskenion-
wand sich erhebenden Oberstocks. Dafs ein
solcher existierte, ist an einigen Theatern durch
untrügliche Spuren erwiesen , aber es ist kaum
etwas davon übrig geblieben. Vermutungen darüber
zu wagen, ist also nicht nur das Recht, sondern
sogar die Pflicht des Forschers. P. geht dabei
von der ausgesprochenen Absicht aus, diesen Ober-
stock als eine griechische Bühne wiederherzustellen,
welche mit den Angaben des Vitruv über-
einstimmt.
Nach bewährter Methode werden die Skenen
in landschaftliche Typen gesondert.
Zum Ausgangspunkt für den ersten, den öst-
lichen Typus nimmt P. das Theater von Priene.
Hier ergiebt sich als ganz gesichert für den
Oberstock eine Grundrifsform, bei welcher das
Podium jederseits die Länge des Bühnengebäudes
überragt und so nach hinten umbiegt, dafs es
auch einen Teil der beiden Seiten umfafst. Diese
beiden an der Seite nach hinten laufenden Teile
erklärt Puchstein für die Versurenwege des
Vitruv, die beiden Mauern, welche sie seitlich ein-
fassen, für die Paraskenien. Die drei Thüren,
welche nach Mafsgabe des Unterstocks aus jedem
der drei Räume der Skene auf das Podium führen,
würden dann der Regia und den beiden Ho-
spitaljades Vitruv entsprechen. Aufserdem nimmt
P. noch Thüren an, wie sie seiner Meinung nach
zur Verbindung notwendig sind. Ist bis auf die
Anlage der Thüren dieser Grundrifs gesichert, so
knüpft sich eine wichtige Frage an den Aufbau.
Es ist nämlich an der N.W.ecke ein Orthostat er-
halten, der sich als Teil einer Brüstung ergiebt,
die hier bis zur Treppe, welche von hinten auf das
Podium führt, dessen seitlichen Schutz bildete.
Ahnlich mufs dann auch auf dem östlichen Teil
eine Brüstung gestanden haben. P. giebt zu, dafs
dieses die wahrscheinlichste Ergänzung sei. Aber
der Wunsch, hier die Paraskenienwand Vitruvs
wiederzufinden und eine nicht ganz überzeugende
Analogie der Bühne von Termessos führt ihn dazu,
den prinzipiellen Unterschied zwischen einer
niedrigen Balustrade und einer hohen Wand —
die dann doch wohl auch ein Dach tragen und
den ganzen Eindruck des Gebäudes wesentlich ver-
ändern müfste — fast unmerklich etwas zu ver-
wischen, so dafs wir im nächsten Theater dieses
Typus, dem von Delos, bereits nur noch von
Wänden lesen (S. 56), seien es niedrigere oder
höhere. Und doch wird man nicht gern eine
niedrige Balustrade, die einen unbedeckten Balkon
begrenzt, für ein Paraskenion halten wollen.
Hier also ist ein Punkt, der für die ganze
Frage wichtig ist, und an dem ich lebhafte Be-
denken nicht zurückhalten kann. Denn andererseits
wäre eine wirkliche hochgehende Wand, die an
drei Seiten eine auf Stützen ruhende ringsum-
laufende Galerie in Delos begrenzte, eine sehr
schwere Zumutung. — In diesen östlichen Typus
werden ferner eingeordnet: das Theater in Assos,
in Magnesia, Ephesos und Pergamon.
Der zweite Typus ist die Rampenbühne.
Er ist am bekanntesten durch das Theater von
Sikyon , wo die Rampen zum Teil aus dem an-
stehenden Felsen gehauen und daher noch heut er-
halten sind. Ein zweites Beispiel, wo die Rampen
sicher da waren, ist Epidauros. P. erklärt sie
auch hier für ursprünglich. Eine Ergänzung der
Bühne von Epidauros giebt das Titelbild, aus
dem ersichtlich ist, wie sich P. die Bühne mit den
Paraskenien und den die Versurenwege vertretenden
Rampen, mit zweitem Obergeschofs und Dach in
Übereinstimmung mit Vitruv denkt, und wie er sie
für das Spiel verwendet wissen will. Das Befremd-
liche dieser Ergänzung ist ihm selbst nicht ver-
borgen und wir halten daher billig auch unser
eigenes Urteil noch zurück. Als weitere Beispiele
dieses Typus erweist P. zum Teil mit einem hohen
Grade von Wahrscheinlichkeit Oropos, Zea, Mega-
lopolis, das zweite so genannte hellenistische
Proskenion in Athen, welches er für das Lykur-
gische erklärt, und die zweite Periode der Skene
von Eretria. Hier haben sich bekanntlich im
Oberstock Steingleise gefunden, die P. mit dem
amerikanischen Herausgeber als für das Ekkyklema
bestimmt ansieht. Diese Bestimmung wird von
Dörpfeld geleugnet, da er überhaupt die Nach-
richten über Verwendung des Ekkyklema im
V. Jahrhundert zum Teil im Anschlufs an Neckel
für Erfindungen der Grammatiker hält.
Aber auch Dörpfeld läfst einen rollbaren
Thron bestehen und giebt für Eretria Wagen zu.
Jedenfalls ist also in Eretria eine Vorkehrung für
14
Archäologische Gesellschaft. 1901. Februar.
etwas Rollbares vorhanden, und bei der Unsicher-
heit unserer litterarischen Überlieferung über das
Ekkyklema, wie sie Dörpfeld (Das griechische
Theater S. 236) klar darlegt, wird man künftighin
jene Vorkehrung als Grundlage weiterer Unter-
suchungen verwenden müssen. Und sie beweist
freilich eine intensive Benutzung des über dem
Proskenion liegenden Podiums zu Spielzwecken.
Aufserdem besafs auch das Theater von
Pompei nach Puchsteins und Koldeweys Ermitte-
lungen ehemals eine hochgelegene Bühne, zu
welcher sie Rampen ergänzen.
Als dritter Typus der griechischen Bühne er-
scheint der »altattisch-westliche«.
Der Grundrifs der von Dörpfeld so genannten
Lykurgischen Skene besteht bekanntlich aus einem
langgestreckten Rechteck, dem an der einen dem
Zuschauerraum zugekehrtenLangseite zwei annähernd
quadratische VorsprUnge vorgelegt sind.
Puchstein widerspricht zunächst der von Dörp-
feld vorgeschlagenen Ergänzung mit Säulen auf
den Vorsprüngen und vor dem von diesen einge-
schlossenen mittleren Wandteil — wie mir scheint,
mit überzeugenden Gründen. Ferner hält er diesen
Bau für älter als Lykurg. Er ergänzt nun auch
dieses Gebäude im Oberstock mit einer Bühne
zwischen den beiden Vorsprüngen. Eine ähnliche
Anlage nimmt er für die erste Form des Theaters
von Eretria an, wo schon zu etwas befremdlichen
Annahmen (Bogen im Erdgeschofs zum Tragen der
Paraskenienwände) gegriffen werden mufs. Beide
Theater will P. bis an das V. Jahrhundert hinauf-
rücken, für das somit eine erhöhte Bühne gewonnen
wäre, die an Breite alle späteren übertroffen hätte.
Diese Folgerung, welche freilich für das Spiel im
V. Jahrhundert von erschreckender Bedeutung wäre,
unterliegt aber einer Reihe von Bedenken. Zu-
nächst ist zwar das relative Alter dieser Bauten
sicher, aber die Gründe für einen so frühen Zeit-
ansatz (Analogie mit den Mauern von Dystos)
nicht überzeugend. Ferner ist gerade für diese
beiden Skenengebäude weder ein Oberstock noch die
Existenz eines Proskenion, welches die Bühne hätte
tragen müssen, irgendwie erweislich. Dafs dort
ein solches gewesen sei, folgert P. aus dem Theater
von Neu Pleuron, welches aber Ende des III. Jahr-
hunderts erbaut ist, und aus Sicilischen Theatern,
vor allem dem von Segesta. Doch scheint mir
auch diese Analogie nicht zwingend und die Mög-
lichkeit, dafs unter diesem ganzen dritten Typus zwei
verschiedene zusammengefafst seien, offen zu halten.
Es bleibt also vieles unsicher, aber abgesehen
von diesen letzteren beiden ältesten Beispielen ist
doch für alle späteren Bühnenbauten die Herrichtung
zum Spiel auf dem Proskenion immer deutlicher
geworden. Schon Robert hatte (Hermes XXXII)
für die hellenistische Zeit ein Spielen auf der
hohen Bühne angenommen. Aber wir müssen uns
hüten, dasselbe für das V. Jahrhundert anzunehmen,
selbst wenn sich erweisen lassen sollte, dafs auch
die alte Tragödie später so aufgeführt wurde.
Aber die späteren Theater waren doch in erster
Linie für die Stücke ihrer Zeit eingerichtet. Nun
hat zwar Leo (Rh. Museum LH) auch für diese
den Chor nachgewiesen. Doch nahm er nicht
mehr wie früher an der Handlung teil.
Es läfst sich nun aber auch von anderer Seite
der positive Beweis erbringen, dafs die früheren
Skenenbauten sehr viel primitiver gewesen sein
müssen, als die uns bekannten • — die nicht älter
sind als das Ende des IV. Jahrhunderts: Bekannt-
lich ging in vielen Theatern dem steinernen Pro-
skenion ein hölzernes voraus. Puchstein und
Koldewey haben unsere Kenntnis dieser hölzernen
Proskenien um ein sehr wichtiges und merkwürdiges
Beispiel in Akrai vermehrt.
Der Gedanke liegt nahe, sich diese Holzbauten
nicht als dauernde Teile eines im übrigen aus
Stein erbauten Theaters zu denken, sondern zu
glauben, dafs sie immer nur für jede Aufführung
in die dazu hergerichteten Lochsteine eingesetzt
wurden. So geschah es sicher noch in helle-
nistischer Zeit in Pergamon, wo ja der Grund er-
sichtlich ist, so früher in Megalopolis, wo man die
Front des TJiersileion nicht verunstalten wollte,
und deshalb zur Aufbewahrung der Skenenbestand-
teile — wie jetzt feststeht — mit dem Theater
gleichzeitig eine »Skenotheke« baute. Ein Umstand,
auf den auch P. ausdrücklich hinweist.
Es ist kaum denkbar, dafs solche leicht aufzu-
bauende und leicht abbrechbare Holzskenen bereits
komplizierte Bauten aus zw^ei Stockwerken und
mehreren Zimmern gewesen seien. Man wird sie
sich möglichst primitiv zu denken haben.
Man erkennt also immer besser eine lange Ent-
wickelung der Bühnenbauten, und darin liegt eine
grofse Puchstein verdankte Förderung.
Dann aber wird es auch immer klarer, dafs wir
zu trennen haben die Frage nach Gestalt der stei-
nernen Bühnengebäude von der Frage nach der
Art des Spieles im V. Jahrhundert. Dafür sind wir
nur auf die Stücke selbst angewiesen, und ich denke,
sie reden eine eindeutige Sprache.
Zum Schlufs sprach Herr L. Lewin: Über die
Technik in antiken Bronzen.
Die Untersuchung der Technik in antiken
Archäologische Gesellschaft. 1901. Februar.
15
BronzegUssen kann nicht wenig dazu beitragen, die
Zeit des Entstehens solcher Werke festzustellen.
Auf die Wichtigkeit solcher technisch -kritischen
Bestimmungen wies schon Winckelmann ' hin. Die-
selben haben auch ein kulturhistorisches Interesse,
da sie wesentlich die Frage, ob nicht civilisierte
Völker einfach entwickelte Bronzetechnik haben
können, beantwortet. Kulturfremde Völker, wie
z. B. die afrikanischen, die auf dem Boden primitiver
Formgebung stehen, formen ihre Götzen nur aus
Holz oder Thon. Daher halte ich auch die Benin-
Bronzen für Werke, die nicht von Negerhänden in
die Metallform gebracht wurden. Die in diesen
Bronzen offenbarte Kunst hat andere Quellen.
Einen Einflufs auf die Schönheit der Bronzen
hat die benutzte Metallmischung. Neben Zusammen-
setzungen von 90 Teilen Kupfer zu 10 Teilen Zinn
findet man in antiken Erzgebilden hochprozentige
Blei- und Zinkbronzen. Diese Metalle sind absicht-
lich hinzugethan worden, weil bei Vollgüssen und
gelegentlich auch Hohlgüssen aus einer reinenKupfer-
Zinn-Bronze das Zinn sich an der Gufsoberfläche aus-
scheidet und diese verunstalten kann, auch Poren
entstehen, ebenso wie wenn das Gufslager nicht
trocken ist. Dem Aussehen nach würden z. B. die
vor 1600 V. Chr. gegossenen Canephoren im Louvre
Kupfer-Zinnbronzen sein.
Die Kunst der guten Metallmischung war, wie
schon Plinius klagt, zu seiner Zeit verloren gegangen
und deswegen die Güsse unvollkommen. Dies kommt
thatsächlich auch an römischen Bronzen ganz oft
zum Ausdruck, so dafs, wenn z. B. die sogenannte
Saburoffsche Bronze sich als griechische nicht sicher
erweisen lassen könnte, man sie der Arbeitsart nach
und wegen der vielen Oberflächenfehler, die vielleicht
von der Metallmischung abhängen, für römischen
Ursprungs halten könnte.
Griechen und Römer wandten viel das Wachs-
ausschmelzverfahren an , durch das schöne Kunst-
werke, z. B. der im hiesigen Museum befindliche
Unterteil einer weiblichen Bronzestatue aus Kyzikos,
die Beine eines kindlichen Körpers aus Pergamon
und tausend andere geschaffen wurden. AuchEgypter
benutzten vielfach Wachsmodelle. Vielleicht nimmt
man aber dies Verfahren zu häufig an. Sowohl in
Griechenland und Rom, als lange vorher im Orient
wurde in Sand resp. Lehm gegossen. Dafür sprechen
sowohl die Bibel, die den König Salomo seine ehernen
Tempelwerke »in dichter Erde« giefsen läfst, als auch
die chaldäischen, assyrischen und egyptischen Bronze-
altertümer.
1) Briefe an seine Freunde, her. v. Cafsdorf,
1780, T. II, p. 58.
Das Wachsausschmelz verfahren erfordert weniger
nachträgliche Bearbeitung als die Sand- oder
Lehmform. Die Alten verstanden diese Bearbeitung
mit Schabern und Polierinstrumenten vorzüglich.
Solche Schaber, wie wir sie auch heute noch ge-
brauchen, sind, meiner Meinung nach, auf der be-
kannten Berliner Schale, die eine Giefswerkstatt
darstellt, abgebildet. Schon die hiesige Bronze
Ramses II ist absolut kunstgerecht ciseliert. Waren
in der Bronze Löcher, so wurden entsprechende
Metallstifte oder, nach entsprechender Unterschnei-
dung, quadratische oder rechteckige, schräg gefeilte
Flecken eingekeilt. Der im Rhein gefundene be-
kränzte Knabe zeigt gutgearbeitete derartige Flicken,
ebenso der betende Knabe; nicht sorgfältig ein-
gesetzte dagegen die Saburoffsche Bronze.
Die idealste Methode der Herstellung eines
Bronze-Gebildes in einem Gufs ist sowohl durch
das Wachsausschmelzverfahren als auch durch das
Formen in plastischer Masse ausführbar. Philo von
Byzanz giebt an, dafs die Alten ihre Statuen immer
in einzelnen Stücken gegossen hätten. Trotzdem
ist anzunehmen, dafs einzelne Kunstgiefser über
geeignete Werkstätteneinrichtungen verfügt haben
\yerden, um grofse Metallmassen zu bändigen.
Wichtig wäre es, derartige Nachforschungen auf
viele grofse Erzstatuen auszudehnen. Es ist anzu-
nehmen, dafs gerade dadurch der zeitliche und ört-
liche Ursprung mancher Bronzen besser als bisher
sich feststellen lassen wird, da handwerks- oder
kunstgemäfse Übung stets und an allen Orten,
wenn auch kleine, Verschiedenheiten aufweist.
Besonders wäre auf die Zerlegungs- und Wieder-
verbindungsart des Modells resp. der einzeln ge-
gossenen Stücke einer Figur zu achten. Oft wurde
der Kopf einzeln gegossen, wie dies auf der
»Berliner Schale« zum Ausdruck kommt, bisweilen
auch mit einem Stück der Brust und des Rückens,
wie z. B. nach meinen Untersuchungen in der
Saburoffschen Bronze. Dafs er der letzteren jetzt
fehlt, scheint mir, den sichtbaren Spuren nach, auf
eine künstliche Entfernung mittels Sägeschnitt zu-
rückzuführen zu sein. Die Schnittfläche liegt jetzt
so, dafs sie technisch für eine ursprüngliche
Befestigung des Kopfes an ihr gar nicht zu ver-
werten ist. Dagegen sprechen auch die tiefer
liegenden inneren Nähte.
An manchen Bronzen sind ein oder beide Beine,
auch der Vorderteil der Füfse — wenn der Eingufs
auf der Spannhöhe sich befindet — die Arme,
auch die Genitalien besonders gegossen und später
vereinigt.
Die Vereinigung geschah durch Nägel, Bolzen,
i6
Archäologische Gesellschaft. 1901. März.
Schwalbenschwänze und Lötung — deren erste
Erwähnung ich bei Jesajah finde. Die Armbefesti-
gung an der Saburoffschen Bronze ist, sehr geschickt,
durch eine, die halbe Armöfihung deckende und
am Thorax angepafste Metalllasche bewerkstelligt
worden. Die Fufssohlen fehlen dieser Figur. Die
Öffnung ist wohl als Luftöffnung beim Giefsen be-
nutzt worden.
Auch durch Verschweifsen (Überlaufenlassen
flüssiger Bronze) ist die Vereinigung von Bronze-
teilen oft erzielt worden. Hierzu gehört eine grofse
Geschicklichkeit.
Die Dübelung verschiedener Körperteile habe
ich bisher selten gefunden. In eigenartiger Technik
findet sie sich an der technisch interessantesten
Bronzefigur einer egyptischen Priesterin im hiesigen
Museum. Ihre Arme sind verloren gegangen, ein
im Metall sitzender Dübel abgebrochen und der
andere erhalten.
Manche andere Methode, wie z. B. die keilige
Verzapfung an entsprechend in den Modellen ange-
legten Rändern, mag gebraucht worden sein.
Ein weites Feld der Forschung eröffnet sich hier,
die gewifs auch Erfolge zeitigen wird.
Herr v. Luschan bemerkte im Anschlufs an
diesen Vortrag:
Herr Lewin hat von den Benin-Altertümern ge-
sagt, dafs sie nicht von Negern gegossen seien.
Demgegenüber mufs ich energisch betonen, dafs das
eine rein persönliche Vermutung ist. Es kann nicht
dem allergeringsten Zweifel unterliegen, dafs die
bisher bekannten Stücke sämtlich und ausnahmslos
von eingeborenen Künstlern in Wachs modelliert
sind, und es erscheint schwer denkbar, dafs die von
Eingeborenen gefertigten Modelle dann von
Europäern in Erz gegossen wurden. Solange das
nicht einwandfrei bewiesen werden kann, müssen
wir daran festhalten, dafs diese Kunstwerke von
schwarzen Künstlern nicht nur modelliert, sondern
auch gegossen und ciseliert wurden.
Ob die Technik des Giefsens in verlorener
Form in West-Afrika bodenständig oder erst unter
europäischem Einflüsse etwa im 15. Jahrhundert
entstanden ist, kann gegenwärtig nicht mit Sicher-
heit entschieden werden, aber jeder Ethnograph
weifs, dafs diese Technik heute in ganz Guinea
allgemein verbreitet ist und mit bewundernswerter
Meisterschaft geübt wird.
MÄRZ.
Die Sitzung eröffnete Herr Conze mit einem
warmen Worte der Erinnerung an Emil Hübner,
seit 1858 bis zu seinem Hingange ein thätiges Mit-
glied der Gesellschaft. Zu seinen Ehren erhob
sich die Versammlung von den Sitzen.
Herr Di eis sprach anknüpfend an die Publi-
kationen von J. E. Demarteau (Bulletin de l'InstUut
archeologique liegeois XXIX, i) und F. Cumont {An-
\ nales de la societe d 'archeologie de Brttxelles XIV, j. 4)
über das Bronzegefäfs von Herstal, das auf dem
bauchigen Rund vier in ernster aufrechter Stellung
befindliche Figuren von Philosophen, auf dem Hals
vier lascive Gruppen aufweist. Der Vortragende
schlofs sich Cumont's Ausführungen an, der darin
eine Satire sieht auf die Scheinheiligkeit der Phi-
losophen qui Curios siinulant et Bacchanalia vivunt.
Die ganze Stelle Juvenal's (Sat. 2. Anf.), wie ähn-
liche des Martial und Quintilian, gibt einen schla-
genden Beleg für die Auffassung der Zeit Domitians,
aus der die Bronze von Herstal stammt.
Herr M. Rubensohn legte die beiden ersten
Hefte einer neuen, oder vielmehr einer alten, aber
in neuem Gewände erscheinenden Zeitschrift vor,
des Archivs für Stenographie (hrsg. von C.
Dewischeit, Königsberg i. Pr.), das sich dadurch
den Anspruch auf Beachtung seitens der Altertums-
forschung erworben hat, dafs es auch die alte
Tachygraphie, die Tironischen Noten sowohl wie
die auf unzähligen Papyrusurkunden erhaltene aber
noch nicht entzifferte griechische Kurzschrift, zu
pflegen verhelfst. Zwei epigraphische Denk-
mäler, die die antike Tachygraphie betreffen, werden
u. a. in den beiden ersten Heften besprochen. Der
Referent selbst hat den im Jahre 1643 in Köln
gefundenen Grabstein eines Sklaven Xanthias, der
seinem Herrn als Privatstenograph diente (etwa um
120), ausführlich behandelt und die Abhängigkeit
der bekannten Verse des Ausonius »in notarium«
(um 390) von jener Inschrift zu erweisen gesucht.
Prof. Wessely hat ein 1873 in Salona gefundenes,
1875 'i^ <^cn »Mitt. der k. k. Central -Commission«
veröffentlichtes Monument besprochen und dabei
die überraschende Entdeckung gemacht, dafs auf
der Wachsdoppeltafel die an dem verstümmelten
Brustbilde des Jünglings, dem der Stein gesetzt ist,
angebracht ist'^, sich 11 tachygraphische griechi-
sche Schriftzeichen befinden. An dieser Thatsache
kann füglich nicht gezweifelt werden, eher wohl
daran, ob es gelingt, diese tachygraphische Schrift-
probe zu lesen und gar daraus den Schlüssel
zu gewinnen, der uns das Verständnis der tachy-
graphischen Papyrus- Urkunden eröffnet. In dem
früh verstorbenen Jünglinge ('Aarepts heifst er in
^) Er kann sie nicht wohl, wie Wessely meint,
in der Hand halten
Archäologische Gesellschaft. 1901. März.
17
der Grabschrift) einen jener stenographiekundigen
Burschen zu sehen, wie sie des Ausonius Bewunde-
rung erregten, geht kaum an. Das Epigramm näm-
lich, das unter seinem Brustbild sich befindet, er-
wähnt seine stenographischen Kenntnisse und Kunst-
fertigkeit mit keinem Worte. Der Knabe soll durch
die Tafel wohl nur als Schuljunge charakterisiert
werden, die tachygraphischen Zeichen waren bei
der weiten Verbreitung der Tachygraphie, die ja
auch im Schulunterricht gelehrt wurde, ein be-
quemes Füllsel. Das Bild eines ihrer Ahnherren aus
dem Altertum haben die modernen Stenographen in
dem dalmatinischen Denkmal demnach nicht er-
halten.
Abb. I.
Herr Conze legte die folgende, an die Archäo-
logische Gesellschaft zu Berlin gerichtete Mitteilung
des Herrn Kavvadias-Athen vor: »Durch Schwamm-
fischer aus Syme wurde der k. griechischen Regie-
rung vor einiger Zeit gemeldet, dafs in der Tiefe
des Meeres bei Antikythera (Cerigotto) antike Bild-
werke aus Marmor und Erz lägen; eine daraufhin
vor etwa zwei Monaten begonnene Untersuchung
hat die Richtigkeit der Meldung erwiesen und es
sind so folgende Statuen aus dem Meere gehoben
und in das griechische Nationalmuseum überführt:
I. Bronzestatuette (Abbildung i) von 0,54 Höhe,
Jüngling, dessen ursprünglich besonders eingesetzte
Lippen fehlen. Es ist eine gute Arbeit aus der
zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts, die sich
Archäologischer Anzeiger 1901.
im allgemeinen mit dem florentiner Idolino ver-
gleichen läfst, während allerdings der Kopf sich
von ihm wesentlich unterscheidet. Der Typus dieses
letzteren sowie die Stellung und die Proportionen
des Körpers lassen ein zu Polyklet in Beziehung
stehendes Werk erkennen.
2. Jünglingsstatuette aus Bronze (Abbildung 2),
derselben Kunstrichtung aber etwas späterer Zeit
angehörig.
3. Kleine Frauenstatuette ohne Kopf, in lan-
gem Chiton mit Überschlag, aus der Mitte des
fünften Jahrhunderts v. Chr.
4. Erzstatue eines Jünglings, etwa des Hermes,
von natürlicher oder eher etwas darüber hinaus-
Abb. 2.
gehender Gröfse, ein treffliches Werk des vierten
Jahrhunderts. Die Figur ist in viele Stücke zer-
brochen, aber es fehlt fast nichts, so dafs sie wie-
der ganz zusammengefügt werden kann (vgl. Ab-
bildung 3 , welche den Oberteil allein zeigt). In
der Linken hielt der Jüngling möglicherweise irgend
einen dünnen Gegenstand, in der Rechten offenbar
etwas Rundes, vielleicht einen Ball. Wenn dies
richtig ist, dürfen wir allerdings nicht Hermes in
dem Jüngling erkennen, sondern einen Epheben;
übrigens tritt die Frage nach der Benennung des
Werkes zurück gegenüber seiner kunstgeschichtlichen
Bedeutung, denn es ist zweifellos die schönste
aller erhaltenen antiken Bronzestatuen: Die Stellung,
welche der Hermes von Olympia unter den Marmor-
i8
Archäologische Gesellschaft. 1901. März.
figuren einnimmt, gebührt diesem Jüngling unter
den Erzstatuen.
5. Jünglingsfigur aus Marmor von natürlicher
Gröfse (Abbildung 4) in sehr auffälliger Haltung.
Es kann weder ein Krieger sein, der sich gegen
einen höher stehenden Feind verteidigt, noch ein
Ringer, der seinen Gegner fassen will, denn die
rechte Hand hängt unthätig herab, während die
linke lebhaft bewegt ist, ein Umstand, der seine
Haltung auch stark von der des Jünglings von Su-
biaco im Thermenmuseum unterscheidet. Ich kann
diese auffällige Stellung nur durch die Annahme
erklären, der Jüngling sei als dTTOtJxojrs'Wv darge-
stellt gewesen, habe also den linken Arm im Ellen-
bogen gekrümmt und die Hand über die Stirne ge-
halten, wie der Satyr des Antiphilos oder der aus
Lamia im athenischen Nationalmuseum. Die Figur
mag aus der Ecke eines Giebels stammen oder von
einer der malerischen grofsen Gruppen, in der sie
ähnlich angebracht gewesen sein kann, wie beispiels-
weise die sitzende Hirtenfigur in der Gruppe des
Farnesischen Stieres. Der Stil, vor allem die Körper-
bildung, verweisen das Werk in hellenistische Zeit.
6. Bärtiger Bronzekopf natürlicher Gröfse, dem
Kopf des Faustkämpfers aus Olympia ziemlich ver-
wandt. Von derselben Statue stammt vielleicht ein
Arm mit Schlagriemen, die denen des sitzenden
Faustkämpfers im Thermenmuseum ähneln.
7. Hände und Füfse von mindestens vier Erz-
statuen in Lebensgröfse, Holzteile eines unterge-
gangenen Schiffes und auch sein Anker, Teile
eines hölzernen Sessels, der mit ornamentiertem
Bronzeblech beschlagen war, vulgäre Gefäfse ver-
schiedener Form, wie sie zum Gebrauche der Schiffs-
mannschaft gedient zu haben scheinen, und andere
Dinge mehr.
Es ist offenbar, dafs wir hier die Reste eines
Abb. 3.
Schiffbruches vor uns haben, und die Thatsache
dafs ihm so viele Erzstatuen zum Opfer fielen, be-
weist, dafs er noch in römischer Zeit erfolgt sein
mufs, da Erzstatuen ja nur in ganz geringer Zahl
in spätere Zeit hinüber gerettet worden sind. Da
nun alle jetzt aus dem Meere herausgezogenen Füfse
von Statuen noch den Bleivergufs tragen, mit dem
sie auf ihren Basissteinen befestigt waren, so ergibt
sich mit Sicherheit, dafs diese Statuen nicht frisch
aus der Werkstatt entnommen waren , wie man
meinen könnte, sondern dafs sie vorher anderswo
aufgestellt und zum Zwecke des Transports von
ihren Sockeln gelöst worden waren. Wir müssen
also annehmen, dafs sie zu den Bildwerken gehören,
Archäologische Gesellschaft, 1901. März.
19
Abb. 4.
welche die Römer zur Zeit ihrer Herrschaft in
Griechenland von der ursprünglichen Stelle ent-
fernen und nach Rom senden liefsen. Es liegt nahe,
sie zu den von Sulla geraubten zu rechnen, denn
Lukian berichtet in seinem Zeuxis, dafs ein Last-
schiff voll von Kunstwerken, die er nach Italien sandte,
nicht weit vom Vorgebirge Malea untergegangen
sei. Ohne dieses Zeugnis könnte man auch daran
denken, die Bildwerke zu denen zu zählen, welche
Cassius 43 V. Chr. aus Rhodos wegführte, das er
seines reichen künstlerischen Besitzes fast ganz be-
raubte, und weiter könnte man sie auch mit Melos
in Beziehung bringen. Wenigstens erlauben das
die Fundumstände der Aphrodite und vor allem die
des kolossalen Poseidon im athenischen National-
museum, der mit drei anderen Bildwerken am Strande
gefunden wurde. Die an der Fundstelle, dem
Grundstücke Nostrakis, unternommenen Ausgra-
bungen haben gezeigt, dafs diese Bildwerke ur-
sprünglich nicht an den Platz gehörten, an dem sie
gefunden wurden und an dem sich keinerlei antike
Anlage nachweisen liefs, sondern dafs sie zum
Zwecke des weiteren Seetransportes an den Strand
geschafft waren. Vielleicht darf man diese in Melos
zurückgebliebenen Bildwerke mit denen des Schiffes
in Beziehung setzen, das Melos gegenüber, bei An-
tikythera unterging. Aber das mufs natürlich Ver-
mutung bleiben.
Den Hauptvortrag des Abends hielt Herr Zahn
über den mykenischen Palast von Knossos. Nach
Erörterung seiner Lage und Bauweise wurden mit
Hinweis auf die von P. Wolters in seinem Bericht
im Arch. Anzeiger 1900 S. 141 ff. gegebenen Ab-
bildungen einige Räume genauer betrachtet. Der
Thron wurde durch einen nach dem kleinen Bilde
a. a. O. S. 142, Fig. i mit Hilfe der Erinnerung
hergestellten Aufrifs veranschaulicht. Besonders
bemerkenswert ist die bequeme, den Körperformen
entsprechende ZurUstung des Sitzes. Für die Schenkel
des Sitzenden sind zwei flache, breite Rinnen bis
zur Vorderkante ausgehöhlt. Weiter wurde der
Korridor mit den anstofsenden Kammern (Wolters
a. a. O. S. 145 f., Fig. 3) und der grofse gepflasterte
Hof vor ihm (S. 146 mit Fig. 4) besprochen. Ge-
nauere Betrachtung erforderten die an der einen
Wand erhaltenen Reste von Malerei (Wolters a. a. O.
S. 146). Jünglinge, mit dem Lendenschurz bekleidet,
schreiten nach links auf eine Frau zu, von der nur
die Füfse und der untere Teil des Gewandes vor-
handen sind. Nach einigen Resten, auf denen der
obere Teil dieser Jünglinge erhalten ist, wissen wir,
dafs sie Geschenke trugen, grofse, blau gemalte
trichterförmige Gefäfse. Hinter der Frau erkennt
man wieder die in derselben Richtung, wie sie,
gewandten Füfse von solchen Jünglingen, und weiter
die einer ganzen Schar von Herren und Damen,
beide mit bis zu den Füfsen reichenden Gewändern
bekleidet. Da noch keine Abbildungen zur Ver-
fügung standen, wurde zur Veranschaulichung ein
ägyptisches Wandgemälde aus dem Grabe des Rech-
mere gezeigt (Wilkinson I, Taf. 2 a, vgl. Steindorff,
Arch. Anzeiger 1892 S. 13), auf dem Männer in
mykenischer Tracht erscheinen. Aber nicht nur
die Darstellung, auch die Technik des knossischen
Gemäldes zeigt Beziehungen zu Ägypten. Wie dort,
wurde auch hier die Wand durch feine eingeritzte
Linien zur Erleichterung des Malers in Quadrate
eingeteilt (vgl. die eben erschienene Broschüre von
Evans, The palace of Knossos in its Egyptian
relations S. 2). Künstlerisch stehen die Figuren
durch die lebensvollen Köpfe mit dem vornehmen,
fast klassischen Profil, das direkt an Köpfe auf den
Schalen des streng rotfigurigen Stiles erinnert, in
der Belebung des Konturs durch die an- und ab-
schwellenden Muskeln weit über den ägyptischen.
Nur die Wiedergabe der von dem Beschauer abge-
2*
20
Archäologische Gesellschaft. 1901. März.
wandten Schulter machte dem Maler Schwierigkeiten.
Sie erscheint wie eine weibliche Brust, weshalb die
Figuren auch zunächst für Mädchen gehalten wurden.
Nicht ohne Bedeutung ist es vielleicht, wenn wir
dieselbe Vorzeichnung später auch in der jonischen
Kunst bei den reitenden Knaben auf den Scherben
von Defenneh (Antike Denkmäler II, Taf. 21. Vgl.
Athen. Mitteilungen 1898 S. 49 f.) finden. Ein
unscheinbares, aber sehr merkwürdiges Monument,
eine mykenische Scherbe aus Cypern (Murray,
Excavations in Cyprus S. 37, Fig. 65, 1076) kann
uns den Aufzug eines Grofsen jener alten Zeit ver-
gegenwärtigen. Auf einem Wagen, den ein Mann
lenkt, sitzt eine Frau. Hinter ihm schreitet ein
Herr, bekleidet mit dem langen Chiton, das Schwert
mit dem grofsen Knauf an der Seite. Ein Diener,
scheinbar nackt, also wohl mit dem Hüftschurz be-
kleidet zu denken , trägt ihm den Sonnenschirm
nach'. Die Analogie mit späteren orientalischen
Darstellungen des Grofskönigs ist auffallend. Merk-
würdigerweise hat auch auf diesem Monument die
Frau den Vortritt vor dem Mann. Dieselbe Be-
merkung machen wir bei den Resten eines kleinen
Frieses, auf dem eine grofse Festversammlung dar-
gestellt ist (Wolters a. a. O. S. 146 f.). Die Frauen
sitzen vor den Männern. Der neben dieser Ver-
sammlung gemalte Altarbau, von dem Wolters a.a.O.
S. 147 eingehend gehandelt hat, kann uns wohl auch
die sonderbare Darstellung einer mykenischen Am-
phora aus Cypern erklären, die bei Murray a. a. O.
S- 73- Fig. 127 abgebildet ist. In fensterartigen
Öffnungen sehen wir Frauen in anbetender Stellung
zu beiden Seiten einer Säule oder Stütze. Der Bau
ist einmal mit einem, das andere Mal mit zwei Stock-
werken dargestellt. Wir erinnern uns natürlich der
Goldbleche von Mykene (Reichel, Vorhellenische
Götterkulte S. 9) mit den Fenstern oder Thüren
unten, durch welche die stützende Mittelsäule sichtbar
wird. Man trat also unter Umständen auch in diese
Kultbauten hinein und verrichtete in ihnen seine
Andacht*. Vielleicht dürfen wir uns nach der Vase
auch das Bild auf der Kalksteinplatte aus Mykene
erklären ('E(p7]|j.spU dpxatoXoYixi^ 1887 Taf. 10 2;
Perrot-Chipiez, Histoire de l'art VI S. 889). In einer
ganz ähnlichen Umrahmung stehen zwei Frauen an-
2) Vgl. auch das Zeichen eines Schirmes auf
dem Cylinder aus Kurion, Cesnola- Stern, Cypern
Taf. 75, 3.
*) Liegt vielleicht auch in dem Aufbau des
kyprischen Kesselwagens im Brit. Museum (Murray
a. a. O. S. 10. Furtwängler Sitzungsber. der bayr.
Akademie 1890, 2 S. 414) noch eine Erinnerung an
diese Altäre?
betend zu den Seiten eines Idols, das durch den
grofsen mykenischen Schild charakterisiert ist. Auf
dem Schild erkennt man zwei vertikale Linien, die
wohl nicht die Längsspreize des Schildes andeuten,
sondern eine Säule, da sie nach unten etwas con-
vergieren. Die schrägen Striche zwischen ihnen
geben wohl die bei mykenischen Säulen nicht un-
gewöhnlichen Windungen an. So hätten wir uns
also einen Kultbau zu denken, an dessen Mittelstütze
ein grofser Schild aufgehängt ist, das Symbol der
Gottheit, diewir auch auf dem bekannten mykenischen
Goldring dargestellt sehen (Reichel, a. a. O. S. 63)^.
Vor der Säule steht derselbe eigentümliche Untersatz,
den wir beim Löwenthor, auf den Goldplättchen aus
Mykene, auf einem Griff aus Menidi (das Kuppel-
grab Taf. VIII, 6 = Perrot-Chipiez VI S. 802), und
auf mehreren Gemmen sehen (Furtwängler, Antike
Gemmen I Taf. III, 22, 23, 24) einmal auch mit der
Säule verbunden (ebenda III S. 44, Fig. 18). Er
dient auch als Träger des so häufigen Kultsymbols
mit den zwei Hörnern, so auf einem Stein aus Kreta
(Furtwängler a. a. O. III S. 47, Fig. 22) und auf
einem andern aus Vaphio (ebenda III Taf, II, 32).
Auch bei der Kalksteinplatte ist es nach den Resten
nicht unmöglich, dafs ein solches Symbol auf dem
Untersatz stand. Vielleicht dürfen wir bei ihr nach
Analogie des Löwenthores mehrere -solche Unter-
sätze nebeneinander ergänzen. Auch die Bedeutung
des Reliefs, sowie der entsprechenden Darstellungen
wird nun klar. Die Säule und die Untersätze davon
sind eine Abkürzung des Kultbaues. Die Löwen
und Greifen sind als Wächter neben sie gestellt
oder an sie angebunden, gerade wie auf einem Gold-
ringe ein göttliches Wesen einen Greifen an einem
Band festhält^ (Furtwängler, Antike Gemmen II S.34).
Auf einem mykenischen Trichter des Berliner Museums
(N. E. Vas. Inv. 3135) befindet sich unterhalb des
Randes ein eigentümlicher Ornamenstreif. Er be-
steht aus einer Nebeneinanderreihung des Hörner-
symbols, in das zwei an ihrer Wurzel verbundene
Stierhörner eingezeichnet sind, über denen senkrecht
übereinander gestellte schräge Striche herauskommen.
Offenbar ist mit diesen wieder die Säule gemeint
und wir haben es wieder mit einer zum Ornament
gewordenen Abkürzung des Baues zu thun.
Bei dieser Gelegenheit seien schliefslich noch
einige Worte über das Hörnersymbol gesagt. Über
Originale aus Thon, mit mykenischen Ornamenten
bemalt, im Museum zu Herakleion hat Wolters be-
*) Diese Auffassung der Figur hat Wolters in
seinen Vorträgen ausgesprochen.
^) Vgl. auch den Stein aus Kurion, Cesnola-
Stern, Cypern, Taf. LXXV, 8.
Archäologische Gesellschaft. 1901. März.
21
richtet (a. a. O. S. 148). Merkwürdig ist die Ver-
bindung des Symbols mit den Stierhörnern auf dem
oben beschriebenen Trichter. In ebenso bedeut-
samer Weise werden auf einer mykenischen Scherbe
aus Cypern (Murray a. a. O. S. 39, Fig. 67, 844)
Stierköpfe mit dem Doppelbeil zwischen den Hörnern
neben das ebenfalls mit einem Beil versehene Symbol
gesetzt. Auf dem Stein aus Kreta haben die beiden
Zacken selbst eine den Stierhörnern sehr ähnliche
Form (Furtwängler, Antike Gemmen III S.47, Fig. 22).
Sollte sich also vielleicht die Entstehung so erklären,
dafs man ursprünglich der Gottheit die ganze ab-
gesägte Hirnschale des Stieres darbrachte? Weihungen
von Hörnern werden wir noch unten begegnen^.
Auch das sonderbare Geräte aus Amorgos (Athen.
Mitteilungen 1886, S. 19c, i), auf das schon Wolters
a. a. O. S. 148 hingewiesen hat, würde zu dieser
Auffassung gut stimmen, da in ihm die Erinnerung
an den oberen Teil eines Schädels noch deutlich
durchzublicken scheint. Das Loch oben diente wohl
zur Aufnahme von Symbolen, wie das Beil eines
ist. An die Form dieses Gerätes erinnert am
meisten das Zeichen auf einem kretischen Siegelstein
(Evans, Cretan Pictographs S. 22 = J. H. S. 1895,
S. 291, Fig. 25 b).
Für die Einzelfunde ist auf Wolters' Bericht
a. a. O. S. 148 f. zu verweisen. Erwähnt sei nur
der untere Teil einer ägyptischen Sitzstatue aus
Diorit, die Evans in dem Schriftchen The palace of
Knossos in its Egyptian relations veröffentlicht hat,
und die von den englischen Ägyptologen der Zeit
der XII. oder XIII. Dynastie zugeschrieben wird.
Eine eingehendere Betrachtung sollen die Inschriften
der Thontäfelchen finden (Evans, Athenaeum 1900
S. 634 und 793, Wolters a. a. O. S. 150 mit Tafel).
Evans scheidet zwei Gruppen. Die grofse
Masse ist in einer ganz entwickelten linearen Zeichen-
schrift geschrieben. Von anderer Art sind die mit
eingeritzten Zeichen und Siegelabdrücken versehenen
Thongegenstände, oblonge Täfelchen mit Löchern
zum Aufhängen oder halbmondförmige Gebilde, die
sich in einer Kammer bei dem Korridor gefunden
haben (Proben im Athenaeum 1900 S. 793). Ein
diesen genau entsprechendes Stück, merkwürdiger-
weise aus der alten königlichen Sammlung stammend,
besitzt das Berliner Museum. Die eingekratzten wie
auch die auf den Siegelabdrücken bemerkbaren
Zeichen gehören jener Bilderschrift an, die wir aus
einer grofsen Anzahl kretischer Siegelsteine kennen,
durch deren Sammlung und Veröffentlichung in zwei
''') Man denkt natürlich auch an den Hörneraltar
in Delos.
inhaltreichen Aufsätzen sich Evans ein grofses Ver-
dienst erworben hat. {Cretan pictographs and Prae-
phoenician Script, wiederholt aus J. H. S. 1895
S. 270 ff. und Further discoveries of Cretan and Aegean
Script, y. H. S. 1897 S. 327 ff.). Da diese Siegel-
steine meist im östlichen Kreta, dem Sitz der nicht-
griechischen Eteokreten gefunden wurden, scheidet
Evans diese Bilderschrift als das ältere, eteokretische
System von der entwickelten Schrift der Mehrzahl
der knossischen Thontäfelchen.
Eine von Evans' Auffassung verschiedene An-
sicht soll hier an einigen Beispielen klargemacht
werden, die eingehendere Behandlung wird folgen.
Betrachten wir zunächst den Siegelstein Pictographs
S. 22 [291] Fig. 23. Evans glaubte nach dem eigen-
tümlichen thorförmigen Zeichen, dessen Verwendung
als Schablone zur Deckenmalerei er in scharfsinniger
Weise darzuthun suchte (a. a. O. S. 36 [305] und
S. 51 ff. [320 ff.]), dafs der Stein einem Dekorations-
maler gehörte. Diese Annahme ist unmykenisch
gedacht, so untergeordnete Personen wie die Hand-
werker führten gewifs keine Siegel. In Wirklich-
keit ist das Zeichen auch keine Schablone, sondern
die schematische Darstellung des Thrones, wie wir
ihn im Original in Knossos erhalten haben. Die
zwei Vertiefungen oben sind die Aushöhlungen für
die Schenkel. Man sieht, wie wesentlich diese Ein-
richtung war, wenn sie sogar in der Form des
Symbols zum Ausdruck kam. Die Volute mit dem
zweigartigen Zeichen darüber ist nur in das Bild
des Thrones hineingewachsen. Auf einem solchen
Thron sitzt eine Göttin, die ein Mann am Hand-
gelenk fafst, (.') auf einem Goldring aus Mykene
(Furtwängler a. a. O. III S. 36, Fig. 14), ferner
sitzen auf ihm zwei Frauen, wohl auch Göttinnen*,
auf dem Relief eines Spiegelgriffs aus Mykene
('£(p7]fAepk äpxatoX. 1888, Taf. 8, 3 = Perrot- Chipiez
VI S. 815). Der Tierkopf mit der heraushängenden
Zunge ist der eines Hundes oder eines Bären, ebenso
wie der auf dem Siegelstein J.H.S. 1 897 S. 343 . Klar
sind ohne weiteres das Doppelbeil — auch der aut
a und c dargestellte Gegenstand ist wohl ein Beil
ohne Stiel — , das Hirschgeweih und die Pflanze
mit den 3 Knöpfen auf b. Der Gegenstand links
vom Thron auf b, der auf andern Siegeln mit lyra-
artigem Instrument zusammen vorkommt, ist wohl
ein Krotalon. Auch das häufig vorkommende Zeichen
unter der Blüte auf Seite b läfst sich deuten. Durch
einen Winkel nach oben vervollständigt erscheint
8) Vgl. den Siegelring des Berliner Museums,
Furtwängler, Beschreibung der geschnittenen Steine
im Antiquarium No. i.
22
Archäologische Gesellschaft. 1901, März.
es auf Fig. 33b, S. 26 [295]. Seine Herkunft zeigt
eine Gemme aus Mykene 'E^t^ja. 1888, Taf. 10,
30 = Perrot-Chipiez VI, Fig. 428, 17. Es ist der
stark ins Lineare übersetze, von vorn gesehene Löwen-
kopf. Das in der mykenischen Kunst so wichtige
birnenförmige Ornament, wie z. B. 'Ecpr^fA. 1888,
Taf. 9, 5 u. 6, ist auch nichts anderes als der Löwen-
kopf. So erklärt sich auch seine Verwendung als
Amulet, das am Hals getragen wird (Schliemann
Tiryns Taf. 6 u. 12). Die Bedeutung des Zeichens
auf Seite c in der Mitte, das Evans für eine Hacke
hält, ergiebt sich aus einem Vergleich mit Fig. 21 a.
Auf ihr sehen wir einen Ochsenkopf ohne Hörner,
an einem auf beiden Seiten zugespitzten Querholz
aufgehängt. Dafs wirklich ein Ochsenkopf gemeint
ist, lehrt der Stein Fig. 64 S. 72 [341]. Ebensolche
ihrer Hörner beraubte Köpfe an Querhölzern sehen
wir unten an einem Opfertisch angebracht auf einer
Gemme des Berliner Museums (Furtwängler, Be-
schreibung Taf. I, 22), die wohl auch Evans S. 40
[309] zu Nr. 40 meint (er gibt das Brit. Museum als
Aufbewahrungsort an). Die angeführte Gemme
Fig. 64 gibt auch die Erklärung für die bei Fig. 2ia
neben dem Stierkopf angebrachten Gegenstände. Es
sind die abgehauenen, stilisierten Hörner. Dafs es
ein Kultgebrauch war, dem Opfertiere die Hörner
abzuhauen, scheint sich auch aus dem Stein Fig. 72
S. 76 [345] zu ergeben. Jetzt kennen wir auch die
zwei Spiralen auf Fig. 23 c, und die vermeintliche
Hacke ist der Schenkel eines Tieres, der wie der
Ochsenkopf an einem Querholz hängt. Das X- för-
mige Zeichen darunter sind wohl zwei übereinander-
gelegte Querhölzer. Die kultliche Bedeutung aller
dieser Symbole wird klar durch den Vergleich mit
dem grofsen Goldring aus Mykene (Furtwängler,
Antike Gemmen I, Taf. 2, 20. HL S, 36; Reichel,
Götterkulte S. 63). Die Göttin hält eine gerade so
stilisierte Pflanze in der Hand, das Doppelbeil über
ihr ist ihr Symbol, denn auf zwei Formsteinen aus
Kreta ('EcpTj(iEpt; 1900, Taf. 3,4) sehen wir eine
weibliche Gottheit einmal mit zwei Doppelbeilen,
das andere Mal mit den Blumen in den erhobenen
Händen 3.
Hierher gehört auch die Darstellung des Stier-
kopfes mit dem Beil zwischen den Hörnern. Als
heiliges Zeichen ist die Doppelaxt auf den Pfeilern
des Palastes und der Privathäuser von Knossos ein-
gehauen (Evans, Cretan pictographs S. 13 [282]).
Die Löwenköpfe hinter den anbetenden Frauen
9) Die Formen für die zwei Beile auf demselben
Stein haben genau dieselbe ausgezackte Form wie
das Beil auf dem Goldring.
auf dem Goldring sind als Weihgeschenke aufzu-
fassen wie die Köpfe, Geweihe und der Schenkel
auf dem kretischen Siegelstein. Wir können es so-
gar wagen, diese offenbar vielverehrte Göttin zu be-
nennen, es ist "ApTciiAt;, die Schlächterin (Preller-
Robert, Griech. Mythologie I 296), die Tiergewaltige,
die, wie Wolters erkannt hat, auch auf einer geo-
metrischen Amphora aus Böotien umgeben von
Tieren und abgeschnittenen Teilen solcher dargestellt
ist ('EcprjijiEpii: 1892 S. 221 ff, Taf. 10). Furtwängler
a. a. O. erkennt in der Pflanze, welche die Göttin
auf dem Goldring hält, Mohn, und erklärt sie darum
für eine Todesgöttin. Diese Auffassung vereinigt
sich sehr gut mit unserer. Der Thron ist natürlich
inmitten aller der kultlichen Symbole nicht als der
Sitz des Königs, sondern als der des göttlichen
Wesens zu fassen. So hätten wir also vielleicht
einen Ersatz gewonnen für den Thron, von dem
der unserer Wissenschaft zu früh entrissene Reichel
in seiner Darstellung des Thronkultes ausgegangen
ist, und der sich als ein Altarbau heraus-
gestellt hat.
Auf einem anderen Stein bei Evans {Cretan
pictographs S. 25 [294] Fig. 31) kommt zweimal ein
Ij'^raähnliches Instrument mit Plektron vor. Seine Ver-
wendung im Kult ist an sich wahrscheinlich. Das-
selbe Instrument, nur linearer geworden, kehrt auf
Seite d des Steines Fig. 32 wieder, verbunden mit
der weiblichen Brust, dem Krotalon und einem
Tierkopf. In derselben Verbindung erscheint es
auf dem Prisma J. H. S. 1897, S. 336 und in mehr-
facher Wiederholung auf dem folgenden Stein
S. 337, Fig. 7. Evans hält das lineare Zeichen
fälschlich für einen Pflug a. a. O. S. 340, 87. Auf
dem zuletzt genannten Stein kommen auch reihen-
weise angeordnete Zweige vor. Alle diese Zeichen
sind wohl die symbolische Darstellung eines Götter-
festes, bei dem ein Reigen von Frauen mit Musik-
instrumenten und Zweigen in den Händen stattfand,
wie wir ihn öfter auf Vasen des geometrischen Stiles
dargestellt sehen (vgl. 'EcpT)|j.£pi; 1892, Taf. 4, Arch.
Jahrbuch II, 1887, Taf. 3. Schliemann, Tiryns Taf.
16. Arch. Zeitung 1885, Taf. 8), Das Schiff auf
dem Stein zeigt wohl, dafs das Fest einer Gottheit
gilt, welche die Schiffahrt beschützt. Man denke
an den Kult der Göttin Brizo auf Delos. Solche
Züge sehen wir auch auf dem Goldring bei Reichel,
Götterkulte S. 3; Furtwängler, Antike Gemmen III,
S. 44, Fig. 21. Besonders sei aber auf die jüngere,
aber wohl noch unter mykenischem Einflufs stehende
Bronzeschale aus Idalion hingewiesen (Cesnola-Stern.
Cypern Taf. 9),
Ein anderes Zeichen des Steines, von dem oben
Archäologische Gesellschaft. 1901. März.
23
die Betrachtung ausging {Pictographs S. 25 [294]
Fig. 31b) findet eine unerwartete Erklärung aus
dem Vergleich mit anderen Darstellungen, nämlich
das zwischen den Händen und dem Instrument.
Auf Stein Fig. 25b ist es durch zwei Linien ver-
vollständigt. Dasselbe Zeichen ist auf dem Siegel
y. H. S. 1897, S. 341, Fig. 9 b) zu erkennen. Ein
Vergleich mit der Gemme aus Mykene 'EtpTjfjLepi;
1888, Taf. 10, 30; Furtwängler, Antike Gemmen I,
Taf. 3, 49 zeigt, dafs wir es mit einem stilisierten
Löwenmaul zu thun haben. Noch deutlicher wird
diese Ilerleitung, wenn wir Münzbilder von Gortyna
heranziehen (Catal. of Greek coins in the Brit. Museum,
Crete Taf. IX, i — 4). Die gekreuzten Hände auf
dem Stein Cretan Pictographs S. 25 [294] Fig. 31b
versinnbildlichen ohne Zweifel einen Gestus. Ebenso
darf wahrscheinlich auch das mehrmals vorkommende
Zeichen des gebogenen Beines aufgefafst werden
(ebenda Fig. 22b, 25 a, 34b; J. H. S. 1897, S. 335,
Fig. 5 a). Nun sehen wir auf zwei Goldringen, die
eine Kultscene darstellen, einen Mann in eigentüm-
lich knieender Stellung vor einem Baume (Furt-
wängler, Antike Gemmen I, Taf. 6, 3. III. S. 56.
V. Fritze, Strena Helbigiana S. 73, l u. 7). Auf einem
von ihnen beugt sich auch eine Frau mit gekreuzten
Händen über einen altarartigen Bau. Damit haben
wir auch die Erklärung der Zeichen auf den Siegel-
steinen. Der Arm auf dem Stein Pictographs S. 28
[297] Fig. 35 d ist denn wohl auch ein Zeichen des
Betens.
Auf dem Stein Cretan Pictographs S. 23 [292]
Fig. 28 sehen wir mehrere Kreise, darüber ein Hirsch-
geweih. Auf Fig. 29 a sind zwei Hirschgeweihe
neben eine solche Scheibe in entgegengesetzter,
bedeutsamer (?) Richtung gelegt'". Auf Fig. 35b
kehrt die Scheibe wieder, wohl mit den ebenso an-
geordneten Hörnern eines anderen Tieres (vgl. das
Zeichen Fig. 25 a rechts). Auf demselben Stein
Fig. 35 d erscheint die Scheibe mit vier halbkreis-
förmigen Ansätzen, und dasselbe Zeichen mit einem
Hunde- oder Bärenkopf in der Mitte zeigt das Sie-
gel J. H. S. 1897, 8. 343, Fig. 12. Die Erklärung
gibt die von Evans im J. H. S. 1897, S. 350 ff. pu-
blizierte Opferplatte mit den drei schalenartigen
Vertiefungen aus der diktaeischen Grotte, die Wol-
ters in so hübscher Weise erklärt hat (a. a. O. 148).
In diese Schalen wurde die Spende gegossen, in sie
oder neben sie auch Teile des geopferten Tieres
niedergelegt. Für den Stein mit fünf solchen
10) Diese Anordnung findet sich auch sonst auf
kretischen Steinen. Vgl. Cretan Pictographs. Fig.
22c; 63c; 71b; 72a.
Näpfchen nebeneinander sei an die verwandten ägyp-
tischen Opferplatten erinnert, die ebenfalls oft eine
ganze Reihe kleiner Vertiefungen neben einander
haben. Dieser Hinweis wird O. Rubensohn ver-
dankt, der auch auf die eigentümlichen Becken mit
den kleinen halbkreisförmigen Näpfchen am Rande
aufmerksam machte, die bei den Ausgrabungen des
Berliner Museums in Abusir gefunden wurden (Zeit-
schrift für ägyptische Sprache 1899, S. 7). Sie bie-
ten vielleicht eine Analogie zu dem Zeichen in Fig.
35 d. Eine solche Opferplatte mit vielen kleinen
Näpfchen und den dazwischen gelegten Opfergaben
stellt auch der Stein Cretan pictographs S. 29 [298]
Fig- 37 dar. Dies kann nicht zweifelhaft sein, wenn
wir die mykenischen Steine aus Kurion bei Cesnola-
Stern Cypern Taf. 76, 15 u. 21 mit ihm vergleichen.
Auf beiden sehen wir wieder die Näpfe und Weihe-
gaben bei ihnen. Auf dem Stein Nr. 21 oben
links scheint auch das N -förmige Geräte dargestellt
zu sein, das auf dem kretischen Prisma Pictographs
S. 27 [296] Fig. 34 d und mit Zweigen versehen
auf dem Siegelstein ebenda S. 75 [344] Fig. 71b
vorkommt. Seine Verwendung im Kultus wird da-
mit auch sicher.
Aus all dem ergibt sich, dafs die Zeichen auf
den Siegelsteinen einen religiös symbolischen Sinn
haben. Es folgt daraus, dafs wir es nicht mit einer
Bilderschrift in dem Sinne zu thun haben, wie Evans
will, mit einer Schrift, in der beliebige Worte und
Sätze durch die Nebeneinandersetzung der Bild-
zeichen ausgedrückt sind. Vielmehr haben wir auf
den kretischen Steinen in andeutenden, dem Einge-
weihten verständlichen Zeichen den kultlichen In-
halt ausgedrückt, den uns die mykenischen Gold-
ringe im Bilde zeigen. Bei der nahen Verwandtschaft
beider Denkmälerklassen ist es wahrscheinlich, dafs
auch die Goldringe in Kreta hergestellt sind. Einer
dieser Ringe mit den Löwen- und Stierköpfen
(Schliemann Mykenae S. 409 ; Perrot - Chipiez VI.
S. 844) entspricht ganz den kretischen Steinen. Die
Reihe von Löchern in der Mitte stellt wohl wie-
der die kleinen Näpfchen vor. Die Mitte zwischen
bildlicher Darstellung und symbolischer Andeu-
tung nehmen die oben angeführten kyprischen
Steine ein.
Unsere Zeichen stehen im Ent wickelungsgang
der Schrift noch eine Stufe unter der ältesten uns
bekannten Hieroglyphenschrift in Ägypten, bei der
die Sinnbilder schon zu wirklichen Schriftzeichen
geworden sind. Dafs man auch in Kreta diesen
weiteren Schritt gethan hat, ist an sich wahrschein-
lich. Dafs es sich z. B. auf dem im Athenaeum
1900 S. 793 abgebildeten Thonprisma schon um
24
Archäologische Gesellschaft. 1901. März.
wirkliche Schrift handelt, ist ganz möglich, schon
die Zahlzeichen sprechen dafür. Wie steht es
nun aber mit der ganz entwickelten Zeichenschrift
der vielen Thontäfelchen , deren Zusammenhang
mit den oben betrachteten Bildzeichen Evans
leugnet ?
Auf dem im Athenaeum 1900 S. 634 als Probe
dieser Klasse gegebenen Täfelchen stimmen zunächst
die Zahlzeichen in der letzten Reihe auffallend
mit denen auf dem erwähnten Prisma, das Evans
dem eteokretischen System zuweist. In Zeile i des
Täfelchens ist das zweite Zeichen offenbar eine
Weiterbildung des Zeichens auf dem Prisma a. a. O.
S. 793, vierte Seite (wohl wieder das Löwenmaul).
Folgende Liste gibt noch weitere Überein-
stimmungen, mit römischer Zahl ist die Zeile, mit
arabischer die Stelle des Buchstabens in der Zeile
von links gerechnet bezeichnet, die Bildzeichen
werden mit den Nummern der von Evans in der
Cretan Pictographs S. 23 [302] ff, gegebenen Liste
bezeichnet.
II, I = 24 u. 25.
n, 3 = 31-
IV, I = 35-
VII, I = 71.
VII, letztes Zeichen = 54.
VIII, 2 = dem Vogel J. H. S. 1897, S. 337,
Fig. 7d.
X, 6 = dem Instrument auf demselben Stein?
Besonders entscheidend ist das in Zeile i zwei-
mal und dann noch öfter vorkommende Zeichen,
eine gerade Linie mit einem Haken darunter. Es
ist zweifellos aus dem oben beschriebenen Bilde
des aufgehängten Schenkels entstanden. Diese
Übereinstimmungen genügen, um zu zeigen, dafs die
knossische Zeichenschrift aus den alten Bildern sich
entwickelt hat. Diese erhielten sich natürlich neben
jener noch im hieratischen Gebrauch. Es sei noch
erwähnt, dafs gegen Evans' Trennung der beiden
Schriftarten auch der Umstand spricht, dafs die
Doppelaxt und andere pictographische Zeichen in
Knossos auf die Quadern eingehauen sind. (Cre/an
Pictographs S. 13 [282]).
Wenige Worte sollen noch der in Knossos ge-
fundenen Keramik gewidmet werden. Im Palast
wurde nur wenig Thongeschirr gefunden, um so
mehr in den Privathäusern, und zwar in den unteren
Schichten Stücke der Gattung, die man jetzt ge-
wöhnlich nach dem Fundort Kamara in Kreta be-
zeichnet [Monumenti dei Lincei VI Taf. 9 — 10),
darüber die entwickelte mykenische Keramik. Zu
dieser Kamaragattung gehören auch die von Löschcke
und Furtwängler als erster Stil der Firnifsmalerei
bezeichneten Scherben aus dem vierten Schachtgrab
von Mykene (Myk. Thongefäfse Taf. VI, vgl. Furt-
wängler, Antike Gemmen III S. 20). Das Gefäfs
ist mit schwarzem Firnifs überzogen, auf ihm
werden Ornamente in mattem Weifs, Rot und
Orangegelb gemalt. Von ihnen sind andere im
Thon völlig übereinstimmende Stücke nicht zu
trennen, bei denen die Ornamente mit dünner
brauner Firnifsfarbe auf den hellen Thongrund ge-
malt sind. Die sog. mykenische Keramik mit der
guten dicken Firnifsfarbe ist nur eine Wciter-
entwickelung jener älteren Ware. In Farbe und
Feinheit des Thones stimmen beide Arten voll-
kommen überein. In der Fabrik, aus der die
Kamaraware stammt, wurde die wichtige Erfindung
der Firnifsfarbe gemacht. Dafs in Knossos neben
den mit ihr überzogenen oder bemalten Gefäfsen
die mit matten Farben bemalte Keramik nicht
vorkommt, während sie z. B. in Melos und Thera
neben der Ware mit Firnifsfarbe steht und sie
nachahmt, spricht für Herstellung der Kamarage-
fäfse in Kreta. Dazu kommt, dafs auch die Bilder
und Ornamente auf den Stücken der Kamaragattung
auffallende Uebereinstimmungen mit den betrachteten
kretischen Siegelsteinen zeigen. Man vergleiche
z. B. den Mann mit dem Gefäfs neben ihm auf der
Scherbe Monumenti dei Lincei VI Taf. 9, 10 mit
Steinen wie Cretan Pictographs S. 68 [337] ff.
Auf den Scherben Myk. Thongeläfse VI 31. 32
sehen wir weiter die Kreise mit angelegten Zweigen,
die uns sofort an oben besprochene Darstellungen
auf kretischen Gemmen erinnert. Auf einer
andern Scherbe, Monumenti dei Lincei N\ Taf. 9, 12
erscheinen die Kreise allein, neben ihnen vier im
Kreuz zu einander gestellte und verbundene Punkte,
an die zwei Damhirschgeweihe in der nun schon
bekannten Weise angesetzt sind. Man vergleiche
dazu den Stein J. H. S. 1897 S. 334 Fig. 3 c. Das-
selbe kreuzförmige Zeichen ohne die Geweihe
findet sich auf einer knossischen Scherbe des
Heidelberger Universitätsmuseums. Gemeint ist
offenbar der Gegenstand, den wir auf den Siegel-
steinen so oft dargestellt sehen (Cretan pictographs
S. 45 [314] No. 68).
Sind diese älteren Stücke in Kreta gemacht,
so folgt dasselbe auch für die entwickelte
mykenische Keramik. Ihr massenhaftes Vorkommen
in der Argolis spricht nicht dagegen. Wenn in
den mykenischen Schachtgräbern neben den vor-
züglichsten Gefäfsen mit reichster in Firnifsfarbe
aufgetragener Verzierung andere mit matten Farben
bemalte, zum Teil von ganz unentwickelten Formen,
vorkommen, so liegt darin, wie Wolters in seinen
österreichisches archäologisches Institut. Archäologen-Tag in Philadelphia.
25
Vorträgen betonte, der schönste Beweis, dafs die
Gefäfse, die wir mykenisch nennen, nicht in der
Argolis gemacht sind. Wo man Stücke wie Myk.
Thongefäfse Taf. II, III und XI 56 machen konnte,
da drehte man nicht noch bauchige Schnabelkannen,
wie die auf Taf. IX abgebildeten, und bezog auch
keine von anders woher.
Zu diesem Resultat stimmt auch die Bemerkung,
dafs die Keramik des geometrischen Stiles in Kreta
keinen jähen Bruch mit der früheren Technik und
Dekorationsweise zeigt. Das Stück eines geome-
trisch verzierten Gefäfses, bei Knossos gefunden, im
Universitätsmuseum zu Heidelberg, zeigt denselben
schönen und hellen Thon wie die mykenische
Ware. Das kugelige Gefäfs, das bei Wide,
Geometrische Vasen aus Griechenland S. 16 Fig. 28
abgebildet ist, entspricht technisch völlig den
besten mykenischen Stücken. Für das Nachleben
mykenischer Ornamente in der späteren Keramik
Kretas hat Wide in den Ath. Mitteilungen 1897
S. 233 ff. Beispiele gesammelt. Die Gefäfse aus
Rhodos in Berlin (Arch. Jahrbuch 1886 S. 135 und
Wide a. a. O. S. 237. 240) sind wohl auch in Kreta
gefertigt. Kretische Amphoren geometrischen Stiles
fanden sich in Thera in der Nekropole der Seilada,
Stücke von solchen auch auf der Akropolis von
Athen. Auch bei dem grofsen Gefäfs aus Kurion
(Cesnola-Stern Cypern Taf. 68) scheint kretische
Herkunft nicht ausgeschlossen zu sein, so nahe es
attischen Stücken steht. Die vier Henkel auf der
Schulter sind charakteristisch für die kretischen
Gefäfse. Für die Darstellung der Tiere zu beiden
Seiten des Baumes sind mykenische Steine wie z. B.
Furtwängler, Antike Gemmen I Taf. 3,26; III S. 53
zu vergleichen. Wenn dasselbe Bild auf einer
Büchse der Dipylongattung vorkommt (Graef,
Athen. Mitteilungen 1896 S. 448f.), so dürfen wir
darin vielleicht denselben Einflufs der kretischen
Keramik auf die attische sehen , der sich so deut-
lich in den Gefäfsen der sogenannten Schwarz-
dipylongattung ausspricht.
ÖSTERREICHISCHES
ARCHÄOLOGISCHES INSTITUT.
Am 19. Februar fand zu Wien die Jahres-
versammlung des Österreichischen archäologischen
Instituts statt. Wir entnehmen dem Berichte in der
Wiener Abendpost, Beilage zur Wiener Zeitung,
darüber das Folgende.
Der Vorsitzende Minister für Kultus und Unter-
richt von Hartel gedachte der schweren Verluste,
welche das Institut durch den Hingang Nikolaus
Dumba's, Karl Schenkl's, und des Sekretars in
Athen, Wolfgang Reichel, erlitt. Der Minister teilte
sodann unter anderem mit, dafs die griechische
Regierung ein Grundstück zur Erbauung eines
österreichischen Institutshauses geschenkt habe, dafs
für den Bau eines Museums in Carnuntum eine
Staats-Subvention bewilligt, auch für den Museums-
bau in Spalato ein Fortgang zu verzeichnen sei.
Hierauf machte der Oberstkämmerer als Chef
der kaiserlichen Kunstsammlungen die Mitteilung,
dafs die vom Sultan geschenkten Funde aus Ephesos
demnächst im Theseus -Tempel im Wiener Volks-
garten zur öffentlichen Ausstellung kommen würden.
Den Jahresbericht des Institutes erstattete der
Direktor, Hofrath Benndorf, mit Darlegungen über
die erfolgten und in Vorbereitung begriffenen
Publikationen, die Reisen von Institutsmitglicdern
und die Funde, wie in Ephesos, so im Inlande
(Aquileja, Salona) und gedachte zum Schlüsse der
bevorstehenden Feier des 25 jährigen Bestehens des
archäologisch-epigraphischen Seminars der Wiener
Universität.
ARCHÄOLOGEN-TAG IN
PHILADELPHIA.
Die zweite Versammlung des »Archaeological
Institute of America« fand vom 27. bis 29. De-
cember 1900 in Philadelphia statt. Sie gewann
dadurch eine erhöhte Bedeutung, dafs sie, nach Art
der deutschen Philologenversammlung, gleichzeitig
mit den orientalischen, philologischen, neusprach-
lichen, biblischen, und Dialekt-Gesellschaften tagte.
Sie war infolgedessen auch bedeutend besser be-
sucht, als die erste Tagung in New-Haven, über
die ich voriges Jahr (Arch. Anz. 1900 S. 24) be-
richtet habe. In den Vorträgen fanden wiederum
neben der klassischen Archäologie und Geschichte
auch die amerikanische Prähistorie und Mittelalter
wie Neuzeit Vertretung. Am ersten Tage fand eine
gemeinschaftliche Sitzung aller Gesellschaften statt,
in der das »Institute« mit dem Vortrage Herrett's:
»Ein Seldschucken-Khan« vertreten war. Am
selben Abend fand ein Empfang statt, auf dem
Gildersleeve über »Schwankungen und Verände-
rungen in der klassischen Philologie« mit feiner
Ironie die übergrofse Tendenz zur Spezialisierung
beklagte. Am 28. Dezember, Nachmittags, ver-
einigten sich das »Institute« und die »Philological
Association« zur gemeinsamen Sitzung; in dieser
berichtete unter anderm Platner über die neuen
Ausgrabungen auf dem Forum Romanum. Das
26
Archäologen -Tag in Philadelphia.
Stereoptikon fand eine noch ausgedehntere Anwen-
dung als im vorigen Jahr.
Nicht genug zu rühmen ist die Gastfreiheit der
»University of Pennsylvania«, die nicht nur all ihre
Räume zur Verfügung stellte, sondern auch jeden
Tag durch ein reichliches Gabelfrühstück dafür sorgte,
dafs den Teilnehmern der weite Gang zum Hotel
erspart blieb.
Angemeldet waren im ganzen 50 Vorträge, von
denen die folgenden 38 gehalten wurden:
1. Herr E. P. Andrews, Cornell University:
Farbspuren am Parthenon und den Elgin-
Skulpturen.
2. Herr G. A. Barton, Bryn Menor College:
Inschrift B der Blau-Monumente.
3. Herr H. C. Butler, Princeton University:
Die Skulptur in Nord-Central-Syrien.
(Herr B. berichtete über die von ihm geleitete
Expedition in das zuerst vom Grafen de Vogue
beschriebene Territorium der »verlassenen Städte«.
Neben den hervorragenden Überresten spätheidnischer
und frühchristlicher Bauten wurden viele Reliefs,
meist sepulcralen Charakters, entdeckt und photo-
graphiert; besonders in Felsgräbern, In einigen
dieser Grabkammern waren die Lagerstätten für die
Leichen in der Gestalt von »lecti« ausgehauen, mit
Porträtbüsten darüber. Ein grofses »Totenmahl«
zeigt die gewöhnlichen gelagerten und stehenden
Gestalten, ihre Namen inschriftlich gegeben; aber
darüber befindet sich ein zweites Basrelief, das
eine Reihe kleiner Figuren (die Hinterbliebenen)
zeigt, die in Prozession auf einen Altar zugehen.
Der Stil ist hier, wie an den meisten Grabreliefs
der Gegend, gut spät-klassisch, doch sind die Ge-
sichter überall zerstört, vermutlich unter dem Ein-
flufs mohammedanischen Fanatismus.)
4. Fräul. H. A. Boyd, Smith College:
Eine Ansiedelung der »geometrischen« Zeit in
Kavusi auf Kreta.
(K. liegt etwa 60 engl. Meilen O. von Knossos.
Merkwürdig ist, dafs sich die Menschen des
»geometrischen« Stils auf die unzugänglichsten
Berghöhen zurückgezogen haben, im Gegensatz zu
den »mykenischem Ansiedlungen im Flachland.
Die ältesten Funde in Kavusi zeigen eine
Mischung von spätmykenischen und früh-geometri-
schen Funden. Darauf folgt eine kleine Burg, in
der Kornmühlen, Spinnwirtel, und ein Steintisch
mit einer Thonplatte zum Brettspiel sich gefunden
haben.
Ferner ein »Bienenkorb« grab mit Funden
entwickelten geometrischen Stils: glasierte Thon-
waren, darunter besonders merkwürdig eine Hydria
mit Klageweibern und Wagen im Dipylonstil. Doch
zeigen alle Malereien noch Erinnerungen an »Mykene«,
in dem gröfsern Naturalismus der Figuren. Auch
orientalischer Einflufs macht sich geltend, vor allem
in Bronzegravierungen: Gehelmte Sphinxe, Greife,
ein Mann zwischen zwei Wappenlöwen.)
5. Fräul. M. H. Buckingham, Boston:
Bericht über die Arbeiten der Reichslimes-
Kommission.
6. Herr E. Capps, University of Chicago:
*E-l TT^; axTjvrj; und Verwandtes.
7. Derselbe:
Die dpyai6-:zpa Atovjjtct.
8. Herr W. Carroll, Columbian University:
Aristoteles' Theorie der Bildhauerei.
9. Herr S. H. Chapman, Philadelphia:
Ein Dorischer Tempel im Epizephyrischen
Locris.
10. Herr G. D. Chase, Cornell University:
Sonnensagen in Littauischen Volksliedern.
11. Herr G. H. Chase, Southborough:
Griechische Schildzeichen (Versuch einer
Systematisierung).
12. Herr A. S. Cooley, Auburndale:
Die Ausgrabungen der Amerikanischen Schule
in Korinth. (Bericht über die Jahre 1898 — 1899
mit einem Plan der Funde auf- der Agora, des
Apollotempels, der Strafsen nach Cenchreae
und der Propylaea).
13. Herr L. Dyer, Oxford:
Neue Seiten der Mykenischen Religion (nach
Funden, die von Evans herausgegeben und be-
sprochen werden sollen).
14. Herr A. L. Frothinghamjr., Princeton University:
Ist der Triumphbogen griechischen oder
römischen Ursprungs ?
(Aus einer Stelle in Pausanias Attika glaubt F.
eine Notiz über ein Ende des 4. Jahrhunderts vor
Christus errichtetes »freistehendes« Thor auf dem
Markt von Athen zu entdecken.)
15. Derselbe:
Früh-Etruskische Gräber in ihrer Beziehung zu
Griechenland und dem Orient.
(Herr F. leitete Ausgrabungen in Narce für die
University of Pennsylvania. Die Funde datieren
sich etwa 1000— 600. Besonders wichtig ist eine
vollständige Serie von »Villanova« -Urnen, die uns
ermöglicht, die frUh-etruskische Töpferkunst zu
chronologisieren. Eine Reihe Stücke zeigen deut-
lich Nachahmung von Bronzevorlagen.
Dem 8. Jahrhundert gehört ein Kriegergrab
an, dessen Inhalt dem Funde von Vetulonia an
Bedeutung beinahe gleichkommt. Es befinden sich
Archäologen -Tag in Philadelphia.
27
dabei ein dekorierter Bronzehelm mit hohem Kamm,
ein dekorierter Brustpanzer, das einzige Stück
italienischer Provenienz, und Pferdegeschirr.
In einem anderen Grab aus dem 8. Jahrhundert
fanden sich Feuerbeckenständer, mit Karyatiden-
figuren, deutlich unter griechischem Einflufs.
Im 7. Jahrhundert macht sich orientalischer
Einflufs bemerkbar. Besonders interessant sind in
dieser Hinsicht 4 Vasen von Corneto. Zwei sind
Phönicisch-Egyptische Thonware, mit Reliefen ge-
schmückt, die andern beiden sind Bucchero-Ware
aus Formen gewonnen, die über den importierten
Vasen genommen worden sind).
16. Derselbe:
Die Kapelle Sancta Sanctorum in Lateran.
17. Herr H. N. Fowler, Western Reserve Uni-
versity:
Simonides, Pindar, Bacchylides am Hof Hiero's.
18. Derselbe:
Phidias und die Bauthätigkeit des Perikles.
(Der Glaube, dafs Ph. die Generalaufsicht über
die perikleischen Bauten geführt habe, gründet sich
auf Plut. Per. 13. Seine Quelle ist Ephorus, bzw.
Stesimbrotus, der sehr unglaubwürdig ist. Es ist
deshalb kein genügender Grund dafür vorhanden,
Ph. mit den Parthenon-Skulpturen in Verbindung
zu setzen, aufser wenn stilistische Erwägungen dafür
sprechen.)
19. Herr W. H. Goodyear, Brooklyn Institute
Museum:
Die überhängenden Fassaden von Notre Dame
und von Pisa.
20. Herr W. F. Harris, Harvard University:
Über die bevorstehende Veröffentlichung der
Resultate der Ausgrabungen in Assos.
21. Herr VV. A. Hammond, Cornell University:
Aristoteles' Theorie der Vorstellung.
22. Herr P. Haupt, Johns Hopkins University:
Die Garrett-Sammlung Orientalischer Hand-
schriften.
(Bericht über den Ankauf von 1171 arabischen,
23 türkischen, und i persischen Handschrift, die
zum Teil in keiner Europäischen Bibliothek vertreten
sind. Der Vortragende befürwortete die Gründung
eines »Orientalischen Seminars« von Seiten der
Bundesregierung.)
23. Herr G. Hempl, University of Michigan:
Erklärung der Bilder und Inschrift der Cista
Praenestina in Paris.
24. Herr K. P. Harrington, University of Maine:
Mit welchen Kunsttypen war ein römischer
Landedelmann vertraut?
(Über die Kunstdarstellungen, auf die Tibullus
anspielt, fast durchweg der praxitelischen Epoche
angehörig.)
25. Herr W. Lowrie, Philadelphia:
Eine früh- christliche Jonah-Darstellung im
Metropolitan Museum, New York.
(Auf einem Hochrelief wird a) Jonah ins Meer
geworfen ; b) wieder ausgespieen. Das Relief
kommt aus Tarsos, St. Paul's Geburtsst'adt. Anstatt
des »Walfisches« ist ein v.fjTo; dargestellt, in An-
lehnung an die Tradition heidnischer Mythen. Ab-
weichend von sonstigen Darstellungen wird Jonah
mit den Füfsen voran in die See gestürzt. Das
Monument, das aus dem 4. oder 5. Jahrhundert
stammt, ist die einzige bekannte Darstellung der
Legende aus dem Orient.)
26. Herr E. von Mach, Harvard University:
Die Meleager- Statue im Fogg-Museum der
Universität Harvard.
27. Herr J. E. Nies, Brooklyn:
Die Ziele künftiger Ausgrabungen in Palästina.
28. Herr B. Perrin, Jale University:
Die lepsiai des Hellanikos und der Brand des
Heraions.
(Im Brand des Heratempels (423) sieht P. den
Grund, warum H. die Datierungsmethode nach den
Herapriesterinnen aufgab und die athenischen Ar-
chonten wählte, in andern Worten, warum er auf
die 'l. eine Atthis folgen lassen mufste.)
29. Herr C. Peabody, Cambridge :
Einige praehistorische amerikanische Stein-
ornamente.
30. Herr S. B. Platner, Western Reserve University:
Die neuesten Ausgrabungen auf dem Forum
Romanum.
31. Herr M. R. Sanford, Middleburg College:
Das Zeug der Tunica und Toga.
(Schilderte die Versuche, die Herr S. mit ver-
schiedenen Zeugen an Studenten seiner Anstalt
machte, um den Faltenwurf antiker Statuen zu
studieren.)
32. Herr T. D. Seymour, Jale University:
Sklaverei und Leibeigenschaft bei Homer.
33. Herr E. S. Shumway, University of Pennsyl-
vania:
»Saian's Thron« und «Angelo«.
(Vergleich der Skulpturen von Pergamon und
Michel Angelo's.)
34. Herr E. L. Tilton, New York:
Die bevorstehende Veröffentlichung der Gra-
bungen am Heraion.
35. Herr W. C. Winslow, Boston:
Entdeckungen auf Kreta.
(Besprechung der Evans'schen Funde; sie
28
Käufliche Gipsabgüsse. Bibliographie.
weisen auf lebhaften Handelsverkehr mit Ägypten.
Der Einflufs des Nillandes zeigt sich besonders in
der Malerei, z. B. in den Prozessionsscenen, wo sich
der ägyptische Gesichtstypus vom Griechisch-Kreti-
schen scharf abhebt. Eine Statue mit dem Namen
Ab-nub-mes-wazet-user ermöglicht eine annähernde
Datierung in der Zeit der XII. Dynastie; und das
Auffinden einer Ansiedlung aus dem Steinalter unter
dem Osthofe gewährt einen interessanten Einblick
in die chronologischen Möglichkeiten von Knossos.)
36. Herr J. R. Wheeler, Columbia University:
Eine Bronzestatue des Herakles in Boston.
37. Herr B. I. Wheeler, University of California:
Die archäologische Thätigkeit der U. o. C.
(Bericht über die durch die Freigebigkeit von
Frau Hcarst ermöglichte Sammelthätigkeit der von
Herrn W. geleiteten Universität in Asien, dem
Mittelmccrbecken, Südamerika, Mexico und auf den
Philippinen.)
38. Herr J. H. Wright, Harvard University:
Die »Verleumdung« des Apelles.
Ernst Riefs.
KÄUFLICHE GIPSABGÜSSE.
Von der Direktion des Museums algerischer
Altertümer in Alger-Mustapha geht uns folgen-
der Katalog zu : Catalogue des moulages de tnonuments
antiques et musulmatis mis en vente par B. Cerutli
editetir des moulages du »lusee des antiquites algeriennes
a Alger -Äfustapha, Alger 1900. Aufträge sind an
M. B. Cerutti, musee des antiquites, ä Alger-Mustapha
(Algerie) zu richten. Der Katalog zählt 66 Abgüsse
auf, davon 44 nach antiken Statuen und Köpfen,
u.a. folgende: Frauenstatue im Museum von Cherchel
(Kekule von Stradonitz, über Copien einer Frauen-
statue aus der Zeit des Phidias); kolossale Neptunstatue
(Doublet, musee d' Alger Taf. VIII); Gewandstatue
einer Frau im Museum von Cherchel (Gauckler,
musee de Cherchel Taf. IV) ; Athenastatue im Museum
von Cherchel (Gauckler Taf. XV, i); Venustorso in
Alger (Doublet Taf. VII); Bacchusstatue (Doublet,
Taf. IX, 3). Satyr mit Panther spielend im Museum
von Cherchel (Gauckler Taf. X, 2); Satyr und Pan
(Gauckler Taf. XI, i, 2) u. s. w.
BIBLIOGRAPHIE.
Abgeschlosseu am 1. März.
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(Conrady.) 14 S. (i Taf.). No. 51. Das Kastell
bei Schlossau. (K. Schumacher.) 9 S. (3 Taf.,
2 Abb.) — Liefg. XII. No. 2 a. Das Kastell
Niederberg bei Ehrenbreitstein. (Dahm.) 21 S.
(8 Taf., I Abb.) No. 3. Das Kastell Arzbach.
(Dahm.) 8 S., (3 Taf., 2 Abb.) — Lfg. XIIL
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decouverte recemment ä Arlon. S. 144 — 146
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en Clohars-Carnoet. S. 282 — 286. (4 Abb.) —
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de Villefosse, Tete de Diadumene trouvee ä
Vauluisant S. 254—258 (2 Taf.). — Bizot, Mo-
saique recemment decouverte ä Sainte-Colombe.
S. 256-263. — Heron de Villefosse, Aigle, en
marbre blanc et en ronde-bosse, trouve ä Mag-
nesie-du-Meandre. S. 264.
Bullettino di archeologia e storia dalmata. Anno
XXIII. (1900.)
n. 10—11 (ottobre-novembre). Bulic, scavi
neir antico cemetero cristiano di Manastirine a
Salona S. 193—216. (Tf. IV— VIII.) Fort-
setzung n. 12 S. 249—272 (Tf. XI). — Bulic,
L'arca delle reliquie di S. Dojmo nel duomo di
Spalato e l'arca dei SS. Martiri Salonitani nel
Battistero Lateranese a Roma S. 216-223
(Tf. X). — Bulic, Iscrizione di un vescovo
Salonitano probabilmente di Giovanni V (443
p. Chr.) S. 224—229. — Notizie risguardanti il
Palazzo di Diocleziano a Spalato S. 239 — 241.
n. 12 (dicembre). Bulic, Sarcofago di
Primus, vescovo, nipote di Domnione martire
S. 273 — 293 (Tf. XII). — Iscrizioni ricomposte
risguardanti il cemetero di Manastirine S. 293 —
295. — Ritrovamenti nel cemetero antico cristi-
ano di Marusinac durante I'anno 1900. S. 296
— 298. — Nomi e marche di fabbrica su tegoli
acquistati dal Museo di Spalato durante I'anno
1900. S. 298—299. — Ritrovamenti antichi
nella campagna di Spalato S. 299. — Ritrova-
menti antichi nel villaggio di Castel Abbadessa
(Gomilica) S. 299 — 300. — Elenco degli oggetti
d'arte acquistati nell' a. 1900 dal Museo di
Spalato. S. 309 — 310.
Bullettino di paletnologia italiana. Anno XXVI.
(1900.)
n. 10— 12. Bellucci, Echini mesozoici utilizzati
dair uomo dell' etä della pietra S. 193—196.
— Colini, Ceramica neolitica della Grotta all'
Onda nelle Alpi Apuane S. 197 — 202 (mit
Tf. VI. VII). — Colini, II sepolcreto di Reme-
dello Sotto nel Bresciano e il periodo eneolitico
in Italia S. 202 — 285 (Tf- XI. XII). — Orsi,
Ripostigli di bronzi siculi S. 267. — Quagliati,
Oggetti micenei sullo Scoglio del Tonno in
Taranto S. 285 — 288. — Notizie diverse S. 288
— 296.
Bulletins et memoires de la Societe d'Anthropo-
logie de Paris. Ve serie. Tome premier (1900).
Fascicule 3. Zaborowski , De l'origine des
anciens Egyptiens. S. 212 — 221.
Centralblatt für Anthropologie, Ethnologie und
Urgeschichte. VI. Jahrg. (1901.)
Heft I. 0. Montelius, Die Chronologie der
ältesten Bronzezeit in Norddeutschland u. Skandi-
navien. (Deichmüller .) S. 34— 57.
Centralblatt, Literarisches. 51. Jahrg. (1900).
Nr. 46. H. Schiller, Weltgeschichte. I. Bd. Ge-
schichte des Altertums. (F. R.) Sp. 1883—1887.
Nr. 47. F. Benedetti, GH scavi di Narce ed il
Museo di Villa Giulia. (anon.) Sp. i()48.
Nr. 48. K. Breysig, Kulturgeschichte der Neu-
zeit. Bd. IL Altertum und Mittelalter als Vor-
stufen der Neuzeit. I. Hälfte: Urzeit, Griechen,
Römer. {K. Lamprecht). Sp. ig^i—igY^.
Nr. 49. G. Lang, Von Rom nach Sardes (an.)
Sp. 2064.
Nr. 50. H. Luckenbach, Abbildungen zur Alten
Geschichte für die oberen /^lassen höherer Lehr-
anstalten, (anon.) Sp. 2101. — 0. Wulff, Alexander
mit der Lanze. (T. S.) Sp. 2 117.
Nr. 51 — 52. E. Pais, Storia di Roma. Vol. I.
Parte I u. IL (R. v. S.) Sp. 2isg—2z6i. — A. v.
Premerstein u. S. Rutar, Römische Straßen und
Befestigungen in Krain. (A. R.) Sp. 217g. — y.
Lange, Darstellung des Menschen in der älteren
griechischen Kunst. (T. S.) Sp. 2182—2183.
52. Jahrg. (1901).
Nr. I. B. P. Grenfell, A. Hunt and D. D.
Hogarth, Fayüm towns and their papyri. (F. B.)
Sp. 23-^25). — K. Woermann, Geschichte der
Kunst aller Zeiten und Völker. I. Bd. Die Kunst
der vor- und ausserchristl. Völker, (anon.) Sp. 2g
—SO.
Nr. 2. A. Choisy , Histoire de V architecture.
(H S.) Sp. 84—87.
Nr. 3. E. Speck, Handelsgeschichte des Altertums.
3*
36
Bibliographie.
/. Bd. Die orientalischen Völker. (F.) Sp. gg. —
E. Preuner, Ein delphisches Weihgeschenk. (K.)
Sp. 114.
Nr. 4. H. Anton, Die Mysterien von Eleusis.
(K.) Sp. 16 g. — H. Weil, Etudes de l'antiquite
grecque. (li.) Sp. ijo.
Nr. 8. L. Homo, Lexique de topographie Ro-
maine, (anon.) Sp.ssg—S4o.
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del Foro e della sua iscrizione arcaica. S. 158 —
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di S. Maria Antiqua al Foro Romano. S. 228
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et Belles-Lettres. 1900.
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sur le papyrus latin de Geneve No. I. S. 442 —
458. — Heron de Villefosse, Note sur le prac-
fectus fluminis Ovidis. S. 458 — 461. — A. Heron
de Villefosse, L'ex-voto de Theodoridas du
Louvre. S. 465—472. (2 Taf.) — A. L. De-
lattre, La necropole punique voisine de la col-
line de Sainte-Monique ä Carthage. Rapport
semestriel. (Janvier- Juin 1900.) S. 488—511.
(i Taf., 12 Abb.). — W. Heibig, Observations
sur les [Ti-eti; Atheniens. S. 516 — 522. — A,
Wilhelm, Note sur un fragment d'inscription
trouve sur l'Acropole d'Athenes. S. 524 — 532.
— Gauckler, Note sur des fouilles executees
dans le Sahara Tunisien. S. 541 — 547.
AeXti'ov TTjC ^v 'AX;i.up(iüt yiXapyai'o'j Exatpsfa; x^;
"Oöp'jo; TEÜ^o; TptTov irept^yov zä rsTrpaYfJtEva
xaxd xö d exoi x^c Seuxepcz? xptexoü; Tcsptf^Sou Ttpo;
0£ -/al xi; (j.£xa xaüxa äveupe&efaot; ^Trtypacpac.
'AtlrjvTjat 1900, 36 S. (i Taf.)
'E<pT](i.Epl; äpj^atoXoYtXT^. IhptoSo; xp(x7j. (1900).
Teü/os xpixov. ß. 1-ä-r\z, 'AvciOxa^al Iv i^ouvt't»).
S. 113— 150. (ttiv. 5—9, 2 Abb.) — A. Wilhelm,
'E-iYpacp7) 00'jptas. S. 151 — 152. — K. Koupo'j-
vtwxTjj, Tpt'a VE« irjcpt'ajxaxa i% xoü vaoü xoü 'Tzsp-
xEXeaxo'j 'AmXXiuvo; S. 153 — 160.
Ertesito, Archaeologiai. [Archaeologischer An-
zeiger]. N. F. Bd. 20. (1900). [Ungarisch.]
Heft I. F. Milleker, Statuettes prehistoriques
des contrees du Danube inferieur en Hongrie.
S. 62 — 71. (9 Abb.) — G. Tegläs, Inscription
funeraire provenant du Castrum Onagrinum.
S. 75 — 76. — J. Cziräky, Sur les »fossees ro-
• maines« de Bogojeva. S. 76 — 77.
Heft 2. L. Bella, Therme de l'epoque ro-
maine ä Balf. S. 164 — 166. — y. Hainpel,
Histoire de la sculpture antique. (anon.) S. 77^ —
i^^. — L'ancienne Savaria. (X.) S. 191 — 192.
Heft 3. J. Cziraky, Les monuments anciens
de Bogodeva. S. 257 — 263. (12 Abb.) — v. Recsey,
Trouvailles ceramiques de l'antiquite provenant
du territoire de la cite pannonienne. S. 267 —
269. (4 Abb.) — Der römische Limes in Öster-
reich. Heft I. (Kuzsinszki). S. 283 — 284.
Heft 4 — 5. J. Hampel, Casque antique au
musee national de Budapest. S. 361 — 374. (l Taf.
16 Abb.) — E. Borolan, Trouvailles romaines ä
Livadia (c. de Hunyad). S. 390 — 391. • — E. Te-
gläs, Tombeaux romains et autres tombeaux a
Also-Szent-Mihalyfalva. S. 391 — 393. — V. Ku-
zsinszki, Description d'Aquincuin ei les fouilles a
Aquincum, (G. Finaly). S. 432.
Gazette des beaux-arts. 30 Periode. Tome 25.
(1901.)
5236 Livraison. S. di Giacomo, Les fresques
de Boscoreale. ' S. 15 — 26. (8 Abb.)
Gegenwart, Die. Bd. 58. (1900).
No. 49. W. Kirchbach, Aeschylos und die
Modernen. S. 357—361.
Giornale arcadico. Ser. III.
qu. 38. (febbraio 1901). Cozza-Luzi, Eru-
dizione letteraria. 6. Della morte di Fra Giocondo
da Verona. — 7. Fra Giocondo antiquario.
S. 125 — 127. — Belli, Magia e pregiudizi in P.
Ovidio Nasone. S. 136 — 141.
Globus. Bd. LXXVIII. (1900).
Nr. 22. F. V. Vincenz, Ein Ausflug zu den
Teppichknüpfern in Kula. S. 350 — 357. (7 Abb.)
No. 23. IC. Woermann, Geschichte der Kunst
aller Zeiten und Völker, i. Bd.: Die Kunst der
vor- und ausser christlichen Völker. (W. Foy).
s. 378-379-
Nr. 4. C. Rademacher, Dr. Soldans Aus-
grabung einer vorröniischen Stadt bei Neuhäusel
in Nassau. (Hallstattzeit). S. 63 — 65.
Grenzboten, Die. 59. Jahrg. (1900).
Nr. 49. Kaemmel, Neue Weltgeschichten.
[Weltgeschichte von H. F. Helmolt. 3 Bd.,
I. Hälfte: Westasien, Afrika. 4. Bd.: Die Rand-
länder des Mittelmeers; Weltgeschichte von H.
Schiller. Bd. i : Geschichte des Altertums.]
S. 470—477.
Nr. 50. Bücher über den klassischen Süden.
[Mau, Pompei in Leben und Kunst; C. Weich-
hardt, Schlofs des Tiberius und andere Römer-
bauten auf Capri; G. Lang, Von Rom nach
Sardes.] S. 512 — 521.
Bibliographie.
37
Nr. 52. Toiletten Mykenischer Damen. (M.)
S. 643—644.
Gymnasium. XIX. (1901).
Nr. I. K. Ludwig, Das keltische und römi-
sche Brigantium und P. Sticotti, Di un frammento
marmoreo al civico museo d' antichita a Trieste.
(K. Lechner.) Sp. 21.
Nr. 3. G. Vogrinz, Die homerische Frage
in der Schule. Sp. 78 — ^82. — C. Jentsch, Drei
Spaziergänge eines Laien ins klassische Altertum.
(E., Hucker t.) Sp. 84- 8 j.
Gymnasium, Das humanistische. 11. Jahrg.
(1900).
Heft IV. G. Lang, Von Rom nach Sardes.
(Blaum). S. 234.
Hefte, Anatomische. i. Abtheilung. XVI. Bd.
(1901).
Heft I. L. Stieda, Anatomisch -archaeolo-
gische Studien. IL Anatomisches über alt-itali-
sche Weihgeschenke. (Donaria.) S. I — 83.
(Taf. I— IV.)
Hermath ena: a series of papers on literature,
science and philosophy. Vol. XXVI. (1900).
J. B. ßury, The identity of Ajax. S. 126 —
130. — Ch. Exon, A new theory of the ekkly-
klema and two short notes. S. 132 — 145. (i Abb.)
Hermes. 36. Band (1901).
I. Heft. D. Detlefsen, Die Quellenschriften,
insbesondere die lateinischen, in B. 10 der nat.-
hist. des Plinius. S. 1—27. — W. Radtke,
Aristodems £7:typa[j.,aaTa0Tjßatxa. S. 36 — 71. — H.
Diels, Die Ol3'mpionikenliste aus Oxyrhynchos.
S. 71 — 80. (i Taf.) — B. Graef, Archaeologische
Beiträge. I. Assteas und die attische Bühne.
2. Die Schamhaftigkeit der Skythen. 3. Darstellung
des Dionysos auf einer korinthischen Vase. 4.
Der Bocksatyr auf einer schwarzfigurigen Vase.
5. Zur melischen Gigantomachie (i Abb.). 6.
Die Talosvase. S. 81 — ic6. — W. Christ, Bac-
chylides und die Pythiadenrechnung. S. 107 —
112. (I Taf.) — G. Hiller v. Gärtringen u. C. F.
Lehmann, Gewichte aus Thera. S. 113 — 113. —
F. Hiiler v. Gärtringen, Eine Karneenfeier in
Thera. S. 134—139. (i Abb.) — F. Blass, Zu
den neuen Fragmenten aus Hesiods Katalogen.
S. 159 — 159. — C. Robert, Die Phorkiden. S.
159—160. — F. Hiller v. Gärtringen, Der Bild-
hauer Antiphanes. S. 160.
Jahrbuch des kaiserlich deutschen archäologischen
Instituts. Bd. XVI (1901).
I. Heft. H. Bulle, Der barberinische Faun.
S. I — 18 (8 Abb.). — K. Kuruniotis, Poros-
sculpturen aus Mykene. S. 18 — 22 (5 Abb.). —
W. Dörpfeld , Die vermeintliche Bühne des
hellenistischen Theaters. S. 22 — 37 (i Abb.) —
P. Herrmann, Zu den antiken Sarkophagreliefs.
S. 38.
Archäologischer Anzeiger. Nr. i. E. Hüb-
ner f. S. I. — G. Körte u. A. Körte, Gordion.
S. I — II (5 Abb.). — Sitzungsberichte der
archäologischen Gesellschaft zu Berlin. 1901.
Februar. März. S. 11 — 25 (4 Abb.). — Öster-
reichisches archäologisches Institut. S. 25. —
E. Riess, Archäologentag in Philadelphia. S. 25
— 28. — Käufliche Gypsabgüsse. S. 28. —
Bibliographie. S. 28—47.
Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des
allerhöchsten Kaiserhauses. XXI. Bd. (1900).
I. Theil. H. Graeven, Typen der Wiener
Genesis auf byzantinischen Elfenbeinreliefs. S.
91 — III. (17 Abb.). — R. V. Schneider, Ein
Kunstsammler im alten Wien. [Jos. Barth.] S.
272—281. (5 Abb.)
Jahrbücher der Königlichen Akademie gemein-
nütziger Wissenschaften zu Erfurt. N. F. Heft
XXVI. (1900).
K. I. Neumann, Das klassische Altertum und
die Entstehung der Nationen. S. i — 17. —
eil. Muff, Der Zauber der Homerischen Poesie.
S. 18 — 55. — R. Thiele, Horaz und sein Säcular-
gedicht. Ein Beitrag zur Geschichte der helle-
nischen Dichtweise in Rom. S. 57 — 85.
Jahrbücher, Bonner.
Heft 105. C. Rademacher, Germanische Be-
gräbnisstättenamNiederrhein. Mit besonderer Be-
rücksichtigung der Keramik. S. I — 49. (Taf.
I — VI.) — E. Herzog, Kritische Bemerkungen zu
der Chronologie des Limes. S. 50 — 77. —
M. Siebourg, Matronen-Terrakotta aus Bonn.
Nebst Bemerkungen zum Matronenkultus. S. 78
— 102. (Taf. VII.) — C. Koenen, Karlingisches
Gräberfeld in Andernach. S. 103 — 128. (Taf.
VIII— XIV.) — H. Lehner, Die fränkischen
Grabsteine in Andernach. S. 129 — 143 (Taf.
XV— XVII). — H. Graeven, Fragment eines
frühchristlichen Bischofsstuhls im Provinzial-
Museum zu Trier. S. 147—163 (Taf. XVIII—
XIX. I Abb.) — H. Lehner, Ausgrabungs- und
Fundberichte vom 16. Aug. 1899 bis 15. Juli 1900.
S. 164 — 185 (2 Pläne) — Giemen, Bericht über
die Thätigkeit der Provinzialkommission für die
Denkmalspflege in der Rheinprovinz vom
I. April 1898 bis 31. März 1898 (sie, lege 1899!).
S. 187 — 240. (3 Taf., 27 Abb.) — Berichte über
die Thätigkeit der Provinzialmuseen in der Zeit
Bibliographie.
vom I. April 1898 bis 31. März 1899 (Nissen,
Hettner). S. 241-250 (i Taf., i Abb.).
Heft 106. B. V. Toll, Grabfund von Raden-
bacli. S. 73—77 (Taf. II). — C. Koenen, Ein
rheinisches vorrömisches Sculpturdenkmal.
S. 78—90. (Taf. III, 3 Abb.) — R. Schultze,
Römische Wohnstätten in Bonn. S. 91 — 104
(Taf. IV, 4 Abb.). — H. Lehner, Ein neuer Stadt-
halter von Untergermanien. S. 105 — 108. —
Stedtfeld, Würselen bei Aachen. Münzenfund.
S. 114 — 116. — C. Koenen, Koblenz. Römi-
scher Vexierkrug. S. 116. — Berichte über die
Thätigkeit der Provinzialmuseen in der Zeit
vom I. April 1899 bis 31. März 1900. I. Trier
(Hettner.) S. 212—219. !!• Bonn (Lehner).
S. 219— 228. (14 Abb., I Taf.).
Jahrbücher, Neue, für das klassische Altertum,
Geschichte u. deutsche Litteratur. 3. Jahrg. V. Bd.
(1900).
8. Heft. E. Devrient, Die Heimat der Che-
rusker. S. 517 — 534 (i Karte). — W. Crönert,
Über die Erhaltung u. die Behandlung der
Herkulanensischen Rollen. (588—591. — A.
Matt, Pompeii. Its life and art. (H. L. Urlichs.)
jgi — sgS- — C. Merckel, Die Ingenieur tcchnik im
Altertum. (F. Noack.) S. jgj — sg6.
9. Heft. P. Cauer, Homer als Charakteris-
tiker. S. 597 — 610. — A. Oeri, Herodots Ehr-
lichkeit. , S. 638—40.
VI. Band (1900.)
9. Heft. B. Huebner, Der erste altphilolo-
gische Ferienkursus in Bonn 1900. S. 494 — 504.
[Darin G. Löschke: Das griechische Theater.]
Jahrbücher, Preufsische. 103. Bd. (1901).
Heft 2. J. Bruns, Der Liebeszauber bei den
augusteischen Dichtern. S. 193 — 220.
Jahresbericht über die Fortschritte der classischen
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Hubo, Friedrich Wieseler. S. 9 — 41. — O.
Hirschfeld, Auguste Allmer. S. 71 — 74. —
W. Kroll, August Rossbach. S. 75.
Journal, The Archaeological. Vol. LVIII (1900)
No. 227. Proceedings at Ordinary Meetings of
the Royal Archaelogical Institute. S. 250—252.
[Darin B. Lewis, Roman Antiquities at Baden
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Number 2. F. B. Tarbell, A signed cylix by
Duris, in Boston. S. 183 — 191 (Plate I, 3 Abb.).
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Syria. S. 289—292 (Plates II, III). — Ch. J.
O'Connor, The Tribunal Aurelium. S. 303 — 309.
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Sunimaries of original articles chiefly in recent
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Octobre. A. Furtwängler, Die antiken Gemmen.
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(E. Babelon). S. 594 — 609 (Schlufs in der No-
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E. Pottier. Etudes sur l'histoire de la peinture
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2. partie: L'ecole ionienne. (G. Perrot.) S. 62 j
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Decembre. A. Vandal, L'odyssee dun ain-
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Listy filologigicke. XXVII. (1900).
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quattuor. ( IV. Kroll.) Sp.jiyj— 74. — // Delbri'uk,
Geschichte der Ariegskunst im Rahmen der politi-
schen Geschichte, i. Tl. : Das Altertum. (J. Kro-
mayer.) Sp.jiSj — gr. — Der römische Limes in
Österreich. Heft I. (A. v. Premerstein.) Sp.
3193—95-
Nr. jo. F. Noack, Neue Untersuchungen in
Alexandrien. (Ad. Ausfeld.) Sp.j2js — JÖ.
Nr. 51/52. E. Sachau, Am Euphratu. Tigris.
(F. Delitzsch.) Sp.jji4 — i^. — H. Schur tz, Urge-
schichte der Kultur. (F. Ratzel.) Sp. 3330 — 3332.
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Villa Giulia (anon.) Sp.33g8.
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über jjieine im Winter iSggjigoo nach der Oase
Si7ve und nach Nubien unternommenen Reisen.
(Fr. W. V. Bis sing.) Sp. 18— ig. — H. Francotte,
L'industrie dans la Grece ancienne (E. Drerup)
Sp. 30—32. — Ed. Courbaud, Le Bas-relief r omain
a Reprisentations historiques. (F. v. Duhn.) Sp.
36 — 38. — Griechische Tragödien iibers. v. U. v.
Vi'ilamowitz-Moellendorff. II. Bd.: Orestie. (R. M.
Meyer.) Sp. jg — 60.
Nr. 2. A. Bouchi- Leder cq, Legons d' Histoire
Grecque (H. Swoboda.) Sp. gj — gy. — F. Völker,
Berühmte Schauspieler im griechischen Alterthum.
(anon.) Sp. 123 .
Nr. 3. /. Strzygowski , Der Bilderkreis des
Griechischen Physiologus, des Kosmas Indikopleustes
u. Oktateuch nach Handschriften der Bibliothek zu
Smyrna bearbeitet, (M. F. Mann.) Sp. 187 — 188.
Nr. 6. Pindari carmina rec. 0. Schroeder.
(E. Norden.) Sp.33g —341. — Histoire de l' Alger ie
par ses monuments. (C. F. Seybold.) Sp.348 — 4g.
Nr. 7. E. Peroutka, Ovykopech delfskych
(Delphische Ausgrabungen) (anon.). Sp. 444.
Melanges d'archeologie et d'histoire. XXe annee.
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Moyen-äge. IX. S. 317 — 330. — Tables des
vingt premieres annees des Melanges. 1881 —
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S. 1-210. (PI. I. IL). — E. le Blant, Des
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cimetiere romain du Fin-Renard. S. 7 — ^57
(4 Taf.) — Ch. de Laügardiere, Deux inscrip-
tions romaines trouvees ä Bourges. S. 59 — 66
(i Taf.) — H. Ponroy, Tumulus et fours
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S. 67 — 70 (i Taf.). — de Kersens, Classement
des enceintes en terre. S. 71 — 79.
XXIIIe Vol. (1900). E. Chenon, Notes arche-
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40
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et de litterature de l'arrondissement de Beaune.
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grabungen u. Funde von Pötovio in den Jahren
1898-99. S. i8-20. (10 Abb.). — W.A. Neu-
mann, Bericht über die im Jahre 1899 ausge-
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Mitth eilungen der Anthropologischen Gesellschaft
in Wien. XXX. Bd. (1900).
IV. u. V. Heft. K. Frhr. v. Miske, Hochhenk-
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Mnemosyne. Vol. XXIX. (1901.)
Pars I. J. Vürtheim, De Eugammonis
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Monatsberichte über Kunstwissenschaft u. Kunst-
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Aphrodite des Praxiteles. S. 26 (i Taf.).
Monatsschrift, Oesterreichische, für den Orient.
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Nr. 6. R. Sieger, Am Euphrat u. Tigris.
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Museum Filologicke, Ceske. Jahrg. VI; (1900.)
Liefg. 4 u. 5. J. V. Prasek, Lydiaca.
I. Die lydischen Mermnaden u. Herodot. S. 241
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S. 291 — 322. — J. V. Prasek, Beitr.äge zu
Herodot. S. 323 — 328. — H. u. V. Skorpil,
Sechs griechische Inschriften aus Philippopel
S. 328 — 333. — Strena Helbigiana. (J. Vysoky).
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(J. V. PräSek.) — Rüter, Das Capitol.
(J. V. Prasek.)
Museum, Rheinisches, für Philologie. LVI. Bd.
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S. I — 28, — S. Sudhaus, Jahrhundertfeier in
Rom und messianische Weissagungen. S. 37 —
54. — A. Dieterich, ABC-Denkmäler S. 77 — 105
(l Abb.). — C. Wachsmuth, Ehrendecret der
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nella contrada Franzine. (A. Prosdocinii..
C. Ghirardini.) S. 285—290. (i Abb.) — Re-
gione VIII (Cispadana). 2. Predappio. (A. San-
tarelli.) S. 290 — 91. — Roma. 3. Nuove
scoperte nella cittä e nel suburbio. Regione VIII.
Esplorazione del sacrario di luturna. S. 291 —
295 (i Abb.). Esplorazioni nel Comizio.
S. 295—340. (40 Abb.) (G. Boni.) — Regione I.
(Latium et Carapania). 4. Pozzuoli. Di
un'epigrafe sepolcrale latina. (A. Sogliano.)
S. 341. 5. Pompei. Relazione degli scavi
eseguiti durante 11 mcse di agosto 1900. S. 341
— 344 (i Abb.). 6. Scafati. Di un' epigrafe
sepolcrale pompeiana. S. 344— 45 (A. Sogliano).
— Regione IV (Samnium et Sabina). 7. Preturo
(A. De Nino.) S. 345. — Regione II (Apulia).
8. Matera. Avanzi di stazione preistorica e
necropoli ad incinerazione, nel Materano.
(Q. Quagliati.) S. 345—353- (4 Abb.) -
Sicilia. 9. Siracusa. Nuovo Artemision a
Scala Greca (P. Orsi). S. 353—387. (32 Abb.,
I Taf.)
Settembre. Regione IX (Liguria). i. Bene-
Vagienna. Nuove ricerche nell' area di Augusta
Bagiennorum fatte nel 1899. (G. Assandria,
G. Vacchetta.) S. 388—392 (i Abb.). — Re-
gione X (Venetia). 2. Moruzzo. Resti di un
sepolcreto primitive. (G. Ghirardini.) S. 392—
394. — Regione VI (Umbria). 3. Sarsina.
Avanzi di grandiose edificio di etä romana,
scoperti entro la cittä (A. Negrioli). S. 395 — 401.
(l Abb.) — Regione VII (Etruria). 4. Viterbo.
Cippi sepolcrali etruschi rinvenuti presso Ferento,
nella localita detta »Talone«. (R. Mengarelli.)
S. 401—403 (2 Abb.) — Roma. 5. Nuove
scoperte nella cittä e nel suburbio. (G. Gatti.)
5. 403— 405. — Regione I (Latium et Campania).
6. Grottaferrata. Tomba arcaica scoperta nella
localita Boschetto. (A. Pasqui.) S. 405 — 409.
(7 Abb.) 7. Cuma. Scavi nell' area della
necropoli (E. Gabrici). S. 409. 8. Pompei.
Relazione degli scavi fatti durante il mese di
settembre 1900. (A. .Sogliano.) S. 409— 410. —
Regione II (Apulia). 9. Taränto. Relazione
degli scavi archeologici che si eseguirono nel
1899 in un abitato terramaricolo, allo Scoglio
del Tonno, presso la cittä (A. Quagliati). S. 411
— 464. (22 Abb., I Taf.)
Ottobre, Alpes Cottiae. i. Susa. Rinve-
nimenti archeologici in occasione dei lavori
edilizi. (A. d'Andrade.) S. 465 — 467. — Re-
gione V (Picenum). 2. Ancona. Deposito
sepolcrale scoperto alle falde del monte Cardeto.
(C. Ciavarini.) S. 467 — 68. — Regione VI
(Umbria). 3. Sassoferrato. Frammenti di epi-
grafi latine e lucerne scoperti nel territorio del
comune, (A. de Nino.) S. 468 — 469. — Re-
gione VII (Etruria). 4. Vetulonia. Scoperte
di nuovi sontuosi ripostigli, di circoli di pietre
e di altre tombe ad inumazione e a cremazione,
durante gli scavi del 1899. (J. Falchi.) S. 469
—497 (36 Abb.). 5. Castel Rubello (frazione
del Comune di Porano). (C. Franci.) S. 497
— 498. — Roma. 6. Nuove scoperte nella
cittä e nel suburbio. (G. Gatti.) S. 498— 500.
— Regione I (Latium et Campania). 7. Pom-
pei. Relazione degli scavi fatti durante il
mese di ottobre 1900. (Sogliano.) S. 500 — 502.
(i Abb.) — Regione III (Lucania et Bruttii).
8. Padula (Salerno). Scoperta della seconda
metä deir epigrafe di M. Vehilius, contenente il
nome dell' antica Consilinum, la cui ubicazionc
e oramai stabilita alla Civitn. (G. Patroni.)
S. 503—504. — Regione II (Apulia). 9. Ceglie
di Bari. Ipogeo apulo con vasi figurati, rinve-
nuto neir abitato. (Q. Quagliati.) S. 504—506.
Vasi figurati di Ceglie di Bari. (M. Mayer.)
S. 506— 511. — Sicilia. 10. Girgenti. Villaggio
Bizantino del Balatizzo. (S. Bonfiglio.) S. 511
— 520 (2 Abb.).
Philologus. Bd. LIX. (1900.)
Heft 3. K. Wernicke, Apollon Stroganoff
und Apollon vom Belvedere. S. 321 — 328. —
A. Müller, Noch einmal die Sehverhältnisse im
Dionysostheater. S. 329 - 343. — R. Holland,
Mythographische Beiträge. I. Def Typhoeus-
kampf. S. 344 — 354. II. Hermochares und
Ktesylla. S. 354 — 358. III. Die Bestattung der
Alkmene. S. 358— 361. — H.Steiger, Warum
schrieb Euripides seine Troerinnen? S. 362 —
399. — H. Lucas, Die Neunzahl bei Horaz und
Verwandtes, S. 466 — 469.
Heft 4. H. Blümner, Neue Fragmente des
Edictum Diocletiani. S. 584 — 591. — M. Maafs,
Zur heronischen Frage. S.605 — 609. — A.Dyroflf,
Abaris. S. 610—614. — F. Susemihl, Epi-
kritisches zu Heliodoros dem Periegeten. S. 615
—618.
Supplementband VIII. (1900.)
Heft I u. 2. Th. Lenschau, Die Zeitfolge
der Ereignisse von Ende Sommer 411 bis zur
Arginusenschlacht. S. 299 — 336.
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Parts 6 <fe 7. F. Legge, Another c^rv^d
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liken Roms um die Wende des VIII. Jahr-
hunderts nach dem Liber Pontificalis. S. 301 —
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mit dem Jesuknaben auf einem Fresko der
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— Epitaphes ä deux gladiateurs. S. 130. —
Autel ä Belenus. S. 131. — Autels au dieu An-
vallus. S. 132— 134. (2 Taf.) — Marque de
fabrique. S. 134. — Poids antique. S. 134. —
Cuillere votive. S. 134. — Vase de terre a in-
scription bachique. S. 135. — Coup de verre a
inscription bachique. S. 135. — Vase de terre
avec inscription. S. 136. — Bague avec un heureux
souhait. S. 136. — A. Allmer, Dieux de la Gaule.
S. 136 — 140. — Chronique. S. 140— 142. (2 Taf.)
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Intailles et camees donnes au Departement de me-
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Nos. 53 — 54. M. Holleaux, Un pretendu
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Mithra. (fR. T.) S. 413—416. — S. Reinach,
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S. 423. — A Wellauer , Etüde sur la fete des
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S. 423.
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comedie. S. 427—431. — Th. Reinach, La mu-
sique des spheres. S. 432—449. — F. P. Garo-
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d'Orient. S. 450—463. — M. Holleaux, De ti-
tulo Patmico. S. 464 — 466. — G. Schlumberger,
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S. 467 — 492. (22 Abb.) — A. E. Contoleon, In-
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Revue de linguistique et de philologie comparee.
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15. Janvier. A. Bojeslav, L'inscription dc-
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S. 402 — 422. — R. Mowat, Heracles chez les
Pygmees. S. 423 — 428. (i Abb.) — S. Reinach,
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Revue, Oesterreichisch-Ungarische. 27. Bd. (1900).
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zu Venctien bis 933. S. 21 — 37.
Revue de philologie, de litterature et d'histoire
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ticle.) S. 316—332.
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Tito.) S. 375— 393. (Tf.VIII.) — Ricci, La numis-
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Hodermann.) S. j6s — j66. ■ — y. Jentsch, Drei
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(R. Hansen.) S. s^ö—jöS.
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S. JTg — J^o. — Pauly's Realencyklopädie der
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622— 6 2J.
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U. V. Wilamo-Lüitz-Moellendorff. V— VII. (A. Weifs-
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über die Zusammenzetzung der Naturgeschichte des
Plinius. (A. Behr.) S. 4 — b. — G. Fougeres,
Mantinee et l'Arcadie Orientale. (E. Grtipe.) S.
8-g.
Nr. 2. O. Müller, Untersuchungen zur Ge-
schichte des attischen Bürger- und Eherechts. (0.
Schulthefs). S. 29-31. — D. Comparetti, Iscri-
zione arcacia del foro romano. (P. Wefsner.) S.
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Nr. 3. A. Pouche- Leclercq, Legons d'histoire
grecque. (0. Schulthefs). S. j8. — E. Aust, Die
Religion der Römer. (O. Wackermann). S. 58
— 60. — C. Weichardt. Das Schlafs des Tiberius
und andere Römerbauten auf Capri. (L. Koch.)
S. 60 — 6t.
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(AI. Hodermann). S. 83—86.
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Blütezeit u. A. Milchhoefer, Die Gräberkunst der
Hellenen. {H. Bulle.) Sp. 148,5 — i4gi. — R. Caton,
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and Athens (B.) Sp. 1492. — C. Schuchhardt,
Römisch-germanische Forschung in Nordwestdeutsch-
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archaeologica. Pergamon, Rom, Tunis, Sunion.
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römischer Sculptur. Lief. 101 — loj. (A. Furt-
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November -Sitzung. Sp. 60— 62. (Fortsetzung in
No. 3 u. 4.)
No. 3. Festskrift til y. L. Ussing, in anled-
ning of hans 8o-aarige fodselsdag 10. April igoo.
(S. Wide.) Sp.77—81 (Schlufs in No. 4).
No. 5. A. S. Murray, A. H. Smith and
H. B. Walters, Excavations in Cyprus. (A. Furt-
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Ägypter. (F. yusti.) Sp. 182—184. —
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Bühnenfrage. Sp. 188 — igo.
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the Dionysia and Lenaea, C. I. A. H g77.
(A. Müller.) Sp. 20g — 21J. — Z. Cantarelli,
Miscellanea epigrafica e archeologica. (Haug).
Sp. 21J — 215. — Varia archaeologica. Agina,
Tegea, Pheneos, Volo, Mykene, Kleinasien,
Kertsch, Tunis, Jerusalem, Rom, Antikythera,
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No. 8. 0. Navarre, Utrum mulieres Athe-
nienses scaenicos ludos spectaverint necne. (A. Müller.)
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Lyttische Grotte auf Kreta. (Voss. Zeitg. Nr. 542.)
Sp. 1357. — Ausgrabungen bei Haltern in W.
(Neue Preufs. Kr. Zeitg. Nr. 540.) Sp. 1358.
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krasie auf einer römischen Inschrift. Sp. 1381 — 83.
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18. Jahrg. (1901).
No. I. LB. Keune, Metz in römischer Zeit,
(C. Rhenen.) Sp. fj—i6. — Archäologische Ge-
sellschaft zu Berlin. November - Sitzung.
Sp. 21 — 28. — Auffindung einer Bronzestatue in
Pompeji. Sp. 28.
No. 3. H. Lang, Von Rom nach Sardes. 2.
verm. Aufl. (K.) Sp. 57 — 59. — K. ILachtmann,
Pergamon, eine Pflanzstätte hellenischer Kunst.
(K.) sp.sg.
No. 4. R. Pöhlmann, Geschichte des antiken
Kommunismus u. Socialismus. 2. Bd. (A. Döring.)
(Sp. 8g — g3.) — E. Rohde, der griechische Roman
u. seine Vorläufer. 2. Aufl. (u ) Sp. g3 — g^. —
H. Belling, Der italienische Cursus des Archae-
ologischen Instituts 1900. Sp. 108 — 112.
No. 5. A. Mau, Pompeji in Leben u. Kunst.
(IL. Belling.) Sp. ii'j — 123. — Archäologische
Gesellschaft zu Berlin. Dezember - Sitzung.
Sp. 130 — 141. (2 Pläne.)
No. 6. R. Delbrück, Beiträge zur Kenntnis
der Linienperspektive in der griechischen Kunst.
(P. Weizsäcker.) Sp. 14 J — r4g. — Griechenland
u. Kleinasien. J. Aufl. Meyers Reisehandbücher
(G. Lang.) Sp. 14g — jo. — Neue Erwerbungen
archaischer Schmucksachen in den Kgl. Museen
in Berlin. Sp. 166—168.
No. 7. IL. Luckenbach, Abbildungen zur alten
Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehr-
anstalten. 3. Aufl. (P. W.). Sp. 177. —
G. Pellegrini, Catalogo dei vasi antichi dipinti.
(Th. Schreiber.) Sp. i'j8. — /Itkiiüv Trjg fv
uiXixvQiJii (pilao^niov lr«»()f/'«f i^c ' OOnvog.
(0. Kern.) Sp. lyS — 180. — L. Homo, Lexique
de topographie Romaine. (H. Belling.) Sp. 18 "j — 18g.
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(A. Hock.) Sp. 201 — 203. — The Annual of the
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Sp. 203 — 20^. — F. Haug und G. Sixt, Die
römischen Inschriften und Bildwerke Württembergs.
(W. Nestle.) Sp. 210— 213.
Zeitschrift, Byzantinische. 10. Bd. (1901).
I. u. 2. Heft. H. Graeven, Die Madonna zwischen
Zacharias und Johannes. S. i — 22. (Taf. I — II.)
— II. N. IJa-aycwpYt'o'j, 0eaaaX'.v V-t,? B'jC^vtwxoI
\aot xal i~v^^'i.\y.\i.i-n «yttöv. I. *0 voto; tcöv
AwScX« 'AroaTo'Xwv. S. 23—39. (Taf. III— V,
7 Abb.). — S. Kraufs, Zur Erklärung der tibur-
tinischen Sibylle. S. 200 - 203. — J. Strzygowski,
Der illustrierte Physiologus in Smyrna. S. 218 —
222. — G. Milkt, Le monastere de Daphni. Histoire,
architecture, mosa'iques ( y.Strzygoraski.) S. 223 — 22J,
— A. V. Millingen, Byzantine Constantinople.
(I. Strzygoivski.) .9. 22J — 228. — Ch. Buondelmonti,
Description des lies de V Archipel. (L. Bürchner.)
S. 230 — 233. — A. Bouche-Leclercq, L'astrologie
grecque. (H. Usener.) S. 246— 2 jo. — Das
Kaiserl. russische archäologische Lnstitut in Kon-
stantinopel. (KK) S.3bg—3'jr. — G. Millet,
La collection byzantine de l'Ecole des Hautes-
Etudes. S. 378 — 79.
Zeitschrift für Ethnologie. 32. Jahrg. (1900).
Heft 4. Verhandlungen der Berliner Gesell-
schaft für Anthropologie, Ethnologie u. Urge-
schichte. [Darin: A. Götze, Das neolithische
Gräberfeld von Rossen u. eine neue keramische
Gruppe. S. 237—253 (6 Abb.). — P. Reinecke,
Neue Funde der Stein- u. Bronzezeit aus Süd-
Deutschland. S. 254—259. — A. Götze, Über
die Gliederung u. Chronologie der jüngeren
Steinzeit S. 259—278 (14 Abb.). — W. Belck,
Noch einmal der neuentdeckte vorderasiatische
Heros »Djinova(i)s«. S. 288 — 299. — Sökeland,
Über einen antiken Desemer aus Chiusi u. über
analoge Desemer. S. 327 — 343 (22 Abb.).
Heft 5. A. Goetze, Depotfund von Eisen-
geräthen aus frührömischer Zeit von Körner
(Sachsen-Coburg- Gotha.) S. 202 — 214. (66 Abb.)
— Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.
[Darin C. F. Lehmann, Römische Funde aus
ostpreufsischen Urnen. S. 430. (6 Abb.) —
Bericht über die Ergebnisse der von Dr. W. Belck
und Dr. C. F. Lehmann 1898/99 ausgeführten
Forschungsreise in Armenien S. 430—438. —
W. Belck, Die Keil-Inschriften in der Tigris-
Quellgrotte und über einige andere Ergebnisse
der armenischen Expedition. S. 443.]
Bibliographie.
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Zeitschrift für vaterländische Geschichte und
Alterthumskunde. Hrsg. von dem Verein für
Geschichte ii. Alterthumskunde Westfalens.
58. Bd. (1900).
I. Abth. Koppers, Über die ara Drusi bei
Haltern a. d. Lippe. S. 218 — 221. — A. Conrads,
Zwei germanische Urnenfriedhöfe bei Haltern.
S. 221 —222. (3 Abb.)
Zeitschrift für österreichische Gymnasien.
51. Jahrg. 1900.
8. u. 9. Heft. /. Hampel, Was lehrt Aischylos'
Orestie für die Theaterfrage? (H. Jurenka )
S. yzg — 732. — W. Drumann, Geschichte Roms
in seinem Übergange von der republikanischen zur
monarchischen Verfassung. 2. Aufl. l. Bd.
(A. Bauer.) S. 771—72. — F. Koepp, Alexander
der Grofse. (R. Bock.) S. 844. — F. Prix, Pompeji.
Begleitworte zu einer Reihe von Projectionsbildern.
(F. Perschinka). S. 8 48 -4g. — XIX. Protokoll
der Archäologischen Commission für die öster-
reichischen Gymnasien. (F. Hoppe). S. 855 — 860.
10. Heft. 0. E. Schmidt, Ciceros Villen.
(A.Kornitzer.). S. 882 — 8j. — F. Zimmerhaeckel,
C. Julius Cäsars Rheinbrücke. (A. Polaschek.)
S. 933 — 34. — F. Knoke, Das Cäcinalager bei
Mehrholz u. Das Varuslager bei Iburg. (A. Bauer.)
S. gS4/sj. — P. Sticotte, Di un frammento
marmoreo al Civico Museo d'antichita di Trieste.
(F. Perschinka). .S. gjö.
Zeitschrift für das Gymnasialwesen. LV. Jahrg.
(1901).
Januar. H. S. Anton, Die Mysterien von Eleusis.
(P. V. Boltenstern.) S. 44.
Zeitschrift, Historische. 86. Band (1901).
2. Heft. H. Geizer, Das Verhältnis von Staat
u. Kirche in Byzanz. S. 193 — 252. — K. Burerch,
Aus Lydien. (Brandis.) S. 277 — 280. —
U. fVilcken, (Griechische Ostraka aus Ägypten u.
Nubien. (B. Niese.) S. 280 - 284.
Zeitschrift für Numismatik. XXII. Band (1900).
Heft 4. H. Dressel, Altgriechischer Münz-
fund aus Ägypten. S. 231—258 (Taf. VIII,
6 Abb.) — Sitzungsberichte der Numismatischen
Gesellschaft zu Berlin. 1900. S. 1 — 25.
Zeitung, Münchener Allgemeine. Beilage. 1900.
Nr. 260/61. R. Pöhlmann, Zur Geschichte
der sozialen Demokratie im alten Rom.
Nr. 261/62. H. Riggauer, Über die Ent-
wicklung der Numismatik u. der numismatischen
Sammlungen im 19. Jahrh.
Nr. 265. Ausgrabungen in Ägypten.
Nr. 275. A. Furtwängler, Griechische Tempel
in Unteritalien u. Sizilien.
Nr. 284. H. Bulle, Pompeji.
Nr. 295. C. Mehlis, Wahlahstede.
1901.
Nr. 17. J. Fink, Die römische Ansiedelung
bei Eining.
Zeitung, Vossische. 1901.
Nr. 57 u. 59. R. Engelmann, Die Aus-
grabungen in Pompeji.
Nr. 67. K. Herold, Im unterirdischen
Alexandrien.
Zukunft, Die. 1901.
Nr. 19. F. Dümmler, Der platonische Staat.
S. 238—247.
Zumal ministerstva narodnago prosvesCenija.
(Journal des Ministeriums für Volksauf klärung.)
[Russisch.] 1900.
März. V. I. Modestov, Die Denkmäler der
Königsperiode u. die älteste lateinische Inschrift
auf dem römischen Forum. 8.81 — 127. (4 Abb.)
— Abteilung für klassische Philologie.
A. A. Malinin, Streitfragen der Topographie von
Athen. S. 104—139. (3 Pläne.) — M. I.Rostovcev,
Die römischen Garnisonen auf der taurischen
Halbinsel. S. 140—158. (i Plan u. 6 Abb.)
April. Abteilung für klassische Philologie.
E.M.Pridik, Inschriften aus Klein-Asien. S.18 — 36
(I Taf.).
Archäologischer Anzeiger
Beiblatt
ZUM Jahrbuch des Archäologischen Instituts
190L 2.
JAHRESBERICHT
ÜBER DIE THÄTIGKEIT DES
KAISERLICH DEUTSCHEN
ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS.
Erstattet in der Gesamtsitzung der k. Akademie
der Wissenschaften am 6. Juni 1901.
(Abgedruckt aus den Sitzungsberichten der Akademie.)
Die jährliche ordentliche Gesamtsitzung der
Centraldirektion fand im Jahre 1900 vom 2. bis
5. April statt. Es hatten sich dazu alle Mitglieder
eingefunden, nur Hr. Hirschfeld war durch Krank-
heit, Hr. Körte durch eine wissenschaftliche Reise
am Erscheinen verhindert.
Nach der Gesamtsitzung hat die Centraldirektion
mit Bedauern, aber mit der Hoffnung, ihn zu ge-
legenerer Zeit wieder aufnehmen zu dürfen, Hrn.
Diels aus ihrer Mitte scheiden sehen, da er wegen
Überlastung mit Geschäften seinen Austritt erklärte.
Eine Neuwahl an seine Stelle fand nicht statt,
da Hr. von Wilamowitz-Möllendorff, bisher nach
§ 2, 3 des Statuts zwölftes Mitglied, als eines der
vier Mitglieder der Berliner Akademie der Wissen-
schaften einrückte. Nach Ablauf der statuten-
mäfsigen Fünfjahr - Periode seiner Mitgliedschaft
schied am 28. April 1900 Hr. Zangemeister aus der
Centraldirektion aus. An seine Stelle wurde Hr.
Puchstein-Freiburg gewählt und nahm die Wahl an.
Zu ordentlichen Mitgliedern des Instituts
wurden ernannt die HH. Dragatsis-Piräus, Evans-
Oxford, Ficker- Strafsburg, Leonardos, Stais und
Tsundas in Athen, Graf Waldersdorff- Regensburg;
zu korrespondierenden Mitgliedern die HH. Vikelas-
Athen, Boni-Rom, Vysantinos-Athen, Blinkenberg-
Kopenhagen, Fredrich-Berlin, jetzt Posen, Marques
de Monsalud-Madrid, Navpliotis-Paros, Persichetti-
Aquila, Rubensohn-Berlin, Schiff-Athen, Tsopotos-
Volo, Wilberg- Wien, Wilski-Liegnitz und Zahn-Berlin.
Archäologischer Anzeiger 1901.
Durch den Tod wurden von unseren Mit-
gliedern hinweggenommen: R. Ambrosi (f 29. De-
zember 1900), Adolf Holm (f 3. Juni 1900), Emil
Hübner (f 21. März 1901), dessen wir in einem
Nachrufe im »Anzeiger« des Jahrbuchs besonders
gedacht haben, Emil Oberg (f im Dezember 1900),
Wolfgang Reichel (f 17. Dezember 1900, als Sekretär
des österreichischen Instituts zu Athen) und, schmerz-
lich vermifst auch als Mitarbeiter bei der Heraus-
gabe der Berliner Schriften des Instituts , Conrad
Wernicke (f 20. August 1900).
Durch Bestätigung der Wahlen der Central-
direktion erhielten das Stipendium für klassische
Archäologie die HH. Rabbow, Thiersch und
Watzinger, je ein Halbjahrsstipendium die HH.
Magnus und Sudhaus, und das Stipendium für
christliche Archäologie Hr. Sauer.
Bei der Herausgabe der Berliner 'Publikationen
des Instituts traten nach dem Hingange Conrad
Wernicke's in dankenswerter Weise die HH. Brandis
und Pernice ein, der erstere für die Bibliographie,
welche er auch weiter zu führen sich hat bereit
finden lassen , nachdem mit dem Beginne des
laufenden Rechnungsjahres Hr. Botho Graef die
übrige Hülfsarbeit bei der Redaktion übernommen
hat. »Jahrbuch« und »Anzeiger«, der letztere auch
in Sonderausgabe, sind regelmäfsig vierteljährlich
weiter erschienen, unterstützt namentlich für die
Bibliographie auch im vergangenen Jahre von aus-
ländischen Freunden der Sache. Das Zehnjahr-
register des Jahrbuchs und Anzeigers hat leider
wegen anderweitiger Inanspruchnahme des Be-
arbeiters noch immer nicht fertiggestellt werden
können. Auch die Herausgabe eines neuen Heftes
der »Antiken Denkmäler« ist nicht zum Abschlüsse
gelangt; die teilweise umständlich herzustellenden
Tafeln sind aber bis auf eine in Auflage fertig,
der Textdruck soll alsbald beginnen. Überschufs-
4
50
Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich Deutschen archäologischen Instituts.
Tafeln, namentlich Buntdrucke, der früheren Hefte
der »Antiken Denkmäler« sind den archäologischen
Apparaten der deutschen Universitäten unentgeltlich
zur Verfügung gestellt und von den meisten mit
Dank angenommen worden.
Der Generalsekretär war im vergangenen Jahre
mehrfach und einmal auf längere Zeit auf Reisen.
Die Vertretung übernahmen aufser Hrn. .Schöne die
HH. Hirschfeld und von Wilamowitz-Möllendorff.
Die längere Reise fiel in die Monate September,
Oktober, November. Sie ging nach Pergamon,
wovon weiterhin bei den Angelegenheiten des
athenischen Sekretariats die Rede sein wird.
Kleinere Reisen des Generalsekretars wurden
gefordert zur Wahrnehmung der Instituts-Interessen
bei der archäologischen Forschung innerhalb
Deutschlands. Dafs dafür dem Institute im Reichs-
Etat Mittel bewilligt waren, wurde bereits im
vorigen Jahresberichte erwähnt; aber, wie damals,
so stand auch im vergangenen Jahre die Ent-
scheidung über die an jene Bewilligung geknüpften
organisatorischen Fragen noch aus. Um nun den
Beginn zweckmäfsiger Verwendung der verfügbaren
Mittel nicht ganz und gar darauf warten zu lassen,
genehmigte die Reichsregierung wiederum das
Vorgehen der Centraldirektion an den drei Stellen,
an welchen bereits im Rechnungsjahre 1899 thätig
hatte angesetzt werden dürfen, in Süd-, Mittel- und
Norddeutschland.
Die Herausgabe einer »Karte der römischen
Überreste in Bayern« durch Hrn. Ohlenschlager-
München ist bis zum Beginn des Textdruckes in
zwei Bogen gediehen. Wir rechnen auf das Er-
scheinen eines ersten Heftes in diesem Jahre.
Die Ausgrabung einer von ihm entdeckten
prähistorischen Ansiedlung bei Neuhäusel im Re-
gierungsbezirke Wiesbaden wurde von Hrn. Soldan-
Darmstadt kräftig gefördert und dem Abschlüsse
nahe gebracht. Die Fundstücke fallen dem Museum
in Wiesbaden zu, die Veröffentlichung der ganzen
Ergebnisse soll in den Schriften des Vereins für
Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsfor-
schung erfolgen.
Als Drittes wurde schon die im Jahre 1899
inaugurierte, für unsere vaterländische Geschichte
so bedeutsame Erforschung der Römerspuren an
der Lippe fortgesetzt, indem das Institut der vom
Alterthumsvereine in Münster bestellten Alterthums-
Kommission für Westfalen Mittel und sonstige
Unterstützung zur Weiterführung von Ausgrabungen
del- Römerfestung bei Haltern gewährte. Die Ver-
öffentlichung der erheblichen Resultate steht im
zweiten Hefte der » Mitteilungen der Westfälischen
Alterthums - Kommission« nahe bevor. Aus den
reichen Fundstücken ist, mit Entgegenkommen der
städtischen Behörden und unter rühmlichem Ein-
treten namentlich des Hrn. Conrads-Haltern, ein
kleines Museum in Haltern selbst gebildet worden,
und das Lokalinteresse hat sich durch Gründung
eines dem Münsterer V^ereine affiliierten Halterner
Alterthumsvereins in höchst erfreulicher Weise be-
thätigt. Die Arbeiten bei Haltern gaben den Anlafs
zum Besuche des Platzes auch durch den General-
sekretär, zweimal im April und je einmal im August
und Dezember vorigen Jahres, während mit den
Mitgliedern des Münsterer Vereins, besonders ver-
treten durch die HH. Philippi und Koepp, Hr.
Schuchhardt-Hannover an den von ihm für den
Verein eröffneten Ausgrabungen fortgesetzt sich
beteiligte, und von Seiten des Instituts die HH.
Löschcke-Bonn und Ritterling-Wiesbaden sich bereit
finden liefsen, abwechselnd am Platze mit einzu-
treten, auch Hr. Hettner-Trier und, bei zufälliger
Anwesenheit in der Nähe, der erste Sekretär in
Athen, Hr. Dörpfeld, einmal an den Besichtigungen
teilnahmen.
Um die für das Institut im Interesse der Sache
wesentlichen Beziehungen zu den Alterthumsvereinen
wahrzunehmen, wohnte auf Ersuchen der Central-
direktion Hr. Hettner-Trier im Oktober der Tagung
des Gesamtvereins des deutschen Geschichts- und
Alterthumsvereine in Dresden bei, sowie, um damit
allerdings schon in das laufende Rechnungsjahr
überzugreifen, der Generalsekretär zur ersten Gesamt-
sitzung des Sonderverbandes süd- und westdeutscher
Alterthumsvereine nach Trier reiste.
In diesem Zusammenhange ist auch zu er-
wähnen, dafs der Reichskanzler den Generalsekretär
des Instituts zum Mitglied des Gesamtausschusses
des römisch-germanischen Centralmuseums in Mainz
ernannte.
Unser Bericht hat nunmehr zu den sogenannten
Serien-Publikationen überzugehen.
Zur Herausgabe der »Antiken Sarkophage«
gedachte der Leiter dieses Unternehmens, Hr. Robert,
im vergangenen Jahre den Druck des Textes zu
Band III, 2, dessen Tafeln fertig sind, beginnen
zu können; aber ungewöhnliche Inanspruchnahme
durch andere Verpflichtungen sind hindernd in den
Weg getreten, sodafs der Beginn des Druckes erst
in diesem Jahre möglich sein wird, wie auch eine
im Interci^se des Werkes beabsichtigte Reise nach
Italien erst jetzt wird ausgeführt werden können,
nachdem soeben Schlofs Wolfegg in Württemberg
von Hrn. Robert um eines von Hrn. Michaelis dort
untersuchten, für die Sarkophage zu benutzenden
Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich Deutschen archäologischen Instituts.
51
Skizzenbuches aus dem 16. Jahrhundert willen
besucht worden ist.
Über die Sammlung der »Antiken Terrakotten«
berichtet Hr. Kekule von Stradonitz, dafs die
Vollendung des Typenkatalogs durch Hrn. Winter
im vorigen Jahre nicht erreicht worden ist, aber
jetzt in naher sicherer Aussicht steht. Vom zweiten,
abschliefsenden Bande sind bereits 30 Bogen ge-
druckt, Bogen 31 — 34 im Manuskript vollendet.
Der im Drucke fertige erste Band soll erst mit dem
zweiten zusammen erscheinen. Nicht so weit ist
die Herausgabe der Campana-Reliefs gediehen, ob-
wohl der Text des ersten Bandes im Manuskript
nahezu fertig vorliegt und der des zweiten Bandes
nur noch mit einzelnen Abschnitten und einer
Gesamtredaktion aussteht. Mit dem Bearbeiter des
Bandes, Hrn. von Rohden, ist Hr. Winnefeld für
die Arbeit fortgesetzt eingetreten, an der auch
Hr. Fredrich eine Zeit lang sich beteiligte. Die
Reproduktion der in den Vorlagen vorhandenen
Abbildungen wartet auf die Fertigstellung des
Textmanuskriptes.
Hr. G. Körte hat für die »Etruskischen Urnen«
die Tafeln des dritten Bandes jetzt alle zum Drucke
gebracht, ist aber durch seine kleinasiatische
Untersuchung bei Gordion an Förderung des Textes
behindert gewesen, eine Hinderung, welche auch
für das Supplement zu Gerhard's »Etruskischen
Spiegeln« es nur zu einiger Vermehrung des
Materials, z. B. in Konstantinopel und München,
hat kommen lassen.
Indem wir andere vom Institute unternommene
oder unterstützte Unternehmungen, die keinen Fort-
gang zu verzeichnen bieten, übergehen, haben wir
von der Sammlung »Antiker Schnitzereien in Elfen-
bein und Knochen«, welche in photographischen
Nachbildungen von Hrn. H. Graeven herausgegeben
werden soll, zu berichten, dafs das Erscheinen eines
ersten Heftes nahe bevorsteht.
Von den im Auftrage der Kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften zu Wien mit Unterstützung des
Instituts erscheinenden »Attischen Grabreliefs« ist
das II. Heft ausgegeben und damit der Abschlufs
des zweiten Bandes erreicht, während es Hrn.
von Kieseritzky seine amtlichen Obliegenheiten
nicht gestattet haben, die Herausgabe der »Süd-
russischen griechischen Grabreliefs« über einigen
weiteren Zuwachs an Material hinaus zu fördern.
Von der »Ephcmeris epigraphica« ein neues
Heft erscheinen zu lassen, lag auch im vergangenen
Jahre kein Anlafs vor. In Ausarbeitung befindet
sich eine für diese Zeitschrift bestimmte Arbeit des
Hrn. Ziebarth T>de antiquissiniis inscriptionum syllogis«.
Das römische Sekretariat hat den 15. Band
der dortigen »Mitteilungen« herausgegeben. Ein
Register zu den ersten 10 Bänden der Zeitschrift
ist im Drucke. Die Vorträge des ersten Sekretars,
Hrn. Petersen, über altitalische Kunstgeschichte
fanden vom Dezember bis März in den Museen
statt. Der zweite Sekretär, Hr. Hülsen , trug im
November und Dezember über Topographie von
Rom vor und veranstaltete im Februar und März
Übungen in lateinischer Epigraphik. Auch die
Sitzungen nahmen ihren Fortgang unter zahlreicher
Beteiligung, wobei eine Zunahme des Besuchs von
Damen bemerkt wurde. Hrn. Mau's pompejanischer
Kursus hat in der ersten Hälfte des Juli statt-
gefunden. Von Rom aus wurden wissenschaftliche
Ausflüge unternommen nach Conca und Antium,
nach Veji und Primaporta und nach Ostia. Der
erste Sekretär bereiste namentlich Süd-Etrurien,
wobei in Chiusi die Sammlung Paulucci, haupt-
sächlich aus Vasen dortigen Fundgebietes bestehend,
verzeichnet wurde, besichtigte von Florenz aus das
alte Kuppelgrab in Quinto Fiorentino, beteiligte
sich aufserdem, einer Aufforderung des italienischen
Unterrichtsministeriums folgend, an der Reise und
den Arbeiten einer Kommission zur Begutachtung
der Boscoreale-Fresken. Der zweite Sekretär be-
nutzte eine Urlaubsreise, um in Paris in der National-
Bibliothek für römische Topographie wichtige
Handschriften einzusehen und in SUdfrankreich die
wichtigsten Museen und Baudenkmäler der Römer-
städte zu besuchen. Im Herbste haben beide
Sekretare und Hr. Mau wiederum die Führung im
Kursus der deutschen Gymnasiallehrer-übernommen.
Es waren dazu gekommen sieben Herren aus
Preufsen, drei aus Bayern, zwei aus Sachsen, zwei
aus Württemberg und je einer aus Hessen, Mecklen-
burg-Schwerin, Sachsen - Coburg, Schwarzburg-
Sondershausen, Bremen und Elsafs-Lothringen.
Das Unternehmen eines Katalogs der Antiken-
sammlungen im Vatikan ist so weit gediehen, dafs
Hr. Amelung sein Manuskript eines ersten Bandes,
zu welchem auch die Photographien fertiggestellt
sind, druckfertig geliefert hat.
Die römische Institutionsbibliothek hat sich um
523 Nummern vermehrt, wozu die Programm-
Schenkungen der deutschen und namentlich auch
schwedischen Universitäten und der im Austausche
gewonnenen Schriften höherer Lehranstalten in
Deutschland, aufserdem zahlreiche Schenkungen
beitrugen. Der Munificenz des Hrn. von Sweni-
gorodskoi verdankt die Bibliothek dessen Pracht-
werk und sonstige Publikationen über byzantinisches
Zellen-Email, Einzelgaben sonst den HH. Achelis,
52
Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich Deutschen archäologischen Instituts.
Engelmann, Fol, O. Harnack, Hartmann, Grafen
Haugwitz, Heibig, Schulten und Anderen. Von
wissenschaftlichen Körperschaften und Anstalten
gingen reiche Gaben ein von der Königlich
Preufsischen Akademie der Wissenschaften zu
Berlin, der Generalverwaltung der Königlichen
Museen und der Generaldirektion der Königlichen
Bibliothek und der Archäologischen Gesellschaft
dort, von der Centraldirektion der Monumenta
Germaniae, von der Reichs-Limes-Kommission, der
Königlichen Akademie der Wissenschaften zu
München, der Königlichen Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Leipzig, dem Osterreichischen Kultus-
Ministerium, sowie der Wiener Akademie der
Wissenschaften, dem Italienischen Kultus-Ministerium,
der Vatikanischen Bibliothek und der Societh Reale
zu Neapel, der Archäologischen Gesellschaft in
Athen, der Rumänischen Akademie zu Bukarest»
der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg^
der Ungarischen Akademie zu Budapest, dem
Ministerium des öffentlichen Unterrichts in Paris,
den Trustees des Britischen Museums und denen
des Museums zu Boston U. S. .
Von dem Realkataloge der Bibliothek ist der
zweite Band im Manuskripte grofsenteils vollendet,
der Druck hat begonnen.
Die athenische Zweiganstalt erlitt einen
schwer zu ersetzenden Verlust durch den Abgang
des zweiten Sekretars Hrn. Wolters, welcher am
I. Oktober einem Rufe als ordentlicher Professor
der klassischen Archäologie an die Universität
Würzburg folgte. Da die Wahl eines Nachfolgers
der diesjährigen ordentlichen Gesamtsitzung der
Centraldirektion vorbehalten bleiben sollte, trat mit
dankenswerter Bereitwilligkeit der beim Sekretariate
als Hülfsarbeiter beschäftigte Hr. von Prott für die
Zwischenzeit in gesteigertem Mafse für die Ge-
schäfte des zweiten Sekretars ein, unter denen die
Verwaltung der Bibliothek ungewöhnlich hohe An-
forderungen stellte, da infolge des im Jahre 1899
vollendeten Neubaus eines grofsen Bibliotheks- und
Sitzungssaales eine Neuordnung der Bibliothek noch
im vollen Gange ist. Hrn. von Prott dabei zur
Seite zu treten, liefsen sich die HH. Preuner und
Watzinger bereit finden, welche auch für eine Neu-
ordnung der grofsen photographischen Sammlungen
in Anspruch genommen worden sind. Der Zuzug
von Stipendiaten und anderen Gelehrten zum
Institute in Athen war fortdauernd ein zahlreicher.
Die Sitzungen fanden, begünstigt durch den
jetzt gröfseren Raum im neuen Sitzungssaale, sehr
reichlichen Besuch; zum Winckelmanns-Tage be-
ehrten auch die Königlich griechischen Majestäten
die Festsitzung mit ihrer Gegenwart. Bei den
Vorträgen fand das Skioptikon häufige Verwendung.
Unter lebhafter Beteiligung von Zuhörern hielt
der erste Sekretär, Hr. Dörpfeld, seine Vorträge
vor den Baudenkmälern in Athen und im Piräus.
Für den Ausfall von Vorträgen des ausgeschiedenen
zweiten Sekretars wurde einiger Ersatz geboten
durch Teilnahme an den epigraphischen Vor-
lesungen des Sekretars des österreichischen In-
stituts, Hrn. Wilhelm, und an den Vorträgen über
Vasen und Terrakotten, welche, für zwei Monate
bei der französischen Schule dafür eintretend, Hr.
Pottier aus Paris hielt. Dieses Eintreten von
Professoren aus dem Heimatslande, wie es auch
bei der amerikanischen Schule in Athen üblich ist,
hat bei unserem Institute den schon früher an-
geregten Gedanken an ein solches zeitweiliges
Eintreten auch von deutschen Professoren für Vor-
träge ihrer Fächer in Athen und Rom auf's neue
zur Erwägung gebracht.
Im April V. J. haben die drei, bereits üblichen
Studienreisen unter Führung des ersten Sekretars,
und wiederum unter zahlreicher Beteiligung, statt-
gefunden. Auf der Peloponnesreise wurden zum
ersten Male auch Sparta und Messene besucht, die
Inselreise führte auch bis Kreta, zur Besichtigung
der englischen Entdeckungen zu Knossos. Das Ziel
der dritten Reise war Troja. Kreta hatte auch der
zweite Sekretär, Hr. Wolters, noch vor seinem Ab-
gange besucht und einen Bericht über die Funde
von Knossos im »Anzeiger« unseres Jahrbuches
geliefert. Der erste Sekretär nahm auch die Aus-
grabungen der amerikanischen Schule in Korinth
in Augenschein und fuhr zweimal nach der Insel
Leukas, wo er die Ausgrabungen eines holländischen
Liebhabers, des Hrn. Goekoop, leitete und nach
seiner Rückkehr von da durch Hrn. Krüger weiter
beaufsichtigen liefs.
Als wichtiges neues Unternehmen des Instituts,
welches der athenischen Abteilung zufällt, ist die
Übernahme der Ausgrabungen in Pergamon zu
nennen, zu welcher die Verwaltung der Königlichen
Museen zu Berlin, zunächst für eine Reihe von
Jahren, ihre Zustimmung gegeben hatte. Seine
Exzellenz der Reichskanzler ermöglichte es durch
einen einmaligen Zuschufs zu den Institutsmitteln,
in den Herbstmonaten des vorigen Jahres hiermit
zu beginnen. Mit dem ersten Sekretär, Hrn.
Dörpfeld, vereinigte sich dieses Mal noch der Ge-
neralsekretär, dem in seiner früheren Stellung an
den Königlichen Museen die Leitung der pergame-
nischen Arbeiten anvertraut gewesen war, zu der
Archäologische Funde im Jahre 1900.
53
gemeinsamen dreimonatlichen Arbeit. Deren Er-
gebnisse entsprachen vollauf den Erwartungen, wo-
rüber in den »Athenischen Mitteilungen« berichtet
werden wird. Die Probe auf die Zweckmäfsigkeit
der Neuinangriffnahme der in Pergamon noch nicht
zu Ende geführten grofsen wissenschaftlichen
Untersuchung ist damit gemacht. Für den Fort-
gang ist dem Institute jetzt der Weg geöffnet, in-
dem Reichsregierung und Reichstag inzwischen
laufende Mittel im Etat dafür bereitgestellt haben.
Eine kleine Rekognoscierung, welche vom
athenischen Institute unterstützt wurde, war die des
Hrn. Weber-Smyrna in den Ruinen von Er3'thrae.
Eine kleine Grabung im Gräberfelde an der Agia
Triada in Athen wurde von Hrn. Delbrück ausge-
führt. Sonst ist die Bearbeitung der Ergebnisse
früherer Ausgrabungen betrieben worden. Die
Pläne der von einer Anzahl von Gönnern in
Deutschland mehrere Jahre hindurch ermöglichten
Ausgrabungen im Westen der Akropolis zu Athen
wurden fertiggestellt, um demnächst in den »Antiken
Denkmälern« des Instituts zu erscheinen. Hr. Ru-
bensohn bereitete die Herausgabe seiner Funde auf
Paros vor. Die Verfolgung der Aufdeckung des
Brunnenhauses des Theagenes in Megara mufste noch
auf die Expropriirung der Grundstücke warten.
Die grofse Unternehmung der Herausgabe der
auf der Akropolis von Athen bei den griechischen
Ausgrabungen gefundenen Vasenscherben schreitet
unter den Händen der HH. Graef und Hartwig
fort. Zur Herausgabe der Funde am böotischen
Kabirenheiligthume ist ein Anfang mit der Her-
stellung der Tafeln gemacht worden. Beiden
Werken sich in Fortsetzung seiner athenischen Ob-
liegenheiten zu widmen, hat Hr. Wolters dankens-
wert übernommen.
Der 25. Band der athenischen »Mitteilungen«
ist erschienen, in Angriff genommen auch die Her-
stellung eines Registers aller 25 Bände. Die ganze
Reihe der Bände ist jetzt wieder im Handel zu-
gänglich, nachdem im vorigen Jahre der vergriffen
gewesene 8. Band neu gedruckt ist.
Dafs für die Bibliothek infolge des Neubaues
eines Saales eine Neuordnung unternommen werden
mufste, ist bereits erwähnt worden. Der Zuwachs
der Bibliothek belief sich im Jahre 1900 auf
352 Nummern. Unter den Schenkgebern sind wir
aufser den bereits unter den Wohlthätern der rö-
mischen Bibliothek genannten Behörden und An-
stalten besonders zu Danke verpflichtet dem
Königlich Preufsischen Unterrichts - Ministerium,
der Französischen Schule in Athen, sowie den
HH. Jacobsen, Latyschew, Pantasidis, Schröder,
Stschukarew und noch anderen Freunden unserer
Anstalt.
Die Sammlung der photographischen Negative
beim Institute in Athen hat sich auch im vorigen
Jahre erheblich vermehrt, in erster Linie durch
zahlreiche Aufnahmen in Pergamon, auf Ithaka und
Leukas. Eine gröfsere Anzahl ist auch durch die
Aufnahmen aller wichtigeren Porträtköpfe aus dem
2. und 3. Jahrhundert nach Chr. im athenischen
Nationalmuseum hinzugekommen. Die ganze
Sammlung ist jetzt gut aufgestellt und umfafst
mehr als 7000 Nummern. Die photographischen
Positive sind alle in Sönnecken'schen Ordnern in
der Bibliothek aufgestellt und stehen dort zur Be-
nutzung aus. Ihrer Nutzbarmachung durch Kata-
logisierung, Revision der Bezeichnungen und Ein-
tragen der Litteratur auf den Bildern hat sich Hr.
Preuner gewidmet. Die Sammlung der photo-
graphischen Diapositive ist auf 900 Nummern ge-
stiegen. Zur Benutzung bei Vorträgen nicht nur
im Institute selbst ist davon vielfach Gebrauch ge-
macht worden.
Der Verwaltungsrat der Dampfschiffahrts-Ge-
sellschaft des Österreichischen Lloyd hat dem
Institute auch im vergangenen Jahre durch Er-
leichterung der Reisen der Sekretare und Stipen-
diaten seine Förderung zu teil werden lassen.
Wie ihm, gebührt unser Dank auch der Direktion
der Deutschen Levante-Linie in Hamburg, welche
uns gleichartige Vergünstigungen gewährt hat.
ARCHÄOLOGISCHE F'UNDE
IM JAHRE 1900.
Besonders energisch und vielseitig ausgedehnt
ist die wissenschaftliche Fundthätigkeit auf grie-
chischem Gebiete auch im vergangenen Jahre
von Athen aus betrieben worden, wo man ebenso,
wie übrigens auch im Ottomanischen Reiche, in gast-
licher Weise die Vertreter verschiedener Nationen
zum Zusammenarbeiten Willkommen heifst. Die
Thätigkeit der griechischen Wissenschaft wird be-
sonders von der, vom Staate unterstützten archäo-
logischen Gesellschaft in Athen getragen. Von ihr
ging denn auch im letzten Jahre eine ganze An-
zahl von Ausgrabungs-Untersuchungen aus, nach
dem Jahresberichte der Gesellschaft eine fast zu
grofse Zahl, um sie alle hier gebührend zu nennen:
in Athen am Olympieion, am Nordabhange der
Akropolis, am Westabhange des Museion und an der
Stoa des Attalos, im Piräus an den Schiffshäusern,
auf S Union, wo die Befestigung freigelegt wurde.
54
Archäologische Funde im Jahre 1900.
in der Pansgrotte am Parnes und an den Gräbern
bei Kalyvia Kuwarä, bei Chalkis und Eretria,
auf Rhenaia, in Mykenai, an den Thermo-
pylen, in Sparta, in Andania mit einem Mosaik-
funde und in Epidauros, wo Kabbadias die Auf-
deckung des Asklepios-Heiligtums weiterführte, der
auch auf Kephallenia arbeitete und Gräber der
»mykenischen« Epoche zu Tage förderte.
Von den fremden archäologischen Schulen in
Athen hat die amerikanische vor allem ihre so er-
folgreichen Ausgrabungen in Korinth fortgesetzt,
am Markte, wo unter anderem der Brunnen mit
seinen bronzenen Löwenkopf-Wasserspeiern gefunden
wurde. Am Schlüsse des Jahres deckte die Schule
noch ein Theater in Oiniadai auf.
Neues Licht über das, was wir bisher mykenisch
nennen, ist bekanntlich durch Evans und seine
andern englischen Mitarbeiter auf Kreta mit dem
Palaste von Knossos aufgegangen. Auch in dieser
Zeitschrift haben wir darüber einen eingehenderen
Bericht gebracht. Die Untersuchungen erstreckten
sich auch auf die Diktäische Grotte. Auf Kreta
bei Phaistos gruben vom Juni bis September auch
die Italiener an zwei Stellen, bei Erimopolis und
Gulas auch die Franzosen.
Sonst hat die französische Schule ihr glänzendes
Werk in Delphi durch Aufdeckung der Reste des
Tempels der Athena Pronaia vervollständigt und
dann Hand angelegt an die Ausgrabung, welche
die höchsten Erwartungen für Mehrung unserer
Freude an der entwickelten griechischen Kunstblüte
schon längst erweckte, die des Tempels der Athena
Alea zu Tegea; dafür hat die griechische Regierung
durch Expropriirung im Dorfe Piali den Weg er-
öffnet.
Die Österreicher, welche in Griechenland ihre
Ausgrabung an dem Heiligtum von Lusoi zu Ende
geführt haben, und unser deutsches Institut, von
dem die Entdeckung der Brunnenhäuser des Thea-
genes in Megara ausging, und das auch Versuchs-
grabungen auf Ithaka betrieb (die von Dörpfeld
geleiteten Ausgrabungen des Holländers Goekoop
aufLeukas gehören erst dem laufenden Jahre an),
Beide, Österreicher und Deutsche haben, ihre Haupt-
ausgrabungsarbeit im vergangenen Jahre auf klein-
asiatischem Boden geleistet.
Die österreichische Ausgrabung in Ephesos
hat sich hauptsächlich auf dem Terrain zwischen
dem Theater und den Bauten am Hafen bewegt
und hat hier zur Aufdeckung einer langen breiten
Hallenstrafse mit einem byzantinischen Prachtbau
über einer Strafsenkreuzung geführt. Aus dem
Strafsenpflaster vor dem Nordflügel des Theaters
kam eine Reihe wohlerhaltener Architekturglieder
zum Vorschein, die als dem hellenistischen Pros-
kenion zugehörig erkannt wurden.
Unser deutsches Institut hat, mit Zustimmung
der Verwaltung der Berliner Museen, welche früher
die Ausgrabungen veranstaltete, und im Einvernehmen
mit der Ottomanischen Verwaltung unter Hamdi-Bey
die Fortführung der Ausgrabungen in Pergamon
in die Hand genommen, dort das schon im Jahre
1898 entdeckte Hauptthor der Eumenischen Stadt
jetzt erst vollständig in seinen ansehnlichen Resten
freigelegt und stadteinwärts einen Marktbau der
Königszeit entdeckt und aufgedeckt. — Über ihre
Ausgrabung phrygischer Tumuli bei Gordlon
haben die Brüder Körte in diesem »Anzeiger«
(S. I ff.) selbst berichtet.
Was auf altgriechischem Boden Südrufslands,
was an Griechisch-Römischem in Ägypten, was in
Italien und im römischen Afrika neu zum Vor-
schein gekommen ist, darüber bringen wir im
Folgenden von berufeneren Berichterstattern die
Nachricht, wie wir in gewohnter Weise von dem in
transalpinen Landen vor allem den Bericht der
deutschen Reichs-Limes-Kommission veröffentlichen.
Daneben hat auch sonst in Deutschland, in Öster-
reich-Ungarn und dessen Nachbarländern, in Spanien,
Frankreich und England die Lokalforschung nicht
geruht.
In Deutschland begann mit den Arbeiten
für die Kanalisation von Trier zugleich eine neue
sorgfältige archäologische Erforschung der Römer-
stadt, blieb aber im Jahre 1900 noch vor deren
Thoren, wo auf den nördlichen Gräberfeldern
einige sehr interessante Grabfunde gemacht wurden.
Fortgesetzt wurden auch die Grabungen bei
Urmitz und ergaben neue Anhaltspunkte für die
Annahme prähistorischen Ursprungs der grofsen
Befestigung, förderten daneben aber eine neue
römische Befestigungsanlage zu Tage. In prähistori-
sche Zeit führten namentlich die Untersuchung eines
neolithischen Gräberfeldes bei Worms und die
einer ausgedehnten Niederlassung der Hallstatt-
Zeit bei Neuhäusel im Regierungsbezirke Wies-
baden.
In Österreich-Ungarn waren die Arbeiten
der dortigen Limes-Kommission, im Zusammenhange
mit denen des Vereins Carnuntum, hauptsächlich
auf weitere Erforschung dieser römischen Lager-
stätte gerichtet. Gewonnen wurde u. A. die Prä-
torialfront des Lagers, die Bauinschrift des Amphi-
theaters und ein reichhaltiges Magazin von Waffen
mit zahlreichen Resten der aus bildlichen Dar-
stellungen bekannten Schienenpanzer. — In
Funde in Südrufsland.
55
Asseria in Dalmatien wurde ein monumentales,
triumphbogenartiges Stadtthor, im Jahre 113 n. Chr.
dem Kaiser Trajan gewidmet, ergraben; ein über-
wölbter Durchgang, auf jeder Front sechs korinthische
Säulen mit Gebälk und Attika. — Die Istrianer
archäologische Gesellschaft hat zu Altura bei Pola
bedeutende Gebäudekomplexe zu Tage gefördert,
ein im Grundrisse vollständiges Privathaus und eine
anscheinend öffentliche Anlage mit figürlichem
Schmucke. — Aquileja lieferte eine über sieben
Meter hohe Grabanlage: Stufenbau, Altar, Grab-
pyramide mit der Inschrift eines Legionars; das
Ganze wird im Museum wieder aufgerichtet. - —
Durch gelegentliche Erwerbungen namentlich epi-
graphischer Fundstücke hat sich die Provinzial-
sammlung in Knin in Dalmatien vermehrt.
Während über Funde besonders hervorragender
Bedeutung in Spanien und Frankreich uns keine
Kunde geworden ist, verdanken wir über England
Herrn Haverfield die weiterhin folgende Mitteilung.
FUNDE IN SÜDRUSSLAND.
In den Jahren 1899 und 1900 ist mancherlei
auf dem Boden der alten griechischen Kolonien in
Südrufsland gefunden worden, das aus dem Rahmen
des Gewöhnlichen herausgeht und darum an dieser
Stelle aufgenommen zu werden verdient.
Es ist besonders das Gebiet des Flusses
Kuban am Nordabhange des Kaukasus, das uns
einen Fund geliefert, der an Bedeutung alles über-
trifft, was in den letzten zwanzig Jahren in Süd-
rufsland gefunden worden ist. Kosaken hatten
dort in der Nähe der Stadt Maikop auf eigene
Faust zwei nebeneinander liegende Tumuli auf-
gegraben, die einen reichen Grabinhalt darboten,
von dem aber leider nur ein Teil in unsere Hände
gelangt ist; vieles war gleich nach dem Heben der
Schätze zerstört und verschleudert worden; manches
befindet sich noch in den Händen von Privatleuten,
und, was das Schlimmste ist, wir sind auf diese
Weise um einen Fundbericht gekommen und um
die Scheidung der jedem dieser Tumuli zuzu-
schreibenden Sachen. Nach den Aussagen der
Ausgräber allerdings seien die Sachen in beiden
Tumuli gleichartig gewesen; danach behaupteten
sie, die Tumuli gehörten zusammen. Vorläufig
mufs ich mich dagegen sehr skeptisch verhalten,
denn die sicher datierbaren Sachen sind aus dem
VI. und V. Jahrhdt. v. Chr., während die übrigen,
allerdings bis jetzt meist noch Unica, mir aus
anderen Erwägungen her frühestens aus dem Anfang
des III. vorchristl, Jahrhdts. zu stammen scheinen.
Man könnte nun meinen, es liefse sich doch an-
nehmen, die älteren Sachen, wie das für die unten
zu besprechende Silberschale, ein Weihgeschenk,
sicher ist, seien Raubgut aus geplünderten älteren
Gräbern, wenn wir auch Beispiele dafür bis jetzt in
älterer Zeit nicht gefunden haben. Ebenso gut aber
läfst sich annehmen, unsere auf den bisherigen
Kenntnissen basierende Datierung der übrigen Sachen
ins III. Jahrhundert sei falsch und es sei dagegen
das V. Jahrhundert zu setzen. Es kann drittens
auch der eine Tumulus die älteren, der andere die
jüngeren (?) Sachen enthalten haben. Fürs Erste
läfst sich hier zu keinem abschliefsenden Urteil
kommen ; wir müssen auf Ausgrabungen anderer
analoger Tumuli warten, die, von geschulten Leuten
unternommen, uns die rechte Basis liefern müssen.
— Hier handelt es sich um eine Kunstübung, die
aus Asien herkommt, sibirische, wohl auch assyrische
und noch nicht zu bestimmende neue Elemente
enthält und wo von Seiten Europas nur einige
wenige griechische Sachen eingestreut sind.
Die hier gefundenen Sachen bestehen in 6
dicken, teils runden, teils elliptischen goldenen
Gewandknöpfen (5 — 6 cm Durchmesser) mit einem
Stück dunkelfarbigen Glases in Zacken- oder glatter
Fassung, die selbst wieder durch aufgesetzte Steine,
Glasflüsse und Filigran verziert ist; das dunkel-
farbige Glas zeigt teils blau, gelb und weifs ge-
flammte Zeichnung, teils ist es mit Streublumen
geschmückt. Andere, kleinere Knöpfe (ihrer 4)
sind aus Gold gegossen und zeigen auf ihrer Ober-
fläche in Relief gegossene Tiere mit eingesetzten
Türkisen, genau entsprechend den 'Knöpfen unter
den sibirischen Altertümern der Ermitage; sie sind
also wahrscheinlich aus dem VI. oder V. Jahrhdt.
V. Chr.. — Zwei barbarische Goldfibeln in Form
von Tierprotomen, granuliert und mit an Kettchen
herabhängenden Kugeln geschmückt, bleiben uns
noch vollkommene Rätsel. Ohrgehänge und Arm-
bänder, sind aus dickem Golddraht verfertigt und nicht
geschlossen, was auch auf höheres Alter schliefsen
läfst; einige von ihnen bilden Spiralen. Halsbänder
aus goldenen Filigranperlen oder glatten goldenen
Schiebern, auch aus Glas-, Carneol-, Chalcedon-
und Bernsteinperlen. An Goldplatten, zum Auf-
nähen auf die Kleider bestimmt, sind nur zwei
Typen gefunden worden: vierarmige und dreiarmige
Kreuze; beide Typen zum ersten Male in Gold vor-
kommend, wenn auch die vierarmigen Kreuze uns
schon von Vasenbildern her bekannt sind. — An
Gegenständen aus Bronze kommen vor glatte Spiegel
asiatischer Faktur, Stücke eines Schuppenpanzers,
flache blattförmige Lanzenspitzen, daneben solche
56
Funde in SUdrufsland.
in Form eines vierkantigen Nagels; eine fein-
gearbeitete Kanne mit eingezogenen Seiten, nach
unten sich verbreiternd, mit angelötetem Boden.
Dann eisernes Pferdegeschirr und ein eiserner Dolch,
alles belegt mit durchbrochen gearbeiteten Gold-
platten, die vegetabilisches Ornament zeigen ; ein
Skyphos aus dickem, wasserhellem Glase mit aus
der Masse geschnittenen Henkeln und eine hemi-
sphärische Schale ohne Fufs aus eben solchem
Glase. Interessant sind drei kleine bauchige Ge-
fäfse aus Alabaster, von denen zwei an einer Seite
ein vierfufsiges Tier, mit angezogenen Beinen sich
an die Gefäfswand drückend, weniger als Henkel,
als vielmehr wie einen Greifpunkt zeigen; diese
Gefäfse stammen ihrem äufseren Ansehen und dem
Typus nach wenigstens aus dem VI. vorchristl.
Jahrhundert.
An Silber ist auffallend wenig gefunden worden,
obwohl gerade die Tumuli des Kubangebietes sonst
einen grofsen Reichtum an Silbergeschirr bergen;
offenbar haben die Ausgräber das fortgeworfen,
weil es zerbrochen war. Das ist sehr zu bedauern ;
denn die Silbersachen geben uns hier gewöhnlich
die besten Leitmotive, da sie allein die Tier-
darstellungen zeigen; Menschendarstellungen sind
bis jetzt in der Kubankunst noch sehr selten.
An Silbersachen haben wir hier allein erhalten
zwei grofse runde gewölbte Schmuckplatten, mit
vier ins Kreuz gestellten vergoldeten Fischen auf
der Wölbung; auch der flache Rand der Wölbung
ist vergoldet und mit eingeschlagenen Kreisen ver-
ziert. Verwandte Sachen haben sich im Alexandro-
polkurgan im Jekaterinoslawschen Gouvernement
gefunden, was um so mehr zu bemerken ist, als
auch die sibirische Kunst am Ende des V. vorchr.
Jahrhdts. Ausläufer bis an den Djnepr geschickt
hatte, wie ich hoffe bald zeigen zu können.
Das Hauptstück dieses Fundes ist aber eine
ionische getriebene silberne Phiale omphalote; der
Omphalos am Boden der Schale mit getriebenem
Stäbchenornament umgeben, auf ihm eine in einer
Windung liegende Schlange (Drachen); auf dem
Boden der Schale, dem Rande zu, 13 getriebene
Hirschköpfe en face, zum Centrum gerichtet, in einer
Reihe herumgehend. Beide Tiere haben Bezug auf
Apollon und dem entspricht auch die ionische
Weihinschrift auf dem äufseren Rande der Schale:
APOAAnMOC HPEMOMOS: EIMI TOM <|)ACI,
»ich gehöre Apollon, dem Anführer, dem in Phasis
(oder »am Phasis befindlichen)«. Apollon als
Kolonienführer ist uns bekannt; neu ist nur, dafs
er als solcher, wie wir hier lernen, auch Hegemon
heifst; neu ist auch die Kunde von einem Apollo-
heiligtum am Phasis. Kaum wahrscheinlich ist,
dafs hier der Flufs und die Stadt gleichen Namens
in Kolchis gemeint sein kann, da die Anwohner des
Kuban schwerlich einen so weiten und beschwerlichen
Raubzug bis dahin ausgeführt haben werden. Viel
wahrscheinlicher haben wir im Phasis den heutigen
Kubanflufs zu sehen, was wohl auch Äschylus im
gelösten Prometheus, frgt. 185 (Nauck), meint, wenn
er den Phasis die Grenze von Europa und Asien
nennt: nach der Meinung der Alten und wohl auch
der heutigen Geographen gehörte der Kaukasus zu
Asien, also die Grenze der beiden Erdteile lag
nördlich von ihm. Das Heiligtum des Apollon
wäre also am Kuban zu suchen und dafs hier, etwas
nördlich von ihm, beim heutigen Temrjuk reiche
ionische Kultur blühte, haben uns die Tumuli der
sogen. »Sieben Brüder« gelehrt. — Nach den
Buchstabenformen gehört die Inschrift, wie mir hier
auch Salomon Reinach bestätigt, dem letzten
Fünftel des V. Jahrhdts. an; die Schale selbst
gehört ihrer Arbeit nach spätestens in den Anfang
des V. Jahrhunderts.
Auch die Kaukasusküste bei Noworossiisk
ist uns geneigt gewesen und hat uns einen sehr
willkommenen Fund geschickt; es hatte dort In-
genieur Kulischewitsch Grabungen zu wirtschaft-
lichen Zwecken unternommen und war 'dabei auf
Bronzesachen gestofsen, die einer antiken Villa an-
gehört haben, die an der Stelle gelegen und durch
Feuer zu Grunde gegangen sein mufs, da bei einigen
Sachen Kohlen fest an der Bronze sitzen. Von
hervorragender Schönheit und Bedeutung ist die
Bronzebüste einer reifen Frau (c. 23 cm hoch), in
phrygischer Mütze, die mit eingelegten Silbersternen
und kupfernen Kreuzblumen übersät ist; in den
Ohren Ohrgehänge. Um die phrygische Mütze läuft
ein breites Band, hinten gebunden, dessen Enden
abgebrochen sind; ich möchte vermuten, dafs damit
die hellenistische Königsbinde gemeint ist, wenn ich
auch die Frau noch nicht mit Namen benennen
kann. — Unter den übrigen Sachen fällt durch die
Feinheit und Kostbarkeit der Arbeit ein Bronzehenkel
auf, dessen beide Arme unten in einen Silenkopf zu-
sammengehen; dieser, wie auch Teile des Henkels
selbst, sind reich mit Silber eingelegt; schöne
hellenistische Arbeit. Der Oberteil eines Kande-
labers, ein Lampentischchen, zwei ornamentirte
Stangenköpfe aus Bronze, und ein Halsband aus
geriefelten Perlen aus ägyptischer Pasta wären von
diesem Funde noch weiter zu nennen. Es wäre
sehr zu wünschen, dafs der Besitzer des Grundstückes
sich entschlösse, weiter zu graben.
Wenden wir uns jetzt zu den europäischen Ge-
Funde in Ägypten.
57
staden des Schwarzen Meeres, so sehen wir, dafs
auch die alten Fundstätten fortfahren, uns ihre
Schätze zu spenden. Von diesen nur einzelnes be-
sonders Hervorragende:
Aus der Nähe von Kertsch stammt ein Stein-
sarkophag aus dem dort brechenden Kalkstein mit
seinem nach innen halbrund ausgearbeiteten und
mit Streublumen bemalten Deckel. Der Sarkophag
ist insofern einzig in seiner Art, als er innen aus-
gemalt ist. Zuerst ist er ausgekleidet worden mit einer
ganz dünnen Stuckschichte und auf diese sind die Dar-
stellungen in rotbrauner Farbe aufgetragen; andere
Farben, wie Schwarz, Rot und Gelb kommen nur
vereinzelt vor. Jede der Längsseiten ist durch ge-
malte korintisch- römische Säulen in 3 Teile zer-
legt, deren jeder ein für sich bestehendes Bild dar-
bietet: Auf der linken Seite i. Mann, sich mit dem
Ellenbogen auf einen Pfeiler lehnend (ganz ent-
sprechend den südrussischen Synodos-Grabreliefs),
links ein Pferd, rechts von ihm die Waflfen an der
Wand hängend. 2. Maler, seine Rhabdos auf einem
tragbaren Herd erwärmend, vor ihm ein Schrank,
dessen beide Thüren offen stehen, in den Fächern
sieht man die Farben ; weiterhin steht eine Staffelei
mit einem Bilde darauf; an der Wand drei Brust-
bilder, zwei in runden Rahmen, das mittlere in vier-
eckigem. 3. Sog. Totenmahl-Darstellung: Mann
rechts, nach links liegend, die Frau zu seinen
Füfsen sitzend. — Auf der rechten Seite: i. Thro-
nende Frau, links Dienerin, rechts ein Tisch, zu
dem eine zweite Dienerin eine Platte mit Speisen
bringt. 2. Zwei Reiter, einander gegenüber haltend,
der rechte mit Köcher und Bogen. 3. Musiker, auf
einer Bank sitzend, zu jeder Seite ein Flötenspieler,
in der Mitte einer mit einer Art Handorgel (?) —
Die eine innere Schmalwand ist mit einer Guirlande
geschmückt, die andere mit einem Tisch, auf dem
Gefäfse, wohl mit Wein, stehen; davor ein wüster
Tanz von zwei ithyphallischen Karikaturen. — Die
Arbeit ist nicht gut, kaum mehr als handwerks-
mäfsige Schmiererei; aber inhaltlich sind die Dar-
stellungen nicht ohne Interesse. Wahrscheinlich
aus dem ersten nachchristl. Jahrhundert.
In Chersonnesos ist ein Teil der alten
Stadtmauer freigelegt worden, wobei einige an die-
selbe angebaute Grabkammern aufgedeckt wurden,
die ziemlich viel Goldschmuck geliefert haben; ein
Teil dieses fand sich in einer ins Grab gestellten
Bronzevase, die als Preis in den Spielen zu Ehren
der Dioskuren gedient hatte; oben auf der Mündung
eine punktierte Inschrift: AOAOM E^AMAKIHN.
Dafs in einer dorischen Stadt wie Chersonnes
solche Spiele nicht gefehlt haben werden, war zu
erwarten, und daher glaube ich nicht, dafs wir
anzunehmen haben, es seien in dieser Inschrift
die athenischen Anakeia gemeint. Interessant ist,
dafs hier ein Paar reiche Ohrgehänge gefunden
wurden, die als Varianten zu schon längst bekannten,
in Theodosia gefundenen erscheinen {Antiq. du Bosph.
Cimm. Taf. Xlla).
Olbia hat fortgefahren auch in den verflossenen
Jahren manche interessante Sachen zu liefern, so
eine schöne attische Eichellekythos in Farben und
Vergoldung: links sitzende Frau in rosa Chiton
mit breitem, weifsem Saum und in blauem Mantel;
vor ihr ein nackter weifser Eros mit blau und
goldenen Flügeln, ihr einen Kranz reichend; rechts
eine stehende Frau, ebenso gekleidet wie die erste,
mit Blumen in der herabhängenden Rechten. —
Eine Pendeloque aus Elektron, einen auf einer Basis
sitzenden nackten Knaben darstellend, mit einer
Kinderklapper in der Linken, mit Diadem, Hals-,
Arm- und Beinringen ausgestattet; ionische Arbeit
des VI. Jahrh. v. Chr. — Zwei Golddiademe, das
eine mit getriebenen Palmetten und Epheuranken
verziert, das andere mit Doppelsphingen; ferner eine
trapezförmige getriebene Goldplatte mit Aphrodite
und Eros. — Von Bronzen dorther ist eine sehr
schöne Bronzestatuette, III. Jahrh. v. Chr., im Typus
der Medicaeischen Aphrodite und eine Votivhand
hervorzuheben. — In den letzten Jahren tauchen,
angeblich aus Olbia, geringwertige apulische Vasen
auf, wofür wir bisher keine Beispiele in Südrufsland
gefunden hatten ; der Grund mag darin liegen, dafs
man früher in Olbia nicht so viele Ausgrabungen
gemacht hatte, wie jetzt, wo die Bauttn sich auf
heimliche Ausgrabungen geworfen haben; es ist
aber auch die Möglichkeit ins Auge zu fassen, ob
nicht vielleicht aus Italien ein moderner Export von
solchen Vasen nach Odessa stattfindet, da auch ge-
ringe Vasen von den Händlern und Sammlern in
Odessa zehnfach höher als in Neapel bezahlt werden.
G. von Kieseritzky.
FUNDE IN ÄGYPTEN.
Die archäologische Ausbeute auf griechisch-
römischem Gebiet ist in den letzten zwei Jahren
nicht besonders grofs gewesen.
Für die ältere Zeit kommt nur die Auffindung
matt bemalter Scherben in Betracht, die dem
ägäischen Kulturkreis angehören. Sie fanden sich
im Schutt des uralten D-n-Grabes (I. Dynastie) in
Abydos und dürften der XVIII. Dynastie zuzu-
weisen sein, denn auch andere rein ägyptische
Scherben dieser Zeit haben sich unter den Gefäfs-
58
Funde in Ägypten.
massen bei den Königsgräbern der ersten Dynastien
gefunden. (Petrie Royal tombs 6 — 7.) In das
VI. Jahrhundert dürfte eine schwf. Amphora
ägyptisierender Form mit Tänzen von dickbauchigen
Satyrn, Kentauren und Tierfries gehören; sie kam
in Memphis zu Tage und ist nach Stil und Formen-
schatz (Satyrn, Eber mit ungeteilten Rückenborsten)
dem peleponnesischen Kreis zuzuweisen; sie ist ver-
mutlich in Daphnae gearbeitet.
Grenfell und Hunt, die in diesem wie im
vorigen Jahr im Fayum gegraben haben , sind da-
bei aufser auf Papyrus mehr auf altägyptische denn
auf hellenistische Altertümer gestofsen. Doch ist
ein vollständiges Schreibzeug mit einer ziemlichen
Menge Tinte, die wohl eine Analyse gestatten
würde, von Interesse. Einen kurzen Bericht haben
Grenfell und Hunt bereits in dem Athenaeum
12. Mai 1900 veröffentlicht. Auch in diesem Jahr
haben sie ihre Zelte meist in der Nähe des Birket
el Kurun (Möris See) aufgeschlagen und sind zuletzt
nach Rubayyat gezogen.
Bei Medinet Mädi — im Südosten des Fayum
— hat dies Jahr P. Jouget mit ziemlichem Erfolg
Papyrus gesucht.
Von Herrn Gayets Untersuchungen in Antinoe,
Damiette und einigen andern Punkten Ägyptens,
die meist der römischen, ja der Kreuzfahrerzeit
galten, ist nicht viel zu berichten. Im Vorjahr
war die Ausbeute gering, die diesjährige Campagne
ist noch nicht abgeschlossen.
Mehr und mehr wendet sich das Interesse der
römischen Zeit Ägyptens zu: Prof. Strzygowski
hat einen halbjährigen Aufenthalt hier nicht nur
zur Vorbereitung eines reich illustrierten Katalogs
der »koptischen« Altertümer des Museums in Cairo
verwendet — er soll einen Teil des gewaltigen
wissenschaftlichen Inventars der hiesigen Samm-
lungen bilden, das dank der Fürsorge der ägypti-
schen Regierung und wesentlich unter deutscher
Anregung ins Leben gerufen worden ist, und nun
unter der Leitung Masperos auch zu erscheinen be-
beginnen wird; — Str. hat auch das Nilthal durch-
streift, die Klöster im Wadi Natrun, am roten
Meer besucht und überall reiche Ernte gehalten.
Die Kunst und Kultur der nachchristlichen ägypti-
schen Zeit, technisch und in dem verwandten
Material die Erbin der altägyptischen, aber in den
Formen doch vorwiegend ein Glied der grofsen
hellenistisch-römischen Weltkultur, tritt immer deut-
licher in ihrer Eigenart hervor. Zugleich freilich
verschwindet der Unterschied zwischen Heidnisch
und Christlich, ja selbst die Anfänge der arabi-
schen Kultur stehen unter dem Einflufs dieser im
weitesten Sinne »koptischen«, d. h. ägyptischen
Kunsttradition.
Heuer haben auch die grofsen Schreiber-
Sieglinschen Forschungen in Alexandrien wieder
begonnen. Sie stehen unter der Leitung Herrn
Schiffs, dem sich Herr Prof. Aug. Thiersch aus
München, Herr Architekt Fiechter, sowie Dr. H.
Thiersch, z. Z. Stipendiat des archäologischen
Instituts angeschlossen haben.
Während Herr Schiff das Strafsennetz und die
Wasserleitungen weiter verfolgt, haben die andern
Herren Einzeluntersuchungen insbesondere in Gabbari
und an der Pompeiussäule in Angriff genommen: ein
breiter von Norden heraufführender Strafsenaufgang
zur »Akropolis« ist von Herrn Prof. Thiersch nach-
gewiesen worden, mehrere Gebäudereste sind auf-
gedeckt worden, in die bekannte Beschreibung des
Aphthonius scheint Licht zu kommen. Auf der
Westseite sind schon früher von Botti riesige Kata-
komben gefunden worden mit zahlreichen Wand-
nischen anscheinend für Aschenurnen. Sarkophage
fanden sich nicht. Die Wände waren, ähnlich wie
bei dem Serapeum der Saitischen Zeit, mit Platten
aus Kalkstein bekleidet. Diese Grabgewölbe mögen,
ebenso wie einige der Mauerreste auf dem Plateau
noch in griechische Zeit hinaufreichen.
Die Felsen des Gabbariviertels' dienen seit
lange als Steinbrüche für die Quai -Bauten. Im
Bulletin de la Societe Archeologique cT Alexandrie hat
H. Thiersch 1900 zwei Gräber der römischen
Kaiserzeit, deren Aufnahme ihm zugewiesen wurde,
beschrieben. Dies Jahr scheint sogar ein der Wende
unserer Zeitrechnung angehöriges Kammergrab zum
Vorschein gekommen zu sein: unter rohen Stuck-'
maiereien ägyptischen Stils, die nach ähnlichen
Anlagen in Oberägypten dem II,/III. Jahrhundert
angehören möchten, fanden sich feine, allerdings
sehr verblafste Bilder im III. pompeianischen Stil
(Kandelaber, Sphingen, Greifen), die ägyptische
und griechische Motive in zierlicher Verbindung
zeigten. Leider wird es kaum möglich sein, die
Fresken zu erhalten.
Die Thatsache, dafs ein rein griechisches Grab
später von Ägyptern in Besitz genommen und über-
tüncht worden ist, entspricht durchaus dem Rück-
gang griechischen Einflusses und der ägyptischen
Reaktion, die wir auf allen Gebieten am Ende der
Antoninenzeit verfolgen können. Diese Reaktion
ist eins der Elemente der »koptischen« Kunst und
scheint vor allem auf religiösem Gebiet fühlbar ge-
wesen zu sein. So sind denn auch in Kom es
Sugafa, zwischen Gabbari und Pompeiussäule, unter
ägyptischen Bildern, die zum Teil nicht sehr jung
Funde in Italien.
59
zu sein scheinen, griechische Fresken aufgetaucht
und besonders merkwürdig sind darunter sehr flott
gezeichnete Tänzerinnenfiguren. In Kom es Sugafa
hat Museum, archäologische Gesellschaft und Stadt
vereinigt die Arbeit in die Hand genommen. Zu den
wichtigsten Entdeckungen gehört eine grofse Grab-
anlage, die ursprünglich als Privatgrab mit zahl-
reichen Kulträumen begonnen wurde und dann, wohl
durch einen jener aus Eleusis bei Alexandrien be-
kannten Grabunternehmer, in eine öffentliche Grab-
stätte verwandelt wurde. Eine Treppe führt durch
zwei Etagen, deren oberste ursprünglich den Kult-
räumen vorbehalten war, zur Grabkammer, in der drei
aus dem Fels gehauene Sarkophage stehen. Über
jedem Sarkophag finden sich an der Wand ägyptische
Reliefs mythologischen Inhalts. Ihr Stil — starke
gedunsene Formen, ziemlich frei behandelte Guir-
landen und anderes — weisen sie unzweifelhaft
in römische Zeit, und die rechts und links vom
Eingang in Nischen aufgestellten Statuen eines
Mannes (künstlerisch vortrefflich) und einer Frau
gehören ebendahin, und zwar in das Ende des
I. Jahrhunderts nach Chr. oder den Anfang des IL.
Dafs wir mit der ursprünglichen Anlage in der
That nicht zu weit herabgehen dürfen, beweisen
auch die architektonischen, rein römischen Profile,
die in einzelnen Nebenkammern und dem um die
Grabkammer führenden Umgang auftreten. Andrer-
seits sprechen ganz spät aussehende Wandnischen
in einzelnen Seitenräumen, sowie die schlechten
Einbauten an vielen Stellen (zum Teil in Ziegeln)
für eine verhältnismäfsig lange Benutzung der mehr-
fach erweiterten Anlage.
Herr Fiechter hat sie aufgenommen und Gil-
lierons Meisterhand den kUnstlerichen Schmuck ab-
gezeichnet auf Kosten der archäologischen Gesell-
schaft. Die Stadt hat die ganzen unterirdischen
Räume elektrisch beleuchten lassen.
Auch in Eleusis, dem jetzigen Hadra, ist in
den letzten Jahren gearbeitet worden: Terracotten
in gut erhaltener Bemalung, die ihre boiotischen
Muster in Stil und Tracht nicht verleugnen, haben
sich gefunden, zahlreiche Architekturfragmente
hellenistischer und römischer Grabkapellen sind ins
Museum gelangt. Allenthalben ist der rastlose
Direktor des Alexandrinischen Museums, Botti, zur
Hand, unterstützt von dem thätigen Enthusiasmus
Schiefs-Beys und der archäologischen Gesellschaft.
Aber mit der enormen Bauthätigkeit, die sich zur
Zeit in Alexandrien entfaltet, vermögen sie kaum
Schritt zu halten. Um so dankenswerter ist Sieglins
Opferwilligkeit, der es ermöglicht hat, dafs eine
Reihe Gelehrter und Architekten in diesem Jahr
neben den systematischen Untersuchungen überall
helfend zur Stelle sein konnten, wo der Zufall
Schätze des Altertums ans Tageslicht zog. Hoffen
wir, dafs bei dem schönen Zusammenwirken zu ge-
meinsamem Ziel, das zwischen allen Beteiligten,
Angesessenen wie Fremden, herrscht, es möglich
sein wird, vielleicht durch Vermittlung des Instituts,
noch auf einige Jahre von deutscher Seite aus einen
solchen wissenschaftlichen Helfer und Beobachter
in Alexandrien zu halten. Denn jedes Jahr ver-
schwinden mehr und mehr die Reste der alten
Weltstadt!
Von Einzelfunden darf hier wohl noch ein
Münzfund (Gold- und Silbermünzen Philipps und
Alexanders) erwähnt werden, der in einer Kanne ge-
borgen unter den Trümmern des Sonnenheiligtums
zu Abusir zum Vorschein kam. Er befindet sich
zur Zeit zur Hälfte in Alexandrien, zur andern
Hälfte bei den Kleinfunden aus Abusir im Berliner
Museum.
Im Kunsthandel kam mir aufser einigen
Schmuckstücken römischer Zeit, einem schönen ge-
schnittenen Stein mit einem Alexander(?)kopf,
einigen Grabstelen , deren Erwerbung mir gelang
und die an andrer Stelle veröffentlicht werden
sollen, nicht viel zu Gesicht. Bemerkenswert
scheinen mir nur einige lebhaft bewegte Stier-
figuren, ohne Abzeichen, Statuetten aus gegossener
Bronze, etwa dem III. Jahrhundert angehörig, gute
Arbeiten, aber leider sehr fragmentiert; ferner ein
Bronzestil, der eine Tierköpfige Göttin in griechi-
schem Gewände zeigte, deren Gesicht durch eine
rein griechische bewegliche Maske verdetkt werden
konnte, so dafs erst beim Aufheben der Maske der
Beschauer die Tierfratze erkannte. Soweit die
schlechte Erhaltung des in polnischen Privatbesitz
übergegangenen Stückes ein Urteil ermöglicht, ge-
hörte der Griff in gut hellenistische Zeit.
Fr. W. V. Bissing.
FUNDE IN ITALIEN.
Die älteste Kultur des italischen Nordens schien
bisher von derjenigen der südlichen Halbinsel ge-
sondert. Einige Funde der letzten Zeit, welche
schon gefestigte Meinungen über diese Sonderung
stark modificieren, können nur als Anfang besserer
Erkenntnis, als Vorläufer weiterer Funde angesehen
werden, die folgen müssen, sobald man auch dem
südlichen Festland mehr Aufmerksamkeit schenken
wird.
Grottengräber der runden, flachgewölbten
Form (a forno), wie sie namentlich auf Sicilien
6o
Funde in Italien.
durch Orsi, dann aucli auf dem Festland bei Matera,
nordwestlich von Tarent bekannt geworden waren,
sind jetzt bei Corneto gefunden worden, mit Ske-
letten, und durchaus verschieden von den andern
wohlbekannten ältesten Gräbern mit Aschenurnen.
Andrerseits sind Pfahlbauten, die bisher auf das
Gebiet nördlich vom Appennin beschränkt schienen,
wie daselbst neuerdings wieder die Terramara
Montata dell' Orto im Piacentino mit allen Einzel-
heiten der orientierten, eingedämmten, regelrecht
abgeteilten Anlage nachgewiesen ist, jetzt, wider
alles Erwarten, auch im Süden aufgetaucht. Das
Unicum eines Pfahlbaus innerhalb einer Grotte
(Grotta pertosa, Prov. Salerno) ist allerdings
nur erst in allgemeinen Zügen bekannt geworden:
gerade diese absonderliche Anbringung des Pfahl-
baus gestattet aber den Schlufs, dafs derselbe auch
in diesen Gegenden allgemein gebräuchlich gewesen
sei. In der That ist durch sehr subtile Boden-
untersuchung, nahe dem nördlichen Ausgang der
Stadt Tarent, auf einem Vorsprung am äufseren
Golf eine Ansiedelung auf Pfahlbau nachgewiesen
worden, mit Damm und Graben, mit Hütten von
rechteckigem Grundrifs bis zu 15,50X5111 Grund-
fläche und mit dem charakteristischen Gerät von
Bronze und Thon, unter diesem merkwürdig meh-
rere Exemplare eines primitiven Kohlenherdes, der
als Urahn des in klassischer Zeit weitverbreiteten
und heute noch fortlebenden Typus' gelten kann.
Erhöhte Bedeutung verleihen dem Tarentiner Pfahl-
bau mykenische (darunter eines der wohlbekannten
Thonidole) und »protokorinthische« Vasenscherben,
die in höherer Schicht über dem Pfahlbau sich
fanden.
Nachdem so der Terramara-Pfahlbau für Unter-
italien festgestellt ist, werden auch die Einwände
dagegen, dafs daselbst auch »Villanovakultur« oder
eine Parallelentwickelung anzutreffen sei, verstummen,
zumal solche sich in dem schon genannten Matera,
und zwar neben Resten einer prähistorischen An-
siedelung, neuerdings noch sicherer herausgestellt hat.
Ardea, in welchem O. Richter eine den älte-
ren Phasen Roms analoge Entwickelung nachzu-
weisen suchte, ist durch Ausgrabungen Pasquis sehr
viel eingehender untersucht worden und seine Ge-
1) Vgl. Winter im Arch. Jahrbuch 1897 S. 162.
Ein Stück des flachgewölbten, siebartig durch-
löcherten Restes von solchem Fornello scheint zu
sein, was im Vestatempel gefunden und in der
Nuova Antologia 1900 S. 18 Notizie degli scavi 1900
S. 180 abgebildet ist. Die in der Tarentiner Terra-
mara gefundenen Gegenstände sind abgebildet be-
sonders im Bulletino di paletnologia italiana 1900
I, II, die mykenische Thonfigur daselbst S. 286.
schichte namentlich durch Gräberfunde und selbst
Grottenwohnungen ergänzt, doch ohne dafs Richters
Aufstellungen umgeworfen wären, indem gerade für
die Bewohnung eines vormals zur Bestattung be-
nutzten Gebietes Rom und auch Volterra die besten
Beispiele bieten.
Vetulonia hat wieder eine Fülle von Toten-
ausstattung in Gold, Silber, Bronze, Thon des
sechsten Jahrhunderts geliefert. Besondere Beach-
tung verdienen die leider wenig anschaulichen An-
gaben über die die Bestattungsgruben füllenden
Steinmassen, weil in zwei Fällen sich die vermutete
Ausmauerung des Grabes mit jenen Steinen zu be-
stätigen scheint.-
Von grofsgriechischen Plätzen wird voraussicht-
lich Cumae bald erhöhtes Interesse beanspruchen,
da die aus dortigen Funden gebildete Sammlung
von Stevens für das Neapler Museum erworben ist,
und die Aufstellung daselbst im April vollendet
sein soll, auch zu besserem Verständnis dieser
Schätze, deren Fundnotizen in Verlust oder Unord-
nung geraten zu sein scheinen, neue Ausgrabungen
an Ort und Stelle im Werke sind,
Orsi, der jüngst seine Erforschung des grie-
chischen Kamarina und der halbgriechischen Stadt
bei Gran Michele veröffentlichte, hat im verflosse-
nen Jahre in Gela zu retten versucht, was nach
langen Zeiten der Raubgrabung noch zu retten
war; doch erfahren wir, aufser einer Statistik der
Grabformen, zunächst nur einige, allerdings be-
achtenswerte Einzelheiten. So scheint die Stätte
gefunden, wo der Stadtgründer Antiphamos (in
einem Heroon?) verehrt wurde mit allerlei Weih-
geschenken, Thonfiguren: »Wagen, Reiter, Kämpfe«,
die, vor Orsi's Eingreifen gefunden und zerstreut,
nur durch Verhör konstatiert werden konnten; fer-
ner aber, von Orsi selbst gefunden, attische Vasen-
scherben der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts,
darunter ein Schalenfufs mit eingeritzter Weihung
an Antiphamos; ferner Näheres über eine schöne
Grabform und Thonsarkophage.^
2) Vgl. Römische Mittheilungen 1899 S. 299 f.
*) Unter den Vasenscherben solche von einer
Darstellung des Tyrannenmordes , ähnlich dem
Würzburger Stamnos (Arch. Zeitung 1883 Taf. l)
aber ausgezeichnet durch die Beischriften 'ApjfxoSto?,
''l7nr[ap]5(o;. Die Grabform einer turmförmigen Stele
von fast quadratischem Grundrifs (deren Höhlung
für die Aufnahme der Asche bestimmt war), von
aufgemalter Tänie umschlungen, darf ergänzt werden
nach einem nicht zugehörigen (?) Deckel , welcher
als Tempeldach mit dorischem Gebälk darunter ge-
bildet ist. Die Thonsarkophage sind nicht eine
noviia nella letteraiura archeologica: vgl. Bullet, si-
ciliano I 19 und Römische Mittheilungen 1892 S. 186.
Funde in Italien.
6i
In Syrakus hat derselbe Orsi ein Heiligtum
der Artemis erforscht in zwei Grotten, links vom
Hauptausgang des Hexapylon, heute Scala Greca,
wo schon seit langem Funde von Thonfiguren be-
kannt gewesen waren. Die tektonischen Herrichtungen :
in der einen Grotte Bildnischen an den Wänden
und vor der gröfsten von ihnen eine Feuerstelle
im Boden, bankartige Abarbeitungen an der einen
Seite, eine altarähnliche Erhebung von bedeutender
Ausdehnung an der gegenüberliegenden; in der
andern Grotte ein langer rechteckiger Einbau, das
alles ist nicht ganz sicherer Ausdeutung, und In-
schriften fehlen ganz. Eine Fülle von Terracotten
aber lassen, ob auch traurig zerstückt, die Göttin
in der Vielseitigkeit ihres Wesens erkennen, nicht
nur die Jägerin mit Bogen und Speer, ja auch der
Axt, mit Hund und Jagdbeute, mit wildem und
zahmem Getier; mit Bäumen, namentlich der Palme
zur Seite: auch die Fackelträgerin ist nicht selten.
Frauen mit Flöten oder Handpauke werden auf den
Kultus (von orgiastischem Charakter?) bezogen.
Allgemeineres Aufsehen haben — von Rom
abgesehen — die Funde in und bei Pompeji ge-
macht. Die grofse Tempelanlage der Venus Pom-
peiana, in einem Säulenhof, wie der Apollotempel,
liegt jetzt klar vor Augen, wie sie in der Erneuerung
begriffen war, als die Katastophe stattfand.^
Unfern der Villa von Boscoreale sodann,
die vor einigen Jahren die vielbesprochenen Gold-,
Silber- und Bronzeschätze geliefert hat, ist wieder-
um eine Villa, halb Wohnhaus, halb Wirtschafts-
gebäude, ausgegraben, und diesmal sind es die
Wandgemälde des ersteren Teiles, die so viel von
• sich reden machen,^ Es waren im ganzen neun
verschiedene Räume, der gröfste — vom Peristyl
abgesehen — 8x7 m grofs, durchweg im zweiten,
dem Architekturstil, ausgemalt, der in Pompeji bis-
her schwach vertreten war, besser in Rom, auf dem
Palatin und im Thermenmuseum. Viele Motive
hat die Villa mit den römischen Fresken, namentlich
des Palatins, gemein, und durchweg sind diese in
der Hauptstadt von feinerer Ausführung. Die De-
koration der pompejanischen Villa hat indes auch
ihren besonderen Wert und würde einen noch er-
heblich gröfseren haben, wenn sie nicht von dem
Besitzer de Prisco, sei es um sie vor Feuchtigkeit
zu schützen, sei es um für den Verkauf, auch ins
*) Vgl. Römische Mittheilungen 1900 S. 270 ff.
(Mau).
^) Soeben erschien La Villa pompeiana di P.
Fannio Sinistere , relazione a S. E. il Minis tro della
Istruzione pubblica, memoria di F. Barnabei, deputato
al parlamento mit Abbildungen und Tafeln.
Ausland, freiere Hand zu haben, von den Wänden
abgelöst, also zerschnitten worden wäre. Denn da-
durch ist der Genufs und das Verständnis der nach-
geahmten Architekturen auf das empfindlichste be-
einträchtigt. Mehr als anderswo blickt hier noch
die Tradition des ersten , des Incrustationsstils
durch. Die verschiedenen Zimmerdekorationen
stellen eine Stufenleiter vom Einfacheren zum
Reicheren dar: geschlossene Wände ohne gemalte
Säulen davor, andere mit solchen, mit aufgehängten
Festons, mit Durchblicken über die »niedere Wand«
weg auf andere Säulenstellungen, auch hinter jener
Mittelwand. In einem Schlafgemach ist der Vor-
raum vom Bettraum abgeteilt, wie in dem römischen
Hause bei der Farnesina. Durchblicke auf mannig-
faltige Gebäudegruppen wechseln mit Ansichten
idyllischer Heiligtümer. Eigenartig ist, wie im
Hauptsaal der durch Säulen und Pilaster abgeteilte
Scheinriium vor der oben mit dorischem Fries ab-
geschlossenen Mittelwand belebt wird durch einge-
stellte lebensgrofse Figuren oder Gruppen: hinten
Götter (nur zum Teil erhalten), in der Mitte
Aphrodite, links Dionysos und Ariadne, rechts die
Chariten; an den Seiten Menschen, historische eher
als solche der Alltagswelt.
Auch in Pompeji selbst ist in der Nähe des
Vettierhauses ein Haus ausgegraben, das durch
Wiederherstellung der Bedachung des atrium tusca-
nicum, sowie durch wohlerhaltene Dekoration ein
ähnliches Interesse erwecken wird wie jenes.*»
Ungewöhnlich aber ist der Fund einer jUnglings-
statue in reichlich zweidrittel Lebensgrofse, aus
versilbertem Erze. Die Nacktheit und äas einfache
Schema: rechtes Standbein, das linke mit gelöstem
Fufs daneben , der linke Arm gesenkt, der rechte
Unterarm seitwärts gehoben, geringe Seitenwendung
des Kopfes, ganz besonders die allgemeine Kopf-
form und Haarbehandlung rufen zunächst Werke
wie den Idolino oder Polykletische Knabenstatuen
ins Gedächtnis zurück. Genaue Prüfung wird aber
in all den genannten Teilen doch auch starke Ab-
weichung nicht allein von Originalen, sondern auch
von guten Nachbildungen konstatieren; und aufser
an Werke des fünften Jahrhunderts wird man, z. B.
durch die Gesichtsbildung, auch an solche des
^) Unter den neu gefundenen Wandgemälden
ist namentlich die Wiederholung der Carito, mit
lateinischen Versen (s. Rhein. Mus. 1901 S. 156)
und inschriftlicher Benennung von Micon und Pero
merkwürdig; ein andres mit dem Ende des Neo-
ptolemos wegen der Übereinstimmung mit etrus-
kischen Urnen. Ganz neu ist wohl eine Dar-
stellung der Hochzeit eines Kriegers (Ares?), die
nächstens bekannt gemacht werden wird.
62
Funde in Italien.
vierten sich erinnert finden;'' in anderen überhaupt
eine unklassische und in keiner Periode rein
griechischer Kunst denkbare Nachbildung des
lebenden Modells erkennen. Das Werk dürfte also
in Pompeji oder sonst wo in Italien zu einer Zeit
schon blühender Stilmischung entstanden sein.
Endlich Rom, wo die Freilegung des Forums
und angrenzender Gebiete alles andere an Be-
deutung überragt. Ehe noch von berufenster Seite
hierüber, voraussichtlich bald, Bericht erstattet
wird, kann hier nur versucht werden, von den Haupt-
sachen einen allgemeinen Begriff zu geben und sie
in den wohlbekannten Rahmen einzusetzen.
Um die merkwürdige Gruppe der von dem
schwarzen Pflaster gedeckten Monumente sind nach
beiden Seiten tiefere Lagen freigelegt. Vor der
Curie heben sich mindestens drei verschiedene
Niveaus ab, zu oberst dasjenige der Kaiserzeit, das
mittlere des republikanischen Comitiums, das aus
geringerem Material (das Unterlager?) auch hinter
dem schwarzen Pflaster kenntlich scheint und hier
von einer sorgfältig gearbeiteten Schwelle (Grenze
des Comitium?) begrenzt wird, die man ziemlich
weit in ihrer Richtung gegen die Südost-Ecke der
Curie verfolgen kann. In wesentlich gleicher Richtung
laufen nämlich vier Reihen von Brunnen oder Ent-
wässerungsschächten, die mit Tuffquadern ausgesetzt
sind: zwei innerhalb, zwei aufserhalb jener Schwelle,
am längsten die erste Reihe aufserhalb, alle, wie es
scheint, einst durch eingefalzte Deckel in der Höhe
der republikanischen Pflasterung (oder ihres Unter-
lagers) geschlossen. Die vorletzte Reihe läuft
ungefähr auf die Südwestecke der Basilica Aemi-
lia zu.
Unter diesem Plenum , das teils in sorgfältig
gelegtem Plattenpflaster, (zu sehen Notizie 1900
S. 309), teils in einer Art von Betonmasse weiterhin
kenntlich ist, liegt eine ältere, wiederum doppelte
Schicht, an zwei ähnlichen Anlagen zu unterscheiden:
Tiefer vier bis fünf Stufen von schmalem Auftritt,
im Winkel gebrochen, nur ein kurzes Stück; höher,
nur etwa 0,30 unter jener Betonschicht eine sorg-
fältig gearbeitete Stufe, nach Höhe und Breite zum
Sitzen geeignet, kreisrund, mit gradem Abschnitt
gegen die spätere Curie. Das Centrum des Kreises
') Die Statue erinnert stark auch an die von
Furtwängler, Meisterwerke S. 548 f., zusammen-
gestellten und dem Euphranor zugeschriebenen
Bildwerke, besoriders an den Bonus eventus. Die
noch ausstehende Untersuchung der Statue wird zu
beachten haben, was mir bei kurzer Besichtigung
auffiel, dafs am Kopfe unter dem Silber in ver-
schiedenen Löchern nirgends Erz sichtbar wird.
dürfte in die Linie der Via Bonella, die Mitte
des Segmentes vor das »Romulusgrab« fallen. Das
freigelegte Stück des Kreissegments ist nachträglich
von drei Brunnen durchbrochen.
Ehe wir uns aber zu diesen wenden, ist noch
ein Blick auf die westliche Schmalseite des Forums
zu werfen. Hier sind die Fundamente des Severus-
bogens freigelegt, und deutlich sieht man, wie
durch diesen Bau das Pflaster durchbrochen wurde,
welches sich vom lapis niger ^ her erstreckt. An den
Severusbogen stofsen südlich die Rostra, deren
Grundplan mit seinen ursprünglichen Pfeilerbettungen
jetzt rückwärts freigelegt ist, bis zu der gerundeten
Mauer, welche man, sieht man von dem späten
bunten Marmorbelag ihrer Ostseite ab, mit den da-
hinter freigelegten Resten von entsprechend ge-
rundeten Stufen für zugehörig zu den Rostra, und
zwar für den Zugang halten möchte. Hinter diesem
Stufenbau, an dessen nördlichem Hörn der Um-
bilicus weiter nach unten freigelegt ist, gegen den
Concordiatempel hin, sind eine Anzahl nebenein-
ander liegender Kanäle, namentlich ein mit Quadern
überwölbter, alle nord-südlicher Richtung, blofs-
gelegt. Südlich von jenem gerundeten Stufenbau ist
ein eigentümlicher Bau zu Tage gekommen, ein
älterer Abschlufs der höheren Terrasse vor dem
Saturntempel. Acht niedrige Arkaden, deren Front
ungetähr derjenigen der Rostra gleich gerichtet,
aber weiter zurück liegt, haben jede etwa 2x2 m
Bodenfläche, etwa 1,50 m Scheitelhöhe bis zum
Gewölbe. Sorgfältiges Pflaster aus gelbrötlichen
ZiegelwUrfeln liegt in diesen kleinen Kammern und
erstreckt sich noch etwa 4 m vor die Front. Es
fehlt jede Spur, dafs einst etwas in diesen kleinen
Gewölben oder an der Front der niedrigen Pfeiler
oder Bögen befestigt gewesen sei. Das nördliche
Ende dieser Arkaden war überbaut von dem ge-
rundeten Stufenbau, die letzten beiden Arkaden
südlich sind vorn abgehackt worden beim Bau
des Arcus Tiberii,^ dessen unterstes Fundament an
der Nordwestecke der Basilica Julia aufgedeckt ist,
ziemlich genau da, wo der Bogen auf Kiepert-Hül-
sens Forma Urbis' 'VaLWl angesetzt ist. Er war
augenscheinlich einthorig wie der Titusbogen und
lag zum Augustusbogen südlich vom Tempel des
^) Ich kann nicht umhin, das schwarze Pflaster
für den lapis niger bei Festus zu lialten und glaube,
dafs diese Bedeckung zu Varros Zeiten im Zusammen-
hang mit dem Neubau der Curie über das schon
verschüttete vermeintliche Romulusgrab gelegt
worden ist. Jedenfalls war zu Varros Zeit die
Monumentengruppe verschüttet.
ä) Auch vom Oberbau hat Boni viele Funde
zusammengelesen, selbst ein Stück der Inschrift.
Funde in Italien.
63
Divus Julius so, wie der Severusbogen zu dem
nördlicli von jenem Tempel vorausgesetzten Bogen.
Gegenüber der Julia nun ist die Basilica
Aeniilia in ihren zwei Hauptteilen jetzt sehr gut
kenntlich: erstens an der Nordseite des Forums ent-
lang eine Pfeilerhalle mit Halbsäulen, zweitens hinter
deren Gewölben die eigentliche Basilika im späteren
Sinne. Auf die Pfeilerhalle öffneten sich in langer
Reihe die Gewölbe, eines in jeder Pfeilerweite. '"
Der östliche Abschlufs, mit einer Treppe, neben dem
letzten Gewölbe östlich und einem Aussprung des
Hallenendes gegen Süden, gleichsam zum Abschlufs
des Forums, ist nicht völlig klar. Am westlichen
Ende bogen die Stufen zunächst einfach, d. h. ohne
Aussprung, rechtwinklig um; die westliche Schmal-
front lag aber schief zur Forumsfront der Halle,
in demselben spitzen Winkel, in welchem die ober-
halb blofsgelegte Cloaca maxitna diese Ecke der
grofsen Pfeilerhalle umzieht, und in welchem also
wohl auch das Argiletum in das Forum einmündete.
Der dreischiffige Säulensaal, die eigentliche Basilika,
reichte westlich soweit wie die Pfeilerhalle, östlich
ist sie nicht bis an das Ende freigelegt. Ob und
wie sie westlich mit dem von Architekten des
Quattrocento studierten" Dreithüren? - Bau zu-
sammenhing, ist noch dunkel. Überhaupt bleibt ab-
zuwarten, wie weit die Geschichte und Herstellung
des Baues und die Einordnung der sauber ge-
arbeiteten Gebälke, Simse, Fensterpfosten (alles
wohl vom Oberstock) den Architekten und Ar-
chäologen erreichbar sein wird.
Überraschende Aufklärung des Gebietes
zwischen Castortempel und Vestaheiligtum bis
an und unter den Palatin gewährte der Abbruch
von S. Maria Liberatrice. Der Unterbau des
Castortempels ist rings freigelegt und zeigt sich
je weiter nach hinten desto mehr des Quaderbaus
entkleidet. Im Kern des Ves tat empel- Fundaments
ist ein Hohlraum (Favisa?) mit deutlichen Kenn-
zeichen verschiedener Bauzeiten freigelegt. Zwischen
den westlichen Teilen des Vestalenhauses und dem
Castortempel hat sich der lacus luturnae mit
einer kleinen Insel darin gefunden, einst in allen
Teilen mit Marmor belegt; im Boden des lacus an
der Nordseite das Wasser aufquellend und den lacus
'0) Man sieht fast überall neben den Fundamenten
der späteren Scheidemauern solche von früheren
liegen, aus verschiedenem Material und mit etwas
geringerer Breite der Zimmer; daher ändern sich
die Abstände der neueren Fundamente von den
älteren beständig.
") Vgl. Hülsen in den Annali dell' Instituio 1884
S, 323 und Mon. ined. XI. Taf. XI. XII.
über einen Meter hoch füllend. Zu gewisserer
Identificierung des lacus wurden darin die arg zer-
stückten Statuen der Dioskuren gefunden, stehend
einst neben ihren ruhig stehenden Rossen, alt-
griechische Marmorwerke aus der ersten Hälfte des
fünften Jahrhunderts; dazu ein Altar, auf allen vier
Seiten mit Reliefs geschmückt: vorn die Dioskuren
stehend ohne Rosse, an der linken Seite Zeus, an
der rechten Leda mit dem Schwan, hinten eine
Frau mit Fackel in beiden Händen, ein Werk der
ersten Kaiserzeit. Die ursprüngliche Aufstellung
von Altar und Statuen ist durch kein äufseres
Merkmal angezeigt. Schon vorher war, näher zum
Palatin, in 3 — 4 m höherem Niveau ein Marmor-
cylinder, als Brunnenmündung aufgestellt, gefunden,
vor einer kleinen Kapelle, diese wie jener in-
schriftlich der luturna geweiht, der Cylinder durch
die zweimal angebrachte Inschrift M. Barbaiius
Pollio aed, cur. luiurnai sacrum; dahinter das zweite
Mal noch puteal. Der Zutritt zu diesem Brunnen
war dann einmal durch einen davorgestellten kleinen
Altar versperrt worden. '"^
Östlich hinter dem lacus und der luturna-
kapelle zieht sich gegen den Palatin hin eine Reihe von
Gemächern, die in ihrer gegenwärtigen Gestalt erst
spät hergerichtet sind, und über welche hin die
z. B. in Kiepert-Hülsens Forma Urbis eingesetzte
Treppe zur Nordecke des Palatin anstieg. Hier in
dem Gemach, welches gerade hinter dem lacus liegt,
sind verschiedene Marmorskulpturen gefunden, so
ein archaischer Apollo und ein Asklepios desselben
Typus, wie der weit bessere im Pal. Pitti. '■^ Zwischen
jenen Gemächern und den vor ihnen blofsgelegten,
noch kaum verständlichen Fundamenten durch, geht
man gegen eine aus Ziegeln aufgemauerte Halle
von Pfeilern mit Vollsäulen daran, die sich vor
einen gewaltigen Baukomplex legt, die Zugänge zu
ihnen zusammenfassend. Das ist rechts der riesen-
hafte Ziegelbau, der auch in Kiepert-Hülsens F. U.
als templum Diui Augusti bezeichnet ist, links eine
Rampe, die zwischen drei Parallelmauern von jener
Halle aus in zweimaliger Umbiegung zum Palatin
'0 Vgl. Römische Mittheilungen 1900 S. 341.
Ich habe mit Klebs bei Pauly-Wissowa s. v. Bar-
batius, den Barbatius Pollio bei Cicero Phil. XIII
nicht für den Quästor des Antonius bei Appian
b. c. V 31 gehalten, wie Vaglieri im Bulletino co-
munale 1900 S. 69 thut. Ob aber der Stifter der
luturna-Fassung mit jenem Quästor zu identificieren
sei, läfst Vaglieri zweifelhaft; nur dafs er den Marmor
einem jüngeren Barbatius zuzuschreiben geneigt
wäre.
'^) Vgl. Reinach Repertoire de la statuaire II
31. 3-
64
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
hinaufstieg. Zwischen dieser Rampe und dem
templum d. Augusti in der Mitte drittens zwei grofse
quadratische Räume hintereinander, der vordere
mit Nischen in den Wänden, die Thür zum zweiten
gegenüber dem breiten Eingang zum ersten. Hinter
dem zweiten ist dann die Breite der vorderen
Räume in drei geteilt, die, von Tonnen überwölbt,
hinten grad abschlössen , der mittlere mit einer
Thür. Später hat man diese vermauert und in die
Wand eine flache Apsis hineingeschlagen, für die
christliche Basilika, die hier eingebaut worden ist,
der Maria geweiht und später, im Gegensatz zu
einer andern, S. Maria antiqua genannt. Der
Mittelraum wurde damals durch zwei Säulen jeder-
seits dreischiffig, die Wände mit Fresken geschmückt,
der Vorderraum zum Vorhof gemacht, in seiner
Mitte ein plumper Pfeiler, wohl zwecks der Be-
dachung aufgebaut. Wie dieser und der mittlere
Raum im Altertum bedeckt waren, ist nicht zu er-
sehen. '*
Ein Wort noch schliefslich über die überall
sorgfältig gesammelten und dem Forumsmuseum,
das im Tempel der Roma (und Venus) anzulegen
geplant wird, vorbehaltenen Funde von Vasen-
scherben, Thonreliefs, Glaswaren, Gewichten, Münzen
und andern kleinen Erzeugnissen von Kunst und
Handwerk. Namentlich in der Regia, im Vesta-
tempel und verschiedenen Brunnen sind solche
Sachen gefunden, die, wie besonders Vasen, Thon-
reliefs, '^ sich zeitlich bestimmen lassen und bis ins
sechste und siebente Jahrhundert hinauf gehn,
1*) Das sogen, templum Augusti scheint wegen
des vorn breit geöffneten Raumes mit dem Tempel
der städtischen Laren bei Mau, Pompeji in Leben
und Kunst Kap. XIII, und mit dem sogen. Vulcan-
tempel in Ostia verglichen werden zu müssen. Der
römische Bau wird wohl mitsamt dem Mittelbau
und der Rampe dem Caligula zugeschrieben werden
dürfen auf Grund der Angaben bei Sueton Calig.
22 und Cassius Dio LIX 28.
'^) Von Vasenscherben sei besonders eine aller-
feinste strengrotfigurige erwähnt, nicht gut abge-
bildet in der Nuova antologia 1900, mit Darstellung
des an ein sechsspeichiges Rad gebundenen Ixion ;
von Reliefs nur des Fundorts wegen, Bruchstücke
architektonischer Terrakotten: Reiter im Galopp
{Notizie 1900 S. 321. 325).
Dabei mag auch ein in Velletri gefundenes
griechisches Relief stehen, Ende 6. Jahrhdts., eben-
falls zwei Knaben (vorn einst mehr) auf galop-
pierenden Rossen, ein dritter abgefallen, am Zügel
sich haltend {Notizie 1900 S. 197); dabei auch auf
ein paar Vasen hingewiesen werden, aus Nola:
Kadmos von Athena den Stein empfangend; aus
Ceglie zwei mit lokalen Sagenversionen: »Stornyx,
Merops, Melanippos, Klymene«; Thersites' Ende
{Notizie 1900 S. 507).
nirgends mannigfaltiger und in ihrer Zusammen-
setzung eigenartiger als das, was in der Verschüttung
des »Romulusgrabes« gefunden worden ist.
Rom, I. April 1901. E. Petersen.
ARCHÄOLOGISCHE NEUIGKEITEN
AUS NORDAFRIKA.
I. Tunis.
Seitdem die beiden bisher als Handels- und
Kriegshafen des alten Karthago geltenden Lagunen,
deren Übereinstimmung mit den Angaben der Alten
Beules Grabungen erwiesen haben dürften (s. Meltzer,
Gesch. d. Karth. II S. 190 f.), keine Häfen sein
sollen, will es nicht recht gelingen, diese anderswo
aufzufinden. Immerhin kommt bei den Bemühungen
allerhand topographisches Material zusammen.
Während mit den durch die früheren Lotungen
nördlich wie südlich des kleinen Vorgebirges von
El-Kram (pointe d'E. K.) gefundenen unterseeischen
Ruinen nichts anzufangen war, wäre es jetzt auf
Grund der bereits kurz erwähnten (Arch. Anz.
1900, 63) Lotungen des Seeoffiziers Hantz gelungen,
im südlichen Teil der Bucht von El-Kram einen
breiten Molo festzustellen, der beim Kasino von
Khereddine ansetzend die Küste in nördlicher
Richtung und in einer Entfernung von 300 m be-
gleite, um dann nach 800 m nach dem Lande zu um-
zubiegen und in einen Molenkopf 60 — 70 m vor
der Küste zu endigen. Dieser Molo bildet also
einen 800 m langen, 300 m breiten Hafen mit einer
60 — 70 m breiten Einfahrt. Seine Lage würde
ausgezeichnet sein, da er gegen alle Winde ge-
schützt ist: im Norden (wo die Einfahrt liegt) und
Westen durch die Hügel von Karthago, im Süden
und Osten durch den Molo {C. R. de l'Acad. 1900,
53 f. mit mehreren Karten). Während das soge-
nannte »Falbe'sche Viereck«, ein trapezförmiges
Bassin, in nächster Nähe der beiden früher als die
Häfen geltenden Lagunen liegt, also zu ihnen in
Beziehung stehen könnte, ist die Nordseite des
neugefundenen Molo von jenen Lagunen etwa
700 m entfernt, sodafs beide Anlagen nichts mit
einander zu thun haben dürften. Der neue Fund
bedeutet zwar eine Schwierigkeit mehr — denn er
führt uns von der Operationsbasis, den beiden
Lagunen, weit ab — , aber mit einem wirklichen
Molo kann man eher etwas anfangen wie mit den
bisher gefundenen zusammenhangslosen Trümmern.
Vielleicht kommt man doch noch auf die
beiden Lagunen zurück. Neuere Grabungen auf
der kleinen, in der nördlichen Lagune befindlichen
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
65
runden Insel haben Beules Angabe bestätigt, dafs
diese Insel von einem (runden) Quai umgeben, also
schon im Altertum vorhanden war (^Proces-verbaux
April 1900, p. VII), was doch völlig zu der Be-
schreibung der Admiralitätsinsel pafst. Somit
dürfte also die Insel schon wieder anerkannt sein
und damit doch auch, dafs die runde sie umgebende
Lagune der Rest des runden Hafens ist. Warum
soll nun das südliche, längliche Becken, das ur-
sprünglich nach Beule 456:325 m hatte (s. Meltzer
a. a. O. S. 200), nicht dem anderen als oblong be-
schriebenen Hafen entsprechen? Dafs die Häfen
nicht grofs waren — der oblonge hatte ca. 14 ha,
während der alte H^fen von Marseille 28 ha hat —
haben wir eben zu lernen. Was aber sollten die
beiden Lagunen mit der künstlich angelegten Insel
sonst gewesen sein?
Die obenstehende nach der französischen
Karte der Umgebung von Tunis (1:50000) ge-
zeichnete Skizze veranschaulicht die Lage der ge-
nannten und der noch zu nennenden Örtlichkeiten'.
') Eingetragen ist von mir: Damus-el- Karita
(Basilika), Duimes (Nekropole Delattres), Odeum,
Stadium, das Falbe'sche Viereck und der von
Hantz gefundene Molo bei Khereddine.
Archäologischer Anzeiger 1901.
Von der dem Karthago des 7. — 6. Jahrhunderts
angehörigen Nekropole von Dermcsch hat
Gauckler seine Grabungen in der Richtung auf das
Meer und den Hügel von Bordsch Dschedid, wo
die Gräber des 3, — 2. Jahrhunderts gefunden sind
(s. Arch. Anz. 1900, 64), ausgedehnt. Da die Auf-
einanderfolge der Nekropolen durch die Entwicklung
der Stadt bedingt wird, hat man zwischen Dermesch
und Bordsch Dschedid den Begräbnisplatz des
5. — 4. Jahrhunderts gebunden (MarcAe du Service
en 1900)2. Aus der unter ägyptischem Einflüsse
stehenden Sphäre des ältesten Karthago (Dermesch
und Duimes) führen die Gräber den Bordsch
Dschedidhügel hinauf immer mehr in die Sphäre
des griechischen Einflusses und der durch die Ein-
führung des Demeterkults bezeichneten Zeit der
sizilischen Eroberungen. Je seltener die etruskischen
Buccherovasen, die »korinthischen« Ala-
bastren und die eigenartigen Fabrikate
lokaler Technik werden, um so häufiger
findet sich griechisches Geschirr wie schwarz-
figurige attische Vasen, und die traditionellen
Thonmasken sollen mehr und mehr den
Einflufs griechischer Kunst zeigen.
Der Wunsch, dafs man auf dem
Boden Karthagos nicht nur Hunderte von
Gräbern, sondern auch einmal ein Bauwerk,
sei es der punischen, sei es der römischen
Zeit, finden möge, ist durch Gaucklers
Finderglück erfüllt worden. Es ist ihm
gelungen, über einer bis in die letzten
Zeiten des punischen Karthago hinab-
reichenden Nekropole die Furidamente des
im Zeitalter Tertullians (s. unten) erbauten
Odeums zu entdecken (s. Froces-verbaux,
Nov. 1900 p. XVII f. und Marche du Service
en 1900). Das wichtige Gebäude ist bis auf
die Fundamente zerstört, und nur der einem
Radius von 50 m entsprechende Halbkreis
der Plattform, auf der sich das Ganze
erhob, erhalten. Das Odeum kehrt seine
konvexe Seite der des Theaters zu,
von dem es nur etwa 100 m entfernt
ist. Gewaltige Subkonstruktionen schufen
am Abhang des Hügels den Platz für
das imposante Gebäude. Umgeben ist es von
einer sechs Meter breiten Umfassungsmauer. Da
die Byzantinerzeit nichts als den sorgfältig ein-
geebneten Platz des Odeums übrig gelassen hat,
Said
Kap
Karthago
2) Von Gauckler's Bericht über die Arbeiten
des Service des Antiquites konnte ich die Druckbogen
benutzen.
5
66
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
durfte man kaum mehr als den Grundrifs zu finden
hoffen, aber zum Glück ist diese Voraussetzung in
der angenehmsten Weise enttäuscht worden, denn
beim Abbruch ist die unter der Bühne befindliche
Cisterne mit den Trümmern des Oberbaues aus-
gefüllt worden und wir entnehmen dieser Rumpel-
kammer nun bedeutende Reste der glänzenden
Architektur der Bühnenwand — denn nur diese
und die Umfassungsmauer waren aus Stein {^Proces-
verbaux p. XX) — : Säulen aus Verde antico und
pole des 3. — 2. Jahrhunderts stimmt überein mit
einer Angabe Tertullians, die uns die Datierung des
Gebäudes giebt. Er sagt de resurrect. carnis 42:
proxime in isla civitate cum Odei fundamenta tot veterum
sepulturarum sacrilega collocarentur quingentorum fere
annorum ossa adhuc succida et capillos olentes populus
exhorruit. Also wurde das Odeum zu Tertullians
Zeit (proxime) erbaut und da Vigellius Saturninus
sein Zeitgenosse ist — unter ihm findet die erste
u. a. durch die scillitanischen Akten bezeugte Ver-
Fig. I.
anderen kostbaren Marmorarten, einen Architrav
mit Resten der in vergoldeter Bronze eingelegten
Inschrift, welche das Wort ODEVM und den
Namen des Erbauers [Vigellius] S AT YR[niMus]
— s. unten — enthält {Proces p. XXI), eine Masse
anderer Inschriftstticke und vor allem 17 Statuen
von Gottheiten und Kaisern, darunter offenbar
einige vortreffliche Stücke. Fig. 1 zeigt die Fund-
stätte mit einigen bereits gehobenen Gegenständen.
Man kann Gauckler zu diesem bedeutsamen Fund
beglückwünschen; er entschädigt für die oft recht
entsagungsvolle Arbeit in den Nekropolen. Die
Auffindung des Odeums über einer punischen Nekro-
folgung statt (s. Tert. ad Scapulam 3) — wird die
oben mitgeteilte Ergänzung das Richtige treffen.
In der Bibliotheque des Ecoles frang, de Rome et
d' Athenes ist eine Histoire de Carthage romaine von
Audollent erschienen (1900).
Eine sehr merkwürdige Gruppe punischer
Altertümer macht zum erstenmal bekannt Gauckler
in den Comptes-rendus 1900, 176 f. Er hat in den
Gräbern der Nekropole von Dermesch (7. — 6. Jahr-
hundert v. Chr.?) sechs schmale (etwa 10 cm lange)
Streifen aus edlem Metall, auf denen in Umrifs-
zeichnung zwei Reihen phantastischer, mehr oder
weniger fratzenhafter Wesen der ägyptischen Mytho-
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
^7
logie eingraviert sind (s. die Abbildung hinter
P» 179)1 gefunden. Auf den meisten Streifen sind
40 — 60, auf einem aber an 250 Figuren eingraviert
(p. 202). Diese Gold- und Silberstreifen lagen auf-
gerollt in einem cylindrischen ebenfalls meist aus
Gold oder Silber bestehenden Etui (s. die Ab-
bildung auf p. 196), dessen oberen Abschlufs der
Tierkopf einer ägyptischen Gottheit (z. B. der
Katzenkopf der Pacht) bildet. Ein Ring diente
zum Tragen. Die Etuis wurden , wie aus dem
Fundbestand folgt, um den Hals gehängt. Natür-
lich haben wir es mit Amuletten zu thun; das
zeigen zum Überflufs die mehrfach vorkommenden
— punischen — Aufschriften, z. B. »Schlitze Hillek-
bal den Sohn des Arisatbal« (p. 205). Dafs dieselben
punisch sind — wie die der Äxtchen (s. unten)
— schliefst noch nicht aus, dafs wir ägyptische
Originalarbeiten vor uns haben — denn die Auf-
schriften können sogut wie die etruskischen Auf-
schriften griechischer Vasen Zuthat des Eigentümers
sein — aber allerdings glaubt Gauckler den Figuren
einen rein ägyptischen Charakter absprechen zu
sollen (p. 188). Wissen wir doch sattsam, dafs die
Phönizier zwar sehr . wenig eigene künstlerische
Erfindungsgabe, aber desto mehr die Fähigkeit,
fremde Arbeiten nachzuahmen, besessen haben. Es
liegt nahe, die grofse Menge der eingeritzten
Fratzenbilder zusammenzustellen mit der für den
antiken Zauberbrauch so charakteristischen Häufung
gewisser als zauberkräftig geltenden Elemente. In
dem viele Altertümer aus Tharros enthaltenden
Museum von Cagliari und auch in Cadix (Gades)
hat man mehrere Exemplare derselben Art gefunden
(a. a. Ü. p. 194). In einer Note (zu p. 196) äufsert
sich Gauckler über die vielfachen Übereinstimmungen
der karthagischen Funde mit den sardischen.
In demselben Aufsatz weist er darauf hin, dafs
das moderne arabische Grab in seinen wesentlichen
Elementen das altpunische ist. Der — oft mit dem
Turban gezierte — kleine Pfeiler am Kopfende der
Grabplatte ist nichts anderes als die auf dem Sarg-
deckel aufgestellte und die Stelle, wo der Kopf des
Toten liegt, bezeichnende Stele (sie findet sich auch
in etruskischen Gräbern), und die am Fufsende auf-
gerichtete ganz bedeutungslose Steinplatte dürfte in
der That sich am einfachsten aus der die punische
Grabkammer verschliefsenden Platte erklären (p. 189:
mit Abbildungen).
Elfenbeinkämme mit eingravierter archaischer
Zeichnung, die man in punischen Niederlassungen
des Guadalquivirthales gefunden hat und die mit den
in den Gräbern von Dermesch vorkommenden
Kämmen übereinstimmen (C. K. 1900, 17 f.), weisen
auf das Alter des karthagischen Einflusses in
Spanien hin (gewönlich datiert man denselben nach
der militärischen Occupation durch Hasdrubal).
Denn um Gegenstände des karthagischen Gewerb-
fleifses, nicht um altpunische von Gades aus ver-
breitete Erzeugnisse handelt es sich hier, da Elfen-
bein ein afrikanischer, von den Karthagern aus-
gebeuteter Artikel war. Auch die eine Art von
punischer Fabrikmarke darstellende Palmette (s. die
Abbild, a. a. O. p. 20) erscheint ebenso auf Fund-
stücken des Baetisthales wie als Ornament der
Axtchen von Karthago.
Delattre hat seine Grabungen in der anderen
altpunischen Nekropole (Duirnes) fortgesetzt und
berichtet über die wichtigsten Funde in den C. R,
de V Academie des Inscr. (1900, 83; 488 f.). All-
gemeines Interesse dürften vor allem die vier
von ihm abgebildeten kleinen (15 — 20 cm langen)
Bronzeäxte (hachettes) haben. Wie die im
vorigen Bericht besprochenen (Arch. Anz. 1900,
64) zeigen sie eingravierte Umrifszeichnungen
ägyptischen Stils (p. 498f.), aber eine neue punische
Aufschrift — es ist die zweite auf den Äxtchen
gefundene (Anz. a a. O.) — scheint zu bestätigen,
dafs wir es mit punischen Nachbildungen ägypti-
scher Muster zu thun haben. Dafür spricht auch
die auf einem anderen {Comptes K. 1900, 20) Äxtchen
dargestellte Palmette der spezifisch phönizischen
Form. Delattre sieht in den merkwürdigen Gegen-
ständen Rasiermesser; bisher hat man wohl an
Exvotos oder Amulette gedacht und bequem kann
das Rasieren mit diesen kleinen Beilschneiden jeden-
falls nicht gewesen sein. Gauckler iiat übrigens
ein eben solches Äxtchen im Museum von Cagliari
gesehen {C. R. 1900, 197).
Von dem grofsen Museumswerk: Musees et
collections archeol. de l' Alger ie et de la Tunisie
liegt jetzt in drei Bänden das »Musee Lavigerie de
St. Louis de Carihage « vor. Band 2 (römische
Altertümer) und 3 (christliche) sind 1899, Band i
( Antiquites puniques par Phil. Berger) ist 1900 er-
schienen. Vorausgeschickt ist dem Ganzen eine
schwungvolle Vorrede, in der Heron de Villefosse
den Verdiensten des Begründers der Sammlung,
Kardinal Lavigerie und ihres unermüdlichen, nun
schon auf 25 Jahre karthagischer Forschung zurück-
sehenden Mehrers, des Pere Delattre, gerecht
wird. Es ist ein schöner Lohn für lange Jahre
mühseliger Arbeit mit ganz ungenügenden Mitteln,
dafs P. Delattre seit einiger Zeit durch eine reich-
liche Unterstützung der Academie des Inscriptions in
Stand gesetzt ist, seine so ergebnisreichen Gra-
bungen nach Wunsch zu fördern. Das zwei Namen,
5*
68
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
den des h. Ludwig und des grofsen Begründers
der nordafrikanischen Mission, führende Museum
ist in dem neben der Kathedrale St. Louis de Car-
thage hoch auf der Byrsa liegenden Kloster der
Peres-Blancs untergebracht. Dem grofsen Publikum
bietet es weniger als andere, kleinere Sammlungen,
aber die reichen Serien der Grabfunde, besonders
die punischen, stellen eine Lokalsammlung ersten
Ranges dar. Wir können mit ihrer Hülfe — so-
weit das an der Hand von Grabfunden überhaupt
möglich ist — die Kultur dieser denkwürdigen
Stätte vom 7. Jahrhundert vor bis ins 7. Jahrhundert
nach Christus verfolgen.
Von den im i. Band abgebildeten punischen
Gegenständen dürften von allgemeinem Interesse
sein die Tanit und Baal nennenden Votivstelen
(Tafel I f.). Auf einigen von ihnen findet sich die
in der punischen Architektur so beliebte ionische
Volute (Taf. i Fig. 4 u. 7 ; Taf. 2 Fig. 3 ; Taf. 5
Fig. i). Die auf Taf. 3 abgebildeten Stelen sind
merkwürdig, weil sie die ausgestreckte Hand, das
uralte und noch heute beliebte orientalische
Apotropaion^ aufweisen.
Die Tafeln 12 u. 13 geben die seltsamen Thon-
masken, über deren Bestimmung man sich noch
nicht klar ist. Apotropäischen Charakter mögen
auch sie — wie die meisten punischen Grabbei-
gaben — haben. Eigentliche Totenmasken sind
es nicht, da sie nur in halber Lebensgröfse aus-
geführt sind. Eine Reihe »korinthischer« Gefäfse
(Taf. 21 — 23) charakterisieren die ältesten, wie die
aus Unteritalien eingeführten Vasen mit schwarzem
Firnis (Taf. 24) die jüngeren Gräber. Über die
oben besprochenen Äxtchen mit eingravierter
Zeichnung äufsert sich auch Berger auf Grund der
einen, den Gott Eschmün nennenden Inschrift da-
hin, dafs sie ein Produkt des punischen Aber-
glaubens: Amulette, sein dürften (p. 212).
Aus dem 1899 veröffentlichten 2. Band der die
Denkmäler der römischen Zeit enthält, hebe ich
vor allem hervor die beiden Viktoriastatuen (Taf. i
u. 2), gute Arbeiten nach Originalen der hellenisti-
schen Zeit — die Haartracht der einen Viktoria
ist die des Apoll von Belvedere und der medi-
ceischen Venus. Die Zusammensetzung der in
gegen 200 Stücken aufgefundenen Statuen durch
3) Die Hand findet sich z. B. über dem Thor
der Alhambra und auf den Fahnen der Turkos.
An arabischen Häusern sieht man sie oft genug
auf die denkbar einfachste Weise hergestellt: der
Araber beschmiert die Innenfläche seiner rechten
Hand mit Farbe und drückt sie auf die weifse
Hauswand ab.
einen der Peres-Blancs von St. Louis zeigt, dafs es
dem P. Delattre nicht an geschickten Mitarbeitern
fehlt. Auf Tafel 6 (s. p. 27) ist der Kopf eines
Mitgliedes des julischen Hauses abgebildet (viel-
leicht Augustus), auf Tafel 8 (Fig. i) eine offenbar
punische Gottheit, auf deren Schultern zwei kleinere
Figuren stehen. Vielleicht ist es Eschmün, der
jugendliche Gott der Trias: Baal, Tanit, Eschmün.
Taf. 1 1 bringt die der spätrömischen oder gar byzan-
tinischen Zeit angehörenden Terrakottafiguren einer
weiblichen, ein Kind auf dem Schofse haltenden
Gottheit, eine Darstellung, welche die frommen'
Finder veranlafste, in den Figuren Maria mit dem
Kinde zu sehen. Für die Kenner der antiken Tech-
nik ist von allergröfstem Interesse die Taf. 13 in
Vorder- und Rückansicht abgebildete Terrakotta
eines Mannes, der die Wasserorgel (organon
hydrauiicum) spielt. Auf Taf. 16 findet man meh-
rere Beispiele punischer, mit einer Art jonischer
Volute versehener Pfeiler und einen Grabstein in
der Form eines an den Ecken mit Pfeilern dieser
Art gezierten Mausoleums, dessen Ähnlichkeit
mit dem berühmten Grabmal von Dugga in die
Augen fällt. Die in den C. R. de 1! Academie vom
13. Jan. 1899 behandelte Sonnenuhr wird auf
Taf. 20 abgebildet. Zwei Tafeln (21 und 22) sind
vieren der im Amphitheater gefundenen Defixions-
bleie gewidmet. Auf der Taf. 22 No. 2 wieder-
gegebenen Bleiplatte ist der unsaubere Gesell, dessen
Aufgabe es war, die gefallenen Gladiatoren abzu-
thun, in der Ausübung seines Amtes dargestellt.
Eine Stelle Tertullians (^Apolog. 15) sagt uns, dafs
er als Merkur (d'UjroirofjiTro;) kostümiert war —
eine gräuliche Ironie — und so finden wir ihn
auch auf dem Blei. Aus dem Fundort und diesem
Bild folgt, dafs die Defixion gegen einen Gladiator
gerichtet war. Die p. 93 f. besprochenen Stempel
rhodischer Thongefäfse lehren , dafs Carthago im
2. Jahrhundert aus Rhodos Wein importierte. Von
den anderen Stempeln sei der des sizilischen Im-
porteurs Trebios Loisios genannt, der auch in der
Faktorei der Italici auf Delos vorkommt.
Aus dem die christlichen Altertümer enthalten-
den, ebenfalls 1899 erschienenen 3. Teil des »Müsee
Lavigerie<t, den Delattre bearbeitet hat, sind wohl
nur die beiden in der Basilika Damus-el-Karita ge-
fundenen Reliefs auf Taf. I hier zu besprechen.
Das eine stellt die Anbetung der Magier, das zweite
die Verkündigung der Geburt Christi dar. Beide
Stücke gehören durchaus noch in die Sphäre der
antiken Kunst. De Rossi setzte sie ins 4. Jahr-
hundert und rechnete sie zu den besten Arbeiten
der christlichen Skulptur. Von dem Eifer, mit dem
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
69
Delattre nicht allein gräbt, sondern auch seine
Funde bearbeitet, legt eine Musee Lavigerie de
St. Louis de C. : Ptiblications des Peres-Blancs betitelte
Broschüre (Tunis. Imprimerie L. Nicolas 1900)
Zeugnis ab, die nicht weniger als 500 Aufsätze von
Delattre verzeichnet. Die Zusammenstellung ist
recht dankenswert, da die Arbeiten des unermüd-
lichen Forschers in den verschiedensten Zeitschriften
verstreut sind.
In Tunesien ist das berühmteste Denkmal der
punischenBaukunst das Mausoleum von Dugga,
ein viereckiger Bau, dessen Ecken Pilaster mit
jonischen Schneckenkapitälen zieren, wie sie die
punische Kunst besonders gerne verwendet. Saladin
bespricht jetzt {Bull, du Comite i<)oo, 126 f.) zwei ähn-
liche Grabdenkmäler, die bei der topographischen
Aufnahme gefunden worden sind. Auf einigen Stufen
erhebt sich der viereckige Hauptteil; auf ihm stand,
durch eine Einkehlung getrennt, eine Pyramide, von
der die unterste Steinschicht erhalten ist. Auch
hier werden die Ecken von jonischen Pilastern ge-
bildet. Die Ähnlichkeit der beiden Mausoleen mit
dem von Dugga ist frappant (man vergleiche die
Beschreibung und Abbildung desselben bei Gauckler,
L Archeologie de la Tunisie p. 14); alle seine cha-
rakteristischen Merkmale: viereckiger auf Stufen
ruhender Grabbau, abschliefsende Pyramide, Ein-
kehlung zwischen Hauptteil und Pyramide, jonische
Pilaster an den vier Kanten finden sich hier wieder^
In einem unten besprochenen Aufsatz weist Gsell
darauf hin, dafs jene aufrecht stehenden — das
unterscheidet sie von dem eigentlichen »jonischen«
• Kapital — jonischen Voluten aus dem phönizischen
Orient stammen, dann in den jonischen Städten der
asiatischen Westküste angewandt und von ihnen
dem Mutterland, wo sie erst später auftraten, mit-
geteilt sind. In Nordafrika habe sich die alte Form
der aufrecht stehenden Volute erhalten. Er weist
Beispiele aus der Kaiserzeit nach. Ki'ovs; icuvixof
standen nach Appian {Pun. 96) vor Gebäuden des
karthagischen Hafens. Damit sind offenbar eben-
solche punische Volutenäulen gemeint.
Der raschen Entwicklung, welche das Ba r do-
rn use um unter Gauckler genommen hat, und der Be-
deutung der von ihm in Karthago veranstalteten
Ausgrabungen läfst Perrot in der Schrift Le musee
du Bardo a Tunis et les fouilles de M. Gauckler a
Carthage (Paris 1900) die wohlverdiente Würdigung
zuteil werden.
Zu dem Schiffsmosaik von Medeina (Arch.
Anz. 1899, 69), dessen Veröffentlichung in den
Melanges Piot bevorsteht, möchte ich nicht verfehlen,
einen Beitrag zu liefern, der für die Erklärung dieses
seltsamen Stücks nicht unwesentlich sein dürfte.
Ich finde bei Nonius (p. 364 ed. Gerlach-Roth) ein
Kapitel de genere navigiorum, welches ebenso wie
das Mosaik eine Reihe der in der römischen Litte-
ratur vorkommenden Schiffsnamen mit den zugehö-
rigen Citaten aufführt. Die Übereinstimmung des
Gegenstandes ist frappant, wenn auch in der Be-
handlung desselben Unterschiede nicht zu verkennen
sind, denn von den Namen des Mosaiks finden sich
bei Nonius nur drei (celox, corbita, actuaria) und von
den Citaten nur eins (der corbita belegende Vers des
Lucilius) wieder. Der Zusammenhang dürfte der
sein, dafs der Meister des Mosaiks aus der Illu-
stration zu einem Traktat de genere navigiorum, von
dem einerseits Nonius, andererseits Gellius 10, 25, 5*
abhängt, eine Reihe von Schiffsbildern entnommen
hat. Für einen derartigen Zusammenhang zwischen
antiquarischen Arbeiten oder vielmehr den zu ihnen
gehörigen Illustrationen und der bildenden Kunst
fehlt es ja nicht an Beispielen. So dürften die
Porträts des Hesiod, Menander, Ennius, Cicero,
Livius (?), Vergil auf dem Trierer Mosaik des Mon-
nus auf ein illustriertes litterarhistorisches Com-
pendium zurückzuführen sein. Ähnlich ist, dafs das
Vergil-Mosaik aus Sussa (Arch. Anz. 1898, S. 114)
von den im letzten Grunde wohl auf die imagines
des Atticus und Varro zurückgehenden handschrift-
lichen Bildern eines Autors und seiner Muse (s. Bethe
im Index lect. von Rostock S. S. 1896 p. 7; Thiele,
de antiquorum libris pictis p. 30) abstammt.
Auf einem bei Karthago gefundenen Mosaik
steht bei dem Bilde eines auriga die Inschrift:
Scorpianus in Adamatu. Man hat vi»lfach in Ada-
matu(m) den Namen einer Villa (vergl. das »Flauat-
X'jTTov« des Polio) und in Scorpianus den Besitzer
dieses »Monjoie« erkennen wollen. Im Bull, des
Antiquair es (1900, 80) wird festgestellt, dafs Scor-
pianus doch wohl der Name des auriga sein werde.
Dann würde Adamatu (s) eines der Pferde und zwar
das linke Aufsenpferd, auf das alles ankam (Fried-
länder, Sittengesch. IP, 354), bezeichnen.
Durch Gaucklers Freundlichkeit bin ich auch
diesmal in der Lage, einige noch nicht veröffent-
lichte Mosaikbilder mitteilen zu können. Die Bilder
befinden sich in dem erst vor kurzem gegründeten
Museum von Sussa. Das erste schon im letzten
*) . . Naviutn auiem quas reminisci tunc potuimus
appellationes hae sunt: gauli, corbitae, caudicae etc. (über
20 Namen; Nonius giebt 17). Die Stelle gehört
zu einem Kapitel: Telorum et iaculorum gladiorum-
que atque inibi navium quoque vocabula quae scripta
in veterum libris reperiuntur. Ich verdanke den
Hinweis auf diese Stelle Herrn Prof. Vahlen.
^o
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
Bericht (Arch. Anz. 1900, 68) erwähnte (Figur 2)
zeigt acht von je einem Faun und einer Bacchantin
gebildete Gruppen. Eigenartig ist die Art, wie die-
selben durch Guirlanden, welche sich in Tritonen-
köpfen vereinigen — dasselbe Motiv findet sich in
Pompei: Roux, Hercul. et Pompei Vol. 5 Tafel 35
— eingerahmt sind. Auf die Ähnlichkeit der be-
wegten und in Farbe und Zeichnung vortrefflich
das Tympanon schlagende Bacchantin, einen Jüngling
mit einem Weinkrug auf der Schulter, an der Spitze
einen Satyr und zur Seite Amor auf einem Panther,
dahinter einen anderen Panther, der aus einer Schale
trinkt. Die Umrahmung des Bildes — Eroten bei der
Weinlese — hat die gröfste Ähnlichkeit mit dem präch-
tigen in dem Oecus der Villa von Udna gefundenen
Mosaikboden (Gauckler,Zifö'öWß/>/tf^i?jZ(7(5m/Taf.2i).
Fig. 2.
dargestellten Gruppen mit den bekannten pompe-
janischen Fresken schwebender Paare ist bereits
hingewiesen worden. Leider ist die das Bild um-
gebende Borte auf der Photographie nicht zu er-
kennen. Vor dem Original schien es mir, als ob
sie einen an einer Reihe von Säulen entlang aus-
gespannten Vorhang wiedergeben wolle. Auf Fig. 3
sieht man rechts von dem besprochenen Bilde ein
anderes: Bacchus mit Victoria auf einem von vier
Panthern gezogenen Wagen; um ihn sein Gefolge: eine
Gemeinsam ist beiden Bildern, dafs das Weinlaub aus
vier in die Ecken des Bildes gestellten Vasen empor-
rankt und sich in anmutigen Windungen verteilt.
Ferner ist ja auch hier das Mittelbild eine Szene
aus dem bacchischen Kreise: so darf man denn viel-
leicht die beiden schönen Mosaiken oder die ihnen
zu Grunde liegenden Kartons demselben Meister zu-
schreiben. Der Fundort dieses wie des Fig. 2
wiedergegebenen Bildes ist Sussa. Ebendaher stammt
auch das links von dem zuerst besprochenen Bilde
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
71
hängende Mosaik (s. Fig. 3), dessen Mittelfeld den
Raub des Ganymed enthält, während in den acht
anderen Medaillons allerhand Tiere angebracht sind.
Rechts vom »Triumph des Bacchus« hängen zwei
prächtige Stillleben, beide eingerahmt von einem
Schilfmotiv. Das untere zeigt eine Menge der ver-
schiedensten Fische und anderer Bewohner des
Meeres, das obere Blumen, Früchte und verschiedene
Landtiere. Beide Stücke sind Beispiele des meister-
haften Realismus, der ein Hauptvorzug der afrika-
nischen Mosaiken ist. Auf dem Fufsboden des
Museums sieht man die Arch. Anz. 1900, 66 ver-
öffentlichte Nillandschaft.
sich der Tempel über einer Reihe von Plattformen,
die durch Colonnaden getrennt und durch Treppen
verbunden sind, erhob. Auf das Forum weisen
hin die in einer Inschrift genannten rostra. Aufser-
dem wird das niacellum erwähnt {C. R, 1900, 388).
Unter den Architekturstücken ist auch ein punisches
Pfeilerkapitäl der bekannten Form (s. oben).
Die Ausgrabung der in den Dünen von El- Alia
gefundenen Villa (Arch. Anz. 1900, 69) ist von
Novak fortgesetzt worden (Marche du Service). Es
ist erfreulich, dafs die neu begründete Association
historique de V Afriqtie du Nord (Arch. Anz. 1900,
75) die Mittel zu dieser wichtigen Ausgrabung be-
Fig- 3-
In Dugga (Thugga) hat Dr. Carton jetzt die
Freilegung des Theaters vollendet (C R. 1900,
47 f.). Bei den letzten Grabungen wurde der Haupt-
eingang festgestellt und Stücke der grofsen über
ihm angebrachten Inschrift gefunden. Auch ein
griechischer Text ist unter den Funden (p. 47).
Auf Kosten des tunesischen Service des Antiquites
haben Homo und Pradere zwischen dem Capitol
und dem Dar-el-Acheb genannten, noch nicht iden-
tifizierten Gebäude gegraben. Man stellte fest, dafs
schafft und dadurch einen neuen Beweis ihrer nütz-
lichen Wirksamkeit erbracht hat. Unter den in der
Villa gefundenen Mosaiken und Wandmalereien
scheinen bedeutendere Gegenstände nicht zu sein.
Ein Mosaik nennt den Namen, sei es des Künst-
lers, sei es des Besitzers der Villa: THEBANI. An
den Wänden des Hauses hat sich die wohlbekannte
Jagdpassion der Afrikaner in Graffiti, welche ver-
schiedene Jagdarten darstellen, bethätigt.
Saladins Publikation über die berühmte Moschee
72
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
Sidi-ben-Okba inKairuan (i. Band der arabischen
Abteilung der Monuments historiques de la Tunisie;
Paris 1900) ist hier wegen der zahlreichen, aus den
römischen Städten der Umgebung von Kairuan
stammenden Kapitale, welche sich in der Moschee
finden und von denen der Verf. reichliche Proben
mitgeteilt hat, zu nennen.
Eine in El-Dschem gefundene gnostische
Gemme, auf der in mehreren Reihen und Permu-
tationen die griechischen Vokale A, €, H, I, O, V, CO
eingraviert sind (^Bull. du Com. 1900, 108} wird
ebenfalls erwähnt werden dürfen.
Bei dem Eifer, mit dem man sich um den kar-
thagischen Hafen bemüht, ist es kein Wunder, dafs
jetzt auch Hadrumetum seine Hafenfrage hat.
Sie und mit ihr die ganze Topographie der ehedem
so bedeutenden und jetzt in neuem Aufschwung
begriffenen Metropole des Sahel sind in der Revue
Archeologique (1900, 195 f.) von einem höheren Offi-
zier behandelt. Mehrere Planskizzen veranschaulichen
die Entwicklung Sussas von der Begründung des
phönizischen Emporiums am Fufs des Burghügels
(Kasba) bis zur heutigen Ausdehnung. Die antiken
Hafenanlagen sind heute völlig versandet: das
Ufer hat sich bedeutend vorgeschoben. Über die
noch vorhandenen Reste des alten Hadrumet und
sein Territorium belehrt das 1896 veröffentlichte
Blatt »Sousse« des Atlas archeologique. Dicht vor
den Mauern der heutigen Stadt lagen die Vorstadt-
villen — villae pseudurbanae — , welche die schönen
Mosaikbilder, so das heute auf der Citadelle be-
findliche Bild der Rennpferde des Sorothus, ergeben
haben. Im Westen findet man zunächst die punische,
dann an der Strafse nach Tebessa { Theveste) die
römische Nekropole. Die punischen Gräber zeigen
die gewöhnliche Anlage: unterirdische, durch eine
Treppe (sonst auch durch in die Wände des Schachtes
gehauene Steigelöcher) zugängliche Grabkammern.
In der römischen, weiter draufsen gelegenen Toten-
stadt sind grofse, mit Wandmalereien geschmückte
Hypogäen gefunden worden, die mit ihrem regel-
mäfsigen Plan und den zur Aufnahme der Leichen
dienenden Nischen an die etruskischen Grabkammern
erinnern. Der christliche Friedhof liegt im Süden
der Stadt. Eine sehr alte punische Nekropole ist
vor dem Westthor der Kasba gefunden worden
{Bull, du Com. 1900, 525). Wegen ihrer Lage un-
mittelbar bei der alten Akropolis dürfte es die der
ältesten Ansiedlung sein. Dazu stimmt auch das
primitive Grabgerät.
Die Ruinen von Thapsus, wo Cäsar die Pom-
pejaner besiegte, liegen auf der westlich von einer
langgestreckten Düne, östlich vom Meer begrenzten
Ebene Ras-ed-Dinas. Die beiden Lokalforscher
dieser Gegend: Epinat und Novak (Arch. Anz. 1900,
70), haben in jener Düne die punische Nekropole
gefunden und ausgegraben {Bull, de Com. 1900, I54f.).
Leider war sie bereits, offenbar schon im Altertum,
gründlich geplündert und zerstört. In Lage und
Anlage stimmt die Nekropole völlig mit den weiter
südlich bei Mahedia, Salekta, El-Alia aufgedeckten
überein (Arch. Anz. 1900, 70) nur dafs bei Thapsus
die Gräber aufserordentlich dicht beieinander liegen,
so dafs der als Totenstadt dienende Hügel förmlich
miniert ist. Unter den dem 3.-2. Jahrhundert, also
der Zeit der Bordsch-Dschedid-Gräber angehörigen
Fundstücken verdient ein Thongefäfs in Form einer
Ratte und eine Orpheusstatuette hervorgehoben zu
werden. Ich habe die Ausbeute der Grabungen bei
Herrn Novak in Mahedia gesehen und erinnere
mich anderer archäologisch wichtiger Gegenstände
nicht.
Ein Offizier hat die Ruinen der beiden am
Cap Bon — westlich von Hammamet — gelegenen,
im vorigen Bericht (Arch. Anz. 1900 S. 74) erwähn-
ten Städte Siagu und Pujjput untersucht {Bull,
du Comite 1900, p. LXXIII). Über die Topographie
der Gegend orientiert das Blatt Hammamet des
Atlas archeologique. Siagu war wie die meisten Städte
der Zeugitana, des Kernlandes der karthagischen
Herrschaft, schon im l. Jahrhundert von Bedeutung,
während Pupput, seine Hafenstadt, sich erst im
2. Jahrhundert entwickelte.
Auf der Stelle des alten Tacape, heute Gabes,
hat ein anderer Offizier an mehreren Punkten ge-
graben ohne genauere Ergebnisse, als dafs die alte
Stadt sehr ausgedehnt gewesen zu sein und die drei
arabischen Dörfer Bul Baba, Menzel, Dschara umfafst
zu haben scheint {Bull, du Com. 1900, 115 f.). Mit
der Zeit wird ja auch dieser wichtige Punkt der
afrikanischen Küste von den mit jedem Jahr fort-
schreitenden systematischen Ausgrabungen der Di-
rection des Antiquites erreicht werden.
Ebenfalls von militärischer Seite ist ein römischer
Saharaposten (Ksar-Gheläne, etwa 100 km süd-
östlich vom Schott -el-Dscherid und ebensoweit
südwestlich vom Golf von Gabes) festgestellt worden
(Gauckler in den Comptes-rendus 1900, 541 f.). In-
schriften geben den Namen des Ortes (Tisavar).
Sie und andere Funde lehren, dafs dieses Fort im
Bereich der Wüste von einem Detachement (vexil-
latio) der legio III Aug. unter einem Centurio be-
setzt war und vor der byzantinischen Epoche auf-
gegeben worden ist. Die Ausgrabung ist vor allem
wichtig für die militärische Geschichte der Provinz —
sie macht uns mit einem neuen Punkt der Befesti-
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
73
gungs- und Strafsenlinien bekannt — , aber sie hat
auch einen schönen archäologischen Fund ergeben:
eine Bronzevase in Gestalt eines Kinderkopfes (mit
beweglichem Halsband).
In Haidra ( Ammaedara) hat Drappier in der
Nähe des Triumphbogens, durch den die nach
Tebessa führende Chaussee lief, Grabsteine von Sol-
daten ausgegraben, die zu dem von Tebessa hierher
detachierten Teil der legio III Aug. gehörten.
Thala war schon als ein Hauptplatz des Saturn-
kults bekannt (Arch. Anz. 1900, 72). Jetzt wird —
in demselben Bericht — folgende interessante In-
schrift mitgeteilt {Bull, du Com. 1900, p. 97): Sahir no
Aug. sacr. deo domino Saturno per religionem iussi
sacerdotes fecerunt etc. Einige Saturnstelen sind a. a. O.
p. loi erwähnt. Ebenso gehört zum Saturnkult
ein a. a. O. p. 102 besprochenes aus Dschebel Man-
sur (am Oberlauf des Ued Mellegue) stammendes
Denkmal mit punischer und lateinischer Inschrift.
Der lateinische Text erwähnt ein Priestertum des
Saturn; wegen des scheinbar recht merkwürdigen
Reliefs soll der Stein ins Bardomuseum kommen.
Die Identität einer panischen, von Varro rer.
rusi. I, 52 als flosiellum punicum beschriebenen
Dreschmaschine mit einem von den tunesischen
Arabern gebrauchten Gerät v^'nAComptes rend. 1900, 22
nachgewiesen. Ähnlich sollen sich bei den heutigen
Berbern drei der von Varro (a. a. O. 3, 16, 15)
beschriebenen Arten von Bienenkörben wiederfinden
(C R. 1900, 41). In Nordafrika lebt eben, wie im
Orient, das Altertum noch heute (s. andere Beispiele
in meiner Schrift: Das röm. Afrika S. 58).
Das 4. Heft der Enquete sur les installations
hydrauliques romaines en Tunisie (1900) enthält
Berichte französischer Offiziere der topographischen
Abteilung über die römischen Wasserwerke der
Gegend von Hammamet (Ksar-es-Zit und Suk-el-Abiod,
s. oben), Maktar, Sfax und Kairuan. Auf p. 251 f.
wird eine genaue Beschreibung des zu einem byzan-
tinischen Fort gehörigen Nymphäums gegeben, über
dessen Eingang die Virgilverse (Arch. Anz. 1900, 72)
standen. Wichtig dürfte die Mitteilung sein (p. 256),
dafs die römischen Brunnen der Gegend von Sfax
(Süden von Tunesien) heute kein Wasser enthalten,
obwohl man sie bis unter den antiken Boden unter-
sucht hat. Daraus folgt allerdings, dafs wenigstens
in dieser Gegend die unterirdischen Wasservorräte
zurückgegangen sind — offenbar eine Folge der
Abholzung und sonstigen Veränderung der Erd-
oberfläche, da bewachsener Boden das Wasser auf-
hält und dem Erdinnern übermittelt, während heute
die niederstürzenden Regenmengen schon bei leichter
Bodenneigung ganz und gar abfliefsen. P. 258 bringt
einen Plan des alten Thenae (Henchir Thina).
Auch dieses Heft enthält wieder eine Fülle von
Material zur Kenntnis römischer Wasserarbeiten. Die
angeführten Werke fallen, weil es sich um das platte
Land und kleine Städte handelt, zwar nicht durch
Grofsartigkeit, wohl aber durch ihre allgemeine
Verbreitung und Menge auf. Jeder römische Farmer
bemühte sich, die »Thalwege« — so nennen die
französischen Berichte regelmäfsig die Flufsbetten der
nur in der Regenzeit Wasser enthaltenden Ueds —
seiner Gegend durch kleine Sperren zu natürlichen
Kanälen zu machen, die ihren winterlichen Wasser-
reichtum an seine Cisternen oder Felder abgaben.
Vom Atlas archeologique sind 1900 zwei
neue Lieferungen (6 — 7) erschienen. Die erste enthält
auf vier Blättern den gröfsten Teil des Cap Bon.
Aus dem Blatt Menzel-bou-Zalfa, in das 315 archäo-
logische Punkte eingetragen sind, hebe ich hervor
die Reste einer römischen Strafse, welche die das
Rückgrat des Caps bildende Sidi-Abd-er-Ramman-
kette überschreitet, die Ruinen einer Stadt (Hr. el-
Dalia) unbekannten Namens und eines Mausoleums
(Hr. Kesseir) in der Nähe einer kleineren Ansied-
lung. Der wichtigste Punkt des Blattes Kelibia ist
das alte Clupea, dessen Namen in Kelibia fortlebt.
Die Höhe der Akropolis liegt 84 — nicht 150 m,
wie Tissot sagt — über dem Meer. Auf dem dritten
Blatt (Tozegrane) fällt besonders die Menge der im
südlichen Teil desselben — um Duela — verzeich-
neten Ansiedlungen auf. Sie weist auf die grofse
Fruchtbarkeit dieser Gegend im Altertum hin. Dies
ist denn auch der von Agathokles nach seiner Lan-
dung — dicht an der Spitze des Cap Bön (s. unten)
— durchzogene Landstrich, dessen Zustand schon
damals ungemein blühend war (s. Diodor 20, 7).
Weiter südlich, an der Westküste des Caps, ist seine
erste Eroberung, die ixtfdkri roXi; (Diod. 20, 8) zu
suchen. Das 7. Heft bringt zunächst mit den beiden
Blättern Sidi-Daud und Cap Bon die Nordspitze
des Caps. Auf dem Blatt Cap Bon ist der Landungs-
platz des Agathokles : die Kaxcixiai (Diod. 20, 6) ein-
gezeichnet, etwa 5 km südlich des Capendes, denn
hier liegen uralte, noch heute benutzte Steinbrüche.
Die Ansetzung pafst aber auch aufs beste zu
Diodor (20, 6), da der das Cap bildende Berg erst
nördlich der Brüche beginnt und die Anlage einer
die beiden Meeresteile verbindenden und so das
Cap zu einer starken Position machenden Befesti-
gung^ hier, wo von Meer zu Meer nur etwa 6 km
günstigen Terrains sind, leicht möglich war. An-
dererseits mufs die Pallisadenreihe hier, unmittelbar
^) ^a'paxa ßaX(5[ji£vo; ix. öaXczaar]? eU öaXaaaav.
74
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
südlich des Gebirges, gezogen worden sein, da jede
Verschiebung nach Süden sie verlängert hätte. Da-
durch ist bewiesen, dafs die XaTOfjifat eben jene
Steinbrüche am Südende des die Capspitze bilden-
den Berglandes sind.
Die beiden anderen Blätter enthalten die Gegend
südwestlich von Zaguan: das Gebiet des oberen
Silianaflusses. Blatt Dschebel-Fkine giebt vier
Stadtruinen (und eine Menge kleinerer Centren),
darunter das viel behandelte Abthugni (Hr. es Suar)
mit zwei Tempeln. Auf dem südlich anschliefsenden
Blatte Dschebibina ist eine Stadt (Musuc = Hr.
Karaschun) und eine wohlerhaltene römische Brücke
verzeichnet, die 55 m lang und 7 m breit ist und
auf sieben Pfeilern ruht: also ein recht bedeutendes
Werk. Unweit der Brücke überschreitet die Strafse
Tunis-Kairuan den Flufs Nebaua; sie dürfte einiger-,
mafsen einer römischen Vorgängerin entsprechen,
deren Trace jene Brücke bezeichnet.
Auf der Pariser Weltausstellung konnte
sich auch das grofse Publikum einen Begriff von
den Altertümern der nordafrikanischen Kolonien
machen. Besonders hat es sich Gauckler viele Mühe
kosten lassen, nicht allein die wichtigsten seiner
Obhut unterstellten Denkmäler in Abgüssen, Modellen
oder Reproduktionen darzustellen, sondern auch die
historischen Ergebnisse der tunesischen Archäologie:
die geschichtliche Entwicklung einiger Denkmäler-
klassen vorzuführen. So konnte man an einer Reihe
von Originalen oder Modellen sowohl die Geschichte
wichtiger Erzeugnisse der Kunst und des Kunst-
gewerbes: der Mosaikbilder und Thonlampen, als
auch die verschiedenen Formen der Bestattung, des
Kultus — dem Kult des Baal-Saturnus war beson-
dere Aufmerksamkeit gewidmet — , und der Epi-
graphik kennen lernen. In natürlicher Gröfse war
eines der ältesten Gräber von Dermesch: das Grab
mit dem aus grofsen Monolithen gebildeten Thor
(Arch. Anz. 1900, 64) aufgebaut. Kleinere Modelle
zeigten die drei Tempel von Sbeitla, das Kapitol
und Theater von Dugga, die Basilika von Dermesch
(Arch. Anz. 1900, 63) und die Villa der Laberier
mit allen ihren Mosaikböden (Arch. Anz. 1898, 115).
Besondere Hervorhebung verdient ein von Gauckler
erfundenes Verfahren zur Herstellung von »Mosaik-
Faksimiles«, von dem mehrere Proben zu sehen
waren. Das Mosaik wird sorgfältig gereinigt, so
dafs die Fugen zwischen den einzelnen Steinchen
hervortreten; eine aufgelegte Gipsschicht giebt dann
das ganze Gefüge der Mosaik mit völliger Treue
wieder. Alsdann gilt es Stein für Stein zu bemalen,
was je nach der Ausführung des Originals bald eine
blofse Geduldsarbeit, bald — bei feineren Farben-
tönen — die Aufgabe eines Malers sein wird (Mit-
teilung Gaucklers). Es versteht sich, dafs man
dieses etwas mühselige Verfahren nur bei hervor-
ragenden Mosaiken anwenden wird, aber bei einem
Prachtstück, wie es das Vergilbild ist, lohnt es sich
freilich, denn es ermöglicht eine in Zeichnung und
Farbe absolut getreue Reproduktion.
Zuguterletzt kann ich mitteilen, dafs die von
der Temps ausgehende und auch von mehreren
gröfseren deutschen Zeitungen verbreitete Nachricht
von einem im Belvederepark bei Tunis gefundenen
kostbaren Schatz ein — poisson d'avril war.
II. Algier.
Die im letzten Bericht (Arch. Anz. 1900 S. 73)
ausgesprochene Hoffnung, dafs man auch in Algerien
eine der tunesischen Direction des Antiquitis ent-
sprechende selbständige Verwaltung der Altertümer
einrichten werde, hat sich erfüllt. Stephan Gsell in
Algier ist zum Inspecteur des Antiquitis de l'Algerie
und zum Direktor des Museums von Algier ernannt
worden. Aufserdem ist er als »correspondant generah
des unter technischer Leitung stehenden Service des
Monuments historiques archäologischer Berater dieser
mit der Ausgrabung und Restauration der algerischen
Denkmäler betrauten Behörde, an deren Spitze
Ballu steht. Die Leitung der algerischen Alter-
tumspflege ist also geteilt zwischen dem Inspecteur
des Ant. de l'Alg. und dem Service des Mon. hist.
In Tunis ist dieselbe einheitlich. {Service des An-
tiquitis et Beaux-Arts ; Direktion: Gauckler). Die
Direktion des Museums von Algier veröffentlicht
ein Verzeichnis der beim Former derselben verkäuf-
lichen Gipsabgüsse mit Angabe der Preise. (Ca-
talogue des moulages . . mis en vente par B. Cerutti edi-
teur des moulages du Musie des Antiquitis algiriennes
a Muslapha. Algier 1900. Imprimerie S. Leon.
15, Rue de Tanger). Ein Abgufs des berühmten
Venustorsos (No. 8) kostet 60 Frcs. Die Abgüsse
nach Antiken umfassen 44 Nummern.
Das sechste Heft der von Cagnat und Ballu
herausgegebenen Beschreibung der Ruinen von
Timgad (Timgad, une citi af ricaine sous Tempire
rom. par Cagnat et Ballu. 6. livraison 1899) bringt
die beiden bisher aufgedeckten Thermen, eine
gröfsere und eine kleinere Anlage. Sie gehören zu
den besterhaltenen Beispielen römischer Badean-
stalten und bieten in den Einzelheiten manche Ab-
weichung von dem gewöhnlichen Schema. Leicht
lassen sich die Hauptbestandteile: Frigidarium, Te-
pidarium, Caldarium, Laconicum erkennen. Her-
vorzuheben ist, dafs beide Thermen zwei Caldarien
und zwischen ihnen ein Laconicum haben, also den
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
75
Plan der späteren Thcrmenanlage zeigen. Dem ent-
spricht die Zeit der Anlage: der Anfang des 3. Jhd.,
inTimgad wie überall in Nordafrika der Höhepunkt der
städtischen Entwicklung, In den grofsen Thermen
fällt die sehr geräumige und mit Mosaik ausge-
stattete Latrine — ein halbkreisförmiger Raum wie
die Latrine am Forum — auf, zumal wenn man die
bescheidene Ausstattung dieser unentbehrlichen An-
stalt in den pompejanischen Bädern in Betracht
zieht. Die grofsen Thermen haben nicht weniger als
neun Öfen: einen für das Tepidarium, drei für das
kleinere, fünf für das gröfsere Caldarium. Unter den
gefundenen Statuen sind drei ein Becken in Muschel-
theilte Stadtplan. Die Häuser entsprechen voll-
kommen dem durch die Villa der Laberier in
Udna (s. den Plan im Arch. Anz. 1898, 114) be-
kannten Typus des Peristylhauses (ohne Atrium),
wie er noch heute den Orient beherrscht und in
römischer Sphäre für die Villen von jeher üblich
war, aber für das Stadthaus wohl zuerst — ab-
gesehen von einigen nahe verwandten pompe-
janischen Häusern — in Timgad nachweisbar ist.
Das Haus des Laberius ist wohl nicht als Stadt-
haus, sondern als Villa suburbana aufzufassen wie
die »Villa des Diomedes« vor dem Herkulaner
Thor. Es wird bei dieser Gelegenheit darauf hin-
fifi"'"tfi!Mrttiifi[ii 1 lIilMfiiiiimr^
■f
Fii
form haltende Nymphen, eine Frauenstatue, die
durch eine auf dem Postament stehende capsa viel-
leicht als Schriftstellerin bezeichnet ist, und eine
Brunnenfigur von der Art des »Mannekenpifs« in
Brüssel — ein Typus, der in Afrika noch einmal
durch eine Figur des Museums von Sussa {Btill.
des Antiquaires 1895, iio) vertreten ist. Ein Jahres-
zeitenmosaik unterscheidet sich weder durch be-
sondere Erhaltung noch sonst von den zahlreichen
anderen Darstellungen dieses beliebten Gegenstandes.
Über den Bauplan der Häuser von Timgad
unterrichtet vorläufig der in der Schrift von Ballu:
Les ruines de Timgad (1897) hinter p. 96 mitge-
gewiesen werden dürfen, dafs die prächtige, soeben
von Barnabei publizierte Villa des fondo Vona bei
Boscoreale'' wie in der ganzen Anlage, so auch
besonders darin mit der Villa von Udna über-
einstimmt, dafs eines der das Peristyl umgebenden
Zimmer die Form eines Atrium hat (Taf. II N. 15),
was ja in der Villa des Laberius mehrfach vor-
kommt. Fig. 4 zeigt eine von der Höhe des Theaters
aufgenommene Ansicht des gegenwärtigen Standes
^) La villa Pontpeiana di P. Fannio Sinistore.
Relazione al ministro deW I. Pubbl. con una memoria
di F. Barnabei. Roma igoo.
1^
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
der Ausgrabungen von Timgad. Ich verdanke sie und
die Fig. 5 mitgeteilte Ansicht von Khamissa der
Liebenswürdigkeit Gsells.
Der 1900 veröffentlichte 33. Jahrgang (Jahr
1899) des Recueil de Constantine enthält wieder
einige sehr wertvolle Beiträge. So vor allem eine
jener statistischen Arbeiten, welche die antiken
Denkmäler einer bestimmten Gegend mit gröfster
Vollständigkeit aufzeichnen und auf deren Nützlich-
keit ich im vorigen Bericht (S. 77) hingewiesen habe.
Diesmal handelt es sich um die im Territorium der
comttiune mixte Sedrata (Prov. Constantine) vorhan-
denen antiken Spuren ^ Der Verfasser, Robert, ist
Die Gegend ist im allgemeinen eben und war
in römischer Zeit sehr dicht besiedelt. In ihr
liegen die Ruinen dreier Städte Thubursicum Nu-
midarum (Khamissa), Tipasa (Tifesch) — nicht zu
verwechseln mit der bei Algier liegenden Stadt
desselben Namens — , Madaura (Mdaurusch) und
zahlreicher Dörfer und Farmen. Der Verf. veran-
schaulicht die Menge der römischen Ansiedlungen,
indem er die arabischen mit Henschir (Ruine) zu-
sammengesetzten Flurnamen verzeichnet. Es giebt
107 solcher Henschirs und dabei ist zu bedenken,
dafs die Araber nur gröfsere Ruinen so bezeichnen,
also jene Namen römischen Dörfern oder gröfseren
Fig. 5-
ein Verwaltungsbeamter — Vorsteher der comm.
mixte Ain M'lila (zwischen Constantine und Batna).
Auf die rege Förderung, welche gerade aus diesen
Kreisen der afrikanischen Altertumskunde zu teil
wird, soll auch an dieser Stelle aufmerksam gemacht
werden. Der behandelte Bezirk stellt etwa ein
Parallelogramm dar, dessen Eckpunkte im Norden
Suk-Arras (NO.) und Guelma (NW.), im Süden
Tebessa (SO.) und Aig Beida (SW.) sind.
^) Les ruines rom. de la Comm. mixte de Sedrata
(p. 230-258).
Farmen entsprechen. Auf p. 240 findet man eine
Aufnahme der Ruinen von Thubursicum, die eine
Fläche von 66 Hektaren einnehmen — Pompei hat
nach Beloch (Bevölkerung S. 487) 64,7 ha. Unter
den Ruinen sind hervorzuheben ein sehr gut er-
haltenes Thor (abgebildet), das Theater, von dem
noch 15 Sitzreihen und bemerkenswerte Reste der
Bühne vorhanden sind (s. Fig. 5: Ansicht der
Skene des Theaters); Thermen, die Nekropole mit
einer Menge von noch heute aufrechtstehenden
Steinen, und nicht weniger als fünf byzantinische
Citadellen , ein Zeugnis für die strategische Be-
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
n
deutung der Stadt. Man wird dem Verf. beipflichten
müssen, wenn er fordert, dafs man nach Vollendung
der Ausgrabung von Timgad an die von Thubursicum
gehe. Das wird aber wohl noch lange ein frommer
Wunsch bleiben, denn Timgad ist auch in Bezug
auf den langsamen Fortgang der Ausgrabungen ein
afrikanisches Pompei. In der Nähe von Sedrata be-
finden sich die im vorigen Bericht (S. 78) be-
sprochenen Felsbilder (p. 250). Tipasa (Tifesch) liegt
nur sechs Kilometer von Thubursicum entfernt. Auch
von ihm ist ein Plan mitgeteilt (p. 250). Die Ruinen
bedecken eine Fläche von ca. 28 Hektar, sind also
nicht halb so umfangreich wie die von Thubursicum.
Bedeutende Befestigungen bezeichnen auch Tipasa als
einen Hauptpunkt der byzantinischen Verteidigungs-
linien. Madaura hatte etwa denselben Umfang
wie Tipasa (29 Hektar), von dem es 21 km (nach
Südosten) entfernt ist. Von der Vaterstadt des
Apuleius ist nicht mehr viel übrig: das unvermeidliche
byzantinische Fort, ein schlecht erhaltenes Mauso-
leum, Reste der offenbar sehr bedeutenden Wasser-
werke und die Steine des Friedhofs: der eiserne
Bestand der afrikanischen Stadtruinen.
P. 259 f. behandelt H. Jacquot die Nekropole
einer zwischen Setif und Constantine gelegenen An-
siedlung, in der man A'&?,Mons derltinerarien erkennen
will. Die Totenstadt liegt auf einem isolierten
Plateau und weist drei verschiedene Gräbertypen
auf: I. kleine, nur i'/2 — 2 Meter hohe Mausoleen
mit inneren Nischen (also Columbarien), deren
oberen Abschlufs ein Halbcylinder {caisson, cupuld)
bildet, die für Nordafrika typische Form der Grab-
steine (s. Arch. Anz. 1900, 78); 2. Steinplatten mit
Löchern zur Aufnahme von .Stelen — wie sie
in Recherches des Antiquites (Paris, Leroux 1890
p. 142) abgebildet sind; 3. Sarkophage. Eine
Beschreibung der ganzen Ansiedlung verspricht der
Verf. in einer gröfseren Arbeit: Excursions arch.
autour de Setif zu geben. P. 274 f. macht er uns
mit einigen römischen Citadellen — oder Farmen?
— in den Bergen nördlich und nordöstlich von
Setif bekannt. Die natürliche Festigkeit eines iso-
lierten Plateaus verstärkende Mauern umschliefsen
je ein Kastell und andere Anlagen. In dieser
unmittelbar unter dem Baborgebirge, dem Sitz
der nie ganz unterworfenen Stämme, liegenden
Gegend mufste jede Niederlassung auf Verteidigung
eingerichtet sein. So sind denn auch die Dörfer
der kaiserlichen Domänen (res privata) westlich und
südwestlich von Setif sämtlich befestigt (castella):
s. Gsell, Recherches archeol. en Algerie.
Auf p. 294 f. bespricht P. Blanchet die von
ihm im Thal des Saharaflusses üed Itel (südwestlich
von Biskra) gefundenen Felszeichnungen. Wir kennen
jetzt diese primitiven Kunstleistungen der Wüsten-
bewohner aus den verschiedensten Punkten der Sa-
hara. Sie kommen vor im äufsersten Osten (Fezzan)
und im äufsersten Westen (am Ued Sus in Marokko),
dazwischen im Süden der Provinz Oran, im Gebiet
des Ued Itel (Süden der Provinz Algier) und in
der Provinz Constantine. Es kann kein Zweifel
sein: wir haben es mit der Kunst der ja über die
ganze Sahara ausgebreiteten Berbern zu thun. Die
neuen Felsbilder vom Ued Itel sind besonders
interessant, weil sie uns mit dem Kult der prä-
historischen Berbern bekannt machen, denn neben
allerhand Menschen- und Tierbildern ist eine weib-
liche Gottheit dargestellt, deren obscöne Pose sie
als die Personifikation der fruchtbaren Naturkraft
bezeichnet. Auf anderen Felsbildern ist der libysche
Ammon als Widder mit der Sonne zwischen den
Hörnern dargestellt (Gsell, V Algerie romaine p. 9).
Auf die von B. hieran angeknüpften historischen
Kombinationen ist hier nicht einzugehen. Dieser
Aufsatz ist die letzte Arbeit des verdienten Forschers.
Im vergangenen Jahre ist er, erst 30 Jahre alt, auf
einer Saharaexpedition, die ihn an den Senegal führte,
dem gelben Fieber erlegen. Die archäologischen
Ergebnisse seiner in der tunesischen und algerischen
Sahara unternommenen Forschungsreisen sind im
vorigen Bericht gewürdigt. Die von ihm ^ ge-
gründete Association hist. pour l'etude de l'Afrique
du Nord wird die schöne Pflicht erfüllen, das An-
denken ihres Stifters dadurch zu ehren, dafs sie die
nordafrikanische Forschung in seinem Sinne fördert.
Vars, einer der eifrigsten LokaM"orscher von
Constantine, veröffentlicht auf p. 391 f. die Ergeb-
nisse der vom administrateur der Gemeinde Mor-
sott (etwa 45 km nordwestlich von Tebessa) an
Ort und Stelle veranstalteten Grabungen. Bereits
jetzt sind zwei grofse Basiliken und vor allem eine
ungewöhnlich ausgedehnte Thermenanlage frei-
gelegt, die sehr lehrreich zu werden verspricht.
Vars hat ganz recht, dafs hier eine gröfsere Stadt
gestanden haben mufs und dafs es sich wohl um
Vazampus handelt, da die Itinerarien diesen Ort
27 Milien (ca. 40 km) von Tebessa auf der Strafse
nach Thibilis (Annuna) ansetzen, was völlig zu der
Lage von Morsott und ziemlich genau zu der Ent-
fernung von Tebessa (ca. 45 km) stimmt.
Auf einer in Bone (Hippo) gefundenen Stele
ist ein nackter Jüngling dargestellt, der in der
Rechten eine Weintraube, in der Linken einen
8) nicht von Besnier, wie irrtümlich Arch.
Anz. 1900, S. 75 steht.
78
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
Palmzweig hält. Zu der Traube ringelt sich eine
Schlange empor. Gsell (Bull, du Comite 1900, 376)
lehnt es ab, in dieser Figur den punischen Gott
Eschmün zu sehen, da uns das Aussehen
dieses Gottes weder durch schriftliche noch durch
bildliche Zeugnisse bekannt sei. Am selben Orte
teilt Gsell zwei punische Pfeilerkapitäle der oben
besprochenen Art mit, die in Algerien gefunden
sind , wo punische Altertümer dieser Art aufser-
ordentlich selten vorkommen. Das eine Kapital
gehörte zu einem der viereckigen , an den Kanten mit
Pfeilern dieser Art versehenen Monumente, wie ich
sie oben besprochen habe. Aufser den oben ge-
nannten bringt Gsell (p. 381 Anm. 1) noch zwei
weitere Beispiele: einen Altar aus Dugga [Melanges
^^99) 300) UQ<^ c'iis Aschenurne aus Constantine
(Musee d. C. p. 38).
P. 381 f. macht derselbe genauere Mitteilungen
über die acht in der Nähe von Tebessa gefundenen
und im dortigen Museum aufbewahrten Thon-
figuren (s. Arch. Anz. 1900, 76). Vier von
ihnen werden abgebildet. Die Terrakotten sind
mit der Hand geformt, mit einer Stuckschicht über-
zogen und reich bemalt, ein Umstand der ihnen
besondere Bedeutung verleiht. Zwei unterscheiden
sich durch ihre Gröfse von den übrigen: i. ein
Kopf mit langem Haar und Bart, der zu einer etwa
1,20 Meter grofsen Statue gehörte — Gsell schlägt
vermutungsweise die Benennung Plutos vor — 2. ein
Torso mit vergoldeter Tunika und einem Brust-
panzer, wie wir ihn bei den Kaiserstatuen finden.
Unter den kleineren Figuren fällt mir besonders die
Statuette einer nur mit einer Chlamys bekleideten
Gestalt mit langen Haaren — denn das sind doch
wohl die »langues ou feuilles allongees peintes en
bleu tout autour du cou« (p. 384) — auf. Da Gsell,
der das Stück genau untersucht hat, sie nicht auf-
wirft, möchte ich nur mit aller Reserve die Frage
äufsern, ob wir es nicht mit der Statuette eines
Galliers zu thun haben könnten? Das entschei-
dende Attribut, die Torques, könnte aufgemalt ge-
wesen sein. Der sonstige Habitus pafst völlig.
Der einzige genauere Anhalt zur Datierung der
merkwürdigen Fundgruppe scheint der Brustpanzer
von N. 2 zu sein. Er pafst allerdings besser zu
einer Arbeit der Kaiserzeit als in die karthagische
Epoche (vgl. Arch. Anz. 1900, 76). Wegen der
feinen Ausführung der Terrakotten dürften wir dann
aber jedenfalls Arbeiten des i. Jhd. n. Chr. vor
uns haben. Leider ist nicht festgestellt, ob die
Figuren in einem Heiligtum gefunden wurden.
Exvotos scheinen es aber zu sein. Mercuris Aug(ustis)
sac(rum) beginnt eine von Gsell a. a. O. p. 356 ver-
öffentlichte Inschrift. Er vergleicht mit den beiden
Mercurii, dafs man in Afrika eine Ceres Graeca und
Ceres Africana, einen Saturnus Achaiae und den
Saturnus-Baal unterscheidet. Demnach könnte der
eine der beiden Mercurii der griechisch-römische,
der andere ein mit Mercur identifizierter punischer
Gott sein.
Die von Gsell {Revue Archeol. 1900, 260) be-
handelte Darstellung der keltischen Göttin Epona
aus S. Leu in Algerien ist besonders deshalb von
Interesse, weil man bisher noch kein Bildwerk dieser
Göttin in Afrilca gefunden hatte, was bei dem lokalen
Charakter dieses sonst wohl nur auf keltischem Ge-
biet nachweisbaren Kultes übrigens kein Wunder ist.
Die in Philippeville gefundene Marmorbüste
eines Jünglings mit wallendem Lockenhaar vergleicht
Heron de Villefosse mit dem »Eubuleus« des
athenischen Centralmuseums; er hält es für möglich,
dafs der afrikanische, aus der Kaiserzeit stammende
Marmor eine Copie der athenischen Originals sei
{Bull, du Com. 1900, 166 mit Abbildung). Jeden-
falls unterscheidet sich die Büste sehr von dem
Gros der afrikanischen Skulpturen. Der Societe
nat. des Antiquaires de France hat H. de Villefosse
über eine in Scherschel gefundene Büste Jubas II.
berichtet (Bull, de la Soc. des Ant. 1900, 117). Der
Kopf befindet sich jetzt — das zweite Stück seiner
Art — in der Salle africaine des Louvre. Er zeigt
den König im reifen Mannesalter (Gsell, CAronique).'^
In Bone (Hippo), wo man neulich das Arch.
Anz. 1900, 77 besprochene Nereidenmosaik ge-
funden hat, ist ein neuer Mosaikboden entdeckt
worden {Proch-verbaux, Dez. 1900 p. XIII). Er
scheint in neun Medaillons (vgl. das Ganymed-
mosaik im Museum von Sussa) das Jahr (Mittelbild),
die Jahreszeiten und andere Personificationen dar-
zustellen. Von dem Nereidenmosaik und anderen
zugleich mit ihm gefundenen unbedeutenden Mo-
saiken hat die Academie dHippone eine grofse Pu-
blikation veranstaltet (Bd. XXIX des Bulletin de VA.
d'H.).
In der Strena Helbigiana (S. 38 f.) teilt Cagnat
die Photographie eines in Auzia (Aumale) in Al-
gerien gefundenen Grabsteines mit, dessen Haupt-
interesse auf einer unter den Figuren angebrachten
Darstellung des mal' occhio beruht. Das böse
Auge wird von mehreren Tieren (Hahn, Eidechse,
Schlange, Skorpion etc.) attakiert, wodurch sein
Zauber entkräftet werden sollte (vgl. Bieiikowski im
Eranos Vindobonensis S. 288 f.).
") Ich verdanke der Güte des Verf. die Zu-
wendung seines Manuskripts.
Archäologische Neuigkeiten aus Nordafrika.
79
Durch die Auffindung neuer Fragmente der
aä/ocuito Uadrians — darunter des Anfangs der
Inschrift mit dem Datum des kaiserlichen Besuchs
(Arch, Anz. 1900, 76) — ist das Interesse von
neuem auf das Denkmal, zu dem die Inschrift ge-
hört, gelenkt worden. Heron de Villefosse hat sich
als Conservator des Louvre, in dessen Sal/e africaine
die Fragmente der adlocutio aufbewahrt werden,
lebhaft um die Rekonstruktion des Monuments be-
müht und teilt in der Sirena Helbigiana (S. 127) den
von ihm vermuteten Grund rifs mit: ein griechisches
Kreuz, in dessen Mitte die Hadrians Bild tragende
Säule gestanden haben würde.
In dem westlich von Constantine liegenden
Schettabagebirge sind in einer Grotte Votivsteine
mit der Formel G. D. A. S. gefunden worden.
In einer in BuU. de la Soc. des Antiquair es 1900,
104 abgedruckten Mitteilung hat der Bischof von Bone,
auf den von Augustin erwähnten Kult des mons
Giddaba und die Ähnlichkeit des Namens Schettaba
mit Giddaba hinweisend, die Lesung G(iddabae) D(eo)
A(ugusto) S(acrum) vorgeschlagen. Die Vermutung,
welche uns zugleich den Namen eines afrikanischen
Berges und einen neuen Lokalkult liefert, dürfte
evident sein; sie macht dem Nachfolger Augustins
auf den Stuhl von Hippo alle Ehre.
Überraschungen bringt der Bericht eines Offi-
ziers über römische Ruinen, die er auf einer von
Marokko nach dem Thal des Ued-Sus (zwischen
dem grofsen und dem An ti -Atlas) unternommenen
Reise gesehen haben will (C. R. 1900, 162 f.).
Er fuhrt an: eine Brücke — sie soll etwa i Kilo-
meter lang sein (r) — , eine viereckige Be-
festigung (80:100 Meter), aus der er auf eine
römische Stadt schliefst, und einen Aquädukt mit
dem von ihm gespeisten Reservoir (p. 166). Aller-
dings scheint sich die römische Occupation nicht,
wie Mommsen (Rom. Gesch. V, 636) annahm, auf
die Küste beschränkt zu haben (s. meine Schrift:
Das röm. Afrika S. loo Anm. 33), ob aber gerade
die genannten Bauten römisch sind, scheint doch
noch fraglich. Jedenfalls möchte man Zeichnungen
jener Bauwerke sehen. Der Verf. hebt mehrfach
hervor, dafs die Eingeborenen überall, auch noch
weiter südlich, römische Werke gefunden haben
wollen — für sie stammt aber nach meinen eigenen
Erfahrungen von den »Rumi« so ziemlich jede
nicht sofort als arabisch kenntliche Ruine.
Die Sammlung Musees et Collections soll aufser
den öffentlichen Museen auch bedeutendere private
Sammlungen berücksichtigen. Dieser Vorzug ist
mit Recht zuerst der reichhaltigen Sammlung Farges
in Constantine zu teil geworden (Collection F.
par M. Besnier et P, BlaTuhet 1900). Ihr Besitzer,
Kommandant F., der unter den um die afrikanische
Archäologie verdienten Offizieren in erster Linie
zu nennen ist, hat sie während seines langjährigen
Aufenthaltes in Algerien zusammengebracht. Die
Gegenstände stammen sämtlich aus Nordafrika und
zwar aus dem Osten der Provinz Constantine und
dem Westen von Tunesien. Diese Zone — zwischen
Constantine und Batna einer-, El-Kef und Gafsa
andererseits — zeichnet sich durch ihren besonderen
Reichtum an Altertümern aus. Von punischen Ob-
jekten besitzt Farges zwei bei Tebessa gefundene
Arbeiten in getriebener Bronze: einen Bronze-
streifen (»bandeau funerairet'), auf dem die Köpfe
der beiden punischen Hauptgötter: Baal und Tanit
angebracht sind (Tafel 9 Fig. i). Baal ist als
bärtiger Greis (Kronos) mit den Hörnern des Ammon
dargestellt, Tanit trägt auf dem Kopfe einen
Modius (oder Mauerkrone ?) Wir haben also das
punische Götterpaar in derselben griechisch-rö-
mischen Umbildung vor uns, welche auf den Saturn-
stelen vom Dschebel Bu-kurnein die einheimischen
SjTnbole für Sonne und Mond durch das Bild des
Sol und der Luna ersetzt hat. Dazu pafst denn
auch der Stil der Arbeit, welcher der der Kaiser-
zeit ist. Ein ganz ähnliches Schmuckstück ist in
Batna gefunden worden. Beide Fundorte liegen
aufserhalb des karthagischen Reiches, sind also neue
Belege für die Verbreitung der punischen Kultur
in Numidien. Ein Gegenstück zu diesen Bronze-
streifen bildet ein Halsband mit cylindrischen
Gliedern und Medaillons, auf denen, ebenfalls in
getriebener Arbeit, der gehörnte Baal und Tanit mit
Kopfputz dargestellt sind (Figur 2). Wegen ihrer
Seltenheit verdienen die auf Taf. 10 abgebildeten
vandalischen Schmucksachen besondere Be-
achtung. Sie gleichen mit ihrem Zellenemail und
den eingesetzten Glasflüssen sehr dem in anderen
Teilen der römischen Welt gefundenen germanischen
Schmuck der Übergangszeit: den fränkischen in
Westdeutschland und den langobardischen in Mittel-
italien gefundenen und im Museo delle Terme auf-
bewahrten Arbeiten. Auf p. 66 ist ein Verzeichnis
der bisher in Nordafrika bekannt gewordenen van-
dalischen Kleinodien gegeben. Eine Hauptserie
der Sammlung Farges bilden 220 der mit Bild oder
Inschrift versehenen Bleie, die jetzt von Rostovzew
bearbeitet werden. Zu unterscheiden ist zwischen
den Bleitesseren und den zum Verschlufs dienenden
und im Handel verwendeten Plomben. Eine Plombe
trägt die Inschrift FVND(us) ALAMPALVS (p. 72)
— so liest Rostovzew — , ist also wohl zum Plom-
8o
Funde aus England.
bieren der Wein oder Öl jenes Gutes enthaltenden
Gefäfse gebraucht worden.
Aus der Zeit vor der vandalischen Eroberung
scheint die Basilika zu stammen, welche ein Ar-
tillerieleutnant am Cap Matifu, wo das alte Rus-
guniae lag, ausgegraben hat, {Bull, du Com. 1900,
129 f.). Die Kirche ist reich mit Mosaikbildern
geschmückt — ein Mosaik stellt eine Herde, ein
zweites Fische dar — und verdient deshalb und
wegen ihres Alters aus der Zahl der Jahr für Jahr
in Nordafrika bekannt werdenden Basiliken hervor-
gehoben zu werden. In byzantinischer Zeit ist sie,
von den Vandalen zerstört, von dem bisher unbe-
kannten (s. Diehl, L'Afrique byzantine p. 596) mag.
viiliium Mauricius, dessen Grabstein erhalten ist,
hergestellt worden. Damals wurde, wie so oft, da
es an genügend langen Dachbalken fehlte, die Zahl
der Schiffe vermehrt (zuerst 3, später 5). Auf einer
Grabinschrift aus Benian (s. Arch. Anz. 1900, 79)
steht: requie[vit] in fide evange[lii]. Da das Evan-
gelium das Panier der Donatisten ist, gehört die
Inschrift zum Grabe eines ihrer »Bekenner«. {Bull,
des Antiqu. 1900, 113).
Die Pariser Ausstellung hat zur Veröffentlichung
von zwei auf die algerischen Altertümer bezüglichen
Werken Anlafs gegeben. Das eine ist Gsells L'Al-
gh-ie dans l'antiquite (Algier 1900. 84 Seiten): eine
kurze, mit grofser Sachkenntnis geschriebene Dar-
stellung des alten Numidien und Mauretanien von
der prähistorischen Zeit bis zum Einfall der Araber.
Der Kenner der afrikanischen Altertümer und der
Geschichte des Landes wird die Verwertung auch
der entlegensten Daten, die Beherrschung der antiken
Litteratur und das selbständige Urteil des Verf.
würdigen, der Laie dürfte die Behandlung des doch
gerade in Frankreich weite Kreise interessierenden
und hier für solche dargestellten Gegenstandes viel-
leicht etwas trocken finden.
Das zweite Werk: Histoire de l'Algerie par ses
Monuments, (Paris, Baschet) interessiert hier wegen
des von Cagnat bearbeiteten Teils: L'Algerie romaine,
einer flotten Skizze, der zahlreiche Photographien
algerischer Skulpturen archäologischen Wert ver-
leihen. Auf der i. Tafel findet man die jetzt schon
mehrfach besprochene Copie der archaischen Frauen-
statue aus Scherschel (nach Alkamenes? S. Arch.
Anz. 1899, 73 und über die neueste Litteratur
Gsell, Chronique 1901); es folgen mehrere Grab-
steine: charakteristische Proben einheimischer Kunst,
dann Ansichten eines Saales ' des Museums von
Algier und der Solle africaine des Louvre, schliefslich
auf einer zweiten Tafel ein Kopf des Juba und des
letzten Königs von Mauretanien: Ptolemäus (Fig. 14
und 141^'»), sowie einer der »praxitelischen« Kolossal-
köpfe von Scherschel (Arch, Anz. 1900, 75). Aus
Thibilis (Hr. Annüna) stammt der Kopf der »Africa«
mit dem charakteristischen aus Elephantenzähnen
bestehenden Kopfputz,
Göttingen. A. Schulten.
FUNDE AUS ENGLAND.
Folgender Bericht soll das Wichtigste aus der
Römerzeit zusammenstellen, was in Grofsbritannien
im Jahre 1900 gefunden ist. Aufser dem Kastell
zu Lyne kenne ich alles aus Autopsie.
Das civile Leben der Provinz betreffend (Städte,
Marktflecken, Villen) ist wenig mitzuteilen. Früher
begonnene Ausgrabungen waren in Silchester (Calleva
Atrebatum) und Caerwent (Venia Silurum) eifrig
weitergeführt, und mehrere Privathäuser und viel
Kleingerät gefunden — alles, im ganzen genommen,
den früher gewonnenen Resultaten ähnlich. Pro-
duktiver war das Militär, i. Zu Richborough (Ru-
tupiae) in Kent ist mit weiterzuführenden Ausgra-
bungen angefangen: bemerkenswert ist eine Silber-
barre von I Pfd. Gewicht mit der Inschrift EX
OFFI I ISATIS, in der Mitte des Kastells gefunden.
Gewicht und Format sind die schon bekannten
(C. VII 1196— 8, Numism. Ztschr. XXX. 211 f.).
2. In Cardiff, in Südwales, unter dem mittelalter-
lichen Schlofs, sind Spuren eines römischen Kastells
gefunden, und zwar zwei Bauperioden. Das K. war
vielleicht im ersten Jahrhundert zuerst gebaut, dann
sicher im dritten oder vierten Jahrhundert umgebaut.
3. Zu Gelligaer, mitten im Hochland 20 km nörd-
lich von Cardiff, ist wieder ein Kastell mit gut er-
haltenen Fundamenten ausgegraben worden. Das
Innere des Kastells ist mit Steingebäuden ganz ge-
füllt und in dieser Hinsicht sowie in dem Plan des
»Praetoriums« u. s. w. zeigt es das bei den Römer-
kastellen in Britannien übliche Schema; eigentüm-
lich ist nur der Festungswall, ein mit Stein beklei-
deter 4 m dicker Erdwall. Das Kastell beschützte
eine römische Strafse von Cardiff zum Kastell Y Gaer,
unweit Brecon (C. VII 146, 147, 152, 153); nach
den wenigen Münzen zu urteilen, war es schon gegen
Ende des ersten Jahrhunderts okkupiert. 4. Ein
drittes Kastell ist in Schottland, zu Lyne bei Peebles,
untersucht. Der Festungswall ist Erdwall mit meh-
reren Gräben, wie man bei Ardoch u. A. findet —
vom Gelligaerschen Erdwall zu unterscheiden; die
inneren Gebäude sind von der bei uns gewöhn-
lichen Art, aber wie zu Ardoch teilweise aus Holz
gebaut. 5. Endlich machte ich Ausgrabungen an
der Hadriansmauer, die die Geschichte der Mauer
Bericht über die Arbeiten der Reichslimeskommission.
einigermafsen beleuchten mögen. Wir hatten in
früheren Jahren Spuren einer bisher unbekannten
Grenzmauer von Rasen (Murus caespiticus) bei
Birdoswald ( Amlwglanna) gefunden, welche gewifs
älter ist als das jetzt sichtbare Kastell und die damit
CASTELL AMBOGLANNA
1: 6336
Abb. I.
zusammenhängende steinerne Grenzmauer (Abb. l).
Im Jahre 1900 suchten wir weiter, diesmal zu Chesters
(Cilurnum) und nochmals entdeckten wir Spuren von
zwei Grenzmauern. Gerade wie auch bei fünf oder
sechs andern Kastellen der Hadriansmauer springt
der nördliche Teil des Kastells Cilurnum vor die
Linie der Grenzmauer vor (Abb. 2). Zuerst war
CASTELL CILVRNVA\
16336
Abb. 2,
es aber nicht so: unsere Grabungen beweisen näm-
lich, dafs die erste Trace direkt von A bis B lief.
Ob bei dieser ersten Trace ein Kastell bestand, läfst
sich nicht ermitteln; jedenfalls haben wir es nicht
mit einer einfachen Vergröfserung eines Kastells zu
thun. Wie die Lage der inneren Gebäude zeigt,
war bei der Veränderung der Trace ein ganz
neues Kastell mit neuem »Praetorium« errichtet.
Was zu Cilurnum vorging, ist wohl auch in anderen
Archäologischer Anzeiger 1901.
gleich gelegenen Kastellen vorgekommen. Hinzu-
zufügen ist noch die Thatsache, dafs die römische
Brücke über den Tyne-Flufs, dicht bei Cilurnum,
deutliche Spuren von Umbau zeigt, und hier ist
gewifs die erste Brücke älter als die steinerne Grenz-
mauer. Somit gewinnen wir in vielen Stellen An-
deutungen zweier Perioden der Grenzbauten, zuerst
mit einer Rasenmauer, nachher mit einer steinernen
Mauer, welche gewöhnlich (aber nicht immer) auf
der Trace der älteren Mauer und unter Beibehaltung
des schon vorhandenen Grabens, errichtet war.
Hoffentlich werden wir weiter graben können; bis
jetzt ist unsere Hadriansmauer viel zu wenig unter-
sucht worden. Es hat doch den Anschein, als ob
schliefslich sich herausstellen wird, dafs Hadrianus
und Severus jeder seine eigene Mauer bekommen
werden. — Bemerkenswerte Inschriften und Kunst-
sachen sind im Jahre 1900 nicht gefunden.
Oxford. F. Haverfield.
BERICHT
ÜBER DIE ARBEITEN
DER REICHSLIMESKOMMISSION
IM JAHRE 1900.
A. Limes und kleinere Kastelle.
I. Die genaue Feststellung des Laufs der ver-
schiedenen Limeslinien wurde von vornherein als
eine der ersten, von der Kommission zu lösenden
Aufgaben betrachtet. Zu Beginn des Arbeits-
jahres 1900 fehlten von der jüngereh Linie nur
vier verhältnismäfsig kurze Stücke: 9,4 km von der
Aar bis zum Kastell Zugmantel im Taunus, 13 km
zwischen Bingenheim und Marköbel in der östlichen
Wetterau, etwa 4 km bei Miltenberg im Odenwald
und 20 km von Jagsthausen bis Gleichen in Württem-
berg. Mit der Untersuchung an diesen vier Lücken
steht es nunmehr folgendermafsen:
1. Im Taunus konnten die Arbeiten infolge
der vielfältigen Inanspruchnahme des Herrn Strecken-
kommissars im Jahre 1900 nicht weitergeführt werden.
Nach älteren Untersuchungen steht aber der Limes-
lauf hier wenigstens im allgemeinen fest.
2. In der östlichen Wetterau, wo zwischen
Arnsburg und Altenstadt (nördlich von Marköbel)
über Neunzehntel der Limesstrecke in Ackerland
und Wiesen liegen, sind die unter der Oberfläche
verborgenen Spuren auch jetzt noch nicht so voll-
ständig, als anderwärts, verfolgt, und die Wacht-
stationen nur zum kleinsten Teil aufgesucht worden.
Aber die Zahl der sicheren Punkte gestattet doch
6
82
Bericht über die Arbeiten der Reichslimeskommission.
nunmehr die Linie auf der Karte hinreichend zu
rekonstruieren, so dafs die Fortsetzung der Unter-
suchung sich auch hier verhältnismäfsig einfach ge-
stalten dürfte.
3. Bei Miltenberg sind dagegen die Aussichten,
den Anschlufs des Limes an den Main zu finden, weniger
günstig. Vom Flufsufer aus läfst sich die Unter-
suchung nicht führen, weil nicht einmal feststeht,
ob das Altstadt-Kastell bei Miltenberg die mainauf-
wärts am weitesten vorgeschobene militärische Nieder-
lassung der Römer war, und nicht in oder bei Bürgstadt
oberhalb von Miltenberg ein römisches Kastell lag.
Allerdings beruht die Notiz von Th. Heigel »Ba-
varia« IV i S. 523, auf die mich Herr Professor
A. Conrady aufmerksam gemacht hat, dafs in Bürg-
stadt »deutliche Spuren eines Walles mit Doppel-
graben und des Mauerwerkes eines mit einem Graben
umgebenen Kastells aufgefunden« seien, auf einem
Mifsverständnis. In der Quelle nämlich, der die
zitierten Angaben entnommen sind, bei Steiner,
Gesch. u. Topogr. des Maingebietes (1834) S. aöof.,
ist nicht von Bürgstadt, sondern von den Land-
wehren und dem Räuberschlöfschen bei Freudenberg
die Rede, und die Anlagen, die dort gemeint sind,
halte ich aufserdem mit dem Streckenkommissar
Hrn. Conrady für mittelalterlich. Aber Hr. Zange-
meister hat festgestellt, dafs bei Bürgstadt selbst,
im Mainbett unweit der Erfbachmündung, ein grofser
Block mit einer (noch unpublizierten) römischen
Militärinschrift gefunden worden ist, über 3 km
oberhalb des Miltenberger Kastells. Und noch über
Bürgstadt hinaus würde die gradlinige Fortsetzung
des Limesstranges führen , der 300 m höher auf
dem Plateau südlich vom Mainthal nachgewiesen
ist. Eine Reihe von Kontrollgrabungen, die ich hier
zwischen Wenschdorf und Reichartshausen im Jahre
1900 habe ausführen lassen, ergaben, dafs die Pa-
lissade auf dem Plateau selbst in der That so genau
gradlinig verläuft, als früher angenommen wurde
(Bericht über d. J. 1899 VII 5, Arch. Anz. 1900 S. 90).
Und von der Wenschdorfer Höhe am Nordrande
des Plateaus aus, wo nach unserer Annahme der
Limes sich nicht nach Westen wendet, sondern an
dem dort erhaltenen Turm vorüber weiter nach
Norden den Abhang zum Mainthal hinabzieht, wurden
die Spuren der Palissade nunmehr über 400 m weiter
und etwa 50 m tiefer, als der Standort des Turmes
liegt, am Abhänge selbst gefunden. Weiter sind
wir aber trotz vielfacher Bemühung nicht gekommen,
und es ist zu fürchten, dafs die etwa 3 km lange
Strecke zwischen dem Mainufer und diesem Punkt
unterhalb von Wenschdorf die einzige Lücke in
dem ganzen Zug des obergermanischen Limes bleibt.
wo wir dessen Lage im Gelände nach dem Ab-
schlüsse unserer Arbeiten nicht mit Bestimmtheit
anzugeben vermögen.
4. Denn die gröfste der zu Beginn des Arbeits-
jahres noch vorhandenen Lücken kann nunmehr als
nahezu beseitigt gelten. Hr. Leonhard hat im Som-
mer und Herbst 1900 den Abschnitt zwischen Jagst-
hausen und dem Nordrande des Mainhardter Waldes
bei Unter-Gleichen, gestützt auf die hier bereits früher
namentlich durch Hrn. Sixt ausgeführten Arbeiten,
sehr gründlich untersucht (vergl. Limesblatt No. 33
S. 899).
Obwohl der Limes auf dieser Strecke fast nur
durch offenes Feld führt, wo die äufserlich sicht-
baren Spuren vollständig fehlen, gingen die Arbeiten
im Gelände doch sehr rasch und sicher vonstatten,
weil Hr. Leonhard die vermutliche Limeslinie zuvor
nach den bereits vorhandenen Anhaltspunkten sehr
genau in die Katasterkarten eingetragen hatte und,
diese Linie nach jedem neuen im Gelände gefundenen
Punkt des Palissadengrabens fortwährend verbessernd,
immer nur an solchen Stellen einschneiden liefs,
die sich auf Grund der Karte mit Hilfe von Mark-
steinen durch Messung genau bestimmen liefsen.
In der Regel wurden die sicheren Spuren der Pa-
lissaden an diesen Stellen auch wirklich angetroffen.
Und nicht minder rasch gelang es unter Berück-
sichtigung des Terrains durch die Beobachtung der
Häufigkeit des Auftretens von Kulturresten in den
Limesgräben die Standorte der Wachttürme festzu-
stellen und ihre Reste aufzufinden. Fehlgrabungen
kamen bei diesem Verfahren nur sehr selten vor,
und die Aufnahme konnte mit dem Vorrücken der
Untersuchung stets gleichen Schritt halten.
Die Untersuchung ergab, dafs die beiden Ab-
weichungen von der gradlinigen Tracierung des
Limes, welche man bisher als feststehend betrach-
tete, in Fortfall kommen müssen. Im Kocherthale
oberhalb von Sindringen überschreitet der Limes
den Flufs nicht auf der ca. 150 m gegen die ideale
Linie zurückliegenden Römerfurt, sondern Pfahl und
Palissadengraben wurden in der Linie selbst sicher
nachgewiesen. Und bei Gleichen, wo der Wallgraben
und die Linie der Türme in einem 1750 m langen
Bogen bis zum Abstände von 370 m von der idealen
Linie nach Westen ausbiegend am Rande der Becke-
mer Ebene entlang führen und die tiefen Klingen
des Volkerbaches vermeiden, geht wenigstens der
Palissadengraben allem Anschein nach kerzengerade
durch die Klingen hindurch.
5. Hie und da wurden zur Feststellung des
Limeslaufes noch kleinere Untersuchungen ausge-
führt, so durch Hrn. Soldan nördlich der Lahn
Bericht über die Arbeiten der Reichslimeskommission.
83
zwischen Höhr und Ems im Anschlufs an die Ar-
beiten des Hrn. Dahm, und durch den Unterzeich-
neten südlich der Lahn zwischen Ems und Holz-
hausen, wo unter anderem durch Grabungen kon-
statiert wurde, dafs der Pfahl im Abstand von nur
150 m vor der Nordostfront des Kastells Hunzel
vorüberführt.
6. Während der Lauf der jüngeren Limeslinie
sich so mehr und mehr in lückenloser Vollständig-
keit überschauen läfst, stellen sich die älteren
Linien, die wir durch Grabungen nachgewiesen
haben, auf den ersten Blick als zusammenhangslose
Bruchstücke dar. Es wurde indes bereits im vor-
jährigen Bericht (Arch. Anz. 1900 S. 94) hervor-
gehoben, dafs überall da, wo der Limes nicht grad-
linig mit mehr oder minder grofser Rücksichtslosig-
keit gegen das Terrain geführt, sondern in vielfach
gebrochenem Lauf den Bodenverhältnissen angepafst
sei, die jüngere mit der älteren Trace zusammen-
fallen müsse. Die Abschnitte, die so in der für
die ältere Zeit charakteristischen Weise traciert und
mit regelrechten Holztürmen besetzt sind, schliefsen
sich zu einem Ganzen zusammen, das, wie ich
glaube, den Lauf des Limes der Domitianisch-
Traianischen Zeit nördlich des Mains gleichfalls
nahezu vollständig darstellt. Besonders haben auch
die Grabungen dieses Jahres in der östlichen Wetterau
von neuem ergeben, dafs dort die beiden Limes-
linien annähernd zusammenfallen. Hr. Soldan hat
in der »Stammheimer Lücke«, einem Walddistrikt
nördlich von Altenstadt, wo der Pfahl auf eine Er-
streckung von 800 m besonders schön erhalten ist,
eine Wachtstation aufgedeckt, wo sich neben Stein-
turm, Pfahl und Palissadengraben der Holzturm mit
dem älteren Zaungräbchen vorfand. Und das gleiche
Ergebnis hatte die Untersuchung der südlichsten
Wachtstation im Himbacher Walde ca. 3 km nörd-
lich von Marköbel. In beiden Fällen liegt das
Zaungräbchen im gewöhnlichen Abstände von un-
gefähr 30 m vor dem Holzturm, aber noch hinter
oder unter dem Wall, da die jüngere Linie um et-
liche Meter vorgeschoben war.
Die beiden gröfseren Lücken, die südlich des
Mains in der älteren Limeslinie nach unserer Auf-
fassung noch vorhanden wären, der Anschlufs des
Odenwaldlimes an den Main und die Verbindung
der Neckarthallinie mit dem rätischen Limes zu ver-
vollständigen, war im verflossenen Arbeitsjahre leider
unmöglich, soll aber 1901 in Angriff genommen
werden.
IL Eingehende Untersuchungen über die Kon-
struktion der Grenz wehren sind nicht ange-
stellt worden, da keinerlei Erscheinungen zu Tage
traten, die den früher gewonnenen Anschauungen
nicht entsprachen. Die subjektive Überzeugung von
der Richtigkeit unserer Auffassung über Zweck und
Bedeutung der verschiedenen Anlagen befestigt sich
mehr und mehr, wenn immer wieder neue Beweise
hinzutreten und neue selbstständige Mitarbeiter zu
den gleichen Ergebnissen gelangen. So fand auch
Hr. Leonhard, der im verflossenen Arbeitsjahre am
meisten Gelegenheit hatte, über die technischen
Fragen weitere Beobachtungen anzustellen, lediglich
die bereits früher gezogenen Schlüsse bestätigt, z. B.
durch die Wahrnehmung, dafs auch auf der grad-
linigen Strecke in Württemberg verkohlte Reste der
Palissaden im Gräbchen erhalten sind (Limesblatt
S. 903).
Eine technische Besonderheit am rätischen
Limes hat Hr. Fink bei der Untersuchung des Limes-
abschlusses an der Donau festgestellt. Die Mauer
zeigte dort auf beiden Seiten Verstärkungen durch
Steindämme, vermutlich gegen die Wirkung von
Überschwemmungen.
Auch über das gegenseitige Verhältnis
der Limesanlagen sind neue Beobachtungen hin-
zugetreten, die uns die für die einzelnen Strecken
bestimmte Folge zu verallgemeinern gestatten. Süd-
lich der Jagst liegen die Türme nur durchschnitt-
lich 10 m von der Palissade entfernt. Sie müssen
also mitten in der Erdmasse des Walles gestanden
haben. Schon dies beweist, dafs sie auch hier am
äufseren Limes in Württemberg bereits vorhanden
waren, als der grofse Graben mit dem Wall aufge-
worfen wurde. Da aber der Wall nur an einer
einzigen Stelle des von Hrn. Leonhard' untersuchten
Abschnittes erhalten ist, so liefs sich nur wenig
weiteres Material zur Bestimmung des zeitlichen
Verhältnisses der Anlagen gewinnen. An jener Stelle
aber, dem Pfahldöbel bei Pfahlbach, scheint, ähn-
lich wie auf der rheinischen Strecke im Kohlwalde
bei Holzhausen (Limesblatt S. 722), der Entwässe-
rungsgraben eines Turmes zugeschüttet und vom
Walle überdeckt zu sein. Hiernach hätte also auch
auf der jüngsten Strecke des obergermanischen Limes
die Grenzsperre ursprünglich lediglich in der Pa-
lissade und den Wachttürmen bestanden. Wohl aber
könnte nördlich der Jagst, weil dort der Abstand
der Türme von der Palissade regelmässig i8 m be-
trägt, von vornherein auf die Anlage von Wall und
Graben Rücksicht genommen worden sein.
Endlich hat Hr. Leonhard in der Nachbar-
schaft der Türme regelmäfsig grofse Mengen von
Scherben und reichlichen Brandschutt, sowie unter
diesem eine starke Schlammschicht im Wallgraben
angetroffen. Er schliefst daraus, dafs die Türme
6*
84
Bericht über die Arbeiten der Reichslimeskommission.
gewaltsam zerstört worden seien, dafs aber zwischen
der Anlage des Wallgrabens und der Zerstörung
der Stationen längere Zeit liegen müsse.
III. Über die Verteilung der Steintürme
längs der Strecke sind verschiedentlich Beobach-
tungen gemacht worden, die Beachtung verdienen.
Man hat schon oft bemerkt, dafs an Stellen, wo
alte Wege den Limes kreuzen, WachttUrme standen,
sei es, dafs die Wege auch in der römischen Zeit
in Benutzung waren und daher die Übergänge über
den Limes überwacht werden sollten, sei es, dafs
der Grenzverkehr gesperrt war und eben deshalb
die betreffenden Punkte besetzt wurden, sei es end-
lich, dafs sie lediglich wegen der leichteren Zu-
gänglichkeit vom Binnenlande aus für die Türme
ausgewählt wurden. Auf der rheinischen Strecke
liegt, wie Hr. Löschcke bemerkt hat, mindestens die
Hälfte der bekannten SteintUrme an solchen Punkten,
so dafs der Zusammenhang ihrer Anordnung mit
den alten, vom Rheinthal zum Limes heraufführen-
den Wegen dort besonders klar wird.
Auf der gradlinigen Strecke in Württemberg
ist die Zahl der WachttUrme nach Hm. Leonhards
Untersuchungen gröfser und ihre Stellung dement-
sprechend enger, als auf irgend einer anderen mit
genügender Genauigkeit auf diese Fragen hin unter-
suchten Linie. So wurden zwischen Jagst und
Kocher auf 4,6 km nicht weniger als neun Türme
nachgewiesen, ohne dafs die Reihe schon sicher
lückenlos wäre. Die durchschnittliche Entfernung
beträgt hier zwischen 300 und 400 m, die kürzesten
Abstände messen sogar nur 250, 254 und 295 m.
Ahnlich dicht war der Abschnitt vom Kocherthale
bis nach Oehringen mit WachttUrmen besetzt, wo
Abstände unter 300 m gleichfalls wiederholt fest-
gestellt wurden. Im Ganzen wird die Zahl der
Wachtstationen auf der 13,27 km langen Strecke
Jagsthausen — Oehringen wohl 31 oder 32 betragen
haben, von denen bis jetzt 25 aufgefunden worden
sind. Der durchschnittliche Abstand berechnet sich
hier somit auf 430 oder 415 m.
Der Streckenkommissar erklärt die enge Stellung
der WachttUrme aus der Beschaffenheit des Geländes,
dessen zahlreiche wellenförmige Erhebungen und
tiefe Thalmulden auf andere Weise nicht hätten
überschaut werden können, hat aber auch die Rück-
sichtnahme auf alte Verkehrswege, die der Limes
kreuzt, beobachten können.
Am rheinischen Limes handelt es sich aber
keineswegs nur um Wege für den Fernverkehr,
sondern auch um Lokalverbindungen niederer Ord-
nung. Die Untersuchung der Frage, inwieweit die
Türme zu alten Wegen in Beziehung standen, läfst
sich also nicht im Rahmen der Strafsenforschung
anstellen, sondern mufs vom Limes selbst ausgehen.
Es ist bei jeder einzelnen Wachtstation die Frage
aufzuwerfen: welche Gründe könnten für die Wahl
dieses Platzes bestimmend gewesen sein? Den ver-
schiedenen Zwecken der Türme entsprechend lassen
sich dann vielleicht auch verschiedene technische
Eigentümlichkeiten an den Überresten wahrnehmen
und z. B. die abweichende Stellung, Form und Gröfse
einzelner Bauwerke von den benachbarten Typen
erklären. Einen Fall dieser Art können wir gleich
bei Besprechung der Arbeiten an den Holztürmen
anfuhren.
IV. Zu Untersuchungen über die Holztürme
hat sich im verflossenen Arbeitsjahre nur in der
Wetterau Gelegenheit gefunden, für welche die
grofsh. hessische Regierung Hrn. Soldan in sehr
dankenswerter Weise besondere Mittel gewährt hatte.
I. Zuerst veranlafste die Unklarheit hinsichtlich
der Lage eines Holzturms auf dem Schrenzer bei
Butzbach, der die Stelle einer älteren kleinen Schanze
einnimmt (vergl. Bericht über das Jahr 1899, Arch.
Anz. 1900 S. 86), zu weiteren Nachforschungen.
Während nämlich die Holztürme in der Regel ca.
30 m hinter der Verzäunung gelegen sind, beträgt
die Entfernung dort fast das Vierfache dieses Ab-
standes, und von dem noch weiter vorgeschobenen
Pfahl ist die Station sogar über 260 m entfernt.
Hr. Soldan hat nun entdeckt, dafs in der Nähe
dieser so weit zurückgelegenen Anlagen eine alte
Strafse vorüberführt, die nicht weniger als zweimal
erneuert und dabei teilweise umgelegt worden ist.
Nach seinen Mitteilungen liefsen sich in verschie-
denen Querschnitten die Profile der drei mit Schotter
bedeckten Strafsenkörper nebst den sie einfassenden
Gräben über- und nebeneinander deutlich unter-
scheiden. Es stellte sich weiter heraus, dafs die
zuunterst gelegene Strafse über die Schanze und
den Limesturm hinaus bis zu den Resten eines ehe-
mals in Holzbau ausgeführten Gehöftes reicht, das
der Streckenkommissar nach den Scherben, die in
den zahlreichen Pfostenlöchern von Blockhäusern
und in zwei geräumigen Wohn- oder Vorratsgruben
gefunden wurden, für germanisch hält. Dieses
Gehöfte, bei dem ursprünglich die Strafse endigte,
liegt zwischen den beiden Limeslinien. In der
zweiten Periode führte die Strafse dagegen nur
wenig über das Zaungräbchen der älteren hinteren
Limeslinie hinaus. An der Kreuzungsstelle war die
Grenzverzäunung durch ein Thor unterbrochen und
unmittelbar hinter dem Thore lag auf der Innen-
seite des Zaunes eine leichte Baracke hart an der
Nordseite der Strafse, den älteren Strafsenkörper
Bericht über die Arbeiten der Reichslimeskommission.
85
der ersten Periode teilweise überdeckend. In der
dritten Periode endlich reichte die zum zweiten Male
erneuerte und verbreiterte Strafse etwa 200 m weiter
bis zur jüngeren Limeslinie. Diese zweite Kreuzungs-
stelle konnte noch nicht genauer daraufhin unter-
sucht werden, ob auch dort ein Limesdurchgang
bestanden hat. Während also Zweck und Zeitfolge
der drei Strafsenanlagen so ziemlich aufgeklärt
scheinen, ist das Verhältnis der älteren Limesbau-
werke, Schanze, Holzturm, Unterbrechung der Ver-
zäunung und Baracke zu dem aufserhalb der Grenz-
sperre gelegenen Gehöfte noch rätselhaft. Es ist
aber zu hoffen, dafs es den unermüdlichen Nach-
forschungen des Hrn. Soldan gelingen werde, weitere
Anhaltspunkte zu finden, um, was bis jetzt so selten
möglich war, hier einmal eine klare Anschauung
von den besondern Umständen zu gewinnen, die
von den Römern bei der Errichtung der Limesbauten
augenscheinlich so oft berücksichtigt worden sind.
2. Die Holztürme, die Hr. Soldan neuerdings
in der Stammheimer »Lücke« und im Himbacher
Walde bei Altenstadt untersucht hat (s. o. I 6) zeigen
die vollkommenste Übereinstimmung mit den ent-
sprechenden Bauwerken am älteren Limes in der
westlichen und nördlichen Wetterau: die gleiche
Anlage, gleichartige Einzelfunde. Auch hier ist die
Verbindungslinie der Pfostenlöcher keineswegs auf
die nächst benachbarten Stationen gerichtet. Bei
den Holztürmen im Himbacher Walde lag ein Block-
haus, wie solche auch sonst auf dieser Strecke ge-
funden worden sind, das sich aber besonders da-
durch vor anderen auszeichnet, dafs es die deut-
lichen Spuren wiederholter Umbauten erkennen
läfst. Der Steinturm endlich ist so an die Baracke
herangebaut, dafs sein Entwässerungsgraben den
Ringgraben derselben, der nach Aufgabe der Baracke
wieder zugefüllt worden war, schneidet.
3. Auf der gradlinigen »Strecke in Württemberg,
wo zwischen Jagsthausen und Oehringen auf allen
Höhepunkten des Terrains gegraben worden ist,
hat auch Hr. Leonhard keinen einzigen Holzturm
entdecken können. Die unregelmäfsigen Ver-
tiefungen, die hier und da unter oder neben den
Türmen angetroffen wurden, können unmöglich als
Pfostenlöcher gröfserer Holzbauten in Anspruch
genommen werden, und die Entwässerungsgräben
der Steintürme gleichen nirgends den tiefen und
breiten Ringgräben der Holztürme an den älteren
Linien. Es bestätigt sich also, was ich schon im
vorigen Bericht XII 5 (Arch. Anz. 1900 S. 93) ver-
mutet habe, dafs am äufseren Limes zwischen
Miltenberg und dem Haghof eigentliche Holztürme
durchaus fehlen. Nachdem die bewunderungswürdig
gerade Linie hier einmal abgesteckt war, wozu man
natürlich Signale aus Stangen oder Holzgerüsten
gebraucht hatte, wurden diese Zeichen wieder be-
seitigt, neben oder über ihren Standorten die Stein-
türme gebaut, und wohl gleichzeitig mit der Her-
stellung der Palissade begonnen. Die ursprüngliche
Anlage ist hier die Wiederholung des baulichen
Zustandes, der an den älteren Linien nach viel-
fachen Umänderungen und Verschiebungen sich bis
dahin herausgestellt hatte.
V. An den älteren Linien können wir die Ent-
wickelung des baulichen Zustandes bis
zu dieser Zeit, der Mitte des zweiten Jahrhunderts,
jetzt mit einiger Sicherheit überschauen. Nachdem
der Lauf der zukünftigen Reichsgrenze im allge-
meinen bestimmt und die praesidia der Truppen
hinreichend weit vorgeschoben worden waren, be-
gann man damit, in der für den Limes in Aussicht
genommenen Trace kleine Verschanzungen anzu-
legen, die den mit der Ausführung des Limesbaues
beauftragten Mannschaften wohl nur als Aufbe-
wahrungsstätten für Arbeitsgerät und gröfseres
Gepäck dienten (vgl. Bericht über d. J. 1899, XII, 9,
Arch. Anz. 1900, S. 94 f.). Alsdann wurde mit dem
»Offnen des Grenzstreifens«, dem Aushauen der
Wälder und der Auswahl der Standorte für die
Wachtstationen begonnen. Dafs die Grenze dabei
nach sorgfältiger Vermessung genau abgesteckt und
terminiert worden sei, ist mindestens zweifelhaft.
Denn die älteren Linien sind nicht künstlich traciert,
sondern der Gestaltung des Terrains wie Naturwege
angepafst, sie knicken und biegen sich fortwährend,
auch an Stellen, wo gradlinige Führung von Turm
zu Turm oder über eine Reihe von Türmen hinaus
ebensogut möglich gewesen wäre, wenn man sich
nur die Mühe genommen hätte, die betreffenden
Strecken abzustecken. Und für die von Herrn
Jacobi entwickelten Ansichten über die Termination
des Limes Bestätigungen zu finden, ist trotz eifrigen
Bemühens aller Mitarbeiter nirgends auf anderen
Strecken gelungen.
Die ersten für die Dauer bestimmten Bauwerke
waren die HolztUrme, die der Bewachung dienen
sollten und für die Unterkunft der vermutlich sich
oft ablösenden Wachtposten bestimmt waren. Gleich-
zeitig damit wird die Errichtung der regelrechten
Erdkastelle mit den Dienstgebäuden und Ein-
richtungen für den dauernden Aufenthalt der
Mannschaften, denen der Grenzschutz übertragen
war, erfolgt sein.
In diesem Zustande befand sich der nach dem
Chattenkriege des Jahres 83 angelegte Limes im
Taunus und in der Wetterau, als die Holztürme hier
86
Bericht über die Arbeiten der Reichslimeskommission.
auf weite Strecken niedergebrannt wurden, wie ich
vermutet habe, im Winter 88/89 während der Er-
hebung des Antonius Saturninus.
Bei der Wiederherstellung wurden die Holztürme
teils an der gleichen Stelle, teils in unmittelbarer Nähe
der verbrannten , gröfser und stärker erneuert. Im
Hochtaunus erhielten sie streckenweise einen Unter-
bau aus Holz, Trockenmauerwerk und Lehm (a. a. O.
I 2 S. 82), im Odenwald ist diese Technik von
vornherein und anscheinend durchweg zur Anwendung
gekommen. Überhaupt zeigen die alten Anlagen
im Odenwalde mit denen der Linie, die von der
Lahn über den Taunus bis zur Wetterau führt,
grofse Übereinstimmung, so dafs es sich empfiehlt,
beide zeitlich so nahe als möglich aneinander zu
rücken. Nördlich der Lahn waren hingegen die
Holzbauten durchschnittlich nicht so solid , die
Plattformen schmaler, die Ringgräben weniger tief
und weniger breit. Das Lahnthal macht in dieser
Hinsicht sichtlich einen Abschnitt. Und im Oden-
wald wie nördlich der Lahn finden sich, abgesehen
von vereinzelten Ausnahmen, keine Spuren von
Zerstörung der Holztürme durch Feuer.
Eine durchgängige Grenzsperre scheint in
dieser frühen Zeit, unter Domitian oder im Anfange
der Regierung Traians, wo der obergermanische
Limes wohl von Hönningen bis Wimpfen vollendet
war, nicht oder nicht durchweg bestanden zu haben,
denn die Spuren von Verzäunungen gewöhnlichen
vineae sind bis jetzt nur in der Wetterau gefunden
worden, hier allerdings überall im Abstand von 30 m
vor der Front der Türme. Am rheinischen Limes
nördlich vom Lahnthal, wo im Bimssteinsand die
Spuren nicht verwischt sein können, und im west-
lichen Taunus (bei Schweighausen und Holzhausen)
fehlt das »Zaungräbchen« bestimmt, und auch im
Odenwald konnte es bis jetzt nicht nachgewiesen
werden. Es bliebe also nur der mifsliche Ausweg,
anzunehmen, dafs die späteren Palissaden dort über-
all genau an die Stelle der älteren Verzäunungen
gesetzt und dadurch deren Reste verwischt worden
wären.
Die grofsen Palissaden sind sicher im allge-
meinen beträchtlich jünger als die Holztürme. Im
östlichen Taunus (bei Holzhausen) wurden sie
frühestens gleichzeitig mit den Steintürmen ange-
legt (Limesblatt S. 723). Im Hochtaunus freilich
erscheinen die HolztUrme, auch wo sie weit ab von
der Steinturmlinie für sich stehen, in der Regel
von einer wirklichen Palissade begleitet (Bericht
über d. J. 1898 XII 2, Arch. Anz. 1899 S. 85), aber
in der Wetterau fehlt der Palissadengraben überall,
wo die Holzturmlinie sich von der Linie der Stein-
türme trennt, und im Odenwald durchschneidet das
Palissadengräbchen die polygonale Umfriedigung
eines Holzturmes im Lützelbacher Bannholz in einer
Weise, die deutlich erkennen läfst, dafs die Um-
friedigung bereits wieder beseitigt war, als die Pa-
lissade errichtet wurde.
Unsere Beobachtungen bestätigen also die An-
nahme, die sich auf die bekannte Stelle in der
Vita Hadrians gründet, dafs die grofsen Palissaden
erst unter diesem Kaiser erstellt worden sind.
Gleichzeitig, wenn nicht schon früher, mufs mit
dem Ersatz der Holztürme durch massive Steinbauten
und mit dem Ersatz der dem Terrain nach tracierten
Strecken durch gradlinige begonnen worden sein. Der
Übergang zu dem neuen System hat sich allmählich
vollzogen, und keineswegs ist es überall ganz durch-
geführt worden. Wenn die Palissade der Holz-
turmlinie im Hochtaunus nicht als Vorläufer der
auf die hadrianische Anordnung hin durchgeführten
Verpalissadierung der ganzen Grenze aufzufassen
ist, so hat man dort anfangs die Holztürme noch
beibehalten, und ist erst später und nur stellenweise
zur gradlinigen Tracierung übergegangen, wobei zu-
gleich die Holztürme durch Steintürme ersetzt
wurden. Das gleiche, die Ziehung der Palissaden
von Holzturm zu Holzturm, ist im Odenwald ge-
schehen, wenn wirklich alle steinernen' ^wr^? erst
unter Pius erbaut worden sind, und hier wie am
rheinischen Limes bis mindestens zur Aar hat man
auf die Umlegung der gewundenen Linie in grad-
linige Strecken ganz verzichtet. Nur in der Wetterau
ist beides gründlich durchgeführt worden, und dort
gleicht deshalb die jüngere Linie am meisten dem
äufseren Limes zwischen Miltenberg und dem Hag-
hof. Dieser steht aber nach seiner technischen
Beschaffenheit so sehr am Ende dieser ganzen Ent-
wickelung, dafs es mir auch aus diesem Grunde
schwer fällt, an frühere oder auch nur gleichzeitige
Entstehung mit den in den Jahren 145 und 146 voll-
endeten Steintürmen der Odenwaldlinie zu glauben.
Freiburg i. Br. E. Fabricius.
B. Die gröfseren Kastelle.
Ausführliche Untersuchungen wurden nur in
Niederhieb er vorgenommen und wieder von
Dr. Ritterling geleitet; sie beschränkten sich
auf den Teil zwischen dem Praetorium und der
östlichen Umfassungsmauer, er war von den HofT-
mann'schen Grabungen unberührt geblieben und
deshalb besonders reich an Einzelfunden, auch bot
er die Möglichkeit für bauliche Veränderungen,
denen die verschiedenen Anlagen in der Zeit ihreS
Bestehens unterworfen gewesen sind, Anhaltspunkte
Bericht über die Arbeiten der Reichslimeskommission.
87
zu gewinnen. Unterkunftsräume' für die Mannschaften
wurden hier nicht gefunden, dagegen die Werk-
stätten.
5,50 m vom Praetorium entfernt lag ein Ge-
bäude von 53 m Länge und 15 m Breite mit je
einem Thor an den Schmalseiten; die östliche
Langseite, die in ihrer ganzen Länge aufgedeckt
wurde, hatte keinen Eingang, dagegen lagen hier
drei in der Art von Kellerlöchern gemauerte Nischen,
die vermutlich den Zweck hatten, dem Innenraum
Licht zuzuführen. In der Mitte des Gebäudes,
welches in mehrere Kompartimente von nicht ganz
gleichem Niveau geteilt war, befand sich ein Ofen
mit Windloch; dicht daneben scheint »auf einer
festen Steinunterlage der Arabos gestanden zu haben
und eine Vorrichtung zur Aufstellung eines Kessels
oder einer Pfanne, um kleine Mengen Metall zu
schmelzen, vorhanden gewesen zu sein«. In der
Nähe der Nordseite des Gebäudes fand sich aufser-
dem ein kleinerer Herd und daneben grofse Klumpen
von Bolus, der bei Herstellung von Gufsformen
beim Schmelzen von Metallen und beim Löten Ver-
wendung gefunden haben wird. Hinzu kommen
als charakteristische Funde dieses Gebäudes eine
grofse Masse Eisenschlacken und Rufsmassen in
einer Stärke, wie sie sonst noch nirgends beobachtet
wurden. Mit dieser Werkstätte in Beziehung stand
eine etwa um östlich gelegene grofse Grube, über
der sich, wie aus den Massen von Staklehm und
den Schichten von Dachschiefern hervorgeht, einst
ein gedeckter Lehm- und Holzbau befunden hat;
auch hier lagen Schlacken und Bolus und in den
tieferen Schichten zahlreiche Fibeln, Bronze- und
Eisenbeschläge und Geräte, Lanzen und Pfeilspitzen,
Schnellwagen usw.
Weiter nördlich, in nur 9,50 m Abstand von
der östlichen Kastellmauer, wurde eine grofse
Trichtergrube aufgedeckt, über der ein Trocken-
mauerbau mit einer kleinen Apsis lag; in dessen
Brandschutt wurde ein Häufchen zusammengerosteter
Denare- und Antoniniane gefunden.
Nördlich von der nördlichen Hauptlagerstrafse
stand ein heizbarer Bau von 4,40x3,50 m. Ritterling
vermutet in diesem mit einer gewissen Sorgfalt aus-
geführten und gut ausgestatteten Bau das Quartier
eines untern Offiziers. Daneben befanden sich
flache in den Bimssand geschnittene Gruben mit
horizontaler Sohle, die allem Anschein nach als
Wohnräume für die Soldaten gedient haben.
Südlich von der via p7-incipalis wurde ein
langer und 8,35 m breiter, ungeteilter, mit einem
breiten Eingang im Westen versehener Fachwerk-
bau freigelegt, den man als einen Stall ansieht.
Aufser dem schon erwähnten Münzfund kam
ein zweiter in der grofsen Werkstatt zum Vorschein ;
sie zeigen, dafs die Zerstörung des Kastells auf das
Jahr 259 oder 260 fällt. An der . letztgenannten
Stelle lagen auch noch kleine zierlich gearbeitete
goldene Schmucksachen, sowie ein Cameo, wohl
eine Kaiserin darstellend. Die diesmalige Grabung
war besonders reich an Kleinfunden , die wegen
ihrer Datierung auf eine verhältnismäfsig kurze,
bis jetzt noch wenig bekannte Zeit einen ganz be-
sondern Wert erhalten (vgl. Ritterling, Limesblatt
S. 889).
Beim Kastell und Vicus Faimingen a. D.
wurde mit Mitteln der kgl. Akademie in München
unter Oberleitung des Herrn General Popp und
unter örtlicher Leitung des Herrn Lehrer Magnus
Scheller nach Begräbnisstätten gesucht. Es gelang
unmittelbar vor der Vicusmauer an der Römer-
strafse Faimingen-Bopfingen acht Fundamente von
Grabmonumenten aufzudecken ; das erste war rund,
die folgenden viereckig; letztere hatten eine Länge von
1,20 — 2 m und eine Breite von i — 1,80 m; von
ihrem steinernen Aufbau wurden nur noch zwei
Bruchstücke behauener Steine, ein Sockel und der
Rand einer Inschrift gefunden. Die Aschenurnen
standen neben den Steinmonumenten und enthielten
an Grabbeigaben: Lämpchen, Metallspiegel, Elfen-
beinnadeln, drei zerstörte Münzen und dgl. (vgl.
Magnus Scheller im Limesblatt 918).
Nach dem Kastell Koesching fahndete erneut
Prof. Fink. Früher war in dem südwestlichen
Teile des Ortes vergeblich gegraben worden, nun-
mehr wurde im Westen und Süden gesucht. Das
massenhafte Vorkommen von Barackenschutt, von
Ziegeln, Scherben, Metallgegenständen und einer
Trichtergrube am Südrand des Ortes sprechen wohl
für das einstmalige Vorhandensein eines Kastelies
an diesem Orte, aber Mauern konnten nicht ge-
funden werden. Ein Turm wurde allerdings an
dieser Stelle entdeckt, aber ohne anschliefsendes
Mauerwerk, sodafs er vermutlich nur als ein Strafsen-
turm anzusehen ist, wie ein solcher weiter westlich
unweit der Römerstrafse steht. (Nach einer Notiz
von Prof. Fink.) Hettner.
C. Strafsenuntersuchungen.
Die Untersuchungen wurden im vergangenen
Jahre derart gefördert, dafs wir schon jetzt einen
allgemeineren Einblick in die Beziehungen des
römischen Wegnetzes zu der Limes-Anlage und in
die Bedeutung der vorrömischen Wege gewonnen
haben.
Bericht über die Arbeiten der Reichslimeskommission.
Von der ersten Hauptstrecke — Strafsenkom-
missar Dr. Bodewig — ist der Abschnitt nördlich
der Lahn fertiggestellt, derjenige südlich dieses
Flusses ist grofsenteils untersucht und wird in diesem
Sommer leicht zu erledigen sein.
Für die in dem nördlichen Abschnitte besonders
bedeutungsvollen vorrömischen Wege wurden
neue Anhaltspunkte gewonnen durch den Nachweis
zahlreicher, vorgeschichtlicher Gräber und Wohn-
stätten. An der Hochstrafse, die von Ehrenbreitstein
über Neuhäusel gegen Montabaur führt, fand Mini-
sterialrat Soldan, in der Nähe von Neuhäusel, eine
sehr ausgedehnte Hallstatt-Niederlassung und unter-
suchte dieselbe mit Mitteln, die ihm von dem kais.
Archäologischen Institute zur Verfügung gestellt
wurden. Dr. Bodewig hat neuerdings zwei vor-
römische Dörfer im Fehrbach-Thale und eines am
Abhänge der Marxburg nachgewiesen.
Aus Anlafs des Baues einer elektrischen Bahn
von Ehrenbreitstein auf die Hochfläche wurde der
von Kastell Niederberg in das Rheinthal führende
sogen. »Kniebrech-Weg« auf eine längere Strecke
aufgerissen. Hierdurch fand Dr. Bodewig Gelegen-
heit, diesen von den Römern benützten und mit
einer dürftigen Steinsetzung ausgestatteten Weg
gründlich zu untersuchen.
Südlich der Lahn wurden verschiedene Wege
untersucht.
Der durch Marienfels gegen Miehlen füh-
rende Weg, welcher innerhalb des Lagerdorfes
Marienfels mit Steinunterlage und Kiesdeckung ver-
sehen war, ist aufserhalb desselben wieder lediglich
Erdweg. ^
Die sogen. Hessenstrafse (St. Goarshausen-
Kastell Holzhausen) ist durch zahlreiche anliegende
Gräber als vorrömisch gekennzeichnet. Verschiedene
Durchschnitte zeigten, dafs sie, wiewohl die Zufahrt-
strafse des Kastells, in römischer Zeit keinerlei Be-
arbeitung erfahren hat.
Die Nachforschungen nach einer von Cohausen
u. a. angenommenen Thalstrafse durch den
Rheingau blieben erfolglos. Der Strafsenkommissar
ist der Ansicht, dafs, wenn eine solche Strafse mit
Steinkörper vorhanden gewesen wäre, Überreste
derselben in den weit ausgedehnten Thongruben
bei Schierstein hätten zu Tage treten müssen. Dafs
der reichgesegnete und von den Römern besiedelte
Landstrich (Dr. Bodewig entdeckte zu den früher
bekannten noch neuerdings eine ausgedehnte Nieder-
lassung zwischen Schierstein und Niederwalluf, die
nach den Scherben der frühen Kaiserzeit zuzu-
schreiben ist) einer durchlaufenden Strafse entbehrt
habe und mit seinem Verkehr auf die Strafse jenseits
des Stromes beschränkt gewesen sei, ist aber um
so weniger wahrscheinlich, da der Rheingau in
administrativer Beziehung von dem Hauptorte Wies-
baden abhing.
Höchst merkwürdig gestaltet sich das Gesamt-
ergebnis der in dem rechtsrheinischen Gebietsstreifen
vorgenommenen Untersuchung der Strafsen auf ihren
Ursprung.
In dem Abschnitte nördlich der Lahn ist für
die bei weitem überwiegende Zahl der von den
Römern benützten Wege erwiesen, dafs sie schon
in vorrömischer Zeit bestanden haben. Ganz ähn-
lich scheinen die Verhältnisse auch in dem Ab-
schnitte südlich der Lahn zu liegen, dessen Unter-
suchung allerdings noch nicht beendigt ist.
Von diesen Wegen zeigten nur wenige eine
Bearbeitung durch die Römer und auch bei diesen
beschränkt sich die Ausbesserung auf einzelne
Stellen im Bereiche von Niederlassungen und un-
mittelbar vor anliegenden Häusern. Dabei sind
diese Verbesserungen ziemlich dürftig; man gewinnt
den Eindruck, dafs dieselben von den Bewohnern
der anliegenden Niederlassungen vorgenommen
wurden. Eine Ausnahme macht der oben erwähnte
Kniebrech-Weg, wo eben die steile Steige gegen
Abschwemmungen geschützt werden mufste.
Der bei weitem kleinere Teil der, Wege ist
von den Römern neu angelegt worden; aber auch
diese zeigen nirgends einen Steinkörper.
Dafs die Römer, welche sonst so hohe An-
sprüche an die Solidität des Strafsenkörpers stellten,
in dem rheinischen Gebietsstreifen darauf verzich-
teten, wird weniger durch die, allerdings vielfach
günstige, Bodenbeschaffenheit zu erklären sein, als
damit, dafs die betreffenden Wegestrecken verhält-
nismäfsig kurz waren und dafs Bewegungen mit
gröfseren Heereskörpem in diesem Gebiete kaum
in Betracht kamen. Man hatte ein reiches, fast
allen Bedürfnissen entsprechendes Netz von Erd-
wegen übernommen und hielt an dieser primitiven
Art fest.
Das sehr reich verzweigte und ganz vorwiegend
nach militärischen Rücksichten angelegte römische
Strafsennetz, in dem Gebiete zwischen Unter-
main und Taunus, ist von Professor Dr. Wolff
seit einer Reihe von Jahren in gründlichster Weise
durchforscht. Derselbe hat im vergangenen Jahre
verschiedene Nachuntersuchungen vorgenommen.
In der hessischen Provinz Starkenburg liegen
die Verhältnisse für die Strafsenforschung schwierig.
Im verflossenen Jahre haben die Herren Ministerialrat
Soldan und Dr. Müller die Untersuchungen über-
nommen. Die wichtigsten Ergebnisse sind:
Bericht über die Arbeiten der Reichslimeskommission.
89
Von der längst vermuteten Strafse Grofs-
Gerau-Gernsheim-Ladenburg-Neuentieim
wurde durch Grabungen der römische Strafsenkörper
im Jägersburger und im Lorscher Walde südlich
bis in die Viernheimer Markung festgestellt. Die
beiderseitigen Fortsetzungen bleiben noch nachzu-
weisen.
Von der vermuteten Strafse Gernsheim-
Pfungstadt-Dieburg nach dem Maine wurden
Stücke durch Grabungen nachgewiesen. Bei Eber-
stadt entdeckte Hr. Soldan, aufser einigen römischen
Gebäuden, auch einen 2,5 m tiefen Spitzgraben,
in dem zahlreiche römische Scherben lagen. Die
Spur dieses Kastells konnte des Anbaues halber
nicht weiter verfolgt werden. Der Nachweis für
das in Dieburg vermutete Kastell, konnte bis jetzt
nicht erbracht werden. Östlich Dieburg tritt an
verschiedenen Stellen der wohlerhaltene römische
Strafsenkörper zum Vorschein. Weiter — etwa bei
der Kreuzung mit der Strafse Riehen - Altheim —
vermuten die Strafsenkommissare eine Gabelung der
Römerstrafse. Sicher ist die Fortsetzung über
Strasser-Müble nördlich an Schaafheim vorbei nach
Kastell Stockstadt; wahrscheinlich ist ein Ast über
Kleestadt (wo seinerzeit ein römischer Meilenstein
gefunden wurde) nach Kastell Niedernberg.
Militärische Erwägungen wie die Bedürfnisse
des bürgerlichen Verkehrs, liefsen mit Sicherheit
annehmen, dafs die Römer eine, der heutigen »Berg-
strafse« entsprechende Verbindung angelegt haben.
Die Strafsenkommissare glauben in dem »alten
Eberstadter Wege« (Eberstadt-Darmstadt) ein Stück
dieser Römerstrafse erblicken zu sollen; auch süd-
lich von Eberstadt sind im Walde verdächtige
Spuren gefunden worden. Es ist in hohem Grade
wahrscheinlich, dafs die Odenwald-Kastelle
direkte Verbindungen nach der Rheinebene
hatten. Dem vorliegenden Zwecke mögen aber
Saumpfade genügt haben. Der Nachweis dieser
Verbindungen, wie zusammenhängender Strafsenzüge
im Inneren des Gebirges ist auch im letzten Jahre
nicht gelungen. Vielleicht führen die verschiedenen,
allmählich erkannten Überreste römischer Nieder-
lassungen im Gebirge, zur Auffindung von Strafsen.
Im badischen Gebiete hat Prof. Dr. Schu-
macher sich vorwiegend mit der Nachuntersuchung
von Strafsen in der Rheinebene beschäftigt. Der-
selbe wies nach, dafs bei dem Bau der Strafse
Kehl-Rastatt-Graben-Heidelberg die Römer,
in dem durchschnittenen Gelände zwischen Kehl
und Rastatt, vielfach einen vorrömischen Verkehrs-
weg als Unterlage benützten, während sie von
Rastatt bis Heidelberg die Strafse ganz neu an-
legten, allerdings häufig in der Nähe des vor-
römischen Weges hinziehend. Hiermit hängt zu-
sammen, dafs die Römerstrafse auf der südlichen
Strecke eine unregelmäfsige, gekrümmte Trace zeigt,
während sie in dem selbständig entworfenen Teile
in geradlinigen Segmenten geführt ist.
Diese Beobachtung steht nicht vereinzelt. Wir
werden bei gekrümmtem Zuge einer Römerstrafse,
sofern hierfür in der Bodenbeschaffenheit kein
Grund zu erkennen ist, stets zu prüfen haben, ob
die unregelmäfsige Führung nicht durch die Be-
nützung eines vorrömischen Weges bedingt war.
Hierin wird vielleicht die Streitfrage über die grund-
sätzliche Geradlinigkeit der Römerstrafsen bis auf
einen gewissen Grad ihre Lösung finden.
Von der Strafse Stettfeld-Flehingen (welche
als ein Stück der wichtigen Heerstrafse betrachtet
wird, die vom Mainzer Lager nach dem mittleren
Neckar und zur Donau führte, vergl. weiter unten)
sind durch Grabung gesichert: die Strecke Stettfeld-
Ober-Öwisheim und ein Stück bei Flehingen.
Neu entdeckt wurde eine, von der Strafse Heidel-
berg-Graben abzweigende, durch den Schwetzinger
Hardtwald nach Speyer führende Strafse mit einer
Abzweigung; ebenso eine Strafse, welche von Riegel
am Königsstuhl nach dem Rheine — wahrscheinlich
nach Sponeck — zieht.
Bei den zahlreichen ergänzenden Untersuchungen
römischer Strafsen im Schwarzwalde wurden diese
insbesondere nach ihrem Verhältnis zu vorrömischen
Wegen geprüft. Die Untersuchungen in dem vor-
liegenden Gebiete sind abgeschlossen.
Professor Dr. Richter war im vergangenen
Jahre abgehalten, sich Strafsenuntersuchungen zu
widmen. Die wichtigste in seinem Gebiete noch
erübrigende Arbeit ist der genauere Nachweis der
Strafse Flehingen-Illingen-Cannstatt, als Fort-
setzung des von Professor Dr. Schumacher festge-
stellten Strafsenstückes Stettfeld-Flehingen. Bei der
grofsen Bedeutung, welche dieser Heerstrafse bei-
zumessen ist, scheint es geboten, in diesem Jahre
noch nach weiteren als den bisher gewonnenen
spärlichen Anhaltspunkten zu suchen.
Professor Lachenmaier wurde auf Grund
der wichtigen Steinfunde von Köngen ersucht, die
Nachforschungen nach der in der Peutinger'schen
Tafel verzeichneten Strafse erneut aufzunehmen. Er
fand eine, aus der porta dextra des Kastells
Köngen heraus, hart an dem Jupiter -Monument
vorbeiziehende Strafse, deren Spuren aber bei der
Bubenbachschlucht, durch das Wasser abgerissen,
aufhörten und jenseits derselben nicht mehr zu
finden waren.
90
Bericht über die Arbeiten der Reichslimeskommission.
Von der Strecke Rottenburg-Köngen (der
Peutinger'schen Strafse) ist bis jetzt nur das Stück
Rottenburg-Tübingen im Gelände nachgewiesen.
Aufserdem ist durch die Köngener Steine sicher,
dafs die in der Tafel bezeichnete Station Grinario
beim heutigen Köngen liegt. Für die Strecke
Tübingen-Köngen kann bis Nürtingen das Neckar-
thal und von da die Richtung über Oberensingen
nach Tübingen in Frage kommen; indessen stimmt
hierfür die auf dem Meilenstein angegebene Ent-
fernung nicht genau. Letztere wäre zutreffend,
wenn die Strafse von Tübingen aus die Richtung
über Pfrondorf-Walddorf-Grötzingen -Köngen ein-
schlug. Da von dieser Linie auch verschiedene
Einzelfunde bekannt sind, ist die Untersuchung in
Aussicht genommen.
Die Weiterführung der Strafse vermutet der
Strafsenkommissar über Cannstatt in das Rems-
Thal etc.
Eine sichere Lösung der vielumstrittenen Frage
wird kaum zu erwarten sein, bevor weitere Anhalts-
punkte gewonnen sind.
Den sogen. Steinackerweg, der von den drei
Linden beim Dorfe Köngen über Berkheim in das
Ncckarthal führt, hat Professor Lachenmaier erneut
untersucht und als nicht römisch erfunden. Der
Strafsenkommissar ist der Ansicht, dafs die römische
Verbindung von Köngen nach Cannstatt durch das
Neckarthal über Plochingen führte.
Professor Nägele hat in seinem Gebiete
(oberer Neckar, Württ. Schwarzwald und westlicher
Teil der rauhen Alb) zahlreiche Nachuntersuchungen
vorgenommen.
Die von dem Strafsenkommissar vor mehreren
Jahren entdeckte Römerstrafse Laiz a. d. Donau —
Undingen wurde durch Schürfungen näher fest-
gestellt. Eine Verbindung derselben mit Münsingen
konnte nicht nachgewiesen werden, dagegen fanden
sich Anhaltspunkte für einen Abstieg von der
•Hochfläche über Genkingen nach Pfullingen.
An der Strafse Rottweil-Rottenburg wurde
der Strafsenkörper an verschiedenen Punkten durch
Grabung festgestellt. Die Strafse durch das
Echatz-Thal von Kirchentellinsfurt aufwärts bis
Pfullingen ist als römisch gesichert.
Im unteren Erms-Thale zeigte die Strecke
Neckartenzlingen-Metzingen einen sicher römischen
soliden Strafsenkörper von 5 — 6 m Breite. Die
vermutete Fortsetzung über Urach und durch das
Seeburger Thal nach Münsingen konnte noch nicht
nachgewiesen werden.
Ein Alb-Aufstieg von Nürtingen nachErken-
brechtsweiler ist wahrscheinlich, da Lachenmaier
auf der Strecke Nürtingen-Frickenhausen einen
römischen Strafsenkörper erschürft hat und die Ver-
bindung zwischen Erkenbrechtsweiler und Graben-
stetten schon früher als römisch nachgewiesen
worden ist. Nägele hat östlich von Beuren die
Spuren einer alten Steige gefunden, die noch näher
zu untersuchen sind.
Von den durch Professor Dr. Drück vorge-
nommenen ergänzenden Untersuchungen sind her-
vorzuheben: Die von Paulus und anderen als römisch
bezeichnete Verbindung Oberdrackenstein-
Machtolsheim-Berghülen-Blaubeuren hat
sich als nicht römisch herausgestellt. Dagegen
glaubt der Strafsenkommissar, dafs die entsprechende
heutige Landstrafse sich (mit Abweichungen) an
einem vorrömischen Weg knüpft. Nicht römischen
Ursprungs sind ferner die sich an das »Hochsträfs«
(Hochfläche, die durch die Thäler der Schmiechen,
Alb und Blau von dem Massiv der rauhen Alb
getrennt ist) knüpfenden, seither den Römern zu-
geschriebenen Verbindungen. Die dortige »Hoch-
strafse« ist keltischen Ursprungs, aber jedenfalls
von den Römern benützt worden.
Dr. Drück hat den sicheren Nachweis erbracht,
dafs die Fortsetzung der Römerstrafse
Heidenheim-Söhnstetten, entgegen der seit-
herigen Annahme, welche sie über den -Steighof bei
Amstetten weiterführte, über Kastell Urspring
nach Neilingen etc. zog. Hierdurch gestalten
sich die dortigen Verhältnisse wesentlich einfacher
und klarer.
Die von dem Strafsenkomissar vor zwei Jahren
entdeckte Strafse Nördlingen-Bopfingen-
Goldshöfe-Aalen , wurde durch eine Anzahl
beweiskräftiger Profile in ihrem ganzen Verlaufe
festgestellt. Dieselbe knüpft (mit Abweichungen)
an einen vorrömischen Weg an, der die natür-
liche, durch die Thäler der Eger, der Jagst und
des Kochers gebildete Senke benützte und dessen
Fortsetzung Professor Lachenmaier in der Hoch-
strafse auf dem Höhenrücken zwischen Lein und
Rems nachgewiesen hat.
Die drei von Ulm gegen N. und NO. aus-
strahlenden We g e (Ulm-Dornstatt-Urspring ; Ulm-
Beimerstetten-Weidenstetten-Altheim und Ulm-Al-
beck-Hausen ob Lon-Herbrechtingen), welche nach
den Württemb. Oberamtsbeschreibungen römischen
Ursprungs sein sollen, wurden von dem Strafsen-
kommissar eingehend untersucht, wobei sich zeigte,
dafs keiner derselben römischen Charakter hat.
Enge zusammen hiermit hängt die Frage, ob
Ulm eine römische Niederlassung bezw. eine Militär-
station gewesen sei. Professor Dr. Drück gelangt
Bericht über die Arbeiten der Reichslimeskommission.
91
auch hierbei zu einem im wesentlichen negativen
Ergebnis. Thatsächlich wurde in Ulm, aufser
einigen Münzen, nichts Römisches gefunden, trotz der
ungemein umfangreichen Umwühlungen des Bodens
(Bau der ausgedehnten Befestigungswerke, wie von
sechs hier zusammenfliefsenden Eisenbahnlinien,
Erweiterungsbauten der Stadt). Im Jahre 1895
entdeckte zwar Drück auf dem mittleren Kuh-
berg (2,5 km von Alt- Ulm) eine gröfsere villa
rustica; diese kann aber um so weniger als Beweis
für eine gröfsere römische Niederlassung gelten, da
das dicht vorbeiziehende »Hochgesträfs« keine
römische Strafse, sondern ein Keltenweg war.
Die vorteilhafte Lage von Ulm, an der Ein-
mündung der Hier und Blau in die hier schiffbar
werdende Donau, ist nicht in Abrede zu ziehen.
Aber in der ersten Zeit der Okkupation war dieser
Punkt für die Römer kaum von Bedeutung, weil
er bei einem Vorgehen von Windisch oder von
Augsburg aus bei Seite liegen blieb. Endlich weist
der Strafsenkommissar noch darauf hin, dafs zwei
wichtige römische Heerstrafsen, die Strafse Urspring-
Langenau-Faimingen und die rechtsufrige Donau-
thalstrafse auf 1 1 bezw. 4,5 km Entfernung von
dem Weichbilde der Stadt vorbeiziehen.
Prof. Dr. Drück meint hiernach, es sei zwar
nicht unmöglich, aber bis jetzt durch nichts er-
wiesen, dafs im Laufe der Zeit eine römische
Niederlassung hier entstanden sei ; dies könne aber
jedenfalls erst geschehen sein, nachdem die mili-
tärisch zu sichernde Grenze schon nach Norden
vorgeschoben war.
Die Strafsenforschung auf bayerischem Ge-
biete, nördlich der Donau, ist durch Generalmajor
a. D. Popp schon im Jahre 1899 abgeschlossen
worden. Ein sehr gründlicher Bericht liegt vor.
Im Jahre 1900 entdeckte der General noch eine
römische Strafse, welche von Kösching durch den
Köschinger Forst nach Zandt führt, wo er einen
Durchgang durch die Grenzmauer vermutet.
General Popp hat gelegentlich der im Auf-
trage der Münchener Akademie südlich der Donau
vorgenommenen Strafsenuntersuchungen eine ent-
lang der Nordfüfse der Alpen von Cambodunum
gegen Artobriga ziehende Römerstrafse nachge-
wiesen, deren Spuren nur zwischen Hier und Lech
noch nicht genügend festgestellt sind.
Die Strafsenforschung ist noch nicht ganz be-
endet, aber immerhin soweit vorgeschritten, dafs
wir uns ein vorläufiges Urteil über die Bedeutung
der Strafsen als Bestandteile der militärischen Ein-
richtung dieser Grenzgebiete machen können. Die
Reichs -Limes -Kommission hat die Erforschung
der Römerstrafsen unter ihre Aufgaben aufge-
nommen, mit der Beschränkung, dafs nur diejenigen
Strafsen untersucht werden sollen, welche für die
Geschichte der Okkupation, sowie für die Behauptung
dieser Grenzlande von Bedeutung erschienen.
Die Erforschung der vorrömischen
Wege konnte leider nicht in unser Programm
aufgenommen werden. Es hätte dies eine Er-
weiterung unserer Organisation notwendig gemacht,
welche kaum zu erreichen gewesen wäre. Ge-
legentlich, insbesondere wenn deren Benutzung bezw.
Ausbau durch die Römer erkannt wurde, haben wir
innerhalb des römischen Gebietes auch keltische
und germanische Wege untersucht.
Wenn unser Wissen bei der seitherigen Ver-
nachlässigung des Vorrömischen noch äufserst
lückenhaft ist, so übersehen wir doch schon jetzt,
dafs die Römer bei der Besitznahme dieser Land-
striche verhältnismäfsig sehr zahlreiche Wege
vorfanden.
Im Laufe unserer Untersuchungen ist immer
klarer hervorgetreten, dafs diese vorrömischen
Wege einen zuvor nicht geahnten Einflufs auf
die militärische Einrichtung der Grenz-
lande durch die Römer gehabt haben. Dieser
Einflufs macht sich nach zwei Richtungen geltend:
1. auf die Anlage des römischen Strafsen-
netzes selbst;
2. auf die Trace der Grenzsperre und ins-
besondere auf die Wahl der Örtlichkeiten
für die an und rückwärts der Grenzsperre
erbauten Kastelle.
ad I. Die Römer benützten von den vorge-
fundenen älteren Wegen die für ihre Zwecke brauch-
baren, bauten diese innerhalb ihres Gebietes viel-
fach aus und ergänzten dieses Netz nach Bedarf
durch Neuanlagen. Die Nutzbarmachung prähisto-
rischer Wege durch die Römer ist von uns in den
letzten Jahren unserer Arbeit in grofsem Umfange
nachgewiesen worden, und es kann keinem Zweifel
unterliegen, dafs das Gesamtergebnis in dieser
Richtung ein weit vollständigeres wäre, wenn wir
bei unsern Untersuchungen diesen Gesichtspunkt
von Anfang an im Auge gehabt hätten.
ad 2. Der oberste Zweck der Grenzsperre mit
den an und dahinter liegenden Militärbauten, ist
die Überwachung und Abschliefsung der Grenze.
Hierbei waren vor allem die von dem Auslande in
das römische Gebiet hereinführenden vorrömischen
Wege zu berücksichtigen. Unsere Untersuchungen
haben an einer grofsen Zahl von Beispielen erwiesen,
dafs Kastelle an prähistorischen Wegen liegen, die
92
Archäologische Gesellschaft. 1901, April.
aus dem Auslande hereinführen und wir dürfen
vermuten, dafs Völkerwege, welche aus dem Innern
Germaniens kamen, stets durch Hauptkastelle über-
wacht waren. Die prähistorischen Wege waren das
vor der Anlage der Grenzsperre Bestehende, die
Römerstrafsen mufsten erst geschaffen werden und
fanden überdies ihre eventuelle Fortsetzung in das
Ausland nur in vorrömischen Wegen, Hiernach
waren die prähistorischen Wege geradezu grund-
legend bei der Aufstellung des Planes für die
römischen Schutzeinrichtungen, von welchen die
Römerstrafsen einen der wichtigsten Bestandteile
bilden.
Sofern wir aber diesen bestimmenden Einflufs
des prähistorischen Wegnetzes als erwiesen be-
trachten, werden wir uns nicht der Folgerung ent-
ziehen können, dafs die militärische Würdigung der
Limes-Anlage einer der wichtigsten Grundlagen
entbehrt, so lange nicht die Erforschung jener Wege
in möglichst erschöpfender Weise durchgeführt ist.
Die geplante römisch-germanische Abteilung
des archäologischen Instituts soll unter ihre Auf-
gaben die Erforschung des germanisch -raetischen
Wegnetzes aufnehmen. Es darf gerade in diesen
Blättern darauf hingewiesen werden, wie die Er-
gebnisse dieser Untersuchungen zugleich eine wesent-
liche, aber — wie gezeigt wurde — kaum zu ver-
meidende Lücke in den Arbeiten der Reichs-Limes-
Kommission ausfüllen werden. Dies wird um so
vollkommener der Fall sein, wenn die geplante
Forschung nicht grundsätzlich mit der Grenze des
Römerreiches abschneidet, sondern die wichtigsten
Verkehrsbahnen in das Innere Germaniens — etwa
bis zur Elbe-Linie — verfolgt.
Der militärische Dirigent bei der R. L. K.
V. Sarwey
Generalleutnant z. D.
SITZUNGSBERICHTE
DER ARCHÄOLOG. GESELLSCHAFT
ZU BERLIN.
1901.
APRIL.
Herr Conze hatte Pergamon und Haltern
zum Gegenstande seines Vortrags gewählt, um
Nachricht zu geben von den im vorigen Jahre vom
archäologischen Institute an den beiden Stellen
geführten und unterstützten Untersuchungen.
Die Zusammenstellung im Thema scheine
etwas allzu Ungleichwertiges zu paaren, den welt-
bekannten einstigen Königssitz Kleinasiens mit seinen
Monumentalbauten auf ragender Felshöhe und den
eben nur dem Namen nach anscheinend gesicherten
römischen Vorposten mit seinen, nur aus schwachen
Spuren noch kenntlichen Anlagen vergänglicher
Konstruktion im sandigen HUgellande am Ufer der
Lippe. Da wir aber an die Römerveste bei Haltern
mit der tiefen Empfindung für ein, gerade in der
Zerstörung redendes Denkmal der vaterländischen
Geschichte herantreten, so falle das ausgleichend
in die Wagschale.
Aufserdem sei die Zusammenstellung auch ge-
eignet, die Zusammengehörigkeit für die Forschung
zum Bewufstsein zu bringen. Mit einer Erinnerung
an die Studentenzeit unter Moriz Haupt wurde
dessen gedacht, dafs, so wie damals methodische
Identität klassischer und -germanischer Philologie
den Hörern eingeprägt sei, so jetzt das archäo-
logische Institut für die, in der Archäologie oben-
drein leichter als in der übrigen Philologie persönlich
zur Geltung zu bringende Identität der Forschungs-
methode auf sog. klassischem und auf nordischem
Boden einzutreten gehabt habe. Den Beweis für
seinen Beruf dazu habe das Institut, dort arbeitend
und hier Arbeit fördernd, in Pergamon und bei
Haltern erbracht. Von den Erfolgen an beiden
Stellen solle hier Nachricht gegeben werden.
Vorangestellt wurde das durch Wilhelm Dörpfeld
und den Vortragenden im Herbst vorigen Jahres
in Pergamon Erreichte: die volle Aufklärung eines
oder des Hauptthores der Eumenischen Stadt, ferner
die Gewinnung neuer Ausgangspunkte für die bisher
vom Zentrum der Stadt aus geführten Untersuchungen
in eben diesen und in noch mehren andern nach-
gewiesenen Stadtthoren, endlich die beim Vordringen
stadteinwärts von jenem Hauptthore aus geglückte
Entdeckung eines nunmehr zweiten Marktgebäudes
der Königszeit. Eine von der Berliner Akademie
der Wissenschaften soeben zum Drucke angenommene
Abhandlung Dörpfelds über das Thor und über
das Ganze der Herbstarbeiten die vorbereiteten
Berichte in den athenischen Mitteilungen der Institute
würden alles Nähere bringen.
Die Mitteilungen über die Ausgrabungen bei
Haltern knüpften an das in der Maisitzung v. J.
in der Gesellschaft bereits Vorgetragene an. Weiter
wurde verwiesen auf die ersten Berichte im i. Hefte
der Mitteilungen der Westfälischen Altertums-
Kommission, auf Schuchardt's Aufsatz in den Sitzungs-
berichten der Berliner Akademie der Wissenschaften
(5. April 1900), auf den in Münster 1901 gedruckten
Vortrag Friedrich Koepp's und auf die im Druck
befindlichen weiteren Nachrichten im 2. Hefte der Mit-
teilungen der Westfälischen Altertums-Kommission,
Archäologische Gesellschaft. 1901. April.
93
das auch einzeln im Buchhandel erscheinen soll.
Der grofse im Herbst v. J. gemachte Fortschritt
der Untersuchung sei der durch ein Dutzend Ein-
schnitte auf eine Länge von etwa 3CX) Metern
erzielte Nachweis eines doppelten Spitzgrabens mit
römischen FundstUcken längs des „alten Weseler
Weges". Man erkenne darin die Befestigung der
Nordseite eines auf dem Plateau am rechten Lippe-
Ufer unweit des Annaberg-Kastells gelegenen an-
sehnlichen römischen Lagers, dessen weitere Um-
grenzung festzustellen die damit gegebene nächste
Aufgabe sei. Aufserdem habe Schuchhardt in der
Umwallung auf dem Annaberge zwei Thoranlagen
in Spuren ihrer Holzkonstruktion nachgewiesen.
Im Anschlufs hieran führte Herr Dahm folgen-
des aus:
Die Entdeckung der grofsen Anlage zwischen
dem Annaberge und der Stadt Haltern ist in mili-
tärischer Hinsicht von grofsem Interesse, denn wir
wissen jetzt, dafs Alisa nicht nur defensiv der
Hauptstützpunkt der rechtsrheinischen
Position vor Vetera war,i sondern dafs
daselbst auch sehr umfangreiche Kriegs-
magazine für die Offensive der Armee
etabliert waren. Die dort am alten Lippeufer
aufgefundenen Laderampen, Kornspeicher und zahl-
losen Scherben von grofsen Amphoren sprechen
eine deutliche Sprache: Die römischen Frachtschiffe,
welche auf den Strömen und auf dem Meere Kriegs-
bedürfnisse aller Art aus ganz Gallien herbeischafften,
löschten ihre Ladungen nicht in Vetera, sondern
zwei Tagemärsche landeinwärts an den Magazinen
von Alisa, und dadurch war für die Verpflegung
der operierenden Armee, sowie für den Nachschub
viel gewonnen.
Wie wichtig diese Magazine waren, zeigen bei-
spielsweise die uns durch Tacitus ziemlich genau
überlieferten Operationen des Jahres 15 n. Chr.:
der Hauptschlag galt damals den Brukterern. Um
die Chatten und Marser von einer Vereinigung mit
denselben abzuhalten, unternahm Germanicus im
Frühling von Mainz aus, nachdem er das seit der
Varusschlacht aufgegebene Vorwerk am unteren
Main mit dem praesidium in mante Tauno (Hof heim)
wiederhergestellt hatte, einen kurzen Vorstofs durch
die Wetterau zur Eder. Gleichzeitig wurde durch
Caecina die Position bei Alisa wieder hergerichtet,
die dortigen Magazine wurden gefüllt, und ge-
stützt auf diese kooperierte er alsdann mit vier
Legionen im Rücken der Chatten.
Für das Hauptunternehmen führte Germanicus
1) S. Archäol. Anz. 1900, 2 S. 102 ff.
zu Beginn des Sommers vier Legionen zu Schiff
durch den Drususkanal und die Nordsee zur unteren
Ems, Pedo marschierte mit der Kavallerie an der
Nordseeküste entlang ebendahin, und Cäcina schlug
mit vier Legionen den Weg über Alisa durch das
Gebiet der Brukterer ein. An der mittleren Ems
vereinigte sich die ganze Armee, und es wurde
dann das Bruktererland bis in das Quellgebiet
dieses Stromes und der Lippe verwüstet. Germanicus
führte alsdann den bekannten Zug auf das vari-
anische Schlachtfeld aus, hatte ein unentschiedenes
Gefecht mit Armin und kehrte im Herbst wieder
an die Ems zurück, um die Winterquartiere am Rhein
aufzusuchen. Wenn nun auch die römischen Truppen
für gewöhnlich reichlich Proviant mit sich führten,
so ist doch die Durchführung eines derartigen,
mehrere Monate dauernden Feldzuges ohne Magazin-
verpflegung völlig undenkbar. Da aber die römischen
Schiffe, wie dies bei einer andern Gelegenheit nach-
gewiesen werden wird, in der Ems stromaufwärts
nicht über Meppen hinaus gelangen konnten, so
war eine Verpflegung der Armee durch die Flotte
bei den Operationen im Bruktererlande ausge-
schlossen, und die Magazine vonAliso mufsten
diese wichtige Aufgabe übernehmen. Ob
von hier aus Filialmagazine in das Operations-
gebiet vorgeschoben wurden, oder ob eine direkte
Zufuhr stattfand, ist nicht mehr festzustellen, für
die vorliegenden Fragen aber auch von unterge-
ordneter Bedeutung.
Ebenso ist der ausgedehnte Umfang der
in Rede stehenden Anlage bei Haltern leicht
zu erklären. Was mufste dieselbe nicht alles auf-
nehmen! Abgesehen von dem umfangreichen Apparat
der Intendantur und des zugehörigen Trains mit
seinen zahlreichen Karren, Wagen, Lasttieren und
Trofsknechten, entwickelte sich während der Ope-
rationen des Heeres in dieser Hauptetappe ein
unausgesetztes Kommen und Gehen: durch-
marschierende Truppen, Kouriere, Verwundete,
Kranke und Gefangene mufsten vorübergehend unter-
gebracht und verpflegt werden. Es ist deshalb
keineswegs ausgeschlossen, dafs diese Anlage noch
sehr erheblich gröfser war, als bis jetzt festgestellt
wurde. Die mit so aufserordentlicher Sorgfalt und
Gründlichkeit in Angriff genommenen Grabungen
werden über diese und viele andere wichtige Fragen
ohne Zweifel Aufschlufs bringen.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen geht
der Vortragende zur Rekonstruktion eines
Thores der Befestigung auf dem Anna-
berge über.
Herr Schuchhardt hat daselbst bis jetzt zwei
94
Archäologische Gesellschaft. 1901. April.
Thore entdeckt und teilweise ausgegraben: das eine
liegt auf der Nordostfront des Kastells und führt
zu der vorerwähnten Etappenanlage, das andere —
die auf der Nordwestfront gelegene /^'r/'a decumana —
nimmt eine Abzweigung der von Vetera kommenden,
über die Vogelsheide an der Etappe vorbei auf
Haltern und Dülmen verlaufenden alten Haupt-
strafse auf. Die Ausgrabung des ersteren ist noch
nicht soweit vorgeschritten, um darüber berichten
zu können, dagegen ergiebt die Untersuchung des
letzteren ein, wenn auch noch nicht vollständiges,
so doch immerhin schon erkennbares Bild der
Konstruktion.
Diese Thoranlage hat für ein Erdwerk einen
ganz ungewöhnlich grofsen Umfang; sie ist schon
jetzt auf 15 m Breite und fast 20 m Tiefe festge-
stellt. Als Baumaterial ist, abgesehen von den
notwendigsten Beschlagteilen der Thorflügel, nur
Holz und Erde verwendet worden. Zum Zweck
der Untersuchung des Thores wurde, fast in der
ganzen Ausdehnung desselben, der Boden bis auf
etwa 2,5 m Tiefe ausgehoben. In dem gelblichen
Sande dieser Grube markierten sich durch grau-
braune Färbung des Erdreiches in Cylinderform
ca. 75 eingesetzte (nicht eingerammte) Pfähle; nur
7 Pfähle wiesen einen scharf begrenzten, vierkantigen
Querschnitt auf. Die Stellung der Pfähle war auf
den ersten Blick eine so unregelmäfsige, dafs es
fast unmöglich erschien, dieselben in ein bestimmtes
System einzufügen; bei näherer Betrachtung ergaben
sich jedoch Anhaltspunkte genug, die eine annehm-
bare Rekonstruktion des Thores ermöglichten, ohne
zu zweifelhaften Phantasiegebilden Zuflucht nehmen
zu müssen. Zunächst läfst der Umstand, dafs die
Mehrzahl der Pfähle eine beträchtliche Stärke hatte
und 2,5 bis 3 m in den Erdboden eingelassen war,
darauf schliefsen, dafs dieselben in mindestens
gleicher Höhe über dem Erdboden standen und
einen beträchtlichen Seitendruck auszuhalten hatten.
Da nun der Wallgang des Kastells auf höchstens
+ 1,60 m lag, so ist hieraus weiter zu folgern,
dafs die Thoranlage mit einer Plattform versehen
war, die selbstverständlich zur Verteidigung einge-
richtet war. Ein weiterer, wesentlicher Anhalt für
die Rekonstruktion des Thores ist dadurch gegeben,
dafs mitten in der erwähnten Grube, auf allen
Seiten von Pfählen umgeben, ein etwa 2,5 m langer
und nur i m breiter Spitzgraben festgestellt wurde,
dessen Sohle auf — im, also 1,5 bis 2 m über den
in die Erde versenkten Pfahlenden lag. Dieser
Graben mündete auf dem Glacis in den ursprüng-
lich wohl 1,60 m tiefen Kastellgraben; er war an
der Stelle der Pfähle unterbrochen, aber aufserhalb
der Thoranlage wurde er bis auf 50 m Entfernung
geradlinig in der Richtung der Strafse nach Vetera
verfolgt. Dieser Fund war insofern ein besonders
glücklicher, als derselbe mit Sicherheit ergiebt, dafs
der auf dem Glacis gelegene Teil der Thoranlage
später entstanden ist, als dieser Graben, dafs also
ein Umbau des Thores, verbunden mit einer Ver-
stärkung desselben stattgefunden hat.
Ziehen wir nun weiter die bei der Limes-
forschung gemachten Erfahrungen zu Rate und
nehmen an, dafs wir in der Befestigung auf dem
Annaberge thatsächlich das vonDio Cassius (LIV. 33.)
erwähnte Kastell vor uns haben, so ergiebt sich
für die Rekonstruktion dieses Thores folgendes:
Drusus erbaute dieses Kastell im Spätherbst des
Jahres 11 v. Chr., als er nach seinem ersten Feld-
zuge gegen Deutschland von der Weser in die
Winterquartiere am Rhein zurückkehrte. In der
kurzen Zeit bis zum Eintritt des Winters mufsten
umfangreiche Arbeiten ausgeführt werden : es mufste
die über i km lange Umwallung des Kastells her-
gestellt, Baracken für die Besatzung erbaut, die
Verbindungsstrafse mit Vetera aufgebessert, und ver-
mutlich auch ein die ganze Nordseite der rechts-
rheinischen Position umschliefsender Limes (Grenz-
weg) mit den erforderlichen Etappen und Wacht-
stationen angelegt werden. Man mufste sich des-
halb vorläufig mit einer provisorischen Anlage der
Kastellthore begnügen, die in der gewöhnlichen
Weise zur Ausführung gelangte. Die Stellung der
betreffenden Pfähle in unserer Grube läfst für die
erste Anlage die gebräuchliche Thorbreite von 4 m
erkennen; der Wall lehnte sich unmittelbar an die
mit Spaltholz bekleideten Thorwangen an, an deren
Enden die Thorflügel angebracht waren, so dafs
also ein doppelter Thorverschlufs vorhanden war.
Die Thorschwellen waren in solider Weise auf
Holz fundiert; unter den aufgefundenen Pfählen
war noch der vierkantige Thoranschlag für die
inneren Thorflügel deutlich zu erkennen. Der vor-
erwähnte Graben pafst seiner Lage nach als Strafsen-
graben zu diesem Eingange.
Im Frühjahr 10 v. Chr. erfolgte dann der
Umbau des Thores. Dasselbe wurde, unter Bei-
behaltung der nördlichen Thorwange, auf 6,3 m
Breite erweitert und durch eine, den Eingang teilende
Holzwand in ein Doppelthor umgestaltet. Auf jeder
Seite des Einganges wurde ferner ein Wachtlokal
mit Plattform in den Wall eingebaut, und zwar
auf der Nordseite ein solches von 2X4 ni Grund-
fläche für den wachthabenden Offizier, auf der Süd-
seite von 4 X 5 na Grundfläche für die Wacht-
mannschaften. Doppelthore und Wachtlokale sind
Archäologische Gesellschaft. 1901, April.
95
Einrichtungen, wie sie bekanntlich bei fast allen
gröfseren Limeskastellen vorkommen; sie waren auch
in Aliso unentbehrlich.
Aber damit nicht genug; die Verteidigungs-
fähigkeit des Thores wurde noch weiter dadurch
wesentlich erhöht, dafs man auf dem Glacis, in
entsprechender Entfernung vom Graben und mit
diesem parallel, eine 14 m lange und 5 m breite
Traverse mit Plattform errichtete. Die Wände
dieser Thortraverse bestanden ebenfalls aus Spalt-
holz, welches sich an die in die Erde eingelassenen
und oben verankerten Pfähle anlehnte. Auf der
Nordseite schlofs eine Holzwand den Zwischenraum
zwischen der hier umgebogenen Traverse und dem
Wall ab, während in dem entsprechenden Raum
der Sudseite ein zweites (äufseres) Doppelthor an-
gelegt war. Durch Überbrlickung der beiden Thor-
eingänge waren — ähnlich wie bei den Limes-
kastellen — die Plattformen der beiden Wachtlokale
unter sich und mit der Plattform der Traverse ver-
bunden, so dafs die Wachtmannschaften von dem
Wallgange aus in kürzester Zeit jeden Punkt der
Thoranlage erreichen und aus gesicherter Stellung
von oben herab auf das wirksamste verteidigen
konnten. Solche Thortraversen sind für rechts-
rheinische Kastelle zwar neu, jedoch sind ähnliche
Einrichtungen in der antiken Fortifikation nach-
weisbar (Hyg. 49. 54.), in der mittelalterlichen und
besonders in der neuen vielfach, oft in hoch-
entwickelten Formen (Raveline etc.) gebräuchlich.
Wenn wir nun noch hinzufügen, dafs die oben-
erwähnten 7 vierkantigen Pfähle vermutlich nicht
in die Erde eingelassen, sondern eingerammt, also
augenscheinlich bei Reparaturarbeiten an der Thor-
anlage verwendet worden sind, so sind die ge-
samten aufgefundenen Pfähle bei dieser Rekonstruk-
tion zweckentsprechend untergebracht. Ob die
Rekonstruktion in allen Punkten zutreffend ist, oder
ob dieselbe der Modifikation bedarf, kann erst nach
Beendigung der Ausgrabung entschieden werden.
Zum Schlufs sprach Herr Schuchhardt über
die Teutoburg.
Die Rekonstruktion der Römerkriege in Deutsch-
land hängt in den beiden Angelpunkten Aliso und
Teutoburger Schlacht. Beide müssen unabhängig
voneinander bestimmt werden, denn über ihre gegen-
seitigen Beziehungen erfahren wir nur, dafs l. nach
der Teutoburger Schlacht die Trümmer der Legionen
sich nach Aliso retteten, von wo sie dann z. T. den
Rhein erreichten, und 2. dafs Germanicus, als er im
J. l6 V. Chr. Aliso entsetzte, wohl den Altar des
Drusus wiederherstellte, nicht aber den Tumulus
der Varianischen Legionen auf dem Teutoburger
Schlachtfelde. Daraus gewinnen wir nur das sehr
Allgemeine, dafs der Weg vom Schlachtfelde zum
Rheine über Aliso führte; wie weit es vom einen
zum andern war, wird nirgend gesagt.
Für die genauere Bestimmung des Schlachtfeldes
giebt es nur einen festen Anhalt und der liegt in
dem Taciteischen Ausdruck saltus Teutoburgensis.
Der »Teutoburger Wald« setzt eine Teutoburg vor-
aus, und diese kann natürlich kein Römerlager,
sondern nur eine germanische Burg, sei es eine
Volksburg oder ein befestigter Herrensitz, gewesen
sein. Nach der Teutoburg ist also in erster Linie
zu suchen; wo man sie nicht aufweisen kann, steht
jede Annahme eines Varusschlachtfeldes in der Luft.
Es gab eine Zeit, wo man einig darüber war,
dafs die Grotenburg bei Detmold, in deren Mitte
das Hermannsdenkmal steht, die Teutoburg sei.
Mehrere Urkunden zeigen, dafs der Berg, auf dem
sie liegt, noch im Mittelalter »der Teut« geheifsen
hat. Um 1390 heifst es in einem dortigen Schät-
zungsregister »In dem Toyte Warmeyer und Nolte«,
1410 entsprechend »to dem Toyte twe Hufs«, in
einem Regierungsprotokoll von 1568 wird »der
Tödemeyer Ludeke zum Toidte« genannt, der 1564
einfach Toidt-Luike heifst; »Tötemeyers Hof« ist
heute noch am Fufse der Grotenburg vorhanden.
Zudem steckt ja auch in dem Namen der Stadt
Detmold, in den karolingischen Annalen Theotmelli,
der Name Teut.
Aber die Wallreste auf der Grotenburg sind
spärlich, und bei der allgemeinen Unsicherheit, wie
man solche Reste zu deuten und zu datieren habe,
ging die Forschung immer mehr davoiv ab, sie als
Stützpunkt für die Ansetzung des Schlachtfeldes zu
benutzen. Sie hielt sich immer mehr an römische
Münzfunde und vermeintliche römische Lagerreste
und ignorierte die Teutoburg entweder ganz oder
that sie ab mit dem Hinweis auf eine »Dietrichs-
burg«, die leider ganz mittelalterlich ist oder auf
einen »Düteberg«, der leider nach einem Dütebach
frei erfunden ist.
So haben die Hypothesen ein weites Gebiet
durchwandert, aber zu einer Lösung nirgend geführt.
Denn Münzen, selbst wenn sie den Fundumständen
nach von einer Schlacht zu stammen scheinen,
werden kaum je beweisen können, ob diese Schlacht
i. J. 9 oder i. J. 15 n. Chr. geschlagen ist, und die
Lager, die man hier und dort für Varus in Anspruch
nehmen wollte, haben sich alle als mehr oder
weniger geschickte Bauernwälle herausgestellt. Man
wird daher den Versuch, von der Teutoburg aus
die Gegend des Schlachtfeldes zu bestimmen, heute
um so eher wieder aufnehmen dürfen, als wir durch
96
Archäologische Gesellschaft. 1901. April,
unsere vorgeschrittene Kenntnis frühgermanischer
Befestigungen auf diesem Wege jetzt wohl einen
Schritt weiter kommen werden als früher.
Zweierlei ist durch die Untersuchung der alten
Befestigungen in Nordwestdeutschland generell
klargestellt worden, dafs man den Befestigungen
durchweg erstens ein viel zu hohes Alter und
zweitens viel zu sehr militärischen Charakter zu-
schrieb. Die ganz alten, aus römischer oder noch vor-
römischer Zeit, sind sehr spärlich, die Masse gehört
der sächsisch-fränkischen Zeit oder gar dem Mittel-
alter an, und ebenso hat die Mehrzahl nicht mili-
tärischen oder überhaupt allgemeinen öffentlichen
Zwecken für Aufgebots- oder gottesdienstliche Ver-
sammlungen gedient, sondern den Bedürfnissen
einzelner als Königs-, Edelings- oder Schultenhöfe.
Wie diese Erkenntnis einerseits den Kreis der für
die Teutoburg in Betracht kommenden Anlagen
aufserordentlich beschränkt, so hilft sie andererseits
wesentlich zum Verständnis der auf der Grotenburg
erhaltenen Reste. Fast alle gröfseren Burgen in
dem Gebirgslande zwischen Weser und Ems-Lippe-
Quellen sind frühmittelalterlichen Ursprungs, so die
Karlsschanze bei Willebadessen, die Iburg bei Dri-
burg, die Befestigungen bei Schieder, das Tönsberg-
lager bei Örlinghausen, die Babilonie bei Lübbecke;
ja auch die Hünenburg bei Bielefeld mufs ich nach
neuerer Untersuchung zu dieser Reihe rechnen.
Von einem Alter, das sicher in die vorrömische
Zeit hinaufreicht, ist mir thatsächlich keine andere
vor Augen gekommen als die Grotenburg bei
Detmold.
Jene sächsischen Burgen haben eine ringsge-
schlossene Befestigung, an Steilhängen den Kanten-
wall und an flacheren den Doppelwall, auf gewissen
Strecken auch eine Mauer im Wall, vor den Thoren
besondere vorgezogene Wälle. Dem gegenüber
sehen wir auf dem Teut bei Detmold zunächst oben
am Rande der Hochfläche einen einfachen Steinwall,
der die Umhegung einer Fläche von etwa 400: 500 m
andeutet (Grofser Hünenring). Er ist selbst aber
nur 250 m lang und auch wohl nie ganz herum-
geführt gewesen. Auf halber Höhe des Berges liegt
^odann auf einer vorspringenden Nase der sog.
»kleine Hünenring«, ein starker Ringwall mit Aufsen-
graben (Wallkrone 4'/2 m über Grabensohle), der
eine ovale Fläche von 80: 120 m einschliefst. Bei
den Grabungen, die ich vorigen Sommer hier vor-
nahm, ist nichts als ein Feuersteinmesserchen und
etwas Holzkohle gefunden worden. Der Grundrifs
dieser Befestigungen wie ihre Konstruktion ist weit
primitiver als bei den sächsischen Burgen, entspricht
aber um so mehr zwei Anlagen in benachbartem
Gebiete, dem »Kring« oberhalb Kann. Münden und
dem Ringwall der Marienburg bei Nordstemmen.
Bei diesen beiden ist die zugehörige Nekropole in
Gestalt mehrerer Hügelgräber erhalten und diese
haben schöne Bronzen: Waffen, Messer und Arm-
ringe geliefert; auch sind in dem Ringwall der
Marienburg selbst Steinwaffen gefunden worden,
alles der späteren Hallstattzeit entstammend.
Danach erscheint es mir nicht zweifelhaft, dafs
die Wälle der Grotenburg in römischer Zeit längst
bestanden haben. Welchem Zweck aber haben die
beiden so verschiedenen Anlagen gedient? Man ist
einig darin, den »Grofsen Hünenring« als eine
Volksburg aufzufassen, und das wird richtig sein ;
den kleinen aber erklärt man bald für einen Wacht-
posten, bald für ein Heiligtum. Hier möchte ich
eine neue Erklärung vorschlagen, deren ausführliche
Begründung allerdings eine weite Diversion auf das
Gebiet des Wohn- und Befestigungswesens im alten
Germanen- und Sachsenlande erfordern würde. Nur
soviel möge gesagt sein: An einer Reihe von Bei-
spielen ist zu erkennen, wie eine Volksburg durch-
weg mit einem Herrenhofe im Zusammenhang steht.
Bald ist er in sie eingebaut als besonders befestigte
Spitze oder Ecke (nach gewöhnlicher Auffassung
das »Kernwerk«) — so war die Feste des letzten
Thüringerkönigs Burgscheidungen angelegt, wo die
Sachsen 531 den ersten Tag das oppidum, den
folgenden die arx mit der regia eroberten — bald
liegt er gesondert bergabwärts von der Volksburg
und ist dann oft noch bis weit ins Mittelalter be-
wohnt gewesen.
Diese befestigten Herrenhöfe sind in der Regel
100 : 100 m grofs. Die Ausgrabungen zeigen, dafs
darin der Herr mit seinem Gesinde, mit seinen
Scheuern und Ställen gewohnt hat und dasselbe
zeigen auch die Beschreibungen der Königshöfe
Karls d. G. in seinem betreffendem Capitulare.
Erst gegen das Jahr 900 hat sich bei uns der
Wandel vollzogen, dafs der Edelmann seine Scheuern
und Ställe verläfst, und allein für die Familie eine
schlofsartige Burg erbaut, die nun blofs Pallas,
Bergfried und Kapelle enthält und weit geringeren
Umfang hat, als jene alten Hofstätten.
Wird schon hierdurch der Gedanke nahegelegt,
dafs auch der kleine »Hünenring« ein solcher Edel-
hof sei, der Sitz des Häuptlings, der über die grofse
Volksburg oben zum Sammeln seines Aufgebots
und zur Bergung des flüchtenden Volkes verfügte,
so wird durch eine Stelle des Tacitus ein solches
Wohnen des Herrschers auch schon für jene frühe
Zeit bezeugt. Es heifst Ann. II 62 erat inter Gotones
nobilis iuvenis nomine Cahialda profugus olini vi
Archäologisclie Gesellschaft. 1901. April.
97
Marobodui ei tunc dubiis rebus eins uUionem ausus,
is valida manu fines Marcomannorum ingreditur cor-
ruptisque primoribus ad societatem inrumpit regiam
castellumque iuxia situm.
Mit der regia und dem castellum iuxta situm
(der Volksburg) scheint mir eine genaue Analogie
gegeben zu dem kleinen und dem grofsen Hünenring.
Zu vorstehenden Ausführungen bemerkt Herr
Dahm folgendes:
So zutreffend die Identifizierung der Grotenburg
bei Detmold mit der Teutoburg des Tacitus ist, so
wenig kann ich der Ansicht des Herrn Dr. Schuch-
hardt beistimmen, dafs die Frage der Örtlichkeit
der Varusschlacht in der Luft schwebe, wenn man
die Teutoburg nicht kenne. Letztere steht weder
direkt noch indirekt mit der Varusschlacht in irgend
welchem Zusammenhange; sie hat nur den Namen
für das Waldgebirge hergegeben, in dem diese
Schlacht geschlagen wurde.
Bekanntlich wird die Teutoburg in der antiken
Litteratur nur ein einziges Mal erwähnt: Tacitus er-
zählt (Ann. I. 60), dafs Germanicus, als er im
Sommer 15 n. Chr. zwischen Ems und Lippe im
Bruktererlande haud procul Teutoburgiensi saltu, in
quo reliquiae Vari legionumque insepultae dicebantur ,
stand, den Entschlufs fafste, das varianische Schlacht-
feld zu besuchen.
Diese Angabe setzt weiter nichts voraus, als
d a fs der saltus Teutoburgiensis dem damaligen
Standorte des Germanicus nahe lag; sie be-
rührt in keiner Weise die Örtlichkeit der Teutoburg
oder des Schlachtfeldes, vielmehr ist einleuchtend,
dafs es dieser Überlieferung durchaus nicht wider-
sprechen würde, wenn dieselben in den entferntesten
Winkeln des Teutoburger Waldes lagen.
Es handelt sich hier also lediglich um
die Frage: Was versteht Tacitus unter dem
saltus Teutoburgiensis?
Dafs das varianische Schlachtfeld und die
Teutoburg in dem auf dem linken Ufer der Weser
gelegenen Teil des »Weser- Berglandes« zu suchen
sind, darüber sind alle ernst zu nehmenden Forscher
einig. Dieses Bergland besteht in der Hauptsache
aus zwei Höhenzügen, die sich gegen die nord-
deutsche Tiefebene scharf abheben, aber unter sich
durch ein Hügelland verbunden sind; der eine dieser
Höhenzüge zieht von der Porta Westfalica nach
Westen, der andere von den Lippequellen nach
Nordwesten. Die moderne Bezeichnung »Teuto-
burger Wald« ist erst seit Anfang des achtzehnten
Jahrhunderts nachweisbar; sie ist offenbar aus einer
oberflächlichen Deutung jener taciteischen Über-
Archäologischer Anzeiger 1901.
lieforung hervorgegangen, deshalb ebenso unbe-
stimmt, wie diese.
Zu der Zeit, als der Lippesche Archivrat
Clostermeier die Varusschlacht in die Dörenschlucht
bei Detmold verlegte, nannte man den südlichen
dieser beiden Höhenzüge den Teutoburger Wald.
Als dann Mommsen im Jahre 1885 mit seiner
Barenauer Hypothese hervortrat, taufte er flugs die
Höhenzüge um, indem er den nördlichen derselben
mit diesem Namen belegte; dafs er nach Lage der
Sache hierzu vollkommen berechtigt war, wird nie-
mand in Abrede stellen können.
Aber weder das eine, noch das andere halte
ich für zutreffend, vielmehr bin ich der Meinung,
dafs Tacitus unter dem saltus Teutoburgiensis^
wenn nicht das ganze heutige Weser-Berg-
land, so doch sicher den auf dem linken
Ufer der Weser gelegenen Teil desselben
verstand. Bei dieser Annahme gehe ich von dem
Gedanken aus, dafs die bekannten römischen Be-
nennungen mitteleuropäischer Gebirge, wie Melibo-
cus M., Taunus M., Abnoba M., Vosagus M., Hercynia
S. etc. sich in allen Fällen auf geschlossene Gebirge
und weite Gebirgsländer, niemals auf einzelne Teile
derselben beziehen. Ob man nun von der Weser-
mUndung, von der Emsmündung oder aus dem
Münsterlande kommt — das Weser-Bergland präsen-
tiert sich von allen Seiten als ein scharf begrenztes,
einheitliches Ganzes, für welches nach vorstehend
angeführten Analogien auch ein einheitlicher Name
angezeigt erscheint. Dafs Tacitus nur die nächste
Umgebung der Teutoburg oder einen bestimmten
Höhenzug, also einen kleinen Teil dieses ohnehin
kleinen Berglandes, als saltus Teutoburgiensis be-
zeichnete, dürfte demnach völlig ausgeschlossen sein.
Die Teutoburg ist also bei der Suche nach
dem Varianischen Schlachtfelde ein Irrlicht, welches
man am besten ganz ausschaltet.
Hätte Tacitus nicht jenen unglücklichen Zusatz
haud procul Teutoburgiensi saltu gemacht, so hätten
wir ein Dutzend militärisch unhaltbarer Hypothesen
über den Verlauf der Varuskatastrophe weniger,
und die öffentliche Meinung wäre weniger irre-
geleitet worden, als es bisher geschehen ist. Die
künftige Forschung wird Mühe haben, diesen Schaden
zu reparieren.
Hierauf entgegnete Herr Schuchhardt:
Ich habe als selbstverständlich angenommen
und daher nicht besonders betont, dafs der Name
saltus Teutoburgiensis nicht ein urwüchsiger Berg-
name ist, wie Harz, Taunus, Hunsrück, Hohe Rhön,
Solling, die sich auf den Charakter eines einheit-
lichen Gebirges beziehen, sondern ein abgeleiteter,
7
98
Archäologische Gesellschaft. 1901. Mai.
nach einer bestimmten Örtlichkeit gegebener, wie
Thüringer Wald, Binger Wald, Osnabrücker Berg-
land. Um die Lage so benannter Gebirge zu be-
stimmen, wird man doch immer fragen, wo Thüringen,
Bingen, Osnabrück liegt. Solch ein Gebirgsname
reicht nicht so weit wie der Charakter des Gebirges
derselbe bleibt, sondern nur so weit die Örtlichkeit,
von der er abgeleitet ist, noch Geltung hat. Der
Thüringer Wald geht da, wo Thüringen aufhört,
in den Frankenwald über; der Binger Wald ist nur
der Teil des Hunsrück, der um Bingen liegt.
Wohl nie sind diese Namen die ursprünglichen,
an Ort und Stelle entstandenen. Der Ausdruck »Osna-
brücker Bergland« ist erst in der Varusdebatte von
Nichteinheimischen geprägt worden, der Einheimische
spricht, je nach der Richtung von der Stadt aus,
vom Osning oder Wiehengebirge oder Habichtswalde.
So sieht auch der saltus Teutoburgiensis aus wie eine
gelehrte Erfindung der Römer. Die beiden langen
Höhenketten, die das Gebiet durchziehen, in dem
er gesucht werden mufs, sind uns nach ihrem alten
Namen wohlbekannt. Die südliche von Warburg
über Detmold, Bielefeld nach Rheine heute Egge-
gebirge, Lippischer Wald, Osning, Teutoburger
Wald genannt, heifst ursprünglich einheitlich Osning;
die nördliche von Hameln über Minden, Lübbeke
nach Bramsche, heute als Süntel, Wesergebirge,
Wiehengebirge bezeichnet, ursprünglich einheitlich
Suntal. Die Namen Osning und Suntal lassen sich
bis in die karolingische Zeit zurückverfolgen, sind
aber nach ihrer Form sicher noch viel älter.
So mufs ich dabei bleiben, dafs der Teuto-
burger Wald durchaus abhängt von der Teutoburg
und wohl 2 — 3 Stunden von ihr entfernt noch so
genannt werden konnte, nicht aber 3 — 4 Tage-
märsche.
Im Hinblick auf die weit vorgeschrittene Zeit
nahm Herr Dahm von einer Erwiderung auf diese
Ausführungen Abstand.
MAL
Als ordentliches Mitglied wurde aufgenommen
Herr Harry Graf Kefsler. Herr C o n z e eröffnete
die Sitzung mit Verlesung folgenden Schreibens
des Ersten Vorsitzenden: »Herr Professor Dr.
Drefsel hat den Vorsitzenden ersucht zur Kenntnis
der Gesellschaft zu bringen, dafs er der im letzten
Winckelmannsprogramm von Herrn Dr. Schrader
ausgesprochenen Annahme einer modernen Über-
arbeitung und Glättung der Caracalla-Büste der Kgl.
Museen nicht beipflichten könne. Er halte vielmehr
an der s. Z. auch bei dem Ankauf des Werkes ver-
tretenen Ansicht fest, dafs diese Caracalla-Büste ein
in allen Teilen unberührtes und durch wunderbare
Erhaltung ausgezeichnetes Kunstwerk sei.«
Die Reihe der wissenschaftlichen Mitteilungen
eröffnete Herr Kekule von Stradonitz mit der
Vorlage von Photographien des im vorigen Jahre
bei Pompeji gefundenen bronzenen Epheben (Sogliano
in den Notizie degli scavi, Nov. 1900; Monumenti
ant. pubbl. dalla R. Accad. dei Lincei X), eines her-
vorragenden Werkes, dessen kunstgeschichtliche
Bedeutung der Redner durch einen Vergleich mit
dem Florentiner Idolino und der Berliner Sabouroflf-
schen Bronze erläuterte. Sodann sprach Herr Ass-
mann über die Schiffe der Dipylonvasen und wandte
sich besonders gegen die erst von Bauer, dann von
E. Pernice aufgestellte Meinung, dafs einfache
Moneren aus der Vogelperspektive, aufgeklappt,
dargestellt seien. Redner erläuterte an zahlreichen
Beispielen, wie Pernice seines Erachtens sich mit
den technischen Grundbedingungen des Schiffs, mit
der korrekten Ausdruckweise und auch mit sich
selbst in Widerspruch gesetzt habe. Als Zweireiher
in der gewöhnlichen Seitenansicht sind jene Schiffe
eben so gut wiedergegeben wie die anderen Dinge;
sollen sie aber von oben eingesehene Fahrzeuge
darstellen, so sind es arg mifslungene, lächerliche
Zerrbilder. Im ganzen vorchristlichen Altertum
giebt es kein »aufgeklapptes« Schiffsbild; auch bei
den Ägyptern sieht man weder das Deck noch die
jenseitigen (dem gewöhnlichen Beschauer ja auch
unsichtbaren) Ruderer. Der Vasenmaler zeichnete
niemals das jenseitige Wagenpferd oberhalb des
diesseitigen, folglich auch nicht die Ruderer des
jenseitigen Bords über die diesseitigen. Das Sturm-
deck der Dipylonschiffe wird leicht verstanden aus
den Kujundjik-Reliefs und der trefTlichen cista
Ficoroni; es gehört auch zu den morgenländischen
Charakterzügen, aus welchen Redner schon früher
(vergl. diese Berichte 1895 S. 47) die phoinikische
Nationalität dieser Schiffe folgerte. Torr stimmte
ihm zu. Die Dipylonschiffe sind biremes und auch
longae tectae. Nach Plinius 7, 57 wurden jene in
Erythrae, diese auf Thasos erfunden, beide Orte
aber waren nach vielfacher und glaubhafter Über-
lieferung alte phoinikische Kolonieen. Herr Pernice
behielt sich angesichts der vorgerückten Stunde
und der zwei noch auf der Tagesordnung stehen-
den Vorträge eine Erwiderung für eine spätere
Sitzung vor.
Herr Trendelenburg besprach die auf die
Lage des Zeusaltars in Olympia bezügliche Angabe
des Pausanias V 13, 8 und gab eine neue Erklärung
ihres letzten Satzes, die seiner Ansicht nach die in
der Stelle liegenden Schwierigkeiten zu heben ge-
Archäologische Gesellschaft. 1901. Juni.
99
eignet ist. Die Herren Conze, Diels und P. Graef
machten teils topographische, teils sprachliche Be-
denken gegen diese Erklärung geltend, ohne den
Vortragenden von der Unzulässigkeit seiner Auf-
fassung zu überzeugen.
Zum Schlufs legte Herr R. Zahn das neuer-
schienene Annual 0/ the British school at Athens mit
Berichten von Evans über den Palast von Knossos
und von Hogarth über Ausgrabungen in der Zeus-
höhle, ferner einen grofsen Aufsatz von Evans über
mykenischen Baum- und Pfeilerkult {^Mycenaean iree
and pillar cult), S. A. aus dem J. H. S. XXI 1901
S. 99 ff. vor. Im Anschlufs an diese Arbeit wurde
eingehender der S. 193 und auf Taf. V abgebildete
Kultbau erörtert, der auf einem Stück des Miniatur-
frieses aus Knossos erhalten ist. Bei seiner Ver-
gleicbung mit den bekannten mykenischen Gold-
plättchen, die einen ähnlichen Bau wiedergeben,
(am besten abgebildet bei Reichel, Vorhellenische
Götterkulte S. 9) ergiebt sich als Hauptunterschied,
dafs bei diesen der Boden der drei Räume in dem-
selben Niveau liegt, der mittlere scheinbar einen
Aufbau zeigt, während auf dem Fresko der Boden
der Mittelkammer höher liegt und der Teil, der bei
jenen über ihm erscheint, bei ihm unten angebracht
ist. Der Gedanke liegt nahe, diese Verschiedenheit
nur auf Rechnung der Darstellungsweise zu setzen.
Das mit den halben Rosetten verzierte Stück ist nur
die seitliche Aufseuwand des Mittelraumes. Sie ist
in dem einen Fall hinaufgeschoben, um das Innere
der Kammer zu zeigen, in dem anderen Fall ist die
Aufsenwand geblieben, dafür das Innere in die Höhe
gerückt. Parallelen für derartige architektonische
Darstellungen bieten ägyptische Wandgemälde. Die
beiden Räume zu den Seiten liegen nicht rechts
und links von dem Mittelraum, sondern vorn und
hinten. Wollen wir uns die eigentliche Gestalt des
Baues vorstellen, müssen wir diese Räume um die
Axen ihrer an den Mittelbau anstofsenden Seiten in
einem Winkel von 90*' nach rechts, bezw, nach
links drehen. Zu einer solchen Auffassung dieser
Darstellungen berechtigen uns Beobachtungen auf
anderen mykenischen Monumenten. So sind z. B.
bei dem Altarbau auf dem Goldringe bei Reichel
a. a. O. S. 3 (gröfser bei Evans a. a. O. S. 189
Fig- 63) in einer Linie nebeneinander angeordnet,
während sie doch natürlich an den Ecken eines
Rechteckes stehen. Dieselbe Art künstlicher Per-
spektive ist es, wenn ein Löwe von vorn dargestellt
wird, zugleich aber auch sein Hinterteil sichtbar
wird. (Perrot-Chipiez, Histoire de l'artYl. Taf. 16, 7;
Fig. 432, 9.) Wir erhalten so einen Bau mit Cella,
Pronaos und Opisthodom. Eine richtigere Dar-
stellung eines Kultbaues, die für die obige Auf-
fassung spricht, bietet der Goldring aus Knossos, bei
Evans a. a. O. S. 170 Fig. 48. Es sei noch darauf
hingewiesen, dafs der von uns in seiner wirklichen
Gestalt hergestellte Bau eine mittlere Säulenstellung
zeigt. Sofort wird man sich an einige uralte Tempel
mit derselben Eigentümlichkeit erinnern. Ein Ge-
bäude der VII. Schicht von Troja hat denselben
Grundrifs. Wir dürfen also diese Form an myke-
nische Monumente anknüpfen. Es fragt sich
schliefslich noch, ob wir in der Darstellung auf
dem Fresko und den mykenischen Goldplättchen be-
liebige Kultbauten zu erkennen haben, die da und
dort an Stätten mykenischer Kultur sich fanden,
oder ob beide ein berühmtes Heiligtum wieder-
geben, bei dem grofse Feste gefeiert wurden, wie
uns das Fresko zeigt. Letztere Möglichkeit scheint
wahrscheinlicher, einmal wegen der Gleichartigkeit
der Darstellung auf dem Gemälde und den Gold-
plättchen, dann weil sich bisher an Stätten myke-
nischer Kultur keine Spuren gefunden haben, die
man mit solchen Bauten in Verbindung bringen
könnte.
JUNL
Herr Conze legte als Zusendung Sr. Excellenz
Hamdi-Bey's die Photographie einer jüngst aus
Lampsakos in das Ottomanische Museum in Con-
stantinopel gekommenen Hydria vor. Sie ist mit
dem Relief bilde einer Eberjagd geschmückt, in ver-
goldetem Thon ausgeführt, ganz wie eine Arbeit
aus wirklichem edlen Metall, ein ausgezeichnetes
Stück hellenistischer Kunstübung.
Aufserdem wollte Herr Conze erwähnt haben,
dafs ihm von Herrn Theodor Graf, dem be-
kannten Besitzer der Portraitgemälde römischer Zeit
aus dem Fajum, z. Z. in Paris, eine Zuschrift mit
Abbildungen zugegangen sei. Es werde darin aufs
Neue der Versuch gemacht, einzelne dieser Portraits
der Ptolemäerzeit, und zwar als Bildnisse von Mit-
gliedern des Ptolemäer - Hauses, zuzuweisen, ein
Versuch, der unhaltbar sei.
Daraufsprach Herr O. Rofsbach aus Königs-
berg über ein Seleukiden-Heiligthum bei
dem äolischen Kyme und seinen plasti-
schen Schmuck. Die daselbst 1887 ausge-
grabenen Sculpturen befinden sich jetzt im Museum
zu Constantinopel (Fundbericht in der Reime ar-
cheologique III. ser. XI [1888] S. 84 fg.) und gehören
ihrem Stile nach der späteren hellenistischen Zeit
an. Zunächst sind es zwei zum Einsetzen in Statuen
bestimmte überlebensgrofse Götterköpfe aus Marmor
(Catalogtie des sculptures grecques Nr. 10, 6), Apollon
mit einer um Lorbeerzweige geschlungenen Purpur-
lOO
Archäologische Gesellschaft. 1901. Juni.
binde im Haar (vgl. Theokrit 2, 121 fg., Neue Jahr-
bücher f. class. Philol.\\%^()\ S. 55 fg., Taf. I 3) und
Artemis, beides von den Seleukiden verehrte
Gottheiten, welche sehr ähnlich auf ihren Münzen
dargestellt sind (Catalogue 0/ the Greek coins in the
British Museum, Seleucid kings Taf. V 8 u. ö., VI 7,
"VII 10). Dieselbe Gröfse und Technik hat ein Paar
Porträtköpfe von den Statuen eines Seleukiden
in kräftigem Mannesalter und einer bejahrten
Königin desselben Hauses, vielleicht der Slratonike,
der Gemahlin des Antiochos I (Nr. 82, 51, Photo-
graphien konnten noch nicht vorgelegt werden) 2.
Das letztere Bildnifs war bisher für Tiberius mit
priesterlicher Verhüllung des Hauptes erklärt worden,
aber dieser zeigt in seinen sicheren Darstellungen
andere Gesichtszüge. In dem Haar sieht man auch
mehrere Bohrlöcher für die Anbringung eines
metallenen Stephanos, wie ihn die hellenistischen
Herrscherinnen tragen {Brit. Mus., Seleucid kings
Taf. XXIII ifg., Ptolemies Taf. VIII). Nur lebens-
grofs ist die Marmorstatue einer Frau in langem
Gewände, welche lebhaft an kleinasiatische Terra-
kotten erinnert (s. z. B. E. Pottier et S. Reinach,
Necropole de Myrina Taf. XXXV 2) und wohl eine
Priesterin oder Weihende wiedergiebt. Weiter
wurden Bruchstücke von Gliedmaafsen von
Herrscherstatuen desselben Fundortes besprochen
(Catalogue des sculptures S. 5, Revue archeologique
a. a. O. S. 85 Nr. 6, 7). Zwei männliche Beine von
den Knieen abwärts sind mit wohl erhaltenen und
in Relief und Farbe verzierten ^(j-ßarai versehen,
wie sie nach Duris bei Athenäos XII S. 535 f. (vgl.
Plutarch Dem. 41) Demetrios Poliorketes trug,
während sie bei den Römern für weichlich galten
(Seneca de benef. II 12). Die Baulichkeit, welcher
diese Sculpturen angehörten, stand demnach zu der
durch zahlreiche epigraphische Zeugnisse aus be-
nachbarten Städten bezeugten Verehrung der Seleu-
kiden in engster Beziehung. Leider ist eine bei den
Ausgrabungen in Kyme gefundene Inschrift helle-
nistischer Zeit sehr stark beschädigt {Revue archeo-
logique a. a. O. S. 86, Zeile 7 lies eXa^ov, 8 OTaTTJpa;
exaxdv). Zwei andere kürzere stammen aus der
römischen Kaiserzeit (ebd.) und beweisen auch die
2) Inzwischen sind mir auch diese Photographien
durch die Güte des Herrn Museumsdirektors Halil-
Bey zugegangen. Der mir vor den Originalen
nicht mögliche Vergleich mit den Münzen hat er-
geben, dafs der männliche Porträtkopf Seleukos II
mit ganz leichtem Bartanflug an den Schläfen dar-
stellt (s. Brit. Mus., Seleucid Kings Taf. VI, i). Die
ihm sehr ähnliche beträchtlich ältere Frau ist dem-
nach seine Mutter, die gewaltthätige einflufereiche
Laodike.
damalige Benützung des Gebäudes. Sehr zu
wünschen ist eine genaue Untersuchung und Auf-
nahme der Örtlichkeit.
Herr Wiegand trug etwa Folgendes vor:
Die Combinationen Alfred Brückners über die
Composition des Typhongiebels und des grofsen
Tritongiebels (Athenische Mitteil. XIV 67 und XV 84)
halten der Kritik nicht stand.
1. Typhongiebel. Der dem Gegner des
Typhon zugeschriebene Zeuskopf gehört nicht an
diese Stelle, sondern pafst auf den Torso einer fast
lebensgrofsen thronenden Figur in Hochrelief, von
der wir noch nicht wissen, ob sie überhaupt in
einen architectonischen Zusammenhang gehört und
in welchen. Der von Brückner als Gegner der
»Echidna« angenommene Herakles hatte nicht das
archaische Laufschema; ein bisher unbeachtetes
Schenkelfragment ergab ein gewöhnliches, weites
Ausschreiten. Da die Heraklesfigur in Gröfse, Stil
und allen technischen Merkmalen mit dem Torso
einer nach links eilenden kleinen Amazone überein=
stimmt, so ergiebt sich daraus eine neue, vom
Typhongiebel zu trennende Gruppe.
2. Der gröfse Tritongiebel. Wolters' Ver-
mutung, dafs der »barba bleu« auf den Rumpf des
Triton gehöre, hat sich mir bestätigt. Für den
Typhon ist der Kopf zu grofs. Als Zuschauer der
Ringergruppe nimmt Brückner rechts den schlangen-
beinigen König Erechtheus an, dessen zwei Schlangen-
beine er vorhanden glaubt. Diese zwei Schlangen-
teile lassen sich jedoch nach Watzingers Beobach-
tung in einen einzigen, einfachen Schlangenkörper
unterbringen. Von dem angeblich menschlich ge-
bildeten Oberteil des Königs hat Brückner nur eine
Hand mit Vogelfragment (Adler?) vorzuweisen.
Diese Hand kann indessen dem mittleren Typhon-
leib angehören. Es hat sich aufserdem das Frag-
ment eines zweiten, ganz übereinstimmenden Vogels
erhalten. Da der dritte Typhonleib in der linken
Hand einen als Vogelkralle zu deutenden Rest er-
kennen läfst, so ergiebt sich, dafs zwei bisher freie
Hände des Typhon Vögel trugen, in der Art, wie
Meerdämonen den Delphin tragen; vom «Erechtheus»
bleibt nichts übrig.
Die beiden Schlangen haben vermutlich ein
und demselben Giebeldreieck angehört.
Andrerseits ist jetzt zu überlegen, ob Typhon
und Triton nicht ein und demselben Giebel ange-
hörten. Nach den Mafsen ist es durchaus zuläfsig,
da in der Mitte noch ein freier Raum von i bis
1,50 ra bleibt, der für die den beiden Ungeheuern
zugewandten Gestalten bliebe.
Der Vortragende erläuterte dann eine nach
Gymnasialunterricht und Archäologie.
lOI
seinen Angaben von E. Gillieron angefertigte Zu-
sammenstellung bisher unbekannter Giebelreste. Die
Mitte der Darstellung nimmt ein kleines Quader-
gebäude mit dorischem Gesims ein. Der Dachrand
und die viae sind rot, die mutuli (3 guttae in 2 Reihen)
schwarz. In dem Gebäude befindet sich eine
Kammer mit schwarzen Wänden. Links steht neben
dem in ein Walmdach endigenden Gebäude ein
Baum mit drei Asten. Auch vom Peribolos ist
ein Fragment erhalten. Die Gestalt einer zierlichen
Wasserträgerin mit rotem Gewand und blauem
Mantel liefs sich nun wieder an die Quaderwand
des Gebäudes anfügen, so dafs sie der Kammer
zuschreitet, aufserdem existiert eine zweite, frei-
gearbeitete Figur einer Wasserträgerin und das
Fragment einer dritten. Die Darstellung als ein-
fache Brunnenscene aufzufassen verbietet das nackte
Bein eines in derselben Richtung wie die erste
Hydrophore schreitenden Jünglings. Es wird auf
den Troilosmythos zu schliefsen sein. " Dafs die
Darstellung sicher in einen Giebel gehört, ergiebt
sich einerseits daraus, dafs ein Stück horizontaler
Bodenfläche erhalten ist, andrerseits dafs oben eine
schräg nach links verlaufende Einarbeitung für das
Kyma unter der Geisondeckplatte eingearbeitet ist.
Herr O. Rubensohn besprach sodann ein
lang bekanntes, bisher aber nur in unzulänglichen
Abbildungen verbreitetes Nymphenrelief auf
Faros, von dem er zuverlässige Photographien
vorlegen und mit deren Hilfe einzelne Figuren
sicherer als bisher deuten konnte. Zum Schlufs
setzte Herr Trendelenburg seine in der vorigen
Sitzung begonnenen Erörterungen über die Lage
und das Alter des grofsen Zeusaltars in Olympia
fort und stützte seine Auffassung der Pausanias-
stelle V 13, 8, wonach das TrpoxeffAEVo; [x^vxot xal rpo
czfAcpoTlptüv keine Orts-, sondern eine Zeitangabe ent-
halte, durch neue Erwägungen. In der lebhaften
Aussprache, die diese Erörterungen hervorriefen,
erklärte Herr von Wilamowitz-Möllendorff,
ohne dieAnstöfse der bisherigen Auffassung der Stelle
zu verkennen, die neue Erklärung sprachlich für un-
statthaft; auch die Herren O. Schröder*, Kekule
von Stradonitz und Engelmann suchten auf
verschiedenen Wegen die hergebrachte Interpretation
zu rechtfertigen, während die Herren P. Graf und
^) Herr O. Schröder möchte betonen, dafs
mit eciTt Se 6 — ß«)[Ji.»5;, xaTaaxeuaadfjvat 5e a'!)T(5v,
r£7:ot'7)Tat 5^ nacheinander Lage, Gründungszeit und
Material bestimmt werden, und dafs es von der
Lage heifse i. »ungefähr gleich weit von Pelopion
und Heraion«, 2. »jedoch (für die vom Zeustempel
Kommenden) noch vor beiden« ; [jidXtaTa heifst buch-
Adler topographische Bedenken gegen die neue
geltend machten. Der Redner vermochte die gegen
seine Auffassung vorgebrachten Gründe nicht als
durchschlagend anzusehen und blieb mit voller
Entschiedenheit bei der Überzeugung, dafs nur bei
der von ihm vertretenen Erklärung alle in der Stelle
liegenden Schwierigkeiten sich heben lassen.
GYMNASIALUNTERRICHT UND
ARCHÄOLOGIE.
Die Ferienkurse für Gymnasiallehrer haben in
diesem Frühjahr wiederum zu Ostern in Berlin,
zu Pfingsten in Bonn-Trier und Würzburg-
Mainz stattgefunden.
In Berlin betheiligten sich 27 Herren aus
den verschiedenen preufsischen Provinzen und je
einer aus Sachsen, Württemberg, Baden, Mecklen-
burg-Schwerin, Sachsen-Altenburg, Hamburg. Am
II. April trug Herr Erman über ägyptische Denk-
mäler vor, am 12. Herr Winnefeld über Schliemanns
Ausgrabungen und Abends Herr Zahn über die Aus-
grabungen auf Kreta, in Thermen und Delphi, am
13. Herr Trendelenburg über Alterthümer von
Olympia, am 15. Herr Conze über die attische
Kunst, am 16. Herr Schrader über die Ausgrabungen
in Priene; am 17. sprach Herr Winnefeld in dem
neuen Pergamonmuseum über die Alterthümer von
Pergamon, es folgte am 18. der Vortrag des Herrn
Pernice über antike Keramik und am 19. des Herrn
Richter über römische Topographie.
Am archäologischen Pfingstcursus in
Bonn und Trier beteiligten sich 26 Lehrer höherer
Schulen. Vertreten waren alle preufsischen Pro-
vinzen aufser Ostpreufsen, Pommern und Schlesien,
aufserdem Bayern, Hessen, Oldenburg, Sachsen-
Weimar, Schwarzburg-Sondershausen und die Reichs-
lande.
Prof, Loeschcke trug vor über die Kultur der
griechischen Heroenzeit mit besonderer Berück-
sichtigung der neuesten Funde auf Kreta, erläuterte
in der Abgufssamnilung des Kunstmuseums die Ent-
wicklung der griechischen Plastik, vor den Originalen
(Vasen und Terracotten) die Vorstellungen der
Griechen vom Leben nach dem Tode. Im Provinzial-
museum erklärte Museumsdirektor Dr. Lehner die
prähistorischen Denkmäler, die römischen Stein-
stäblich »gewifs« , wirke aber als Abschwächung,
[x^vTOi xotl führe hier durchaus nur eine topographi-
sche Zusatzbestimmung ein, die deswegen so scharf
adversativ ausgefallen sei, damit man nicht glaube,
der Altar liege in der Mitte zwischen Pelopion und
Heraion.
I02
Gymnasialunterricht und Archäologie.
sculpturen und Inschriften, Prof. Loeschcke die
Werke der römischen Kleinkunst. Prof. Wiede-
mann sprach über die Kunst und Kultur Ägyptens
und ihre Beziehungen zu Griechenland. Die Aus-
grabungen der Reichslimes-Kommission wurden in
diesem Jahre in der Nähe von Sayn besichtigt, auch
ein keltisches Grab dort geöffnet. Aufserdem be-
suchten die meisten Teilnehmer am Cursus auf der
Fahrt nach Trier unter Führung der Herren Bode-
wig, Lehner und Loeschcke die vorrömischen und
römischen Schanzwerke bei Urmitz und das Treverer-
dorf mit den Ruinen eines Mercurtempels im
Koblenzer Stadtwald. In Trier erklärte Prof.
Hettner das Museum und die Ruinen und führte die
Herren nach Nennig und Igel.
DerBayerisch-Hessische archäologische
Anschauungsk Urs für Lehrer höherer Unter-
richtsanstalten fand in diesem Jahre wieder in
der Pfingstwoche statt, worüber uns die Herren
Soldan und Wolters berichten.
An dem Kurse nahmen im ganzen 24 Herren
teil, und zwar 10 aus Bayern, 8 aus Hessen, 2 aus
Preufsen, 2 aus Sachsen, i aus Württemberg, i aus
Baden. Er begann in Würzburg am Dienstag
28. Mai Vorm. mit Herrn Wolters' Vortrag über die
Topographie des delphischen Heiligtums nach den
neuesten Ausgrabungen. Am Nachmittag folgte
Herrn Flaschs Vortrag über die Amazonenstatue des
Phidias und der erste Teil der Führung durch
die Antikensammlungen des Kunstgeschichtlichen
Museums, wobei Herr Wolters besonders die gal-
vanoplastischen Nachbildungen mykenischer Alter-
tümer erläuterte.
Mittwoch 29. Mai wurde diese Führung von
Herrn Wolters fortgesetzt und besonders die Vasen-
sammlung eingehend betrachtet; am Nachmittag
führte Herr Oberbibliothekar Kerler die Teilnehmer
in die Sammlung der Incunabeln und Handschriften
der Universitätsbibliothek; daran schlössen sich dann
zwei Vorträge Flasch's über die Bronzestatuen von
Tänzerinnen aus Herculaneum und über die Schule
des Pasiteles.
Donnerstag 30. Mai erläuterte Herr Wolters zu-
erst das Pompejanum in Aschaffenburg; dann wurde
noch das Schlofs kurz besucht, besonders Ge-
mäldegallerie und Bibliothek, wo Herr Prof. Hart
die wichtigsten Incunabeln und Handschriften vor=
wies. Am Nachmittag führte Herr Stiftspfarrer
Hergenröther die Teilnehmer zuerst in die Stifts-
kirche, dann wurde noch die städtische Sammlung
besucht.
Von Aschaffenburg begaben sich die Theil-
nehmer des Kurses nach Stockstadt a, M., um das
von Conrady neben dem Kastell aufgedeckte und
konservirte Bad zu besichtigen. Herr Conrady war
leider verhindert, aber Herr Anthes trat für ihn
ein und gab die nöthigen Erläuterungen. Der
folgende Tag begann mit einer Besichtigung der
Antiken und sonstigen Kunstwerke im gräflichen
Schlofs zu Erbach i. O. unter Führung von Herrn
Anthes. Derselbe erklärte sodann in kurzem Vortrag
die kunstgeschichtliche Bedeutung der Einhards-
basilika in dem benachbarten Steinbach und der
Fränkischen Thorhalle in Lorsch. Am Nachmittag
fand auch ein Besuch der Ersteren statt. — Der
fünfte Tag war vorzugsweise den Ausgrabungen
bei Butzbach gewidmet. Hier sprach Herr Soldan,
der Leiter dieser Ausgrabungen, über den Limes
und die verschiedenen Perioden seiner Anlage,
die gerade hier in der Wetterau ganz besonders
deutlich hervortreten. Dann folgte ein Vortrag
von Herrn Anthes über Limeskastelle und Bäder,
unter Bezugnahme auf das zwei Tage vorher bei
Stockstadt gezeigte. Hieran schlofs sich dann wieder
ein Vortrag von Herrn Soldan über Untersuchungen
auf prähistorischem Gebiete, zu welchen derselbe in
den letzten beiden Jahren an verschiedenen Orten,
so auch bei Butzbach, Veranlassung gefunden hatte.
Am Mittag führte er die Theilnehmer des Kurses
zu seinen Ausgrabungen, um hier durch Ahschauung
zu erläutern, was er am Morgen über die verschie-
denen Perioden der Limesanlagen und ein Gehöfte
der Eingeborenen aus jener Zeit mitgetheilt hatte.
— Für den Sonntag war, wie bei den früheren
Kursen, ein Erholungsausflug geplant. Er sollte
gelegentlich der Reise nach Worms ausgeführt
werden und einen schönen Punkt der Bergstrafse
zum Ziele haben. Aber wegen der aufsergewöhnlichen
Hitze und einer Veränderung im Fahrplan mufste dies
Programmstück ausfallen. Am selben Nachmittag
konnte jedoch Herr Anthes noch, unter Bezugnahme
auf seinen in Erbach gehaltenen Vortrag in Lorsch
die fränkische Thorhalle erläutern. — Am Montag
Morgen fand in Worms, unter Führung der Herren
Weckerling und Domprobst Malzi, zuerst eine Be-
sichtigung des Domes statt, an dem eben sehr ein-
gehende Restaurirungsarbeiten vorgenommen werden.
Hieran schlofs sich unter Leitung der Herren Kohl
und Weckerling ein Besuch des jungen, aber trotz-
dem reichen Paulusmuseums an, das in der letzten
Zeit durch die Köiirschen Funde aus der neolithi-
schen Periode eine besonders interessante Be-
reicherung erfahren hat. — In Mainz führten in den
beiden, besonders reiches Material bietenden Museen
Herr Gundermann — römische Steindenkmäler und
Inschriften — , Herr Schumacher — vorrömische und
Institutsnaclirichten.
103
römische Alterthümer, mit Ausnahme der Steindenk-
mäler — und Herr Lindenschmit — spätrömische
und germanische AlterthlJmer — und gaben auf Grund
der Anschauung durch ihre Ausführungen ein Bild
von jenen Zeiten. Auch eine vor der Westfront
der Stadt, auf dem sog. Linsenberg im Gang be-
findliche Ausgrabung wurde unter Leitung der Herren
Schumacher und Lindenschmit besucht. Wie bei
den früheren Kursen, so fand auch diesmal eine
Führung durch den kunstgeschichtlich so inter-
essanten Dom statt. Leider war Domkapitular
Prälat Dr. Schneider durch ein Unwohlsein ver-
hindert; aber der Professor am Priesterseminar Dom-
kapitular Bendix hatte die Güte, für ihn einzutreten.
— Am Mittwoch Vormittag fand der Schlufs des
Kurses statt. Der Vorsitzende der hessischen
Ministerialabtheilung für Schulangelegenheiten Minis-
terialrath Dr. Eisenhuth aus Darmstadt hatte sich
eingefunden, um den Kurs seitens der Grofsherzog-
lichen Regierung zu begrüfsen. Er machte auch
die Rheinfahrt nach St. Goar mit, bei welcher alle
Theilnehmer nach fleifsiger und anstrengender Arbeit
gemeinsam eine schöne Erholung fanden.
INSTITUTSNACHRICHTEN.
Herr Gustav Koerte in Rostock und Graf von
und zu Lerchenfeld-Köfering sind nach Ablauf ihrer
fünfjährigen Wahlperiode statutenmäfsig aus der
Centraldirektion ausgeschieden. An ihrer Stelle
wurden Herr Dr. Klügmann in Berlin und Herr
Paul Wolters in Würzburg für 5 Jahre gewählt.
In der Gesamtsitzung der Centraldirektion im
April d. J. wurden zu ordentlichen Mitgliedern
des Instituts gewählt: die Herren Delattre in
Karthago, Josef Durm in Karlsruhe, Gauckler in
Tunis, Botho Graef in Berlin, Halil-Edhem-Bey
in Stambul, F. Haverfield in Oxford, Henri Lechat
in Lyon, ferner zu correspondierenden Mit-
gliedern die Herren: Joannidis in Pergamon,
Kantakidis in Larissa, Michon in Paris, von Premer-
stein in Wien, Preuner in Athen, Rallis in Pergamon,
Sarre in Berlin, Schulten in Göttingen, Stamatiadis
in Samos, Thraemer in Strafsburg, Tria in Polatly,
Tscholakidis in Pergamon.
Die Stipendien für 1901/2 wurden verliehen
den Herren Kolbe und Pfuhl das Stipendium für
klassische Archäologie, den Herren Langer, Oxe,
Straufs und VVolfF das Halbjahr-Stipendium für
Gymnasiallehrer und Herrn Lüdtke das Stipendium
für christliche Archäologie.
Das römische Sekretariat beschlofs in. alt-
üblicher Weise die Reihe seiner Wintersitzungen
mit einer Festsitzung am Palilientage, welche zahl-
reich von Angehörigen verschiedener Nationen be-
sucht war. Es trugen vor Herr Hülsen über das
capitolinische Relief des M. Curtius, welches er mit
einer Reihe von Weihungen des Maxentius in Ver-
bindung brachte. Herr Petersen gab eine Geschichte
der Darstellungen von Amor und Psyche, wobei er
für die letztere eine mit Eros verbundene Nike als
Ursprung nachzuweisen suchte.
Unter Führung des ersten Sekretärs, Herrn
Dörpfeld, fanden auch in diesem Frühling drei
Studienreisen von Athen aus statt.
Für die Peloponnesreise, welche sich aber
auch bis zu den ionischen Inseln und nach Delphi
erstreckte, war das auf S. 223 des vorjährigen An-
zeigers abgedruckte Programm in Etwas abgeändert,
um auch die neuen Ausgrabungen in Tegea in
Augenschein zu nehmen, die Ruinen von Megalo-
polis zu besichtigen und zum ersten Male Andania
aufzusuchen: wegfallen sollte der beschwerliche
Ritt über den Taygetos und damit der Besuch
Spartas, das leichter mit Benutzung des Seeweges
von Athen aus zu besuchen ist und wo bei den
geringfügigen Ruinen die Führung scheint entbehrt
werden zu können.
Es hatten sich 35 Teilnehmer eingefunden,
deren Zahl aber in Argolis und Olympia auf fast
50 stieg. Aufser Deutschen waren Amerikaner,
Belgier, Engländer, Italiener, Niederländer, Öster-
reicher und Schweden beteiligt.
Herr Dörpfeld berichtet über die Reise:
»Am I. Tage [Mittwoch den 10. April] be-
suchten wir die Ausgrabungen der Amerikaner in
Korinth und bewunderten die schönen Resultate,
die seit unserem letzten Besuche erzielt worden
sind. Man hat das Centrum der alten Stadt, die
Agora, gefunden, und legt jetzt altgriechiscbe Ge-
bäude frei, die unter den römischen und byzan-
tinischen Bauten erhalten sind. Von Nauplia aus,
das wir für die nächsten Tage als Standquartier
wählten, besuchten wir am 2. Tage Epidauros, am
3. Tiryns und Argos und am 4. Mykenai und das
Heraion von Argos. Überall wurden die vielen aus-
gegrabenen Gebäude eingehend besichtigt und er-
klärt. Am 5. Tage, dem griechischen Osterfeste,
fuhren wir nach Tripolis und machten von dort
einen Ausflug nach Tegea, um die Resultate der
neuen Ausgrabungen des französischen Instituts
kennen zu lernen. Der Tempel der Athena Alea,
der vor 20 Jahren durch die Arbeiten unseres In-
stituts entdeckt worden ist, wird jetzt, nachdem die
über seinen Resten liegenden Häuser angekauft und
abgebrochen sind, vollständig freigelegt. Aufser den
I04
Institutsnachrichten.
starken Fundamentmauern sind viele Bausteine und
mehrere Skulpturen und Inschriften gefunden worden.
Am 6. Tage brachte uns die neue Eisenbahn
über Megalopolis nach Kalamata. Unterwegs konnten
wir bei sechsstündigem Aufenthalte das wichtige
Theater von Megalopolis und die übrigen von den
Engländern ausgegrabenen Gebäude studieren. Der
7. Tag war dem Besuche der Ruinen von Messene
gewidmet, auch der Ithome-Berg mit seiner pracht-
vollen Rundsicht wurde von allen erstiegen. Am
folgenden Tage besuchten wir zuerst die Reste
einer alten Stadt bei dem Dorfe Desylla, die seit
Curtius als Ruinen der Stadt Andania gelten. Die
Benennung scheint mir sehr zweifelhaft. Im nächsten
Jahre werde ich eine andere mehr südwestlich ge-
legene Ruinenstätte besuchen, die gröfseren Anspruch
auf den Namen Andania zu haben scheint. Den
Mittag verbrachten wir bei dem Tempel von Lyko-
sura und ritten abends bis zum Dorfe Ambeliona,
wo wir schon oft übernachtet haben. Am 9. Tage
wurde der Tempel von Bassai erreicht und wiederum
die schöne Ruine wie auch die weite Aussicht be-
wundert. Auf einem angenehmen Ritte durch Tri-
phylien und das Alpheiosthal gelangten wir am
10. Tage nach Olympia. Mehr als drei volle Reise-
tage wurden zur Besichtigung der Ruinen und der
Schätze des Museums verwendet, und der 14. Reise-
tag zur Fahrt nach Patras benutzt. Von dort fuhren
wir mit einem eigens gemieteten Dampfer nach
Leukas und besichtigten am 15. Tage die verschie-
denen Ruinenstätten und Häfen dieser von mir lür
das homerische Ithaka gehaltenen Insel. Nament-
lich suchte ich die Reiseteilnehmer an Ort und
Stelle davon zu überzeugen, dafs Leukas niemals
mit dem Festlande zusammenhing und demnach
stets eine Insel gewesen ist. Wir fuhren auch zu
der kleinen Insel Arkudi zwischen Leukas und dem
heutigen Ithaka, in der ich die homerische Insel
Asteris erkenne und fanden dort thatsächlich den
Zwillingshafen, wie ihn Homer erwähnt. Ein Besuch
der heutigen Insel Ithaka und des Felsenriffs
zwischen Kephallenia und Ithaka, das bisher mehr-
fach als Asteris galt, bildete den Abschlufs des
15. Reisetages. Nachdem wir in der Nacht nach
Itea gefahren waren, verwendeten wir den folgenden
ganzen Tag zur Besichtigung von Delphi. Die
zahlreichen Ruinen, die sich seit dem letzten Jahre
noch vermehrt haben, besprach ich selbst, während
im Museum Herr von Duhn die Güte hatte, den
Erklärer zu machen.
Am 17. Reisetage [Freitag den 26. April] trafen
wir wieder im Piräus ein, alle befriedigt von dem
schönen Verlaufe der lehrreichen Reise.«
Im Mai fand sodann die Inselreise statt, über
welche Herr Dörpfeld uns berichtet:
»Die Zahl der Teilnehmer betrug 60 und er-
reichte somit gerade die Anzahl, die ich jedes Jahr als
zulässiges Maximum der anzunehmenden Meldungen
angesetzt habe. Wenn wir unter dieser Zahl bleiben,
würde der auf jeden Teilnehmer entfallende Betrag
der Dampfer-Miete entsprechend gröfser werden und
für manche zu hoch werden. Unter den Teilnehmern
befanden sich Deutsche, Amerikaner, Belgier, Dänen,
Engländer, Holländer, Österreicher und Schweden.
Am I. Tage [2. Mai] besuchten wir die Aus-
grabungen von Prof. Furtwängler in Ägina. Der
Tempel selbst, die aufgedeckten Gebäude in seiner
Umgebung und die zahlreichen Funde wurden in
Augenschein genommen. An der Stadt Ägina vor-
über fuhren wir am Nachmittage nach Porös und
wanderten quer durch die Insel zu dem von schwe-
dischen Archäologen ausgegrabenen Tempel des
Poseidon. Nachdem der Dampfer nachts nach
Euböa gefahren war, wurde am 2. Tage vormittags
das Theater und die übrigen Reste der alten Stadt
Eretria eingehend erklärt. Den Nachmittag ver-
brachten wir mit Besichtigung der Ruinen von
Rhamnus und des Schlachtfeldes von Marathon.
Nachts blieb der Dampfer in Laurion und brachte
uns am nächsten Morgen nach Sunion. ' Der be-
rühmte Tempel dieses Caps, der jetzt mit seiner
Umgebung ganz freigelegt ist, darf jetzt mit Sicher-
heit als Poseidon -Tempel bezeichnet werden. Ein
zweiter Tempel, der Athena geweiht, eine Säulen-
halle, ein Propylaion und Stücke der Stadtmauer
sind auch ausgegraben. Da Nordwind herrschte,
besuchten wir am Nachmittage nicht Andros und
Tinos, wie beabsichtigt war, sondern landeten bei
der alten Stadt Karthaia auf Keos, deren Mauern
und Tempelplätze sehr sehenswert sind und aus-
gegraben zu werden verdienen. Abends fuhren wir
nach Syra zur Empfangnahme der Post. Am 4. Tage
besuchten wir Delos, dessen Ruinen ich vor- und
nachmittags erklärte. Abends landeten wir noch
in Mykonos, um das dortige Museum zu besichtigen,
das noch immer nicht geordnet ist, dessen Neubau
aber begonnen ist. Den Vormittag des 5. Tages
verbrachten wir in Paros. Wir besichtigten die
Akropolis mit den Ruinen eines fränkischen Schlosses,
eines antiken jonischen Tempels und prähistorischer
Häuser, besuchten die sehr sehenswerte altchrist-
liche Kirche, neben der das Museum eingerichtet
ist, und die von Herrn Rubensohn aufgedeckten
antiken Heiligtümer, das Asklepieion und das Delion.
Einige der Teilnehmer unternahmen unterdessen
einen Ausflug nach den Marmorbrüchen. Am Nach-
Institutsnachrichten.
105
mittage fuhren wir an der Stadt Naxos vorüber zur
Insel los, in deren gutem Hafen wir übernachteten.
Der 6. Tag war dem Besuche der Insel Thera ge-
widmet. Bei schönem Sonnenschein machten die
seltsamen P'ormen der vulkanischen Insel einen ge-
waltigen Eindruck auf alle Teilnehmer. Nachdem
wir in der Hauptstadt der Insel das Museum be-
sichtigt hatten, ritten wir zu der von Herrn Hiller
von Gärtringen ausgegrabenen alten Stadt, deren
Ruinen ich erklärte. Dort holte uns der Dampfer
ab und brachte uns zu den von Herrn Zahn aus-
geführten Ausgrabungen prähistorischer Häuser bei
Akrotiri und zu der Stelle, wo wir demnächst
weitere Häuser aufzudecken beabsichtigen. Hier
fand einer der Reisegenossen unter der Bimstein-
schicht eine gute mykenische Vasenscherbe, die
sicher beweist, dafs die grofse Katastrophe von
Thera bisher zu früh angesetzt worden ist und erst
gegen 1500 v. Chr. erfolgt sein kann. Am Abend
wurde noch einer der in der Mitte der Insel be-
findlichen kleinen Krater erstiegen, die sich in
historischer Zeit gebildet haben. Den 7. und 8. Tag
wollten wir für Heraklion und Chanea auf Kreta
verwenden. Als wir aber nach unserer Ankunft in
Kreta sahen und hörten, wie aufserordentlich das
Museum von Heraklion durch die Ausgrabungen
der Engländer, Italiener und Franzosen bereichert
worden ist, und wie viele wertvolle Resultate die
Grabungen in Knossos geliefert haben, entschlofs
ich mich, Chanea nicht zu besuchen und beide
Tage auf das Studium der Ruinen von Knossos
und des Museums von Heraklion zu verwenden.
Im letzteren Museum hat uns Herr Karo, der mehrere
Tage dort studiert hatte, die reichen Schätze erklärt;
in Knossos selbst hat Herr Evans die englisch
sprechenden, ich selbst die übrigen Teilnehmer
herumgeführt. Am 2. Tage habe ich nochmals mit
Herrn Evans und dem englischen Architekten die
Ruinen eingehend studiert. In Heraklion traf
ich Herrn Halbherr, der die italienischen Aus-
grabungen in Phaistos leitete und uns von dem
noch grofsartigeren Palaste berichtete, den er dort
aufdeckt. Leider war es uns nicht möglich, Phaistos
zu besuchen, weil die Hin- und Rückfahrt mit dem
Dampfer allein je 20 Stunden erfordert hätte. Zu-
fällig war auch der kretische Kultusminister, den
ich wegen unserer eigenen Ausgrabungen in Kreta
in Chanea aufsuchen wollte, in Heraklion anwesend.
Er erklärte mir, dafs die Regierung es sehr gerne
sähe, wenn auch wir Grabungen vornähmen. Ich
konnte ihm dies versprechen, habe mir aber die
Wahl des Platzes noch vorbehalten, bis uns Herr
Karo, der jetzt eine Reise durch ganz Kreta macht,
die Resultate seiner Beobachtungen mitgeteilt haben
wird. Zunächst habe ich an Palaiokastro an der
Ostküste der Insel gedacht, weil dort sehr inter-
essante architektonische Terrakotta-Reliefs eines alt-
griechischen Tempels gefunden sind, die ich im
Museum von Heraklion sah. Auf Ersuchen des
kretischen Kultusministers konnte ich einen aus der
Zeit der Venetianer stammenden Palast, der zum
Museum eingerichtet werden soll, in Bezug auf
seine Festigkeit und seine Raumverhältnisse unter-
suchen und ein Gutachten über die beste Ein-
richtung des Museums abgeben. Ich habe geraten,
das Museum nicht in diesem Bau, sondern in einer
grofsen Kaserne einzurichten, wo es bereits jetzt
provisorisch untergebracht ist.
Sehr befriedigt von dem Aufenthalte in Hera-
klion fuhren wir am Abend des 8. Tages nach
Milos, um die Ruinen der griechischen Stadt und
die Reste der mykenischen Burg von Phylakopi zu
besichtigen. Wegen starken Nordwindes konnten
wir leider bei Phylakopi nicht landen. So mufsten
wir uns auf den Besuch der griechischen Stadt Milos
beschränken; nur einige Teilnehmer sind noch quer
durch die Insel nach Phylakopi geritten.
Am frühen Morgen des 10. Tages kehrten wir
glücklich nach Athen zurück«
Endlich wurde am 18. Mai die Fahrt nach
Troja angetreten, zu welcher 28 Teilnehmer sich
eingefunden hatten. Herr Dörpfeld berichtet wie folgt :
»Die Erlaubnis, in der Nähe von Troja zu
landen, die ich ebenso wie in früheren Jahren schon
fünf Wochen vorher durch unsere Botschaft in
Constantinopel erbeten hatte, war leider-nicht recht-
zeitig erteilt worden, sodafs wir in den Dardanellen
landen und von dort einen längeren Ritt bis Troja
machen mufsten.
In Troja habe ich vom Montag den 20. bis
zum Mittwoch den 22. die Ruinen und die Land-
schaft erklärt und bin dann mit Herrn Dr. Brückner
und einigen anderen Archäologen noch zwei Tage
geblieben, um einige besondere Fragen zu be-
sprechen.
Die meisten der Teilnehmer an der Troja-Reise
sind nach Constantinopel weitergefahren. Allgemein
betrachtete man auch in diesem Jahre den Besuch
von Troja als einen der Höhepunkte der drei
Institutsreisen.«
Unentgeltliche Erlaubnisscheine zum
Besuche der staatlichen Sammlungen und
Ausgrabungen in Italien.
Das römische Sekretariat teilt mit, dafs es
Generalpermesse zu freiem Eintritt in die staatlichen
Io6 Zu den InstitutsscLriften. Verkäufliche Diapositive. Galvanoplastische Nachbildungen etc.
Sammlungen Italiens nur für solche besorgen kann,
welche den wissenschaftlichen Zweck ihrer Reise
durch behördliches Zeugnis nachweisen, sofern
derselbe dem Sekretariat nicht durch persönliche
Bekanntschaft ohnehin gewährleistet ist. Das Zeugnis
ist dem Gesuche beizuschliefsen. Die Stempelgebühr
für den Permefs beträgt L. 1.20. Im übrigen sind
die Arch. Anzeiger 1895 S. 138 abgedruckten Be-
stimmungen zu vergleichen.
ZU DEN INSTITUTSSCHRIFTEN.
Zum Jahrbuch S. 38 dieses Jahrgangs sendet
Herr Salomon Reinach die folgende Mitteilung:
»Herzöge von Aumale« hat es in Chantilly
nie gegeben. Das Schlofs gehörte den Montmorency,
später den Conde. Der letzte Conde (f 1830)
vermachte sein ganzes Vermögen, incl. Chantilly,
dem vierten Sohne des Königs Louis Philipp, duc
d'Aumale, welcher kinderlos starb und das Institut
zu seinem Erben machte. Die Herzöge von Aumale
im XVI. Jahrhundert waren Lothringer, die mit
der Familie Orleans nichts zu thun hatten. Der
Titel wurde von Louis Philipp für seinen Sohn
wieder ins Leben gerufen.
Die Antiken von Chantilly stammen meist vom
Principe di Salerno, dessen Tochter den Herzog
von Aumale geheiratet hatte. S. Repertoire de la
statuaire II 147. 3.
VERKÄUFLICHE DIAPOSITIVE.
Die Sammlung von Lichtbildern für das
Theaterwesen bei A. Krüss (Hamburg, Adolfs-
brlicke 7) ist jetzt bedeutend vermehrt worden
(No. 6147 — 6200). Zu den schon vorhandenen
Bildern (Theater und Theatervasen; vgl. Krüss' Ver-
zeichnis über antike Kunst S. 2 und 8) kommen
hinzu:
Dionysostheater (2 Pläne, Marmorsessel, An-
sicht von Süden), Eretria (2 Pläne, Durchschnitt,
Fahrgeleise), Epidauros (Situationsplan; Blick auf
das Theater von der Seite), Sikyon (Plan, Proedrie),
Megalopolis (Plan), Magnesia (A. Mittheil. 19, 3. 4),
Priene (Plan und Ansicht des Proskenions), Pleuren,
Segesta, Akra, TjTidaris (Pläne und Ansichten), Per-
gamon (Altert, v, P. IV, i. 3, 4. 8), Assos, Aizani,
Orange (Pläne). Theaterrekonstruktion (nach Puch-
stein). — Zur Geschichte des Dramas (Chor, Tanz,
Inscenierung u. a.): Jahrb. II Taf. 3 I p. 271, 295,
Arch. Ztg. 1881, 3, Wien. Vorl. Bl. II, 7, III, 8, 9,
VI, 4, A4 B3 Dg Dörpfeld-Reisch p. 327, 329, Schau-
spielerfiguren (nach Baumeister), Maskengruppen und
Tragödienscene (C. Robert).
Eine beträchtliche Vermehrung der »mykeni-
schen« Denkmäler (Architectur, Vasen, Gemmen,
Fresken von Tiryns und Knossos) ist in Angriff
genommen; diese Diapositive werden von Herbst
an zu beziehen sein.
Über die Bezugsbedingungen vgl. Archäol. An-
zeiger 1898, 144. Die daselbst erwähnte Er-
mäfsigung beträgt jetzt 20 "/o-
F. Noack (Jena).
GALVANOPLASTISCHE
NACHBILDUNGEN MYKENISCHER
ALTERTÜMER.
Die galvanoplastische Kunstanstalt Geislingen-
Steige versendet ein Verzeichnis von Nachbildungen
mykenischer Altertümer, welche auf Grund von
Abformungen hergestellt sind, die E. Gillieron in
Athen vorgenommen hat. Das Verzeichnis enthält
82 Nummern mit Angabe des Preises und der Art
der Ausführung. Aufser den bekannten Bechern
von Vaphio finden sich darunter noch einige andere
Becher, auch das Bruchstück mit der Stadtbelagerung,
imd vor allem eine grofse Anzahl von Waffen und
Schmuck.
BIBLIOGRAPHIE. '
Abgeschlossen am 1. JunL
Recensionen sind cursiv gedruckt,
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505. Statue eines Hermaphroditen. Rom, Ther-
menmuseum.
Liefg. CIL 506. Archaischer Jünglingskopf.
Neapel. — 507. Statue der Hera (?). Wien,
Kunstakademie. — 508. Weiblicher Kopf.
Schlofs Wörlitz bei Dessau. — 509. Bärtiger
Götterkopf. München, Sammlung F. A. v. Kaul-
bach. — 510. Statue des Endymion. Stockholm.
Liefg. CHI. 511. Statue der Athena Parthe-
nos. Madrid, Prado. — 512. Statue der Athena
Parthenos. Paris. — 513. Attisches Grabrelief.
Athen, Nationalmuseum. — 514. Bronzestatue
eines Knaben. Madrid, Prado. — 515. Kopf
eines sterbenden Persers. Rom, Thermenmuseum.
Liefg. CIV. 516. Archaisches Relief aus
Paros. Leipzig, Sammlung Max Klinger.
Archaisches Relief. Rom, Villa Albani. —
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Athen, Nationalmuseum. — 520. Sog. Knöchel-
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Liefg. CV. 521. Statue einer Wettläuferin.
Rom, Vatican. — 522. Reliefs am Westfriese des
Parthenon. — 523. Statue eines Apoxyomenos.
Florenz, Uffizien. — 524. Kopf der Statue
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Liefg. 52. nr. 511/12. Unbekannter Römer.
A. B. Rom, Vatican. — 513/14. Unbekannter
Römer. A. B. Rom, Vatican. — 515/16. Un-
bekannter Römer. A. B. Rom, Vatican. —
517/18. Unbekannter Römer. A. B. Kopen-
hagen, Glyptothek Ny Carlsberg. — 519/20. Un-
bekannter Römer. A. B. Florenz, Uffizien.
Liefg. 53. 521/22. Caesar (?). A. B. München,
Residenz. — 523/24. Pompeius (?) Kopenhagen,
Glyptothek Ny Carlsberg. — 525. Antinous.
Neapel. — 526/27. Kopf der Statue Taf. 525.
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romano — La festa delle rose — Di una raano
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La Casa Aurea di Nerone — II culto degli
alberi — I Ludi secolari — Ai colombari della
Vigna Codini — Frammento di rilievo rappre-
sentante una scena gladiatoria — Di due rilievi
gladiatorii — Urna marmorea con rappresentanze
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Aphrodite (Marina) in der k. Ermitage, unedirt.
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Heft 4. G. Kieseritzky, Hellenistische Bronzen
in der k. Ermitage, unedirt: Artemis mit Bogen,
auf durchbrochenem Untersatz, Umgegend von
Rom. II. Jahrh. v. Chr. — Gruppe des Heracles
mit einem vor ihm kauernden Kerkopen (der
zweite ist verloren gegangen). Von vollendeter
Ausführung; das erste Beispiel vom Vorkommen
dieses Mythus in hellenistischer Zeit. 1844 ^'^
Pompei gefunden in Gegenwart des Kaisers
Nikolaus I. — Attischer Goldschmuck des
IV. Jahrh. v. Chr. von Kertsch und Taman.
Zwei achäisch-äolische goldene Halsketten aus
Kl. -Asien, V. Jahrh. v. Chr., gef. in Kertsch,
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Archäologischer Anzeiger 1901.
ment des decrets des clerouchies atheniennes relatifs
a cet objet. (C. E. R.) S. 214 — 2i_s.
Bulletin hispanique. Tome III. (1901.)
No. 2. P. Paris, Sculptures du Cerro de los
Santos. S. 113— 134. (Taf. I— VIII, 18 Abb.)
Bulletin monumental. 65. vol. (1901.)
No. I. J. G. BuUiot, Decouverte de deux
inscriptions romaines et d'un casque votif ä
Autun. S. 30—36. (3 Taf.) — J. E. Soil,
Congres international d'archeologie chretienne
Rome 1900. S. 63—72. — A. Blanchet, Chro-
nique. S. 81 — 98.
No. 2. de Ghellinck d'Elseghem, Les der-
nieres decouvertes archeologiques en ßelgique.
S. 206 — 209. — A. Blanchet, Chronique. S. 212
—236.
Bulletin de la Societe des Amis des Monuments
Parisiens. 12 e Vol. (1900.) Ch. Normand,
Reconstitution du Paris gallo-romain. 11. In-
scriptions antiques de Paris: L'epitaphe du
tailleur Geminius. S. 133 — 139. (i Taf.) — Musee
Carnavalet. Bas-relief romain trouve en 1844
dans la rue de Constantine en la Cite. S. 225.
Base de colonne romaine. S. 226. Portrait d'un
jeune Parisien gallo-romain. S. 227. Colonnette
antique en metal. S. 228. — Voeu en faveur
de la mise au jour de la moitie des arenes-
theatre de Lutece reenfouie en 1870. S. 270 —
275-
Bulletin de la Societe archeologique du Finistere.
Tome XXVII. (1900.)
Ire & 2" livr. L. Rolland, Aqueduc romain
de Carhaix. S. 55 — 96. (2 Abb.) ,
Bulletin de la Societe archeologique, historique
& scientifique de Soissons, t. VIII, 30 serie
(1898.)
Vauville, Decouverte d'objets divers et de
monnaies faite recemment dans le cimetiere
gallo-romain des Longues-Raies, pres Soissons.
P. 49—51. — Plateau, Büste phrygien [buste
d'Elche]. P. 54 — 56. — Vauville, Cimetiere
gallo-romain des Longues-Raies, pres Soissons.
P. 67^69. — Vauville, Station gallo-romaine
sur le territoire de Pommiers, en Soissonnais.
P. 109 — III. ■ — Vauville, Cimetiere gallo-romain
des Longues-Raies. P. 169 — 185. — Vauville,
Inventaire des monnaies gauloises recueillies dans
l'arrondissement de Soissons. P. 189 — 222.
Bulletins et Memoires de l'Academie des Sciences,
Inscriptions et Belles-Lettres de Toulouse (1899
— 1900).
Joulin, Les etablissements gallo-romains de
la plaine de Martres-Tolosanes. PI. 71 — 78,
114
Bibliographie.
Bulletin de la Societe des Antiquaires de l'Ouest
[Poitiers], tome 8, 2e serie. (1898 — 1900.)
Lievre, Les fouilles de Villepouge: Isis et la
niagie en Saintonge au temps des Romains.
P. loi — 118. — L. Dupre, Inventaire des objets
entres dans les Musees de la Societe des Anti-
quaires de l'Ouest en 1899 [quelques objets
gallo-romains]. P. 481- — 487.
Bullettino di Archeologia cristiana, Nuovo. Anno
VI. (1900.)
fasc. 3. 4. Marucchi, La iscrizione monumen-
tale di Leopoli presso Civitavecchia. S. 195 —
204 (Taf. VI). — Franchi de' Cavalieri, Uove
fu scritta la leggenda di S. Bonifazio? S. 205
— 234. — Wuescher-Becchi, Sulla ricostruzione
di tre dipinti descritti da Giovanni Diacono
ed esistenti al suö tempo (sec. IX) nel convento
di S. Andrea ad Clivum Scauri. S. 235 — 252. (Tf.
VII— X.) - — Angelini, Lucerna cristiana trovata in
Palestina. S. 253 — 256 (Tf. X, i). — Piccoloraini,
Una croce di bronzo con iscrizioni greche.
S. 257 — 263 (Tf. X, 2. 3). — Crostarosa, Scoperte
in S. Cecilia in Trastevere. S. 265 — 270. — Gatti,
Una nuova iscrizione cristiana di Tropea nella
Calabria. 8.271—274. — Bulic, Scoperta del
sarcofago di Primus, vescovo, nipote di Domnione
martire. S. 275 — 283. — Marucchi, La chiesa di
S. Maria antiqua in Foro romano. S. 285 — 320.
— Crostarosa, Notizie storico-topografiche sullo
stato delle catacombe romane. S. 321 — 336
(Tf. XI. XII). — Notizie: Lavori nelle cata-
combe romane (Marucchi). S. 337 — 344.
Bullettino di archeologia e storia dalmata.
Anno XXIV. (1901.)
fasc. I. 2 (genn. febbr.). Bulic, Iscrizioni
inedite. Ager Salonitanus. Salona. 3 — 12. —
Bulic, Le gemme dell' i. r. Museo di Spalato
acquistate nel a. 1900. S. 13 — 16. — Bulic,
Statuetta di Bacco trovata a Trau. S. 16 — 19.
Bullettino della commissione archeologica comu-
nale di Roma. Anno XXVIII. (1900.)
fasc. 4. E. Caetani-Lovatelli, Urna marmorea
con rappresentanze di trofei. S. 241 — 265
(Tf XV. XVI). — Vaglieri, Nuove scoperte e
nuovi studj al Foro Romano. S. 266 — 298. —
Lanciani, Le escavazioni del Foro. S. Maria
Antiqua. S. 299 — 320. — Tomassetti, Scoperte
recenti nel Palazzetto della Farnesina in via dei
Baullari. S. 321 — 341. — Cerasoli, Notizie
circa la sistemazione di molte strade di Roma
nel secoli XVI. S. 342 — 362. — Pinza, De un
sepolcro arcaico recentemente rinvenuto presso
Grottaferrata. S. 363 — 369. — Elencodeglioggetti
di arte antica scoperti per cura della Commissione
archeologica comunale del i ^ gennaio a tutto il
31 dicembre 1900 e conservati nel Campidoglio
o nei magazzini comunali S. 376 — 378.
Anno XXIX. (1901.)
fasc. I. Lanciani, II nuovo frammento della
Forma Urbis e le terrae di Agrippa. S. 3 — 19
(Tf. I — IV). — Lanciani, Le escavazioni del
Foro, S. 20 — 51 (Tf. V). — Pernier, A pro-
posito di alcuni lavori eseguiti recentemente
neir interno del Teatro di Marcello. S. 52 — 70.
— Mariani, Di un' altra statua muliebre vestita
di peplo. S. 71-81 (Tf. VI). — Gatti, Notizie
di recenti trovamenti di antichitä in Roma e nel
suburbio. S. 82 — 108. — Wuescher-Becchi, II
palliolum e la calvatica. S. 109 — 123 (Tf. VII.
VIII). — Azzurri, Cesare Mariani (necrologia).
S. 124—128.
Bullettino di paletnologia italiana. Anno XXVII.
(1901.)
n. I — 3 (gennaio-marzo). A. Issel, Della gia-
daite secondo le osservazioni dell' ing. S. Franchi.
S. I — 9. — Colini, Accette di rame del Reggiano
e del Parmense. S. 9 — 12 (Tf. I). — Pigorini,
L'etä del bronzo e la prima etä del ferro nell'
Italia Meridionale. S. 12 — 27. — Ridola, La
paletnologia nel Materano. S. 27 — 41, (Tf. II).
— G. Patroni, Necropoli antichissime della Valle
del Sarno. S. 41—56 (Tf. III). — Alfonsi,
Nuove tracce di abitazioni preromane in Este,
e scoperta di una forma da getto. S. 57 — 61.
Centralblatt für Anthropologie, Ethnologie und
Urgeschichte. V. Jahrg. (1900.)
Heft 6. J. Jankö, Der XI. russische archäo-
logische Kongress zu Kiew. (13 — 31. August
1899-) S. 371-379.
Centralblatt, Literarisches. 52. Jahrg. (1901.)
Nr. 9. E. Löwy, Die Naturwiedergabe in der
älteren griechischen Kunst. (7\ S.) Sp.jyz — jj.
Nr. IG. Kunstgeschichte in Bildern. Abt. I:
Das Altertum bearb. v. Fr. Winter, (an.) Sp. ^2j
—26.
No. II. E. Graf Haugwitz, Der Palatin.
(F. ß.) Sp. 44^—4.8. — R. Engelmann, Archäo-
logische Studien zu den Tragikern, (lt.) Sp. 4jy
— j8. — E. Seyler, Die D rususverschanzungen
bei Deisenhofen. 2. umgearb. Aufl. (A. B.) Sp. 461
-62.
Nr. 14/15. Strena Helbigiana. (F. N.) Sp. ^86
— S<)o. — Brunn- Er uckmann, Denkmäler griechi-
scher und römisclier Sculptur, fortgeführt von
P. Arndt. Lief. CI— CHI. (A. M—s.) Sp. jgr
S9S'
Bibliographie.
115
Nr. 16. y. G. Frazer, The golden bough. A
study in magic and religion. 2. ed. (H. L. Strack.)
Sp. 6js.
Nr. 18. y. H. Huddilsion, Die griechische
Tragödie im Lichte der Vasenmalerei, übers, von
M. Hense. (anon.) Sp. js^' — O. PucJistein, Die
griechische Bühne, d^.) Sp. ^38 — 40.
Nr. 20. y. B. Bury, A history of Greece to
the deaih of Alexander the Great. (A. H.)
Sp. 80s 1 06.
Civiltä cattolica, La. Ser. XVII. (1900.)
qu. 1212 (20. dicembre) [De Cara], Della
Stele del Foro e della sua iscrizione arcaica.
S. 673 — 684. Forts, qu. 1217 S. 530—542.
qu. 1220 S. 140—149. qu. 1222 S. 415 — 429.
Ser. XVIII. (1901.) qu. 1217 (2 marzo)
[Grisar] Archeologia. 126. Ancora la scoperta
di S. Maria antiqua al Foro romano. 127. Pianta
deir edifizio. 128. Osservazioni sulle pitture
della chiesa. La Madonna di S. Maria Antiqua
ed il suo primitivo tipo artistico. S. 727 — 740.
Comptes-rendus de l'Academie des Inscriptions et
Belles-Lettres. 1900.
Novembre-Decembre. H. Wallon, Notice sur
la vie et les travaux de Edmond- Frederic Le
Blant. S. 609 — 644. — Clermont-Ganneau,
Communication d'une lettre du P. Germer-Durand,
relative ä la decouverte d'une Serie d'epigraphes
romaines gravees le long d'un aqueduc antique
de Jerusalem. S. 683—657. — F. Cumont,
Communication du texte d'un serment de fidelite
ä l'empereur Auguste, texte decouvert dans
l'ancienne Paphlagonie. S. 687-691. — Th,
Homolle, Inscription d'Angora. S. 704 — 712.
'EcpTjjUepi; dpjfatoXoytxT^. 1900.
Teü/o; T^Taptov. V. SujTr^ptaSr);, 'Avaa/.acpat
Iv 8^p(xu). Sp. 161—212. (6 Taf., II Abb.)
EcpTjfAEpl;, AtedvTjc, tt); voiJii3[i.aTix^; dp)(a[oXoYta?.
Journal international d'archeologie numismatique.
Tome III. (1900.)
2. trimestre. I. Rouvier, Numismatique des
villes de la Phenicie. S. 125 — 168 (2 Taf.) —
I. N. Svoronos, N^a TcpoaxxT^fiaTa xoij 'E8vtxoü
vofJLia.uaxtxo'j Mouaeiou. A'. No(j.ia(JiaTa äxTixot.
S. 169 — 177. — A. Mahler, Concerning an
Euboian tetradrachme. S. 194 — 196 (i Taf.). —
I. N. Svoronos, fJcpt ~(i>v £{ciTT,pituv xuiv dpjfafiov.
Mspo; B'. Td Tti^Xiva elstxT^pta xoü Oeaxpou xt\z
Mavxivet'o;. M^po; V. Efatxi^ptov «Yopä; TtwXwv
h 'A8^vat;. S. 197—235. (2 Taf.)
3. et 4. trimestre. I. Rouvier, Numismatique
des villes de la Phenicie. S. 237—312 (4 Taf.).
— E. D. J. Dutilh, Deux tetes Ptolemaiques en
marbre. (Ptolemee IV Philopator et Arsinoe III
sa femme.) S. 313—315 (i Taf.). — E. D. J.
Dutilh, Un petit bronze inedit de Diospolis-
Magna. S. 316 — 318. — T. N. Svoronos, Ilepl
xOüv eJatxrjpi'tMv xuiv dp/a((uv. Ms'po; A'. Ti
fjioXüßStva a'i(j.ßoXa. S. 319 — 343 (4 Taf.). —
R. Mowat, Bibliographie numismatique de
l'Egypte grecque et romaine. S. 344—350.
Flegrea. Anno III. Vol. II. (1901.)
N. I. G. E. Rizzo, L'efebo di Pompei.
S. 53-63 (4 Taf.).
Gazette des beaux-arts. 3^ periode. Tome 25.
(1901.)
525 e livr. H. Lechat, Les origines et le
developpement du temple grec. (Premier article.)
S. 188 — 202 (6 Abb.). — Ch. Saunier, Les
conquetes artistiques de la Revolution et de
l'Empire et les reprises des AUies en 1815.
(Huitieme et dernier article.) S. 244 — 259.
(2 Abb.)
526 e livr. Les recentes decouvertes de
bronzes antiques. i. L'ephebe de Ccrigotto.
(Th. Reinach.) S. 295— 301 (4 Abb.). 2. Les
dernieres fouilles de Pompei. (S. di Giacomo.)
S. 302—304. (l Taf., 2 Abb.) — H. Lechat,
Les origines et le developpement du temple
grec. (Deuxieme article.) S. 336—349 (8 Abb.).
5276 livr. E. Bertaux, Un chef-d'ccuvre
d'art byzantin. Les mosaiques de Daphni. S. 359
—375 (5 Abb.).
Giornale arcadico. Ser. III anno 4.
qu. 39. Belli, Magia e pregiudizi in P. Ovidio
Nasone S. — . Schlufs qu. 41 S. 380—393.
Globus. Bd. LXXIX. (1901.)
Nr. 7. P. Höfer, Fortschritte in der Datirung
der Steinzeit. S. 108.
Nr. 13. F. V. Luschan, Zur anthropologischen
Stellung der alten Ägypter. S. 197 — 200.
(12 Abb.)
Nr. 14. M. W. de Visser, de Graecorum diis
non referentibus speciem humanam (H. Lamer).
S. 226.
Nr. 16. M. Ihm, Ein römisches Mosaik aus
Veji. S. 250—252 (l Abb.).
Grenzboten, Die. 60. Jahrg. (1901.)
Nr. 10. F. K., Ödipus. S. 467—472. —
Etwas von Verwaltung und Polizei im spät-
römischen Reich. S. 472—485. — U. v. Wila-
mowitz-Möllendorff, Reden u. Vorträge (^). S. 48J
Gymnasium. XIX. Jahrg. (1901.)
Nr. 8. Th. Thomas, Bilder aus Sizilien und
Griechenland. (IVidmann) Sp. 284.
8*
ii6
Bibliographie.
Nr. 9. O. E. Schmidt, Ciceros Villen, (anon.)
Sp.srs — ^O.
Gymnasium, Das humanistische. 12. Jahrg. (1901.)
Heft I u. 2. O. Liermann, Politische und
sozialpolitische Vorbildung durch das klassische
Altertum. S. 18—36. — K. Blümlein, Die Saal-
burg, I. S. 37-44. (3 Abb.) — K. JenUch,
Drei Spaziergänge eines Laien ins klassische Alter-
tum, (anon.) S. 99 — 100.
Hermes. 36. Bd. (1901.)
2. Heft. U. Wilcken, Zu den Pseudo-Aristote-
lischen Oeconomica. S. 187 — 2CK). — G. Thiele,
Jonisch-attische Studien. I. Georgias. II. Isokrates
'EXsvT). S. 218—271. — F. Blafs, Nachlese zu
Bacchylides. S. 272 — 286. — M. Ihm, Die so-
genannte »villa Jovis« des Tiberius auf Capri
und andere Suetoniana. S. 287 — 304. — F. Hiller
von Gärtringen, Ein Beitrag zur Geschichte der
Venus von Milo. S. 305 — 308. — G. F. Hill,
T£Tpc(opa5(,ü.ov )(p'jaoüv. S. 317— 319.
Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archäologischen
Instituts. Bd. XVI (1901).
Heft 2. R. Foerster, Zu den Skulpturen und
Inschriften von Antiochia. S. 39— 55 (8 Abb.).
— P. Hartwig, Die linke Hand des Diomedes.
S. 56 — 61 (5 Abb.). — E. Pernice, Glaukos von
Chios. S. 62—68 (i Abb.). — J. Kemke,
Zum Alexandermosaik von Pompei. S. 69 — 73
(i Abb.).
Archäologischer Anzeiger. Nr. 2. Jahres-
bericht über die Thätigkeit des kaiserlich
deutschen archäologischen Instituts. S. 49 — 53.
— Archäologische Funde im Jahre 1900. S. 53
— 55. — Funde in Südrufsland. S. 55 — 57
(G. von Kieseritzky). — Funde in Ägypten.
S. 57 — 59 (F. V. Bissing). — Funde in Italien.
S. 59 — 64 (E. Petersen). — Archäologische
Neuigkeiten aus Nordafrika. S. 64 — 80 (mit
6 Abbildungen) (A. Schulten). — Funde aus
England. S. 80 — 81 (mit 2 Abbildungen) (F.
Haverfield). — Bericht über die Arbeiten der
Reichslimeskommission im Jahre 1900. S. 81 —
92. — Sitzungsberichte der Archäologischen
Gesellschaft zu Berlin. April bis Juni. S. 92
— loi. — Gymnasialunterricht und Archäologie.
S. loi— 103. — Institutsnachrichten. S. 103 —
lo6. — Zu den Institutsschriften. S. 106. —
Verkäufliche Diapositive. S. 106. (F. Noack.)
— Galvanoplastische Nachbildungen mykenischer
Altertümer. S. 106. — Bibliographie. S. 106
— 127.
Jahrbuch der kgl. preufsischen Kunstsammlungen.
22. Bd. (1901.)
I. Heft. J. Strzygowski, Das Petrus-Relief
aus Kleinasien im Berliner Museum. S. 29 — 34.
(i Taf., 2 Abb.)
Jahrbuch des Vereins für wissenschaftliche Päda-
gogik. 33. Jahrg. (190X.)
I. G. Friedrich, Die Aegineten. Ein Beitrag
zur Behandlung des Anschauungsstoffes im Kunst-
unterricht der Erziehungsschule. S. i — 55.
Jahrbücher, Preufsische. 103. Bd. (1901.)
Heft 3. IC. Woermann, Geschichte der Kunst
aller Zeiten und Völker. I. Bd. {W.v. Seidlitz.)
s. 515-23-
104. Bd. (1901.)
Heft I. P. Rohrbach, In Mesopotamien.
S. 113-143.
Heft 2. H. Winckler, Die Weltanschauung
des alten Orients. S. 224 — 275. — P. Rohrbach,
Babylon. S. 276 — 289.
Jahresbericht über die Fortschritte der classischen
Altertumswissenschaft. 106. Bd. (1900.)
E. Bodensteiner, Bericht über das antike
Bühnenwesen 1885 u. 1898. (Schlufs.) S. 113 —
167. — C. Haeberlin, Jahresbericht über die
Geschichte der griechischen Litteratur für 1894
— 1899. S. 234 — 289.
Jahreshefte des österreichischen archäologischen
Institutes in Wien. Bd. IV. (1901.)
I. Heft. W. Reichel u. A. Wilhelm, Das
Heiligtum der Artemis zu Lusoi. S. 1 — 89.
(Fig. I — 158.) — A. Bauer, Die Seeschlacht von
Salamis. S. 90— iii. (Fig. 159.) — M. Judeich,
Gargara und der Altar des idäischen Zeus.
S. III — 125. (Fig. 160—163.) — H. Graeven,
Der Inderkampf des Dionysos auf Elfenbein-
sculpturen. S. 126 — 142. (Taf. I— III, Fig. 164
— 170.) — P. Kretschmer, Eine naxische Schmäh-
inschrift. S. 142 — 144. — L. Pollak, Neue
Repliken des Kopfes der Athena Parthenos.
S. 144-150- (Taf. IV, Fig. 171-175.)
Beiblatt. L. de Campi, Etruskische Grab-
inschrift von Tavon. Sp. i — 4. (Fig. i.) —
A. v. Domaszewski, Die schola der speculatores
in Apulum. Sp. 3-8. — R. Weifshäupl, Nesac-
tium. Sp. 7-10. — A. Wilhelm, Zwei Fluch-
inschriften. Sp. 9—18. (Fig. 2. 3 ) — A. Wilhelm,
Zwei griechische Grabgedichte. Sp. 17 — 22.
(Fig. 4 — 5.) — A. Wilhelm, Zu den Inschriften
aus Magnesia am Maeander. Sp. 21 — 36. —
M. Rostowzew, Die Domäne von Pogla. Sp. 37
— 46. — O. Keller, Über das Romulusgrab, die
älteste Foruminschrift und die beiden Löwen.
Sp. 47 — 56. — E. V. Stern, Der Pfeilschufs des
Olbiopoliten Anaxagoras. Sp. 57 — 60. — J. Kara-
Bibliographie.
117
bacek, Nachträgliches zu dem vorstehenden
Aufsatz. Sp. 61 — 70. — Wolfgang Reichel,
Independent, The. 1901.
Februar 28. R. B. Richardson, A great dis-
covery of Greek Statues. S. 499.
March 28. R. B. Richardson, The great
Find of Greek Statues. (5 Abb.) — G. P. Byzan-
tinos, From the Bottom of the Sea.
Journal international d'archeologie numismatique
s.'Ecprj|jicpii:,Ai£9vi^;,'nj;v''vfj.ta|i.otT[x^; äp/atoXoyi'oi?.
Journal, American, of Archaeology. Second
Series. Vol. IV. (1900.)
Number 4. H. C. Butler, Report of an
American archaeological expedition in Syria,
1899 — 1900. S. 415—440. — J. C. Hoppin,
Three Argive lekythi in the Museum of Fine
Arts in Boston. S. 441-457. (PI. IV, V, VI.)
— R. B. Richardson, The fountain of Glauce
at Corinth. S. 458-475. (PI. VII, 6 Abb.) —
H. N. Fowler, Archaeological news. Notes of
recent excavations and discoveries; other news.
S. 477—520. (2 Abb.) — H. N. Fowler, Archaeo-
logical discussions. Summaries of original
articles chiefly in recent periodicals. S. 521 — 559.
Supplement to vol. IV. Th. D. Seymour,
Twenty-first annual report of the Council of the
archaeological Institute of America. S. i — 7. —
Th. D. Seymour, Nineteenth annual report of
the managing committee of the American School
of classical studies at Athens. S. 8 — 18. —
R. B. Richardson, Report 1899— 1900. S. 19 —
27. (4 Taf., I Abb.) — E. T. Merrill, Fifth
annual report of the managing committee of the
American School of classical studies in Rome.
S. 18 — 36. — R. Norton, Report 1899 — 1900.
S. 37—44-
Journal, The, of the British Archaeological Asso-
ciation. N. S. Vol. VI. (1900)
Part. IV. Phene, The commercial importance
of Peterborough in pre-roman times. S. 324— 331.
— Recent discoveries in Rome. (Daily Graphic.)
S. 368—70. — A. J. Evans and D. G. Hogarth,
Discoveries in Crete. S. 370 — 375. ^ S. R.
Forbes, Discoveries in the Forum Romanum.
S. 375-79-
Journal des Savants. 1901.
Fevrier. E. Babelon, La silique romaine, le
sou et le denier de la loi des Francs Saliens.
S. 105 — 121.
Mars. E. Koldewey u. 0. Fuchsiein, Die
griechischen Tempel in Unterilalien und Sicilien.
(G. Perrot.) S. 167— 178. — Schluß in Avr iL
S. 2jg~6o. (g Abb.)
Journal, The, of hellenic studies. Vol. XXI.
(1901.)
Part I. P. Gardner, A new Pandora vase.
S. 1—9. (Platel, I Abb.) — W. W. Tarn,
Patrocles and the Oxo-Caspian trade route.
S. 10-29. (i Plan.) — Ch. Waldstein, The
Argive Hera of Polycleitus. S. 30 — 44. (Plates
II, III, 3 Abb.) — G. Young, Two notes on
Sophocles. I. The Topography of the Abduction
Incident in Soph. Oed. Col. II. The Triodos
inOed. Tyr. S. 45-51. —J. A. R. Munro, Roads
in Pontus, royal and roman. S. 52- 66. (i Karte.)
— D. G. Hogarth and F. B. Welch, Primitive
painted pottery in Crete. S. 78—98. (Plates VI,
VII, 31 Abb.) — A. J. Evans, Mycenaean tree
and pillar cult and ils mediterranean relations.
With illustrations from recent Cretan finds.
S. 99—204. (Plate V, 70 Abb.) — P. Kabbadias,
The recent finds of Cythera. S. 205 — 208.
(5 Abb.)
Korrespondenzblatt des Gesammtvereins der
deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine.
49. Jahrg. (1901.)
Nr. 2 u. 3. H. Lehner, Provinzial -Museum
zu Bonn. Verwaltungsbericht vom i. April 1899
bis 31. März 190J. S. 44—47. — F. Hang u.
G. Sixi, Die römischen Inschriften und Bildiverke
Württembergs. (Anthes.) S. jj.
Nr. 5. C. Mehlis, Archäologisches aus der
Pfalz. S. 73. — £. Anthes, Die Alterthumswissen-
schaft in Hessen rechts des Rheins am Ende des
Jahrhunderts. {G. W.) S. 88.
Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeit-
schrift für Geschichte und Kunst. Jahrg. XIX.
(1900.)
Nr. II u. 12. Neue Funde. 91. Mainz.
I. Weihestein. 2. Altar. 3. Viergöttersockel.
(Körber.) — 92. Kreuznach. (O. Kohl.) —
L. Lindenschmit, Sohn. Die Altertümer unserer
heidnischen Vorzeit. IV. Bd. 12. Heft. (H.)
Sp. 2J2—2SS.
Limes, Der römische, in Osterreich.
Heft 11. (1901.) M. V. Groller, I. Gräberfeld
bei der Villa Pälffy. IL Das Lager von Car-
nuntum. III. Römische Waffen. IV. Strafsen-
forschung. V. Brunnen. Sp. i — 140. (24 Taf.,
40 Abb.) — E. Bormann, Epigraphischer Anhang.
Sp. 141 — 160. (Fig. 41—50.)
Litteraturzeitung, Deutsche. XXII. Jahrg.
(1901.)
Nr. 10. O. Fuchs tein, Die griechische Bühne.
(£. Bethe.) Sp. 63 g - 632.
ii8
Bibliographie.
Nr. II. K. Seihe, Sesostris. (U. Wilcken.)
Sp. 67J-~67g.
Nr. 12. M. F. N. Nilsson, Studia de Dionysiis
Attkis. (P.Stengel.) Sp. 72J — 26. — A.v.Pr einer-
stein u. S. Rutar, Römische Straßen und Befesti-
gungen in Krain. (A. Puschi.) Sp. 738— sg. —
y. H. Huddilston, Die griechische Tragödie im
Lichte der Vasenmalerei. Neu dtirchgesehene
Ausgabe übers, v. M. Hense. (F. Koepp.) Sp. 763
-äs.
Nr. 13. y. Tolkiehn, Homer und die römische
Poesie. (F. Leo.) Sp. 78g.
Nr. 16. E. Seyler, Die Drususver schanzungen
bei Deisenhofen. 2. umgearb. Aufl. (anon.) Sp. gg7.
Nr. 17. M. W. de Visser, De Graecorum diis
non referentibus speciem humanam. (anon.)
Sp. IOS4.
Nr. 19. G. Bloch, Les origines: la Gaule in-
dependante et la Gaule romaine. (0. Hirschfeld.)
S.118S—86.
Me langes d'archeologie et d'histoire. (Ecole
frangaise de Rome.) XXI e annee. (1901.)
fasc. I. 2 (janvier-mars). Homo, Le forum
de Thugga d'apres les fouilles de 1899 et 1900
S. 3 — 22. (Tf. I.) — Pernot, L'inscription de
Henchir-Mettich. S. 67 — 95. — Merlin, A propos
de l'extension du pomerium par Vespasien.
S. 97-115.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission für
Erforschung und Erhaltung der Kunst- und
historischen Denkmale. 27. Bd. (1901).
2. Heft. R. Machnitsch, Das Grabfeld von
Koritnica. S. 77 — 83. (i Taf., II Abb.) —
A. Gnirs, Römische Ansiedlung in der Gegend
zwischen Pola und Rovigno. S. 83 — 86. —
A. V. Premerstein, Ausgrabungen an der Stätte
des antiken Praetorium Latobicorum (Treffen in
Krain). S. 118. — K. Moser, Römische Am-
phoren-Funde. S. 118.
Mittheilungen der prähistorischen Commission
der kais. Akademie der Wissenschaften. I. Bd.
No. I. (1887.) C. Moser, Untersuchungen
prähistorischer und römischer Fundstätten im
Küstenlande und in Krain. S. 7—32. (Fig. 4
-61.)
No. 3. (1893.) M. Hoernes, Zur prähisto-
rischen Formenlehre. Bericht über den Besuch
einiger Museen im östlichen Oberitalien. Erster
Theil. S. 91 -117. (63 Abb.) — F. Heger,
Ausgrabungen und Forschungen auf Fundplätzen
aus vorhistorischer und römischer Zeit bei
Amstetten in Niederösterreich. S, 129 — 180.
(62 Abb.)
No. 4. (1897.) M. Hoernes, Zur prähisto-
rischen Formenlehre. Zweiter Theil. S. 181 —
235. (47 Abb.)
Nr. 5. (1901.) M. Hoernes, Funde ver-
schiedener Altersstufen aus dem westlichen
Syrmien. S. 265 — 289. (64 Abb.) — J. Szom-
bathy. Das Grabfeld zu Idria bei Baöa. S. 291
— 363- (231 Abb.)
Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft.
5. Jahrg. (1900.)
Heft 2. F. E. Peiser, Studien zur orienta-
lischen Altertumskunde. III. i. Das Semitische
Alphabet. S. 43 — 58. 2. Zur Topographie
Babylons. S. 59 — 70. 3. Die Perle. S. 71 —
74. 4. Ein Beitrag zum Bauwesen der Assyrer,
S. 80-101.
Heft 4 u. 5. L. Messerschmidt, Corpus in-
scriptionum Hettiticarum. I. Beschreibung.
S. 113— 159. II. Inschriften. Taf. 1—45.
Mittheilungen des Instituts für Österreichische
Geschichtsforschung. (1901.)
VI. Ergänzungsband. Fr. Wickhoff, Die
Wachsbüste in Lille. Eine chronologische
Untersuchung. S. 821 — 829.
Mittheilungen des kaiserlich deutschen archäo-
logischen Instituts. Athenische Abtheilung.
Bd. XXV. (1900.)
Heft 4. R. Knopf, Eine Thonscherbe mit
dem Texte des Vaterunsers. S. 313 — 324.
(2 Abb.) — C. Robert, Die Fufswaschung des
Odysseus auf zwei Reliefs des fünften Jahr-
hunderts. S. 325—338. (Taf. XIV, I Abb.) —
P. Wolters, Prähistorische Idole aus Blei. II.
S. 339—340. — O. Rubensohn, Paros. I. Ge-
schichte der wissenschaftlichen Erforschung von
Paros. S. 341—372. (Taf. V u. VI.) — R. Del-
brück, Eine archaische Jünglingsfigur des Akro-
polis-Museums. S. 373—391. (3 Abb., Taf. XV
u. XVI.) — A. Körte, Zu dem Ehrendekret für
die Pbylekämpfer. S. 392 — 397. — A. Körte,
Kleinasiatische Studien. Inschriften aus Phrygien.
S. 398 — 444. — P. Kretschmer, Bilinguis aus
Dorylaion. S. 445—446. — C. Watzinger, Zur
Porosstatue in München. (Athen. Mitth. 1896
Taf. I.) S. 447—450 (2 Abb.) — Funde. S. 452
— 470. — Sitzungsprotokolle. S. 471. — Er-
nennungen. S. 471.
Mittheilungen des kais. deutschen archäolo-
gischen Institus. Römische Abtheilung. Bd. XV.
(1900.)
Heft 4. G. E. Rizzo, Vaso campano con
scena fliacica. S. 261 — 269. (Taf. VI, 2 Abb.)
— A. Mau, Der Tempel der Venus Pompeiana.
Bibliographie.
119
S. 270-308. (Taf. VII — VIII, 10 Abb.) —
E. Petersen, Die Dioskuren auf Monte Cavallo
und luturna. S. 309 — 351. (3 Abb.) — E.
Petersen, Brücke oder Navale? Zu S. 42, 2. S.
352-354-
Mitteilungen aus der historischen Litteratur.
XXIX. Jahrg. (1901.)
2. Heft. G. Steindorff, Die Blütezeit des Pha-
raonenreiches. (Kdedderitz.) S. 132. — Zeit-
schrift für alte Geschichte. i. Bd. 2. Heft. (E.
Heydenreich.) S. 2J4 — 2-^6.
Mitteilungen, Petermanns, aus Justus Perthes
Geographischer Anstalt.
Ergänzungsheft Nr. 134. A. Philippson, Bei-
träge zur Kenntnifs der griechischen Inselwelt.
S. I — 172. (6 Abb., 4 Karten.)
Mneraosyne. Vol. XXIX. (1901.)
Pars II. J. van Leeuwen, Homerica. XX.
De equo Trojane. S. 121 — 140. — J. Vürtheim,
De Orphei patria. S. 197 — 206. — J. van der
Vliet, Quo discrimine dei et homines inter se
dignoscantur. S. 207 — 08.
Monatsberichte über Kunstwissenschaft u. Kunst-
handel. I. Jahrg. (1901).
Heft 3. H. Bulle, Ein attisches Grabrelief.
S. 138 — 40. (i Taf., 3 Abb.)
Heft 4. A. Furtwängler, Aphrodite Diadu-
mene und Anadyomene. S. 177— 181. (4 Taf.,
3 Abb.)
Monatshefte, Westermanns illustrierte deutsche.
88. Bd. (1900.)
Juni. P. Pfitzner, In der Trümmerwelt
Griechenlands. S. 382 — 399. (17 Alib.)
Monumenti antichi pubblicati per cura della
R, Accademia dei Lincei. Vol. IX (1901).
Puntata 3. G. Patroni, Caverna naturale con
avanzi jireistorici in provincia di Salerno. S. 541
— 616. (72 Abb.) — E. Brizio, il sepolcreto
gallico di Montefortino presso Arcevia. S. 617
—808 (12 Tf.).
Vol. X. (1901.)
G. Ghirardini, La situla italica primitiva
studiata specialmente in Este. Parte terza,
L'ornamentazione zoomorfica. Sp. 5 — 222 (Taf.
I — 5, 64 Abb.). — L. Mariani, Aufidena. Ri-
cerche storiche ed archeologiche nel Sannio
settentrionale. Sp. 225 — 638 (Taf. 6 — 15, 100
Abb.). — A. Sogliano, L'efebo in bronzo rinve-
nuto in Pompei. Sp. 641 — 654 (Taf. 16 — 26,
5 Abb.).
Monuments et memoires publics par l'Acadcmie
des inscriptions et belles-lettres. (Fondation
Eugene Piot.) Tome VII. (1900.)
IT fasc. (No. 13 de la Collection.) L. Heuzey,
Autre taureau chaldeen androcephale. Statuettes
a incrustations. S. i — 1 1 (PI. I, 2 Abb.). —
A. de Ridder, Amphore ä figures rouges. (Cabinet
des medailles). S. 13—28 (PI. II et III, 2 Abb.).
— A, Skias, Skyphos ä figures rouges trouve k
Eleusis. (Musee national d'Athenes.) S. 29 — 38
(PI. IV, I Abb.). — A. Foucher, Sculptures
greco-bouddhiques. (Musee du Louvre.) S. 39
—64 (PI. V et VI, 9 Abb.). — F. de Mely, Le
coffret de Saint-Nazaire de Milan et le manuscrit
de riliade de l'Ambrosienne. S. 65 - 78 (PI. VII
— IX, 5 Abb.). — G. Schlumberger, L'ivoire
Barberini. (Musee du Louvre.) S. 79 — 94
(PI. X). — E. Roulin, Tableau byzantin inedit.
(Musee episcopal de Vieh.) S. 95—103 (PI. XI,
3 Abb.).
Müzeum Erdelyi. [Siebenbürgisches Museum.] XVII
(1900). Ungarisch,
Heft 5. 6. G. Teglas, Die östliche Grenz-
linie Daciens und deren Vertheidigungssystem.
S. 261-269. 313—324.
Nation, Die. 18. Jahrg. (1901.)
Nr. 22. G A. Pollak, Aus Ägypten. S. 348
— 349« - (Forts. Nr. 24 S. 380-381; Nr. 25
S. 395—397 und Nr. 27 .S. 427—429.)
Notizie degli Scavi 1900.
Novembre. Alpes Cottiae. I. Vayes. Inda-
ginl archeologiche in una stazione neolitica della
Valle di Susa. (A. Taramelli.) S. 521 — 523. —
Regione X (Venetia). 2. Este. Giornale degli
scavi eseguiti nell' orto della Pia Casa di
Ricovero tra gli anni 1895 e 1898., (A. Alfonsi.)
S 523 — 551 (11 Abb). — Regione VI (Umbria).
3. Bevagna. Nuove epigrafi latine scoperte nel
territorio doli' antica Mevania. (G. F. Gamurrini.)
S. 551 — 553. — Regione VII (Etruria). 4. Perugia.
Tomba etrusca contenente ricca suppellettile
funeraria, scoperta presso la cittä. (F. Moretti
und L. Savignoni.) S. 553—561 (7 Abb.).
5. Corneto Tarquinia. Scavi nella necropoli
tarquiniese. (R. Mengarelli.) S. 561 — 569
(7 Abb.). — Roma. 6. Nuove scoperte nella
cittä e nel suburbio. Regione IV. Regione VIII.
Le iscrizioni dei vasi rinvenuti nel fönte di
Giuturna. (V. Federici ) S. 569 — 573. Re-
gione IX. Via Salaria. (G. Gatti.) S. 573 —
583. — Regione I. (Latium et Campania.)
Campania. 7. Pompei. Relazione degli scavi
eseguiti durante il mese di novembre 1900.
I. La statua di efebo in bronzo. 2. La fogna-
tura di Pompei. 3. Trovamenti fatti nel mese
di novembre 1900. (A. Sogliano.) S. 584—603
I20
Bibliographie.
(27 Abb.). — Regione IV (Saninium et Sabina).
Sabini. 8. Visso. Iscrizione sepolcrale pro-
veniente dal terrilorio del Comune. (G. Gatti.)
S. 603 — 604. — Regione III (Lucania et Bruttii).
Bruttii. Antichitä della provincia di Cosenza.
9. Cariati. 10. Pietrapaola. II. Mandatoriccio.
12. Bocchigliero. 13. Campana. (V. de Cicco.)
S. 604 — 607 (2 Abb.).
Dicembre. Regione VII (Etruria). i. Isola
di Giannutri. Antica villa romana dei primi
secoli deir imi^ero. (G. Pellegrini.) S. 609 —
623 (2 Abb.). 2. Foiano. Tombe etrusclie
scoperte presso l'ex convento di s. Francesco.
(G. K Gamurrini.) S. 624 — 626. — Roma.
3, Nuove scoperte nella cittä e nel suburbio.
Regione VI. (G. Gatti.) S. 626. Regione VIII.
La esplorazione dei Rostri. (G. Boni.) S. 627
—634 (6 Abb.}. Via Salaria. (G. Gatti.) S. 634
— 635. — Regione I (Latium et Campania).
Latium. 4. Palestrina. Epigrafe sepolcrale e
frammenti architettonici trovati nel territorio del
comune. (L. Borsari.) S. 635. 5. Terracina.
Pietra di ormeggio, scolpita, rinvenuta presso il
molo deir antico porto. (R. Mengarelli.) S. 635
— 638 (2 Abb.). Campania. 6. Pompei. Re-
lazione degli scavi fatti durante il mese di
dicembre 1900. (A, Sogliano.) S. 639—641
(2 Abb.). — Regione IV (Samnium et Sabina).
Paeligni. 7. Pentima. Indagini circa il percorso
deir antico acquedotto corfiniese. (A. de Nino.)
S. 642 — 43. Vestini. 8. Civita di Bagno (fra-
zione del comune di Bagno). Frammenti epi-
grafici latini e lucerna con bollo figulo. (N.
Persichetti.) S. 643 — 44. 9. Campana (frazione
del comune di Fagnano Alto). Tombe a cripta,
scoperte a Capo Croce. (A. de Nino.) S. 644
— 645. Samnites. 10. Pietrabbondante. Riposti-
glio di monete di bronzo antiche, della Cam-
pania, proveniente dal territorio di Bovianum
Vetus. (E. Gabrici.) S. 645 — 56 (3 Abb.). —
Regione II (Apulia). ii. Taranto. Statere
d'oro, coniato a Taranto al tempo di Pirro.
(E. Gabrici.) S. 656 (2 Abb.). — Sicilia.
12. Licodia (Catania). Ripostiglio di 120 denari
della repubblica romana. (E. Gabrici.) S. 657
— 658. 13. Racalmuto. Scoperta di forme
romane iscriite, per lastroni di zolfo. (A. Salinas.)
S. 659—660 (i Abb.).
1901.
Gennaio. Alpes Cottiae. i. Susa. Avanzi
di antichi edifici scoperti presso l'arco di Augusto.
(A. d'Andrade.) S. 3 — 4. — Regione VII
(Etruria). 2. Isola del Giglio. Tegoli e raattoni
. sigillati, trovati nella villa romana del Castellare
presso Giglio Marina. (G. Pellegrini.) S. 5 — 7.
3. San Gimignano. Tombe etrusche rinvenute
nel territorio del Comune. (G. Pellegrini.) S. 7
— 10. — Roma. 4. Nuove scoperte nella citta
e nel suburbio. Regione VII. Regione XII.
(M. E. Cannizzaro.) S. 10 — 14 (l Abb.). Via
Nomentana. Via Salaria. (G. Gatti.) S. 14 —
17. — Regione I (Latium et Campania),
5. S. Maria Capua Vetere. Epigrafe latina dei
bassi tempi. (G. Patroni.) S. 18. 6. Pozzuoli.
7. Cuma. (P, Orsi.) S. 19—21. 8. Pompei.
Relazione degli scavi fatti durante il mese di
gennaio 1901. (A. Sogliano.) S.21 — 23 (2 Abb.).
^ Regione IV (Samnium et Sabina). Sabini.
9. S. Vittorino (frazione del comune di Pizzoli).
Avanzi dell' antica via Salaria; frammento epi-
grafico latino. (N. Persichetti.) S. 23 - 24.
Samnium. 10. Guglionesi. Tombe a inumazione,
elmo di bronzo e oggetti votivi scoperti nel
territorio del comune. (A. de Nino.) S. 24—25
(i Abb.). — Regione III (Lucania et Bruttii).
Bruttii. ii.Viggiano (Potenza). 12. Pietrapaola
(Cosenza). 13. Ciro (Catanzaro). (G. Patroni.)
S. 25 — 29 (3 Abb.). — Sicilia. 14. Girgenti.
Necropoli Giambertone a s. Gregorio. (A. Salinas.)
S. 29—39 (2 Taf., 7 Abb.).
O versigt over det kongelige Danske Viden-
skabernes Selskabs Forhandlinger. 1900.
Nr. 4. J. L. Ussing, Bidrag til Kundskab om
Alteret hos Graekerne. S. 249 — 283 (12 Abb.).
— J. L. Ussing, Etüde sur l'autel des Grecs.
Resume de la premiere partie de l'article prece-
dent. S. 284—290.
Philologus. Bd. LX, (1901.)
Heft I. Th. Zielinski, Marginalien I. S. I
— 16. — A. Mommsen, Zur Orientierung über
die delphische Chronologie. S. 25 - 80. — W.
H. Röscher, Weiteres über die Bedeutung des
E zu Delphi und die übrigen Ypaij.(j.aTa AeXtptxct.
S. 81— loi.
Proceedings of the Society of biblical archaeology.
Vol. XXIII (1901).
Part I. A. E. Weigall, Egyptian Notes.
[Darin: A Statuette of Min-Mes, Chief Magician
to Ramses II. und A Small Porcelain Naos of
Bast. S. 13—15. (I Taf., i Abb.) — J. Ward,
Collection of Scarabs. S. 19 — 34 (4 Taf., 16 Abb.).
— F. G. Hilton Price, Notes upon a rare figure
of Amen-Rä. S. 35 — 36 (2 Taf.).
Quartalschrift, Römische, für christliche Alter-
thumskunde imd für Kirchengeschichte. XV. Jahr-
gang. (1901.)
Bibliographie,
121
Heft I. 2. Baumstark, Das Verzeichnis der
römischen Cömeterien bei Andrea Fulvio. S. i
— II. — Wilpert, Beiträge zur christlichen
Archäologie, i. Topographische Studien über
die christlichen Monumente der Appia und der
Ardeatina. 2. Neue Studien zur Katakombe des
hl. Kallistus. S. 32 — 69. — Kleinere Mit-
teilungen: Ausgrabungen in S. Saba; S. Cecilia;
S. Maria Antiqua (de Waal). S. 70. 71.
Rassegna Abruzzese. Anno IV. (1900.)
n. 12. Destephanis, Itinerari negli Abruzzi
(Vie Salaria Valeria Numicia ecc).
Rassegna d'arte. Anno I. Milano (1900).
n. I. Cavenaghi, I dipinti di Boscoreale
e la loro tecnica. S. 5 — 7.
Rassegna Pugliese XVII (1900).
n. II. De Luca, II lago di Lesina in Strabone
e Plinio.
Recueil de travaux relatifs a la philoIogie et ä
l'archeologie egyptiennes et assyricnnes. Vol. XXII
(1900).
Livr. 4. G. Daressy, Comment fut introduit
le naos du petit temple de Medinet - Habou.
S. 144 — 146 (4 Abb.). — G. Legrain, Le temple
et les chapelles d'Osiris a. Karnak. Premier
article. Le temple d'Osiris -Hiq-Djeto. S. 146
— 149 (l Abb.). — J. Baillet, Contribution ä
l'histoire des origines de la momification. S. 180
— 199. — G. Thilenius, Das ägyptische Haus-
schaf. S. 199 — 212 (5 Abb.). — G. Thilenius,
Das heilige Tier des Gottes Set. S. 214 — 218
(i Abb.). — G. Maspero, Sur une piece d'or
singuliere, de provenance egyptienne. S. 225 — 26.
Regisegei Budapest. [Budapest's Alterthümer.]
Band VII. (1900.) Ungarisch.
V. Kuzsinszky, Römische Steindenkmäler in
dem Museum von Aquincum. S. 3 — 66 (mit
38 Abbildungen). — G. Nagy, Der Helm vom
Esküter. S. 67 — 83 (mit einer Chromotafel und
14 Abbildungen).
Rendiconti della R. Accademia dei Lincei. Ser.
V. vol. 9. (1900.)
fasc. 9. 10. Cipolla, della supposta fugione
degli Italiani coi Gerniani nei primi secoli del
niedio evo. III. S. 517 — 563. [Forts. S. 567 —
603]. — Notizie delle scoperte di antichitä del
mese di Agosto 1900. S. 563 — 566. Settembre
S. 604 — 607.
fasc. II. 12. Gamurrini, Della stipe votiva
nella tomba di Romolo. S. 619- 626. — Pernier,
Lavori eseguiti a Festös dalla missione archeo-
logica italiana dal 2. giugno al 16. settembre
1900. S. 631 — 636. — Notizie delle scoperte
di antichitä del mese di Ottobre 1900. S. 672
— 675. Novembre S. 689-691. — L, Cesano,
La colonia di Uthina. S. 681 — 688.
Vol. X. (1901.)
fasc. I. 2. Notizie delle scoperte di antichitä
del mese di Dicembre 1900. S. 30 — 33. Gennaio
1901. S. 61 — 64. — Pais, I frammenti all'
autobiografia di M. Emilio Scauro e la 'Lex
Varia de maiestate'. S. 50 — 60.
Rendiconti della R. Accademia di Napoli.
Anno XIV. (1900.)
maggio-dicembre. De Petra e Calori, Inter-
promium e Ceii. — Galante, Relazione sulle
catacombe di S. Gennaro. — Cosenza, Raccolta
di antichitä Stabiane.
Rendiconti del R. Istituto lombardo di scienze
e lettere. Ser. IL vol. 34. (1900.)
fasc. 4. Garofalo, Studio sull' Itinerarium
Antonini (parte relativa all' Italia).
Report of the meeting of the British Association
for the advancement of science.
70. (1900.) A. J. Evans, Writing in Pre-
historic Greece. S. 897—899. — F. LI. Griffith,
On the System of Writing in Ancient Egypt.
S. 899. — D. G. Hogarth, The cave of Psychro
in Creta. S. 899 — 900.
Report, Annual, for the year ending December 31,
1900 of the Trustees of the Museum of Fine
Arts, Boston. 25.(1901.) Report of the Curator
of Classical Antiquities.
Review, The Classical. Vol. XV. (1901.)
No. 2. T. McKenny Hughes, Marathon. S. 131
— 136. (l Plan.) — Th. Ashby,' Recent ex-
cavations in Rome. III. Basilica Julia. IV. Ba-
silica Aemilia. V. Cloaca Maxima. VI. Temple
of Antoninus and Faustina. VII. The Regia.
VII. Temple of Vesta. IX. Atrium Vestae.
X. Föns and Lacus Juturnae. XL S. Maria
Antiqua. S. 136 — 142.
No. 3. J. A. R. Munro, Notes on the text
of the Parian marble. I. S. 149 — 154. — E.
Strong, Some recent works on classical art. A.
Greek sculpture. S. 185 — 189. B. Greek vases.
S. 189 — 190. C. Roman art. S. 190— 191. —
A. B. Walters, Monthly record. S. 191 — 192.
No. 4. E. Meyer, Forschungen zur alten Ge-
schichte. 2 Bd. (E. M. Walker.) S. 223—2^. —
Communique on Strzygowskis Orient oder Rom.
(W. E. Crum.) S. 232—34.
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(2 Abb.) — W. R, Paton, La tradition populaire
dans les evangiles synoptiques. S. 17 — 23. —
E. Delorme, Note sur une lampe antique. S. 24
— 26. (i Abb.) — S. Reinach, La representation
du galop dans l'art ancien et moderne. (Qua-
trieme article.) S. 27 — 45. (Fig. 93— 116.) —
G. Gastinel, Cinq reliefs tarentins. S. 48— 58.
(4 Abb.) — S. de Ricci, Inscriptions de Germanie
dans la correspondance d'Oberlin h la Biblio-
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sur quelques sculptures antiques de l'Algerie.
S. 72—81. (7 Abb.) — S. Reinach, L'Hecate de
Menestrate. S. 82 — 93. — V. Bcrard, Topologie
et toponymie antiques. Les Pheniciens et
rOdyssee. (Quatrieme article.) I. S. 94 — 124.
— E. Lemaire, Inscription de Saint-Quentin.
S. 137 — 142. — LTnstitut archeologique russe.
S. 142 — 143. — E. Robinson, Terres cuites
fausses au Musee de Boston. S. 144—145. —
Archaeologiai K'özlemenyek (Melanges hongroises)
edites par l' Academie hongroise. Tonus XXI ei
XXII. {J. Kont.) S. iso—ijs. — G. Fougeres,
La vie publique et privee des Grecs et des Romains.
(S. R.) S. 1J4 — /fj. — H. Marttcchi, Elements
d'archeologie chretienne. t. I. II. (S. de Ricci.)
S. i^j — 160. — O. Navarre, Utrum mulier es
Athenienses scaenicos ludos spectaverint necne.
(S. R.) S. JÖj. — L. Coutil, Les figurines en
terre cuite des Eburovices , Veliocasses et Lexovii.
(S. R.) S. 164 — lös. — A. youbin, Catalogue
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imperial ottoman. (P. Perdrizet. S. i6j — i6g.
Mars-avril. A. Moret, Quelques scenes du
bouclier d'Achille et les tableaux des tombes
egyptiennes. S. 198 — 212. (ii Abb.) — V.
Berard, Topologie et toponymie antiques. Les
Pheniciens et l'Odyssee. (Cinquieme article.)
II. S. 213 — 223. — S. Reinach, La representation
du galop dans l'art ancien et moderne. (Cin-
quieme article.) XIV. S. 224 — 244. (PI. VII—
VIII, Fig. 117 — 147.) — G. Chauvet, Statues,
statuettes et figurines antiques de la Charente.
S. 272—284. (14 Abb.) ~ G. Millet, La collec-
tion byzantine de I'Ecole des Hautes-Etüdes.
S. 289 — 90. — Archiv für Papyrusforschung und
verwandte Gebiete. (Seymour de Ricci.) S.joj —
J/J». — B. P. Grenfell, A. S. Hunt et D. G. Ho-
garth, Fayüm towns and their papyri. (Seymour
de Ricci ) S. SUS^o. — R. Cagnat et M.
Besnier, Revue des publications epigraphiques
relatives ä l'antiquite romaine. S. 321 — 336.
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5^ livr. A. Battandier, Le II e Congres
d'archeologie chretienne, avril 1900. S. 431 — 438.
6 0 livr. L. Cloquet, Essai sur la decoration
architectonique. S. 481 — 490. (52 Abb.)
Revue critique. 35^ annee. (1901.)
No. 7. E. Aust, Die Religion der Römer und
W. Warde-Fowler, The Roman Festivals of the
period of the Republic. (A. Bouche-Leclercq.) S. 124
— 128. — D. Comparetti, Iscrizione arcaica del
foro romano. (P. Lejay.) S. 128 — /fj.
Nr. 9. F. Wickhoff, Roman Art. (S. Reinach.)
S. I72-T7S-
No. 10. E. Pontremoli et M. Collignon, Per-
game, restauration et description des monuments de
l'Acropole. (S. Reinach.) S. 181 -18 4. — MV.
de Visser, De Graecorum diis non referentibus
speciem humanam. (A. de Ridder.) S. i8j — 186.
— y. Nicole, Les papyrus de Geneve. ler et 2e
fasc. (My.) S. i8g — igo.
No. II. O. Kern, Die Inschriften von Mag-
7tesia am Maeander u. U. v. Wilamowitz-Moellen-
dorff. Die Inschriften von Magnesia a. M. (B.
Haussoullier.) S. 20J — 211.
No. 12. Histoire de l'Algerie par ses monu-
ments. (M. G. D.) S. 223.
No. 13. C. Niebuhr, Einflüsse orientalischer
Politik auf Griechenland im 6. u. j. yahrh. (A.
Hauvette.) S. 243. — L. Homo, Lexique de topo-
graphie romaine. (M. Besnier.) S. 244 — 246.
No. 14. F. Trawinski et Ch. Galbrun, Guide
Bibliographie.
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maire des Musees de la ville de Lyon. (S. R.)
S. 26t. — K. Woermann, Geschichte der Kunst
aller Zeiten und Völker. I. Bd. (S. Reinach.)
S. 262 — 266.
No, 15. IV . Rüge u. E. Friedrich, Archäolo-
gische Karte von Kleinasien. (G. Lafaye.) S. 282.
— E. Haug u. G. Sixt, Die römischen Inschriften
und Bildwerke Württembergs. (R. C.) S. 283.
No. 17. y. Tolkiehn, Homer und die römische
Poesie. (E. Thomas.) 8.322—324.
Revue epigraphique. 236 annee. (1901.)
No. 100. 1381 — 1384. Epitaphes. P. 145
— 148. — 1385. Inscription relative ä des tra-
vaux de route. P. 148—149. — 1386. I^pitaphe.
P. 149 — 150. — 1387. Cachet d'oculiste. P. 150
— 151. — 1388. Autel pour la conservation d'un
empereur du I«?"" siecle. P. 151 — 152. — 1389-
Lampe en terre avec marque grecque. P. 152.
— 1390« Sceau en bronzc. P. 152. — A.
Heron de Villefosse, Remarques epigraphiques.
P. 152 — 155. — A. Allmer, Dieux de la Gaule.
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— 156. — Bibliographie. P. 156 — 159. —
Chronique. P. 159—160. — Additions et cor-
rections. P. 160.
Revue des etudes anciennes. Tome III. (1901.)
No. I. Ph. Legrand, La victoire au pentathle
ä propos d'un passage de Bacchylide. S. I —
10. — Ph. Fabia, La preface des histoires de
Tacite. S. 41 — 76. — C. Jullian, Notes gallo-
romaines. IX. A propos des »pagi« gaulois
avant la conquete romaine. Lettre ä G. Radet.
S. 77 — 97. — C. Jullian, »Pro domo mea.«
S. 98 — 99. — C. Jullian, Autel ä Maia, trouve
ä Saintes. S. 99— 100. — Ch. Exon, Anew theory
of the ekkyklema. (O. Navarre.) S. 102 — 103.
Revue des etudes grecques. Tome XIV. (1901.)
No. 56. M. Collignon, Le masque d'Artemis
ä double expression de Boupalos et Athenis.
S. I — 7. — F. Cumont, Un serment de fidclite
ä l'empereur Auguste. S. 26 — 45. (i Karte.) —
Ph. E. Legrand, Questions oraculaires. 2. Xuthus
et Creuse ä Delphes. S. 46 — 70. — A. Hauvette,
Les nouveaux Fragments d'Archiloque publies
par M. M. Reitzenstein et Hiller von Gärtringen.
S. 71 — 91. — M. Holleaux, Note sur un decret
de Milet. S. 92 — 96. — F. Benedetti, GH scavi
di Narce ed il museo di villa Giulia. (T. R.)
S. gg—ioo. — L. Deubner, De incubatione capita
quattuor. (Ph. E. L.) S. 100 — loi. — 0. Navarre,
Utrum mulieres athenienses scaenicos ludos specta-
verint necne, (T. R.) S. 103.
Revue des etudes juives. Tome XLI. (1900.)
No. 82. S. Reinach, De l'origine des prieres
pour les morts. S. 161 — 173.
Revue historique. Tome 76. (1901.)
I. Mai-Juin. V. Berard, L'etude des origines
grecques. I. S. i — 25. — C. Jullian, Travaux
relatifs aux antiquites latines. S. 100 — 112.
Revue de l'instruction publique en Belgique.
Tome XLIL (1900.)
Livr. 6. Supplement. F. Cumont, Rapport
a M. le Ministre de l'Interieur et de l'instruction
publique sur une mission archeologique en Asie
Mineure. S. i — 15. (l Karte.)
Revue numismatique. Quatrieme Serie. Tome cin-
quieme. (1901.)
lertrimestre. A.Dieudonne.Monnai es grecques
rccemment acquises par le Cabinet des Medailles.
S. I — 13. (i Taf.) — R. Mowat, Le vase sacri-
ficatoire des reines d'Egypte. Symbole monetaire.
S. I 5 — 35. (3 Abb.) — V. Luneau, La trouvaille
de monnaies »ä la croix« de Saint-Etienne-des-
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Revue de philologie, de litterature et d'histoire
anciennes. Tome XXV. (1901.)
ire livr. B. HaussouUier, Les Seleucides et
le temple d'ApollonDidymeen. (TroisiemearticIe.)
S. I —42. — A. Wellauer, Etüde sur la Fete des
Panathenees dans l'ancienne Athenes. (G. Vatelot.)
S. yj — 7J. — E. Pais, Storia di Roma. Vol. I, 2
(Ph. Fabia) S. 77—78.
2 e livr. P. Foucart, Les jeux en l'honneur
du proconsul Q. Mucius Scaevola, S. 85 — 88. —
P. Foucart, La famille d'Herode Atticus. S. 89
— 91. — B. Keil, Baris, S. 123—124. —
B. HaussouUier, Les Seleucides et le temple
d'ApollonDidymeen. (Quatrieme article.) S. 125
— 145. — B. HaussouUier, Une nouvelle borne
milliaire de Lydie. Le proconsul Dulcitius.
S. 146 — 151.
Rivista d'Italia. Anno III. (1900.)
fasc. 12. A. Valeri, I monumenti cristiani
del Foro Romano. S. 700—726.
Anno IV. (1901.)
fasc. 4. Colasanti, Le stagioni nell' antichitä
e neir arte cristiana. S. 669 — 687.
Rivista italiana di nuraismatica. Anno XIV.
(1901.)
fasc. I. Camozzi, La consecratio di Traiano.
II. La consecratio nelle monete da Cesare ad
Adriano. S. 11 — 53. — S.Ricci, II sentimento
della natura nella monetazione della Grecia e
della Magna Grecia. S. 55 — 74-
Rivista di storia antica. Anno V. (1900.)
124
Bibliographie,
fasc. 4. Pais, Per la storia d'Ischia nell' an-
tichita. S. 465 - 492. — Rizzo, Le tavole finan-
ziarie di Tauromenio. S. 493 — 501. — Costanzi,
Appunti di storia ateniese. S. 502 — 523. —
Niccolini, II re e gli Efori a Sparta. S. 524 —
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ö. 552—558. — Tropea, II settentrione greco
della Sicilia dal 337 al 241. S. 559 — 570. —
Lanzani, I Ilepsixi di Ctesia fönte di storia
greca. S. 571 — 602. ■ — Beloch, Medus Hydas-
pes. S. 603—605. — G. Ricci, I caratteri costi-
tutivi della scultura roniana secondo la critica
moderna. S. 606 — 619. — Balbi, Tre iscrizioni
inedite dell' antica cittä di Larino. S. 620 — 621.
Rivista storica calabrese. Anno VIII. (1900.)
fasc. 2. De Salvo, Armi ed altri ustensili
deir uomo primitivo ritrovati lungo il Petrace
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Nr. 6. E. Rohde, Der griechische Roman und
seine Vorläufer. 2. Aufl. (J. Sitzler.) S. /2y
— J^S. — Meyers Reisebücher. Griechenland und
Kleinasien. J. Aufl. (H. Zimmerer.) S. 142 —
HS-
Nr. 8. O. Puchstein, Die griechische Bühne.
(K. Weißmann.) S. lyj — 779. — O. Schrader,
Reallexikon der indogermanischen Alterthumskunde.
I. Halbbd. (Fr. Stolz.) S. 17 g— i8s.
Nr. 9. R. Engelmann, Archäologische Studien
zu den Tragikern. (P. Weizsäcker.) S. igb —
200. — W. Lermann, Athenatypen auf griechi-
schen Münzen. (0. Hey.) S. 20j—2oy. — F.
Gnecchi, Monete romane. (0. Hey.) S. 207 — 20g.
Nr. 10. y. Tolkiehn, Homer und die römische
Poesie. (P. Verres.) S. 217 — 222. — U. v. Wila-
mowitz - Moellendorfl", Reden und Vorträge. (E.
Fritze.) Sj>. 222 — 22J. — G. Grünau, Inschriften
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Augustus bis Diocletian. (0. Hey.) S. 22J — 226.
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Studj e materiali di archeologica e numismatica
pubblicati per cura di L. A. Milani. Vol. I.
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alla luce dei bronzi dell' antro Ideo cretese e dei
monumenti hetei. Ideografia heteo-mediterranea.
S. 161 - 234. — Karo, Le orificerie di Vetulo-
nia. 8. 235 — 283 (Tf. IV- VIII). — Villani,
Di un' urna etrusca inedita riferibile all' Ecuba
di Euripide. S. 284 — 289. — Patroni, Buccheri
campani. Contributo alla storia della ceramica
italica e delle relazioni tra l'Etruria e la Campania.
S. 290 — 299. — Rubrichi, La morte di Meleagro
neir anfora Santangelo dei Museo di Napoli e
in un sarcofago inedito di Firenze. S. 300 —
306. — Appendice museografica: Pcllegrini,
Siena, Museo Chigi; i vasi. S. 307 — 319.
Studj e documenti di storia e diritto. Anno XXI,
(1900.)
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Roma antica. S. 287 — 334.
Studien, Baltische. N. F. Bd. IV, (190Ö.)
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S. 153 — 178, — P. Kretschmer, Sipi^v. S. 179
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125
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tures of the Parthenon. (Passow.) Sp. 3g3 — 97.
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No. 20. U. V. Wilamowitz-Moellendorff, Reden
und Vorträge. (0. Schroeder.) Sp. 623 — 627.
— II. N. llanaytwQyiog, Mng raög fv ' Eöiaarji
MaxtdovCag. (Bürchner.) Sp. 627—28. — A.
Furtwängler, Die Ausgrabungen auf Ägina. II.
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Wochenschrift für klassische Philologie. 18. Jahr-
gang. (1901.)
No. 9. W. H. Röscher, Ephialtes. Eine patho-
logisch-mythologische Abhandlung über die Alpträume
und Alpdämonen des klassischen Altertums. (R.
Wünsch). Sp. 223—233. — Das Epigramm auf
Pero und Mico in der neu ausgegrabenen Casa
di Lucrezio zu Pompeji. Der Triumphbogen
des Tiberius. Neuer Fund bei Cerigo. Aus-
grabungen zu Ägina. Sp. 252 — 53.
No. 10. U. V. Wilamoiuitz-Moellendorff, Reden
und Vorträge. (O. Weißenfels.) Sp. 237 — 262.
— AI. P. Nilsson, Studio de Dionysiis atticis.
(H. Steuding.) Sp. 262 — 263. — 0. Wulff,
Alexander mit der Lanze. (B. Sauer.) Sp. 263
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No. 12. W. Vollbrecht, Das Säkularfest des
Augustus. (W. Hirschfelder.) Sp. 318—320.
No. 13. Archäologische Gesellschaft zu
Berlin. Februar-Sitzung. Sp. 357— 366.
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Sp. 4SS — 4SS' — ^- Natorp , Was uns die
Griechen sind. (0. Weißenfels.) Sp. 463.
No. 18. y. B. Bury, A history of Greece to
the death of Alexander the Great. (A. Hock.)
Sp. 481— 488 [Schluß in No. ig]. — Archäologi-
sche Gesellschaft zu Berlin. März - Sitzung.
Sp. 500 — 504 [Schlufs in No. 19].
No. 19. Funde auf Agina. Sp. 533. — Die
neuaufgefundene Bronzestatue aus Pompeji.
Sp. 534. — Römische Funde in Trier. Sp. 534.
No. 20. H. Belling, Phlegyas. Sp. 551—560
(Schlufs in No. 21 Sp. 582—589).
No. 21. Die langen Mauern. Funde in
Attika und auf Andres. Ausgrabungen auf
Ägina. Sp. 589-590.
Zapiski vostoiJnago otdclenija irap. russkago
archeologiöeskago obsöestva. [Denkschriften der
orientalischen Abteilung der kaiserl. russischen
archäologischen Gesellschaft.] T. XI. (1899).
B. Turaev, Beschreibung der ägyptischen
Denkmäler in den russischen Museen und
Sammlungen. S. 115 — 164. [Fortsetzg. Bd. XII,
S. 179.]
T. XIII. (1901.) B. Turaev, Zwei Keilschrift-
Täfelchen im Museum der Kiewer Geistl. Aka-
demie. S. 8 (i Taf.). — W. Golenischev, Inschrift-
stele des Van-Königs Rusas II. S. 86 (2 Taf.).
Zeitschrift des Miinchener Alterthumsvereins.
N. F. XI. Jahrg. (1900.) P. Arndt, Antike
Sculpturen der Sammlung F. A. v. Kaulbach.
S. 1—8 (2 Taf., 5 Abb.). — H. Bulle, Aus der
Antikensammlung der Universität WUrzburg.
S. 20 — 25 (7 Abb.).
XII. Jahrg. Fest-Ausgabe. (1901.) A. Furt-
wängler. Zwei antike Kinderköpfe, Neu-
erwerbungen der Kgl. Glyptothek in München.
S. 10 — 12 (3 Taf.),
Zeitschrift für das Gymnasialwesen. LV. Jahrg.
(1901).
Februar - März. H. Schiller, Weltgeschichte
I. Bd.: Geschichte des Altertums. (E. Stutzer.)
S. 16 g — 17 J. — A. Mommsen, Feste der Stadt
Athen im Altertum. (M. Hoß'niann.) S. lyg —
188.
Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien.
51. Jahrg. 1900.
12. Heft. Hofrath Dr. Karl Schenkl. Nekrolog.
S. 1057 — 1068. — y. yung, Grundriß der Geo-
graphie von Italien und dem Orbis Romanus.
2. umgearb. u. verm. Aufl. (A. Stein.) S. 1112 —
14. — C. 0. Müller u. F. Wieseler, Antike Denk-
mäler der griechischen Götterlehre. 4. umgearb.
u. verm. Ausgabe von F. Wernicke. Lief, I. u. II.
(E. Hula.) S. mg — so.
Zeitschrift, Historische. 87. Band (1901).
I. Heft. Weltgeschichte hrg. v. H. F. Helmolt.
4. Bd.: Die Randländer des Mittelmeeres. (Belock.)
5. 79 — 82. — Z. Mitteis, Aus den griechischen
Papyrusurkunden. (B.) S. ijj. — A. Mommsen,
Feste der Stadt Athen im Altertum. (B. Niese.)
S 156.
Zeitschrift für bildende Kunst. N. F. Bd. XII.
(1900/01.)
Heft 2. A. Aubert, Der Dornauszieher auf
dem Kapitol und die Kunstarchäologie. S. 40
—46. (4 Abb.) [Schlufs in Nr. 3. S. 64—72.
(Abb. 5-9.)]
Heft 8. R. Engelmann, Die neue Bronze-
statue aus Pompeji. S. 178—180. (4 Abb.)
Zeitschrift, Numismatische. 32. Bd. (1900.)
I. u. 2. Semester. M. Bahrfeldt, Nachträge
und Berichtigungen zur Münzkunde der römi-
schen Republik. S. i — 116. (6 Taf., 9 Abb.) —
O. Voetter, Die Münzen des Kaisers Gallienus
und seiner Familie. S. 117^147. (Hierzu ein
Atlas mit XIX lithograph. Taf.) — A. Markl,
Das Provinzialcourant unter Kaiser Claudius II.
Gothicus. B. Geld der griechischen Städte.
S. 149-183. (Taf. VII— XIV.) — W. Kubitschek,
Ein Fund römischer Antoniniane aus Serbien.
S. 185 — 194. — W. Wroth, Catalogue of the
Greek coins of Galatia, Cappadocia Syria. (Kubit-
schek.) S. 267 — 6g. — G. Macdonald, Catalogue
of Greek coins in the Hunterian collection. Vol. 1.
(Kubitschek.) S. 26g — 272. — G. F. Hill, Cata-
logue of the Greek coins of Lycaonia, Isauria and
Cilicia. (Kubitschek.) S. 272 — yj. — Collection
Ernst Prinz zu Windisch-Grätz. V. Bd.: Griechi-
sche Münzen beschrieben von J. Scholz. (E.)
S. 27s.
Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertums-
kunde. Bd. XXXVIII. (1900.)
I. Heft. J. H. Breasted, King Harmhab and
his Sakkara Tomb. S. 47 — 50. (2 Abb.) — A.
Erman, Kupferringe an Tempelthoren. S. 53 —
54. — F. W. von Bissing, Zur Geschichte des
Kamels. S. 68—69. (i Abb.)
Zeitschrift, Westdeutsche, für Geschichte und
Kunst. Jahrg. XIX. (1900.)
Bibliographie.
127
Heft III u. IV. J. Reinecke, Zur jüngeren
Steinzeit in West- und Siiddeutschland. S. 209
— 270. (Taf. XIII.) — Mitteilungen der Alter-
tümer - Kommission in Westfalen. (K. Rubel.)
S. 344 — 355. — Museographie für das Jahr 1899.
I. Westdeutschland. Redigiert v. F. Hettner.
S. 356 — 424. (Taf. 14—25, 6 Abb.) 2. König-
reich Bayern. S. 425 — 428. 3. Decouvertes
d'antiquites en Belgique par H. Schuermans,
S. 428-433. (2 Abb.)
Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft.
21. Jahrg. (1901.)
Heft I. B. Stade, Die Kesselwagen des salo-
monischen Tempels, i. Kö. 7, 27 — 39. S. 145
— 190. (6 Abb.)
Zeitung, Allgemeine. Beilage. 1901.
No. 22. P. Hermann, Die Darstellung des
Menschen in der älteren griechischen Kunst.
No. 38. W. Kroll, Der griechische Alexander-
roman.
No. 65. Juppiter Poeninus.
Zukunft, Die. IX. Jahrg. (1901.)
Nr. 19. F. Dümmler, Der platonische Staat
S. 238—247.
Zurnal ministerstva narodnago prosvesCenija.
(Journal des Ministeriums für Volksaufklärung.)
[Russisch.] 1900.
Oktober. Otdel klass. filol. A. Nikitskij,
.AiTcuXtzct I. nX'JYovet;. (191— 190 v. Ch.) S. i
• — 37. — S. Zebelev, Das Skulpturenfragment
des Britischen Museums 554. S. 38 — 40.
November. V. Modestov, Noch einmal über
die Denkmäler der Königszeit und die älteste
lateinische Inschrift auf dem römischen Forum.
S. 107—134. — Otdel klass. filol. A. Nikitskij,
Der Autophon Baunak's. S. 81 — 89.
December. A. Enmann, Das Grab des Ro-
mulus. S. 90 — 112. — Otdel klass. filol. A.
Nikitskij, AfTtuXtxct. II. Über das Jahr 189 — 188
V. Chr. S. 131 — 151.
Archäologischer Anzeiger
Beiblatt
ZUM Jahrbuch des Archäologischen Instituts
190L 3.
AUSGRABUNG AUF ÄGINA.
Die Münchener Glyptothek, deren Sammlung
König Ludwig I. von Bayern schon vor seiner
Thronbesteigung zu Anfang des vorigen Jahrhunderts
begonnen, dann vor Allem mit Martin VVagner's
Hülfe glänzend vollendet hatte, gewann im Jahre
1830 ihren nach innerer Anordnung imd äufserer
Form harmonischen Charakter einer in sich ruhenden
Kunstschöpfung. Dergestalt, man darf wohl sagen
einzig in ihrer Art, besteht sie wesentlich unver-
ändert fort. Gern verweilt der Beschauer bei diesem
sich immer gleich Bleibenden. Dabei wurde die
Anstalt auch von der wissenschaftlichen Forschung
fleifsig benutzt und sorgfältig gepflegt von ihren
Vorstehern , deren gegenwärtiger, Professor Furt-
wängler, sie nun aber auch in die Reihe der mit
Ausgrabungs- Untersuchungen aktiv vorgehenden
Museen, unter denen das Britische Museum voran-
ging, eingeführt hat.
Gestalt und Aufstellung, namentlich jener her-
vorragenden Besitzstücke, welche die Welt unter
dem Namen der Ägineten kennt, waren aus den
Händen von Meistern der Bildhauerkunst als ein in
sich geschlossen Vollendetes wieder neu hervor-
gegangen. Aber die Forschung hat darin nicht
immer die voll zutreffende Wiederherstellung des
ursprünglichen Zustandes anerkennen können, wie
Furtwängler in seiner neuen, im vorigen Jahre er-
schienenen Beschreibung der Glyptothek, selbst die
Kritik weiter führend, darüber Rechenschaft giebt.
Jetzt hat er noch einen Schritt weiter thun dürfen.
Im Auftrage Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-
regenten von Bayern ist an der Fundstelle noch
einmal der Spaten angesetzt und man hat ans Licht
zu bringen begonnen, was bei der ersten Aus-
grabung doch nicht so gründlich erschöpft worden
war, wie die heutige arcliäologische Technik es
fordert und ermöglicht.
Archäologiscber Anzeiger 1901.
Über das Erreichte liegen bereits Berichte von
Furtwängler vor, in der Berliner philologischen
Wochenschrift XXI (1901), n. 18, Sp. 572ff.; n. 20,
Sp. 637f., n. 22, Sp. 70of., n. 31/32, Sp. looif.;
aufserdem in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung
1901, n. 149. Hiernach geben wir einen kurzen
Bericht.
Seiner Wichtigkeit wegen mag zuerst ein
epigraphischer Fund erwähnt werden, der einer
Bauinschrift, welche wir nach Furtwängler's Publi-
kation in der Berliner philologischen Wochenschrift
S. 1002 wiederholen:
, . . 5OITA ; lAP^OS :' KONTOS ; TAfflAIAI : QOloOS
.. . pep : OBOMOS ; xo/^^oas ; POT^ro^eg
^Dl POiF®p
Die schönen archaischen Buchstaben sind auf
eine etwa 1,60 m lange und 0,25 m hohe Kalkstein-
platte geschrieben. Die Datierung ist nach einem
Priester gegeben, dessen Name nicht voll erhalten
ist. Es wird der Aphaia ein olxo; errichtet und
ein Altar und Elfenbein werden als »hinzugemacht«
genannt. Die Inschrift bezieht sich auf einen
älteren Bau als der erhaltene Tempel, dessen
Gottheit Furtwängler als durch die Inschrift neu
festgestellt ansieht.
Über diese Gottheit, die Aphaia, giebt es nur
spärliche Nachrichten. Sie ergeben, dafs Aphaia
eine der Artemis nahestehende Gottheit ist, die mit
den kretischen Göttinnen Britomartis und Diktynna
identificiert wurde. Pausanias erwähnt das Heiligtum
der Aphaia auf Ägina (II 30, 3) und berichtet, dafs
Pindar für die Ägineten ein Lied auf die Aphaia
gedichtet habe, wie Furtwängler vermutet, zur Ein-
weihung des neuen Tempels. Das Alter der Kult-
stätte reicht nach Ausweis der Funde bis in die
mykenische Zeit hinauf. Für das Wesen der Göttin
lernen wir aus den Terrakotten- Funden, dafs sie
9
I30
Ausgrabungen auf Ägina.
eine Gottheit war von allgemeinerem weiblichen
Charakter, die den Frauen in allen Nöten half und
von ihnen besonders verehrt wurde. Einige der
gefundenen Idole der mykenischen Epoche stellen
die Göttin mit einem Kind in den Armen dar.
Unter den übrigen FundstUcken zeigen sich Ana-
logien sowohl zu solchen aus dem Aphrodite-
heiligtum von Naukratis, als auch aus den ältesten
Schichten des Artemistempels zu Ephesos. Nach
dem Befunde der Ausgrabungen ist das Heiligtum
der Aphaia in spätklassischer Zeit verödet gewesen
und damit erklärt sich auch die spärliche Kunde,
die von dieser Göttin nur noch zu uns ge-
drungen ist.
Die Kenntnis der Gesamtanlage des Heiligtums
ist erheblich vermehrt. Vor dem erhaltenen Tempel
liegt im Osten eine grofse Terrasse. Sie besteht
aus einer mächtigen Aufschüttung von Steinen, über
welchen der Bauschutt des Tempels liegt. Unter
jener Terrassenaufschüttung haben sich zahlreiche,
also sehr alte Mauerzüge gefunden, die zum Teil
auf Wohnungen, zum Teil auf gröfsere Gebäude
weisen. Furtwängler vermutet hier den älteren
Tempel und schreibt ihm die zahlreichen Architektur-
stücke zu, die in die Steinpackung der Terrasse
verbaut gefunden worden sind. Sie zeigen aufser-
ordentlich feine Arbeit und sind mit scharfen Kanten
und wundervollen Farben noch vorzüglich erhalten.
Es finden sich Kapitelle mit flachkuchenförmig
altertümlichem Echinus und Stücke des Geison.
Die Formen zeigen den ausgebildeten dorischen
Stil des sechsten Jahrhunderts v. Chr. Andere
Baustiicke waren in ein Gebäude verbaut, das auf
einer der südlichen Terrassen unterhalb des jetzigen
Tempels aufgedeckt ist.
Auch von dem erhaltenen Tempel haben sich
noch neue Architekturteile gefunden, darunter
mehrere Blöcke des horizontalen Giebelgeison mit
Einlassungen für die Plinthen der Giebelfiguren.
Bei der Aufräumung im Innern des Tempels fanden
sich auf dem Fufsboden die Spur der Basis des
Kultbildes, nach der sich dessen einstige Gröfse
annähernd ermitteln läfst, und Löcher für das Holz-
gitter, dessen Vorhandensein aus der Inschrift
CIG 2139 bekannt war. Vor der Ostfront fanden
sich die Fundamente eines grofsen Altars von der
Breite des ganzen Tempels. Der ganze Tempel-
bezirk war von Mauern umschlossen, durch welche
ein Propylon führte, dessen Reste im Südosten ge-
funden wurden. Das Propylon hatte eine nach
Süden geöffnete äufsere und eine nach Norden
schauende innere Halle; beide hatten als Stützen
achteckige Pfeiler, die zum Teil noch an ihrer
Stelle erhalten sind; auch ein zugehöriges Kapitell
ist gefunden. Der Fufsboden ist, wie der des
Tempels, mit festem rotbemalt^m Stuck belegt.
Das Dach war aus Terrakotta, wie zahlreiche Reste
beweisen. Darunter sind solche eines thönernen
Greifen, im Stile denen des Tempels ähnlich. Nach
alledem scheint das Propylon mit dem Tempel
gleichzeitig zu sein. Das Propylon erweitert sich
nach Norden zu einem dreistufigen offenen Aufgang,
der auf die Tempelterrasse führt.
Nach Nordosten zu kam auf der Terrasse vor
dem Tempel eine altgriechische Abflufsleitung für
das Regenwasser vom nördlichen Tempeldache zum
Vorschein; sie führte zu einem Sammelbecken und
von da in eine Cisterne in der Nordostecke der
Tempelterrasse. In der weiteren Umgebung des
Tempels haben sich noch Bauten aus grofsen
Quadern gefunden, unter denen sich ein Gebäude
mit einem grofsen Saale und einer vorgelegten
Terrasse befindet. In den Saal laufen an drei
Seiten breite Bänke entlang. Innen war der Bau
ganz mit feinem rotem Stuck bedeckt.
Höchst erfreulich ergiebig sind die Funde an
Skulpturen gewesen. Sie wurden grofsenteils in
der Cisterne und im Propylon gemacht. Vorher
hatte schon die Aufräumung der Trümmer vor der
Tempelfront eine reiche Nachlese an Giebel-
fragmenten ergeben. Es fanden sich zu den Giebeln:
ein bärtiger Kopf, wahrscheinlich zu nr. 86 von
Furtwängler's Katalog der Glyptothek, dem Vor-
kämpfer der linken Hälfte des Ostgiebels, gehörig,
ferner die linke Hand der Athena des Ostgiebels,
zum Westgiebel ein unbärtiger Kopf mit zurück-
geschobenem korinthischen Helm, vermutlich von
dem geduckt vordringenden Lanzenkämpfer nr. 82
des neuen Katalogs, und die wahrscheinlich dem
Gefallenen aus der Mitte des Ostgiebels gehörige
rechte Hand, welche einen Stein umfafst, dazu
zahlreiche Arm- und Beinfragmente und auch Teile
der Akroterienfiguren.
Aufser diesen Resten der Tempelskulpturen
fanden sich noch zahlreiche andere Skulpturstücke
von zunächst noch nicht aufgeklärter Bestimmung,
nämlich aus der Epoche der Giebelgruppen drei
Köpfe von Jünglingen und zwei von bärtigen
Männern, das Unterteil einer weit ausschreitenden
weiblichen Figur und der Unterarm eines Bogen-
schützen in skythischem Gewände. Dann ist ein
weiblicher Kopf von viel altertümlicherem Typus
gefunden, und ein früharchaischer Torso der Göttin
in langem Gewände; sie fafst mit der Linken an
die Brust und mit der Rechten an das Gewand vor
dein Schofse. Ein kleinerer Mädchenkopf mit
Bericht über eine epigraphisch-archäologische Expedition auf der Insel Kos.
131
Haube, ist im Übergangsstile der Epoche bald nach
480 V. Chr..
Von Kleinfunden sind noch hervorzuheben die
Bronzestatuette eines Hahns, Bruchstücke argivischer
Bronzereliefs, archaische Terrakotten in ionischem
Typus, Aphrodite mit Taube, eine thronende Göttin,
ägyptisierende Smaltfiguren, phönikische Smalt-
gefäfse, eine grofse Muschel mit Gravierung phöni-
kischer Arbeit. Die Thongefäfse sind, mit grober
handgemachter lokaler Ware beginnend, in reicher
Aufeinanderfolge vertreten. Besonders zahlreich ist
korinthische Ware vorhanden. Ganz spärlich da-
gegen haben sich Dinge aus späteren Zeiten ge-
funden, ein paar kleine Scherben von hellenistischen
Reliefvasen und eine einzige römische Lampe.
Dem Vernehmen nach sollen die Unter-
suchungen noch fortgesetzt werden.
BERICHT
ÜBER EINE EPIGRAPHISCH-
ARCHÄOLOGISCHE EXPEDITION
AUF DER INSEL KOS
IM SOMMER 1900.
Im Sommer 1898 war es mir vergönnt gewesen,
auf der Insel Kos, mit der ich mich, anknüpfend
an litterarische Arbeiten über den Dichter Herondas,
schon länger beschäftigt hatte, einen Monat zuzu-
bringen. Kos war seit der Veröffentlichung der
Inscriptions of Cos durch Paton und Hicks (1891)
nicht mehr ex officio von Archäologen besucht
worden. Mein Hauptzweck wie der aller Archäo-
logen, die sich vor mir dort aufgehalten, war die
Suche nach dem berühmten Asklepiosheiligtum.
Der um Kos am höchsten verdiente Gelehrte, Herr
Paton, unterstützte mich dabei mit Rat und That.
Doch mein Versuch mufste wie alle früheren zu-
nächst an dem Mangel sicherer Anhaltspunkte durch
Ruinen über dem Boden scheitern. Immerhin
konnte ich von den geringen Indizien aus, die sich
darboten, frühere Vermutungen über die Lage teils
ausscheiden, teils genauer fassen, so dafs sich mir
mit bedeutender Wahrscheinlichkeit die Lage in
einer grofsen Ebene direkt westlich von der an-
tiken Hauptstadt, mit der sich die moderne im
ganzen deckt, ergab '• Wo freilich in diesem aus-
gedehnten Gebiet einzusetzen sei, darüber brachte
') Es lag nach den Schilderungen zweier
Augenzeugen in der Vorstadt: Strabo XIV p. 657
bi %\ Tiü 7:poa(jT£(u) tö 'AaxXTjittEtov ioTt, acp(;öpa
evSo^ov x'/i -oXXüiv äva^rjuciiTiuv (xeotov. Aristeides
or. XXXVIII 15 Keil.
mir auch die für einen Tag von der türkischen Re-
gierung gestattete Versuchsschürfung keine Klar-
heit. Mein Aufenthalt war aber auf andere Weise
von Erfolg begleitet. Es zeigte sich, dafs der
Boden der Stadt und der Insel an antiken Resten
unerschöpflich reich ist, so dafs in den letzten
Jahren durch Zufallsfunde ein sehr beträchtliches
Material an Inschriften zu den bekannten hinzuge-
kommen war. So wurde ich hauptsächlich Epi-
graphiker und es gelang mir in der kurzen Zeit
neben der topographischen und monumentalen
Durchforschung der Insel beinahe 200 unedierte
Inschriften zu sammeln.
Die Ergebnisse dieser Campagne, die von An-
fang an nur als eine Voruntersuchung gedacht war,
veröffentlichte ich in einem kurzen Reisebericht und
in einem Buche 2. Dieses veranlafste die Berliner
Akademie, mir die Bearbeitung der Inschriften der
Insel Kos und der mit ihr eng verbundenen Nachbar-
insel Kalymna zu übertragen, da der vor allen dazu
Berufene, Herr Paton, die Aufgabe ablehnen zu
müssen glaubte, seine bewährte Beihilfe aber bereit-
willig zur Verfügung stellte. In meinem Buche
hatte ich die Aufgabe einer energischen, durch
Grabungen unterstützten Durchforschung der Insel
als dringend und lohnend in den Vordergrund
gestellt. Zu dieser Forderung nahmen die beiden
zuständigen Institute, die Berliner Akademie und
das archäologische Institut durchaus zustimmende
Stellung. Die Akademie beschränkt jedoch die
Aufträge zur Bearbeitung der griechischen In-
schriften grundsätzlich auf die über dem Boden
befindlichen und kann demgemäfs von diesen Fonds
keine Mittel zu Ausgrabungen genehmigen, und das
archäologische Institut war zur Zeit durch andere
Unternehmungen voll in Anspruch genommen. Da
es im natürlichen Interesse der Sache lag, dafs ich
mit der Ausführung des epigraphischen Auftrags
der Akademie an Ort und Stelle archäologische
Untersuchungen durch Grabung verbinde, so ver-
sahen mich beide Institute mit eindringlichen
Empfehlungen meiner Absichten an die mafs-
gebenden öffentlichen und privaten Kreise meines
engeren Vaterlandes, Württemberg, dem durch die
Ausrüstung einer kleinen Grabungsexpedition eine
günstige Gelegenheit geboten worden wäre, mit den
übrigen Bundesstaaten — Preufsen, Bayern, Sachsen,
Baden, Reichslande u. s. w. — in den Wettstreit
der Förderung archäologischer Aufgaben auf fremdem
2) Reisebericht aus Kos, Athenische Mitteilungen
1898, XXIII S. 441 ff. Koische Forschungen und
Funde, Leipzig, Dieterichsche Verlagsbuchhandlung
1899.
9*
132
Bericht über eine epigraphisch-archäologische Expedition auf der Insel Kos.
Boden einzutreten. Für diese Expedition versprach
das archäologische Institut jede technische Unter-
stützung. Leider erwies es sich als unmöglich,
dafs der Anregung stattgegeben würde, doch erhielt
ich durch das gütige Entgegenkommen des württem-
bergischen Kultusministeriums und der philosophi-
schen Fakultät in Tübingen den für den Akademie-
auftrag erbetenen Urlaub für das Sommersemester
1900 unter Fortbewilligung meiner Bezüge von der
Universität, so dafs es mir schliefslich doch er-
möglicht wurde, meine epigraphische Aufgabe
durch private Grabungen in bescheidenem Mafse zu
ergänzen.
Zunächst hatte ich das Einführungsschreiben der
türkischen Regierung beim Gouverneur des Insel-
vilajets, Sr. Excellenz Abeddin Pascha, in Rhodos
abzugeben. Wie schon 1898, fand ich bei ihm die
freundlichste Aufnahme und weitgehende Förderung
meiner Pläne durch Weisungen an die Lokal-
behörden von Kos. Da sich auch der östreichische
Konsul in Rhodos, Herr Duriava, dem die Wahrung
der deutschen Interessen übertragen ist, in zuvor-
kommendster Weise mir zur Verfügung stellte, um
den Verkehr mit Konstantinopel und Rhodos zu
vermitteln, so konnte ich getrost meine Insel auf-
suchen, um dort für lange Zeit von der grofsen
Abb. I.
Thor im Innern der Festung.
Im April 1900 begab ich mich nach Konstan-
tinopel, wo die deutsche Botschaft mir von der
türkischen Regierung alle Erleichterungen und
Förderungen für die Suche nach Inschriften erwirkt
hatte, namentlich auch den Eintritt in die türkische
Festung von Kos, in der ich eine gröfsere Anzahl
von Inschriften vermutete. Die Direktion des Kais.
Ottomanischen Museums brachte meinen Absichten
das freundlichste Interesse entgegen und ermunterte
mich dazu, mir einen Ferman für Grabungen
wenigstens in dem meinen Mitteln entsprechenden
Umfange zu erbitten. Dem liebenswürdigen Zu-
sammenwirken der Direktoren, Sr. Excellenz Hamdy
Bey und Dr. Halil Bey und des Direktors der
Berliner Kön. Museen in Konstantinopel, Herrn
Dr. Wiegand, sowie den gütigen diplomatischen
Bemühungen der Botschaft verdankte ich es denn
auch, dafs ich in der Hoffnung auf Erlaubnis zu
Grabungen das Ziel meiner Reise aufsuchen konnte.
Welt ziemlich abgeschlossen zu sein. Ohne die
dauernde Unterstützung durch alle die genannten
Herren in Konstantinopel und Rhodos wäre es mir
unmöglich gewesen, als einziger Europäer in Kos
meine Aufgabe in dem Umfang durchzuführen, wie
es mir gelungen ist.
Am I. Mai kam ich in Kos an und konnte
sofort mit der Sammlung und Revision der In-
schriften beginnen. Als Gehilfe stellte sich mir für
die ganze Zeit der einheimische Lokalgelehrte
Jakobos Zarraftis zur Verfügung, ein Mann von
aufopfernder Liebe und grofsem Verständnis für die
Geschichte seiner Heimatinsel. Für die Ausflüge
und Reisen in der näheren und weiteren Umgebung
der Stadt stellten mir die Behörden den berittenen
Gendarmen (Sabtieh) Mustapha, der sich durch Treue,
Energie und Freude an der Sache auszeichnete. Dieser
schon im Jahre 1898 bewährte Stab von Mitarbeitern
hat das gröfste Verdienst um meine Funde.
Bericht über eine epigraphisch-archäologische Expedition auf der Insel Kos.
133
Ich begann meine Arbeit in der bisher Europäern
nur höchst selten und auf ganz kurze Zeit zugäng-
lich gewesenen grofsen Hafenfestung der Stadt Kos.
Diese gewaltige Burg ist im 15. Jahrhundert
von den Johannitern von Rhodos erbaut worden
und hat seit ihrer Übergabe an die Türken 1523
nur wenig Veränderungen und Zerstörungen erlitten.
Es zeigte sich sofort, dafs sie im Innern wie aufsen
fast ganz aus antikem Material errichtet ist und
viele marmorne Bauglieder und Werkstücke in ihren
Mauern enthält. Das Hauptmaterial bilden grofse
rechteckige Rusticaquadern, zum gröfsten Teil aus
Travertin (fA'jySaXoTreTpa), zum kleineren aus Porös.
Es mufs direkt durch Abtragung einer grofsen
antiken Mauer für den Festungsbau gewonnen
worden sein. Die Vermutung, dafs es die beim
Synoikismos der Koer an die Stelle der jetzigen
Stadt im Jahre 366 vor Chr. errichteten Stadt- und
Hafenmauern seien', bot sich von selbst dar. Auf
den Quadern, soweit sie in ihrer neuen Verwendung
die Aufsenseite zeigen, sind grofse Steinbruchmarken
oder Steinmetzzeichen kräftig eingehauen, teils
einzelne Buchstaben, teils Ligaturen darstellend.
Jede der etwa 30 Marken ist in mehreren, manche
in Hunderten von Exemplaren, zum Teil reihenweis
in den neuen Mauern vertreten. Diese Zeichen
passen zumeist zum gemeinen ionischen Alphabet
des 5. — 4. Jahrhunderts, einige jedoch, wie
^ tu J p müssen wohl als erstarrte Überreste
einer vorgriechischen Schrift angesehen werden. Das
erste kann kaum etwas anderes sein als das karische
Doppelbeil, die Xaßpu;. Es findet sich ebenso in
der vorgriechischen Schrift auf Kreta, und zwar
sowohl als Schriftzeichen wie als Quadermarke der
Mauern von Knossos (Arch. Anz. 1901, S. 24);
auch das zweite Zeichen ist in der kretischen
Schrift nachzuweisen. Da die vorgriechische Be-
völkerung von Kos sicher karisch ist, so wirft
diese Entdeckung ein, freilich noch nicht ganz
helles, Streiflicht auf die jetzt im Vordergrund des
Interesses stehende Frage nach der Herkunft der
vorgriechischen Schrift im Süden des ägäischen
Meeres*. Für meine Annahme über die Herkunft
der Quadern spricht der Umstand, dafs ich dieselben
Quadern mit denselben Marken durchgehend im
3) Diodor. XV 76 zum Jahre 366. aaa 8e
TO'JTOti; 7rpaTTO[x^voi; Ktuoi fxexnjXTjaav e(; ttjv vüv
oizoujXEVTjV TToXtv xat xaTeoxE'jaaorv aütrjv d^tdXoyov.
TtXTJöd; TE yäp ävSpdiv et; xa-jTrjV i^&pob&Y) xal
Tct^jTj TroX'jTeX^ xttTeaxeuaa&T] xal XipiTjv ä^toXoyo;.
*) ^S^- Man, A monthly record of anthropological
science, May 1901, n. 52.
mutmafslichen Zug der antiken Stadtmauern vom
Hafen bei der Festung an bis wieder ans Meer
zerstreut gefunden habe. — • Inschriften fand ich in
der Festung etwa 70, von denen 20 schon durch
meist ungenügende Abschriften bekannt waren. Da
von Marmor aufser Säulentrommeln hauptsächlich
Blöcke verbaut sind, so gehört der gröfste Teil
dieser Inschriften zu zwei Kategorien, Grabsteine
in Quaderform, die in Kos etwa vom 4. — 2. Jahrh.
dafür gebräuchlich war, und Basen von Ehrenstatuen,
meist aus römischer Zeit. Das Fehlen von In-
schriften und Bauresten, die mit Sicherheit dem
Asklepieion zuzurechnen wären, spricht wie auch
andre Erwägungen dafür, dafs zur Zeit des Festungs-
baues keine bedeutenden Ruinen des Asklepieions
mehr über dem Boden standen.
Der Plan für die Untersuchungen in der Stadt
und ihrer Umgebung war durch die Umstände und
Zwecke vorgezeichnet. Die Stadt Kos mit etwa
4000 Einwohnern besteht aus der engen inneren
Ritterstadt, einem kleinen Abbild der rhodischen,
und ausgedehnten Vorstädten und ist landeinwärts
von einem reichen Kranz von Gärten und Land-
häusern umgeben, der vor der Vernichtung der
Orangen- und Citronenkultur um 1840 eine liebliche
conca d'oro bildete und der Stadt schon im Mittel-
alter den Namen Narangia verschaffte. Meine
Haujitaufgabe war Wiederauffindung und Revision
der während des letzten Jahrhunderts gefundenen und
publicierten Inschriften. Hierfür war es geboten,
womöglich in der Stadt Haus um Haus, Kapelle um
Kapelle, in der Umgegend Garten für Garten, Land-
haus für Landhaus, Mauer für Mauer zu'durchsuchen.
Dies war nicht so leicht, wie es erscheinen mag. In
den griechischen wie namentlich in den türkischen
Häusern und Gütern ist der Eintritt mit mannig-
fachen Schwierigkeiten und Umständlichkeiten ver-
bunden, deren geringste noch die liebenswürdige
Gastfreundschaft ist, die erst nach dem Genufs eines
Kaffees, einer Masticha und eines yX^xuapt.«, nicht
immer erster Qualität, dem Fremdling erlaubt, auf
den Zweck des Besuches zu kommen. Die Gründ-
lichkeit der Durchforschung wurde durch reiche
Ausbeute belohnt: nicht nur fand sich der gröfste
und wichtigste Teil der publicierten Inschriften
wieder und ergab die Revision fast immer Er-
gänzungen oder Verbesserungen der Texte, sondern
ich konnte wiederum eine überraschend grofse
Anzahl neuer hinzufügen. Diese genaue Unter-
suchung der Stadt und ihrer Umgebung bis auf
5 km diente auch zur Vervollständigung und Ver-
tiefung des topographischen Bildes und gab weitere
Anhaltspunkte, um mit den Versuchsgrabungen nach
134
Bericht über eine epigraphisch-archäologische Expedition auf der Insel Kos.
dem Asklepieion einzusetzen. Die Erlaubnis hierzu
verzögerte sich infolge der örtlichen Schwierigkeifen
mit den Grundbesitzern, des langwierigen Verkehrs
zwischen Kos und Konstantinopel und der Langsam-
keit des Instanzenwegs bei der türkischen Regierung
so lange, dafs ich erst am i. August damit be-
ginnen konnte. Ich arbeitete mit durchschnittlich
20 Arbeitern, im ganzen etwas über 20 Tage.
Ich setzte in der Ebene westlich der Stadt, in
der Nähe des Hafens und aufserhalb des mutmafs-
lichen Mauerzugs ein. An der ersten Stelle stiefs
ich sofort auf ausgedehnte Gebäude, deren be-
deutendstes der römischen Zeit angehörte. In
einigen Zimmern kamen Mosaikböden mit figürlichen
Darstellungen zu Tage. Obwohl die zeitraubende
Verfolgung dieses Fundes mich vom eigentlichen
Zweck abführte, hielt ich es doch für meine Pflicht,
die Mosaike vollständig aufzudecken, die verhältnis-
mäfsig recht gut erhalten waren. Das gröfste Bild
(ohne Rahmen 3,88x1,67 m im Rechteck) hat
einen der für Mosaike beliebtesten Mythen zum
Gegenstand, Orpheus als Bezwinger der Tiere ^.
Der Sänger sitzt in reichem phrygischem Gewand
auf einem Felsen, von zwei Bäumen beschattet, die
Kithara oder Lyra (wegen einer Beschädigung nicht
genau zu erkennen), in der Linken, den rechten
Arm mit einem Plektron oder einer Binde in der
Hand wie gebieterisch ausgestreckt. Um ihn
gruppieren sich die wilden und zahmen Tiere,
Löwe, Tiger, Panther, Eber, Hirsch, Kuh, Adler,
Ibis, Pfau, Ente, Rebhuhn, Nachtigall u. s. w., teils
ruhig lagernd, teils aus den Ecken heraneilend.
Die Darstellung zeichnet sich vor den andern mir im
Bilde bekannten Orpheusmosaiken durch lebendige
und humorvolle Komposition aus. Besonders betont
ist die Zähmung der wilden Tiere: der Löwe schaut
von der ruhig neben ihm liegenden Kuh weg auf
den Sänger, der Adler auf dem Baum von der
Nachtigall. Die Farben sind frisch und kräftig, die
Ausführung ist sorgfältig. Auf beiden Schmalseiten
ist das Bild flankiert von Gladiatorenkämpfen, einer
ebenso beliebten Darstellung. Die Bilder (i ,92 X 0,72 m,
das eine nur zur Hälfte erhalten), stellen je zwei
Fechterpaare mit dem Fechtmeister dar, die noms
de guerre sind beigeschrieben, TuSsi;, AeüxaaTtt;,
üaxTtuXo's, N'Jjicp^pwc, riepaeü;, ^j^iXXeü;, der Sieger
ist durch N€l(-iC7)) gekennzeichnet. Der Boden des
anstofsenden Zimmers enthält, umrahmt von grofsen
Rankenmustern, ein Rechteck (2,75 x1,12 m) mit
^) Vgl. die Nachweise von etwa 20 Orpheus-
mosaiken bei Stephani, Cotnpte Rendu 1881, S. 105 f.,
und P. Knapp, Über Orpheusdarstellungen, Gymn.-
Progr. Tübingen 1895, S. 29 f.
10 achteckigen Bildchen (Seeungeheuer, Eroten im
Kampf mit wilden Tieren). Die Reste der Wände
zeigten Marmorinkrustation. In einem Eingang des
grofsen Gebäudes bildete den Fufsboden ein Mosaik,
das einen Kantharos mit Epheuranken darstellte.
An einem Platz in der Nähe bei der Kirche
"Ay. 'Avva, vermutete ich auf Grund der Boden-
gestaltung und in Gärten verbauter Theaterbaustücke
(Sitze, Proskenionspfeiler verschiedener Art) ein
vorrömisches Theater*'. Die Erhöhung, die ich für
einen verschütteten Zuschauerraum gehalten hatte,
erwies sich jedoch als leer von antiken Resten,
dagegen stiefs ich, kaum 50 m davon entfernt, auf
die Reste eines nie vollendeten, in römischer Zeit
schon verschütteten Baues, welche die gröfste
Ähnlichkeit mit den Proskenien der griechischen
Theater zeigten, Marmorhalbsäulen ionischer Ordnung
(die Canneluren nicht ausgearbeitet, aber aufge-
schnürt) als Stützen für eine in den Stylobat ein-
gelassene, 0,18 m dicke zerlegbare Holzwand, mit
der interessanten Variation, dafs nur die Basis den
gewöhnlichen Grundrifs mit anschliefsendem Pfeiler
zeigt, während der Schaft vertikal in zwei Teile
geteilt ist, durch welche die Holzwand durchgeht.
Die Fügung der Holzwandteile geschah durch
Vertikalbalken, welche in die Mitte der Basis ein-
gelassen von der Halbsäule verdeckt wufden. Die
Suche nach einer Skene dahinter ergab kein sicheres
Resultat, die nach dem Zuschauerraum davor ein
negatives, eine Verfolgung der Schwelle über die
drei aufgedeckten Pfeiler hinaus nach rechts und
links erwies sich für den Augenblick als unthunlich.
So mufste ich den Bau als ein Rätsel verlassen.
Wenn er keinem Theater angehört, so ist es von
Interesse, dafs auch bei anderen Bauten bewegliche
Holzwände (allerdings stärkere als bei den ge-
wöhnlichen Theaterproskenien) mit Marmorsäulen-
stellung verbunden wurden. Das Niveau der
Schwelle ist etwa 2 m unter dem Boden. (Abb. 2.)
Die dritte Ausgrabung, auf einem benachbarten
Grundstück, brachte in geringer Tiefe grofse Massen
von Terrakotten und Gefäfsen zu Tage und führte
zur Aufdeckung eines Brunnenheiligtums. Den
Kern bildete ein rechteckiges (5,54x3,60 m) Bassin
aus Porosquadern, in das man durch eine Treppe
in der Ecke hinabsteigen konnte. In der Mitte
stand das Fundament einer Basis (etwa 0,50 m im
Geviert), die wohl eher eine Marmorsäule trug als
die Kultstatue (ein dorisches Marmorkapitell, nur
die vordere Hälfte sorgfältig ausgeführt, lag im
") Die Ruinen des römischen, spätestens im
I. Jahrh. n. Chr. erbauten Theaters sind etwa I km
entfernt.
Bericht über eine epigraphisch-archäologische Expedition auf der Insel Kos.
135
Brunnen). Umgeben war das Bassin von einem
nicht ganz symmetrisch dazu liegenden rechteckigen
Gebäude, von dem nur noch die schwachen
Fundamente für Lehmziegelmauern erhalten waren.
Ringsum lagen grofse Dachziegel, von einer
Prostasis und Peristasis fand sich keine Spur. Der
obere Rand des Bassins lag 1,05 m unter dem Boden,
Die Bestimmung des Heiligtums wird gesichert
durch das einzige Inschriftfragment, das (im Brunnen)
zu Tage kam, das marmorne Bruchstück einer
kleinen Weihgeschenkbasis des 5. — 4. Jahrhunderts.
1 M O i
H T P I
ö oeiva - - cuvo;
Abb. 2.
Abb.
Abb. 4.
Terrakotten aus dem Brunnenheiligtum.
ausgeräumt konnte es nur bis 1,40 m tief werden,
da beständig das wieder frei gewordene Grund-
wasser unten ohne erkennbare Öffnungen herein-
strömte. Im Brunnen fanden sich Terrakotten,
Gefäfse, Knochen und vor allem Reste einer lebens-
grofsen weiblichen Kultstatue von weifsem Marmor,
darunter der Vorderteil eines Fufses, Teil eines Armes,
beides angestückt, Gewandteile und schliefslich der
eingesetzte Kopf, der einen strengeren Stil zeigt,
als man nach der Stückarbeit der übrigen Teile er-
warten sollte. (Abbildung 3.)
Der Kopf dürfte wohl Köre darstellen. Zu einem
Heiligtum der Demeter und Köre' stimmen die
übrigen Funde aus dem Brunnen und dem Gebäude,
hunderte von Terrakotten und Gefäfsen, die vom
6. Jahrhundert bis in hellenistische Zeit reichen.
Die Terrakotten sind sehr mannigfaltig: Stehende
und sitzende Idole in »ägyptisierendem« Stil des
6. Jahrb., wie sie sich überall in der griechischen
') Vielleicht das Aa^Jiccxptov Iv liziai (zu aixo«?)
Paton and Hicks 39 = Dittenberger, Sylloge^ 618,
Z. 4 f.?
136
Bericht über eine epigraphisch-archäologische Expedition auf der Insel Kos.
Welt finden, vielleicht auf rhodisches Fabrikat
zurückgehend, meist mit Aufsatz auf dem Kopf,
teils ohne Attribut, teils mit Blume, Vogel u. s. w.,
xoupOTpd'fot, Silene, Tiere, männliche und weibliche
Köpfe. Dazu kommen vom 5. Jahrh. an Typen des
Kultpersonals, Priester, Priesterinnen, Musikanten,
ein xXeiouO/o;, ein ^otßoocpopo; u. s. w. Die am
stärksten vertretene Gattung, schon in wenigen
älteren Typen, zum gröfsten Teil aber erst aus
hellenistischer Zeit, sind jugendliche Krugträgerinnen.
bemalt oder nur mit Streifenornament in Mattmalerei
versehen. Dazu kommen einige rotfigurige Gefäfse
nachklassischen Stils, und mittelmäfsiger Arbeit,
ein kleines, sehr feines Bruchstück einer schwarz-
figurigen Schale und ein Bruchstück eines flachen
Terrakottareliefs aus dem Anfang des 5. Jahrh.,
das zu einem Raub der Köre zu gehören scheint,
wie er sich auf solchen Reliefs aus den unter-
italischen und sizilischen Demeterheiligtümern findet,
endlich Spielereien, eine Hydria mit zwei Miniatur-
Abb. 5.
Terrakotten aus dem Brunnenheiligtum.
Abb. 6.
Gefäfse aus dem Brunnenheiligtum.
In Beziehung zum Brunnen stehen auch die vielen
Gefäfse aller Gattungen und Epochen, nach Gröfse
und Form Miniaturhydrien, Weihgeschenke an die
Gottheit, der man das äyfaajAa, das heilige Nafs
verdankt, um einen modernen griechischen Begriff
heranzuziehend Die meisten Gefäfsarten sind un-
^ ay(aa,aa nennen die Griechen auf Kos und
sonst eine Quelle in einer Kirche, d. h. eine Quelle,
über der ein Kirchlein gebaut ist, um sie als Ge-
schenk des Heiligen erscheinen zu lassen. — Ganz
ähnlich unserem Brunnenheiligtum mufs das gewesen
sein, von dem eine Fundnotiz in den Athenischen
Mitteilungen 1900, S. 116 berichtet: »Im ätolischen
Dorf Xp'JaoßiTaa (bei Agrinion) fand ein Bauer zu-
hydrien auf den Schultern, hohle Ringe mit Miniatur-
hydrien besetzt, was wiederum an die eleusinischen
Gefäfse erinnert, die O. Rubensohn als XEpyvot,
Kultgefäfse der Demetermysterien, anspricht'.
Überhaupt zeigen die Kleinfunde im Allgemeinen
wie im Besonderen viele Ähnlichkeiten mit den
fällig 200 Terrakotten; die meisten stellen Mädchen
mit Gefäfsen auf dem Haupte dar. Aufserdem
fanden sich etwa 100 ganz kleine Gefäfse ver-
schiedener Form.« — Eine den unseren ganz ent-
sprechende Krugträgerin sieht man ferner unter den
Terrakotten des Artemisquellheiligtums in Lusoi,
Jahreshefte des östr. arch. Inst. IV 1901, S. 44.
9) Athenische Mitteilungen 1898, XXIII, 271 ff.
Bericht über eine epigraphisch-archäologische Expedition auf der Insel Kos.
137
Weihgeschenken von Eleusis im athenischen
National museum und der Demeterheiligtümer von
Knidos, Tarent u. s. w. im Britischen Museum. Die
verschiedenen Typen des Kultpersonals sowie der
Brunnen als wichtiger Teil des Heiligtums erinnern
an die Mysterien von Andaniai".
Etwa 100 m von diesem kleinen Heiligtum
entfernt schnitt ich mit einer vierten Schürfung
eine schmale Mauer von Porös- und Travertinblöcken
mit Marken wie in der Festung an; sie liefs sich
30 m lang verfolgen, bis sie auf beiden Seiten ab-
brach. Sie könnte ein Rest vom TrepfßoXos eines
gröfseren Heiligtums sein.
Zeit und Geld sehr erfreulich, indirekt auch dadurch,
weil es zeigte, dafs in der Gegend, wo ich einsetzte,
ohne Anhaltspunkte durch Ruinen über dem Boden,
der Spaten überall auf bedeutende antike Reste stiefs.
Das Bestreben, diese so weit wie möglich zu verfolgen,
um reinliche Arbeit zu leisten, hatte freilich zur Folge,
dafs die Schürfungen sich auf etwa ein Drittel der
gesamten Ebene, in der ich das Asklepieion ansetzte,
beschränkten, und dafs Mittel und Zeit zu Ende
waren, ehe das Endziel greifbar wurde. Instanzen
gegen meine Annahme ergaben sich jedoch nicht,
vielmehr läfst der Befund aller angeschürften Ge-
bäude die Möglichkeit zu, dafs sie zum grofsen
kANöAPloig
• I t I « r
r^l^m
Abb. 7.
Kartenskizze der Insel Kos.
(Umrisse nach Kieperts Atlas von Kleinasien. Die antiken Namen der Demen und Vorgebirge in Majuskeln.)
Weiteren Grabungen machte der Mangel an
Zeit und Geld ein Ende. Die ersten Funde hatten
bei der ottomanischen Museumsdirektion ein so
wohlwollendes Interesse erweckt, dafs Se. Excellenz
Hamdy Bey mich durch die gütige Anweisung von
1000 frcs überraschte, um die Grabungen zu einem
befriedigenden Abschlufs zu bringen und die Bergung
und den Transport der Funde, namentlich der
Mosaike, nach Konstantinopel in die Wege zu leiten.
Die Ausgrabungsstellen liefs ich nach Aufnahme
von Plänen und Photographien wieder zuwerfen, um
sie vor der Zerstörung zu bewahren".
Das Gesamtresultat der Versuchsgrabungen war
schon an sich im Vergleich zu dem Aufwand an
'0) Dittenberger, Sylloge'^ 653. Michel, Re-
cueil 694.
") Eine ausführliche Publikation der Grabungen
behalte ich mir für später vor, wenn ein genaueres
Studium der Funde möglich ist. Diese befinden
sich im Ottomanischen Museum zu Konstantinopel
noch in den Transportkisten, da sie zur Aufstellung
in dem noch nicht fertigen Anbau dieses Museums
bestimmt sind.
heiligen Bezirk der Vorstadt in Beziehung standen.
So darf ich wohl beim Rückblick auf* die kurze
Grabungsepisode sagen, dafs meine Befürchtung,
der mit meinen ungenügenden Mitteln unter-
nommene Versuch würde ein Fehlschlag werden
und dadurch von einer richtigen Expedition ab-
schrecken, sich nicht erfüllt hat ^-.
Die Eintönigkeit der Arbeiten in Stadt und
nächster Umgebung unterbrach ich durch Ausflüge
in die weitere Umgebung und Reisen in alle Teile
der Insel, von der ich so ziemlich jeden Winkel
kennen lernte. Auch hierbei war die Bereicherung
des topographischen, monumentalen und epigraphi-
schen Materials wie die Revision des bekannten
überraschend erfreulich i^. Am ergiebigsten waren
die Dörfer Kardamena und Kephalos, die den
'■'') Für die Geschichte der Insel ist es von
Wert, dafs durch das Demeterheiligtum der Nach-
weis eines bedeutenderen Ortes an der Stelle der
späteren Hauptstadt schon lange vor dem Synoikis-
mos geliefert ist,
'^) Diese Untersuchungen aufserhalb des Stadt-
138
Bericht über eine epigraphisch-archäologische Expedition auf der Insel Kos.
antiken Demen Halasarna und Isthmos entsprechen.
Den Mittelpunkt des ersteren Demos bildete ein
Heiligtum des Apollo, dessen Reste auf offenem
Felde zu Tage liegen und von den Dorfbewohnern
als Steinbruch benutzt werden'*. Die vielen be-
deutenden Inschriften, die dort zum Vorschein ge-
kommen sind und mit das wichtigste Material für
die Geschichte der ganzen Insel bilden, reichen
nicht über das 3. Jahrh. hinauf. Da aber das
völkerung der südöstlichen Inseln, die bis jetzt
kaum mehr als ein Name für uns ist, beitragen '^
Die dorische Besiedlung und die alte griechische
Kultur der Insel kann ebenso sicher aufgehellt
werden durch einen kleinen alten Tempel des
Demos Isthmos, UaXdua bei Kephalos, wahrschein-
lich dem Asklepios heilig, dessen Ruinen teils noch
aufrecht stehen, teils von einer schützenden Erd-
schicht bedeckt sind. Denn es ist die allgemeine
Abb. 8.
Burg und Dorf Palaeo Pyli.
Im Hintergrund Dorf Pyli (links), die Nordebene, das Meer mit Kalymnos und Pserimos.
Heiligtum wie der Ort schon vorgriechisch, karisch,
ist, so liegen die älteren Schichten noch im Schutz
des Erdreichs, und eine Aufdeckung des Heiligtums,
der keine lokalen Schwierigkeiten entgegenstehen,
mufs nicht nur Aufschlüsse über die ältere griechi-
sche Zeit der Insel geben, sondern auch zur
Lösung der Frage nach der vorgriechischen Be-
gebiets konnte ich nicht durch Grabungen unter-
stützen, da mein Ausgrab ungsferman auf einen Rayon
von 10 km beschränkt war.
'■*) Die Museumsverwaltung hat auf meine An-
regung Schritte gethan, um dies zu sistieren.
und sehr wahrscheinliche Ansicht, dafs der Demos
Isthmos mit dem alten Vorort der Insel, Küi; rj
'AatuiraXaiGi, identisch sei.
Weniger genau lassen sich die Mittelpunkte
der übrigen Demen, Phyxa, Haieis mit Pele, Hippia,
Antimachia mit Nebenorten fixieren. Von ihnen
scheint auch nur der letzte gröfsere Bedeutung
15) Was wir von diesem Platze bis jetzt wissen,
habe ich ausführlich zusammengestellt in der Ab-
handlung: Das Heiligtum des Apollo in Halasarna,
Sitzungsberichte der Berliner Akademie 1901, XXI,
S. 470-494.
Bericht über eine epigraphisch-archäologisclie Expedition auf der Insel Kos.
139
gehabt zu haben. Einzelne monumentale Reste,
teils bekannte, teils neue, fand ich allerorts, so
aus älteren Zeiten das »mykenische« Brunnenhaus
Burinna in der Nähe der Stadt Kos, eine alte Fels-
kultstätte über Kap Hagios Phokas, alte roh poly-
gonale und spätere Mauern und Cisternen als
Zufluchtsort vor Seeräubern auf dem höchsten Berg,
dem Ai'xctio ßo'jvd, antike MarmorbrUche in der
Mitte des hohen Gebirgszugs'^, hellenische Um-
fassungsmauern im Demos Haieis, das Heroon des
Charmylos im Dorf Pyli, aus römischer Zeit Ruinen
eines Theaters und Gymnasiums in der Stadt Kos,
Grabbauten besonders an der Hauptstrafse der
Nordebene, einen Aquädukt in der Mitte der Ebene.
Auch Skulpturen und kleinere Altertümer werden
überall gezeigt, jedoch nur wenig aus älterer Zeit.
Aber das Interesse wird von selbst über die
Monumente des Altertums hinausgeleitet. Von der
byzantinischen Zeit zeugen die überall zerstreuten,
zum Teil sehr alten Kirchen und Kirchlein, ver-
lassene Klöster (x^XXta), zum Teil Gründungen des
heiligen Asketen Christodulos, des nachmaligen
Stifters des Johannesklosters auf Patmos (11. Jahrb.).
Die gewaltigsten Denkmäler hat die Herrschaft der
Johanniter von Rhodos (etwa 1310 — 1523) hinter-
lassen, die Ritterstadt Kos und ihre grofse Festung,
die noch mächtigere Festung Palaea Antimachia in
der Mitte der Insel, die wilde Felsburg Palaeo Pyli,
aus einem byzantinischen xctotpov umgebaut, und
die Burg von Kephalos, kleinere Felsnester, meist
'EßpaioxotOTpa genannt, auf vielen Höhen, ferner
fränkische Kapellen mit Fresken, Türme, Mühlen,
überall mit den Wappen deutscher und französischer
Ritter geschmückt. Die Türkenherrschaft hat wenig
zerstört und wenig Neues geschaffen. Nur durch
die Minarets ihrer Moscheen und die schwermütige
Stimmung ihrer Friedhöfe hat sie dem Landschafts-
bild ihren Charakter aufgeprägt.
Nicht nur die Steine erzählen uns die ganze
Geschichte der schönen Insel vom mythischen
Dunkel bis in die Gegenwart, auch Urkunden,
litterarische und mündliche Tradition strömt uns
zu in einer Fülle, wie kaum bei irgend einem
kleinen Territorium unseres Vaterlandes. Der In-
schriftenschatz aus dem Altertum ist jetzt auf ein
Tausend angewachsen ''. Aus der byzantinischen
^^) Kos hat verschiedene schöne Marmorarten.
Neuerdings sind Gesellschaften zur Ausnützung der
Marmorbrüche und Erzbergwerke der Insel in der
Bildung begriffen.
") Meine Expedition vom Sommer 1900 hat
das Material um etwa 350 Nummern vermehrt.
Seither wurden mir noch etwa 20 Inschriften mit-
Zeit geben uns die Urkunden des Klosters Patmos
anschauliche Bilder von den Verhältnissen der Insel
zur Zeit des Christodulos und von den Kämpfen
der Mönche um die schönen Besitzungen, die sie
auf ihr beanspruchten'®. Aus der Ritterzeit sind
alle Urkunden, die sich auf die Insel Kos oder
Lango, wie sie die Ritter nannten, beziehen, im
Archiv zu Malta erhalten, und durch die Liebens-
würdigkeit des Geschichtsschreibers der Johanniter
ist mir das Material in bequemster Form zur Ver-
fügung gestellt '^ Auch eine türkische Quelle aus
der Zeit der Kämpfe um die Insel konnte ich aus
der Verborgenheit ziehen -'>. Auf Kos selbst fand
ich keine Urkunden von Wert aus weiter zurück-
liegender Zeit. Das Aktenmaterial wird reichlich
ergänzt aus vielen Reisebeschreibungen, meist von
Pilgern nach dem heiligen Lande, in langer Reihe
vom II. Jahrhundert bis in die Gegenwart 2'. Für
die letzten Jahrhunderte tritt mündliche Tradition
zur Ergänzung hinzu. Auch in ältere Vorzeit
spinnen sich Fäden aus der Gegenwart in Sagen,
Liedern und Bräuchen, um deren Sammlung sich
mein Freund Jakobos das gröfste Verdienst erwirbt,
so dafs auch die Folklore nicht verloren geht. Für
die physikalische Geschichte liegen eingehende
geologische und mineralogische Untersuchungen
vor 2-, meteorologische, botanische und zoologische
fehlen noch, die Topographie mufs auf genauere
Grundlagen gestellt werden.
geteilt. Zu betonen ist, dafs es sich bei der ganzen
Masse nur um Inschriften handelt, die zufällig, nicht
durch systematische Grabungen aus dem Boden
gekommen sind.
'^) Sie sind publiciert in den Acta et diploniata
graeca medii aevi, Vol. VI, Diplomata et acta monas-
terii Sancti loannis Theologi in Patmo insula, ed.
Miklosich et Müller, Wien, C. Gerold, 1890.
1^) Herr Delaville le Roulx hat die grofsartig
angelegte Herausgabe der Johanniterurkunden bis
zum Jahre 1310 geführt. Für die Rhodiserzeit hat
er das ganze Material schon geordnet und zur
! Publikation vorbereitet. Hieraus die Urkunden von
i Lango für meine Zwecke durchzustudieren, lud er
mich mit der Freundlichkeit des ritterlichen Ge-
lehrten ein, und ich konnte schon in diesem Früh-
jahr auf der Durchreise durch Paris einen Einblick
I darein thun, der mir noch mehr versprach als die
byzantinischen Urkunden.
^°) Über diese Quelle werde ich demnächst in
den Athenischen Mitteilungen in anderem Zusammen-
hang Aufschlufs geben.
-') Das Wichtigste darunter ist die Beschreibung
im liber insularum des Buondelmonte (um 1420), der
sich auf der Insel aufgehalten hat.
-"-) M. Neumayr, Über den geologischen Bau
der Insel Kos, Denkschr. der Wiener Akad. Math.-
naturw. Klasse XL 1880, S. 2 13 ff.
I40
Die Häfen von Karthago 4.
So liegen die Bausteine zur Geschichte von Kos
zum Teil noch im Schofs der Erde, zum Teil sind
sie schon gebrochen, zum Teil behauen. Den
Mörtel bildet die Kontinuität des Lebens, wie es
sich auf einer südlichen Insel erhalten mufs, und
der Bevölkerung, die im Kern immer dieselbe ge-
blieben ist, nur die Herren, nicht Sprache noch
Wesen gewechselt hat'^^^ Damit ist die Möglichkeit
des Aufbaues gegeben und sind seine Aufgaben
vorgezeichnet. Die lokale Beschränkung und Ab-
geschlossenheit der Insel ■■'* sorgt dafür, dafs der
Bau in sich geschlossen und in bescheidenen
Mafsen errichtet werden kann, also die Kräfte nicht
übersteigen wird. Den festen und starken Unter-
grund des Gebäudes mufs das griechische Altertum
bilden, die Zeit des gröfsten Glanzes, in der Herren
und Bewohner dieselben waren, die Periode, von
der alle späteren bildlich und wirklich gezehrt haben.
Die praktische Forderung, die ich hieran
schliefse, lautet: Ausrüstung einer neuen archäo-
logischen Expedition nach Kos mit hinreichenden,
wenn auch nicht reichen Mitteln. Als sicheren
Ausgangspunkt soll sie nehmen die Aufdeckung der
Demenheiligtümer von Halasarna und Isthmos.
Daneben ist die Suche nach dem Asklepieion bis
zu einem klaren Resultat fortzuführen. Als Neben-
werk soll die Inventarisierung der antiken, byzan-
tinischen, fränkischen, türkischen Altertümer durch-
geführt werden. Aufser einem Archäologen soll
ein Techniker bei der Expedition sein, um die
Pläne der Grabungen aufzunehmen und die Karte
der Insel zu revidieren. Die Teilnahme eines natur-
wissenschaftlichen jungen Gelehrten ist wünschens-
wert. Als Dauer der Campagne wären etwa drei
Sommer- oder Herbst-Monate anzusetzen.
Die Ergebnisse meines Aufenthalts auf Kos
vom I. Mai bis 16. September 1900 und das ge-
steigerte Interesse der mafsgebenden Kreise lassen
die Ausführung dieser Aufgabe in nicht ferner
Zeit erhoffen. So kann ich mit Befriedigung zurück-
blicken auf den Sommer, den ich auf der Merops-
2^) Urkundliche Beweise dafür sind das Fort-
leben von Dorf- und Flurnamen aus dem Altertum
durch das Mittelalter in die Neuzeit und von vielen
Familiennamen,, die in den byzantinischen Akten
erscheinen, bis auf den heutigen Tag.
-*) Eine Geschichte von Kos mufs allerdings
anhangsweise sich auch mit den kleinen, aufser
Pserimos im Norden in der alten Geographie
namenlosen Inselchen der nächsten Umgebung be-
schäftigen, da sich auf ihnen Spuren alter Besiedlung
zeigen, sowie mit Kalymna, das in hellenistischer,
römischer und rhodisischer Zeit ein Anhängsel von
Kos war.
insel zugebracht. Die Entbehrungen und Strapazen,
die Abgeschlossenheit von der Welt, der Kampf
mit Unverstand und Mifstrauen, den ich so manches-
mal, Einer gegen Viele, durchfechten mufste, so dafs
mir oft wie Biterolf am fernen Strand die Sehiisucht
nach der Heimat aufstieg, alles das tritt in der
Erinnerung doch zurück gegen die paradiesische
Schönheit der Landschaft und den gastfreundlichen
Sinn der Bewohner. Mit dem poetischen Zauber
des Insellebens verband sich die Romantik der
lebendigen Vergangenheit, in welcher Antike und
Mittelalter, die Spuren des Griechen, Römers,
Byzantiners, Franken und Osmanen zusammenfliefsen.
Aber das Schönste war die Freude an der Arbeit
aus dem Vollen, die wie Antaios sich immer neue
Kraft aus der Erde holt.
Tübingen. R. Herzog.
DIE HÄFEN VON KARTHAGO 4.
Die bereits dreimal in dieser Zeitschrift ge-
würdigten Untersuchungen des Herrn Lieutenant
zur See de Roquefeuil sind von dem Fähnrich
zur See, Herrn Hantz, fortgesetzt worden; einem
Berichte über seine Forschungen, den er an die
Acadimie des Imcriptions et Beiles- Lettr es eingesandt
hat, entnehmen wir folgendes: Der zweite Bericht
des Herrn de Roquefeuil hatte in der Bucht von
El-Kram grofsartige Reste alter Bauten in Menge
konstatiert ', aber seine Zeit hatte es ihm nicht ge-
stattet, das Chaos derselben zu entwirren. Da
Herr Hantz nur die Instruktion empfangen hatte
die Arbeiten seines Vorgängers fortzusetzen, ohne
dafs ihm ein bestimmtes Arbeitsfeld zugewiesen
wurde, so schien es ihm nützlich, durch eine voll-
ständige unterseeische Untersuchung Richtung und
Verlauf dieser Bauten genau festzustellen. Es war
sehr wahrscheinlich, dafs ein alter Hafen in der
Bucht von El-Kram existierte; denn ihre wunder-
bare Lage war gewifs dem seemännischen Blicke
der alten Karthager nicht entgangen. Von Natur
gewährte sie schon Schutz gegen die West- und
Nordwinde; gegen alle anderen konnte sie sehr
leicht durch einen einfachen Molo geschützt werden,
und wenn Karthago wirklich einen Aufsenhafen
besafs, so konnte er nur hier liegen.
Leider hat Herr Hantz aus Mangel an Zeit
den im Süden von Khereddine liegenden Teil nicht
erforschen, sondern hat die unterseeische Boden-
gestalt nur in der auf Kroki No. i ^ durch die
1) Arch. Anz. 1899, XIV, S. 7—12 mit Karte.
2) Herr Hantz hat es für unnütz gehalten,
die Lotungen über die Linie bd weiter ins offene
Die Häfen von Karthago 4.
141
Kroki Nro. I.
Buchstaben a b c d begrenzten Zone genau wieder-
geben können. Dasselbe Kroki zeigt, wie interessant
es sein würde, wenn man die Nachforschungen
weiter ausdehnte: Bei einer ersten, sehr oberfläch-
lichen Untersuchung hat er nämlich im Süden der
Zone a b c d in den Tiefenverhältnissen zahlreiche
Unregelmäfsigkeiten konstatiert ; freilich seien das
keine ganz sicheren Anzeichen dafür, dafs hier unter
Wasser Blöcke liegen, aber sie verdienten doch Be-
achtung: So eine Stelle sei beispielsweise der von
dem Punkte N bis zum Lande sich erstreckende
Streifen, wo Steine liegen, von denen einige über
das Wasser hervorragen (S. 3).
Das Kroki No. i giebt den allgemeinen Anblick
der Bucht von El-Kram wieder, wie man ihn bei
Windstille und richtiger Beleuchtung von der Höhe
der Terrasse von Khereddine haben kann. Die
mehr oder weniger dunkeln Stellen im Meeres-
spiegel geben dann eine annähernde Vorstellung
von ihrer unterseeischen Bodengestalt. Von diesen
Stellen bezeichnet C, wie die Lotungen ergeben
haben, eine Stelle, wo zwei Blöcke liegen ; da aber
das Wasser dort 4 m tief ist, so sei es recht
schwierig, ihre sehr zweifelhafte Beschaffenheit zu
bestimmen. B ist eine Sandbank^, D, E, K sind
Meer hinaus fortzusetzen, weil die Tiefenverhältnisse
vollkommen regelmäfsig seien und nichts darauf
hindeute, dafs in einer so grofsen Entfernung vom
Lande Unregelmäfsigkeiten vorhanden wären,
a) Vgl. Arch. Anz. 1899, XIV, i. Heft, S. 8
mit Schlamm gefüllte Vertiefungen. Unter dem
Streifen L M liegt eine satteldachförmige Boden-
erhebung {dos d'äne) von sehr unbedeutender Höhe;
sie ist mit Sand bedeckt, erstreckt sich in Tiefen
von mehr als 5 m und steht ebensowenig wie die
Bank B und die Steine in C mit irgend einer der
anderen Unebenheiten in Verbindung. Auf dem
3. Kroki* hat Herr Hantz die unterseeische Boden-
gestalt der Bucht von El-Kram in ihrem südlichen
Teile bis zur Höhe des Kasino von Khereddine so
eingezeichnet, wie sie sich aus seinen Untersuchungen
ergeben hat. Man sieht auf diesem Kroki:
1. Zwischen dem Ufer und der Linie AD'
GE'F eine »Zone«, in welcher die Tiefenlinien
sehr regelmäfsig parallel der Küste verlaufen, ein
Zeichen, dafs dort keine bedeutenden Unregel-
mäfsigkeiten vorhanden sind. Diese »Zone« bildet
eine Vertiefung mit sehr merklich ebenem Boden;
derselbe ist mit feinem Sande bedeckt, nur in N
findet sich Schlamm in einer leichten Bodensenkung;
in P bemerkt man aufserdem einen kleinen Sand-
hügel, dessen Höhe 20 cm nicht übersteigt. In
dieser »inneren Zone« trifft man hier und da auf
unregelmäfsig zerstreute Kieselsteine, deren Existenz
nach Herrn Hantz völlig auf Zufall beruht; wahr-
scheinlich dienen sie modernen Fahrzeugen zum
Anlegen.
2. Eine von den Buchstaben CBD'AKDEI
HFE'G umfafste »unregelmäfsige Zone«, innerhalb
deren die Tiefenlinien sehr verschieden verlaufen:
In ihrem nördlichen Teile haben sie alle eine
Drehung nach Osten erfahren; aber Während sie
einschliefslich der 3 m Linie südlich der Linie
A — D' in ihre natürlichen Grenzen wieder zurück-
kehren, bleibt die 4 m Linie bis zu der Linie N — R
von ihrem regelmäfsigen Verlaufe abgelenkt; erst
südlich von der letztgenannten Linie scheint sie
diesen wiederzufinden, wird aber vom Punkte E ab
nochmals nach Osten zurückgedrängt. Alle diese
Störungen des Verlaufes der Tiefenlinien sind durch
Unregelmäfsigkeiten in der unterseeischen Boden-
gestaltung verursacht, wie Herr Hantz im IV. Ab-
schnitte eingehend nachweist.
Die Linie DE bilden mit Seepflanzen bedeckte
und 9 und die Karte. Herr Hantz scheint die
Steine zu meinen, welche dort auch mit C bezeichnet
sind; allerdings spricht sich Herr de Roquefeuil
ziemlich bestimmt über ihre Beschafi*enheit aus.
*) Das 2. Kroki ist hier weggelassen, weil das
Wesentliche seines Inhaltes auch im 3. Kroki ent-
halten ist; es hätte nur dann beigegeben werden
müssen, wenn ich Schritt für Schritt den interessanten
Ausführungen des Herrn Hantz hätte folgen wollen;
dazu fehlt aber hier der Platz.
142
Die Häfen von Karthago 4.
Kroki Nr. 3.
Nord
FoJsdsdtS^.
Süd
Bodenerhebungen von etwa i m Höhe. Es war
eine mifsliche Sache, festzustellen, was unter diesen
Seepflanzen liegt. Herr Hantz hat sich indes an
einer Stelle (150 m süd-süd-östlich vom Punkte D
in 1,90 m Tiefe) davon überzeugen können, dafs es
natürliche^ Steinblöcke sind; da nun die übrigen
*) »Im eigentlichen Sinn »natürliche« Blöcke,
Steine, Kiesel u. s. w. giebt es in der Bucht von
El-Kram nicht; sie sind alle durch Menschenhand
von Seepflanzen bedeckten
Bodenerhebungen ebenso
aussehen, so glaubt er zu
der Annahme berechtigt
zu sein, dafs dort ähnliche
Blöcke liegen. Demnach
wären diese plötzlichen
Bodenerhebungen verur-
sacht durch eine unter-
brocheneLinie von pflanzen-
bedeckten Steinen, die um-
geworfen und nach dem
Lande zugerollt sind. Sie
liegen merklich dichter im
Norden der Linie DE als
im Süden derselben.
Die sehr regelmäfsigen,
auf dem Kroki No. 3 ver-
zeichneten Lotungen , die
Herr Hantz längs dieser
Linie vorgenommen hat,
haben etwas Charakte-
ristisches: auf der dem
offenen Meere zugekehrten
Seite der genannten Linie
fällt das Lot plötzlich 4 m
tief auf Sand.; auf der
Innenseite von DE bieten
die Tiefenverhältnisse eine
merkwürdige Eigentümlich-
keit: Sie sind- bis zur 3 m
Tiefenlinie gröfstenteils
regelmäfsig, zeigen aber von
Südost nach Nordwest
laufende Querlinien, die i m
und mehr sich über den
umgebenden Grund erheben
und durch ähnliche Blöcke
wie die schon genannten
gebildet sind. Die dem
Lande zugekehrten Enden
dieser Art von »Quer-
mauern « bilden ihrerseits
eine unterbrochne, um
einige Grade gegen DE geneigte Linie D'E'.
Die qualitative Analyse der zwischen D E und
D'E' gelegenen Tiefen hat nur in einer sehr ober-
herbeigeschaflft. Wenn im Laufe der Untersuchung
von »natürlichen« oder »künstlichen« Steinen u. s. w.
gesprochen wird, so sollen diese Ausdrücke blofs
dazu dienen, rohe, unbearbeitete Steine von be-
hauenen Steinen oder Blöcken , zu unterscheiden,
die aus Bruchsteinen und Mörtel bestehen.«
Die Häfen von Karthago 4.
143
flächlichen Weise vorgenommen werden können:
Abgesehen von den genannten »Quermauern« bildet
mit Seepflanzen bedeckter Schlamm den Meeres-
grund. Zwar hat eine Menge von Einzelbeob-
achtungen Herrn Hantz zu der Ansicht gebracht,
dafs unter diesem Schlamm keine Blöcke verborgen
liegen, gleichwohl, meint er, dürfte es gut sein,
sich mittels qualitativer Lotungen der Genauigkeit
dieses Umstandes zu versichern, weil er sich auf
sie stützt, um die Dimensionen des antiken Baus
zu bestimmen. Dasselbe Sinken des Bodens, welches
gegenwärtig den Molo von la Goletta aus den Fugen
treibt, habe hier sehr leicht eintreten können, wo
die Bedingungen, Bodenbeschaflfenheit, Entfernung
vom Lande und Einwirkung des Meeres, die gleichen
seien.
Verwunderlich wäre es also nicht, wenn durch
genügend tiefgehende Lotungen das Vorhandensein
von verschütteten Blöcken nachgewiesen würde,
aber solange dies nicht erwiesen sei, hält Herr
Hantz an der Ansicht fest, dafs alle die Steine
westlich der Linie DE als Reste der Verkleidung
einer geradlinigen Mauer zu betrachten sind und
den dazwischen liegenden Stücken sozusagen als
Drehpunkte gedient haben, indem diese sich all-
mählich in der Richtung der zerreifsenden Kräfte
lagerten. Zwei Betrachtungen scheinen ihm diese
Hypothese zu bestätigen:
1. Die »Quermauern« sind nicht gleich lang.
Da wo die Reste der äufseren Mauer mehr ausein-
ander liegen, sind sie länger und werden in dem
Verhältnisse kürzer, wie diese Reste dichter bei-
sammen liegen.
2. Die »Quermauern« haben nicht die gleiche
Richtung, sie sind nicht etwa parallel, wie es
scheinen möchte; bei genauerem Zusehen wird man
vielmehr wahrnehmen, dafs sie alle in einem Punkte
konvergieren ''. Aus allen diesen Beobachtungen
scheint Herrn Hantz klar hervorzugehen, dafs wir
es mit den Resten eines 20 — ^30 m breiten, nicht
sehr hohen ^, von Süd-Süd-West nach Nord-Nord-Ost
orientierten Dammes zu thun haben, dessen äufserer
'') Die Erklärung dieser Erscheinung, sowie des
unregelmäfsigen Verlaufs der 4 m Tiefenlinie giebt
der Verfasser auf S. 61 f.
^) »Denn das zerstörte Hindernis ist in der
Richtung der zerstörenden Kräfte eingestürzt. Die
Trümmer des Dammes DE sind alle nach dem
Lande zu gerollt, sein äufserer Rand fällt voll-
kommen steil ab: Die unbedeutende, in der 5 m
Tiefe liegende satteldachförmige Erhebung kann
nicht unmittelbar zu ihm in Beziehung stehen; sie
ist entweder eine blofse natürliche Bodenanschwellung
oder eine durch das Hindernis selbst (gemeint ist
Rand deutlich der jetzigen 4 m Tiefenlinie folgt.
Erweisen später qualitative Lotungen — die übrigens
an diesen Schlufsfolgerungen in der Hauptsache
nichts ändern können — dafs in dem Räume
zwischen DE und D'E' unter dem Schlamme Steine
liegen, so müfste man, so unwahrscheinlich ihm
eine solche Hypothese vorkomme, annehmen, dafs
diese die Massen von Khereddine im Süden und
die von Dr. Courtet beschriebenen Blöcke im Norden
bindenden Reste nicht von einem 20—30 m breiten
Damme, sondern von einem 75 bezw. 100 m breitem
gemauertem Erdwalle {terre-pleiti) herrührten.
Was zunächst die Massen von Khereddine be-
trifft — auf dem Kroki sind sie mit einer ge-
brochenen Linie FE'GEIH umzogen^ — so kann
man bei ihnen mehrere Teile unterscheiden:
In der Nähe des Landes zwischen den Punkten
F und H setzt eine Art »Plateau« an, das zahl-
reiche, dicht nebeneinander liegende, meist aus
Steinen und Mörtel bestehende Blöcke bilden ; einige
von ihnen haben fast 20 m Durchmesser; dies
»Plateau« erstreckt sich in einer Länge von 150 m
und einer Breite von 15 — 20 m in der Richtung
Süd — 350 — Ost'. Es scheint die Verlängerung
eines versandeten , am Lande bei Punkt F •" sehr
gut sichtbaren Bauwerkes zu bilden, welches sich
einige Meter ins Meer erstreckt und mit den ersten
im Wasser liegenden Blöcken des genannten
»Plateaus« durch eine sehr dichte Reihe natürlicher
Steine in Verbindung steht. Da das Meer, das in
der Nähe des Landes ohnehin seine Kraft zum
Teile einbüfste, einen Bau nicht gut «verschieben
konnte, dessen Richtung ungefähr mit der Richtung
seiner Kraftäufserung zusammenfiel, so wird die
Lage der Blöcke zwischen den Punkten FHI sicher
die gleiche geblieben sein wie die des Werkes, zu
dem sie einst gehörten. Ihre Fortsetzung bildet die
Linie IE; längs derselben erkennt man leicht
natürliche Steine von derselben Beschaffenheit wie
der Damm DE) veranlafste Sandanhäufung; aber
der sie bedeckende Sand ist weich und mit einer
Eisenstange leicht zu durchstofsen«.
^) »Dieser südliche Teil der »unregelmäfsigen
Zone« FE'GEIH ist zwar weniger verworren als
der nördliche AKDCBD', aber seine Untersuchung
wird ziemlich mifslich, sobald die zunehmende
Wassertiefe der qualitativen Analyse hinderlich wird.«
**) »Die in Punkt E liegenden Steine darf man
wohl nicht mit diesen Blöcken in Verbindung bringen,
weil sie von verschiedener Beschaffenheit und durch
einen 40 m breiten Sandstreifen von ihnen getrennt
sind.«
'") »Ungefähr loom vom Kasino von Khereddine
am Fufse eines kleinen, am Uferrande stehenden
Hauses.«
144
Die Häfen von Karthago 4.
die, denen wir auf der Linie DE begegnet sind;
sie sind auch wie diese mit Seepflanzen bedeckt,
obwohl weniger dicht wie sonst überall. Der Rand
dieser Reihe von Blöcken hebt sich nicht so scharf
ab'', und die Blöcke selbst sind in der Umgebung
von E nur i m, im Punkte I gar nur noch 0,50 m
hoch; aber trotz dieser geringen Höhe ist das Da-
sein einer die Punkte I und E verbindenden Mauer
nicht zu bezweifeln. Sie ist, wie Herr Hantz aus
diesen und anderen Beobachtungen schliefst, als die
Verlängerung der Mauer DE zu betrachten.
Es bleibt somit nur noch das nördliche Ende
der »unregelmäfsigen Zone« zu besprechen: Auf
dem Kroki No. 3 ist es gleichfalls mit einer ge-
brochenen Linie AKDCBD' umzogen. Der obere
Rand dieser Anhäufung von Blöcken beschreibt eine
nach Norden konvexe Kurve DK Aj auf welcher die
Tiefenunterschiede durchschnittlich i m betragen.
Man findet auf ihr dieselben Eigentümlichkeiten
in den Tiefenverhältnissen wie auf der Linie DE;
Seepflanzen derselben Art bedecken anscheinend
Steine von gleicher Beschaffenheit '2, und der Um-
stand, dafs das Lot plötzlich um mehr als i m auf
sandigen Boden fällt, zeigt, dafs hier gleichfalls ein
gut kenntlicher Rand vorhanden ist. Diese sehr
dichte Mauer DK A steht durch einen regelmäfsigen
Abfall mit einer Linie von Bruchsteinen in Zu-
sammenhang, die von Osten nach Westen gerichtet,
anfangs 0,70 — 0,80 m unter Wasser liegt und sich
bis zu 1,7 m in dem 3 m tiefen Wasser in der Nähe
des Punktes C senkt. Diese auf dem Kroki No. 3
schattierte Reihe von Steinen bildet zwischen den
Punkten AD'BA' eine Art Öse von 40— 50 m Breite;
in ihrem Inneren, in M befindet sich eine Vertiefung,
deren Boden von einem Gemenge von Steintrümmern,
Sand, Pflanzen und Schlamm bedeckt ist. In der
eben beschriebenen Trümmeransammlung haben
wir nach Herrn Hantz den das Ende des Molo
HIED bildenden Molenkopf zu sehen; sein ohne
Zweifel aus Erde und Steintrümmern bestehender
Kern hat unter der fortgesetzten Thätigkeit des
Meeres seinen Zusammenhang verloren.
Im VI. Abschnitte fafst Herr Hantz kurz die
Hauptpunkte seiner Untersuchungen zu folgendem
") »Denn die Linie IE folgt nicht mehr der
Richtung der Tiefenlinien ; sie schneidet sie viel-
mehr in einem Winkel von etwa 50"«.
'2) S. 67 heifst es: »Trümmer, unter denen
natürliche Steine in grofser Zahl vorhanden sind. —
Alles, was Herr Hantz auf derselben Seite über
Dr. Courtets Lotungen (Comptes-rendus de l'Acadeviie
1897, p, 125 ff.) sagt, habe ich aus dem gleichen
Grunde, wie in meinem zweiten Berichte, absichtlich
weggelassen (vgl. Arch. Anz. 1899, i. Heft, S. 8).
Ergebnisse zusammen: Die in dem Vierecke ab cd
(Kroki No. i) enthaltenen Reste sind die Spuren
eines unmittelbar nördlich am Kasino von Khereddine
ansetzenden, zunächst nach Südosten, dann nach
Nord-Ost und Nord-Nord-Ost laufenden und zu-
letzt im spitzen Winkel nach West-Nord-West um-
biegenden Molo ABCDE (Kroki No. 4), welcher
in der von Natur schon vor den West- und Nord-
winden gesicherten Bucht von El-Kram einen gegen
Kroki Nro. 4.
jsimänr
alle übrigen Winde geschützten Hafen von 300 m
Breite und 800 m Länge mit einem Flächeninhalte
von ca. 240,000 qm '^ bildete; mit dem Meere stand
dieser Hafen durch eine im Norden zwischen dem
Molenkopfe E und dem Festlande gelegene Einfahrt
von 60 — 70 m Breite in Verbindung '*. Die zer-
13) Sind diese Zahlen richtig? S. 62, Z. 27 steht:
»un veritable port de 350 m de large et de 600 m de
long?« auch scheinen sie mit den Abmessungen auf
dem Kroki No. 4 nicht zu stimmen.
'*) Die Gestalt des Hafens und die Lage der
Einfahrt werden als zweckentsprechend bezeichnet
S. 69 ff.
Die Häfen von Karthago 4.
145
störende Thätigkeit der von Südosten her stehenden
See hat sich nicht bei allen Teilen dieses Dammes
gleich fühlbar gemacht. Während die aus zusammen-
gemauerten Bruchsteinen bestehenden Blöcke des
Ansatzes AB und des Molenkopfes DE relativ wenig
gelitten haben, ist das ganze Mittelstück BCD voll-
ständig drunter und drüber geworfen. Herr Hantz
wird dadurch zu der Frage veranlafst: Existierten
auch auf der ganzen Strecke BCD gemauerte
Blöcke? Es ist ja keine Spur von solchen mehr
vorhanden; sie könnten indes völlig zu Staub
zerrieben oder infolge der Senkung des Bodens
unter dem Sande verschwunden sein; man könnte
allerdings auch vermuten, dafs das Mittelstück
BCD nur aus einer Schüttung von natürlichen
Felsblöcken bestanden habe; freilich spreche die
Schärfe des äufseren Randes gegen eine solche
Vermutung.
Damit endet der erste Teil des Berichtes; da
derselbe in der Hauptsache hydrographischer Natur
ist, so habe ich mich, wie den Untersuchungen des
Herrn de Roquefeuil gegenüber, fast nur refe-
rierend verhalten, weil mir ein Urteil über den Wert
dieser Untersuchungen kaum zusteht. Es wäre
aber zu wünschen, dafs sich einer unserer
Marineoffiziere einmal über diesen Punkt
äufserte. — Anders steht es mit dem zweiten
Teile, in dem sich Herr Hantz auf archäologisch-
philologisches Gebiet begiebt. Zwar bezeichnet er
das, was er im VH. Abschnitte giebt, als anspruchs-
lose Betrachtungen, die er aus Mangel an Fach-
kenntnissen nicht habe vertiefen können; da er
aber auf Grund der erwähnten und weiteren Funde
über den wichtigsten Abschnitt der Belagerung
Karthagos zu Ansichten gekommen ist, die von
den bisherigen sehr abweichen, so halte ich es für
geboten, seine Ausführungen so vollständig mitzu-
teilen, wie es zum Verständnisse nötig ist, und an
diese Mitteilung ein paar kritische Bemerkungen
zu knüpfen.
Herr Hantz sagt auf S. 72: »Gleich zu An-
fang kam es mir so vor, als ob den die untersuchte
»Meereszone« umgebenden flachen Strand in einiger
Entfernung vom Wasser Reste einer verschütteten
Mauer einfafsten. Diese Trümmer erstrecken sich
von dem Punkte A (= F im 3. Kroki) aus bis nahe
an den Südrand der Geländesenkung, die man über-
einstimmend (?) als den jetzt versandeten einstigen
Verbindungskanal zwischen Golf und See von Tunis
betrachtet. Ich habe diese Trümmer annähernd auf
dem Kroki No. 4 eingezeichnet und die wenigen
wichtigen Punkte in der Umgebung nach Tissots
Plan hinzugefügt. Nördlich von dem genannten
Archäologischer Anzeiger 1901.
Kanäle setzen sich die Trümmer noch etwa 100 m
weiter fort und laufen auf den Punkt 41 (Falbe) zu;
dort liegt ein Bau, dessen Steinschichten etwa 30 m
ins Wasser hineinragen '^. Die beiden Bauten 4I
und A sind also durch eine Trümmerlinie verbunden;
danach scheint eine enge Beziehung zwischen ihnen
zu bestehen.
Es existieren indes noch weiter nach Süden zu
Trümmer; man verfolgt nämlich ihre Spur bis zum
Kasino von Khereddine und vielleicht noch weiter
auf 700 — 800 m vom Punkte A. Die genaue Kennt-
nis dieser Reste würde vielleicht neues Licht auf
die Hafenfrage werfen; denn diese Reste stehen in
engem Zusammenhange mit dem Molo ABCDE,
der genau in der Umgebung des Punktes A an-
setzt "'. War nun auf der ganzen Strecke A Z' eine
Mauer vorhanden, welche die Fortsetzung der »Meer-
mauer« Y'Z' bildete? Die Sache ist möglich: diese
Mauer hätte dann mit dem Mauerstücke Z'A' eine
Art von Verteidigungs-V (une sorte de V defensif)
gebildet; dadurch dürften sich viele bisher noch
dunkel gebliebene Punkte in den seitens Scipios
zwecks Eroberung der Häfen ergriffenen Mafsregeln
aufhellen.
Die Herren CecilTorr und Raimund Oe hier
halten die Mauer 44 — 45 — 46 für das j^öJfxoc, dessen
sich Scipio nach dem für die Karthager unglück-
lichen SeetrefTen bemächtigte. Nun aber giebt Herr
de Roquefeuil für die Mauer 44 — 45 eine Länge
von 125 m bei einer Breite von 30 ra an und sagt,
'^) Notes sur les constructions en mer voisines
des ports de Carthage par M. le docteur Courtet,
p. 130.
''■) »Die ausgezeichnete topographische Auf-
nahme des Herrn Bordy enthält diese Gegend
nicht mit: die Untersuchung der auf dem Lande
liegenden Trümmer von Karthago scheint in der
Höhe des versandeten Kanals Halt gemacht zu haben.
Ich habe die oben erwähnten Trümmer nicht genau
aufgenommen; ich mache aber auf sie aufmerksam,
weil trotz ihrer Wichtigkeit die Schriften, welche
ich in den Händen gehabt habe, ihrer nirgends Er-
wähnung thun. Es wäre wünschenswert, dafs sie ge-
nau aufgenommen und in dem grofsen Plan des
Herrn Bordy nachgetragen würden.« — Meines
Erachtens genügt das nicht: erst wenn sämtlich e
am Strande erhaltenen Reste von No. 42 (Falbe)
an bis zum Kasino von Khereddine und weiter
nach Süden blofsgelegt und genau vermessen und
verglichen sind, ist ein Urteil darüber möglich, ob
hier eine einheitliche Befestigung aus einer und
derselben Zeit vorliegt, oder ob die Reste ver-
schiedenen Zeiten entstamiTien. Eine solche Unter-
suchung ist für die Ruine No. 41 (Falbe) seiner
Zeit schon von Herrn O. Meltzer aus anderen
Gründen gewünscht worden.
10
146
Die Häfen von Karthago 4.
dafs der 425 m lange Molo 45 — 46 jedenfalls nicht
sehr breit war '^.
"Wie konnte Scipio bei seinem Aufbruche nach
Nepheris 4000 Mann einen ganzen Winter lang auf
einer Art von Damm lassen, der zwar mit dem
Lande Verbindung hatte, trotzdem aber die auf ihm
stehende Abteilung vollständig isolierte, weil der
einzige Verbindungsweg zu Lande zwischen dem
Punkte 44 (Falbe) und dem südlichen Teile der
Taenia dicht an den Wällen hinlief? Wie hätten
sich 4000 Mann mehrere Monate dicht vor den von
Kriegern besetzten Mauern halten können, wenn
sie keine freie Verbindung mit dem Lande hatten
und auf einer Mauer von 30 m Breite und einer
Gesamtausdehnung von 550 m(?) zusammengedrängt
waren?
Es scheint mir klar zu sein, dafs Appians yß>\>.OL
anderswo zu suchen ist. Ich schliefse mich indessen,
was seine Gestalt und Beschaffenheit betrifft, der
Ansicht der Herren Torr und Oehler an; denn
die allgemein anerkannte Übersetzung, welche sie
von der betreffenden Stelle des Appian geben,
läfst zwar, wenn damit die »Falbe'sche Mauer« ge-
meint sein soll, einige Punkte im Dunkeln, erklärt
sich aber vollkommen, wenn man sie auf den Molo
ABCDE (Kroki No. 4) bezieht. Da die Wegnahme
des f&^oi eng mit der Eroberung der Häfen zu-
sammenhängt, so mufs die ganze Frage im Zu-
sammenhange behandelt werden.
Nachdem Appian die Beschreibung der Häfen
gegeben hat, spricht er von dem 'Bau des berühm-
ten Scipionischen Dammes, welcher ihre Einfahrt
verschliefsen sollte. Er sagt ausdrücklich, dafs die
Arbeit angefangen, aber er sagt nichts davon, dafs
sie jemals vollendet wurde '^. Aus der Fortsetzung
seines Berichtes scheint sich sogar zu ergeben, dafs
die Arbeit an diesem Damme niemals wieder auf-
genommen wurde, nachdem man sie einmal auf-
gegeben hatte, um der durch die neugegrabene
Einfahrt ausgelaufenen karthagischen Flotte die
Spitze zu bieten. Die Römer wurden inmitten ihrer
IT) jer rapport (se paragraphe) 4 novetnbre
1.897; vgl. Arch. Anz. 1898, XIII, 3. Heft, p. 172 —
Übrigens bemerke ich, dafs in den Jahren 1891
und 1893, als Herr Torr und ich unsere Abhand-
lungen schrieben, gegen Ch. Tissots Angabe,
44^45 — 46 — 47 (Falbe) bilde einen Quai von
420 m X 135 rn (Geogr, comp, de l'Afrique roin. I,
p. 628 f.), kein Widerspruch erhoben war.
'^) Das kann nicht ohne weiteres zugegeben
werden; nach Appian Lib. 134 scheint es so, als
ob der Damm vollendet wurde; nach Dio Cassius-
Zonaras IX, 29 a. E. und 30 a. A. ist der Damm
wirklich vollendet worden.
langwierigen Blockadearbeit so überrascht, dafs ihre
Flotte von Mannschaften entblöfst und somit voll-
kommen unfähig war sich von der Stelle zu rühren.
Der Kampf dauerte mehrere Tage'^ Die kartha-
gischen Schiffe flüchteten sich grofsenteils in den
Schutz des ydip.«, weil einige kleinere Schiffe in
der Einfahrt des Hafens aufeinandergefahren
waren und so die anderen am Einlaufen hinderten.
Ich habe das Wort »Einfahrt« durch gesperrten
Druck hervorgehoben, weil ich glaube, dafs dieses
Wort allein im Texte Appians steht, ohne das
Epitheton »neu«, welches einige Übersetzer hinzu-
fügen. Ich will hier nur darauf aufmerksam machen,
dafs der Molo ABCDE den karthagischen Schiffen
eine vortreffliche Zuflucht bot Auch liegt
dieser Molo in der Nähe der Einfahrt, wenn auch
nicht der neuen Einfahrt.
Darauf suchte sich Scipio des /öijJ.ot zu be-
mächtigen, indem er mit Mauerbrechern eine das
^(ü(j.a absperrende »Querbefestigung« angriff. Könnte
man nicht die von mir beschriebenen, am Lande in
der Nähe von A liegenden Trümmer als die Spuren
dieser Befestigung betrachten?
Die Karthager machten nun einen Ausfall, um
die Widder zu verbrennen: ihn zu Lande zu unter-
nehmen, war unthunlich; denn das römische Heer
beherrschte die Taenia in ihrer ganzen Breite, ein
Verlassen der Mauerlinie A'Z' war also gleichbe-
deutend mit einer sicheren Niederlage Zu
Schiffe konnten sie auch nicht in /die Nähe des
Punktes A gelangen; denn die Tiefe war dort zu
gering, und vielleicht machten die ersten Blöcke
des Scipionischen Dammes (N) diesen Seestrich
gefährlich. Sie griffen also die Römer an , indem
sie durch das Wasser wateten. Der Kampf war
schrecklich, die Karthager wurden zurückgetrieben ^'^
und die Querbefestigung genommen. Durch die Be-
setzung des /(Jüjza hatten die Römer nunmehr eine
Stellung gewonnen, welche Scipio als eine gute
Operationsbasis zum Angriffe auf den Hafen be-
trachtete.
Wirft man nun wieder einen Blick auf das
Kroki No. 4, so sieht man, dafs die Stellung,
welche die die Taenia in ihrer ganzen Breite ein-
nehmenden Belagerer vor sich hatten, uneinnehmbar
war, wenn die Verteidiger nur im geringsten ihre
Pflicht thaten. In der That war die dreifache
Mauer bis zu dem Punkte A unverwundbar, die
Mauer A'Z' ihrerseits schützte der heute versandete
'^) Ist nicht richtig; vergl. Appian. Lib. 122.
"0) Das ist nicht richtig; vergl. Appian.
Lib. 124.
Die Häfen von Karthago 4.
147
KanaPi und A'Z' bildete mit AZ' eine Art von V,
das für den Angreifer gefährlich war. Die Mauer A'Z'
erstreckte sich bis zu dem Punkte Y' und, wie ich
glaube, sogar bis zu dem Punkte 44(?). Die Stadt
und insbesondere die Häfen waren also vor einem
Flandstreiche sicher. Aber der Angriff wurde mög-
lich, wenn man die Verteidiger daran hindern konnte,
die Mauerstrecke A'Z' zu besetzen. Nichts war
dann leichter als in diese Mauerstrecke Bresche zu
legen und sich so einen Weg in die Stadt zu er-
öffnen. Gelang es Scipio durch irgend ein Mittel,
die Belagerten von dieser uneinnehmbaren Defensiv-
stellung fernzuhalten, so war es für ihn ein Leichtes,
sich derselben zu bemächtigen und eben dadurch
in die unmittelbare Nähe der besonderen Ringmauer
des Hafens zu gelangen.
Über das Mittel konnte er nicht in Zweifel
sein: er mufste den Molo ABCDE besetzen: Seit-
dem befanden sich die Karthager in einer kritischen
Lage; sie sahen sich dadurch nach Norden zurück-
gedrängt.
Der Sommer ging zu Ende; Scipio, seines
Sieges sicher, zieht nach Nepheris und erobert es ...
Im folgenden Frühjahr nimmt Scipio die Be-
lagerungsarbeiten wieder auf. Er findet alles so
wieder, wie er es verlassen hatte: das /(ü,u.a noch
immer von den 4000 Mann besetzt, für die der
Molenkopf E ein Posten war: von diesem aus über-
wachten einige Abteilungen fortgesetzt die Belagerten
und überschütteten sie nach Bedarf mit Geschossen,
um die Mauer unhaltbar zu machen, während die
übrigen eine Reserve in dem Lager auf der Taenia
bildeten. Die Römer bemächtigten sich nun der
ganzen Mauerstrecke A'Z'Y' und bedrohen von da
aus den viereckigen Teil des Kothon, den Hasdrubal
in der Nacht, anzündet. Während Scipio durch
einen Scheinangriff die Aufmerksamkeit der Kar-
thager hier beschäftigt, zieht Laelius aufserhalb der
Mauer Y' nach Norden und erklettert unversehens
die Ringmauer vom runden Teil des Kothon. Die
Karthager sind so zwischen zwei Feuer genommen,
sie fliehen oder werden niedergemetzelt. . . .«
''") »Dieser Kanal hat vielleicht auch die Be-
lagerten daran gehindert, den erwähnten Ausfall zu
liande zu machen.«
Diesen im Auszuge wiedergegebenen Aus-
führungen des Herrn Hantz gegenüber halte ich
vorläufig Zurückhaltung für geboten; denn einige
Punkte bedürfen entschieden der Aufklärung bezw.
des Beweises. Man müfste zunächst das endgültige
Ergebnis der Untersuchungen auf dem Lande (vgl.
Anm. 16) und auf dem Meeresgrunde abwarten.
Ich will hier nur darauf aufmerksam machen, wie
sehr sich z. B. die Sachlage ändern würde, wenn
auf der Linie ABCDE (Kroki No. 4) behauene
Steine zum Vorschein kämen; denn nach den bis-
herigen Resultaten steht dieser Damm, was Material
und Bauart anlangt, in starkem Gegensatze zu den
weiter nördlich erforschten Wasserbauten , erinnert
aber lebhaft an Scipios Damm, wie ihn Appian
beschreibt. An punische Herkunft ist also vorläufig
schwerlich zu denken; viel eher könnte man auf
die Vermutung kommen, das Stück AB CD rühre
von Scipios Damm her. Um die durch ihn erfolgte
Sperrung der Bucht und der Häfen zu beseitigen
und zugleich den Scipionischen Bau zu Hafen-
zwecken nutzbar zu machen, habe man später bei
D den Teil DE hinzugefügt und die zwischen den
Punkt D und 45 (Falbe) zu suchende Fortsetzung
des Dammes absichtlich weggeräumt. Freilich er-
geben sich Schwierigkeiten für die Unterbringung
der 4000 Mann, wenn der Molo und die Quais des
»Bassin annexci (Falbe No. 44, 45, 46, 47); als
das /(Jü[Aa angesehen werden ; aber wir können
ähnlich wie Herr Hantz annehmen, dafs der
Molo und die Quais des y>Bassin - annexe« nur
durch einen Teil der 4000 Mann besetzt ge-
halten wurden und die übrigen als Reserve auf der
Taenia lagerten; denn der fertige^-' Scipionische
Damm gewährte eine sichere Verbindung zwischen
den genannten Punkten.
Aber, wie gesagt, alles dies entbehrt der
sicheren Grundlage, solange nicht durch eine ein-
gehende Untersuchung klar gelegt ist, ob wir in
diesem Damme einen einheitlichen Bau vor uns
haben und welcher Zeit derselbe angehört.
Grofs-Lichterfelde. Raimund Oehler.
22) Vgl. Anm. 18.
10^
148
Ausstellung von Fundstücken aus Ephesos in Wien.
AUSSTELLUNG
VON FUNDSTÜCKEN AUS EPHESOS
IN WIEN.
Wenn sich die Nationen jetzt in die Aufgaben
zu theilen beginnen, ganze Städte der antiken Welt
aus der Verschüttung ihrer Reste wieder an das
Licht zu bringen und so neue Grundlagen für
eines Kentauren stand, im Volksgarten zu Wien,
geschmackvoll geordnet, jüngst eröffnet wurde. Ein
ebenso geschmackvoll verfafster und im Drucke
ausgestatteter Führer ist vom Direktor der Antiken-
sammlungen dem Publikum geboten. Ein kostbarer
neuer Bestandtheil ist in so ansprechender Weise
den kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten
Kaiserhauses hinzugefügt worden.
unsere Kenntnifs des Alterthums zu schaffen, so
haben die Österreicher Ephesos übernommen. Seit
1895 arbeiten sie dort in immer erneuter Wieder-
aufnahme der Ausgrabungen. Die grofsen Er-
gebnisse bleiben am Platze unter Schutz, das
Theater, die Hafenbauten und die Beides ver-
bindende Prachtstrafse, ein zweigeschossiger Rund-
bau am Panajir-Dag und die sogenannte römische
Agora. Aus der Säulenhalle des letztgenannten
Baues stammt das Hau'ptfundstUck plastischer Kunst,
die reichlich lebensgrofse Bronzestatue eines sich
salbenden Athleten. Aus mehr als zweihundert
Stücken sorgsam und vortrefflich wieder zusammen-
gesetzt, bildet sie den Mittelpunkt einer Aufstellung
der wichtigsten nach Wien überführten Funde aus
Ephesos, welche im sogenannten Theseustempel,
in dem früher Canova's Gruppe des Theseus und
Wir wiederholen nach einer uns gebotenen
Photographie von Mich. Frankenstein das Mittelstück
der Ausstellung. Beiderseits von der Athletenstatue
sind, vermuthlich zu einem reichen Bronzegeräthe,
einem Lampenträger aus hellenistischer Zeit, gehörig,
der obere Theil des Geräthes und eine Gruppe des
Herakles im Kentaurenkampfe aufgestellt. Wir
sehen hier von weiterer Beschreibung ab, welche
das erwähnte .Schriftchen, in knapp erschöpfender
Weise, begleitet von ausreichenden Illustrationen
aller Hauptstücke, bietet. Es war nur unsere Ab-
sicht ein Ereignifs in der archäologischen Welt,
wie diese Ausstellung, welche den Abschlufs mehr-
jäfiriger Arbeiten bildet und zu deren energischer
Fortführung ermuthigen mufs, auch unsererseits
nicht unbemerkt vorübergehen zu lassen.
Archäologische Gesellschaft. 1901. Juli.
149
SITZUNGSBERICHTE
DER ARCHÄOLOG. GESELLSCHAFT
ZU BERLIN.
1901.
JULI.
Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der
Vorsitzende des Ablebens des Herrn Verlagsbuch-
händlers W. Hertz, der seit 1867 der Gesellschaft
als ordentliches Mitglied angehörte. Die Anwesenden
erhoben sich zu seiner Ehre von den Sitzen. Die
Abfassung des diesjährigen Winckelmanns-Programms
hat Herr Kekule von Stradonitz übernommen.
HerrB. Graef zeigte zunächst eine Photographie
des neugefundenen, schon mehrfach erwähnten Fresko-
gemäldes aus dem Palast von Knossos, und legte
dann einen soeben in der Revue internationale
d' archeologie numismatique erschienenen Aufsatz von
Svoronos über die Tholos von Epidauros vor. Der
Vortragende hatte bei einer früheren Gelegenheit,
als Herr Herrlich in der Märzsitzung 1898 über die
Tholos sprach, versucht, dieses Gebäude in den
Zusammenhang anderer griechischer Rundbauten
zu ziehen, welche sich sämtlich auf Heroen oder
heroisierte Fürsten beziehen, und diese Bauten mit
den Kuppelgräbern der Heroenzeit in Verbindung
gebracht. (Die Statistik ist nur für das europäische
Hellas zwingend, denn in Asien, wo die Kuppel-
gräber fehlen, findet sich mehrfach die Sitte, die
Toten über der Erde beizusetzen: Mausoleum,
Lykische Grabbauten, Bithynische Gräber, vgl. Athen.
Mitteil. XVII 80, XVIII 27.) In diesem Zusammen-
hang ist von grofser Bedeutung der von Svoronos
herangezogene Rundtempel des Palaimon in
Korinth, welcher nach Ausweis der Münzen ein
Untergeschofs mit einem besonderen Eingang besafs.
Die Münzen zeigen, dafs dieser Bau eine Opferstätte
war; sein do'jTOV, wie es Pausanias nennt, ist die
nächste Analogie zum Untergeschofs der &'j(A£X7) in
Epidauros. Der Bau in Korinth galt als das Grab
des Palaimon. In ähnlicher Weise mufs auch die
Tholos gedeutet werden. Zu diesem im wesent-
lichen überzeugenden Ergebnis gelangt Svoronos
von einem Irrtum ausgehend. Er will nämlich auf
den bei ihm Fig. 7 — 10 abgebildeten Münzen aus
Epidauros die Tholos mit einer Statue der Hygieia
in der Mitte erkennen. Das ist sehr unwahrschein-
lich, weniger wegen des Schweigens des Pausanias,
als, weil eine Statue im Centrum eines Rundbaues
eine höchst bedenkliche Annahme ist. Aber das
Gebäude auf der Münze braucht gar kein Rundbau
zu sein und könnte beispielsweise ebensogut den
Artemistempel darstellen sollen.
Herr Wiegand aus Konstantinopel gab einen
Überblick über die Ausgrabungen in Milet (der In-
halt des Vortrages wird an anderer Stelle veröffent-
licht werden).
Herr Brueckner berichtete von einem Besuche
der englischen Ausgrabungen in Knossos und von
einer Reise in die Troas.
Er fügte zu dem im Antiual 0/ the British
School at Athens No. VI veröffentlichten Plane eine
Skizze von der Fortführung der Arbeiten hinzu,
welche das Bild von der Gesamtanlage des Palastes
sehr wesentlich vervollständigt haben. Denn es liegt
nun nicht nur das ganze nordwestliche Palastviertel,
welches die Schatzkammern enthält, aufgedeckt da,
sondern auch der Nachweis ist geführt, dafs der
Hof, auf welchen der sogenannte Thronsaal mündet,
rings von den Gebäuden des Palastes umschlossen
ist und dafs wenigstens über einem Teile des
Palastes ein Oberstock sich erhoben hat. Durch
einen Brief des Herrn Evans unterstützt, konnte der
Vortragende einen ganz aufserordentlichen Einzel-
fund schildern: ein Brettspiel aus Gold, Silber,
Bergkrystall, Elfenbein und Kyanos in eingelegter
Arbeit, angebracht auf dem Deckel eines Kastens.
Er gab der Bewunderung Ausdruck, dafs es Herrn
Evans geglückt ist, diesen Schatz irf seiner alten
Anordnung aus dem Boden zu heben.
Aus Skepsis in der Troas legte Herr Brueckner
von dem Briefe Antigonos I, welchen Herr Munro
im Journal of hellen, studies 1899 veröffentlicht hat,
einen Abklatsch vor. Entsprechend dem hohen
Werte, welchen die Freiheitserklärung durch Anti-
gonos für die Skepsier haben mufste, haben sie auch
für eine würdige Aufzeichnung des Briefes und der
Ehrungen, welche die Stadt dem Antigonos aus
diesem Anlafs erwiesen hat, in der zierlichsten Form
Sorge getragen. Es ist zu hoffen, dafs dieser
schönste Rest von Skepsis aus dem Dunkel einer
höchst unfreundlichen Bauernhütte in das kaiserlich
ottomanische Antikenmuseum übergeführt werden
wird. Die Revision der Urkunden hat wesentliche
Abweichungen von den Lesungen des Herrn Munro
nicht ergeben.
I50
Erwerbungen des Louvre im Jahre 1900.
ERWERBUNGEN DES LOUVRE
IM JAHRE 1900.
L
Wieder abgedruckt aus dem Verzeiclinis der
Erwerbungen des Departement des Antiquitcs grecques
et romaines du Louvre für das Jahr 1900 von
A. Hcron de Villefosse und E. Michon.
/. MARBRE ET PIERRE '.
A) Statu es et bustes. — 1. Tete de Juba II,
rot de Mauretanie, la chevelure ceinte du bandeau royal;
le nez, les teures et le menton sont mutiles. Don de
r Association historique pour Petude de V Afrique
du Nord; envoi de M. S. Gsell. professeur a l'Ecole
super ieure des Lettres, directeur dti Musee d^ Alger;
transmis par M. Saladin, architecte du gouvernement,
secretaire de r Association. Cherchel. — 2. Pied droit
colossal, brise au niveau du cou-de-pied. Trouve dans
les ruines d'un amphitheätre a El-Mendchiyeh, aux
eftvirons du Caire (Egypte). — j. Tete de Dionysos
barbu, la chevelure ceinte d'une bandelette et soigneuse-
ment etagee en un triple rang de boucles au-dessus du
front; extremite d'un hermes de style archdisant.
Don de M. A. Sorlin-Dorigny. Cyzique. — 4. Aviour
aile, debout, nu, un carquois contre la cuisse gauche;
Statuette. La chevelure bouclec est ornce d'une tresse
partant de la nuque pour aboutir au front, sur leqtiel
tombe un pendant. Manque une partie des jatitbes et
des ailes. Sardes. — j. Femtne drapee d'une tunique
a larges plis, Statuette; la tete et les bras manquent.
Sardes. — 6. Partie inf er ieure d'une Statuette de
Diane d'Ephese; le corps, en forme de gaine, est orne
d'abeilles, de rosaces, de figures drapees terminees
en fleurons, etc. Don de M. yean Farah. Ty r.
— 7. Aigle au repos, regardant a gauche; sur le de-
vant de la plinthe, dedicace du soldat AlOAtOPOC
fils de 0eO<l>IAHC a Z€YC MenCTOC {Heron de
Villefosse, Bulletifi des Antiquaires, igoo, p. 264).
Magnesie du Mea?tdre. — 8 et g. S. Supporten
forme de dauphin chevauche par un Genie aile; le
somniet est brise; en bas, une partie saillante destinee
a etre encastree. — 9. Support orne d'une tete de Hon
que surmonte une partie cannelee ; la griffe qui formait
la base manque. — Don de AI. A. Sorlin - Dorigny.
Cyzique. — lo. Fragment dun mufle de lionformant
gargouille, de travail grossier. Don de M. fean Farah.
Tyr.
B) Bas-reliefs. — 11 a ij. ji. Fragment d'un
monument funer aire: fronton orne de deux Tritons;
1) Les monuments dont la matiere n'estpas indiquee
sont en marbre blanc.
au-dessous, triglyphes et metopes avec rosaces et vases,
puis le nom BA0YKAEA et une zone de rinceaux;
traces de peinture. — 12. Fragment d'un tnomtment
funer aire: face ornee d'un fronton (la partie droite
seule subsiste) occupe par un Triton; au-dessous, tri-
glyphes et metopes avec rosaces et vases, puis restes
dun nom APIAAE et des rinceaux. — ij. Frag-
ment d^un monument funer aire : fronton ; au-dessous, une
grecque., restes d'un nom ßNA et une zone de
rinceaux, — Pierre. Tanagra. — 14. Banquet
funebre; homme couche, femme assise et deux serviteurs,
pres d'une table chargee de mets; dans le champ^ en
haut, un sistre et une situla. Don de M. Bulgarides,
consul de France aCavalla. Macedoine. — i^.Momi-
ment funer aire de ZGIFTAZ et de sa famille, orne de
plusieurs registres de bustes; au-dessous, le cav alier
thrace galopant a droite; inscription funer aire avec
mention relative aux rosalia (P. Perdrizet, Bulletin de
correspondance helleniqtie, 18^4, P.44J, et igoo,p.jo4,
pl. XIII). Don de M. Bulgarides. Podgora, pres
Amphipolis (Macedoine). — 16. Stele funeraire de
TTOTTAIOZ AIKINIOZ; homme debout donnant la
main a une femme, drapee et voilee, assise; de part et
d'autre, deux serviteurs plus petits; a l'arriere-plan,
paquet de livres, coff'ret, etc. Don de M. A. Sorlin-
Dorigny. De los. — ly a 20. 77, Stele funeraire
^'AAEZANAPOS; homme debout iendanfla maina
une femme, drapee et voilee, assise. — 18. Stele fune-
raire; homme debout donnant la main a une femme
drapee, assise; au-dessous, restes d'une inscription
g)-ecque de deux lignes. — ig. Stele funeraire, banquet
funebre: homme couche, femme assise; en avant, un
troisieme personnage debout pres d'une table circulaire
chargee de mets; au-dessous, inscription grecque, tres
mal gravce, de quatre lignes. — 20. Stele funeraire
^'AKYEINOZ TTßAAlANOZ; banquet funebre: homme
barbu couche pres d^une table circulaire chargee de mets.
— Don de M. A. Sorlin- Dorigny. Cimetiere de Bulgar-
keui, Cyzique. — 21 et 22. 21. Fragment de la stele
funeraire de AIONYCOAOOPOC", enfant nu, tenant
une torche renversee et une corne d'abondance; basse
epoque (P. Perdrizet, Le cimetiere chretien de Thessa-
lonique, Melanges de Rome, t. XIX, 18 gg, p. J44). —
22. Fragtnent de bas-relief; bras gauche d'un person-
nage drape assis. — Don de M. Doitte, directeur de
la Compagnie du port de Salonique. Salonique.
— 2j a 26. 23. Fragment d'un grand bas-relief:
Bacchus enfant, a cheval sur une panthere; restent le
torse de Bacchus avec la tete et le cou de la panthere.
— 24. Fragment de bas-relief: avant-corps de chevaux
au galop de part et d'autre d'un ornement arrondi.
— 2j;. Fragment d'un bas-relief circulaire: Bacchus
debout, nu, charge de raisins, la main gauche appuyee
Erwerbungen des Louvre im Jalire 1900.
151
sur un thyrse, la droite posant un canthare sur la
tele d'ufie panüiere accroupie a ses pieds ; en haut, um
rangee d'oves et de perles; en bas, une moulure. —
26. Partie superieure d'un grand vase a anses, orne
sur la panse de Genies soutenant des guirlandes. —
Don de M. A. Sorlin-Dorigny. Cyziqtie. — 2j. Partie
superieure d'une colonnette ornee d'un pied de vigne
et d'une figure de Dionysos. Don de M. Doitte.
Salojtique. — 28. Dalle rectangulaire ornee de
bas-reliefs: au centre, dans un cercle, croix cantonnee
de deux agneaux et de detix paons au niilieu de feuil-
lages; dans les angles, quatre croix plus petites, cantonnees
de paons, de poissons, de rosaces et de feuillages. Pierre.
Ztb, entre Tyr et Saint- j^ean-d' Acre (Syrie).
C) Inscriptions et divers. — 2g. Fragment
d'une inscription grecque, brisee de toutes parts ; comptes
des hieropes de l'annee 181 av. y.-C. (Th. Reinach,
Pierres qui roulent, 11, Un fragment de comptes des
hieropes de Delos, Revue des etudes grecques, igoo,
p. rj6 — ij8 et pl. III). Don de M. A. Lemierre, trans-
mis par M. Th. Reinach. Delos. — jo aj2. 30. In-
scription grecque ; decret en l'honneur ü^'ANTI<t>IAOSi,
rendu par l'assemblce du peuple de Ptolemdis ; 16 lignes.
— jr. Inscription grecque; fragment d'un decret en
l'honneur de NIKOMHAHZ, gravc sur une steh sur-
inontee d'un fronton avec une couronne; 6 lignes.
Marbre gris. — J2. Inscription grecque; decret du
scnat et du peuph de Ptolemdis en l'honneur de diffe-
rents prytanes, gravc sur une s tele a fronton; 17 lignes. —
(P. fouguet, Documents ptolemdiques, Ptolemdis et sa
Constitution, Bulletin de correspondance hellenique, 18 gl,
p. 184-208.) Don de M. P. Jougiiet, maitre de Con-
ferences a la Faculie des Leitres de l' Universitc de
Lille; envoi de M. Chassinat, directeur de V Institut
frangais d'archeologie Orientale du Caire. Ptolema'is.
— 33. Epitaphe de ICOEHnOE fils de CIMWN,
gravee dans un cartel a queues d'aronde. Pierre. Don
de M. Jean Farah. Environs de Tyr. — 34 a 40. In-
scriptions grecques chretiennes. — 34. Epitaphe de
AtOPOQEOC. — 35- Epitaphe de ©GWAOPA. —
36. Epitaphe de IwANHC et «''AnOCCTOAlA. —
3T. Epitaphe de l'appariteur AHMHTPIOC. — 38. Epi-
taphe de rreAAriA, dusoldat CT€<t>ANOC et de KOC-
TANTINOC. — 3g. Epitaphe a"eY<t)POCYNOC. —
40. Epitaphe de <t>IAOZ€NOC. — (P. Perdrizet, Le
cimetiere chretien de Thessalonique, Melanges de Rome,
t. XIX, 18 gg, p. S 45-3 48, »<>» II -VIII.) Don de
M. Doitte. Salonique. — 41. Inscription grecque;
epitaphe chretienne de KACCANAPA. Don de M. Doitte.
Salonique. — 42.. Inscription latine; epitaphe
chretienne de BARBATIO (P. Perdrizet, Le cimetiere
chretien de Thessalonique, Melanges de Rome, t. XIX,
18 gg, p. J44, «0 I). Don de M. Doitte. Salonique.
— 43. Meule a main, hemicylindrique, en trachyte gris.
Don de M.A. Sorlin-Dorigny. Hissarlik. — 44, Partie
superieure d^une colonnette engagee, avec son chapiteau.
Don de M. A. Sorlin-Dorigny. ■ Constantinople.
IL BRONZE.
4J. — Büste d''Adonis; partie superieure, com-
prenant la tcte, les deux bras et le torse jusqti'a la
ceinture, d^une Statuette fondue en deux pieces. Adonis
est represente imberbe, avec une epaisse chevelure bouclee
qui encadre le visage et retombe en arriere sur les
epaules; un manteau a franges est jete sur Vepaule
gauche et couvre la poitrine du meme cotc; la main
gauche fennee tenait un attribut qui tnanque ; la main
droite ouverte, legerement abaissee, a les doigts brises
a Vexception du pouce; la tete est inclinee et penchee
vers la droite; les yeux sont evides. Replique tres
soignee d''un original dont le Louvre possede deux
autres reductions en bronze, de dimensions plus petites
(Heran de Villefosse, Bulletin des Antiquair es, ig 00,
p. iig-120). D''apres le vendeur, ce bronze aurait ete
dccouvert avec la Venus publice par M. P. fatnot dans
les Monuments Piot, t. I, p. i^i et suiv., pl. XXI-XXII.
Saida. — 4Ö. Mercure, nu, debout, de style poly-
cleteen. A ses pieds sont attachecs les talonnieres ; la
Jambe gauche est legerement flechie, le poids du corps
portant sur la Jambe droite; la main droite abaissee
tient la bourse; les meches de la chevelure sont traitees
avec une grande delicatesse. Le bras gauche, fondii
a part, manque, ainsi que le pied droit. Grece.
— 47 et 48. 47. Harpocrate, nu, assis, la tete tournee
vers la droite; il est coiffe d''un serre-tcte d''ou s''echappe
a droite une longue meche de cheveux qui descend sur
Vepaule; il parte la main droite vers sa bouche. La
main gauche et les doigts de la main droite sont brises.
— 48. Pygmee, nu, agenouille; il a le cou et les
poignets engages dans une cangue decoupee, de forme
ovale, a laquelle un poids est suspendu ; les jambes sont
brisees. — Cession du departement des antiquites
egyptiennes du Louvre. Egypte. — 4g. Büste du
fleuve Oronte, saus les traits d''un jeune homme,
emergeant du sol, les bras ctendus dans la position
d\in nageur ; il tourne la tete a gauche; en avant, on
voit une sorte de tige rectangulaire d'usage indetermine.
Ce btiste provient d''un groupe representant la Tyche
d''Antioche sur VOronte, d''apres Eutychides de Sicyone
(cf. Collignon, Histoire de la sculpture antique, t. II,
fig' 2S3). Collection Joseph de Remusat (Catalogue,
n. 131)' — 30. Cybele, tourelee, voilee et drapee, assise
sur un trone a dossier carre, tres eleve, entre deux
lions; un troisieme Hon est couche sous ses pieds ; dans
la main droite avancee, eile parte tme phiale; de la
fnain gauche, eile s'dppuie sur un tympanon. Applique
152
Erwerbungen des Louvre im Jahre 1900.
tres abimee par h feti, ayattt servi a la dicoration dun
objet mobilier (M. Collignon, Bulletin des Antiqtiaires,
igoo, p. ijg-iSi), Envoi de M. Paul Gaudin, directeur
de la Compagnie des chemins de fer de Smyrne-Cassaba
et prolongements ; don de M. M. Collignon, membre de
r Institut. Magnesie du Sipyle (?). — J/. Lionne
d'une grande allure, demesurement allongee, la tele
haute tournee vers la gauche, la giieule ouverte et la
langue pendante; les deux pattes de devant etreignent
l' avant-corps d'un cerf terrasse dont une partie des
andouillers est brisee. Tres belle piece d' ornement qui
s''ajustait sur un objet mobilier et correspondait a une
autre piece semblable tournee en sens contraire; eile a
malheureusement ete atteinte par le feu. On peut la
comparer a la lionne attaquant un cavalier troiwee a
Fa (Aude) et conservee au Musee de Toulouse (cf.
E. Roschach, Catalogue du Musee de Toulouse, n. S17).
Bulgarie. — 32 et S3- J2. Cerbere assis, la gueule
ouverte, sous l'apparence d''un dogue; a droite ei a
gauche du cou de l'animal sortent deux autres tetes de
chien d'une race moins forte; la tele de gauche est
brisee; deux serpents enlaces entourent les pattes et le
poitrail du dogue et s'enroulent autour des deux tctes
laterales. — jj». Tete de chien a oreilles pointues et a
mtiseau allonge, d''un travail tres soigne, servant
d''ornement a Pextremite recourbee d^un manche de
simpulum. — Cession du departement des antiquites
egytiennes du Louvre. Egypte. — 54 a 56. Trois
lions couches sur des bases rectangulaires, per des chacune
de trois trous, deux a Varriere et un a Vauant entre
les pattes; la quette est ramenee entre les jambes; frag-
ments de la decoration d''un objet mobilier. — 34. Le
Premier^ de dimensions plus grandes, a la tele tournee
a droite; son pe7tdant, qui cwait la tcte tournee a
gauche, manque. — 33 etj6. Le second et le troisieme,
de dimensions un peu moindres, se fönt pendants ; Pun
tourne la tete a gauche, V autre a droite. — Etrurie.
— J7. Base circulaire ayant servi de support a la
Venus publiee par M. P. Jamot dans les Monuments
Piot, t. I, pl. XXI- XXII. Saida. — 58. Applique
de miroir, en relief. feune chasseur au repos, la tete
penchee vers son chien qu'il caresse de la main droite;
il est coiff'e d''un petase et vetu d''un manteau, attache
sur le cou, qui retombe en arriere en laissant tout le
devant du corps a decouvert; le pied droit, chausse et
plus eleve que f autre, repose sur un petit rocher ; dans
la main droite, il porte deux epieux; un laurier est
gravi dans le champ a droite, Beau style. Environs
de Sinope. — jg. Boite a miroir. A) Fond avec
anse, dore sur la face Interieure, orne sur la face
exterieure de filets concentriques en relief. B) Cou-
vercle dont la face Interieure doree porte un sujet grave:
Venus, debout, entierement nue, les pieds chausses; son
vetement a glisse en arriere ; la tete est vue de profil;
les chcveux flottetit sur les epaules; pres d''elle se tient
un Amour hermaphrodite aile, les cheveux noues, la
Jambe droite repliee, tirant de l'arc; traces d^argenture
sous la couche doree; la face exterieure est orttee sur
le bord de filets concentriques. Italic. — 60. Miroir
etrusque: les deux Argonautes Orphee ei Lyncee, ac-
compagnes de leurs noms en carcuteres etrusques.
Lyncee, imberbe, entierement nu, legerement baisse, vu
de trois quarts et de dos, pose le pied gauche sur un
petit rocher et maintient de la main droite Vanse d'une
grosse amphore au-dessous d''une source ; Orphee, barbu,
debout, vetu d''un manteau attache sur le cou qui
retombe en arriere en laissant tout le devant du corps
a decouvert, tient sa lance de la main gauche et boit
dans une coupe a pied, munie de deux anses, Les
mhnes personnages se retrotivettt, mais dans une Position
differente, sur la eiste Ficoroni ( Wiener Vorlegeblätter
für Archaeologie, 188 g, pl. XII, n. i). Collections
Stettiner de Rome ei Hakky-bey; anter ieurement au
Musee de Perouse {Gerhard, Etruskische Spiegel, t. IV,
pl. CCCLIV). Etrurie. — 61. Miroir circulaire
etame. La face opposee est recouverte par une feuille
de bronze dore representant en relief deux hommes nus,
se tenant par le bras, foulant du raisin dans une cuve
rectangulaire placee entre deux grands pieds de vigne.
Syrie. — 62. Lampe en forme de tete humaine. Le
bec sort de la bouche demesurement ouverte; une natie
de cheveux pariant du cräne se releve potir former
Vanse et vient se fixer au bord de Vorifice superieur
de la lampe; les oreilles percees dans leur partie haute
soutcnaient une chamette qui manque. L'oreille gauche
est en partie detruite. Syrie. — 6j. Anse de vase,
de style archdique. Oiseau a tete humaine, les ailes
eployees; la chevelure est formee de longues meches tom-
bant sur les epaules; le visage a beaucoup souffert; les
ailes et la queue sont sommairement decoupees; trois
clous fixaient cette piece au corps du vase. Don de
M. Paul Perdrizet, maUre de Conferences a la Faculte
des Lettres de l' Universite de Nancy. Delphes.
— 64. Pyxide spherique sur la panse de laquelle sont
figures en relief deux paires de gladiaieurs combattant,
separes par des hermes. Syrie. — 63. Petit aryballe
a panse spherique; le goulot est muni d'un large rebord
plat. Grece. — 66. Rondelle d applique, decoree
d^emaux disposes en cinq bandes concentriques de dif-
ferentes couleurs, que separent les unes des autres des
cloisons de bronze reservces sur le fand: deux bandes
rouges sont divisees en compartiments par des baguettes
d'email bleu ou blanc; une bände bleue est ornee de
fleurettes blanches, une bände blanche de fieurettes bleues.
Cession du departement des antiquites egyptiennes du
Louvre. Egypie. Ö7. — Sceau en forme de croix
Erwerbungen des Louvre im Jahre 1900.
153
grecque; Vanneau du revers est brise. Dans les
branches de la croix ort lit, en caracteres directs, la
legende €IC0€||OC; V empreinte se produisait a Venvers.
Syrie. — 68. See au a deux faces reunies par une
tige cylindrique. Vune, circulaire, parte en caracteres
retrogrades la legende DEI GRA TIAS, qui entoure le
chandelier a sept branches, accoste de Vethrog et du
schopkar; Vautre, rectangulaire, parte, disposee sur
deux lignes et en caracteres retrogrades, la legende
V TERE 1 1 FELIX. Sy r ie.
III. METAUX PRECIEUX ET GEMMES.
A) Or. 6g a 7/. 6g. Petit flacon a parfuni,
en forme de gourde ovale aplatie, avec goulot fervie
par un bouchon muni de deux anneaux glissant sur
une chainette. Sur les deux faces du flacon, reliefs
au repousse: noces d''Eros et de Psyche, conduits
enchaines par un Amour et survis d^un Amotir plus
petit; au revers, quadruple tele fantastique. Sur la
tranche et sur le bouchon, termine par un rubis
cabochon, des ornements en spirales. — 70. Plaque
ronde, munie de deux anneaux, ornee d'^une tele de
Meduse au repousse. — 7/. Plaque estampee representant
un Sphinx assis h. droite. — Don de M. Th. Perdrizet,
professeur a VEcole militaire de Poltava {Russie), remis
par M. Paul Perdrizet. Russie meridionale.
— "js a J4. 'J2. Cour onne funer aire dont les extremites
sont munies d''un petit anneau. Elle se compose d^un
cercle imitant une baguette de bois; vingt-six pendants,
formes chacun par un bouquet de trois feuilles d''olivier,
sont attaches symetriquement autour du cercle, qui est
renforce a V Interieur par une tige en cuivre (M. Col-
lignon, Comptes-rendus de VAcademie des Inscriptions ,
igoo, p. 4ss). — 7J. Six pendants surmontes d'un
petit anneau et formes chacun par la reunion de cinq
graines d'arbusie, de forme arrondie. — 7^. Debris
d''une grande feuille dont la decoration est mecon-
naissable. — Don de M. Paul Gaudin; transmis par
M. M. Collignon. Erythrees d''Ionie. — 7J. Bijou
en forme de piton: la tige pointue a Papparence d'une
vis dont fextremite inferieure est decoree d^un granule
tres fin; Vanneau, non ferme, est uni et sans orne-
ment dans sa moitie superieure; il est couvert dhme
decoration en granule dans Vautre moitie. Mylasa.
B) Argent. 76. Lat7ie portant une impre-
cation grecque de 120 lignes enfaveur ^'AA€ZANAPA
fille de ZCaJH; eile etait roulee dans un etui cylin-
drique en bronze dont plusieurs fragments ont eti
recueillis. Trouvee dans un tombeau a Beyrouth.
IV. VERRERIE.
77. Grand cratere sans anses, orne de filets
gravis, en verre violet opaque. Achmoune'in, an-
cienne Hermopolis Magna (Egypte). — 7^. Grand
vase a panse spherique, stcrmonte d''uu tres long goulot
recourbe se terminant en entonnoir; sur la panse
meme, un second orifice de tres petites dimensions.
Environs de Tiberiade (Syrie). — 79 et So.
Ig. Gourde plate munie de deux anses. — 80. Flacon
a double recipient cylindrique, surmonte d''une grande
anse arrondie. — Bas sah { Syrie). — 81 a 97.
81. Vase a large goulot, muni de deux anses, orne de
zigzags et de filets en relief. — 82. Vase a goulot
evase, muni de quatre anses, orne de filets. — 8s. Flacon
muni de deux anses minuscules, en verre vert. —
84. Grand flacon a panse piriforme legerement cotelee,
surmontee d''un long goulot. — 8j. Vase bas, a large
orifice, muni de deux anses, orne de filets et de zigzags
en verre vert. — 86. Carafe a panse cotelee, sur-
montee d''une embouchure trilobee, avec une anse coudee. —
87. Flacon piriforme, muni de deux petites anses ar-
rondies. — 88. Flacon sans anses, orne de filets en
verre bleu. — 8 g. Vase bas, a large goulot reuni a
la panse par une serie de zigzags decoupes a jour. —
go. Vase a panse cotelee sourmontee d''un large goulot.
gi. Gourde plate, munie de deux anses, en verre
jaune, avec filets en verre bleu verdätre. — g2. Petit
vase, a goulot evase, muni de trois anses coudees en
verre violet. — gj. Vase a large goulot, entoure de
dotize baguettes detachees et surmontee d^une anse ar-
rondie. — g^, Carafe en verre brunatre; la panse
cotelee est surmontee d''un goulot a embouchure trilobee
et munie d''une anse. — g^. Flacon a panse cotelee
surmontee d''un large goulot, en verre violet. —
g6. Flacon a panse cotelee surmontee d''un goulot
evase, sans anse, en verre bleu clair. — gy. Flacon
piriforme, sans anse, a haut goulot etrangle, orne sur
toute la surface de cercles argentes et bleutes. — Syrie.
— g8. Flacon cylindrique , sans anses, avec haut
goulot entoure d''un filet en Spirale; la panse est ornee
de deux lapins en relief et recouverte d^un enduit
argente. Alexandrette (Syrie). — gg. Flacon
analogue, orne d''un personnage debout et dhm qua-
drupede. Environs de Beyrouth. — 100 a loj.
100. Bracelet en forme d'' anneau en verre vert. —
loi. Bracelet analogue en verre opaque. — 102. Bracelet
ovale, orne de boutons en relief, en verre opaque. —
loj. Bracelet forme d^un anneau cotele en verre opaque.
— Syrie,
V. OB JE TS DIVERS.
A) Terre cuite^. 104 a iir. Carreaux a
reliefs. — 104. Personnage, levant le bras gauche, a
J) La section de ceramique antique est reunie au
departement des antiquites orientales. II ri'a ete fait
d^exception que potir certaines terres cuites classees
dans la serie des antiquites cfricaines ou dans la serie
des antiquites chretiennes: ce sont les seules mentionnees
dans cette liste.
154
Erwerbungen des Louvre im Jahre 1900.
cheval sur un crocodile. — 10^. Personnage, les detix
bras tendus, a cheval sur un Hon. — 106. Person-
nage tenani une oie, marchant a gauche. — loy.
Lionne galopant a droite, devant un arbuste. —
108. Lion, debotet sur les pattes de derriere, devant
un arbuste. — 10 g. Rosace, a six feuilles a nervures,
dans un cadre rectangulaire. — no. Type analogue.
— ///. Type analogue. — Envoi de M. Gauckler,
directeur des antiquitis et des arts de la Regence de
Tunis. Tunisie. — 112. Lampe chretienne, ornee
d''une croix gemmee. Don de M. Paul Gaudin.
Ephese. — 113. Anse de lavipe; croix en relief.
Don de M. Paul Gaudin. Ismidt (Asie Mineure).
— 114. Ampoule a eulogie de saint Menas: sur les
deux faces, le saint debout entre deux chameaux, accoste
de deux croisettes. Don de M. Paul Gauditi. Sinope.
— jij. Ampoule a eulogie de saint Menas: le saint
debout entre les deux chameaux; au revers l' inscription
€YAO|riA TOY|AriOY MJHNA. Don de M. Paul
Gaudin. — iib a 124. Ampoules a eulogies ovales
percees de deux trous de Suspension. — 116. Cavalier
sur un cheval marchant a droite; au revers, tres
mutile, personnage a cheval assis de face (?). —
iiy. Personnage, drape et voile, debout de face, les
mains ratnenees devant le corps; le revers manque. —
J18. Sur les deux faces, buste barbu, drape, de face. —
iig. Sur les deux fcues, taureau passant devant un
palmier. — 120. Sur les deux faces, croix cantonnee
de globules. — 121. Sur les deux faces, croix grecque
gemmee, entouree de cercles. — 122. Type semblable,
entoure d''un double ßlet. — J2S. Sur les deux faces,
rosace en creux. — 124. Sur les deux faces, ornement
en forme de coquille. — Don de M. Paul Gaudin.
Smyrne.
B) Plätre. 12 j. Femme debout, drapee et
voilee; les cheveux, les sourcils et les yeux sont peints
en noir ; un ßlet rougeätre entoure la base. Egypte.
— 126. Modele d''une coupe a ombilic: au centre, une
Zone de palmettes ; puis une frise ornee de relief s
(guerriers combattant un lion, griffon, panthere, griff'on
devorant ttn cheval); enßn, au bord, vingt-quatre
coquilles separees par des palmettes. Egypte. — 12'j.
Fragment d''un modiele de vase a reliefs: la panse
montre, au-dessous d^une rangee de rais de cceur,
Diomede arrachant le Palladium a Cassandre. Egyp te.
— 128. Medaillon circulaire avec relief representant
l'Amour debout, pris d''une amphore, devant Venus,
a demi drapee, assise; tnodele d''tin fond de lampe ou
d''un emblema, Zagazig {Egypte).
C) Ivoire. 12 g. Plat de reliure en cinq
morceaux: au centre un empereur a cheval foula?it
aux pieds une femme; en haut, deux Genies alles
soutenant un disque avec le Christ benissant; a gauche.
un Soldat presentant une Statuette de la Victoire; en
bas, des barbares avec des animaux. La plaque de
droite manque et est remplacee par une lame en bois
(G. Schlumberger, Monuments Piot, t. VII, p. 'jg-g4,
et pl. X). Au revers, six colonnes d''ecriture mcro-
vingienne contenant des listes de noms d'hommes et de
femmes a recommander aux prieres des ßdeles (H. Omont,
fournal des Savants, igoi, p. loi-ioj). Ancienne collcc-
tion Barberini.
D) Steatite. ijo a i6j. Trente - six moules
ou pieces de moules, de differentes formes, ayant servi
a f andre les par lies resistantes de vases en metal. —
IJO a ij6. Poignees de vases a verser, dccoupees a la
partie superieure en tctes de cygne et terminees a la
base par nnefeuille de lierre. — ij^. Plateau d''attcu:he
pour poignee avec le meme motif. — 138 a 141.
Plateaux d''attache pour poignees; les tetes de cygne
sont deformees. — 142 ä 143. Plateaux cTattache sans
ornement, tres sommairement decoupes; les moules sont
utilises des deux cotes. — 14Ö a 148. Parties in-
ferieures de poignees de grands vases a verser; Ihm
d''eux porte un A gravi sur la tranche Interieure; ces
moules ne representent que la tnoitie de la poignee. —
14g. Poignee de vase a verser terminee par un pied
huviain. — 1^50 et iji. Poignees analogues. — 1J2.
Piece d''attache d''une poignee de vase a verser; tcte de
Meduse, de face, entouree d''un encadrement decoupe. —
ijj. Oreille de plat decoupee et terminee en tetes de
cygne. — 1^4. Oreille de plat, de meme forme, ornee
d''un canthare d''ou s'echappe un cep de vigne charge
de feuilles et de raisins; au revers, esquisse d''une
partie inferieure de poignee a feuille de lierre. —
ijj. Oreille de plat, inachevee, decoupee carrement avec
angles saillants; stir la tranche, manche plat. — 1^6.
Partie du manche plat d''une cuiller a puiser dont
Vextremite se termine en boule avec deux crochets;
un A est gravi dans la partie ividie. — i^l. Manche
plat d''une cuiller a puiser. — 138. Manche de cas-
serole, plat et uni, s'' arrondissant a Vextrimiti et orne
de cercles concentriques avec un trou central. — 75" 9.
Manche de casserole orni de reliefs: autel carre ser-
vant de base a une colonne surmontie d''une Statuette
de Dionysos; le dieu s''appuie sur un thyrse et tient
un canthare dans la main gauche abaissee; Vextrimiti,
trilobee, porte un masqiie de Silene entre deux tetes de
cygne; ce moule a e'ti utilise au revers pour fondre
deux pieces d''applique representant chacune une tele
imberbe, de fcue, entouree de cercles concentriques. —
160 a .163. Cuiller s a puiser, de diffirentes grandeurs,
avec manches perpendiculaires au godet, forme du
simpulum. — 164. Cuiller, forme de la ligula, munie
d''un manche termine par une fourchette. — löj. Pied
de vase de forme arrondie; au revers, esquisse cPune
Erwerbungen des British Museum im Jahre 1899.
155
partie de poignee a feuille de lierre. — (Heran de
Villefosse, Bulletin des Antiquair es, igoo, p. J16-J22).
D'aprh M. Durighello, ces moules ont eti trouves en
meine temps que ceiix de la collection A. Maignan
(Btäletin des Antiquair es, i8g'j,p. lä^s-ijj). Tor tose
(Syrie). — 166 h 168. 166. Mottle d''orfevre, ayant
servi a la fabrication de pieces de petites dimensions et
utilise sur les deux faces: a) Sphinx marchant a
gauche, masque comique, manche de spatule, manche
en forme de chapiteau, oreillette decoupee ; b) manche
en forme de colonne surmontee d''un chapiteau et d''une
palmette, oreillette decoupee , . . . etc. — i6y. Moule
d''or/evre, en forme de reglette cubique, utilise sur ses
quatre faces et sur un bout: le dieu Bes marchant
a gauche et agitant les bras, quatre masqtces bachiques
destines a etre appliques au bas des anses, Bes de face,
debout et au repos, . . . etc. — 168. Moule d''orfevre,
en forme de large reglette, ayant servi a la fabrication
de petits bijotix d''or: deux bustes de Sarapis, butes
re'unis de Sarapis et d^Isis, buste de Pan (cf. Schreiber,
Die alexandrinische Toreutik, p.joy, fig-Sg et 40);
le revers a e'te utilise pour des pieces moins fines:
carre, groupe de globules, . . . etc. — Cession du departe-
tnent des antiquites egyptiemtes du Louvre. Egypte.
— lag et rjo. 16 g. Mottle d''orfevre, de forme carre'e,
utilise sttr ses dettx faces et sur ses quatre tranches.
La face principale est occttpee par un buste bachiqtte
destine a fortJter Vemblema d''ttne phiale; la face op-
pose'e porte tine palmette, dettx masqttes imberbes, des
ornements courants et une fettille de lierre; sttr les
tranches : feuille de lierre, ornement natte, deux bustes
a coiffttres ondttlees et etagees, masqtte barbtt surmonte
d''ttn anneaii. — rjo. Mottle d''orfevre, utilise sttr les
dettx fcues: a) manche de patere dont la partie cintre'e
se termine par dettx tetes de cygne; la partie plate est
ornee de rosaces, de flettrettes, d''ttn masqtte d''enfant
jottfflti; Pextremite porte une coqtiille a cotes entre
dettx tetes de cygne; b) manche analogtte; la partie
cintre'e se termine egalement par deux tetes de cygne;
la partie plate est ornee d'ttn cep de vigne charge de
fettilles et de grappes de r aisin; a Pextremite, tele
bachiqtte barbue entre dettx tetes d^oiseatt; a cote, crettx
pottr une piece analogtte de tres petite dimension; stir
la tranche, mottle pottr ttne petite ctiiller (cochlear). —
Egypte.
E) Flomb, iji. Tete d'ttne figttrine de
femme, de style archaique, sttrmontee d'un grand
anneau. De profil, a gauche, eile est decottpee Jans
une lame de plotnb assez mince, recouverte d^ttne patine
brillante; la chevelure tombe ett masses etagees sur
la nuqtte; les details sont indique's a la pointe. Grece.
F) Peintures. 1^2. Fragment d''ttn portrait
peint sus bois; personnage imberbe, lie face, les jambes
nttes, vcttt d'ttne tttniqtte cottrte rccottverte d''ttne
cttirasse doree a imbrications. Egypte. — lyj et IJ4.
lyj. Fresqtie representant ttn paysage, avec constructions
rttstiqttes et arbres divers. — 114. Fresqtte representant
ttne marine; embarcation avec ramettrs et pechetirs sur
la plage halant un filet. — Boscoreale.
VI. MO U LAG ES ET FAC- SIMPLES.
//j*. Septime- Severe, debottt, cuirasse; moulage
de la stattte colossale en bronze atttrefois conserve'e a
Rome au palais Sciarra, attj'ottrd'' htti dans la collection
Soinzee (Fttrtwängler, Coli. Somzee, n. 64, pl. XXX
et XXXI). Envoi dti gotivernement beige. Rome.
— 776 et lyj. Fac-similes des dettx vases d''or de
Vaphio representant Vttn une chasse attx tattreattx
sattvages, Pautre des tatireaux ati päturaye (cf. Col-
lignon, Histoire de la sculpture grecque, t. I, fig. 24,
2j). Don de M. Haek, orfevre. Vaphio (Grece).
ERWERBUNGEN
DES BRITISH MUSEUM
IM JAHRE 1899
aus dem Bericht an das Parlament vom 8. März 1901.
DEPARTMENT OF EGYPTIAN AND
ASSYRIAN ANTIQUITIES.
E. A. Wallis Budge. S. jj — jg,
Ptirchases. I. Egyptian: i, Six dried and
partly mttinmified bodies frotn a Predynastic centetery
in Upper Egypt. They luere found in shallow oval
graves hewn in the rock. They are representatives of
a fair-haired, light-skinned reue, which appears to
haue been descended from the aboriginal inhabitants of
the Nile valley. 2. A collection of flint knives, spear-
heads , scrapers, axe-heads , ä^c, of the predynastic
period. j- -^ collection of vases made of diorite,
agglomerate , breccia, and other stones, of the early
dynastic period. 4. Small red breccia Hon, of the early
dynastic period. j. Black granite vase inscribed with
a car tauche of User-en-Rä, a Ring of the Vth dynasty;
ab out B.C.S300. 6. White limestone steh of Meri-
Herti, signed by the sculptor Ren-senb; Xllth dynasty.
7. Limestone steh of Sa-Menthu and his loife Mestneter;
Xllth dynasty. 8. Part of a relief in which a man
is depicted receiving offerings from his son Nekhta;
Xllth dynasty. g. Painted liniestone steh of Renf-
senb ; Xllth dynasty. 10. Painted limestone steh oj
Nekht; XVIII th dynasty. 11. Limestone siele of Amasis,
an official; XVIIIth dynasty. 12. Litnestone table of
156
Erwerbungen des British Museum im Jahre 1899.
offerings made for AH. ij. Green Basalt table of
off'erings. 14. Black granite steh ivhich was made for
one Takan; late period. 15. White marble base of a
Statue of Seti I. ; XIX th dynasty. 16. White marble
base of a statue of Sheshanq L; XXII nd dynasty.
ly. Part of the head of a statue of an unknown King;
uncertain period. 18. Part of a black granite libation-
bowl, with Hathor heads and inscription; XXVI th
dynasty. ig. Black granite head of a statue. 20. Red
granite trough, inscribed with the name of Queen
Amenartds ; XXV th dynasty. 21. Green basalt statue
of an official holding figures if Queen Amenartas in
the char acters of Isis and Hathor; XXVIth dynasty.
22. Four alabaster vases of Amen-hetep II.; XVIII th
dynasty. 2j. Stone vase inlaid with the natnes of
Amen-hetep III. and Queen Thi; XVIIIth dynasty.
24. Steatite statue of a man holding afigure of Osiris.
25. Blue glazed fdience vase with cartouches of Seti L;
XIX th dynasty. 26. A collection of glazed fdience
vases of the latter part of the XVIIIth dynasty. 27. Four
ivooden head-rests of the early period. 28. Ushabti
figure of a person unnamed. 2 g. Ushabti figure of
Apu-ur. 30. Steatite heart scarab made for a »captain
of the boivmen". 31. Two wooden vases inscribed with
the name of Nebseni. 32. A large and valuable
collection of scarabs, inscribed chiefly with the names
of kings and other royal personages who reigned from
about B.C. 3600 to B.C. 600. The examples belonging
to the Early Empire are of considerable interest. 33. A
collection of three gold, one bronze, and two carnelian
rings engraved with religious and other emblems.
34- SS' Bronze and silver rings of the reign of Khu-
en-Aten; XVIII the dynasty. 36. A tniscellaneous
collection of bronze weapons, mirrors, bowls, ö^c.
37. Five baked terra-cotta modeis of Egyptian houses,
of the dynastic early period. 38. Four earthenware
vases with inscription in Hieratic, Demotic, and Coptic.
3 g. Two collections of alabaster, basalt, Serpentine,
and porphyry vases of various periods. 40. Two
limestone and granite gate sockets (?). 41. Large black
basalt mortar; Early Empire. 42. Fair of ornamental
leather shoes; Roman period. 43. Bronze figure of
Aphrodite as Isis; Roman period. 44. Four necklaces
of hcematite, carnelian, and agate beads. 43, 46. Car-
nelian figures of Ta-urt and Bes. 4J. Glazed fdience
figure of a negro carrying a load.
II. Assyr ian: i. A collection of thirteen hundred
and sixty tablets from Lower Babylonia. They include
a number of interesting commercial documents and
contract-tablets ivhich were inscribed during the periods
of the rule of the kings of the second dynasty of Ur,
obout B. C. 2400, and of the kings of the first dynasty
of Babylon from about B. C. 2300 to B. C. 2030;
as well as several valuable documents which date from
the reigns of Cambyses and Darius the Great, B. C. 32 g
to B. C. 483. 2. Baked clay memorial tablet of
E-annadu, governor of Shirpurla about B. C. 4300,
recounting his name and titles and those of his father
Akurgal. 3. Black basalt gate-socket of Entemena,
governor of Shirpurla, about B. C. 4300, inscribed in
aline-Babyloniana with the king's name and titles,
and with an account of the temples which he built
during his reign. 4. Baked clay cone of Gudea,
governor of Shirpurla about B. C. 2300, recording
the building of a temple in Itonour of the god Ningirsu.
3. Circular stone object inscribed with the name and
titles of Ur-Ningirsu, governor of Shirpurla about
B. C. 2300. 6. Circular - headed boundary- stone of
blcuk basalt inscribed zvith a text recording a grant of
land by Shamash- shum-ukin, king of Babylon from
B. C. 668 to B. C. 648. 7. Large stone lion-weight
sculptured in the so-called ^Hittite* style. 8. Top
of a stone altar, or table for off'erings , betraying
Egyptian infiuence in its design. g. Bronze figure
of a god or king, with the hands clasped and with
the body termina ting in a spike; the figure pro-
bably dates from the Sumerian period, about
B. C. 2300. 10. Late Assyr ian bronze bracelet
with moving clasp. 11. Small limestone head of the
late Assyrian period. 12. Two early - Babylonian
stone seals, carved in the form of recumbent bulls,
and bored to receive a string for wearing upon
the person. 13. Eine agate cylinder-seal of Kuna-
num, the son of Nur - ilishu, engraved tvith a scene
representing a priest leading Kunanum into the
presence of his god. 14. Shell cylinder-seal engraved
with a scene representing a hero in confiict with two
stags; in the field is a scorpion. 13. Assyrian glass
beads and stud.
Presents. I. — /. Two blue glazed porcelain
necklaces, with scarabs. One blue glazed porcelain ring.
One blue glazed porcelain pendant. Ape pendant. All late
period. Steatite scaraboid of the Roman period. Presented
by G. R. Martin Gibbs, Esq. II. — /. Bronze Gnostic
amulet inscribed with the mystic names of Abrasax
and yaö. Presented by the British School at Athens.
III. — I. Fragment of the modelof a blue glazed porcelain
chariot; from D'er el-Bahari. 2. Black basalt cy linder
of the Archaic period; from El- Kab. Presented by
Sommers Clarke, Esq. IV. — /• A collection of 1/3 1
ostraka and slabs of white calcareous stone inscribed
chiefly in Coptic; from D'er el-Bahari. 2. A collection
of ninety-six objects, obtained chiefly from the graves
of kings of the First and Second Dynasties, and found
at Abydos. Worthy of special ?iote are: Fragment
of a marble vase of När-mer , a king who seems to
Erwerbungen des British Museum im Jahre 1899.
157
have reigned in predynastic iitnes. Clay seal, ivory
plaque, fragments 0/ a dish and cup, etc., from the
tomb of Tcha, an early king. Jar-seal and part of
a bcnvl of Mer-nii, an early king. A group of
niiscellaneous objects from the tomb of Mer-nit. Ebony
plaque with a representation of Semti Ten, a king of
the Ist dynasty, dancing before Osiris. A group of
miscellaneous objects frotn the tomb of Semti Ten.
Fragtttent inscribed ivith the names of Semii-ten and
Merpeba Atchab, kings of the Ist dynasty. A group
of miscellaneous objects from the tombs of Merpeba
Atchab. Ivory plaque inscribed zoith the name of Hu
Semer kkat, an early king. Fragments of jar-sealings
from the tomb of Hu Semerkhat. Fragments of a
marble vase, jar-seal and a ntwiber of small vases
from the tomb of Sen Qa, the last king of the Ist
dynasty. Fragment of a jar of Perabsen, a king of
the Und dynasty. Fragment of a slate bo7vle of
Tcheser, a king of the Illrd dynasty. Limestone steh
recording the names of certain early officials. A
collection of pottery roughly inscribed zoith royal names
of the Ist dynasty. A collection of canopicjars, ushabti-
figures, etc., from tombs of the XVIIIth dynasty at
Abydos. Bronze yoke for theushabti-figure of Heqreshu;
XVIIIth dynasty. Brich from the temple of Amasis /.,
B. C. 1700, at Abydos. Fresented by the Egypt Ex-
ploration Fund.
DEPARTMENT OF GREEK AND
ROMAN ANTIQUITIES.
A. S. Murray. S. 61— 6g.
By Purchase. I. Objects in gold. 1. Frag-
ment of bar of Square section, part of which was
already in the Äfuseum; total weight inj grains , or
eight and-a-half times the Mycenaean unit of ijo grains.
Probaily this bar was an oßtkfoxos used as a medium
' of exchange. 2. Frontlet or motifh-piece with embossed
Spiral pattern , of unusual size. j- Finger-ring with
murex-shells engraved on bezel. 4. Double finger-ring,
with lotus-flowers engraved on sides, the bezels inlaid
with paste. 5 — 6. Two pairs of earrings of twisted
wire; one pair has small porcelain cylinders attached.
7 — ^4. Eight head-bands or frontlets, piain or embossed
lüith patterns. ij — iS. Four mouth-pieces, all but
one embossed with Spiral patterns. ig — 20. Two
pieces of motten gold. 21 — J4. Seven pairs of earrings
andseven single ones, all of circular form. SJ^SS. Four
finger-rings in the form of mulded bands. sg- Finger -
ring tvith swivel in which a scarab has been set.
40. Pin forming fibula, with stem of thickly-woven
wire, and loop attached. 41. Pin as last, with moulded
stem, and eye in centre. 42. Electron pin, as the last.
43. Cylinder-cap. 44 — 48. Frve pairs of earrings
in the formof Conventionalised bulls'heads. 4g — ji. Three
beads. J2. Granulated pendant. jj». Pendant in form
of pomegranate. S4- Necklace of twenty-nine beads of
various shapes. SJ- Necklace of thirty-three beads of
various shapes. i — jj. From Cyprus; probably from
tombs at Enkomi. — ^6. Pendant in form of lion's
head. Cyprus. ^7. Amulet 7vith ring at back and
incised Imitation Egyptian design (uraeus , Anubis,
and fish). Cyprus. j8. Mycenaean cup raith one
handle. From the For man Collection. jg. Fibula
of »Certosat type, tvithfilagree ornamentation. 60. Fibula
of »Cross-bow« type, Roman period, with elaborate
filagree patterns. jg — 60, Found together at Felegyhaza,
Hungary.
II. Silver. i. Simpulum (ladle), inscribed
T-VI-V-F-P:-SC-IV, T. Uti(us) U(ti) F(ilius)
P(ondo) III Sc(ripula) IV. Weight 86-oj grammes
or IS27'7S grains. For the use of the nomen in Uti
filius, see Cagnat, Cours Elem. d'Epigr., p. 24, note.
The handle ends in a szuah's head bent back zvhich
has been gilded. The letters are punctured. 2. Oinochoe
inscribed on the footYTlA.-T}-V -VI, Utia T(iti) F(ilia)
Pondo I. Weight 34g g8 4 grammes or ,54001.^ grains.
The vase is fine in shape, the handle richly ornamented.
The letters are punctured. j*. Strainer with perforated
patterns of maeander andfoliage. A beautifttl example
of the silversmitK s art, probably of the Augustan age.
4. Bowl, the handles wanting. j. Spatula with patterns
engraved on the blade. i — J. Found together at
Arcisaie, near Como, N. Italy. — 6 — 7. Two stydi or
other instruments, with remains of gilding. Pelo-
ponnesus. 8. Pin with elaboraiely-moulded head. Pelo-
ponnesus.
III. Engraved gems , &'c. i. Haematite cylinder
with gold mount: design of a king trampling on a
bull and anoiher king on a throne with a suppliant
Standing before him; in the field, Hittite Symbols.
Cyprus. 2. Haematite cylinder with design of two
worshippers before another figure, lions and Sphinxes.
Cyprus. s. Haematite cylinder with two lions and
two goats confronted with sacred tree between, a
winged figure with ox's head, and three other figures.
Cyprus. 4. Agate scarab with intaglio of the hawk
of Horus Standing on the mountain of Sunrise, and
a tiraeus rising from his feet. Amathus, Cyprus.
5. Steatite lentoid gem with intaglio design of a fly.
Cyprus. 6. Blue glass oval pendant, with ankh in
relief in yellow. Cyprus. 7. Haematite scarab, Myce-
naean, with heads of tivo rams and two bulls conjoined.
Cyprus. 8. Sard scarab, 7oith ram's head in intaglio ;
Greek zvork. Cyprus. g. Porcelain scarab, with
intaglio designs. C^iprus. 10. Haematite cylinder, with
158
Erwerbungen des Britisli Museum im Jahre 1899.
gold mount, finely engraved with figures bringing
änimals for sacrifice, deities with animals' heads and
Hittite Symbols. Enkoini, Cyprus. 11. Haematite cy linder
engraved ivith winged figure approaching seaied deity,
and another figure. Enkoini, Cyprus. 12. Carnelian
lentoid gern with intaglio of bull lying down wounded
by an arroio in the back. Mycenae. ij. Agate three-
sided bead with Cretan Symbols. Cerigo. 14. Carnelian
intaglio , sei in a modern ring, representing Athene
Parthenos, with Nike and shield; on her left, an altar
on which is an oxul. Athens, ij. Carnelian intaglio
of Graeco-Roman period; Artemis with bow , holding
up left foot with her left hand. Athens, tö. Rock-
crystal scaraboid, with intaglio design of Hon and
ankh. Cumae. 77. Porcelain scarab , sei in silver
ring, with hieroglyphics. Cumae. 18. Steatite scarab,
7üith archaic intaglio design: a combination of a human
figure, with wings, and the head of a boar. Probably
from Asia Minor, ig. Sard, glandulär bead, with
intaglio hieroglyph of the goddess Määt and the signs
Rh-t. Palestine. 20. Onyx cameo, with bust of Faustina
the younger. Palestine.
IV. Bronze, i. Etruscan mirror, züith engraved
design representing Ixion fastened to a luinged wheel
of eight spokes; he wears a tight-fitting garment. The
drawing is tnore or less archaic, early fifth Century
B. C. 2. Writing-pen of the Roman period, one end
fashioned like a modern nib, not split, but tuith a
groove down the centre; the other end is shaped like
a small spoon, for erasures. Found in the Tiber at
Rome. 3. Bronze-gilt fibula of »snake« type, the foot
ending in a serpent's head, zvith a large blue glass
bead on the bow. Found in the Tiber. 4. Cylinder,
with gold ?nount. Enkomi, Cyprus. £. Statuette of
goddess, with pomegranate and torch, wearing long
chiton; rüde archaic work. Athens. From the Piot
Collection (Säle Cat. No. 36). 6. Figure of Apis-bull,
ivith incised markings on back; on the ancient base is
an archaic Greek inscription, of which only the word
©EOAßPOS, Qt6iS(ooog, is now legible. (Piot Coli.
Säle Cat. N0.33; compare Catalogue of Bronzes in
Brit. Mus. N0.3208). Athens. From the Piot Col-
lection. 7. Finger-ring, with head of Athene engraved
on bezel; inscribed CYNOAOY MYCTIKHC
TAPCEWN, ZvvöSov fxvaTixfjs TaQoiiov. (Compare
Brit. Mus. Cat. of Bronzes, No. 887.) Baltshik, Bul-
garia. 8. Group of zvrestlers, one bearded, the other
youthful; probably from some well-known Greek original.
(Compare Jahrbuch d. arch. Inst. i8g8, pl. 11, p. rj8;
Brit. Mus. Cat. of Bronzes, No. 8s3 ; Forman Säle
Cat. No. 9J.J g. Mirror-case, with relief on the caver ;
two Erotes flying and carry ing an incense- burner
beetween thetn; each has a phiale in the other hand.
Greek work of the fourth Century B. C. Corinth.
10 ^11. Two styli, 7vith a small disc at one end, the
other end pointed. (Compare Brit. Mus. Cat. of Bronzes,
Nos. 2681 — 268J.) From the Peloponnesus.
V. Lead. i. Weight with head of Hermes wearing
petasus; on the other side a club and caduceus ; inscribed
TE AA, if(xttQxov) 6tt(fi6aiov), i.e., onefourth of
the mina of 484-20 grammes. The weight is actually
I2I-OJ grammes. Baltshik, Bulgaria. 2. Weight stamped
Z = 7. 3. Weight stamped \ = i. 4. Weight stamped
Q = 2. j. Weight stamped ^ = 4. 6. Weight stamped
H = 8. 7. Weight stamped \B = /2. 2 — 7. Found
together in a tomb at Tartus, Syria.
VI. Terr a-cotta. i. Sarcophagus, with painted
design of a Sphinx between tivo lions; the head, sides,
and 7oings of the Sphinx are in profile, grving her
the appearance of a double-bodied creature. (Compare
for similar examples, Journ. Hellen. Stud. II pl. rj.)
The inner markings are left in the ivhite which forms
the ground of the paintings. Clazotnenac. 2. Mould
for Aretine botvl, representing tivo women dancing
and a flute -play er ; stamped ivith the names of
M . PEREN(NIVS) and TIGRAN(IVS). J>. Fragment
of similar mould, with banquet scene: a man playing
the lyre, a man and woman embracing, and pari of
another figure; stamped as the last. 4. Fragment of
a mould loith tivo draped Victories hoiding up a
large roreath; stattiped L*ANNI(VS). j. Fragment
of a mould, 7i>ith a pattern of leaves alternating 7mth
ßowers on stalks; stamped L • ANNI(VS). 6. Frag-
ment of a mould, 7vith tivo 7uomen confronted, one
playing tlie lyre, the otJier the double fiutes; betiveen
them a floral pattern surmounted by a small figure.
7. Fragment of a mould, 7vith heads of Seileni sur-
mounted by fir-cones, alternating zuith leaves; stamped
C •ELLI(VS). 8. Fragment of a mould, 7vith pattern
of vine-leaves; stamped TIÖRA/, Tigrani. g. Frag-
ment of a mould, 7vith patter ns of masks and leai'es;
stamped EODO. 10. Mould for a boivl, 7vith ivy-
wreath; stamped M • PEBEN(NIVS). 2—10. From
Arezzo.
VII. Pottery. i. Athenian alabastron, with figures
painted in opaque white on a blcuk ground, representing
tivo men training horses; in the backgi-ound is a tree.
On the vase is incised: KAWOZ KAPYSTIOZ,
xaldg KaQvariog; SMIKPION KAPOZ, ZfiixQiwv
xalöi; MOPYUOZ, MtÖQvXog. For the subject com-
pare Pindar, Pyth. ii. 22, 40; for the xulog name
KaQvatiog, Klein, Lieblingsinschr., p. 4g, and the vase
B rgj in the Brit. Mus. . The drawing is slightly
archaic, but excellent. 2. Athenian ivhite lekythos,
7vith figure of Hermes Psychopompos running to left,
and looking back; he is bearded, has wings on his
Erwerbungen des British Museum im Jahre i5
159
heels, zvears a chlamys, and carries a caduceus. The
figtire is ouilined in black , with details in red, and
pinhish brotvn for the chlamys; it is inscribed KAPOZ.
S. Athenian white lekythos, with a figure of a woman
Standing by a stele and holding an obolos, repi'esenting
Charon's fee, for ar youth seated opposite her; in her
left hand is a hehytet. (Compare Bull, de Corr.
Helleniqtie , IV p. 37 1.) Laurion. 4. Red-figured
crater of the best Greek period (end of fifth Century
B. C). On the obverse: two athletes boxing, and a
iudge interrupting with Ins rod; Nike Stands by, with
a 7vreath, an oil-flask and cushion are plcued on a
pillar. On the reverse, three draped youths. j". Apulian
aniphora, with scroll-handles and double rozv offigures.
On the Upper row: Obverse: Polymestor groping his
way after being blinded, in the presence of Hecuba,
Agamemnon , and tiuo other figures. The subject is
doubtless borroived from the stage, and corresponds to
the Hecuba of Euripides, lojjff. Reverse: courting
scene betioeen a yotmg vian and a girl. On the lower
roto: frieze of eight figures, the subject being the
bringing of offerings at a stele, For the shape of the
vase, compare Brit, Mus. Catalogue F34.0 — 341. It
is published in the Montim. dell' Inst. II. pl. 12 and
Annali, i8j_s, p, 222, and in Reinach' s Repertoire des
Vases, I p, gi; it was form er ly in Naples, but had
dissappeared for many years. 6. Cainpanian bell-
shaped crater. On the obverse: torchrace betiveen one
mounted competitor and two onfoot; on the reverse,
three draped youths. 7, Calenian phiale of black glazed
xuare; in the ccntre a relief of Ares and Aphrodite
seated back to back. (Piot Coli. Säle Cat. No. 1^4.
Compare G 12J — IJ0 in Brit. Mus.) 8. Cotyle of
green glazed wäre, with festoons and masks of bearded
Satyrs in relief, the latter coloured pale yelloiv. g. Archaic
aryballos of glazed tvare in the form of a head of
Heracles covered with the lion's skin. From Syria (?).
10. Askos of green glazed wäre. From Thera.
By Donation. I. i. Steatite lenticular gem of
Mycenaean period, with design of btill. 2. Steatite
lenticular gem, with decorative pattern. 3. Haematite
lenticular gem, with head of animal. 4. Burnt car-
nelian lenticular gem, with double Pegasos. j. Burnt
carnelian glandulär gem, with Juad of wolf. 6. Rock-
crystal bead. i — b. From Mycenaean tombs at Trypiti,
Melos. Presented by C. C. Edgar, Esq. II. i. Bronze
chain from steelyard. From near Tripolis. 2. Bronze
bodkin. Presented by W. R. Paton, Esq. III. i. Frag-
ment of vase of Naucratite wäre, with pari of Siren,
probably from the same vase as the fragment B 103(1^)
in the Museum. (Brit. School Annual, iSgS — g,
p. 63.) 2. Fragment of vase of Daphnae wäre, with
nude Egyptian boy holding cock. (Brit. School Annual,
iSgS — g, pl. 8, fig. i, p. 61; cf. the Clazomenae sarco-
phagus, Antike Denkmäler, Ipl.46,fig.3.) 3. Frag-
ment of black-figured kylix, with Signatur e of Ergotimos.
(Brit. School Annual, 18 g8 — g, p. SS-) 4. Fragment
of black-figured vase , with part of Boeotian shield.
S. Fragment of Naucratite wäre, with dedication to
Aphrodite. 6. Fragment of black-figured kylix, with
dedication to Aphrodite: .... XIOZ A<t> .... 0 Xioq
(or .... ;f«o?)] '.^(/[poJ'/rjj]. (Brit. School Annual,
i8g8—g, p. jj.) 7. Fragment of black-figured kylix,
inscribed: AHNSIN :0OIZ/*, "EUr'ivojv @(()o75 l . . .
8. Fragment of red-figured crater, with dedication to
Aphrodite Pandemos. (Brit. School Annual, 18 g8 — g
p. j6.) 9 — //. Three fragments of red-figured kylikes.
12. Fragment of red-figured kylix, zvith design of
Satyr carrying Maenad, belonging to the same vase as
E 812, already in the British Museum (Brit. School
Annual. p. 64, fig. 2). 13. Fragment of black-glazed
wäre inscribed TEßZ :TO EZTI iTOYZTPAKON
Tiiac, TO laiX jovarQctxov. (Ibid., p. .56). 14 — 77. Fotir
fragmenk: of black-glazed ivare zvith inscriptions (Ibid.,
p. S^)' ^8. Fragment of black-glazed zuare, with
three Cypriote characters incised. ig. Fragment of
lamp, zvith dedication to the Dioscuri. 20. Ivory die.
21. Terracotta fragment of antefix with acanthus
pattern in lozu relief, 22. Marble slab, with zuarrior
(Ibid., pl. g) in lozv flat relief, marching to right,
armed with helmet, shield and spear. 23. Marble slab,
zvith inscription . . . THTOZ] . . . 0EOZ| . lONYZni.
24. Marble fragment of egg-and-dart moulding. 2£. Lime-
stone base,inscribed7.\Y,^H .... APIZTHN HPAKAEI,
Zlxmv KQlattjV 'llQuxlfT. (Ibid., pl. 14, fig. g).
26. Limestone figure of bull, zvith late Greek in-
scription. 27 — 28. Tzvo limestone architectural frag-
ments. I — 28. From Naucratis. Presented by the
Committee of the British ScJwol at Athens. IV. Slab
of red marble, zvith rosette cut in tivo and separated
by a sort of triglyph. (Compare Perrot and Chipiez
VI., p. 62'j, fig. 2^6.) From the fagade of the tomb
of Agamemnon at Mycenae. Presented by Godfrey
Durlacher, Esq. V. Gast of pillar inscribed zvith
boustrophedon inscription in archaic Greek and Latin
characters, having reference to sacred rites. The
original was found in situ in the Roman Forum under
the black marble pavement, and beside tiao oblong
bases, apparently of the two lions which, cucording to
Roman tradition, were beside the tomb of Romulus or
of Faustulus. Presented by U.M. Queen Victoria.
VI. Gast of Greek inscription, relating to the Athenian
Conquest of Euboea in 4JS B.C., found on the Acropolis
of Athens in 18 y 6 (Ilicks, Hist. Greek Inscr. 28).
Presented by the Society of Antiquaries. VII. i. Marble
tadlet, inscribed P SONTI D • L • PHILOSTOBQVS
i6o
Erwerbungen des British Museum im Jahre 1899.
SORS I LOGO III. 2. Fragment of Greek inscription.
S- Fragment of Latin inscription. 4. Gold finger-ring,
with paste intaglio of a Spider. Presented by H. Martin
Gibbs, Esq. VIII. i. Marble head of Hon from a
cornice. 2. Terracotta fragtnent of antefixal ornament.
From Athens. Presented by Mrs. Cory. IX. Marble
fragment of egg- and- dar t moulding. Presented by
Miss Radford. X. Bronze key attached to ring. From
I.apethos, Cyprus. Presented by W. W. Fisher, Esq,
XI. I — 20. Twenty terracotta votive figtires, representing
fetnale deities, worshippers bringing offer ings , and
mtlsicians playing on the lyre. These terra-cottas belong
to the Graeco-Phoenician period, and, in most instances,
are of a primitive kind with bright colours, reds,
greens and blacks. Found in i8gy in a cave near
Lapethos, in the Kerynia district of Cyprus. Presented
by H. E. Sir W. F. Haynes-Smiih, High Commissioner
of Cyprtis. XII. Thin fragment of siher, with a
charm inscribed in late Greek letters. From Caifa.
Presented by Miss Constance M. Sivan, M. A.
XIII. 1 — 7. Fragments of primitive pottery , luith
incised and painted patterns. From a First Dynasty
totiib at Abydos. Presented by the Egypt Exploration
Fund, XIV. I — 2^. Fragments of vases of the
Älycenaean period, with painted patterns. From
Tell-el-Amar7ta. Presented by Prof. IV. M. Flinders
Petrie.
Charles H. Read, S, 72—81.
(i.) Early British and Prehistoric Anti-
quities: A series of »eolithic« or plateau ßint implements
from Kent, from the collection of Mr. B. Harrison,
given by the British Association for the Advancement of
Science. A number of palceolithic implements from the
neigfibourhood of Southampton , and a bronze palstave
from Mickenford, Essex ; given by William Dale,
Esq., F. S. A. One half of a stone mould for casting
socketed celts, found at Fethard Castle, Co. Wexford;
given by Max Rosenheim, Esq., F. S. A. A socketed
cell of nnusual from with funched dots, from Newbald,
Beverley ; and a bronze armlet from a burial near
Ramsgate. A stone spindle.-whorl from the parish of
Menheniot, Cormvall; given by William Mutton, Esq.
A fine bronze brooch of the safety-pin type, found in
a chalk-pit at Deal; given by W. R. Cave, Esq. A
vase of thin bronze, from Mundesley, Norfolk; a small
ornamented bronze bowl, pins, and other objects from
the site of a pile-divelling in t/ie Thames at Ilammer-
smith; and a bronze Statuette of rüde workmanship,
perhaps the figure of a goddess, found at Aust on the
Severn. Several stone hammer-heads, chipped flints,
socketed celts, and arroiv-heads , chiefly from the
government of Kieff, Russia; seven stone implements
from the Dardanelles; and an interesting terra-cotta
figure from Adalia, Asia Minor. Fifty chert implements
and flakes from Abydos, found in the tombs of Egyp-
tian Kings of the first dynasty; given by the Egypt
F.xploration Fund. A collection of stone knives and
other itnplements from ßint mines in the eastern desert
of Egypt; discovered and given by II, W, Seton-Karr,
Esq. Specimens of chert implements from the Libyan
Desert beyond Fayüm; discovered and given by Stanley
S. Flo7üer, Esq, A massive triple collar of gold, with en-
graved geotnetrical ornament and cup-shaped projections,
found at Penha Verde, ftear Cintra, Portugal. This
important addition to the prehistoric series in the
Museum is probably the tnost remarkahle relic of
Bronze Age metal work found in Portugal.
(2) Ro mano-Bri tis h : Two cuquisitions of im-
portance from Wales, viz, : A broad gold bracelet, or-
namented 7uith applied wir es , with enamelled clasps
displaying Celtic scroll-iuork; an incomplete pair of
gold bracelets in quadrangiilar panels set with garnets
and sapphire pastes, and a heavy gold ring set with
an onyx intaglio of an ant, all found together at
Rhayader, Radnorshire. The other comprises fonr gold
rings, with ornamented angular Shoulders, one set with
a cameo and another having a cock engraved on the
bezel; found together on Sully Moors, near Cardiff,
with Roman coins, which fix the date of Jhe rings to
about the year A. D. 300. The latter fund is described
in the Numismatic Chronicle, jrd Series , Vol. XX.,
pp, 27 — 6j. An iron spear-head, probal/ly of the Roman
period, found at Victoria Dock Extension, 1S81; given
by C. H. Read, Esq., F. S. A.
(j,) Anglo-Saxon and Foreign Teutonic:
A remarkahle tripod bronze jug with hinged lid, and
curved cylindrical spout, the body ornamented on the
wheel with bands of lines, Several similar vessels have
been found in Frankish graves on the Rhine, but this
is the only English sp$cimen knovun; it was found
with a Saxon glass cup in a grave at Wheathampstead,
Herts. It is figured in Proceedings of tlu Society
of Antiquaries, Vol. XVIII,, p, in, where its date
is placed ah out A, D. 620. A heart-shaped bronze
weight of S75 grains 7oith punched marks on
both faces, found at Grove Ferry, Kent; given by
Col. A. y. Copeland, F, S, A., and figured in Proc,
Soc. Ant., Vol. XVI., p. rj4, A pair of bronze-gilt
bra£elet-clasps, found in Cambs.; given by C. II, Read,
Esq,, F, S, A. A well-made bowl of thin bronze with
the lip turned in and thickened, found at Sandy, Beds,
An interesting circular dish of bronze, with a Christian
inscription in debased Roman char acters round the boss
in the centre, and a text (Revelation, V j) on the
fiat brim; also a bronze ewer with obscure char cuters
Erwerbungen des British Museum im Jahre 1899.
161
round the neck, and the handle 0/ a bronze bowl;
all of the Visigothk period, and found together in
Spain. Two massive gold Visigothic btickles with
ornamental plaies, one having discs of garnei, and the
other enclosing part of a Roman sard intaglio of
Mercury; fotmd at Tolnau, Hungary. A circular
Frankish brooch set with garnets, and at a later date
ornamented ivith enamelled foliage; a coat of arms
and initials CM engraved on the back. A bronze-gilt
brooch of the Gothland type, with Square head-plate,
and round boss on the bow, once set with garnets;
an engraved bronze brooch of the tortoise pattern; and
millefiori and crystal beads, all from a Viking grave
at Tromsö , north Nonvay. Proc. Soc. Ant. XVII,
p. S72. A collection of bronze Ornaments , comprising
mirrors, bracelets, and pendants , one of which was
originally filled tmth red enamel; from the gavernmetit
of Kieff, Russia. A gold ear-ring of Byzantine filagree.
DEPARTMENT OF COINS AND MED ALS.
Barclay V. Head S. Sj — ^2.
I. Greek Series. (a.) Europe: Syracuse in Sicily.
An extremely rare and very beautiful tetradrachm,
an exact reproduction on a reduced scale of the famous
decadrachm by Euainetos. (From the Carfrae Col-
lection.) Capsa in Chalcidice. An archaic tetrobol.
The city of Capsa north of Mendt, on the Thermale
gulf is vientioned by Herodotus (VII, I2j). Its
coins are of great rarity, and have been only recently
identified. Potidaea in Chalcidice. A very remarkable
tetrobol of the early part of the fifth Century y obverse,
Poseidon Hippios on horseback. Philip II of Macedon,
B. C. 33 g ^33 6. A rare tetrobol with a youthful
head bound with a ta^nia on the obverse, and a pranc-
ing horseman on the reverse. The mint -mark, the
head of the river-god Acheloös, shows that the coin
was Struck at Ambracia. Alexander the Great, B. C.
J36 — 323. A remarkably fine and tmpublished tetra-
drachm belonging to the class attributed to Peloponnesus.
Abdera in Thrace. A fine tetradrachm, B. C. 430 —
430. Obverse, a gryphon, with elaborately curled wing,
seated to the left with forepaw raised. The coin is
transitional between the archaic and the later classes,
and appears to be unique. Thasos. An archaic obol
of a new type circ. B. C. 300. Larissa in Thessaly.
B. C. 430 — 400. Tivo obols, probably unique, i:
Shield with central droice, horse''s hoof symbol of the
Thessalian Poseidon Hippios (Hist. Num., p. 426);
reverse, Bust of Asklepios; 2: Free horse of Poseidon;
reverse, Nymph Larissa holding ball in one hand and
loopshaped object in the other. Oeta in Thessaly.
B. C. ig 6 — 146. A didrachm hitherto unknown.
Obverse, Lion's head with spear in mouth; reverse.
Archäologischer Anzeiger 1901.
Herakles standing. Corcyra. B. C. 22 g — 48. A
silver coin Struck cfter the surrender of Corcyra to
the Romans, when it was allowed to retain a limited
autonotny together with the right of coinage in silver.
Thyrrheium in Acarnania. After B. C. ibf. A
diobol, probably unique ; obverse^ head of Athena; reverse,
EENOMENHS in laurel wreath. When the Acar-
ftanian Confederacy was broken up cfter B. C. löy
Thyrrheium was allowed by the Romans to continue to
strike money. The coin is additionally interesting on
account of the tnagistrate''s name, Xenomenes, who was
probably an ancestor of the Xenomenes of Thyrrheium,
who entertained Cicero when he passed through the
city in B. C. 31 — 30. Aegina. An archaic didrachm
with an incuse reverse of the type prevalent before
330 B. C. The obverse type differs from that of any
archaic specimen hitherto described, the shell of the
tortoise being drvided, as on the later coins Struck
cfter 480 B.C., into numerous compartments or plates,
white it retains at the same time its archaic outlines.
The coin is therefore assigned to the latter half of
the sixth Century B. C. Achaean League. A drachm
of the finest style circ, B. C. 370. Obverse, Head of
Zeus Homagyrios, closely resembling the fine head of
Zeus on comtemporary coins of Elis. This coin praves
that the Achaeans combined to issue Federal coins a
whole Century before the League is known to have
attained any political importance. Mantinea in Ar-
cadia. A rare hemiobol, circ. B. C. 400, with an
acorn on the obverse, illustrating Herodotus, I. 66,
where the Arcadians are called ßa\KVr\ffäyoi iivJQes.
Delos. A drachm dating from the latter part of the
fotirth Century B.C. of a type hitherto tmknown.
Obverse, Head of Apollo ; reverse, A — H Swanfiying
over palm tree. The tree is the scured palm of Delos,
beneath which Leto gave birth to Apollo and Artemis.
The swan is an Apolline symbol. — (b.) Asia: Calchedon
in Bithynia, A well-preserved tetradrcuhm of the
secondhalf of the fotirth Century B. C. Cyzicus in Mysia.
Philip I. A bronze coin. Reverse, Tyche and the name
of the Strategos, Aurelius Vertis Agathemeros. Lamp-
sacus in Mysia, A fine and very rare tetradrachm
(early second Century B. C). Obverse, Head of Priapos
crowned with ivy; reverse, Apollo Kitharoedos with a
small figure of Hekate carry itig two torches. Cyme
in Aeolis. A very fine and rare tetrobol of the Persian
Satrap Spithridates , circ. B. C. 334, with his portrait
in the Persian Satrapal tiara on the obverse, and the
forepart of a horse , the badge of the cify of Cyme in
Aeolis, on the reverse. Ephesus in lonia. A tetra-
drachm bearing the natiie of a Prytanis, KAEITOPIOZ,
B. C, 387 — 2g3, new to the series of Ephesian coins.
Ephesns in lonia. A Cistophorus bearing a date not
II
♦^
162
Erwerbungen des British Museum im Jahre 1899.
freviously known on this series; year 11 of the Province
of Asia = B. C. I2j. Aphrodisias in Carla. A coin
Struck in the name of the High Priest Flavitts Myon,
bearittg within a wreath the inscription ETTIMEAH-
0ENTOZ <t>AABIOY MYtONOZ APXIEPECa)Z.
Clannudda in Lydia. A bronze coin of the second
Century B. C. Clannudda was a Seleucid stronghold
on the slope of the Kyshla Dagh. Its coins are of
great rarity. Daldis in Lydia. Tranquillina.
Reverse, the cultus-idol of the Lydian Virgin goddess.
Dioshieron in Lydia. Two bronze coins of the age of
the Antonines, with figures of the river Cdyster on the
reverses, important as evidences of the site of Dioshieron.,
which has been identified with the modern Birghi. It
was probably in Roman times the administrative centre
of the Upper Cdyster Valley. Gordus Julia in Lydia.
Commodus and Macrinus, two rare bronze coins.
Reverses, Emperor on horseback spearing prostrate
foe, and the god Men standing. Maeonia in Lydia.
Lucius Verus. A rare coin with the magistrate'' s name
eni KYeiNTOY B. APX. A. Mastaura in Lydia.
Otacilia. Reverse, Triple statiie of Hekate Triformis
holding in her six hands varioiis symbolical objects:
at her feet are a hound and a blazing altar. Phila-
delphia in Lydia. Severus Alexander. Reverse,
Temple of Helios and the name of a magistrate, Tiberius
Julius Julianus, the first Archon. Sditta in Lydia.
Gordian HL Reverse, the god Men standing between
two recumbent River-gods, Hyllos and Her mos; im-
portant as indicating the position of Sditta above the
confluence of those rivers. The coin bears the name
of the first Archon, Aelius Attalianus, who styles
himself vcog tnmxov l4.aiä(>xov »Son of an Asiarch
of equestrian rank«. Thyatira in Lydia. Sept.
Severus. Reverse, River-god Lykos recumbent before
a tree, an extending his hand towards a humped bull.
Tomaris in Lydia. Sept. Severus. A rare bronze
coin, on the reverse of which is a recumbent figure of
a River-god, atcompanied by his name KICCOC, apiece
of considerable topographical interest as showing that
Tomaris, the site of which is still uncertain, stood on
the river Cissus, which is probably an affluent of the
modern Kum-chai. Tralles in Lydia. Eleven coins
of the Cistophoric class, ranging in date from the
era of the Province of Asia, B. C. 133 down to B. C.
48, all rare and nearly all unpublished varieties.
Tripolis in Lydia. Eight bronze coins of Roman
Imperal times, among which is one in beautiful cpn-
dition, obverse, Head of Helios; reverse, the emperor
Trajan crowning a trophy of arms. Acmonia in
Phrygia. Plautilla. Reverse, young goatlegged Pan
seated on a rock with his nebris hanging over his
knee. He is in the attitude of »outlook« , jo ano-
axontitiv. Amorium in Phrygia. Geta. Reverse,
winged Nemesis in her usual attitude of plucking her
chiton at her neck, and with her symbol, the wheel,
beside her. Ancyra in Phrygia. Antonimis Pius.
Reverse, Naked Zeus resting on spear and Iiolding an
anchor. l^his type illustrates a passage of Pausanias
(L, 4), in which he says that the anchor discovered
by the Phrygian hing Midas, the founder of Ancrya
in Galatia, was still preserved in his own time in the
temple of Zeus in that city. The coin shows that the
same sfoundation legend« was also prevalent at the
less important city of Ancyra in Phrygia. Eumenia
in Phrygia. Time of M. Antony, a coin Struck at
Eumenia under the name of Fuhia, which it bore for
a Short time after the first wife of Antony. The
hypothesis that the city of Eulvia was identical with
Eumenia was first advanced by the late M. Waddington,
but it remained only a hypothesis. The inscription on
the present coin shows that the name of Euhia was
obliterated from the dies, the original name Eumenia
being at the same time restored by tneans of a counter-
mark. Waddington'' s hypothesis is thus justified.
Sebaste in Phrygia. Time of Sept. Severus, with a
River-god on the reverse accompanied by his name
CINAPO[C] which serves to correct the hitherto
oicepted name of the river Senaros. Synnada in
Phrygia. Lucilla. Reverse cultus-effigy ef Artemis
Ephesia, with the name of her local priesless, Claudia
Basilo. Them.isonium in Phrygia. Time of Gordian.
Obverse, AYK {_c*ßu?'] CßZßN, Bust of the Saviour
(Lykabas). The chief divinities worshipped in Phrygia
and Pamphylia were the Mother-Goddess and her
son the Saviour God. On the reverse of this coin is
a river-god «aw^^ KAZANHC. Perga in Pamphylia.
Caracalla. Reverse, 06MIC the personification of the
games called Q^fAiöts. Side in Pamphylia. Salonina.
Reverse, Prize um and two purses on an agonistic
table inscribed AßP€A, perhaps signifying that the
prizes in the games were Imperial gifts. Mallus in
Cilicia. Sept Severus. Reverse, the seer Amphilochos
holding an olive^branch over a boar crouching at his
feet. This animal frequently accompaniens represen-
tations of Amphilochos. Cyprus. A rare siher coin
attributed to an ancient king of Amathus, with an
inscription in Cypriote characters beneath the Hon on
the reverse, which has been transliterated Z(o-ri-f.no.
Syria. A fine tetradrachm of Antiochus VL B. C.
14s — 142, Struck in the first year of his reign, when,
as a boy of seven, he was placed upon the throne by
Tryphon, his father's minister, whose signature the
coin bears. Babylon. A rare bronze coin of the
Satrap Timarchus, who revolted from Syria in B. C.
162 and assumed the title of king. Phoenicia and
Erwerbungen des Ashmolean Museum zu Oxford.
163
Palestine. 36g specimens front the collection fornied
hy the late Rev. H. C. Rekhardt, for many yems
resident at Damasais. The selection consists of coins of
Heliopolis (Baal-bek), Caesarea, Paneas, Gerasa, Aradus,
Berytus, Byblus , Sidon, Tyre, Tripolis, Jtidaea,
(John Hyrcanus, Judas Aristobulus , Alexander
Jannaeus, HerodtheGreat, and M.Agrippa), yerusaletn,
Ascalon, Gaza, Bostra in Arabia, ö^c. Parthia.
A unique coin of Tiridates Iwith the title 0EOTTATQP.
Parthia. Four tetradrachms of Phraates II, B. C. 138 —
128, andone of Tiridates II, B. C.32 — 26. These scarce
pieces bear interesting portraits, and are in perfect
condition. The coin of Tiridates has on the reverse
a figure of the Tyche of a Greek city prensenting a
palm to the Parthian monarch, and is a new variety.
Parthia. A series of Tj ' siher and 2^ bronze coins
of the Parthian and Sub-Parthian classes, comprising
well preserved drachms of the earlier Arsacidae, B. C.
2^8 — 210, and rare obols of Tiridates I and Or ödes I.
The tetradrachms (circ. A. D. 30 — 20g) are in
remarkably good prese7-vation, and are inscribed with
the years and vionths of their issue, which are of
great use in settling the doubtful chronology of the
Arsacid period. In the Sub-Parthian class are 12 siher
coins of Persis with Pehlvi inscriptions and the Fire-
altar characteristic of Persian money. Fgypt. A rare
silver coin (wi. 137 gi's.) of Berenice II, Queen of
Cyrenaica and wife of Ptolemy Euergetes, B. C. 24^
— 222. Carthage. A very fine tetradrachm of the
fifth Century B. C.
2. Roman Series: Capua. An unpublished large
bronze coin, B. C. 268 — 21T, of which the t^pes and
style prove the Capuan origin of a series of silver
didrachms inscribed ROMA. Imperial. Six tinusually
fine bronze pieces of Nero (closing of the Temple of
yanus), Germanicus, Galba, Hadrian and Sabina,
Antoninus Pitts, and Julian II and Helena, in the
characters of Sarapis and Isis. A gold coin of Carus
ref erring to the conqttests of Sarmatia and Persia in
A. D. 282. An aureus of Maximianus Herculeus
A. D. 286 — 303, corresponding in type with a similar
issue of his colleague Diocletian. It was Struck at
Tarraco in Spain, circ. A. D. 2go, before the reform
of the coinage, which took place shortly afterwards.
Five gold coins of Diocletian and Maximianus Herculeus,
and six silver coins of Caracalla, Gordian III, Philip I,
Herennitis Etruscus, and Carausitis, from a hoard
ately fotind at Stilly near Cardiff.
ERWERBUNGEN
DES ASHMOLEAN MUSEUM
ZU OXFORD.
Der von A. J. Evans verfafste Report of the
Keeper of the Ashmolean Museum for the Year 1900
verzeichnet folgende Erwerbungen:
I. Ägyptische Abteilung.
Als Geschenk des Egypt Exploration Fund:
Funde aus den Königsgräbern der ersten Dynastien
zu Abydos.
Grab des Zet (c. 4627 v. Chr.). Teil einer
Inschrifttafel aus Elfenbein und Rechnungen von
Arbeiten in sehr merkwürdiger Cursive auf dem
Teil eines thönernen Napfes. Teil einer Krystallvase
mit Gravierung in Form eines Blumenkelches,
glasierte Einlagen und eine goldene Röhre.
Merneit (c. 4604 v. Chr.). Teil eines Schiefers
mit Inschrift und eines Serpentinkruges mit Flecht-
muster in Relief und ein hölzernes Stierbein von
einem Schemel.
Den (c. 4584 V. Chr.). Teil einer elfenbeinernen
Inschrifttafel, welche ein Fest des »Sedt nennt und
ein Thonsiegel mit einem Äa-rahmen, enthaltend
den Namen des Den und den König speerwerfend.
Teils eines Elfenbeinkastens mit der königlichen
Biene und ein Stück eines Krystallgefäfses mit In-
schrift. Blauglasierte Thonwaren, ein Elfenbein-
cylinder, geschnitztes Holz für eingelegte Arbeit.
Die Hälfte einer Scepterkrönung von Quarz, über-
zogen mit grüner Glasur, eine schon in der prä-
historischen Zeit bekannte Technik. Teil der
hölzernen Perücke von einer Statue, ein kupferner
Meifsel und Nadeln.
Azab (c. 4558 V. Chr.). Teile eines mit In-
schrift versehenen Alabasterkruges mit dem Namen
des Königs in einem Äa-rahmen und ein anderer
mit ausradierter Inschrift. Eine Elfenbeinplatte zur
Einlage mit Hathorköpfen. Holzstiel einer Kreuz-
hacke.
Mersekha (c. 4540 v. Chr.), Teil eines Napfes
aus Schiefer mit einer Tinteninschrift und ein anderer
mit dem Namen »Setur«. Ein hochstilisiertes Stier-
bein aus Elfenbein von einem Schemel. Bruch-
stücke von Obsidian- und Kristallvasen und eine
Marmorvase in Form eines Wasserschlauches, eine
flache Kupferschale und ein Stück geschnitztes
Holz, welches das Gefieder eines VogelflUgels nach-
ahmt.
Qa (c. 4514 V. Chr.). Teil eines blaugrauen
Marmornapfes, welcher den Namen des königlichen
Grabes enthält und eine Tinteninschrift auf einer
Alabasterschüssel mit dem Namen eines Krokodiles.
II*
104
Erwerbungen des Ashmolean Museum zu Oxford.
Ein mit Inschrift versehenes Bruchstück einer Vase,
welche das Fest des »Sed« nennt und ein Stück
eines Napfes von vulkanischem Material mit einer
auf den Priester des Tempels des Königs Qa be-
züglichen Inschrift. Teil eines krystallenen Unter-
satzes einer Vase und ein Modell eines Messers
in demselben Material.
Unter den Funden aus diesen Gräbern befinden
sich auch Thonsiegel von Krügen mit den Ab-
drücken von königlichen Siegelcylindern.
Eine Serie von Scherben bemalter Thonware
vertritt eine den keramischen Gattungen des späteren
Ägyptens fremde Klasse. Die Ornamente sind
braun auf lederfarbenem Grunde gemalt und be-
stehen aus Wellen- und Zickzacklinien, schraffierten
Dreiecken und namentlich einem van Dyk-Muster
mit Punkten. Professor Petrie hat darin importierte
»Ägeische« Ware gesehen, aber das Ashmolean
Museum besitzt Proben derselben Klasse aus Ei-
Kap, die zur Keramik der prähistorischen Fried-
höfe Ägyptens gehören und aus einem Grab
stammen, welches durch einen Cylinder des Königs
Khaires der zweiten Dynastie datiert wird (c. 4400
V. Chr.).
Vom Egyptian Research Account erhielt die
Sammlung Gräbergruppen der XII. und XVIII.
Dynastie aus den Grabungen von Abydos. Unter
denen der XII. Dynastie befindet sich der Inhalt
eines unzerstörten Begräbnisplatzes, enthaltend unter
anderem: einen Bronzespiegel mit hölzernem Lotus-
griff, eine Alabastervase mit ihrem Deckel, eine
sehr schöne SchminkbUchse von blauem Marmor
und eine Palette und Reibekeule, um die Schminke
oder das »stibium« zu bereiten, ein goldener Habicht
mit der Krone von Ober- und Unterägypten, ein
goldener Fisch und gepaarte Vögel, Schnabel an
Schnabel und ein Satz Halsketten von Amethyst,
Granat und Carneol. Eine andere Gräbergruppe
derselben Periode enthält eine Statuette des Nekht,
»Oberaufseher des Nordlandes c<, sechs kugelförmige
Vasen vom feinsten Alabaster mit ihren Deckeln,
eine Halsschnur von grünglasierten Perlen mit
goldener Fassung und einem hängenden Juwel mit
goldener Fassung und Einlage. Unter anderen
Gegenständen der XII. Dynastie ist ein bemerkens-
wertes Schminkgefäfs, hergestellt aus einem Stück
Obsidian oder vulkanischem Glas, der Teil einer
Hippopotamosfigur, bedeckt mit brillanter blauer
Glasur mit Lotusblättern und Blüthen geziert und
Vase und Vasenuntersatz mit ähnlicher Glasur, mit
Pflanzen und hängenden Motiven verziert. Andere
Gräbergruppen, die zur XIII. Dynastie gehören,
enthalten unter anderen Dingen eine blauglasierte
Scepterkrönung und einen Napf von dunkelblauem
Porzellan mit dunklen achatartigen Streifen, einen
gravierten Elfenbeinkasten und ein Uschabti der
ältesten Form. Unter den Funden aus der
XVIII. Dynastie aus einer sehr reichhaltigen
Gräbergruppe befinden sich eine Vase in Form
einer Gazelle und eine in Form des Oberteils einer
weiblichen Figur, eine Bronzeharpune, eine sehr
gut gearbeitete Pfeilspitze aus Feuerstein und andere
aus Elfenbein. In einem Grabe fand sich ein Terra-
cottalöwe, und andere Funde derselben Periode
enthalten ein grofses Uschabti von Pen-Anhur aus
rotglasiertem Thon, einen feinen Napf aus blauem
Porzellan mit einem Habichtkopf auf dem Deckel.
Ferner die Nachbildung eines Jochs und anderer
Geräte in Bronze und eine Vase der »Askos«-Gattung
in Form eines Igels, sie ist aus rotglasiertem Thon
mit erhabenen zweigähnlichen Linien in dunklerer
Farbe, die in sehr elegantem Blattwerk und Lotus-
knospen endigen. Ein ähnliches Pflanzenmotiv ist
auf einer Scherbe von grauem »Bucchero* derselben
Fundstelle eingraviert. Mit der Igelvase wurde ein
schwarzer steinerner Schminktopf in Gestalt eines
Kynokephalos gefunden und eine kleine Vase mit
eingravierten zurücklaufenden Spiralen und tangen-
tialen Blättern. Unter dem Geschirr, das mit diesen
Gräbergruppen der XVIII. Dynastie gefunden wurde,
findet sich importierte cyprische Ware mit schwarzen
geometrischen Mustern auf rotem Grunde und ein
wohlbekannter palestinischer Typus in dunklem
Bucchero, der die Form einer Lederflasche nach-
ahmt. Vasen dieser Form sind auch in den Händen
einer weiblichen Figur von ägyptischer rotglasirter
Thonware. Eine kleine Elfenbeinbuchse hat einen
Deckel, der sich an einem eisernen Zapfen bewegt.
Das ist wahrscheinlich das älteste Beispiel der
beginnenden Verwendung von Eisen in einem
datierten ägyptischen Funde.
Unter den ferneren Erwerbungen befinden sich
gute Proben von Feuersteingerät aus der früheren
prähistorischen Zeit, die Mr. H. W. Seton Karr in
der östlichen Wüste gesammelt und geschenkt hat.
II. Frühgriechisches und Orientalisches,
Gegenstände der Inselkultur, darunter sogenannte
»Kandyli«-Vasen aus Marmor und Thongerät der-
selben Form, eine Vase mit Fufs und kleine Schale
aus Marmor, das Ende eines Löffels aus grauem
Schiefer, eine Thonpyxis mit eingedrücktem geo-
metrischen Muster mit Deckel und Henkel zum
Aufhängen, vier Marmoridole der primitiven Form,
ein Webegewicht aus Marmor, eine cylindrische
Keule aus Jaspis und zwei steinerne »Gelte«. Einige
Erwerbungen des Museum of Fine Arts in Boston im Jahre 1899,
165
von diesen Dingen sind von Dr. Duncan Mackenzie
geschenkt worden. — Der Vorsteher der Sammlung
schenkte eine Silberstatuette von mykenischer Arbeit,
das erste bekannte Beispiel in diesem Material,
gefunden in Nezero an den Grenzen von Thessalien
und Macedonien. Sie stellt eine männliche Figur
mit einem konischen Helm dar, das lange Haar
fällt hinten herunter und ist in eigentümlicher
Weise zusammengebunden. Der rechte Arm war
erhoben und der linke ausgestreckt, die Enden der
Arme fehlen. Die Figur trägt ein Lendentuch. —
Goldener hittitischer Knopf aus Tamastos, mit zwei
Zeichen in einem ovalen Raum, umgeben von einer
Zone von conventionellen Pflanzen mit Granaten
und Rosetten. Auf der Rückseite ist ein Dreifufs
aus Löwenfüfsen. — Orientalische Abteilung: Eine
goldene Schüssel in getriebener Arbeit auf eiserner
Unterlage ist von Lady Smyth aus einem von
ihr auf Malta geöffneten Grabe geschenkt worden.
Der Verfasser hält es für phönikische Arbeit
aus dem VIL Jahrhdt. — Mr. J. C. Murray
Aynsley schenkte eine kleine Sammlung von orien-
talischen Gemmen, arameischen Cylindern, sassani-
dischen Siegeln und gnostischen Gemmen. — Der
Vorsteher der Sammlung schenkte ein kleines Bronze-
gewicht aus Creta mit einer arameischen Inschrift,
welche Sab Sekläthä = »sieben Scheckeis« lautet.
Gewicht : 6,091 g.
III, Klassisch-Griechisches.
Eine kleine Hydria aus der Mitte des V. Jahrhdts.
mit der Blendung des Thamyris in Anwesenheit
seiner Mutter Argiope und einer Muse. Eine
Oinochoe von feinster Zeichnung aus dem Ende
des V. Jahrhdts.: Satyr und Nymphe, dabei die
Inschrift: TPAFflAIA. Eine kleine Lekythos von
eleganter Fabrikation und feiner Zeichnung mit
sorgfältigem Palmettenschmuck zeigt auf der einen
Seite eine sitzende weibliche Figur mit einem
Spiegel, auf der anderen eine stehende Sklavin mit
dem Namen OEANO. Eine Pyxis aus dem Anfang
des IV. Jahrhdt. mit Goldschmuck. Auf dem Deckel
sind in einem Hain oder Garten weibliche Figuren
dargestellt mit Kränzen und Schmuck, dabei zwei
Eroten. Auf dem Gefäfs selbst sind dreizehn ähn-
liche weibliche Figuren und zwei Eroten, die Früchte
und Blumen halten; aus dem Grund spriefsen
Blumen, — Eine Sammlung von Vasenscherben aus
Naukratis aus den Grabungen des Jahres 1899
ist durch Schenkung des Comites der englischen
Schule in Athen in das Museum gekommen; sie
enthält Ionisches, attisch Schwarz- und Rotfiguriges
aus der Zeit etwa zwischen 650 und 400 v. Chr.
Einige enthalten Weihinschriften an Aphrodite,
Artemis, Apollon, Poseidon, die Dioskuren, Herakles
und »die Götter Griechenlands«, Darunter be-
findet sich ein Fragment mit einem Knaben, der
aus einer Rolle mit dem Namen des Sterichoros
liest. Ferner ist dabei ein Stück einer gravierten
Muschel mit Sphinx und Lotos, — Mr. A. J. Butler
schenkte eine kleine weibliche Alabasterfigur, wahr-
scheinlich eine Puppe, aus der Ptolemäerzeit.
IV. Lokale Sammlung.
Eine Sammlung von Münzen und anderen
Gegenständen von einer britisch-römischen Nieder-
lassung in Woodeaton, darunter aus später keltischer
Zeit unmittelbar vor der römischen Occupation
Fibeln, ein Schmuckknopf und eines der wenigen
bekannten Exemplare eines Fingerringes in diesem
Stil. — Unter den römischen Überresten ist eine
bronzene Statuette der Venus, eine bronzene
Taube, viele kleine Metallgegenstände, darunter
ein römischer Sporn. Gegen 60 Fibeln zum Teil
mit Email. — Die zahlreichen meist kupfernen
Münzen erstrecken sich von der ersten Kaiser-
zeit bis zum Ende des IV. Jahrhdts., darunter
befinden sich solche, die sich auf Carausius und
Allectus beziehen, welche in Britannien herrschten.
ERWERBUNGEN
DES MUSEUM OF FINE ARTS IN
BOSTON IM JAHRE 1899.
Entnommen dem Annual Report für 1900.
Abteilung der classischen Altertümer
(E. Robinson),
I, Marmor,
1. Statuette eines Apoxyomenos. Beschrieben
von P, Hartwig, Berliner Phil. Wochenschrift, 1897
S. 30. Aus Frascati. H, 0,715,
2. Statuette eines jungen Mädchens, Originale
Arbeit aus dem IV. Jahrh. Im Typus der Tanagra-
Terracotten, H. 0,51.
3. Archaisches weibliches Antlitz. Bruchstück
eines Kopfes. Originale Arbeit der zweiten Hälfte
des VI. Jahrb., vielleicht einer dorischen Schule.
Innere Augenwinkel bis Kinn: 0,085.
4. Kleiner weiblicher Kopf im Typus des
IV. Jahrh. H. 0,119.
5. Kleiner Athenakopf mit Helm. Der Helm
ist vom attischen Typus mit Federbusch und mit
einer massiven Guirlande von Blumen und Blättern
umwunden. Von einer lebhaft bewegten Figur.
Hellenistisch oder später. H. 0,153.
i66
Erwerbungen des Museum of Fine Arts in Boston im Jahre 1899.
6. Kleiner Barbarenkopf, unbärtig. Vorzüg-
liches realistisches Porträt. Späthellenistisch oder
römisch. H. 0,152.
7. Jünglingskopf mit phrygischer Mütze. Bruch-
stück von einem Relief. Späte Arbeit. H. 0,155.
8. Bruchstück von der rechten unteren Ecke
eines römischen Reliefs. Oberteil eines gelagerten
Mannes, der ein Trinkgefäfs hält. Im Hintergrund
ein Baum. H. 0,285.
Aus Kalkstein:
9. Kleiner archaischer JUnglingskopf von alter-
tümlichem Typus, wahrscheinlich nicht jünger als
550. H. 0,08.
II. Bronzen.
1. Statuette der Aphrodite, ehemals in der
Sammlung Tyszkiewicz. Fröhner, La Collection
Tyszkiewicz Taf. VI u. VII. H. 0,259.
2. Kleine Wage. L. 0,073.
3 — 6. Vier sogenannte Bogensjianner, vergl.
A. S. Morse, The so - called Bow -pullers of Antiquity.
Nr. 3. Typus: Morse Taf. IV, Fig. 3. L. 0,065.
Nr. 4. Typus: Morse Taf. II, Fig. 1. L. 0,06.
Nr. 5. L. 0,065. Nr. 6. Typus: Morse Taf. III,
Fig. 5. L. 0,07.
III. Vasen,
a) Schwarzfigurige Vasen.
1. Amphora. Älterer sf. Stil. Form wie Katalog
Nr. 310 mit Henkeln wie Nr. 311. Aus der Sammlung
Forman, Verkaufskatalog Nr. 312. Unzureichend
abgebildet bei Gerhard, A. V. I, i. H. 0,394.
2. Amphora mit doppelter Wandung und zwei
Ausgüssen. Form einigermafsen ähnlich: Daremberg-
Saglio u. d. w. calda S. 821, Fig. 1026. Sammlung
Forman Nr. 289. Späterer sf. Stil. Dekoration in
drei Zonen, nämlich: Hauptzone unter den Henkeln,
Schulterstreif darüber, dritte Zone darunter. A, Haupt-
zone: Aufbruch eines Kriegers. Schulterstreif:
Krieger und Jünglinge auf Rossen. B. Hauptzone:
Theseus und Minotauros. Schulterstreif: Krieger-
kämpfe. A und B, unterer Streifen: Knaben auf
Rossen und Krieger, rund um die Vase. H. 0,358.
3. Gefäfs in Form eines Negerkopfes des
späten sf. Stiles. Dionysos und Satyrn. H. 0,177.
b) Rotfigurige Vasen.
4. Kleine Schüssel des älteren strengen Stiles.
Innen Thetis (eingraviert: $3T3©) in Bewegung
nach rechts, in jeder Hand einen Delphin haltend,
zwei andere Delphine schwimmen zu ihren Seiten.
Verwandt dem Stile der Kachrylion. Dm. 0,17.
5. Kylix. Älterer strenger Stil. Sammlung
Forman Nr. 337 (das. abgeb.). Vielleicht von
Hischylos. Im Innern: Jüngling einen Pfeil be-
trachtend, dabei xaXd;. Dm. 0,174.
6. Grofser Kantharos, älteren strengen Stils
mit der Signatur des Nikosthenes. Publ. von
Reisch, Römische Mitth. 1890, S. 322 — 331. Klein
M. S. Nr. 76. Wiener Vorlegeblätter 1890/91 Taf. 7.
Dm. 0,21.
7. Kylix. Älterer strenger Stil. Wahrschein-
lich von Euphronios. Innen: Satyr mit Rhyton
nach links. Aufsen: A. drei tanzende Jünglinge,
B. ähnliche Scene. Dm. 0,181.
8. Kylix mit der Signatur des Duris. Form
wie Katalog Nr. 388. Abgeb. Hartwig, Meister-
schalen Taf. XXI. Dm. 0,24.
9. Kylix mit der Signatur des Duris. Abgeb.
American Journal of Arch. IV, 1900, S. 183 ff. In
Orvieto im Jahre 1886 gefunden. Dm. 0,31.
10. Lekythos, strenger Stil in der Art des
Duris. Form ähnlich Kat. Nr. 445. Frau ihr Haar
ordnend mit einem Handspiegel. H. 0,35.
11. Lekythos, strenger Stil. Form ähnlich Kat.
Nr. 445. Eine FlUgelgestalt, Pothos, auf einer
Doppelflöte spielend, fliegt nach rechts. H. 0,338.
12. Grofse Kylix vom »Meister mit der Ranke«
abgeb. Hartwig, Meisterschalen Taf. LXXIV, LXXV.
Dm. 0,328.
13. Becher, vermutlich von Brygos, Form ganz
wie Berlin Nr. 222. Sammlung Forman, Nr. 361,
das. abgeb. Tanzender Jüngling mit Krotalen,
Mädchen mit Döppelflöte. H. 0,081.
14. Stamnos, älterer schöner Stil. Form
einigermafsen ähnlich Kat. Nr. 420. A. Dionysos
im Kampfe mit - einem gefallenen Giganten, und
zwei Mänaden. B. Zwei Satyre einen dritten in
einem Wagen ziehend. H. 0,381.
15. Krater (oxybaphon), schöner Stil. Form
vgl. Baumeister Denkm. III S. 1991. Abgeb. Monum.
d. I. XI, Taf. 42, I. Vgl. Klein, Lieblingsinschriften
S. 132, Nr. 4. H. 0,378.
16. Volutenkrater, älterer schöner Stil. A. Apol-
lon Artemis Leto. B. Drei Frauen an einem Altar
opfernd. H. 0,517.
17. Kylix mit der Signatur des Erginos und
Aristophanes. Diese und die folgende unsignierte
Schale sind die von Körte, Archäol. Ztg. 1878
S. 114 beschriebenen. Dm. 0,348.
18. Kylix mit der gleichen Darstellung wie die
vorige und vielleicht von derselben Hand. Beide
Vasen werden sehr genau besprochen und ihre
Entstehungszeit 440 — 430 angesetzt. Es folgt dann
noch ein eingehender Vergleich mit den Metopen
des Parthenon. Dm. 0,355.
19. Kleines Fragment im Stile des Aristophanes,
von einem grofsen steilwandigen Gefäfs. Teil einer
weiblichen Gestalt.
Erwerbungen des Museum of Fine Arts 'in Boston im Jahre 1899.
167
20. Oinochoe, später schöner Stil. Publ.
Hartwig, Strena Helbigiana S. iiiflf. Hartwigs
Deutung wird bekämpft. H. 212.
21. Oinochoe, mittlerer schöner Stil. Die Vase
stammt aus Süditalien und ist wahrscheinlich apulisch
in direkter Nachahmung attischer Ware aus der
Mitte des V. Jahrhdts. Hermes, Argos und lo,
singulare Darstellungsform der lo mit Körper,
Hörnern, Ohren der Kuh und menschlichem Antlitz.
H. 0,227.
22. Gerippte Kylix, später schöner Stil. Form
ähnlich Berlin Nr. 325. Innen: Sparta (inschrift-
lich) von einem Pferde herabsteigend. Singular.
H. 0,096.
23. Kleine Amphora, entwickelter schöner Stil.
A. Frau sitzend nach links, umwindet ihren Kopf
mit einer langen Schnur. B. Eros (inschriftlich)
mit weifsem Kranz, steht, den einen Fufs auf einem
Fels und trägt ein rechteckiges Kästchen mit vier
weifsen Bällen. H. 0,19.
24. Oxybaphon des älteren apulischen Stils,
Form ähnlich Berlin Nr. 49. Aus Canosa, be-
sprochen von G. Jatta, Annali deW Isühito 1879
S. 24 — 27, Taf. D. Vgl. Roschers Lexikon S. 2448.
A. Athena und Marsyas. B. Thiasos. H. 0,34.
25. Stamnos und Deckel, der wahrscheinlich
nicht dazu gehört, des älteren apulischen Stils.
A. Theseus die Ariadne verlassend, dabei H3'pnos
und Athene. B. Bellerophon nimmt von Proitos
Abschied. Dabei der Pegasus, Anteia oder Stheneboia
kommt aus dem Palast. H. 0,30.
26. Kleine rotfigurige Lökythos, möglicherweise
süditalischer Fabrikation. Form sehr ähnlich Katalog
Nr. 448. Ein kleiner Satyr springt von einem Stuhl
nach rechts auf einen stehenden grofsen Satyr.
Sorglose und flüchtige Zeichnung. H. 0,146.
27. Apulische Lekythos. Vermählung des
Menelaos und der Helene (beide inschriftlich).
H. 0,282.
28. Kleine Vexieramphora des späten Stils,
attischer oder unteritalischer Fabrikation. Sammlung
Forman Nr. 347. Tierfries. Reliefs an den Henkeln :
Frauenkopf und darunter Entenkopf mit aufwärts
gerichtetem Schnabel. H. 0,151.
29. Apulisches Rhyton in Form eines fein
modellierten Greifenkopfcs. H. o, 19.
c) Polychrome Vasen.
30. Lekythos mit polychromen Figuren aus der
Zeit des Überganges zwischen dem schwarz- und
rotfigurigen Stil. Skythe, zwei nackte Hetären ver-
folgend. Der Skythe terrakottafarben, die Hetären
weifs, die eine mit schwarzem, die andere mit rotem
Auge, die Brustwarzen rot. Aus Griechenland.
H. 0,136.
31. Weifses Alabastron im Stil des Pasiades
und vielleicht von dessen Hand. Sammlung Forman
Nr. 366. Drei weibliche Figuren, schwer bekleidet,
davon eine tanzend. PPO^AAGPEVO. Am Boden
in einem thongrundigen Kreis ein nach rechts
laufender Jüngling in schwarzer Silhouette. Auf
dem Rande: PAI$ KAUO^. H. 0,167.
32. Deckelschale von derselben seltenen Gestalt
wie die Bostoner Vase, Katalog Nr. 368 \.. Auf
dem Deckel Apollo und Muse. Zeichnung von
grofser Schönheit. Auf der Schale jederseits ein
Mädchen in flüchtiger Zeichnung. Dm. 0,166.
33. Kleine weifsgrundige Schale aus der Zeit
des älteren schönen Stils. Sehr dünnwandig.
Innen mit Überzug von Pfeifenthon, ausgenommen
ein kreisförmiges Innenbild in rf. Stil, Mädchen
mit Hydria. Gröfste Zierlichkeit der Fabrikation
und Zeichnung. Dm. o,i6.
34. Weifse Lekythos, schönen Stils. Aus der
Sammlung Patron und Blacker. Siehe: Burlington
Fine Arts Club, Ausstellungs- Katalog für 1888,
Nr. 120, Taf. XX. Jüngling und Mädchen am
Grabe. H. 0,40.
35. Lekythos, späterer schöner Stil, mit poly-
chromen Figuren. Form ähnlich Berlin Nr. 240.
Weibliche Figur auf einem Felsen sitzend mit Eros,
an dessen Haar und Flügeln Goldschmuck. Dabei
ein sitzender Jüngling mit Speer. Äufserst feine
Zeichnung. H. 0,134.
36. Lekythos mit Reliefschmuck. Iliupersis in
drei Gruppen: Aiax und Kassandra, Trojaner in
phrygischer Tracht einen nackten gefallenen Kame-
raden stützend, lebhafte Kampfgruppe. Alle Figuren
in vorzüglichen Flachreliefs im Stile der Schule
des Pheidias. Die Farben sind verschwunden.
H. 0,15.
37. Plastische Lekythos in Form einer Gruppe,
die Geburt der Aphrodite darstellend. Eines der
besten Beispiele dieser Gattung durch Ausführung
und Erhaltung, selbst der Farben. Angeblich aus
Eretria. H. 0,19.
38. Glockenkrater des älteren apulischen Stils.
Sammlung Forman Nr. 370, Form ähnlich Katalog
Nr. 495. A. Komischer Schauspieler. B. Weibliche
Figur. H. 0,299.
d) Verschiedene Vasen.
39. Kleines plastisches Gefäfs mit glänzender
grüner Glasur in Form eines Vogels mit Menschen-
kopf. Die Form ist im wesentlichen identisch mit
der einer Vase aus Ägina, Athenische Mittheilungen
i68
Erwerbungen des Museum of Fine Arts in Boston im Jahre 1899.
1879 Taf. XIX und Rayet-Collignon, Histoire de la
Ceramique grecque, Fig. 138. H. 0,066.
40. Bucchero- Schale eines bekannten Typus,
der Körper von vier weiblichen Figuren gestützt,
die auf einer kreisförmigen Basis stehen, sie haben
Beziehung zu Typen der »mykenischen« Kunst.
H. 0,183.
41. Cylindrisches Gefäfs von ungewöhnlicher
Technik, aus blassem Thon, der dem korinthischen
ähnlich sieht, mit dünnem weifsen Überzug. Nur
mit Gruppen von drei Linien dekoriert, auf dem
Boden konzentrische Kreise in flachem Relief.
H. 0,098. Dm. 0,084. [Ist wohl der Stülpdeckel
einer böotischen Pyxis.]
III. Arretiner Ware.
1. Teil der Form einer grofsen Schale. Darauf
zwei geflügelte weibliche Figuren mit Musik-
instrumenten vor einem grofsen Dreifufs. Ähnliche
Gruppen wiederholen sich rund um das Gefäfs.
Darunter ein Lorbeerkranz. Im Felde die Inschrift
PERENNI, der Name des Haupttöpfers von Arezzo
M. Perennius. H. 0,136.
2. Form einer grofsen Schale. Dekoration von
Satyrmasken und Thyrsen. Inschrift: RASIN und
QVARTIO. H. 0,132.
3. Form einer Schale, etwas kleiner als die
vorige. Dekoration in drei horizontalen Zonen.
Oben Fruchtguirlande mit Eidechsen, Vögeln und
Insekten, drei kleinen Eroten und eine Reihe
Rosetten. In der zweiten Zone Epheuguirlande,
in der dritten konzentrische Kreise von Punkten.
Inschrift: P/^AO T^^VS (Pantagathus) und
RASIN. H. 0,103.
4. Form einer Schale. Tiefe und enge Form.
Dekoration in vier Feldern, drei mit tanzenden
Jünglingen, eines mit einer und eines zwei ver-
hüllten Frauengestalten. Inschrift: M. PEREN und
TIGRANI. H. 0.09.
5. Form für den Fufs einer Vase. Guirlanden
von Trauben, Früchten und Blumen, und stilisierte
Granaten. H. 0,05.
6. Schwarze Vase im arretinischen Stil, dekoriert
aber wahrscheinlich nicht aus Arezzo selbst. Die
Form ist der unteritalischen situla ähnlich, Reste
zweier Henkel mit bärtigen Masken als Attachen.
Schwarzer Thon mit schwarzer Glasur. Aus
Stempeln geprefste Dekoration. Festons und Säulen.
Vorzüglich erhalten, vielleicht unteritalische Nach-
ahmung aus der letzten Zeit der Republik. Ehemals
bei AI. Castellani. H. 0,273.
IV. Terrakotta.
1. Grofse Statuette eines Eros mit dem Löwen-
fell des Herakles, gefunden in Myrina, ehemals bei
A. Fontrier in Smyrna. Vgl. A. Joubin, Bulletin
de Coir. Hell. XVII, 1893, S. 182. H. 0,40.
2. Grofse Statuette des Eros als Gott der Fülle.
Gleiche Herkunft wie die vorige. H. 0,374.
3. Kleine Statuette eines jungen Mädchens, sich
bückend oder knieend. Gefunden in Alexandria,
ehemals in der Sammlung Hoffinann. Vgl. den
Verkaufskatalog 1899, Nr. 314, Taf. IX und Katalog
der ägyptischen Altertümer 1894, Nr, 494, Taf. XL.
Ganz aus der Hand modelliert ohne Form. H. 0,097.
4. Fragment einer Erosstatuette, Motiv wie
der bogenspannende Eros des Capitol. Museums.
H. 0,105.
5. Kreisförmiges Antefix mit Gorgoneion. Über-
gangstypus zwischen dem vom Schilde der Parthenos
und dem »schönen«, mit Schlangen. Vorzüglich
erhaltene Farben : gelb im Gesicht mit rosa auf den
Wangen, schwarze Augenlidränder, dunkle Iris,
schwarze Brauen, gelbe Haare, schwarze Schlangen,
rot auf der Oberlippe. H. 0,24.
6. Antefix unteritalischen Stils vom Ausgang
des IV. oder dem III. Jahrhdt. Kopf in Vorder-
ansicht von einem bei Tarentiner Antefixen üblichen
Typus, der für Herakles erklärt wird. Farbspuren.
H. 0,204.
7. Kleine Maske eines bärtigen Satyrs. Spät-
archaisch, etwa Anfang des V. Jahrh. Gut erhaltene
Farben. H. 0,09.
8. Kleine Terrakottaform eines bärtigen Satyr-
gesichtes. H. 0,066.
9. Fragment eines kleinen Altars griechischer
Arbeit. Auf der einen Seite in schönem Hochrelief
der jugendliche Dionysos von einem Satyr gestützt
und von einer Nymphe umarmt. H. 0,066.
10. Fragment eines kleinen Altars, von der
gleichen exquisiten Arbeit wie der vorige. Es ist
eine Ecke mit einer weiblichen Figur an jeder Seite.
H. 0,05.
11. Fragment von der Form eines kleinen
Altars ähnlicher Technik wie der vorhergehende.
Mädchen mit Vase und männliche Figur. H. 0,056.
12. Kleine Lampe von spätgriechischem Typus.
Oben eine Büste des jugendlichen Pan in voller
Vorderansicht in hohem Relief. L. 0,117.
13. Kleine Lamj^e von spätgriechischem Typus
in Form eines Zweiges mit Weinschlauch, dessen
Öffnung die Tülle der Lampe bildet. L. 0,075.
Institutsnachrichten.
169
INSTITUTSNACHRICHTEN.
Se. Majestät der Kaiser haben geruht, nach vorher
erfolgter Zustimmung des Bundesrats zu genehmigen,
dafs § I des Statuts des Archäologischen Instituts
folgenden Zusatz erhält:
»Aufserdem besteht bei dem Institut eine be-
sondere Kommission, welcher nach Mafsgabe der
vom Reichskanzler zu erlassenden Satzungen die
Förderung der römisch - germanischen Altertums-
forschung zufällt.«
Der Herr Reichskanzler hat sodann für die neu
errichtete besondere Kommission des Archäologischen
Instituts folgende Satzungen erlassen:
Satzungen
für die Römisch-Germanische Kommission
des Kaiserlich deutschen Archäologischen
Instituts.
§1.
Bei dem Archäologischen Institut wird eine
besondere Kommission gebildet, welche die Aufgabe
hat, die archäologische Erforschung derjenigen Teile
des Deutschen Reichs, die dauernd unter römischer
Herrschaft gestanden haben, mit Rat und That zu
fördern. Innerhalb dieses Gebiets ist die Kultur
von den ältesten Zeiten bis zum Ende der Römer-
herrschaft gleichmäfsig zu untersuchen.
Die aufserhalb dieser Grenzen namentlich
zwischen Elbe und Weser sich findenden römischen
Reste sind, soweit die Organisation der Kommissions-
arbeiten es gestatten wird, in die Forschung einzu-
beziehen.
§2.
Die Kommission besteht aus
i) dem General-Sekretär und zwei weiteren von
der Zentral-Direktion des Archäologischen Instituts
aus ihrer Mitte zu wählenden Mitgliedern,
2) dem im § 3 erwähnten Direktor,
3) drei vom Reichskanzler zu berufenden Mit-
gliedern,
4) sechs weiteren Mitgliedern, von denen je
eins die Regierungen von Preufsen, Bayern, Württem-
berg, Baden, Hessen und Elsafs-Lothringen berufen.
5) Aufserdem hat die Zentral-Direktion das
Recht, die Berufung von Vertretern einzelner Alter-
tumsvereine und anderer an der römisch-germanischen
Forschung interessierter Körperschaften bis zur Zahl
von fünf Personen bei dem Reichskanzler zu bean-
tragen.
Die Berufung der zu 3 und 4 genannten Mit-
glieder erfolgt auf längstens 5 Jahre. Das nach
Ablauf dieser Zeit ausscheidende Mitglied kann von
neuem berufen werden. Die Kommission tritt jähr-
lich einmal an einem im Forschungsgebiet belegenen
Orte, der auf Vorschlag des Direktors in jedem
Jahre vom Reichskanzler bestimmt wird, zusammen.
Über die Einberufung aufserordentlicher Sitzungen
entscheidet auf Antrag des General-Sekretars des
Archäologischen Instituts oder von drei Mitgliedern
der Kommission der Reichskanzler.
§3.
Die unmittelbare Leitung der Arbeiten erfolgt
nach den Beschlüssen der Kommission durch einen
Direktor, welcher von dem Reichskanzler bestellt
wird. Für diese Stelle hat die Zentral-Direktion des
Instituts eine geeignete Persönlichkeit in Vorschlag zu
bringen. Der Direktor bezieht, bis zur etatmäfsigen
Regelung seiner Stellung, aus den vom Reiche zur
Verfügung gestellten Mitteln eine Vergütung, deren
Höhe der Reichskanzler festsetzt.
Der Direktor nimmt seinen Wohnsitz im
Forschungsgebiet an einem vom Reichskanzler nach
Anhörung der Zentral-Direktion des Instituts zu
bestimmenden Orte. Befindet sich an diesem Orte
eine Universität, so erhält er nach Vereinbarung
mit der betreffenden Landesregierung die Befugnis,
an dieser Universität unter entsprechender Auf-
führung in ihrem Vorlesungsverzeichnisse Vor-
lesungen zu halten. Er vertritt die Kommission
nach aufsen, vollzieht die namens derselben abzu-
schliefsenden Verträge und weist nach Mafsgabe
des vom Reichskanzler festzusetzenden Jahres-Etats
Zahlungen aus den der Kommission zufliefsenden
Geldern an. Der von dem Direktor auf Grund der
Beschlüsse der Kommission aufzustellende Jahres-
Etat ist dem Reichskanzler vorzulegen. Der Direktor
hat die gesamte amtliche Korrespondenz zu führen,
für Erstattung eines Jahresberichts über die wissen-
schaftlichen Unternehmungen der Kommission und
für Ablegung der Jahresrechnung an den Reichs-
kanzler sowie für die Aufbewahrung der Akten
Sorge zu tragen. Zur Erledigung der Bureau- und
Kassengeschäfte wird der Direktor die erforderliche
Bureauhülfe gegen angemessene Vergütung nach
Mafsgabe der hierfür zur Verfügung stehenden
Mittel annehmen.
§4.
In der Kommission führt der Direktor, in Be-
hinderungsfällen der General- Sekretär des Instituts,
den Vorsitz.
Die Kommission fafst ihre Beschlüsse nach
Stimmenmehrheit. Zu einem gültigen Beschlüsse
ist die Anwesenheit von mindestens 6 Mitgliedern
aufser dem Vorsitzenden erforderlich. Bei Stimmen-
gleichheit giebt die Stimme des Vorsitzenden den
Ausschlag.
I/o
Institutsnachrichten.
Den Mitgliedern der Kommission werden für
die Reisen zu den Versapimlungen Reisekosten und
Tagegelder gewährt, deren Betrag der Reichskanzler
festsetzt. Für andere Dienstreisen, auch des Direktors,
werden die Auslagen liquidiert.
§5.
Die Kommission regelt ihre Thätigkeit durch
eine Geschäftsordnung, welche der Bestätigung
durch den Reichskanzler bedarf.
Die Kommission beschliefst über die in Angriff
zu nehmenden wissenschaftlichen Unternehmungen,
über deren Arbeitsplan und über die Verwendung
der zur Verfügung stehenden Mittel. Diese Beschlüsse
bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Genehmigung des
Reichskanzlers.
Die Berichte über die Sitzungen der Kommission
sind dem Reichskanzler einzureichen.
Die Berichte, Anträge u. s. w. der Kommission
an den Reichskanzler sind durch Vermittelung der
Zentral-Direktion des Instituts vorzulegen.
Auf demselben Wege ergehen die Erlasse des
Reichskanzlers an die Kommission,
§6.
Es ist Aufgabe der Kommission, und zwar zu-
nächst des Direktors, sich mit den die römisch-
germanische Forschung betreibenden Vereinen und
den leitenden Persönlichkeiten im Forschungsgebiet
in stetiger Fühlung zu halten, ihre Unternehmungen,
soweit dies gewünscht wird, beratend und eventuell
leitend zu fördern. Die vom Reich gewährten
Mittel können zur Unterstützung und zur Weiter-
führung dieser Lokalforschungen verwendet werden.
Die Beteiligung insbesondere des Direktors an
den örtlichen Untersuchungen bleibt der Verstän-
digung mit den Landesregierungen und, soweit
nötig, auch mit den Altertumsvereinen vorbehalten.
Allgemeine Bestimmungen hierüber sind durch die
zu erlassende Geschäftsordnung zu treffen.
§7.
Auf Anordnung des Reichskanzlers können die
Zentral-Direktion des Instituts und die Kommission
zu gemeinsamer Sitzung berufen werden, in welcher
der General-Sekrelar des Instituts oder dessen Ver-
treter in der Zentral-Direktion den Vorsitz führt.
§8.
Die Kommission giebt über ihre Arbeiten fort-
laufende Mitteilungen heraus. Die Form derselben
und die Art ihrer Veröffentlichung werden durch
die Kommission im Einvernehmen mit der Zentral-
Direktion des Instituts festgesetzt.
Über Ergänzungen und Abänderungen dieser
Satzungen beschliefst die Kommission. Sie bedürfen
der Genehmigung des Reichskanzlers.
Am 18. August d. J. ist ein treuer Hülfsarbeiter
der archäologischen Forschung im fünfundachtzigsten
Lebensjahre — er war zu Goslar am 27. Juli 18 18
geboren — von seiner unscheinbaren Arbeit durch
den Tod abgerufen, Gustav van Geldern. Bis
zuletzt auch bei schwindendem Augenlichte thätig,
ist er Jahrzehnte lang vorzugsweise für die Publi-
kationen unseres Instituts beschäftigt gewesen, die
ihm so die Vorlagen zu einer Reihe feiner Repro-
duktionen von Malereien auf gebranntem Thon ver-
danken. Wir nennen nur die farbige Wiedergabe
des klazomenischen Sarkophags auf Tafel 44 im
ersten Bande der »Antiken Denkmäler«. Geldern
war nicht nur Zeichner, er war ein Entzifferer der
kleinen Denkmäler, an denen er unermüdlich und
mit einer innigen Befriedigung beim Gelingen seine
ganz spezielle Virtuosität übte. Wer mit dem stillen
Manne an seinem Arbeitstische in der Museums-
bibliothek zu verkehren Gelegenheit hatte, wird
seiner in besonders warmer Anerkennung gedenken.
Die öffentlichen Sitzungen des Instituts in
Rom und Athen werden auch in diesem Jahre
mit einer Festsitzung im Anschlüsse an Winckel-
mann's Geburtstag beginnen und von da an alle
vierzehn Tage stattfinden.
Aufserdem wird in Rom der erste Sekretär,
Herr Petersen, vom Januar an wöchentlich ein
bis zwei Mal über griechisch-römische Kunst vor
den Monumenten vortragen. — Der zweite Sekretär,
Herr Hülsen, wird vom 15. November bis Weih-
nachten über Topographie des alten Rom
und in den ersten Monaten 1902 über lateinische
Inschriften in römischen Museen lesen. —
Herr Mau wird auch im nächsten Jahre vom 2. Juli
an einen Kursus von zehn oder elf Tagen in
Pompeji abhalten.
In Athen wird der erste Sekretär, Herr
Dörpfeld, von Anfang Dezember bis Anfang
April wöchentlich einmal die Bauwerke und
Topographie von Athen, Piräus und Eleusis
erklären und ferner von Anfang Januar ab wöchent-
lich einmal über das griechische Theater vor-
tragen (im Anschlufs an das Buch von O. Puch-
stein über die griechische Bühne.) — Der zweite
Sekretär, Herr Schrader, wird von Mitte November
ab die Skulpturen des Akropolismuseums
besprechen.
Herzogliches Museum zu Altenburg.
171
Im Frühjahr 1902 werden von Seiten des
athenischen Sekretariates wiederum drei Studien-
reisen nach folgendem vorläufigen Programm unter-
nommen werden:
I. Reise d
urch den Peloponnes nach
Olymp
ia.
Ithaka und Delphi.
I.
Donnerstag,
10.
April, Korinth und Nauplia.
2.
Freitag,
II.
Asklepieionb, Epidauros
3-
Sonnabend,
12.
Tiryns und Heraion.
4-
Sonntag,
13-
Mykenai.
5-
Montag,
14.
Argos und Tripolis.
6.
Dienstag,
15-
Megalopolis u. Kalamata
7.
Mittwoch,
16.
Messene und Ithome.
8.
Donnerstag,
17-
Lykosura.
9-
Freitag,
18.
Tempel von Phigalia.
10.
Sonnabend,
19.
Samikon.
11.
Sonntag,
20.
Olympia.
12.
Montag,
21,
Olympia.
13-
Dienstag,
22.
Olympia.
14.
Mittwoch,
23.
Patras.
15.
Donnerstag,
24.
Leukas und Ithaka.
16.
Freitag,
25-
Delphi.
17-
Sonnabend,
26.
Rückkehr nach Athen.
IL
Reise nac
h d
en Inseln des Ägäischen
Meeres.
I.
Freitag,
2,
vlai, Ägina.
2.
Sonnabend,
3-
- Porös und Sunion.
3.
Sonntag,
4-
- Eretria.Rhamnus, Marathon.
4-
Montag,
5-
- Karystos, Tenos, Mykonos.
5-
Dienstag,
6.
- Delos, Syra.
6.
Mittwoch,
7-
- Paros, Naxos.
7-
Donnerstag,
8.
- Thera (Santorin).
8.
Freitag,
9-
- Knossos auf Kreta.
9-
Sonnabend,
10.
- Kreta.
10.
Sonntag,
II.
- Kreta.
II.
Montag,
12.
- Melos.
12.
Dienstag,
13-
- Rückkehr nach Athen.
III. Reise nach Troja.
Am Sonnabend, den 17. Mai, wird voraus-
sichtlich die Reise nach Troja angetreten werden.
Die Erklärung der Ruinen und der Landschaft wird
drei Tage (19. — 21. Mai) dauern. Am 22. Mai
Rückreise nach Athen oder Fahrt nach Konstan-
tinopel.
Genauere Programme und Vorschriften für die
einzelnen Reisen werden einige Tage vor dem
Antritt einer jeden in der Bibliothek des Instituts
angeschlagen sein. Meldungen zur Reise durch den
Peloponnes sind bis zum 15. März 1902, zur Reise
nach den Inseln und nach Troja bis zum 26. April
1902 an den Unterzeichneten zu richten. Da die
Zahl der Teilnehmer nur eine beschränkte sein
kann, ist es ratsam, sich möglichst bald zu melden.
Die Kosten der Reise durch den Peloponnes be-
tragen für jeden Tag etwa 13 Mark, die der Reise
nach den Inseln etwa 16 Mark. Für die Reise
nach Troja lassen sich die Kosten nicht genau an-
geben, werden aber einschliefslich der Rückkehr
nach Athen oder der Weiterfahrt nach Konstan-
tinopel 100 Mark nicht viel übersteigen. Der
Beitrag wird auf den beiden ersten Reisen unter-
wegs in griechischem Papiergelde, auf der dritten
in französischem Golde eingefordert. Das Reise-
gepäck ist auf einen Reisesack oder Handkoffer zu
beschränken. Für die Peloponnesreise ist ein fester
Überzieher oder Regenmantel, sowie ein Efsbesteck
notwendig. Die Briefe der Reiseteilnehmer werden,
wenn sie an das Institut in Athen (Phidias-Str, i)
adressiert sind, während der Reisen soweit als
möglich nachgeschickt.
Der I. Sekretär des Instituts:
Wilhelm Dörpfeld.
HERZOGLICHES
MUSEUM ZU ALTENBURG.
Die seit 25 Jahren im Herzoglich Sachsen-
Altenburgischen Museum zu Altenburg befindliche,
vom Freiherrn v. Lindenau gestiftete Vasensammlung
hat durch den Unterzeichneten eine Neuordnung,
Numerierung und Inventarisierung erfahren, die
deren Benutzung jetzt der Allgemeinheit ermöglicht.
Die Drucklegung eines Katalogs ist nach Mafsgabe
der Mittel der Stiftung erst später möglich.
Da der Umfang der Sammlung gröfser ist, als
man gemeiniglich annimmt, da sie ca. 3Y2 Hundert
Gefäfse, darunter ca. 200 figürlich geschmückte Vasen
umfafst, so erscheint es wünschenswert, bereits jetzt
die Benutzung auch Auswärtigen zu erschliefsen,
soweit dies möglich ist. — Das Hilfsmittel hierzu
bietet das 1899 bei Stephan Geibel in Altenburg
erschienene Buch von A. Procksch, »Bernhard
August Frh. v. Lindenau als Kunstfreund«, das die
Verzeichnisse der Erwerbungen Emil Brauns, des
Hauptagenten des Sammlers enthält, wenn auch oft
mit irrthümlichen Angaben in den Beschreibungen.
Das Inventar, das in Altenburg zu öffentlicher Be-
nutzung steht, durch Anfrage aber auch von aus-
wärts in Anspruch genommen werden kann, giebt
die nothwendigste Auskunft durch die Formel:
Braun No. — . Procksch S. — (beizufügen,
weil Braun in den einzelnen Serien von i ab
weiterzählt). Form: (meist nach Berlin, sonst
nach Heydemann Neapel, Catalogue of vases in
1/2
Bibliographie.
the Brith. Mus, v. Quandt und Schulz,
Sammlung v. L. im Pohlliose, Stephani
Ermitage St. Petersburg, Collignon Catal.
d'Aihenes). Höhe: — . Umfang: — . Durch-
messer: — .
So lassen sich nach Procksch 102 figürlich
geschmückte und sonst 10 Gefäfse bestimmen.
Vorhanden sind an bemalten 53 sf. Standgefäfse,
ca. 30 sf. und rf. Schalen u. dgl. , 104 rf. Stand-
gefäfse. Bei einigen Stücken wäre eine Aussonderung
wünschenswert, ist aber nach dem Wortlaute der
Stiftungsurkunde nicht ohne weiteres möglich. Die
zu Lehrzwecken bestellten Nachahmungen, ca. 50,
sind gesondert gestellt. Ein aufliegendes pro
memoria giebt nähere Auskunft, die auch der
Unterzeichnete in gegebenen Fällen, wenn er in
Leipzig anwesend ist, gern gewähren wird. Er
knüpft in Übereinstimmung mit der Verwaltung
der Sammlung die Bitte an, dafs Alle, die Alten-
burger Vasen veröffentlicht, besprochen oder erwähnt
haben, dies in Altenburg oder Leipzig bekannt
geben mit möglichst genauem Verweise, wenn
möglich mit einem Abzüge der Abbildung.
Im Auftrage des Vorsitzenden der v. Lindenau-
Stiftung, Herrn Geheimen Staatsrates von Borries
Prof. D. Arthur Schneider.
Leipzig/Gohlis.
BIBLIOGRAPHIE.
Abgeschlossen am 1. September.
Rccensionen sind cursiv gedruckt.
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par A. Barsanti. S. 161 — 166. (3 Abb.) II. Les
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au musee de Tchinily-Kiosk. S, 583 — 587.
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S. 601 — 615 (3 Abb.). — Seure, Bas-relief fune-
raire de style attique du Musee de Tchinily-
Kiosk. S. 615—617. (i Abb.) — Homolle,
Les Caryatides du Tresor de Cnide. S. 617 —
635. (PI. VI— VIII, 3 Abb.) — Demargne, In-
scription relative au dieu Kyparissos. S. 635.
— Perdrizet, Terres cuites de Lycosoura et
mythologie arcadienne. S. 635 — 638, (i Abb.)
Arcbäologigcber Anzeiger 1901.
24« annee (1900).
I — VI. A, deRidder, Bronzes du Musee National
d'Athenes. S. 5 — 23. (14 Abb.) — G, Cousin,
Voyage en Carie, S. 24 — 69. — P, Perdrizet,
Inscriptions d'Acraephiae, Suite et fin. S. 70
— 81. [Darin: Menestratos, sculpteur athenien
du IVe siecle,] — J. H.[omolle], Signature com-
mune de Mcnecrates et Sopatros a Delphes, S, 81.
— G, Colin, Inscriptions de Delphes, Decrets
amphictyoniques en l'honneur des artistes dio-
nysiaques d'Athenes. S. 82 — 123. — E, Bour-
guet, Inscriptions de Delphes, Les Comptes du
Conseil sous l'archontat de Dion. S. 124 — 146.
— G. Seure, Inscriptions de Thrace, I. Le
territoire continental des Dieux de Samothrace.
S. 147 — 159. II, Inscriptions recueillies sur
la cote thrace de la mer de Marmara, S. 159
— 169. — Th. Homolle, Inscriptions de Delphes.
Ex-voto de la confederation beotienne a Delphes,
Pisis de Thespies, S. 170 — 178. — Ph.E.Legrand,
Inscriptions de Trezene. S. 179 — 215. — A. Wil-
helm, Remarques sur deux inscriptions deDelphes.
S. 216— 221. — J. Demargne, Monuments figu-
res et inscriptions de Crete. S. 222 — 246. —
R. Mowat, Inscription romaine decouverte par
Louis Couve ä Monastir. S. 247 — 253. —
T. H., Inscription de Rhodes. S. 253. — J. E.
Harrison, Aegis-'Aypirjvdv, S. 254— 262. (2 Abb.)
— G. Mendel, Inscriptions de Thasos. S. 263
— 284. — P. Perdrizet, Melanges epigraphiques.
I. Inscription de Tegee. S. 285—288. (PI. VIII.)
II. Inscriptions d'Antioche. S, 288 — 291. III. In-
scription chretienne de Dokimion. S. 291 — 299.
— P. Perdrizet, Inscriptions de Philippes. Les
Rosalies, S. 299—323. (PI. XIII.) — Th. Rei-
nach, Un nouveau proconsul d'Achaie. S. 324
-328.
Bulletin critique. 22^ annee. (1901.)
No. 16. B. Babelon, Melanges numismatiques.
j« Serie. (H, T,) S, 320,
No. 17. E. A. Gardner, A Handbook of greek
sculpture. (E. Michon.) S. S22 — 32^.
No. 20. Demolins, Les grandes Rotttes des
peuples. — Les routes de tantiquite. (A. R. K.)
S. S9^-S97-
Bulletin italien. Tome i. (1901.)
Nr. 2. E. Boury, A propos de deux oeuvres
celebres d'art italien: Le portrait de Dante du
Bargello, la tete de cire du Musee de Lille.
S, 146—149,
Bulletin-Revue de la Societe d'emulation et des
Beaux-Arts du Bourbonnais [Moulins], 8e annee.
(1900.)
12
178
Bibliographie.
F. Perot, Inventaire des decouvertes archeo-
logiques faites en Bourbonnais en 1899: Epoque
gallo-romaine. P. 65 — 66. — Melin & Bertrand,
Foiirs de potiers gallo-romains decouverts ä
Saint-Bonnet, commune d'Yzeure (AUier). P. 91
—95.
Bulletins et memoires de la Societe d'Anthropo-
logie de Paris. Ve serie. Tome premier. (1900.)
Fase. 5. A. Bloch, Interpretation anthropo-
logique du mot latin Gallus (Gaulois). S. 432
—440.
Fase. 6. Zaborowski, I. Industrie egeenne
ou premycenienne sur le Dniestre et le Dniepre.
II. Cranes de kourganes prehistoriques scythiques,
drewlanes etpolanes. S.451 — 466. — F. Regnault,
Les terre-cuites grecques de Smyrne. S. 467 —
477. (21 Abb.)
Bullettino di archeologia e storia dalmata.
Anno XXIV. (1901.)
Fase. 3. 4. 5 (marzo — maggio). Bulic, Ritrova-
menti antichi a Epetium (Stobrec). S. 33 — 41.
— Bulic, S. Feiice martire di Epetium. S. 41 — -45.
— Bulic, Iscrizioni inedite: Salona; Ager Salo-
nitanus. S. 45 — 54. — Bulic, Un ampolla
d'oglio di S. Menas martire trovata in Dalraazia.
S. 55 — 58. (Tf. I.) — Strzygowski, Le rela-
zioni di Salona coll'Egitto. S. 59 — 65. (Tf. II,
III, IV.) — Kubitschek, Incisioni su monete
d'argento romane. S. 65 — 68. — Bulic, Uescri-
zione delle lucerne fittili acquistate dal Museo
di Spalato nel 1899, 1900. S. 69. — Buliö,
Ritrovamenti antichi a Trau. S. 69. — Bulic,
Ritrovamenti di monete antiche sulFisola di Ka-
prije di Sebenico. S. 70.
Supplemento: Gemme antiche della collezione
di S. Meneghelli in Zara. S. 1 — 8.
Bullettino, Nuovo, di Archeologia cristiana. Anno
VII. (1901.)
No. 1.2. G. B. Lugari, II sacello 'Domine
quo vadis' suUa via Appia. S. 5 — 26. — G. Bo-
navenia, Figura orante con epitaffio della fan-
ciulla Veneriosa nel cimitero di S. Ermete. S. 27
— 34. (Tf. I.) — O. Marucchi, Resoconto delle
adunanze tenute dalla Societä per le conferenze
di Archeologia cristiana (Anno XXVI, 1900 —
1901). S. 35 — 60. — G. Pinza, Notizie sul ci-
metero cristiano di Bonaria presso Cagliari e
SU di un ipogeo cristiano presso Bonorva.
S. 6i — 70. — O. Marucchi, Di un antico bat-
tistero recentemente scoperto nel cimitero aposto-
lico di Priscilla, e della sua importanza storica.
S. 71 — 118. (Tf. II, IIA, III.) _ p. Crostarosa,
Inventario dei sigilli impressi suUe tegole del
tetto di S. Croce in Gerusalemme in Roma.
S. 119— 144.
Notizie. Scoperte archeologiche in Gerusa-
lemme ed in Nazareth; scavi di Nazareth.
(Tf. IV, V; G. Angelini). Notizie sul pretorio
di Gerusalemme (E. Zaccaria). Scoperte di Ma-
daba (G. Manfredi). Scoperte archeologiche in
Tunisia (P. Delattre). Notizie degli scavi ese-
guiti nelle Catacombe romane nel periodo 1900
— 1901 (P. Crostarosa). Osservazioni sugli scavi
nelle catacombe romane; scavi nella chiesa di
S. Maria Antiqua; scoperta nella basilica di
SS. Giovanni e Paolo sul Celio (O. Marucchi). II
sommo Pontefice Leone XIII e gli scavi delle
catacombe romane. S. 145 — 178.
Bullettino di paletnologia italiana. Anno XXVII.
(1901.)
N. 4 — 6 (aprile — giugno). Colini, armi litiche
con foro del Materano S. 69—73. — Colini, II
sepolcreto di Remedello e il periodo eneolitico
in Italia (cont.). S. 73 — 132. — Pigorini, Scavi
di Norba. S. 132 — 134. — Alfonsi, Alari fittili
preromani di Este. S. 134 — 139. (Tf. X.)
Carinthia I. Mitteilungen des Geschichtsvereins
für Kärnten. 90. Jahrg. (1900.)
Nr. 5. 6. E. Nowotny, Ein römisches Bad
zu Mühldorf im Möllthale. S. 125 — 162. (2 Pläne.)
Centralblatt für das Bibliothekswesen. XVII. Bd.
(1900.)
Th. Birt, Zur Geschichte des antiken Buch-
wesens, s. 545—565-
Centralblatt, Litterarisches. 52. Jahrg. (1901.)
Nr. 24. F. Hang u. G. Sixt, Die römischen
Inschriften tt. Bildwerke Württembergs. (A. K.)
Sp. gSojSr. — E. Ferrero, L'arc d' Auguste a
Suse. (ff. Wfld.) Sp. g8/.
Nr. 26. ff. Swoboda, Griechische Geschichte.
2. verb. Aufl. (A. ff.) Sp. 104^148. — W. ff.
Röscher, Ephialtes (an.). Sp. loyo — 7/.
Nr. 27. C. Robert, Studien zur Ilias (an.)
Sp. 10g 6 jg^.
Nr. 28. F. Guiraud, La main-d^oeuvre indu-
strielle dans l'ancienne Grece. (Beloch.) Sp. 1134.
— F. Lohr, Ein Gang durch die Ruinen Roms.
(-11-) Sp. 11J4. — y. Strzygoivski, Orient oder
Rom. (V. S.) Sp. irs4-S5'
Nr. 30. A. Odobesco, Le tresor de Petrossa.
(E. V. Stern.) Sp. 123^—38.
Nr. 31. F. ffultsch. Die Gezuichte des Alter-
tums ncuh ihrem Zusammenhange dargestellt.
(C. F. Lehmann.) Sp. 12^1 — ^3.
Nr. 32. L. Deiibner, De incubatione capita
quattuor (an.) Sp. 1301. — E. Jaeschke, Die
Bibliographie.
179
Antike in der bildenden Kunst der Renaissance.
(H. W.) S/>. IJ18.
Clironicle, The numismatic. 1900.
Part III (No. 79). W. Wroth, On the re-
arrangement of the Parthian coinage. S. 181 —
202. (PlatesVII— IX.) — C.Oman, Unpublish-
ed or rare coins of Smyrna in the Bodleian
Cabinet. S. 203 — 208. — F. Haverfield, On a
hoard of Roman coins found at Carhayes, Corn-
wall. S. 209 — 217.
Civiltä, La, cattolica. Ser. XVIII vol. 2.
qu. 1223 (i. giugno 1901). P. Grisar, Archeo-
logia. 126. S. Saba avanti gli ultimi scavi.
127. Antichitä romane sul coUe di S. Saba.
128. Scoperta dell'oratorio di S. Silvia, madre
di S. Gregorio Magno, sotto la chiesa di S. Saba.
s. 584-599-
qu. 1224 (15. giugno). De Cara, Della stela
del Foro. S. 686—695.
vol. 3 qu. 1227 (3. agosto). De Cara, II
primo scavo di una cittä pelasgica nel Lazio.
S. 296—305.
Comptes-rendus des seances de l'Academie des
Inscriptions et Belles-Lettres. 1901.
Janvier-Fevrier. Heron de Villefosse, L'his-
toire d'une inscription. (Addition ä une note
de M. Ph. Berger.) S. 17—35. — Clermont-
Ganneau presente les observations suivantes
[betreff, die neuesten Ausgrabungen in Kreta].
S. 42 — 44. — Cavvadias, Lettre [betr. den Sta-
tuenfund im ionischen Meer]. S. 58 — 63. (4Abb.)
— E. T. Hamy, Sur les ruches en poterie de la
Haute Egypte. S. 79 — 82. — H. de la Tour,
Note sur la colonie de Lyon, sa fondation, le
nom de son fondateur et son premier noni,
d'aprcs sa premiere monnaie. S. 82 — 100, (i Abb.)
— Heron de Villefosse, decouverte epigraphique
recemment faite ä Saint-Marcel-les-Chalon (Saone-
et-Loire). S. 107—108. — Thedenat, Note sur
trois monuments epigraphiques signales par
M. Emile Pierre. S. 140 — 152. — Cavvadias,
Lettre [betr. den Statuenfund im ionischen
Meer]. S. 158—159. (3 Taf.)
Mars-Avril. St. Gsell, Note sur une inscrip-
tion d'Ighzer-Amokrane (Kabylie). S. 170 — 172.
— S. Reinach, Communication sur le premier
buste authentique de l'empereur Julien. S. 184.
— R. Cagnat, Note sur une inscription grecque
de Pouzzoles. S. 192 — 196. — Ph. Berger,
Addition ä la note de M. Cagnat. S. 196 — 198.
— H. Weil, Note sur uiie inscription grecque
d' Egypte. S. 201 — 204. — P. Perdrizet, Note
sur une representation s)Tnbolique de la triade
d'Heliopolis. S. 218 — 221. — Clermont-Ganncau
communique la lettre suivante du R. P. Lagrange
[betrifft die Aufdeckung eines schönen Mosaiks
in Jerusalem]. S. 223 — 225. — G. Foucart, Les
deux rois inconnus d'Hieraconpolis. S. 228 —
252. — R. Cagnat, Note sur les fouilles exe-
cutees en 1900 par le service des monuments
historiques en Algerie. S. 254 — 55.
Congres archeologique de France. Seances
generales tenues a Bourges en 1898.
LXVe Session. Proces-verbaux des seances
et compte-rendu des excursions. S. 23 — 124.
(9 Taf.) — Memoires. I. Vicomte de Laugar-
diere, Rapport sur l'etat des etudes archeolo-
giques dans le Departement du Cher depuis
trente ans. S. 125—140. — II. P. de Goy, Les
ages du bronze et du fer en Berry. S. 141 — 153.
— IV. De Laugardiere, Quelle est la date ap-
proximative des Inscriptions Gauloises de Ge-
nouilly. S. 160 — 164. — V. D. Mater, Les voies
romaines dans le departement du Cher. S. 165
— 222. (i Karte.) — VII. A. Blanchet, Les
camees de Bourges. S. 236 — 254. (2 Taf., 2 Abb.)
— XI. G. Tocilesco, Conference sur le mausolee
d'Adam-Klissi. S. 305 — 311.
Correspondenz-Blatt der deutschen Gesellschaft
für Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte.
XXXI. Jahrg. (1901.)
Nr. 9 — 12. Bericht über die XXXI. allge-
meine Versammlung in Halle a. S. S. 69 — 163.
[Darin: Henning, Bericht über die letzten Strafs-
burger Ausgrabungen und über die neue archäolo-
gische Bewegung in Deutschland. S. 92 — 96.]
Gazette des beaux-arts. 30 Periode. Tome XXVT.
(1901.)
5290 Livraison. H. Lechat, Les origines et
le developpement du temple grec. (Troisieme
article.) S. 55—68. (6 Abb.)
5308 livraison. H. Lechat, Les origines et le
developpement du temple grec. (Quatrieme et
dernier article) S. 139—152 (12 Abb.).
Gegenwart, Die. Bd. 66 (1901).
No. 29. J. Gaulke, Über die Entstehung der
Kunstformen. S. 4i — 43.
Geschichtsblätter, Deutsche. II. Bd. (1901).
9. Heft. E. Anthes, Der erste Verbandstag
der west- und süddeutschen Vereine für römisch-
germanische Altertumsforschung. S. 228 — 234.
Gymnasium. XIX. Jahrg. (1901).
No. II. K. Hachtmann, Pergainon^ eine Pflanz-
stätte hellenischer Kunst. (Werra.) Sp.j8^ — 86.
No. 13. y. Tolkiehn, Homer u. d. römische
Poesie. (H. Walther) Sp. 438—460.
i8o
Bibliographie.
No. 15. L. Gurlitt, Anschauungstafeln zu
Caesars bellum gallicum. III — VI. (H. Walther.)
Sp.532— 33. — Marina, Romanentum u.Gernianen-
welt. (P. Dittrich.) Sp. 534—38.
Gymnasium, Das humanistische. 12. Jahrg. (1901)
Heft III u. IV. K. Blümlein, Die Saalburg.
II. Mit Zusatz V. G. Uhlig. S. 151 — 157. —
K. Woermann, Geschichte der Kunst aller Zeiten
u. Völker. I. Bd.: Die Kunst der vor- u. au/ser-
christl. Völker. (E.) S. 267—68.
Hermes. 36. Bd. (1901).
3. Heft. P. Stengel, Zu den griechischen
SacralalterthUmern. Die Speiseopfer bei Homer.
S. 321 — 335. — C. Robert, Archäologische
Nachlese. XV. Illustrationen zu einem griechi-
schen Roman. XVI. Niobe auf einem pompei-
anischen Marmorbild. XVII. Iliasscenen in der
altkorinthischen Vasenmalerei. XVIII. Iliasscene
auf griechischen Sarkophagen. XIX. Bendis
oder Iris? S. 364 — 404 (3 Abb.). — O. Lager-
crantz, Das E zu Delphi. S. 411 — 421. —
F. Hiller v. Gärtringen, Inschriften von Rhodos
und Thera. S. 440 — 447. — A. Wilhelm, öeoi
Imxo'jptot. S. 448 — 450. — A. Wilhelm, Epi-
gramm aus Astypalaia. S. 450. — W. Ditten-
berger, Zum Brief des Antigenes an die Skepsier.
S. 450 — 452. — F. Hiller v. Gärtringen, Hermes
Kypharissiphas. S. 452 — 456.
Jahrbuch der Gesellschaft für lothringische Ge-
schichte u. Altertumskunde. XII. Jahrg. (1900).
A. Riese, Über die sogenannten Juppiter-
säulen. S. 324 — 345. — J. B. Keune, Bericht
über die Erwerbungen des Museums der Stadt
Metz, Geschäftsjahr 1900. Nebst einem Über-
blick über die Entwicklung der Sammlungen.
S. 346-416. (6 Taf, 33 Abb.)
Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archäologischen
Instituts. Bd. XVI (1901).
Heft 3. D. Detlefsen, Die eigenen Leistungen
des Plinius für die Geschichte der Künstler.
S. 75 — 107. — C. Schuchhardt, Die Anastasius-
Mauer bei Constantinopel und die Dobrudscha-
Wälle. S. 107—127. (Mit Tafel I u. 31 Abb.)
— H. Schöne, Das Visirinstrument der römischen
Feldmesser. S. 127 — 132. (Mit Tafel II und
6 Abb.)
Archäologischer Anzeiger. Nr. 3. Aus-
grabungen auf Ägina. S. 129 — 131. — Bericht
über eine epigraphisch-archäologische Expedition
auf der Insel Kos im Sommer 1900. S. 131 —
140 (mit 8 Abbildungen) (R. Herzog). — Die
Häfen von Karthago 4. S. 140 — 147 (mit 3 Ab-
bildungen) (R. Oehler). — Ausstellung von
Fundstücken aus Ephesos in Wien. S. 148
(mit einer Abbildung). — Sitzungsberichte der
Archäologischen Gesellschaft zu Berlin. Juli.
S. 149. — Erwerbungen des Louvre im Jahre
1900. L S. 150 — 155. — Erwerbungen des
British Museum im Jahre 1899. S. 155 — 163. —
Erwerbungen des Ashmolean Museum zu Oxford,
S. 163 — 165. — Erwerbungen des Museum of
Fine Arts in Boston im Jahre 1899. S. 165 —
168. — Institutsnachrichten. S. 169— 171. —
Herzogliches Museum zu Altenburg. 171 — 172.
— Bibliographie. S. 172 — 189.
Jahrbücher, Neue, für das klassische Altertum,
Geschichte u. deutsche Litteratur. 5. Bd. (1901).
10. Heft. H. Bulle, Die Steinschneidekunst
im Altertum. S. 661 — 691. (2 Taf.) — H.
Gracven, Zweiundsechszig Jahre byzantinischer
Geschichte. S. 692 — 702 (9 Abb.).
7. Bd. (1901).
1. Heft. A. Gercke, Die Analyse als Grund-
lage der höheren Kritik. S. i — 12. [Forts.
Heft 2 S. 81 u. 3 S. 185.] — L. Bloch,
Alkestisstudien. I. Das Weib in der griechischen
Dichtung bis auf Euripides. II. Alkestis u.
Alceste. III. Kulturgeschichtliches. S. 22—50.
— U. V. Wilamowitz-Moellendorff, Reden u. Vor-
träge. (J. Ilberg.) S. 70 — 74.
2. Heft. L. Bloch, Alkestisstudien. IV. Lit-
terargeschichtliches. Exkurs: Die sog. Inselido^e.
S. 113 — 132 (i Taf., 14 Abb.) — A. Mau, Pompeji
in Leben u. Kunst u. P. Kabbadias, t6 Upöv toü
'AazXTjTrioü h 'ETtioaüpiii. (Rb-) S. 160.
3. Heft. J. Tolkiehn, Die inschriftliche Poesie
der Römer. S. 161 — 184. — W. Osiander, Der
Hannibalweg. (W. Rüge.) 8.223 — 223.
4. Heft. E. Schwyzer, Die griechische Sprache
im Zeitalter des Hellenismus. S. 233—248. —
E. Norden, Vergils Äneis im Lichte ihrer Zeit.
S. 249—282 (Schlufs im 5. Heft S. 313—34). —
W. Liebenam, Städteverwaltung im römischen
Kaiserreiche. (O. E. Schmidt.) S. 301— og.
5. Heft. R. M. Meyer, Über das Verständnifs
von Kunstwerken. S. 362 — 80.
Jahrbücher, Preufsische. 105. Bd. (1901).
Heft I. F. J. Schmidt, Goethe und das
Alterthum. S. 63 — 84. — P. Rohrbach, In
Mesopotamien. III. Von Ninive nach Babylon.
S. 85— III.
Jahresbericht über die Fortschritte der classischen
Altertumswissenschaft. 29. Jahrg. (1901).
Bd. CX. B. Graef, Antike Plastik. S. i— 16.
Journal, American, of Archaeology. Second
Series. Vol. V (1901).
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logical Institute of America. S. I — 36. —
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Lowrie, A. Jonah monument in the New York
Metropolitan Museum. S. 51 — 57 (2 Abb.) —
A. Sp. Jenkins , The -» Trajan-reliefs « in the
Roman Forum. S. 58-82 (3 Abb.) — H. N.
Fowler, Archaeological news. Notes of recent
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Journal, The Archaeological. Vol. LVIII. (1901.)
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Nr. 5. C. R. ßeazley, Madaba Map. S. 516
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Mai. Berthelot, Sur les metaux egyptiens.
Etüde sur un ctui metallique et ses inscriptions.
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R. Koldrwcy u. 0. Fuchs tein, Die Griechischen
Tempel in Unteritalien u. Sicilien. Troisicnie
article. (G. Perrot.) S. 281 — 2gg, (Fig. 10 — ij.)
Juillct. F. Biehkoxüski, De simulacris barba-
rarum gentium apud Romanos. (E. Courbaud.)
S. 4sg—462.
Korrespondenzblatt des Gesammtvereins der
deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine.
49. Jahrg. (1901.)
Nr. 6 u. 7. E. Anthes, Der erste Verbands-
tag der west- und süddeutschen Vereine für
römisch-germanische Alterthumsforschung. S. 90
-^92.
Limesblatt. 1901.
Nr. 33. 201. Niederbieber. [Kastell.] (Ritter-
ling.) Sp. 889 — 899. — 202. Württemberg.
[Obergermanischer Limes.] (Leonhard.) Sp. 899
— 918. — 203. Faimingen. (M, Scheller.)
Sp. 918 — 920.
LiSty filologicke. 1901.
Lfg. I. Groh, Thukydides oder Aristoteles?
S. I — 9. — Cumont, Textes et monuments figures
relatifs aux mysteres de Mithra (E. Ferontka.)
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Mithra (E. Ferontka.) — Latisev, Scythica et Cau-
casica. (L. Nieder le.)
Litteraturzeitung, Deutsche. XXII. Jahrg.
(1901.)
Nr. 22. Ch. Mücke, Vom Euphrat zum Tiber.
(J. Habel.) Sp. 1382.
Nr. 23. E. Ldwy, Die Naturwiedergabe in
der älteren griechischen Kunst u. A. Aubert, Der
Dornauszieher auf dem Kapitol u. die Kunst-
archäologie. (A. Kalkmann.) Sp. 14^8 — 1462.
Nr. 24. P. Herrmann, Zu den Ausgrabungen
auf Kreta. Sp. 1657 — 1660.
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Erlebtes u. Erforschtes, (y. Fartsch.) Sp. rjoj.
— A. Venturi, Storia dell' arte italiana. T. i.
(W. V. Seidlitz.) Sp. 1717—ig.
Nr. 28. M. Ruhland, Die eleusitiischen
Göttinnen. (A. Furtzaängler.) Sp. f^Sj.
Nr. 29. y. Frei, De certaminibus thymelicis.
(W. Dörpfeld.) Sp. 1816—18.
Nr. 30. U. V. Wilamowitz-Moellendorff', Reden
u. Vorträge. (N. v. Arnim) Sp. J88J—87, — -.
C. Falsch, Archäologisch - epigraphische Unter-
suchungen zur Geschichte der römischen Frovinz
Dalmatien: (A. v. Fremerstein.) Sp. i8g8—gg.
Nr. 31. W. H. Röscher, Ephialtes. (L.Deubner.)
Sp. igsg—40.
Nr. 32. Annales du service des antiquites de
VEgypte. (Fr. W. v. Bissing.) Sp. 201J — 16.
Melange s d'archeologie et d'histoire de l'Ecole
frangaise de Rome. XXIe annee. (1901.)
Fascicule i — 2. L. Homo, Le forum de
Thugga d'apres les fouilles de 1899 et 1900.
S. 1 — 22. (PI. I.) — M. Pernot, Inscription
d'Henchir-Mcttich. S. 67 — 95. — A. Merlin,
A propos de l'extension du pomerium par Vas-
pasien. S. 97 — 115.
Fase. 3. 4. S. GselJ, Chronique archeologique
africaine. S. 181 — 241. — D. Serruys, Deux
plans strategiques dans les manuscrits de Thu-
cydide. S. 403 — 409.
Memoires de l'Academie des sciences, arts et
belles-lettres de Dijon. 4^ serie. Tome VII.
(1901.)
Mabille, Le communisme et le feminisme a
Athenes. S. 317 — 361. f.
Memoires de la Societe academique d'agriculture,
des sciences, arts et belles-lettres du departe-
ment de l'Aube [Troyes], 30 serie, t. XXXVI
(1899).
Dons faits au musee de Troyes en 1899;
Objets gallo-romains. P. 440 — 444.
l82
Bibliographie.
3« Serie, t. XXXVII (1900).
Dons faits au niusee de Troyes en 1900;
objets gallo-romains. P. 422.
Memoires de la Societe eduenne [Autun], t. XXVIII
(1900).
J. G. Bulliot, Notice sur deux inscriptions
romaines recemment trouvees ä Autun. P. 349
—368 (4 planclies). ~ J. G. Bulliot, Nouvellcs
observations critiques sur les bas-rcliefs de
Mavilly. P. 377 — 383 (2 planches).
Militär-Wochenblatt, 86. Jahrg. (rgoi.)
Wolf, Des Limes des Kaisers Domitian.
Sp. 1828—30.
Miscellanea di storia Veneta. Serie seconda.
Tom, VII (1901). Sulla scoperta di due barche
antiche nel comune di Contoria (Rovigo.)
S. 3-58. (10 Taf.) -
Mitth eilungen der Anthropologischen Gesell-
schaft in Wien. XXX. Bd. (1900.)
Sitzungsberichte Nr. 4. J. Szombathy, Der
XII. internationale Congress für prähistorische
Anthropologie u. Archaeologie zu Paris 1900.
S. [189]- [197]. (I Plan.)
Mittheilungen der Gesellschaft für Salzburger
Landeskunde. XLI. (1901.)
Heft I. A. Petter, Das Römerthor nächst
dem Rainberge in Salzburg. S. i — 9. (i Taf.)
— O. Klose, Ist der im Museum Carolino-
Augusteum zu Salzburg aufbewahrte römische
Leichenstein von Mariapfarr ein christliches oder
heidnisches Denkmal? S. 13 — 20. (i Abb.)
Mittheilungen des Instituts für österreichische
Geschichtsforschung. XXII. Bd. (1901.)
2. Heft. J. Jung, Die Stadt Luna und ihr
Gebiet. Ein Beitrag zur historischen Landes-
kunde Italiens. S. 193 — 246.
Mitth eilungen des k. deutschen archäologischen
Instituts. Römische Abth. Bd. XVI. (1901.)
Fase. I. C. V. Bildt, Die Ausgrabungen
C. F. V. Fredenheins auf dem Forum Romanum.
S. 1—20. (Taf. A, 4 Abb.) — W. Amelung,
Statue der Aphrodite. S. 21 — 32. (Taf. I u. II,
I Abb.) — E. Pfuhl, Der Raub des Palladions.
S. 33—41. — R. Delbrück, Die Kuh des Myron.
S. 42—46. (Taf. IV.) — M. M. Vassits, Fund
von Nisch. S. 47- — 56. (3 Abb.) — E. Petersen,
Eros U.Psyche oder Nike. S. 57—93. (4 Abb.)
— Sitzungen. S. 94 — 96.
Mitteilungen aus der historischen Litteratur.
XXIX. Jahrg. (1901.)
3. Heft. IV. Oslander, Der Hannibalweg neu
untersucht und durch Zeichnungen und Tafeln er-
läutert. (Dietrich.) S. 261— 26g.
Mitth eilungen aus den Orientalischen Samm-
lungen der kgl. Museen zu Berlin.
Heft IX (1901). Grabfunde des Mittleren
Reiches in den kgl. Museen zu Berlin. II. Der
Sarg des Sebk-o. Ein Grabfund aus Gebelen,
herausg. von G. Steindorff. VIII, 34 S, (Taf. I—
XXII.)
Mnemosyne. Nova series. Vol. 29. (1901.)
Pars III. J. van Leeuwen, Homerica. XXI.
De Ulixis aedibus. S. 221 — 243. — J. J. Hart-
man, De Regia observatiuncula. S. 244 — 246.
— H. van Gelder, Ad titulos Acraephienses.
S. 281 — 306. — S. A. Naber, Deorum coronae.
s. 304—306.
Monatshefte, Westermanns illustrierte deutsche.
(1901.)
C. Fredrich, Ein Ausflug in Kleinasien.
S. 620 — 31.
Monumenti antichi pubblicati per cura dclla
R. Accademia dei Lincei. Vol. XI (1901).
Puntata i. G. Pinza, Monumenti primifivi
della Sardegna. Sp. 1—280. (Tav. I— XIX,
146 Abb.)
Museum, Ceske, Filologickc. 1901.
Lfg. I u. 2. L. Sternbach, De Vincentii
Bellovacensis excerptis Graecis. II. S. i — 28. —
Fais, Storia di Roma. I — //. (J. V. •Fräsek.) —
Lohr, Ein Gang durch die Ruinen Roms. (y. V.
FräSek.) — Malinin, Zwei Streitfragen der Topo-
graphie von Athen. (J. V. Frdsek.) — Gsell-Fels,
Rom u. die Campagna. (J. V. Frdsek.)
Museum, Rheinisches, für Philologie. 56. Bd.
(1901.)
2. Heft. A. V. Mefs, Der Typhonmythus bei
Pindar u. Aeschylus. S. 167 — 174. — H. Usener,
Eine hesiodische Dichtung. S. 174 — 186. —
C. Wacbsmuth, Bemerkungen zu griechischen
Historikern, i. Herodot in Thurioi. 2. Alexanders
Ephemeriden u. Ptolemaios. 2. Das Alexander-
buch des Kallisthenes. S. 215 — 226. — O. Seeck,
Der Anfang von Tacitus Historien. S. 227 — 232.
— ■ M. Fränkel, Eine Bundesurkunde aus Argos.
S. 233 — 246. — O. Neuhaus, Die Überlieferung
über Aspasia von Phokaia. S. 272 — 283. —
S. Sudhaus, Von zwei kleinen Leuten. (Papyrus-
schnitzel.) S. 307 — 310. — C. Wachsmuth.
»Schriftquellen« u. ihre Folgen. S. 318 — 320.
3. Heft. F. Reuss, Zu Arrians TreptTiXou;
IlovTOU Eu$£tvo'J. S. 369—391. — K. Tittel,
Heron u. seine Fachgenossen. S. 404^—415. —
— M. Fränkel, Bronzeinschrift aus Ligurio.
S. 423—428. — A. Klotz, Das Geschichtswerk des
älteren Seneca. S. 429 — 442. — J. Steup,
Bibliographie.
183
Thukydides, Antiochos u. die angebliche Bio-
graphie des Hcrmokrates. S. 443.
Nachrichten von der kgl. Gesellschaft der Wissen-
schaften in Göttingen. Philolog.-histor. Klasse.
1901.
Heft 2. J. Geffcken, Römische Kaiser im
Volksmunde der Provinz. S. 183 — 195.
Nation, Die. 18. Jahrg. (1901.)
Nr. 39. A. Herzog, Von den Olympiern.
S. 617—19.
Notizie degli Scavi 1901.
Febbraio. Roma. i. Nuove scoperte nella
cittä e nel suburbio. II sacrario di Juturna.
(G. Boni.) S. 41 — 144. (3 Taf., 140 Abb.) —
Regione I (Latium et Campania). 2. Pompei.
Relazione degli scavi fatti durante il mese di
febbraio 1901. (A. Sogliano.) S. 145—170.
(21 Abb.)
Marzo. Regione X (Venetia). i. Bertipaglia.
Reliquie di un sepolcreto paleo-veneto. (G. Ghi-
rardini.) S. 171 — 174. (6 Abb.) — Regione VI
(Umbria). 2. Fossombrone. (A. Vernarecci.)
5. 175. (i Abb.) 3. Terni. Scoperte varie
neir Acciaieria, nell' interne della cittä e nel sub-
urbio. (L. Lanzi.) S. 176 — 181. (i Abb.) —
Regione V (Picenum). 4. Atri. Scoperta di un
tenxpio romano e della necropoli preromana.
(E. Brizio.) S. 181 — 194. (lo Abb.) — Re-
gione VII (Etruria). 5. Viareggio. Sui prege-
voli avanzi delle terrae romane Massaciuccoli.
(G. Pellegrini.) S. 194 — 200. (3 Abb.) — Roma.
6. Nuove scoperte nella cittä e nel suburbio.
(G. Gatti.) S. 200 — 203. — Regione I (Latiura
et Campania). 7. Pompei. Relazione degli scavi
fatti durante il mese di marzo. (A. Sogliano.)
S. 204 — 205. — Regione IV (Samnium et Sabina).
8. Mentana. Tombe romane scoperte presso
l'abitato. (L. Borsari.) S. 205 — 210. — Regione II
(Apulia). 9 u. 10. Ricerche archeologiche nei
territorii di Altamura e Gravina. (V. di Cicco.)
S. 210 — 222. (9 Abb.)
Oriens christianus. Römische Halbjahrshefte für die
Kunde des christlichen Orients. I. Jahrg. (1901).
I. Heft. J. Strzygowski , Die Sophienkirche
in Salonik. S. 153 — 158. (i Taf.) — H. Graeven,
Ein Christustypus in Buddhafiguren. S. 159 — 167.
rictpvacjad;, ^tXoXoytxo; SüXXoyo?. "Etos E' (1901).
r. A'Joßouvta)TT,c, 'EpjATjVft'a vojxtXT]« ^TriYpatp^s
i'A T^; Iv Kp-^Tr^i r&prjvo;. S. 146 — 150. — N. I.
FtavvcJTrouXo;, QzasaXixa. ävdXexta. "Exöeoi;
äp/aioXoYf/fjS lx8pofJi7i; UTioßXTjöetsa eis töv K.
IJpöeSpov xfj? dv 'AXpiupu^ <PiXap);a(ou 'ETaipeia?
/Oapuo;". S. 178—193.
Philologus. Bd. LX (1901).
Heft 2. F. Mie, Die Festordnung der
olympischen Spiele. S. 161 — 179. — J. Fürst,
Untersuchungen zur Ephemeris des Diktys von
Kreta. S. 229 — 260. — F. Luterbacher, Zur
Chronologie des Jahres 218 v. Chr. S. 307 —
314. — G. Kazarow, Die Entstehungszeit des
linkspontischen Koivdv. S. 315 — 316.
Recueil de travaux relatifs ä la philologie et ä
l'archeologie egyptiennes et assyriennes. Vol.
XXIII (1901).
Liv. I et 2. V. Scheil, Notes d'epigraphie
et d'archeologie assyriennes. LV. Un nouveau
fragment du Mythe d'Etana. S. 18 — 23. — Fr.
W. V. Bissing, Zur Geschichte der Libations-
formeln. S. 38 — 47. — G. Legrain, Notes prises
ä Karnak. V. Sur l'existence d'un temple de
Khonsou vers la XII e dynastie. VI. Sur un
temple d'Aten, ä Hermonthis. VII. Sur quelques
statues ou groupes mutiles ou brises sous
Amenophis IV. VIII. Statues collosales d'Amon
et d'Amonit. S. 61 — 64. — G. Legrain, Le
temple et les chapelles d'Osiris ä Karnak. II.
La chapelle et le tombeau d'Osiris Ounnofre au
mur est du temple d'Apet. S. 65 — 75. (2 Abb.)
— V. Scheil, Notes d'epigraphie et d'archeologie
assyriennes. LVIII. Glane ä Suse. S. 94 — 98.
(i Abb.)
Rendiconti della R. Accademia dei Lincei. Ser.
V vol. X.
fasc. 3. 4 (17 marzo 1901, 21 aprile). F.
Barnabei, di un sigillo di bronzo scoperto nella
Villa Pompeiana di P. Fannio Sinistore, presso
Boscoreale. S. 71. — Notizie delle scoperte di
antichitä del febbraio 1901. S. 99; marzo 1901.
S. 117- 120.
fasc. 5. 6 (19 maggio, 16 giugno). L. A.
Milani, Mundus e Templum in una pittura
preellenica del Labirinto di Cnossos, in Caldea,
in Etruria e nel Foro Romano. S. 127 — 148. —
A. Corvatta, Divisione amministrativa dell' Impero
dei Seleucidi. S. 149—171. — Notizie delle
scoperte di antichitä del mese di aprile S. 172
— 175; maggio 220. 221.
Review, The Classical. Vol. XV (1901).
No. 5. W. Oslander, Der Hannibalweg (G. E.
Marindin). S. 274—2^8. — y. J. Bernoulli,
Griechische Ikonographie, mit Ausschluß Alexanders
tmd der Diadochen, I. Bd. (P. Gardner). S. 28 j.
No. 6. A. Lang, Apollo Smintheus, rats,
mice and plague. S. 319—20. — A. B. Cook,
Oak and rock. S. 322 — 26. — M. IV, de Visser,
De Graecortim diis non referentibus speciein huma-
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Bibliographie.
nam (R. R. Marett), 8.326 — 28. — Th. Ashby,
Recent excavations in Rome. I. S. Maria Antiqua.
2. Arcli of Tiberius. S. 328—330. — H. B.
Walters, Monthl}' record. S. 330—32.
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No. 395. The Correspondence of Cicero.
S. 178—207.
Review, The English Historical. Vol. XVI (1901).
No. 63. E. Abbott, A History of Greece. Vol. 3.
(F. Giles.) S. S28—SS2. — G. Speranza, II
Piceno dalle origini allo fine d'ogni sua atitonomia
sotto Augusto (T. Ashby, jun.). S. 532 — 534.
Revue archeologique. 3" serie. Tome XXXVIII
(1901).
Mai — juin. S. Reinach, Un portrait authen-
tique de l'empereur Julien. S. 337 — 59. (PI. IX
—XI. 6 Fig.) — J. Dechelette, L'officine de
Saint-Remy (Allier) et les origines de la poterie
sigillee gallo-romaine. S. 360 — 394. (37 Fig.) —
V. Berard, Topologie et toponymie antiques.
Les Pheniciens et l'Odyssee. (Sixieme article.)
S. 395 — 406. — Nouvelles archeologiques et
correspondance. S. 425 — 447. [Darin: Liste des
bijoux antiques, pierres gravees, monnaies
frangaises d'or et d'argent, voles dans la galerie
des antiques et le cabinet des medailles de la
ville de Lyon, pcndant la soiree du jeudi
14 fevrier 1901 ; VV. M. Flinders Petrie, Les
fouilles d'Abydos; S. Reinach, Le Musee Ash-
moleen d'Oxford.] — M. W. de Visser , de
Gratcorum Diis non referentibus speciem hiimanam
(S. Reinach). S. 4jg — 460. — A. Odobesco, Le
tresor de Petrossa (S. Reinach). S. 463— öj. —
O. Montelius, Der Orient und Europa (II. H.).
3,466 — 67. — G. Notor, La femme dans l'anti-
qiiite Grecque (S. R.J. S. 46^.
Tome XXXIX (1901).
Juillet-Aoüt. S. Reinach, La representation
du galop dans l'art ancien et moderne. (Sixieme
et dernier article.) S. i — ir. (Fig. 148 — 150.)
— Maumene, Les monuments megalithiques des
hauts-plateaux de la province de Constantine.
S. 21—34. (8 Fig.) — S. Reinach, Les theoxenies
et le vol des Dioscures. S. 35 — 50. (i Fig.) —
J. Dechelette, Poteries de la Tene a decoration
geometrique incisee. S. 51 — 61. (4 Fig.) —
H. C. Butler and VV. K. Prentice, A mosaic
pavement and inscription frora the bath at
Serdjilla (Central Syria). S. 62 — 76. (pl. XII,
I Plan.) — A. Gayet, Ma cinquieme campagne
de fouilles a Antinoe. S. 77 — 92. — V. Berard,
■ Topologie et toponymie antiques. Les Pheniciens
et l'Odyssee. S. 93 — 109. — Nouvelles archeo-
logiques et correspondance. S. 114 — 130 (5 Abb).
— L. Deubner , De Incubatiofie capita quatuor.
(H. Hubert.) S. 13 j. — R. Cagnat et M. Besnier,
Revue des publications epigraphiques relatives
ä l'antiquite romaine. Avril — Juin. S. 139 — 152.
Revue bourguignonne de l'Enseignement Superieur
[Dijon], t. XI (1901).
No. I. M. Idoux, En Tunisie: les ruines de
Dougga. P. 147-159.
Revue celtique. Vol. XXII (1901).
No. I. Th. Reinach, Un descendant de
Dejotarus. S. 1 — 8.
No. 2. S. Reinach, Celtica. I. Caledonium
monstrum. S. 153 — 159, II. Un Dieu au maillet
imberbe. S. 159— 164. (2 Abb.) — F. P. Garofalo,
Sulla popolazione delle Galliae nel tempo di
Cesare. S. 227 — 236.
Revue critique. 353 annee (1901).
No. 19. A. Fairbanks, A Study of the greeti
Paean. (My. .) S.363 — 64. — O. Navarre,
Utrum mulieres Athenienscs scaenicos ludos spccta-
verint necne. (C. Martin.) S. 364— 366.
No. 20. Petrie-Quibell, Hieraconpolis. Part. 1.
(G. Maspero.) 8^81-387.
No. 28. E. Meyer, Geschichte des Altertums.
III. Bd. : Das Ferserreich und die Griechen, i. Hälfte.
(M. Croiset.) S. 26 — 30. — G. Notor, La femme
dans l'antiquite' grecque. (F. de Me'ly.) S.30 — 32.
No. 31. H. van Gelder, Geschichte der alten
Rhodier. (A. Bouche-Leclercq.) S, 88 — go.
Revue epigraphique 1901.
Nr. lor. Milliaire d'Augustc de la voie Aure-
lienne. P. 177—178. — Autel. P. 178—179. —
Epitaphe. P. 179. — Milliaire de Trajan de la voie
de Langres ä Kembs. P. 179 — 181. — Milliaire
d'Hadrien de la voie de Langres ä Kcmbs. P. 181.
— Dedicace ä la deesse Temusio. P. 182. —
Cachets d'oculistes. P. 182 — 185. — Marques
de plombier. P. i86. — Marque de bronzier.
P. 186. — A. Allmer, Dieux de la Gaule. I. Les
dieux de la Gaule celtique (Suite). P. 186 — 187.
— Chronique. P. 188 — 189. — Bibliographie.
P. 189 — 192.
Revue des etudes anciennes. Tome III (1901).
No. 2. Avril — Juin. O. Navarre, De l'hypo-
these d'un mannequin dans le Promethee enchaine
d'Eschyle. S. 105 — 114. — M. Holleaux, Curae
epigraphicae. S. 115 — 130. — C. Jullian, Notes
gallo-romaines. X. Vercingetorix se rend ä
Cesar. Critique des textes. S. 131 — 139. —
C. Jullian, Alesia. Les parentes de peuples chez
les Gaulois. S. 140—142. — G. Gassies,
Terres-cuites Meldoises. I. Statuette d'Epona.
Bibliographie.
185
11. Satyrc. S. 143— 146. (3 Abb.) — Bulletin
hispanique. P. Paris, Sculptures du Cerro de
los Santos. S. 147— 168. (Taf. I— VIII, 18 Abb.)
— Chronique. E. Tallet, L'institut pour l'etude
de l'antiquite ä I'Universite de Berlin. S. 169 —
172. — Archaeological Survey of Eg)'pt, ed. by
F. LI. Griffith. 7. Menioir. Beni Hassan. Part. IV
(G. Foucart). S. fjs — 181.
No. 3. Juillet — Septcmbre. Ph. E. Legrand,
Sur quelques epigrammes du Ille sic-cle. S. 185
— 195. — C. Jullian, Notes sur la topographie
de Dax gallo-romain. S. 211 — 221. (i Abb.) —
G. Gassies, Bronzes Meldoises. S. 223 — 224.
(2 Abb.) — P. Perdrizet, Les dossiers de P. J.
Mariette sur Ba'albek et Palmyre. S. 225— 264.
(3 Abb.) — A. Fontrier, P. Fournier, Inscriptions de
Thyatire. S. 265 — 268. — W. M. Ramsay, Deux
jours en Phrygic. S. 269 — 279.
Revue des etudes grecques. Tome XIV (1901),
No. 57. Mars— Avril. P. Cavvadias, Statues
rendues par la mer. S. 112 — 126. (5 Abb.) —
— S. Reinach, Un bas-relief inedit au Musee
de Constantinople. S. 127- 137. (PI. I.) — F.
Cumont, Le pontarche et l'äp^rupEu; fldvTO'j.
S. 138— 141. — C. Huit, Note sur l'etat des
etudes grecques en Italic et en France du
XlVe au XVIe siede. S. 142 — 163. — S. de
Ricci, Bulletin papyrologique. S. 163—205. —
Bibliographie annuelle des etudes grecques
(1898 — 1899— 1900). S. 206 — 263.
Revue des etudes juives. Tome XLII (1901).
No. 83. Janvier — Mars. The Reinach, La
pierre de Myndos. S. I — 6. (i Abb.) — Ad.
Büchler, Une localite enigmatique mentionnee
sur la mosaique de Madaba. S. 125 — 128.
Revue historique. Tome LXXVI (1901).
II. Juillet— Aoüt. Bulletin historique. France.
Antiquites nationales (gauloises et gallo-romaincs)
(C. Jullian). S. 331 — 344, — FontrejiioH et
Collignon, Pergame. Restauration des monuments
de l'Acropole (F. Guiraud). S.jgg — 401.
Revue historique de Provence [Marseille], i öre
annee (1901).
M. Clerc, Les Pheniciens dans la region de
Marseille avant l'arrivee des Grecs. P. 197 —
212; 261 — 270; 325—337.
Revue des deux mondes. Cinquieme periode.
Tome in. (1901.)
20 livr. G. Boissier, Tacite. Comment Tacite
est devenu historien. S. 277 — 312.
Revue numismatique. Quatrieme serie Tome V.
(1901.)
Deuxieme trimestre. V. Luneau, La trou-
Archäologischer Anzeiger 1901.
vaille de monnaies »a la croix« de Saint-Etiennc-
des-Landes (Dordogne\ (Suite.) S. 133 - 153
(PI. in et IV). - E. Drouin, Le nimbe et les
signes de l'apotheosie sur les monnaies des rois
Indo - Scythes. S. 154 — 166. — A. Parazzoli,
Essai sur l'origine des monnaies des nomes
d'Egypte. S. 167 — 173. — J. Maurice, L'atelier
monetaire de Constantinople pendant la periode
Constantinienne. S. 174—209 (PI. V et VI). —
G. F. Hill, Catalogue of the Greek coins of Ly-
caonia Isauria and Cilicia (Ad. Bl ) S. 288 — -Sg.
Revue de philologie, de litterature et d'histoire
anciennes, Tome XXV. (1901.)
30 livraison. J. Delamarre, Location du do-
maine sacre de Zeus Tcmenites (Amorgos)
S. 165— 188. (i Taf.) — H. Francotte, L'in-
dustrie dans la Grece ancienne. Tome i. (G. Lefe-
btire.) S. 261-263.
Revue des traditions populaires; Recueil mensuel
de mythologie, etc. Tome XVI. (1901.)
No I, R. Basset, Contes et legendes de la
Grece ancienne. P. 24. — (Forts, in No 4.)
Rivista italiana di Numismatica. Anno XIV. ((901.)
Fase. 2. F. Gnecchi, Appunti di numis-
matica romana. LIII. Segni enigmatici sulla
Lupa romana ai tempi di Costantino (Taf. III.)
LIV. Contribuzioni al Corpus numorum. S. 127
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(1901.)
Fase. I. G. Beloch, La madre di Perseo.
S. I — 8. — P. Salluzzi, Sui prczzi in Egitto
neir etä tolemaica. S. 9 — 57. — E. Ciaceri,
Per Ennio e Tito Livio. S. 58 — 65. — C. Lanzani,
I Tzz^zv/Ä di Ctesia. S. 66 — 94. — G. Porzio,
Concetti greci nelle riforme dei fratelli Gracchi.
S. 103 — 119.
Rundschau, Deutsche. Bd. CVII. (1901.)
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Heft 9. O. Kern, Festtage am Mäander.
s. 393—406.
Rundschau, Neue Philologische. 1901.
Nr, II. IV. Osiander, Der Hannibalweg.
(F. Luterbacher.) S. 2jo- 2jS.
Nr. 12. G. Tropea, La steh arcaica del Foro
romano. (P. Wefsner.) S. 270 — 27/. — Ed. Meyer,
Forschungen zur alten Geschichte. //. Bd. (H.
Swoboda.) S. 2ji -2^6.
Nr. 13. W. Dörpfeld und E. Reisch, Das
griechische Theater. (X.) S. 2g6— 97.
Nr. 14. W. Vollbrecht, Das Säkularfest des
13
i86
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Leben u. Kunst. (Brtincke.) S. 366 — 6g.
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meric War. S. 82 — 92. — IX. E. Capps, Studies
in Greek Agonistic Inscriptions. S. 112— 137.
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S. 182—188. — F. B. Tarbell, An Inscribed
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Minotauros. S. 1237 — 1241. (6 Abb.)
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der alten Griechen vom Leben nach dem Tode.
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Archäologisch-Epigraphisches. I. Pergamon im
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No. 22. K. Dziatzko, Untersuchungen über
ausgewählte Kapitel des antiken Buchtuesens.
(R. Wünsch.) Sp. 684 — 6g2. — P. N. Papageorgiu,
Archäologisch -Epigraphisches. II. Neue In-
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Die Ausgrabungen auf Ägina. III. Sp. 700 — 701.
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melicis. (A. Müller.) Sp. 820^822.
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geschichte. 3. Bd. (O. Weif senf eis.) Sp. 844—830.
No. 28. D. Detlefsen, Die Beschreibung Italiens
in der Naturalis Ilistoria des Plinius u. ihre
Quellen. (IL Peter.) Sp. 874-877. — S. Rei-
nach, Repertoire des vases peints grecs ei etrusques.
T. I. IL (W. Helbig.) Sp. 87 g— 88 o. —
C. VVeichardt, Das Schlo/s des Tiberius u. andere
Römerbauten auf Capri. (A. Schulten.) Sp. 880
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No. 29. y. E. Demarteau, Le vase hedonique
de Ilerstal. (H. Bulle.) Sp. 916—17. — F. Haug
u. C Sixt, Die römischen Inschriften u. Bildwerke
Württembergs. (Wolff.) Sp. 918— 919. — Archäo-
logische Gesellschaft zu Berlin. 1901. April-
sitzung. Sp. 925 — 926. (Forts. No. 30 u. 31/32
und Schlufs in No. 33/34 )
No. 30. E. Löwy, Die Natunviedergabe in
der älteren griechischen Kunst. (H. Bulle.) Sp. g4j
No. 31/32. y. IL Iluddilston, Die griechische
Tragödie im Lichte der Vasenmalerei. (A. Körte.)
Sp. g 6 1-964. — O. Puchstein, Die griechische
Bühne. (Winnefeld.) Sp. g8j — ggj. — A. Furt-
wängler, Die Ausgrabungen auf Ägina. IV.
Sp. looi — 1005.
No. 33/34. C. Robert, Studien zur Ilias.
(A. Ludiuich.) Sp. ioog—1021. — 11. KnßßnJlug,
' laiOQia ifiq \4{)yc(ioloyiy.fig 'Fliaioiag änu jrjg
Iv fiti j8s7 iJ()uaiwg avjrjg f-t^/iii tov igoo.
(R. Weil.) Sp. 1040 — 4J. — Aus Thermos
(Aitolien). Sp. 1053 — 1054.
Wochenschrift für klassische Philologie. 18. Jahrg.
(1901.)
No. 23. E. Graf Haugiuitz, Der Palatin, seine
Geschichte u. seine Ruinen. (II. Belling.) Sp. 62g
— 6s6. — Weitere Funde bei Cerigotto (Anti-
kythera). Kuppelgräber von Dimini (Volo).
Sp. 646.
No. 24. E. Maafs, Analecta sacra et profana.
W. Lüdtke.) Sp. 64gljo. — Archäologische Ge-
sellschaft zu Berlin. April-Sitzung. Sp. 666 —
671. (Fortsetzung in No. 25 Sp. 696.) — Rö-
misches Monument in Heidelberg. Sp. 671.
No. 25. M. Rostovtseiv et M, Prou, Catalo^ue
des Plombs de l' atitiquite , du moyen-äge et des
temps modernes conserves au departemcnt des mc-
dailles et antiques de la bibliotheque nationale.
(K. Regung.) Sp. 673-678. — F. Hiller v. Gärt-
ringen, Ausgrabungen in Griechenland. (P. W.)
Sp. 678— 67g.
No. 26. 0. Puchstein, Die griechische Bühne,
eine architektonische Untersuchung. (A. Körte.)
Sp. 70J — 713. — R. Förster, Das preufsische
Königtum u. die klassische Kunst. (P. Weizsäcker.)
Sp. 716.
No. 27. P. Foucart, Les grands mysteres
d'Eleusis. Personnel-Ceremonies. (H. Steuding.)
Sp. 72g — 772. — Archäologische Gesellschaft zu
Berlin. Mai-Sitzung. Sp. 746 — 749. — Haube,
Die Epen der römischen Litteratur im augusteischen
Zeitalter. Sp. 749 — 758 (Schlufs in Nr. 28
Sp. 776). — Die Weihinschrift des Tempels von
Ägina. Sp. 758.
No. 28. E. Wilisch, Beiträge zur Geschichte
des alten Korinth. (A. Hock.) Sp. 761 — 76s. —
0. Puchstein, Berichtigung. Sp. 782. — ■ A. Körte,
Erwiderung. Sp. 782.
No. 29. 0. Puchstein, Die griechische Bühne.
(A. Müller.) Sp. 78g — 7 g8. — Archäologische
Gesellschaft zu Berlin. Juni-Sitzung. Sp. 811
— S14.
No. 30/31. A. Malinin, Zwei Streitfragen der
Topographie von Athen. (P. Weizsäcker.) Sp. 821
— 826. — Neue Funde in Kythera. Grabfunde
in Volo. Das Grab des Asklepios in Epidauros.
Römerfunde in Hausen. Sp. 858.
No. 32. R. Preiser, Zum Torso von Belvedere.
(P. Weizsäcker.) Sp. 863-868.
No. 33/34. E. Meyer, Geschichte des Alter-
thtims. Bd. 3: Das Perserreich u. die Griechen.
1. Hälfte. (A. Hock.) Sp. 8 8g -907.
Zeitschrift für Bauwesen. Jahrg. LI. (1901.)
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Bibliographie.
Heft IV— VI. F. Adler, Der Pharos von
Alexandria. S. 170 — 198. (3 Taf., 17 Abb.)
Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien.
52. Jahrg. (1901.)
1. Heft. H. Jurenka, Die neuen Theorien
der griechischen Metrik. S. 1 — 26. — K. Dziatzko,
Untersuchungen über ausgauählte Kapitel des an-
tiken Buckwesens. (W. Weinberger.) S. 40—42.
— A. Zorzi, Notizie , giiida e bibliografia del
R. Museo Archeologico di Cividale. (A. Stein.)
5. 72-74.
2. Heft. J. Gallina, Die Theorie Leukas-
Ithaka. S. 97 — 118. — H. Luckenbach, Abbil-
dungen zur alten Geschichte. (J. Kubik.) S. ijj
- U4-
3. Heft. Weltgeschichte , hrsg. v. II. F. Hel-
inolt. 4. Bd.: Die Randländer des Mittelmeeres.
( y. Loserth.) S. 242 — 244.
4. Heft. U. V. Wilamowitz-Möllendorff, Reden
u. Vorträge. (J. Iluemer.) S. J02—J04. —
y. Ktibik, Pompeji im Gymnasialunterricht. (R.
Bock.) S.S39—342. — B. Lang, Von Rom nach
Sardes. 2. Aufl. (E. Hula.) S. J42I4J.
5. Heft. L. Pollak, Zwei Vasen aus der IVerk-
statt Hierons. (J. Jüthner.) S. 4J2—4J4. —
E. Petersen, Vom alten Rom. 2. Aufl. (J. Kubik.)
S- 434—43S-
6. Heft. A. Älau, Pompeii its life and art.
(E. Katinka.) S. J4J — J4J. — R. Engelmann,
Pompeji. (J.Kubik.) ^S.J4J — J47. — C.Weichardt,
Das Schlafs des Tiberius und andere Römer-
bauten auf Capri. (jf. Kubik.) S. J47 — S4g. —
F. Hiller v. Gärtringen, Ausgral)ungen in Griechen-
land. (E. Hula.) S. 4SO. — A. Springer, Hand-
buch der Kunstgeschichte. I. Das Alterthum.
6. Aufl., neu bearb. v. A. Michaelis. (R. Bock.)
S. 350—352. — ^. Kubitschek, Mittheilung
(Bilder-Atlas der Carnuntinischen Alterthümer
betr.). S. 575-576.
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(1901).
April. A. Mau, Pompeji in Leben u. Kunst.
(R. Engelmann.) S.. 226.
Mai. U. V. Wilamowitz-Moellendorf, Reden u.
Vorträge. (Ch. Muff.) S. 284.
Juni. F. Lohr , Ein Gang durch die Ruinen
Roms. iTh. Becker.) 5.361-62.
Juli. K. Miller, Die ältesten Weltkarten. VI.
(Schlußheft) : Rekonstruierte Karten. (A. Kirchhoff.)
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(R. Weil.) S. 28g — 2go. — R. Lanciani, Tha
Destruction of Ancient Rome. (F. X. Kraus.)
S. 2gi—g3.
Zeitschrift für ägyptische Sprache u. Altertums-
kunde. Bd. XXXVIII (1901).
2. Heft. Vorläufiger Bericht über die Aus-
grabungen bei Abusir im Winter 1S99/1900.
1. L. Borchardt, Das Re'^-Heiligtum des Königs
Ne-woser-re'. S. 94 — 100. (Taf. V, 3 Abb.)
2. H. Schäfer, Versuchsgrabung im Tempel der
Pyramide des Königs Nefer-er-ke-re'. S. loi —
103. (i Abb.) — A. Erman, Bilder der Jahres-
zeiten. S. 107 — 108. (i Abb.) — A. Erman,
Geschichtliche Inschriften aus dem Berliner
Museum. S. 112 — 126. (3 Abb.) — A. Erman
u. U. Wilcken, Die Naukratisstele. S. 127 — 135.
— C. H. Stratz, Über die Kleidung der ägypti-
schen Tänzerinnen. S. 148 — 149. (2 Abb.)
Zeitschrift, Westdeutsche, für Geschichte u. Kunst.
Ergänzungsheft X (1901). Bericht über den
ersten Verbandstag der west- und süddeutschen
Vereine für römisch - germanische Altertums-
forschung zu Trier ajQ li. u. 12. April 1901.
A. Verzeichnis der 115 Teilnehmer. S. 3 — 4. —
B. Delegierten -Versammlungen. S. 4 — 8. — C.
G. Wolff, Bericht über wissenschaftliche Unter-
nehmungen, welche im Jahre 1900/1901 von den
zum Verbände west- und süddeutscher Geschichts-
vereine gehörigen Vereine veranstaltet worden
sind. S. 8—17. — D. Allgemeine Sitzungen.
Schuchhardt, Haltern a. d. Lippe, das erste
Römerkastell im rechtsrheinischen Niedergerma-
nien. S. 17 — 19. Loeschke, Einige Bronze-
schlüssel. S. 19 — 20. Wolfram, Über die
römische Befestigung von Mainz. S. 21 — 22.
Lehner, Über die Ausgrabungen des Bonner
Provinzialmuseums auf dem Gebiet von Urmitz
im Winter 1900/1901. S. 22 — 26. (i Abb.)
Anthes, Empfiehlt sich die Herausgabe eines
Sammelwerkes über die römischen Sculpturen
in Deutschland.' S. 26—28. G. Sixt, Bemer-
kungen zu den Juppitersäulen. S. 28—31.
Soldan, Über die prähistorische Niederlassung
bei Neuhäusel im Westerwald. S. 32 — 47
(4 Abb.). Keune, Bemerkungen zu den In-
schriften der Mediomatriker. S. 47 — 54 (5 Abb.).
Kohl, Über das neuentdeckte Steinzeit-Hocker-
grabfeld von Flomborn. S. 54 — 66. — E. Die
Altertümer Triers. S. 66.
Zeitschrift, Wiener, für die Kunde des Morgen-
landes. XV. Bd. (1901).
Bibliograpliie.
189
I. Heft. W. Max Müller, Zur Frage nach
der Herkunft der alten »Äthiopen«. S. 24 — 32.
— Ed. Mahler, Die Datierung der babylonischen
Arsacideninschriften. S. 57 — 71.
Zeitung, Allgemeine. Beilage.
Nr. 133. Ein ländliches Heiligtum in Arkadien.
Nr. 140. K. Sudhoff, Altitalische Dar-
stellungen menschlicher Eingeweide als Weihe-
gaben.
Nr. 149. A. Furtwängler, Aphaia, die Göttin
des Tempels von Ägina.
Nr. 153. Die Erhaltung alter Inschriftensteine
in Bayern.
Zeitung, Illustrierte. 117. Bd. (1901).
Nr. 3033 (15. Aug.). F. Winter, Die Aus-
grabungen in Ephesos. S. 257 — 58. (10 Abb.)
Zeitung, Norddeutsche Allgemeine. Beilage 1901.
Nr. III a. A. Döring, Eine griechische Insel-
reise mit Professor Dörpfeld.
Zumal ministerstva narodnago prosvesCenija. 1901.
(Journal des Kais. russ. Ministeriums für Volks-
aufklärung.)
Januar. Kritik. G. de Sanctis, ATQIZ. Storia
della repubblica ateniese dalle origini alle riforme
di Clistene (A. Pridik). S. 222 — 263. — Abt.
f. klass. Philologie. A. Nikitskij, Über die Mine
zu 70 Drachmen. S. 25 — 33. — O. Baziner,
Über die neuesten Fortschritte der klassischen
Philologie. S. 34 — 48.
Februar. Abt. f. klass. Philol. A. Enman,
Das Grab des Romulus (Forts.). S. 53 — 72.
April. Abt. f. klass. Philol. A. V. Nikitskij,
Philonid von Laodikaea und seine Söhne Philonid
u. Dikaearch. S. 23 (Forts, folgt).
Archäologischer Anzeiger 1901.
14
i
JAHRBUCH DES INSTITUTS 1901
TAFEL I
marTnn.ara -Mee
.fä^gi;::^^
7t-Köir. , ll
26°
Paris
BabaBL
Mafsstab 1:300000.
Ceogr.lith. Inst. u.Steindr. V.Wilhelm Greve, Berlin S.W.
JAHRBUCH DES INSTITUTS 1901
TAFEL II
:RRlAE'QiA"\^CTAl
A^ VXOKI'ET'SVlS'E'i'
.4EPYRE ^ ,
IMRT
GRABSTEIN IM MUSEO CIVICO ZU IVREA
Lichtdruck Wilhelm Greve, Berlin
Archäologischer Anzeiger
Beiblatt
ZUM Jahrbuch des Archäologischen Instituts
1901. ■ 4.
AUSGRABUNGEN ZU MILET.
Der Beginn der Ausgrabung zu Milet fällt mit
dem Abschlufs der Arbeiten in Priene zusammen.
Nocli während wir dort im Jahre 1898 mit den
letzten Aufnahmen und dem Transport der Fund-
stücke beschäftigt waren, wurden die ersten Ent-
wässerungsgräben in dem sumpfigen Gelände ge-'
zogen, das die Ruinenstätte Milets und das darin
sich ausbreitende Türkendorf Balad umgiebt. Dafs
wir uns sofort diesem neuen Arbeitsfeld zuwenden
konnten, verdanken wir Seiner Majestät dem Kaiser
und König, der dem Unternehmen aus dem Aller-
höchsten Dispositionsfonds eine grofse Zuwendung
gemacht hat.
Weit gröfsere Schwierigkeiten als in Priene
waren bei dem neuen Unternehmen vorauszusehen,
denn nicht auf hoher Felsenwarte, sondern im
Alluvium eines seit Jahrhunderten vernachlässigten
Stromdelta galt es^ den soviel ausgedehnteren und
verhüllteren Resten einer meerbeherrschenden Metro-
Archäologischer Atizeiger 1901.
pole antiken Welthandels, eines älteren Venedig,
durch alle Epochen nachzugehen. Für die Rolle,
die Milet als Colonial- und Handelsmacht spielte,
ist seine Lage aufserordentlich bezeichnend. Am
Ende einer Meeresbucht, in die der gröfste Flufs
des westlichen Kleinasien mündet, war es der
gegebene Stapelplatz für die durch das mehr als
300 Kilometer lange Karawanenthal des Maeander
herabgelangenden Waren; umgekehrt wurden von
hier bis tief nach Asien hinein Produkte des Occidents
verhandelt. Diese Bedeutung hat Milet nicht nur
im Altertum, sondern durch das ganze Mittelalter
bis ins 16. Jahrhundert behalten, als seine vier
alten Häfen schon verschlammt, als die der Einfahrt
vorgelagerte Insel Lade mit dem Festland verbunden
war und der Verkehr mit den milesischen Stapel-
plätzen nur noch mit Ruderschiffen auf dem Maeander
möglich war, der nach und nach in geräuschloser
Arbeit wie ein Band sich um die milesische Halbinsel
schlang. Der venezianischen Republik war in Milet
eine eigene Kirche verstattet worden; mehr als dies
15
192
Ausgrabungen zu Milet.
noch beweist den späten Glanz der Stadt die pracht-
volle Marmormoschee, die Sultan Bajasid im Jahre
1501 von einem hervorragenden Architekten, Ahmet
von Mentesche, aufrichten liefs (Abb. i). Mit der
scheidenden Sonne grüfst die Kuppel dieses letzten
Denkmals, zwischen uralten Eichen, schon von
ferne den aus der Ebene heranreitenden Besucher.
Heute ist die Stadt etwa 7 Kilometer vom Meere
entfernt. Auch der mittelalterliche Hafen ist in-
zwischen versumpft, sein Leuchtturm liegt in
Trümmern und weithin
dehnen sich davor die
seichten Haffs der Mae-
andermündung gegen
Samos aus.
Das Bild des Ruinen-
feldes ist etwa folgendes :
Von den hellen, niedrigen
Ausläufern des karischen
Berglandes, die den Golf
südlich bis ans Meer be-
gleiten und auf deren
luftiger Höhe wir, vier
Kilometer abseits der
Sümpfe, ein Wohnhaus
errichtet haben, trennt
sich eine in nordöstlicher
Richtung in die Ebene
vorspringende Hügel-
reihe. Ihre äufserste,
mehrfach eingebuchtete
Spitze trug einst Milet
(Abb. 2). Die Trümmer
sind auf eine Länge von
etwa zwei Kilometer ver-
streut. Mitten darin, an
derWestseite des höchsten
jener Hügel, ist das
Theater, ein römisches
Werk von 140 m Front
und damit das gröfste
seiner Art in Kleinasien, mit wohlerhaltenen Stein-
gewölben eingebaut (Abb. 3). Über ihm drohen
die Mauern und Türme eines byzantinischen
Castells, das in den Urkunden des Klosters
Patmos t6 xdaTpo im xüiv IlaXatKÜv genannt wird.
Es geht aus der Bezeichnung hervor, dafs man in
später Zeit die höchst imponierenden Trümmer
für den Palast eines Grofsen angesehen hat. Der
Name HaXotTta ist dann an dem westlich der
Trümmer liegenden Türkendorf Balad haften ge-
blieben. Blickt man von den Höben der byzan-
tinischen Burg gegen Osten, so sieht man zu Füfsen
Abb. I
eine mit Schlamm und Binsen gefüllte Bucht tief
in den Hügelzug eintreten. Unverkennbar lag hier
einer der alten Häfen. Zwei grofse römische Ruinen
nebst Resten einer Bogenwasserleitung, eine zer-
fallene Moschee, die Trümmer zweier seldschukischer
Heiligtümer, zweier türkischer Bäder und eines
mittelalterlichen Han (Karawanenhof) bildeten etwa
den Bestand dessen, was in weitem Umkreise noch
über der Erde sichtbar war, dazu der Rest einer
sehr späten Hafensperrmauer. Die Hügel weiter
östlich, gegen die Spitze
der Halbinsel zu, sind
von Äckern oder Wein-
bergen bedeckt, teilweise
auch von einem längst
verlassenen mohammeda-
nischen Friedhof, der
viele antike Reste birgt.
Westlich vom Dorf Balad
wird das Gelände flach,
sodafs es teilweise den all-
jährlichen Überschwem-
mungen ausgesetzt ist.
Auch hier standen, ab-
gesehen von der Moschee
Sultan Bajasids, nur noch
Reste zweier spätrömi-
scher Bauten.
Gewisse Hoffnungen
setzten wir auf eine an-
scheinend hellenistische,
sehr lange Mauer aus
grofsen Porosquadern,
die am Ostrand des
Dorfes, gegenüber dem
Theater, blosslag — viel-
leicht seit Olivier Rayets
Versuchsgrabungen vom
Jahre 1873. Unsere Er-
wartung, hier die Stadt-
mauer zu finden, wurde
aber sofort getäuscht, als wir im Südosten, weit
aufserhalb des Dorfes, den Spaten ansetzten.
Dazu sah ich mich durch eine wichtige an ihrer
ursprünglichen Stelle frei zu Tage liegende Inschrift
vom Jahre 100 n. Chr. veranlafst, die den Kaiser
Trajan rühmt, weil er den heiligen Weg zum Apollo-
tempel in Didyma fürsorgend »excisis collibus, completis
vallibus«. gebaut habe. Die Inschrift stand in einem
Schmuckthor. Ein gleiches Thor mit gleicher,
lateinisch und griechisch abgefafster Inschrift hatte
der Kaiser am anderen Ende des dreistündigen
Weges zum Apolloheiligtum errichten lassen.
Ausgrabungen zu Milet.
193
Wenige Tage nachdem wir in Gegenwart Seiner
Excellenz des Kaiserlichen Botschafters Freiherm
Marschall von Bieberstein und der Offiziere S. M. S.
»Loreley« die Ausgrabung feierlich eröffnet hatten
(3. Oktober 1899), stellte sich heraus, dafs das
Schmuckthor mit der Trajansinschrift dem eigent-
lichen Stadtthor vorgelagert, die Stadtmauer somit
dicht dahinterlag. Mit einem Schlage wurde damit
klar, dafs wir die Ausdehnung der Stadt um die
Hälfte unterschätzt halten. Die oben erwähnte
Die nun folgende Blofslegung der Stadtmauer
lieferte uns nicht nur den unschätzbaren Vorteil
scharfer Unterscheidung zwischen Wohnstätten und
Nekropolis , sie lehrte uns gleichzeitig ein ganz
hervorragendes Werk griechischer Befestigungskunst
kennen. Es zeigte sich eine Mauer von fünf Meter
Dicke (zum Vergleich sei angeführt, dafs die Stadt-
mauer von Priene nur zwei Meter dick ist); Aufsen-
und Innenseite bestehen aus Marmor, das Innere
ist durchaus mit Porosblöcken gefüllt. An einzelnen
' ^/jfeli^^s-^ ' 1:5000
Abb. 2.
Mauer am Ostrande des Dorfes, die wir anfangs für
die Stadtmauer gehalten, stellte sich alsbald als
Stützmauer des Stadion heraus. *
Vom sicheren Punkt des heiligen Thores aus
liefs ich im Lauf der Herbstcampagne, in welcher
mich Dr. Karl Fredrich als Epigraphiker unterstützte,
während gleichzeitig der K. Landmesser Herr Paul
Wilski das Stadtgebiet im Mafsstab I : 2000, später
auch das Landgebiet (i : 50000,550 qkm) tachy-
metrisch aufnahm, einerseits die Stadtmauer ver-
folgen, andererseits den heiligen Weg in der
Richtung stadteinwärts.
Stellen legen sich Treppen oder Rampen der Innen-
seite an; dann erreicht die Mauer eine Gesamtdicke
von fast zehn Meter. Eine vier Meter breite Rampe
zum HeranschafFen von Verteidigungsgeschütz zeigt
die Abbildung 4. Man erkennt hier an den
Quadern auch den zweifellos gut hellenistischen
Charakter der Construction. Interessant ist die
Beobachtung, dafs die Aufsenseite Spuren vielfacher
Beschädigung und Reparatur trägt, die sich nur
aus Berennungen erklären. Im Herbst 1899 wurde
die Mauer östlich bis zu einem vier Meter breiten
Thor, westlich bis zu dem Punkt verfolgt, wo sie
15*
194
Ausgrabungen zu Milet.
im spitzen Winkel gegen Nordosten umbiegt. Häufig
fanden wir Grabschriften auf der Aufsenseite der
Mauer eingemeifselt. Da beklagt z. B. Batio, eine
jung verstorbene Mutter, ihr trauriges Loos in einem
rührenden Epigramm: 'Erst ging mir ein Kind dahin,
jetzt, da ich einem andern das Leben gab, steige
ich selbst hinab. Unter der Erde habe ich ja an
dem toten genug, wenn nur der lebende Knabe
dem Vater als Stütze des Alters bleibt.'
Theaterhügels. Hier, in der Nähe einer zerfallenen
Moschee, zog ein niedriger Schutthügel die Auf-
merksamkeit auf sich. Ein Versuchsgraben liefs
alsbald ein theaterförmiges Marmorgebäude mit
seinen im Halbkreis geordneten, durch vier Treppen
in drei Keile zerlegten Sitzstufen erkennen, die
Raum für einige Hundert Menschen boten. Dort,
wo man eine Bühne hätte erwarten sollen, führten
vier grofse Thüren in den ebenen Raum, zu den
Abb. 3.
In raschen, sprungweisen Tastungen sind wir
auf dem heiligen Wege in die Stadt eingedrungen.
Er verläuft schnurgerade, wie wir es eigentlich in
der Heimat des bekannten Schöpfers regulärer
griechischer Stadtpläne, des Baumeisters Hippodamos,
der sich in Rhodos, Thurii und dem Piräus unver-
gänglichen Ruhm erworben hatte, kaum anders er-
warten durften. Die Strafse ist mehr als 1000 m
lang, aber nur etwa 4,30 m breit, eingerechnet
jederseits einen Bürgersteig von 60 cm. Ihr Pflaster
besteht aus grofsen Marmorplatten. Das innere
Strafsenende liegt im Hafenwinkel östlich des
obersten Stufen gelangte man durch Treppenauf-
gänge der Rückseite. Die »Orchestra« hat einen
Durchmesser von etwa 8 m. Das Dach war ein
Satteldach, das dorische Gebälk (Architravhöhe
49 cm , Triglyphenhöhe 53 cm) wurde von jonisch
canellierten Halbsäulen mit dorischen Capitellen
getragen, die am Echinus einen plastisch aus-
gearbeiteten Eierstab mit Astragal darunter tragen.
Diese Halbsäulen, deren Distanz wir kennen und deren
Füllungen abwechselnd mit Lichtöflfnungen und mit
Rundschilden decoriert waren, standen auf einem
kräftig vorspringenden, durchgehenden Hauptgesims.
Ausgrabungen zu Milet.
195
Wie hoch dieses gelegen hat, wird sich vielleicht aus
der näheren Untersuchung ergeben, welcher sich
z. Zt. Herr Regierungsbaumeister Knackfufs unter-
zogen hat.
Bei weiterem Vorgehen gegen Osten zeigte
sich vor jenen vier grofsen Zugängen ein einst von
Hallen umschlossener Hof. Inschriften mit der
Eingangsformel £§o;£ toj auvs^pio^) für Erzpriester
des Apollo, für Staatsmänner und Strategen wie die
Urkunde zur gleichzeitigen Errichtung eines Reiter-
bildes in dreizehn jonischen Städten zu Ehren des
(H. 1,25 m) mit mythologischen Darstellungen —
man erkennt u. a. zweimal eine von ihren Dienerinnen
umgebene thronende Göttin, Herakles, auf den eine
Frau stürmisch zueilt u. a. Der Charakter der
Skulpturen ist hellenistisch, ebenso der eines in
demselben Hof in zahlreichen Resten gefundenen
Waffen fri es es von 55 cm Höhe (Helme, Harnische,
Beinschienen, Bogen und Pfeile, Schwerter, runde
und gallische Schilde, Pelten u. a.) in der Art des be-
kannten pergamenischen Frieses vom Athenaheiligtum,
der jedoch in Anordnung und Ausführung überlegen
Abb. 4.
bekannten Günstlings des Königs Lysimachos,
Hippostratos (Fredrich, Atthen. Mitteil. XXV S. loo),
endlich die grofse Urkunde über den Grenzstreit
zwischen Milet und Myus aus der Zeit um 400
v. Chr. (Kekule von Stradonitz, Sitzungsberichte der
K. Akademie der Wissenschaften 1900, IX S. Ii4ff.),
in den der Satrap Struses entscheidend zu Ungunsten
der Myunter eingreift — alles das bewies uns, dafs
hier ein gewöhnliches Theater oder Odeion nicht
vorliege. Bestärkt wurden wir darin durch die
Auffindung eines Altarfundamentes (9,50:7,25 m)
inmitten des Hofes. Um dieses lagen grofse Reliefs
ist. Es konnte im Hinblick auf den theaterförmigen
Sitzungssaal zu Priene kaum mehr gezweifelt werden,
dafs wir hier das Buleuterion gefunden hatten und
somit mitten in das Herz der Stadt gedrungen
waren. Eine ausdrückliche Bestätigung wurde uns
dafür zu teil, als wir nach langer, durch die
winterlichen Überschwemmungen und die sommer-
liche Fieberperiode bedingter Pause am 6. September
1900 die Arbeit wieder aufnahmen. Als wir dazu
schritten, den Altarhof von den letzten Schuttmassen
zu befreien, fanden wir an seiner Ostseite ein um
breites Marmorpropylaion korinthischen Stils, dessen
196
Ausgrabungen zu Milet.
Wände mitlnschriften über Geldbeiträge, Proconsular-
erlassen u. a. bedeckt waren. Dicht bei diesem
Thor lag die runde, oben und unten profilierte
Basis einer Bronzefigur, deren Vorderseite folgende
Inschrift trug (vgl. Wiegand, Sitzungsberichte der
K. Akad. der Wissensch. 1901, XXXVIII S. 905-,
der von C. Fredrich copierte Text wird hier mit
einigen Verbesserungen gegeben):
iTpeaßea x'ei; ßaatXctots dOiuTreurov -/ai d(ji£|j.cprj,
IxTiae BouXat'o'J täiSe izoipä TrpoTt'iXmi.
o'j v^[jieati:* TraTepe? yctp äptate'JovTes 'Iwvcuv
IcJTitXav A68ü>v TTjv ÜTiipauyov ußpiv,
u)v ol {j.ev fATjTpujto'J d^' a?(jiaTo;, ol 51 xai äv5p«üv
SsSftTjVTat Tidcfrjt xoa(Ao; 'Iaov(7]i.
Die Statue des Lichas sollte also am Propylon
des Zeus Bulaios stehen, das Gebäude, an dessen
BULEvTERION
[LilillilliiUlilii
T
P
IlLL
( <
|: X
I
BRUNNEN
1 '. 2000
Abb. 5.
THERME
'0 STJfxos 6 MtX7)a(u)v
Afyavxa 'Ep(xo'fctvTO'j
dptT^C evsxev xal evivofas
TT); et; a^xov.
KpiQTT) [X£v GTEcpctvtui CE, A(/a, xai 0^aeo; aatT)
ndxpta vr^oaiTj T'eare'f e Sta 'Pd5o;.
$uvd Se NrjXeioaicJtv ö[j.ai)((ji.ta 7rp«üTo; 'Ituvcuv
laTTjSa; KpTjToiv «püXa dvaXe^dfAEvo;.
Mi'Xtjto; te a£ Tcatpi';, ^^eI ßouX^i xe x«l IpYot«
Ixpivev KctaT]; TfjYEjxova 7:t(5Xio;
Thor sie gefunden worden ist, wird damit als das
Rathaus ausdrücklich bezeichnet! Die Verdienste
des diplomatischen Generals Lichas fallen in die Zeit
des Krieges, den Athen, Rhodos, Kreta, Milet und
andere Städte um 200 v. Chr. gegen Philipp von
Makedonien führten. Das ist ein wichtiger Anhalts-
punkt für das Alter des Buleuterion: es ist ein Bau
des dritten Jahrhunderts v. Chr.
Wie wir zuvor vom heiligen Thor aus nach
allen Richtungen hin der Stadtmauer nachgegangen
Ausgrabungen zu Milet.
197
waren, so galt es nun von dem neuen Fixpunkt aus
systematisch aufzuklären (Abb. 5). Da ergaben sich
denn nach Norden zu Reste weiter hellenistischer
Hallen teils mit, teils ohne Kammern, wie sie die
Planskizze in ergänztem Grundrifs giebt. Dem ganzen
Hallencomplex vorgelagert zog sich nördlich ein
elf Meter breiter Quai, dessen Pflaster aus grofsen,
stark abgetretenen Marmorplatten besteht und nach
dem Wasser zu sanft geneigt ist, zum Abflufs über-
schlagenden Seewassers, wie es auch heute bei
unseren Uferbauten Üblich ist. Grofse, mit Poros-
Rayet fand archaische Exemplare in der Nekropolis,
ein anderes liegt auf einem Kalkfelsen vor der Stadt,
zwei jüngere fand ich bei einsamen Wachttürmen
im milesischen Landgebiet.
Vom Propylaion des Rathauses nach Osten
gehend stiefsen wir auf den Brunnenkopf der von
den Abhängen des Kalksteinplateaus kommenden
Bogen-Wasserleitung, deren heute von einem Ge-
treidefeld ausgefülltes Sammelbassin wir im Thal
von Akköi, unterhalb unseres Wohnhauses wieder-
gefunden haben. Der Brunnenkopf war ein 20 ni
Abb. 6.
blocken hinterfütterte Marmorquadern bildeten den
Hafenrand. Nun erklärte sich auch die Bedeutung
zweier kolossaler Marmorlöwen, die wir weit draufsen,
nahe dem Maeander, gefunden hatten (Abb. 6).
Diese von den milesischen Münzen her bekannten
Wappentiere der Stadt hüteten die Einfahrt des
Hafens, ganz wie der bayrische Löwe die Einfahrt
in den Hafen von Lindau. Der Kürze halber haben
wir der ganzen Gegend den Namen »Löwenbucht«
gegeben. Wie bei den Bauwerken der venezianischen
Republik spielt der Löwe in der Plastik Milets als
Machtsymbol von alters her eine bedeutende Rolle.
breiter Prachtbau, seiner teilweise erhaltenen Inschrift
nach ix t(Üv %titüv Stup^tuv errichtet und zwar ver-'
mutlich im dritten Jahrhundert nach Chr., wo ja
derartige Anlagen wie das Septizonium des Septimius
Severus zu Rom, üblich waren. Vor dem mit einer
Schmuckwand verkleideten Reservoir lag ein 16 m
breites Bassin, zu dem man auf drei Stufen empor-
stieg. Die Schmuckwand enthielt neun marmor-
verkleidete Nischen mit lebensgrofsen Statuen unter
verkröpftem, reich mit Ornament übersponnenem
Giebelgebälk. Da erblickte man zwischen rauschenden
Cascaden den ausruhenden Herakles, die zarte, ganz
198
Ausgrabungen zu Milet.
jugendliche Gestalt einer sitzenden Aphrodite mit
der Taube, den Meergott und Artemis im Typus der
Statue Colonna, Heilgottheiten mit dem Scblangen-
stab, den tanzenden Pan und den lächerlich feiten,
alten Silen. Mehr als 150 Fragmente dieser und
anderer Gestalten wurden in wenigen Tagen gefunden.
Mit der Reconstruction des Ganzen ist z. Z. Herr
Architekt Dr. Julius Hülsen beschäftigt.
Nördlich davon erwies sich der eine der beiden
römischen Bauten als eine umfangreiche Tiiermen-
anlage. Bis jetzt konnte erst ein. gröfserer Saal des
Caldarium untersucht werden. Deutlich tritt in dem
noch nicht ausgegrabenen Teil das Gewölbe des
Laconicum hervor.
Der ersten architektonischen Bearbeitung dieser
Resultate unterzog sich mit viel Geschick und Hin-
gabe Herr Architekt Fritz Grosse aus Charlotten-
burg, der auch sonst überall da thätig war, wo die
Untersuchung Neues .zu Tage förderte. So stiefsen
wir mitten im Dorfe Balad auf eine in ihrer jetzigen
Gestalt römische Strafse von 8 m Breite mit einem
gewölbten Canal, dessen Construction seither die
bewundernde Anerkennung aller Techniker gefunden
hat. Die Spannung beträgt i '/2 m, die Tiefe 2,85 m,
eine Abmessung, die, wie mir versichert wird, bei
der Canalisation Berlins nicht erreicht wurde.
Stichkanäle von 60 cm Breite und Höhe mündeten
von den Häusern aus hinein. In der Mitte des
Fahrdammes liegen Einsteigelöcher mit besonders
construierten Verschlufsplatten in Abständen von
10 m. Ein andermal stiefsen wir auf einen Mosaik-
fufsboden mit den fein umrankten Brustbildern der
neun Musen mit Namensbeischriften in der he-
siodeischen Reihenfolge.
Ein Hauptgewinn des Ausgrabungsabschnittes
vom Herbst 1900 wurde uns aber an einer Stelle
zuteil, von der man es schwer vermuten konnte:
an der Stadtmauer. Wir verfolgten die hellenistische
Mauer im Norden Milets, nahe der westlichen Spitze,
gegen Nordost zu weiter, als eine ihr vorgelagerte,
i'/ü m dicke, weit spätere Mauer unsere Aufmerk-
samkeit in hohem Mafse fesselte, weil sich in ihrem
♦Mörtel eine Menge antiker Werkstücke zeigten. Da
der Mörtelverband mehrere Münzen des Gallienus
enthielt, die nur beim Bau selbst hineingeraten sein
können, so ergab sich eine genaue Datierung: das
Festungswerk ist vor die ältere, in langer Friedens-
zeit verfallene hellenistische Stadtmauer gezogen
worden, als die Gothen um 265 n. Chr. ihre Raub-
züge an den Küsten des aegäischen Meeres unter-
nahmen, denen u. a. als vornehmstes Opfer das
Artemision zu Ephesos anheimfiel. In überraschender
Weise bestätigt dieser Befund die Patierung, die
Alfred Koerte (Gott. Gel. Anz. 1897 S. 392 ff.) für
eine ganze Reihe derartiger später Bollwerke klein-
asiatischer Städte wie Dorylaion, Ankyra u. a. vor-
geschlagen hat.
Die Milesier müssen in der Bedrängnis jener
Schreckenszeit ihre Stadt und Nekropolis vieler
schöner Bauwerke selbst beraubt haben. Es fehlte
ihnen die Zeit, vielleicht auch die Möglichkeit, die
Steine aus den Brüchen vor den Thoren zu holen.
Reihenweise wanderten Säulentrommeln, Architrave,
Triglyphen, Capitelle jeder Form, Inschriften und
selbst Skulpturen in die Gothenmauer.
Zwischen den Säulentrommeln der Fundamente
zogen wir den lebensgrofsen archaischen Marmor-
Torso einer stehenden Frau heraus, die einen Vogel
in der Linken vor ihrer Brust hält, wenige Meter
davon lagen vier jener durch Sir Newtons Grabungen
am heiligen Weg bekannt gewordenen archaischen
weiblichen Sitzfiguren von etwas jüngerer Ent-
wickelung. Auf dem Thron einer der Gestalten
fand sich die Aufschrift 'Apre nahe dabei lag
eine Inschrift an Artemis Lochie und eine zweite
an Artemis Pythie, ferner eine Marmorstele mit
Zusatzbestimmungen überEhrengaben an dieArtemis-
priesterin. Wir vermuten deshalb unweit jenes
Mauerteiles das städtische Artemisheiligtum. Christ-
liche Heilige sind gar oft die Nachfolger heid;iischer
Gottheiten an derselben Stelle geworden; man wird
sich an Santa Maria sopra Minei'va erinnern. In
Milet zeigt sich allem Anschein nach eine ähnliche
Nachfolgerin der jungfräulichen Apolloschwester:
nahe dabei liegt nämlich eine frühbyzantinische
Kirchenruine, deren ThUrsturzinschrift besagt, dafs
liier das Heiligtum xrj? dyia; dv5o$o'J OcOTo'xo'j xoti
dtel 7:ap8^vou Mapt'a; sei.
Archaische Reste sind auch an anderen Stellen
Milets schon zu Tage getreten : ein lebensgrofser,
leider verstümmelter Frauenkopf wurde im Acker
beim Theater aufgelesen, nahe dabei fand sich ein
verbautes, archaisches Sphinxrelief. Zwei archaische
Sitzfiguren fanden sich bei Cap Plaka am Meere.
Hinter dem Buleuterion kam neben altertümlichen
Terracotten weiblicher Gottheiten das Fragment
einer bustrophedon geschriebenen Opfervorschrift
zum Vorschein. Reste alter Keramik haben sich
bereits in der Nekropolis gezeigt, der die Arbeit
dieses Herbstes gilt.
Bei der Fülle solcher Indicien nach nur sieben-
monatiger Arbeit darf man getrost die Zeit des un-
sicheren Suchens und Tastens bis zu einem gewissen
Grade für abgeschlossen erklären. Bei weiterem geeig-
neten Vorgehen, bei dem es freilich in erster Linie auf
die künftig zu Gebot? stehenden Mittel ankommen
Die griechisch-römischen Altertümer im Museum zu Kairo.
199
wird, werden geschlossene Resultate in gröfserem
Mafsstab an die gewonnenen Fäden systematisch
angeknüpft werden können. Wie man in Priene
stets darauf bedacht geblieben ist, Verbindung unter
den einzelnen Objekten zu halten, stets das Ganze
zu berücksichtigen, wie dort sich schliefslich dann
ein abgerundetes hellenistisches Gesamtbild ergeben
hat, so würde auch in Milet vorgegangen werden
können. Und wie das Ganze ein ehrwürdigeres,
vielseitigeres, historisch bedeutenderes ist als das
einer hellenistischen Landstadt, so werden, das
hoffe ich zuversichtlich, auch die Gesamtresultate,
grofs und bedeutsam, nicht hinter dem zurück-
stehen, was wir uns von dem alten Milet vor-
stellen.
Milet, 23. Oktober 1901.
Theodor Wiegan d.
DIE
GRIECHISCH-RÖMISCHEN ALTER-
TÜMER IM MUSEUM ZU KAIRO.
I. Skulptur.
A. Archaisches.
1. Unbekleideter »Apollo«. Alabaster. (Katalog
de Morgan 368) H. o.m m aus Naukratis (Abb. 9).
R. Standbein, 1. Bein vorgesetzt; die Unter-
arme liegen am Oberschenkel, Hände geballt; Blick
etwas nach 1. Das Haar läfst die Ohren frei und
fällt in breiter Masse in den Nacken herab. Inguinal-
falten und Wirbelsäule, ebenso die Finger durch
Gravierung angegeben. Unterschenkel vom Knie
an fehlen. Vgl. Annual 0/ british school V, Taf. 14,
Fig. 7. Fl. Petrie Naukratis I, Taf. I, Fig. 4: beide
ohne Kopf.
2. Weiblicher (?) Kopf. Alabaster. (Journal
26393) H. 0,06 m (Abb. 9).
Über der Stirn gescheiteltes, hinten herabfallen-
des, welliges Haar, das die Ohren frei läfst. Um
die Stirn ist eine Binde gelegt, die sich am Hinter-
kopf kreuzt; je 4 Locken fallen vor den Ohren
über die Binde herab. Hals abgebrochen.
3. Weiblicher (?) Kopf. Alabaster. H. 0,065 m
(Abb. 9).
Das lange ungescheitelte Haar fällt hinten in
Strähnen breit herab; auf dem Scheitel ist es in
5 concentrische Halbkreise geteilt, über der Stirn
ist es emporgestrichen und von feinen Wellenlinien
von oben nach unten durchzogen. Ohren frei. Am
Halsansatz abgebrochen.
B. IV. und in. Jahrhundert.
4. Weibliche Statue. Pentelischer Marmor.
H. 1,12 m. Br. der Plinthe 0,36 m (Abb. i).
Auf einer niedrigen Plinthe steht eine Frau, be-
kleidet mit langem, dorischem Chiton und einem um
Rücken, Leib und 1. Schulter geschlungenen Mantel,
den sie an der Hüfte mit der 1. Hand festhält. Das
r. Bein ist Standbein, das 1. ist gebeugt und zur
Seite gestellt, so dafs der Chiton in tiefen, geraden
Falten herabfällt, während das 1. Bein durch den
feinen Stoff leicht durchscheint. Am Obergewand
sind mehrfach Liegefalten angegeben, die die grofsen,
schrägen, einschneidenden Falten zum Teil durch-
kreuzen. An den Füfsen Sandalen. Der gröfsere
Theil des r. Armes fehlt, in der erhaltenen Hälfte
des Oberarms ein Dübelloch. An der 1. Hand sind
die Finger abgebrochen. Rückseite und r. Seite
vernachläfsigt: die Figur stand also wohl in einer
Nische.
Gute Arbeit aus der 2. Hälfte IV. Jahrhunderts,
an Werke praxitelischen Kunstkreises anschliefsend,
vgl. die Athena des Louvre (Amelung Basis des
Praxiteles S. 24 Abb. 6) und ein fast völlig frei ge-
arbeitetes Grabrelief im Nationalmuseuro zu Athen
1005, das in der Gewandbehandlung der Statue
sehr nahe steht, ferner die Gewandfiguren der
Fayencekannen mit Inschriften aus der ersten
Ptolemaeerzeit, vergl. Rev. Ar eh. 1863 Taf. 7.
5. Satyr. Grobkörniger, parischer (?) Marmor.
H. 0,39 m (Abb. 2).
Nackt, r. Standbein, 1. Spielbein. Penis und
Beine vom Knie an abgebrochen; am r. Unterarm
und am 1. Oberarm glatte Schnittfläche mit Dübel-
löchern. Vortretende Unterstirn, faunartige spitze
Ohren; im struppigen, kurzen Haar lag eine Metall-
binde. Ein Stück des Hinterkopfes fehlt. Rück-
seite vernachläfsigt; am' 1. Hinterschenkel Rest einer
Stütze mit einem Dübelloch, wohl für ein Tier. Die
jetzige Aufstellung ist falsch; er mufs mehr auf-
gerichtet und auf das r. Bein ponderiert werden.
Frische Arbeit, kräftige Formen, »lysippisch«. Vgl.
den Satyr der Villa Doria Pamfili: Clarac 694 D.
6. Herakles. Kalkstein. (Katal. de Morgan 351)
Mitrahineh. phot. Brugsch. Jüngling von kräftigen,
muskulösen Formen blickt nach 1. in die Höhe.
R. Arm ganz, 1. Arm von über dem Ellenbogen an
abgebrochen. Unterkörper fehlt. Auf Kopf und
Rücken liegt das Löwenfell, dessen Klauen auf der
Brust zu einem Knoten geschlungen sind. Ein
Stück des Felles kommt noch unter dem 1. Arme
zum Vorscheine. Starke Falten am Hals, kurzes,
krauses Haar. Am Löwenfell rötlich braune Färb-
200
Die griechisch-römischen Altertümer im Museum zu Kairo.
spuren. Bemerkenswert ist die ünterschneidung des
Felles am Hals. Rückseite flüchtig mit dem Meifsel
übergangen. Effektvolle Arbeit. III. Jahrhundert
V. Chr.
7. Herme. Terrakotta. H. 0,15 m.
Abb. 1.
Auf hoher, altarförmiger Basis steht eine Herme
mit Armen. Eine Chlamys ist auf der r. Schulter
zusammengeknöpft, im r. herabhängenden Arm liegt
das Kerykeion, die Hand fafst die Chlamys. Die 1.
von der Chlamys bedeckte Hand greift oben in den
Stoff der Chlamys. Kurzes, über der Stirn sich
Sträubendes Haar mit einer Binde, in der in der
Mitte 2 Federn stecken: Hermes-Toth (vgl. Furt-
wängler, B. J. 103 (1898) S. 5 ff. III. Jahrhundert
V. Chr.
8. Statuette. Grauer Granit (Maspero 5923)
H. 0,285 m.
R. Standbein, 1. Spielbein, zur Seite gesetzt.
Sie steht auf einer niedrigen Plinthe vor einer hohen
viereckigen Stütze. Der Mantel liegt auf der 1.
Schulter und ist um den 1. Unterarm gewickelt; der
eine Zipfel hängt bis zum Rand der hohen Basis,
der andere bis zur Kniekehle herab. Der Kopf
war, wie der Ansatz zeigt, nach 1. geneigt.
Mäfsige Arbeit, unvollendet? auffallend durch
die altertümliche Strenge der Haltung.
9. Hund. Kalkstein. (Journal 27200) Nau-
kratis. L. 0,14 m.
Auf polsterartiger Basis liegt mit gekreuzten
Vorderbeinen ein Hund mit Halsband, das mit
Tupfen verziert ist. Das Fell ist durch Gravierung
angegeben. Langer Schwanz.
Sorgfältige Arbeit, frühhellenistisch. Vgl. die
Windhündin im Museum von Vienne Gaz. arch. VI
(1880) pl. 10.
Ähnliche Tierbilder auch sonst im Museum,
aber weniger gut.
10. Grabrelief. Poröser Muschelkalk. H. der
Basis 0,19, der Stele 0,52. phot. Brugsch. -In eine
rechteckige Basis ist eine Stele eingelassen; zwei
einfache, stark vortretende, nach oben sich ver-
jüngende Pilaster schliefsen das Relief ein: auf
einem hohen Sitz ohne Lehne sitzt, die Füfse auf
eine Fufsbank mit ausgeschweiften Füfsen gestellt,
eine Frau, im dorischen Chiton und Mantel, der
über den Kopf gezogen ist, aber Brust und 1. Arm
freiläfst. Der Kopf ist gesenkt; die r. Hand fafst
den Zipfel des Mantels und ist gegen das Gesicht
geführt, die 1. liegt auf dem Schofs, die Finger
fafsen leicht in das Gewand. Das r. Bein ist zurück-
gezogen, das 1. vorgestellt; am allein sichtbaren
1. Fufs Sandale. Vor ihr Mädchen nach r. im hoch-
gegürteten dorischen Chiton, kurzem Haar, 1. Stand-
bein, das'r. Bein als Spielbein zurückgesetzt. Mit
beiden erhobenen Armen hält es der Frau eine
Leier hin. Die Saiten des Instruments waren wohl
durch Bemalung angegeben.
Auf der Basis die Inschrift:
NIKn TIMÜNOSASTH
Die Pilaster treten auch an den Seiten etwas
gegen den Grund der Fläche vor. Die Kapitelle
stark bestofsen; Rückseite rauh. Gute Erfindung,
frische Ausführung, die durch das schlechte Material
beeinträchtigt wird. IV. Jahrhundert, 2. Hälfte.
Die griechisch-römischen Altertümer im Museum zu Kairo.
20 1
II. Stele. Kalkstein. Saqqarah, Serapeum.
20. Okt. 1877. Kat. de Morgan 381. H. 0,35 m.
Traumorakel beim Apis. Abgeb.: Festschrift für
Johannes Vahlen hinter S. 15 (O. Rubensohn) und
beistehend Abb. 3.
Zwei Pilaster, auf denen zwei nackte, weibliche
Atlanten mit unter der Brust zusammengelegten
Armen stehen, begrenzen das Feld, zu dem 4 Stufen
heraufführen. Auf den Köpfen der Frauen ruht der
Abacus und auf diesem der geteilte Architrav und
der Giebel, der mit Palmettenakroterien verziert ist.
Auf dem Bildfeld oben die Inschrift:
'Evüicvta xpfvü) Toü öeoü Tzpo'iTafixoL l/tov
Tu}((f 'yaöiy* Kpi^? ^axiv 6 stptvuiv raSe.
Darunter gemalt in schwarzem Umrifs ein Altar
der gewohnten hellenistisch-aegyptisch«n Form auf
zweistufiger Basis, vor dem der Apis steht. Vgl.
I^ev. arch. 1863 Taf. VII.
Anfang III. Jahrhunderts v. Chr. Zur Inschrift
vgl. Journal des savants 1879, 470 ff. Rev. crit. XIII^
p. 1 1 1 ff. Cobet, Mnemosyne VII, S. 423. Crusius,
Pauly-Wissowa s. v. Aretalogoi Sp. 671 f. Beschreibung
der Darstellung: C. R. de l'academie des inscriptions
et b. l. 1879, S. i3off.
12." Grabstele. Kalkstein. H. 0,475. Br. 0,242 m.
Ausgetiefte Bildfläche mit Giebel undAkroterien.
Giebelfeld rot, auf dem unteren Giebelrand rot ge-
malter Eierstab. Am Architrav die Inschrift:
APOMAPHC POAIOC
Vom braunen Hintergrund hebt sich ab ein Jüngling
in Vorderansicht, bekleidet mit einem weifsen, auf
der r. Schulter geknöpften Mantel. In der 1. Hand
hält er die Lanze, in der r. einen kleinen, undeut-
lichen Gegenstand. Stiefel an den Füfsen.
III. Jahrhundert v. Chr. Arbeit der folgenden
ähnlich.
13. Grabstele. Kalkstein. H. 0,43. Br. 0,22 m.
Ausgetiefte Bildfläche mit Giebel und Akroterien.
Am unteren Giebelrand rot gemalter Eierstab und die
Inschrift :
NIKOKPATHC : TICIMAXOY
AKAPNAN
Auf weifsem Grund ist gemalt ein Jüngling in
Vorderansicht, bekleidet mit gelbem Chiton und
braunem Mantel. Er hält die R. vor die Brust; in
der L. hielt er einen jetzt zerstörten Gegenstand.
Von 1. kommt auf ihn zu ein Knabe, zu ihm auf-
blickend, in weifsem Chiton. Er hält in beiden
Händen einen undeutlichen Gegenstand.
III. Jahrhundert v. Chr. flüchtige, aber frische
Arbeit.
14. Relief. Kalkstein. (Journal 25496) H. 0,1 35 m.
L. 0,13 m. Rückseite modern abgearbeitet; unten,
oben und an der 1. Seite abgeschnitten.
Grofser, bärtiger Mann mit langem, struppigem
Haar nach r. gewandt, Kopf in Vorderansicht, um
den Leib und am Ende des Rückens ein Wulst.
(Kentaur?) L. oben sitzt eine Paniske, bekleidet mit
Chiton, Schleier um den Kopf. Um den Leib sind
5 dicke Binden geschlungen. In der R., die nach
Abb. 2.
dem Kopf zu geführt ist, hält sie einen Zweig (?),
in der L. ein Füllhorn.
Flüchtige Arbeit.
15. Sphinx. Kalkstein. H. 0,14. Br. 0,10 m-
Auf fast quadratischer Basis erheben sich an
den Ecken 4 Säulen mit glattem, rundem Schaft
und viereckiger Basis. Der obere Teil der Säulen
abgebrochen. Zwischen ihnen sitzt eine weibliche
geflügelte Sphinx, die Vordertatzen dicht aneinander
gestellt, hinten kleiner Schwanz. Fufs oder Brust-
202
Die griechisch-römischen Altertümer im Museum zu Kairo.
stück der Seitenlehne eines
reich ornamentierten Thron-
sessels? Flüchtige Arbeit.
16. Greifenkopf. Basalt.
H. o,io. L. o,i8 m.
Die 4 Kammzinken ab-
gestofsen, die eine Seite des
Schnabels verletzt, die Ohren
stark bestofsen.
Vorzügliche dekorative
Aibeit. .Teil eines Thron-
sessels? Ein ähnlicher
Greifenkopf im Museum zu
Alexandrien.
C. II. Jahrhundert —
römische Zeit.
17. Oberteil der Statue
eines bärtigen Mannes
Schwarzer Granit. 0,22 m.
Kurzes, überden Schläfen
vorspringendes Haar, kurzer
Backenbart; auf der Stirn
3 horizontale Falten, je eine
Abb. 3.
Spätere hellenistische Zeit.
Vgl. die im Rec. d. trav. 18,
137 ff besprochenen Köpfe,
dazu Taf. a, b.
18. Herme. Feiner Mar-
mor (Journal 27684). H.
0,165 m.
Mit seitlichen Ansätzen,
am Pfeiler Phallus aus
Bronce. Kopf eines jugend-
lichen Satyrs, eine Binde im
Haar, das sich über der
Stirne sträubt; darin fast
ganz verdeckt zwei kleine
Hörner. Falten am Hals.
Hellenistischer Typus
II. Jahrhunderts, vgl. Furt-
wängler, Satyr ausPergamon
(40 Berl. Winckelm. progr.)
s. 31.
19. Unterteil der Statu-
ette einer Göttin. Kalkstein
(Journal 22027). H. 0,15 m.
Abb. 4.
Falte r. und 1, von der Nasenwurzel. Er trägt ein
Hemd und einen die r. Schulter freilassenden, am
Rande umgebogenen Mantel. An der Rückseite ein
oben spitzer Pfeiler, der bis über den Nacken reicht.
R. Standbein, 1. Spielbein auf einen Vogel ge-
setzt, dessen Kopf abgebrochen. Die Göttin ist mit
einem langen, faltenreichen Gewand bekleidet und
trägt Sandalen.
Die griechisch-römischen Altertümer im Museum zu Kairo.
203
Hellenistische Umbildung eines Originals aus
dem Ende V. Jahrhunderts, auf das die Berliner
Aphrodite zurückgeht. Vgl. die Gewandstatue aus
Abukir. L. 1,38. H. 0,69 m, 1. Ende fehlt;
Rückseite glatt abgeschnitten das Gewand hier nur
angedeutet.
Abb. 5.
Argos Athen. Mitteil. IV. S. 150 no. 489 (Phot. d.
Instituts 389).
19. Deckel eines Sarkophags. Stark polierter
(italischer?) Marmor (Abb. 4).
Auf einem Polster liegt ein Mann, bekleidet
mit Ärmelchiton und einem Mantel, der um Rücken
und 1. Schulter geschlagen ist. Er stützt sich auf
den 1. Ellenbogen und hält in der 1. Hand einen
204
Die griechisch-römischen Altertümer im Museum zu Kairo.
Abb. 6.
Kantharos, in der auf dem Schoofs liegenden r. ein
Ährenblindel. Haar, Vollbart und Schnurrbart durch
Gravierung angedeutet; je eine Falte über den
Augen und von den Nasenflügeln zum Kinn; drei
Falten auf der Stirn, Glatze.
Trockene Arbeit, Kopf sehr gut. Ende II. Jahr-
hunderts V. Chr. Vgl. die entsprechenden Motive
auf etruskischen und spätrömischen Sarkophagen
nachhadrianischer Zeit (besonders ähnlich der ge-
lagerte Philosoph Athen N. M. 1497). Der Typus
des Kopfes entspricht den oben citierten spät-
hellenistischen Köpfen, besonders Berlin. Aeg. Alt.
255 und einem aus Ägypten von der Skulpturen-
abteilung kürzlich erworbener Marmorkopf.
20. Büste eines Mannes. Braunfleckiger, stark
polierter Marmor. H. 0,50 m (Abb. 5).
Auf rundem Sockel mit niedrigem Pfeiler, an
dem vorn ein seitlich ausgeschweifter Schild an-
gebracht ist (vgl. zu dieser Form Bienkowsky, Rev.
arch. 1895, II- S. 294). Hinterkopf, r. Wange, r.
Ohr und Kinn etwas bestofsen.
Bartloses, von Furchen durchzogenes, hageres
Gesicht mit starken Backenknochen, zusammen-
gekniffenem Mund und tief ausgeschnittenen Augen-
lidern. Augensterne leicht angedeutet. Schlichtes
Haar mit einzelnen gebohrten Spitzen auf dem
Scheitel. Ohren stehen etwas ab. Wagrechte Falte
auf der Stirn, zwischen den Brauen zwei, am Halse
drei Falten. Chiton und Mantel, der um beide
Schultern geschlungen ist.
Gute, realistische Arbeit traianischer Zeit.
21. Statue einer Frau. Grobkörniger Marmor.
Siont. H. 1,47 m (Abb. 6). Sie steht, bekleidet mit
hochgegürtetem, dorischem Chiton mit Apoptygma
und einem die 1. Brust freilassenden Mantel, fest auf
dem 1. Bein und zieht das r. Bein etwas zurück.
Der r. Arm vom Ellenbogen an, der 1. von etwas
unterhalb des Ellenbogens an abgebrochen. An
der r. Seite an dem Gewand Reste eines Ansatzes,
wo der r. Unterarm anlag. Auf dem r. Knie die
Künstlerinschrift :
AMMWNIOC
AnOAAO<})ANOY
enoiei
Am 1. Fufs, der halb aus dem Gewände hervorragt,
die Sandale erkennbar. Die Oberfläche des Marmors
poliert, Rückseite vernachlässigt.
II. Jahrhundert n. Chr.
22. Kopf eines Mannes. Marmor. H. 0,22 ra
auf moderner Basis mit Gipsverband. Kat. Maspero
5528 (Abb. 7).
Abgeplatteter, hoher Hinterkopf. Ohren und
Nase bestofsen, Augäpfel graviert; auch Haar und
Bart durch Gravierung angedeutet. Das Fleisch ist
poliert.
Die griechiscli-römischen Altertümer im Museum zu Kairo.
205
Sorgfältige Arbeit, II. — III. Jahrhundert n. Chr.
Vgl. einige der Mumienporträts aus Gips für die
Barttracht z. E. Berlin Äg. Alt. 11 649.
23. Büste. Kalkstein mit Stucküberzug. Höhe
0,94 m. Rückseite schief abgeschnitten und zum
Aufsetzen auf ein Medaillon mit zwei Dübellöchern
versehen (Abb. 8).
Osiris -Dionysos (?) mit langem Haupt- und
Barthaar, bekleidet mit Chiton und über die r.
Schulter fallendem Mantel, wulstige Binde im Haar,
kleine Flügel zu beiden Seiten der Stirn. Pupillen
tief ausgeschnitten zur Aufnahme der einst das
Ganze bedeckenden Stuckschicht, die an vielen
Stellen noch sichtbar ist. Am dichtesten liegt sie
auf den Nacken. Die Locken kommen unter dem
Haarwulst, in den das Haar hinten zusammen-
genommen ist, heraus. Vor jedem Ohre zwei ge-
drehte Löckchen, im Haar ein flaches Band.
Die Verwendung beider Büsten als Medaillons,
die ziemlich leeren, klassicistischen Formen, für die
die nächste, aber sehr viel bessere Analogie die
Köpfe des Damophon von Messene sind, weisen
auf römische, wohl Hadrianische Zeit hin. Doch
ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dafs sie
unter die »klassicistischen« Werke des II. Jahr-
hunderts v. Chr. gehören.
Abb. 7.
im Haar, das ebenso wie der Hinterkopf ganz aus
Stuck besteht. Diese Schicht war dann bemalt und
graviert, so dafs die Formen viel feiner herauskamen
als heute. Vortretende Unterstirn, auffallend kleines
Obergesicht.
24. Büste. Kalkstein mit Stucküberzug. Höhe
0,87 m. Gegenstück zu der vorigen. Rückseite und
Technik ebenso.
Isis, bekleidet mit einem Peplos und einem um
beide Schultern geschlungenen Mantel mit Fransen-
saum, der die 1. Brust freiläfst und vorn zwischen
den Brüsten im Isisknoten zusammengeknüpft ist.
Das Haar fällt in Wellenlinien über der Stirn nach
beiden Seiten und in langen, gedrehten Locken bis
Abb. 8.
Analoge Technik noch bei folgenden Werken :
In Kairo: a) Büste des Sarapis mit dem Modius
} auf dem Kopf. Am Modius, der sich nach oben
verdickt, drei aufrechte Zweige nebeneinander, über
dem mittelsten eine kleine, runde Vertiefung, eine
gröfsere verdeckt der untere Teil des mittelsten
Zweiges. Bart und Haar schwarz bemalt, das Weifs
der Augen durch weifsen Marmor angegeben, die
Lider schwarz (?). Die Pupille war eingesetzt aus
wohl schwarzem Stein. Dem Osiris stilistisch ähn-
lich, doch von dem dem Bryaxis zugeschriebenen
Sarapis abhängig.
2o6
Die griechisch-römischen Altertümer im Museum zu Kairo.
b) Kopf des Sarapis, etwas nach r. gewandt.
Nase bestofsen ; Modius nieder aufgesetzt; Rückseite
unbearbeitet; Stuck an vielen Stellen abgefallen.
c) Kopf des Sarapis von einer Statuette in
derselben Technik im Besitz v. Bissings.
Pfeilerhöhe 0,24 m. Langes Haar, das sich über
der Stirne sträubt; im Haar ein Reif. Menschliche
Ohren; Chiton um die Brust.
25. Grabstele. Kalkstein. L. 0,38, H. 0,39,
T. 0,04 m. Hinten rauh.
Abb. 9.
In Alexandria: a) ZeusbUste. H. 0,52 m.
Schwere LockenfUlle r. und 1. von der Stirn, ge-
teilter Bart. Behandlung der Pupillen unter dem
Stuck genau wie bei den Gizehköpfen.
b) 2 Büsten aus Kalkstein, der Stuck vergoldet;
hinten Pfeilerstück bis zur Schulter. H. 0,48 m.
Zwei Pilaster tragen einen Giebel mit Akroter-
ansätzen. Giebelfeld rot. Grund des Reliefs am
obersten Rand grau, sonst braun. Frau in Ciiiton
und Mantel, Haar hinten in einen Chignon gelegt,
begleitet von zwei in Mäntel gehüllten Kindern,
giebt einem Jüngling die Rechte. Er kommt von
Die griechiscti-römischen Altertümer im Museum zu Kairo.
207
r. auf sie zu, ist mit dem Mantel bekleidet und
trägt auf dem Haupt den Petasos. Fleisch rosa,
Haaf braun; Chiton der Frau braun und lila; Mantel
des Jünglings braun und lila, Petasos grau. Vgl.
als nächste Analogie die Farbenanwendung auf den
»Hadrahydrien« und anderen hellenistischen Ge-
fäfsen aus Ägypten.
Wende III. und II. Jahrhunderts v. Chr. Sehr
schlechte Arbeit.
26. Grabstele. Kalkstein (neues Inv. 9217).
H. 0,43, Br. 0,24, T. 0,13 m. Hinten rauh.
Auf zwei Pilastern ruht ein Architrav mit
Giebel; am inneren und am unteren Rand des
Giebels aufgemalter Eierstab. Unten die Inschrift
zwischen eingeritzten Zeilen:
mit den vier »Hörnern« ; vgl. oben. Im Gizeh-
museum vier Modelle solcher Altäre aus Stein.
IL Jahrhundert v. Chr.
28. Bruchstück eines Thonreliefs (Inv. 26389).
Br. 0,28 m, gr. Längendim. 0,265 m (Abb. 9).
L. Seite abgebrochen, r. Rand erhalten. Oben
durch Eierstab, unten durch eine einfache Leiste
profiliert. Büste der Artemis-Selene , hinter ihrem
Kopf der Halbmond. Spuren von Blau und Gelb
im Haar, von Gelb am Halbmond. Füllhorn 1.,
von einer Schlange umwunden, darin ein Hörn und
eine Traube. Dahinter Gewandrest.
I. Jahrhundert v. Chr. (?)
29. Fragmente eines grofsen Marmorkraters.
Br. des gröfseren 0,45 m (Abb. 10).
Abb. 10.
AMMflNIE AHMHTPIOY
XAIPE
In der so gebildeten Ädicula zwei bartlose Männer
in Chiton und Mantel, die sich die Hand reichen.
Spuren von roter Farbe an den Pilastern und an
den Buchstaben.
IL Jahrhundert v. Chr. Derbe, andeutende,
aber gewandte Arbeit.
27. Kleiner Altar. Kalkstein. Labyrinth. Oktober
1862. (Journal 19995.) H. 0,22 m.
Auf einer viereckigen Basis mit Füfsen, die mit
Guirlanden und Bukranien verziert ist, steht ein
runder, oben und unten profilierter Altar auf vier
Plättchen. Um ihn läuft ein Rebzweig mit Blättern
und Trauben. Der obere Rand des Altars bestofsen.
Diese Altarform ist die in der späteren Zeit in
Ägypten übliche. Daneben steht die viereckige
Archäologischer Anzeiger 1901.
Der untere Teil des Bauches war geriefelt mit
einzelnen aufgelegten Akanthusblättern. Oben ein
Fries von Akanthusranken mit Knospen und Blüten,
dazwischen Vögel. Am Rand äolisches Kyma.
Feine, aber trockene Arbeit augusteischer Zeit.
Vgl. zum Stil den Lorbeerbecher' aus Hildesheim
(Arch. Anz. XI, 75).
30. Sarkophag. Marmor. Kat. de Morgan 1281.
L. 2,38, Br. 1,27, H. 1,08 m. Rückseite rauh;
innen am r. Ende am Boden eine kissenförmige
Erhöhung (Abb. 1 1).
Vorn: drei Guirlanden, von denen Trauben
herabhängen. Über ihnen in der Mitte Medusen-
kopf mit kleinen Flügeln, r. und 1. Frauenkopf mit
Epheukranz im Haar. Vier Jünglinge auf Posta-
menten halten scheinbar die Guirlanden, in Wahrheit
nur die beiden mittelsten. Der erste Jüngling
16
208
Die griechisch-römischen Altertümer im Museum zu Kairo.
(Herakles?) hat ein Tierfell über den 1, Arm, der
zweite legt den r. Arm auf den Kopf, hat den
Mantel um Rücken und Beine geschlagen und fafst
ihn mit der 1. gesenkten Hand (Dionysos); der dritte
hält mit der erhobenen r. Hand die Guirlande, hat
in der gesenkten 1. das Pedum und um den Rücken
ein Tierfell, dessen Enden auf der Brust geknotet
sind (Satyr); der vierte trägt Chlamys und Flügel-
schuhe, hält in der gesenkten R. den Beutel, in der
gesenkten L. das Kerykeion, dessen Spuren noch
an der 1. Schulter zu erkennen sind. Über der
Stirn scheint er eine Feder zu tragen (Hermes).
Es sind statuarische Typen verwandt: vgl. Dionysos
in Villa Albani, Clarac-Reinach I, 386; Satyrstatue
der Mitte von zwei einander zugewandten, geflügelten
Knaben, die mit beiden Armen die Guirlanden
halten. Die Figuren stehen auf Postamenten. Über
den Guirlanden in der Mitte Medusenkopf mit kleinen
Flügeln, r. und 1. je ein Frauenkopf mit Binde im Haar.
Seiten (flüchtig gearbeitet): je eine Guirlande,
von zwei Bukranien gehalten, mit Traube, darüber
weiblicher Kopf mit Binde im Haar.
Mittelmäfsige Arbeit. Ende I. Jahrhunderts
v. Chr. (?).
32. Sarkophag. Marmor. Kat. de Morgan 1282.
L. 2,55, Br. 1,22, H. 1,04 m. Rückseite rauh; an
der einen Schmalseite Öffnung im Boden: der
Sarkophag hat als Wanne gedient.
Abb. II.
in Neapel, Furtwängler, Satyr aus Pergamon Taf. III,
3 und Samml. Vescovali, Clarac S. 399; Hermes:
Furtwängler, B. J. 1898 S. 6 Fig. 4 und weitere
dort citierte Parallelen.
Seiten: je eine Guirlande mit Traube, von
Bukranien gehalten, in der Mitte darüber Kopf eines
jugendlichen Genius,
I. Jahrhundert v. Chr. (?).
31. Sarkophag. Marmor. Kat. de Morgan 1823.
L. 2,15, Br. 0,97, H. 1,05 m, mit besonderem Rand
(für den Deckel?). Rückseite rauh.
Vorn: drei Guirlanden, von denen Trauben
herabhängen, getragen an den Enden von zwei
Niken mit flatterndem Gewand, in der erhobenenen
R. den Kranz, in der gesenkten L. die Palme, in
Vorn: drei Guirlanden, von denen Pinienzapfen
herabhängen, getragen von Figuren auf Postamenten ;
an den Ecken zwei Niken mit flatterndem Gewand,
Palme und Kranz in den Händen, in der Mitte
zwei Genien mit Scheitelzopf, die Beine gekreuzt.
Ueber den Guirlanden in der Mitte Medusenkopf
mit kleinen Flügeln, r. und 1. Rosetten.
Seiten: je eine Guirlande, an dereinen Seite
von einem Stierschädel gehalten, mit Pinienzapfen,
darüber je eine Rosette.
33. Sarkophag. Griechischer Marmor. Kat. de
Morgan 1284. L. 2,50, Br. 1,10, H. 1,02 m. An
vier Seiten bearbeitet; an der Rückseite in halber
Höhe drei grofse, runde Löcher, an der einen
Schmalseite ein viertes am Boden. An der 1. Seite
Die griechisch-römischen Altertümer im Museum zu Kairo.
209
b
ein Stück herausgebrochen, an der r, Seite ist der
Rand stark abgenutzt; die Rückseite ist stark ab-
genutzt und verrieben. In der Mitte innen am
Boden eine auch nicht ursprüngliche Vertiefung.
Der Sarkophag hat also als Brunnenbecken gedient
zum Schöpfen und Waschen.
Vorn: drei Guirlanden mit herabhängenden
Trauben, an den Ecken und in der Mitte von vier
Stierschädeln gehalten, die mit je zwei Binden ge-
schmückt sind. Über den Guirlanden drei Medusen-
köpfe mit Flügeln.
Seiten: je eine Guirlande, darüber ein Medusen-
kopf; der Kopf an der r. Seite fast ganz weg-
gewaschen.
Hinten: drei Guirlanden, darüber r. und 1. je
ein Medusenkopf, in
der Mitte eine Tafel j
beistehender Form, 1^'
die wohl zur Auf- U^
nähme einer Inschrift I
bestimmt war.
Römisch, sehr spät. Vgl. zu dieser Sarkophag-
form Förster, A. J. XIII (1898) S. 185 ff. und dort
angeführte Litteratur; ferner Benndorf, Reisen S. 147.
Texier, l'Asie mineure III, 146, 5. In Athen; N. M.
I180. 1181. 1188. 1190. 1191. In Alexandria drei
Sarkophage entsprechender Form.
F. von Bissing.
IL Goldschmuck.
Die neuentdeckten Schätze von Dahshur, die
altberühmten Kleinodien der Königin Ahhotep sind
bis auf unsre Zeit unerreicht und unnachahmlich ge-
blieben. Neben diesen Wunderwerken, welche die
toreutische Sammlung des Museums von Gizeh zu
der bedeutendsten der Welt gestalten, bleibt der
Schmuck späterer Jahrhunderte nahezu unbeachtet:
mit Unrecht, da er uns den sichersten Anhalt zur
Beurteilung der hellenistischen Toreutik bietet.
Hier soll nur ein vorläufiger Bericht auf die
wichtigsten Stücke hinweisen; dabei habe ich die
Bezeichnung »alexandrinisch« absichtlich vermieden,
da die schwierigen Fragen, welche daran anknüpfen,
eine ausführliche Behandlung erfordern würden.
Das stattlichste Stück der Cairiner Sammlung
ist das auf Fig. i abgebildete grofse Diadem'.
Aus starkem Goldblech getrieben, stellt es in
kräftigem Relief eine Medusenmaske des schönen
Typus dar. Der Grund ist ganz mit feinen, ge-
') Die Abbildungen sind nach meinen Photo-
graphien angefertigt, deren Publication mir Herr
Maspero freundlichst gestattet hat.
triebenen und gravierten Federn bedeckt; die Kette,
welche an einem Ende des Diadems eingehängt, an
dem andern befestigt ist, trägt in der Mitte ein
Medaillon, das einen jetzt verlorenen Stein enthielt-.
Die Glieder dieser Kette bestehen aus Doppelringen,
welche aus Goldblech ausgeschnitten und einfach
ineinandergebogen sind; eine Form, die für die
ägyptische Toreutik dieser Zeit charakteristisch zu
sein scheint. Vier ähnliche Ketten, gröfsere und
kleinere, finden sich im Museum zu Gizeh, darunter
zwei besonders schöne, welche aus je vier Ketten
bestehen; die beiden Medaillons, welche diese
Ketten an den Enden zusammenhalten, sind mit
Medusenmasken aus Goldblech verziert (ganz ähnlich
Burlington Club. Cat. 1895, pl. 26, 29), oder mit
Rosetten aus durchbrochenen, naturalistischen
Blättern, die mit Goldkörnern und bunten Steinen
besetzt sind. Dieselben Ketten finden sich auch
aus Drahtringen, statt aus schmalen Blechstreifen
hergestellt, und durch einfache Verdoppelung . er-
hielt man einen einer losen Flechte ähnlichen Typus,
der nun ebenfalls sowohl aus Draht wie aus Blech-
streifen bestehen konnte. An den Exemplaren in
Gizeh fehlen auch Medaillons nicht.
Die Verwendung dieser Diademe und Ketten
lehren uns die Mumienporträts römischer Zeit in
Stuckrelief und Malerei, die zugleich unsere Stücke
datieren helfen. Das beste Beispiel bietet das Bild
einer Frau aus dem Fayoum {Salle 44, Vitr. F):
das Diadem hält die Masse des Hinterhaars hinauf,
genau wie das haubenartige Tuch, das in Attika
im 5. Jahrb. so beliebt ist; das Kettchen mit seinem
Medaillon liegt über der Stirne. Vielleicht waren
schon manche mykenische Diademe ähnlich ver-
wendet. Um den Hals trägt jenes Mumienportrait eine
Doppelkette des oben beschriebenen Typus, mit
Rosettenmedaillon. Aufserdem schmücken sie noch
vier Halsketten aus goldenen Perlen verschiedener
Form, wie sich solche auch im Original mehrfach
gefunden haben. Doch bieten diese Perlen zwar
variierte Formen (sie sind rund, polygonal, geriefelt,
granuliert), aber keine besonders charakteristischen
Typen. (Vgl. die Abbildungen bei Schreiber,
Alexandrin. Toreutik p, 304, Fig. 26 — 28.)
Die Armbänder bilden nächst den Diademen
und Ketten den wichtigsten Teil des griechisch-
ägyptischen Schmucks; wir finden das einfache
2) Ein zweites, ganz ähnliches Diadem, viel
geringerer Ausführung, hat statt der Federn jeder-
seits der Medusenmaske einen Uraeus. Ein drittes,
diesem letzteren entsprechendes, in der Sammlung
F. W. von Bissing. Vgl. Arch. Anz. 1899, 59. Zu
den Ketten vgl. Compte rendu 1881, pl. 2, 3.
16*
2IO
Die griechisch-römischen Altertümer im Museum zu Kairo.
Schlangenarmband in mehreren Exemplaren, darunter
ein besonders feines, mit eingesetzten Smaragden
in Stirn und Augenhöhlen; sie sind alle aus vollem
Gold gehämmert, mit gravierten Schuppen an Hals
und Schwanz. Dagegen sind die doppelten Schlangen-
armbänder aus dünnem
Blech getrieben, die
hohlen Köpfe mit Ce-
ment gefüllt (Fig. 2)^.
Auch diese sind mehr
fach auf Mumiendeckeln
römischer Zeit darge-
stellt (z. B. Sal/e 44,
Vitr. C, aus dem
Fayoum). Ebenso häufig
wie die Schlangen sind
offene Ringe aus dickem
Golddraht, welche an
den Enden in zwei als
Verschlufs dienende
Haken auslaufen. Doch
Fig. I. 1:3.
förmig gewundene Drähte: Fig. 3, im Museum zu
Gizeh; andere sah ich bei F. W. v. Bissing und
in der ägyptischen Sammlung zu Athen.
An diese Typen schliefsen sich unmittelbar
einige andere an, bei denen der Verschlufs aus
Drahtenden durch ein
Charnier ersetzt ist. Der
Reif besteht aus einem
dicken, spiralförmig ge-
wundenen Golddraht,
wie an den eben be-
schriebenen Stücken,
oder aus zwei solchen
Drähten, die strickartig
verschlungen sind. Die
drei Ösen des Charniers
sind durch kleine auf-
gelötete Ringe an den
Enden des Reifen be-
festigt. Statt dieses ein-
facheren Verschlusses
^^^^■K^^RvT^Hy^ ^BT&T^i^SH
i
^"^^0
Fig. 2.
Fig. 3.
werden diese Haken meist
durch lange, dünne Drähte
ersetzt*, welche dann jeweils
um das entgegengesetzte
Ende des Reifen geschlungen
werden. Dieser Verschlufs
ist für den griechisch- ägyp-
tischen Schmuck besonders
charakteristisch und mir nur
an Stücken ägyptischen
Fundorts bekannt. Die Reifen selbst bestehen meist
aus dickem, glattem Golddraht, der rund, vier- oder
dreikantig ist; auch rechtwinkelig gebogene, dicke
Blechstreifen kommen vor, sowie dünnere, spiral-
ä) cf. Schreiber 309, Fig. 45. Bissing, Arch.
Anz. 1899, 58. Ein schönes doppeltes Schlangen-
armband sah ich 1900 im römischen Kunsthandel.
*) Diese sind einfach die dünn gezogenen
Enden des dicken Drahtes, welcher den Reif bildet.
konnte auch zwischen die
beiden Enden des Reifen
ein Medaillon mit doppeltem
Charnier eingesetzt werden.
Ein schönes Beispiel in
Gizeh, ganz ähnlich dem
von Schreiber S. 309, Fig. 46
abgebildeten. Der Reif be-
steht aus zwei strickförmig
verschlungenen Röhren aus
Goldblech, in das grofse Medaillon ist ein ungravierter
Onyx eingelassen. Von den beiden Charnierstiften
ist nur einer beweglich. Die Ausführung dieser
Exemplare ist nicht sehr fein, ebensowenig die eines
andern Armbands aus breitem Goldblech, mit einer
getriebenen Medusenmaske als Medaillon.
Auch unter den Ohrringen lassen sich mehrere
Typen scheiden, die alle weder örtlich noch zeit-
lich charakteristisch sind, und daher nicht als
Die griechisch-römischen Altertümer im Museum zu Kairo.
211
Schöpfungen der alexandrinischen Toreutik gelten
können. Ausgeschlossen habe ich die breiten, aus
mehreren parallelen Röhrchen bestehenden Ringe,
von denen Schreiber S. 309, Fig. 47 ein Beispiel
abbildet; denn sie gehören dem Typus nach ins neue-
Reich (cf. Wilkinson, Manners and Customs III 370).
Der älteste Typus unsrer Reihe ist der halb-
mondförmige, ähnlich dem bei Schreiber S. 306,
PJ&' 33 abgebildeten. Neben mehreren glatten
Exemplaren, von denen eines, in einem Hause
persischer Zeit in Mendes gefunden, dem 6. Jahrh.
zugeschrieben wird, erscheinen Stücke, die einen
säulenförmigen Aufsatz aus Goldblech tragen, dessen
mit gestanzten Punkten verzierte Oberfläche granulierte
Ornamente nachahmen soll. Auch von diesem, recht
häufigen, Typus, der sich ähnlich in Griechenland
und Kleinasien findet, stammen Beispiele aus jenem
Hause in Mendes (Fig. 4). Der Ursprung der Form
liegt somit weit vor der hellenistischen Zeit.
Doch möchte ich letzterer, aufser einigen glatten.
Fig. 6.
Fig. 7.
durch ihre Fundumstände datierten Stücken, auch
eine kleine Serie zuschreiben, welche eine Weiter-
entwicklung der einfachen Form bildet. Statt
eines Halbmondes finden wir hier drei bis fünf
Kugelsectoren aus dünnem Goldblech, die sich wie
die Schnitte einer Orange aneinanderschliefsen.
Sie pflegen abwechselnd glatt und mit gestanzten
oder gravierten Riefen, Buckeln, Kreisen, Perlstäben
verziert zu sein (vgl. das Paar, Burlingion Club
1895, pl. 26, 28). Auf einem feiner ausgeführten
Paare auch granulierte Linien und Dreiecke (Fig. 6).
Endlich gehört hierher ein besonders schönes Paar,
zwar einfacherer Form, aber um so sorgfältiger ver-
ziert: Die Innenseite zieren granulierte Rauten und
Linien, aufsen sind zwischen Querrippen je zwei
Reihen von Goldkörnern aufgelötet, welche durch
feine gewellte Drähte verbunden sind. Diese Ohr-
ringe gehören zu den hervorragendsten Leistungen
der griechisch-ägyptischen Toreutik; zu der Ver-
zierung ihrer Aufsenseite kenne ich nur späte Ana-
logien, wie Arneth, Gold- und Silbermon. in Wien
Fig. 8.
G IX, aus Ungarn noch ähnlicher Wien, Hofmus.
XIV, II 250-
Wir haben oben die Armbänder behandelt,
deren Enden in zwei dünne Drähte auslaufen. Dieser
charakteristische Verschlufs kehrt nun an einer Reihe
von Ohrringen wieder, die eben einfach verkleinerte
Gegenstücke zu jenen Armbändern sind. Die Ringe
sind glatt, oder mit kleinen granulierten Ringen
und Kugeln, Bommeln
aus Perlen, Ame-
thysten und Granaten
verziert. Ein Beispiel
dieser Verzierung
bietet Fig. 6, bei dem
indessen der charakte-
ristische Verschlufs
aufgegeben ist. Eine
Reihe ähnlicher
Stücke haben sich
in Griechenland ge-
funden (gute Proben
im athenischen Museum),
aber alle ohne jenen Ver-
schlufs.
Hier reihen sich einige
glatte Ohrringe an, welche
in der Mitte eine Pyramide
aus Goldkügelchen oder ge-
körntem Goldblech (einem
billigen Ersatz für jene müh-
same Verzierung) tragen.
Das schönste und gröfste
Paar (Fig. 7), ist aufser
der Pyramide aus ziemlich
grofsen Körnern noch mit
einer Reihe kleiner echter
Perlen geschmückt, welche
an einem Golddraht auf-
gereiht sind.
Zu diesem prächtigen
Exemplar wüfste ich kein
Gegenstück zu nennen; der
Typus der Pyramide hin-
gegen ist sehr alt und scheint aus dem Orient
zu stammen, wie Funde ähnlicher Schmucksachen
in Syrien, Kleinasien und Sardinien zeigen. Also
auch hier keine alexandrinische Neuschöpfung.
Dasselbe gilt von den Ohrringen mit Tier-
köpfen, deren Verbreitung durch das gesamte
griechische Kulturgebiet bekannt ist.
Die ältesten Beispiele haben jüngst die Aus-
grabungen des British Museum auf Kypros geliefert
(Murray, Excavations in Cyprtis pl. 15); aber die
Fig. 9.
Fig. 10.
212
Die griechisch-römischen Altertümer im Museum zu Kairo.
überwiegende Mehrzahl dieser Ohrringe ist viel
jünger. Hier finden die ägyptischen Exemplare ihre
Stelle, die meist nach dem 3. Jahrh. fallen; in-
ländische Fabrikation bezeugt der von Schreiber
Taf, III publicirte Formstein in London. Das
schönste Beispiel des Museums von Gizeh giebt
F'g- 8; vgl. Schreiber S. 305, Fig. 29. Der Ring
besteht aus dicht zusammengerollten Drähten, die
Innenzeichnung des Stierkopfes aus
aufgelöteten Schnüren und Körnern; in
den einem Zaumzeug ähnlichen Orna-
menten auf der Stirne, in den Augen
und in dem Zackenkragen am Ansatz
des Halses safsen Email-Einlagen, die
jetzt zum gröfsten Teil verloren sind. —
Neben diesem Ringe finden sich mehrere
einfachere, mit Köpfen von Stieren,
Böcken u. Löwengreifen. Der Ring selbst
ist bisweilen mit aufgereihten Steinen
und granulierten Ringen verziert gerade so wie das
Exemplar mit Delphinkopf bei Schreiber S. 305,
F'g- 30 (ein ganz gleiches in der Sammlung Bissing).
Alle diese Stücke bieten nichts, was sie von den
gewöhnlich griechischen unterschiede.
Endlich sind noch einige Ohrgehänge zu
erwähnen, die aus einer runden, verzierten Platte
mit Gehängen bestehen. Hier bieten sich alt-
ägyptische Vorbilder ähnlicher Form, wenn auch
verschiedenen Stils, dar. Aber unsre Exemplare
sind meist spät. Schreiber hat S. 310, Fig. 50 ein
sehr feines, jetzt in Dresden befindliches, abgebildet,
von dem nur die Hauptplatte erhalten ist; technisch
ähnlich, und ebenfalls jetzt ohne
Gehänge, zwei Exemplare in
Gizeh, mit gestanzten und auf-
gelöteten Lotosblüten und Sternen,
und granulierten Ornamenten im
Felde. Dazu kommen einige
gröbere Stücke ohne Granulation,
besonders ein ganz grofses, dessen
Mittelstuck aus zwei Delphinen
besteht, an welchen Gehänge aus
Goldkugeln, Perlen und Ame-
thysten befestigt sind. Von diesen
recht geringen Arbeiten giebt die Platte bei Schreiber
S. 306, Fig. 32 eine Vorstellung.
Die letzte wichtige Gruppe unsrer Schmuck-
sachen umfafst die Siegel- und Fingerringe.
Zunächst eine Reihe einfacher offener Ringe mit
beweglich gefafsten Skarabaeen und Siegelplatten
aus Fayence oder Halbedelsteinen. Der Draht, an
dem diese Siegel hängen, pflegt um die Enden
des Ringes aufgerollt zu sein. Es sind alte Formen,
Fig. II. 1:1
Fig. 12. i: I
die sich bis in die Spätzeit hinein erhalten (vgl.
Schreiber S. 307, Fig. 38). Bemerkenswert sind
ein Skarabaeus, dessen goldene Fassung mit granu-
lierten Dreiecken verziert ist; ein dreifacher Ring
mit drei kleinen Skarabaeen verschiedener Farbe,
die durch eine gemeinsame Fassung zusammengehalten
werden; vor allem aber drei Siegelringe, welche in
Schlangen- und Steinbocksköpfe auslaufen, in Technik
und Stil genau den oben behandelten
Ohrringen entsprechend. Der eine von
diesen (Fig. 9) hält eine Abraxasgemme
aus Lapis lazuli, welche zur Datierung
wichtig ist: A. Zeus, mit Skepter,
nach 1., vor ihm Asklepios, auf den
Schlangenstab gestützt, hinter ihm
Hygieia mit Schlange und Schale.
B. MONOC0H|OC€NOYP|ANtO.
Geringe Arbeit.
Die geschlossenen Fingerringe, mit
graviertem oder aus Smalt oder Halbedelsteinen ein-
gesetzten Siegeln, bieten formell und stilistisch wenig
Interessantes (vgl. Schreiber S. 307, Fig. 37). Dreifache
Ringe mit Steinen verschiedener Farbe entsprechen
dem oben beschriebenen mit drei beweglichen
Skarabaeen (vgl. auch Schreiber S. 308, Fig. 42).
Ganz isoliert ist ein grofser, hohler Ring, in dessen
Fläche einst ein Profilkopf aus einer andern Masse,
vielleicht Elfenbein ^ eingelassen war (Fig. 10).
Wichtig sind ferner drei Exemplare mit frei ciselierten
Büsten, spezifisch griechisch-ägyptischen Charakters:
eines mit schöner Serapisbüste (Fig. 11; ebenso
Schreiber S. 308, Fig. 40), ein Doppelring mit
Uraei, und ein schlangenförmiger,
der in die Büsten des Serapis und
der Isis ausläuft (vgl. Schreiber
S. 307, Fig. 39).
Endlich ist hier der prächtigste
Ring der Sammlung zu erwähnen,
von dessen Feinheit Fig. 12 einen
ungenügenden Begriff giebt. Der
»chaton<i, welcher ein glattes,
cylindrisches Smaragdprisma hält,
ist mit einem Eierstab aus weifsem
Zellenschmelz und mit Reihen
granulierter Dreiecke verziert. Zwischen den Armen
des doppelten, in der Mitte zum Knoten ver-
schlungenen Reifes sind zwei Epheuzweige ein-
gesetzt, deren Blätter aus weifsem Email, deren
Korymben aus Goldkörnern bestehen. Ein Gegen-
*) Da die Grundfläche tief und unregelmäfsig
ausgehoben ist, kann es kaum Silber gewesen sein,
sondern eher eine kalt eingesetzte Masse. Ein
ähnlicher Ring in der Sammlung Nelidow in Rom.
XL VI, Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner.
213
stück zu diesem Meisterwerk befindet sich im
Münchener Antiquarium^: doch fehlen hier der
Eierstab und die Epheuzweige. Ein dritter, beinahe
gleicher Ring, Coli. Goluchow pl. IX 56.
Zum Schlüsse mögen noch einige Stücke an-
geführt werden, die sich in keine der beschriebenen
Gruppen einordnen lassen. Zwei Venusstatuetten
aus Goldblech, auf kleiner Basis, die wohl zu einer
Halskette gehörten, entsprechen genau der von
Schreiber S. 297, Fig. 5 abgebildeten. Älter und
Fig. 13. 1:1.
viel feiner als diese groben Arbeiten sind zwei
rechteckige Schliefsen aus Goldblech, mit ge-
triebenen und granulierten Ornamenten (vgl. die
oben zu Fig. 5 besprochenen Ohrringe) ; ferner ein
vortreffliches kreisrundes Büchschen aus Gold-
blech, wie sie mehrfach in griechischen Gräbern des
5. und späterer Jahrhunderte gefunden worden sind
(z. B. Torr, Rhodes in Ancient Times pl. i): um
den Leib Friese granulierter Dreiecke, auf dem
Deckel granulierte Linien und Spiralen aus
feinem Draht. Diese letzteren Stücke fallen
sicher in vorrömische Zeit. Dagegen wage ich
keine Datierung für zwei ganz singulare hohle
Säulchen, deren eines (Fig. 13) aus gegittert
durchbrochenem Goldblech, das andre aus parallelen
goldenen Schnüren besteht. Mit diesen sicher
ägyptischen Stücken unerklärter Verwendung -=—
vielleicht waren es Hülsen für Schminkstifte — be-
schliefse ich diesen kurzen Überblick; die inter-
essanten byzantischen Schmucksachen des Museums
zu Gizeh würden den gebotenen Rahmen über-
schreiten. Georg Karo.
VON DER
XLVL VERSAMMLUNG DEUTSCHER
PHILOLOGEN UND SCHULMÄNNER
IN STRASSBURG.
Vom I. bis 4. Oktober d. J. tagte die Philologen-
versammlung in Strafsburg, von etwa 500 Mitgliedern
besucht. Sie war ungewöhnlich reich an allgemein
interessierenden und anregenden Vorträgen, von
8) Geschenk des Frh. v. Washington, vielleicht
von dessen Reise nach Ägypten stammend.
denen wir hier nur über die archäologischen in
Kürze berichten.
Die archäologische Section (Vorsitzende: Prof.
Michaelis-Strafsburg und Prof. von Rohden-
Hagenau; Schriftführer: Oberlehrer Dr. Bartels-
Hannover und cand. arch. Köster-Strafsburg) ent-
hielt in ihrer Liste 105 Namen. Sie hielt eine
speziell-archäologische Sitzung, eine im Verein mit
der philologischen, und eine zusammen mit der
historisch-epigraphischen Section. Ferner übernahm
Prof. Michaelis zweimal die Führung durch das
Abgufsmuseum der Universität, in dessen Namen er
eine Festschrift überreichte (Strafsburger Antiken,
von Ad. Michaelis. Festgabe für die archäol. Section
der 46. Versammlung deutscher Philol. und Schulm.
Mit 45 Abbildungen. Strafsburg, Karl J. Trübner,
1901); Prof. Henning erklärte die Sammlung
Strafsburger und sonstiger elsässischer Altertümer
im Schlofs, über deren wertvollen Bestand, besonders
die neuerdings zum Vorschein gekommenen Wand-
gemälde, er demnächst in diesem Anzeiger berichten
wird. Dr. R. Forrer-Strafsburg spendete den Mit-
gliedern der archäologischen Section seine kürzlich
erschienene Abhandlung Ȇber Steinzeit-Hocker-
gräber zu Achmim, Naqada etc. und über europä-
ische Parallelfunde.« Strafsburg 1901 (Achmim-
Studien, Heft I) und hatte schöne Proben seiner
reichen Sammlung ausgestellt. Prof. Luckenbach-
Karlsruhe übergab eine Anzahl Abzüge von zwei
lehrreichen Tafeln über den Palast von Tiryns und
über das italische Haus.
Die von der philosophischen Facultät der
Universität herausgegebene »Strafsburger Festschrift
zur 46. Versammlung deutscher Philol. u. Schulm.«
(Strafsburg, Karl J. Trübner, 1901, 332 S.) enthält
von hierher gehörigen Aufsätzen: Michaelis,
Georg Zoegas Betrachtungen über Homer S. i — 12.
Schwartz, Agamemnon von Sparta und Orestes
von Tegea in der Telemachie S. 23—28. Henning',
Aus den Anfängen Strafsburgs S. 81 — 90. Keil,
Eine Zahlentafel von der athenischen Akropolis
S. 117 — 142. Spiegelberg, Der Name des Phönix
S. 163 — 166. Kromayer, Die Chronologie des
dritten heiligen Krieges und des Krieges Philipps
mit Byzanz S. 207 — 220. Thraemer, Die Form
des hesiodischen Wagens S. 299 — 308.
Von den Vorträgen archäologischen Inhalts
mögen folgende erwähnt werden.
Prof. Schreiber-Leipzig berichtete in einer
allgemeinen Sitzung über die Ergebnisse der
zweiten Campagne der auf Kosten des Herrn
Sieglin-Stuttgart unternommenen, von Prof. Schreiber
geleiteten Ausgrabungen in Alexandrien, Sie
412
XLVI. Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner.
wurden teils von den Herren A. Schiff und E. Fiechter,
teils von den Herren Prof. Aug. Thiersch und seinem
Sohne Dr. Herrn. Thiersch durchgeführt. Letzteren
fiel die Erforschung des Sarapeion zu, die das all-
mähliche Wachsen des Heiligtums einigermafsen
klargelegt hat; grofse Zeichnungen dienten dies an-
schaulich zu machen. Einzelgrabungen haben eine
Strafsenkreuzung, eine gröfsere Wohnung im Be-
reich der Königsstadt, das grofse Grab von Kom-
esch-Schukafa (s. u.) und andere Gräber, endlich
die Hauptkanäle der alten Wasserleitung blofsgelegt.
Unter den Inschriften ragt die eines noch in situ
befindlichen Altars im Sarapeion hervor: BaatX^to;
nToA£[j.ato'j xai 'ApatvoTjS (PiXaSO.cpo'j Oewv aioTr,p(uv.
Besonders reich ist die Architektur ausgegangen.
Gefunden sind Reste rein griechischen Charakters,
andere von hellenistisch-römischen Barockformen,
von ägyptisch-griechischen Mischformen , von rein
ägyptischen oder ägyptisierenden Formen; aus den
Ptolemäerpalästen stammen Überbleibsel der ersten
und der dritten Art Die Abhängigkeit pompeia-
nischer gemalter Architekturen von diesen wirklichen
in Alexandrien ist einleuchtend. Für die Plastik ist
in unerwarteter Weise Selbständigkeit und Frische
der Auffassung noch bis in die ersten beiden
Jahrhunderte der Kaiserzeit nachweislich; für die
alexandrinische Toreutik, die innerhalb der Königs-
stadt betrieben ward, haben sich neue Belege er-
geben. Keramische Funde reichen von der ersten
Ptolemäerzeit bis in die arabische Epoche. — Ein
Telegramm an Herrn Sieglin ward beschlossen.
Prof. Fabricius-Freiburg berichtete in der-
selben allgemeinen Sitzung über die Ergebnisse
der Erforschung des römisch-germanischen
Limes, indem er die grofsen historischen Gesichts-
punkte in den Vordergrund stellte, die localen und
technischen Einzelheiten nur zur Belebung und
Exemplification heranzog. Eine Übersichtskarte
unterstützte den Vortrag. Unter Vespasian drangen
die Römer von Strafsburg und Windisch aus ins
Neckarland, mit dem Hauptlager in Rottweil, vor,
unter Domitian von Mainz aus in die Wetterau, wo
die erste Anlage des Limes stattfand; mit seinen
Wachttürmen und kleinen Grenzcastellen bildete er
eine Vorpostenstellung, die mit den rückwärtigen
Castellen und mit Mainz in Verbindung stand.
Etwa um loo war der ganze germanische Limes
vom Neuwieder Becken bis zur Verbindung mit dem
rätischen Limes fertig; unter Hadrian ward er mit
einer fortlaufenden Palissade befestigt und an allzu
gewundenen Stellen, behufs besseren Signaldienstes,
geradlinig umgelegt. So ward der Limes selbst zur
Hauptverteidigungslinie, die rückwärtigen Castelle
wurden aufgegeben. Die Schwäche einer so aus-
gedehnten Stellung scheint dem Vortragenden auf
die friedlicheren Verhältnisse dieser Zeiten hinzu-
weisen ; der Limes erhielt mehr eine administrative
Bedeutung. Das gleiche System ward unter Antoninus
Pius südlich des Mains durchgeführt; die Hinaus-
schiebung des Limes auf der Strecke Miltenberg-
Wetzheim bot zugleich Raum für die Ansiedelung
zahlreicher Brittonen. Die drohenderen Verhältnisse
am Ende des zweiten Jahrhunderts liefsen von neuem
die ursprüngliche militärische Bedeutung des Limes
hervortreten; seine Castelle wurden verstärkt und
im dritten Jahrhundert die Palissade in Rätien durch
eine Mauer ersetzt, in Germanien durch einen grofsen
Graben ergänzt, vielleicht infolge des Alamannen-
krieges von 213. Freilich vermochte auch der so
verstärkte Limes im grofsen Germanenkriege von
234 das römische Gebiet nicht genügend zu schützen;
gefallen aber ist er erst unter Gallienus, über dessen
Zeit kein zuverlässiges Zeugnis für das Weiterbestehen
des Limes hinausführt.
In einer Sitzung der historisch-epigraphischen
Section legte Prof. Bormann-Wien die Abbildung
eines Florentiner Grabsteins aus etwa augustischer
Zeit vor, dessen untere Hälfte neben einem von
Weinranken umgebenen runden Pfahl von ägyptischer
Form zwei Bilder aus der äsopischen Fabel
vom Fuchs und Storch oder Kranich darstellt;
links der Fuchs, der vor den Augen des Storches
vom Teller frifst, rechts der Slorch, der in Gegen-
wart des Fuchses aus der Flasche trinkt. Der Vor-
tragende war geneigt, die Wahl dieses Stoffes auf
die Cognomina Asper (des Widmenden) und Mansuetus
(eines verstorbenen Bruders, der erst mit 31 Jahren
Soldat geworden war) zu beziehen und in der Fabel
den Sinn zu erblicken, dafs Eines sich nicht für
Alle schicke. Diese Deutung bezweifelte Dr. Thiele-
Marburg, der in dem Bildschmuck nur ein Zeugnis
für die Beliebtheit der äsopischen Fabel erblickte,
während Dr. Herzog-Tübingen auf Analogien für
Anklänge der Namen an die bildliche Darstellung
verwies.
In der ersten Sitzung der archäologischen
Section gab Prof. Michaelis einleitungsweise einen
Überblick über die bisher in Strafsburg be-
triebenen archäologischen Studien. Er er-
wähnte aus der Zeit der Reichsstadt den nach
Upsala übergesiedelten Strafsburger Joh. Scheffer
{Graphice. 1669), und die zweijährige Anwesenheit
Jak. Spons, der hier teils bei Boeder, teils bei
dem aus Frankreich flüchtigen Numismatiker Patin
studierte. Im 18. Jahrhundert steht die Gestalt des
Pfälzers Schöpflin im Vordergrunde, dem sich sein
XLVI. Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner.
215
Schüler Jen Jak. Oberlin {Orbis antiqui monumentis
suis illustraii primae linae. iTJ^i) anschlofs. Schöpflins
auf die elsässischen Altertümer gerichteten Studien
wurden im 18. Jahrhundert von dem jüngeren
Schweighäuser fortgesetzt, der als Schüler Viscontis
und Hausfreund Wilhelm von Humbolds sich be-
mühte, das Mittelglied zwischen Frankreich und
Deutschland herzustellen. Die LandesaltertUmer
sind seitdem der Gesellschaft zur Erhaltung der
geschichtlichen Altertümer im Elsass zur Pflege
übergeben; Schöpf lins Museum ist 1870 beim
Brande der Bibliothek mit untergegangen. So mufste
ganz von neuem wieder angefangen werden.
Dann sprach Prof. Schreiber-Leipzig über
das neu aufgefundene Grab des Kom-esch-
Schukäfa in Alexandrien, indem er seinen
Vortrag mit reichen Illustrationen erläuterte. Dies
überaus grofse und in seiner Anlage sowie in seinem
Schmuck reiche Grab, südwestlich von der Pompeius-
säule gelegen, bildet die ansehnlichste griechisch-
römische Anlage Alexandriens. In drei Stockwerken
angeordnet, durch zwei Lichtschachte erhellt, ist es
auf einer Wendeltreppe zugänglich und im Innern
durch mannigfache Treppenanlagen gegliedert.
Statuen eines Ehepaares in ägyptischem Stil, etwa
aus vespasianischer Zeit, stellen wohl die Besitzer
des Grabes dar. In ähnlichem Stil ist auch der aus-
gedehnte figürliche Reliefschmuck gehalten, Scenen
und Figuren meist aus dem ägyptischen Götter-
kreise des Totencultus entlehnt. Die mit Guirlanden
geschmückten Sarkophage weisen dagegen rein
griechischen Stil auf, anscheinend in einer besonderen
alexandrinischen Gestaltung. Andere Räume, mit
Gemälden statt der Reliefs geschmückt, sind der
ursprünglichen Grabanlage nachträglich hinzugefügt
worden; für späteren Fortgebrauch zeugen auch die
vielfachen Skulpturreste von zum Teil guter oder
charakteristischer Ausführung, die der Zeit der
Antonine angehören. Das Grab wird im ersten
Bande der Veröffentlichungen der Sieglin-Expedition
publiciert werden.
Weiter redete Prof. Sauer-Giefsen über die
delphische Lesche der Knidier und ihren
Gemäldeschmuck. Er ging aus von der Gestalt
des bei den französischen Ausgrabungen wieder-
gefundenen Gebäudes, einem Rechteck von rund
17x8 m mit acht inneren Stützen und einer Thür
in der Mitte der südlichen Langwand, vermutlich
nach Art eines Peristyls mit offenem Dach in dem
Mittelraum zwischen den Stützen; die Höhe der
Wände darf man auf höchstens 6 m schätzen. Für
die beiden polygnotischen Gemälde reichten weder
die beiden Schmalseiten für je eins, noch die eine
Nordwand für beide aus. Es bleibt nur übrig, wie
auch Homolle schon angenommen hat, sie in je
zweimal gebrochener Fläche einander gegenüber zu
stellen:
Iliupersis
Nekyia
Pausanias beschreibt dem Vortragenden nach beide
Bilder von links nach rechts. Sauer erkennt in beiden
Beschreibungen die durch die Ecken gebildeten
Abschnitte der Bilder wieder: in der Iliupersis nach
der Helenagruppe, und zwischen der Schwurscene
und der Neoptolemosgruppe, in der Nekyia einmal
zwischen Odysseus und der Theseusgruppe nebst
den Pandareostöchtern (Icpe^^; c. 30), sodann
zwischen der Orpheusgruppe und den Troern nebst
den würfelnden Griechen. Dies ergiebt eine an-
nähernd gleich grofse Figurenzahl für alle sechs
Abschnitte, sowie eine innerlich passende Einteilung
beider Gemälde, indem beidemal die Hauptscene
im Mittelstück, links und rechts einander ent-
sprechende Gegenstücke Platz fanden. Für das
Übergreifen der Bilder von einer Wand auf die
andere verwies der Vortragende auf den Telephos-
fries des pergamenischen Altars.
Prof. Schreiber erhob gegen die hier ge-
gebene Anordnung Bedenken. Er hält die eine
Rückwand für ausreichend für beide Gemälde und
glaubt, dafs die von ihm früher nachgewiesenen
Gesetze eurhythmischer Responsion mit genauer
Entsprechung von Figur zu Figur bei der Sauerschen
Anordnung nicht durchführbar seien. Direktor
Weizsäcker-Calw und Prof. Michaelis erklärten
sich dagegen im wesentlichen mit den Ausführungen
des Vortragenden einverstanden.
In der (zweiten) Sitzung der philologischen und
archäologischen Sectionen sprach Prof. Michaelis-
Strafsburg, unter Vorlegung eines grofsen Blattes
mit Grundrissen und Aufrissen (zum grofsen Teil
entnommen aus : Arx Athenarum a Pausania descripta,
edd. 0, lahn et Ad. Michaelis, ed. III actis arcis et
fasciculo tabularum aucta. Bonn 1901) über die
Athenatempel der athenischen Burg. Da
das nächste Heft des Jahrbuches eine ausführliche
Behandlung dieses Gegenstandes bringen wird, mag
hier die Mitteilung genügen, dafs der Vortragende,
der älteren Ansicht entsprechend, den der Zeit des
Erichthonios zugeschriebenen und in der Ilias er-
wähnten äpjfoTo; v£(jü; , einen Doppeltempel der
Atbena und des Erechtheus, an der Stelle der Wahr-
zeichen des Götterstreites sucht und in dem Heka-
tompedon einen neuen Athenatempel aus peisistra-
2l6
XLVI. Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner.
tischer Zeit erblickt, der in den Perserkriegen arg
beschädigt, sodann durch den Parthenon ersetzt,
endlich, nach dem Neubau des ip-^aloi vecb; während
des peloponnesischen Krieges, im Jahre 406/5 durch
Blitz zu Grunde gegangen sei. Alle späteren
Zeugnisse für den dpyotto; veo); scheinen ihm auf
das sog. Erechtheion, alle Erwähnungen des Opistho-
domos auf die offene Westhalle des Parthenon be-
züglich zu sein.
Prof. Petersen -Rom sprach in derselben
Sitzung über die augusteische Ära Pacis, mit
deren erneuter Bearbeitung er eben im Verein mit
G. Niemann beschäftigt ist ; Proben von Abbildungen
aus der neuen Ausgabe lagen vor. Anlafs und Zeit
der Gründung wurden unter beständigem Hinweis
auf die parallele horazische Poesie besprochen und
sodann die vom Vortragenden früher aufgestellte
Ansicht über die Gestalt des Heiligtums und über
die Anordnung der zuerst von v. Duhn nachge-
wiesenen Reliefs genauer dargelegt. Die äufseren
Wandflächen, je etwa 10 m lang, waren durch Pilaster
an den Ecken, vorn und hinten auch durch je zwei
weitere Pilaster gegliedert. Die untere Hälfte der
Wandflächen füllte prachtvolles Rankenwerk mit
apollinischen Schwänen; in der oberen Hälfte be-
wegte sich links und rechts die feierliche Procession
des Friedensfestes gegen die Eingangswand, wo auf
der einen Seite der Thür der Opferzug beim Heilig-
tum der Pax anlangt, auf der anderen Götter zu-
schauen — dies alles nach dem Muster des Parthenon-
frieses. Auf der Rückseite thronte im Mittelfelde
Tellus zwischen zwei Aurae {Hör. carni. saec. 29 ff.);
rechts war ein Voropfer an Tellus dargestellt, links
vermutlich einst Augustus im Vestaheiligtum ; aufser-
dem verschiedene von Augustus gebaute Heiligtümer,
die gewissermafsen die Processionsstrafse andeuteten.
Die (dritte) vereinigte Sitzung der archäo-
logischen und der historisch- epigraphischen Section
war wesentlich römisch-germanischen und ver-
wandten Gegenständen gewidmet.
Zuerst berichtete Prof. Euting- Strafsburg über
die römische Grenzwehr gegen die ara-
bische Wüste, die im Gegensatz gegen den ge-
schlossenen germanischen Limes (s. o.) aus ziemlich
dicht gestellten einzelnen Wachtposten an der Grenze
zwischen der Wüste und dem bewässerten Kultur-
gebiete bestand. Einfälle der Wüstenbewohner in
das letztere konnten von hier aus rasch nach den
rückwärts belegenen Truppenabteilungen signalisiert
werden; so liefs sich der drohenden Plünderung
und Verwüstung vorbeugen.
Museumsdirektor Kenne -Metz sprach über
die Civitas Mediomairicorum, indem er eine
Anzahl bildnerischer Nachbildungen aus dem Metzer
Museum teils ausstellte, teils verteilte. Das ur-
sprünglich bis an den Rhein reichende gallische
Gebiet der Mediomatriker ward gleich dem der be-
nachbarten Treverer von den Römern eingeschränkt,
indem das Rheingebiet der Militärgrenze, dem
späteren Obergermanien, zugeteilt ward. So reichte
das Gebiet der römischen Provinzialgemeinde der
Mediomatriker vom Vosegus bis etwa 35 km west-
lich von Metz, wo die Station Eines die Bezirks-
grenze bezeichnet, und südlich bis Scarponna (bei
Dieulouard); auch das obere Seillethal (Vic, Marsal,
Tarquinpol) gehörte zum Metzer Gebiet. Metz
selbst, ursprünglich Divodurum Mediomatricorum
genannt, erhielt seit etwa 300 den Namen Civitas
Mediomaticorum, später kurz Mettis. Die alten pagi
und vici des Bezirkes führen durchweg gallische
Namen, römisch sind dagegen die Namen von
Strafsenansiedelungen {Fines, Ad duodecimuni , Aa
pontem Saravi, Tabernae), ferner der städtischen vici
(v. Honoris, v. Pacis), obschon die Bevölkerung der
Stadt Metz ebenso wie die jener Stationen nach
den Inschriften fast ausschliefslich gallisch war;
dauernde Ansiedelungen von Römern sind sehr
selten gewesen. Dagegen läfst sich der allmähliche
Übergang gallischer Namen in eine Art römischer
Nomenclatur noch deutlich verfolgen. Immerhin
war die römische Einwirkung grofs genug, um eine
Mischkultur zu erzeugen. Während Epona und Esus
im Metzer Gebiet noch in rein gallischer Gestalt
auftreten, erscheinen beispielsweise Nantos'velta und
Sucellus stark romanisiert; neben gallische Grab-
mäler in Gestalt von Wohnhäusern treten römische
giebelbekrönte Platten; dem schwärzlichen gallischen
Thongeschirr gesellen sich römische WeinkrUge und
Gefäfse von terra sigillata bei. Der Vortragende
schlofs mit einem Hinweis auf das Museum in Metz
als reichste Quellensammlung zur alten Kultur der
Mediomatriker.
Prof. Bormann -Wien hatte einen Vortrag
über den Limes in Österreich angekündigt und
legte zwei Blätter über die Limesgrabungen und
über das Standlager Carnuntum vor. Er verbreitete
sich zunächst über die verschiedenen in Österreich
tUr obigen Zweck thätigen Commissionen und die
dabei besonders betheiligten Personen und berichtete
dann über die letzten Ausgrabungen in Carnuntum,
besonders über einen dort entdeckten Weinkeller
mit anschliefsender Kneipe. Auf die Reste des
Limes einzugehen erlaubte die Zeit nicht mehr. (Ein
eigener Bericht des Vortragenden liegt noch nicht vor.)
Endlich sprach Professor Fabricius -Freiburg
über Ausgrabungen in Tarodunum (Zarten)
XLVI. Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner.
217
bei Freiburg, die kürzlich auf Kosten der Stadt
Freiburg begonnen worden sind. Es handelt sich
um ein grofses befestigtes Plateau, auf dem die
nur von Ptolemaeus erwähnte keltische Stadt lag,
auf drei Seiten von einem Ringwall, am östlichen
Hals des Plateaus von dem breiten »Heidegraben«
umgeben, hinter dem die Ausgrabungen einen nach
aufsen mit einer Mauer verkleideten Wall erwiesen
haben. Aufser Resten verkohlten Holzes haben sich
namentlich mächtige eiserne Nägel gefunden, die
hier wie in Bibracte und anderswo auf den von
Caesar beschriebenen gallischen Mauerbau alternis
trabibus ac saxis hinweisen. Nach dem Vortragen-
den ergiebt sich daraus eine verhältnismäfsig lang
dauernde Besiedelung durch Kelten, die schwerlich
lange vor Caesars Zeit von den Germanen verdrängt
worden seien. — Auf Antrag des Prof. Michaelis-
Strafsburg beschlofs die Versammlung dem Ober-
bürgermeister Dr. VVinterer und dem Stadtrat in
Freiburg für die Unterstützung dieses wissenschaft-
lichen Unternehmens Dank und Anerkennung aus-
zusprechen.
Von sonstigen Vorträgen mögen die folgenden
erwähnt werden: ßethe -Basel, Homer und die
Heldensage; Dieterich-Giefsen, Die Himmelfahrt
der Seele, eine Mithras-Liturgie; Elter-Bonn, Das
klassische Altertum und die moderne Wissenschaft;
Lehmann - Berlin, Tigranokerta; Wendland-
Berlin, Hellenismus und Christentum.
Zum Schlufs der Versammlung ward im Theater
die aeschylische Orestie nach v. Wilamowitz-
Möllendorffs Übersetzung aufgeführt, in Inscenierung
und Art der Kürzung von den Berliner Aufführungen
etwas abweichend. Die Aufführung erzielte allgemein
eine hochbedeutende Wirkung. —
Im Anschlufs an die Philologenversammlung
fand in üblicher Weise eine Besprechung über
Gymnasialarchäologie statt, und zwar insbe-
sondere über die italienischen Herbstkurse
für deutsche Gymnasiallehrer, wozu Prof.
Conze Einladungen hatte ergehen lassen. Da er
selbst durch eine Reise nach Pergamon verhindert
war der Besprechung beizuwohnen, übernahm Prof.
Michaelis die Leitung. Anwesend waren aufserdem
25 Herren: Ableiter-Stuttgart, Albrecht-Strafsburg,
Bartels-Hannover,Crohn-Buchsweiler,Funck-Sonders-
hausen, Heege-Blaubeuren, Herzog-Tübingen, Hirzel-
Ulm, Jaeger-Bonn, Kelter -Hamburg, Lempfrid-
Hagenau, Lupus-Strafsburg, Mathy-Konstanz, Meltzer-
Maulbronn, Möller-Hamburg, MüUer-Blankenburg,
Nodnagel-Darmstadt, Petersen-Rom, von Rohden-
Hagenau, Sander-Bremen, Schwartz-Strafsburg, Uhlig-
Heidelberg, Veit - Strafsburg, Wagener -Bremen,
Weizsäcker-Calw, Wendt-Karlsruhe.
Den besonderen Anlafs zur Besprechung boten
die im Schofse der Centraldirektion des Archäo-
logischen Instituts aufgetauchten Zweifel, ob diese
Herbstkurse nicht besser eingehen würden oder
mindestens anders eingerichtet werden sollten. Von
den Herren Daub er - Braunschweig, Fritsch-
Arnstadt, Peter - Meifsen, Procksch - Altenburg,
Rapp- Stuttgart, Schneider-Gera lagen kürzere,
von den Herren Krüger-Dessau, Kühne-Doberan,
Weniger und Krumbholz- Weimar ausführliche
schriftliche Aufserungen vor, die sich sämtlich mehr
oder weniger bestimmt für Beibehaltung der Kurse
aussprachen und zum Teil Vorschläge für Ver-
besserungen im Einzelnen machten.
Bei der Besprechung ward die Hauptfrage, ob
Beibehaltung oder Abschaffung, von den Anwesenden
mit einziger Ausnahme von Prof. Schwartz-
Strafsburg auf das entschiedenste in ersterem Sinne
beantwortet. Besonders die Herren Jäger-Bonn,
Sander-Bremen, Wendt-Karlsruhe, Nodnagel-
Darmstadt, Ableiter-Stuttgart hoben die bisher
gemachten günstigen Erfahrungen hervor und be-
zeichneten es als einen höchst bedauerlichen Rück-
schritt, wenn von einer so bewährten Einrichtung
abgesehen werden sollte.
Die Besprechung wandte sich sodann zu solchen
Verbesserungen, welche etwa hinsichtlich der Vor-
bereitungen zur Reise getroffen werden könnten.
Herr Albrecht- Strafsburg bezeichnete es als für
die Schulverwaltungen ebenso wie für ihreCandidaten
höchst wünschenswert, dafs die Regierungen so früh
wie möglich über die Kurse benachrichtigt würden.
Ferner bedauerte er, dafs nicht überall so, wie beispiels-
weise in Elsafs-Lothringen, für ausreichenden Zu-
schufs, ohne Ersatz von Stellvertretungskosten, Sorge
getragen werde. Auf einen besonderen Prüfungs-
nachweis, wie er in einem der eingelaufenen Gut-
achten gewünscht worden war, möchte er verzichten:
eine Ansicht die von den Herren Jäger-Bonn und
Nodnagel-Darmstadt lebhaft unterstützt ward.
Letzterer bezeichnete die Schulverwaltung als allein
in der Lage, eine wirklich sachgemäfse Auswahl zu
treffen. Herr Sander-Bremen machte noch darauf
aufmerksam, dafs, wenn auch humanistische Vor-
bildung durchaus erforderlich sei, doch Lehrer aller
höheren Schulanstalten zur Teilnahme herangezogen
werden könnten.
In Bezug auf die Reise selbst wünschte Herr
Hirzel-Ülm eine Ausdehnung auf mindestens
6 Wochen und eine Beschränkung der Teilnehmer-
zahl. Letzteren Wunsch bezeichnete Herr Petersen-
2i8 Verband west- und süddeutscher Vereine für römisch-germanische Altertumsforschung.
Rom als auch den seinen, der aber an praktischen
Schwierigkeiten der Durchführung gescheitert sei;
eine längere Frist würde allerseits erwünscht sein,
doch könnten einstweilen die Lehrer, die über einen
längeren Urlaub verfügten, zu Anfang ihren Auf-
enthalt in Florenz, am Ende den in Neapel ver-
längern und so die Ausfüllung der fühlbarsten
Lücken bewirken. Vom Standpunkte der Schul-
verwaltungen wie der einzelnen Gymnasien warnten
die Herren Jäger-Bonn, Wen dt- Karlsruhe, Nod-
nagel- Darmstadt davor, auf eine Verlängerung des
Urlaubs zu dringen, da die ganze Einrichtung da-
durch gefährdet werden könne, während die Herren
Hirzel-Ulm und Müller-Blankenburg eine Ver-
längerung für durchführbar hielten.
Um die bisherige Debatte zum Abschlufs zu
bringen, beantragte Herr Jäger-Bonn, der Central-
direktiondes Archäologischenlnstituts durch folgende
Erklärung eine Vertrauenskundgebung zu erteilen:
»Die Versammlung spricht ihre Ansicht
dahin aus, dafs der italienische Cursus für
Gymnasiallehrer aus dem Reiche in bisheriger
Weise fortgeführt, vielleicht durch einen ana-
logen griechischen ergänzt werden sollte.
Rucksichtlich weiterer Wünsche und Ver-
besserungen glaubt sie der Centraldirektion
und den Schulverwaltungen vertrauen zu
dürfen.«
Prof. Schwartz-Strafsburg motivierte nunmehr
seine frühere Abstimmung dahin, dafs er die guten
Ergebnisse der bisherigen Reisen zwar nicht leugnen
wolle, aber bezweifle, dafs sie der darauf verwandten
Zeit und den Mitteln entsprächen, die er lieber für
andere wissenschaftliche Aufgaben, auch etwa für
längere Reisen einzelner Lehrer, verfügbar gemacht
sähe. Herr Nodnagel-Darmstadt wies daraufhin,
dafs für einen bestimmten Zweck bewilligte Gelder
nicht ohne weiteres für andere Zwecke flüssig ge-
macht werden könnten; auch würde die Urlaubs-
erteilung an einzelne Lehrer mehr Schwierigkeiten
machen als der bisherige, auf Grund einer allseitig
anerkannten Einrichtung gewährte Urlaub. Herr
Michaelis - Strafsburg erinnerte an die bereits
bestehenden Halbjahrsstipendien für ältere Lehrer.
Der Antrag Jäger ward darauf mit allen gegen
eine Stimme angenommen; nur erklärte Herr
Albrecht - Strafsburg das zum Schlufs ausge-
sprochene Vertrauen nicht auf diejenigen Unter-
richtsverwaltungen ausdehnen zu können, die keine
Reiseunterstützungen gewährten und wohl gar noch
die Stellvertretungskosten ersetzen liefsen.
Die Versammlung lehnte es bei vorgerückter
Zeit ab, diesmal auf die Frage der Ausdehnung
der Curse auf Griechenland einzugehen, eben-
so auf die von Herrn Krüger -Dessau schriftlich
von neuem angeregte Frage, ob die Archäologie
ein obligatorisches Prüfungsfach im Lehrer-
examen bilden solle.
Auf Antrag des Herrn Sand er- Bremen ward
ein telegraphischer Dank und ein Wunsch für
glückliche Reise nach Pergamon an Prof. Conze
gesandt, dessen telegraphischer Dank am folgenden
Tage aus Berlin einlief.
VERBAND WEST-
UND SÜDDEUTSCHER VEREINE
FÜR RÖMISCH - GERMANISCHE
ALTERTUMSFORSCHUNG.
In Freiburg i. B. fand in den Tagen vom
23. — 25. September im Zusammenhang mit der
Hauptversammlung des Gesamtvereins der deutschen
Geschichts- und Altertumsvereine die zweite Tagung
des Verbands statt. Er umfasst jetzt 20 Einzel-
vereine, darunter die grössten Mitteldeutschlands,
und wird gegenwärtig geleitet von den Herren
Soldan, Anthes und Müller in Darmstadt
als geschäftsführendem Vorstand, denen noch acht
auswärtige Mitglieder aus allen Teilen des Verbands-
gebiets zur Seite stehen. Die nächste Versammlung
wird in Düsseldorf abgehalten werden. In den sehr
gut besuchten öfifentlichen Sitzungen wurden folgende
Vorträge gehalten: Anthes (Darmstadt), Über den
Beginn der Odenwaldlinie am Main und das neue
Erdkastell Seckmauern; Fabricius (Freiburg), Zur
Chronologie der Limesanlagen in Baden und
Württemberg; Haug (Mannheim) und Fabricius
(Freiburg), Über die Keltenstadt Tarodunum mit
Besichtigung der Ausgrabungsstelle; Kenne (Metz),
Ziegelsalinen (Briquetage) imSeillethal in Lothringen;
Kluge (Freiburg), Über Betonung germanischer
Eigennamen; Pf äff (Heidelberg), Städtische Aus-
grabungen in und um Heidelberg; Thomas (Frank-
furt), Bericht über den Stand der Ringwallforschung
in Südwestdeutschland. — In Gemeinschaft mit Ab-
teilung I und 2 des Gesamtvereins wurden die
Zeichen für Eintragungen in archäologische
Karten beraten; die von Ohlenschlager aus-
gearbeiteten Vorschläge fanden Annahme mit ge-
ringen Änderungen, die sich zur Annäherung an
schon bestehende Schemata zu solchen Eintragungen
als wünschenswert herausgestellt hatten. — Die Ver-
handlungen erscheinen mit dem Text der Vorträge
als Sonderabdruck aus dem Korrespondenzblatt des
Gesamtvereins.
Untersuchungen im Habichtswalde bei Osnabrück.
219
UNTERSUCHUNGEN IM HABICHTS-
WALDE BEI OSNABRÜCK.
Die Untersuchungen des Herrn Prof. Knoke im
Habichtswalde bei Osnabrück wurden durch mich,
im Auftrage des Kultusministeriums, im Oktober
vergangenen Jahres einer Nachprüfung unterzogen.
Über deren Ergebnisse mag hier, einem mehrfach
geäufserten Wunsche entsprechend, aber ohne die
Absicht, damit etwa in eine Polemik einzutreten,
nach dem an den Herrn Minister erstatteten Berichte
in Kürze Folgendes mitgeteilt werden.
Auf dem in Betracht kommenden Gelände be-
steht der »gewachsene« Boden unter der durch-
gehends sehr dünnen, nur 20 — 30 cm, stellenweise
noch weniger starken Humusdecke zum Teil aus
schwarzem Schiefer, zum Teil aus Lehm und Thon,
zum Teil aus leicht lehmhaltigem hellen Sand. Um
das Vorhandensein des nach Knokes Angaben so-
wohl die ganze Anlage wie das innere Viereck um-
ziehenden Spitzgrabens festzustellen, wurden an
zahlreichen Punkten, unter Berücksichtigung der
verschiedenen erwähnten Bodenarten durch den
Wall und Graben Querschnitte gemacht. In keinem
dieser Schnitte konnte ein Spitzgrabenprofil,
oder überhaupt ein Grabenprofil nachge-
wiesen werden. Dagegen scheint die natürliche
auf allen Seiten vorhandene Böschung zu einem
bestimmten Zeitpunkte in einer ganz niedrigen Stufe,
aber aufserordentlich unregelmäfsig, abgegraben
und eine gewisse Bodenmenge auf dem so ent-
standenen oberen Absätze aufgeschüttet worden zu
sein. Das für den Begriff des Grabens charakter-
istische Merkmal, dafs er in den natürlichen Boden
eingeschnitten ist, also Böschung und Gegen-
böschung aufweisen mufs, fehlt vollständig.
Bei dem von Kn. entdeckten Schmelzofen, der
etwa in der Flucht der Erdanschüttung des äufseren
»Walles« liegt, soweit sich diese nach ihrem un-
regelmäfsigen, bald ein- bald ausspringenden Ver-
lauf bestimmen läfst, handelt es sich zweifellos um
eine primitive, zur Gewinnung von Metall aus Eisen-
erzen errichtete Anlage. In der ganzen Umgebung
des Ofens war der Humus dicht mit Holzkohlen
und Schlacken durchsetzt, und zwar beschränkte
sich da, wo hinter und neben dem Ofen die Humus-
schicht infolge von Anschüttung durch Menschen-
hand, wie es scheint, eine gröfsere Dicke, von
60 — 80 cm, besafs, der Schlacken- und Kohlengehalt
auf die untere Hälfte dieser Schicht. Da auch in
einem etwa 8 m von dem Ofen entfernten Schnitte,
wo der Boden fast ganz rein von Schlacken und
Kohle war, fast unmittelbar auf dem gewachsenen
Boden unter einer mindestens 50 — 60 cm starken
Humusdecke eine Schlacke nebst einigen Holzkohlen-
teilchen sich fanden, so kann diese Anschüttung
nur nach oder während der Benutzung des Ofens,
jedenfalls nicht vorher, stattgefunden haben. Für
eine absolute Zeitbestimmung der Schmelze fehlen
zuverlässige Anhaltspunkte, da die von Kn. als
Gefäfsscherben angesprochenen Lehmbröckchen
meiner Meinung nach von der Auskleidung der
inneren Ofenwand mit Lehm und Thon, wie sie
bei derartigen Anlagen vielfach beobachtet ist, her-
rühren. Aber selbst wenn hier Gefäfsscherben zu
erkennen wären, fehlt ihnen jedes eine zuverlässige und
genauere Zeitbestimmung ermöglichende Merkmal.
Eine Anzahl bei den K'schen Grabungen an
verschiedenen Stellen meist in dem inneren Viereck
gefundene kleine Eisenstückchen zeigen, soweit sie
mir zu Gesicht gekommen sind, keinerlei Form
oder Eigentümlichkeit, aus der sich ihre ehemalige
Zugehörigkeit zu Werkzeugen oder Waffen erkennen
liefse; die Vermutung liegt daher nahe, dafs wir in
ihnen nur Abfälle von der hier nachweislich be-
triebenen Gewinnung und Bearbeitung des Eisens
zu erblicken haben. Mehrfach, ebenfalls meist im
inneren Viereck zu Tage gekommene kleine Ziegel-
bröckchen scheinen, da sie an diese Stelle durch
Zufall nicht verschleppt sein können, auf das ehe-
malige Bestehen eines Gebäudes, welches natürlich
nicht der Römerzeit angehört haben kann, hinzu-
weisen. Das ebenfalls im inneren Viereck gefundene
Bruchstück eines becherartigen Thongefäfses aus
mehligem grauen Thon mit Drehfurchen auf der
Innenseite und grob abgestrichenem äufseren Boden
habe ich eingehend untersucht: es ist sicher nicht
römischen Ursprungs; unter den ungemein reich-
haltigen der augusteischen Zeit angehörenden
Scherbenmassen aus Haltern ist denn auch kein
ähnliches Stück vertreten. Nach Technik und Ge-
staltung des Fufses kann das Gefäfs dem Mittel-
alter, vielleicht noch der karolingischen Zeit an-
gehören.
Da demnach keinerlei für die Römerzeit
charakteristische Eigentümlichkeiten baulich-tech-
nischer Art festgestellt werden konnten, und nach-
weisbar dieser Zeit angehörende Fundstücke nicht
erhoben worden sind, fehlt jede Berechtigung,
in der Anlage im Habichtswalde ein
römisches Lager zu erblicken, oder sie
überhaupt irgendwie mit der Zeit der
Römerkriege in Beziehung zu bringen.
Vielmehr schliefst das bisher Festgestellte und
Beobachtete die Möglichkeit römischen Ursprungs
nahezu aus.
220
Archäologische Gesellschaft zu Berlin, November-Sitzung. Winckelmannsfest.
Über die Frage, welcher anderen Zeit und
welchem Zweck die Anlage ihre Entstehung ver-
dankt, könnte vielleicht eine vollständige Freilegung
der Fläche des inneren Vierecks Aufklärung bringen.
Aber abgesehen davon, dafs durch die bereits statt-
gehabten Grabungen manche Spuren zerstört sein
werden, ein befriedigendes Ergebnis mit Sicherheit
also nicht zu erwarten wäre, dürfte die Wissenschaft
kaum ein allgemeineres Interesse an einer derartigen
Feststellung haben, und sich jedenfalls keine posi-
tive Förderung davon versprechen können.
Wiesbaden, November 1901.
E. Ritterling.
ARCHÄOLOGISCHE
GESELLSCHAFT ZU BERLIN.
1901.
NOVEMBER.
Die erste Versammlung nach der Sommerpause
eröffnete Herr Kekule von Stradonitz mit einer
Begrüfsung der zahlreich erschienenen Mitglieder.
Nach geschäftlichen Mitteilungen des Schatzmeisters
machte der Vorsitzende auf die ausgelegten Ein-
gänge aufmerksam.
Herr U. v. Wilamowitz legte vor i. Eliseo
Borghi, La verit'ä sulle navi Romane del lago di
Nemi. Es ist sehr bedauerlich, dafs die italienische
Regierung auch diese Entdeckungen inhibiert hat,
als sie im besten Zuge waren; immerhin gestatten
die Funde bereits zu sagen, dafs die erste Kaiser-
zeit prachtvolle Anlagen getroffen hat, um auf dem
See einen Boden zu schaffen, von dem aus eine
gröfsere Gesellschaft das ganze Rundbild der
Kraterwände geniefsen konnte. Ob man den
schwimmenden Holzbau geradezu ein Schiff nennen
darf, erscheint zweifelhaft. 2. Anonymus Argen'
tinensis von Bruno Keil. Aus dem überreichen
Inhalt der Erläuterungen, mit denen der Herr
Herausgeber ein Papyrusblatt der Strafsburger
Sammlung begleitet hat, wurden die neuen und
ebenso bedeutenden wie wohlbegründeten Folge-
rungen für die Baugeschichte der Burg von Athen
hervorgehoben. 3. The Amherst Papyri ed. Grenfell
and Hunt. Die wichtigsten Stücke gehören der
altchristlichen Litteratur an. Von den litterarischen
Papyri ist 17 auf einen ganz unzureichenden Anhalt
hin auf den Skiron des Euripides bezogen, übrigens
so zerfetzt, dafs er nichts lehrt. Ganz unzulässig
ist die, von den Herausgebern auch nicht an-
genommene, Beziehung des von Blafs treffend er-
gänzten Tragikerfragmentes 10 auf Aischylos Nereiden.
Denn im Lager der Troer können die Meermädchen
nicht auftreten. Aus den Geschäftspapieren ward
hervorgehoben 124, eine Liste von Knaben aus dem
Gymnasium von Hermupolis, die bei den Würden-
trägern des Ortes Pagendienste zu thun hatten. Der
Papyrus ist nach der Schrift in das 3. Jahrhundert
gesetzt; aber das dulden schon die Namen nicht,
und die Kaiserkulte zeigen deutlich die Zeit des
Marcus und Lucius. Sprachlich unschätzbar ist 153,
aus dem 6. oder 7. Jahrhundert. Nicht nur den
modernen Namen des Esels, Y^iSapti sondern auch
die moderne Partikel a? (aus ötcpe;) zeigt er bereits
in lebendigem Gebrauche. Da auch von den jungen
Papyri reichliche Photographien gegeben sind, hat
die vorzügliche Publikation auch für die Paläographie
hohen Wert.
Zum Schlufs sprach Herr Zahn, ausgehend
von einer Bronzestatuette aus Kreta im hiesigen
Königl. Museum, die einen Widderträger darstellt,
über eine Gruppe von Denkmälern meist Kretischer
Herkunft, deren stilistische Besonderheiten sie ge-
eignet erscheinen lassen, die Kluft auszufüllen, die
bisher zwischen der mykenischen und archaisch-
griechischen Kunst klaffte.
DEZEMBER.
Winckelmannsfest.
In gewohnter Weise am 9. Dezember feierte
die Gesellschaft in den Sälen des Architektenhauses
ihr Winckelmannsfest. Ausgehängt waren in Original-
zeichnungen folgende auf die Ausgrabungen in
Milet bezüglichen Blätter: Übersichtskarte des neu
erworbenen Geländes für die künftigen Grabungen,
Plan des Stadtthors des heiligen Weges zum Apollo-
tempel in Didyma, Rekonstruktion des Buleuterions
von Milet, Rekonstruktion des römischen Pracht-
brunnens (Septizonium), Rekonstruktion des dorischen
Heroons zu Ta Marmara südlich von Milet; in
lithographischem Farbendruck: fünf Probetafeln
des mit Unterstützung der K. Akademie der Wissen-
schaften in Berlin erscheinenden Werkes von Dr.
Wiegand über die älteste Architektur der Akropolis
zu Athen. Die von R. Kekule von Stradonitz
verfafste Festschrift Über ein Bildnis des
Perikles in den Königlichen Museen war
den Mitgliedern schon vor der Sitzung zugestellt
worden. Als Gäste der Gesellschaft waren unter
anderen Seine Excellenz der Herr Cultusminister
Winckelmannsfest.
221
Dr. Studt und Herr Hofrat Dr. O. Benndorf
aus Wien erschienen. Nach dem einleitenden Vor-
trage des Ersten Vorsitzenden, Herrn Schoene,
der einen kurzen Überblick über die wichtigsten
archäologischen Untersuchungen des abgelaufenen
Jahres gab, sprach Herr Da hm an der Hand
eines reichen Karten- und Skizzenmaterials zu-
sammenhängend über die Ausgrabungen von
Haltern (Mitt. der Altertumskora. für Westfalen
Heft I und II). Nach eingehender Besprechung
der Veranlassung und der Vorbereitungen zu dem
dreifsigjährigen Angriffskriege des Kaisers Augustus
gegen Deutschland sowie der strategischen Be-
deutung von Aliso geht der Vortragende zur Ent-
deckung und Ausgrabung des Kastells auf dem
Annaberge und der Hafenanlagen an dem alten
Lippebette über und wendet sich dann zu den Er-
gebnissen seiner diesjährigen Herbstarbeiten, die
keinen Zweifel mehr darüber zulassen, dafs wir in
den dortigen Anlagen thatsächlich jene berühmte
Römerfestung vor uns haben. Kaum 200 m nörd-
lich der erwähnten Hafenanlagen wurden nämlich
auf einer nach allen Seiten flach abfallenden An-
höhe, in militärisch aufserordentlich günstiger Lage,
hart an der von Wesel nach Münster führenden
Römerstrafse zwei ineinander geschachtelte Kastelle
mit viereckigen Grundrissen und in weiten Bogen
abgerundeten Ecken entdeckt. Das gröfsere der-
selben erwies sich als das ältere; es hatte einen
Umfang von ca. 1850 m und zeigte den Charakter
einer aus Holz und Erde erbauten provisorischen
Anlage, die nur kurze Zeit besetzt war. In dieses
Kastell hatte man später aus den gleichen Materialien
ein kleineres von etwa 1700 m Umfang und 20 ha
Grundfläche hineingebaut und zwar so, dafs etwa
1200 m Umwallung beider Kastelle zusammenfielen.
Dieses jüngere Kastell war sehr sorgfältig ausge-
baut; der mit einer Verteidigungspalissadierung ver-
sehene Wall war durch zahlreiche, gleichzeitig als
Wachtlokale eingerichtete Holztürme verstärkt und
wurde von zwei bis 3 m tiefen und zusammen um
breiten Spitzgräben umzogen. Aufsergewöhnlich
zahlreich waren in diesem Kastell — im Vergleich
zu dem provisorischen und zu dem Kastell auf dem
Annaberge — die Fundstücke an Gebrauchsgegen-
ständen aller Art (Thon- und Glasgefäfse, Münzen,
Waffen, Schmucksachen, Werkzeuge, Geräte, Spiegel
u. dergl.), wodurch der Beweis erbracht ist, dafs
dasselbe längere Zeit mit einer starken Garnison
belegt war.
Die Hafenanlagen waren in der üblichen Weise
dadurch an das Kastell angeschlossen, dafs man
von diesem zwei befestigte Linien bis zum Lippe-
ufer hinabgeführt hatte. Rückwärts von Hafen und
Kastell befand sich eine ausgedehnte bürgerliche
Niederlassung — anscheinend ein Marktflecken.
Im vergangenen Oktober machte dann Prof.
Koepp noch eine sehr interessante Entdeckung.
Derselbe fand nämlich noch etwas näher der Stever-
mündung ein kleines, unregelmäfsiges Erdwerk,
welches sich mit seiner hinten offenen Seite an das
alte Lippebett anlehnte und sich in einer einfachen,
noch nicht näher untersuchten Befestigungslinie
weiter stromaufwärts fortsetzte. Vermutlich war dies
die erste Befestigung, die Drusus — und zwar be-
reits im Frühjahr li v. Chr. — behufs Ver-
proviantierung seiner weiter landeinwärts operieren-
den Truppen an der Elisonmündung anlegte. Als
er dann im Herbst desselben Jahres von der Weser
in die Winterquartiere zurückmarschierte, errichtete
er provisorisch das vorerwähnte grofse Kastell, in
welches dann in den folgenden Jahren die definitive
Anlage hineingebaut wurde. Das Kastell auf dem
Annaberge hält der Vortragende für eine Ver-
stärkung der Position an der Stevermündung, die
erst unter Germanicus vorgenommen wurde; eine
solche wurde — wie dies klar aus Tacitus hervor-
geht — notwendig, weil in jener Zeit die um-
wohnenden Völkerschaften, insbesondere die ver-
bündeten Marser, Usipier, Brukterer und Tubanten,
diesen vorgeschobenen Posten ernstlich belästigten.
Besonders bemerkenswert ist noch die That-
sache, dafs in dem eigentlichen Aliso (d. h. in dem
definitiv ausgebauten, 20 ha grofsen Kastell und in
den mit diesem verbundenen Hafenanlagen) an un-
gezählten Stellen zwei übereinanderliegende, scharf
voneinander getrennte, oft sehr mächtige und tief-
schwarze Brandschichten festgestellt wurden, und
es liegt nahe, die untere derselben mit der
Eroberung des Kastells nach der Varusschlacht, die
obere mit dessen Räumung im Jahre 16 oder 17
n. Chr. in Verbindung zu bringen.
Für die Rekonstruktion des Hauptwalles ge-
wann der Vortragende bei seinen Grabungen eine
Reihe so zuverlässiger Anhaltspunkte, dafs er die
Nordostecke des Kastells in einer Länge von 17 m
Palissadenstellung und etwa 30 m äufserem Graben-
rand wieder aufbauen konnte. Ebenso konnte be-
reits die Konstruktion der Türme, die kaponnieren-
artig vor der Verteidigungspalissadierung in den
inneren Graben vorsprangen , in den Hauptsachen
festgestellt werden.
Zum Schlufs sprach der Vortragende die zu-
versichtliche Hoffnung aus, dafs nach den glück-
lichen Anfängen in Haltern der Spaten die weiten
222
Institutsnachrichten.
Lücken in jener ruhmvollen Periode unserer vater-
ländischen Geschichte einigermafsen ausfüllen und
uns mit einer an Gewifsheit grenzenden Wahrschein-
lichkeit von Aliso zum varianischen Schlachtfelde,
zu den pontes longi und auf den blutgetränkten
Boden von Idistavisus und am Angrivarierwall
führen werde. Um dies zu erreichen, müsse aber
eine unerlässliche Forderung gestellt werden: Die
auf die Erforschung dieser Feldzüge ge-
richtetenArbeiten müssen einheitlich durch-
geführt und dürfen nicht zerrissen werden
durch die Grenzpfähle der einzelnen Staaten
und Provinzen, vielmehr mufs ihnen freie
Bahn geschaffen werden überall, wo
in Deutschland augusteische Legionen
marschierten.
Zum Schlufs sprach Herr Zahn über die Aus-
grabung eines unter der Bimssandschicht der grofsen
Eruption begrabenen prähistorischen Hauses bei
Akrotiri auf der Insel Thera. Eine Veröffentlichung
der Resultate wird in den Athenischen Mitteilungen
erscheinen.
INSTITUTSNACHRICHTEN.
Der für deutsche Gymnasiallehrer vom Institute
veranstaltete Kursus zur Anschauung antiker
Kunst in Italien hat in diesem Jahre zum elften
Male stattgefunden. Er dauerte vom 6. Oktober
bis zum 8. November. Das Programm entsprach
im Wesentlichen dem der letzten Jahre, jedoch trat
in Florenz eine Führung durch Herrn Professor
Brockhaus in der Gemäldegalerie der Uffizien-, auch
ein Besuch der Medicäerkapelle und der Accademia
delle belle arti hinzu. Eine Fufswanderung nach
dem Trasimenischen Schlachtfelde wurde vom
Wetter begünstigt, gemeinsam wurde aueh ein Aus-
flug nach Puzzuoli, Bajae und Misenum unternommen,
Die Führung hatten die Sekretare der römischen
Anstalt, in Pompeji Herr Professor Mau. Von den
i8 Teilnehmern waren 6 aus Preufsen, 3 aus Bayern,
je zwei aus Sachsen und Württemberg und je einer
aus Hessen, Oldenburg, Braunschweig, Reufs j. L.
und Hamburg.
Das Winter-Semester des Instituts wurde
in üblicher Weise in Rom und Athen mit einer
feierlichen Sitzung am 13., resp. 9. Dezember v. J.
eröffnet. An beiden Orten waren die Sitzungen
sehr zahlreich besucht.
In Rom trug zuerst Herr Loewy über die
Berliner Bronze-Statue des betenden Knaben vor,
die er in eingehender Darlegung der Schule des
Lysippos zuwies. Sodann legte der Erste Sekretär
Herr Petersen die ersten Blätter einer von ihm für
das österreichische archäologisclie Institut unter-
nommenen Publikation der Ära pacis Augustae vor.
Der Vortragende betonte, dafs zur möglichst voll-
ständigen Lösung der Aufgabe eine erschöpfende
Ausgrabung an der Stelle des Monuments nötig,
auch eine Vereinigung der in Florenz und Rom
verteilten Überreste desselben wünschenswert sei.
In Athen sprach in Vertretung des erkrankten
Zweiten Sekretars Herr Wilhelm vom österreichischen
Institut über einen aus Athen stammenden, im
Berliner Museum befindlichen Brief auf einem Blei-
plättchen, noch aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.
stammend. Ein Athener, der sich auf dem Lande
aufhält, ersucht seine Angehörigen um Nachsendung
von Winterkleidern. Hierauf trug der Erste Sekretär,
Herr Dörpfeld, über die soeben für dieses Jahr ab-
geschlossenen Ausgrabungen des Instituts in Per-
gamon unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder
vor. Abgesehen von Einzelfunden, namentlich einer
Inschrift mit Polizeiverordnungen, wurde hervor-
gehoben die gänzliche Freilegung des grofsen Süd-
thores der Eumenischen Stadtmauer, die Vollendung
der Aufdeckung eines Marktbaues oberhalb des
Thores, der Nachweis einer altchristlichen Kirche
auf dem freien Platze dieses Marktbaues, die Ver-
folgung der gepflasterten Hauptstrafse stadtein- und
aufwärts und die Entdeckung einer an der Strafse
gelegenen grofsen Brunnenanlage. Zum Schlüsse
der Sitzung genehmigte die Versammlung die Ab-
sendung eines BegrUfsungs-Telegramms nach Berlin
an den General-Sekretär des Instituts zu dessen
70. Geburtstage, dessen auch in der römischen
Sitzung gedacht wurde.
Zum Winckelmannstage sind ernannt zu ordent-
lichen Mitgliedern des Instituts die Herren Dragen-
dorff in Basel und Schrader in Athen, zu Correspon-
denten die Herren Dohrn-Neapel , Farnell-Oxford,
Fowler-Cleveland (Ohio), Frazer-Cambrigde, Pinto-
Venosa und von Rekowski-Neapel.
Der Verein von Altertumsfreunden im Rhein-
lande, der Verein für Nassauische Altertumskunde
und Geschichtsforschung und der Altertumsverein
in Haltern haben den Generalsekretär des Instituts
zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt.
Bibliographie.
223
BIBLIOGRAPHIE.
Abgeschlosseu am 1. Dezember.
Recensionen sind cursiv gedruckt.
Abatino (G.), La colonna del Tempio di Hera
Lacinia in Capo Colonna (Cotrone). Napoli
1901. 15 S. 80.
Adler (F.), Das Mausoleum zu Halikarnass. Berlin,
Ernst & Sohn, 1901. 12 S. Fol. (5 Taf.).
Adler (F.), Der Pharos von Alexandria. Berlin,
Ernst & Sohn, 1901, 16 S. Fol. (3 Taf., 17 Abb.)
Ambrosoli (S.), Atene. Brevi cenni sulla cittä antica
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descrittiva e da una appendice numismatica.
Milano, U. Hoepli, 1901. LV, 170 S. 8".
(22 Taf., 3 Plan., 13 Abb.)
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pompeiano rappresentante il Vesuvio. S. 81 — 88.
— E. Pais, Gli elementi italioti sannitici e cam-
pani nella piü antica civiltä romana, S. 89 —
143. — E. Pais, Per la storia di Napoli c
d'Ischia nell' etä sillana. S. 145 — 125. — G. de
Petra e P. L. Calore, Interpromium e Ceii".
S. 153—192. (i Karte.)
Atti della r. Accademia di Padova. Nuova scr.
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(ora Pollenza) colonia romana in Piemonte.
Atti della r. universitä di Genova. Vol. XVI.
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Atti e memorie della r. Accademia Virgiliana di
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A. Pizzini, Una pagina d'arte greca.
Beiträge zur alten Geschichte, i. Bd. (1901).
Heft 2. F. K. Ginzel, Die astronomischen
Kenntnisse der Babylonier und ihre kultur-
historische Bedeutung. II. Sonnen- u. Mondlauf
u. Gang der Gestirne nach babylonischer Kennt-
nis und [deren Einflufs auf die griechische
Astronomie. S. 189 — 211. — F. Hiller von
Gärtringen, Die Götterkulte von Thera. S. 212
— 227. — L. Holzapfel, Die drei ältesten
römischen Tribus. S. 228 — 255. — C. F. Leh-
mann, Die historische Semiramis und Herodot.
228
Bibliographie,
S. 256—281. — J. Beloch, Zur Geschichte des
pyrrhischen Krieges. S. 282 — 288. ■ — J. Beloch,
Die Schlacht bei Kos. S. 289 — 294. — M.
Rostowzew, Der Ursprung des Kolonats. S. 295
— 299. — F. Münzer, Die Entstehung der
Historien des Tacitus. S. 300 — 330. — E. Korne-
mann. Die Zahl der gallischen civitates in der
römischen Kaiserzeit. S. 331 — 348. (l Tab.)
Beiträge zur künde der indogermanischen
sprachen. 26. Bd. (1901).
3. Heft. R. Thomas, Zu den altgriechischen
Ortsnamen. S. 183 — 186.
Berichte des Freien Deutschen Hochstiftes zu
Frankfurt a. M. 17. Bd. (1901).
Heft 3/4. Fried, Wo schlug Cäsar den
Ariovist? S. 255 — 276.
Bessarione. Ser. H vol. i. (1901.)
fasc. 61. V. StrazzuUa, La famiglia diPythodoris
regina del Ponto. S. 80 — 94.
Biblia. 1901.
July. A. J. Evans, Fresh Discoveries in the
Palacc of Knossos. S. 121— 128.
September. D.G. Hogarth, Further Discoveries
in Crete. S. 181 — 187.
Blätter für das Gymnasial-Schulwesen. 37. Bd.
(1901).
IX. u. X. Heft. Ed. Meyer, Geschichte des
AUerttims. III. Bd.: Das Perserrekh und die
Griechen, i. Hälfte, (y. Melber.) S. 644 — 6^0.
Boletin de la Real Academia de la Historia,
Tomo XXXVIII. (1901).
Cuaderno l. Lapida insigne de Oviedo.
S. 27 — 35. — F. Fita, La insigne läpida de
Oviedo. S. 35—48. (i Abb.) — A. Hübner, La
nueva lapida de Oviedo. S. 72 — 73.
Cuaderno 4. F. Fita, Nuevas inscripciones
Romanas de Talavera de la Reina, Cartagena y
Lugo. S. 241 — 244.
Cuaderno 6. F. Fita, Epigrafia Romana de
Montänchez, Rena, Banos de la Encina, Linares,
Santisteban del Puerto, CartAgena y Cädiz. S. 450
— 473. (2 Taf.") — de Monsalud, Nuevas in-
scripciones Romanas y Visigoticas de Extremadura.
S. 474—477.
Bulletin archeologique du Comite des Travaux
historiques et scientifiques. Annee 1901.
2 6 Livraison. Proces-verbaux de la section
d'archeologie. Reunion annuelle des delegues
des Societes sanvantes a Nancy. (Suite.) S.XLIX
— CIV. L. Coutil, Les fouilles de Pitres.
(Eure.) S. 215—224. (PI. XIX u. XX.) — Th.
Eck, Note sur les moulins ä grain de Vermand.
(Aisne.) S. 225—230. — J. Dcchelette, Dicou-
verte d'un vase sigille de fabrique Arverne dans
la Prusse Orientale. S. 231 — 237. — Recherches
archeologiques aux environs du Poste de Tata-
houine. (Tunisie.) I. Notes sur des recherches
archeologiques aux environs de Tatahouine par
Tribalet. S. 284—289. (i Plan, pl. XXIV.) II.
Gauckler, Note sur deux mausolees neo-puniques
de Tatahouine. S. 290 — 295. — Maumene, Note
sur des dessins et peintures rupestres relcvcs
dans la region entre Laghouat et Geryville
(1899 — 1900). S, 299 — 307. (pl. XXV, 4 Abb.)
— St. Gsell, Notes d'archeologie Algerienne.
I. Inscriptions latines. S. 308 — 319. II. Stele
d'El Kantara. S. 319 — 320. III. Le camp primitif
de Lambcse. S. 320 — 323. (i Plan.)
Bulletin critique, 223 annee (1901).
No. 23. P. Guiraud, La tnain-d'oeuvre in-
dustrielle dans l'ancienne Grece. (E. B.) S. 4J4
-435-
No. 24. A. Malinin, Zwei Streitfragen der
Topographie von Athen. (R. Cahen.) S. 4^0 — 4T2.
No. 27. P. Foucart, Les Grands Mysteres
d'Eleusis. Personnel. Ceremonies. (Ch- A. Dubois.)
S. J2I—J2S.
No. 28. PV. M. L. Hutchinson, Aeacus , a
judge of the Underivorld. (C. E. R.) S. jjj.
No. 29. H. Francotte, IJ Industrie dans la
Grece ancienne. Tome II. (C. E. R.) S. 571—372.
— P, Virey, Chronique d'Egypte, S. 577— 580.
(Forts, in No. 30.)
Bulletin monumental. Soixante-cinquieme volume
(1901).
Nos. 3 et 4. A. de Rochemonteix, Les
sculptures romaines de la Brague pres Antibes.
S. 370 — 372. — ■ A. Blanchet, L'affaire de la
villa Giulia. S. 374. — A. Blanchet, Chronique.
s. 376—394-
Bullettino di Archeologia e storia dalmata.
Anno XXIV. (1901.)
D- 6. 7 (giugno — luglio). Bulic, Necropoli
antica cristiana a Slano di Ragusa. S. 85 — 99.
— Bulic, Iscrizioni inedite: Solina; ad Dianam;
Gedate; Pharia; Corinium. S. 99 — 110. —
Ritrovamenti antichi a Viganj. S. 124. — Supple-
mento: Gemme della CoUezione Meneghelli a
Zara. S. 9 — 16.
n. 8. 9 (agosto — settembre). Bulic, Iscrizioni
inedite: Ager Salonitanus; Salona; Donji Dolac;
Tucepi di Makarska; Scardona; Asseria. —
Bulic, Nomi e marchc di fabbrica su tegoli
acquistati dal Museo di Spalato nel 1901. S. 138,
139. — F. Bulic, Iscrizioni e rappresentazioni SU
oggetti di metallo acquistati dal Museo di Spalato
Bibliographie.
229
nel 1901. S. 139 — 141. — Milic, Rapporti di
diritto privato sugli avanzi del Palazzo di
Diocleziano. S. 156 — 157. — Ritrovamenti antichi
a Castelnuovo di Trau. S. 157—158. — Ritrova-
menti antichi a Gelsa sull' isola di Lesina. S. 158.
— Supplemento: Gemme antiche della collezione
Meneghelli. S. 17, 18.
Bullettino, Nuovo, di Archeologia cristiana. Anno
VII. (1901.)
n. 3. F. Savio, II culto di S. Vittore a Ravenna.
S. 185 — 194. — F. Bulid, Necropoli antica cristiana
a Slano di Ragusa. S. 195 — 204. — O. Marucchi,
Di un pregevole monumento di antica scultura
cristiana rinvenuto negli scavi del Foro Romano.
S. 205—216 (Tf. VI). — G. Angelini, ün antico
musaico cristiano scoperto a Gerusalemrae. S. 217
—220 (Tf._VII— VIII). — Notizie: Un* antichis-
sima testimonianza del martirio di S. Pietro in
Roma. Scavi nella basilica di S. Agnese suUa
via Nomentana. Lavori nelle catacombe romane.
Indagini nella chiesa dei SS. Giovanni e Paolo
al Celio (Marucchi). S. 221 — 227. — Commissione
di archeologia sacra: Pubblicazione della 'Roma
sotterranea'. S. 229— 231.
Bullettino di paletnologia italiana. Anno XXVII.
(1901.)
n. 7 — 9 (luglio— settembre). Orsi, I siculi
della regione gelese. S. 153 — 163. ■ — Pinza,
Scavi di Vetulonia. S. 164-194 (Tf. XIII). —
Ghirardini, Nuova situla atestina con ornati
geometrici. S. 192—215 (Tf. XI, XII). —
Orsi, Rettifica archeologica. S. 216.
Bullettino senese di storia patria. VIII. (1901.)
n. I. Fr. Piccolomini, Notizie di scavi nel
territorio senese. I. Tomba romana scoperta a
Scorgiano.
Centralblatt für Anthropologie, Ethnologie u.
Urgeschichte. VI. Jahrg. (1901.)
Heft 2. Chr. Blinkenberg, Romerske Bronzekar
med Fabrikmaerke ti. Romerske Bronzestatuetter .
(Sarauw.) S. 112 — 113. — S. Müller, Et Born-
holmsk Lerkar af klassisk Form, (Sarauw.)
S. 116— 117. — Orsi, Fantelleria. (A. Mayr.)
S. 124—125.
Heft 4. M. IV. de Visser, De Graecorum diis
non referentibus speciem humanam, (E. K. Blümml.)
S. 201— 20s. — J. Hampel, Ein antiker Helm.
(F. Milleüer-Werschetz.) S. 248—249.
Centralblatt, Literarisches. 52. Jahrg. (1901.)
No. 38. E. Pottier, Vases antiques du Louvre.
sein« se'rie. {T. S.) Sp. 1541.
No. 40. G. Botti, Catalogue des Monuments
exposes au Musee Greco-romain d Alexandrie.
(Egypte) (T.S.) Sp. i6so<3i.
No. 45. Ed. Sachau, Am Euphrat u. Tigris,
(an.) Sp. i8^4ls3. — Th. Schreiber, Die zweite
Campagne der Ernst Sieglin - Expedition in
Alexandrien. Sp. 1867/68. (Forts, in No. 46.)
No. 47. K. Patsch, Die Lika in römischer
Zeit. (A. R.) Sp. K)40.
Century, The 1901. "
May. A. L. Frothingham, A Recovered
City of Alexander the Great. S. 103 — 114
(Abb.)
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Part. IV. (Third series. No. 80.) W. VVroth,
Greek coins acquired by The British Museum
in 1900. S. 274. (PI. XIII, XIV.) — G. F.
H[ill], Bibliographical notes on greek numis-
matics. S. 363 — 376.
Civiltä, La, cattolica. Ser. XVIII vol. 4.
qu. 1232 (19. ottobre). Roma e Bisanzio
nella storia dell' architettura cristiana S. 146 —
162.
qu. 1233 (2. novembre). [de Cara], L'aru-
spicina Etrusco-Babilonese e la provenienza
degli Etruschi dall' Asia minore. S. 280 — 292.
qu. 1234 (16. novembre) [Grisar], Archeo-
logia. Note topografiche e storiche suUa piü
antica residenza dei Papi al Laterno: 131. Un
po'd'orinentamento. — 132. II palazzo Laterancnse
nella ,,vita Sergii I"; la parte esterna. — 133.
La parte interna del palazzo. S. 474—483.
Collections, Sussex Archaeological. Vol. XLIV.
(1901.)
F. Haverfield, On a hoard of Roman coins
found near Eastbourne in 1899. S. i — 8.
Comptes-rendus de l'Academie des Inscriptions
et Belles-Lettres. 1901.
Mai-Juin. Carton, Etüde sur le theätre de
Thugga. S. 269 — 271. — Delattre, Sarcophage
en marbre blanc orne de peinturcs trouve a
Carthage. S. 272 — 278. — S. Reinach, Statue
decouverte ä Grezan (Gard). S. 280—281. (iTaf.).
— S. Reinach, Vase en terre cuite, specimen
d'une technique encore ignoree. S. 297 — 298.
— Pottier, Fouilles faites ä Cnossos par M.
Arthur Evans. S. 337 — 338. — Gsell, Claveau
d'une des portes de la fagade du theatre de
Khamissa (Afrique). S. 344 (i Taf.). — Cler-
mont-Ganneau, Sur la stele phenicienne d'Amrith.
S. 373 — 383. — Ronzevalle, Notice sur un bas-
relief representant le simulacre du Jupiter
Heliopolitanus. S. 437—482. (3 Taf.) — De
Clercq, Notice sur une stele phenico-hittite.
230
Bibliographie.
S. 496 — 512 (mit notes additionclles de Ph.
Berger u. de Clermont-Ganneau).
Juillet-Aoüt. L. Joulin, Le grand oppidum
des Tolosates. S. 518 — 521, — S. Reinach, Le
temple d'Aphaia a Egine. S. 524 — 537. — La-
grange, Compte rendu d'une mission h. Madaba
et du dernier deblaiement de la mosaique
d'Orphee a Jerusalem. S. 571 — 574.
Correspondenz-Blatt der deutschen Gesellschaft
für Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte.
XXXn. Jahrg. (1901.)
No. 4. P. Reinecke, Prähistorische Varia.
VII. Ein Grabfund der Spät-La-Tenezeit von
Heidingsfeld in Unterfranken. S. 27 — 29.
No. 5. P. Reineckc, Prähistorische Varia.
VIII. Germanengräber der römischen Kaiser-
zeit aus den rechtsrheinischen Gebieten Süd-
u. Westdeutschlands. S. 33—37.
No. 8. P. Reinecke, Neue vorgeschichtliche
Materialien aus Bayern im Museum für Völker-
kunde zu Berlin. S. 57 — 60.
Denkmäler, Antike. Bd. (1899 — 1901.)
4. Heft. 10 S., 3 Abb. Taf. 37 — 38. Aus-
grabungen in Athen. (W. Dörpfeld) — 39/40.
Thontäfelchen aus Korinth in den kgl. Museen
zu Berlin. (E. Pernice) — 41/43. Wandgemälde
in Gräbern von Corneto-Tarquinia (G. Körte). —
44/45. Vase der Sammlung Chisi (G. Karo). —
46/47. Die Schachtgräber-Terrasse von Mykenai
während Schliemanns Ausgrabung (VV. Reichel)
— 48. Marmorkopf aus Pergamon. (A. Conze.)
'E<pT;p.£pis äpyottoXoYticif). 1901.
Teüyos Ttpüixov xat oeütepov. A. N. Sxtäc,
'EXeuoivtaxat xepafAoypacpt'at. Sp. i — 50. (2 Taf.,
3 Abb.) — A. Wilhelm, ^Tiptapia 'Aörjvai'üjv.
S. 50—58. — II. Kaßßaota?, 'ETttypacpr] i^
'ETTiSa'jpou. Sp. 58-82. (2 Taf.) — A. Wilhelm,
'ErctYP«?!^ rjetpaiüic. Sp. 82 — 84. — Xp. Taoüvxas,
At'öiva spYotXEla t/. IleXoTrovvTjao'j. Sp. 85 — 90.
(i Taf.) — r. A IlaTTaßaatXet'o'j , 'Ejiiypacpat ex
XaXxtöo;. Sp. 90 — 98. — 2t. N. Apayoüfir^s, 6
'AaxX7j-t6; ^v 'Aöi^vai;. Sp. 98—112. (i Taf.)
Globus. Bd. LXX. (1901.)
No. 12. Der Transport u. die Aufrichtung
schwerer Körper in vorgeschichtlicher Zeit.
(Gy.) S, 192—193. (4 Abb.) — Zur Mykenä-
frage. S. 196—197.
No. 17. P. Höfer, Der römische Handel
mit Nordeuropa. S. 265 — 269. (7 Abb.)
Grenzboten, Die. 60. Jahrg. (1901.)
No. 14. O. Kaemmel, Das klassische Alter-
tum im Wandel der Geschichtsauffassung.
S. 1—9.
No. 16. Kardinal Rampolla als Archaeolog.
(M.) S. 143—144.
No. 22. O. Kaemmel, Die Satiren des Horaz
im Lichte des modernen italienischen Lebens.
S. 402 — 412. (Schlufs in No. 23 S. 144.)
No. 23. Von der Venus von Milo u. vom
Diskobol. (M.) S. 474—477.
Gymnasium. XIX. Jahrg. (1901).
No. 17. H. Hagelüken, Erklärung der Be-
zeichnung der Monatstage im römischen Ka-
lender durch Rückwärtszählung von den Nonae,
Idus u. Kalendae. Sp. 597—606.
Gymnasium, Das humanistische. 12. Jahrg. (190 1.)
Heft V. U. V. Wilamowitz-Moellendorff', Reden
u. Vorträge. (U[hlig].) S. 2ji — 2jj.
Jahrbuch des Kaiserlich DeutschenArchäologischen
Instituts. Bd. XVL (1901.)
Heft 4, O. Puchstein, Erster Jahresbericht
über die Ausgrabungen in Baalbek. S. 133—160.
(Mit Taf. IV— VII und 9 Abb.) — H. Graeven,
Die thönerne Sparbüchse im Altertum. S. 160
— 189. (Mit 33 Abb.) — E. Pernice, Kyrenäische
Schale in Berlin. S. 189—194. (Mit Taf, III
und 3 Abb.)
Archäologischer Anzeiger. Nr. 4. Aus-
grabungen zu Milet. S. 191 — 198 (mit 6 Abb.)
(Th. Wiegand). — Die griechisch-römischen
Altertümer im Museum zu Kairo. I. Skulptur.
S. 199—209. (Mit II Abb.) (F. v. Bissing.) —
II. Goldschmuck. S. 209— 213. (Mitt 13 Abb.)
(G. Karo.) — Von der XLVI. Versammlung
Deutscher Philologen und Schulmänner in
Strafsburg. S. 213 — 218. — Verband West-
u. Süddeutscher Vereine für römisch-germanische
Altertumsforschung. S. 218. — Untersuchungen
im Habichtswalde bei Osnabrück. S. 219 — 220.
(E. Ritterling.) — Archäologische Gesellschaft
zu Berlin (Novembersitzung). S. 220. —
Winckelmannsfest. S. 220 — 222. — Instituts-
nachrichten. S. 222. — Bibliographie. S. 223
— 241. — '■ Register. S. 242 — 272.
Jahrbücher, Neue, für das klassische Altertum,
Geschichte u. deutsche Litteratur. VII. Bd. (1901).
6./7. Heft. O. Rofsbach, Verschollene Sagen
u. Kulte auf griechischen und italischen Bild-
werken. S. 385—417, (i Taf., 6 Abb.)
VIII. Bd. (1901.)
6./7. Heft. J. Ilberg, Asklepios. Eine Schul-
rede. S. 297 — 314. (2 Abb.)
Jahrbücher, Neue Heidelberger. Jahrg. X. (1900.
Heft 2. F. V. Duhn, Der Zeus des Phidias
S. 177 — 194. — A. V. Domaszewski, Der Truppen-
sold der Kaiserzeit. S. 218 — 241.
Bibliographie.
231
Jahrbücher für classische Philologie. 26. Sup-
plcmentbd. (1901.)
Heft 3. F. Adami , De poetis scaenicis
graecis hymnorum sacrorum imitatoribus. S. 213
— 262. — J. G. Kempf, Romanorum sermonis
castrensis reliquiae collectae et illustratae. S.
337—400.
Jahrbücher, Preufsische. 105. Bd. (1901).
Heft 2. P. Rohrbach, In Babylonien. S.
279—313-
Heft 3. H. Delbrück, Zur Frage des Varus-
Lagcrs. S. 555 — 558,
106. Bd. (1901.)
Heft I. P. Rohrbach, In Persien. S. 131 —
160.
Heft 2. J. Geffcken, Die Sibylle. S. 193—
214. — P. Cauer, Über philologische Welt-
anschauung. Rede vor der XLVI. Versammlung
deutscher Philologen u. Schulmänner in Strafs-
burg a. 2. Okt. 1901 gehalten. S. 234 — 243.
— P. Rohrbach, In Persien. II. S. 327—353.
Jahreshefte des Österreichischen archäologischen
Instituts in Wien. Bd. IV. (1901.)
2. Heft. P. Hartwig, Statuette eines Ath-
leten im Museum zu Boston. S. 151 — 159.
(Taf. V, VI; Fig. 176—185.) — F. Hiller von
Gaertringen, Inschriften aus Rhodos. S. 159 —
166. — F. Hiller v. Gaertringen,' P. Quinctilius
Varus auf Tenos. S. 166 — 168. — O. Benndorf,
Über die Grofsbronzen des Museo nazionale in
Neapel. S. 169 — 189. (Fig. 186 — 203.) — J«
Strzygowski, Bronzeaufsatz im Besitz von Hans
Grafen Wilczek in Wien. S. 189 — 203. (Taf,
VII; Fig. 204—222.) — F. Schaffer, Die ki-
likischen Hochpässe u. Menons Zug über den
Taurus. S. 204 — 207. (Fig. 223.) — F. v.
Calice, Militärischer Grabstein aus Selymbria.
S. 207—208. (Fig. 224—225.) — C. Hadaczek,
Mädchenstatuette mit Vogel im Vatican. S. 209 —
212, (Fig. 226 — 229.)
Beiblatt. F. Ladek, A. v. Premerstein, N.
Vulic, Antike Denkmäler in Serbien. Sp. 73 —
162. (Fig. 6—15.) — T, R, Gjorgjevic, Aus
Südserbien, Sp. 162 — 168. (Fig. 16 — 20.) —
R. Weifshäupl, Zur Topographie des alten Pola.
Sp. 169—208. (Fig. 21 — 22.)
Illustrazione, L', Italiana. Vol. XXVIII. (1901.)
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No. 2. H. A. Boyd, Excavations at Kavousi,
Crete, in 1900. S. 125 — 157. (PI. I — V, 12
Abb.) — J. D. Rogers, Fragment of an archaic
Argive inscription. S. 159 — 174. (2 Abb.) —
H. C. Butler, The Roman aqueducts as monu-
ments of architecture. S. 175 — 199. (6 Abb.)
— H. N. Fowler, Bibliography of archaeological
books. 1900. S, 201 — 223. — H. N. Fowler,
Archaeological discussions. Summaries of ori-
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Three Cretan necropoleis: Report on the
researches at Erganos, Panaghia and Courtes.
S. 259-293. (Ph VI— IX, 23 Abb.) — XII.
A. Taramelli, Notes on the necropolis of Courtes.
S. 294 — 301. (7 Abb.) — ^ XIII. L. Mariani,
The vases of Erganos and Courtes. S. 302 —
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G, Sergi, Notes upon the skulls of Erganos.
S. 314-318. (4 Abb.) — XV. G. de Sanctis,
The Startus in the cretan inscriptions. S. 319
— 327. — H. N. Fowler, Archaelogical news.
Notes of recent excavations and discoverics,
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the treasure of Treves. S. 143—148. (2 Taf.)
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Part II. A. Furtwängler, Ancient sculptures
at Chatsworth House. S. 209—228. (PI. VIII—
XVII; 10 Abb.) — J. A. R. Munro, Gleanings
from Mysia. 229—237. — F. W. G. Foat, On
old greek tachygraphy. S. 238 — 267. (pl-
XVIII.) — W. H, D. Rouse, The double axe
and the Labyrinth. S. 268 — 274. — J. G.
Milne, Greek inscriptions from Egypt S. 275 —
292. (6 Abb.) — E. A. Gardner, The greek
house. S. 293 — 305. (13 Abb.) — A. H. Smith,
Gavin Hamilton's letters to Charles Townley.
S. 306—321. — J. G. C. Anderson, A new
hittite inscription. S. 322 — 324. (i Abb.) —
M. P. Nilsson, The 'Lyrwi.a Tpictivr^; in the
Erechtheion. S. 325 — 333. (2 Abb.) — R. C,
232
Bibliographie.
Bosanquet, Archaeology in Greece, 1900 — 1901.
s. 334—352.
Korrespondenz-Blatt, Neues, für die Gelehrten-
und Realschulen Württembergs. VIII. Jahrg.
(1901).
Heft I. Rist, Die Entwicklung der griechi-
schen Porträtkunst. S. 8 — 16 (3 Abb.) [Forts,
in Heft 2 S. 41 — 44 (i Abb.) und Schlufs in
Heft 3 S. 81—88 (6 Abb.)].
Heft 2. W. Oslander, Der Hannibalweg.
(E. Hesselineyer.) S. 67 — JJ.
Heft 6. F. Hang u. G. Sixt, Die römischen
. Inschriften tmd Bildzverke Württembergs. II. Teil
(P. W.). S. 243 -247.
Heft 8. K, Woermann, Geschichte der Kunst
aller Zeiten u. Völker. I. Bd.: Die Kunst der
vor- und au/serchristlichen Völker. (F. Weizsäcker.)
S. 321—23.
Heft 10. Ed. Meyer, Geschichte des Altertums.
3. Bd. I.Hälfte. (J. Miller.) S.3g7—399.
Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeit-
schrift für Geschichte und Kunst. Jahrg. XX
(1901).
Nr. 1 u. 2. I. Baden [Römischer vicus und
Hallstattansiedlung bei Riegel.] (K. Schumacher).
— 2. Mainz [Römischer Grabstein.] (Körber).
— 4. Bingen (Zangemeister).
Nr. 3 u. 4. 15. Speier [Votivstein des Merkur.]
(GrUnenwald.). — 20. Grabfeld der Spät -La
Teneperiode und vom Beginn der römischen
Kaiserzeit von Zerf (Kr. Saarburg) (Reinecke).
— 21. Ueber die sogen. Juppitersäulen. (A. Riese.)
Nr. 5 u. 6. 29. Heidelberg [Römische Funde].
— 30. Mainz (Körber). — 31. Mainz [Römische
Inschriften.] — 32. Mainz. (Körber.) — 43.
Gr. G. Tocilescu, Fouilles et Recher ches archeologiques
en Roumanie. (v. Domaszewski.)
Nr. 7 u. 8. 45. Worms [Entdeckung eines
neuen Steinzeit- Hockerg rabfeldes bei Bermers-
heim.] — 46. Mainz (Münzfund.) (Körber.) —
47. Mainz [Rom. Inschrift.] (Körber). — 48.
Coblenz. i. Vorrömisches. 2. Römisches. (Bode-
wig.) (13 Abb.) — 49. Niederberg — Ehrenbreiten-
stein (Bodewig).
No. 9. 62. Donaueschingen. [Neu aufge-
fundene römische Ansiedelungen auf den Ge-
markungen Mettenbuch und Burgweiler.] (G.
Tumbüldt.) (2 Abb.) — 63. Pforzheim. [Rö-
mische Gebäude bei Bauschiott.] (E. Wagner.)
— 64. Bonn. [Neue Ausgrabungen im Legions-
lagcr.] (H. Lehner.) — 65. Xanten. [Auf-
deckung einer Legionsziegelei.] (J. Steiner.)
No. 10. St. Wendel. [Römischer Münz-
schatzfund.] (Hettner.) — 76. Kefslingen (Kr.
Saarburg). (Schneider.) — 85 — 92. 2. Tagung
des Verbandes west- u. süddeutscher Vereine
für römisch-germanische Altertumsforschung in
Freiburg i. B. (Anthes.)
Kunst. Die, für Alle. XVIL Jahrg. (1901.)
Heft 3. K. Lange, Was ist Kunst? S. 54—64.
Listy filologicke. Jahrg. 1901.
Lfg. III — IV. Wenig, In welcher Form ist
uns die Aischyleische Tragoedie I]pojiiT,8E'j;
Oc(j;xü)Trj; erhalten? (161 — 173) — Cäda, Die
Datierung des Platonischen Phaidros. (173 — 193.)
— Kral, Bemerkungen zu Soph. EI. (210—234.)
— E. Meyer, Geschichte des Altertums III, i.
(itastny.) (S. 306—310.) — Mau, Pompeji
(Brtnichy). (S. 311—313).
Litteraturzeitung, Deutsche. XXII. Jahrg.
(1901.)
No. 35. A. Mau, Pompeji in Leben u. Kunst.
(F. V. Duhn.) Sp. 2234—2233.
No. 37. Catalogue gener al des antiquites
Egyptiennes du musee du Caire. Ostraka par
G. Daressy. (F. W. v. Bissing.) Sp. 2331—32.
No. 38. B. P. Grenfell, A. S. Hunt and D.
G. Hogarth, Fayüm towns and their papyri. (U.
Wilcken.) Sp. 2393—2397.
No. 39. Tituli Asiae Minoris. Vol. i. {H.
Pedersen.) Sp. 2430—2433.
No. 41. F. Hiller v. Gärtringen, Thera.
Bd. I u. Inscriptiones Graecae insularum maris
Aegaei. Vol. III. (F. Studniczka.) Sp. 2383 —
2391. — K. Woermann, Geschichte der Kunst
aller Zeiten u. Völker. Bd. i. Die Kunst der
vor- und aufserchristlichen Völker. {H. Thode.)
Sp. 2614 — 2616.
No. 44. 46. Versammlung Deutscher Schul-
männer u. Philologen. Strafsburg d. i. — 4. Okt.
Sp. 2775 — 2780. (Schlufs in No. 45.) — J.
^trzygowski. Über seine zweite Expedition nach
Ägypten. Sp. 2789 — 2790.
No. 47. Ch. Diehl, Jusiinien et la civilisation
byzantine au VI siede. (J. Strzygowski.) Sp.
2975—2977.
Man. A monthly record of anthropological science.
(Beilage zum Journal of the Anthropological In-
stitute of Great Britain and Ireland.) 1901.
2. Evans &■' Hogarth, The Cretan Exploration
Fund: an Abstract of the Preliminary Report of
the First Season's Excavations. (J. L. M.) —
52. R. Herzog, On the Survival of Pre-Hellenic
Signs in the Island of Kos. (4 Abb.) — 70. J.
L. Myres, Pre-Mykenaean Athens, (i Abb.)
Memoires de I'Institut national de France. Aca-
Bibliographie.
233
demie des Inscriptions et Belles-Lettres. Tome
XXXVI, (1901.)
26 partie. E. Le Blant, Les commentaires
des livres saints et les artistes chretiens des
Premiers siecles. S. i — 16 (6 Abb.)
Mitteilungen der Altertums-Kommission für West-
falen.
Heft 2. Haltern u. die Altertumsforschung
an der Lippe. I. Historisches u. Topographisches
über die Umgebung Halterns. A. Lippe u.
Steverlauf in früheren Jahrhunderten. Von F.
Philippi. S. 3-16. (Taf. 1—2, i Abb.) — B. Der
Nienien. Von F. Philippi. S. 17 — 20. (2 Abb.) —
C. War die Lippe im Mittelalter ein Schiffahrts-
weg von erheblicher Bedeutung? Von Th. Ilgen.
S. 21 — 35. — ll. Die Befestigung auf den Hünen-
knäppen bei Dolberg. Von E. Ritterling.
S. 37-51- (Taf. 3-4, 13 Abb.) — HI. Die
römische Niederlassung bei Haltern. A. Die
Anlagen am Ufer der Lippe von F. Koepp.
S. 55—106 (Taf. 5-22, 7 Abb.) — B. Die
Fundstücke von E.Ritterling. S. 107 — 174 (Taf.23
—38, 35 Abb.) — C. Das Kastell auf dem St.
Annaberge. Von C. Schuchhardt. S. 175 — 198
(l Krte.) — D. Die Aliso-Frage. Von C. Schuch-
hardt. S. 199 — 216 (i Abb.) — E. Vermutungen
über die Bestimmung u. Geschichte der rö-
mischen Anlagen am Lippe-Ufer bei Haltern.
Von G. Loeschke. S. 217 — 224 (i Abb.) —
F. Nachtrag. Von F. Dahm. S. 225 — 28. (i Abb.)
Mittheilungen der k. k. Central-Commission für
Erforschung u. Erhaltung der Kunst- u. histo-
rischen Denkmale. 27. Bd. (1901.)
3. Heft. L. Campi, Gräber der ersten Eisen-
zeit, gefunden in S. Giacomo bei Riva. S. 127
— 128. (2 Taf.; Römische Funde aus der ersten
Eisenzeit bei Riva.) — A. Gnirs, Ueber die auf-
gedeckten Reste eines römischen Gebäudes in
Pola. S. 128—130. (i Taf.) — W. A. Neumann,
Bericht über die im Jahre 1899 ausgeführte
Reise in Dalmatien. (Schlufs.) S. 162 — 167. —
Kenner, Neueste Funde in Wien. S. 167 — 169.
Mittheilungen der Anthropologischen Gesell-
schaft in Wien. XXXI. Bd. (1901.)
I. u. 2. Heft. K. H. y. de Jong, De Apuleio
Isiacorum mysterioruvi teste (I. Lanz- Liebenfels.)
S. 90 — 91. — Sitzungsberichte der anthropolo-
gischen Gesellschaft in Wien. S. [i] — [64].
(Forts, im 3. u. 4. Heft.)
3. u. 4. Heft. L. Mariani, Aufidena. Ricerche
archeologiche e storiche nel Sannio settentrionale.
(M. Hoernes.) S. 20^ — og. — A. I. Evans, The
Palace of Knossos u. The Mycenaean Tree and
Pillar Ctilt and its Mediterranean relations. (M.
Hoernes.) S. 3og — 2ii. — Z. A. Milani, Studi e
Materiali di Archeologia e Numismatica vol. i. (M.
Hoernes.) S. 211—212.
Mitteilungen des k. deutschen archäologischen
Instituts. Athenische Abt. Bd. XXVI. (1901.)
I. Heft. C. Watzinger, Mimologen. S. i — 8.
(Taf. I.) — E. Drerup, Das griechische Theater
in Syrakus. S. 9-32. (i Abb.) — F. Poulsen,
Eine böotische Vase geometrischen Stils. S. 33
— 37. (Taf. V, 2 Abb.) — 2t. N. ApaYO'jfXK]!;,
Muatixr] TrpoarpoTrr] ArjfjirjTpos xal Ilepaecpovrj;.
S. 38 — 49. — C. Watzinger, Vasenfunde aus
Athen. S. 50—102. (Taf. II-IV, 86 Abb.) —
G.Weber, Erythrai. S. 103 -118. (Taf. VII,
3 Abb.)
Mitteilungen des k. deutschen archaeologischen
Instituts. Römische Abteilung. Bd. XVI. (1901.)
Fase. 2. E. Petersen, Zu den Tyrannen-
mördern. S. 97—108. (i Abb.) — A. Mau,
Amoren als Goldschmiede. S. 109— 1 16. (i Abb.)
— P. Hartwig, Eine Amphora aus der Ueber-
gangszeit des schwarzfigurigen Stiles in den
rotfigurigen. S. 117 — 122. (Taf. V, l Abb.) —
Ch, Huelsen, Die Hermeninschriften berühmter
Griechen u. die ikonographischen Sammlungen
des XVI. Jahrhunderts. S. 123—208. (Taf. VI,
VII.)
Fase. 3. C. Robert, Ueber ein dem Michel-
angelo zugeschriebenes Skizzenbuch auf Schlofs
Wolfegg. S. 209-243. (Taf. VIII, IX, i Abb.)
— H. Lucas, Zu römischen Antiken, i. Der
capitolinische Diskoswerfer. 2. Roma auf einem
Säulenkapitäl in den Caracallathermen. 3. Ar-
chaischer Jünglingskopf des Vatikans. S. 244
— 257. (4 Abb.) — W. Amelung, Fragment eines
Votivreliefs aus Rhodos. S. 258—263. (3 Abb.)
— Ch. Huelsen, Flaminio Vacca's Memorie u.
ein Relieffragment in Modena. S. 264—269.
(i Abb.) — E. Groag, Zur Adoption Hadrians.
S. 270—272.
Mnemosyne. Nova series. Volumen undetricesi-
mum. (1901.)
Pars IV. I. Breen. De Aetolorum institutis
publicis. S. 388 — 412.
Monatshefte, Velhagen u. Klasings. XV. Jahrg.
(1900/1901.)
2. Bd. H. Graf zu Dohna, Das Hadrians-
Mausoleum. S. 202 — 2 II. (7 Abb.)
Monuments et memoires publies par l'Academie
des Inscriptions et Beiles Lettres. (Fondation
Eugene Piot.) Tome septieme. (1901.)
2C fascicule (No. 14 de la CoUection). G.
234
Bibliographie.
Benedite, Sur un etui de tablette trouve ä Thebes
et conserve au Musee du Louvre. S. 104 — 119.
(pl. XII, XIII.) — M. Berthelot, Sur les metaux
cgj'ptiens. Etüde sur un etui metallique et ses
inscriptions. S. 121 — 14t. — H. Lechat, La
tete Rampin. Marbre attique du VIe siecle avant
notre ere. (Musee du Louvre.) S. 143 — 151.
(pl. XIV.) — E. Michon, Tete d'Athena Par-
thenos. (Musee du Louvre.) S. 153 — 173. (pl.XV,
6 Abb.) — H. Omont, Peintures d'un manuscrit
grec de l'evangile de Saint Matthieu copie en
onciales d'or sur parchemin pourpre et recem-
ment acquis pour la Bibliotheque Nationale,
s. 175-185. (pl. XVI-XIX.)
Museum, Das. VII. Jahrg. (1901.)
I. Lfg. Homer. Copie nach einem griechi-
schen Werk. Taf. 6.
Museum, Ceske, Filologicke. Jahrgg. 1901.
Lfrg. III: R. Novak, In panegyricos Latinos
studia grammatica et critica(i6i —200). — Seeliger,
Bruchstück eines Reiseführers durch Griechenland
I, V. Prä^ek). — Schlachter, Altes und A'eues über
die Sonnenßnsierniss des Thaies (I. V. Frdsek). —
E. Meyer, Geschichte des Alterthums III, i (I. V.
Prdsek). — Haugivitz, Der Palatin (I. V. Prdsek).
— Swoboda, Griechische Geschichte (I. V, Prdsek).
— Lang, Von Rom nach Sardes (I. V. Prdsek). —
Radau, Early Babylonian history down io the end
of the fourth dynasty (I. V. Prdsek). — Teply.
Pomerium (Fr. Kovär). — Woermann, Geschichte
des Kunst. I (I. V. Prdhk).
Museum, Rheinisches, für Philologie. 56. Bd,
(1901.)
4. Heft. H. Usener, Zu den Sintfluthsagen.
S. 481— 496. — F. Rühl, Zu Tacitus. S. 508
— 516. — A. Ausfeldt, Das angebliche Testament
Alexanders des Grofsen. S.517 — 542. — Schubert,
Die Porusschlacht. S. 543 — 562. — A. Wilhelm,
Nochmals die Bundesurkunde aus Argos. S. 571
— 586. — P. Deiters, Zu Corp. inscr. graec. II
2555. S. 587—595. — H. Stein, 'HpoSoTou öou-
p(ou. S. 627—631. — A. Klotz, Zu den ABC-
Denkmälern. S. 639— 40. — U[sener], Zur Vasen-
geschichte. S. 640.
Nachrichten über deutsche Alterthums funde.
XIL Jahrg. (1901.)
Heft I. Lehner, Bericht über die Thätigkeit
des Provincial-Museums in Bonn in der Zeit
vom 9. April 1899 bis 31. März 1900. S. l — 7.
— Hettner, Bericht über die Thätigkeit des
Provincial-Museums in Trier vom i. April 1899
bis 31. März 1900. S. 7—13. — H. Busse, Ein
Trinkgefäfs aus den Brandgräbern bei VVilhelms-
au. S. 14 — 15. (i Abb.)
Heft 2. A. Vofs, Vorschläge zur prähis-
torischen Kartographie. S. 26 — 29. — H. Schu-
mann, Der Bronzedepot-Fund von Angermünde
(Uckermark). S. 29—32. (13 Abb.)
Heft 3. K. Altrichter, Fingerspitzen -Ein-
drücke im Boden vorgeschichtlicher Thon-
Gefäfse. S. 33—37. (i Abb.) — Lehner, Bericht
über die Verwaltung des Provincial-Museums in
Bonn in der Zeit vom l. April 1900 bis 31. März
1901. S. 37 — 42. — Hettner, Bericht über die
Thätigkeit des Provincial-Museums in Trier im
Rechnungsjahr 1900. S. 42 — 46. — P. Reinecke,
Die neuen Flachgräber-Funde von Kannstatt u.
das erste Thongefäfs der Früh-Latene-Zeit aus
Württemberg. S. 47 — 48.
Nation, The. 1901,
October. R. B. Richardson, Discoveries at
Aegina.
November. H. A. Boyd, A Cretan Ponipeii
(Goumia).
Notizie degli Scavi, 1901.
Aprile. Regione X (Venetia). i. Este. Avanzi
di abitazioni preromane scoperti in via Restara.
(G. Ghirardini.) S. 223—227. (1 Abb.) — Re-
gione V (Picenum). 2. Belmonte-Piceno. Oggetti
preromani rinvenuti nel territorio del Comune,
(S. Baglioni.) S. 227—238. (10 Abb.) — Re-
gione VI (Etruria), 3. Veio (territorio di For-
mello.) Nuove indagini nell' area della necropoli
veientana. (R.Mengarelli.) S. 238— 246. (10 Abb.)
— Roma, 4. Nuove scoperte nella cittä e nel
suburbio. (L. Savignoni.) S. 247—253 (3 Abb.)
u. (G. Gatti) S. 253 — 255. — Regione I (Latium
et Campania). 5. Ostia. Iscrizione funebre latina,
rinvenuta suUa via Severiana. (G. Gatti) S. 255.
6. Pompei. Relazione degli scavi fatti durante
il mese di aprile 1900. (A. Sogliano.) S. 255
— 262. (2 Abb.) — Regione III (Lucania et
Bruttii). Antichita varie scoperte nella Basilicata.
7. Castelmezzano. 8. Grottola. 9. S. Mauro
Forte. 10. Melfi. 11. Barile. 12. Armento.
13. Gallicchio. 14. Missanello. (V. Di Cicco.)
S. 262—270. (9 Abb.)
Maggio. Roma. i. Nuove scoperte nella
citta e nel suburbio. S. 271 — 279. (l Abb.)
Darin: Di un importante sarcofago cristiano
rinvenuto nella chiesa di s. Maria Antiqua
nel Foro romano. (O. Marucchi.) — Regione
I. (Latium et Campania.) 2. Frascati. (G.
Tomassetti.) S. 280. 3. Pompei. Relazione
degli scavi fatti durante il mese di maggio
Bibliographie.
235
(A. Sogliano.) S. 280—283. — Regione IV (Sam-
nium et Sabina). Vestini. 4. Torre de' Passeri
(Abruzze Teramano). Di un bassorilievo mar-
moreo e di una epigrafe sepolcrale latina. (A.
Sogliano.) S. 283—85. (i Abb.) — Paeligni.
5. Introdacqua. Titulo votivo latino scoperto
nel territorio dcl Comune. (A. De Nino.) S. 285.
— Sardinia. 6. Bitti (Sassari). Nuraghi, »domus
de Gianos« e »toniba di Gigante« riconosciuti
nell' agro del Comune e sulla strada che con-
duce a Lula, (F. Nissardi.) S. 286—87.
Giugno. Regione IX. (Liguria.) i. Ventimiglia.
Tombe a inumazione e resti di edificio di etä
romana, scoperti a s. Stefano. (G. Rossi.) S. 289 —
90. — Regione X(Venetia). 2.Casaleone. Tesoretto
monetale e altre antichita scoperte nei fondi dei
sigg. Romanin- Jacur. 3. Legnano. (G. Ghirar-
dini.) S. 290—293. (l Abb.) — Regione V
(Picenum). 4. Morro. Titolo sepolcrale sco-
perto a S. Maria di Propezzano. (F. Savini,)
S. 294. — Roma. 5. Nuove scoperte nella cittä
e nel suburbio. (G. Gatti.) S. 294—297. — Re-
gione I. (Latium et Campania.) 6. Baia. Mo-
saico figurato scoperto presso le cosi dette Stu-
fedi Nerone. (E.Gabrici.) S. 297 — 98. 7. Soccavo.
(E. Gabrici.) S. 298—99. 8. Pompei. Relazione
degli scavi eseguiti durante il mese di Giugno
1901. (A. Sogliano.) S. 299 — 305. (4 Abb.) —
Regione IV (Samnium et Sabina). Vestini.
9. Fossa. Tombe romane, frammenti architetto-
nici et iscrizioni latine, rinvenute nella contrada
»s. Lorenzo». (N. Persichetti.) S. 304 — 06. —
Regione II (Apulia). Calabria. 10. Brindisi.
Nuovi titoli della necropoli romana. (G. Ner-
vegna.) S. 306 — 07. — Sicilia. 11. Gela. (Terra-
nova di Sicilia.) Seconda campagna di scavi
1901. (P. Orsi.) S. 307—11.
Luglio. Regione XI (Transpadana). i. Ver-
celli. Scoperta di un deposito di anfore romane
presso la citta. (E. Ferrero.) S. 313 — 14. —
Regione X (Venetia). 2. Padova. Di un singu-
lare bronzo paleoveneto scoperto presso la ba-
silica di S.Antonio. (G. Ghirardini.) S. 314 — 21.
(4 Abb.) — Regione VII (Etruria). 3. Chiusi.
Due bronzi sacrali arcaici; presumibile insegna
di »Nethuns« e di altra deitä strusca. (L. A.
Milani.) S.322 — 26. (6 Abb.) — Roma 4. Nuove
scoperte nella cittä e nel suburbio (G. Gatti u.
G. Tomassetti). S. 326—328. — Regione I
(Latium et Campania). 5. Pompei. Relazione
degli scavi fatti durante il mese di luglio 1901.
(A. Sogliano.) S.329 — 333. (3 Abb.) — Regione
II (Apulia) Hirpini. 6. Luogosano. Avanzi di
costruzioni di etä romana sul monte S. Stefano
(E. Gabrici). S. 333— 336. — Sicilia. 7. Siracusa.
1. Scoperte nel predio D'Agata in contrada
Zappalä. II. Scoperta di due statue nella cittä.
III. Scavi nella catacomba di S. Maria di Gesü.
8. Pantalica (Comune di Sortino). Terza cam-
pagna di scavi 1900/1901. 9. Caltagirone. Ne-
cropoli in contrada s. Luigi. 10. Mineo. Sepol-
creti a Porta Udienza e in contrada Sparagagna.
II. Centuripe. Un caso di rachitide antica. (P.
Orsi.) S. 336-349- (4 Abb.)
Agosto. Regione X (Venetia). i. Porpetto.
Arma litica rinvenuta nel territorio del Comune.
2. Cividale. Pavimento romano a mosaico sco-
perto neir abitato. (A. Zorzi.) S. 351 — 52. —
Roma. 3. Nuove scoperte nella cittä e nel sub-
urbio. (G. Gatti.) S. 352— 56. (4 Abb.) — Re-
gione I (Latium et Campania). 4. Pompei. Re-
lazione degli scavi fatti durante il mese di Agosto
1901. (A. Sogliano.) S. 357—363- (i Abb.)
5. Sorrento. Di una epigrafe latina recentemente
scoperta. (A. Sogliano.) S. 363—64. — Regione
IV (Samnium et Sabina). Aequi. 6. Massa d'Albe.
Frammento di titolo imperiale. (F. LoUi.) S. 364.
Paeligni. 7. Sulmona. (A. de Nino.) S. 365. —
Sardinia. 8. Nora. Scavi eseguiti nel perimetro
di quella antica cittä e in una delle sue necro-
poli durante i mesi di maggio e giugno 1901.
(G. Patroni) S. 365—381. (8 Abb.) 9. S. Bartolo-
meo presso Cagliari. Grotta preistorica rinettata
neir aprile 1901. (G. Patroni.) S. 3S1 — 389.
(8 Abb.) . .
Philologus. Bd. LX. (1901.)
Heft 3. J. Boehlau, Ein neuer Erosmythus.
S. 321 — 329. (i Taf., I Abb.) — J. Fürst,
Untersuchungen zur Ephemeris des Diktys von
Kreta. S. 330—359. — W. H. Röscher, Zur Be-
deutung der Siebenzahl im Kultus u. Mythus
der Griechen. S. 360 — 373. — C. Hentze, Die
Arbeitsgesänge in den homerischen Gedichten.
S. 374 — 380. — O. Hense, Zum Ion des Euri-
pides. S. 381 — 401. — E. Kornemann, Die cae-
sarische Kolonie Karthago u. die Einführung
römischer Gemeindeordnung in Afrika. S. 402
— 426. — R. Herzog, Ein Athlet als Schau-
spieler. S. 440—445. — E. Kornemann, Die
Organisation der afrikanischen pagi bezw. pagi
et civitates. S. 472— 476. — H. Goez, Zu der
aretinischen Gefäfsform mit Scenen aus der
Phaethonsage. S. 478 — 79.
Supplementband VIII. (1901.)
Heft 3. Th. Zielinski, Die Behandlung gleich-
zeitiger Ereignisse im antiken Epos. i. Theil.
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Abthlg. I: Das Altertum, bearbeitet von F. Winter.
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Sp. 1267 — 1268. — 46. Allgemeine Versammlung
deutscher Philologen in Strafsburg. Sp. 1268 —
1272. (Forts, in No. 47.)
Zeitschrift, Byzantinische. X. Bd. (1901.)
3. u. 4. Heft. Th. Preger, Die Erzählung
vom Bau der Hagia Sophia. S. 455 — 476. —
J. Strzygowski, Das Epithalamion des Paläologen
Andronikos II. Ein Beitrag zur Geschichte des
byzantinischen Ceremonialbildes. S. 546 — 567.
(2 Taf.) — G. Weber, Basilika u. Baptisterium
in Gül-Bagtsche (bei Vurla). S. 568 — 573.
(5 Abb.) — A. Schulten, Die Mosaikkarte von
Madaba u. ihr Verhältniss zu den ältesten Karten
u. Beschreibungen des heiligen Landes. (S. Vailhe.)
S. 648—631.
Zeitschrift für Ethnologie. XXXIII. Jahrg. (1901.)
Heft 1—3. Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie u.
Urgeschichte. S. (i)-(256). [Darin: O. Helm
u. Hilprecht, Chemische Untersuchung von alt-
babylonischen Kupfer- u. Bronze-Gegenständen
u. deren Alters-Bestimmung. S. (157) — (164).
(2 Abb.) — C. F. Lehmann, Der Tigris-Tunnel.
S. (226)-(244). (Taf. VI, 4 Abb.) — H. Schmidt,
Die Neuordnung der Schliemann-Sammlung
S. (255)-]
Zeitschrift, Geographische. VII. Jahrg. (1901.)
1. Heft. J. Partsch, Heinrich Kiepert. Ein
Bild seines Lebens u. seiner Arbeit. S. i — 21.
(Schlufs in Heft 2.)
2. Heft. Meyers Reisebücher. Griechenland u.
Kleinasien, j. Ati^. (A. Philippson.) S. 114 — 13.
10. Heft. Meyers Reisebücher. Th. Gsell-Fels,
Rom u. die Campagna. (J. Partsch.) S. 604.
Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien.
52. Jahrg. (1901.)
7 Heft. J. Kubik, Praktische Vorschläge zum
Betriebe des Anschauungsunterrichtes bei der
altclassischen LectUre im Obergymnasium. S. 577
— 593- — R.C.Kukula, » Altersbeweis 1 u.»Künstler-
katalog«. in Tatians Rede au die Griechen. (We-
hofer.) S.jg4lg3. — A. Malinin, Zwei Streitfragen
der Topographie von Athen. (F. Hula.) S. 623 — 27.
— F. Lohr , Ein Gang durch die Ruinen Roms.
(M. Strach.) S. 662—63.
Zeitschrift für das Gymnasialwesen. LV. Jahrg.
(1901).
September. R. Menge, Eifführung in. die a?i-
tike Kunst, j. Aufl. (F. Neubauer.) S. 362 — 64.
October, November. Beiträge zur Alten Ge-
schichte hrsg V. C. F. Lehmann. Heft i. (H. Schiller.)
S. 682—88.
Zeitschrift für bildende Kunst, N. F. XII.
(1901.)
Heft 12. R. Engelmann, Die neuen Aus-
grabungen in Pompeji. S. 287 — 291. (5 Abb.)
Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben
u. Neuburg. 27. Jahrg. (1901.)
IIL F. Weber, Zur Vor- u. Frühgeschichte
des Lechrains. Neue Funde U.Nachträge. S. 133
— 142. (2 Taf.)
Zeitschrift, Westdeutsche, für Geschichte u. Kunst.
Jahrg. XX. (1901.)
Heft I. Lachenmaier, Zu »Clarenna-Wend-
lingen« u. »Ad. Lunam-Urspring«. S. 5 — 13.
Heft 2. Hettner, Die Grabkammern von St.
Matthias bei Trier. S. 99—109. (Taf. V u. VI.)
— R. Forrer, Fund eines römischen Eisenhelmes
bei Augsburg. S. HO — 114. (Taf. IV,) —
Quilling, Mosaik aus Münster bei Bingen. S. 114
Bibliographie.
241
— 115. (Taf. III.) — K. Zangemeister, Strafsen-
säule auf dem Donon. S. 115 — 119.
Zeitung, Allgemeine. Beilage 1901.
Nr. 197. August Böckh.
Nr. 208. Neues von Homer.
Nr. 238. A. Döring, Die Hippokrene, der
Helikon u. das Musenthal in Böotien.
Nr. 241. Die vorgeschichtlichen Denkmäler
von Malta.
Nr. 246. W. Crönert, Papyrusneuigkeiten.
Nr. 259. R. Reitzenstein, Deutsche Papyrus-
Sammlungen.
Nr. 260. Mykenische u. Hallstatt-Kultur (M).
Nr. 261. J. Wilbrand, Die Ausgrabungen bei
Haltern a. d. Lippe.
Nr. 267. Feiice Barnabei u. die antiken
Schiflfe im Nemi-See.
Zeitung, Norddeutsche Allgemeine. Beilage 1901.
Nr. 271. E. H[ardt], Die neuen Ausgrabungen
in Delphi.
18*
REGISTER
I. SACHREGISTER
Die Seitenzahlen des Archäologischen Anzeigers sind cursiv gedruckt.
Abkürzungen: j'?r.= Bronze, i^ = Eisen. €//". = etruskisch. G.-=Gemme. ^o. = Gold. //. = Holz. /y.= Lampe Marm.—
Marmor. JI/o,?.=: Mosaik. .Wz^.^Miinze. /Je7, = Relief. SA'. = Sarkophag. Sp. = Spiegel. Sto. = StatHe.
S<te.= Statuette. r. = Terracotta. r//. = Thon. r. = Vase. TVi7m. = Wandgemälde.
Abflufsleitung ijo
Abgüsse 2S. 74
Abraxasgemme 2/2
Acheloos auf Mze. 16 f
actuaria 6g
Adam-Klissi 116
Adler Marm. ijo
adlocutio Hadrians, zugehöriges Denkmal 79
Adonis Br. 131
öcSuTOv 14g
Adyton 159
Aedicula 207; — als Decoration 146
Aegina 12g
Aegis 145
Ägyptische Altertümer issf.; — Gräberfunde
163; — Mythologie 6b; — Opferplatten 2j;
— Sitzstatue 21
Aerecusa 165
Aesculapius 188
äsopische Fabel 214
Äxtchen Br. 67
Afrika Kopf aus Thibilis 80
Agamemnon i^g
Agathokles 7J»
agglutinare 67
dYiaa[j.a 136
Agia Triada £3
Agora von Korinth 103
Agricola 78
Agrippa I und II 155
Agrippa M. 76
Agrippina Gärten der — 4
Ahhotep 20g
A i a X V. 167
Aischylos Nereiden 220; — Prom. Lyom. j6
Akanthus 20J
Akrotiri Ausgrabungen in 222
Akurgal is6
akustisch 13
Alabaster j6. igg
Alamannenkrieg 214
Alexander Marmorkopf aus Pergamon 12; —
Mos. 69 ff.
»Alexandersarkophag« 70
Alexandrien 214
Ali so 9J, 221
AI kmene 28
Altar 4?« ^JO- ^95' 207; —ähnliche Erhebung 6/,-
— bau auf Wg/ii. in Knossos 20; —form in
Ägypten 207; — hof in Baalbek 135. 140. 150;
— auf Sparbüchse 185; — des Zeus in Olympia
91?. lOI
Altertümer frühgriechische 164
Alyattes 62
Amasis I ij7 ,■ — egypt. ijS
Amazone Kalkstein 100; — Sta. d. Pheidias T02
Amboglanna 81
Amenartäs ij6
Amen-hetep II ij6; — III /jö
amerikanische Steinornamente 27
Amethysten 21z
Ammianus Marcellinus 54
Ammon 77
Amor 145; — und Psyche 103
Amorgos Geräte aus 2t
Amphilochos auf Mze. 162
Amphora 6; — henkel 4
Amulette 67
Anakeia 37
Anastasiusmauer 107 ff.
Andania 103
An gl o- Sächsisches 160
Register.
243
Anker j8
Ansiedelung der »geometrischen« Zeit in Kavusi
auf Kreta 2b
Antaios 51
A n t e i a V. 167
Antgionos I 14^
»Antike« die 17
Antikythera Funde von — 77
Antilopen auf T.-Rel. 4
Antinoos 47
Antiochia 39
Antiphamos 60
Antoninus Pius 214
Antoninus Saturninus 86
A pell es 28
Aphaia J2g
Aphrodite 131. ijg. ig8; — Br. Stta. jy. 166;
— auf Goldplatte 57/ — auf IVgin. 61; — als
Isis 1^6; — Geburt auf V. 167
Aphthoniusji?
Apis 201; Br. TjS
'Apollo' igg; — von Tenea 2of.
Apollon Colossalkopf aus Marm. 100; — archaische
Sta. aus Marm. 6j; — auf Mze. 161; — auf
V. 166. 167; — Kitharoedos auf Mze. 161
Apolloheiligtum am Phasis ^6
d::oaxo7:e4ü)v 18
Apotropaion 68
Apoxyomenos Stta. i6j
Appian J46; — Fun. 6g
Apu-u r Tj6
Aquaedukt 79
Ära Pacis 216
arcae i6g
arculae 169
äp/atoxepa Aiovüaia 26
dp/atoc v£ü)i 21J
Archilochos 7
Architektur jg; — in Aegina Jjo; — in Ale-
xandrien 214; in Baalbck 140; — punische 68;
— teile: Marmorgeison abgeb. 118; — Baublock
abgeb. 113
Arcus Tiberii 62
Ares isg
Argos auf V. j6y
Ariadne auf V. 167; — auf Wgm. 61
Aristophanes Signatur 166
Aristoteles Theorie der Bildhauerei 26; — der
Vorstellung 27
Armbänder /JJ/ — Go, 20g
"Ap-rafAis 22
Artemis ij8. ig8 ; — 7«. 6j; — auf V. 166;
Colossalkopf aus Marm. 100; — ephesische,
Marm. ijo\ auf Mze. 162; — Lochie ig8;
— Pythie ig8 ; — Selene 207 ; — Attribute 61;
— Heiligtum 61; — Kultus 61
Aryballoi 10; — Br. 1,52
Arzneibehälter 188
As 179
Aschen altar 12
Asinius Pollio 82 . '
Asklepieion v. Kos ijj
Asklepios ij8. 212; — auf Mze, 161; — Sta.
aus Marm. 6j
Assos, Ausgrabungen in — ^7
Assteas V. des — 27
assyrische Altertümer /jö/ — Kunstübung jj
Asteris loj
aOTSpfaxos (gromat.) 131
Astragal ig4
Athen a auf Mze. 161; — auf V. 64. 167; — Kopf
Marm. i6j ; — Parthenos (6".) isS; — Tempel
21 j; auf Sunion loj ; — Alea Tempel der —
j^,- — Pronaia Tempel der — J4
Athenaeus64
Atlanten weiblich 201
Athlet sich salbender Br. Sta. 148
atrium tuscanicum 61
Augenbildung bei archaischen Skulpturen 20
aululae 167
Aumale Herzog v. — 38. loj
Auriga auf Mos. 6g
Aurae 216
Ausgrabungen s. auch Funde
Ausgrabungen in Aegina J2g; — Akrotiri 222;
— Alexandria j<y. 214; — Altura jj,- — Andania
^4; — Aquileja 55; — Ardea 60; — Asseria
j-j-/ — Assos 27/ — Athen jy/ ebenda bei Agia
Triada 53; im W. der Akropolis s^; — Axiopolis
119; — Baalbek 133 ff.; — Butzbach 102; —
Carnuntum S4! — Chalkis S4; — Cumae 60;
— Delphi ,54; — El. Alia ji; — Ephesos ^4;
— Epidauros 54; — Eretria ^4; — Erythrae
53; — Kalyvia Kuwara 34; — Kephallenia j^/
— Korinth 26. 34. loj; — Kos 134; — Kreta
J4; ebd. in Knossos 14g; — Leukas j^/ — Lusoi
J4; — Megara jj >' — Milet igr; — Morsott
(Tunesien) j"/; — Mykenai J4; — Neuhäusel
J4; — Palästina 27 ; — Parnes J4; — Paros
SS- ^QSi — Pergamon J2. J4, 222; — Piräus
jj>,- — Rhenaia ^4; — Rom 62; ebd. auf
d. Forum 27; — Sparta S4>' — Sunion jj/
— Tacape 72; — Tegea j^. 103; — Thera loj;
— Thermopylen 34; — Timgad, abgeb. 75/
— Trier 34; — Urmitz S4; — Worms S4
Ausonius 16
244
Register.
Avianius Evander 82. 85
Braukessel 8
Axiopolis 116
Brettspiel aus Knossos 14g
Britische Altertümer 160
Baal 68; — Br. 79
Britomartis 12g
Baalbek 133 ff.
Brizo 22
bacchische Darstellungen 4
Bronze jj. j6. sg. 60. 7g. 87. g6. iji. tjj. 138.
Bacchus s. auch Dionysos
166; — Äxte 67; — Blech 6. 18; — Buckeln 6.
Bacchus 7JO/ — Zug auf Mos. yo
8; — Büste einer Frau ^6; — Gefäfs von Her-
Bad 138; — in Stockstadt J02
stal 16; — Helm 27; — Kessel 8; — Kopf 18;
ßaXavoi 163
— Plättchen mit archäischer Inschrift aus Mykene
ßacprj u5a8o5 67
18; — Schale aus Idalion 22; — Spiegel SJ\
Barbarenkopf 166
— Sta. 17. 28; — Sila. 17 ; — Vase J7,- — aus
Barbcrini Erbschaftsinventar über den Kunstbesitz
Kyzikos /j/ — aus Benin /j,- — Saburoff /j/
des Kardinals Carlo — 3 Anm. 2
— Technik der antiken Bronzen 14
ßdpK) (gromat.) 131
Brücke 74. 7g. 81
Basalt 202
ßpÜTOv 7
Basen formen 60
Brunnen Anlage 222; — Heiligtum auf Kos 1J4
Basileios II Bulgaroktonos 114
Brustpanzer dekorierter — aus Italien 27
Basilica 77. 80. 158; — Aemilia öj ; — in Baal-
Bryaxis 20J
bek 136 f.; — von Qalb Lusch 138
Bucchero 4. 27
Baugeschichte der Akropolis v. Athen 220
Büchschen aus Go. 212
Baukunst punische 6g
Bühne 22 ; — die griechische 12
Baumwachholder 6
Bukranien 207. 208
Bayern römische Überreste in — s^
Burgen Bumannsburg bei Hamm, Heisterburg am
Becher aus Th. 7
Deister, Wittekindsburg bei Rulle 125; — nieder-
Becken aus Br. 6
deutsche Volksburgen 125; mittelalterliche g6;
Befestigung 79
in Baalbek 135; sächsische 96
Bellerophon V. i6y
byzantinische L. 120 •
Benennungen mitteleuropäischer Gebirge g'j
Byzantinisches auf Kos ijg
Berbern yj
Bernini 10
Cäcina jü»
Bes 136
Caldarium ig8
Besesten abgeb. 112
Cameo^ 87
Bestattungssitten 6.14g
Campänareliefs j/
betender Knabe 222
Canal in Milet ig8
Beutel Attrib. d. Hermes 20S
Capaneus 103
Bibracte 217
Capitol in Dugga 71
Bienenkörbe 73
Capitolinische Trias auf Sparbüchse 186
Bier 7
Capsa 7J
Bilderschrift 21
Caracalla Büste des Berl. Mus. g8
Bildnischen 61
Caritä 61
Bisellium 128
Carnuntum 216
Blei 133. 138; — mit Bild oder Inschrift 79/
Cassettendecke 138. 152
— Plättchen 222; — Vergufs j8
Cassius ig
Blockhaus am Limes 84/.
Castellum 97
Bluten Ornament 207
Castortempelöj
Boecke 212
celox 6g
Bogenfibeln 6. 10
. censorische Akten 75 ff.
Bogenspanner sogen, aus ßr. 166
Ceres auf Sparbüchse 177
Bolus 87
Chantilly Schlofs von 38
Bouleuterion v. Milet ig4
Chariten auf Wgm. 61
Brandgrube 10
Charmylos Heroon des — ijg
Brandopferaltar 150
Charnier 210
Register.
245
Charon 13 g
chaton 212
Chimaria 193
Chi OS 66
/(üfxa 143
Chor im griechischen Theater 25
christliche Skulptur bS
Christ nias Boxes 173
Christus 134
Cicero Phil. 4
Cilurnum Si
Circuskutscher auf Sparbüchse 184
Cista Praenestina in Paris 27
Ci Sterne ijo
Civitas Mediomatricorum 216
Clavi 183
Clupea T3
Codex Coburgensis 38
Concha 142
Corazzarri, Lodovico 9
Corbita 6g
Cornicula 127
Curatores operum publicorum 78
Gurtes 124 f.
Curtius, Relief des M. loj
Dach aus Terracotta ijo
Dachziegel 2
Dahshur 20g
Damophon v. Messene 20J
Darius auf dem Pomp. Mos. 71
Decke hölzerne 28
Defenneh, Scherben von — 20
Defixionsbleie 68
oszanpioTOiisS
Delphine 212; — Martn. ijo; — auf V. 10;
— Kopf 212
Diadem Go. zog
Diana 3
Diapositive 106
Dictynna 12g
Dindarolo 169
Diodor yj' — XV 76 rjj
Diomedes 134; — Rel. im Pal. Spada 56; — Stan.
J^- 57] — Siuckrel. 56; — auf V. 56
Dionysos s. auch Bacchus; — 130. 208; — Sita.
IJ4; — T. Jiel. 168 ; — auf Wgm. 61; — im
Gigantenkampf auf V. 166; — mit Gefolge auf
d. Deckel eines Kästchens 188; —köpf Alarm. 130
Diorit 133; — Sta. aus 21
Dioskuren J7,- — Rel. 6j ; — Stan. 63
Dispater 165
Dithyramben 23
Di vo durum Mediomatricorum 216
Dobrudscha-Wälle 107 ff. ; — abgeb. 115
Documenti inediti per servire alla storiadei Musci
d'Italia 10
Dolch aus E. 36
5(i)Tiup ^cttov Hermes 48
Domitiae, horti 4
Domitian 214
Doppelbeil 21
Doppel thor g4
dorischer Stil 130; dorisches Gebäude loi
Drahtringe Go. 20g
Dreifüfse 64; — aus Metapont 65; — aus Niniveh
66; — aus Olympia 66/ — aus Tanagra 64;
— eiserne 6
Dreschmaschine 73
Drusus 221
Dübelung bei Br. 16
Duris, Signatur 166
E-annudu ij6
Eberjagd auf Rel. gg
Echinus 130
Eichel-Lekythos jy
Eierstab ig4. 20'/; — gemalt 201
Einhardsbasilika 102
Eisen 6. 36; — schlacken 87; —schmuck 66
eiserne Gegenstände 6; — Geräth 87; — Kessel-
untersätze 67
Ekkyklema 13
lXda[AaTa 64
Elektron 37
Elfenbein g. 134. 212; —kämme 67; — käst-
chen 188; —Schnitzereien 31
El-Kram //
Email 212; — cinlagen 212
IfjLßaxat 100
Enagrios hist. eccles. 107
Engelsburg i
Entemena 136
Entwässerungsgräben 83. 83
Ephebe Br. aus Pompei g8
Ephesos, Funde aus — 23. 148
Epheukranz 207; — ranken 37; —zweige 212
Episkenion 34
Epona 78. 216; — Br. 166
Ergin OS, Signatur 166
IpiO'jvto;, Hermes 48
Eros 134; ■ — Mann. 130; — T. 168; — auf Go.
37; — auf V. 37: — u. Nike 103
Eroten 138; — b. d. Weinlese auf Mo. 71
Erythrae 33
246
Register.
Erz siehe Bronze
Fresko ijj; — v. Knossos 7^9
Eschmün 6S. yS
Friedenstempel d. Vespasian 77
Es US 216
Frontinus de limit. 131
Etiokreten 21
Füllhorn 165; — mit Schlange 2oy
Etruskische Gräber 2b; — Spiegel j/; -
Stab-
Funde s. auch unter Ausgrabungen
dreifüfse 66; — Urnen j-/
Funde s?J^->' — in Ägypten (Abydos) 57; — Afrika
„Eubouleus" yS
64 ff.; — Algier 74_f.; — Cardiff 80; — Ceglie
Euripides Herakles 28
64; — Chersonnesos J7; — Corneto 60; —
Eusebius 62
Dugga 71; — Eleusis (Ägypt.) jg; — England
Exedra in Baalbek 139. 141
80/.; — Ephesos 148; — Faimingen a. D. 87,-
Fayum jS; — Gelligaer 8o,- — Haidra 7J>,-
Fama bei Plinius 83
— Italien jg; — Kertsch J7; — bei Marokko
Farben an Bauwerken loi; — Farbspuren am
79/ — Niederbieber 87; — Nola 64; — No-
Parthenon und den Elgin-Skulpturen 2Ö
worossiisk j6; — Olbia 57,- — Pompei 6/;
Fasces 128
— Richborough 80; — Südrufsland jS,' — Sy-
Fassade eines Hauses 28
rakus 61; — Tarent 60; — Tegea loj; — Tunis
Faun Barberinischer, ehemalige Aufstellung 5;
64^.; — Velletri 64
— Schicksale der Statue 5 ff; - Zeit d
:r Auf-
findung 3; — Zustand der Statue 7
Gärten kaiserliche 4
Faun mit Bacchantin auf Mos. 70
Gallienus 2/4
Fayence 212; — kannen igg
Gallier SUa. 78
Feder 39; —schmuck d. Hermes 208
Galvanoplastische Nachbildungen 106
Feldmesser römische I27ff.; — Schriften
der —
Ganymed 145; — Raub des — auf Mos. 7/
131
Geison ijo
Felsfagaden phrygische 4
Geldtruhen 168
Felszeichnungen 77
Gellius 69
Ferramentum 127
Gerne nuthi (?) Flufs 157
Feueraltar persischer auf Mze. i6j
Genius 208
Feuerbeckenständer 27
geometrische Decoration 4
Feuerschaufel aus Br. 6; — aus E. 6
geometrischer Stil der Keramik in Kreta 2j
Feuerstein ijj
geometrisch decorlerte Fn. 7; aus Kreta 2j
Feuerstelle 61
Geräte aus Br. 132; — aus Mann. 150
Feuerzange aus E. 6
Germanen a. d. unteren Donau 125; — krieg 214
Fibeln j. 8. 87. 137. 158
Germanicus9J
Fila 127
Gewandstatue 204
Filigran jj
Gewichte eiserne 6
Eines 216
Giddaba 7g
Fingerringe 212
Giebelreste von d. Akropol. joi
Firnifsfarbe Erfindung der — 24
Gigantomachie 22
Firnifsmalerei 4.
Gladiatoren 68; — kämpfe A/os. 134
Flakon 133
Glas s6. ijs; — farbiges j-j; —flufs SS
Flechtband „unechtes" 6
Glaukos von Chios 62 ff.
Flügelschuhe 208
gnostische Gemme 72
Flugmaschine 25
Götter in Afrika 78; — namen, ihre Form bei
Flufsgott Statue von dal Pozzo erwähnt
als bei
Plinius 84
der Engelsburg gefunden 3 Anm. 2
Gold 60; — blech 20g; v. Mykene 20; — dia-
Flufsgötter auf Mze. 162
deme S7
Formen aus T. ij8
goldene Armbänder jj/ — Gewandknöpfe jS'
Tormstein 212
— Halsbänder sj ; — Ohrgehänge S5
Fortuna Br. 166; — auf Sparbüchsen 183
— mit
Goldfibeln S5! — funde von Troja 68; — platten
Füllhorn auf Sparbüchse 180
SS ff.; —ring aus Knossos gg; aus Mykene
Forum in Dugga 7/
20/. 2j; — schmuck 37. 87. JS3- ^Sl- 20g;
Fratzen 67
Verschlufs daran 221; —streifen 67
Register.
247
Gordion /
Gorgoneion 145; T. 168
Gottheiten sitzende auf Opferstock 165
Grab in Alexandrien 2ij; — anlagen 72/ zu
Aquileja jj/ — beigaben Sj ; — denkmäler 6g;
des "AsTEpt; j6; — formen 60; — kammer 6; in
Chersonnesos 57; — kapeilen S9>' — monumente
87/ — reliefs j/. /jo. 200; — statuen ^9;
— Stätte _5g ; — steine yj. 21^; des Xanthias in
Köln 16; V. Kos 133; — punischer 68;
— Stelen S9- ^^7
Gräber 2. 38. 60. yy; — in Alexandrien 214;
Grotten — 60; — hügel gö; — v. Karthago 63;
— vorgeschichtliche 88
Gräberfunde ägyptische 163
Graben 117
Granaten 211
Granitsäulen i4of.; —Skulpturen 202
granuliert 33; — e Ornamente 211
Gregor v. Nazianz 55
Greif auf Mze. 161; — thönern ijo
Greifenkoi^f 20^,- — auf T. Rd. j
Grenzwehr, römische 216
Grignon's Manuscripte 170
Grinario go
Gromal27fif.; — aus E. abgcb. 129; — rekon-
struiert abgeb. 130
Grotenburg b. Detmold g3
Grotta pertosa 60
Grottenwohnungen 60
Grübchen im Kinn archaischer Skulpturen 20
Gudea 136
Guirlanden 150. 20Tff. 213 \ — auf Mos. 'jo;
— Fries 149
Gufsmauerwerk 115
Gymnasium Unterricht loiff.; — und Archäo-
logie 211
Haaranordnung bei archaischen Skulpturen 20
Hadaranes 158
Hadra-Hydrien 20^
Hadrian 3. 86, 214
Hadruraetum Hafen 7^
Häuser 75
Hafen 12; —anlagen 221; — v, Karthago 64;
— V. Kos 133
Hahn Br. 131; Hähne auf Kyren. Schale 190
Halasarna Demos v. Kos 138
Halbedelsteine 212
Halbmond 20^
Halbsäulen ig4
Hallen 130. igy ; — einstöckige 32
Halsband 36. yg
Hallstatt-Periode 88; —zeit g6
Haltern 92. 221
Handmühle 131
Hannibal Statuen des — 99
Harpokrates 47; Br, 131
Hat hör 136
Hegesandros 64
Heilgottheiten ig8
Hekate 163; — auf Mze, i6if,
Hekuba 13 g
Helene V, 167
Heliodor Aithiopika 48
Heliopolis 133
Helioskopf auf Mze. 162
Heliostempel auf Mze. 162
Hellanikos 27
Heqreshu 13^
Heraion 27
Herakles 28. 13g. ig3. ig^. igg. 20S; — des
Euripides 28; — Br, Sita, 49; — Kalkstein 100;
— auf Mze. 161; — auf d. V, des Assteas 28;
— im Kentaurenkampfe 148 ; — Kopf auf Spar-
büchse 177
Herme 202
Hermes 39. 77. 208; — Argos lo auf V. 167;
— psychopompos 138; — auf Altar 46; Blei
138 ; Ä-,-Büste aus Ober-Ägypten 47; Br. Sttan.
40ff. ; — in Braunschweig 46; — in St. Germain-
en-Laye 44; — in Regensburg 42; — in Dresden
43
Hermes-Toth 200
Herd 8y
Hermupolis 220
Herodot 62; — I. 66 161
Heroenkult 14g
Heron Ilepi SiOiirpa; 131 ; — Pneumatika i. 21 161
Herrenhof g6
Hetären V. 16 j
Hieroglyphenschrift 23
Hindin auf T. Rel. 3
Hippodamos Architekt ig4
Hippokampen 150
Hippostratos v. Milet ig3
Hirsch auf 71 Bei. 3; — Geweih in myk. Symbolik
23; — Köpfe auf Silberschale 36
Hochmaea 158
Hochzeit eines Kriegers auf IVgin. 61
Holz 8; — Decke 28; — gitter 130; — Proskenion
14; — Schale 6; —teile eines Schiffes 18;
— Sessel 18; — türme 83/.; —wand 134
Hören auf römischem Relief 38
Hörn 207; Hörn er am Altar ^07; — Symbol 2q
Horus G. 13 j
248
Register.
Horti Domitiae 4; — Neronis 4
Hospitalia 13
Hund Br. ij2; — aus Kalkstein 200
Hu Semerkhat ijiy
Hydaspes König d. Äthiopier 48
Hydria mit Reliefsclimuck gg
Hygieia 188. 212
Hypnos auf V. 267
Idolino 77
'Ispetat 27
tepoypa(j.jj.aTe'j j 47
Ilioupersis 21J
Illustrationen 6g
Imagines 6g
Import griechischer Thonware 4
Interkolumnienschlufs 12
Inventar v. Kunstschätzen in Rom 78
In vi c tu s Beiname d. Hermes 48
lo auf V. i6y
lolaos 28
ionische Arbeit j6. jy; — Kultur am Kuban jö/
— Kunst 66. 193; — Säulen 28
Isis 47. IJjf. 2OJ. 212
Isthmos Demos v. Kos 138
Italici auf Delos 68
Ithaka 103
ithyphallische Karikaturen J7
Ixion auf V. 64
Jagd 7/; — darstellung auf T. Rel 3
Jahreszeiten auf Mos. yS
Januskopf 179
Jehoas 161
Jesajah j6
Jonah-Darstellung 27
Juba Büste 78; Kopf So; Porträt 130
Jünglingsstatue aus versilbertem Erze aus
Pompei 61
Julian Misop. 54
Julianus Apostata, Herme im Capitol. Mus. 53;
— Statt. 53
Juniperus excelsa 6
»Jupitertempel« in Baalbek 134
Jupiter Heliopolitanus 154
Juvenal 16
Kabirenheiligtum ji;^
Kadmos auf V. 64
Kalksteinplatte aus Mykene 20; — skulptur
igg. 207
Kamara 24
Kandelaber 36; aus Br. 50; von E. 67
Kannen aus Br. 6. 36
Kapitale aus Kairuan 72
Karrikaturen 37
Karthagischer Einflufs in Spanien 67
Karthago Häfen von — 64. 140; — Plan-
skizze 63
Karthaia auf Keos 103
Kasino v. Khereddine 12
Kassandra V. 167
Kastelle 86/.; — römisches So/.
Katakomben 172. 38
Katastrophe v. Thera, Datierung 103
Kellergeschofs 134
keltische Strafse go
Kentauren 38
Keramik alexandrinische 214; — aus Knossos 24;
— in Milet igS
Kerberus Br. 132
■x^p/vot 136
xepSijjos Hermes — Br. Sttan. 40 f.
Kerykeion 208
Kessel aus Br. 6
Ketten Go. 20g
Khereddine 12
Khu-en-Aten 136
Kimmerier Einfall der — 8
Kindergräber 172
Kinderklapper 37
Kinderkopf Br. V. 73
Kiove; {tuvtxot 6g
Kirche altchristliche 222
Klageweiber auf Hydria im Dipylonstil 26
xXeiSoü/o; 136
Kleinmeisterschale 10
Kline aus H. 8
Klymene auf V. 64
knieender Mann 22
Knossos 79. 99
Königsbinde 36
Königshöfe Karls d. Gr. g6
Kohlenherd 60
xoXXa 63
xdXXrjOts 63
Kolossalfiguren bei den Römern 96
Kom-esch-Schukäfa 213
Konstantinos VIII 114
Kopfschmuck des Hermes 39
koptische Altertümer 38
Koraraub 136
Köre 133
Korinth Ausgrabungen in — 26
Korinthische Aryballoi 10; — V. 4; — Pinakes 192
Korymben 212
Kos 13 1; Heiligtum auf — 13; — Kartenskizze 137
Register.
249
K(I)« ii ^AaxuTräXata /jS
Limes 122. 8iff.; 214; 218; — in Österreich 216
xoupotpdcpot fjö
Lionardo 72
Krahn 26
LocuH 169, 189
Kranz iJS. 208; — des Hermes 47
löten 63
Krater silberner, geweiht von Alyattes 62
Lötung 16
Kresilas 61
Löwe aus Breccia 133; — Br. 132; — Mann. ig7:
Kreta 3^ ; Ansiedelung der geometrischen
Zeit in
— T. Rel. 4; — Kopf auf Siegclstein aus
Kavusi auf — 2Ö
Knossos 22; in mykenischer Symbolik 22/.;
Kretische Denkmäler 220
— Maul Mann. 130
Kreuze goldene j-j
Löwin T. 134
Ktiegsmagazine b. Haltern gj
Löwengreif 212
Krotalon 21
Logeion 35
Kubankunst j6
Lotos Attribut des Herakles 49; — seine symbo-
Kult ägyptischer 162; — jüdischer 161
lische Bedeutung 47; — blatt 39; —bluten 212;
Kultbau mykenischer 20; — auf Wgm. gg
— blume als Schmuck 47; — knospe aus Br. 6
Kultbild V. Ägina ijo; —gebrauch, myk
:nischer
Luftziegel 2
22; — scene auf myk. Monumenten
23;
—
Lukian ig
Sta. auf Kos ijj; — synibol, mykenisches
20
Lustrationsbassins 150
Kunanum Jj6
Lysippos 222
Kunsttypen bei Tibull 27
Kurzschrift griechische 16
Marit 138
Kybele Br. iji; Kybele (r) g
Mac eil um 7/
»Kyklops oder Galateia« Dithyrambos 23
M aerob. Sat. 48
Kyma aeolisches 20 j
Madaura 76
Kyme in d. Aeolis 99
Maler auf bemaltem Sk. 37
Kypros Goldschmuck aus 211
Malerei 133; — in Knossos ig; — auf Stele 201
kyrenäische V. 4.
Mal' occhio 78
Mania 28
Xaßpu; 133
Marcus XII, 41 162
Laconicum ig8
Marktbau 34; 222
Lac US Juturnae 63
Marktgebäude in Pergamon gs
Lade igi
Marmara Ta — 220
Lager 109 ff.; — abgeb. 120 ff.; — bei Karadschaköi,
Marmor inkrustation 138; 134, — krater 207;
abgeb. 112. 113; —graben abgeb. iio
rest
— Sta. 18; — V. 130
bei Jajjadscha abgeb. iio
Martial 188
Lampen 177; ^; 1^4; — Br. ij;2; —
byzanti-
Masken 52; — bewegliche 3g; — Th. 68
nische 120; — römische 131; — tischchen
Br.
Mattmalerei 4
j6; —träger Br. 148
Mauer röm. in England 80
Landwehr bei Fener abgeb. iio; — bei
Kurfali
Mauricius magister militum 80
abgeb. iio
Mausoleum v. Dugga 6g
Lanzenspitzen Br. jj
Maxentius Weihungen des 103
Lanzenstofs 22
Medaillon Go. 20g; — büsten 203
Lapis lazuli 212
Mediomatriker 216
Larissa Nymphe auf Mze. 161
Meduse 134; — Kopf 207 ff.; — Masken Go. 20g
lascive Gruppen j6
Meergott ig8
XaTO[ji[at 73
Megara Gattin des Herakles 28
Latrine 74
M e i f s e 1 aus St. 4
Leda mit Schwan Rel. 63
Melanippos auf V. 64
Lederkoller b
Meleagerstatue 27
Lesche der Knidier 213
Melos, Fundumstände melischer Stan. ig
Leto auf V. 166
Men Mze. 162
Leukas 103
M e n d e s 211
Libanios Epithaph. 55
Menelaos V. 167
250
Register.
Mens o r 128
Mercur Br. iji; — auf Sparbüchse 180. 182;
Mercurius Heliopolitanus 154
Meri-Heru isj
Mer-nit 1J7
Merops auf V. 64
Merpeba Atchab 757
Mest-neter 75J
Metallhenkel 6; — mischung ij
Metopen aus Delphi 19; — aus Mykene 19
Mettis 2j6
Mifsenus 158
Milet igi; — Plan jgj
Mino tau ros 52; V. 166
Modelle 7^
Molo von Karthago 144
Mons 77
Mordthaten im griech. Drama 28
Mosaiken 158. 7/. 80; — in Andania ^4; — aus
Hippo j8; — aus Karthago 6g: — von Kos
IJ4; — in Sussa abgeb. 70/ — des Monnus
6g; Schiffs — von Medeina 6g; Vergil — aus
Sussa 6g; — pflaster 140; — facsimile 74
Moschee in Milet ig2
Münzbilder von Gortyna 2j
Münzen S9- ^61; — römische 80. i6j
Münzfund am Limes 8y
Münze Kupfer — des Antoninus Pius von Alexan-
dria 45
Mumien deckel 2/0/ — porträts 205. sog
Murus caespiticus 81
Muschel mit Gravierung iji
Muse V, i6y
Museum von Algier 80; Bardo — 6g; in Carnun-
tum 2j; in Constantine 79/ — von Chantilly
106; — auf dem Forum 64; — in Haltern jo/
— zu Kairo igg; — in Knin jj; — Lavigerie
de St. Louis de Carthage 6j/.; — Louvre,
Salle africaine 80; — Mainz 102; — in Metz
216; — Paulus in Worms 102; — in Spalato
2j; — von Sussa 6g; — von Tebessa
(Algier) y8
Musiker auf bemaltem Sk. _sy
mykenische Amphora aus Cypern 20; — Gold-
plättchen gg; — Keramik 24; — Kulte 22;
— Religion 26; — Scherbe aus Cypern 20;
— Scherbe von Thera loj; — Thonidol 60;
— Trichter 20; — Zeit ijo
När-mer ij6
Naturgöttin yy;
Nautosvelta 216
Nebseni 1^6
Nefer-Atmu 39
Nefertem 47
Negerkopf V. 166
Nekht ISS
Nekropolis j
Nekyia 21s
Nemesis auf ^^. 162
Nemisee 220
neolithisches Gräberfeld bei Worms S4
neolithische Funde 102
Neoptolemos Ende auf Wgin. 61
Nero 34
Neronis prata, horti 4; neronische Bauten 77 f.
nerviae 127
Neugriechisch 220
Neuhäusel jo
Nicha Altertümer von 158
Nike 103.208; — darstellungen 60
Nikephoros Phokas 114
Nikosthenes Signatur 166
Nil 47; — landschaft Mos. yi
Ningirsu 156
Nipsus M. lunius 130
Nonius 6g
Nür-ilishu ij6
Nymphen mit Muschelbecken Sta. 7J,- — Kel.
auf Paros loi
Nymphaeum 7^»
Oberstock im gr, Theater Jj
Obergeschofs 24
Ochsenkof in myk. Symbolik 22
Odeum in Karthago öj/.
Odysseus 21J
Ofen 87
Ohrgehänge jj ; — Go. 212; — Ringe Go. 210
Omphalos Schalen mit — 6; omphalote Phiale jö
Onyx 210
Opera publica 77: — Sacra 77
Opfergeräte 64; — platte aus der diktaeischen
Grotte 2S; —stocke 160; — Vorschrift ig8
Orchestra 25
Organon hydraulicum 68
Ornament, vegetabilisches j6
opoi 55
Orontes Br. jji
Orpheus 2ij; — Mos. 134; — Stta. 72
Orthostat 13
Osiris ij6f.; — Dionysos (?) 20J
Osning g8
Pacetti 6
Pagendiensle 220
Register.
251
Palaimon Rundtempel des 14g
Palast von Knossos X4g; — des Titus 78. 91
Palissade 82
Palladion in der Hand des Diomedes 59
Palme 208
Palmetten 4. S7- ^7
Pan ig8; — auf L. 168; — auf Mze. 162
Pandareos 21 j
Papyri 220
Paraskenien /J"
Paul II, Medaillon des Papstes — 175
Pasiteles 102
Pausanias g8. loi. 21^; — I4 162; — X 63
Pedum 20S
Perabsen 1^7
»Pergame« 12
Pergamon g2, 222
Peristylhaus 7J
Perlen aus Bernstein, Carneol, Chalcedon, Filigran,
Glas j-j-/ — echte 211; — geriefelte aus ägyp-
tischer Pasta ^6; — Go. 20g
Permesse /oj
Perpendiculi 137
Persina Gemahlin des Hydaspes 48
Perspektive 29; — in ägyptischer und myke-
nischer Kunst gg
Pfahl 8j; — Bauten 60; Pfähle g4
Pfeiler achteckige ijo; —kapitale, punische y8
Pferd galloppierendes Rel. ijo
Pferdegeschirr 27,- — geschirr aus E.j6; — namen
6g
Phallus 202; — auf Sparbüchse 185
Phasis auf Weihinschrift j6
cptctXrj 160
Phidias und die Bauthätigkeit des Perikles 27
Philo von Byzanz ij
Philosophenfiguren 16
Philostrat im. 51
Phlyakenbild von Leutini 28; — vasen 36
phrygische Felsfagaden 4; — Mütze jö
<p u T et p [ a 63 f.
Pinakes 24. 12
Pindar 12g; — Isthm. 48; — Ol. 48; — Pyth. 48
Pinienzapfen 208
Piranesi 9
Piscina 138
Plättchen aus Elfenbein 9
plastellum punicum 7J
Plastik alexandrinische 214
Piaton Legg. 55
Plinius 75 ff. ij; Anordnung d. Kunstwerke b.
— 80; Erzgiefser bei — 87; Ilcbdomaden d.
Varro bei — 105; Inschriftenbenutzung bei —
85; — Interesse am Historisehen und Anti-
quarischen 91 ; — »Malerei mit Pinsel« 102;
— Malerei mit Wachsfarben 102; — Malerei
und ihre Geschichte 100; Marmorkunst bei —
79; — Nachrichten über einzelne Künstler 79 ff;
— Quellen für die Marmorbiklnerei 87; — sein
Kunsturteil 86; — sein mutmafsliches »officium«
99; — Urteil über Ä-.technik 96
TrXouToSdxrjs Hermes 48
Plutarch de defect. oracul. 67; — de Is. et
OS. 48
pluteum 142
Plutos 78
Podium 30. 142. T2
Polizeiverordnungen 222
Pollux 35
polygnotische Gemälde 2i_$
Polyklet 17
Polymestor ijg
Pondera 127
Popilius Schale des 72
Porosskulpturen aus Mykene 18
Porticus Octaviae 98
Porträtbüste 204
Porträt eines Juliers 68; eines Wagenlenkers
auf röm. Sparbüchse 186; — s ägyptische gg
Poseidon Hippios auf Mze. 161
Poseidontempel auf Sunion loj
Postamente 208
roTvta a^r^piLv g
Pozzo Cassiano del 2 Anm. 2
prähistorische Ansiedelung jo,- Prähistorisches
160
Prätorialfront ^4
prata Neronis 4
»praxitelische« Köpfe 80
Priap auf Mze. 161
Privathäuser S5>' in Baalhek 136
Procop de hello Goth. 3
procuratio aedium 78
TipdSpofAOC 48
Proitos V. 167
Propylaion igs
Propylon ijo
Prooskenion 23. 150. 12.^4- 134Q)
irpoaxiQvtov 34
Psyche loj
'l'uj^o-Ofi.zd; 68
Ptolemaeus 21^; — von Mauretanien, Kopf 80
punische Altertümer 66\ — Gegenstände 68; —
Gottheit 68
Pygmaee Br. tji
Pyxis B)\ IJ2
252
Register.
Quai 797
Satyr 38. 202. 208; — schlafender aus Hercula-
Quirl aus H. 8
neum 16; — Sta. igg; T. 168; V. 167; — auf
pomp. Wgm. 5
^ct'ßSot (gromat.) 131
Scarponna 216
fjoßoocpöpo; 136
Scepter (?) aus H. 8
Ränge im Theater 26
Schäle aus Glas 36; — hölzerne 6
Raffael 72
Schatzhäuser 168
Rampenbuhne 13
Scheitelzopf 208
Ranken muster auf Mos. 134;
— Werk 216
Scherben am Limes 83 f. 88 f.
Ratte Thongefäfs js
Schienenpanzer 34
Raubtiertatze 21
Schiffe auf Dipylon Vn. gS ; — phoinikische g8
Raumgefühl 191
Schiffsnamen 6g
Realismus 7/
Schildzeichen griechische 26
Reb zweig 207
Schilfmotiv auf Mos, 71
Rechnungen Tempel— 160
Schlachtscenen 22
Redner Sta. aus Antiochia 53
Schlafen das — in der antiken Kunst 17
Regia J3. 97
Schlafgemach 61
Reliefs altchristl. 68; — archaisches
64;
_
Schlagriemen 18
mythol. igs! — mythol. Inhalts
59
Schlange am Füllhorn 207
Ren-senb 133
Schlangenarmband Go. 210
rhodische Stempel 68
Schliefsen aus Go. 213
Rigor limitis 131
Schminkstift 213
Ringergruppe aus Antioch
a 45
; —
Br.
im
Schmuckplatten aus Silber 36; — stücke 3g
Br. Mus. 50; — Br. der Ermitage 51;
—
Br.
Schöpfkelle aus Br. 8
in Florenz 50; — Br. des
Louvre 50;
—
Br.
Schöpflöffel 6
in Lyon 51; — Br. der Samml
ung Si
eglin 50
Schreibfeder 138
römische Kunst 59/ — Überreste
in Bayern
50
Schreibzeug 38
Römisch- britisches 160; —
germanisch
e Kom-
Schrift vorgriechische 133
mission 16g
Schuppenpanzer aus Br. 33
Rosetten 208
Schwan 21b; — auf Mze. 161
Rostra 62-, 7/
Schweifsen 63
Rundbauten 14g
Scipio 143
Rund Stab aus Elfenbein g
Seegreifen 150
Rundtempel in Baalbek 156
Seelöwen 150
Rusguniae 80
»Seelenloch« 10
Rutupiae 80
Seeungeheuer Mos. 134
Sehverhältnisse des griech. Theaters 26
sächsische Burgen g6
Seleukiden Stan. 100; — heiligtum bei Kyme gg;
Säulchen aus Go. 213
seleukidische Aera 157
Säulen jonische 28; — halle
zweigeschossige
27;
Semti-Ten 137
— hof auf V. 28
Seneca de ira 4
Saharaposten römischer 72
Sen Qa 137
Salbgefäfs aus Alabaster 9
Serapisbüste 212
Saltus Teutoburgensis gj. gj
Sessel aus H. 8
Salvadenaio 169
Seti 136
Sa-Menthu 133
Severusbogen 62
Sampsigeranus 156
Sevir 128
Sarapeion 214
Shamash-shum-ukin 136
Sarapis 133. 206
Sheshang I 136
Sarkophage 9.30,3g. 77. 207/.
213;
— innen
Shirpula 136
bemalt 37; — römische 4
; T.
J38;
Th.
60;
sibirische Altertümer 55; — Kunstübung 55 f.
— deckel 20j\ — reliefs 38
aiSi^pou xoXXrjat; 62 ff.
Saturnkult 73
Siebe bei Vn. 7
Register.
253
Siegelplatten 212; — ringe 212; —stein, kreti-
Stesichoros i6s
scher 2t
Stheneboia V. 167
Signatur 204
Stier auf T. Rel. 4
Signierte V. 166
Stier figuren, Br. Sttan. 59; — köpf 212;
Silber jö. 60. rs7 ; — barre 80; — schale aus
Schädel 208 f.
Praeneste 64; — schmuck /jj»/ —Sterne, einge-
stilisirte Tierfiguren 7
legte 56; — streifen 67
Still leben auf Mos. 71
Silene 136, ig8; — Maske 134; —köpf Br. 56
Stilus Br. sg
Sirene Torso 4
Stirnziegel T. 4
Sitzfiguren archaische ig8
Strafsburg, archäologische Studien in — 214
Skarabaeen 212
Stornyx auf V. 64
axrjVT^, irX t^; — i^ 26
Strafsen 87 ff.
Skenen 35; — wand, doppelgeschossige 30
Stratonike 100
Skenotheke 14
Strenna 178
Skulptur lös. ^99' archaische igS; — v. Aegina
Stuck rotbemalter iso; —Überzug auf Kalkstein-
Tjo; — aus Kalkstein 166; — in Nord-Central-
büsten 20S; — vergoldet an Kalksteinbüsten
Syrien 26
206
Skyphos aus Glas jö
Stützentypen /?
Skythe V. 167
Sucellus 216
Smalt 2i2\ — figuren ijj; — gefäfse /j/
Sueton 34
Smaragde 210
Suidas 107
Sohaemus 156
Sulla ig
Sonnenscheibe 145; — schirm 20; — tempel in
Sunion los
Baalbek 134; — uhr 68
Suntal gS
Sparbüchsen i6off.
auYxpoTelv 67
Sparta von einem Pferde herabsteigend auf V.
Symbolik mykenischer Zeichen 23
167
Synoikismos d. Koer iss
STTapTOt (gromat,).i3i
Sphinx 21. ISS- ^55- ^S^- 2°^: — ^^^- ^9^!
Tachygraphie 16
Doppel— S7
Tacitus 117. gs; — Ann. gö
Spiegel is8; Br. 152; —griff aus Mykene 21;
Tänze des Chores 25
—kapsei 1^8; Br. 152
Tänzerinnen auf Wgm. S9
Spielplatz im griech. Theater 25
»Tänzerinnen« Br. a. Herculaneum 102
Spitzgraben g4
Takan /jö
Sirovoetov 161
Tanit 68; — Br. 7g
Stabdreifüfse 64
Ta-urt is6
Stadtmauer v. Konstantinopel 114; — v. Milet /^
Tarodunum 216. 218
Stadtthor S5
Tasse aus s. Th. 10
Standorte der Kunstwerke in Rom 76
Tcha IS7
Stangenköpfe Br. j6
Tcheser 137
Statuen 2tj; — aus Karthago 6^,- — in den Thermen
Technik »mykenischer« Malerei ig
V, Timgad 7j
Telephosfries 12. 21J
Steatit IJ4
Tellus 216
Steine bunte 20g
Tempel d. Apollo Palat. 80; — d. Athena Alea
Stein geschnittener jg. 137
iQS; — grofser in Baalbek 152; — der Bellona,
St ein dämme 8s; —türme, deren Verteilung 84;
Bauzeit loi; — in Dugga 71; — von Gordion
— Waffen g6
4; — in Nicha 158; — v. Sunion los; — der
Stele aus Hippo 77; — n altlakonische 19; — my-
Venus Pompeiana 61; — dorischer — im epi-
kenische aus Porös 18
zephyrischen Locris 26; — in Mykene 18
Stella (gromat.) 127
Tempelchen auf Sparbüchsen i8i
Stempel 4. 68; Br. iss
Tempi um Augusti 64
Stephanos aus Metall 100
Terrakotten j-/. 59. 61. 68. 13s f. 158. 168. ig8;
Sterne 212
— V. Aegina 130/.; — von S. Angelo 30; —
254
Register.
architektonische 64. loj; — mit Relief 2; —
»ionische« iji; — v. Kos tjs ; — herme 200
Terra sigillata 4
Tertullian-Apolog. 6S; — de resurrect. carnis 66
Tetius Aedes Barberinae 2
Teutoburg gjf.
Thamyrisblendung auf Va. i6j
Thapsus 72
Theater 24; — von Akrai 14; — Assos ij;
— Athen ij; — Delos 31. ij; — Dugga 71;
— Ephesos IJ. S4; — Epidauros 26. ij; — Kos
IJ4; — Megalopolis ij •' — Milet ig4; — Neu-
Pleuron 14; — in Oiniadai ^4; — v. Oropos
33- ^S'' — Pompei 14; — Priene 13. 33; —
Sikyon 13; — Termessos 31; — Thubursicum
abgeb. 76/ — Zea ij; — des Herodes 31 ; —
kleinasiatische 31 ; — kleinasiatischer Typus 27 ;
— Überdeckung des — s 32; — umgebaute 36
— auffiihrungen auf F"». u. Rel. 32; — scene aut
V. 28
Thenae 7J>
Theodosius 138
Theologeion 34
Themis auf Mze. 162
Thermen 74. yy. igS
Thersites' Ende auf V. 64
Thesaurus 164
Theseus 21^; — mit Ariadne Hypnos Athene auf
V. i6y; und Minotauros auf V. 166
Thetis auf V. 166
Thi 156
Thiergruppe aus H. 8
T h o 1 o s V. Epidauros 14g
Thon 60; — figuren in Thebessa 78; — gefäfse 4.
^' 9> — gefäfse aus Ägina iji; — masken 68;
— prisma aus Kreta 24; — Rel, 207; — Scherben
2. s: —Scherbe abgeb. 113. 119; —täfeichen
aus Knossos 21; — waare s. auch Vasen; — waare
phönicisch-egyptische 27
Thor auf Kos 132; — bei Haltern ()3; — römisches
in Milet ig2; — anlagen m; —halle, fränkische
in Lorsch 102
Thoth 39. 47
Thrift Boxes 173
Thron in Knossos ig; — auf Siegelstein 21
Thubursicum Numidarum 76
Öu(x^Xt] 14g
Thyrsos 16
Tiere auf Mos. 134; — feil 208; — fries j8;
— köpfige Göttin ^g; — protomen J5
Timgad 74
Tintinnabul um 169
Tipasa 76
Tironische Noten 16
Tisicrates 99
Töpferinschriften auf Sparbüchsen 181
Toga 27
Tomi Reste aus 119
Toreutik ägyptische 20g; — alexandrinische 214
Totencultus 48. 213; —mahl T30; — gemaltes
S7>' — Rel- 26; — Opfer 10; — Verbrennung 6
Trachyt Skulptur aus 3
Trajan ig2; auf Mze. 162
Traube 207 ff.
Traum Orakel 201
Traverse 95
Treppen in Gräbern 213
Tritonen 130; — köpfe auf Mos. 70
Tritongiebel 700
Triumphbogen ^6
Troer 213
T roilos Rel. loi
Troja VII Gebäude gg
Tropaeum Traiani 116
truncus 165
Tüllen an F. 7
Türkisen 33
Türme iio
Tumuli I. 33
Tunica 27
Turm in. 87
Tyche auf Mze. 161. 163
Typhongiebel 100
Tyrannenmord öo
Ulm eine römische Niederlassung? 90
Umbilicus 62; — soli 131
ungeborenes Kind 10
Untersatz 62 ff.; — aus Br. 49; eiserner Kessel-
untersatz 64. 66; — auf mykenischen Denk-
mälern 20
User-en-Rä 133
Ushabti 136
Uraei 212
Uraeusschlange 145
Urias, Tod des 70
Ur-Ningirsu 136
vandalische Schmucksachen 79
Varro 79; — Hebdomaden 105; — als Quelle
des Plinius 94; — rer. rust. 73
Vasen 68. 138. 166; — sf. Amphora 38; apu-
lische Vn. in Olbia 37 ; — Arretiner 168; —
attische 4. 60; — bild des Assteas 27; — funde
V. d. Akropolis jj*," — aus Boeotien 193; - funde
in Karthago 63; — korinthische 194; ■ — von
Register.
255
Kos 136; — kyrenäische iSgff.; — aus Naukratis
Waffenfries igj
lös: — polychrome 167; — matt bemalte
Wälle in der Dobrudscha abgeb. 115
Scherben S7 >' — mykenische 60; — proto-
Wall 109 ff.; Erdwall abgeb. 117, Steinwall abgeb.
korinthische 60; — scherben vom Forum
64;
118
Vexieramphora löj
Wanddekoration in Baalbek 140; — plastische
Vatikan j/
142
Vazampus "jj
Wandgemälde 61. 213
Venus iS4\ — Heliopolitana 154; — Sttan.
aus
Wandmalerei 38. 7// — in Gräbern 72
Go. 213
Wasserkanäle 157
Verschweifsen/^
Wasserleitung 55. ig7; — in Alexandrien 214
Versuren 13
Wasserträgerin auf Rel. loi
Vespasian 2ijf.
Wasserorgel 68
Vestatempel 63
Wasserwerke 73
Vetera g3
Weihinschriften auf V. 163
Vibia Aurelia Sabina 154
Wohnstätten vorgeschichtliche 88
Victor Beiname des Mercur 48
Wohnhäuser antike 2
Victoria 48. 1^4: — auf Sparbüchse 178;
—
Sta. 68
Xanthias Grabstein des 16
Villa 61; antike — am Kaukasus j^,- — in El-Alia
71
Ü7:o8u|j,tj 38
Villano vakultur 60; — Urnen 26
uTtoaxT^vtov 35
Villa rustica bei Ulm gi; — surburbana 7J
Vineae 8b
Zaungräbchen 83
Visierinstrument 127 flf.
Zeichenschrift 2i
Vitruv 26. 35; V 6, 6 142
Zellenschmelz 212
Vögel 207
Zeus 212; — ^ui Mze. 162; — homagyrios auf Mze.
Volksburg gö
161; — Rel. 63; — büste 206; —köpf aus Kalk-
Voluten punisch- ionische 6g
stein 100
Vorhang 25
Zeü? opto; 55
Vorhof sechseckiger in Baalbek 139
Ziegelstempel abgeb. 113
vorrömische Wege 88, gif.
CiiiSapia 63 f.
Vosegus 216
Zonaras 107
Votivhand Br. Jj; —steine 79
Zosimus 125
Wachttürme 82
Ctp'i'f tot 63 f.
Wagner Martin, Brief 9
Zweigespann auf T. Rel. 3
II. INSCHRIFTENREGISTER
Die Seitenzahlen des Archäologischen Anzeigers sind cursiv gedruckt.
Inschriften: aus Aegina 12g; — auf Abraxasgemme
212; — aus Alexandrien 214; — aus Algier
^8; — en v. d. Anastasiusmauer 114 f.; — von
Antiochia 55; — Weihung an Antiphamos 60;
— aus Axiopolis 120; — von Baalbek 142 ff.
I53ff. ; — aus Benian 80; — auf Blei 79/ — im
British Museum i38ff; — bei Bürgstadt 82; — aus
Chersonnesos 57,- — vom Theater in Delos 31;
— aus Dugga 7// — auf gnostischer Gemme
(Vokale) 72/ — auf Grabstele 207 ; — aus Haidra
7^; ionische Weihinschrift jö; — aus Ivrea 128;
— in Kairo 200 ff.; — aus Karthago 66. 6g;
Archäologischer Anzeiger 1900.
— aus Knossos 21; — von Kos 133. 133; — aus
Kyme 100; — im Louvre 131; — aus Magnesia
a. M. 130; — aus Milet ig2. ig4ff.; — auf
Mos. 6g. 134; — archaische auf Bronzeplättchen
aus Mykene 18; — mit Polizei Verordnungen aus
Pergamon 222; punische — 67 ; — aus Rom 63
(vom Forum), 99 (aus der porticus Octaviae); —
aus Rusguniae 80; — auf Silberbarre 80; — aus
Skepsis 14g; — auf Sparbüchsen 166. 167.
178 ff.; — auf Steinstempel ^; — auf Thon-
täfelchen 21; Graffiti 7/; Steinmetzzeichen 133 ;
Ziegelstempel 113
19
256
Register.
'Ayfou IS4
d9u)7r£UTOv igö
'A8ov^ou 157
'Axapvav 201
'Axuervo; ütuXXtavfJ? /jo
AXs^avSpa /jj"
A?iiav5pos ^50
äij.e(j.cß^ igö
A,a,utovio; ATToXXocpoc'vO'J 20^
AfA[ji.u)vte Ar,[jirjTptou 207
'Avaxtöiv J7
Avaataaiou 55
'Avo'jßi 160
AvTi'ftXo; 131
ArdXXtuvo; 'Hy£[j.ovoc j"^
ArcoasToXia /j/
dpeTTJ; 79<5
aptSa; /jo
Ap]öSto; 60
'ApatvoTjS 2/^
*ApT£ ig8
(d)pXtyiTrjC 114
'Aotdpj^ou 162
^ Acs-A\riTziüi 162
'Aarept; ^6
daxTi 200
auTOxpcz'(Topo?) 1 14
Acp.... 759
'Acpotfai 7^9
A/tXXs'j; 134
BailuxX^ct ISO
ßcipßdpcuv 114
ßotaiXsIa; /9<5
Bc(a[[JX[£to]i 114
ßaatXtaTai 160
ßü)[i.d; 12g
BouXoct'o'j igö
Bpava<j.(())) 1 14
BpdpTj; 152
raXXet'va; 163
FeiAevou^T^ 157
roüT[o]s 114
Sa((jidatov) /^(y
SEOTOtTj; 114
Al^[x]T(Tpi 7^5
ArjfJiT^Tpto; 7J7
ATjpiTjTpfoU 20^
67J[ji.o{ 79 Ö
Ato'Stupo; 750
AioxXtjs 160
a. Griechische Inschriften.
AtovuadStopo; 130
SofjLe3T(I)V 114
Apopcfpr^? Pdoio; 201
Aui^Aa 162
owp^üjv 797
AcupdÖEO? 7^7
fc und X ^uf Elfenbeinplättchen 9
et; %t6i 13s
l'XSsi 167
IXeccoi; (XoXecpot?) 7^9
'EX7:[i]Sio) 114
'Ev'JTTvta 201
'...Eoixa 7^9
'EpydT[t[j.o; : fx'lroQirjaEV [KXiTJt'ac
: (jL^lyocixaev auf Kleinmeister-
schale 10
"Epjxtovou 157
'EpiXOCpCitVTO'J 796
E'!)Xoy(ct Tj-^
euvoia; ig 6
e'jp'jO^[i.£tXo; 157
Eü'fpdauvo; 7j7
ZEtra; 7jo
Zeu; jj-eyiaro; 750
ZiüY) 75^
Z(0-Tl-[J.tU 7Ö2 .
:f)YE|j.dva 79Ö
■/jiTiiXtaEv 114
'HpaxXei 759
öecivu) 7<55-
Oe{(uv Scupituv 797
9£[JLt; 7Ö2
0Ed5urpo; 7J(?
0(£)oT; 13g
ÖEOTTOtTtup 74?
... Oeo; 7J9
Oeoü 207
0EO'ftXrj; 130
6ete; 166
0EU)O«)pa 7J7
ÖEÖIV aWT^piUV 27^
öfjd; (sie!) 212
örjaaupdv 160
i)7]3aupoü 163
örjOEo; ä'oTT] 796
'laovtTjt 796
'lapEOj ^29
ivStxTt'covo; 157
. . . tovuau)i 7J9
"I7:7:[ap])^rj5 60
Ir.Tiixoü 'A(Siczp)^ou 7Ö2
"lat 160
Iu)C(VVlf]i; 7J7
'Iü)V(ov 796
Io)Cir;~o; 13s
KaC'^vr^S 762
Kap'jOTto; 138
Kaaacfv^pa 757
Kt'aao; 7<$2
KXct'jSto; 'J'aXXEt'vac 162
KXEixdptos Mze. V. Ephesos 767
KovaTavttv[ii)] 114
KoatavTivos 131
Kp^S 207
Kpi^TT) 796
KpTjTüiv cpOXa 796
K'JEl'vTOU 162
AE'Jxacsrrtc 7^^
. . . X1QVIUV 7J-9
Atxfvio; 7JO
Ai^ayza 'Ep!J.ocpc«vxo'j 796
Ao'j-ou 157
A'j5(üv 796
Auz[c«ßa;] 762
Mayvou; 154
Mfjva 7j^
MiXirjattuv 796
MiXrjTo; 796
[AVTja&r] 154
Mouaüiv 157
[AUOTtx^; 13S
M'jujvos 162
Mu)puXo; 138
Nei(xrj) 7^^
NrjXEiSaiatv 79 6
Ntx[7]]cpdpOU 114
NtxoxpdxT]; 20/
Ntxo[ATjS7); 131
Ni'xu) Tt(A(uvo; daxi^ 200
Nu[xcp£p(u; 7J^
Sevojji^vtj; 767
OI90? 729
'OXxo? 157
... ovvapo; 152
Spot 55
03TpaxOV 7^9
Oüpavw 212
Uali xaXo'c 7^7
IlaxxiuXdc IS4
riaXXaSt'ou 55
llEXayia 131
IlEpsEÜ; IS4
Register.
257
riorXto; Atxi'vto; 130
(P)[(u]jJi(a)ta)v 114
T7]to; 759
noTETColSe 12 g
SlpCtTTt 160
T;[Aü)vo; 200
zp^aßsa igö
2<x<ov /j-^
Tiatpia'jfou 201
Trpoaayope'jo ibj
2{piü)v 75-/
TpaytoSia löj
rporüXujt igö
SfvSpOJ 7^0^
TuSeü; /J"^
rpdaraYfJt'^ ^'^^
SuixpfwV /Je?
T6)ra' yaöä ^0/
TrpWTE'JOVTOC 157
^TEcpavcc TJ/
'ryteta 162
llxoXepiatO'j 21^
a'jveopt(i) /9J'
OiXaÖEXcpou 214
TT'jpyo; 114
SuvoSo'j 138
<I)tX(55evo; 75-/
zmXrjTat 163
2u)C<ov /ö^
$Xaß(ou M'Jcovo; dp/tepeiu;
162
ricuXXtavo; iSo
Ta$ic(p)(C[) 114
tpotvtxrjc 157
FoSto; ^o/
Tapa^tuv 138
... Xto; IS 9
PöSo; 196
Te(-/ta{j.a 157
Xp[o]v[o]; 114
Adamatu 69
Aebutius 128
Ael. Max 185
aerarii 166
Agethemeros 161
Agrippae 155
Alampalus "jg
Anni 158
Anni(us) 1,58
Antoninus Aug. 154
Arriae 128
Asper 214
Auctae 128
Augu 182
Aurelius Verus Agathemeros 767
Autuma 164
Balmarcodi 154
Barbatio 7j-7
M. Barbatius Pollio 63
Beliabi 158
Bit. 181
Boridius 164
Caesaris Augusti Germanici 164
Candidi 158
Claudi 155
Crastinus 164
Dei gratias IS3
Demetrianus 142
Diarensium 166
Elli(us) 138
evange[lii] 80
Fjaustus 128
fide 80
Fortunae 164
Freien. 155
b. Lateinische Inschriften.
Frontoni 155
Fund(us) Tg
G. D. A. S. auf Votivsteinen jg
Genio aerarii 166
Gerellano 155
Germanici 155
Germanus 120
Hadaranis 158
Haninae 158
Heliopolitani 154
Hocmaea 158
Jun. Bit. 181
Juturnai 63
Isatis 80
Lunae 145
macellum 77
Macer 164
magister militum 80
Magni 158
Mansuetus 214
Mauricius 80
Max. 185
Mensor 128
Mercuris jS
Mifseni 158
Odeum 66
offi(cina) 80
Palladi 181
Pantagathus 168
Pas. Augu. 182
patrono 155. 156
Paulus 164
Perenni 168
Peren(nius) 138
Philocaesare 155
Pbilocaesari 156
Philoromaeo 155 f.
Philostorgus 7j9
plumbarius 142
p(ondo) 757
primopilo 155
puteal 63
Quartio 168
Rasin. 168
requie[vit] 80
Rodo 158
Roma 163
Roscius 164
rostra 77
Sabinae 154
sacerdotes y3
Samaionis 158
Samsigerami 156
Satur[ninusJ 66
Saturno 7J>
Scorpianus 6g
sc(ripula) ijj
Sohaemo 156
Solis 145
Sontius 75'9
Sosipatrus 155
Sossianus 156
Tertius 164
Thebani 77
thesaurum 164
Tigrani 168
Tigran(ius) 138
Tisavar 7^
Titienus 164
Tittius 145
19«
258
Register.
Trebios Loisios 68
Valens 120
V]I. vir 128
Trijb. Claudia 128
Valer. 120
Vitellius 156
Utia /J7
Valerius 155
Zabdae 158
T. Uli(us) 137
Venus Erucina 142
Zebidae 158
Utere felix 133
Victoriae 145
Zepyre 128
III. REGISTER ZUR BIBLIOGRAPHIE
Autor einer Receiision,
I. Autoren,
'*= Alltor einer recensirten Schrift Die eingeklammerten Zahlen deuten nn. wie oft
der Name auf derselben Seite erscheint.
Abatino (G.) 223
Abbott (E.) 184**
Abbott (F. F.) 42 (2)
Adami (F.) 231
Adler (F.) 188. 223 (2)
Aguliar y Cano (A.) 42
Ainalow (D.) 28
Ajnalow (D. V.) 125**
Akinger (L.) 34
Alfonsi 114
Alfonsi (A.) 119. 178
AUain (E.) 106
Allen (J. R.) 112
Allen (F. W.) 236
Allmer (A.) 43. 123. 184. 237
Altrichter (K.) 234
Amato (A.) 172
Ambrosoli (S.) 223
Amelung (W.) 182. 233
Ancey (G.) 223
Anderson (J. G. C.) 231
d'Andrade (A.) 41. 120
Andrin 33
Angelini (G.) 114. 178. 229
Anthes (E.) 38. 45*. 117*. 117**.
179. 181. 188. 232
Anton (H. S.) 36. 47*''-
Apelt (ü.) 172
Ardaillon (E.) 223
Arndt (P.) 106. 108. 114**. 126.
223
V. Arnim (H.) 181*. 124
Arnold (H.) 176
Ashby (Th.) 42
Ashby, jun. (T.) 184*
Ashby (Th.) 184. 122
Assandria (G.) 41
Aubert (A.) 126. 18 1**
Aubertin (Ch.) 40
Audollent (A.) 106
Ausfeldt (A.) 39* 234
Aust (E.) 44**, I22'"'*
Auxy de Launois (A. de) 32
Azzurri 114
Babelon (E.) 38 (2) 43*='=. 117.
172. 177**. 236**
Baglioni (J.) 234
Bagnall-Oakeley (M. E.) 42
Bahrfeldt (M.) 126. 238
Bailey (J. B.) 124
Baillet (J.) 121
Balaschew (J.) 28
Balbi 124
Ballerini 113
Ballerini (F.) 176
Baratono (A.) 106
Barriere-Flavy (C.) 106
Barber (F. M.) 106
Barnabei (F.) 106. 183
Barnes (H.) 186
Barsanti (A.) 175 (3)
Barth (H.) 223
Basset (R.) 185. 238
Bastelaer (O. A. van) 32
Bates (W. N.) 186. 181
Battandier (A.) 122
Bauer (M.) 172
Bauer (A.) 45* (2) 47*. 116. 236.
(2) 239*. 237
Baumgartner (A.) 44**
Baumstark 121. 236
de Baye (E.) 39
Baziner (O.) 189
Le Beau 43* (2)
Beaupre (J.) 38
de Beauregard (J.) 172
Beazky (C. R.) 181
Bechtel (F.) 113
Becker (Th.) 188*
Behr (A.) 44*
Belck (W.) 46 (3). 172. 223
Bella (L.) 36
Belli 36
Belling (H. 46. 46*. 126. 187*.
240*
Bellucci G.) 28. 35
Beloch (G.) 185
Beloch (J.) 228 (2)
Beloch 124. 126*. 178*
Benedetti (F.) 35**. 39**. 123**
Benedite (G.) 234
Benndorf (O.) 107. in. 231
Benussi (B.) 44
Berard (V.) 43. 122. 184 (2).
237**
Bergamini (E.) 223
Berger (Ph.) 107. 108. 179
de Berlanga (M. R.) 236
Bernoulli (J. J.) 28. 183**. 223
Bertaux (E.) 115
Berthelot 181
Berthelot (M.) 234
Bertolini (F.) 223
Bertrand 178
Bertrand (L.) 176
Besnier (M.) 28. 29. 39. 43. 122.
122*. 184. 236
Bethe (E.) 117*
Bevan (E. R.) 236
Beyer (Ph.) 230
Beyschlag (F.) 28
V. Bezold (G.) 227
Bidez (J.) 237
Bienkowski (P.) 28. 181**, 239**
V. Bildt (C.) 182
Birdwood (G.) 176 (3). 227
Birkner (F.) 175*
Birnbaum (V.) 33
Birt (Th.) 178
V. Bissing (Fr. W.) 39*. 116. 126.
172. 181*. 183. 223 (2). 230. 232
Bizot 35
de la Blache (Vidal) 225
Register.
259
Blancliet (A.) 107. 113(2). 172.179
Brinckmeier 223
Carassi (C.) 176
Blanchet (P.) 28. 29. 228 (2)
Brizio (E.) 119. 182. 223
Cartailhac (E.) 226* (2)
Ic Blant 39 (2) 233
Brodrick (M.) 236
Carter (V. J. B ) 186
d. Blasio (A.) 223
Brogi (T.) 107
Carton 39. 113. 229.
Blass (F.) 37. 116
Brown (R.) 187--
Caruselli (G.) 223
Bläzquez (A.) 236
Brtnicky 232*
Casati de Casatis (C.) 107
Blinkenberg (Chr.) 229**=
Bruckmann (F.) 107. 223
Castellane (le Comte de) 107 (2)
Blifs (T. J.) 44- (3) 45 (2)
Bruncke 186'^
Cato Worsfold (T.) 231
Blaum 37*
Brunn (H.) 223
Caton (R.) 43**. 45**. 46**
Bloch (A.) 178
Brunn-Bruckmann II4'''*
Cauer (P.) 38. 231 (3). 240*
Bloch (G.) 118**
Brunn-Bruckmann-Arndt 107
(2)
Cauer (F.) 187*. 188*
Bloch (L.) 180 (2)
Buchellius (Av) 176
Cavenaghi 121
Blümlein (K.) 116. 180
Bruns (J.) 38
Cavvadias siehe Kc(ß^a5ias
Blümml (E. K.) 229*
Büchler (Ad.) 185
Cerascli 114
Blümmer (H.) 41. 187*
Büchsenschütz (B.) 45*. I25''\
Cesano (L ) 121
Bobrinskoi (Graf A.) 107
186*
Chamonard (J.) 43*
d. Bock (W.) 223
Bürchner (L.) 45. 46*
Chanenko (B.) 28
Bodensteiner (E.) 116
Bürchner I25''\ 225
Chatellier (P. du) 34
Bodewig 40. 232 (2)
Bulic (F.) 35. 114 (4). 178 (7).
Chauvet (G.) 122 (2)
Bock (R.) 47*. 188* (2)
228 (5). 229
Chenon (E.) 39
Boehlau (J.) 173. 235
Bulle (H.) 37. 45*. 47. 119.
126.
Chiapelli 112
Boissier (G.) 185
180. 187* (2)
Choisy (A.) 35**
Bojeslav (A.) 44
Bulliot (J. G.) 113. 182 (2)
Chomel (C.) 28
Boll (F.) 227
Buonamici 107
Christ (VV.) 37. 124. 223
V. Boltenstern (P.) 47*
Bürchner (L.) 176
Church (A.) 42
Bolzano (V.) 172
Burckhardt (J.) 187 —
Ciaceri (E.) 185
Bonavenia (G.) 178
Burckhardt-Biedermann 33
Ciavarini (C.) 41
Bonelli 124
Buresch (C.) 125 -*
di Cicco (V.) 120. 183. 234
Bonfiglio (S.) 41
Buresch (K.) 47**
Ciccotti (E.) 223
Boni (G.) 41. 120. 175 (2). 183
Burrows (R. M.) 42*-
Cichorius (C.) 28
Bonnell (E.) 172
Bury(J.B.) 37.42**. 115**. li
6-.
Cipolla 121
Bonner (C.) 186
238**. 239-
St. Clair (G.) 174
Borchardt (L.) 44. 175. 188
Busse (H.) 234
Giemen 37. 39
Borghi (E.) 223. 249**
Butler (H. C.) 117. 184. 231
Clerc (M.) 43*. 185
Borolan (E.) 36
Butler (S.) 176
de Clercq 229
Bormann (E.) 117
Byzantinos (G. P.) 117
Clermont-Ganneau 45. 115. 172
Borrmann (R.) 28. 125*
Caetani-Lovatelli (E.) 107.
114.
179 (2). 229. 230. 238 (2)
Borsari (L.) 120. 183
175
Cloquet (L.) 122
Bosanquet (R. C.) 34. 232
Cagnat (R.) 28. 38. 40. 43.
43*-
Cocchia (E.) 227
Boscawen (W. St. Ch.) 236
107. 122. 177. 179 (2). 184.
237
Coen 33
Botti (G.) 223. 229**
Cahen (E.) 177 (2)
V. Cohausen (A.) 45**. 240**
Bouche-Leclerq (A.) 33. 39-*. 43-*.
Cahen (R.) 228*
Colasanti 123
44**. 46**. 122*. 184*
V. Calice (F.) 231
Colin (G.) 177
de Boulitchov (N.) 107
Calore (P. L.) 227
Colini 35(2). 114. 178(2).
Bourguet (E.) 113. 177(2)
Calori 121
Collignon (M.) 34. 42. 122**. 123.
Boury (E.) 177
Camozzi 123
185**
Bousset (W.) 176. 227
de Campi (L.) 116
Vic. Combes de Lestrade 226
Boyd (H. A.) 231. 234
Campi (L.) 233
Comhaire (Ch. J.) 112
Brandis 47 '^ 225 (2)
Cannizzaro (M. E.) 120
Comparetti (D.) 44**. 122**
Breasted (J. H.) 126
Cantarelli (L.) 34. 45—. 186
Conder (C. R.) 122
Breen (J.) 233
Capart (J.) 112
Conforti (L.) 172
Breisig (K.) 35**
Capps (E.) 45—. 125 *^ 186
O'Connor (Ch. J.) 38
Breuil 33. 225
De Cara 36. 115. 179 (2). 229
Conrads (A.) 47
26o
Register.
Consoli lo8
Dessau (H.) 238
Engelmann (R.) 45**. 47. 114**.
Contoleon (A. E.) 44
Detlefsen (D.) 37.42. 44**. 45*.
124**. 126. 188*. 188**. 236**.
Convert (H.) 223
180. 187**
237**. 240
Conze (A.) 175. 186. 240
Deubner (L.) 39**. 46**. 123**.
Enmann (A.) 127. 189
Cook (A. B.) 183
125**. 178**. 181*. 184**
Ermann (A.) 126. 188 (3)
Corvatta (A.) 183
Devrient (E.) 38
Errard (Ch.) 108
Costanzi 124
Dickson (J.) 238
Esperandieu (E.) 36
Coulon 40
Diehl (Ch.) 173. 226. 232**
Eusebio (F.) 224
Courbaud (Ed.) 39**. 181*
Diepolder (N.) 29
Evans (A. E.) 112
Cousin (G.) 177
Dietrich 182*
Evans (A. J.) 34 117(2). 121.228.
Coutil (L.) 122**. 228
Dietrich (A.) 40. 40*
232**. 233**
Cowley (A.) 112
Dieudonne (A.) 123
Exon (Ch.) 37. 123**
Cozza-Luzi 36. 176
Digonnet (F.) 108
Fabia (Ph.) 123. 123*
Cramcr (F.) 108
Dittenberger (G.) 44**
Fabricius (E.) 29
Crönert (W.) 38. 227. 241
Dittenberger (W.) 29. 125**. 180
Fairbanks (A.) 184**. 236
Croiset (M.) 184*
Dittrich (P.) 180*
Falb (R.) 224
Crostarosa (P.) 114(2). 178(2)
Dörpfeld (VV.) 37. 175. i8i*
Falchi (J.) 41
Crum (W. E.) 121
185**. 230
Federici (V.) 119
Cumont (F.) 33. 43**. 112.
115.
Döring (A.) 46*. 189. 241
Ferguson (M. S.) 42
123**. 181(2). 185.226(2)
237
Graf zu Dohna (H.) 233
Ferra (B.) 236
Curatulo (Em.) 172
V. Domaszewski (A.) 116. 230
Ferrari (G.) 173
Cybulski (St.) 172
232*
Ferrero (E.) 29. 178=^*. 235 (2)
Cziraky (J.) 36 (2)
de Dompierre de Chaufepie (H.
Ferrioni (A.) 29
Daguin (F.) 39
JO 173
Fiala (Ed.) 29
Dahm (F.) 233
Dordogne 123. 185
Fick (A.) 113
Dalton (0. M.) 175. 231
Dormal (V.) 33
Fink 113
Daremberg (Ch.) 172
Apotyo'j.arj; (It. iN.) 230. 233
Fink (J.) 34. 47. 124
Daressy (G.) 121. 172(2). 175(2).
Draheim (H.) 126*
Fioresi (S.) 110
232**
Drerup (E.) 39*. 233
Fischer (E.) 173
Dattari 44
Dressel (H.) 47
Fita (F.) 228 (3)
Dattari (G.) 185. 223. 238
Drouin (E.) 185
Flasch (A.) 108 (2)
Davenport (C.) 29. 34**
Drumann (W.) 47**
Flinders Petrie (W. H.) 225
Davies (N.) 224
Dubois (Ch. A.) 228*
Flinders (W. M.) 174. 184
Decharme (P.) 237*
Duchesne (L.) 39
Floerke (G.) 224
Dechelette (J.) 35. 184(2). 228
DUrrbach (F.) 43*
Foat (F. VV. G.) 231
Degrand (A.) 44
Dümmler (F.) 47. 127. 173
Foerster (R.) 108. 116. 187**
Deichmüller 35*
Durst (J. U.) 175
Foglietti (R.) 108
Deiters (P.) 234
Dufour (P.) 29
Fogolari (G.) 33
Dejol (Ch.) 226
V. Duhn (F.) 39*. 45*. 230. 232**.
Fontrier (A. M.) 43. 185
Delamarre (J.) 185
239*
Forbes (S. R.) 117. 181
Delattre (P.) 178
A'Joßo'JviiuTr,; (f.) 183
Forestier (G.) 173. 187**
Delattre (A. L ) 36. 108 (2).
229
Dupre (L.) 114
Forrer (L.) 238
Delattre (R. P.) 108
Durand (F.) 39
Forrer (R.) 240
Delbrück (H.) 172
Dussand (R.) 108
Forster (R. H.) 181
Delbrück (R.) 39**. 46**.
118.
Dutilh (E. D. J.) 115 (2)
Foucart (G.) 179. 185*
182. 227**. 231**
Dymond (C. W.) 186
Foucart (P.) 108. 123(2). 187**-
Delitzsch (F.) 29. 39*
Dyroff (A.) 41
228**
Delorme (E.) 122
Dziatzko (K.) 186**. 188**
Foucher (A.) 119
Demargne (J.) 177 (2)
Ebe (G.) 173
Fougeres (G.) 44''*. 122**
Demarteau (J. E.) 29. 187**
237
Eck (Th.) 228
Fouque (F.) 225
Demolins 176**
Eckinger (Th.) 33
Fournier (P.) 185
Demolins (E.) 108
Ehrlich (F.) 175
Fowler (H. N.) 38 (3). 117 (2).
Desideri (M.) 108
Emile Pierre (M.) 179
181. 186. 186**. 231(3). 237*-
Register.
261
Fox (G. E.) 175
Gauckler 36. 228
Grisar (P.) 36. 179
Foy (W.) 36*
Gauckler (P.) 29. (2) 108, (2) 113
Groag (E.) 233
Fradenburgh (J. N.) 33(2). il2''
125**. 177
Groh 39. 181
Fränkel (M.) 182 (2)
Gaulke (J.) 179
V. Groller (M.) 117
Franchi de' Cavalieri 114
Gauthier (J.) 40
Grofs (H.) 173
Franci (C.) 41
Gayet (AI.; 108 (2\ 184
Grosse (E.) 29
Francotte (H.) 29. 39**. 45**.
Geffcken (J.) 183. 231
Grossi-Gondi (F.) 29. 173
ii3**(2). 185-*. 186**. 228**.
van Gelder (H.) 182. 184**
Grünenwald 232
237** (2).
Geizer (H.) 47
Grünau (G.) 124**
Frantz (E.) 29
Gentile (J.) 108
Grundy (G. B.) 224
Franziss (F.) 113
Gercke (A.) 180
Grupe (E.) 44*
Frazer (J. G.) 108. 115**
de Ghellinck d'Elseghem 113
Gsell 229
V. Fredenheins (C. F.) 182
Ghirardini 229
Gsell (St.) 29. 34 (2). 12:
j. 177.
Frcdrich (C.) 182
Ghirardini (C.) 41 (2)
179. 181. 228
Frcemann (E. A.) 173
Ghirardini (G.) 119 (2). 183. 227.
Gsell-Fels 182**
Fregni (G.) 224 (2)
234. 235 (2)
Gsell-Fels (Th.) 240** (2)
Frei (J.) 29. 181 -*. 187**. 237**
Giacomo (S. di) 36. 115
Guerin 236
Fricker (B.) 40
Giannopoulos (N. J.) 177
Guiraud (P.) 29. 43**.
125**.
Fried 228
Gilbert (O.) 227**
178**. 185*. 228**.
237**.
Friedrich (J. G.) u6
Giles (P.) 184*
238**. 240**
Friedrich (E.) 123**
Ginzel (F. K.) 112. 224
Gunckel (L. W.) 226.
Fritze (E.) 124*
Giovenale (G. B.) 29
Gurlitt(L.)i73. i8o**.i86*
.i86*=-
Frothinghara (A. L.) 229
Giuria 173
Gusmann (P.)34**- 108. 112**
Fürst (J.) 183. 235
Gjorgjevic (T. R.) 231
Habel (J.) 181*
Fund 29
Glaser (Ed.) 224
Hachtmann (K.) 44*. 46*.
113**
Furtwängler (A.) 29 (2). 38**. 40.
Gleyl (A.) 39**
179»*
43''*. 44**- 45* (2) 47- ii9-
Gnecchi (F.) 108. 124**. 185.
Hadaczek (C.) 231
124. 125. 125* (2). 125**. 126.
238 (2)
Haeberlin (C.) ii6. 187*
239*
181*. 186. 187. 189.231.236**.
Gnirs (A.) 118. 224. 233
Hagelüken (H.) 230
238 (2). 239**
Goetschy 113
Halbheer (F.) 231
Gabrici (E.) 41. 107. 120 (3).
Goertz (K.) 29
Hall (H. R.) 173. 175**- i
76**
235 (3)
Götze (A.) 46 (3)
Hampel (J.) 29. 36. 36**
47**
Gabrieli (G.) 177
Goez (H.) 235
229*'
Galante 121
Golenischev (W.) 126
Hamy (E. T.) 179
Galbrun (Ch.) 108. Iil. 122**
Gombeaud 176
Hansen (R.) 44*
Gallina (J.) 188
Goodspeed (E. J.) 239
H[ardt] E. 241
Gamurrini (G. F.) 119. 120. 121
Gori (F.) 29
Hardy 33. 175. 227
Gardner (E. A.) 177*-. 231.
Gosseries (A.) 32
Harrison (J. E.) 177
236* (2)
Gould (J. Ch.) 181
Hartman (J. J.) 182
Gardner (P.) 117. 183*. 42*
Gowland (W.) 175
Hartwig (P.) 116. 231. 23
3
Garnett (R.) II2
de Goy (P.) 179
Harvard 186
Garofalo 121
Graef |,B.) 37. 180. 186
Haube 187
Garofalo (P.) 108
Graeven(H.) 37 (2). 46. 116. 112*.
Haug (E.) 123**
Garofalo (F. P.) 33. 42. 43. 184
180. 183. 230
Haug 45*
236
Grauert (H.) 239
Haug (C.) 225
Gaspar (C.) 29
Greenidge (A. H. J.) 224
Haug (F.) 45*. 46**.
117**
Gaspar (G.) 224
Grenfell (B. P.) 34**. 35**- 122-*.
178**. 186**. 187*,
,87**
Gasquet 181**
187**. 224. 227. 232**
232 **
Gassies (G.) 122. 184. 185
Grenfell (B.) 38**. 112**
Haug (L.) 45*
Gastincl (G.) 122
Griffith (F.L.) 34*'. 121. 185**.
Haugwitz 234**
Gatti 114
225
Haugwitz (E.) 109
Gatti (G.) 41 (2). 119. 120 (4;.
Grisar 115. 229
Graf V. Haugwitz (E.)
114**
183. 234 (2). 235 (3)
Grisar (H.) 29
187*-'. 238**. 239**
202
Register.
Hauser (F.) 45*. 125*
Hilprecht (H. V.) 45 (2). 124.
Ilberg (J.) 180*. 230
Haussoullier (B.) 44. 122*.
123
239
Ilgen (Th.) 233
(3). 238 (2)
Hilton (F. G.) 120
Imhoof-Blumer (F.) 224
Hauvette (A.) 43*. 122. 123.
237-
Hirschfeld (0.) 38. 118*. 186
Issel (A.) 114
237**
Hirschfelder (W.) 125*
Jacobi (L.) 45"**. 240"*
Haverfield (F.) 33. 34. Il6.
124.
Hodermann (M.) 44* (2)
Jacquot (L.) 236
179. 186. 224. 229
Hock (A.) 46* (2). 126*. 187^(2).
Jaeschke (E.) 178-*
Heberdey (R.) ili. 224
240*
Jahn (O.) 225
Hecht (R) 30
Höfer (P.) 115. 230
Jankö 114
Hedinger (A.) 175
Hoernes (M.) 118 (3). 233* (3)
Jannacchini (A. M.) 109
Heger (F.) 118
HofiFmann (M.) 126*. 173
Jenkins (A. Sp.) 181
Heiberg (J. L.) 239
Hogarth (D. G.) 34. 35**- 38**.
Jensen 46*
Heilborn (E.) 40
42.42**. 112(3). 117(2). 121.
Jentsch (C.) 37**
Heinze (R.) 39*
122**. 187'"*. 228. 232**
Jentsch (J.) 44**
Heisenberg (A.) 125*
Hogarth (D.) II2**
Jentsch (K.) 116**
Heibig (W.) 36. 39. 187*
Holland (R.) 41
Jequier (G.) 108. 109
Helbing (H.) 40
Holleaux (M.) 43 (2). 123. 184
Jerace (M.) 109
Helm (O.) 240
Holm (A.) 173
Je Witt (W. H.) 112 (3). 226
Helraolt (H. F.) 36**, 113**.
Holwerda jun. (J. H.) 45**
Jewitt (W. A.) 175
Hempel (G.) 186.
Holzapfel (L.) 45*. 186*. 227
J/^rgensen (C.) 32 (2)
Hennig 179
Hommel (F.) 30
John Hope (W. H. St.) 175
Hense (M.) 30. 115**. 11
8 **.
Homo (L.) 36. 46*-. 122*-. 125**-
Join-Lambert (O.) 226
238**
181
de Jong (K. H. J.) 233**
Hense (0.) 235
Homo 118
de Jordanis 173
Hentze (C.) 235
Homolle (Th.) 115. 177(9)
Joubin (A.) 122**
Herold (K.) 47
Hoppe (F.) 47
Joulin 113
Heron de Villefosse 34. 35
(4).
Hoppin (J. C.) 117. 186
Joulin (L.) 230
.36(2). X08. 112. 113. 173.
176.
Hornstein (C. A.) 44
Jourdain (M.) 108. 112. 112**
179 (2)
Howorth (H. H.) 42
Judeich (M.) 116
Herrlich (S.) 239*
Hubert (H.) 184*
Jüthner (J.) 188*. 239
Herrmann (E.) 30
Hubo (G.) 38
Jullian (C.) 43 (2). 43*- 123 (3)
Herrmann (P.) 37, 127. 181
Huckert (E.) 37*
184 (2). 185 (2)
Herzog (A.) 183
Huddüston (J. H.) 30. 115**.
Jung (J ) 126. 182
Herzog (E.) 37
118**. 187**. 238**
Jurenka (H.) 47*. 188
Herzog (R.) 124. 180. 232.
235
Huebner (A.) 228
Justi (F.) 45*. 186* (2)
Hesselmeycr (E.) 232*
Huebner (B.) 38
KctßßGt5(a; (H.) 30- "7- 179(2)
Hettner 38 (2)
Hübner (E.) 37. 42
185. 187**. 230
Hettner (F.) 30. 43'*. 127.
232.
Huelsen (Chr.) 224. 233 (2)
Kaemmel (O.) 36. 230 (2).
234 (2). 240
Huemer (J.) 188*
Kaerst (J.) 173. 225
Heuzey (L.) 109. 119
Huit (C.) 185
Kaiinka (E.) 109. Iii. 188 '•
Hey (0.) 124* (3)
Hula (E.) 126*. 188* (2). 240*
Kalkmann (A.) 181*
Heydenreich (E.) 119*
Hula (Ed.) 173
Kampers (F.) 239
Heydenreich (Ed.) 40*
Hultsch (F.) 178**
Kammer (Ed.) 109
Heyse (P.) 174
Humbert (J.) 224
Kan (A. H.) 173. 237**
Hicks (E. L) 224
Hunt (A.) 35**. 112**
Karabacek (J.) 1 1 7
Hilaire 176
Hunt (A. S.) 34**. 38**. 122**.
Karo (G.) 124. 230 (2)
Hill (G. F.) 42-*. 116. 12
6-*.
187**. 224. 227. 232**
Kawczyiiski (M.) 175 (2)
185**. 224. 229. 236. 237
**
Hurll (E. M.) 173
Kazarow (G.) 183
Hiller von Gaertringen (F.)
30-
Hurll (E. W.) 109
Keil (B.) 123. 224(2)
37 (3). 116. 123. 125. 180
(2).
Hutchinson (W. M. L.) 109. 228'-*
Kekule von Stradonitz (R.) 124.
187*. 187**. 188**. 225. 22
!6**.
Hutton (W. H.) 30
224 (2)
227. 231 (2). 232**
Idoux (M.) 184
Keller (0.) 116
Hilpreclit 240
Ihm (M.) 116. 240"-
Kellogg (G. D.) 40
Register.
263
Kcmkc (J.) Ii6
Kromeyer (J.) 39*
Lehmann (Ad.) 109
Kempf (J. G.) 231
Kubik (J) 188* (3). 188**.
240
Lehmann (C. F.) (46)2. 109
112.
Kenner (F.) 40. 109. 233
Kubitschek 126. I26='=(3). 178
1S8
178*. 227. 239**. 240. 240
**(2)
McKenny Hughes (T.) 121
Kuhn (A.) 30
Lehner 188. 234 (2)
Kenworthy (J.) 42
Kukula (R. C.) 240*-
Lehner (H.) 37 (2). 38 (2).
117.
Kcnyon (F. G.) 227
Kuruniotis (K.) 37
225. 232
Kern (O.) 46*. 122*-. 173. 1S5.
KoupouvKOTT); (K.) 36
Lejay (P.) 122*
225
Kuzsinszky (B.) 109. I2i
V. Lemm (O.) 34
de Kersens 39
Kuzsinsky (V.) 30. 36*. 36 ••
*
Lenschau (Th.) 41
Keune (J. B.) 46-. 180. 188
Labande 113
Leo (F.) 109. 118*. 175*
Kiepert (H.) 173
Lachenmaier 240
Leonardon (H.) 226
V. Kieseritzky (G.) 30. 109(3), n^
Lacour (P.) 30
Leonhard 181
Kircbbach (W.) 36
Ladek (F.) 231
Lemaire (E.) 122
Kirchhofif (A.) 188* (2)
Lafaye (G.) 123*
Lermann (W.) 34**. 124**.
i86**
Kirchner (J.) 224
Lagercrantz (O.) 180
Leroux (E.) 108
Kirsch (J. P.) 42. 236
Lagrange (R. P.) 179. 230
A. Leroy-Beaulieu 225
Klee (G) 30
Laigue (L. de) 34. 236
Levi (C. A.) 30
Klement (K.) 33*
Laloy (L.) 33*
Lewis (B4 38. 231
Klose (O.) 182
Lamer (H.) 115
Lhoest (E.) 33
Klotz (A.) 182. 234
Lampre (G.) 108. 109
Liebenam (VV.) 40**. 45**- '
80**
Knackfufs (H.) Iii
Lamprecht (K.) 35*
227**. 240'=*
Knokc (F.) 47-. 173
Lanciani (R.) 34 (3). 109.
III.
Liermann (O.) 116
Knoll (E.) 34-
112(2). 114(2). 176^3). I
S8**.
Lievre 114
Knopf (R.) 118
227
van der Linden (G.) 33
Koch (L.) 44- (2). 109. 186*
V. Landau (\V.) 109
Lindenschmit Sohn (L.) 11'
?**
Koedderitz 119*
Lang 234
Lindet (L.) Iii
Koenen (C.) 37. 38 (2). 46*. 240*
Lang (A.) 183
Lindl (E.) 112
Koepp (F.) 30. 47**. 118*. 233.
Lang (B.) 188**
Lippold 38
239**
Lang (G.) 35**. 36**. 37"^=*.
46*.
de Loe (A.) 177
Kohaut (V.) 40
113**. 125**
Löschke (G.) 38. 188. 233
Kohl 188
Lang (H.) 46**
Löwy(E.)30. 114**. 181**.
1S7**
Kohl (0.; 117
Langardiere (Vicomte de)
39.
237**
Köhler (U.) 44. 238
179(2)
Lohr(F.)45**-46**. 176**.
178**
Koldewey (R.) 117—. 125**. 181**
Lange (J.) 35*-
182**. 186**. i88*='\ 240
*»
Kont (J.) 122*
Lange (K.) 224. 232
Lolli (F.) 235
Kontoleon (A. E.) 237
Lanzani (C.) 124, 176. 185
Lorenz (E.) 173
Koppers 47
Lanzi (L.) 183
Loserth (J.) 188*
Körber 117. 232 (5)
Lanz-Liebenfels (D.) 233*
Lowrie (W.) i8l
Kornemann (E.) 113. 228. 235 (2).
Larfeld (VV.) 45*. 239*
de Luca 121
240*
Latisev 181 -*
Lucas (H.) 41. 233
Kornitzer (A.) 47*
Latyschew (B.) 173. 224
Luckenbach (H.) 35 **. 44**-
46**.
Körte (A.) 118 (2). 187. 187*
Laurent 177
188**
Körte (G.) 37. 230
Lawson (J. C.) 112
Ludwich (A.) 30. 1S7*
Körte (H.) 37
Lechat (H.) 43.115(2). 179(2)
•234
Ludwig (K.) 37**
Kosziuschko -Valuschinitsch (K.)
Lechner (K.) 37*
Lüdtke (W.) 30. 187*
30
Lecrivain (Ch.) 237 *
Lugari (G. B.) 30. 178
Kral 39, 232
van Leeuwen (J.) 119. 182
Lumbroso (G.) 236
Krall (J.) 34-
Lefebure (G.) 185*
Luneau (V.) 123. 185
Kraus (F. X.) 30. 188*
Lefevre (A.) 43
Lupus (B.) 173
Kraufs (S.) 46
Legge (F.) 41
V. Luschan (F.) 115
Kretschmer (P.) 39'''. 116. 118. 124
Legrain (G.) 121. 175(3)- 183(2)
Luterbacher (F.) 183. 185*
Kroll (W.) 33«=. 38. 39* 125*.
Legrand (Ph. E.) 43. 123 (2).
177-
Maafs (E.) 173. 187**
127. 187^=-
185
Maafs (M.) 41. 46*
264
Macalister (R.A.St.) 44 (3). 45 (2).
238. 239 (2)
Macdonald (G.) 126**
Mace (A. C.) 173
V, Mach (E.) 42
Machat 225
Machnitsch (R.) 118
Macler (F.) 109
Macler (T.) 108
Maes (C) 109. 225
Magri (E.) 173
Mahler (A.) 115
Mahler (Ed.) 189
Maindron (E.) 109
Maifcrtheiner (A.) 113**
Malinin (A.) 30. 47. 182**. 187**.
228**. 237**. 240**
Mancini (C.) 112
Mandybai (T.) 175
Manfred! (G.) 178
Mann (M. F.) 39*
Mannochi (L.) 30
Del Mar (A.) 224
De-Marchi 33
Marcuse (J.) 44**
Marett (R. R.) 184**
Mariani (L.) 119
Mariani (M.) 30. 231, 233**. 114
Marina 180**
Marindin (G. E.) 183*
Markl (A.) 126
Marnechi (O.) 109
Martin (A.) 43*
Martin (C.) 184*
Martini 225
Marucchi 113. 114(2)
Marucchi (H.) 43. 122
Marucchi (O.) 178(3). 229. 234
Masi (V.) 225
Maspero (G.) 43*. 121. 175(3).
184*
Masqueray (P,) 43*
Massi (J. H.) 225
Mater (D.) 39. 179
Mathis (A. M.) 227
Mau (A.) 36**. 38**. 45**. 118.
180"**. 232*^(2). 233. 239**
Mau (P.) 185**. 186**. 188** (3)
Maumene 184. 228
Maurice (J.) 39. 185. 238
May (Th.) 42
Maybaum 173
Mayer (A.) 229*
Register.
Mayer (M.) 41
Maynial (E.) 237
Mayr (A.) 226
Mehlis (C.) 47. 117. 125*
Meier (P. J.) 124
Meifsner (B.) 112
Meister (R.) 239
Melber (J.) 34* (2). 113*. 228'''
Melida (J. Th.) 236
Melin 178
Meltzer (H.) 186**
de Mely (F.) 42. iii. 119. 184*
Mendel (G.) 177
Mengarelli (R.) 41. 119. 120. 234
Menge (R.) 109. 240**
V. Mefs (A.) 182
Merckel (C.) 38*--
Merlin (A.) 118. 181
Merrill (E, T.) 117
Messerschmidt (L.) 118
Messina (V.) 173
Meyer (E.) 40**. 109. 121 **.
184**. 187**. 228**. 232** (2).
224**, 239*"*
Meyer (P.) iio
Meyer (R. M.) 39*. 180
Michaelis (A.) 31. 224. 225 (2).
237 **
Michel (Ch.) 43'=*. 237*
Michon (E.) 35 (2). 43. 173. 177 "^
234- 237
Mie (F.) 183
Milani 124
Milani (L. A.) 183. 233**. 235
Milchhoefer (A.) 31. 45''*. 125*
Miles (E. H.) iio
MiliC 229
Millecker (F.) 36
Milleker-VVerschetz (F.) 229*
Miller (J.) 232*
Miller (K.) 188**
Millet (G.) 34(2). 43**. 46**. 122
V. Millingen (A.) 46**
Milne (J. G.) 231 "
Frhr. v. Miske (K.) 40
Mitteis (L.) 43**. 45**. 126*-
Modestov (V. J.) 47, 127
Moinier (A.) 122
Molins 176
MoUiere (H.) 40
Molmenti (P.) 226
Mommsen (A.) 45*. 120. 126**
Mommsen (Th.) 44 (2)
Monaci (A.) 110
Monceaux (P.) 237
Montanari (T.) 225
Montano (G.) 31
Montelius (O.) 35''"'. 184**
Montet (E.) 122
Morelli2(N.) 227
Moret (A.) 122
Moretti (F.) 119
de Morgan (M. J.) 108(2). iio
Mori (A.) IIO
Mortet (V.) iio
Moser (C.) 118
Moser (K.) 118
Mowat (R.) 44. 108. 115. 123. 177
Mücke (Ch.) 181**
Müller (A.) 41. 45* (3). 125*. 187*
Müller (C. O.) 125**. 126**
Müller (Max W.) 189
Müller (O.) 44**
Müller (S.) 32(3) III. 229*'
Münzer (F.) 228
Muff (Ch.) 37. 188*
Munro (J.A.R.) 117. 121. 231. 236
Murray (A. S.) 45 **
Mussumeci (S.) 238
Myres (J. L.) 232
Naber (S. A.) 182
Naef (A.) 227
Nagy (G.) 121
Nator (G.) 110
Natorp (P.) IIO. 126**
Navarre (O.) 43**. 45**. 123**.
123*. 123**. 184. 184*
Negri (G ) 226
Negrioli (A.) 31 (2). 41
Nervegna (G.) 235 (2)
Nestle (W.) 46*. 225
Neubauer (F.) 240*
Neuhaus (O.) 182
Neumann (K. J.) 37
Neumann (W. A.) 40 (3). 233
Newman (Ph. H.) 186
Newstead (R.) 42
Newton (H. C.) 239
Niccolini 124
Nicole (J.) 122**
Niebuhr (C.) 122**
Niederle (L.) 181*
Niese (B.) 31. 46**. 47''. 125**.
126*. 227*
Nikitsky(A.) 125*. 127(2). 189(2)
Nisson (M. P.) 125**. 231
Register.
265
Nilsson (M. P. N.) 45*- (2).
Paton (W. R.) 122
Pilloy (I) 176
118**
Patroni 124
Pinza 114. 229
de Nino (A.) 41 {2). 120 (2).
Patroni (G.) 41. iio. 119. 120(2}.
Pinza (G.) 178. 182
235 (2)
235 (2)
Pizzini (A.) 227
Nispi-Landi (G.) 173
Patsch (C.) 108. 181**. 186**.
Plateau 113
Nissardi (F.) 235
Patsch (K.) 187**. 229**
Pöhlmann (R.) 46**. 47. 187**.
Nissen 38
Pect (St. D.) 33. 226 (2)
Poggi (V.) 174
Noack (F.) 38*. 39**. 116
Pect (St. P.) 175
Pokrowski (N.) 31
Norden (E.) 39*. 180
Pedersen (H.) 232*
Polaschek (A.) 47*
Norniand (Ch.) iii (3). 113
Peiser (F. E.) 118
Pollak (L.) 45*-. 116. 188**
Norton (R.) 117
Pellegrini 33. 124
Pollak (G. A.) 119
Notor (G.) 31. 184**
Pellegrini (A) 176
Pomtow 225
Novak (O.) 31
Pellegrini (G.) 46**. 120(2). 183
Ponroy (H.) 39
Noväk (R.) 234
Pelka (0.) 173
Pontrenioli 185**
Nowotny (E.) 178
Peppmüller (R.) 239
Pontremoli (E.) 122**
Oberhummer 225
Perdrizet 177 (6)
Popp (K.) 176
Oberzincr (G.) iio
Perdrizet (P.) 43* (2). 108, 122*.
Porter (H.) 44
Odescalchi (B.) 226
179. 185
Porzio (G.) 185
Odolcsco (A.) 31, 178-. 184**
Permisi-di-Floristella 34 (5)
Pottier (E.) 38**. 1 10 (2). 229**
Oehler (R.) 125*. iSo
Pernard (L.) iio
Poulaine 176
Oeri (A.) 38
Pernice (E.) 116. 230 (2)
Prasek (J. V.) 40 (2). 40* (2).
Ohlenschlager (F.) 113. 125**
Pernier 114. 121
182* (4). 234* (7)
ülck 225
Pernier (L.) 236
Preger (Th.) 225 (2). 240
Olivier (L.) 225 (2)
Pernot 118
Preiser (R.) 110. 187**
Olivieri (A.) iio
Pernot (M.) 181
V. Premerstein (A ) 35**. 39*.
Oman (C.) 179
Perontka (E.) 181 =5=
45**. 118. 118**, 181*. 231
Omont (H.) 35. 234. 237
Perot (F.) 178
Prentice (W. K.) 184
Orsi (P.) 35. 41. 120. 225**
Perrot (G.) 38*. 43*. 117. 173.
Prestel (J.) 174
(2). 229 (2). 235 (3)
181*. 225. 231*
Preuner (E.) 36**. 45**
Osiander (VV.) 180**. 182'*. i83'^'-*.
Perry (E. D.) 236
Pridik (A.) 189*
185**, 232**
Perschinka (F.) 47 '^^ (2)
Prix (F.) 47**
Otto (W.) 175
Persichetti (N.) 120. 235 (2)
Pridik (E. M.) 47
Ouwarow (P.) 30
Pestalozza (M.) iio
Prosdocimi (A.) 41. 225.
Pais 121. 124. 182**
Petella (G.) 176
Prou (M.) IIO (2). 187 "••■■*
Pais (E.) 31. HO. 123**. 227(2)
Peter (H.) 32. 175*-. 186**.
Puchstein (O.) 3 1 , 1 1 7 ** (2). 124**.
Pais (O.) 35**
187*
125**. 181**. 187. 187** (3),
di Palma (Fr.) 225
Petersen (E.) 116. 119 (2). 182.
230. 237**
Palma (A.) 110
188**. 233
Puglisi Marino (S.) 31. 238
Papageorgiu (P. N.) 31. 186 (2).
de Petra 121
Punturo (B.) 225
239 **
de Petra (G.) iio. 227. 236
Puschi (A.) 118*
ria-oiYEiupyio; (II. N.) 125**
Petrie 174
Quagliati 35
Paiazzoli (A.) 185
Petrie-Quibell 184**
Quagliati (Q.) 41 (2)
Pargoire (J.) 177
Petter (A.) 182
Quilling 240
Paribeni (R.) 231
Pfitzner (P.) 119
Quintard (L.) 38
Paris (L.) 33
Pfuhl (E.) 43**. 46**. 182. 237**.
Radau 234
Paris (P.) 43. 113. 185
238**^'
Rademacher (C.) 36. 37
Partsch (J.) 181*. 240. 240*
Phene 117
Rad et (G.) HO. 231**
Pascal 112
Philippi (F.) 233 (2)
Radtke*(W.) 37
Pascal (A.) 33
Philippson (A.) 119. 225. 240*
Ramön Melida (I.) 42 (4)
Pascal (C.) 176
Piccolomini 114
Ramorino 112
Pasqui (A.) 41
Piccolomini (Fr.) 229
Ramsauer (F.) 225
Passow 125*
Pichler (Fr.) 225
Ramsay (W. M.) 185
Paton (J. M.) 186
Pigorini 114. 178
Rasi 34
266
Register.
Ratzel (F.) 39*
Rippmann 33
San Gallo (G.) 225
Rausclicn 31
Rist 232
Sanlarelli (A.) 41
Raven (C.) 33. 226
Ritterling (E.) 32. 40. 181. 230.
.Sapienza (Cam.) 174
V. Recsey 36
233 (2)
Saralegni y Medina (L. de) 42
Redin (E.) 125. 125*
Rizzo 124
Sarauw 229'" (2)
Rcga HO
Rizzo (G. E.) H5. h8
Sargeaunt (J.) 176. 227
Rcga (Ch.) HO
Robert (C.) 37. HO. h8. 125**.
Sarre (F.) 227
Regung (K.) 187*
178**. 180. i87-*(2). 225 233.
Sarwey (O. v.) 31. 43*-
Regnault (F.) 43. 178
237**. 240**
Sauer (B.) 125 =^=(2)
Rcichau 174. 225
Robinson (E.) 122
Saunier (Ch.) 115
Rcichcl (K.) HO
Robinson (G. L.) 226
Savignoni (L.) 119. 234
Rcichel (W.) 116. 225. 230
de Rochemonteix (A.) 228
Savini (F.) 235
Reichhold (C.) 125**
Roemer (A.) 108. iio. 225
Savio (F.) 229
Reichhold (K.) 29. 31
Rogers (J. D.) 231
Schäfer (H.) 188
Reinach (S.) 33. 42. 43**- 43 (3)-
Rogers (R.W.) 31. H2**. 174
Schaffer (F.) 231
44- 122 (3). 122* (2).
23*.
Rohde (E.) 33**. 39*». 46**. HO-
Schanz (M.) 31
123. 179. 184 (4). 184*
(2).
124**
Schatz (F.) 225
185 (2). 187**. 229 (2).
230.
Rohde (H.) 176
Scheil (V.) 183(2)
236. 237 (3). 237''
Rohrbach (P.) h6. 180. 231 (3)
Scheller (M.) 181
Rcinach (Th.) 43. 115. 177.
184
Rolland (L ) H3
Schick (C.) 238
Reinecke 232
Romano (A.) 45**
Schiller (H.) 35**. 36**. 126**.
Reinecke (J.) 127
Ronzevelle 229
188**. 240**
Reinecke (P.) 46. 230 (3). 2
34
Röscher (W. H.) 33*. 46*. ho.
Schlachter 234**'
Rcitzenstein (M. M.) 123
120. 125** (2). 178**. 181*-.
Schlumberger (G.) 43. 119(2)
Reitzenstein (R.) 241
227**. 235. 237*-
Schmidt (B.) i8i**
Reisch (E.) 185 -*
Roselli (R.) HO
Schmidt (H.) 240
Reufs (F.) 182
Rofsbach (O.) 230. 240*
Schmidt (0. E.) 47*-. Ho. h6**.
Key (F.) 35
Rossi (G.) 235
ISO''. 237'"=
Reynaud (P.) 31
Rostovcev (M. J.) 47
Schmidt (F. J.) 180
Rhode (E.) 240**
Rostowzew (M.) 39*. iio. 228
Schmit (J. E.) 33
Rhys Roberts (VV.) 42
Roulin (E.) H9 (2)
Schmitz (G.) 237*
Riat (G.) 31
Rouse (W. H. D.) 231
Schneider 232
Ribbeck 174
Rouvier (J.) 34. H5 (2)
V. Schneider (R.) 37. 174
Ricci 44
Rubensohn (0.) 118
Schoeffer (v.) 225
Ricci (C.) 31
Rubrichi 124
Schoell (F.) HI
Ricci (G.) 124
Rubel (K.) 127*
Schöne (H.) 180
Ricci (S.) 108. HO. 123.
174.
Rühl (F.) 234
Schöningh (D.) Hl
238
Rüter 40'-"''
Scholz (J.) 31. 126**
de Ricci 185
Rüter (H.) 238-
Schowerman (G.) 186
de Ricci (S.) 122. 122'"'. 237
Rüge (W.) 123 -*. 180*
Schrader (0.) Hi. 124*-. 186**
Richards (H.) 42
Ruhland (M.) 174. iSi**^'
Schreiber (Th.) 46* (2). 229
Richardson (R. B.) 38. H7
(3).
Rutar (S.) 35**. 45-. h8**
Schreiner (J.) 31. 126**. 239**
234
Rylands (\V. H.) 42
Schroeder (O.) 31. 39*''". 125*
Richter (O.) 225
Sabatini (F.) iio
Schubert 234
de Ridder (A.) 43*. 119. 122*.
Sachau (E.) 36**. 229*"'
Schuchhardt (C.) 43'''*. 45**. 180.
177- 237. 237*
Sadoul (Ch.) 38
188. 233(3)
Ridgeway (W.) 175**. 176**. i
Saginati (P.) 225
Schulten (A.) 32. 39**. H3**.
236**
Saglio (E.) 172
h6. 187*. 227*. 240**
Ridola 114
Salinas (A.) 120 (2)
Schulthefs (0.) 44* (4). 238*
Rieg] (A.) 31
Salluzzi (P.) 185
Schultze (R.) 38
Riese (A.) 180. 232
Saloman (G.) iio
Schulze (E.) 45*. 125*. 239*
Riefs (E.) 37
Salvo (De) 124
Schumacher (K.) 232
Riggauer (H.) 31. 47
Sanctis (G. de) 189**. 231
Schumann (H.) 124. 234
Register.
267
Schurtz (H.) 31, 39**
Stade (B.) 127
Teglas (G.) 36. 119
SchwarCz (J.) 32
Staehlin (F.) 226
Teply 234
Schwartz (E.) 224
Ix'XT^i (ß.) 36
Thedenat (P.) 34*. 179. 224
Schwarz (J.) 240**
Stange (E.) 174
Thiele (R.) 37
Schwyzer (E.) 180
Stasny 232(2)
Thiele (G.) 116
Scott (Leader) 42
Stegraann (R.) 174
Thilenius (G.) 121 (2)
Seeck (O.) 182
Steiger (H.) 41
ThioUier (F.) 174
Seeliger iii. 126**. 234**
Stein (A.) 126*. i88*- 227
Thiollier (N.) 174
Seibel (M.) ii3''=
Stein (H.) 234
Thode (H.) 232*
V, Seidlitz (W.) 116* 181*
Steindorflf (G.) 34. 34**. 39**.
Thomas (C. L.) 32
Seletti (E.) 225
119** 182
Thomas (R.) II3*(2). 186**. 228
Sergi (G.) 231
Steiner (J.) 232
Thomas (Th.) 115-*
Serruys (D.) 181
Steinmetz (V. G.) 125 (2). 239
Thomas (E.) 123**
Sethe (K.) 118**
Steinthal (H.) 33
Thraemer (E.) 224. 225
Seure (G.) 177 (2)
Stengel (P.) 118*. 180. 240 =■■
Tibaldi (T.) 32
Seybold (C. F.) 39*
V. Stern (E.) 116. 178*
Tittel (K.) 182
Seyler (E.) 114**. 118**. 225
Sternbach (L.) 40. 182
Tocilesco (G.) 179
Seymour de Ricci 122* (2)
Sterret (J. R. S.) 35
Tocilescu (G. G.) iii. 232**
Seymour (Th. D.) 117(2). 186
Steuding (H.) 46*. 125*. 126*.
Tolkiehn (J.) 46. 118**. 123**.
Sforza (G.) 176
187*
124**. 179**. i8o. 187**
Showerman (G.) 225
Steup (J.) 182
V. Toll (B.) 38
Sibenaler 33
Sticotte (P.) 37**. 47**
Tomassetti (G.) 114. 234. 235
Siebourg (M.) 37
Stieda (L.) 33**. 37. iii. 175
TominSek (J.) 239
Sieger (R.) 40
Stockhammer (G.) 40
Toudouze (G.) 225
Sieglin (W.) 42. 188*-
Stolz (Fr.) 124*
Tour (H. de la) 179
Sievert (A. J.) 1 1 1
Straberger 40
Toutain (J.) 43* 237*
Simmonds (F.) io8. 112**
Strach (M.) 240*
Trampe (E.) 174
Simon (J. A.) 32
Strachau-Davidson (J. L.) 121
Trawinski (F.) iii. 122*'^
Simonis (J.) 238
Strack (H. L.) 115*
Tropea (G.) 124(2). 174. 185**
Siret (L.) 112
Stratz (C. H.) 188
Tumbüldt (G.) 232
Sitzler (J.) 124*
V, StrazzuUa 228
Turaev (B.) 126(2)
Sixt (G.) 46**. 117**. 123**.
Strong (E.) 121
Tuxen (S. L.) 174
178**. 186*-. 187**, 188. 232**
Struck (A.) 238
Uhlig (G.) 180
Skias (A.) 119
Strzygowski (J.) 32. 39*'''. 46.
U[hlig] 230*
Skorpil (V.) 40(2)
46*(2). 116. 125**. 178. 178**.
Urlichs (H. L.) 38*
Smith (A. H.) 45=". 125**. 174.
183. 231. 232. 232*. 240
Usener (H.) 40. 46*. 182. 234(2)
231. 239
Stuart-Glennie (J. S.) 122
Ussing (J. L.) 45 n 120(2). 186
Sökeland 46
Studniczka (F.) 34. 173. 227*.
Vacchetta (G.) 41
Sogliano (A.) 119(2). 120(2). 174.
232*
Vaglieri 114
183(2)
Stutzer (E.) 126*
Vailhe (S.) 240*
Soil (E. J.) 112
Sudhaus (S.) 40. 182
Valeri (A.) 123
Soil (J. E.) 113
Sudhoff (K.) 189
Vandal (A.) 38**
Soil (E.) III
Susemihl (F.) 41
Vanderkindere (L.) 237'*
Soldau 188
Svoronos (J. N.) 115(3). 238
Vassits (M, M.) 174. 182
Sogliano (A.) 236 (2)
Swoboda (H.) 39* 178"*. 234**
Vatelot (G.) 123''
ScuTr^ptaS/jS (F.) 115
Szombathy (J.) ii8. 182
Vauville 113 (S)
Soutzo (M. C.) 108. 238
Tacchella (D. E.) 44. 237
Venturi (A.) 32. 181**
Sparke (A.) 186
Tanfani (L.) 32
Venturini Päpari (T.) 11 1
Speck (E.) 32. 35**. 223
Tallet (E.) 185
Vercelli (Ev.) 174
Speranza (G.) Iii. 184**
Taramelli (A.) 119. 231
Vernarecci (A.) 183
Spinazzola (V.) 227
Tarbell (F. B.) 38. 42. 186
Verres (P.) 124*
Springer (A.) 32. 188**. 237**
Tarn (W. W) 117
Viddosich 33
Sorel (A.) 38*
Tassistro (P.) 186
Vidossicz 112
268
Register.
Viereck (P.) 187*. 227
Weber (G.) 233. 240*
Wille (E.) 174
Villani (N). 124. 226.
Wehofer 240*
Willers (H.) 174. 239*. 239**
Villenoisy (F. de) 107
Weichhardt (C.) 32. 36**. 44**.
Wilpert 121
Vincent 239
45**, 187** 188**
Wilpert (J.) 42
Vinzenz (F. von) 36
Weigall (A. E.) 120
Winckler (H.) 46*". ni. Ii6.
Virey (P.) 228
Weil (H.) 35**. 38*. 43- 43**.
174
Visser (M.W. de) 32. 34«*. i
[5**.
45*- 45**- 179
Winnefeld 187*
118**. 122**. 126**. i<
^3**.
Weil (R) 187*. 188*
Winslow (C.) 112
184**. 229**. 240**
Weinberger (W.) 188*
Winslow (W. C.) 33 (2)
Vivanet (F.) 226
Weifsenfeis (0.) 45*. 125*. 126*.
Winter (F.) 114**. 189. 237**
Vliet Q. van der) 119
187*
Wissowa (G.) 225
Völker (F.) 39**
Weifshäupl (R.) 116. 231
Woermann (K.) 35**. 36**. 116**.
Voetter (0.) 108. 126
Weifsmann (K.) 44*. 124*
123**. 175**. 180**. 232** (2).
Vogrinz (G.) 37
Weizsäcker (P.) 33**. 46*. 124*.
234
Vollbrecht (W.) III. 125**. i
85**.
186*. 187* (2). 227* (2). 232*
Wolf 112. 182
226.
Welch (F. B.) 45. 112 (2). 117
Wolff 38. 187*. 239* (2)
Vollmoeller (K. G.) 226
Wellauer (A.) 43**. 123**
Wolff (C. G.) 188
Vofs (A.) 234
Wellington (E.) 174
Wolfram 188
Vofs (J. H.) 30
Wenig 232
Wroth (W.) 126**. 179
VUrtheim (J.) 40. 119
Wernicke (K.) 41. 125**
Wünsch (R.) 125*. 186*
Vulie (N.) 231
Werra 179*
Wuescher-Becchi 114(2). 236
Vysoky (J.) 40*
Wesselly (C.) 32
Wuescher-Becchi (E.) 11 1
de Waal 121
Wessely (K ) 33
Wulff (0.) 35**. 125**
de Waal (A.) 32. 42, 112**.
236
Wefsner (P.) 44*, 185*
Wunderer (C.) 176
Wachsmuth (C.) 40. 182
Wetzel (S.) 239
Wunderer (W.) 113. 176*
Wackermann (O.) 44*. 186*.
238.
Wheeler (J. R.) 186. 236
Young (G.) 117
238*
Wickhoff (F.) 34**. 42**. 122**
Young (N.) 32
Wagner (E.) 174. 232
Wickhoff (Fr.) 118
Yver (G.) 226
Graf V. Walderdorff (H.) 124
125.
Wide (S.) 125*. 186*. 187. 239
Zaborowsky 35. 178
239
Widmann 115*
Zaccaria (E.) 178
Waldstein (Ch.) 42. 117. 122
, 236
Wiedemann (A ) 43**. 45**
Zangemeister 232
Walker (E. M.) 121*
Wiegand (Th.) 186. 230
Zangemeister (K.) 241
Walion (H.) 115
Wierzejski (J.) 122
2ebelev (S.) 127
Walters (H. B.) 42. 45*-.
121.
Wieseler (F.) 125**. 126**
Zeiner (E.).226
125**. 184
V. Wilamowitz-Möllendorff (U.) 28.
Zell (Th.) 174
Walther (H.) 179*. 180*
32 (3). 39**. 44**. "2*. 115**,
Zetetes 176
Waltz (P.) 43
122**, 124**. 125**. 180**
Ziehen (J.) 176
Ward (J.) 120
181**. 188** (2). 230. 237
Zielinski (Th.) 120. 235
Ward (W. H.) 38
Wilbrand (J.) 241
Zimmerer (H.) 124*. 186*
Warde-Fowler (W.) 122**
Wilcken (U.) 47**. 116. 118*.
Zimmerhaeckel (F.) 47**
Warsberg (A.) 226
188. 227 (3). 232*
Zimmermann (M. G ) 1 1 1 (2)
Watzinger (C.) 118. 233 (2)
Wilhelm (A.) 36. 116 (3). 177.
Zimmern (H.) 32
Wauner (G.) 34
180 (2). 230 (2). 234
Zironi (E.) 226
Weber (F.) 176 (2). 240
Wilisch (E.) III. 187**
Zorzi (A.) 188**. 235
IL Zeitschriften
Aarb)^(ger for Nordisk Oldkyndighed og Historie
32. III
Abhandlungen der Kgl. bayr. Akademie der
Wissenschaften 226
Abhandlungen der Kgl. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Göttingen 32
Abhandlungen der Kgl. preufs. Akademie der
Wissenschaften 175
Abhandlungen der philolog. -histor. Klasse der
Kgl. Sächsischen Gesellschaft der Wissen-
schaften 32
Academy iil. 175. 226
Register.
269
Actes de rAcademie nationale 175
American lli
L'Ami des Monuments et des Arts iii
Annalen des Vereins für Nassauische Altertums-
kunde und Geschichtsforschung 32
Annales de l'Academie Belgiques 112
Annales de la Societe d'Archeologie de Bruxelles
33. 112. 226
Annales du Service des Antiquites de l'Egyte 175
Annales de St. Louis 112
Annales de l'Institut archeologique du Luxem-
bourg 33
Annales du Cercle archeologique de Mons 32
Annual of the British School at Athens 112
Anthropologie 33. 175. 226
Antiquarian, The American 33. II2. 175. 226
Antiquary 33. 112. 175. 226
Antologia, Nuova 175. 226
Anzeigen, Göttingische gelehrte 33. 112. 175.226
Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in
Krakau 175
Anzeiger der Kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften in Wien 33
Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 227
Anzeiger, Archäologischer 37. 116. 180. 230
Anzeiger für schweizerische Altertumskunde 33. 227
Anzeiger für schweizerische Geschichte 33
Archaeologia U2
Archaeologia: or miscellaneous tracts 175
Archiv für Anthropologie 175
Archiv für lateinische Lexikographie 175
Archiv für Papyrusforschung 227
Archiv für Religionswissenschaft 33. 175. 227
Archiv des historischen Vereins von Unterfranken
in Aschaffenburg 33
Archivio storico per le province Napoletane 227
Archivio della Societä Romana di storia patria 176
Arte, L' 33
Asien 227
Athenaeum 34. 112. 176. 227
Atene e Roma 33. 112. 176
Alti deir Accademia degli Zelanti di Acireale 34
Atti della r. universitä di Genova 227
Atti e memorie della r. Accademia Virgiliana di
Mantova 227
Atti e memorie per le provincie modenesi 176
Atti della R. Accademia di Napoli 112. 227
Atti della r. Accademia di Padova 227
Atti deir Accademia Pontaniana 112
Atti della r. Accademia delle scienze di Torino 227
Beihefte 112
Beiträge zur alten Geschichte 112. 227
Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte
Bayerns 176
Beiträge zur Assyriologie 112
Beiträge zur Kunde der indogermanischen Sprachen
112. 228
Beiträge zur vaterländischen Geschichte 34
Berichte des Freien Deutschen Hochstiftes zu
Frankfurt a. M. 176. 228
Berichte über die Verhandlungen der Kgl. Säch-
sischen Gesellschaft der Wissenschaften 34
Bessarione 34. 112. 176. 228
Biblia 34. 228.
Blätter für das Gymnasial - Schulwesen 34. 112.
176. 228
Boletin de la Real Academia de la Historia 228
Builder 176
Bullettin de l'Academie imperiale des sciences de
St. Petersbourg 34
Bulletin archeologique du Comite des travaux
historiques et scientifiques 34. 113. 176. 228
Bulletin des commissions royales d'art et d'archeo-
logie 177
Bulletin de Correspondance hellenique 177
Bulletin critique 34. 113. 177. 228
Bulletin hispanique 113
Bulletin Italien 177
Bulletin et Memoires de l'Academie 113
Bulletins et Memoires de la Societe d'Anthropo-
logie de Paris 35. 178
Bulletin monumental 113. 228
Bulletin de la Societe des Amis des Monuments
113
Bulletin de la Societe Nationale des antiquaires
de France 34
Bulletin de la Societe des Antiquaires de l'Ouest
114
Bulletin de la societe archeologique du Finistere
"3
Bulletin-Revue 177
Bulletino di Archeologia christiana 114
Bullet tino di archeologia e storia dalmata 35.
114. 178. 228
Bullettino della comm. archeol. comunale di
Roma 114
Bullettino di paletnologia italiana 34. 1 14. 178. 229
Bulletino senese di storia patria 229
Bullettino, Nuovo, di Archeologia cristlana 178.
229
Carinthia 178
Centralblatt für Anthropologie 35. 114. 229
Centralblatt für das Bibliothekwesen 178
Centralblatt, Literarisches 35. 114. 178. 229
270
Register.
Century 35. 229
Chronicle, The Numismätic 179. 229
Civiltä cattolica 36. 115. 179. 229
Collections 229
Compte Rendu de l'Acad. des inscriptions 36.
115. 179. 229
Congres archeologique de France 179
Correspondenz-BIatt der deutschen Gesellschaft
für Anthropologie 179. 229
AeXxtov xfjj h 'Ap'jpuit eratpeta; 36
Denkmäler, Antike 230
'Ecp7)[A£pi; dp-;(a[oXoyixi^ 36. 125. 230
'Ecprjixepic, AiEÖvT); 115
Ertesitö Archaeologiai 36
Flegrea 115
Gazette des Beaux-Arts 36. 115. 179
Gegenwart 36. 179
Geschichtsblätter, Deutsche 179
Giornale arcadico 36. 115
Globus 36, 115. 230
Grenzboten 36. 115. 230
Gymnasium 37. 115. 179. 230
Gymnasium, Das humanistische 37. 116. 180. 230
Hefte, Anatomische 37
Hermathena 37
Hermes 37. 116. 180
Illustrazione, L' 231
Independent 117
Jahrbücher der Königlichen Akademie zu Erfurt 37
Jahrbuch des Kais. Deutschen Archäol. Instituts
37. 116. 180. 230
Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des
allerhöchsten Kaiserhauses 37
Jahrbuch der Kgl. preufs. Kunstsammlungen n6
Jahrbuch der Ges. f. Lothringische Geschichte u.
Altertumskunde 180
Jahrbuch des Vereins für Pädagogik 116
Jahrbücher, Bonner 37
Jahrbücher, Neue, für das klassische Altertum
u. s. \v. 38. 180. 230
Jahrbücher für klassische Philologie 231
Jahrbücher, Neue Heidelberger 230
Jahrbücher, Preufsische 38. n6. 180. 231
Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen
Altertumswissenschaft 38. 116. 180
Jahfeshefte d. Öslerr. Archäol. Instituts in Wien
116. 231
Journal, American, of Archaeology 38. 117. iSo.
231
Journal, The Archaeological 38. l8l. 231
Journal of the British Archeological Association
117. 181. 231
Journal, The Geographical iSl
Journal international 117
Journal des Savants 38. 117. 181. 231
Journal de la Societe d'archeologie Lorraine 38
Journal of Hellenic Studies 117. 231
Korrespondenzblatt des Gesammtvereins der
deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine
38. 117. 181
Korrespondenzblatt, Neues, für die Gelehrten-
und Realschulen Württembergs 232
Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeit-
schrift 117. 232
Kunst für Alle 232
Limes 117
Limesblatt 181
Listy filologicke 39. 181. 232
Litteraturzeitung, Deutsche 39. 117. 181. 232
Man 232
Melanges d'archeologie et d'histoire 39. 118. 181
Memoires de l'Academie de Dijon 181
Memoires de l'Academie des Nimes 39
Memoires de l'Institut national de France 39. 232
Memoires de la Societe academique du departe-
ment de l'Aube 181
Memoires de la Societe d'histoire etc. de
Tarrondissement de Beaune 40
Memoires de la Societe d'emulation de Cambrai 40
Memoires de la Societe des Antiquaires du
Centre 39
Memoires de la Societe d'emulation du Doubs 40
Memoires de la Societe Eduenne 182
Memories de la Societe Nationale des Antiquaires
de France 39
Memoires de la Societe litteraire etc. de Lyon 40
Militär-Wochenblatt 182
Miscellanea di storia Veneta 182
Mitteilungen der Altertums-Kommission für West-
falen 233
Mitth eilungen der K. K. Central -Commission für
Erforschung und Erhaltung der Kunst- und
historischen Denkmale 40. 118. 233
Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft
in Wien 40. 182. 233
Mittheilungen der Gesellschaft für Salzburger
Landeskunde 1S2
Register.
271
Mitteilungen aus der historischen Littcratur 40.
119. 182
Mittheilungen des Instituts für österreichische
Geschichtsforschung 118. 182
Mittheilungen, Petermanns 119
Mittheilungen der prähistorischen Commission
118
Mittheilungen aus den orientalischen Sammlungen
der Kgl. Museen zu Berlin 182
Mittheilungen aus dem Verbände der Schweize-
rischen Alterthumssammlungen 40
Mitteilungen des Vereins für Nassauische Alter-
tumskunde und Geschichtsforschung 40
Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft
118
Mittheilungen des Kaiserlich Deutschen Archäo-
logischen Instituts
Athenische Abtheilung 118. 233
Römische Abtheilung 118. 182. 233
Mnemosyne 40. 119. 182. 233
Monatsberichte über Kunstwissenschaft und
Kunsthandel 40. 119
Monatshefte 233
Monatshefte, Westermanns 119. 182
Monatsschrift, Oesterreichische, für den Orient 40
Monumenti antichi pubblicati per cura della R.
Accademia dei Lincei 119. 182
Museum 234
Museum (C'eske) Filologicke 40. 182. 234
Museum, Rheinisches 40. 182. 234
Muzeum, Erdelyi 119
Nachrichten über deutsche Altertumsfunde 234
Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der
Wissenschaften zu Göttingen 183
Nation, Die 40. 119. 183
Nation, The 40. 234
Notizie degli Scavi 40. 119, 183. 234
Oriens christianus 183
Oversigt over det KongeligeDanskeVidenskabernes
Selskabs Forhandlinger 120
Ilapvdtaaoi; 183
Philologus 41. 120. 183. 235
Proceedings of the Society of Biblical Archaeo-
logy 40, 120
Progress for the Promotion of the fine arts 42
Quartalschrift, Römische 42. 120. 236
Quarterly, Columbia University 236
Quellen und Forschungen zur alten Geschichte
und Geographie 42
A.rcbäolugi8cber Anzeiger 1901.
Rassegna Abruzzese I2i
Rassegna d'Arte I2i
Recueil des notices et memoires de la Societe
archeologique du departement de Constantine
236
Recueil de travaux relatifs a la philologie et ä
l'archeologie egyptiennes et assyriennes 121. 183
Regisegei Budapest 121
Reliquary, The 42
Rendiconti della R. Accademia dei Lincei 42.
121. 183. 236
Rendiconti dei R. Istituto Lombardo 121. 236
Rendiconto della R. Accademia di Napoli 121.236
Report, Annual I2i
Report of the meeting of the British Association 121
Review, The Asiatic Quarterly 236
Review, The imperial asiatic quarterly 122
Review, The Classical 42. 121. 183. 236
Review, The contemporary 42
Review, The Edinburgh 184. 236
Review, The English Historical 42. 121. 236
Review, The Quarterly 236
Review, The Scottish 122
Revista de archivos, bibliotecas y museos 42. 236
Revista critica de historia y literatura espaiiolas 42
Revue africaine 122
Revue archeologique 42. 184. 236
Revue bourguignonne de l'Enseignement Superieur
184
Revue de l'art chretien 122
Revue beige de numismatique 237
Revue celtique 184. 237
Revue critique 43. 122, 184
Revue encyclopedique Larousse 43
Revue epigraphique 43. 123. 184. 237
Revue des etudes anciennes 43. 123. 184
Revue des etudes grecques 43. 123. 185. 237
Revue des etudes juives 123. 185
Revue historique 113. 185. 237
Revue historique de Provence 185
Revue de l'histoire des religions 237
Revue de l'instruction publique en Belgique 123.
237
Revue de linguistique et de philologie comparee 44
Revue des deux mondes 185
Revue numismatique 44. 123. 185. 237
Revue, Österreichisch-Ungarische 44
Revue de philologie 44. 123. 185. 238
Revue des traditions populaires 185. 238
Rivista d'Italia 123
Rivista italiana di Numismatica 44. 123. 185. 238
Rivista di storia antica 123. 185
Rivista di storia di geographica 238
20
2/2
Register.
Rivista storica calabrese 124
Rundschau, Deutsche 185
Rundschau, Deutsche, für Geographie und Statistik
238
Rundschau, Neue Philologische 44. 124. 185. 238
Sitzungsberichte der Königlich Preufsischen
Akademie der Wissenschaften 44. 124. 186. 238
Sitzungsberichte der philosophisch- philolo-
gischen und der historischen Classe der K. b.
Akademie der Wissenschaften zu München 124.
238
Statement, Quarterly 44. 238
Studj e documenti di storia e diritto 124. 186
Studj e materiali 124
Studien, Baltische 124
Studien und Darstellungen 239
Studien, Wiener 124. ,239
Studies Cornell 239
Studies, Chicago 239
Studies,, Harvard 186
Tidskrift, Nordisk Ifor Filologi 186. 239
Times, Sunday School 44. 124, 239
Tran'sactibns of the Cumberland and Westmorc-
lahd Society 124. r86
Transactions. of the Royal Society of Literature
.186.
Transactions and proceedings of the American
philological association 186
Verhandelingen des historischen Vereins von
Oberpfalz und Regensbürg 124. 239
Vierteljahrshefte 239
Vremennik, Vizantijskij 125
Woche, Die 186
Wochenschrift, Berliner philologische 44. 124.
186. 239
Wochenschrift für klassische Philologie 45. 124,
187. 240
Zapiski vostoCnago 126
Zeitschrift des Münchener Alterthumsvereins 126
Zeitschrift für Bauwesen 187
Zeitschrift, Byzantinische 46. 240
Zeitschrift für Ethnologie 46. 240
Zeitschrift, Geographische 240
Zeitschrift für vaterländische Geschichte und
Altertumskunde 47
Zeitschrift für das Gymnasial wesen 47. 126.188.240
Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien
47. 188. 240
Zeitschrift, Historische 47. 188
Zeitschrift für bildende Kunst 240
Zeitschrift für Numismatik 47
Zeitschrift für ägyptische Sprache und Alter-
thumskunde 126. 188
Zeitschrift des historischen Vereins 240
Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 127
Zeitschrift, Westdeutsche, für Geschichte und
Kunst 126. 188. 240
Zeitschrift, Wiener, für die Kunde des Morgen-
landes 188
Zeitung, Allgemeine 47. 127. 188. 241
Zeitung, Norddeutsche Allgemeine 189. 241
Zeitung, illustrierte '189
Zeitung, Vossische 47
Zukunft 47. 127
Zumal ministerstva narodnago prosvesCenija 47.
127. 189.
JAHRBUCH DES INSTITUTS 1901
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INNENBILD EINER KYRENÄISCHEN SCHALE IM BERLINER MUSEUM
LICHTDRUCK WILHEIN GREVE BERLIN.
JAHRBUCH DES INSTITUTS 1901
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1. Q.UERSCHNITT DURCH DEN ALTARF
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1, WESTOSTLICHER SCHNITT DURCH DIE BEIDEN HOFE UND
DIE PROPYL/SLEN VOR DEM SOG. HELIOSTEMPEL IN BAALBEK
RECONSTRUCTION VON BRUNO SCHULZ
2. WESTOSTLICHER SCHNITT DURCH DEN ALTARHOF
DES SOG. HELIOSTEMPELS IN BAALBEK
GEGENWÄRTIGER ZUSTAND GEZEICHNET VON BRUNO SCHULZ
JAHRBUCH DES INSTITUTS 1901
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DER RUNDTEMPEL IN BAALBEK
RECONSTRUCTION VON D. KRENCKER.
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