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Full text of "Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts"

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1 


LIBRARY 


JOHNS  HOPKINS  UNIVERSITY 

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JUL  0  1 T985 
IDENTIFIED     AFTER     USE 


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Jahrbuch 


DES 


KAISERLICH  DEUTSCHEN 

Archäologischen  Instituts 


Band  xxix 

1914 


MIT    DEM   BEIBLATT  ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER 


BERLIN 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  GEORG  REIMER 

1914. 


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Inhalt. 


Seite 

Dehn  G.,  Die  Statue  des  Joven  Orador  in  Madrid I2I 

Friedländer  P.,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie.    Mit   5  Abbildungen  98 

Haus  er  F.,  Orpheus  und  Aigisthos.     Mit  5  Abbildungen 26 

Lippold  G.,  Zum  farnesischen  Stier.    Mit  2  Abbildungen 174 

Malten  L.,  Das  Pferd  im  Totenglauben.     Mit  40.Abbildungen 179 

May  bäum  J.,  Tragische   Szene  auf  einem    kampanischen  Glockenkrater  des 

4.  Jahrhunderts.     Mit  Tafel  6 — 7  und  2  Abbildungen 92 

Meurer  M.,  Form  und  Herkunft  der  mykenischen  Säule.     Mit  7  Abbildungen  i 

Pfuhl  E.,  Der  klazomenische  Polyxenasarkophag  und  die  Vase  Vagnonville.  33 
Robert  C,  Chrysippos  und  Antigone  auf  apulischen  Vasen.   Mit  Tafel  1 1  — 13 

und  2  Abbildungen 168 

Schröder  B.,  Mikon  und  Paionios.  Mit  Tafel  8 — 10,  2  Beilagen  und  29  Ab- 
bildungen    1 23 

Weigand  E.,  ßaalbek  und  Rom,  die  römische'  Reichskunst  in  ihrer  Ent- 
wickelung  und  Differenzierung.  Mit  Tafel  I  —  5,  5  Beilagen  und  16  Ab- 
bildungen      37 

Woelcke   K.,   Dornauszieher-Mädchen.      Ein   Terrakottafragment    aus   Nida- 

Heddernheim.     Mit  10  Abbildungen 17 


IV 


Inhalt. 


ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER 


Spalte 
Jahresbericht       des      Kaiserlich 
Deutschen      Archäologischen 

Instituts I 

Verzeichnis  der  Mitglieder  des 
Kaiserlich  Deutschen  Archäo- 
logischen   Instituts V 

Institutsnachrichten 113,   521 

Eduard-Gerhard-Stiftung   442 


Nachruf    für    A.  Conze 117 

Todesanzeigen  für  H.Latteirmann, 

E.  Schmidt,  F.  Toebelmann....  443 
Todesanzeigen    für    E.  Katterfeld, 

H.  Kohl.G.  Matthies,  K.  Menadier, 

W.   R  e  i  m  p  e  1 1 ,     M.   L.    Strack,     S. 

Sudhaus,    J.  Dechelette 445 


Aßmann  E.,  Zu  einigen  Namen  auf 
etruskischen   Spiegeln 82 

B  i  e  b  e  r  M.,  Bericht  über  Arbeiten 
im  Museum  von  Kassel.  Mit 
19  Abbildungen i 

BruecknerA.,    Neue  Funde    amKe- 

rameikos 91 

OxeA.,  Die  ältesten  Terra-sigil- 
lata-Fabriken  in  Montans  am 
Tarn.     Mit  5  Abbildungen 61 

Rodenwaldt    G.,    Zum    Vasen  maier 

Sky  th  e  s.     Mit  3  Abbildungen 87 

Rodenwaldt  G.,  Zur  Aldobrandiui- 

schen  Hochzeit 447 

V  ie  deban  tt  O.,  Das  älteste  römische 
Längenmaß  und  der  Tempel 
des  Jupiter  Capitolinus.  Mit 
I  Abbildung 75 

Waser  O.,  Theseus  undProkrustes. 

Mit  3  Abbildungen 32 

Archäologische    Funde    im  Jahre 
1913: 
Griechenland (G. Karo).  Mit  7  Abbildungen.    121 

Kleinasien  (G.  Karo) 167 

Italien  (R.  Delbrueck).   Mit  1 3  Abbildungen  174 
Rußland  (B.  Pharmakowsky).     Mit   1 1 1  Ab- 
bildungen     205 


Spalte 

Ägypten  (C.  C.  Edgar) 292 

Nordafrika  (A.  Schulten).  Mit  9  Abbildungen  297 
Spanien  und  Portugal  (P.  Paris).    Mit  59  Ab- 
bildungen      316 

F'rankreich   jgg 

Belgien  (L.  Renard-Grenson) 389 

Britannien  (F.Haverfield).  Mit  1 3 Abbildungen  392 

Schweiz   ^og 

Ungarn  (G.  von  Finäly) 408 

Serbien  (N.  Vulid  und  M.  Vassits) 411 

Bulgarien   (B.  Filow).    Mit   11   Abbildungen  416 
Rumänien  (V.Pärvan).   Mit  10  Abbildungen  429 


Erwerbungsberichte: 

Museum  of  fine  arts  in  Boston    489 

British  Museum   in  London 476 

Antikensammlungen     Münchens.       Mit 

1 7  Abbildungen 453 

Ashmolean  Museum  of  Art  and  Archaeology 

in  Oxford 485 

Musee  du  Louvre  in  Paris 476 

Archäologische    Gesellschaft   zu 
Berlin: 

Dezember-Sitzung   1913 39 

Januar-Sitzung   1914 43 

Februar-Sitzung   1914 46 

März-Sitzung   1914 54 

April-Sitzung   1914 95 

Mai-Sitzung   1914 97 

Juni-Sitzung  1914.    Mit  i  Abbildung  ....  100 

November-Sitzung   1914 506 

Dezember-Sitzung  1914.    Mit  i  Abbildung.  514 

Gymnasial  Unterricht        und       Ar- 
chäologie  1914 518 


Mclische    Reliefs    (P.  Jacobsthal). 

Mit  3  Abbildungen 107 

Quellen  der  Religionsgeschichte  lii 

Preisaufgabe ; 57 


Zur    Bibliographie 58 

Register 523 

Bibliographie  für  das  Jahr   1913  .        i 


JAHRESBERICHT 
DES   KAISERLICH    DEUTSCHEN   ARCHÄOLOGISCHEN   INSTITUTS. 


Die  ordentliche  Plenarversammlung  der 
Zentral-Direktion  fand  am  21. — 23.  April 
1913  statt.  Am  24.  März  19 14  ver- 
sammelte sich  die  Zentral-Direktion  zu  einer 
außerordentlichen  Plenarversammlung,  zum 
letztenmal  in  ihrer  alten  Zusammensetzung, 
nachdem  die  neue  Fassung  der  §§  2  u.  6 
des  Instituts-Statuts  unterm  i.  Februar  die 
Allerhöchste  Genehmigung  Sr.  Majestät  des 
Kaisers  gefunden  hat  und  dementsprechend 
von  den  dazu  berufenen  Instanzen  eine 
neue  Zentral-Direktion  gewählt  ist.  (Vgl. 
Arch.  Anz.    1914  S.    113/116.) 

Mit  dieser  Neuordnung  schied  aus  der 
Zentral-Direktion  Herr  Conze  aus,  nachdem 
er  ihr  37  Jahre  angehört  und  sie  24  Jahre 
als  ihr  Vorsitzender  geleitet  hatte.  Es 
kann  nicht  Sache  dieses  Berichtes  sein, 
Conzes  reiche  Verdienste  um  unser  Institut, 
dem  er  in  langjähriger  Arbeit  sein  jetziges 
Gepräge  gegeben  hat,  zu  schildern.  Aber 
ein  Wort  des  Dankes  für  seine  unermüd- 
liche Tätigkeit  als  Leiter  des  Instituts,  für 
das  nie  versagende  Interesse,  mit  dem  er 
als  Mitglied  der  Zentral-Direktion  jede 
Lebensäußerung  des  Instituts  begleitete, 
darf  auch  an  dieser  Stelle  nicht  fehlen, 
an  der  er  selbst  jahrelang  über  die  Ent- 
wickelung  und  Tätigkeit  des  Instituts  be- 
richtet hat.  Die  Zentral-Direktion  ernannte 
Herrn  Conze  nach  seinem  Ausscheiden 
zum  Ehrenmitgliede  des  Instituts  als 
äußeres  Zeichen,  wie  sie  sich  auch  weiter- 
hin ihm  eng  verbunden  fühlt  und  seiner 
Mitarbeit  gewiß  ist. 

Archäolofi^lscher  Anzeiger  1914. 


Aus  der  Reihe  seiner  ordentlichen  Mit- 
glieder verlor  das  Institut  die  Herren 
Baron  G.  Barracco  in  Rom  f  14.  Januar 
19 14,    J.  J.  Bernoulli    in    Basel  f   22.  Juli 

1913,  A.  Castellani   in  Rom  f   23.  Januar 

19 14,  C.  Jacobsen  in  Kopenhagen  f  10. 
Januar  19 14,  F.  Leo  in  Göttingen  f  14. 
Januar  1914,  A.  Salinas  in  Palermo  f  6. 
März  1914,  D.  Vaglieri  in  Rom  f  13.  De- 
zember 1 9 1 3  ;  von  den  korrespondierenden 
Mitgliedern  verstarben  die  Herren  E.  Mar- 
tinelli  in  Anagni,  Ch.  L.  Thomas  in  Frank- 
furt a.  M.  f   16.  Dezember   19 13. 

Neu  ernannt  wurden:  zu  ordentlichen 
Mitgliedern  die  Herren  Th.  Ashby  in  Rom, 
F.  Dürrbach  in  Toulouse,  A.  Frickenhaus 
in  Straßburg  i.  Eis.,  St.  Gsell  in  Paris, 
H.  Hepding  in  Gießen,  F.  Löhr  in  Wien, 
A.  Philippson  in  Bonn,  J.  Poppelreuter  in 
Cöln,  A.  von  Salis  in  Rostock,  O.  Walter 
in  Athen,  C.  Weller  in  Berlin,  S.  Wide  in 
Upsala,  W.  Wilberg  in  Athen  und  J.  Zingerle 
in  Wien ;  zu  korrespondierenden  Mitgliedern 
Fräulein  M.  Bieber  in  Schoenau  und  die 
Herren  F.  Bölte  in  Frankfurt  a.  M.,  J.  Car- 
copino  in  Algier,  G.  Daressy  in  Kairo,  G. 
Darier  in  Genf,  G.  Dickins  in  Oxford,  S.  Ei- 
trem  in  Kristiania,  A.  Gnirs  in  Pola,  G.Hock  in 
Würzburg,  Th.  Hofmann  in  Elberfeld,  H. 
Hubert  in  Saint-Germain  en  Laye,  R.  Knorr 
in  Stuttgart,  H.  Koch  in  Bonn,  H.  Lietz- 
mann  in  Jena,  C.  W.  Lmisingh-Scheurleer 
in  Haag,  E.  Nachmanson  in  Upsala,  L. 
Poinssot  in  Tunis,  J.  E.  Quibell  in  Kairo, 
Walther    Schmid    in    Graz,    F.   Sprater    in 


II 


Speier,    J.  Sundwall  in  Helsingfors  und  D. 
Viollier  in  Zürich. 

Die  Stipendien  für  klassische  Archäologie 
wurden  den  Herren  E.  Buschor,  A.  Neu- 
gebauer,  G.  Matthies  und  W.  Bremer,  das 
Stipendium  für  christliche  Archäologie 
Herrn  H.  Kunze  verliehen. 

Der  Generalsekretär  nahm  an  den 
Sitzungen  der  Römisch-Germanischen  Kom- 
mission, des  Römisch-Germanischen  Zentral- 
Museums  und  der  Kommission  für  die  Er- 
forschung des  Kaiserpalastes  in  Trier  teil. 
Kürzere  dienstliche  Reisen  führten  ihn  nach 
Homburg  v.  d.  H.,  Erlangen  und  Frank- 
furt a.  M.,  eine  längere  zur  I,eitung  der  Aus- 
grabungen von  Tiryns  nach  Griechenland, 
von  wo  er  über  Rom  zurückkehrte.  Während 
seiner  Abwesenheit  wurde  er  von  Herrn  von 
Wilamowitz-Moellendorff  vertreten. 

Vom  Jahrbuch  und  Anzeiger  erschien 
Band  XXVIII,  von  den  Antiken  Denk- 
mälern das  2.  Heft  des  III.  Bandes. 

Aus  dem  Iwanoff-Fonds  unterstützte  die 
Zentral-Direktion  Herrn  Weege  bei  der  Fort- 
setzung seiner  Forschungen  in  der  Domus 
Aurea,  über  deren  ersten  Abschnitt  im 
XXVIII.  Bande  des  Jahrbuchs  und  den 
Antiken  Denkmälern  berichtet  ist,  eine 
Arbeit,  die  auch  als  Sonderabdruck  einzeln 
käuflich  ist.  Weiter  konnten  aus  dem 
Iwanoff-Fonds  Zuschüsse  zu  Herrn  Schultens 
Veröffentlichung .  der  Ausgrabungen  von 
Numantia  und  zu  den  Grabungen  geleistet 
werden,  die  das  Athenische  Institut  unter 
der  Leitung  der  Herren  Brueckner  und 
Knackfuß  im  Gebiete  des  Friedhofes  vor 
dem  Dipylon  unternimmt. 

Mit  den  von  Freunden  des  Instituts  zur 
Verfügung  gestellten  Mitteln  konnte  die 
Bearbeitung  der  Keramik  von  Tiryns  ge- 
fördert werden,  die  die  Herren  Karo  und 
Kurt  Müller  demnächst  als  III.  Band  des 
Tirynswerkes  herausgeben  werden.  Vor 
allem  aber  ermöglichten  sie  die  Weiterführung 
der  Arbeiten  in  Pompeji,  die  durch  die  Herren 
Winter,  Pernice,  v.  Schöfer  und  Krischen  so 
weit  gediehen  sind,  daß  mit  der  Veröffent- 
lichung begonnen  werden  kann.  Den  hoch- 
herzigen Gönnern,  deren  Stiftung  allein 
uns  die  Förderung  dieser  wichtigen  Unter- 
nehmungen ermöglicht,  danken  wir  auch 
an  dieser  Stelle. 


Gelegentlich  ihres  Aufenthaltes  in  Pom- 
peji hielten  die  Herren  Winter  und  Pernice 
auf  Veranlassung  der  Zentral-Direktion  einen 
Kursus  vom  6. — ii.  Oktober  ab. 

In  Rom  stand  Herrn  Delbrueck  bis  zum 
September  des  Berichtsjahres  noch  Herr 
Dr.  E.  Katterfeld  zur  Seite.  Dann  trat  an 
dessen  Stelle  Herr  Dr.  E.  Schmidt,  zeitweilig 
unterstützt  von  Herrn  Höfner.  Am  Real- 
katalog arbeiteten  die  Herren  v.  Mercklin, 
Weickert,  Nachod,  Wigand  in  Bonn,  Bang 
in  Berlin,  F'rl.  Gütschow  in  Rom  und  Frl. 
Läng  in  Budapest.  Der  I.  Halbband  ist  er- 
schienen, der  Druck  des  II.  hat  begonnen. 

Herr  Delbrueck  bereiste  im  Sommer 
Venetien  und  die  Lombardei.  Im  August 
und  September  war  er  beurlaubt.  Im  Mai 
und  Juni  leitete  er  gemeinsam  mit  Herrn 
Karo  einen  Giro  in  den  etruskischen  Samm- 
lungen und  Ruinenstätten.  Während  Herr 
Karo  die  etruskischen  Sammlungen  in  Rom, 
Corneto  und  Florenz  erläuterte,  führte  Herr 
Delbrueck  in  den  Ruinen  von  Praeneste 
und  Falerii,  Herr  Nachod  in  der  Nekropole 
von  Cerveteri;  Herr  Koch  behandelte  die 
architektonischen  Terrakotten  der  Villa  di 
Papa  Giulio.  Von  Mitte  November  bis 
Ende  Dezember  veranstaltete  Herr  Del- 
brueck Führungen  auf  dem  römischen 
Forum.  Im  Januar  schlössen  sich  daran 
Herrn  Amelungs  Vorträge  über  griechische 
Plastik. 

Vom  XXVIII.  Band  der  Römischen  Mit- 
teilungen erschienen  Heft  i — 3.  Am  Gene- 
ralregister der  Römischen  Mitteilungen 
arbeitete  Herr  Naechster. 

In  Angriff  genommen  wurde  die  Ver- 
öffentlichung von  Plänen  und  ausgewählten 
Grabmälern  der  südetruskischen  Felsnekro- 
polen  durch  die  Herren  Koch,  v.  Mercklin, 
Weickert  und  v.  Stockar.  Zunächst  wurde 
in  der  Nekropole  von  Bieda  gearbeitet. 

In  der  Bibliothek  betrug  der  Zuwachs 
655  Werke.  Mit  Dank  dürfen  wir  wieder 
eine  Reihe  wertvoller  Geschenke  an  die 
Bibliothek  erwähnen. 

In  Athen  war  neben  den  Sekretaren 
Herr  Fimmen  tätig.  Die  Zuwendung  eines 
ungenannten  Gönners,  für  die  auch  wir  an 
dieser  Stelle  herzlich  danken  möchten, 
setzte  das  Sekretariat  in  den  Stand,  auch 
Herrn  Weigand  für  dieses  Jahr  nach  Athen 


—   III   — 


zu  ziehen  und  ihm  zunächst  die  Weiter- 
führung der  von  Herrn  Struck  hinter- 
lassenen  unvollendeten  byzantinischen 
Studien  zu  übertragen. 

Herr  Karo  hat  vom  7. — 11.  April  eine 
Führung  in  Kandia  und  Knossos  veran- 
staltet. Während  des  Januar  und  Februar 
erklärte  Herr  Karo  die  vormykenischen  und 
mykenischen  Altertümer,  Herr  Knackfuß 
die  Bauten  der  Unterstadt,  Herr  Fimmen 
ausgewählte  Inschriftengruppen,  Herr  Wei- 
gand  byzantinische  Kirchen.  Auch  an  den 
Führungen  unserer  österreichischen  Kollegen, 
Herrn  Wilbergs  auf  der  Akropolis  und  im 
Dionysostheater,  Herrn  Walters  im  epi- 
graphischen Museum,  konnten  sich  unsere 
Stipendiaten  beteiligen.  Vom  16. — 31.  März 
hat  dann  Herr  Karo  eine  Führung  in  die 
Argolis,  nach  Delphi  und  Olympia  unter- 
nommen, an  letzterem  Ort  in  dankens- 
werter Weise  von  Herrn  Wilberg  unterstützt. 

Die  auf  Veranlassung  S.  Majestät  des 
Kaisers  in  Corfu  veranstalteten  Forschungen 
wurden  auch  im  Berichtsjahre  unter  Lei- 
tung von  Herrn  Dörpfeld  fortgesetzt.  Die 
reichen  und  wichtigen  Funde  dieses  Früh- 
lings an  Architektur,  Inschriften  und  nament- 
lich architektonischen  Terrakotten  fallen 
indes  bereits  in  das  neue  Geschäftsjahr. 

Von  Anfang  September  bis  Ende  Ok-. 
tober  hatten  die  Herren  Dragendorfif,  Karo 
und  Kurt  Müller  in  Tiryns  gegraben. 
Nachdem  im  Frühjahr  vom  2. — 18.  März 
noch  einige  ergänzende  Arbeiten,  an  denen 
sich  neben  Herrn  Karo  die  Herren  Bremer 
und  Matthies  beteiligten,  ausgeführt  worden 
sind,  ist  die  Erforschung  der  Burg  von  Tiryns 
zu  ■  einem  vorläufigen  Abschluß  gelangt. 
Über  die  Ergebnisse  orientiert  kurz  der 
Bericht  in  den  Athen.  Mitt.  XXXVIII  1913 
S.  329  ff.  Eine  weitere  Kampagne  wird 
jetzt  noch  die  Erforschung  der  Nekropole 
in  Anspruch  nehmen,  mit  der  im  Berichts- 
jahre begonnen  wurde.  Dankbar  dürfen 
wir  hier  erwähnen,  daß  das  schon  so  oft  be- 
währte Interesse  des  Herrn  Goekoop  uns 
auch  in  diesem  Jahre  nicht  fehlte  und  uns 
in  den  Stand  setzte,  den  glücklichen  ersten 
Fund  in  der  Nekropole  sofort  auszunutzen 
und  das  erste  Kuppelgrab  von  Tiryns  frei- 
zulegen. 

In  Pergamon  haben   die  Herren  Knack- 


fuß, Hepding  und  Schazmann  vom  Sep- 
tember bis  November  den  Rampenzugang 
des  oberen  Gymnasiums  mit  der  im  vorigen 
Jahre  von  Herrn  Conze  entdeckten  Tor- 
anlage freigelegt,  ebenso  das  Gebäude  beim 
sog.  Eumenischen  Tore. 

Von  den  Athenischen  Mitteilungen  er- 
schien Band  XXXVIII. 

Der  Bibliothek  überwies  Frau  Geheim- 
rat Lüders  die  Bücher  ihres  verstorbenen 
Gatten,  eine  sehr  wertvolle  Zuwendung, 
für  die  auch  an  dieser  Stelle  herzlich  ge- 
dankt sei.  Im  übrigen  war  die  Vermehrung 
der  Bibliothek  durch  Tausch,  Kauf  und  Ge- 
schenke die  übliche.  Die  Sammlung  der 
Photographien  wurde  namentlich  durch 
eine  große  Zahl  von  Aufnahmen  aus  Tiryns 
vermehrt. 

Erwähnt  sei  endlich,  daß  eine  außer- 
ordentliche Zuwendung  aus  Reichsmitteln 
eine  gründliche  Reparatur  des  Instituts- 
gebäudes ermöglichte. 

Bei  der  Römisch-Germanischen  Kom- 
mission waren  neben  Herrn  Ritterling  als 
wissenschaftliche  Hilfsarbeiter  die  Herren 
Barthel  und  Walter  Müller  tätig.  An 
Stelle  des  letzteren,  der  einer  Berufung 
nach  Dresden  gefolgt  ist,  trat  dann  Herr 
Kutsch,  der  schon  vorher  freiwillig  als 
Hilfsarbeiter  bei  der  Kommission  tätig  ge- 
wesen war. 

Die  Jahressitzung  der  Kommission  fand 
am   19.  März  in  Frankfurt  a.  M.  statt. 

Der  VII.  Bericht  der  Römisch -Ger- 
manischen Kommission  ist  im  Druck.  Aus 
seinem  Inhalt  sei  namentlich  die  Museo- 
graphie  der  süddeutschen  Museen  und  die 
Bibliographie  der  Römisch-Germanischen 
Forschung  für   191 2   hervorgehoben. 

Von  den  seitens  der  Römisch  -  Germa- 
nischen Kommission  herausgegebenen  und 
unterstützten  Publikationen  erschien  das 
Werk  von  F.  Henkel  über  die  römischen 
Ringe  der  Rheinlande.  In  der  Serie  der 
Kataloge  west-  und  süddeutscher  Altertums- 
sammlungen erschienen  Band  II:  Die  Sam- 
lung  Marx  in  Mainz,  bearbeitet  von  F.  Behn, 
und  Bd.  III:  Das  Landesmuseum  in  Birken- 
feld, bearbeitet  von  H.  Baldes  und  G. 
Behrens.  Mehrere  weitere  Bände  sind  in 
Arbeit.  Eine  neue  Serien -Publikation: 
Materialien  zur  römisch-germanischen  Kera- 


—     IV 


mik,  eröffnete  die  Kommission  mit  Heft  I, 
das  die  Keramik  des  Kastells  Niederbieber, 
bearbeitet  durch  Fr.  Oelmann,  enthält. 
Erwähnt  sei  endlich  das  Buch  von  A.  Riese : 
Das  rheinische  Germanien  in  den  antiken 
Inschriften,  das  auf  Veranlassung  der  Rö- 
misch-Germanischen Kommission  erschienen 
ist 

Für  den  Katalog  der  italischen  Terra- 
Sigillata  bereiste  Herr  Oxe  die  Schweiz, 
Südfrankreich,  Italien  sowie  einige  süd- 
deutsche und  österreichische  Museen. 
Einen  vorläufigen  Bericht  über  die  Ergeb- 
nisse bringt  der  VII.  Bericht  der  Römisch- 
Germanischen  Kommission. 

Die  Kommission  unterstützte  aus  ihren 
Mitteln  die  Ausgrabungen  im  Römerlager 
bei  Haltern,  in  den  Erdkastellen  bei 
Hüfingen  in  Baden,  bei  Risstissen  und  Rott- 
weil in  Württemberg,  der  wahrscheinlich 
frühtrajanischen  militärischen  Anlage  am 
Salisberg  bei  Kesselstadt,  dem  spätrömischen 
Kastell  Altrip.  Auf  dem  Gebiet  der  Ring- 
wallforschung  sei  die  Aufnahme  der  „Burg" 
bei  Rambach  im  Reg.-Bez.  Wiesbaden 
durch  Herrn  Thomas  und  die  Unter- 
suchung der  Anlagen  auf  dem  Firtischberg 
bei  Kaysersberg  i.  E.    erwähnt.     Der   neo- 


lithischen  Periode  galten  Untersuchungen 
bei  Worms  und  Sigmaringen. 

Die  planmäßige  Erforschung  des  alten 
Straßennetzes  im  linksrheinischen  Gebiet 
wurde  namentlich  im  Elsaß  kräftig  gefördert. 

Im  August  wurde  in  Verbindung  mit 
der  Direktion  des  Provinzial-Museums  ein 
archäologischer  Kursus  in  Trier  abgehalten. 

Die  Reisen  des  Direktors  und  seiner 
wissenschaftlichen  Mitarbeiter  berührten  fast 
alle  Teile  des  ausgedehnten  Arbeitsgebietes. 
Besonders  erwies  sich  zur  Beschaffung  des 
Materials  für  die  Museographie  die  plan- 
mäßige Bereisung  der  Museen  bestimmter 
Bezirke  als  fruchtbringend. 

Die  Bibliothek  vermehrte  sich  stark,  vor 
allem  durch  den  immer  regeren  Tausch- 
verkehr. Auch  für  eine  Reihe  von  Schen- 
kungen dürfen  wir  hier  den  Dank  aus- 
sprechen. 

Endlich  sei  mit  Dank  erwähnt,  daß  die 
Stadt  Frankfurt  a.  M.,  nachdem  das  Ge- 
bäude, in  welchem  sie  der  Kommission 
seit  1909  Räume  zugewiesen  hatte,  nieder- 
gelegt ist,  der  Kommission  als  Ersatz  dafür 
wiederum  einen  Barzuschuß  von  1500  M. 
jährlich  bewilligt  hat. 


ZENTRAL-DIREKTION 

DES  KAISERLICH  DEUTSCHEN  ARCHÄOLOGISCHEN  INSTITUTS 

BERLIN  W.  50,  Ansbacherstr.  46. 


berufen  von  Preußen  auf 

Vorschlag  der  Königlichen 

Akademie  der  Wissenschaften. 


berufen   von  Preußen. 


20. 1 


H.  Dragendorff,    Generalsekretär,    Prof.,    Dr.,    Berlin-Lichterfelde    (West),    Zchlendorferstr.    55 
C.  Weller,  Geh.  Legationsrat,  Vortragender  Rat  im  Auswärtigen  Amt,  Berlin  W.  30,  Heilbronner- 

Str.  19,  vom  Reichskanzler  berufen. 
0.  Hirschfeld,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Charlottenburg, 

Mommsenstr.  6, 
E.Meyer,  Geh.  Reg.-Rat„  Prof.,  Dr.,  Berlin-Lichterfelde  (West), 

Mommsenstr.  7/8, 
U.  von  Wilamowitz-Moellendorff,   Wirkl.    Geh.    Rat,    Prof.,   D. 

Dr.,  Berlin-Westend,  Eichen-Allee  12, 
W.  Dörpfeld,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Friedenau,  Niedstr.  22, 
G.  Loeschcke,  Geh.  Reg.-Rat,  Proi.,!)!.,  BerlinNW.40,  Hindersinstr. 6, 
C.  Robert,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Halle  a.  S.,  Angerweg  40, 
Th.  Wiegand,  Direktor,  Dr.,  Berlin-Steglitz,  Peter  Lenn&tr.  30, 
H.  Bulle,  Prof.,  Dr.,  Würzburg,  Konradstr. 
P.  Wolters,  Prof.,  Dr.,  München,  Tengstr.  20, 
F.  Studniczka,  Geh.  Hofrat,  Prof.,  Dr.,  Leipzig,  Leibnizstr.  11,    berufen  von  Sachsen. 

F.  Noack,  Prof.,  Dr.,  Tübingen,  Gartenstr.  5g,  berufen  von  Württemberg. 

E.  Fabricius,  Geh.  Hofrat,  Prof.,  Dr.,  Freiburg  i.  Br.,  Goethestr.  44,  berufen  von  Baden. 
C.  Watzinger,  Prof.,  Dr.,  Gießen,  Gr.  Steinweg  23,  berufen  von  Hessen. 

A.  von  Salis,  Prof.,  Dr.,  Rostock,  Augustenstr.  123,   berufen  von  Mecklenburg-Schwerin. 

B.  Graef,  Prof.,  Dr.,  Jena,  Erfurterstr.  64,    berufen  von  den  Thüringischen  Staaten. 
A.  Frickenhaus,  Prof.,  Dr.,  Straßburg  i.  Eis.,  Taulerring  21,  berufen  von  Elsaß-Lothringen. 

G.  Körte,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Göttingen,  Wilhelm  Weberstr.  11, 
H.  Graf  von  und  zu  Lerchenfeld  auf  Köfering  und  Schönberg,  Bayerischer 

Staatsrat  und  Gesandter,  Dr.,  Berlin  W.  9,  Voßstr.  3, 

F.  Winter,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Bonn,  Venusbergweg  25, 


berufen  von  Bayern. 


berufen  vom  Reichs- 
kanzler auf  Vorschlag 
der  Zentral-Direktion. 


SEKRETARIATE 

ROM,  MoNTfi  Tarpeo  28. 

R.  Delbrueck,  Erster  Sekretär,  Prof.,  Dr.,  Rom,  Monte  Tarpeo  28. 
Zweite  Sekretarstelle  z.  Zt.  unbesetzt. 


ATHEN,  Phidiasstr.  i. 

G.  Karo,  Erster  Sekretär,  Prof.,  Dr.,  Athen,  Phidiasstr.  i. 
H.  Knackfuß,  Zweiter  Sekretär,  Baurat,  Athen,  Phidiasstr.  i. 


—     VI     — 
RÖMISCH-GERMANISCHE   KOMMISSION 

FRANKFURT  A.  M.,  Eschersheimer  Landstr.  107. 

E.  Ritterling,  Direktor,  Prof.,  Dr.,  Frankfurt  a.  M.,  Eschersheimer  Landstr.  107. 

H.  Dragendorff,  als  Generalsekretär,  siehe  Zentral-Direktion. 

O.  Hirschfeld,! 

r    I         heke    (  ^°°  ^^^  Zentral-Direktion  aus  ihrer  Mitte  gewählt,  siehe  daselbst. 

G.  Voigt,  Oberbürgermeister,  Frankfurt  a.  M.,  Zeppelin-Allee  21,  > 

E.  Meyer,  siehe  Zentral-Direktion,  j  vom  Reichskanzler  berufen. 

K.  Schumacher,  Direktor,  Prof.,  Dr.,  Mainz,  Zentral-Museum,     ) 

H.  Jacobi,    Baurat,    Homburg  v.  d.  H.,    Dorotheenstr.   12,    berufen  von  Preußen. 


J.  Ranke,  Geh.  Hofrat,  Prof.,  Dr.,  München,  Briennerstr.  23,     „ 
P.  Goessler,  Prof.,  Dr.,  Sttdtgart-Degerloch,  Olgastr.  20,  „ 

E.  Fabricius,  siehe  Zentral-Direktion,  „ 

E.  Anthes,  Prof.,  Dr.,  Darmstadt,  Heinrichstr.  96,  „ 
R.  Henning,  Prof.,  Dr.,  Straßburg  i.  Eis.,  Sternwartstr.  16,        „ 

F.  Koepp,  Prof.,  Dr.,  Münster  i.  Westf.,.  Gertrudenstr.  41, 
H.  Lehner,  Direktor,  Prof.,  Dr.,  Bonn,  Weberstr.  96, 

F.  Ohienschlager,  Oberstudienrat,  Prof.,  Dr.,  München,  Luisenstr.  54, 
C.  Schuchhardt,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Lichlerfelde  (West), 

Teltowerstr.  139, 

G.  Wolff,  Prof.,  Dr.,  Frankfurt  a.  M.,  Grüneburgweg  57, 


Bayern. 

Württemberg. 

Baden. 

Hessen. 

Elsaß-Lothringen. 


berufen  vom 
Reichskanzler  auf 
Vorschlag  der  Zen- 
tral-Direktion. 


VERZEICHNIS  DER  MITGLIEDER 

DES    KAISERLICH    DEUTSCHEN  ARCHÄOLOGISCHEN  INSTITUTS 

I.  SEPTEMBER  1914. 

L    EHREN  -  MITGLIEDER 

Seine  Hoheit  Herzog  Bernhard  von  Sachsen-Meiningen,  Meiningen. 
Seine  Königliche  Hoheit  Prinz  Rupprecht  von  Bayern,  München. 
Seine  Hoheit  Prinz  Friedrich  Karl  von  Hessen,  Schloß  Friedrichshof  (Taunus). 
Seine  Durchlaucht  der  reg.  Fürst  Johann  II.  von  und  zu  Liechtenstein,   Wien. 
Seine    Durchlaucht     Fürst    von    Radolin,     Kaiserlicher    Botschafter  a.  D.,    Schloß   Jarotschin 
(Posen). 

F.  Adickes,  Oberbürgermeister  a.  D.,  Dr.,  Frankfurt  a.  M. 

C.  Freiherr   von  Bildt,    Königlich    Schwedischer   Minister,    Rom,    Palazzo    Capranica,    Via  del 
Teatro    Valle  16. 

G.  F.  Gamurrini,  Comm.,  Areszo. 

C.  Klügmann,  Hanseatischer  Gesandter  a.  I>.,  Dr.,  Berlin  NW.  40,  Alsenstr.  7. 

H.  Lehmann,  Geh.  Kommerzienrat,  Dr.,  Halle  a.  S.,  Gr.  Steinstr.  19. 

H.  Graf  von  und  zu  Lerchenfeld  auf  Köfering  und  Schönberg,  siehe  Zentral-Direktion. 

Duc  de  Loubat,  Paris,  Rue  Dumont  d'Urville  53. 

Donna  Ersilia  Caetani  Contessa  Lovatelli,  Dottoressa,  Rom,  Palazzo  Lovatelli,  Piazza  Campelli 

Graf  von  Plessen-Cronstem,  Kaiserlicher  Gesandter  a.  D.,  Nehmten- Ascheberg  (Holstein). 

R.  Schöne,  Wirkl.  Geh.  Rat,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Grunewald,  Wangenheimstr.  13. 

E.  von  Sieglin,  Geh.  Hofrat,  Dr.,  Stuttgart,  Villa  \Aeißenburg. 

James  Simon,  Dr.,  Berlin  W.  10,  Tiergartenstr.  15  a. 


-     VII     — 


II.    ORDENTLICHE  MITGLIEDER 


W.  Amelung,  Prof.,  Dr.,  Rom,  Via  Andrea  Cesalpino  i, 

Villino  Antonia. 
E.  Anthes,  siehe  Römisch-Germanische  Kommission. 
Conte  A.  Antonelli,  Rom,  Via  Nazionale  158. 
B.    von    Arnold,      Geh.    Hofrat,     Dr.,     München, 

Tengstr.  30. 
Th.  Ashby,  Direktor  der  British  School,  Dr.,  Rom, 

Piazza  SS.  Apostoli,  Palazzo  Odescalchi  80. 

E.  Babelon,  Prof.,  Conservateur  du  Cabinet  des 
M^dailles,  Paris,  Rue  de  Vemeuil  30. 

F.  Bamabei,  Comm.,  Prof.,  Dott.,  Consigliere  di 
Stato,    Rom,    Piazza    S.   Luigi    de'Francesi   24. 

F.  W.  Freiherr  von  Bissing,  Prof.,  Dr.,  München, 
Georgenstr.  10. 

H.     Blümner,     Prof.,     Dr.,     Zürich    IV,     Öttiker- 

straße  55. 
J.   Boehlau,  Direktor,  Dr.,  Cassel,  Lessingstr.  2. 

G.  Boni,  Comm.,  Ing.  Arch.,  Direttore  Ufficio  scavi 
Foro  Romano  e  Palatino,  Rom,  Via  S.  Fran- 
cesca  Romana  53. 

L.  Borchardt,  Geh.  Reg. -Rat,  Prof.,  Dr.,  Kairo, 
Gesire-Garten,  Deutsches  Institut  für  Ägyptische 
Alterturaskunde. 

E.  Bormann,  Hofrat,  Prof.,  Dr.,  Wien-Klosterneu- 
burg, Buchberggasse  41. 

R.  Borrmann,   Geh.    Baurat,   Prof.,   Berlin    W.   50, 

Bambergerstr.  7. 
R.  C.  Bosanquet,  Prof.,  Liverpool,  Bedford  Street  40. 
A.   Brueckner,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Friedenau,   Spon- 

holzstr.  19. 

F.  Bulid,  Monsignore,  Reg.-Rat,  Direktor,  Spalalo, 
Archäologisches  Staatsmuseum. 

H.   Bulle,  siehe  Zentral-Direktion. 
R.  Cagnat,  Prof.,  Dr.,  Paris,   Boulevard  du  Mont- 
pamasse  96. 

G.  Calderini,  Comm.,  Ing.,  Prof.  R.  Universitä, 
Rom,  Via  Voltumo  58. 

C.  Cichorius,  Prof.,  Dr.,  Breslau,  Kastanien-Allee  24. 
M.  CoUignon,  Prof.,  Dr.,  Paris,  Boulevard  St.  Ger- 
main 88. 

Sir  S.  Colvin,  London  W.,  Palace  Gardens 
Terrace  35, 

D.  Comparetti,  Comm.,  Prof.,  Senatore,  Florenz,  Via 
La  Marmora  20. 

F.  Cumont,  Prof.,  Dr.,  Rom,  Corso  d'  Italia  19. 
J.  Ddchelette,  Conservateur,  Dr.,   Roanne   (Loire), 

Rue  de  la  Sous-Prifecture  22. 
A.  L.  Delattre,  Directeur  du  Musee,   St.   Louis  de 

Carthage  (Tunis). 
R.  Delbrueck,  siehe  Sekretariat  Rom. 


G.  De  Petra,  Comm.,  Prof.,  Dott.,  Neapel,  Pallonetto 
S.  Chiara  8. 

E.  De  Ruggiero,  Prof.,  Dott.,  Rom,  Via  Aureli- 
ana  53. 

H.  Dessau,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Charlottenburg,  Leib- 

nizstr.  57. 
H.  Diels,  Geh.  Ober-Reg.-Rat,  Prof.,  D.  Dr.,  Berlin 

W.  50,  Nürnbergerstr.  65. 
A.    von    Domaszewski,    Geh.    Hofrat,    Prof.,    Dr., 

Heidelberg,   Bergstr.  28. 
\V.  Dörpfeld,  siehe  Zentral-Direktion. 
J.     Dragatsis,     Gymnasial-Direktor,      Athen,     ö?ö{ 

H.  Dragendorff,  siehe  Zentral-Direktion. 

St.  Dragumis,  Premier-Minister  a,  D,,   Athen,    0005 

'AfAaXia?    26. 
H.  Dressel,  Prof.,.  Dr.,  Berlin  W.  8,  Kroneiistr.   16. 
L.    Duchesne,    Monseigneur,    Directeur    de  l'&ole 

Frangaise,    Rom,    Palazzo    Famese,    und   Paris, 

Passage  Stanislas  2. 

F.  Dürrbach,  Prof.,  Dr.,  Toulouse,  Rue  du  Japon  40. 
F.  von  Duhn,  Geh.  Hofrat,  Prof.,  Dr.,  Heidelberg- 
Neuenheim,  Werrgasse  7. 

J.  Durm,  Geheimrat,  Prof.,  Dr.,  Karlsruhe,  Tech- 
nische Hochschule. 

F.  Ehrle,  Padre,  Prefetto  della  Biblioteca  Vaticana, 
Rom,  Palazzo  Vaticano. 

A.  Erman,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Steglitz, 
Peter  Lenn^str.  72. 

Sir  A.  J.  Evans,  Prof.,  Dr.,  Berks,  near  Oxford, 
Youlbury. 

E.  Fabricius,  siehe  Zentral-Direktion. 

J.  Ficker,  Prof.,  D.  Dr.,  Straßburg  i.  Eis.,  Lessing- 
straße 2. 

F.  Fita,  Dr.,  Madrid,  Isabella  Cat6lica.i2. 

R.    Foerster,    Geh.    Reg.-Rat,    Prof.,    Dr.,   Breslau, 

Kastanien-Allee  3a.  - 

P.  Foucart,  Prof.,  Dr.,  Paris,  Rue  Jacob  19. 

G.  Fougeres,   Direktor  der   ficole   Frangaise,   Athen. 
Sir  J.  G.  Frazer,    Prof.,    Dr.,     Cambridge,     Trinity 

College. 
A.  Frickenhaus,  siehe  Zentral-Direktion. 
W.  Fröhner,  Dr.,  Paris,  Rue  Casimir-P^rier  11. 
E.  A.  Gardner,  Prof.,  Dr.,  Tadworth  (Surry),  Farm 

Corner. 
P.  Gardner,  Prof.,  Dr.,  Oxford,  Banbury  Road  105. 
G.  Gatti,  Comm.,  Prof.,  Rom,  Piazza  S.  Luigi  dei 

Francesi  24! 
G.   Ghirardini,   Comm.,   Prot,  Direttore  del  Museo 

Civico,  Bologna,  Via  dell'  Indipendenza  54. 


—   vrn   — 


F.  Graeber,   Baurat,  Bielefeld,  Sparenberg  2  a. 
B.  Graef,  siehe  Zentral-Direktion. 

Fr.  LI.  Griffith,  Dr.,  Oxford,  Norham  Gardens  11. 
St.  Gsell,   Prof.,   Dr.,   Paris,   Rue  de  la  Tour  92. 

E.  J.  Haeberlin,  Justizrat,  Dr.,  Frankfurt  a.  M.- 
Eschersheim,  Ginnheimerstr.  46. 

G.  Hager,  Generalkonservator,  Dr.,  München,  Koch- 
str.  18. 

F.  Halbherr,  Comm.,  Prof.,  Dott.,  Rom,  Via  Are- 
nula  21. 

Halil  Edhem  Bey,  General-Direktor,  Dr.,  Konstan- 
tinopel, Ottoraanisches  Museum. 

A.  Hamaek,  General-Direktor,  Wirkl.  Geh.  Rat, 
Prof.,  D.  Dr.,  Berlin-Grunewald,  Kunz-Bunt- 
schuhstr.  2. 

P.  Hartwig,  Dr.,  Rom,  Via  Alessandrina  17. 
J.  A.  Hatzidakis,  Direktor,  Dr.,   Candia,  Museum. 
F.  Haug,  Geh.  Hofrat,  Gymnasial-Direktor  a.  D., 
Dr.,  Stuttgart,  Salzmannweg  i. 

B.  Haussoullier,  Prof.,  Dr.,  Paris,  Rue  S"  C^cile  8. 
F.  Haverfield,     Prof.,  ^  Dr.,      Oxford,     Winshields, 

Headington  Hill. 
R.  Heberdey,  Prof.,  Dr.,  Grass,  Mandellstr.  26. 
J.   L.   Heiberg,    Prof.,   Dr.,   Kopenhagen,   Classens- 

gade  13. 
W.   Heibig,    Prof.,   Dr.,  Rom,   Villa  Lante   al  Gia- 

nicolo. 
H.  Hepding,   Dr.,   Gießen.   Schifienberger  Weg   16. 
A.  H^ron  de  Villefosse,  Conservateur  au  Mus^e  du 

Louvre,  Paris,  Rue  Washington  16. 
L.  Heuzey,  Paris,  Boulevard  Exelmans  90. 
F.  Freiherr  Hiller  von  Gaertiingen,  Prof.,  Dr.,  Berlin- 
Westend,  Ebereschen -Allee  11. 
O.  Hirschfeld,  siehe  Zentral-Direktion. 
H.  Hitzig,  Prof.,  Dr.,  Zürich  V,  Casinostr.  18. 
M.  HoUeaux,   Prof.,  Dr.,   Paris,    Quai  de  la  Tour- 

nelle  27. 
A.    E.    J.    Holwerda,    Prof.,    Dr.,    Leiden,    Zoeter- 

woudsche  Singel  52. 
Th.  HomoUe,  Administrateur  gfe^ral  de  la  Biblio- 

theque   Nationale,   Dr.,   Paris,    Rue   de   Petits- 

Champs  8. 
Ch.  Hülsen,  Prof.,  Dr.,  Florenz,  Villa  Toloraei,  Via  di 

MarignoUe  6,  Bellosguardo. 

F.  Imhoof- Blumer,  Dr.,   Winterthur,   Bühlhof. 
H.  Stuart  Jones,  Saundersfoot  ( Pembrokeshire ) . 
W.  Judeich,  Prof.,  Dr.,  Jena,  Beethovenstr.  30. 

C  Jullian,    Prof.,    Dr.,    Paris,    Rue    du     Luxem- 

bourg  30. 
E.  Kaiinka,  Prof.,  Dr.,  Innsbruck,  Adolf  Pichlerstr.  5. 

G.  M.  Kam,  Nijmegen,  Berg  und  Dalsche  Weg  76. 
G.  Karo,  siehe  Sekretariat  Athen. 


P.  Kastriotis,  Ephoros  der  Altertümer,  Athen,  680; 
'Aß^pojtf  9. 

P.  Kawadias,  Prof.,  Dr.,  General-Sekretär  der 
Archäologischen  Gesellschaft,  Athen,  Hotel  de 
France. 

B.  Keil,  Prof.,  Dr.,  Leipzig,  Universität. 

J.  Keil,  Sekretär  des  K.  K.  Österr.  Archäolog.  In- 
stituts, Dr.,  Smyrna,  österreichische  Post. 

F.  von  Kenner,  Hofrat,  Direktor  a.  D.,  Wien  111, 
Traungasse  i. 

W.  Klein,   Prof.,   Dr.,   Prag,  Deutsche  Universität 

H.  Knackfuß,  siehe  Sekretariat  Athen. 

F.  Koepp,  siehe  Römisch-Germanische  Kommission. 
R.  Koldewey,  Prof.,  Dr.,  Bagdad,  Deutsches  Kon- 
sulat und  Berlin-Friedenau,  Rubensstr.  8. 

A.  Körte,  Prof.,  Dr.,  Freiburg  i.  Br.,  Fuchstr.  16. 

G.  Körte,    siehe  Zentral-Direktion. 

M.  K.  Krispis,  Prof.,  Karditza  (Thessalien). 

E.  Krüger,  Direktor,  Prof.,  Dr.,  Trier,  Bergstr.  51. 
W.    Kubitschek,    Reg.-Rat,    Direktor,    Prof.,    Dr., 

Wien  IX,  Pichlergasse  i. 
Sp.    Lambros,    Prof.,    Dr.,     Athen,    65ö;  Maupoxop- 

80TOU  10. 
R.    A.    Lanciani,    Comm.,    Prof.,    Senatore,    Rom, 

Piazza  Sallustio  24. 
K.  Graf  Lanckoronski-Brzezie,  K.  K.  Wirkl.  Geh  Rat., 

Oberstkämmerer,  Wien  III,  Jacquingasse  18. 

B.  Latyschew,  Prof.,  Dr.,  St.  Petersburg,  Kaiser- 
liche Archäologische  Kommission,  Winterpalais. 

H.  Lechat,  Prof.,  Dr.,  Lyon,  Quai  Gailleton  22. 
H.  Lehner,  siehe  Römisch-Germanische  Kommission. 
B.  Leonardos,  Dr.,  Athen,  öo6{  IlpooaTefo'j  59. 

F.  Löhr,  Sekretär  des  K.  K.  österr.  Archäolog.  In- 
stituts, Dr.,  Wien  IX,  Grünetorgasse  14. 

G.  Loeschcke,  siehe  Zentral-Direktion. 

E.  Löwy,  Prof.,  Dr.,  Rom,  Via  del  Progresso  23. 
H.  Luckenbach,   Gymnasial-Direktor,   Dr.,    Heidel- 
berg; Sophienstr.  3. 
Barone  G.   Lumbroso,   Comm.,   Prof.,   Dott.,   Rom, 

Via  Sommacampagna  3. 
H.  Lyons,  Captain,  Dr.,  London,  Heathview  Gardens  5, 

Roehampton. 
L.    Mariani,    Prof.,    Dott.,    Rom,   Via   Pierluigi    da 

Palestrina  55. 
0.    Marucchi,    Comm.,    Prof.,    Dott.,   Direttore   del 

Museo  Egizio  nel  Vaticano,  Rom,  Via  S.  Maria 

in  Via  7  A. 
G.    Maspcro,     Prof.,    Directeur     du     Service     des 

Antiquit^s,  Kairo  und  Paris,  Avenue  de  l'Obser- 

vatoire  24. 
M.  Mayer,  Dr.,  Berlin  W.  35,  Potsdamerstr.  46. 
A.  Meletopulos,  Piräus,  65ö{  KoXoxorpwvr)  69. 


IX     — 


A.  Merlin,  Directeur  des  Antiquit^s  et  des  Arts,  Tunis, 

Rue  de  l'^glise.  73 
M.  Meurer,  Prof.,  Rom,  Via  Margutta  53  B. 
E.  Meyer,  siehe  Zentral-Direktion. 

E.  Michon,  Prof.,  Conservateur  au  Mus6e  du  Louvre, 
Paris,  Rue  Barbet-de-Jouy  26. 

L.  A.  Milani,  Comm.,  Prof.,  Dott.,  Direttore  del  R. 
Museo  Archeologico  e  degli  Scavi  d'Etruria, 
Florenz,  Viale  Principe  Eugenio  9. 

0.  Montelius,  Prof.,  Dr.,  Stockholm,  Museum  für 
Altertümer. 

J.  H.  Mordtmann,  Kaiserlich  Deutscher  General- 
Konsul  a.  D.,  Dr.,  Konsianlinopel-Pera,  Deutsche 
Post 

C.  D.  Mylonas,  Prof.,  Dr.,  Athen,  Akademiestr.  17. 

F.  Noack,  siehe  Zentral-Direktion. 

B.  Nogara,  Comm.,  Dott.,  Direttore  del  Museo  Gre- 
goriano  Etrusco  Vaticano,  Rom,  Salita  di  S.  Ono- 
frio  37  B. 

R.  Norton,  c/o  Shipley  and  Co.,  London,  Pall  Mall  123. 

F.  Ohlenschlager,  siehe  Römisch-Germanische  Kom- 
mission. 

P.  Orsi,  Comm.,  Prof.,  Dott.,  Direttore  del  R.  Museo 
Archeologico,  Syrakus. 

E.  Pais,  Comm.,  Prof.,  Dott.,  Rom,  Via  di  Ripetta  102. 

R.  Paribeni,  Dott.,  Direttore  del  Museo  Nazionale, 
Terme  di  Diocleziano,  Rom,  Via  dei  Prefetti  22. 

P.  Paris,  Prof.,  Directeur  de  l'^cole  Municipale  des 
Beaux-Arts,  Bordeaux,  Rue  Ausone  43. 

A.  Pasqui,  Cav.,  Direttore  dell'  Ufficio  degli  Scavi  di 
Roma  e  Provincia,  Rom,  Via  Nomentana  27. 

C.  Patsch,  Reg.-Rat,  Dr.,  Sarajevo,  Bosn.-Herzegow. 
Landes-Museum. 

P.  Perdrizet,  Prof.,  Dr.,  Nancy,  Avenue  de  la  Ga- 

renne  2. 
E.  Pernice,  Prof.,  Dr.,  Greifswald,  Karlstr.  4. 
L.  Pernier,  Dott.,  Direttore  della  Scuola  Arc'.eologica 

Italiana,  Athen,  6?ö{  Aiovuafou  '^pEioTtayfTOu  i. 
Marchese  N.  Persichetti  di  Santa  Mustlola,  Aquila, 

Piazza  Cavallotti  5. 
E.  Petersen,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Halensee,  Friedrichs- 

ruherstr.  13. 
W.   M.   Flinders   Petrie,   Prof.,   Dr.,   London,   Well 

Road  8,  Hampstead. 
E.  Pfuhl,  Prof.,  Dr.,  Basel,  Schönbeinstr.  42. 

B.  Pharmakowsky,  Prof.,  Dr.,  St.  Petersburg,  Kaiser- 
liche Archäologische  Kommission,  Winterpalais. 

A.  Philippson,  Prof.,  Dr.,  Bonn,  Königstr.  i. 

L.  Pigorini,  Comm.,  Prof.,  Senatore,  Dott,  Direttore 
del  Museo  preistorico,  Rom,  Via  del  CoUegio  Ro- 
mano 26. 


L.  Pollak,  österreichischer  Kaiserlicher  Rat,  Dr., 
Rom,  Via  del  Tritone  183. 

J.  Poppelreuter,  Direktor,  Prof.,  Dr.,  Cöln,  Eifel- 
str.  14. 

E.  Pottier,  Prof.,  Dr.,  Conservateur  au  Mus^e  du 
Louvre,  Paris,  Rue  de  la  Tour  72. 

A.  Prachow,  Wirkl.  Staatsrat,  Prof.,  Dr.,  St.  Peters- 
burg, Universität 

A.  von  Premerstein,  Prof.,  Dr.,  Prag-Smichow, 
Preßlgasse  13. 

E.  Pridik,  Prof.,  Dr.,  St.  Petersburg,  Woskressensky 
Quai  22. 

Sir  W.  M.  Ramsay,  Dr.,  Edinburgh,  Braid  Avenue  41. 

S.  Reinach,  Conservateur  du  Mus6e  de  St.  Germain, 
Boulogne-sur-Seine,  Avenue  Victor  Hugo  16. 

E.  Reisch,  Hofrat,  Direktor  des  K.  K.  Österr.  Ar- 
chäolog.  Instituts,  Prof.,  Dr.,  Wien  XVIII,  Karl 
Ludwigstr.  28. 

C.  Ricci,  Comm.,  Dott,  Direttore  Generale  per  le 
Antichitk  e  Belle  Arti,  Ministero  Pubblica  Istru- 
zione,  Rom,  Piazza  Venezia  11. 

R.  B.  Richardson,  Prof.,  Dr.,  Woodslock,  Connecticut. 

O.  Richter,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Berlin- 
Friedenau,  Niedstr.   16. 

A.  Riese,  Prof.,  Dr.,  Frankfurt  a.  M.,  Klettenberg- 
straße 7. 

E.  Ritterling,  siehe  Römisch-Germanische  Kom- 
mission. 

G.  E.  Rizzo,  Prof.,  Dott,  Turin,  Universität  und 
Rom,  Via  Po  18. 

C.  Robert,  siehe  Zentral-Direktion. 

E.  Robinson,  Direktor,  Metropolitan  Museum  of  Art, 
New  York. 

H.  von  Rohden,  Prof.,  Dr.,  Hagenau  i.  Eis.,  Gym- 
nasium. 

M.  Rostowzew,  Prof.,  Dr.,  St.  Petersburg,  Morskaja 

34,  10. 
0.    Rubensohn,    Direktor,    Prof.,    Dr.,    Hildesheini, 

Kaiser  Friedrichstr,  10. 
G.  McN.  Rushforth,    Malvern    Wells,  Riddlesden. 

A.  von  Salis,  siehe  Zentral-Direktion. 

B.  Sauer,  Prof.,  Dr.,  Kiel,  Lomsenstr.  30. 

L.  Savignoni,  Prof.,  Dott.,  Rom,  Via  dcU'  Anima  50. 
P.   Schazmann,  Architekt,  Genf,  Grande   Boissiere. 
H.    Schrader,    Prof.,  Dr.,   Frankfurt   a.   M.,   Schu- 
mannstr.  49. 

C.  Schuchhardt,  siehe  Römisch-Germanische  Kom- 
mission. 

A.  Schulten,  Prof.,  Dr.,  Erlangen,  Ratsbergcrstr.  22. 
V.  Schultze,  Prof.,  Dr.,  Greifswald,  Universität 
W.  Schulze,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Berlin  W.  10, 
Kaiserin  Augustastr.  72. 


X     — 


K.  Schumacher,  siehe  Römisch-Germanische  Kom- 
mission. 

Jonkheer  J.  Six  van  Hillegom,  Prof.,  Dr.,  Amster- 
dam, Heerengracht  511. 

A.  N.  Skias,  Prof.,  Athen,  6S6{  BoXretateu  7. 

A.  H.  Smith,  London  W.  C,  British  Museum. 

Sir  Cecil  H.  Smith,  Dr.,  London  S.W.,  Victoria  and 
Albert  Museum. 

A.  Sogliano,  Prof.,  Dott.,  Neapel,  Via  Avvocata  a 
Piazza  Dante  25. 

G.  Sotiriadis,  Prof.,  Dr.,  Athen,  666?  AouxtavoO  21. 

V.  Spinazzola,  Comm.,  Prof.,  Dott.,  Direttore  degli 
scavi  di  Pompei,  Neapel,  Museo  Nazionale. 

V.  Stais,  Direktor,  Dr.,  Athen,  National-Museum. 

E.  Steinmann,   Prof,  Dr.,    Rom,  Via  Aracoeli  3. 

E.  von  Stern,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Halle  a.  S., 
Lindenstr.  63. 

J.  Strzygowski,  Hofrat,  Prof.,  Dr.,  Wien,  Universität. 

F.  Studniczka,   siehe  Zentral-Direktion. 

J.  N.  Svoronos,  Direktor  des  Numismatischen  Mu- 
seums, Athen,  6Sö?  reoupyfo'j  rsvvctSfcu  3  B. 

L.  von  Sybel,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Marburg  i.  H. 
Sybelstr.  i. 

A.  Taramelli,  Prof.,  Dr.,  Direttore  del  Museo  di 
Antichitä,  Cagliari,  Via  Corte  d'Appello  12. 

H.  Thiersch,  Prof.,  Dr.,  Freiburg  i.  Br.,  Zascherstr.  67. 

A.  Trendelenburg,  Gymnasial-Direktor,  Geh.  Reg.- 
Rat,  Prof.,  Dr.,  Berlin  NW.  6,  Albrechtstr.  26. 

G.  Treu,  Geh.  Hofrat,  Prof.,  Dr.,  Dresden-Weißer 
Hirsch,  Heinrichstr.  21. 

Ch.  Tsuntas,  Prof.,  Athen,  68ö;  Zoioodyou  nrjyTj;  105. 

Th.  Uspenski,  Geheimrat,  Direktor,  Dr.,  Konstan- 
tinopel -Pera,  Rue  Sekis  Agatsch,  Russ.  Archäolog. 
Institut. 

G.  Vitelli,  Prof.,  Dott.,  Florenz,  Via  Masaccio  55. 

Marquis  de  Vogü(5,  Paris,  Rue  Fabert  2. 

M.  Volonakis,  Sektionschef,  Athen,  Kultusmini- 
sterium. 


E.  Wagner,  Direktor,  Geheimrat,  Prof.,  Dr.,  KarU' 
ruhe,  Hirschstr.   53. 

H.  Graf  von  Walderdorff,  Regensburg. 

Sir  Ch.  Waldstein,  Dr.,  Cambridge,  Newton,  Newton 

Hall. 
0.  Walter,   Sekretär  des  K.   K.  österr.  Archäolog. 

Instituts,  Dr.,  Athen,  Boulevard  Alexandra    18. 
C.  Watzinger,  siehe  Zentral-Direktion. 
R.  Weil,  Prof.,  Dr.,  Berlin  W.  35,   Blumeshof  16. 
C.  Weller,  siehe  Zentral-Direktion. 
J.  W.  White,  Prof.,  Dr.,  Cambridge,  Massachusetts, 

Concord  Avenue  18. 
S.  Wide,  Prof.,  Dr.,  Upsala,  Linn^gatan  18. 
Th.  Wiegand,  siehe  Zentral-Direktion. 
U.    von    Wilamowitz-Moellendorff,    siehe    Zentral- 
Direktion. 
W.  Wilberg,  Sekretär  des  K.  K.  österr.  Archäolog. 

Instituts,   Dr.,  Athen,   Boulevard  Alexandra  18. 
U.  Wilcken,  Prof.,  Dr.,  Bonn,  Buschstr.  20. 
A.  Wilhelm,  Prof.,  Dr.,   Wien  IX,   Schlickgasse  5. 
A.   Wilmanns,   Wirkl.    Geh.   Ober-Reg.-Rat,    Prof., 

Dr.,  Berlin  W.  10,  Königin  Augustastr.  48. 
J.  Wilpert,  Monsignore,  Protonotario  apostolico,  Rom, 

Via  Giovanni  Lanza  63. 
H.  Winnefeld,  Direktor,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Halensee, 

Paulsbornerstr.  8. 

F.  Winter,  siehe  Zentral-Direktion. 

G.  Wissowa,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Halle  a.  S., 
Mühlweg  20. 

G.  Wolff,  siehe  Römisch-Germanische  Kommission. 

P.  Wolters,  siehe  Zentral-Direktion. 

R.  Zahn,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Friedenau,  Cranachstr.  20. 

J.  Ziehen,  Stadtrat,  Dr.,  Frankfurt  a.  M.,  Blumen- 
straße 16. 

J.  Zingerle,  Reg.-Rat,  Vize  -  Direktor  des  K.  K, 
Österr.  Archäolog.  Instituts,  Dr.,  Wien  IX, 
Türkenstr.  4. 


III.    KORRESPONDIERENDE  MITGLIEDER 


Marchese    G.    Antimi-Clari,    Macerata   Feltria,    Via 

Garibaldi  105. 
P.  Arndt,  Dr.,  München,  Himmelreichstr.  3. 
A.  S.  ArvanitopuUos,  Ephoros  der  Altertümer,  Dr., 

Volo. 
0.  N.  Asldtis,  Chalki  bei  Rhodos. 
E.  Assmann,  Geh.  San.-Rat,  Dr.  med.,  Berlin  W.  50, 

Passauerstr.  5. 


A.  AudoUent,  Prof.,  Dr.,  Clermont-Ferrand  (Puy-de- 

D6me),  Chemin  de  l'Oradou  1. 
M.  Bang,  Dr.,  Berlin  W.  15,  Pariserstr.  10. 
F.  Baraibar,  Vitoria,  Cercas  altas  7  principal. 
C.  Bardt,  Geh.  Reg.-Rat,  Gymnasial-Direktor  a.  D., 

Dr.,  Berlin-Charlottenburg,  Demburgstr.  40. 
A.  Barmann,  K.  u.  K.  Österreichisch-Ungarischer  und 

K.  Dänischer  Vize-Konsul,  Rhodos. 


—     XI 


W.  Barthel,  Dr.,  Frankfurt  a.  M.,  Eschersheimer 
Landstr.  57. 

G.  Bellucci,  Comm.,  Prof.,  Perugia,  Corso  Cavour  9. 

O.   Beriet,  Oberstleutnant,  Minden,  Heidestr.  19. 

E.  Bethe,  Geh.  Hofrat,  Prof.,  Dr.,  Leipzig,  David- 
straße I. 

Fräulein  M.  Bieber,  Dr.,  Schönau,  Kreis  Schweiz 
a.  W.,  Westpr. 

Sir  A.  Biliotti,  Rhodos. 

R.  Blair,  South  Shields,  Harten  Lodge. 

Ch.  Blinkenberg,  Konservator,  Dr.,  Kopenhagen, 
National-Museum. 

E.  Bodensteiner,  Prof.,  Dr.,  München,  Häberlstr.  20. 
R.   Bodewig,  Prof.,  Dr.,  Oberlahnstein,  Gymnasium. 

F.  Bölte,  Prof.,  Dr.,  Frankfurt  a.  M.,  Westendstr.  1. 
0.  Bohn,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Steglitz,  Kurfürstenstr.  3. 
U.  Ph.  Boissevain,  Prof.,  Dr.,  Amsterdam,  Heeren- 
gracht 264. 

E.  Bourguet,  Prof.,  Paris,  Passage  Stanislas  2. 
C.  G.  Brandis,  Direktor,  Dr.,  Jena,  Lutherstr.  117. 

E.  Breccia,  Prof.,  Dott.,  Direttore  del  Museo  Greco- 
Romano,  Alexandria. 

A.  Brinkmann,  Prof.,  Dr.,  Bonn,   Schumannstr.  58. 

G.  Canna,  Prof.,  Dott.,  Pavia,  Piazza  Petrarca  i. 
L.  Cantarelli,   Prof.,  Dott.,   Rom,   Piazza  Manfredo 

Fanti  132. 
J.  Carcopino,   Directeur   du   Mus^e   des  Antiquit^s 

Algeriennes,    Algier,    Rue    Salvandy   40,    Saint- 

Eugene. 
W.  Cart,  Prof.,  Dr.,  Lausanne,  St.  Pierre  13. 
J.  B.  Carter,   Direktor   der  Accademia  Americana, 

Prof.,    Dr.,    Rom,    Villa    Aurelia    presso    Porta 

S.  Sebastiano. 
A.  Casilli,  K.  u.  K.  Österreichisch-Ungarischer  Konsul, 

Rhodos. 
L.  D.  Caskey,  Curator,  Museum  of  Fine  Arts,  Boston, 

Massachusetts. 
Barone  F.  B.  Castiglioni,  Spongano. 
M.  Cazurro  y  Ruiz,  Catedratico,  Dr.,  Gerona,  Pro- 

greso  I. 
J.  Centerwall,  Gymnasial  -  Direktor,  Dr.,  Stockholm. 
Marqu&  de  Cerralbo,  Senator,  Madrid,  Calle  Ventura 

Rodriguez  2. 
A.  van  Ceuleneer,  Prof.,  Dr.,  Gent,  Universität. 
G.  Cimorelli,  Cav.,  Venafro. 

F.  A.  Coelho,  Prof.,  Dr.,  Lissabon,  Curso  Superior  de 
Lcttras. 

G.  A.  Colini,  Prof.,  Dott.,  Direttore  del  Museo  Na- 
zionale  di  Villa  Giulia,  Rom,  Via  Farini  17  int.  7. 

G.    F.    Comfort,    Direktor,    Prof.,    Dr.,    Meadville, 

Pennsylvania. 
A.  Conrads,  Dr.  med.,  Haltern  i.  Westf. 


R.  S.  Conway,  Prof.,  Dr.,  Didsbury,  Draethen  (Man- 
chester). 
F.  Corazzini,  Comm.,  Prof.,  Dott.,  Bologna. 

F.  Cordenons,  Padua,  Via  S.  Croce  45. 

L.  Correra,  Comm.,  Priv.  Doc,  Dott.,  Neapel,  Via 

Saverio  Correra  241. 
J.  Curie,  Melrose,  Priorwood. 
C.  Curtius,  Prof.,  Dr.,  Lübeck,  Stadtbibliothek. 
L.  Curtius,  Prof.,  Dr.,  Erlangen,  Burgbergstr.  45. 
P.  Da  Ponte,  Comm.,  Dott.,  Brescia,  Via  A.  Taglia- 

ferri  43. 

G.  Daressy,  Conservateur-adjoint  du  Musie  figyptien, 
Kairo. 

G.  Darier,  Genf,  Avenue  de  Champel  31. 

R.  M.  Dawkins,  Direktor  der  British  School,  Athen. 

S.  N.  Deane,  Boston,  Massachusetts,  Museum  of  Fine. 
Arts. 

M.  Deffner,  Dr.,  Oberbibliothekar,  Athen,  öoö« 
npoaaTefo'j  108. 

J.  Dell,  Prof.,  Dr.,  Brunn,  Deutsche  Technische  Hoch- 
schule. 

M.  Della  Corte,  Dott.,  Pompei. 

L.  Deubner,  Prof.,  Dr.,  Königsberg  i.  Pr.-Maraunen- 
hof,  Gottschedstr.  i. 

G.  Dickins,  Oxford,  St.  John's  College. 

W.  B.  Dinsmoor,  Architekt  der  American  School, 
Athen. 

P.  Dissard,  Conservateur  du  Musöe,  Lyon,  Palais 
des  Arts. 

W.  Dobrusky,  Prof.,  Dr.,  Prag,  Böhmische  Universität. 

F.  Donati,  Bibliotecario  Comunale,  Siena,  Via  Para- 
diso 16/1S. 

P.  Ducati,  Prof.,  Dr.,  Caiania,  Universität. 

C.  C.  Edgar,  Inspecteur  du  Service  des  Antiquit^s 
Egyptiennes,   Kairo. 

Edhem  Bey,  Vize-Direktor,  Konstantinopel,  Otto- 
manisches Museum. 

H.  Egger,  Prof.,  Dr.,  Graz,  Universität. 

O.  Egger,  Dr.,  Wien  I,  W^oUzeile  13. 

H.  Eidam,  Medizinalrat,  Dr.  med.,  Gunzenhausen 
(  Mittelfranken). 

S.  Eitrem,  Priv.-Doz.,  Dr.,  Kristiania,  Munthes- 
gate  25. 

E.  Esperandieu,  Commandant,  Clamart  (Seine), 
Avenue  Victor  Hugo  208. 

Conte  E.  Faina,  Senatore  del  Regno,  Orvieto. 

A.  Fairbanks,  Direktor,  Dr.,  Boston,  Massachusetts, 
Museum  of  Fine  Arts.. 

G.  Faraone,  Avvocato,  Caiazzo,  Via  Portavetere  8. 
L.  R.  Farneil,  Dr.,  Oxford,  Exeter  College. 

E.  R.  Fiechter,   Prof.,  Dr.,   Stuttgart,   Birkenstr.  15. 

B.  D.  Filow,  Direktor,  Dr.,  Sofia,  Patriarch  Eutimi  41 . 


XII     — 


D.  Fimmcn,  Dr.,  Alken,  Phidiasstr.  i. 

G.  von  Findly,  Direktor,  Dr.,  Budapest  VI,  Munkdcsy- 
U.  26. 

Fräulein  E.  Fölzer,  Dr.,  Frankfurt  a.  M.,  Jahn- 
straße 28. 

H.  N.  Fowler,  Prof.,  Dr.,  Cleveland,  Ohio,  Cornell 
Road  2033. 

S.  Frankfurter,  Reg. -Rat,  Dr.,  Wien  IX,  Wasa- 
gasse  28. 

C.  Fredrich,  Gymnasial-Direktor,  Prof.,  Dr.,  Cüslrin- 

N.,  Wamickerstr.  92. 

H.  von  Fritze,  Prof.,  Dr.,  Berlin  W.  62,  Courbiere- 
straße 14. 

L.  Frölich,  Direktor,  Dr.  med.,  Brugg  i.  Aargau- 
Königsfelden. 

A.  L.  Frothingham,  Prof.,  Dr.,  Frinceion,  New 
Jersey,  Universität. 

E.  Gäbriei,  Prof.,  Dr.,  Ispettore  del  Museo  Nazionale 
di  Villa  Giulia,  Rom,  Via  Boncompagni  79. 

A.  Galli,  Comm.,  Prof.,  Direttore  Generale  dei 
Musei  e  Gallerie  Pontificie,  Rom,  Via  Maria 
Adelaide  14. 

P.  Gaudin,  Paris,  Rue  de  la  Grande  Chaumiere  8. 

M.  J.  Gedeon,  Sekretär  des  Oekumenischen  Patri- 
archats, Konstantinopel. 

G.  Gelcich,  Prof.,  Ragusa. 

Conte  A.  Gentiloni-Silveri,  Tolentino,  Via  Niccolo 
Vaccai  5. 

N.  Georgiadis,  prakt.  Arzt,   Volo. 

A.  Gercke,  Prof.,  Dr.,  Breslau,  Universität. 

A.  von  Gerkan,  Dipl.  Ing.,  Rostock,  Brandes- 
str.  6. 

M.  Gervasio,  Dott.,  Direttore  del  Museo  Provincialc, 
Bari. 

N.  J.  Giannopulos,  Halmyros. 

H.  Gies,  Legationsrat,  Dr.,  Frankfurt  a.  M. -Bocken- 
heim, Königstr.42. 

E.  Gilli^ron,  Maler,  Athen,  ö?ö{  Sxou'fä  43. 

G.  Giovannoni,  Prof.,  Ing.  Arch.,  Rom,  Via  Torre 
Argentina  34. 

G.  B.  Giovenale,  Ing.  Arch.,  Rom,  Via  Bocca  di 
Leone  43. 

A.  Gnirs,  Prof.,  Dr.,  Pola,  Via  Carducci  i. 

P.  Goessler,  siehe  Römisch-Germanische  Kommission. 

J.  Gottwald,  Mersina,  Österreichische  Post. 

K.  Graefinghoff,  Hauptmann,  Metz,  Elisenstr.  53. 

M.  Granados,  Soria. 

D.  Hadjidimu,  Mytilene. 

W.  G.  Haie,  Prof.,  Dr.,  Chicago,  Illinois,  Universität. 
Miss    J.    E.    Harrison,    Dr.,    Cambridge,    Newnham 

College. 
A.  Haseloff,  Prof.,  Dr.,  Rom,  Viale  della  Regina  195. 


F.  W.  Hasluck,  Bibliothekar  der  British  School, 
Athen. 

R.  Hausmann,  Prof.,  Dr.,  Dorpat,  Universität. 
P.  Herrmann,  Prof.,  Dr.,  Dresden-A,   Stephanien- 
straße 13. 
R.  Herzog,  Prof.,  Dr.,  Gießen,  Universität. 
S.  Heuberger,  Rektor,  Dr.,  Brugg  i.  Aargau. 

E.  L.  Hicks,  Bishop  of  Lincoln. 

B.  H.  Hill,  Direktor  der  American  School,   Athen. 

G.  F.  Hill,  Dr.,  London  W.  C,  British  Museum. 

G.   Hock,   Konservator,    Dr.,     Würzburg,    Lessing- 
straße I. 
M.  Hömes,  Prof.,  Dr.,   Wien  III,    Ungargasse  27. 
Th.  Hofmann,  Prof.,  Elberjeld,   Straßburgerstr.  23. 

F.  von  Holbach,  Direktor  der  ottom.  Tabakregie, 
Mytilene. 

J.  H.  Holwerda,  Dr.,  Leiden,  Zoeterwoudsche  Singcl  53. 
H.  Hubert,     Conservateur-adjoint    du    Musdc    des 

Antiquites   Nationales,    Saint-Germain   en   Laye 

(  Seine -et-Oise). 
P.  Ibarra  y  Ruiz,  Archivero-Bibliotecario  y  Arqueö- 

logo,  Elche,  Alicante. 

G.  loannides,  Beamter  der  ottom.  Tabakregie, 
Pergamon. 

H.  Jacobi,  siehe  Römisch-Germanische  Kommission. 

M.  Jatta,  Ruvo. 

L.  Jeli6,  Prof.,  Dr.,  Zara,  Erzbischöfl.  Seminar. 

A.  Kandakidis,  Larissa. 

A.  D.  KeramopuUos,  Ephoros  der  Altertümer,  Athen, 
65ö{  Zcti  jxT)  24  A. 

0.  Kern,  Prof.,  Dr.,  Halle  a.  S.,  Gartenstr.  8. 

J.  B.  Keunc,  Direktor,  Prof.,  Dr.,  Metz,  Städtisches 
Museum. 

K.  F.  Kinch,  Dr.,  Kopenhagen  K.,  Töjhusgade  3. 

J.  Kirchner,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Wilmersdorf,  Kaiser- 
Allee  159. 

L.  Kjellberg,  Prof.,  Dr.,  Upsala,  Johannesgatan  24. 

R.  Knorr,  Prof.,  Stuttgart,  Römerstr.  69. 

H.  Koch,  Dr.,  Bonn,  Venusbergweg  43. 

C.  L.  Kohl,  Sanitätsrat,  Dr.  med.,  Worms,  Paulus- 
Museum. 

C.  Konen,  Godcsberg  a.  Rh.,   Annabergerstr.  86. 

K.  Körber,  Prof.,  Dr.,  Mainz,  Albinistr.  14. 

H.  Kohl,  Reg.-Baumstr.,  Dr.,  Berlin-Charlottenburg, 
Friedbergstr.  15. 

J.  Kokidis,  Generalmajor  a.  D.,  Athen,  Ö8ö«  600X7)545. 

W.  Kolbe,  Prof.,  Dr.,  Rostock,  OrMansstr.  2. 

N.  P.  Kondakow,  Prof.,  Dr.,  St.  Petersburg,  Litöi- 
naja  15. 

A.  Kondoleon,  Delphi,  Museum. 

C.  Kramer,  Hauptmann  a.  D.,  Dr.,  Gießen,  Lud- 
wigsplatz 10. 


xm   — 


D.  Krencker,  Reg.-Baumstr.,    Trier,  Kaiserstr.  8a. 
P.    Kretschmer,   Prof.,   Dr.,    Wien    VIII,   Floriani- 

gasse  23. 
F.   Krischen,  Reg.-Baumstr.,  Dr.,  Berlin-Schöneberg, 
Hauptstr.  27. 

E.  Kroker,  Oberbibliothekar,  Prof.,  Dr.,  Leipzig, 
Stadtbibliothek. 

J.    Kromayer,     Prof.,     Dr.,     Leipzig-Gohlis ,    Berg- 

gartenstr.  10. 
K.    Kuruniotis,    Dr.,  Sektionschef  für  Archäologie, 

Athen,    Kultusministerium. 
V.  Kuzsinszky,  Direktor,  Prof.,  Dr.,  Btidapesl,  Natio- 

nal-Museum. 
A.  Lammerer,  Major,  München,  Hiltensbergerstr.  28. 
K.  von  Lange,    Prof.,    Dr.,  Tübingen,  Waldhäuser- 

str.  29. 

F.  Leonhard,  Prof.,  Dr.,  Freiburg  i.  Br.,  Loretto- 
straße  45. 

H.  Lietzmann,  Prof.,  D.  Dr.,  Jena,  Kaiser  Wilhelm- 

Str.  12. 
N.  Limnios,  prakt.  Arzt,  Artake. 
I.  A.  Lontos,  Athen,  öoö;  EüpiitfSou  80. 
R.  Löper,  Direktor,  Dr.,    Chersones   bei  Sevastopol. 

G.  Lucciola,  Prof.,  Dr.,  Padua,  Universität. 

W.     Ludowici,     Geh.     Kommerzienrat,     Jockgrim 

(Pfalz). 
H.  Lugon,  Kanonikus,  Gr.  St.  Bernhard,  Hospice  du 

Grand  St.   Bemard. 
C.  W.  Lunsingh  Scheurleer,   Haag,    Prinse  Vinken- 

park  16. 
A.  Lupatelli,  Prof.,  Perugia. 

F.  von  Luschan,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Berlin- 
Südende,  Öhlertstr.  26. 

K.   Ljmcker,   Hauptmann,   Krotoschin. 

E.  Maass,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Marburg  i.  H., 
Reuthofstr.  19. 

Th.    Macridy    Bey,    Conservateur,    Konstantinopel, 

Ottomanisches  Museum. 
L.  MaggiuUi,  Comm.,  Muro  Leccese. 
H.  Maionica,  Prof.,  Triest,  Via  D.  Rossetti  8. 
W.  Malmberg,  Prof.,  Dr.,  Moskau,  Universität. 
R.  Mancini,  Cav.,  Ingegnere,  Orvieto,  Corso  Cavour 

138. 

G.  Mantovani,  Cav.,  Prof.,  Bergamo,  Via  Porta  di- 
pinta  7. 

G.  Mariotti,  Comm.,  Prof.,  Dott.,  Senatore,  Direttore 
del  Museo  di  Antichitä,  Parma. 

J.  Marshall,  Rom,  Via  Gregoriana  25. 

L.  Martens,  Gymnasial-Direktor,  Prof.,  Dr.,  Ber- 
lin C.  2,  Klosterstr.  73. 

F.  Marx,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Bonn,  Lcnnc- 
straße  43. 


K.     Masner,     Prof.,     Dr.,      Breslau,      Schlesisches 

Museum. 
A.  Matsas,  Lehrer,  Chalkis. 
L.  Mauceri,  R.  Ispettore  degli  scavi,  Syrakus. 
P.    J.    Meier,    Direktor,    Prof.,    Dr.,    Braunschweig, 

Husarenstr.  43. 
J.    R.     MÄlida,     Direktor,     Madrid,    Valverde   16, 

3°  izgda. 
G.  Mendel,  Paris,   Rue  de  1' observatoire  8. 
A.   Meomartini,   Comm.,   R.   Ispettore  onorario  dei 

Monumenti  e  scavi  di  Antichitä,  Benevento. 
J.  von  Merz,  Prälat,  D.  Dr.,  Stuttgart,  Königstr.  44. 
W.  Meyer,  Prof.,  Dr.,  Göttingen,  Geismar  Chaussee  31. 
A.   Elias  de  Möllns,  Direktor,  Barcelona,  Museum. 
Marques  de  Monsalud,  Madrid,  Jacometrezo  41. 
M.  G.  Moreno,  Granada,  Placata  de  San  Jose  i. 
F.  Morlicchio,  Scafati. 
J.  de  Mot,  Brüssel,  Rue  G&ard  214. 
K.  Müller,  Dr.,  Göttingen,  Planckstr.  18. 
S.    Müller,    Direktor,    Dr.,    Kopenhagen,    National- 

Museum. 
F.  Münzer,  Prof.,  Dr.,  Königsberg  i.  Pr.- Mittelhufen, 

Albrechtstr.  13. 
J.  L.  Myres,  Prof.,  Oxford,  New  College. 

E.  Nachmanson,  Priv.  Dez.,  Dr.,  Upsala,  Universität. 
J.  Navpliotis,  Naxos. 

F.  M.  Nichols,  Lawford  near  Mannington,  Essex. 
A.    Nildtsky,    Prof.,    Dr.,    St.    Petersburg,    Sjezs- 

kinskaja  19. 
M.  P.  Nilsson,  Prof.,  Dr.,  Lund,  Bredgatan  23. 

F.  Nissardi,  Ispettore  del  Museo  di  Antichitä,  Ca- 
gliari.  Via  Genovesi  24. 

N.  Novosadsky,  Prof.,  Dr.,  Moskau,  Universität 

G.  Oberziner,  Prof.,  Dott.,  Mailand,  Via  Manin  3. 
R.  Oehler,    Prof.,   Dr.,    Berlin-Lichterfelde    (West), 

Zehlendorferstr.  52. 
M.    Ohnefalsch-Richter,   Dr.,    London   N.W.,   West 

Hampstead,  West  End  Lane,  West  End  Man- 

sions  3  c. 
G.  Oikonomos,  Ephoros  der  Altertümer,  Dr.,  Salonilci. 
L.  Otto,  Prof.,  Dresden,  Eliasplatz  i. 

A.  Ox^,  Prof.,  Dr.,  Crefeld,  Blumentalstr.  33. 
G.  Paci,  Cav.,  Ascoli  Piceno,  Via  della  Torre. 

L.  Pallat,  Geh.  Ober-Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Berlin- 
Wannsee,  Otto  Erichstr.  9. 

B.  A.  Pantschenko,  Sekretär  des  Russ.  Archäolog. 
Instituts,  Konstantinopel,  Russische  Botschaft. 

N.  PappadaWs,  Ephoros  der  Altertümer,  Theben. 
M.  Papakonstantinu,  Aidin. 
M.  Pardo  de  Figueroa,  Medina-Sidonia. 
V.  Pärvan,  Direktor,  Prof.,  Dr.,  Bukarest,  Bulevardul 
Academiei  7. 


XIV 


W.  R.  Paton,  Vathy  (Samos).  ^ 

G.  Patroni,  Prof.,  Dott,  Paoia,  Universität. 
G.  Pellegrini,  Prof.,  Dott.,    Padua,  Via  Massimo  9. 
J.  C.  Peristianes,  Nicosia  (Cypern). 

A.  Philadelpheus,  Prof.,   Athen,  68Ö?  KaviYyo;  18. 

B.  Pick,  Prof.,  Dr.,  Gotha,  Goethestr.  1. 

J.  Pijoan  y  Soteras,  Prof.,  Barcelona,  Ronda  de 
San  Pedro,  68,  pral  und  Rom,  Via  Giulia,  Pal. 
Monserrato. 

G.  Pinto,  Cav.,  Avv.,  Venosa. 

G.  Pinza,  Prof.,  Rom,  Via  Monserrato  25. 

V.  Poggi,  Comm.,  Savona,  Via  Paleocapa  14. 

L.  Poinssot,  Inspecteur  des  Antiquitfe  et  Arts 
de  la  Tunisie,  Tunis,  Rue  de  l'feglise  73. 

N.  G.  Politis,  Prof.,  Athen,  686«  MtjtpottcSXews  38. 

F.  Poulsen,  Dr.,  Kopenhagen,  Madvigs  All^  10. 

E.  Preuner,  Prof.,  Dr.,  Berlin  W.  62,  Lützowplatz  i. 
K.  Purgold,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Gotha,  Rein- 

hardtsbrunnerstr.  43. 
A.   Puschi,   Direktor,   Dr.,   Triest,   Museo  civico  di 

Antichitäi. 
Q.  Quagliati,  Dott.,  Direttore  del  Museo  Nazionale, 

Tarent. 
J.  E.  Quibell,  Inspecteur  du  Musfe  des  Antiquit^s 

figyptiennes,  Kairo. 

G.  Rallis,  Arzt,  Pergamon. 

Miss  C.  L.  Ransom,  New  York,  Metropolitan  Museum. 

F.  von  Reber,  Geh.  Rat,  Prof.,  Dr.,  München,  Kaul- 
bachstr.  31. 

K.  Regling,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Charlottenburg,  Suarez- 

straße  22. 
P.  Reinecke,  Konservator,  Dr.,  München,  Königin- 

str.  61  a. 
L.  Reinisch,     Hofrat,     Prof.,    Dr.,     Wien     VIII/2, 

Feldgasse  3. 
von  Rekowsld,  Geh.  Legationsrat  a.  D.,  Wiesbaden, 

Lanzstr.  16. 
L.  Renard-Grenson,  Secr^taire  de  1' Institut  arch^o- 

logique  li^geois,  LüUich,  Rue  Fabry  14. 
0.  Renzos,  Dr.,  Vathy  (Samos). 
K.  Rhomaios,  Ephoros  der  Altertümer,  Dr.,  Korju. 
S.  Ricci,  Prof.,  Dott.,  Direttore  del  R.  Museo  Numis- 

matico  e  Medagliere  Nazionale  di  Brera,  Mailand, 

Via  Statute  25. 

G.  T.  Rivoira,  Comm.,  Rom,  Via  Cavour  44. 

P.  Rizzini,  Dott.,  Direttore  del  Museo  Civico,  Brescia, 

Via  Museo  Romano. 
H.  Röhl,  Gymnasial-Direktor,  Dr.,  Halberstadt. 
J.  Roman,  Embrun  (Haiäes- Alpes)  und  Paris,  Rue 

Bonaparte  iS. 
O.  Rossbach,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Königsberg 

i.   Pr.,  Prinzenstr. 


Conte   G.    B.    Rossi-Scotti,   Direttore   onorario   del 

Museo  deir  Universitä,  Perugia. 
A.  Rubini,  Notaro,  Formia. 

C.  Ruga,    Direttore     del    Museo    Archeologico    nel 

Palazzo  Ducale,  Venedig. 
N.  Sakkelion,  Tinos. 
F.     Salvatore-Dino,     Prof.,    Dott.,    Archivista    R. 

Archivio  di  Stato,  Neapel. 
A.    Santarelli,   Avv.,   Comm.,   Direttore   del   Museo 

Civico,  Forli,  Corso  V.  E.  44. 

D.  Santoro,  Sindaco,  S.  Giovanni  Incarico. 

F.  Sarre,  Prof.,  Dr.,  Potsdam-Neubabelsberg,  Kaiser- 
straße 39. 

R.  von  Scala,  Prof.,  Dr.,  Innsbruck,  Universität.     . 

H.  Schäfer,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Steglitz,  Breitestr.  24. 

A.  Schiff,  Prof.,  Dr.,  Berlin  W.  62,  Kurfürsten- 
damm 260. 

A.  Schindler,  Oberstleutnant,  Wien-Mödling,  Tech- 
nische Militär-Akademie. 

W.  Schmid,  Dr.,  Graz,  Landesmuseum. 

H.  Schmidt,  Prof.,  Dr.,  Berlin-Steglitz,  Belfort- 
str.  31. 

Th.  Schmidt,  Prof.,  Charkow,  Universität,  Museum 
der  schönen  Künste. 

A.  Schöne,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Kiel,  Niemanns- 
weg  36. 

H.  Schöne,  Prof.,  Dr.,  Greifswald,  Karlstr.  9. 

E.  Schramm,  Generalmajor,   Dr.,  Bautzen. 

B.  Schröder,  Dr.,  Berlin-Charlottenburg,  Mommsen- 
straße  62. 

P.  Schroeder,  General-Konsul  a.  D.,  Dr.,  Jena, 
Grietgasse  11. 

0.  Schultheß,  Prof.,  Dr.,  Bern,   Steinauweg  16. 

H.  Schultz,  Privatdozent,  Dr.,  Göttingen,  Herzberger 
Chaussee  30. 

R.  Schultze,  Stadtbaurat,  Kgl.  Baurat,  Bonn, 
Beethovenstr.  10. 

B.  Schulz,  Prof.,  Hannover-Waldhausen,  Landwehr- 
straße 23. 

E.  Schwartz,  Geh.  Hofrat,  Prof.,  Dr.,  Straßburg  i.  Eis., 
Universität 

P.  Serlendis,  Syra. 

M.  Siebourg,  Gymnasial-Direktor,  Prof.,  Dr.,  Essen 
(Ruhr),  Dellbrügge  2. 

J.  Sieveldng,  Prof.,  Dr.,  München,  Steinsdorfstr.  4. 

H.  Skorpil,  Prof.,  Dr.,  Rustschuk,  Gymnasium. 

K.  Skorpil,  Prof.,  Dr.,  Varna,  Gymnasium. 

V.  Skorpil,  Direktor,  Kertsch,  Archäologisches  Mu- 
seum. 

E.  Solaini,  Dott.,  Direttore  Museo  e  Biblioteca, 
VoUerra. 

A.  G.  Sophianos,   Bankier,  Mytileru. 


—     XV 


Th.  Sopbulis,  General-Gouverneur  von  Makedonien, 
,    Dr.,  Saloniki- 

G.  Sorciini,  Cav.  Uff.,  Prof.,  Dott.,  Ispettore  degli 
scavi,  Direttore  del  Museo  Lapidario  Comunale, 
Spoleto,  Via  delle  Terme,  Palazzo  Rosari-Spada. 

G.  Sotiriu,  Dr.,  Sinyrna,  EüaYYeXtxTj  l.-foki\. 

A.  Spagnolo,  Monsignore,  Dott.,  Bibliotecario , 
Verona,  Biblioteca  Capitolare. 

G.  Spano,  Dott,  Pompei. 

F.  Sprater,  Konservator,  Dr.,  Speyer,  Garten- 
straße. 

D.  Stavropulos,  Ephoros  der  Altertümer,  Mykonos. 
K.    Stehlin,    Priv.   Doz.,    Dr.,    Basel,    St.   Alban- 

vorstadt  66. 

H.  Stein,  Prof.,  Dr.,  Oldenburg. 

P.  Steiner,  Dr.,  Trier,  Provinzial-Museum. 

N.  Stephanopulos,  Rechtsanwalt,  Tripoliiza. 

J.  R.  S.  Sterrett,  Prof.,  Dr.,  Ithaca,  New  York,  Uni- 
versität. 

P.  Stettiner,  Comm.,  Capo  divisione  Ministero  Poste 
e  Telegrafi,  Rom,  Via  del  Boschetto  68. 

C.  Stomaiolo,  Monsignore,  Prof.,  Rom,  Via  della 
Sagrestia,  Canonica  Vaticano. 

M.  L.  Strack,  Prof.,  Dr.,  Kiel,  Roonstr.  14. 

Mrs.  E.  Strong-Sellers,  Vize-Direktor  der  British 
School,  Dr.,  Rom,  Piazza  SS.  Apostoli,  Palazzo 
Odescalchi  80. 

J.  Sundwall,  Priv.  Doz.,  Dr.,  Helsingfors,  Uni- 
versität, z.Zt.  Berlin  NW. 21,  Bundesratsuferi2. 

H.  Swoboda,  Prof.,  Dr.,  Prag  III,  Malteserplatz  6. 

Conte  E.  Tambroni-Armaroli,  Appignano  presse 
Macerata. 

J.  Thacher-Clarke,  Harrow,  College  Road  3. 

F.  von  Thiersch,  Geh. -Rat,  Prof.,  Dr.,  München, 
Georgenstr.  16. 

E.  Thrämer,  Prof.,  Dr.,  Straßburg  i.  Eis.,  Sleidan- 
straße  8  a. 

C.  Thulin,  Dr.,  Malmö,  Fredriksbergsg.  i  a. 
M.  N.  Tod,  Oxford,  Oriel  College. 

G.  Tria,  Konia,  AnatoUsche  Eisenbahn. 

M.  Tsakyroglu,  Dr.,  Smyrna,  Rue  des  Roses  89. 

D.  Tsopotos,  Konsul  a.  D.,  Volo. 


H.  L.  Urlichs,  Prof.,  Dr.,  München,  Thierschplatz  3. 
M.  Valtrovits,    Direktor,    Dr.,    Belgrad,    National- 

Museum. 
A.  Vamarecci,  Monsignore,  Fossombrone. 
J.  Leite  de  Vasconcellos,    Direktor,    Dr.,    Lissabon 

(Belem),  Museu  Ethnologico  Portuguös. 
J.  de  Vasconcellos,  Prof.,  Dr.,  Porto,  Cedofeita  159. 
E.  Vassiliu,  Scholarch,  Thera. 
M.  M.  Vassits,  Direktor,  Dr.,  Belgrad,  Pop  Lukina 

ulica  I. 
L.  Viola,  Prof.,  Dott.,  Tarent. 

D.  VioUier,   Konservator,   Zürich,  Landes-Musenm. 
J.  C.  Vollgraff,  Prof.,  Dr.,  Utrecht,  Universität. 
W.  Vollgraff,  Prof.,  Dr.,  Groningen,  Radesingel  11  a. 
N.  Vulic,   Prof.,   Dr.,   Belgrad,   Ing-Bogdana  ul  15. 
A.  J.  B.  Wace,  Cambridge,  Pembroke  College. 

J.  Wackernagel,  Prof.,  Dr.,  Göttingen,  Hoher 
Weg  12. 

E.  P.  Warren,  Lewes,  Lewes  House  (Sussex). 

A.  Weckerling,  Prof.,  Dr.,  Worms,  Paulus-Museum. 
G.  Weicker,  Oberlehrer,  Dr.,  Plauen  i.  V. 

W.  Weißbrodt,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof.,  Dr.,  Brauns- 
berg, Akademie. 

P.  Weizsäcker,  Rektor  a.  D.,  Dr.,  Ludwigsburg, 
Schillerstr.  14. 

B.  L  Wheeler,'  Präsident,  Prof.,  Dr.,  Berkeley,  Cali- 
fornia, Universität. 

A.  Wiedemann,  Prof.,  Dr.,  Bonn,  Königstr.  32. 
P.  Wilski,  Prof.,  Dr.,  Freiberg  i.  S.,  Forstweg  17. 

F.  Winkelmann,  Dr.,  Eichstätt  (Mittelfranken). 

K.  Woermann,  Geh.  Hofrat,  Prof.,  Dr.,  Dresden-A., 
Hübnerstr.  5. 

G.  Wolfram,  Geh.  Reg.-Rat,  Direktor,  Prof.,  Dr., 
Straßburg  i.  Eis.,  Spachallee  i. 

K.  Wulzinger,  Dipl.  Ing.,  Dr.  Ing.,  München,  Rott- 

mannstr.  10. 
St.  A.  Xanthudidis,  Ephoros  der  Altertümer,  Candia- 
L.  Zdekauer,  Prof.,  Dott.,  Macerata,  Universität. 
M.    von   Zglinicki,    Generalmajor,     Berlin    W.    30, 

Motzstr.  73. 
Th.  Zielinski,  Prof.,  Dr.,  St.  Petersburg,  Universität. 
E.  Ziller,  Prof.,  Architekt,  Athen,  686«  MaupoiAtjfcfXi)  3. 


IV.    ÜBERSICHT  SÄMTLICHER  MITGLIEDER  NACH  ÖRTLICHKEITEN  GEORDNET 


1.  Ägypten. 

Kairo--  0-  M-:  L.  Borchardt,  G.  Maspero,    C.  M.:  G. 

Daressy,  C.  C.  Edgar,  J.  E.  Quibell. 
Alexandria:  C,  M.:  E.  Breccia. 


2.  Belgien. 

Brüssel:  C.  M.:  J.  de  Mot. 
Gent:  C.  M.:  A.  van  Ceuleneer. 
Lüttich:  C.  M.:  L.  Renard-Grenson. 


XVI     — 


3.  Bulgarien. 

Sopa:  C.  M.:  B.  D.  Filow. 
Rustschuk:  C.  M.:  H.  Ökorpil. 
Varna:  C.  M.:  K.  äkorpil. 

4.  Cypem. 
Nicosia:  C.  M.:  J.  C.  Peristianes. 

S.  Dänemark. 

Kopenhagen:  0.  M.:  J.  L.  Heiberg,  C.  M.:  Ch. 
Blinkenberg,  K.  F.  Kinch,  S.  Müller,  F.  Poulsen. 

6.  Deutschland. 

Berlin  und  Vororte:  E.  M.:  C.  Klügmann,  H.  Graf 
von  und  zu  Lerchenfeld  auf  Köfering  und 
Schönberg,  R.  Schöne,  J.  Simon,  0.  M:, 
R.  Borrraann,  A.  Brueckner,  H.  Dessau,  H. 
Diels,  W.  Dörpfeld,  H.  Dragendorfl,  H.  Dressel, 
A.  Erman,  A.  Harnack,  F.  Freiherr  Hiller  von 
Gaertringen,  O.  Hirschfeld,  R.  Koldewey, 
G.  Loeschcke,  M.  Mayer,  E.  Meyer,  E.  Petersen, 
O.  Richter,  C.  Schuchhardt,  W.  Schulze,  A. 
Trendelenburg,  R.  Weil,  C.  Weller,  Th.  Wiegand, 
U.  von  Wilamowitz-MoellendoriT,  A.  Wilmanns, 
H.  Winnefeld,  R.  Zahn,  C.  M.:  E.  Assmann, 
M.  Bang,  C.  Bardt,  0.  Bohn,  H.  von  Fritze, 
J.  Kirchner,  H.  Kohl,  F.  Krischen,  F.  von 
Luschan,  L.  Martens,  R.  Dehler,  L.  Pallat,  E. 
Preuner,  K.  Regling,  H.  Schäfer,  A.  Schiff, 
H.  Schmidt,  B.  Schröder,  J.  Sundwall,  M.  von 
Zglinicld. 

Bautzen:  C.  M.:  E.  Schramm. 

Bielefeld:  0.  M.:  F.  Graeber. 

Bonn:  0.  M.:  H.  Lehner,  A.  Philippson,  U.  Wilcken, 
F.  Winter,  C.  M.:  A.  Brinkmann,  H.  Koch, 
F.  Marx,    R.  Schultze,  A.  Wiedemann. 

Braunsberg:  C.  M.:  W.  Weißbrodt. 

Braunschweig:  C.  M.:  P.  J.  Meier. 

Breslau:  0.  M.:  C.  Cichorius,  R.  Foerster,  C.  M.: 
A.  Gercke,  K.  Masner. 

Cassel:  0.  M.:  J.   Boehlau. 

Cöln:  0.  M.:  J.  Poppelreuter. 

Crefeld:  C.  M.;  A.  0x4. 

Cüstrin:  C.  M.:  C.  Fredrich. 

Darmstadt:  0.  M.:  E.  Anthes. 

Dresden:  0.  M.:  G.  Treu,  C.  M.:  P.  Herrmann, 
L.  Otto,  K.  Woermann. 

EichstäU:  C.  M.:  F.  Winkelmann. 

Elberfeld:  C.  M.:  Th.  Hofmann. 

Erlangen:  0.  M.:  A.   Schulten,   C.   M.:  L.   Curtius. 

Essen  (Ruhr):  C.  M.:  M.  Siebourg. 


Frankfurt  a.  M.:  E.  M.:  F.  Adickes,  0.  M.:  E.  J. 

Haeberlin,  A.  Riese,  E.  Ritterling,  H.  Schrader, 

G.  Wolff,  J.Ziehen,  C.  M.:  W.  Barthel,  F.  Holte, 

E.  Fölzer,  H.  Gies. 

Freiberg  i.  S.:  C.  M.:  P.  Wilski. 

Freiburg   i.   Br.:    0.    M.:   E.    Fabricius,   A.   Körte, 

H.  Thiersch,  C.  M.:  F.  Leonhard. 
Friedrichshof  (Schloß):  E.  M.:  Prinz  Friedrich  Kari 

von  Hessen. 
Gießen:  0.  M.:  H.  Hepding,   C.  Watzinger,    C.    M.: 

R.  Herzog,  C.  Kramer. 
Godesberg  a.  Rh.:  C.  M.:  C.  Konen. 
Gotha:  C.  M.:  B.  Pick,  K.  Purgold. 
Göttingen:    0.   M.:    G.  Körte,      C.  M.:     W.  Meyer, 

K.  Müller,  H.  Schultz,  J.  Wackemagel. 
Greifswald:  0.  M.:  E.  Pemice,  V.  Schultze,  C.  M.: 

H.  Schöne. 
Gunzenhausen:  C.  M.:  H.  Eidam. 
Hagenau  i.  Eis.:  0.  M.:  H.  von  Rohden. 
Halberstadt:  C.  M.:  H.  Röhl. 
Halle  a.  S.:  E.  M.:  H.  Lehmann,  0.  M.:  C.  Robert, 

E.  von  Stern,  G.  Wissowa,  C.  M.:  O.  Kern. 
Haltern  i.  Westf.:  C.  M.:  A.  Conrads. 
Hannover:  C.  M.:  B.  Schulz. 
Heidelberg:   0.    M.:   A.   von   Domaszewsld,   F.   von 

Duhn,  H.  Luckenbach. 
Hildesheim:  0.  M.:  O.  Rubensohn. 
Homburg  v.  d.  H.:  C.  M.:  H.  Jacobi. 
Jarotschin  (Schloß):  E.  M.:  Fürst  von  Radolin. 
Jena:    0.    M.:     B.     Graef,    W.     Judeich,     C.    M.: 

C.  G.  Brandis,  H.  Lietzmann,  P.  Schroeder. 
Jockgrim  (Pfalz):  C.  M.:  W.  Ludowici. 
Karlsruhe:  0.  M.:  J.  Durm,  E.  Wagner. 
Kiel:  0.  M.:    B.  Sauer,  C.  M.:   A.   Schöne,  M.  L. 

Strack. 
Königsberg  i.  Fr.:  C.  M.:  L.  Deubner,  F.  Münzer, 

O.  Rossbach. 
Krotoschin:  C.  M.:  K.  Lyncker. 
Leipzig:  0.  M.:   B.  Keil,   F.  Studniczka,   C.  M.:  E. 

Bethe,  E.  Kroker,    J.  Kromaycr. 
Ludwigsburg:  C.  M.:  P.  Weizsäcker. 
Lübeck:   C.   M.:  C.   Curtius. 

Mainz:  0.  M.:  K.  Schumacher,  C.  M.:  K.  Körber. 
Marburg  i.  H.:  0.  M.:  L.  von  Sybel,  C.  M.:  E.  Maass. 
Meiningen:  E.  M.:    Herzog  Bernhard  von  Sachsen- 
Meiningen. 
Metz:  C.  M.:  K.  Graefinghoff,  J.  B.  Kenne. 
Minden:  C.  M.:  0.  Beriet. 

München:  E.  M.:  Prinz  Rupprecht  von  Bayern, 
0.  M.:  B.  von  Arnold,  F.  W.  Freiherr  von  Bissing, 
G.  Hager,  F.  Ohlenschlager,  P.  Wolters,  C.  M.: 
P.  Arndt,  E.  Bodensteincr,  A.  Lammcrer,  F.  von 


XVII 


Reber,  P.  Reinecke,  J.  Sieveking,  F.  von  Thiersch, 

H.  L.  Urlichs,  K.  WuJzinger. 
Münster  i.  Westj.:  0.  M.:  F.  Koepp. 
Nehmten- Ascheberg   (Holstein) :     E.   M. :    Graf  von 

Plessen-Cronstem. 
Oberlahnstein:  C.  M.:  R.  Bodewig. 
Oldenburg:  C.  M.:  H.  Stein. 
Plauen  i.  V.:  C.  M.:  G.  Weicker. 
Potsdam:  C.  M.:  F.  Sarre. 
Regensburg:  0.  M.:  H.  Graf  von  Walderdorff. 
Rostock:  0.  M.:  A.  von  Salis.  C.  M.:  A.  von  Ger- 

kan,  W.  Kolbe. 
Schönau  (Westpr.):  C.  M.:  Fräulein  M.  Bieber. 
Speyer:  C.  M.:  F.  Sprater. 
Straßburg  i.  Eis.:  0.  M.:  J.  Ficker,  A.  Frickenhaus, 

C.  M.:  E.  Schwartz,   E.  Thrämer,   G.  Wolfram. 
Stuttgart:  E.  M.:  E.  von  Sieglin,     0.  M.:  F.  Haug, 

C.  M.:  E.  R.  Fiechter,    P.  Goessler,    R.  Knorr, 

J.  von  Merz. 
Trier:   0.   M.:    E.   Krüger,    C.   M.:    O.   Krencker, 

P.  Steiner. 
Tübingen:  0.  M.:  F.  Noack,   C.  M.:  K.  von  Lange. 
Wiesbaden:  C.  M.:  von  Rekowski. 
Worms:  C.  M.:  C.  L.  Kohl,  A.  WeckerUng. 
Würzburg:  0.  M.:  H.  Bulle,  C.  M.:  G.  Hock. 

7.  Frankreich. 

Paris:  E.  M.:  Duc  de  Loubat,  0.  M.:  E.  Babelon, 
R.  Cagnat,  M.  Collignon,  L.  Duchesne,  P.  Fou- 
cart,  W.  Fröhner,  St.  GseU,  B.  HaussouUier,  A. 
Heron  de  Villefosse,  L.  Heuzey,  M.  Holleaux, 
Th.  Homolle,  C.  JuUian,  G.  Maspero,  E.  Michon, 
E.  Pottier,  Marquis  de  Vogü^,  C.  M.:  E.  Bourguet, 
P.  Gaudin,  G.  Mendel,  J.  Roman. 

Algier:  C.  M-:  J.  Carcopino. 

Bordeaux:  Q.  M.:  P.  Paris. 

Boulogne-sur  Seine:  0,  M.:  S.  Reinach. 

Clamart  (Seine):  C.  M.:  E.  Esp^randieu. 

Clermont-Ferrand  (Puy-de-D6me):  C.  M.:  A.  Au- 
dollent. 

Embrun  (H autes- Alpes ) :  C.  M.:  J.  Roman. 

Lyon:  0.  M.:  H.  Lechat,  C.  M.:  P.  Dissard. 

Nancy:  0.  M.:  P.  Perdrizet. 

Roanne  (Loire):  0.  M.:  J.  D^chelette. 

Saint-Germain  en  Laye  (Seine-ei-Oise):  C.  M.:  H. 
Hubert. 

Toulouse:  0.  M.:  F.  Dürrbach. 

8.  Griechenland. 

Athen:  0.  M.:  J.  Dragatsis,  St  Dragumis,  G.  Fougeres, 
G.  Karo,  P.  Kastriotis,  P.  Kawadias,  H.  Knackfuß, 
Sp.  Lambros,  B.  Leonardos,  C.  D.  Mylonas,  L. 
Archäologischer  Anzeiger  1914. 


Pernier,    A.  N.  Skias,     G.  Sotiriadis,    V.  Stals, 

J.  N.   Svoronos,  Ch.  Tsuntas,  M.  Volonakis,  O. 

Walter,    W.   Wilberg,     C.  M.:    R.  M.  Dawkins, 

M.  Deffner,    W.  B.  Dinsmoor,    D.  Fimmen,    E. 

Gilli^ron,    F.  W.   Hasluck,    B.   H.  HiU,    A.  D. 

Keramopullos,    J.  Kolddis,   K.  Kuruniotis,  L  A. 

Lontos,  A.  Philadelpheus,  N.  G.  Politis,  E.  Ziller. 
Candia:  0.  M.:   J.  A.   Hatzidakis,     C.    M.:   St  A. 

Xanthudidis. 
Chalkis:  C.  M.:  A.  Matsas. 
Delphi:  C.  M.:  A.  Kondoleon. 
Halmyros:  C.  M.:  N.  J.  Giannopulos. 
Karditza  (Thessalien)  :  0.  M.:  M.  K.  Krispis. 
Korfu:  C.  M.:  K.  Rhomaios. 
Larissa:  C.  M.:  A.  Kandakidis. 
Mykonos:  C.  M.:  D.   Stavropulos, 
Mytilene:  C.  M.:  D.  Hadjidimu,  F.  von  Holbach, 

A.  G.    Sophianos. 
Naxos:  C.  M.:  J.  Navpliotis. 
Piräus:  0.  M.:  A.  Meletopulos. 
Saloniki:  C.  M.:  G.  Oikonomos.  Th.  Sophulis. 
Syra:  C.  M.:  P.  Serlendis. 
Theben:  C.  M.:  N.  Pappadakis. 
Thera:  C.  M.:  E.  Vassiliu. 
Tinos:  C.  M.:  N.  Sakkelion. 
Tripolitza:  C.  M.:  N.  Stephanopulus. 
Vathy  (Samos):  C.  M.:  W.  R.  Paton,  0.  Renzos. 
Volo:  C.  M.:  A.   S.  ArvanitopuUos,    N.  Georgiadis, 

D.  Tsopotos. 

9.  Großbritannien. 

London:  0.  M.:  Sir  S.  Colvin,  H.  Lyons,  R.  Norton, 
W.  M.  Flinders  Petrie,  A.  H.  Smith,  Sir  Cecil 
H.  Smith,  C.  M.:  G.  F.  Hill,  M.  Ohnefalsch- 
Richter. 

Cambridge:  0.  M.:  Sir  J.  G.  Frazer,  Sir  Ch.  Waldstein, 
C.  M.:  Miss  J.  E.  Harrison,  A.  J.  B.  Wace. 

Edinburgh:  0.  M.:   Sir  W.  M.  Ramsay. 

Narrow:  C.  M.:  J.  Thacher-Clarke. 

Lawfordnear  Mannington  (Essex):  C.  M.:  F.  M.  Nichols. 

Lewes:  C.  M.:  E.  P.  Warren. 

Lincoln:  C.  M.:  E.  L.  Hicks. 

Liverpool:  0.  M.:  R.  C.  Bosanquet 

Malvem  Wells:  0.  M.:  G.  McN.  Rushforth. 

Manchester  (Didsbury):  C.  M.:  R.   S.  Conway. 

Melrose:  C.  M.:  J.  Curie. 

Oxford:  0.  M.:  Sir  A.  J.  Evans,  P.  Gardner,  Fr. 
LI.  Griffith,  F.  Haverfield,  C.  M.:  G.  Dickins, 
L.  R.  Farneil,  J.  L.  Myres,  M.  N.  Tod. 

Saundersfoot  ( Pembrokeshire ) :  0.  M.:  H.  St.  Jones. 

South-Shields:  C.  M.:  R.  Blair. 

Tadworih  (Surrey):  0.  M.:  E.  A.  Gardner. 


—   xvm   — 


10.  Italien. 

Rom:  E.  M.:  C.  Freiherr  von  Bildt,  Contessa  E. 
Caetani-Lovatelli,   0.   M,:   W.   Amelung,   Conte 

A.  Antonelli,  Th.  Ashby,  F.  Bamabei,  G.  Boni, 
G.  Calderini,  F.  Cumont,  R.  Delbrueck,  E.  De 
Ruggiero,  L.  Duchesne,   F.  Ehrle,    G.  Gatti,  F. 

.  Halbherr,  P.  Hartwig,  W.  Heibig,  R.  A.  Lan- 
ciani,  E.  Löwy,  Barone  G.  Lumbroso,  L. 
Mariani,  O.  Marucchi,  M.  Meurer,  B.  Nogara,  E. 
Pais,  R.  Paribeni,  A.  Pasqui,  L.  Pigorini,  L.  PoUak, 
C.  Ricci,  G.  E.  Rizzo,  L.  Savignoni,  E.  Stein- 
mann, J.  Wilpert,  C.  M.:  L.  Cantarelli,  J.  B. 
Carter,  G.  A.  Colini,  E.  Gäbrici,  A.  Galli,  G. 
Giovannoni,  G.  B.  Giovenale,  A.  Haseloff,  J. 
Marshall,  J.  Pijoan  y  Soteras,  G.  Pinza,  G.  T. 
Rivoira,  P.  Stettiner,  C.  Stomaiolo,  Mrs.  E. 
Strong-Sellers. 

Appignano  presso  Macerata:  C.  M.:  Conte  E.  Tam- 
broni-Armaroli. 

Aquila:  0.  M.:  Marchese  N.  Persichetti  di  Santa 
Mustiola. 

Arezzo:  E.  M.:  G.  F.  Gamurrini. 

Ascoli  Piceno:  C.  M.:  G.  Paci. 

Bari:  C.M.:  M.  Gervasio. 

Benevento:  C.  M.:  A.  Meomartini. 

Bergamo:  0.  M.:  G.  Mantovani. 

Bologna:  0.  M.:  G.  Ghirardini,  C.  M.:  F.  Corazzini. 

Brescia:  C.  M.:  P.  Da  Ponte,  P.  Büzzini. 

CagUari:  0.  M.:  A.  Taramelli,  C.  M.:  F.  Nissardi. 

Caiazzo:  C.  M.:  G.  Faraone. 

Catania:  C.  M.:  P.  Ducati. 

Florenz:  0.  M.:  D.  Comparetti,  Ch.  Hülsen,  L.  A. 
Milani,  G.  Vitelli. 

Forli:  C.  M.:  A.  Santarelli. 

Formia:  C.  M.:  A.  Rubini. 

Fossombrone:  C.  M.:  A.  Vamarecci. 

5.  Giovanni  Incarico:  C.  M.:  D.  Santoro. 

Maceraia:  C.  M.:  L.  Zdekauer. 

Macerata-FeUria:  C.  M.:  Marchese  G.  Antimi-Clari. 

Mailand:  C.  M.:  G.  Oberziner,  S.  Ricci. 

Muro  Leccese:  C.  M.:  L.  Maggiulli. 

Neapel:  0.  M.:  G.  De  Petra,  A.  Sogliano,  V.  Spi- 
nazzola,   C.  M.:  L.  Correra,  F.   Salvatore-Dino. 

Oruielo:  C.  M.:  Conte  E.  Faina,  R.  Mancini. 

Fadua:  C.  M.:  F.  Cordenons,  G.  Lucciola,  G.  Pelle- 
grini. 

Parma:  C.  M.:  G.  Mariotti. 

Paiito.-  C.  M.:  G.  Canna,  G.  Patroni. 

Perugia:  C.  M.:  G.  Bellucci,  A.  Lupatelli,  Conte  G. 

B.  Rossi-Scotti. 

Pompei:  C.  M.:  M.  Della  Corte,  G.  Spano. 


Ätßio;  C.  M.:  M.  Jatta. 

Savona:  C.  M.:  V.  Poggi. 

Scafati:  C.  M.:  F.  Morlicchio. 

Siena:  C.  M.:  F.  Donati. 

Spoleto:  C.  M.:  G.  Sordini. 

Spongano:  C.  M.:  Barone  F.  B.  Castiglioni. 

Syrakus:  0.  M.:  P.  Orsi,  C.  M.:  L.  Mauceri. 

Tarenl:  C.  M.:  Q.  Quagliati,  1.  Viola.- 

Tolentino:  C.  M.:  Conte  A.  Gentiloni-Silveri. 

Turiru  0.  M.:  G.  E.  Rizzo. 

Venafro:  C.  M.:  G.  Cimorelli. 

Venedig:  C.  M.:  C.  Ruga. 

Venosa:  C.  M.:  G.  Pinto. 

Verona:  C.  M.:  A.  Spagnolo. 

Volterra:  C.  M.:  E.  Solaini. 

11.  Niederlande. 

Amsterdam:  0.  M.:  Jonkheer  J.  Six  van  Hillegom, 

C.  M.:  U.  Ph.  Boissevain. 
Groningen:  C.  M.:  W.  VoUgraff. 
Haag:  C.  M.:  C.  W.  Lunsingh  Scheurleer. 
Leiden:  0.  M.:  A.  E.  J.  Holwerda,  C.  M.:  J.  H. 

Holwerda. 
Nijmegen:  0.  M.:  G.  M.  Kam. 
Uireeht:  C.  M.:  J.  C.  VoUgraff. 

12.  Norwegen. 

Kristiania:  C.  M.:  S.  Eitrem. 

13.  Österreich-Ungarn. 

Wieru-  E.  M.:  Fürst  Johann  von  und  zu  Liechten- 
stein, 0.  M.:  E.  Bormann,  F.  von  Kenner,  W.  Ku- 
bitschek,  K.  Graf  Lanckorofiski-Brzezie,  F.  Löhr, 
E.  Reisch,  J.  Strzygowski,  A.  Wilhelm,  J.  Zin- 
gerle,  C.  M.:  0.  Egger,  S.  Frankfurter, 
M.  Hömes,  P.  Kretschmer,  L.  Reinisch,  A. 
Schindler. 

Budapest:  C.  M.:  G.  von  Finily,  V.  Kuzsinsky. 

Brunn:  C.  M.:  J.  Dell. 

Graz:  0.  M.:  R.  Heberdey,  C.  M.:  H.  Egger,  W. 
Schmid. 

Innsbruck:  0.  M.:  E.  Kaiinka,  C.  M.:  R.  von  Scala. 

Polo:  C.  M.:  A.  Gnirs. 

Prag:  0.  M.:  W.  Klein,  A.  von  Premerstein,  C.  M.: 
W.  Dobrusky,  H.  Swoboda. 

Ragusa:  C.  M.:  G.  Gelcich. 

Sarajevo:  0.  M.:  C.  Patsch. 

Spalato:  0.  M.:  F.  Bulid. 

Triest:  C.  M.:  H.  Maionica,  A.  Puschi. 

Zara:  C.  M.:  L.  Jelid. 


—     XIX     — 


14.  Portugal. 

Lissabon:  C.  M.:  F.  A.  Coelho,  J.  L.  de  Vasconcellos. 
Porto:  C.  M.:  J.  de  Vasconcellos. 

15.  Rumänien. 

Bukarest:  C.  M.:  V.  Pärvan. 

16.  Rufiland. 

St.   Petersburg:   0.  M.:  B.  Latyschew,   B.  Pharma- 
kowsky,  A.  Prachow,  E.  Pridik,  M.  Rostowzew, 

C.  M.:  N.  P.  Kondakow,  A.  Nikitsky,  Th.  Zielinski. 
Charkow:  C.  M.:  Th.  Schmidt. 

Chersones  bei  Sevastopol:  C.  M.:  R.  Löper. 

Dorpat:  C.  M.:  R.  Hausmann. 

Helsingfors:  C.  M.:  F.  Sundwall. 

Kertsch:  C.  M.:  V.  gkorpii. 

Moskau:  C.  M.:  W.  Malmberg,  N.  Novosadsky. 

17.  Schweden. 

Stockholm:  0.  M.:  0.  Montelius,  C.  M.:  J.  Centerwall. 
Lund:  C.  M.:  M.  P.  Nilsson. 
Malmö:  C.  M.:  C.  Thulin. 

Upsala:    0.  M.:  S.  Wide,  C.  M.:    L.  KjeUberg,    E. 
Nachmanson. 

18.  Schweiz. 

Basel:  0.  M.:  E.  Pfuhl,  C.  M.i    K.  Stehlin. 

Bern:  C.  M.:  0.  Schultheß. 

Brugg  i.  Aargau:  C.  M.:  L.  Frölich,  S.  Heuberger. 

Genf:  0.  M.:  P.  Schazmann,     C.  M.:  G.  Darier. 

Gr.  St.  Bernhard:  C.  M.:  M.  Lugon. 

Lavsanne:  C.  M.:  W.  Cart. 

Winterthur:  0.  M.:  F.  Imhoof- Blumer. 

Zürich:   0.  M.:    H.    Blümner,    H.  Hitzig,    C.    M.: 

D.  Viollier. 

19.  Serbien. 

Belgrad:  C.  M.:   M.  Valtrovits,   M.  M.  Vassits,    N. 
Vulic. 

20.  Spanien. 

Madrid:  0.  M.:  F.  Fita,  C.  M.:  Marquis  de  Cerralbo, 
J.  R.  Milida,  Marquis  de  Monsalud. 


Barcelona:  C.  M.:  A.  Elias  de  Molins,  J.  Pijoan  y 

Soteras. 
Elche:  C.  M.:  P.  Ibarra  y  Ruiz. 
Gerona:  C.  M.:  M.  Cazurro  y  Ruiz. 
Granada:  C.  M.:  M.  G.  Moreno. 
Medina  Sidonia:  C.  M.:  M.  Pardo  de  Figueroa. 
Soria:  C.  M.:  M.  Granados. 
Vitoria:  C.  M.:  F.   Baraibar. 

21.  Tunis. 

St.  Louis  de  Carthage:  0.  M.:  A.  L.  Delattre. 
Tunis:  0.  M.:  A.  Merlin,    C.  M.:  L.  Poinssot. 

22.  Türkei. 

Konstantinopel:   0.    M.:   Halil   Edhem   Bey,    J.   H. 

Mordtmann,  Th.  Uspensld,  C.  M.:  Edhem  Bey, 

M.    J.  Gedeon,   Th.  Macridy   Bey,    B.  A.   Pan- 

tschenko. 
Aidin:  C.  M.:  M.  Papakonstantinu. 
Artake:  C.  M.:  N.  Limnios. 
Bagdad:  0.  M.:  R.  Koldewey. 
Chalki  bei  Rhodos:  C.  M. :  0.  N.  Askitis. 
Konia:  C.  M.:  G.  Tria. 
Mersina:  C.  M.:  J.  Gottwald. 
Pergamon:   C.   M.:  G.   loannides,  G.   Rallis. 
Rhodos:  C.  M.:  A.  Barmann,  Sir  A.  Biliotti,  A.  Casilli. 
Smyrna:  0.  M.:  J.  Keil,  C.  M.:  G.  Sotiriu,  M.  Tsaky- 

roglu. 

23.  Vereinigte  Staaten  von  Amerika. 

New  York:  0.  M.:  E.  Robinson,  C.  M.:  Miss  C.  L. 

Ransom. 
Berkeley,  California:  C.  M.:  B.  I.  Wheeler. 
Boston,    Massachusetts:    C.  M.:  L.  D.  Caskey,  S.  N. 

Deane,   A.  Fairbanks. 
Cambridge,  Massachusetts:  0.  M.:  J.  W.  White. 
Chicago,  Illinois:  C.  M.:  W.  G.  Haie. 
Cleveland,  Ohio:  C.  M.:  H.  N.  Fowler. 
lihaca,  New  York:  C.  M.:  J.  R.  S.  Sterrett. 
MeadviUe,  Pennsylvania:  C.  M.:  G.  F.  Comfort. 
Princeton,  New  Jersey:  C.  M.:  A.  L.  Frothingham. 
Woodstock,    Connecticut:  0.  M.:  R.   B.  Richardson. 


FORM  UND  HERKUNFT  DER  MYKENISCHEN  SÄULE. 

Die  eigentümliche  Form  der  mykenischen  Säule  hat  die  Kunstforschung  schon 
öfter  beschäftigt,  namentlich  ihre  abwärtsgerichtete  Schaftverjüngung,  die  von 
Anfang  an  so  unwahrscheinlich  dünkte,  daß  T.  L.  Donaldson  in  seiner  Rekonstruk- 
tion einer  der  Halbsäulen  der  sogenannten  Atreustholos  in  Mykene  diese  bekanntlich 
umgekehrt  darstellte,  indem  er  ihr  Kapitell  als  Basis  annahm.  Wurde  dieser  Irrtum 
nun  auch  bald  aus  den  später  nachgewiesenen  Standspuren  der  Säulen  erkannt, 
so  blieb  der  Zweifel  an  jener,  dem  allgemeinen  Schema  des  Altertums  widersprechen- 
den Schaftverjüngung  wenigstens  für  die  Steinsäule  mykenischer  Zeit  für  manche 
Gelehrte  und  Künstler  auch  weiter  bestehen.  Schloß  sich  doch  ein  so  namhafter 
Architekt  und  Kunstgelehrtcr  wie  Jos.  Durm  noch  vor  wenigen  Jahren  in  den  Jahres- 
heften des  österr.  Archäologischen  Instituts  (Band  X,  1907)  in  einem  Artikel  über 
vormykenische  und  mykenische  Architekturformen  diesem  Zweifel  an,  indem  er 
an  der  Hand  der  Säule  des  mykenischen  Löwentores  und  der  Atreustholossäulen 
sowie  eines  Säulenstumpfes  des  von  Frau  Schliemann  geöffneten  Kuppelgrabes 
die  rein  zylindrische  Bildung  des  mykenischen  Schaftes  zu  beweisen,  die  gegenteilige 
Ansicht  aber  durch  von  ihm  gegebene  Maße  und  eine  Photographie  des  Löwentores 
als  auf  irrtümhchen  Beobachtungen  beruhend  zu  entkräften  suchte. 

Entscheidend  für  die  Sicherung  der  fraglichen  Verjüngung  ist  die  unterdessen 
mit  Hilfe  der  Schaftstücke  aus  der  Sammlung  des  Lord  Sligo  erfolgte  Zusammen- 
setzung der  Halbsäulen  der  Atreustholos  im  Britischen  Museum,  welche  Jos.  Durm, 
der  die  genannten  Bruchstücke  nur  vor  ihrer  Eingliederung  in  diese  Restauration 
untersuchen  konnte,  bei  Niederschrift  seines  Artikels  noch  nicht  vor  sich  hatte. 
Ist  darnach  das  Urteil  über  die  Frage  jetzt  wohl  übereinstimmend,  so  dürfte 
es  doch  am  Platze  sein,  das  Resultat  verschiedener  unmittelbarer  Messungen  zu 
geben,  die  diese  Verjüngung  zahlenmäßig  feststellen,  und  daran  anschließend  eine 
schon  früher  von  mir  angedeutete  Erklärung  dieser  von  den  sonstigen  Säulenbildungen 
des  Altertums  abweichenden  Erscheinung  eingehender  zu  begründen. 

Von  jenen  beiden  im  Britischen  Museum  in  ihrer  vormaUgen  Position  zu  Seiten 
der  Grabtüre  aufgestellten  Säulen  der  Atreustholos  ist  es  namentlich  die  linke  vom 
Beschauer,  die  ihren  Schaftverlauf  bis  über  4  m  Höhe  (nur  der  oberste  Teil  ist  er- 
gänzt) an  den  Originalstücken  genau  verfolgen  läßt;  Dieselbe  wurde  von  mir  unter 
freundlicher  Kontrolle  des  Herrn  Architekten  Phene  Spiers  in  London  aller  halben 
Meter  hoch  gemessen.  Wenn  sich  dabei  nun  auch  infolge  des  dem  Schafte  eingear- 
beiteten ornamentalen  Reliefs  kleine  Schwankungen  ergaben,  so  war  doch  nach 
allen  Richtungen  eine  stets  steigende  Verdickung  des  Schaftes  nach  oben  ohne  jeden 

Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX.  I 


M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  mykenischen  Säule. 


Zweifel  festzustellen.  Darnach  wächst  der  der  Wand  anliegende  Durchmesser  des- 
selben bis  zu  4  m  Höhe,  von  0,516  (unten)  bis  auf  0,546  m  (oben),  also  um  3  cm; 
bei  der  von  Phen^  Spiers  auf  5,60  m  angenommenen  Höhe  des  ganzen  Schaftes 
würde  sein  Durchmesser  unter  dem  Kapitelle,  eine  sich  gleichmäßig  fortsetzende 
Schwellung  vorausgesetzt,  also  nahezu  0,558  m,  somit  also  eine  Gesamtschwellung 
von  4,2  cm  aufweisen.  Der  Halbmesser  des  Schaftes  (von  vorn  bis  zur  Rückwand) 
zeigt  eine  noch  etwas  größere  Schwellung,  und  zwar  von  0,26  cm   (unten)  bis  zu 

0,28  m  in  4  m  Höhe,  was  für  den  obersten  Halbmesser 
in  5,60  m  Höhe  also  ein  Maß  von  0,2856  m  ergeben 
würde.  Dieses  Maß  stimmt  nun,  wie  das  zuvor  mit 
0,558  m  angegebene  des  oberen  Schaftdurchmessers, 
nahezu  mit  den  Maßen  der  Kapitellunterfläche  überein, 
die  der  Architekt  Sebastian  Ittar  im  Jahre  1803  an 
Ort  und  Stelle  am  Originalkapitelle  nahm,  indem  er 
den  Durchmesser  seiner  Unterfläche  auf  0,563  m,  den 
Halbmesser  aber  auf  0,289  m  feststellte.  Bei  Prüfung 
des  Halbkreises  der  Säule  mit  Bandmaß  ergab  sich 
ein  Unterschied  von  0,828  m  (unten)  zu  0,884  m  in 
4  m  Höhe,  also  ebenfalls  eine  dem  Wachsen  des 
Durch-  und  Halbmessers  entsprechende  Zunahme  des 
Umfanges  nach  oben. 

Während  eines  letzten  Aufenthaltes  in  Athen 
hatte  ich  nun  auch  Gelegenheit,  das  im  National - 
museum  befindliche  von  Prof.  Durm  gemessene  Schaft- 
stück aus  Nauplia  zu  untersuchen,  welches  mit  Recht 
der  gleichen  Tholos  zugeschrieben  wird.  Ich  konnte 
in  Übereinstimmung  mit  ihm  und  den  von  ihm  ge- 
gebenen Maßen  nur  konstatieren,  daß  dieses  Schaft- 
stück sich  in  der  dortigen  Position  allerdings  nicht  nach 
unten,  sondern  nach  oben  verjüngt;  die  Vergleichung 
seines  Ornamentes  mit  dem  der  richtig  aufgestellten 
Säulen  im  Britischen  Museum  läßt  aber  keinen  Zweifel 
darüber  aufkommen,  daß  es  seinerzeit  verkehrt  aufgestellt  wurde:  ein  Versehen, 
welches  unterdessen  von  der  Museumsverwaltung  berichtigt  worden  sein  dürfte. 
Was  nun  die  Wappensäule  des  mykenischen  Löwentores  anlangt  (Abb.  4, 
Fig.  d),  deren  zylindrische  Bildung  Prof.  Durm  durch  eine  beigegebene  Photographie 
nachzuweisen  sucht  (am  Originale  selbst  genommene  Maße  gibt  er  nicht),  so  zeigt 
eine  Prüfung  mit  dem  Zirkel  auch  an  dieser  eine  allerdings  sehr  unerhebhche  Ver- 
jüngung nach  unten,  die  Vergleichung  mit  den  drei  großen,  außerordentlich  exakten 
Aufnahmen  der  Kgl.  Meßbildanstalt  in  Berlin,  welche  die  Verjüngung  genau  fest- 
stellen lassen,  wie  schwierig  es  ist,  nach  einer  einzelnen  photographischen  Unterlage 
ein  sicheres  Resultat  zu  gewinnen. 

Ich  selbst  hatte  keine  Gelegenheit,  die  Säule  des  Löwentores,  ebensowenig  wie 


Abb.  I .    Säulenstumpf  am  zweiten 
Kuppelgrabe  in  Mykenai. 


M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  mykenischen  Säule. 


liiti|inil  I  I  I  I  I  I 


<«: 


den  von  Prof.  Durm  eingehend  besprochenen  kannelierten  Säulenstumpf  der  zweiten 
mykenischen  Tholos  an  den  Originalen  zu  messen,  erhielt  aber  auf  eine  im  Jahre  1909 
an  das  Athenische  Institut  gerichtete  Anfrage  von  Herrn  Prof.  Karo  folgende  Aus- 
kunft: »Nach  Dörpfelds  vor  einigen  Monaten  vorgenommenen  Messungen  beträgt 
r.  die  Verjüngung  der  Säule 
am  Löwentore  nach  unten 
3  cm;  2.  am  zweiten  Kuppel- 
grabe die  Maße  von  9  Kanne- 
lüren  der  Säule  oben  47,  unten 
45  cm.«  Eine  Vergleichung 
des  ersteren  Maßes  mit  dem 
in  der  archäologischen  Aus- 
stellung in  Rom  befindlichen 
neuerlichen  Abgüsse  des  Lö- 
wentoraufsatzes  ergibt  sogar 
eine  noch  etwas  größere  Ver- 
jüngung des  Schaftdurchmes- 
sers und  zwar  von  0,31  m 
oben  auf  0,273  m  unten.  Die 
Dörpfeldsche  Angabe  bezüg- 
lich des  Säulenstumpfes  der 
zweiten  Tholos  vermag  die 
Abbildung  i,  soweit  dies 
eine  Photographie  kann,  trotz 
seines  rechtsseitigen  oberen 
Defektes,  ebenfalls  nur  zu 
bestätigen. 

Dürfte  die  vorliegende 
Frage  demnach  zugunsten 
der  bislang  angenommenen 
Schaftverjüngung  nach  unten 
entschieden  sein,  so  wird  die- 
selbe auch  durch  eine  Anzahl  von  kleinen  Elfenbeinsäulchen  (Abb.  2)  erwiesen,  die 
bei  den  nachträglichen  Grabungen  der  griechischen  archäologischen  Gesellschaft  in  den 
Felsgräbern  von  Mykene  gefunden  wurden.  Auch  wenn  man  sie  nur  als  Nachbildungen 
von  Gegenständen  der  Kleinkunst  und  nicht  als  solche  von  architektonischen  Säulen 
nehmen  will,  so  bieten  sie  infolge  ihrer  klaren  Formen  interessante  Vergleichungs- 
objekte  zu  den  zuvor  besprochenen  Steinsäulen.  Zwei  größere,  nach  Form  und  Maß 
ganz  gleichartige  Säulchen  dieser  acht  Fundstücke  (Abb.  2,  Fig.  a  und  b)  sind  vor- 
zügHch  erhalten,  während  von  anderen  nur  Bruchstücke  vorhanden  sind  (Fig.  c,  d). 
Nach  Ansicht  von  V.  Stais  bildeten  sie  Teile  von  Votivtafeln,  auf  denen  sie  durch 
teilweise  noch  erkennbare  Bindemittel  befestigt  waren.  Die  Zapfen  an  ihrem  Fuße 
und  Abakus  beweisen,  daß  sie  in  Verbindung  mit  andern  Ghedern  standen,  und 


^ 


Abb.  2. 


Elfenbeinsäulchen  aus  den  Felsgräbern  von  Mykenai. 
Nation.  Mus.  Athen  Nr.  2398. 


M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  mykenischen  Säule. 


die  gleiche  Größe  von  zwei  derselben,  daß  diese  zusammengehörten,  vermutlich 
also  keine  Einzelstelen,  sondern  Teile  der  Nachbildung  einer  zusammenhängenden 
Architektur  vorstellten.  Ihre  Kapitelle  gleichen  sowohl  dem  der  Löwentorstele  wie  denen 
der  Atreustholossäulen;  mit  dem  der  ersteren  haben  sie  außer  der  Kehle  und  dem 
knopfartigen  Echinus  namentHch  den  zwischen  Schaft  und  Kehle  sitzenden,  von 
zwei  Plättchen  eingefaßten  Rundstab  gemeinsam;  an  der  Rekonstruktion  der  Atreus- 
säulen,  die  mir  an  dieser  Stelle  etwas  unsicher  erscheint,  fehlt  dieses  Zwischenglied, 
nicht  zum  Vorteil  ihrer  Erscheinung ').  Die  auf  dem  Knaufe  beider  mykenischen 
Kapitelle  sitzende  flachausladende  Kehle,  welche  den  Abakus  aufnimmt,  ist  an  Fig  a 
der  Abb.  2  nicht  vorhanden,  an  dem  Bruchstück  c  dagegen,  allerdings  noch  mehr 


»)  Ich  möchte  daher  annehmen,  daß  auch  sie  den 
betreffenden  Rundstab  trugen;  an  den  Resten 
derselben  ist  dies  allerdings  nicht  nachzuweisen, 
da  beiden  Säulen  gerade  das  oberste  Schaftstück 
fehlt.  Ein  kleines  Bruchstück  im  Münchener 
Antiquarium,  welches,  wie  mir  Arthur  Smith 
freundlichst  mitteilte,  der  Restauration  des 
Schaftendes  zugrunde  gelegt  wurde,  zeigt  jeden- 
falls keinen  Ansatz  eines  Rundstabes,  an  seinem 
oberen  Rande  viel- 
mehr eine  viertel-  

kreisförmigeEinar-  i 
beitung  von  ca.2  cm 
Höhe  und  i  '/i  cm 
Tiefe,  die  vielleicht 
eine  Erklärung 
gibt.  Wenn  das 
Bruchstück,  wie 
wohl  kaum  zu  be- 
zweifeln, ^NTrklich 
vom  obern  Schaft- 
ende herrühren 
sollte,  würde  sich 
diese  ringförmige 
Einarbeitung  des- 
selben damit  er- 
klären lassen,  daß 
in  ihr  vormals  ein 
Bronzering  von  der 
Form  des  Rund- 
stabes der  Löwen- 
torsäule  eingelas- 
sen war :  eine  Vor- 
aussetzung, welche 
die  Einziehung  des 
Unterteiles  des 
Kapitells  nur  zu 
bestätigen        ver- 


Abb.  3.    Rekonstruktion  des 
des  Atreusgrabes  in 


möchte.  Bei  Betrachtung  der  Lücke  zwischen 
Schaft  und  Kapitell  an  der  restaurierten  Säule 
des  Britischen  Museums  (vgl.  Abb.  3)  kann  man 
sich  des  Eindrucks  nicht  erwehren,  daß  an  dieser 
Stelle  etwas  fehlt,  was  dieselbe  deckte.  Nach  den 
Maßen  der  Lücke  könnte  darin  gerade  einRundstab 
von  31/2  cm  Höhe  gesessen  haben,  der  aber  noch 
etwas  höher  gewesen  sein  dürfte,  da  anzunehmen 
ist,  daß  sein  unteres  Plättchen  über  die  Kante  des 
Schaftendes  übergriff. 
-    —    -  Die  Anwendung  eines 

solchen  Bronzezierates 
am  mykenischen  Ka- 
pitelle (am  ionischen 
waren  metallische  In- 
krustationen, z.  B. 
als  Schmuck  des  Vo- 
lutenauges durch  ver- 
goldete Bronzeroset- 
ten ganz  gebräuchlich) 
gewinnt  um  so  mehr 
an  Wahrscheinlich- 
keit, als  man  aus  den 
unzähUgen,  regelmä- 
ßig geordneten  Nagel- 
löchern und  einzelnen 
Resten  von  Bronze- 
stiften an  den  Innen- 
wänden und  den  Türen 
der  Tholos  überhaupt 
auf  eine  reiche  Aus- 
stattung des  Baues 
mit  metallischen  De- 
korationen zu  schlie- 
ßen berechtigt  ist,  die 
schon  in  frühesten 
Zeiten  den  Grabräu- 
bern zur  Beute  fielen. 


Oberteils  der  linken  Halbsäule 
Mykenai.     Brit.  Mus. 


M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  mykenischeu  Säule. 


abgeflacht,  noch  erkennbar.  Jedenfalls  repräsentieren  diese  Elf enbeinsäulchen,  wie 
die  schon  früher  in   Spata  gefundenen,   den  Typus  der  mykenischen  Steinsäule. 

Mit  einer  bisher  noch  nicht  beobachteten  Schaftbildung  machen  uns  einige 
Gipsausgüsse  aufgefundener  Hohlräume  bekannt,  die  A.  Evans  in  ingeniöser  Weise 
auf  seiner  in  der  Nähe  des  großen  Palastes  von  Knossos  gelegenen  Villa  nach  dem 
Vorgange  pompejanischer  Ausgrabungsmanipulationen  ausführen  ließ,  Hohlräume,  die 
sich  durch  Vermoderung  von  Holzsäulen  innerhalb  des  Ruinenschuttes  eines  Hauses 
aus  der  ersten  Hälfte  spätminoischer  Zeit  gebildet  hatten.  Müssen  dieselben  nun 
auch  ihrer  Publikation  durch  den  Entdecker  vorbehalten  bleiben,  so  kann  vorläufig 
wenigstens  gesagt  werden,  daß  auch  diese,  wenn  schon  infolge  von  Terrainverschie- 
bungen teilweise  verbogen,  ebenfalls  eine  Verjüngung  nach  unten,  ihre  Schäfte  aber 
eine  Gliederung  durch  vertikale,  dicht  aneinander  stoßende  Rundstäbe  erkennen 
lassen. 

Mit  diesen  verschiedenen  Beispielen  soll  nun  keineswegs  die  Möglichkeit  be- 
stritten werden,  daß  außer  den  sich  nach  unten  verjüngenden  Schaftformen  in  der 
minoischen  wie  in  der  mykenischen  Kunst  nicht  auch  solche  zylindrische  oder  sich 
sogar  nach  oben  verjüngende  Schäfte  vorgekommen  seien,  wie  sie  uns,  allerdings 
mit  ganz  anderem  Kapitelle,  ein  Wandbild  aus  Knossos  und  der  bekannte  Steatit- 
trichter  des  Museums  von  Candia  kennen  lehren;  architektonische  Reste  von  dieser 
Form  müssen  indessen  noch  gefunden  werden. 

Der  Hauptgrund,,  der  Prof.  Durm  an  der  Verjüngung  mykenischer  Säulen  nach 
unten  zweifeln  und  solche  Formen  als  »pervers«  bezeichnen  läßt,  ist  in  dem  von 
ihm  aufgestellten  Satze  zu  suchen:  »die  Stütze  entwickelt  sich  im  Kunstgewerbe 
seit  uralten  Zeiten  beinahe  durchweg  auf  kleinster  Basis,  im  Hochbau  auf  breiter 
Unterlage.«  Kann  man  diesem  Unterschiede  in  bezug  auf  den  Steinbau  nur 
zustimmen,  so  ist  seine  Theorie  nicht  ohne  weiteres  auch  auf  den  Holzbau  anwend- 
bar; mir  scheint  vielmehr,  daß  dieser  Unterschied  nicht  nur  in  den  mehr  oder  minder 
architektonischen  Bedingungen  der  jeweiligen  künstlerischen  Aufgabe,  sondern 
auch  in  dem  Werkstoffe  derselben  zu  suchen  sei.  Wird  man  die  Verjüngung  der 
mykenischen  Steinsäule  nach  unten  sicher  nicht  als  einen  ästhetischen  Aus- 
druck ihrer  Leistung  betrachten  dürfen,  so  läßt  sich  dieselbe  bei  der  ihr  voran- 
gehenden Holzsäule  nicht  verwerfen,  da  sie  ohne  Zweifel  in  bezug  auf  Material  und 
Konstruktion  eine  gleiche,  wenn  nicht  größere  Berechtigung  hat  als  die  entgegen- 
gesetzte. Jedenfalls  ist  die  nach  unten  verjüngte  Schaftform  im  Holzbau  oder  im 
Steinbau  mit  hölzerner  Deckenkonstruktion  nicht  minder  zweckmäßig  und  daher 
ebenso  logisch  wie  die  Verjüngung  von  Tisch-  und  Stuhlbeinen,  welche  die  Platte 
oder  Sitzfiäche,  mit  deren  Rahmenwerk  sie  verzapft  sind,  genau  so  sicher,  ja  besser 
tragen,  als  wenn  sie  sich  nach  oben  verjüngten;  denn  für  das  Ruhen  auf  dem  Boden 
dient  die  kleinere  Fläche  ebehso  gut  wie  eine  umfänglichere,  wenn  nur  die  Verbindung 
der  Stütze  mit  den  zu  tragenden  Gliedern  eine  stabile  ist;  letzterem  Zwecke  ent- 
spricht es  aber  viel  besser,  wenn  der  obere  Abschluß  des  Beines  der  breitere  ist, 
weil  dies  eine  solidere  Verzapfung  gestattet.  Unsere  gedrechselten,  sich  nach  unten 
verjüngenden  Möbelbeine,  deren  Formen  schon  in  der  ägyptischen  und  assyrischen 


M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  mykenischen  Säule. 


Kunst  Vorbilder  haben  und  häufig  ein  dem  mykenischen  Kapitelle  ganz  ähnliches 
Kopfstück  besitzen,  entsprechen  vollkommen  unserem  ästhetischen  Empfinden, 
während  ein  nach  unten  schwellendes  Bein  einen  plumpen  Eindruck  macht;  warum 
sollten  nun  im  Holzbau  gleiche  konstruktive  Bedingungen,  nur  weil  das  Gebilde 
größer  und  ein  architektonisches  ist,  einen  anderen  formalen  Ausdruck  verlangen? 
Die  Hauptsache  ist  auch  hier,  daß  der  Säulenkopf  mit  dem  Gebälk  sicher  verzapft 
ist,  um  die  Säule  stabil  zu  machen;  dann  steht  sie  genau  so  fest,  wie  das  Bein  eines 
Möbels,  und  zwar  auch  ohne  Befestigung  mit  dem  Boden.  Daß  die  minoisch-myke- 
nische  Kunst  damit  rechnete,  ergibt  sich  schon  daraus,  daß  sich  an  den  steinernen 
Basen  ihrer  Holzsäulen  keine  Spuren  einer  Verzapfung  finden,  wie  sie  bei  den  späteren 
Steinsäulen  der  Atreustholos  angewendet  wurde.  Dieselbe  wäre  bei  Bodenbewegungen 
ihrer  StabiUtät  sogar  gefährlich  geworden,  während  ein  unten  unbefestigter  Schaft 
ein  seitliches  Ausweichen  gestattete. 

Die  ästhetische  Forderung  der  Höhenverjüngung,  resp.  zylindrischen  Bildung, 
die  J.  Durm  an  die  Holzsäule  stellt,  scheint  mir,  wenigstens  insoweit,  als  es  sich 
um  Holzbauten  oder  Steinbauten  mit  hölzerner  Deckenkonstruktion  und  um  Säulen- 
stellungen zwischen  vertikalen  Mauern  und  Pfeilern  handelt,  nur  ein  aus  dem  nach- 
maligen griechischen  Steinbaue  zürückgeschlossenes  künstlerisches  Desiderat  zu 
sein.  Anders  würde  die  Sache  bei  Anwendung  von  nach  unten  verjüngten  Säulen 
an  den  Ecken  von  Bauten  (z.  B.  bei  peripteralen  Anlagen)  liegen,  weil  die  nach 
oben  ausladenden  Schaftlinien  der  monumentalen  Wirkung  des  Bauwerks  zweifel- 
los geschadet  hätten.  Als  Eckstützen  sind  solche  Säulen  aber,  wie  die  Grundrisse 
der  Paläste  von  Knossos  und  Phästos  zeigen,  nicht  angewendet  worden.  Ein  in- 
struktives Beispiel  geben  dafür  die  dem  sogenannten  Saale  der  Doppeläxte  in  Knossos 
auf  zwei  Seiten  (im  Osten  und  Süden)  vorgelagerten  Säulenhallen,  an  deren  Zu- 
sammenstoße im  SO  ein  quadratischer  Stein  die  Aufnahme  eines  Pfeilers  bezeugt, 
während  die  Basen  der  Säulen  kreisförmig  sind. 

Ob  die  Einziehung  des  Schaftes  einer  Stütze,  sei  es  nach  oben  oder  unten, 
in  älteren  Zeiten  überhaupt  als  eine  für  den  Ausdruck  ihres  Wesens  beabsichtigte 
Kunstform  angewendet  wurde,  scheint  mir  sehr  fraglich;  sie  ergab  sich  vielmehr 
aus  der  Verwendung  von  natürlichen  Holzschäften,  die  zunächst  in  jener  Richtung 
ihrer  Verjüngung  unmittelbar  benutzt  wurden,  die  sich  für  den  herzustellenden 
Gegenstand  als  am  praktischsten  erwies.  Daher  die  nach  unten  verjüngten  Beine 
von  noch  erhaltenem  ägyptischem  und  assyrischem  Möbelwerk  und  der  uns  in  Ab- 
bildungen überlieferten  gleichartig  verjüngten  Zeltstangen  beider  Länder.  Daß 
diese  ursprüngliche,  dem  Auge  gewohnt  gewordene  Holzzweckform  sich  späterhin  nun 
zunächst  auch  auf  architektonische  Kunstformen  anderen  Materiales  übertrug,  daß 
frühe  mykenische  Steinsäulen  also  auch  die  Verjüngungsart  der  Holzsäule  noch 
einige  Zeit  weiterführten,  kann  nach  einem  überall  in  der  Bau-  und  Ornament- 
geschichte hervortretenden  phylogenetischen  Entwicklungsgesetze  gar  nicht  wunder- 
nehmen. Diese  Voraussetzung  einer  allmählichen  Umbildung  von  überlieferten 
Formen  für  ein  anderes  Material  würde  ihre  Bestätigung  in  dem  Umstände  finden, 
daß  die  Steinsäulen  der  Atreustholos  eine  schwächere  Einziehung  nach  unten  be- 


M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  mykenischen  Säule. 


sitzen  als  die  in  den  Wandmalereien  von  Knossos  dargestellten  minoischen  Holz- 
säulen. Für  eine  gleiche  Übertragung  von  Holzstützformen  auf  architektonische  Stein - 
Säulen  geben  in  Ägypten  die  von  Prof.  Durm  angeführten  Säulen  im  Heiligtum  Thut- 
mosis'  HI.  zu  Karnak  ein  Beispiel;  ihre  Form  entspricht  in  Schaft  und  Kapitell 


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Abb.  4.     Fig.  a.  Säule  aus  dem  Festtempel  Thutmosis'  III.  in  Karnak.     Fig.  b.    Zeltstange  eines  Barken- 
gehäuses  nach   Reliefdarstellungen   aus   dem  n.  R.     Fig.  c.    Assyrischer  Zeltpfosten.     Fig.  d.    Säule  vom 

Löwentore  in  Mykenai. 


vollkommen  den  Holzsäulchen  der  an  ägyptischen  Tempelwänden  dargestellten 
Gehäusen  heiliger  Barken.  Die  nach  unten  gerichtete  Blattdekoration  ihrer  Kapitelle, 
aus  welcher  Prof.  Durm  auf  die  Umkehrung  eines  »Glockenkapitells  «  schließen  zu  müssen 
glaubt,  findet  dabei  ihre  Analogien  in  gleichgerichtetem  Blattbelage  von  Gefäß - 
deckein  ähnlicher  Form  im  neuen  Reiche.    Die  Thutmosissäule  ist^  wie  sie  schon 


M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  mykenischen  Säule. 


F.  Borchardt  richtig  bezeichnete,  nichts  anderes,  als  eine  ihrem  Werkstoffe  ent- 
sprechend verdickte  Nachbildung  einer  Zeltstange,  oder  wenn  man  sich  genauer 
ausdrücken  will,  der  Stange  eines  aus  früherem  Zelte  hervorgegangenen,  stoffum- 
kleideten  Holzbaues  (vgl.  Fig.  a  und  b  der  Abb.  4). 

Diese  ägyptischen  Beispiele  legen  nun  die  Vermutung  nahe,  daß  es  sich  mit 
dem  Ursprünge  der  minoisch -mykenischen  Säule  ähnlich  verhalte,  daß  sie  also  auch 
aus  dem  Schaft  und  der  Bekrönung  eines  früheren  Zeltpfostens  hervorgegangen  sei. 
Weisen  doch  fast  alle  alten  Säulentypen  durch  die  sichtbaren  Zeichen  verschieden- 
ster Formanpassungen  ihrer  Kapitelle  deutHch  darauf  hin,  daß  sie  nichts  anderes 
sind  als  Umgestaltungen  früherer  freiendender  Schäfte:  mit  Blüten,  Knospen  und 
auch  tierischen  Elementen  gekrönter  Würdenstäbe,  Gauzeichen,  Stelen  usw. 

An  dem  sogenannten  Südzeichen  des  Vereinigungswappens  von  Ober-  und 
Unterägypten,  dem  Vorläufer  des  ionischen  Kapitells,  läßt  sich  dieser  weitzurück- 
liegende Prozeß  einigermaßen  verfolgen.  Aus  der  Wappenpflanze  von  Oberägypten: 
dem  Blütenschafte  einer  Liliacee,  hervorgegangen,  wird  die  natürliche  freie  Endung 
des  Südzeichens,  als  welche  sie  sich  noch  im  neuen  Reiche,  z.  B.  an  den  bekannten 
großen  Wappenstelen  von  Thutmosis  III.  in  Karnak  erhält,  allmählich  zu  einem 
tragenden  Gliede.  Ein  frühestes  Beispiel  ihrpr  Umgestaltung  zu  einem  solchen  gibt 
das  Vereinigungswappen  von  Ober-  und  Unterägypten  an  den  Thronen  der  im  Museum 
zu  Kairo  befindlichen  Chefrenstatuen,  in  welchem  der  mit  einer  Liliaceenblüte  ab- 
geschlossene Schaft  seiner  Mittelfigur  (des  Samzeichens)  die  Sitzfläche  des  Thrones 
stützt;  daß  die  Blüte  hier  bereits  als  ein  Kapitell  gedacht  ist,  beweist  der  ihr  auf- 
gelegte Abakus;  im  übrigen  hat  sie  aber  ganz  die  gleiche  Form,  wie  die  daneben - 
stehenden  freiendenden  Blütenschäfte  des  »Südzeichens«.  Der  Stengel  des  pflanz- 
lichen Landessymbols  übernimmt  die  Rolle  eines  architektonischen  Schaftes  und 
seine  Blüte  die  eines  Balkenträgers.  Wie  diese  Stützform  sind  aber  die  meisten 
ägyptischen  Säulen:  die  Lotos-,  Papyrus-  und  Palmensäule  bekanntlich  nichts 
anderes  als  Adaptierungen  natürlicher  Schäfte  und  ihrer  Blüten-  oder  Laubkronen 
für  den  architektonischen  Zweck.  In  gleicher  Weise,  wie  dies  mit  natürlichen  Formen 
geschah,  wandelte  man  nun  auch  die  freien  Endungen  rein  zwecklich  geformter 
Schäfte,  ja  selbst  Gebrauchsgegenstände  in  Stützformen  um,  wie  z.  B.  den  Schaft 
und  Abschluß  der  Isisklapper  in  der  sogenannten  Hathorsäule. 

Wenn  wir  uns  auf  Grund  solcher  Tatsachen  nun  nach  dem  Vorbilde  der  myke- 
nischen Holzsäule  und  ihres  Kapitells  umsehen,  so  liegt  die  Vermutung  nahe,  daß 
ihre  Formen  gleich  denen  der  Thutmosissäule  ebenfalls  aus  den  Stangen  einer  früheren 
Zeltkonstruktion  hervorgegangen  seien,  wofür  ein  von  mir  früher  publiziertes  Zelt 
des  Sanherib ')  auf  den  assyrischen  Reliefs  des  Britischen  Museums  Anhaltspunkte 
gibt  (Abb.  5).  Dasselbe  ist  zwar  aus  viel  späterer  Zeit  als  die  minoisch-mykenische 
Säule,  der  Umstand  aber,  daß  dergleichen  Werkformen,  wie  es  die  nachweisbare 
Festhaltung  gleichartiger  ägyptischer  Konstruktionen  beweist,  durch  Jahrhunderte 
stationär  bleiben,  gestatten  indessen  den  Rückschluß,  daß  auch  frühere  Zelte,  von 

')  Vgl.  M.  Meurer,  Formenlehre  S.  325,  Rekonstruktion  eines  assyrischen  Zeltes. 


M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  mykenischen  Säule. 


denen  sich  zurzeit  noch  keine  Darstellungen  gefunden  haben,  die  nämUchen  Formen- 
elemente aufweisen,  und  zwar  schon  deswegen,  weil  sie,  um  den  gegebenen,  sich 
gleichbleibenden  Bedingungen  einer  Zeltkonstruktion  zu  entsprechen,  kaum  anders 
sein  konnten.  Ohne  auf  den  ganzen  Aufbau  des  Sanheribschen  Zeltes  zurückzu- 
kommen, der  sich  auf  dem  genannten  Relief  bis  in  seine  einzelnen  Details  verfolgen 
läßt,  seien  hier  nur  die  Formen  seiner  Pfosten  (Abb.  4,  Fig.  c)  gegeben,  die  das  Gerüst 
seiner  textilen  Umhüllung  bilden.     Sie  gleichen  einem  großen  Nagel;  unter  ihrem 


Abb.  5.     Assyrisches  Königszelt  auf  den  Reliefs  Sanheribs  im  Brit.  Mus. 


ganz  nagelartig  gebildeten  Kopfe,  der  dem  Einschlagen  des  Pfostens  in  den  Boden 
diente,  sitzt  eine  kräftige  Einziehung,  in  welcher  die,  die  einzelnen  Pfosten  unter 
sich  und  mit  dem  Erdboden  verbindenden,  sich  in  der  Decke  überkreuzenden  und 
im  Boden  verkeilten  Seile  befestigt  waren;  ihr  Abrutschen  nach  unten  verhinderte 
die  obere  Ausladung  des  Schaftes  und  ein  kleiner,  diesen  abschheßender  Rundstab. 
Die  Verjüngung  des  Pfostens  nach  unten  zeigt,  daß  ein  natürlicher  Holzschaft  ver- 
kehrt genommen  wurde,  weil  das  dickere  Ende  der  oberen  Einkehlung  der  Zelt- 
stange, das  dünnere  aber  ihrem  Eintreiben  in  den  Boden  besser  diente. 

Vergleichen  wir  nun  die  mykenische  Säule  mit  diesem  Pfosten  (vgl.  Abb.  2 
und  3  mit  Abb.  4,  Fig.  c),  so  ist  zunächst  die  gleiche  Verjüngung  nach  unten,  nicht 
minder  aber  auch  ihr  Kapitell  auffäUig,  dessen  dem  Echinus  des  dorischen  Kapitelles 


lO  M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  mykenischen  Säule. 


entsprechendes  Glied  noch  nicht,  wie  an  diesem,  nach  oben  ausladend,  sondern  knöpf - 
artig,  wie  ein  Torus,  gebildet  ist.  Zwischen  diesem  GHede  und  dem  Schaft  liegt  ferner 
wie  bei  der  Zeltstange  eine  kräftige  Einziehung  und  unter  ihr  ein  Rundstäbchen. 
Die  Ähnlichkeit  dieser  Formen,  die  bei  dem  Zeltpfosten  einem  praktischen  Zwecke 
entsprechen,  während  sie  dies  am  Kapitell  nicht  in  gleicher  Weise  tun,  ja  den  Be- 
dingungen einer  Stütze  sogar  widersprechen,  gibt  zu  denken.  Dem  Knaufe  des  Ka- 
pitells ist  bei  der  Säule  des  Löwentores  wie  bei  der  Atreustholos  eine  flachausladende 
Kehle  aufgesetzt,  die  den  umfänglichen  Abakus  aufnimmt.  Läßt  dieses  Auskunfts- 
mittel, welches  die  für  die  Leistung  des  Kapitells  nicht  mehr  geeignete  Knopfform 
des  Zeltstangenkopfes  noch  beibehält,  an  sich  schon  die  Abstammung  von  einer 
freien  Endung  nicht  verkennen,  so  weist  die  Kehle  unter  dem  Knaufe  des  mykeni- 
schen Kapitells,  sowie  der  unter  ihr  sitzende,  den  Schaft  abschließende  Rundstab 
auf  die  rein  dekorative  Weiterführung  überlieferter  Zweckformen,  die  mit  der  Funktion 
eines  Säulenkapitells  nichts  zu  tun  haben.  Die  Übernahme  der  Formelemente  einer 
früheren  Zeltstange  auf  die  Kunstformen  einer  nachmaligen  architektonischen  Stütze 
gewinnt  aber  um  so  mehr  an  Wahrscheinlichkeit,  als  die  mykenische  Holzsäule  aus 
zuvor  erörterten  Gründen  von  der  umgekehrten  Anwendung  der  natürlichen  Schaft- 
verjüngung einen  wirklich  konstruktionsgemäßen  Gebrauch  machen  konnte. 

Selbst  die  eigentümliche,  an  toreutische  Techniken  erinnernde  Ornamentierung, 
welche  die  Säulen  der  Atreustholos  tragen,  würde  sich  erklären,  wenn  man  annimmt, 
daß  sie  Nachbildungen  von  früheren  mit  Metall  umkleideten  Zeltstangen  gewesen 
seien.  Kann  das  vorliegende  Zelt  des  Sanherib  auf  den  Rehefs  des  Palastes  von 
Nimrud  bei  dem  kleinen  Maßstabe  seiner  Darstellung  dafür  auch  keine  Anhalts- 
punkte geben,  so  liegt  doch  die  Voraussetzung  nahe,  daß  die  Pfosten  von  prunk- 
vollen Herrscherzelten,  wenn  sie  überhaupt  nicht  ganz  aus  Metall  waren,  dieselbe 
künstlerische  Bronzeinkrustierung  empfingen,  die  uns  erhaltene  Reste  assyrischen 
Möbelwerkes  überliefert  haben.  Mit  der  Gesamtform  der  Zeltpfosten  hätten  sich 
dann  also  auch  die  Formelemente  ihrer  technischen  Ausführung  in  derselben  Weise 
auf  die  nachmalige  mykenische  Steinsäule  übertragen,  wie  es  bei  der  persischen 
Säule  und  gewissen,  ebenfalls  auf  ihre  Herkunft  aus  der  Metalltechnik  zurückweisen- 
den ornamentalen  Einzelheiten  protoionischer  Kapitelle  vorausgesetzt  wird. 

Für  die  Abstammung  des  mykenischen  Säulenschemas  aus  den  Typen  früherer, 
einer  Basis  entbehrender  Zeltstangen  spricht  auch  die  noch  ganz  einfache  Form 
der  minoisch-mykenischen  Steinbasis,  welche  verrät,  daß  es  sich  bei  ihr  um  keine 
Weiterentwicklung  eines  überlieferten  Vorbildes,  sondern  um  ein,  aus  den  Bedin- 
gungen einer  Holzstütze  und  deren  Sicherung  gegen  zerstörende  Bodenfeuchtigkeit 
hervorgegangenes,  neues  und  daher  noch  ganz  primitives  Konstruktionsglied  handelt. 

Analogien  für  die  vorausgesetzte  Anpassung  der  Zeltstangenform  an  die  Zwecke 
einer  Stütze  geben  gewisse  früheste  Übergangsformen  des  dorischen  Kapitells,  aus 
denen  R.  Koldewey  und  0.  Puchstein,  dieser  im  Winckelmannprogramm  von  1887 
S.  51,  jener  in  den  griechischen  Tempeln  in  Italien  und  Sizilien  S.  99  ff.  seinerzeit 
mit  Recht  auf  den  Zusammenhang  der  mykenischen  Säule  mit  der  dorischen  ge- 
schlossen haben.    Es  kann  kein  Zufall  sein,  daß  die  ältesten  der  uns  überlieferten 


M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  mykenischen  Säule.  1 1 

Steinkapitelle  dorischer  Bauten,  wie  z.  B.  die  des  Hexastylos  und  Enneastylos  zu 
Pästum  und  verschiedener  sizilischer  Tempel,  die  des  Schatzhauses  von  Syrakus 
und  einer  Säule  vom  Heräon  in  Olympia,  unter  ihrem  seiner  Leistung  völlig  an- 
gepaßten Echinus  noch  eine  Kehle  tragen,  die  als  keinem  Zwecke  dienend,  nur  als 
die  Fortführung  einer  Vorläuferform  betrachtet  werden  kann,  zumal  sie  häufig  mit 
einem  gleichen  stehenden  Blätterkranze  geschmückt  ist  wie  die  Kehle  der  mykenischen 
Tholossäule.  In  welcher  Weise  diese  Kehle  für  den  Zweck  eines  tragenden  Gliedes 
allmählich  zu  einem  Ablaufe  des  Schaftes  unter  dem  Kapitelle,  zu  jener  Apothesis 
umgestaltet  wurde,  die  weiterhin  wieder  einem  gleichmäßig  fortlaufenden  Schaft- 
ende wich,  zeigt  die  Vergleichung  jener  älteren  Bauten  in  Pästum  mit  dem  späteren 
dortigen  Poseidontempel,  mit  dem  Aphaiatempel  in  Ägina,  dem  Parthenon  und 
anderen  Bauwerken  nachfolgender  Zeiten. 

Der  Entwicklungsgang,  den  das  dorische  Kapitell  aus  dem  mykenischen  nahm, 
läßt  sich  demnach  so  vorstellen,  daß  zunächst  in  einer  früheren  Periode,  aus  der 
uns  keine  Beispiele  erhalten  sind,  der  torusartige  Echinus  des  letzteren  zur  Auf- 
nahme eines  steinernen  Gebälkes  nach  oben  zu  immer  breiter  gestaltet  wurde,  während 
sich  die  ihn  mit  dem  Abakus  verbindende  flachausladende  Kehle,  die  sowohl  der 
Säule  des  Löwentores  wie  den  Tholossäulen  eigen  ist,  als  überflüssig  ganz  verlor. 
Daß  dies  teilweise  schon  in  mykenischer  Zeit  geschah,  beweisen  die  kleinen  in  Abb.  2 
gegebenen  Elfenbeinsäulchen,  denen  dieses  Glied  fehlt.  Dagegen  wurde  die  Hohl- 
kehle unter  dem  Echinus  des  mykenischen  Kapitells  nebst  ihrer  pfeifen-  oder  blatt- 
artigen Dekoration,  ebenso  aber  auch  der  unter  ihr  sitzende,  den  Schaft  abschließende 
Rundstab  an  der  dorischen  Säule  noch  längere  Zeit  weitergeführt.  Bei  dem  Blatt- 
belage dieser  Kehle  wird  indessen  bald  der  Einfluß  des  dorischen  Kymation,  und 
zwar  insofern  sichtbar,  als  sich  die  Endungen  seiner  Einzelblätter  allmählich  zu 
isolieren  und  zu  einem  aus  der  Kehle  vorspringenden  Profile  umzubilden  beginnen. 
Von  diesem  Prozesse,  der  mit  der  Weiterentwicklung  des  dorischen  Kymations  aus 
der  glatten  ägyptischen  und  frühdorischen,  nur  mit  einem  Blattschema  bemalten 
Kehle  zu  einer  überfallenden  Blattreihung  zusammenhängt,  gibt  die  Vergleichung 
des  noch  ganz  innerhalb  der  Kehle  sitzenden  Blattschmuckes  verschiedener  Kapitelle 
des  älteren  Enneastylos  mit  den  bereits  auskragenden  und  sich  leicht  überschlagen- 
den Blättern  des  jüngeren  Hexastylos  zu  Pästum  und  weiterhin  mit  dem  Blatt- 
kranze unter  dem  Kapitelle  des  Xenvares  '),  dessen  Schnitt  bereits  dem  Profile  des 
klassischen  dorischen  Kymations  entspricht,  ein  anschauliches  Beispiel.  Daß  das  Blatt- 
ornament der  Kehle,  analog  dem  Blattschmucke  früher  ionischer  Kapitelle  und 
der  Stelen  aus  dem  Perserschutt  der  Akropolis,  anfänglich  wahrscheinHch  nur  ein 
gemaltes  war,  darauf  lassen  die  glatten  Kehlen  der  älteren  sizilischen  Tempel  C,  D 
und  F  in  Selinus  schheßen;  erst  später  übersetzte  es  sich  in  plastische  Formen, 
deren  flaches,  in  den  betreffenden  Höhen  kaum  erkenntliches  Relief  aber  darauf 
hinweist,  daß  sie  ebenfalls  farbig  dekoriert  wurden. 

Für  die  Fortführung  des  mykenischen  Rundstabes  als  Abschluß  des  Säulen- 

')  Abbildung  bei  O.  Puchstein,  Das  ionische  Kapitell  S.  47. 


12  M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  mykenischen  Säule. 

Schaftes  geben  in  den  achäischen  Kolonien  Griechenlands  ebenfalls  die  Säulen  jenes 
Hcxastylos  den  Beweis;  sie  tragen  denselben  durchgängig,  während  er  an  dem  älteren 
Enneastylos  nur  an  der  Ost-  und  Westseite  des  Tempels  auftritt,  an  den  erhaltenen 
Resten  sizilischer  Tempel  dagegen  fehlt.  Daß  er  aber  wenigstens  an  dem  ältesten 
Tempel  mit  Kehlenkapitell,  dem  Tempel  C  in  Selinus  vormals  wirklich  vorhanden 
war,  darauf  läßt  eine  Beobachtung  Koldeweys  schließen  ^).  Er  konnte  feststellen, 
daß  das  an  die  Kehle  stoßende  Schaftende  bei  einer  nachmaligen  Restauration  des 
Tempels  abgearbeitet,  die  Kehle  selbst  mit  Stuck  ausgefüllt  und  die  Rhabdosis  des 
Schaftes  in  diesem  Stucke  entsprechend  dem  Schema  späterer  Säulenformen  bis 
unter  die  Ringbänder  des  Echinus  fortgeführt  wurde.  Bei  dieser  Modernisierung 
des  Schaftendes,  die  sich  auch  auf  andere  Tempel  derselben  Zeit  erstreckt  haben 
mag,  ging  natürlich  auch  sein  Rundstab  verloren.  Seine  nachmalige  unmittelbare 
Weglassung  an  den  jenen  frühesten  Tempeln  folgenden  Neubauten  veranlaßte  weiter- 
hin aber  auch  die  Umbildung  der  Hohlkehle  in  jene  Apothesis  des  Schaftendes, 
welche  für  die  das  alte  Kehlcnkapitell  ablösende  Form  des  Kapitells  mit  allmählich 
steiler  werdendem  Echinus  so  charakteristisch  ist.  Diese  Umgestaltung  ergab  sich 
als  notwendig  infolge  des  ungünstigen  Zusammenstoßes,  in  welchen  die  Hohlstreifen 
.des  Säulenschaftes  nach  Beseitigung  des  ihn  abschließenden  Rundstabes  mit  dem 
Ansätze  der  tief  eingeschnittenen  Hohlkehle  und  ihres  Blattbelages  gerieten.  Ein_ 
interessantes  Beispiel  dafür,  wie  dieser  Konflikt  empfunden  und  demgemäß  zu  um- 
gehen versucht  wurde,  gibt  das  vorgenannte  Kapitell  des  Xenvares,  eine  Übergangs - 
form,  in  welcher  die  eingezogene  Hohlkehle  jener  pästanischen  und  sizilischen  Kapitelle 
in  eine  vertikalansteigende,  die  Kannelüren  des  Schaftes  fortsetzende  Kehle  um- 
gewandelt ist;  der  in  seinem  unteren  Teile  nur  durch  Bemalung  ausgedrückte,  am 
Skamillus  des  Schaftes  ansetzende  Blattbelag  der  Kehle  ist  dabei  mit  der  Rhab- 
dosis in  der  Weise  in  Zusammenhang  gebracht,  daß  in  je  einem  Hohlstreifen  immer 
je  drei  Blätter  geordnet  sind,  deren  plastisch  gebildete,  überfallende  Kopfteile  den 
polygonalen  Schnitt  des  Schaftes  in  die  Kreisform  des  Echinus  überführen.  Daß 
dieser  Ausweg  noch  keine  endgültige  Lösung  jenes  Konfliktes  zwischen  Kehle  und 
Kannelür  bedeutet,  der  erst  mit  der  vollständigen  Abstreifung  der  Hohlkehle  und 
ihres  Blattbelages  beseitigt  wurde,  ist  klar.  Auf  die  Phasen  dieses  Vorganges,  der 
mit  der  zunehmenden  Einschrumpfung  der  Hohlkehle  und  ihrem  steileren  Anlaufe 
beginnt  und  mit  der  Fortführung  der  Schaftkannelierung  und  ihrem  kräftig  aus- 
ladenden Ablaufe  gegen  die  Ringbänder  des  Echinus  endet,  hat  R.  Koldewey 
a.  a.  O.  bereits  hingewiesen.  Beispiele  derartiger  Übergangsformen  geben  u.  a.  die 
drei  verschiedenen  Säulcntypen  des  Tempels  F  in  Selinus  in  den  sich  zunehmend 
verflachenden  Kehlen  ihrer  Kapitelle  und  die  Säulenschäfte  der  Tempel  von  Metapont, 
die  in  ihrer  stark  ausladenden,  noch  ganz  unterhöhlten  Apothesis  die  Nachwirkung 
des  kymationartig  überfallenden  Blattbelages  jener  vormaligen  Hohlkehlen  deut- 
lich erkennen  lassen. 

Wie  die  Kehle  des  mykenischen  Kapitells  mit  ihrer  Blattdekoration,  geht  am 

■)  Die  griech.  Tempel  in  Italien  und  Sizilien  S.  99  r. 


M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  mykenischen  Säule.  I  •? 

dorischen  Kapitell  aber  auch  der  ornamentale  Schmuck  seines  Echinus  allmählich 
verloren,  der  an  den  frühen  pästanischen  Tempeln  noch  in  leicht  rehefierten  Palmetten- 
reihungen  und  Flechtbändern,  an  dem  Echinus  der  im  Perserschutt  der  Akropolis 
von  Athen  gefundenen  Stelen  in  gemalten  Schuppenmustern  und  Anthemien  nach- 
klingt; wenigstens  haben  uns  die  Reste  späterer  dorischer  Bauten  sichere  Spuren 
solcher  Dekoration  nicht  bewahrt. 

Die  Beobachtung  dieser  Metamorphosen  des  dorischen  Kapitells  läßt  darauf 
schließen,  daß  es  sich  bei  der  Entstehung  der  mykenischen  Säule  um  ähnliche  Prozesse 
handelt,  daß  sie  also  auch  aus  einer  überlieferten  Form  abgeleitet  sei,  die  den  wech- 
selnden Bedingungen  einer  neuen  tektonischen  Funktion  erst  allmählich  angepaßt 
wurde.  Fehlen  uns  nun  auch  zu  einem  wirklichen  Beweise,  daß  dieses  Prototyp 
eine  Zeltstange  gewesen  sei,  in  der  minoisch-mykenischen  Kunst  die  Darstellungen 
von  Zeltbauten,  wie  sie  uns  ägyptische  und  assyrische  Überlieferungen  erhalten 
haben,  und  fehlen  uns  ferner  auch  die  Zwischenglieder,  welche  die  ältesten  uns  be- 
kannten Formen  der  dorischen  Säule  mit  denen  der  mykenischen  vermitteln,  so 
legen  entwicklungsgeschichthche  Analogien  immerhin  die  Voraussetzung  nahe,  daß 
es  eine  zusammenhängende  Formenkette  sei,  welche  die  freiendenden  Schäfte  vor- 
maliger Zeltbauten  mit  den  architektonischen  Stützen  der  mykenischen  und  dorischen 
Kunst  verband.  Dieser  Sachverhalt  könnte  um  so  weniger  überraschen,  als  auch 
an  der  ägyptisch -griechischen  Decke  der  Einfluß  der  konstruktiven,  technischen 
und  dekorativen  Formelemente  vormaliger  Zelte  oder  zeltartiger  Holzbauten  überall 
deutlich  hervortritt. 


Zum  Schluß  mag  noch  versucht  sein,  die  Bedeutung  jener  eigentümlichen 
Anhängsel  zu  erklären,  welche  sich  am  oberen  Schaftende  und  am  Abakus  der  auf 
Wandmalereien  in  Knossos  dargestellten  mykenischen  Säulen  vorfinden  (Abb.  6). 
Man  hat  diese,  den  Säulen  beiderseits  in  der  Richtung  ihrer  Interkolumnien  an- 
gefügten GUeder  mit  A.  Evans  als  eine  symbolische  Dekoration  gedeutet,  indem 
man  darin  jene  mykenischen  Doppeläxte  erkennen  wollte,  welche  auf  Gefäßmalereien, 
geschnittenen  Steinen  und  als  Bekrönung  der  blattumkränzten  Stelen  der  gemalten 
Darstellungen  auf  dem  Sarkophag  von  Hagia  Triada  vorkommen.  Scheint  mir 
nun  schon  ihre  Form,  selbst  wenn  man  die  Flüchtigkeit  der  Malerei  in  Rechnung 
zieht,  nicht  recht  vereinbar  mit  den  sonst  sehr  präzis  gezeichneten  derartigen  Beil- 
formen, so  läßt  mich  ihre  getrennte  seitliche  Anbringung  an  den  dicken  Säulen- 
schäften, die  den  sonst  üblichen  Anwendungen  der  Doppelaxt  als  Abschluß 
eines  Stieles  widerspricht,  noch  bedenklicher  werden.  Ich  möchte  an  dieser  Stelle 
überhaupt  ein  praktisches,  nicht  aber  bloß  symbolisches  Glied  voraussetzen.  Ich 
vermute  darin  dem  Säulenschaft  eingezapfte  Knöpfe  von  ähnlicher  Form,  wie  wir 
sie  an  unserer  Leibwäsche  oder  als  Gardinenhalter  benutzen,  welche  hier  dazu  ge- 
dient haben,  die  Vorhänge  zu  befestigen,  mit  denen  man  die  offenen  mykenischen 
Tore  und  Säulenhallen  gegen  Sonne,  Wind  und  Regen  schützte.  Die  Zweckmäßig- 
keit der  Form  zum  Einhängen  der  die  beiden   Stoffenden  haltenden  Ringe  oder 


14  M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  mykenischen  Säule. 

Schnurschleifen  ist  augenscheinhch  und  findet  in  anderen  uns  aus  dem  Altertum 
überlieferten,  später  zu  erwähnenden  architektonisch-dekorativen  Ausstattungs- 
gegenständen ihre  Analogien. 

Die  Voraussetzung,  daß  man  schon  in  minoischer  Zeit  die  offenen  Hallen  der 
Paläste,  in  denen  man  frische  Luft  und  die  herrlichen  Ausblicke  dieser  auch  in  bezug 
landschaftUcher  Position  so  großartig  angelegten  Fürstensitze  genoß,  nach  Bedürfnis 
mit  Teppichen  oder  Vorhängen  geschlossen  habe,  und  daß  dies  nicht  ein  der  Zeit 
unzukömmlicher  Luxus  gewesen  sei,  beweist  schon  der  Reichtum  ihrer  Gewänder  und 
Teppichmuster,  die  uns  in  Knossos  in  so  wohlerhaltenen  Schildereien  erhalten  blieben. 


Abb.  6.     Gemalte  mykenische  Säulen  aus  dem  Palaste  von  Knossos.     Nach  A.  Evans. 

Finden  wir  ähnlichen  häuslichen  Komfort  doch  auch  in  andern  alten  Kulturländern 
selbst  in  noch  viel  früheren  Zeiten.  Im  alten  ägyptischen  Reiche  zeigen  uns  die 
steinernen  Scheintüren  früher  Dynastien  in  ihren  Bemalungen  die  Nachbildungen 
von  gewebten  Stoffen;  in  den  unter  ihrem  Türsturze  stets  angebrachten,  zurzeit 
m.  W.  noch  nicht  erklärten  Halbzylindern  (in  einer  der  frühesten  Türen  der  dritten 
Dynastie  aus  Sakkara  im  Museum  zu  Kairo  ist  dies  Glied  sogar  als  völliger  Zylinder 
ausgeführt)  die  Nachbildung  einer  textilen  Vorrichtung,  die  ebenfalls  dem  zeit- 
weiligen Verschlusse  gegen  Wind  und  Sonne  diente,  denn  diese  Zylinder  bilden 
offenbar  Rolljalousien  nach,  wie  sie,  gewöhnüch  aus  horizontal  durch  Fäden  an- 
einandergefügten Holzstäbchen,  wenn  nicht  aus  Stoff  hergestellt,  auch  heute  noch, 
wie  z.  B.  in  Italien,  üblich  sind.  Einer  der  ältesten,  in  die  Form  eines  Holzhauses 
gekleideten  Steinsarkophage  aus  der  vierten  Dynastie  in  dem  gleichen  Museum  zeigt 
diese  Jalousien  wie  an  der  Tür,  so  an  allen  Fenstern,  und  eine  von  Perrot  und  Chipiez 
veröffentlichte  Scheintür  aus  dem  Grabe  des  Ptah-hotep  in  Sakkara  gibt  in  ihrer 
Bemalung  sogar  die  beiden  um  die  Rolle  laufenden  Bänder  wieder,  an  denen  sich 


M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  mykenischen  Säule. 


15 


die  Jalousie  in  gleicher  Weise  wie  die  heutigen  hochwickelte,  wobei  ein  dicht  neben 
der  Tür  vertikal  ablaufendes  Kettenmuster  mit  den  an  seinen  unteren  Ende  zu- 
sammengefallen dargestellten  Ringen  der  Kette  die  Zugvorrichtung  wiederspiegelt. 
An  die  unzähligen  Abbildungen  von  Baldachinen,  Barkenhäuschen  und  Naosformen 
mit  durch  Stoffe  geschlossenen  Wänden,  die  bisweilen  auch  hochgezogen  oder  wie 
auf  den  Götterbarken  halbherabgelassen  dargestellt  werden,  braucht  kaum  erinnert 
zu  werden.  Auf  gleiche  Vorrichtungen  für  Stoffverschlüsse  weist  in  Assyrien  neben 
manchen  andern  Überlieferungen  das  früher  erwähnte  Zelt  Sanheribs  auf  dem  Relief 
des  Britischen  Museums,  wo  selbst  die  Rollscheiben  der  Seile  sichtbar  werden,  mit 
denen  man  die  Stoffdecken  des  Zeltes  auf-  und  abziehen  konnte.    Andere  in  Assyrien, 


Abb.  7.    Wandplatten  aus  farbig  emaillierter  Terrakotta  aus  dem  Palast  Assurnasirpals. 

Bei  der  linken  Figur   ist   der  Mittelzapfen   gebrochen   und  läßt   seine  Höhlung  sehen. 

Rechts:  Vertikalschnitt  durch  Platte  und  Zapfen. 


und  zwar  in  dem  Palast  des  Königs  Assurnasirpal  (885 — 865)  zu  Assur  gefundene 
Reste  von  Ausstattungen  haben  nun  auch  an  seinen  Wänden  vormals  befestigte, 
jetzt  im  Museum  von  Konstantinopel  befindliche  Gegenstände  aus  weiß  glasierter 
und  farbig  ornamentierter  Majolika  erhalten,  welche  in  ihrem  Profile  mit  jenen 
mykenischen  Säulenanhängseln  unverkennbare  Ähnlichkeit  besitzen  (vgl.  Abb.  6 
mit  Abb.  7).  Auch  sie  sind  von  überall  Symbole  suchenden  Forschern  für  solche, 
und  zwar  für  Phallusformen  angesprochen  worden,  welche  in  Reihungen  die  Ober- 
kanten der  Wände  zu  schmücken  bestimmt  waren.  Ohne  nun  die  Bedeutung  dieses 
im  Altertum  so  häufig  angewendeten  Symbols  unterschätzen  zu  wollen,  scheint  mir 
seine  reihenweise  Anwendung  (nach  Ausgrabungsberichten  in  ca.  i  m  Entfernung 
voneinander),  noch  mehr  aber  die  mit  dem  natürlichen  Vorbilde  kaum  vereinbare 
mittlere  Einziehung  der  als  Phallus  gedeuteten  Zapfen  (vgl.  Abb.  7,  Fig.  r),  dieser 
Annahme  entschieden  zu  widersprechen.  Nicht  nur  die  Art  ihrer  Anordnung  an 
dem  Oberteile  der  Wände,  sondern  auch  die  Form  und  Befestigung  dieser  Gegen- 
stände läßt  vielmehr  darauf  schließen,  daß  sie  zum  Aufhängen  von  Stoffen  oder 


l6  M.  Meurer,  Form  und  Herkunft  der  raykenischen  Säule. 

Teppichen  bestimmt  waren,  mit  denen  man  kahle  Wände  verkleidete.  Wie  voll- 
kommen sie  diesem  Zwecke  entsprachen,  läßt  sich  aus  ihrem  Profile  sowie  aus  ihrer 
sorgfältigen  Befestigung  in  der  Mauer,  die  für  bloße  Dekorationsstücke  kaum  not- 
wendig war,  deutlich  erkennen;  beides  beweist,  daß  sie  etwas  zu  halten  hatten. 
Sie  bestanden  aus  ca.  30  cm  großen  quadratischen  Platten,  mit  leicht  ausgebuchteten 
Rändern,  aus  deren  Zentrum  ein  hohler,  in  seiner  Mitte  kräftig  gekehlter,  an  seinem 
Ende  aber  mit  einem  Knopfe  versehener  Zapfen  ausspringt;  eine  Form,  die  zum 
Einhängen  und  Festhalten  der  an  der  Oberkante  der  Teppiche  befestigten  Ringe 
oder  Schnurenschleifen  die  geeignetste  ist.  Daß  die  röhrenartige  Höhlung  des  Zapfens, 
die  sich  durch  die  Platte  als  gleich  großes  Loch  fortsetzt,  zur  Aufnahme  eines  starken 
Holzdübels  diente,  der  in  die  Wand  eingelassen  war,  ergibt  sich  aus  zwei  vertikal 
gerichteten  kleinen  Löchern,  die  sich  an  allen  Stücken  oben  und  unten  (diese  Rich- 
tung ist  durch  aufgemalte  KeiHnschriften  gesichert)  in  der  Kehle  der  Zapfen  be- 
finden (vgl.  den  Schnitt  von  Abb.  7).  In  ihnen  saß  ohne  Zweifel  der  Nagel,  welcher, 
den  Holzdübel  durchdringend,  den  Zapfen  der  in  den  Wandstuck  eingelassenen  Platte 
noch  besonders  befestigte  und  so  seine  Widerstandsfähigkeit  gegen  das  nach  unten 
ziehende  Gewicht  der  angehängten  Teppiche  vermehrte. 

Will  man  die  gegebene  Deutung  dieser  assyrischen  Vorrichtung  gelten  lassen, 
so  liegt  bei  der  Ähnlichkeit  der  Bedingungen  und  Formen  der  Schluß  sehr  nahe, 
daß  die  den  Holzsäulen  mykenischer  offener  Hallen  an  der  Seite  ihrer  Interkolumnien 
angefügten  Gegenstände  einem  gleichen  Zwecke  dienten,  wobei  es  nur  der  Erklärung 
bedürfte,  warum,  wie  Abb.  6  zeigt,  zwei  Knöpfe  übereinander,  einer  am  Schaft- 
ende und  ein  zweiter  am  Abakus  der  Säule  angewendet  wurden.  Dies  wird  indessen 
verständlich  durch  die  breite  Ausladung  der  Kapitelle;  wären  nur  an  deren  Deck- 
platte Knöpfe  befestigt  gewesen,  so  hätten  die  daran  hängenden  Gardinen  breite 
Öffnungen  neben  den  Säulen  gelassen,  während  die  an  den  unteren  Knöpfen  be- 
festigten die  Interkolumnien  völlig  zu  schließen  vermochten.  Die  oberen  Knöpfe 
mögen  daher  zur  Aufnahme  einer  Art  von  überfallendem  Lamberquin  bestimmt 
gewesen  sein,  der  die  obere  Öffnung  deckte  und  wahrscheinlich  nicht  bewegUch  war, 
während  die  unteren  Vorhänge  zum  Auf-  und  Zuziehen  eingerichtet  waren.  Daß 
auch  solche  Zugvorrichtungen  den  Tapezierern  des  Altertums  vertraut  waren,  be- 
weisen die  vorerwähnten  ägyptischen  Scheintüren  und  Holzbauten  wie  die  Dar- 
stellung jenes  assyrischen  Königszeltes. 

Rom,  Jan.  1913.  M.    M  e  u  r  e  r. 


K,  Woeicke,  Domauszieher-Mädchen. 


17 


DORNAUSZIEHER-MADCHEN. 

EIN  TERRAKOTTAFRAGMENT  AUS  NIDA-HEDDERNHEIM. 

Wenn  von  figürlichen  Terrakotten,  wie  sie  im  römischen  Germanien  gefunden 
werden,  die  Rede  ist,  so  handelt  es  sich  zumeist  um  dieselben  Götterfiguren,  um 
das  übliche  Grabinventar  ').  Neben  diesen  stehen  vereinzelt  die  menschlichen  Bilder, 
wie  die  Reiterfiguren  ^),  die  Büsten  3),  die  als  Germanin  gedeutete  fragmentierte 
Frauenfigur  aus  Heddernheim  4).  Die  Stücke  vollends,  deren  einzige  Bestimmung 
sein  kann,  ein  ästhetisches  Vergnügen,  freilich  nur  bei  ganz  bescheidenen  Ansprüchen, 
entsprechend    ihrem    niederen   künstlerischen    Niveau,    auszulösen,    also    als    Nipp- 


Abb.  I. 


Abb.  2. 


Sachen  in  unserem  Sinn  gelten  müssen,  sowie  die  Karikaturen  5)  verschwinden  fast 
ganz  neben  der  großen  Zahl  der  für  den  Kult-  und  Grabgebrauch  gemachten  und 


■)  Blanchet,  M^moires  de  la  Sociit^  Nationale  des 
Antiquaires  de  France  1890,  p.  154:  »Rien  n'em- 
peche  de  croire  que  les  statuettes  de  divinites, 
apres  avoir  figure  dans  le  laraire  du  vivant, 
^taient  enferm^es  dans  la  tombe  du  mort.« 

Die  Heddernheimer  Terrakotten :  Riese,  Fest- 
schrift zur  Feier  des  25  jährigen  Bestehens  des 
Stadt.  Histor.  Mus.  Frankfurt  a.  M.  1903,  S.  67; 
Riese,  Hdd.  Mitt.  IV  S.  29;  Wolff,  Hdd.  Mitt.  IV. 
S.  52  Taf.  XII  30—32  u.  V.  S.  64  Taf.  IV,  vgl. 
Blanchet  a.  a.  O.  S.  105. 

Die  Literatur  über  die  römisch-germanischen 
Terrakotten  in  der  Hauptsache  bei  Schumacher, 
A.  u.  h.  V.   Bd.  V  S.  377  Taf.  65  Nr.  1200  ft. 

»)  Hettner,  Drei  Tempelbezirke  im  Trevererlande 
Taf.  XII  68,  69.  Riese,  Festschrift  S.  77  Taf.  V 
1 — 3  aus  Heddernheim.  L.  Coutil,  Les  Figurines 
Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX. 


en  terre  cuite  des  Eburovices,  Veliocasses  et 
Lexovii,  fivreux  1899  pl.  XVI  6,  7  u.  pl.  C  nach 
Tudot  728  pl.  XXI.  0.  R.  L.  Nr.  8  Kastell 
Zugmantel  Taf.  XX  36. 

3)  Riese,  Festschrift  S.  78  Taf.  V  10  u.  Hdd.  Mitt. 
IV.  Taf.  VI  2.  Hettner,  a.  a.  0.  Taf.  XI  u.  XIII. 
26,  29,  44 — 51.  Schumacher,  A.  u.  h.  V.  Bd.  V. 
Taf.  65  S.  380  Nr.  1206,  1207.  L.  Coutil,  a.  a.  0. 
pl.  XV  u.  pl.  D  nach  Tudot.  0.  R.  L.  Nr.  10. 
Kastell  Feldberg  Taf.  V  25;  Nr.  59  Kastell  Can- 
statt  Taf.  VII  4;  Nr.  66  c  Kastell  Faimingen 
Taf.  IX  24.  P.  Steiner,  Katalog  Xanten  191 1, 
S.  150  Abb.  20,  3. 

4)  Riese,  Festschrift  Taf.  V  6—8  S.  78.  Schumacher, 
Germanenkatalog  3.  Aufl.  S.  54  Nr.  33  b. 

5)  z.  B.  O.  R.  L.  Nr.  29  Kastell  Hofheim  S.  25,  7 
Taf.  V  Fig.  4  a  u.  b. 


i8 


K.  Woelcke,  Domauszieher-Mädchen. 


den  Kinderspielsachen,  zu  denen  mit  Sicherheit  doch  nur  die  Rasseln  und  die  Puppen 
zu  rechnen  sind  '). 

So  bedeutete  die  Auffindung  des  Fragmentes  Abb.  I  und  2,  das  am  3.  September 
1912  bei  den  Ausgrabungen  im  Gebiet  der  Römerstadt  Nida  zutage  kam,  ein  kleines 
Ereignis  *).    Nicht  allein  für  Nida-Heddernheim,  für  die  beiden  germanischen  Pro- 
vinzen, stellt  der  kleine  Torso  ein  Neues  dar,  ausgezeichnet  durch  einen  nicht  ge- 
wöhnlichen Liebreiz,   trotz  anatomischer  Unmöglich- 
keiten, die  wir  erkennen,  und  durch  das  künstlerische 
Motiv,  das  wir  durch  ihn  vertreten  sehen. 

Das  Figürchen  war,  wie  die  beiden  Hälften 
zeigen,  die  auf  uns  gekommen  sind,  wie  übhch  aus 
einer  mehrteihgen  Form  gepreßt.  Es  fehlen  der  Kopf, 
beide  Arme,  der  Sitz  mit  der  unteren  Hälfte  des 
rechten  Oberschenkels,  der  rechte  Unterschenkel.  Wie 
der  scharfe  Rand  des  fehlenden  Oberteils  vom  linken 
Fuß  bis  ans  Knie  zeigt,  war  dieses  Stück  zusammen 
mit  einem  der  fehlenden  Arme,  wohl  dem  linken  Arm, 
geformt.  Das  linke  übergeschlagene  Bein  ist  geson- 
dert geformt  und  angefügt,  was  ein  Bhck  ins  Innere 
dartut.  Trotzdem  ist  genug  auf  uns  gekommen,  um 
die  richtige  Ergänzung,  wie  wir  glauben,  mit  Sicher- 
heit vorlegen  zu  können.  Das  Material  ist  ein  gelber 
feiner  Ton,  der  überschlämmt  ist.  Die  Höhe  des  er- 
haltenen Stückes  beträgt  etwas  über  6  cm.  Es  ist 
der  Oberkörper  eines  noch  nicht  ausgereiften  Mädchens. 
Die  zartschwellenden  Brüste,  das  breite  Becken  (vgl. 
besonders  die  Rückenansicht  mit  dem  für  unsere 
Terrakotten  schön  modellierten  Rücken)  lassen  bei 
dem  Fehlen  sonstiger  Geschlechtsmerkmale  keinen  Zweifel  aufkommen  an  der 
Weiblichkeit    des    jugendlichen  Körpers.     Daß   das  linke  Bein  (Ober-  und  Unter- 


Abb.  3. 


0  O.  R.  L.  Nr.  24  Kastell  Kesselstadt  S.  9.  Riese, 
Festschrift  S.  79.  Blanchet,  a.  a.  0.  p.  153, 
Anm.  3.  —  Denn  daß  aus  dem  Vorkommen  eines 
Hahns  gleich  auf  ein  Kindergrab  zu  schließen  sei, 
ist  doch  nicht  angängig  (Riese,  Festschrift  S.  78 
u.  Hdd.  Mitt.  IV.  S.  29;  GUndel,  Nida-Heddern- 
heim 191 3,  S.  60).  Alle  die  Tiere,  Hahn,  Huhn, 
Taube,  Widder,  Bock,  Pferd,  Hund,  Hase,  Löwe, 
sowie  der  Granatapfel,  die  vorkommen,  haben 
Beziehungen  zur  Unterwelt,  zum  Seelenkult,  was 
darzulegen  nur  Bekanntes  wiederholen  hieße. 
Diese  Deutung  scheint  mir  auch  für  unsere  Pro- 
vinzialen  das  Richtige  zu  sein,  wenn  natürlich, 
■wie  bei  den  Götterfiguren  (s.  o.  u.  vgl.  Blanchet, 
a.  a.  O.  S.  1 54  »Pour  nous,  il  est  probable,  que 


toutes  ces  figurines,  divimt&,  jouets,  statuettes 
de  genre,  si  Ton  peut  s'exprimer  ainsi,  faisaient 
d'abord  partie  du  mobilier  des  vivants«)  auch 
vor  dem  Grabgebrauch  eine  andere  Verwendung 
nicht  ausgeschlossen  ist.  Das  können  wir  freilich 
nicht  mehr  im  einzelnen  erweisen.  Terrakotta- 
hähne usw.  in  Wohnplätzen  lassen  sich  jedoch, 
soviel  ich  sehe,  mit  Sicherheit  nicht  nachweisen. 
«)  Frankfurt  a.  M.,  Stadt  Histor.  Museum  Inv. 
«  1969.  Gefunden  auf  Agker  Körber,  Par- 
£elle  902,  im  Südosten  des  römischen  Stadt- 
gebiets, im  Aushub  des  großen  verbrannten  Stein- 
kellers der  Stadtzeit  bei  60  m  westlich  des  Feld- 
wegs an  der  Südgrenze  des  Ackers.  Das  Gelände 
ist  gemischt. 


K.  Woelcke,  Domauszieher-Mädchen. 


19 


schenke!)  wesentlich  zu  kurz  geraten  ist,  stört  allein  das  Vergnügen,  das  der  Torso 
auslöst,  und  zeigt  uns  an,  wie  schwer  dem  Verfertiger  der  Form,  die,  wie  man  glauben 
möchte,  der  Abdruck  eines  hellenistischen  Originales  war,  das  nicht  auf  uns  ge- 
kommen wäre,  es  geworden  ist,  einmal  vom  ausgetretenen  Geleise  abzubiegen. 

Die  Ergänzung  ergibt  sich  von  selbst.  Durch  die  Sitzfuge,  die  dem  Körper 
folgt,  ist  nicht  nur  die  Ebene  der  Sitzenden  und  damit  die  leichte  Körperbiegung 
nach  rechts  gegeben  (vgl.  Abb.  3),  sie  lehrt  uns,  daß  eine  ungleichförmige  Unterlage, 
ein  Fels  es  war,  auf  der  das  Mädchen  saß.  Der  Halsansatz  am  Nacken  zeigt  uns 
die  Neigung  des  Kopfes  nach  vorn 
an,  etwas  nach  der  rechten  Seite 
hin,  so  daß  der  Blick  auf  den 
linken  Fuß  gerichtet  war,  den  die 
linke  Hand  nach  Ausweis  des 
Bruchs  gefaßt  hielt  (s.  0.).  Das 
rechte  Bein  stand  natürlich  im 
Knie  gebogen  vor  dem  Felssitz 
auf  dem  Boden  auf,  wie  es  die 
Körperhaltung  bedingt.  Nicht  mit 
Sicherheit  können  wir  nun  freilich 
die  Haltung  der  rechten  Hand 
erschließen.  Für  unsere  Ergän- 
zung brauchen  wir  nur  auf  die 
bekannte  Sitzfigur  des  »Dornaus - 
ziehers«  zu  verweisen,  um  ihre 
Richtigkeit  darzutun.  Die  be- 
kannten Mädchenfiguren,  die  sich 
beim  Baden  die  Füße  abreiben  '), 
zeigen  alle  eine  andere  Körper- 
haltung. Ein  solches  Zusammenkrümmen  ist  doch  nur  bei  der  von  uns  ange- 
nommenen Betätigung  nötig.  Aus  dem  gleichen  Grund  kann  der  linke  Arm  nicht 
untätig  gewesen  sein,  wie  bei  der  Terrakotta  aus  Myrina  ^),  die  jedenfalls  eine  nahe 
Verwandte  unseres  Mädchens  ist  und  uns  zeigt,  daß  der  Hellenismus  Gefallen  an 
solchen  Figürchen  nackter  Mädchen  in  sitzender  Stellung  gehabt  hat. 

Aber  wieviel  reizvoller  ist  unser  Mädchen,  das  sich  den  Dorn  aus  dem  Fuß 
zieht!  Ganz  hingegeben  an  diese  einfache  Beschäftigung,  die  jedem  geläufig  ist, 
wenn  er  barfuß  geht  3).  Es  liegt  der  Reiz  des  »Dornausziehers«  in  der  schUchten 
sachlichen  Darstellung  des  einfachen  Vorgangs.  Durch  die  Übertragung  des  Motivs 
auf  ein  junges  Mädchen  wird  gewiß  etwas  hineingetragen,  das  dem  Geist  des  Originals 


Abb.  4. 


')  Winter,  Typenkatalog  d.  Terrak.  III.  2,  S.  205.  Nicropole  de  Myrina  S.  271   Nr.  22  Taf.  III  2. 

S.  Reinach,  R^p.  Stat.  I.  323,  327;  II.  407,  821;  Winter,  Typenkatalog  d.  Terrak.  III.  2  S. 205,  5. 

III.  115;  IV.  229.  3)  Vgl.    Th.    Schreiber,    Alex.    Toreutik.    Abb.    d. 

=)  B.  c.    H.    IX.    1885   Taf.  VI.     Pottier-Reinach,  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  Bd.  34  (1894)  S.  372  Nr.  152. 

S.  Reinach,  Rep.  Stat.   III.  39. 


20 


K.  Woelcke,  Domausziehei-Mädchen. 


entgegen  ist,  aber  trotzdem  ist  nicht  zu  leugnen,  daß  in  diesem  Neuen  sich  ein  feines 
Gefühl  verrät,  denn  die  Anmut  des  Ganzen  wird  dadurch  nicht  unbedeutend  ge- 
steigert. 

Abbildung  3  zeigt  unsern  Torso  in  der  angegebenen  Ergänzung.  Diese  macht 
in  keiner  Weise  Anspruch  auf  künstlerischen  Wert.  Sie  soll,  in  der  Werkstatt  des 
Historischen  Museums  durch  den  technischen  Hilfsarbeiter  W.  Huth  gemacht,  nur 
die  Richtigkeit  unserer  vorgetragenen  Ansicht  stützen. 

Wir  haben  also  ein  Dornausziehermädchen,  eine  Genrefigur, 
wiedergewonnen,  die  im  Zimmer  eines  Einwohners  von  Nida  stand.    Und  das  zeugt 

gewiß  von  keinem  schlechten  Geschmack  des  römischen 
Provinzialen. 

Dieses  Dornausziehermädchen  erschien  uns  und 
allen,  die  das  Fragment  sahen  '),  als  etwas  bisher  Un- 
bekanntes. Um  so  größer  war  unser  Erstaunen,  als 
wir  dann  eine  ganze 
Familie  dieser  Mädchen 
feststellen  konnten,  als 
wir  sie  nicht  nur  lokali- 
sieren, sondern  auch  zwei 
Fabrikanten  erkennen 
konnten.  Und  das  war 
um  so  auffallender,  als 
sie  alle  schon  publiziert 
waren,  freilich  in  Ver- 
kennung des  wirklichen 
Geschlechts,  als  provin- 
zielle Nachbildungen  des 
Spinario. 

Zuerst  bekannt 
wurde  uns  das  in  Salz- 
burg gefundene  Stück, 
das  Löwi,  Arch.  epigr.  Mitt.  aus  Ost.  V.  Taf.  VI.  S.  187,  38  abgebildet  und  beschrie- 
ben hat  2).  Und  seine  Beschreibung:  »Von  mehr  weiblichen  Proportionen  mit 
schmaler  Brust  und  breiten  vollen  Hüften,  Geschlechtsabzeichen  nicht  vorhanden« 
gab  bei  der  Übereinstimmung  des  abgebildeten  Stücks,  auch  in  den  Maßen,  mit 
unserem  Fragment,  dessen  Weiblichkeit  mir  von  dem  Moment  an,  wo  ich's  dem 
Arbeiter  an  der  Grabungsstelle  aus  der  Hand  genommen  hatte,  außer  Zweifel  stand, 


Abb.  5. 


Abb.  6. 


•)  Es  konnte  auf  dem  Südwestdeutschen  Verbands- 
tag für  Altertumsforschung  in  Würzburg  10.  u. 
II.  September  19 12  in  Abgüssen,  die  dem  Rö- 
misch-Germanischen Zentralmuseum  verdankt 
werden  (Abb,  2),  vorgelegt  werden. 


*)  Über  die  nach  Löwi,  a.  a.  0.  S.  187  u.  S.  182 
Anm.  6  im  Münchener  Antiquarium  befindlichen 
beiden  Stücke,  die  er  verdächtigt,  konnte  ich 
leider  nichts  ermitteln,  da  sie  nach  freundlicher 
Mitteilung  von  Herrn  Prof.  J.  Sieveking  dort  nicht 


vorhanden  sind. 


K.  Woelcke,  Dornauszieher-Mädchen. 


21 


die  Veranlassung,  diesen  Terrakotten  nachzugehen.  Denn  ich  zweifelte  keinen  Moment 
auch  an  der  Weiblichkeit  der  Salzburger  Terrakotta,  um  so  weniger,  als  männliche 
Terrakotten  ohne  Geschlechtsabzeichen  aus  Gallien  und  Germanien  nicht  bekannt  sind. 
Weitere  Terrakotten,  die  als  »Tireur  d'^pine«  beschrieben  waren,  stammen 
aus  der  Fabrik  des  Tiberius  in  Toulon-sur-Allier,  wie  eine  gestempelte  Form  bewies  '), 
und  ebendaher  von  ESIEB  (?)  ^).  Sie  galt  es 
also  zu  untersuchen.  Da  Tudots  Buch  nicht 
erreichbar  3)  war,  wandte  ich  mich  durch 
Professor  Müllers  Vermittlung  an  S.  Reinach, 
indem  unser  Zweifel  an  der  Männlichkeit  der 
Terrakotten  und  die  Zugehörigkeit  unseres 
Stückes  zu  den  im  gallischen  Terrakotten - 
Zentrum  4)  gearbeiteten  betont  wurde.  Seine 
liebenswürdige  und  eingehende  Beantwor- 
tung, für  die  auch  hier  nochmals  gedankt 
sei,  bestätigte  unsere  Vermutung.  Schon  1824 
ist  im  Departement  Ardennes  unweit  Mezieres 
eine  Dornauszieherin  gefunden  und  richtig 
beschrieben  worden,  »une  jolie  Statuette  en 
terre  cuite,  de  la  nature  de  la  terre  de  pipe, 
qui ...  est  une  figure  de  f emme  arrachant 
une  epine  de  son  pied  gauche«  5).  In  der 
Folge  aber  hat  man  diese  richtige  Beobach- 
tung vergessen  und  alle  die  zahlreichen 
Schwestern  einfach  als  Nachbildungen  des 
Dornausziehers  angesprochen  *).  Wie  falsch 
das  war,  •  zeigt  ein  Blick  auf  die  Abbildungen, 
die  ich  nach  Photographien,  die  Herrn  S.  Rei- 
nach  verdankt  werden,    wiedergeben    kann.  Abb.  7. 


')  E.  Tudot,  Collection  de  figurines  en  argile,  Paris 
1859,  pl.  70  A.  S.  Reinach,  Catalogue  sommaire 
du  Mus^e  de  St.  Germain-en-Laye,  4.  Aufl.  p.  117. 
Pottier-Reinach,  N^cropole  de  Myrina  I  p.  273. 
Blanchet,  a.  a.  0.  S.  190. 

»)  Blanchet,  a.  a.  0.  S.  93. 

3)  Das  Exemplar  des  R.  G.  Zentralmuseums  in 
Mainz,  das  ich  schließlich  einsehen  konnte,  ist 
unvollständig,  und  wie  das  immer  geht,  fehlt 
gerade  das,  was  ich  brauchte. 

4)  Vgl.  Blanchet,  a.  a.  0.  S.  102. 

5)  M^m.  de  la  soci^tÄ  royale  des  Antiquaires  de 
France  VII.  (1826)  S.  XLIII.  Wo  die  Figur  hin- 
gekommen ist,  kann  Herr  S.  Reinach  nicht  an- 
geben. 

')  Sie  sind  zusammengestellt  bei  Blanchet,  a.  a.  0. 

S.  n  Abb. 


S.  190.  Dazu  S.  93,  S.  75,  S.  140.  —  Revue 
arch^ol.  :888.  I.  147  gefunden  »pres  du  bourg 
de  Chalain  (Loire)«.  Die  besterhaltene  Replik 
in  Bordeaux  nach  S.  Reinachs  Mitteilung:  »evi- 
dent weiblich,  doch  vom  Herausgeber  als  männ- 
lich betrachtet«,  M^m.  soc.  arch^ol.  de  Bordeaux 
III.  pl.  27.  Vgl.  S.  Reinach,  Cat.  sommaire  du 
MustSe  des  Antiquit(!s  Nationales  3.  Aufl.  p.  116 
u.  117.  Pottier,  Les  statuettes  de  terre  cuite  dans 
l'antiquit^  1890  (Bibliotheque  des  merveilles) 
p.  237.  Pottier-Reinach,  N&ropole  de  Myrina  I. 
273.  Furtwängler,  Meisterwerke  S.  685  Anm.  3. 
L^on  Coutil,  a.  a.  0.  S.  73.  A.  Aubert,  Zeitschr. 
für  bild.  Kunst  N.  F.  XII.  (1900/1)8.  69  Abb.  8. 
Klein,  Gesch.  d.  griech.  Kunst  I.  (1904)  S.  416. 
F.    Baumgarten,    Schauinsland    Bd.    31    (1904) 


22 


K.  Woelcke,  Dornauszieher-Mädchen, 


Abb.  4  gibt  die  Figuren  A,  C,  D  nach  Tudots  Taf.  70  wieder  aus  der  Fabrik 
des  Tiberius  in  Toulon-sur-Allier. 

Abb.  5  gibt  den  Ausguß  der  TIBER  signierten  Form  aus  Collection  Esmonnot 
in  Moulins  wieder  (St.  Germain  27969),  die  nach  Blanchet  a.  a.  O.  S.  75  zehn- 
bis  zwölfteilig  ist  (s.  o.  S.  18).  Die  Frisur  unserer  Ergänzung  (Abb.  3)  ist  nach 
diesen  Stücken  gemacht. 

Abb.  6.  St.  Germain  30142  (früher  im  Museum  zu  Cluny  Nr.  81 15),  wesentlich 
wegen  des  nur  hier  genau  wie  beim  Salzburger  Exemplar  erhaltenen  Sitzes  und  des 
gleichen  verkürzten  linken  Beines,  wie  es  unser  Heddernheimer  Fragment  zeigt. 

Abb.  7,  ebenda  30143  (gleiche  Provenienz),  stimmt  zur  Form  des  Tiberius. 


Abb.  8. 


Abb.  8  zeigt  4  weitere  Vertreter  des  Typus.  Alle  in  St.  Germain:  a  und  b 
(28040)  aus  Puy  de  Dome;  c  (25493)  aus  Vichy;  d  (1691)  aus  Clermont-Ferrand. 

Nach  diesem  Überbhck  kann  doch  kein  Zweifel  mehr  bestehen,  daß  diese 
Mädchen,  die  sich  einen  Dorn  aus  dem  Fuß  ziehen,  verbreitet  und  beliebt  gewesen 
sind.  Es  hat  mehrere  Redaktionen  gegeben,  die  alle  am  AUier  hergestellt  sind.  In 
Toulon-sur-Allier  selbst  hat  sich  das  mit  ESIEB  (?)  auf  dem  Sockel  signierte  Exem- 
plar, hat  sich  die  Form  des  Tiberius  gefunden,  aus  dessen  Fabrik,  wie  wir  dargelegt 
zu  haben  glauben,  die  Salzburger  Terrakotta  und  auch  unser  Heddernheimer  Fragment 
hervorgegangen  sind.  Wie  die  gleichzeitigen  gallischen  Sigillaten  aus  denselben  Fabri- 
kationsorten, z.  T.  von  den  gleichen  Fabrikanten  '),  haben  diese  gallischen  Terra- 
kotten ihren  Weg  nach  dem  Rhein  und  Österreich  gefunden,  bevor  am  Rhein  um 


■)  Schaafhausen,  B.  J.  Bd.  89  (1890)  S.  141.  Blan- 
chet, a.  a.  0.  S.  85  u.  86.  D^chclette,  Les  vases 
c^ramiques  de  la  Gaule  Romaine  I.  S.  149;  II. 


S.  323.  Schumacher,  A.  u.  h.  V.  Bd.  V.  S.  381. 
Literatur  ebenda.  Zum  Sigillatatöpfer  Tiberius 
vgl.  C.  J.  L.  XIII.  3,  I  looio,  1909. 


K.  Woelcke,  Dornauszieher-Mädchen. 


23 


die  Wende  des  ersten  zum  zweiten  Jahrhundert  eigene  Werkstätten  entstanden 
waren  '). 

Ist  dieses  Dornausziehermädchen  nun  eine  Erfindung  dieser  gallischen  Töpfer  ? 

Daniel  Brückner,  Merkwürdigkeiten  der  Landschaft  Basel,  XXIII.  Stück, 
Äugst.  Basel  1763,  p.  3017  Tab.  XVI  4  bildet  eine  Bronze,  die  wir  Abb.  9  wieder- 
geben, ab  *).  Sie  befand  sich  in  seiner  Sammlung.  Wo  sie  heute  ist,  weiß  ich  nicht 
anzugeben.  Brückner  hält  sie  zwar  für  ein  »Weibsbild«,  »so  aus  dem  Bade  kömmt 
und  sich  an  der  Fußsohle  sauber  machen  will«,  aber  es  ist  doch  unzweifelhaft  eine 
Dornauszieherin.  Und  damit  hätten  wir  das 
Bronzevorbild  für  unsere  Terrakotten  gewonnen  3), 
das  doch  vorausgesetzt  werden  muß,  wenn  wir 
mit  Sicherheit  behaupten  könnten,  daß  das  Stück 
antik  sei,  was  nach  der  Abbildung  natürlich  der 
Fall  sein  kann,  was  wir  aber  nicht  erweisen 
können. 

Noch  weniger  wissen  wir  von  der  letzten 
Dornauszieherin,  die  Forrer,  Reallexikon  S.  191 
s.  V.  Dornauszieher  mit  den  Worten:  »das  Alter- 
tum kennt  auch  weibHche  Repliken  dieses  Motivs 
wie  die  in  Pompeji  gefundene  Plattenmosaik 
einer  Dornauszieherin  in  weißem  und  schwarzem 
Marmor«  anführt  4).  Abbildung  oder  Beschrei- 
bung sind  uns  nicht  bekannt  geworden,  auch 
konnte  nichts  über  genauen  Fundort  oder  Auf- 
bewahrung des  wichtigen  Stückes  bisher  ermittelt 
werden.  Herr  Konservator  Dr.  Forrer,  an  den 
wir  uns  brieflich  wandten,  kann  auch  nichts 
Näheres  angeben,  da  er  das  Manuskript  mit  den 
Quellenangaben  vernichtet  hat.  Es  bleibt  zu 
hoffen,  daß  unser  Heddernheimer  Torso,  der  die 
Veranlassung  war,  die  gallischen  Schwestern  des 

»Fedele«  in  ihr  Recht  einzusetzen,  auch  die  Aufmerksamkeit  auf  dieses  verborgene 
Bild  lenken  wird.  Etwa  gleichzeitig  den  Terrakotten  GalHens,  beweist  es,  wenn 
es  überhaupt  nötig  ist,  daß  nicht  am  AUier  die  Umbildung  des  Motivs  erfolgt  ist, 
wie  wir  schon  wissen,  daß  vielmehr  eine  hellenistische  Quelle  zu  suchen  ist. 

Um  460  V.  Chr.  entstanden,  das  Werk  eines  großen,  noch  unbekannten  Meisters, 
blieb  die  Bronzestatue  des  Dornausziehers  5)  wie  so  vieles,  was  seiner  Zeit  voraus- 


Abb.  9. 


■)  Lehner,  B.  J.  iio  S.  188. 

*)  Der  Hinweis  auf  dieses  Stück  ■wird  der  Freund- 
schaft Dr.  Siegfried  Loeschckes  verdankt. 

3)  Vgl.  Blanchet,  a.  a.  O.  S.  74  Anm.  i. 

4)  Vgl.   Forrer,  Reallexikon  S.  630  s.  v.   Platten- 
mosaik: »die  in  Pompeji  gefundene  Dornausziehe- 


rin, die  man  in  weißem  Marmor  ausgeschnitten 
und  in  schwarzen  eingelegt  hat«. 
5)  Heibig,  Führer  13  Nr.  956.  F-W.  215.  Furt- 
wängler.  Der  Dornauszieher  u.  der  Knabe  mit 
der  Gans  1876  =  Kl.  Schriften  Bd.  I.  1912  S.  60. 
Furtwängler,   Meisterwerke   S.   685.      CoUignon- 


24 


K.  Woelcke,  Domauszieher>Mädchen. 


eilt,  nicht  verstanden.  Aber  in  hellenistischer  Zeit  wird  er  neu  entdeckt,  und  mit 
einem  Mal  berühmt.  Der  Dornauszieher  wurde  populär,  wurde  kopiert  und  wie 
stets  von  den  Kopisten  verbessert.  So  entstand  die  neue  Auflage,  die  in  der  Castellani- 
schen  Brunnenfigur  vom  Esquilin  im  Britischen  Museum  noch  nachlebt,  ein  Marmor- 
werk doch  wohl  pergamenischer  Arbeit ').  Aus  dem  feinen  Knaben  ist  ein  rechter 
Bauernjunge  geworden.  Linienführung,  Stellung  und  Haltung  entsprechen  ganz 
dem  Original.  Man  hat  wohl  erkannt,  daß  nur  ein  Bauernjunge  ohne  Schuhe  läuft, 
aber  man  treibt  den  Naturalismus  noch  nicht  so  weit,  daß  man  einsieht,  daß  zu 
dem  Bauernjungen  die  heroische  Nacktheit  des  Originalwerks  nicht  paßt*).  Bis 
hart  an  die  Grenze  der  Karikatur  getrieben,  zeigt  sich  dieser  Naturalismus  in  der 


Abb.  lo. 


Terrakotta  des  Berliner  Antiquariums  (8625)  aus  Priene  3).  Ganz  affenartig  er- 
scheint der  Negerknabe  in  seinem  lederartigen  Gewandstück,  die  Mütze  auf  dem 
Kopf.  Wie  behebt  das  Motiv  war,  zeigt  die  Aufzählung  bei  Furtwängler,  Meister- 
werke S.  685,  3  4).    Auf  Satyr  und  Eros  und  Hirt  wird  es  übertragen.    In  Bronze  5), 


Thraemer,  Gesch.  d.  griech.  Plastik  1897  Bd.  I. 

439.    A.  Aubert,  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst,  N.  F. 

XII.  (i  900/1)  S.  40  u.  65.   Klein,  Gesch.  d.  griech. 

Kunst  I.  (1904)413  u.  III.  (1907)262.  Sieveking- 

Buschor,    München.    Jhrb.   d.     bildend.    Kunst 

191 2   S.   129.    S.  Ränach,    R^p.    Stat.    I.  404, 

II.  143  ff. 
■)  Mon.  d.  Inst.  X.  30.    Arch.  Ztg.  1879  Taf.  2,  3. 

British    Museum    Catalogue    of    Sculpture    IIT. 

Nr.  1755. 
')  Vgl.  die  Bronzefigur  aus  Sparta  im  Besitz  E.  v. 

Rothschilds  in  Paris.    Murray,  Hist.  of  gr.  sculp- 


ture I.  1880,  S.  227,  3.  de  Witte,  Gaz.  arch^oL 
1882,  Taf.  9 — II.  Rayet,  Mon.  de  l'art  antique  I. 
Taf.  35.  Furtwängler,  Meisterwerke  S.  685 
Anm.  3.  Collignon-Thraemer,  Gesch.  d.  griech. 
Plastik  S.  443  Fig.  216.  Klein,  a.  a.  0.  L  S.  413; 
III.  S.  262. 

3)  Wiegand,  Priene  S.  357  Abb.  434,  435.     Winter, 
Typenkatalog  d.  Terrak.  III.  2  S.  448,  i. 

4)  Vgl.   Baumgarten,   Schauinsland   Bd.  31    (1904) 
S.  10. 

5)  Vgl.  auch  V.  Bissing,   Ath.  Mitt.  XXXII  1907 
Taf.  IV  4. 


K.  Woelcke,  Domauszieher-Mädchen.  25 

Marmor  und  Ton,  in  Stein  geschnitten  und  auf  Wandgemälden  erscheinen  diese 
entarteten  Nachkommen  des  dornausziehenden  Knaben.  Ist  nicht  auch  hier  im 
Kreis  des  hellenistischen  Genres  das  Vorbild  für  unsere  Mädchen  zu  suchen,  um  so 
mehr,  als  die  Freude  an  der  Schönheit  des  weiblichen  Körpers  damals  stärker  war 
als  je? 

Zum  Schluß  bilde  ich  noch  zwei  Elfenbeinfigürchen,  Abb.  10,  die  gegen  die  Mitte  des 
l8.  Jahrhunderts  entstanden  sein  werden,  ab.  Sie  stammen  aus  Barckhausens  Samm- 
lung, die  1786  an  die  Stadt  Frankfurt  a.  M.  kam.  Heute  befinden  sie  sich  im  Städti- 
schen Historischen  Museum  (x  23732;  X  23733)  ')•  ^^^  Gegenstücke  gearbeitet, 
stellen  sie  einen  dornausziehenden  Knaben  und  eine  reife  üppige  Frau  in  der  gleichen 
Stellung  dar.  Also  eine  Nachfolgerin  unserer  Terrakotten.  Freilich,  wenn  man 
die  Betonung  der  weiblichen  Körperformen,  des  weiblichen  Geschlechts  beachtet, 
so  wird  man  die  Vermutung  nicht  los,  daß  etwas  anderes  als  die  Freude  am  künstle- 
rischen Motiv  der  Zweck  ihrer  Entstehung  war.  Jedenfalls  belegt  auch  sie,  daß 
das  Dornauszieher  -Mädchen  fortgewirkt  hat,  wenn  es  auch  zugunsten  des  be- 
rühmten Bruders  2)  hat  zurücktreten  müssen  und  sogar  schließlich  verkannt  wor- 
den ist. 

Diese  Wiedererkennung  der  Dornauszieherin,  die  wir  gallisch-römischen  Terra- 
kotten verdanken,  möge  auch  diesen  von  der  Kunstgeschichte  verachteten  Erzeug- 
nissen antiken  Kunsthandwerks  etwas  mehr  Beachtung  als  bisher  erwerben  helfen. 
Man  sieht,  daß  diese  Terrakotten,  die  Kunstwerke  der  Armen  3),  über  ihren  Wert 
als  Dokumente  des  provinziellen  Lebens  hinaus  —  gewiß  nicht  wegen  ihrer  künst- 
lerischen Qualitäten  —  gelegentlich  auch  für  die  Kunstgeschichte  4)  zu  unschätz- 
baren Zeugen  werden  können. 

Frankfurt  a.  M.  K  a  r  1    W  0  e  1  c  k  e. 

0  Ju"g.  Festschrift  zur  Feier  des  25  jähr.  Bestehens  a.  a.  O.  S.  37  Anm.  i.  —  Dornausziehermädchen 

des  Histor.  Mus.  in  Frankfurt  a.  M.  1903,  S.  6  ff.,  in  der  Renaissance  bezeugt  A.  Aubert,  Zeitschr. 

wo  auch  Hüsgens  Katalog  des  Kunstschrankes  f.  bild.  Kunst  N.  F.  XII.  (1900/1)  S.  40. 
S.   7    (Erstes   Gefach  11  u.  12)   abgedruckt  ist.        3)  v.  Rohden,  Terrak.  von  Pompeji  S.  24.     Blan- 

»Wahrscheinlich  ist  auch  der  Inhalt  des  Kunst-  chet,  a.  a.  0.  S.  154. 

schranks    von    Heinrich    Karl    von    Barckhaus        4)  Vgl.  B.  J.  120  S.  191  Taf.  IX  3,  wo  ich  in  der 

(gest.  1752)  gesammelt  worden.«  Kölner  Terrakotta  aus  des  Vindex  Fabrik  die 

2)  Springer,  Das  Nachleben  der  Antike  im  Mittel-  einzige  statuarische  Replik  des  Mars  Ultor- Bildes 

alter  =  Bilder  aus  der  neueren  Kunstgeschichte,  aus  dem  provisorischen  Tempel  des   Jahres  20 

2.  Aufl.  1886,  Bd.  I  S.  14.      Furtwängler,   Mei-  v.  Chr.  u.  dem  definitiven  des  Jahres  2.  v.  Chr. 

sterwerke  S.  685  Anm.  3.   Baumgarten,  Schauins-  nachgewiesen  habe.     Derselbe  Mars  Ultor  findet 

land  Bd.  31,  1904,  S.  i — 15.     Klein,  Gesch.  d.  sich  auch  auf  Sigillaten  des  Janus  von  Heihgen- 

griech.  Kunst  I.  416.  Wenn  Klein,  wie  uns  scheint,  berg  (Forrer,  Heiligenberg  S.  148  Abb.  60)  und 

mit  Recht  annimmt,  daß  die  »barbarischen  Terra-  des  Verecundus  von  Ittenweiler  (Forrer,  a.  a.  O. 

kottanachbildungen«  auf  die  romanische  Kunst  S.  202  Abb.  137,  S.  205  Abb.  179).     Das  mag 

eingewirkt  haben,  wo  bleiben  dann  dort  die  Dorn-  hier  zur  Widerlegung  von  Blanchet,  a.  a.  0.  S.  87 : 

ausziehermädchen  ?     Man  vgl.  die  Legende  zum  »on  ne  retrouve,  pour  ainsi  dire,  pas  un  seul  type 

Domauszieherfigürchen  an  der  Bronzegrabplatte  de  Statuette  parmi  les  personnages  isoles  ou  grou- 

eines  Erzbischofs  aus  der  ersten  Hälfte  des  11.  pes,  ....  sur  les  vases  en  terre  rouge  vernissde« 

Jahrhunderts  im  Magdeburger  Dom.     Springer,  genügen. 


26  P-  Hauser,  Orpheus  und  Aigisthos. 


ORPHEUS  UND  AIGISTHOS. 

Laut  Bericht  im  Archäologischen  Anzeiger  1913,  70  zog  Georg  Loeschcke  in 
einer  Sitzung  der  Berhner  Archäologischen  Gesellschaft  weitgehende  Folgerungen 
aus  einigen  Vasenbildern  des  strengschönen  Stils  mit  Darstellung  vom  Tode  des 
Orpheus.  Da  diese  Schlüsse  auf  sagengeschichtliches  und  hterarhistorisches  Gebiet 
übergreifen,  somit  in  erster  Linie  an  Philologen  sich  wenden,  welchen,  mindestens  zu 
ihrem  größeren  Teil,  die  Beurteilung  des  Gewichts  archäologischer  Argumente  schwer 
fällt,  so  möchte  ich  die  Kollegen  aus  der  Schwesterwissenschaft  darauf  hinweisen, 
daß  hier  schwerwiegende  Folgerungen  auf  schwachem  Fundamente  ruhen. 

In  jenen  Vasenbildern,  welche  Gruppe  in  Roschers  Lexikon  III,  II 84  auf- 
zählt, führen  die  Thrakerinnen  durchweg  improvisierte  Waffen:  außer  Steinen 
namentlich  Bratspieße,  den  Schlachthammer,  auch  zuweilen  ein  sichelförmiges  Messer; 
kurz  »Küchengerät«,  wie  Loeschcke  zu  Anfang  ganz  richtig  sich  ausdrückt.  Ob  er 
indessen  jenem  Messer  mit  Recht  den  Zweck  zuschreibt,  zum  Abhäuten  der  Tiere 
zu  dienen,  das  bleibe  dahingestellt,  da  man  wohl  Jäger  und  Metzger  oft  eine  gerad- 
linig geschliffene  oder  ausgebauchte  Klinge  bei  dieser  Arbeit  benützen  sieht,  nie  aber 
eine  Sichelform,  die  mir  —  bis  auf  bessere  Belehrung  —  für  den  genannten  Zweck 
so  ungeeignet  wie  nur  möglich  erscheint.  Es  handelt  sich  einfach  um  die  echt  thra- 
kische  Messer-  und  Schwertform,  die  «pitTj,  welche  als  [xä^aipa  xafiuuXT)  beschrieben 
wird,  oder  um  das  Opaztxov  ?t«o;  ijttxajxTC?,  wofür  Tomaschek,  Die  alten  Thraker  I 
119  (Wiener  Sitzungsberichte  1893),  Belege  gibt.  Stände  jedoch  selbst  die  Bestim- 
mung der  Sichel  zum  Lostrennen  der  Haut  fest,  wie  Loeschcke  behauptet,  so  fiele 
damit  dieses  Instrument  noch  lange  nicht  aus  dem  Begriff  des  Küchengeräts  heraus. 

Um  weiter  bauen  zu  können,  setzt  aber  Loeschcke  an  Stelle  von  Küchengerät 
vielmehr  »Opfergerät«  und  reiht  nun  Schluß  an  Schluß:  Opfergerät,  somit  ein  Frauen - 
opfer  von  Thrakerinnen,  bei  dem  Orpheus  die  Weiber  belauscht.  Die  Rasenden 
halten  den  Sänger  für  ihr  Opfertier,  bringen  ihn  um  mit  dem  Ritualwerkzeug.  Eine 
bisher  unbekannte  Orpheusmythe  wäre  damit  gewonnen,  welche  Euripides  in  seinen 
Bakchen  auf  Pentheus  überträgt  und  umgestaltet. 

Jedermann  sieht,  wie  leicht  dieser  ganze  scharfsinnige  Aufbau  wegzublasen 
ist,  sobald  es  sich  tatsächlich  um  Küchengerät  und  nicht  um  Opfergerät  handelt. 

Zum  Opfer  braucht  man  einen  Altar  und  braucht  das  xavouv;  durch  diese 
beiden  Kultgeräte  charakterisieren  Vasenmaler  um  die  gleiche  Zeit,  als  die  Orpheus - 
bilder  entstanden,  die  unterbrochene  Opferung  des  Herakles  durch  Busiris  (Furt- 
wängler-Reichhold  II  Tafel  73).  Weder  von  dem  einen  noch  von  dem  anderen 
Requisit  findet  sich  jedoch  in  irgendeinem  der  verschiedenen  Orpheusbilder  auch 
nur  die  geringste  Spur.  Vor  allem  aber  läßt  sich  erweisen,  daß  die  Waffen  der  Thrake- 
rinnen wirklich  unter  normalen  Verhältnissen  zu  nichts  anderem  dienen,  als  ein 
leckeres  Mittagessen  zu  bereiten.  Da  für  unseren  Zweck  der  Nachweis  genügt,  daß 
im  vorliegenden  Falle  keine  Opfergeräte  gemeint  sind,  so  beschränke  ich  mich  auf 
diesen  Gegenbeweis,  zumal  da  er  uns  Gelegenheit  bietet,  einige  Vasenbilder  zu  be- 
schauen, die  ganz  notwendig  in  diesen  Zusammenhang  hineingehören. 


F.  Hauser,  Orpheus  und  Aigisthos. 


27 


Abb.  I.     Hydria  in  Boston. 


Schlechterdings  nicht  unterzubringen  sind  in  dem  neugebackenen  Mythos 
zwei  Figuren  auf  der  Hydria  in  Boston  432,  von  Gruppe  mit  G  bezeichnet,  welche 
wir  nach  dem  Titelbild  von  Robinsons  Vasenkatalog  in  Abb.  I  reproduzieren,  näm- 
lich zwei  thrakische  Epheben  rechts  und  links  am  Ende  der  von  beiden  Seiten  auf 
die  Mitte,  auf  Orpheus  zu,  stürmenden  Halbchöre  der  Thrakerinnen.  Demnach 
stehen  beide  Epheben  dicht  nebeneinander  am  Ansätze  des  Vertikalhenkels  der 
Hydria.  Einer  der  Jungen  duckt  sich,  versteckt  sich  hinter  Gebüsch.  Da  demnach 
der  Maler  Charakteristik  beabsichtigt,  handelt  es  sich  nicht  um  Lückenbüßer,  sondern 
um  bedeutsame  Gestalten,  deren  Verwertung  die  Exegese  sich  nicht  ersparen  darf. 
Ich  sehe  in  ihnen  thrakische  Epheben,  die  wie  auf  dem  wohlbekannten  Krater  aus 
Girgenti  (Furtwängler,  Kleine  Schriften  H,  Tafel  50)  sich  um  Orpheus  scharten 
und  seinem  Sänge  lauschten.  Beim  Hereinbrechen  des  wilden  Weiberheers  ziehen 
jedoch  die  jungen  Helden  Deckung  im  Schatten  des  Waldes  vor. 

Die  Richtigkeit  meiner  Auffassung  bestätigt  sich  durch  jene  weiteren,  von 
Loeschcke  beiseite  gelassenen  Vasenbilder,  welche  einen  der  Tötung  des  Orpheus 
vorausliegenden  Moment  des  Mythos  als  Vorwurf  wählen,  und  welche  uns  die  Version, 
auf  welche  die  Betrachtung  der  Bostoner  Hydria  führte,  geradezu  vor  Augen  stellen. 
Ich  meine  damit  die  Vasen 

a)  Hydria  in  Ronen,  zugänglich  abgebildet  in  Roschers  Lexikon  III,  I181. 
Andere  Zitate  gibt  Reinach  im  Repertoire  des  Vases  I,  403. 

b)  Kelchkrater  mit  Doppelfries  in  Neapel,  Heydemann  n.  2889.  Verhältnis- 
mäßig am  besten  abgebildet  im  Museo  Borbonico  IX,  12;  danach  hier  in  Abb.  2. 

Beide  Vasen  sind  zwar  etwas,  aber  doch  nur  unbedeutend  jünger  als  die  von 
Loeschcke  besprochenen,  da  sie  in  die  Zeit  zwischen  460  und  450  gehören,  während 
die  Bostoner  Hydria  sich  enge  mit  den  jüngsten  Werken  der  »Frau  Meisterin«  (Furt- 
wängler-Reichhold  II  S.  308),  somit  Werken  der  sechziger  Jahre  berührt. 

Die  Hydria  a,  welche  nur  fünf  Gestalten  Raum  bietet,  schildert  Orpheus  beim 
Leierspiel  auf  dem  Pangaion,  vor  ihm  als  Zuhörer  ein  Thraker,  der  überrascht  die 
Hand  erhebt,  überrascht  ohne  Zweifel  dadurch,  daß  er  eine  bewaffnete  Thrakerin 
heranstürmen  sieht,  die  auf  der  Vase,  halb  vom  Henkel  verdeckt,  das  Bild  links 
abschließt.  Dem  Weib  gegenüber  am  entsprechenden  Platze  rechts  steht  dagegen 
eine  zweite  Thrakerin  mit  Speer,  völlig  ruhig,  indem  sie  auf  Orpheus  blickt.     Ich 


28 


F.  Hauser,  Orpheus  und  Aigisthos. 


denke  sie  mit  überwältigt  und  gebändigt  von  Orpheus'  Zaubersang,  so  wie  Ovid 
in  den  Metamorphosen  XI,  15  ff.  erzählt,  die  auf  den  Sänger  geschleuderten  Steine 


Abb.  2,     Krater  in  Neapel. 


seien  vor  ihm  zu  Boden  gefallen,  abgeprallt,  gebannt  durch  seinen  Sang,  solange 
nicht  das  Gekreisch  der  Weiber  seine  Stimme  übertönte.  Unmittelbar  hinter  Orpheus 
schaut  ein  Waldteufel  von  Satyr  dem  Vorgang  zu,  mit  dem  linken  Unterarm  auf 
einen  Felsen  gestützt,  wenn  nicht  ein  Baumstumpf  gemeint  ist;  er  deutet  den  Berg- 


F.  Hauser,  Orpheus  und  Aigisthos.  2Q 

wald  als  umgebende  Landschaft  an;  man  möchte  ihn  für  einen  Urgroßvater  des 
praxitelischen  Satyrs  halten. 

Der  Wert  dieses  rohen  und  stark  gekürzten  Bildes  beruht  darin,  daß  es  zwingt, 
auf  Krater  b  die  in  zwei  Streifen  zerlegte  Darstellung  als  Einheit  zusammenzu- 
fassen, was  nicht  ohne  weiteres  vorausgesetzt  werden  dürfte,  da  Krater  mit  Doppel- 
streifen sich  keineswegs  regelmäßig  auf  einheitliche  Szenen  beschränken.  Hier  auf 
b  umringt  den  Orpheus  ein  reicheres  Publikum  von  Thrakern,  alle  noch  ganz  hin- 
gegeben an  die  Laute  des  Sängers.  Nur  einer  von  ihnen,  fast  noch  ein  Knabe,  flieht 
linkshin,  indem  er  zurückblickt,  offenbar  dahin,  wo  er  die  von  rechts  herbeistürmen- 
den Weiber  mit  ihren  Waffen  sieht,  die  notgedrungen  in  den  unteren  Fries  geschoben 
wurden;  mit  der  Rechten  aber  weist  der  Junge  vorwärts,  doch  wohl  auf  ein  Ver- 
steck, das  er  auch  seinen  Kameraden  empfiehlt.  Damit  dürfte  meine  Auffassung 
der  beiden  Epheben  auf  der  Bostoner  Hydria  bestätigt  und  zugleich  erwiesen  sein, 
daß  auch  in  der  von  Loeschcke  behandelten  Klasse  von  Orpheusvasen  das  Weiber- 
heer den  Sänger  im  Kreis  seiner  thrakischen  Freunde  überfiel.  Zwischen  Loeschckes 
Gruppe  und  den  beiden  von  mir  hinzugefügten  Stücken  besteht  demnach  zwar  ein 
Unterschied  in  der  Wahl  des  Moments,  nicht  aber  in  der  Ausgestaltung  des  Mythos. 

Den  unteren  Fries  füllen  fünf  Weiber  mit  ihren  Waffen,  und  zwischen  sie  schiebt 
sich  eine  Wiederholung  des  ängstlichen  Jünglings  vom  oberen  Streifen;  möglich, 
daß  der  Maler  an  einen  verräterischen  Denunzianten  dachte.  Unter  den  Thrake- 
rinnen trägt  eine  ein  Paar  Akontia,  eine  andere  aber,  genau  wie  bei  der  Darstellung 
des  Mordes,  den  bekannten  Bratspieß.  Den  Hammer  einer  dritten  lasse  ich  beiseite, 
weil  den  stillosen  Abbildungen  nach  auch  ein  Doppelbeil  gemeint  sein  könnte.  Für 
die  Auffassung  wird  aber  entscheidend,  daß  zwei  der  Thrakerinnen  den  mächtigen 
hölzernen  Stößel  herbeischleppen,  mit  dem  Hausfrauen  das  Korn  im  Mörser  zu  Mehl 
stampfen  (Blümner,  Terminologie  I^,  i8).  Die  Mörserkeule  Hegt  der  Frau,  wie  wohl- 
bekannte Bilder  der  IHupersis  erweisen,  als  Waffe  besonders  nahe.  Dieser  Stößel  hat 
nun  aber  mit  Zeremonien  des  Kultus  ganz  sicher  nichts  zu  schaffen,  sondern  er  ist 
ein  Haushaltutensil.  Da  Bratspieße,  Hammer  und  Messer  mindestens  zur  gleichen 
Kategorie  gehören  können,  so  dürfen  wir  sämtliche  Attribute  der  Thrakerinnen, 
mit  Ausnahme  der  Speere  und  Steine,  für  nichts  anderes  erklären  als  für  Küchen- 
gerät. Und  bei  der  nachgewiesenen  Identität  des  in  beiden  Vasengruppen  behan- 
delten Mythos  gilt  diese  Bestimmung  auch  für  die  Waffen  der  Weiber  in  der  von 
Loeschcke  behandelten  Gruppe.  Wenn  es  sich  aber  dort  nicht  um  Opfergerät  handeln 
kann,  so  bricht  die  kühne  Hypothese  unrettbar  zusammen.  Kein  Euripides  fand 
jenen  Orpheusmythos  vor,  welcher  erst  im  Jahre  1913  auf  Grund  der  euripideischen 
Bakchen  konstruiert  wurde:  kein  alter  Mythos  wurde  entdeckt,  sondern  ein 
Märchen  geschaffen,   das  allerneueste  von  archäologischen  Märchen. 

Der  von  sämtHchen  hier  genannten  Vasenbildern  behandelte  Mythos  behält 
also  die  Form,  welche  ich  zum  Teile  schon  im  Text  zu  Furtwängler-Reichhold  HI 
S.  108  erschlossen  habe.  Durch  Sang  und  Lautenspiel  zwingt  Orpheus  die  männlichen 
Thraker  derart  in  seinen  Bann,  daß  sie  nur  mit  ihm  und  für  ihn  in  den  Bergen  des 
Fangaion  leben  wollen.     Er  sang  ihnen,  wie  dort  genannte  Vasenbilder  aussagen, 


30 


F.  Hauser,  Orpheus  und  Aigisthos. 


von  Liebe,  aber  nicht  von  Liebe  zu  Mädchen  und  Frauen.  Darob  der  Grimm  ver- 
nachlässigter Weiber.  Sie  rotten  sich  zusammen,  greifen  zu  den  Waffen,  die  ihnen 
am  nächsten  Hegen,  namenthch  also  zu  den  Werkzeugen  ihres  Berufs;  ergreifen  alles, 
was  in  Küche  und  Haus  zu  Marterzwecken  sich  eignet,  greifen  zu  Steinen,  die  sie 
am  Wege  finden,  zu  Speeren,  welche  sie  als  reitende  Halbamazonen  (Röscher  1186) 
kaum  zu  entlehnen  brauchten,  überfallen  den  Sänger  mit  seinem  betörten  Gefolge 
und  laben  sich  nun  daran,  den  Verführer  die  Gleichgültigkeit  der  Männer  gegen  ihre 
Reize  grausam  büßen  zu  lassen.  Der  Dichter  schilderte  die  männlichen  Thraker  nicht 


Abb.  3.     Stamnos  in  Boston. 

mit  schmeichelhaften  Farben,  da  des  Orpheus  Anhänger  keinen  Versuch  wagen,  für 
ihren  Freund  einzutreten,  sondern  feige  sich  verstecken,  bis  die  Wut  der  Weiber  durch 
des  Sängers  Tod  sich  abkühlt.  Ohne  Zweifel  haben  die  Thraker  nun  gelernt,  dem 
höheren  weiblichen  Willen  sich  zu  fügen. 

Nur  diese  Form  der  Rekonstruktion  wird  der  von  mir  schon  früher  ausge- 
sprochenen Beobachtung  gerecht,  daß  Vasenbilder  der  ersten  Hälfte  des  5.  Jahr- 
hunderts männliche  Thraker  stets  als  Freunde,  Thrakerinnen  aber  konstant  als 
grimmige  Feinde  des  Sängers  kennen. 


Anhangsweise  wiederholt  Loeschcke  ohne  neue  Argumente  eine  Ansicht,  welche 
Edward  Robinson  schon  vor  20  Jahren  in  seinem  Katalog  der  Bostoner  Vasen 
drucken  ließ,  daß  nämlich  der  Stamnos  419  des  Fine -Arts-Museum  (Abb.  3)  den 
für  Aigisths  Ermordung  geschaffenen  Bildtypus  zur  Darstellung  von  Orpheus'  Tod 
mißbrauche.  Wie  Robinson,  so  verweist  auch  Loeschcke  nur  für  die  rechte  Bild- 
hälfte, für  Orestes,   Aigisthos  und  Elektra  der  Originalfassung,   auf  die  Analogie 


F.  Hauser,  Orpheus  und  Aigisthos. 


31 


des  Berliner  Stamnos  2184  (Abb.  4).  Für  die  beiden  Figuren  links,  die  einen  Hammer 
gegen  Orestes'  Haupt  schwingende  Mutter,  und  für  Fylades  —  der  jugendlichen 
Erscheinung  wegen  kann  Talthybios  nicht  in  Frage  kommen  — ,  welcher  Klytai- 
mestras  Arm  mit  ihrem  Beil  aufzuhalten  sucht,  versäumten  aber  beide  Herren  einen 
Krater  mit  Stangenhenkeln  in  Bologna  (Pellegrini,  Vasi  Felsinei  n.  230;  unsere 
Abb.  5  mit  Erlaubnis  des  Verlages  Bruckmann  aus  Furtwängler-Reichhold  H  S.  78) 
beizubringen,  der  zwei  vollkommen  übereinstimmende  Gestalten  enthält. 

Demnach  besteht  das  Vasenbild  in  Boston  aus  zwei  Gruppen,  von  denen  jede 
für  sich  in  einer  unanzweifelbaren  Darstellung  vom  Tode  des  Aigisth  wiederkehrt. 


Abb.  4.     Stamnos  in  Berlin. 


Vier  von  seinen  fünf  Gestalten  kopieren  nicht  mehr  und  nicht  weniger  treu  als  üblich 
das  Aigisthosbild,  aus  dem  die  beiden  soeben  genannten  Vasen  je  eine  Gruppe  aus- 
ziehen. Um  das  Bostoner  Bild  anders  als  auf  die  Ermordung  des  Aigisthos  zu  deuten, 
bedürfte  es  also  wirklich  zwingender  Gründe.  Genügt  aber  hierfür  die  Variante  in 
der  Figur  des  Aigisthos.?  Er  ist  hier  nicht  als  König  auf  dem  gestohlenen  Thron, 
nicht  im  Alter  eines  Herrschers,  sondern  bartlos  dargestellt,  und  er  führt  gar  ein 
seinem  neuen  Beruf  so  wenig  angemessenes  Attribut  wie  eine  Leier.  Genügt  das, 
um  die  doch  wahrhaftig  nächstliegende  Deutung,  welche  bei  den  Vorbildern  außer 
Frage  steht,  auszuschließen? 

Man  mache  sich  zunächst  die  Summe  von  Torheiten  klar,  welche  der  Maler, 
wenn  er  wirklich  an  Orpheus  dachte,  auf  sein  Gewissen  geladen  hätte.  Die  Szene 
wäre  vom  Pangaiongebirge  in  ein  Megaron  verlegt.  Orpheus  würde  erstochen  von 
einem  Thraker  (im  Vorbild  Orestes),  bei  dem  auch  die  leiseste  Andeutung  von  Natio- 
nalkostüm vergessen  wäre,  und  doch  fällt  der  Sänger  in  den  zahlreichen  künstle- 


32 


F.  Hauser,  Orpheus  und  Aigisthos. 


rischen  wie  literarischen  Darstellungen  niemals  durch  einen  Mann,  sondern*  stets 
durch  Weiberhände.  Eine  Thrakerin  (Klytaimestra)  würde  mit  ihrem  Beile  nicht 
nach  Orpheus'  Haupt,  sondern  auf  den  Kopf  des  gefälligen  Bundesgenossen  zielen  j 
ohne  jede  Waffe  in  der  Hand  ginge  eine  zweite  Thrakerin  (Elektra)  dem  Feinde 
zu  Leibe.     An  eine  solche  Häufung  von  Mißverständnissen  glaube  wer  kann. 

Wodurch  wird  es  denn  aber  ausgeschlossen,  daß  sich  einmal  ein  Grieche  den 
weichlichen,  selbst  für  Meuchelmord  zu  feigen  Aigisthos,  welcher  das  noch  warme 


Abb.  5.     Krater  in  Bologna. 


Herz  der  alternden  Königin  gewann,  als  jungen  Fant  vorgestellt  hätte,  der  an  nichts 
Ernsteres  denkt  als  an  Musizieren.?  Bei  meiner  Lösung  liegt  lediglich  eine  selb- 
ständige, aber  keine  unverständUche  Auffassung  des  Aigisth  vor,  eine  Auffassung, 
welche  das  VerächtHche  dieses  Königs  von  seiner  Frauen  Gnade  prägnanter,  farbiger 
aufträgt.  Ein  Schritt  vom  Weg  der  bildlichen  Tradition  —  ja.  Jedenfalls  aber  ließe 
sich  für  eigenartiges  Durchdenken  des  Stoffes,  für  Brechen  mit  der  bildlichen  Tradition 
leichter  ein  anderes  Beispiel  aus  attischen  Vasenbildern  beibringen  als  für  ein  so 
völliges  Verkennen  der  Situation,  der  Handlung  und  ihrer  Motive,  wie  es  Robinson, 
und  folglich  auch  Loeschcke,  bei  seiner  Lösung  dem  Maler  in  die  Schuhe  schieben 
muß. 


Rom,  November  1913. 


Friedrich    Hauser. 


E.  Pfuhl,  Der  klazomenische  Polyxenasarkophag  und  die  Vase  Vagnonville.  -55 

DER  KLAZOMENISCHE  POLYXENASARKOPHAG  UND 
DIE  VASE  VAGNONVILLE. 

Vor  dem  klazomenischen  Polyxenasarkophag  in  Leiden  hatte  ich  mir  im  Jahre 
1907  notiert  und  skizziert,  der  Tymbos  werde  von  zwei  Sphingen  bekrönt,  die  einander 
gegenüber  auf  einer  knappen  Stufe  säßen,  die  Schwänze  schleifenförmig  hochgeringelt. 
Die  rechte  Sphinx  scheint  mir  auch  auf  der  Tafel  Jahrb.  XXVIII  1913,  3  deutlich. 
Ich  würde  diese  Reisenotiz  nur  den  Leidner  Kollegen  brieflich  zur  Prüfung  vor- 
gelegt haben,  wenn  nicht  Hauser  a.  a.  0.  274  dort,  wo  ich  zwei  Sphingen  sah,  loderndes 
Feuer  erkennte  und  damit  auf  die  Frage  des  Tumulus  über  brennendem  Scheiter- 
haufen zurückkäme  ^).  Diese  Frage  bedarf  aber  der  gemeinsamen  Aufmerksamkeit 
der  Fachgenossen,  damit  wir  aus  der  Aporie  herauskommen,  die  Robert,  Hermes 
XLIX  1914,  21,  I,  feststellt  —  denn  auch  diese,  an  glänzenden  Lösungen  so  überreiche 
Abhandlung  macht  vor  der  Vase  Vagnonville  Halt.  Ich  stelle  mich  durchaus  auf 
den  Standpunkt  von  Robert  und  gebe  natürlich  meine  Reisenotiz,  daß  auf  der  Vase 
Granatäpfel  am  Sockel  des  Tumulus  dargestellt  seien,  preis  gegenüber  der  genauen 
Untersuchung  des  Originals  durch  Durm,  Hauser  und  Kern  ^).  So  gern  ich  mich 
nun  in  die  Reihe  stellte,  an  deren  Spitze  der  Altmeister  Brunn  steht,  und  so  ungern 
ich  mich  gegen  Hausers  Autorität  wende  —  ich  kann  so  wenig  wie  Robert  die  Frage 
des   brennenden   Tumulus   für   gelöst   halten. 

Durm  und  Hauser  vertreten  Auffassungen,  die  von  der  Engelmannschen  wesent- 
lich verschieden  sind.  Engelmann  nahm  an,  daß  über  jenen  tiefen  Brandgräbern 
mit  Luftrinne  Grabmäler  errichtet  werden  konnten,  aus  welchen  nach  der  Fertig- 
stellung noch  Flammen  herausschlugen.  Meine  Bedenken  dagegen  führt  er  in  seinem 
Schlußwort  nicht  mehr  auf  Begriffstutzigkeit  zurück;  er  habe  nicht  'die  ganze  Grabes- 
frage' aufrollen  gewollt.  Dies  ist  aber  doch  die  methodische  Forderung,  wenn  man 
eine  singulare  Grabdarstellung  erklären  will:  man  muß  den  Ausgrabungsbefund 
übersehen  und  das,  was  vergleichbar  erscheint,  nicht  nur  andeuten,  sondern  die 
praktischen  Möglichkeiten  scharf  durchdenken.  Daß  dies  bei  Engelmanns  Vor- 
schlag zu  keinem  brauchbaren  Ergebnis  führt,  glaube  ich  gezeigt  zu  haben,  und 
ein   Kenner  attischer  Gräber  wie  Pernice  hat  mir  zugestimmt  3). 

Seitdem  ist  die  Frage  durch  Durm  und  Hauser  sehr  vereinfacht  worden.  Hauser 
betrachtet  den  Tymbos  nicht  als  massiven  Aufbau  über  einem  unterirdischen  Grab- 
schacht,  sondern  als  eine  Art  Verbrennungsofen  wie  ein  Kohlenmeiler  —  also  etwas 
ganz  Ähnliches  wie  die  Töpfer-  und  Hochöfen  auf  den  korinthischen  Pinakes  4). 

■)  österr.    Jahresh.    XI    1908    Beibl.    107  ff.,   dort  auch    die    Klarheit    des    Inhalts    beeinträchtigt 

die  weitere   Literatur.      Daß   mein   Manuskript  haben. 

anders  aussah  als  das,  was  gedruckt  ist,  kann  ')  Durm,  Österr.  Jahresh.  XII  1909  Beibl.  209  ff. 
sich  der  kundige  Leser  denken;  ich  habe  schheß-  Hauser  a.  a.  0.     Kern  bei  Robert  a.  a.  0. 
lieh  nur  mein  Reichsdeutsch  zur  Not  hergestellt,  3)  Gercke   und   Norden,    Einleitung  in   die   Alter- 
obwohl die  redaktionellen  Änderungen  der  Form  tumswissenschaft  II  63. 

4)  Z.  B.  Ant.  Denkm.  I  T.  8,  i,  4,  12,  19  b,  22;  II  T.  40,  21  a. 

Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX.  3 


24  E-  Pfuhl,  Der  klazomenische  Polyxenasarkophag  und  die  Vase  Vagnonville. 

Dies  ist  eine  technisch  klare  Auffassung,  aber  sie  wird  durch  die  Funde  in  keiner 
Weise  bestätigt;  vielmehr  steht  sie  in  einem  eigenartigen  Gegensatz  zu  ihnen. 
Wir  hätten  in  den  Darstellungen  tumulusförmige  Verbrennungsöfen,  zum  Teil  sogar 
mit  Epithemen  darauf,  in  Wirklichkeit  aber  nur  massive  Tumuli  über  zugeschütteten 
Grabschachten. 

Dies  müßten  wir  freilich  als  merkwürdigen  Zufall  hinnehmen,  wenn  Hauser 
wirklich  zwei  Darstellungen  nachgewiesen  hätte,  in  welchen  Flammen  aus  den  Kuppen 
von  Tumuli  herausschlügen.  Das  scheint  mir  aber  sehr  zweifelhaft.  Auf  dem  klazo- 
menischen  Sarkophag  glaubte  ich,  ebenso  unbefangen  wie  einst  Brunn  gegenüber 
der  Vase  Vagnonville,  zwei  Sphingen  zu  erkennen  und  sehe  auch  an  der  Abbildung 
keine  Flammen;  und  auf  der  'tyrrhenischen'  Amphora  mit  dem  Opfer  der  Polyxena 
sehe  ich  nur  einen  niedrigen  Grabhügel  oder  Grabaltar,  auf  dem  ein  Opferfeuer 
brennt '). 

Ähnlich  und  doch  im  entscheidenden  Punkte  anders  ist  die  Auffassung  von 
Durm,  an  die  sich  Hauser  nicht  erinnert  zu  haben  scheint.  Durm  scheidet  nämlich 
sachlich  scharf,  wenn  auch  im  Ausdruck  nicht  sehr  glücklich,  zwei  ganz  verschiedene 
Dinge:  einen  überirdischen  Feldbrandofen  zur  Verbrennung  der  Leiche,  d.  h.  einen 
mit  Lehm  ummantelten  Scheiterhaufen  mit  Luftzügen  und  Schürlöchern  unten, 
und  einen  später  über  den  Resten  massiv  aufgeschütteten  Tumulus  mit  Stützmauern 
am  Rand,  den  er  sich  von  wesentlich  größerem  Durchmesser  als  'die  Feuerstelle' 
denkt.  Auf  der  Vase  Vagnonville  erkennt  er  nun  keineswegs  einen  brennenden  Feld- 
brandofen  oder  gar  ein  seiner  Auffassung  nach  undenkbares  Doppelwesen  aus  Scheiter- 
haufen und  Tumulus,  sondern  —  und  das  ist  das  wesentlich  Neue,  womit  er  sich 
prinzipiell  auf  meine  Seite  stellt  —  einen  richtigen  massiven  Tumulus,  an  dessen 
Sockel  das  Motiv  der  Schürlöcher  des  darunter  begrabenen  zusammengesunkenen 
'Feldbrandofens'  rein  dekorativ  verwendet  sei  ^).  Der  bienenkorbförmige  Tymbos 
wäre  also  die  monumentale  Verewigung  des  ummantelten  Scheiterhaufens  —  ein 
anregender  Gedanke,  der  Nachprüfung  im  Zusammenhang  der  Formenreihe:  Konus, 
Omphalos,  Steiltymbos,  flacher  Erdkegel  verdient.  Dafür  ist  hier  nicht  der  Ort, 
so  wenig  wie  auf  die  zu  weitgehenden  architektonischen  Folgerungen,  die  Durm 
daran  anschließt,  eingegangen  werden  kann  3).  Dagegen  ist  der  Wunsch  zu  äußern, 
es  möge  bei  künftigen  Grabungen  genau  beachtet  werden,  ob  auf  Verbrennungs- 
plätzen oder  ebenerdigen  Brandgräbern  unter  aufgeschütteten  Denkmälern  Reste 
des  Durmschen  Feldbrandofens  kenntlich  sind. 

Hier  ist  der  schwächste  Punkt  der  ansprechenden  Durmschen  Hypothese: 
die  Reste  des  Lehmmantels  hätten  auch  früher  kaum  übersehen  werden  können; 

')  Journ.  hell.  stud.  XVIII  1898  T.  15  =  Röscher,  scheidenden,    von    seinem    Wege    abführenden 

Mythol.  Lexikon  III  2737.    Vgl.  attische  Weih-  Folgerungen  daraus  zu  ziehen, 

reliefs,  z.  B.  Röscher  I  2499,  2559,  dies  besser  3)  Nur  zum   Mausoleum  von   Halikarnass  sei  be- 

bei   Blinkenberg,  Arch.    Studien  T.    i.  merkt,  daß  Podientempel  und   Stufenpyramide 

')  Diesen  Gedanken  hatte  er  offenbar  Engelmann  zu  verbreitete  Formen  sind,  um  hier  materia- 

mitgeteilt,  der  ihn  streift,  ohne  jedoch  die  ent-  listisch  gedeutet  werden  zu  können.    Bekrönung 

durch  Stufen  zeigen  schon  der  Obelisk  Salmanassars  und  lyldsche  Pfeilergräber. 


E.  Pfuhl,  Der  klazomenische  Polyxenasarkophag  und  die  Vase  Vagnonville.  2C 

meines  Wissens  kommen  sie  aber  in  den  Ausgrabungsbericiiten,  die  ich  freilich  nicht 
neu  durchsehen  konnte,  nicht  vor;  für  die  großen  theräischen  Verbrennungsplätze 
kann  ich  ihr  völliges  Fehlen  bestimmt  versichern  ').  Dazu  kommt,  daß  wir  das 
typische  attische  Brandgrab  ja  gut  kennen:  es  ist  ein  richtiges  tiefes  Grab,  zum  Teil 
mit  jener  Luftrinne  im  Boden  und  an  den  Schmalseiten.  Hier  ist  also  der  Grab- 
schacht  selbst  der  Ofen,  dessen  Zug  man  durch  geeignete  Schichtung  des  Scheiter- 
haufens sicherstellte;  war  das  Holz  zusammengesunken,  so  konnte  man  nötigen- 
falls nach  dem  Prinzip  der  Herdgrube  oder  Kochkiste  immer  noch  eine  starke 
Glut  erhalten.  Nur  führt  von  hier  kein  Weg  zu  dem  flammenden  Grabmal,  das  Engel - 
mann  mit  diesem   Grabtypus  verbinden  wollte  ^). 

Zusammenfassend  wäre  also  folgendes  zu  sagen:  Hausers  monumentaler  Ver- 
brennungsofen ist  technisch  denkbar,  aber  unbezeugt  und  im  Widerspruch  mit  den 
Funden.  Durms  Annahme  der  massiven  monumentalen  Nachbildung  eines  schlichten 
Feldbrandofens  hat  ihre  Schwierigkeiten,  ist  aber  zunächst  als  Arbeitshypothese 
zu  begrüßen.  Vielleicht  gelangen  wir  mit  ihrer  Hilfe  einmal  zum  Verständnis  der 
Vase  Vagnonville.  Mag  man  sich  wirkliche  Tymboi  nur  mit  dem  architektonischen 
Motiv  der  Schürlöcher,  etwa  wie  auf  der  Londoner  Lekythos  3),  nicht  aber  mit 
Andeutung  von  Flammen  denken,  so  könnte  der  Maler  der  Vase  Vagnonville  Brand - 
ofen  und  Tymbos  vermengt  haben  —  ein  Schwanken  der  Vorstellung,  für  das  es 
viele  Beispiele  auf  anderen  Gebieten  gibt;  in  dieser  sonderbaren  Darstellung  könnte 
sogar  irgendeine  Absicht  damit  verbunden  sein. 

Auf  Hausers  Bemerkungen  zur  Kompositionsweise  der  klazomenischen  Sarko- 
phage gehe  ich  nicht  ausführlich  ein,  weil  das  hier  sehr  viel  mehr  Worte  erfordern 
würde  als  in  meiner  zusammenhängenden  Darstellung  im  Handbuch,  auf  die  ich  im 
voraus  verweise.  Nur  den  Zweifel  daran  möchte  ich  äußern,  daß  uns  noch  viele  solche 
Erfolge  beschieden  sein  werden,  wie  sie  Hausers  Interpretationskunst  auch  hier  beim 
ersten  Griff  erzielt  — ■  denn  förderlich  bleiben  seine  Bemerkungen  über  das  andere 
Polyxenabild  auch  dann,  wenn  ihre  spezielle  mythologische  Fassung  sich  nicht  be- 
währen sollte.  Auf  dem  von  Hauser  angedeuteten  Wege  der  einheitlichen  Erklärung 
des  ganzen  Bildstreifens  mit  seinen  geflügelten  Reitern  wird  das  freilich  kaum  ge- 
schehen. Mir  ist  nicht  einmal  sicher,  daß  der  Maler  in  seinen  Flügelreitern  Wind- 
götter sah;  denn  auf  einem  anderen  Sarkophag  sind  auch  Wagenlenker  geflügelt, 
und  dort  verrät  sich  die  dekorative  Absicht:  einer  von  den  vier  Flügeln  füllt  den 
Raum  über  den  Armen  des  Lenkers  4).    Bei  den  Reitern  entsprechen  die  Flügel  dem 

')  Vgl.   Ath.   Mitt.   XXVIII   1903,  46  f.,   52  f.  röhre  und   Schürlöcher  und  wisse  nicht  einmal, 

')  Durm  hat  die  Frage  angesichts  des  Vasenbildes  daß  Kalkstein  zu  Feuerungsanlagen  unbrauchbar 

mit    der   Folgerichtigkeit    technischen    Denkens  sei.    Gerade  dies  hebe  ich  ja  hervor!    Durm  hat 

angefaßt;  damit  war  sie  für  ihn  erledigt  und  er  sich    eben   in   die    absurden    Konsequenzen    des 

hat  gar  nicht  bemerkt,  daß  Engelmann  und  ich  Engelmannschen   Gedankens   gar   nicht   hinein- 

von  etwas  ganz  anderem  sprechen,  nämlich  von  finden  können  —  was  mir  erfreulich  ist,  wenn 

tiefen  unterirdischen  Gräbern  mit  einem  ich  auch  unschuldig  dafür  büße. 

Denkmal  darüber.     Daher  tut  er  mir  unbewußt  3)  Murray  and  Smith,  Athenian  white  vases  in  the 

Unrecht,  wenn  er  meint,  ich  verwechsle  Ofen-  Brit.  Museum  T.  13. 

4)  'E'fTjix.  äpx.  1907  T.  9. 


^5  E.  Pfuhl,  Der  klazomenische  Polyxenasarkophag  und  die  Vase  Vagnonville. 

mit  einer  Waffe  ausholenden  Arm  in  anderen  Bildern  ').  Bei  den  Pferden  muß 
alles  Mögliche  zur  Füllung  herhalten:  die  typischen  Hunde,  die  wenigstens  zum 
Wettrennen  so  wenig  passen  wie  die  Hasenjagd  am  gleichen  Ort  auf  protokorinthischen 
Lekythen,  rankende  Blüten  und  Deichselenden,  neben  den  Pferden  stehende  Menschen, 
endlich  fliegende  Dämonen,  die  man  zu  verschieden  benennen  könnte,  um  sie  be- 
nennen zu  dürfen  ^).  Winter  mag  in  seiner  Feststellung  rein  formaler  Symmetrie 
und  Parataxe  hie  und  da  zu  weit  gegangen  sein;  aber  im  ganzen  stehen  die  Sarkophag- 
maler doch  vorwiegend  im  Banne  jenes  Geistes,  dessen  überwältigenden  Ausdruck 
bei  den  alten  Sumeriern  uns  Ludwig  Curtius  nahegebracht  hat  3).  So  kam  es  zu 
jenen  Bildern,  deren  eines  Murray  wörtlich  nahm  und  für  Leichenspiele  zu  Ehren 
des  armen  Schachers  Dolon  hielt.  Der  sogenannte  Dolon  kann  übrigens  sehr  wohl 
ein  beliebiger  'Kimmerier'  sein;  wenigstens  hat  von  den  angeführten  Gründen  allzu 
wenig  der  Kritik  standgehalten:  ein  einzelner  nackter  Knieläufer  namens  Dolon 
auf  einer  korinthischen  Vase  kann  nichts  beweisen  4).  So  vermögen  wir  von  all 
den  Gestalten  der  klazomenischen  Sarkophagbilder  nur  zwei  oder  drei  mit  voller 
Sicherheit  mythologisch  zu  benennen:  Athena,  Polyxena  und  allenfalls  Neoptolemos, 
der  sie  opfert.  Die  einzige  sichere  Szene  aus  der  Heldensage  ist  der  Tod  der  Polyxena: 
sehr  passend  auf  den  Särgen  dieser  Spätlinge  des  homerischen  Rittertums,  ein  ferner 
Nachklang  der  heroischen   Menschenopfer  am   Grabe. 

Basel.  •  ErnstPfuhl. 

')  Z.  B.    Murray,    Terracotta    sarcophagi    in    the        3)  Sitz.  Akad.    München  191 2. 

Brit.  Mus.  T.  I ;  Ant.  Denkm.  I  T.  45.  4)  Zahn,  Darstellung  der  Barbaren,  Diss.  Heidel- 

s)  Murray  a.a.O.  T.  i,  2,  6:  berg  1896,  64  f.;  Ath.  Mitt.  XXIII  1898,  60  f. 


BAALBEK   UND    ROM,    DIE    RÖMISCHE    REICHSKUNST 
IN  IHRER  ENTWICKELUNG  UND  DIFFERENZIERUNG. 

Mit  Tafel  i — 5  und  Beilage   i — 5. 

Römische  Kunst  und  römische  Reichskunst  sind  zu  einem  viel  umstrittenen 
Begriff  geworden.  Die  einen  wollen  gar  nichts  Römisches  anerkennen,  selbst  die 
Bezeichnung  soll  aus  der  Kunstgeschichte  verschwinden  (Strzygowski  und  An- 
hang); andere  lassen  Rom  darum  gelten,  weil  sie  in  ihm  nur  den  spätesten  Vertreter 
der  hellenistischen  Großstadtkunst  sehen  ohne  Eigenart  und  römischen  Eigenwert: 
die  römische  Kunst  sei  »Hellenismus  in  Rom,  getragen  von  Griechen  und  griechisch 
Geschulten«  (Sybel).  Besonderen  Nachdruck  auf  die  kunstgeschichtliche  Be- 
deutung der  römischen  Kaiserzeit  legt  Riegl;  Träger  der  Kunst  sind  auch  ihm  die 
Griechen.  Nur  Wickhoff  wagt  es,  eine  selbständige  Mission  des  römisch -lateinischen 
Elements  anzunehmen,  und  glaubt  sogar  den  Zeitpunkt  bestimmen  zu  können,  in 
dem  der  Römer  den  Griechen  ablöste  in  der  künstlerischen  Weltherrschaft  der 
antiken  Oikumene  ■).  An  der  Schaffung  solcher  Theorien  haben  allgemeine  Er- 
wägungen einen  großen  Anteil,  in  jedem  Falle  ist  das  Architekturornament  nicht 
gebührend  und  niemals  in  dem  notwendigen  breitesten  Ausmaße  herangezogen 
worden,  um  auf  Grund  sicher  bestimmbarer  Tatsachen  zu  einem  ebenso  sicher 
begründeten  Urteil  zu  gelangen.  Bei  Riegl  und  Wickhoff  spielen  stilistische 
Wertungen  und  ästhetische  Formeln,  das  subjektivste  Element  in  aller  kunstge- 
schichtlichen Forschung,  eine  überwiegende  Rolle  und  verdichten  sich  zu  kunst- 
philosophischen Systemen;  aber  das  primäre  Untersuchungsmaterial  ist  viel  zu  spär- 
lich, viel  zu  wenig  in  sich  klar  in  seine  jeweilige  Entwickelungsreihe  eingestellt,  viel 
zu  wenig  tragfähig  für  so  weitreichende  Schlüsse.  So  anregend  das  alles  ist,  so 
unsicher  ist  es  in  seinen  Grundlagen,  so  leichteres  Spiel  für  die  Gegner,  so  gefähr- 
licher für  formelgierige  Schüler.  Andere  vergessen  in  ihren  Erwägungen  allzusehr, 
daß  Rom  denn  doch  eine  ganz  andere  Stellung  zum  griechischen  Osten  einnimmt  als 
je  Antiochia  oder  Alexandria  gegenüber  Kleinasien  und  Hellas  und  als  alle  diese 
untereinander  im  späteren  Hellenismus:  dort  ist  wirkUche  Kulturgemeinschaft,  die 
auf  dem  stärksten  Fundament,  der  Sprachgemeinschaft,  ruht.  Rom  ist  nie  so  weit 
griechisch  geworden,  daß  es  seine  Sprache  aufgegeben  hätte,  es  hat  vielmehr  im  Westen 
die  griechische  Sprache  aus  ältestem  Besitz  ohne  Anwendung  von  Gewalt  ganz  natur- 

■)  Sybel,  Christi.  Antike  II,  Marburg  1909,  referiert  Orient  über  die  hauptsächlichsten  Forschungen 

im  einleitenden  Kapitel:    Hellas,  Rom  und  der  und  Hypothesen  und   trägt  seine   eigenen   An- 

schauungen vor  (17  ff.). 
Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX.  «f 


»8        E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

mäßig  verdrängt  und  eine  lateinische  Welt  im  Westen  der  griechischen  im  Osten  ent- 
gegengesetzt. Vom  Anfang  an  war  Rom  auf  dem  wichtigsten  geistigen  Gebiete 
gezwungen  und  gewohnt,  fremde  Werte  umzusetzen.  Das  ist  grundlegend  für  die 
ganze  weströmisch -lateinische  Kultur:  nur  so  gab  es  eine  Möglichkeit,  trotz  aller 
Hereinnahme  griechischen  Kulturgutes  durch  eine  gewisse  Auswahl  stofflich,  durch 
Nach-  und  Umprägung  formal  eine  sich  gemäße  Selbständigkeit  des  geistigen  Lebens 
und  seiner  Ausdrucksformen  zu  wahren,  die  stärker  als  alle  hellenistischen  Zentren 
losgelöst  war  von  ihrem  Quellboden:  um  es  so  auszudrücken,  Rom  will  keine  Fremd- 
wörter, nur  Lehnwörter  in  seinem  Formenschatz.  Religionsgeschichtlich  (z.  B. 
Hermes  ^  Mercurius)  und  literargeschichthch  (z.  B.  neuere  attische  Komödie  ^ 
Plautus)  ist  das  längst  klarer  erkannt  als  kunstgeschichtlich;  aber  es  verhält  sich 
doch  ganz  gleich  hier:  Bauten  italisch-korinthischen  Stils  in  hellenistischer  Zeit  sind 
formal  so  eigenartig,  daß  sie  allem  gegenüber,  was  in  den  östlichen  Mittelmeerstaaten 
geschaffen  wurde,  eine  Sonderstellung  beanspruchen,  und,  was  nicht  minder  wichtig 
ist:  diese  Sonderformen  werden  schon  damals  in  die  kaum  kolonisierten  Gebiete 
weitergegeben;  Gallia  cisalpina,  Istrien  und  Südgallien  erhalten  schon  so  früh  ita- 
lisch-hellenistische Formen:  das  Vorkommen  des  italisch-korinthischen  Kapitells 
in  Aquileja,  Mailand  und  Lyon  spricht  klarer  als  viele  Erwägungen  '). 

Doch  begnüge  ich  mich  hier  mit  diesem  vereinzelten  Hinweis;  die  Aufgabe, 
die  ich  mir  stelle,  geht  im  wes'entHchen  auf  die  Kaiserzeit:  das  Verhältnis  von  Ost 
und  West,  der  östlichen  Provinzen  untereinander  und  zu  Rom  und  seinen  westlichen 
Einflußgebieten  an  der  architektonischen  Formensprache  zu  untersuchen.  Das 
Architekturornament  verbürgt  mir  dabei  einen  doppelten  Vorteil;  die  Datierung 
ist  vielfach  inschriftlich  gesichert,  in  anderen  Fällen  aus  einer  Vielheit  von  Argu- 
menten nicht  bloß  stilistischer  Natur:  Baumaterial,  Technik,  Inschriftcharakter 
usw.,  sicherzustellen,  so  daß  für  die  schließlich  übrig  bleibenden  die  stilistische  Analyse 
ohne  viele  Irrtumsmöglichkeiten  ihre  Folgerungen  ziehen  kann;  was  aber  besonders 
wertvoll  ist,  die  Reihe  der  Denkmäler  gibt  uns  einen  Maßstab  für  die  Bodenständig- 
keit der  Formen,  deren  wir  bei  einem  beweglichen  Kunstwerk  niemals  von  vorn- 
herein sicher  sind,  da  der  antike  Kunsthandel  nicht  nur  innerhalb  des  Landes,  sondern 
auch,  manchmal  sogar  leichter,  über  die  See  von  Hafen  zu  Hafen  austauschte.  Wenn 
wir  nun  auch  für  bestimmte  Fälle  wüßten,  daß  z.  B.  kleinasiatische  Künstler  in  Rom 
tätig  waren,  so  bietet  uns  die  Kenntnis  kleinasiatischer  Formensprache  sofort  die 
Möglichkeit,  Einsprengsel  als  solche  zu  erkennen,  andererseits  gibt  uns  die  mehr- 
hundertjährige Reihe  der  Denkmäler  in  Rom  die  Sicherheit,  daß  eine  Beständigkeit 
der  Formenauffassung  und  -wiedergäbe  besteht,  die  ihre  tiefen  Wurzeln  im  ganzen 
geistigen  Charakter  Roms  hat  und  darum  nicht  ohne  weiteres  durch  herzuwandernde 
Künstler  grundstürzend  beeinflußt  werden  kann.  Diesen  tiefen  Wurzeln  nachzugehen, 
bleibt  als  letzte,  schwerste  Aufgabe  einer  ganz  weitausgreifenden  Forschung  vorbe- 
halten, uns  kommt  es  nur  auf  die  Ausdrucksformen  an,  und  dabei  wird  sich  heraus- 

')  Aquileja:   Durm,   Bauk.  d.  Etrusk.  u.  Rom.  Mus.   Sforz.,    wahrscheinlich  vom  röm.  Theater; 

Stuttgart  '1905  f.  429  zu    S.  392;    Mailand:  Lyon:    Bazin,    Vienne    et  Lyon  gallo-romain, 

Paris.    1891,  329  f. 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        30 

stellen,  daß  trotz  einer  grundsätzlichen  Einheit  des  architektonischen  Aufbaus  in  der 
Kaiserzeit,  die  wir  beinahe  als  Voraussetzung  in  die  Untersuchung  einstellen  können, 
und  allen  Wandels,  bedingt  durch  die  lange  Zeit  der  Entwickelung,  in  römischer  Zeit 
eine  konstant  bleibende  Trennung  in  eine  griechische  Ost-  und  eine  lateinische  West- 
hälfte  besteht,  daß  ferner  innerhalb  dieser  zwei  Hauptgruppen  provinzielle  Schattie- 
rungen oft  schon  früh,  jedenfalls  immer  stärker  im  Laufe  der  Entwickelung  sich  kund- 
geben. Nur  nebenbei  wird  in  einzelnen  Fällen  die  vorausliegende  späthellenistische 
Zeit  herangezogen,  die  im  ganzen  und  in  dem  Charakter  einer  bereits  damals  stark 
ausgebildeten  Differenzierung  ein  von  der  Kaiserzeit  abweichendes  Bild  aufweist,  das 
keinesfalls  aus  innerer,  unbeeinflußter  Weiterentwickelung  sich  erklären  läßt. 

Baalbek  ■)  habe  ich  in  den  Mittelpunkt  gestellt,  weil  es  ein  ganz  besonderes 
Problem  der  römischen  Reichskunst  zu  beobachten  gestattet.  Die  kunstgeschicht- 
liche Erörterung  darüber  2)  hat  sich  bisher  in  sehr  engen  Grenzen  gehalten,  nament- 
lich die  Frage  der  inneren  Entwickelung  ist  kaum  gestreift  worden.  Mit  einer  gewissen 
Resignation,  die  schon  in  den  wenigen  Bemerkungen  von  Wood  durchklingt,  hat 
man  den  auffallenden  Mangel  antiker  Quellennachrichten  trotz  der  überragenden 
Größe  und  Wucht  der  Bauten  betont  und  um  so  lieber  die  sonst  gewiß  nicht  weiter 
ernst  genommene  Nachricht  des  byzantinischen  Chronographen  Malalas  3)  aufge- 
griffen, daß  der  Kaiser  Antoninus  Pius  in  Heliopolis  am  Libanon  einen  großen  Zeus- 
tempel gebaut  habe,  der  zu  den  Weltwundern  zählte.  Nun  ist  ohne  weiteres  klar, 
daß  einer  solchen  Notiz  »eines  geschichtlichen  Volksbuches«  4)  nur  sehr  bedingter 
Wert  beizumessen  ist,  da  wir  seine  Quelle  nicht  kennen;  sie  wäre  ohne  weiteres  auf- 
zugeben, wenn  anderswie  auf  sicheren  Wegen  sich  ergebende  Tatsachen  dazu  in 
Widerspruch  treten.  Bei  Bauten  von  so  gewaltigem  Umfang  und  so  übermenschlicher 
Größe  würde  selbst  die  Bauinschrift  eines  einzelnen  bedenklich  machen,  ähnliche 
Anlagen  wie  das  Olympieion  von  Athen  und  das  Didymaion  von  Milet  mit  ihrer  viel- 
hundertjährigen Baugeschichte  mahnen  zu  größter  Vorsicht.  Gar  leicht  versucht 
der  Ehrgeiz  eines  einzelnen  sich  daran,  das  Riesenwerk  vieler  vorhergegangener 
Generationen  für  sich  in  Anspruch  zu  nehmen  durch  teilweise  Fertigstellung  und 
Weihung,  oder  der  Ferieget,  der  irgendwo  eine  Weihinschrift  liest,  deutet  sie  auf  das 
Ganze  der  Bauten,  und  seine  falsche  Notiz  macht  ihren  Weg. 

•)  Die  älteste  im  wesentlichen  unzuverlässige  Publi-  öffentlichung  der  Forschungsergebnisse  der  deut- 

kation  durch  Wood,  Ruins  of  Balbec,  London  sehen  Baalbekexpedition  wird  schwerlich  früher 

'757;  photographische  Aufnahmen  des  Zustandes  als  in  zwei  Jahren  erfolgen  können,    wie  mir   H. 

vor  den  deutschen  Ausgrabungen  bei  Frauberger,  Prof.   Winnefeld    mitteilt,    dem    ich   für    Über- 

DieAkropolis  von  Baalbek,  1892.  Photographien-  lassung   einiger  Aufnahmen  zu    Studienzwecken 

album   vom   Zustand   nach   den   Ausgrabungen  und  Korrekturbeihilfe  herzlichst  zu  danken  habe. 
V.  Lüpke  und  Puchstein.  Baalbek.    30  Ansichten        3)  Chronogr.   XI   ed.    Bonn,   p.   280:     »"Osti;  [Av- 

der  Ausgrabungen,  1905.  xwvtvo;  lifo;]  IxTiaev  h  'HXiouiiöXei  tt];  'PoivtxTj;, 

')  Am  wichtigsten  die  Ausgrabungsberichte  Arch.  toO  Aißavou  vaöv  T(i)  All  (i^yotv,  'ha  xal  aÜTÖv  ovra 

Jahrb.   XVI   (1901),    134  ff.   (Puchstein),  XVII  tiüv  SeafxccTmv.« 

(1902)  S.  8711.  (Puchstein  u.  Mitarbeiter)   und        4)  Krumbacher,  Byzantinische  Literaturgesch.  Mün- 

ein  kurzes  Referat  über  die  ins  Berliner  Museum  chen    '  1897,   325  ff.;    es  wimmelt  bei  ihm  von 

gelangten  Architekturproben   ebd.  XXI   (1906),  »abenteuerlichen  Verzerrungen  und   lächerlichen 

Arch.  Anz.,    Sp.  225  ff.    (Puchstein).      Die  Ver-  Irrtümern«. 


AQ        E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

Auch  abgesehen  von  diesen  Erwägungen  gibt  es  eine  Reihe  von  tatsächlichen 
Anstößen,  die  eine  längere  Baugeschichte  vor  und  nach  Antoninus  Pius  für  Baal- 
bek wahrscheinlich  machen.  Winnefeld  hat  kürzlich  die  Zeugnisse  für  die  Geschichte 
des  syrischen  Heliopolis  zusammengestellt  und  dabei  einiges  Neue  über  die  kurzen 
Ausgrabungsberichte  hinaus  mitgeteilt  ^):  der  Name  der  Colonia  Julia  Augusta  Felix 
Heliopolitana  sichert  die  Aussendung  einer  römischen  Kolonie  in  der  ersten  Kaiser- 
zeit; dementsprechend  hat  man  bei  den  Ausgrabungen  wenigstens  zwei  kleine  In- 
schriftfragmente  gefunden,  die  »ihrem  Ductus  nach  augusteisch«  sein  müssen^). 
Dann  fanden  sich  Inschriften,  die  vielleicht  schon  in  Claudius',  spätestens  in  Neros 
Zeit  gehören,  andere  in  die  fiavische,  die  trajanische  und  hadrianische  Zeit,  die  weit- 
aus größte  Zahl  der  Ehreninschriften  von  Statuen,  die  also  auf  der  Akropolis  innerhalb 
des  Tempelbezirks  aufgestellt  waren,  stammt  aus  der  Zeit  vor  Antoninus  Pius;  es 
sind  darunter  seit  der  neronischen  Zeit  Ehreninschriften  für  Römer,  die  namentlich 
militärische  Stellungen  innehatten;  unter  Trajan  erhielt  ein  Proprätor  Syriens  seine 
Ehrenstatue  im  Tcmpelbezirk;  Winnefeld  3)  weist  mit  Recht  darauf  hin,  daß  darin 
eine  Steigerung  des  Ansehens  des  Gottes  in  der  römischen  Welt  sich  kundgibt,  wie 
sie  für  die  gleiche  Zeit  durch  eine  Anekdote  des  Macrobius  bezeugt  war,  nach  der 
Trajan  vor  dem  parthischen  Feldzug  im  Jahre  115  das  Orakel  des  Juppiter  Helio- 
politanus  befragt  habe.  Endhch  haben  wir  sogar  eine  Kaiserinschrift  auf  Hadrian, 
der  vielleicht  um  130  Baalbek  besuchte.  Da  man  an  der  Notiz  bei  Malalas  nicht  im 
mindesten  zweifelte,  so  mußte  man  annehmen,  daß  diese  Statuen  »ehemals  an  einem 
anderen  Orte,  möglicherweise  in  dem  älteren  Heiligtume  der  heliopolitanischen 
Götter  gestanden  haben  und  nach  Errichtung  des  neuen  hierher  versetzt  worden 
seien«  4).  Von  einem  älteren  Heiligtume,  das  man  sich  immerhin  nicht  unbedeutend 
würde  vorstellen  können,  wenn  Könige  und  Kaiser  zu  ihm  wallfahrten  und  ihre 
Statuen  dort  aufstellen  lassen,  hat  sich  indessen  bei  den  Nachgrabungen  keine  Spur 
gefunden,  ein  Hinweis  darauf,  daß  das  ältere  Orakelheiligtum  wohl  nur  ein  umfriedeter 
Bezirk  mit  unbedeutenden  Baulichkeiten  war;  daß  das  in  einer  römischen  Kolonie 
bis  zur  mittleren  Kaiserzeit  möglich  gewesen  sei,  will  mir  kaum  glaublich  erscheinen, 
und  eine  Verlegung  des  Heiligtums  kann  man  nur  mit  den  allerzwingendsten  Gründen 
rechtfertigen. 

Diese  Tatsachen  waren  mir  aber  gar  nicht  gegenwärtig,  vielmehr  erwartete  ich 
durchaus  Bauten  des  2.  Jahrhs.  zu  sehen,  als  ich  durch  die  Ruinen  ging5)  und  an  zu 
Boden  liegenden  Stücken  zuerst,  dann,  aufmerksam  geworden,  durchgehends  stili- 
stische Unterschiede  bemerkte,  die  sich  nicht  nach  Jahrzehnten,  sondern  nach  Jahr- 

')  Rhein.  Mus.    N.  F.  LXIX  (1913),  139  ff.  kennen   zu   lernen  und  durch  zahlreiche  photo- 

')  Arch.   Jahrb.  XVI  (1901),   154.  graphische   Aufnahmen   das   für   solche    Unter- 

3)  a.  a.  O.,  143.  suchungen  notwendige  stets  bereite,  zuverlässige 

4)  Puchstein  XVI  (1901),   155.  Vergleichsmaterial   zu   beschaffen.      Es   ist   mir 

5)  12.  bis  14.  Nov.  1912.  Die  zweimalige  Verleihung  ein  herzlich  empfundenes  Bedürfnis,  der  seiner- 
des  Reichsstipendiums  für  christliche  Archäologie  zeitigen  Archäologischen  Zentraldirektion  für 
ermöglichte  es  mir,  alle  römischen  Provinzen  das  bewiesene  Vertrauen  meinen  tiefsten  Dank 
mit  bedeutenderen  Architekturresten  auf  Reisen  auszusprechen. 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        41 


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Abb.  I.     Baalbek,  Moschee, 


Abb.  2.     Alexandria,  Museum. 


Abb.  3.     Alexandria,  Museum. 


A2        E-  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

Hunderten  zu  bemessen  schienen,  und  mir  für  gewisse  am  stärksten  ins  Auge  fallende 
Formen,  die  mit  dem  2.  Jahrh.  unverträglich  waren,  augusteische  Bauten  im  Westen 
die  nächsten  Parallelen  darboten.  Waren  mir  auch  nicht  für  alle  Formen  Analogien 
gegenwärtig,  so  wurde  ich  doch  bald  fest  in  der  Überzeugung,  daß  am  großen  Tempel 
schon  die  augusteische  Zeit  gearbeitet  haben  müsse,  während  der  kleine  Tempel  und 
die  Hof  hallen  frühestens  mit  den  ersten  Jahrzehnten  des  2.  Jahrhs.  eingesetzt  haben 
können. 

Selbst  die  vorrömische,  noch  hellenistische  Zeit  fand  sich  mit  einem  Stücke  ver- 
treten, nicht  im  Tempelbezirk,  sondern  in  der  Großen  Moschee')  (Abb.  i),  deren  Säulen- 
hallen fast  ganz  aus  verschleppten  Schäften  und  Kapitellen  hergestellt  sind;  in  der 
ersten  Säulenreihe  vom  Hofe  her  fast  in  der  Mitte  sticht  ein  Stück  von  den  übrigen 
ab  durch  seine  besonders  gedrungene  Gestalt  und  seine  vom  korinthischen  Typus  der 
Kaiserzeit  abweichenden  Formen:  die  8  Kranz-  und  8  Hochblätter  schließen  sich 
fest  an  den  Kapitellkörper;  zwischen  Je  zwei  Hochblättern  kommen  je  zwei  Helices 
hervor,  die  äußeren  stark,  kantig,  mit  gehöhltem  Mittelkanal  unterstützen  die  Ecken 
der  Abakusplatte,  die  inneren  dünn  und  rund  steigen  bis  zur  Oberkante  des  Abakus 
hinauf  und  verschlingen  sich  dort  in  großen  Spiralwindungen;  die  beiden  HeUces 
werden  von  Blattfiedern  begleitet,  die  bis  zu  den  Voluten  heraufreichen.  Auch  die 
freibleibende  Fläche  über  dem  mittleren  Hochblatt  wird  durch  ein  Schmalblatt 
gefüllt.  Der  Kalathos  ist  nicht  zylinderförmig,  eher  viereckig  mit  abgerundeten 
Ecken,  ein  Kalathoskelchrand  ist  nicht  ausgebildet.  Die  Abakusprofile  sind  die 
gewöhnlichen:  Hohlkehle  und  Welle,  die  Blüte  wird  durch  das  Spiel  der  sich  ver- 
schlingenden Innenhelices  ersetzt. 

Das  Kapitell  weicht  von  der  korinthischen  Normalform  hauptsächlich  darin 
ab,  daß  seine  Doppelhelices  in  sich  stark  differenziert  und  nicht  in  einen  Blattkelch 
zusammengefaßt  sind,  der  auf  einem  Schafte  sitzt.  Zugrunde  liegt  der  Typus  von 
Epidauros,  von  dem  sich  Baalbek  aber  durch  die  runden  Innenhelices  und  durch  die 
begleitenden  Blattwedel  unterscheidet.  Die  beiden  Blattwedel  erinnern  an  das 
korinthische  Normalkapitell,  sie  dürfen  aber  wohl  kaum  als  Vorstufe  dazu  gelten, 
sind  vielmehr  eher  von  der  dort  ausgebildeten  Form  rückwärts  beeinflußt,  weil  die 
Normalform  des  korinthischen  Kapitells  bis  ins  4.  Jahrh.  zurückreicht  *).  Beide 
Eigenschaften,  runde  Innenhelices  und  begleitende  Blattfächer,  und  zwar  teils  ver- 
eint, teils  getrennt  in  verschiedenen  Spielarten,  finden  sich  besonders  in  Alexandria  3) 
(Abb.  2,  3).  Unser  Kapitell  verbürgt  uns  neben  Petra  4)  und  Arak  el  Emir  5)  neuer- 
dings, daß  die  in  Alexandria  bekannt  gewordenen  reichen,  spielerischen  Formen  des 

•)  Plan  bei  Thiersch,    Pharos,    Leipzig  1909,    235  im   frühen  3.  Jahrh.  Kleinasien  bzw.  die  Inseln; 

f.  420;  Strzygowski,  Amida,  Heidelberg  1910,  324  den  Nachweis  im  einzelnen  muß  ich  mir  für  eine 

f.  271;    Berchem-Fatio,  Voyage  en  Syrie,  Cairo  andere  Stelle  vorbehalten. 

1914,  Taf.  78.  3)  Vgl.  außerdem  Delbrueck,   Hellenist.  Bauten  II, 

ä)  Das   Kapitell  vom   Lysikratesdenkmal  ist  vor-  Straßburg  1912,  159  ff. 

läufig    die    ältest    erreichbare    Stufe    mit    allen  4)  Chaznet    Fir'ün;     die    besten   Aufnahmen    jetzt 

Elementen   des   Normalkapitells,    es   gab    einen  bei   Dalman,    Neue   Petra-Forschungen,   Leipzig 

zweiten  ähnUchen  Bau  in  Athen;  dann  kommt  1912,  Abb.  57,  58,  59;  64,  65,  66. 

5)  Princeton  Univ.  Exped.  to  Syria  II,  A  i,  T.  2. 


^A        E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

Hohlkehle  sitzt  das  Herzblattornament  der  lesbischen  Welle  nach  oben  gerichtet, 
darüber  ein  Eierstab,  die  Abakusmitte  ziert  ein  breit  entfalteter  Blattfächer  von 
Araceenform,  dessen  Stengel,  über  den  Kalathosrand  zwischen  den  verschlungenen 
Helices  hinabkriechend,  hinter  dem  Hochblatt  verschwindet. 

Behalten  wir  dieses  Bild  fest  im  Gedächtnis  und  gehen  einige  Schritte  weiter, 
wo  rechts  vom  Dammwege  nahe  dem  großen  Tempel  ein  zweites  Kapitell  (Abb.  lO  B.  2) 
von  gleichen  Abmessungen  liegt,  ebenfalls  vom  Umgang  der  Ostseite.  Nur  bei  ober- 
flächlichster Betrachtung  wird  man  es  dem  ersten  gleich  finden,  da  es  denselben  Auf- 
bau zeigt,  im  einzelnen  sind  die  Unterschiede  aber  auffallend:  hier  nur  je  zwei  seit- 
liche Blattlappen  und  Überfall,  der  Blattlappen  von  anderer  Form,  nicht  gehöhlt, 
sondern  im  ganzen  eben,  dafür  aber  jeder  der  6  Blattzacken  sehr  kokett  gezeichnet 
von  fast  herzförmigem  Umriß,  mit  erhöhten  Rändern,  eingesenkter  Mitte  und  fein 
ausgezogener  und  gebogener  Spitze;  eine  dünne,  tief  dunkle,  gebohrte,  nicht  wie  dort 
durch  Zusammenfaltung  entstandene  Rille  bezeichnet  gewissermaßen  die  Blatt- 
diagonale, nicht  wie  dort  motiviert  durch  die  Aufgabe  der  Herabführung  des  Blattes, 
sondern  offenbar  zur  Steigerung  des  ohnehin  soviel  mannigfaltigeren  Licht-  und 
Schattenspieles  im  Blatte.  Auf  dem  mittleren  Blattsteg  sitzt  kein  Fiederblatt,  da 
laufen  die  Rillen  aus  dem  Überfalle  aus;  die  Kranzblätter  sind  breiter,  sitzen  darum 
engier,  so  daß  die  Hochblätter  nicht  mehr  bis  zum  Fuße  geführt  werden  können. 
Der  Caulis  hat  statt  des  Blättchenkranzes  einen  derben  Strickknoten;  der  Hüllblatt- 
kelch ist  ebenso  zweiteilig  symmetrisch,  aber  bei  Anwendung  des  Blattcharakters 
der  beschriebenen  Art  viel  reicher  durchgebildet  im  ganzen  und  einzelnen,  statt  des 
einen  glatten,  etwas  lahmen  inneren  Lappens  dort,  zwei  einzelne  Lappen  und  ein 
abgesetzter  Überfall  hier;  erhalten  sind  auch  hier  nur  die  Innenhehces,  die  vergleichs- 
weise etwas  dünner  und  energieloser  scheinen,  nicht  ineinander  verschlungen,  sondern 
nebeneinandergelegt  und  durch  ein  Bändchen  verbunden;  in  der  Abakushohlkehle 
sitzen  Pfeifen,  sonst  gleicht  sich  das  übrige:  alles  in  allem,  hier  bestehen  beträcht- 
liche Unterschiede  in  der  Formenbildung  bei  gleichem  Aufbau.  Wie  sind  sie  zu  be- 
werten, zeitlich  und  typengeschichtlich,  wo  und  wann  findet  sich  Ähnliches? 

Die  Eigentümlichkeiten  des  ersten  Kapitells  finden  sich  vollständig  wieder  in 
einer  Gruppe  von  Bauten,  die  der  späteren  augusteischen  Zeit  und  dem  westüchen, 
römisch-lateinischen  Kulturkreis  angehören.  Bauten  wie  die  Augustusbogen  von 
Rimini,  Aosta  und  der  provinzielle  Spätling  von  Susa  bleiben  für  die  Vergleichung 
ebenso  außer  Acht  wie  etwa  der  Tempel  von  Assisi  und  andere,  die  z.  T.  der  augu- 
steischen Zeit  zugeschrieben  werden,  aber  älter  sind,  z.  T.  ihr  zwar  zugehören,  aber 
Formen  spätrepublikanischer  Zeit  bewahrt  haben  (z.  B.  der  sogen.  Augustus-  und 
Liviatempel  von  Vienne);  in  Betracht  kommen  besonders  in  Rom  der  Magna-Mater- 
tempel  auf  dem  Palatin,  der  Mars-Ultor-  und  der  Castortempel,  in  Pompeji  der 
Venustempel  und  der  Tempel  der  Fortuna  Augusta,  der  Augustus-  und  der  Poseidon- 
tempel und  der  Sergierbogen  in  Pola,  der  Cäsarentempel  in  Nimes  und  der  Tiberius- 
bogen  von  Orange.   Beginnen  wir  mit  dem  Tempel  der  Fortuna  Augusta  in  Pompeji ') 

')Röin.  Mitt.  XI  (1896),  269  ff.,  sicher  vor  3  n.  Chr.  behandlung  der  Kapitelle  erklärt  sich  aus  dem 

(Mau);    der   kleine   Unterschied   in   der   Fprm-  Fortschritt  während  des  Baues. 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  19 14. 


Beilage  2  zu  Seite  44  und   58  f. 


12.  Alexandria,  Museum. 


11.  Vienne,  Museum  (Phot.  Dr.  Koch). 


13.  Ephesus,  Markt. 


14.  Milet,  Markiior. 


15.  Geras,  Großer  Peripieros  (Nordtempel). 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        45. 

und  beträchten  die  Einzelheiten  eines  Pilasterkapitells  (Abb.  7  B.  l):  man  findet 
den  vierzackigen  zu  einem  gehöhlten  Blattfächer  zusammengefaßten  Lappen  mit 
den  ganz  glatten  flachen  Zacken,  das  breit  fußende  Blatt,  das  nur  erst  mäßig 
gefaltet  in  schwellenden  Höhlungen  seine  Blattlappen  zum  Fuße  führt,  den 
starken  Caulis  mit  den  unten  leicht  gewundenen,  oben  gerade  auslaufenden 
Kannelüren,  einen  stark  betonten,  hier  einfach  ringförmigen  Knoten,  einen  zweiteiligen, 
symmetrisch  gebildeten  Blattkelch,  dessen  Lappenbildung  der  von  Kranz-  und 
Hochblatt  gleicht,  Doppelhelices  mit  bohrerartigen  Volutenaugen,  die  betonte 
Kalathoslippe,  glatte  Abakusprofile;  etwas  verschieden  ist  die  Blüte,  die  ihren 
Stengel  in  einen  unmittelbar  auf  den  Hochblättern  aufsitzenden  zweiblättrigen 
Kelch  hinabsenkt:  die  grundlegende  Ähnlichkeit  besteht  in  der  Bildung  der  Lappen 
und  Zacken,  des  Caulis  und  der  Hüllblattkelche.  Die  Stufe,  die  dem  Augustustempel  in 
Pompeji  stadtrömisch  entspricht,  vertritt  der  Magna-Matertempel  auf  dem  Palatino) 
besonders  in  der  breiten,  nirgends  stärker  gefalteten  Form  der  Akanthusblätter.  Das 
Kapitell  ist  freilich  ziemlich  stark  mitgenommen,  auch  fehlt  uns  die  letzte  Schicht  der 
Oberflächenbearbeitung,  da  ja  das  grobe  dunkle  Peperinmaterial  mit  Stuck  verkleidet 
war.  Ganz  besonders  interessant  und  lehrreich  für  die  Geschichte  der  augusteischen 
Baukunst  ist  der  Cäsarentempel  inNimes^)  (Taf.  HI,  2).  Ganz  wie  am  Augustustempel 
in  Pompeji  kann  man  an  ihm  den  Fortschritt  in  der  Formenbehandlung  während  der 
Zeit  der  Ausführung  beobachten.  Geht  man  an  der  Ostseite,  von  Norden  beginnend, 
entlang,  so  bieten  sich  uns  zuerst  korinthische  Kapitelle  mit  ganz  flach  gelegten  Blättern, 
der  Caulis  ist  schräg  mit  wenig  gehöhlten  Kanälen,  die  sich  an  einem  starken  Knoten 
aufbiegen,  der  wie  in  Baalbek  als  hängender  Kelchkranz  von  kurzen  verbundenen 
Blättchen  gebildet  ist  und  ungefalteten,  zweiteiligen  Hüllblattkelchen;  mit  dem  zweiten 
Kapitell  in  Baalbek  haben  sie  im  Abakus  Pfeifen  und  Eierstab  gemein.  Je  weiter  wir 
uns  der  Front  nähern,  desto  mehr  bemerken  wir  eine  fortschreitende  Lebendigkeit 
der  Formengebung,  die  ihren  höchsten  Grad  an  dem  vorletzten  Säulenkapitell  in  der 
Vorhalle  erreicht;  da  sind  die  Lappen  stark  gefaltet,  vier  Parallelrillen  treten  auf ,  in 
Zusammenhang  damit  sind  die  Stege  zwischen  den  flachen  Kanälen  am  Caulis  gebohrt, 
so  auch  die  Stege  zwischen  den  Pfeifen  im  Abakus,  im  ganzen  eine  viel  lebhaftere 
Licht-  und  Schattenwirkung.  Die  Süd-,  West-  und  Nordseite  hält  sich  auf  der  Stufe 
der  älteren  Kapitelle;  da  alle  Ornamente  am  fertigen  Bau  ausgeführt  wurden,  können 
wir  den  starken  Fortschritt,  den  man  in  immerhin  kurzer  Zeit  machte,  gut  beobachten, 
und  da  die  Weihung  rund  in  die  Wende  der  Zeit  fällt,  können  wir  die  Zeit  der  Aus- 
führung dadurch  bemessen, '  daß  das  letzt  beschriebene  Kapitell  zeitlich  eng  mit  dem 
vom  Tiberiusbogen  in  Orange 3)   (Abb.  8  B.  l)  zusammengeht.     Die  Blätter  und  Hüll- 

•)  Rom.  Mitt.  X  (1895),  3  ff- (Hülsen):  es  ist  zweifei-  Stilistisch   älter    und    etwa    mit    dem    Castor- 

los,  daß  wir  in  dem  erhaltenen  Bau  nicht  den  der  tempel  gleichzusetzen  ist  wohl,   wenn   man  nach 

Zensoren  M.  Livius  Salinator  und  C.  Claudius  Nero  einem   kleinen   Kapitellfragment  und  vor   allem 

vom  Jahre  204,  sondern  den  augusteischen  Um-  nach   den   prächtigen   Ranken    (s.    u.)   urteilen 

bau  haben  (Richter,  Topographie  der  Stadt  Rom,  darf,  der  Augustustempel  von  Tarragona  (Puig  y 

München  1901,  135  f.).  Cadafalch,  Arquit.  roman.  a  Catalunya.  Barcelona 

')  de  Laborde,   Mon.   de   France   I.  1909,     207  f.     230,     vom    J.   15  p.    nach    Tac. 

3)  Caristie,    Mon.    d'Orange,    Paris    1856,    Taf.   11.  Ann.  I,  78). 


^5        ^-  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 


blattkelche  weisen  den  gleichen  Grad  der  Faltung  auf,  gleich  sind  die  Rillen  im  Caulis, 
Pfeifen  und  Eierstab  im  Abakus,  nur  die  Umbildung  des  Caulisknotens  zum  Blättchen- 
kclch  ist  weiter  gediehen,  und  ein  charakteristisches  Detail  ist  hinzugekommen,  das 
uns  mehrfach  in  der  später-augusteisch -tibcrianischen  Zeit  begegnet,  Blattfieder,  die 
die  Helices  auch  von  oben  einfassen.  Das  verbindet  Orange  mit  den  Bauten  in 
Pola');  der  Augustustempel  ist  jedoch  älter  und  stellt  sich  besser  zu  den  stadt- 
römischen Augustusbautcn  um  die  Zeitwende:  die  Faltung  des  Akanthusblattes  am 
Sergierbogen  (Abb.  9  B.  i )  in  Kranz-  und  Hochblättern  und  in  den  Hüllblattkelchen, 
dazu  die  Fiederblätter,  die  die  Helices  von  oben  ganz  umhüllen,  geben  dem  Kapitell 
ein  Übermaß  von  bewegter  pflanzlicher  Dekoration,  die  den  Kalathos  gänzlich  über- 
wuchert, auch  der  Kelchschaft  trägt  statt  des  Knotens  hängende  Blättchen;  die  um- 
bohrten Pfeifen  und  der  Eierstab  im  Abakus  sind  recht  wirkungsvoll  behandelt,  es 
ist  die  letzte  Form  der  augusteisch -julischen  Epoche,  die  sich  an  Denkmälern  ver- 
folgen läßt. 

Damit  sind  wir  über  die  Zeitstufe  unseres  Baalbeker  Kapitells  schon  hinaus- 
gekommen; kehren  wir  nach  Rom  zurück,  so  bringen  uns  die  beiden  noch  teilweise 
erhaltenen  Augustusbautcn  in  Rom  in  die  unmittelbarste  Nähe  unseres  Kapitells: 
der  Castortempel')  (Abb.  6  B.  i)  hat  die  weichen,  gehöhlten  Lappen  mit  den  wenig 
eingeschnittenen  Zacken  und  den  vorschwellenden  Pfeifen,  das  Blatt  ist  so  schonungs- 
voll behutsam  gefaltet,  als  müsse  man  auf  die  zarte,  natürliche  Struktur  achten,  um 
es  nicht  zu  knicken;  wie  sehr  sich  darin  die  frühe  Kaiserzeit  schon  von  der  f lavischen 
und  allen  späteren  Epochen  unterscheidet,  werden  wir  bald  sehen:  der  ganz  kräftige 
Caulis  mit  kaum  merkbar  gewundener  Kannelüre  läßt  die  Kanäle  umbiegen  zu  über- 
hängenden Blättchen,  auf  die  Stege  ist  von  oben  her  je  eine  Eichel  aufgelegt,  darüber 
sitzt  noch  einmal  ein  fester  geriefelter  Ringknoten.  Der  Hüllblattkelch  zeigt  bei 
zweiteilig  symmetrischer  Anlage  die  Verwendung  eines  mehr  palmettenartigen 
Blattes,  wie  es  auch  am  Kapitell  des  Konkordiatempels  3)  und  des  Tempels  von 
S.  Urbano  alla  Caffarella  bei  Rom  begegnet.  Was  das  Kapitell  weiterhin  aufs  engste 
verbindet  mit  Baalbek,  ist,  daß  auch  hier  die  Innenhelices  sich  durcheinanderschlingen 
und  die  Volutenaugen  stark  bohrerartig  herausgezogen  sind ;  über  den  Eckhelices  liegt 
ein  Fieder,  in  der  Abakushohlkehle  verbreiten  sich  Ranken,  die  von  einer  Zwickel- 
blüte ausgehen  (ein  wichtiges  Motiv,  das  aber  hier  nicht  besprochen  werden  kann); 
darüber  sitzt,  wie  gewöhnlich,  der  Eierstab.  Der  Mars-UltortempeH)  (Abb.  5  B.  i),  in 
der  Stufe  der  Blattfaltung  Baalbeck  gleich,  hat  auch  noch  das  bezeichnende  Merkmal 
des  auf  die  Mittelrippe  aufgelegten  Sägeblattes,  das  meines  Wissens  hier  zuerst  be- 
gegnet, dagegen  sind  die  Blattzacken  stärker  individualisiert,  dadurch  daß  sie  sich 
mit  erhöhten  Rändern  gegeneinander  absetzen;  andererseits  weist  namentlich  der 
zweiteilige   Hüllblattkelch   die   bezeichnendste  Ähnlichkeit   mit    Baalbek  auf;    der 

')  Augustustempel:   Noack,    Bauk.    d.    Altertums,  500  f.  912;    die     Kapitelle     sind     sicher     augu- 

Taf.  75;  Durm  585  f.  661;  Sergierbogen:  Rossini,  steisch. 

Archi   trionfali  Taf.   8.  3)  Meurer,     Vergleich.     Formenlehre     d.     Ornam. 

')  Noack     Taf.    79;     Springer -Michaelis,  9     1911,  Dresden  1909,  424  f.  8. 


4)  Springer-Michaelis,  459  f.  842. 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickeliing  und  Differenzierung.        47 

Abakus  bleibt  schmucklos.  In  der  Zackcnbildung  nächst  verwandt  mit  dem  Mars- 
Ultortempel  ist  der  AugustustempelinPola,  mit  Baalbek  verbindet  ihn  die  gewundene 
Kannelierung  des  Caulis  und  der  Strickknoten  darüber,  die  Bildung  seines  HüUblatt- 
kelchcs  mit  etwas  übergreifendem  Innenblatt  weist  in  die  Zukunft ;  in  die  unmittelbarste 
Nähe  dieses  Kapitells  gehört  endlich  das  oft  abgebildete  Kapitell  im  Thermenmuseum '), 
mithin  in  die  augusteische  Spätzeit.  Lesbische  Blattdekoration  (und  allerdings  auch 
lesbisches  Profil,  dieses  ganz  ungewöhnlich  unter  Perlstab  und  Eierstab)  hat  im 
Abakus  das  Kapitell  des  Concordiatempels. 

In  diesen  Kreis  und  in  diese  Zeit  stellt  sich  unser  erstes  Kapitell  von  Baalbek 
so  vollkommen  sein,  daß  gar  kein  Zweifel  darüber  aufkommen  kann,  daß  es  auch 
wirklich  da  hineingehört.  Machen  wir  aber  die  Gegenprobe  und  stellen  es  Kapitellen 
der  antoninischen  Zeit  im  Westen  und  im  Osten  gegenüber  ').  In  Rom  kommt  da 
der  Antoninustempel  3)  zuerst  in  Betracht,  der  in  seiner  Formengebung  von  Pantheon 
und  sogen.  NeptunsbasiUka  4)  und  selbst  den  späteren  Teilen  des  Trajansforums 
kaum  abweicht.  Der  Aufbau  ist  schlanker,  gestreckter,  die  Blätter  schmaler  und 
höher,  die  Lappen,  die  herabgeführt  werden  sollen,  müssen  enger  zusammengedrängt 
werden  und  gehen  in  Rillen  über,  aber  Rillen  und  Stege  sind  nicht  mehr  eingesenkt 
und  vorgewölbt,  sondern  von  der  ebenen  Stegfläche  sind  die  Rillen  eingebohrt  mit 
scharfwinkligen  Kanten,  auch  durch  das  auf  die  Blattmitte  aufgelegte  Sägeblatt  ist 
eine  Längsrille  gelegt.  Der  Caulis  ist  gerade,  hoch  und  freigestellt,  nach  oben  sich  ver- 
dickend; die  flachen  Kannelüren  verlaufen  gerade  und  sind  umbohrt;  sie  fallen  oben 
als  hängende  Blättchen  über,  dann  folgt  ein  durch  dunkle  Rillen  nach  unten  und  oben 
abgesetztes  Scheibchen,  darüber  ein  aufwärts  gehender  Kranz  von  reich  gezackten 
Blättchen:  also  eine  dreiteilige,  stark  aufgelöste  Form.  Noch  verschiedener  ist  der 
Hüllblattkelch,  durch  ein  ungemeines  Überwiegen  des  Eckhüllblattes,  das  in  Fort- 
führung der  Tendenz  vom  Augustustempel  in  Pola  seinen  untersten  Lappen  über  den 
des  Innenhüllblattes  übergreifen  läßt  und  in  die  Mitte  schiebt,  —  eine  ungemein  charak- 
teristische Entwicklung,  die  sich  von  der  spätaugusteischen  Zeit  an  Schritt  für  Schritt 
verfolgen  läßt  bis  zur  Vollendung  in  antoninischer  Zeit,  wo  aus  dem  zweiteiligen 
Hüllblattkelch  ein  dreiteiliger  mit  einem  zentralen  geradestehenden  Blattfächer 
geworden  ist,  in  der  Konsequenz  dieser  Entwicklung  hat  man  einen  sicheren  Grad- 
messer für  die  zeitliche  Einstellung  des  weströmischen  korinthischen  Kapitells.  — 
Über  dem  mittleren  Hochblatt  sitzt  in  Ausgestaltung  einer  Kelchform  vom  Mars- 
Ultortempel,  die  eine  Verbindung  mit  der  Abakusblüte  herstellt  und  noch  in  flavischer 
Zeit  hart  und  streng  ist,  ein  reiches  Gebilde:  zuerst  ein  hoch  geschlossener  Doppel- 
kelch mit  weit  nach  außen  überfallenden  Blattspitzen,  daraus  hebt  sich  ein  dünner 
Stengel,  der  gleich  ein  überhängendes  Ringblättchen  ansetzt,  darauf   sitzt   endlich 


')  Noack  Taf.  80  a;  Ronczewski,  Motive  in  d.  röm.  3)  Noack  Taf.   78  a;   Fragm.  d'archit.   antique  ed. 

Baukunst,  Riga  1905,  52  f.  90;   Durm  f.  428  zu  Baudry,  T.  28  (Ginain). 

S.  392.  4)  Pantheon:    Ronczewski   54   f.  92    nach   Daumet 

')  Vgl.  dazu  Athen.  Mitt.  XXXIX  (1914),  Taf.  II,  bei  d'Espouy;  Neptunsbasilika :  Springer-Michae- 

3,  4  u.  S.  20  f.  lis,  506  f.  922. 


^S        ^  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 


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eine  lange  maiskolbenförmige  Ähre,  die  am  Kalathosrand  die  Rosettenblüte  im 
Abakus  erreicht;  die  Veränderungen  betreffen  fast  alle  Teile  des  Kapitells,  alles 
ist  reicher,  effektvoller,  unruhiger  geworden.  Die  ganze  Entwicklung  des  Blatt- 
charakters vollzieht  sich  aber  bereits  in  der  späteren  julisch-claudischen  Zeit,  und 
nichts  ist  lehrreicher  dafür,  als  mittel-  und  noch  spätaugusteische  und  tiberianische 

Formen  des  Akanthusblattes  und  der 
Hüllblattkelche  verglichen  mit  flavi- 
schen,  etwa  vom  Kaiserpalast  auf  dem 
Palatin   (Abb.   l6). 

Für  den  Osten  haben  wir  ein  da- 
tiertes Beispiel  an  den  Propyläen  von 
Geras,  die  den  großen  Peripteros  mit 
der  unterhalb  liegenden  großen,  nord- 
südlichen  Säulenstraße  verbinden;  sie 
sind  auf  150  datiert').  Ziehen  wir  ein  er- 
haltenes Pilasterkapitell  (Abb.  18  B.3) 
zum  Vergleiche  heran,  so  ergeben  sich 
grundlegende  Unterschiede:  Die  Akan- 
thusblätter  *)  haben  ein  ganz  anderes 
Aussehen  als  bei  den  bisher  bespro- 
chenen weströmischen  Denkmälern;  die 
fünfzackigen  Blattlappen  sind  nicht 
gehöhlt  und  greifen  nicht  über,  sondern 
liegen  in  gleicher  Ebene,  aber  jeder  ein- 
zelne Zacken  ist  tief  ausgehoben  und 
setzt  sich  mit  scharfen  Rändern  gegen 
den  andern  ab,  durch  die  längste  mitt- 
lere Zacke  ist  eine  tiefdunkle  Rille  ge- 
bohrt; auch  die  Stellung  der  Lappen  zur 
Blattachse  ist  eine  andere;  sie  sitzen 
stärker  senkrecht  dazu,  darum  wird 
auch  die  Rillenführung  eine  grundver- 
schiedene, im  weströmischen  Kreis  bilden 
sich  die  Rillen  erst  in  der  innersten 
Lappenhöhlung  und  können  bei  der  stark  vertikalen  Stellung  der  Blattlappen 
ohne  Umbicgung  hcruntergeführt  werden;  so  kommt  es,  daß  dort  bis  zu  9  Rillen 
parallel  und  senkrecht  abwärts  nebeneinanderlaufen,  während  hier  die  Rillen  in 
der  äußersten  Blattspitze  einsetzen,  schräg  hereinschwingen,  dann  aber  wegen  der 
tief  einschneidenden  Lappenösen  und,  um  keinen  unschönen  Knick  zu  bilden, 
ganz  nahe  aneinander  auf  den  mittleren  Blattsteg  auflaufen;  für  das  nächst  höhere 
Rillenpaar   bleibt   so   keine   Möglichkeit   bis   zum   Fuße    herabzukommen,    und    so 


Abb.  16.     Rom,   Palatin. 


")  Arch.  Jahrb.  XVII  (1902),  106,  34. 

')  Statt    des    stark   beschädigten    Klasterkapitells 


betrachte  man  hierfür  ein   Säulenkapitell  vom 
Nordtempel  selbst  (Abb.    1 5  B.  2). 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        40 

läuft  auf  dem  Stege  Rillenpaar  über  Rillenpaar  sich  tot;  der  Gegensatz  wird 
besonders  deutlich  an  den  schlanken,  schmalen  Hochblättern.  Neben  der 
Lappen-  und  Zackenbildung  ist  dieses  gegensätzliche  Rillenschema  für  die  wesent- 
lich andere  Formenauffassung  sehr  bezeichnend.  Außerdem  gehen  die  höheren 
Blatteile  viel  stärker  vom  Kapitellkörper  weg,  verdecken,  da  sie  enger  zusammen- 
treten, mehr  den  Caulis,  der  darum  keine  sorgfältigere  Einzeldurchbildung  erfährt. 
Auf  ihm  sitzt  ein  ungemein  hochgeschlossener  Blattkelch,  der  ganz  symmetrisch- 
zweiteilig geblieben  ist,  nichts  von  der  Verschiebung  der  Blattlappen  am  weströmischen 
Kapitell  zeigt.  Die  HeUces  sind  bedeutend  dünner  und  schwächer  als  an  weströmischen 
Beispielen;  daß  die  inneren  sich  einmal  am  Peripteros  von  6era§  verschlingen,  ist 
eine  ganz  vereinzelte  Reminiszenz.  Die  Abakusblüte  hat  einen  sehr  flatternden,  auf- 
geregten Charakter;  meist  als  Rosette  behandelt  oder  aus  der  Aracee  entwickelt 
hat  sie  das  Volumen  einer  Viertelkugel  und  ist  stark  herausgeschoben;  von  der  Blüte 
kriecht  gewöhnlich  ein  dünner  Stengel  über  den  Kalathosrand  zwischen  den  Helices 
hinab  und  verschwindet  hinter  den  Hochblättern;  nur  in  sehr  reichen  Beispielen  wie 
am  Peripteros  von  öera§,  am  Zeustempel  von  Kenawat')  u.  a.  sitzen  noch  über  den 
mittleren  Hochblättern  Rosetten,  Kelche  und  andere  Blattgebilde.  Im  Abakus 
haben  typisch  Pfeifen  und  Eierstab  ihren  Platz. 

Statt  des  eben  gewählten  Baues  hätten  wir  aber  irgendeinen  anderen  aus  einer 
beliebigen  Stadt  Syriens  oder  Palästinas  vom  I./3.  Jahrh.  wählen  können: 
Bosra,  Kenäwat,  Damaskus,  Palmyra,  Sebaste;  die  Gruhdzüge  der  Formengebung 
bleiben  die  gleichen;  nicht  nur,  wir  können  über  das  südliche  Kleinasien:  Adalia, 
Termessos,  Sagalassos  u.  a.  zum  vorderen  weitergehen  nach  Hierapolis,  Aphrodisias, 
Milet,  Ephesos,  Pergamon  und  selbst  mit  gewisser  Einschränkung  nach  Griechen- 
land hinüber:  Hadriansstoa  in  Athen,  Exedra  des  Herodes  Attikus  in  Olympia; 
die  Grundzüge  bleiben  auch  hier  einheitlich;  darin  grenzt  sich  am  sichtbarsten 
der   östlichrömische,   römisch-griechische  Formenkreis  ab. 

Daß  das  erstbeschriebene  Kapitell  von  Baalbek  mit  dieser  Gruppe  keine  Ver- 
bindung hat,  ist  ohne  weiteres  klar,  dagegen  steht  das  zweite  unter  dem  gleichen 
Prinzip  der  Formbehandlung:  Rillen-,  Lappen-  und  Zackenbildung.  Aber  in  anderen 
Punkten  steht  es  doch  dem  ersten  nahe:  ein  ganz  besonderer  Nachdruck  ist  dabei 
auf  die  Bildung  des  Caulis  zu  legen,  wie  sich  später  noch  herausstellen  wird:  der 
tektonisch  klare,  straffe  Caulis  mit  gewundenen  Kannelüren,  deren  Stege  glatt  bleiben, 
ist  nur  mittelaugusteisch,  der  Augustustempel  in  Nimes  wie  der  in  Pola  lassen  uns 
erkennen,  wie  im  Laufe  der  Bauausführung  im  Zusammenhange  mit  der  effektvolleren 
Bildung  des  Kapitellganzen  die  Stege  erst  eingeritzt  und  dann  gebohrt  werden; 
die  gewundene  Kannelüre  verschwindet  ebenfalls  in  nachaugusteischer  Zeit,  man 
bevorzugt  die  gerade,  flache,  rund  auslaufende  Kannelüre  mit  gebohrten  Stegen. 
Der  Übergang  zu  der  späteren  Form  vollzog  sich  offenbar  sehr  rasch,  schon  im  2.  und 
3.  Jahrzehnt,  da  der  Tiberiusbogen  von  Orange  (vgl.  Abb.  8  mit  16  und  7)  schon 
näher  zu  flavischen  Beispielen  gehört  als  etwa  zum  Tempel  der  Fortuna  Augusta 

»)  Butler,  Archit.  353. 


CO        E-  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

in  Pompeji.  Auch  die  liebevolle  Durchbildung  der  einzelnen  Zacken  bezeichnet  ein 
Anfangsstadium  gegenüber  der  schon  stark  ausgeschriebenen  Form  von  GeraS.  Ein 
frühes  Beispiel  des  gleichen  Typus,  das  doch  schon  in  charakteristischer  Weise  weiter 
fortgeschritten  ist,  ist  mir  aus  Vicnne  bekannt  an  einem  schönen  Kapitell  mit  Götter- 
büsten')  (Abb.  II  B.  2)  (siehe  darüber  weiter  unten).  Die  Kapitelle  der  noch 
aufrecht  stehenden  Säulen  in  Baalbek  (Taf .  I,  i )  gehören  alle  dem  zweiten  Typus  an. 

Die   Einzel  formen    des   Gebälks. 

Zur  stilistischen  Einreihung  haben  wir  aber  nicht  nur  das  Kapitell,  sondern 
das  ganze  zum  ersten  Kapitell  gehörige  Gebälk.  Architrav  und  Fries  (Taf.  II,  2) 
sind  aus  einem  mächtigen  Block  gearbeitet;  der  Architrav  ist  dreiteilig,  die 
Faszien  springen  leicht  übereinander  vor  und  verdoppeln  ihre  Höhe  von  unten 
nach  oben  zu,  als  Zwischenprofil  dient  der  Perlstab;  abgeschlossen  werden  die  Faszien 
durch  Eierstab  zwischen  zwei  Perlstäben  und  einem  Profil,  das  wohl  eher  Karnies 
als  Hohlkehle  ist  und  mit  alternierenden  Palmetten  und  Cauliculi  verziert  ist.  Davon 
weiter  unten.  Der  Fries  hat  eine  ungewöhnliche  Form:  auf  vertikal  stehenden  Kon- 
solen, die  von  Akanthusblättern  unterfangen  werden,  kniende  Löwen-  und  Stier- 
vorderkörper, von  Rücken  zu  Rücken  hängt  eine  fiachbogige  Girlande  aus  lorbeer- 
artigen Blättern. 

Um  zu  erkennen,  wie  das  Stück  zeitlich  einzustellen  ist,  sind  wir  wieder  auf 
die  einzelnen  Formelemente  angewiesen,  in  erster  Linie  auf  den  Eierstab.  Da  hatte 
schon  Puchstein  auffallende  Unterschiede  bemerkt,  aber  geglaubt,  mit  der  Annahme 
einer  klassizistischen  Behandlung  auszukommen*);  es  wird  sich  jedoch  heraus- 
stellen, daß  eine  solche  Annahme  nicht  gerechtfertigt  ist.  Der  Eierstab  besteht  aus 
dem  Eiblatt,  der  umrahmenden  Schale  und  dem  schmalen  Zwischenblatt:  das 
Eiblatt  von  niedriger  rundovaler  Form  ist  durch  die  oben  folgende  Leiste  um  etwa 
ein  Viertel  abgeschnitten,  die  Schale  mit  gerundeten  Randstegen  öffnet  sich  zu  einer 
bequemen  Bettung  für  das  Ei,  das  Lanzettblatt,  mit  erhöhtem  Mittelgrat  und  seit- 
lich abgedacht,  haftet  fest  an  den  Schalen,  die  einzige  stärkere  Kontrastwirkung 
liegt  in  der  Aushebung  zwischen  Eiblatt  und  Schalenhülle.  Der  Eierstab  findet  sich 
ferner  am  Kapitell  und  zweimal  im  Abschlußgesims.  Noch  zurückhaltender  als  am 
Architrav  ist  er  im  Kapitell  (Abb.  4),  wo  auch  die  Aushebung  um  das  Eiblatt  nur  ganz 
gering  ist,  eigentlich  nur  für  eine  Betrachtung  aus  nächster  Nähe,  nicht  auf  Wirkung 
aus  so  gewaltiger  Höhe  berechnet.  Im  zweiten  Kapitell  (Abb.  10)  ist  das  obere  Profil 
leider  sehr  stark  beschädigt,  nur  soviel  läßt  sich  erkennen,  daß  die  Eier  tiefer  umbohrt 
waren  als  beim  ersten,  da  sie  aus  der  Schale  ausbrechen  konnten.  Das  zeigen  uns  auch 
die  Kapitelle  über  den  stehenden  Säulen  (Taf.  I,  l )  in  zum  Teil  vortrefflicher  Erhaltung; 
das  Lanzettblatt  ist  jedoch  mit  den  Schalen  noch  fest  verwachsen,  nur  seine  Spitze 
löst  sich  stärker  los.  Darin  liegt  der  Anfang  zur  freieren  Absetzung  des  Lanzett- 
blattes, das  schließlich  bis   auf  zwei  Haften  umbohrt  zum  Pfeilblatt  wird;  und  — 

')  Esp^randieu,    Recueil    d.  bas-rel.    rom.    I,    280,        ")  Arch.   Anz.    1906   Sp.   230. 
Nr.  409. 


E.  Weigand,  Raalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        c  j 


blicken  wir  auf  den  kleinen  Tempel,  so  begegnet  uns  da  der  Eierstab  mit  Pfeilblatt 
ausnahmslos,  wenn  das  Zwischenblatt  nicht  noch  reichere  Formen  annimmt. 

Sehen  wir  uns  dagegen  in  dem  Kreise  um,  der  die  analogen  Formen  für  das 
korinthische  Kapitell  darbot,  so  bietet  uns  der  Augustustempel  in  Pompeji  in  seinem 
oben  etwas  abgeschnittenen  Eiblatt,  dem  mit  den  Schalen  fest  verwachsenen,  unten 
breit  aufsetzenden  Lanzettblatt  die  nächste  Parallele  zu  der  Stufe,  die  der  Abakus 
des  ersten  Kapitells  und  besonders  auch  das  Abschlußgebälk  aufweist.  Der  Cäsaren- 
tempel von  Nimes  hat  das  Eiblatt  von  Anfang  an  ziemlich  freigesetzt,  dagegen  ist 
das  Lanzettblatt  zunächst  fest  verwachsen  und  macht  sich  erst  allmählich,  mit  der 
Spitze  anfangend,  freier.  Der  Augustustempel  von  Pola  schrägt  seine  Schalenstege 
nach  innen  und  läßt  die  Grate  des  Lanzettblattes  steil  abfallen,  dadurch  erzielt  er 
eine  stärkere  Fern  Wirkung;  ganz  ähnlich  geschieht  es  im  Gebälk  des  Concordia- 
tempels  ').  Der  Eierstab  im  Abakus  seines  Kapitells  hat  statt  des  Lanzettblattes 
einen  ineinandergesteckten  doppelten  Blütenkelch,  der  vollständig  umbohrt  ist. 
Eine  immer  weitergehende  Freisetzung  der  Spitze  des  Lanzettblattes  weisen  dann 
Tiberiusbogen  in  Orange  und  Sergierbogen  in  Pola  auf;  mit  den  letzteren  läßt  sich 
die  Bildung  über  den  stehenden  Säulen  in  Baalbek  vergleichen.  Für  die  unfreieste 
Form  des  Eierstabes  in  Baalbek  findet  sich  in  Syrien  selbst  der  Anknüpfungspunkt 
am  Peripteros  von  Suwedah  *),  dessen  wir  schon  einmal  gedachten;  in  Kleinasien 
läßt  sich  neben  der  plumpsten  Form  vom  Oktogonalbau  in  Ephesus  besonders  das 
Mithradatestor  ebenda  vom  Jahre  4/3  v.  Chr.  3)  (Abb.  36)  heranziehen  und  in  seiner 
schön  durchgebildeten  Form  der  Augustustempel  von  Ancyra  4). 

Überschreiten  wir  diese  Zeitgrenzen,  so  ist  es  ganz  natürlich,  daß  wir  die  zuletzt 
bei  den  Tiberiusbauten  hervorgetretene  Richtung  der  Freisetzung  des  Lanzettblattes 
sich  weiterverfolgen  sehen  im  Interesse  einer  gesteigerten  Fernwirkung.  Genau 
datierte  Bauten  der  nächsten  Zeit  fehlen;  hierher  gehört  das  noch  oft  zu  nennende 
Markttor  von  Milet  5),  das  vorflavisch  ist  und  im  Eierstab  seiner  Kompositkapitelle 
wohl  zuerst  das  Pfeilblatt  aufweist,  während  der  Eierstab  im  Architrav-  und  Fries- 
abschluß und  sonst  noch  zurückhaltender  ist.  Dagegen  weist  der  jonische  Hallenbau 
in  Milet,  der  zum  Teil  wenigstens  in  die  Zeit  des  Claudius  gehört,  weder  im  jonischen 
Kapitell  noch  im  Gebälk  das  Pfeilblatt  auf  *).  Sobald  wir  aber  bei  der  flavischen 
Zeit  anlangen,  finden  wir  an  zahlreichen  Beispielen  durchgehends  den  Eierstab  mit 
Pfeilblatt:  in  Rom  am  Flavierpalast  (Abb.  16)  und  Pädagogium  auf  dem  Palatin, 
dem  Vespasianstempel  und  Titusbogen  am  Forum,  am  Nervaforum  und  selbst  an 
so  schlichten  Bauten  wie  an  den  zwei  Vespasianstempeln  in  der  Provinz  in  Nona  und 

')  Springer-Michaelis,  459  f.  843;  Durm  f.  443  zu  Rome    et   d' Auguste    ä   Ancyre:    R^v.    arch^ol. 

S.  460.  XXII    (1870 — 71),    347  ff.:    datiert    ihn    etwa 

')  Butler,  Archit.  317,  332  f.  i — 10  n.  Chr.;  ferner  ebd.  1872,  29  ff. 

3)  österr.  Jahresh.  VII  (1904),  Beibl.,  Sp.  49  ff.;  5)  Photographien  der  milesischen  Bauten  (u.  a.  für 
wird  liii  3.  Bd.  der  Forsch,  veröffentlicht  Abb.  14  B.  2)  verdanke  ich  dem  freundlichen  Ent- 
werden.  gegenkommen  von  Baurat  Knackfuß. 

4)  Perrot-Guillaume,  Galatie  et  Bithynie,  Paris  ')  Milet,  Hallenbau:  Wiegand,  6.  verlauf.  Ber. 
1872,  II  Taf.  30  f.;  dazu  Guillaumc,  Temple  de  in  Abh.  Berl.  Ak.  Wiss.  1908,  14  f.  5. 


C2        E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

in  Brescia').  DieForm  geht  eigentlich  nie  wieder  verloren:  die  trajanisch-hadrianische 
Zeit  in  Rom  *),  die  so  stark  klassizistische  Neigungen  hat,  bevorzugt  zwar  wieder  ein 
langes  Lanzettblatt,  das  aber  ebenso  tief  umbohrt  ist  wie  das  Pfeilblatt.  Im  Osten 
weisen  dasflavischeNymphäum  inMilet,  derTrajanstempel  inPergamon,  dasHadrians- 
tor  in  Adalia  3)  und  alle  späteren  Bauten  den  Eierstab  mit  Pfeilblatt  auf,  ebenso  in 
Syrien;  das  geht  bis  zum  Diokletianspalast  in  Spalato  und  den  Konstantinsbauten 
in  Rom,  ja  bis  zu  den  Kompositkapitellen  der  altbyzantinischen  Zeit  4).  Die  Eierstab- 
form vom  großen  Tempel  stellt  sich  also,  selbst  in  der  Entwickelung,  die  wir  an  ihr 
verfolgen  können,  noch  ganz  in  den  Kreis  der  augusteisch -julischen  Bauten  ein  und 
ist  jedenfalls  in  der  Flavierzeit  unmöglich. 

Gehen  wir  über  zum  Konsolenfries !  Für  die  vertikal  gestellten  Konsolen  haben 
wir  wohl  das  früheste  Beispiel  am  Rundbau  von  Ephesus  5),  doch  bietet  er  insofern 
eine  unvollkommene  Parallele,  weil  die  Konsolen  dort  nicht  Friesdekoration  sind. 
Für  die  aufrecht  gestellten  Konsolen  als  Träger  flacher  Rundbogen  bietet  auch  Pompeji 
in  ein  paar  Stuckdekorationen  interessante  Beispiele  am  Lararium  des  Vettierhauses 
und  dreimal  wiederholt  an  der  gewölbten  Exedra  der  Gräberstraße,  als  Träger  eines 
innen  umlaufenden  Gesimses,  im  Fries  über  den  oberen  Kapitellen  und  dann 
auch  den  Giebelschrägen  entlang  geführt  *).  Viel  näher  steht  unserem  Bau  ein  Ok- 
togonalbau  in  Ephesus  (Taf.  III,  i),  der  sich  dadurch  datiert,  daß  sein  korinthisches 
Kapitell  die  unmittelbarste  Analogie  zum  Kapitell  des  Hekatetempels  von  Lagina  7) 
bildet  ^).  Über  einem  dreistreifigen  Architrav  sitzt  ein  Eierstab  späthellenistischer 
Form,  darüber  ein  merkwürdiger  Fries  geziert  mit  knienden  Greifenvorderkörpern, 

•)  Flavierpalast:  Ztschr.  f.  Gesch.  d.  Archit.  5)  Forschungen  I,  158  f.  loi;  Schedes  Ansatz  in  die 

I    (1907/08)    113  ff.    (Bühlmann);     Pädago-  mittlere  Kaiserzeit  (Traufleistenornament,  Straß- 

gium:    M^l.   Boissier    1903,    303  ff.   (Hülsen),  bürg  1909,   107  ff.)  ist  unberechtigt,  s.  u. 

mir    unzugänglich;     Vespasianstempel:  ')Vet  tierhaus:   Mau,  Pompeji,  Leipzig  1900, 

Springer-Michaelis,  488  f.  893;  Noack,  Taf.  67  a;  254  f.    128;     Exedra:     ebenda  408,    Einzel- 

Titusbogen:    d'Espouy- Joseph,   Fragments  aufnahmen    habe    ich    keine   ermitteln  können, 

archit.  ant., Taf.  95  (Girault),  Rossini, Architrionf.,  7)  Mendel,  Mus.  d.  Constantinople,  Cat.  sculpt.  I, 

Taf.    45;     Nervaforum:    Noack,    Taf.    77;  Cple.  1912,  541  f.  Nr.  233 '"^   Über  die  Datierung 

B  r  e  s  c  i  a:  Labus,  Mus.  Bresciano  I;    N  o  n  a:  des  Tempels  ebd.  448  ff.:  der  Ansatz  von  Cham- 

österr.    Jahrh.    XIV   (1911),    Beibl.,   90.  monard  in  die  Jahre  nach  dem  mithridatischen 

*)  In    der  Provinz  bleibt  es  beim  alten  z.    B.  im  Krieg  erhält  eine  starke  Stütze  stilistischer  Art 

Gebälk    des    trajanischen    Tores    von    Asseria,  dadurch,  daß  das  Kapitell  des  Juppitertempels  von 

Österr.   Jahrh.   XI   (1908),   Beibl.,  35   f.   14.  Pompeji  (Mazois  Ruines  de  P.,  Paris   1829   III 

3)Milet:  Die  Publikation  bevorstehend  (Hülsen);  Taf.   XXXV  f.    i)     die    nächste    Analogie    zu 

Pergamon:  Altertümer  V,  2,  Taf.  10;  Ada-  unseren  beiden  Kapitellen  bietet;  außerdem  ver- 

lia:   Laäckoronski,  Städte  Pamphyl.  u.  Pisid.  I,  wandt   in     Milet:     Delphinion,     BerUn  1914, 

Taf.  7.  146  f.  29:  Halbsäulenkapitell,    das  gewiß   nicht 

4)  Spalato:    Niemann,  Diokletianspalast,  Wien  zu  der   späteren  römischen  Halle  gehören  kann. 

1910,    und    Hibrard-Zeiller,    pal.    de    Diociöt.,  ^)  Oktogonalbau :      österr.     Jahrh.     XIV    (1911)1 

Paris    1912  passim;   Rom:    Konstantinsbogen :  Beibl.,   83.      Die    Photographie    dieses    unver- 

Rossini,   Arch.  triom.,   Taf.    76,   ebenso   in   der  öffentlichten  Stückes  ist  mir  in  hebenswürdigster 

Konstantinsbasilika;  Byzantinisches:  z.B.  Weise  durch  W.  Wilberg  zur  Verfügung  gestellt 

Kompositkapitelle  von  Ravenna,   Parenzo:   For-  worden,  ebebso  für  Abb.   17. 
schungen  in  Ephesos  1, 139  f.,  Abb.  70  ff.  (Wilberg). 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskimst  in  ihrer  Entwicklung  und  Differenzierung.         c  5 


die  durch  Vermittlung  einer  kleinen  horizontalen  Konsole  die  Hängeplatte  unter- 
stützen; mit  den  Protomen  wechseln,  mehr  oder  weniger  regelmäßig,  mit  Akanthus 
verkleidete,  vertikal  gestellte  Konsolen,  die  ebenfalls  durch  Vermittlung  einer  Quer- 
konsole die  Hängeplatte  unterstützen;  in  den  Zwischenräumen  sitzen  Palmetten 
und  vom  Fuß  der  Protomen  ausgehende  Rankenstengel  mit  Cauliculi.  Für  die  Ent- 
stehungsgeschichte dieser  Form  bietet  uns  Delos  in  Stuckdekorationen  hellenistischer 
Häuser  die  wichtigsten  Anhaltspunkte.  Da  ist  einmal  auf  einer  Triglyphe  ein  Stier- 
kopf (nicht  Schädel,  eher  Protome)  so  befestigt,  daß  er  die  Triglyphe  fast  verdeckt; 
in  einer  ganz  ähnlichen  Weise  wie  am  ephesischen  Bau  sind  ferner  kniende  Stier- 
vorderkörper verwandt  und  auch  kniende  Löwen  kommen  in  ähnlichen  Verbindungen 
vor.  In  der  Marmorarchitcktur  des  sogenannten  Portikus  der  Antigone  wechselt 
Triglyphe  mit  Stierprotome  ab;  in  Delos  sind  endlich  auch  Stierköpfe  und  -vorder- 
körper  als  Girlandenträger  verwendet').  Da  haben  wir  alle  nur  wünschenswerten  Vor- 
stufen und  Vorbilder  für  unseren  Fries,  und  hierin  knüpft  also  Baalbek  an  eigenartige 
Bildungen  der  späthellenistischen  Zeit  an,  die,  müde  des  Hergebrachten,  sich  in  einer 
bunten  Mischung  des  korinthischen,  jonischen  und  dorischen  Stiles,  in  Ersetzung 
und  bizarrer  Umdeutung  der  traditionellen  Formen  *)  gefiel,  wofür  wir  ja  literarische 
und  monumentale  Belege  aller  Art  besitzen.  Mit  dem  Beginn  der  Kaiserzeit  setzt 
sich  —  wahrscheinlich  von  Rom  aus  —  ein  neuer  klassischer  Formenkanon  fest,  und 
nichts  ist  irriger  als  die  Anschauung  3),  barocke  Freiheiten  in  der  architektonischen 
Formensprache  könnten  sich  eher  in  der  Kaiserzeit  als  im  späten  Hellenismus  finden. 
Nur  ganz  ausnahmsweise,  bezeichnend  genug  in  der  spättrajanischen  und  hadria- 
nischen  Zeit,  findet  sich  ein  ähnliches  Motiv  wie  am  ephesischen  Oktogonalbau  wieder 
am  Trajaneum  in  Pergamon;  das  läßt  uns  vermuten,  daß  die  ephesische  Form  der 
Friesdekoration  gerade  im  vorderen  Kleinasien  häufiger  war,  so  daß  es  einem  trajani- 
schen  Architekten  klassizistischer  Richtung  — •  die  ja  nur  einen  begreifhchen  Rück- 
schlag auf  den  flavischen  Überschwang  bedeutet  —  alt  und  kanonisch  genug  er- 
scheinen mochte  für  seinen  eklektischen  Geschmack.  Tiervorderkörper  sind  nicht 
verwendet,  nur  senkrecht  gestellte  Konsolen  mit  Akanthusstützblättern  und  Medusen- 
häuptern in  den  »Metopen«;  Blattcharakter  und  andere  Einzelheiten,  besonders  der 
Eierstab,  tragen  aber  deutlich  den  Charakter  der  trajanisch-hadrianischen  Zeit, 
Wesentlich  anders  und  nicht  hierher  zu  beziehen  ist  der  Fries  des  Zeustempels  von 
Aezani  4) ;  denn  da  handelt  es  sich  nicht  um  Konsolen,  sondern  um  zusammengeneigte 
S-Voluten,  die  zwischen  gereihte  Akanthusblätter.  gestellt  sind,  ein  Motiv,  das  am 
ehesten  von  einer  griechisch-kleinasiatischen  Kapitellform  frühestens  trajanischer 
Zeit  übernommen  sein  könnte  (siehe  unten  S.  Spf.). 

Auch   am  Abschlußgesims  (Taf.   H,    l)  sind   einige  Momente  von  Bedeutung 
für  die  stilgeschichtliche  Bestimmung  der  Zeit  des  großen  Tempels.    Ein  Flechtband 

')  Monuments  Piot  XIV  (1908);  Bulard,  Peintures  rel.  II,   62,   Nr.  56,  Taf.  XXIII:  sehr  ungenaue 

murales  et  mosaiques  de  D^los,  f.  52  dazu  S.  60  f.  Skizze;  Institutsphot.  Theben  Nr.  3:  die  Triglyphe 

')  Ein  sehr  charakteristisches   Beispiel  des   Über-  biegt  oben  um  zu  einer  Wulstrolle, 

gangs  einer  Triglyphe  in  eine  aufrecht  stehende  3)  Wie  sie  z.  B.  Schede  a.  a.  0.  vertritt. 

Konsole  bietet  ein  Sarkophagfragment  aus  Theben,  4)  Lebas-Reinach,  Voyage  arch^ol.  Asie  Min.,  T.  32. 


sicher  nicht  römischer  Zeit:  Robert,  Sarkophag- 
Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX. 


e^        E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung, 

als  Friesabschluß  ist  geradezu  unerhört  in  der  Abschlußgesimsfolge  der  frühen  und 
mittleren  Kaiserzeit;  da  haben  nur  Eierstab  oder  lesbische  Welle  ihren  Platz;  es 
findet  sich  aber  als  Abschluß  von  figürlichen  und  Rankenfriesen  nicht  selten  in  Delos  '), 
und  zwar  als  Vertretung  eines  Eierstabes  oder  einer  lesbischen  Welle,  die  öfter  an 
der  gleichen  Stelle  erscheint.  Über  die  Profilfolge  weiter  unten  Näheres.  Dagegen 
bietet  uns  das  Konsolgesims  wieder  eine  auffallende  Form:  die  Konsole  ist  in  schön 
geschwungener  Wellenlinie  nach  hinten  eingezogen,  ihre  Unterseite  ist  in  drei  Wülste 
und  zwei  Kanäle  aufgeteilt.  Um  die  rechteckige  Anschlußfläche  läuft  ein  Eierstab, 
der  zugleich  die  Rosetten  in  den  Zwischenfeldern  umrahmt.  Die  einzigen  nahe- 
stehenden Beispiele  bieten  der  Mars-Ultortempel  *)  und  der  Concordiatempel  in  Rom, 
so  einfache,  kräftige  Bildung  ohne  Beimischung  pflanzlicher  Dekoration  ist  der 
späteren  Zeit  durchaus  fremd.  Die  Konsole  3)  geht  ja  wohl  aus  von  der  glatt  be- 
lassenen Mutulusplatte,  hat  darum  zuerst  die  schlichte  Form  der  Sparrenkonsole, 
wie  sie  vielfach  in  Alexandria,  Ephesus  am  Theater,  in  Rom  z.  B.  am  Cäsartempel 
auf  dem  Forum,  am  Denkmal  des  Eurysakes,  am  Magna-Matertempel  auf  dem  Palatin, 
noch  am  Augustustempel  in  Pompeji,  am  Tempel  von  Assisi  begegnen  4).  Daneben 
finden  sich  die  S-förmig  unterschnittenen  Konsolen  mit  der  Ausbauchung  vorne, 
der  Einziehung  hinten,  ebenfalls  schon  sehr  früh  in  Delos,  in  Athen,  in  Aegae,  in 
Pergamon,  in  Rom  an  der  Regia,  hier  auch  zum  erstenmal  mit  unterlegtem  Akanthus- 
blatt  und  noch  am  Cäsaren tempel  von  Nimes  ebenso  5).  Die  spätere  Entwickelung 
wird  durch  mehrere  Dinge  gekennzeichnet:  die  Sparrenkonsole  verschwindet,  die 
S-Form  der  Unterseite  wird  so  gebildet,  daß  die  Einziehung  vorn,  die  Ausbauchung 
hinten  liegt,  die  Blattdekoration,  die  auch  schon  am  Augustusbogen  in  Rimini,  in 
Aosta,  in  Susa,  dann  an  den  übrigen  nicht  genannten  Bauten  augusteischer  Zeit  *) 
auftritt,  wird  unverbrüchhche  Regel;  auch  hier  stellt  sich  also  Baalbek  mit  seinem 
Analogiebeispiel  vom  Mars-Ultor-  und  Concordiatempel  und  andererseits  dem  Tempel 
in  Nimes  spätestens  in  augusteischer  Zeit  ein,  die  Form  ist  noch  eher  späthellenistisch 
als  römisch. 

Dasselbe  gilt  vom  Mäander  unter  der  Sima:  in  augusteischer  Zeit  begegnet 
er  nur  noch  einmal  am  Cäsarentempel  von  Nimes.  Zu  gleicher  Zeit  kommt  am  Castor- 
und  am  Concordiatempel  (wohl  zuerst)  ein  Muster  auf,  das  in  der  Kaiserzeit  je  später 
desto  beliebter  wird:  die  Pfeife.  Dagegen  ist  der  Mäander  unter  der  Sima  griechisches 
und  hellenistisches  Motiv,  ein  sehr  altes  Beispiel  bietet  der  Zeustempel  von  Olympia, 
später  das  Leonidäon   und    die   Südhalle  dort,   eine  Terrakottensima  aus  Eleusis, 

•)  a.  a.  O.,  Taf.  VI  ff.  5)  D  e  1  o  s:  a.  a.  O.,  156  f.  55;  A  t  h  e  n  ,  Turm  d. 

»)  d'Espouy,  Fragm.,  Taf.  54.  Winde :  Stuart-Revett,  Ant.  of Athens  I,  111,9  f.  2.; 

3)  Delbrueck,  Hell.  Bauten  II,  164  f.  Aegae:  Bohn-Schuchhardt, Altert. vonÄ.,  3 if.  29; 

4)  Alexandria:  Delbrueck  a.  a.  0.;  Ephe-  Pergamon,  Altert.  II,  81  (Bohn);  Rom: 
sus:  Forschungen  II,  25  ff.  46,  47;  Cäsar-  die  Arch.  Jahrb.  IV  (1889),  242  f.,  Abb.  8  ff. 
tempel:  Archäol.  Jahrb.  IV  (1888),  142  (Hülsen)  abgebildeten  sind  nicht  die  von  mir 
(Richter);   Eurysakesgrab:  Ann.  d.  Istit.  gemeinten;  Nimes:    Durm,   401    £.4450. 

X  (1838),  tav.  M,  f.  6  (Canina);    Palatin:        ')  Rimini:     Rossini,    Archi    triom.,    Taf.  12  f.; 
a.  a.  0.,  ebensoP  o  m  p  e  j  i;  A  s  s  i  s  i:  d'Espouy,  Aosta:    ebd.,    T.   5;    Susa:    Ferrero,   I.'arc 

Fragm.,  Taf.  48  (Bernier).  d' Auguste  ä  Suse,  Turin  1901. 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        55 

die  Tholos  von  Epidauros').  Aus  der  Kaiserzeit  ist  mir  kein  weiteres  Beispiel 
bekannt. 

Der  Schraubenstab  tritt  ebenfalls  in  einer  frühen  Form  auf,  als  gewundene 
Kannelüre,  die  Zwischenstege  sind  nur  eingesenkt,  nicht  gebohrt.  Ähnlich  wie  mit 
den  Kanälen  des  Caulis,  dem  Lanzettblatt  des  Eierstabs  geht  es  auch  mit  dem 
Schraubenband,  die  Stege  werden  später  gebohrt;  das  geschieht  noch  in  vorflavischer 
Zeit,  wie  Beispiele  aus  der  Deckendekoration  im  Goldenen  Haus  des  Nero,  das  Grab- 
mal der  Nävoleja  Tyche  u.  a.  in  Pompeji  beweisen  *).  In  der  späteren  Kaiserzeit  ist 
der   Schraubenstab   in  Vertretung  des  Perlstabes   ungemein   häufig. 

Auch  die  Sima  zeigt  nicht  gewöhnhche  Dekorationselemente.  Die  Löwen - 
köpfe  sind  ohne  Rücksicht  auf  die  ornamentale  Einteilung  eingesetzt.  Es  reihen 
sich  Fiederpalmetten,  Akanthusblätter  und  einwärts  gerollte  Palmetten;  die  Pal- 
metten haben  am  Fuße  ein  Deckblatt  wie  eine  Art  Bodenblatt,  daraus  kommt  zuerst 
liegend,  dann  rasch  aufsteigend  ein  kräftiger  Rankenstengel  hervor  mit  gewundenen 
Kannelüren  und  Strickknoten,  darüber  «in  zweiteilig-symmetrischer  Kelch,  der 
Doppelhelices  entsendet;  der  eine  von  diesen  Helices  verschlingt  sich  mit  einem 
von  der  Gegenrichtung  herkommenden  über  einem  niedrigeren  Akanthusblatt  3). 
In  diesen  Cauliculi  und  Akanthusstengeln  steckt  ein  Rest  der  Akanthusranken- 
dekoration,  die  in  plastischer  Ausführung  am  Asklepiostempel  von  Epidauros  und 
am  Pronoiatempel  von  Delphi  in  die  Simadekoration  eingeführt  wird  4);  schon  in 
der  späteren  hellenistischen  Zeit  wird  aber  diese  reiche  organische  Dekoration  der 
Sima  immer  mehr  aufgegeben,  die  lockere  Reihung  im  Lotos-  und  Palmettenschema, 
verbunden  durch  liegende  S -Linien  von  mehr  oder  weniger  Rankencharakter  immer 
beliebter;  dabei  treten  Formen  auf,  die  für  die  Simadekoration  von  Baalbek  wichtig 
sind:  ain  Dionysostempel  von  Teos  5)  kommen  zu  beiden  Seiten  der  Löwenköpfe 
unter  einem  Akanthusblatt  Stengel  hervor,  die  sich  volutenartig  einrollen;  an  solche 
Bildungen  schließt  Baalbek  an,  es  ist  eine  Kompromißform,  in  der  der  alte  Ranken- 
charakter mit  der  Palmettenreihung  ringt.  Bei  dem  Caulis  mit  den  Helices  fühlt 
man  sich  auch  an  den  Konsolenfries  des  Oktogonalbaues  in  Ephesus  erinnert,  wo 
ähnliche  Rankenstengel  mit  Helices  am  Fuß  der  Greifenprotomen  entspringen  und 
daneben  Palmetten  auftreten  (Taf.  HI,  i),  oder  entfernter  an  die  Trauf sima  derCasa  dei 
Niobidi  in  Pompeji 6).  Dabei  ist  ferner  an  das  Abschlußprofil  unseres  Architravs  7) 
zu  erinnern,  wo  die  Palmetten  in  Akanthuskelchen  strenger  Form  sitzen,  aus 
denen  zugleich  rechts  und  links  Stengel  hervorkommen,  die  sich  volutenmäßig  ein- 
rollen, vergleichbar  mit  einer  Giebelsima  vom  Artemistempel  in  Magnesia*).  Daß 
eine  solche  Anordnung  in  der  mittleren  Kaiserzeit  keinen  Platz  mehr  hat,  wird  sich 

•)  Schede,  Ant.  Traufleistenorn.jTaf.  III,  15;  IV,  22;  3)  Diese    Akanthusblätter    gehen    ebenso    wie    die 

V,  31;  VI,  34  ff.  Hüllblattkelche    überein    mit    der    Formenent- 

')  Goldenes     Haus:    Arch.    Jahrb.    XXVIII  Wickelung  in  den  Kapitellen. 

(1913),  T.   7    (Weege);    Pompeji:    Mau,  415  4)  Schede,  a.  a.  O.,  36  ff. 

f.  246.      Zum  Schraubenband    im    allgemeinen:  5)  ebd.,  Taf.  X,  61. 

Studniczka,  Tropaeum  Trajani  (Abh.  sächs.  Ges.  ')  ebd.,  Taf.  XI,  70. 

Wiss.  XXII,  4),  74  ff.  7)  Arch.    Jahrb.    XXI   (1906),   Anz.,   231    f.  i. 

8)  Schede,  Taf.  X,  60. 

5* 


e^       E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

weiter  unten  zeigen;  sie  weist  nach  rückwärts  in  die  hellenistische  Zeit  so  wie  der 
Protomenfries,  das  Flechtband  darüber,  die  Konsolenform  und  der  Mäander  an  der 
Stirn  der  Hängeplatte. 

Schließlich  ist  auch  die  Tatsache,  daß  die  stehenden  Säulen  unkanneliert  sind, 
kein  Beweis  gegen  eine  frühe  Ansetzung:  schon  am  Apollotempel  von  Delos  hat  man 
die  Säulen  unkanneliert  gelassen,  unkanneliert  sind  auch  die  zwei  späthellenistischen 
"Säulen  für  choregische  Weihgeschenke,  die  an  der  Akropolis  über  dem  Thrasyllos- 
denkmal  stehen.  Ebenso  finden  sich  unkannelierte  jonische  Halbsäulen  in  Alexandrien 
in  der  Nekropole  von  Schatbi,  dort  auch  aus  Gabbari  korinthische  Halbsäulen; 
unkannelierte  Säulen  hat  ferner  der  Augustusbogen  von  Aosta '). 

Unabhängig  voneinander  führen  alle  Beweisreihen  auf  den  Anfang  der  Kaiser- 
zeit, den  Beginn  des  l.  Jahrhs. :  was  am  Großen  Tempel  zur  Vollendung  gebracht 
wurde  und  heute  noch  unserer  Beurteilung  untersteht,  wurde  in  augusteischer  Zeit 
begonnen  und  sicher  vor  der  Flavierzeit  ausgeführt,  in  nicht  allzu  langer  Bauarbeit, 
jedoch  so,  daß  wir,  wie  übrigens  an  mehreren  augusteischen  Bauten  —  in  Pompeji, 
Nimes  und  Pola  —  den  damals  besonders  rasch  fortschreitenden  Formenwandel 
beobachten  können.  Schließlich  hat  diese  zeitliche  Ansetzung  nichts  Überraschendes: 
sie  fällt  mit  der  Gründung  der  Kolonie  zusammen.  Sollte  man  nicht  von  vornherein 
annehmen,  daß  eine  römische  Kolonie  bei  einer  neuen  Stadtgründung  auch  den  Bau 
eines  würdigen  Tempels  in  erster  Linie  betreibt  und  sich  nicht  anderthalb  Jahr- 
hunderte mit  einem  Heiligtume  begnügt,  das,  wenn  es  auch  als  Orakelstätte  verehrt 
war,  doch  in  seiner  alten  Form  unmöglich  dem  Geschmack  und  Repräsentations- 
bedürfnis  der  neuen  Zeit  entsprochen  haben  kann:  eine  römische  Kolonie  muß  ihr 
Kapitol  und  ihren  Juppitertempel  haben.  Auf  einen  Bau  im  i.  Jahrh.  führen 
auch  die  Weihungen:  vielleicht  war  in  claudischer  Zeit  der  Tempel  fertig  oder  ein 
gewisser  Abschluß  erreicht,  und  die  Größe  und  der  Ruhm  des  neuen  Tempels  ließen 
es  auch  Königen  begehrenswert  erscheinen,  ihre  Statuen  dort  aufgestellt  zu  sehen. 

Eine  Bautätigkeit,  die  in  julisch-claudischer  Zeit  in  größtem  Stile  einsetzt, 
steht  in  Syrien  nicht  vereinzelt:  in  Palmyra  sind  durch  die  amerikanische  Expedition 
Inschriften  aus  den  Jahren  28/29  und  70/71  an  den  Säulen  des  großen  Peripteros 
gefunden  worden,  die  bezeugen,  daß  mindestens  in  Tiberius'  Zeit,  wahrscheinlich 
aber,  da  es  sich  bereits  um  den  Portikus  des  Hofes  handelt,  schon  in  augusteischer 
Zeit  ein  mächtiger  Bau  begonnen  wurde,  dessen  Ausführung  sich  sehr  lange  hinzog. 
Ahnliches  lehren  uns  Inschriften  von  Gera§  ebenfalls  für  einen  Zeustempel:  bereits 
im  Jahre  22/23  stiftete  Zabdion,  Priester  des  Tiberius,  Geld  für  den  Bau,  gleiches 
geschah  in  Stiftungen  aus  den  Jahren  42/43  und  51/52,  also  auch  hier  eine  mindestens 
in  den  zwanziger  Jahren  einsetzende  und  lan^e  dauernde  Bautätigkeit,  da  es  sich 
jeweils  um  Bauten  in  größtem  Stile  handelt »). 

■)  D  elo  s:  Arch.  Jahrb.  XXIII  (1908),  Anz.,  108;  396   f.  425.    Was    ursprünglich    Bosse,   Zeichen 

Alexandria:    Breccia,  Necropoli  di  Sciatbi,  der    UnvoUendung,    war,    lernte    man     später 

Cairo  1912,  Taf.  III  ff.;  Gabbari:   Delbrueck,  stilistisch  werten. 

Hell.    Baut.  II,  159  f.  102;  Aosta:  Baumeister,  »)  Palmyra:    Butler,  Arch.  51;   G  e  r  a  §:  R^v. 

Denkm.    III.    Taf.    LXXXIII     (Graf),    Durm,  biblique  1909,  441  ff.    Der  Fundort  einer  dieser 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        57 


DER  KLEINE  TEMPEL  UND  DIE  ARCHITEKTUR  ANTONINISCHER  ZEIT. 

Unser  Schluß,  im  wesentlichen  unabhängig  von  der  Betrachtung  der  übrigen 
Bauten  in  Baalbek  gewonnen,  wird  aus  ihrer  Untersuchung  noch  an  Beweiskraft 
gewinnen.  Wendet  man  sich  dem  Bakchustempel  zu,  so  zeigt  ein  überprüfender 
Blick  im  allgemeinen  dieselbe  Anordnung  (Taf.  I,  2)  wie  am  Juppitertempel;  das 
ist  zunächst  überraschend  und  scheint  die  beste  Widerlegung  der  oben  gezogenen 
Schlüsse  zu  sein;  denn  daß  auch  der  kleine  Tempel  und  die  Hofhallen,  deren  Formen- 
verwandtschaft unter  sich  schon  lange  bemerkt  ist,  so  früh  anzusetzen  seien,  scheint 
ausgeschlossen  und  —  ist  es  auch.  Bei  näherem  Zusehen  löst  sich  aber  der  Wider- 
spruch, wie   sich  bald   herausstellen  wird. 

Der  Bakchustempel  steht  wie  der  große  auf  einem  hohen  Podium,  die  Säulen 
mit  attischen  Basen  haben  meist  unkannelierte  Schäfte  aus  mächtigen  Trommeln, 
über  einem  kräftigen  Ablauf  ring  sitzt  das  korinthische  Kapitell;  das  Gebälk  besteht 
aus  dreiteiligem  Architrav,  Fries  mit  Protomen  als  Girlandenträgern,  darüber  1  e  s  - 
bische  Welle,  Zahnschnitt,  Eierstab,  Konsolengesims,  Hängeplatte  mit 
Mäander,  Schraubenband,  Palmettensima  (Taf.  I,  2);  in  dieser  Anordnung  liegen  also 
nur  geringe  Abweichungen;  um  so  stärker  sind  sie  in  den  Einzelheiten  und,  wenn  wir 
nicht  beim  Äußern  stehen  bleiben,  sondern  auch  die  Gebälkentwickelung  im  Umgang 
in  der  Vorhalle  und  in  der  Cella  betrachten.  Die  äußere  Tempelwand  hat  nur  Eck- 
pilaster,  darüber  aber  bis  zur  flachgehöhlten  Decke  des  Umgangs  eine  dem  Äußeren 
parallel  gehende  Gebälkentwickelung;  über  dreiteiligem  Architrav  liegt  ein  Ranken - 
fries,  darüber  lesbische  Welle,  Zahnschnitt,  Eierstab,  Akanthuskonsolen,  mit 
Pfeifen  geschmückte  Stirnplatte,  dann  als  Übergang  zur  Decke  eine  lesbische  Welle; 
in  der  Vorhalle  dagegen,  in  der  dieses  Gebälk  umbrechend  weitergeht,  folgt  über 
den  Pfeifen  Perlstab  und  Palmettensima.  Im  Innern  der  Cella,  die  mit  einer  vor- 
geblendeten Architektur  ausgestattet  ist,  sitzt  über  den  kannelierten  Dreiviertelsäulen 
mit  korinthischen  Kapitellen  ein  dreiteiliger  Architrav,  ein  Pfeifenfries,  ein  Abschluß - 
gesims  aus  lesbischer  Welle,  Zahnschnitt,  Eierstab,  Balkenkopf  konsolen.  Hänge - 
platte  mit  Pfeifen,   Perlstab  und  Palmettensima. 

Wenn  ich  zu  den  Einzelheiten  übergehe,  so  bemerke  ich  gleich,  daß  ich  nur 
da  länger  verweile,  wo  sich  brauchbare  Anhaltspunkte  für  die  Datierung  ergeben; 
da  die  verschiedenen  Formglieder  sich  zu  manchen  Zeiten  rasch  entwickeln,  dann 
wieder  Stabilitätsperioden  von  verschiedener  Dauer  haben,  sind  nicht  alle  gleich 
brauchbar  für  unseren  Zweck.      Wir  müssen  aber  und  werden  einmal,  wenn   erst 

Inschriften  befindet  sich  nahe  dem  Südtempel  vom  J.  142  p.;  es  ist  natürlich  anzunehmen,  daß 
(Bet  el  Tel),  der  jedoch  durch  eine  andere  In-  die  Propyläen  vom  J.  150,  welche  das  monu- 
schrift  auf  162  p.  datiert  ist;  im  Bezirk  des  mentale  Eingangstor  von  der  Hauptstraße  dar- 
großen Peripteros  (Nordtempels)  hat  sich  ein  stellen,  den  relativ  spätesten  Teil  im  ganzen  Bau 
Weihaltar  an  Artemis  vom  J.  98  p.  gefunden  darstellen,  was  stilistisch  durchaus  bestätigt  wird, 
(daher  auch  manchmal  Artemistempel  genannt),  Zusammenstellung  der  bislang  bekannten  In- 
femer  eine  Weihung  an  Zeus  Helios,  Serapis,  Isis. .  Schriften   Syriens  von   37a. — 735  p.:    Brünnow- 

Domaszewski,  Prov.  Arabia  III,  308  ff. 


c8        E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

der  Kaiserzeit  systematisch  die  verdiente  Aufmerksamkeit  geschenkt  wird,  dahin 
gelangen,  alle  wichtigen  Beispiele  für  jede  Form  zu  finden  und  überall  die  lückenlose 
Reihe  zu  bilden,  die  zweierlei  leisten  muß:  die  Datierungsfrage  in  engen  Grenzen 
sicherzustellen  und  zugleich  das  Gebiet  bestimmt  aufzuzeigen,  in  dem  die  Form 
beheimatet  ist;  dann  erst  ist  es  Zeit,  über  römische  Reichskunst,  Orient  oder  Rom, 
Beziehungen  und  Beeinflussungen,  die  tieferen  Fragen  der  Kunstgeschichte  mit 
einiger  Sicherheit  zu  urteilen. 

Die  Kapitellformen. 

Ich  halte  mich  zuerst  wieder  an  das  Kapitell,  das  uns  in  reicher  Mannigfaltigkeit 
der  Formen  allein  am  kleinen  Tempel  begegnet.  Nehme  ich  eines  der  korinthi- 
schen Kapitelle  der  Vorhalle  (vgl.  Frauberger,  Taf.  13  mit  Abb.  19  B.  3),  so  finde  ich 
an  ihm  alle  Charakteristika  des  Kapitells  vom  Peripteros  von  Geraä:  im  Blatt-  und 
Zackencharakter  —  die  vielfach  abgebrochenen  Spitzen  lassen  erkennen,  wie  stark 
die  Blätter  hinterarbeitet  sind  —  im  gesamten  Aufbau ;  dadurch  geben  sich  die  Kapitelle 
bestimmt  als  nicht  zur  weströmischen  Gruppe  gehörig  zu  erkennen.  Zwischen  den 
ganz  nahe  zusammenrückenden  Hochblättern  kommt  ein  im  Verhältnis  zum  Juppiter- 
tempel  überraschend  dünner  und  kurzer  Caulis  hervor,  der  sich  schwach  nach  oben 
verdickt  und  in  einen  Wirtelknoten  ausläuft,  meist  ist  er  so  als  Bosse  stehen  geblieben, 
aber  mehrfach  auch  in  drei  überhängende  Blättchen  aufgelöst;  der  hochgeschlossene 
zweiteilige  Hüllblattkelch,  die  dünnen  Doppelhelices,  die  so  frei  durchbrochen  ge- 
arbeitet sind,  der  Abakus  mit  seiner  Blüte  und  seinem  Profilschmuck,  Pfeifen  und 
Eierstab:  alles  bildet  eine  vollkommene  Parallele  zum  Kapitellschmuck  von  Gera§. 
Kehren  wir  wieder  zum  Caulis  zurück  und  verfolgen  seine  Entwickelung  etwas 
für  den  östlichen  Typus,  da  der  westliche,  abgesehen  von  dem  gemeinsamen  augustei- 
schen Ausgangspunkt,  eine  grundverschiedene  Entwickelung  nimmt.  Für  das  erste 
Jahrhundert  sind  die  Zeugen  sehr  dünn  gesät  oder  schwer  zu  datieren.  Es  gehört 
dahin  ein  Kapitell  im  Museum  von  Alexandria  (Abb.  12  B.  2),  dessen  Caulis  die 
breite  Schaftform  der  augusteischen  Zeit  aufweist.  In  die  nächste  Nähe  der  jüngeren 
Kapitelle  vom  Juppitertempel  gehört  das  schon  genannte  Kapitell  mit  Götter- 
büsten aus  Vienne')  (Abb.  11  B.  2),  dessen  Caulis  mit  der  Bildung  am  Tiberiusbogen 
von  Orange  oder  vielmehr  den  spätesten  Beispielen  vom  Cäsarentempel  in  Nimes 
zusammengeht.  Dann  würde  ich  das  Kapitell  vom  Obergeschoß  des  Markttores 
in  Milet  (Abb.  14  B.  2)  und  mehrere  Kapitelle  in  Ephesus  (Abb.  13  B.  2)  anreihen, 
in  der  Osthalle  des  Marktes  stehend,  die  vielleicht  mit  einem  neronischen  Bau  in 
Zusammenhang  zu  bringen  sind:  der  Caulis  ist  breit  und  stark,  aber  unverziert  und 
selbst  ohne  Knotenbildung,  die  Hochblätter  lassen  ihm  noch  Platz  zur  Entwickelung. 
Daran  ^eihe  ich  ein  Kapitell  vom  großen  Peripteros  (Nordtempel)  in  Geraä,  das  mir 

')  Auch  Esp^randieu  datiert  es  ins  i.  Jahrh.  a.  a.  0.,  daß  die  Blüte  von  Vienne  in  der  Zeit  vor  der 

281;    dafür    bringt   Babelon   (Gaz.   arch^ol.   VI  Zerstörung  der  Stadt  durch  die  Vitellianer  liegt; 

(1880),  217  f.)  den  bemerkenswerten  Grund  bei,  erst  unter  den   Severern  erhebt  sie   sich  dann 

neuerdings. 


6o        £•■  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 


Abb.  17.     Ephesus,  Bibliothek. 


Abb.  23  b.     Aphrodisias. 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  19 14. 


Beilage  4  zu  Seite  61  ff. 


wä-y;. 


24.  Baalbek,  Moschee. 


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26.  Sbeitia,  Propylon. 


27.  Baalbek,  Kl.  Tempel. 


29.  Rom,  S.  Maria  in  Trastevere. 


28.  Rom,  Palatln,  Stadium. 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        6l 

Diokletianspalast  von  Spalato,  dessen  Kapitelle  ihrem  Blättcharakter  nach  östlich 
sind,  so  begegnet  meist  der  Hüllblattkelch  auf  einer  kleinen  Schuppe  oder  einfach 
über  das  Kranzblatt  gesetzt');  es  kommt  aber  auch  wenigstens  einmal  im  Peristyl 
ein  hoher  freigesetzter  Caulis  mit  einer  Art  gerader  Kannelüre,  aber  ohne  Knoten 
vor,  und  in  dieser  Ausnahme  müssen  wir  westliche  Beeinflussung  erkennen  wie  in 
einigen  anderen.  Soweit  die  frühbyzantinischc  Kunst  rein  korinthische  Kapitelle  noch 
verwendet  —  mir  sind  nur  die  Pilasterkapitelle  des  Goldenen  Tores  und  das  Kapitell 
der  Marciansäule  bekannt^)  — ,  bleibt  der  Caulis  unverwendet.  In  der  scheinbar 
nebensächlichsten  Form  gehen  also  im  Laufe  mehrerer  Jahrhunderte  so  charakte- 
ristische Veränderungen  vor  sich,  daß  ihre  Beobachtung  es  ermöglicht,  die  äußere 
Stilgeschichte   auf   feste   Formeln   zu   bringen. 

Die  Kapitelle  des  Bakchustempcls  müssen  also  in  eine  Zeit  gesetzt  werden, 
die  vor  den  vier  letzten  Jahrzehnten  des  2.  Jahrhs.  liegt,  passen  aber  voll- 
kommen in  die  hadrianisch-antoninische  Zeit. 

In  der  beschriebenen  Form  stellen  sich  die  meisten  Kapitelle  des^Peristyls 
und  der  Vorhalle  dar  und  charakterisieren  sich  dadurch  als  zu  dem  großen  östlichen 
Formenkreis  gehörig,  den  wir  oben  näher  abgegrenzt  haben.  Aber  gerade  Baalbek 
bietet  am  Bakchustempel  so  gut  wie  in  den  Hofhallen,  am  Rundtempel  und  besonders 
an  den  in  der  Großen  Moschee  verbauten  Stücken  Kapitelle  mit  sehr  merkwürdigen 
Abweichungen.  Nehmen  wir  die  vierte  Säule  auf  der  Westseite  des  Tempels  von  der 
Rückfront  her  gezählt  (Abb.  27  B.  4),  so  fällt  zuerst  die  ungewohnte  Form  des  Hüll- 
blattkelches auf:  an  Stelle  des  gewohnten  zweiteiligen  hochgeschlossenen  Kelches 
sehen  wir  einen  dreiteiligen;  zwischen  Eck-  und  Innenhüllblättern  sitzt,  von  beiden 
gerahmt,  ein  schmales,  hohes  Blatt ;  das  ist  eine  Form  der  Kelchbildung  von  eigenem 
Reiz,  die  man  am  ersten  für  eine  Künstlcrlaune  innerhalb  des  allgemeinen  Schemas 
nehmen  möchte;  dagegen  sprechen  aber  verschiedene  Tatsachen  in  einem  ganz  be- 
stimmten Sinne:  der  dreiteilige  Hüllblattkelch  mit  zentralem  Blattfächer  ist  nämlich 
im  Westen  von  spätantoninischer  Zeit  ab  ebenso  Regel  wie  sonst  im  Osten  der  zwei- 
teilige, und  zwar  läßt  sich  von  augusteischer  Zeit  an  (Augustustempel  von  Pola, 
Castortempel  usw.)  die  Entwickelung  vom  zwei-  zum  dreiteiligen  Kelch  Schritt 
um  Schritt  verfolgen,  so  daß  sich  an  der  genauen  Beobachtung  dieser  fortschreitenden 
Umbildung  ein  nahezu  unfehlbares  Merkmal  für  die  zeitliche  Ansetzung  ergibt.  Der 
Antoninustempel  auf  dem  Forum,  der  von  der  Formcngebung  des  Pantheons  stark 
beeinflußt  ist,  weist  die  Zentralstellung  eines  Hüllblattlappens  noch  nicht  auf,  dagegen 
findet  sie  sich  am  Eingangstor  zum  Kapitol  von  Sbeitla  (Abb.  26  B.4),  das  eine  Ehren - 
Inschrift  des  Antoninus  Pius  vom  J.  139  trägt,  und  die  severische  Zeit  bietet  uns 
davon  viele  typische  Beispiele:  in  Rom  der  erneuerte  Oktaviaportikus,  die  sogenannte 

')  Niemann:  22  f.  20,  an  der  Porta  Aurea;  45  f.  54,        >)  P  o  r  t  a    Aurea:    Arch.   Jahrb.  VIII    (1893), 
von    der  Vorhalle;    52    f.  64,    65,   vom  Peristyl;  9  f.  6  (Strzygowski);  Athen.  Mitt.  XXXIX  (1914), 

Hdbrard-Zeiller,  Spalato  Paris  1912,  57,  von  der  Taf.     I,     i      (Weigand);       Marciansäule: 

Porta  Aurea;  65,  vom  Peristyl;  das  Kapitell  mit  Salzenberg,   Altchrist.    Baudenkm.   v.    Konstpl., 

Caulis  62.  Berlin  1854,  Taf.  I,  5;  Gurlitt,  Baukunst  Kpls., 

Berlin  1912,  Taf.  XVI,  5d.        . 


62        E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reicbskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

Bibliothek  auf  demPalatin,  Kapitelle  von  derExedra  des  Stadiums  (Abb.  28  B.4)  und 
aus  der  Gegend  des  Septizoniums,  Pilastcrkapitelle  aus  den  Caracallathermen,  der 
Caracallabogen  und  der  Tempel  in  Tcbessa;  aus  der  Spätzeit  des  3.  und  Anfang 
des  4.  Jahrhs.  der  Diokletiansbogen  in  Sbei'tla,  in  Rom  die  Pilasterkapitelle 
des  Konstantinsbogens  und  ein  Pilasterkapitell  aus  der  Konstantinsbasilika  '). 

Der  weströmische  Einfluß  geht  aber  tiefer,  nicht  nur  dieses  Detail,  der  ganze 
Blattcharakter  des  Kapitells  ist  von  dem  oben  beschriebenen  abweichend:  vor  allem 
sind  die  Blattlappen  tief  gehöhlt,  die  Rille  setzt  erst,  wie  am  weströmischen  Akanthus- 


Abb.  30.     Baalbek,  Propyläen. 


Abb.  31.     Baalbek,  Rundtempel. 


blatt,  an  der  innersten  Zusammenziehung  des  Blattlappens  an,  die  Zacken  sind  nicht 
mit  ausgetiefter  Mitte  und  stark  erhöhten  Rändern  gebildet,  sondern  eben  nur  als 
Bezackung  des  Lappens,  der,  wie  im  Westen,  als  übergeordnetes  Prinzip,  nicht  als 
die  Summe  der  Zacken  erscheint.  Der  Caulis  bleibt  aber  ganz  innerhalb  des  östlich- 
römischen Typus.  So  ist  die  Mehrzahl  der  auf  der  Westseite  befindlichen  Kapitelle 
des  kleinen  Tempels  gebildet.  Andererseits  weist  ein  Kapitell,  das  von  der  Vorhalle 
herabgestürzt  ist,  alle  Merkmale  des  östlichen  Typus  auf,  in  erster  Linie  den  Blatt- 
charakter, hat  aber  den  zentralen  Fächer  im  Hüllblattkelch  noch  dazu  mit  einer 
energisch  wirkenden  vertikalen  Rille;  gleiches  finde  ich  an  einem  Pilasterkapitell 
des  östlichen  Propyläenturmes  (Abb.  30)  und  an  einem  Säulenkapitell  (links  vom 


')  S  b  e  i  1 1  a:  Cagnat-Gauckler,  Mon.  bist.  Tunisie, 
Temples  paiens,  Paris  1898.  S.  14,  Datierung, 
keine  Einzelheiten;  Oktaviaportikus: 
d'Espouy,  Fragm.,  Taf.  64/65  (Paulin);  Sta- 
dium:    Monum.    Lincei    V    (1895),    55    f- 22; 


Tebessa:  Caracallabogen:  Gsell,  Mon.  ant. 
Alg^rie  I,  Taf.  43,  keine  Einzelheiten;  Tempel: 
ebd.,  Taf.  19,  nur  Gesamtansicht;  Konstan- 
tinsbasilika: Athen.  Mitt.  XXXIX  (1914), 
Taf.   II,  2   (Weigand). 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Diflferenzierung.        ö'? 

Eingang)  des  Rundtempels  (Abb.  31).  Zwei  andere  Mischformen  finden  sich  unter 
den  Kapitellen  in  der  großen  Moschee  vertreten.  Ein  nur  in  seinem  Oberteil  erhaltenes 
(Abb.  25B.  4)  zeigt  zum  Teil  die  gehöhlten  Lappen  und  Rillen  als  ihre  Fortführung,  halb 
die  Diagonalrille  bis  in  den  mittleren  Zacken  hinausgebohrt,  der  dünne  Caulis  hat 
einen  Knoten  aus  drei  hängenden  Blättchen,  der  Hüllblattkelch  hat  den  Zentralfächer, 
aber  mit  der  senkrechten  Rille.  Ein  anderes  (Abb.  24  B.  4)  weist  die  gehöhlten 
Lappen  in  Kranz-  und  Hochblättern  auf,  aber  dünnen  Caulis  und  zweiteiligen 
Hüllblattkelch  in  östlicher  Art.  Es  ist  anzunehmen,  daß  diese  Kapitelle  von  den 
Säulenstellungen  vor  den  Exedren  der  Hof  hallen  stammen;  sie  sind  nicht  west- 
römisch, sie  würden  in  Rom  ebenso  fremd  scheinen  wie  in  Palmyra  etwa  oder 
sonst  in  Syrien  und  Kleinasien,  niemals  bringt  es  ein  solches  Kapitell  zu  der  viel 
strengeren  Haltung  der  Dekoration  im  weströmischen  Kapitell:  dazu  gehören  die 
vertikalen  Parallclrillen  der  Kranz-  und  Hochblätter,  der  starke  Caulis,  die  straffen 
Helices;  sie  bleiben  weicher  und  üppiger;  sie  stellen  eben  eine  Durchdringung  des 
östlichen  und  westlichen  Typus  dar.  Es  ist  beachtenswert,  daß  mir  nur  an  drei  weiteren 
Punkten  korinthische  Kapitelle  mit  östlichem  Akanthustypus,  aber  mit  Zentralfächer 
im  Hüllblattkelch  begegnet  sind:  in  Rom  selbst,  das  ja  zu  allen  Zeiten  eine  große 
Duldsamkeit  gegenüber  östlichem  Einfuhrgutc  bewiesen  hat,  wenn  es  auch  seinen 
eigenen  Charakter  dabei  fest  wahrt:  in  die  Galleria  lapidaria  des  Vatikan  sind  zwei 
Stücke  gekommen,  eines  befindet  sich  im  Langhaus  von  S.  Maria  in  Trastevere  (Abb.  29 
B. 4)  auf  der  linken  Seite;  möglicherweise  könnte  dieses  wie  andere  Stücke,  besonders 
die  jonischen  Kapitelle  mit  den  hübschen  Köpfchen  an  Stelle  der  Abakusblüte,  aus 
den  Caracallathermen  dahin  verbracht  worden  sein,  es  scheint  tatsächlich  später 
als  die  Baalbeker  Stücke  ').  Die  anderen  Beispiele  fand  ich  in  Madaba  im  Ostjordan- 
lande, neben  dem  regulären  zweiteiligen  Hüllblattkelche  tritt  der  dreiteilige  auf  an 
Kapitellen,  die  der  2.  Hälfte  des  2.  Jahrhs.  angehören  mögen;  auch  das  Pilastcr- 
kapitell  vom  Südtempel  in  Gera§  (Abb.  20)  weist  etwas  unscheinbar  und  zaghaft  diese 
Bildung  auf:  hier  könnte  Baalbek  selbst  oder,  was  dasselbe  ist,  einer  der  Meister, 
die  dort,  vielleicht  auch  in  Rom  selbst,  lernten,  diese  Bildung  veranlaßt  haben. 

Exkurs:  Die  Nische  mit  Muschelkuppel. 

Einen  Einfluß  Roms  in  künstlerischen  Dingen  werden  manche  für  den  Osten 
nicht  ohne  weiteres  zugeben.  Es  wäre  das  ja  freilich  nur  eine  parallele  Erscheinung 
zu  den  lateinischen  Inschriften,  die  neben  griechischen  auftreten;  und  die  vereinzelte 
Einwirkung  auf  Baalbek  wäre  etwa  so  zu  beurteilen  wie  das  ganz  vereinzelte  Auf- 
treten von  opus  reticulatum  an  einem  Grabbau  bei  Homs  *).  Jedoch  gibt  es  ein 
weiteres  Motiv,  das  noch  viel  bestimmter  und  unabweisbarer  eine  Durchdringung 
west-  und  oströmischen  Einflusses  in  Baalbek  kennzeichnet,  das  ist  die  Art  der  Muschel- 
dekoration als  Nischenabschluß.  Sybel  hat  an  Säulensarkophagen  beobachtet,  daß 
stadtrömische  Stücke  Nischen    mit  Muschelschloß    oben  haben,  ravennatische  mit 

')  Iwanoff,  Archjt.  Studien  III,  Berlin  1898:  Caracallathermen,  77;  abgeb.  beiDurm,  f. 414,  415  zu  S.  382. 

')  Butler,   Archit.   49. 


^4        ^-  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

Muschelschloß  unten;  er  glaubte,  die  ersteren  seien  darum  älter,  die  letzteren  jünger') ; 
wie  es  sich  damit  in  Wirklichkeit  verhält,  wird  ein  kleiner  Ausblick  zeigen,  der  uns 
darüber  aufklären  kann,  wie  durch  den  scheinbar  willkürlichen  Wechsel,  der  in  Baalbek 
die  Regel  ist,  die  künstlerische  Stellung  Baalbeks  beleuchtet  wird  und  die  scheinbar 
nebensächliche  Form  uns  zeigt,  wie  klar  sich  Ost-  und  Westrom  in  ihrer  Formen- 
tradition scheiden. 

In  Syrien -Palästina  ist  die  Nische  mit  Muschelabschluß  in  kaiserzeitlichen 
Bauten  ungemein  häufig:  in  allen  Fällen  außer  in  Baalbek  sitzt  das  Muschelschloß 
unten:  an  den  Propyläen,  am  Sonnentcmpel  und  am  Nymphäum  von  Gcra§,  am 
Theater  und  Propylon  von  Amman  und  Bosra,  am  Tychäon  von  Sunamen,  am  Cara- 
callatempel  von  Atil,  am  Torbau  von  Siah,  in  Musmieh,  an  der  christüchen  Basilika 
von  Schakkah,  in  Palmyra,  in  Semoah,  in  Sufsaf,  in  Banias,  in  Kerazeh  und  Khirbet 
Irbid,  in  Kefr  el  Ma  und  ed  Dikkih,  ebenso  an  einem  jüdischen  Sarkophag,  wahr- 
scheinlich aus  den  Gräbern  der  Könige;  dementsprechend  auch  in  der  islamischen 
Baukunst,  z.  B.  in  Amida.  Nur  eine  Nische  in  Petra,  über  deren  zeitliche  Ansetzung 
ein  Urteil  nicht  möglich  ist,  weist  das  Muschelschloß  oben  auf  ^).  In  Ägypten  liegen 
die  Verhältnisse  ebenso;  je  eine  Nische  in  der  Katakombe  von  Kom  esch  schukafa 
und  in  der  Wescherkatakombe  [auch  eine  Nekropole  von  Kyrene  wird  man  hierher 
rechnen  dürfen],  zahlreiche  Nischen  im  Roten  und  Weißen  Kloster  bei  Sohag  [daneben 
kommt  aber  auch  die  Kassettierung  vor  wie  in  hellenistischer  Zeit  und  die  Aus- 
kleidung mit  pflanzlichem  Dekor],  endlich  an  den  vielen  koptischen  Stelen,  die 
eine  Ädikula  mit  Nischenkuppel  darstellen  wollen,  sodann  auch  in  der  islamischen 
Kunst  an  der  Tulunidenmoschee  in  Kairo  zeigen  das.  Überall  sitzt  das  Muschel- 
schloß unten  3).  In  Klcinasien  bieten  mir  vereinzelte  architektonische  Beispiele  das 
Theater  von  Sagalassos  und  das  von  Ephesus,  ferner  die  Kirchenfassade  von 
Kodscha  Kalessi ;  viel  zahlreicher  sind  sie  an  Sarkophagen  und  Stelen:  die 
bäurisch  groben  Stücke  aus  dem  Bergland  von  Isaurien  und  Pisidien,  dann  die 
ganze  Gruppe  der  Sidamarasarkophage,  soweit  sie  wirklich  als  Tabernakelsarkophage 
eng  dazugehören;  endlich  die  Gruppe  um  den  Sarkophag  von  Melfi   (s.  u.),  weiter 

')  Sybel,  Christi.  Antike  II,   199.  Taf.  XII,  1,  2;  Petra:    Dalman,  P.,    Leipzig 

')  Geraä,       Propyläen:     Rey,      Voyage      dans  1908,  216  f.  140.    Wo  keine  Literaturnachweise 

le    Hauran,    Paris    1860,    Taf.    23;     Amman:  gegeben  sind,   entnehme  ich   die  Tatsache   aus 

Arch.   Jahrb.    XXI    (1906),    Taf.  IV    (Schulz).  eigenen  Aufnahmen. 

Bosra:   Brünnow-Domaszewski,  III,  67  f. 958;  3)  Kom    esch-schukafa:    Wulff,  Altchrist. 

691.963;   Siah:   Butler,  364  f.  127;   Schak-  u.  byz.  Kunst,  Berlin  1914, Taf.  II,  wiederholt  aus 

k  a  h:  ebd.,367;  Musmieh:  Durm,4i8  f.465;  Schreiber,  Exped.  Ernst  Sieglin  I,  Taf.  XVIII, 

Palmyra:  Wood,  Ruins  of  P.,  London  1753,  ferner  ebd.,  Taf.  XX;  Wescherkat  akomb  e: 

Taf.  VI,    IX;  Sufsaf:    Survey  West.   Palest.,  ebd.,Textbd.  L33f- 19;  Ky  r  ene:  Wulff,  24  f.  18; 

Memoirs  I,  Taf.  zu  257;  Banias:  ebd.,  zu  109;  Sohag:  eigene  Aufnahmen;  Kopt.  Stelen: 

Kerazeh:   ebd.,  zu  401 ;  Khirbet   Irbid:  Crum,  Coptic  Monuments  (Catal.  gener.  d.  Caire), 

ebd.,  zu  398;     Kefr    el    M  a:    Schuhmacher,  Kairo  1902,  Taf.  XXXII,   585  ff.;   Wulff,   Alt- 

Across    the    Jordan,    London    1886,   80   f.    32;  christl.Bildwcrke  (Kgl.  Mus.  Berlin),  37,Nr.  8off.; 

e  d  Dikkih:  ebd.,  247  f.  Abb.  I45f.;  Semoah:  34,  Nr.  74;  76,  Nr.  234  ff.;  79,  Nr.  242  usf.;  Tulu  - 

Luynes,   Voyage   d'exploration   autour   de   mer  nidenmoschee:   Joum.  hell.  stud.  XXVII 

morte,  Taf.  42;  Ami  da:  Strzygowski-Berchem,  (1907),   114  f.   11    (Strzygowski). 


■E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Keichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        ^5 

"Stelen  aus  Tschanakkalessi  und  Eskischehr;  alle  diese')  haben  in  der  Nischenkuppel 
das  Muschelschloß  unten. 

Gehen  wir  nach  Italien  über,  so  bietet  uns  wohl  Pompeji  die  ältesten  Beispiele 
in  Dekorationen  des  dritten  Stiles,  also  mindestens  seit  augusteischer  Zeit,  in  der 
Mosaikfontäne  im  Neapeler  Museum,  bei  gemalt  angedeuteten  Wandnischen  in  der 
Casa  del  Torello,  del  Centauro,  di  Sirico,  di  Cecilio  Secondo,  in  einer  Nische  der  Forums- 
thermen und  Regio  I.  Ins.  III  Nr.  25:  das  Muschelschloß  sitzt  hier  überall*)  oben. 
In  Rom  haben  wir  Beispiele  in  der  Stuckdekoration  eines  Grabes  an  der  Via  Latina, 
den  zahlreichen  Nischen  des  Janus  quadratus,  im  Tempel  des  Romulus,  des  Sohnes 
des  Maxentius,  an  Grabaltären  und  anderen  tektonischen  Werken,  endlich  an  Sarko- 
phagen wie  dem  bekannten  Junius-Bassussarkophag  in  den  vatikanischen  Grotten; 
ich  erwähne  auch  gleich  einen  anderen  christlichen  Sarkophag  in  der  Krypta  von 
S.  Ciriaco,  Ancona  (Ravenna  wird  für  sich  behandelt  werden);  alle  dieses)  weisen 
die   Nischenkuppel   mit   Muschclschloß   oben   auf. 

Von  den  westlichen  Provinzen  bietet  mir  Germanien  die  zahlreichsten  Beispiele 
an  Grabsteinen,  in  den  Museen  von  Mainz,  Trier,  Koblenz,  Bonn,  Köln,  Metz  usw. 
Nicht  wenige,  z.  B.  der  Grabstein  des  Musius  in  Mainz  oder  der  des  Firmus  in  Kreuz- 
nach, gehören  noch  der  ersten  Hälfte  des  l.  Jahrhunderts  an,  und  Altmann  4)  schließt 
mit  Recht,  daß  der  Typus  in  Italien,  woher  er  stammt,  noch  älter  sein  müsse:  überall  5) 
das  Muschelschloß  oben,  ebenso  in  Britannien  an  einem  Votivaltar,  in  Südfrankreich 
an  Grabstelen  und  Sarkophagen,  in  Spanien  an  einem  Sarkophag,  in  Nordafrika 
am  Bogen  von  Dschemila,  am  Prätorium  von  Lambäsis  und  einer  Grabstele;  ferner 

')  S  a  g  al  as  s  0  s:   Lanckoronski   II,   157   f.    133';  3)  V  i  a      Latina:      Springer-Michaelis     91911, 

Ephesus:    Forschungen  II,  46' (keine  Abb.);  511  f.  931;     lanusbogen:    Rossini,    Archi, 

Kodscha   Kalessi:    Headlam,   Eccles.  sites  Taf.  60;  R  0  m  u  1  u  s  t  e  m  p  e  l:Durm,  576f.  650; 

in    Isauria    JHS.    Suppl.     II    (1892),   Taf.   II.  Grabaltäre    u.  a. :    Altmann,  Rom.  Gr.  d. 

Isaurien     und     Pisidien:      Termessos:  Kaiserzeit,   Berlin   1905,   140   f.    114;   Amelung, 

Lanckoronski  II,  74  f.  24;  Ramsay,  Studies  in  Skulpturen  d.  vatik.  Mus.  I,  Taf.  25,  Nr.  91 — 91a; 

bist,  and  art  of  east.  provinces.     Aberdeen  1906,  ebd.,  Taf.  29,  Nr.  170 — 170  a;  ebd.,  II,  Taf.  58, 

ff.  I — 3,  6,  8,  21,  22,  31  (A.  M.  Ramsay);  S  i  d  a  -  Nr.     403;      Bassussarkophag:      Sybel, 

marasarkophage:  Strzygowski,  Orient  od.  Christi.  Antike  II.    Marburg  1909,  f.   18;  An- 

Rom,    Leipzig   1901,    46   f.    13  ff.;    Zusammen-  cona:  Garucci,  Storia  di  arte  crist.,  Taf.  326. 

Stellung  bei  Mendel,  Cat.  d.  Brousse    BCH.   33  Damit  das   für  Rom  charakteristische  Moment 

(1909),  333  f.,  kurze  Nachträge:  Mendel,  Cat.  d.  des  gelegentlichen  Auftretens  östlicher   Formen 

sculpt.  I  (Mus.  d.Cple.),  Cple.  191 2,  312  ff.;  Melfi:  nicht  fehlt,  hat  der  Grabaltar  des  Wunderknaben 

Arch.  Jahrb.  XXVIII  (1913),  277  ff.  (Delbrueck);  Q.  Sulpicius  Maximus  die  Nische  mit  Muschel- 

Tschanakkalessi:      Athen.     Institutsph.  schloß   unten:   Altmann,   219   f.    179. 

Kleinasien  Nr.  206,  207,   208;    Eskischehr:  4)  Grabaltäre,  208  f. 

Radet,   en   Phrygie,   Paris   1895,   Abb.  VI.  5)  S.  d.  Material  bei  Klinkenberg,  Die  röm.  Grab- 

*)  Pompeji:     Mosaikfontäne:    Ippel,    d.    dritte  denkmäier  K  ö  1  n  s  ,  Bonner  Jahrb.  108/9  (1902), 

pompejan.    Stil,    Berlin    1910    (Diss.),   21    f.   9;  Taf.  I,  i,  3,  7,  8;  bei  Weynand,  Form  u.  Dekora- 

C.  il  Torello:    ebd.,  24  f.  1 1 ;    C.  d.  C  e  n  -  tion  der  röm.  Grabsteine  der  Rheinlande  im 

tauro:    Röm.    Instph.  6061;  C.  d.  Sirico:  i.  Jahrb.,  ebd.,  Taf.  V,  5,  VI,  5,6;  ferner  bei  Bau- 

Instph.    51 61;     C.    d.    Cecilio     Secondo:  meister,  Denkmäler  III,  2052  f.  2265;  2054  f.  2267; 

Presuhn,  P.,Leipzigi882,Abt.  I.Taf.V;  Ther-  2056  f.  2269;  für   T  ri  e  r:    Hettner,  Steindenk- 

m  e  n:  Mazois,  Ruines  d.  P.  IIP  p.,  pl.  XLVIII;  mäler,  58  Nr.  92;  73  Nr.  137;  133  Nr.  308;  Der- 

Reg.   L   Ins.   III,  Nr.  25:  Instph.  5211.  selbe,  Führer,  6  ff.  Nr.  6;  10  ff.  Nr.  11 ;  17  f.  Nr.  14. 


56        ^-  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

an  je  einer  Grabstele  auch  aus  Aquileja  und  Agram:  überall ')  die  Nische  mit  Muschel- 
schloß oben:  darin  offenbart  sich  eine  klare  Scheidung  zwischen  Ost  und  West. 

Interessant  sind  nun  vor  allem  die  Grenzgebiete  und  die  späteren  Jahrhunderte 
bis  zur  justinianischen  Zeit.  Der  Diokletianspalast  bietet  uns  leider  kein  erhaltenes 
Beispiel;  wir  würden  wohl  wie  in  Baalbek  einen  Wechsel  zu  erwarten  haben.  Saloniki 
hat  am  Galeriusbogen  Nischen  mit  Muschelschloß  oben,  während  die  Akanthusblätter 
im  Abschlußgesims  von  östlichem  Typus  sind.  An  den  beiden  dorther  stammenden 
Ambonen  frühbyzantinischer  Zeit  sitzt  das  Muschelschloß  unten,  ebenso  in  einem 
Mosaik  der  Demetriuskirche  mit  dem  hl.  Demetrius  als  Orans,  in  den  Mosaiken  der 
Georgskirche  dagegen  oben*).  Ganz  ahn  lieh  verhält  es  sich  mitRavenna:  an  den  Sarko- 
phagen, an  kleinen  Ädikulen,  an  den  Nischen  der  Maximianskathedra  sitzt  das  Muschel- 
schloß unten,  in  den  Mosaiken  fast  durchgeh ends  oben:  in  Galla  Placidia  mit  Adler- 
kopf als  oberem  Abschluß,  im  Neonsbaptisterium  in  der  Zone  mit  den  Altären,  in 
S.  Apollinare  Nuovo  zwischen  den  kleinen  biblischen  Szenen  ganz  oben  und  selbst 
in  S.  Vitale  in  dem  Zeremoniarbild  über  Theodora;  dagegen  strahlen  die  Kannelüren 
der  Flachnische  im  Chor  von  S.  Vitale  über  der  Empore  von  unten  aus  und,  was  sehr 
bezeichnend  ist,  über  den  Stuckreliefs  vom  Neonsbaptisterium  und  in  den  Chor- 
mosaiken von  S.  Apollinare  in  Classe  wechselt  wieder,  wie  in  Baalbek,  Muschel- 
schloß oben  und  unten  3).  Unverkennbar  scheint  mir  daraus  hervorzugehen,  daß  in  der 
Mosaikmalerei  eine  starke  westliche  Tradition  4)  fortwirkt  (von  Pompeji  aus."*); 
so  versteckte  Anzeichen  sprechen  deutlicher  als  manche  falsch  angepackte  stilistische 
Untersuchung.    Das  Muschelschloß  unten  weisen  die  wohl  von  Konstantinopel  aus- 

')  Bri  t  anni  e  n:  z.  B.  Altarv.  Bureni,  jetztMus.  bom    '1913,     487     £.    185;      Demetrius- 

V.  Edinburg:   Rivoira,  Origini  dell'archit.  lomb.,  kirche:  Isvestija  russ.  Inst.  Konstantinopel, 

Müano  '  1908,  485   f.  433;Arles;    Grabaltäre:  XIV  (1909/10),  Taf.  I,  VI;  Georgskirche: 

Altmann,     207    f.    164,    208   f.    166,     vgl.     dazu  Holtzinger,  151   f.   105. 

Altar   der    Göttin    Nehalennia    aus    Lugdunum        3)  Sarkophage:    die    ganze  Reihe  mit  einem 

Batavorum  (Leiden),  Catal.  mostra  archeol.  verwandten  Stücke  in  Padua  am  bequemsten  bei 

Roma    1911    Abb.   163;     Sarkophag:    Sybel  II,  Venturi,  Storia  dell'  arte  ital.  I,  Mailand  1901, 

f.  26,  vgl.  damit  Sarkophag  in  L  e  i  d  e  n:  Wulff,  210  f.  197  ff.;Maximianskathedra:  Ven- 

Altchristl.   u.  byz.   Kunst,    113    f.  94,  und  Sar-  turi,  301   f.  2830.;  Aedikulen:  Holtzinger, 

kophag  in    der   Ny-Carlsberg-Glyptothek:    Bil-  130  f.  99!.;    Galla    Placidia:    Götz,  Ra- 

ledtavler,  Kopenhagen  1907,  Nr.  829  Taf.  LXXII;  venna,  Leipzig  1901,  23  f.  16;  N  e  o  n  s  b  a.p  t  i  - 

Spanien,    aus  Empuries:  Puig  y  Cadafalch,  sterium:     Holtzinger,     115    f.  92;    Venturi, 

Arquitectura  romanica  a  Catalunya,   Barcelona  126  f.  114,  für  die  Stucknischen  ebd.,  128  f.  116; 

1909,272   f.  323;  D  j  e  m  i  1  a:   Gsell,  Monum.  I,  S.   Apollinare    Nuovo:     am  besten  bei 

Taf.  36;   Lambäsis:    I,  Taf.  8  (kaum  zu  er-  Ricci,   Ravenna,    Bergamo  '1906,   Taf.  55,   56, 

kennen);    Stele   in    Timgad:     Ballu-Cagnat,  vgl.  Venturi,  134  f.  1233.;   S.  Vitale:    über 

Mus.  d.  T.,  Paris  1903,  Taf.  V,  2;   Aquileja;  Theodoramosaik :  Ricci,  f.  100,  Venturi,  130  f.  119; 

nach  Ny-Carlsberg  gelangt:  Altmann,  206  f.  163;  in  der  Empore:  Götz,  60  f.  49,  vgl.  mit  Codex 

Agram:     Brunsmid,     Kam.     sporn.     Vjesnik  Rossanensis Venturi,  152  f.  142;  S. Apollinare 

N.  S.  X  (1908/09),  163,  Nr.  358.  in    Classe:  Götz,  70  f.  62  über  den  Einzel- 

^)  Galeriusbogen:   Kinch,  L'arc  de  triomphe  personen    oben;    über    den    Szenen,    71   f.  63  f. 

de  S.,    Paris  1890;   Ambone:   Holtzinger,  Die  unten. 

altchristl.  Archit.  in  systemat.  Darstellung,  Stutt-  4)  Vgl.  auch  das  Apsismosaik  der  Vorhalle  des  La- 
gart 1889, 172  f.  115;  mitdenMagierdarstellungen:  teransbaptisteriums,  sog.  Kapelle  der  hh.  Rufina 
Kaufmann,  Handb.  d.  christl.  Archäol.,  Pader-  u.   Seconda:  Venturi,   119  f.  106. 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung,        67 

gehenden  profanen  und  sakralen  Diptychen  auf,  in  S.  Marco  die  reliefierten  Ziboriums- 
säulen, Reliefs  vom  Sturzbalken  des  Nordportals,  eine  Nische  in  der  Vorhalle,  ferner 
eine  kleine  Ädikula  in  Kreta,  dagegen  oben  ein  skulpiertes  Marmorreliquiar  in  Parenzo, 
eine  in  Marmor  eingelegte  Ädikula  in  der  Agia  Sophia  und  ein  Elfenbeinrelief  mit 
Christus  in  Rom '). 

Was  ergibt  sich  daraus  für  Baalbek  und  weiter?  Die  geschlossene  Reihe  der 
östlichen  Beispiele  hat  die  Nische  mit  Muschelschloß  unten,  die  geschlossene  Reihe 
der  westlichen  Beispiele  hat  das  Muschelschloß  oben,  und  zwar  schon  vom  Beginn 
der  Kaiserzeit  an;  es  ist  ohne  weiteres  verständlich,  daß  die  Form  im  Osten  in  die 
christliche  Kunst,  die  koptische,  syrische  usw.  und  die  islamische  übergeht,  während 
im  Gebiete  der  byzantinischen  Kunst,  namentlich,  wo  sie  nach  dem  Westen  über- 
greift, die  Verhältnisse  in  charakteristischer  Weise  gestört  sind:  in  Ravenna  können 
wir  daraus  den  sicheren  Schluß  ziehen,  daß  für  die  Plastik  vorwiegend  östHche,  für 
die  Mosaikmalerei  zum  wenigsten  auch  westliche  Einflüsse  in  Frage  kommen; 
ähnliches  gilt  für  Saloniki,  und  die  zwei  Beispiele  aus  Parenzo  und  der  Hagia  Sophia 
beweisen,  daß  von  der  ornamentalen  Tradition  des  Westens  nicht  jede  Spur  in  der 
byzantinischen  Kunst  verloren  gegangen  ist,  wofür  übrigens  auch  noch  mancherlei 
andere  konkrete  Dinge  sprechen.  Daß  Baalbek  in  der  Kaiserzeit,  Ravenna  besonders 
und  Saloniki  in  frühbyzantinischer  Zeit  mehrmals  im  selben  architektonischen 
Ganzen  wechseln,  ist  ein  untrüglicher  Gradmesser  für  die  sich  kreuzenden  Einflüsse 
und  Traditionen  von  Ost  und  West.  Daß  das  in  Baalbek  von  Anfang  an  der  Fall  war, 
dafür  zeugt  das  zu  allererst  besprochene  korinthische  Kapitell,  für  das  sich  nur  in 
Rom  und  im  Westen  in  der  reifaugusteischen  Zeit  Analogien  finden  ließen.  Es  liegt 
das  nicht  am  Mangel  an  östlichen  Beispielen  allein,  denn  bei  genauem  Zusehen  findet 
sich  schon  eine  kleine  Anzahl,  z.  B.  das  Kapitell  des  Augustustempels  von  Ancyra, 
des  Peripteros  von  Suwedah,  Kapitelle  in  Siah  und  eines  in  Athen  ^);  aber  ebenso 
wie  der  Osten  in  der  Ausbildung  der  Akanthusranke,  wenn  man  gleichzeitige 
Beispiele  im  Westen  vergleicht,  Rom  gegenüber  bedeutend  zurückgeblieben  ist  (siehe 
unten  S.  78  ff.),  so  wird  er  auch  sonst  in  der  Ausbildung  der  Ornamentik  überhaupt 
und  besonders  der  kanonischen  Form,  des  korinthischen  Kapitells  von  der  rasch 
vorwärtsgehenden  Hauptstadt  überholt,  die  dann  bei  der  gleichzeitigen  Durch- 
dringung auch  des  Ostens  mit  römisch-lateinischen  Kolonien  ihre  neuen  Schöpfungen 
überallhin  einführte  und  dadurch  den  Grund  legte  zu  der  überraschenden  Einheit- 
lichkeit der  kaiserzeitlichen  Architektur  in  allen  Provinzen,  was  die  Grundlagen 
oder  Voraussetzungen  betrifft,  im  schroffsten  Gegensatz  zu  den  überall,  besonders 
in   späthellenistischer   Zeit,    ausgebildeten   provinzialen    Sonderformen. 

')  Diptychen:    Viel  Material  bei  Venturi,  376  Holtzinger,    131    f.  101    mit  falscher   Beischrift; 

f.  346  f.;  381  f.  350;  390  f.  356;  392  f.  358;  ferner  Agia     Sophia:    Lethaby-Swainson,    Church 

Wulff,    193    f.  194  ff.;    S.    Marco,    Ciborium-  of  S.   S.,  245  f.  49;   Antoniadis,  Ekphrasis  Ag. 

Säulen:  Venturi,  233  f.  220  ff.;  Nordportal:  Wulff,  Soph.,  Athen  1908,   17  f.  201 ;   Rom:  Venturi, 

132  f.  121  f.;    Kreta:    Gerola,  Monum.  veneti  431  f.  393. 

di  Creta   II,  37   f.   16.;   Parenzo:   Lasteyrie,  '^  Ancyra:    Perrot-Guillaume,   a.   a.   0.;     Su- 

L'archit.  relig.  en  France,  Paris  191 2,  96  f.  80,  u.  wedah:   Butler,  a.  a.  0. ;    Siah:    Butler  339; 
Athen:   Meurer,  Vergleich.  Formen!.,  524  f.  4. 


63        ^-  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

Kehren  wir  wieder  zum  Bakchustempel  zurück,  sb  bleiben  uns  neben  den 
Kapitellen  des  Peristyls  noch  die  Kapitelle  in  der  Cella,  zunächst  die 
korinthischen  über  den  vorgeblendeten  Drei viertelsäulen ')!  Gegenüber  dem  Kanon, 
wie  er  aus  der  Summe  der  sonstigen  Beispiele  gewonnen  wird,  zeigen  sie  kleine,  aber 
eigenartige  Abweichungen:  die  Blattlappen  der  Kranz-  und  Hochblätter  sind  weder 
gehöhlt,  noch  sind  die  einzelnen  Zacken  selbständig  durchgebildet  (vgl.  Abb.  32):  diese 
bilden  nur  die  kurze  Randbezackung  eines  im  wesentlichen  eben  belassenen  Lappens, 


Abb.  32.     Baalbek,  kl.  Tempel. 


der  sein  Leben  in  Licht  und  Schatten  nur  durch  die  in  der  Lappendiagonale  durch- 
gebohrte Rille  erhält,  auf  die  hin  die  beiden  Lappenhälften  sich  leise  hereinneigen: 
das  Blatt  nimmt  so  eine  Mittelstellung  zwischen  den  beiden  Typen  des  Peristyls  ein; 
es  macht  in  ausgesprochenster  Weise  den  Eindruck  einer  in  Metalltechnik  geschaffenen 
Form;  es  ist  alles  so  fein  ausgetrieben  und  wieder,  wie  in  den  Caulis  und  Helices, 
so  scharf  umrissen;  nur  ein  dunkel  schimmerndes  Material  kann  soviel  größere  glatt 
belassene  Flächen  neben  schmale  Rillen  setzen  und  doch  die  gleichen  reichen  Licht- 
und  Dunkelwirkungen  erzielen  wie  die  hellere,  vielfach  gebrochene  Steinform. 
Wenn  ich  mir  ein  Bronzekapitell  vorstellen  wollte,  dessen  Vorkommen  in  Baalbek  für 
Caracallas  Zeit  inschriftlich  gesichert  ist,  für  Palmyra  sich  aus  den  konischen  glatten 
Kapitellkörpern  erschließen  läßt  *)  —  deren  kostbares  Material  aber  der  Raubgier 


')  Vgl.  Frauberger,  Taf.  19. 


')  Baalbek:    Arch.    Jahrb.    XVII    (1902),   89; 
Palmyra:  Wood,  Taf.  XVII. 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        ÖQ 

der  Jahrhunderte   nirgends   standhalten   konnte  — ,    s  o   würde    ich   es  mir  rekon- 
struieren. 

Die  flachen  Wandnischen  zu  Seiten  des  erhöhten  Adytons  sind  reicher  aus- 
gestattet, ihre  schön  ornamentierten  Bogen  ruhen  auf  Pilasterkapitellen 
kompositer  Ordnung  (Abb.  32);  ihre  Kranz-  und  Hochblätter  haben 
denselben  Blattcharakter  wie  die  übrigen  korinthischen  Kapitelle  in  der  Cella.  Die 
Kalathosfläche  ist  zwischen  der  Blattreihe  und  den  Horizontalkymatien  des  jonischen 
Teiles  besonders  verziert,  und  zwar  bevorzugt  die  linke  Wand  eine  andere  Form 
als  die  rechte;  die  einen  Kapitelle  zeigen  Pfeifenschmuck  (vgl.  Trajaneum  in  Per- 
gamon,  umlaufende  Hallen,  Hadrianstor  von  Adalia  und  sonstige  besonders  klein - 
asiatische  Beispiele  '),  die  anderen  die  viel  seltenere  Bekleidung  mit  Schmalblättern, 
die  eine  Mittelrille  haben  (ein  analoges  Beispiel  bietet  der  erste  Stock  der  Bibliothek 
von  Ephesus;  der  Ausgangspunkt  sind  sicher  die  sogenannten  Schilf blattkapitelle 
wie  Athen,  Turm  der  Winde  2)  usw.).  Der  jonische  Teil  besteht  aus  dem  daktylischen 
Perlstab,  einem  Eierstab,  der  den  Volutenkanal  gänzlich  überwuchert,  ebenso  üppig 
sind  die  als  Zwickelfüllung  verwendeten,  aus  einer  Blattdüse  hervorsprießenden 
Halbpalmetten,  ganz  frei  bleibt  nur  das  mittlere  Eiblatt  mit  den  Pfeilblättern:  alles 
ist  sehr  effektvoll,  mit  scharfen  Graten  und  tiefen  Durchbrechungen  gearbeitet.  Die 
Voluten  sind  meist  abgebrochen.  Der  Abakus  ist  insofern  ungewöhnHch,  als  der 
Volutenkanal  des  jonischen  Aufsatzes  die  Hohlkehle  des  Abakus  so  ziemlich  ver- 
drängt hat,  dafür  ist  die  Welle  mit  einem  kräftigen  Blattstab  verziert,  über  dem  dann 
in  der  Mitte  die  Blüte  sitzt.  Über  eine  andere  merkwürdige  Form  eines  kompositen 
Pilasterkapitells  siehe  unten  S.  89 f. 

Die    Einzelformen    des    Gebälks. 

Wir  setzen  die  Betrachtung  am  Gebälk  fort,  immer  bemüht,  brauchbare  Kriterien 
zu  erhalten,  um  die  Entstehungs-  und  Ausführungszeit  unserer  Bauten,  den  engeren 
und  weiteren  Kreis,  in  den  sie  einzustellen  sind,  genauer  zu  umgrenzen  und  größere 
Klarheit  in  der  Formengeschichte  der  kaiserzeitlichen  Architektur  zu  erzielen. 

Der  Architrav  besteht  hier  durchgehends  aus  drei  Faszien,  die  durch 
Perlstäbe  gegeneinander  abgesetzt  sind,  der  obere  Abschluß  besteht  aus  Eierstab 
und  Hohlkehle  mit  Palmettenreihung.  Beobachten  wir  nun  den  E  i  e  r  s  t  a  b  ,  dessen 
Entwickelung  oben  in  größeren  Zügen  verfolgt  worden  ist,  etwas  näher,  so  zeigt  sich, 
daß  seine  Formbildung  im  stärksten  Sinne  auf  fernsichtige  Wirkung  berechnet  ist; 
den  entscheidenden  Schritt  zu  dieser  Behandlung  hat  wahrscheinlich  schon  die 
claudische  Zeit  getan,  jedenfalls  sind  seine  Folgen  in  der  flavischen  Zeit  in  Rom 
überall  zu  beobachten:  Jedes  selbständige  Glied  wird  so  tief  umrissen,  daß  es  hell 
auf  dunklem  Grunde  zu  schweben  scheint  und  ein  plastisch  modellierendes  Ineinander- 

")  Pergamon:    Altertümer    V,     2,    Taf.   XII;  ausführliche    Erörterungen    über    das     Pfeifen- 

Adalia:  Lanckoronski  I,  Taf.  7;  das  vorläufig  kapitell  namentlich  in  byzantinischer  Zeit :  Wulff, 

früheste  mir  bekannte  Beispiel  bietet  das  Kom-  Amtl.    Ber.   Kgl.   Kunstss.    1912   (Jan.),  93  ff. 

positkapitell  vom  vorflavischen  Markttor  in  Milet;  ')  Athen:    Stuart-Revett,    I.   Chap.    III,   pl.  7. 
Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX.  6 


70        E-  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

verschwimmen  von  Halblichtern  und  -schatten  vermieden  ist.    Das  Zwischenblatt, 
durch  die  Umbohrung  bis  auf  zwei  Punkte  von  den  Schalenstegen  losgelöst,   wird 
im  allgemeinen  zum  Pfeilblatt.    Das  genügt  aber  unserem  Architekten  von  Baalbek, 
der  sicherlich  kein  schematischer  Kopf  war,  sondern  den  Reichtum  und   die  Ab- 
wechslung der  Formen  bis  zum  Ungemessenen  liebte,  nicht:  an  Stelle  des  einfachen 
Pfeiles  tritt  ein  zwei-  und  dreigespitzter,  die  Spitze  kehrt  sich  auf-  und  abwärts  oder 
wird  rautenförmig,  die  Raute  wird  in  der  Mitte  durchbohrt,  eine  Art  Paragraphen- 
zeichen  und  Gittermotive  finden  sich,  im  Rahmen  der  schönen  Tür  kommt  selbst 
einmal  ein  doppeltes  Dreiblatt  vor,  das  an  die  Kelchblüten  zwischen  den  Eiblättern 
im  Abakus   des   Kapitells  vom   Concordiatempel   erinnert.      Ein    gefiedertes   Blatt 
findet  sich  auch  einmal  am  Tempel  von  Bosra  (Taf.  IV,  2).    Die  Regel  bleibt  jedoch 
der  Eierstab  mit  dem  Pfeilblatt  (in  Syrien  ist  auch  das  Rautenblatt  nicht  selten), 
der  uns  das  erwünschte  Vergleichsmaterial  bietet.    Am  Tychetempel  von  Sunamen 
(vgl.  Abb.  21)  vom  Jahre  191  zeigt  der  Eierstab  im  Architravabschluß  einen  Eierstab 
mit  kurzen  nach  unten  scharf  zugespitzten  Eiblättern,  die  Schale  oben  offen  ansetzend, 
in  der  Mitte  aber  außerordentlich  ausgeweitet,  die  Schalenstege  schmal.    Das  Pfeil- 
blatt hat  einen  gleichmäßig  geraden  Stengel  mit  senkrecht  dazu  abgehenden  Pfeil- 
haken fast  in  Kreuzform.    Der  Peripteros  von  Damaskus,  dessen  Bauzeit  sich  über 
das    3.    Jahrh.     erstrecken     muß    —    die    Kapitelle    des    sogenannten    Triumph- 
bogens   auf    der    Westseite    gehören     etwa    der    Wende    des    2./^.    Jahrhs.    an, 
ein  noch  teilweise  erhaltenes  Kapitell  des  östlichen  Zugangs  zum  Peripteros  kann 
nicht  vordiokletianisch  sein  — ,  hat  im  sogenannten  Triumphbogen  ')  eine  verwandte 
Form  des  Eierstabes  mit  weniger  spitzem  Eiblatt,  dagegen  ist  die  Schale  so  stark 
ausgeweitet,  daß  sie  längs  oval  ist  im  Gegensatz  zum  hochovalen  Eiblatt,  die  Schale 
hat  schmale  Stege  und  kurzschaftige  Pfeilblätter,  die  seltener  mit  Rautenblättern 
wechseln  (vgl.  Abb.  40  von  der  Südtür).    In  der  Ausführung  wird  er  durch  eine  gewisse 
Trägheit   und   Unlust   zu   scharfer   Linienführung  charakterisiert,   er  befindet  sich 
bereits    wieder    auf    dem    abwärtsführenden    Weg,    den    das    3.  Jahrh.    im    Osten 
und  Westen  gleichmäßig  geht.     Ähnlich  charakterisiert  sich  auch  der  Tempel  von 
Bosra     (Taf.    IV,    2),    der    ebenfalls    in    die    Wende    des    2./3.    Jahrhs.    gehören 
mag;  die  querovale,  weit  gehöhlte  Schale  bildet  für  diese  Zeit  das  charakteristische 
Element,  das  Pfeil-  oder  Rautenblatt  tritt  demgegenüber  zurück.    Das  Nymphäum 
(Taf.  V,  2)  von  Gera§  zeichnet  sich  gegenüber  den  zwei  letzten  Beispielen  durch  die 
scharfe  und  elegante  Zeichnung  aus,  wiewohl  auch  hier  das  Ei  kurz  und  rundhch, 
die  Schale  klaffend  in  querovaler  Richtung  geöffnet  ist.   Als  Zwischenblatt  tritt  Raute 
und  Pfeil  auf,  letzter  mit  fein  ausgezogener  Spitze.     Kommen  wir  endlich  zu  den 
Propyläen   (Taf.  V,   l)  des  Großen  Peripteros,  so  bemerken  wir  als  auffallendsten 
Unterschied  die  langovale  Form  des  Eiblattes,  deren  Umriß  auch  die  Schale  mit 
feinen  Stegen  folgt  ohne  auffallende  Ausbauchung,  das  Pfeilblatt  fußt  ebenfalls  in 
Übereinstimmung  mit  dem   Schalenrande  breiter,   die  Pfeilhaken  setzen  hoch  an, 
die  Spitze  ist  lang  und  dünn  ausgezogen.    Vergleichen  wir  damit  den  Eierstab  vom 

•)  Abgeb.   z.  B.   Hftrard-Zeiller,   165. 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Diflferenzieiung.        7  i 


Bakchustempel,  so  gibt  es  keine  Form,  die  ihm  näher  stünde;  so  gut  man  das  Pilaster- 
kapitell  von  den  Propyläen  mit  dem  des  Bakchustempel  unbemerkt  vertauschen 
könnte,  ebenso  auch  seinen  Eierstab.  Es  scheint  ja  ganz  begreiflich,  daß  beim  natür- 
lichen Fortgang  der  Entwickelung  die  Schale,  die  mit  dem  Eiblatt  verwachsen  war, 
dann  durch  die  Umbohrung  abgelöst  wird,  zuerst  ganz  dem  Umriß  des  Eiblattes 
folgt  und  erst  später  selbständiger  behandelt  und  in  der  Mitte  ausgetrieben  wird 
bis  zur  klaffenden,  querovalen  Schalenform ;  diese  Entwickelung  scheint  sich  in  Syrien 
in  den  letzten  Jahrzehnten  des  2.  Jahrhs.  erst  vollzogen  zu  haben:  auch  das 
Gebälk  des  Bet  el  Tei'  genannten  Tempels  von  Gera§  steht  den  Propyläen  und  Baalbek 
näher  als  etwa  Sunamen,  und  in  Baalbek  selbst  ist  an  den  Propyläen  und  am  Rund- 
tempel nirgends  eine  so  weitgehende  Zerformung  wie  am  Tychäon  und  den  ver- 
wandten Beispielen  zu  bemerken. 

Weiterhin  schulden  wir  der  Hohlkehle  mit  den  abwechselnden  Palmetten 
Aufmerksamkeit:  eingerollte  und  Fiederpalmetten  folgen  sich  im  Wechsel,  vollkommen 
unverbunden:  wie  ein  feines  Spitzengewebe  überziehen  sie  die  Hohlkehle;  welcher 
Unterschied  gegenüber  dem  Großen  Tempel  mit  den  Blattkelchen  und  den  Cauliculi, 
wo  trotz  der  größeren  Zahl  der  Füllmotive  noch  viel  mehr  Grund  freibleibt!  Die 
Entwickelung  von  der  ersten  zur  zweiten  Form  zu  verfolgen,  müßte  auch  ergebnisreich 
sein,  allein  dafür  versagen  uns  die  syrischen  Beispiele  ganz;  nur  die  Innenseite  der 
Propyläen  vonGeraä  weist  unter  dem  Pf  eifenf  ries  die  gleiche  Reihung  auf;  die  Straßen- 
seite der  Propyläen  und  dasNymphäum  von  öera§  (Taf.  V,  i,  2)  haben  an  dieser  Stelle 
eine  kleine  Spiralranke,  ebenso  der  Tempel  von  Bosra  (Taf.  IV,  2),  der  Tempel  vonSuna- 
men  eine  mit  Kleeblatt  ausgesetzte  Spiralranke.  Zur  Verfügung  stehen  nur  das  Theater 
von  Amman  und  der  sogenannte  Triumphbogen  (richtiger  das  Propylon)  von  Damaskus 
und  nichtsyrische  Beispiele  besonders  in  Kleinasien.  Das  Theater  von  Amman, 
das  sicher  in  die  zweite  Hälfte  des  2.  Jahrhs.  gehört,  zeigt  Fieder-  und  auswärts 
gerollte  Palmetten  unverbunden  in  grobschlächtiger,  aber  stark  unterschnittener 
Arbeit;  dagegen  ist  die  Reihung  in  Damaskus  ganz  flach,  kaum  umtieft  gearbeitet. 
In  Kleinasien  findet  sich  die  zusammenhanglose  Reihung  am  Aphroditetempel  von 
Aphrodisias  und  am  Theater  von  Hierapoüs,  beides  Bauwerke  aus  der  Wende  vom 
2-/3*  Jahrh.,  am  Theater  von  Aspendos  aus  Marc  Aureis  Zeit  und  am  Nymphäum 
ebenda,  am  Theater  von  Perge,  am  Tempel  des  Antoninus  von  Sagalassos  usw.  Am 
Oberstock  der  Bibliothek  von  Ephesus  sind  Palmetten  durch  liegende  S- Spiralen 
verbunden  ').  An  Feinheit  der  Ausführung  reichen  die  späteren  syrischen  und  klein- 
asiatischen Beispiele  nicht  an  Baalbek  heran. 


')  Aphrodisias:  Daß  der  Aphroditetempel 
nicht  in  die  hadrianische  Zeit  gehört,  wie  Mendel, 
Comptes  rend.  1906,  184  grundlos  annimmt, 
sondern  im  wesentlichen  in  das  2./3.  Jahrh., 
habe  ich  Athen.  Mitt.  1914,  43  bemerkt  und 
bringe  hier  weitere  stilistische  Belege;  wahr- 
scheinlich stammen  zwei  Kapitelle,  die  am  Dorf- 
eingange ganz  in  der  Nähe  der  Propyläen  des 
Tempels  sich  finden  und  spätere  Analogien  zum 


Caracallatempel  von  Atil  bieten  (0.  Abb.  23  a,  b), 
aus  einer  der  Hofhallen.  H  i  e  r  a  p  o  1  i  s:  Datie- 
rung annähernd  aus  der  Inschrift :  Humann,  Alter- 
tümer von  Hierapolis  (IV.  Ergänzungsheft  zum 
Jahrb.),  69  (Judeich);  Aspendos:  Theater: 
LanckoronsW  I,  110  f.  86,  Taf.  XXVI;  Nym- 
phäum: 100  f.  78;  Perge:  ebd.  I,  54  f.  39; 
Sagalassos:  ebd.  11,  148  f.  120;  Ephesus: 
österr.  Jahresh.  XI  (1908),    132  f.  33  (Wilberg). 

6* 


72        E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  uhd  Differenzierung. 

So  bleibt  vom  Architrav  nur  noch  der  Soffittenschmuck  vom  Peristyl 
zu  besprechen'):  er  ist  in  jedem  Interkolumnium  in  sich  abgegrenzt  und  besteht 
aus  verschiedenen  Wulstmotiven,  z.  B.  dem  fünfsträhnigen  Flechtband  mit  Knopf- 
schmuck dazwischen,  dem  Blattstab  aus  Lorbeerblättern  und  -fruchten  mit  einer 
Rosette  als  Mittelstück  und  ähnlichem;  gerahmt  werden  sie  von  der  lesbischen  Welle 
im  Kleeblattbogenschema  syrischer  Form.  Um  das  syrisch  zu  begründen, 
muß  ich  wiederum  weiter  ausholen. 

Die    lesbische    Welle    (dazu   Beilage  5). 

Über  die  ältere  Geschichte  des  lesbischen  Kymations  sind  wir  neuerdings 
durch  eine  Arbeit  von  Weickert  *)  besser  unterrichtet,  .für  die  spätere  Kaiserzeit 
jedoch  und  besonders  die  römische  Provinzialkunst  sind  seine  wenigen  Darlegungen 
unzureichend,  das  entwickelungsgeschichtliche  Moment  ist  ebenso  wie  die  klar  aus- 
geprägte provinzielle  Differenzierung,  die  uns  beide  recht  wertvolle  Aufschlüsse 
vermitteln,  zu  wenig  betont.  Für  die  Bestimmung  der  syrischen  Form  stehen  nur 
Propyläen,  Bet  el  Te'i  und  Nymphäum  in  6era§,  der  Bakchustempel,  die  Hofhallen 
und  der  Rundtempel  in  Baalbek  und  der  Tempel  von  Bosra  zur  Verfügung:  der  Klee- 
blattbogen ist  mit  dem  Lanzettblatt,  das  von  der  Spitze  aus  nach  oben  sich  rasch 
verbreitert  und  mit  den  Kleeblattbogen  gleich  Fühlung  gewinnt,  fest  verwachsen, 
das  ehemalige  Innenblatt,  das  seit  der  augusteischen  Zeit  von  seinem  umrahmenden 
Schalensteg  losgebohrt  und  selbständig,  vielfach  als  Blume,  stilisiert  wird,  wodurch 
das  entgegengesetzte  Richtungsmoment  in  die  lesbische  Welle  kommt,  ist  noch 
einmal  durch  eine  vertikale  Rille  geteilt,  wodurch  es  in  zwei  Halbblättchen  von 
keuliger  Form  zerfällt  (Abb.  33  a).  Am  jüngsten  Beispiele  in  Bosra  (Abb.  33  b) 
zeigt  sich,  wie  in  allen  übrigen  Formen,  eine  starke  Trägheit  in  der  Durchführung, 
aber  der  Typus  bleibt.  Eine  Entwickelung  zu  erkennen,  gestatten  uns  diese  Beispiele 
in  der  kurzen  Zeit  nicht,  namentlich  erfahren  wir  nicht,  was  wir  gerne  wüßten,  wann 
sich  die  Ausbildung  des  typischsten  Bestandteils,  die  Zweiteilung  des  Innenblattes, 
vollzogen  hat.  Glücklicher  liegen  dafür  die  Verhältnisse  in  Kleinasien.  Beispiele 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  2.  Jahrhs.  bieten  das  Theater  von  Aspendos  und 
der  korinthische  Tempel  von  Termessos  3) :  wir  bemerken  daran  eine  viel  weiter- 
gehende Umformung  der  lesbischen  Welle:  oben  wird  ein  ganzes  Stück  durch  das 
folgende  Profil  abgeschnitten,  so  daß  sich  der  Kleeblattbogen  nicht  mehr  schließt; 
das  Lanzettblatt  ist  im  Gegensatz  zu  Syrien  gänzlich  umbohrt,  aber  so,  daß  von  den 
beiden  Bogennasen  zwei  schmale  Stege  sich  loslösen  und  mitgehen,  also  drei  Stege 
innerhalb  des  Kleeblattbogens  fußen.  Dagegen  bleibt  das  ehemalige  Innenblatt 
in  seiner  augusteischen  Form  so  gut  wie  unberührt:  Kleinasien  verfährt  also  der 
lesbischen  Welle  gegenüber  gerade  umgekehrt  wie  Syrien.  In  dieser  typisch  klein- 
asiatischen Form  tritt  sie  uns  auch  an  einer  Reihe  von  Werken  der  tektonischen  Plastik 
entgegen,  die  zum  Teil  durch  den  antiken  Export  weit  von  ihrem  Ursprungslande 

•)  Frauberger,  Taf.  9.  >)  W.,  Das  lesbische  Kymation,  München  1913. 

3)  Laiickoronski   I,  87  f.  42. 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  1914. 


Beilage  5  zu  Seite  72  ff. 


A()l>.33a^  Ba'«^*^'«^j  lUxvMtA Te*v\f>tL 


Al;((.  33  b-    Bo5ra.^  TenvpeL  . 


Abb.33  6  .^eTU/ic^L^>n-^  G-to-iiesk.i-i'C^ve 


AU  a'»  «...Aliltt    Mo'iKttoi 


A\r\j  SH ■  ir ■  ApArc»<lusi.<vi  .Tf)eA.nve^-vv, 


Xi. 


AU.Sf.  a,  .rp^uutt.5-  ,Bi(.Li.otKek.,t)tM^5tocK . 


AH..3'<.'J.  A|äd-<3d,'uJia.5     T-roipyUxxx^n. 


A(.l  J4    c.£f5AtiLu>,3i./rtLot<U-K,W/VvteaJCot/t 


AI)Ir-3t   .£..  5a,vK.o/-,<x»^    i/on.    M^li.. 


Al>t.  S^^.^.  Hu/Uii30lis,  "U-juxXtA^- 


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AUi'f.L.Koyyv,  SoaJu.^,^  4.l/.aQ.Bor(j/u4e  AU.ZH-.^...  ipaUO^r  ,  PtolUtttÄ^spa-CcKt 


Abk.  3'4.«     K^Ua^    B^za.nX..OrVLi,pioCLK^ 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        71 

weggebracht  worden  sind:  an  den  Sarkophagen  der  Sidamaragruppe ;  der  größte  Teil 
der  heute  bekannten  Stücke  ist  zudem  in  Klcinasien  gefunden  oder  durch  seinen 
Marmor  dahin  verwiesen;  es  gehört  aber  auch  mit  voller  Sicherheit  der  Sarkophag 
von  Melfi  dahin  und  nicht  etwa  nach  Griechenland  '),  auch  steht  er  nicht  allein, 
sondern  bildet  mit  anderen  eine  den  Sidamarasarkophagen  nächstverwandte,  im  allge- 
meinen frühere  Gruppe,  die  sich  am  auffälligsten  durch  ihre  Kapitcllform  von  der 
ersteren  unterscheidet,  worauf  bei  der  bisherigen  Zusammenstellung  nicht  geachtet 
worden  ist.  Aus  dem  Mendelschen  Katalog  (s.  o.  S.  65'))  müssen  zum  mindesten 
Nr.  5  aus  Üskeles  in  Lydien,  Nr.  24  aus  Giardino  Colonna,  Nr.  26  aus  dem  Vatikan, 
Nr.  34  aus  Myra,  Nr.  36  aus  Cassaba  in  Lydien  in  die  neue  Gruppe  eingestellt  werden, 
dazu  kommt  ein  Sarkophag  in  Sardes  und  ein  größeres  Eckfragment  im  Kunsthandel 
in  Smyrna,  angeblich  aus  Ephesus,  das  mir  durch  Photographie  bekannt  wurde. 
Wenn  erst  einmal  die  schon  bekannten  Stücke  zureichend  oder  überhaupt  publiziert 
sein  werden  und  der  neuen  Gruppe  gleiche  Aufmerksamkeif  geschenkt  wird  wie  der 
alten,  wird  auch  die  1  y  d  i  s  c  h  e  G  r  u  p  p  e ,  wie  ich  sie  nach  der  wichtigsten  Fundgegend 
benennen  möchte,  bald  ähnlich  reich  dastehen  wie  die  Sidamaragruppe.  Kleinasiatisch 
sind  ferner  zwei  schon  miteinander  in  Beziehung  gesetzte  Sarkophage,  der  Bellero- 
phonsarkophag  in  Athen,  aus  dem  südlichen  Kleinasien  hergebracht,  und  ein 
Sarkophag  von  Torre  Nova  in  Rom,  durch  ihre  Kapitellform  unter  sich  und  mit  der 
lydischen  Gruppe  verbunden.  Beziehungen  zu  diesem  Kreis  hat  endlich  eine  weitere 
Gruppe  aus  vorläufig  vier  Sarkophagen  mit  Heraklestaten:  im  Palazzo  Torlonia, 
in  der  Villa  Borghese,  im  Vatikan  und  im  British  Museum  in  London;  ihre  Kapitell- 
form verbindet  sie  enger  mit  den  beiden  letzten  Gruppen  und  trennt  sie  von  der 
ersten;  aber  es  liegen  gewisse  Anzeichen  von  westhcher  Beeinflussung  vor,  die  es 
wahrscheinlich  machen,  daß  die  Sarkophage  zwar  von  Kleinasiaten,  aber  in  Rom 
selbst  geschaffen  wurden^). 

Die  kleinasiatischen  Denkmäler  gestatten  uns  aber,  die  für  die  Datierung 
außerordentlich  wichtige  Frage  zu  lösen,  in  welchen  Stufen  sich  diese  Zerformung 
der  lesbischen  Welle  vollzogen  hat.  Noch  hellenistisch  ist  die  lesbische  Welle  am 
Mithridatcstor  von  Ephesus  in  den  Abschlußprofilen  der  zweistreifigen  Archivolten- 
stirnen  um  die  Nischen  der  seitlichen  Durchgänge:  sie  stellt  sich  zu  Beispielen  wie 


')  Delbrueck,   Arch.   Jahrb.  XXVIII  (1913),   307. 

')  Myra:  Rott-Michel,  Kleinasiat.  Denkm.,  Leip- 
zig 1908,  337  f.  127,  was  aus  Petersen-Luschan, 
Reisen  II,  26  f.  24  nicht  zu  ersehen  ist;  Giar- 
dino Colonna:  Miinoz,  Monumenti  d'arte 
mediaevale  e  modema,  fasc.  I;  ein  Kapitellchen 
davon:  Journ.  hell.  stud.  XXVII  (1907),  108  f.  6b 
(Strzygowski)  abgebildet;  Vatikan:  Ame- 
lung  I,  Taf.  70,  Nr.  518;  Sardes:  Amer. 
Jour.  Arch.  17  (1913),  476  f.  5;Torre  Nova: 
Rom.  Mitt.  XXV  (1910),  97;  A  t  h  e  n:  Robert, 
Sarkophagreliefs   II,   Taf.  50,   Nr.    138;    Tor- 


lonia: Robert,  Sarkophagreliefs  III,  Taf.  34  f., 
Nr.  126;  Borghese:  ebd.,  Taf.  38,  Nr.  127; 
auf  der  einen  Seite  hat  das  Zwischenblatt  eine 
unkleinasiatische,  aber  echt  römische  Umstili- 
sierung  zur  ausgebildeten  »Tulpenform«  erfahren, 
auch  das  Lanzettblatt  ist  eigenartig  unver- 
standen (Abb.  34  h);  Vatikan:  ebd.,  Taf.  39, 
Nr.  130;  Amelung  I,  Taf.  loi;  London: 
Robert  III,  Taf.  39,  Nr.  131:  wahrscheinlich  das 
späteste  Stück  der  Gruppe,  denn  seine  lesbische 
Welle  geht  überein  mit  Diokletianspalast  u.  a.,' 
s.  u.;    dazu   kommt   wohl   Robert  III,  Taf.  43, 


Nr.  141  aus  Pal.  Mattei. 


74        E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 


dem  Neuen  Tempel  von  Samothrake  (Weickert,  Taf.  VI,  6),  dem  Artemision  von 
Magnesia  (ebd.  VII  b)  und  Wandmalereien  aus  Delos  (VII  e,  f);  hellenistisch  ist  sie 
auch  noch  am  Augustustempcl  von  Ancyra,  insofern  das  Innenblatt  sich  noch  nicht 
losgelöst  hat,  was  im  Westen  in  dieser  Zeit  an  allen  augusteischen  Bauten'): 
Tempel  in  Nimes,  in  Pola,  in  Tarragona  usw.  vollzogen  ist.  In  dieser  neuen  Form 
begegnet  es  uns  am  claudischen  Hallenbau  inMilet  im  Abakus  des  jonischen  Kapitells 
und  am  Markttor  von  Milet  (Abb.  34  a),  das  äußerlich  nicht  datiert  ist,  aber  nach 
Akanth'usranken-  und  Eierstabbildung  und  sonstigen  Merkmalen  unmittelbar  vor 
die  flavische  Zeit  gehört,  unter  der  Hängeplattc  über  dem  Zahnschnitt;  nur  eine 
Beobachtung  muß  gemacht  werden:  die  Spitze  des  Lanzettblattes  ist  abgeschnitten, 
und  es  zeigt  einen  leicht  erhöhten  Stegwulst  vorgewölbt.  Zwei  hadrianische  Beispiele, 
das  Tor  von  Adalia  und  die  Thermen  von  Aphrodisias  *)  (Abb.  34b),  zeigen  die  Ent- 
wickelung nur  unmerklich  weiter  fortgeschritten;  das  Lanzettblatt  fußt  ganz  breit, 
man  beginnt  den  runden  Kopf  freier  zu  setzen,  doch  ohne  ihn  tiefer  zu  umbohren, 
der  Stegwulst  hebt  sich  stärker  heraus ;  das  obere  Profil  schneidet  an  den  Kleeblattbogen 
scharf  an,  doch  bleibt  die  Rundung  innen  geschlossen;  dieselbe  Stufe  etwa  zeigt 
auch  das  untere  Stockwerk  der  Bibliothek  von  Ephesus  (Abb.  34  c),  nur  daß  die 
Umbohrung  des  runden  Kopfes  um  eine  Linie  tiefer  ist  und  der  Stegwulst  sich  stärker 
abhebt  vom  Grunde;  das  obere  dagegen  hat  schon  einen  weiteren  bedeutungsvollen 
Schritt  getan  (Abb.  34  d):  der  Kleeblattbogen  ist  abgeschnitten,  der  runde  Lanzett- 
blattkopf stößt  an  das  obere  Profil  an,  er  ist  auch  mit  einer  breiten  Rille  umbohrt 
bis  zum  Nasenansatz  des  Bogens,  nur  der  letzte  Schritt  ist  noch  zu  tun,  die  deutlich 
sich  absetzenden  Randstege  des  breiten  Lanzettblattes  im  Zusammenhang  mit  der 
Umbohrung  des  Blattkopfes  abzubohren;  das  muß  in  der  Zeit  des  Antoninus  Pius 
geschehen  sein,  denn  in  der  Zeit  Marc  Aureis  ist  es  schon  in  flotter  Übung  am  Sarkophag 
von  Melfi  (Abb.  34  e),  —  aber  wohl  erst  in  den  späteren  Jahren,  denn  am  Antoninus- 
tempel  von  Sagalassos  scheint  die  Form  vom  Oberstock  der  Bibhothek  von  Ephesus 
noch  zu  herrschen,  da  man  den  Zeichnungen  Niemanns  hier  wohl  ebenso  trauen 
kann  wie  bei  Aspendos.  Jedoch  ist  schon  in  der  Bibliothek  von  Ephesus  selbst  an 
Rankenpilastern  des  unteren  Stockes  die  Furche  zu  selten  des  Steges  vielfach  gebohrt, 
wenn  auch  noch  nicht  so,  wie  am  Sarkophag  von  Melfi;  konsequent  ist  die  Bohrung 

')  Weickert  hätte  bei  eingehender  Stiluntersuchung 

nicht  entgehen  sollen,  daß  die  lesbische  Welle  vom 

Forum  holitorium  (Taf.  VIII,  b)  nicht  von  180  a. 

datieren  kann,  sondern  nachaugusteisch  sein  muß; 

in  der  Tat  haben  wir  einen  Neubau  durch  Tiberius 

gesichert  (Rom.  Mitt.  XXI  [1906],  lögff.  [Hülsen]).* 
')  Datierung   einzelner   Teile   in   hadrianische   Zeit 

gesichert  C.   R.   1906,   167;  als  Randeinfassung 

an  den  schönen  Imposten,  die  z.  T.  ins  Museum 

von    Konstantinopel    gelangt    sind,    statt    des 

Lanzettblattes  Palmettenfüllung,  während  sonst 

das  hier  angezogene  Lanzettblatt  vorwiegt  z.  B. 

ebd.,  170  f.  2;  ähnlicher  Wechsel  schon  in  Ancyra. 

Aspendos:   gehört  in  die  Zeit  des  Antoninus 


Pius  nach  den  Gründerinschriften,  die  aus  Italien 
bekannte  Personen  nennen:  LaAckoronski  I,  91: 
die  Form  der  lesbischen  Welle  in  dem  oberen 
Geschosse  der  Bühnenwand  entspricht  in  der 
Niemannschen  Zeichnung,  ebd.,  f.  87,  merkwürdig 
genau  der  vom  Untergeschoß  der  Bibliothek  von 
Ephesus,  während  die  Form  in  der  Nischen- 
verdachung  schon  mit  dem  Sarkophag  von  Melfi 
übereingeht  (ebd.,  f.  90);  Melfi:  nach  der 
Frauenfrisur  um  170  datiert,  Delbrueck  a.  a.  O., 
299  ff. ;  Sagalassos:  Lafickoronsld  II,  f.  118, 
120;  Ephesus,  Nymphäum:  bekanntgemacht 
in  einer  Sitzung  des  österr.  arch.  Instit.  in  Athen, 
März   19 14,   durch  W.  Wilberg. 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        75 

durchgeführt  am  neuentdeckten  Nymphäum  in  Ephesus,  dem  bisher  sogenannten 
Claudiustempel;  die  Fertigstellung  der  beiden  Bauten  wird  also  wohl  um  150 
anzusetzen  sein.  Die  Zerformung  geht  rasch  weiter,  wie  gleich  die  Nischenverdachung 
der  Bühnenwand  des  Theaters  von  Aspendos  im  Verhältnis  zu  den  unteren  Stock- 
werken erkennen  läßt  ^).  Der  Tempel  von  Aphrodisias  (Abb.  34  f)  und  das  Theater 
von  Hierapolis  (Abb.  34  g)  bieten  Beispiele  aus  der  Wende  des  2./3.  Jahrhs. ; 
dann  schließen  die  Sarkophage  der  Sidamaragruppe  an,  am  frühesten  Beispiele  wie 
etwa  das  Fragment  von  Isnik »),  an  späteren  Beispielen  wird  die  lesbische  Welle 
oder  richtiger  ein  Ausschnitt:  der  Kleeblattbogen  mit  dem  Lanzettblatt  ohne  das 
(ehemalige)  Innenblatt  vollkommen  unverständhch  für  den,  der  sich  nicht  die  ganze 
Entwickelung  gegenwärtig  hält.  Die  lesbische  Welle  in  der  traditionellen  Reihung 
erhält  sich  aber  naturgemäß  auch  weiterhin;  ein  recht  charakteristisches  Beispiel 
des  3.  Jahrhs.  bietet  uns  Hierapolis  an  einer  Platte  für  eine  Brunneneinfassung  3); 
die  Halbbogen,  die  schon  im  Theater,  besonders  an  einer  Tür  der  Skene,  nur 
mehr  kümmerliche  Ansätze  des  ehemals  oben  schließenden  Rundbogens  aufwiesen, 
haben  hier  die  eigene  Erinnerung  an  ihre  Vergangenheit  verloren,  treten  zu  selten 
des  dürr  dastehenden  Lanzettblattes  weitauseinander  und  verbinden  sich  mit  den 
begleitenden  Stegen  des  Lanzettblattes  zu  einer  Art  zweischenkliger  Giebel  mit  einem 
Knauf  auf  der  Spitze;  nur  das  Innenblatt  bleibt  stabil.  Diese  Form  bildet  einen 
guten  Übergang  zu  zwei  Beispielen  aus  der  großen  Architektur,  die  recht  weit- 
tragende Schlüsse  gestatten:  die  lesbische  Welle  in  kleinasiatischer  Form  findet  sich 
am  Diokletianspalast  (Abb.  34  i)  von  Spalato  im  Abschlußgesims  des  Türsturzes 
der  Porta  aurea,  im  Abschlußgesims  unter  der  Wölbedecke  im  Innern  des  Baptiste- 
riums,  im  Innern  des  Mausoleums  über  dem  Puttenfries,  in  der  gleichen  Form  auch 
im  Abschlußprofil  der  Hauptarchivolte  des  Konstantinsbogens  in  Rom  auf  der  Süd- 
seite. An  beiden  Bauten  sind  jedoch  gewisse  Veränderungen  zu  bemerken,  die  nicht 
anders  zu  beurteilen  sind  als  die  bemerkten  Umbildungen  am  Sarkophag  der  Villa 
Borghese  (Abb.  34  h) :  das  ehemalige  Innenblatt,  das  während  der  ganzen  Entwickelung 
in  Kleinasien  unangetastet  geblieben  war,  muß  eine  Art  Tulpenform  annehmen, 
die  ohne  Zweifel  unter  dem  Einfluß  des -westlichen  Typus  steht,  und  auch  das  durch 
das  Auseinandertreten  der  Halbbogen  ganz  haltlos  gewordene  Lanzettblatt  wird  in 
ähnlicher  Weise  neu  ausstaffiert,  nur  daß  ein  rund  umbohrter  Knopf  oben  an  die  alte 
Lanzettblattform  erinnert.  Im  Diokletianspalast  von  Spalato  findet  sich  aber  anderer- 
seits die  lesbische  Welle  mit  Blumenfüllung,  eine  charakteristisch  weströmische 
Form,  im  Abschlußgesims  außen  und  in  den  Kassetten  der  Wölbung  am  Juppiter- 
tempel  (Baptisterium),  ebenso  auch  am  Konstantinsbogen  an  wiederverwendeten 
und  neugearbeiteten  Gesimsstücken.  Der  östliche  Einfluß  macht  sich  am  Bogen 
in  dieser  merkwürdig  sporadischen  Form  übrigens  auch  darin  geltend,  daß  von  den 


^)  Die  höchstliegenden  Teile  von  Bauten  zeigen  in  im  Interesse  der  stärkeren  Fernwirkung,   die  ja 

Ephesus  (Bibliothek)  und  hier  in  Aspendos  eine  überhaupt  das   treibende  Moment  bildete, 

unverhältnismäßig     drastischere    Auflösung    der        ')  Strzygowski,   Orient  od.  Rom,  46  f.  13. 
Formen  als  die  weiter  unten  liegenden,  offenbar       3)  Altert  v.  Hierap.,  59,  Nr.  5  (Winter),  leider  nur 

in  einer  flüchtigen  Zeichnung. 


76        E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

acht  sicher  neugearbeiteten  Pilasterkapitellen  eines  auf  der  Südseite,  das  äußerste 
nach  dem  Kolosseum  hin,  dem  östlichen  Typus  angehört,  wie  die  Kapitelle  vom 
Diokletianspalast,  während  die  übrigen,  so  gut  wie  die  Kapitelle  des  Diokletians- 
bogens  von  Sbeitla  oder  die  von  der  Maxentiusbasilika  dem  westlichen  Typus  zuzu- 
zählen sind.  In  einer  ganz  zergangenen  Form  begegnet  uns  endlich  die  kleinasiatische 
lesbische  Welle  auf  einer  byzantinischen  Grabplatte  vielleicht  des  6.  Jahrhs. 
in  Sitiä  in  Kreta,  wo  sie  schon  dem  byzantinischen  verschränkten  Rundbogenfries 
ähnlicher  sieht  als  ihrem  Vorbild^)    (Abb.   34k). 

Ganz  lehrreich  ist  in  diesem  Zusammenhang  ein  Blick  auf  die  Fassade  der 
Grabeskirche  in  Jerusalem,  die  als  konstantinisch -syrisch  angesprochen  wurde  *) 
(Abb.  33  c).  Die  Gesimsfolge  vom  Zwischen-  und  Kranzgesims  der  Türwand  folgt 
antikem  syrischen  Schema  bis  auf  den  Schrägschnittstab,  der  sich  zwischen  Zahn- 
schnitt und  lesbische  Welle  drängt.  Betrachten  wir  diese  aber  näher,  so  stellt  sich 
heraus,  daß  gar  keine  lesbische  Welle  von  antiker  Ornamentierung  vorliegt,  sondern 
ein  fünfzackiges  Blattmotiv,  das  in  offenbarstem  Mißverständnis  eines  antiken 
syrischen  Vorbildes  etwa  von  der  Stufe  in  Baalbek  sich  die  Form  verständlich  nach- 
zubilden sucht  und  durch  geschickte  Bohrung  auch  tatsächlich  einen  ähnlichen 
Eindruck  erzielt  3):  das  ist  neben  vielen  anderen  stilistischen  Anhaltspunkten  (be- 
sonders den  Blattmotiven  der  Konsolen  und  der  Sima)  ein  sicherer  Beweis  gegen  die 
konstantinische  Entstehungszeit  dieser  Gesimse:  die  konstantinische  Zeit  kennt  gar 
kein  so  intensives  Hinarbeiten  auf  Licht  und  Schatteneffekte,  in  der  Ornamentik 
ist  sie  müde  ausgehende  Antike;  die  meisten  der  Akanthusblattmotive  von  den 
Simen  und  Konsolen  sind  vor  der  neuen  justinianischen  Blütezeit  nicht  zu  belegen 
und  entwickelungsgeschichtlich  nicht  möglich,  anderes  nicht  vor  der  Kreuzfahrerzeit 
(z.  B.  die  Stege  zur  Trennung  der  Simablattreihung,  genau  so  an  der  Bogenleibung 
des  Fassadenfensters  der  St.  Annakirche);  das  Ganze  ist  eben,  worauf  schon  der  genaue 
Augenschein  führt,  Arbeit  der  Kreuzfahrerzeit,  die  es  auch  sonst  sehr  wohl  verstanden 
hat,  sich  andere  antike,  dazu  byzantinische  und  arabische  Elemente  aufs  beste  anzu- 
gleichen. 

Schließlich  komme  ich  noch  kurz  auf  Griechenland  zu  sprechen,  um  auch  den 
Gegenbeweis  zu  führen,  daß  der  Sarkophag  von  Melfi  nicht  hierhin  gehören  kann. 
In  der  großen  Architektur  ist  mir  für  die  Kaiserzeit  bisher  überhaupt  kein  Beispiel 
einer  ausgeführten  lesbischen  Welle  bekannt  geworden:  Griechenland  ist  so  sparsam 
und  nüchtern  und  vor  allem  so  konservativ  wie  keine  andere  Provinz,   es  lebt  ganz 

')  Diokletianspalast,  Baptisterium :  Ko-  gleiches  Fragment  bemerke  ich  auf  einer  alten 

walczyk,  Denkm.  d.  Kunst  in  Dalmatien,  Berlin  Aufnahme  von  Bonfils  aus  Athen  von  einer  jetzt 

1910,    Taf.   40;    H^brard-Zeillcr,    104  f.;    Porta  zerstörten  Mauer  aus  größtenteils  byzantinischen 

Aurea,  46;  Mausoleum  ebd.,  86,  87,  88;   Kon-  Marmorornamentstücken.  Kreta  :  Gerola,  Mon. 

stantinsbogen:  Die  alten  schematisieren-  Yen.   II,   58  f.  27. 

den  Aufnahmen  geben  davon  nichts,  hier  tut  die  ^)  Strzygowski,     Orient    od.    Rom,    Taf.    IX,    i, 

Veröffentlichung  neuer  exakter  architektonischer  127  ff. 

Aufnahmen,  die  anscheinend  gemacht  worden  3)  So  daß  S.  selbst  offenbar  nicht  darauf  aufmerk- 
sind (Am.  Journ.  Arch.  17  [1913],  487  f.  [Fro-  sam  wurde;  wenigstens  gibt  er  es  nirgends  zu 
thingham]),    dringend   not.      Ein   ganz   kleines  erkennen. 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        77 

in  der  Vergangenheit,  es  kopiert  in  hadrianischer  Zeit  nicht  nur  am  Olympeion  zum 
weiteren  Ausbau  die  hellenistischen  Kapitelle,  sondern  wendet  die  dabei  erworbene 
Kenntnis  auch  beim  Bau  des  Hadriansbogcns  an  ').  Es  gibt  aber  eine  bestimmt 
griechische  Sarkophaggruppe,  die  als  solche  durch  ihre  weite  Verbreitung  in  Griechen- 
land und,  wo  sie  außerhalb  vorkommt,  mehrfach  durch  das  Material  —  pcntclischer 
Marmor  —  gesichert  wird :  es  haben  sich  Sarkophage  bzw.  Fragmente  in  Athen,  Delphi, 
Patras,  in  Korinth  und  dem  Peloponnes,  in  Kreta  und  Saloniki  gefunden,  Stücke  in 
Tarent  und  Venedig  sind  aus  pentclischem  Marmor,  von  Sarkophagen  in  Konstan- 
tinopel ist  die  Herkunft  teils  unbekannt,  teils  wird  Saloniki  angegeben,  von  einem 
anderen  in  Oxford  ist  sie  unbekannt,  und  es  wird  Klcinasien  vermutet:  alle  diese  *) 
haben  zur  Einrahmung  ihrer  figürlichen  Ornamentation  oben  und  unten  eine  be- 
stimmte Kymatienfolge:  am  Fuße  nach  innen  zum  Figurenfeld  überleitend:  Flecht- 
band  oder  Blattwulst,  aufwärts  gerichtete  lesbische  Welle  (und  Perlstab);  oben 
nach  auswärts  gehend:  Perlstab,  Eierstab  (und  lesbische  Welle)  3);  diese  lesbische 
Welle  (Abb.  35)  hat  die  Form,  die  in  spätest  hellenistischer  oder  Anfang  der  Kaiser- 
zeit üblich  wurde,  wo  man  eben  anfing,  das  Innenblatt  loszulösen  und  etwas  selb- 
ständiger —  aber  beileibe  nicht  als  Blüte  —  zu  stilisieren.  So  hat  sie  sich  bewahrt 
ohne  jedes  Zugeständnis  an  eine  virtuosere  Mache,  die  sonst  überall  in  den  Provinzen 
sich  entwickelt  hatte. 

Die  lesbische  Welle  bietet  uns  also  für  die  Kaiserzeit  einen  der  wichtigsten 
Anhaltspunkte  für  die  Herkunftsbestimmung  tcktonischer  Denkmäler  und  zu- 
gleich, zunächst  für  die  kleinasiatischen  Stücke,  einen  ziemlich  sicheren  Anhalts- 
punkt für  die  Datierung,  wenigstens  in  dem  Sinne,  daß  man  Sarkophage,  die  vor 
die  Zeit  des  Antoninus  Pius  gehören  (z.  B.  zwei  prächtige  Stücke  links  von  der 
Treppe  des  Museums  in  Konstantinopel  aus  Kleinasien)  und  nachher  (Sarkophag 

')  Am    Olympieion    ist    die   mittlere   einzeln  II,  Taf.  XLVII,  Nr.  116;  P  e  1  o  p  0  n  n  e  s:  aus 

stehende  Säule  von  den  übrigen  noch  vorhandenen  Stavrochori,  ebd.,  Nr.  121  und  Nr.  113,  letzteres 

verschieden    und    sicher    römisch.        Am     Ha-  jetzt  in  London;     Kreta:     Jerapetra  jetzt  in 

driansbogen  sind  die  korinthischenKapi  teile  London,  ebd.  II,  Taf.  XI,  Nr.  23,  23  a;   Salo- 

des  Oberstockes  z.  B.  in  der  Caulisform  mit  ge-  n  i  k  i :  jetzt  Konstantinopel,  ebd.  III,  Taf.  XLIV, 

wundenen    Kannelürcn    ohne    Knoten    offenbar  Nr.    144,   145;   Tarent:   ebd.    III,   Suppl.   A, 

vom  Olympieion  beeinflußt,  ebenso  die  Pilaster-  i  a,  b,  f ;  Venedig:  ebd.,  Suppl.  B  II;   K  o  n  - 

kapitelle  unten  in  dem  merkwürdigen  Detail  einer  stantinopel:    unbekannt    woher,    ebd.    II, 

tropfenförmigen  Zwickelfüllung  in  den  Voluten.  Taf.  LIII,  Nr.152;  Oxford:  aus  Kleinasien  (?), 

')  Athen:   Robert,   Sarkophagrel.  II,  Taf.   LIII,  ebd.    III,  Taf.   X,   Nr.   36. 

Nr.  151,  Kastriotis,  rXunxi  TOÜ'Et)vixoO  Moustfou,  3)  Ein  gleiches  Fuß- und  Abschlußprofil  (jedoch  oben 
Athen,  1908  Nr.  2019;  ferner  die  Fragmente  ohne  lesbische  Welle)  hat  auch  der  Alexander- 
Nr.  2020 — 2022,  letztere  von  der  römischen  Sarkophag  von  Sidon  (Hamdy  Bey-Reinach, 
Agora;  Delphi:  vor  dem  Museum  auf-  Nccropole  royale,  Paris  1892,  Taf.  XXV  ff.), 
gestellt;  Patras:  zwei  Sarkophage  jetzt  in  die  Basis  des  Leochares  aus  dem  Philippeion  von 
Athen,  Nationalmuseum,  Nr.  1186:  Robert  III,  Olympia:  (Baudenkm.)  II,  Taf.  82,  2,  3  und 
Taf.  LXX,  Nr.  216  mit  Darstellung  der  kaly-  ein  Rundaltar  des  II.  Jahs.  beim  Dicnysos- 
donisehen  Jagd,  und  Nr.  11 87  mit  Kinderdar-  theater  in  Athen:  besonders  wichtig,  weil  sie 
Stellungen  s.  Stais,  Guide  illustr^  (Marbres  et  beweisen,  daß  diese  Profilfolge  schon  in  frühest- 
bronces)    ^1910,    I94fl.;     Korinth:    Robert  hellenistischer  Zeit  in  Griechenland  feststand  und 

traditionell  bewahrt  wurde. 


rrS        E.  Wcigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

von  Torre  Nova  u.  verw.,  Sarkophag  Torlonia  u.  vcrw.)  sicher  unterscheiden  kann; 
auch  für  undatierte  Bauten  leistet  sie  den  Dienst  eines  ziemlich  zuverlässigen  Zeit- 
messers, und  man  sollte  sich  bei  Datierungen  in  erster  Linie  hieran  halten  und  nicht 
willkürlich  Bauten  nach  dem  Eindruck  der  Architektur  (mehr  oder  weniger  technisch 
gut)   oder  gar  nach  allgemeinen  Erwägungen  über  das  I.  bis  III.  Jahrh.  verteilen. 

Die  Friese. 

Der  Fries  stellt  eine  dreifache  Aufgabe,  da  er  außen  über  den  Peristylsäulen 
an  der  Ccllawand  im  Peristyl  und  in  der  Vorhalle,  endlich  im  Innern  der  Cella  in  drei 
verschiedenen  Formen  auftritt.  Ich  behandle  zuerst  den  Ranken-  und  Pfeifenfries, 
da  diese  beiden  die  wirklich  zeitgemäße  Form  der  Friesverzierung  darstellen.  Die 
Ranke  ist  die  sogenannte  Akanthusranke  in  wirkungsvollster  Durchführung 
auf  einer  vorgebauchten  Fläche  ausgeführt.  Das  stilgeschichtliche  Grundgesetz 
für  die  Entwickelung  der  Akanthusranke  hat  Riegl  mit  feinem  künstlerischen  Blick 
erkannt,  und  Studniczka  und  Furtwängler  haben  im  Kampfe  um  das  Tropaeum 
Trajani  das  Material  besser  gesichtet  und  durchgearbeitet ').  Den  dabei  eingeführten 
Ausdruck  »Akanthisierung«  halte  ich  allerdings  nicht  für  glücklich,  weil  er  nichts 
besagt;  denn  es  ist  eben  nicht  die  Eigenart  des  Akanthus,  den  Stengel  mit  Blättern 
zu  umkleiden,  sich  um  Rosetten  einzurollen  usf.;  man  kann  die  Entwickelung  nur 
dadurch  kurz  charakterisieren,  daß  man  von  der  fortschreitenden  Umbildung  der 
Stengelranke  zur  Laubranke  spricht. 

Ich  habe  schon  oben  bemerkt,  daß  Rom  und  mit  ihm  der  Westen  die  östlichen 
hellenistischen  Provinzen  in  der  Entwickelung  der  Ranke  bedeutend  überholt  hat. 
Am  Mithridatestore  von  Ephesus  (Abb.  36)  findet  man  die  Ranke  mit  starkem,  sich 
ungewöhnlich  verdickenden  Stengel,  wie  er  in  dieser  Form  schon  ähnlich  bei  frühen 
attischen  Grabstelen  des  4.  Jahrhs.  auftritt;  im  Grunde  ist  die  Ranke  von 
der  Sima  des  Artemisions  auch  hier  noch  unverändert  wiederholt,  nur  mit  Hinzu- 
fügung eines  pflanzlichen  Motivs,  aber  ohne  innere  Umwandlung:  der  geriefelte 
Stengel  bildet  einen  Ablauf  gegen  einen  strickförmigen  Knoten,  auf  den  ein  kurzer 
zweiteiliger  geschlossener  Blattkelch  folgt;  aus  ihm  kommen  drei  geriefelte  Caules 
hervor,  zwei  äußere  kürzere,  während  der  innere  die  Ranke  in  der  beschriebenen 
Art  fortführt,  die  äußeren  setzen  sich  mit  rund  schUeßenden  Kannelüren  gegen  einen 
kleinen  zweiteiligen  Hüllblattkelch  oder  auch  nur  ein  Hüllblatt  ab:  abwechselnd 
einmal  oben,  einmal  unten  entsendet  der  eine  Stengel  einen  unpflanzlichen,  sich  ein- 
rollenden Cauliculus  (Volute)  in  Helixform  mit  Kanal,  der  andere  bildet  ein  pflanz- 
liches Motiv:  offene  oder  geschlossene  Araceenblüte  u.  a.  Einen  ganz  ähnlichen 
Zustand  bietet  auch  der  Augustustcmpel  von  Ancyra  in  seinen  Friesranken,  nur  daß 
der  Übergang  vom  Hüllblattkelch  zum  stengelumfassenden  Hüllblatt  sich  dort  schon 
mehrfach  zeigt  und  in  der  Ranke  im  Türrahmen  in  einer  Art  durchgeführt  wird, 
die  am  ehesten  an  das  Julierdenkmal  von  S.  Remy  erinnert,  aber  doch  fortgeschrittener 


')  Riegl,  Stilfragen,  248  fi.     Studniczka,  Tropaeum,  93  ff.      Furtwängler,  Tropa'ion  von  Adamklissi,  Abh. 

bayr.  Ak.  Wiss.  XXII  (1905),  488. 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        70 


Abb.  36.     Ephesus,  Mithradatestor. 


ist.  Strenger  ist  in  Syrien  der  etwas 
ältere  Peripteros  von  Suwedah')  und 
die  Überreste  von  Akantiiusdekora- 
tion  in  der  Trauf leiste  unseres  Jup- 
pitcrtempels. 

Im  Westen  verläuft  die  Ent- 
wickelung um  deswillen  rascher,  weil 
in  augusteischer  Zeit  in  die  Ranke 
ein  neuer  Trieb  zu  stärkerer  Natu- 
ralisierung kam,  dessen  Quellen  vor- 
läufig wenigstens  verborgen  sind, 
dessen  Wirkung  aber,  einem  Fermente 
gleich,  die  Entwickelung  und  Um- 
gestaltung mächtig  förderte.  In 
Pompeji  liegen  zwischen  dem  Girlan- 
dengrab  und  der  gewölbten  Nische^) 
zwei  Rankenfriese,  der  eine  aus  Tuff 
(Abb.  37),  der  andere  aus  Marmor 
(Abb.  38)  mit  identischer  Ranken- 
bildung: von  einem  aufrechten  mitt- 
leren Akanthusblatt  verbreiten  sich 
rechts  und  links  die  Ranken.  Irti 
Tuffries  hat  das  mittlere  Akanthus- 
blatt den  von  italisch-korinthischen 
Kapitellen  her  bekannten  Blatt- 
charaktcr,  im  Marmorfries  haben  die 
Blattlappen  vier  kurze,  dreieckspitze 
Zacken.  Das  Tuffmaterial  und  der 
italische  Blattcharakter  gestatten 
einerseits  nicht,  das  Datum  sehr  weit 
herabzurücken,  der  identische  Mar- 
morfries daneben,  der  den  Übergang 
von  Tuff-  zu  Marmorbauten  bezeugt, 
andererseits  nicht  weit  heraufzu- 
gehen: die  beiden  werden  in  die 
frühaugusteische  Zeit  gehören.  Der 
Rankenstengel  ist  noch  geriefelt  und 
setzt  mit  einem  schmalen  feinen  Ring- 
knoten vor  dem  Hüllblattkelche  ab, 
aber  mit  ihm  kommen  aus  dem  mittleren  Kelche,  der  durch  das  Akanthusblatt  und 
zwei  seitliche,  sich  unter  diesem  einrollende  Schmalblätter  gebildet  wird,  zwei  dünne, 

')  Butler,   S.  333,  setzt  ihn  rund  zwischen  50  und 
:  V.  Chr. 


Abb.  37.     Pompeji,   Tuflfrics. 


Abb.  38.     Pompeji,  Marmorfries. 


2)  Mau,  Pompeji,  407   £.  240. 


3o        ^-  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

feine,  echte  Pflanzenstengcl  vor:  der  untere  krümmt  sich  in  eleganter  Rundung 
unter  die  überfallende  Spitze  der  seitlichen  Schmalblätter  und  endet  dort  in  einer 
lilicnähnlichcn  Blüte,  der  andere  rollt  sich  unter  dem  Bogen  des  großen  Rankcn- 
stengels  ein  und  endet  dort  in  einer  Rosette.  Der  Kelch  des  Rankenstengels  ist  offen 
und  besteht  aus  zwei  ausschwingenden  schmalen  Ficdern,  in  der  Mitte  setzt  sich 
wieder  der  geriefelte,  aber  sich  nicht  merklich  verdickende  Rankenstengel  fort,  da- 
neben drei  wieder  dünne,  echte  Pflanzenstengel:  der  eine  biegt  sich  in  schlanken 
Windungen  abwärts  und  läßt  seine  schwere  Frucht,  deren  natürliches  Vorbild  mir 
unbekannt  ist,  die  aber  zugleich  an  Eichel  und  Pinienzapfen  erinnert,  auf  dem  vor- 
springenden Profilrand  des  Architravs  aufruhen,  wie  man  Kürbis  und  Melonen  stützt ; 
der  Rankenbiegung  folgend,  verläuft  der  Stengel  mit  der  Rosette,  der  Erbe  des  un- 
pflanzlichen Cauliculus,  in  der  Einrollung  und  nach  oben  tastet  ein  Greifhaken,  so 
wie  wir  ihn  bei  allen  Schlinggewächsen  beobachten  können.  Wieviel  Naturmäßiges 
steckt  schon  in  diesen  Ranken!  In  dieselbe  Zeit  gehören  wohl  auch  Akanthus- 
ranken  in  Barcelona  von  einem  Friese,  der  in  der  römischen  Mauer  verbaut  war  '). 
Eine  ähnliche  Stellung  nehmen  die  Ranken  vom  Fries  des  runden  Nai'skus 
und  von  der  Archivolte  des  zweiten  Stocks  am  Julierdenkmal  von  S.  Remy  ^)  ein. 
Besonders  wichtig  für  die  Weiterentwickelung  erscheint  daran,  daß  die  Ricfclung 
des  Stengels  aufgegeben  ist  und  der  Stengel  sich  nicht  mehr  mit  Ablauf  und  (Strick-) 
Knoten  vor  dem  Kelch  absetzt,  sondern  sich  einfach  schlauchförmig  zu  einem  Kelch 
erweitert,  wenn  neue  Verzweigungen  entstehen  sollen  3).  Daran  knüpft  nämlich 
die  Rankenbildung  besonders  der  Ära  pacis  4)  an:  jeder  Gedanke  an  den  alten  streng 
stilisierten  Caulis  und  die  metallischen  Cauliculi  ist  verschwunden;  obgleich  alles 
mit  höchster  Kunst  verteilt  und  im  Grunde  nicht  minder  stilisiert  ist  wie  dort,  ent- 
faltet sich  alles  so  triebkräftig,  als  ob  es  gewachsen  wäre,  so  naturhaft,  als  ob  es  diese 
künstlerische  Art,  sich  natürlich  zu  geben,  im  Samenkorn  mitbekommen  hätte  und 
nun  eben  gewachsen  sei  nach  seinem  inneren  Gesetze:  und  diese  römische  Ranken- 
form ist  älter  als  die  Caulisranke  von  Ephesusl  Daneben  taucht  im  Westen  eine 
ganze  Fülle  verwandter  Denkmäler  auf;  nicht  tatsächlich  älter,  sondern  jünger  ist 


')  Annuari  de  l'inst.  d'estud.  catal.  1911/12,  416  f., 
Abb.  182  IT.,  und  Puig  y  Cadafalch,  Arquitectura 
23  f.  22;  27  f.  23;  Abb.  S.  88;  89  f.  88.  Man 
vergleiche  damit  den  Rankenfries  vom  Augustus- 
tempel  in  Tarragona. 

*)  Antike Denkm.  d.  Instit.  I, Berlin  1 89 1 ,  Taf.  1 3 — 1 7, 
Text  87  f.;  dazu  C.  I.  L.  XII,  1012:  zwischen 
Cäsar  und  Augustus. 

3)  Auch  das  ist  nicht  an  sich  neu,  an  Grabstelcn 
kommt  es  schon  früh  und  oft  vor,  aber  in  die 
griechische  Rankendekoration  ist  es  fast  nie 
eingedrungen;  doch  ist  es  lehrreich,  den  einen 
so  behandelten  Fall  in  Olympia  (Baudenkm.  II, 
199,  Taf.  CXXIII,  2)  mit  unserem  Denkmal 
einerseits    und    mit    den    Ranken    am    Greifen- 


kapitell  der  Propyläen  des  Appius  Claudius 
Pulcher  in  Eleusis  andererseits  zu  vergleichen 
(Springer-Michaelis,  355  f.  638,  vgl.  Athen.  Mitt. 
XIV  (1889),  9  ff.,  Michaelis):  in  Olympia  ent- 
springen aus  dem  Kelch  nur  zwei  Cauliculi, 
gänzlich  unpflanzlich;  in  Eleusis  behalten  bei 
allen  reichen  Verschlingungen  und  trotz  der 
kleinen  Rosetten  und  Araceenblüten  die  unpflanz- 
lichen Cauliculi  ihren  Platz,  erst  am  Julier- 
denkmal sind  sie  ganz  zugunsten  pflanzenhafter 
Formen  ausgeschieden. 
■*)  13 — 9  V-  Chr.,  letzte  bedeutende  Äußerung: 
Studniczka,  Zur  Ära  pacis,  Abh.  sächs.  Ges. 
XXVII  (1909),  899  ff.,  ein  paarguteAbb.  Strong, 
Roman  sculpture,  London  1907,  Taf.  17,  18,  20. 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        8 1 

der  Rankenfries  des  Augustustempels  von  Tarragona,  aber  er  bewahrt  uns  einen 
älteren  Zustand,  der  stadtrömisch  wohl  den  frühen  Augustusbauten  zukäme;  dann 
reiht  sich  an  der  Rankenfries  vom  Theater  in  Arles,  der  Fries  des  Cäsarentempels 
in  Nimes,  der  Impostenschmuck  der  Bogen  von  Cavaillon  und  Orange,  Imposten- 
und  Friesranke  auch  in  Pola ')  u.  a.  Den  Fries  des  Augustustempels  von  Pola  be- 
trachten wir  uns  etwas  aufmerksamer,  weil  er  (für  uns)  das  Prinzip  aufstellt,  nach 
dem  syrische  Beispiele  gerne  verfahren:  die  Ranken  nicht  über  die  ganze  Länge 
in  ununterbrochenem  Zuge  sich  abrollen  zu  lassen,  sondern  in  sich  abzugrenzen  und 
eines  oder  zwei  Interkolumnien  als  zu  schmückende  Einheit  zu  nehmen. 

Aus  einem  dichten,  eckumfassenden  Akanthusbusch,  der  aus  drei  reich  be- 
wegten hohen  Blättern  und  kleinen  abwärts  gekehrten  Bodenblättern  besteht,  sprießt 
neben  einer  prächtigen  Traube  ein  mit  Akanthus  umkleideter  Stengel  hervor,  der 
sich  oben  umbiegend  teilt;  die  Vcrzweigungsstelle  liegt  innerhalb  einer  engen  Blatt - 
Umhüllung,  die  nach  einer  kleinen  zurückgeschlagenen  Blattmanschette  (wie  man 
sie  an  gewissen  Schwämmen  beobachtet)  anhebt,  nach  unten  rollt  sich,  neuerdings 
umkleidet,  der  eine  Rankenteil  zu  einer  rauschenden  Blätterspirale  ein  mit  Trauben 
dazwischen,  während  der  andere  etwas  freibleibend  die  Ranke  vorwärtstreibt;  um 
und  durch  die  beiden  im  Winkel  voneinander  abgehenden  Rankenäste  schlingt  sich 
ein  dünner  kriechender  Stengel,  der  in  einer  Rosette  endigt  und  zusammen  mit  den 
zurückgebogenen  Spitzen  der  Hüllblätter  aus  den  beiden  Rankenästen  den  frei- 
bleibenden Zwickel  füllt,  eine  reizvolle,  fein  motivierte  Befriedigung  des  künstlerischen 
horror  vacui.  Nur  ganz  kurz  bleibt  der  Stengel  frei,  gleich  umfängt  ihn  wieder  ein 
Hüllblatt,  das  mit  zur  Zwickelfüllung  dient,  dann  folgt  die  Blattmanschette,  und 
hinter  einem  neuen  Hüllblatt  teilt  sich  nun  die  Ranke  unten  zum  zweitenmal,  der 
alte  Stengel  rollt  sich  in  derselben  Abfolge  der  Umkleidung  mit  Hüllblatt,  Manschette, 
Hüllblatt  ein,  nur  sitzt  diesmal  in  der  Mitte  eine  große  fünflappige  Rosette,  aus  deren 
Kelch  ein  dünner  Stengel  kühn  über  Blüte  und  Rankenwindung  wegkriecht,  um 
für  den  oberen  Zwickel  ein  neues  Füllmotiv  zu  entfalten.  Dann  folgt  an  dritter  Stelle 
wieder  der  rauschende  Blätterkelch  wie  an  erster,  an  vierter  eine  große  Araceenblüte, 
an  fünfter  eine  ähnlich  wie  die  zweite  gebildete  Rosette,  an  sechster  das  Blattmotiv 
von  eins  aufwärts  gerichtet,  mit  der  siebenten  Einrollung  ist  die  Friesmitte  erreicht, 
wo  die  beiden  Rankenzüge  von  den  Ecken  her  sich  begegnen  müssen:  von  oben 
herabkommend  und  innen  sich  erhebend,  bäumen  sie  sich  auf  wie  edle  Pferde  unter 
dem  Ruck  der  Zügel  und  stehen  still;  als  letztes  Motiv  sind  rückwärts  gegeneinander- 
gekehrte  gesprengte  Halbpalmetten,  die  wirklich  akanthisiert  sind,  d.  h.  pflanzHchen 
Charakter  bekommen  haben. 

Die  Akanthusranke  über  den  Säulen  der  Vorhalle  des  Bakchustempels  (Frau- 
berger,  Taf.  13)  hat  mit  der  reif  augusteischen  das  Organisationsprinzip  gemeinsam: 
das  Ausgehen  vom  Akanthusblattbusch,   die  enge  spiralige  Einrollung   um  Blüten 

')  Tarragona:   Puig  y   Cadafakh   206   f.  229;  vaillon:     Esp^randieu    I,     lyaf.;    Orange 

Nimes:  s.  Taf.  111,2;  Arles:  Espi5randieu,  s.    0.;     Pola:      Sergierbogen,     Impostenranke: 

Recueil  I,  158,  Durm,  f.  438  f.  zu  S.  389;    Ca-  Stuart-Revett,  Antiquities,    Vol.  IV,    chap.  III, 

pl.  IX,  2;  Augustustempcl,  Fries:  Noack,  Taf.  75. 


82        E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

und  Blattbüschel,  die  eng  umfassenden  Hüllblätter  des  Stengels,  die  Zwickelfüllung 
durch  HüUblattüberfali  und  kleine  abgezweigte  Blüten,  aber  in  der  Ausführung 
waltet  eine  grundverschiedene  Auffassung.  An  Stelle  des  Akanthusbusches  stehen 
drei  gereihte  Blätter  in  der  Formgebung  des  östlichen  Typus  an  Kapitellen;  im  Westen 
erscheint  im  Zusammenhang  mit  der  Ranke  niemals  der  viel  stärker  tektonische 
Blattypus  vom  Kapitell,  sondern  eine  weichere  natürlichere  Form,  die  ein  Blatt- 
gebüsch zu  bilden  vermag.  Die  Formvorstellung  des  Ostens  ist  hierin  viel  naturferner, 
lediglich  auf  die  stärkere  Wirkung  durch  abstrakt  künstlerische  Mittel  ausgehend 
(Kontrast  der  Bewegung  von  Ranke  und  ruhig  stehendem  Blatt,  der  Licht-  und 
Schattengebung  durch  die  Rillung  der  Blätter).  Noch  mehr  unterscheidet  sich 
die  Ranke  durch  ihr  Verhältnis  zur  Grundfläche;  für  den  Beschauer  ist  sie  gänzlich 
vom  Grunde  losgelöst,  wie  eine  Gitterung  eingespannt  zwischen  den  zwei  Rand- 
leisten. In  augusteischer  Zeit  kommt  der  Grund  trotz  des  Strebens  nach  guter  Be- 
deckung der  Fläche  immer  durch;  nicht  nur,  sondern  jeder  einzelne  Teil  geht  von  der 
Grundfläche  aus,  betont,  daß  gerade  im  Hereinschwellen  vom  Grunde  seine  plastische 
Form  besteht.  In  Baalbek  ist  durch  das  geschickteste  Zusammenwirken  von  Bohrer 
und  Meißel  der  Grund  geleugnet;  die  Fernwirkung  ist  der  bestimmende  Gesichts- 
punkt, nur  für  einen  von  großer  Höhe  herabwirkenden  Fries  hat  sie  Berechtigung 
und  ist  sie  geschaffen  und  angewandt  worden  (der  beste  Beweis  dafür  der  sogenannte 
schöne  Fries  an  der  Türwand  in  Augenhöhe  ')):  es  ist  derselbe  Formengeist,  der  die 
spätere  Bildung  des  Eierstabes  und  der  lesbischen  Welle  bestimmt.  Im  einzelnen 
bleibt  der  Abstand  zwischen  der  augusteischen  und  unserer  Formenbildung  aus  den 
gleichen  Gründen  derselbe:  während  dort  das  einzelne  Blatt  eine  sorgfältige  Ober- 
flächenbehandlung mit  modellierender  Herausarbeitung  der  Blattstruktur,  der 
Berippung,  sonstiger  fein  beobachteter  Einzelzüge  erfährt,  wird  hier  kaum  indi- 
vidualisiert, die  Zacken  werden  wie  in  das  Blatt  eingerissen  und  selbst  in  die  Fläche 
der  Hüllblätter,  da  sie  glatt  bleibt  und  zu  unbelebt  erscheinen  würde,  werden  durch 
Längsrillen  starke  Drücker  gesetzt. 

Unser  bewährtes  Vergleichsstück,  die  Propyläen  von  Gera§  (Taf.  V,  i),  bieten 
in  ihrem  auf  die  Straße  zu  gerichteten  Fries  eine  vollkommene  Parallele:  reicher 
ist  er  nur  insofern,  als  in  die  von  Spiralen  umrankten  Blütenkelche  figürliche  Motive 
gesetzt  sind,  springende  Tiere  und  spielende  Putten;  übrigens  findet  sich  hier  an 
einem  herabgefallenen  Stück  auch  einmal  das  Akanthusgebüsch  mit  herabhängenden 
Bodenblättern.  Nicht  zu  überbieten  ist  der  gehäufte  Reichtum  amNymphäum(Taf.V,2), 
wo  an  den  zahlreichen  Verkröpfungen  die  Ecke  jeweils  durch  ein  umgreifendes  Akan- 
thusblatt  besetzt  wird.  Ein  bedeutender  Unterschied  besteht  jedoch:  am  Bakchus- 
tempel  und  an  den  Propyläen  bleibt  bei  allem  Reichtum  der  Stengel  das  Maßgebende 
in  der  Erscheinung:  in  der  ganz  dichten  Füllung  am  Nymphäum  ist  er  ungleich  viel 
weniger  fühlbar,  das  gilt  noch  mehr  für  den  Fries  vom  Tempel  von  Bosra  (Taf.  IV,  2) 
und  vom  sogenannten  Triumphbogen  von  Damaskus,  auch  was  Sunamen  und  Atil 
in  traurigen  Resten  bieten,  weist  in  die  gleiche  Richtung:  das  Stengelhüllblatt  um- 

')  Puchstein  u.  v.  Luepke,  Baalbek,  30  Ansichten,  Taf.  24:  von  zartester  Wirkung. 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        83 

kleidet  nicht  mehr  den  Stengel  so,  daß  er  darunter  fühlbar  bleibt,  es  wird  eins  mit 
ihm  und  führt  seine  Rolle  fort:  so  wird  aus  der  Stengelranke  dann  die  Laubranke. 
Ganz  charakteristische  Beispiele  für  dieses  Stadium,  das  sich  um  die  Wende 
des  2./3.  Jahrhs.  in  Syrien  wie  in  Kleinasien  vollzieht,  bietet  Aphrodisias 
in  den  Rankenfriesen  beim  Propylon  des  Aphroditetempels  und  das  Theater  von 
Hierapolis:  die  Zeit  der  reichen  Stengelranke,  jedoch  in  weniger  dichter  Füllung  als 
Baalbek  vertritt  das  erste  Geschoß  der  Bibliothek  von  Ephesus  und  die  Ranken- 
pilaster  von  der  Tür  des  Tempels  auf  der  Theaterterrasse  von  Pergamon.  In  vier 
trefflichen  Beispielen  erreichen  wir,  von  der  flavischen  Zeit  rückwärts  gehend,  wieder 
unseren  Rankenfries  von  Ephesus;  das  Markttor  in  Milet  bezeugt  die  Aufnahme 
und  Beherrschung  der  Formen,  wie  sie  in  weströmischen  Rankenfriesen  der  reif- 
augusteischen Zeit  ausgebildet  worden  waren.  Noch  nicht  so  reich,  aber  von  ähn- 
licher Art  sind  die  Akanthusranken  vom  jonischen  Hallenbau  in  Milet,  der  zweiteilige 
Hüllblattkelch  behauptet  sich  jedoch  trotz  allem  Neuen.  Die  Ranken  einer  Basis 
von  der  Ostfront  des  Didymaions  haben  noch  die  sich  verdickenden  Stengel  mit  Ablauf, 
Strickknoten  und  zweiteiligem  Hüllblattkelch,  aber  die  Cauliculi  fehlen  und  in  den 
reichen  Spiralen  sitzen  Blätter-  und  Rosettenmotive,  wie  wir  sie  am  Augustustempel 
von  Pola  beobachtet  haben.  An  der  Sima  des  Smintheions  in  der  Troas  endlich 
haben  wir  annähernd  die  Stufe  des  Mithridatestores,  nur  daß  neben  den  kleinen 
Blattkelchen  an  den  Verzweigungstellen  auch  umhüllende  Blätter  die  CaulicuH 
teilweise  verkleiden  '). 

Im  Innern  derCella  herrscht  der  Pfeifenfries  auf  ebener  Grundfläche:  gereihte 
Kanäle  unten  horizontal  abgeschnitten,  oben  gerundet;  sie  sind  ganz  wie  Säulen - 
kannelüren  behandelt,  also  vor  allem  die  Stege  nicht  gebohrt,  die  Kanäle  nicht  tief 
ausgehoben:  das  ist  ungewöhnlich  streng  für  eine  Zeit,  deren  Sucht  für  starke  Augen - 
reize  im  Architekturornament  wir  so  vielfach  beobachtet  haben;  daß  das  auch  nicht 
die  Regel  in  Baalbek  ist,  sondern  gerade  hier  ein  gewollter  Kontrast  zu  dem  übrigen 
Reichtum,  sieht  man  an  den  zwei  anderen  Stellen,  an  denen  die  Pfeife  auftritt:  in  der 
Abakushohlkehle  der  Kapitelle,  die  auch  an  der  Wand  entlang  fortgeführt  ist,  und 
an  der  Stirn  der  großen  Hängeplatte  (ebenso  auch  an  den  kleinen  Giebeln  zwischen 
den  Säulen);  hier  zeigt  sie  sich  in  ihrer  wahren  Gestalt:  der  Kanal  tief  gehöhlt,  die 
Seitenflächen  der  Rinne  sogar  leicht  gebaucht,  der  glatte  Zwischensteg  durch  eine 
Rille  aufgehoben  und  nur  metallartig  dünne  Ränder  belassen. 

Als  immer  dankbare  Analogie  auch  hierin  bieten  sich  die  Propyläen  von  Geraä, 
die,  wie  der  Bakchustempel,  am  selben  Bau  abwechselnd  Ranken-  und  Pfeifenfries 
verwenden :  auf  der  Tempelseite  sitzen  Pfeifen  der  letztbeschriebenen  Form  auf  einer 

")  Aphrodisias,  s.  Athen.  Mitt.  1914,  T.  VI,  2;  Bildung  der  Kymatien,  besonders  des  lesbischen, 

Hierapolis:  ein  reiches  gekrümmtes  Gebälk-  unmöglich  über  die  trajanisch-hadrianische  Zeit 

stück,  Architrav  und  Fries,  offenbar  von  einer  herabgerückt  werden;  das  obere  Gebälk  scheint 

Rundnische     der     Bühnenwand;      Ephesus:  später;  D  i  d  y  m  ai  o  n:  Pontremoli-HausouUier, 

s.o.  S.  59';  Pergamon:  Altert.  IV,  Taf.XXXI,  Didymes,    Paris    1904,    145,   Noack,    Taf.    55  a; 

Text  67 :   der  Türrahmen   und   wohl   auch   die  Smintheion:   Antiq.    o£    lonia   IV,   pl.  29, 

jonischen  Kapitelle  können  nach  Rankenform  und  Schede  VIII,  47. 


84        E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 


bauchigen  Grundfläche.  Eine  ebenso  gute  Parallele  bietet  in  Kleinasien  die  Bibliothek 
von  Ephesus:  Rankenfries  im  ersten,  Pfeifenfries  im  zweiten  Geschoß,  ebenso  findet 
sich  in  Sagalassos  in  der  Basilika,  dem  ehemaligen  Dionysosheiligtum,  Ranken- 
und  Pfeifenfries  nebeneinander,  nicht  minder  am  Theater  von  Ephesus.  Der  Pfeifen- 
fries ist  auch  sonst  in  Kleinasien  häufig:  in  Termessos,  in  Pergamon  im  Kaisersaal 
des  oberen  Gymnasiums,  im  Theater  von  Sagalassos  und  in  Aezani  auf  einer  karnies- 
artigen  Grundfläche,  wie  er  auch  in  Saloniki  an  der  »Incantada«  auftrat.  In  Rom 
findet  er  sich  wiederverwendet  an  der  Vorhalle  des  Lateransbaptisteriums  —  hier 
über  wiederverwendeten  Kapitellen  des  östlichen  Typus  —  und  im  Innern:  man 
kann  sicher  behaupten,  daß  er  im  stadt-  und  weströmischen  Formenkreis  nicht 
heimisch  ist  •). 

Dagegen  ist  die  Pfeife  in  den  zwei  anderen  Verwendungsarten  im  Westen  ge- 
bräuchlich bereits  seit  augusteischer  Zeit:  in  der  Abakushohlkehle  und  als  Schmuck 
der  Stirnplatte:  für  die  Abakushohlkehle  haben  wir  Nimes,  Orange  und  den  Bogen 
von  Cavaillon,  der  vielleicht  später  als  Orange,  aber  sicher  vorflavisch  ist,  den  Sergier- 
bogen  in  Pola  und  die  späteren  Kapitelle  unseres  Juppitertempels,  dann  den  Ves- 
pasianstempel  auf  dem  Forum,  auch  noch  ein  paar  südgallische  Beispiele;  jedoch 
wird  sie  in  der  späteren  Zeit  im  Westen  so  gut  wie  aufgegeben,  die  glatte  Hohlkehle 
bevorzugt.  Dagegen  verwendet  sie  der  Osten,  Syrien  insbesondere,  im  2.  und  3.  Jahrh. 
mit  ganz  besonderer  Vorliebe:  z.  B.  Gera§  am  großen  Peripteros,  den  Pro- 
pyläen, den  beiden  Theatern,  am  Bet  el  Tei'  (Abb.  39)  und  vielfach  in  den  Säulen- 
straßen, auch  Kleinasien  verwendet  sie  noch  spät:  in  Aphrodisias  namentlich  am 
späten  Thermenumbau  *).  Die  Pfeife  als  Schmuck  der  Stirnplatte  des  Konsolen- 
gesimses findet  sich  augusteisch  außer  an  dem  für  die  antoninische  Zeit  in  Anspruch 
genommenen  Gebälk  des  Castortempels  am  Concordiatempel,  gerne  wird  sie  so  an 
flavischen  Bauten  in  Rom  verwendet  am  Titusbogen,  amVespasianstempel,  amNerva- 
forum,  an  einem  domitianischen  Theater  in  Albano,  ferner  am  Antoninustempel 
und  zuletzt  noch  am  Konstantinsbogen,  hier  wohl  nur,  weil  die  wiederverwendeten 
Gesimsstücke  dazu  zwangen;  denn  im  späteren  2.  und  besonders  im  3.  Jahrh. 
bevorzugt  man  auch  hier  durchweg  die  glatte  Stirnplatte  3).  In  Gallien  wird  seit 
dem  Bogen  von  Orange  eine  Art  konvexer  Pfeife  beliebt,  in  Nordafrika  verwendet 
das  Kapitol  vonDugga  die  normale  Pf eife  an  dieser  Stelle  4).  In  Kleinasien  haben  wir 
einige  Beispiele:  die  Bibliothek  von  Ephesus  im  ersten  Geschoß,  das  Theater  von 
Perge,  die  Faustinathermen  in  Milet,  den  Tempel  auf  der  Theaterterrasse  von 
Pergamon  5) :  jedoch    bleibt  auch  hier  die  glatte  Stirnplatte    eigentlich  die  Regel. 

■)  Sagalassos:   Lartckoronski    II,    142    f.  112,  ')  C.  R.   1906,   165  f.  i. 

Basilika   E    i;     Ephesus:     Forschungen    II,  3)  Für  Rom  vgl.  Noack,  Taf.  76 — 79.    Albano: 
Taf.  VII;    Termessos:    Lanckoronski  II,  87  Studi  Romani  II  (1914),  23  f.  2  (Lugli). 

f.  42,   Taf.  VI:  mit  davor  gereihten  Akanthus-  4)  Dugga:  Noack,  Taf.  180. 

blättern;  P  e  r  g  am  0  n:  Institutsph.  Perg.,  955;  5)  Perge:    Lanckoronski  I,    54  f.  39;     Perga- 
Sagalassos:   Theater:  Lanckoronski  II,  156  mon:  Altert.  IV,  Taf.  34,  35;  M  i  1  e  t :  Wiegand, 

f.  131;  A  e  z  a  n  i :  Lebas-Reinach,  Voyagearch^-  7.  vorl.  Bericht:  Abh.  Berl.  Ak.  Wiss.   1911,  32 

ol.,  Paris    1888,    Arch.   As.    Min.,    30;     Salo-  f.  12,   Arch.   Anz.    191 1,   429   f.  7. 

niki:  Stuart- Revett  III,  chap.  IX,  pl.  IIL 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        g  c 


Abb.  39.     Geras,  Südtempel  (Bet  el  Tei). 


Dagegen  bieten  alle  in  Syrien  verfügbaren  Beispiele  diesen  Stirnschmuck:  in  Gera5 
Propyläen,  Bet  el  Te'i,  Nymphäum,  in  Damaskus  Propyläen  und  das  prächtige 
Verdachungsgesims  des  großen  Südportals  zum  Tempel,  der  Tempel  in  Bosra,  die 
Synagoge  von  Kefr  Birim  ')  und 
die  romanische  Nachahmung  an 
der  Fassade  der  Grabeskirche. 
Die  effektreiche  Formenbehand- 
lung —  Vertiefung  der  Kanäle, 
Austreiben  der  Seitenflächen  und 
Ränder,  Stegrillen  —  bildet  sich 
in  der  mittleren  Zeit  desTiberius 
und  herrscht  durch  die  flavische 
und  trajanisch-hadrianische  Zeit 
bis  zur  spätantoninischen.  So- 
bald wir  aber  in  das  3.  Jahrh. 
eintreten,  erlahmt,  wie  fast 
überall,  der  Wille  und  die  Kraft: 
die  Pfeifen  verlieren  ihre  alte 
Schlankheit,  sie  werden  breiter 
und  kürzer;  damit  geht  von 
selbst  auch  die  tiefe  Höhlung 
verloren,  die  Pfeifen  nähern  sich 
einer  Folge  gestelzter  Rund- 
bogen. Die  Umbohrung  wird 
zunächst  noch  ausgeführt,  unter- 
bleibt aber  allmählich,  genau  so, 
wie  es  beim  östhchen  Akanthus- 
blatt  geht:  die  Umbohrung  be- 
halten noch  bei  der  Tempel  von 
Bosra  und  die  Propyläen  von 
Damaskus,  ihnen  entspricht  der 
Aphroditetempel  von  Aphrodi- 
sias.  Niedrig  und  wenig  umbohrt 
sind  sie  bereits  am  Verdachungs- 
gesims des  großen  Südtores  des 

Peripteros  von  Damaskus  (Abb.  40);  die  Umbohrung  unterbleibt  ganz  in  den 
Thermen  von  Aphrodisias  an  den  vorhin  genannten  Kapitellen  eines  späten  Umbaus. 
Der  Protomenfries  (Taf.  I,  2)  über  den  Säulen  des  Peristyls  ist  in  der 
gleichzeitigen  Architektur  Syriens  ein  vollständiges  Unikum  und  findet  auch  an  dem 
Konsolenfries  des  Trajaneums  nur  eine  unvollkommene  Parallele.  Es  ist  klar,  daß 
diese  Friesbildung  unter  dem  maßgebenden  Einfluß  des  älteren  großen  Juppiter- 


Abb.  40.     Damaskus,  Tempel,  Türgesims. 


■)  Survey.  West.  Palest.  I,  Taf.  zu  S.  230. 
Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX. 


86        ^-  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

tempels  entstanden  ist  und  der  Zwang  der  Harmonisierung  mit  dem  sicher  viel- 
bewunderten Vorbild  die  Beibehaltung  einer  unzeitgemäßen  Form  bewirkt  hat,  die 
man  natürlich  sofort  fallen  läßt,  sobald  dieser  äußere  Zwang  aufhört.  Trotz  der 
allgemeinen  Anpassung  hat  man  nicht  sklavisch  nachgeahmt,  namentlich  das  Akan- 
thusblatt  geht  mit  dem  Kapitell,  und,  was  noch  wichtiger  ist,  der  Wechsel  zwischen 
Akanthus  und  Palmette,  der  sich  allmählich  im  Konsolengesimse  durchgesetzt  hatte, 
greift  auch  hierher  über.  An  Stelle  der  hölzernen  Zapfenblätter,  die  das  Losgehen 
der  Protomen  vom  Friese  des  Juppitertempels  schlecht  und  recht  maskieren  sollen 
(Taf.  II,  2)  —  von  unten  sind  sie  kaum  sichtbar  • — ,  ist  am  Bakchustempel  ein  Blatt- 
kranz aus  zurückgeschlagenen  Blättchen  getreten;  wären  die  Köpfe  der  Protomen 
besser  erhalten,  so  würden  auch  Löwen-  und  Stierköpfe  den  Zeitunterschied 
zwischen  augusteischer  und  antoninischer  Zeit  sicher  nicht  verleugnen. 

Derselbe  Zwang  der  Harmonisierung  mit  dem  Großen  Tempel  besteht  im  all- 
gemeinen auch  für  die  Glieder  des  Abschlußgesimses  im  Äußern;  auch  da  sind  gerade 
die  Abweichungen  am  bezeichnendsten.  Das  Flechtband  ist  ausgeschieden  worden, 
dafür  vermittelt  eine  lesbische  Bandwelle  den  Übergang  von  der  Grundfläche  des 
Frieses  zum  Zahnschnitt.  Der  Eierstab  zeigt  die  charakteristische  Form  der  frühen 
antoninischen  Zeit  in  Syrien  ebenso  wie  sonst  am  Tempel,  wo  immer  er  auftritt. 
Konsolen  und  Mäander  haben  sich  nicht  merkbar  verändert,  das  Schraubenband 
weniger,  als  man  annehmen  sollte,  da  kein  Schrägschnittstab  mit  Gegenübersetzung 
der  glatten  Stabfläche  und  der  queren  Rille  daraus  geworden  ist.  An  der  Palmetten- 
sima  begegnet  uns  die  bezeichnendste  Abweichung.  Wenn  es  der  Architekt  auch 
fertiggebracht  hat,  glatte  Konsolen  und  Mäander  zu  setzen,  wo  er  gewohnt  war, 
Akanthuskonsolen  und  Pfeifen  anzubringen,  die  Rankenstengel  mit  ihren  Voluten 
konnte  er  sowenig  in  der  Sima  beibehalten  wie  in  der  abschließenden  Hohlkehle 
des  Architravs:  es  ist  eine  rechte  kanonische  Sima  des  2.  Jahrhs.  geworden 
mit  der  abwechselnden  Reihung  eingerollter  und  fiedriger  Palmetten. 

Die  Cellawand  dahinter  hat  als  Profilfolge  unter  dem  Konsolengesims:  Eierstab, 
Zahnschnitt,  lesbische  Welle,  die  Vorhalle  innen:  lesbische  Welle,  Zahnschnitt,  Eier- 
stab, die  Cella  innen:  Eierstab,  Zahnschnitt,  lesbische  Welle,  ebenso  die  Hof  hallen 
wie  auch  der  Bakchustempel;  die  gleiche  Folge  bieten  Propyläen,  Südtempel  (Abb.  39) 
und  Nymphäum  von  G^raä,  der  Tempel  von  Bosra,  der  Peripteros  von  Damaskus, 
die  Synagoge  von  Kefr-Birim;  man  kann  sie  also  die  kanonische  Folge  in  Syrien 
nennen. 

Das  Konsolgesims  an  der  äußeren  Cellawand  hat  flache  Konsolen  mit  unter- 
gelegtem Blattornament,  Akanthusblatt  und  Palmettenmotive  wechselnd;  ebenso 
in  der  Vorhalle  und  in  den  Hof  hallen,  ebenso  alle  weiteren  Beispiele  in  Syrien;  nur 
die  Cella  im  Innern  und  der  Rundtempel  haben  wieder  vom  Juppitertempel  her  die 
geschwungenen  Balkenkopfkonsolen.  Die  Pfeifen  auf  der  Stirnplatte  treten  mit  der 
oben  gekennzeichneten  Ausnahme  sonst  in  Baalbek  durchgehends  ebenso  wie  im 
übrigen  Syrien  auf,  desgleichen  über  einem  Perlstab  die  Sima  mit  Blattreihungen, 
wobei  in  der  Regel  Fieder-  und  eingerollte  Palmette  wechseln,  es  tritt  aber  öfter 
auch  das  Akanthusblatt  unregelmäßig  oder  in  dreitaktigem  Wechsel  auf,  der  Tempel 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        8? 

von  Bosra  verwendet  nur  Fiederblätter.  Stellen  wir  daraus  die  typische  Folge 
für  Syrien  im  2.  und  3.  Jahrh.  fest,  so  erhalten  wir:  Eierstab,  Zahnschnitt, 
lesbische  Welle,  Blattkonsolen  mit  dem  Wechsel  von  Akanthusblatt  und  Palmette 
und  umlaufendem  Eierstab,  Stirnplatte  mit  Pfeifenschmuck,  Perlstab,  Sima  mit 
Blatt-  und  Palmettenreihung. 

Vergleicht  man  damit  Kleinasien,  so  ist  das  Bild  dort  nicht  so  einheitlich:  die 
Folge:  Eierstab,  Zahnschnitt,  lesbische  Welle  oder  umgekehrt  wird  nicht  regelmäßig 
durchgeführt:  der  Eierstab  ist  vielfach  in  das  Krönungsprofil  des  Frieses  einbezogen 
und  dann  durch  eine  glatte  Leiste  vom  großen  Abschlußgesims  getrennt  (Theater 
von  Perge),  oder  der  Eierstab  wiederholt  sich  (Hadrianstor  von  Adalia,  Bibliothek 
von  Ephesus  in  beiden  Geschossen,  Faustinathermen  in  Milet),  besonders  häufig 
unterbleibt  überhaupt  das  dritte  Profil  (Theater  von  Aezani,  Tempel  auf  der  Theater- 
terrasse von  Pergamon,  Theater  von  Sagalassos  u.  a.).  Sehr  gebräuchlich  ist  auch 
die  jonische  Hängeplatte  statt  der  korinthischen  Konsolplatte  (Hadrianstor  von 
Adalia,  Thermen  von  Aphrodisias,  Bibliothek  von  Ephesus  erster  Stock  [Aphrodisias 
hat  über  dem  Zahnschnitt  und  unter  der  Hängeplatte  ein  Karnies  mit  gereihten 
Akanthusblättern,  ebenso  die  Propyläen  bei  der  großen  byzantinischen  Kirche  von 
Milet,  Ephesus  mit  intermittierender  Wellenranke],  Theater  von  Termessos),  be- 
sonders über  Kompositkapitellen.  Die  Konsolen  sind  immer  mit  Blatt-  und  Palmetten- 
motiven unterlegt.  Die  Stirnplatte  ist,  ausgenommen  die  wenigen  schon  angeführten 
Beispiele  mit  Pfeifen  und  die  ganz  reich  mit  Ranken  oder  Rosettenmotiven  prunkenden 
Beispiele  (Obergeschoß  der  Bibliothek  von  Ephesus),  glatt.  Der  Perlstab  unter 
der  Sima  (Hadrianstor  von  Adalia,  Nymphäum  von  Aspendos,  Juppitertempel  von 
Aezani,  Odeon  von  Laodicea)  wird  sehr  oft  ersetzt  durch  den  Eierstab  (Theater  von 
Termessos,  Nymphäum  von  Side,  Gebälk  in  Sillyon,  Tempel  in  Pergamon)  oder  durch 
die  lesbische  Welle  (Theater  von  Aezani,  Thermen  von  Aphrodisias,  Bibliothek  von 
Ephesus).  Nicht  minder  abwechslungsreich  ist  der  Simenschmuck:  besonders  beliebt 
ist  die  intermittierende  Wellenranke  (Theater  von  Perge,  Nymphäum  von  Side,  Theater 
von  Termessos  und  vielfach  im  südlichen  Kleinasien,  Bau  in  Laodicea,  die  oben 
genannten  Propyläen  von  Milet,  der  römische  Hallenbau  am  Delphinion  und  die 
Faustinathermen  daselbst,  vgl.  ferner  Bibliothek  von  Ephesus  unter  der  Hänge- 
platte). Wird  die  wechselnde  Palmettenreihung  angewandt,  so  sind  die  Palmetten 
streng,  fast  dürr,  nur  eingerollt  und  auswärts  geschwungen,  vor  allem  fehlen  die 
reichen  Fiederpalmetten  (Juppitertempel  und  Theater  von  Aezani,  Thermen  von 
Aphrodisias,  Hadrianstor  von  Adalia,  Tempel  in  Pergamon  usw.),  eine  stark  blättrige 
Form  einer  Art  Araceenpalmette  wird  kontinuierend  gereiht  an  den  Simen  der  Biblio- 
thek von  Ephesus  '). 

')  Perge,  Theater:  Lanck.  I,  54  f.  39;  Adalia:  Aphrodisias:  für  die  gereihten  Akanthusbl. 
ebd.  I,  Taf.  7;  Ephesus:  Österr.  Jahrh.  XI  vgl.  Antiq.  of  lonia  III,  chap.  II,  pl.  26;  Ter- 
(1908),  124  f.  26  f.;  Aezani,  Theater:  Lebas-  messos,  Theater:  Lartck.  II,  97  f.  55;  Aspen- 
Reinach,  Taf.  14,  Juppitertempel:  ebd.,  Taf.  32;  dos,  Nymphäum:  ebd.  I,  100  f.  78;  Side: 
Pergamon,  Theaterterasse :  Altert.  IV,  ebd.  I,  Taf.  31;  Sillyon:  ebd.  I,  Taf.  14; 
Taf.  34;    Sagalassos:   Lafick.  II,   1561.131;  Milet,       Delphinion:       Kawerau-Rehm,      D., 

Berlin   1914,  144  f.  26. 

7* 


88        E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung. 

Interessant  ist  auch  hier  ein  Seitenblick  auf  den  Diokletianspalast  von  Spalato, 
den  man  ja  als  typisch-syrisches  Bauwerk  in  Anspruch  nehmen  will '):  das  Abschluß- 
gesims des  Juppitertempels  zeigt  die  Folge  lesbische  Welle  (von  stadtrömischer 
Form),  Zahnschnitt  (kein  drittes  Profil),  Akanthuskonsolen,  glatte 
Stirnplatte,  kleine  Hohlkehle,  Sima  mit  intermittierender 
Wellenranke'):  schon  bei  den  Formen  der  lesbischen  Welle  ergab  sich,  daß 
in  Rom  und  Kleinasien  die  Verwandten  zu  finden  sind:  auch  hier.  Die  intermittierende 
Wellenranke  ist  ja  auch  in  Rom  im  allgemeinen,  besonders  aber  auf  Karniesprofilen 
sehr  beliebt:  in  der  Sima  des  sogenannten  Pädagogiums  auf  dem  Palatin,  am  Nerva- 
forum,  im  Architravabschlußgesims  des  Vespasianstempels,  im  Flavierpalast  auf 
cjem  Palatin,  am  domitianischen  Theater  in  Albano,  in  den  Caracallathermen,  am 
aurelianischen  Soltempel  bei  S.  Silvestro,  im  Kämpfergesims  des  Severusbogens  usw. 
Dazu  kommt,  daß  die  sägezackige  Akanthusform,  die  in  Spalato  mehrfach  vorkommt 
(an  Kapitellen  der  oberen  Säulenstellung  und  im  Kämpfergesims  des  Mausoleums, 
an  den  seitlichen  Konsolen  der  Türe  des  Baptisteriums),  ihre  nächsten  und  fast 
einzigen  zutreffenden  Parallelen  in  Kleinasien  (und  Rom)  findet,  während  Syrien 
an  der  Entwickelung  dieser  Form,  soweit  ich  das  Material  übersehen  kann,  so  gut  wie 
unbeteiligt  ist  3).  Daraus  ergibt  sich,  daß  syrische  Kunst  mit  dem  Diokletianspalast 
nichts  zu  tun  hat,  wohl  aber  kleinasiatische  und  in  sehr  geringem  Umfange  Stadt- 
römische. 

Bisher  stand  der  Bakchustempel  im  Vordergrund,  die  Hofhallen  und  der  Rund- 
tempel wurden  gelegentlich  herangezogen:  es  ergeben  sich  nirgends  tief  ergehende 
Unterschiede,  die  einen  größeren  zeitüchen  Abstand  unter  diesen  Bauten  bedingen. 
Damit  steht  im  Widerspruch  die  allgemeine  Annahme,  daß  noch  unter  Caracalla 
an  der  Akropolis  gebaut  worden  sei.  Man  stützt  sich  dabei  auf  eine  Inschrift,  wonach 
der  Speculator  Longinus  bronzene  und  vergoldete  Säulenkapitelle  für  die  Propyläen 
gestiftet  hat.  Das  kann  aber  sehr  wohl  sogar  längere  Zeit  nach  Abschluß  des  Baues 
stattgefunden  haben,  worauf  schon  Puchstein  hingewiesen  hat  4).  Die  erhaltenen 
Pilasterkapitelle  der  Propyläen,  deren  eines  einem  Säulenkapitell  vom  Rundtempel 
auffallend  gleicht  (Abb.  30,  31),  können  in  keinem  Fall  bis  an  die  Jahrhundertwende 
herangerückt  werden;  das  verbieten  Sunamen  und  Atil  und  andere  Bauten,  die  der 
gleichen  Zeit  angehören.  Für  den  Eierstab  und  den  übrigen  Profilschmuck  gilt  dieselbe 
Grenze.  Es  handelt  sich  nur  darum,  zu  wissen,  wann  die  zweite  Bauperiode  von 
Baalbek  einsetzt.  Da  verweise  ich  auf  das  prächtige  Peltenornament,  das  als  Sima 
über  der  sogenannten  schönen  Tür,  in  der  Südwestecke  des  Altarhofes  angebracht 
ist;  mir  sind  bisher  zwei  Beispiele  aus  Pompeji  bekannt,  ein  skulpiertes  5)  von  einem 

')  Strzygowski,  Mschatta.     Jb.    preuß.  Kunsts.  25  ')  H^brard-Zeiller,  104;  im  Innern  105;   Mausoleum 
(1904),  229  f.     »Es   ist  längst  bekannt,  daß  die  S4S.;  Peristyl  66  f. 

Bauformen    von  Spalato  typisch  syrisch  sind«;  3)  Vgl.  Athen.  Mitt.  XXXIX  (1914)  39  ff.,  wo  ich 
vorsichtiger      Hibrard  -  Zeiller,      1 58  £f.        Auch  die    Entwickelungsgeschichte    dieses    Akanthus- 

Mesopotamisches    findet    Strzygowski:     Amida,  typus  verfolge. 

148  f.  4)  Arch.   Jahrb.   XVI   (1901),   154,11. 

5)  Altmann,  Grabaltäre,  181  f.  145. 


E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  DiflFerenzierung.        8q 


.Grabaltar  und  ein  gemaltes 
von  einem  neu  aufgedeckten 
Grabbau  vor  dem  Tor  d.  Reg. 
VI.  Ins.  XV.  Eine  andere  Be- 
obachtung führt  uns  vielleicht 
weiter:  Über  der  eben  genann- 
ten Tür  befindet  sich  eine 
ehemals  prostyle  Nische,  deren 
Pilaster  eine  ungewöhnliche 
Kapitellform  aufweisen :  zwei 
eckumgreifende  Akanthusblät- 
ter  nehmen  die  Kapitellhöhe 
bis  zu  den  Eckvoluten  ein, 
zwischen  ihnen  sitzt  am  Fuß 
des  Kapitells  ein  Eierstab,  die 
Doppelhelices  verbinigcn  sich 
unten,  biegen  über  dem  Eier- 
stab um  und  rollen  sich  volu- 
tenartig unter  einer  Blattpal- 
mette ein,  welche  die  Kapi- 
tellmittc  füllt;  darüber  sitzt 
die  gewöhnliche  Deckplatte. 
Diese  auffallende  Kapitellform 

steht  meines  Wissens  in  Syrien  allein;  aber  Kleinasien,  Griechenland  und  Rom 
bieten  datierte  Beispiele.  Im  Lateran  gibt  es  ein  paar  Säulenkapitelle  des 
gleichen  Typus,  die  nach  ihrem  Fundort  mit  gutem  Recht  dem  Trajansforum 
zugeschrieben  werden.  Verwandte  St-ücke  sind  wiederverwendet  in  S.  Martino 
ai  Monti  und  werden  darum  wohl  aus  den  trajanischen  Thermen  stammen, 
auf  deren  Gebiet  die  Kirche  liegt;  ebenso  sind  solche  Kapitelle  in  S.  Nicola 
in  Carcere    (Abb.  41)    wiederbenützt.      In  der  Moles  Hadriana  gab    es   gleichfalls 

solche  Pilasterkapitelle.  Ein  klei- 
nes Stück  dieser  Art  ist  im  Kreuz- 
gang von  San  Lorenzo  fuori  le 
mura  an  der  Wand  befestigt,  zwei 
merkwürdig  verkröpfte  Ovalkapi- 
telle des  gleichen  Typus  befinden 
sich  an  der  Treppe  zu  S.  Trinita 
dci  Monti,  endlich  befindet  sich 
auch  ein  solches  PilastcrkapitcU 
im  Museum  von  Neapel;  in  allen 
Fällen  hat  der  Akanthus  östlichen 
Typus,    die  Stücke  sind   also  sicher 

Abb.  42.     Pergamon,   Gymnasien  (Instph.  368  B).  VOn     Östlich     geschulter     Hand     aUS- 


Abb.  41.     Rom,  S.   Nicola  in  Carcere. 


QO        E.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Gntwickelung  und  Differenzierung. 

geführt ').  In  Griechenland  bietet  das  früheste  Beispiel  der  Hadriansbogen  in 
Athen,  antoninische  die  großen  Propyläen  von  Eleusis,  die  Exedra  in  Olympia 
und  das  Odeon  des  Herodes  Attikus,  sonst  findet  es  sich  mehrfach  in  Athen, 
verbaut  an  der  kleinen  Metropolis,  im  Dionysostheater,  auf  der  Akropolis,  bei  der 
Attalosstoa  usw.;  auch  auf  der  Insel  Thasos  begegnet  es  in  der  gleichen  Zeit  ^). 
Endlich  ist  der  Typus  reich  vertreten  in  Pcrgamon  (Abb.  42)  in  den  Gymnasien, 
ferner  am  Zeustempel  von  Aezani,  in  Aphrodisias,  Halikarnaß  3)  u.  a.  Es  gibt 
zwar  auch  ganz  vereinzelte  Nachläufer,  sogar  ein  frühbyzantinisches  Stück  4), 
die  Hauptmasse  der  Beispiele  gehört  jedoch  in  die  spättrajanische,  die  hadria- 
nische  und  die  Zeit  des  Antoninus  Pius;  in  denselben  Zeitgrenzen  hält  sich 
stilistisch,  was  wir  vom  korinthischen  Kapitell  und  allen  Einzelformen  in  Baalbek 
kennen.  Daraus  folgere  ich,  daß  die  zweite  Bauperiode  von  Baalbek  in  spät- 
trajanischer  Zeit  eingesetzt  haben  mag,  hauptsächlich  in  hadrianischer  und  anto- 
ninischer  Zeit  durchgeführt  und  auch  noch  zur  Zeit  des  Antoninus  Pius  abge- 
schlossen wurde.  Darin  wird  die  versprengte  Notiz  bei  Malalas  ihre  Richtigkeit 
haben,  daß  in  der  Weihinschrift,  die  von  der  Vollendung  der  staunenswert  groß- 
artigen Akropolisbauten  von  Baalbek  Zeugnis  gab,  der  Name  des  Antoninus  Pius 
stand;  eine  spätere  Zeit  kann  zum  Ausbau  nichts  Nennenswertes  beigetragen  haben, 
nur  noch  zur  Ausschmückung. 

Fasse  ich  ganz  kurz  zusammen,  so  ergibt  sich  mir:  Der  Baubeginn  des  großen 
Tempels  fällt  in  die  Gründungszeit  der  römischen  Kolonie  Julia  Augusta  Heliopolitana; 
seine  Formengebung  ist  bestimmt  durch  stadtrömisch -augusteische  Kunst  in  Durch- 
dringung mit  späthellenistischen  Traditionen,  die  Differenzierung  zu  ausgeprägt 
östlichen,  römisch -griechischen  Ornamenttypen  setzt  sehr  bald  ein;  was  erhalten 
ist,  fällt  vor  die  flavische  Zeit.  In  der  zweiten  Bauperiode  bietet  uns  Baalbek  inmitten 
einer  rein  östlichen,  römisch- (griechisch-)syrischen  Umgebung  das  eigenartige  Bild 
einer  stärker  von  weströmischen  Einflüssen  durchsetzten  Kunst,  die  sich  durch  die 
Ausbildung   syrischer   Künstler   in    Rom   erklären   mag.     Der    östliche    griechische 

■)  Lateran:  Ronczewski,  Motive,  56  f.,  Abb.  97,  51;    Arch.    Ephim.    1912,  164  f.  3,  Taf.  lo  (Ver- 

103;    Moles    Hadriana:    Rodocanachi,  Le  sakis);       Kleine      Metropolis:      Athen. 

ChateauSaint-Ange,  Paris  1909,  8,  pl.  2;  Hülsen,  Mitt.   XXXI    (1906),    Beil.,    f.   9.      Thasos: 

II  libro  di  Giul.  da  Sangallo,  Leipzig  1910,  f.  9:  Ost.    Jahresh.    XI    (1908),    163    f.  56    (Sitte): 

die    Vollendung    durch    Antoninus    Pius    wahr-  sicher  nicht  V.  Jh. 

scheinlich    schon    139,    darnach    Beisetzung    der  3)  Pergamon:      Institutsph.,     367 — 369,      753; 

Asche    Hadrians,    die    aus    Pozzuoli    überführt  Aezani,  Theater:  Lebas-Reinach,  Taf.  10;  in 

wurde.  Aphrodisias  in  der  Stadtmauer  verbaut,  vgl. 

*)  Hadriansbogen:  Stuart-Revett,  Antiquit.,  ferner  Theater  von    E  p  h  e  s  u  s  ,    Forschungen 

Vol.  III,  chap.  III,    pl.  VI— VIII;    Eleusis:  II,  63  f.iigff.;    Halikarnaß:  Institutsph. 

IIpaxTtxa,  18S7,   Taf.  I.    Plan;  zur  Datierung  der  Kleinasien,   297.     Hellenistische  Vorbilder  dafür 

großen  Propyläen,  ebd.,  52,  A"  u.  53  f.,  die  Büste  wären    Kapitelle    wie    Cockerell-Kinnard    u.    a. 

im  Clipeus  muß  ohne  Zweifel  als  Antoninusbüste  Antiquit.  of  Athens, London  1830,  55  u.  Taf.  IV,  i 

angesprochen  werden,  vgl.  Am.  Joum.  Arch.  XIV,  aus    Halikarnaß,     dem     ein     Büstenkapitell    in 

1910,    155  A.    (Dinsmoor);    Olympia:    Bau-  Nimes  parallel  geht,  s.  Durm,  Bauk.  Etrusk.  u. 

werke   II,    Taf.    XC,    i,   3;     Odeon:    Stuart-  Römer,  Stuttgart  '  1905,  72  f.  80,  81. 

Revctt,  Antiqu.,  nicht  genaue  Vignette,  Vol.   III,  4)  Aus    Saloniki:    Wulff,    Altchristi,    u.    mittelalt. 
Bildw.,    Berlin  1909,   Nachtrag,   309,   Nr.  1631. 


K.  Weigand,  Baalbek  und  Rom,  die  römische  Reichskunst  in  ihrer  Entwickelung  und  Differenzierung.        g  i 

Kulturkreis  hat  sich  jedoch  im  übrigen  eine  selbständige,  von  der  westlichen  klar 
unterscheidbare  Formenwelt  geschaffen,  die  ihren  prägnantesten  Ausdruck  im  Akan- 
thusblattypus  und  der  Behandlung  des  korinthischen  Kapitells  findet,  sich  aber 
nirgends  verleugnet.  Innerhalb  dieser  östlichen  Hauptgruppe  setzt  sich  Syrien  gegen- 
über Kleinasicn  (und  dem  starr  konservativen  Griechenland)  klar  ab  durch  anders- 
artige Ausbildung,  Gruppierung  und  Auswahl  bestimmter  Schmuckformen,  besonders 
der  Kymatien,  seit  der  hadrianischen  Zeit  scheint  sich  die  Differenzierung  rascher 
und  deutlicher  auszuprägen:  Kleinasien  zeigt  eine  größere  Mannigfaltigkeit  und 
Freiheit  der  Bildungen  bei  stärkerer  Zurückhaltung  in  der  technischen  Mache,  Syrien 
hält  sich  mehr  an  einen  eng  und  kanonisch  begrenzten  Formenkreis,  dem  es  aber 
die  reichste  Wirkung  durch  üppige  Formenbehandlung  abzugewinnen  vermag.  Soweit 
der  Osten  nach  dem  Westen  übergreift,  scheint  Kleinasien  (und  Griechenland)  die 
Formgebung  zu  bestimmen.  In  der  gesamten  Entwickelung  gehen  Syrien  und  Klein- 
asien parallel,  die  höchste  Blüte  erreichen  beide  um  die  Mitte  des  2.  Jahrhs.,  in  der 
hadrianischen  und  antoninischen  Zeit,  mit  dem  Ausgang  des  2.  Jahrhs.  beginnt  ein 
Erlahmen,  das  sich  im  3.  Jahrh.  fortsetzt:  Baalbek  bezeichnet  den  Höhepunkt  der 
römisch -syrischen  Baukunst  vor  dem  langsam  einsetzenden  Rückbildungsprozeß. 
Für  die  römische  Kunst  bezw.  Reichskunst  scheint  sich  mir  endlich  wenigstens 
einiges  Sichere  zu  ergeben:  Die  Tatsache,  daß  sich  in  römischer  Zeit  zwei  große, 
in  sich  einheitliche  Formgruppen  bilden,  die  in  und  trotz  allen  provinziellen  Sonder- 
entwickelungen bestehen  bleiben,  schließt  m.  A.  n.  die  Einheitsformel  »Hellenismus« 
aus.  Daß  die  künstlerische  Grenzlinie  zwischen  beiden  zugleich  die  sprachliche  ist, 
beweist,  daß  hier  kein  Zufall  und  keine  Willkür  waltet,  sondern  tiefer  liegende 
Gründe  bestimmend  sind:  die  lateinische  Kultur  des  Westens,  Rom  im  weiteren 
Sinne,  hat  sich  in  der  Kaiserzeit  einen  ebenso  gerriäßen  und  notwendigen  Aus- 
druck seiner  Wesensart  geschaffen  wie  der  griechische  Osten.  Es  hat  sogar  mehr 
getan:  die  oben  gemachten  Beobachtungen  zeigen  das  augusteische  Rom  als  künst- 
lerisch fortgeschrittensten  Punkt  im  ganzen  Reiche;  kraft  eines  Naturgesetzes  übt 
es  darum  auf  die  gesamte  Richtung  der  künstlerischen  Entwickelung  einen  un- 
widerstehlichen Einfluß:  wie  von  einem  Hochdruckgebiete  strömt  er  nach  allen 
Seiten  aus,  zugleich  vernichtend  und  belebend.  Die  alten  provinziellen  Sonder- 
formen gehen  unter,  die  neuen  Einheitsformen  fassen  Wurzeln;  die  weitere  Ent- 
wickelung geht  in  der  Hauptsache  den  Weg,  der  in  augusteischen  Bauten  des 
Westens  am  frühesten  vorgezeichnet  ist.  ^ 

Athen.  EdmundWeigand. 


02        J.  Maybaum,  Tragische  Szene  auf  einem  kampanischen  Glockenkrater  des  vierten  Jahrhunderts. 


TRAGISCHE   SZENE   AUF   EINEM    KAMPANISCHEN 
GLOCKENKRATER  DES  VIERTEN  JAHRHUNDERTS. 

Mit  Tafel  6  und  7. 

Der  Fundort  des  in  der  Vorderseite  auf  Tafel  6,  in  der  Rückseite  auf  der  Anfangs- 
vignette abgebildeten  kampanischen  oder  lukanischen  Gefäßes  ist  Bajae,  wo  es  im 
Jahre  1868  in  Gegenwart  des  ersten  Besitzers,  des  Barons  von  Nolcken,  ausgegraben 
wurde.  Aus  dessen  Sammlung  ging  es  mit  einigen  andern  Gefäßen  gleicher  Her- 
kunft durch  Schenkung  in  die  kleine  Antikensammlung  des  Großherzoglichen 
Museums  zu  Schwerin  über.  Höhe  40  cm,  Randdurchmesser  40  cm,  Höhe  des 
Bildfeldes  18  cm,  Breite  30  cm;  Form  und  Technik  sind  plump,  ebenso  wie  die 
bildliche  Darstellung  nur  geringen  Anspruch  auf  künstlerische  Qualität  erheben 
kann.  Jedoch  erweckt  sie  ein  erhebliches  gegenständliches  Interesse,  und  darum 
ist  das  Gefäß  wohl  wert,  veröffentlicht  zu  werden,  wenn  auch,  wie  ich  gleich  im 
voraus  bemerken  möchte,  eine  Deutung  bisher  nicht  gefunden  ist. 

Der  dargestellte  Vorgang  ist  einfach  und  an  und  für  sich  betrachtet  ohne  weiteres 
verständlich.  Auf  einem  Altar  sitzt  ein  Schutzflehender,  ein  alter  Mann  mit  vollem 
weißem  Haupt-  und  Barthaar.  Er  ist  in  ein  langes,  bis  auf  die  Füße  reichendes  Ge- 
wand gehüllt,  das  in  der  Mitte  gegürtet  ist  und  dessen  Ärmel  bis  zur  Handwurzel 
herabgehen;  es  ist  das  Gewandstück,  das  auf  der  Bühne  vornehme  Männer  tragen. 
Dem  Gewand  entsprechen  die  reich  geschmückten  Schuhe.  Der  linke  Arm  ist  unter 
dem  Mantel  verborgen  und  in  die  Seite  gestemmt,  die  rechte  Hand  mit  einer  Geste, 
die  Trauer,  kummervolles  Nachsinnen  oder  stumme  Verzweiflung  ausdrücken  soll, 
an  das  Gesicht  gelegt,  das  Haupt  gesenkt,  der  Blick  starr  und  ziellos  ins  weite  ge- 
richtet. Die  Form  des  Altars  mit  den  hochgestellten  Platten  kehrt  auf  unteritalischen 
Gefäßen  häufiger  wieder:  als  Beispiel  nenne  ich  wegen  der  Verwandtschaft  des  Motivs 
die    höchst    interessante   und  bedeutende  Vase   in   den    Wiener    Vorlege- 


J.  Maybaum,  Tragische  Szene  auf  einem  kampanischen  Glockenkrater  des  vierten  Jahrhunderts.        03 

blättern  B4.  Der  Altar  ist  mit  Blut  bespritzt,  von  einem  großen  Fleck  in  dem 
Winkel  zwischen  dem  Gewandzipfel  und  dem  rechten  Bein  des  Greises  rinnt  das 
Blut  herunter  bis  auf  die  Trittstufe,  bildet  hier  eine  Lache  und  tropft  dann  weiter 
bis  auf  den  Boden. 

Der  Hauptperson,  die  würde-  und  eindrucksvoll  zu  gestalten  der  Maler  sich 
möglichste  Mühe  gegeben  hat,  gegenüber  sitzt  ein  jüngerer  Mann  mit  dunklem  Haar 
und  Bart.  Er  trägt  einen  Mantel,  der  die  rechte  Brust  und  den  rechten  Arm  frei- 
läßt, und  ist  durch  das  lange,  verzierte  Zepter  ebenfalls  als  ein  König  oder  Vornehmer 
charakterisiert.  Der  Gestus  ist  unzweideutig  der  der  Trauer:  es  ist  das  unsagbar 
schöne  Motiv  vom  Grabmal  am  IHssos,  das  hier,  wenn  auch  in  weitem  Abstände, 
fortlebt.  Das  Haupt  ist  dementsprechend  leicht  gesenkt,  die  Stirn  gefurcht,  der 
Blick  kummervoll  auf  das  Gegenüber  gerichtet.  Er  sitzt  auf  einem  lehnenlosen, 
mit   einem  Pantherfell   bedeckten   Stuhl. 

Zwischen  beiden  Männern  am  Boden  liegt  ein  weibliches  Wesen,  unbekleidet 
bis  auf  die  prächtigen  Schuhe,  durch  die  der  Maler  wohl  andeuten  will,  daß  es  sich 
auch  um  eine  vornehme  Person  handelt.  Daß  es  ein  junges  Mädchen  ist,  wird  man 
ohne  weiteres  aus  dem  zarten  Körperbau  und  der  starken  Hervorhebung  der  Haar- 
flechten schließen;  daß  sie  tot  ist,  zeigen  die  geschlossenen  Augenlider  und  das  kraftlos 
zur  Seite  gesunkene  Haupt.  Deutlich  sichtbar  ist  ferner  eine  Wunde  etwas  unterhalb 
der  Brust,  aus  der  das  Blut  heruntergerieselt  ist  und  auf  dem  Boden  eine  Lache 
gebildet  hat;  anscheinend  ist  auch  eine  zweite  Wunde  am  Halse  vorhanden.  Der 
rechte  Arm  ist  an  den  Leib  gepreßt,  vielleicht  verband  der  Maler  einen  Zweck  damit 
und  wollte  zur  Erhöhung  des  Mitleids  bemerkbar  machen,  daß  die  Jungfrau  auch 
im  Tode  der  Schamhaftigkeit  nicht  vergaß,  der  linke  ist  nach  rückwärts  gesunken 
und  durch  den  eigentümlich  nach  vorn  gedrehten  Leib,  dessen  Haltung  nicht  ganz 
verständlich  erscheint,  verdeckt;  merkwürdig  ist  auch  die  Stellung  der  Beine.  Ob 
man  in  dieser  gezwungenen  Lage  des  Körpers,  in  der  unnatürlichen  Haltung  der 
Arme  und  der  Verschränkung  der  Beine  ein  Ungeschick  des  Malers  zu  sehen  hat, 
der  auf  diese  Weise  den  weiblichen  Körper  zeigen  wollte,  oder  ob  eine  bestimmte 
Absicht  darin  zum  Ausdruck  kommt,  wird  sich  nur  entscheiden  lassen,  wenn  man 
den  dargestellten  Vorgang  erkannt  hat.  Ein  charakteristischer  Zug  ist  jedenfalls 
die  Bettung  auf  Blumen.  Daß  die  mit  gewisser  Regelmäßigkeit  verteilten,  meistens 
gleichmäßig  zu  dreien  angeordneten  Pünktchen  Blumen  bedeuten  soller,  kann  man 
aus  der  Vergleichung  mit  den  ähnlich  stilisierten  Gebilden  oben  am  Rande  und  auf 
der  Rückseite,  daß  sie  etwas  besonderes  darstellen  sollen,  aus  der  Art,  wie  sie  den 
Körper  vom  Kopf  an  bis  zu  den  Zehenspitzen  begleiten,  erschließen.  Zweifellos 
muß  aus  der  gesamten  Situation  entnommen  werden,  daß  das  Mädchen  am  Altare 
geopfert  ist. 

Bis  hierhin  ist  die  Darstellung  in  den  Hauptzügen  verständlich.  Weiteren 
Aufschluß  jedoch  gibt  das  Bild  nicht.  Wir  erfahren  nicht,  wer  das  Mädchen  getötet 
oder  geopfert  hat,  in  welchem  Verhältnis  der  Greis  zu  der  Jungfrau  steht,  ob  er  etwa 
ihr  Vater  ist;  wir  fragen  vergebens,  weshalb  er  sich  schutzflehend  auf  den  Altar 
geflüchtet  hat,  ob  er  die  Opferung  vollzogen  hat  und  nun  irgendwelche  Rache  fürchtet, 


QA        J.  Maybaum,  Tragische  Szene  auf  einem  kampanischen  Glockenkrater  des  vierten  Jahrhunderts, 


oder  ob  er  in  Besorgnis  ist,  von  denen,  die  das  Mädchen  getötet  haben,  ein  gleiches 
Schicksal  zu  erleiden.  Auch  über  das  Verhältnis  des  zweiten  Mannes  zu  den  beiden 
andern  Personen  erhalten  wir  keine  Auskunft;  nur  werden  wir  mit  einiger  Sicherheit 
sagen  können,  daß  der  Schutzflehende  von  ihm  nicht  bedroht  wird,  sondern  daß 
er  als  Mittrauernder  gedacht  ist.  Beachtenswert  ist  vielleicht  noch,  daß  eine  Waffe, 
etwa  Schwert  oder  Opfermesser  als  Andeutung  des  Opfers,  nicht  vorhanden  ist. 

Die  ganze  Szene  spielt  sich  im  Freien  vor  einem  deutlich  als  Heiligtum  charakte- 
risierten Hintergrund  ab. 

Der  Maler  ist  nicht  ganz  ohne  Geschick.  Er  versucht  den  Altar  schräg  von 
der  Seite  zu  sehen,  die  Perspektive  wiederzugeben  und  Vorder-  und  Seitenansicht 
und  die  Tiefe  zur  Anschauung  zu  bringen.  Offenbar  sollen  wir  uns  den  Altar  in  das 
Bildfeld  hineingerichtet  denken,  vör  ihm  etwa  in  gleicher  Höhe  das  Mädchen  und 
gegenüber  etwas  im  Hintergrunde  die  dritte  Person.  Freilich  ist  es  dem  Maler  weder 
gelungen,  einen  einheitlichen  Ansichtspunkt  zu  gewinnen  noch  die  sitzende  Figur 
mit  dem  Ganzen  in  Einklang  zu  bringen;  es  ist  eine  schiefe  Darstellung  heraus- 
gekommen, in  die  man  sich  nur  mit  Mühe  hineinsieht'.  Immerhin  ist  wenigstens 
ein  Versuch  gemacht,  das  zeichnerische  Problem  aufzufassen  und  den  Eindruck 
der  perspektivischen  Ansicht  durch  die  Farbe  zu  unterstützen,  auch  ist  das  Mittel 
der  Schattierung  angewandt.  Einfacher  lag  die  Sache  bei  dem  Stuhl  und  ist  hier 
auch  besser  gelungen.  Die  ganz  oder  teilweis  sichtbaren  Stuhlbeine,  das  darüber 
hängende  Fell  —  man  beachte  auch  die  geschickte  Ausnutzung  des  Schwanzes  — 
und  die  sitzende  Figur  sind  in  ein  richtiges  Verhältnis  gebracht,  das  hellfarbige  Zepter 
dient  dazu,  den  Tiefeneindruck  zu  verstärken.  In  der  Wiedergabe  des  weiblichen 
Körpers  ist  eine  Art  von  Naturalismus  nicht  zu  verkennen,  z.  B.  in  der  Bildung 
des  rechten  Oberschenkels  (die  untere  Linie  des  rechten  Arms  bildet  zugleich  den 
Kontur  des  Oberschenkels).  —  An  Farben  sind  angewandt  ein  etwas  schmutziges 
Weiß,  gelb  in  verschiedenen  Abtönungen,  braun,  schwarz,  verschiedene  Nuancen 
eines  stumpfen  Rot.  Die  Gliederung  des  Gefäßes  zeigt  die  Nachwirkung  alter  Tradition. 
Die  vordere  Bildfläche  ist  oben  eingefaßt  von  einem  Kymation,  unten  von  einer 
Mäanderborde,  der  stark  ausgebogene  Rand  mit  einer  Efeuranke  mit  Früchten  ge- 
schmückt. Die  Rückseite  ist  gleichgültiger  behandelt  (siehe  die  Anfangsvignette; 
Dionysos  mit  bekränzter  Schale  und  Thyrsos,  ein  Diadem  im  Haar,  sitzt  auf  einem 
Felsblock,  ein  Satyr  steht  vor  ihm  mit  trichterförmigem  Becher,  links  von  dem 
Gott  Altar  mit  Flamme),  unten  durch  ein  wellenartiges  Band  abgegrenzt,  oben 
ohne  Abgrenzung;  die  hintere  Randhälfte  zeigt  ein  pflanzliches  Ornament,  an- 
scheinend einen  Olivenzweig.  Die  Felder  sind  getrennt  durch  die  Henkelpartien, 
unter  den  Henkeln  befinden  sich  Palmettenmotive,  darüber  sind  rote  Felder  aus- 
gespart, die  bis  an  den  Gefäßrand  herantreten. 

Wenn  also  auch  unserm  Vasenmaler  unter  seinesgleichen  ein  gewisses  Geschick 
nicht  abgesprochen  werden  kann,  so  ist  doch  kein  Zweifel,  daß  die  Erfindung  hoch 
über  der  Ausführung  steht.  Die  eigentliche  Erfindung  der  Vorderseite,  der  wohl- 
überlegte Aufbau  der  Gruppe,  die  wirkungsvolle  Gegenüberstellung  der  beiden 
scharf  charakterisierten  männlichen  Gestalten,  ihre  bis  ins   einzelne  durchgeführte 


J.  May  bäum,  Tragische  Szene  auf  einem  kampanischen  Glockenkrater  des  vierten  Jahrhunderts.        nc 

Individualisierung,  die  bewegte  Horizontale  des  toten  Mädchenleibcs  zwischen 
ihnen,  die  ausdrucksvollen  Geberden,  alles  das  beweist  ein  wirkliches  künstlerisches 
Vermögen.  Wenn  man  hinzunimmt,  daß  die  Darstellung  nicht  vollständig  genug 
ist,  um  aus  sich  heraus  verständlich  zu  sein,  so  könnte  man  wohl  auf  den  Gedanken 
an  ein  Vorbild  aus  der  hohen  Malerei  kommen.  Doch  ist  es  natürlich  müßig,  der- 
artige Betrachtungen  anzustellen.  Soviel  jedoch  wird  nach  dem  ganzen  Charakter 
der  Szene  als  wahrscheinlich  gelten  können,  daß  die  letzte  Anregung  auf  ein  Drama 
zurückgeht.  Der  Vasenmaler  konnte  entweder  annehmen,  daß  der  zugrunde  liegende 
Vorgang  so  bekannt  war,  daß  sein  Gruppenbild  auch  in  seiner  UnvoUständigkeit 
den  Beschauern  ohne  weiteres  verständlich  sei,  oder  er  machte  sich  überhaupt  keine 
Gedanken  über  den  Zusammenhang  und  wollte  nur  eine  traurige  Geschichte  darstellen, 
die  ihm  gefiel,  weil  sie  gleicherweise  dem  diesen  unteritalischen  Malern  so  häufig 
eigenen  Zug  zur  Grausamkeit  wie  zur  Lüsternheit  Genüge  tat. 

Mit  diesem  Bilde  möchte  ich  ein  zweites  verbinden,  und  zwar  von  einem  Gefäß 
desselben  Kunstkrc'ises  (Bild  der  Hauptseitc  Tafel  7,  Gesamtansicht  mit  der  Rück- 
seite, auf  der  zwei  Mantelfiguren  dargestellt  sind,  in  der  Schlußvignette).  Diese  große 
und  prächtige  Amphora  stand  früher  in  der  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu 
Petersburg,  jetzt  befindet  sie  sich  in  der  Kaiserlichen  Ermitage;  sie  ist  62  cm  hoch  und 
an  der  breitesten  Stelle  20  cm  breit,  der  Umfang  beträgt  hier  70  cm,  das  Hauptbild  ist 
oben  27  cm,  unten  24  cm  breit.  Sie  ist  bisher  nicht  abgebildet  oder  beschrieben  und 
wird,  soweit  ich  sehe,  nur  bei  Vogel,  Szenen  Euripideischer  Tragödien  S.  127  und  danach 
bei  Röscher  s.  v.  Oineus  Sp.  762  erwähnt.  Diese  Erwähnung  legte  mir  den  Gedanken 
an  die  Möglichkeit  eines  Zusammenhanges  mit  der  Schweriner  Vase  nahe.  (Die 
Abbildungen,  die  Erlaubnis  der  Veröffentlichung  sowie  die  Größenangaben  verdanke 
ich  der  ganz  außerordentlichen  Liberalität  von  Herrn  E.  Pridik,  dem  auch  an  dieser 
Stelle  zu  danken  mir  inneres  Bedürfnis  ist.)  Auch  hier  spielt  die  Szene  vor  einem 
Heiligtum,  auch  hier  sitzt  auf  einem  Altare  ein  Schutzflehender,  und  zwar  ein  bärtiger 
Mann  in  prunkvoller  Gewandung.  Hinter  dem  Altar  oder  auf  demselben  steht  eine 
Stele,  auf  ihr  wird  man  wohl  das  Bild  des  Gottes  zu  ergänzen  haben.  Im  Vorbei- 
gehen möchte  ich  auf  ein  ausgezeichnetes  Beispiel  dafür,  wie  die  Statue  eines  Gottes 
auf  einer  Stele  hinter  dem  Altar  steht  und  auf  ihn  herabblickt,  aufmerksam  machen, 
das  schönste,  das  mir  aus  der  ganzen  Vasenmalerei  bekannt  ist.  Es  findet  sich  auf 
dem  herrlichen  attischen  Krater  aus  Nola  in  der  Sammlung  Plaeberlin  in  Eschersheim 
(abgebildet  und  kurz  besprochen  von  Pagenstecher  im  Arch.  Anzeiger  1 910  Sp.  460/463 ) , 
der  sowohl  wegen  seiner  Darstellung  als  wegen  seiner  hohen  künstlerischen  Qualität 
eine  eingehende   Behandlung  verdiente. 

Hinter  dem  Altar  liegt  auch  hier  ein  Mädchen.  Daß  sie  tot  ist,  wird  hinlänglich 
klar  durch  die  geschlossenen  Augen,  den  herben  Gesichtsausdruck,  die  Haltung  des 
Kopfes.  Leider  ist  nur  dieser  sichtbar,  der  Leib  aber  durch  den  Altar  verdeckt.  Auf 
diesen  zu  schreiten  zwei  Männer,  der  eine  ein  Greis,  in  gleicher  Kleidung  wie  der 
Schutzflehende,  der  andere  ein  Jüngling.  Der  linke  Arm  des  Greises  ist  in  den  Mantel 
gewickelt,  die  zum  Stoß  erhobene  Rechte  hält  ein  merkwürdiges  Instrument,  für 
das  ich  eine  Parallele  nicht  finde.    Es  ist  eine  Art  von  Stab,  am  untern  Ende  breit 


q5        J>  Maybaum,  Tragische  Szene  auf  einem  kampanischen  Glockenkrater  des  vierten  Jahrhunderts. 

und  abgeplattet,  oben  rundlich  spitz  zulaufend;  am  breiteren  Ende  ist  deutlich  eine 
Umschnürung  sichtbar,  vielleicht  kann  sie  für  einen  Kundigen  den  Ausgangspunkt 
der  Deutung  bieten.  Diesen  Stab  hat  der  Alte  in  der  Mitte  gefaßt  und  zwar  so,  daß 
das  breitere  Ende  dem  Mann  auf  dem  Altar  zugekehrt  ist,  den  er  offenbar  mit  einem 
Stoße  bedroht.  Neben  dem  Greis  schreitet  ein  Jüngling  einher,  dessen  mächtiger 
Gliederbau  von  der  Chlamys  nicht  verhüllt  wird;  auf  den  Haupte  trägt  er  einen  Pilos, 
mit  der  Rechten  streckt  er  ein  entblößtes  Messer  vor  sich,  auf  dessen  charakteristische 
Form  und  schönen  Griff  ich  besonders  aufmerksam  machen  möchte.  Auch  hier  erheben 
sich  dieselben  Fragen:  wer  hat  das  Mädchen  getötet,  wer  ist  ihr  Vater,  in  welchem  Ver- 
hältnis stehen  die  Personen  zueinander?  Auch  dieses  Bild  bleibt  die  Antwort  schuldig. 

Die  Szene  ist  groß  empfunden  und  hat  eine  dramatische  Gewalt.  Wie  ein  unent- 
rinnbares Schicksal  schreiten  die  beiden  Männer  auf  den  schütz-  und  wehrlosen 
Gegner  zu.  Prachtvoll  ist  der  Kopf  des  Alten.  Aus  der  weißen  Flut  des  Haares  und 
Bartes,  die  wild  und  mächtig  das  Haupt  umlodert,  treten  höchst  wirkungsvoll  die 
zornigen  Augen  und  der  fest  zusammengepreßte  Mund  hervor;  man  meint  eine 
tragische  Maske  zu  sehen.  Daß  beide,  der  Alte  wie  der  Junge,  den  Schutzflehenden 
bedrohen,  erscheint  zweifellos.  Ebenso  lehrt  der  Augenschein,  daß  dieser  in  dem 
Alten  seinen  eigentlichen  Gegner  erblickt,  denn  sonst  könnte  er  nicht  diesen  ent- 
setzensvollen Blick  auf  ihn  richten.  Auch  hier  ist  die  Mimik  von  der  größten  Wirk- 
samkeit und  in  dem  angstvollen  Blick  der  weit  aufgerissenen  Augen,  den  hoch- 
gezogenen Brauen,  der  gefurchten  Stirn,  der  großartigen  Geste  der  das  Haar  raufenden 
Hände   das   Entsetzen  lebendig  wiedergegeben. 

Vieles  entgeht  gewiß  bei  fehlender  Anschauung  des  Originals,  aber  das  lehren 
auch  die  schwachen  Abbildungen,  daß  wir  ein  wirkliches  Kunstwerk  vor  uns  haben.  • 
In  der  Art,  wie  die  Figuren,  deren  bedeutende  Größe  man  sich  an  der  Hand  der  oben 
gegebenen  Maße  vergegenwärtigen  möge,  in  den  Raum  gestellt  sind,  in  der  Stärke 
und  Eindringlichkeit  der  Charakterisierung,  in  der  Sicherheit  und  dem  lebendigen 
Fluß  der  Zeichnung  tritt  uns  eine  nicht  gewöhnliche  künstlerische  Fähigkeit  entgegen. 
Der  Aufbau  der  nach  oben  sich  etwas  verbreiternden  Gruppe  in  den  gewaltigen 
Vertikalen,  deren  Strenge  nur  leise  durch  die  schwach  betonten  horizontalen  Linien 
gemildert  ist,  zeigt  das  feinste  Gefühl  für  die  Darstellungsmöglichkeiten,  die  diese 
besondere  Gefäßform  dem  Künstler  bot  (auch  der  Maler  des  Schweriner  Gefäßes 
hat  ein  richtiges  Verständnis  für  die  seiner  Form  angemessene  Ausgestaltung  des 
Bildfeldes).  Nicht  unbeachtet  lassen  wolle  man  auch  die  lebendige  Variation  in  der 
Haltung  der  Arme  und  Hände,  sowie  in  dem  Fall  und  dem  Linienfluß  der  Gewänder. 
Die  Gruppe  steht  fest  und  sicher  in  ihrem  Raum  und  ist  zu  einer  inneren  Einheit  zu- 
sammengeschlossen, aber  in  sich  wieder  höchst  glücklich  abgestuft  und  variiert,  alles 
getragen  von  dem  unbeirrbaren  Gefühl  für  das  Angemessene  und  Echte,  das  der  grie- 
chischen Kunst  auf  allen  ihren  Entwicklungsstufen  eigen  ist.  Auch  die  besondere 
Größe  und  Ausstattung  (die  Amphora  ist  polychrom,  vgl.  Roschcr  a.  a.  0.  Sp.  762) 
zeigen,  daß  es  sich  um  ein  Prunkstück  handelt,  dem  besondere  Sorgfalt  zugewandt  ist. 

Das  Pathos  der  Tragödie  weht  uns  aus  diesem  Bilde  an,  und  jeder  wird  beim 
ersten  Anblick  die  Empfindung  haben,  daß  er  eine  tragische  Szene  mit  Augen  schaut. 


J.  Maybaum,  Tragfische  Szene  auf  einem  kampanischen  Glockenkrater  des  vierten  Jahrhunderts.        Q7 

Die  Wirkung  des  Theaters  auf  die  Kunst,  vor  allem  auf  die  Malerei,  ist  sicherlich 
auch  in  formaler  Hinsicht  höchst  bedeutend  gewesen.  Wir  werden  uns  kaum  eine 
Vorstellung  von  der  künstlerischen  Vollendung  der  griechischen  Bühne  machen 
können  in  Hinsicht  auf  den  Aufbau  der  Gruppen,  auf  die  Charakterisierung  der 
Einzelgestalt  in  Maske,  Gang,  Bewegung,  Geste,  Gewandung,  auf  die  Abtönung  der 
Farben  und  vieles  andere,  was  wir  nur  ahnen. 

Stellen  wir  die  beiden  Gefäße  nebeneinander,  so  springt  die  Ähnlichkeit  beider 
Darstellungen  sofort  in  die  Augen,  allerdings  ist  ja  auch  die  Verschiedenheit  nicht 
zu  verkennen,  die  weniger  in  der  Hinzufügung  der  dritten  männlichen  Figur  zu  suchen 
ist  als  in  der  verschiedenen  Rolle,  die  der  Greis  und  der  bärtige  Mann  spielen.  Dennoch 
scheint  mir  eine  starke  Wahrscheinlichkeit  dafür  zu  sprechen,  daß  beide  Darstellungen 
oder  ihre  Vorlagen  auf  dasselbe  Drama  zurückgehen.  Wie  man  jene  Verschiedenheiten 
erklären  könnte,  ob  zwei  verschiedene  Szenen  dargestellt  sind  oder  ob  man  zu  dem 
allerdings  etwas  wohlfeilen  Aushilfsmittel  greifen  will,  der  Schweriner  Maler  habe 
den  Vorgang  nicht  erfaßt  und  willkürlich  entstellt,  darüber  zu  reden  wird  erst  dann 
Zweck  haben,  wenn  der  Sinn  der  Sache  erfaßt  ist. 

Leider  muß  ich  mein  Unvermögen  bekennen,  zur  Deutung  auch  nur  das  geringste 
beizutragen,  und  daher  an  dieser  Stelle,  wo  die  eigentliche  Untersuchung  beginnen 
sollte,  abbrechen.  Trotz  allem  Nachdenken  und  Suchen  ist  es  mir  nicht  gelungen, 
etwas  irgendwie  Annehmbares  zu  finden;  alle  Einfälle,  z.  B.  der  Gedanke  an  Thyestes, 
erwiesen  sich  näherem  Zusehen  als  unhaltbar  (eine  Beziehung  zu  Oineus  vermag 
ich  noch  weniger  zu  erkennen).  Ich  begnüge  mich  also,  wenn  auch  mit  dem  vollen 
Gefühl  des  Unbefriedigenden,  die  beiden  Gefäße  zusammengestellt  und  vorgelegt 
zu  haben  —  hoffentlich  bewährt  sich  diese  Verbindung  und  hat  das  Suchen  wenigstens 
diese  eine  Frucht  gehabt  —  und  muß  das  Verdienst,  die  feineren  Fäden  aufzudecken, 
Kundigeren  überlassen. 

Schwerin  i.  M.  J.  M  a  y  b  a  u  m. 


og  P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie. 


DIE  ANFÄNGE  DER  ERDKUGELGEOGRAPHIE. 

I. 

Am  Schlüsse  des  platonischen  »Phädon«  steht  die  Offenbarung  von  den  Schick- 
salen der  Menschenseele,  ein  umfangreiches  und  durchaus  nicht  einfaches  Gebilde. 
Zwei  Vorstellungsreihcn  treffen  und  vereinen  sich  hier:  die  erste  ist  kosmologisch 
physikalisch,  geographisch,  die  andere  ist  mythisch  und  eschatologisch.  Überdenkt 
man  die  Absicht  des  Dichterphilosophen,  so  besteht  kein  Zweifel,  daß  in  dem  escha- 
tologischen  Einschlag  Zweck  und  Sinn  des  Ganzen  ruht,  während  die  naturwissen- 
schaftlichen Gedanken,  so  viel  sie  dem  Forscher  Piaton  bedeutet  haben  müssen, 
doch  in  diesem  Zusammenhang  nur  Unterbau  und  Grundlage  sein  können.  Es  ist 
von  Nutzen,  wenn  man  die  Jenseitsdichtungen  des  »Gorgias«  und  des  »Staates« 
vergleicht.  Im  »Gorgias«  haben  wir  das  Totengericht  »auf  der  Wiese  am  Dreiweg« 
und  die  beiden  Orte  für  die  Guten  und  für  die  Verdammten,  hier  die  Inseln  der  Se- 
ligen, dort  den  Tartaros  —  also  rein  mythische  Landschaft  ohne  jeden  Versuch, 
ein  wissenschaftliches  Erd-  oder  Weltbild  unterzubaucn.  Diesen  Versuch  hingegen 
macht  der  »Phädon«,  und  zwar  mit  solcher  Ausführlichkeit,  daß  hinterdrein  das 
Totengericht  und  die  Schicksale  der  Seelen  fast  wie  ein  Anhängsel  wirken,  wenn  man 
rein  von  außen  .auf  die  Verteilung  der  Massen  sieht.  Und  am  Ende  seines  »Staates« 
stellt  Piaton  in  der  Spindel  mit  den  acht  ineinandcrgesetzten  Ringen,  die  um  die 
Erdachse  kreisen,  ein  genau  ausgedachtes  und  ausgerechnetes  Bild  des  Weltalls  hin, 
bevor  er  die  Seelen  zur  Wahl  eines  neuen  Lebens  vor  die  Schicksalsgöttinncn  treten 
läßt.  So  scheint  schon  dieser  Vergleich  darauf  hinzuweisen,  daß  die  Verbindung  von 
Kosmologie  und  Eschatologic  erst  durch  Piaton  selbst  vollzogen  worden  ist.  Im 
»Gorgias«  steht  er  der  orphischen  Jenseitslehre  noch  ganz  nahe,  und  naturwissen- 
schaftliches Interesse  äußert  sich  nicht.  In  den  späteren  Werken  sehen  wir  den 
alten  Strom  mit  einem  neuen  vermischt,  der  aus  ganz  anderer  Richtung  kam.  — 
Die  verschiedenen  Elemente  innerhalb  der  Schlußdichtung  des  »Phädon«  gilt  es  zu 
sondern. 

Weder  die  Größe  noch  die  Beschaffenheit  der  Erde  —  so  beginnt  Sokrates 
seine  Überzeugung  darzulegen  • —  entspricht  der  bei  den  Fachleuten  verbreiteten 
Ansicht.  Die  Erde  ruht  als  Kugel  in  der  Mitte  des  Wcltenraums  infolge  ihres  eigenen 
Gleichgewichts  und  der  überall  ebenmäßigen  Form  der  Himmelssphäre.  Das  ist 
genau  die  Theorie  des  Parmenides,  und  wenn  man  von  der  Kugelform  absieht,  schon 
die  desAnaximander.  Die  Erdkugel  nun  heißt  »sehr  groß«,  nicht  sowohl  im  Verhältnis 
zum  Weltall  —  wenigstens  wird  davon  nichts  gesagt  —  als  im  Verhältnis  zu  dem 
kleinen  Raum,  den  wir  Menschen  auf  ihr  einnehmen,  »wir  vom  Phasis  bis  zu  den 
Säulen  des  Herakles«.  Damit  soll  offenbar  der  östliche  und  der  westliche  Endpunkt 
unserer  Oikumene  angegeben  werden,  die  hier  weniger  in  ihrer  äußeren  Begrenzung 
gegen  den  Okeanos  als  gleichsam  nach  innen  zu  in  ihrer  Lagerung  um  das  Mittclmeer 
gesehen  wird.    Einen  so  kleinen  Raum  also  beansprucht  die  uns  bekannte  Länder- 


P.  Friedländer,  Die  Anfänge   der  Erdkugelgeographie. 


99 


masse  auf  der  großen  Kugel,  daß  wir  um  das  innere  Meer  hcrumwohnen  »wie  Frösche 
oder  Ameisen  um  eine  Pfütze«.  ... 

Unser  Wohnplatz  ist  aber  nur  einer  von  -vielen,  die  als  Vertiefungen,  Gruben 
oder  Höhlungen  (xoila)  rings  um  die  Erdkugel  verteilt  sind.  In  diesen  Ver- 
tiefungen sammelt  sich  Wasser,  Nebel  und  Luft,  während  »die  eigentliche  Erde« 
(aÜTYj  7j  7^),  also  die  Kugeloberfläche  gleich- 
sam dort,  wo  sie  stehen  geblieben  und  nicht 
ausgehöhlt  worden  ist,  in  den  reinen  Äther 
hinaufragt.  Dies  alles  ist  ganz  genau  vor- 
gestellt und  wird  durch  Zeichnungen  (Abb.  i 
u.  2)  am  schnellsten  klar.  Unten  auf  dem 
Boden  der  Einsenkung  hat  sich  das  Wasser 
gesammelt,  über  ihm  steigt  das  Land  empor, 
auf  dem  wir  wohnen,  umströmt  von  der  Luft, 
und  die  höchste  Stufe  ist  »die  eigentliche 
Erde«,  zu  ihren  Füßen  umspült  vom  Luft- 
meer wie  unser  Wohnort  vom  Wassermeer, 
und  selbst  in  den  Äther  ragend  wie  unser 
Wohnort  in  die  dichtere  und  trübere  Luft. 
Wie  scharf  dies  gesehen  und  wie  anschaulich 
es  gedacht  ist,  lehrt  ein  Einzelzug  vielleicht 
am  besten :  Die  »eigentliche  Erde «  hat  ganz 
unserem  Wohnort  entsprechend  ihre  Inseln, 
»die   von    der    Luft    umflossen   werden    und 

nahe  am  Festland  liegen«  (iii  a).  Ein  Blick  auf  die  Abbildung  2  zeigt,  warum 
sie  fern  vom  Festland,  also  aus  der  Mitte  der  Höhlung  aufragend  nicht  wohl  gedacht 
werden  konnten. 


Abb.  I.  Zum  »Phädon«.  Erdkugel.  (Die  dunklen 

Stellen  sind  die  »Höhlungen«,   in  deren  einer 

unsere  Oikumene  liegt;  weiß  geblieben  ist  die 

eigentliche  Kugeloberfläche.) 


Abb.  2.     Zum  »Phädon«.     Durchschnitt  durch  die  halbe  »Höhlung«  unserer  Oikumene. 
(Die  Figur  ist  nach  rechts  ungefähr  symmetrisch  zu  ergänzen.) 

Was  wir  bisher  verfolgt  haben,  ist  ein  rein  naturwissenschaftliches  Gedanken- 
gebilde, das  gar  nichts  eigentümlich  Platonisches  in  sich  trägt  und  von  irgendeinem 
Physiker  erdacht  sein  kann.    Bald  aber  wird  an  dem  Glanz  der  Schilderung  Piatons 


lOO 


P.  Friedländer,  Die  Anfange  der  Erdkugelgeographie, 


eigner  Atem  spürbar,  (iiob)  Könnte  jemand  die  Erde  von  der  Ferne  anschauen, 
so  würde  sie  ihm  wie  ein  bunter  Ball  erscheinen  ').  Denn  die  eigentliche  Oberfläche 
leuchtet  in  den  herrlichsten  und  reinsten  Farben,  von  denen  die  Farben  unserer 
Maler  gleichsam  nur  Proben  sind,  und  selbst  die  trüben  »Höhlungen«  wirken  mit 
jenen  Stellen  zusammengesehen  als  farbige  Flecke.  Die  schönsten  Gewächse  gibt  es 
oben  und  köstliches  Gestein,  dessen  Abfälle  man  hier  bei  uns  als  Edelsteine  kennt, 
und  Gold  und  Silber.  Auch  Lebewesen  hausen  in  dieser  höheren  Welt  und  sogar 
Menschen  mit  um  so  feineren  Sinnen  und  klarerem  Denken  begabt  gegenüber  den 
Menschen  hier  unten,  als  sie  sich  in  einem  reineren  Element  bewegen.  Ewiger  Früh- 
ling herrscht  bei  ihnen,  so  daß  stete  Gesundheit  und  ein  viel  längeres  Leben  als  uns 
ihnen  beschieden  ist.  Und  die  Götter  wohnen  und  verkehren  unter  ihnen.  —  Das 
sind  zuletzt  Züge,  die  aus  dem  Bild  der  Seligen  Inseln  oder  des  Paradieses  stammen  *). 

Recht  eigentlich  platonische  Gesinnung  durchtränkt  aber  schon  das,  was  vor- 
hergeht (109  c):  Unsere  Welt  am  Boden  der  Höhle  ist  nur  ein  trüber  Abglanz  der 
Herrlichkeiten  droben.  Und  doch  wissen  wir  in  seltsamer  Täuschung  nicht  um 
unsern  Zustand.  Wir  glauben  auf  der  Oberfläche  der  Erde  zu  wohnen  und  merken 
nicht,  daß  wir  in  Wahrheit  auf  dem  Boden  einer  tiefen  Einsenkung  leben  3).  Wir 
glauben  den  Himmel  über  uns  zu  erblicken  und  an  ihm  die  Sterne,  wie  sie  wirklich 
sind;  dabei  sehen  wir  doch  nur  die  obere  Grenze  der  Luft  gegen  den  Äther,  und  das 
Licht  kommt  zu  uns  durch  unsre  trübe  Atmosphäre  geschwächt.  Könnten  wir  aber 
auftauchen  über  die  Oberfläche  unseres  Luftmeers  in  den  Äther,  dann  würden  wir 
erst  des  Irrtums  gewahr  werden  und  würden  den  wahren  Himmel  und  das  wahre  Licht 
über  uns,  die  wahre  Erde  um  uns  haben. 

Wie  nahe  wir  hier  dem  Mittelpunkt  platonischen  Dichtens  und  Philosophierens 
sind,  kann  niemandem  entgehen.  Der  Seelenmythus  im  Phädrus,  das  Höhlengleichnis 
im  Staat  bieten  jedes  in  seiner  Weise  die  innerlich  verwandtesten  Bilder  und  schlagende 
Entsprechungen  bis  in  den  Wortlaut  hinein  4).  Und  wenn  wir  den  Ausdruck  im 
»Phädon«  betrachten,  so  sind  Formeln  wie  »die  Erde  selbst«,  »die  wahre  Erde«,  »der 


■)  Daß  in  der  8uj8exc!sxutos  acpatpa  irgend- 
etwas Allegorisches  stecke  (Olympiodor  in  Phae- 
donem  p.  199  Norvin  und  mit  ihm  Wyttenbach, 
Phaedo  293,  K.  F.  Hermann,  Geschichte  und 
System  der  piaton.  Philosophie,  687,  Suserühl, 
Genetische  Entwicklung  d.  pl.  Phil.  I,  461  denken 
an  das  pythagoräische  Dodekaeder),  darf  man 
nicht  glauben;  das  brächte  etwas  völlig  Fremdes 
hier  herein.  Bunte  Lederbälle  aus  12  (wohl 
zwickeiförmigen)  Stücken  muß  es  gegeben  haben. 

»)  Vgl.  etwa  Pindar,  Ol.  II  77,  Frg.  129. 

3)  Diese  Sinnestäuschung  ist  durchaus  nichts  Un- 
vorstellbares. Man  denke  sich  nur  den  Boden 
der  Höhle  hinreichend  groß  und  lasse  etwa  die 
Wände  schräg  in  die  Höhe  steigen.  Wir  wohnen 
ja  keineswegs  am  Ende  unserer  Oikumene,  son- 
dern ziemlich  in  deren  Mitte.    Da  brauchen  wir 


die  weit  entfernten  Wände  unserer  Höhlung  so 
wenig  zu  sehen,  wie  etwa  ein  Bewohner  der  Nord- 
seeküste die  Alpen.  Die  Abbildung  wird  dem 
nicht  ganz  gerecht. 
4)  K.  F.  Hermann,  Geschichte  und  System  der 
plat.  Philos.  688.  Für  den  Vergleich  von  »Phädrus« 
und  »Phädon«  vgl.  Pohlenz,  Aus Platos  Werdezeit 
333  f.  Wenn  Pohlenz  die  Anregung  zu  dem 
Mythus  auf  Philolaos  zurückführen  will,  so  kann 
ich  dem  nicht  beistimmen.  Der  Anklang  von 
Vorsokr.  32  A  20  scheint  mir  zu  allgemein,  die 
Vorstellung  zu  verschieden.  Wyttenbach,  Phaedo 
p.  291  eriimert  an  Anaxagoras  (Fr.  4  D.).  Aber 
dort  steht  nur,  daß  es  auch  anderwärts  als  bei 
uns  hier  Menschen  geben  müsse.  Eine  Vorstellung, 
die  natürlich  sehr  viele  geteilt  haben,  und  die  das 
Wesentliche  von  Piatons  Dichtung  gar  nicht  trifft 


P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie.  lOI 

wahre  Himmel«  (ctu-CT)  f,  -(r^,  yj  u)?  dXyjOui?  77^,  6  öXyj&üj;  oupavoc,  to  dXrj&tvöv  (pöj;) 
ebensoviele  Hinweise  auf  die  ausgebildete  Ideenlehre.  Kann  man  doch  geradezu 
sagen:  der  metaphysische  Gegensatz  zwischen  Ideenwelt  und  Welt  der  Erscheinungen 
ist  hier  auf  die  Erde  herabgeholt  und  spiegelt  sich  in  dem  Wertgegensatz  der  »wahren 
Erde«  und  unserer  Oikumene  auf  dem  Boden  der  Höhlung.  Dieser  Wertgegensatz 
also,  mit  ihm  die  ganze  phantasievolle  Schilderung  der  »wahren  Erde«  und  dieser 
Name  selbst:  das  mindestens  ist  eigentümlich  platonische  Schöpfung  und  gehört 
jedenfalls  in  eine  andere  Sphäre  als  die  Physik,  mit  der  Sokrates  seinen  Vortrag 
begann. 

Löst  man  diese  Schicht  ab,  die  Piatons  von  der  Ideenlehre  erfüllte  Phantasie 
hingebreitet  hat,  so  bleibt  ein  in  sich  geschlossenes  kosmologisches  Bild  zurück: 
die  Erde  als  eine  große  Kugel  in  der  Mitte  des  kugelförmigen  Weltenraumes  ruhend; 
auf  der  Erdkugel  zahlreiche  Einsenkungen,  deren  eine  unsere  Oikumene  ist.  Auch 
die  Verteilung  der  Elemente,  nach  der  sich  Wasser  und  Luft  in  jenen  Höhlungen 
sammeln,  während  die  eigentliche  Erdschale  in  den  Äther  ragt,  paßt  durchaus  zu 
diesem  Ganzen.  Nun  geht,  wie  bekannt  und  schon  gesagt,  die  Kugeltheorie  mit- 
samt der  Begründung  des  In-der-Mitte-Schwebens  auf  Parmenides  zurück.  Der- 
selbe scheint  auch  gezeigt  zu  haben,  daß  wir  auf  der  großen  Erdkugel  ein  verhält- 
nismäßig nur  kleines  Stück  bewohnen  ").  Aber  von  den  Höhlungen  ist  nirgends 
sonst  etwas  überliefert,  und  man  kann  wohl  fragen,  ob  etwa  Piaton  sie  erfunden 
habe,  um  für  jenen  fast  metaphysischen  Wertgegensatz  die  stoffliche,  gegenständ- 
liche Unterlage  zu  gewinnen,  oder  ob  er  sie  übernahm  und  die  Farben  der  eigenen 
Phantasie  auf  das  Übernommene  warf.  Hat  man  die  Frage  so  gestellt,  dann  wird 
der  Entscheid  ohne  großes  Zögern  erfolgen  dürfen:  Es  ist  sehr  begreiflich,  wenn 
Piaton  über  einer  physikalischen  Theorie  seinen  phantastischen  Mythus  erbaute, 
hingegen  fast  unvorstellbar,  wie  jener  Mythus  ohne  solche  Grundlage  entstanden 
sein,  ja  diese  von  sich  aus  geschaffen  haben  sollte.  Doch  erscheint  uns  zunächst  gar 
nicht  einmal  die  Quellenfrage  als  der  wesentliche  Punkt,  sondern  die  Hauptsache 
ist,  daß  man  sich  bewußt  werde,  wie  das  Weltbild,  soweit  wir  es  bisher  betrachtet 
haben,  gleichsam  ganz  verschiedenen  Bezirken  des  Denkens  angehört,  wie  sich  die 
physikalische  Unterschicht  und  die  mythisch-metaphysische  Oberschicht  deutlich 
voneinander  abheben  lassen,  und  wie  die  Lehre  von  den  Höhlungen  entschieden 
auf  die  Seite  der  Naturwissenschaft  tritt. 

Wurde  die  Untersuchung  bis  jetzt  rein  vom  Gedanken  her  geführt,  so  scheinen 
schriftstellerische  Form  und  Ausdruck  das  Ergebnis  zu  bekräftigen  2).  Man  muß 
durchaus  darauf  acht  geben,  mit  welchem  Nachdruck  Piaton  zu  Anfang  auf  dem 
wissenschaftlichen  Charakter  dessen,  was  er  vortragen  will,  in  immer  neuen  Wen- 
dungen besteht.  Zunächst:  Sokrates'  Theorie  über  Form  und  Gestalt  der  Erde  tritt 
in    Gegensatz    zu    dem,    was    die  meisten  Fachleute    (01    rapl    y%    sttoöoTsj    Xs^etv) 

')  Vgl.  Berger,  Gesch.  d.  wissenschaftl.  Erdkunde  mich    (im  Anschluß   an  einen  im  Philologischen 

der  Griechen  209  ff.  und  s.  unten!  Verein  von  mir  gehaltenen  Vortrag)  Herr  Dr. 

')  Bei  diesem  Gesichtspunkt  ausführlicher  zu  ver-  Mussehl  angeregt.    Anderes  habe  ich  von  anderen 

weilen,  als  ursprünglich  beabsichtigt  war,  hat  in  der  Diskussion  gelernt,  besonders  von  W.  Kranz. 
Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX.  8 


J02  P>  Friedländer,  Die  Anfilnge  der  Erdkugelgeog^rapbie. 

davon  lehren.  Er  selbst  ist  durch  jenianden  »überzeugt«  worden  (irlTCWjiat). 
Auch  Simmias  hat  vielerlei  Meinungen  über  die  Erde  gehört.  Nun  möchte  er  die 
»Überzeugung«  des  Sokrates  (a  as  itsi'ftst)  kennen  lernen.  Darzustellen  »was 
ist«  (a  f'  lUTt'v),  das  sei  nicht  schwer,  erwidert  Sokrates.  Freilich  zu  beweisen, 
daß  es  sich  so  verhalte,  sei  eine  ungeheuer  schwierige  und  umfassende  Aufgabe. 
Aber  das  Bild  der  Erde  wolle  er  seiner  »Überzeugung«  nach  ausführen.  Und  dann 
beginnt  er  mit  dem  Wort  »ich  bin  überzeugt«,  jene  kosmologisch-physikalische  Aus- 
einandersetzung. Ganz  anders  später  dort  (lio  b),  wo  er  die  Schilderung  der  »wahren 
Erde«  gibt,  und  wo  eine  Zwischenbemerkung  des  Unterredners  ausdrücklich  den 
neuen  Abschnitt  markiert.  Da  spricht  er  von  einem  »Mythos«,  den  er  erzählen  wolle, 
und  stellt  so  mit  allem  Nachdruck  dieses  metempirische  Gebiet  in  Gegensatz  zu  der 
rein  naturwissenschaftlich  gemeinten  Darstellung  am  Anfang.  Allerdings  muß  man, 
nachdem  der  prinzipielle  Gegensatz  aufgewiesen  ist,  doch  andrerseits  eingestehen, 
daß  sich  die  Teile  ganz  so  reinlich  nicht  sondern,  wie  es  ja  in  Piatons  Geist  nichts 
Unverbundenes  gab.  Denn  schon  bevor  das  Wort  »Mythos«  als  Grenzmarke  dasteht 
und  die  Schilderung  der  oberen  Erde  beginnt,  ist  jener  Gegensatz  von  Sein  und 
Schein  auf  die  Erde  herabgeholt  worden,  der  durchaus  nur  von  der  Ideenlehre  und 
von  keiner  Physik  her  verstanden  werden  kann.  Aber  mag  auch  der  Übergang 
einigermaßen  fließend  sein,  so  darf  Piatons  eigene  Angabe,  daß  der  eine  Pol  seines 
Gebildes  wissenschaftlich  (in  unserem  Sinne),  der  andere  mythisch  ist,  keinesfalls 
unterschätzt  werden.  Und  deutlich  macht  er  auch  erkennbar,  wo  der  Mythos  wieder 
sein  Ende  erreicht.  Denn  nachdem  er  die  ganze  Seligkeit  der  Bewohner  auf  jener 
wahren  Erde  hat  ahnen  lassen  (lll  c  xai  tt,v  aXXr/v  süoat^oviav  Toutmv  äxoXou&ov  s?vat), 
kehrt  er  mit  einem  merklichen  Übergang  an  die  Stelle  zurück,  bis  zu  der  das 
naturwissenschaftliche  Bild  ausgeführt  worden  war. 

Hatte  Sokrates  früher  (109  b)  nur  betont,  daß  die  »Orte«  zahlreich  und  von 
verschiedener  Gestalt  und  Größe  seien,  so  macht  er  jetzt  diese  Unterschiede  an- 
schaulich. Manche  der  Höhlungen  seien  tiefer  und  mit  einer  weiteren  Öffnung  (also 
mit  schrägeren  Seiten)  versehen  als  unsere  Oikumene,  manche  seien  tiefer,  aber 
mit  engerer  Mündung,  wieder  andere  weniger  tief  und  gleichzeitig  sanfter  nach  unten 
geböscht.  Und  so  sind  noch  mannigfache  Formen  denkbar.  Die  Höhlungen  nun 
stünden  in  vielfacher  unterirdischer  Verbindung  miteinander,  und  durch  die  ver- 
bindenden Kanäle  fließe  Wasser,  warmes  und  kaltes,  aber  auch  Schlammströme 
verschiedener  Art  und  gewaltige  Feuerströme.  Die  Bewegung  in  diesen  Adern  werde 
reguliert  von  dem  großen  Zentralreservoir,  dem  Tartaros.  Der  sei  selbst  eine  solche 
»Höhlung«,  unterscheide  sich  aber  von  den  übrigen  dadurch,  daß  er  die  ganze  Erd- 
kugel durchziehe.  Und  je  nachdem  nun  die  »Schaukel«  (aioipa)  dieser  Wassermasse 
bald  nach  der  einen,  bald  nach  der  anderen  Richtung  vom  Erdmittelpunkt  stärker 
ausschlage,  würden  bald  hier,  bald  dort  die  unterirdischen  Kanäle  stärker  gefüllt  ■). 

')  Oder,  Ein  angebliches  Bruchstück  Demokrits,  denn  seine  aimpa  ist  ein  mechanisches  Prinzip, 
Philologus  Supplem.  VII,  275  (den  Hinweis  ver-  welches  zu  der  vitalistischen  Vorstellung  des  ein- 
danke ich  Diels):  »Um  zu  wirken  hat  Plato  sich  und  ausatmenden  Erdtieres  schlecht  paßt«, 
nicht  gescheut,  disparate  Elemente  zu  vereinigen;  Demgegenüber   muß   gesagt   werden,    daß    diese 


P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie.  jqj 

Unter  den  zahlreichen  und  verschiedenartigen  Strömen,  die  die  Erde  durchsetzen, 
seien  die  wichtigsten  der  Okeanos  und  dann  jene  drei:  Acheron,  Pyriphlegethon  und 
Kokytos. 

Der  Lauf  dieser  Unterweltsströme  braucht  nun  in  allen  Einzelheiten  hier  nicht 
nachgezeichnet  zu  werden:  ihr  Ursprung  aus  dem  Tartaros,  in  den  sie  dann  wieder 
zurückkehren,  ihre  Windungen  im  Innern  der  Erde,  wie  etwa  Kokytos  und  Pyri- 
phlegethon dem  Acherusischen  See  an  je  einer  Stelle  ganz  nahe  kommen,  ohne  doch 
ihr  Wasser  mit  ihm  zu  vermischen.  Nur  darauf  kommt  es  an,  daß  man  erkenne, 
wie  alle  diese  Züge  in  der  einen  Absicht  erfunden  und  dargestellt  sind,  um  die  Schick- 
sale der  verschiedenen  Seelenklassen  vorzubereiten  und  möglich  zu  machen.  Der 
Acherusische  See  ist  für  die  »Mittelmäßigen«  da,  damit  sie  dort  Lohn  und  Strafe 
empfangen.  In  Kokytos  und  Pyriphlegethon  treiben  die  schweren,  aber  immer  noch 
heilbaren  Verbrecher.  Und  die  Strömung  führt  sie  an  die  Punkte,  wo  jeder  Fluß 
sich  dem  Acherusischen  See  bis  auf  eine  ganz  kurze  Entfernung  nähert,  und  von 
dort  aus  müssen  sie  die  Verzeihung  derer,  an  denen  sie  gesündigt  haben,  und  deren 
Aufenthalt  jener  See  ist,  zu  erbitten  bemüht  sein,  damit  ihnen  der  Übergang  in  den 
See  und  so  die  Befreiung  aus  dem  Strom  zuteil  werde.  Es  läßt  sich  noch  weiter 
bis  ins  einzelne  verfolgen,  wie  die  Beschreibung  der  Unterweltsstcöme  nicht  etwa 
aus  naturwissenschaftlichen  Gedankengängen  entspringt,  sondern  ganz  darauf 
angelegt  ist,  für  das  sogleich  folgende  Jenseitsbild  eine  topographische  Grund- 
lage zu  liefern. 

Nun  sind  die  vier  besonders  herausgehobenen  Ströme  ja  keineswegs  die  ein- 
zigen in  ihrer  Art,  vielmehr  nur  die  bemerkenswertesten  unter  zahllosen  ihresgleichen. 
Diese  unterirdischen  Gänge  aber,  in  denen  Wasser,  Schlamm  und  Feuer  strömt,  und 
die  von  dem  großen  Reservoir  in  der  Mitte  stärker  oder  schwächer  gefüllt  werden, 
haben  mit  Eschatologie  nicht  das  mindeste  zu  tun.  Sie  dienen  in  Piatons  Zusammen- 
hang freilich  dem  Zweck,  die  Unterweltsströme  einer  weiteren  Kategorie  von  Er- 
scheinungen einzuordnen,  um  sie  nicht  durch  Isolierung  unglaubhaft  und  unver- 
ständlich wirken  zu  lassen.  Aber  sie  besitzen  an  sich  einen  viel  weiter  reichenden 
Sinn.  Sie  geben  eine  bis  ins  einzelne  ausgebildete  Theorie  von  Quelle  und  Fluß, 
Ebbe  und  Flut,  Überschwemmung  und  Trockenheit,  Schlamm-  und  Lavaausbruch, 
Wind  und  andern  geophysischen  Vorgängen.  Von  theologischen,  eschatalogischen 
Gedankenreihen  entfernt  sich  das  so  weit  als  nur  möglich,  und  wie  noch  Aristoteles  in 
seiner  Meteorologie  (II  2,  355b  32)  die  Lehre  eingehender  Bestreitung  für  wert 
hält,  so  tritt  sie  auch  für  uns  mit  entschiedener  Klarheit  auf  die  naturwissenschaft- 
liche Seite  des  platonischen  Denkens. 

Diese  geophysische,  von  aller  Theologie  befreite  Lehre  hängt  nun  aufs  innigste 
mit  jener  früher  besprochenen  Theorie  der  »Höhlungen«  zusammen,  fordert  sie 
geradezu  als  ihre  Voraussetzung.  Denn  erstens  sind  eben  die  Höhlungen  durch  die 
Kanäle  verbunden,  die  Kanäle  durchbohren  die  Wände  und  Wälle,  die  zwischen  den 

»vitalistische  Vorstellung«    bei    Piaton    durchaus  daß  die  oben  dargestellte  geophysische  Theorie 

nur    als  Vergleich    auftritt    ((usjiEp   1 1 2  b),    und  einheitlich  mechanisch  ist. 


I04 


P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie. 


einzelnen  Höhlungen  gleichsam  stehen  geblieben  sind  (vgl.  Abb.  3),  so  daß,  denkt 
man  die  Höhlungen  fort,  ersichtlich  auch  die  Wege  zwischen  ihnen  jeden  Sinn  ver- 
lieren müßten.  Zweitens  ist  der  Tartaros,  also  der  große  Regulator,  in  dem  alle 
Kanäle  letztlich  Anfang  und  Ende  haben,  selbst  nur  eine  der  Höhlungen  unter  den 
vielen,  obschon  die  mächtigste  und  die  einzige,  die  sich  durch  die  ganze  Erdkugel 
erstreckt,  so  daß,  denkt  man  die  Höhlungen  fort,  mit  ihnen  logisch  auch  der  Tar- 
taros, mit  diesem  die  Kanäle  fortgedacht  wären  ■). 

Wenn  also  eine  rein  auf  den  Sachverhalt  gerichtete  Analyse  die  Zusammen- 
gehörigkeit beider  Theorien  erweist,  so  ergibt  sich  die  beste  Bestätigung,  sobald 
man  den  Blick  auf  die  formal-darstellerische  Seite  richtet.  Nachdem  das  phantasie- 
volle Bild  der  »eigentlichen  Erde«  vor  uns  aufgerollt  worden  ist  (iiob — m  c), 
kehrt  der  Schriftsteller  (es  wurde  schon  darauf  hingewiesen)  ausdrücklich  zu  den 
rings  um  die  Erdkugel  gelagerten  »Orten  in  den  Höhlungen«  zurück  und  beschreibt 


.o3E3 


Abb.  3.     Zum  »Phädon«.     Durchschnitt  durch  einen  Teil  der  Erdkugel. 


genauer  ihre  verschiedene  Gestalt,  während  er  vorher  (109  b)  nur  die  Tatsache  ihrer 
Verschiedenheit  berührt  hatte.  Das  tut  er,  um  nun  die  physikalische  Theorie  an- 
knüpfen zu  können,  und  so  wird  rein  durch  den  Aufbau  der  »Mythos«  von  der  »wahren 
Erde«  als  etwas  Für-sich-stehendes  fühlbar,  und  rein  durch  den  Aufbau  fügen  sich 
jene  beiden  naturwissenschaftlichen  Gedankenkomplexe  zu  einer  Einheit. 

Nachdem  dieser  enge  Zusammenhang  sowohl  von  der  Gedankenanalysc  wie 
von  der  Beobachtung  der  darstellerischen  Form  her  gesichert  ist,  sei  zuletzt  daran 
erinnert,  daß  wir  vorher  die  erste  jener  Theorien  aus  ihrer  Verknüpfung  mit.  dem 


»)  Die  Lehre  von  der  Porosität  der  Erde  begegnet 
bei  Diogenes  von  Apollonia  (Seneca  Nat.  Quaest. 
IV  2,  28  sunt  enim  perforata  omnia  et  invicem 
pervia)  und  ähnlich  schon  bei  Anaxagoras  (Vor- 
sokr.  46  A  90)  TÖ  u8iop  zu  oiä  rrj?  ytj«  öirj8o6- 
(jievov  xal  StaJtXüvov  aiTTjv  äX(i.'jpöv  yfvcTai 
Tüii  ix^vi  TTjv  yfjv  TotO'JTOUt  yjjxoü?  it  aÜTrji). 
Aber  fast  alle  Besonderheiten  der  plato- 
nischen Theorie  fehlen  vollständig,  und  ich 
kann  daher  nicht  zustimmen,  wenn  sie  in  zwei- 
felnder Form  von  Diels  (Über  die  Genfer  Frag- 
mente des  Xenophanes  und  Hippon,  Sitzungsber. 
d.   Berl.  Ak.   1891,    581   [7])   auf   Diogenes  oder 

scharf  genug 


Anaxagoras,  zuversichtlicher  von  Oder  (a.  a.  0. 
275)  auf  Anaxagoras  zurückgeführt  wird.  Die 
platonische  Theorie  erklärt  eine  viel  größere  An- 
zahl von  Erscheinungen  durch  eine  einheitliche 
Konstruktion.  Die  -/ot).tü[iLaTa  im  Erdinnern, 
von  denen  Anaxagoras  sprach  (Doxogr.  562,  10), 
gleichen  weder  den  platonischen  xoiXa  der  Erd- 
oberfläche, noch  dem  einen,  die  ganze  Erde  durch- 
ziehenden Tartaros,  und  keinesfalls  läßt  sich  ein- 
fach das  eine  für  das  andere  setzen  oder  aus  dem 
platonischen  Bau  irgendein  Stein  herausziehen, 
ohne  das  Ganze  zu  gefährden.  Man  kann  die 
Einheitlichkeit  in  Piatons  Gesamtbild  gar  nicht 
hervorheben. 


P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie.  lOC 

metaphysisch  gefärbten  Mythos,  die  zweite  aus  ihrer  Verknüpfung  mit  Eschatologie 
gelöst  und  jede  für  sich  als  ein  rein  naturwissenschaftliches  Gebilde  erkannt  haben. 
Jetzt  gibt  ihr  Zusammenschluß  die  letzte  Bestätigung. 

Noch  bedarf  der  eschatologische  Mythos  eines  kurzen  Überblickes,  der  von 
einem  Vergleich  mit  dem  entsprechenden  Mythos  des  »Gorgias«  ausgehen  soll.  Hier 
kennt  Piaton  nur  zwei  Seelenklassen,  die  Sünder  und  die  Gerechten,  und  dement- 
sprechend zwei  Orte  für  ihr  Leben  nach  dem  Tode,  Tartaros  und  Insel  der  Seligen  '). 
Im  »Phädon«  sind  aus  den  zwei  Klassen  vier  geworden,  und  dementsprechend  hat 
sich  auch  die  Topographie  des  Jenseits  ausgestaltet.  Aber  bei  näherem  Zusehen  er- 
kennt man  doch  ohne  Mühe  den  Weg,  der  von  der  älteren,  einfacheren  Ansicht  zu 
der  jüngeren,  reicheren  führt.  Die  Seligen  sind  hier  wie  dort  eine  Einheit  geblieben, 
nur  daß  für  die  Philosophen  im  »Phädon«  noch  eine  Sonderstellung  angedeutet  wird. 
An  Stelle  der  Sünder  aber  sind  drei  Gruppen  getreten:  die  Mittelmäßigen,  die  unheil- 
baren Verbrecher  und  die  Heilbaren.  Allen  drei  Gruppen  ist  ihr  Aufenthalt  unter 
der  Erde  bestimmt,  und  es  zeigt  sich  somit  ihre  Zusammengehörigkeit  gegenüber 
den  Guten,  die  allein  droben  auf  der  »wirklichen  Erde«  ihr  seliges  Leben  führen. 
Um  diesen  Wohnsitz  würdig  für  sie  zu  bereiten,  hat  Piatons  dichterische  Phantasie 
jene  »wirkliche  Erde«  mit  allen  Farben  geschmückt,  die  ihm  Paradiescsvorstellungen 
seines  Volkes  und  die  eigene  ins  Anschaulich -Bildhafte  gewendete  Ideenlehre  reichten. 

Wir  haben  früher  den  metaphysischen  Mythos  von  seiner  physischen  Grund- 
lage, der  Höhlentheorie,  geschieden  und  dann  die  Eschatologie  von  ihrer  physischen 
Grundlage,  der  Aderntheorie.  Die  physikalischen  Theorien  schlössen  sich  zusammen, 
und  jetzt  erkennt  man,  wie  auch  der  Mythos  und  die  Eschatologie  ineinandergreifen, 
wie  jener  bestimmt  ist,  diese  vorzubereiten.  Man  kann  also  recht  wohl  den  Aufbau 
der  platonischen  Gesamtschöpfung  auf  eine  einfache  Formel  bringen  und  ihn  leicht 
schematisierend  in  vier  Teile  sondern.  Der  erste  gibt  die  Schilderung  der  Welt  und 
der  Erdoberfläche  bis  in  die  Höhlungen  hinab.  Daraus  entwickelt  sich  der  zweite, 
welcher  das  mythische  Bild  der  »wirklichen  Erde«  ausmalt.  Der  dritte  knüpft  aus- 
drücklich an  den  ersten  an  und  lehrt  die  Beschaffenheit  des  Erdinnern  kennen. 
Daraus  entwickelt  sich  viertens  die  Eschatologie,  mit  der  nunmehr  Abschluß  und  Ziel 
des  Ganzen  erreicht  ist.  Teil  l  und  3  sind  rein  naturwissenschaftlich,  Teil  2  und  4 
mythisch -eschatologisch  zu  verstehen. 

IL 

In  die  Geschichte  der  geographischen  Wissenschaft  wollen  wir  das  platonische 
Erdbild  hineinstellen.  Deshalb  richten  wir  unseren  Blick  auf  jene  eigentümlichen 
»Höhlungen«  der  Erdoberfläche  und  fragen,  was  mit  ihnen  gewollt  sei.  Da  scheint 
zunächst  klar:  wenn  es  viele  solcher  Höhlungen  gibt,  und  wenn  eine  davon  unsere 
Oikumene  ist,  die  einzige  von  allen,  die  man  kennen  kann,  so  muß  die  Theorie  von 
dieser  Oikumene  ausgegangen  sein  und  muß  die  übrigen  Höhlungen  nach  dem  Vor- 

')  Zur  Analyse  und  Geschichte  dieser  Vorstellungen  vgl.  Malten,  Arch.  Jahrb.  XXVIII  1913,  49. 


j06  P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie. 

bild  dieser  einen  geformt  haben.  Denn  man  konnte  nicht  mit  dem  Unbekannten 
beginnen  und  danach  das  verhähnismäßig  Wohlbekannte  gestalten,  sondern  nur  so 
ist  der  Vorgang  möglich:  Auf  der  großen  Erdkugel  dachte  man  sich  in  einer  ver- 
gleichsweise kleinen  Einsenkung  unsere  Oikumene.  Da  es  aber  jeder  Wahrschein- 
lichkeit gespottet  hätte,  daß  dieser  uns  zufällig  bekannte  Wohnplatz  wirklich  auch 
der  einzige  wäre,  so  setzte  man  durch  einen  Analogieschluß  zahlreiche  andere  Wohn- 
plätze auf  die  Erdoberfläche  und  gab  ihnen  eine  entsprechende  Form,  d.  h.  man 
stellte  sie  sich  als  Höhlungen  vor.  Mithin  müssen  wir,  um  den  Ursprung  des  selt- 
samen Gedankens  zu  begreifen,  von  unserer  Oikumene  ausgehen  und  müssen  fragen, 
wie  man  dazu  kam,  sie  auf  den  Boden  einer  solchen  Höhlung  zu  versetzen.  Bevor 
sich  aber  eine  Antwort  geben  läßt,  ist  es  notwendig,  ganz  kurz  die  beiden  Entwick- 
lungslinien ins  Auge  zu  fassen,  auf  denen  sich  die  Wissenschaft  vom  Erdbild  bis 
dahin  bewegt  hatte. 

In  lonicn  schuf  Anaximander  die  Geographie  als  Wissenschaft,  indem  er  die 
erste  Erdkarte  entwarf.  So  sagt  die  antike  Überlieferung,  und  sie  hat  recht.  Denn 
man  muß  es  scharf  betonen,  daß  seine  Erdkarte  keine  praktische,  sondern  eine 
wesentlich  theoretische  Leistung  war  und  eben  dadurch  eine  Wissenschaft  begründet 
hat ').  Karten  zum  Gebrauch  des  Lebens,  Itinerarien,  Portulanen,  gab  es  längst  *). 
Die  Kolonisationsfahrten  in  den  Pontus  sind  ohne  solchen  Behelf  nicht  denkbar, 
und  wie  sollte  den  loniern  fehlen,  was  der  Südseeinsulaner  aus  Stäbchen  und  Muscheln 
darzustellen  weiß!  Die  Tat  Anaximanders  kann  nur  darin  bestanden  haben,  daß 
er  ein  Ganzes  schuf.  Das  wird  dem  praktischen  Gebrauch  gar  nicht  so  sehr  gedient 
haben.  Denn  wenn  det  milesische  Steuermann  durch  den  Hellespont  fuhr,  brauchte 
er  nichts  vom  Peloponnes  oder  Sizilien  zu  wissen,  und  wer  ein  bestimmtes  Fahrtziel 
hatte,  dem  mochte  eine  Erdkarte  eher  verwirrend  als  nützlich  sein.  Der  theoretische 
Charakter  geht  sogar  soweit,  und  darin  zeigt  sich  ganz  besonders  die  Wissenschaft- 
lichkeit der  Schöpfung,  ihr  Streben  zum  Gesamtbild,  daß  auch  jene  Gegenden  der 
Erde  notwendig  mit  dargestellt  waren,  die  man  aus  keiner  Erfahrung  kannte,  sondern 
rein  aus  dem  Gedanken  heraus  konstruieren  mußte,  ja  Gegenden  wie  den  äußeren 
Rand  der  Karte,  den  Okeanos  und  seine  Küsten,  die  man  in  keinen  Zeiten  jemals 
erreichen  zu  können  vermeinte. 

Die  runde  Erdkarte  des  Anaximander  hat  Hekataios  verbessert.    Herodot  hat 
als  Empiriker  dagegen  gekämpft,  daß  man  vorschnell  konstruiere,   wo  man  doch 

■)  Auch  Diels,  Wissenschaft  und  Technik  bei  den  liehen     vorbeigegangen.         Wie     verständnislos 

Hellenen,  Neue  Jahrbücher  XXXIII 1914, 5,  stellt  moderne     Geographen      der     wissenschaftlichen 

die   praktische   Weltkarte   in   Gegensatz   zu   der  Großtat  des  Anaximander  gegenüberstehen,  zeigte 

theoretischen  Leistung  Anaximanders  als  Philo-  mir  die  »Kartenkunde«   der  Sammlung  Göschen 

sophen.    Und  gewiß  ist  die  Karte  um  eine  Stufe  S.  20  f. 

praktischer.     Dennoch  scheint  mir  eben  in  dem,         ')  Berger  a.  a.  0.  250    scheint  den    richtigen  Sach- 

wo  sie  über  das  unmittelbar  Praktische  hinaus-  verhalt  umzukehren,  wenn  er  die  Entwicklung  so 

geht,  sich  ihr  Wissenschaftscharakter  zu  offen-  darstellt,    als   seien   im   vierten   Jahrhundert   an 

baren.    Berger,  Gesch.  d.  wissensch.  Erdkunde  d.  Stelle  der  allgemeinen  Erdkarten  Hafenverzeich- 

Gr.  35  ff.,  ist,  wenn  ich  nicht  irre,  an  dem  Wesent-  nisse  und  Küstenbeschreibungen  getreten. 


P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie.  107 


keine  Sicherheit  haben  könne  ').  Sein  Einspruch  war  in  gewissem  Sinne  berechtigt 
und  ist  auch  nicht  ohne  Erfolg  gebhebcn,  wie  denn  nichts  diese  Wissenschaft  mehr 
gefördert  hat  als  das  Auf  und  Ab  von  Konstruktion  und  Kritik.  Aber  die  ionische 
Rundkarte  dauerte  fort,  und  vom  Standpunkt  der  Erdkugelgeographic  und  der 
ausgebildeten  Zonenlehre  hat  Aristoteles  in  ganz  ähnlichen  Worten  wie  ehedem 
Herodot  seine  Stimme  gegen  Geographen  erhoben,  welche  die  Erde  kreisförmig 
zeichnen  ^).  Dieselbe  Polemik  trifft  man  noch  bei  Geminus  3)  an,  und  in  den  Rad- 
karten des  ausgehenden  Altertums  und  des  frühen  Mittelalters  gewinnt  das  runde 
Erdbild  wieder  die  Herrschaft,  nur  daß,  was  ehedem  frische  und  kindliche  Wissen- 
schaft war,  jetzt  zum  kindischen  Schematismus  erstarrt  ist. 

Die  geographische  Theorie  des  Anaximander  ist  von  seiner  physikalisch -astro- 
nomischen Gesamtanschauung  nicht  trennbar,  und  wir  müssen  uns  in  seinem  Sinne 
die  kreisförmige  Erdkarte  auf  die  Oberfläche  der  »Säulentrommel«  gelegt  denken, 
als  welche  ihm  die  Erde  im  Weltraum  schwebte.  Zwar  nicht  die  Säulentrommel, 
aber,  was  hier  auf  dasselbe  herauskommt,  eine  diskosförmige  Erde  setzte  noch 
Demokrit  an,  und  da  er  gleichfalls  nicht  nur  ein  Erdbild  entworfen,  sondern  auch 
eine  Erdkarte  veröffentlicht  hat,  so  muß  er  sich  gleichfalls  die  bewohnte  Erde  irgend- 
wie genauer  auf  jene  Oberfläche  aufgetragen  gedacht  haben  4).  Bei  Anaximander, 
dem  die  Erde  eine  Trommel,  die  Oikumene  kreisförmig  war,  lag  hier  kaum  eine 
Schwierigkeit.  Demokrit  hingegen  5)  bestimmte  bei  der  Oikumene  das  Verhältnis  von 
Länge  zu  Breite  wie  3  :  2,  und  es  bleibt  ungewiß,  ob  er  ihr  andere  bewohnte  Inseln 
zur  Seite  stellte,  oder  sie  noch  immer  wie  Anaximander  die  einzige  sein  ließ,  bloß 
mit  einer  geänderten  Relation  zum  Kreisrand  der  Erdoberfläche. 

Eine  Einzelheit  muß  noch  hervorgehoben  werden.  Wenn  man  den  Erdkörper 
als  Scheibe  dachte  und  die  Oikumene  mitsamt  dem  umgebenden  Okeanos  darauf 
konstruierte,  so  mußte  unfehlbar  jener  jugendliche,  auf  das  Greifbare  gerichtete  Sinn 
nach  dem  äußeren  Abschluß  des  Ganzen  fragen.  Derb  gesprochen:  der  Okeanos 
würde  nach  außen  hinabfließen,  wenn  dort  nichts  wäre,  um  ihn  festzuhalten.  In 
gewissem  Sinne  hat  ja  schon  die  Nekyia  der  Odyssee  mit  ihrem  Jenseitsland  die 
Lösung  vorbereitet,  und  von  den  ionischen  Physikern  sind  viele  gefolgt.  Im  allge- 
meinen gibt  Kleomedes  die  alte  Theorie  und  ihre  auf  der  Hand  liegende  Begründung 
(Kykl.  Theor.  I  8,  40).  Die  einen  hätten  die  Erde  für  flach  gehalten,  andere  aber 
hätten  in  der  Überlegung,  daß  das  Wasser  nur  auf  ihr  bleiben  könne,  wenn  sie  tief 


■)  IV  36    yeXü)    ii    öptüv    yffi    7iEpi(ä5o'j{  ypä'iavTot  ypatfovTEt   xd?  yEtuypatpfoj  itoX'j  xfjc  äXrßtiai  zhi 

noXXout   rfifj   tlolI   o'!>8iva   voov    iy/iYzuii  ^;Tjy»jaa-  TiETrXavrjjjivot.   — ■   Geminus   gehört  in  die  sulla- 

(Aevov.    Ol  'Q/.Z1W11  T£  fi^ovra   yptt'fO'Jli  irepi;  -rijv  nische  Zeit;  s.  R-E  VII  1027. 

YTjv    äoüaav    xuxXoxEpia    (ü;    citiö    X'lpvou    zocl  xtjv  4)  Diels,  Vorsokratiker  55  A  94.  B  15;  dazu  die  Vor- 

'Aij(rjv  xcil  EipcürrjV  iioiE'ivxiuv  ijrjv.  bemerkung  der  SchoHen  zu  Dion.  Per.,  Geogr.  Gr. 

')  Meteor.   II  5,  362  b   12    8iö  xal  yEXofuJS  ypätpo'jai  Min.   II  424;  letztlich  aus  Eratosthenes. 

vüv  xa«  7rEpi(58o'j{  T7j{  Yi« ■  ypätpouai  yäp  xuxXoxsp^  5)  Vorsokratiker    55   B  15    irpuixo;    Ik    AT)|a(5xpixo; 

x»)v  oixo'jfiivrjv.  suvEiOEv,   oxi   ^TpOfiVjxTjt   ^   ffi  i?j(ji.i(!Xiov  x6  affMi 


3)  EisaytüY»)  üi  xi  tfaiv(!(j.Eva  16,  2.   oi  oe  axpOYyuXaj  xoü  i:Xocxou{  lyouia. 


I08  P-  Friedländer,   Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographje. 

und  ausgehöhlt  (ßa&era  xal  xoiXyj)  sei,  ihr  solche  Form  gegeben^).  Ausdrück- 
lich als  Vertreter  dieser  Lehre  sind  uns  Demokrit  und  Archelaos  bezeugt:  Demokrit 
nennt  die  Erde  »scheibenförmig  und  in  der  Mitte  vertieft«  (SiaxosiS?,  täi  ■kKoItu, 
xoiX>)v  5s  TAI  [1230)1  Vorsokr.  58  A  94)*),  Archelaos  »ringsum  hoch,  in 
der  Mitte  vertieft«  (xuxXwi  (xsv  ouaav  u<{;rjXT^v,  [xssov  5s  xoi'Xi]v  Vorsokr.  47  A  4). 
Die  gleiche  Ansicht  ist  wohl  auch  für  Anaximenes  daraus  zu  erschließen,  daß  er  (wie 
Archelaos)  die  Sonne  nicht  »untergehen«,  sondern  »von  den  höheren  Teilen  der  Erde«, 
also  von  einer  Art  Randgebirge,  verdeckt  werden  ließ  (Vorsokr.  3  A  7).  Ja,  er  selbst 
oder  ein  Nachtreter  von  ihm  möchte  im  »Phädon«  (99  b)  mit  dem  Ungenannten  ge- 
meint sein,  welcher  der  Erde  »wie  einem  flachen  Troge  (waTrsp  xap56i:a)t  itXaxstat) 
die  Luft  als  Trägerin  unterschiebt«.  Der  Trog  weckt  wieder  die  Vorstellung  eines 
Gegenstandes  mit  konkaver  Oberfläche. 

Als  Demokrit  seine  Erdkarte  auf  seine  Erdscheibc  legte,  war  schon  seit  nahezu 
einem  Jahrhundert  im  Westen  die  Kugeltheorie  aufgestellt  worden.  Parmenides 
und  die  Pythagoräer  haben  sie  gelehrt.  Parmenides  wird  auch  von  Poseidonios  als 
Begründer  der  Zonentheorie  genannt  3).  Da  er,  abweichend  von  der  sozusagen 
klassischen  Lehre,  die  »verbrannte  Zone«  nicht  zwischen  die  Wendekreise  ein- 
schränkte, sondern  sie  weit  über  diese  hinausgreifen  ließ,  so  muß  er,  um  die  bewohn- 
bare Zone  nicht  übermäßig  zusammenzudrücken,  die  Erdkugel  selbst  sehr  groß 
gedacht  haben  4).  Wieweit  er  sich  mit  der  Frage  beschäftigt  hat,  unserer  Oikumene 
genauer  ihren  Platz  auf  der  Erdkugel  anzuweisen,  steht  nicht  fest,  und  durch  allge- 
meine Erwägungen  ist  nicht  voranzukommen. 

Es  braucht  jetzt  kaum  noch  ausdrücklich  gesagt  zu  werden,  wie  man  das  Erd- 
bild Piatons  verstehen  muß:  es  ist  ein  jugendlich  kühner  Versuch,  die  beiden  Linien 
zu  vereinigen,  das  Erdbild  der  lonier  auf  die  Kugel  des  Parmenides  und  der  Pytha- 
goräer zu  legen.  Der  auffälligste  Zug  in  der  platonischen  Konstruktion  waren  die 
»Höhlungen«.  Die  bieten  jetzt  dem  Verständnis  keine  Schwierigkeiten  mehr,  seit- 
dem wir  bei  den  loniern  haben  verfolgen  können,  wie  sie  mit  einer  gewissen  Not- 
wendigkeit dazu  gedrängt  wurden,  ihre  flache  Erdscheibe  an  den  Rändern  erhöht, 
in  der  Mitte  eingesenkt  zu  denken.  Der  Ausdruck  xoTXo;  war  dafür  stehend;  es  ist 
derselbe,  der  uns  bei  Piaton  begegnet.  Die  wissenschaftliche  Forderung  mußte  sich 
einmal  erheben,  daß  man  mit  der  Erdkugeltheorie  das  von  den  loniern  so  energisch 
entwickelte  Erdbild  vereinige.  Dann  lag  nichts  näher  als  die  Höhlung  beizubehalten 
und  durch  einen  Wahrscheinlichkeitsschluß  zahlreiche  analoge  Gebilde  dazuzu- 
denken.  Auch  war  man  auf  diese  Weise  einer  Schwierigkeit  überhoben,  die  sich  in 
den  Anfängen  der  Erdkugeltheorie  manchem  aufdrängen  mochte:  wie  auf  der  ge- 

•)  Ähnlich  Martianus  Capella  VI  590:  Formam  ter-  globosara.    Und  nachher:   si  emersi  solis  exortus 

rae  non  planam,  ut  aestimant  positioni  qui  eam  concavis   subductioris    terrae   latebris   abde- 

disci  diffusioris  assimilant,  neque  concavam,  retur. 

ut  alii  qui  descendere  imbrem  dixerunt  telluris  in  2)  Vgl.  Vorsokr.  46  A  87  Ott  oUte  xo^Xt]  fj  y^  <•>{ 

gremium   (die  Begründung  ist  etwas  anders  ge-  A7j[X(5xptT0j  oÜte  jiXaxeta  (!){  'AvaSaydpa;. 

faßt  und  mutet  altertümlich  an),  sed  rotundam  3)  Strabo  II,  p.  94;  vgl.  Berger,  a.  a.  O.  208. 

'                                                    4)  So  richtig  Berger  213. 


P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie.  lOQ 

wölbten  Kugelfläche  ein  Aufenthalt  denkbar  sei,  wie  zum  mindesten  die  Wölbung 
von  niemandem  empfunden  werde. 

Wer  diesen  Schritt,  der  gewiß  als  ein  wissenschaftlich  bedeutender  Schritt 
anzusehen  ist,  nun  eigentlich  vollzogen  habe,  können  wir  nicht  mit  Sicherheit  sagen. 
Die  Linie  geht  von  Parmenides  zu  Plato.  Daß  Parmenides,  der  die  Erdkugeltheorie 
vermutlich  schuf,  selbst  schon  so  weit  gegangen  wäre,  die  ionische  Geographie  in 
seine  Konstruktion  einzubeziehen,  wird  nicht  nur  mir  schwer  glaubhaft  erscheinen. 
Daß  erst  Plato  jenes  kosmologisch-physikalischc  Ganze  erdacht  habe,  zu  dem  bei- 
spielsweise die  Theorie  der  unterirdischen  Adern  untrennbar  gehört,  dürfte  gleich- 
falls kaum  jemandem  wahrscheinlich  sein.  So  möchte  die  Annahme  am  meisten  für 
sich  haben,  daß  irgendein  Forscher  zwischen  Parmenides  und  Piaton,  und  diesem 
zeitlich  näher  als  jenem,  ein  Pythagoräer  etwa,  den  wir  nicht  nennen  können,  als 
Resultat  eines  starken,  kombinatorischen  Denkens  jenen  kosmologisch-physikalischen 
Aufbau  errichtet  hat,  den  dann  Piaton  übernahm,  um  ihn  seinem  eschatologisch- 
metaphysischen  Zweck  dienstbar  zu  machen. 


III. 

Das  Erdbild  des  »Phädon«  ist  in  Piatons  Werk  nicht  das  einzige.  Scharf  heben 
sich  von  ihm  die  Vorstellungen  ab,  die  der  Anfang  des  »Timäus«  (24  e)  als  geogra- 
phische Grundlage  für  den  Atlantisroman  entwickelt.  Mit  dem  Weltbild  des  »Timäus« 
hat  das  nichts  zu  tun,  sondern  gehört  sachlich  einem  ganz  anderen  Gedankenkreise, 
eigentlich  ja  dem   »Kritias«,  an. 

Rings  von  Meer  umflossen  liegt  unsere  Oikumene,  »Europa  und  Asien«.  Draußen 
vor  den  Säulen  des  Herakles  erhob  sich  ehemals  aus  dem  Ozean  die  Insel  Atlantis, 
die  später  durch  gewaltige  Erdbeben  und  Sturmfluten  zugrunde  ging  und  das  Meer  in 
jenen  Gegenden  unbefahrbar  flach  gemacht  hat.  Vordem  aber  bestand  Verkehr  von  der 
Atlantis  zu  unserer  Oikumene  und  zu  den  anderen  Inseln  im  Meere,  dann  weiter  zu 
dem  »wahren  Festland«,  das  sich  um  das  »wahre  Meer«  herumlegt.  Der  Ausdruck 
»wahres  Meer«  ist  gewählt  im  Gegensatz  zu  dem  kleinen  Mittelmeer,  »wahres  Fest- 
land« im  Gegensatz  zu  unserer  »Oikumene«,  die  als  Insel,  als  eine  unter  mehreren, 
gedacht  wird. 

All  das  ist  vollkommen  vorstellbar  und  läßt  sich  im  wesentlichen  durch  Zeich- 
nung vergegenwärtigen  (Abb.  4):  ein  großes  Meer;  in  ihm  eine  Reihe  größerer  und 
kleinerer  Inseln,  von  denen  eine  unsere  Oikumene  ist;  das  große  Meer  rings  umgeben 
von  einem  riesigen  Festland.  Dieses  Festland  erstreckt  sich  um  die  ganze  Erdkugel 
herum;  das  immerhin  sehr  ausgedehnte  Meer  erscheint  in  ihm  als  Binnensee  einge- 
bettet, und  wir  dürfen  es  im  Sinne  des  Schöpfers  dieser  Theorie  für  durchaus  möglich 
erklären,  daß  es  noch  anderwärts  inmitten  des  »wahren  Festlands«  abgeschlossene 
Meeresbecken  gebe. 

Ob  es  sich  aber  hier  nicht  überhaupt  eher  um  ein  Spiel  der  Phantasie  als  um 
eine  geographische  Hypothese  handele,  könnte  wohl  jemand  fragen.  Dem  wäre  zu 
erwidern:    Für  den  Roman  sind  höchstens  Oikumene  und  Atlantis  notwendige  Er- 


HO 


P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdliugelgeographie. 


fordernisse,  überflüssig  aber  sind  Inseln,  wahres  Meer  und  wahres  Festland.  Nun 
gehen  alle  Einzelheiten  mitsamt  diesen  überflüssigen  Zügen  in  eine  Einheit  zu- 
sammen, sind  also  unabhängig  von  dem  Roman  erdacht  worden,  sind  also  ein  Theorem 
der  physischen  Geographie,  nicht  die  spielende  Erfindung  eines  Dichters.  Und 
wahrhaftig  ist  das  nicht  im  Spiel  erfunden,  was  einen  gewaltigen  Fortschritt  des 
wissenschaftlichen  Denkens  darstellt. 

Die  fundamentale  Verschiedenheit  dieses  Erdbildes  von  dem  des)>Phädon«  wird 
jedem  deutlich  geworden  sein  ');  man  kann  den  Hauptgegensatz  vielleicht  folgender- 
maßen in  Worte  fassen:    Die  einzelnen  »Höhlungen«  dcs»Phädon«  sind  durch  unüber- 


Abb.  4.     Zum  »Tiinäus«.     Erdkugel.     (Das  »wahre  Festland«  erstreckt  sich  auch  um  die 

abgewandte  Seite  der  Kugel.) 

steigbare  Schranken  voneinander  getrennt.  In  der  platonischen  Ausgestaltung  schieben 
sich  geradezu  transzendente  Welten  zwischen  unsere  »Höhlung«  und  jede  andere. 
Aber  auch  wenn  man  sich  nur  auf  die  physische  Grundlage  einstellt,  so  erscheint 
der  Gedanke,  von  unseier  Oikumene  etwa  in  die  benachbarte  gelangen  zu  wollen, 
phantastisch  und  widersinnig.  Wir  müßten  anders  organisierte  Menschen  sein, 
müßten  Äther  atmen  können  statt  Luft,  um  jemals  unseren  Ort  zu  verlassen.  Das 
Erdbild  des  »Timäus«  bannt  uns  nicht  mehr  durch  solche  metaphysischen  Grenzen 
auf  einem  kleinen  Fleck  der  Kugel  fest.    Es  ist  ein  rein  praktisches  Hindernis,  wenn 


')  Daß  Proklos  in  seinem  Timäuskommentar  I,  180 
Diehl  den  Gegensatz  nicht  erkannt  hat,  verzeiht 
man  ihm  leicht.     Leider  hat  noch  Berger,  Die 


Grundlagen  des  marinisch-ptolemäischen  Erdbil- 
des, Bcr.  der  sächs.  Gesellsch.  1898,  S.  91  ff.  arglos 
das  Widersprechende  durcheinandergemischt. 


P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie.  1 1  j 


der  Atlantische  Ozean  zu  flach  geworden  ist,  um  noch  die  Durchfahrt  zu  gestatten. 
Ehedem  aber  war  der  Verkehr  ungehindert  zwischen  den  Inseln,  ja  selbst  zum  Fest- 
land, und  wer  konnte  beispielsweise  auf  dem  Boden  dieser  geographischen  Vor- 
stellung den  Gedanken  verwehren,  daß  vielleicht  im  Osten  zu  wagen  sei,  was  im 
Westen  freilich  durch  jenes  praktische  Hindernis  ausgeschlossen  war?  Die  abso- 
luten Schranken,  durch  die  der  »Phädon«  unsere  Erdoberfläche  in  einzelne  für  immer 
voneinander  getrennte  Bezirke  aufgelöst  hatte,  sind  hier  gefallen;  die  Erdoberfläche 
ist  eine  Einheit  geworden  und  weiterer  Forschung,  weiteren  Entdeckungen  geöffnet. 

Daß  hier  die  geographische  Wissenschaft  einen  mächtigen  Schritt  getan  hat, 
den  man,  auf  die  Linie  der  weiteren  Entwicklung  blickend,  einen  Fortschritt  nennen 
muß,  kann  nicht  zweifelhaft  sein.  Unsicher  bleibt,  wie  weit  die  Akademie  an  dieser 
Entwicklung  beteihgt  ist.  Einerseits  können  wir  sagen,  daß  Analogien  zu  der  geo- 
graphischen Vorstellung  des  »Timäus«  nicht  völlig  fehlen.  Das  »wahre  Meer«  ist  ja 
im  Grunde  nichts  anderes  als  der  alte  Okeanos.  In  dem  »wahren  Festland«  verkennt 
man  schwer  das  jenseits  des  Okeanos  gelegene  Land,  wie  die  Nekyia  der  Odyssee 
es  schildert,  wie  es  gewiß  der  Volksmeinung  angehörte,  ja,  wie  es  eigentlich  noch  in 
dem  hochragenden  Erdrand  der  ionischen  Physiker  dauert  ').  Ob  schon  jemand 
unter  diesen  im  Gegensatz  zu  Anaximander  und  Hekataios  nicht  eine  runde  Oiku- 
mene,  sondern  mehrere  große  Inseln  auf  die  flache  Scheibe  setzte,  das  zu  entscheiden 
versagt  die  Überlieferung.  Möglich  ist  es  durchaus.  Vielleicht  könnte  Demokrit 
so  gedacht  haben,  der  ja  die  Oikumene  nicht  kreisrund,  sondern  oval  mit  dem  Ver- 
hältnis der  Achsen  wie  3  :  2  konstruierte,  sich  also  jedenfalls  über  ihre  Lage  zum 
Kreisrand  der  Erdfläche  seine  Gedanken  gemacht  haben  maß.  Aber  dies  soll  nur  eine 
Möglichkeit,  nicht  einmal  eine  Vermutung  sein. 

Sind  hier  also  Vorstufen  teils  nachweisbar,  teils  denkbar,  so  spürt  man  andrer- 
seits an  einem  Punkte  ganz  sicher  Piatons  eigenen  Geist:  in  den  Benennungen  »wahres 
Meer«  und  »wahres  Festland«  (6  dXrjfttvo?  tovtoj.  sxsrvo  82  to  irsXa^o;  ovtwc  ^  ts 
itspisj(ouaa  auxo  -y^  iravTsXu)?  d^TjOtö?  opOoTax'  av  Xs-^otTO  -^ireipoc).  Hier  gehen 
sie  ausschließlich  auf  die  Größe,  einen  Wesensunterschied  bezeichnen  sie  nicht.  Und 
doch  muß  jeder  sehen,  daß  ihnen  wiederum,  wie  abgeblaßt  auch  immer,  der  platonische 
Gegensatz  von  Idee  und  Erscheinung  zugrunde  liegt  ^).  Daher  wird  man  nicht 
zweifeln,  daß  zum  mindesten  ein  Stück  der  Gedankenbewegung,  wenn  nicht  die  ganze, 
die  von  dem  älteren  Bild  nach  dem  jüngeren  hin  zu  vollziehen  war,  sich  innerhalb 
der  Akademie  abgespielt  hat.  Lebhafteste  Beschäftigung  mit  physischer  Erdkunde 
ist  so  für  Piaton  und  seine  Schule  augenscheinlich.    Das  gibt  dem  Bilde,  in  welchem 

')  Vgl.  Martin,  foudes  sur  le  Timde  I,  312;  Berger,  104,  den  Begriff  des  wahren   Festlandes  »durch- 

Ber.   d.  sächs.    Gesellsch.    1898,  98.     Auch  das  aus  mythisch«  nennt.    Nur  durch  fast  unbegreif- 

äußere    Land,    das   auf   der    Karte    des    Kosmas  liehe    Irrtümer    kann    derselbe    Gelehrte    dieses 

Indikopleustes    den   Okeanos   umgibt,   gehört  in  wahre  Festland  als  eine  Vorstufe  zu  dem  marinisch - 

dieselbe    Gedankenrichtung;    vgl.    The   Christian  ptolemäischen  Erdbilde  (mit  seiner  Geschlossen- 

Topography  of  Cosmas  ed.  by  Winstedt  129,  26  heit  des  Indischen  Ozeans  und  seinem  Landzu- 

(=   p.  185  A)  und  Tafel  VII.  sammenhang  zwischen  Ostasien  und  Ostafrika) 

*)  Nicht  ohne  Bedenken  ist  es,  wenn  Berger,  a.  a.  0.  betrachten. 


112  P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie. 

Usener ')  die  Organisation  der  wissenschaftlichen  Arbeit  innerhalb  der  Akademie 
gezeichnet  hat,  wohl  einen  neuen  Zug,  aber  keinen  fremden.  — 

Man  weiß,  daß  die  Erdvorstellung  des  »Timäus«  mitsamt  den  romanhaften 
Motiven  des  »Kritias«  von  Theopomp  in  einen  utopistischen  Exkurs  seines  Geschichts- 
werks übernommen  worden  ist  ^).  Das  wahre  Festland  hat  er  beibehalten,  das  wahre 
Meer  heißt  bei  ihm  Okeanos,  und  statt  der  vielen  Inseln  kennt  er,  wenn  Allans  Be- 
richt (Var.  Hist.  III  i8)  vollständig  ist,  nur  drei,  Europa,  Asien,  Afrika.  Er  wäre 
danach  in  mancher  Hinsicht  zu  einfacheren  Vorstellungen  zurückgekehrt,  hätte  die 
vielen  Inseln  des  Weltmeeres  als  uncrwiesene  Hypothese  beseitigt  und  aus  den  drei 
überlieferten  Elementen,  unserer  Oikumene,  dem  sie  umgebenden  Okeanos  und  dem 
wahren  Festlande,  sein  Erdbild  konstruiert.  Auch  daß  er  die  drei  Erdteile  als  Inseln 
voneinander  sondert,  wird  ein  Archaismus  sein  3).  Aber  leider  kennen  wir  weder 
die  Einzelheiten  seiner  Theorie  noch  wissen  wir,  wie  weit  er  es  mit  ihr  ernst  nahm. 
Immerhin  müssen  ihm  die  Voraussetzungen  als  möglich  gegolten  haben  4). 

IV. 

Antike  Wissenschaftsgeschichte  gleicht  einem  unterirdischen  Strom,  der  nur 
hier  und  dort  auf  kürzere  oder  längere  Strecken  an  das  Licht  tritt.  Da  wir  dem 
Problem  der  Erdkugelgeographie  im)>Phädon«  begegneten,  war  es  ersichtlich  von  dem 
Ort  seines  Ursprungs  höchstens  einige  Schritte  entfernt.  Dann  aber  muß  es  mit 
großer  Energie  und  Lebhaftigkeit  weiter  entwickelt  worden  sein.  Im  »Timäus«,  also 
wenige  Jahrzehnte  später,  finden  wir  es  gewaltig  gefördert,  und  daß  es,  einmal  auf- 
geworfen, nicht  wieder  zur  Ruhe  kam,  lehrt  uns  Aristoteles,  der  schon  wieder  einen 
ganz  neuen  Standpunkt  vertritt.  Mit  dem  Ausblick  auf  diesen  Versuch  wollen  wir 
schließen. 

Nachdem  Aristoteles  in  seiner  Schrift  Ilspl  oüpavou  die  Beweise  für  die  Kugel- 
gestalt der  Erde  beigebracht  hat,  fährt  er  fort  (II  14,  297  b  30),  es  folge  aus  den 
Himmelserscheinungen  nicht  nur,  daß  die  Erde  eine  Kugel,  sondern  auch  daß  sie 
eine  nicht  eben  große  Kugel  sei.  Denn  bei  einem  geringen  Wechsel  unseres  Auf- 
enthalts in  nördlicher  oder  südlicher  Richtung  ändern  sich  die  Meridianhöhen  der 
Gestirne.  Sterne,  die  man  in  Ägypten  oder  Cypern  sieht,  werden  weiter  nördlich 
(also  in  Griechenland)  unsichtbar,  andere,  die  im  Norden  Zirkumpolarsterne  sind, 
gehen  weiter  südHch  auf  und  unter.  Der  Schluß  auf  die  Kleinheit  der  Erde  erscheint, 
nachdrücklich  wie  er  ausgesprochen  wird,  als  eine  Korrektur  der  älteren  Ansicht, 

')  Vorträge  und  Aufsätze  82  ff.  Entwicklung  recht  verstanden,  widerlegt  ihn  hin- 

')  Vgl.   Rohde,  Griech.   Roman'  219.  reichend.     Vgl.  auch  Partsch,  Aristoteles   Ȇber 

3)  Zugrunde  liegt  die  primitive  Vorstellung,  daß  die  das  Steigen  des  Nil«,  Abh.  d.   Sachs.  Gesellsch. 

Grenzflüsse  zwischen  den  Erdteilen,   also  Nil  und  XXVII  16,  599   [49]. 

Phasis  oder  Nil  und  Tanais  das  Binnenmeer  mit         4)  Auf  Plato  geht  auch  zurück,  was  bei  Plutarch, 

dem  Okeanos  verbinden.    Ganz  vergeblich  sucht  De  facie  in  erbe  lunae,  cap.  26  p.  941  von  dem 

Berger,    Gesch.    d.    wissensch.    Erdkunde    92  ff.,  »wahren  Festland«  erzählt  wird;  ebenso  fußt  auf 

was  von  Zeugnissen  in  diese  Richtung  weist,  zu  Piaton  Mcif>XEX),0{  äv  Tol;  Ai8iomxoT{  in  Proklos' 

entkräften.     Die  eine  Argonautensage,  in  ihrer  Timäuskommentar  I,  177  Diehl. 


P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie. 


^13 


die  uns  bei  Piaton  und  sehr  wahrscheinlich  schon  bei  Parmenides  entgegentritt.  Da 
man  zuerst  die  Erde  als  Kugel  begriff  und  auf  ihr  den  uns  bekannten  Länderbezirk 
unterzubringen  versuchte,  mußte  sie  diesem  gegenüber  mit  einer  Notwendigkeit, 
die  wir  leicht  nachfühlen  werden,  unendlich  groß  erscheinen,  unsere  Oikumene  als 
ein  winziger  Fleck,  den  man  auf  der  ungeheuren  Fläche  nur  unvollkommen  zu  loka- 
lisieren wußte.  Und  es  ist  wieder  begreiflich,  ja  es  erscheint  als  notwendiger  Schritt 
der  Entwicklung,  wenn  dann  das  Pendel  nach  der  anderen  Seite  ausschlägt. 
Der  Fortschritt  liegt  ersichtlich  darin,  daß  man  bei  dem  ersten  Stand  der  Dinge 
nicht  wagen  durfte,  die  Frage  nach  der  Lage  unserer  Länder  und  ihrem  Verhältnis 


Nördliche  gemäßigte  Zone 
(unsere  Oikumene). 


Heiße  (verbrannte)  Zone. 


Sudliche  gemäßigte  Zone. 


Abb.  5.     Zu  Aristoteles.     (Der  größte  Teil   der  abgewandten  Kugelseite 
ist  von  dem  Festland  erfüllt  zu  denken.) 


zur  Größe  des  Ganzen  ernstlich  zu  stellen.    Das  war  erst  möglich,  als  man  der  Über- 
sehbarkeit des  Erdglobus  sicher  geworden  war. 

Die  relative  Kleinheit  unserer  Erde  ist  für  Aristoteles  eine  erwiesene  Sache. 
Nicht  so  sicher,  aber  wohl  erwägenswert  scheint  ihm  der  Schluß,  den  manche  gezogen 
hätten,  daß  sich  die  Gegend  der  Heraklessäulen  auf  der  einen  Seite,  also  das  West- 
ende der  Oikumene,  und  Indien  auf  der  anderen,  also  ihr  Ostende,  nahekommen, 
und  daß  infolgedessen  der  Atlantische  und  der  Indische  Ozean  nur  ein  Meer  seien  "). 
Die  Vorstellung  ist  im  allgemeinen  durchaus  klar  und  auch  im  Bilde  zu  vergegen- 
wärtigen (Abb.  5)2).   Zweifelhaft  und  viel  erörtert,  freilich  für  unseren  Zusammenhang 


')  Einen  Vertreter  dieser  Ansicht  können  wir  mit 
Namen  und  Datum  nennen.  »Athinagoras 
Arimnisti  inquit  unum  esse  mare  quod  rubrum 
et  quod  extra  Eracleas  columpnas. «  Aristoteles 
Tztfi  TTfi  ToO  NefXo'j  dvaßaSEtuc,  Aristotelis 
Fragmenta  ed.  Rose  p.  194  1.  3.  Es  war  zwischen 
357  und  349,  daß  Athenagoras  jene  Theorie  vor 


Artaxerxes  Ochos  vertrat.  Vgl.  Partsch,  Des 
Aristoteles  Buch  »Über  das  Steigen  des  Nil« 
S.  572  [22]  7. 
')  Die  Küstenlinien  außerhalb  der  gemäßigten  Zone 
sind  punktiert,  um  anzudeuten,  daß  sie  sich  nach 
der  Ansicht  jener  Zeit  empirischer  Kenntnis  ent- 
ziehen.     Die   von   uns   angedeutete    Form   wird 


sich  im  folgenden  rechtfertigen. 


IIA  P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie. 

auch  nicht  von  entscheidender  Bedeutung  ist  die  Frage,  wie  das  Wort  auvctTrcstv 
aufzufassen  sei,  in  dem  Satze  tou?  uuoXajißotvovTa?  auvaitrsiv  xhv  irepl  tä?  'HpaxXsou; 
OTjjXa;  Touov  töji  irspt  'Ivot/r^v,  ob  es  nur  ein  Nahekommen  bedeute,  oder  ob  die 
von  Aristoteles  wiedergegebene  Theorie  wirkliche  Berührung,  also  eine  oder  mehrere 
Landbrücken  von  Ostasien  nach  Europa  und  Libyen  angenommen  habe.  Daß  gram- 
matisch beides  möglich  ist,  steht  fest '),  und  auch  der  folgende  Satz,  der  sich  für 
diese  Theorie  auf  das  Vorkommen  von  Elefanten  an  den  beiden  »äußersten  Punkten« 
beruft,  scheint  nicht  unbedingt  für  die  eine  oder  die  andere  Ansicht  verwertbar, 
wiewohl  sich  bezweifeln  läßt,  daß  bei  dem  Vorhandensein  einer  Landbrücke  von 
»äußersten  Punkten«  überhaupt  die  Rede  sein  kann  ^).  Aristoteles  hätte  sich  unzwei- 
deutiger ausgedrückt,  wenn  die  Entscheidung  nach  einer  von  beiden  Seiten  für  sein 
Problem  irgendwie  bedeutsam  gewesen  wäre  3). 

In  der  gemäßigten  Zone  eine  einzige  Landmasse,  der  Rest  von  Meer  erfüllt: 
das  ist  die  Anschauung,  die  sich  auch  aus  zwei  Stellen  der  »Meteorologie«  als 
aristotelisch  ergibt.  An  der  einen  (Met.  II  l,  354  a  l)  liest  man  folgende  Deduktion. 
Es  soll  bewiesen  werden,  daß  Meere  im  Gegensatz  zu  Flüssen  keine  Quelle  haben. 
Das  lehrt  die  Erfahrung  an  Binnenmeeren,  deren  Ufer  man  ja  ringsum  kennt.  Von 
ihnen  hängt  das  »Rote  Meer«  an  einem  Punkt  mit  dem  »Meer  außerhalb  der  Säulen« 
zusammen,  das  hyrkanische  und  das  kaspische  hingegen  sind  von  diesem  völlig 
getrennt  und  mit  Land  umgeben.  Da  ist  die  Unterordnung  des  Roten  Meeres  unter 
die  Binnenmeere  eigentlich  unlogisch,  aber  psychologisch  vollkommen  begreiflich. 
Es  ist  »beinahe«,  bis  auf  eine  schmale  Verbindungsstelle,  ein  Binnenmeer,  darf  alo 
für  den  vorliegenden  Zweck  als  solches  betrachtet  werden.  Diese  Charakteristik 
paßt  vortrefflich  auf  das  auch  von  uns  so  genannte  »Rote  Meer«  und  kann  sich  nur 
auf  dieses  beziehen,  weil  die  ganze  Erörterung  einen  empirisch  bekannten  Gegenstand 
verlangt,  der  Indische  Ozean  aber  oder  das  Meer  zwischen  Arabien  und  Indien,  das 
sonst  noch  mit  dem  Roten  Meere  gemeint  sein  könnte,  durchaus  nicht  überall  er- 
forscht war  und  durchaus  nicht  jene  Beschreibung  zuließ.  Der  Wortlaut  ^at'vi-at 
xoivfovouaa  bestätigt  die  vorgetragene  Ansicht.  Läßt  mithin  Aristoteles  das  »Rote 
Meer«  mit  dem  »Meer  außerhalb  der  Säulen«  verbunden  sein,  so  ist  dafür  die  Vor- 

■)  Strabo  I,  p.  56  sagt  in  einem  ganz  anderen  Zu-  wicklung  der  geogr.  Kenntnis  von  der  Neuen  Welt 

sammenhang,  der  aber  zufällig  dasselbe  sprach-  I,  120:  »Das  sinnreiche  Argument,  welches  Ari- 

liche   Problem   bietet:   tö   6e   8r)  „Tevorf^Cetv  tov  stoteles  von  dem  Vorkommen  der  Elefanten  auf 

XejfSivra    T(5nov    ouvcfjtrovTa    TiJöi    zrfi    'EpuSpäs  den    gegenüberliegenden     Küsten    Afrikas    und 

x<iXjr(ui "    ä(ji(p(ßoX(5v    ^(JTiv,     ^TtEiSi)   tö    auvcc^ruEiv  Indiens   entlehnt,    gründet   sich   auf   den    unbe- 

orjuafvEi   xat  xö  CTuvcfTfiCsiv  xai  xö  daÜEiv.     Vgl.  deutenden   Abstand   der   beiden   Ländermassen, 

Sorof,     De  Aristot.    geographia   (Dissert.    Halle  indem  vorausgesetzt  wird,  daß  sich  an  den  beiden 

1886)  p.  8.  Endpunkten    der    Oikumene    übereinstimmende 

*)  Simplicius  p.  548   Diels  sagt  über  das  Argument:  Erzeugnisse  vorfinden  müssen.«   Es  ist  also  nicht 

O'j    yäp    6fioi(5xTjxa   xüiv    x(i7r(uv  teiSEi^ai  po'iXExai  richtig,  aus  dem  Elefantenargument  eine  Land- 

u>i    oTpiai     8iä    xo'ixuv    ä)Aä    yEixvfasiv.      Aber  Verbindung  zu  erschließen.    Vgl.  Berger,  Gesch. 

Nachbarschaf  t  ist  noch  nicht  Landzusammenhang.  d.  Erdkunde  318. 

Lehrreich   ist   die    Beurteilung  Alexanders   von        3)  Auf  welcher  Seite  der  Verfasser  dieses  Aufsatzes 

Humboldt,  Krit.  Unters,  über  die  histor.  Ent-  steht,  wird  durch  die  Zeichnung  deutlich. 


P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeograpbie.  I  i  e 

äussetzung    notwendig,     die    in    Ilspi  oupotvou    formuliert    wurde,     daß    der    Atlan- 
tische Ozean  mit  dem  Meer  östlich  von  Indien  zusammenfällt "). 

An  einer  späteren  Stelle  (Met.  II  6,  362  b  21)  wird  auseinandergesetzt,  daß 
sich  die  Bewohnbarkeit  der  Erde  auf  die  gemäßigten  Zonen  beschränke.  Es  gebe 
also  zwei  durch  die  heiße  Zone  geschiedene  Oikumenen,  die  nach  Norden  und  Süden 
an  unbewohnbaren  Gegenden  ihre  Grenze  fänden.  Wohl  aber  sei  in  ost -westlicher 
Erstreckung  prinzipiell  keine  Grenze  gegeben,  und  nur  die  Größe  des  Meeres  ver- 
hindere praktisch  eine  Reise  um  die  Erde  in  gedachter  Richtung  (Aar'  et  \x.-q 
icou  xcuXust  OaXaTTT,?  rXT,9o;  Stmv  etvai  ■KOpsuaijjiov).  Zwischen  Ostasien  und  den 
Heraklessäulen  scheine  das  Meer  den  Zusammenhang  aufzuheben. 
Ohne  das  würde;  unsere  gemäßigte  Zone  einen  fortlaufenden  bewohnbaren 
Landgürtel  bilden  (xi  os  ttj?  'IvSixtj?  e;u)  xal  täv  'HpaxXsiujv  (Jt/jXäv  01«  t})v  OaXaTiav 
oü  (patvovTai  ouvsi'pstv  -rtöi  awsyßii  stvai  iräsav  oixou[j.£vr(V).  Es  mögen  in  dem  Ge- 
dankenzusammenhang, den  Aristoteles  hier  nur  streift,  mehrere  Möglichkeiten  er- 
wogen worden  sein.  Unter  ihnen  kann  es  leicht  auch  die  Theorie  eines  zwischen 
Ostasien  und  Westeuropa  liegenden  Erdteils,  eines  »Amerika«,  gegeben  haben.  Aber 
Aristoteles  scheint  auch  hier  wieder  der  Annahme  geneigt  zu  sein,  daß  unsere  Zone 
nur  eine  einzige  Landmasse  trage.  So  gewinnt  man  zunächst  den  Eindruck,  als 
ob  das  in  der  Meteorologie  vertretene  Theorem  mit  der  in  IlEpt  oüpavou  unter  Vor- 
behalt gegebenen  Ansicht  stimme,  wie  sie  sich  in  unserer  Abb.  5  ausgedrückt  findet. 
Aber  hier  erkennt  man  bei  schärferem  Zusehen  doch  noch  einen  wesentlichen  Unter- 
schied. Um  die  Verkehrtheit  der  kreisförmigen  Erdkarte  darzulegen,  führt  Aristoteles 
aus,  die  Erfahrung  der  Land-  und  Seereisen  habe  gelehrt,  daß  Länge  und  Breite 
nicht  gleich  seien,  sondern  sich  verhielten  wie  »mehr  als  5  zu  3«,  also 

6  :  3  >  L  :  B  >  5  :  3. 

Wie  breit  Aristoteles  die  gemäßigte  Zone  angenommen  hat,  wissen  wir  nicht '). 
Setzen  wir  einmal  aufs  Geratewohl  die  uns  geläufigen  43"  ein  3)  und  berechnen 
wir  die  Länge  auf  dem  36.  Breitengrade  (dem  Parallel  von  Rhodos),  so  ergibt 
sich  (wie  ich  mit  freundlich  gewährter  mathematischer  Hilfe  festgestellt  habe), 
daß  die  Länge  der  Landmasse  Y4  oder  etwas  mehr  des  gesamten  Kreises 
beträgt  oder  zwischen  90"  und  108"  liegt.  Und  wenngleich  diese  Rechnung  mehrere 
ganz  unsichere  Positionen  enthält,  fest  steht  auf  jeden  Fall,  daß  bei  jenem  Verhältnis 
von  Länge  und  Breite  das  Land  viel  weniger,  das  Wasser  viel  mehr  als  die  Hälfte 
der  Zone  füllt,  daß  also  Abb.  5  durchaus  nicht  der  von  Aristoteles  in  der  Meteorologie 
vorausgesetzten  Anschauung  entsprach.  Wobei  es  dahingestellt  bleiben  kann, 
wieweit  er  sich  rechnerisch  die  Konsequenzen  klar  gemacht  hat,  und  wie  weit  er 
die  angegebenen  Zahlen  für  endgültig  hielt. 

Ist  hier  nun  ein  unleugbarer  Widerspruch  vorhanden,  indem  die  Landmasse 

')  Faßt  man,  wie  zuletzt  Partsch,  a.  a.  O.  569  [19]  ')  Berger,  Gesch.  d.  Erdkunde  305. 

tut,   den  Ausdruck   »Rotes   Meer«    in  weiterem  3)  Wahrscheinlich  war  sie  noch  erheblich  schmaler. 
Sinne,   so  ändert   sich  ganz    und  gar   nichts  an  Vgl.    Berger  320. 

unserem  Ergebnis. 


I  ]  5  P-  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie. 

nach  der  einen  Theorie  weit  mehr,  nach  der  andern  weit  weniger  als  die  halbe  Erd- 
kugel umfaßt  haben  muß,  so  sinken  doch  diese  beiden  gegensätzlichen  Meinungen, 
gegen  die  Folie  etwa  der  »Timäus «-Geographie  gesehen,  auf  den  Wert  von  Varianten 
derselben  Grundthese  zurück:  die  Erdkugel  ist  klein,  die  uns  bekannte  Landmasse 
Europa,  Asien,  Libyen,  nimmt  einen  sehr  erheblichen  Teil  in  der  gemäßigten  Zone 
ein.  Daß  zwischen  Westeuropa  und  Ostasien  noch  andre  Landmassen  liegen  sollten, 
ist  nach  der  in  Oepl  oupavou  zitierten  Ansicht  ausgeschlossen,  nach  der  Meteoro- 
logie  zwar  an    sich  möglich,  aber  nicht  der  aristotelischen  Meinung  entsprechend. 

Wie  hat  sich  aber  Arietoteies  das  Festland,  von  dem  unsere  Oikumenc  ein 
Ausschnitt  ist,  nach  Süden  hin  gestaltet  gedacht?  Er  nahm  ja  in  der  südHchen 
gemäßigten  Zone  eine  der  unseren  entsprechende  Oikumene  an.  Verband  seine 
Theorie  die  beiden  durch  eine  Landmasse  zu  einem  großen  einheitlichen  Kontinent, 
wie  er  der  Wirklichkeit  einigermaßen  entspricht,  oder  war  ihm  die  verbrannte  Zone 
von  einem  Gürtelozean  erfüllt,  so  daß  er  die  Theorie  des  Kleanthes  und  Krates  in 
gewissem  Sinn  vorweggenommen  hätte.-'  ') 

Diese  zweite  Ansicht  schien  sich  auf  eine  Stelle  der  Meteorologie  (II  5,  363a  5) 
berufen  zu  können,  wo  von  den  Ost-  und  Westwinden  »auf  dem  südlichen  Meer 
außerhalb  Libyens«  [Tztpl  xtjv  sJcu  Atßurj?  OaXocrrav  xrjv  voxtav)  gesprochen  wird  ^). 
Eingehendere  Betrachtung  lehrt  jedoch  die  bezeichneten  Worte  ganz  anders 
verstehen.  Aristoteles  legt  dar,  daß  der  Südwind  nicht  etwa  vom  Südpol  komme. 
Sonst  müßte,  da  sich  die  südliche  und  die  nördhche  Halbkugel  in  den  wesent- 
lichen Naturerscheinungen  entsprechen,  der  Nordwind  auf  die  südliche  Halbkugel 
hinübergreifen.  Das  ist  aber  durchaus  nicht  der  Fall.  Vielmehr  hört  er  schon  hier 
(in  unserer  gemäßigten  Zone)  auf  und  kann  nicht  weiter  nach  Süden  dringen,  da 
»auf  dem  südlichen  Meer  außerhalb  Libyens«,  wie  bei  uns  Nord-  und  Südwinde,  so 
dort  Ost-  und  Westwinde  herrschen.  (Gedacht  scheint,  daß  sie  sich  wie  eine  Quer- 
barre vor  die  Bahn  des  Nordwindes  legen.)  Es  handelt  sich  an  dieser  Stelle  der  Ar- 
gumentation ersichtlich  um  eine  empirisch  feststehende  Tatsache.  Dann  kann  aber 
ein  Äquatorialozean  gar  nicht  gemeint  sein.  Denn  vorausgesetzt  selbst,  die  Theorie 
hätte  ihn  aus  irgendeinem  Grunde  erfordert,  so  wäre  er  doch  als  in  der  verbrannten 
Zone  liegend,  jeder  möglichen  Erfahrung  entrückt  gewesen,  man  hätte  also  auch 
nicht  wie  etwas  Selbstverständliches  angeben  können,  was  für  Winde  auf  ihm  wehen. 
Gemeint  sein  kann  nach  alledem  nur  »das  südliche  Meer  an  Afrikas  Ost-  und  West- 
küste« (noch  innerhalb  unserer  Zone),  und  darauf  möchte  auch  der  Wortlaut  führen  3). 

Wir  scheinen  mit  dem  bisher  benutzten  Material  eine  Entscheidung  der  Frage 
nicht   erzwingen   zu   können,    ob  Aristoteles   einen  Äquatorialozean   ansetzte   oder 

')  Berger,  a.  a.  O.  215  (und  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1898,  Asien  und  Libyen  44,  wo  die  Schwierigkeit  richtig 

121),  findet  die  Ansicht  des  Krates  von  den  sich  gefühlt,  aber  nicht  scharf  zu  Ende  gedacht  ist. 
kreuzenden   Gürtelmeeren   bereits    im   »Phädon«        3)  Bei    ^    e;(o    SaXorra    denkt   Aristoteles    an    den 

vorgebildet.    Das  beruht  auf  den  allerschwersten  Osten   oder   Westen.       Meteor.    I    13,    350  b    13 

sprachlichen   und  sachlichen  Mißverständnissen.  Xpefi^xitj;  . . . .  eis  xrjv  s^uj  ^ei  SäXarrav.  362  b  28 

')  Sorot,  De  Aristotelis  geographia  14;  Berger,  Gesch.  xoi    hi    iffi   'IvoiäTj;    ?;u>    xcti    xüiv    sttjXiüv    xiüv 

d.  Erdk.  321 ;  Bolchert,  Aristoteles'  Erdkunde  von  'HpaxXeiuiv. 


P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie. 


117 


nicht  i).  Hilfe  bringt  erst  die  bisher  unbenutzte  Schrift  »Über  die  Nilschwelle«. 
Partsch  hat  in  einer  ausgezeichneten  Abhandlung  erwiesen,  »daß  der  in  mittelalter- 
licher Übersetzung  uns  erhaltene  liber  de  inundacione  Nili  nicht  mit  Unrecht  den 
Namen  des  Aristoteles  an  der  Stirn  trägt,  sondern  eine  allerdings  nicht  unwesentlich 
abgekürzte,  aber  anscheinend  nur  durch  rein  formale  Zutaten  veränderte  Über- 
lieferung einer  dem  Eratosthenes  in  unverkürzter  Form  vorliegenden  echten  Ab- 
handlung des  großen  Philosophen  darstellt^).«  Wer  die  Skepsis  sehr  weit  treiben 
und  von  der  Person  des  Aristoteles  absehen  wollte,  würde  doch  zugeben  müssen, 
daß  die  Schrift  unter  den  Augen  des  Meisters  entstanden  ist,  wo  man  sich  denn  für 
jede  wesentliche  Frage  und  Ansicht  doch  immer  auf  ihn  zurückgeführt  sähe.  Hier 
wird  nun  unter  den  verschiedenen  Theorien  auch  die  des  Nikagoras  von  Cypern 
beigebracht:  der  Nil  steige  im  Sommer,  weil  er  in  einem  Teil  der  Erde  entspringe, 
wo  Winter  herrsche,  wenn  wir  Sommer  haben.  Schärfer  gefaßt,  sagt  Aristoteles, 
ergibt  dies  die  Vorstellung,  daß  die  Quellen  in  der  südlichen  gemäßigten  Zone  an- 
zusetzen sind.  Und  widerlegt  wird  die  Theorie  nicht  etwa  durch  den  Hinweis  auf 
einen  Gürtelozean,  der  dem  Strome  seinen  Weg  von  der  südlichen  zur  nördlichen 
Halbkugel  abschneiden  würde,  sondern  durch  die  Erwägung,  daß  der  Strom  zwischen 
den  Wendekreisen  eine  Zone  doppelt  so  breit  wie  die  gemäßigte  durchfließen  müßte 
(ein  Lauf  von  solcher  Länge  war  aber  schon  vorher  als  mit  den  Erscheinungen  unver- 
träglich abgewiesen  worden),  und  daß  dies  die  »verbrannte  Zone«  wäre  (in  der  offen- 
bar das  Wasser  verdampfen  würde,  anstatt  in  solcher  Fülle  zu  uns  zu  kommen). 
Durch  dieses  Doppelargument  ist  die  Theorie  widerlegt.  Aber  die  Widerlegung  steht 
mit  ihr  grundsätzlich  auf  demselben  geographischen  Standpunkt.  Wir  wissen  jetzt, 
daß  sich  in  dem  Erdbild  des  Aristoteles  eine  Festlandmasse  ununterbrochen  von  der 
nördlichen  Polarzone  bis  mindestens  in  die  südliche  gemäßigte  Zone  erstreckt  hat. 
Welchen  Männern  sich  Aristoteles  in  seinen  geographischen  Theorien  an- 
schließt, erfahren  wir  nicht.  Doch  dürfte  mehr  als  eine  Spur  darauf  weisen,  daß  man 
die  Richtung  durch  den  Namen  Eudoxos  einigermaßen  bezeichne.  Damit  soll  Eudoxos 
nun  durchaus  nicht  als  »Quelle«  für  Aristoteles  hingestellt  werden.  Aristoteles  hat 
gar  keine  einheitliche  »Quelle«,  und  andrerseits  wird  sich  gar  ein  Widerspruch  zwischen 


')  Berger,  a.  a.  0.  323,  sagt  ganz  richtig,  daß  dem 
Verhalten  des  Aristoteles  zur  Ozeanfrage  der 
Schein  der  Zurückhaltung  anhafte. 

')  Partsch,  Des  Aristoteles  Buch  Ȇber  das  Steigen 
des  Nil«.  Der  Text  in:  Aristotelis  Fragmenta 
ed.  Rose  p.  188  sqq.  —  Diels,  Doxogr.  226  sq., 
hielt  die  Schrift  wenigstens  für  altperipatetisch 
(während  er  jetzt  nach  seiner  freundlichen  Mit- 
teilung Partsch  folgt).  Ein  Argument,  das  ihm 
gegen  die  Autorschaft  des  Aristoteles  zu  sprechen 
schien,  glaube  ich  entkräften  zu  können.  Wenn 
nämlich  der  Verfasser  von  De  inundacione  Nili 
bei  der  Polemik  gegen  Thaies  sich  genau  an 
Herodot  anschließt,  so  muß  man  daran  denken, 
Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX. 


wie  Herodots  Polemik  gegen  die  Rundkarten  mit 
wörtlichem  Anklang  bei  Aristoteles  wiederkehrt 
(s.  S.  107,  Anm.  i  u.  2).  Ein  anderer  Anklang 
wird  dann  auch  nicht  zufällig  sein :  Herod.  I,  203 
TT(V  fih  yip'EXXrjVc;  va'jTtXXovxat  Träaa  xal  ij  e$tu 
3TTj)iu)v  [wozu  will  man  'HpaxX^ujv  einfügen  ?  ] 
^aXalda  ^  'AxXavTi;  xaXEOfj^vr)  xai  ij  'EpuSpr]  fxirj 
eoüaa  Tuy/avEi.  Arist.  de  caelo  298  a  9  tou; 
'!)7toXafißctvovTa{  ouvaTtTeiv  t6v  repl  Tat  'HpaxXefey? 
HTljKai  T^!Tov  T(üi  Trepi  ttjv  'IvSixrjv  xal  toütov 
tÖv  Tprfnov  Eivat  TTjv  öciXaTTav  [it'av.  Danach 
wird  aus  dem  Verdachtsmoment  eher  ein 
Argument  für  aristotelischen  Ursprung,  wenn  es 
nach  Partsch  dessen  noch  bedürfte. 


1X8  P-  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie. 

ihm  und  Eudoxos  auftun.  Dennoch  scheint  es,  daß  man  den  großen  Mathematiker 
und. Naturforscher  in  unseren  Zusammenhang  rücken  muß,  und  es  gilt,  das  wenige, 
was  von  seinen  geographischen  Lehren  übriggeblieben  ist,  zum  Vergleich  heranzu- 
ziehen '). 

Eudoxos  hat  die  Kugelgestalt  der  Erde  gelehrt.  Das  folgt  schon  aus  allge- 
meinen Erwägungen  zwingend  genug  ^).  Es  ist  aber  geradezu  überliefert  in  einer  Stelle 
des  Aetius  (Doxogr.  386),  wo  die  Ansicht  des  Eudoxos  über  die  Nilschwelle  mit- 
geteilt wird.  Er  erklärte  sie  unter  Berufung  auf  »die  Priester«  aus  Regengüssen 
und  diese  aus  der  »Gegensätzlichkeit  der  Jahreszeiten«  (xatä  tt,v  ävTiTrspiataaiv 
Tcöv  (upüiv)  3)  Wenn  bei  uns  unter  dem  nördlichen  Wendekreis  Sommer  herrsche, 
so  hätten  die  »Gegenwohner «  (ä'v-oixot)  unter  dem  südlichen  Wendekreis  Winter, 
und  von  dort  komme  das  Überschwemmungswasser  des  Stromes.  Die  Hypothese 
—  sie  ist  uns  schon  in  Aristoteles'  Buch  von  der  Nilschwelle  begegnet  4)  —  setzt 
ersichtlich  die  durchgebildete  Kugel-  und  Zonentheorie  voraus. 

Wenn  nun  weiter  Aristoteles  für  die  Kleinheit  der  Erdkugel  geltend  macht, 
Sterne,  die  in  Ägypten  und  Cypern  sichtbar  seien,  verschwänden  weiter  nördlich, 
also  etwa  in  den  Breiten  Griechenlands,  so  muß  man  an  die  Tatsache  erinnern,  daß 
die  im  Altertum  berühmteste  Beobachtung  der  Art,  den  Kanobosstern  betreffend, 
eben  von  Eudoxos  ausgegangen  war.  Bekanntlich  hatte  Eudoxos  den  hellen  Stern 
in  Ägypten  kennen  gelernt  und  ihn  dann  auf  seiner  Warte  über  der  Stadt  Knidos 
eben  noch  am  Horizont  wiederfinden  können.  Poseidonios  entsann  sich,  als  er  in 
Spanien  war,  dieser  Entdeckung  (Strabo  H  119).     Und  ob  nicht  Aristoteles  eben 

•)  Daran,  daß  die  Ttj;  reptoBos  dem  berühmten  Griechen  und  Römer  I  2,  216  und  mit  Berufung 
Mathematiker  Eudoxos  von  Knidos  gehöre,  ist  auf  Diels,  Seneca  und  Lucan  17  bemerke)  in  der 
wirkUch  (trotz  Berger,  a.a.O.  242  ff.)  kein  Sache  undenkbar,  daß  die  ausgebildete  Erdkugel- 
Zweifel  möglich.  Das  Entscheidende  hat  Boeckh,  und  Zonentheorie  auf  die  ägyptischen  Priester 
Über  die  vierjährigen  Sonnenkreise  der  Alten  zurückgehe,  obgleich  auch  Diodor  I  40  die  An- 
15  ff.,  dargelegt,  Daß  der  große  Eudoxos  zu  den  sieht  des  Eudoxos  »einigen  Philosophen  in  Mem- 
bedeutendsten  Geographen  gehörte  und  Ver-  phis«  zuschreibt.  Eudoxos  scheint  sich  gern 
fasser  einer  rf,;  r:ep(ooo;  war,  sagt  die  auf  Era-  auf  seinen  ägj-ptischen  Aufenthalt  und  seinen 
tosthenes  zurückgehende  Übersicht  über  die  Verkehr  mit  der  Priesterschaft  berufen  zu  haben. 
Entwicklung  der  geographischen  Wissenschaft,  Vgl.  auch  Diog.  Laert.  VIII  79  über  die  angeb- 
die  in  verschiedenen  Brechungen  bei  Strabo  I  i,  lieh  aus  dem  Ägyptischen  übersetzten  »Hunde- 
Agathemeros  I   i   und    im  Anfang  der  Scholien  dialoge«. 

zu  Dionysios   Periegetes  vorliegt.      Zum  T>'pus        4)  Was   dort   dem   Nikagoras   zugeschrieben   wird, 

der  Ftj;  XEpi'oöo;  gehören  aber  seit  dem  VI.  Jahr-  ist  nur  die  grobe  Vermutung  ohne  die  wissen- 

hundert      sowohl      die     Kartenkonstruktion     im  schaftliche  Grundlage  der  Zonentheorie.      Diese 

ganzen  als  auch  Länder-  und  Völkerkunde.  Wenn  baut  erst  Aristoteles  unter,  indem  er  sie  mit  den 

Älian  Dinge  als  eudoxisch  zitiert,  die  nichts  mit  W'orten  einleitet:  Non  plane  autem  hoc  deter- 

Eudoxos  zu  tun  haben  können,  so  kann  das  die  minat.  videtur  enim  nichil  negociatus  esse  circa 

andere  Überlieferung  nicht  verdächtigen.  hoc  quod  dicitur.    So  aber  wie  nun  die  Ansicht  des 

^)  Forbiger,     Handbuch     der     alten     Geographie  Nikagoras  auf  die  Höhe  einer  wissenschaftlichen 

I  112;  Berger,  Gesch.    der   wissensch.  Erdkunde  Hypothese  erhoben  wird,  stimmt  sie  mit  dem, 

247.  was  von  Eudoxos  überliefert  ist,  und  man  wundert 

3)  Ungenau  ist  die  Nachricht    im  Schol.  0  477.  —  sich,    diesen   bei   Aristoteles   nicht   genannt   zu 

Es  ist  doch  wohl  (wie  ich  gegen  Ukert,  Geogr.  d.  finden. 


P.  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie.  I  ig 

dieselbe  im  Auge  hat,  darf  man  wohl  fragen  ^).  Andrerseits  ist  es  zwar  nicht  über- 
liefert, aber  alles  eher  als  unwahrscheinlich,  daß  schon  Eudoxos,  der  iiaS)7j[jia-:f/ö? 
dvTjp  xal  ii}(rj[xax«uv  Ejxirstpo?  xal  xXtfia'-cjuv  (Strabo  IX  390),  aus  jenem  Tatbestand 
denselben  Schluß  wie  Aristoteles  gezogen  habe,  nämlich  auf  die  Kleinheit  der  Erd- 
kugel. Und  daß  er  sie  in  der  Tat  nicht  sonderlich  groß  vorgestellt  hat,  wird  durch 
die  nun  folgende  Erörterung  deutlich  werden. 

Wir  schlössen  vorhin,  daß  Aristoteles  die  heiße  Zone  nicht  von  einem  Gürtel- 
ozean durchströmt  dachte,  sondern  daß  er  die  »alte  Welt«  im  wesentlichen  richtig 
als  eine  auf  die  südliche  Halbkugel  übergreifende  Festlandsmasse  sah.  Dasselbe 
läßt  sich  für  Eudoxos  sehr  einfach  zeigen.  Wir  kennen  bereits  seine  Ansicht,  der 
Nil  entspringe  in  der  südlichen  gemäßigten  Zone.  Also  mußte  er  die  heiße  Zone  durch- 
queren, und  Afrika  hat  sich  bei  Eudoxos  von  der  nördlichen  gemäßigten  mindestens 
bis  in  die  südliche  gemäßigte  Zone  erstreckt  *).  Diese  Landverteilung  stimmt  zu 
Aristoteles  und  beweist  außerdem,  wie  schon  angedeutet,  die  relative  Kleinheit  der 
eudoxischen  Erdkugel. 

Bei  Aristoteles  standen  zwei  Ansichten  über  die  Verteilung  von  Land  und  Wasser 
nebeneinander.  Die  erste  legte  auf  den  Globus  einen  Kontinent  von  solcher  »Länge«, 
daß  Westeuropa  und  Ostasien  nur  durch  ein  schmales  Meer  noch  getrennt  wurden. 
Die  zweite,  die  sich  Aristoteles  mehr  zu  eigen  macht,  beschränkte  die  ostwestliche 
Ausdehnung  erheblich  und  ließ  sie  in  der  uns  allein  bekannten  Zone  vermutlich 
weniger  als  ein  Viertel  der  Gesamtlänge  einnehmen.  Dann  war  an  sich  Raum  für 
ein  »Amerika«  vorhanden.  Doch  schien  wenig  auf  eine  solche  Theorie  bei  Aristoteles 
hinzuweisen.  Eudoxos  gibt  ein  ganz  ähnliches  Verhältnis,  und  stellt  man  die  beiden 
Gleichungen    nebeneinander: 

Eudoxos  3)  Länge  :  Breite  =  2  :  i, 

Aristoteles    6:3   (=  2  :  i)  >  Länge  :  Breite  >  5  :  3, 

so  wirkt  die  aristotelische  Ansicht  fast  wie  eine  Korrektur  der  eudoxischen, 
und  noch  in  der  Abweichung  ist  die  Verwandtschaft  unverkennbar. 

Ob  Eudoxos  sich  den  übrigen  Teil  der  Oberfläche  durch  Meer  ausgefüllt  dachte, 
oder  ob  er  noch  andere  Landmassen  annahm,  wissen  wir  nicht.  Worin  er  aber  mit 
Aristoteles  stimmt,  das  sei  hier  nochmals  hervorgehoben.  Beide  setzen  die  Erd- 
kugel verhältnismäßig  klein  an.  Aristoteles  benutzt  als  Beweis  die  Veränderung 
der  Meridianhöhen,  für  welche  eben  Eudoxos  die  im  ganzen  Altertum  berühmteste  Ent- 
deckung gemacht  hatte.  Auf  dieser  Kugel  erstreckt  sich  bei  beiden  die  Landmasse 
Europa,  Asien,  Afrika  aus  der  nördlichen  kalten  bis  mindestens  in  die  südliche  ge- 
mäßigte Zone.  Über  das  Verhältnis  von  Länge  zur  Breite  unserer  Oikumene  sind 
zwar  die  beiden  Autoritäten  nicht  derselben  Meinung,  aber  der  Unterschied  spricht 
eher  für  einen  Zusammenhang,  als  daß  er  ihn  ausschlösse.  — 

')  Es  ist  kein  Beweis,  aber  doch  der  Erwähnung  Stellen  bei    Berger,    Gesch.   d.   Erdkunde.    247, 

wert,  daß  Simplicius  z.  d.  St.   (p.  547  Diels)  als  Anm.  5. 

Beispiel   eben   den   Kanobos   anführt.      Andere         =)  Anders  Ukert,  a.  a.  0. 

3)  Agathemeros  I  2  (Geogr.  Gr.  min.  II  471)   EjooSo;  oe  t6  (ifjxo;  oitt^.oOv  toü  TrXaTO'j;. 


I20  P-  Friedländer,  Die  Anfänge  der  Erdkugelgeographie. 


Bei  Eudoxos  und  den  Gewährsmännern  des  Aristoteles  finden  wir  über  Piaton 
hinaus  die  entscheidenden  Schritte  für  die  Erkenntnis  der  Erdoberfläche  getan. 
Es  ist  dieselbe  Linie,  die  später  unter  den  Antoninen  von  Marinus  und  Ptolemäus 
fortgesetzt  wird  ').  Auch  für  diese  gibt  es  eine  einzige  mächtige  Landmasse,  die 
sich  durch  die  nördliche  und  die  südliche  Halbkugel  erstreckt  und  freilich  eine  viel 
größere  ost-westliche  Ausdehnung  hat  als  bei  Eudoxos  und  wenigstens  in  der  einen 
aristotelischen  Theorie.  Die  bekannte  Länge  betrug  nach  Marinus  225",  während 
Ptolemäus  sie  auf  180°  reduzierte.  Wie  weit  sich  das  feste  Land  noch  über  Sera  und 
Kattigara  nach  Osten  hindehnte,  darüber  enthielten  sich  jene  in  Kenntnissen  wie 
in  Entsagung  fortgeschrittenen  Forscher  jeder  Hypothese. 


Welchen  Sinn  kann  letzten  Endes  diese  ganze  geschichtliche  Betrachtung 
haben  ?  Es  ist  nichts  Neues,  was  hier  gesagt  werden,  wird,  aber  man  soll  Sic  zat  xpt? 
Xi-jnv  T«  -/aXa. 

Wir  haben  den  ersten,  tastenden,  bald  immer  festeren  Schritten  nachgespürt, 
mit  denen  menschliche  Wissenschaft  den  Boden,  auf  welchen  wir  gestellt  sind,  zu 
erobern  trachtete.  Die  Griechen  sind  es,  die  unsere  Erde  entdeckt  haben.  Auch 
als  Columbus  es  unternimmt,  »pasar  a  donde  nacen  las  especerias  navegando  al 
occidente«,  folgt  er  griechischen  Gedanken. 

Es  ist  der  Gedanke,  der  unsere  Erde  entdeckt  hat.  Der  Gedanke  ordnet  den 
zufälligen  empirischen  Stoff,  der  ohne  ihn  rohe  und  wirre  Masse  bleiben  müßte, 
und  ergänzt  ihn  durch  die  Kraft  der  Hypothese  zu  einem  sinnvollen  Ganzen.  Der 
Gedanke  und  die  »vorgefaßte  Meinung«  fordert  dazu  auf,  Dunkles  zu  erhellen  und 
das  Gebiet  des  Erfahrungswissens  zu  erweitern.  Nur  wenn  die  Leidenschaft  des 
Gedankens  führt,  kann  die  Entdeckung  wahrhaft  fruchtbar  und  wertvoll  sein. 

Auch  dies  ein  Beispiel,  wie  das  Zurückgehen  auf  die  geistesgeschichtlichen 
Anfänge  und  Urphänomene,  also  auf  die  Griechen,  die  Situation  klärt  und  das  Urteil 
befreit.  Auch  dies  ein  Beitrag  zur  Frage  nach  dem  Nutzen  und  Nachteil  der  Historie 
für  das  Leben. 

Berlin.  PaulFriedländer. 

')  Vgl.    Berger,   Die    Stellung  des   Posidonius   zur  Erdmessungsfrage,    Ber.    d.   sächs.    Gesellsch.  d.  Wiss. 

1897,  73- 


G.  Dehn,  Die  Statue  des  Joven  Orador  in  Madrid.  121 

DIE  STATUE  DES  JOVEN  ORADOR  IN  MADRID. 

(Zu  Jahrbuch  XXVII  (1912)   S.  199  ff.) 

In  den  Jahresheften  des  Österreichischen  Instituts  Bd.  XV  S.  279  hat  Wilhelm 
Klein  meine  Stellungnahme  zu  der  Statue  des  Joven  Orador  angegriffen.  Ich  be- 
schränke mich  auf  folgende   Richtigstellung: 

Durch  das  außerordentlich  liebenswürdige  Entgegenkommen  der  Direktion 
des  Kgl.  Münzkabinetts  in  Berlin  habe  ich  die  bewußte  Münze  von  Anchialos  ') 
im  Abguß  studieren  können  ^).  Es  ergab  sich  dabei  sofort,  daß  ich  3)  mich  in  einem 
Punkt  durch  die  ungenaue  Abbildung  im  Jahrbuch  XIII  4)  hatte  täuschen  lassen: 
die  Stellung  der  Beine  stimmt  entgegen  meiner  damaligen  Behauptung  im  wesent- 
lichen mit  der  des  Joven  Orador  überein.  Im  übrigen  kann  ich  getreu  der  mir  von 
Klein  gewidmeten  Formel  »Dehn  kann  nicht  sehn«  ebenso  wie  Pick  5)  und  die  Be- 
arbeiter der  Antiken  Münzen  Nördgriechenlands  Bd.  II  Thrakien  ^)  weder  die  Herme 
noch  das  darüberliegende  Gewandstück  erkennen.  Und  zwar  erklärt  sich  dieses 
Nichtsehen  der  Herme  nicht  etwa,  wie  Klein  zu  meinen  scheint,  durch  den  Mangel 
'>der  porträthaften  Wiedergabe  des  Kopfes«,  sondern  durch  die  höchst  einfache 
Tatsache,  daß  überhaupt  kein  Kopf  vorhanden  ist,  und  daß  die  Form  der  ganzen 
Stütze  niemals  die  einer  Herme  ist,  sondern  wohl  am  richtigsten  mit  Pick  7)  als  hohe 
Stele  bezeichnet  wird.  Was  nun  das  »Gewand  über  der  Herme«  betrifft,  so  bleibt 
es  Klein  vorbehalten,  es  als  vorhanden  zu  erkennen;  der  Abguß  zeigt  auch  nicht  die 
kleinste  Spur  davon  ^). 

Ist  nun  auch,  worauf  ich  noch  zurückkomme,  überhaupt  die  Münze  von  ganz 
untergeordneter  Bedeutung  für  das  Problem  der  Madrider  Statue,  so  sei  doch  noch 
darauf  hingewiesen,  daß  die  Gruppierung  des  Kindes  im  Verhältnis  zur  Statue  auf 
dem  Münzbild  völlig  abweichend  ist  von  der  der  Kleinschen  Rekonstruktion,  die 
sich  aus  den  vorhandenen  Resten  ergab:  Die  Vertikalachse  des  Kinderkörpers  liegt 
auf  dem  Münzbild  außerhalb  der  Stele,  während  sie  bei  der  Madrider  Statue  beinahe 
mit  der  Vertikalachse  der   Stele  zusammenfällt. 

Die  Abweichungen  des  thrakischen  Münzbildes  bildeten  aber  nicht  den  Haupt- 
inhalt meiner  Ausführungen  im  Jahrbuch  1912  (3  Zeilen  Text);  es  wurde  hier  an 
der  Hand  von  Abbildungen  der  Beweis  erbracht,  daß  der  zugehörige  Kopf  des  Joven 
Orador  in  Madrid  in  Zukunft  nicht  mehr  als  getreue  Kopie  eines  griechischen  Originals, 

')  Vgl.  Archäol.   Jahrb.   XXVII   191 2,  200,   5   —  5)  Vgl.  Anm.  4. 

dazu  »die  Antiken  Münzen  Nord-Griechenlands«  ')  Vgl.  Anm.  i. 

Bd.  II  Thrakien  Taf.  VI  12  S.  223  Nr.  427.  7)  a.  o.  a.  0. 

')  Bei  der  Vorzüglichkeit  der  Abbildung  auf  der  *)  Zu    meiner    Beruhigung    habe    ich    eine    Reihe 

Tafel  des  thrakischen  Münzkorpus  (vgl.  Anm.  i)  von    Fachgenossen   um   ihre   Meinungsäußerung 

genügt  es,  auf  diese  zu  verweisen,  da  sie  alles,  über  diese  zwei  Punkte  gebeten;  ich  habe  niemand 

was   der  Abguß   zu   sehen   erlaubt,   wiedergibt.  gefunden,   der  trotz  bester  Vergrößerungsgläser 

3)  Archäol.  Jahrb.  191 2  S.  200.  Herme  und  Gewand  auf  der  Münze  zu  erkennen 

4)  Behrend-Pick  S.  173  Taf.  X  33.  vermochte. 

Jalirbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX.  lO 


122  G.  Dehn,  Die  Statue  des  Joven  Orador  in  Madrid. 

sondern  als  bewußte  Umgestaltung  eines  römischen  Künstlers  anzusehen  ist.  Ganz 
abgesehen  also  von  der  Frage,  ob  die  Madrider  Statue  jemals  mit  einem  Kind  zu- 
sammengruppiert war  oder  nicht,  müssen  wir  daran  festhalten,  daß,  solange  die 
Zugehörigkeit  des  Kopfes  nicht  bezweifelt  wird,  der  Madrider  Joven  Orador  auch 
hinsichtlich  der  ganzen  statuarischen  Komposition  nicht  als  getreue  Kopie  eines 
griechischen  Originals  gelten  darf.  Ein  Kopist,  der  sich  nicht  scheut,  bei  der  Ge- 
staltung des  Kopfes  die  Bildung  der  Haare  einem  nicht  dahingehörigen  Vorbild  zu 
entnehmen,  kann  nicht  erwarten,  daß  wir  seiner  Treue  für  die  übrige  statuarische 
Komposition  ohne  Einschränkung  vertrauen. 

Paris.  ..  GeorgDehn. 


MIKON  UND  PAIONIOS. 

Mit  Tafel  8—10. 


Die  Nereiden  des  nach  ihnen 
benannten  Nereidendenkmals 
von  Xanthos  ')  zeigen  einen  Gc- 
wandstil,  der  an  diesem  Werk 
zum  erstenmal  in  der  griechischen 
Kunstgeschichte  auftritt.  Der 
Stoff,  der  die  Gestalten  bekleidet, 
preßt  sich  bei  der  eiligen  Be- 
wegung eng  an  die  Körper,  hebt 
sich  von  ihnen  nur  in  einzelnen 
dickeren  Falten  ab  und  bildet 
hinter  den  Körpern  eine  reich - 
bewegte  Masse  (Abb.  i — 3).  Eins 
der  Mädchen  2)  ist  vor  den  Ge- 
nossinnen durch  einen  besonders 
feinen  ionischen  Chiton  ausge- 
zeichnet. Nur  über  der  Brust 
ist  der  Leib  von  einer  stärkeren 
Stoff masse,  dem  Überschlag,  be- 
deckt. Der  Stoff  ist  als  dünnes 
Gewebe  dadurch  gekennzeichnet, 
daß  über  die  ganze  Fläche  des 
Gewandes  zart  modellierte  Falten 
und  dünne  Ritzhnien  hinlaufen, 
leicht  gewellt  und  einander  oft 
berührend.  Der  untere  Teil  des 
Rockes  aber  weht  auch  hier  in 
großen,  geschwungenen  Falten 
zurück  (Abb.  3). 


I. 


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Abb. 


Nereide  von  Xanthos. 


')  Catalogue  of  sculptures  in  the  British  Museum 
11  909  ff.,  Friederichs -Wolters  987  fE.  Mon. 
Inst.  X  Taf.  1 1  ff.  Reinach,  Repertoire  de  la 
statuaire  II  S.  382  ff.  Unsere  Abbildungen  i — 3 
nach  Brunn-Bruckmann  211 — 213  mit  gütiger 
Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX. 


Erlaubnis  des  Bruckmannschen  Verlags.    Ebenso 
die    später    anzuführenden    nach    Furtwängler- 
Reichhold,  Gr.  Vasenmalerei  und  Arndt-Amelung, 
Einzel-Verkauf. 
»)  Cat.  sc.  II  PI.  IV. 


124 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


Es  ist  unmöglich,  sich 
diese  Darstellung  von  Peplos 
und  Chiton  in  einen  vor  der 
Natur  gewonnenen  Eindruck, 
etwa  von  besonders  dünnen 
Stoffen  oder  Modellstudien  mit 
feuchten  Gewändern,  unmittel- 
bar zurückzuübersetzen;  der 
Akt  ist  zu  aufdringlich  betont, 
und  die  Falten  sind  zu  geflis- 
sentlich vereinfacht.  Die  Frage 
erhebt  sich,  wie  die  Künstler 
zu  dieser  Stilisierung  gekommen 
sind.  Die  Gewänder  ent- 
sprechen weder  der  Natur  des 
Marmors,  den  man  lieber  als 
Masse  gewahrt  sieht,  noch  dem 
Stil  der  Bronze;  denn  solche 
dünnen,  lose  flatternden  Flächen 
im  Ton  oder  Wachs  zu  model- 
lieren, würde  große  Schwierig- 
keiten machen  und  umständ- 
liche Stützvorrichtungen  er- 
fordern. Noch  weniger  befriedigt 
der  Gedanke  an  einen  dekora- 
tivcn  Geschmack,  »der  in  jede 
Naturbeobachtung  sogleich  tek- 
tonisch  wirkungsvolle  Schmuck - 
formen  hineinsieht«  (^Bulle, 
Schöne  Mensch  zu  Taf.  121/2). 
W.  Klein  (Kunstgeschichte  II 
S.  197)  bemerkt  dagegen  die  »malerischen  Elemente«  in  den  Nereiden:  »Sie  machen 
den  Eindruck,  als  ob  sie  weder  in  Stein  noch  in  Bronze  gedacht,  sondern  wie  aus 
einer  Zeichnung  in  Stein  übertragen  wären.  Namentlich  erinnert  an  einigen  die  Art 
der  Gewandung  lebhaft  an  die  tralucida  vestis  der  polygnotischen  Frauen  und  der 
ihnen  entsprechenden  Gestalten  der  Vasenmalerei.«  Zusammenhang  mit  der 
Malerei  ist  auch  von  einem  nahe  verwandten  Werk,  der  Nike  des  Paionios,  wegen  der 
ganzen  Erfindung  oft  behauptet  worden,  z.  B.  von  Klein,  Kunstgeschichte  II  S.  191: 
»Unverkennbar  ist  die  Mitwirkung  der  malerischen  Anschauung  in  diesem  die 
Gesetze  der  Schwere  überwindenden  plastischen  Meisterwerk.«  Das  Problem  der 
fliegenden  Menschengestalt  ist  »von  Haus  aus  malerisch«  (Studniczka,  Siegesgöttin 
S.  18),  und  nur  mit  Mühe  wird  durch  den  Adler,  die  Seevögel  und  die  Delphine  der 
körperliche  Zusammenhang  mit  der  Basis  und  die  notwendige  stoffliche  Stützung  der 


Abb.  2.     Nereide  von  Xanthos. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


125 


Figuren  hergestellt.  In  der 
Zeichnung  dagegen  ist  es  ohne 
weiteres  möglich,  schwebende 
Gestalten  darzustellen.  Frei- 
lich bestreitet  H.  Bulle  sowohl 
in  diesem  besonderen  Falle 
(Schöne  Mensch  zu  Taf.  123) 
wie  im  allgemeinen  das  Be- 
mühen, Erscheinungen  in  der 
Plastik  aus  der  Malerei  herzu- 
leiten, »die  alle  Motive  für  die 
Plastik  gewissermaßen  erst 
ausprobiert  habe« '),  und  zur 
Nike  bemerkt  er:  »Die  Malerei 
dieser  Epoche  war  noch  gar 
nicht  fähig,  eine  Bewegung  von 
so  starker  räumlicher  Tiefe,  ein 
so  energisches  Vorwärtsdringen 
gegen  den  Beschauer  darzu- 
stellen. Jeder  Zug  an  der  Nike 
ist  von  Anfang  an  plastisch  ge- 
fühlt.« Aber  räumliche  Tiefe  ist 
doch  gerade  das,  was  die  Lö- 
sung des  Paionios  noch  ver- 
missen läßt,  und  was  erst  später 
durch  Chiasmus  und  diagonale 
Komposition  erreicht  wurde. 
Die  Gestalt  ist  vielmehr  recht 
unbeweglich,  »der  Körper  steht 
sozusagen  still«*).  Kann  man 
ferner  dies  Gewirr  der  Falten, 

die  Schattenwirkung  des  Mantels,  den  Gegensatz  zwischen  nackten  und  beklei- 
deten Körperteilen,  die  gewaltsame  Behandlung  des  Marmors  »plastisch«  nennen? 
Endlich:  Die  Malerei  für  alle  Erscheinungen  in  der  Plastik  verantwortlich  zu 
machen,  ist  wohl  nie  im  Ernst  versucht  worden.  Studniczka  (Siegesgöttin  S.  17/18) 
zog  die  bronzenen  Nike-Akroterien  des  Paionios  und  die  parischc  Nike  3)  heran. 
Er  meinte,  Paionios  habe  seine  verwegene  Komposition  erst  in  Erzguß  versucht, 
bevor  er  sie  in  den  spröden  Marmor  übertrug,  und  wie  für  die  Komposition  sei  die 
parische  Figur  auch  für  die  Marmorbehandlung  eine  Vorläuferin  des  späteren  Meister- 
werks.    Aber    diese    Interpretation  der   Inschrift  des  Paionios   liest   zuviel  hinein 


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Abb.   3.     Nereide  von  Xanthos. 


')  Brunn-Bruckmann,  Denkmäler  zu  Taf.  649  S.  9 

Anm.   17. 
')  Sauer,  Neue  Jahrbb.  f.  Altert.  Wiss.  1912,  S.  484. 


3)  Siegesgöttin,  Taf.  VI  32,  33;  G.  Rösch,  Alter- 
tümliche Marmorwerke  von  Faros  Taf.  5  S.  23. 
Reinach,  R6p.  stat.   III  117,  3. 


1 26  B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios, 


in  die  einfach  stolze  Feststellung,  daß  der  Künstler  »auch  beim  Anfertigen  der 
Akroterien  für  den  Tempel  den  Preis  erhalten  habe«.  Über  das  Aussehen  der 
Bronzeakroterien  und  ihr  Verhältnis  zur  Nike  können  wir  nicht  das  Mindeste  ver- 
muten. Ja,  es  hält  schwer,  sich  den  Stil  der  Marmornike  auch  an  den  Bronze- 
akroterien zu  denken,  schon  wegen  der  technischen  Schwierigkeiten,  die  er  der 
Modellierung  in  Wachs  und  dem  Guß  bereitet  haben  würde.  Die  parische  Figur  aber 
ist  im  Gewandstil  gerade  das  Gegenteil  der  Paioniosnike.  Ihre  schwere  und  stoff- 
reiche Gewandung  drückt  sich  nur  ein  wenig  an  den  Körper,  und  über  die  Fläche 
des  Rocks  sind  schematische,  unten  umgebogene  Linien  gezogen,  die  zwar  aus  der 
Malerei  wohl  bekannt,  aber  von  dem  Stil  der  Paioniosnike  ganz  verschieden  sind  '). 

Mit  solchen  allgemeinen  Behauptungen  und  Erwägungen  ist  jedoch  die  Frage  nach 
dem  Ursprung  von  Stil  und  Komposition  der  Nereiden  und  der  Nike  nicht  zu  erledigen 
und  auch  ihre  Herleitung  aus  der  Malerei  weder  zu  beweisen  noch  zu  bestreiten.  Aller- 
dings fehlen  malerische  Originale  und  brauchbare  Nachrichten,  die  einen  u  n- 
mittelbaren  Zusammenhang  zwischen  der  Malerei  und  den  statuarischen 
Werken  außer  Zweifel  lassen,  doch  vermitteln  den  Zusammenhang  die  Re- 
liefs, die  dieselben  Erscheinungen  wie  die  Statuen  aufweisen.  Die  Krieger  auf 
den  Friesen  des  xanthischen  Denkmals  (Mon.  Inst.  X  Taf.  XI  ff.,  Reinach,  Repertoire 
des  Rehefs  I  S.  473  ff.,  vgl.  Beilage  2)  tragen  Chitone,  die  bis  über  das  Knie  hinab- 
reichen, in  ihrem  Stil  dem  Chiton  der  Nereide  Abb.  2  gleichen  und  ebenso  wie  dieser 
zwischen  dem  Peplos  der  Nereide  Abb.  i  und  dem  Chiton  der  Nereide  Abb.  3 
genau  die  Mitte  halten  (s.  Beilage  i).  Überall  ist  der  Akt  vollkommen  sichtbar,  und 
darüber  liegen  feine,  langgezogene  Faltengrate.  Wo  diese  Grate  sich  vom  Körper 
lösen  und  über  den  Grund  hin  ausstrahlen,  gleichen  sie  vollkommen  den  Falten 
an  den  wehenden  Röcken,  die  bei  allen  Meermädchen  in  der  gleichen  Weise 
stilisiert  sind. 

Ist  nun  diese  Stilisierung  des  Stoffes  echt  plastisch  ? 

Wie  eine  ältere  Vorstufe  sieht  der  Chiton  auf  dem  melischen  Relief 
mit  der  trauernden  Elektra  (Mon.  VI  Taf.  LVII).  aus.  Auch  hier  sind  über  den 
völlig  sichtbaren  Akt  dünne,  gewellte  Grate  gezogen.  Auch  die  geschwungenen  Grate 
des  bewegten  Gewandes  über  dem  sichtbaren  Akt  sind  in  den  melischen  Reliefs  vor- 
gebildet *).  So  wahrscheinlich  der  Zusammenhang  dieser  Rehefs  mit  der  Malerei  ist, 
zumal  bei  den  schwebenden  und  schwimmenden  Gestalten,  so  schwierig  ist  es  doch, 
genau  stimmende  stilistische  Parallelen  aus  der  Vasenmalerei  zu  den  allgemeinen 
Übereinstimmungen  der  gleichen  Kunststufe  beizubringen.  Aber  auch,  wenn  dies  ge- 
länge, wäre  der  Zusammenhang  der  melischen  Reliefs  mit  den  xanthischen  Friesen 
nicht  erwiesen. 

Doch  läßt  sich  von  den  xanthischen  Reliefs  auf  geradem 
Wege  zu  der  Malerei  gelangen,  die  der  Plastik  die  Vorbilder  geliefert  hat. 
Furtwängler  hat  schon  in  der  Arch.  Zeitung  1882  S.  358  auf  die  Verwandtschaft  des 

■)  z.  B.    Arch.   Ztg.    1854    Taf.    68.     Furtwängler-  Taf.  XLV.     Mon.   Inst  I  Taf.  X/XI.     Gerhard, 

Reichhold,   Gl.    Vm.   Taf.    26.  Mon.    Inst.   VIII  A.  V.  CLVI.     Arch.  Ztg.  1883  Taf.  17. 

=)  Müller-Wieseler  Taf. XIV  52;  Schöne,  Gr.  Reliefs  Taf.  XXXI  126;  Taf.  XXXV  135,  u.  a.  m. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios.  127 


xanthischen  Frieses  mit  den  Kompositionen  der  großen  ionischen  Wandmalcr  des 
5.  Jahrhunderts  hingewiesen,  »von  deren  Wirksamkeit  in  Athen  wir  zufälHg  etwas 
wissen,  deren  sonstige  ausgebreitete  Tätigkeit  wir  nur  ahnen  können,  und  deren  tief 
eingreifendem  und  umgestaltendem  Einfluß  auf  die  ganze  attische  Kunst  nachzu- 
forschen unsere  dringende  Aufgabe  ist.  .  .  .  Das  Nereidenmonument  kann  uns  in 
etwas  den  völHgen  Verlust  jener  ionischen  Wandbilder  ersetzen.  .  .  .  Das  Nereiden- 
monument ist  nicht  nach  attischen  Werken  geschaffen,  sondern  direkt  aus  der  Quelle 
geflossen,  welche  die  athenische  Kunst  gegen  die  Mitte  des  5.  Jahrhunderts  neu  be- 
fruchtet hatte«  (vgl.  Meisterwerke  S.  220  Anm.  4).  Jetzt  läßt  sich  die  damals  ausge- 
sprochene Vermutung  begründen  und  der  Begriff  »ionische  Wandmalerei«  schärfer 
formulieren.  Wir  beobachten  auf  den  Friesen  eine  Menge  von  Kampfmotiven,  die 
hier  zum  erstenmal  in  der  großen  Kunst  so  massenhaft  auftreten  und  ganz  verschieden 
sind  von  den  Typen  der  archaischen  Kunst  mit  ihren  Stichschwertern  und  steifen 
Lanzenkämpfen.  Es  ist,  als  ob  in  dieser  Werkstatt  ganz  bewußt  die  unendliche 
Mannigfaltigkeit  der  Kämpferstellungen  auf  Formeln  gebracht  sei,  die  gleichsam  in 
Kombinations-  und  Permutationsrechnung  gefunden  sind.  Angriff  gerade  auf  den 
Gegner  zu,  Angriff  im  Zurückweichen,  Vorderansicht  und  Rückansicht,  Vordringen 
und  Flucht,  Verwundung  und  Tod,  Kampf  zu  Pferde,  zu  Fuß,  kniend,  im  Sitzen  — 
alle  Möglichkeiten  scheinen  hier  ausprobiert,  und  nur  mit  Mühe  hat  die  folgende  Zeit 
neue,  meist  künstliche  Motive  erfinden  können.  Die  hier  gegebenen  Lösungen  sind 
nur  in  der  Eleganz  der  Linienführung  zu  verbessern;  Verstärkung  des  Ausdrucks 
führt  zu  überspreizten  Bewegungen,  wie  z.  B.  auf  dem  Kopenhagener  Amazonen- 
relief Brunn-Bruckmann  Taf.  646  unten  und  den  im  Text  damit  verglichenen 
Werken.  Genau  auf  derselben  Stufe  wie  der  xanthische  Fries,  mit  denselben  Mo- 
tiven, derselben  Härte  der  Zeichnung,  dem  großen  Maßstab  und  dem  unfreien  Aus- 
druck der  Gemütsbewegung  stehen  nun  eine  Anzahl  von  Vasen,  die  die  Kämpfe  von 
Griechen  und  Amazonen  vor  Augen  führen.  Es  sind  die  Vasen,  die  sich  um  das 
schönste  Stück  der  Art,  die  Münchener  Penthesileaschale,  gruppieren:  i.  Oinochoe  in 
New  York,  Bulletin  of  the  MetropoHtan  Museum  1906  vol.  I  Nr.  6;  LeMusee  III  1906 
S.  57;  Sambon,  Vases  antiques  de  terre  cuite,  Collection  Canesa  1904,  Nr.  234. 
2.  Stangenkrater  in  München,  Vasensammlung  Nr.  2380.  3.  Lekythos  in  Wien, 
Fairbanks,  White  Athenian  Lekythoi  S.  131  Abt.  35  Nr.  19.  4.  Amphora  aus  Nola, 
Pharmakowski,  Attische  Vasen  Taf.  XVII.  5.  Vase  in  Palermo,  Raffaello  Politi, 
Esposizione  di  sette  Vasi  Greco-Sicoli-Agrigentini  1832  Taf.  II.  6.  Krater  aus  Gela 
in  Palermo,  F.-R.,  Gr.  Vm.  Text  zu  Taf.  75/6.  7.  Krater  aus  Ruvo  inNeapel,  F.-R., 
Gr.  Vm.  Taf.  26,  Rein.  Rep.  II,  276.  8.  Münchener  Penthesileaschale,  F.-R.,  Gr.  Vm. 
Taf.  6.  9.  Krater  in  Bologna,  F.-R.,  Gr.  Vm.  Taf.  75/6.  lO.- — -13.  Kratere,  Stamnos 
und  Stangenkrater  in  Bologna,  [Pellegrini,  Atti  e  Memorie  della  storia  patria  delle 
provincie  della  Romagna  XXI  1903  Taf.  II,  S.  266  und  268.  14.  Volutenkrater  in 
New  York,  F.-R.,  Gr.  Vm.  Taf.  11 6/7.  15.  Glockenkrater  in  New  York,  F.-R.,  Gr. 
Vm.  Taf.  II 8/9.  16.  Nolanische  Amphora,  Zeichnung  in  Gerhards  Sammlung  von 
Vasenbildern,  Mappe  XXIII,  22.  17.  Zannoni,  Scavi  della  Certosa  Taf.  91,  5. 
18.  Stangenkrater  in  Genf   (unpubl.).     19.   Glockenkrater   in  Neapel,    Heydemann, 


128 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


Abb.  4.     Stamnos  in  Florenz, 


Katalog  1768.  20.  Stamnos   in  Florenz,   Museo  archeologico   Verz.  Nr.  1973   (4CX)4) 
(Abb.  4). 

Die  Vasen  sind  in  ihrer  Erscheinung  voneinander  recht  verschieden;  es  sind  teils 
künstlerisch  hochstehende  Werke,  wie  die  Penthesileaschale  und  der  Krater  in 
Bologna    (F.-R.  Taf.  75/6),    teils   ängstliche   Handwerkerarbeiten,   wie  die  Neapler 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


129 


Amazonenvase.  Auch  die  Komposition  ist  nicht  überall  dieselbe,  sondern  entweder 
friesartig  oder  mit  landschaftlichen  Andeutungen  oder  in  reicher  Staffelung  angelegt. 
Auch  ist  der  Stil  in  der  oben  gegebenen  Anordnung  von  strengen  zu  freier  bewegten 
Gestalten  entwickelt.  Die  Vasen  können  also  nicht  von  einem  Vorbilde  abhängig 
sein;  sie  stehen  aber  nahezu  auf  derselben  Stilstufe  und  unterscheiden  sich 
deutlich  von  einer  jüngeren  Gruppe  von  Vasen  mit  Aniazonenkämpfen,  die 
etwa  der  Stilstufe  des  Amazonenkampfes  von  Trysa  entsprechen,  z.  B.:  i.  Krater 
in  Bologna,  Pellegrini,  Atti  e  memorie  ....  della  Romagna  1903  Taf.  III.  2.  Mon. 
ant.  dei  Lincei  XVII  Taf.  43.  3.  Mus.  Gregoriano  II  Taf.  XXIV,  2.  4.  I.  H.  St. 
XXIV  1904  Taf.  VIII  S.  309.  5.  Mon.  Inst.  X  Taf.  IX,  i.  Brit.  Mus.  Cat.  E  280. 
6.  Mon.  Inst.  X  Taf.  IX  2.  7.  Mus.  Greg.  II  Taf.  XX.  8.  Gerhard,  A.  V.  163,  164, 
165,  3.  4.  9.  Mon.  ant.  XIV  Taf.  LI.  10.  Annali  1867  Taf.  F.  11.  Luynes  Taf.  43. 
12.  Mon.  Inst.  VIII  Taf.  XLIV;  CR.  1866  Taf.  6.  13.  Not.  degU  scavi  1891  S.407/8. 
14.  Panofka,  Cab.  Pourtalcs  Taf.  35.  15.  Lcbes  Stoddart,  F.-R.,  Gr.  Vm.  Taf.  58. 
16.  Inghirami,  Vasi  fittiU.  II,  168;  Tischbein  II,  10.  17.  Tischbein  IV,  20.  u.  a.  m. 
Sie  sind  auch  noch  durch  Einzelheiten  in  der  Tracht  verbunden:  Die  SchuTter- 
spangen  der  Männer,  die  eigentümlichen  Helmformen  (Arch.  Jahrb.  XXVII  191 2, 
S.  317  ff.),  die  Musterung  der  nordischen  Jacken  und  Hosen  der  Amazonen.  Der 
Schluß  auf  eine  Gruppe  einander  nahestehender  Werke  als  Vorbilder  läßt  sich  nicht 
abweisen.  So  wie  am  Nereidendenkmal  der  große  Fries  mit  der  Feldschlacht  neben 
der  malerisch  gehaltenen  Stadtbclagerung  steht,  so  mögen  auch  die  Vorbilder  der 
Vasenmaler  entweder  friesartig,  wie  die  Mehrzahl  der  angeführten  Amazonenvasen, 
oder  Gemälde  auf  großen  Wandflächen  gewesen  sein,  auf  denen  die  Kampfgruppen 
übereinandergestaffelt  waren,  sich  zum  Teil  gegenseitig  verdeckten  oder  durch 
Geländelinien  abgekürzt  waren,  wie  es  der  Krater  in  Bologna  (Atti  e  Memorie  della 
Romagna  XXXI,  Taf.  II)  nachzuahmen  scheint.  Zu  gleicher  Zeit  mit  der  Entstehung 
der  Amazonenvasen,  in  den  sechziger  Jahren  des  5.  Jahrhunderts,  hat  der  Meister 
Mikon  in  Athen  Wandmalereien,  darunter  Amazonenschlachten,  ausgeführt.  Seine 
Bilder  wird  man  also  mit  Wahrscheinlichkeit  unter  den  Vorbildern  der  Amazonen- 
vasen suchen  dürfen. 

Ich  muß  kurz  zusammenfassen,  was  bisher,  namentlich  von  Robert,  Furtwängler 
und  Hauser  hierzu  geäußert  worden  ist:  Bezeugt  ist  von  Mikon  eine  Amazonen- 
schlachtinderPoikile  Stoazu  Athen(Overbeck,  S.  0.  1054,  1081,  1082).  Wir  wissen  aber 
von  dem  Bilde  nur,  daß  die  Amazonen  beritten  waren.  Zweitens  wird  im  Thcseus- 
tempel  zu  Athen  (Overbeck,  S.  Q.  1086)  außer  einer  Kentauren-  undLapithenschlacht 
und  dem  Abenteuer  des  Theseus  auf  dem  Meeresgrunde  eine  Amazonenschlacht  erwähnt. 
Von  diesen  Bildern  war  das  Abenteuer  des  Theseus,  nach  einer  beiläufigen  Äußerung 
des  Pausanias,  von  Mikon  gemalt.  Man  hat  durch  Konjektur  (iv  t^  öttjuso)?  ispul  statt 
iv  TÜii  Oififjoupü))  und  Kombination  verschiedener  Nachrichten  erweisen  wollen,  daß 
Polygnot  vielleicht  die  andern  Bilder,  also  auch  die  Amazonenschlacht,  gemalt  habe. 
Aber  diese  Schlüsse  können  nicht  als  bindend  gelten.  Mikon  kann  auch  die  Amazonen 
im  Theseion  gemalt  haben,  sicher  waren  die  in  der  Stoa  von  seiner  Hand.  Deren  Stil- 
stufe aber  bezeugen  uns  die  angeführten  Amazonenvasen,  wenn  wir  die  Vasenmalerei 


130 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios, 


Abb.   5.     Amphora  in  München. 


mit  ihrem  schwarzen  Grund  in  die  bunte  Erscheinung  des  Wandbildes  zurücküber- 
setzen und  das,  was  den  verschiedenen  Vasenbildern  gemeinsam  ist,  als  Vertre- 
tung der  Stilstufe  nehmen,  auf  der  auch  Mikon  gestanden  hat.  Wir  sind  hierzu  be- 
rechtigt, denn  ganz  nahe  verwandt  sind  die  Vasen,  auf  denen  Nachwirkungen  von 
anderen  Mikonischen  Werken  zu  erkennen  sind.     So  scheint  das  Berliner  Krater- 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


131 


bfuchstück  mit  einer  Kentauren - 
Schlacht  (Arch.  Zeitung  1883  Taf. 
17)  dem  einen  Bild  im  Theseion 
nachgebildet').  Ist  aber  Mikon 
als  dessen  Urheber  nicht  sicher, 
seist  doch  die  Marathonschlacht 
in  der  Stoa  von  ihm,  und  Ein- 
zelheiten daraus  sind,  wie  mir 
scheint  sicher,  auf  einigen  streng 
schönen  Vasen  nachgebildet,  die 
den  Amazonenvasen  gleichen,  auf 
denen  aber  der  Stil  des  Vorbildes 
auch  durch  verschiedene  Maler 
verschieden  wiedergegeben  wor- 
den ist  (Arch.  Jahrb.  XXVI  191 1 
S.  281  ff.). 

Die  Richtigkeit  all  dieser 
Kombinationen  und  die  nahen 
Beziehungen  zwischen  den  Ama- 
zonenvasen und  den  Nereiden - 
friesen  zugegeben,  fragen  wir 
nach  dem  Gewandstil  auf  den 
Vasen.  Wo  Chitone  vorkom- 
men, sind  sie  auf  eine  der  Vasen- 
malerei bis  dahin  fremde  Weise  ^) 
charakterisiert:  mit  dünnen, 
flüssigen  und  leidlich  eng  ge- 
stellten Linien,  die  bei  einigen 
sorgsam  gemalten  Exemplaren,  den  Krateren  in  Paris  (F.-R.  Gr.  Vm.  Taf.  108), 
Neapel  (F.-R.  Taf.  26/7)  und  Bologna  (F.-R.  Taf.  75/6)  den  Akt  durchscheinen 
lassen.     Es    ist   auch    in    der   Vereinfachung    durch    die   Vasenmalerei    ersichtlich, 


Abb.   6.     Vom  Krater  von  Ruvo  in  Neapel. 


■)  Hauser,  Furtw.-Reichh.,  Gr.  Vm.  II  Text  zu 
Taf.  loS. 

')  Altere  und  abweichende  Beispiele  durchsichtigen 
Chitons:  i.  Als  glatte  Fläche  mit  Streumustern: 
Gerhard,  A.  V.  159.  Gardner,  Vases  in  the 
Ashmolean-Museum  318  Taf.  24.  In  Relief:  Ger- 
hard, Etruskische  Spiegel  Taf.  LXXXIX.  2.  Mit 
Tremolierstrichen:  Euthymides:  F.-R.,  Gr.  Vm. 
Taf.  14.  De  Ridder,  Vases  peints  Bibl.  Nat. 
S.  280  Nr.  386,  Abb.  57.  Amphora  in  München, 
F.-R.  Taf.  33.  Pelike  in  Wien,  F.-R.  Taf.  72. 
In  Relief:  Hermes  am  Fries  der  »wagenbestei- 
genden  Frau«.     A.    M.   XXX     1905  Taf.   XII. 

W.  Müller,  Nacktheit  und 


3.  Gerade  Striche,  in  Gruppen  zusammengefaßt 
oder  dicht  gestellt.  Der  untere  Rand  des  Chitons 
ist  gezackt,  a)  Kurzer  Chiton :  I.  H.  St.  XXX 
1910  PI.  II.  Gerhard  A.  V.  234.  Luynes  34. 
Millingen  Taf.  9  =  München,  Jahn  227  (Abb.  5). 
Euphronios:  F.-R.  Taf.  5.  Duris:  F.-R.  Taf. 74. 
De  Ridder,  Vases  peints  Bibl.  nat.  S.  433  Abb.  107 
Nr.  575  =  Luynes  141.  F.-R.  Taf.  86.  Nach- 
wirkung; Gerh.  A.  V.  184.  Mon.  II  Taf.  XIV. 
h)  Langer  Chiton:  Gerh.  A.  V.  168.  F.-R.  Taf. 
16.  Euphronios:  F.-R.  Taf.  23.  Makron:  F.-R. 
Taf.  85.  Brygos:  F.-R.  Taf.  50;  Hartwig,  Msch. 
Taf.  XXXIV.  Arch.  Zeitung  1861  Taf.  150.  Vgl. 
Entblößung  S.  108  ff. 


172  B-  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


daß  im  Vorbild  auf  die  Körperformen  und  die  eigene  Bewegung  des  Stoffes 
geachtet  war.  Besonders  peinlich  ist  der  Chiton  auf  dem  Ruveser  Krater  gemalt 
(Abb.  6).  Hier  hat  der  mehr  fleißige  als  begabte  Maler  sich  offenbar  bemüht, 
eine  wegen  ihrer  Neuheit  auffallende  Eigentümlichkeit  des  Vorbildes  genau  wieder- 
zugeben, nämlich  wie  der  sorgfältig  und  mit  allenEinzelheiten  gezeichnete 
Akt  unter  den  dünnen  Chitonfalten  sichtbar  bleibt.  Setzt  man  diesen  Stil  in  eine 
etwas  flottere  Zeichnung,  wie  sie  die  Kratere  in  Bologna  zeigen  '),  und  in  die 
Mittel  der  Wandmalerei  um,  wie  sie  ältere  weißgrundige  Schalen  und  Vasen  verwen- 
den (Riezler,  Weißgrundige  attische  Lekythen  S.  65),  so  ergibt  sich  genau  der 
Gewandstil  des  großen  Frieses  am  Nereidendenkmal,  nur 
daß  hier  natürlich  die  Körperformen  gerundet  erscheinen  und  die  Falten  als  Grate 
darauf  liegen.  Man  mache  umgekehrt  die  Probe:  Strichzeichnungen  nach  den  Relief- 
figuren des  Frieses  (Mon.  d.  Inst.  X,  Taf.  11 — 15)  ergeben  Figuren,  wie  wir  sie  als  ge- 
meinsame Vorbilder  für  den  Stil  der  Vasenmaler  erschließen  können.  Sicher  haben  die 
Amazonenbilder  des  Mikon  den  Friesen  noch  näher  gestanden,  als  es  nach  den  oben 
angeführten  Vasen  scheinen  könnte.  Die  Tracht  der  Griechen  auf  den  Friesen,  der 
lange  Chiton  2),  ist  in  rotfig.  Malerei  sonst  nur  bekannt  als  Tracht  eines  Kitharöden 
(Dumont-Chaplain,  Les  Ceramiques  PL  XVI),  als  nordische  Tracht  des  Dionysos 
(Gaz.  arch.  1879  pl.  15),  eines  Thrakers  (Ann.  1844  tav.  H)  und  vereinzelt  auf  einer 
etruskischen  Urne  3).  Auf  den  angeführten  Amazonenvasen  tragen  die  Griechen 
den  attischen  kurzen  Chiton;  nur  auf  der  Florentiner  Amazonenvase,  Verz.  Nr.  1973 
(4004),  die  wir  in  Abb.  4  mit  gütiger  Erlaubnis  des  Herrn  L.  A.  Milani  abbilden, 
trägt  der  verfolgende  Grieche  genau  denselben  langen  Chiton  wie  die  Kämpfer  auf  den 
attischen  Friesen.  Diese  Tracht  kann  also  auf  den  Wandmalereien  keineswegs  ge- 
fehlt haben. 

Dieselbe  Erscheinung  läßt  sich  auf  Vasen  beobachten,  die  den  betrachteten 
mikonischen  Vasen  im  Stil  der  groß  und  etwas  steif  gezeichneten  Gestalten  nahestehen. 
So  auf  den  Volutenkrateren  in  Bologna  (Iliupersis),  Mon.  X  Taf.  LIV,  XI  Taf. 
XIV/XV4),  dem  Stangenkrater  in  Bologna  (Kentaurenkampf),  Pellcgrini,  Catalogo 
dei  vasi  dipinti  delle  Necropoli  Felsinee  Nr.  199  Abb.  47,  und  den  Vasen  mit  Giganten- 
schlachten: a)  in  Florenz  Mus.  Etr.  4226,  Milani,  II  r.  museo  archeol.  di  Firenze  S.  154, 
Athena  und  Gigant.  (Die  Seite  mit  Poseidon  und  Gigant:  Overbeck,  Kunst- 
mythologie Taf.  XII,  26.)  b)  Collections  I.  P.  Lambros  u.  Dattari,  Auktionskatalog 
Paris  1912  Taf.  XI  (Gigant),  c)  Millingen,  Unedited  ancient  monuments  Taf.  49/50 
(ungenau)  5). 

')  F.-R.  Gr.  Vm.  75/6  (Amazonenschlacht);  Pelle-  denChiton  zu  zeichnen:  Lebes,  Mon.  Inst  ITaf. 

grini,     Catalogo    dei    Vasi  dclle  Necropoli   Fei-  38;  Hydria,  Noel  des  Vefgers,  L'Etrurie  Taf.  39; 

sinee,  Nr.  199  Abb.  47  (Kentaurenkampf).  Assteasvase   mit  dem   rasenden   Herakles  Mon. 

»)  Amelung,  P.-W.  Chiton  S.  2333.  Inst  VIII  Taf.  10.  Furtw.-Reichh.,  Gr.  Vm.  III 

3)  Brunn,  Urne  etr.  I,  69,  2  =  Reinach,  R^p.  des  S.  62  Abb.  29.    Leroux,  Vases  grecs  de  Madrid 
Reliefs  III  S.  466.  Nr.  369.  Neben  dieser  Darstellung  des  dünnen  Chi- 

4)  vgl.  F.-R.  I.  S.  133.  tons  ist  um  die  Mitte  des  5.  Jahrhs.  eine  andere 

5)  Jüngere  Fortsetzungen  dieser  »mikonischen«  Art,  Art  aufgekommen,  die  in  Malerei  den  Stofi   mit 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


133 


Zu  den  großfigurigen  Vasen  gehört  ferner  die  Gigantenvase  von  Altamura  '), 
Hier  sehen  wir  den  Chiton  zum  Teil  in  einer  an  Archaisches  anknüpfenden  Manier 
mit  gruppenförmig  zusammengefaßten  dünnen  Strichen  und  Sternmustern  darge- 
stellt, einer  Art,  die  auch  auf  dem  Bologneser  Amazonenkrater  F.-R.  Taf.  75/6  noch 
nachklingt.  Aber  an  den  Ärmeln  der  Hera  (Abb.  7)  erkennt  man  deuthch  die  von 
uns  oben  erschlossene  Art  der  Chitonzeichnung  mit  wenigen  Strichen  über  dem 
sichtbaren  Akt  und  ebenso  am  rechten  Ärmel  der  Athena  (Abb.  8)  auch  im  Kleinen 


Abb.  7.     Von  der  Gigantenvase  von  Altamura. 


Abb.  8.    Von  der  Gigantenvase   von  Altamura. 


den  Faltenschwung,  wie  er  an  den  Röcken  der  Frieskämpfer  und  Nereiden  im  Großen 
durchgeführt  ist. 

Dies  Zeugnis  ist  willkommen,  denn  sonst  ist  es  nicht  leicht,  für  die  fliegen- 
den Röcke  genau  entsprechende  Vorbilder  in  der  Malerei  nachzuweisen;  wir 
können  aber  noch  verfolgen,  wie  sich  das  Motiv  allmählich  entwickelt  hat.  Abge- 
sehen von  der  altertümlichen  und  lange  bewahrten  Darstellung  des  Gewandes  als 
einer  unbewegten  und  nur  mit  Streumuster  belebten  Fläche  *)  wird  in  älterer  Malerei 


vielen,  lejcht  hingeworfenen  Strichen  über  dem 
Akt  andeutet  und  in  derPlastik  ihre  vornehmsten 
Denkmäler  in  den  Parthenongiebeln  und  dem 
Reiterrelief  Albani  hat.  Hierüber  soll  später  ge- 
handelt werden. 


•)  Brit.  Mus.,  Cat.  of  vases  E  469;  6.  Hallisches 
Winckelmanns-Programm  1881,  Tafel. 

=)  Coghill  22;  Millingen  35  (Reinach);  Annali  1878 
tav.  K;  A.  Z.  1852  Taf.  41. 


134 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


mehr  das  Hängen  und  das  Ausstrahlen  des  Rockes  über  den  gespreizten  Beinen  an- 
gedeutet^). Erst  allmähhch  wird  man  des  Widerstandes  inne,  den  der  Stoff  an  den 
Beinen  findet,  und  zeichnet  die  Falten  so,  daß  sie  von  dem  vorderen  Kontur  des 
vorgestellten  Beins  zurückfließen*)  und  sich  ebenso  an  dem  rückwärts  aufstehenden 
Bein  brechen  3).  Zu  gleicher  Zeit  befaßt  man  sich  mit  dem  Motiv,  wie  der  Stoff 
von  der  Bewegung  und  dem  Widerstände  der  Luft  sich  im  S-förmigen  Schwung 
bläht 4).  So  ergibt  sich  der  wallende  Gewandstil  aus  der  Vereinigung  der  eben  ge- 
sondert betrachteten  und  lange  gesondert  verwandten  Motive.  Die  ältesten  zeich- 
nerischen Beispiele,  durch  deren  künstlerische  Dürftigkeit  der  große  Stil  durch- 
schimmert, finden  sich  auf  dem  etruskischen  Spiegel  G.  Körte,  Etr.  Spiegel  IV 
Taf.  362,  und  auf  der  Silberschale  C.  R.  1881  Taf.  I,  5;  die  Mänaden  auf  der  Schale 


^m^ 


Abb.  9.     Von  einem  Stamnos  in  Bologna. 

kommen  den  Nereiden  schon  nahe,  die  laufenden  Krieger  auf  der  dazugehörigen  Schale 
C.  R.  1881  Taf.  I,  3,  sind  den  Nachbildungen  von  Mikons  Perserschlacht  zu  ver- 
gleichen (A.  J.  XXVI  191 1  S.  281  ff.). 

Die  flatternden  Mäntel  des  xanthischen  Frieses  fehlen  auf  den  Amazonen- 
vasen, denn  sie  waren  dem  Vasenmaler  unbequem,  da  er  den  schwarzen  Grund 
brauchte,  um  die  Körper  voneinander  zu  scheiden.    Das  zeigt  sich  ganz  deutlich  noch 


»)  Ann.  1849  Taf.  B;  Mon.  Inst.  IX  Taf.  XVII. 
Mon.  VIII  Taf.  XV;  u.a. 

»)  Gerhard,  A.  V.  Taf.  180;  Mon.  IX  Taf.  XLVI; 
Mon.  II  Taf.  XLVIII;  C.  R.  1872  Taf.  IV.  Ann. 
1860  Taf.  L,  M.  Millingen,  Coli.  Coghill  14/15; 
Ann.  1833  Taf.  C;  DeRidder,  Vases  peints  de  la 
Bibl.  Nat.  Fig.  120,  Nr.  846. 

3)  Luynes  30/31,  36;  Laborde  II  33;  Murray,  De- 
signs of  gr.  Vases   in  the  Br.  Mus.  PI.  XIII,  50. 


Zannoni,  Gli  scavi  della  CertosaTaf.  XXIII.  Bu- 
sirispriester. Abb.  9.  Mon.  ant.  XIV  S.  914 
Abb.  109  u.  a.  m. 
4)  Mon.  III  Tav.  XXIII;  Brit  Mus.  Cat.  Vases  E. 
439.  Pellegrini,  Vasi  delle  Necropoli  Felsinee 
Fig.  69  Nr.  273.  Mon.  1856  Taf.  XI.  Mus.  Greg. 
II  Taf.  LXXXIV.  Im  Relief  früh  auf  Mün- 
zen von  Katana,  Brit.  Mus.  Cat.  of  coins, 
Sicily  S.  41. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios.  lit 


auf  der  Xenophantosvase  Ant.  du  Bosph.  Cimm.  Taf.  XLVI,  i,  auf  der  die  Jäger 
mit  fliegenden  Mänteln  in  Relief  aufgesetzt  sind,  während  von  den  gemalten  Jägern 
nur  einer  einen  leicht  wehenden  Mantel,  die  andern  nur  den  anhegenden  Leibrock 
haben.  Aber  gerade  die  Mäntel  auf  dem  Fries  verraten  in  ihrer  Linienführung  die 
Hand,  die  über  die  große  Wandfläche  frei  hinwegfahren  konnte  und  diese  prachtvollen 
Wellen  in  großem  Schwung  auf  die  Fläche  warf.  Ganz  nahe  steht  dem  Fries  die  Vase 
Laborde  I  Taf.  XVIII,  deren  Stil  in  der  Wiedergabe  offenbar  vom  Zeichner  verjüngt 
worden  ist;  hier  ist  der  in  großen  Wellen  nach  hinten  fliegende  Mantel  als  wirkungs- 
volles Motiv  verwendet.  Mit  dem  runden  Schwung  der  Falten  kommt  der  Mantel 
außerhalb  Xanthos  und  gleichzeitig  mit  den  Friesen  auf  dem  Reliefbilde  des  Reiters 
in  Kadyanda  vor  '),  in  zeichnerischer  Kunst  zuerst  auf  der  etwas  jüngeren  fikoro- 
nischen  Ciste,  später  in  allen  Kunstgattungen  unendlich  oft.  Wir  werden  also  an- 
nehmen dürfen,  daß  die  geschwungenen  Mäntel  nicht  als  alleinige  Erfindung  dem 
Meister  der  xanthischen  Friese  gehörten,  sondern  in  der  großen  Malerei  der  Zeit 
vorgebildet  waren. 

Wollen  wir  aus  der  vereinfachenden  Wiedergabe  der  Vasenmaler  den  Gewand- 
stil der  Wandmaler  wieder  herstellen,  so  nehmen  wir  an,  sie  hätten  den  Akt  mit 
schwarzen  Linien  in  Umriß  und  Innenzeichnung  ohne  Schraffierung  oder  Schatten- 
gebung  auf  die  Fläche  gesetzt  und  das  Gewand  in  strenger  Stilisierung  durch  lang- 
gezogene Faltenstriche  angedeutet:  den  feinen  Chiton  mit  ganz  dünnen  Linien,  die 
über  den  sichtbaren  Akt  gelegt  sind,  den  Pcplos,  die  Mäntel  und  die  unteren  Teile 
der  Chitonröcke  mit  weiter  voneinanderstehenden,  dickeren  Doppelstrichen;  die 
fliegenden  Mäntel  waren  vermuthch  mit  deckender  Farbe  zugestrichen  und  die  Falten- 
striche in  hell  oder  dunkel  darauf  gesetzt  (vgl.  die  Penthesilcaschale,  F.-R.  Gr.  Vm. 
Taf.  6).  War  auch  bei  den  Peplosgestalten  das  Gewand  mit  Deckfarbe  zugestrichen, 
so  konnte  der  Akt  durch  die  dünne  Schicht  erkennbar  bleiben,  wie  auf  den  attischen 
Lekythen  und  auf  den  Grabstelen  von  Pagasai  ^),  und  die  Falten  auf  die  gedeckte 
Fläche  aufgemalt  sein  (vgl.  die  Europaschale  F.-R.  Gr.  Vm.  Taf.  114).  Ebenso  in 
deckender  Technik  waren  wohl  auch  die  gemusterten  Kleider  der  Amazonen,  die 
Muskclpanzer  (Gr.  Vm.  Taf.  75/6)  und  die  landschafthchen  Einzelheiten,  Boden- 
erhöhungen und  Pflanzen  ausgeführt.  Dies  scheint  mir  aber  der  Stil  zu  sein,  den 
der  Fries  von  Xanthos  und  seine  vorauszusetzende  Vorlage  zeigt.  Wollte  der  Pla- 
stiker diese  Chitone  mit  ihren  anliegenden  und  frei  fliegenden  Teilen  und  diese  frei 
flatternden  Mäntel  meißeln,  so  mußte  er  die  Grate  erhaben  über  die  Körperflächen 
führen;  sollten  diese  in  ihrem  Umriß  deutlich  erkennbar  sein,  mußte  der  Grund  rings 
herum  tief  gehöhlt  werden.  Nun  wurden  die  erhöhten  Faltengrate  auch  außerhalb 
des  Körpers  weitergeführt,  so  daß  sie  hier  über  dem  Reliefgrunde  doppelt  hoch 
heraustraten.  So  ist  der  Gewandstil  der  xanthischen  Friese  aus  der  Technik  der 
Malerei  zu  verstehen  3). 

')  Benndorf  u.  Niemann,  Reisen  im  südwestlichen  3)  Wenn  wir  Bewegungsmotive  und  Gewandbehand- 

Kleinasien  I,  Taf.  45.  lung  der  Gemälde  aus  der  Zeit  des  Mikon  mit 

')  W.    Riezler,    Weißgrundige    attische    Lekythen  den  xanthischen  Reliefs   vergleichen,   so  dürfen 

S.  49  f.  wir  uns  bei  diesen  noch  einer  Erfindung  des  Mikon 


136 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


II. 

Nun  läßt  sich  das  enge  Verhältnis  zur  Malerei  auch  bei  andern  Reliefs  feststellen, 
deren  Stil  in  bewegten  Gestalten  die  Art  des  Nereidendenkmals  teilt  oder  weiterführt. 
Von  Reliefs  im  Stil  des  5.  Jahrhunderts  sind  zu  nennen: 

I.   Steinreliefs: 

Die  Sarkophage  des  Merehi  und  Payava  aus  Xanthos,  Smith,  Cataloguc  of 
sc.  II  Nr.  951  und  950;  Reinach,  Rep.  Reis.  I  S.  487  f. 

Grabmal  in  Limyra,  Petersen  und  v.  Luschan,  Reisen  Taf.  XV. 
-Das  Grabmal  von  Tics,  Benndorf-Niemann,  Reisen  S.  140  Abb.  S.  144.   Kampf- 
szenen und  Bild  einer  Stadt,  wie  am  Nereidendenkmal  und  an  dem  Grabmal  von 
■Pinara    (Benndorf-Niemann,    Reisen    I   S.    54). 

Widderopfer  aus  Larymna,  Weihrehef  in  Chalkis,  Arch.  Jahrb.  XXVIII  1913 
Taf.  27. 

Hermes  und  Nymphen,  Weihrelief  in  Berlin,  Beschreibung  der  Bildwerke  709  A, 
Brunn-Bruckmann,  Denkmäler  548  oben. 

Mänaden,  tanzend  auf  Reliefs  in  Madrid,  Winter,  50.  Berliner  Winckelmanns- 
"programm  S.  97  ff.  Arndt -Amelung,  E.  V.  1683  — 1686,  mit  einem  Stier  auf  Re- 
liefs in  Rom  und  Florenz  nach  einem  gemeinsamen  Vorbild,  Amelung,  Vatikan  II 
Taf.  7  Nr.  94;  Br.-Br.  342,  b.  Reinach,  Reis.  III  S.  384  und  36. 

Der  lykische  Sarkophag  von  Sidon  (Hamdi-Bey  und  Reinach,  Necropole  de 
Sidön  Taf.   14—17)- 

Das  Kasseler  Artemisrelicf  aus  Athen,  M.  Bieber,  Athen,  Mitt.  XXXV  1910,  9  ff. 

Grabmal  des  Dexileos,  Conze,  Att.  Grabreliefs  Nr.  11 58. 

Relief  eines  Apobaten,  Svoronos,  Das  Athener  Nationalmuseum  Taf.  LVI 
Nr.    1391.      Reinach,   Reis.    II   S.  421. 

Metopen  und  Friese  von  Phigalia  (Smith,  Brit.  Mus.  Cat.  of  sc.  I,  Nr.  519  ff. 
V.  Duhn,  Heidelberger  Abgüsse  151 — 159),  Argos  (Waldstein,  The  Argive  Heraeum  1 
S.  144  ff.,  zum  Stil:  Furtwängler,  Athen.  Mitt.  1878  S.  296.  Arch.  Studien  f.  Brunn 
S.  90,  Anm.  III.  Berl.  phil.  Wschr.  1904  S.  817),  Trysa  (Lit.:  v.  Duhn,  Heidelb. 
Abg.  194 — 202),  von  der  Tholos  in  Delphi  (Rev.  de  l'Art  1901,  366  ff.),  vom 
Erechtheion  (Ant.  Denkm.  II  Taf.  31 — 34),  vom  Tempel  der  Athena-Nike  (Brit. 
Mus.  Cat.  of  sc.  I  S.  239  ff.)  und  von  der  Balustrade  beim  Tempel  der  Athena- 
Nike  (Kekul6,  Die  Reliefs  an  der  Balustrade  der  Athena-Nike;  v.  Duhn,  Heidelb. 
Abg.   191,  192)')- 


erinnern.  Die  Anekdote  von  dem  Butes,  der  auf 
einem  Bilde  Mikons  nur  am  Helm  und  einem 
Auge  erkennbar  war  und  im  übrigen  hinter  einem 
Berge  verschwand,  wird  anschaulich  gemacht 
sowohl  durch  den  Volutenkrater  in  New  York 
(F.-R.,  Gr.  Vm.  117),  wie  durch  die  Kämpfer, 
die  auf  dem  xanthischen  Fries  in  der  belagerten 
Stadt  hinter  den  Zinnen  verborgen  sind,  und 
von   denen   außer   dem   Schildrande   nichts    als 


Auge  und  Helm  zu  sehen  ist  (Six,  J.  hell.  St. 
XIII  S.  132),  am  besten  aber  durch  den  Payava- 
sarkophag,  der  dem  Nereidenmonument  so  nahe 
steht,  und  auf  dessen  großer  Kampfdarstellung 
am  Unterbau  ein  Krieger  angedeutet  ist,  von 
einem  Berg  und  seinem  Schild  und  Helm  bis 
auf  sein  Auge  unsichtbar  gemacht  (Smith,  Brit. 
Mus.  Cat.  of  sc.  II  Taf.  IX). 
')  Auch  die  Ost-  und  Westmetopen  vom  Parthenon 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


137 


2.  Mctallrcliefs: 

Münzen  von  Mallos  in  Kilikien,  Studniczka,  Die  Siegesgöttin,  Taf.  III  Abb.  12. 
Silberrhyton  in  Triest,  Rev.  arch.  XXXIX  (2)  1901,  Taf.  16/18;  Österr.  Jahrh.  IV 
1902  Taf.  I  S.  112  ff.  S.  124  ff.  Spiegel  in  Berlin,  Studniczka,  Siegesgöttin,  Taf.  II 
Abb.  II. 

Überall  empfindet  man  die  große  Übung  und  Vorliebe  der  Künstler,  die  Linien 
in,schwungvoller  Rundung,  selbst  auf  Kosten  der  Natürlichkeit  und  Richtigkeit  über 
die  Fläche  zu  führen.  F.  Winter,  der  dies  bei  den 
Madrider  Mänadenreliefs  hervorhebt  (50.  Winckel- 
manns-Programm  S.  121),  irrte  indessen,  wenn  er 
hierin  nicht  so  sehr  einen  Fortschritt  in  der  Zeichen- 
technik als  in  der  Technik  der  Marmorbehandlung 
sah  und  die  Erfindung  eines  neuen  Werkzeugs, 
des  laufenden  Bohrers,  für  den  Stil  verantwortlich 
machte.  Die  Zeichnung  ist  das  erste,  zunächst 
gegebene.  In  zeichnerischer  Technik  hat  der  Ge- 
wandstil sich  herausgebildet,  und  die  Plastik,  die 
den  Stil  übernimmt,  schafft  sich  in  dem  laufenden 
Bohrer  das  nötige  Werkzeug.  Auch  beweisen  die 
genannten  Metallreliefs,  daß  der  Stil  nicht  an  den 
Stein  und  seine  Werkzeuge  gebunden  ist;  daß  aber 
Stempelschneidekunst  oder  Treibarbeit  den  Stil 
erfunden  hätten,  wird  niemand  behaupten. 

Der  Fries  von  Phigalia  ist  immer  mit  der 
Malerei  in  enge  Beziehung  gesetzt  worden.  Murray 
(Hist.  of  gr.  Sc.  II  S.  176)  und  Kekule  (Gr. 
Skulptur^  S.  116)  dachten  an  die  polygnotische 
Malerei.  »Vielleicht  sind  wirklich  in  beiden  Teilen 
des  Frieses  Entlehnungen  und  Anregungen  aus 
Gemälden  mit  solchen  Amazonen-  und  Kentauren- 
kämpfen verwertet.«  Im  besonderen  zeigt  sich  die 
vorbereitende  Tätigkeit  des  Malers,  der  nicht  an  die 
stoffliche  Oberfläche  des  Steins  gebunden  ist,  in  der 

Darstellung  des  einen  gefallenen  Kentauren,  der  mit  dem  Oberkörper  nach  vorn  gestürzt 
ist  und  in  stärkster,  dem  Relief  nicht  angemessener  Verkürzung  erscheint.  Auch  ist 
zu  beachten,  wie  auf  die  Mitwirkung  der  Farbe  gerechnet  war,  z.  B.  bei  dem  Mantel 
der  nackten  Frau  am  Idol  und  bei  den  übrigen  »flach  reliefierten  Gewandstücken 
um  Köpfe  und  Körper  der  vermutlich  hell  davorstehenden  Gestalten,  und  bei  denen 
die  Phantasie  die  Farbe  sogleich  ergänzt.«  Von  erhaltenen  Werken  der  antiken 
Zeichenkunst  ist  die  etruskische  Ciste  (Mon.  Inst.  VI/VII,  Taf.  LXI,  LXII)  zu  ver- 


Abb.    10.    Von  einer  Hydria  in  Berlin. 


und  die  Metopen  von  Sunion  (A.  M.   IX  1884  Taf.  17 — 19)  gehören  hierher,  doch  ist  auf  ihnen 

zu  wenig  Gewand  erhalten. 


138 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


gleichen,  deren  untere  Friese  nach  Vorlagen  des  5.  Jahrh.  eingeritzt  sind.  Der 
unterste,  ein  Kentaurenfries,  zeigt  dieselben  leidenschafthchen  Bewegungen,  die 
flatternden  Mäntel  und  die  thrakischen  Helme  wie  der  Fries  von  Phigalia.  Beziehungen 
der  Friese  von  Trysa  zur  Malerei  sind  von  Benndorf  dargelegt  worden;  auch  für  die 
Nikebalustrade  lassen  sich  ähnliche  Erscheinungen  aus  der  Malerei  aufzeigen,  die 
Zeichnungen  auf  Holz  Ant.  Bosph.  Cimm.  LXXIX,  17  und  die  Vasen  I.  H.  St. 
XV  1895  PI.  XV.  Dubois-Maisonncuve,  Introd.  Taf.  33.  'E<p.  %.  1897  Taf.  9. 
Stackeiberg,  Gräber  Taf.  24  und  Zannoni,  Scavi  della  Certosa  Taf.  LXXHI,  15.  Das 
Kasseler  Artemisrelief  (A.  M.  XXXV  1910  Taf.  H)  ist  mit  der  Pelike  im  Britischen 
Museum  (ebenda  Taf.  HI)  nicht  bloß  durch  das  Motiv  verbunden.    Die  Vase  zeigt 


Abb.    II.      Von  einer  Pelike  in  St.  Petersburg. 

am  Rock  der  Artemis,  wenn  auch  gleichgültig  vereinfacht,  noch  die  Doppelstriche 
der  Falten  wie  auf  dem  Relief  und  im  Gewand  der  Nike  die  Fortentwicklung  des 
Stils,  die  in  der  Plastik  zu  den  Niken  des  Balustradenreliefs  führte.  Den  Mänaden 
gleicht  die  laufende  Frau  auf  der  Hydria  in  Berlin,  Furtwängler,  Beschr.  2636, 
Gerhard,  Ant.  Bw.  Taf.  44,  El.  c6t.  IV  Taf.  V.  (Abb.  10),  einen  Nachklang  von 
der  Art  zeigt  noch  die  Vase  Ant.  Bosph.  Cimm.  LVI,  i  (Abb.  II).  Später  führen 
die  unteritalischen  Vasen,  z.  B.  Mon.  Inst.  XII,  Taf.  XV/XVI;  Mon.  1854  Taf.  16 
den  Stil  in  verfeinerter,  aber  schwächerer  Weise  weiter. 

III. 

Den  Xanthischen  Friesen  schließen  sich  unmittelbar  die  Nereiden  an,  sowohl 
in  der  gebundenen  Bewegung  wie  im  Stil  der  wehenden  Rockfalten.  Eine  Über- 
tragung des  am  Relief  ausprobierten  Stils  auf  die  freie  Skulptur  war  nur  eine  Frage 
der  Kühnheit  und  bei  so  reliefmäßig  komponierten  Gestalten  nicht  einmal  sehr  ver- 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


139 


messen.  Den  nahen  Zusammenhang  mit  der  Malerei  verraten  im  besonderen  noch 
die  Mäntel,  die,  von  beiden  Händen  gehalten,  sich  hinter  den  Nereiden  blähen 
und  für  die  Körper  einen  effektvollen  Hintergrund  bilden.  Für  Mäntel  als  Hinter- 
grund bietet  die  Vasenmalerei,  zumal  die  Kunst  der  Schalenmaler,  eine  Menge 
Beispiele  (z.  B.  großfigurig  auf  einer  Lekythos,  nach  einem  Vorbild  der  großen 
Wandmalerei  Murray,  White  Athenian  Vases  pl.  VHI;  Schalen:  Hartwig,  Meister- 
schalen S.  284  u.  337),  und  es  bedarf  keiner  Worte,  um  zu  beweisen,  daß  die  Wirkung 
solcher  Mäntel  bei  dunkler  Färbung  sich  noch  erheblich  steigert.  Die  Art  aber, 
wie  die  Nereiden  mit  den  Händen  den  Mantel  halten,  daß  er  sich  hinter  ihnen  bläht, 
kommt  auf  Vasen  selten  vor.  Vorgebildet  erscheint  das  Motiv  bei  den  Nereiden 
auf    dem  Halsbild    der    Neapler    Amazonenvase    (F.-R.,   Gr.  Vm.  26/7)  [mit   ihren 


Abb.  12.     Von  einer  Hydria  in  Athen. 


schmalen  Mäntelchen,  denen  sich  aus  jüngerer  Zeit  die  schon  erwähnte  Frau  auf  der 
Talosvase  vergleichen  läßt.  Besser  entspricht  den  Nereiden  eine  rotfig.  Hydria 
schönen  Stils,  deren  Darstellung,  eine  Iliupersis,  den  Zusammenhang  mit  der  großen 
Malerei  (vgl.  den  Krater  von  Orvieto,  Mon.  Inst.  X.  Taf.  54)  deutlich  zeigt.  Abb.  12, 
nach  einer  Aufnahme,  die  Herr  G.  Matthies  im  athenischen  Kunsthandel  her- 
gestellt und  uns  freundlich  überlassen  hat,  zeigt  ihren  Stil.  Die  Zeichnung  der 
Chitone  ist  in  bequemer  Ateliertradition,  die  der  Köpfe  und  Bewegungen  ziemhch  frei 
gehalten.  Hier  faßt  Helena  den  Mantel  ganz  in  der  Art  der  Nereiden,  und  es 
ist  offenbar,  wie  leicht  es  die  Malerei  hatte,  solche  Mäntel  zu  malen.  Keine 
Technik,  die  mit  bildsamem  Stoff  arbeitet,  konnte  darauf  verfallen,  solche  Flächen 
aufzubauen,  und  nur  die  Marmortechnik  durfte  es  wagen,  sie  aus  der  bestehenden 
Masse  herauszuholen. 

Auch  für  die  eigentümliche  Art  des  Chitons  der  Nereide  Abb.  2  lassen  sich 
Parallelen  in  Relief  und  Malerei  nachweisen.     Auf  der  im  Stil  noch  recht  strengen 

Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX.  12 


140 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


esquilinischcn  Reliefstele  des  Mädchens  mit  dem  Mantel  (Bullettino  communale  IX 
1881  Taf.  14.    Br.-Br.  417.  Reinach,  Reis.  III  S.  335.    Abb.  13)  ist  die  weite  Masse 

des  Chitons  in  genau  derselben  Weise  mit 
feinen  Ritzlinien  bedeckt,  und  ebenso  ist 
auf  der  im  Stil  noch  sehr  gebundenen 
Vase  Dumont-Chaplain,  Les  ceramiques 
PI.  XVIII  (Abb.  14)  das  Gewand  des 
knienden  Priesters  über  dem  sichtbaren 
Akt  durch  leicht  hingeworfene  gewellte 
Striche  angedeutet.  Die  Vorstufen  er- 
scheinen auf  der  Berliner  Euphronios- 
schale  (Hartwig,  Meisterschalen  Taf.  LI), 
der  Anesidoraschale  (Murray,  White  Athe- 
nianVasesPl.XIX),  derPenthesileaschale 
(F.-  R.  Gr.  Vm.  Taf.  6)  und  der  Hermo- 
naxvase  in  Paris  (Phot.  Alinari  23701). 
Ein  jüngeres  Werk  mit  derselben  Ge- 
wanddarstellung ist  die  Talosvase  (F.  -R. 
Gr.  Vm.  Taf.  38/39,  Abb.  15);  hier  ist  der 
Chiton  der  laufenden  Frau  und  ihrHima- 
tion  mit  den  langen,  gewellten  Strichen 
gezeichnet,  die  einander  zu  haschen  und 
zu  fliehen  scheinen.  Die  Talosvase  scheint 
der  fikoronischen  eiste  in  der  Komposition 
als  Gegenstück  zu  entsprechen,  beide 
Werke  scheinen  also  zusammen  zu  ge- 
hören und  auf  ein  gemeinsames  Vorbild 
zurückzugehen,  in  dem  mit  Wahrschein- 
lichkeit die  Darstellung  von  Argonauten 
im  Dioskurentempel  zu  Athen,  ein  Werk 
des  Mikon,  vermutet  worden  ist  (F.  Behn, 
Die  ficoronische  Cista  S.  68  f.).  Nach  den 
inzwischen  gewonnenen  Erkenntnissen 
müßte  das  von  der  Ciste  ziemhch  treu, 
von  der  Talosvase  sehr  frei  nachgebildete 
Vorbild  einer  späteren  Zeit  des  Meisters 
entstammen,  in  der  sein  freier  gewordener 
Stil  dem  seines  jüngeren  Mitarbeiters  Po- 
lygnot  so  sehr  ähnelte,  daß  sie  zusammen 
mit  der  gemeinsamen  Ausmalung  eines 
Gebäudes  betraut  werden  konnten.  Da  das  Anakeion  nicht  sicher  datiert  ist,  steht 
dieser  Annahme  nichts  im  Wege.  Es  ist  also  denkbar,  daß  der  Maler  der  Talosvase 
sich  auch  in  der  Darstellung  des  Gewandes  an  das  Mikonische  Vorbild  angeschlossen  hat. 


Abb.   13.      Grabstele  vom  Esquilin. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


141 


Natürlich  konnte  auch  die 
Plastik  Unterstützung  durch  die 
Farbe  nicht  entbehren.  Farbig 
zugedeckt  waren  vermutlich  Mäntel 
und  schmückende  Einzelheiten. 
Körper  und  Chitone  sind  wohl  mar- 
morfarbig zu  denken.  An  der  Nike 
des  Paionios  ist  der  Grund  von 
Peplos  und  Binden  für  eine  pastose 
Färbung  gerauht,  und  an  einem 
Zipfel  des  Überschlags  hat  sich  in 
den  Faltentiefen  ein  wenig  Rosa  ge- 
halten (Treu,  Olympia  III,  193). 
Das  hat  seinen  Grund,  da  die  GHed- 
maßen  so  plastisch  vor  dem  Gewand 
stehen  und  also  auch  auf  die  Fern- 
richtung  farbig  von  ihm  unterschie- 
den werden  mußten.  Es  liegt  nahe, 
gerade  hierin  Nachahmung  der  Malerei 

und  der  Wirkung  hellen  Malgrundes  vor  dunkel  gemaltem  Peplos  und  Himation 
anzunehmen. 

Den  Nereiden  folgt  alsdann  eine  Reihe  statuarischer  Werke,  von  denen  hier, 
wo  es  sich  um  die  Entstehung  des  Stils  handelt,  nur  die  älteren  genannt  seien. 


Abb.   14.     Von  einer  Pelike  aus  Athen. 


Abb.   15.     Von  der  Talosvase. 


12' 


142 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


Die  Nike  des  Paionios,  Olympia  IIITaf.  46 — 48.  Br.-Br.444,  445.   Bulle,  Schöne 
Mensch  Taf.  123.    Literatur:  von  Duhn,  Heidelberger  Gipsabgüsse  Nr.  189. 
Apollon  in  Kopenhagen,  Arndt,  La  Glyptotheque  Ny  Carlsberg  Taf.  33. 
Apollon  in  Berlin,  Beschr.  d.  Bildw.  50. 

Apollon  im  Vatikan  (Braccio  Nuovo),  Amelung,  Die  Skulpturen  des  Vatikans  I, 
Taf.  7  Nr.  41. 

Apollon  im  Vatikan  (Sala  delle  Muse),  Amelung-Helbig,  Führer  263;  Savignoni, 
Ausonia  II  55/6  Abb.  26. 

Apollon  in  Morillon  bei  Genf,    E.   V.    191 1 — 1913. 

Apollon  in  München,  Furtwängler,  Beschr. 
213  a;  E.  V.  1180/1. 

Artemis  in  Rom,  Jones,  Sculptures  of  the 
MuseoCapitolino,  Salone  26,  PI.  71;  Clarac  573, 
1225. 

Artemis  Colonna  in  Berlin,  Beschr.  d. 
Bildw.  59;  A.  J.  XXVI  1911,  34  ff. 

Artemis  in  Dresden,  Becker,  Augusteum 
Taf.  LV  (jetzt  ohne  die  Ergänzungen  aus- 
gestellt). 

Artemis  in  München,  Fr.-W.  450.  Br.-Br. 
562.  Furtwängler,  Beschr.  d.  Glyptothek  Nr. 
197;   Clarac  563,    1246  B. 

Artemis  in  London,  Smith,  Cat.  sc.  1558; 
Clarac   569,    121 1. 

Athena  in  Rom,  Museo  Capitolino,  Salone 
36.     Jones  Taf.  73. 

Eos  {})  in  Triest,  E.  V.  579. 
Mänade  in  Rom,   Museo  Capitolino,   Atrio 
10,  Jones  a.  a.  O.   PI.  3,  lO;   Clarac  697,  1642. 
Mädchen  in  Neapel,   flügellose  Nike?    E. 
V.  765;  Le  Musee  II  S.  301. 
Flügellose  Nike  in  Athen,   Svoronos,  Das  Athener  Nationalmuseum  Taf.  XXVII, 
1732;  Studniczka,  Kaiamis  Taf.  5  S.  51. 

Nike  in  Rom  (Kunsthandel),  E.  V.  1179. 

Die  Giebelgruppen  von  Delos,  Bulletin  de  corr.  hell.  III  1879  Taf.  X — XII. 
Torso  in  Sevilla  E.  V.  1831    (Abb.   16). 

Die  statuarischen  Vorbilder  zu  den  Münzbildern  auf  antoninischcn  Medaillons: 
Apollon:  Poole,  Cat.  Rom.  M6d.  PI.  VIII,  i;  Gnecchi,  Medaglioni  Romani  II  Tai. 
48,  8;  Artemis:  Fröhner,  Les  Medaillons  Romains  S.  50;  Gnecchi,  ebenda  II  Taf.  43,  7, 
Roschers  Lexikon  unter  Artemis  Sp.  606.  Hier  Abb.  17  nach  Abgüssen,  die  wir 
den  Herren  G.  F.  Hill  und  K.  Regling  verdanken. 

Das  gemeinsame  Kennzeichen  dieser  Werke  besteht  wie  bei  den  Reliefs  in  der 
wehenden  Kleidung,  die  stark  stilisiert  den  Akt  absichtlich  zeigt,  auch  sind  die  Figuren 


Abb.    16.     Torso  in  Sevilla. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


143 


alle  außer  den  Nereiden  auf  strenge  Vorderansicht  berechnet  und  in  die  Fläche  aus- 
gebreitet. Diese  Eigentümlichkeiten  widersprechen  der  angenommenen  Beziehung 
zur  Malerei  nicht.  Schon  bei  der  Nike  des  Paionios  wurde  der  geringen  räumlichen 
Tiefe  und  der  unvollkommenen  Bewegung  gedacht,  die  weniger  mit  plastischen 
Mitteln  wiedergegeben  als  durch  den  Faltenschwung  vorgetäuscht  wird;  so  haben 
auch  die  anderen  Statuen  eher  den  Anschein  einer  gehemmten  als  einer  vordringenden 
Bewegung,  und  doch  zeigen  sie  künstlerisch  einen  Fortschritt  in  der  Bewältigung 
des  Bewegungsproblems  über  die  Nereiden  hinaus,  die  sich  mit  dem  Unterkörper 
zur  Seite  bewegen  und  dabei  den  Rumpf  dem  Beschauer  zukehren.  Derselbe  Wechsel 
hat  sich  in  der  Malerei  vollzogen.  Die  Vereinigung  von  Vorderansicht  des  Körpers 
mit  Profilstellung  der  Beine  war  aus  der  archaischen  Kunst  geläufig.  Man  kann 
noch  verfolgen,  wie  dann  die  Maler  zwischen  Profil  und  Vorderansicht  geschwankt 


Abb. 


17- 


Zwei  antoninische  Medaillons. 


haben;  es  fragte  sich,  welches  den  Vorzug  erhalten  sollte  (vgl.  Studniczka,  Sieges- 
göttin Taf.  III).  Einen  energischen  Vorstoß  zur  Lösung  des  Problerns  muß  die 
Wandmalerei  gemacht  haben;  das  lehrt  u.a.  die  reitende  Amazone  auf  dem  New  Yorker 
Glockenkrater  F.-R.,  Gr.  Vm.  Taf.  118.  Wenn  solche  auf  den  Beschauer  zukom- 
menden Figuren  in  der  Vasenmalerei  selten  erscheinen,  so  mag  daran  ein  Rest  von 
Stilgefühl  bei  den  Malern  schuld  sein,  die  vielleicht  die  Fläche  des  Gefäßes  nicht 
noch  mehr  vergewaltigen  und  gänzlich  aufheben  wollten.  Sind  doch  schon  stehende 
Figuren  in  Vorderansicht  gegen  die  Profilfiguren  in  der  Minderzahl. 

Was  die  in  ihren  Mitteln  noch  beschränkte  Kunst  der  Darstellung  unbewegt 
schwebender  Körper  schuldig  bleiben  mußte,  suchte  sie  durch  sinngemäße  Behand- 
lung des  Gewandes  auszugleichen.  Zuerst  hängt  es  wie  ein  Sack  herab  ').  Dann 
wird    der    Widerstand    der    Luft  2),    der    S-förmige    Schwung  3)   und    das  Gegen- 

')  Brit  Mus.  E  513;  Studniczka,  Die  Siegesgöttin,        2)  C.  R.  1874  Taf.  VII;  Gerhard,  A.  V.  82;  Nouv. 
Taf.  III  Abb.  26.  Ann.   1839  Taf.  H. 

3)  Benndorf,  Griech.   u.   Sicil.   Vasenbilder  47,   i. 


144 


B.  Schröder,  Mikon  und  PaioDios. 


wehen  gegen  die  Beine  beobachtet,  deren  Kontur  und  Rundung  nun  sichtbar  wird'). 
Auf  der  schönen  Kanne  in  Kopenhagen  (Sammlung  im  Prinzenpalais  Nr.  73),  die 
wir  mit  gütiger  Erlaubnis  von  Herrn  Chr.  Blinkenberg  auf  Taf.  8  abbilden,  ist 
der  Körper  ganz  in  Vorderansicht  wiedergegeben,  der  Kopf  zur  Seite  gewendet, 
das  Gewand  von  den  sichtbar  gezeichneten  Beinen  in  starker  Wölbung  zur  Seite 
geweht.  Ein  Schritt  weiter,  und  der  Kopf  stünde  in  Vorderansicht  und  das  Ge- 
wand wäre  wie  bei  der  Paioniosnike  zu  beiden  Seiten  ausgebreitet.  Auch  diese  For- 
mulierung des  Gewandes  kommt  vor,  wenn  auch  selten,  so  bei  einem  der  fliegenden 

Figürchen  auf  dem  Astragal  des 
Britischen  Museums^).  Ähn- 
liches ist  in  der  Gestalt  der 
schreitenden  Mänade  Mon.  Inst. 
V  Taf.  XXXV  angestrebt:  Der 
Akt  ist  fast  ganz  sichtbar  und 
das  Gewand  in  langen  Strichen 
vorgetäuscht;  der  Rock  schlägt 
nach  beiden  Seiten  und  deutet 
in  stark  geschwungenen  Linien 
heftige  Bewegung  an  (Abb.  18). 
Diese  Proben  zeigen,  wie 
ernsthaft  selbst  die  Vasenma- 
lerei sich  mit  den  Problemen 
der  Bewegung  sowohl  des  Kör- 
pers wie  der  freien  Gewand - 
masse  beschäftigt  hat,  und  daß 
sie  mit  ihren  bescheidenen  Mit- 
teln Lösungen  brachte,  die  auf 
die  große  Kunst  Rückschlüsse 
erlauben.  Daß  die  große  Malerei 
sich  in  jener  Zeit  auch  um  das 
Problem  der  fliegenden  Men- 
schengestalt bemüht  hat,  lehrt 
die  bekannte  Nachricht  über  Aglaophon,  den  Vater  des  Polygnots);  freilich,  wie  er 
Bewegung  und  Gewand  seiner   Nike  wiedergegeben   hat,    erfahren  wir   nicht. 

Die  Vorstufe  zu  den  vorwärtsschreitenden  Statuen  erscheint  im  Relief  auf  dem 
Grabmal  von  Limyra  (s.  oben  S.  136).  Der  Torso  in  Sevilla  E.  V.  1831  erinnert  mit 
der  Entblößung  des  einen  Beins  an  die  Nike  des  Paionios,  mit  der  Art  der  Gewand- 
falten an  die  Berliner  Hydria,  Abb.  10;  er  ist  zugleich  so  flach  gearbeitet,  daß  man 
ihn  für  den  Rest  eines  Reliefs  halten  könnte;  ersteht  auf  der  Grenze,  wo  Zeichnung 
und  Relief  einerseits  und  Rundplastik  andererseits  ineinander  übergehen  (Abb.  15). 


Abb.   18.     Von  einer  Schale  aus  Vulci. 


■)  tl  c6t.  II  Taf.  CVIII  A.  Luynes  38.  Br.  Mus. 
E  144.  Nike  auf  der  Talosvase,  Arch.  Zeitung 
1848  Taf.  24;  F.-R.,  Gr.  Vm.  Taf.  38/39. 


>)  Stackeiberg,  Gräber  Taf.  XXIII;  F.-R.,  Gr.  Vm. 

Taf.   136. 
3)  Schol. zuAristophanesAv.  573;Overbcck,S.Q.3i5. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


145 


Es  ist  auch  zu  beachten,  wie  leicht  später  solche  auf  den  Beschauer  mit  ausgebreiteten 
Gewändern  zukommenden  Gestalten  in  Relief  erdacht  oder  aus  freier  Plastik  in  Relief 
übersetzt  werden  konnten.  So  scheinen  die  Mänade  auf  der  Pythiasara  (Hauser 
Br.-Br.  Text  zu  Taf.  599;  S.  13  Fig.  11;  Neugebauer,  Skopas  S.  69;  Altmann,  Grab- 
altäre Abb.  205  vgl.  S.  273)  die  weibliche  Gestalt  auf  dem  Dresdner  Schauspieler- 
relief '),  und  die  Vertreterin  der  Stadt  Aegae  auf  der  Basis  von  Puteoli  (Br.-Br. 
575)  nach  statuarischen  Vorbildern  der  hellenistischen  Zeit  gearbeitet.    Diese  Statuen 


Abb.   19.     Melisches  Relief  in  Berlin. 


aber  zeigen,  wenn  auch  in  jüngerer  Stilisierung,  die  von  uns  behandelten  Merkmale 
in  Gewand  und  Bewegung.  Man  sieht  demnach,  daß  eine  Darstellung  solcher  Ge- 
stalten in  flacher  Kunst,  also  auch  in  der  Malerei,  möglich  ist. 

Ein  Wort  verdienen  noch  die  Seetiere  und  Vögel,  die  bei  den  schwebenden  Ge- 
stalten den  tektonischen  Zusammenhang  mit  der  Basis  herstellen.  Auf  melischen  Re- 
liefs, deren  Zusammenhang  mit  der  Malerei  schon  oben  als  wahrscheinlich  ange- 
nommen wurde,  finden  sich  unter  dem  Widder,  der  den  Phrixus  durch  die 
Wellen  trägt.'Fische  in  dem  purpurn  gemalten  Wasser  (Abb.  19;  Berlin,  Antiquarium 
Mise.  Inv.  Nr.  8417).  Die  Vasenmalerei  läßt  mit  wenigen  Ausnahmen  (Fiorelli, 
Vasi  Cumani  Taf.  IX)  das  Wasser,  das  die  Figuren  umspült,  weg  und  malt  nur  die 

')  Schreiber,  Hellenistische  Reliefbilder  Taf.  86;  vgl.  M.  Bieber,  Das  Dresdner  Schauspielerrelief  S.  85. 


146 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


Abb.  20.     Aus  dem  Westgiebel  des 
Nereidendenkmals. 


Fische.  Höchstens  wird  das  Wasser  unterhalb 
der  Figur  durch  ein  Wellenband  angedeutet,  und 
die  Fische  und  Delphine  springen  durch  die 
Luft ').  Wie  die  Vasenmalerei  kann  auch  die 
freiplastische  Kunst  die  Wassermasse  nicht  dar- 
stellen. Sie  deutet  daher  das  Element  mit  seinen 
Lebewesen  an,  wie  mit  den  bärtigen  Tritonen 
unter  den  Reitern  von  Lokri  (R.  M.  1890  pl.  9; 
Antike  Denkmäler  I  Taf.  50),  und  bei  solcher 
Gewöhnung  des  Auges  und  Verstandes  konnte 
es  geschehen,  daß  die  Nereiden  durch  Delphine 
und  Wassertierc  ganz  über  die  Wellen  hinaus- 
gehoben wurden  oder  daß  die  Vorstellung  von 
den  über  die  Wellen  hinspringenden  Meermäd- 
chen*) auf  diese  Weise  leicht  verständlichen 
Ausdruck  fand.  Ebenso  wird  auf  einem  Meli- 
schen  Relief  durch  die  getötete  Meduse  unter 
dem  Bellerophon  das  Fliegen  des  Rosscs  an- 
schaulich gemacht  (Müller-Wieseler  XIV,  51).  In 
der  Vasenmalerei  werden  bei  fliegenden  Gestalten 
wie  Eros  noch  lange  solche  Tiere  beibehalten, 
obwohl  doch  nun  das  Fliegen  längst  durch  die 
Haltung  und  Bewegung  des  menschlichen  Körpers 
ausgedrückt  wird  (El.  c6t.  IV  Taf.  50  (Hund), 
Taf.  56  (Gans)).  Wenn  dann  Eros  und  Nike  auf 
diese  Tiere  Jagd  machen,  so  ist  das  eine  Weiter- 
bildung des  hübschen  Motivs  (El.  cer.  I  Taf.  100, 
IV,  Taf.  45).  Der  Adler  unter  der  Nike  des 
Paionios  ist  also  mit  älteren  und  jüngeren  Bei- 
spielen zu  vergleichen  und  aus  nichts  so  gut  wie 
aus  malerischer  Technik  zu  erklären.  Dasselbe 
gilt,  wenn  Furtwänglers  Rekonstruktion  richtig 
ist,  von  dem  Roß  unterhalb  der  dclischen  Gruppe, 
A.  Ztg.  1882  p.  339,  das  nach  der  Bemerkung 
Homolles  B.  C.  H.  1879  S.  517  noch  zur  Hälfte 
im  Marmorblock  steckt  und  damit,  wie  es  scheint, 
noch  ans  Relief  erinnert. 


')  Europa  auf  Stier:  Brit.  Mus.  F.  184.  fil.  cer.  I 
Taf.  XXVII.  Helle  auf  Widder:  Tischbein  111,2. 
Nereiden,  C.  R.  1876  pl.  V.  Aphrodite  auf 
Schwan:  fil.  cer.  IV  pl.  IV  usw. 

')  Himerius,  Or.  16,2;  Kalkmann,  A.  J.  X  1895  S-  57- 


Das  Motiv  der  stehend,  auf  Delphinen  über  das 
Wasser  hinfahrenden  Nereide  (Overbeck,  Kunst- 
mythologie Taf.  VI,  12)  ist  spätere  Erfindung 
und  vielleicht  aus  plastischen  Werken  von  der 
Art  der  xanthischen  Nereiden  entstanden. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Faionios. 


14; 


IV. 

Vom  Relief  aus  gelangen  wir  auch  zu  den  ruhig  stehenden  Gestal- 
ten, bei  denen  naturgemäß  das  Motiv  der  wehenden  Kleidung  wegfällt,  der 
Stoff  aber  doch  eng  am  Körper  anliegt,  so  daß  sich  die  Verwandtschaft  mit  den 
oben  aufgeführten  Werken  ergibt.  Im 
Relief  des  Giebels  vom  Nereidenmo- 
nument ist  ein  stehender  Jüngling  im 
kurzen  Chiton  dargestellt  (Abb.  20). 
Das  Gewand  folgt  nicht  dem  Gesetz 
der  Schwere,  wie  es  beim  ruhigen 
Stehen  der  Fall  sein  müßte;  vielmehr 
schmiegt  es  sich  eng  an  den  Körper 
an,  dessen  Formen  von  den  ge- 
schwungenen Faltenlinien  umschrieben 
werden.  In  ganz  ähnlicher  Weise  ist 
das  Gewand  am  Oberkörper  der  neben 
ihm  thronenden  Frau  behandelt.  Zu- 
mal bei  dem  Jüngling  ist  das  zeichne- 
rische Element  noch  deutlich  fühlbar; 
auch  hier  setzen  sich  die  Falten  für 
das  nachschaffende  Gefühl  nicht  in 
Meißelarbeit  um,  sondern  in  Striche, 
die  die  Hand  mit  dem  Stift  oder  Pinsel 
gezogen  hat. 

Hieran  schließen  sich  unmittel- 
bar die  Triester  Nike  E.  V.  579  und 
einige  Werke  der  Kleinplastik: 

In  der  Bronzestatuette  des  Anti- 
quariums  zu  Berlin'),  die  wir  auf 
Taf.  9  abbilden,  steht  der  Jüng- 
ling mit  leicht  zurückgesetztem  Bein 
aufrecht,  die  Linke  ist  gesenkt,  die 
Rechte  in  Schulterhöhe  gehoben  und 
mit  der  Fläche  nach  unten  gekehrt. 
Der  Kopf  ist  leicht  nach  rechts  ab- 
wärts gesenkt,  das  reiche,  gewellte  Haar 
wird  von  einem  Bande  zusammen- 
gehalten, unter  das  auch  die  hochgekämmten  Nackenhaare  gesteckt  sind.  Unter- 
leib und  Oberschenkel  bedeckt  ein  dünner  Chiton,  der  von  zwei  gedrehten  Trag- 
bändern über  den  Schultern  gehalten  wird  2). 


Dionysos  im  Louvre. 


')  Mise.  Inv.  7308,  H.  20  cm.  in  Smyrna  erworben; 
angeblich  in  Adrianopel  gefunden.  Arch.  Anz. 
1901  S.  229;  Arch.  Zeitung  1879  S.  104. 


^)  Zu  dieser  Tracht  s.  den  Torso  der  Kyrene  im 
Brit.  Museum  Cat.  of  sc.  II  Nr.  1472  (Rein.  Rep. 
stat.  II  317,  10);   die  Wiener  Statuette  der  Ata- 


148 


6.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


Die  rechte  Hand  ist  innen  roh  bearbeitet;  ob  sie  einstmals  auf  einem  Gegen- 
stande aufgeruht  hat,  ist  nicht  zu  erkennen  und  kaum  wahrscheinhch;  ähnhch  ist 
die  Stellung  von  Arm  und  Hand  bei  der  Kalathiskostänzerin,  Vente  Greau  pl.  95, 
Reinach,  R6p.  stat.  IV  242,  9,  hat  hier  aber  sicher  eine  andere  Bedeutung.  Die  hohen 
Stiefel  geben  der  Gestalt  Ähnlichkeit  mit  Dionysos,  die  Chitontracht  mutet  ungrie- 
chisch oder  wenigstens  fremdartig  an,  der  Fundort  Adrianopel  leitet  die  Vor- 
stellung unwillkürlich  zu  thrakischen  Gottheiten;   an  einen  der  jugendlichen  Teil- 


Abb.  22.     Amazone  in  Neapel. 

nehmer  am   Dionysischen  Thiasos   oder  an   Gestalten  wie  Zalmoxis   möchte   man 
denken »).      Das    Gewand    zeigt    in    geistvoll    andeutender    Mache    den    Charakter 


lante,  Arch.  Anz.  1892  S.  51;  Wiener  Jahrbücher 
XII  I  S.  81  (Rein.,  Kip.  II  315,  8);  die  Artemis 
Babelon-Blanchet,'  Bronzes  de  la  Biblioth^que 
Nationale  128  (Rein,  R^p.  stat.  II  316,  1);  die 
Karyatide  R.  M.  1897  S.  130,  7  (Rein.,  R^p.  stat 
II  425,  7);  Torso  vom  Fries  des  Athenatempels 
in  Priene.  Wiegand-Schrader,  Priene  S.  115 
Abb.  87;  Relief  der  Artemis  aus  Oberctschdorf 


Rein.,  R^p.  Reliefs  III  528,  6;  Amazonen  auf 
der  Vase  Tischbein,  II  pl.  8  und  der  etruskischen 
Urne  Brunn,  Urne  Etrusche  I  67,  i;  Rein,  R^p. 
Reis.  III  445;  Virtus  auf  dem  Hippolytos-Sarko- 
phag  Robert,  Die  ant.  Sarkophagreliefs  Taf. 
LII/LIII. 
')  Tomascheck,  Wiener  Akademie,  Sitzungsberichte 

1894  s.  37  a 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios, 


149 


dünnen  Stoffes,  der  die  Körperformen  nur  schwach  verhüllt.  Der  Akt  ist  mit  allen 
Einzelheiten  dadurch  sichtbar  gemacht,  daß  aus  der  Masse  des  Wachsmodells  Teile 
wieder  entfernt  wurden,  also  ganz  entsprechend  der  Arbeit  am  Marmorklotz;  hier  am 
kleinen  Objekt  ist  die  Bewegung  der  Hand  noch  herauszufühlen:  es  war  eine  strei- 
chende Bewegung,  ganz  anders  als  das  Hämmern  oder  Bohren  am  Steinklotz,  anders 
auch  als  das  Auftragen  und  Glätten  größerer  Gewandfalten:  es  ist  ein  Strichziehen, 
das  wiederum  die  Bewegung  der 
zeichnenden  Hand  in  die  Er- 
innerung ruft.  Die  Stellung,  Form 
der  Stiefel,  die  Art,  wie  das  Haar 
im  Nacken  hochgekämmt  ist,  Bil- 
dung des  Nackten  an  der  Brust  und 
im  Gesicht,  namentlich  an  den 
Augen,  rücken  die  Statuette  neben 
die  Bronzefigur  eines  Dionysos  im 
Louvre  (Mon.  Piot  I  Taf.  15/16; 
Studniczka,  Kaiamis  Taf.  7  a;  De 
Ridder,  Les  Bronzes  antiques  du 
Louvre  Taf.  17  Nr.  154),  deren  Stil- 
bestimmung zwischen  peloponne- 
sischer  und  attisch-ionischer  Kunst 
schwankt  (Studniczka,  Kaiamis 
S.  80).  Auch  die  »quattrocen- 
tistisch  -eckige  Grazie  des  geknickten 
Handgelenks«  läßt  sich  an  beiden 
Werken  vergleichen  (Abb.  21). 
Starke  Ähnlichkeit  mit  der  Gesichts- 
bildung der  Neapler Amazone  (E.V. 
772/3)  glaube  auch  ich  zu  er- 
kennen, deren  Gewandstil,  wie  mir 
scheint,  dem  Vorbild  des  New 
Yorker  Volutenkraters  (F.-R.  Gr. 
Vm.Taf.  116)  vollkommen  geglichen 
haben  muß  (Abb.  22).  Die  Ama- 
zone rechts  in  der  Hauptgruppe  neben  dem  Felsen  (Abb.  23)  mit  ihrem  halbgelösten 
Chiton,  den  tütenförmigen  Falten  des  unteren  Teils  und  den  Hängefalten  dazwischen 
scheint  mir  in  den  wesentlichsten  Zügen  vergleichbar,  sowie  das  Pferd  der  Neapler 
Statuette  den  Pferden  auf  dem  Krater  gleicht,  zumal  denen  der  Rückseite  (F.-R. 
Taf.  117)  mit  ihren  aufgewehten  Stirnschöpfen.  Also  auch  von  dieser  Seite  gelangen 
wir  wieder  in  den  Kunstkreis,  von  dem  wir  ausgingen. 

Ein  Werk  derselben  Hand  und  gleichen  Stils  ist  die  Bronzestatuette  im  Louvre, 
De  Ridder,  Les  Bronzes  antiques  du  Louvre  Taf.  19  Nr.  185;  Reinach,  Rep.  stat. 
II,  504,  8,  hier  Abb.  24  nach  einer  Aufnahme,  die  wir  Herrn  A.  de  Riddcrs  gütiger 


Abb.  23.     Von  einem  Volutenkrater  in  New  York. 


ISO 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


Vermittlung  verdanken:  ein  Jüngling  in  gegürtetem  Chiton,  Chlamys  über  dem  1.  Arm 
und  hohen  Stiefeln,  mit  der  Rechten,  zu  der  das  Haupt  sich  neigt,  libierend. 
Der  dünne  Chiton  über  dem  fast  ganz  sichtbaren  Akt  zeigt  dieselben  Eigenschaften 
wie  der  an  der  Berliner  Statuette;  auch  die  Chlamys  ist  in  wenig  stofflicher  Weise 


Abb.  24.     Statuette  im  Louvre. 


gegeben;  das  Spiel  der  Falten  ist  in  zwei  Gruppen,  die  senkrecht  hängenden  und  die 
schräg  über  den  Arm  weglaufenden,  aufgeteilt.  Ob  ein  jugendlicher  Gott  oder  Sterb- 
licher gemeint  ist,  läßt  sich  schwer  sagen.  Das  Stück  verrät  auch  kein  ethnogra- 
phisches Merkmal,  außer  den  hohen  nordischen  Stiefeln.  Auch  die  Statuette 
Nr.  488  des  Louvre  (De  Ridder  Taf.  37,  aus  Macedonien)  gehört  anscheinend  in 
diesen  Kreis.    Sie  ist  der  Pariser  Bronze  154  und  der  Berliner  durch  den  Akt,  Kopf 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios.  jC} 

und  die  Bildung  des  Haares,  der  Pariser  Bronze  185  durch  den  Akt  nah  verwandt. 
Auch  hier  wieder  ein  jugendHcher  dionysischer  Gott  und  ein  nordgriechischer  Fundort. 

Hierher  gehört  ferner  als  Werk  des  5.  Jahrhs.  eine  Tonstatuette  der  Artemis 
(Taf.  9  a),  die  mit  der  Sammlung  von  Gans  ins  Berliner  Antiquarium  gelangt  ist  (Invcn- 
tar7678),  eine  gutcReplik  des  Typus  Winter,  Typenkatalog  H  163,2  (Berlin,  Inv.8543, 
aus  Phokis).  Die  Göttin  steht  aufrecht,  ganz  leicht  zur  Unken  Seite  geneigt,  wohin 
auch  der  Kopf  blickt;  die  Rechte  umspannt  in  gefälliger  Haltung  die  beiden  Speere, 
die  Linke  ist  in  den  Rücken  gestemmt  und  rafft  den  Mantel,  dessen  Spange  auf  der 
linken  Schulter  ruht.  Quer  um  den  Leib  ist  ein  Fell  gelegt  und  straff  festgebunden^ 
nach  einer  Mode,  die  um  die  Mitte  des  5.  Jahrhs.  weitere  Verbreitung  gewinnt '). 
Der  mit  einem  Tuch  umwundene  Kopf  zeigt  gescheiteltes  und  leicht  gewelltes  Haar 
und  im  Antlitz  groß  aufgefaßte,  breitflächige  Formen  von  ernstem  Ausdruck,  die 
an  den  Hertzschen  Kopf  und  die  Köpfe  des  Frieses  vonPhigalia  erinnern.  Der  Figur 
ist  an  ihrer  schwachen  Stelle,  hinter  den  mit  Endromides  bekleideten  Füßen  eine 
ästhetisch  günstig  wirkende  Stütze  in  dem  liegenden  Hunde  gegeben.  Das  Ganze 
ist  bis  auf  die  allzu  kurzen  Unterschenkel  von  solcher  Mächtigkeit,  daß  es  im  kleinen 
Maßstab  ein  statuarisches  Werk  wiederzugeben  scheint.  Die  Stiefel,  das  umgürtete 
Fell  sowie  der  über  die  Knie  reichende  Chiton  erinnern  an  Dionysos  und  an  die 
thrakischc  Bendis,  mit  der  diese  Artemis  auch  in  der  Führung  zweier  Lanzen  über- 
einstimmt. Zwar  liegt  das  Himation  in  so  reizvoll  -  zufälligen  Falten^  daß  man 
hier  an  eine  naturalistische  Studie  nach  dem  Modell  denken  möchte.  Auch  das  Fell, 
mit  dem  schief  sitzenden  Kopfe  mutet  als  Nachahmung  der  Wirklichkeit  an.  Aber 
der  Chiton,  der  bis  über  die  Knie  hinabreicht,  liegt  so  eng  am  Körper  an,  und  die  Falten 
der  Grate  sind  so  unstofflich  und  zeichnerisch  langgezogen,  daß  auch  hier  wiederum 
nicht  die  Umsetzung  der  natürlichen  Erscheinung,  sondern  die  Übung  eines 
Ateliers  anzunehmen  ist. 

So  denken  wir  uns  ferner  mit  Hilfe  des  Hegesoreliefs  (Conze,  Die  attischen  Grab- 
reliefs  Nr.  68,  Taf.  30)  und  rotfiguriger  Vasen  wie  Mon.  Inst.  1854  Taf.  XVI  (Dienerin), 
Tischbein,  Vases  Hamilton  II,  25  (Nike)  und  Gerhard,  Ant.  Bildw.  59;  F.-R.  Taf.  59 
(Phaonkrater),  die  sogenannte  Genetrix  und  ihre  Verwandten  ^)  nicht  in  Bronze 
(S.  Reinach,  Rev.  arch.  1900  S.  386),  sondern  in  Zeichnungen  zurück,  auf  denen  der 
Akt  im  Umriß  gegeben  und  das  Gewand  nur  durch  einzelne  dünne  Faltenstriche  an- 
gedeutet war. 

Einige  Verwandte  der  Genetrix,  Aphrodite  Colonna  (E.V.  I132),  Lazzaroni 
(E.  V.  1169),  mit  ihren  Repliken  Valentini  und  Odescalchi  (Furtw.,  M.  W.  S.  653  f., 
E.  V.  2061),  die  verschollene  Statue  Altemps,  Clarac  410  H,  827  D  (Watzinger,  Ö.  J. 
1914),  die  Aphrodite  im  Kapitohnischen  Museum  (Jones,  Katalog  Taf.  23;  Clarac  609, 
1350)  und  die  Torse  im  Akropolis-Museum,  E.  V.  1286  und  1287,  setzen  diese  Art  des 


0  Hartwig,  Bendis  S.  8.     Arndt.  La  Glyptotheque  Sauerlandt,  Gr.  Bildwerke  66.   Statuette  in  Neape 

Ny  Carlsberg  zu  Taf.  88.  E.  V.  498;    Statue   Albani  E.  V.   1106.     Statue 

')  Lit  bei  v.  Duhn,  Heidelb.  Gipsabgüsse  Nr.  190;  in  Wien  (Modena),  A.  ep.  M.  Ö.  III  Taf.  i.   Statue 

besonders:  Statue  im  Thermenmuseum,   Br.-Br.  in  Rom  (Colonna) E.  V.  1 132/3.    Torso  inMantua 

474,     Amelung,    Moderner   Cicerone  I    S.    458,  Ausonia    III  1909  S.  100  ß. 


I  £2  B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


»feuchten«  Chitons  in  reicherer  Ausführung  fort.  Über  die  Beziehungen  der  Aphro- 
dite Lazzaroni  zum  Rehef  (Basis  von  Rhamnus,  Erechtheion  und  GrabreHefs) 
s.  Amelung  zu  E.V.  1 169.  Von  Vasenmalereien  sind  z.  B.  Panofka,  Cabinet  Pourteles 
Taf.  16,  Mon.  Inst.  V  Tai.  XXIII,  Ann.  1868  Taf.  L,  M,  unmittelbar  zu  vergleichen. 
Daß  dieselbe  Stilisierung  in  Ton  (Winter,  Typenkatalog  II  198,  i  und  199,  2)  und 
Bronze  (z.  B.  Br.  Mus.,  Bronzes  311)  wiederkehrt,  beweist  nur,  wie  sich  die 
verschiedenen  Techniken  der  Kleinkunst  der  bequemen  Stilisierung  bemächtigen. 
Von  den  jüngeren  Verwandten  der  Genetrix  haben  die  Aphroditen  Colonna 
(E.  V.  I132)  und  Lazzaroni  (E.  V.  I169),  die  im  Kapitohnischen  Museum  (Clarac  609, 
1350),  aus  der  Sammlung  Altemps  (Clarac  410  H,  827  D)  und  der  Torso  in  Athen 
(E.  V.  1287)  zu  dem  dünnen  Chiton  das  umgelegte  Himation.  An  den 
beiden  zuerst  genannten  Aphroditen,  denen  sich  die  Statue  Doria  Pamfili  (R.  M. 
XVI  1901,  Taf.  I)  und  in  weiterer  Entfernung  die  Aphrodite  aus  Epidauros  sowie, 
von  attischen  Stilelementen  beeinflußt,  die  Hera  Borghese  mit  ihren  Verwandten 
(Arndt,  La  Glyptotheque  Ny  Carlsberg  pl.  56  ff.)  anschließen,  ist  das  Himation 
ganz  erhalten,  und  zwar  in  einer  Stilisierung,  die  in  seiner  gleichsam  feuchten  Er- 
scheinung der  Natur  widerspricht.  Auch  dies  ist  in  der  Malerei  vorgebildet,  sehen  wir 
doch  nicht  selten  auch  in  der  Vasenmalerei  den  Akt  unter  dem  Himation  ganz  oder 
teilweise  durchgeführt'),  und  auch  im  Relief  wenigstens  angedeutet,  so  in  der 
Alxenorstele  und  am  Nereidenmonument  bei  den  Männern  vor  dem  Satrapen.  Es 
braucht  aber  die  Durchsichtigkeit  des  Stoffes  nicht  notwendig  vorhanden  zu  sein. 
Auch  ruhig  stehende  Figuren  mit  hängendem  Gewand,  wie  die  Karyatiden  von  der 
Via  Appia  *)  und  in  Kairo  3),  sind  nun  in  ihrer  unwirklichen  Gewandbehandlung, 
die  schon  an  die  Artemis  Colonna  hat  denken  lassen  (Bulle  R.  M.  IX  1894  S.  159, 
Arch.  Jahrb.  XXVI  191 1   S.  36),  verständlich. 

Hier  reiht  sich  eine  Peplosstatue  an  4),  die  durch  eine  Einzelheit,  die  rund 
ohne  herabfallende  Falten  gebildete  Brust,  mit  dem  Phigaliafriese  und  Malereien  wie 
Mon.  Inst.  IX  Taf .  VI  verbunden  ist  und  in  andern  Teilen,  wie  dem  von  eng  anliegendem 
Stoff  bekleideten  linken  Bein,  der  Genetrix  ähnelt.  Die  geraden  Steilfalten  am 
rechten  Bein  können  ebensowohl  einer  plastischen  Auffassung,  wie  an  den  bronzenen 
Peplosfiguren  5) ,  wie  einer  malerisch  reliefmäßigen  Formulierung,  wie  z.  B.  an  der 
Pcnelope  des  Frieses  von  Trysa,  entstammen.  Sichtbarkeit  des  Aktes  unter  dem 
Peplos  erscheint  in  der  Vasenmalerei  auf  Lekythen  sehr  oft,  indem  der  Peplos  ton- 
grundig  gezeichnet  wird  oder  der  Akt  durch  die  dünne  Lasur  des  Gewandes  durch- 
scheint oder  gar  der  Körperkontur  mit  Weiß  auf  die  Deckfarbe  aufgesetzt  wird. 
So  darf  mit  Furtwängler  auch  die  Athena  von  Leptis  *)  in  diesen  Kreis  gezogen 
werden,  an  der  die  Falten  um  das  rechte  Bein  sich  den  gewöhnlichen,  rein   pla- 

i)  F.-R.,  Gr.  Vm.  Taf .  54  (Duris),  Taf.  71  (Hydria),  sculpture  Nr.  27  449 ;  Reinach,  R^p.stat.  IV 139, 1. 

III   S.   20   (Peithinos);    fil.   cer.    II  Taf.   XVI;  4)  Furtwängler,  Griech.  Originalstatuen  in  Venedig 

Riezler,  Weißgrundige  attische  Lekythen  Taf.  36.  S.  25  Taf.  IV,  2;  Clarac  640,  1450. 

»)  Bulle,  R.  M.  IX  1894  S.  I59ff. ;  Clarac.444,  814B;  5)  Wiegand,  71.  Berliner  Winckelraannsprogramm. 

Fr.-W.  1557.  S)  Furtwängler,  Gr.  Originalstatuen  in  Venedig  S.  6. 

3)  Edgar,  Catal.  g^nöral  du  Mus^e  du  Cairc,  Grcek  Bulle,  Schöne  Mensch  Abb.  166/7. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


153 


stischen  Gewohnheiten  nicht  fügen  wollen.  Die  Zeichnung  ist  auch  hier  als  Vorbild 
ohne  Mühe  zu  erschließen.  Endlich  fällt  an  einer  Phidiasischen  Peplosfigur  im 
Kapitolinischen  Museum  (Atrio  4,  Jones,  Sculptures  of  the  Museo  Capitolino  S.  27 
Taf.  3)  die  Einzelheit  auf,  wie  am  hnken  Bein  im  Gegensatz  zu  der  ganzen  übrigen 
Gestalt  das  Gewand  anklebt  und  in  großen  Schwungfalten  zurückweht.  Es  genügt 
nicht,  hier  Einfluß  der  Paioniosschule  festzustellen  (Amelung,  R.  M.  XVI  1901  S.  30). 
Wie  solche  Falten  entstehen  konnten,  wird  sogleich  klar,  wenn  man  ein  Vasenbild ' 


Abb.  25.     Krieger  in  Florenz. 


wie  Benndorf,  Gr.  u.  siz.  Vbb.  XV  vergleicht.  Die  Falte  am  linken  Bein  der  stehenden 
Frau  ist  mit  einem  frechen  Pinselhieb  gemalt.  Ein  Vorbild  derselben  Art  ist  an  der 
kapitolinischen  Statue  in  Stein  übertragen. 

Wenigstens  in  einem  Augenblick  der  Ruhe  zwischen  heftigen  Kampfbe- 
wegungen befindet  sich  der  Krieger  in  Florenz,  Gori,  Mus.  Flor.  Bd.  III 
Taf.  LXXVII,  Clarac  850,  2155,  Dütschcke,  III  Nr.  239  (Abb.  25):  im  Lauf  nieder- 
kniend, mit  dem  Muskelpanzer  und  bis  zu  den  Knien  reichendem  Chiton,  die  Füße 
in  Schnürsandalen  und  um  die  Brust  den  Schwertriemen.  Zu  den  hängenden  Falten 
des  Chitons  sind  am  Nereidenmonument  bei  der  stärkeren  Bewegung  der  Gestalten 
zufällig  keine  genauen  Parallelen;  aber  die  Bildung  der  Falten  mit  Graten  und  flachen 
Tälern  ist  genau  dieselbe  wie  dort.      Der  Reiter  auf  der  Grabvase  Fr.  -W.   1080, 


I  e^  B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


Conze  Taf.  218/9,  Nr.  1073,  ist  ein  weiteres  Beispiel  für  diese  Bildung  im  Relief; 
für  die  Muskelpanzer  mit  Chiton  geben  das  Nereidenmonument,  der  Fries  von  Phigalia 
(Reinach,  Reis.  I  S.  221,  5),  und  die  genannte  Grabvase,  aus  der  Vasenmalerei  der 
Amazonenkrater  von  Bologna  F.-R.  75/6  und  der  Dionysos  C.  R.  1867  Taf.  IV  Bei- 
spiele genug.  Zur  Stellung  vgl.  die  knienden  Krieger  auf  dem  Bologneser  Krater 
und  im  Westgiebel  des  Nereidenmonuments   (Reinach,  Reis.  I  S.  486,  2). 


Die  Datierung  des  Nereidendenkmals  stand  bisher  nicht  fest.  Der  Name  des 
darin  beigesetzten  Herrschers  ist  uns  durch  keine  Inschrift  gegeben,  die  belagerte 
Stadt  auf  dem  kleinen  Fries  läßt  sich  nicht  identifizieren,  denn  über  Ereignisse  dieser 
Art  schweigen  unsere  für  die  lykische  Geschichte  sehr  dürftigen  Quellen.  Den  einzigen 
Anhalt  bieten  der  Stil  und  die  verwandten  Denkmäler.  In  die  letzten  Jahrzehnte 
des  5.  Jahrhs.  wollte  es  Benndorf  setzen  (Das  Heroon  S.  231  ff.,  243).  So  auch  Treu 
(Olympia  III  S.  191).  Unsicher  war  noch  Amelung  (R.  M.  IX  1894  S.  196  Anm.  i), 
der  die  Zeit  etwa  zwischen  440  und  420  vorschlug.  Furtwängler  (Meisterwerke  220 
Anm.  4)  setzte  das  Denkmal  »höher  ins  5.  Jahrh.,  kaum  nach  440«  und  in  die  Nähe 
der  Parthenonmetopen.  Bulle  betonte  die  altertümlichen  Züge  bei  den  Nereiden  und 
das  Gebundene,  Unfreie  in  ihrer  Bewegung  (Schöne  Mensch  zu  Taf.  121)  und  wollte 
die  Datierung  bis  vor  450  hinaufgeschoben  wissen.  Diese  Datierung  läßt  sich  durch 
andere  Denkmäler  stützen,  vor  allem  durch  die  Beziehung  der  Friese  zu  den  Ama- 
zonenvasen, die  nach  den  bisher  erworbenen  Kenntnissen  über  die  Chronologie  der 
attischen  Vasenmalerei  in  die  sechziger  Jahre  des  5.  Jahrhs.  fallen  müssen  und  mit 
der  Chronologie  des  Mikon,  soweit  wir  sie  erschließen  können,  zusammengehen.  Seine 
datierbare  Tätigkeit  ist  bezeugt  für  das  Theseion,  das  man  nicht  allzuweit  von  der 
Überführung  der  Gebeine  desThescus  nach  Athen  (a.  474  v.  Chr.)  entfernen  wird,  und 
für  die  Poikile  Stoa,  die  noch  in  die  Zeit  des  kimonischen  Regiments  fallen  muß,  also 
vor  460.  Auch  die  Inschrift  aus  Olympia,  die  den  Mikon  als  Bildhauer  nennt,  zeigt 
altertümliche,  ionische  Schrift,  und  wenn  Furtwängler  (Sammlung  Somzee  Taf.  I  ff.) 
mit  Recht  den  schönen  Athleten  der  Sammlung  Somz6e  mit  der  Basis  von  Olympia 
verbindet,  so  würde  auch  sein  Stil  der  Ansetzung  in  die  sechziger  Jahre  entsprechen. 
Man  hat  sich  gewöhnt,  zwischen  der  Malerei  und  der  Verwertung  ihrer  Erfindungen 
durch  die  Plastik  einen  gewissen  Zwischenraum  anzunehmen.  Doch  ist  zu  bedenken, 
daß  dem  Besteller  eines  so  prunkvollen  Grabbaues,  wie  das  Nereidendenkmal  war, 
gewiß  nur  die  neueste  Mode  gut  genug  war.  So  meine  ich,  kommen  wir  mit  der  Da- 
tierung in  der  Tat  vor  die  Mitte  des  5.  Jahrhs.  Für  die  Chitonzeichnung  der  Nereide 
Abb.  3  wurde  die  Stele  vom  Esquilin  (Bull.  comm.  IX  1881,  Taf.  14)  verglichen.  An 
ihr  ist  das  Nackenhaar  auffällig  streng  stilisiert,  ein  Zeichen,  wie  hoch  die  Datierung 
dieser  Chitonzeichnung  hinaufgehen  darf. 

Können  wir  die  Nereiden  datieren,  muß  ihr  in  kurzem  Abstand  die  Nike  folgen, 
um    deren  Datierung    bekanntlich    zwei  Termine,    425  ')    und  gegen  450  v.  Chr., 

')  Dafür  zuletzt  Hauser,  Österr.  Jahresh.  XVII  1914  S.  77. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios.  ice 


streiten.  Der  strenge  Stil  des  Gewandes,  die  gerade  Haltung  des  Körpers,  die  ge- 
bundenen Formen  des  Hertzschen  Kopfes,  des  nächsten  Verwandten  der  Nike 
(Amelung,  R.  M.  IX  1894,  162  ff.)  mußten  es  »weitaus  glaublicher  erscheinen  lassen, 
daß  sie  bereits  um  die  Mitte  des  5.  Jahrhs.  entstanden  ist«  (Bulle,  Schöne  Mensch 
zu  Taf.  123).  Diese  Datierung  findet  eine  Stütze  in  der  strengen  Haltung  und 
Haartracht  des  ApoUon  Ince,  den  Sauer  mit  Glück  der  Paioniosnike  an  die  Seite 
gesetzt  hat  (Arch.  Jahrb.  XXI  1906,  175/6).  Dazu  passen  die  andern  Werke  der 
Schule,  zu  deren  Datierung  wir  Hilfsmittel  außer  dem  Gewandstil  haben.  So  scheint 
es  mir  sicher,  daß  die  Artemis  Colonna  mit  ihrem  noch  recht  strengen  Haupte  ziem- 
lich hoch  ins  5.  Jahrb.,  etwa  die  40er  oder  30er  Jahre,  zu  setzen  ist.  Daran  reiht 
sich  der  Tempel  von  Phigalia,  der  während  des  peloponnesischen  Krieges  geweiht 
worden  ist,  das  Heraion  von  Argos,  gebaut  nach  423  (Waldstein,  The  Argive  Hcraeum 
I  S.  118),  und  die  Nikebalustrade,  spätestens  410  geweiht  (Furtwängler,  Meister- 
werke 222;  Gricch.  Originalstatuen  28;  Keil,  Anonymus  Argentinensis  324).  Die 
späte  Datierung  der  Hegeso  und  des  Dexileos,  die  sich  aus  der  Anlage  des  Fried- 
hofs und  der  Dexileos-Inschrift  ergibt  (Brückner,  Friedhof  am  Eridanos  S.  106  und 
59),  kann  nicht  für  den  Stil  zutreffen.  Die  Steine  müssen  älter  oder  nach  älteren 
Vorlagen  gearbeitet  sein.  Die  Sirenen  vom  Dexileosgrab  stimmen  mit  der  Datierung 
ins  Jahr  394,  sind  aber  im  Stil  erheblich  jünger  als  das  Relief,  ebenso  das  Relief 
A.  M.  XXXV  1910  Taf.  12,  das  aus  demselben  Jahr  stammt. 

Auch  die  Heimat  der  von  den  xanthischen  Künstlern  wie  von  Paionios 
vertretenen  Kunst  war  bisher  nicht  sicher  erkannt  worden;  nur  ihr  ionischer  Cha- 
rakter stand  außer  Frage  (Bulle,  Schöne  Mensch  zu  Taf.  123).  Vielleicht  führt  auch 
hier  die  ältere  Malerei  weiter.  Mikon  nennt  sich  auf  der  Inschrift  aus  Olympia 
Athener;  das  kann  athenisches  Bürgerrecht,  muß  nicht  athenische  Herkunft  be- 
deuten; bezeichnet  sich  doch  der  Karer  Bryaxis  auf  den  Inschriften  als  Athener 
(Amelung,  Ausonia  III  1908,  115  Anm.).  Die  Inschrift  des  Mikon  ist  in  ionischem 
Alphabet  geschrieben,  und  schon  daraus  hat  man,  wenn  auch  nicht  mit  Sicherheit, 
auf  außergriechische  Herkunft  Mikons  geschlossen  '). 

Eine  besondere  Untersuchung  hat  ergeben,  daß  die  Helmformen,  die  zugleich 
mit  Mikon  plötzlich  in  die  attische  Vasenmalerei  eindringen,  nordischer  Herkunft, 
d.  h.  aus  den  Mützen  der  äxpoxo[Aoi  Opijixe?  entwickelt  sind  (Arch.  Jahrb.  XXVII 
1912  S.  317  ff.),  und  es  konnte  die  Vermutung  ausgesprochen  werden,  daß  Mikon 
sie  aus  seiner  künstlerischen  oder  politischen  Heimat,  dem  thrakischen  Norden,  mit- 
gebracht habe.  Ist  man  einmal  auf  dieser  Fährte,  wird  man  versucht  sein,  auch 
die  Kunst  Mikons,  Rosse  zu  malen,  und  die  berühmte  thrakische  Rossezucht  mit- 
einander in  Beziehung  zu  bringen. 

Nun  sehen  wir  die  thrakischen  Helmformen  auch  am  Nereidendenkmal,  am 
Fries  von  Phigalia  und  an  den  Metopen  von  Argos.  Der  Gedanke,  die  ganze 
Schule,  die    sich   an   das  Nereidendenkmal  anschließt,    könne   in  einer  nordischen 


')  Fränkel,    Arch.     Zeitung    1876    S.    227.    Loewy  Bildhauerinschriften    Nr.    4t.      M.    Heinemann, 

Landschaftliche  Elemente  S.  96. 

Jahrbuch  des  archäologflschen  Instituts  XXIX.  IX 


156 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


Stadt  ihre  Heimat  haben,  drängt  sich  auf  und  wird  durch  weitere  Beobachtungen 
bestätigt. 

Den  Löwen  am  Nereidendenkmal  gleicht  sowohl  die  Chimära  auf  einem  Meli- 
schen  Relief  wie  —  außer  anderen  lykischen  Löwen  und  der  Florentiner  Chimära 
—  der  Löwe  auf  einem  Relief  aus  Akanthos  in  Makedonien  (Br.-Br.  zu  Taf.  641 — 645 
Text  S.  13  f.)-  Der  Meister  Paionios  stammte  »nicht  aus  der  Pallene,  sondern  aus 
dem  ionischen  Mendc  bei  Ainos«  (Paus.  V  10,  8;  Loewy,  Bildhauerinschriften  Nr.  49). 
Wenn  man  die  Schicksale  von  Künstlern  aus  neuerer  Zeit  betrachtet,  so  wird  man 
finden,  daß  es  bei  kleinen  Verhältnissen  und  schwierigem  Verkehr  üblich  und  natürlich 
ist,  wenn  ein  kunstbegabter  junger  Mensch  bei  dem  tüchtigsten  Meister,  der  in  der 
Nähe  zu  haben  ist,  in  die  Lehre  gegeben  wird.  So  muß  man  die  Schule  des  Paionios 
an  einem  nicht  zu  weit  entfernten  Kulturort  suchen. 

Das  Nichtattische  der  Phigaliafriese  ist  immer  empfunden  worden  (Kekule, 
Griech.  Skulptur^  S.  iio).  Genaue  Parallelen  waren  schwer  anzugeben;  an  die 
olympischen  Skulpturen  erinnerte  wohl  die  ganze  Art.  Kekule  sprach  daher  mit 
sorgsam  gewähltem  Ausdruck  von  »Blutsverwandtschaft«,  aber  als  genaue  stilistische 
Ähnlichkeit  konnte  er  nur  die  Verhüllung  der  Unterschenkel  anführen.  Eine  wirk- 
liche stilistische  Verwandtschaft  findet  sich  in  einem  statuarischen  Werk,  der  Ama- 
zone Patrizzi  (Matz-Duhn  948)')  in  Zeichnung  auf  der  oben  angeführten  Ciste 
Mon.  Inst.  VI/VII  Taf.  LXI,  LXII,  und  in  Relief  auf  der  Schwertscheide  von 
Nikopol  (C.  R.  1864  Taf.  V;  Ant.  de  la  Scythie  Taf.  XXXV;  Reinach,  R6p.  Reliefs 
III  S.  497)  mit  dem  Bilde  einer  Perserschlacht.  Der  Stil  dieses  Schlachtenbildes 
hält  die  Mitte  zwischen  den  Friesen  von  Xanthos  und  Phigalia;  man  vergleiche  die 
Gruppe  des  Kriegers,  der  einen  Verwundeten  wegzieht,  auf  den  drei  Denkmälern  ^) 
Die  Bewegungen  der  Krieger  geben  der  Wildheit  der  Gestalten  von  Phigalia  wenig 
nach;  auch  der  Faltenwurf  gleicht  dem  von  Phigalia  sowohl  in  der  allgemeinen 
schwungvollen  Bewegtheit  wie  in  dem  Motiv  des  straff  gespannten  oder  hochgewehten 
Chitonsaums.  Auf  der  Schwertseite  sind  zweimal  korinthische  Helme  der  thraki- 
schen  Mützen-  und  Helmform  mit  runder,  vorn  überhängender  Spitze  angeähnelt  (A.  J. 
XXVII  1912  S.  321),  die  thrakischen  Helme  auf  dem  Fries  von  Phigalia  sind  von 

■)  Ich  benutze   die   Gelegenheit,  um  das  wichtige,  sehen,  vollkommen  dem  von  Phigalia,  sowohl  in 

jetzt  verschollene  Werk  nach  der  Zeichnung  des  der  Muskulatur  an  dem   Pferdeleib   wie   in    der 

Codex  Pighianus  (fol.  291)  abzubilden  (Beilage  i),  weicheren     Faltengebung     des    Gewandes      (s. 

die  anscheinend  treuer  ist  als  die  Zeichnung  bei  Beilage  2).     pas   Motiv   kommt  noch  am  Fries 

De    Cavalleriis,    Antiquarum    statuarum    urbis  des  Athena-Nike-Tempels  (Overbeck,  Gr.  Plastik 

Romae  2  Vol.  II44;  Reinach,  R6p.  stat.  II  326,  I.  Tafel   zu  S.  483  Platte  o)   und   auf  der  unter- 

Die  Statue  gleicht  im  Motiv  dem  absteigenden  italischen  Vase  Mon.  Inst.  X  28  wieder  vor,  auf  die 

Reiter  auf  dem  xanthischen  Fries  Reinach,  Rdp.  Matz  und  v.  Duhn  hingewiesen  haben.   Auch  das 

Reis.  I  473  E  (s.  Beilage  2);  auch  die  Art,  wie  zusammenstürzende   Roß   mit   dem   Perser   auf 

das  Gewand  sich  gelockert  hat  und  von  der  Schul-  der    Schwertscheide   von   Nikopol   (Rein.,   R^p. 

ter   herabhängt,    kommt  in  Xanthos  öfter  vor.  Reis.  III  497)  hat  eine  ähnliche  Bewegung. 
Der  Stil  der  Statue  ist  aber  nicht  so  großflächig        ')  Xanthos:  Reinach,  R^p.  Reis.  I  S.  475,  Q.    Phi- 

wie  der  von  Xanthos,   sondern  gleicht,  wenn  wir  galia,  ebenda  S.  222,  9  und  17.    Schwertscheide 

durch  die  kleinliche  Art  des  Zeichners  hindurch-  von  Nikopol,  Reinach,  Reis.  III,  497 ;  vgl.  Trysa: 


ebenda  I  S.  452,  2.  458,  3.  463,  4. 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  191 4. 


Beilage   i    zu  Seite   1 56. 


Amazone  Patrizzi  (nach  der  Zeichnung  des  Codex  Pighianus). 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  19 14. 


Beilage  2  zu  Seite   156. 


Vom  Fries  des  Nereidendenkmals. 


Vom  Fries  aus  Phigalia. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios.  icy 


besonders  reiner  Form  (A.  J.  XXVII  1912  S.  332,  335).  Fr.  Hauser  (Neuattische 
Reliefs  S.  126)  hat  die  Vermutung  ausgesprochen,  die  südrussischen  Goldwaren 
möchten  von  Kyzikos  importiert  sein.  Seine  Gründe  waren  der  unattische,  ionisch 
weiche  Stil,  die  Legierung  des  Goldes  mit  Silber,  wie  an  den  kleinasiatischcn  Elektron- 
münzen, die  kleinasiatische  Prüderie  in  den  Darstellungen  und  zumal  die  Überein- 
stimmung des  Stils  mit  Münzen  von  Kyzikus,  dessen  Handelsbeziehungen  mit  Süd- 
rußland  durch  kyzikenischc  Statere  aus  der  Gegend  von  Kertsch  erwiesen  sind. 
Ebendahin  weist  der  Stil  des  Fhigaliafriescs.  So  hat  die  Gruppe  Reinach,  Rep.  des 
Reliefs  I  S.  221,  i  mit  dem  in  die  Knie  gesunkenen  Kentauren  die  größte  Ähnlichkeit 
im  Stil  und  Motiv  mit  einer  kyzikenischen  Münze  (v.  Fritze,  Nomisma  VII  1912 
Taf.  V,  18),  die  zu  v.  Fritzes  dritter  Gruppe,  also  in  die  Phidiasische  Zeit  ge- 
hört. Auch  die  bärtigen  Köpfe  auf  etwas  jüngeren  kyzikenischen  Münzen  aus  der 
vierten  v.  Fritzeschen  Gruppe  lassen  sich  noch  mit  den  Kentaurenköpfen  von 
Phigaha  vergleichen  (Nomisma  VII  1912  Taf.  V,  30 — 33).  Nun  findet  sich  in 
Phigalia  eine  wichtige  Einzelheit.  Der  Wagen,  auf  dem  Artemis  in  den  Kampf 
zieht,  wird  von  Damhirschen  gezogen.  Diese  Tiere  sind  zwar  in  ganz  Kleinasien 
heimisch,  aber  im  besonderen  müssen  sie  auf  Prokonnesos  zu  Hause  gewesen  sein, 
das  ihnen  den  Namen  und  das  redende  Münzbild  verdankt.  Damhirschköpfe  als 
Schmuckstücke  erscheinen  unter  südrussischen  Goldsachen  z.  B.  Ant.  Bosph.  Cimm. 
XXIV  17,  XXXII  II,  und  eine  ganze  Damwildjagd  auf  der  Silbervase  Ant.  Bosph. 
Cimm.  XLII.  Ein  Damhirschkopf  wird  von  einem  Greif  zerfleischt  auf  der 
Schwertscheide  von  Nikopol  C.  R.  1864  Taf.  5,  Ant.  de  la  Scythie  1866  Taf.  35, 
deren  Beziehung  zu  lonien  und  im  besonderen  zu  Kyzikos  schon  erwähnt  wurde. 
Das  Tier  findet  sich  nun  öfter  in  dem  Kreis  der  hier  behandelten  Kunst.  So 
bildet  ein  Damwildkopf  auch  den  Behälter  bei  dem  Tarentiner  Rhyton,  das  sich 
jetzt  in  Triest  befindet  und  Österr.  Jahresh.  V  1902  S.  124  ff.  von  Winter  mit 
ionischen  Werken  des  5.  Jahrhs.  verglichen  worden  ist.  Die  Parallelen,  die  Winter 
später  (Österr.  Jahresh.  VI  1903,  Beiblatt  S.  62)  mit  Tarentiner  Terrakotten  zog, 
um  zu  erweisen,  daß  das  Rhyton  vielleicht  in  Tarcnt  verfertigt  sei,  wirken  nicht  so 
überzeugend,  doch  werden  auch  sie  recht  behalten,  sind  doch  die  Ursprünge  der 
unteritalischen  Kunst  ebensosehr  in  lonien  wie  in  Attika  zu  suchen  ').  Wir  sehen 
nun  auf  dem  Rhyton  die  wehenden  Falten,  den  geschwungenen  Saum,  den  am  Grunde 
ausgebreiteten  Mantel  der  Athena  und  bei  dem  gelagerten  Liebespaar  die  gespreizten 
Hände  wie  bei  den  großen  Kampffriesen,  zumal  Phigalia,  so  daß  der  ionische  Ur- 
sprung und  die  Verwandtschaft  mit  der  Nereiden-Paioniosgruppe  in  der  Tat  kaum 
zweifelhaft  sein  kann.  Ein  nahestehendes  Kunstwerk,  das  Silberrhyton  in  St.  Peters- 
burg, Ant.  du  Bosphore  Taf.  36,  Reinach,  Rep.  Reis.  III  S.  496  ist  wieder  in  Süd- 
rußland, in  Pantikapaion,  gefunden  worden.  Ein  Damhirsch  steht  auch  neben  der 
Artemis  auf  dem  antoninischen  Medaillon  (oben  Abb.  17),  deren  mutmaßliches 
Vorbild  wir  mit  unter  den  Statuen  aufgeführt  haben;  einen  Damhirsch  reitet  Artemis 
auf  der  Perservase,  Mon.  Inst.  IX  Taf.  L,  LI,  die  im  Stil  wie  die  anderen  tarentiner 


■)  Watzinger,  De  vasculis  Tarentinis  S.  27/28. 

13* 


158  B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


Vasen  den  Stil  jener  Malerei  fortsetzt,  die  wir  hier  für  die  Plastik  des  5.  Jahrhs.  als 
Vorbild  annehmen. 

Auf  dem  oben  angeführten  Relief  aus  Larymna  (Arch.  Jahrb.  XXVIII  191 3, 
Taf.  27)  ist  ein  Widderopfer  dargestellt,  das  von  dem  Herausgeber  A.  Rodenwaldt  mit 
Wahrscheinlichkeit  auf  den  Kabirenkult  bezogen  wird.  Als  nächste  Parallele  dienen  ihm 
hierbei  Münzen  von  Gela  und  Kyzikos  (NomismaVII  191 2  Taf.  V,  4,  S.  12;  Rodenwaldt, 
Abb.  7),  und  dies  Bild  auf  den  Münzen  von  Kyzikos  ist  in  religiöser  Hinsicht  mit 
Nachrichten  und  Monumenten  zu  verbinden,  die  aus  dem  Gebiet  rund  um  Kyzikos, 
aus  Thrakien  bis  nach  Pergamon,  stammen.  Von  dorther  ist  also  auch  die  Vorlage 
des  Reliefs  von  Larymna  herzuleiten.  Die  Nikebalustrade  ist  in  einigen  Motiven, 
der  Führung  und  Tötung  des  Opfertiers,  durch  das  pergamenische  Relief  Amtl. 
Berichte  d.  Kgl.  Preuß.  Kunstsammlungen  XXXII  191 1,  Nr.  11  S.  242,  hier  Abb.  28, 
und  durch  das  melische  Relief  Schöne,  Gr.  Reliefs  Taf.  XXXI  Nr.  126,  im  Stil  durch 
die  Reliefs  von  Phigalia  und  Argos  vorbereitet;  in  der  attischen  Kunst  fehlt  es  an 
Vorläufern.  Außer  den  oben  zum  Vergleich  herangezogenen  Malereien  finden  sich 
schlagende  Analogien  nur  auf  den  Münzen  von  Kyzikos  (von  Fritze,  a.  a.  O.  Taf.  VI, 
13;  VI,  28;  Taf.  V,  2),  und  nach  Kyzikos  scheinen  auch  ihre  inhaltlichen  Beziehungen 
zu  weisen.  »So  halte  ich  denn  auch  jetzt  noch  fest  an  den  von  Kekule  früher  ver- 
muteten Beziehungen  der  Geländerreliefs  auf  Alkibiades'  hellespontische  Siegestaten« 
(A.  Michaelis,  Athen.  Mitt.  XIV  1889  S.  364  ff.),  d.  h.  in  erster  Linie  die  See-  und 
Landschlacht  bei  Kyzikos.  Der  Nachricht,  daß  die  Kyzikener  den  Alkibiades  mit 
Opferticrcn  versorgten  (Athenaeus  XII  534;  Hasluck,  Kyzikos  S.  167),  mag  man 
sich  wohl  bei  der  Darstellung  der  opfernden  Niken  erinnern.  Wie  eine  jüngere  Weiter- 
bildung des  Berliner  Nymphenreliefs  mutet  ein  Relief  aus  Gallipoli  an,  dem  alten 
Kallipolis  am  Bosporus  ').  Es  ist  aus  weißem,  grobkörnigem  Marmor  und  verrät  in 
den  breit  wallenden  Rockfalten  der  Nymphen  das  gemeinsame  Kennzeichen  der  im 
Abschnitt  II  zusammengestellten  Werke.  Der  Typus  des  in  attischer  Kunst  nicht 
heimischen  Dexileosreliefs  erscheint  im  3.  Jahrh.  wieder  auf  einem'  Reitergrabstein 
aus  Abdera  (B.  C.  H.  1913  S.  I19),  der  dann  weiter  zu  den  Typen  der  rheinischen 
Reitergrabsteine  führt  (Rom. -Germ.  Korr.-Bl.   1914  S.  37). 

In  dieselbe  Gegend  weisen  die  statuarischen  Denkmäler.  Die  Nike  des  Paionios 
hat  mit  keiner  Nikedarstellung  des  5.  Jahrhs.  soviel  Verwandtschaft  wie  mit  der 
kyzikenischen  Münze  Nomisma  VII  Taf.  V,  i.  Auf  den  Kyzikenern  unterscheiden 
sich  Typen,  die  nur  als  Münzstempel  brauchbar  und  dafür  gemacht  sind,  von  den 
Typen,  die  von  größeren  Reliefs  oder  malerischen  Darstellungen  abhängen  (z.  B. 
V.  Fritze,  a.  a.  O.  Taf.  V  5,  6,  18,  Taf.  VI  18,  19,  20,  28)  oder  statuarische  Werke  nach- 
bilden (z.  B.  Taf.  IV  5,  6,  32,  33,  36,  Taf.  V  12,  Taf.  VI  12,  15,  18,  22).  Zu  diesen 
letzten  gehört  die  Nike  Taf.  V  i,  die  wie  nach  einer  Rundplastik  in  Seitenansicht 
abgebildet  und  vom  Stempelschneider  durch  den  schlechten  linken  Flügel  entstellt 
erscheint.     Diese  Plastik  würde  der  Paioniosnike  zeitlich  nur  um  ein  geringes  nach- 

■)  Arch.   ep.  Mitt.  Ost.  I  1 877  Taf.  i.    v.  Schneider,  Album  Taf.   11,  S.  5.    Reinach,  Reis.   II  S.  142. 

Als  Fundort  gilt  auch  Lampsakus. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios.  i  cg 


stehen.  Die  Artemis  Colonna  mit  ihrem  eigenartigen  Motiv,  wie  sie  mit  vorgestreck- 
ten Armen  vorwärts  läuft,  gleicht  den  zum  größten  Teil  nordgricchischen  Darstel- 
lungen, auf  denen  Artemis  erscheint,  laufend  im  langen,  vom  Winde  zurückgeschla- 
genen Gewand,  in  den  Händen  lange  Fackeln  (Kyzikos:  v.  Fritze  a.  a.  O.  Taf.  VI,  I2; 
Stater  (Demeter?).  Brit.  Mus.  Cat.  of  coins,  MysiaXV,  4;  XIII,  8;  XII,  12;  XI,  7  auf 
dem  Altarbau,  cf.  Studniczka,  Österr.  Jahresh.  VI  1903  S.  126.  Apameia:  Brit.  Mus. 
Cat.  of  coins,  Pontus  XXV,  12.  Prusa:  ebenda  XXXV,  5  und  8.  Parium:  Cat.  of 
coins,  Mysia  XXII,  14.  Zum  Typus  vgl.  ferner  die  Reliefs  von  Thespiae,  E.V.  1303 
und  Thasos,  Conze,  Reisen  auf  den  Inseln  des  thrak.  Meeres  Taf.  X.  Zum  Typus 
des  Kopfes  vgl.  Cat.  of  coins,  Mysia  VIII,  8.)  Die  Artemisstatuettc  der  Sammlung 
von  Gans  wurde  oben  mit  Darstellungen  der  fiiXofX'^?  Bendis  verglichen;  die  auf  thraki- 
schem  Gebiet  gefundene  Bronzestatuette  Taf.  IX  schien  uns  einen  ungriechischen, 
vielleicht  thrakischen  Gott  darzustellen.  Aus  Makedonien  stammt  die  ihr  verwandte 
Statuette  des  Louvre,  De  Ridder,  Les  Bronzes  Nr.  488.  Der  lange,  über  die 
Knie  reichende  Chiton,  den  der  Gott  wie  die  Krieger  am  Nereidenmonument  und 
auf  dem  Florentiner  Stamnos  Nr.  1973  (4004)  Abb.  4  trägt,  ist  auch  dem  Dionysos  in 
der  Vasenmalerei  eigen  •)  und  als  thrakische  Tracht  bei  dem  Trabanten  des  Midas, 
Ann.  1844  tav.  H,  sowie  bei  der  tätowierten  laufenden  Mänade  auf  dem  Münchener 
Krater  Nr.  2379  erkennbar.  Es  ist  der  Bassara  genannte  thrakische  Chiton  irooijpr/s 
itoixiXos  (Etymologicum  magnum  p.  191,   5)  ^). 

Die  Genetrix  ist  schon  in  griechischer  Zeit  in  Tonstatuetten  nachgebildet 
worden,  die  in  Myrina,  Aegae,  Amisus  und  in  der  Troas  gefunden  worden  sind. 
(Winter,  Typenkatalog  II  S.  214).  Die  Rätsel,  die  das  Werk  aufgibt,  werden  weder 
durch  die  Reihe  der  nahe  verwandten  Werke  noch  durch  die  bekannte,  bald  abgelehnte, 
bald  angenommene  Hypothese  von  der  Urheberschaft  des  Alkamenes  gelöst.  Ohne 
uns  für  oder  gegen  Alkamenes  zu  entscheiden,  wollen  wir  doch  auf  die  eine  Über- 
lieferung, er  stamme  von  Lemnos,  hinweisen.  Auch  von  dem  Typus  der  Aphrodite 
Lazzaroni  (E.  V.  I169)  ist  in  Myrina  eine  Terrakotta-Nachbildung  gefunden  worden 
(Furtwängler,  Meisterwerke  Abb.  126). 

Im  In-Tepe  bei  Troja  ist  eine  schöne  Terrakottagruppe  zweier  Tänzerinnen 
gefunden  3),  die  die  Fortbildung  des  ionischen  Gewandstils  »in  seinem  Heimatlande« 
zeigt,  in  einer  Weise,  die  die  »Herbheiten  der  Nereiden  überwunden«  hat,  aber  die 
»Freude  am  phantasievollen,  dekorativen  Schwung«  beibehalten  hat.  Auf  der  Basis 
vonPuteoli,  Br.-Br.  575,  ist  eine  Anzahl  von  Städten  durch  statuarische  Typen  darge- 
stellt, deren  verschiedener  Charakter  zeigt,  daß  ihre  Vorbilder  bestimmte  Beziehungen 
zu  den  betreffenden  Städten  hatten.     Unter  ihnen  fällt  die  Darstellung  von  Aegae 

')  Amelung,  P.-W.  s.  v.  Chiton  S.  2333;  Gaz.  arch-  ihn  De  Ridder,  Vases  peints  de  la  Bibl.  Nat.  II 

1879  Taf.  15;    Röscher,  Lexikon  I  Sp.  1108.  S.  348  Abb.  79  Nr.  456,  und  die  geometrischen 

^)  Auch  die   »barbarische  Tracht«  des  faltenlosen,  Ornamente  auf  den  Kitteln  gleichen  denen  der 

gemusterten   Kittels,   der  mit   der  großfigurigen  großen   thrakischen   Reitermäntel   (Furtwängler, 

Vasenmalerei  aufkommt  (F. -R.,  Gr.  Vm.  IS.  130  50.   Berliner  Winckelmannsprogramm  S.   158.) 

zu  Taf.  26/7)  ist  thrakisch.     Eine  Mänade  trägt  3)  Rev.  arch.  i89iTaf.VIII;Winter,TypenkatalogII, 


145,  6;  Bulle,  Schöne  Mensch  S.  264  zu  Abb.  58. 


l5o  B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


auf,  die  sich  ebenso  von  den  übrigen  Typen  unterscheidet,  wie  sie  den  hier  behandelten 
schreitend -hüpfenden  Gestalten  mit  dem  wehenden  Kleid  ähnelt.  Aegae  liegt  in  der 
Troas,  unweit  Myrina,  auf  mysischem  Gebiet.  So  konnte  auch  in  der  weiblichen  Figur 
auf  dem  Dresdener  Schauspielerrelief  die  Personifikation  einer  kleinasiatischen  Stadt 
oder  Phyle  erkannt  werden  '). 

Fassen  wir  alle  diese  Indizien  —  lokale,  ethnographische  und  zoologische  — 
zusammen,  so  umschreiben  wir  damit  die  nordöstliche  Ecke  des  ägäischen  Gebietes. 
Von  allen  Ortschaften  aber  war  keine  so  oft  zu  nennen  wie  das  reiche,  prächtige,  von 
Marmor  erbaute  und  mit  Marmor  befestigte  Kyzikos.  In  seiner  nächsten  Nähe  liegen 
ergiebige  Steinbrüche.  Prokonnesos  lieferte  einen  Marmor,  dessen  Verwendung  für 
das  Altertum  wiederholt  bezeugt  ist  ^).  Auf  eine  marmorreiche  Gegend  ließen 
schon  all  diese  besprochenen  Skulpturen  schließen,  mit  ihrer  Virtuosität  der 
Meißelführung,  die  sich  nur  an  einem  wohlfeilen  Material  erlernen  läßt.  Zu  dem 
Nachweis,  daß  die  Originale  unter  ihnen  auch  wirklich  aus  Kyzikos  selbst  stammen, 
reichen  leider  die  vorhandenen  Nachrichten  nicht  aus.  Doch  ist  zu  bemerken,  daß 
am  Nereidenmonument,  das  aus  ,,parischem  Marmor«  sein  soll  (Smith,  Cat.  of  sc. 
Bd.  II  S.  7)  die  Platten  jede  mit  einer  in  sich  abgeschlossenen  Darstellung  geschmückt 
ist  (Smith,  Cat.  II  S.  11,  19,  27).  Zu  den  Phigaliaskulpturen  bemerkt  Kekule  von 
Stradonitz  (Gr.  Skulptur^  S.  117):  »Die  einzelnen  Friesplatten  enthalten  stets  in  sich 
abgeschlossene  Gruppen  und  Gestalten,  die  nirgends  auf  eine  benachbarte  Platte 
übergreifen.  So  gerät  man  leicht  auf  die  Vermutung,  daß  sie  auswärts  fertiggestellt 
und  fertig  nach  Bassai  gebracht  worden  seien«.  Die  Bemerkung  des  Katalogs,  der 
Marmor  sei  »probably  obtained  in  the  neighbourhood«,  ist  dagegen  eine  unbegründete 
Vermutung.  Die  Nike  des  Paionios  ist  von  »großkristallinischem  Inselmarmor« 
(Lepsius,  Marmorstudien  S.  106  Nr.  374)  3).  Die  Skulpturen  von  Trysa  sind  aus 
Kalkstein,  kommen  also  hier  nicht  in  Frage.  Die  Skulpturen  von  Argos  sollen  von 
parischem  Marmor  (Waldstein,  The  Argive  Heraeum  I  S.  146  Anm.- 1),  die  der  Nike- 
balustrade von  pentelischem  Marmor  sein  (Kekule,  Balustrade  S.  20);  es  sei  jedoch 
auf  die  Bemerkung  von  Lepsius  hingewiesen,  er  habe  in  Phigalia  und  Olympia 
Werkstücke  weißen  Marmors  gesehen,  der  einen  Stich  ins  Hellgraue  und  längliche 
Kristalle  hat  und  den  er  für  »Inselmarmor«  hielt  (Marmorstudien  S.  57).  Nach 
der  Beschreibung  könnten  diese  Stücke  von  prokonnesischem  Marmor  sein. 

Mag  also  hier  unsere  Aufzählung  von  Indizien  mit  einer  Frage  schließen,  deren 
Beantwortung  einen  Marmorkenner  erfordert,  so  glaube  ich  doch,  genügt  das  Übrige, 
um  als  Heimstätte  der  Paioniosschule  Kyzikos  anzunehmen,  auch  wenn  in 
unserer  Literatur  eine  Schule  von  Kyzikos  nicht  ausdrücklich  genannt  wird. 

So  kommen  wir  endlieh  dazu,  der  letzten  Ursache  für  die  effektvolle  Anwen- 
dung des  malerischen  Gewandstils  zur  Darstellung  von  Bewegung  nachzuspüren. 

')  M.     Bieber,     Das    Dresdner     Schauspielerrelief,  3)  Das  Material  des  »Hertzschen  Kopfes«  (R.  M. 

Tafel  und  S.  13;  zum  Gewandstil  s.  S.  85.  IX  1894  Taf.  VII.    v.  Duhn,  Heidelb.  Abgüsse 

')  Blümner,  Technologie  III  S.  36.    Marquard,  Cy-  Nr.    189),   bläulicher   Marmor   mit   sehr   kleinen 

zicus  und  sein  Gebiet  S.  34.  Strzygowski,  Orient  Kristallen,  würde  wichtig  sein,  wenn  der  Kopf 

oder  Rom  S.  54.     Hasluck,  Cyzicus  S.  30.  sicher   Original   und    nicht    Kopie   wäre. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios.  jgl 


Immer  ist,  wenn  man  diese  Gewänder  kennzeichnen  wollte,  von  der  Wirkung 
der  Luft,  des  frischen  Seewindes  gesprochen  worden,  der  so  den  Stoff  eng  an  den 
Leib  preßte  und  die  Falten  beweglich  flattern  ließe.  Es  kann  als  ausgemacht  gelten, 
daß  auf  die  Vorliebe  für  solche  fliegenden  Gewänder  keine  Schule  verfallen  konnte, 
die  im  Binnenlande,  etwa  in  Argos  oder  Athen,  arbeitete'),  und  daß  der  gewohnte 
Anblick  wehender  Gewänder  die  Vorstellungskraft  der  Künstler  mit  solchen  ge- 
schwungenen Faltenmotiven  erfüllen  und  ihre  Hand  führen  mußte.  So  dürfen  wir 
uns  mit  Fug  des  Nordwindes  erinnern,  der  immer  um  die  »frigida  Cyzicus«  tost  ^). 
Das  Kunstmittel  der  zeichnerischen  Darstellung  durchsichtigen  Gewandes  ist  älter 
als  das  Nereidenmonument  und  der  Malerei  und  dem  älteren  plastischen  Kunst- 
gewerbe, wie  an  den  melischen  Reliefs  ersichtlich,  vertraut.  Aber  es  mußte  die  Be- 
obachtung des  Lebens  und  der  Natur  hinzukommen,  um  dem  Kunstmittel  seine 
ganze  Wirkungskraft  zu  erschließen,  die  nur  leider  bald  in  Manier  entarten  sollte. 
Dieser  Ausgleich  von  Stil  und  Natur  wurde  zuerst  von  Malern  gefunden  und  dann 
sogleich  von  den  Bildhauern  übernommen,  die  zu  seiner  Ausführung  in  runder 
Plastik  natürlich  der  körperlichen  Natur  nicht  entraten  konnten,  sich  ihrer  aber  nur 
in  idealer  Läuterung  im  Erinnerungsbild  bedienten.  So  wäre  es  also  falsch,  den 
Stil  »malerisch«  oder  »plastisch«  mit  einseitiger  Betonung  zu  nennen.  Die 
Schwesterkünste  haben  gleichen  Teil  an  der  Schaffung  des  Stils  und  an  dem 
Gleichmaß  von  Idealismus  und  Natur,  das  die  älteren  Leistungen  der  Schule,  vor 
allem  die  Nike  des  Paionios,  in  die  Reihe  der  unvergänglichen  Kunstwerke  stellt. 

VL 

Außer  den  prächtigen  Münzen  sind  Werke  sicher  kyzikenischer  Herkunft  selten. 
Für  das  kyzikenische  Kunstschaffen  in  archaischer  Zeit  zeugen  die  Reliefs  Annual 
of  the  Brit.  School  VIII  1901/2  Taf.  IV  (Herakles;  Stier  und  Löwen)  und  B.  C.  H. 
XXXIII  1909  Taf.  7,  Reinach,  Reis.  II  S.  176,  3,  Roschcrs  Lexikon  unter  Gryps 
S.  1767  (Wagenrennen),  für  das  5.  Jahrh.  außer  Androkydes,  dem  Zeitgenossen  und 
Nebenbuhler  des  Zeuxis  und  Parrhasios,  authentisch  nur  noch  ein  statuarisches  Werk, 
das  aus  Kyzikos  stammt,  jetzt  dem  Britischen  Museum  gehört  und  hier  (Taf.  10) 
mit  gütiger  Erlaubnis  von  Herrn  A.  H.  Smith  abgebildet  wird  3).  Seine  hohe  Schön- 
heit bedarf  keines  Lobes.  Erhalten  ist  der  Torso  bis  auf  den  Kopf,  beide  Unter- 
schenkel, den  ganzen  rechten  Arm  und  den  unteren  Teil  des  linken.  Der  rechte  Arm 
war  hoch  erhoben  und  scheint  sich  auf  einen  Stab  gestützt  zu  haben,  der  linke  war 
im  Ellenbogen  vorgestreckt.  An  den  Hüften  sitzen  Reste  von  Stegen,  die  den  Rumpf 
mit  dem  linken  Arm  und  dem  Attribut  der  Rechten  verbunden  hatten.  Ferner  sind 
beide  Füße  mit  einem  Stück  der  eigentümlich  geformten  Plinthe  erhalten  (Abb.  26). 
Die  Füße  stehen  auf  einem  scharfkantigen  Gegenstande,  der  im  Londoner  Katalog  als 
Schiffsvorderteil  erklärt  wird;  hinten  steigt  die  Phnthe  wie  Erdreich  an,  vorn  scheinen 

')  B.  Sauer,  Die  griechische  Kunst  und  das  Meer.  son,    Reisen    und    Forschungen    im    westlichen 

N.  Jahrb.  f.  Altert. -Wiss.  XV  1912  Nr.  7  S.  482.  Kleinasien  S.  50. 

»)  H.  V.  Moltke,  Briefe.   Ges.  Schriften  Bd.  8  S.  59.  3)  Smith,  Cat.  of  sc.  1538.     Reinach,  Rep.  stat.  II 

Th.  Wiegand,  Athen.  Mitt.  1904  S.  294.    Philipp-  30,  5. 


l62 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


Wellen  heranzuspülen.  Neben  dem  linken  Fuß  ist  der  Rest  einer  Stütze  sichtbar,  ob 
von  einem  Delphin,  wie  der  Katalog  angibt,  kann  ich  nicht  entscheiden.  Die  Wellen 
genügen  wohl,  um  die  Benennung  »Poseidon«  zu  rechtfertigen.  Der  hohe  Gegenstand, 
auf  den  sich  die  Linke  stützt,  wird  also  ein  Dreizack  gewesen  sein;  die  ausgestreckte 
Rechte  wird  einen  Delphin  oder  Thunfisch  gehalten  haben  ').  Der  Torso  wird  im 
Katalog  in  hellenistische  Zeit  gesetzt.  In  das  5-  Jahrh.  weisen  jedoch  die,  wenn  auch 
ausgebildeten,  so  doch  nicht  in  hellenistischer  Weise  übertriebenen  Muskeln,  die 
ruhige  Haltung  und  Einzelformen,  wie  die  streng  in  fein  ziselierten  Löckchen 
gebildeten  Schamhaare.  Die  Haltung  des  Körpers  mit  dem  hohen  Aufstützen  der 
einen  Hand  ist  im  5.  Jahrh.  nicht  ungewöhnlich  ').  Der  Stil  des  Torsos  ist  ganz  ver- 
schieden von  argivischen  oder  attischen  Akten.  Zu  vergleichen  sind  ionische 
Werke:  der  Apollo  von  Ince  Blundell  Hall  (Sauer,  Arch.  Jahrb.  XXI  1906  S.  163  ff.), 

mit    dem   er   auch    den   unentschiedenen 

Stand  auf  beiden  gleichmäßig  belasteten 
Beinen  gemein  hat,  die  nackten  Krieger 
am  großen  Fries  und  der  Jüngjingstorso 
vom  xanthischcn  Nereidendenkmal,  der 
Boreas  des  Akroters  vonDelos,  also  lauter 
Werke  aus  dem  oben  behandelten  Kreise. 
Nahe  verwandt  ist  auch  das  wertvolle 
Bruchstück  in  Sevilla,  E.  V.  1830,  hier 
Abb.  27:  ein  Mann,  der  am  Boden  halb 
sitzt,  halb  liegt  und  sich  mit  dem  Arm 
auf  den  Boden  stützt,  ähnlich  dem  am 
Boden  ruhenden  Heros  auf  dem  Marathon- 
bild des  Pariser  Niobidenkraters  (F.-R. 
Gr.  Vm.  Taf.  108)  und  dem  Aktaion 
auf  dem  Krater  F.-R.,  Gr.  Vm.  Taf.  115.  Die  Chlamys  über  dem  linken  Arm  und 
hinter  dem  Körper  verrät  namentlich  in  dem  Stück  im  Hintergrund  genau  die  Auf- 
fassung wie  am  Nereidendenkmal  mit  den  wenigen  hochstehenden  Graten  über 
flachen  Tälern.  In  dem  Motiv,  wie  die  vordere  Hälfte  der  Chlamys  über  die 
linke  Schulter  zurückgeschlagen  ist,  ähnelt  das  Werk  dem  Neapler  Adonis  (Br.-Br. 
334,  Clarac  865,  2203),  dessen  Chlamys  ganz  ebenso  stilisiert  ist,  dessen  weiche 
Körperformen  aber  eine  jüngere  Datierung  verlangen.  Ferner  gehören  hierher  der 
Kapaneus  Albani  (Br.-Br.  607)  und  die  Stele  von  Pella  in  Konstantinopel,  an  der 
im  Akt  namentlich  eine  ungewöhnliche  Einzelheit,  die  tiefe  Delle  unterhalb  des  Brust- 
beins mit  dem  Torso  aus  Kyzikos  zu  vergleichen  ist  3).  Diese  Stele  sieht  auch  dem 
ApoUon  von  Ince  Blundell  Hall  im  Profil  so  ähnlich,   daß  man  sie  dem  Kreis  des 


Abb.   26.     Fuße  des  Torsos  aus  Kyzikos. 


')  Vgl.  die  Münze  von  Kyzikos,  Brit.  Mus.  Cat.  of 
coins,  Mysia  PI.  XI,  8;  Relief  im  Vatikan,  Ame- 
lung,  Katalog  II  Taf.   15. 

')  Athena  in  Madrid,  E.  V.   1508/09.     Br.-Br.   502 


links.    Reinach  IV  165,  6.     Torso  in  Sevilla,  E. 
V.  1810  u.  a.  m. 
3)  Fr.-W.  37;  Mendel,  Cat.  des  Sculptures  du  Mus^e 
Ottoman  I   S.   132  Nr.  39.     Rodenwaldt,  Arch. 


Jahrb.  XXVIII  1913  S.  318. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


163 


Paionios  einreihen  möchte.  Von  jüngeren  Werken  schließt  sich  der  Ares  Borghcse  an, 
dessen  Helm  unter  den  thrakischen  Helmen,  Arch.  Jahrb.  XXVH  1912  S.  322,  Form  7, 
hätte  aufgezählt  werden  müssen  und  somit  wieder  in  die  nordische  Gegend  weist. 
Ebendahin  führt  uns  eine  Reihe  älterer  Werke,  die  dem  Torso  nahe  stehen,  die 
Gruppe  der  Tyrannenmörder  und  die  selinuntischen  Metopen  des  Tempels  E,  zumal 
der  sitzende  Zeus  der  Zeus-Hera-Metope.    Diese  Metopen  sind  jüngst  durch  die  Ver- 


Abb.  27.     Torso  in  Sevilla. 

wandtschaft   des  Zeuskopfes  mit   dem   Aristogeitonkopf  des    Britischen   Museums, 
Arch.  Jahrb.  XXVHI   1913   S.  26  ff.  '),    in  eine  noch  engere  Verbindung  mit   den 


I)  Auf  eine  dritte  Replik  (Herme)  dieses  Kopfes 
im  Neapler  Museum  hat  mich  L.  Curtius  freund- 
lich hingewiesen.  Diese  Herme  ist  besser  als  der 
»Pherekydes«,  aber  schlechter  als  das  Londoner 
Exemplar,  von  dem  sie  in  wesentlichen  Einzel- 
heiten abweicht.  Eine  —  wenn  auch  schwache  — 
Stütze  meiner  Deutung  des  Londoner  Kopfes 
sehe  ich  in  einer  Doppelherme  des  Britischen 
Museums  (Ancient  Marbles  H  Taf.  XVH,  Müller- 

die   sie  vollends 


Wieseler  Taf.  XXXVI,  429,  Catalogue  of  sc. 
1623).  In  ihr  ist  ein  bärtiger  Kopf,  an  dem  die 
Bartlocken  genau  in  derselben  Art  wie  am  Phere- 
kydes  gebildet  sind,  mit  einem  jugendlichen 
Kopf  verbunden,  der  trotz  aller  Verflachung 
noch  ein  Vorbild  strengen  Stils  von  der  Art 
des  Harmodios  verrät.  Auf  die  beiden  künst- 
lerisch völlig  wertlosen  Köpfe  ist  dann  eine 
konventionelle  archaisierende  Haarfrisur  gestülpt, 
unkenntlich  macht. 


104  B-  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


Tyrannenmördern  gesetzt  worden,  als  es  früher  schon  auf  Grund  der  Akte  und 
Stellungen  usw.  möglich  war ').  Nun  scheint  mir  aber  der  Zusammenhang  der 
Tyrannenmörder  nicht  nur  mit  manchen  Gestalten  der  Amazonenvasen  (Hauser, 
F.-R.,  Gr.  Vm.  II  S.  322),  sondern  vor  allem  mit  dem  Apollon  auf  dem  Niobiden- 
krater  unverkennbar.  Die  Niobidentötung  ist  von  dem  Maler  auf  die  Rückseite 
des  Gefäßes  und  mit  weniger  Sorgfalt  als  die  Hauptseite  mit  der  »aktuellen« 
Darstellung  der  Marathonschlacht  gemalt.  Sie  verrät  aber  dieselbe  Schule  wie 
jenes  Bild,  nur  auf  etwas  älterer  Stufe  (M.  Heinemann,  Landschafthche  Elemente 
S.  99  ff.  Dazu,  ohne  die  These  M.  Heinemanns  zu  widerlegen,  P.  Jacobsthal, 
Theseus  auf  dem  Meeresgrunde  S.  21  ff.).  .Der  Maler  hat  die  Vorlage  von  der 
vorigen  Saison  auf  den  zweiten  Platz  verwiesen,  wie  sonst  die  ältere  Vorlage  auf  den 
oberen  Bildstreifen,  auf  den  Hals  der  Vase  oder,  wie  bei  den  klazomenischen  Sarko- 
phagen, an  das  Fußende  rückt.  Wir  sind  auch  hier  im  Zusammenhang  mit  der  Mi- 
konischen  Schule*).  Neben  den  Tyrannenmördern  steht  auch  der  Akropolisknabe3), 
neben  diesem  der  Knabentorso  in  Palermo,  E.  V.  550,  durch  den  sich  Arndt  an  einen 
Torso  in  Eregli  (Perinth)  am  Marmarameer,  also  in  unmittelbarer  Nähe  von  Kyzikos, 
erinnert  fühlte,  und  der  auch  durch  sein  Material,  leicht  bläulichen  Marmor,  Herkunft 
aus  den  Brüchen  von  Prokonnesos  zu  verraten  scheint.  Ob  in  der  Darstellung  der 
Tyrannenmörder  und  des  Epicharinos  (?)  auf  Kyzikener  Münzen  4)  eine  engere  Be- 
ziehung des  Kritios  und  Nesiotes  zu  Kyzikos  zu  erkennen  ist,  mag  eine  offene  Frage 
bleiben;  auch  die  nahe  Verwandtschaft  der  Selinuntischen  Metopen  mit  dem  schönen 
Berliner  Nikerelief  aus  Pergamon  5)  mag  für  die  Herkunft  des  Stils  noch  nicht  beweis- 
kräftig genug  sein.  Aber  die  selinuntische  Metope  mit  dem  Kampf  zwischen  Athena 
und  dem  Giganten  gibt  wieder  einen  Anhalt  mit  ihrer  engen  Beziehung  zu  der 
Brygosschale  mit  dem  Gigantenkampfe  de  Luynes,  Vases  PI.  XIX,  Hartwig,  Meister- 
schalen  S.  356.  Leider  fehlt  auf  der  Schale  gerade  der  Kampf  der  Athena;  wäre  er 
erhalten,  man  meint,  er  müßte  der  Selinuntischen  Metope  geglichen  haben,  so  sehr 
stimmen  Gewänder  und  Bewegungen  in  den  Kampfgruppen  auf  beiden  Werken  über- 
ein. Der  Helm  des  Giganten  ist  arg  zerstört,  doch  scheinen  die  hohe  Kappe  und  der 
runde  Kontur  einer  Verzierung  über  dem  Ohr  von  der  thrakischen  Helmform  mit  dem 
hohen  Kopf  und  dem  seitlich  aufgerollten  Stirnschirm  herzustammen;  die  Brygos- 
schale ist  aber  eins  der  ältesten  Werke  griechischer   Kunst,    auf  denen  die  thra- 

')  vielleicht  ist  es  nicht  Zufall,  daß  auf  dem  Marmor-  Petersburger  Krater  C.  R.  1867  Taf.  VI.  Der 
sessel  J.  H.  St.  V  1884  Taf.  XLVIII  auf  der  Dionysos  mit  seinem  flachen  Schädel,  den  spiral- 
einen Seite  die  Gruppe  der  Tyrannenmörder,  förmigen  Bartlocken  und  seiner  Ausfallstellung 
auf  der  anderen  eine  Kampfszene  aus  einer  gleicht  dem  Aristogeiton,  wie  der  Gigant  mit 
Amazonenschlacht  wiedergegeben  ist,  die  sehr  seinem  thrakischen  Helm  und  seiner  knienden 
wohl  einem  »Mikonischen«  Wandgemälde  ent-  Stellung  vielen  Figuren  der  Amazonenvasen, 
lehnt  sein  kann.  Der  stilistische  Unterschied  3)  A.  M.  1880  Taf.  i.  Bulle,  Schöne  Mensch  Taf.  40. 
zwischen  beiden  Gruppen  würde  zu  der  Datierung  Schrader,  Archaische  Marmorskulpturen  S.  58. 
des  Denkmals  und  der  Gemälde  stimmen.  4)  v.  Fritze,  Nomisma  Heft  VII,  1912,  S.  27,  Taf.  IV 

*)  Zwischen  dieser  Niobidentötung  und  den  Tyran-  5,  6. 

nenmördem  auf  der  einen  Seite  und  den  Mikoni-  S)  Amtl.   Berichte  XXXII  Nr.  11  S.  242.      Hierzu 

sehen   Vasen    auf    der  anderen    vermittelt    der  Abb.  28. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios. 


165 


kische  Helmform  erscheint,  und  zugleich  in  der  Art  der  Bewegungen  und  den 
(besonders  am  Hephaistos)  durchsichtig  gezeichneten  Gewändern  direkter  Vorläufer 
der  »Mikonischen«  Vasen,  im  besonderen  des  Petersburger  Kraters')  C.  R. 
1867  Taf.  VI.  Diese  Metopen  sind  aber  auch  mit  dem  oben  behandelten  Kreis 
jüngerer  Werke  verknüpft,  und  zwar  durch  die  Beziehungen  zwischen  den  Zeus- 
Hera-Metopen  von  Sehnunt  und  Phigaha  (Sauer,   Ber.  d.  "Sachs.   Ges. 1895  S.  231). 


Abb.  28.     Relief  aus  Pergamon  in  Berlin. 

Scheint  also  die  Bildung  des  Londoner  Torsos  nicht  nur  auf  den  Kreis  des 
Nereidendenkmals,  sondern  zugleich  auf  die  unmittelbar  vorhergegangenen  Phasen 
derselben  Kunstschule  zu  deuten,  so  weist  auch  die  Darstellung  des  Gewandes  in 
dieselbe  Gegend. 

Das  Gewand  besteht  in  einer  Chlanis,  die  über  die  Schulter  geworfen,  lang  vor 
und  hinter  der  linken  Körperhälfte  herabhängt,  eng  am  Leib  anliegend,  als  ob  sie 


')  Siehe  Seite  164  Anm.  2. 


i66 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios, 


im  Schreiten  vom  Wind  dagegcngepreßt  würde,  also  ganz  ähnlich  wie  die  Kleidung 
bei  den  oben  betrachteten  laufenden  und  schreitenden  Gestalten.  Dies  lange  Stück 
Zeug,  aus  archaischer  Kunst  wohl  bekannt,  genießt  in  der  Zeit  nach  den  Perser- 
kriegen besondere  Vorliebe  in  Malerei  und  Plastik.  Es  wird  lose  über  beide  Schul- 
tern gelegt '),  teilweise  um  Arm  oder  Schulter  gewickelt  ^)  oder  mehr  oder  weniger 
schmal  zusammengeschoben  über  eine  Schulter  geworfen 3),  auch  zuweilen  durch  den 


Abb.  2g.     Von  einer  Nolaner  Amphora  der  Sammlung  Barre. 


Gürtel  gezogen  4),   um   nicht  im  Kampf  herabzurutschen  und  sich  um  die  Beine  zu 
schlingen,  wie  in  den  Kämpfen  an  den  Friesen  von  PhigaHa,  am  Niketempel,  am 


')  Furtwängler,  Gemmen  X,  3.  Arch.  Zeitung  1845 

Taf.  36  u.  a.  m. 
')  Bullett.  communale  1908  Taf.  I,  Statue  in  Rom. 

Oinomaos    von  Olympia.     Anakreon    Borghese. 

Vasen  mit  Erich thoniosgeburt:  Mon.  Inst.  X,  39 

und  Gerhard  A.  V.   151    (Sauer,   Das    Theseion 

S.  60,  62/3). 
J)  Kapaneus  Relief  Br.-Br.  607.    Trysa:  Anführer 

in  der  Feldschlacht   und  Telemachos  im  Freier- 


mord Reinach  Reis.  I  S.  449,  4;  445,  3.  Lapith 
auf  dem  Krater  Laborde  I,  25.  Stele  von  Pella 
F.-W.  37.  Reiter  auf  dem  Stamnos  De  Ridder 
Vases  Bibl.  Nat.  Taf.  XIII,  388.  Polydeukes 
auf  der  Talosvase.  Grabmal  des  Aristonautes 
Komos  Miliin  I,  36  u.  a.  m. 
<)  Inghirami,  Vasi  fittili  II  Taf.  169.  Trysa,  Krieger, 
Reinach,  R^p.  Reis.  I  S.  451,  3  und  oftauf  unter- 
italischen  Vasen,   z.  B.  Inghirami   III  CCXXII. 


B.  Schröder,  Mikon  und  Paionios.  167 


Panciatichirelief  ')  (Br.-Br.  607)  und  auf  der  Gigantenvase  des  Aristophanes  und 
Erginos  (F.-R.  Gr.  Vm.  III  Taf.  127).  Auch  wird  der  Schal  mit  dem  einen  Zipfel 
lose  seitwärts  um  den  Leib,  über  den  Arm  oder  rückwärts  über  die  Schulter  ge- 
schlagen^)  oder  kreuzweis  gelegt  und  wie  eine  Schärpe  geknotet3).  Die  Mehrzahl 
der  Denkmäler  gehört  dem  ionischen  Kreise,  in  dem  eine  Vorliebe  für  die  Schärpen- 
tracht bestanden  zu  haben  scheint.  Im  Stil  wird  aber  diese  Chlanis  bei  den  ver- 
schiedenen Kunstv/erken  sehr  verschieden  behandelt.  Fast  archaisch  unstofflich  auf 
Vasenbildern  wie  Inghirami,  Vasi  fittih  II,  Taf.  169,  de  Luynes  Taf .  40,  der  Neapler 
Amazonenvase  F.-R.  26/7,  Brygosschale  F.-R.  25,  Erichthoniosvase Gerhard,  A.  V.  151 
und  an  der  Statue  in  der  Villa  Borghese  Bull.  comm.  XXXVI  1908  Taf.  I — III;  bronze- 
mäßig modeUiert  und,  um  tiefe,  schwarz  beschattete  Hohlräume  zu  vermeiden,  mit 
dem  Körper  eng  verbunden,  an  der  Anakreonstatue;  stofflos  in  Strichmanier  stihsiert 
und  doch  dem  Körper  angepaßt  z.  B.  auf  dem  Bologneser  Amazonen- Krater  F.-R. 
75/6,  dem  Pariser  Niobidenkrater,  der  Aristophanesschale  und  der  Jünglingsstele  von 
Pella,  die  in  der  Zeichnung  der  Chlaina  und  Stellung  des  Körpers  dem  Dionysos  auf 
der  Vase  in  Neapel,  Museo  Borbonico  II  Taf.  XLV  sehr  ähnlich  sieht.  Ebenso  un- 
materiell, aber  weicher  und  breiter,  erscheint  das  Kleidungsstück  am  Oinomaos  in 
Olympia.  Gerade  der  Vergleich  mit  dem  zuletzt  genannten  zeigt,  wohin  der  Lon- 
doner Torso  gehört:  zu  den  Mikonischen  Vasen  und  der  Stele  von  Pella.  Diese  Stele 
verrät  noch  deutlich  die  Hand,  die  auf  der  Oberfläche  des  Steins  oder  in  der  Vorlage 
über  dem  gezeichneten  Akt  die  Faltenstriche  leicht  von  oben  nach  unten  zog.  Bei 
dem  niedrigen  Relief  blieb  die  Körperoberfiäche  samt  der  Chlaina  nahezu  eben;  bei 
einer  stärkeren  Relieferhebung  wäre  der  Stoff  ebenso  den  Rumpfformen  gefolgt, 
ohne  die  Gesetze  des  eigenen  Gewichts  zu  achten,  wie  es  an  dem  Kyzikener  Torso 
der  Fall  ist.  Der  Eindruck,  als  sei  der  Stoff  vom  Wind  oder  der  Bewegung  ange- 
preßt, ist  eine  zunächst  zufällige,  in  diesem  Fall  dann  sinnvoll  angewandte  Begleit- 
erscheinung des  Stils.  Die  Falten  der  Chlanis  wirken  wie  eine  Verfeinerung  der 
Falten  am  Kapaneusrelief  und  am  Himation  des  Zeus  auf  der  Selinunter  Metope, 
bei  dem  die  ganze  Gewandung  sich  ohne  weiteres  in  gezogene  Striche  zurücküber- 
setzt. Auch  die  Falten  auf  dem  Bologneser  Krater  und  dem  Berhner  Fragment,  A.  Ztg. 
1883  Taf.  17,  sind  noch  etwas  strenger  stilisiert.  Die  Zeichnung  der  Falten  auf  der 
fikoronischen  Ciste  würde  am  ehesten  entsprechen,  die  Chlaina  auf  der  Schale  des 
Aristophanes  und  Erginos  würde  dagegen  schon  ein  jüngeres  Stadium  vertreten. 
So  ergibt  sich  auch  aus  der  Vasenchronologie  ein  relatives  Datum,  das  wir  nicht  zu 
weit  von  der  Mitte  des  5.  Jahrhs.  ansetzen  werden.   Was  also  den  Torso  mit  den  oben 

')  Das  Panciatichirelief  scheint  doch  original  zu  sein  Spinelli  A.  J.  XVIII  1903  S.  46.  Niobidenkrater 

und  nur  überarbeitet.     Ich  glaube  auf  der  Tafel  F.-R.  Taf.  108.   Schale  mit  Epheben,  De  Ridder, 

Br.-Br.  6o7nochdenKonturdesehemalsrichtigen  Vases  Bibl.  Nat.  Abb.   III. 
Helmbusches  und  über  der  rechten   Hand  mit        3)  Dubois-Maisonneuve,  Introd.  Taf.  XXIII.  Brygos- 

dem  sinnlos  nach  unten  gekehrten  Schwert  noch  schale  F.-R.  Taf.  25.     Onesimosschale  Hartwig, 

die    Spur    der  rechten   Hand    mit    aufwärtsge-  Msch.  S.  550/1.     Iliupersis   Mon.    X  Taf.   LIV. 

kehrtem  Schwert  zu  erkennen.  Volutenkrater  in  New  York  F.-R.  Taf.    116/7. 

')  Krater   in    Bologna    F.-R.   Taf.    75/6.       Pelike  Glockenkrater  in  Genf  F.-R.  II  S.  314.     Lebes 


Stoddart  F.-R.  Taf.  58. 


l58  C.  Robert,  Chrysippos  und  Antigene  auf  apulischen  Vasen. 

behandelten  Skulpturen  verbindet,  ist  der  Stil  sowohl  des  Rumpfes  wie  der  Gewandung, 
in  der  ich  meine,  weniger  ein  Abbild  der  natürlichen  Erscheinung  als  Nachahmung 
zeichnerischer  Technik  zu  erkennen.  Man  verfolge  mit  dem  Auge  oder  mit  dem 
Stift  die  langen,  gewellten  Faltenstriche  und  sehe,  wie  die  Striche  so  willkürlich  an- 
setzen, ausweichen  und  verlaufen  (vgl.  die  Iliupersis,  Froehner,  Verkaufskatalog 
Paris  1878,  CoUection  M.  de  Albert  B(arre),  hier  Abb.  29);  das  ist  nicht  am  Modell 
studiert,  sondern  Nachahmung  einer  nicht  plastischen  Technik,  die  das  Erinnerungs- 
bild bewegten  Stoffs  mit  zeichnerischen  Mitteln  festhielt.  Wenn  dann  dieser  Torso 
ebendaher  stammt,  wo  wir  den  Stil  der  stilistisch  verwandten  Skulpturen  entstanden 
glaubten,  so  meinen  wir  in  ihm  eine  wertvolle  Bestätigung  der  Theorie  zu  erkennen, 
die  die  Skulpturen  aus  dem  Kreise  des  Paionios  mit  der  nordionischen  Malerei 
und  mit  der  Stadt  Kyzikos  als  Sitz  dieser  Schule  in  Zusammenhang  bringt. 

Berlin.  B.   Schröder. 


CHRYSIPPOS  UND  ANTIGONE  AUF  APULISCHEN 

VASEN. 

Mit  Taf.   II— 13. 

Drei  viel  besprochene  Vasenbildcr  findet  der  Leser  auf  Taf .  11 — 13  nach  neuen 
Zeichnungen  Lübkes  zum  ersten  Male  stilgetreu  abgebildet.  Über  den  Anlaß  zu  ihrer 
Publikation  an  dieser  Stelle,  der  ein  rein  zufälliger  ist,  habe  ich  zunächst  ein  Wort  zu 
sagen.  Einer  im  Druck  befindlichen  mythologischen  Monographie  wollte  ich  diese 
Vasenbilder  in  kleinen,  anspruchslosen  Textabbildungen  beigeben  und  wandte  mich 
deshalb  an  meine  verehrten  Freunde  V.  Spinazzola  und  R.  Zahn  mit  der  Bitte  um 
geeignete  Vorlagen.  Da  traf  es  sich  denn,  daß  die  beiden  Berliner,  bisher  nur  in  Ger- 
hards Apulischen  Vasenbildern  veröffentlichten  Amphoren  gerade  gereinigt  und  von 
den  modernen  Übermalungen  befreit  wurden,  eine  vortreffliche  Gelegenheit,  um 
wenigstens  ihre  gegenständlich  wichtigsten  Bilder,  die  Chrysippszenc  und  die 
Antigoneszene,  von  Lübkes  geschickter  und  erfahrener  Hand  neu  zeichnen  zu  lassen. 
Von  der  Neapler  Chrysippdarstellung  aber,  die  bisher  nur  in  Overbecks  Heroischer 
Gallerie  I  2,  man  kann  nur  sagen,  karikiert  abgebildet  war,  hat  mir  Spinazzola  mit 
gewohnter  Liebenswürdigkeit  vier  Teilphotographien  anfertigen  lassen.  Auf  diesen 
hat  Lübke  die  ganze  Komposition  wieder  so  hergestellt,  wie  sie  auf  Taf.  1 1  erscheint. 
Aber  auch  von  jenen  Teilphotographien  wenigstens  die  beiden  schönsten  hier  in  den 
Text  zu  setzen,  habe  ich  mir  nicht  versagen  können  (Abb.  i,  2).  Daß  aber  jene  drei, 
unter  dem  ständigen  Beirat  von  Zahn  und  Rodenwaldt  mit  so  großer  Mühe  und 
schönem  Gelingen  geschaffenen  Zeichnungen  Lübkes  ihren  Zweck  schon  erfüllt  haben 
sollten,  wenn  sie  als  Vorlagen  für  die  erwähnten  Textabbildungen  gedient  hatten. 


C.  Robert,  Chrysippos  und  Antigone  auf  apulischen  Vasen. 


169 


das  wollte  vielen  Beteiligten  und  Interessierten  nicht  in  den  Sinn.  Vielmehr  mußte 
sich  der  Wunsch  aufdrängen,  sie  in  Originalgröße  veröffentlicht  zu  sehen.  Diesem 
Wunsche  kam  mein  hochverehrter  Freund  Dragendorff  in  freundlichster  Weise  ent- 
gegen, indem  er  mir  für  diesen  Zweck  das  Jahrbuch  zur  Verfügung  stellte.  Ich  selbst 
aber  befinde  mich  jetzt,  wo  ich  zu  den  Tafeln  ein  paar  begleitende  Worte  aufsetzen 
soll,  in  einer  etwas  schiefen  Position.  Denn  während  sonst  der  Hausbrauch  dieser  Zeit - 


Abb.   I.      Teilansicht  des  Kraters  im  Museum  zu  Neapel  (zu  Taf.  11). 


Schrift  ist,  daß  die  Abbildung  das  Wort  erläutert,  ist  hier  die  Publikation  die  Haupt- 
sache, der  Text  nur  Beigabe.  Und  wenn  ich  nur  für  die  Deutung  und  das  Verständnis 
der  Darstellungen  etwas  Neues  oder  Wesentliches  beibringen  könnte.  Aber  nicht 
einmal  das  ist  der  Fall.  Ich  kann  nur  Bekanntes  und  Anerkanntes  wiederholen;  denn 
das  eigentliche  Problem,  die  Frage  nach  den  poetischen  Quellen  der  Darstellungen, 
läßt  sich  nicht  so  nebenher,  sondern  nur  in  ganz  großem  Zusammenhang  erörtern  und 
führt  über  die  Grenzen  einer  archäologischen  Zeitschrift,  mag  man  diese  auch  noch 
so  weit  stecken,  unendlich  hinaus.  Auch  daß  es  sich  um  zwei  ganz  verschiedene  Ge- 
schichten handelt,  die  zwar  beide  dem  thebanischen  Sagenkreis  angehören,  im  übrigen 


170 


C.  Robert,  Chrysippos  und  Antigene  auf  apulischen  Vasen. 


aber  in  keinerlei  Verbindung  miteinander  stehen,  ist  der  Einheitlichkeit  der  Dar- 
stellung nicht  förderlich.  Ich  weiß  mir  nicht  anders  zu  helfen,  als  daß  ich  mich  wie  in 
einem  Katalog  im  wesentlichen  auf  die  Angabe  des  Tatsächlichen  beschränke,  hier  und 
da  ein  paar  aphoristische  Bemerkungen  einstreue  und  die  Probleme  kurz  formuliere, 
ohne  auf  ihre  Lösung  näher  einzugehen. 

Die  Taf.  11  abgebildete  Darstellung  vom  Raub  des  Chrysipp  nimmt  die  eine 


Abb.  2.     Teilansicht  des  Kraters  im  Museum  zu  Neapel  (zu  Taf.   1 1). 


Seite  des  oberen  Bauchstreifens  einer  Ruveser  Amphore  im  Neapler  Museum  ein; 
HeydemannVasens.  1769,  Overbeck  a.  a.  O.  S.  7.  Sehr  verwandt  ist  die  Darstellung 
desselben  Vorgangs  auf  der  berühmten  pränestinischen  Cista  Barberini,  Mon.  d. 
Inst.  VIII  tav.  29,  30  (darnach  Wien.  Vorlegebl.  1889  Taf.  VIII  2);  vgl.  G.  Matthics, 
Die  pränest.  Spiegel  S.  71  Abb.  10,  Heibig  3  II  S.  3i8f.  Nr.  1768  a.  Laios  entführt 
Chrysippos  auf  seinem  Viergespann;  der  Pädagoge  des  Knaben  macht  den  aus- 
sichtslosen Versuch,  dem  Räuber  seine  Beute  abzujagen.  Auf  der  Cista  wird  er  dabei 
von  einem  Spielkameraden  des  Chrysippos,  vielleicht  einem  seiner  Brüder  (Atreus  ? ), 
und  zwei  Hunden  unterstützt.    Von  diesen  ist  auf  der  Vase  nur  der  eine  übrig  ge- 


C.  Robert,  Chrysippos  und  Antigone  auf  apulischen  Vasen.  1 7 1 

blieben,  aber  an  andere  Stelle,  unter  das  Viergespann,  versetzt,  wo  er  sich  an  einer 
erbeuteten  Schlange  ergötzt,  zugleich  aber,  durch  das  Herandonnern  des  Wagens 
ängstlich  geworden,  den  Schwanz  zwischen  die  Beine  kneift.  Während  auf  der 
Cista  nur  eine  hinter  dem  Pädagogen  angebrachte  Taube  andeutet,  daß  Aphrodite 
dem  Knabenräuber  huldvoll  gesinnt  ist,  arbeitet  der  Vasenmaler  mit  einem  viel 
größeren  erotischen  Apparat.  Ein  Eros  führt  den  rechten  itapa'ssipo?  am  Zügel,  ein 
Eros  bringt  Chrysippos  Kranz  und  Tänie,  und  der  Knabe  ist  durch  seinen  Anblick 
und  die  Geschenke  so  hingerissen,  daß  er  bewundernd  zu  ihm  aufblickt  und  des  Päd- 
agogen ganz  vergißt,  nach  dem  er  auf  der  Cista  hilfeheischend  die  Arme  ausstreckt 
(vgl.  auch  Taf.  12).  Aber  auch  Aphrodite  selbst  ist  gegenwärtig.  Neben  einer  weib- 
lichen Herme  ")  sitzend,  auf  deren  Haupt  sie  den  Ellbogen  stützt,  weist  sie  mit  ge- 
lassener, aber  eindrucksvoller  Handbewegung  den  verfolgenden  Pädagogen  zurück. 
In  der  Rechten  hält  sie  einen  Ball:  otpatpirji  Ssuxs  (xs  i:opcpup£ifji  ßctXXtuv  j^puooxojxrj« 
'Epto;  xtX.  Den  kurzen,  keulenartigen  Gegenstand  auf  der  Plinthe  der  Herme  vermag 
ich  nicht  zu  deuten.  Ein  Thyrsos,  als  welchen  ihn  Heydemann  beschreibt,  ist  es 
gewiß  nicht.  Der  Platz  dieser  Herme  wird  auf  der  Ciste  durch  eine  ionische  Säule 
eingenommen,  die  wohl  das  Ende  des  Hippodroms,  die  vuaaa,  bezeichnen  soll.  Statt 
sie  zu  umfahren,  fährt  Laios  über  sie  hinaus  und  bricht  so  aus  den  Schranken  des 
Hippodroms,  so  daß  dem  Pädagogen  seine  Absicht,  den  Knaben  zu  entführen,  klar 
wird.  Hat  auf  der  Vase  die  Herme  dieselbe  Bedeutung  wie  die  Säule  auf  der  Ciste .? 
Man  könnte  an  die  von  Hesych  bezeugte  'A<spo5iTifj  '  luitoSajisia  erinnern,  so  daß  sich 
die  Göttin  hier  wieder  einmal  auf  ihre  eigene  Herme  stützen  würde;  weiter  daran,  daß 
in  historischer  Zeit  auf  der  einen  vutJd«  des  olympischen  Hippodroms  ein  Erzbild  der 
Hippodameia  stand  toiiviav  xe  lynnaoi  xal  dvaSeiv  tov  IlsXoTca  (xsXXouaa  itiX  t^i  vi'xiji 
(Paus.  VI  20,  19),  natürlich  nur  als  Analogen,  denn  zur  Zeit  des  auf  der  Vase  dar- 
gestellten Vorgangs  ist  die  Heroine  Hippodameia  noch  am  Leben.  Aber  das  alles 
hieße  dem  Vasenmaler  viel  zu  große  Gelehrsamkeit  zutrauen.  Denn  allem 
Anschein  nach  gibt  doch  die  Cista  die  Vorlage  getreuer  wieder  als  die  Vase,  so  daß 
die  Aphrodite  auf  Rechnung  des  Vasenmalcrs  kommt.  Nur  daß  die  Herme  tat- 
sächlich die  der  Aphrodite  ist,  scheint  mir  der  Erwägung  wert.  Als  Kontrastfigur  zu 
Aphrodite  ist  links  der  jugendliche  Pan  mit  Keule  und  Syrinx  ^)  angebracht. 

Die  hier  dargestellte  Sagenversion  berichtet  kurz  und  bündig  Apollodor  III  44, 
Amphion  und  Zethos  töv  jiIv  Auxov  xTeivouai  .  .  .  Aat'ov  8e  dSeßaXov.  6  8k  ht  FleXoirov- 
v-^Stot  SiaxsXöiv  irijevouxat  OeXom,  xal  xouxou  TcaTöa  Xpilaiitirov  otpftaToSpopiEtv  SiSotaxwv  IpaaÖEk 
dvapiraCsi.  Daß  dies  ein  Tragödienstoff  ist,  liegt  auf  der  Hand;  fraglich  ist  nur,  ob  es 
der  des  410  zugleich  mit  Ofvoixao?  und  Ooividaai  aufgeführten  XpuaiTrTro;  ist,  was 
Welcker  annahm,  Wilamowitz  aber  bestreitet. 

•)  Vgl.  die  Herme  auf  der  Perservase.  Schwanken  haben  sich  Lübke  und  Rodenwaldt 

2)  Da  hier  ein  überschmierter  Bruch  durchgeht,  Heß  für  letzteres  entschieden.     Dieser  hat  aber  jetzt 

sich  nach  der  Photographie  nicht  mit  Sicherheit  an  dem   Original  festgestellt,   daß   alle   Röhren 

feststellen,  ob  die  Röhren  der  Syrinx  von  gleicher  gleich  lang  sind,  die  Syrinx  also  die  ältere  Form 

oder    ungleicher    Länge    sind.        Nach    langem  hat.    In  diesem  kleinen  Detail  bedarf  also  Lübkes 

Zeichnung  der  Berichtigung. 
Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX.  14 


172 


C.  Robert,  Chrysippos  und  Antigene  auf  apulischen  Vasen. 


Die  Taf.  12  abgebildete  Paralleldarstellung  findet  sich  auf  einer  Amphora 
derselben  Form  im  Berliner  Museum,  und  zwar  gleichfalls  im  obersten  Bauchstreifen, 
Furtwängler,  Vasenkat.  3239,  Gerhard,  Apul.  Vasen  Taf.  VI.  Hier  nimmt  statt  des 
Pädagogen  Vater  Pelops  selbst  die  Verfolgung  auf,  und  da  sein  Trabant  dem  Gespann 
von  vorn  in  die  Zügel  fällt,  hat  es  fast  den  Anschein,  als  ob  ihm  die  Befreiung  seines 
Sohnes  gelingen  werde,  der  denn  auch  hier  die  Arme  hilfeheischend  zu  ihm  zurück- 
streckt, wie  auf  der  Barberinischen  Cista  nach  dem  Pädagogen.  Und  in  der  Tat  liest 
manÄhnhches  beiHygin  fab.  85,  wo  aber  Pelops,  um  seinen  Sohn  wiederzugewinnen, 
einen  förmlichen  Krieg  führt  [hello  recuperavit),  und  bei  dem  sogenannten  Dositheos  in 
Pseudo-Plutarchs  kleinen  Parallelen  33.  Aber  bei  näherem  Zusehen  erkennt  man,  daß 
beide  Male  das  Motiv  nur  eingeführt  ist,  um  zwei  absolut  unvereinbare  Sagenversionen 
gewaltsam  miteinander  zu  verknüpfen,  die  Entführung  des  Chrysippos  durch  Laios, 
die  unbedingt  mit  dem  Selbstmord  des  geschändeten  Knaben  enden  muß  (Ael.  nat.  an. 
VI  15),  und  seine  Ermordung  durch  seine  Brüder  Atreus  und  Thyestes.  Die  Befreiung 
des  Chrysippos  aus  den  Armen  des  Laios  ist  also  nichts  wie  ein  Produkt  jämmerlich- 
ster Mythenklitterung,  Pelops'  Befreiungsversuch  auf  der  Vase  muß  ebenso  ver- 
geblich sein  wie  der  des  Pädagogen  auf  den  beiden  anderen  Repliken  ').  Das  beweist 
auch  der  mit  Kranz  und  Tänie  auf  Chrysippos  zufliegende  Eros,  das  genaue  Abbild 
der  entsprechenden  Figur  auf  der  Neapler  Vase.  War  es  schon  an  sich  kaum  glaub- 
lich, daß  auf  dem  Berliner  Exemplar  eine  andere  Sagenform  befolgt  sein  sollte  wie 
auf  dem  Neapler,  durch  diese  beiden  Vasen  gemeinsame  Figur  wird  die  Sache  ent- 
schieden. 

Eine  Amphora  ganz  derselben  Form,  derselben  Provenienz  und  derselben  Fabrik 
ist  es  endlich,  die  die  Taf.  13  abgebildete  Antigonedarstellung  enthält,  wieder  im 
obersten  Bauchstreifen,  Furtwängler,  Vasenkat.  3240,  Gerhard,  Apul.  Vasen  Taf.  XI, 
darnach  Arch.  Zeit.  1870  Taf.  40,  i,  Wien.  Vorlegebl.  1889  Taf.  IX 12  u.  ö.  Die  richtige 
Benennung  der  Figuren  hat  Heydemann  auf  Grund  der  von  ihm  zuerst  publizierten 
Ruveser  Antigonevase  gegeben  ^),  auch  erkannt,  daß  hier  dieselbe  Tragödie  illustriert 
wird,  deren  Inhalt  Hygin  fab.  72,  allerdings  seiner  Gewohnheit  nach  mit  manchen 
fremden  Zutaten,  wiedergibt.  Darnach  ist  der  Moment  dargestellt,  wo  Herakles  den 
König  Kreon  um  Gnade  für  Haimon  und  Antigene  bittet.  Haimon  hatte  Antigone, 
statt  sie  nach  seines  Vaters  Befehl  zu  töten,  heimlich  auf  dem  Lande  verborgen  ge- 
halten; sie  hat  ihm  einen  Sohn  geboren,  der  bei  den  Knabenwettspielen  in  Theben 
den  Sieg  errungen  und  von  Kreon  an  dem  Muttermal  der  Sparten,  der  Lanze,  als 
sein  Enkelkind  erkannt  worden  ist.    Antigone  wird  vor  den  König  geführt;  sie  soll 


')  Auf  einer  vierten  Replik,  einer  Vase  der  Samm- 
lung Pulzky  (Wien.  Vorlegebl.  VI  11,  2),  die 
übrigens  die  älteste  erhaltene  Illustration  des 
Vorgangs  ist,  beschränkt  sich  die  Darstellung 
auf  das  Viergespann  des  Laios  und  Chrysipp  und 
im  Hintergrund  dessen  klagende  Mutter. 

*)  Abgeb.  Nacheuripideische  Antigone,  darnach 
Arch.  Zeit.  XXVIII  1870  Taf.  40,  2.    Besser,  aber 


keineswegs  gut,  Mon.  d.  Inst  X  tav.  27,  darnach 
Wiener  Vorlegebl  1889  Taf.  IX  12  ti.  ö.  Hinzu- 
gekommen ist  das  wichtige  Karlsruher  Fragment 
Hauser,  Arch.  Zeit  1884  Taf.  19,  darnachWiener 
Vorlegebl.  Ser.  E  Taf.  VI  3,  Schumacher,  d.  Z. 
IV  1889  Taf.  7  Nr.  227  f.  Winnefeld,  Vasen- 
sammlung in  Karlsruhe  S.  62,  und  am  besten 
A.  Winkler,  Darstellungen  der  Unterwelt  S.  30,  35 


und  Aus  der  Anomia  S.  149. 


C.  Robert,  Chrysippos  und  Antigene  auf  apulischen  Vasen.  .     lyt 

mit  ihrem  Gatten  Haimon  des  Todes  sterben.  Da  kommt  als  deus  ex  machina, 
aber  als  einer,  der  noch  auf  Erden  wandelt,  Herakles,  um  für  sie  zu  bitten.  Auf  dem 
Bilde  sehen  wir  den  Sohn  des  Haimon  von  seinem  Großvater  weg  auf  seine  gefesselte 
Mutter  zuschreiten,  während  er  auf  dem  Ruveser  Exemplar  hinter  Kreon  steht. 
Rechts  finden  wir  in  tiefer  Niedergeschlagenheit  seinen  Vater  Haimon.  Hinter  dem 
König  steht  sein  Doryphoros,  dem  der  Übermaler  in  die  gesenkte  Rechte  einen 
Kranz  gegeben  hatte,  der  sich  jetzt  als  ein  Pilos  {?)  entpuppt  hat. 

So  weit  ist  wohl  alles  gesichert.  Nur  zweierlei  ist  kontrovers.  Erstens  ob  die 
Geschichte  so  ausging  wie  bei  Hygin,  daß  Herakles'  Bitte  erfolglos  bleibt:  cum 
Hercules  pro  Haemone  deprecaretur,  ut  ei  ignosceret,  non  impetravit.  Kann  man  sich 
eine  solche  vergebliche  Bitte  des  xaXXivuo?  schon  an  sich  schwer  vorstellen,  so  ist 
es  doch  geradezu  absurd,  daß  sich  ein  Künstler  einen  solchen  Mißerfolg  des  Zeus- 
sohnes zum  Gegenstand  seines  Gemäldes  gewählt  haben  sollte.  Bei  Hygin  erklärt 
sich  das  Paradoxon  daraus,  daß  er  ähnlich  wie  in  der  oben  besprochenen  Chrysipp- 
fabel  Konkordanz  zwischen  zwei  unvereinbaren  Sagenformen  herstellen  wollte; 
denn  er  fährt  fort :  at  Creon  Megaram  filiam  suam  Herculi  dedit  in  coniugium,  wodurch 
dieser  sein  Erbe  wird,  vgl.  fab.  32.  Da  mußte  freilich  Haimon  aus  der  Welt  geschafft 
werden.  Nach  Sophokleischem  Vorbild  läßt  ihn  der  Mythograph  sich  selbst  um- 
bringen. 

Die  zweite  Kontroverse  ist,  ob  diese  Tragödie  die  'AvtqovT)  des  Euripidcs  oder 
ein  Drama  des  vierten  Jahrhunderts  ist.  Für  die  zweite  Alternative  sind  nach  Heyde- 
mannsVortritt  sehr  viele  Forscher,  zuletztPaton,  Harvard  StudiesXH,  1901,  p.  267  ff., 
und  Bruhn  in  der  Einleitung  zu  seiner  vorzüglichen  Neubearbeitung  von  Naucks 
Antigone -Ausgabe  S,  28  £f.  eingetreten,  für  die  erste  Max.  Mayer,  De  Euripidis 
mythopoeia  p.  73,  und,  im  wesentlichen  ihm  folgend,  Huddilston,  Americ.  Journ.  of 
Archaeology  HI,  1899,  p.  183  ff.  Die  Entscheidung  hängt  von  der  Interpretation 
der  Worte  des  Aristophanes  von  Byzanz  in  der  Hypothesis  zu  Sophokles'  Antigone 
ab,  zu  der  vor  kurzem  Th.  0.  H.  Achelis  im  Philologus  LXXHI  1914  S.  150  gute 
Bemerkungen  veröffentlicht  hat. 

Halle  a.  S  C.  R  o  b  e  r  t. 


174 


G.  Lippold,  Zum  famesischen  Stier. 


ZUM  FARNESISCHEN  STIER"). 

W.  Klein  hat  kürzlich  nachzuweisen  versucht,  daß  unter  den  kampanischen 
Wandgemälden  fast  gar  keine  Kopien  älterer,  »klassischer«  Bilder  vorhanden  seien, 
daß  eine  große  Anzahl  überhaupt  keine  malerischen  Vorlagen,  sondern  Werke  der 
Plastik  nachbilde.  Von  den  Gründen  für  diese  Behauptung,  die  sich  großenteils  leicht 
widerlegen  lassen,  soll  hier  nur  ein  scheinbar  besonders  schlagender  betrachtet  werden. 
»Daß  auch  das  Bild  des  Vettierhauses,  die  Bestrafung  der  Dirke  (Herrmann  Taf.  43), 
von  dem  Original  des  Toro  Farnese  abstammt,  das  er  mit  ähnlicher  Freiheit  malerisch 
umgesetzt  hat,  hat  meines  Erachtens  Herrmann  gegen  Sogliano  und  Mau  vergebens 
in  Abrede  zu  stellen  versucht.« 


Abb.   I.     Detail  von  einer  etruskischen  Aschenurne. 

Bei  Erörterung  dieser  Frage  ist  auffallenderweise  ein  schon  lange  bekanntes 
Monument  nicht  in  Betracht  gezogen  worden,  das  die  sicherste  Entscheidung  gibt: 
eine  etruskischc  Aschenurne  (Abb.  i)  ^),  die  von  dem  Werke  des  ApoUonios  und 
Tauriskos  gewiß  nicht  abhängig  ist,  da  sie  älter  ist  als  dieses  3).  Hier  ist  die  Gruppe 
schon  wesentlich  in  der  späteren  Fassung  vorhanden.  Daß  auf  der  Urne  der  eine 
der  beiden  Brüder  Flügel  bekommen  hat  (auf  der  fragmentierten  Wiederholung 
fehlen  sie),  kann  bei  dem  Charakter  dieser  Reliefs  nicht  auffallen,  ebensowenig  wird 


l)  Studniczka,  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst  XIV  (1903), 
171  ff.  —  Klein,  Österr.  Jahresh.  XIII  1910, 123  ff. 
(vgl.  bes.  147).  —  Rodenwaldt,  Komposition  der 
pompeian.  Wandgemälde  219  ff.  —  Herrmann- 
Bruckmann  Taf.  43.  —  Während  des  Druckes 
ist  erschienen  die  Dissertation  von  H.  Schaal, 
»De   Euripidis  Antiopa«,    wo  die  Urnen   bereits 


richtig  verwertet  sind;  verfehlt  scheint  mir  da- 
gegen die  Polemik  gegen    Studniczka. 

»)  Brunn-Körte,  Urne  etrusche  II,  tav.  IV,  I. 
Ebenda  Nr.  2  eine  fragmentierte  Wiederholung. 

3)  Zur  Datierung  der  Urnen:  Körte,  Das  Volumnier- 
grab  S.  33.  Tosi,  Studi  e  Material!  IV  p.  35 
Anm.   110.. 


G.  Lippold,  Zum  famesischen  Stier.  lyc 

man  die  nackte  Frau  links,  mit  der  Antiope  gemeint  sein  wird,  zur  ursprünglichen 
Komposition  rechnen.  Das  Relief  beweist  die  Existenz  einer  derartigen  Komposi- 
tion —  und  zwar  wahrscheinlich  in  Malerei  —  vor  ApoUonios  und  Tauriskos.  Ver- 
gleichen wir  nun  das  pompeianische  Bild  einerseits  mit  dem  Urnenrelief,  andererseits 
mit  der  zu  erschließenden  ursprünglichen  Fassung  der  plastischen  Gruppe  '),  so  kann 
kein  Zweifel  sein,  welchem  von  beiden  Typen  das  Gemälde  zuzuweisen  ist:  es  stellt 
sich  entschieden  zu  dem  Urnenrelief:  mit  ihm  teilt  es  das  Vorwärtsschreiten  des 
Amphion,  während  er  in  der  Gruppe  noch  bemüht  ist,  den  Stier  zurückzuhalten. 
Zethos  wendet  in  der  Gruppe  dem  Beschauer  den  Rücken  und  packt  Dirke  bei  den 
Haaren,  seine  Rechte  ist  hoch  erhoben  (vgl.  Abb.  2);  auf  Urne  und  Gemälde  erscheint 
er  mehr  von  vorn  und  ist  beschäftigt,  die  um  den  rechten  Arm  der  Dirke  geschlungene 
Fessel  straffer  anzuziehen.  Diese  Übereinstimmungen  können  nur  erklärt  werden, 
wenn  auch  das  Bild  von  der  älteren  Vorlage  abhängig  ist,  die  dem  Relief  zugrunde 
liegt.  Diese  ältere  Komposition  haben  auch  ApoUonios  und  Tauriskos  benutzt, 
natürlich  mit  größerer  Freiheit,  da  sie  ja  etwas  Neues  schaffen  wollten  und  zudem  die 
Umsetzung  in  die  Rundplastik  manche  Abweichungen 
nötig  machte. 

Es  bestätigt  sich  somit  die  von  Herrmann  und  Ro- 
deawaldt  aus  inneren  Gründen  angenommene  Priorität 
der  malerischen  Komposition.  Diese  aus  den  vor- 
handenen Wiederholungen  auch  nur  in  dem  Maße  herzu- 
stellen, wie  es  bei  der  plastischen  Fassung  möglich  ist, 
wird  nach  dem  Charakter  jener  Wiederholungen  nicht 
gehngen  können. 

Die  Verfertiger  der  Urnen  verfügen  über  ein  so  be- 
schränktes   Können   und   haben   von    ihren  Vorbildern  Abb.  2.  Paste  der  Sammlung  Amdt 
offenbar  nur  so  ungenügende  Skizzen  besessen,  daß  wir 

zufrieden  sein  müssen,  wenn  wir  hier  eine  Komposition  nur  in  den  gröbsten  Umrissen 
wiedererkennen.  Die  pompeianischen  Bilder  andererseits,  soweit  ist  Kleins  Ansicht 
begründet,  können  in  keinem  Falle  als  Kopien  in  dem  Sinne  betrachtet  werden  wie 
die  Masse  der  Marmorkopien.  So  scheint  bei  dem  Dirkebild  z.  B.  die  Lage  der  Dirke 
verändert  zu  sein:  denn  sowohl  die  Urnen  wie  die  plastische  Komposition  geben  sie 
mit  dem  Kopf  nach  der  Seite  des  Amphion  zu.  Bei  der  Ungenauigkeit  der  Kopien 
wird  man  bei  der  Datierung  des  Vorbildes  sehr  vorsichtig  sein  müssen.  Rodenwaldt 
schheßt:  das  Dirkebild  ist  Pendant  zu  dem  Pentheusbild  desselben  Zimmers  (Herr- 
mann-Bruckmann  Taf.  42),  letzteres  hat  seine  nächsten  Analogien  am  pergamenischen 


')  Zu  den  antiken  Wiederholungen  ist  hinzuzufügen  Gemme  bei  Jahn,  Archäol.   Beiträge  Taf.  III  3 

eine  Paste  der  Sammlung  Arndt  (hier  Abb.  2),  (»Berlin«  - —  in  Furtwänglers  Katalog  nicht  auf- 

die  trotz  einiger  Flüchtigkeiten  (der  linke  Arm  geführt;  Cades   III   B.   90)  antik  ist,   weiß   ich 

der  Dirke  ist  nicht  angegeben,  ebensowenig  der  nicht;  sie  stimmt  mit  keiner  der  beiden  Fassungen 

des  Zethos)  die  Gruppe  gut  wiedergibt;  wichtig  genau;  eher  stellt  sie  sich  noch  zu  der  des  Vettier- 

ist  der  hocherhobene  Arm  des  Zethos.  —  Ob  die  hauses. 


I  ^5  ^-  Lippold,  Zum  famesischen  Stier. 

Altar,  folglich  ist  die  Vorlage  pergamenisch.  Dagegen  hat  v.  Salis  ')  mit  Recht  ein- 
gewendet, daß  die  Übereinstimmung  des  Pentheusbildes  mit  dem  Altarfries  sich 
dadurch  erklärt,  daß  bei  diesem  die  Malerei  des  5.  Jahrhunderts  ausgenutzt  ist  und 
das  Pentheusbild  ebenfalls  ein  Werk  des  5.  Jahrhunderts  reproduziert.  Die  Ähnlich- 
keiten in  der  Komposition  mit  dem  Dirkebild  sind  aber  keineswegs  zwingend  und 
werden  noch  bedeutungsloser,  wenn  man  erwägt,  daß  die  beiden  Bilder  im  Vettier- 
haus  gar  keine  Pendants  sind:  das  zeigt  die  Abbildung  bei  Herrmann  S.  52  Fig.  13: 
das  Pentheusbild  liegt  dem  Eingang  gegenüber,  während  zu  beiden  Seiten,  als  Gegen- 
stücke, das  Herakles-  und  das  Dirkebild  angebracht  sind.  Endhch  haben  wir  eben 
bemerkt,  daß  die  Lage  der  Dirke  wahrscheinlich  gegenüber  dem  Original  verändert 
ist.  Dann  fällt  für  die  Originale  eine  wichtige  Parallele  der  Komposition  weg.  Das 
Pentheusbild  darf  also  für  die  Datierung  des  Dirkebildes  nicht  herangezogen  werden. 
Dieses  werden  wir  nach  der  starken  Tiefenentwicklung  frühestens  in  das  spätere 
4.  Jahrhundert  setzen. 

Das  Dirkebild  ist  nicht  das  einzige  Beispiel  der  Wiederkehr  der  nämlichen  Kom- 
position auf  pompeianischen  Bildern  und  etruskischen  Urnen.  Herrmann  publiziert 
Taf.  12  seines  Werkes  ein  Exemplar  einer  zweimal,  beidemal  unvollständig  erhalte- 
nen Darstellung,  die  er,  Brunn  folgend,  auf  die  Entführung  der  Helena  deutet.  Unter 
den  Gründen  für  diese  Erklärung  hat  er  jedoch  den  entscheidenden,  schon  von  Brunn  *) 
gefundenen,  nicht  angeführt:  die  Komposition  entspricht,  nur  im  Gegensinne,  einem 
häufig  wiederkehrenden  Bilde  etruskischer  Urnen  3),  bei  denen  die  Deutung  völlig 
sicher  ist.  Auch  hier  erscheint  Helena,  zögernd,  von  einem  Manne  und  einem  Kinde  4) 
geführt,  auf  das  Schiff  zuschreitend;  hinter  ihr  Begleiter  des  Paris.  Von  den  Leuten 
im  Schiff  streckt  der  eine  die  Hand  aus.  Paris  selbst  sitzt  auf  einem  Schemel,  aber 
nicht  in,  sondern  vor  dem  Schiff;  es  ist  möglich,  daß  die  etruskischen  Künstler  hier 
ihre  Vorlage  geändert  haben,  weil  sie  zu  schwierig  wiederzugeben  war.  Die  Ähnlich- 
keit der  Hauptgruppe  ist  ausschlaggebend  für  die  Zurückführung  des  pompeianischen 
Bildes  auf  die  gleiche  Vorlage.  Daraus  folgt  weiter,  daß  der  Mann,  der  Helena  ge- 
leitet, nicht,  wie  Herrmann  wollte,  Paris  sein  kann;  dieser  ist  weiter  rechts,  in  oder 
vor  dem  Schiff  sitzend,  anzunehmen.  Daß  sich  die  Darstellung  im  Gegensinn  wieder- 
holt, ist  nicht  auffällig:  eine  Parallele  dazu  bietet  die  Darstellung  des  Abschieds  des 
Theseus  von  Ariadne,  die  v.  Sahs  und  Hauser  mit  Sicherheit  auf  ein  griechisches 
Original  der  Wende  vom  5.  zum  4.  Jahrhundert  zurückgeführt  haben  5).  Hier  gibt 
das  älteste  Zeugnis,  die  unteritalische  Vase,  das  Schiff  des  Theseus  auf  der  Unken 
Seite  des  Bildes,  während  die  späteren  *),  die  pompeianischen  Bilder  7),  das  Relief 
im  Vatikan  und  die  Sarkophage,  das  Schiff  auf  der  rechten  Seite,  die  ganze  Kom- 

•)  Arch.  Jahrbuch  XXV  1910,  144.  «)  Die  von  v.  Salis  a.  a.  O.  S.  138  Abb.  5  abgebildete 

')  Kleine  Schriften  III,  S.  91.  attische  Scherbe  zeigt  Theseus  nach  rechts  eilend ; 

3)  Brunn-Körte,  Urne  I,  tav.  XVII  ff.  doch  ist  die  Lage  der  Ariadne  anders,  und  auch 

4)  Auf  den  Wandbildern  ein  Mädchen,  auf  den  Urnen  Hypnos  ist  von  Theseus  abgewandt, 
regelmäßig  ein  Knabe.  7)  Bei  Herrmann- Bruckmann  Taf.  16  ist  auch  die 

5)  V.  Salis,  Arch.  Jahrb.  XXV  1910,  138  ff.  Hauser,  Figur  der  Athena  aus  dem  Original  übernommen, 
Furtwängler-Reichhold  III  S.  104  ff.  wie   die   Vase   beweist,   nur  dem   späteren  Ge- 
schmack entsprechend,  schwebend  abgebildet. 


G.  Lippold,  Zum  famesischen  Stier, 


177 


Position  im  Gegensinne  zeigen').  Hier  wird  man  bei  dem  noch  selbständigen  Vasen- 
maler am  ehesten  eine  Änderung  annehmen,  die  kaum  voneinander  abhängigen 
späteren  Zeugen  für  treuer  halten.  Diese  Komposition  gibt  uns  zugleich  ein  weiteres 
Zeugnis  für  die  Benutzung  älterer  Gemälde  in  der  pompeianischen  Malerei,  also 
gegen  Kleins  Theorie. 

Das  Ergebnis  unserer  Betrachtung  des  Dirkebildes  legt  nahe,  auch  das  ver- 
wandte Problem  des  Laokoonbildes  vom  neuem  zu  erwägen.  Man  ist  jetzt  vielfach 
der  Ansicht,  alle  römischen  Laokoondarstellungen  seien  von  der  Gruppe  abhängig  *). 
Dabei  muß  man  für  das  pompeianische  Bild  ein  besonderes,  »römisches«  Original 
annehmen,  von  dem  —  direkt  oder  indirekt  —  wieder  Filipino  Lippis  Zeichnung  be- 
einflußt wäre  3).  Nun  steht  es  fest,  daß  schon  in  sehr  viel  älterer  Zeit  die  Laokoon- 
geschichte  künstlerische  Darstellung  gefunden  hat.  Es  würde  auch  sehr  gut  zu  dem 
Charakter  der  späthellenistischen  Kunst  passen  4),  wenn  die  Künstler  des  Laokoon 
ein  älteres  Gemälde  in  ihrer  Gruppe  benutzten.  War  ein  solches  vorhanden,  so  wird 
man  nach  Analogie  des  Dirkebildes  annehmen,  daß  die  römischen  Maler  auch  bei  den 
Laokoondarstellungen  nicht  der  plastischen,  sondern  der  malerischen  Vorlage  folgten. 
Dieser  dürfen  wir  natürlich  nicht  das  Beiwerk,  namentlich  den  Hintergrund,  zu- 
schreiben. Dagegen  ist  der  durch  die  Situation  eigentlich  geforderte  und  sehr  charak- 
teristische Stier,  wie  auch  Rodenwaldt  gesehen  hat,  gewiß  dem  Original  entnommen. 
Genauer  läßt  sich  dieses  allerdings  bei  der  Dürftigkeit  der  Nachbildungen  nicht 
rekonstruieren. 

Der  enge  Zusammenhang,  in  dem  die  Komposition  einer  ganzen  Reihe  von 
römischen  Wandbildern  mit  Werken  anderer  und  zum  Teil  älterer  Kunstgebiete  steht, 
und  auf  den  hier  in  einigen  Beispielen  hingewiesen  werden  sollte,  ist  ein  zwar  sicherer, 
aber  doch  nur  äußerhcher  Beweis  für  die  von  Klein  so  mit  Unrecht  angezweifelte  Ab- 
hängigkeit dieser  Kunst  von  der  klassischen  Malerei:  wichtiger  ist  die  nicht  so  strikt 
zu  beweisende  Erkenntnis,  daß  unter  aller  römischen  und  zum  Teil  provinzialen  Ver- 
gröberung durch  die  Hand  der  kampanischen  Dekorationsmaler  in  diesen  Werken 
soviel  künstlerisches  Gut  der  großen  griechischen  Kunst  durchschimmert,  daß  es  sich 
lohnt,  immer  wieder  die  Ausscheidung  des  Echten  zu  versuchen  —  auf  die  Gefahr  hin, 
weit  unsicherer  zu  gehen  und  weit  schwerer  zu  irren  als  auf  dem  Gebiete  der  Kopien- 
forschung in  der  Plastik. 

München.  GeorgLippold. 


')  Eine  Ausnahme  macht  nur  das  rohe  Relief 'Etpirjfi.        4)  Wenn  Tosi  (Studi  e  Materiali  IV,  p.  28  f.)  mit 


dipy.  1896,  Taf.  5,  das,  worauf  mich  Prof.  Wolters 
aufmerksam  macht,  ebenfalls  unsere  Komposition 
nachbildet 

')  Dagegen  Rodenwaldt  S.  263  ff. 

*3)  Daß  diese  auf  das  gleiche  Vorbild  zurückgeht, 
haben  Foerster  und  Rodenwaldt  mit  Unrecht 
geleugnet.  Die  Abweichungen  bei  dem  natürlich 
nicht  einfach  kopierenden  Renaissancekünstler 
fallen  gegen  die  Übereinstimmung  in  Hauptzügen 
nicht  ins  Gewicht. 


Recht  auf  einer  etruskischen  Urne  (Brunn  Tav. 
XLVII,  26)  die  Wiederkehr  des  Motivs  der  Kopen- 
hagener Iphigeniengruppe  (Studniczka,  Winckel- 
mannsblatt  1912)  erkannt  hat,  wäre  auch  für 
diese  die  Abhängigkeit  von  einem  älteren  Gemälde 
wahrscheinlich  gemacht:  denn  die  Gruppe  kann 
aus  stilistischen  Gründen  kaum  vor  das  2.  Jahrh. 
V.  Chr.  datiert  werden,  ist  also  vielleicht  jünger  als 
die  Urne.  Doch  ist  die  Übereinstimmung  nicht 
genau  genug,  um  zum  Beweis  dienen  zu  können. 


DAS  PFERD  IM  TOTENGLAUBEN. 


Die  wachsende  Einsicht,  daß  das  homerische  Epos  für  die  Götterwelt  der 
Hellenen  keinen  Anfang,  sondern  in  mancher  Hinsicht  einen  Bruch  mit  älteren  Vor- 
stellungen bedeutet,  hat  den  Blick  von  den  Menschengöttern  Homers  auf  die  alten 
mutterländischen  Kulte  zurückgelenkt  und  dort  den  Ursprüngen  der  religiösen 
Begriffsbildungen  nachzufragen  gelehrt.  Alte,  noch  im  Stadium  einer  theriomorphen 
Religion  wurzelnde  Verbindungen  zwischen  Poseidon  und  der  Erdmutter,  uns  greif- 
bar vor  allem  in  dem  meerabgeschiedenen  Arkadien,  ließen  einen  chthonischen  Gott 
erkennen,  der  im  Boden  die  Erde  erschütterte,  dann  wieder  ihm  den  Segen  in  Saat 
und  Quell  entsprießen  ließ  ').  Erst  von  Küstenbewohnern  oder  eher  durch  die  Kolo- 
nisation über  Meer  wurde  der  Herr  der  süßen  Wasser  zum  Gebieter  auch  der  Meeres- 
flut, die  doch  seit  alters  der  ötXio;  -(ipmv  (A  538,  2  141)  und  die  Töchter  des  Nereus 
bevölkerten  und  die  alte  Genossin  des  Triton. 

Als  ein  in  der  Erdtiefe  waltender  Gott  steht  Poseidon  naturgemäß  dem  Unter- 
weltsgebieter nahe,  den  wir  mit  seinem  umfassendsten  Namen  Hades  nennen.  Er- 
schüttert Poseidon  die  Erde,  so  fürchtet  Hades,  die  Strahlen  der  Sonne  möchten 
in  sein  Reich  einbrechen;  so  rückt  noch  das  Epos  (Y  54  ff.)  die  beiden  Götter  in 
enge  Nähe.'  Alte  Genealogien  und  Alternationen  in  den  gleichen  Sagen  ver- 
binden den  einen  Gott  aufs  nächste  mit  dem  anderen;  verständlich  werden  sie,  wenn 
man  vom  chthonischen  Poseidon  ausgeht;  sie  datieren  sich  daher  in  vorhomerischc 
Zeit  hinauf.  'Ev  IluXu)  iv  vsxusaat  wird  Hades  von  Herakles  in  der  Ilias  (E  395  ff-) 
verwundet;  für  Hades  tritt  bei  Hesiod  (Rzach  frg.  33)  eine  speziellere  Ausdrucks- 
form des  Unterweltsherrn  ein,  Neleus,  der  Erbarmungslose^):  bei  Pindar  (Olymp. 
IX  30  ff.)  kämpfen  mit  sichtlicher  Verdoppelung  im  gleichen  Kampfe  Poseidon  und 
Hades  Schulter  an  Schulter.  Nun  heißt  Neleus  selber  Sohn  des  Poseidon  (X  235  ff.); 
des  Neleus  gewaltigster  Sohn,  wiederum  Herakles'  Gegner,   ist  der  Unterweltsherr 

')  Wilamowitz  Sitzungsber.   Berl.  Akad.   1906,  67,  Kultur),  Bresl.  1906.    Weitere  Literatur  Kyrenc 

Griech.  Trag.  III  70;  die  erste  ausführlichere  Be-  120,  i.      Auch   Furtwängler    Samml.   Sabouroff 

gründung  bei  O.  Hoffmann,  Poseidon  (84.  Jahres-  I  25,  36  weist  kurz  auf  den  ursprünglich  chthoni- 

bericht  der  Schlesischen  Gesellsch.  für  vaterländ.  sehen  Charakter  des  Poseidon  hin. 

»)  S.  unten  S.  188. 

Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX.  I^ 


i8o 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglaubea. 


(Peri)klymenos');  und  dieser  heißt  in  anderen  Genealogien  Sohn  des  Poseidon*)  und 
empfängt  von  Poseidon  die  Gabe,  sich  in  die  mannigfachsten  Gestalten  zu  ver- 
wandeln, eine  Gabe,  die  noch  der  neugriechische  Todesgott  Charos  besitzt  3).  Sie 
alle,  Poseidon,  Hades,  Neleus,  Periklymenos  variieren  in  dieser  Sage  in  verschiedenen 
Ausdrucksformen  den  gleichen  Begriff  des  Unterweltsherrn  4) ;  Poseidon  ist  unter 
ihnen  die  Gestalt  mit  dem  umfassendsten  Wesensgehalt;  daher  er  hier  und  sonst 
genealogisch  als  der  'Vater'  erscheint.  In  der  kyrenäischen  Sage  sind  der  'Herr  der 
weiten  Höllentore',  Eurypylos,  und  'der,  den  man  nur  mit  frommem  Schauder 
nennt*,  Euphemos,  Poseidonsöhne;  ihre  Sage  spielt  am  Tainaronkap,  wo  zugleich 
Poseidon  und  Hades  wohnen  5).  ErichthoniosErechtheus,  der  'gewaltige  Herr  der 
Chthon'  (unten  S.  1^9 f.),  verbindet  sich  auf  der  Akropolis  mit  dem  Poseidon  im 
Burgfelsen  zu  einer  Gestalt.  Erginos  von  Orchomenos  ist  Sohn  des  Poseidon  *)  oder 
des  Klymenos  7),  ebenso  entstammt  Idas  bald  dem  Poseidon  *),  bald  dem  Klyme- 
nos  9),  Nykteus  dem  Poseidon  •")  oder  dem  Chthonios");  Hyperes  ist  Sohn  des 
Poseidon")  oder  desMelas'3).  Chthonios  gilt  als  Poseidonsohn '4),  der 'Allauf nehmer' 
(Polydektes)  '5)  ist  Sohn  des  Poseidon  ^^);  durch  Vermittelung  des  (fremdländischen) 
Chrysaor  ist  der  Unterweltsgott  Geryones  '7)    Enkel  des  Poseidon.      In   Koroneia 


')  HesiodRz.  frg.  Ii2b  (Wilamowitz  Herrn.  XXXIII 
1898,  522)  Klymenos  selbständiger  Unterwelts- 
gott in  Hermione  (Lasos  bei  Athen.  624  E),  an 
der  Seite  der  Chthonie  (Paus.  II  35,  9),  die  Lasos 
Köre  nennt.  Periklymene  Mutter  des  'Unbe- 
zwinglichen'  (Admetos)  im  Argonautenkatalog 
bei  Hygin  Fab.  14.  IlEpixX'jficvo;  6  nXoixtuv 
Hes.  s.  V. 

')  Sohn  des  Poseidon  Pindar  Pyth.  IV  173  ff.  (Eurip. 
Phoen.  1163  K.)  und  der  Chloris  (Schol.  Pind. 
Nem.  IX  57  ff.);  über  letztere  unt.  S.  188; 
über  die  ursprüngliche  Einheit  der  beiden  Peri- 
klymenoi  der  Sage  Wilamowitz,  Aischylos,  Inter- 
pretationen 102,  2. 

3)  Hesiod  a.  a.  0.  Periklymenos  verwandelt  sich  in 
Adler  (so  auch  Hygin  Fab.  10),  Ameise,  Biene  und 
Schlange.  In  neugriechischen  Volksliedern  ver- 
wandelt sich  Charos  in  Schlange,  Adler  und 
Schwalbe  (B.  Schmidt,  Volksleben  der  Neugriech. 
228,  231).  In  einem  von  Radermacher  Jenseits 
:io,  2  angezogenen  Beleg  im  Testamentum 
Abraham  wandelt  sich  Sävatot  in  mannigfache 
Gestalten,  auch  die  wechselnde  Gestalt  der  Empusa 
(Aristoph.  Frösche  288  ff.)  gehört  in  diesen 
Zusammenhang. 

4)  Die  Konsequenz,  in  diesen  Sagen  Poseidon  als 
Meergott  zu  fassen,  mußte  zu  Formulierungen 
führen,  die  den  inneren  Widerspruch  in  sich 
tragen,  wie  in  Useners  Satz  'Periklymenos,  der 
ebenso  gewiß  zur  Sippe  des  Poseidon  gehört  wie 


er  seiner  Benennung  nach  ein  Hades  ist'  (Rhein. 
Mus.  LIII  1898,  367  =  Kl.  Schrift.  IV  295). 
Demzufolge  mußte  Usener  auch  den  Neleus  als 
den  Verkörperer  des  'Götterstromes'  fassen 
(Göttern.  13,  Rhein.  Mus.  a.  a.  O.  353,  Stoff 
des  griech.  Epos  8)  und  den  Neliden  Nestor 
als  5Xto«  ■^ipw'/  (Stoff  des  griech.  Epos  8  f.).  — 
Die  nahen  Beziehungen  von  Neleus  zu  Poseidon 
betonte  bereits  Wilamowitz  Sitzungsber.  Berl. 
Akad.  1906,  67;  1910,  389,  2,  Götting.  Anz. 
1914,  71  f. 
5)  Kyrene  120  f. 
')  Apoll.  Rhod.   I  185  ff. 

7)  Pind.  Olymp.  IV  19.     In  der  Erginossage    wird 
Klymenos   im    Poseidonhain   zu    Onchestos   ver- 
wundet (Apd.   Bibl.   II  67). 
')  xaxi  roXXoi;  Apd.  Bibl.  III  117. 
9)  Parthen.  Narr.  amat.  13. 

'")  Sohn  des  Poseidon  Hyg.  Astron.  2,  21,  Fab.  157, 
Enkel  des  Poseidon  Apd.   III  in. 

")  Apd.  Bibl.  III  40. 

")  Paus.  II  30,  8. 

■3)  Pherekydes  FHG  I  86,  55. 

'.)  Diod.  5,  5-,  1. 

'5)  Homer.  Hymn.  auf  Demeter  9  nennt  den  Hades 
TtoKij^ixTTji,  17,  430  iroXuS^Yfiiov. 

■')  Tzetz.   Lyk.    838,    Abkömmling    Poseidons    bei 
Pherekydes  Schol.  Apoll.  Rhod.  IV  1091. 

•;)  Wilamowitz  Herakl.  »  I  65,  zuletzt  Weicker  P.-W. 
VII  1289. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


I8l 


entspricht  die  Kultverbindung  zwischen  Hades  und  Athene  der  sonst  gewöhnlicheren 

zwischen  Poseidon  und  Athene  '). 

Es  war  nötig,  die  engen  Beziehungen,  die  zwischen  den  beiden  Göttern  be- 
stehen,  so,  daß  der  eine  für  den  anderen  eintreten  kann,  kurz  zu  charakterisieren, 

damit  es    nicht  mehr    als    Zufall 

erscheine,  daß    die  beiden   yßovioi 

von  allen  männlichen  Göttern  der 

Hellenen  eine  engste  und  gemein- 
same Beziehung   haben:  die  zum 

Pferde. 

Bei    Poseidon    reicht    diese 

Verbindung  in  die  vorhomerische 

Periode  des  Gottes  zurück.   Nicht 

nur  erscheint  er  in  Lokalsagen  in 

mannigfachen      Variationen      als 

Schöpfer,  Vater,  Geber  des  Rosses, 

empfängt  er  Pferdeopfer  und  führt 

die    mannigfachsten  vom   Pferde 

abgeleiteten  Epitheta,  werden  ihm 

zu  Ehren  Wagenwettkämpfe    ge- 
feiert,   fährt  er  selber   zu  Wagen 

oder  reitet  zu  Pferde  (Abb.  1,2)2); 

alte  binnenländische   Sagen   führen  den  Hippios  selbst   in   Gestalt  des  Rosses 

ein.     Es  sind   die  bekannten  Geschichten  von  Thelpusa    (Paus.  VHI   25,  5)    und 

Phigaleia  (Paus.  VHI  42,  i  ff.),  in  denen 
Poseidon  als  Hengst  der  stutengestal- 
teten Demeter-Erinys  3)  naht;  nach  der 
Sage  von  Thelpusa  gebiert  Demeter  eine 
Tochter,  wie  natürlich,  in  Stutengestalt, 
als  zweites  Kind  einen  Hengst,  Erion; 
für  Phigaleia  nennt  Pausanias  die  Toch- 
ter nach  jüngerer  Auffassung  (es  ist 
Köre)  menschengestaltet  (VHI  42,  i), 
während  das  dort  angeführte  delphische 
Orakel  (§  6)  noch  von  der  'Göttin,  die 
ein  Füllen  geboren  hat',    der  miroXsj^r,? 

Abb.  2.  Poseidon  zu  Pferde,  auf  korinthischem  Tonpinax.      Ar^O),     spricht;      das     alte     Kultbild     der 


Abb. 


Poseidon  und    Amphitrite    zu    Wagen,    auf  korin- 
thischem Tonpinax. 


')  Strabon  411;  Gruppe  Griech.  Myth.  1139. 

')  Auf  korinthischen  Tonpinakes  des  6.  Jahrhunderts 
(Arch.  Jahrb.  XII  1897,  21  Abb.  11  und  23 
Abb.  14;  daher  unsere  Abb.  i  und  2.)  Für  das 
übrige  genüge  der  Hinweis  auf  de  Ridder  Bull, 
de  corresp.  hellen.  XXII  1898,  228  ff.,  Gruppe 
Griech.  Myth.  Il40ff.,  E.  H.  Meyer  in  Roschers 


Mythol.  Lex.  III  2822  ff.,  Nilsson  Griech.  Feste 
69  f.,  Farnell  Cults  of  the  Greek  states  IV  74. 
3)  Von  Interesse  wäre  es,  wenn  die  thelpusische 
Kupfermünze  mit  Erion  auf  der  einen,  Demeter- 
kopf auf  der  anderen  Seite  (Abbild.  Zeitschr.  für 
Numismat.  I  1873,  133,  Journ.  of  hellen,  stud. 
VII    106  Taf.  LXVIII  Nr.  XXII,   Head    Hist. 

15* 


I82 


L.  Malten,  Bas  Pferd  im  Totenglauben. 


Göttin  mit  Pferdekopf  (§  4)  lehrt,  daß  auch  hier  theriomorphe  Vorstellungen  die  ur- 
sprünglichen waren.  Nicht  anders  hat  auch  die  Sage  in  Lykosura  gelautet,  wo  der 
Vater  der  Despoina  den  Namen  Hippios  trug  (Paus.  VIII  37,  10),  wie  denn  auch  am 
Gewandschmuck  der  Göttin  neben  anderen  Tieren  das  Pferd  erscheint  ').  Längst  ist 
auch  gesehen,  daß  die  arkadische  Sage,  in  der  Rhea  dem  Kronos  statt  des  Poseidon- 
kindes ein  Füllen  zu  verschlingen  gibt  (Paus.  VIII  8,  2,  Schol.  Vergil  Georg.  I  12), 
mit  der  Pferdegestalt  des  Gottes  operiert^),  ebenso  daß  noch  im  Epos  ein  Nachhall 
daran  sich  findet,  wenn  Antilochos  ('t' 582  ff.),  zu  seinem  Ahn  Poseidon  betend,  die  Hände 
auf  die  Häupter  seiner  Pferde  legt  3).  Vorausgesetzt  wird  die  Roßgestalt  Poseidons 
ferner  in  den  Sagen,  die  von  der  Zeugung  des  Pegasos  handeln;  daß,  wie  zu  fordern, 


<:i' 


t;'i. ,, 


Abb.  3.     Medusa  auf  böotischer  Reliefvase. 


auch  die  Mutter  des  'starken'  Rosses  Stutengestalt  trug,  lehrt  ausdrücklich  die  böotische 
Reliefvase  (Abb.  3)4),  auf  der  Medusa  mit  Pferdeleib  und  Menschenkopf  erscheint.  In 
Verbindung  mit  dieser  Darstellung  erfordern  jetzt  einige  Vasenbilder  erhöhte  Aufmerk- 
samkeit, auf  denen  umgekehrt  die  Göttin  den  Pf erdekopf  trägt:  ein  altrhodischer  Kylix 
(Abb.  4)  5),  eine  schwarzfigurige  Berliner  Schale  (Abb.  5) '')  und  eine  rotfigurigeNeapler 


num.'  456)  als  Halsbandschloß  der  Göttin  den 
Kopf  eines  Pferdes  aufwiese.  Tierkopf  ist  wohl 
gesichert;  nach  einer  gütigen  Mitteilung  Imhoof- 
Blumers,der  mir  auch  einen  Abguß  zur  Verfügung 
stellte,  ist  Pferdekopf  wahrscheinlicher  als  Löwen- 
kopf; doch  ist   Sicherheit  nicht  zu  gewinnen. 

')  Cawadias  Fouilles  de  Lycosura  Taf.  IV,  S.  11, 
Ann.  Brit.  School  1906/7  Taf.  14,  M.  Bieber 
Photogr.  des  Instit.  Athen  II  356  nr.  6235, 
Reinach  Rupert,  de  rel.  II  424.  Wenn  die  tzC~- 
via  8r)p(üv  Pferdeköpfe  in  den  Händen  hält 
(Thompson  Journ.  of  hellen,  stud.  XXIX  1909, 
289  fl.)  ist  hier  das  Tier  nur  eines  unter  den  vielen, 
über  die  die   Herrin  der  Natur  gebietet. 

^)  de  Visser  Die  nicht  menschengestalt.  Götter  der 
Griechen  50. 


3)  Gruppe  Griech.  Myth.  1141,  i. 

4)  Böotische  Reliefvase:  de  Ridder  Bull,  de  corr. 
hellen.  XXII  1898,  449,  453  f.  Tafel  IV/V  (dar- 
nach Roschers  Myth.  Lex.  III  2034  und  uns. 
Abb.  3).  Die  Bedeutung  dieser  Darstellung  in 
ihrem  Wert  erkannt  von  Wilamowitz  Griech. 
Tragöd.  II  227,  ebenso  bei  Hannig,  de  Pegaso, 
Bresl.   phil.   Abhandl.   VIII  1902,  3;  6. 

5)  Rhodisches  schwarzfig.  Gefäß:  C.  Smith  Journ. 
of  hellen,  stud.  V  1884,  221  fl.,  239  f.,  Tafel  XLIII 
=  Brit.  Mus.  Cat.  2  B,  380;  darnach  uns.  Abb.  4. 

')  Furtwängler  Berlin.  Vasenkatal.  1753;  abgeb. 
Gerhard  Griech.  und  etrusk.  Trinkschalen  Taf.  II, 
III;  Müller-Wieseler  II  897;  unsere  Abb.  5  nach 
einer  durch  B.  Schröder  freundlichst  vermittelten 
Photographie  aus  dem  Berliner  Museum. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


183 


Amphora  (Abb.  6)  '),  auf  der  Medusa,  auf  einem  Felsen  sitzend,  mit  großem  Pferde- 
haupt dargestellt  ist.     Auf  allen  drei  Darstellungen  ist,  im  Gegensatz  zu  der  alten 


^.v:1^:f:fMN-*»,;|f: 


Abb,  4.     Medusa  auf  altrhodischem  Kylix 


Abb.  6.    Medusa  auf  einer  rotfigurigen 
Amphora  in  Neapel. 


Abb.  5.     Medusa  auf  einer  schwarzfigurigen  Schale  im  Berliner  Museum. 

Relief vase.  Persans  auf  der  Flucht;  dem  Mythos  zufolge  ist  also  die  Enthauptung  bereits 
geschehen^)  und  der  Pferdekopf  würde,  im  Sinn  späterer  Vasendarstellungen,  als  der 

')  Heydemann    Die  Vasensammlungen   des   Museo  Borbonico  XIII  Taf.  59;  darnach  (mangels  besserer 

nazion.  zu  Neapel  nr.  1767,  abgeb.  Real  Museo  Vorlage,  die  nicht  zu  beschaffen  war)  uns.  Abb.  6. 

^)  Auf  der  Berliner  Schale  ist  mit  dem  Streifen  am  Hals  wohl  Blut  angedeutet. 


184  L-  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


des  Pegasos  zu  verstehen  sein,  der  aus  dem  Halse  der  Meduse  herauswächst.  Der 
Augenschein  unterstützt  diese  Deutung  nicht:  der  Kopf  scheint  mehr  oder  weniger 
fest  auf  den  Schultern  der  Göttin  zu  sitzen  i).  L  ie  böotische  Reliefvase  führt  darauf, 
daß  nach  alter  Tradition  Medusa  pferdegestaltig  gedacht  wurde  und  daß  erst  sekundär 
im  Zusammenhang  mit  dem  Perscusmythos  man  zwei  Elemente  der  Sage,  die  alte 
Pferdegestalt  der  Göttin  und  die  (normal  erfolgte)  Geburt  des  Rosses  von  den  beiden 
roßgestaltetcn  Göttern,  dahin  kombinierte,  daß  in  wunderlicher  Darstellung  nach  der 
Köpfung  der  Göttin  aus  ihrem  Halse  ein  kleiner  Pegasoskopf  emporschoß,  dem  dann 
in  weiterer  Entwicklung  ein  kleiner  menschengestalteter  Chrysaor  an  die  Seite  gestellt 
wurde.  Medusa,  die  Waltende,  ist  eine  Ausdrucksform  der  Erdgöttin  ^)  (wie  Poseidon 
selber  Eurymedon  ist  3);  sie  alterniert  also  in  Wesen  und  Erscheinung  mit  der  stuten- 
gestalteten Demeter-Erinys  und  der  'schwarzen  Stute',  Melanippe  (unten  S.  ipSf.). 
In  den  Kreis  ihrer  'Schwestern',  der  Gorgonen,  die,  aus  apotropäischen  Fratzen  erst 
allmählich  zu  voller  Menschengestalt  entwickelt  '^),  das  Dämonisch-Schreckhafte  von 
Anbeginn  an  verkörpern,  gehört  die  'Weitwaltende'  mit  ihre.n  umfassenderen  Wesen 
nicht  von  vornherein  hinein;  doch  konnte  sie  hineingezogen  werden,  da  Medusa, 
wie  jede  Erdgottheit,  gebend  und  nehmend,  gnädig  und  zürnend  ist;  die  Ent- 
wicklung führte  wohl  über  die  'Gebieterin  der  Toten',  wie  denn  die  gespenstige 
Hekate,  die  auch  ihrerseits  zuweilen  als  Stute  dargestellt  wird  5),  iraaijxsSouaot  ^) 
heißt.  Die  Stutengestalt  der  Medusa  war  ihr  gewiß  schon  eigen,  bevor  sie  in  den 
Gorgonenkreis  eintrat?);  nicht  als  Gorgone  ist  sie  Stute;  ihre  Gorgonen- 
schwestern  tragen  auf  den  Bildwerken  die  Pferdegestalt  nicht.  —  In  der  Erinnerung 
an  die  alte  Pferdegestalt  der  Demeter  treten  schließlich  die  lakonischen  Demeter- 
priesterinnen  als  TiujXoi  auf  8). 

Die  Sagen  selbst  lehren,  was  Wilamowitz  zuerst  scharf  formuliert  hat,   daß 
der     llo3£i5iüv,  '\i:mo;    Ersatz    ist    für    den    llocrsiStüv   "lTnto?9).     Zugleich   beweisen 

■)  Wahrgenommen    haben    das    bereits    F.    Knatz  köpf   (Orph.  Argon.  978,   Lydus  de  mens.   3,  8 

quomodo  Persei  fabul.  artif.  tractaverint.   Bonn  S.  41,  20  ff.   W.).     Hekate   als   Reiterin  s.  unt. 

1893,   18,  48  und  Hannig  a.  a.  0.  S.   197. 

')  Wilamowitz  Griech.  Trag.   II  226  f.  ')  Wünsch  Zaubergerät  aus  Pergamon  25. 

3)  Pindar  Olymp.   VXII  31.      Daß  der  Name  der  7)  Von    Poseidon    und   Medusa   stammt   das    Roß 

Medusa  mit  dem  Poseidon  Eurymedon  zu  ver-  Pegasos  (Hes.  Theog.  278),  nach  ursprünglicher 

binden  sei,  dessen  Geliebte  sie  ist,  hat  Gruppe  Vorstellung  haben  es    die  beiden  Götter  natur- 

Griech.  Myth.  1 141  zutreffend  bemerkt.    'Medusa  gemäß  in  Pferdegestalt  gezeugt.     Bei  Hesiod  ist 

ist  nur  noch  ein  besonders  fürchterliches  höllisches  nach    der   Art   seiner    religiösen   Auffassung   die 

Gespenst,  aber  ihr  Name  sagt,  daß  sie  einst  mehr  anthropomorphe  Gestalt  durchgedrungen;     doch 

war'  (Wilamowitz  Griech.  Trag.   II  227).      Die  vergleiche  man   die  Art  seiner   Schilderung     h 

Zusammenhänge    nicht  richtig  eingeschätzt    von  (jiaXaxiiJ    XetjJLtövt   xai    äv9c3t    Eiapivoiai    etwa  mit 

Ziegler  P.-W.  VII  1632.  11  150  f.   oder    T   221  ff.    oder    der    arkadischen 

1)  Furtwängler   in  Roschers  Myth.  Lex.  I    1 704  ff.  Sage,    wo   in   ähnlicher  Situation  die  weidenden 

5)  Sie  heißt  Ir.Tzoi  bei  Porphyr,  de  abstin.  IV  16  und  Rosse  auf  der  Wiese  sich  verbinden. 

auf  einem  Londoner  Papyrus  (Wünsch  Aus  einem  *)  Inscr.  Gr.  V 1 ,  594, Wide Lakon.  Kultei72,  Athen, 

griech.  Zauberpapyr.  =  Lietzmann  Kl.  Texte  84,  Mitt.  XIX  1894,  281  f.,  de  Visser  a.  a.  0.  43. 

22), 'trjTOTtpo'citüro;  Seot  Papyr.  Par.  2549,  iKjroxuiov  V)  Griech.   Trag.    II   227,    I.      Ebenso    S.    Reinach, 

a.  gl.  O.  2614  (Abt,  DieApol.  des  Apuleius,  R.V.  Cultes,    mythes    et    religions    III    140,    Gruppe 

V.  IV  222,  6).   Unter  ihren  Köpfen  ist  ein  Pferde-  Griech.  Myth.  1141,  i. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


185 


sie  (was  bei  der  Natur  des  Pferdes  als  Landtier  auch  das  Gegebene  ist),  daß 
das  Pferd  bereits  dem  festländischen  Poseidon  zugehört.  Als  dann 
der  Gott  mit  seinen  Verehrern  übers  Meer  zog,  fuhr  nunmehr  auch  das  Rosse- 
gespann des  Poseidon  über  oder  durch  die  Wogen.  So  formulieren  es  in  aller 
Klarheit  die  antiken  Vergleiche:  die  Wogen  klaffen  auseinander,  unbenetzt  fährt 
das  Gespann  durch   die  Wogengasse;  in  der  Tiefe  machen  die  xi^ty)  ihre  Reverenz: 

■^'Ti&oauvrj    Ss  OaT^aara    SiiaxaTO  •  xot  8s  totovco 

pt'ixcpct  [la'X'    oüo'  uirsvsp&ö  Siai'vsxo  yakx&Oi  ä'Jtuv   (N  29  ff.). 

Ähnlich  Vergil  (Aen.  I  147),  nach  dessen  Bild  unter  Poseidons  Gespann  die  vom 
Meere  gepeitschten  Wogen  sich  glätten;  die  gleiche  Vorstellung  noch  bei  Quintus  Smyrn. 
5, 88  ff.  Dagegen  ist  die  Identifizierung  vonRoß  undWelle  dem  antiken  Menschen 
nie  geläufig  gewesen,  sie  fehlt  auch  dem  Typenschatz  des  antiken  Vergleichs  ganz 
und  gar  ').  Es  muß  dies  um  so  mehr  betont  werden,  da  heutige  Forscher  ohne  Be- 
denken von  dem  natursymbolischen  Bilde  denAusgang  nehmen-),  wie  es  uns  Modernen 
in  den  white  horses,  den  cavalloni,  den  'weißen  Wellenrossen',  den  'schwarz- 
grünen Rossen  mit  silbernen  Mähnen'  in  Heines  'Nordsee'  vertraut  geworden  ist  3). 
Poseidons  Rosse  sind  älter  als  der  Meergott  Poseidon.  Nichts  mit  Natursymbolik 
hat  es  auch  zu  tun,  wenn  der  Dämon,  der  zu  Lande  in  Pferdegestalt  umgeht,  als 
solcher  dem  Boden  seine  Schätze  entlockt,  der  Huf  des  dämonischen  Rosses  die 
Quelle    schlägt  4).      Hesiod    (Theog.    6)    nennt    auf  dem   Helikon  die   'Roßquelle', 


')  Den  Gegensatz  sieht  man  recht  deutlich  an  dem 
vielverwendeten  Vergleich  zwischen  dem  dahin- 
ziehenden Schiff  und  dem  Pferd:  8  708  (iXö; 
t-TTOi),  V  81  ff.,  Find.  Pyth.  IV  25  (die  Argo  mit 
einem  Schiff  verglichen;  der  Anker  ihr  Zaum), 
Sophokl.  Frg.  129,  Plautus  Rud.  267,  Artemidor 
I  56.  Der  Pegasos  rationalistisch  als  Schiff  ge- 
deutet Palaiph.  29.  Bekannt  ist  der  Schiffs- 
name "I;:'jtia.  Das  Ungestüm  der  Rosse  wird  mit 
dem  dahinbrausender  Flüsse  verglichen  U  384  ff. ; 
der  Wettlauf  zweier  Ströme  mit  dem  Wett- 
lauf zweier  Stuten  in  der  indischen  Ballade  bei 
Geldner,  Festgr.  der  Universität  Marburg  zur 
52.  Philologenversamml.  1913,  102  f. 

2)  So  Preller-Robert  Griech.  Myth.  568,  Rader- 
macher Jenseits  108  u.  a.,  dagegen  bereits  0.  Hoff- 
mann a.  a.  O.  6,  v.  Negelein  Teutonia,  Arbeiten 
zur  german.  Philol.  II  1903,  75,  8. 

3)  "Schaumwellen  glich  die  Mähne'  Graf  Strachwitz, 
Die  Perle  der  Wüste. 

4)  Wilamowitz  spricht  Griech.  Trag.  II  230  allgemein 
von  Wassergeistern,  die  Hippukrene  und  Aganippe 
geschlagen;  anderwärts  (Berlin.  Klassikertexte 
V  2,  49,  I ;  Griech.  Literaturgesch.3  25)  weist  er 
in  konkreterer  Formulierung  dem  roßgestalteten 
Poseidon  dies  Werk  zu.    Die  Voraussetzungen  für 


diese  Kombination  bieten  ihm  1.  die  Existenz  des 
Poseidon  auf  dem  Helikon,  wie  sie  der  homer. 
Hymn.  XXII  3  und  Hom.  Epigr.  VI  2  gewähr- 
leiste (Sitzungsber.  Berlin.  Akad.  1906,  46). 
Da  jedoch  Aristarch  (Schol.  E  422)  von  einem 
Kult  an  dieser  Stelle  nichts  wisse,  wird  die 
Ableitung  bestritten  von  Nilsson  Griech.  Feste  74  f., 
Ziehen  Gott.  Anz.  1911,  115,  Sittig  P.-W.  VIII 
1856,  bezweifelt  von  Bölte  P.-W.  VIII  6  f. 
2.  Die  Existenz  des  roßgestalteten  Poseidon  in 
Böotien,  die  aus  seiner  Paarung  mit  der  'schwarzen 
Stute',  Melanippe,  hervorgehe  (Griech.  Trag.  II 
227,  i).  Dies  ist  zutreffend;  es  würde  aber,  wenn 
der  männliche  Gott  die  Hippukrene  schlägt,  für 
die  Quelle  Aganippe  die  Nötigung  vorliegen,  eine 
Gestalt  wie  die  stutengestaltige  Demeter  oder 
Melanippe  als  Quellöffnerin  zu  erschließen.  Daß 
jedoch  für  Hippukrene  wie  Aganippe  die  Sub- 
stituierung der  großen  Götter  entbehrlich  ist,  lehren 
die  Beispiele  oben  im  Text;  Sittig  a.  a.  0., 
der  das  Gleiche  hervorhebt,  weist  auch  mit 
Recht  auf  " Iiraou  «xpo,  "Itijtou  -/(öfirj,  "Itijiou  arjiia, 
EüfTTTTT)  (in  Karlen),  entsprechend  bei  uns  Roß- 
berg, Roßfelden  u.  v.  a.,  in  denen  die  gleiche 
Selbständigkeit  des  Pferdedämons  sich  ausspricht. 
Als   dann  der   tttj^ö;  Ir.Tzo;,    der   Pegasos,   (unt. 


lg5  L-  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 

Hippukrene,  unweit  von  ihr  liegt  dieAganippe,  die  eine  freundliche  Stute  geschlagen; 
auch  in  Trözen  gab  es  eine  Hippukrene  (Paus.  II  31,  9).  Im  Katalog  der  Süß- 
wassermädchen  (Theog.  351)  begegnet  eine  Hippo;  sie  gehört  begrifflich  zur  Aga- 
nippe;  in  Ephesos  heißt  aus  der  gleichen  Vorstellung  heraus  eine  Quelle  Kallippia 
(Plin.  n.  h.  V  115)  ').  Aufs  Meer  übertragen,  reiten  die  Meermädchen,  die 
Hippothoe,  Hipponoe,  Menippe  (Theog.  251,  260)  auf  dem  Hippokampen*),  wie  Poseidon 
mit  dem  Rossegespann  über  die  Wogen  fährt;  auch  hier  aber  bleibt  die  Vor- 
stellung ganz  konkret,  wie  sie  es  auch  in  den  germanischen  Sagen  vom  quellöffnenden 
Rosse  ist  3). 

Die  nahen  Beziehungen  Poseidons  zum  Pferde  faßt  Pindar  (ed.  Schroeder  1908 
frg.  243)  in  dem  Beinamen  ■/XuT6irtu>,o;4)  zusammen;  das  gleiche  Epitheton  gibt  das  ho- 
merische Epos  dem  Hades.  Wenn  der  Kämpfer  dem  sterbenden  Feinde  zuruft:  otoau» 
f^oyriv'Aihi  xXutoj:(uXii)  (A  445,  E  654,  [\  625),  so  blickt  aus  der  kurzen  Formel  die  volle 
Vorstellung  durch,  daß  der  Gott  mit  seinem  Gespann  erscheint,  die  Seele  des 
Toten  in  Empfang  nimmt  und  sie  mit  sich  in  sein  Reich  hinabführt.  Den  Vorgang 
so  im  einzelnen  sich  vorzustellen,  gibt  die  Koresage  an  die  Hand.  Wie  die  Schlacht - 
Szenen  der  Ilias  zeigen,  ist  es  zu  eng,  bei  dem  xXutokcuXo;  der  Ilias  an  den  braut - 
raubenden  Gott  zu  denken;  die  Koresage  ist  vielmehr  nur  die  individuelle  Aus- 
prägung einer  allgemeinen  Auffassung,  in  die  das  Motiv  des  Brautraubes  hinein- 
gewoben ist  5). 

Hades  xXutottwXo?  steht  in  dieser  Ausprägung  im  Epos  allein,  und  die  Forschung 
noch  in  P.  Stengels  Aufsatz  über  den  xXutottcuXos  ^)  hat  ihn  in  dieser  Isolierung  gelassen. 
Das  Material  läßt  aber  wesentliche  Erweiterung  des  Vorstellungskreises  zu  und  eröffnet 
damit  für  die  Deutung  der  Verbindung  von  Unterweltsgott  mit  Pferd  neue   Wege. 

I.  Ein  athenisches  Relief,  das  im  Typus  des  Koreraubes  die  Entführung  der 
Basile  durch  Echelos  hinunter  in  die  Erdtiefe  darstellt,  hat  gelehrt,  daß  die 'Königin' 
eine  Ausdrucksform  für  die  Herrin  der  Unterwelt  ist  7);   den  Namen  ihres  Gemahls 

S.  207  f.)  mit  dem  TTr^yal  in  Verbindung  gebracht  4)  Die   Deutung   des   Wortes   auf   die   'berühmten 

wurde  (zuerst  bei  Hesiod  Theog.  282),  wurde  der  Rosse'  hat   Wilamowitz    Herm.    XXXIV    1899, 

namenlose  Hippos  der  Hippukrene  zum  Pegasos;  71,  i  gegen  Verrall  Journ.  of  hell.  stud.  XVIII 

im   Grunde  heißt  auch  das  nicht  mehr,  als  daß  1898,  i  ff.  gerechtfertigt.  ittüXot  und  "7:7:0«  unter- 

das'Quellroß'denQuellschlägt(Hannig  dePegaso  schiedslos  nebeneinander  stehen  auch  in  der  vü$ 

92  ff.,  131  ff.)  (jieXavi7:7:o«  (Aeschyl.    Heliad.    N.*  69)  und  der 

»)  Fernzuhalten  ist  die  Quelle  ' l7:'ippa  (so)  in  Halaesa  Xz\i-Ä6Tzmkoi  iifiifa    (Pers.    386;    xijt 'H(x^pa{  7:0)- 

auf  Sicilien  (Inscr.  Graec.  XIV  352).  Xov  Xeuxöv  Schol.   Hes.  Theog.  325). 

*)  Der  Typus  des  Hippokampen  reicht  in  weit  ältere  5)  Arch.  für  Religionswiss.  XII  1909,  308  ff. 

Zeit  hinauf;  er  erscheint  zuerst  gesichert  in  der  ^)  Opferbr.  der  Griechen  1546. 

an  bizarren  Mischwesen  reichen  Zeit  der  Insel-  7)  Kekule,   65.    Berlin.   Winckelmannsprogr.   1905, 

steine.     Material  und  Ursachen  für  diese  Misch-  9  ff. ;  über  den  Fund  der  zugehörigen  Basis  Arch. 

bildungen  bei  Lamer  P.-W.  VIII  1751.  Anz.  1910,    155.   Zur  Deutung  der  Basile  Robert 

3)  Weinhold  Die  Verehrung  der  Quellen  in  Deutsch-  und  E.Meyer  Herm.  30,  1895,  285 f.,  Kern  P.-W. 

land  (Abhandl.  der  Berl.  Akad.  der  Wissensch.  III  41,    Wilamowitz    Sitzungsber.    Berl.   Akad. 

1898)  12  ff.,  L.  Freytag    Das  Pferd  im  german.  1906,    67.     Erinnert   sei   auch    an    die   j^&ovfuiv 

Volksglauben    (Festschr.    zu    dem    fünfzigjähr.  ßosO.eioiauf  den  Goldplättchen  von  Thurioi  (Diels 

JubiläumdesFriedr.-Realgymnas. Berlin  1900)46.  Vorsokr.3  II  176,  18  f.). 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


187 


Echelaos  verstehen  wir  durch  Vergleichung  mit  'Ayr^atXaos  ')  und  'A-^T^ctavSpo?  ^),  be- 
zeugten Namen  für  den  Unterweltsgott;  er  ist  in  dieser  Ausdrucksform  'Fürst  der 
unterirdischen  XaoC,  der  Toten  3);  als  solcher  entführt  er,  wie  das  Relief  zeigt,  die 
Geliebte  auf  einem  Gespann  feuriger  Rosse.  Vom  gleichen  Typus  sind  ein  Relief 
in  Rhodos,  ein  anderes  in  Chios  gefunden  4);  die  Namen  sind  vom  Künstler  nicht 
beigeschrieben;  sie  könnten  den  Kreis  des  rosseführenden  Gottes  durch  unbekannte 
Lokalnamen  erweitern. 


Abb.  7.     Totenmahlrelief  in  Triest  mit  Weihung  an  Zeuxippos  und  Basileia. 


2.    Einen  solchen  bringt  ein  Totenmahlrelief  in  Triest,   das  dem  Zeuxippos 
und  der  Basileia  geweiht  ist  (Abb.  7)  5).    Hier  heißt  der  Gott  direkt  nach  seinem 


')  Das  Material  bei  Usener  Göttern.  361,  25;  y^i'iwi 
'Hysaftoiot  Nikander  frg.  74  vs.  72.  Möglicher- 
weise ist  damit  zu  verbinden  ein  Name  wie 
Ageleos  (Nikander  mp.  3  bei  Anton.  Lib.  2),  der 
Bruder  des  Klymenos,  der  Gorge  und  Melanippe  ist. 

')  Hesych  s.  v.  'A-p^ravopoi  •   4  "AiSt/j. 

3)  Malten,  Archiv  für  Religionswiss.  XII  1909,  310, 
E.  Petersen  a.  gl.  O.  XIII  1910,  61. 

auch  Wilamowitz   Reden 


4)  Kekule  a.  a.  0.  3  ff.,   15  f. 

5)  Conze  Sitzungsber.  Wien.  Akad.  1872,  323  Taf.  i, 
2.  Inscr.  Gr.  II  1573.  Unsere  Abb.  7  nach  einer 
Photographie,  die  A.  Puschi  in  Triest  freundlichst 
übersandt  hat.  Damit  vergleicht  Furtwängler 
Samml.  Sabour.  I  37  ein  Weihgeschenk'  aus  dem 
5.  Jahrhundert  an  Chrysippos  (in  Verona,  Dütschke 
535).  Als  Unterweltsherrn  erkennt  den  Zeuxippos 

und  Vortr.3   71,  i  an. 


igg  L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


Gespann.      Das  weibliche  Pendant  zu   diesem  'Rosseschirrer'   ist  Zeuxippe,    die  in 
bedeutsamen  genealogischen  Verbindungen  wiederkehrt  (s.  u.  S.  195,  6). 

3.  Wiederum  mit  Basile  vereint  ist  Neleus;  mit  der  gemeinsam  er  in  Athen 
ein  Temenos  hat').  Alternierend  mit  Echelos  und  Zeuxippos  muß  auch  Neleus  König 
der  Tiefe  sein.  Die  Spuren  dürfen  wir  nicht  m  Epos  suchen;  ihm  ist  Neleus  Mensch 
so  gut  wie  Admetos,  Amphiaraos,  Rhadamanthys  ^).  Jedoch  aus  dem  Namen  hat  man 
das  Wesen  des  Gottes  längst  erschlossen;  das  vrlKs.1;  r^ixotp  des  Epos,  die  vr^kzrjit'iiwiM'npan 
xai  Kfjps?  (Hesiod  Theog.  217),  der  vr^XsiTjc  KIppEpo?  (ebd.  770),  der  vr/siTj?  "Aiotj?  3)  mit 
dem  v/jXssc  r^Top  (Hesiod  455  f.)  haben  die  sichere  Deutung  auf  den  'Erbarmungslosen' 
gegeben  4).  Seine  Gattin  ist  Chloris.  /Xtupöv  ist  die  Farbe  des  jungen,  blaßgrünen 
Blattes;  dementsprechend  gibt  Ovid  (Fast.  V  195)  die  hellenische  Chloris  mit  Flora 
wieder.  Andrerseits  bezeichnet  yXwpbv  das  E  laßfahle,  wie  im  Epos  das  y)^tophv  oioi,  bei 
Aischylos  /Xcupov  osifia;  ykiopm  ist  die  Finsternis,  die  keine  Farbe  hat  (Hesiod  Aspis 
265),  der  Acheron  hat  ein  yXiopov  /süixa  (Anyte  Anthol.  Palat.  VH  486);  yXwpov  ist  die 
Farbe  der  Krankheit  bei  Thukydides  (II  49);  der  Thanatos  in  der  Apokalypse  reitet 
einen  nnro;  yXiupo?  (6,  7).  Entsprechend  reden  die  Lateiner  von  der  mors  pallida, 
den  pallida  Ditis  regna  oder  der  lurida  mors.  Wenn  die  Strigen  einem  Kinde  das 
Blut  ausgesogen,  sagt  Ovid  (Fast.  6,  149  f.)  von  der  Gesichtsfarbe:  color  oris  erat, 
qui  frondibus  olim  esse  solet  seris,  quas  nova  laesit  hiems;  das  würde  dem 
griechischen  yXcopo;  entsprechen  5).  Für  die  Gattin  des  Schonungslosen,  die  selbst 
Tochter  der  Fersephone  heißt  (Schol.  Ä  289),  ist  nur  die  Deutung  in  dem  Sinne 
'die  Fahle'  passend.  Der  gewaltigste  der  Neleussöhne  trägt  den  Namen  Peri- 
klymenos,  d.  h.  einen  Kultnamen  des  Unterweltsgottes;  auch  er  übrigens  wieder 
Sohn  der  Chloris  (Schol.  Find.  Nem.  IX  61);  daß  Neleus  selbst  Sohn  des  Unter- 
weltsgottes Poseidon  ist,  Herakles  in  seinem  Reiche  iv  FluXti)  ev  vsxüsaat  kämpft, 
wurde  oben  bemerkt.  Neleus  nun,  durch  Namen,  Verwandtschaft  und  Sagen  als 
Unterweltsgott  fest  gesichert,  ist  Herr  eines  berühmten  Gespannes  von  Rossen; 
entgegen  natürlichem  Gesetz  vererben  sich  die  Tiere  in  seiner  Familie,  so  daß  Nestor 
sie  in  der  Ilias  führt;  er  heißt  nach  ihnen  hmza;  sie  aber  bewahren  in  der  Bezeich- 
nung NifjXi^tai  Tinroi  (A  597)  den  Namen  des  Gottes,  für  den  sie  charakteristisch 
sind,  und  als  fluXoqsvss?  (M"  303)  die  Erinnerung  an  ihren  Ursprung  von  den  Toren 
der  Hölle  6).  Dies  der  objektive  Bestand;  der  einzelne  epische  Dichter  freilich  ist  sich 
dieser  alten  Beziehungen  nicht  mehr  bewußt,  die  doch  wichtig  genug  sind,  daß  sie 

■)  Inscr.    Gr   I.    Suppl.  II  p.    66,  53  a   (aus  dem  'fahler  bin  ich  als  Gras'.    Ähnlich  wenn  an  den 

Jahre  418).  Nemeen,  die  aus  einem   Leichenagon  hervorge- 

')  Ich  bemerke  das  gegen  W.  Kranz  Herrn.  L  1915,  gangen  sind,    der     Kranz    if.  yXtopöiv    jrXixeTcti 

96,  2,    der  sich    auf   das   Epos    stützt,    das    nur  seXivtov  (Schol.  Pind.  Nem.  Argum.  4). 
rein  äußerlich  älteste  Überlieferungen  gibt.                 *)  Auf  diese  Bedeutung  der  Neleuspferde  wie  der  des 

3)  Epigr.  des  Lukian  Anthol.  Palat.  VII  308;  vrjXer);  Erichthonios  und  Admetos  hat  bereits  Wilamowitz 
iväyxa  Alkman  (Bgk.  4  8i).  aufmerksam  gemacht,  ebenso  auf  die  Verblassung 

4)  E.  Meyer  a.  a.  0.,  Furtwängler  Samml.  Sabour.  der  ursprünglichen  Ideen  im  Epos  (Griech.  Trag. 
I  22,  Wilamowitz  Red.  und  Vortr.3  71,  i,  Griech.  III  68,  Red.  und  Vortr.3  71,  i).  Unter  den  zwölf 
Trag.   III  68,   Sittig  P.-W.  VII  2420.  Ncleussöhnen  haben  drei   das   Pferd    im   Namen 

5)  Sappho    Bgk.l    2,      4    /Ätopotif/a    0^  ttoiol;  Ijijjii  (Hippokoon,Hippolochos,Lysippos  Schol.  A  692). 


;  L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  igg 

als  altes  Typengut  weiterleben;  die  Verpflanzung  der  Vorstellungen  von  dem  Mutter- 
landc  übers  Meer  hatte  den  Ursprungscharakter  verdunkelt  und  nur  die  Formen 
gelassen. 

4.  Seit  0.  Müller  ist  anerkannt,  daß  Admetos,  der  'Unbezwingliche',  der 
Sohn  der  Klymene  (Schol.  Eur.  Alk.  16)  oder  Pcriklymene  (Hyg.  Fab.  14),  den 
Unterweltsgott  repräsentiert  '),  in  einer,  dem  Namen  zufolge,  ähnlichen  Auffassung 
wie  Neleus.  Des  unterirdischen  Königs  Tochter  ist  die  gespenstige  Hekate  (Hes. 
s.  V.  'ASjiTJTOu  xopif));  nur  bei  einem  Gotte  konnte  Apollon  ein  langes  Jahr  Blutschuld 
sühnen;  unter  seiner  Pflege  gediehen  die  Rosse  ^)  und  die  übrigen  Herden  3)  des 
Unterweltsherrn.  So  erzählte  die  Geschichte  ein  hesiodisches  Gedicht  •»),  das  nach 
der  Weise  des  Epos  Admetos  als  reichen  König  einführte;  die  in  der  Sage  liegende 
Voraussetzung,  daß  die  Dienstschaft  in  der  Unterwelt  stattfand,  deutet  das  epische 
Gedicht  leise  noch  darin  an,  daß  Leto  ihren  Sohn  von  der  härtesten  Strafe,  einer 
Verbannung  in  den  Hades,  losbitten  muß  5).  Auf  die  in  diesem  Gedicht  behandelten 
Sagen  verweist  die  Ilias  an  zwei  Stellen,  beidemal  um  der  Rosse  des  Admetos  willen. 
Vor  Troja  führt  sie  des  Admetos  Sohn  Eumelos,  8?  imrotjtJv^  Ixe'xaaxo  (*I'"288);  im 
Schiffskatalog  heißt  es  von  ihnen  (B  763  ff.) 

tirirot  [i£v  (xs-y'   ä'ptatat  saav  (I)rjp7)Tia5o(o, 
T«;  'Eu[j.r;Xo?  sXauve  iroofu/saj  opvi&a?  (7jc, 
TOS  iv  ritspti;]  &psi|i'   dpYupoTO^os  'AttoXXujv, 
ajxcpo)  ÖTjXst'a?,  csoßov  'ApTjo?  cpopsoucra?. 

Wieder  beweist  das  Wunderbare,  daß  der  Held  nicht  seine  eigenen  Rosse  führt, 
sondern  die  einer  früheren  Generation,  daß  die  Pferde  für  den  Vater  charakteristisch 
sind;  Unterweltsgott  und  Pferd  stehen  auch  hier  in  enger  Verbindung.  Auch  hier 
ist  die  Erinnerung  geblieben,  daß  die  Vorstellung  im  Mutterlande  wurzelt;  von  dort 
ist  das  Tatsächliche  übernommen  worden;  die  ursprünglichen  Ideen  sind  im  Epos 
verblaßt.    ■ 

5.  Mit  überirdischen  Kräften  begabt  sind  die  Rosse,  die  der  Troerkönig 
Erichthonios  in  der  Ilias  führt  (Y  219  ff.).  Sie  laufen,  3000  an  Zahl,  über  die  Halme 
der  Felder  und  die  Kämme  der  Wogen,  ohne  sie  mit  den  Hufen  zu  berühren;  Boreas 
zeugt  mit  ihnen  unsterbliche  Nachkommen.  So  trägt  auch  den  Schmied  Ilmarinen, 
wenn  er  zum  Teufelskönig  fährt,  sein  Fohlen,  das  mit  dem  eisernen  Zaum,  dem 
kupfernen  Geschirr  und  mit  stählernen  Zügeln  geschirrt  ist,  sausend  übers  offene 
Meer,  ohne  daß  des  Pferdes  Huf  dabei  naß  wird  ^). 

Der  Name  des  Erichthonios,  den  bereits  Wilamowitz  7)  über  die  Erichtho 
=  Erichthonie  der  Würzburger  Phineusschale  mit  Chthonie  in  Beziehung  setzte,  darf 

■)  Prolegom.  300  ff.,  Wilamowitz  Isyllos  75,  Griech.  4)  Rekonstruiert    von    Wilamowitz     Isyllos     57  ff., 

Trag.  III  68,  Wentzel  P.-W.   I  380,    E.  Rohde  Griech.  Trag.  III  71  ff. 

Psyche»  II  80,  2.  5)  Hesiod    bei    Philodem    n.  eOssß.  63,  Comp.  34. 

')  Kallim.  Hymn.  auf  Apollon  II  48,  Schol.  1'"288,  *)  E.  Schreck  Finnische  Märchen  3  ff.,  Radermacher 

Stat.  Theb.  VI  332  f.    Daher  der  Sohn  Hippasos.  Jenseits  63. 

3)  Eurip.  Alk.  588,  601.    Daher  der  Sohn  Eumelos  7)  Arist.  und  Athen  II  128,  Kretschmer  Griech.  Va- 

und  die  Tochter  Perimele.  seninschr.  228,  Böhlau  Athen.  Mitt.  XXV 1900, 47. 


ipo 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


in  seinen  einzelnen  Bestandteilen  als  gedeutet  gelten,  seitdem  eine  Vase  im  Perser- 
schutt der  Akropolis  einen  Perichthonios  zutage  gefördert  (Abb.  8)  ');  darnach 
ist  Erichthonios  der  'gewaltige  Herr  der  Chthon'  ^).  So,  als  yßöviog,  haben  auch  die 
Attiker  ihren  Erichthonios  empfunden:  aus  der  Tiefe  der  Erde  hebt  auf  den  Vasen- 
bildern die  Mutter  Erde   ihr  Kindlein  ans  Licht  3);  h  -jr,?  ßXaaösvxa  nennt  ihn  Euri- 

pides  4) ;  er  trägt  die  Gestalt  der  Schlange,  die 
Erscheinungsform  der  ypövioiS);  als  solche  emp- 
fängt er  den  Honigkuchen,  der  den  chthonischen 
Mächten  zusteht  6).  Wollte  man  bei  anderen 
Göttern,  wie  bei  Hermes,  ihre  chthonische  Seite 
hervorheben,  so  gab  man  ihnen  das  Beiwort 
kpiybövio?  7).  Die  gleiche  chthonische  Urnatur  ist 
auch  bei  Erichthonios'  Doppelgänger  Erechtheus 
unverkennbar,  der  mit  ihm  in  der  Wurzel  zu- 
sammenhängt; für  den  Wechsel  von  s  und  i  ver- 
gleiche man  außer  dem  von  Wilamowitz  beige- 
brachten 'Epix&eu?  der  parischen  Chronik^)  und 
den  'EptTi[j.o?-'EpsTt|xo?,  'Api\i.oiyo^,  'ApsaTpaxoc,  die  Fick- 
Bechtel  9)  zitieren,  das  Nebeneinander  von  'Epitpu^ 
und  'EpetpuXrj  in  Arkesine  ">)  und  den  'AvravSpo? 
'Epeoajiou  AtyipatTj?  ");  die  Identität  empfindet  noch 
in  peisistratischer  Zeit  ")  der  Dichter  von  B  547  ff.,  der  den  Erechtheus,  ent- 
sprechend der  Erichthoniosgeburt  auf  den  Vasen,  aus  der  apoupa  hervorgehen  läßt  '3). 


Abb.  8.    Vasenscherbe  von  der  Akropolis 
mit  Inschrift  Perichthonios. 


^)  Graf,  Vasen  der  Akropolis  Taf.  33  (b);  darnach 

unsere  Abb.  8. 
')  Kyrene  83,  4,   P.-W.  VIII  351. 

3)  Zusammenstellung  bei  Escher  P.-W.  VI  444,  Ab- 
bild. Arch.  Jahrb.  XXVI  191 1,  108  f.  Eine  nur 
in  der  Form  verschiedene  Ausdrucksform  dafür 
ist,  wenn  Erichthonios  der  Ge  Kurotrophos  einen 
Altar  stiftet  (Said.  s.  v.  -/O'jpoTpotpo;  yfj),  im 
Grunde  wieder  dieselbe  Vorstellung,  wenn  die 
Nemesis  von  Rhamnus  (eine  Erdgöttin,  Wilamo- 
witz Griech.  Trag.  II  222,  2)  Mutter  des  Erech- 
theus wird  (Mantissa  bei  Leutsch  Paroim.  Gr.  II 
769)  oder  wenn  Erechtheus  Sohn  der  Unterwelts- 
herrin Zeuxippe  ist  (Apd.  III  193).  In  die  Ver- 
bindung von  Erichthonios  mit  Ge,  die  nur  zum 
Ausdruck  bringt,  daß  der  Gott  ein  yTjYcvi^t,  ein 
y8(ivio{  ist,  ist  Athene  erst  sekundär  eingedrungen : 
P.-W.  VIII  350 f. 

4)  Ion  227;  ägavf^xe  y?]  1005  f. 

5)  P.  -W.  VI  442  f.,  VIII  351,  PoweU  Erichthonios 
and  the  daughters  of  Cecrops  1906,  6,  18  f., 
Frickenhaus    Athen  Mitt.   XXXHl   1908,    171, 


Küster,  Die  Schlange   in  der  griech.  Kunst  und 
Religion  (Relig.   Vers,    und  Vorarb.   XIII)    99. 
')  So   auch   den    Schlangen   im   Erdheiligtum   des 
Trophonios  (Stengel  Kultusaltert.'  71). 

7)  Literatur  bei  Escher  P.-W.  VI  446;  dazu  Wilamo- 
witz Griech.  Trag.  III  69,  i. 

8)  Arist.  u.  Ath.  a.  a.  O. 

9)  Griech.  Personenn.  374.  Das  umgekehrte  Ver- 
hältnis liegt  vor  in  'E3(0,ao{  IlXaTate'ij  (Fick- 
Bechtel  470)  neben  dem  üblichen  'Ejf^Xao«. 

'")  Inscr.  Graec.  XII  7,  54  und  203. 

")  Inscr.  Graec.  VII  540. 

")  Wilamowitz  Hom.  Unters.  247. 

'3)  B  548  9pii|e  sc.  'AftVjvTj,  T^xe  JefSmpo;  äpoupo. 
Ein  ähnliches  Kompromiß  liegt  vor  in  der  Sage 
des  O  t  o  s  und  Ephialtes  X  307  ff.  exEXE  sc. 
Iphimedeia  von  Poseidon,  dp^ie  C^ßtupo;  äpo'jpa. 
In  dem  letzten  schimmert  die  Tradition  einer 
Erdgeburt  der  beiden  Riesen  durch;  direkt  be- 
zeugt wird  diese  von  Eratosthenes  (Schol.  Apoll. 
Rhod.  I  482),  der  die  Riesen  pry^evsTc  nennt,  die 
von  Iphimedeia  herangezogen    seien   (Tpa^T)vai): 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


191 


Weil  er  ein  y^wio?  ist,  kann  Erechtheus  die  enge  Verbindung  mit  dem  Poseidon 
-fatTjo^os')  auf  der  Burg  eingehen,  der  hier  ebenfalls  noch  der  alte  chthonische 
Gott  ist.  Erst  die  aus  dem  Epos  zurückflutenden  neuen  Vorstellungen  haben 
bewirkt,  daß  der  Blitzschlag,  mit  dem  der  alte  Gott  vom  Burgfelsen  Besitz  er- 
griffen ^),  zum  Schlag  mit  dem  Dreizack  umgedeutet  ward  und  daß  das  leicht 
salzhaltige  Wasser  des  Burgfelsens  3)  von  einer  öa'Xa-rca  Zeugnis  ablegen  mußte. 
So  wenig  Verwandtes  Erechtheus  mit  diesem  späteren  Meergott  Poseidon  hat, 
so  nahe  steht  er,  der  im  yd<s\i.a  der  Burg  haust,  dem  faiVjoxo?,  von  dem  er  nach 
späterer  Auffassung  in  das  yäcsiioi  hineingebannt  wurde 4).  Als  /^ovw?  schließlich 
trägt  auch  Erechtheus  Schlangengestalt  5),  als  ypono^  ist  er  Sohn  einer  Zeuxippe 
(Apd.  III  193),  Vater  einer  Chthonie  (Apd.  Bibl.  III  196)  und  der  rechte  Ahn 
eines  Volkes,  das  selbst  der  x&wv  zu  entstammen  sich  rühmt  ^) ;  wenn  nach  Hesiod 
(Paus.  II  6,  5)  Erechtheus  Vater  des  Ortseponymen  Sikyon  ist,  hat  der  Unter- 
weltsherr hier  als  Erechtheus  die  gleiche  Funktion  wie  in  Milet  der  Sohn  der 
Ge:  Anax7). 


also  umgekehrt  nuanciert  wie  in  der  Odyssee. 
Inhaltlich  widersprechen  die  beiden  Traditionen 
einander  nicht;  Poseidon  ist  wiederum  der  Gott 
der  Erdtiefe,  die  'gewaltig  Waltende'  die  Erd- 
mutter, die  in  einer  Version  selber  Poseidon- 
tochter heißt  (Hyg.  fab.  28);  in  Mylasa  hatte  sie 
einen   Kult   mit    -jipa  [AcyctXa  (Paus.  X  28,  8). 

■)  Die  Zeugnisse  bei  Usener  Göttern.  140.  Priester 
des  Poseideon  Erechtheus  sind  die  Eteobu- 
taden;  ihr  Ahnherr  Butes  ist  Sohn  des  Poseidon 
(Hesiod  frg.  124  Rz.),  seine  Mutter  Zeuxippe 
(Apd.  III  193,  Hyg.  fab.  14),  seine  Gattin 
Chthonie  (Apd.  III  197);  Poseidon  wiederum 
nicht  als  der  Meergott,  um  dessentwillen  'der 
Hirt'  zum  Meerdämon  werden  müßte  (Töpffer 
Att.  Geneal.  113  f.,  Böhlau  Bonn.  Stud.  für 
Kekule  127),  sondern  der  alte  chthonische  Gott, 
der  über  den  Erdsegen  wacht,  der  (puTaXfiio?.  In 
einem  noch  älteren  Stadium  werden  wir  den 
Butes  wie  Agreus  und  Nomios  als  Sondergott 
zu  fassen  haben  (Kyrene  lof.,  Weinreich  Lykische 
Zwölfgötter-Reliefs.  Sitzungsber.  d.  Heidelberger 
Akad.  d.  Wissensch.  1913,  16  ff.). 

')  Bekannt,  seitdem  Balanos  in  der  Decke  über 
dem  Mal  drei  Löcher  fand,  das  typische  Zeichen 
für  das  Blitzmal  (Dörpfeld  Athen.  Mitt.  XXVIII, 
1903,  465  ff.).  Die  entscheidenden  Rückschlüsse 
für  Poseidons  Waffe  hat  Usener  gezogen  (Rhein. 
Mus.  LXVIII,  1903,  189),  der  auch  an  S  385  f. 
erinnert:  Seivov  aop  TavjTjxcs  .  . .  eixeXov  daxE- 
poit^  (a.  gl.  0.  LX  1905,  23  =  KI.  Schrift.  IV 
490).  Ursprünglich  führt  Poseidon  das  Feuer- 
symbol in  Blumenform  (darüber  Jacobsthal  Der 


Bhtz,  Berlin  1906),  ein  Residuum  davon  z.  B.  noch 
auf  den  korinthischen  Pinakes  (s.  die  Tabelle  bei 
Walters  Journ.  hell.  stud.  XIII  1892/3, 17;  Jacobs- 
thal S.  30, 32),  wo  die  florale  Bildung  der  Poseidon- 
waffe nicht  sekundäre  Ornamentalisierung  ist, 
sondern  Rest  der  alten  Blumenbildung.  Letzte  Be- 
handlung bei  Ch.  Blinkenberg  The  underweapon 
in  religion  and  folklore,  Cambridge  1911,  51  ff. 
Den  Folgerungen  von  E.  Petersen,  Burgtempel 
derAthenaia  72,  daß  auf  der  Akropolis  ursprüng- 
lich Erichthonios  der  Blitzträger  gewesen,  kann 
ich    nicht    beistimmen. 

3)  Festgestellt  von  Köster  Woch.  klass.  Phil.  1908, 
656  f.,  E.  Schmidt  Athen.  Mitt.  XXXVIII 1913, 73. 

4)  Eurip.  Ion  292,  Rohde  Psyche'  I  136.  Poseidons 
Blitzstrahl,  mit  dem  er  sich  des  Burgtelsens  be- 
mächtigt, läßt  den  alten  Hauptgott,  den  Rivalen 
des  Zeus,  erkennen;  die  Bannung  des  Erechtheus 
durch  Poseidon  in  das  ytdafia  ist  ein  Zeichen  für 
die  Auseinandersetzung  des  einen  mit  dem  anderen 
chthonischen  Herrn  des  Burgfelsens ;  die  ftotXaosa 
resultiert  erst  aus  dem  Eindringen  des  homerischen 
Meergottes  in  die  älteren  Vorstellungskomplexe. 
So  meine  ich  scheiden  zu  sollen,  was  Petersen 
Burgtemp.  68  für  Dubletten  erklärt. 

5)  Euripid.  N.»  930   (Wilamowitz  Kyd.  141,  228). 
')  Auch    Erichthonios    erscheint    hie    und    da    als 

Ahnherr  der  Athener;  da  die  Zeugnisse  ziemlich 
rar  sind  (Ermatinger  Die  attische  Autochthonen- 
sage  110  f.),  sei  'Epi5(9ov(ou  ßXrfaxTjiJia  aus  den 
Anapästen  Berl.  Klassikert.  V  2,  133,  138  notiert. 
7)  Paus.  I  35,  6,  u.  s.  (Wilamowitz  Sitzungsber. 
Berl.  Akad.  1906,  66). 


192 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


Wie  nun  der  Troer  Erichthonios,  von  dem  wir  ausgingen,  über  wunderbare 
Rosse  verfügt,  so  weisen  die  Attiker  Erichthonios  und  Erechtheus  ähnliche  enge 
Verbindung  mit  dem  Pferd  auf.  Erichthonios  gilt  als  erster  Bändiger  des  Pferdes, 
als  Erfinder  des  Viergespanns');  der  himmlische  Fuhrmann  trägt  seinen  Namen*). 
Entsprechend  heißt  auch  Erechtheus  Erfinder  des  Viergespanns  3);  auf  einem  Ge- 
mälde im  Erechtheion  war  er  als  Wagenlenker  dargestellt  4).  Aus  der  Gleichheit 
des  Attributs  bei  den  beiden  Erichthonioi  5)  und  schon  aus  der  Verbindung  des 
Pferdes  mit  einer  Gestalt  dieser  Art  folgt,  daß  das  Pferd  für  Erichthonios  wesen- 
haft ist;  Erichthonios  mit  dem  Pferd  ist  ein  neuer  Typus  des  Unterweltsherrn  mit 
dem  Rosse. 

6.  Tiefer  als  der  Troerkönig  Erichthonios  und  seine  Rosse,  von  denen  nur  das 
Y  berichtet,  wurzelt  im  Epos,  als  Besitzer  berühmter  Pferde,  der  troische  König 
Laomedon.  "Eve)(  imwtv  Aaojisoovxo;  unternimmt  Herakles  seinen  Zug  gegen  Tro ja 
(K  640)  ^) ;  Zeus  selber  gab  diese  Rosse,  «ptaiot  uttouv,  oaaoi  saa.v  uir'  r^öa  r^ikiöv 
TS  (E  266  f.)  7);  der  Dichter  der ''A&Xa  (*I^348)  zitiert  sie  als  Muster  von  Schnellig- 
keit; Anchises  legt  ihnen  heimlich  seine  Stuten  unter,  in  dem  Wunsch,  von  ihnen 


•)  Marm.  Par.  140  (Jacoby  S.  44  f.),  Eratosth. 
Kataster.  13,  Varro  bei  Philargyr.  zu  Vergil 
Georg.  III  113,  Vergil  a.  a.  0.  und  Probus  z.  St., 
Hyg.  Astr.  II  13,  Euseb.  Chron.  32  Seh.,  Erma- 
tingcr  a.  a.  0.  47,  52. 

»)  Eratosth.  Kataster.  13. 

3)  Aristid.  Panath.  1 170  D.  und  Schol.  (III  p.  62  D.), 
Themist.  XXVII,  337  a. 

4)  Schol.  Arist.  Panath.  III  p.  62  D.,  von  Petersen 
Burgtemp.  1 1 1  für  das  Gemälde  des  Ismenias  in 
Anspruch  genommen;  dagegen  G.  Körte  Götting. 
Anz.  1908,  850. 

5)  WieNeleus, Admetos usw. werden dieHellenen auch 
die  Vorstellung  vom  Erichthonios  aus  dem  Mutter- 
lande mit  nach  lonien  gebracht  haben;  ob  frei- 
lich, sobald  die  umfassendere  Bedeutung  des 
Namens  erkannt  ist,  in  dem  Erichthonios  des 
Epos  speziell  der  attische  Erechtheus -Eri- 
chthonios zu  sehen  ist  (Bethe  Neue  Jahrb.  VII 
1901,673),  ist  mir  zweifelhaft  (vgl.  auch  Petersen 
Burgtemp.  88).  Daß  Phanodemos  (Dion.  Halik. 
Antiqu.  Rom.  I  61,  Strab.  604)  kombiniert  und 
keine  tatsächliche  Überlieferung  gibt,  hat  Crusius 
(Sitzungsber.  Münch.  Akad.  1905,  777)  zutreffend 
bemerkt.  Nicht  gerechtfertigt  ist  umgekehrt 
Gruppes  Forderung  (Bursians  Jahresber.  Suppl. 
1907,  489,  Berl.  phil.  Wochenschr.  1908,  1597), 
der  Name  müsse  des  Ipt-  wegen  aus  dem  Epos 
stammen.  Namen  mit  ^pi-  z.  B.  in  Athen 
no[T]äfJHov  'Ept  ...  (Inscr.  Gr.  III  1,  1259),  in 
Attika  Erithalion  (Inscr.  Gr.  I  Suppl.  p.  162  zu 


C  179  d),  in  Aigina  'EpfTifios  (Inscr.  Gr.  IV  13), 
in  Euboia  auf  einer  Bleitafel  Eriklees  (Roehl 
Inscr.  antiqu.  372,  106),  auf  Amorgos  Eriphyle 
(Inscr.  Gr.  XII  7,  203).  ipt-  und  (Jpi-  stehen  als 
Paralleltormen  nebeneinander;  als  Parallele  diene 
Iparjv  und  äpiTjV,  die  in  jedem  Dialekte  möglich 
sind.  Auch  im  Namen  des  Rosses  Arion  (so  das 
Epos)  und  Erion  (in  Arkadien)  ist  wohl  mit  Recht 
der  Wechsel  von  dpi-  und  äpi-  erkannt  worden 
(Bechtel  Bezz.  Beitr.  VIII  326,  Solmsen  Unters, 
zur  griech.  Laut-  und  Verslehre  53). 

')  Damit  ist  zu  verbinden  T  145  ff-,  wo  vom  -».rfOi 
die  Rede  ist;  Friedländer  Herakles  7,  3  sieht  hier 
mit  Recht  Beziehung  auf  das  Hesioneabenteuer 
(Apd.  II  104,  Ovid  Metam.  XI  214  fordert  He- 
rakles die  Rosse  für  die  Befreiung  der  Hesione). 
Die  Rosse  des  Laomedon  waren  im  Epos  ge- 
geben; der  Dichter,  der  Herakles  nach  Troja 
bringen  sollte,  greift  sie  als  ein  fertiges  Motiv 
auf;  für  Herakles  um  so  leichter,  als  sein  Ver- 
langen nach  berühmten  Pferden  aus  der  Sage 
der  Rosse  des  Diomedes  gegeben  war. 

7)  An  dieser  Stelle  wie  anschließend  im  Aphrodite- 
hymnus 211  ist  Tros  der  Empfänger  der  Rosse, 
als  Gegengabe  für  den  Raub  des  Ganymed.  Wie 
wenig  die  Pferde  für  Tros  charakteristisch  sind, 
lehrt  das  Konkurrenzmotiv;  in  der  Kleinen  Ilias 
(Schol.  Euripid.  Troer.  821)  erhielt  Tros  als  Ent- 
gelt den  goldenen  Weinstock.  Auch  Robert  Stud. 
zur  Ilias  540  hält  die  Verbindung  der  Rosse  mit 
Tros  für  unursprünglich. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  ig^ 

Nachwuchs  zu  gewinnen  {F.  265  ff.)  ');  nach  ihnen  heißt  Troja  suTtwXo?  oder  xXoto- 
uwXo?.  Wer  ist  der  König  Laomedon }  In  dem  ausschließlich  mit  bedeutsamen  Namen 
arbeitenden  Stemma  der  troischen  Könige  ein  schattenhafter  'Volksherrscher' }  Götter 
treten  bei  ihm  in  Dienst,  Apollon  und  Poseidon  haben  ihm  die  Mauern  gebaut  (H452f.), 
nach  anderer  Version  Poseidon  allein,  während  Apollon  des  Königs  Herden  weidet 
{<P  441  ff.)  ^).  Die  beiden  Götter  kommen  -apa  Ato?;  sie  haben  eine  Strafe  abzu- 
büßen sk  svtauTov.  Schon  den  Alten  war  die  hier  angedeutete  Beziehung  unver- 
ständlich; sie  einigermaßen  zu  erklären,  las  Zenodot  im  A  (400),  wo  von  einem 
Aufstand  der  Olympier  gegen  Zeus  die  Rede  ist,  an  Stelle  der  übhchen  Lesart  "Hpr^ 
T  r^Ss  RoastSatüv  xoti  riaXXot?  'AOtjvtj  an  letzter  Stelle  Ooißo?  'AiroXXouv:  die  Buße  im 
<I)  sollte  der  Versündigung  im  A  entsprechen  3).  Uns  drängt  sich  der  Vergleich 
mit  der  Admetossage  auf:  Tzapa  Ato?  hat  Apollon  auch  in  Admetos'  Dienst  gemußt 
und  bei  ihm  sh  sviauTov  die  Herden  gehütet  4).  Beide  Sagen  sind  einander  so  ähnlich, 
daß  wir  einen  Zusammenhang  irgendwelcher  Art  nicht  gut  abweisen  können.  Nun 
ist  Admetos  als  Herr  der  Unterwelt  sicher  gedeutet;  die  Folgerung  auf  den  mit  ihm 
alternierenden  Laomedon  liegt  nahe.  Name  und  Genealogien  führen  nach  der  gleichen 
Richtung.  Aao[j.so(uv  gehört  der  Namenskette  an,  aus  der  wir  'A-^rpiXao^/EyßXciLOi  u.a. 
als  urkundlich  gesicherte  Namen  des  Unterweltsherrn  kennen  gelernt  haben;  es 
sind  die  unterirdischen  Xaot',  über  die  er  gebietet  5);  der  "AvaJ  in  Milet  entspricht 
der  gleichen  Auffassung.  Seiner  Eigenschaft  als  Herrn  der  Tiefe  wie  als  Besitzer 
der  Rosse  entspricht  es  schließlich,  wenn  er  eine  Zeuxippe  *)  (oder  Leukippe  7)  zur 
Gemahlin  hat;  da  diese,  wie  oben  gezeigt,  mit  der  Unterweltsherrin  Basile  alter- 
niert, entspricht  das  Paar  Laomedon — Zeuxippe  in  Namen  wie  Charakter  den  sicher 
gedeuteten  Paaren  Echelos — Basile  und  Zeuxippos-r— Basileia. 

Erichthonios  und  Laomedon,  beide  Ausdrucksformen  des  Unterweltsherrn  mit 
dem  Pferd,  begegnen  beide  als  Herrscher  im  Stammbaum  der  troischen  Könige; 
die  Erkenntnis  ihres  Wesens  ist  für  den  Aufbau  des  troischen  Stammbaums 

')  Aineias'  Rosse  stammen  von  denen  des  Laomedon  4)  Pherekyd.  im  Schol.  Eurip.  Alkest.  i,  Apd.  Bibl. 

ab   (E  272  f.);   Diomedes   trachtet  nach   ihnen;  III  122:  aus  der  Koroniseöe,  Wilamowitz  Isyllos 

W  291  f.  besitzt  er  sie.  63  ff. 

^)  Als  Mauerbauer  erschienen  die  beiden  Götter  auch  5)  Den   Laomedon,    Laodamas   u.    a.    deutet   schon 

bei  Hesiod  frg.  142  Rz.,  bei  Panyassis  (frg.  16K.)  Gruppe  Griech.  Myth.  307  vermutungsweise  auf 

und  bei  Pindar  Olymp.  VIII  32  f.    Apollon  hält  Gottheiten   des  Hades.     Einen  anderen   mit  Xa<5{ 

Wilamowitz  (Griech.  Tragöd.  III  264,  2)  für  den  gebildeten  Namen,  Aao'Soxo?,  hat  Usener  Arch.  für 

ursprünglichen  in  der  Verbindung;  er  hat  auch  Religionswiss.  VII  1904,  327  ff.,  als  alten  Hades- 

die  Mauern  des  Alkathoos  gebaut  Theogn.  773  ff.;  namen  gedeutet  und  mit  noX'i?£ivo«,  noXuS^YiJuuv 

bei  Poseidon    wird    man    nicht  an  den  fon-fioyoi  zusammengestellt.    Der  zweite  Bestandteil  -fi^Suiv 

denken  dürfen,   vielmehr  an  den   na-f ofXios,   der  kehrt  wieder  in  sOpu[A^5tuv  als  Beinamen  für  den 

z.  B.  eine  aus  dem  Meer  aufgetauchte  Insel  festigt  unterirdischen  Poseidon,  M^Sousa  als  Namen  der 

(Strab.  57)   oder  im  Tartaros  Tore  baut  (Hesiod  Erdherrin,  ähnlich  gehalten  sind  i'va;  (s.  o.  S.  191) 

Theog.  732 ;  Preller-Rob.    585).  und  Pasianax  (Wünsch  Rhein  Mus.  LV 1900, 67  f.). 

3)  Die  Absicht    der  Konkordanz  wird   in  den  be-  6)  Alkman  Bgk.4  113. 

treffenden    Iliasscholien    und    im    Schol.    Pind.  7)  Schol.  zu  Lykophr.    18;    ein   Leukippos   in   der 

Olymp.  8,  41   unmittelbar  ausgesprochen.  sikyonischen  Genealogie  Euseb.  Chron.  16  Seh., 

Augustin.  de  civit.  dei  XVIII  3. 


Xg^  L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 

von  besonderer  Bedeutung.  In  einer  der  jüngsten  Zutaten  der  Ilias,  dem  Zweikampf 
des  Hektor  und  Aineias'),  zählt  Aineias  die  Reihe  seiner  Ahnen  auf  (T215  ff.):  vom 
Zeussohn  Dardanos  entstammt  Erichthonios,  dessen  Sohn  ist  Tros,  von  diesem 
stammt  Ilos,  des  Ilos  Sohn  ist  Laomedon,  der  Vater  des  Priamos.  Vom  Trossohne 
Assarakos  stammt  über  Kapys  und  Anchises  der  Redende,  Aineias  selber.  Aineias 
ist  Führer  der  Dardaner  (B  Sipf.)^);  auf  die  Verherrlichung  des  Dardanos  zielt 
auch  der  Stammbaum:  Dardanos  hat  eine  Stadt  Dardanie  am  Ida  gegründet,  die 
älter  ist  als  Ilios  (V  215  ff.);  im  gleichen  Zusammenhang  prophezeit  Poseidon,  das 
Geschlecht  des  Dardanos  werde  nicht  vergehen  (V  303  ff.);  Aineias  und  seine  Nach- 
kommen würden  über  die  Troer  herrschen  für  alle  Zeiten  (307  f.).  Das  gleiche  Orakel 
begegnet  wieder  im  Aphroditehymnus  (103  f.,  196  ff.),  der  zu  Ehren  der  Aineiaden 
gedichtet  ist;  beide  Partien,  das  V  wie  der  Hymnus,  sind  oracula  ex  eventu; 
als  sie  gedichtet  wurden,  herrschen  über  Ilios  nicht  mehr  die  Troes,  sondern 
die  Dardanoi.  Das  historische  Verständnis  für  diese  Vorgänge,  speziell  für  die 
Herkunft  der  Dardaner,  hat  P.  Kretschmer  3)  angebahnt.  Als  thrakisch- 
illyrisches  Volk  begegnen,  belegbar  seit  dem  Jahre  284  v.  Chr.  Geb.,  von  da  an  fort- 
laufend die  Römerzeit  hindurch  bis  ins  7.  Jahrhundert  n.  Chr.  4),  im  Gebiet  des 
Axios  und  der  Morawa  die  Aapoavist?  oder  AapSavtäxai,  von  dort  sich  nach  Samothrake 
vorschiebend,  wo  schon  Hellanikos  5)  den  Dardanos  kennt,  und  an  den  Hellespont, 
ah  dem  eine  Stadt  Dardanie*)  gelegen  ist,  deren  Erinnerung  noch  in  den  Dardanellen 
lebt.  Der  Vergleich  mit  den  Wanderungen  der  Phryger,  der  Myser  und  Päonen  lehrt, 
daß  auch  die  Dardaner  einst  aus  dem  Nordwesten  der  Balkanhalbinsel  nach  Kleinasien 
hinübergezogen  sind  7).  Ihr  Eponym  Dardanos  hebt  sich  darnach  als  Vertreter 
eines  fremden  Volkstums,  das  einmal  Herr  über  die  Troer  geworden  sein  muß  und 
seine  Stadt  am  Ida  daher  mit  dem  üblichen  naiven  Anspruch  des  späteren  Siegers 
für  älter  als  Ilios  erklärte  ^),  von  dem  ursprünglichen  Bau  des  Stemmas  als  letzte 

')  T  75  ff.  wird  ein  Zusammenstoß  zwischen  Achill  sten  bei  Tomaschek  Die  alten  Thraker  I  (Sit- 

und  Hektor  vorbereitet;  erst  vs.  364  ff.  kommt  zungsber.  Wien.  Akad.   1893)  23  ff. 

das  Motiv  zur  Ausführung;  dazwischen  steht  un-  5)  Hellanikos   FHG   I  63,   129.      Bei   Dionys    von 

vermittelt  die  Aineiasepisode.     Die  Unursprüng-  Halikarn.  Ant.  i,  61   kommt  der  Dardanossohn 

lichkeit  des  Zusammenhangs  sah  schon  Kammer,  Idaios  (der  Name  nach  der  Stadt  Dardanie  am 

Zur  homer.   Frage  38  f.,  45  ff.    Das  Stemma  der  Ida)  aus  Samothrake. 

Könige   mit    L.    Friedländer    zu    athetieren,    ist  ')  Zuerst  genannt  von  Herodot  V  117  (für  die  Zeit 

nicht   möglich,    da    der    Stammbaum    und    das  des  Dareios).     Weitere  Literatur  bei  H.  Degen, 

spätere    Orakel  des  Poseidon    (T  303  ff.)   einen  de  Troian.  scaenic.     Leipz.  1900,  11. 

einheitlichen,    dem    gleichen    Zwecke  dienenden  7)  Für  den   Hügel  Batieia   (B  8n  ff.)  erinnert  H. 

Zusammenhang  ausmachen.  Jacobsohn  (Herm.  XLV,  1910,  81,  2)  an  die  epi- 

')  Ein  Gegensatz  zwischen  ihm  und  den  Troern  ist  rotische  Stadt  Baxtai  und  den  illyrischen  Namen 

auch  N  460  deutlich.  Bdrcuv. 

3)  Einleit.  in  die  Geschichte  der  griech.  Sprache  185,  *)  Die  Nachricht  über  diese  Stadt  Dardanie  am  Ida 

245  f.,  weiter  fortgeführt  durch  Bürchner  P.-W.  (T  216,  Hellanikos  F.  H.  Gr.  I  127;  Konon  21) 

IV  2157  und  Thrämer  ebd.  2177.    Auch  Wilamo-  wird  in  Zusammenhang  stehen  mit  den  Traditi- 

witz  Griech.  Liter.3  15  knüpft  die  Dardanoi  des  onen,   die   den   Dardaner   Aineias   auf   dem    Ida 

Epos  an  die  illyrischen  Dardaner  an.  gezeugt  werden  lassen  von  Anchises  und  der  Berg- 

*)  Die  Zeugnisse  über  die  Dardaner  am  vollständig-  mutter  des  Ida,  die  in  diesem  Falle  mit  Aphro- 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  ige 

Oberschicht  ab.  Der  Stammbaum  beginnt  dann  mit  Erichthonios,  dem  Herrn  der 
Wunderpferde,  d.  h.  mit  dem  Urkönig.  Es  folgen  der  Vertreter  des  Stammes,  Tros, 
und  der  Vertreter  der  Stadt,  Ilos.  Mit  Laomedon  begegnet  zum  zweiten  Male  der 
Urkönig,  wieder  als  Besitzer  der  Rosse,  ihm  folgt,  mit  unhellenischem  Namen, 
Priamos.  Die  doppelte  Existenz  des  Urkönigs  in  dieser  Reihe  lehrt,  daß  das  Stemma 
allmählich  gewachsen  ist.  Nun  sitzt  Laomedon  in  der  Ilias  ungleich  fester  als  der  nur 
im  r  zitierte  Erichthonios;  es  heißt  auch  Priamos  im  f  250  Actojisoiv-tctorj?  '),  anstatt, 
wie  an  vielen  anderen  Stellen,  Aapoavtor^c.  Man  hat  sich  also  einmal  darauf  beschränkt, 
den  Priamos  Sohn  des  Urkönigs  zu  nennen,  eine  Formulierung,  die  ihn  als  Autochthon 
kennzeichnen  will.  Dann  schoben  sich  die  Vertreter  von  Volk  und  Stadt  davor,  der 
Urkönig  trat  noch  einmal  an  die  Spitze  der  erweiterten  Genealogie,  diesmal  als  Eri- 
chthonios. Wenn  für  ihn  und  Laomedon  in  der  Ilias  die  Rosse  typisch  sind,  diese  da- 
gegen weder  fürDardanos  noch  für  Ilos  oder  Priamos  existieren,  für  Tros  nur  einmal  in 
unursprünglichem  Zusammenhang(ob.  S.  192,  7),  so  lehrt dasdeutlich,  daß  Erichthonios 
und  Laomedon  eine  identische  Grundanschauung  repräsentieren^).  Wie  schließlich  die 
hellenischen  Namen  im  Stemma  der  Troerkönige  beweisen,  ist  der  Stammbaum 
von  Griechen  so  geformt  worden,  mit  Benutzung  einzelner  einheimischer  Namen; 
die  Einleitung  mit  dem  Urkönig  entspricht  ganz  hellenischer  Art:  die  Milesier  leiten 
sich  so  vom  Urkönig  Anax  ab,  und  ebenso  steht  der  Urkönig  in  der  Gestalt  des  Zeux- 
ippos  an  der  Spitze  einer  Genealogie,  deren  sikyonischen  Ursprung  Wilamowitz 
aufgedeckt  hat  3).  Das  sikyonische  Herrscherstemma +)  gibt  endlich  einen  einwand- 
freien Beleg  für  die  Möglichkeit  einer  mehrfachen  Existenz  des  Urkönigs  in  Stamm- 
bäumen, die  nicht  aus  einem  Gusse  sind.  In  der  Genealogie  von  Sikyon,  die  so  zu- 
sammengeschoben ist,  daß  der  Eponym  erst  in  der  Mitte  des  Stemmas  erscheint, 
deren  Schluß  uns  auch  noch  in  mehreren  Brechungen  vorliegt  5),  begegnet  Laomedon 
in  der  bedeutsamen  Funktion  als  Vater  des  Ortseponymen  Sikyon;  zur  Tochter 
hat  Laomedon  eineZeuxippe^),  das  weibliche  Pendant  zum  Unterweltsherrn  Zeuxippos, 

dite   (so   der  homerische  Hymnus,   der  sie   noch  3)  MeXctviTtüO;  6  K6x),(ür:o«  6  ZeuSitittou  (Wilamowitz 

ganz  als  ttotvi«  örjpöiv  charakterisiert),  sonst  mit  Kydathen  147,  Aristot.  und  Athen  II  130,  10). 

Artemis  identifiziert  wurde  (Kyrene  73).  4)  Paus.   II  5,   6  ff.,    Euseb.   Chron.    Schöne  38  ff., 

')  Bei  Vergil  Aen.  3,  248  heißen  die  Troer  insgesamt  E.  Schwartz,  die  Königslisten  des  Eratosth.  und 

Laomedontiadae.    Die  Bedeutung  des  Laomedon  Kastor  50  ff. 

leuchtet  auch  daraus  hervor,  daß  nach  einer  bei  5)  Pfister  Rhein.  Mus.  LXVIII  1913,  529  ff. 
Servius  zu  Verg.  Aen.  II  241  angeführten  Tradi-  ')  Über  Zeuxippos  und  Zeuxippe  ob.  S.  187  f.  Die 
tion  von  der  Integrität  des  Grabes  des  Laomedon,  genealogischen  Verbindungen,  in  denen  Zeuxippe 
das  super  portam  Scaeam  lag,  der  Bestand  Trojas  erscheint,  können  eine  Gegenprobe  abgeben  für  die 
abhing.  Daß  die  Stadt  erst  unter  Laomedon  ihre  oben  gegebenen  Deutungen  einiger  Einzelgestal- 
Mauern  (ob.  S.  193)  erhielt,  erscheint  passend,  ten.  Zeuxippe  erscheint  als  i.  Mutter  des  Erech- 
sobald  man  in  ihm  den  Urkönig  sieht;  aber  die  theus  (Apd.  III  193),  2.  Mutter  des  Laomedon 
Folge  ist,  daß  nach  dem  Stemma  der  Eponym  (Paus.  2,  6,  5),  3.  Mutter  des  Priamos,  d.  h. 
Ilos  und  die  anderen  Vorgänger  des  Laomedon  Gattin  des  Laomedon  (Alkman,  Schol.  F  250), 
strenggenommen  über  ein  mauerloses  Ilion  ge-  4.  Mutter  einer  Chthonophyle,  deren  Name  für 
herrscht  haben.  sich   spricht   (Paus.   2,   6,    5  f.),    5.   Tochter   des 

*)  So  werden  denn  auch  die  Rosse  beider  verwech-  Hippokoon   (Diod.   4,   68,   5),   in  dem   also   eine 

seit;   Hyg.   fab.   89    von    den   Laomedonpferden  Gestalt  nach  der  Art  des  Zeuxippos  stecken  wird, 
qui  super  aquas  et  aristas  ambulabant. 

Jahrbuch  des  archäolo|pschen  Instituts  XXIX.  -  l5 


ig6 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


der  selbst  einige  Stufen  tiefer  in  derselben  Genealogie  erscheint ').  Auch  in  Milet 
hat  man  keinen  Anstoß  daran  genommen,  Anax  und  Neleus  in  einer  und  derselben 
Genealogie  zu  führen,  und  in  der  Abfolge  der  attischen  Könige  stehen  Kekrops, 
Erichthonios   und  Erechtheus  unbeschadet  nebeneinander. 


Die  Zusammenstellung  der  verschiedenen  Formen,  in  denen  der  Unterwelts- 
herr in  Verbindung  mit  dem  Pferde  auftritt,  ergibt  ein  erstes  Resultat:  das  Pferd 
im  Besitz  des  Unterweltsfürsten  ist  wurzelhaft.  Damit  wird  der  Versuch 
von  P.  Stengel  ^)  als  unzulänglich  erwiesen,  der  das  Roß  des  xXuToitcuXo;  mit  Hilfe  eines 
Analogieschlusses  deuten  wollte:  weil  die  Toten  in  der  wilden  Jagd  Rosse  besäßen, 
könne  es  nicht  verwunderlich  sein,  das  Roß  auch  im  Besitze  des  Hades  zu  finden. 
Da  das  Fundament  sich  über  den  xXuTortuXo?  des  A  hinaus  wesentlich  verbreitert 
hat,  hat  der  Analogieschluß  nicht  mehr  die  notwendige  Tragkraft.  Auch  würde  er 
positiv  zu  einer  unzutreffenden  Folgerung  führen:  es  müßte  dann  Hades  Führer  der 
wilden  Jagd  sein;  eine  Funktion,  die  er  im  hellenischen  Glauben  nicht  ausübt,  dem 
vielmehr  Hekate  die  Führerin  des  gespenstigen  Heeres  ist  3). 

Gegenüber  der  alten  Sage,  die  das  Pferd  in  Zusammenhang  mit  dem  Jenseits- 
herrn kennt,  treten,  wie  schon  öfter  angedeutet,  im  homerischen  Epos  die  ursprünglichen 
Ideen  in  den  Hintergrund ;  ein  Musterbeispiel  dafür,  daß  sie  zwar  in  ihren  äußeren  Formen 
noch  vorhanden  sind,  während  doch  die  ihnen  ursprünglich  anhaftenden  Vorstellungen 


■)  Vielleicht  darf  man  in  den  Kreis  alter  Unterwelts- 
götter mit  dem  Pferde  auch  den  'Eyir.uiXoi  im 
W  296  ff.  aufnehmen,  der  hier  wie  Zeuxippos  und 
Melanippos  ebenfalls  aus  Sikyon  stammt  und  dessen 
Reichtum  besonders  hervorgehoben  wird,  so  wie 
Erichthonios  (T  220)  der  'Reichste  der  Menschen' 
genannt  wird,  eine  Bezeichnung,  die  dem  Unter- 
weltsgott als  Herrn  der  Bodenschätze  wohl  an- 
steht. 

')  "AiOTjS  xXuTOTiiu/o;  (Opferbräuche  der  Griechen 
154  ff.);  die  wertvollen  Einzelergebnisse  werden 
unten  verwendet.  Stengel  fürchtet,  eine  Ausdeh- 
nung der  Untersuchung  über  das  ganze  griechische 
Gebiet  und  auf  die  verwandten  Völker  würde  die 
Unsicherheit  des  Urteils  nur  erhöhen.  Das  darf 
nicht  schrecken.  Er  hofft,  eine  Einschränkung 
auf  das  Gebiet  des  Kultus  werde  zu  bescheidene- 
ren, aber  vielleicht  aussichtsvolleren  Resultaten 
führen.  Das  ist  ein  Irrtum.  Jedes  Problem  muß 
so  weit  gegriffen  werden,  wie  es  selbst  sich  dar- 
stellt; im  Ausschnitt  behandelt,  birgt  es  von 
vornherein  den  Fehlerquell  in  sich.  Nur  das 
auvopäv  kann  der  Wahrheit  näherführen. 

3)  Der  'Jäger  Hades'  und  die  'Jägerin  Persephone' 
pflegt  nach  K.  Dilthey  Arch.  Zeitg.  XXXI  1874, 
82  zitiert  zu  werden.     Nun  gibt  es  gewiß  auch 


eine  Auffassung  des  Unterweltsgottes  als  Jäger; 
als  KuvTjYETTj;  erscheint  er  z.  B.  mit  seinen  -/ivs; 
(Inscr.  Gr.  II  1651,  Komiker  Piaton  bei  Athen. 
442  a,  Wilamowitz  Isyllos  100,  Herakl.^  II  195), 
in  Böotien  (im  Gegensatz  zu  Attika)  denkt  man 
sich  dem  entsprechend  auch  den  Toten  als  Jäger 
(Rodenwaldt  Arch.  Jahrb.  XXVIII  1913,  314, 
337);  doch  ist  es  ein  öfters  begangener  Fehler  in 
mythologischen  Untersuchungen,  dergleichen  Ein- 
zelausprägungen ohne  weiteres  auf  das  Konto  des 
großen  Gottes  Hades  zu  setzen.  Die  von  Dilthey 
für  die  'Jägerin  Persephone'  zitierte  Pausanias- 
stelle  (IX  39,  4)  handelt  von  der  Kopr^;  9i^pa  in 
Lebadeia,  die,  so  wenig  wie  die  verwandte  'Jäge- 
rin'(Thero)  vonChaironeia,  etwas  mit  Persephone 
zu  tun  hat  (Kyrene  76,  2).  Der  Jäger  Agreus 
(und  Zagreus)  sind  Sondergestalten,  die  erst  all- 
mählich sich  größeren  Göttern  unterordneten 
(Kyrene  10  f.).  Wenn  Dionysos  Jäger  ist,  hängt 
das  mit  dem  orgiastischen  Wesen  einer  bestimm- 
ten, ursprünglich  unhellenischen  Religionsform 
zusammen  und  ist  für  Hades  nicht  zu  verwerten. 
Dilthey  faßt  unter  dem  Schlagwort  'Wilde  Jagd' 
Dinge  zusammen,  die  ganz  divergenter  Natur 
sind.  —  Über  Hekate  als  Führerin  des  wilden 
Heeres  s.  unt.   S.  237. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  107 


blaß  geworden,  bieten  die  Athla  im  W.  In  dem  Wagenrennen  treten  fünf  Helden 
mit  ihren  Gespannen  in  die  Schranken:  Eumelos  mit  den  Rossen  seines  Vaters 
Admetos  (>]''  288  f.),  Antilochos  mit  denen  seines  Ahnen  Neleus,  die  der  Dichter 
nuXoifsvsE^  nennt  (vs.  303),  Diomedes  mit  den  geraubten  Abkömmlingen  der  Lao- 
mcdonpferde  (vs.  290  f.);  Menelaos  führt  die  Stute,  die  sein  Bruder  vom  Sikyonier 
Echepolos  erhalten  hat;  ohne  jede  Charakterisierung  bleiben  nur  die  Pferde  des 
Meriones  (vs.  351).  Paradigmatisch,  als  Muster  für  Schnelligkeit,  nennt  der 
Dichter  außerdem  noch  den  Arion  des  Adrastos  und  die  Laomedonpferde  (vs.  347  f.). 
Unabhängig  vom  Epos  hat  unsere  Untersuchung  gelehrt,  daß  die  Pferde  des 
Admetos,  Neleus,  Laomedon  nach  altem,  mutterländischem  Glauben  Tiere  des  Unter- 
weltsherrn waren;  für  die  Stute  des  Echepolos  wurde  das  gleiche  wenigstens  ver- 
mutet (S.  196,  i).  Davon  weiß  der  Dichter  der  Athla  nichts  mehr;  mit  der  Ver- 
pflanzung nach  Kleinasien  ist  der  Ursprungscharakter  verloren  gegangen.  Aber 
er  gruppiert  diese  Pferde  und  keine  anderen;  eine  Tradition  existierte  also  auch 
noch  für  ihn.  Und  er  behandelt  sie,  die  aus  alter  Tradition  stammen,  unter- 
schiedlich gegenüber  den  traditionslosen  Rossen  des  Meriones,  den  ßapoiarctt,  wie  er 
sie  nennt  (vs.  530),  die  für  die  Entscheidung  nicht  in  Betracht  kommen.  Meriones 
ist  der  kretische  Bogenschütze');  der  Dichter  greift  mit  ihm  einen  bekannten 
Namen  des  Epos  auf,  mit  dem  er  die  Zahl  seiner  Wettkämpfer  erhöht,  und  gibt  dem 
Schützen  Rosse;  aber  es  ist  in  der  Ordnung,  daß  Hans  und  Grefe  keine  Lorbeeren  nach 
Haus  tragen.  Noch  ein  anderes  Mal  berührt  das  Epos  die  Frage  nach  den  äpn-oi  i-kt.ol 
Am  Schluß  des  Katalogs  der  Helden,  als  die  Muse  Auskunft  geben  soll,  welches  die 
trefflichsten  Rosse  seien  (B  761  ff.),  entscheidet  sie:  fewji  jisv  iii-f  äpi^-oti  saav  <I)r,rjr,T'.a6ao, 
xä?  'Eu[xr,>.o?  IXciuvs  Ttootuxia;  ö'pvt&a;  &;  d.  h.  wieder  die  Admetospferde;  daran  ge- 
reiht werden  die  Renner  des  Achill:  auch  diese  aber  entstammen  dem  Kreise  des 
Unterweltsherrn,  als  Geschenk  des  Unterweltsgottes,  des  iizmo;  rioasioöJv,  an  Peleus 
{W  277  f.). 

In  den  Vorstellungen  des  hellenischen  Volkes  hat  sich  lebhafter  als  im  Epos 
der  alte  vorhomerische  Glaube  vom  Pferd  als  Begleiter  des  Todesgottes  erhalten; 
er  ist  noch  heut  lebendig.  So  reitet  die  'Grimme',  die  Todesgöttin  Brimo,  auf  den 
Münzen  ihres  Kultortes  Pherai  ein  springendes  Roß^),  die  Fackel  in  der  Hand,  die 
bei  ihr  so  wie  bei  den  Erinyen  3)  sengen,  nicht  leuchten  soll;  auf  einer  Fluchtafel 
ist  die  gespenstige  Hekate  nach  einer  wahrscheinlichen  Besserung  Wünschs  tTrirsuipta  4). 
In  der  Apokalypse  (VI  8)  reitet  der  Tod  einen  rcTtoc  /Xtupo?  'und  ich  sah,  und  siehe, 
ein  fahles  Roß,  und  der  darauf  saß,  hieß  Tod,  und  die  Hölle  folgte  ihm  nach'.  Moira, 
als  Dämon  des  Todes  bekannt  5),  erscheint  in  einem  Leidener  Papyrus  als  Motpa 
airavia  uspiimta;o[j.£v)i)  &),   im  -Papyrus  Mimaut  wird  ein  ikito?  rffi  'Axxai'rj?,    wiederum 

■)  Im   V  selbst  860  ff.  ist  er  der  berühmte  Schütze,  4)  Antike  Fluchtafeln  (=  Lietzmann  Kl.  Texte  20) 
der  sogar   den  Teukros  übertrifTt.    Auf  dem  Ge-  S.   19,  wo  i;r7:eiTpo  überliefert  ist. 

spann  erscheint  er  nur  noch  P  610.  5)  Dieterich    Nekyia'    59,    Deubner    Athen.   Mitt. 

=)  Catal.   Brit.  Mus.  Thessaly  Tat.  X  nr.  i6.  XXVll  1902,  264. 

3)  Wilamowitz  Griech.  Trag.  II  236,  3.  ')  Dieterich  Abräxas  95,  Nekyia'  59,  3,  der  auch 

16* 


ig3  L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


einer  Unterweltsgöttin '),  genannt;  eine  der  Medusen,  Stheno,  heißt  auf  einem 
Zauberstein  aus  Pergamon  it).Tjci--o?  ^).  Der  Teufel  wird  im  heutigen  Griechenland 
mancherorts  reitend  gedacht;  so  soll  die  Roß  trappe  auf  Kalauria  von  ihm  her- 
rühren 3).  Bekannt  ist,  daß  der  neugriechische  Todesgott  Charos  beritten  ist;  im 
Mondenschein  schirrt  er  sein  Roß  zum  Ausritt  4);  er  zieht  über  das  schwarze,  in 
Nacht  und  Nebel  gehüllte  Gebirge,  mit  den  geschiedenen  Seelen:  'er  treibt  die  Jungen 
vor  sich  her  und  hinterdrein  die  Alten,  am  Sattel  hat  er  zart  und  jung  die  Kinder 
angereihet'  5).  Des  Charos  Pferd  ist  schwarz  *)  wie  er  selbst  ■ —  auch  dieser  Zug 
ist  alt;  wenn  sich  auch  der  homerische  Demeterhymnus  über  die  Farbe  der  Rosse 
nicht  äußert,  so  kennt  sie  die  orphische  Tradition  als  Rappen;  in  dem  neugefun- 
denen Traktat  ist  ansprechend  ergänzt  worden  s-i'  dp[x[a't(uv]  y.[uav]i'--(uv  7),  in  den 
orphischen  Argonautika  I194  hat  Pluton  xuavÖTpix«^  i-üw;;  für  Ovid,  der  in  seinen 
beiden  Darstellungen  des  Koreraubes  ^)  die  schwarze  Farbe  der  Rosse  kennt,  war 
das  alexandrinische  Koregedicht  des  Kallimachos  9)  maßgebend;  ein  Mosaik  mit 
Koreraub,  in  Rom  gefunden,  nennt  die  Rosse  des  Hades  XOövto?,  'Epsßiüc,  Zocjo; 
und  Aufaw;  (Inscr.  Gr.  XIV  1303). 

Unter  den  einzelnen  Unterweltsherren,  die  wir  zusammengestellt'"),  heißt  Eri- 
ch thonios  nach  seinem  Sitz  in  der  Erdtiefe;  Neleus  Admetos  fassen  den  Gott 
nach  der  Seite  des  Töters,  Laomedon  Echelaos  als  Herrscher  über  die  Toten,  Zeux- 
ippos  als  Herrn  des  Rossegespanns.  Wenn  für  Namen  von  so  verschiedener  Färbung 
die  Verbindung  mit  dem  Pferd  konstant  ist,  so  haben  wir  zu  folgern,  daß  in  der 
Verbindung  Gott  und  Pferd  der  Akzent  auf  dem  Pferde  liegt.  So 
erhebt  sich  die  Frage,  wie  weit  bei  den  Hellenen  das  Pferd  als  Erscheinungsform  für 
die  chthonischen  Mächte,  speziell  für  solche  dämonischen  Charakters,  gegolten  hat. 

Daß  die  großen  chthonischen  Götter,  Poseidon  und  Demeter-Erinys,  Pferde- 
gestalt trugen,  war  erwähnt;  ebenso  daß  Medusa  auf  altertümlichen  Gefäßen  als  Stute 
dargestellt  war.    In  den  gleichen  Kreis  wie  beide  gehört  Melanippe;  ihr  Gatte  ist 


zutreffend  den  Zusammenhang  mit  dem  xX'jTd-  ')  B.  Schmidt  a.  a.  0.  225,  Waser  Charon,  Charun, 

ruiXot  betont.     An   die   pferdeköpfigen  Dämonen  Charos  97,  99. 

in  gnostischer   Literatur,   an   die   die   Zunge   des  7)  Berlin.  Klassikertexte  V  I,  9  Kol.  3  vs.  4;  K.  Fr. 

Lästerers     gebunden     wird,     erinnert     Dieterich  W.  Schmidt  Woch.  klass.  Philol.  1908,  281  ff. 

Nekyia'  208,  2.  8)  Metam.  5,  360,  404  (atri  equi),  Fast.  4,  446  (cae- 

•)  Pap.  Mimaut  31,  Wünsch  Rhein  Mus.  LV  1900,  ruleis  equis). 

258  f.,   Radermacher  Jenseits  44,  3.  9)  Malten    Herrn.    LXV    1910,    506  ff.,   Wilamowitz 

^)  Wünsch   Antik.   Zaubergerät   aus   Pergamon  27.  Sitzungsber.   Berl.  Akad.   1912,  535. 

Auch  eine  Gestalt  wie  Lyssa  wird  reitend  gedacht;  ■")  Auf  den  thrakischen  Reiter  gehe  ich  mit  Bedacht 

Herakles,  von  ihr  geritten, 'galoppiert' zum  Morde  nicht  ein;  hier  ist  erst  eine  reichere  Publikation 

des  alten  Vaters  (Euripides  Herakl.  1001  tirnciet,  des    Materials    und    eine    genauere     Sonderung 

mit  Wilamowitz'  Erläuterung  II  217).  vielverschlungener  Fäden  nötig,  ehe  mit  einiger 

3)  B.  Schmidt  Volksleben  der  Neugriech.  177.  Sicherheit  über  diese   Gestalt  geurteilt   werden 

4)  A.  Passow,  Liebes-  und  Volkslieder  des  neugriech.  kann.     Letzte  Behandlung  bei  Seure  Rev.  des 
Volkes  55.  ^tud.  anciennes  XIV  1912,  137  ff.,  239  ff.,  382  ff., 

5)  Passow  a.  a.  0.  56.     Ähnlich  ebd.  ein  Liedchen,  methodisch  wertvolle  Weiterführung  bei  Wein- 
in dem  ein  Vogel  aus  der  Unterwelt  vom  reiten-  reich  Athen.  Mitt.  XXXVIII  1913,  62  ff. 

den  Todesgott  Charos  spricht. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  ]qq 


Poseidon,  sie  selbst  die  'schwarze  Stute';  ohne  besonderen  Eigennamen  vertritt  diese 
Gestalt  die  Stute  Demeter-Erinys  der  arkadischen  Sage;  Erdmutter  die  eine  wie  die 
andere  ').  Das  unmittelbare  Pendant  zu  Melanippe  haben  wir  in  Melanippos;  als 
Stadtgründer  (von  Triteia,  Paus.  VII  22,  8)  entspricht  er  dem  Unterweltsherrn 
Anax  in  Milet;  eine  sikyonische  Genealogie  hebt  an  mit  den  bedeutungsvollen 
Namen  MsXa'vnrTro?  6  Kux>.tuTto?  6  Zsu£i7t7tou  (Wilamowitz  Kydath.  147),  in  Athen 
gibt  es  ein  MiXotviir-iioy  (Harpokr.  s.  v.),  dessen  Inhaber  dem  des  dortigen  N/jXsTov 
entsprochen  haben  wird  ^).  Hippomenes  von  Onchestos  (Apd.  III  210)  gehört  in 
denselben  Kreis;  darauf  weist  der  Name  des  Roßstarken,  der  Vater  Poseidon  und 
die  im  IlostSi^iov  d'ikoLhv  ä>,30c  zu  Onchestos  (B  506,  Hymnus  auf  den  pyth.  Apollon 
52  ff.,    Pindar   Isthm.    I,   33)   begangenen  Zeremonien   mit  den  equi  conscii  3). 

Sproß  der  Verbindung  zwischen  Poseidon  und  Melanippe  ist  Aiolos^);  er  selbst 
wiederum  zeugt  mit  Hippe,  der  Stute,  eine  Melanippe.  Daß  auch  er  einmal  in  Rpßgestalt 
gedacht  wurde,  legt  schon  die  Abstammung  von  solchen  Eltern  nahe;  Kontrolle  bietet 
die  Odyssee  (x  2),  die  des  Aiolos  Vater  'Iir-o-:/)?  nennt;  darin  steckt  der  lloasioiüv  "Ittkio?, 
wie  auch  die  Späteren  verstanden,  die  mit  dem  Paare  Poseidon-Melanippe  alter- 
nierend Hippotes-Melanippe  Eltern  des  Aiolos  nennen  (Diod.  IV  67,  3)  5).  Aiolos, 
der  Windgott,  in  Roßgestalt  ist  nicht  überraschend;  die  Roßgestalt  der  Winde  ist 
bekanntlich  weit  verbreitet  ^).  Die  Winde  in  Roßgestalt  jagen  über  die  Wogen  des 
Meeres  7) ;  in  Roßgestalt  zeugen  sie  im  Epos  mit  stutengestalteten  Harpyien  treff- 
liche Renner;  so  Boreas  mit  der  Harpyie  Podarge  den  Xanthos  und  Balios  (H  149); 
das  Roß  Erion  stammt  von  Zephyros  und  der  Harpyie  ^j.      Spätere    variieren   in 

')  Wünsch  Rhein.  Mus.  IL  1894,  108;  Wilamowitz  und  von  einer   Kuh    gesäugt;    dieser    Zug    der 

Griech.Literaturgesch.325.-   Das  in  gewissem  Sinn  Sage  entfließt  der  ursprünglichen  Stiergestalt  des 

Gegensätzliche,   das   Wünsch    darin   vorzuliegen  Boiotos.    Die  säugende  Stute  für  Aiolos  ist  wohl 

schien",     daß     Melanippe     zugleich     chthonische  nur    zufällig    nicht   überliefert;     sie   findet   sich 

Gottheit  und  Geliebte  des  Poseidon  ist,  löst  in  den  Sagen  für  Hippothoon,  Neleus,  Pelias. 
sich  nach  dem  Grundprinzip  dieser  Untersuchung,        5)  Vgl.  auch  S.  Wide  Lakon.  Kulte  So,  2,  Usener 

wonach  in  all  solchen  Fällen  Poseidon  noch  Rhein.  Mus.  LIII 1898,  359  =  Kl.  Schrift,  IV 287. 
nicht  der   Meergott  ist.                                                       ^)  Einiges  bei  Steinmetz  de  ventor.  descript.  Götting. 

»)  Melanippos  als  Unterweltsgott:  Usener  de  carmine  1907,  6,  2;  Arch.  Jahrb.  XXV  1910,  33,  5.    Auch 

quod.   Phoc.  30,  Wünsch  Rhein.  Mus.   IL  1894,  im    deutschen    Volksglauben    spricht    man    vom 

108,    Kuhnert    in    Roschers  Myth.  Lex.   IV  530,  Wind  'füttern';  man  opfert  dem  Wind  oder  wirft 

Neustadt     de    Jove    Cretico     12,     Wilamowitz  Heu    in    die    Luft     (Wuttke-Meyer3  Deutscher 

Aischylos,    Interpret.    102.  Volksabergl.  294),  oder  man  streut  dem  Winde 

3)  E.  H.  Meyer  in  Roschers  Myth.  Lex.  III  2829.  Mehl  hinaus,  damit  er  'was  zu  fressen  habe' 
Aus    der  Natur    des   Vaters   entfließt  die   Sage  (E.  H.  Meyer  Mythol.   der   German.   230). 

von  der  Tochter  Leimone,   die  von  einem  Pferd  7)  Eurip.    Phoin.     210     'jr.ip     c(xo(p-i3T(ov     rcBfiov 

zerrissen  wird   (Kallim.  frg.  457  Sehn.  u.  s).  StxcXfaj     Zecpipo'j     i:voaI{     tezE'iaotvro;,     Horaz 

4)  Der  zweite  Sohn  ist  Boiotos,  der  Ahnherr  der  Carm.  IV  4, 44  Eurus  per  Siculas  equitavit 
Böoter;  auch  er  ist  ursprünglich  in  Tiergestalt  undas,  wo  der  Eurus  als  Roß  durch  die  Wogen 
zu  denken  (Wilamowitz  Gr.  Trag.  II  227,  i).  Ein  galoppiert,  nicht  als  Reiter  zu  Pferd  sitzt  (Wila- 
Rind  weist  die  Stelle,  wo  Theben  gebaut  werden  mowitz  Herakl.'  II  217). 

soll;  Parallelen  dazu  gibt  es  aus  jederzeit;  Kadmos  8)  Eustath.  zur  II.  23,  246,  Quint  Smyrn.  4,  570; 
als  Städtegründer  ist  dem  gegenüber  sekundär.  In  daneben  Parallelversion,  die  Poseidon  und  Erinys 

Euripides'    MeXavinKr]    <3o'ffj  werden   die  Kinder  oder  Poseidon  und  die  Harpyie  als  Eltern  nennt: 


Aiolos   und    Boiotos   von   einem   Stier   bewacht  Schol.  Y  346. 


200 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


den  Namen  ').  Da  die  Harpyien  unverkennbar  raffende  Stürme  sind  ^),  der  Ver- 
gleich von  Wind  und  rasch  dahinfliegendem  Pferde  dem  Altertum  geläufig  ist  3), 
hat  der  Vergleich  zwischen  Roß  und  Wind  zur  Verbreitung  der  Vorstellung  vom 
roßgcstalteten  Winde  gewiß  wesentlich  beigetragen;  hinzuzunehmen  ist,  daß  dem 
antiken  Glauben  die  Winde  unheimliche  Gesellen  sind,  die  man  mit  nächtlichem 
Opfer  besänftigt  4),  und  daß  auch  die  Harpyien  im  Volksglauben  als  raffende  Dämo- 
ninnen gelten  wie  Sirenen,  Keren  usw.  (unt.  S.  239ff.,  242 f.);  solche  Wesen  sind 
es,  denen  im  Volksglauben  die  Erscheinungsform  des  als  gespenstig  empfundenen 
Pferdes  besonders  gern  gegeben  wird  5). 

Waren  es  in  den  bisher  behandelten  Fällen  bestimmte  Gestalten  des  Glaubens, 
Götter  der  Tiefe  oder  Dämonen,  die  Roßgestalt  annahmen,  so  führen  Spuren  in  der 
Tragödie  darauf,  daß  ganz  allgemein  der  (namenlose)  Dämon,  der  Verderben  bringend 
den  Menschen  anspringt,  in  der  Gestalt  des  tretenden  Pferdes  vorgestellt  wird.  Die  beiden 
bezeichnendsten  Beispiele  hat  Wilamowitz  *)  herausgehoben  und  erläutert.  oat'jAovo; 
X'rl^^l   ßctpsia   5'j!JTux<üj   irsuXTjyjisvoi  'der  schwere  Huf  des  Dämons  hat  uns  furcht - 


•)  Podarge  als  Mutter  der  Dioskurenrosse  bei  Ste- 
sichoros  (Suid.  s.  v.  K'iXXapo?),  Boreas  verbunden 
mit    den     Stuten    des    Erichthonios    T    221  ff., 

.  Boreas  mit  der  2i9ovi7j  "Apruia  äeXXcJro; 
(Nonn.  Dion.  XXXVII  154  ff.),  Zephyros  mit 
der  Harpyie  bei  Quint.  Smyrn.  8,  154  f.,  Boreas 
mit  der  'Eptvy;  ßXoa'jp&Tii;  8,  241  ff.  Winde  be- 
fruchten Stuten  (Preller-Robert  473,  2;  Gruppe 
442,  3).  In  dem  von  Furtwängler  (Arch.  Zeitg. 
XL  1882,  339  ff.)  rekonstruierten  Akroterion  in 
Delos  (abgeb.  Roschers  Myth.  Lex.  I  1277)  er- 
scheint unter  Oreithyia  ein  Pferdchen.  Nach 
Analogie  der  anderen  Gruppe,  die  den  Hund 
unter  Kephalos  bildet,  muß  das  Pferd  eher  als 
auf  Boreas  auf  Oreithyia  bezogen  werden 
(Loeschcke  Dorpat.  Progr.  1886,  3).  Zur  Erklä- 
rung der  Oreithyia  geht  Loeschcke  von  der  Nereide 
Oreithyia  i  39  ff.  aus;  doch  Oreithyia  ist  'die  im 
Gebirge  stürmt'  (Wilamowitz  Hom.  Unters.  324); 
als  solche  ist  sie  älter  als  ihre  Verwendung  im 
Katalog  des  Epikers.  Dieser  häuft  für  seine  Meer- 
mädchen klingende  Namen,  die  auch  sonst  zum 
großen  Teile  (Doto,  Phemo,  Nemertes,  Apseu- 
des  u.  a.)  nichts  mit  dem  Meer  zu  tun  haben; 
der  Nereidenkatalog  bei  Hesiod  Theog.  243  ff. 
entbehrt  denn  auch  der  Oreithyia.  Als  W  i  n  d  - 
d  ä  m  0  n  gleich  Boreas  kommt  auch  der  Oreithyia 
Roßgestalt  zu;  ein  letzter  Nachklang  ist,  wenn 
sie  der  Penthesileia  ein  Roß  schenkt,  das 
ftoi^m  |ji£T^7TpeTrEv  'Apz-jirfli  (Quint.  Smyrn.  i, 
169).  Vgl.  jetzt  auch  Ch.  Fränkel  Satyr-  und 
Bakchennamen    auf   Vascnbildcrn   1912,   48,   6. 


^)  Milchhöfer  Anf.  d.  Kunst  64,  Wilamowitz  Griech. 
Trag.  II  229  f.,  Stengel  Herm.  XXXV  1900,  634, 
Gruppe  Gr.  Myth.  846,  6.  Bei  Hesiod  Theog. 
267  ff.  laufen  die  Harpyien  ävifjicuv  zvoti^Ji. 

3)  Die  Rosse  des  Rhesos  laufen  av^[ioi3i  6(10101 
(K  437).  Die  Boreade  Kleopatra  ist  5(ii7r7tO{ 
Soph.  Antig.  985;  ein  Roß  ist  iOXir.O'Ji  bei  Pind. 
Nem.  I,  6;  Pherenikos  ist  möXo;  äsXXoSpdfAa; 
(Bakchyl.  5,  37);  izXKi'jti  Ir.r.oi  Soph.  Oed.  Kol. 
463;  8e(JvTtov  «){  äv^fiiuv  Kallim.  frg.  135. 
Man  beobachte,  wie  anders  hier  die  Situation  ist 
als  bei  dem  angeblich  im  Altertum  so  weit  ver- 
breiteten Vergleich  zwischen  Roß  und  Welle 
(ob.   S.   185). 

4)  Kult  an  den  pdDpot  von  Titane  Paus.  II  12,  2. 
Daß  die  Opfer  und  Zeremonien  in  allen  Teilen 
chthonisch  sind,  zeigt  Stengel  Herm.  XXXV 
1900, 632  ff. ;  für  das  Alter  der  Kults  wird  dadurch 
nichts  präjudiziert,  daß  das  homerische  Epos 
Ähnliches  nicht  kennt:  ähnliche  Voraussetzungen, 
den  verderblichen  Ausbruch  der  Winde  zu  be- 
schwichtigen, müssen  auch  den  Opfern  der  athe- 
nischen Heudanemen  am  Spalte  der  Semnai  zu- 
grunde gelegen  haben.  Menschenopfer  an  Winde, 
Herod.  II  119,  Vergil  Aen.   II  110  f. 

5)  Wie  Wind  und  Harpyien  sind  bei  Alkman  auch 
die  Träume  in  Rossegestalt  gedacht  (Wilamowitz 
Herm.  XXXII  1897,  252,  2). 

«)  Herm.  XXXIV  1890,  70  f.,  Griech.  Tragöd.  II 
231,  zustimmend  Gruppe  Bursians  Jahresb. 
Supplem.  1907,  381  f. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  2OI 


bar  getroffen';  darin  faßt  am  Ende  des  Agamemnon  (vs.  1660  Wil.)  Klytaimestra  das 
ganze  Leid  zusammen,  das  das  Atridenhaus  getroffen.  Damit  zu  verbinden  sind 
die  Worte  des  Oidipus.  auch  sie  am  Ende  des  Stückes:  xi;  6  uTjor^sa?  ^iziCova 
(■Krfir^^'XTa)  8at'[i.(üv  xwv  [xazw-iuv  und  »opa'S/jv  (=  csspofisvo?),  lü>  ootitxov,  Tv'  izfikto; 
(Oidip.  Tyr.  1300  f.,  1308  f.,  gegen  Ende  des  Dramas);  der  Dämon  ist  in  die  Höhe 
gesprungen  i),  damit  der  Schlag  des  Hufes  um  so  wuchtiger  auftrifft.  'Es  ist  schauer- 
lich schön,  wenn  man  nur  daran  denkt,  daß  der  Dämon  in  Roßgestalt  entweder 
noch  gedacht  wird  oder  doch  von  ihm  aus  älterer  Tradition  so  geredet  wird'  =>).  In 
die  gleiche  Vorstellungsreihe  tritt  Aeschyl.  Pers.  515  w  ououovtjTs  Socijagv,  w?  ayctv 
ßapy?  TTGOotv  svr/ou  tcocvxI  flspir/w  •(ivsi;  das  ^oootv  aXXe3i)at  entspricht,  wenngleich  ab- 
geschwächt, dem  yji'k^  T:sTrXrjY[i.ivoc  und  dem  siaXXscrOa'.  der  beiden  erstgenannten 
Stellen;  um  einen  weiteren  Grad  schwächer  heißt  es  in  demselben  Drama  vs.  911 
(bc  u)[i.o»p6vu);  Sai'[i.u>v  sve^tj  rispdüiv  -/cvs5.  Das  'Springen'  und  das  Ziel  des  Sprunges 
gibt  Sophokles  Antig.  1345  -ot'o'  s-l  xpax''  [j.ot  totjao?  8uaxojxt3xo?  siir^XotTO,  zum  dritten 
Mal  an  der  markanten  Stelle  am  Dramenschluß;  parallel  ist  Sophokl.  Oidip.  Tyran. 
263  vüv  8'  I;  xh  xst'vou  xpäi  svT^XaS)'  r;  Tu/rj  und,  in  weiterem  Abstände,  Fragm. 
trag,  adesp.  N.-  486  dXX'  f|[xEpa?  r^  vuxxö?  t;  Atx>)  ttoxs  xm  ooassßoOvxt  ary'  v/ou::'  ivr^- 
Xaxo.  rioxixo?,  Tu}(7j,  Ai'xi]  erfüllen  hier,  was  in  der  stärksten  und  ursprünglichen 
Prägung  des  Bildes  Sache  des  Sai'ixtuv  war.  Dem  £;-  st?-  Iva'XXsjDoti  verwandt 
ist  (s[i)-ixvsi.y  3) :  Agamemn.  1 1 75  Sai'jxwv  uuspßapTj;  sjxtlixvwv,  1468  oarjiov,  8?  ifxmxvsi?  8(u[A(x3t, 
Hippolyt.  575  '-«i^aSoc  sv  oojxoi?  raxvst,  Herakl.  597  tovov  xiv  I;  8o[iou?  TisTtxtuxoxa,  Philokt. 
965  i[iot  [ib  otxxo?  oitvöc  EtiuiTrxwxs  xi?,  ferner  öpioa/.stv:  Sophokl.  Trachin.  1028  Optiiaxsi 
8iiXo(ia  .  .  .  vo30f,  Oid.  Tyr.  470  'AiroXXtuy  s-ivfypiuJXE'.,  weiter  7r-/)o5v:  Eurip.  Hippol.  1351 
•rc/j8ä  acpot'xiXo;.  Anderwärts  ist  es  nicht  der  roßgestaltige  Dämon  selber,  der  den 
Schlag  tut,  sondern  der  junge  Gott  auf  dem  Rosse  reitet  die  alten  Mächte  nieder: 
Eumeniden  150  vso?  oh.  -^paw?  ootip.ova;  xctöi-Traso);  dazu  731,  808  f .  Die  angeführten 
Stellen  entstammen  der  älteren  Tragödie;  im  Epos,  das  volkstümlichen  Anschau- 
ungen weit  ferner  steht,  findet  sich  Vergleichbares  nicht. 

Ist  in  den  Zeugnissen  aus  der  Tragödie  das  Roß  als  Inkarnation  eines  in  ihm 
wirkenden  bösen  Geistes  gedacht,  so  hat  die  hellenische  Sage  aus  dem  Volksglauben 
heraus,  der  zumal  das  schwarze  Pferd  als  unheimlich  empfand,  zwei  Rossen  in  alten 
bedeutsamen  Mythen  ein  individuelles  Dasein  gegeben;  sie  werden  zum  bösen  Dämon 
ihres  Herrn  und  tragen  ihn  in  das  unabwendbare  Verderben.  Es  sind  der  Erion 
des  Adrastos  und  Pegasos,  das  Roß  des  Bellerophontes. 

Die  Genealagie  des  Erion  gibt  den  ersten  Aufschluß  über  sein  Wesen.  Nach 
arkadischer  Sage,  die  Pausanias  (VIII  25,  4  ff.)  aus  Thelpusa  berichtet,  entstammt 
Erion  chthonischen  Mächten,  dem  Poseidon  tumo?  und  der  Erinys,  die  hier  als  die 
'zürnende'  galt,  wenngleich  ihr  Wesensgehalt  erlaubte,  sie  mit  Demeter  zu  verbinden. 
Die  Sage  von  dem  Rosse  und  seinen  göttlichen  Eltern  hatte  im  alten  Epos  Eingang 
gefunden;  nach  den  Homerscholien  fand  sie  sich  bei  den  x'jxXixot';  daß  dahinter 
die  kyklische  Thebais  steckt,  hat  Bethe  4)  zutreffend  bemerkt.    Auf  denselben  Vor- 

')  So  erklärt  Bruhn  z.  St.  zutreffend  das  IS^W.ssSai.        3)  Wilamowitz  Hippolyt.  S.  213. 

')  Wilamowitz  Herrn.  a.a.O.  4)  Schol.  zu  l*"  347,  Bethe  Theban.  Heldenlieder  90  f. 


202  L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 

aussetzungen  fußt  Antimachos  in  seiner  Thebais,  in  der  er  die  Demeter-Erinys  wie 
auchThelpusa  namhaft  machte  (Paus.  VIII  25,  4,  9);  mit  leichter  Umbiegung  läßt  er 
das  Roß  aus  der  y«?»  hervorgehen;  der  Erdschoß  gebiert,  wenn  die  beiden  unter- 
irdischen Götter  ihre  Vereinigung  vollzogen;  so  entsteht  auch  das  Roß  Skyphios') 
aus  der  ^aw,  wenn  Poseidons  Samen  sie  befruchtet^).  Auch  der  Ilias  ist  die  Genealogie 
bekannt;  'Apt'(uv  ftsoo-.v  ^^vo?  wird  in  den  Athla  {W  346  f.)  zitiert.  Wie  Erions  Vater 
der  Kuayo/otiTTj;  ist,  gilt  das  gleiche  Epitheton  nach  mehrfacher  Bezeugung  für  den 
Rappen  Erion  selber  3). 

Der  Gebieter  des  Rosses  ist  Ad  ras  tos;  ihn  soll  das  Roß  nach- feststehender 
Tradition  als  einzigen  aus  dem  unglücklichen  Zuge  der  Sieben  gegen  Theben  nach 
Hause  gerettet  haben.  Diese  Angabe  erschien  befremdlich:  wie  sollte  der,  'der 
nicht  entrinnen  kann',  allein  dem  Verhängnis  entflohen  sein?  Von  dieser  Über- 
legung ausgehend,  zog  Usener  4)  die  epische  Überlieferung  vom  Tode  der  beiden 
Brüder  Amphios  (Kurzform  zu  Amphiaraos)  und  Adrestos  heran  5),  um  daraus 
Z.U  folgern,  daß  auch  Adrastos  nach  der  ursprünglichen  Form  der  Sage  im  Kampfe 
erlegen  sei.  Darin  steckt  eine  richtige  Empfindung,  wenngleich  die  Folgerung,  es  sei 
Adrastos  in  einem  konkreten  Epos  gefallen,  nicht  haltbar  ist  ^).  Das  «ptüiov  ij<söiSoc 
liegt  darin,  daß  Useners  Formulierung  den  Erion  aus  der  alten  Sage  ausschaltete: 
warum  die  Sage  dem  Rosse  seine  spezifische  Abkunft  gegeben,  blieb  unerklärt; 
unbeachtet  auch,  warum  sie  gerade  dieses  Fluchroß  mit  einem  Reiter  7)  eben  dieses 
Namens  verbunden.  Die  Lösung  hat  Wilamowitz  gefunden  *)  und  damit  einer  der 
grandiosesten  Sagen  des  Altertums  Sinn  und  Zusammenhang  wiedergegeben.  Wohin 
trägt  der  Erion  den  Adrastos?  Nach  der  einen  Tradition,  die  den  Hintergrund 
für  Äschylus'  Eleusinier  und  Euripides'  Hiketiden  abgab,    entführte   das   Roß   den 

')  Den  Namen  glaube  ich  verbinden  zu  sollen  mit  4)  Bei  Bethe  a.  a.  O.  65  ff.,  Stoff  des  griech.  Epos 

Xenophons  Ttttto;   ■A'yf(xyuiy6i   (de  re  equestr.  7,  37  ff-,  40  =  Kl.  Schrift  IV  234  ff.;  unabhängig 

10:    ■fj'nrjyikio  U,  7)v  |ji£v  /utpaYtufd-cpo;  f,  ö  itt-  davon  Gruppe  Griech.  Myth.  507. 

7:0t,    avcoT^pu)   Tat?   yep5(v,  r^v   5^    [jiäXXov  ävaxE-  5)  A    328  ff.     (wo     die     Eigennamen     ausgefallen 

X'jtptbj,  xoTioT^pm).  Daraus Pollux  1, 197,  Libanios  sind:    Wilamowitz    Isyllos    52,    20),    B    830  ff. 

Vol.    4     p.     203,    21     ixEpoYväS«)     (?7Ti:<{))     xai  Die  homerische  Auffassung  von  dem  im  Kampf 

xu'f  GcYiuyoüvTi ;    vgl.   X'jtpdvouTo;.       Den    Namen  getöteten  Adrastos  wirkt  noch  bei  Vergil  Aen.  VI 

hat   das    Roß   nach   einem    körperlichen    Fehler  480    nach,    wo   Adrastos   unter    Kriegsgefallenen 

in    derselben    scherzenden    Form,     in     der    ein  erscheint.   Selbst  getötet  hat  er  sich  in  der  Novelle 

Dioskurenpferd  Kyllaros,  'Lahmfüßchen',   heißt  bei  Herodot  (I  45)  und  bei  Hygin  Fab.  242. 

(WilamowitzAristot.undAth.il   176  'eigentlich  ')  P.  Friedländer  Rhein.  Mus.  LXIX  1914,   333. 

kein     Kompliment    für    ein    Pferd,    das    Hera  <)  Ich  gebrauche  hier  wie  sonst   der  Kürze  halber 

schenkt',  Sapph.  und  Simon.  241,  2).  den  Ausdruck   'Reiter',    obwohl  in  älterer  Zeit 

')  Heeg  Roschers  Myth.  Lex.  IV  1076.  gefahren  wird.    Für  die  vorliegende  Untersuchung 

3)  Thebais  bei  Paus.  VIII  25,  8,  Aspis  120   (|i.^Yav  kommt   es  mehr  auf   die  Verbindung  mit  dem 

fTTitov    'Apteva    xuavoxa''njv).      Daher    Adrastos'  Pferd    als    auf    dessen    Verwendung    an.       Für 

Sohn    Kyanippos  (Apd.   I   103);   bei  Hyg.  Fab.  Adrastos  mit  oder  auf  dem  Erion  Bethe  Theban. 

242  Hipponoos.    Für  Statins  ist  Erion  ein  Falbe  Heldenlieder  93,  25. 

(VI  279  rutilae  manifestus  Arien  igne  iubae,  479  ")  Ausgesprochen      in     gelegentlichen     Hinweisen: 

flavus  Arion).  Herrn.  XXVI  1891,  225,  i;  XXXIV  1899,  71; 

Griech.  Trag.  I  192,  i ;  II  226. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben,  203 

Adrastos  auf  seiner  Flucht  an  den  Kolonos  Hippios  ')  —  dorthin,  wo  die  Erinyen 
zu  Haus  sind.  Bei  Pindar  kehrt  Adrastos  nach  Argos  zurück^),  nach  einer  dritten 
Version  nach  Sikyon  3)  — •  für  beide  Orte  ist  Kult  der  Erinyen -Eumeniden  4)  bezeugt. 
Sohn  der  Erinys  ist  Erion:  zu  der  Mutter  in  die  Erdtiefe  kehrt  das  Roß  heim  und 
trägt  ihr  seinen  Reiter  zu,  der  so  den  Mächten  der  Tiefe,  der  'Hölle',  nicht  entrinnt. 
Die  antike  Tradition  hat  die  Elemente  der  Sage  — •  Abstammung  des  Erion  von  der 
Erinys,  Entrinnen  des  Adrastos  auf  dem  Erion  aus  dem  Kampfe,  Rast  auf  dem 
Roßhügel  —  treu  gewahrt,  nur  ist  der  innere  Zusammenhang  im  Epos  verloren  ge- 
gangen. Der  im  Epos  'entkommt',  ist  doch  zugleich  nach  dem  ursprünglichen  Sinn 
der  Sage  seinem  Geschick  verfallen. 

Daß  Erion  aus  der  alten  Sage  nicht  mit  Usener  auszuschalten  ist,  in  ihr  vielmehr 
eine  bedeutsame  Rolle  spielte,  läßt  sich  auch  von  anderer  Seite  her  zeigen.  Wilamo- 
witz  hat  gelegentlich  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  die  redenden  Rosse  Achills 
im  T  (404  ff.)  eine  Steigerung  der  weinenden  Rosse  im  P  (437  ff.)  darstellen,  und 
hat  daran  die  Bemerkung  geknüpft,  'leider  kann  man  nicht  beweisen,  daß  er  (der 
Dichter  des  T)  den  Arion  des  Adrestos  vor  Augen  hatte,  aber  der  Sohn  des  Poseidon 
und  der  Erinys  muß  mindestens  in  der  originalen  Sage  handelnde,  also  auch  redende 
Person  gewesen  sein'  5).  Diese  Vermutung  ist  um  so  frappanter,  als  Wilamowitz 
nicht  herangezogen  hat,  daß  unsere  Überlieferung  in  der  Tat  den  redenden  Erion 
kennt.  Als  Adrastos  den  letzten  Versuch  gemacht,  den  Kampf  der  beiden  feindlichen 
Brüder  zu  schlichten, 

fugit  omnia  linquens 
castra,  viros,  g.enerum,  Thebas,  ac  fata  monentem 
conversumque  iugo  propellit  Ariona  (Statins  Thebais  XI  441  fT.). 
Bei  einer  anderen  Gelegenheit,  bei  den  Leichenspielen,  die  in  Nemea  zu  Ehren  des 
toten  Archemoros  gefeiert  werden,  nennt  Statins  (VI  402)  den  Arion  praesagus: 

•)  Etym.   Magn.    s.    v.    iTniia    .  . .   Jj    oxi  'A^potSTOj  sammen,  die  auf  megarischem  Boden  Spuren  der 

8i^ßir)8sv  tpe'jYwv,  {tA  KoXiuvtjJ  an^raj  to\)?  Ttttio'j;,  Sieben  finden,  Überlieferungen,  die  verständlich 

IIo3Ei5mva     xai     'AStjV^     t7T:ii'o'j;    7:po3TjY<!p£'JIsv ;  werden,  wenn  man  alte  Zusammengehörigkeit  der 

Bachmann   Anecd.   I  p.  38,   10  aXXoi  0^  tpasiv  lü;  Megaris     mit     Böotien     annimmt     (Wilamowitz 

"AopaaTov    tpö'iyovTa    xotl   ^rcl   KoXiuvoO    OTTfimTd  Griech.  Trag.  I  190,  Aischylos,  Interpretat.  lOl,  3 

TOi){    i'7i7:o'j;   xtX.,    Bekker  Anecd.  S.  350,  Schol.  u.  s.).   Auch  Aigialeus,  Adrastos'  Sohn,  hatte  ein 

Soph.  Oedip.  Kol.  712  6  yip  KoXwvöj  'iTiTteüj  (ovo-  Heroon  im  megarischen  Pagai  (Paus.  I  44,  4;  IX 

fintaSbj  T.ixp'  ii  iit^ifxrj^i  otiT^ii  oii  xov  "Aopaaxov.  19,2),  während  er   doch  seinem   Namen  zufolge 

Vgl.  auch  ApoUod.  III  77,  79.  Heroon  des  Adrastos  nach  Aigialeia-Sikyon  gehört, 
auf  dem  Kolonos  Paus.  I  30,  4.                                   4)  Für  Argos  durch  die  Votivreliefs  Athen.  Mitt.  IV 

')  Isthm.  VII  11  ii  'ApYO{  Tttttiov  (nach  dem  ersten  1879,  Taf.  IX  f.,  für  Sikyon  durch  Paus.  II  11,  4. 

Zuge  gegen  Theben),  Pyth.  8,  55  "AßoivTo;  ct^uiic  Die  doppelte  Seite  der  Göttinnen    als    segnende 

(nach  dem  Epigonenzug).     •  und  strafende  Mächte   zugleich  heben  eine  Reihe 

3)  Dieuchidas    im    3.    B.    der   Megarika    nennt    für  der   Lokalkulte   besonders   hervor;   so   verstehen 

Sikyon  ein  leeres  Grab  des  Adrastos  (Schol.  Pind.  sich   die   'weißen'  und   'schwarzen'  Erinyen   in 

Nem.  9,  30,  Paus,  i,  43,  i),  das  eigentliche  Grab  Megalopolis  (Paus.  VIII  34,  3)  und  die  ähnlichen 

sei  in  Megara.     Letztere  Notiz  des  megarischen  Überlieferungen  in   Keryneia  (Paus.   VII  25,  7; 

Schriftstellers  gehört  mit  einer  Reihe  anderer  zu-  Schol.  Oidip.  Kol.  42). 

5)  Herrn.  XXXV  1900,  563  f. 


204  ^'  M^lt^"'  ^'^  Pferd  im  Totenglauben. 


senserat  adductis  alium  (sc.  den  Polyneikes)  praesagus  Arion 
Stare  ducem  loris. 
Bei  der  doppelten  Bedeutung  des  Wortes  praesagus  könnte  aus  dem  Zusammen- 
hang heraus  daran  gedacht  werden,  daß  das  Roß  mit  seinem  Ahnungsvermögen, 
seiner  Witterung,  den  fremden  Lenker  spürt;  auf  die  Bedeutung  'weissagend'  im 
Sinne  eines  allgemeinen  Epithetons  führt  jedoch  eine  Stelle  des  Properz,  der  in  der- 
selben Situation  das  Roß  vocalis  Arion  nennt ') 

qualis  et  Adrasti  fuerit  vocalis  Arion, 

tristis  ad  Archemori  funera  victor  equus. 
Der  Tod  des  Archemoros,   dessen   Namen  die  Sage  als  'Anfang  des  Unheils'  ver- 
steht (das  Epos  bildet  ähnlich  E  63  vr^ot;  dp^^sxa'xou;),  gibt  eine  passende  Gelegen- 
heit,  an  der  das  Roß  seinem  Herrn   zum  ersten  Mal  das  kommende  Unheil  ange- 
deutet haben  wird  ^). 

Wir  haben  darnach  zwei  Gelegenheiten,  bei  denen  Erion  in  Aktion  tritt ;  zuerst  bei 
denAthla  in  Nemea,  zum  zweitenmal  vor  Theben.  Es  fragt  sich,  wie  hoch  wir  diese 
Traditionen  hinaufverfolgen  können.  Der  Tod  des  Archemoros  und  die  Athla  zu  seinen 
Ehren  sind  im  5.  Jahrhundert  allbekannt;  Simonides 3),  'Pindar'4),  BakchylidesS), 
Aeschylus*),  EuripidesV)  berühren  sie;  Kallimachos  führt  den  'xApxoi?  uTTto?  'Api'cuv  ein, 
der  beim  Zeus  Apesas  siegte  ^).  Aus  der  Thebais  des  Antimachos  wissen  wir  wenigstens 
soviel,  daß  der  Dichter,  vor  der  eigentlichen  Expedition,  eine  Opferschau  oben  auf  dem 
Apesas  ansetzte9).  Daß  die  Tradition  von  Archemoros  und  seinen  Leichenspielen  nach 
573,  dem  Einsetzungsjahr  der  Nemeen,  entstanden  sei,  ist  aus  mehreren  Gründen 
sehr  unwahrscheinlich;  erstlich  hätte  diese  Sage  sich  schwerlich  entwickelt,  nach- 
dem einmal  der  große  Gott  seine  Hand  auf  die  Spiele  gelegt,  dann  weisen  noch  mehrere 
an  den  Nemeen  geübte  Bräuche,  wie  die  Trauerkleidung  der  Preisrichter  und  der 
Eppich  als  Gabe  für  den  Sieger  '°),  darauf  hin,  daß  die  Nemeen  sich  an  einen  älteren 
Leichenagon  angeschlossen,  endlich  liegen  Parallelen  in  den  gleichfalls  aus  Leichen- 
spielen hergeleiteten  Olympien  und  Isthmien  vor  ").  Das  Alter  solcher  Agone 
wird  durch  die  aUXa  ert  IlsXta  ")_  die  verschiedenen  Leichenagone  in  Theben,  auf 
die  die  Ilias  verweist  (A  389  ff.,  *F  679  f.)  und  die  dUXa  eirl  HaTpoxXw  genügend  be- 
wiesen.   Nach  all  dem  ist  naheliegend,  daß  die  geschlossene  Tradition  des  5.  Jahr- 

')  II  34,  37  ff.  mit  Rothsteins  Note.  7)  In  der  Hypsipyle  (Oxyrh.  Pap.  VI   S.  65   frg.  60 

»)  Tümpel  (P.-W.   II  622)  meint,  daß  es  den  Tod  vs.  9g  ff.). 

des  Archemoros  beklage.    Nebenbei  sei  ein  Ver-  *)  Frg.  82,  der  Apesas    auch    frg.  29. 

sehen  Tümpels  berichtigt;  Ovid  Met.  VI  118  ff.  9)  Schol.   Statins  Theb.   III  460  und  Wilamowitz 

spricht    von    zwei    Rossen,    dem    Erion    (ohne  Herm.  XXXIII  1898,  513  f.;  XXXIV  1899,  601. 

Attribut)  und  dem  Pegasos,  der  volucris  heißt.  ">)  Argum.  IV  zu   Pindars  Nemeen;   Belege  für  den 

Erion  hat  keine  Flügel.  Eppich  als  Totenblume  Olck  P.-W.  VI  256. 

3)  Bergk  *  fr.   52.  ")  Rohde   Psyche    I»    152,    i.      Auch   die   Parallel- 

4)  Nem.  X  28  ^v  'A^paardvi  vofiii),  Didymos  zu  vs.  Version,  nach  der  die  Feier  zu  Ehren  von  Adrastos' 
49,  Argum.  III  zu  den  Nem.,  Boeckh  S.  425.  Bruder  Pronax  eingesetzt  sei  (Hypoth.  III  zu 
Den  Apesas  erwähnt  Pindar   frg.  280  b  (Bcrgk).  Pind.  Nem.,   Aelian  Var.  bist.   IV  5)  knüpft  an 

5)  VIII  (IX)  10  ff.     äSXxjClav  ^!t'  'ApyEfJi'ipiii.  einen  Leichenagon  an. 

')  In  den   N^(i£a  (N.^  S.  49).  '^)  Wilamowitz    Textgesch.    der    Bukoliker    196,    2, 

Friedländer  Herakl.  64  f.,  Rhein.  Mus.   LXIX   1914,  306. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  205 

hunderts  auf  eine  epische  Quelle  zurückgeht').  Nun  zitiert  die  Ilias  ('F  346  f.) 
den  Arion  mit  einer  Genealogie,  die  mit  derjenigen  der  Thebais  sich  deckt 
0Ü8'  ei  -/.SV  [xstwiaösv  'Apiova  oiov  sXauvoi, 
'Aopijsxnu  xayhv  ittkov,  o?  sx  Osocsiv  "csvo?  t^sv, 
und  zwar  zitiert  sie  das  Roß  inbinnen  von  Leichenspielen  (zu  Ehren  des  Patroklos) 
als  Paradigma  aus  der  Vergangenheit.  Darin  einen  direkten  Verweis  auf  die  'Thebais'  *) 
zu  sehen,  in  ihr  die  gesuchte  Vorlage  zu  finden  und  zu  folgern,  daß  eben  hier  Erion 
in  Leichenspielen  vorkam,  liegt  um  so  näher,  als  die  geforderte  Szene  bei  Properz  und 
Statins  noch  vorliegt;  das  gleiche  lehrt  die  mythographische  Tradition,  nach  der 
Adrastos  bei  den  Leichenspielen  zu  Ehren  des  Archemoros  als  erster  mit  dem  Erion 
siegte  (Apd.  11166)3),  der  Schluß  von  der  Ilias  auf  die  'Thebais'  ist  für  den  um  so 
verpflichtender,  der  auch  in  den  Verweisen  der  Ilias  auf  die  anderen,  in  Theben  ange- 
setzten Leichenagone  Hinweise  auf  alte,  vorhomerische  Sage  vom  thebanischen  Kriege 
erkennt  4).  Was  die  zweite  Warnung  des  Erion  angeht,  so  mag  man  nach  inneren 
Gründen  abwägen:  es  weissagt  Erion  wie  der  Xanthos  Achills;  Erion  aber  ist  in  der 
Sage  von  einer  ganz  anderen  Konsistenz  als  der  'Schecke'  und  der  'Falbe',  und  es  ist 
von  einer  ganz  anderen  Kraft,  wenn  das  Unglücksroß,  der  Sohn  chthonischer  Eltern, 
seinem  Herrn  von  dem  künftigen  Verderben  Kunde  gibt.  Wir  wissen,  daß  in  der 
Thebais  Erion  den  Adrastos  aus  der  Schlacht  trug;  er  flieht  s.i\i.a-a  Xu^pä  ospwv  aüv'Apiovt 
xuavoj(atr(j5):  wenn  in  der  Schlußszene  des  Feldzuges,  angesichts  des  Brudermordes, 
Erion  den  Adrastos  an  das  kommende  Unheil  mahnt,  so  ist  die  Warnung  unmittelbar 
vor  der  Katastrophe  von  größerer  Ursprünglichkeit  als  die  Mahnung  der  Rosse  Achills 
an  des  Helden  doch  noch  weiter  entfernten  Tod.  Man  glaubt  auch  hier  in  der  epischen 
Tradition  der  Spätzeit  einen  Reflex  aus  einer  alten  Dichtung  resp.  einer  alten,  ihr 
zugrunde  liegenden  Sage  zu  spüren,  die  schon  auf  die  Ilias  gewirkt  hat. 

Die  Heldensage  hat,  wie  wir  oben  bei  den  Rossen  des  Neleus  usw.  feststellten, 
die  Tendenz,  die  dämonischen  Züge  der  Rosse  zurücktreten  zu  lassen.  So  ist  auch 
der  [xs-^a?  'Aptwv,  wenn  er  in  der  Aspis  (vs.  120)  das  Roß  des  xaXXivty.o?  wird,  nichts 
mehr  als  ein  edles  Ritterpferd.  Und  doch  brechen  selbst  in  unserer  trümmerhaften 
Überlieferung  immer  wieder  Erinnerungen  an  alte,  ursprüngliche  Züge  durch.  Wie 
kommt  noch  Statins  dazu,  von  Erion,  selbst  im  Dienste  des  Herakles,  zu  sagen  illi  etiam 
ferus  indocilisque  teneri  (VI  291).?  Auch  bei  den  Leichenspielen  für  Archemoros, 
wie  Statius  sie  darstellt,  bewährt  Erion  wieder  seine  alte  dämonische,  dem  Reiter 
Unglück  bringende  Macht.  Adrastos  überläßt  ihn  dem  Polyneikes: 

iratusque  oneri  insolito  truculentior  ardet  (Theb.  VI  405). 
aurigam  fugit,  aurigae  furiale  minatur 

I)  So  schon  Welcker  Episch.  Cycl,   II  350  f.,  anders  lieferung  cipfioiTi  xcil  oi'sxiu,  woraus  schon  Valcke- 

Bethe  Theban.  Heldenl.  172,  P.-W.  II  456.  naer  a),(iaTi  machte;  5X|j.a  und  0(5x0;  folgen  ein- 

»)  d.h.  die  Summe  der  vorhomerischen  Sagen  vom  ander  auch  ft  128  f.    Damit  schwinden  Welckers 

thebanischen  Kriege   in   ihrem  epischen   Nieder-  Bedenken  Episch.  Cycl.  II  352  f. 

schlag;  'Thebais'  verstanden  in   dem  Sinne  von  4)  Zuletzt  Friedländer   a.  a.  0.  318  ff. 

Wilamowitz  Griech.  Liter.3  23.  5)  Paus.  VIII  25,  8;  in  'befleckten'  Gewändern,  wie 

3)  Adrastos  siegt  Imzuy,  Amphiaraos  nach  der  Über-  BetheTheban.Heldenlied.  93,25  zutreffend  erklärt. 


2o6  L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 

efferus  (407  ff.), 

nam  flavus  Arion 

ut  videt,  saliere  iubae,  atque  erectus  in  armis 

stat  sociumque  iugi  comitesque  utrumque  laboris 

secum  alte  suspendit  equos.     Ruit  ilicet  exul 

Aonius  (479  ff.). 
Zäher  noch  als  der  Mythus  hat  der  Volksglaube  die  Erinnerung  an  das  dämonische 
Roß  wachgehalten.  In  Argos,  so  erzählt  Gavius  Bassus  '),  gab  es  ein  Roß,  das 
nacheinander  all  seine  Besitzer,  den  Gn.  Seius,  den  Dolabella,  C.  Cassius  und  Anto- 
nius in  den  Tod  getragen,  so  daß  der  equus  Seianus  sprichwörtlich  ward;  magnitudine 
invisitata,  colore  poeniceo,  ut  quisquis  haberet  eum  possideretque,  ut  is  cum  omni 
domo  familia  fortunisque  omnibus  suis  ad  internecionem  deperiret.  Es  ist  schwer, 
den  Erion  des  Argivers  Adrastos  zu  verkennen.  So  stiftet  auch  das  Halsband  der 
Eriphyle  später  noch  phokischen  Frauen  Unheil  -),  so  erfüllt  sich  beim  aurum 
Tolosanum3)  wie  beim  Nibelungenhort  an  jedem  neuen  Besitzer  der  alte  Fluch. 
In  seiner  verderblichen  Wirksamkeit  dem  Erion  des  Adrastos  verwandt  ist 
der  Pegasos  des  Bellerophontes.  Auch  er  wird  seinem  Reiter  zum  Verhängnis;  auf 
dem  vermessenen  Flug  zum  Himmel,  so  berichtet  Pindar  4),  wirft  er  seinen  Herrn 
in  die  Tiefe.  Wie  natürlich  und  von  Pindar  geglaubt,  führte  der  Sturz  zum  Tode; 
erst  die  Kontamination  mit  der  Sage  vom  äXSai)«!,  das  die  Ilias  (Z  200  ff.)  an  Stelle 
des  Sturzes  vom  Rosse  einführt,  machte  eine  Situation  möglich,  wie  sie  Euripides 
(N.^  S.  443)  im  'Bellerophontes'  gestaltet,  wo  der  Held  vom  Fall  humpelnd  die  Bühne 
betritt.  Das  Roß  ist  Sproß  des  Poseidon  und  der  Medusa  5);  diese,  zugleich  die  All- 
waltende und  doch  wieder  auch  Gorgonenschwester,  ist  der  Demeter-Erinys  in 
ihrem  doppelten  Wesensgehalt  verwandt;  die  Genealogien  für  Erion  und  Pegasos 
decken  sich  also,  wie  das  Wesen  der  Tiere.  Weiterbildungen  in  der  Sage  lehren, 
daß  man  auch  beim  Pegasos  sich  des  spezifischen  Charakters  des  Rosses  als 
Unheilsdämon  voll  bewußt  war;  so  läßt  nach  einer  zuerst  bei  Euripides  (N.^ 
S.  567  f.)  belegten  Version  Bellerophontes  die  buhlerische  Stheneboia  den  Pegasos 
besteigen,  um  sie  von  ihm  herab  ins  Meer  zu  stürzen,  und  die  Gründungslegende 
des  karischen  Bargylia  (Steph.  Byz.  s.  v.)  läßt  den  Ortseponymen  vom  Pegasos  er- 

')   Bei  Gellius  III 9.  Das  Roß  heißt  dort  Nachkomme  der  Göttin  geweiht  (Diod.  IV  15,  3  f.).    Hier  mag 

der  Pferde,  die  Herakles  dem  Thraker  Diomedes  der  Ausgangspunkt  der  Übertragung  liegen.    Auf 

geraubt.   Von  denen  wissen  wir  nur,  daß  sie  Men-  Erion  bezieht  die  Notiz  des  Gavius  Bassus  auch 

schenfleisch  fraßen,  nicht,  daß  sie  dem  Reiter  Wilamowitz  Herrn.  XXXIV  1899,  71,  i. 

verderblich  wurden,  zudem  erscheinen  sie  immer  »)  Ephoros  (bei  Athen.  232  f.),  Parthenios  25. 

in  der  Mehrzahl,  hier  aber  dreht  es  sich  um  ein  3)  Gellius  III  9  mit  Parallelen, 

bestimmtes  dämonisches  Roß.    Auf  Herakles  sind  4)  Olymp.    XIII    84  ff.       Vom    Ende    des    Bellero- 

ähnlich  auch  der  Erion  in  der  Aspis  und  die  Lac-  phontes  heißt  es  hier  kurz  8iot5(U7:ä(jO(jn(i  ot  fxdpov 

medonrosse  in  der  Ilias  übertragen  worden;  er  ifiit;   er  kommt  also  um,   während  das  Roß  un- 

ist    der    Erbeuter    herrlicher    Rosse  xax    i^oy^jv.  mittelbar  sich  zu  den  uralten  Krippen  des  Zeus 

Ein  zweites  tritt  hinzu.     In  Argos  wurden  bis  zu  erhebt.        Isthm.     VII     44  ff.      eppt'ie    Ilctyaso; 

Alexanders  Zeit  heilige  Rosse  der  Hera  gehalten;  ScaTnäTav.     Die  übrigen  Stellen  aus  späterer  Lite- 

von  ihnen  fabulierte  man,  sie  seien  die  von  He-  ratur  bei  Hannig  de  Pegaso  72. 

rakles  erbeuteten  Diomedesrosse,  die  Eurystheus  5)  Hannig  a.  a.  0.  26. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  207 

schlagen  werden:  TtXyjYötc   uuo  Ur^'^dcsou   tsXsut5;  man  halte  daneben,  was  oben  vom 
Hufschlag  des  dämonischen  Rosses  in  der  Tragödie  ausgeführt  wurde  '). 

Die  Reiter  des  Erion  und  des  Pegasos  sind  in  den  erreichbaren  Formen  der 
Sage  Menschen.  Adrastos  ist  'der,  der  nicht  entrinnen  kann';  auf  dieser  Voraus- 
setzung baut  sich  noch  die  Novelle  bei  Herodot  (I  35  ff.)  auf;  die  Reiter  des  equus 
Seianus  sind  ebenfalls  Menschen.  Ebenso  ist  der  Reiter  des  Pegasos  in  der  Sage 
der  terrenus  eques  (Horaz  carm.  IV  11,  27),  der  seine  Strafe  eben  dafür  erleidet, 
daß  er  in  das  Reich  der  Götter  einzudringen  sich  vermißt.  Zu  einer  bestimmten  Zeit 
also  existierte  der  Glaube  an  ein  Fluchroß,  das  den  Menschen,  der  es  reitet,  ins  unab- 
wendbare Verderben  trägt;  Parallelen  aus  nordischem  Glauben  werden  unten  (S.  213) 
dazutreten.  Eine  zweite  Frage  ist,  ob  wir  damit  die  ältesten  Vorstellungen  fassen. 
Von  einer  Reihe  von  Gelehrten  ist  Adrastos  als  'der,  dem  man  nicht  entrinnt',  als 
Unterweltsgott,  gedeutet  worden  ^) ;  auch  Bellerophontes  gilt  als  alter  hellenischer 
Gott  3).  Der  Name  des  Bellerophontes  war  schon  den  Alten  unverständlich;  so 
konstruierten  sie  einen  Belleros,  den  der  Held  getötet  haben  sollte;  auch  für  uns 
bietet  sich  für  BsXXspo-  im  Griechischen  keinerlei  Anknüpfung.  Von  Bellerophontes 
leiten  in  der  Ilias  lykische  Fürsten  ihr  Geschlecht  ab;  beides  vereint  legt  die  Annahme 
nahe,  daß  Bellerophontes  kein  Grieche  ist  4).  Mit  kultlichen  Beziehungen  steht  es 
äußerst  kümmerlich:  Pausanias  (H  2,  4)  nennt  ein  ts[x£vo;  in  einem  Zypressenhain 
vor  Korinth,  Quintus  von  Smyrna  (X  162)  ts[j.cvo?  und  aTj]j.a  in  Lykien;  dazu  tritt 
hier  die  häufige  Verwendung  der  Beilerophonsagen  in  lykischen  Gräbern  5).  Das 
entscheidet  nicht  in  erster  Linie  für  oder  wider  den  Gott,  lehrt  aber,  daß  Bellero- 
phontes im  Glauben  der  Hellenen  keine  Stelle  hat.  Wenn  im  Stemma  des  Z  helle- 
nische und  unhellenische  Namen  (wie  Sarpedon)  sich  mischen,  so  lehrt  dies,  daß 
die  lykischen  Fürstengeschlechter  nach  ihrer  Berührung  mit  Hellenen  an  diese  An- 
schluß gesucht  haben;  dem  entsprechen  in  späterer  Zeit  etwa  die  Bestrebungen  der 
makedonischen  Argeiadai,  sich  an  Argos  und  Herakles  anzugliedern  6).  Die  Aben- 
teuer des  Bellerophontes  verlegt  die  Sage  nach  Lykien;  die  Zähmung  des  Pegasos 
in  Korinth  (Pind.  Olymp.  XIH  60  ff.)  ist  keine  Sage  von  Eigenwert;  sie  gibt  das 
araov  ab  für  den  dortigen  Kult  der  Athena  Chalinitis  (Paus.  II  4,  i;  5).  Ist  Bellero- 
phontes Lykier,  so  entrückt  er  vorerst  unserer  Deutung.  Pegasos  wird,  da  das  Epos 
die  TT/j-fol  uTTtot  nennt,   seit  A.  Kuhn  mit  Recht  als  das  'starke'  Roß  gedeutet;   es 

')  Es    ist    auch     gut    von    F.    Hannig    in    seiner  Myth.  Lex.  IV  530,  E.  Neustadt  de  Jove  Cretico 

tüchtigen  Arbeit  de  Pegaso   (Bresl.  philol.  Ab-  Berl.    1906,    12  ff.,  Wecklein   Berl.   phil.   Woch. 

handl.  VIII   1902)   S.  64  f.   ausgeführt  worden,  1911,  673  f.,  Fick  Bezzenb.  Beitr.  XXXXVI  1913, 

daß    bei    Hesiod   Theog.    325    (ttjv    [xev  [sc.  die  91. 

Xffiaipa]  n%aao{  EiXe  xai  la9Xö«  BeXXspocpdv-oj?)  3)  Bethe  P.-W.  III  241  ff. 

das  Roß  eine  wesentliche  Rolle  neben  dem  Helden  4)  Allerdings  scheint  mir  der  Versuch  von  Nieder- 
hat. Hannig  S.  161  f.,  Roschers  Myth.  Lex.  III  mann  problematisch  (Rhein.  Mus.  LH  1897, 
1752  bestimmt  auch  zutreffend  den  Charakter  des  506  ff.),  Bellerophontes  als  die  lykische  Form  für 
Rosses  als  eines  Fluchdämons;  vgl.  auch  Gruppe             Hipponus  zu  erweisen. 

Gr.   Mythol.   123.  5)  Benndorf,  Heroon  von  Gjölbaschi-Trysa  61  ff. 

»)  Bethe  P.-W.  411  ff.,   Maaß  Gott.  Anz.  1890,  357,  ')  Wilamowitz  Arist.  und  Athen  II  175;  Parallelen 
Gruppe  Griech.  Myth.  507,  1,  Kuhnert  Roschers  Griech.  Trag.  III  76,  2. 


208  L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


ist  ein  Name  wie  Hippasos,  Gorgasos,  Pyrasos  ');  das  Roß  ist  also  hellenischen  Ur- 
sprungs. Dann  steht  es  mit  dem  fremden  Bellerophontes  nicht  in  einer  letzten,  un- 
löslichen Verbindung;  die  Ilias  läßt  den  Bellerophontes  seine  Taten  ohne  den  Pegasos 
ausführen.  Hier  endet,  soweit  ich  sehe,  zurzeit  die  Möglichkeit  für  uns  weiterzu- 
kommen; wie  Bellerophontes  und  Pegasos  verwachsen  sind,  wer  Bellerophontes  ist, 
ist  noch  unerkennbar.  —  Der  Name  des  Adrastos  ist  doppeldeutig;  die  Grammatik 
entscheidet  nicht:  so  wahr  Admetos  der  'Unbezwingliche'  ist,  so  wahr  ist  die  Priesterin 
Admete  oder  die  Artemis  Admata  die  'Unbezwungene'.  Was  wir  sonst  von  Adrastos 
wissen,  läßt  m.E.  keine  absolute  Entscheidung  zu.  Den  Gründen,  die  für  einen  alten  Gott 
vorgebracht  sind  ^),  möchte  ich  eine  Überlegung  beifügen :  Amphiaraos  ist  mit  Adrastos 
der  einzige,  der  nicht  im  Kampfe  fällt;  beide  werden  nach  der  ursprünglichen  Sagen - 
form  vom  Gespann  in  die  Erdtiefe  entrückt.  Nun  ist  Amphiaraos  der  alte  Gott, 
der  in  Oropos  im  Erdboden  haust;  gilt  die  Parallele  für  Adrastos.-'  Oder  täuscht 
ein,  nicht  verpflichtendes.  Nebeneinander  beider  in  der  Sage?  Das  Wesentliche  für 
unsere  Entscheidung  bleibt  in  jedem  Falle  der  kontrollierbare  Status  der  Sage,  in 
dem  Adrastos  der  Mensch  ist,  der  auf  dem  Fluchroß  reitet;  wenn  wir  darüber 
hinaus  in  ein  älteres  Stadium  zurückgehen  dürfen,  in  dem  der  Gott  den  Menschen 
ablöst,  würde  Adrastos  mit  dem  Erion  dem  Kreise  der  oben  behandelten  Unterwelts- 
herren mit  dem  Pferde  beizufügen  sein. 

Erions  und  des  Pegasos  Bedeutung  wurde  unabhängig  von  der  ihrer  Reiter 
festgestellt.  Hier  sind  die  dämonischen  Rosse  noch  in  Aktion.  Das  sind  die  Rosse 
der  Unterweltsherren,  des  Neleus  usw.,  nicht  mehr,  da  wir  ihre  Gebieter  nur  im 
Spiegel  der  Heldensage  sehen.  Nur  einer  unter  ihnen,  der  zur  größten  Bedeutung 
gelangte,  Hades,  agiert  noch  mit  dem  Gespann,  und  zwar  dann,  ausschließlich 
dann,  wenn  es  gilt,  die  Seele  sterbender  Helden,  oder,  in  besonderer  Abwand- 
lung, die  der  Gattin  in  sein  Reich  zu  rauben.  Das  ist  wesentlich;  den  Hades  pflegen 
an  sich  die  tsÖv/^xots?  anzugehen,  nicht  die  övttjcjxovtcc,  sagt  WilamowitzS)  mit  Recht, 
um   die  rare  Verwendung  des  Hades  als  Töter  in  einem  Vers  des  Semonides 

xou?  S'  'Apsi  SsojjLrifisvouj 

zu  kennzeichnen.  Hier  entbehrt  Hades  des  Gespanns:  darin  liegt,  im  Gegensatz 
zum  xXu-öirtuXo;  der  Ilias,  das  Bemerkenswerte.  Ist  dem  so,  ist  ferner  das  Roß  als 
ständiger  Begleiter  der  Unterweltsgötter  nachgewiesen,  hat  sich  gezeigt,  daß  dämoni- 
sche Gewalten  im  Roß  ihre  Verkörperung  fanden,  führen  die  Sagen  selbst  solche  Rosse 
vor:  dann   ist   das  Roß  als  Inkarnation  des  Dämonischen  ursprünglicher 

')  Kretschmer   Griech.    Vaseninschr.    210,    der   den  Spiele  im  karischen  Atuda  (Bull,  de  corr.  hellen. 

Pferdenamen  nr^dZai     heranzieht,    und   Hannig  1890,  238)  aufmerksam  macht. 

S.  150,  der  auch  erweist,  daß  die  Verbindung  des  3)  Sappho  und  Simonides  272,  2;  Griech.  Trag.  III 

Rosses  mit  den  iTTjYat  unursprünglich  ist  (S.  92  ff. ;  79.     E  397  kämpft  Herakles  gegen  Hades;  die 

Roschers  Myth.  Lex.  III  1736,  1751).  kurze  Anspielung  sagt  nicht,  wie.   Pindar  (Ol.  IX 

*)  Besonders  Neustadt  a.  a.  O.,  der  auf  die  AopäoTT^a-  33)  verleiht  dem  Hades  in  diesem  Kampf  den 

^aßS^t;  damit  kommt  das  Bild  vom  Hirten  hinein. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  20Q 

als  der  anthropomorph  gestaltete  Gott  neben  demPferd.  Wir  erschließen 
eine  Entwicklungsfolge,  die  ihre  Parallele  hat  in  der  vor  unseren  Augen  sich 
vollziehenden  Umsetzung  vom  [lotjctBöJv  tinto;  zum  Iloasiotüv  finrioc.  Der  Glaube, 
daß  der  verderbliche  Dämon  in  Gestalt  des  Rosses  umgeht,  um,  wie  es  das 
Bild  aus  der  Tragödie  zeigt,  den  Menschen  anzuspringen  oder  sonst  in  den 
Tod  zu  entführen,  gibt  die  letzte  Erklärung  dafür,  warum  für  die  mannig- 
fachen Spielformen  des  Unterweltsgottes,  so  variierend  sie  untereinander  sind, 
bis  hinunter  zum  Charos  der  Neugriechen,  das  Roß  das  ständige  Attribut  bleibt. 
Die  Rosse  im  Gespann  des  Hades  sind  die  Dämonen'),  die  den  Ster- 
benden treffen;  sie  trafen  ihn,  bevor  sie  noch  in  dem  Gotte  Hades 
einen  'Lenker'  erhielten.  In  späterer  Zeit,  als  die  anthropomorphen  Bildungen 
in  der  Götterwelt  sich  völlig  durchgesetzt,  zog  die  alte  Vorstellung  vom  tiergestal- 
teten Dämon  sich  ins  Reich  des  Aberglaubens  zurück;  dort  aber  haftet  sie  in  ihrer 
alten,  ursprünglichen  Form:  ein  Roß  im  Traum  sehen,  sagt  Artemidor  im  Traum- 
buch I,  56,  bedeutet  für  den  Kranken  den  Tod. 


Der  hellenische  Volksaberglaube  sagt:  'ein  Roß  im  Traum  sehen,  bringt  den 
Tod',  ohne  dem  Roß  einen  bestimmten  Namen  zu  geben.  Wir  haben  keine  Über- 
lieferung dafür,  daß  die  einzelnen  Göttergestalten,  die  das  Roß  führen,  Hades,  Ad- 
metos,  Neleus  usw.  ursprünglich  unter  diesem  ihrem  Namen  in  Pferdegestalt  gewan- 
delt sind.  Wir  haben  sie  für  Poseidon.  Allein  daß  auch  hier  nicht  der  Begriff  Poseidon 
es  ist,  der  die  Roßgestalt  fordert,  sondern  umgekehrt  die  Roßgestalt  das  Akzedens 
zu  einem  Gott  Poseidon  ist,  geht  daraus  hervor,  daß  die  Roßbildung  auch  für 
andere  Wesen  wie  Medusa,  Erinyen,  Harpyien  usw.  gilt.  Es  ist  überhaupt  unrichtig, 
zu  behaupten,  Götter  seien  ays  Tieren  entstanden  ^) ;  umgekehrt  wählt  eine  ursprüng- 
liche Phantasie  als  Erscheinungsform  der  Dämonen  oder  Götter  des  öfteren  dieses  oder 
jenes  Tier  (auch  unbeseelte  Gegenstände),  weil  die  menschliche  Gestalt  als  die  eigene 
und  bekannte  keine  adäquate  Vorstellung  für  die  als  fremd  empfundene  Macht 
abgab.  In  unserem  Falle  haben  wir  also  vomPferd  und  seiner  Natur,  wie  der  Volks- 
glaube sie  auffaßte,  nicht  von  den  Einzelgöttern  3),  auszugehen,  um  zu  verstehen, 
warum  all  diese  Gewalten  gerade  Pferdegestalt  tragen.  Zeugnisse  dafür,  wie  der 
Volksglaube  das  Wesen  des  Rosses,  zumal  des  schwarzen 4),  auffaßte,  wie  und  warum 

•)  Hinzuzunehmen   sind   die  Ausführungen  S.  216  die  Beschränkung  auf  den  Namen  Poseidon  zu 

und  249.  eng  ist.    Der  Dämon  in  Roßgestalt  erfüllt  diese 

^)  Dazu    vergleiche    man    die    beherzigenswerten,  Funktion,  später  das  Gespann,  das  den  Wagen 

gegen  die  Auswüchse  des  Totemismus  gerichteten  des  Hades,  Echelos  usw.  zieht. 

Ausführungen  von  E.  Meyer  Gesch.  des  Altert.  4)  Wir  werden  unten  ausführen,  daß  das  Pferd,  nach 

I  13,  108,  110,  112.  einer   anderen    Seite    seiner   Natur   gefaßt,    das 

3)  Wenn      Gruppe      Griech.      Myth.     814       sagt,  strahlende,  weiße,  auch  zum  Sitz  für  lichte  Gott- 

'Poseidon  in  Pferdegestalt  fährt  empor,  die  Men-  heiten  gewählt  wird;  das  bestätigt,  daß  nicht  das 

sehen  in  sein  Reich  zu  holen',  so  ist  das  der  all-  Tier  Gott  ist,  sondern  Mittel  und  Zweck,  gewisse 

gemeinen  Empfindung  nach  richtig,   wenngleich  an   den   Göttern   empfundene   Eigenschaften   in 

einer  sichtbarlichen  Erscheinungsform  zu  fassen. 


210  L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 

er  das  Pferd  als  Erscheinungsform  für  dämonische  Mächte  verwandte,  bieten,  die 
Vorstellungen  des  Altertums  ergänzend,  in  reicher  Fülle  nordisch -germanische  Sage 
und  moderner  Volksglaube');  zugleich  bieten  sie  Gelegenheit,  die  Entwicklungslinien, 
wie  wir  sie  für  das  Altertum  gezogen,  auf  ihre  Richtigkeit  hin  zu  kontrollieren. 

1.  Das  Pferd  ist  die  Verkörperung  von  etwas  Unheimlichem,  auf  den  Tod 
Deutendem.  Träumt  man  in  Ostpreußen  vom  Pferde,  so  bedeutet  das  etwas  Schlim- 
mes ^),  ebenso  gilt  in  der  Cote  d'Or  der  Traum,  auf  einem  Pferde  zu  sitzen,  als  Zeichen 
naher  Trauer  3).  Wenn  das  Pferd  an  jemandes  Hause  nicht  vorbei  will,  muß  er  bald 
sterben  (Oldenburg)  4),  wenn  Pferde  beim  Umzug,  besonders  am  Hochzeitstag, 
nicht  weiter  wollen,  bedeutet  das  frühen  Tod  5),  ebenso  wenn  sich  das  Pferd  vor  der 
Haustür  wälzt  oder  sich  im  Geschirr  schüttelt  *).  Wenn  ein  Pferd  am  Leichen- 
wagen gähnt  7),  scheut  oder  schnauft  ^),  oder  wenn  das  eine  Leiche  ziehende  Pferd 
rückblickt  und  an  einem  Hause  stillhält?),  oder  wenn  es  jemanden  auffällig  ansieht'"), 
bedeutet  das  baldigen  Todesfall.  Wer  ein  durch  den  Ort  rasselndes,  nächtliches 
Schimmelfuhrwerk  anredet,  erkrankt  und  stirbt  noch  im  gleichen  Jahr  ").  Wird 
am  Fenster  eines  Schwerkranken  abends  ein  Pferd  sichtbar,  so  muß  der  Kranke 
sterben  ");  wenn  jemand  plötzlich  stirbt,  so  heißt  es,  es  habe  ihn  das  weiße  Pferd 
mit  dem  Hufe  geschlagen  '3). 

2.  Der  Tod  wird  in  der  Erscheinungsform  des  Pferdes  gedacht.  Der  Tod  schaut 
aus  wie  ein  Hengst  "t);  die  Totenbahre  heißt  in  Deutschland  wie  in  Ungarn  St.  Micha- 
elspferd '5).  Dänische,  auch  für  Deutschland  belegte  Sitte  ist,  Kirchhöfe  damit  ein- 
zuweihen, daß  ein  lebendiges  Pferd  auf  ihnen  begraben  wird  '^) ;  dessen  Gespenst 
ist  dann  das  Totenpferd,  das  jede  Nacht  auf  drei  Beinen  nach  dem  Hause  hinkt, 
in  welchem  jemand  sterben  soll  '7),  läßt  es  sich  auf  dem  Kirchhof  sehen,  so  bedeutet 
das  Todesfälle  '^) ;  ebenso  erzählt  in  der  Schweiz  das  Volk  von  diesem  dreibeinigen 
Pferd,  das  ein  feuriges  Auge  in  der  Mitte  des  Kopfes  hat  '9);  von  einem  Sterbenden 
sagt  man,  'der^weiße  Schimmel  wird  ihn  holen'  ^°). 

')  Zusammenfassende  Behandlungen:  M.  Jahns  Roß  »)  Henne  am  Rhyn  Deutsche  Volkssagen  77. 

und  Reiter,  Leipzig  1872,  J.  v.  Negelein  Z(eitschr.  '°)  ZW  XI  414,  4,  ähnlich  aus  dem  Vogtland  be- 

des)  V(ereins  für)  V(olkskunde)  XI   1901,  XII  legt  XII  14. 

1902,   Teutonia,   Arbeit,    zur   german.  Philol.   II  ")  Freytag  20. 

Königsberg    1903,     L.    Freytag    Das    Pferd   im  ")  Freytag  59,  ZW  XI  416,  XII  379. 

germanischen   Volksglauben    (Festschr.   zu   dem  'i)  Freytag  51. 

fünfzigjähr.  Jubil.  des  Friedrichs-Realgymnas.  in  M)  Schönwerth  Aus  der  Oberpfalz  1859,  7. 

Berlin,  1900).  'S)  Jahns  I  323;  ZW  XI  416,  XII  379.    Nach  ZW 
*)  ZW  XI  415.  XII   379   wird   im  Neuj^rsischen   der   Sarg  als 

3)  ZW  XII  383.  'hölzernes  Pferd'  bezeichnet. 

4)  Wuttke-Meyer3,   Der   deutsche   Volksaberglaube  ■')  Grimm  Deutsche  Mythol.4  956;  Jahns  I  408. 
der  Gegenwart  1900,  199.  ■/)  Henne  am  Rhyn  Deutsche  Volkssagen  1878,  78. 

5)  Freytag  69.  Jahns  I  408. 

«)  ZW  XII  16,  389,  XI  415-  "*)  Grimm  Deutsche  Mythol.  a.  a.  O. 

7)  ZW  XI  4:5.  Nach  südslavischem  Glauben  reißt  '9)  Vernaleken  Alpensagen  76.  Dreibeinige  Pferde 
das  Pferd  den  Rachen  auf,  als  wollte  es  eine  Seele  sind  auch  in  Bayern  gespensterhaft  und  teuflisch 
verschlingen  (ZW  XI  415).  (Panzer  Bayer.  Sagen  und  Bräuche  II  444). 

8)  ZW  XI  410.  ")  Wuttke-Meyer3  199. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  2  I  I 

3.  Das  dreibeinige  Pferd  tritt  mit  einer  anthropomorph  gebildeten  Gottheit 
in  Verbindung,  wird  zum  iielhestr  ').  In  Schleswig  sagt  man  von  einem,  der  schwer 
auftritt:  han  gaaer  som  en  helhest*).  In  Tondern  trabt  allnächtlich  das  dreibeinige, 
blinde  Roß  der  Hei  herum  3). 

4.  Hei  reitet  auf  dem  helhestr;  versöhnt  jedoch  wird  nicht  sie,  sondern  ihr 
Pferd,  woraus  deutlich  ersichtlich  ist,  wie  die  Entwicklung  verlaufen  ist  4).  Die 
Todesgöttin  Hei  reitet  in  Schleswig  und  Dänemark,  aber  auch  bei  den  Wenden, 
auf  einem  dreibeinigen  Roß  und  bringt  Pest  5).  Von  ihr  kaufen  sich  die  alten  Skan- 
dinavier durch  einen  Scheffel  Hafer  los,  der  für  das  Pferd  bestimmt  ist;  noch  jetzt 
legen  die  Bauern  von  Mielberg  einen  Sack  mit  Hafer  auf  den  Hestenberg;  nachts 
kommt  dann  'Jemand'  und  holt  den  Hafer  für  das  Pferd  ^).  Ähnlich  läßt  man 
anderwärts  über  Nacht  einen  Sack  auf  dem  Feld  für  'König  Abel'  7) ;  der  reitet 
in  der  gespenstigen  Jagd  auf  einem  kleinen  Pferde,  von  drei  glühenden  Hunden 
begleitet,  am  Körper  und  Gesicht  kohlschwarz  *).  In  Schleswig  sagt  der  Genesende: 
Jeg  gav  döden  en  skiäppe  havre9);  damit  hat  er  sich  vom  Tode  losgekauft;  wer 
stirbt,  gibt  dem  Tod  Futter  ab '°).  Wir  erinnern  uns,  daß  auch  im  griechischen  Zauber- 
papyrus (ob.  S.  198)  von  dem  cttttos  ttj;  'Axtai'?);  die  Rede  war;  das  Pferd  steht 
vornean,  aber  schon  wird  es  näher  charakterisiert  durch  das  Hinzutreten  einer 
bestimmten  Unterweltsgöttin.  Auch  der  gespenstige  Zug  hält  an  einer  bestimmten 
Stelle  und  füttert  die  Pferde  mit  etwas  Hafer  ").  In  der  Oberpfalz  kommt  der  Tod 
auf  einem  mageren  Schimmel  angeritten  '2);  in  Rügen  heißt  der  Tod  auch  Schimmel- 
reiter 13).  In  Siebenbürgen  klopft  der  wilde  Jäger  als  Todesgott  an  die  Türen  '4). 
Er  reitet  auf  kopflosem,  schwarzem  Pferde  oder  auf  einem  Schimmel,  dessen  Nüstern 

•)  d.  h.   Heipferd.     Altnord,  hestr    bedeutet    Pferd  Mythol.4  788  f.,  Rochholz  I  114  Anm.);  in  Meck- 

jeden    Geschlechts    (Kluge    Etymol.    Wörterb.7  lenburg  ließ  man  noch  im  18.   Jahrh.  am  Ende 

204).  jedes  Roggenfeldes  einen   Streifen  unabgemäht; 

')  Grimm4  704,  261,  Jahns  I  399  (Dänemark).  Arbeiter  schließen  darum  einen  Kreis  und  sprechen 

3)  Rochholz  Schweizersagen  aus  dem  Aargau  1856,  dreimal    'Wode,    hol    deinem    Roß    nun    Futter' 
I  199.  (Wuttke-Meyer  3  19,296;  Müllenhoff  Sagen,  Mär- 

4)  ZW   XI  416.  chen    und    Lieder    der    Herzogtümer    Schleswig- 

5)  Jahns  I  399,  Rochholz  I  128.  Holstein  und  Lauenburg  1845,  244  f.).   Der 'corn- 
')  V.  Perger  Deutsche  Pflanzensagen  1864,  115.    Mit             spirit'  geht  als   Pferd   durchs   Getreide    (Frazer 

dem  Ausdruck  'Jemand*  meidet  der  Volksglaube,  Golden  Bough  II  281  ff.). 

die  unheimliche  Macht  bei  Namen  zu  nennen;  die  9)  Grimra4  704,   Jahns  I  399. 

hellenischen     Parallelen     zuletzt     Arch.     Jahrb.  "•)  Schönwerth  Aus  der  Oberpfalz  6.  Auf  dem  helhestr 

XXVIII  1913,  47;    zu  dem  -rij  der  dort  zitier-  reitet  denn  auch  der  Helljäger,  der  im  Hellhaus 

ten  Pindarstelle  ist  zu  vergleichen  Deubner  Herrn.  alljährlich  sein  Opfer  empfängt  (Simrock  Deut- 

XXXXIII  1908,  641.  sehe  Mythol.3    199).        Daß    der    Hellreiter    die 

7)  Wuttke-Meyer3  297.  jüngere  Stufe  der  Entwicklung  darstellt,  betont 

8)  Freytag  28.   Ähnliches  scheint  bei  Erntebräuchen  auch  K.  Helm,  Altgerman.  Religionsgesch.  1913 
geübt  zu  werden:  auf  der  Insel  Möen  jagt  der  I  262  f. 

Grönjette  jede  Nacht  zu  Pferd,  das  Haupt  unter       ")  Rochholz  I  114. 
dem  Arm.     Zur  Erntezeit  legen  die  Bauern  ihm       ")  Schönwerth  6. 
ein  Gebund  Haber  für  sein  Pferd  hin  (Grimm       '3)  a.  gl.  0.  7. 

■4)  ZW  XII  379. 

Jahrbuch  des  arohänlog-ischen  Instituts  XXIX.  17 


212  L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 

Funken  entsprühen  '),  oder  auf  einem  großen,  weißen  Pferd,  von  24  wilden  Hunden 
begleitet»). 

5.  Die  gleichen  Züge  gelten  vom  Teufel  und  anderen  dämonischen  Mächten; 
wiederum  in  der  Entwicklung,  daß  der  reitende  Dämon  den  pferdegestalteten  ab- 
löst. Nach  französischer  Sage  weidet  zur  Nachtzeit  auf  den  Kirchhöfen  ein  großes, 
schwarzes,  seine  eisernen  Spannketten  mit  unheimlichem  Geräusch  schüttelndes 
Roß,  die  Inkarnation  des  Teufels  3);  als  schwarzes  Roß  erscheint  der  germanische 
Teufel  im  Gefolge  der  drei  Fräulein  4) ;  er  treibt  sich  als  Schimmel  um  oder  beißt 
als  Hund  die  Herden  auseinander  5),  verwandelt  sich  beliebig  in  einen 
Rappen  ^) ;  das  Teufelsroß  wird  der  Jungfrau  Maria  in  Stutengestalt 
gegenübergestellt  7).  Der  italienische  und  südtiroler  Orco  erscheint  in  Gestalt 
eines  weidenden  Pferdes  8).  Im  Stall  der  Unterwelt  steht  ein  weißköpfiges 
Pferd;  das  ist  des  Teufels  Großmutter  9);  der  Pferdefuß,  den  er  nicht  missen  kann, 
ist  ein  Rest  der  ursprünglichen  Tierbildung  ">).  Nach  ungarischem  Glauben  ist  das 
Pferd  aus  dem  Teufel  entstanden  ").  Ebenso  erscheint  die  Hexe  als  weißes  Pferd"); 
um  den  Hügel,  wo  die  Hexen  sich  sammeln,  trabt  während  des  Mahles  ein  graues, 
kopfloses  Pferd '3).  Selbst  den  bösen  Traum  denkt  man  in  Roßgestalt:  die  gespen- 
stigen Heiderosse  dringen  durch  verschlossene  Türen  nachts  in  die  Schlafkammer, 
legen  sich  mit  ihren  Vorderhufen  dem  Schlafenden  auf  die  Brust  und  stieren  ihn 
mit  glühenden  Augen  an  h).  Zuweilen  glaubt  man  im  dämonischen  schwarzen  Rosse 
auch  den  wilden  Jäger  verkörpert  ^5). 

6.  Ein  Übergangsstadium  repräsentieren  Beispiele,  in  denen  die  theriomorphe 
Vorstellung  neben  der  anthropomorphen  steht;  so  erscheint  im  Hardtwald  der  böse 
Geist  bald  als  grüner  Jäger,  bald  als  ledig  umherlaufendes  Roß  ^^). 

7.  Im  esthnischen  Märchen  hat  der  Wirt  der  Unterwelt  ein  schwarzes  Pferd  in 
seinem  Stall  "7),  nach  Schweizersage  hat  der  Teufel  einen  Roßstall  am^Weg,  wo  er 
die  Rosse  an  den  Schwänzen  hinauszieht  und  alle  Vorübergehenden  plagt  '8) ;  der 
schwarze  Höllenfürst  bringt  einen  rabenschwarzen  Gaul,  aus  dessen  Nüstern  Feuer 
sprüht '9),  Mephisto  und  Faust  brausen  auf  schwarzen  Rossen  daher»");  des  Teufels 
Großmutter  reitet  einen  großen,  schwarzen  Hengst»').  Mit  dem  Pferde  wechselt 
der  Wagen;  der  Teufel  holt  die  eitle  Gräfin  in  einem  Wagen  mit  sechs  schwarzen 

•)  Grimm  Myth.4  774.  ■•)  ZW  a.  gl.  0.  416,  6. 

')  Ranke  Die  deutschen  Volkssagen  77.  ")  Freytag  48. 

3)  ZW  XII  388.  -3)  Vernaleken  Alpensagen  58. 

4)  Jahns  I  324.  14)  Tobler  50. 

5)  Rochholz  I  206.  15)  Frey  tag  51. 

')  ZW  XI  419.  16)  Rochholz   I  292. 

7)  Rochholz  II  21.  -  »7)  Kreutzwald  97. 

«)  ZW  XI  416.  -8)  Rochholz  I  HO. 

9)  Esthnisches  Märchen  (bei  F.  Kreutzwald,  übers.  '9)  Hessel  Sagen  und  Geschichten  des  Rheinthals  77f. 

von  F.  Löwe,  Halle  1869)  184.  ">)  Faust  'Nacht,  offenes  Feld'. 

■")  0.  Tobler,  Die  Epiphanie  der  Seele  in  deutscher  ")  Frenssen,  Klaus  Hinrich  Baas  12. 
Volkssage,  Diss.  Kiel  1904,  46,  3. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  213 

Pferden  ')  u.  ä.  Vom  Dämon  selbst  schließlich  geht  die  Vorstellung  weiter  zu  un- 
heilwirkenden Mächten:  so  setzt  sich  nach  altem  Sprachgebrauch  das  kalte  Fieber 
in  Gestalt  eines  Weibes  auf  den  von  ihm  Befallenen  und  reitet  ihn  ^). 

Die  angeführten  Beispiele,  die  sich  beliebig  vermehren  lassen,  ergeben  in  Material 
wie  in  den  Entwicklungsgliedern  gesicherte  Parallelen  zu  den  hellenischen  Vor- 
stellungen. Sie  lehren,  wie  beiden  Völkern  der  Natur  des  Pferdes  etwas  Unheim- 
liches anzuhaften  schien,  wodurch  es  geeignet  wurde  zur  Erscheinungsform  gespen- 
stiger Mächte  3).  Sie  lehren  weiter,  wie  sich  die  Tiergestalt  für  die  Dämonen  zäh 
noch  hielt,  als  schon  anthropomorphe  Vorstellungen  in  den  Vordergrund  traten. 
Sie  lehren  schließlich,  warum  in  einer  Epoche,  in  der  die  menschengestaltigen  Bil- 
dungen sich  durchgesetzt,  das  Pferd  mindestens  als  Attribut  dämonisch -göttlicher 
Mächte  sich  behauptete.  Die  gleichen  Voraussetzungen  haben  auch  zu  gleichen  Ausprä- 
gungen geführt.  Wenn  der  Dämon  bei  den  Hellenen  mit  schwerem  Hufschlag  Ver- 
derben bringt,  so  trifft  nach  unserem  Volksglauben  das  weiße  Pferd  den  Sterbenden 
mit  dem  Hufe  4) ;  des  heiligen  Michael  Pferd  hat  ihn  geschlagen,  heißt  es  in  Ungarn 
vom  tödlich  Erkrankten  5);  das  gespenstige  schwarze  Roß  mit  glühenden  Augen 
springt  von  hinten  auf  nächtliche  Wanderer  zu  *) ;  das  weiße  Roß  der  Idesfelder 
Hardt  rennt  nächtlich  feuerschnaubend  an  den  Totenhügeln  hin  und  springt  Vor- 
übergehenden todbringend  auf  die  Schulter  7).  Wenn  der  Erion  den  Adrastos  in 
die  Hölle  entführt,  so  vergleichen  wir  die  Sagen  vom  Neck,  der  die  Menschen  lockt, 
um  sie  in  den  See  zu  stürzen  ^),  oder  die  Entführungssagen,  in  denen  das  gespenstige 
Pferd  seinen  Reiter  ins  Totenland  trägt.  'Wer  nicht  ist  wie  der  Himmel,  den  holt 
der  Teufel  auPm  Schimmel',  droht  Abraham  a  S.  Clara  9).  Im  wilden  Heer  erblickte 
man  einst  ein  gewaltiges  Roß,  das  bestimmt  sein  sollte,  den  wilden  Grafen  von  der 
Mark  abzuholen,  der  auch  bald  darauf  starb.  Auch  Papst  Benedikt  wurde  vom 
schwarzen  Teuf  eisrosse  in  die  Hölle  geholt '").  Ihre  grandioseste  Ausprägung  hat 
diese  Vorstellung  im  germanischen  Glauben  gefunden  in  dem  gewaltigen  kohlschwarzen 


')  Vernaleken  Alpensagen  84;  ähnlich  Tettau  und  die  Seele  des  Verstorbenen  zu  zerreißen  droht; 

Temme  Die  Volkssagen  Ostpreußens  226.  er  ist  also  kein  'Seelenlöwe'. 

')  Bastian  Die  Seele  und  ihre  Erscheinungsweisen  4)  Frey  tag  51. 

in  der  Ethnographie.    Berlin  1868,  87.  ZW  XII  5)  Jahns  I  323. 

23.  6)  a.  gl.  0.  48. 

3)  Ebenso  nahm  die  dämonische  Macht  Platz  auch  7)  v.  Negelein  Teutonia  II  19,  Freytag  62. 

in  anderen  Tieren:  im  Löwen  (Usener  de  Iliad.  *)  Wuttke-Meyer 3  48  f.  (der  bösartige,  roßgestaltete 

carm.  quod.  Phocaic.  33  ff.),  im  Bären  (Deubner  Nix);  wenn  der  Neck  in  sein  Element  zurückkehrt, 

Athen.  Mitt.  XXVII  1902,  261  f.,  264),  im  Dra-  nimmt  er  Pflug  und  Pflüger  mit  in  die  Flut  (Sim- 

chen  (Wilamowitz  Griech.  Trag.  III  171,  3)  u.  s.  rock  Deutsche  Mythol.3  431,  Henne  am  Rhyn  77, 

Von    ihnen   begegnet   der   Löwe   häufig   in   der  Negelein    Teutonia    73,    Ranke    Die    deutschen 

Grabkunst  (Brueckner  Friedhof  am  Eridanos  76,  Volkssagen  201).     Öfters  wird  erwähnt,  daß  das 

79  u.  s.),  hier,  wie  alle  derartige  Darstellungen,  dämonische  Roß  bei  dem  Ritte  riesengroß  an- 

als  Symbol.     Tritt  einmal,  wie  in  der  Inschrift  schwillt  (Rochholz  II  20  f.,  26,  ZW  XI  416,  XII 

auf  Antipatros  von  Sidon  (Kaibel  Epigr.  ex  lapid.  389)- 

coli.  nr.  96),  das  redende  Wort  hinzu,  so  wird  der  9)  Kuhn  Sagen  und  Gebräuche  Westfalens  II  57. 

iyßpokifoy   als  der  böse  Dämon  bezeichnet,  der  '")  Jahns  I  405. 

17* 


214  ^'  ^^t'D,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 

Rosse,  das  sich  dem  Dietrich  von  Bern  näherte  und  ihn  aus  dem  Kreise  der  Menschen 
ins  unbekannte  Land  entrückte  '). 

II. 

Die  bisherige  Untersuchung  bewegte  sich  im  Kreise  dämonischer  Mächte,  die 
mit  dem  Pferd  in  Verbindung  standen;  das  Resultat  war,  daß  vom  Töter  als  Be- 
sitzer des  Rosses,  das  er  fährt  oder  reitet,  eine  Entwicklungslinie  hinaufführt  zum 
Töter  in  der  Gestalt  des  gespenstigen  Pferdes.  Eine  parallele  Entwicklungslinie 
läßt  sich  für  den  Toten  ziehen;  auch  er  erscheint  in  hellenischem  wie  in  nordisch- 
deutschem Glauben  zugleich  in  der  Erscheinungsform  des  Pferdes,  daneben  fahrend 
oder  reitend  im  Besitze  des  Rosses. 

Vor  der  Schlacht  bei  Leuktra  erschien  dem  Pelopidas  im  Traum  der  Vater 
Skedasos,  dessen  Töchter  einst  von  lakedämonischen  Jünglingen  vergewaltigt  waren 
und  sich  dann  selbst  getötet  hatten,  mit  der  Aufforderung,  am  Grabe  der  Jungfrauen 
ein  Opfer  darzubringen^);  nach  der  einen  Version  forderte  er  das  Opfer  eines  weißen 
Füllens  3),  nach  der  anderen  das  einer  Jungfrau  4).  In  beiden  Fällen  erkennt,  als 
Pelopidas  ratlos  ist,  der  Seher  das  gesuchte  Opfer  in  einer  plötzlich  erscheinenden 
weißen  Stute  5),  die  dann  am  Grabe  geopfert  wird.  Die  Mädchen  erhalten  also  ein 
Stutenopfer.  Nun  lehrt  eine  Beobachtung  der  verschiedenen  Opfer,  daß  häufig 
dasjenige  Tier  als  Opfer  gebracht  wird,  in  dessen  Erscheinungsform  man  sich  ur- 
sprünglich den  Opferempfänger  vorstellte:  Poseidon,  der  Tinrioc,  empfängt  Pf  erde - 
opfer^),  den  Winden,  die  in  Roßgestalt  gedacht  wurden,  werden  Pferde  dargebracht?), 
der  böse  Geist  am  Schweizer  Pilatus,  der  in  Roßgestalt  umgeht,  wird  mit  Pferde- 
opfern versöhnt^),  der  Skamander  empfängt  Pferde  und  Stiere  (O  131  f.):  aus  dem 

')  ZW  XI  418.  nicht  Deine),  die  nahe  der  Küste  im  Meer  auf- 

^)  Xenoph.  Hellen.  VI  4,  7,  Diod.  XV  54,  Plutarch  sprudelte;  das  gilt  dem  Poseidon,  der  Herr  der 

de  Herod.  malign.  11  (Rohde  Psyche^  II  349,  5,  Erdtiefe   und   der   ihr   entfließenden    Quellen   ist 

Pfister  Reliquienkult  im  Altertum  I  308  f.).  (ob.  S.  179).   Daß  Pferdeopfer  selten  sind  (Usener 

3)  Plutarch  Narr.  amat.  3  (müXoj  Xe'Jxö«).  ^  Stoff  des  griech.  Epos  8,  Wilamowitz  Griech.  Trag. 

4)  Plutarch  Pelopid.  21  f.  (^lapö^vo;  Savfli^).  II  230,  i)  ist  bei  dem  Wert  des  Tieres  begreiflich. 

5)  Plutarch  Pelopid.  22  ä;  ä.'^iXTfi  nwkoi  dTcotpuyoüoa  Auch  enthielten    sich  die  Griechen  des   Pferde- 
.  .  .  15  TE  ■/p6a  axiXpousa   ttjj   jjakirj;   TruparfraTov.  fleisches,     Galen    VI    p.    664   K,    Porphyr,    de 

')  Weiße   Rosse   werden   ihm  von  Mithridates   ins  abstin.    I    14;    S.    Reinach    Cultes,    mythes    et 

Meer  gesenkt  (Appian  Bell.  Mithr.  70),  S.  Pom-  relig.    III    129),    wozu   die   als   dämonisch   emp- 

peius  stürzt  ihm  Pferde  ins  Meer  (Dio  Cassius  48,  fundene   Natur    des   Tieres     beigetragen    haben 

48);  Stengel  Philol.  XXXIX  1880,  182  ff.,  Jahrb.  mag.      Von    manchen    Kulten,    wie     dem    des 

f.   klass.   Philol.   XXVIII   1882,  733  ff.,  Opferbr.  Apollo    oder   der    Alektrona,     war    das     Pferd 

der  Griechen  155  ff.  [Arr.  Anab.VI  19,  5  ist  zu  ausgeschlossen  (Th.  Wächter     Reinheitsvorschr. 

streichen;eshandelt  sich  da  um  Stiere];  S.  Reinach  im  griech.  Kult,  Relig.   Versuche  und   Vorarbeit. 

Cultes,  myth.  et   relig.  III  132.    Das   Roß  wird  IX  91). 

hier  in  die  Meeresfluten  versenkt,  natürlich,  da        7)  Festus   S.   181   Lacedaemonii   in  monte  Taygeto 

Poseidon  seit  Jahrhunderten  zum  Meergott  ge-  equum  ventis  immolant. 

worden.    In  alter  Zeit,  wie  Pausanias  (VIII  7,  2)        *)  Rochholz,    Schweizersagen   aus   dem  Aargau    II 

hervorhebt,   warf  man   ihm   Pferde   in  die   Süß-  23,  25. 
wasserquelle  Dine,  (den  'Sprudel*  vgl.  schon  <I)  132 ; 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


215 


Wasser  entsteigen  der  Neck  in  Pferdegestalt  oder  der  Secbulle');  Hekate,  selbst 
zu(ov,  erhält  Hundeopfer  *).  Das  führt  darauf,  sich  die  toten  Mädchen  in  Stutengestalt 
umgehen  zu  denken.  Seine  Bestätigung  findet  dieser  Schluß  in  den  Namen,  die 
für  eine  der  Jungfrauen  überliefert  werden:  Hippo  oder  Euxippes).  Wie  darnach  die 
Erdmutter  als  Melanippe,  als  schwarze  Stute,  vorgestellt  wird,  so  denkt  man  sich 
die  toten  Mädchen,  die  Leuktrides,  in  der  Gestalt  weißer  Stuten  4).  —  'Schimmel*, 
Xanthippos,  heißt  auch  der  Heros,  der  in  Tronis  Opfer  empfängt;  andere  sahen 
in  ihm  den  Eponym  Phokos  5) ;  das  verbinden  wir  dahin,  daß  man  sich  den  Phokos 
in  der  Erscheinungsform  des  Schimmels  umgehen  dachte*). 

Das  führt  uns  wieder  auf  die  Rosse,  die  der  Totengott  in  seinem  Gespann  führt. 
Irdischer  Art  sind  sie  nicht;  dem  Höllenfürsten  gebühren  dämionische  Tiere.  Nun 
ist  bekannt,  daß  nach  antikem  und  modernem  Glauben  die  Seelen  als  Hunde  im 
Gefolge  der  Hekate  oder  des  wilden  Jägers  schweifen  7) ;  man  ziehe  für  die  Rosse 
im  Gespann  des  Hades  den  parallelen  Schluß,  den  die  eben  erwiesene  Pferdegestalt 
des  Toten  an  die  Hand  gibt:   der  Gott  der  Toten  schirrt  die   Seelenrosse 


')  Auch  Helios  empfängt  Roßopfer  (in  Rhodos 
Fest.  s.  V.  October  equus  S.  l8l ;  auf  dem 
Taygetos  Paus  III  20,  5;  anderes  bei  Stengel 
Opferbräuche  156  f.;  hinzuzufügen  Aelian  de 
natur.  anira.  14,  18  töv  8^  tküXov  (ävfo;(OVTi  xtjj 
'HXftjj  xctxaö'iouaiv) ;  begreiflich,  wenn  man  hin- 
zunimmt, daß  nach  altem  indogermanischem 
Glauben  man  sich  die  Sonne  als  ein  über  den 
Himmel  stürmendes  Roß  dachte  (unt.  S.  251). 
An  den  Sonnenwagen  knüpft  noch  Festus  a.  a.  0. 
das  Opfer  an  (quod  is  tali  curriculo  fertur  circum- 
vehi  mundo);  wie  Helios  ein  Rossegespann  hat, 
so  ist  die  'HfJi^pa  XeuxdTKuXos  und  die  Nyx  (jieXäv- 
i-^ot  (ob.  S.  186,  4),  ebenso  reitet  Eos  (Eurip. 
Orest.  1004;  danach  von  Wilamowitz  im  Phaeton 
ergänzt  Berl.  Klassikert.  V  2,  81  £(o(?  litTTEÜei))- 
Mit  dieser  Erklärung  entfällt  die  Schwierigkeit, 
mit  Stengel  die  Roßopfer  an  Helios  als  Vhtho- 
nisch*  deuten  zu  müssen;  von  anderer  Seite  da- 
gegen schon  Nilsson  Griech.  Feste  428.  Die  Er- 
scheinungsform eines  Gottes,  die  Gestalt,  in  der 
seine  Priester  oder  Priesterinnen  agieren,  und  das 
Opfertier  tragen  so  oft  die  gleiche  Gestalt,  daß 
hier  ein  zusammenhängender  Komplex  vorliegen 
muß;  das  näher  auszuführen, würde  hier  zu  weit 
abführen. 

»)  unt.  S.  237. 

3)  Bei  Pausan.  IX  13,  5  heißen  die  Namen  MoXnia 
und  [izizii),  bei  Plutarch  Narr,  amator.  3  Ittttu), 
und  MiJ>rjT(a  oder  9eav(ö  und  Eü;{7nrrj.  Konstant 
ist  in  den  drei  Angaben  die  "Stute',  für  die  andere 
Schwester  mußte  ein  anderer  Name  gesucht  wer- 


den, der  denn  auch  variiert;  MiXt^t!«  ist  wohl  bei 
Plutarch  in  MoXTtia  zu  ändern.  Ohne  nähere  Be- 
gründung, die  der  Ort  verbot,  deutet  auch  Wila- 
mowitz Staat  und  Gesellsch.  26  an,  daß  die  Hel- 
lenen sich  ihre  toten  Helden  in  Pferdegestalt  um- 
gehend dachten.  Wie  ich  einer  mündlichen  An- 
deutung verdanke,  ist  Wilamowitz  von  anderer 
Seite  her  zu  dem  gleichen  Resultate  gelangt. 

4)  Schon  hier  sei  darauf  verwiesen,  daß  nach  Parallel- 
sagen dieselben  Mädchen  auch  als  Wölfinnen  er- 
scheinen (unt.  S.  238,  20)  und  daß  im  allgemeinen 
die  Toten  in  Hundsgestalt  gedacht  werden  (unt. 
S.  2381.). 

5)  Paus.  X  4,  10. 

')  Roßopfer  an  Tote:  für  Patroklos  (T  171  f.),  für 
Diomedes  (Strab.  S.  215;  dazu  jetzt  M.  Mayer 
Apulien  399),  für  Marmax,  den  Freier  der  Hippo- 
dameia  (Paus.  VI  21,  7),  für  Menelaos  (Eurip. 
Helene  1258  K:  h  ßapß^poi;  jaev  iztiov  fj  taüpov  vd- 
[AOt,  sagt  Theoklymenos,  nicht,  wie  man  geglaubt 
hat,  um  die  Sitte  als  barbarische  einer  hellenischen 
entgegenzusetzen ;  vielmehr  nennt  er,  um  derHelene 
entgegenzukommen,  den  Landesbrauch,  um,  falls 
dieser  zur  Hellenensitte  stimme,  die  Tiere  von 
sich  aus  anzubieten.  In  der  Tat  wird  nachher 
vs.  1556  ff.  wenigstens  der  Stier  zum  Opfer  für 
den  Toten  aufs  Schiff  geschafft;  auf  das  Roß 
verzichtet  der  Dichter).  Eine  Erinnerung  an  ein 
Roßopfer  liegt  wohl  auch  vor,  wenn  nach  dem 
Tode  der  Alkestis  den  Pferden  in  Thessalien 
die  Mähne  abgeschoren  wird  (Eurip.  Alkest.  443). 

7)  s.  unt.   S.  2381. 


2l6 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


vor  seinen  Wagen').  'Ich  gehe',  erzählt  M.  Gorki  aus  seiner  Kindheit ^),  'und 
war  eben  auf  den  Fußweg  unten  auf  dem  Grund  der  Schlucht  gelangt,  als  mit  einem- 
mal ein  schreckliches  Pfeifen  und  Heulen  in  der  Schlucht  anhebt.  Ich  blicke  auf 
und  sehe,  wie  ein  Dreigespann  von  schwarzen  Rappen  auf  mich  zujagt,  und  ein 


Abb.  9.     Lakonische  Stele  aus  Chr)-sapha. 


dicker  Teufel  mit  einer  roten  Mütze  sitzt  drin  und  lenkt  sie im  Schlitten  saßen 

gleichfalls  lauter  Teuf  el . . . .  und  so  fuhren  sieben  solcher  Schlitten  an  mir  vorüber. . . 
und  alle  Pferde  waren  ganz  schwarz  wie  die  Raben;  in  Wirklichkeit  aber  waren 
es  lauter  böse  Menschen,  die  von  ihren  Eltern  verflucht  waren.  Solche  Menschen 
dienen  den  Teufeln  zur  Lust  und  Freude,  sie  spannen  sie  vor  ihre  Wagen  und 
hetzen  sie  an  ihren  Feiertagen  durch  die  finstere  Nacht'.  Was  für  das  Altertum 
auf  mühsamem  Wege  erschlossen  werden  mußte,  hier  bringt  es  eine   moderne  Stirn - 

')  Vgl.  auchWilamowitz  in  einem  Briefe  an  Wiegand  Mit  den  Ausführungen  oben  im   Text  sind   zu- 

(Athen.  Mitt.    XXIX  1904,  298):    'der  Tod  ist  sammenzuhalten  S.  209   und  249. 

xXuT(5ittoXo{,  weil  er  die  Seelenrosse   beherrscht'.        ')  'Meine  Kindheit'.  Autobiogr.  Roman.  Voss.  Zeitg. 

8.  Mai  1914. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


117 


mung  in  den  entsprechenden  Formen  zum  Ausdruck.  Die  Rosse  des  Hades  sind 
schwarz  '),  Persephone  fährt  auch  mit  weißen  ^);  die  hilfreichen  Mädchen  des  Skedasos 
sind  weiße  Stuten.  Weiße  und  schwarze  Rosse  (ohne  daß  auf  die  Farbe  Ent- 
scheidendes ankommt)  sind  die  guten  und  bösen  Seelen  oft  auch  im  germanischen 
Glauben.  Mit  Verwendung  all  dieser  Elemente  dichtet  auf  dem  Grund  alter  Vor- 
stellungen seines  Volkes  Piatons  erhabener  Mythos  weiter;  die  Seele,  als  Wagen- 
lenker,  eine    Süfi'-puTo;   5uva[n?  üuoTcispou    Csuf'^u?   xs   xotl   rjvtoyou  . .  .    i7t7TO[j.öp»u)   jisv  8uo 


Abb.  lo.     Grabstele  aus  Kyzikos. 

v.vk  siBij,  Tjvio/ixov  3s  £100?  xpiTov  3),  lenkt  das  Gespann  der  beiden  Seelenrosse,  des 
weißen,  das  nach  oben,  des  schwarzen  ([xsXa'-j-xptu?),  das  nach  unten  strebt.  Aus  der 
Seele  als  Pferd,  wie  der  Glaube  sie  bot,  sind  im  Mythos  die  Rosse  der  Seele  geworden. 
Die  alte  Erscheinungsform  der  Toten  bleibt,  die  Bewußtheit  der  ursprüng- 
lichen Bedeutung  tritt  zurück:  so  wird  aus  dem  Toten  als  Pferd  der  Tote 
mit  dem  Pferde.  Auf  dem  Schlachtfeld  von  Marathon,  wo  eine  Reiterschlacht 
nicht  stattgefunden,  setzen  die  als  Heroen  verehrten  Toten  den  Kampf  in  der 
Nacht  weiter  fort;  dabei  hört  man  das  Gewieher  ihrer  Rosse  4). 


')  s.  ob.  S.  198. 

»)  Pind.  Olymp.  6,  95. 

3)  Phaedr.  c.  25,  34. 

4)  Paus.  I  32,  4  dvo   räsav   vixTa   xa\   iTtiKuv  ypE- 


[j.ETtt(5vTU)v  xal  äv?p(öv  liiYoiihuiv  eSTtv  aisB^üftat. 
Richtige  Folgerung  aus  dieser  Stelle  bei  Stengel 
Opferbräuche  160. 


2l8 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


Abb.  1 1.     Relief  aus  dem  Athener  Asklepieion  mit  Inschrift  ÖEÖötufyo;  i/ptu;. 

Zu  den  Zeugnissen  in  der  Literatur  treten,  diese  wesentlich  ergänzend,  die 
Monumente  der  bildenden  Kunst.  Das  Pferd  erscheint  hier  auf  einer  Reihe  von 
Denkmälern,  die  zunächst  das  eine  gemeinsam  haben,  daß  sie  sich,  z.  T.  laut  direkter 
inschriftlicher  Bezeugung'),  auf  den  Toten  beziehen:  eine  lakonische  Stele  aus 
Chrysapha  (Abb.  9)  ^),  Grabreliefs  (Abb.  10)  3)  und  andere  mit  dem  Namen  des 
Toten  signierte  Reliefs  (Abb.  11)''),   der  Sockelreiter  auf  altattischen  Grabstclens), 


')  Totenmahlreliefs  mit  dem  Namen  des  Heros: 
Milchhöfer  Athen.  Mitt.  IV  1879,  164,  i,  Arch. 
Zeitg.  XXXIX  1881,  295,  13,  Furtwängler  Athen. 
Mitt.  VII  168,  Gardner  Sculpt.  tombs  of  Hellas 
97,  Tod  and  Wace  Catal.  of  the  Sparta  Mus.  105, 
Jacobsthal,  Xa'piTEt  Leo  dargebracht  459,  Karo 
Arch.  Anz.  1912,  246.  Lakonische  Stelen  mit  In- 
schrift: Milchhöfer  Athen.  Mitt.  II  1877,  481,  IV 
128,  Arch.  Zeitg.  XXXIX  1881,  295,  Furt- 
wängler Athen.  Mitt  III  297,  3,  VII  162,  Reliefs: 
Furtwängler  Athen.  Mitt.   III  291   u.  s. 

*)  Die  Stele,  gefunden  in  Chrysapha  bei  Sparta, 
abgeb.  Athen.  Mitt.  VII  1882  Taf.  VII  (darnach 
unsere  Abb.  9),  ausgezeichnet  besprochen  von 
P'urtwängler  S.  160  ff.,  ist  bisher  in  dem  Kreise 
verwandter  Stelen  (Athen.  Mitt.  II  Taf.  XX— 
XXV,  III  Taf.  VIII  mit  Beischriften  Timokles 
und  Aristokles)  das  einzige  Beispiel,  auf  dem  das 
Pferd  erscheint.     Die  Stele  gehört  nach  Milch- 

Att.  Grabrel.  Taf. 


höfer  (Athen.  Mitt.  II  448)  und  Furtwängler 
S.  160  der  zweiten  Serie  der  lakonischen  Reliefs 
an.  Wie  hier,  ist  das  Pferd  beim  thronenden 
Heros  auch  dargestellt  auf  dem  Woodschen  Relief 
aus  Patras  (Athen  Mitt.  IV  125,  VII  164  =  uns. 
Abb.  12,  die  nach  einer  neuen  Photographie  aus 
dem   Berliner  Museum  hergestellt  ist). 

3)  Stele  aus  Kyzikos  (Arch.  Jahrb.  XX  1905,  50; 
daher  uns.  Abb.   10). 

4)  Vgl.   unt.   S.  219,  I. 

5)  Das  berühmteste  Beispiel  ist  die  Lyseasstele 
(Loeschcke  Athen.  Mitt.  IV  1879  Taf.  I,  Conze 
Attische  Grabreliefs  Taf.  i);  eine  neue,  halblebens- 
große Darstellung  wird  nach  der  Kopie  Gilli6rons 
in  den  Antiken  Denkmälern  III  Taf.  32/33  dem- 
nächst erscheinen.  Für  das  'Beipferd'  auf  dem 
Sockel  s.  unt.  S.  222.  Andere  Beispiele  Athen. 
Mitt.  a.  a.  0.  Taf.  II — IV;  der  Sockelreiter  auf 
der   Stele    in    der    Sammlung    Barracco   Conze 

IX  I  (Text  S.  8). 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


219 


Abb.  12.     Totenmahlrelief  aus  Patras. 


eine    Reihe    von    Totenmahlreliefs    (Abb.   12 — 14)  '),    einige    Pferdekopfamphoren 


')  Die  Hypothese  von  Svoronos  (-Barth)  Athen. 
Nationalmus.  533  ff.,  es  seien  die  sog.  Totenmahl- 
reliefs auf  Asklepios  und  Hygieia  zu  beziehen, 
muß  hier  soweit  erörtert  werden,  als  Reliefs  mit 
Pferd  oder  Pferdekopf  in  Betracht  kommen.  Der 
horror  vacui  soll  die  Künstler  veranlaßt  haben, 
leere  Räume  mit  Pferdekopf  auszufüllen  (S.  534): 
gut,  aber  warum  gerade  mit  Pferdekopf?  Das 
Pferd  soll  durch  ein  'Fenster'  hineinsehen  (S.  534f., 
539):  ein  solches  ist  auf  attischen  Reliefs  nicht 
beabsichtigt  (unt.  S.  223,  4);  das  Relief  von  Patras 
(ob.  Abb.  12),  dessen  'Fenster'  Svoronos  (S.  539) 
besonders  nennt,  zeigt,  wie  gewöhnlich,  deutlich  den 
Kasten.  Letzten  Endes  soll  das  Fenster  für  das  Haus 
beweisen,  in  dem  nach  Svoronos  das  Symposion 
der  Götter  stattfindet.  Bei  den  kleinasiatischen 
Reliefs  will  Svoronos  die  Asklepioshypothese 
nicht  durchführen  (S.  535,  539);  es  muß  also 
ein  Bruch  in  der  Entwicklung  angenommen 
werden;  das  Pferd  soll  hier,  wiederum  möglichst 
bedeutungslos,  für  Stand  oder  Liebhaberei  des 
Toten  zeugen  (S.  539).  Ein  im  Athener 
Asklepieion  gefundenes  Relief,  das  einen  Reiter 
darstellt  mit  der  Inschrift  ösdSiopos  %«>; 
(S.  538,  4,  Taf.  XXXIII  Nr.  1401,  darnach 
unsere  Abb.  11)  darf  nicht  einen  gewöhnlichen 
heroisierten  Sterblichen  darstellen,  sondern  soll  auf 
einen  Heros  aus  dem  Asklepioskreis,  vielleicht  einen 
Sohn,  vielleicht  einen  Geliebten,  vielleicht  einen 


Pferdearzt  des  Gottes  gehen.  Fünf  andere  Reliefs 
müssen  mit  Gewalt  auf  Asklepios  umgedeutet 
werden  (S.  5408.):  bei  dem  ersten  ist  die -Deu- 
tung der  Inschrift  IlpaSiT^Xrjs  auf  Asklepios 
willkürlich,  beim  zweiten  wird  die  Ergänzung  der 
Inschrift  7]pu)i  av^ihjxsv  Eüxo'Xuji  zu  ösoüi]  TJpiui 
(=  Asklepios)  äv^SrjXEV  eüzdXw  widerlegt  durch  das 
dritte  Relief,  dessen  Inschrift  "HouXos  mi%rpi.f^ 
EixdXoi  unantastbar  ist.  c'j-/oXo5  ist  Beiname  nicht 
nur  des  Asklepios,  sondern  auch  des  Hermes;  daß 
eine  Sondergestalt  Eukolos  anzusetzen  ist,  lehrt 
Eukoline,  die  übrigens  nicht  zu  Asklepios,  sondern 
zu  Hekate  neigt  (Jessen  P.-W.  VI  1055  f.).  Als 
viertes  muß  das  Zeuxippos-Basileia-Relief  (ob. 
S.  187  f.)  auf  Asklepios-Hygieia  gedeutet  werden, 
trotzdem  dasEchelos-Basile-Relief  (ob.  S.  186 f.), 
das  den  Raub  darstellt,  deutlich  erwiesen  hat, 
daß  die  Basile  mit  Kore-Persephone  zusammen- 
gehört, und  Zeuxippos  seine  Analogien  im  Hades- 
kreis hat.  Auf  dem  fünften  Relief  mit  Inschrift 
'rTjiaärji  (Janssen,  Griech.  Grabrel.  VI  16;  unsere 
Abb.  13  nach  neuer,  von  A.  E.  J.  Holwerda 
gütigst  übersandter  Photographie  aus  Leiden), 
deren  "Richtigkeit  Svoronos  mit  Glück  gegen 
Furtwängler  verteidigt,  muß  die  einzig 
mögliche  Beziehung  auf  einen  Toten  namens 
Teiades,  für  welchen  Namen  Svoronos  selbst  die 
Belege  bringt,  angezweifelt  werden,  damit  'der 
Teier'  (Ti^ios)  =  Asklepios  herausspringt. 


220 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


Abb.  13.     Totenniahlrelief  im  Museum  zu  Leiden. 


Abb.  14.     Totenmahlrelief  aus  Teos. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


221 


(Abb.  15)  '),  deren  eine,  die  Aristionvase,  mit  Knochen  und  Asche  gefüllt  war^),  Pferde 
in  Gräbern  3),  Vasen  mit  Darstellungen,  die  auf  den  Toten  hindeuten  4).  Während 
bei  den  meisten  dieser  Gruppen  die  Beziehung  auf  den  Toten  nicht  geleugnet  werden 
konnte,  sind  andere,  aus  dem  Zusammenhang  gelöst,  vielmehr  als  Erinnerungsbilder 
aus  dem  Leben  des  Verstorbenen  aufgefaßt  worden,  so  besonders  der  Sockelreiter. 
Er  sollte  nach  ConzeS)  Stand  und  Reichtum  der  Familie  des  Verstorbenen  andeuten, 
nach  anderen  Gelehrten,  wie  namentlich  Deneken  ^),  Fabricius  7),  Brueckner  *)   und 


Abb.  15.     Pferdekopfamphora  in  Dresden. 


')  Dresden  Nr.  1773  (Arch.  Anz.  1902, 117,  Jahrbuch 
XXII 1907, 141).  Photographie  und  Publikations- 
erlaubnis wird  G.  Treu  verdankt. 

')  Loeschcke  Archäol.  Jahrb.  II  1887,  276,  Hackl 
Archäol.  Jahrb.  XXII  1907,  78  ff.,  141. 

3)  In  dem  Kuppelgrab  von  Menidi  S.  5,  vor  allem 
Wolters  Arch.  Jahrb.  XIV  1899,  108,  112,  I2iff., 
128;  in  böotischen  Gräbern:  Furtwängler  Samml. 
Sabour.  I  37;  in  der  theräischen  Nekropole:  Dra- 
gendorfif  Thera  II  S.  77,  125,  306  f.  (archaisch), 
S.  77  (hellenistisch). 

4)  Sophilosvase  aus  Menidi  mit  Schlange  vor  dem 
Gespann  (Wolters  Arch.  Jahrb.  XIII  1898,  26, 
28,  Taf.  I,  XIV  128),  Amphora  'Etprjfji.  äp^-  1897 


Taf.  5  mit  Wagenfahrenden,  davor  Löwe,  oben 
Hahn  (Wolters  XIV  128,  23),  vielleicht  die  Nio- 
bidenvase  mit  vier  reitenden  Jünglingen  (Loeschcke 
Arch.  Jahrb.  II  1887,  275  ff.,  Ant.  Denkm.  I 
Taf.  22),  Louvre  E  646  mit  reitendem 
Epheben  auf  der  einen,  Hahn  auf  der  anderen 
Seite;  herangezogen  von  Hackl  Arch.  Jahrb.  XXII 
1907,  95  u.  s. 

5)  Att.  Grabreliefs  Text  S.  4. 

6)  Roschers  Myth.  Lex.  I  2584. 

7)  Athen.  Mitt.  X  1885,  164. 

8)  Athen.  Mitt.  XVIII  1893,  152,  Arch.  Jahrb.  XVII 
1902,  42.  Ebenso  S.  Würz  Studien  zu  attischen 
Kriegergräbern.     Münster  1913,  70  f. 


222 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


Heibig'),  soll  er  eine  Hindeutung  auf  den  ritterlichen  Stand  des  Toten  enthalten*). 
Wesentlich  war  für  diese  Hypothese  die  angebliche  Existenz  eines  zweiten, 
ledigen  Pferdes,  das  der  Sockelreiter  auf  der  Lyseasstele  führe;  dadurch  sollte 
der   Knappe   mit   dem    Beipferd   charakterisiert   sein.     Wie   eine   neue    Kopie   der 

Lyseasstele  von  Gillierons  Hand,  die  in  der 
Sitzung  der  Berliner  Archäologischen  Gesell- 
schaft vom  2.  April  1913  ausgestellt  war  und 
von  G.  Loeschcke  besprochen  wurde  3),  zeigt, 
war  das  eine  Täuschung;  ein  Beipferd  ist  nicht 
vorhanden;  daß  nun  der  allein  dahinsprengende, 
nicht  etwa  seines  Herrn  harrende  Reiter  der 
Knappe  des  Priesters  sei,  entbehrt  jeder  Wahr- 
scheinlichkeit, wie  es  auch  bei  einem  Denkmal 
dieser  Zeit  auffallend  wäre,  daß  der  'Knappe' 
auf  einer  anderen  Stele  nackt  dargestellt  sein 
sollte  4).  Dazu  traten  bei  den  Ausgrabungen 
an  der  athenischen  Stadtmauer  Grabstelen  ans 
Licht,  die  so  unverkennbar  auf  Grabsymbolik 
bezügliche  Sockeldarstellungen  aufweisen  wie 
die  Gorgo  (Abb.  16)  5).  Damit  ist  der  Kreis 
markiert,  in  den  wir  den  Sockelreiter  zu  setzen 
haben;  es  ist  der  Tote,  der  reitet^).  Nicht 
Lyseas,  etwa  gar  im  Jugendporträt  7) ;  der  Tote, 
generell  genommen,  sitzt  auf  dem  Pferde.  Den 
oberen  Streifen  nimmt  der  Priester  ein,  der  den 
Weiheguß  spendet;  dem  Leben  gegenüber  sind 
die  Gespenster  auf  den  Sockel  hinuntergedrängt. 
Von  der  Grundvoraussetzung  ausgehend, 
daß  der  Tote  reite,  fragten  andere,  wozu  und 
wohin  der  Ritt  gerichtet  sei,  und  deuteten  die 
Darstellung   des   sprengenden    Toten     auf    die 


Abb.  16. 


Gorgone  auf  einer  attischen 
Grabstele. 


')  Les 'iTnrctt  Athöniens  S.  49  ff.  Konziliatorisch 
erkennt  Kekule  Griecli.  Skulptur*  193  f.  zwar  das 
dämonische  Element  des  Pferdekopfes  an,  meint 
aber,  daß  dieser  wenigstens  im  Beginn  vielleicht 
nur  dann  gewählt  worden  sei,  wenn  der  Heroi- 
sierte auch  im  Leben  mit  Reiten  und  Pferden  zu 
tun  hatte. 

')  Dagegen  machten  schon  Furtwängler  Samml. 
Sabour.  I39  und  Rohde  Psyche'  1241,3  geltend, 
daß  das  Pferd  auch  bei  Frauen  stehe,  Wolters 
Arch.  Zeitg.  XL  1883,  304,  13,  daß  auch  Kinder 
reiten;  Belege  bei  Deneken  Roschers  Myth.  Lex. 
I  2585- 


3)  Arch.  Anz.  1913,  62  f.;  vgl.  ob.  S.  218,  5  Anm. 

4)  Conze  Taf.  IX  2,  Text  S.  8. 

5)  Abgeb.  Athen.  Mitt.  XXXII  1907  Taf.  XXI  f., 
darnach  unsere  Abb.  16.  Noack  S.  523  ff.,  ohne 
die  Folgerung  aus  seinem  Fund  zu  ziehen 
(S.   540,  3).      Vgl.  auch.   unt.   S.  250. 

')  Loeschcke  Arch.  Jahrb.  II  1887,  277;  Arch.  Anz. 
1913,  63,  Furtwängler  Samml.  Sabour.  I  36. 

7)  Das  bemerkte  schon  Conze  Text  S.  4.  An  Jugend- 
bildnisse resp.  an  Vater  und  Sohn  auf  dem  oberen 
und  unteren  Teil  der  Stelen  denkt  Petersen 
Österr.  Jahresh.  VIII  1905,  80  mit  Anm.   18. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  223 

letzte  Reise  ins  Jenseits.  Für  einen  Teil  der  Monumente,  zumal  für  die  Pferde 
in  Gräbern,  wird  das  zutreffen');  darauf  deuten  die  Gespanne,  die  sich,  z.  B. 
in  Menidi,  neben  den  ledigen  Pferdchen  finden,  darauf  z.  B.  auch  die  Sporen, 
die  man  in  einem  pergamenischen  Grabe  mitgefunden  hat  ^).  Aber  ander- 
wärts ist,  z.  B.  auf  der  Barraccostele  3),  der  Heros  auf  stehendem,  nicht  bewegtem 
Pferde  dargestellt,  oft  ist,  wie  auf  den  Totenmahlreliefs,  nur  der  Pferdekopf  sichtbar; 
es  macht  nicht  den  Eindruck,  daß  dabei  an  Entführung  gedacht  ist.  Auf  das  'Fenster', 
durch  das  der  Pferdekopf  öfters  auf  Totenmahlreliefs  zu  blicken  scheint,  darf  man 
sich  nicht  berufen,  etwa  im  Gedanken  an  das  germanische  Totenpferd,  das  am  Fenster 
des  Schwerkranken  erscheint,  ihn  zu  holen:  die  attischen  Reliefs  geben  den  Kopf  im 
Kasten  oder  Rahmen  4),  auf  ostgriechischen  Reliefs  ist  das 'Fenster' von  Pfuhl  in  seine 
Bestandteile  aufgelöst  5),  erst  auf  den  späteren  Reliefs  ist  wirklich  in  realistischer 
Ausdeutung  ein  Fenster  dargestellt*).  Und  schließlich  widerraten  Hund  und 
Schlange  auf  Stelen  und  Totenmahlreliefs  nachdrücklich,  an  Entrückung  zu  denken. 

Furtwängler,  dessen  Behandlung  des  gesamten  Monumentenkomplexes  grund- 
legend bleibt  7),  hat  sich  daher  mit  gutem  Grunde  gegen  die  Entrückungstheoric, 
soweit  sie  auf  diese  Monumente  ausgedehnt  wird,  ausgesprochen  und  betont,  daß 
das  Pferd  allgemeingültigen  Charakter  habe,  es  sei  'symbolisch-attributiv'  ^). 
Von  Loeschcke  9),  Wolters  ■<>),  v.  Fritze  "),  Rohde  ^^),  Pfuhl  '3),  Weicker  m),  Wila- 
mowitz  '5),  Eitrem  '^)  ist  diese  Auffassung  aufgenommen  und  das  Pferd  als  'Symbol' 
des  Heros  erklärt  worden,  d.  h.  als  ein  Merkmal,  mit  dem  der  Künstler  andeute,  daß 
der  hier  Dargestellte  ein  Toter  sei.  Freilich  war  sich  Furtwängler  ^7)  bewußt,  daß 
mit  dem  'Symbol'  eine  letzte  ursprüngliche,  den  Monumenten  zugrunde  liegende 
Deutung  des  Pferdes  nicht  gewonnen  sei;  eine  solche  könne  nur  bei  einer  Über- 
schau über  das  gesamte,  nicht  auf  das  Hellenische  beschränkte  Material  erwartet 
werden. 

Jedes  Symbol  ist  etwas  starr  gewordenes;  es  gibt  nicht  mehr  das  Sein,  sondern 

')  Poulsen  Dipylongräber  1905,  31  f.,  dazu   Pfuhl  ')  Pfuhl  a.  a.  0.  141. 

Gott.  Anz.  1906,  347.    Dabei  wird  dann  der  Ge-  7)  Athen.    Mitt.    VII    1882,    160  ff.,    Einleitg.    zur 

danke  mitgespielt  haben,  daß  man  das  Terrakotta-  Samml.  Sabouroff  I. 

pferdchen  als  Ersatz  für  ein  eigentlich  geopfertes  *)  Athen.  Mitt.  a.  a.  0.  164,  Samml.  Sabour.  I  25, 

Pferd   mitgab   (Bloch    Neue    Jahrb.    VII   45  f.,  39. 

Dragendorff   Thera    11  122,    Keller    Ant.    Tierw.  9)  Arch.   Jahrb.   II   1887,  276   (gegen  Athen.   Mitt. 

1909,  1252!.).  Spuren  von  Tieropfern  in  Gräbern:  IV  1879,  44,  291  f.). 

Stengel  Opferbr.  136  f.,  140  f.  ■»)  Arch.   Zeitg.  XL  1882,  304,  Ant.  Denkm.  I  48, 

»)  P.  Jacobsthal  Athen.  Mitt.  XXXIII  1908,  435.  Arch.   Jahrb.  XIV   1899,  128. 

3)  Ob.  S.  218,  5.  ")  Athen.  Mitt.  XXI  1896,  347. 

4)  Vor   dem   'Fenster*  warnen   schon   Friederichs-  '^)  Psyche-  I  241,  3. 

Wolters  1071,  F'urtwängler  Samml.   Sabouroff  I  "3)  Arch.  Jahrb.  XX  1905,  151;  XXII  1907,  126,  36. 

35  f.  M)  Der  Seelenvogel  10,  6. 

5)  Arch.  Jahrb.  XX  1905,  136,  141.    Auch  der  Vor-  '5)  Wilamowitz   bei   Wiegand   Athen    Mitt.    XXIX 
hang,     hinter    dem  öfters    das    Pferd    erscheint  1904,   298. 

(S.  124  f.)  oder  der  Mauerrand  (S.I28),  sind,  wie       '*)  P.-W.  VIII  1143. 

die    Parallelen    zeigen,    nicht    um    des    Pferdes       '7)  Athen.  Mitt.  a.  a.  0.  165;  ein  Deutungsversuch 

willen  da.  Samml.  Sabour.  I  25. 


224 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


ein  0  Ti  auixßoXXstai.  Eine  Primärstufe  wird  /nit  keinem  'Symbol*  getroffen, 
so  wenig  wie  mit  einem  'Attribut';  auch  Götterattribute  pflegen  starrgewordene 
Residua  älterer  lebendiger  Vorstellungen  zu  sein.  Aber  dürfen  wir  primäre  Angaben 
von  dem  einzelnen  Verfertiger  unserer  Bildwerke  überhaupt  erwarten?  Neben- 
einander stellt  der  Künstler  zu  dem  Toten  Pferd,  Hund  und  Schlange,  von  denen 
jedes  einzelne  schon  genügte;  der  Hund  unserer  lakonischen  Stele,  die  als  einzige 
das  Pferd  zeigt,  springt,  anders  als  auf  verwandten  Monumenten  (Abb.  17),  bereits 


Abb.  17.     Lakonische  Stele  aus  Sparta. 

genrehaft  spielend  am  Toten  empor  '),  bald  wird  die  anfängliche  Parataxe  allge- 
mein zu  einer  spielenden  Syntaxe  ^),  in  der  z.  B.  der  Verstorbene  mit  der  Schlange 
im  Grunde  seine  eigene  Seele  nährt.  Das  sieht  nicht  darnach  aus,  als  ob  in  den 
Ideen  der  Bildner  noch  ein  ursprüngliches  lebendiges  Bewußtsein  wach  wäre;  es 
wird  seine  Richtigkeit  damit  haben,  daß  im  Kreise  dieser  Kunstwerke  starr  ge- 
wordenes Typengut,  'Symbole',  tradiert  werden.  So  hantiert  auch  der  epische 
Dichter  mit  den  Nr^Xr^iai  r-mcoi,  den  'x\o[i.Tj-ou  iizr.'ji  u.  a. ;  so  wenig  aber  etwa  dem 
Dichter  der  ''A&Xa  ihre  Ursprungsbedeutung  noch  durchsichtig  war,  so  wenig  wird 
zumeist  der  einzelne  Bildhauer  des  5.  oder  4.  Jahrhunderts  noch  darüber  bewußten 


')  So  auf  dem  Relief  der  i.    Serie  Athen.  Mitt.  II  Hund  neben  dem  Thron  des  Toten  sitzt  (Furt- 

Taf.  XXII   (darnach   unsere   Abb.    17),    wo  der  wängler  a.  gl.  0.   VII  166). 

')  Furtwängler  Samml.  Sabour.  I  33  f. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


225 


Aufschluß  haben  geben  können,  was  es  mit  dem  'symbolischen'  Pferdekopf,  den  er 
dem  Toten  beifügte,  für  eine  ursprüngliche  Bewandtnis  habe. 

Für  unsere  Erkenntnis  jedoch  müssen  wir  jenseits  des  'Symbols'  zurück;  und 
glücklicherweise  deuten  die  Monumente  selbst  uns  den  Weg.  Von  den  zumal  auf 
den  Totenmahlreliefs  dem  Toten  beigegebenen  Tieren  repräsentiert  die  Schlange, 
wie  niemand  bezweifelt,  die  Seele  des  Toten;  sie  ist  eine  Erscheinungsform  des  Toten. 


Abb.  18.     Eidolon  und  Schlange  aut  einer  Hydria  im  Berliner  Museum. 

Wenn  mit  ihr  alternierend  oder  gemeinsam  Pferd  und  Hund  erscheinen,  so  ist  es 
methodisch,  ihnen  gegenüber  das  gleiche  Erklärungsprinzip  anzuwenden,  d.  h.  sie 
ebenfalls  als  alte  Erscheinungsformen  des  Toten  anzusehen.  Sowohl  für  Pferd  wie 
für  Hund ')  bestätigen  das  die  literarischen  Zeugnisse  und  die  germanischen  Paral- 


')  Die  Beispiele  für  den  Hund  als  Erscheinungsform 
des  Toten  unt.  S.  238  f.  Den  Ausdruck  'Höllen- 
hund' (Pfuhl  Arch.  Jahrb.  XXH  1907,  127) 
möchte  ich  für  unsere  Denkmäler  meiden;  er 
führt  uns  zu  stark  an  den  Hund  des  Töters  (unt. 
S.  236  f  f . ) ;  eingehende  Versenkung  indenGeistder 
Totenmahlreliefs,  lakonischen  Stelen  und  Pterde- 
kopfamphoren  lehrt  aber,  daß  auf  ihnen  alles  dem 
Toten  zugehört;  Pf erd,  Hund,  Schlange  so  gut  wie 
Waffen  usw.  Insofern  ist  auch  Wolters'  Wider- 
spruch (Arch.  Zeitg.  XL  1882,  304)  gegen  Furt- 
wängler  (Athen.  Mitt.  VII  165  f.),  den  dieser 
nicht  gelten  lassen  wollte  (Samml.  Sabour.  25,  6), 


doch  berechtigt:  Furtwängler  brachte  für  das 
Pferd  des  Toten  den  xXuTfeioXos  als  Parallele, 
während  Wolters  zutreffend  innerhalb  der  Sphäre 
des  Toten  bleiben  wollte.  Wie  schliei31ich  in  letzter 
Linie  das  Pferd  des  Töters  und  des  Toten  einander 
nahestehen,  wird  unten  (S.  248)  gezeigt;  hier 
handelt  es  sich  darum,  zunächst  den  Monu- 
menten das  Ihre  zu  geben.  —  Den  einheitlich  auf 
den  Toten  gestimmten  Geist  der  Monumente  ver- 
kennt jede  Interpretation  dieser  Denkmäler,  die 
Pferd,  Hund  und  Schlange  auf  ihnen  nach  ver- 
schiedenen Prinzipien  deuten  will.  Dahin  gehört 
Samters  Annahme  (Geburt,  Hochzeit  und  Tod 


226 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


lelen  ').  Der  Künstler,  dem  die  Erscheinungsform  zum  'Symbol'  geworden,  ver- 
koppelt sie  und  häuft  damit  in  Pferd,  Hund  und  Schlange  auf  einem  und  demselben 
Monument  die  'Merkzeichen'  für  die  Toten ;  seine  schlagende  Parallele  hat  dies  darin,  daß 
auf  demselben  Bildwerk  die  Seele  zugleich  als  Eidolon  und  als  Schlange  dargestellt 
werden  konnte  (Abb.  i8)  ^).  Und  zweitens,  zum  gleichen  Ergebnis  führend:  von  den 


Abb.  19.     Pferdekopfamphora  aus  München. 

Pferdekopfamphoren  haben  einige  nur  den  Pferdekopf  zum  Schmuck,  andere   weisen 
auf  der  einen  Seite  den  Pferdekopf,  auf  der  anderen  ein  menschliches  Profil  auf;  auf 


206,  5),  es  sei  das  Pferd  nicht  nur  in  den  Gräbern, 
sondern  auch  auf  den  Totenmahlreliefs  zum 
Ritt  ins  Jenseits  bestimmt.  Oder  ist  auch  der 
Hund  ein  Entrückungshund  und  die  Schlange 
eine  Entrückungsschlange  ? 

')  Unt.  S.  233  ff.,   238. 

')  Hydria   im   Berliner  Museum  Furtwängler  1902 

Heroenreliefs  s.  auch  Pfuhl  Arch. 


(unsere  Abb.  18  nach  neuer  Photographie). 
Ähnliche  Häufungen  auf  der  Amphora  des 
Britischen  Museums,  abgeb.  in  Keschers  Myth. 
Lex.  III  1711  sowie  auf  der  Amphora  im  Mus. 
nazion.  zu  Neapel,  abgeb.  in  Roschers  Myth. 
Lex.  III  3223.  Über  den  Parallelismus  der  ver- 
schiedenen Erscheinungsformen  der  Seele  auf 
Jahrb.  XX    1905,  69.  60. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


227 


einer  Münchener  Amphora  (Abb.  19,  20) ')  ist  es  eine  Frau,  auf  einem  Pariser  Exemplar 
ein  Mann  ^).  Eine  Göttin  wird  die  Frau  des  Münchener  Exemplars  nicht  sein  3); 
das  Gegenbild  aus  dem  Louvre  zeigt  einen  menschlichen  Krieger.  Wenn  nun  das 
Prototyp  dieser  Vasen,  die  Aristionvase,  mit  Knochen  gefüllt  war,  die  anderen  großen 
Pferdekopfamphoren  also  mit  Wahrscheinlichkeit  ebenfalls  entweder  selbst  Gräber 
waren  oder  auf  Gräbern  standen  4),  wenn  der  Pferdekopf  und  das  menschliche  Profil 
als  einziger  Schmuck  auf  ihnen  erscheint,  so  werden  wir  zu  der  Gleichung  geführt:  wie 


Abb.  20,     Andere  Seite  der  Amphora  Abb.  19. 

die  toten  Mädchen  den  Skedasos  als  Stuten  umgehen,  so  erscheint  der  resp.  die  Tote, 
deren  Bild  die  eine  Seite  trägt,  auf  der  Rückseite  der  Amphora  in  der  Erscheinungs- 
forj^  des  gespenstigen  Pferdes.     Dabei  kann  es  dahingestellt  bleiben,  ob  der  einzelne 


0  Hackl  Arch.  Jahrb.  XXII  1907,  84  f.,  Abb.  5, 
6,  hier  Abb.   19,  20. 

')  Louvre  (Pottier  E  822  Taf.  58;  leider  ist  nur 
die  Seite  mit  Pferdekopf  abgebildet;  eine  Photo- 
graphie der  anderen  war  wegen  des  Krieges 
nicht  zu  erhalten);  Hackl  86. 


3)  So  Hackl  S.  95,  der  doch  selbst  an  den  Krieger- 
kopf der  Louvrevase  erinnert  sowie  daran,  daß 
an  klazomenischen  Sarkophagen  Bildnisse  der 
Verstorbenen  angebracht  seien. 

4)  Wolters  Ant.  Denkm.  I  48,  Hackl  Arch.  Jahrb. 
XXII  1907,  88  f. 


Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX. 


18 


228 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


Künstler  noch  so  ursprünglich  empfand,  oder  ob  er  für  seine  Person  den  Pferdekopf 
nur  noch  als  'Merkzeichen'  seinem  Toten  beifügte  '). 

So  stehe  ich  nicht  an,  für  die  lakonische  Stele  von  Chrysapha,  die  Toten- 
mahlreliefs  und  die  Pferdekopfamphoren  die  Erscheinung  des  Toten  als  Pferd  als 
die  hinter  den  Monumenten  liegende  Vorstellung  zu  bezeichnen,  die  dem  'Symbol', 
zu  welchem  sie  in  der  Regel  den  Künstlern  geworden,  zugrunde  liegt. 

In  weiterer  Entwicklung  zeigen  uns  die  Monumente  den  Toten  zu  Pferd,  fahrend 
oder  reitend;  nicht  zunächst  auf  einem  Ritt  im  Hades  oder  zum  Hades,  sondern  eben 
nur  reitend,  in  jener  ursprünglichen  Verbindung  mit  dem  Tier,  das  für  ihn  kenn- 
zeichnend ist,  in  dessen  Gestalt  er  selbst  einst  umgegangen.  So  erscheint  der  Tote 
reitend  auf  den  Sockeln  der  altattischen  Grabstelen  wie  der  Lyseasstele,  auf  nord- 
griechischen  und  böotischen  Grabstelen  ^),  auf  ostgriechischen  Grabreliefs,  wo  die 
drei  typischen  berittenen  Jünglinge,  die  im  Hintergrund  des  Grabbezirks  erscheinen 
(Abb.  14),  von  Pfuhl  richtig  als  reitende  Tote  gedeutet  sind  3). 

Daneben  bemächtigt  sich  der  Entrückungsgedanke  auch  des  Pferdes.  Wer 
dem  Toten,  wie  in  Menidi,  den  Schild  mitgab  4),  doch  dazu,  daß  er  ihn  im  Jenseits 
trüge,  gab  ihm  wohl  auch  das  Roß  zu  dem  Zwecke  ins  Grab  mit,  daß  er  auf 
dem  Wege  ins  Jenseits  und  im  Hades  des  Pferdes  nicht  entbehre.  So  tritt  das 
entrückende.  Pferd   neben  das   Schiff  5),   das   ins    Jenseits    hinüberführt,    oder   die 


')  Hackl  in  seinem  Aufsatz  über  die  Pferde- 
kopfamphoren (Arch.  Jahrb.  XXII  1907, 
78  ff.)  deutet  den  Pferdekopf  auf  diesen  Vasen 
als  Erscheinungsform  des  Toten,  in  dem  Sinne, 
daß  der  Künstler  sich  dieser  Auffassung  voll 
bewußt  ist.  Wenn  Hackl  Loeschcke  für  seine 
Ansicht  zitiert,  ist  das  freilich  eine  mißverständ- 
liche Deutung  von  Loeschckes  Ausführungen  Arch. 
Jahrb.  II  1887,  276,  in  denen  nur  von  Symbol, 
nicht  von  Erscheinungsform  gesprochen  wird.  Wie 
mir  Loeschcke  mündlich  äußerte,  hält  er  daran 
fest,  in  dem  Pferdekopf  auf  den  Monumenten 
nicht  mehr  als  ein  Symbol,  ein  Merkzeichen  für 
den  Verstorbenen,  zu  erblicken.  Was  Hackl 
meint,  ist  schwerlich  für  die  ausübenden  Künstler, 
wohl  aber  für  die  Auffassung  einer  ihnen  voran- 
liegenden Zeit,  deren  Glauben  sie  als  Typengut 
weitergeben,  gültig.  — -  F.  Poulsen  in  seinen  auf- 
schlußreichen Ausführungen  über  die  Enkomi- 
funde  (Arch.  Jahrb.  XXVI  191 1,  240)  wendet 
gegen  Loeschcke  und  Hackl  ein,  es  werde  'die 
religiöse  Deutung'  des  Pferdekopfes  auf  den  alt- 
attischen Vasen  'nicht  mehr  möglich  sein,  wo  wir 
den  Ursprung  und  die  Wanderung  dieses  Motivs 
kennen'.  So  wenig  jemand  leugnen  wird,  daß  der 
Pferdekopf  in  älterer  Kunst  auch  rein  dekorativ 
verwendet  wurde,  so  wenig  darf  Typenverbreitung 
und   inhalthche    Bedeutung  miteinander  identi- 


fiziert werden.  Wenn  irgendwo  der  Glaube 
existierte,  daß  das  Pferd  zu  dem  Toten  in  Be- 
ziehung stehe,  konnte  dieser  Glaube  sich  zur 
Ausdrucksform  einen  Typus  wählen,  der  ihm 
ohne  diese  Bedeutung  von  anderwärts  zuge- 
kommen war;  das  Flügelpferd  ist  Erfindung  des 
Orients,  nicht  aber  der  Pegasos.  Poulsen  sucht 
für  die  attischen  Vasen  formellen  Anschluß  an 
Kunstprodukte  anderer  Provenienz  und  schließt 
daraus  auf  das  Manko  religiösen  Inhalts ;  Loeschcke, 
Hackl  und  ich  stellen  die  gleichen  Vasen, 
deren  eine  mit  Knochenresten  gefüllt  war, 
in  inneren  Zusammenhang  mit  dem  Pferd  auf 
lakonischen  Stelen  und  Totenmahlreliefs  und 
gewinnen  so  einen  Zusammenhang,  der  für  den 
Pferdekopf  der  Amphoren  eine  bestimmte  inhalt- 
liche  Bedeutung  ergibt. 

2)  Zusammenfassend  Furtwängler  Athen.  Mitt.  VIII 
1883,  370  f.,  Samml.  Sabour.  I  36  ff.  Aus  Böotien: 
G.  Körte  Athen.  Mitt.  III  1878,  309  ff.,  zuletzt 
Rodenwaldt  Arch.  Jahrb.  XXVIII  1913,  313  f., 
330  f.,  338,  Taf.  XXIV,  aus  Thessalien:  Lolling 
Athen.  Mitt.  XI  1886,  51  ff. 

3)  Arch.  Jahrb.  XX  1905,  123,  126,  150  ff.  Unsere 
Abb.  14  aus  Arch.  Jahrb.  a.  a.  0.  123. 

4)  Wolters  Arch.   Jahrb.  XIV  1899,   118  ff.,   127. 

5)  Dieterich  Mithraslithurgie »  183,  235;  Waser 
Charon  5,  Gruppe  Griech.  Myth.  1651,  i.    Ton- 


L   Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  229 


Abb.  21.     Votivrelief  aus  Lokroi  Epizephyrioi  mit  Entführung  der  Köre. 

Schuhe'),  Kleider  ^),  Nahrung,  die  man  für  die  letzte  Reise  mitgibt.  In  diesem  Sinne 
gibt  der  Pergamener  die  Sporen  mit  ins  Grab.  Entrückend  trägt  auch  das  Gespann  des 
Unterweltsgottes  die  Seele  des  Sterbenden  hinüber  ins  Jenseits.  Für  die  fallenden 
Helden  in  der  Ilias  wurde  die  Vorstellung  oben  (S.  i86)  erläutert;  der  Raub  einer  weib- 
lichen Seele  fand  seine  typische  Ausdrucksform  in  der  Sage  vom  Raube  der  Köre 
durch  Hades ;  die  Göttin  selbst  ist  in  diesemMythos  Prototyp  für  die  weibliche  Seele 
schlechthin  3 ) .  Zu  den  bekannten  Darstellungen  traten  vor  kurzem  einige  Votivrelief s  aus 

Schiffchen   in   apulischen   Gräbern:   Pagenstecher  »)  Solche  verlangt  die  tote  Melissa  bei  Herod.  V  92. 

Sumbol.  litter.  in  honor.  J.  de  Pelra,Neapeli9ii,  3)  Archiv    für    Religionswiss.     XII     1909,     308  ff. 

62  ff.  Natürlich   wird    um   dieses  Mythos  willen   nicht 

')  Samter   Neue   Jahrb.    XIX    1907,    136,    Geburt,  etwa  die  Göttin    Köre  selbst   eine  'Seele'. 
Hochzeit  und  Tod  195  ff. 

18* 


230 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


Abb.  2  2.     Votivrelief  aus  Lokroi  E".pizephyrioi   mit  Entführung  einer  Verstorbenen. 

Lokroi  Epizephyrioi '),  auf  denen  der  bärtige  Hades  die  Geliebte  entrafft  (Abb.  21)='). 
Am  gleichen  Orte  wurden  einige  Darstellungen  gefunden,  auf  denen  ein  unbärtiger 
Dämon,  meist  unter  Vorantritt  des  Hermes,  eine  Frau  entführt  (Abb.  22)3),  zuweilen 
bleibt  hinter  dem  Führer  des  Gespanns,  der  eben  den  Wagen  betritt,  eine  Schar 
trauernder  Frauen  zurück  (Abb.  23)  4).  Diese  auf  die  Gespielinnen  der  Anthologie 
zu  deuten,  ist  mißlich,  da  jedes  charakterisierende  Merkmal,  wie  Blumen  oder  Körb- 
chen, fehlt.  Der  Herausgeber  Quagliati  scheint  daher  mit  Recht  für  diese  Gruppe 
die  Deutung  auf  den  Koreraub  abzulehnen;  dargestellt  ist  die  Entführung  einer  weib- 
lichen Verstorbenen  durch  einen  Hadesdämon;  im  Grunde  genommen  eine  Vorstellung, 
die  vom  Koreraub  nur  graduell  verschieden  ist;  die  ähnlichen  Formen  der  äußeren 
Darstellung  sind  also  auch  innerlich  berechtigt.    So  ergibt  diese  Gruppe  einen  Über- 


')  Ausonia  III 1909,  136  ff.,  152  ff.,  mit  Ergänzungen        ')  Unsere   Abb.    21    nach    S.    169   Abb.    24. 
und  Nachträgen  von  Oldfather  Philol.   LXVII        3)  Abb.  22  nach  S.  154  Abb.  18.     Von  Hermes  ist 
1908,    433,    75,    LXIX    1910,    114  ff.,    120.  vor   dem  Gespann   ein   Rest  erkennbar. 

4)  Abb.  23  nach   S.   164  Abb.  20. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


231 


Abb.  23.     Votivrelief  aus  Lokroi  Epizephyrioi  mit  Entführung  einer  Verstorbenen. 

gang  ZU  den  etruskischen  Darstellungen,  auf  denen  der  Tote  auf  dem  Gespann  oder 
zu  Pferde  von  Charun  ins  Jenseits  geleitet  wird  (Abb.  24)  ■).  Überall  ist  hier  der 
Entrückungsgedanke  lebendig;  als  Voraussetzung  fordert  dieser  Glaube  aber  bereits 
die  Existenz  eines  gemeinsamen  Totenlandes  unter  oder  jenseits  der  Erde,  in  dem 
die  Toten  sich  sammeln;  recht  volkstümlich  ist  dieser  Glaube  trotz  aller  Dichtung 
im  hellenischen  Volke  nicht  geworden,  das  sich  den  Toten  lieber  am  Grabe 
weilend  dachte  (Plato  Phaidon  81  d),  wo  er  seine  Spenden  empfangen  konnte,  wo 
er  nützte  und  schadete;  beruht  doch  der  Glaube  an  die  Nützlichkeit  der  Heroen- 
gebeine, der  noch  die  Athener  des  5.  Jahrhunderts  veranlaßte,  ihren  Thescus  zu 
holen,  auf  der  alten  Anschauung,  daß  der  Tote  sei  und  wirke,  wo  seine  Gebeine 
liegen. 

Im  Zusammenhang  mit  dem  Entrückungsgedanken  steht  es  weiter,  wenn 
der  alte,  generelle  Glaube,  daß  der  Tote  reite,  dahin  verengt  wird,  daß  der  Tote 
sein  Lieblingstier^)  mitbekommt,  ein  Glaube,  der  noch  heute  darin  lebt,  daß  man 
dem  Verstorbenen  sein  Leibroß  zum  Grabe  nachführt  3),  ursprünglich,  um  es  ihm  zu 
schlachten;  so  werden  dem  Marmax,  dem  unglücklichen  Freier  der  Hippodameia, 
seine  Rosse,  mit  denen  er  den  Wettkampf  gegen  Oinomaos  verloren,  in  den  Tod  nach- 


■)  Etruskische  Urne  Volterra  I2i;  unsere  Abb.  24 
nach  einer  von  G.  Körte  freundlichst  überlassenen 
Photographie.  Abgeb.  auch  bei  Darcmberg- 
Saglio  I  iioo,  Martlia,  L'art  etrusque  17S,  Reinacli 
Rupert,  de  reliefs  III  472.  Radermacher  jenseits 
112:  Charon  oder  die  Läse  führen  den  reitenden 
oder  fahrenden  Toten  ins  Jenseits.  Ritt  oder 
Fahrt  zum  Hades  auf  etruskischen  Grabsteinen: 
Delbrueck  Arch.  Anx.  1912,  271. 


^)  Selbst  dies  war  als  Grundidee  für  die  Pferde  auf 
der  lakonischen  Stele  und  den  Totenmahlreliefs 
erklärt  worden;  gut  von  Furtwängler  Athen.  Mitt. 
VII  1882  163  mit  der  Frage  abgetan,  «b  auch 
die  Granate  in  der  Hand  des  Toten  seine  Lieb- 
lingsgranate sei.  Vgl.  auch  Wolters  Arch.  Zeitg. 
XL  1882,  304,  13. 

3)  So  wird  dem  Pallas  sein  Leibroß  zum  Grabe 
nachgeführt  (Vergil  Aen.  XI  89  f.). 


232 


L.  Malten,  Das  Pferd  im-  Totenglauben. 


Abb.  24.     Etruskische  Urne  aus  Volterra  mit  Darstellung  des  von  Charun  entführten  Toten. 

gesandt').  Das  individualisierende  Moment  dringt  dann  auch  in  der  bildenden  Kunst 
auf  der  ganzen  Linie  vor:  eine  Frau,  die  Eutamia  heißt,  bekommt,  im  Spiel  mit  dem 
Namen,  eine  große  Hündin,  die  treue  Wächterin  des  Hauses,  an  ihrem  Grabmal 
zu  Häupten  dargestellt^),  ein  großer  Hund  inbinnen  der  Inschrift  'F^Xto?  EüoSi'a 
TTj  {)ps'j(aT(j  |xv3ta?  '/i[''-^  deutet  darauf,  daß  die  Verstorbene  die  gute  Wächterin 
des  Kindes  gewesen  3),  ein  Mann  erhält  das  alte  Grabsymbol,  den  Löwen,  nur  weil 
er  i\s(ov  heißt  4),  in  römischer  Zeit  hat  jeder  Anspruch,  ein  Pferd  auf  sein  Grabmal 
zu  bekommen,  der  dem  Ritterstand  angehört  5).  Dem  individuellen  Lebensschicksal 
gilt  es  auch,  wenn  Dexileos  ^),  der  tapfere  Ritter,  zu  Roß  im  Kampf  mit  dem  unter- 
liegenden Feind  auf  seinem  Grabstein  dargestellt  wird,  weil  er  es  im  Leben  so  geübt. 
Je  mehr  man  sich  müht,  die  Mannigfaltigkeit  der  Vorstellungen  zu  begreifen,  ohne 
künstlich  zu  schematisieren  oder  einzuengen,  um  so  leichter  tritt  schließlich  aus 
der    anfangs    verwirrenden    Fülle    der    Weg   von   uralten,    allgemeingültigen  Vor- 


')  Paus.   VI   21,  7    OMfiMv    öl  £7:ixo[Taa'fa';ai  [j.£v 

T«;   ITTITO'j;  TU)    MctpfAaxi. 
')  Conze  Att.   Grabrel.   Taf.   XXVIII,   Friederichs- 

Wblters  1029. 

3)  Collignon  Revue  archdol.  IV  1904,  48  ff. 

4)  Conze  Taf.  CCLXXVI. 

5)  Br.  Schröder  Bonn.  Jahrb.  CVIII/IX  1902,  49  ff. 
im  Zusammenhang  mit  'dem  lächerlichen  Stolz 
auf  das  Ritterpferd,  der  Fiktion  des  Adels'  steht 


es  auch,  wenn  man  seit  dem  ausgehenden  fünften 
Jahrhundert  dreigliedrige  Namen  mit -i;:ro;  kom- 
poniert, die  z.  T.  pompös,  z.  T.  von  einem  sinn- 
losen Wohlklang  sind  (Wilamowitz  Arist.  und 
Ath.  II  29,  39,  K.  Schmidt  Herrn.  XXXVII 
1902,  355). 
«)  Conze  Tat.  CCXLVIII,  Brueckner  Der  Friedliof 
am  Eridanos   57  ff. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  2^3 

Stellungen  bis  zu  den  persönlichen  Umgestaltungen  und  Abtönungen  einer  späteren 
Zeit  zutage. 

♦ 

Nun  die  Parallelen  aus  dem  Norden.  Die  Toten  gehen  als  schnaubende  und 
tobende  Pferde  um');  öfters  wird,  da  man  in  fortgeschrittener  Zeit  die  Tiergestalt 
als  etwas  Entwürdigendes  empfand,  die  Tiergestalt  besonders  bösen  Menschen  oder 
Selbstmördern,  auch  Ermordeten,  zugeschrieben,  die  dazu  verdammt  werden,  als 
kopfloses  Pferd  oder  als  dreibeiniger  Hund  mit  tellergroßen  Feueraugen  umzu- 
gehen^). Eine  keltische  Sage  berichtets);  'Osschin,  der  Sohn  des  Fionn  Mac  Cumhal, 
hörte,  daß  ein  Kornfeld  nachts  immer  zertreten  werde.  Da  bleibt  Osschin  eines 
Abends  auf  dem  Felde  zurück.  Er  hört  in  der  Stille  der  Nacht  ein  Rauschen  im 
Korn  und  gewahrt  ein  weißes  Füllen  ohne  Makel.  Das  Roß  flieht;  Osschin  verfolgt 
es  und  faßt  es  endlich  bei  der  Mähne.  Da  tut  die  Erde  sich  auf,  Roß  und  Verfolger 
versinken  und  befinden  sich  bald  in  einem  schönen,  weiten  Wiesenland. ....  Hier 
wird  das  Füllen  zu  einer  weißen,  glänzenden  Jungfrau,  die  Osschin  willkommen 
heißt  und  ihn  bald  die  Erde  vergessen  macht.  Als  der  Held  ein  Jahr,  wie  er  meint, 
hier  zugebracht,  sehnt  er  sich  nach  der  Oberwelt  zurück.  Da  ist  er  aber  300  Jahre 
bei  den  Toten  gewesen.'  Der  ruchlose  Hirt  im  Tiroler  Reute  geht  als  Schimmel  um  4) ; 
der  tote  Pferdedieb  trägt  Roßgestalt  5);  der  geizige  Junker  von  Rued  wird  nach  seinem 
Tode  in  ein  Pferd  verwandelt  ^) ;  die  Vorfahren  des  der  Hölle  verfallenen  Ritters 
erscheinen  als  kohlschwarze  Rappen  7).  Das  'kleine  graue  Männlein'  hat  Eltern 
und  Großeltern  des  ruchlosen  Edelmanns  in  Rappen  verwandelt  ^).  Die  verwünschte 
Prinzessin  erscheint  alle  sieben  Jahre  als  weißes  Pferd  9),  eine  weiße  Jungfrau  geht 
um  als  Roß  mit  glühenden  Hufeisen  •").  Die  Seelen  der  sündigen  Toten  stehen  als 
Pferde  im  Horsel(=  Pferde)berg  ").  Das  Oerkentier,  der  Geist  eines  Ermordeten, 
erscheint  als  Roß"^).  Der  erhängte  Fuhrmann  heißtRoßheiri"3).  Zuweilen  gewahren 
wir  eine  Zwischenstufe  zwischen  Tier  und  Mensch:  der  betrügerische  Bauer  erscheint 
als  Mensch  mit  Pferdefüßen  14) ;  in  Oldenburg  erscheint  die  böse  Seele  ebenfalls  als 
Mensch  mit  Pferdefuß  '5).  In  anderen  Fällen  wird  in  einem  und  demselben  Falle 
alternierend  Tier-  oder  Menschengestalt  angeführt:  der  tote  Hirtenknabe  erscheint 
als  Schimmel,  Hund  oder  Mönch  »6),  das  Oerkentier  mitunter  als  Pferd,  auch  als 
großer  Mann  mit  Hundebegleitung  '7);  daß  der  begleitende  Hund  den  Toten  in  Hunds- 
gestalt ersetzt,  ist  deutlich '8).    Uns  Modernen  ist  der  uralte  Glaube  an  die  Erschei- 

")  Wuttke-Meyer  Deutscher  Volksaberglaube  3  473.  ")  v.  Negelein  XII  23  ff. 

»)  Ranke  Die  deutschen  Volkssagen  53.  '^)  Rochholz  II  67. 

3)  Mannhardt  German.   Mythen,   Berlin   1858,  462.  '3)  Rochholz  II  27. 

4)  Freytag  45.  "4)  Tobler  62. 

5)  Freytag  47.  :  "5)  Wuttke-Meyer  3  473. 

^)  Freytag  50.  '*)  Vernaleken  Alpensagen  77. 

7)  Freytag  51.  ■')  Rochholz  II  67. 

8)  Freytag  37.  '*)  Ähnlich  muß  der  Junker  nach  seinem  Tode  als 

9)  Tobler  Die  Epiphanie  der  Seele,  Dissert.     Kiel             Schwein  gehen;  hin  und  wieder  darf  er  auch  in 
1911,  49  f.  Menschengestalt  umgehen;  dann  erscheint  er  als 

■°)  Tobler  80.  Jäger  mit  Hund  (Rochholz  I  98). 


2 1A  L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 

nung  des  Toten  in  der  Gestalt  des,  meist  weißen,  Pferdes  zu  starker  Lebendigkeit 
geworden  in  Ibsens  'Rosmersholm'  ').  'Fräulein,  ich  glaube,  es  sind  die  Toten, 
die  so  lange  an  Rosmersholm  hängen. . . .  Meines  Wissens  würde  sonst  doch  wohl 
nicht  das  weiße  Pferd  kommen'  (S.  6).  'Wenn  er  nur  nicht  dem  weißen  Pferd  be- 
gegnet. Denn  mir  ist  bange,  wir  werden  bald  von  irgendsolchem  Spuk  hören'  (S.  29). 
'Äußerlich  war  sie  ruhiger,  aber  als  sie  ging,  sagte  sie:  jetzt  können  Sie  bald  das 
weiße  Pferd  auf  Rosmersholm  erwarten'  (S.  36).  'Die  wilden  Einbildungen  kommen 
in  jedem  Augenblick  dahergejagt  und  erinnern  mich  an  die  Tote.  Wie  das  weiße 
Pferd  auf  Rosmersholm'  (S.  51).  'Man  erzählt  sich  hier,  daß  die  Toten  als  jagende, 
weiße  Pferde  zurückkommen'  (S.  62).  'Mir  war,  als  hätte  ich  einen  Schimmer  von 
den  weißen  Pferden  gesehen.  —  Von  den  weißen  Pferden!  Am  hellen  Mittag!  — 
Ach,  die  weißen  Pferde  auf  Rosmersholm  gehen  zu  allen  Tageszeiten  um*  (S.  75). 
'Wenn  es  nur  ein  Irrtum  wäre?  Eines  jener  weißen  Pferde  von  Rosmersholm?  — 
Mag  sein,  denen  entkommen  wir  nicht,  wir  hier  auf  dem  Hofe'  (S.  90).  'Die 
verstorbene  Frau  hat  sie  geholt'  (Schlußworte  des  Dramas).  Unheilverkündend 
wie  die  weiße  Frau  unserer  Schloßsagen  erscheint  die  weiße  Stute  auf  Ros- 
mersholm. 

Von  der  älteren  theriomorphen  Stufe  übernimmt  eine  begrifflich  weiter  ent- 
wickelte Vorstellung  das  Pferd,  aber  nur  noch  als  Attribut  des  Toten,  der  nun  reitend 
oder  fahrend  gedacht  wird.  Die  geizige  Äbtissin  erscheint  nach  ihrem  Tode  als  Schim- 
mclreiterin  ^),  im  nächtlichen  Zuge  der  Toten  im  Scaläratobel  in  Graubünden  reiten 
die  Vornehmen  auf  weißen  Schimmeln  3).  'Bald  wird  dich  der  weiße  Schimmel 
holen',  sagt  man  dem  Sterbenden  4).  Die  Seelen  in  den  norwegischen  Sagen  müssen 
bis  ans  Ende  der  Welt  auf  kohlschwarzen  Rossen  umreiten 5).  Die  Toten  ziehen  zu 
Wagen  hoch  über  die  Erde  dahin  6).  In  diesen  Zusammenhang  gehört  auch  das 
Leonorenmotiv;  der  tote  Bräutigam  holt  das  Mädchen  auf  seinem  Schimmel?); 
die  Toten  reiten  so  schnelle  ^). 

Der  Tod,  selber  zu  Roß,  setzt  den  Toten  auf  sein  Tier  9);  im  Kampfe  lädt  er 
die  Seelen  auf  seinen  Säumer").  So  trägt  das  Pferd  den  Toten  ins  Jenseits.  Der 
Entrückungsgedanke  ")  nähert  sich  auch  hier  den  einfacheren  Vorstellungen  vom 
reitenden  Toten.  Das  Roß  trägt  den  Toten  zu  Hei  '=);  dem  Vornehmen  wird  sein 
eigenes  Roß  für  die  Reise  mitgegeben:   quorundam  igni  et  equus  adicitur  '3).    Mit 

')  Die  angeführten   Stellen  verteilen  sich  über  alle  9)  Grimm  D.  Myth.4  704. 

Akte.    Zitate  nach  der  Übersetzung  bei  Rcclam.  '")  Jahns  Roß  und  Reiter  I  400. 

^)  Tobler  73.  ■■)  Entsprechend  nahm  der  Tote  auch  Schuhe,  Schiff, 

3)  Vernaleken  Alpensagen  60.  Fahrgeld,  Diener  und  Kleider  mit  auf  den  Heiweg 

4)  A.   Kuhn   Sagen,   Gebräuche  und  Märchen  aus  (Grimm  D.  Myth.4  701). 

Westfalen  II  57,  Wuttke-Meyer  3  199.  ")  Freytag  37;  K.  Helm  Altgerman.  Rcligionsgesch. 

5)  Panzer  Bayer.  Sagen  und  Bräuche  II  437.  I  213  deutet  die  Darstellung  auf  golländischen 
°)  Rochholz  I  225  ff.,  Radermacher  Jenseits  76  f.  Grabsteinen  dahin,  daß  der  Tote  auf  ihnen  nach 
7)  Hessel  Sagen  und  Gesch.  des  Rheintals  47  f.  Walhall  reite. 

*)  Grimm  D.  Myth.4  704,  2,  Simrock  D.  Myth.3  342,       '3)  Tacitus  German.   27,  Belege    dafür   bei  Müllen- 
V.  Negelein  XI  418,  XII  380,  Freytag  23.  hoff  D.  Altertumsk.  IV  i,  382. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


235 


Sattel  und  Zaum  wird  das  Roß  zu  dem  Toten  gelegt.  So  wird  der  Frankenkönig 
Childerich  mit  seinem  Rosse  beerdigt  •);  den  in  der  Bravallaschlacht  gefallenen 
König  Hilditönn  läßt  Ring  von  Schweden  auf  einen  Wagen  legen;  das  Roß  wird 
getötet  und  der  Sattel  beigegeben,  indem  er  dem  Toten  sagte,  er  möge  jetzt  tun, 
wie  er  wolle,  nach  Valhöll  reiten  oder  fahren  ^). 

Nicht  erst  vom  Grabe  beginnt  die  Jenseitsreise  mit  dem  Pferde;  bis  in 
unsere  Tage  trägt  das  Pferdegespann  den  Toten  vom  Hause  zum  Grabe,  wie  auf 
den  attischen  ixcsopat'-Darstellungen  3);  zuweilen  wird  sogar,  wie  mittelalterliche 
Zeugnisse  lehren,  der  Tote  auf  ein  Pferd  gebunden,  daß  er  reitend  den  letzten  Erden - 
weg  vollende  4). 

III. 

Das  Ergebnis  der  beiden  ersten  Kapitel  ist  in  Kürze:  der  Töter  wie  der  Tote 
erscheinen  nach  ältester  Anschauung  in  der  Gestalt  des  gespenstigen  Pferdes;  im 


Abb.  25.     Kopf  des  Hades  auf  einem  Grabgemälde 
von  Orvieto. 


Abb.  26.     Kopf  des  Hades  auf  einem 
Grabgemälde   von  Corneto. 


Verfolg  der  Entwicklung,  mit  zunehmenden  anthropomorphen  Anschauungen,  treten 
sie  in  menschlicher  Gestalt  neben  das  Pferd,  das  in  mannigfachen  Varianten  sich 
als  ihr  Attribut  behauptet.  Diese  Duplizität,  die  dem  Töter  wie  dem  Toten  die  gleiche 
Erscheinungsform  verleiht,  fordert  eine  Erklärung;  wir  werden  sie  sicherer  zu  geben 
imstande  sein,  wenn  wir  den  Kreis  weiter  ziehen  und  die  Untersuchung  auf  einige 
verwandte  Begriffe  ausdehnen. 


')  E.  H.  Meyer  Mytholog.  d.  German.   1913,    109. 
^)  VVeinhold   Altnord.  Leben  495. 
3)  Beispiele  bei  Kroker  Arch.  Jahrb.  I  1886,  95  f., 
Wide  Arch.  Jahrb.   XIV   1898,  202  ff. 


4)  Rochholz  II  21  bringt  Belege  aus  dem  11.,  13. 
und  16.  Jahrhundert.  Ein  Weg  im  Baselland,  an 
dem  die  alten  Gräber  lagen,  hieß  darnach  der 
'Reitweg'. 


2^6  L-  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 

I.  Der  Hund').  Die'AiSo?  v-wir^,  die  in  der  Ilias  (E845)  Athena  aufsetzt,  die 
ihrem  Träger  axotoj  verleiht  ^),  ist  mehr  als  die  tarnhut  der  nordischen  Zwerge:  wie 
der  Name  besagt  undDarstellungen,  etwa  aus  den  Gräbern  von  Orvieto  (Abb. 25)3)  und 
Corneto  (Abb.  26)4),  lehren,  wurde  sie  gedacht  in  der  Form  eines  gewaltigen,  geöffneten 
Hunderachens,  der  das  Haupt  des  Unterweltsgottes  überragt.  Analoge  Erscheinungen 
haben  gelehrt,  darin  den  Überrest  einer  ursprünglichen  Hundsgestalt  des  Töters 
zu  erblicken;  daß  dieser  von  Anbeginn  an  Hades  geheißen,  ist  nicht  gefordert;  es 
wird  umgekehrt  der  Rest  einer  theriomorphen  Bildung  des  Töters  sich  als  Besitz- 
stück des  Gottes  Hades  behauptet  haben.  Im  Kerberos  5)  wie  im  Orthros  des 
Geryoneus  ^)  kennen  wir  noch  solche  hundgestaltete  Unterweltsdämonen.  Freilich 
sind  nach  der  dem  späteren  Hellenentum  geläufigen  Anschauung  die  Funktionen 
des  Kerberos  nur  noch  sehr  beschränkte;  er  ist  der  Pförtnerhund  des  Hades, 
der  /Mtov  UTuyspo?  'Aioan  (9  368) :  das  setzt  bereits  einen  anthropomorphen 
Herrn  der  Erdtiefe  voraus;  er  bewacht  den  Eingang  zur  Unterwelt:  das  fordert 
ein  gemeinsames  Reich  der  Toten;  er  läßt  die  Eintretenden  freundlich  ein  und  be- 
grüßt sie  durch  Senken  der  Ohren  und  hindert  nur  das  Entweichen  aus  dem  Hades?): 
dieses  unnatürliche  Verhältnis  mußte  sich  entwickeln,  sobald  einmal  ein  für  die 
Toten  bestimmtes  Reich  postuliert  war;  da  durfte  der  Hund  naturgemäß  keinen 
mehr  am  Eintritt  hindern.  Abstrahiert  man  von  den  Zutaten,  so  bleibt  eine 
Vorstellung,  nach  der  der  dämonische  Hund,  eine  Inkarnation  des  Töters, 
die     dahinscheidenden    Seelen     verschlang  ^).        Auf    verschiedenem     Wege    sind 

')  Eine  Fundgrube  für  Material  ist  Roschers  Ab-  Religionswiss.  X  1907,  224  ff.  gesammelten  Bei- 
handlung 'Das  von  der  Kynanthropie  handelnde  spiele.  Der  Honigkuchen  ist  der  Schlange  so 
Fragment  des  Marcellus  von  Side'  (Abhandl.  der  wenig  speziell  zu  eigen  wie  dem  Hunde;  er  gilt 
sächsischen  Gesellsch.  der  Wissensch.  XXXIX  ganz  allgemein  im  Opfer  an  die  ^8($vioi,  da  man 
[XVII]  1897,  25  ff.  dem  Honig  besänftigende  Kraft  beimaß  (Stengel 

^)  Aristoph.  Acharn.  390.  Opferbräuche  183  u.  ö.).     Wenn  Dieterich  und 

3)  Abgebildet  in  Roschers  Myth.  Lex.  I  1807;  dar-  Radermacher  Jenseits  75  im  Kerberos 'die  fressen- 
nach,  dank  der  Verlagsbuchhandlung  B.  G.  de  Erdtiefe  selbst  in  Gestalt  eines  furchtbaren 
Teubner,  unsere  Abb.  25.  Hundes'  sehen,  so  ist  mir  das  zu  symbolisch  aus- 

4)  Abgebildet  Mon.  d.  Inst.  IXTaf.  15,  15  a  (darnach  gedrückt.  Wilamowitz  Her.»  I  46  'der  Herr  des 
unsere  Abb.  26)  und  bei  Bulle  Der  schöne  Todes  mag  in  dem  Erdinnern  hausen  als  ein 
Mensch»  I  648.  Anziani  M61.  d'arch^ol.  et  gräßlicher  Hund';  Griech.  Trag.  III  80.  Vgl. 
d'hist.  XXX  1910,  273  ff.  erklärt  die  Kappe  als  auch  Weicker  Arch.  Jahrb.  XXII  1907,  iio. 
Wolfsrachen;  er  publiziert  einige  etruskische  '')  Über  Geryoneus  als  Unterweltsherrn  zusammcn- 
Denkmäler,    auf    denen  er  einen   wolfsköpfigen  fassend  Weicker  P.-W.  VII  1289  f. 

Dämon   dargestellt  findet.      Vgl.   auch   unt.   S.  7)  Hesiod  Theog.  769  ff.    Hier  und  da  sind  Spuren 

238,  20.  ursprünglicherer  Auffassung  erhalten;  so  knurrt  er 

5)  Das  Material  bei  Immisch  in  Roschers  Mythol.  bei  Sophokl.  Oed.  Kol.  1571  die  Kommenden  an. 
Lex.  II  II 19  ff.  Gegen  Immischs  Deutung  des  ^)  Einen  ähnlichen  Weg  der  Deutung  hat  bereits 
Kerberos  als  ursprüngliche  Schlange  haben  schon  Loeschcke  Aus  der  Unterwelt,  Dorpat.  Progr. 
Röscher  Kynanthr.  44  und  Dieterich  Nekyia'  49  1888  beschritten.   Die  Darstellung  auf  dem  Sarko- 

.  Einspruch  erhoben.   Wenn  der  Hund  mit  Schlan-  phag   von    Klazomenai    (abgebild.    in    Roschers 

genschwanz  dargestellt  wird,   liegt  eine  Konta-  Myth.  Lex.  II  1127),  von  der  Loeschcke  ausgeht, 

mination  zweier  Unterweltstiere  vor;   wie  weit  zeigt  einen  Jüngling  mit  je  einem  Hahn  in  jeder 

diese  geht,  lehren  die  von  R.  Herzog  Arch.   für  Hand  und  je  eine  Hündin,  von  rechts  und  links 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


237 


Wilamowitz  i)   und  Radermacher  2)   dazu    gelangt,  auch  im  Totenschergen  Charon 
ursprünglich  einen  Dämon  in  Hunds-   (oder  Löwengestalt)  zu  erkennen. 

Wie  diese  Dämonen  der  Unterwelt,  so  ist  die  Führerin  des  gespenstigen  Heeres, 
Hekate,  Hündin;  bellend  zieht  sie  an  der  Spitze  ihrer  Scharen;  weil  sie  selbst 
hundsgestaltet  ist,  empfängt  sie  Hundsopfer  3);  abgeschwächt  lebt  die  alte  Vorstellung 
fort  in  Beinamen  und  Geschichten  4).  Als  Hunde  erscheinen  auch  Wesen  wie  Keren  5), 
Erinyen  ^),  zuweilen  auch  die  Tclchinen  7),  Hündin  ist  ein  verderbliches  Scheusal 
wie  Skylla  8).  Ein  dämonischer  Hund  ist  der  Pestdämon,  der  den  Leuten  von  Ephesos 
im  Theater  in  der  Gestalt  eines  alten  Bettlers  entgegentritt;  der  Feuerblick  der 
Augen,  den  er  mit  Blinzeln  verdecken  will,  wird  hier,  wie  sonst,  besonders  hervor- 
gehoben; nach  der  Steinigung  liegt  unter  dem  Haufen  ein  toter  Hund  9).  Im 
griechischen  Mittelalter  erscheint  der  Teufel  als  Hund  '»);  Dämonen  in  Hundsgestalt 
spielen  im  neugriechischen  Volksglauben  "). 


an  ihm  emporspringend.  Die  unmittelbare  Be- 
ziehung auf  die  zwei  Hunde  des  Yama  läßt  sich 
so  nicht  mehr  aufrechterhalten;  auf  die  Zweizahl 
kommt  in  dem  Sarkophagbild  wohl  überhaupt 
nichts  an;  die  Szene  ist  im  'antithetischen  Wappen- 
schema'angelegt.  DenGrundgedanken  Loeschckes, 
daß  die  Darstellung  sich  auf  einen  Toten  bezieht 
und  die  Hündin  den  Verstorbenen  anspringt,  der 
Hahn,  so  häufig  das  Opfertier,  ihn  schützt,  halte 
ich  für  ansprechend.  — ■  Für  die  Vorstellung  vom 
Unterweltsgott  als  reißendem  Tier  zitiert  Norden 
Vergils  Aeneis  VI  207  Leti  sub  dentibus  (Lucrez 
I  852)  und  die  fauces  Orci  (Arnob.  adv.  gcnt.  H 

53)- 

')  Hom.  Unters.  225,  23,  Herm.  XXXIV  1899,  230, 
Textgesch.  der  Bukol.  i8i,  2,  Griech.  Tragöd.  III 
80,  ausgehend  von  yapoTtoj,  dem  funkelnden 
Blicke  des  Hundes  {yjxpn-'x  x4(ov  Poet.  lyr.  Bgk.3 
frg.  adesp.  loi).  Eine  Inschrift  von  Mytilene  mit 
tppoüpoc  ETretJTi  0'  6?p]  yapoTrd;  wird  von  Paton 
und  Collignon  (Rev.  arch^ol.  IV  1904,  50,  5)  auf 
die  Statue  eines  Hundes  bezogen.  Charon 
Hundename:  Waser  Charon  16  f. 

>)  Wien.  Stud.  XXXIV  19 12,  30  ff.,  von  den 
scharfen  Zähnen  und  der  Gefräßigkeit  ausgehend 
(xapyapdSo'j?  xüujv). 

3)  Hes.  s.  V.  ä-jaX^ia  'Exätrj;,  Porphyr,  de  abstin.  HI 
17,  IV  16,  Imtox'ifuv  (Wünsch  Aus  einem  griech. 
Zauberpapyr.  =  Lietzmann  Kl.  Texte  84,  22). 
Hundekopf:  Joh.  Lyd.  de  mens.  3,  8  S.  41,  3  W. 
'Bellen'  der  Hekate:  Röscher  Kynanthrop.  43, 
119.  Eivootct  ist  xuiov  iiiXotita.  (Pap.  Paris,  v. 
1434):  daher  Opfer  schwarzer  Hündinnen  an 
sie   (Paus.   III   14,  9). 


4)  Röscher  Kynanthr.  30,  75;  43,  119;  Dieterich  Ne- 
kyia^  51,  2,  Rohde  Psyche»  II  83,  3,  408,  413, 
Wünsch  Jahrb.  für  klass.  Philpl.  Suppl.  XXVII 
1902,  115  f.,  Abt,  Apolog.  des  Apulejus  (R.  V.  V. 
IV  202,  3;  222,  6),  Orth  Der  Hund  im  Altertum, 
Progr.  Schleusingen  1910,  35  f.,  Heckenbach  P.- 
W.  VII  2776  f.,  S.  Reinach  Cultes,  mythes  et 
religions  I  58  f.,  Wilamowitz  Griech.  Trag.  III 
267. 

5)  Material  bei  Röscher  Kynanthrop.   46  ff. 

•i)  Röscher  a.  a.  0.  48  ff.  Das  Gebell  ausdrücklich 
hervorgehoben  Äschyl.  Eumen.  131  f.,  Euripid. 
Iphig.  Taur.  285  K. 

7)  Kyrene  91  f. 

8)  Das  lehrt  der  Name  (Maaß  Herm.  XXV,  1890, 
405,  2);  Hunde  bellen  in  der  Odyssee  ([a  85) 
um  ihre  Hüften;  vgl.  CatuU  LX  2;  die  hunds- 
gestaltete Hekate  ist  ihre  Mutter  (jVkusilaos 
Schol.  Apoll.  Rhod.  IV  825),  ihre  Augen  sind 
jrjpoEi8eT{  (Schol.  [a  85). 

9)  Philostr.  Leben  des  ApoUon.  von  Tyana  4,  10; 
Röscher  Kynanthr.  32  ff. 

'")  Röscher  50. 

")  K.  Dieterich  Zcitschr.  des  Vereins  für  Volkskunde 
XV  1905,  387  ff.  —  Die  Hunde  des  Yama 
spüren  die  Menschen  aus,  die  sterben  sollen 
(Zimmer  Altind.  Leben  422,  E.  Meyer  Gesch.  des 
Altert.  I  23,  909).  —  Nach  mexikanischem  Glauben 
setzt  ein  Hund  die  Seele  des  Toten  über  den 
Strom  der  Unterwelt  (de  Sahagun,  Hist.  gen6r. 
des  choses  de  la  nouvelle  Espagne,  trad.  par 
Jourdanet,  Paris  1880,  223  f..  Seier,  Codex 
Borgia.     Berlin  1904,  I  125  f.,  194,  197  f.,  305). 


238 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


Der  germanische  Teufel  erscheint  gern  als  schwarzer  Pudel');  die  Hexen 
als  Hunde  oder  Katzen*);  Frau  Holle,  die  Führerin  des  gespenstigen  Zuges, 
bellt  3),  als  Hündin  gedacht  wie  Hekate.  Der  wilde  Jäger  zieht  als  Hund  über 
den  herrschaftlichen  Teich  zu  Stolberg*).  Dämonen  in  Hundsgestalt  umkläffen 
nach  kroatischem  Glauben  den  Sterbenden  und  verschlingen  seine  Seele  5);  ge- 
spenstige Hunde  deuten  in  Deutschland  vielerorts  auf  Tod;  so  umkreist  in  West- 
falen der  'Krüppelhund'  in  der  Nacht  dreimal  das  Haus,  in  dem  ein  Mensch  sterben 
soll,  in  Böhmen  legt  sich  ein  großer,  schwarzer  Hund  vor  das  Haus,  in  dem  ein 
Sterbender  liegt '). 

Wie  die  dämonischen  Mächte,  so  erscheinen  entsprechend  auch  die  Seelen  in 
Hundsgestalt.  Als  Hündin  jagt  die  tote  Hekabe  bellend  im  Gefolge  der  Hekate: 
z'/.afYarj'.  TapjA'jjjoujav  iwu^roi;  ßpOTO'j;?).  Ilovr^pol  oii^v/z;  nennt  Porphyrios  die  Seelen 
der  Abgeschiedenen,  die  als  ovoospot  -/.ovcf  im  Gefolge  der  dämonischen  Hündin  jagen  *). 
Ein  viy-pö;  spukt  als  Hund,  bis  er  ordnungsgemäß  begraben  wird  9).  Der  Hund  ist 
eine  der  Erscheinungsformen  des  Toten  bereits  in  einer  Zeit,  die  jenseits  der  lakoni- 
schen Stelen  und  der  Totenmahlreliefs  liegt,  in  denen  er,  wie  Pferd  und  Schlange,  als 
'Symbol'  für  den  Toten  fortlebt  '»). 

Analog  wieder  im  Germanischen.  Frau  Gaude  (Führerin  des  gespenstigen 
Heeres  wie  Frau  Holle  oder  Perhta)  hat  hinter  sich  im  Zuge  vierundzwanzig  Hün- 
dinnen; das  sind  ihre  vierundzwanzig  Töchter,  die  frevelndliche  Jagdlust  in  der 
ewigen  Jagd  abbüßen;  vier  'übernehmen  den  Dienst  der  Rosse  am  Jagdwagen  der 
Mutter'  ").  Der  wilde  Jäger  ist  ein  verfluchter  Freischütz,  den  nun  seine  Frau  und 
Kinder  als  Hunde  begleiten  '*).  Nach  einer  Sagenform  war  Hackelberg  ein  Mensch, 
der  seine  sieben  Söhne  grausam  getötet;  nach  ihrem  Tode  werden  sie  zu  sieben 
Hunden '3).  Die  Seelen  zweier  Feinde  kämpfen  über  dem  Grabe  weiter  als  Hunde'4); 
die  verfluchte  Seele  eines  Verräters  geht  in  Hundsgestalt  um  '5);  ebenso  der  er- 
schossene Hochschüler  als  schwarzer  Pudel  '^).  Die  Nonnen,  die  mit  dem  Kloster 
versanken,  sah  man  nachher  als  Hunde  (oder  Rehe)  '7);  der  ungetreue  Geistliche '^) 
oder  der  Selbstmörder  '9)  erscheinen  als  schwarzer  Hund.  Die  weißgekleidete  Frau 
wird  erlöst,  wenn  der  Schatzheber  den  großen  schwarzen  Hund  auf  dem  Schatze 
streichelt  und  küßt  *°).  • 


')  Tobler  Die  Epiphanie  der  Seele  in  der  deutschen 

Volkssage,  Kiel  1911,  41,  46. 
=)  Wuttke-Meyer  3  160. 

3)  Herrlein  Sagen  des  Spessarts   189. 

4)  Pröhle  Unterharzige  Sagen  206,   W.  Mannhardt 
Germ.  Mythen  96. 

5)  V.  Negelein  XIII  370  f. 
')  Wuttke-Meyer  3  33. 

7)  Lykophr.  1176  ff.,  Ovid  Metam.  13,  571  (ululavit); 

Röscher  31  f. 
*)  Bei  Euseb.  Praep.  evang.  4,  23,  7. 
9)  Lukian  Philopseud.  31. 
'")  s.  ob.  S.225f.     Rohde  Psyche»  I  241,3  erklärte, 

über   den   Hund   auf   diesen  Denkmälern   keine 


sichere  Meinung  zu  haben;  daß  er  auf  dem  rich- 
tigen Wege  war,  beweist  die  Frage  II  83,  3  'Hunde 
als  Bilder  der  Seelen  auf  Grabreliefs?'. 

")  Grimm  Deutsche  Mythol.4  771. 

")  Mannhardt  German.  Myth.  300. 

■3)  Mannhardt  a.  gl.  0. 

'.)  Tobler  49. 

'5)  Tobler  a.  gl.  0. 

■")  Baader  Badische  Volkssagen  391. 

■7)  Panzer  Bayer.  Sagen  und  Bräuche  II  182. 

■')  Wuttke-Meyer  3  473. 

■J)  a.  gl.  O.  475.     Tobler  69. 

-°)  Mit  dem  Hund  zoologisch  und  mythologisch  ver- 
wandt ist  der  Wolf  (Röscher Kynanthrop.  50  f., 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


239 


2.  Vogelgestalten.  Die  Sirenen  der  Odyssee  sind  lockende  Todesdämonen;  sie 
hausen  auf  einer  fernen  Insel  auf  blumiger  Aue,  aber  um  sie  liegt  bleichendes  Toten- 
gebein. Wird  das  Totenreich  unter  der  Erde  gedacht,  so  ist  ihr  Sitz  im  Hades  '), 
wo  sie  Aioou  vjiiouj  öpooüsi  ^),  von  wo  die  Chthon  ihre  Töchter  emporsendet  3). 
Entsprechend  stellte  auch  die  bildende  Kunst  raffende  Todesdämoninnen  in  Vogel- 
gestalt dar.  Auf  einem  korinthischen  Aryballos  (Abb.  27)  liegt  vor  einem  menschen- 
köpfigcn  Vogel  hilflos  ein  Mann;  der  Todesdämon  'scheint  sich  an  der  Todesangst  seines 
Opfers  zu  weiden  wie  ein  Raubtier' 4).  In  denselben  Vorstellungskreis  gehören  die  weib- 


Abb.  27.     Korinthischer  Aryballos  mit  menschenköpfigem  Vogeldämon. 


einschränkend  Kroll  Rhein.  Mus.  LII  1897,  343). 
In  seiner  Gestalt  erscheint  nach  späteren  Zeug- 
nissen Artemis  (Röscher  61),  die  auch  ein- 
mal als  xiiuv  die  Milesier  geführt  (Liban.  Orat. 
5,  36  F.,  Wilamowitz  Sitzungsber.  Berl.  Akad. 
1906,  65,  2).  Der  Heros  Lykon  ^poj;  äaxtv  iipös 
TOI«  i^^  'A9/jv«i{  SixaSTTjpi'oij,  toü  örjofou  jjinpcfTjV 
?j((üv  (Eratosth.  bei  Harpokr.  s.v.  0£XC(C<uv);  die 
Töchter  des  .Skedasos,  die  eine  Version  als  Stuten 
vorstellte  (ob.  S.  2i4f.),  werden  auch  in  Wolfs- 
gestalt erscheinend  gedacht;  darauf  führt  die  Er- 
zählung bei  Paus.  IX  13,  4  f.,  nach  der  die  in 
den  Herden  des  Kleombrotos  tinbrechenden  Weife 
ein  (xi^vifAd  der  Skedasostöchter  waren  (Deneken  in 
Roschers  Myth.  Lex.  I  2472,  Röscher  Kynanthr. 
61).  Auch  der  Heros  Phokos,  in  Gestalt  eines 
weißen  Pferdes  erscheinend  (ob.  S.  215),  wurde 
in  anderen  Traditionen  wohl  als  Wolf  gedacht 
(Gruppe  Gricch.  Myth.  806).     Entsprechend  er- 


scheinen die  Seelen  auch  im  germanischen  Glau- 
ben in  Wolfsgestalt  (Beispiele  bei  Röscher  57  ff.). 
Daß  die  Seelen  auch  als  schwarze  Katzen  (Tobler 
47)  oder  als  Bär  (Wolf,  Hessische  Sagen  107) 
oder,  im  Kreise  der  malayischen  Völker,  als 
Tiger  u.  s.  erscheinen  (Bastian  Die  Seele 
und  ihre  Erscheinungsweisen  in  der  Ethno- 
graphie, Berlin  1868,  102  f.),  lehrt  nur  wieder, 
daß  es  auf  das  einzelne  Tier  nicht  ankommt; 
es  ist  der  gleiche  Akt  der  Phantasie,  dei  bald 
in  diesem,  bald  in  jenem  Tier  eine  geeig- 
nete Erscheinungsform  für  die  abgeschiedene 
Seele  findet. 
■)  Plato  Kratyl.  403  D. 

2)  Sophokl.  N.»  777. 

3)  Eurip.  Hei.  168  u.  s. 

■t)  Hackl  Arch.  f.  Religionswiss.  XII  1909,  2043.; 
daher,  dank  der  Verlagsbuchhandlung  B.  G.  Teub- 
ner,  unsere  Abb.  27. 


240 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


liehen  geflügelten  Dämonen  auf  einem  Berliner  Vasenbild  (Abb.  28)  ')  und  an  einer 
etruskischen  Situla  (Abb.  29)  ^);  in  beiden  Fällen  hält  die  beflügelte  Gestalt  ihr  Opfer 
mit  beiden  Händen  gepackt  3).  Oder  es  verfolgt  der  vogelköpfige  Dämon  sein  Opfer 
im  Laufe,  wie  auf  einer  etruskischen  Amphora  in  der  Göttinger  Vasensammlung 
(Abb.  30)  oder  auf  einem  attischen  Pelikenfragment  in  Berlin  (Abb.  31).  4).  Der  Typus 
des  Vogelmenschen  ergänzt  hier,  wie  Jacobsthal  zutreffend  bemerkt,  den  Menschen - 


Abb.  28.     Vasenbild  im  Berliner  Museum  mit  raffendem  Vogeldämon. 


vogel  (d.h.  Vogel  mit  menschlichem  Kopf)  der  sonstigen  Tradition;  es  ist  ein  ähnliches 
Verhältnis,  wie  es  zwischen  der  Medusa  als  Stute  mit  Menschenkopf  und  der  als 


')  Furtwängler  nr.  2157,  abgeb.  Archl  Jahirb.  I  1886 
210,  Keschers  Myth.  Lex.  I  1847.  Unsere  Abb.  28 
nach  einer  neuen  Photographie  aus  dem  Ber- 
liner Museum.  Das  Wesen,  von  Engelmann 
Jahrb.  a.  a.  0.  als  Harpyie,  von  Crusius  (Roschers 
Myth.  Lex.  II  1138)  als  Ker,  von  Weicker, 
Seelenvogel  31,  als  Sirene  mit  Gorgoneion  ge- 
deutet, bleibt  besser  unbenannt. 

')  Walters  Catal.  of  the  bronzes  in  the  Brit.  Mus. 
650;  darnach  unsere  Abb.  29.  Zitiert  und  mit 
ähnlichen  Darstellungen  zusammengestellt  bei 
Weicker  Seelenvogel  6  f.  und  Roschers  Myth. 
Lex.  IV  608  ff. 

3)  Gemildert  zu  einem  sanften  Davontragen  durch 
mütterlich  gebildete  Dämonen  erscheint  die  gleiche 
Vorstellung   auf   dem  'Harpyien'monument  von 


Xanthos,  wo  Bulle  Strena  Helbigiana  35,  i  diese 
Wesen  Sirenen  nennt,  während  Sittig  P.-W.  VII 
2423  auf  Benennung  verzichtet,  da  lykische  Ein- 
flüsse vorliegen  könnten.  In  der  Stimmung  ähn- 
lich ist  die  westgriechische  Terrakotta  Berlin 
nr.  8299,  abg.  Roschers  Myth.  Lex.  III  3255.  Zu 
der  von  Bulle  zitierten  Alabasterschale  von  Nau- 
kratis  treten  einige  Alabastergefäße  aus  Olbia 
mit  ähnlicher  Darstellung,  Arch.  Anz.  1913, 
200  f. 
4)  P.  Jacobsthal  Götting.  Vas.  Tat.  II  9  (S.  8  ff.); 
darnach  unsere  Abb  30.  Durch  Vergleich  mit 
dem  attischen  Fragment  (Abb.  10;  darnach,  mit 
Erlaubnis  der  Weidmannschen  Verlagsbuch- 
handlung, unsere  Abb.  31),  erweist  Jacobsthal 
die   Darstellung   als   hellenisch. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


241 


Mensch  mit  Pferdekopf  vorliegt  (oben  S.  182 f.).  Zugrunde  liegt  den  verschiedenen 
Vogelbildungen  in  den  behandelten  Darstellungen  der  Gedanke,  daß  der  verderb- 
liche Dämon  als  Raubvogel  sich  auf  sein  Opfer  stürzt.  —  Daneben  erscheint  nach 
einer  weitverbreiteten  Auffassung  die   Seele  in  der  Erscheinungsform  des  Vogels, 


Abb.  29.     Etruskische  Situla  mit  raffendem  Vogeldämon. 


von  der  bildenden  Kunst  z.  T.  in  den  gleichen  Typen  dargestellt ').  So  entweicht 
die  Seele  als  Menschenvogel  dem  Munde  der  Prokris  auf  einem  attischen  Vasen- 
bilde 2),  wie  sie  dem  Aristeas  als  Rabe,  der  Ktesylla  als  Taube  entweicht  3),  oder 


')  Die  letzte  zusammenfassende  und  lehrreiche 
Behandlung  bei  Waser  Arch.  f.  Religionswiss. 
XVI  1913,  337  ff. 


^)  Abgeb.  Roschers  Mytb.  Lex.  II  iioi. 
3)  Waser  a.  a.  0.  343  mit  Parallelen. 


242 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


sie  lebt  im  Grabbezirit  ■),  in  dem  überhaupt  alle  Vögel  ursprünglich  als  Seelen  zu 
deuten  sind  ^). 

3.  Kcrcn3).  Höllische  Dämonen  sind  die  Kcren.  Die  Seele  des  Patroklos  jam- 
mert, die  avj-(iprj  Ar^p  habe  sie  'umgähnt'  (otii'fs^^avs  ^'  78  4),  wir  denken  an  die 
verschlingenden  Keren  in  Hundsgestalt:  'At'Sao  xuvsj  heißen  sie  bei  Apollonios 
von  Rhodos  (IV  1666)  5).     Selbst  Herakles^ist  der  Kcr  nicht  entronnen    (1  117), 


Abb.  30.     Scherbe  einer  etruskischen  Amphora  in  Göttingen  mit  spatzenköpfigem  Vogeldiimon. 

die  alle   Sterblichen  bezwingt    {\  398),  tausendfach  auf  sie  lauert  (M  326)  und  sie 
in  den  Hades  bringt  (f  207),  wo  die  Scheusale  selber  wohnen  (Eurip.  Herakl.  870). 


')  Nachgewiesen    von    Weicker,    zuletzt    Roschers 

Myth.  Lex.  IV  609. 
')  Pfuhl  Arch.   Jahrb.  XX  1905,  94. 

3)  Das  Material  bei  Crusius  in  Roschers  Myth.  Lex. 
II  113611. 

4)  Die  i>'jyfi  des  Patroklos  fährt  fort:  ^  nEp  Xdytt 
Ytv(i[iEV(iv  jrep.  Die  'mitgeborene  Ker'  verstehen 
wir  am  besten,  wenn  wir  den  'mitgeborenen  Dai- 
mon'  des  einzelnen  damit  vergleichen  (Piaton 
Phaidon  107  D,  113  D),  an  den  auch  Oidipus 
denkt  (Sophokl.  Kön.  Oidip  1479  mit  Bruhns 
Note),  ein  Dämon,  der  ättavTi  dv8pi  ouixjrapaSTaxEt 
Eü9ü;    yEvofi^vtu,    ptuaTaftuYÖ;    toü    ßfcu     ii7.^6i 


5) 


Kynanthrop. 


(Menand.  frg.  550  K.),  auch  an  die  Motpa,  den 
Todesgeist  des  einzelnen,  in  der  Pistis  Sophia 
kann  gedacht  werden  (Dieterich  Nekyia-  59,  3). 
Das  Komplement  ist  der  'gute  Geist'  des  ein- 
zelnen: angebahnt  in  den  Ziyßd'Aai  Kr^pE?  des 
Epos  I  411,  später  reichlicher  für  Ker  belegt 
(Crusius  II  1158);  ebenso  werden  Theogn.  161  (1. 
der  Satjjiiuv  äa9Xö;  und  der  ?£iX(i;  einander  kon- 
trastiert. 'Sein  Schutzengel  hat  ihn  bewacht', 
'sein  böser  Geist  hat  ihn  getrieben',  würde 
in  unserem  Empfinden  dieser  Doppelheit  ent- 
sprechen. 

Mehr  bei  Wilamowitz  Her.'  II  195,  Röscher 
46  f. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


243 


'Im  Geleite  der  Hölle',  xrjps3ciicp6pr|T0t,  sind  die  Griechen  vor  Troja  erschienen  '). 
Als  schreckliche  Dämonen  mit  gewaltigen  Krallen  stellte  die  alte  Kunst  die  Keren 
dar;  so  auf  dem  Achillschilde  (1  535  ff.),  auf  dem  Perseusschilde  (Aspis  249  ff.)  und 
auf  der  Kypseloslade  (Paus.  V  19,  6).  Die  mit  diesen  Wesen  verknüpften  Vorstel- 
lungen werden  recht  lebendig,  wenn  man  die  Nachbarschaft  beachtet,  in  der  sie  auf- 
treten: auf  dem  Achillschild  kämpfen  sie  zusammen  mit  Eris  und  Kydoimos,  auf 
dem  Perseusschild  mit  Achlys,  im  homerischen  Epos  sind  sie  eng  verbunden  mit 


Abb.  31.     Attisches  Pelikenfragment  mit  geierköpfigem  Vogeldämon. 

den  Moiren  ^),  bei  Hesiod  (Theog.  211  ff.)  sind  sie  Schwestern  von  Moros  und  Thana- 
tos,  bei  Empedokles  (Diels  Vorsokr.  3  I  269,  121)  sind  Phonos,  Kotos  und  andere 
Wesen  derart  ihresgleichen;  als  Saaten  vernichtende  Dämonen  alternieren  sie  mit  den 
Teichinen  3).  So  erscheinen  sie  denn  auch  als  das  Gefolge  strafender  Götter:  dem 
Apollon,  wenn  er  gegen  den  Mörder  losspringt,  folgen  die  Keren  (Sophokl.  König 
Ödip.  472  ff.),  die  Erinyen,  sittliche  Mächte  4),  die  selbst  eine  Verbindung  mit  einer 


')  9  527  (=  "A  X'iP^?  ^veyxav  ocjToi?  sc.  nach 
Troja).  Vergleichbar  ist  A  332,  wo  die  Keren  die 
Söhne  des  Merops  'führen'  (äyeiv).  Crusius'  Deu- 
tung (II  1137),  'von  den  Keren  entrafft',  in  pro- 
leptischem  Sinn,  halte  ich  nicht  für  richtig. 

')  Die   Stellen  bei  Crusius  1138. 

3)  Wilamowitz  Nachr.  Götting.  Gesellsch.  der  Wis- 
sensch.  1895,  242;  Crusius  1145. 

langt  das  Thema  eine 

Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXIX. 


4)  Wilamowitz  Her.'  II  195,  Griech.  Trag.  II  233  ff. 
Aischylos,  Interpret.  58,  i,  79,  221,  251;  daß 
die  bisher  für  die  Seelennatur  der  Erinyen 
beigebrachten  Zeugnisse  zweifelhaft  seien,  be- 
merkt Gruppe  Griech.  Myth.  768,  2;  Bursians 
Jahresb.  Suppl.  1907,  491  f.  In  Hinsicht  auf  die 
oft  wiederholten  Deutungen  der  Erinyen  als 
rächende  Seelen  durch  Crusius  und  Rohde  ver- 
besondere Bearbeitung. 

«9 


244 


L.  Malten,  Das  Pfetd  im  Totenglauben. 


Abb.  32.     Sphinx  auf  Relief  von  Tenos. 

Gottheit  wie  Demeter  eingehen  können,  werden  mit  den  Keren  gepaart   (Äschyl. 
Sieben  1055  Wil.). 

Neben  diesen  Zeugnissen,  die  ganz  unverkennbar  für  die  Keren  als  Dämonen 


Abb.  33.     Sphinx  auf  Vase  aus  Gela. 


sprechen,  finden  sich  Spuren,  nach  denen  die  Keren  auch  gleichbedeutend  mit  Seelen 
sind.  Das  wichtigste  Zeugnis  ist  der  Ruf,  der  das  Anthesterienfest  beschließt: 
'üupaCe,  Kfjpe?,  oux  sx'  'AvöeoTTjpia' ;  wenn  die  Deutung  überhaupt  einen  Zweifel 
zuließe,  müßten  die  aus  anderen  Völkern  beigebrachten  Parallelen  für  das  'Seelen- 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


245 


Abb.  34.     Sphinx  auf  Vasenscherbe  in  Athen. 


austreiben'  entscheiden  ').  Für  das  Alter  der  Vorstellung  wertvoll  wäre  es,  wenn 
Crusius' Annahme  zutrifft,  daß  Ktjp  und  xT^p  im  Epos  in  nahem  Zusammenhang  stehen. 
So  ist  es  denn  auch  möglich,  daß  die  Seelchen,  die  auf  den  Denkmälern  erscheinen, 
und  die  wir  zunächst  Psychai  oderEidola  zu  nennen  haben,  auch  als  xr^ps?  bezeichnet 
worden  sind  ^).    Freilich  hat  Aischylos  (oder  seine  epische  Quelle),  der  die  Wägung 


Abb.  35.     Sphinx  auf  Vase  in  Paris. 


•)  Crusius  1148,  Rohde  Psyche'  I  239,  Waser  Arch. 
f.   Religionswiss.  XVI  1913,  368. 

*)  Crusius  II  II 50.  Ein  wirklich  gesichertes  Zeugnis 
für  Keren  =  Seelen  wüßte  ich  sonst  nicht;  Orph. 
Hymn.  XII  16,  wo  Herakles  die  xrjpe;  vertreiben 
soll,  kann  auf  die  Seelen  gehen,  doch  steht  es 
dem  Kii]po[ji.'ivTijs  auch  an,  schädliche  Dämonen 


zu  verjagen.  Eine  Krjp  TUfißoüyos  steht  auf  dem 
Grabe  ihres  Überwinders  Koroibos  (Anth.  Pal. 
VII  154);  da  diese  die  [Ioivt^j  ist,  die  Koroibos 
besiegt  hat  (Paus.  I  43,  7),  dürfen  wir  die  Ker 
nicht  als  eine  Seele  fassen;  üoiviq  ist  ein  Wesen, 
das  mit  Dike,  Phobos,  Erinyen  gepaart  erscheint 
(Ilberg  in  Roschers  Myth.  Lex.  III  2602  ff.). 

.9* 


246  ^-  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


der  KtjPSi;  im  Homer  (X  209  ff.,  darnach  0  70  ff.)')  durch  eine  Wägung  der  Seelen 
ersetzte  *),  nicht  den  alten  Namen  beibehalten,  sondern  sein  Drama  ^'oyoaraaiai 
genannt. 

Als  Resultat  ergibt  sich,  daß  der  Begriff  Kr^ps?  doppeldeutig  ist;  er  umfaßt 
sowohl  Todesdämonen  wie  Seelen,  ganz,  wie  die  antiken  Grammatiker  es  formuliert 
haben:  zT,p£;-  ']i'jya'.-  aufisopo«',  jAorpat  OavaT»i»op'-ji  (Hes.  s.  v.).  Man  hat  die 
Dämonen  und  Seelen  mit  dem  gleichen  Namen  belegt  und  sie  sich,  wie  die  Beschrei- 
bungen und  Denkmäler  es  zeigen,  in  der  gleichen  äußeren  Erscheinungsform  gedacht  3). 

Das  vorgelegte  Material  genügt,  um  erkennen  zu  lassen:  Pferd,  Hund, 
Vogel  gleichermaßen  haben  sowohl  dem  hellenischen  wie  dem  germanischen 
Empfinden  als  Träger  für  unheimliche  Gewalten  gegolten,  sie  sind  Erschei- 
nungsformen sowohl  für  den  Töter  wie  für  den  Toten.  Wie  ist  diese 
Doppelheit  zu  erklären }  Eine  frühere  Periode  der  Forschung  legte  den  Nachdruck 
auf  die  dämonische  Seite  dieser  Wesen;  dabei  kamen  die  Seelen  zu  kurz.  Es  be- 
deutete daher  einen  Fortschritt,  als  der  Animismus  in  den  Untersuchungen  von 
Crusius  4),  Rohde,  Weicker  5)  besonders  alle  Züge  herausarbeitete,  die  für  die  andere 
Seite,  die  Seelennatur,  sprachen.  Dann  aber  schlug  der  Animismus  ins  Extrem 
über;  jeder  Vogel  mußte  nunmehr  ein  Seelenvogel,  jede  Ker  eine  Totenseele  sein. 
Den  raffenden  Dämonen  der  bildnerischen  Darstellungen  wurde  imputiert,  sie  seien 
mitsamt  Seelen,  der  Literatur,  die  sie  nicht  genügend  lieferte,  mußten  die  alten 
ursprünglichen  Seelenvorstellungen  nahezu  ganz  verloren  gegangen  sein.  Daß  aber 
sehr  konkrete  Vorstellungen  von  den  Dichtern  des  Epos  und  der  Folgezeit  wie 
auch  von  den  bildenden  Künstlern  zumal  mit  den  Keren  verbunden  wurden  und 
daß  diese  Vorstellungen  die  Keren  an  die  Seite  dämonischer  Mächte  aller  Art 
stellten,  wurde  als  sekundär  zurückgeschoben.    Als  Polygnot  den  Eurynomos  malte, 

■)  Wilamowitz     Sitzungsber.     Berl.    Akad.     1910,  sich  der  Jüngling  beidemal  an  der  Sphinx  fest; 

386  f.  so  mußte  sich  der  Künstler  behelfen,  wenn  er 

')  Zuletzt   Studniczka  Arch.    Jahrb.   XXVI   1911,  die  Sphinx  (ohne  Menschenarme)  stehend  oder 

132  ff.  (mit  Literatur)  und  Waser  a.  a.  O.  361  ff.  in  langsamer  Bewegung  bildete.     Was  gemeint 

3)  Bei  der  Sphinx  kann  ich  ein  gesichertes  Indizium  ist,  lehren  die  fliehenden  Jünglinge  auf  33  zur 

für  die  'würgende  Totenseele'  nicht  finden.    Das  Genüge;  ebenso  deutlich  ist  35,  wo  die  Sphinx 

Material,  literarisches  (Ilberg  in  Roschers  Myth.  im  Ansprung  dargestellt  ist.     Der  letzte   Bear- 

Lex.  IV  1366)  wie  bildnerisches   (1370),  erweist  beiter,   Ilberg,  auf  dessen   treffliche  Zusammen- 

die    Sphinx  als  Todesdämon.     Abb.   32    (Relief  Stellung   des   Stoffes   verwiesen    sei,    geht    ent- 

aus  Tenos,  abgeb.  Roschers  Myth.  Lex.  IV  1370,  schieden  zu  weit,  wenn  er  die  Sphingen  um  der 

hier  nach  einer   von  P.  Jacobsthal  freundlichst  animistischen     Keren-     und     Erinyenhypothese 

geliehenen   Tuschzeichnung   von   Otto,  die    das  willen    als  ursprüngliche   Totenseelen    (Sp. 

Relief  ohne  die  späteren  Zutaten  gibt),  33  (von  1377  ff.)  faßt.    Daß  sie  möglicherweise  auch  ein- 

einer  Vase  aus  Gela,  nach  Monum.  dei  Lincei  XIX  mal  als  solche  gefaßt  wurden,  soU  in  Hinblick  auf 

1908/9,   99   Abb.   8),   34   (von   einer   Prothesis-  die  Ausführungen  ob.  S.  249  f.  prinzipiell  nicht 

Amphora   aus  Athen,   nach  Münch.  Jahrb.   der  für  unmöglich  erklärt  werden, 
bildend.  Kunst  I  1906,  4),  35  (von  einer  Vase        4)  Über  die   Sirenen:   Philol.   L  93  ff.,   über   Ker: 

in  Paris,  nach  de  Ridder,  Catal.  des  vases  peints  Roschers  Mythol.  Lex.  II  1136  ff.,  überErinyen: 

de  la  Biblioth.  nation.   I   187  Nr.   278)  zeigen  ebd.  1 162  ff. 
diesen   Dämon,   wobei   die   Darstellung  von   33        5)  Der  Seelenvogel  in  der  alten  Literatur  und  Kunst, 


und  34  von  Interesse  ist:  strenggenommen  hält  Leipzig  1902. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


247 


der  ihm  ein  leichenfressender  Hadesdämon  war  •),  der  aber,  wie  sein  Name  lehrt, 
einst  mehr  bedeutete  ^),  gab  er  ihm  einen  Geierbalg  unter,  damit  andeutend,  daß  der 
Dämon  in  Geiergestalt  gedacht  wurde  3).  Der  Thanatos  in  Euripides'  Alkestis  4) 
ist  TTTspeu-oc,  auf  einer  Lekythos  des  Britischen  Museums  5)  trägt  er  gewaltige 
Flügel;  der  Oberkörper  ist  von  Flaumfedern  bedeckt  (Abb.  36),  woraus  mit  Recht 
gefolgert  wurde,  daß  der  Todesdämon  einmal  in  Gestalt  eines  Raubvogels  vorgestellt 


Abb.  36.     Befiederter  Thanatos  auf  einer  Lekythos  im  Britischen  Museum. 


')  Paus.  X  28,  7.  Hier  und  da  waren  Hades  oder 
Hekate  selbst  leichenfressend  gedacht  (Dieterich 
Nekyia'  47,  Abt,  Apolog.  des  Apul.  [Relig.  Vers. 
und  Vorarb.  IV]  203). 

')  Der  'Weitwaltende',  der  Todesgott  selber  (Robert 
Nekyia  des  Polygnot  61,  Kern  P.-W.  VI  1340, 
P.  Kretschmer  Mitteil,  der  anthropol.  Gesellsch. 
in  Wien  XXXI  1901,  64).  Die  Wesensverengung 
hat  ihre  Parallele  in  der  der  Medusa  s.  ob.  S.  184. 
Das  Pendant  zu  Eurynomos  istEurynome;  über 
sie  Arch.  Jahrb.  XXVII  1912,  261. 


3)  Polygnot  hat  das  Mittel,  Tiergestalt  durch  ein 
untergelegtes  Sitzfell  anzudeuten,  öfters  verwen- 
det, so,  indem  er  mit  dem  Hirschfell  auf  die  Meta- 
morphose des  Aktaion,  mit  dem  Bärenfell  auf  die 
Bärengestalt  der  Kallisto  hindeutete  (Kyrene  87). 

4)  Alkest.  261  ßXfcüjv  TrrepuiTot  (sc.  Öavaro;)  °Ai8av 
(so  Wilamowitz  bei  Robert  Thanatos  36,  Griech. 
Trag.   III  155,  für  °Ai5t)0. 

5)  Abgeb.  bei  Robert  Thanatos  Taf.  II  (darnach 
unsere  Abb.  36)  =  Heinemann,  Thanatos,  Mün- 
chen 1913,  Taf.  8. 


248 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben, 


wurde').  Will  nun  der  Animismus  auch  den  Thanatos  als  'Seele'  reklamieren? 
Treten  nicht  vielmehr  die  hinwegraffenden  Vögel,  soweit  sie  deutlich  als  Dämonen 
gekennzeichnet  sind,  an  die  Seite  dieses  vogelgestalteten  Todesdämons?  Am  schwer- 
sten begreiflich  ist,  wie  verkannt  werden  konnte,  daß  die  Vorstellung  von  dämonischen, 
d.  h.  von  vornherein  überirdischen  und  außerhalb  der  Sphäre  des  Menschlichen  ge- 
legenen Mächten  in  der  Wurzel  verschieden  sein  muß  von  der  anderen,  die  den  ab- 
geschiedenen Seelen  weiterwirkende  und  schädigende  Macht  beimaß,  und  daß  es 
nicht  angeht,  die  eine  dieser  Grundideen  zugunsten  der  anderen  einfach  zu  eliminieren. 
Nun  bringen  Pferd  und  Hund  ein  neues  Material  hinzu,  und  dieses  stimmt  in  seinem 
Charakter  genau  zu  dem,  was  in  der  Tradition  von  Vogel  und  Ker  vorliegt. 

Nehmen  wir,  wie  wir  rriüssen,  den  Ausgangspunkt  von  der  Tatsache,  daß  der 
Töter  wie  der  Tote  in  der  gleichen  Erscheinungsform  gedacht  wurden,  so  bedeutet 
das,  zunächst  in  der  Sprache  der  Mythologie  gesprochen:  der  Tote,  wenn  er  ein- 
geht in  das  Gefolge  des  Todesdämons,  nimmt  dessen  Gestalt  an,  wird  Pferd  oder 
Hund,  je  nachdem  der  Töter  selbst  in  der  Gestalt  eines  dieser  Wesen  gedacht  wurde. 
So  tritt  Hekabe  als  Hündin  in  den  Schwärm  der  hundsgestalteten  Hekate,  so  werden 
Frau  Gaudes  Töchter  zu  Hündinnen  im  Heere  der  dämonischen  Hündin.  So  laufen 
die  Seelenrosse  im  Geschirr  des  Todesdämons,  der  selbst  als  schlagendes  oder  treten- 
des Pferd  gedacht  werden  konnte.  Abstrahieren  wir  vom  mythischen  Bilde:  der 
Töter  und  der  Tote,  weil  sie  begrifflich  zusammengehören,  treten 
auch  in  der  gleichen  Erscheinungsform  auf;  wir  kommen  in  eine 
Periode  hinauf,  deren  primitives  Denken  zwischen  dem  Töter  und  dem 
Toten  noch  nicht  verstandesscharf  differenziert,  darum  nicht,  weil 
beide  einem  gleichen  Wesenszustande  angehören,  dem  alles  Lebende 
als  eine  geschlossene  Einheit  gegenübersteht.  Weil  die  letzte  Wurzel 
eine  einheitliche  ist,  geht  der  Töter  als  Pferd  um  ^)  wie  der  Tote,  kläffen  die 
Totenseelen  als  Hunde  im  Gefolge  der  dämonischen  Hündin,  entflattert  die  Seele 
als  Vogel,  wie  der  Dämon  als  Vogel  den  Sterbenden  hinrafft;  darum  ist  Ker  mit 
den  mörderischen  Krallen  ein  Dämon  und  kann  zugleich  auch  die  Seele,  die  zum 
Totenfeste  geladen  wird,  Ker  heißen;  darum  auch  erscheinen  die  j^Uovioi  gleicher- 
maßen wie  die  Toten  in  der  Gestalt  der  Schlange  3).  Darum  auch  gleichen  sie  ein- 
ander im  Wesen  und  ist  die  Seele  blutdürstig  wie  der  Todesdämon  nach  Blut  ver- 
langt 4).    Noch  in  Zeiten,  wo  sie  alle  anthropomorphe  Gestalt  angenommen,  bildet 


•)  Lung  Memnon  76,  Heinemann  77. 

=)  K.  Helm  Altgerman.  Religionsgesch.  I  211  f. 
glaubt  auch  im  Germanischen  einen  pferdegestal- 
■teten  Totenführer,  ein  dämonisches  Roß,  das  im 
Sturm  die   Seelen  führt,  zu  erkennen. 

3)  Waser  Arch.  für  Religionswiss.  XVI  1913,  354  ff., 
Küster  Die  Schlange  62  ff. 

4)  Für  das  Altertum  z.  B.  Crusius  Roschers  Myth. 
Lex.  n  Ii6if. ;  auch  die  Leuktrides,  wenn  sie 
als  Wölfe  erscheinen,  sind  den  Feinden  ein  |jLrjvt[j.a 
(ob.  S.  238,  20).    Aus  dem  Germanischen  einige 


Parallelen  speziell  für  das  Pferd:  nach  ostpreußi- 
schem Glauben  ist  es  schlimm,  wenn  ein  Reiter 
einem  Leichenzug  begegnet;  denn  er  nimmt  die 
Seele  des  Toten  zurück  ins  Dorf  und  diese  holt 
noch  jemanden  (Wuttke-Meyer 3  469).  Läuft  ein 
Roß  in  den  Hof,  so  heißt  es,  der  zuletzt  Ver- 
storbene habe  es  gesandt  (v.  Negelein  XH  380); 
nach  Luxemburger  Sage  ist  das  weiße  Pferd  eine 
verwünschte  Prinzessin;  wer  das  Tier  besteigt, 
mit  dem  reitet  es  auf  Nimmerwiedersehen  davon 
(Tobler  S.  49  f.).     In  Ibsens  Rosmersholm  be- 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


249 


die  Kunst,  aus  der  Empfindung  heraus,  daß  zwischen  den  /ftoviii  und  den  Toten 
etwas  Verwandtes  ist,  die  Toten  in  Darstellungen,  die  mit  denen  der  yöovioi  geradezu 
identisch  sind;  so  thronen  auf  den  spartanischen  Stelen  die  Toten  wie  die  Unter- 
weltsgötter in  gleicher  Erhabenheit,  die  gleichen  Attribute  in  der  Hand,  von  dem 
gleichen  Zuge  von  Adoranten  verehrt ').  Darum  auch  sind  der  Kult  der  Chtho- 
nioi  und  der  Toten  in  ihren  älteren  Formen  nahezu  identisch  ^).  Es  sei  auch  auf  eine 
Analogie  verwiesen,  die  die  Lebenden  angeht:  um  die  Gemeinschaft  mit  dem  in 
Tiergestalt  gedachten  Gotte  herzustellen,  verkleiden  sie  sich  in  Kulttänzen  in 
die  Tiergestalt  ihres  Gottes  3),  treten  ihre  Priester  als  ntirot,  iriüXoi,  TOiüpoi,  äpxTOi 
usw.  auf  4)  —  der  alte  Drang  des  Menschen  nach  der  öixotojs'.?  flstö  5). 

Wenn  so  die  letzten  Zusammenhänge  aufgefaßt  und  die  Möglichkeiten  bedacht 
sind,  daß  die  Tierbildung  sowohl  dem  Töter  wie  dem  Toten  eignet,  wird  man  mit 
freierem  Blick  über  das  einzelne  urteilen  und  ein  überscharfes 'Entweder— Oder' meiden 
können.  Wenn  die  Dämonen  als  Rosse  gedacht  werden  und  ebenso  die  Toten,  so  sind 
im  'Gespann  des  Hades'  prinzipiell  roßgestaltete  Dämonen  so  gut  wie  Tote 
in  Roßgestalt  vertreten^);  ebenso  werden  in  dem  gespenstigen  Heere  hundsge- 
staltete Dämonen  und  hundsgestaltete  Tote  gleichermaßen  schwärmen  7).  Wenn  auf 
attischen  Grabmälern,  die  für  ihre  Zeit  nur  noch  symbolisch  zum  Ausdruck  bringen. 


deutet  das  Erscheinen  der  stutengestalteten  Toten 
Unheil  (ob.  S.  234).  In  der  wilden  Jagd  werfen 
die  Toten  von  ihren  Rossen  Sättel  auf  das  Dach; 
in  dem  Haus  muß  flugs  einer  sterben  (Panzer, 
Bayer.  Sagen  und  Bräuche  II  437),  die  Seelen, 
Hunde  im  wilden  Heer,  fallen  Lebende  an 
(Grimm  Myth.4  768).  An  das  Leonorenmotiv  sei 
nur  erinnert. 

•)  Bekanntlich  wurden  sie  anfangs  auch  als  Hades 
und  Persephone  erklärt  (Milchhöfer  Athen.  Mitt. 
II  1877,  304  ff.,  458  £E.),  bis  die  Exemplare  mit 
Namensinschriften  bekannt  wurden  (Milchhöfer 
a.  gl.  O.  IV  1879,  163,  Arch.  Ztg.  XXXIX  1881, 
293  ff.,  Furtwängler  Athen.  Mitt.  VII  1882,  164, 
168,  Kekule  Griech.  Skulpt.  42  ff.,  Tod  and  Wace, 
Catalog.  of  the  Sparta  Mus.  108  ff.)  Tote  im  Typus 
des  Götterbildes  dargestellt:  Rodenwaldt  Arch. 
Jahrb.  XXVIII  1913,  324. 

»)  Nachgewiesen  von  Stengel  Opferbr.  der  Griech. 
144. 

3)  Nilsson  Neue  Jahrb.  XXVII  191 1,  677  ff.,  Wila- 
mowitz  a.  gl.  O.  XXIX  1913,  466,  474,  Kern 
Herrn.  XLVIII  1913,  318  f.  Zuweilen  genügt 
noch  der  Name,  wie  in  Sparta,  wo  zwei  Mädchen, 
die  in  einer  Prozession  zu  Ehren  der  Leukippides 
auf  einem  Bronzegestell  getragen  wurden,  nütKoi 
AeuxiTTirßcuv  hießen  (Hes.  s.  v.  rüiXta,  Wilamo- 
witz  bei  Wiegand  Athen.  Mitt.  XXIX  1904,  297). 
In  den  öfters  erscheinenden  Wesen  mit  Pferde-, 


Esel-,  Schweinskopf  wollte  Cook  Journ.  hell, 
stud.  XIV  1894,  148  kostümierte  Personen,  Per- 
drizet  Bull.  corr.  hell.  XXIII  1899,  636  Dämonen 
sehen;  wenn  wir  die  Mischgestalten  von  den 
Inselsteinen  (Abb.  37  nach  Journ.  hell.  stud.  XIV 
1894,  138  Abb.  18,  aus  Phigaleia),  die  weiblichen 
Terrakotten  von  Lykosura  mit  Kuh-  und  Schaf- 


Abb.  37.     Inselstein  aus  Phigaleia. 

köpf  (Perdrizet  a.  a.  0.)  und  die  Bronze  von 
Petrobuni  (Hiller  von  Gaertringen  und  Latter- 
mann  Arkad.  Forschungen  S.  41,  Taf.  13,  3) 
hinzunehmen,  werden  wir  eher  an  Dämonen  den- 
ken. Verwandtes  stellt  Karo  Arch.  für  Religions- 
wiss.  VII  1904,  152  ff.  zusammen. 

4)  Wide  Athen.  Mitt.  XIX  1894,  281  f.,  Gruppe 
Griech.  Myth.   1598,  3. 

5)  Theät.  176  B  u.s.;  vgl.  Campbell  z.  St. 

')  Die  Einzelnachweise  für  Dämonen  ob.  S.  209, 
für  Tote  216. 

7)  Nicht  immer  geben  die  kurzen  Schriftsteller- 
zeugnisse  volle    Klarheit;   so   spricht   Aristoph. 


2 CO  L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


daß  hier  die  Stätte  des  Todes,  der  Ort  der  Toten  ist,  die  Sirene  erscheint,  werden 
wir  uns  erinnern,  daß  sie  nach  alter  Tradition  Todesvogel  wie  Totenvogel  war;  wenn 
wir  einer  Gorgo  am  Grabsockel  begegnen  '),  werden  wir  neben  der  Fülle  der  Zeug- 
nisse, die  für  die  Gorgonen  als  Dämonen  sprechen,  die  Möglichkeit  nicht  ausschließen, 
daß  auch  einmal  die  Seele  in  dieser  DarstcUungsform  gedacht  werden  konnte: 
ward  sie  doch  auch  Kcr  genannt,  und  die  Typen  von  ,Keren,  Gorgonen,  Harpyien 
usw.  sind  in  ständigem  Flusse  ^).  Dem  einzelnen  Objekt  gegenüber  werden  wir 
öfters  auf  die  konkrete  Benennung  verzichten,  in  dem  Bewußtsein,  um  so  schärfer 
die  Möglichkeiten  zu  fassen  3). 


Gespenstige  Mächte,  wie  es  der  Töter  und  der  Tote  sind,  fanden  in  dem  Rosse 
ihre  Erscheinungsform.  Das  Scheuen  und  Zittern,  Bäumen  und  Schnaufen  des 
Tieres  4),  der  nächtliche  Schweiß,  das  Wiehern,  mit  dem  man  das  Lachen  Wahn- 
sinniger verglich  5),  der  feine  Instinkt,  mit  dem  es  Gefahren  ^),  selbst  Geister  wittern 
zu  können  schien,  so  daß  man  ihm  die  Gabe  der  Weissagung  zuschrieb  "),  gaben 
dem  Volksglauben  Anlaß,  im  Pferd  überirdische  Gewalten  verkörpert  zu  sehen; 
Sagen  und  Aberglauben  steigerten  die  natürlichen  Anlagen  des  Tieres,  wenn  sie  von 
glühenden,  tellergroßen  Augen,  vom  unheimlichen,  Tod  kündenden  Blicke  ^), 
vom  feuerschnaubenden  Atem  erzählten  9).  'Mopjx««,  Sot/vit  r--o;*,  schreckt  noch  die 
Kinderstube  die  Kleinen  (Theokr.  XV  40) ;  'huhu,  Hottepferd  beißt',  heißt  es 
bei  uns.  Ebenso  ließ  der  Instinkt  des  Hundes  ihn  als  geistersichtig  erscheinen  ">), 
sein  Geheul  klang  Unheil  und  Tod  kündend  ");  dazu  war  er  Aastier.  Schon  darin, 
daß  die  Tiere,  miteinander  alternierend,  Sitz  der  Dämonen  und  Seelen  werden, 
ergibt  sich,  daß  es  auf  das  einzelne  Tier  nicht  ankommt.     Von  einer  'chthonischen 


Frösche  472   (nach  Wilamowitz  Her.^  I   157  aus  so  gut  gemeint  sein  wie  ein  Toter,  der  eine  andere 

Kritias)  von  i:eptopO(j.oi  Kujx'jtoO  vcivec    Sie,  wie  Seele  holt. 

meist  geschieht,  auf  die  Erinyen  zu  deuten,  liegt  4)  Vergil  Georg.    III  84  f.   micat  auribus  et  tremit 

kein  Grund  vor;  gemeint  sind  die  Wesen,  die  als  artus   collectumquc   tremens   volvit   sub   naribus 

x'jvEt  im  Gefolge  des  K'JvrjY^xr;;,  des  Jägers  Tod  ignem. 

(s.  ob.  S.  196, 3)  erscheinen :  dämonischeWesen  oder  5)  Hippokr.  de  morbo  sacro   i  (VI  360  L). 

Totenseelen.       Auch     in    den     hundsgestalteten  ')  2   223  ff.    als  .-Schills  Stimme  ertönt,  wenden  die 

rovrjpol    oo[(|aove;     des     Porphyrios     (bei    Euseb.  Pferde,   0330VTC1  yio  Äysa   il'jfj.(i). 

Praep.  evang.  IV  23  7  f.)  wird  beides  stecken.  7)  Achills    weissagende    Rosse    (T  404  ff.),    für   die 

')  ob.  S.  222.  Germanen  Tacitus  Germ.  10,  Saxo  Gramm.  II  826 

')  Furtwängler    in    Roschers    Myth.    Lex.    I    1707,  mit  den  von  MüUer-Velschow  zitierten  Parallelen. 

Weicker  ebd.   IV  626  f.  8)  v.  Negelein  XI  414,  Freytag  51,  62. 

3)  Das  gilt  auch  für  den  modernen  Volksglauben.  9)  Freytag  37.    Der  Volksaberglaube  hielt  sogar  an- 

Das  weiße  Roß  der  Idesfelder  Hardt  rennt  nacht-  einandergereihte  Pferdezähne  für  ein  Mittel,  das 

lieh   feuerschnaubend   an   den    Totenhügeln    hin  Zahnen  zu  fördern  (Plin.   sec.   de  medic.   p.   28, 

undspringt  Vorübergehenden  todbringend  auf  die  16  R.,  Kropatschek  de  amuletis,  Münster  1907, 

Schulter  (Freytag  62),    wenn    jemand    plötzlich  22). 

stirbt,  heißt  es,  das  weiße  Roß  habe  ihn  mit  dem  "°)  r.  162,   wo   die  Hunde  Athenes  Ankunft  wittern; 

Hufe   getroffen    (a.   gl.    0.    51):   in   solchen   und  Theokr.   II  35. 

ähnhehen  Fällen  kann  ein  Dämon  in  Roßgestalt  ")  A.  Kuhn  Sagen,  Gebr.  und  Märch.  Westfalens  II 51. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


251 


Natur'  des  Pferdes  als  Ausgangspunkt  eines  chthonischen  Kultes  zu  reden,  ist  wider- 
sinnig; umgekehrt  kann  sogar,  nachdem  einmal  das  Pferd  zum  Sitz  für  Dämonen 
geworden,  der  Nix,  der  im  See  haust,  pferdegestaltig  gedacht  werden  ■),  ohne  daß 
die  Zoologie  daran  Anstoß  nimmt.  Und  nicht  nur  dämonische,  im  Gegenteil  auch 
lichte  Gestalten  hat  die  alte  Religion  im  Pferdeleib  umgehen  lassen,  indem  sie  dabei 
die  strahlende,  lichte  Erscheinung  des  weißen  Pferdes  für  würdig  befand,  zum 
Träger  des  Göttlichen  zu  werden.  So  ist  die  Sonne  nach  altem  indogermanischem 
Glauben  als  weißes  Roß  über  den  Himmel  gestürmt  ^),  woraus  nach  einer  uns  be- 
kannten Entwicklung  Helios  mit  dem  Gespann  weißer  Rosse  geblieben  ist;  so 
erscheinen  die  rettenden  Zeussöhne,  die  Dioskuren,  als  Xsuxiu  ttwXiu  3),  dann  als 
XsuxoTtwXot  4),    ihre  weiblichen  Partnerinnen  als  'Schimmelstuten',  Leukippides  5). 


Abb.  38.     Stele  des  Nebuchadrezzar  aus  Abu  Habbah. 


Der  Glaube,  daß  die  großen  Götter  in  Roßgestalt  erscheinen,  ist  nicht  auf 
Hellas  beschränkt;  die  Agvins  sind  Sprößlinge  der  Stute  Saranyu,  also  selbst  einst 
Rosse*);  ebenso  sprechen  die  vedischen  Hymnen  von  Agni  als  Roß  und  geht  ein 
Roß  voran,  wenn  das  frische  Feuer  nach  Osten  geführt  wird;  im  Roß  ist  der  Gott 
selber  geborgen  7).  Auch  das  'Wasserkind'  wurde  'reich  an  schnellen  Rossen'  genannt, 
was  auf  alte  Roßbildung  führt  ^).    Dem  entsprechend  sind  auch  Pferdeopfer  für  die 


')  Beispiele  bei  Grimm  Myth.4  406,  Helm,  Altgerman. 
Religionsgesch.  I  206,  Simrock  Deutsche  Mythol.3 
431,  Meyer-Wuttke  3  48  f.,  v.  Negelein  Teutonia 
a.  a.  0.  70  ff. 

")  Bastian,  Die  Seele  als  Erscheinungsform  108,  Olden- 
bergRelig.  des  Veda  81, 238  die  Sonne 'das  schöne, 
weiße  Roß',  E.  Meyer,  Gesch.  des  Altert.  I  23, 
860,  872.  Für  die  Germanen  Helm  a.  a.  0.  I  177, 
186.  Nach  Tacitus  German.  45  glaubten  die  am 
Meer  wohnenden  Suionen,  bei  der  aufgehenden 
Sonne  formas  equorum  zu  erblicken. 

3)  So  der  Kultname  in  Theben  nach  Euripides'  An- 
tiope  (Wilamowitz  Herrn.  XXVI  1891,  242,  Her.' 
11  14). 


4)  Die  Stellen  bei  Pfister  Reliquienkult  I  311, 
1015. 

5)  Wilamowitz  Textgesch.  der  Bukol.  188,  i,  bei 
Wiegand  Athen.  Mitt.  XXIX  1904,  297.  Ob  die 
neuentdeckte  Artemis  Polo  auf  Thasos  (Macridy 
Arch.  Jahrb.  XXVII  1912,  8,  li)  selbst  als  itwXo; 
gedacht  worden  ist,  läßt  sich  nicht  sicher  be- 
stimmen. 

')  Oldenberg,  Religion  des  Veda  68,  73,  Wilamowitz 
Herakl.2  II  14  f.,  E.  Meyer  Gesch.  des  Altert. 
I  2  3,  910,  915  f. 

7)  Oldenberg  77  f. 

8)  Oldenberg  118. 


252 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


vedischen  Inder  bezeugt');  charakteristisch  für  die  hohe  Wertung  des  Tiers  ist 
das  Lied  für  das  Roßopfer  *),  in  dem  gewünscht  wird,  das  geschlachtete  Roß  möge 
in  den  Himmel  zu  Vater  und  Mutter  eingehen,  ganz  wie  man  dies  einem  Menschen 
wünscht.  Auch  furchtbare  Gewalten  scheinen  mit  dem  Pferde  verbunden  zu  sein ; 
so  soll  Kali,  die  'Schwarze'  3),  die  Pest-  und  Todbringende,  gleich  Hei  auf  einem 
dreibeinigen  Pferd  durch  die  Lande  reiten  +) ;  ihr  gewöhnliches  Tier  ist  der  Tiger. 

Ist  hier  die  dämonische  Macht  als  Pferd 
oder  zu  Pferde  ersichtlich,  so  ist  es  dem  In- 
«h  G^\ä^^Hb'  rk      'lischcn   auch   nicht  fremd.    Tote   in  Tieren 

uLt— ^—-TTi»  ^^Y^^\)^  'Im      verkörpert  zu  denken;  einiges  führt   Olden- 

Eili^XlvÖ'J' .    .^^  ,'w^««S      berg  5)  an;  das  Pferd  allerdings  ist  kaum  be- 

teiligt; nur  als  eine  Wiedergeburtsform  ab- 
steigenden Grades  höherer  Ordnung  wird  es 
im  'Königsbuch'  des  Mannsmrtih  (i2,  43) 
genannt,  uncharakteristisch  neben  anderen 
Tieren '').  Erinnert  sei  daran,  daß  auch  aus 
dem  alten  Ägypten  Zeugnisse  für  die  An- 
schauung, daß  Menschen  nach  dem  Tode  in 
Tierleib  erscheinen,  vorliegen  7). 

Ähnliche  Begriffsbildungen  wie  im  In- 
dischen begegnen  auch  in  nordischer  Sage; 
hier  gebiert  Loki  als  Stute  von  dem  Riesen - 
pferd  Swadilfar  das  Götterroß  Sleipner  *), 
als  Odinssöhne  gelten  die  mythischen  Führer 
der  Angelsachsen,  die  das  Roß  im  Namen 
tragen,  Hengist  und  Horsa  9).  Als  heiliges 
Tier  des  Swantowit  gilt  den  Einwohnern  von 
Rügen  ein  weißes  Roß,  das  nur  die  Priester 
berühren  durften;  auf  ihm  ritt  des  Nachts  der 
Gott;  wie  Saxo  berichtet,  'eius  rei  praecipuum 
argumentum  exstabat,  quod  is,  nocturno  tempore  stabulo  insistens,  plerumque 
mane  sudore  ac  luto  respersus  videbatur'  •"),  anderwärts,   wie  in  Stettin,  war  das 


Abb.  39. 


Assyrische  Bronzestele,  erworben  in 
Nordsyrien. 


■)  Zimmer  Altindisches  Leben  72,   Schrader   Real- 
lexik, der  idg.  Altertumsk.  624. 
')  Rigveda  i,  163,  13. 

3)  Schlagintweit  Indien  I  169. 

4)  Keller  Ant.  Tierwelt  I  248, 

5)  Relig.  des  Veda  562  ff. 

')  Herrn  Prof.  K.  Geldner  bin  ich  für  gütige  Aus- 
kunft zu  Dank  verpflichtet,  Herr  Dr.  C.  Kappus 
hat  mir  wiederholt  wertvollen  Bescheid  erteilt. 

7)  E.  Meyer  I  i  3  109,  2  3,  80,  86.  E.  Meyer  erklärt 
die  Identität  der  theriomorphen  Tiergestalt  für 

">)  Saxo  hist.  Dan.  II 


Götter  und  Tote  in  Ägypten  so,  dal3  der  Tote  die 
Gestalt  des  Stammgottes  annimmt,  in  dessen 
Schutz  er  als  Lebender  gestanden.  Da  für 
Hellenen  und  Germanen  Pferd  und  Hund  als 
Stammgötter  nicht  in  Betracht  kommen,  muß 
hier  die  Entscheidung  anders  fallen  und  wurde 
oben  aus  der  inneren  Zusammengehörigkeit  her- 
geleitet, die  zwischen  dem  Töter  und  dem  Toten 
besteht. 

')  V.  Negelein  XI  419. 

9)  Reinach,  Cultes,  mythes  et  religions  III  140. 
826  MüUer-Velschow. 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben. 


253 


heilige  Roß  schwarz   und  von  wunderbarer   Größe,    als  Tier   des  Gottes   mit   dem 
Geschenk  der  Weissagung  begabt '). 

Nach  Mesopotamien  und  Ägypten  ist  das  Pferd  nach  Ausweis  der  bildlichen 
Zeugnisse  verhältnismäßig  spät  gelangt.  Mit  Hilfe  der  Denkmäler  können  wir  auch 
für  Vorderasien  nicht  über  das  dritte  Jahrtausend  hinauskommen;  andere  Zeugnisse 
scheinen    zu    fehlen.      Die    ältesten   bisher  bekannten   Darstellungen   entstammen 


Abb.  40.     Knossischer  Siegelabdruck. 


Siegeln  und  Tontafeln  aus  Kültepe  (Kappadokien)  im  dritten  Jahrtausend  ^),  die 
älteste  Erwähnung  in  Sinear  findet  sich  in  einem  altbabylonischen  Briefe,  der  in  die 
Zeit  Chammurapis  gesetzt  wird  3);  nach  Ägypten  ist  das  Pferd  erst  im  zweiten  Jahr- 
tausend gedrungen  *).     Dem  entsprechend  spielt  das  Pferd  in  diesen  Ländern  auch 

E.  Meyer  Gesch.  des  Altert.  I  2  3,  613,  651  f.,  654. 

Ungnad  und  B.  Meißner  (Mitteil,  der  Vorderasiat. 
Gesellsch.  XVIII  1913,  i  ff.),  der  neues  Material 
beibringt,'  halten  das  Pferd  in  Babylonien  mög- 
licherweise für  älter  als  die  Zeit  Chammurapis. 
Ich  verdanke  den  Hinweis  Herrn  Dr.  E.  Herzfeld. 


')  Vita  S.  Ottonis  II  32  und  das  übrige,  bei  MüUer- 
Velschow  aus  germanischem,  slavischem,  skan- 
dinavischem Glauben  beigebrachte  Parallelmate- 
rial. 

')  E.  Meyer,  Reich  und  Kultur  der  Chetiter,  1914, 

54  f. 
3)  Ungnad  Orientalist.  Literaturztg.  X  1907,  638  f.,        4)  Schnittger    Prähist.     Zeitschr.     II     1910,     176, 


E.   Meyer  I  2  3,  64,  442. 


254  ^'  ^"It'»!  ^'^  Pferd  im  Totenglauben. 


in  den  religiösen  Vorstellungen  eine  geringe  Rolle;  es  ist  schon  von  Eduard  Meyer 
gefolgert  worden,  daß  in  der  babylonischen  Urgeschichte  bei  Bcrossos  die  pferd- 
gestalteten  Dämonen  unursprünglicher  Einschub  sind  ').  Als  alleinstehendes  Beispiel 
religiöser  Verehrung  des  Pferdes  in  Babylonien  führt  F.  Poulsen  -)  die  Darstellung 
der  Nebuchadrezzarstcle  von  Abu  Habbah  an  (Abb.  38),  wo  der  Pferdekopf  auf  einem 
Altar  in  einem  heiligen  Bezirk,  also  religiös  verehrt  sei;  ein  löwenköpfiger  Dämon 
über  einem  Pferd  erscheint  auf  einem  assyrischen  Bronzerelief,  dessen  unterster 
Streifen  eine  Darstellung  aus  der  Unterwelt  geben  soll  (Abb.  39)  3).  Auch  in  Kreta, 
wohin  das  Pferd  nicht  vom  griechischen  Festlande,  sondern  aus  ägyptisch-orien- 
talischem Kulturkreise  gekommen  zu  sein  scheint  4),  sind  Pferdedarstellungen  selten; 
nicht  sicher  gedeutet  ist  noch  die  Darstellung  eines  gewaltigen  Rosses  auf  einemknossi- 
schen  Siegelabdruck  (Abb.  40)  auf  oder  neben  einem  Schiffe  5);  auf  dem  Sarkophag 
von  Hagia  Triada,  auf  dem  man  den  'Toten'  *)  von  einem  Pferdegespann  gezogen 
glaubte,  sind  nach  Mercklins  7)  und  Rodenwaldts  *)  Beobachtung  Pferde  nicht  dar- 
gestellt; auch  in  den  kretischen  Stierspielen  wurden,  im  Gegensatz  zu  den  thessa- 
lischen,  Pferde  nicht  verwendet  9).  In  den  religiösen  Bildungen  der  kretischen 
Religion  finden  wir  denn  auch  Taube,  Schlange,  Löwe  ">),  nicht  das  Pferd.  Die 
Phantasie  der  Völker  Vorderasiens  und  der  mit  ihnen  verbundenen  Länder  war  mit 
anderen  religiösen  Konzeptionen  gefüllt  "),  ehe  das  Pferd  bei  ihnen  Eingang  fand. 
Um  so  stärker  ist  die  Rolle,  die  es  bei  den  indogermanischen  Völkern  hat,  bei 
denen  das  Tier  seit  alters  einheimisch  war  '^) ;  auch  die  Hellenen  haben  das  Pferd 
von  Norden  her  empfangen;  wir  begegnen  seinen  Darstellungen  von  der  mykeni- 
schen  Zeit  her  '3).     Darum    aber    von    einem    'indogermanischen    Gedanken*    zu 


')  Gesch.  des  Altert.  I  23,  442.  7)  Der  Rennwagen   in   Griechenland  18    denkt    an 

')  Arch.  Jahrb.  XXVI 1911,  238;  daher  uns.  Abb.  38.  ein  Maultierpaar. 

3)  Perrot-Chipiez  Hist.  de  l'art  II  364;  darnach  «)  Athen.  Mitt.  XXXVII  1912,  139,  2,  Tiryns  II 
uns.  Abb.  39,  Furtwängler  Samml.  Sabour.  I  106,  i  hält  die  Tiere  möglicherweise  für  kre- 
25,  5.  tische  Bergziegen. 

4)  E.  Meyer  I  2  3,  442.  9)  Reichel  Athen.  Mitt.  XXIV  1909,  95,  97. 

5)  Evans     Ann.     Brit.     school    XI     1904/05,     13  ■")  Prinz  Athen.  Mitt.  XXXV  1910,  1563. 
(darnach  unsere  Abb.  40),  nach  Nilsson  Götting.  ")  E.  Meyer  I  2  3,  442,  455,  757. 

Anz.  1914,  526  ein  Zeugnis  des  Importes  nach  '»)  E.  Meyer  I  2  3,  651  f.,  860,  882,  904.  Über  das 
Kreta;  dazu  der  (unpublizierte)  Siegelabdruck  Alter  des  Pferdes  im  Norden  Schnittger  Prähist. 
aus  Hagia  Triada,  entstammend  der  ersten  Ztschr.  II  1910,  174  ff-,  180,  E.  Meyer  I  2  3,  8:9, 
spätminoischen  Periode,  mit  Gespann  vor  822,  Helm  Altgerm.  Religionsgesch.  I  206,  82. 
einem  Wagen  (Rodenwaldt  Tiryns  II  106).  Für  die  Darstellungen  des  Pferdes  in  den  prä- 
Pferd auf  tönernen  Schrifttäf eichen:  Mercklin,  historischen  Höhlen  Frankreichs  und  Spaniens 
Rennwagen  15  ff.,  Rodenwaldt  Athen.  Mitt.  zur  Zeit  des  Magdal^nien  neues  Material  bei 
XXXVI  191 1,  240,  2,  Evans  Script.  Min.  I  42  £f.  P.  Paris  Promen.  arch^ol.  en  Espagne  1910,  21  ff., 
Pferdeknochen  inTylisos;  Hatzidakis  '.Xpy.'Etprjfx.  33,  Arch.  -Anz.  1912,  427;  1914,  321,  Abbe  Breuil 
1912,  231.  Rev.  arch.  XIX  1912,  196  f.,  211.    Für  die  Zeit- 

6)  Wilamowitz    Liter.    Zentralbl.    1909,    1571,    zu-  bestimmung  E.   Meyer  I  23,  246  f.,  938. 

letzt   Rodenwaldt  Athen.  Mitt.  XXXVII  1912,  '3)  Fragmentierte    Fresken    aus    dem    Palast    von 

139,  i  bemerken,  dai3  vielmehr  göttliche  Wesen  Mykene  'Etp.  5<p-/.  1887  Taf.  XI,  ergänzt   durch 

dargestellt  sind.  Rodenwaldt      Athen.      Mitt.      XXXVI      1911, 


L.  Malten,  Das  Pferd  im  Totenglauben.  255 

Sprechen  •),  erscheint  verfrüht;  gleiche  Verwendung  konnte  das  Tier  in  religiöser  Be- 
griffsbildung überall  finden,  wo  es  heimisch  war.  So  hat,  um  nur  ein  Beispiel  zu  geben, 
das  Pferd  in  der  vorbuddhistischen  Religion  Japans,  dem  Shinto,  einen  festen  Platz; 
den  Göttern  werden  weiße  Pferde  geweiht,  in  den  größeren  Shintotempeln  pflegt  ein 
besonderer  Raum  zu  sein,  in  dem  das  heilige  Pferd  gezogen  wird,  öfters  finden  sich 
darin  lebensgroße  hölzerne  oder  bronzene  Pferdefiguren  ^).  Im  Nihongi  wird  bei 
einem  Ereignis  kriegerischer  Art  besonders  verzeichnet,  daß  'ein  Pferd  von  selbst 
Tag  und  Nacht  um  die  goldenen  Ställe  eines  buddhistischen  Tempels  (in  Kudara) 
herumlief  und  bloß  beim  Grasfressen  stille  stehen  blieb'  3).  Auch  gab  man  den  toten 
Fürsten  Terrakottafiguren  eines  gesattelten  Pferdes  mit  ins  Grab  4)  und  opferte  den 
Toten  Tiere,  die  aus  Gurken  oder  weißen  Eierfrüchten  gebildet  wurden  5),  alles 
zum  Ersatz  für  ursprüngliche  Tieropfer  ^).  Man  muß  also  auch  hier  am  Pferd 
Züge  entdeckt  haben,  die  es  als  geeignet  erscheinen  ließen,  mit  Göttern  und  Ver- 
storbenen in  Beziehung  gesetzt  zu  werden;  welche  Ideen  im  einzelnen  damit 
verbunden  waren,  kann  nur  auf  Grund  genauer  Kenntnis  des  Landes  und  seiner 
religiösen  Vorstellungen  beantwortet  werden. 

Berlin.  Ludolf   Malten. 

231  ff.,     236,     von     der    Akropolis    in     Mykene  ')  v.  Negelein  XI  406. 

a.  gl.  O.  239  ff.,  246,  249.  Malereien  ausTiryns:  ^)  Aston  Shinto  60  f.,  E.  Schiller  Shinto  1911,  50, 
Wagenfries     sowie    Fragpiente    von   Gespannen  Rathgen  Staat  und  Kultur  der  Japaner  22. 

und  Pferdeköpfe  aus  dem  älteren  Palast,  Tiryns  3)  Nihongi  übers,  und  erkl.  von  K.  Florenz  Mitteil. 

11  10  fi.,  12,  15,  Jagdfries  aus  dem  jüngeren  der  Deutschen Gesellsch.  für  Natur- und  Völkerk. 
Palast,  II  96  ff.,  103  ff.,  162.  Goldring  aus  dem  Ostasiens.  Suppl.  zu  Bd.  VI  1897,  Buch  26  S.  13. 
4.   Schachtgrab    in    Mykene,    beste    Abbildung  4)  Abbild,  bei  Rathgen  S.  16  Abb.  16.  • 

Tiryns  II    105;   Sardonyx  aus   Vaphio  Mercklin  S)  Rathgen  22. 

Rennwagen  2,   mykenische  Grabstelen  a.  gl.  0.  ')  Münsterberg  Japan.  Kunst  4.     Für  Literaturhin- 

7  ff.,   Gemmen  11  ff.,     mykenische     Tonmodelle  weise  bin  ich  Herrn  Dr.  E.  Walter  zu  Dank  ver- 

12  ff.,  Vasenbilder  2off.  pflichtet. 


Nachtrag  zu  Seite  221.  —  Nach  Abschluß  des  Reindrucks  gehen  dank  der  Direktion 
des  Athener  Nationalmuseums  durch  G.  Karos  freundliche  Vermittelung  zwei  Photo- 
graphien ein:  Abb.  41,  die  viel  genannte,  noch  unpublizierte  Aristionvase  (Ephem.  arch. 
1838,  130,  18,  Conze  Grabrel.  S.  4,  weitere  Literatur  oben  S.  221),  und  Abb.  42,  eine 
neue  Aufnahme  der  Amphora  Ant.  Denkm.  I  47. 

Nachtrag  zu  Seite  230!.  —  Die  Andeutung  der  Anthologie  ist  gegeben  auf  den 
Reliefs  bei  Orsi  Bollet.  d'arte  III  1909,  465,  33;  466,  35;  daher  sind  die  Darstellungen 
im  Typus  uns.  Abb.  22  und  23  wohl  eher  als  auf  die  Entführung  einer  Toten  mit  Orsi 
und  Pagenstecher,  Eros  und  Psyche  (Sitzungsber.  Heidelb.  Akad.  191 1)  15!.  auf  den  Raub 
der  Köre  zu  deuten. 


Abb.  41.     Aristionvase  im  Athener  Nationalmuseum  (CoUignon-Couve  662). 


Abb.  42.     Pferdekopfamphora  im  Athener  Nationalmnseum  (CoUignon-Couve  661). 

Berlin.  Ludolf  Malten. 


Archäologischer  Anzeiger 

Beiblatt 
ZUM  Jahrbuch  des  Archäologischen  Instituts 

1914.  I. 


BERICHT  ÜBER  ARBEITEN  IM  MU- 
SEUM VON  KASSEL. 

Die  Kasseler  Antikensammlung  verdankt 
ihre  Entstehung,  wie  viele  andere  Museen, 
dem  Sammeleifer  der  Fürsten.  Unter 
den  Naturalien,  Kunstuhren  und  astronomi- 
schen Instrumenten  befanden  sich  schon  im 
XVII.  Jahrhundert  in  der  Kunstkammer 
der  hessischen  Landgrafen  einige  griechi- 
sche Reliefs  und  Inschriften,  die  hessische 
Truppen  aus  Athen  mitgebracht  hatten, 
nachdem  sie  dort  im  Dienst  der  Venezianer 
geholfen  hatten,  den  von  den  Türken  als 
Pulvermagazin  benutzten  Parthenon  in  die 
Luft  zu  sprengen  (vgl.  Ath.  Mitt.  XXXV 
1910,  I  ff.).  Im  Jahre  1700  brachte  Land- 
graf Karl  aus  Italien  antike  Bronzen  und 
Gemmen  mit.  Wilhelm  VIII.  erwarb  in 
Holland  neben  den  Hauptschätzen  der  Ge- 
mäldegalerie eine  große  Antikensammlung, 
die  leider  hauptsächlich  aus  Fälschungen 
besteht.  Die  wichtigsten  Antiken  erwarb 
der  Landgraf  Friedrich  IL,  der  Zeitgenosse 
und  treue  Anhänger  Friedrichs  des  Großen. 
Er  hatte  einen  tätigen  Agenten  in  Frank- 
furt, den  Legationsrat  Schmidt  de  Rossau. 
Dieser  erwarb  nicht  nur  in  Frankfurt  und 
auf  Reisen  den  Rhein  herauf  ganze  Privat- 
sammlungen und  einzelne  Stücke  aus  dem 
Kunsthandel,  sondern  grub  auch  selbst  auf 
Kosten  des  Landgrafen  in  Heddernheim, 
Praunheim  und  Nieder-Ursel  aus,  so  daß  sich 
ziemlich    viel    provinzielle     Altertümer     in 

Archäologischer  Anzeiger  1914. 


Kassel  befinden.  Vor  allem  aber  kaufte 
Friedrich  II.  im  Jahre  1777  in  Rom  und 
Neapel  zahlreiche  Bronzen  und  Skulpturen.' 
Seine  Lieferanten  waren  die  berühmtesten 
Kunsthändler  der  Zeit,  Hamilton  und 
Jenkins,  die  selbst  Ausgrabungen  in  Ostia, 
in  der  Villa  Hadrians  bei  Tivoli,  im  Albaner- 
gebirge und  in  der  sonstigen  Umgebung  von 
Rom  vornahmen  und  nebst  der  Ausbeute 
hieraus  auch  die  Schätze  römischer  Villen 
ins  Ausland  verkauften  (vgl.  Michaelis, 
Ancient  Marbles  74  ff.).  Nach  dem  damals 
und  schon  seit  der  Renaissance  selbstver- 
ständlichen Grundsatz,  daß  jede  Statue  voll- 
ständig sein  müsse,  um  Wert  zu  haben,  ließ 
Jenkins  das  Gefundene  mit  antiken  und 
modernen  Bestandteilen  ergänzen.  Da  er 
ein  guter  Kenner  des  Altertums  war  und  sich 
des  gebildetsten  Restaurators  der  Zeit, 
Cavaceppi,  bediente,  so  waren  die  antiken 
aufgesetzten  Köpfe  oft  so  geschickt  gewählt, 
daß  es  schwer  war,  zu  entscheiden,  ob  sie 
auch  ursprünglich  zu  der  Figur  gehörten 
und  nur  abgebrochen  waren  oder  erst  mo- 
dern mit  einem  fremden  Torso  verbunden 
worden  sind. 

Bei  den  Kasseler  Figuren  war  das  beson- 
ders schwer,  weil  sie  mehrfach  restauriert 
worden  sind.  Sie  standen  kaum  28  Jahre 
in  dem  von  du  Ry  erbauten  Museum  Fri- 
dericianum,  da  wurden  sie  1807  nach  Paris 
entführt,  um  zusammen  mit  den  Schätzen 
aus  Berlin,  Braunschweig,  dem  Vatikan, 
dem  Kapitol  und  der  Villa  Borghese  in  Rom 


Bericht  über  Arbeiten  im  Museum  von  Kassel. 


das  Musfe  Napolfon  zu  bereichern.  Bevor 
sie  dort  ausgestellt  wurden,  wurden  sie  noch- 
mals geputzt  und  ausgebessert.  Als  sie 
dann  1815,  teilweise  erst  1816  über  Berlin 
nach  Kassel  zurückkamen,  mußten  wieder 
einige  Glieder  neu  ergänzt  und  allerlei  ge- 
flickt werden.  So  konnte  es  kommen,  daß 
in  der  Literatur  über  Kasseler  Antiken  mehr- 
fach fremde  Köpfe  als  zugehörig  und  mo- 
derne Gliedmaßen  als  antik  galten,  weil  sie 
wieder  geflickt  waren  und  den  noch  neueren 
Ergänzungen  gegenüber  alte  Patina  hatten. 

Nach  gründlicher  Untersuchung  sind  im 
vorigen  Jahr  durch  den  Bildhauer  Nüßlein 
die  meisten  modernen  Bestandteile  entfernt 
worden.  Die  Köpfe  sind  von  den  ihnen 
fremden  Torsen  heruntergenommen  und  in 
richtiger  Haltung  auf  Postamente  gesetzt 
worden.  Ergänzungen  wurden  nur  vorge- 
nommen, wo  sie  durch  sichere  Überlieferung, 
besonders  durch  besser  erhaltene  Repliken, 
gerechtfertigt  sind.  Die  Kasseler  Antiken - 
Sammlung  ist  durch  diese  Arbeiten  nicht 
nur  an  Zahl  bereichert  worden,  da  dreiviertel 
der  vorhandenen  Statuen  falsche  Köpfe 
trugen,  sondern  hat  auch  in  künstlerischer 
und  wissenschaftlicher  Beziehung  gewonnen. 
Die  Güte  mancher  der  bekannten  Stücke 
ist  erst  durch  die  richtige  Aufstellung  klar 
geworden.  Andere  haben  erst  nach  der  Be- 
freiung von  modernem  Beiwerk  bestimmt 
und  kunstgeschichtlich  eingeordnet  werden 
können. 

Die  bekannteste  Antike  von  Kassel,  'der 
sogenannte  Kasseler  Apoll,  wurde  unter 
dem  Papst  Innocenz  XIII.  (1721 — 24)  aus 
dem  Hause  Conti  in  einem  kleinen  Tempel 
am  Ufer  eines  Sees,  des  Lago  di  Soressa, 
in  der  Nähe  von  Terracina,  zwischen  Neapel 
und  Rom,  gefunden  und  stand  in  Rom  im 
Palazzo  Conti  (Kekule,  Ath.  Mitt.  I  1876, 
1791.).  Die  Statue  ist  fast  vollständig  auf- 
gefunden worden.  Es  fehlten  hauptsächlich 
drei  Finger  der  rechten  Hand  und  das  rechte 
Knie.  Alles  übrige  aber  war  in  zahlreiche 
kleine  Stücke  zerbrochen.  Bei  der  Zu- 
sammensetzung beging  der  italienische  Re- 
staurator des  XVIII.  Jahrhunderts  mehrere 
Fehler.  Das  fehlende  rechte  Knie  ergänzte 
er  zu  kurz,  so  daß  die  Statue  etwas  nach 
ihrer  rechten  Seite  überhing,  was  besonders 
die  Wirkung  des  Kopfes  beeinträchtigt,  der 


wie  horchend  etwas  auf  die  Seite  gelegt  zu 
sein  schien.  In  der  Mitte  des  linken  Ober- 
schenkels setzte  er  nicht  fest  Bruch  auf 
Bruch,  sondern  schmierte  soviel  Kitt  da- 
zwischen, daß  die  Verbindung  sich  wieder 
lockerte.  Da  zudem  an  der  linken  Seite 
ein  bei  der  Morschheit  des  Marmors  zu 
schwaches  Eisen  eingezogen  wurde,  so  wurde 
nicht  nur  die  Neigung  nach  rechts  begün- 
stigt, sondern  es  drehte  sich  auch  der  ganze 
Oberkörper  um  die  Bruchstelle  als  Dreh- 
punkt nach  rechts  hinten.  Dadurch  wurde 
wieder  ein  dritter  Fehler  des  Ergänzers  ver- 
stärkt. Er  hat  nämlich  die  Vorderseite  der 
modernen  Basis,  in  die  er  die  antike  Plinthe 
einließ,  nicht  nach  der  Vorderseite  des 
frontal  gestellten  Rumpfes,  sondern  nach 
dem  nach  links  gewandten  Kopf  orientiert. 
Durch  die  Drehung  nach  rückwärts  wurde 
der  Winkel  zwischen  den  Vorderfiächen  der 
Basis  und  des  Körpers  noch  vergrößert. 
So  stand  die  Statue  schief,  unglücklich 
balancierend  und  mit  falscher  Drehung  auf 
ihrer  Plinthe  (Abb.  i). 

Mit  Sorgfalt  und  Geschicklichkeit  hat 
Nüßlein  die  Statue  an  den  kritischen  Stellen, 
dem  rechten  Knie  und  der  Mitte  des  1.  Ober- 
schenkels, nochmals  auseinandergenommen. 
Er  hat  den  Kitt  entfernt,  den  Oberkörper 
vorgedreht,  genau  Bruch  auf  Bruch  gesetzt, 
das  rechte  Knie  in  richtiger  Länge  in  Gips 
ergänzt  und  links  ein  starkes  Eisen  einge- 
zogen, um  der  Gefahr  einer  neuen  Ver- 
schiebung und  Senkung  vorzubeugen.  Die 
moderne  Basis  wurde  soweit  als  möglich  ab- 
gemeißelt, um  die  Vorderkante  in  gleiche 
Richtung  mit  der  Vorderfläche  der  Brust 
zu  bringen,  doch  konnte  nicht  weit  genug 
gegangen  werden,  so  daß  noch  immer  eine 
leichte  Divergenz  herrscht  und  die  beste  An- 
sicht etwas  links  von  der  Mitte  ist  (Abb.  2). 
Erst  jetzt  kommt  der  Charakter  des  Werkes 
richtig  zur  Geltung:  die  streng  frontale 
Stellung  des  Rumpfes,  die  stolze,  straff  auf- 
gerichtete Haltung  mit  zurückgenommenen 
Schultern.  Vor  allem  hat  der  Kopf  durch  die 
richtige  Stellung  gewonnen  (Abb.  3).  Erst 
jetzt  erkennt  man,  welche  majestätische  Er- 
habenheit, welcher  gedankenschwere  Ernst, 
welche  trotzige  Kraft  und  göttliche  Unnah- 
barkeit in  ihm  ausgedrückt  ist.  In  dem  Ge- 
sicht erkennt  man  eine  lebhafte,  willensstarke 


Bericht  über  Arbeiten  im  Museum  von  Kassel. 


Abb.  I.     Kasseler  Apull.    ^Vhe  /u.Taiiiuiciijelzung. 


Abb.  2.     Kasseler  Apoll.    Neue  Zusammensetzung. 


Intelligenz.  Der  Kasseler  Apoll  wurde  früher 
bald  dem  Pythagoras  (Klein,  Bulletino  com. 
XVIII  1890,  231  ff.,  Gesch.  d.  griech.  Kunst 
I  402  ff.),  bald  dem  Myron  (Furtwängler, 
Meisterwerke  371  ff.)  zugewiesen.  Man 
glaubte,  in  der  komplizierten  Drehung  den 
Rhythmus  des  Pythagoras  zu  finden.  Da 
diese  Drehung  nur  durch  den  Restaurator 
hereingebracht  war,  so  kann  man  jetzt  die 
feierlich  ruhig  stehende  Figur  nicht  mehr 
mit  dem  bewegten  Apollon  des  F.  identi- 
fizieren.     Gegen    Myron   spricht   vor   allem 


der  Kopf.  Man  kann  keinen  größeren  Kon- 
trast zwischen  gleichzeitigen  Werken  denken 
als  den  durchgeistigten  Kopf  des  Apoll  und 
die  ruhigen  Köpfe  des  Myron.  Unmöglich 
hätte  man  '  auch  im  Altertum  von  dem 
Meister  des  Kasseler  Apoll  sagen  können, 
er  habe  die  Haare  nicht  besser  gebildet 
quam  rudis  antiquitas,  wie  es  Plinius 
XXXIV  58  für  Myron  überliefert.  Es  gibt 
aus  der  Mitte  des  V.  Jahrh.  kein  zweites 
Beispiel  einer  so  originellen,  geistreich  er- 
dachten und  reich  ausgeführten  Haartracht: 


Bericht  Über  Arbeiten  im  Museum  von  Kassel. 


vier  Zöpfe  sind  am  Hinterkopf  angeordnet  und 
ein  wundervoller  Lockenkranz  umrahmt  die 
Stirn.  Kürzlich  wurde  der  Apoll  dem  jungen 
Phidias  zugeschrieben  (Curtius  zu  Brunn - 
Bruckmann  Taf.  6oi — 3).  Gegenüber  dessen 
strahlendem,  harmonischem,  lebensfreudigem 
Schönheitsideal  scheint  er  jedoch  ein  ganz 
anderes  Ideal  zu 
repräsentieren. 
Er  ist  von  ern- 
ster, fast  abwei- 
sender Schön- 
heit. Er  ist  in 
den  Formen  we- 
niger abgerun- 
det, härter  als 
Werke  des  jun- 
gen Phidias.  Er 
ist  eher  das  Mei- 
sterwerk eines 
geistig  tiefen, 
reifen  Meisters, 
der  noch  mit 
archaischer  Ge- 
bundenheit der 
Formen  ringt, 
als  das  Jugend- 
werk eines  ge- 
nialen jüngeren 
Künstlers.  Wir 
wissen  also  den 
Namen  des  Mei- 
sters nicht.  Er 
muß  aber  zu 
den  allergrößten 
Künstlern  des 
V.Jahrhunderts 
gehört  haben. 

Die  eigenarti- 
gen Formen  des 

Kopfes  zeigt  noch  besser  die  Wiederholung  in 
Florenz  (Br.-Br.  Taf.  601).  Sie  beweist,  daß 
das  Original  aus  Bronze  war,  da  ihre  Arbeit 
sich  genau  an  die  Technik  dieses  Materials 
anschließt.  Die  Haare  mit  den  herrlichen 
Lockenwellen  sind  wie  ziseliert,  die  ein- 
zelnen Partien  des  Gesichts  stoßen  hart  und 
eckig  aneinander,  Augen  und  Mund  sind 
scharf  umrändert.  Der  Kopist,  der  der 
augusteischen  Epoche  angehört,  scheint 
das  Original  Zug  für  Zug  getreu  nachgebildet 
zu    haben.    Bei    dieser  kühlen    Sachlichkeit 


Abb.  3.     Kopl  des  Kasseler  Apoll  in  richtiger  Haltung. 


ist  aber  die  Hauptsache  verloren  gegangen: 
das  große  Ethos,  das  der  Künstler  in  seinem 
Werk  verkörpert  hatte.  Der  Kopist  der 
Kasseler  Statue  hat  dagegen  zwar  weniger 
genau  gearbeitet,  aber  die  Großzügigkeit 
des  Werkes  nachempfunden.  Daher  ist  die 
Kasseler  Statue  nicht  nur  wegen  ihrer  besten 

Erhaltung  die 
wertvollste  unter 
allen  Repliken. 
An  der  Kasse- 
ler Statue  fehl- 
ten hauptsäch- 
lich nur  die  drei 
ersten  Finger  der 
rechten  Hand 
und  die  Attri- 
bute. Über  diese 
kann  kein  Zwei- 
fel bestehen. 
Attische  Münzen 
mit  Nachbildun- 
gen des  Apoll 
zeigen,  daß  er 
links  einen  Bo- 
gen, rechtseinen 

Lorbeerzweig 
hielt  (Studnicz- 
ka,  Kaiamis, 
Abh.  Sachs.  Ge- 
sellsch.  d.  Wiss. 
XXV  1907  Nr. 
IV,  66  f.  Taf.  90 
u.  d).  Der  Bogen 

kennzeichnet 
den  Gott,  der  die 
Frevler  straft, 
der  Lorbeer  den, 
der  die  Schul- 
digen entsühnt. 
Die  Verbindung  dieser  beiden  Merkmale  des 
Apollon  ist  auch  sonst  monumental  bezeugt 
(vgl.  Amelung,  Vatikan-Katalog  11  259  f.). 
Wir  haben  es  daher  probeweise  gewagt,  die 
Attribute  zu  ergänzen  (Abb.  4).  Für  den 
Bogen  war  das  einfach.  Sein  Mittelstück 
in  der  linken  Hand  ist  noch  vorhanden. 
Ein  Dübelloch  im  1.  Oberschenkel  ergab 
seine  Länge  und  bewies  zusammen  mit 
den  Münzen,  daß  er  schräg  vorgeneigt 
war.  Der  vorgeschobene  Mittelfinger  mußte 
mit     einem      Pfeil     gefüllt     werden.      Auf 


Bericht  über  Arbeiten  im  Museum  von  Kassel. 


10 


Vasenbildern  werden  bekanntlich  öfters 
von  derselben  Hand  Bogen  nebst  ein  oder 
zwei  Pfeilen  gehalten.  Schwieriger  war 
die  Entscheidung,  wie  der  Lorbeerzweig 
gehalten  worden 
ist.  Die  jetzige 
Stellung  nach  unten 
scheint  noch  nicht 
ganz  richtig  zu  sein. 
Bei  der  Stellung 
nach  oben  wirkte 
der  Zweig  aber  zu 
aufdringlich,  bei 
der  nach  vorn  trat 
er  zu  stark  aus  der 
Fläche  heraus.  Bei 
der  jetzigen  Lösung 
stört  der  Zweig 
wenigstens  in  kei- 
ner Weise  die  Kom- 
position; doch  darf 
sie  noch  nicht  als 
endgültig  betrach- 
tet werden. 

Noch  nicht  end- 
gültig gelöst  ist 
auch  die  Aufgabe, 
die  Athena  zu  er- 
gänzen, die  Furt- 
wängler  auf  die  von 
lemnischen  Kolo- 
nisten geweihte, 
von  Phidias  gear- 
beitete Statue  auf 
der  Akropolis  zu- 
rückgeführt hat. 
Bekanntlich  sind 
die  besten  Wieder- 
holungen des  Kör- 
pers in  Dresden, 
die  des  Kopfes  in 
Bologna.  Die  Kas- 
seler Replik  des 
Torso  trug  früher 
einen  Kopf  der  sog. 

Athena  Giustiniani  (Abb.  5 ;  vgl.  Furt- 
wängler,  Meisterwerke  7  f.).  Jetzt  ist  sie 
mit  einem  Gipsabguß  des  Bologneser 
Kopfes  ergänzt  (Abb.  6).  Die  Verbindung 
wirkt  gut,  obwohl  die  Kasseler  Figur  nicht 
stilgetreu  gearbeitet,  sondern  in  einen  effekt- 
volleren Stil  mit   tiefen  Unterschneidungen 


Abb.  4.     Kasseler  Apoll.     Rekonstruktionsversuch. 


umgesetzt  ist.  Der  linke  Arm  mit  Speer 
wurde  mit  Benutzung  des  Stückes  Oberarm 
an  der  einen  und  des  Finzapflochs  für  die 
Lanze  auf  der  Basis  vor  dem  linken  Fuß 
der  anderen  Replik 
in  Dresden  sicher 
richtig  ergänzt. 
Dagegen  bleibt  die 
Ergänzung  des 

rechten  Arms  noch 
ein  Problem.  Das 
Original  hielt  nach 
Nachbildungen  der 
ganzen  Figur  auf 
dem  Relief  aus 
Epidauros  (Arndt- 
Amelung  Nr.  1256) 
und  des  Oberkör- 
pers auf  Gemmen 
(Furtwängler,  Gem- 
men 346  Taf. 
XXXVIII  Nr.  34 
—38  XXXIX  Nr. 
32)  einen  Helm  auf 
der  rechten  Hand. 
Dieser  ist  denn  auch 
in  Rekonstruktio- 
nen in  Straßburg 
(Arch.  Anz.  XXI 
1906,  323  Abb.  5) 
und  in  München 
(Bulle,  Schönet 
Mensch  Taf.  120) 
ergänzt  worden.  Es 
scheint  jedoch,  daß 
er  hier  zu  hoch, 
dort  zu  tief  gehal- 
ten wird,  da  er  auf 
den  Gemmen  ge- 
rade in  Schulter- 
höhe steht  (vgl. 
Amelung,  Österr. 
Jahreshefte  XI 
1908,  2071.).  Ab- 
gesehen von  dieser 
Ungenauigkeit  haben  wir  auch  deshalb 
keine  der  beiden  Rekonstruktionen  für 
Kassel  benutzt,  weil  es  gar  nicht  ausge- 
macht ist,  daß  die  stark  umgearbeitete 
Replik  noch  das  ursprüngliche  Attribut 
hatte.  Es  ist  sehr  möglich,  daß  sie  an 
Stelle  des  seltenen  Helms  die  übliche  Schale 


II 


Bericht  über  Arbeiten  im  Museum  von  Kassel. 


12 


Abb.  5.     Torso  der  »Athcna  Lemnia«  in  Kassel,  ergänzt  mit  Kopf  der 
»Athena  Giustiniani«. 


oder  eine  Eule  hielt.  Zahlreiche  Bronze- 
statuetten der  Athena  haben  das  eine 
oder    andere    dieser     beiden     Attribute    in 


der  rechten,  wenn  sie  mit  der  linken  Hand 
den  Speer  aufstützen,  dagegen  niemals  den 
Helm    (vgl.    Reinach,    R6p.    de   la   Stat.    II 


13 


Bericht  über  Arbeiten  im  Museum  von  Kassel. 


14 


Abb.  6.     Torso  der  »Athena  Lemnia«  in  Kassel,  ergänzt  mit  Gipsabguß 
des  Bologneser  Kopfes. 


.279,  9  u.  10;  281  f.).  Wegen  dieser  Ungewiß- 
heit ist  der  rechte  Arm  des  Kasseler  Torso 
unergänzt  geblieben. 


Auf  die  Lcmnicrin  hatte  der  Restaurator 
des  XVIII.  Jahrhunderts  eine  Wieder- 
holung des  Kopfes  der  sog.  Athena  Guisti- 


15 


Bericht  über  Arbeiten  im  Museum  von  Kassel. 


i6 


Abb.  7.    Kopf  der  »Athena  Giustiniani«  in  Kassel.  Abb.  S.     Kopf  der  »Athena  Hephaistia«  in  Kassel. 


niani  (Helbig3  Nr.  33  u.  782)  gesetzt.  Erst 
nachdem  der  Kopf  von  dem  Torso  herunter- 
genommen und  in  richtiger  Haltung  auf 
einem  Postament  angebracht  worden  ist, 
kann  man  erkennen,  daß  er  die  beste  Replik 
des  Typus  ist  (Abb.  7).  Die  Wangen  sind 
zwar  leicht  modern  geputzt,  aber  Haare  und 
Augen  sind  unberührt  und  zeigen  vorzüg- 
liche Arbeit.  Das  Datum  der  Statue  ist 
bisher  umstritten.  Arndt  (zu  E.  V.  Nr.  226) 
wollte  sie  in  das  dritte  Viertel  des  fünften 
Jahrhunderts,  Amelung  (zu  E.  V.  Nr.  497, 
Vatikan-Kat.  I  138  ff.)  in  die  Wende  des 
fünften  zum  vierten,  Furtwängler  (Meister- 
werke 593  ff.)  sogar  in  das  vierte  Jahrhundert 
setzen  und  dem  Euphranor  zuschreiben. 
Die  gute  Replik  in  Kassel  entscheidet  für 
die  letzten  Jahrzehnte  des  fünften  Jahr- 
hunderts,   da  die  einfachen  großen  Formen 


und  die  strenge  Zeichnung  der  Augen  an 
Werke  aus  der  Schule  des  Phidias  erinnern. 

Der  Kasseler  Kopf  trägt  auch  zur  Lösung 
einer  anderen  Frage  bei.  Die  Wiederho- 
lungen der  ganzen  Statue  zeigen  bald  über 
dem  feingerippten  Chiton  eine  Ägis  und 
gleichzeitig  eine  Sphinx  oben  auf  dem  Helm, 
wie  die  Replik  im  Vatikan,  bald  fehlt  beides, 
wie  bei  der  Replik  im  Kapitol.  Die  Frage 
ist,  ob  beides  Kopistenzutaten  sind,  oder 
ob  beides  dem  Original  angehört  und  vom 
Kopisten  fortgelassen  ist.  Der  gute,  stil- 
getreue  Kasseler  Kopf,  dem  die  Sphinx 
fehlt,  scheint  für  erstereszu  entscheiden,  was 
auch  von  vorneherein  wahrscheinlicher  war. 

Noch  ein  zweiter  Athenakopf  war  in  seiner 
Wirkung  durch  den  Restaurator  des  XVHI. 
Jahrhunderts  beeinträchtigt  worden,  der 
ihn  auf  einen  minderwertigen  Athenatorso 


17 


Bericht  über  Arbeiten  im  Museum   von  Kassel. 


aufgesetzt  hatte.  Schon  bei  dieser  un- 
günstigen Stellung  hatte  Amelung  (Neue 
Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert.  V  1900  I  13  ff. 
Taf.  II  Abb.  9 — 11)  erkannt,  daß  er  die 
beste  Wiederholung  der  sog.  Athena 
Hephaistia  ist  (Abb.  8).  Erst  jetzt  aber 
kommt  die  Schönheit  der  jugendlich  zarten, 
aber  doch  festen  runden  Formen  und  der 
individuelle  Ausdruck  des  Gesichts  zu  voller 


Kasseler  Kopf  kann  nicht  von  einer  genauen 
Replik  der  Statue  von  Cherchell  stammen, 
deren  Kopf  geradeaus  blickte,  sondern  von 
einer  der  häufigen  Variationen,  wo  der  Kopf 
nach  links  unten  gewandt  war,  wie  in  den 
Statuen  im  Vatikan  und  in  Palazzo  Rospi- 
gliosi  in  Rom. 

Die    Kasseler    Sammlung    ist    reich    an 
Werken   Polyklets.     Von   dem   Doryphoros, 


> 


Abb.  9.     Kopf  des  Diadumcnos   von  Polyklct  in  Kassel,   richtig  aufgestellt. 


V 


Geltung.  Die  präzise  Arbeit  läßt  engen 
Anschluß  an  das  bronzene  Vorbild  erkennen. 
Bekanntlich  haben  Sauer  (Theseion  231  ff.) 
und  Reisch  (Österr.  Jahresh.  I  1898,  55  ff. 
Fig.  32 — 36  Taf.  III)  als  Original  des 
Typus  das  bronzene  Kultbild  erkannt,  das 
417/16  im  Hephaistostempel  zu  Athen  auf- 
gestellt und  wahrscheinlich  von  Alkamenes 
gearbeitet  ist.  Sie  erkannten  in  dem 
Akanthuskelch,  auf  den  eine  Athenastatue 
in  Cherchell  ihren  Schild  aufstützt,  das  für 
jene   Statue  bezeugte  avOsjiov  wieder.    Der 


dem  Kanon  des  Meisters,  ist  eine  Replik  des 
Körpers  vorhanden,  die  bisher  den  mit  zu 
starker  Neigung  aufgesetzten  Kopf  einer 
zweiten  Replik  trug,  während  sie  jetzt  mit- 
telst eines  Gipsabgusses  der  vollständigen 
Wiederholung  in  Neapel  ergänzt  ist.  Von 
dem  zweiten  Hauptwerk,  dem  Diadumcnos, 
ist  die  bekannte  schöne  Kopie  des  Kopfes 
vorhanden  (Brunn-Br.  Taf.  340).  Er  saß 
bisher  mit  falscher  Wendung  auf  einer  mo- 
dernen Büste.  Nachdem  er  von  dieser  be- 
freit und  in  genau  gleicher  Haltung  wie  er 


«9 


Bericht  über  Arbeiten  im  Museum  von  Kassel. 


20 


Abb.  lo.     »Faustkämpfer«  des  Polyklet  in  Kassel. 
Seitenansicht. 


Abb.  II.     Torso  des  »Faustkämpfers« 
Abb.  lo. 


auf  der  Statue  saß,  aufgestellt  worden  ist, 
kommen  die  Vorzüge  wie  die  Fehler  der  Arbeit 
erst  richtig  zum  Vorschein  (Abb.  9).  Die  Vor- 
züge bestehen  in  der  frischen  und  geistvollen 
Ausführung,  in  der  lockeren  Behandlung  der 
Haare,  in  der  reichen  Modellierung  aller 
Formen,  in  der  Beseelung  der  Züge.  Dies 
alles  zeigt  der  Diadumenos  im  Gegensatz 
zu  dem  schlichteren  Kopf  des  Doryphoros, 
weil  Polyklet  in  seinen  späteren  Jahren  unter 
attischem  Einfluß  stand.  Der  Fehler  des 
Kasseler  Kopfes  besteht  in  der  zu  großen 


Betonung  dieses  Einflusses,  in  einer  etwas 
zu  großen  Weichheit  in  Formen  und  Aus- 
druck, weil  sich  der  Kopist  nicht  genau  an 
das  bronzene  Original  anschloß,  sondern  das 
Werk  in  den  Marmorstil  umsetzte.  Der 
Charakter  des  Kopfes  muß  wegen  der  Mi- 
schung von  echt  polykletisch-argivischen 
mit  attischen  Zügen  schwer  zu  fassen  ge- 
wesen zu  sein,  da  der  Ausdruck  der  vielen 
erhaltenen  Kopien  ganz  verschieden  ist. 
Bald  ist  er  dem  Doryphoros  mehr  oder 
weniger   ähnlich,    bald   mehr   oder   weniger 


21 


Bericht  über  Arbeiten  im  Museum  von  Kassel. 


22 


attisch.  Der  Kasseler  Kopf  gehört  zu  den 
attischsten  zusammen  mit  der  Wiederholung 
der  ganzen  Figur  in  Madrid  (Mon.  Piot  IV 
PI.  VIII— IX).  Diese  ist  ebenfalls  von 
ästhetischem  Standpunkt  aus  die  schönste 
Replik  des  Diadumenos,  während  man  ihren 


Cavaceppi  war.  Der  rechte  Arm  ist  tat- 
sächlich älter  als  der  linke,  aber  nur  um 
höchstens  50  Jahre,  d.  h.  die  Arme  wurden 
ursprünglich  in  Rom  ergänzt,  und  in  Paris 
oder  Kassel  wurde  dann  der  abgebrochene 
linke  Arm  durch  einen  neuen  ersetzt.     Der 


Abb.  12.     Kopf  des  »Westmacottschen  Epheben«,  früher  auf  dem  »Faustkämpfer«  Abb.  10  f. 


Wert  für  die  Kenntnis  des  Originals  nicht 
ebenso  hoch  anschlagen  darf. 

Furtwängler  hat  in  den  Meisterwerken 
(446  f.  Fig.  69)  eine  Statue  aus  Kassel  als  die 
eines  Faustkämpfers  von  Polyklet  abgebildet 
(Abb.  10).  Er  hielt  Kopf  und  Körper  für  zu- 
sammengehörig, den  rechten  Arm  für  antik, 
und  glaubte  eine  Replik  der  Figur  in  Lands- 
down  House  gefunden  zu  haben.  Furt- 
wängler ist  durch  den  Erhaltungszustand 
und  die  Geschicklichkeit  des  Restaurators 
getauscht  worden,  der  in  diesem  Fall  sicher 


Beweis  für  den  modernen  Ursprung  der 
Arme  ist  die  unantike  Form  des  Caestus. 
Diese  findet  sich  nicht  nur  an  der  vermeint- 
lichen Replik  wieder,  sondern  noch  an  einer 
zweiten  Faustkämpferstatue  mit  anderem 
Bewegungsmotiv  in  Landsdown  House,  die 
nachweisbar  von  Cavaceppi  ergänzt  ist 
(Michaelis  Nr.  36.  Reinach,  Rep.  de  la 
Stat.  I  521,7).  Denkt  man  an  den 
Diadumenos,  so  muß  es  auffallen,  wie 
stark  die  Arme  nach  vorn  und  hinten 
heraustreten,   während  Polyklet  sich   sonst 


23 


Bericht  Über  Arbeiten  im  Museum  von  Kassel. 


24 


Abb.  13.     Öleingießer  in  Kassel,  ergänzt  mit  Kopf 
des  »Narkissos«. 

bemüht,  die  Glieder  möglichst  in  eine 
Fläche  zu  legen.  Daß  Kopf  und  Körper 
nicht  zusammen  gehören,  beweist  einmal 
die  Verschiedenheit  des  Marmors,  dann  der 
Umstand,  daß  der  Kopf  zu  einem  ganz  anderen 
statuarischen  Typus  gehört.  Allerdings  hat 
der  Restaurator  sehr  geschickt  sein  Pasticcio 
aus  zwei  wirklich  polykletisch'en  Elementen 


Abb.  14.     Torso  des  Öieingießcrs 
Abb.   13. 

aufgebaut.  Der  Körper  (Abb.  11)  erscheint 
auf  den  ersten  Blick  dem  Diadumenos  so 
nahe  verwandt,  daß  man  geneigt  ist,  ihn  für 
dessen  Replik  zu  halten  (vgl.  Ath.  Mitt. 
XXXIV  1910,  374f.).  Die  Arme  waren 
ähnlich  erhoben  wie  dort.  Die  Körperformen 
sind  aber  weicher,  jünger.  Es  ist  ein  Knaben- 
sieger, der  dem  Diadumenos  wie  einem  älteren 


25 


Bericht  über  Arbeiten  im  Museum  von  Kassel, 


26 


Abb.  15.     Praxitelischer  Knabe  in  Kassel, 
ergänzt  mit  Satyrkopf. 


Abb.  16.     Torso  des   Knaben  Abb.  15. 


Bruder  nahesteht.  Er  kann  als  Illustration 
des  von  Plinius  (XXXIV  56)  überlieferten 
Urteils  des  Varro  dienen,  daß  Polyklet 
alle   seine    Statuen   paene   ad    ununi   exem- 


plum,    fast    nach    einem    Schema,    gebildet 
habe. 

Der   Kopf    (Abb.  12)    stammt    von    einer 
anderen  Knabenstatiie  Polyklets.   Er  ist  stark 


27 


Bericht  über  Arbeiten  im  Museum  von  Kassel. 


28 


mit  Säure  geputzt,  doch  sind  die  echt  poly- 
kletischen  Hauptzüge  klar  erkennbar.  Es 
ist  ein  Werk,  das  dem  Doryphoros  näher 
■  steht  als  dem  Diadumenos.  Der  Kopf  mit 
kurzen  anliegenden  Haaren  ist  nach  rechts 
geneigt.  Über  dem  rechten  Ohr  ist  eine 
unausgearbeitete  Stelle.  Hier  näherte  sich 
die  Hand  dem  Kopf,  wie  Repliken  der  ganzen 
Statue  zeigen,  von  denen  die  beste  der  sog. 


ebenso  stilgetreu   polykletisch  wie  die  vor- 
zügliche Replik  im   British  Museum. 

Ein  ähnliches,  geschickt  gearbeitetes  Pa- 
sticcio  bietet  der  Knabe,  der  aus  einem  Ary- 
ballos Öl  auf  seinen  Körper  träufelt  (Abb.  13; 
vgl.  Furtwängler,  Meisterwerke  468  Anm.  i). 
Die  linke  Hand  fängt  die  Tropfen  auf,  um  sie 
in  die  Haut  einzureiben.  Das  Motiv  ist  be- 
kanntlich  in   den   letzten    Jahrzehnten   des 


Abb.  17.     Satyrkopf,  früher  auf  dem  Torso  Abb.  15  f. 


Westmacottsche  Athlet  ist  (Br.-Br.  Taf.46). 
Auch  die  ganze  Statue  erinnert  an  den 
Doryphoros  mit  ihrer  echt  polykletischen 
Schrittstellung.  Es  ist  noch  strittig,  ob  die 
rechte  Hand  mit  einem  Kranz  oder  einer 
Strigilis  sich  dem  Kopf  näherte.  Die  Statue 
wird  mit  der  Siegerstatue  des  Kyniskos 
identifiziert,  die  in  Olympia  stand.  Merk- 
würdigerweise gibt  es  Wiederholungen,  die 
ganz  in  attischen  Stil  umgesetzt  sind  (vgl. 
Furtwängler,  Meisterwerke  452  ff.  Fig.  72 
bis  75.  Mahler,  Polyklet  44  ff.  Fig.  10  u.  11. 
Bulle,  Schöner  Mensch  104  Taf.  51.  HelbigS 
Nr.  1083).       Der    Kasseler    Kopf    ist    aber 


fünften  Jahrhunderts  sehr  beliebt  gewesen 
und  sowohl  von  Polyklet  als  von  attischen 
Meistern  verwandt  worden.  Die  Kasseler 
Figur  erinnert  am  meisten  an  den  poly- 
kletischen Öleingießer  in  Petworth  (Furtw. 
465  Fig.  TT.  Bulle,  Schöner  Mensch  108  f. 
Abb.  19)  und  tut  es  noch  mehr,  nachdem 
der  ergänzte  rechte  Arm  entfernt  ist  (Abb.  14), 
der  zu  sehr  nach  vorn  kam,  anstatt  in  einer 
Fläche  mit  der  Schulter  über  dieser  zu  liegen. 
Der  Torso  trug  wieder  den  Kopf  eines 
anderen,  wenn  auch  fast  gleichzeitigen 
statuarischen  Typus.  Furtwängler  (a.  a.  O. 
483    Anm.    3q)    hatte   schon    erkannt,    daß 


29 


Bericht  Über  Arbeiten  im  Museum  von  Kassel. 


30 


Abb.  18.     Torso  der  »Dresdener«  Artemis, 
falsch  ergänzt. 


Abb.  19.     Torso  der  »Dresdener«  Artemis, 
richtig  ergänzt. 


der  Kopf  eine  gute  Replik  des  soge- 
nannten Narkissus  ist.  Auch  hier  kommt 
der  Charakter  erst  bei  richtiger  Stellung, 
also  in  diesem  Falle  starker  Drehung,  Nei- 
gung und  Senkung  zur  linken  Schulter  zur 
Geltung.  Der  Kopf  ist  ganz  für  diese  eine 
Ansicht  gearbeitet,  z.  B.  ist  das  linke,  in 
dieser  Haltung  kaum  sichtbare  Ohr  nur 
abpzziert.  Der  Kopf  läßt  gut  die  Mischung 
attischer  und  polykletischer  Elemente  er- 
kennen, die  sich  im  letzten  Viertel  des 
fünften    Jahrhunderts   vollzogen    hat.      Die 


kantige  Kopfform  ist  polykletisch,  das  zarte 
Gesicht  und  die  schwermütige  Stimmung 
sind  attisch.  Diese  Mischung  ist  durchaus 
nicht  in  allen  Repliken  erkennbar,  sondern 
wie  beim  Diadumenos  sind  sie  bald  poly- 
kletisch-argivisch,  bald  attisch  stilisiert. 

Der  Kasseler  Kopf  stimmt  völlig  mit  der 
besten  und  stilgetreusten  Wiederholung  im 
Louvre  überein  (Mon.  Piot  I  115  ff.  PI. 
XVIII).  Auch  die  ganze  Statue  zeigt  die 
Stilmischung.  Die  Füße  haben  polykle- 
tische     Schrittstellung.       Die     linke     Hand 


3» 


Tbeseus  und  Prokmstes. 


32 


stützt  sich  auf  einen  Pfeiler  wie  bei  der 
Amazone  Polyklets,  aber  das  kräftigere  Auf- 
stützen, die  Art  wie  die  rechte  Hand  unge- 
zwungen im  Rücken  hegt  und  die  starke 
Neigung  des  Kopfes,  die  tiefe  Schwermut 
ausdrückt,  weisen  auf  eine  jüngere  Zeit. 

Eine  andere  Statue  ist  aus  jüngeren  Ele- 
menten zusammengesetzt  (Abb.  15).  Der 
Restaurator  hat  aus  einem  zarten  Knaben- 
torso (Abb.  16)  und  aus  einem  für  diesen 
etwas  zu  großen  Satyrkopf  (Abb.  17)  mit 
modernen  Gliedmaßen  ein  Werk  komponiert, 
das  inhaltlich  etwa  an  den  auf  Praxiteles 
zurückgeführten  ausruhenden  Satyr  erinnert. 

Der  Torso  hat  nun  allerdings  praxitelische 
weiche  Formen.  Die  beiden  Körperseiten 
sind  stark  differenziert.  Die  rechte  Seite  ist 
zusammengeschoben,  weil  die  Hüfte  aus- 
gebogen ist  und  der  rechte  Arm  herabhängt. 
Dagegen  ist  die  linke  Seite  ausgedehnt, 
weil  das  Bein  völlig  entlastet  und  die  linke 
Schulter  emporgehoben  ist.  Der  Körper 
neigt  nach  links  herüber,  also  war  wahr- 
scheinlich der  linke  Ellbogen  aufgestützt. 
Der  Rhythmus  erinnert  stark  an  den 
Apollon  Sauroktonos.  Wahrscheinlich  ist 
auch  ein  jugendlicher  Apollon,  vielleicht 
Ganymcd,  dargestellt,  aber  keineswegs  ein 
Satyr,  zu  dem  ihn  nur  der  Restaurator  durch 
den  fremden  Kopf  und  ein  modernes 
Schwänzchen  gemacht  hatte. 

Der  Kopf  paßte  nicht  nur  deshalb  schlecht 
auf  die  Statue,  weil  er  zu  groß  war.  Er  muß 
von  einem  später  entstandenen  und  lebhaft 
bewegten  Werk  stammen.  Er  war  nach 
links  gedreht  und  geneigt,  während  der 
Blick  aus  den  etwas  schief  gestellten  Augen 
nach  links  oben  geht  und  der  Mund  zu  einem 
leisen  Lächeln  geöffnet  ist.  Die  krausen 
wirren  Löckchen  starren  widerspenstig  über 
der  Stirn  empor.  Aus  diesem  Charakter 
kann  man  auf  eine  in  hellenistischer  Zeit 
geschaffene  komplizierte  Satyrstatue  schlie- 
ßen, die  ganz  anders  ausgesehen  haben  muß 
als  die  vornehmen,  verträumten  Gestalten 
des  Praxiteles. 

An  zwei  Kopien  nach  demselben  Werk 
des  Praxiteles  kann  man  den  Unterschied 
zwischen  einer  Ergänzung  des  XVHI.  Jahrh. 
und  einer  modernen  zeigen.  In  Kassel  sind 
im  ganzen  drei  Wiederholungen  der  lang- 
gewandeten  Artemis,  die  nach  der  einzigen 


mit  Kopf  erhaltenen  Replik  die  Dresdener 
genannt  wird.  Der  eine  Torso  (Abb.  18) 
trägt  einen  antiken,  aber  fremden  und 
übel  zugerichteten  Kopf.  Die  r.  Hand 
hängt  mit  einem  Kranz  herab,  die  1.  ist 
mit  nichtssagender  Pose  emporgestreckt. 
An  dem  zweiten  Torso  (Abb.  19)  haben 
wir  dagegen  Kopf  mit  oberem  Teil  der 
Brust  und  die  Arme  vermittelst  eines 
Gipsabgusses  von  der  Dresdener  Figur  er- 
gänzt und  so  gewissermaßen  eine  Rekon- 
struktion der  schönen  Figur  gegeben,  die 
im  1.  Arm  den  Bogen  hielt  und  mit  der 
Rechten  nach  einem  Pfeil  im  Köcher  griff. 
An  der  dritten  Kopie  sind  alle  wesentlichen 
Ergänzungen  entfernt. 

Die  wenigen  Proben  aus  der  Kasseler 
Sammlung  genügen  wohl,  um  zu  zeigen, 
wie  die  Antiken  durch  Befreiung  von  mo- 
dernen Zutaten  an  Wert  gewinnen  können. 


Rom. 


Margarete   Bieber. 


THESEUS  UND  PROKRUSTES. 

Für  Roschers  Mythologisches  Lexikon  mich 
befassend  mit  Skiron,  stieß  ich  auch  auf  die 
Darstellung  eines  schwarzfigurigen  S  k  y  p  h  o  s 
der  Kaiserl.  Ermitage  zu  St.  Petersburg 
(Nr.  116),  die  seinerzeit  Ludolf  Stephani  im 
Compte-rendu  de  la  Commission  imp.  arch. 
pour  l'ann^e  1866  S.  155  in  natürlicher 
Größe  als  Vignette  publiziert  und  S.  177  f. 
auf  Theseus  und  Skiron  gedeutet  hat  (dar- 
nach auch  S.  Reinach,  Rep.  des  vases  I  55,  6 
und  unsere  Abb.  i).  Da  Stephani  bloß  eine 
in  stilistischer  Hinsicht  ungenügende  Umriß- 
Zeichnung  geboten,  bei  der  z.  B.  übersehen 
ward  das  braune,  auf  der  rechten  Seite  des 
Unterliegenden  herabfließende  Blut,  wandte 
ich  mich  nach  Petersburg  an  Dr.  Oskar 
Waldhauer,  und  dieser  hatte  denn  auch 
die  Güte,  mir  nebst  ein  paar  begleitenden 
Bemerkungen  eine  Photographie  des  kleinen 
Gefäßes  zur  Verfügung  zu  stellen,  die  bei- 
stehend wiedergegeben  ist  (Abb.  2).  Der 
doppelhenklige  Napf,  mit  der  Campanaschen 
Sammlung  in  die  Kaiserl.  Ermitage  gelangt, 
ist     aus     Stücken    zusammengesetzt,     doch 


33 


Theseus  und  Prokrustes. 


34 


Abb.  I.     Theseus  und  Prokrustes  auf  dem  sf.  Skyphos  der  Kaiserl.  Ermitage  zu   St.  Petersburg  Nr.  116. 

Nach  C.-R.  de  St.  Petersb.   1866  S.  155. 


Abb.  2.     Theseus  und  Prokrustes  auf  dem  sf.  Skyphos  der  Kaiserl.  Ermitage   zu   St.  Petersburg  Nr.  116. 

Nach  Photogr. 
Archäologischer  Anzeiger  1914.  2 


35 


Theseus  und  Prokrustes. 


36 


ist  nichts  ergänzt');  er  mißt  in  der  Höhe 
0,1  m,  im  Durchmesser  0,18  m.  Die  Figuren 
sind  im  allgemeinen  schwarz  gehalten  auf 
rotem  Grund,  die  innern  Linien  zum  Teil 
eingeritzt.  Dieselbe  Darstellung  wiederholt 
sich  auf  Vorder-  und  Rückseite:  »beide 
Seiten  entsprechen  sich  so  vollkommen,  daß 
nur  an  ganz  kleinen  Ornamenten  am  Gewand 
der  Athena  Unterschiede  festgestellt  werden 
können«  ■).  Im  Beisein  der  Athena  über- 
wältigt   der    attische    Nationalheros    einen 


durch  die  Konturierung,  die  überall  in  dem 
Bilde  für  die  Haarpartien  eine  besondere 
ist.  Lebhaft  rechtshin  ausschreitend,  hat 
Theseus  mit  der  Linken  den  Gegner  an  der 
rechten  Schulter  gepackt,  in  der  gesenkten 
Rechten  schwingt  er  den  Hammer  (links 
hinter  Theseus  sieht  man  noch  seine  Chlamys 
und  sein  mit  weißem  Band  versehenes 
Schwert).  Auch  der  bärtige  Gegner  hat  das 
Haupthaar  umwunden  von  einer  braunen 
Binde,  im  übrigen  ist  er  ein  völlig  nackter 


Abb.  3.     Theseus  und  Prokrustes  auf  der  rf.  »Tricoupi-Kylix«  (Athen.  Privatbesitz). 
Nach  Joum.  of  hell.  Stud.  X  1889  pl.  1. 


seiner  Gegner.  Theseus  links  ist  angetan 
mit  ganz  kurzem  gegürtetem  Chiton  (mit 
Ärmeln  bis  zu  den  Ellbogen),  von  dessen 
weißer  Farbe  sich  braunrote  Streifen,  Tupfen 
und  Kreuzchen  abheben,  im  Haar  trägt  er 
ein  braunes  Band.  Es  hat  den  Anschein, 
als  sei  er  bärtig,  und  auch  Dr.  Waldhauer 
schreibt,  Theseus  sei  offenbar  bärtig  gedacht, 
freilich  am  Bart  keine  Spur  von  Rot  zu 
bemerken  —  keine  Spur  von  Rot:  somit 
ist  Theseus  doch  wohl  jugendlich  u  n  - 
bärtig  gegeben,  was  auch  zur  Evidenz 
hervorgehen  dürfte  aus  der  Vergleichung 
einerseits  mit  der  Athena  rechts,  die  gleicher- 
maßen ein  nach  unten  verlängertes  Kinn 
aufweist,  und  mit  dem  Gegner  anderseits, 
dessen  Bart  deutlich  genug  herausgehoben 
ist  durch  den  Farbauftrag  sowohl  wie  auch 

■  ')  Nach   brieflicher  Mitteilg.   von  Dr.  O.  Wald- 
hauer. 


Riese,  tief  ins  rechte  Knie  gesunken,  im 
alten  Knielaufschema  rechtshin  gegeben, 
dabei  aber  die  Brust  von  vorn  und  der  Kopf 
dem  Theseus  zugewendet,  direkt  im  Profil 
nach  links.  Mit  der  Linken  umklammert 
er  den  Felsen  im  Hintergrund,  die  Rechte 
hat  er  gegen  Theseus  ausgestreckt,  die 
gespreizten  Finger  dessen  Gürtel  nähernd. 
Bereits  weist  er  an  der  rechten  Seite  eine 
Wunde  auf,  der  das  Blut  entströmt.  Von 
rechts  tritt  Athena  herzu  mit  vorgestreckter 
rechter  Hand  (mit  braunen  Spangen  am 
Gelenk).  Die  sichtbaren  nackten  Teile  des 
Körpers  haben  weiße,  die  Haare  braune 
Farbe.  Die  Göttin  trägt  auf  dem  Kopf  den 
attischen  Helm,  dessen  Busch  weiß  ist; 
sie  ist  bekleidet  mit  Chiton  und  Himation, 
dieses  reich  verziert  mit  braunen  Streifen 
und  weißen  Blumen;  auf  ihrer  Brust  sieht 
man  einen  Teil  der  schuppigen  Aigis,  doch 


37 


Theseus  und  Prokrustes. 


38 


kein  Gorgoneion.  Endlich  erhebt  sich  im 
Hintergrund,  zwischen  der  Göttin  und  dem 
Riesen,  der  weiße  Fels,  an  dem  sich  dieser 
festhält,  und  den  Felsen  überragt  noch  ein 
schwarzer  Baum,  dessen  stilisierte  Ranken 
die  ganze  Bildfläche  überspinnen.  Der 
Darstellung  nun  dieses  schwarzfigurigen 
Petersburger  Skyphos,  in  welchem  Paul 
Wolters  ein  »ganz  spätes,  der  rotfigurigen 
Technik  schon  gleichzeitiges  Produkt« 
sehen  möchte  '),  stellt  sich  direkt  an  die 
Seite  ein  wirklich  rotfiguriges  Vasenbild, 
die  eine  Darstellung  der  »Tricoupi-Kylix«, 
die  Jane  E.  Harrison  aus  athenischem 
Privatbesitz  veröffentlicht  hat,  Journ.  of 
hell.  stud.  X  1889,  231  ff.  z.  pl.  I  (darnach 
unsere  Abb.  3).  Es  fehlt  hier  Athena,  es 
fehlt  auch  der  Baum  hinter  dem  Felsen  und 
das  den  Hintergrund  füllende  Gerank;  aber 
im  allgemeinen  wie  auch  bis  auf  Einzelheiten 
ist  das  Abenteuer  in  entsprechender  Weise 
erzählt.  Von  links  nach  rechts  sieht  man 
zunächst  Chlamys  und  Wehrgehänge  (hier 
deutlich  aufgehängt  gedacht),  weiter,  wie  der 
(hier  entschieden  jugendlich  gebildete)  Heros, 
diesmal  nackt,  aber  wieder  die  L.  vor- 
gestreckt, die  R.  zurückgehalten  und  gesenkt 
mit  Doppelaxt,  eindringt  auf  den  vor  ihm 
flüchtenden  nackten  Riesen,  der  wieder  mit 
der  Linken  an  den  aufragenden  Fels  sich 
klammert,  die  Rechte  dagegen  wie  ab- 
wehrend zurückstreckt  gegen  Theseus,  dem 
er  auch  sein  bärtig  Antlitz  zuwendet.  Und 
selbst  in  Einzelheiten  herrscht  Überein- 
stimmung, sind  beim  Jüngern  Bild  Anklänge 
an  das  andere:  wieder  bemerkt  man  im 
Haupthaar  der  beiden  Gegner  die  rote  Binde 
und  auch  hier  unterhalb  der  rechten  Brust 
die  blutüberströmte  Wunde.  Jedenfalls 
ist  beidemal  dem  Theseus  derselbe  Gegner 
gegenübergestellt  —  wer  ist  es  ?  Skiron  oder 
Prokrustes.''*)  Während  Stephani  a.  a.  O. 
S.  178  auf  Skiron  deutete  und  meinte,  dies 
Gemälde  liefere  den  Beweis,  daß  man 
keineswegs,  wie  bisher  geschehen  (er  zitiert 
Gerhard,  Auserles.  Vasenb.  IH  33 — 36) 
den  von  Theseus  mit  dem   Doppelbeil  be- 

■)  Vgl.  P.  Wolters,  Sitzungsberichte  d.  philos.- 
phil.  u.  d.  histor.  Klasse  d.  K.  B.  Akad.  d.  VViss.  z. 
München   1907  S.   117. 

')  Ob  sich   der  Maler  selbst  darüber  klar  war.' 


kämpften  Gegner  stets  für  Prokrustes  zu 
halten  habe,  vertritt  neuerdings  Wolters  a. 
a.  0.  S.  116,  4  den  Standpunkt,  der  Hammer 
in  der  Hand  des  Theseus  entscheide  für 
Prokrustes.  Und  dasselbe  Schwanken  in  der 
Deutung  wiederholt  sich  bei  der  »Tricoupi- 
Kylix«:  dachte  Jane  Harrison  zunächst  an 
Kerkyon  als  Gegner  des  Theseus  (Class,  Rev. 
H  1888,  234  f.),  so  ließ  dann  (s.  Journ.  of 
hell.  stud.  a.  a.  0.  S.  232)  der  irsXsxu? 
sie  sich  entscheiden  für  Prokrustes,  wogegen 
man  hinwieder  nach  Konrad  Wernicke  (in 
diesem  Jahrb.  VH  1892,  213  A.)  das  Bild 
ebensogut  wie  auf  Prokrustes  auch  auf 
Skiron  beziehen  könnte...  Nach  all  dem 
Gesagten  kehren  wir  zurück  zur  Darlegung 
von  Eduard  Gerhard,  der  seinerzeit  den 
Hammer  (bzw.  die  Axt)  hingestellt  hat  als 
des  Theseus  Waffe,  die  in  erster  Linie  das 
Abenteuer  mit  Prokrustes  charakterisiert, 
vgl.  a.  a.  O.  S.  33  ff.  und  A.  9  f.  16. 
Nach  Gerhard  ist  —  und  vielleicht  hat  er 
recht  —  als  Prokrustes  zu  bezeichnen  »der  mit 
dem  Hammer  als  seiner  eigenen  gemiß- 
brauchten Waffe  bedrohte  Mann«,  und  zwar 
ist  es  der  Hammer,  der  die  auf  einen  Ambos 
gelegten  Unglücklichen  den  Maßen  des 
Prokrustischen  Bettes  anpassen  sollte  (»in- 
cudibus  suppositis  extendebat  eum,  usque 
dum  lecti  longitudinem  aequaret«,  heißt 
es  bei  Hyg.  fab.  38  p.  68,  19  f.  Seh.),  vgl. 
Gerhard  a.  a.  0.  S.  35,  oder  —  fügen  wir 
bei  —  es  ist  die  Doppelaxt,  mit  welcher  der 
Unhold  jeweilen  seine  zu  länglich  gewach- 
senen Opfer  kürzte  (praecidebat).  Nach  dem 
Prinzip  aber,  daß  die  Bestrafung  stets  in 
dem  Sinne  erfolgt,  wie  sich  der  Bösewicht 
vordem  vergangen,  und  mit  dem  Gerät, 
dessen  er  sich  dabei  zu  bedienen  pflegte, 
wird  Skiron  nicht  erschlagen  von  Theseus, 
sondern  vom  Felsen  gestürzt,  oder,  wenn 
Theseus  gegen  Skiron  eine  Waffe  gebraucht, 
so  ist  es  nicht  der  Hammer  oder  die  Axt, 
sondern  es  ist  das  Skiron  zugehörige  Wasch- 
becken, mit  dem  ihm  Theseus  den  Schädel 
zertrümmern  will,  und  das  Waschbecken 
und  die  Schildkröte  sind  besondere  Merk- 
male zur  Charakterisierung  der  Skiron- 
Darstellung. 


Zürich. 


Otto  Waser. 


39 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Dezember-Sitzung  1913. 


40 


ARCHÄOLOGISCHE  GESELLSCHAFT 
ZU  BERLIN. 

Sitzung  vom  9.  Dezember  1913. 
73.  Winckelmannsfest. 

Das  diesjährige,  73.  Winckelmanns-Pro- 
gramm  ist  von  Herrn  Theodor  Wie- 
gan d  verfaßt  und  handelt  über  die  «Bronze- 
figur einer  Spinnerin  im  Antiquarium  der 
Königlichen  Museen«. 

Da  der  Vorsitzende,  Herr  G.  Loeschcke, 
durch  Krankheit  leider  am  Erscheinen  ver- 
hindert war,  leitete  Herr  H.  D  r  a  g  e  n  - 
d  o  r  f  f  die  Festsitzung,  die  in  gewohnter 
Weise  im  großen  Festsaale  des  Architekten- 
hauses stattfand,  und  begrüßte  die  zahlreich 
erschienenen  Mitglieder  und  Gäste.  Eine 
besondere  Auszeichnung  war  der  Sitzung 
dadurch  gegeben,  daß  der  im  Mai  1913  ge- 
machte große  Goldfund  von  Ebers- 
walde, über  den  Herr  C.  Schuchhardt 
vortrug,  von  Sr.  Maj.  dem  Kaiser,  dem  jetzi- 
gen Besitzer,  der  Gesellschaft  für  den  Abend 
gnädigst  zur  Verfügung  gestellt  war.  Der 
prächtige  Schatz  war  in  einer  Glasvitrine 
ausgestellt  und  dadurch  zum  ersten  Male 
einem  größeren  Kreise  im  Original  zugäng- 
lich gemacht. 

Wenige  Wochen  nur  trennten  denWinckel- 
mannstag  von  dem  60.  Geburtstage  W  i  1  - 
helmDörpfelds,  dessen  von  Schülern 
und  Fachgenossen  gestiftete  Büste  in  der 
Winckelmannssitzung  des  Institutes  in 
Athen  enthüllt  werden  sollte.  Herr 
Dragendorff  gedachte  der  bahnbrechenden 
langjährigen  Wirksamkeit  Dörpfelds,  in  dem 
die  Archäologie  einen  ihrer  Pfadfinder  aner- 
kennt, den  Begründer  der  modernen  wissen- 
schaftlichen Architekturforschung,  den  gro- 
ßen Lehrmeister  der  Grabungstechnik,  als 
dessen  Schüler  sich  direkt  oder  indirekt  alle 
bekennen  müssen,  ob  sie  iri  Griechenland 
oder  in  Germanien  den  Spaten  ansetzen. 
Olympia,  Tiryns,  Troia,  um  nur  einiges  her- 
vorzuheben, sind  Marksteine  in  der  Ge- 
schichte unserer  Wissenschaft,  und  sie  alle 
sind  aufs  engste  mit  dem  Namen  Wilhelm 
Dörpfelds  verbunden. 

Der  Redner  gedachte  sodann  der  sieg- 
reichen Kriege  Griechenlands.  Was  diese 
Expansion    Griechenlands    für   die   .Archäo- 


logie bedeutet,  kann  ebenfalls  in  wenigen 
Namen  angedeutet  werden:  Kreta,  Mace- 
donien,  vor  allem  Dodona  sind  heute  grie- 
chisch. Voll  Dankes  für  die  Liberalität  der 
griechischen  Regierung,  die  sich  auch  hier 
wieder,  wie  stets,  bewährt  hat,  teilte  der  Redner 
mit,  daß  die  Erforschung  D  o  d  o  n  a  s  dem 
deutschen  Archäologischen  Institut  über- 
lassen sei.  Damit  fällt  deutscher  Forschung 
eine  der  vornehmsten  Aufgaben,  die  der 
Archäologie  auf  griechischem  Boden  gestellt 
sind,  zu.  Es  gilt  zu  zeigen,  daß  das  Ver- 
trauen, das  die  griechischen  Kollegen  deut- 
scher Wissenschaft  mit  dieser  Zuweisung 
bezeugt  haben,  gerechtfertigt  ist.  Das 
letzte  noch  fast  unberührte  panhellenische 
Heiligtum,  eine  griechische  Kulturinsel  im 
Norden,  einen  Platz,  dessen  Erforschung 
durch  alle  Jahrhunderte  des  Altertums 
führen  muß,  gilt  es  aufzudecken.  Eine 
Riesenaufgabe,  zu  deren  Bewältigung  es  alle 
Kräfte,  geistige  und  materielle,  anzuspannen 
gilt,  damit  einst  neben  der  Erforschung  von 
Olympia  ebenbürtig  die  Erforschung  von 
Dodona  steht  und  im  Kranze  deutscher 
archäologischer  Wissenschaft  neben  dem 
Ölzweig  von  Olympia  das  Eichengrün  von 
Dodona  nicht  fehle. 

Sodann  sprach  Herr  C.  Schuchhardt 
an  der  Hand  von  Lichtbildern  und  unter  Hin- 
weis auf  die  im  Saal  ausgestellten  Originale 
über  den  »Goldfund  von  Ebers- 
wald e«.  Da  seine  umfassende  Publikation 
des  Fundes  schon  binnen  kurzem  erscheinen 
wird,  soll  hier  über  den  Vortrag  nur  kurz  be- 
richtet werden.  Der  Fund  besteht  aus  8 
Goldschalen,  mehreren  dicken  Hals-  und 
Armringen,  einer  großen  Menge  dünner 
Spiralringe  aus  Doppeldraht,  die  teils  wohl- 
crhalten,  teils  als  verbraucht  zu  Draht- 
bündeln zusammengewickelt  sind,  und  meh- 
reren Stücken  Rohmaterials,  besonders  einem 
ganzen  Barren.  Die  Goldgefäße  zeigen  Hall- 
stattstil und  datieren  den  ganzen  Fund  in 
das  7.  oder  8.  Jh.  v.  Chr.  Sie  sind  Trink- 
schalen, das  beweisen  die  vielen  verwandten 
Formen  aus  Ton  oder  Bronze  jener  Zeit,  wie 
auch  die  ganz  ähnlichen  Gefäße,  die  eine 
hettitische  Königin  im  8.  Jh.  (Stele  von 
Sendschirli)  und  noch  weit  später  Gestalten 
auf  griechischen  Vasenbildern  im  Begriff 
sind,    zum   Munde   zu   führen.     Die   vielen 


41 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Dezember-Sitzung  191 3. 


42 


Drahtspiralen  werden  am  ehesten  als  Haar- 
halter anzusprechen  sein.  Der  Fund  enthält 
also  lauter  Gegenstände  profanen  Gebrauchs. 
In  der  unmittelbaren  Nachbarschaft  der 
Fundstelle  sind  auch  früher  schon  mehrfache 
Anzeichen  einer  reichen  Siedlung  zutage 
getreten.  Somit  werden  wir  nach  Analogie 
der  ähnlich  zusammengesetzten  Edelmetall- 
funde von  Troja,  von  Vettersfelde,  von 
Hildesheim,  in  den  Goldsachen  den  Haus- 
schatz einer  hochstehenden  Persönlichkeit, 
eines  Fürsten,  zu  erkennen  haben,  und 
zwar  der  Semnonen,  die  in  diese  Gegend 
gehören  und  nach  Tacitus  der  älteste  und 
edelste  Stamm  unter  den  Suebenvölkern 
waren. 

Zum  Schluß  trug  Herr  A.  Bru  eckner, 
ebenfalls  unter  Vorführung  von  Lichtbildern, 
über  »Neue  Kerameikos-Gra- 
b  u  n  g  e  n«  vor.  Durch  das  Entgegenkom- 
men des  Kgl.  griechischen  Kultusministeri- 
ums ist  die  Vollendung  der  Ausgrabungen 
im  athenischen  Kerameikos  seit  dem  Juli 
19 13  dem  Deutschen  Archäologischen  In- 
stitute überlassen.  Der  Vortragende,  der  in 
diesem  Sommer  zur  Fortführung  früherer 
Arbeiten  durch  die  private  Initiative  eines 
heimischen  Förderers  der  Sache  angeregt 
und,  auch  in  den  Kriegszeiten,  von  den  grie- 
chischen Behörden  unterstützt  worden  ist, 
berichtete,  was  dort  bisher  erreicht  und  was 
sich  weiter  zu  verfolgen  empfiehlt. 

Da,  wo  im  Altertum  die  große  Fahrstraße 
vom  Piräus  mit  der  heiligen  Straße  von 
Eleusis  und  drittens  von  der  Akademie  her 
die  von  den  Staatsgräbern  des  Kerameikos 
gesäumte  Straße  in  das  Haupttor  der  Stadt 
einmündeten,  hat  die  griechische  Regierung 
ein  Gebiet  von  etwa  45  000  qm  seit  Jahr- 
zehnten expropriiert.  Ein  Drittel  dieses  Ge- 
bietes ist  noch  völlig  unerforscht.  Von  den 
übrigen  zwei  Dritteln  haben  die  Arbeiten 
der  Hetairia  Archaiologike  in  den  60er  und 
70er  Jahren  zwar  die  hohe  Verschüttung  ent- 
fernt und  dadurch  eine  Gräberstraße  und 
Reste  der  Stadtmauer  festgestellt;  das  waren 
Funde,  die  für  die  Topographie  der  Stadt 
eine  Grundlage  geschaffen  und  für  die  An- 
schauung athenischer  Grabmalkunst  Epoche 
gemacht  haben,  aber  doch  Funde,  die  sich  an 
der  Oberfläche  hielten.    Denn  die  eigentliche 


Untersuchung  des  alten  Erdbodens  war  dabei 
kaum  angefaßt  worden;  es  war  eben  noch 
die  Zeit,  um  bei  Athen  zu  bleiben,  bevor 
P.  Kavvadias  es  in  den  80er  Jahren  unter- 
nommen hat,  der  Akropolis  auf  den  Grund 
zu  gehen.  Daher  darf  man  mutatis  mutandis 
sagen:  unten  im  Kerameikos  ist  noch  die- 
selbe Arbeit  zu  leisten,  die  oben  auf  der  Burg 
nun  abgeschlossen  ist.  Beweis  dafür  sind  an 
der  Stadtmauer  die  reichen  Ergebnisse 
F.  Noacks,  welche  1906  über  das  Werk  des 
Themistokles  an  ihr  zu  klarer  Anschauung 
führten,  und  innerhalb  des  Gräberfeldes  die 
Ausräumung  seiner  Hauptstraße,  welche 
1909/10  im  Auftrage  der  Hetairia  Archaio- 
logike durch  den  Vortr.  geschehen  ist.  Noch 
steht  an  der  Stadtmauer  wie  im  Gräberfelde 
die  Vollendung  der  Arbeiten  aus. 

Auf  ein  drittes  Problem,  die  Wasseran- 
lagen vor  dem  Tore,  ging  der  Vortr.  näher 
ein.  Neuere  Nachgrabungen  haben  ein 
Kanalsystem  aufgedeckt ,  das  dicht  vor 
der  Stadtmauer  am  linken  Ufer  des  heute 
verschütteten  Eridanos- Baches  seinen  An- 
fang nimmt  und  von  der  Epoche  des  The- 
mistokles an  bis  in  spätrömische  Zeit  das 
Wasser  des  Baches  in  4  bis  5,  mit  der  Auf- 
höhung  des  Bachbettes  immer  erneuerte 
Kanäle  leitete  und  auf  die  Gärten  und  Felder 
des  Vorgcländes  verteilte.  Die  Verfolgung 
der  Kanäle  brachte  mannigfaltige  Einzel- 
funde namentlich  von  Skulpturen,  die  da- 
hinein, teils  vom  Gräberfelde,  teils  aus  um- 
liegenden Heiligtümern  stammend,  im  späten 
Altertum  verbaut  worden  sind;  als  Schutt 
vom  nahen  Markte  der  Stadt  fanden  sich 
über  40  mit  Namen  athenischer  Politiker 
bekritzelte  Tonscherben  von  einem  Scher- 
bengerichte aus  der  Zeit  des  peloponnesischen 
Krieges. 

Zum  Schluß  führte  der  Vortr.  durch  die 
Gräberstraße.  An  ihr  hat  die  begonnene 
Untersuchung  gelehrt,  daß  das  Gräberfeld, 
in  seiner  Benutzung  bis  ins  7.  vorchristliche 
Jahrhundert  zurückreichend  und  durch  Auf- 
schüttung immer  aufs  neue  benutzbar  ge- 
macht, die  alten  Gräber  bis  heute  unberührt 
bewahrt  hat,  so  daß  es  zusammen  mit  den 
übrigen  Problemen,  welche  diese  bedeu- 
tungsvolle Stelle  birgt,  ein  reiches  Material 
künftiger  deutscher  Erforschung  bietet. 


43 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Januar-Sitzung  1914. 


44 


Sitzung  vom  6.  J  anuar  1914. 

Den  Vorsitz  führte  Herr  G.  L  o  e  s  c  h  c  k  e  , 
der  die  außerordentlich  stark  besuchte 
Sitzung  mit  begrüßenden  Worten  eröffnete. 

Ihren  Austritt  aus  der  Gesellschaft  haben 
zum  Jahresbeginn  angezeigt:  Staatsminister 
Frhr.  v.  Thielmann,  Architekt 
A  b  e  s  s  e  r  ,  Prof.  Dr.  Köhler  (jetzt 
Direktor  des  Gymnasiums  in  Hersfeld),  Ren- 
tier Ferdinand  Meyer  in  Frankfurt 
a.  M.,  Prof.  Dr.  W  e  n  t  z  e  1  und  Prof.  Dr. 
W.  S  i  e  g  1  i  n.  Als  neue  Mitglieder  wurden 
angemeldet:  Regierungsbaumeister  Dr. 
Kohl,  der  der  Gesellschaft  bereits  von 
191 1  bis  1913  angehört  hat,  Lehramtskandi- 
dat Dr.  M  u  s  s  e  h  1 ,  Dr.  phil.  Pedro 
Bosch  -Gimpera  aus  Barcelona,  zur- 
zeit in  Berlin,  und  Fräulein  Dr.  phil.  Mar- 
gret Heinemann. 

Der  in  Halle  a.  S.  lebenden  Witwe  von 
Ludwig  Roß,  Frau  Emma  Roß,  waren 
zu  ihrem  90.  Geburtstage,  den  sie  am  31.  De- 
zember 1913  in  seltener  körperlicher  und 
geistiger  Frische  feiern  konnte,  telegraphisch 
die  herzlichsten  Glückwünsche  der  Gesell- 
schaft übermittelt  worden.  Ihr  warmes 
Dankschreiben  gelangt  durch  den  Schrift- 
führer zur  Verlesung. 

Sodann  erstattete  Herr  A.  Schiff  als 
Schriftführer  und  Schatzmeister  den  Ge- 
schäfts- und  Kassenbericht 
für  das  Jahr  1913.  Unter  Hinweis 
auf  den  im  Anhang  des  'j'^.  Winckelmanns- 
Programms  abgedruckten  Jahresbericht  wies 
er  darauf  hin,  daß  seit  längerer  Zeit  zum 
ersten  Male  die  Zahl  der  Mitglieder  im  Be- 
richtsjahre nicht  gewachsen,  sondern  auf  163 
stehen  geblieben  ist,  da  Abgang  und  Zugang 
(je  14)  sich  ausgeglichen  haben,  und  daß  das 
erste  weibliche  Mitglied  der  Gesellschaft  bei- 
getreten sei.  Die  Festtafel  des  73.  Winckel- 
mannsfestes  am  9.  Dezember  v.  J.  zählte 
93  Teilnehmer;  aus  Stendal,  der  Geburts- 
stadt Winckelmanns,  war  wieder  ein  vom 
Oberbürgermeister  Dr.  Schütze  unterzeichne- 
tes Begrüßungstelegramm  eingelaufen,  für 
das  telegraphisch  der  Dank  der  Gesellschaft 
ausgesprochen  worden  ist.  Die  Kassen- 
verhältnisse  sind  geordnet  und  gün- 
stig; die  kleinen  Überschüsse,  die  in  den 
letzten     Jahren     alljährlich     herausgewirt- 


schaftct  werden  konnten,  haben  sich  zu 
einem  Fonds  angesammelt,  der  es  der  Gesell- 
schaft ermöglicht,  gelegentlich  außerordent- 
liche Aufwendungen  im  Interesse  ihrer  Mit- 
glieder zu  machen.  Zu  Kassenrevi- 
soren für  1913  wurden  wieder  die  Herren 
Winnefeld  und  P  r  e  u  n  e  r  bestellt, 
die  dieses  Amt  schon  seit  1907  versehen. 

Im  Anschluß  an  die  Ausführungen  des 
Herrn  Schiff  stellt  der  Vorsitzende,  Herr 
G.  Loeschcke,  im  Namen  des  Vor- 
standes den  Antrag,  von  dem  Überschuß  der 
Vorjahre  einen  Betrag  bis  höchstens  zur 
Hälfte,  d.  h.  bis  zu  700  M.,  zur  Neuheraus- 
gabe derjenigen  Winckelmanns-Programme 
zu  verwenden,  die  im  Buchhandel  vergriffen 
sind.  Der  Anfang  soll,  unter  Zustimmung 
des  Verfassers,  mit  Carl  Roberts  »Thanatos« 
(39.  Winckelmannsprogramm,  1879)  gemacht 
werden,  und  zwar,  indem  der  Text  unver- 
ändert zum  Abdruck  gelangt,  während  die 
Abbildungen  völlig  erneuert  werden,  damit 
sie  den  erhöhten  Anforderungen  entsprechen, 
die  man  heute  zu  stellen  berechtigt  ist.  Die 
Versammlung  stimmte  dem  Antrage  freudig 
zu.  Des  weiteren  regte  der  Vorsitzende  an, 
in  Zukunft  gelegentlich  Sitzungen,  insbe- 
sondere das  Winckelmanns-Fest,  zu  öffent- 
lichen Sitzungen  zu  gestalten,  um  durch 
einen  größeren  Kreis  eingeladener  Gäste, 
auch  von  Damen,  die  Publizität  der  Gesell- 
schaft zu  erhöhen.  Auch  diese  Anregung 
wurde  zustimmend  aufgenommen. 

Bei  der  Vorstandswahl  wurde  auf 
Vorschlag  des  Herrn  Trendelenburg  der  vor- 
jährige Vorstand  durch  Zuruf  wiederge- 
wählt. Der  Vorstand  besteht  somit  für  das 
Jahr  1914  aus  den  Pierren  Loeschcke 
(Vorsitzender),  Dragendorff,  Wie- 
gand,  Brueckner  und  Schiff 
(Schriftführer  und  Schatzmeister). 

Herr  v.  Wilamowitz-Moellen- 
d  o  r  f  f  besprach  das  eben  vollendete  III. 
Heft  der  von  Herrn  Wiegand  herausgegebe- 
nen Ergebnisse  der  Ausgrabungen  und  Un- 
tersuchungen von  Milet,  das  das  Delphinion, 
bearbeitet  von  Georg  Kawerau  und  Albert 
Rehm,  enthält.  Für  den  Inhalt  seiner  Aus- 
führungen kann  auf  die  mittlerweile  erschie- 
nene eingehende  Besprechung  in  den  Göt- 
tingischen  gel.  Anzeigen  1914  Nr.  2  verwiesen 
werden. 


45 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Februar-Sitzung  1914. 


46 


Dann  berichtete  Herr  Dragendorff 
über  die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen  des 
Archäologischen  Instituts  in  Tiryns  1913, 
wofür  auf  den  mittlerweile  gedruckten  Be- 
richt in  den  Athen.  Mitteilungen  1913 
S.  329  ff.  verwiesen  sei. 

Herr  A.  Deißmann  machte  eine 
kurze  Mitteilung  über  neuentdeckte  vor- 
christliche griechische  Pergamenturkunden 
aus  dem  Arsakidenreiche.  Von  Kurden  im 
Avroman -Gebirge  (Kurdistan)  in  einem 
Steinkrug  aufgefunden,  kamen  die  Blätter 
durch  Vermittlung  eines  griechischen  christ- 
lichen Arztes  nach  England,  wo  sie  von  Mr. 
Minns  in  der  Society  for  the  Promotion  of 
Hellenic  Studies  in  Cambridge  kurz  be- 
sprochen wurden,  zwei  griechische  Perga- 
menturkunden vom  Jahre  88  und  22  v.  Chr. ; 
die  eine  hat  einen  noch  nicht  entzifferten 
Fehlcvi-Text  auf  der  Rückseite.  Eine  dritte 
im  gleichen  Krug  gefundene  Urkunde  ist 
ebenfalls  Pehlevi  und  soll  inzwischen  von 
Herrn  Andreas  gelesen  sein.  Es  handelt  sich 
wohl  um  Erbpachtverträge  über  einen  Wein- 
berg; formell  und  inhaltlich  sind  sie  reich  an 
Parallelen  zu  den  Ptolemäerurkunden  aus 
Ägypten  und  liefern  den  Beweis,  daß  die 
Hellenisierung  des  Partherreiches  eine  stär- 
kere gewesen  sein  muß,  als  man  seither  an- 
nahm. Die  Vertragschließenden  und  die 
Zeugen  sind  sämtlich,  nach  den  Namen  zu 
schließen,  Nichtgriechen  (gewiß  Parther)  aus 
einem  kleinen  Dorfe;  die  Orts-  und  Personen- 
namen sind  zum  großen  Teil  für  die  iranische 
Namenforschung  von  Interesse,  aber  auch 
für  die  allgemeine  Geschichte  sind  die  nach 
Arsakiden  und  ihren  Gemahlinnen  unter  Zu- 
grundelegung der  seleukidischen  Ära  datier- 
ten Blätter  von  hohem  Werte.  Sie  zeigen 
auch  erfreulicherweise,  daß  selbst  in  einem 
für  die  Erhaltung  von  Pergamenten  zweifel- 
los ungünstigen  Klima  Originalurkunden  sich 
durch  zweitausend  Jahre  erhalten  können, 
und  eröffnen  daher  die  Möglichkeit,  daß  auch 
außerhalb  Ägyptens  noch  antike  Texte  auf 
Pergament  usw.  zu  finden  sind.  Mr.  Minns 
wird  die  Urkunden  mit  Kommentar  ver- 
öffentlichen. 


Öffentliche    Sitzung    in    der    Sing- 
akademie am  3.  Februar  191 4. 

Zum  ersten  Male  seit  ihrem  Bestehen  hatte 
unsere  Gesellschaft  die  hohe  Ehre  und  Freude, 
S.  M.  d  e  n  Kaiser  und  I.  M.  die 
Kaiserin  in  einer  ihrer  Sitzungen  als 
Gäste  begrüßen  zu  dürfen.  Die  Teilnahme  an 
der  Sitzung,  die  durch  das  freundliche  Ent- 
gegenkommen des  Direktoriums  in  der  Sing- 
akademie stattfand,  war  nicht  auf  die  Mit- 
glieder beschränkt;  vielmehr  war  eine  große 
Zahl  von  Gästen,  Herren  und  Damen,  ein- 
geladen, so  daß  etwa  800  Personen  anwesend 
waren.  Das  Thema  der  beiden  durch  zahl- 
reiche Lichtbilder  illustrierten  Vorträge  der 
Herren  Dörpfeld  und  Loeschcke  bildeten 
die  unter  den  Auspizien  des  Kaisers  auf 
Korfu  unternommenen  Ausgrabungen  und 
Untersuchungen.  Nach  Schluß  der  Sitzung, 
die  13/4  Stunden  dauerte,  empfing  der  Kaiser 
die  Herren  des  Vorstandes  und  Herrn  Dörp- 
feld in  seiner  Loge. 

Zuerst  sprach  Herr  Dörpfeld  über  die 
von  Seiner  Majestät  dem  Deutschen  Kaiser 
auf  der  Insel  Korfu  unternommenen  Gra- 
bungen. In  der  Einleitung  dankte  er  dem 
Kaiser  im  Namen  der  deutschen  Archäologen 
für  das  lebhafte  Interesse  und  die  wirkungs- 
volle Förderung,  die  dieser  während  der 
25  Jahre  seiner  Regierung  allen  deutschen 
Ausgrabungen  und  archäologischen  Arbeiten 
hat  zuteil  werden  lassen,  zugleich  gab  er 
auch  seinem  persönhchen  Dank  Ausdruck 
für  die  tatkräftige  Unterstützung,  die  seine 
eigenen  Arbeiten  zur  Lösung  der  Homer- 
Frage,  seine  Ausgrabungen  in  Troja  und 
Tiryns,  in  Alt-Pylos  und  auf  Leukas-Ithaka, 
seit  25  Jahren  von  selten  des  kaiserlichen 
Mäcen  gefunden  haben.  Er  versicherte  dem 
Kaiser,  daß  dadurch  zum  mindesten  ein 
ehrliches  wissenschaftliches  Suchen  nach  der 
Wahrheit  über  die  homerischen  Gedichte 
unterstützt  worden  sei. 

Sodann  berichtete  er,  wie  der  Kaiser  seit 
dem  Jahre  191 1  auf  der  Insel  Korfu  selbst 
zum  Spaten  gegriffen  hat  und  erfolgreiche 
Ausgrabungen  unternimmt,  mit  deren  Lei- 
tung er  den  Vortr.  betraut  hat. 

Den  Anstoß  zu  den  Grabungen  auf  Korfu 
gab  der  zufällige  Fund  eines  Reliefs,  das  den 
Kampf  zwischen  Zeus  und  einem  Giganten 


47 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Februar-Sitzung  1914. 


48 


darstellt  und  im  Gebiete  der  antiken  Stadt 
Kerkyra  bei  dem  Kloster  der  beiden  Heiligen 
Theodoroi  zutage  gekommen  war.  Der 
Kaiser  war  selbst  zugegen,  als  bei  Nach- 
grabungen an  derselben  Stelle  viele  weitere 
Reliefstücke  dem  Boden  entstiegen.  Die 
ausführlichen  Telegramme,  die  der  Kaiser 
selbst  damals  jeden  Abend  der  Archäologi- 
schen Gesellschaft  in  Berlin  sandte,  sind 
dauernde  Zeugen  seines  lebhaften  Sach- 
interesses  und  seiner  berechtigten  Finder- 
freude. 

Die  Reliefs  gehörten,  wie  ihre  Form  un- 
zweideutig lehrte,  zum  Giebel  eines  archai- 
schen Tempels.  Diesen  Bau  zu  finden,  war 
die  erste  Aufgabe  der  Grabungen.  Da  die 
Skulpturen  augenscheinlich  noch  in  ihrer 
Fall -Lage  gefunden  worden  waren  und  zum 
westlichen  Giebel  eines  Tempels  gehört 
hatten,  konnte  die  Stelle  dieses  Baues  leicht 
bestimmt  werden:  sie  mußte  östlich  von  der 
Fundstelle  der  Skulpturen  liegen.  Aber  ein 
durch  diesen  Platz  gezogener  Graben  ergab 
ein  negatives  Resultat:  außer  mehreren 
kleinen  Fundamentsteinen  fand  sich  keine 
einzige  Mauer.  Der  Tempel  war  ganz  zer- 
stört; seine  Säulen  und  Wände,  ja  sogar 
seine  Fundamentmauern  waren  systematisch 
abgebrochen  worden,  um  als  Baumaterial 
zur  Errichtung  irgendwelcher  Festungs- 
mauern in  Korfu  verwendet  zu  werden, 
deren  Auffindung  leider  bisher  noch  nicht 
gelungen  ist. 

Auf  dem  Tempelplatze  wurden  nur  ein- 
zelne Fundamentsteine  aufgedeckt,  die  einst 
die  großen  Fußbodcnplatten  der  Ringhalle 
getragen  haben.  Außerdem  konnten  an  der 
Art  und  Färbung  der  Erdmassen  die  Stellen 
bestimmt  werden,  wo  die  Fundamentmauern 
der  Säulen  und  Wände  einst  gelegen  hatten. 
Nach  diesen  Anhaltspunkten  ließ  sich  der 
Grundriß  des  Tempels  zwar  im  allgemeinen 
wiederherstellen;  im  einzelnen  kann  er  aber 
erst  gezeichnet  werden,  wenn  die  ganze 
Fläche  des  Tempels  freigelegt  sein  wird, 
was  im  Frühjahr  1914  geschehen  soll.  Da 
weiter  viele  Fragmente  dorischer  Säulen  und 
ein  ganzes,  sehr  altertümliches  Kapitell,  dazu 
zwei  ganze  Triglyphen  und  viele  Fragmente 
anderer  Bauglieder  gefunden  wurden,  ließen 
sich  auch  die  Aufrisse  des  Tempels  in  großen 
Zügen  schon  wiederherstellen: 


Je  acht  altdorische  Säulen,  die  denen  der 
älteren  Tempel  von  Pästum  ähnlich  sind,  er- 
hoben sich  einst  an  den  Fronten  und  trugen 
ein  Triglyphen -Gebälk  und  über  dem  hori- 
zontalen Gesimse  ein  Giebeldreieck,  das  mit 
den  Reliefs  der  Gorgo  und  des  Giganten - 
kampfes  geschmückt  war.  Die  gefundenen 
Skulpturen  bildeten  das  hintere  westliche 
Giebelfeld,  vom  Ostgiebel  des  Tempels 
kamen  leider  nur  wenige  Fragmente  zum 
Vorschein.  Außer  den  Simen  und  Stirn- 
ziegeln aus  Marmor,  die  den  Tempel  krönten, 
fanden  sich  ähnliche,  aber  ältere  Stücke  aus 
Terrakotta,  die  vermutlich  den  ursprünglichen 
Schmuck  des  Tempeldaches  bildeten  und 
später  durch  die  jüngere  marmorne  Dach- 
bekrönung  ersetzt  wurden. 

Der  göttliche  Inhaber  des  Heiligtums  hat 
sich  bisher  noch  nicht  bestimmen  lassen; 
die  vorgeschlagenen  Namen  beruhen  ledig- 
lich auf  Vermutungen. 

Während  der  Tempel  selbst  fast  ganz  zer- 
stört ist,  haben  wir  von  dem  vor  der  Ost- 
front des  Tempels  liegenden  großen  Brand - 
opferaltar  ein  großes  Stück  von  etwa  10  m 
Länge  und  über  2  m  Breite  auffallend  gut 
erhalten  vorgefunden.  Auf  zwei  Stufen 
stehen  noch  15  Triglyphen  und  Metopen 
aufrecht  und  trugen  einst  eine  Steinplatte 
zur  Aufnahme  des  Altarfeuers.  Neben  dem 
Altar  liegt  noch  ein  polygonal  gepflasterter 
Opferplatz,  der  durch  einen  ebenso  ge- 
pflasterten Weg  mit  dem  östlichen  Eingang 
des  Tempels  verbunden  war.  Von  der  Um- 
fassungsmauer des  heiligen  Bezirks,  der  den 
Tempel  und  Altar  einschloß,  sind  bisher  nur 
an  der  Nordseite  Stücke  aufgedeckt. 

Eine  zweite  Ausgrabungsstätte  auf  Korfu 
war  der  schon  bekannte  Tempel  von  Kardaki, 
so  benannt  nach  einer  alten  Quelle  im  könig- 
lichen Schloßpark  Monrepos.  Er  hat  schon 
längst  wegen  seiner  schlanken,  an  den  Holz- 
bau erinnernden  Verhältnisse  und  wegen  des 
gleichzeitigen  Vorkommens  dorischer  und 
jonischer  Bauglieder  eine  wichtige  Rolle  in 
der  Geschichte  der  griechischen  Baukunst 
gespielt.  Schon  vor  90  Jahren  von  den  Eng- 
ländern ausgegraben,  war  er  aber  seitdem 
allmählich  wieder  so  verschüttet  und  von  Ge- 
strüpp so  überwachsen,  daß  fast  nichts  mehr 
von  ihm  zu  sehen  war.  Mit  Genehmigung 
S.  M.  des  verstorbenen  Königs  Georg  wurde 


49 


Archäologische  Gesellschaft  xu  Berlin.     Februar-Sitzung  1914. 


50 


der  Bau  im  Jahre  19 12  wieder  freigelegt 
und  seine  Säulenstümpfe,  soweit  sie  sich 
noch  vorfanden,  wieder  aufgerichtet.  Der 
vordere  Teil  des  peripteralen  Tempels, 
einschließlich  des  Pronaos,  fehlt  vollständig; 
er  ist  ins  Meer  hinabgestürzt.  Erhalten  sind 
nur  der  untere  Teil  der  drei  hinteren  Wände 
der  Cella,  der  Unterbau  für  das  Kultbild 
und  von  der  äußeren  Ringhalle  noch  der 
Stylobat  und  mehrere  Säulentrommeln.  Nur 
eine  einzige  Säule  ist  noch  ganz  vorhanden 
und  trägt  jetzt  wieder  ihr  Kapitell. 

Die  etwa  aus  der  ersten  Hälfte  des  5.  Jahr- 
hunderts stammenden  dorischen  Säulen  der 
Ringhalle  sind  in  der  englischen  Publikation 
(Stuart-Revett,  Antiquities  of  Greece,  Lon- 
don 1830,  III,  Taf.  4 — 8)  richtig  gezeichnet. 
Der  Architrav  ist  aber  insofern  falsch  abge- 
bildet, als  das  jonische  Kyma  sich  nicht  an 
der  inneren,  sondern  an  der  äußeren  Seite 
befindet.  Der  von  den  Engländern  gezeich- 
nete Fries  hat  niemals  bestanden;  die  dazu 
benutzten  Steine  mit  ihrem  altertümlichen 
skulpierten  Eierstabe  gehören  vielmehr  zum 
ansteigenden  Giebelgeison.  Triglyphen  hatte 
der  Tempel  nicht,  sein  mit  einem  ungewöhn- 
lich geschwungenen  Profile  ausgestattetes 
Hauptgesims  lag  unmittelbar  auf  dem  Archi- 
trav. Daß  das  Giebeldreieck  über  der 
Hauptfront  mit  Reliefs  geschmückt  war  oder 
wenigstens  geschmückt  werden  sollte,  läßt 
sich  aus  der  Zurichtung  des  hinteren  Giebel- 
dreiecks erkennen,  bei  dem  ein  beabsichtigter 
Reliefschmuck  nicht  zur  Ausführung  gelangt 
ist.  Stücke  von  Stirnziegeln  und  auch  viele 
Fragmente  einer  Nike,  beide  aus  Terra- 
kotta, wurden  gefunden  und  werden  zum 
Dachschmuck  gehört  haben. 

In  den  Fundamenten  der  Cellawand  und 
der  Kultbildbasis  fanden  sich  Steine  eines 
älteren  Heihgtums  verbaut,  mehrere  flache 
steinerne  Wasserbecken  und  der  Unterstein 
einer  Stele.  Sie  werden  zu  einem  älteren 
Heiligtum  gehört  haben,  das  unterhalb  des 
Tempels  bei  der  Quelle  angenommen  werden 
darf  und  vermutlich  den  Nymphen  geweiht 
war.  Später  ist  nun  hoch  über  der  Quelle 
der  dorische  Tempel  erbaut  worden,  der  dem 
Apollon  oder  Asklepios  zugeschrieben  wird, 
weil  der  in  einer  Inschrift  vorkommende 
Göttername  mit  A  anfängt. 

Die  weitgestellten  Säulen  und  die  alter- 


tümlichen jonischen  Formen  des  Gebälks, 
die  G.  Semper  veranlaßten,  den  Tempel  dem 
7.  Jahrhundert  zuzuteilen  (Der  Stil,  II, 
S.  399),  lassen  sich  meines  Erachtens  am 
besten  durch  die  Annahme  erklären,  daß  ein 
älterer  hölzerner  Tempel  später  in  Stein 
umgebaut  worden  ist.  Da  zu  beiden  Seiten 
der  Ruine  noch  alte  unberührte  Schutt- 
massen liegen,  empfiehlt  es  sich,  noch  weitere 
Grabungen  vorzunehmen.  Es  wäre  möglich, 
dort  noch  Weihgeschenke  oder  Inschriften 
zu  finden,  die  uns  über  die  Geschichte  des 
Tempels  und  über  seinen  göttlichen  Inhaber 
aufklären  könnten. 

Noch  andere  kleinere  Grabungen  haben 
an  mehreren  Stellen  der  antiken  Stadt  und 
auch  in  anderen  Teilen  der  Insel  stattge- 
funden, so  bei  der  Kirche  Palaiopolis,  bei 
dem  Kloster  der  Panagia  Kassopitra,  bei 
dem  Dorfe  Kassopo,  dem  alten  Kassiope, 
und  in  Paläokastrizza,  wo  Victor  Berard  die 
Stadt  der  homerischen  Phäaken  ansetzt. 
Von  den  an  diesen  Plätzen  gemachten  Fun- 
den mögen  hier  erwähnt  werden:  eine  wert- 
volle Marmorinschrift  mit  zwei  Briefen  der 
Römer  an  die  Behörden  und  das  Volk  von 
Kerkyra  aus  dem  2.  Jahrhundert  v.  Chr., 
gefunden  bei  Palaiopolis,  ferner  eine  Weih- 
inschrift für  eine  Statue  des  Timon,  die  von 
der  Mutter  Timareta  »den  Göttern«  geweiht 
war,  und  ein  altertümliches  dorisches  Ge- 
bälk, dessen  Triglyphen  geschwungene  Ein- 
schnitte aufweisen  (bei  der  Panagia  Kasso- 
pitra). 

Bei  allen  diesen  Grabungen  sind  keinerlei 
mykenische  oder  prähistorische  Gegenstände 
gefunden  worden,  obwohl  wir  besonders 
darauf  geachtet  haben.  Denn  seit  der  klassi- 
schen Zeit  wird  bekanntlich  vielfach  ange- 
nommen, daß  Korfu  die  Insel  der  homeri- 
schen Phäaken  sei,  und  daß  ihre  Stadt  mit 
dem  Palaste  des  Alkinoos  bei  der  antiken 
Stadt  Kerkyra  gelegen  habe.  So  wissen  wir, 
daß  die  alten  Kerkyräer  ihren  östlichen 
Hafen  nach  Alkinoos  benannten  und  in  der 
Nähe  auch  ein  Heroon  dieses  Königs  be- 
saßen. Aber  dürfen  wir  denn  heute  noch 
an  die  wirkliche  Existenz  der  Phäaken  Ho- 
mers glauben.?  Ist  nicht  seit  Welckers  be- 
rühmtem Aufsatze  (Rhein.  Mus.  1832,  219) 
festgestellt,  daß  die  Phäaken  ein  erdichtetes 
Volk   waren    und    auf    den    phantastischen 


5« 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Februar-Sitzung  1914. 


52 


Inseln  der  Seligen  wohnten?  Ist  nicht  vor 
kurzem  noch  dargelegt  worden,  daß  sie  die 
Schiffer  waren,  welche  die  Toten  ins  Jenseits 
fuhren?  Ich  halte  diese  Ansichten  für  irr- 
tümlich und  glaube  aus  Homer  beweisen  zu 
können,  daß  die  Phäaken  ein  wirkliches  aus 
Kreta  stammendes  Schiffervolk  waren,  das 
unter  dem  Vater  des  Königs  Alkinoos  nach 
Kerkyra  ausgewandert  war  und  dort  die 
Fahrt  über  das  Westmeer  bis  nach  Italien 
betrieb.  Ihnen  diese  Beweise  vorzulegen, 
ist  hier  nicht  möglich.  Doch  in  einem 
werden  Sie  mir  auch  ohne  diese  Beweise  alle 
zustimmen:  Nachdem  die  homerischen  Bur- 
gen und  Paläste  in  Troja  und  Kreta,  in 
Mykenai  und  Tiryns,  in  Orchomenos  und 
Pylos  gefunden  sind,  und  nachdem  die  An- 
gaben Homers  über  die  Kultur  und  Geo- 
graphie der  heroischen  Zeit  sich  in  einer 
Weise  als  wahr  herausgestellt  haben,  wie  es 
Welcker  nicht  einmal  ahnen  konnte,  sind 
wir  jetzt  verpflichtet,  mindestens  zu  unter- 
suchen, ob  die  Angaben  Homers  über  die 
Phäaken  der  Wirklichkeit  entsprechen  oder 
nicht.  Es  wäre  unwissenschaftlich,  diese 
Untersuchung  zu  unterlassen. 

Homer  kennt  die  Phäaken  als  allerletzte 
der  Menschen,  bevor  man  in  den  unbe- 
kannten Westen  kam;  sie  wohnten  auf  einer 
Halbinsel  zwischen  zwei  Häfen;  bei  ihnen 
landete,  wer  vom  fernen  Westen  nach  Grie- 
chenland fuhr;  in  einer  Nacht  konnte  man 
von  ihrer  Stadt  nach  Ithaka  fahren,  konnte 
aber  auch  zu  Lande  über  Dodona  diese  Insel 
erreichen. 

Da  uns  nun  Thukydides  (I.  36,  2)  über- 
liefert, daß  der  Weg  von  Sizilien  nach  Grie- 
chenland stets  über  Kerkyra  führte,  da  wir 
ferner  aus  Strabon  (324)  wissen,  daß  man 
vom  Vorgebirge  Phalakron,  der  Nordwest - 
spitze  von  Korfu,  abzufahren  pflegte,  um 
nach  Tarent  und  Sizilien  zu  gelangen,  und 
da  wir  endlich  aus  Homer  entnehmen  kön- 
nen, daß  Odysseus  von  Westen  kommend, 
mit  dem  Nordstern  zur  Linken,  also  in  öst- 
licher Richtung,  zu  den  Phäaken  fuhr,  so 
müssen  wir  die  Stadt  der  Phäaken,  wenn 
sie  bestanden  hat,  an  der  nordwestlichen 
Küste  von  Kerkyra  suchen.  An  der  west- 
lichen Küste  befinden  sich  auch  die  steilen, 
imzugänglichen  Felswände,  die  Homer  be- 
schreibt, nicht  an  der  Ostseite  der  Insel. 


Im  April  1913  habe  ich  die  nordwestlichen 
Vorgebirge  der  Insel  zum  ersten  Male  be- 
sucht und  dabei  zu  meiner  großen  Über- 
raschung gerade  auf  jenem  Vorgebirge  Phal- 
akron, das  heute  Kap  Kephali  heißt,  prä- 
historische und  mykenische  Topfscherben 
gefunden.  Eine  Versuchsgrabung  zeigte, 
daß  die  oben  auf  dem  80  m  hohen  Vorgebirge 
gelegenen  Gebäude  dieser  prähistorischen 
Ansiedlung  leider  fast  ganz  vernichtet  zu 
sein  scheinen;  sie  waren  durch  keine  spätere 
Ansiedlung  überbaut  und  geschützt.  Nur 
eine  kleine,  unscheinbare  Mauer  wurde  bisher 
aufgedeckt.  Ferner  fanden  wir  Reste  eines 
antiken  Heiligtums  bei  einer  christlichen 
Kapellenruine  unten  an  der  nördlichen  der 
beiden  Hafenbuchten. 

Ob  die  hierdurch  konstatierte  Ansiedlung, 
die  sicher  dem  2.  Jahrtausend  v.  Chr.  ange- 
hört, zu  den  Angaben  Homers  über  die  Phäa- 
kenstadt  im  einzelnen  paßt,  müssen  weitere 
Grabungen  lehren.  Für  die  Frage  nach  der 
Glaubwürdigkeit  Homers  würde  es  offenbar 
von  großer  Bedeutung  sein,  wenn  sogar  die 
seligen  Phäaken  sich  als  ein  Schiffervolk  der 
Wirklichkeit  und  wenn  ihre  Stadt  sich  als 
von  Homer  richtig  beschrieben  herausstellen 
sollte. 

Schon  liegt  e  i  n  wertvoller  Beweis  hier- 
für vor,  auf  den  ich  zum  Schlüsse  noch 
hinweisen  möchte.  Homer  erzählt  uns,  wie 
Poseidon  das  Schiff  der  Phäaken,  das  den 
Odysseus  in  die  Heimat  gebracht  hatte,  auf 
der  Rückfahrt  im  Angesichte  der  Phäaken- 
stadt  in  einen  Fels  verwandelte.  Tatsächlich 
liegt  heute  vor  dem  Kap  Kephali  eine  kleine 
Felseninsel,  die  genau  wie  ein  Segelschiff 
aussieht,  heute  den  Namen  Karawi  (Segel- 
schiff) trägt  und  sogar  von  mir  und  meinem 
Begleiter  zuerst  für  ein  wirkliches  Segelschiff 
gehalten  wurde.  Die  Bewohner  von  Korfu 
kennen  christliche  Sagen  über  dies  ver- 
steinerte Schiff,  die  J.  Partsch  ^Kerkyra 
S.  73)  schon  veröffentlicht  hat.  Dieser  Fels 
wurde  auch  schon  im  Altertum  von  einigen 
für  das  Schiff  der  Phäaken  erklärt,  denn 
Plinius  (H.  n.  IV,  12,  53)  überliefert:  »a  Pha- 
lacro  Corcyrae  promontorio  scopulus,  in 
quem  mutatam  Ulyssis  navem  a  simili  specie 
fabula  est«. 

Daß  in  dem  Felseneiland  vor  Kap  Kephali 
in  der  Tat  derjenige  schiffähnliche  Fels  vor- 


53 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     März-Sitzung  1914. 


54 


liegt,  der  den  Dichter  der  Odyssee  zu  der 
Sage  von  der  Versteinerung  des  Phäaken- 
schiffcs  durch  Poseidon  veranlaßt  hat,  wer 
will  das  noch  leugnen  ? 

Hoffentlich  werden  die  geplanten  Aus- 
grabungen auf  dem  Kap  Kephali  weitere 
Argumente  zur  Lösung  der  Phäaken -Frage 
und  damit  auch  zur  Lösung  der  Homer- 
Frage  liefern. 

Herr  Loeschcke  besprach  darauf  die 
Giebelfiguren  des  Tempels  von  Korfu.  Da  der 
Vortrag  an  anderer  Stelle  in  erweiterter  Form 
mit  ausführlicherer  Begründung  erscheinen 
soll,  genüge  hier  eine  summarische  Übersicht 
des  Gedankenganges.  Herr  Loeschcke 
schilderte  zunächst  die  erhaltenen  Reste, 
von  denen  jedem  seine  ursprüngliche  Stelle  im 
Giebelfeld  mit  Sicherheit  zugewiesen  werden 
kann.  In  der  Mitte  Gorgo  mit  ihren  beiden 
Kindern,  Pegasos  und  Chrysaor.  Rechts  und 
links  je  ein  gewaltiges  Raubtier,  das  der  Vor- 
tragende,unter  Beruf  ungaufandereDenkmäler 
verwandten  Kunstkreises,  für  einen  Löwen, 
nicht  einen  Panther  erklärt.  In  der  rechten 
Ecke  Zeus,  der  einen  Giganten  niederblitzt, 
während  ein  zweiter  Gegner,  bereits  getötet, 
die  Giebelecke  füllt.  An  der  linken  Seite  in 
der  äußersten  Ecke  wieder  ein  liegender 
Toter,  davor  eine  langgewandete,  wohl 
weibliche  Gestalt  auf  einem  Sitz,  den  L. 
für  einen  Altar  erklärt;  sie  erhebt  bittend 
die  linke  Hand  gegen  einen  Angreifer,  von 
dem  gerade  noch  die  gegen  die  Brust  der 
Sitzenden  gerichtete  Lanzenspitze  erhalten 
ist.  Eine  Deutung  dieser  Gruppe  ist  bisher 
nicht  sicher  gelungen. 

Zwei  Elemente  scheiden  sich  deutlich, 
auch  dem  Maßstabe  nach.  In  der  Mitte  die 
Gorgo  und  die  Löwen,  an  den  Seiten  die 
kleineren  Gruppen,  die  unter  sich  wieder 
inhaltlich  offenbar  nicht  zusammenhängen. 
Die  Mittelgruppe  ist  apotropäisch  — -  die  seit- 
lichen Gruppen  erzählend.  Es  sind  gleich- 
sam zwei  Schichten  griechischer  Kultur, 
zwei  Welten,  die  aufeinanderstoßen,  die  alte 
Welt  der  feindlichen  Götter  und  Dämonen 
und  daneben  die  homerische  Welt,  die  Kunst, 
die  in  der  Heldensage  wurzelt,  die  sich  in 
den  Giebelecken  hineindrängt.  Einen  Schritt 
weiter  führt  der  Giebel  des  alten  Athena- 
tempels  auf  der  Akropolis  von  Athen:  hier 
sind  Gorgo  und  die  Löwen  als  apotropäische 


Akroterien  auf  den  Giebelfirst  und  die 
Giebelccken  gerückt,  das  ganze  Giebelfeld 
nimmt  die  erzählende  Kunst  ein. 

Ausgeführt  ist  der  Giebel  von  Korfu  am 
Anfang  des  6.  Jahrhunderts,  ein  Beispiel 
dafür,  wie  die  peloponnesische  Kunst  sich 
mit  der  Aufgabe  der  Reliefbildnerei  in 
großem  Maßstabe  abfand. 

Sitzung  vom  3.  März   1914. 

Den  Vorsitz  führte  Herr  G.  Loeschcke. 

Als  neue  Mitglieder  wurden  die  Herren 
Prof.  Dr.  Adolf  Busse,  Direktor  des 
Prinz -Heinrich -Gymnasiums  in  Berlin-Schö- 
neberg, und  Prof.  Dr.  Aby  Warburg 
in  Hamburg  angemeldet. 

Vor  Eintritt  in  die  Tagesordnung  legte 
Herr  Loeschcke  neue  Photographien 
der  troischen  Küste  vor,  die  kürzlich  von 
Offizieren  S.  M.  S.  »Breslau«  aufgenommen 
worden  sind  und  die  in  der  November- 
Sitzung  vorigen  Jahres  gezeigten  Photo- 
graphien dankenswert  ergänzen.  Er  be- 
sprach sodann  eingehend  einen  von  Dr.  H. 
Degering  in  der  Vossischen  Zeitung  (Nr.  lOi 
vom  25.  Februar  d.  J.,  Morgenausgabe,  i. 
Beilage)  veröffentlichten  Aufsatz  »Das  Gie- 
belfeld des  Tempels  von  Korfu«,  der  sich 
gegen  die  von  Herrn  Loeschcke  in  der  Fe- 
bruar-Sitzung der  Gesellschaft  vertretene 
Interpretation  des  Gorgo -Giebels,  insbeson- 
dere gegen  die  Deutung  der  linken  Eck- 
gruppe, richtet. 

Den  einzigen  Vortrag  des  Abends  hielt 
(als  Gast)  Herr  E.  Krüger  aus  Trier  über 
die  bisherigen  Ergebnisse  der 
Ausgrabung  des  Trierer  Kai- 
serpalastes. Seine  von  zahlreichen 
Lichtbildern  unterstützten  Ausführungen 
lauteten  im  wesentlichen: 

Die  Ruine  des  »Kaiserpalastes«  ist  nicht 
nur  der  schönste  und  malerischste  Rest  des 
römischen  Trier,  die  ausgezeichnete  Lage  im 
Stadtplan,  die  Größe  der  Grundfläche  und 
die  hervorragende  Schönheit  des  Grund- 
risses haben  das  Gebäude  immer  als  eine 
Schöpfung  der  römischen  Kaiser  erkennen 
lassen,  die  vom  Ende  des  3.  bis  zum  Ende 
des  4.  Jahrhunderts  in  Trier  residiert  haben. 
Die  Kaiser  -Thermen  sah  man  bisher 
in  den  großen  römischen    Bädern  von   St. 


55 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     März-Sitzung  1914. 


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Barbara  in  Trier.  Deshalb  deutete  man  die 
großen  Säle  des  anderen  Bauwerks  als  den 
Fest-  und  Repräsentationsbau  der  römischen 
Kaiser,  als  den  Kaiserpalast. 

Die  These,  daß  auch  dieses  Gebäude  von 
Anfang  an  als  eine  Therme  errichtet  worden 
sei,  hat  der  architektonische  Leiter  der 
Kaiserpalastgrabung  schon  sehr  bald  nach 
Beginn  der  Neuuntersuchung  aufgestellt. 
Sie  kann  jetzt  öffentlich  ausgesprochen  und 
vertreten  werden,  nachdem  ermittelt  ist, 
wie  sich  das  Bauwerk  in  die  Entwicklungs- 
reihe  der  römischen  Thermen  einfügt.  Diese 
Tatsache,  daß  der  Bau  als  Therme  errichtet 
worden  ist,  und  zwar  von  Konstantin  I.,  ist 
das  eine  große  Ergebnis,  das  bis  jetzt  ge- 
wonnen ist.  Fraglich  ist,  ob  dieser  Thermen- 
bau vollständig  fertig  geworden  und  wenn 
dies  der  Fall  war,  auch  schon  in  Benutzung 
genommen  ist.  Einige  Anhaltspunkte  für 
diesen  letzteren  Fall  scheinen  vorzuliegen. 

Die  ganze  Anlage  ist  später  nach  einem 
großzügigen  Plane  umgebaut  worden,  indem 
der  Säulenhof  der  Thermenpalästra  auf 
Kosten  des  ganz  beseitigten  Langsaales  des 
Frigidariums  nahezu  verdoppelt  wurde.  Die- 
ser Umbau  ist  durch  keinen  größeren  zeit- 
lichen Zwischenraum  von  der  Therme  ge- 
trennt und  gehört  auf  jeden  Fall  noch  in 
römische  Zeit. 

Wichtigere  Einzelbeobachtungen  bei  den 
Grabungen,  die  durch  Lichtbilder  veran- 
schaulicht wurden,  sind  z.  B.  die  zahlreichen 
Wandkanäle  in  den  heute  noch  stehenden 
Mauern  des  Caldariums  —  die  sehr  sorgfältig 
gebauten,  breit  vorspringenden  Fundamente, 
die  eine  Vorstellung  von  den  gewaltigen  Ge- 
wölbelasten geben,  für  die  sie  bestimmt 
waren  —  mehrere  Apsiden,  mit  denen  die 
Palästra  ausgestattet  war  u.  a.  Die  Da- 
tierung des  ersten  Baues  gibt  eine  Münze 
frischer  Erhaltung  aus  den  Jahren  313 — 317, 
die  unmittelbar  an  einem  der  freigelegten 
Fundamente  gefunden  wurde,  und  ein  Grab- 
relief  späten  Stiles,  das  in  der  Therme  zum 
zweiten  Male,  als  Türwange,  verwendet  ist. 
Gleichfalls  für  konstantinische  Zeit  spricht 
die  Entdeckung  von  Grabmälerquadern  in 
den  Fundamenten,  wie  sie  in  ganz  gleicher 
Weise  von  dem  konstantinischen  Kastell  in 
Neumagen  an  der  Mosel  bekannt  ist. 

Für  den  Umbau  ist  charakteristisch  die 


Rücksichtslosigkeit,  mit  der  auch  die  schwer- 
sten Mauern  des  Frigidariums  und  der  an- 
grenzenden Räume  beseitigt  sind,  um  Platz 
zu  schaffen  für  die  Langhallen,  die  den  ver- 
größerten Säulenhof  umgeben.  Die  Art  und 
Tiefe  der  Fundamentierung  und  der  An- 
schluß der  Umbaufundamente  an  die  des 
alten  Baues  lassen  deutlich  erkennen,  daß 
auch  dieser  Umbau  noch  in  die  römische  Zeit 
gehört.  Zu  ihm  gehört  auch  ein  unmittelbar 
benachbartes  kleines  Peristyl  mit  verschiede- 
nen Zimmern,  der  Teil  eines  Wohnbaues, 
möglicherweise  ein  kleines  Bad.  Der  große 
kreuzförmige  Saal  des  Caldariums  hat,  und 
zwar  schon  im  frühen  Mittelalter,  als  Kirche 
zum  heiligen  Kreuz  gedient.  Man  muß 
fragen,  ob  etwa  schon  im  5.  Jahrhundert  die 
Therme  im  Zustande  halber  Zerstörung  in 
diese  Kirche  umgewandelt  sein  könnte.  Oder 
ist  die  Therme  —  vielleicht  in  der  Zeit  des 
Kaisers  Gratian  —  als  Palastbau  herge- 
richtet und  benutzt  worden.''  Beide  Lösun- 
gen der  noch  schwebenden  Frage  dieser 
zweiten  Benutzung  Würden  ein  Resultat  von 
allergrößtem  historischen  Interesse  be- 
deuten. 

Der  ursprüngliche  Bau,  die  Trierer  Kon- 
stantinstherme, nimmt  in  der  Entwicklungs- 
reihe  der  römischen  Thermenbauten  eine 
besonders  wichtige  und  lehrreiche  Stelle  ein. 
An  den  Hauptthermen  einiger  Provinzial- 
städte  Afrikas,  wie  Cherchel,  Lambaesis  und 
Timgad,  läßt  sich  eine  ganz  organische  Ent- 
wicklung des  Typus  der  Thermen  mit  sym- 
metrischem Grundriß  aufzeigen,  der  seine 
höchste  Vollendung  und  bedeutendste  Aus- 
gestaltung für  die  Provinzialstädte  in  den 
Thermen  von  St.  Barbara  in  Trier  gefunden 
hat.  Diese  andere  Trierer  Therme  gehört 
nach  der  Verteilung  der  Räume  mit  denen 
der  Provinzialstädte  zusammen,  während  sie 
sich  durch  die  Größe  der  Säulen  neben  die 
Kaiserthermen  der  Stadt  Rom  stellt.  Diese 
letzteren  bilden  einen  Spezialfall  der  Ther- 
menentwicklung, dessen  Eigenart  in  der 
symmetrischen  Anlage  von  zwei  Palästren 
statt  der  normalen  einen  Palästra  und  in 
der  Verbindung  dieser  Palästren  mit  dem 
alles  beherrschenden  Hauptsaal  des  Ge- 
bäudes, dem  des  Frigidariums,  beruht.  Der 
Benutzungsgang  der  Baderäume,  vom  Aus- 
kleideraum durch  ein  erstes  Tepidarium  und 


57 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.  —  Preisaufgabe.  —  Bibliographie. 


58 


Caldarium  in  die  Sudatio  und  von  da  durch 
die  großen  Säle,  das  zweite  (Haupt-)Cal- 
darium,  das  zweite  Tepidarium  in  den  Frigi- 
dariumsaal  als  Schluß  der  Benutzung  scheint 
überall  derselbe  gewesen  zu  sein.  Einzig  die 
Konstantinstherme  in  Rom  ist  mit  nur  einer 
Palästra  und  der  ganzen  Raumverteilung  der 
einzige  Repräsentant  des  provinzialstädti- 
schen  Thermentypus  in  der  Hauptstadt 
Rom.  Gerade  diese  Therme  zeigt  in  ihren 
Hauptzügen  deutliche  Übereinstimmung  mit 
der  Trierer  Konstantinstherme,  unserem 
»Kaiserpalast«,  und  gibt  damit  der  Er- 
kenntnis, daß  wir  darin  eine  Therme  zu 
erblicken  haben,  eine  neue  Bestätigung. 

Die  anschließende  Diskussion,  an  der  sich 
die  Herren  Loeschcke,  Dragen- 
dorf f  und  W  i  e  g  a  n  d  beteiligten,  drehte 
sich  im  wesentlichen  um  die  Frage,  ob  wir  in 
den  gewaltigen  Bauresten  eine  Thermen- 
oder eine  Falastanlage  zu  erkennen  haben, 
beziehentlich  ob  durch  den  nachweisbaren 
Umbau  die  ursprünglichen  Thermen  in  einen 
Kaiserpalast  umgewandelt  worden  sind. 


PREISAUFGABE. 

Die  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissen- 
schaften stellt  auf  Vorschlag  ihrer  philo- 
sophisch-philologischen Klasse  zur  Bewer- 
bung um  den  von  Herrn  Christakis 
Zographos  gestifteten  Preis  mit  dem 
Einlieferungstermin  31.  Dezember  191 7 
folgende  neue  Aufgabe: 

„Das  Unterrichtswesen  im  byzan- 
tinischen Reiche  vom  Zeitalter 
Justinians  bis  zum  i  5.  Jahrhundert." 

Über  das  Unterrichtswesen  der  byzantinischen 
Frühzeit  ist  in  den  letzten  Jahren  durch  wertvolle 
Untersuchungen  Licht  verbreitet  worden.  Im  An- 
schluß daran  soll  der  Versuch  gemacht  werden, 
auch  für  das  byzantinische  Mittelalter  die  Anstalten 
und  Einrichtungen  festzustellen,  die  dem  niederen 
und  dem  höheren  Unterricht  dienten.  Dabei  wäre 
zunächst  die  äußere  Organisation  zu  schildern,  der 
Anteil  des  Privathauses,  der  staatlichen  und  der 
geistlichen  Behörden,  dann  vor  allem  der  Betrieb 
und  die  Methode  des  Unterrichts  sowohl  in  den 
Elementarfächem  wie  auf  den  verschiedenen  Stufen 
des  höheren  Unterrichts.  Da  bis  jetzt  nur  wenige 
Vorarbeiten  für  einzelne  Unterrichtsanstalten  und  be- 


stimmte Zeitabschnitte  vorliegen,  müßte  die  ge- 
druckte Literatur  vollständig  durchgearbeitet  werden, 
vor  allem  die  Schriften  der  Grammatiker  und 
Rhetoren,  sowie  die  Kommentare  zu  den  Werken 
der  antiken  Klassiker;  außerdem  aber  ist  in  den 
griechischen  Handschriften  der  europäischen  Biblio- 
theken ein  reiches  Material  überliefert,  das  bisher 
nicht  verwertet  worden  ist. 

Die  Bearbeitungen  dürfen  ohne  Rück- 
sicht auf  die  Nationalität  der  Verfasser  nur 
in  deutscher,  lateinischer  oder  griechischer 
Sprache  geschrieben  sein  und  müssen  an 
Stelle  des  Namens  des  Verfassers  ein  Motto 
tragen,  welches  auf  der  Außenseite  eines 
mitfolgenden,  den  Namen  des  Verfassers 
enthaltenden,  verschlossenenBriefumschlages 
wiederkehrt. 

Der  Preis  beträgt  2000  Mark,  wovon  die 
Hälfte  sofort  nach  Zuerkennung  des  Preises, 
der  Rest  nach  Vollendung  des  Druckes 
zahlbar  ist. 


BIBLIOGRAPHIE. 

Die  Bibliographie  erscheint  von  jetzt  ab, 
wie  bereits  im  vorigen  Jahre  mitgeteilt  ist 
(Arch.  Anz.  191 3  Sp.  90),  getrennt  vom  Ar- 
chäologischen Anzeiger  als  ein  gesondertes 
und  getrennt  paginiertes  Heft  des  Archäo- 
logischen Jahrbuches,  mit  dem  sie  bezogen 
wird.  Sie  wird  in  dieser  Form  zum  ersten 
Mal  dem  Jahrgang  1914  beigegeben,  die 
Erscheinungen  des  Jahres  19 13  umfassen 
und  Anfang  Mai  ausgegeben  werden.  Mit 
Rücksicht  auf  die  von  der  Römisch-Ger- 
manischen Kommission  d.  K.  Archäol.  In- 
stituts in  ihren  Berichten  herausgegebene 
ausführliche  Bibliographie  des  Römisch- 
germanischen Gebietes  sieht  die  Biblio- 
graphie des  Jahrbuches  ein  für  allemal  von 
den  dort  eingehend  behandelten  Gebieten, 
also  Deutschland,  Holland,  der  Schweiz, 
Frankreich,  Belgien  und  Österreich- 
Ungarn  ab. 

Der  Bezugspreis  des  Jahrbuches  ein- 
schließlich des  Archäologischen  Anzeigers 
und  der  Bibliographie  wird  vom  Band  XXIX 
19 14  ab,  entsprechend  dem  gesteigerten 
Umfang  der  Bände,  auf  24  M.  erhöht.  Die 
Bibliographie  ist  auch  gesondert  zum  Preise 
von  4  M.  zu  beziehen. 


Archäologischer  Anzeiger 

Beiblatt 

ZUM  Jahrbuch  des  Archäologischen  Instituts 

1914.  2. 


DIE  ÄLTESTEN  TERRA-SIGILLATA- 
FABRIKEN  IN  MONTANS  AM  TARN. 

Die  ältesten  feineren  Tongefäße  aus  roter 
Terra  sigillata,  die  uns  am  Rheine  bei  den 
Ausgrabungen  römischer  Kulturschichten 
begegnen,  stammen  ausschheßhch  aus  Italien, 
namentlich  aus  Arezzo.  Lange  Zeit  be- 
herrschte die  italische  Terra  sigillata  ohne 
provinziale  Konkurrenz  den  gallischen  und 
rheinischen  Markt.  Erst  nach  Chr.  Geb.  trat 
ein  Wandel  ein:  im  südlichen  Gallien  ent- 
standen Terra-sigillata-Fabriken,  deren  Er- 
zeugnisse die  italischen  Muster  täuschend 
nachahmten  und  die  italische  Ware  schließ- 
lich vollständig  aus  Gallien  und  vom  Rheine 
verdrängten. 

Diese  starke  Umwälzung  auf  einem  wich- 
tigen Gebiete  des  gallischen  Handels  vollzog 
sich  natürlich  nicht  mit  einem  Schlage. 
Zunächst  waren  es  gewisse  italische  Töpfer, 
die  durch  einen  viel  stärkeren  Warenabsatz 
ihre  italischen  Konkurrenten  weit  übertrafen 
und  aus  dem  Felde  schlugen,  sei  es,  daß  sie 
zielbewußter  und  erfolgreicher  die  Einfuhr 
nach  Gallien  zu  beherrschen  verstanden,  sei 
es  —  was  mir  wahrscheinlicher  dünkt  — , 
daß  sie  ihre  Arbeiter  mit  dem  nötigen  Gerät 
wie  Werkzeuge,  Farbmittel,  Formschüsseln 
nach  Gallien  entsandten  und  dort  eigene 
Betriebe  ins  Leben  riefen.  Es  waren  dies  vor 
allen  die  Töpfermeister  in  dem  Hause  des 
Cn.  Ateiits  wie  Chrestus,  Eukodus,  Makes, 
Xanlhiis  und  Zoilus,  die,  obwohl  nur  Sklaven 

Archäologisclier  Anzeiger  1914. 


oder  Freigelassene,  doch  mit  großen  Mitteln 
und  regem  Unternehmungsgeist  ein  aus- 
gedehntes Geschäft  nördlich  der  Alpen  be- 
trieben. Um  dem  offenbar  schweren  Kon- 
kurrenzkampfe auf  dem  gallischen  Markte 
besser  gewachsen  zu  sein,  verbanden  sich 
Chrestus  und  Euhodus,  Makes  und  Zoilus, 
Xantkus  und  Zoilus  zeitweilig  zu  einem 
gemeinsamen  Geschäftsbetriebe  in  Gallien. 
Fanden  sich  doch  von  den  30  bekannten 
Gesellschaftsstempeln  dieser  drei  Ateius- 
Paare  29  Stück  in  Gallien  und  am  Rhein 
und  nur  eins  in  Tarraco  in  Spanien'),  keins 
aber  bisher  in  Italien  und  Afrika.  Diese 
Kompagniegeschäfte  italischer  Töpfer  auf 
gallischem  Boden  fallen,  da  ihre  Erzeugnisse 
auch  in  den  jüngeren  Halterner  ^)  Schichten 
vertreten  sind,  etwa  in  die  Zeit  von  5 — 15 
n.  Chr. 

Wie  die  Funde  in  gleichzeitigen  römischen 
Kulturschichten  zeigen  und  wie  die  Ent- 
wicklung der  Terra-sigillata-Industrie  im 
Norden  beweist,  waren  in  dem  genannten 
Zeitraum  die  Konkurrenten  des  Hauses 
Cn.  Ateius  nicht  mehr  die  alten  itali- 
schen, sondern  bereits  die  neuen  galli- 
schen Terra-sigillata-Firmen.  Denn  da 
unter  den  Halterner  Funden  gallische  Marken 
wie    Foni[ei),  Fronto II feci,    Jotkur,  Rustici, 


■)  CIL  II  4970,  61  b. 

')  Vgl.  Siegfr.  Loeschckc,  Keram. 
Funde  aus  Haltern,  Mi«,  d.  A.  K.  f.  Westf.  V  1909; 
Karl  H  ähnle,  Keram.  Funde  aus  Haltern, 
ebend.    VI,    191 2,   35  ff. 


6l 


Die  ältesten  Terra-sigillata-Fabriken  in  Montans  am  Tam. 


64 


C.  Tigranei  stark  vertreten  sind,  kann  es 
nicht  mehr  zweifelhaft  sein,  daß  d  i  e 
gallische  Terra-sigillata- In- 
dustrie bereits  am  Ende  der 
Regierungszeit  des  Augustus 
mit  Erfolg  arbeitete. 

Der  Platz  oder  die  Plätze,  wo  in  Gallien 
die  neue  Industrie  zuerst  Wurzel  schlug, 
sind  noch  nicht  mit  Sicherheit  festgestellt. 
Das  bekannte  Töpfergebiet  1  a  G  r  a  u  - 
fesenque')  (D^p.  Aveyron)  scheint  mir 
nach  den  bisher  dort  gemachten  Funden 
nicht  in  Frage  zu  kommen.  Aus  der  umfang- 
reichsten Sammlung  daselbst  gefundener 
Terra-sigillata- Stücke,  die  im  Besitze  des 
Abbe  Hermet  in  l'Hospitalet  (Cevennen) 
ist  und  die  mir  vor  einem  Jahre  dank  dem 
Entgegenkommen  des  Besitzers  zugänglich 
war,  scheint  mir  vielmehr  hervorzugehen, 
daß  die  frühesten  Betriebe  in  la  Graufesenque 
erst  in  das  zweite  Viertel  des  I.  Jahrhunderts 
n.  Chr.  fallen. 

Zu  den  südgallischen  Töpfereien,  die  älter 
sind  als  die  von  la  Graufesenque  und  die 
als  Konkurrenten  der  y^i«M5-Gesellschaften 
in  Betracht  kommen,  gehören  sicherlich  die 
ältesten  Betriebe  in  Montans  am  Tarn, 
an  der  Grenze  von  Aquitania  und  Gallia 
Lugdunensis.  Ein  Besuch  der  Museen  in 
Poitiers,  Saintes,  Perigueux,  Bordeaux,  Albi 
und  namentlich  Toulouse  2),  wo  jetzt  die 
meisten  Töpfereifunde  aus  Montans  ver- 
einigt sind,  ermöglichte  mir,  an  Hand  der 
dort  aufbewahrten  glatten  und  verzierten 
Gefäße,  der  Namensstempel  und  der  Gefäß - 
formen  eine  genauere  Datierung  der  Mon- 
tanser  Erzeugnisse  zu  gewinnen,  als  die  bis- 
herigen Veröffentlichungen  gestatteten.  Noch 
Jos.  D^chelette,  der  in  seinem  grundlegenden 
Buche  'Les  vases  c6ram.  orn6s'  I,  129  ff. 
die  Reliefgefäße  von  Montans  einer  ein- 
gehenden Würdigung  unterzieht,  glaubte 
wegen  der  ungenauen  Fundangaben  von 
einer    bestimmten    Datierung    absehen    zu 


')  Vgl.  Jos.  D^chelette,  Les  vases  c^ram.  orn^s 
de  la  Gaule  Romaine,  Paris  1904,  I  64  f[. 

»)  Für  die  bereitwillige  Unterstützung  in  den 
genannten  Museen  möchte  ich  auch  an  dieser  Stelle 
den  Herren  Dr.  Jos.  D6chelette  in  Roanne  (Loire), 
Charles  Dangibeaud  in  Saintes,  Marquis  de  FayoUe 
in  Perigueux,  Emil  Cartailhac  in  Toulouse  meinen 
Dank  aussprechen. 


müssen  und  hebt  nur  hervor,  daß  die  Reihe 
der  gefundenen  Münzen  zwar  von  Augustus 
bis  Marc  Aurel  reicht,  daß  aber  Augustus, 
Agrippa,  Nemausus  und  Claudius  häufiger 
auftreten. 

Nach  dem  Vorgange  Camille  Jullians, 
des  verdienstvollen  Erforschers  des  römischen 
Bordigala  '),  ist  man  noch  heute  wohl  all- 
gemein geneigt,  die  aus  Montans  stammen- 
den Gefäße  verschiedener  Eppii,  eines  Felicia, 
Nepos  und  C.  C.  0.  »wegen  der  archaischen 
Buchstabenformen  in  die  ersten  Jahre  des 
ersten  Jahrhunderts«  zu  setzen.  In  der  Tat 
bilden  die  angeführten  Töpfer  eine  Gruppe 
für  sich.  Ihre  Namen  stehen  in  einem  lang- 
gezogenen Rechtecke,  dessen  Ecken  in 
manchen  Exemplaren  abgerundet  erscheinen, 
weil  die  Stempelmatrizen  gerade  an  diesen 
Stellen  stark  verschhssen  wurden;  die  Buch- 
staben sind  groß,  dick,  roh  und  nachlässig 
gestaltet;  zuweilen  ist  der  ganze  Name  von 
rechts  nach  links  zu  lesen,  zuweilen  sind 
nur  einzelne  Buchstaben  verdreht.  Das 
sind  aber  alles  Erscheinungen,  die  den 
älteren  Gefäßstempeln  des  I.  Jahrhunderts 
fremd  sind.  Dazu  kommen  Ligaturen,  in 
denen  der  erste  Buchstabe  nach  links  aus- 
schlägt (z.  B.  EP  =  Ep),  eine  Schriftmode, 
die  in  früheren  Epochen  auf  den  Gefäß- 
stempeln —  und  wohl  auch  sonst  —  sehr 
selten  ist  und  erst,  wenn  ich  richtig  sehe, 
seit  Domitians  Zeit  üblicher  wird.  Vor 
allem  verweisen  die  dicken  Wandungen, 
die  Farbe  und  die  Form,  teilweise  bei  JuUian 
I  488  abgebildet,  diese  Gefäße  etwa  in  die 
Tage  Hadrians  und  des  Antoninus  Pius. 
Die  vermeintliche  »vorklassische«  Genetiv- 
form Eppiai  (JuUian  I  520.  CIL  XIII 
looio,  848.  852)  ist  natürlich  mit  diesem 
Zeitansatze  nicht  vereinbar  und  ausge- 
schlossen. Die  Existenz  eines  Namens  Eppia 
ist  überhaupt  fraglich:  wahrscheinlich  sind 
die  recht  rohen  Marken  Vldd3  und  IViddB 
als  Eppiu(s)  und  Eppiu(s)  f{ecit)  zu  lesen. 
Jedenfalls  gehört  diese  Gruppe  Montanser 
Töpfer  nicht  dem  Beginn  des  I.  Jahrhunderts, 
sondern  frühestens  dem  Ende  des  I.  oder 
dem   II.   Jahrhundert  an. 

Allein  ein  Name,  der  bisher  zu  Unrecht 


")  Cam.   Jullian,    Les    inscriptions  Romaines 
de  Bordeaux  I  485  ff.    Vgl.  auch  CIL  XIII  looio. 


65 


Die  ältesten  Terra-sigillata-Fabriken  in  Montans  am  Tarn. 


66 


von  den  Herausgebern  den  Eppitcs -Stempeln 
zugesellt  wurde,  muß  von  dieser  späten  Ge- 
sellschaft geschieden  und  an  die  Spitze  der 
ältesten  Montanser  Töpfernamen  gestellt 
werden:  LEPTA.  Auch  im  CIL  XIII  lOOiO, 
851  wird  er  irrtümlich  in  einen  L.  Ep{pius) 
Tae[....)  zerlegt.  Jedoch  auf  allen  seinen 
in  klaren  und  zierlichen  Buchstaben  ge- 
schnittenen Stempeln  fehlen  Punkte,  welche 
eine  Verteilung  der  fünf  oder  sechs  Buch- 
staben auf  drei  Namen  rechtfertigten.  Viel- 
mehr bildet  Lepta  e  i  n  Wort  und  ist  ein 
gutes  römisches  Cognomen  (auch  Leptas). 
In  Ciceros  Briefen  ist  oft  die  Rede  von 
seinem  'praefectus  fabrum'  namens  Q.  Lepta; 
hier  spricht  die  Auslassung  des  Nomen 
gentile  und  die  Benennung  des  Sohnes  mit 


an  einer  dunklen  Museumswand  in  Gips 
eingelassen,  verraten  gleichwohl,  soweit 
kenntlich,  dieselbe  frühe  Zeit.  Wir  werden 
sehen,  daß  die  drei  Stempelformen,  so  un- 
scheinbar sie  sind,  diese  Datierung  durchaus 
bestätigen. 

Alle  drei  Stempel  des  Lepta  sind  zwei- 
zeilig gehalten,  eine  Eigentümlichkeit,  die 
ohne  weiteres  sie  in  das  erste  Viertel  des 
I.  Jahrhunderts  verweist,  gleich  den  übrigen 
wenigen  südgallischen  Genossen  gleicher  Art, 
wie  z.  B.  Senecjionis,  Corn/utus,  Cap/itu  u.  a. 
Die  ältesten  gallischen  Stempelformate  sind 
Rechtecke,  die  dem  Quadrate  noch  recht 
nahe  kommen.  Sehr  bald  schon  wurde 
dieses  gedrungene  Format  in  Gallien  un- 
beliebt   und    das    langgezogene    Rechteck, 


Abb.  I.     I.   gef.  in  Montans  [Mus.  Toulouse,   2   Exemplare].  — ■  2.  gef.  in  Poitiers   [Mus.  Soc, 
2  Exemplare].   —   3.  a  gef.   in   Montans    [Mus.   Toulouse],     b  Bordeaux  [Mus.]. 


demselben  Cognomen  nur  für  die  Güte 
dieses  Cognomens.  Auch  ein  angesehener 
Bürger  aus  Cafes  (CIL  X  4654)  führt  dieses 
Cognomen:  Q.  Paconius  Q.  f.  Lepta.  Nach 
diesen  Parallelen  darf  man  in  dem  Montanser 
Töpfer  dieses  Namens  eher  einen  Freien 
als  einen  Freigelassenen  oder  einen  Sklaven 
vermuten. 

Drei  verschiedene,  gleich  lehrreiche  Stem- 
peltypen ')   dieses  Töpfers  sind  bekannt. 

Von  diesen  sechs  Stempeln  stehen  vier 
(i  und  3)  auf  konischen  Tassen,  wie  sie  in 
der  augusteischen  und  ersten  tiberischen 
Zeit  gebräuchlich  waren  2).  Die  übrigen 
beiden   Gefäßfüße  aus   Poitiers,   leider  dort 


>)  Die  18  Stempelbilder  auf  den  Abbildungen  i — 5 
sind  nach  meinen  Skizzen  von  Herrn  Dr.  Feister 
gezeichnet,  dem  ich  dafür  zu  besonderem  Danke 
verpflichtet  bin.  Die  so  entstandenen  Stempelbilder 
1:  eanspruchen  nur  eine  ungefähre  Ähnlichkeit. 

»)  Vgl.  S.  L  o  e  s  c  h  c  k  e  ,  a.  a.  0.  Taf.  X 
Type  8.  —  E.  Ritterling,  Das  frühröm.  Lager 
bei  Hofheim,  Annal.  d.  Ver.  f.  Nass.  Alt.  u.  Gesch. 
XL  1912,  Taf.  XXXI  Typ.  5. 


dessen  Ecken  oder  Kurzseiten  abgerundet 
werden,  allgemein  bevorzugt. 

Die  Eigenart  des  ersten  Lepta-Stempek, 
die  Wiederholung  des  gleichen  Namens  in 
beiden  Zeilen,  ist  nicht  neu,  sondern  italischen 
Vorbildern  entlehnt.  Ähnlich  ist  doppelt 
wiederholt  auf  Terra-sigillata-Gefäßen  der 
Name  Q.  Ar{vi)  in  Chiusi,  L.  Tarq[uini)  in 
Neuß,  L.  Tit(i)  in  Scherschel,  Vibio{rum)  in 
Karthago;  ferner  Alban{i),  Clari,  Diome{dis), 
FeK[cis),  Urhan{i)  auf  Gefäßen,  die  sich  be- 
sonders im  Rheinland  in  römischen  Kultur- 
schichten der  beiden  ersten  Jahrzehnte 
unserer  Zeitrechnung  fanden  '),  u.  a.  auch 
in  Haltern.  Darnach  gehört  dieser  Lepta- 
Stempel  in  dieselbe  Zeit. 

Die  zweite  Stempelform  Leptas  zeigt  eine 
auffällige  Ähnlichkeit  mit  puteolonischen 
Töpferstempeln  der  gleichen  Epoche.  Der 
Kranz    aus    schmalen,    spitzen    Blättchen, 

')  E.  Ritterling,  Mitt.  d.  A.  K.  f.  Westf. 
II,  1901,  144  Anm.  —  Siegfr.  Loeschcke, 
ebenda  Heft  V,    1909    175. 

3* 


61 


Die  ältesten  Terra-sigillata-Fabriken  in  Montans  am  Tarn. 


68 


darin  nicht  rundlaufende,  sondern  quer- 
gestellte Schrift  in  einer  oder  zwei  Zeilen, 
ist  ein  bekanntes  Merkmal  puteolanischer 
Sigillatamarken  des  A^.  Naevius,  Q.  Ponipeius 
Serenus,  L.  Urbanus,  Anthus,  Eros,  Gamus, 
Tüus ').  Auch  drei  andere  Stempel  aus 
Montans,  die  jetzt  im  Museum  zu  Toulouse 
sind,    haben   die   kranzartige   Einfassung. 

Nr.  4  steht  auf  einem  Teller,  dessen  Rand 
ohne  Eckleiste  senkrecht  aufsteigt  (Haltern 
Typ  2,  I — 6  S.  143),  und  der  mit  einem 
anderen  Teller  im  Brennofen  zusammen- 
gebacken ist.  Nr.  5  steht,  wie  ein  gleicher 
Stempel  in  Saintes,  auf  einer  konischen 
Tasse  (Haltern  Typ.  8).  Stempel  6,  auf  den 
wir  unten  noch  zurückkommen  werden, 
ist   auf   einer   zu    stark   gebrannten,    daher 


werksmäßige  Verrichtungen  besorgte,  son- 
dern leitete  einen  größeren  Betrieb  mit 
mehreren  Arbeitern,  den  er  mit  der  Sprache 
und  dem  Stolz  des  Provinzlers  o/ficina 
nannte.  Seine  italischen  Zunftgenossen  be- 
zeichneten bekanntlich  viel  bescheidener 
ihre  Werkstatt  als  figlina  und  sich  selbst  als 
figuli;  so  lauten  italische  Terra-sigillata- 
Stempel:  A.  Tili  figuli  Arrelini,  A.  Vibi 
figuli,  Senti  figuli,  M.  Servili  figuli.  Das 
stolzere  Wort  officina  —  entstanden  zwar 
aus  opi-ficina,  von  den  gallischen  Töpfern 
aber  fast  durchweg  oficina,  ofic,  oft,  of  ge- 
schrieben —  kommt  wohl  sonst  im  Töpfer- 
gewerbe vor  »),  ist  aber  weit  üblicher  zur 
Bezeichnung  der  vornehmen  Werkstätten 
der  Gold-  und  Silberschmiede,  aus  denen  die 


violetten  Tasse  eingedrückt  von  der  Form 
Haltern  11,  der  Vorform  zu  Drg.  27. 
Mehr  Beispiele  zu  diesen  Montanser  Typen 
führt  das  CIL  XIII  10009,  I  und  5  (zu 
Typus  6),  221  (zu  Typ.  4)  an.  Alle  diese 
Rundstempel  sind,  wie  die  Umrahmung 
des  Kranzes  zeigt,  von  puteolanischen 
Mustern  derselben  Zeit  (etwa  5 — 15  n.  Chr.) 
beeinflußt. 

Anders  Typus  3.  Mit  der  Abfassung  dieses 
Stempels  verließ  Lepta  seine  bisherigen 
italischen  Muster  und  wagte  eine  wichtige, 
spezifisch  gallische  Neuerung:  er  schuf  den 
ersten  oder  sicherlich  einen  der  ersten 
0//ia'Ma- Stempel.  Lepta  war  also  damals 
nicht  mehr  ein  schlichter  Töpfermeister,  der 
selbst  Lehm  grub  und  Ton  schlemmte,  mit 
dem  Fuß  die  Drehscheibe  rührte  und  mit 
der  Hand  den  Ton  knetete,  die  Gefäße  selbst 
färbte  und  brannte  und  dergleichen  hand- 


')  Von  dem  bekannten  italischen  Töpfer  T.  Mallius 
Fortunatus  ist  ein  derartig  umkränztet  Rundstempel 
bisher  nur  in  Bordeaux  gefunden  mit  der  einzig- 
artigen Fassung  T.   Manli  //  Fort. 


viel  kunst-  und  wertvolleren  Gefäße  aus 
Edelmetall  hervorgingen.  Die  gallischen 
Töpfer  scheinen  sich  demgemäß  auch  nicht 
figuli,  sondern  lieber  wie  die  Goldschmiede 
vascularii  genannt  zu  haben. 

Ehe  wir  die  Töpferei  Lepias  verlassen, 
lohnt  es  sich,  noch  einen  Blick  auf  das 
Absatzgebiet  seiner  Waren  zu  werfen.  Es 
ist  sehr  bescheiden.  Außer  in  Montans 
sind  seine  Waren  nur  in  Bordeaux,  Poitiers, 
Limoges  und  Angers  nachgewiesen  (CIL 
XIII  loooio,  851).  Auch  sein  Zeitgenosse 
Rufus  (Typ.  4)  fand  keinen  weitergehenden 
Absatz:  er  ist  außer  in  Montans  nur  noch  in 
Poitiers  (2)  und  le  Mas  d' Agenais  gefunden 
(CIL  XIII  10009,  221).  Die  Verbreitung 
des  Typ.  6  wird  unten  besprochen  werden. 

Unter  den  vielen  Tausenden  von  gallischen 
O/^awa- Stempeln  gibt  es  außer  von  Lepta 
nur  noch  von  Acutus  Zweizeiler.  Dieser 
Töpfer  arbeitete  mit  Lepta  zur  gleichen 
Zeit  und  am  gleichen  Orte,  wie  der  schon 


0  Vgl.   Plin.   n.   h.   XXXV   161 :  roiae  officina. 


69 


Die  ältesten  Terta-sigillata-Fabriken  in  Montans  am  Tarn. 


70 


oben  (Typ.  6)  angeführte  Stempel  beweist 
und  eine  ebenfalls  aus  Montans  stammende 
Formschüssel  mit  seinem  Namen  (CIL  XIII 
lOOll,  28).  Und  wie  in  Lepta  werden  wir 
auch  in  Acutus  eher  einen  Freien  als  Unfreien 
vermuten  ').  Von  seinen  Gefäßstempeln  ^) 
kommen  für  unsere  Untersuchung  außer 
dem  Typus  6  (s.  o.)  noch  7 — 11  in  Betracht. 
Schon  ein  flüchtiger  Blick  läßt  erkennen, 
daß  die  Stempel  des  Acutus  eine  weitere 
Entwicklung  erlebt  haben  als  die  des  Lepta, 
und  daß  somit  Acutus  länger  arbeitete  als 
Lepta.  Ist  doch  offenbar  aus  dem  Zweizeiler 
Acljuti,  der  im  stilgerechten  runden  Kranze 
steht  (Typ.  6),  der  Einzeilcr  Acut(i)  in 
einem  stilwidrigen  viereckigen  Kranze  (Typ. 7) 
hervorgegangen;    haben    sich    doch    ferner 


(s.  o.  Sp.  62)  zweizeilig:  nur  der  jüngste 
Xanthi  [et]  Zoili  ist  bereits  einzeilig.  In  Neuß 
fand  sich  sowohl  Proti  //  Calidi  wie  Prot. 
Calidi,  inPuteoIi  Favor  jj  Nävi  neben  Favor 
Na{vi).  Man  wird  nach  diesen  analogen 
Beispielen  auch  in  der  Fabrik  des  Acutus 
den  Übergang  vom  zweizeiligen  zum  ein- 
zeiligen Stempel  lieber  vor  20  n.  Chr.  als 
darnach  annehmen. 

Wie  wir  aus  der  äußeren  F"orm  der  Stempel 
ein  längeres  Bestehen  dieser  Montanser 
Töpferei  erschließen  können,  so  gibt  auch 
eine  Zusammenstellung  derjenigen  Orte,  wo 
die  einzelnen  Stempeltypen  gefunden  wur- 
den, ein  höchst  lehrreiches  Bild  von  dem 
mehr  und  mehr  gesteigerten  Absatz  und 
dem    gewaltigen    Emporblühen    ihres    Be- 


©WI& 


Abb.  3. 


C@¥i€A€Wl) 


<)     10     11 


nur  aus  dem  gedrungenen  Zweizeiler  offtclj 
Acuti  die  langgestreckten  Einzeller  o'ßc.  Acuti 
und  of.  Acuti  entwickeln  können.  Lepta\\2.t, 
wie  wir  sahen,  die  Entwicklung  des  zwei- 
zeiligen Stempels  zum  Einzeller  nicht  mehr 
erlebt.  Es  liegt  diesem  Übergang  vom 
Zweizeiler,  der  im  Quadrat  oder  gedrungenen 
Rechteck  steht,  zum  Einzeller  im  länglichen 
Rechteck  ein  ganz  charakteristischer  Ge- 
schmackswechsel zugrunde,  der  sich  auch 
auf  den  italischen  Töpfermarken  um  10 — 15 
n.  Chr.  bemerkbar  macht.  So  sind  die 
Gesellschaftsstempel  der  verschiedenen  Ateius 


')  Vgl.  z.  B.  CIL  XII  4969  L.  Man.  L.  f.  Acutus. 

')  Die  Jüngern  Stempel  Acuti  m,  Acutus,  Aquti 
u.  a.  stammen  schwerlich  alle  aus  seiner  Fabrik. 
Acutus  steht  in  Vechten  [Leiden]  au£  zwei  Tassen 
der  Form  Drg.  27  und  in  Windisch  [Mus.  Brugg 
n.  235]  auf  einer  halbkgl.  Tasse  der  Form  Drg.  24. 
Acuti  in  Elche  (Spanien)  auf  Tasse  der  Form  Drg.  27. 
Acuti  m(anu)  in  Neuß  auf  Reliefhumpen  Drg.  29. 
Vielleicht  gehört  hierher  auch  der  zweizeilige  Stempel 
ACVTI//BILI.AR,  der  m.  E.  eher  zu  Acuti  (et) 
Bili(cati)  Ar(vernorum)  zu  lösen  ist  als  zu  Acutibili 
Arfyerni)  und  der  anzudeuten  scheint,  daß  Acutus 
und  Bilicalus  zeitweise  zusammenarbeiteten. 


triebes.  In  der  ersten  Zeit  ihres  Bestehens, 
wo  noch  die  runden  Kranzstempel  in  An- 
wendung kamen,  war  das  Absatzgebiet  — • 
ähnlich  wie  bei  Lepta  und  Rufus  — •  nur 
ein  beschränktes:  Bordeaux,  Poitiers  (3), 
Varennes  und  Autun  ').  Der  etwas  jüngere 
viereckige  Stempel  Acut  (im  rechteckigen 
Kranz)  drang  dann  bereits  bis  Mandeure 
(Museum  Montbeliard)  vor.  Als  darauf  der 
Betrieb  zu  einer  officina  ausgestaltet  wurde, 
wuchs  mit  der  Leistungsfähigkeit  auch  das 
Absatzgebiet.  Die  Zweizeiler  offic  //  Acuti 
u.  ä.  gelangten  nach  Poitiers,  Vichy,  Va- 
rennes (2),  Chäteau  Landon,  Tours,  dem 
Mont   Beuvray  ^)   und   Trier  3). 


')  Dazu  kommt  in  jüngster  Zeit  noch  Silchester 
in  England,  wie  mir  Haverfield-Oxford  mitteilt; 
der  dort  gef.  Stempel  Ac.  'in  Corona',  auf  Tasse 
Haltern-Form  8,  wird  in  dem  Museum  zu  Reading 
bewahrt. 

2)  Bulliot,  Fouilles  du  Mont  Beuvray  1899 
T.  II  164. 

3)  Das  Trierer  Exemplar  (Prov.  Mus.  Nr.  6361  ^), 
ein  gut  erhaltener  Teller  mit  schönen  Innenprofilen 
(s.  Abb.  4)  und  mit  dem  Stempel  Typ.  8,  ein  Kleinod 
der  frühesten  gallischen  »Officinen«,  wurde  1902  im 


71 


Die  ältesten  Terra-sigillata-Fabriken  in  Montans  am  Tarn. 


72 


Den  Höhepunkt  ihrer  Leistung  erreichte 
die  Acutus-Offizin  ein  wenig  später,  zur  Zeit, 
wo  ihre  Stempelmarken  das  langgezogene 
Format  des  Einzeilers  haben.  Die  Gefäße 
aus  dieser  Epoche  sind  nicht  nur  in  Bordeaux, 
Jarnac,  Gievres,  Bourges,  Voroux,  Clermont, 
Lyon  (2),  Gent  gefunden  worden,  sondern 
in  erheblicher  Anzahl  auch  am  Rheine  in 
Vcchten  (10  Ex.),  Nymegen  [Samml.  Kam], 
Xanten,  Asberg  [Mus.  Duisburg],  Neuß 
(4  Ex.),  Mainz  (mindestens  5  Ex.),  Worms, 
Bregenz;  ferner  auf  dem  Auerberg  (Bayern) 
und  in  Windisch  [Mus.  Zürich]  und  sogar 
in  den  spanischen  Küstenstädten  Tarraco 
(2  Ex.)  und  Elche.  Aus  diesen  verschiedenen 
Übersichten  der  Fundplätze  geht  eins  klar 


ohne  innere  Eckleiste ')  stellte  die  junge 
gallische  Fabrik  her,  wie  Funde  in  Vechten 
(2  Ex.),  Neuß  (Samml.  Sels  153),  Bregenz 
und  Windisch  beweisen.  Ein  großer  Töller 
dieser  Form  mit  der  Marke  of.  Aculi,  der 
in  Asberg  (Asciburgium)  gefunden  ist  und 
jetzt  im  Museum  Duisburg  verwahrt  wird, 
hat  noch  den  alten  breiten  Fuß  der  arretini- 
schen — oft  viermal  gestempelten— Platten^). 
Ein  gleiches  Exemplar  in  Narbonne  (Samm- 
lung Rouzaud).  Der  letztgenannte  Stempel 
findet  sich  am  häufigsten  auf  den  konischen 
»Tassen  mit  gegliederter  steiler  Lippe«,  die 
in  Haltern  besonders  zahlreich  auftreten  3); 
sechs  solcher  Acutus -T aussen  in  Vechten,  vier 
in  Mainz,  je  eine  in  Neuß  und  Worms. 


@glFg(g 


Abb.  4.     Maßstab  des  Trierer  Tellers   i  :  2,  des  Stempels  i  :  i. 


hervor:  Acutum,  der  seinen  Töpferbetrieb 
aus  kleinen  Anfängen  zu  einer  mächtigen 
Entwicklung  brachte,  war  an  der  Er- 
oberung des  ganzen  gallischen  und  rheini- 
schen Marktes  und  damit  zugleich  an  der 
vollständigen  Verdrängung  der  italischen 
Vorläufer  aus  diesen  Gebieten  lebhaft  be- 
teiligt. 

Die  Gefäßformen,  mit  denen  in 
diesem  Wettstreit  die  jungen  gallischen 
Firmen  auf  den  Plan  traten,  waren  die 
gleichen  wie  die  ihrer  Partner.  Der  in  Trier 
gefundene  Teller  des  Acutus  (Abb.  4) 
könnte  nach  seiner  Form  (»hängende  Lippe«) 
ebensogut  in  Haltern  gefunden  sein  ').  Zwei 
Teller  des  Acutus,  die  in  Vechten  und 
Nymegen  gefunden  wurden  und  den  ein- 
zeiligen Stempel  ofic.  Acuti  tragen,  sind  von 
derselben  Form.    Auch  Teller  mit  Steilrand 


römischen  Gräberfeld  vor  der  Porta  Nigra  Paulin- 
str.  123  bei  den  Kanalisationsarbeiten  ausgegraben. 
')  Vgl.   die  Formtafeln   S.  Loeschckes  a.   a.   0. 
S.   139,  Abb.   I   und  Taf.  X  la. 


Neben  diesen  Gefäßen  italischer  Form 
begann  die  Acutus-Oiiizm  auch  schon  die 
Herstellung  von  Gefäßen  rein  gallischer  Art, 
von  Reliefhumpen  der  Form  »Dragendorff 
29«:  mir  ist  ein  solches  Gefäß  aus  Mainz 
mit  dem  Stempel  ofic  A[cuti]  und  eins  aus 
Vechten  mit  dem  Stempel  Acuti  m[anu) 
bekannt.  Beide  dürften  somit  zu  den 
ältesten  Vertretern  dieses  rein  gallischen 
Typus  zählen.  Da  gewisse  Elemente  der 
Reliefs  dieser  älteren  gallischen  Schüsseln, 
insbesondere  das  »fischblasenartige«  Voluten- 
ornament, auf  italische  Konkurrenzmuster 
zurückgehen,  die  den  Stempel  des  Cn.  Ateius 
Xanthus  oder  Bargathe{s)  —  M.  Perenni 
tragen  4),  so  muß  man  schon  aus  rein  stilisti- 
schen  Gründen   das  Aufkommen  der  galli- 


')  Vgl.  ebenda  S.  143  Abb.  2,  i — 6  und  9 — 10, 
Taf.  X  2  a  und  5  a. 

«)  Vgl.  zur  Form  des  Fußes  a.  a.  O.  S.  139  Abb.  i ,  7 
und  Taf.  X  4  b. 

3)  a.  a.  0.  Taf.  X  8  und  S.  147  ff. 

4)  Vgl.  a.  a.  0.  Taf.  XVII  6  und  S.  160.  R.  Knorr, 
T.-Sig.-Gef.  V.  Aislingen,  1913,  S.  14  ff.  und  Taf.  I. 


73 


Die  ältesten  Terra-sigillata-Fabriken  in  Montans  am  Tarn. 


74 


sehen  Reliefschüsseln  Drg.   29  etwa  in  die 
Zeit    15 — 25    n.    Chr.    setzen. 

Auch  zwei  gut  beobachtete  Schichten - 
fynde  rechtfertigen  diesen  Zeitansatz  für  die 
Acutus -Oifizin.  Auf  dem  Mont  Beuvray, 
dessen  Baulichkeiten  in  der  Hauptmasse 
um  5  V.  Chr.  geräumt  wurden  •),  fanden 
sich  in  einer  ausdrücklich  als  jünger  er- 
kannten Kulturschicht  *)  die  beiden  Marken 
Ateijl  Xanthi  und  ofß.cin  jj  Acuti.  In  Mainz 
(Lahnstr.)  fanden  sich  am  5.  August  1902 
in  derselben  Kulturschicht  neben  der  itali- 
schen Marke  Mena // Avih  mehrere  früh- 
gallische, darunter  jene  vier  konischen  Tassen 
mit  of.  Acuti.  Sowohl  der  genannte  Ateius- 
wie  der  Avülius •Stem.'ptX  gehört  zu  den  jün- 
geren Marken  in  Haltern. 


Montans  fanden  sich  6  Exemplare,  je  eins  in 
Poitiers  und  Auch,  abgebildet  im  CIL  XIII 
lOOiO,  2846  k  und  2815.  Vielleicht  ist 
zu  lesen  L.  Aurelio{s)  ')  oder  L.  NigeUo[s). 
Während  auf  der  Mehrzahl  der  gallischen 
Stempel  nur  das  Cognomen  des  Töpfers 
genannt  wird,  steht  hier  nach  guter  römischer 
Sitte  jener  Zeit  Praenomen  und  Gentile, 
aber  letzteres  in  der  keltisierenden  Nomi- 
nativform   auf    ■io[s)   statt   -lus. 

Surus  II  Nigri  ist  in  zwei  Exemplaren 
bekannt.  In  Montans  fand  sich  ein  Tassen - 
boden  (Drg.  24.^),  in  Saintes  ein  großer 
Tellerboden  mit  breitem  Fußring  der  alten 
arretinischen   Form. 

Ainicicu{s)  oder  Ainicisu{s)  und  Contouca 
sind    offenbar    keltische    Namen;    Contouca 


Abb.  5. 


Da  wir  nur  die  ältesten  Montanser 
Töpfer  hier  zu  behandeln  beabsichtigen, 
mögen  am  Schlüsse  noch  die  Töpfernamen 
aufgeführt  werden,  die  —  in  Montans  ge- 
funden und  im  Toulouser  Museum  auf- 
bewahrt —  durch  ihre  zweizeiligen  Stempel 
ihr  höheres  Alter  dartun. 

Von  den  in  Abb.  5  nach  einer  Skizze 
wiedergegebenen  Marken  12 — 18  harrt  Nr.  12 
noch  einer  sicheren  Entzifferung:  die  älteren 
klaren  Abdrücke  stehen  auf  konischen  Tassen 
mit  Steilrand,  Typus  Haltern  8,  die  jüngsten 
auf  halbkugligen  Tassen  der  Form  Drg.  24. 
Die  jüngsten  Abdrücke  haben  fast  ovale 
Gestalt  angenommen  und  die  Umrahmung 
fast  eingebüßt,  da  offenbar  in  der  rauhen 
Hand  des  Töpfers  die  vierkantige  Matrize 
des  Handstempels  im  Gebrauch  mehr  und 
mehr    verschliß    und    sich  abrundete.       In 


')  D^chelette,  Vas.  c^r.  orn6s  1  S.  31. 
»)  BuUiot,    Fouilles    du    mont    Beuvray,    iS 
T.  II  164. 


(Nr.  18)  steht  auf  einer  konischen  Tasse 
(Form  Haltern  8),  Contouca  f{ecit)  (Nr.  17) 
auf  einem  frühen  Reliefhumpen  der  Form 
Drg.  29. 

Endlich  ist  die  Marke  13  Para/tus  f{ecil) 
auf  einem  frühen,  feinen  Tellerboden,  Marke 
14  Parati  ■m{anu)  auf  einer  Formschüssel  für 
Reliefgefäße  des  Typus  Drg.  29  zwischen 
den  Ornamenten  am  oberen  Rande  ange- 
bracht. Der  Platz  dieses  letzten  Stempels 
ist  für  eine  gallische  Reliefschüssel  des 
genannten  Typus  durchaus  ungewöhnlich; 
die  nächste  Parallele  sind  italische  verzierte 
Kelche,  besonders  solche  mit  den  rücksichts- 
los zwischen  den  Verzierungen  angebrachten, 
derben  Namenszügen  des  Bargathe{s)  — 
M.  Perenni. 

Auf  italischen  Terra-sigillata-Marken  be- 
gegnet uns  das  Wort  manu  ebensowenig  wie 
officina.     Beide  Ausdrücke  scheinen  in  den 


')  Vgl.  CIL  XIII  10009,  72  Saintes:  Aür  I  eliu(_s) 
auf  einer  konischen  Tasse,  wie  mir  schien. 


75 


Das  älteste  römische  LängenmaB  und  der  Tempel  des  Jupiter  Capitolinus. 


76 


Töpfereien  zu  Montans  aufgekommen  zu 
sein;  denn  nach  unseren  bisherigen  Er- 
fahrungen zählen  die  beiden  Montanser 
Stempel  Acuti  in{anu)  und  Parati  m(anu) 
zu  den  ältesten  Beispielen.  Bezeichnender- 
weise stehen  die  beiden  Stempel  auf  relief- 
geschmückten Schüsseln  der  Form  Drg.  29, 
also  Gefäßen,  die  durch  den  eigenartig  ge- 
drehten Fuß  und  durch  den  Kantenwulst 
zwischen  zwei  Perlstäben  von  jeher  metal- 
lische Vorbilder  vermuten  ließen.  Erwecken 
doch  die  beiden  Perlstäbe  die  Vorstellung, 
als  seien  an  dieser  Stelle  die  beiden  Orna- 
mentstreifen des  Bodens  und  der  Wand  mit 
Nägeln  aneinander  genietet  und  seien  die 
anstoßenden  Ränder  durch  den  Rundstab 
zwischen  den  beiden  Nagelreihen  verdeckt 
und  gedichtet.  Es  ist  daher  um  so  weniger 
wunderbar,  daß  auch  auf  dieser  Gefäßsorte 
der  gallische  Töpfer  für  seine  Fabrikmarke 
die  Terminologie  der  feinen  römischen 
Toreutik  in  Anspruch  nahm.  Von  kostbaren 
Gefäßen  aus  Edelmetall  sagt  z.  B.  Cicero 
(in  Verrem  lib.  IV  32  und  38):  hydria 
B  o  e  t  hi  manu  facta  und  perbona 
toreumata,  in  Ms  pocula  quaedam,  quae 
Thericlia  nojninantur,  Mentoris  manu 
summo  artificio  facta.  Ebenso  regelmäßig 
wie  bei  Cicero  steht  auch  auf  den  gallischen 
Gefäßstempeln  das  Wort  manu  hinter  dem 
Künstlernamen;  umgekehrt  steht  der  Aus- 
druck officina  auf  den  älteren  Gefäßmarken 
immer  vor  dem  Namen  des  Fabrikbesitzers. 
Eine  Auflösung  des  abgekürzten  Wortes  zu 
m{anibus)  ist  nach  lateinischem  Sprach- 
gebrauch nicht  statthaft;  auch  die  vorbild- 
lichen Griechen  sagten  in  diesem  Falle 
^eipi;  auch  wir  Deutsche  sprechen  nicht 
von  den  Händen,  sondern  von  der  Hand  des 
Künstlers,  wenn  wir  an  die  Werke  seiner 
schaffenden  Rechten  denken. 


Crefeld. 


A.   Oxe. 


DAS  ÄLTESTE  RÖMISCHE  LÄNGEN- 
MASS  UND  DER  TEMPEL  DES  JU- 
PITER CAPITOLINUS. 

Die  Frage,  nach  welchem  Maß  die  in  die 
Königszeit  hinaufreichenden  Fundamente  des 


alten  Jupitertempels  auf  dem  Kapitol  gelegt 
sind,  glaubte  0.  Richter  (Hermes  XVIII 
1883,  616  ff.  und  XXII  1887,  17  ff.)  auf 
Grund  der  metrologischen  Untersuchungen 
Dörpfelds,  Nissens  und  Mommsens  ')  dahin 
entscheiden  zu  können,  daß  das  Baumaß 
der  sog.  oskische  Fuß  im  Betrage  von 
ca.  278  min')  gewesen  sei,  für  dessen  Vor- 
handensein in  Latium  er  (XXII  23)  wert- 
volles Material  beigebracht  hat.  Dieser 
Auffassung  möchte  ich  im  folgenden,  ohne 
gegen  Richter  im  einzelnen  zu  polemisieren, 
eine  andere  These  entgegenstellen. 

Im  Zusammenhang  einer  größeren  metro- 
logischen Untersuchung  3)  ergab  sich  mir 
die  Gewißheit,  daß  Dörpfelds  Auffassung, 
auf  die  Richter  (a.  a.  O.  22)  Bezug  nimmt, 
das  gesamte  ursprüngliche  Maß-  und  Ge- 
wichtssystem der  Römer  basiere  auf  eben 
jenem  oskischen  Fuß,  hinfällig  ist.  Vielmehr 
habe  ich  die  Überzeugung  gewonnen,  daß  — 
was  auch  plausibler  erscheint  —  das 
altrömische  Maß  und  Gewicht  mit  dem 
etruskischen  identisch  war,  und  daß  die 
Etrusker  dasselbe  in  direktem  Kulturaus- 
tausch von  den  Phöniziern  erhalten  haben 4), 
bzw.  daß  es  das  Maß  der  alten  Tursa- 
Tuparjvoi'  im  östlichen  Mittelmeer  gewesen  ist. 

Unter  diesem  Gesichtspunkt  trete  ich  an 
die  Maßfrage  des  Tempels  heran:  ich  bin 
der  Meinung,  daß  das  Baumaß  die  sog. 
ägyptische  Königselle  von  525  mm  bzw.  ihr 
Fuß  von  350  mm  gewesen  ist,  Maße,  die  im 
Bereiche  der  altorientalischen  Kultur,  wie 
feststeht,  die  weiteste  Verbreitung  gehabt 
haben  5).  — 

Dionysios  von  Halikarnaß  berichtet  (Arch. 


0  Vgl.  Dörpfeld,  Athen.  Mitt.  X  1885,  289  ff. 
Herrn.  XXII  79  ff.  Nissen,  Pompejanische  Studien, 
Leipzig  1877,  86;  Metrologie  bei  J.  Müller,  Handb.  I ', 
884!.    Mommsen,  Herrn.  XXI  418  fi". 

2)  Dies  der  wahrscheinlichste  Normalwert  (Grenz- 
beträge 275 — 278, 2)nach  Dörpfeld.  Nissens  Messungen 
in   Campanien   ergaben   275    mm. 

3)  Vgl.  (demnächst)  Metrologische  Forsch'  ngen  II, 
Hermes  L  1915  Heft  2. 

4)  Über  die  enge  Liierung  von  Latium  und  Etrurien 
und  Etruriens  Verbindung  mit  den  Phöniziern  in 
der  römischen  Königszeit  sind  keine  Worte  zu  ver- 
lieren (vgl.  neuerdings  U.  Kahrstedt,  Klio  XII  1912, 
461  ff.).  • —  Die  Ruinen  unseres  Tempels  können 
den  etruskischen  Einfluß  nicht  verleugnen. 

5)  Vgl.  Herrn.  XLVII  592. 


17 


Das  älteste  römisclie  Längenmaß  und  der  Tempel  des  Jupiter  Capitolinus. 


Abb.   I.     Tempel   des  Jupiter  Capitolinus.     Maßstab    i  :  500. 


IV  61,  3)  über  den  Tempel  folgendes:  STrotr^&T) 
hrX  y.p/jTrroo^  u'J/TjXtjJ  ßsßrjxm?  oxxoc'-XsOpo;  ttjv 
TTSpi'oooy,  oiaxoai'ojv  ttoSöjv  s"CYt3Ta  ttjv  TrXeupäv 
ej^MV  exotair/v  iXt^ov  8s  Tt  tö  SiaXXa'xxov 
supoi  Tis  av  xifi  tjTzspoyjffi  tou  [iTjZou?  irotpa 
To  TiXaTo;  O'jo'  oXu)V  TrEVTäxaiOcxa  ttoowv.  im 
fip  Totc  ottjTor;  OiixcXtoi?  6  [xsTa  ttjv  EjAupr^aiv 
oiV.ooo[xr(i)iic  xaTÖc  tou?  TraTspa?  -fifiüiv  supiö/j 
Tfj  ToXoTiXsia  xr,?  uXr^?  jxovov  öwXXotTTtov  tou 
dpyxho,  £x    [j.£v   toS    xaxa   7rpo3(u-ov    [Aspou? 

TOU    TTpO?     [XSarjlxßpl'otV     ßXäTTOVTO?     TplTlXo)    TCcpl- 

XotfißotvofiEvo?  tJTOt'y(w  xiovo)V,  ix  ok  TÜ>v  T:Xcq((ov 
auXü)*  Iv  o'(xuT(u  Tpör?  £vsi3t  T/jXol  rapot'XXr^Xot 
xoivä;  s/ovTs?  TrXsupa?,  [jlscjo;  [xIv  6  tou  Atoc, 
irap'   sxocTcpov  os  xo  [xspo;  0  ts  tt^?  "Hpoc?  xoti 


6  T7)c  'Aör^vä?  u'j'  svö?  o(£Tou  xal  [iiä?  azi-^rfi 
xaXuitTO[X£vot.  —  Das  von  Dionys  verwendete 
Maß  ist  zweifellos  der  attisch-römische  Fuß 
von  etwa  295 — 296  mm  bzw.  dessen  Plethron 
von    100  Fuß  oder  etwa  29,5 — 29,6  m. 

Für  die  jetzt  unter  dem  Palazzo  Caffarelli 
verborgenen  Rohfundamente  des  Tempels  — 
die  Bekleidung  ist  nicht  erhalten  —  finde 
ich  bei  Richter  (a.  a.  0.  17  ff.)  ')  folgende, 
wie  es' scheint,  gesicherte  Messungsangaben: 
I.  Die  Höhe  der  Bauquadern  schwankt 
zwischen  0,30  und  0,32  m  (0,31 — 0,32  nach 


')  Vgl.  dess.  Topographie  bei  J.  Müller,  Handb. 

III   3  ',    122. 


79 


Das  älteste  römische  Längenmafi  und  der  Tempel  des  Jupiter  Capitoliuus. 


80 


Jordan,  Topographie  I  2  68).  —  2.  Von 
den  sechs  Stylobatmauern  des  Tempels 
haben  die  beiden  äußeren  eine  Dicke  von 
5,6,  die  vier  inneren  von  4,2  m.  —  3.  Die 
kürzere  Seite  des  Tempels  mißt  52,50  m. 
Dazu  bemerke  ich:  ad  i)  Die  Höhe  der 
Quadern  ist  3/5  Königselle  bzw.  9/,o  Königs- 
.525  ■  3  ^_...  0,35  ■  9 


fuß  oder 


(^ 


5 


-ibzw.°^- 
10 


.)o, 


315  m. 


—   ad    2)    Die    Dicke   der    Stvlobatmauern 

beträgt    (~^  =) 
\o,525      / 

Ellen  bzw.  ( -^^^^  =  I  1 2  und  | 


\o,35      / 


und    {— —  =)  10V3 
Vo,525      / 

Vo,35   ; 


16  Fuß. 


wand  des  Tempels  mißt   genau 


vo,525      / 


ad  3)  Die  unbekleidete  kürzere  Selten- 
es 

525 

100  Ellen  bzw.  150  Fuß,  woraus  sich  ergibt, 
daß  der  Tempel  ein  exfZTOfiirrjj^u?  war,  wie 
der  alte  Athenetempel  auf  der  Akropolis  in 
Athen  ein  IxaTojjLitsooc  war. 

Die  übrigen  Dimensionen  stellen  sich  zu 
folgenden  Beträgen.  Die  Differenz  der 
Länge  zur  Breite  betrug  im  Königsmaß 
8  Ellen  oder  12  Fuß,  d.  i.  14,2 — 14,4  römische 
Fuß  oder  4,2  m.  Der  Gesamtumfang  des 
Tempels  ohne  Bekleidung  stellt  sich  auf 
2  •  (52,5  +  56,7)  d.  i.  218,4  m;  der  Gesamt- 
umfang mit  Bekleidung  (nach  Dionys)  auf 
8  (attische)  Plethren,  d.  i.  8-29,5  bis  29,6 
oder  236,0  bis  236,8  m.  Demgemäß  ist  die 
Bekleidung  selbst,  wie  es  scheint,  zu  8  •  4 
Ellen  oder  12  •  6  Fuß  d.  i.  8  •  2,1  oder  16,8  m 
zu  berechnen,  da  die  Addition  218,4  +  16,8 
die  Summe  von  235,2  m,  d.  h.  bis  auf  die 
verschwindende  Differenz  von  0,8  bis  1,6  m 
genau  den  Betrag  von  8  Plethren  wieder- 
gibt. 

Seine  bauliche  Gliederung  anlangend,  hatte 
der  Tempel  in  der  kürzeren  Vorderfront  6, 
in  den  Seitenfronten  je  7  Säulen  (die  hintere 
Abschlußwand  als  Säule  gerechnet;  vgl.  die 
Planskizze  Abb.  i).  Er  hatte  also  vorn  5,  seit- 
lich je  6  Interkolumnien.  Letzterer  Umstand 
legt  es  nahe,  die  lOO  Ellen  bzw.  150  Fuß 
der  Vorderfront  in  5  Teile  von  je  20  Ellen 
oder  30  Fuß  zu  zerlegen;  und  in  der  Tat 
dürfte  man  beim  Planentwurf  von  dieser 
Gliederung  ausgegangen  sein.  Aber  der 
Tempel  hatte  drei  Zellen,  und  diese  kann 
man    kaum    zu    gleicher    Breite    angesetzt 


haben.  Vielmehr  ist  das  normale  Ver- 
hältnis nach  Vitruv  hier  4:3  gewesen"); 
und  wenn  man  dieses  auch  für  unsern 
Tempel  in  Anspruch  nimmt,  so  muß  man 
das  Mittelinterkolunmium  bzw.  die  Breit- 
wand der  Mittelzelle  zu  24  El.  oder  36  F., 
die  beiden  anschließenden  Interkolumnien 
und  Zellenbreiten  links  und  rechts  zu  je  18  El. 
oder  27  F.  (insgesamt  60  El.  oder  90  F.) 
ansetzen.  Dann  bleiben  für  die  beiden 
äußeren  Abschnitte  je  20  El.  oder  30  F., 
und  da  diese  ihrerseits  nicht  wie  jene  drei 
mittleren  Interkolumnien  von  Säulenzentrum 
zu  Säulenzentrum  bzw.  von  Wandmitte  zu 
Wandmitte  gemessen  sind,  sondern  die 
ganzen  Basen  der  Außensäulen  rechts  und 
links  mit  einschließen,  so  bleibt  nur  die  eine 
Schlußfolgerung  möglich,  daß  auch  die 
beiden  Außeninterkolumnien,  wie  die  an- 
schließenden, je  18  El.  oder  27  F.  betragen 
haben,  oder  daß  man  rechts  und  links  je 
eine  halbe  Säulenbasis  zu  2  El.  oder  3  F. 
abzurechnen  hat,  und  endlich,  daß  die 
Säulenbasis  selbst  bzw.  der  untere  Durch- 
messer der  Säulen  für  unsern  Tempel  zu 
4  El.  oder  6  F.  =  2,1  m  anzunehmen  ist, 
welch  letzteres  durch  aufgefundene  Baureste 
in  der  Tat  bestätigt  wird  ').  Die  gesamte 
Vorderfront  des  Tempels  aber  stellt  sich 
jetzt  zu  folgendem  klaren  Gliederungs- 
schema: 


')  Vgl.   Richter,  Topogr.  '   123. 

')  Über  die  gefundenen  Säulenbruchstückc  be- 
richtet Jordan  (Topogr.  I  2,  72,  69):  'I.  KleinesBruch- 
stück  des  Schafts  einer  kannelierten  Säule  ver- 
baut in  der  den  Pal.  Caffarelli  von  den  Dependen- 
zen  des  Konservatorenpalasts  trennenden  Mauer  . .  ., 
unzweifelhaft  nicht  weit  davon  gefunden.  Zuerst 
geraessen  von  Lanciani  (Bull.  mun.  1875,  185). 
Drei  Kanneluren  sind  meßbar.  Jede  derselben  mißt 
(nach  der  genauen  Messung  Schupmanns;  s.  dessen 
Bericht  S.  151  und  meine  Bemerkung  S.  166)0,235  m 
(Höhlung  0,190,  Steg  0,045),  was  bei  der  wahr- 
scheinlichen Annahme  von  24  Kanneluren  auf  einen 
oberen  Durchmesser  von  1,80,  einen  unteren  von 
2,ro  (Lanciani  kam  auf  2,10)  führen  würde.  — 
2.  Kleines  Bruchstück  (Ausschnitt)  einer  attischen 
Basis,  gefunden  imSchutt  vor  der  Front  des  Palasts. . . 
Den  Durchmesser  der  Basis  bestimmte  ein  Architekt 
auf  2,26'.  —  Bemerkt  sei,  daß  diese  Bruchstücke 
nicht  dem  alten  Tempel,  sondern  einem  jüngeren 
Bau  angehören,  was  aber  in  Anbetracht  der  Tat- 
sache, daß  dieNeubauten  auf  den  alten  Fundamenten 
und  nach  den  ursprünglichen  Dimensionen  errichtet 
wurden,  nicht  bedenklich  ist. 


8i 


Archäologische  Miszellen. 


82 


(4+)2+i8+i8+24+i8+i8+2(+4)  = 
(6+)3+27+27+36+27+27+3(+6)  = 

100  (+8)   Ellen]  =  „  .  ( 4.  ,  3^  m 
150  (+12)  Fuß]      5^'-  ^+4,2jm. 

Die  Seitenfronten  maßen  im  Rohfunda- 
ment nach  unseren  bisherigen  Feststellungen 
108  El.  oder  162  F.,  die  sich  ihrerseits  deut- 
lich in  6  Teile  von  je  18  El.  oder  27  F. 
gliedern.  Indes  nimmt  man  demgemäß 
auch  das  Seiteninterkolumnium  wie  die  Vor- 
derinterkolumnien  zu  eben  diesem  Betrage 
an,  so  stößt  man  zunächst  insofern  auf  eine 
Schwierigkeit,  als  für  die  beiden  Enden 
dieser  Fundamentwand  je  eine  halbe  Säulen - 
basis  zu  fehlen  scheint.  Eine  Verlängerung 
der  Gesamtlänge  der  Wand  (116  El.  =  174  F.) 
um  4  El.  oder  6  F.  aber  ist  nicht  angängig, 
da  damit  der  von  Dionys  zu  'nicht  ganz' 
15  römischen  Fuß  angegebene  Differenz - 
betrag  der  beiden  Seiten  auf  über  20  Fuß 
gesteigert  würde.  Aber  eine  solche  Ver- 
längerung ist  auch  durchaus  nicht  erforder- 
lich. Denn  bedenkt  man,  daß  der  Säulen- 
umgang des  Tempels  nur  dreiseitig  war,  und 
daß  der  hintere  Abschluß  des  Bauwerks 
unmittelbar  durch  die  Zellenmauer  gebildet 
wurde,  so  wird  man  annehmen  dürfen,  daß 
die  Rückseite  des  Tempels  überhaupt  keine 
Bekleidung  gehabt  hat,  und  damit  werden 
hier  4  El.  oder  6  F.  überschüssig,  die  man 
jetzt  für  die  fehlenden  beiden  Basenhälften 
ansetzen  kann.  Demnach  maßen  die  Seiten- 
fronten des  Tempels  im  Rohfundament  nicht, 
wie  bisher  angegeben,  108  El.  oder  162  F., 
sondern  112  El.  oder  168  F.,  und  die  ganze 
Seitenfront  gliederte  sich  —  von  vorn  nach 
hinten  gesehen  —  nach  folgendem  Schema: 

(4+)2+i8-f  18+ i8+i8-f  18+18+2  = 
(6+)3  +  27  +  27+27+27+27+27+3  = 


•ii2(+4)  Ellenl    gg  ,  , 
i68(+6)  Fuß  1  5"'"  ^+  ^■ 


I    m. 


So  maßen  also  die  Wände  des  Tempels 
nach  dieser  Darstellung  mit  der  Bekleidung 
je  56,7  bzw.  60,9  m,  auf  römisches  Reichs- 
maß übertragen,  je  ca.  191,5  bis  192,2  bzw. 
205,7  bis  206,5  F"ß-  Dionys  konnte  also  mit 
Recht  berichten,  jede  Seite  des  Bauwerks 
messe  ganz  nahe  an  200  Fuß  und  die  Diffe- 
renz der  Länge  zur  Breite,  in  Wirklichkeit 
14,2 — 14,4  Fuß,  betrage  nicht  einmal  ganze 
15  Fuß. 


Die  beigegebene  Planskizze  wird,  da  der 
Augenschein  ein  besserer  Lehrer  ist  als  viele 
Worte,  nicht  unwillkommen  sein.  Bemerkt 
sei,  daß  auf  derselben  die  die  Stylobat- 
mauern angebenden  punktierten  Linien  des- 
halb nicht  allseitige  Gewähr  bieten  können, 
weil  diese  Fundamente  zum  Teil  gar  nicht 
sicher  gemessen  sind.  Im  übrigen  hat  meine 
Auffassung  vorläufig  natürlich  nur  den  Wert 
einer  Hypothese,  deren  Beweisfähigkeit  da- 
von abhängen  wird,  ob  das,  was  sich  für  den 
Jupitertempcl  hat  aufstellen  lassen,  an 
anderen  Bauten  wird  bestätigt  werden 
können.  Solche  Frage  läßt  sich  naturgemäß 
nicht  aus  der  Ferne  und  am  Schreibtisch 
erledigen;  und  darum  schließe  ich  mit  dem 
Wunsch,  daß  die  Archäologen  des  Spatens 
mein  Ergebnis  an  Ort  und  Stelle  (in  Latium 
und  in  Toskana)  kritischer  Nachprüfung 
unterziehen  möchten. 


Potsdam. 


0.   Viedebantt. 


ARCHÄOLOGISCHE  MISZELLEN. 

I.  ZU  EINIGEN  NAMEN  AUF  ETRUSKI- 
SCHEN  SPIEGELN. 

Die  etruskische  Welt  ist  trotz  aller  Be- 
mühungen der  Gelehrten  noch  immer  eine 
rätselvolle  geblieben.  Auch  auf  den  Spiegeln, 
wo  man  wegen  der  Verbindung  von  Bild  und 
Beischrift  ein  erleichtertes  Verständnis  er- 
hoffen mochte,  ist  recht  vieles  dunkel,  auch 
in  solchen  Fällen,  wo  von  in  griechischer 
Technik  geschulten  Künstlern  Personen  der 
griechischen  Sagenwelt  dargestellt  zu  sein 
scheinen.  Gar  zu  oft  stimmt  dann  das  Dar- 
gestellte ganz  und  gar  nicht  mit  griechischer 
Überlieferung  überein,  wie  ja  auch  der 
Typus  des  etruskischen  Charun  dem  des 
griechischen  Charon  widerspricht.  Die  Zahl 
der  bisher  völlig  unverständlichen  Namen 
ist  groß,  es  dürfte  demnach  als  willkommen 
und  nützlich  erscheinen,  wenn  für  einige 
derselben  eine  glaubhafte  Erklärung  und 
Etymologie  entdeckt  werden  könnte.  Viel- 
leicht gelingt  solches  in  den  folgenden 
Zeilen. 

Gerhard  (Etr.  Spiegel  IV  6,  73)  sieht 
in  der  auf  Tafel  413  abgebildeten  Szene  die 


83 


Archäologische  Miszellen. 


84 


dem  Alltagsleben  entlehnte,  erotische  Be- 
gegnung eines  nackten  Jünglings  mit  einem 
nackten  Mädchen  nach  dem  Bade.  Das 
Mädchen  ist  durch  die  Beischrift  Talitha 
bezeichnet.  Niemand  versuchte  die  Er- 
klärung dieses  Namens,  und  doch  war  die- 
selbe durch  das  Neue  Testament  auch  für 
den  Sprachunkundigen  sehr  leicht  gemacht. 
Nach  Luther  heißt  es  im  Ev.  Marci  5,  41, 
daß  Jesus  bei  der  Auferweckung  der  Tochter 
des  Jairus  sprach:  »Talitha  kumi!  Das  ist 
verdolmetschet:  Mägdlein,  ich  sage  dir, 
stehe  auf!«  Jesus  sprach  aramäisch,  und 
in  dieser  westsemitischen  Sprache  bedeutet 
talitha  »Mädchen«.  Bei  dieser  Beleuchtung 
passen  Bild  und  Beischrift,  Name  und 
Namensträgerin  auf  das  genaueste  zu- 
sammen. Es  Hegt  die  Annahme  nahe,  daß 
die  Benennung  des  jungen  Lebemannes 
(Truisie)  derselben  Sprache  entstammen 
werde  wie  die  des  Mädchens,  ich  kann 
jedoch  ein  fertiges  Vorbild  nicht  nachweisen 
und  verzichte  auf  eine  künstliche  Ety- 
mologie. 

Ein  anderer  Spiegel  zeigt  eine  bacchische 
Handlung,  den  Tanz  eines  Satyrs  und  einer 
Bacchantin  (Etr.  Sp.  IV  3,  45  ;  TL  314).  Der 
Satyr  heißt  laut  Beischrift  Chelphun,  und 
dieser  Name,  welcher  nur  hier  vorkommt, 
ist  bisher  in  seiner  Ableitung  und  Bedeutung 
»dunkel«  geblieben  (Klügmann  und  Körte, 
Etr.  Sp.  V  55).  Ich  gehe  davon  aus,  daß 
für  ein  Mitglied  des  bacchischen  Kreises 
in  erster  Linie  ein  Name  aus  dem  Haupt- 
gebiete des  Weingottes  angemessen  er- 
scheinen muß,  also  eine  auf  den  Wein  bezüg- 
liche Bezeichnung.  Nun  galt  im  Altertum 
unter  den  Weinen  Vorderasiens  der  in 
Chelbon,  einer  Ortschaft  nördlich  von  Damas- 
kus, erzeugte  als  die  feinste,  weit  und  breit 
berühmte  Marke.  Im  Anfange  des  6.  Jahr- 
hunderts V.  Chr.  nennt  Ezechiel  27,  18  den 
Wein  von  Chelbon  unter  den  bedeutendsten 
Handelswaren  von  Tyrus.  Die  Perser- 
könige tranken  nur  den  XoXußwvtoj  otvo; 
aus  Syrien  (Athen,  i,  28  d;  Strabo  15,  735). 
Noch  heute  zeichnet  sich  das  Dorf  Chelbun 
durch  starken  Weinbau  aus.  Chelbon  mußte 
in  etruskischer  Schreibung  zu  Chelphun 
werden,  weil  der  Etrusker  das  ihm  fehlende  b 
durch  p,  ph  (oder  v)  ersetzte  und  das  fehlende 
o  durch  u.      Der   Satyr  des   Spiegels  trägt 


also  den  Namen  eines  kostbaren,  berühmten 
Weins.  Der  Name  seiner  Genossin  lautet 
Munthuch  und  hat,  wie  mir  von  semitisti- 
schen  Fachmännern  bestätigt  ward,  ganz 
das  Aussehen  eines  semitischen  Gebildes, 
doch  fehlt  noch  ein  gesichertes  Vorbild. 

Mehrere  Spiegel  zeigen  eine  stattliche, 
sitzende  Frau,  welche  von  Dienerinnen  aus 
dem  Kreise  der  Liebesgöttin  Turan  mit 
prächtigem  Gewände,  Prunkschuhen,  Hals- 
band und  Diadem  bekleidet  wird,  wobei 
man  ihr  auch  einen  Spiegel  vorhält.  Es 
handelt  sich  um  ein  Stück  des  Alltagslebens, 
um  »die  Schmückung  einer  Frau«  (Etr.  Sp. 

V  25  ff.,  vgl.  auch  Röscher,  Mythol.  Lex. 
II  2301),  also  um  eine  Handlung,  wie  sie, 
ich  möchte  sagen,  in  erster  Linie  auf  die 
Rückseite  eines  Spiegels  paßt,  da  dieser 
doch  fast  ausschließlich  von  Frauen  benutzt 
wurde.  Diese  prächtig  bekleidete  Frau  führt 
die  Beischrift  Malavisch  (einige  lasen  Mala- 
fisch,  einmal  erscheint  Malavis),  es  ward 
schon  vielfach  über  sie  geschrieben  von 
Panofka,  Braun,  Gerhard,  Corssen,  Deecke, 
Körte.      Man  versuchte  erfolglos   (Etr.    Sp. 

V  27)  die  Etymologie  des  Namens,  dachte 
zunächst  auf  Grund  falscher  Lesung  (Mala- 
cisch)  an  eine  »Zarte«  oder  an  das  seltene 
[xaXot/wv  »Geschmeide«;  Corssen  wollte 
mittels  djxaXo;  und  videre  eine  »Sanft- 
blickende« konstruieren.  Ich  frage:  Gibt 
es  etwa  bei  den  Sprachen  der  antiken  Mittel- 
meervölker ein  Wort,  welches  deutlichen 
Gleichklang  mit  Malavisch  oder  doch  dieselbe 
Konsonantenfolge  mlvsch  aufweist  und  in 
seiner  Bedeutung  auf  das  Anlegen  feiner 
Kleidung  hinweist .''  Das  Wort  könnte 
malabisch  bzw.  mlbsch  lauten,  da  der 
Etrusker  ein  fremdes  b  durch  v  ersetzt 
haben  würde.  Meines  Wissens  vermag  nur 
das  Hebräische  hier  Passendes  zu  liefern. 
Malbisch  ist  der,  welcher  jemanden  be- 
kleidet, anzieht,  melubasch  der  mit  Staats- 
oder Amtskleid  Geschmückte,  malbusch  das 
Kleid. 

Lasa  Thimrae  (Etr.  Sp.  III  180  Taf.  181) 
heißt  einer  jener  geflügelten,  weiblichen 
Dämonen,  welche  nach  Gerhard  Schicksals- 
gottheiten vorstellen,  während  Körte  (Pauly- 
Wissowa  6,  767)  sie  in  den  Kreis  der  Liebes- 
göttin Turan  verweist.  Thimrae  ist  eine  Laut- 
bildung,  welche  ihresgleichen  wohl   nur  in 


85 


Archäologische  Miszellen. 


86 


dem  hebräischen  thimrah  »(Rauch)säule« 
findet.  Eine  Verbindung  dieses  Wortes  mit 
der  übernatürlichen  Welt  läßt  sich  leicht 
herstellen,  da  die  Rauchsäule  zu  den  Wunder- 
zeichen gehört,  durch  welche  Gott  seinen 
Willen  offenbart  (Joel  3,  3),  wie  man  auch 
aus  der  Rauchsäule  des  Brandopfers  ersah, 
ob  das  Opfer  der  Gottheit  genehm  war  oder 
nicht. 

Angesichts  solcher  Funde  drängt  sich  die 
Frage  auf,  welche  Umstände  wohl  das  Auf- 
treten westsemitischer  Beischriften  in  etrus- 
kischen  Bildern  befördern  konnten.  Man 
darf  darauf  hinweisen,  daß  die  Etrusker 
andauernd  in  lebhaftem  Verkehr,  zuweilen 
auch  in  politischem  Bündnis,  mit  den  Kar- 
thagern gestanden  haben,  welche  letzteren 
in  Korsika,  Sardinien  und  Sizilien  ihre  Nach- 
barn am  Tyrrhenischen  Meere  waren.  Schon 
vor  der  Entfaltung  von  Karthago  und  vor 
dem  Auftreten  von  Griechen  und  griechischer 
Ware  sind  die  Phönizier  ohne  Zweifel  die 
ältesten  Träger  überseeischen  Einfuhrhandels 
in  Etrurien  gewesen  (Körte  bei  Pauly-Wissowa 
6,  756).  Somit  konnten  semitische  Ein- 
wanderer nach  Etrurien  gelangen,  welche 
dann,  sei  es  als  Verfertiger,  sei  es  als  Käufer 
von  Spiegeln  das  Vorkommen  semitischer 
Namen  auf  denselben  verursachten.  Ein 
solcher  westsemitischer  Bruchteil  unter  den 
Etruskern  macht  sich,  wie  mir  scheint,  in 
einer  Reihe  von  Familiennamen  bemerkbar, 
welche  morgenländischen  Ursprungs  stark 
verdächtig  sind,  was  folgende  Beispiele 
zeigen  mögen.  Anani  (CIE  3875 — 85) 
gleicht  auffällig  dem  bei  den  Hebräern  so 
häufigen  'Avavi'a;  (Act.  apost.  5,  l), 
Umria  (CIE  2398,  3016)  dem  Omri,  König 
von  Israel  (i.  Könige  16,  23,  keilschriftlich 
Chumria),  Amuni  (CIE  4746)  dem  Ammoni 
»Ammoniter«,  Armunia  (CIE  1747,  4236) 
dem  Armoni,  Sohn  des  Saul  (2.  Sam.  21,  8). 
Bei  dem  Tuskernamen  Satanas  (CIE  4939) 
muß  man  des  biblischen  (Hiob  i,  6;  Ev. 
Matth.  4,  10)  Satan,  2a-:ava?  gedenken. 
Mestri  (CIE  4396;  Mestrius  aus  Vulci  CIL 
XI  2931)  blieb  wohl  nur  deshalb  unver- 
standen, weil  man  einen  Blick  ins  Morgenland 
verabsäumte.  Mea-cpaw?,  Msatpifj,  Msorpaia 
»Ägypter,  Ägypten«  (Joseph,  ant.  i,  6,  2; 
Syncell.  P  51  C;  91  A)  entstanden  aus 
semitischen   Namen    (hebr.    Misri  Ägypter, 


Misrai'm,  Masor  Ägypten,  babyl.  Misir,  assyr. 
Misri;  über  Wiedergabe  des  Sade  durch  ffr 
vgl.  Lewy,  Semit.  Fremdwörter  im  Griech. 
25).  Ägyptens  erster  König  hieß  Msa-patjx 
(Syncell.  a.  a.  O.),  wozu  die  Lesung  Mestres 
bei  Plinius  36,  64  paßt.  Nebenbei  sei  hier 
bemerkt,  daß  ich  (dies.  Jahrb.  VI 1 1 892,  43  ff. ; 
Borchardt,  Grabdenkmal  des  Königs  Sahure 
2,  158)  in  einem  Grabe  zu  Vulci  das  Bild 
eines  ägyptischen  Kriegsschiffes  von  etwa 
600  V.  Chr.  nachwies.  Nach  W.  Schulze, 
Zur  Geschichte  der  latein.  Eigennamen  286, 
zeigt  Hatile  (CIL  XI  3660  aus  Caere)  trotz 
lateinischer  Schreibung  einen  rein  etrus- 
kischen  Habitus.  Ich  möchte  davor  warnen, 
Hatile  für  echt  etruskisch  zu  halten,  da  es 
anscheinend  mit  dem  Hebräernamen  Chattil 
(Esra  2,  57)  zusammenhängt.  Schon  die 
Anzahl  dieser  und  weiterer  ähnlicher  Glei- 
chungen verbietet  den  Gedanken  an  ein  Spiel 
des  Zufalls. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  kurz  eine  Dar- 
stellung auf  einem  Spiegel  erörtert,  in  welcher 
Körte  (Etr.  Sp.  V  96  zu  Taf.  78)  »über  einer 
Pyramide  von  Blättern  die  strahlenum- 
gebene Sonnenscheibe«  sieht.  Auch  hier 
ist  eine  richtigere  Auffassung  aus  dem 
Morgenlande  zu  holen;  nicht  Blätter  sind 
gemeint,  sondern  Berge,  von  deren  Kuppe 
der  untere  Teil  der  Sonne  noch  verdeckt 
wird.  Die  so  eigentümliche  Bergzeichnung 
in  Form  halbkreisförmiger,  dachziegelartig 
angeordneter  Schuppen  mit  doppelten  Um- 
rissen, welche  mit  dem  griechischen  oder 
gräzisierenden  Charakter  des  übrigen  Spiegel- 
bildes recht  wenig  übereinstimmt,  hat  ihre 
Heimat,  wo  sie  allein  häufiger  vorkommt, 
in  babylonisch-assyrischen  Landen.  Mehr 
als  ein  Dutzend  Male  zeigt  sie  sich  an  den 
Palasttoren  des  Salmanassar  III  (860 — 824 
V.  Chr.;  Beiträge  zur  Assyriologie  6  Taf.l — 4; 
Perrot-Chipiez  2  Abb.  51;  vgl.  38.  Taf.  12) 
und  schon  früher  erscheint  sie  auf  babyloni- 
schen Zylindern  bei  der  Darstellung  des  Vor- 
gangs, wie  der  seine  Strahlen  aussendende 
Sonnengott  über  die  Berge  des  Ostens 
emporsteigt  (Ward,  Seal  cylinders  of  western 
Asia  Abb.  251  a.  258.  271).  Dieses  letztere 
Motiv  ist  unverkennbar  zum  Vorbild  jener 
etruskischen   Zeichnung  geworden. 


Berlin. 


Ernst  Aßmann. 


87 


Archäologische  Miszellen. 


88 


II.  ZUM  VASENMALER  SKYTHES. 

G.  E.  Rizzos  Veröffentlichung  der  inter- 
essanten, in  Caere  gefundenen  Schale  mit 
der  Malersignatur  des  Skythes  (Mon.  Piot 
XX  loiff.)  hat  für  die  Beurteilung  der 
Epilykos-Vasen  eine  neue  Grundlage  ge- 
geben. Sie  veranlaßte  mich  gelegentlich 
zu  einer  Nachprüfung  der  Berliner  PLpily- 
kosfragmente,  die  Rizzo  in  seiner  um- 
sichtigen Behandlung  der  ganzen  Gruppe 
nur  kurz  erwähnt  hat.  Die  beiden  Frag- 
mente, die  hier  (Abb.  i  und  2)  zum  ersten 


Inschriften  beider  zu  'ETCtXuxo?  e^pa^osv. 
Diese  Zusammenstellung  ist  in  allen  folgen- 
den Behandlungen  bis  zu  Sauer  in  Thiemes 
Künstlerlexikon  (dort  die  übrige  Literatur  mit 
Ausnahme  des  noch  nicht  berücksichtigten 
Rizzoschen  Aufsatzes)  beibehalten  worden. 
Was  zunächst  die  Form  der  Vase  anbelangt, 
so  sprach  P.  J.  Meier  von  einem  becher- 
artigen Gefäß,  Furtwängler  von  einer  niederen 
tiefen  Schale  oder  einem  Napf,  dessen 
Form  nicht  mehr  genau  festzustellen  sei. 
Nun  sieht  man  an  dem  größeren  Fragment, 
daß  es  über  den  Köpfen  der  Figuren  in 
einer  horizontalen  Linie  gebrochen  ist,  an 


Abb.  I. 


Male  nach  Photographie  wiedergegeben 
werden,  hat  P.  J.  Meier  in  der  Arch.  Zeit. 
1884,  240 f,  Taf.  17,  I  veröffendicht.  Er 
verteilte  sie  auf  die  zwei  Seiten  einer  Vase 


Abb.  2. 

und  ergänzte  die  Namens-Inschrift  zu  'EiiiXu- 
xo?  xaÄo?.  Während  Klein,  Meistersignaturen 
I  i4f.  diese  Ergänzung  übernahm,  setzte  Furt- 
wängler, Berliner  Vasenkatalog  4041,  beide 
Fragmente  nebeneinander  und  verband  die 


der  innen  der  Anfang  eines  etwas  ein- 
springenden Profils  fühlbar  ist.  Es  folgte 
also  oben  ein  besonders  abgesetztes  Glied. 
Dadurch  wird  es  äußerst  wahrscheinlich, 
daß  die  Fragmente  zu  der  Schalenform 
mit  abgesetztem  Rande  zu  ergänzen  sind, 
die  Furtwängler,  Ägina  494  f.  und  Griech. 
Vasenmalerei  II  178  bei  der  Publikation 
der  stilistisch  nahe  verwandten  Hegesibulos- 
Schale  behandelt  hat.  Freilich  ist  der 
untere  Teil  hier  bauchiger  als  bei  der  Schale 
des  Hegesibulos  oder  der  unsignierten  Ber- 
liner Brygosschale  (Berlin  2309;  leider  ist 
dieses  meisterhafte  Werk  immer  noch  un- 
publiziert);  aber  die  Stärke  der  Wölbung 
variiert  bei  dieser  Gattung  sehr  stark. 
Leider  erlaubte  die  außerordentliche  Em- 
pfindlichkeit der  durch  Brand  beschädigten 
Fragmente  nicht,  die  Rekonstruktion  prak- 
tisch  auszuprobieren. 


89 


Archäologische  Miszellen, 


90 


P.  J.  Meier  hat  berechnet,  daß  das  Ge- 
fäß in  der  Höhe  der  Basislinie,  auf  der 
die  Figuren  stehen,  einen  Durchmesser  von 
10,8  cm  hatte.  Es  ist  nun  klar,  daß  der 
Gewandrest  an  dem  rechten  Rande  des 
größeren  Fragments  nicht  mit  der  vorderen  , 
Figur  auf  dem  kleinen  Fragment  in  Ver- 
bindung gebracht  werden  kann,  sondern 
daß  man  mindestens  eine  Figur  ergänzen 
muß  (vgl.  Abb.  3  nach  Arch.  Zeit.),  wo- 
durch der  Zusammenhang  beider  Inschriften 
schon  recht  in  Frage  gestellt  wird.  Er- 
gänzt man  nun  noch  am  linken  Ende 
die    Figur,     von     der     nur     ein    Fuß     er- 


Analogien ist  es  unmöglich,  beide  Dar- 
stellungen auf  einer  Seite  zu  vereinigen.  Es 
bedarf  kaum  noch  der  Erwähnung,  daß  ein 
zweimaliges  z-jpa'sazv  auf  derselben  Vasen- 
seite —  wenn  man  die  Inschrift  am  linken 
Rande  des  größeren  Fragments  nicht  zu 
s-otsasv  ergänzen  will  —  ungewöhnlich  wäre. 
Gehören  nun  die  Fragmente  auf  ver- 
schiedene Seiten  der  Schale,  so  fällt  die 
Verbindung  'EmXu/o?  l-ypacpasv,  und  es  steht 
uns  frei,  beide  Inschriften  zu  ergänzen. 
Nichts  zwingt  uns  dazu,  eine  Verdoppelung 
oder  gar  Verdreifachung  derselben  Inschrift 
anzunehmen.    Bestimmt  in  andere  Richtung 


Abb.  3. 


halten  ist,  sowie  die  beiden  Henkelpal- 
metten, so  wird  der  Streifen  bereits  zu 
lang,  um  auf  der  einen  Hälfte  der  Vase 
Platz  zu  finden.  Dafür,  daß  die  Fragmente 
auf  die  zwei  Seiten  der  Vase  zu  verteilen 
sind,  hat  nun  aber  schon  Meier  einen 
durchaus  triftigen  Grund  beigebracht,  näm- 
lich den  Inhalt  und  die  Komposition  der 
Darstellungen.  Auf  dem  großen  Fragment 
haben  wir  Gruppen  ruhig  stehender  oder 
sitzender  Figuren,  zu  denen  wir  rechts  eine 
dritte  ergänzen  werden,  auf  dem  großen 
die  diagonal  bewegten  Figuren  eines  xüifios; 
denn  schräg  auf  den  Stab  gelehnte  Fi- 
guren wie  die  von  Furtwängler  richtiger 
beschriebene  des  vorderen  Mannes  auf 
dem  kleinen  Fragment  werden  häufiger  in 
einen    xSfio?    eingeschoben.      Nach    allen 


führt  uns  die  neue  Schale  aus  Caere.  Hier 
finden  wir  die  nächste  stilistische  Parallele 
zu  den  Berliner  Fragmenten;  in  der  unbe- 
absichtigt komisch  wirkenden  naiven  Ernst- 
haftigkeit der  Figuren  mit  den  ungelenken 
Bewegungen  und  den  viel  zu  großen  Köpfen, 
in  den  ganz  eigenartigen  Gesichtstypen,  in 
Einzelheiten  der  Zeichnung  von  Gewand 
und  Körper.  Selten  kann  man  mit  einem 
so  hohen  Grade  von  Wahrscheinlichkeit 
wie  hier  behaupten,  daß  beide  Gefäße  von 
derselben  Hand  gemalt  sind.  Daraus  er- 
geben sich  für  die  Inschriften  des  Berliner 
Gefäßes  die  Ergänzungen  zu  'ETTt^^uxc?  xa- 
X6?  und  Sxuftrj?  sypatpoüv;  sind  sie  richtig, 
so  ist  ein  zweites  signiertes  Werk  des 
Malers  Hxu&tj?  gewonnen. 

Berlin.  G.  R  o  d  e  n  w  a  1  d  t. 


91 


Neue  Funde  am  Kerameikos. 


92 


NEUE  FUNDE  AM  KERAMEIKOS. 

Das  Deutsche  Archäologische  Institut 
zu  Athen  hat  die  Ausgrabung  vor  den 
Nordwest-Toren  Athens,  welche  das  Kgl. 
Griechische  Kultusministerium  ihm  über- 
tragen hat,  unter  Leitung  der  Herren 
Brueckner  und  Knackfuß  begonnen.  Herr 
Bru eckner  berichtet  über  die  bisherigen 
Ergebnisse : 

Die  Grabungen  vom  8.  April  bis  27.  Juni 
erreichten  den  ersten  Aufschluß  des  aus- 
gedehnten Geländes,  welches  sich  auf  dem 
rechten  Ufer  des  Eridanos  zwischen  der 
Stadtmauer  und  der  nördlich  von  ihr  in 
125  m  Abstand  verlaufenden  modernen 
Piräusstraße  erstreckt.  Die  Absicht  der 
griechischen  Regierung,  in  die  Nordost- 
Ecke  dieses  Grundstücks,  an  die  Piräus- 
straße, die  Kirche  der  Hagia  Trias  zu  ver- 
legen, vorausgesetzt,  daß  dort  keine  Alter- 
tümer aufgefunden  würden,  war  für  den 
Ausgangspunkt  der  Grabung  bestiminend. 
Es  wurde  daher  zunächst  in  diese  Ecke 
des  Grundstückes  hinein  ein  Graben  längs 
der  Piräusstraße  gezogen,  35  m  lang.  In 
seinen  westlichen  zwei  Dritteln  fand  sich 
nichts  als  Zuschwemnmng  bis  in  eine  Tiefe 
von  5, 80  m.  Mit  dem  letzten  Drittel  aber, 
dem  weiter  ab  vom  Eridanos-Tal  gelegenen, 
näherten  wir  uns  der  Flucht  des  Dipylon, 
und  damit  änderte  sich  der  Befund :  aus 
4  m  tiefer  Verschüttung  tauchte  ein  hoch- 
ragender marmorner  Grenzstein  auf,  fest 
und  aufrecht  in  seiner  Basis,  OPOS  KEPA- 
MEIKOY  auf  Vorder-  und  Rückseite  be- 
schriftet, mit  dem  vielbesprochenen  Grenz- 
stein an  der  Stadtmauer  zur  Seite  des 
Dipylon  IG  II.  iioi  völlig  übereinstim- 
mend und  fluchtgerecht.  Die  Auffindung 
des  neuen  Steines  etwa  120  m  vor  der 
Stadtmauer  in  der  Richtung  des  Tores 
löste  alle  Fragen  und  Zweifel,  welche  der 
andere,  so  lange  er  allein  war,  verursacht 
hat;  die  Abgrenzung  hat  nichts  mit  dem 
innern  und  äußern  Töpfer-Demos,  auch 
nichts  mit  dem  Stadtmauerbau  zu  tun, 
sondern  bezeichnet  den  Rand  der  aus  dem 
Tore  führenden  Straße.  Sie  bestimmt  die 
Fluchtlinien  des  Kerameikos,  der  berühm 
ten,  6  Stadien  langen  Gräberstraße,  die 
bei    der    Akademie    endend    die    irdischen 


Reste  aller  apiaroi  der  Stadt  Athen  seit 
Kimons  Zeit  aufgenommen  hat.  Die  halbe 
Straßenbreite  ist  nun  durch  den  Abstand 
des  Grenzsteins  an  der  Stadtmauer  von 
der  Mittelachse  des  Dipylon  gegeben;  rund 
19,10  m.  Die  ganze  Breite  der  Straße 
betrug  danach  über  38  m.  Der  Keramei- 
kos stellt  sich  als  sehr  viel  stattlicher 
heraus,  als  die  bisherigen  kartographischen 
Rekonstruktionen  des  Stadtbildes  annehmen, 
als  eine  lata  via,  wie  ihn  Livius  31,24 
bezeichnet  und  wie  es  seiner  Benutzung  auch 
als  Rennbahn  entspricht. 

Der  neugefundene  Grenzstein  weist  unsern 
nächsten  Arbeiten  ihre  Richtung.  Es  gilt, 
durch  die  4  m  hohe  Schuttdecke  hindurch 
den  andern  Grenzstein  an  der  Stadtmauer 
zu  erreichen,  auf  dieser  120  m  langen 
Strecke  die  Erhaltung  der  Anlagen  des 
fünften  und  vierten  vorchristlichen  Jahr- 
hunderts und  ihre  Geschichte  bis  zu  ihrer 
schließlichen  Aufgabe  und  Zerstörung  zu 
erkennen.  Dazu  ist  es  notwendig,  den 
Ausgangspunkt  für  die  Beschreibung  des 
Kerameikos,  die  Pausanias  uns  liefert,  den 
Anfang  bei  der  Stadtmauer,  zu  gewinnen. 
Aus  dem  äußern  Grunde  der  Ermöglichung 
der  Schuttabfuhr  kann  die  Grabung  nur 
von  der  modernen  Piräusstraße  aus,  von 
außen  auf  die  Stadtmauer  zu  fortschreiten. 
Erst  wenn  wir  so  die  Stadtmauer  selbst 
erreicht  haben,  wird  ein  sicherer  Vergleich 
mit  den  überlieferten  Nachrichten  möglich 
und  ergibt  sich  die  historische  Bestimmung 
der  einzelnen  an  der  Straße  aufgefundenen 
Bauwerke  und  Grabbezirke.  Die  gute 
Hälfte  der  Arbeit  dazu  ist  geleistet.  Etwa 
60  m  weit  ist  die  alte  Straßenfront  auf 
der  kaum  merkbar  gebogenen  Linie  von 
Grenzstein  zu  Grenzstein  bisher  verfolgt. 
Etwa  48  m  von  dem,  welcher  den  Aus- 
gangspunkt unserer  Untersuchung  des  Ke- 
rameikos bildete,  75  m  von  demjenigen  an 
der  Stadtmauer,  ist  ein  Drilling  zu  diesen 
Steinen  aufgetaucht,  zur  gleichen  Zeit  dieser 
Absteckung,  in  der  zweiten  Hälfte  des  vierten 
vorchristlichen  Jahrhunderts,  eingefügt  in 
die  hochanstehende  Quadermauer  eines 
älteren  Grabbezirkes.  Nur  40  m  deckt 
noch  die  ganze  Schutthöhe.  Der  Rest  vor 
der  Stadtmau.er  ist  bei  ihrer  früheren  Auf- 
deckung soweit  freigelegt,  daß  es  nur  mehr 


93 


N^ue  Funde  am  Kerameikos. 


94 


einer  Nachschürfung  bedarf,  um  Zusammen- 
hang in  die  Aufdeckung  des  Kerameikos 
zu  bringen. 

Was  hinter  den  Grenzsteinen,  an  der 
Straße,  aufgefunden  ist,  rechtfertigt  den 
Drang  zur  Weiterarbeit.  Von  dem  der 
Stadtmauer  nahen  Ende  unseres  Grabens 
überschauen  wir  bei  dem  zuletzt  bezeich- 
neten Grenzstein  die  Mauern  aus  Piräus- 
kalk  von  drei  Grabbezirken,  die  auf  eine 
Strecke  von  20  m  hin  bis  zu  4 — 5  Quader- 
lagen noch  aufrecht  die  schlichte  Würde 
verraten,  in  welcher  im  fünften  Jahrhundert 
der  Anbau  der  Straße  begonnen  worden 
ist.  Ihre  Grundstücke  haben  gleichmäßig 
die  bescheidene  Tiefe  von  3,80  m,  wohl 
12  attische  Fuß.  Ihr  steinerner  Unterbau 
scheint,  nach  dem  aufgefundenen  Lehm- 
ziegelschutt zu  schließen,  Erdmäler  getragen 
zu  haben.  Dahinter  ist,  soweit  unser  16  m 
breiter  Graben  aufgedeckt  hat,  ein  privates 
Gräberfeld  nach  der  Weise  der  stadt- 
athenischen Nekropolen  durch  periodische 
Anschüttung  immer  höher  an  den  Rück- 
wänden der  Ehrengräber,  welche  die  Front 
der  Straße  innehatten,  emporgewachsen. 
Die  Untersuchung  dieser  Anschüttung  er- 
laubt, in  einer  ihrer  Schichten  den  Schutt 
aus  den  Zerstörungen  festzustellen,  welche 
auf  Sullas  Belagerung  der  Stadt  im  ersten 
mithridatischen  Kriege  zurückgehen;  wir 
finden  da  verbrannte  Dachziegel,  reiche 
Mengen  von  Wandputz  mit  feiner  Bemalung; 
Bruchstücke  von  Terrazzo-Fußböden,  haufen- 
weise Geschirr  in  Trümmern,  in  Summa 
Schutt  aus  zerstörten  Häusern  hellenistischer 
Zeit,  zeitlich  durch  datierbare  Grabsteine 
und  Münzen  klar  bestimmt. 

An  der  Straßenfront  schließen  sich  an 
die  angegebenen  Grabbauten  einfachere 
Mauern  aus  Bruchsteinen,  bisher  auf  eine 
Strecke  von  17  m  verfolgt,  an.  In  diese 
Bauten  noch  unbekannter  Bestimmung  ist 
in  frührömischer  Zeit  auf  1,50  m  seit  dem 
4.  Jahrhundert  erhöhtem  Niveau  ein  großes, 
wohlerhaltenes  Bassin,  wohl  eine  Vieh- 
tränke vor  dem  Stadttore,  verlegt.  Nach 
einer  noch  verbliebenen  Lücke  von  1 1  m, 
die  wegen  ihrer  späteren  Überbauung  noch 
nicht  auf  die  älteren  Reste  hin  untersucht 
werden  konnte,  kommen  wir  dann  am 
andern    Ende    unseres    Grabens    zu    einem 

Archäologischer  Anzeiger  1914. 


Überaus  stattlich  angelegten  Grabbezirk 
von  etwa  15  m  Front  und  7,80  m  Tiefe, 
dem  Doppelten  jener  Bezirke  des  fünften 
Jahrhunderts.  Die  vordere  Hälfte  des 
Grundstückes  war  für  die  reich  entwickelte 
Front  benutzt,  an  der  zwischen  beiderseits 
vorspringenden  FlUgelbauten  die  Mitte  ein 
Rundbau  von  annähernd  7  m  Durchmesser 
einnahm.  Die  Fassade  gab  die  Stützmauer 
für  das  in  der  hinteren  Hälfte  und  im 
Rundbau  hochliegende  Erdreich  ab,  in 
welchem  Brandgräber  sich  erkennen  lassen. 
Das  kostbare  Material  der  Fassade  ist  in 
später  Zeit  abgeräumt  und  der  Grundriß 
nur  mehr  aus  dem  Fundament  zu  ent- 
nehmen ;  doch  sind  von  dem  Skulptur- 
schmuck der  überlebensgroße  Torso  eines 
liegenden  Hundes  und  eine  besonders  große 
Marmor-Lekythos  und  einige  andere  Splitter 
in  der  bisher  untersuchten  einen  Hälfte 
des  Bauwerks  aufgefunden  worden.  Seinem 
Stile  nach  ist  dies  Mausoleum  um  die 
Mitte  des  vierten  Jahrhunderts  zu  setzen. 
Es  kommt  dafür  deshalb  unter  den  Gräbern, 
welche  Pausanias  nahe  vor  dem  Dipylon 
erwähnt,  das  des  Strategen  Chabrias  in 
Betracht,  der  357  vor  Chios  gefallen  ist. 
Pausanias  hat  den  Kerameikos  noch  in 
seiner  vollen  Breite,  freilich  bereits  arg 
verschüttet,  gesehen.  Im  Laufe  des  dritten 
nachchristlichen  Jahrhunderts,  in  der  Peri- 
ode der  valerianischen  Stadtmauer,  lag  die 
Straße  gegen  das  vierte  vorchristliche  Jahr- 
hundert etwa  3  m  höher;  in  dieser  Zeit 
sind  die  überragenden  alten  Reste  abge- 
tragen und  zu  neuen  Bauten  benutzt,  die 
in  den  alten  Straßenraum  weit  vorgreifen. 
Damals  ist  also  der  Kerameikos  aufgegeben 
worden.  In  einer  letzten  Periode  früh- 
christlicher Zeit  hat  inmitten  unserer  bis- 
herigen Grabungsstelle  ein  Verein  oder  eine 
Gemeinde  sich  eine  Begräbnisstelle  unter 
Benutzung  eines  spätrömischen  Baues  ge- 
schaffen, indem  reihenweise  gemauerte 
Grabstellen  von  90  cm  Tiefe  angelegt 
wurden,  anscheinend  für  jede  Familie  eine, 
in  der  neben  und  übereinander  die  Leichen 
zu  Haufen  geschichtet  sich  fanden.  Ihre 
Beigaben  an  Lampen,  Gefäßen  und  Tier- 
figuren ergeben  für. das  Ende  der  athenischen 
Töpferei  ein  anschauliches  und  charakte- 
ristisches Material. 


95 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     April-Sitzung  1914. 


96 


Von  Einzelfunden  seien  hervorgehoben 
ein  Ostrakon  vom  Scherbengericht  wider 
Dämon,  den  Sohn  des  l^amonides,  den 
politischen  und  musikalischen  Freund  des 
Perikles,  und  ein  ausgezeichnetes  männ- 
liches Profilporträt  späthellenistischer  oder 
römischer  Zeit  aus  Terrakotta,  h.  0,08. 

Daß  im  übrigen  die  Sammlungen  in 
unserm  Arbeitsmuseum  am  Dipylon,  in 
welchem  Dr.  Buschor  und  Dr.  Freiherr 
von  Kaschnitz  ordnend  tätig  sind,  mannig- 
fachen Zuwachs  erfahren  haben,  ist  bei 
einer  Grabung  in  oder  bei  dem  Künstler- 
viertel des   alten  Athen    selbstverständlich. 


ARCHÄOLOGISCHE  GESELLSCHAFT 
ZU  BERLIN. 

Sitzung  vom   7.  April    1914. 

Vorsitz:  Herr  Dragendorff. 

Als  neues  Mitglied  wird  Herr  Prof.  Dr. 
M.  Kremmer,  Direktor  des  Arndt-Gym- 
nasiums in  Dahlem,  aufgenommen.  Aus- 
getreten ist  Herr  Dr.  A.  Ippel.  Zu  Be- 
ginn verliest  der  Vorsitzende  die  von  S.  M. 
dem  Kaiser  bei  dem  Arch.  Institut  einge- 
gangenen Berichte  über  die  Ergebnisse  der 
Ausgrabungen  in  Korfu,  die  Allerhöchster 
Weisung  entsprechend  den  Mitgliedern  der 
Gesellschaft  bekannt  gegeben  werden  sollen. 

Herr  C  Watzinger  aus  Gießen  (als 
Gast)  sprach  über  die  historische  Stel- 
lung der  galiläischen  Synagogen. 
Der  Vortragende  erläutert  ein  Modell  der 
Synagoge  von  Teil  Hüm  (Kapernaum)  und 
eine  Reihe  Rekonstruktionszeichnungen  ga- 
liläischer  Synagogen,  die  Herr  Regierungs- 
baumeister Dr.  H.  Kohl  auf  Grund  der 
Untersuchungen  und  Aufnahmen  der  Syn- 
agogenexpedition der  D.  O.-G.  vom  Jahre 
1905  und  1907  für  die  demnächst  er- 
scheinende Publikation  ausgeführt  hat. 
Zu  den  Architekturformen  werden  die 
nächsten  Parallelen  in  der  Architektur  des 
Hauran  und  der  Ledschah  aus  der  Anto- 
ninenzeit  nachgewiesen.  Während  die 
einzelnen  Schmuckformen  der  heidnischen 
Architektur  des  endenden  II.  Jahrh.  n.  Chr. 
entstammen,    geht    der  basilikale  Grundriß 


und  der  Aufbau  des  Inneren  auf  helle- 
nistische Tradition  zurück,  wie  u.  a.  die 
im  Talmud  erhaltene  Beschreibung  der 
großen  Synagoge  von  Alexandria  lehrt. 
Die  neben  den  jüdischen  Emblemen  er- 
scheinende figürliche  Dekoration  ist  schwer- 
lich aus  einer  laxen  Auffassung  des  Geset- 
zes zu  erklären ;  sie  ist  wohl  damit  zu  be- 
gründen, daß  diese  ersten  monumentalen 
Synagogenbauten  in  Galiläa  heidnische 
Stiftungen,  also  Geschenke  eines  dem 
Judentum  wohlgesinnten  römischen  Kaisers, 
sind.  Die  heidnische  Überlieferung,  mit 
der  jüdischen  Tradition  im  Talmud  kom- 
biniert, gestattet,  im  Verein  mit  den  Archi- 
tekturformen, als  Zeit  der  ersten  galiläischen 
Synagogen  die  gemeinsame  Regierung  des 
Septimius  Severus  und  Caracalla  im  Osten 
zu  bestimmen  und  insbesondere  unter  dem 
im  Talmud  genannten  Antoninus,  Sohn  des 
Severus,  der  in  freundlichen  Beziehungen 
zu  dem  Patriarchen  Juda  I  ha  Nasi  stand, 
den  Kaiser  Caracalla  zu  verstehen. 

Zuletzt  geht  der  Vortragende  auf  die 
wichtigen  Zusammenhänge  ein,  die  den 
neuen  Bautypus  der  Synagoge  mit  den 
ersten  christlichen  Basiliken  der  Konstan- 
tinischen Zeit  im  Osten  verbinden,  und 
zeigt  an  einigen  Beispielen  die  Bedeutung 
der  Synagoge  für  die  Entstehung  der  christ- 
lichen Basilika.  Eine  ausführliche  Darstel- 
lung der  hier  nur  angedeuteten  F>gebnisse 
wird  in  diesem  Jahre  in  der  Veröffent- 
lichung der  Synagogenexpedition  der  D. 
O.-G.  erscheinen. 

Herr  Br.  Schröder  legt  den  Abguß 
eines  Marmorfragments  aus  dem  Bonner 
Kunstmuseum  vor :  zwei  Hände,  die  einen 
Diskos  halten,  also  den  Rest  von  der 
Statue  eines  Diskobolen  in  der  Stellung,  die 
in  der  Ausführung  des  Wurfes  der  Stellung 
des  myronischen  Diskobolen  oder,  was 
wahrscheinlicher  ist,  der  Ludovisischen 
Diskobolenherme  vorhergeht.  So  wird 
nun  durch  ein  Werk  großer  Plastik  er- 
wiesen, daß  die  rechte  Hand  den  Diskos 
mit  gespreizten  Fingern  hielt  und  den 
Rand  nur  mit  den  Fingerspitzen  packte. 
Theorien,  die  der  Vortragende  in  seiner 
Broschüre  »Zum  Diskobol  des  Myron«  ver- 
treten hat,  werden  also  durch  das  Bonner 
Bruchstück    bestätigt.      Kunstgeschichtlich 


97 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Mai-Sitzung  191 4. 


98 


betrachtet  scheint  dieser  Statuenrest  zu 
einem  Werk  zu  gehören,  das  der  Zeit  des 
Myron  entstammt  und  einen  starken  un- 
bekümmerten Naturalismus  verraten  haben 
muß. 

Sitzung  vom   5.   Mai    1914. 

Vorsitz:  Herr  Loeschcke.  Als  neues 
Mitglied  ist  Herr  Geheimer  Medizinalrat 
Hans  Virchow  angemeldet.  Die  zwei 
letzten  Kaisertelegramme  über  die  Aus- 
grabungen in  Korfu  kommen  zur  Verlesung. 
Herr  Brueckner  berichtet  brieflich  über 
die  Auffindung  eines  neuen  opo?-Steines 
am  Kerameikos.  Herr  I>oeschcke  legt 
die  neuen  Werke  von  Bourguet  über  Del- 
phi, den  5.  Band  von  Esperandieu's 
Recueuil  und  Kinchs  Vrouliä  vor. 

Den  Hauptvortrag  des  Abends  hielt 
Herr  von  Bissing  aus  München  (als 
Gast)  über  die  Entwicklung  der 
Pfeiler  und  Säulen  in  der  alt- 
ägyptischen Kunst. 

Der  Vortragende  verfolgte  zunächst  die 
reiche  Entwicklung  des  Steinpfeilers  vom 
viereckigen,  basis-  und  kapitellosen  bis 
zum  2  8  kantigen  Pfeiler  mit  viereckiger 
Basis.  Neben  der  Abkantung  der  Ecken, 
die  ursprünglich  dem  Innenraum  mehr 
Licht  zuführen  soll,  tritt  seit  dem  mittleren 
Reich  die  echte  Kannelur  auf,  deren  An- 
fänge sich  an  kleinen,  dekorativen  Pfeiler- 
chen bis  in  die  I.  Dynastie  zurückver- 
folgen lassen,  und  die,  wie  Semper  es  aus- 
gesprochen, einem  ästhetischen  Gefühl  ent- 
springt. Der  Abakus  der  Pfeiler  erweist 
sich  nach  Gestalt  und  Ausmaßen  überall 
als  der  Rest  des  ursprünglichen  viereckigen 
Pfeilers,  dessen  oberes  Ende  man  zur  Er- 
höhung der  Tragfähigkeit  stehen  läßt.  Vor 
den  vierkantigen  Pfeiler  (beim  »Hathor- 
pfeiler«  auch  vor  polygonale  Stützen)  stellt 
nun  die  ägyptische  Kunst  aus  symbolischem 
Bedürfnis  ikonische  und  anikonische  Götter- 
bilder: das  bekannteste  Beispiel  sind  die 
Pfeiler  mit  Osirisbildern  (in  der  XVIII. 
Dyn.  auch  im  Reichstempel  zu  Karnak  ver- 
wandt) und  die  Hathorpfeiler,  deren  Er- 
klärung als  die  Himmelsdecke  stützende 
Sistra  eine  alle  Tatsachen  verleugnende 
Phantasterei    war.      Bei    den    polygonalen 


Hathorpfeilem  ist  der  Übergang  zur  runden 
Säule,  der  wohl  seit  dem  mittleren  Reich 
vollzogen  wird,  besonders  leicht.  Aber 
auch  hier  wird  in  der  Zeit  vor  Dyn.  XXVI 
der  Kuhgöttinkopf  nur  an  zwei  Seiten  des 
Kapitells  angebracht. 

Vierkantige  Pfeiler  des  alten  Reichs  und 
der  XVIII.  Dyn.  verwenden  das  Motiv 
eines  gegen  den  Pfeiler  gestellten  Symbols 
anscheinend  in  anderem  Sinne:  sie  stellen 
echte  Pflanzensäulen  mit  Basis  und  Abakus 
an  die  Frontseite,  doch  wohl,  um  den  Raum 
gleichsam  illusionistisch  zu  erweitern.  Be- 
merkenswert bleibt,  wie  dabei  die  Pfeiler 
Tuthmosis  III.  in  Karnak  scharf  unter- 
scheiden zwischen  der  Pflanzensäule  und 
der  auf  der  andern  Seite  abgebildeten,  aus 
dem  Wasser  ohne  Basis  und  Abakus  auf- 
ragenden Papyrus-  oder  Irispflanze,  einen 
Unterschied,  den  eine  gedankenlose  Er- 
gänzung freilich  verwischt  hat. 

Neben  dem  viereckigen  Steinpfeiler  steht 
seit  alter  Zeit  die  runde,  aus  der  Stangen- 
stütze entwickelte  Holzsäule,  die  wir  jetzt 
auch  in  Stein  übertragen  aus  der  V. 
Dyn.  in  den  sog.  Stammsäulen  von  Abusir 
kennen.  Die  hauptsächlichsten  Formen, 
die  Papyrussäule,  die  Lotossäule,  die  Nym- 
phäensäule,  die  Kompositsäulen  und  die 
Palmsäulen  wurden  in  ihrer  Entwicklung, 
meist  seit  dem  alten  Reich,  verfolgt,  für 
die  bisher  nur  aus  Abbildungen  oder  aus 
der  Spätzeit  nachgewiesenen  Kompositsäu- 
len ein  erhaltenes  Exemplar  aus  El  Amarna 
(Petrie  T.  IX)  aufgezeigt  und  die  Vermutung 
ausgesprochen,  daß  diese  Säulen  im  Holzbau 
der  Privatarchitektur  sich  entwickelt  haben 
und  wie  manche  andere  Elemente  aus 
dieser  leichten  Architektur  in  der  Zeit 
Amenophis  IV.  in  den  Prunk-  und  Steinbau 
übernommen  worden  sind.  Nachdrücklich 
wurde  die  reiche  Ausgestaltung  und  Um- 
wandlung des  Kompositkapitells  der  Spät- 
zeit dem  Einfluß  des  korinthischen  Kapi- 
tells zugeschrieben. 

Die  Entwicklung  all  dieser  Pflanzensäulen 
läuft  im  wesentlichen  parallel:  überall  sind, 
von  der  Palmsäule  abgesehen,  wohl  ur- 
sprünglich Bündelsäulen  gemeint,  deren 
polygonale  Stämme  sich  allmählich  ab- 
runden, stets  ist  eine  Basis  vorhanden  (die 
das  Vorbild  dieser  Säulengattung,  die  Holz- 


99 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Juni-Sitzung  191 4. 


100 


Säule,  naturgemäß  braucht),  stets  ruht  über 
dem  Kapitell  der  viereckige  Abakus  als 
Träger,  eine  Entlehnung  von  dem  Stein- 
pfeiler bei  der  Übertragung  der  mit  dem 
Gebälk  verzapfbaren  Holzsäulen  in  den 
Steinbau.  Auf  diesen  Abakus  haben  die 
alten  Ägypter  für  die  Erscheinung  der 
Säule  den  größten  Wert  gelegt,  er  ist 
fast  immer  sichtbar  und  wird  regelmäßig 
von  ihnen  abgebildet.  Die  Auffassung, 
daß  die  Pflanzensäulen  frei  aus  dem 
Wasser  aufragende,  nichts  tragende  Pflan- 
zen seien,  können  die  Architekten  des 
neuen  Reichs  unmöglich  gehabt  haben, 
sonst  hätten  sie  nicht  seit  Dyn.  XVIII  Ende 
in  steigendem  Maße  den  Stamm  der 
Säule  mit  Inschriften  und  Darstellungen 
überzogen.  Aber  auch  die  alten  Baumeister 
müssen  anders  empfunden  haben,  denn  die 
Bemalung  des  Stammes  ist  schon  im  mitt- 
leren Reich  willkürlich,  und  die  Verwendung 
von  Lotos  und  Nymphäen,  deren  Blüten  nie 
hoch  über  die  Oberfläche  des  Wassers  auf- 
ragen, schließt  nüchterner  Weise  jeden  Ge- 
danken aus,  die  nach  ihnen  benannten  Säulen 
stellten  lebendige  Pflanzen  dar.  Die  beste 
Widerlegung  aber  bringt  die  Palmsäule:  bei 
ihr,  deren  entlaubter  Stamm  unmittelbar 
als  Stütze  verwandt  wurde,  hat  man  erst 
in  einigen  ptolemäischen  Exemplaren  natura- 
listisch den  Charakter  des  Stammes  wieder- 
gegeben, und  zwar  nur  am  oberen  Ende, 
und  frühestens  die  späte  XVIII.  Dynastie 
fügt  in  der  Privatarchitektur  zwischen  die 
Palmwedel  Dattelbündel  ein,  wie  sie  in  der 
Steinarchitektur  nicht  vor  der  Spätzeit 
auftauchen.  Alle  Palmsäulen  zeigen  aber 
am  Ansatz  der  Wedel  ein  mehrfach  um  den 
Stamm  geschlungenes  Band,  dessen  Propor- 
tionen die  Deutung  der  aus  ihm  hervor- 
sehenden Schleife  als  der  Schlaupe,  die 
sich  der  Bauer  beim  Befruchten  der  Palme 
um  den  Leib  schlingt,  unmöglich  macht: 
es  ist  das  Band,  mit  dem  die  Palmwedel 
als  Schmuck  am  oberen  Ende  des  Stammes 
angebunden  sind. 

Bekannte  Reliefs,  die  den  Bau  von  Fest- 
hütten zeigen,  stützen  diese  Auffassung, 
alle  Pflanzensäulen  sind  als  Holz-  (oder 
Stein-)stützen  gedacht,  um  deren  Schaft  oder 
auch  nur  oberes  Ende  Pflanzen  gebunden 
sind :    der  Schaft  mit  dem  Abakus    ist  der 


wirkliche  Träger.  Gegenüber  der  künst- 
lichen, den  Tatsachen  Gewalt  antuenden 
Auffassung  Borchardts  behält  grundsätz- 
lich der  alte  Quatremere  de  Quincy  recht, 
wenn  er  sagt:  „L'ornement  en  Egypte  ne 
repose  dans  aucune  de  ses  parties  sur 
des  formes  prescrites  par  la  construction. 
II  en  est  independant  de  la  meme  ma- 
niere  que  celui  qui  s'applique  aux  vases, 
aux  meubles  et  ä  une  multitude  d'usten- 
sils.  II  serait  ridicule  de  fonder  en 
Egypte  l'invention  de  la  colonne  sur 
l'imitation  de  l'arbre  ou  de  !a  plante. 
Ce  serait  supposer  que  l'accessoir  aurait 
produit  le  principal.  L'analogie  de  quel- 
ques plantes  avec  quelques  colonnes  en 
Egypte  n'est  autre  chose  qu'une  analogie 
decorative  et  non  une  analogie  constitu- 
tive." 

Herr  Dragendorff  legt  M.  Rostow- 
zews  Veröffentlichung  der  griechischen 
Wandmalereien  aus  Süd-Rußland  vor,  hebt 
einige  Hauptergebnisse  für  die  Geschichte 
der  antiken  Wandmalerei  hervor  und 
weist  auf  das  vielseitige  Interesse  hin, 
das  das  reiche,  in  mancher  Beziehung 
einzigartige  Material  durch  die  eindrin- 
gende gelehrte  Bearbeitung  Rostowzews 
gewonnen  hat. 

Sitzung  vom  9.  Juni    1914. 

Vorsitz:   Herr  Loeschcke. 

Als  neue  Mitglieder  sind  die  Herren  Prof. 
Seeger  in  Burg  bei  Magdeburg  und  Baurat 
Boerschmann  in  Charlottenburg  ange- 
meldet. Herr  Loeschcke  legt  neue  photo- 
graphische Aufnahmen  von  Skulpturen  des 
Berliner  Museums  vor. 

Herr  Th.  Wiegan d  sprach  über  die 
byzantinischen  Kaiserpaläste  zu 
Konstantinopel. 

Der  Redner  schilderte  zunächst  kurz  die 
Lage  der  drei  hervorragendsten  Kaiser- 
paläste innerhalb  Konstantinopels  (Palast 
Konstantins  des  Großen  am  Hippodrom, 
Palast  der  Blachernen  am  Nordende  der 
Stadt,  Palast  Bukoleon  am  Marmarameer), 
ging  dann  zu  einer  kurzen  Kritik  der  Werke 
von  Labarte  (1861),  Paspatis  (1885)  und 
Ebersolt  (19 10)  über  und  besprach  die 
Bedeutung  des  von  Kaiser  Konstantin  VII. 


lOI 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Juni-Sitzung  1914. 


102 


Porphyrogennetos  (fgSg)  verfaßten  liber  de 
caerimoniis,  der  die  wichtigsten  topogra- 
phischen Angaben  enthält.  Es  folgte  eine 
Schilderung  der  Hauptteile  des  konstan- 
tinischen Palastes  am  Hippodrom  und  seiner 
Erweiterungen  durch  Justin  II.,  Justinian 
Rhinotmetos  und  besonders  durch  die 
Herrscher  der  makedonischen  Dynastie. 
Bis  vor  kurzem  war  von  den  Resten  der 
ungeheuren  Anlage  fast  nichts  sichtbar. 
Der  große  Brand  in  Stambul  von  191 2 
hat  aber  das  ganze  moderne  Stadtquartier 
in  Trümmer  gelegt,  aus  diesen  ragen  nun 
einzelne  Baumassen  der  byzantinischen  Zeit 
hervor,  die  auf  Veranlassung  des  Redners 
durch  Diplomingenieur  Dr.  Karl  Wulzinger 
sorgfältig  aufgenommen  wurden.  Diese 
Arbeit  ist  noch  nicht  abgeschlossen.  Es 
zeigte  sich  eine  Fülle  von  Substruktionen 
aller  Art,  Pfeilern,  gewaltigen  Gewölben, 
ein  sehr  großes  Treppenhaus,  das  auch  von 
Pvbersolt  schon  beobachtet  wurde.  Es  kann 
in  größeren  Zusammenhang  mit  einem 
weiter  oberhalb  von  ihm  liegenden  großen 
Komplex  gebracht  werden.  Wulzinger 
stellte  hier  u.  a.  eine  geradlinige  Stützmauer- 
flucht von  mehr  als  150  m  Länge  fest. 
Auch  nördlich  dieser  Terrassenmauer  ist 
die  ganze  Gegend  (Ishak-Pascha,  unterhalb 
der  Moschee  Sultan  Ahmets  und  des 
Justizministeriums)  erfüllt  von  einem  System 
unterirdischer  Gewölbe,  die  den  modernen 
Bewohnern  zum  Teil  als  Keller  und  Zisternen 
dienten.  Der  Vortragende  betonte  die 
Wichtigkeit  systematischer  Freilegung  des 
ganzen  Brandgebietes  und  sprach  die  Hoff- 
nung aus,  daß  die  Untersuchung  durch- 
geführt werden  möge,  ehe  die  Stätte  wieder 
nach  den  neuen  Plänen  der  Stadtverwaltung 
überbaut  werde.  Die  Behandlung,  welche 
die  derzeitige  Stadtpräfektur  den  byzan- 
tinischen Denkmälern  von  Stambul  erweist, 
ist  beklagenswert.  Nicht  nur  nimmt  der 
neue  .Stadtplan  zu  wenig  Rücksicht  auf  die 
ältere  Topographie,  sondern  man  scheut 
sich  nicht,  zahlreiche  noch  aufrechtstehende 
historische  Baureste  rücksichtslos  nieder- 
zureißen. So  hat  in  diesen  Tagen  die 
Präfektur  bei  Mewlewi-Kapu  die  Mauern 
mit  Brechmaschinen  einreißen  lassen  und 
Psammatia-Kapu  ist  heimlich  in  der  Nacht 
abgerissen    worden.      Auch    den    neu    ge- 


fundenen Substruktionen  bei  der  Gothen- 
säule  hat  die  Stadtpräfektur  übel  mitgespielt. 

Wieviel  man  aber  aus  einfacher  Beob- 
achtung der  noch  aufrechtstehenden  Palast- 
reste ermitteln  kann,  beweist  die  von  dem 
Vortragenden  gemeinsam  mit  Dr.  Wulzinger 
unternommene  Untersuchung  des  soge- 
nannten Hormisdaspalastes,  der  zu  dem 
großen  Komplex  des  „Palastes  am  Meer" 
gehört.  Die  Ruine,  an  der  die  Eisenbahn 
dicht  vorbeifährt,  steht  mit  der  Front  auf 
der  Seemauer  und  zeigt  eine  Reihe  nach 
dem  Meer  sich  öffnender,  reich  dekorierter, 
marmorner  Balkontüren,  auch  die  Tragsteine 
der  Balkons  sind  zum  Teil  noch  vorhanden. 
Östlich  und  westlich  schlössen  sich  säulen- 
getragene Bogenstellungen  an.  Die  Schmuck- 
teile der  Portale  und  Bogen  sind  älteren 
Bauten  entlehnt,  auch  die  Seemauer  selbst 
enthält  in  jener  Gegend  zahlreiche  Werk- 
stücke älterer  Epochen.  Es  ergibt  sich, 
daß  die  genannten  Portale  und  Bogen- 
stellungen zu  einem  Erweiterungsbau 
gehören,  und  daß  die  Reste  des  älteren 
Palastes  an  dieser  Stelle  ursprünglich  nicht 
bis  an  die  heutige  Seemauer  heranreichten. 
Die  Erweiterung  ist  auf  Nikephoros  Phokas 
(963 — 69)  zurückzuführen,  der  nach  dem 
Zeugnis  des  Kedrenos  ältere  Bauten  zu 
diesem  Zweck  geplündert  hat.  Von  der 
Festungsmauer,  mit  welcher  Nikephoros  den 
Palast  umgab,  ist  auch  ein  Teil  noch  vor- 
handen, leider  fiel  das  dazu  gehörige,  mit 
vier  Säulen  geschmückte  Tor,  das  von 
Paspati  noch  gesehen  wurde,  187 1  dem 
Bahnbau  zum  Opfer,  ohne  daß  vorher  eine 
Aufnahme  gemacht  wurde. 

Der  wichtigste  neue,  von  dem  Redner 
erbrachte  Nachweis  ist,  daß  sich  in  dem  Vor- 
sprung der  Seemauer  beim  Hormisdaspalast 
ein  großartiges,  aufsteigendes,  innen  von 
Säulen  gestütztes  und  überwölbtes  Treppen- 
haus befindet,  das  nichts  anderes  sein  kann 
als  der  kaiserliche  Aufgang  von  der 
See  zum  großen  oberen  Palast  Kon- 
stantins des  Großen.  Der  Aufgang  zeigt 
zwei  sehr  hohe  und  breite  Bogenöffnungen, 
vor  denen  die  kaiserlichen  Galeeren  an- 
legten. Diese  Portale  sind  später  in  ganzer 
Höhe  vermauert  worden.  Ihre  Dimen- 
sionen sind  überaus  gewaltig,  die  Dicke 
des      Ziegelbogengewölbes,      im      Scheitel 


103 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Juni-Sitzung  1914. 


104 


Abb.  I, 


gemessen,  beträgt  3,60  m.  Damit  ist  die 
berühmte  äKoßd&pa  tou  ßaadsto?  wieder- 
gefunden, von  der  u.  a.  Wilhehn  von  Tyrus 
(XX. 25)  im  Jahre  1169  folgendes  berichtet: 
„Es  ist  aber  in  der  Stadt  selbst  an  dem 
östlichen  Meeresstrande  ein  kaiserlicher 
Palast,  welcher  der  konstantinische  genannt 


wird,  der  einen  Eingang  gegen  das  Meer 
hat,  mit  bewundernswürdigem  und  präch- 
tigem Gebälk,  und  marmorne  Stufen  hat 
bis  an  das  Meer  selbst,  Löwen  und  Säulen 
mit  königlichem  Aufwand  errichtet,  aus 
demselben  Material.  Hier  pflegt  nur  für 
die   Kaiser    der   Aufgang    zu    den    oberen 


I05 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Juni-Sit7.ung  1914. 


106 


Teilen  des  Palastes  zugänglich  zu  sein, 
aber  dem  Herrn  König  (Amalrich  von 
Jerusalem)  wurde  im  Hinblick  auf  sein  vor- 
zügliches Ansehen  gegen  die  gemeine  Regel 
etwas  nachgesehen,  so  daß  ihm  von  dieser 
Seite  einzutreten  gestattet  war." 

Auf  Grund  der  gesamten  Beobachtungen 
wurden  Rekonstruktionsversuche  Wulzingers 
im  Lichtbild  vorgeführt,  die  sowohl  von 
den  Galerien  des  Palastes  am  Meere  als 
auch  von  der  kaiserlichen  «TroßaDpa  eine 
sehr  eindrucksvolle  Vorstellung  vermittelten. 
Abb.  I  zeigt  die  kaiserliche  Anlegestelle 
vom  Meere  aus. 

An  zweiter  Stelle  sprach  Herr  La tt er- 
mann über  Alea  und  Stymphalos  auf 
Grund  seiner  Aufnahmen  und  Beobachtungen 
im  Juni  19 10').  Die  Lage  und  die  vor- 
trefflich erhaltenen  Mauern  von  Alea  führte 
er  in  Lichtbildern  vor;  eine  Vermessung 
des  Ortes,  die  erwünscht  wäre,  hatte  die 
Kürze  der  Zeit  verboten.  Wichtig  ist  die 
Beobachtung  an  den  Mauern,  daß  die 
Türme  nicht  im  Verband,  mit  den  Kurtinen 
stehen.  Anscheinend  rühren  die  Mauern 
erst  aus  der  Zeit  des  achäischen  Bundes 
her.  Der  Ort  muß  immer  wegen  seiner 
Lage  an  einer  bequemen  Straße,  Athen- 
Sparta,  eine  Rolle  gespielt  haben.  —  Für 
Stymphalos  lag  bisher  nur  eine  be- 
scheidene Skizze  von  Curtius  vor.  Der 
Vortragende  bedauerte,  daß  auch  ihm  die 
knappe  Zeit  nicht  erlaubt  hat,  einen  genauen 
Plan  aufzunehmen.  Immerhin  konnte  er 
feststellen,  daß  Curtius  sich  bei  der 
Orientierung  seiner  Skizze  um  etwa  60" 
geirrt  hat:  die  I,ängsachse  des  Burgberges 
ist  nicht  nach  OSO,  sondern  nach  NO  ge- 
richtet. Auch  im  einzelnen  ist  das  Bild 
der  Stadt  etwas  klarer  geworden;  so  ließ 
sich  in  der  W-Mauer  unterhalb  des  Burg- 
berges ein  Tor  nachweisen,  und  als  Bei- 
spiel der  schon  von  Roß  geforderten 
Einzelaufnahme  konnte  Grundriß  und  An- 
sicht der  merkwürdigen  Exedra  am  SO- 
Rande  des  Burgberges  gezeigt  werden. 
Das  sehr  beachtenswerte  Fundament  des 
Artemistempels  (neben  dem  sog.  Katholi- 
ken, einer  mittelalterlichen  Anlage  zweifel- 

')  Vgl.  Hiller  v.  Gaertringen  und  Lattermann, 
Arkadische  Forschungen,  Anh.  z.  d.  Abhandlungen 
der  Berliner  Akademie   191 1,  S.  9  f. 


hafter  Bestimmung)  ist  durch  Peilungen  an 
den  eigentlichen  Stadtplan  angeschlossen 
worden;  leider  werden  diese  Reste,  die 
wichtige  Aufschlüsse  versprechen,  von  den 
Bauern  immer  mehr  zerstört.  Schließlich 
hat  Herr  Lattermann  noch  im  N  der  Stadt 
nahe  dem  heutigen  Dorfe  Kionia  einen 
aus  dem  lebendigen  Felsen  sehr  sorgfältig 
gemeißelten  Götterthron  über  einer  (le'eren) 
Grabkammer  entdeckt.  Auch  bei  diesem 
Teile  des  Vortrages  unterstützten  zahlreiche 
Photographien  die  Ausführungen  und  er- 
weckten eine  lebendige  Vorstellung  von 
dem  hochinteressanten  Orte  und  seiner 
reizvollen  Umgebung.  Einen  ausführlichen 
Bericht  gedenkt  Herr  Lattermann  an 
anderer  Stelle  zu  geben. 

Zum  Schluß  sprach  Herr  v.  Luschan 
über  den  Bogen  des  Pandaros. 

Der  Bogen  des  Pandaros  muß  von  dem 
des  Odysseus  durchaus  getrennt  werden. 
Der  letztere  ist  ein  typisch  asiatischer  Bogen, 
genau  wie  die  im  Querschnitt  aus  Holz, 
Hörn  und  Sehnenbündeln  zusammenge- 
setzten Bogen  der  Turkvölker,  der  Inder, 
Perser,  Chinesen  usw.  Darüber  kann  nach 
dem,  was  ich  i8g8  in  der  Festschrift  für 
Otto  Benndorf  ausgeführt,  nicht  der 
Schatten  eines  Zweifels  bestehen,  und  wer 
das  nicht  begreift,  der  kann  vielleicht  lesen, 
aber  er  kann  nicht  sehen.  Hingegen  ist 
der  in  der  Ilias  A  104  ff.  erwähnte  Bogen 
des  Pandaros  vermutlich  wirklich  der  Länge 
nach  aus  zwei  Hörnern  von  Oryx  Beisa 
zusammengesetzt.  Jedenfalls  ist  es  technisch 
möglich,  solche  Hörner  ohne  weitere  Be- 
arbeitung auf  ein  festes  Mittelstück  von 
Holz  aufzustecken  und  durch  Umwicklung 
der  Stirnenden  vor  dem  Platzen  zu  sichern. 
Ein  solcher  Bogen  kann  niemals  die  staunens- 
werten Eigenschaften  des  asiatischen  Bogens 
haben,  aber  man  kann  jedenfalls  mit  ihm 
schießen  wie  mit  einem  gewöhnlichen  ein- 
fachen Holzbogen.  Hat  man  die  Hörner 
eines  großen  und  alten  Tieres  gewählt,  so 
gibt  das  sogar  einen  sehr  kräftigen  Bogen, 
mit  dem  ein  muskelstarker  und  geübter 
Mann  zur  Not  auch  auf  eine  Entfernung 
von  einigen  hundert  Schritt  schießen  und 
auf  geringere  Entfernung  auch  eine  gewi.sse 
Durchschlagskraft  erzielen  kann.  Hörner 
von    jungen    Tieren     brechen     leicht.       In 


I07 


Melische  Reliefs. 


io8 


einem  Falle  ist  mir  schon  beim  ersten 
Versuch,  den  Bogen  zu  spannen,  eines  der 
Hörner  glatt  durchgesplittert. 

Wie  Pandaros  dazu  kam,  eine  Oryx- 
Antilope  zu  erlegen,  weiß  ich  nicht;  daß 
es  aber  völlig  unmöglich  ist,  Hörner  von 
Capra  aegagrus  in  solcher  Weise  auf  ein 
Mittelstiick  aus  Holz  zu  stecken  und  dann 
mit  einem  derartig  improvisierten  Bogen 
zu  schießen,  habe  ich  bereits  an  anderer 
Stelle  gesagt  und  kann  es  hier  nur  einfach 
wiederholen.  Auch  die  Hörner  von  Oryx 
leukoryx  eignen  sich  nicht  zur  Herstellung 
eines  Bogens.  Zwei  in  den  letzten  Jahren 
in  Ägypten  gemachte  P"unde  von  kleinen 
Bruchstücken,  die  vielleicht  zu  Bogen  ge- 
hören, stammen  auch  von  Oryx  Beisa. 


MELISCHE  RELIEFS. 

Der  Unterzeichnete  ist  mit  der  Sammlung 
und  Herausgabe  der  melischen  Reliefs  be- 
schäftigt. Ihm  wurden  solche  in  den  Museen 
von  Athen,  Basel,  Berlin,  Breslau,  Dresden, 
Jena,  London,  München,  New  York,  Paris, 
Würzburg  bekannt.  Leiter  anderer  Museen 
und  Private,  die  melische  Reliefs  besitzen, 
würden  ihn  durch  Mitteilung  derselben  zu 


lebhaftem  Dank  verpflichten.    Insbesondere 
wo  befinden   sich    heute   folgende   Stücke: 

1.  Untenstehend  Abb.  i  abgeb.  nach  Mon. 
d.  Inst.  I  Taf.  XVIII  (Weicker  Annali 
1830,  65).  Einst  von  dem  Baron 
Beugnot  in  Aegina  erworben,  später 
im  Besitz  des  Vicomte  de  la  Passe, 
Sekretärs  der  Gesandtschaft  in  Neapel. 
(Vgl.  Rayet  im  Bull.  d.  corr.  hell.  III 
1879,  329.) 

2.  Das  hier  in  Abb.  2  nach  Bull.  d.  corr. 
hell.  III  1879  Pl-  XIII  abgebildete 
Relief.  Im  Besitz  O.  Rayets.  S.  cat. 
de  la  collection  Rayet  1879  p.  8  Nr.  28. 
Dann  in  Sammlung  E.  Piot,  mit  der 
es  im  Mai  1890  für  3000  fr.  verkauft 
wurde.    Wer  kaufte  es? 

3.  Odysseus  und  Penelope.  Abg.  bei 
Müller,  Die  antiken  Odyssee-Illustra- 
tionen S.  90  Fig.  83.     Hier  Abb.  3. 

4.  Fußwaschung  des  Odysseus.  Voll- 
ständigeres Exemplar  des  von  Robert 
in  den  Ath.  Mitteilungen  1900,  Taf.  XIV 
publizierten  Fragmentes.  19 12/13  im 
Kunsthandel. 

5.  Orest  und  Elektra  am  Grabe  Agamem- 
nons.  Früher  in  Besitz  O.  Rayets  bis 
1879  (catal.  de  vente  p.  7  no.  27),  dann 
bei  Lecuyer.  Abg.  cat.  de  la  coli. 
Lecuyer   pl.  XXX.      Bis    auf    geringe 


Abb.  I. 


109 


Melische  Reliefs. 


110 


Abb.  2. 


Abb.  3. 


Archäologischer  Anzeiger  1914- 


III 


Quellen  der  Religionsgeschichte. 


112 


Varianten  dem  Exemplar  in  Würzburg 
gleichend,  das  Sitd,  Parerga  zur  alten 
Kunstgeschichte  (Würzburg  1893) 
Taf.  II  abgebildet  hat.  Beide  dem 
Exemplar  des  Louvre  Mon.  d.  Inst. 
VI  Taf.  LVII  ähnlich. 

6.  Flügelfrau,  ein  Kind  auf  den  Armen 
haltend  (Harpyie  mit  Seele).  Früher 
in  Sammlung  Piot.  Fröhner,  catal. 
de  vente  de  la  collection  Piot  p.  77 
nr.  324  abg.  pl.  XI.  Ähnlich  London 
cat.  of  the  terracottas  B  362  (abg. 
Salzmann  necr.  d.  Camirus  pl.  2 ;)  und 
das  Exemplar  des  Louvre  (Schöne, 
Griech.  Reliefs  S.  61   Nr.   20). 

7.  Peleus  und  Thetis  ringend.  Früher 
bei  Vassos  in  Athen.  Abgeb.  bei 
Schöne  a.  a.  O.  Taf.  XXXIV,  Nr.  133 
und  Dumont-Chaplain   II  pl.  I. 

8.  Zweikampf  eines  Griechen  und  Bar- 
baren. Früher  bei  Vassos  in  Athen. 
Abgeb.  bei  Schöne  a.a.  O.  Taf.  XXXIII, 
Nr.   131. 

9.  Fragment  einer  Bellerophon-Chimaira- 
Darstellung.  Erhalten  nur  die  Chimaira, 
vom  Bellerophon  und  Pferd  nur  ge- 
ringe Spuren.  Früher  Sammlung  Cal- 
vert  Dardanellen.  Phot.  d.  Athen. 
Instituts  Samml.  Calvert  Nr.   too. 


Marburg  a.  L. 


P.  Jacobs thal. 


QUELLEN  DER  RELIGIONS- 
GESCHICHTE. 

Aus  dem  Programm  der  Kommission 
bringen  wir  folgende,  für  das  Gebiet  des 
Altertums  wesentliche  Absätze  zum  Ab- 
druck: Bei  der  Königlichen  Gesellschaft  der 
Wissenschaften  zu  Göttingen  ist  eine  Reli- 
gionsgeschichtlicheKommission  ge- 
bildet worden,  die,  unter  Mitwirkung  der  kom- 
petentesten inländischen  und  ausländischen 
Gelehrten,  »Quellen  der  Religionsgeschichte« 
zu  sammeln  und  in  deutscher  Sprache  heraus- 
zugeben die  Aufgabe  hat.  Die  Mitglieder 
dieser  Kommission  sind  die  Göttinger  Pro- 
fessoren Friedr.  C.  Andreas,  Wilh.  Bousset, 
Herm.  Oldenberg,  Rud.  Otto,  Rieh.  Pietsch- 
mann,   Edw.   Schröder,   Kurt   Sethe,   Arth. 


Titius,  Jac.  Wackernagel,  und  Paul  Wend- 
land. Ihr  Vorsitzender  ist  Herr  Oldenberg. 
Der  geschäftsführende  Ausschuß  besteht  aus 
den  Herren  Andreas,  Rud.  Otto  und  Titius, 
von  denen  die  beiden  letzteren  zugleich  die 
geschäftsführenden  Sekretäre  der  Kommis- 
sion sind. 

Der  Zweck  dieses  neuen,  von  der  Reli- 
gionsgeschichtlichen Kommission  geleiteten 
Unternehmens  läßt  sich  kurz  dahin  angeben, 
der  religionsgeschichtlichen  Forschung  ein 
möglichst  umfassendes  und  zuverlässiges 
Quellenmaterial  zur  Verfügung  zu  stellen 
und  damit  zunächst  für  die  deutsche  Wissen- 
schaft, der  heutigen  Erweiterung  des  Hori- 
zonts entsprechend,  zu  leisten,  was  einst  die 
Sacred  Books  of  the  East  für  die  Forschung 
bedeuteten.  Wo  es  wünschenswert  ist, 
sollen  die  Originaltexte  in  einer  vom  Haupt- 
unternehmen getrennten  zwanglosen  Reihe, 
als  Texte  zu  den  Quellen  der  Religions- 
geschichte in  kritischen  Ausgaben  beige- 
geben werden.  Doch  soll  die  streng  philo- 
logische, geschichtliche  und  literaturge- 
schichtliche Forschung,  die  allein  die  sichere 
Grundlage  zu  liefern  imstande  ist,  hier  nicht 
Selbstzweck  sein,  sondern  der  Religions- 
wissenschaft die  Wege  ebnen  und  sich  in 
ihren  Dienst  stellen.  Apologetische,  partei- 
liche, philosophische,  ästhetische,  subjektive 
Beweggründe  und  Maßstäbe,  die  bei  der 
Darbietung  religionsgeschichtlicher  Urkun- 
den oft  störend  mitwirken,  sollen  gänzlich 
ausgeschaltet  werden. 

Die  »Quellen  der  Religionsgeschichte« 
werden  unter  die  folgenden  Gruppen  verteilt 
erscheinen:  i.  Religionen  des  indogermani- 
schen Sprachgebiets  in  Europa.  2.  Ägypti- 
sche und  altsemitische  Religionen  (mit  Ein- 
schluß der  mandäischen).  3.  Judentum. 
4.  Islam.  5.  Religionen  der  ural-altaischen 
und  der  arktischen  Völker.  6.  Iranische,  ar- 
menische, kleinasiatische,  kaukasische  Re- 
ligionen. 7.  Indische  Religionen  außer  8. 
Buddhatum.  9.  Ostasiatische  Religionen. 
10.  Afrikanische  Religionen.  II.  Amerikani- 
sche Religionen.  12.  Primitive  ReHgionen 
Südasiens  und  Ozeaniens. 

Für  griechische  und  römische  Religion 
sind  bisher  in  Aussicht  genommen:  Ur- 
kundenbücher  zu  einigen  Religionssystemen 
und    Kulten   besonders   des   späteren    Syn- 


113 


Institutsnachrichten, 


114 


kretismus.  Vor  Aufstellung  eines  Programms 
für  den  Gnostizismus  müssen  die  in  Aus- 
sicht gestellten  Arbeiten  der  Kgl.  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  Berlin  abgewartet 
werden.  In  Frage  kommen  ferner  Sammlung 
der  Nachrichten  antiker  Autoren  über  orien- 
talische Religionen  sowie  Ausgaben  von 
Quellenschriften,  die  für  einzelne  synkre- 
tistische  Gebilde  wichtig  und  noch  nicht  zu- 
reichend ediert  sind  (z.  B.  Hermetische 
Literatur.  Plutarch  de  Iside  et  Osiride. 
Titus  von  Bostra.  Sallust  irspi  ösöiv.  Rekon- 
struktion des  Chairemon).  Erwünscht  ist 
eine  Untersuchung  und  Darstellung  des  re- 
ligiösen Einschlags  in  die  Philosophie,  beson- 
ders von  Posidonius  an  bis  zum  Neupiatonis - 
mus  (Proklos),  ferner  eine  Sammlung  der 
nur  in  orientalischer  Übersetzung  erhaltenen 
griechischen  Zaubertexte. 


INSTITUTSNACHRICHTEN. 

Mit  Allerhöchstem  Erlasse  vom  i.  Februar 
1914  hat  Se.  Majestät  der  Kaiser  nach  er- 
folgter Zustimmung  des  Bundesrates  die  fol- 
gende von  der  Zentral-Direktion  beantragte 
neue  Fassung  der  §§  2  und  6  des  Statuts 
für  das  Kaiserlich  Deutsche  Archäologische 
Institut  zu  genehmigen  geruht: 

§2. 

I.  Das  Archäologische  Institut  wird  von 
einem  Generalsekretär  geleitet,  der  nach 
Maßgabe  des  Statuts  an  die  Beschlüsse  einer 
Zentral-Direktion  gebunden  ist. 

Als  ständiger  Beirat  des  Generalsekretars 
dient  ein  engerer  Ausschuß,  der  gebildet 
wird  aus  dem  Generalsekretär  als  Vorsitzen- 
dem, dem  unter  §  2,  i  b  genannten  Reichs- 
beamten und  einem  von  der  Zentral-Direk- 
tion aus  ihrer  Mitte  gewählten  Mitglied,  das 
den  Generalsekretär  im  Falle  seiner  Behinde- 
rung zugleich  auch  vertritt.  Als  Ersatz- 
männer für  den  Generalsekretär  und  das 
ordentliche  Ausschußmitglied  wählt  die  Zen- 
tral-Direktion aus  ihrer  Mitte  außerdem  noch 
zwei  Mitglieder.  Diese  sind  berechtigt,  den 
Sitzungen  des  Ausschusses  beizuwohnen. 
Die  Wahl  geschieht  auf  drei  Jahre;  die  Mit- 
glieder sind  wieder  wählbar.     Den  Vertreter 


für  den  Reichsbeamten  ernennt  der  Reichs- 
kanzler. 

Die  Zentral-Direktion  besteht  aus: 

a)  dem  Generalsekretär  als  dem  Vor- 
sitzenden, 

b)  einem  vom  Reichskanzler  aus  der  Zahl 
der  Beamten  des  Auswärtigen  Amtes 
zu  bestimmenden  Mitglied, 

c)  Vertretern  der  klassischen  Altertums- 
wissenschaft, die  von  den  Regierungen 
der  Bundesstaaten,  die  durch  wissen- 
schaftliche Anstalten  an  der  archäo- 
logischen Forschung  und  Lehre  be- 
teiligt sind,  ernannt  werden.  Dem- 
gemäß ernennt  von  diesen  Vertretern 
Preußen  7,  davon  3  auf  Vorschlag  der 
Königlichen  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Berlin,  Bayern  2,  Sachsen, 
Württemberg,  Baden,  Hessen,  Meck- 
lenburg-Schwerin, die  an  der  Universi- 
tät Jena  beteiligten  Thüringischen 
Staaten  und  Elsaß -Lothringen  je  einen, 

d)  aus  drei  vom  Reichskanzler  auf  Vor- 
schlag der  Zentral-Direktion  zu  ernen- 
nenden Mitgliedern.  Der  erstmalige 
Vorschlag  erfolgt  auf  Vorschlag  der 
jetzigen  Zentral-Direktion. 

e)  Im  Bedarfsfall  können  je  nach  Um- 
ständen der  Direktor  der  Römisch- 
Germanischen  Kommission  und  die 
Leiter  der  Zweiganstalten  in  Rom  und 
Athen  zu  den  Sitzungen  der  Zentral- 
Direktion  mit  Stimmberechtigung  zu- 
gezogen werden. 

2.  Die  Mitgliedschaft  ist  Ehrenamt.  Die 
Ernennung  der  unter  c  und  d  Genannten  er- 
folgt jeweils  auf  5  Jahre;  die  Wiederwahl 
eines  nach  dieser  Zeit  ausscheidenden  Mit- 
glieds ist  gestattet. 

3.  Die  jetzigen  Mitglieder  der  Zentral- 
Direktion  bleiben  nach  den  Vorschriften  des 
bisherigen  Statuts  bis  zum  Zusammentritt 
der  nach  dem  neuen  Statut  gewählten 
Zentral-Direktion  im  Amte. 

§  6. 
Der  Zentral-Direktion  liegt  ob: 
a)  auf  Grund    der  Vorschläge    des   Aus- 
schusses diejenigenPersonen  zu  wählen, 
die  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  oder  dem 
Reichskanzler  für  die  Besetzung  einer 


115 


Institutsnachrichten. 


Ii6 


Institutsbeamtenstelle     vorzuschlagen 
sind, 

b)  Ehrenmitglieder,  Mitglieder  und  Kor- 
respondenten zu  ernennen, 

c)  über  die  Verwendung  der  Mittel  zu 
wissenschaftlichen  Zwecken  zu  ent- 
scheiden, 

d)  über  Anträge  auf  Etatsänderungen  zu 
entscheiden, 

e)  dem  Reichskanzler  Vorschläge  für  die 
Verleihung  der  archäologischen  Reise- 
stipendien zu  machen, 

f)  die  Vorschläge  für  die  Statuten  zu  ent- 
werfen und  Instruktionen  der  Beamten 
zu  machen, 

g)  über  alle  Angelegenheiten  zu  entschei- 
den, worin  der  Generalsekretär  die 
Hilfe  der  Zentral  -Direktion  in  Anspruch 
nimmt. 

Die  auf  Grund  dieses  neuen  Statuts  ge- 
wählte  Zentral-Direktion   besteht   aus   den 
Herren: 
H.  Dragendorff,  Generalsekretär, 

Prof.,  Dr.,   Berlin. 
C.    Weller,     Geh.     Legationsrat, 

Vortragender     Rat    im    Aus- 
wärtigen   Amt,     Berlin,    vom 

Reichskanzler  berufen. 
O.    Hirschfeld,    Geh.    Reg. -Rat, 

Prof.,  Dr.,  Berlin, 
Ed.     Meyer,      Geh.      Reg.-Rat, 

Prof.,  Dr.,   Berlin, 
U.   V.   Wilamowitz-Moellendorff, 

Wirkl.  Geh.  Rat,  Prof.,  D.  Dr., 

Berlin, 
W.  Dörpfeld,  Prof.,  Dr.,  Berlin, 
G.    Loeschcke,    Geh.    Reg.-Rat, 

Prof.,  Dr.,  Berlin, 
C.  Robert,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof., 

Dr.,  Halle  a.  S. 
Th.     Wiegand,     Direktor,     Dr., 

Berlin, 
H.  Bulle,  Prof.,  Dr.,  Würzburg,  1 
P.  Wolters,  Prof.,  Dr.,  München,  j 
F.    Studniczka,    Geh.    Hofrat,    Prof.,    Dr., 

Leipzig,  berufen  von  Sachsen. 
F.  Noack,  Prof.,  Dr.,  Tübingen,  berufen  von 

Württemberg. 
E.  Fabricius,  Geh.  Hofrat,  Prof.,  Dr.,  Frei- 
burg i.  Br.,  berufen  von  Baden. 
C.  Watzinger,    Prof.,  Dr.,  Gießen,    berufen 

von  Hessen. 


berufen    von 
Preußen   auf 

Vorschlag 
der     König- 
lichen   Aka- 
demie der 
Wissen- 
schaften. 


berufen    von 
Preußen. 


berufen    von 
Bayern. 


berufen  von» 
Reichskanz- 
ler auf  Vor- 
schlag der 

Zentral- 
Direktion. 


A.  v.  Salis,  Prof.,  Dr.,  Rostock,  berufen  von 
Mecklenburg- Schwerin. 

B.  Graef,  Prof.,  Dr.,  Jena,  berufen  von  den 
Thüringischen  Staaten. 

A.  Frickenhaus,  Prof.,  Dr.,  Straßburg  i.  Eis., 
berufen  von  Elsaß -Lothringen. 

G.  Körte,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof., 
Dr.,  Göttingen, 

H.  Graf  von  und  zu  Lerchenfeld 
auf  Köfering  und  Schönberg, 
Bayerischer  Staatsrat  und  Ge- 
sandter, Dr.,   Berlin, 

F.  Winter,  Geh.  Reg.-Rat,  Prof., 
Dr.,   Bonn, 

Die  Plenarversammlung  fand  am  21.,  22. 
und  23.  April  statt. 

Die  Reisestipendien  wurden  auf  Vorschlag 
der  Zentral-Direktion  vom  Auswärtigen 
Amte  den  Herren  G.  Matthies,  A.  Neuge- 
bauer,  K.  Latte,  F.  Matz  und  K.  Menadier 
verliehen. 

Für  den  Winter  1914/15  sind  seitens  des- 
Instituts  folgende  Vorträge  und  Führungen 
geplant: 

a)  In  P  o  m  p  e  i  werden  die  Herren  Pernice 
und  Winter  vom  5. — 10.  Oktober  eine  Füh- 
rung veranstalten.  Anmeldungen  dazu 
bitten  wir  an  Herrn  Geh.  Rat  Winter  in 
Bonn,  Venusbergerweg,  zu  richten. 

b)  In  Rom  wird  Herr  Delbrueck  vom 
15.  November  bis  Ende  Dezember  Vorträge 
für  vorgebildete  Teilnehmer  halten.  An- 
meldungen erbittet  das  Sekretariat. 

c)  In  Athen  wird  in  den  Monaten  De- 
zember und  Januar  Herr  Karo  in  den  Mu- 
seen, Herr  Knackfuß  auf  der  Akropolis  vor- 
tragen. 

d)  Herr  Knackfuß  ist  bereit,  in  der  zweiten 
Hälfte  Oktober  eine  Führung  in  den  Ruinen 
vonPergamon  und  daran  anschließend  in 
Priene,  Milet  und  Didyma  zu  veranstalten. 
Der  genauere  Zeitpunkt  ist  durch  das  Sekre- 
tariat in  Athen  zu  erfahren. 

e)  Seitens  des  Sekretariats  Athen  werden 
im  Frühjahr  voraussichtlich  wieder  die  üb- 
lichen Reisen  nach  Delphi,  Olympia,  in  die 
Argolis  und  nach  Kreta  unternommen.  Nä- 
heres ist  auch  hierfür  durch  das  Sekretariat 
zu  erfahren. 


JAH^üCH  DES  INSTITUTS  XXIX  1914 


TAFEL  1 


1.  BAALBEK,  GROSSER  TEMPEL 


2.  BAALBEK,  KLEINER  TEMPEL 


JAHRBUCH   DES  INSTITUTS  XXIX  1914 


TAFEL  2 


BAALBEK,  GROSSER  TEMPEL 


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2.  BAALBEK,  GROSSER  TEMPEL 


JAHRBUCH   DES  INSTITUTS  XXIX  1914 


TAFEL  3 


1.     EPHESUS,  OKTOGONALBAU 


2.     NIMES.  CAESARENTEMPEL 


JAHRBUCH   DES  INSTITUTS  XXIX  1914 


TAFEL  4 


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JAHRBUCH   DES  INSTITUTS  XXIX  1914 


TAFEL  5 


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GERAS.  PROPYLÄEN.  STRASSENSEITt 


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2.     GERAS,  NYMPHAEVM 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXIX  1914 


TAFEL  6 


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JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXIX  1914 


TAFEL  7 


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Archäologischer  Anzeiger 

B  EIBLATT 

ZUM  Jahrbuch  des  Archäologischen  Instituts 
1914.  3. 


Am  Abend  des  19.  Juli  ist  ALEXANDER  CONZE  sanft  entschlafen.  Nur 
schwer  vermögen  wir  zu  fassen,  daß  er  nicht  mehr  unter  uns  weilt,  der  noch 
als  fast  Dreiundachtzigjähriger  so  ungebeugt  und  unbezwungen  durch  das 
Alter  erschien;  der  als  der  Nestor  der  deutschen  Archäologen  aus  einer 
anderen  Generation  in  die  unsrige  hineinragte  und  doch  so  ganz  zu  der 
unsrigen  gehörte.  Mit  ihm  ist  einer  von  denen  dahingegangen,  in  denen 
die  Entwickelung  der  archäologischen  Forschung  in  mehr  als  einem  halben 
Jahrhundert  sich  verkörperte,  einer  der  seltenen  Männer,  die  eine  so  lange, 
reiche  Entwickelung  nicht  nur  mit  erlebt,  sondern  bis  zuletzt  mitgemacht 
haben"  und  mit  ihr  fortschritten.  Bis  in  seine  letzten  Tage  rastlos  an  der 
Arbeit,  ist  CoNZE  ohne  längeres  Krankenlager  von  uns  genommen. 

Es  kann  an  dieser  Stelle  nicht  CoNZEs  wissenschaftliche  Bedeutung  dar- 
gelegt werden.  Dankbar  hat  das  Institut,  mit  dem  er  seit  Jahrzehnten  aufs 
engste  verbunden  war,  hier  zu  bekennen,  was  CONZE  ihm  gewesen,  dankbar 
sich  zu  erinnern,  daß  seine  jetzige  Gestalt  im  wesentlichen  CoNZEs  Werk  ist. 

Im  Jahre  1 860  ist  CONZE  mit  Michaelis  als  erster  Stipendiat  des  Instituts 
nach  Griechenland  gezogen,  das  er  dann  immer  und  immer  wieder  auf- 
gesucht hat  und  in  dem  er  heimisch  geworden  ist  wie  wenige,  einer  der 
Archäologen,  die  am  energischsten  die  Wissenschaft  ins  Terrain  hinaus- 
führten und  die  unsere  Ausgrabungen  zu  großzügig  angelegten  wissenschaft- 
lichen Unternehmungen  gemacht  haben.  So  war  CoNZE  wie  kaum  ein 
zweiter  geschaffen,  die  Leitung  unseres  Archäologischen  Instituts  zu  über- 
nehmen. Nachdem  er  schon  seit  1877  der  Zentraldirektion  angehört  hatte, 
übernahm  er  1880  als  Generalsekretär  ihre  Leitung  und  hat  sie  bis  1905 
geführt.  Unter  CONZE  hat  sich  die  athenische  Zweiganstalt  als  eine  eben- 
bürtige Schwester  neben  die  ältere  römische  gestellt.  Unter  ihm  trat  im 
Jahre  1902  auch  die  jüngste,  die  Römisch-Germanische  Abteilung,    hinzu. 


Archäologischer  Anzeiger  1914. 


I  I  p  Nachruf  Conze.  1 20 


und  mit  dem  gleichen  Interesse  hat  CoNZE,  der  schon  während  seiner 
Wirksamkeit  in  Wien  erkannt  hatte,  wie  notwendig  die  Einbeziehung  der 
einheimischen  provinzialen  und  prähistorischen  Forschung  in  den  Arbeits- 
bereich der  Archäologie  sei,  sich  ihr  gewidmet.  Die  Grabungen  im  Römer- 
lager von  Haltern  hat  er  mit  dem  gleichen  wissenschaftlichen  Interesse 
verfolgt  wie  die  Grabungen  auf  der  Königsburg  von  Pergamon. 

Bis  in  die  Einzelheiten,  sachliche  wie  persönliche,  hinein  orientiert,  hat 
er  den  immer  wachsenden  Organismus  des  Instituts  gekannt  und  geleitet,  fort- 
schreitend mit  der  Zeit  und  ihren  wechselnden  Forderungen,  nie  neuerungs- 
süchtig und  doch  jeder  berechtigten  Neuforderung  zugänglich;  nie  nach  bil- 
liger Popularität  suchend,  sondern  stets  bereit,  persönlich  hinter  der  Sache 
zurückzutreten;  treu  seinen  alten  Freunden,  seinen  alten  Arbeitsgenossen,  aber 
auch  jedem,  der  neu  in  seinen  Gesichtskreis  trat  und  ihm  als  ernster  Arbeiter 
erschien,  mit  gleicher  Freundlichkeit  entgegentretend.  So  haben  wir  ihn  alle, 
auch  die  jüngsten  unter  uns,  noch  gekannt.  Er  war  für  uns  kein  Name,  sondern 
ein  Mann,  zu  dem  wir  ein  Verhältnis  hatten.  Er  verstand  sich  mit  den  Jüngsten 
geradeso   gut   wie    mit   seinen   Altersgenossen,   auch   darin    nicht   alternd. 

Das  Band,  das  CoNZE  mit  dem  Institut  verknüpfte,  riß  nicht  ab,  als  er 
sich  im  Jahre  1905  entschloß,  von  der  Stelle  des  Generalsekretars  zurückzu- 
treten. Als  Mitglied  der  Zentraldirektion  wie  der  Römisch-Germanischen 
Kommission  nahm  er  weiter  aktiv  an  der  Institutsarbeit  teil,  leitete  nach 
wie  vor  die  Grabungen  in  Pergamon,  half,  wo  er  konnte,  mit  Rat  und  Tat. 
Erst  in  diesem  Frühjahr  trat  er  aus  der  Zentraldirektion  aus,  die  ihn  zu 
ihrem  Ehrenmitgliede  ernannte. 

Noch  einmal  machte  sich  der  Unermüdliche  im  Frühling  dieses  Jahres 
auf  nach  Griechenland.  An  sein  Lebenswerk,  die  Sammlung  der  attischen 
Grabreliefs,  wollte  er  in  Athen  die  letzte  Hand  legen.  Und  mit  Interesse 
hat  er  dort  die  jüngste  Institutsunternehmung,  die  Grabung  im  Kerameikos 
in  Athen,  der  ihm  so  vertraut  war,  verfolgt.  Noch  einmal  hat  er  sich  über- 
zeugen können,  wie  seine  Anregungen  auf  fruchtbarem  Boden  sich  weiter 
entwickelten.  Noch  einmal  hat  er  sich  von  griechischer  Sonne,  die  er  so 
liebte,  bescheinen  lassen  und  kehrte,  wie  uns  schien,  erfrischt  heim.  Einen 
leisen  Schatten  warf  auf  seine  letzten  Tage  die  Kunde,  daß  die  Wogen 
wilden  Rassenkampfes  auch  sein  Pergamon  getroffen,  und  seine  letzte  Sorge 
war  der  Schutz  dessen,  was  er  dort  geschaffen,  und  die  Hülfe  für  alte 
treue  Helfer  auf  der  Arbeitsstätte  seines  Lebens. 

Treu  war  er  sich  selbst,  seiner  Arbeit,  seinen  Freunden.  Treu  bleiben 
auch  wir  ihm  und  halten   dankbar  sein  Gedächtnis  in  Ehren. 


121 


Archäologische  Funde  im  Jahre  19 13.     Griechenland. 


122 


ARCHÄOLOGISCHE  FUNDE  IM 
JAHRE   19  ISO- 
Griechenland. 

Trotzdem  im  Jahre  1913  zwei  furcht- 
bare Kriege  Griechenland  auf  die  härteste 
Probe  stellten,  ist  weder  ein  Stillstand  in 
der  archäologischen  Erforschung  des  Landes 
eingetreten,  noch  hat  man  es  an  der  nötigen 
Fürsorge  für  die  schon  bekannten  Monu- 
mente fehlen  lassen.  Ja  sogar  in  den  kaum 
erst  befreiten  neuen  Provinzen  hat  sofort 
rüstig  die  Arbeit  eingesetzt.  Bedenkt  man 
die  beschränkten  Kräfte,  an  Menschen  wie 
an  Geld,  über  die  das  Königreich  verfügt, 
so  muß  man  den  Ephoren  und  nicht  minder 
der  Archäologischen  Gesellschaft  das  höchste 
Lob  zollen  für  ihre  fruchtbare  Tätigkeit, 
mitten  in  dem  Ringen  der  Nation  um  ihre 
Existenz  ^). 

In  Athen  sind  östlich  vom  Dionysos - 
theater  einige  Häuser  abgerissen  worden. 
Die  hier  geplante  Ausgrabung  des  peri- 
kleischen  Odeions  kann  wegen  der  sehr 
kostspieligen  Expropriationen  nur  ganz  lang- 
sam fortschreiten,  ebenso  die  der  Agora, 
auf  deren  Gebiet  nun  heuer  das  alte  tür- 
kische Me'dresse,  nördlich  vom  Turm  der 
Winde,  abgetragen  worden  ist.  Hinter  der 
Fixschen  Brauerei  sind  nicht  weit  vom 
IHssos  drei  Grabsäulen  der  üblichen  Form 
gefunden  worden,  mit  den  Namen  Hsvtov 
Aiovuatou  EtTsaio?,  AavixTj  Nixa^opou  OuYaxT^p 
und  'HSsta  ArjfiYjTpt'ou  EucovujAsa)?  bo'(axf^p, 
'HpaxXsiTou  'EXsuatvtou  -^uvt^.  Nicht  weit 
davon  lag  eine  schöne  marmorne  Hydria, 
die  Knochenasche,  ein  Silbergefäß  und 
ein  paar  Blätter  eines  goldenen  Toten - 
kranzes  barg  {Uavabr^vaM  XXVII  1914,  31). 

An  der  Küste  nördlich  von  Laurion, 
beim  Hafen  ßptujiOTtoucrcJi,  kam  ein  spät- 
römisches Mosaik  zutage,  1,50  m  im  Geviert: 
ein    nackter   Athlet    mit    Halteren    schickt 


')  Infolge  des  Kriegsausbruchs  konnte  die  über- 
wiegende Mehrzahl  der  Berichte,  die  sämtlich  vor 
Ausbruch  des  Krieges  eingegangen  waren,  den 
Autoren  zur  Korrektur  nicht  übersandt  werden,  so 
daß  die  Redaktion  die  Verantwortung  für  die  Rich- 
tigkeit im  einzelnen  trägt. 

')  Von  den  IlpaxTtxa  des  laufenden  Jahres  liegen 
mir,  dank  Kavvadias'  gewohnter  Güte,  die  Druck- 
bogen seines  allgemeinen  Berichts  vor.  Mehr  ist 
bisher  (Juli  1914)  noch  nicht  gesetzt. 


sich  zum  Sprunge  an.  Zwischen  seinen 
Füßen  die  Inschrift  BXadto?  lirotVjae  (Flav- 
aÖT^vata  a.  a.  O.) 

Aus  Attika,  wohl  aus  der  Nähe  von  Athen, 
stammt  auch  ein  Grabrelief,  wohl  aus  dem 
Ende  des  I.  Jh.  n.  Chr. :  ein  Jüngling  in  kurzem, 
gegürtetem  Chiton  undHimation  hält  seinem 
Hunde  eine  Traube  (.?)  hin.  Darüber  die 
Inschrift  'Axi>.X£U?.  Im  Giebelfelde  ein 
Schild,  auf  der  Leiste  darunter  gemalte 
Binden    (Ilavaöi^vaia     XXVI    1913,     219). 

In  Oropos  nimmt  Leonardos  seine  lang- 
jährigen Arbeiten  wieder  auf,  und  zwar  an 
der  heiligen  Straße,  die  von  Osten  zum 
Heiligtum  führte.  Hier  lag  der  antike  Ort, 
von  dem  mehrere  Häuser  nun  freigelegt 
sind:  sie  waren  in  Straßen  und  insulae 
(mindestens  acht)  geordnet.  Starke  Stütz- 
mauern waren  am  steilen  Abhang  nötig. 
Ein  großes  Gebäude  nördUch  vom  heiligen 
Weg  (18  X  14  m),  mit  dorischen  Säulen- 
hallen auf  drei  Seiten,  ist  wohl  kein  Privat- 
haus (vielleicht  ein  Jsvojv  für  Pilger,  ähn- 
lich dem  sehr  viel  größeren  von  Epidauros  ?). 
An  Einzelfunden  sind  zu  erwähnen:  ein 
Amphiaraos -Torso,  im  Typus  des  Askle- 
pios,  mit  Schlangenstab,  viele  Münzen  und 
eine  Inschrift,  die  Tuma  (geweihte  Relief- 
glieder, Augen  und  Ohren)  nennt.  Leonar- 
dos hat  auch  hier  ein  Lokalmuseum  ein- 
gerichtet. 

In  der  Umgebung  von  Aulis  hat  Papa- 
dakis  mehrere  Versuchsgrabungen  ange- 
stellt, deren  Resultate  er  mir  aufs  Freund- 
lichste mitteilt:  i.  Auf  der  Lithosoros  ge- 
nannten Hügelkuppe  liegt  eine  mykenische 
Ansiedlung,  etwa  lOO  x  50  m  groß.  Gegen 
dreißig  Hausruinen  sind  hier  untersucht 
worden.  Sie  liegen  an  mindestens  zwei 
Straßen  in  Gruppen  geordnet  und  bestehen 
fast  alle  aus  einem  Megaron  und  einem 
Vorzimmer.  Im  SO.  ist  der  Hügel  be- 
festigt, im  S.  und  SW.  greift  die  Ansiedlung 
auch  auf  den  Abhang  hinab.  Die  Stätte  ist 
in  nachmykenischer  Zeit  nicht  mehr  be- 
wohnt worden.  Der  gewachsene  Boden 
liegt  7  m  tief.  Die  Funde  umfassen  wenige 
ganze  Gefäße,  aber  viele  Scherben,  älter- 
mykenische  und  sog.  minysche  nebenein- 
ander. Bemerkenswert  ist  eine  mit  geome- 
trischen Ritzornamenten  verzierte  Bein- 
röhre,   wie   sie   ähnlich   auf   den   Kykladen 

6* 


123 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


124 


erscheint.  Auch  gleichzeitige,  sehr  ärm- 
liche Plattengräber  mit  liegenden  Hockern 
kommen  vor.  2.  Auf  dem  Hügel  Dramesi 
am  Meere  lag  ebenfalls  ein  mykenischer  Ort, 
der  leider  arg  zerstört  ist.  Hier  sind  die 
Scherben  durchaus  spätmykenisch,  die 
>>minysche«  Schicht  Hegt  tiefer.  Letztere 
enthält  auch  mattbemaltes  Geschirr.  Dar- 
unter wiederum  eine  Schicht  mit  grober, 
handgemachter,  zum  Teil  polierter  oder  mit 
Urfirnis  bemalter  Ware,  primitiven  tönernen 
und  steinernen  Idolen,  Obsidiansplittern  usw. 
Auch  hier  fanden  sich  dieselben  Hocker- 
gräber. —  3.  Oberhalb  des  Hafens  von  Aulis, 
beim  H.  Nikolaos,  wurde  bisher  das  Artemis- 
heiligtum angesetzt.  Auf  einem  nördlich  an- 
stoßenden steinigen  Hügel  kamen  mykeni- 
sche  Scherben  zutage,  sowie  mindestens  zwei 
Häuser  jener  Zeit.  —  4.  Noch  nicht  ausge- 
graben ist  eine  durch  sehr  schöne  mykenische 
Scherben  bezeugte  Ansiedlung  beim  Hafen 
Levkantis,  südlich  von  Vasilikö  an  der 
euboeischen  Küste,  auf  einem  felsigen  Vor- 
gebirge. 5.  Dasselbe  gilt  von  einem  runden 
Hügel  an  der  Südseite  der  Landenge  von 
Vourkou,  der  mit  minyschen  Scherben  über- 
sät ist,  sowie  6.  von  der  Stelle  Vatöntai, 
nördlich  von  Chalkis,  in  deren  Nähe  Papa- 
vasiliu  vormykenische  Gräber  entdeckt  hatte. 
Auch  hier  sind  Mauerreste  und  Scherben 
schon  ohne  Grabung  sichtbar. 

In  Euboea  hat  auch  Papavasiliu  seine 
Untersuchungen  fortgesetzt.  Eine  Stunde 
von  Chalkis  beim  Dorfe  Dukos  hat  er  ein 
kleines  ländliches  Heiligtum  entdeckt.  Bau- 
liche Reste  ließen  sich  nicht  feststellen;  aber 
neben  einem  großen  Felsen,  der  vielleicht 
einst  von  Mäuerchen  umfriedet  war,  fegen 
in  der  Erde  dreizehn  kleine,  bronzene  Stiere, 
ein  paar  ebenfalls  eherne  nackte  Männ- 
chen auf  gemeinsamer  Standplatte  und  eine 
Anzahl  »phönikischer«  bunter  Glasperlen. 
Der  Stil  all  dieser  Gegenstände  weist  etwa 
ins  VIII./VII.  Jahrh.  Wenn  wirklich  eine 
mykenische  Gemme  im  Museum  von  Chalkis 
(Papavasiliu,  llspt  x.  Iv  Eüßoi'a  dp5(.  xa'cstuv 
Taf.  XV  2)  von  dieser  Stelle  stammt,  wie 
behauptet  wird,  hat  sie  jedenfalls  mit  unse- 
rem geschlossenen  Fundkomplex  nichts  zu 
tun.  Weitere  Grabungen  an  dieser  Stätte 
wären  gewiß  lohnend.  Vgl.  Papavasiliu, 
npaxxixa  1912  (ausgeg.  1913),  145. 


Im  lelantischen  Felde,  zwischen  Chalkis 
und  Eretria,  hat  Papavasiliu  an  einer  kleinen 
Bucht,  jetzt  AY)voßp6)(t  genannt,  warme  Quel- 
len gefunden,  die  er  mit  den  von  Strabon 
447  genannten  identifiziert.  Sulla  sollte  nach 
diesem  Gewährsmann  sie  gebraucht  haben, 
während  er  nach  Plutarch  (Sulla  26)  in 
Aidepsos  gebadet  hätte.  Die  Frage  wird  erst 
gelöst  werden  können,  wenn  an  den  neuent- 
deckten Quellen  auch  antike  Anlagen  fest- 
gestellt sind  (IlpaxTixa  1912,   141). 

Beim  euboeischen  Kyme  hatte  man  auf 
der  alten  Akropolis,  die  jetzt  Kastri  oder 
Palaiokastri  heißt,  Felsblöcke  mit  einge- 
ritzten Zeichen  bemerkt,  die  Papavasiliu 
nun  publiziert  (npaxTixä  1912,  ligff.).  Die 
Abbildungen  zeigen,  daß  es  undatierbare 
Kritzeleien  sind.  Wichtiger  ist  eine  vor- 
läufige Erforschung  der  kleinen  elliptischen 
Hügelkuppe,  mit  ihrem  doppelten  Mauer- 
ring, deren  älterer  polygonal,  der  jüngere 
aus  Quadern  gefügt  ist.  Im  Innern  liegen  die 
Reste  mehrerer  Häuser,  im  Norden  führt  ein 
gedeckter  Gang  zu  einer  Quelle  am  Hügel- 
fuße hinab.  An  der  südwestHchen  Seite  der 
Akropolis  wurde  schon  1909  ein  Grenzstein 
mit  der  Inschrift  NujicpÄv  'A)(sX<uiou  gefun- 
den, in  der  Nähe  auch  eine  hübsche  Bronze- 
statuette einer  langgewandeten  Frau  mit 
Füllhorn  in  der  Linken  (Mitte  des  V.  Jahrh.). 

Keramopullos  hat  bei  Theben  wieder- 
um ein  Dutzend  mykenischer  Kammergräber 
geöffnet,  die  großenteils  in  byzantinischer 
Zeit  wiederverwendet  und  ausgeraubt  waren. 
Immerhin  enthielten  sie  noch  außer  Vasen, 
die  aus  den  Scherben  rekonstruiert  werden 
konnten,  Reste  von  Schwertern  mit  Gold- 
knöpfen,  Halsketten  aus  Glas,  Gold  und 
Halbedelsteinen  und  drei  schöne  geschnittene 
Steine,  darunter  eine  sehr  große  Gemme 
(Durchm.  2,7  cm)  mit  einem  Löwen,  der 
einen  Stier  zerfleischt,  und  ein  dreiseitiges 
Prisma  mit  der  sehr  seltenen  Darstellung  von 
zwei  Schmetterlingen  und  einer  Biene.  Im 
Dromos  der  einen  Gruft  befanden  sich  grie- 
chisch-römische Gräber.  Von  ihrem  ver- 
wüsteten Inhalt  sind  zwei  kleine  bemalte 
Porosstelen  wichtig:  auf  der  einen  erkennt 
man  noch  eine  stehende  Frau  mit  einem 
Wickelkind  im  linken  Arme. 

Südlich  von  Theben  hat  Keramopullos 
die  vor  zwei   Jahren  von  Pappadakis  ent- 


125 


Griechenland, 


126 


deckte  mykenische  Wasserleitung  weiter 
verfolgt  und  am  Westabhang  der  Kadmeia, 
unmittelbar  vor  ihrer  Mauer,  mykenische 
Häuserreste  aufgedeckt.  — ■  Wenig  erfolgreich 
war  dagegen  eine  Versuchsgrabung  beim 
Kabirion;  dort  wurde  vergebens  nach  dem 
Gebäude  gesucht,  welches  eine  neugefundene 
Weihinschrift  nennt:  Osoi?  aeßaaxot?  (xsy«- 
Xot?  Ka|ßsipu)V  xat  uatSl  örjßaioi  sx  xäJvjt^? 
Ta|i,ia?  (so  die  schlechte  Abschrift:  Keramo- 
pullos  vermutet  ttj?  lafiiEuastus  oder  xsia- 
[AtsujjLsvwv)    TTpoa65(ov  xö  dva'xTopov  dvs&TjXav, 

i7tt|i,sXYj&£VJT0?     TTjC     XaTaTOSUTj?     XOU    l£p6c'p)(0uj 

TiTou  OXaßt'ou  riofiTOSa.  Vgl.  Oava&T^vaw 
XXVII  1913,  60. 

KeramopuUos  hat  auch  in  Mykenai  ge- 
arbeitet, wo  zwischen  dem  i.  und  4.  Schacht- 
grabe im  Winter  1913  der  morsche  Fels  zu- 
sammengebrochen war.  Dabei  kam  eine 
Höhlung  zutage,  die  durch  ein  kleines,  mit 
Lehmziegeln  verstopftes  Loch  mit  dem 
I.  Grabe  in  Verbindung  stand,  mit  dem  4- 
durch  eine  größere  Öffnung.  Im  Innern 
fanden  sich  drei  aufeinander  folgende  Brand- 
schichten und  viele  Scherben,  von  minyschen 
und  matt  bemalten  bis  zu  spätmykenischen, 
ferner  ein  Stück  Blei,  ein  Hirschhorn  und 
viele  Flußkiesel.  Dieser  Fund  ist  von  größter 
Bedeutung  für  die  Geschichte  des  Schacht- 
gräberrundes. Man  durfte  bisher  mit  großer 
Wahrscheinlichkeit  annehmen,  daß  der  Plat- 
tenring und  die  große  Böschungsmauer, 
welche  die  Schachte  umschließt,  den  großen 
Kuppelgräbern  etwa  gleichzeitig  seien.  Jetzt 
hängt  das  Alter  dieser  großartigen  Anlage 
von  der  Frage  ab,  ob  jene  Höhlung  —  doch 
wohl  am  ehesten  eine  Opfergrube  —  damals 
verschüttet  wurde  oder  weiter  im  Gebrauch 
blieb.  Letzteres  scheint  mir  wahrschein- 
licher, denn  es  geht  doch  schwer  an,  den 
Flattenring  und  damit  das  Löwentor  bis  in 
spätmykenische  Zeit  hinabzurücken. 

Über  Arvanitopullos'  erfolgreiche  Ar- 
beiten in  Thessalien  ist  im  Vorjahre 
(A.  Anz.  1913,  97)  nur  kurz  berichtet  worden. 
Ausführhcher  handelt  er  darüber  in  den 
IIpaxTixd  1912,  154  ff.  Zunächst  ist  ein  topo- 
graphisches Ergebnis  bedeutsam:  südlich  der 
Ruinenstätte,  die  bisher  als  Pagasai  galt,  hat 
er  den  mächtigen  Mauerzug  einer  Stadt  ver- 
folgt, die  dicht  an  jene  heranreicht.  Die 
ältesten  Mauerteile  sind  noch  polygonal,  die 


jüngeren,  mit  zahlreichen  Türmen  versehe- 
nen, gehören  auch  noch  dem  5.  Jahrh.  an. 
Alle  sind  stark  zerstört,  und  zwar  schon  im 
Altertum.  Die  beiden  Stadtanlagen  können 
nicht  gleichzeitig  sein,  die  nördlichere  (jün- 
gere) überschneidet  sogar  zum  Teil  die  ältere, 
ist  also  erst  nach  ihrer  Zerstörung  entstan- 
den. Folglich  ist,  nach  Arvanitopullos'  ein- 
leuchtendem Schlüsse,  in  der  südlichen  das 
von  den  Pheraiern  gegen  Ende  des  V.  Jahr- 
hunderts gegründete  Pagasai  zu  erkennen, 
in  der  nördlichen  Demetrias,  die  Gründung 
des  Demetrios,  die  nach  Strabon  (IX  436) 
zwischen  Neleia  und  Pagasai  am  Meere  lag. 
Auch  die  benachbarten  Städtchen  Neleia  und 
Ormenion  fielen  dem  erzwungenen  Synoikis- 
mos  des  Demetrios  zum  Opfer:  ersteres 
erkennt  Arvanitopullos  in  den  Ruinen  auf 
dem  Hügel  von  Goritsa,  letzteres  auf  der 
Kuppe  von  Nevestiki.  Pagasai  blieb  als 
Dorf  bestehen,  wie  das  Ethnikon  Da^aaiTT)? 
auf  Inschriften  des  III.  und  IL  Jahrh.  v. 
Chr.  beweist  (OpaxTtxä  191 2,  213  ff.). 

Die  Ausgrabungen  sind  in  dem  neu- 
getauften  Demetrias  erfolgreich  fortgesetzt 
worden:  in  geringerem  Umfange  im  Theater 
(S.  156  ff.)  und  in  den  Ruinen  eines  großen 
Tempels  auf  der  AkropoUs,  in  dessen  Nähe 
eine  tiefe  Grubenanlage,  erst  zum  Teil  er- 
forscht, sehr  schöne  Bauglieder  wohl  des 
IV.  Jahrh.  gehefert  hat  (S.  161  ff.);  ferner 
in  den  Resten  zweier  anderer  Tempel,  die 
leider  arg  zerstört  sind.  Der  erste  bleibt 
vorläufig  namenlos  (die  hier  gefundenen 
Scherben  reichen  vomV.  bis  ins  III.  Jahrh.), 
der  zweite  war  vielleicht  Poseidon  geweiht. 
Aus  den  schon  im  Vorjahre  erwähnten  drei 
neuen  Türmen  sind  in  reicher  Zahl  bemalte 
Stelen  und  Bauglieder  geborgen  worden :  eine 
Auswahl  der  Aufschriften  gibt  Arvanito- 
pullos S.  186 — -189.  Die  Ethnika  umfassen 
ganz  Griechenland,  von  den  ionischen  Inseln 
bis  zum  Pontos,  außerdem  mehrere  Bar- 
baren (Mysier,  Illyrier,  Geten,  einige  Juden) 
und  bieten  eine  gute  Vorstellung  von  dem 
regen  Verkehr  in  dieser  blühenden  hellenisti- 
schen Stadt.  Ihre  Identifikation  mit  Deme- 
trias ist  auch  für  die  Datierung  der  bemalten 
Stelen  ein  willkommener  neuer  Anhalt. 
Über  ihre  Konservierung  berichtet  Arvani- 
topullos ausführlich  S.  218  ff.  Auch  eine 
Reihe  von  Gräbern,  aus  dem  IV. — II.  Jahrh., 


127 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


128 


hat  er  geöffnet:  die  meisten  waren  recht 
arm  oder  beraubt.  Zwei  hübsche  helle- 
nistische Pyxiden  mit  Tierfüßen  und  Relief- 
deckel sind  S.  196  abgebildet,  zusammen 
mit  einem  sehr  schönen  und  seltenen,  fast 
lebensgroßen  tönernen  Torso  des  V.  Jahrh., 
aus  dem  Heiligtum  der  Pasikrata  (A.  Anz. 
191 3,  97) ').  Er  mag  das  ältere  Kultbild  der 
Göttin  aus  ihrem  Tempel  in  Pagasai  sein, 
das  dann  die  Pagasaeer  in  die  neue  Stadt 
mitgenommen  und  im  III.  Jahrh.  durch 
eine  Marmorstatue  ersetzt  hätten:  deren 
allein  gefundener  schöner  Kopf  ist  auf 
S.  207  f.  abgebildet;  die  Schilderung  der 
spärlichen  Reste  S.  198  ff.  Die  zahl- 
reichen Terrakotten  (S.  204  f.)  sind  durch- 
weg hellenistisch  oder  römisch,  den  Namen 
der  Göttin  lehrt  ein  spätes  Altärchen  (S.  206) : 
npduxä?  I  Haar/päTa  |  eu^r/V. 

Bei  Volo  hat  ArvanitopuUos  das  Kuppel- 
grab von  Kapakli,  das  Kuruniotis  im 
Jahre  1905  des  Grundwassers  wegen  nicht 
ganz  ausgraben  konnte  ('Ecp.  dp^.  1906, 
211  ff.),  ausgeräumt,  gereinigt,  die  bau- 
fälligen Teile  gestützt  und  das  Ganze  mit 
einem  Gitter  umgeben.  Einige  kleine  Gold- 
sachen  lohnten  die  Arbeit,  vor  allem  aber 
die  klarere  Kenntnis  der  Anlage,  besonders 
der  Türe  (Br.  2,17  m)  und  des  sehr  kurzen 
Dromos  (L.  6,10).  Der  Durchmesser  des 
Kuppelraumes  beträgt  9,95  m.  Vgl.  Ilpax- 
Ttxä  1913,  229  ff. 

Endlich  hat  ArvanitopuUos  bei  Larisa 
(Sakalär)  einen  prähistorischen  Tumulus 
ausgegraben  und  dort  unter  den  üblichen  neo- 
lithischen  Resten  auch  ein  interessantes 
kreuzförmiges  Marmoridol  gefundenj  auf 
dem  in  Rot  die  Gesichtszüge  und  das  Ge- 
wand aufgemalt  sind. 

Die  zahlreichen  archäologischen  Beobach- 
tungen, die  er  als  Reserveoffizier  auf  dem 
Siegeszuge  durch  das  südhche  Makedonien 
(Hestiaeiotis  und  Perrhaibia)  gesammelt 
hatte,  zählt  er  kurz  auf  S.  234  ff.  auf.  Sip 
zu  verwerten  erlaubten  die  politischen  Ver- 
hältnisse noch  nicht.  Am  gespanntesten 
werden  wir  auf  zwei  große  Kammergräber 
sein  dürfen,  deren  eines  bei  Tsaritsaina,  dem 
Olymp    gegenüber.    Hegt,    das    andere    bei 

■)  Vgl.  die  Pasikrateia  auf  der  Inschrift  von  Selinus 
(Benndorf,  Die  Metopen  von  Selinunt  27;  Litteratur 
in  Roschers  Myth.  Lex.  III,   1665). 


Sarantaporos.    Die  reich  geschmückte  Mar- 
mortür   des    letzteren   liegt  frei. 

Auf  Kephallonia  hat  Kavvadias  seine 
Grabungen  an  mehreren  Stellen  fortgesetzt, 
während  uns  ein  reich  illustrierter  Aufsatz 
in  den  FIpaxTixd  191 2,  247  ff.  über  die  schon 
1909  geöffneten  mykenischen  Gräber  bei 
Kokkolata  belehrt.  Besonders  die  Grab- 
formen  (Kuppelgräber  mit  Gruben)  sind 
interessant,  ebenso  die  zahlreichen  Gemmen, 
die  von  gut  mykenischen  Exemplaren  bis  zu 
den  schlechtesten  und  spätesten,  schon  an 
»Inselsteine«  erinnernden,  herabgehen  (S. 
2561.,  267). 

Mehrere  Reste  prähistorischer  Ansied - 
lungen  fand  Kavvadias  auch  1913,  Vor- 
mykenisches  bei  Same  (wo  nichts  My- 
kenisches  erscheint),  bei  Menifes  und  Kastri, 
bei  Pezviiles,  Griechisches  bei  Dalichion 
(zweistöckiges  Haus  mit  Wandmalereien) 
und  Same.  In  den  prähistorischen  Ansied - 
lungen  sind  hier  die  Häuser  rechteckig,  wie 
in  Thessalien,  die  Gräber  rund,  wie  auf 
Leukas.  Reste  solch  früher  Wohnstätten 
hat  jüngst  auch  Rhomaios  im  Heiligtum 
von  Thermon  entdeckt:  sie  enthielten  Vasen, 
die  denen  von  Chaironeia  gleichen  sollen 
(riavaOr^ata  XXVII  1913,  61). 

Auch  in  den  neuen  Provinzen  hat  gleich 
die  Arbeit  eingesetzt:  Philadelpheus  gräbt 
in  Nikopolis,  der  Siegesstadt,  die  Au- 
gustus  nach  der  Schlacht  bei  Actium  er- 
baute: auf  hohem  Hügel  ist  dort  der  große 
Tempel  wiedergefunden,  den  der  Sieger  dem 
Poseidon  und  Ares  weihte.  Nur  die  Funda- 
mente des  56  :  25  m  großen  korinthischen 
Baues  liegen  noch  an  ihrer  Stelle,  aber  zahl- 
reiche Bauglieder  und  auch  Stücke  des  Frieses 
mit  der  riesigen  lateinischen  Weihinschrift 
erlauben  hoffentUch  eine  zeichnerische  Re- 
konstruktion. Die  Nekropole  lieferte  bis- 
her drei  Marmorsarkophage  und  zahlreiche 
Beigaben,   aus  über   150  Ziegelgräbern. 

Auf  Mitylene  untersuchte  Kyparissis 
das  Inselchen  zwischen  den  beiden  Häfen, 
auf  dem  jetzt  die  Festung  steht,  einst  die  älteste 
Stadt  lag.  Doch  sind  bisher  nur  junge 
Funde  zutage  gekommen,  eine  Hekate  und 
ein  Grabrelief  aus  Marmor,  sowie  einige 
Terrakottaköpfchen. 

Auf  Chios  hat  Kuruniotis  an  mehreren 
Stellen  gegraben:    Unweit  der  Hauptstadt 


129 


Griechenland. 


130 


Chora,  bei  einem  alten  Steinbruch,  der 
heute  noch  Latomi  heißt,  Hegt  ein  großer 
Friedhof  des  ausgehenden  VI.  Jahrh.,  dessen 
tönerne  Särge  genau  denen  von  Klazomenai 
gleichen;  nur  fehlen  ihnen  die  gemalten 
Ornamente.  Die  Funde  waren  zwar  sehr 
spärlich  —  meist  nur  eine  kleine  schwarz- 
figurige  attische  Lekythos  —  aber  zur  Da- 
tierung auch  der  klazomenischen  Sarkophage 
nicht  unwichtig.  Nur  eines  dieser  Gräber, 
das  auch  einen  Tymbos  hatte  wie  die 
gleichzeitigen  attischen,  war  etwas  reicher. 

An  der  Südspitze  von  Chios,  bei  Kato 
Fhanäs,  wo  nach  Strabon  das  alte  Fhanai 
mit  seinem  guten  Hafen  und  seinem  Apollo- 
tempel lag,  hat  Kuruniotis  die  Reste  des 
letzteren  freizulegen  begonnen.  Der  Peri- 
bolos  des  Heiligtums,  aus  großen  Kalkstein- 
blöcken sorgsam  geschichtet,  maß  ungefähr 
80  m  auf  jeder  Seite.  Von  dem  ionischen 
Marmortempel  des  VI.  Jahrh.  haben  die 
später  hier  hausenden  Byzantiner  fast  alles 
zerstört.  Die  Säulenbasen  gleichen  denen 
des  Heraions  von  Samos,  alle  gefundenen 
Säulentrommeln  sind  unkanneliert,  von  den 
Kapitellen  sind  bisher  nur  sehr  kleine 
Brocken  aufgetaucht.  Geison  und  Sima 
tragen  reichen  Relief  schmuck  (Palmetten - 
lotosbänder,  Eier-  und  Perlstäbe).  Reste 
eines  älteren  Heiligtums,  aus  den  ersten 
Jahrhunderten  des  ersten  Jahrtausends 
(geometrische  Scherben  und  kleine  Weihe - 
gaben)  sind  an  dieser  Stätte  bereits  fest- 
gestellt. Auch  ist  bei  Pyrgion  ein  gleich- 
zeitiger, kleinerer,  aber  reicherer  ionischer 
Tempel  aufgedeckt,  mit  ähnlichen  Basen, 
kannellierten  Säulen  und  sehr  prächtigen 
Ornamentbändern  an  Geison  und  Sima. 
Ein  Eckstück  der  Sima  trägt  eine  Reihe 
von  Kegeln  und  an  der  Ecke  ein  pracht- 
volles Gorgoneion.  Diese  schönen  Funde, 
deren  Vergleich  mit  anderen  archaisch - 
ionischen  Bauten  —  Samos,  Ephesos,  Del- 
phi —  besonders  lehrreich  sein  wird,  be- 
rechtigen zu  den  besten  Hoffnungen  für  die 
weitere  Erforschung  von  Chios. 

Ebenso  wichtig  dürfte  eine  zweite  große 
Unternehmung  in  den  neubefreiten  Pro- 
vinzen sein,  die  Ausgrabung  von  Pella  in 
Makedonien.  Sie  hat  aus  politischen  Grün- 
den noch  nicht  beginnen  können.  Unter- 
dessen hat  K.  Zesios  mit  der  Erforschung 


der  christlichen  Reste  von  Makedonien  und 
Epirus  begonnen  und  dabei  vor  allem  die 
byzantinischen  Kostbarkeiten  von  Meleni- 
kon  vor  den  Bulgaren  gerettet. 

Auf  Kreta  endlich  kann  Hazzidakis 
sehr  bedeutsame  minoische  Funde  aus 
Arkalochori  verzeichnen:  er  veröffent- 
licht sie  im  diesjährigen  British  School 
Annual. 

Die  von  Seiner  Majestät  dem  Kaiser 
alljährlich  auf  Korfu  veranstalteten  Gra- 
bungen haben  in  diesem  Frühling,  von 
Ende  März  bis  Anfang  Mai,  wieder  bedeut- 
same Funde  geliefert.  Die  fortgesetzte 
intensive  Bewohnung  der  Insel  hat  eine 
ganz  ungewöhnlich  starke  Zerstörung  der 
antiken  Reste  bewirkt:  aber  alles,  was  ihr 
entgangen  ist,  zeichnet  sich  durch  Seltenheit 
und  wissenschaftlichen  Wert  hervorragend 
aus.  Doerpfeld,  der  die  Ausgrabungen 
wieder  geleitet,  berichtet  über  sie  in  den 
Athenischen  Mitteilungen.  Daher  hebe  ich 
hier  nur  das  Wichtigste  hervor,  nach  seinen 
mir  freundlichst  gesandten  Notizen  und  aus 
eigener  Anschauung  während  eines  Teiles  der 
Grabung. 

Vom  Gorgotempel  bei  Garitsa  ist  nun 
auch  die  Nordseite  freigelegt,  leider,  wie  das 
übrige,  so  gründlich  zerstört,  daß  selbst  vom 
Fundament  nur  zwei  Reihen  kleiner  Blöcke 
in  situ  übrig  sind:  sie  trugen  einst  die  Fuß- 
bodenplatten der  nördlichen  Ringhalle  und 
erlauben  wenigstens,  die  genauen  Maße  des 
Tempels  zu  nehmen  (48,95  :  23,80  m). 
Mehrere  gut  erhaltene  Triglyphen  und  glatte 
Metopen  sind  gefunden  worden.  Dagegen 
scheinen  zwei  Relieffragmente,  die  an  der 
Ostseite  zutage  kamen,  eher  einem  Friese 
anzugehören,  wie  ihn  ja  schon  der  alte 
Tempel  von  Priniä  auf  Kreta  (siehe  unten 
Sp.  145)  an  der  Front  trug.  Das  eine  dieser 
Fragmente  ist  bis  zur  Unkenntlichkeit  ver- 
stümmelt, das  andere  zeigt  einen  aus- 
fallenden Krieger,  hinter  dem  noch  die 
Hand  einer  zweiten  Figur  erhalten  ist.  Der 
Krieger  trägt  Schienen  am  rechten  Ober- 
und  Unterarm,  eine  seltene  Panzerung,  die, 
wie  es  scheint,  hoch  archaisch  ist;  denn  die 
attischen  Maler  des  VI.  Jahrhunderts  (z.  B. 
Exekias,  Furtwänglcr-Reichhold  III  Taf.  131 
und  S.  68,  und  Cholchos,  Wiener  Vorlegebl. 
1889  Taf.  I)  verstehen  die  Armschienen  nicht 


131 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


132 


mehr  so  recht.  Vgl.  Furtwängler,  Olympia 
IV  Text  S.  161  f.  Für  Schienen  am  Ober- 
und  Unterarm  ist  das  Relief  von  Korfu 
m.  W.  das  einzige  Beispiel.  Im  Stil  gleicht 
es  durchaus  den  kleineren  Giebelfiguren, 
nur  ist  die  Relieferhebung  entsprechend 
seiner  Verwendung  am  Friese  geringer.  Das 
Dach  des  Gorgotempels  bestand  ursprüng- 
lich aus  Ton,  wie  zahlreiche  erhaltene  Ziegel 
beweisen.  Auch  von  der  tönernen  Sima  ist 
ein  Stück  erhalten,  das  mit  seinen  gemalten 
Rosetten  den  Metopen  von  Thermon  sehr 
ähnlich,  ihnen  wohl  auch  gleichzeitig  ist. 
Es  sind  aber  auch  noch  zahlreiche  Frag- 
mente einer  prachtvollen,  mächtigen  Sima 
zutage  gekommen,  die  ein  anderes  Gesimse 
und  ein  hölzernes  Gebälk  voraussetzt.  Des- 
halb nimmt  Doerpfeld  an,  daß  sie  von  einem 
anderen  großen  Tempel  stamme,  der  nörd- 
lich vom  Gorgotempel  gelegen  habe.  Hier 
erhebt  sich  eine  höhere  Terrasse,  von  sehr 
altertümlichen  polygonalen  Stützmauern  im 
Süden  begrenzt  und  noch  nicht  untersucht. 
Diese  Sima  ist  mit  Blattüberfall,  einem  sehr 
reichen  Flechtband,  strengen  Rosetten  und 
vierfachem  Spiralbande  geschmückt,  alles 
in  flachem  Relief  eingepreßt  und  bemalt. 
Die  vortreffliche  Arbeit  und  der  Stil  er- 
innern an  die  besten  protokorinthischen 
Vasen.  Eine  ganz  entsprechende  Sima  be- 
findet sich  im  Museum  von  Delphi. 

In  der  zweiten  Hälfte  des  VI.  Jahr- 
hunderts ist  dann  der  Gorgotempel  mit 
einer  Sima  und  Antefixen  aus  Inselmarmor 
ausgestattet  worden.  Von  letzteren  sind 
ein  paar  vollständige  Exemplare,  mit  sehr 
schönen,  scharf  gezeichneten  Falmetten  in 
flachem  Relief,  zutage  gekommen.  Nord- 
lich vom  Gorgotempel  liegt  eine  offenbar 
in  später  Zeit  aus  allerhand  älteren  Bau- 
gliedern und  Weihgeschenken  geschichtete 
Terrasse.  Daher  stammt  ein  dreikantiger 
Weihgeschenkträger  mit  der  Inschrift:  MJsvxi? 
'AptdTsa  'ApTO('p.tTi  '),  ferner  ein  Giebel  eines 
kleinen  Monuments,  mit  der  Weihung 
Xspdt/potTiSäv  I  iraiptuiCTTäv,  ein  sehr  wert- 
voller Beweis  für  das  Fortleben  des  Ge- 
schlechts, das  sich  von  einem  der  Gründer 
Kerkyras    herleitete.       Wir    dürfen    hoffen, 

■)  E.  Petersen  weist  mich  freundlich  auf  die 
Analogie  zwischen  dieser  dreikantigen  Weihung  und 
der  dreigestaltigen  Artemis  Hekate  hin. 


daß  weitere  Forschungen  uns  auch  den 
Namen  der  Gottheit  verraten  werden, 
dem  der  Gorgotempel  gehörte.  Die  eine 
Weihung  an  Artemis  ist  hierfür  noch  nicht 
beweisend. 

Unterdessen  hat  Doerpfeld  noch  einen 
anderen  großen  Tempel  wenigstens  in  Spuren 
nachweisen  können,  auf  einem  etwa  lOO  m 
im  Geviert  messenden  Plateau  im  Parke  von 
Monrepos,  einem  nördlichen  Ausläufer  der 
Akropolis  von  Kerkyra.  Leider  ist  auch  hier 
alles  grausam  zerstört.  Indessen  beweisen 
die  Einarbeitungen  im  Felsen,  vereinzelte 
Fundamentblöcke  und  eine  Menge  kleiner 
Splitter  von  Baugliedern,  daß  es  ein  mäch- 
tiger dorischer  Porosbau  war  (45  :  20  m), 
mit  marmorner  Sima  und  Löwenköpfen  als 
Wasserspeiern.  Der  Stil  der  letzteren  weist 
etwa  ins  Ende  des  V.  Jahrhunderts.  Daß 
aber  an  dieser  oder  einer  benachbarten 
Stelle  ein  großer,  höchst  archaischer  Tempel 
stand,  lehren  mehrere  Bruchstücke  riesiger 
Wasserspeier  aus  Ton,  Löwen-  und 
Gorgonenköpfe,  die  letzteren  dadurch  be- 
deutsam, daß  sie  die  sogenannten  Etage- 
locken tragen.  Diese  Terrakotten,  die 
ältesten  und  größten  ihrer  Art,  stellen  sich 
zu  der  ältesten  Sima  von  Garitsa  und 
stammen,  wie  diese,  von  einem  sehr  alter- 
tümlichen Holzbau.  Die  besten  Analogien 
bieten  die  frühesten  Terrakotten  von 
Thermon,  die  älter  sind  als  der  Tempel  der 
bemalten  Metopen  (vgl.  Koch,  Athen.  Mitt. 
1914  Heft  3/4).  Setzt  man  diese  in  das  Ende 
des  VII.  Jahrhunderts,  so  müssen  jene  etwas 
älter  sein.  Das  stimmt  gut  zu  ihrer  stilisti- 
schen Analogie  mit  Protokorinthischem. 
Und  für  die  aus  Korinth  selbst  bisher  kaum 
bekannte  archaische  Tonplastik  ist  es  sehr 
lehrreich,  ihre  Ableger  in  Delphi,  Thermon, 
Kerkyra  zu  finden. 

Rings  um  das  Plateau,  auf  dem  jener 
Tempel  des  V.  Jahrhunderts  —  und  viel- 
leicht auch  der  ältere  —  stand,  läuft  eine 
Umfassungsmauer  aus  gtoßen  Quadern.  Im 
Norden  stößt  daran  eine  Brunnenanlage, 
bei  der  eine  Menge  archaischer  Werkstücke, 
besonders  dorische  Kapitelle  von  mehreren 
kleinen  Bauten,  aber  auch  eine  ganz  eigen- 
artig geformte,  unten  verbreiterte  Eck- 
triglyphe  und  ein  Antenkapitell  mit  Ranken- 
ornament   in  flachem   Relief   verbaut  sind. 


133 


Griechenland. 


134 


Diesen    Bauten    nachzuspüren,    bleibt    der 
nächsten  Kampagne  vorbehalten. 

Über  die  Grabungen  des  Deutschen 
Instituts  in  Tiryns  orientiert  der  Be- 
richt von  H.  Dragendorff,  Athen.  Mitt. 
XXXVIII  1913,  329  ff.  Im  September  und 
Oktober  1913  hat  er  den  großen  westlichen 
Aufgang  von  der  Unter-  zur  Oberburg  voll- 
kommen ausgeräumt.  Im  März  1914  haben 
dann  Bremer,  Matthies  und  ich  auch  die 
mächtige  Stützmauer  der  Mittelburg  ganz 
freigelegt.  Die  Mittel  dazu  hatte  uns  der 
treue  Freund  unseres  Instituts,  Herr  A.  E.  H. 
Goekoop,  wiederum  auf  das  Gütigste  zur 
Verfügung  gestellt.      So  erscheint  jetzt  die 


niedrigen  Hügelrückens  ein  geräumiges,  vor- 
nehmes mykenisches  Haus  erbaut,  in  dem 
nur  jungmykenische  Scherben  gefunden 
wurden.  Dieses  selbst  aber  war  schon  zer- 
stört, als  der  mächtige  Mauerring  der  Unter- 
burg angelegt  und  innerhalb  seines  Verlaufs 
der  Hügel  planiert  wurde.  Dabei  ist  jenes 
Haus  tief  verschüttet  worden,  die  Ring- 
mauer durchschneidet  eine  seiner  Mauern. 
Damit  ist  der  Beweis  erbracht,  daß  diese 
riesenhafte  Befestigung,  zu  der  auch  die 
große  westliche  Bastion  sowie  die  berühmten 
Galerien  gehören,  aus  recht  spät  mykenischer 
Zeit  stammen.  Die  Unterburg  trug  in  dieser 
Zeit  keine  Gebäude,  sie  war  eine  Zufluchts- 


Abb.  I.     Schnitt  durch  den  Töpferofen  (Tiryns). 


ganze  Befestigung  in  ihrer  monumentalen 
Pracht,  obwohl  die  Mauern  jetzt  viel  weniger 
hoch  aufrecht  stehen  als  im  Altertum. 
Diese  »kyklopischen«  Mauern  galten  bisher 
immer  für  besonders  altertümlich.  Das 
überraschendste  Ergebnis  von  Dragendorffs 
Arbeiten  war  der  Nachweis,  daß  sowohl  der 
äußere  Mauerring  der  Oberburg  wie  jene 
Abschlußmauer  der  Mittelburg  erst  in  jung- 
mykenischer  Zeit  entstanden  sind.  Und 
dasselbe  gilt  von  der  Unterburg:  diese  war, 
wie  zahlreiche  Versuchsgräben  im  Herbst 
und  Frühjahr  sicher  bewiesen  haben,  zwar 
in  vormykenischer  Zeit  von  Häusern  be- 
deckt, in  älterer  mykenischer  (XVI. — 
XV.  Jahrhundert)  aber  verlassen.  Erst 
etwas  später  (vielleicht  im  XIV.  Jahrhundert) 
hat  man  auf  dem  westlichen  Abhang  dieses 


bürg  von  ähnlichem  Aussehen  wie  heute. 
Vor  der  Stützmauer  der  Mittelburg  haben 
wir  sogar  zwischen  anstehenden  Felsen  ein 
ärmliches  spätmykenisches  Grab  gefunden. 
In  früher  Zeit  war  das  anders:  die  runden, 
elliptischen  oder  rechteckigen  Häuser  der 
vormykenischen  Bevölkerung  überzogen  den 
ganzen  Hügel.  Mindestens  drei  aufeinander- 
folgende Perioden  der  Besiedelung  lassen 
sich  feststellen.  Eine  größere  Fläche  dieser 
Art,  mit  ihren  Hausruinen,  haben  wir  im 
Frühjahr  aufgedeckt:  sie  soll  offen  bleiben, 
während  auf  der  Oberburg  die  Reste  vor- 
mykenischer Zeit  wieder  zugeschüttet  werden 
müssen.  Dieses  Schicksal  hat  leider  auch 
den  großen  Rundbau  ereilt,  den  wir  im 
Herbste  191 2  entdeckt  hatten  (Athen.  Mitt. 
XXXVIII  1913  Taf.  3).     Doch  haben  wir 


135 


Archäologische  Funde  im  Jahre  19 13. 


136 


durch  Versuchsschachte  unter  dem  Herde 
des  Megaron  und  im  Hofe  davor  wenigstens 
sicher  beweisen  können,  daß  es  ein  voller 
Rundbau  war.  Der  Radius  des  Fundament- 
sockels läßt  sich  nun  auch  genauer  auf 
13,85 — 95  m  berechnen,  das  Zentrum 
des  Kreises  liegt  auf  der  Schwelle  zwischen 
Vorhalle   und   Vorsaal  des   Megaron. 

Auf  der  Mittelburg  sind  die  vormykeni- 
schen  Schichten  näher  erforscht  worden: 
dabei    kam    unvermutet    ein    mykenischer 


Abb.  2.    Dromos  und  Tür  des  Kuppelgrabes 
(Tiryns). 

Töpferofen  zutage  (Abb.  i),  der  zur  "Her- 
stellung des  charakteristischen,  unbemalten 
gelben  Geschirrs  diente,  wie  man  es  an  allen 
Stätten  jüngermykenischer  Kultur  gefunden 
hat.  Doch  ist  auch  dieser  Ofen  älter  als  die 
große  Grenzmauer  zur  Unterburg,  nördlich 
von  ihm. 

Die  Ausbeute  an  vormykenischer  Keramik 
ist  weniger  reich,  als  wir  erwartet  hatten. 
Immerhin  können  wir  sagen,  daß  die  drei 
(oder  vier)  vormykenischen  Wohnschichten 
durchaus  von  der  sogenannten  Urfirnisware 
beherrscht  werden.  Diese  setzt  schon  in  der 
ältesten  Schicht  vollentwickelt  ein,  etwa 
der  Stufe  der  jüngeren  Kykladengräber  ent- 


sprechend. Neben  sie  treten  dann  sehr  bald 
schwarzpolierte  Vasen,  dann  mattbemalte 
und  sogenannte  »minysche«,  die  schon  zum 
Frühmykenischen  überleiten.  Indessen  be- 
rührt sich  diese  letztere  Ware  nur  eben  noch 
mit  dem  Urfirnis,  den  sie  vielmehr  ablöst. 
Kretischer  Einfluß  erscheint  erst  in  dieser 
Phase,  etwa  um  die  Mitte  des  XVI.  Jahr- 
hunderts v.  Chr. 

Seit  Jahren  hatten  wir  nach  den  vor- 
nehmen Gräbern  von  Tiryns  gesucht.  Nun 
bescherte  uns  das  Glück  ein  Kuppelgrab, 
das  zwar  wesentlich  kleiner  und  unschein- 
barer ist  als  die  Prachtbauten  von  Mykenai, 
aber  doch  eines  der  sehr  wenigen  intakt 
erhaltenen.  Es  liegt  am  Westabhang  des 
H.  Elias -Berges,  etwa  800  m  östlich  von 
Tiryns.  Ein  13,7  m  langer  Dromos  führt 
zu  dem  eindrucksvollen  Kuppelraum  (Dm. 
8,5  m),  dessen  Gewölbe  eine  merkliche  Kurve 
macht  (Abb.  2  und  3).  Im  Innern  fand 
Dragendorff  einen  Grabschacht  (d),  dessen 
Wände  und  Boden  mit  Stuck  verkleidet 
waren.  Ähnliche  Anlagen  zeigen  gerade 
die  älteren  Kuppelgräber  wie  Vaphio  oder 
Kakovatos,  Heraion.  Leider  können  wir 
das  unsere  nicht  fest  datieren,  da  es  bis  auf  ■ 
die  letzte  mykenische  Scherbe  ausgeraubt 
war.  In  römischer  Zeit  hatte  man  eine  Öl- 
fabrik  daraus  gemacht:  der  Mühlstein  (g), 
ein  kleines  gemauertes  Bassin  (b)  und 
einige  in  den  Boden  eingelassene,  um- 
mauerte Gefäße  (e,  e,  e,  e)  zeugen  dafür, 
ebenso  eine  große  Zahl  von  Ölfläschchen  aus 
Ton. 

Der  neue  Fund  legt  uns  die  Pflicht  auf, 
weiter  zu  forschen  in  der  Nekropole  von 
Tiryns.  Am  Ostabhange  des  H.  Elias  haben 
wir  auch  schon  das  Vorhandensein  von 
Felskammern  konstatiert.  Ältere  mykeni- 
sche Scherben,  die  hier  herumliegen,  ver- 
sprechen guten  Erfolg.  Die  Erforschung  der 
Burg  von  Tiryns  dürfen  wir  als  abgeschlossen 
betrachten;  die  Grenzen  der  Unterstadt 
bleiben  noch  zu  bestimmen.  In  diesem 
Frühjahr  haben  wir  sie  südlich  bis  in  den 
Garten  der  Ackerbauschule  hinein  verfolgt. 

Über  die  Grabung  des  Deutschen  Instituts 
im  Kerameikos,  vor  dem  Dipylon  zu 
Athen,  hat  Brueckner  schon  oben  (Sp.  piff.) 
berichtet.  Eine  hervorragende  neue  Auf- 
gabe,   die   Erforschung   von   Dodona,    die 


137 


Griechenland, 


138 


uns  von  der  griechischen  Altertumsver- 
waltung mit  ihrer  gewohnten  selbstlosen 
Liberalität  überlassen  worden  ist,  werden 
wir  in  Angriff  nehmen,  sobald  es  die  poli- 
tischen Verhältnisse  erlauben. 

Das  Österreichische  Institut  hat  in 
Elis  im  Jahre  1913  nicht  gearbeitet,  1914 
von  Mitte  April  fast  drei  Monate  lang 
unter  der  Leitung  O.  Walters,  dem  Eichler 
und  eine  Zeit  lang  Schilcher  zur  Seite  stan- 
den. Walter  hat  mir  gütigst  die  folgenden 
Angaben  zur  Verfügung  gestellt:  »Die  in 
früheren  Kampagnen  gefundenen  griechi- 
schen Gebäude  wurden  näher  untersucht, 
insbesondere  die  Umgebung  des  vor  zwei 
Jahren  aufgedeckten  tempelartigen  Gebäudes. 


gerissenen  Mauer,  die  einer  zur  »Scherben - 
halle«  parallelen  Halle  angehören  dürfte. 
Zwischen  den  beiden  Hallen  im  höheren 
Niveau  wurde  ein  christliches  Mosaik  auf- 
genommen. Südlich  davon  noch  Reste  von 
zwei  Gebäuden  guter  Zeit,  die  ihrem  Niveau 
nach  auch  noch  an  der  Agora  liegen  könnten. 
Im  allgemeinen  ist  die  Verschüttung  auf 
dem  Agoraplateau  eine  ganz  geringe,  wie 
auch  die  zahlreich  erhaltenen  Wasserrinnen 
und  Leitungen  zeigen;  daher  auch  der 
traurige  Zustand  der  dort  gelegenen  Gebäude, 
die  dem  Steinraub  vollkommen  ausgesetzt 
waren. 

In    einer    schon    früher    auf  das  Theater 
hin   vergebens   untersuchten    Mulde   wurde 


Abb.  3.     Plan  des  Kuppelgrabes  (Tiryns). 


Nördlich  davon  haben  wir  Mauern  und 
Propylon  eines  Temenos  gefunden,  hinter 
letzterem  eine  im  natürlichen  Lehmboden 
eingeschnittene  Grube  (favissae)  mit  vielen 
Weihgeschenken,  insbesondere  Terrakotten; 
darunter  etwa  40  Köpfe  verschiedener  Größe 
bis  zuLebensgröße.  Dabei  auch  eine  archaische 
Bronzeinschrift,  in  fünf  Zeilen  bustrophe- 
don  beschrieben.  Wem  der  Bezirk  heilig 
war,  läßt  sich  nicht  bestimmt  entscheiden: 
nach  der  Mehrzahl  der  Funde  und  der  Lage 
würde  man  auf  Aphrodite  schließen,  einzelne 
der  Terrakotten  (Artemisstatuette,  Schwein) 
scheinen  aber  dagegen  zu  sprechen. 

Weitere  Untersuchungen  auf  dem  für 
die  Agora  in  Anspruch  genommenen  Plateau 
ergaben:  Einige  kleine  Altäre,  resp.  deren 
Unterbauten,  aus  Feldsteinen  mit  Stuck 
überzogen  (Paus.  VI  24,  3);  einige  schöne 
griechische  Quadern  einer  im  übrigen  heraus - 


abermals,  und  diesmal  mit  Erfolg,  nach  dem 
Skenengebäude  gesucht;  es  befindet  sich 
in  einem  im  Verhältnis,  zu  andern  elischen 
Bauten  guten  Zustand  und  ist  nahezu  ganz 
aufgedeckt.  Zunächst  kann  man  zwei 
Perioden  unterscheiden:  die  Teile  der 
älteren  zeigen  tiefere  Fundamentierung  und 
I — I- Klammern,  während  die  jüngeren  ein 
höheres  Niveau  voraussetzen  und  die  Steine 
überhaupt  nicht  oder  mit  Schwalbenschwanz- 
klammern verbunden  sind.  An  den  Mittel- 
teil, der  durch  eine  Mauer  in  zwei  gleich 
tiefe  Räume  mit  vorliegendem  Proskenion 
geteilt  wird  (L.  ca.  22  m,  T.  im  ganzen  ca. 
10  m)  schließen  sich  Flügel  an,  so  daß  das 
ganze  Gebäude  eine  Länge  von  ca.  48  m  er- 
reicht. Auf  der  Proskenionmauer  stehen 
14  gesäulte  Pfeiler  aufrecht,  die  beiden  Eck- 
pfeiler fehlen.  Die  aus  Stuck  gefertigten 
Basen    und    Kanellüren    der    Säulen    sind 


139 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


140 


ionisch,  später  wurde  zwischen  ihnen  ein 
Mäuerchen  errichtet;  ein  zugehöriges  Ka- 
pitell wurde  vor  Jahren  in  einem  byzan- 
tinischen Gebäude  verbaut  gefunden.  Pro- 
skenion, Vorder-,  Zwischen- und  Hinterwand 
der  Skene  haben  je  drei  in  derselben  Geraden 
liegende  Türen.  Längs  der  östlichen  Quer- 
mauer ist  der  Kanal  durchgeführt.  Die 
Flügelbauten  hatten  ursprünglich  nicht  die- 
selbe Tiefe  wie  der  Mittelteil,  wurden  aber 
später  wenigstens  teilweise  vertieft  und  ver- 
breitert. Die  jüngeren  Flügelbauten  be- 
nutzen die  älteren  als  Fundamente,  an  den 
äußeren  Enden  ist  aber  Erde  dazwischen; 
dort  stehen  sie  noch  über  2  m  aufrecht.  Teil- 
weise freigelegt  wurde  die  östliche  Parodos, 
wo  die  Stützmauer  des  Zuschauerraums  und 
daran  in  der  Parodos  eine  Bank  gefunden 
wurde.  An  der  Innenseite  der  Vorder-  und 
Rückwand  der  eigentlichen  Skene  sind 
Steine  mit  Löchern  für  aufrechtstehende 
Balken.  Parallel  mit  dem  Proskenion, 
ca.  5  m  vor  diesem,  wurde  später  ein  aus 
Ziegeln  gemauerter  Kanal  angelegt.  Einzel - 
funde  wurden  beim  Theater  sehr  wenige 
gemacht,  bedeutsam  sind  viele  scheiben- 
förmige Tesserae  aus  Bronze,  teils  mit  den 
Buchstaben  FA(AEION).  Die  ältere  An- 
lage des  Theaters  weist  in  hellenistische 
Zeit;  doch  zeigen  viele  Quadern  Klammer- 
löcher, die  deren  frühere  anderwärtige  Ver- 
wendung beweisen,  so  daß  man  vielleicht 
einen  älteren  Theaterbau  —  etwa  ohne 
steinernes  Proskenion  —  vermuten  darf. 
Von  Steinsitzen  des  Zuschauerraumes  wurde 
weder  in  dem  nahezu  in  der  Mitte  durchge- 
zogenen Radialgraben  noch  an  der  östlichen 
Parodos  etwas  gefunden,  allerdings  scheinen 
auch  der  große  Entwässerungskanal  und 
eine  andere  Einfassung  der  Orchestra  gänz- 
lich entfernt.  Der  Terrainbeschaffenheit 
nach  scheint  das  östliche  Analemma  sicher 
künstlich  aufgeschüttet.  Pausanias  VI  26,1 
spricht  von  einem  dsatpov  dpj^atov;  dies  ist 
wohl  am  ehesten  so  zu  verstehen,  daß  es  im 
Gegensatz  zu  anderen  griechischen  Theatern 
in  römischer  Zeit  nicht  mit  einem  pulpitum 
versehen  wurde.  Nach  Pausanias  liegt  es 
(iSTac'j  TTj?  d-copä?  xat  toü  Mtjviou.  Tat- 
sächlich befindet  sich  das  Plateau,  auf  dem 
wir  die  Agora  ansetzen,  unmittelbar  süd- 
westlich davon,  so  daß  für  die  Richtigkeit 


ihrer  Lokalisierung  ein  neuer  Beweis  ge- 
funden ist.  Den  Mi^vto?  dürfen  wir  wohl 
in  einem  von  der  Akropolis  herabkommenden, 
jetzt  allerdings  fast  immer  trockenen  Bach- 
lauf erkennen. 

Nordwestlich  des  Theaters  wurde  eine 
Stützmauer  mit  einem  Grenzstein  und  weiter 
nördlich  viele  späte  Gräber  gefunden;  in 
einem  dieser  ein  Goldplättchen  mit  Dar- 
stellung der  stehenden  Athena  mit  Schild 
und  Lanze. 

Am  Südwestabhang  der  Akropolis  ist 
ein  Teil  ihrer  Umfassungsmauer  gefunden 
und  freigelegt;  sie  wurde,  wie  wir  aus  Diodor 
XIX  87  wissen,  von  Telesphoros,  dem  Ad- 
miral  des  Antigonos,  im  Jahre  312  v.  Chr. 
errichtet,  aber  bald  wieder  geschleift.  Der 
aufgedeckte  Teil  zeigt  polygonale  Bauart 
und  eine  Dicke  von  ca.  i  m.« 

Die  Amerikanische  Schule  hat  ihre 
Ausgrabungen  in  Korinth  erst  im  Früh- 
jahr 1914  wieder  aufgenommen.  Unter- 
dessen haben  Miß  Walker  und  Miß  Gold- 
man bei  Halae  in  Lokris  zwei  weitere 
Kampagnen  unternommen  (Hersbt  1913, 
Frühjahr  1914),  über  deren  Resultate  sie 
mich  freundlichst  unterrichtet  haben  (vgl. 
A.  Anz.  1913,  104). 

Die  erste  Aufgabe  bildete  die  Freilegung 
des  Mauerringes  der  Akropolis.  Die  erste, 
altertümlich  polygonale  Anlage  enthielt  in 
den  Fugen  zwischen  den  Blöcken  nur  rein 
geometrische  Scherben,  die  ja  freilich  h  er, 
wie  in  Boeotien,  wohl  weiter  herabreichen  als 
etwa  in  Attika.  Immerhin  kann  man  die 
Mauer  kaum  jünger  als  etwa  600  v.  Chr. 
datieren.  Ihre  Nord-,  Süd-  und  Westseite 
liegen  jetzt  frei;  letztere  ist  zum  Teil  durch 
die  gleich  zu  erwähnende  jüngere  Befesti- 
gung zerstört.  Diese  alte  Mauer  besaß 
wenige  Türme  —  bisher  ist  nur  ein  großer 
runder  an  der  SW.-Ecke  gefunden  worden 
—  dafür  aber  mehrere  vorspringende  Ecken. 
Im  Norden  führte  ein  Tor  aus  der  Stadt 
auf  eine  von  Gräbern  eingefaßte  Straße, 
wohl  die  nach  Larymna.  Das  wohlerhaltene 
Tor  ist  früh  wieder  geschlossen  worden. 
Eine  gepflasterte  Straße  läuft  von  hier  bis 
in  die  Mitte  der  Stadt.  Die  jüngsten  Funde 
aus  den  angrenzenden  Hausruinen  sind 
Scherben  des  IV.  Jahrh. 

Um  die  Wende  des  V.   und    IV.   Jahrh. 


141 


Griechenland. 


142 


ist  diese  alte  Befestigung  an  der  ganzen 
Ostseite  und  an  den  SW.-  und  SO. -Ecken 
durch  eine  Quadermauer  aus  rötlichem 
Porös,  mit  vielen  Türmen,  ersetzt  worden. 
Vorzüglich  erhalten  ist  an  der  Ostseite  ein 
von  zwei  Türmen  flankiertes  Tor  (der  nörd- 
liche viereckig,  der  südliche  rund).  Auch 
hier  ist  die  aus  der  Stadt  herausführende 
Straße  eine  Strecke  (40  m)  weit  verfolgt 
worden.  Sie  zeigt  fünf  Schichten  überein- 
ander, zu  Unterst  ein  unregelmäßiges  Stein- 
pflaster mit  Radspuren.  Wie  lange  sie  im 
Gebrauche  war,  beweist  auch  eine  Grenz- 
mauer im  Norden  der  Straße,  deren  poly- 
gonales Mauerwerk  dem  ältesten  Festungs- 
ring entspricht. 

Ein  zweiter  wichtiger  Eingang  in  die 
Stadt  muß  von  jeher  nahe  der  SW.-Ecke 
existiert  haben:  es  war  das  Seetor,  denn 
eine  benachbarte  kleine  Bucht  scheint  nach 
den  Resten  von  Schiffshäusern  der  Hafen 
des  alten  Halai  zu  sein.  Über  die  ältere 
Toranlage  belehren  uns  nur  geringe  Reste; 
die  jüngere  umfaßte  ein  breites  Tor  mit 
einem  dorischen  Propylon  auf  der  Stadt- 
seite. Im  IV. — III.  Jahrh.  ist  dann  darüber 
ein  großer  viereckiger  Turm  erbaut  worden  '). 
Nicht  weit  davon  wurde  die  Basis  einer 
Marmor-  (oder  Poros-)Statue  gefunden: 
nach  der  in  boeotischem  Alphabet  geschrie- 
benen Inschrift  eine  Weihung  des  Demos 
von  Halai  an  Athena,  mit  der  Signatur  des 
Künstlers.  Dies  ist  das  erste  urkundliche 
Zeugnis  dafür,  daß  hier  wirklich  Halai  lag. 

Das  dorische  Propylon  führte  auf  einen 
weiten  gepflasterten  Platz.  Nur  in  der 
Mitte  fehlt  das  Pflaster  aus  Porosbrocken. 
Hier  stand  wohl  ein  älteres  Heiligtum,  von 
dem  noch  Mauerreste,  mit  Spuren  bunter 
Stuckbemalung,  und  eine  zerbrochene  Herme 
übrig  sind.  Der  ganze  Platz  aber  war  mit 
Baugliedern  übersät.  Darunter  sind  einige 
sehr  alte  Stücke,  wie  ein  dorischer  Säulen- 
splitter mit  bunter  Bemalung  (blau,  rot, 
schwarz),  der  Torso  eines  archaischen  »Apol- 
lo«, der  Oberteil  einer  sehr  altertümlichen 
Frau  im  Stil  der  Nikandre  von  Delos,  der 
Unterteil  einer  an  die  Branchiden  erinnern- 


')  In  dessen  Füllung  lagen  viele  Bauglieder 
und  architektonische  Terrakotten  archaischen  Stils, 
darunter  auch  ein  Löwe  und  ein  kleiner  Frauen- 
kopf, wohl  von  Akroterien. 


den  Sitzfigur;  dann  zahlreiche,  teilweise 
sehr  alte  Terrakotten  und  Scherben,  einige 
Silber-  und  Elfenbeinsachen,  eine  Masse 
kleiner  Bronzegeräte  (Ringe,  Fibeln,  Arm- 
bänder u.  ä.).  Besondere  Beachtung  ver- 
dienen Fragmente  einer  großen  Terrakotta- 
gruppe (etwa  Drittellebensgröße),  die  Pferde 
und  Menschen  umfaßte.  Diese  reichen 
Funde  legen  den  Schluß  nahe,  daß  in  der 
Nähe  ein  wichtiger  Tempel  stand.  Hoffent- 
lich bietet  dieser  ganze  Platz,  offenbar  der 
vornehmste  der  kleinen  Stadt,  weiter  reiche 
Ausbeute.  Unter  den  verstreuten  Funden 
ist  noch  eine  Basis  mit  metrischer  Weihung 
in   Bustrophedonschrift  zu  erwähnen. 

Die  vielseitige  Tätigkeit  der  Italieni- 
schen Schule  kommt  jetzt  gut  zur  Geltung 
in  dem  eben  erschienenen  ersten  Annuario 
della  Scuola  Archeologica  di  Atene 
e  delle  Missioni  Italiane  in  Oriente 
(Bergamo  1914).  Durch  Perniers  Freund- 
schaft lagen  mir  schon  handschriftliche  No- 
tizen vor.  Die  große  Arbeit  in  den  Palästen 
von  Phaistos  und  H.  Triada  ')  kann  als  ab- 
geschlossen gelten;  Pernier  gibt  (p.  357  ff-') 
eine  äußerst  dankenswerte  knappe  Über- 
sicht der  Baugeschichte  von  Phaistos,  mit 
gutem  Plane  (Abb.  4  nach  S.  359).  Wir 
lernen  daraus,  daß  unter  den  späteren  Ge- 
bäuden an  ein  paar  Stellen  Reste  rechtecki- 
ger Häuser  aus  den  Anfängen  frühminoi- 
scher  Zeit  gefunden  sind;  daß  ferner  der 
ältere  Palast  nicht  ganz  zu  Anfang  der 
mittelminoischen  Zeit  entstand,  sondern  erst 
um  die  Wende  von  MM.  I  und  II,  und  daß 
er  noch  vor  dem  Ende  von  MM.  III  zerstört 
wurde. 

Wie  lange  dann  der  jüngere  Palast  bestehen 
blieb,  läßt  sich  nicht  genau  ermitteln:  wahr- 
scheinlich wurde  er,  wie  der  von  Knossos, 
im  Laufe  des  XV.  Jahrh.  wenigstens  teil- 
weise eingeäschert. 

Sehr  viel  wichtiger  noch  ist  die  ausführ- 
liche Abhandlung,  die  Pernier  den  archai- 


')  Leider  sind  die  schon  vor  einem  Jahrzehnt 
ausgegrabenen,  längst  publizierten  Fresken  von  H. 
Triada,  die  schönsten  und  wichtigsten  minoischen 
Malereien,  auf  unbestimmte  Zeit  wieder  verschlossen 
worden.  Bei  aller  Dankbarkeit  für  Halbherrs  große 
Verdienste  muß  im  Interesse  der  gesamten  Wissen- 
schaft gegen  ein  solches  Verfahren  protestiert 
werden. 


M 


msrnm^mm 


Abb.  5.     Fassade    des  Hauptbaus  von  Prinia. 


Abb.  6.     Cellatür  der  Fassade  Abb.  5, 


I  rtsfru/'»m   fy/  pnmt  /»/Ji/e  (MM ' 
%l*Sfru/,aMf  Oft  ifCtftaff (»ü//fftM»/m iMiui 
\  rsstnifitnf  poitman 


PHAESTOS    PIANT*  0ELPALAZ20 


Abb.  4.     Plan  von  Phaistos. 


145 


Griechenland. 


146 


sehen  Tempeln  von  Priniä  widmet  (An- 
nuario  18 — ili,  Taf.  i — 3;  vgl.  A.  Anz.  1909, 
96).  Wir  erhalten  hier  zum  ersten  Male 
genaue  Pläne  dieser  Bergfeste  und  ihrer  so 
außerordentlich  bedeutsamen  Tempel;  ferner 
eine  Rekonstruktion  des  Hauptbaus  (A), 
deren  ganz  fremdartige  Erscheinung  Pernier 
mit  guten  Gründen  stützt:  an  der  Fassade 
der  bekannte  Reiterfries,  darüber  ein  flaches 
Dach  (Abb.  5  nach  Taf.  6),  von  zwei  Sphin- 
gen in  der  Mitte  und  zwei  Volutenakroterien 
an  den  Ecken  bekrönt;  eine  einzige  Mittel- 
stütze trägt  mit  den  Parastaden  den  schweren 
Fries.  Noch  überraschender  ist  dieKonstruk- 


steht,  ist  nun  vollkommen  freigelegt  (Per- 
nier, Annuario  I  373  ff.;  vgl.  A.  Anz.  1912, 
268)  (Abb.  7  nach  S.  375).  Einige  Besonder- 
heiten in  den  Enden  der  Cavea  und  in  den 
Seiten  der  Bühne  erklären  sich  aus  der  An- 
passung des  neuen  Bauwerks  an  das  ältere. 
An  jeder  Parodos  befinden  sich  zwei  Nischen 
und  eine  kleine  Treppe:  in  der  westlichen  ist 
eine  Inschrift  verbaut,  die  ein  Bestehen  des 
Baus  bis  zum  Ende  des  III.  Jahrh.  n.  Chr. 
beweist.  Die  Bühnenwand,  mit  den  üblichen 
drei  Türen,  wird  durch  acht  vorspringende 
Pilaster  gegliedert.  Hinter  der  Bühne  Hegt 
eine    Pfeilerhalle.      Neben    den    verbauten 


Abb.  7.     Odeum  in  Gortyn. 


tion  der  Cellatür  (Abb.  6  nach  Taf.  5):  über 
der  mittleren  Stütze  sind  die  zwei  archa- 
ischen Sitzstatuen  angebracht,  die  durch 
den  Hohlraum  über  ihnen  sehr  geschickt 
den  Türsturz  entlasten.  Diese  ganz  eigen- 
artige Architektur  zeigt  noch  klar  mi- 
noische  Reminiszenzen,  wenn  sie  auch  schon 
rein  griechisch  und  nicht  älter  ist  als  das 
VII.  Jahrh.  Das  beweisen,  außer  dem  Stil, 
auch  die  unter  dem  Tempel  gefundenen 
reif  geometrischen  und  archaisch  orientali- 
sierenden  Scherben  des  VIII./VII.  Jahrh. 
(Pernier  S.  71). 

Auch  in  Gortyn  haben  Pernier  und 
seine  Genossen  weiter  vortreffHch  gearbeitet. 
Das  Odeum,  welches  über  und  in  dem  alten 
Rundbau    mit    dem    »Recht    von    Gortyn« 


archaischen  Inschriftfragmenten  sind  auch 
einige  von  Skulpturen  aufgetaucht,  darunter 
zwei  archaische.  —  Östlich  vom  Odeum 
liegen  Zimmer  von  späten  Häusern  und 
Thermen.  Im  Hauptsaal  ein  schönes  Mosaik. 
Zwei  Inschriften  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
II.  Jahrh.  v.  Chr.  sind  hier  vergraben:  eine 
Liste  von  Agoranomen  und  die  Weihung 
eines  Agoranomos  und  Gynaikonomos.  Sie 
bestätigen  Halbherrs  Annahme,  daß  hier 
die  Agora  lag. 

Über  ein  schönes  Nymphäum  der  Kaiser- 
zeit in  Gortyn  ist  schon  früher  (A.  Anz. 
1912,  268)  kurz  berichtet  worden.  Nun 
erhalten  wir  von  Maiuri  eine  Publikation 
des  wichtigen  Baues  mit  Plan,  rekon- 
struierter Fassade  und  Abbildung  der  wich- 


147 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


148 


tigsten  Funde  (Annuario  I  iipff.,  die  Skulp- 
turen von  Bendinelli  behandelt,  S.  I37ff.). 
Daran  reiht  sich  eine  kurze  Besprechung 
(S.  149  ff.  von  Perali)  eines  zweiten  Nym- 
phäums  und  anderer  Brunnenreste  in 
Gortyn. 

Wichtiger  sind  die  neuen  Ausgrabungen 
im  Prätorium  von  Gortyn,  wo  die  Italiener 
auf  den  Spuren  ihrer  venezianischen  Vor- 
fahren aus  dem  XVI.  und  XVII.  Jahrh. 
wandeln.  Einen  Bericht  gibt  Pace,  An- 
nuario I  377  ff.  Zunächst  ist  hier,  wohl  zu 
Anfang  des  I.  Jahrh.  n.  Chr.  (nach  einer 
leider  fragmentierten  Inschrift),  ein  groß- 
artiger, weiträumiger  Ziegelbau  errichtet 
worden,  der  noch  gegen  Ende  des  IL  Jahrh. 
in  Gebrauch  war  (Statuenbasis  des  P.  Sep- 
timius  Geta,  vor  193).  Dann  erfolgte  ein 
Umbau  in  Stein,  unter  Gratian,  Valentinian 
und  Theodosius,  380 — 383,  wie  die  Weih- 
inschrift am  Eingang  kündet.  In  dieser 
Periode  wurde,  wie  es  scheint,  ein  mäch- 
tiger Hof  mit  Säulenhallen  zwischen  Prä- 
torium und  Pythion  gebaut.  In  der  Ost- 
halle sind  auf  einem  Stylobat  (aus  Werk- 
stücken und  Inschriften  des  älteren  Baus) 
eine  Reihe  von  Basen  erhalten,  deren  In- 
schriften zum  großen  Teile  Verschöne- 
rungen der  Anlage  durch  OfxoofASVio? 
A<juaiS)sos  'AaxXrjTTioSoTO?  ActjATTpotaxo?  uira- 
Tixöc  rühmen.  Dafür  stiftet  ihm  das 
Koinon  der  Provinz  Kreta  -  Kyrene  ein 
Denkrnal.  —  Eine  Reihe  prächtiger  Archi- 
tekturglieder dieses  neuen  Prätoriums  sind 
gefunden,  nur  wenige  Reste  der  bunten 
Marmorsäulen  und  der  reichen  Inkrustation 
des  älteren  Baues  ').  Ferner  ergab  die 
Grabung  zahlreiche,  zum  Teil  seit  der 
Renaissance  verschollene,  nun  wiedergefun- 
dene Inschriften,  sowie  mehrere  Skulpturen. 
Zu  jener  Basenreihe  des  Hofes  gehören 
zwei  kopflose  Statuen  von  Beamten  und 
Fragmente  von  einigen  anderen ;  zum  ersten 
Bau  mehrere  Götterstatuen:  Fragmente 
einer  Athena,  einer  Aphrodite  mit  der  Urne, 
einer  Gruppe  des  Sarapis-Osiris  mit  Harpo- 
krates  und  Kerberos;  eine  eigenartige,  lang- 
gewandete    Artemis,    nach    einem    Original 


')  Die  arge  Zerstörung  erklärt  sich  aus  der 
byzantinischen  Bebauung  der  Stätte,  im  X.— XIII. 
Jahrh. 


des  IV.  Jahrh.,  eine  »Isis-Tyche«  mit 
langem  Fransenmantel  und  großer  Blumen- 
girlande vor  der  Brust  —  die  Rechte  hielt 
einst  wohl  das  Füllhorn.  Die  Köpfe  fehlen 
stets.  Hoffentlich  ergibt  die  vollständige 
Freilegung  des  Prätoriums,  in  diesem  Som- 
mer, weitere  schöne  Resultate. 

Ein  glücklicher  Fund  Oliverios  hat  uns 
das  Heiligtum  der  ägyptischen  Götter  von 
Gortyn,  nördlich  vom  Pythion,  wieder- 
geschenkt (Annuario  I  376  f.).  Nach  der 
Weihinschrift  auf  dem  Architrav  haben 
Flavia  Philyra  und  ihre  Söhne  diesen  otxo? 
von  Grund  auf  erbaut  und  Isis,  Sarapis  und 
deoi?  aovvaoi?  geweiht.  Es  ist  ein  recht- 
eckiger Raum  mit  Ziegelfußboden  und 
einer  Mitteltür  in  der  erhaltenen  Vorder- 
wand. Im  Osten  befindet  sich  ein  Podium 
(4i75  m  lang,  0,55  hoch),  durch  zwei  Mäuer- 
chen  dreifach  geteilt.  Von  den  vier  daneben 
gefundenen  überlebensgroßen  Marmorsta- 
tuen gehört  die  Isis,  mit  Frauenschleier  und 
Halbmond  auf  der  Stirne,  auf  den  nördlichen 
Teil  des  Podiums;  in  der  Mitte  stand  Sarapis 
mit  Kalathos,  zu  seiner  Rechten  Kerberos 
gelagert,  auf  dem  Südteil  eine  Frau  gerin- 
gerer Qualität  — •  die  beiden  anderen  Sta- 
tuen sind  vortrefflich  erhalten  und  von 
schöner  Arbeit.  Zu  dieser  Frauenstatue 
gehört  wohl  ein  davor  stehender  zylindri- 
scher Cippus  (H.  0,72  m),  die  Weihung  einer 
Frau,  zum  Dank  an  Isis  und  Sarapis.  Die 
vierte  hier  liegende  Statue,  ein  guter  kopf- 
loser Hermes  mit  Beutel  in  der  R.  und 
Kerykeion  in  der  L.,  gehört  nicht  auf  das 
Podium:  ein  nahebei  gefundener  Hundskopf 
legt  die  Deutung  auf  Hermanubis  nahe. 

Längs  der  Südwand  des  oTxo?  ist  durch 
eine  Parallelmauer  ein  mit  Stuck  verputzter 
Raum  abgetrennt,  wohl  ein  Bad  (L.  2,80, 
T.  0,80  m),  daneben  ein  tieferliegendes 
rechteckiges  Zimmer  (L.  7  m),  in  dem  ein 
Treppchen  zu  einer  quadratischen  Grube 
(T.  1,55  m)  hinabführt.  Der  Zugang  liegt 
an  der  Südwand,  die  anderen  enthalten  je 
eine  kleine  Nische.  In  der  nördlichen  lagen 
noch  eine  tönerne  weibliche  Mantelstatuette 
und  ein  Marmorköpfchen;  in  die  beiden 
anderen  Nischen  gehören  vielleicht  einige 
kleine  tönerne  Stiere,  die  knieend  mit 
erhobenem  Kopfe  dargestellt  sind.  Die 
ganze     Anlage     dürfte     für    Weihebräuche 


149 


Griechenland. 


150 


bestimmt  sein  und  erhöht  dadurch  die  Be- 
deutung des  Fundes. 

Endlich  ist  auch  ein  kurzer  Bericht  von 
Face  über  die  spärlichen  prähistorischen 
Funde  von  Gortyn  zu  erwähnen:  Annuario  I 
372; 

Über  einige  kleine  Versuchsgrabungen  der 
Italiener  auf  Rhodos  belehrt  ein  kurzer 
Bericht  im  Annuario  I  364  ff.  Sie  ergaben 
acht  spätmykenische  Gräber  von  lalysos, 
mit  Vasen  und  ein  wenig  Schmuck;  in 
Kamiros  ein  mykenisches  Kammergrab, 
zwei  der  bekannten  großen  Reliefpithoi  mit 
hockenden  Skeletten  und  ein  Grab  mit 
interessanter,  bunt  bemalter  hellenistischer 
Hydria;  in  Kymisala  (Siana)  ein  paar  In- 
schriften ')  und  einen  Altarplatz. 

Die  Englische  Schule  hat  die  Arbeit 
in  Kreta  wieder  aufgenommen.  Wie  wir 
ihr  schon  die  Erforschung  der  minoischen 
Heiligtümer  von  Psychrö  (BSA.  VI  94  ff.) 
und  Petsofä  bei  Palaikastro  (BSA.  IX  356  ff.) 
verdanken,  so  jetzt  die  erste  genaue  Kennt- 
nis von  der  Höhle  von  Kamares  auf  dem 
Südabhang  des  Idagebirges.  Aus  dieser 
Höhle  stammen  die  ersten  bunten  mittel - 
minoischen  Gefäße,  die  dieser  ganzen  Gat- 
tung den  Namen  Kamares -Vasen  gegeben 
haben.  Aber  obwohl  jene  durch  Hazzidakis 
geretteten  Vasen  und  Scherben  seit  zwanzig 
Jahren  bekannt  sind  (Myres,  Proceed.  Soc. 
Antiqu.  1895,  351;  Mariani,  Mon  ant. 
Lincei  VI  1896,  185),  ist  die  oftgenannte 
Höhle  kaum  je  besucht,  nie  eigentlich  er- 
forscht worden  (Taramelli,  Amer.  Journ. 
Arch.  1891,  437).  Es  war  auch  keine  leichte 
Aufgabe,  an  diesem  unzugänglichen  und 
unwirtlichen  Ort  hoch  oben  im  Gebirge  die 
Arbeit  zu  organisieren.  Dawkins  hat  nun 
die  Aufgabe  gelöst  und  berichtet  darüber  im 
letzten  Bande  des  British  School  Annual. 
Einsicht  in  die  Druckbogen  verdanke  ich 
seiner  Freundschaft. 

Leider  hat  der  Erfolg  die  großen  An- 
strengungen nicht  belohnt.  Außer  vielen 
Vasen  und  Scherben  hat  die  Höhle  fast 
nichts  geliefert.  Aber  diese  Scherben  er- 
gänzen zum  Teil  die  alten  Funde,  zum  Teil 


')  In  dem  ärmlichen  Grabe,  zu  dem  die  S.  367 
abgebildete  Inschrift  KaXXfcTTO'j  gehört,  lagen  1907 
Scherben  einer  weißgrundigen  hellenistischen  Kalpis 
(jetzt  im  Bonner  Kunstmuseum). 

Archäologischer  Anzei^^er  1914. 


lassen  sie  sich  zu  neuen,  schönen  Gefäßen 
ergänzen.  Die  Höhle  selbst  besteht,  wie  so 
viele  auf  Kreta,  aus  zwei  Hälften.  Ein  breiter 
Eingang  (ca.  33  m  breit,  18 — 20  m  hoch) 
führt  in  die  vordere  geräumige  Halle,  deren 
Boden  in  steiler  Neigung  in  den  Berg  hinab- 
führt. Die  kleine  Plattform  vor  dem  Ein- 
gang ist  offenbar  nie  als  Kultplatz  benutzt 
worden,  wie  die  vor  der  Höhle  von  Psychrö. 
Im  Innern  liegen  eine  Menge  gefallener 
Blöcke,  die  sich  schon  seit  uralter  Zeit  dort 
befanden;  denn  unter  ihnen  ist  nichts  ge- 
funden worden,  alle  Weihegaben  sind  neben 
oder  zwischen  sie  gestellt.  Am  unteren 
Ende  der  ersten  Höhle  führt  ein  ganz  nied- 
riger, breiter  Felsspalt  in  die  zweite,  eine 
lange,  gewölbte,  stark  abwärts  geneigte 
Halle.  Nur  ganz  wenige  alte  Scherben 
lagen  hier,  diese  hintere  Höhle  ist  nicht,  wie 
in  Psychrö,  das  Allerheiligste  gewesen,  son- 
dern wohl  überhaupt  nie  als  Kultraum  ver- 
wendet worden.  Einige  hier  gefundene  Tier- 
knochen stammen  aus  jüngster  Zeit. 

Die  zahlreichsten  Funde  lagen  in  Höh- 
lungen zwischen  großen  Blöcken,  am  hin- 
teren Ende  der  vorderen  Höhle  ').  Die  ganz 
wenigen  neolithischen  und  frühminoischen 
Scherben  lassen  sich  für  den  Kult  nicht 
verwerten,  die  ebenfalls  spärlichen  spät- 
minoischen,  die  nahe  dem  Eingang  der  Höhle 
lagen,  spielen  keine  Rolle  gegenüber  der 
großen  Masse  mittelminoischer  Keramik. 
Diese  ist,  von  ihrem  Anfang  bis  zu  ihrem 
Ende,  durch  ganz  ausgezeichnete  Beispiele 
vertreten.  Aber  die  Formen  sind  viel  weni- 
ger zahlreich  als  sonst  auf  kretischen  Fund- 
stätten. Besonders  Schalen  und  Becher 
sind  selten,  am  häufigsten  das  zweihenkelige 
kugelige  Gefäß  mit  Ausguß,  das  für  die 
ganze  mittelminoische  Keramik  so  bezeich- 
nend ist.  Hier  hat  es  gewiß  als  Vorrats- 
gefäß gedient,  ebenso  wie  die  ungemein 
zahlreich  vertretene  unbemalte,  grobe  Ware 
(Pithoi,  Becken  u.  a.  große  Gefäße).  Reste 
von  Korn  zeigen,  was  man  der  Gottheit  in 
diesem  Bergheiligtum  darbrachte;  auch  an 
Milch,  Wein  und  Öl  kann  man  denken. 

Aus  der  ersten  mittelminoischen  Periode 
bietet  die  Höhle  vortreffliche  Vasen,  beson- 


')  Aus  den  ganz  spärlichen   Resten  von  Mäuer- 
chen  läßt  sich  nichts  entnehmen. 


151 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


152 


ders  der  Barbotine-Technik,  die  ja  über- 
liaupt  in  der  Messarä  sehr  gut  vertreten  ist 
(in  Phaistos,  Hagia  Triada,  Kumasa).  Ein 
prachtvoller  Pithos  mit  roten  Zweigen  auf 
schwarzem,  mit  weißen  Punkten  übersäten 
Grunde  und  die  längst  bekannte,  aber  erst 
jetzt  gut  abgebildete  Vase  mit  rotweißen 
Fischen  (Mon.  ant.  VI  Taf.  X  8),  verdienen 
besondere  Erwähnung.  Noch  viel  wert- 
voller aber  sind  die  Exemplare  der  II.  mittel- 
minoischen  Periode.  Es  überrascht,  in 
diesem  entlegenen  Bergheiligtum  so  viel 
von  dieser  zarten,  feinen  Keramik  zu  finden, 
die  sonst  fast  nur  in  den  reichsten  Palästen, 
Knossos,  Phaistos,  H.  Triada,  erscheint.  Es 
werden  hier  Weihungen  vornehmer  Herren 
sein.  Eines  der  allerschönsten  Gefäße  ist 
mit  weißen  Purpurmuscheln  verziert,  den 
ersten,  die  wir  in  minoischer  Keramik 
kennen.  Die  rauhe  Oberfläche  der  Muscheln 
ist  in  Barbotine  nachgeahmt,  weißrote 
Punktrosetten  füllen  zwischen  ihnen  den 
Grund.  —  Nicht  minder  wichtig  sind  die 
Reste  der  III.  mittelminoischen  Periode. 
Eine  große  Vase  trug  einen  Fries  von  weißen 
Krokusblüten  mit  roten  Staubfäden,  eine 
andere,  leider  arg  zerstörte,  Tintenfische, 
deren  Körper  und  Fangarme  (es  sind  nur 
sechs)  in  Form  und  Polychromie  (rot,  orange, 
weiß)  ganz  streng  stilisiert  sind.  Beide 
Motive,  die  gegen  Ende  der  Periode  und  in 
der  folgenden  so  häufig  werden,  treten  hier 
zum  ersten  Male  auf.  Ganz  einzigartig  ist 
auch  eine  hochfüßige  Schüssel  (fruit-stand), 
deren  Musterung  und  Farben  (hellbrauner 
Firnisgrund  mit  unregelmäßigen  Flecken 
und  Netzwerk  in  Schwarz,  Rot,  Gelb,  Weiß) 
offenbar  ein  Steingefäß  aus  bunter  Breccia 
nachahmen.  Eine  so  reiche  Farbenskala 
war  uns  bisher  auf  minoischer  Keramik  nicht 
bekannt. 

Leider  geben  alle  diese  Gefäße  über  den 
Kult  keinen  näheren  Aufschluß.  Und  wie 
gesagt,  fehlen  sonstige  Funde  so  gut  wie 
ganz  ').  Aber  die  Vasen  beweisen  wenigstens, 
daß  diese  Höhle,  so  weitab  sie  auch  im  Hoch- 


■)  Die  eisernen  Pfeilspitzen,  die  hier  gefunden 
wurden,  könnten  leicht  zu  irrigen  Schlüssen  führen, 
wäre  nicht  mit  ihnen  eine  venezianische  Münze  des 
X\'I.  Jalirh.  aufgetaucht.  Offenbar  ist  die  Höhle, 
wie  die  meisten  kretischen,  oft  als  Zufluchtsstätte 
in  Kriegszeiten  verwendet  worden. 


gebirge  Hegt,  gewiß  nicht  nur  den  umwohnen- 
den Hirten  und  Bauern  als  Kultstätte  diente. 
Sehr  richtig  betont  Dawkins,  daß  der  Kult 
hier  älter  ist  als  in  Psychrö,  so  wie  dieser 
älter  ist  als  der  der  idäischen  Zeusgrotte. 
Doch  kann  ich  nicht  glauben,  daß  hieraus 
eine  Aufeinanderfolge  desselben  Kultes 
abgeleitet  werden  kann,  um  so  weniger,  da 
Beloch  in  einem  viel  zu  wenig  beachteten 
Aufsatz ')  nachgewiesen  hat,  daß  es  eine 
diktäische  Zeusgrotte  dort  überhaupt  nie  ge- 
geben hat.  Kamares  ist  nur  eines,  für  uns  bis- 
her das  älteste  Höhlenheiligtum  auf  Kreta. 

Im  vorigen  Jahre  waren  mir  durch  ein 
höchst  bedauerliches  Versehen  die  Arbeiten 
der  Französischen  Schule  auf  Delos 
entgangen,  die  gerade  besonders  wichtig 
waren.  Außer  dem  kurzen  Vorbericht  von 
Avezou  (Revue  de  l'Art  ancien  et  moderne 
XXXIV  1913,  113  ff.)  stehen  mir  durch  die 
Güte  der  Ausgräber  nun  auch  handschrift- 
liche Notizen  zur  Verfügung,  die  sich  auf 
die  Arbeiten  von  1913  beziehen. 

In  dem  nördlich  vom  Heiligen  See  ge- 
legenen Stadtviertel  ist  die  sog.  alte  oder 
granitene  Palästra  nun  vollständig  freigelegt 
worden.  Vgl.  Avezou -Picard,  M^langes 
Holleaux  (1913),  i  ff.,  und  den  allgemeinen 
Vorbericht,  Comptes  rendus  de  l'Acad.  d. 
Inscr.  1913,  689  ff.  Ursprünglich  besaß 
der  mächtige  Bau  nur  eine  Säulenhalle  im 
Norden.  Später  hat  man  eingreifende  Um- 
bauten vorgenommen,  den  Hof  in  der  Mitte 
aufgehöht,  ein  Peristyl  und  eine  große 
Zisterne  darin  angelegt.  Diese  ist  durch 
Quermauern  in  vier  Abteilungen  gegliedert, 
die  durch  Öffnungen  in  den  Mauern  mitein- 
ander in  Verbindung  standen.  Zahlreiche 
Bauglieder  lagen  in  der  Zisterne. 

Eine  zweigeschossige  Säulenhalle  umgab 
den  Hof  auf  allen  vier  Seiten.  Die  grani- 
tenen Säulenschäfte  trugen  marmorne  Ka- 
pitelle. Hinter  den  Hallen  lagen  auf  drei 
Seiten  des  Hofes  (O.,  S.,  W.)  Zimmer,  an 
der  Nordseite  eine  Pfeilerhalle.  Im  Süden 
grenzt  die  Palästra  an  eine  Straße  von  ärm- 
lichen, späten  Häusern.  Eine  zweite  Straße 
schneidet  diese  im  rechten  Winkel  und  läuft 


•)  Beloch,  Klio  XI  191 1,  433  ff.  Damach  sind 
meine  Ausführungen,  Archiv  f.  Religionswiss.  VII 
zu  berichtigen.  Vgl.  auch  Toutain,  Rev.  de  l'hist. 
d.  religions,  LXIV  nr.  3. 


153 


Griechenland. 


154 


unter  dem  Hippodrom  hin.  Von  der 
Palästra  zieht  sich  im  NO.  die  bekannte 
Mauer  des  Triarius  (erbaut  69  v.  Chr.  durch 
den  Legaten  C.  Valerius  Triarius)  nach  der 
Bucht  von  Skardana. 

Die  Kleinfunde  umfassen  einige  Frag- 
mente von  Marmorstatuetten,  Lampen,  Koh- 
lenbecken und  grobe  Wassertöpfe  aus  Ton. 
Ein  merkwürdiger '  Holzrahmen  mit  zwei 
Zahnrädern  und  einem  Schwimmer  könnte 
zu  einer  Wasseruhr  oder  einem  ähnlichen 
mechanischen  Spielzeug  gehören  (vgl.  Vi- 
truv  IX  9).  Von  den  Inschriften  der  Pa- 
lästra verdienen  Erwähnung  eine  Weihung 
des  Bildhauers  Adamas  von  Athen,  der  auf 
Delos  im  Jahre  iii/io  v.  Chr.  bezeugt  ist, 
und  zahlreiche  Fragmente  einer  Tempel - 
rechnung  von  168  oder  167,  also  aus  den 
letzten  Jahren  der  Unabhängigkeit  von  De- 
los. Indessen  erscheint  die  Palästra  schon 
oft  in  den  Rechnungen  des  IV.  und  III. 
Jahrh.  Im  II.  scheint  man  eine  neue  Pa- 
lästra beim  heiligen  See  bezogen  und  aus 
der  alten  ein  Magazin  gemacht  zu  haben. 
Triarius  verwandte  sie  als  Bastion  seiner 
Mauer  und  als  Kaserne  (Avezou-Picard  I3f.). 

Plassart  hat  in  den  M^langes  Holleaux 
(1913),  201  ff.  eingehend  über  die  jüdische 
Synagoge  berichtet,  die  er  mit  Avezou  öst- 
lich vom  Südende  des  delischen  Stadions 
freigelegt  hat ').  Von  diesem  Bau  erwähnt 
schon  Tournefort  (1700)  eine  korinthische 
Marmorsäule.  Er  erweist  sich  jetzt  als  eine 
geräumige  rechteckige  Anlage,  die  bis  zum 
Strande  reichte  und  auf  dieser  Seite  viel- 
leicht gar  nicht  abgeschlossen  war.  Im 
NO.  lag  der  Hauptsaal  (16,90  x  14,40  m), 
dessen  Boden  ein  Marmormosaik  trug.  Eine 
spätere  Quermauer  mit  drei  breiten  Türen 
hat  diesen  Saal  in  zwei  fast  gleiche  Hälften 
(für  Männer  und  Frauen)  geteilt.  Marmor- 
bänke laufen  an  den  Wänden  entlang;  der 
Prediger  saß  auf  einem  schön  verzierten 
Marmorthron,  der  an  den  des  Dionysos - 
priesters  im  athenischen  Theater  erinnert. 
(Vgl.  Risom,  M61anges  Holleaux  257  ff. 
Taf.  XII,  wo  auch  dieses  herrliche  Werk 
zum  ersten  Male  eingehend  gewürdigt  und 
publiziert  wird).     Im  Osten  des   Baus  lag 

')  Dabei  ist  auch  die  Einrichtung  des  Stadions 
selbst  festgestellt  und  ein  Stadtviertel  zwischen 
diesem  und  der  Küste  aufgedeckt  worden. 


ein  Hof  mit  Säulenhalle  und  Bänken.  Der 
Eingang  befand  sich  im  Süden.  Daß  die 
ganze  Anlage  wirkhch  eine  Synagoge  war, 
legen  die  Weihungen  an  den  9so?  "Ttj^KiTO? 
nahe  (in  einer  erscheint  auch  die  typische 
Bezeichnung  T:poas.Dy-q  =  Bethaus).  Er- 
wiesen wird  es  durch  das  Wenige,  was  wir 
sonst  aus  Inschriften  und  Schriftstellern 
(Maccab.  I  15,  23;  Joseph.  XIV  lO,  8.  14) 
von  der  jüdischen  Gemeinde  auf  Delos  wissen 
(Plassart,  M61.  Holleaux  212  ff.).  Die  Nähe 
des  Meeres  und  eine  Zisterne  in  einem  der 
Säle  stimmen  gut  dazu :  rituelle  Waschungen 
bildeten  ja  einen  wesentlichen  Bestandteil 
des  Kultes.  Da  die  Mauern  Bauglieder  aus 
dem  benachbarten  Gymnasion  enthalten, 
das  durch  die  Admiräle  des  Mithradates  ge- 
plündert wurde  (88  v.  Chr.),  muß  die  Syn- 
agoge jünger  sein,  aber  wohl  nicht  wesent- 
lich. Sie  ist  die  erste  in  Griechenland  ent- 
deckte und  bezeugt  durch  ihre  Größe  die 
Bedeutung  der  jüdischen  Gemeinde  auf 
Delos,  deren  Anfänge  bis  gegen  die  Mitte 
des  II.  Jahrh.  v.  Chr.  hinaufreichen. 

Das  Theater  von  Delos  haben  die  neuesten 
Ausgrabungen  nun  vollständig  freigelegt. 
Bei  der  Ausräumung  der  Cavea  scheinen 
keine  bedeutenden  Funde  gemacht  zu  sein. 
Dagegen  hat  Valiois  aus  den  großen  ge- 
wölbten Zisternen,  die  ausgezeichnet  er- 
halten westlich  vom  Theater  lagen  und  dessen 
Regenwasser  aufnahmen,  wichtige  Bau- 
glieder und  Skulpturen  hervorgeholt,  welche 
eine  fast  vollständige  Rekonstruktion  der 
Bühnenbauten  und  der  anstoßenden  Halle 
erlauben. 

Südlich  vom  Theater  hat  man  am  Hügel- 
abhang ein  ganzes  neues  Stadtviertel  auf- 
gedeckt; es  umfaßt  steil  ansteigende  Straßen 
mit  Häusern,  die  zum  Teil  auf  verschie- 
denem Felsniveau  liegen  (eines  hatte  eine 
große  Zisterne  im  Mittelhof),  und  zwei 
kleine  Heiligtümer  mit  ihrem  Peribolos. 
Hier  kamen  interessante  Inschriften  zutage, 
die  Valiois  erlauben,  die  Herren  der  Tempel, 
Dionysos,  Hermes  und  Pan,  zu  identifizieren. 

Nordöstlich  vom  Theater  liegen  die  Kanäle 
und  Staubecken,  aus  denen  das  Wasser  des 
Inopos  in  die  Umgegend  verteilt  wurde. 
Auf  der  Terrasse  westHch  über  dem  Inopos 
setzte  Hatzfeld  die  Untersuchung  des  Heilig- 
tums der  samothrakischen  Kabiren  fort.    Er 

7* 


155 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


156 


fand  mit  den  Architekten  Replat  und  Risom 
sämtliche  Bauglieder  eines  ionischen  Tempel- 
chens in  antis,  das  nach  der  Weihinschrift 
loi  V.  Chr.  errichtet  wurde  und  innen  Relief- 
medaillons der  Feldherrn  des  Mithradates 
zeigte  (dessen  Statue  stand  vielleicht  in 
der  Cella;  eines  dieser  Reliefs  hatte  S.  Rei- 
nach 1882  gefunden  und  dem  Kabirentempel 
zugeschrieben). 

Auf  dem  andern  Ufer  des  Inopos  Hegen 
über  einem  Gewirr  von  Häusern  und  Läden 
die  von  P.  Roussel  1909 — 191 2  ausge- 
grabenen Heiligtümer  der  orientalischen 
Götter  (A.  Anz.  1910,  167  f.),  die  zahlreiche 
wichtige  Inschriften  ergeben  haben.  Hier 
lag  auch  das  der  Atargatis  gegen  Ende  des 
n.  Jahrh.  geweihte  kleine  Theater.  Im 
S.  folgt  das  Temenos  der  ägyptischen  Götter. 
Die  Fassade  des  kleinen  dorischen  Isis- 
tempels haben  Replat  und  Roussel  wieder 
aufgebaut.  Auf  der  langen  Terrasse  im  S. 
des  Temenos  erhob  sich  auf  riesiger  poly- 
gonaler Stützmauer  ein  Marmortempel  in 
antis,  der  als  Sarapeion  galt,  bis  Dugas  ihn 
191 1  als  Heraion  erwies,  durch  ein  unter  dem 
Cellapflaster  entdecktes  Votivdepot  archai- 
scher Statuetten  und  Vasen.  Der  Marmor- 
bau, aus  dem  II.  Jahrh.,  steht  über  einem 
älteren  Heraion.  Dieses  Heiligtum  war  un- 
abhängig vom  ägyptischen  Temenos  und 
hatte  eigene  Eingänge  im  S.  und  0. 

Dagegen  haben  Paris  und  P.  Roussel  nun 
auch  das  wirkliche,  ältere  Sarapeion,  nord- 
westlich unterhalb  jenes  Temenos,  freige- 
legt. Es  ist  das  erste  auf  Delos  errichtete 
ägyptische  Heiligtum,  noch  zur  Zeit  der  Un- 
abhängigkeit erbaut.  Die  kleine  Anlage 
erinnert  an  den  Isistempel  in  Pompeji:  ein 
gepflasterter  Hof  mit  kleiner  Kapelle,  ein 
Zimmer  mit  mehreren  Nischen,  ein  Saal  mit 
Bänken,  auf  denen  die  Namen  der  Mysten 
stehen.  Unter  der  Kapelle  liegt  eine  kleine 
Krypta,  zu  der  man  von  der  Seite  über  einige 
Stufen  hinabstieg.  Ein  Brunnen  führte  von 
hier  zum  Inopos  hinab.  In  der  Nähe  der 
Kapelle  lagen  Fragmente  einer  Anubis- 
Statuette,  Weihungen  an  die  ägyptischen 
Götter,  ein  steinerner  Opferstock  (&7jaaup6?) 
und  vor  allem  eine  Säule  mit  der  Gründungs- 
urkunde des  ganzen  Kults:  Der  damit  be- 
auftragte Priester,  Enkel  eines  aus  Ägypten 
zugereisten,    erzählt,    wie    ihm   Sarapis    im 


Traum  die  Stelle  wies,  dann  den  Ankauf 
des  Grundstücks,  wie  der  Gott  selbst  lokale 
Eifersucht  besiegt,  wie  der  Kult  in  allen 
Einzelheiten  begründet  wird.  Es  folgt  ein 
langes  Gedicht  zu  Ehren  des  Sarapis.  Diese 
Urkunde  des  III.  Jahrh.  zeigt  klar  die  be- 
scheidenen Anfänge  der  ägyptischen  Kulte 
und  die  Feindschaft  der  delischen  Priester- 
schaft gegen  sie.  Im  IL  Jahrh.  hatten  sie 
schon  ein  großes  Temenos  mit  mehreren 
Bauten.  Aber  noch  166  v.  Chr.  regelt  ein 
Senatsbeschluß  (191 1  gefunden)  einen  Streit 
zwischen  den  Deliern  und  der  Verwaltung 
dieses  Heiligtums. 

Westlich  unterhalb  des  alten  Sarapeion 
entdeckte  P.  Roussel  1912  den  Aphrodite- 
tempel, einen  kleinen  Marmorbau  mit  Pro- 
naos  und  Cella.  Davor  steht  ein  Altar.  In- 
schriften auf  den  beiden  Türpfosten  beweisen 
die  Identität  dieses  um  300  v.  Chr.  errich- 
teten Baus  mit  dem  Aphrodision  der  deli- 
schen Rechnungsurkunden. 

In  der  Nähe  des  Sarapeion  hat  Paris  191 3 
2wei  hellenistische  Häuser  freigelegt,  die 
interessante  Fresken  auf  blauem  Grunde 
und  ein  schönes  Mosaik  mit  Tauben  ent- 
hielten. 

Im  NO.  von  Delos,  auf  einem  felsigen 
Plateau  oberhalb  der  Bucht  von  Gurna, 
lagen  das  Stadion  und  das  Gymnasion. 
Hier  hatte  schon  1886  Foug^res  gegraben, 
1911/12  nahmen  Plassart  und  Avezou  die 
Arbeit  wieder  auf.  Dabei  wurden  mehrere 
Weihgeschenke  wiedergefunden,  die  in  der 
Inventarinschrift  aus  dem  Archontat  des 
Kallistratos  (157/6)  verzeichnet  sind.  Die 
erste  Anlage  des  Gymnasions  war  ein  sehr 
einfacher  Bau,  aus  der  ersten  Hälfte  des 
III.  Jahrh.,  ein  offener  Hof  mit  Zimmern 
im  Norden  und  Westen.  Im  IL  Jahrh. 
wurden  neue  Zimmer  im  Süden  angebaut  und 
eine  Halle  um  den  Hof  gelegt.  Noch  zu 
Anfang  des  I.  Jahrh.  arbeitete  man,  nach 
einer  Inschrift,  an  den  Sälen.  Der  Hof 
mißt  44  m  ( =  I  attisches  Stadion)  im  Ge- 
viert. Seine  Hallen  zeigen  48  Marmor- 
säulen; deren  Schäfte  sind  blau,  Stylobat, 
Basen,  Kapitelle  weiß.  Im  Norden  des 
Hofes  stehen  einige  Basen  und  eine  Exedra, 
in  den  Hallen  Marmorbänke  mit  Graffiti. 
Aus  diesen  führen  ionische  Säulenstellungen 
oder    Türen    mit    Wölbungen    aus    blauem 


157 


Griechenland. 


158 


Marmor  in  die  Säle:  in  der  Mitte  der  Nord- 
seite lag  das  Ephebeum  mit  Marmorbänken, 
westlich  davon  zwei  Badezimmer.  Im 
Mittelsaal  der  Westseite  stand  einst  eine 
Statue  in  einer  noch  erhaltenen  großen 
Marmornische.  Die  Funde  waren  reich- 
lich: Weihungen,  Statuenbasen,  Hermen, 
vor  allem  aber  eine  Liste  der  Gymnasiarchen, 
die  lückenlos,  Jahr  um  Jahr,  von  der  zweiten 
athenischen  Besetzung  (166)  bis  II 2/1  v. 
Chr.  reicht:  also  eine  chronologische  Ur- 
kunde allerersten  Ranges. 

Im  Westen  grenzen  Häuser  ans  Gymnasion, 
wohl  Läden  und  Athletenwohnungen,  an  der 
NO. -Ecke  liegt  das  von  Norden  nach  Süden 
orientierte  Stadion,  im  Osten  von  einer 
mächtigen  granitenen  Böschungsmauer  ge- 
stützt; in  der  Mitte  eine  Tribüne  für  die 
Spitzen  der  Behörden.  Auf  der  Westseite 
sind  die  granitenen  Sitzstufen  erhalten,  da- 
hinter erhob  sich  einst  eine  mächtige  ge- 
schlossene Galerie  (Juffxo?).  Im  Süden 
derselben  trägt  ein  Tor  auf  seinem  Tür- 
sturz die  Weihung  des  Ptolemaios  Soter  II. 
(lli/io  V.  Chr.).  Dem  entspricht  auch  die 
Schrankendistanz  von  185  m  =  alcxan- 
drinisch -römisches  Stadion. 

Unterhalb  des  Stadions  dehnt  sich  bis 
zum  Meere  ein  nicht  besonders  altes  Stadt- 
viertel, das  offenbar  um  das  Gymnasion 
herum  entstand.  Am  Meer  noch  Reste 
eines  Kais.  In  seinem  jetzigen  Zustand 
ist  dieses  Viertel  ein  Wiederaufbau  aus  der 
zweiten  Hälfte  des  I.  Jahrh.  v.  Chr.,  nach 
den  Verwüstungen  durch  Mithradatcs  und 
die  Seeräuber.  Die  Hauptstraße  führt 
längs  des  Stadions  entlang,  Querstraßen 
führen  zum  Meere  hinab.  An  der  Fassade 
eines  Hauses  (Avezou,  a.  a.  O.  126/7,  Fig.  7, 
8)  steht  ein  hübscher  Altar,  auf  dessen  Stuck, 
wie  auch  an  der  Hauswand,  wohlerhaltene 
Fresken  erscheinen.  Da  sehen  wir  einen 
großen  Herakles,  ein  Faustkämpferpaar, 
Spielpreise  (Amphora,  Schinken,  Hahn). 
Und  eine  Inschrift  kündet  sehr  ergötzlich: 
sl?  zh  XoiTOV  TOTTOv  oüx  £ij(0[iev.  Auf 
dem  Altar  ließen  sich  acht  Putzschichten 
feststellen:  die  allein  konservierte  siebente 
trägt  auf  den  Seiten  Ringerpaare,  vorne  eine 
Opferszene  an  die  Laren:  auf  einen  genau 
gleichen  Altar  schreiten  zu,  rechts  der  Haus- 
vater und  zwei  andere,    links    der  Flöten- 


spieler und  ein  Sklave  mit  einem  Schwein. 
Über  dem  Altar  eine  kleine  Wandnische. 
Eine  Publikation  dieser  Fresken  durch 
Plassart  steht  bevor.  Vgl.  C.  R.  de  l'Acad. 
d.  Inscr.  1913,  697. 

An  Einzelfunden  sind  zu  verzeichnen: 
Vom  Inopos- Bassin  zwei  thronende  archai- 
sche Marmorstatuetten,  im  Stil  der  jün- 
geren Branchiden;  aus  der  Theaterzisterne 
Fragmente  von  Satyrn,  die,  mit  Weinlaub 
um  die  Hüften,  den  Architrav  eines  kleinen 
Monuments,  vielleicht  eines  benachbarten 
Altars,  trugen.  Aus  dem  Stadionviertel 
stammt  eine  feine,  lebendig  modellierte 
kleine  Marmorherme  eines  jugendlichen 
Satyrs,  vor  allem  aber  ein  prachtvoller, 
wenig  überlebensgroßer  Bronzekopf  (H. 
0,33  m;  Avezou,  a.  a.  O.  131,  Fig.  10),  ein 
wunderbar  erhaltenes,  ausgezeichnetes  Por- 
trät, wohl  aus  dem  I.  Jahrh.  v.  Chr.,  aber 
die  Tradition  des  IV.  Jahrh.  noch  wahrend: 
ein  Römer  nach  den  Formen,  der  starken 
Adlernase  und  dem  rasierten  Kinn,  aber 
wohl  noch  voraugusteisch.  Ganz  vorzüg- 
lich fein  ist  das  wirre  Haar  behandelt.  Der 
Mund  ist  leicht  geöffnet,  die  Augen  polychrom 
(Augapfel  aus  Email,  Iris  aus  schwarzem 
Marmor,  Pupille  fehlt,  Bronzewimpern). 
Über  einem  vorzüglichen  Tonmodell  ist  der 
sehr  dünne  Guß  (am  Halse  sogar  kaum 
6  mm)  virtuos  ausgeführt,  dann  sind  Einzel- 
heiten fein  nachgraviert.  Picard  soll  dieses 
wundervolle  Werk  in  den  Monuments  Piot; 
veröffentlichen. 

Das  wichtigste  Resultat  der  französischen 
Arbeiten  auf  Dclos  scheint  mir  indessen  der 
Kynthos  zu  bieten.  Plassart  hat  einen 
Teil  der  beiden  Stufenwege  freigelegt,  die 
von  verschiedenen  Seiten  (O.  und  NW.) 
den  heiligen  Berg  hinanführen  bis  zu  seinem 
doppelten  Gipfel,  den  die  Heiligtümer  des 
Zeus  und  der  Athcna  krönen.  Wo  von  dem 
nordwestlichen  Wege  ein  Seitenpfad  zur 
Grotte,  auf  halber  Höhe  des  Berges,  ab- 
zweigt, ist  ein  bisher  unbekanntes  Heilig- 
tum freigelegt  worden :  über  einer  Terrassen- 
mauer liegt  ein  rechteckiger  Hof,  östlich 
davon,  und  ein  wenig  höher,  ein  kleiner 
Tempel  in  antis,  im  Norden  und  Süden  je 
eine  Terrasse.  Zu  beiden  Seiten  des  Tem- 
pels öffnen  sich  Zimmer  auf  den  Haupthof, 
aus  dem  ein  Gang  in  einen  kleinen  Hinterhof 


159 


Archäologische  Funde  im  Jahre   1913. 


160 


führt.  Die  ganze,  aus  Granitblöcken  auf- 
geführte Anlage  scheint  nicht  vereinzelt  zu 
sein.  Die  Ausgrabungen  haben  eine  Reihe 
kleiner  Felsnischen  ergeben,  die  ein  im 
Altertum  bisher  einziges  Beispiel  für  einen 
Kapellenweg  auf  den  heiligen  Berg  bieten. 

Auch  im  Peloponnes  haben  die  Franzosen 
eine  vielseitige,  erfolgreiche  Tätigkeit  ent- 
wickelt: Vallois  und  der  dänische  Architekt 
Clemmensen  haben  den  Tempel  von  Nemea 
im  Groben  freigelegt,  da  seine  ÄhnHchkeit 
mit  dem  von  Tegea  eine  genaue  Aufnahme 
nötig  machte,  als  Parallele  zu  den  Arbeiten 
von  Dugas  und  Berchmans  am  tegeatischen 
Athenatempel  (A.  Anz.  191 1,  142).  Wich- 
tiger ist  eine  andere,  selbständigere  Unter- 
nehmung: die  erste  Erforschung  des  arka- 
dischen Orchomenos  durch  Blum  und 
Plassart »).  Pausanias  (VIII  13)  sah  hier 
eine  befestigte,  aber  verlassene  Akropolis 
und  eine  zu  seiner  Zeit  blühende  Unterstadt. 
In  der  letzteren  haben  Versuchsgräben  beim 
Brunnen  Kalpaki  eine  kleine  römische  Ther- 
menanlage, aus  Ziegelwerk  mit  Hypo- 
kausten,  freigelegt,  ringsum  Brunnen  von 
Privathäusern.  Ein  wenig  westlich  liegt 
ein  arg  zerstörter  Bau,  in  dem  schon  vor 
einigen  Jahren  die  Basis  einer  von  den 
Orchomeniern  geweihten  Statue  des  Sep- 
timius  Severus  zutage  kam.  Als  Triglyphe 
dieses  Baues  ist  auch  ein  archaisches,  recht 
rohes  ReHef  verwandt  worden:  zwei  um- 
schlungene, nackte  Männer,  etwa  in  der 
Stellung  des  Dermys  und  Kitylos  auf  der 
böotischen  Stele  in  Athen.  Einer  hält 
einen  Kantharos,  der  andere  einen  Schlauch : 
es  sind  wohl  zwei  dionysische  Lokalheroen, 
wie  sie  noch  auf  Münzen  von  Orchomenos 
unter  Septimius  Severus  erscheinen  (Head, 
Hist.  numorum  *  451). 

In  derselben  Gegend  ist  auf  einer  Terrasse 
ein  rechteckiger  Bau  gefunden  worden,  der 
einen  Säulenumgang  besessen  zu  haben 
scheint  (30  x  15  m).  Er  ist  ganz  zerstört. 
Dicht  dabei  lagen  eine  Menge  geometrischer 
und  korinthischer  Scherben  (darunter  auch 
ein  Aryballos  in  Form  eines  Affen,  S.  81 
Fig.  9),  archaische  Terrakotten  u.  ä. 


■)  September  1913.  Bull.  Corr.  Hell.  XXXVIIl 
1914,  71  ff.  Mir  liegen  dank  der  Güte  der  Ver- 
lasser Druckbogen  vor. 


Viel  wichtiger  ist  die  Entdeckung  eines 
großen  dorischen  Marmortempels  aus  dem 
Ende  des  VI.  Jahrh.,  bei  der  modernen  Dorf  - 
kirche. Nur  der  Unterbau  und  einzelne 
BaugHeder,  vor  allem  schöne  Kapitelle, 
sind  erhalten,  merkwürdigerweise  in  zwei 
verschiedenen  Typen,  wie  auch  der  untere 
Säulendurchmesser  bald  0,75,  bald  0,85  m 
beträgt.  Der  Bau  war  ein  Hekatompedos 
(31,22  X  13,33  m),  nach  Osten  geöffnet,  mit 
sechs  zu  dreizehn  Säulen.  Ein  Opisthodom 
fehlt,  in  der  Cella  steht  der  Unterbau  des 
großen  Kultbildes.  Welche  Gottheit  es 
darstellte,  wissen  wir  noch  nicht.  Man 
kann  zwischen  Poseidon  und  Aphrodite 
schwanken,  deren  Heiligtümer  Pausanias 
hier  sah.  Die  architektonischen  Terrakotten 
umfassen  ein  schönes  gezacktes  Mittel- 
akroter  und  eine  Sima  mit  Palmetten  und 
Lotosblüten.  Von  den  Ziegeln  des  Daches 
sind  viele  jünger,  wie  die  Stempel  (AA  und 
[...o]TPATOr,  Formen  des  IV./IIL 
Jahrh.)  beweisen. 

Am  Südabhang  der  Akropolis  haben  die 
französischen  Forscher  auf  halber  Höhe  die 
Agora  entdeckt:  sie  wird  im  Norden  von 
einer  Säulenhalle  etwa  des  IV.  Jahrh.  be- 
grenzt, die  70  X  11,40  m  maß,  außen  dori- 
scher, innen  ionischer  Ordnung.  Auf  einer 
benachbarten,  etwas  tieferen  Terrasse,  lag 
in  rechtem  Winkel  zu  jener  Halle  ein  großer 
rechteckiger  Bau  (41  x  8,2  m),  mit  weiter 
Tür  am  Ende  der  südlichen  Langseite  und 
zwölf  Innensäulen.  Diese  sind  rauh  gepickt, 
zur  Aufnahme  von  Kannelüren  aus  Stuck. 
Dachziegel  und  zahlreiche  kleine  doppel- 
seitige Antefixe  mit  Palmetten  gehören  zu 
diesem  Bau,  der  vielleicht  das  Buleuterion 
war:  denn  in  ihm  sind  elf  dünne  Bronze- 
platten mit  Proxeniedekreten  gefunden  wor- 
den. Sie  fallen  noch  vor  die  Mitte  des 
III.  Jahrh.  v.  Chr.  und  gelten  meist  Pelo- 
ponnesiern;  aber  auf  einer  erscheinen  mehrere 
athenische  Gesandte,  darunter  Glaukon, 
Bruder  des  Chremonides  (Kirchner  bei 
Pauly-Wissowa,  RE.  III  2446.  VII  1402). 
—  Eine  dritte,  halbmondförmige  Terrasse 
mit  mächtiger  polygonaler  Stützmauer  (ab- 
geb.  bei  Hiller  v.  Gaertringen  und  Latter- 
mann,  Arkad.  Forsch.  Taf.  VII  4),  trägt 
das  Heiligtum  der  Artemis  Mesopolitis: 
ihren  Altar  (17  x  3,54  m)  und  ihren  Tempel 


i6i 


Griechenland. 


162 


(19,80  X  6,45  rn)>  ^'ne  Cella  mit  tiefer  vier- 
säuliger  Vorhalle,  der  Unterbau  aus  kleinen 
polygonalen  Steinen,  mit  dickem  Stuck- 
verputz, der  Quaderwerk  mit  Bossen  nach- 
ahmt, der  Oberbau  einst  aus  Lehmziegeln. 
Eine  erhaltene  tönerne  Halbvolute  ionischen 
Stils  dürfte  eine  Türkonsole  sein.  Sonst  ist 
von  der  Terrakottaverkleidung  nichts  übrig, 
von  den  Weihegaben  einige  Basen,  Cippen 
und  Stelen  im  Pronaos,  Fragmente  einer 
großen  Tonstatuette  der  Göttin,  gute  Arbeit 
des  IV./III.  Jahrh.,  eine  noch  archaische 
weibliche  Spiegelspitze,  eine  Bronzeplatte 
mit  Inschrift  und  eine  Menge  Scherben  grober 
Gefäße,  kleiner  Bronzen  und  Münzen,  aus 
einer  unmittelbar  vor  dem  Tempel  gelegenen 
großen  Opfergrube.  Der  Altar  ist  nicht 
dem  Tempel  gleich  orientiert:  hier,  wie  in 
so  vielen  griechischen  Heiligtümern,  ist  er 
offenbar  älter  als  dieser.  Den  Namen  der 
Göttin  bezeugt  uns  eine  Inschrift  aus  der 
Cella  selbst.  Hier  lag  auch  die  obere  Hälfte 
des  Cippus  mit  der  Synoikismos-Urkunde 
von  Euaimon  und  Orchomenos  (v.  Premer- 
stein,  Ath.  Mitt.  XXXIV  1909,  237),  ferner 
eine  lange  Dialektinschrift,  welche  in  21  Ar- 
tikeln die  Grenzregulierung  zwischen  Orcho- 
menos und  Methydrion  (369  v.  Chr.)  ent- 
hält. 

Neben  diesem  Heiligtum  liegt  ein  recht- 
eckiger Bau  mit  sorgfältigem  polygonalem 
Mauerwerk,  daneben  wiederum  das  Theater, 
welches  eine  natürliche  Einsenkung  des 
westlichen  Akropolisabhangs  benutzt.  Der 
Unterbau  der  Skene  stößt  an  die  Stadt- 
mauer. Plassart  und  Blum  haben  die 
Parodoi,  das  Proskenion  mit  dem  Stylo- 
baten der  (hölzernen)  Pfeiler,  die  Orchestra 
und  die  Proedrie  mit  ihren  Marmorbänken 
freigelegt ').  Vor  der  Proedrie  stehen  noch 
einzelne  Marmorsessel.  —  Diese  erste  Kam- 
pagne berechtigt  demnach  zu  den  besten 
Hoffnungen  für  die  Zukunft. 

Courbys  Güte  verdanke  ich,  wie  im  Vor- 
jahre, eingehende  Angaben  über  seine  Ar- 
beiten in  Delphi,  die  sich  auf  den  Tempel 
und  seine  Umgebung  bezogen  (vgl.  A.  Anz. 


')  Die  Weihinschrift  b  oeiva]  'E-iyevso)?  Aiou- 
viaiüi  steht  auf  der  Lehne  an  zwei  Stellen  einge- 
graben. Im  Theater  wie  überall  auf  der  Akropolis 
fehlt  alles  Römische:  so  bestätigt  sich  Pausanias' 
Angabe,  die  Oberstadt  sei  verlassen. 


1913,  loi).  Zunächst  erlaubt  nun  die  Kennt- 
nis der  Maße  des  alten  (Alkmäoniden-)Tem- 
pels  eine  genauere  Rekonstruktion  der  öst- 
lichen (marmornen)  Giebelgruppe'):  in  der 
Mitte  stand,  von  vorne  gesehen,  ein  Vier- 
gespann, auf  dem  Apollon,  vielleicht  auch 
Artemis  und  Leto,  standen.  Beiderseits 
folgten  ein  Knappe,  ein  Mann,  zwei  Frauen 
und  in  den  Ecken  die  beiden  Löwen,  die 
einen  Stier  und  einen  Hirsch  zerfleischen. 
Eine  Nike  auf  dem  First,  Sphingen  an  den 
Ecken  bildeten  die  Akroterien. 

Für  den  Tempel  des  IV.  Jahrh.  beweisen 
neue  Forschungen,  daß  das  Adyton  wirk- 
lich eine  Aedicula  war.  Sie  stand  an  der 
Südwand  der  Cella,  nahe  ihrem  westlichen 
Ende,  in  der  ionischen  Säulenreihe.  Unter 
ihr  hat  Courby  einen  Omphalos  aus  Porös 
entdeckt,  der  oben  eine  Eisenstange  und  eine 
höchst  archaische  Aufschrift  trug.  Von 
letzterer  sind  leider  nur  die  Buchstaben 
EPA  erhalten,  vielleicht  steckt  darin  der 
Name  Vä.  Dies  scheint  der  wirkliche  Om- 
phalos zu  sein,  dessen  Marmorkopie  neben 
dem  großen  Altar  vor  dem  Tempel  stand: 
dann  wäre  uns  eines  der  heiligsten  Male 
griechischen   Kultes  wiedergeschenkt. 

Der  große  Altar  hatte  die  typische  Form: 
längliche  Eschara  mit  schmalen,  umbiegen- 
den Enden,  die  eine  T:p6&u<Jis  mit  3 — 4 
Stufen  einrahmen.  Er  stand  auf  der  Ter- 
rasse, welche  im  Osten  und  Süden  den 
Tempel  begrenzte.  —  Die  große  polygonale 
Stützmauer  südlich  davon,  das  Meisterwerk 
polygonaler  Fugung,  wäre  nach  Courby  nur 
ein  Unterbau,  über  den  sich  einst  eine 
Quadermauer  aus  Porosblöcken  erhoben 
hätte,  und  zwar  aus  Blöcken,  die  größten- 
teils vom  Schatzhaus  von  Korinth  stammen 
sollen.  Einige  tragen  Freilassungsurkunden 
des  II./I.  V.  Chr.,  die  zum  Teil  auf  die  Frei- 
lassungen der  Polygonalmauer  folgen.  Dann 
könnte  das  von  Pausanias  und  Plutarch  er- 
wähnte Korintherschatzhaus  nicht  die  alte 
Weihung  des  Kypselos  sein,  deren  Funda- 
mente Bourguet  entdeckt  hat  (Bull.  corr. 
hell.  XXXVI  1912,  641),  sondern  ein  spä- 
terer Neubau.  Auch  die  Brunnenanlagc 
südlich  vom  Tempel  —  Plutarchs   dcvairvoTj 


587. 


■)  S.  HomoUe,  Bull,  corr.  hell.  1901,  455.   1902, 


i63 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


164 


Toü  votfiato?,  de  Pyth.  orac  17  —  ist  fast 
ganz  aus  Blöcken  jenes  Baues  errichtet. 
Eine  monumentale  Tür,  deren  Architrav 
Courby  wiedergefunden  hat,  führte  nach 
seiner  Annahme  vom  heiligen  Weg  auf  die 
Terrasse  der  Polygonalmauer.  —  Nördlich 
vom  Tempel  zieht  sich  die  mächtige  Stütz- 
mauer des  ?<JxeY*ov  hin,  die  im  IV.  Jahrh. 
entstand,  nach  dem  Erdbeben,  das  den  alten 
Tempel  vernichtete,  und  zum  Teil  dessen 
Blöcke  benutzt.  In  der  Kaiserzeit  ist  sie 
dann  ziemlich  roh  ausgebessert  worden,  in- 
dem man  auch  neuerdings  hier  abgestürzte 
Felsblöcke  einfach  glatt  abarbeitete  und  in 
die  Mauer  einbezog.  Schon  lange  vorher 
war  die  Westseite  des  isyi-^aov  abgebrochen 
worden,  um  der  Halle  des  Krateros  mit  der 
lysippischen  Gruppe  der  Alexanderjagd 
Platz  zu  machen.  Später  wurde  in  dieser 
ihrer  Kunstschätze  längst  beraubten  Halle 
ein  römisches  Bad  angelegt  (vgl.  Pomtow, 
Berl.  phil.  Woch.  1912,  lOio). 

Im  Jahre  1911  hatte  die  Französische 
Schule  auf  Thasos  umfassende  Aus- 
grabungen begonnen,  über  die  Picard  und 
A.  J.  Reinach  berichtet  haben  (Comptes 
rendus  de  l'Acad.  1912,  193  ff.;  vgl.  auch 
BCH.  XXXVI  1912,  275  ff.;  Rev.  archeol. 

1912,  II,  390  ff.;  Mon.  Piot  XX  1913,  53  ff. 
sowie  Arch.  Anz.  1912,257).  Über  die  zweite 
Kampagne,  die  ich  leider  im  vorigen  Jahre 
übersehen  hatte,  berichten  Picard  undAve- 
zou  (Comptes  rendus  1913,  360  ff.):  ihrer 
Güte  verdanke  ich  auch  nähere  Angaben 
über  die  Arbeiten,  die  von  Mai  bis  August 

1913,  auch  noch  mitten  im  griechisch-jDul- 
garischen  Kriege,  während  der  Kämpfe  um 
das  nahe  Kavalla,  erfolgreich  fortgeführt 
wurden. 

Für  die  archaisch  ionische  Kunst  sind 
zwei  Funde  von  kapitaler  Bedeutung.  Zu- 
nächst das  schon  191 1  entdeckte,  1912  ganz 
freigelegte  Stadttor  mit  dem  großen  Silens- 
relief  (CR  1913,  361).  Als  käme  er  von  der 
Reise  in  die  Stadt  zurück,  schreitet  der 
prächtige  Riesensilen  einher,  in  hohen  Stie- 
feln, einer  ganz  singulären  Fußbekleidung. 
Die  erhobene  Rechte  trägt  den  Kan- 
tharos,  der  lange,  spitze  Bart  reicht  bis  zum 
Unterarm  hinab.  Die  Linke  ist  vorgestreckt, 
über  einem  kleinen,  aus  dem  Reliefgrund 
vorragenden   Naiskos,   in   den  wohl   Opfer - 


gaben  gelegt  werden  sollten.  Der.  Kopf  ist 
leider  so  arg  zerstört,  daß  sich  über  das  Ge- 
sicht nichts  weiter  sagen  läßt.  Aber  den- 
noch tritt  dieses  Relief  nicht  nur  durch  seine 
Größe  in  die  erste  Reihe  archaischer  Silens- 
darstellungen.  Und  mit  der  ganz  aus  Mar- 
morblöcken erbauten  Mauer,  ihren  relief- 
geschmückten Marmortoren,  kann  sich  keine 
andere  griechische  Stadtmauer  messen.  Die 
Quadern  zeigen  außen  eine  grobe  Rustika- 
Bossierung,  wohl  das  älteste  Beispiel  dieser 
Zurichtung.  Die  letzte  Kampagne  hat  zur 
Entdeckung  eines  weiteren,  wie  das  Silens- 
tor  schräg  durch  die  Mauer  gelegten  Tores 
geführt.  Es  fanden  sich  bei  diesem  wie  bei 
den  Toren  des  Zeus  und  Herakles  (CR.  1912, 
196  ff.)  große  Marmortreppen;  ferner  mehrere 
neue  Tore  und  Türme,  ein  merkwürdiger 
Eingangshof  mit  halbrunder  Bastion  und 
auch  einige  neue  Inschriften  und  Skulp- 
turen, vor  allem  eine  Grabgruppe  (Löwe  und 
Stier). 

Fast  noch  wichtiger  ist  eine  zweite  Ent- 
deckung: die  kaum  untersuchte  Ruine, 
aus  der  Miller  1863  das  berühmte  Nymphen- 
relief und  die  Theoren-Inschriften  in  den 
Louvre  gebracht  hatte  '),  ist  seit  Fredrich 
(IG.  XII  8,  p.  89)  irrig  als  Theorion  be- 
zeichnet worden.  Die  neuen  Ausgrabungen 
haben  dagegen  erwiesen,  daß  es  sich  um  das 
Prytaneion  handelt.  Das  Nymphenrelief 
war  an  der  Wand  des  monumentalen  Ein- 
gangs (11,20  m  lang,  4,55  breit)  angebracht, 
wo  seine  Stelle,  an  der  Südwand,  sich  klar 
feststellen  läßt.  Eine  besondere  Stufe  davor 
bildet  gewissermaßen  die  irpoOua'.?,  wie  an 
einem  Altar.  Ihm  gegenüber  saßen,  jeder- 
seits  einer  Nische,  die  beiden  kleineren  Re- 
liefs des  Louvre,  während  die  TheorenHsten 
auf  Wandquadern  dieses  Eingangs  standen, 
der  selbst  eine  Kultstätte  gewesen  sein  mag. 
Das  Pflaster  davor,  mit  seiner  marmornen 
Wasserleitung,  bildet  eine  Art  heiliger 
Straße.  In  dem  Eingang  sind  ionische 
archaische  Scherben  und  Terrakotten  ge- 
funden worden,  Stücke  eines  bemalten 
tönernen  Frieses  mit  lebensgroßen  Wachteln 
(vgl.  ionische  und  etruskisch -ionische  Dar- 
stellungen, sowie  die  Giebelfragmente,  Olym- 
pia III  23,  Taf.  IV  5 — 7);  endlich  ein  kleiner 


■)   Dazu  Studniczka,  Ost.  Jahresh.  IV  1903,  159. 


i65 


Griechenland. 


i66 


altertümlicher  Torso  der  Artemis  als  Jägerin. 
Diese  Funde  stimmen  gut  zu  den  bronze- 
nen Schwalbenschwanzklammern  mit  Dorn 
(sfxßoXov),  die  den  Bau  ans  Ende  des 
VI.  Jahrh.  weisen  (Picard,  Rev.  archeol. 
1912,  II,  390  ff.).  —  Das  erste  Prytaneion 
selbst  ist  ein  Bau  von  100  Fuß  im  Geviert, 
zu  Anfang  des  V.  Jahrh.  erbaut,  wohl  etwa 
ein  Jahrhundert  später  umgebaut.  Das 
Gebälk  bestand  aus  Holz  mit  bunter  Terra- 
kottaverkleidung: darunter  erscheinen  Gor- 
goneia,  genau  gleich  dem  von  Fredrich  (Ath. 
Mitt.  XXXIII,  1908  Taf.  10)  pubhziertcn 
(es  stammt  wohl  von  hier),  sowie  ein  Fries 
von  Reitern,  die  mit  Lanzen  auf  Hasen 
Jagd  machen:  eine  sonderbare  Kontamina- 
tion älterer  Motive.  Diese  Terrakotten 
könnten  zu  einem  älteren  Bau  gehören. 
Denn  daß  an  dieser  Stätte  schon  längst  ein 
Kult  bestand,  beweisen  melische  und  korin- 
thische Scherben  und  frühe,  zum  Teil  »geo- 
metrische« Bronzen.  Eine  Reihe  von  neuen 
inschriftlichen  Opfervorschriften  ergänzen 
die  schon  bekannten  im  Louvre.  Sie  be- 
ziehen sich  auf  Peitho  und  den  thasischen 
Herakles  (letztere,  aus  dem  Anfang  des 
V.  Jahrh.,  enthält  einige  merkwürdige  Be- 
stimmungen). Auch  sonst  sind  zahlreiche 
Inschriften  hier  gefunden  worden:  Wei- 
hungen an  Apollon  Lykios,  Weihungen 
thasischer  Magistrate  (Ostupoi',  a.izoko'joi, 
(XYOpavofAOi,  YP*H-[J'«tsr?,  sraaxaTat  u.  a.);  Be- 
amtenlistcn  von  der  Nordwand  des  Ein- 
gangs, mit  vielen  neuen  Namen;  Basen  von 
Bronzestatuen;  mehrere  Urkunden,  die  wich- 
tige zu  Ehren  des  Noacrtxois  'HpäSo;  (IG.  XII, 
8,  271 — 2,  5;  277,  98;  284,  i),  der  die  Bürger 
von  Lampsakos  in  einer  Seeschlacht  um 
320  errettete.  Früh  im  IV.  Jahrh.  ist  das 
Prytaneion  beträchtlich  vergrößert  worden, 
durch  den  Anbau  neuer  Zimmer  an  den 
Seiten  und  am  Ende  des  Hofes.  Da  die 
Ausgrabung  erst  den  nördlichen  Teil  des 
Hauptsaals  freigelegt  hat,  darf  man  auf 
weitere  reiche  Funde  hoffen.  Einige  Köpfe 
marmorner  Statuen  sind  schon  im  Vorjahre 
zutage  gekommen. 

Ein    weiteres    wichtiges    öffentliches    Ge- 
'  bäude    ist    schon    191 2    entdeckt    worden. 
Doch  sind  wegen  des  Grundwassers  die  Ar- 
beiten   hier    auch    1913    nicht    ganz    abge- 
schlossen worden.      Es   ist   ein   Marmorbau 


von  32  X  31,80  m  (100  Fuß  im  Geviert, 
das  Maß  des  alten  Prytaneions),  ein  quadra- 
tischer Säulensaal  wie  das  Ekklesiasterion 
von  Priene.  Im  Norden  und  Süden'^führten 
Rampen  über  die  fünf  Stufen  des  Unter- 
baus hinan,  im  Norden  ist  eine  Eingangshalle 
von  sechs  dorischen  Säulen  freigelegt  wor- 
den; deren  Gebälk,  das  auf  die  Längseilen 
übergriff,  ist  wiedergefunden,  ebenso  Stücke 
der  Weihinschrift  am  Epistyl,  die,  in  monu- 
mentalen Buchstaben  des  IV. — ^III.  Jahrh. 
lautet:  0sp3[Xo[?  tou  osiva  xöJt  oi^iJ-oji?] 
d[vs&7jxsv];  oder  0spatXo[/o?  'OpOojxsvou], 
denn  dieser  erscheint  in  einer  Theorenliste 
vom  Prytaneion  (IG.  XII  8,  292,  Col.  C  24, 
im  Louvre).  Man  denkt  unwillkürlich  an 
das  Thersileion  in  Megalopolis  (Paus.  VIII 
32,  i).  Der  thasische  Bau  wird  auch  ein 
Versammlungsort  gewesen  sein.  Von  der 
Kassettendecke  mit  Rosetten,  dem  Marmor- 
dach mit  wasserspeienden  Löwen  an  der 
Sima,  den  Antefixen,  den  Akroterfiguren 
sind  viele  Stücke  gefunden  worden,  ebenso 
von  der  ionischen  Innenarchitektur.  Auch 
die  Kleinfunde,  Münzen,  Bronzen,  Terra- 
kotten sind  zahlreich.  Außer  einem  kolossalen 
Torso  und  einem  überlebensgroßen  Männer- 
kopf erscheinen  viele  Fragmente.  Unter 
den  Inschriften  ist  die  Überschrift  eines 
Dekrets  aus  dem  III.  Jahrh.  wichtig,  das 
vo[j.ocpuXaxs?  aufzählt.  Auch  dieses  spricht 
für  die  Deutung  des  Baus  als  Versammlungs- 
raum. 

Die  Ruinen  des  großen  Triumphbogens 
des  Caracalla  sind  ganz  freigelegt  worden. 
Die  vier  Basen  am  Mitteltor  scheinen  Sta- 
tuen der  Bakchospriester  getragen  zu  haben. 
Von  einer  sind  zwei  Fragmente  gefunden. 
Auch  römische  Bronzen  hat  diese  Stätte 
geliefert.  In  ihrer  Nähe  hat  man  im  Westen 
durch  Versuchsgräben  ein  Stadtviertel  ent- 
deckt; es  sind  hellenistische  Häuser,  deren 
zwei  große  Mosaiken  in  ihrem  Mittelhof  ent- 
halten. Auch  hier  waren  die  Kleinfunde 
zahlreich.  —  Im  Westen  des  Caracalla - 
Tores  ist  ein  Temenos  angegraben  worden, 
das  auf  einer  Terrasse  mit  hohen  Stütz- 
mauern (41,80  X  16,30  m)  lag,  aber  noch 
in  spätantiker  Zeit  durch  Hausanlagen  zer- 
stört wurde.  Doch  hat  diese  Ruine  wenig- 
stens eine  Masse  von  Terrakotten,  Bronzen 
und  Scherben,  auch  viele  Amphorenhenkel 


i67 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


168 


geliefert,  ebenso  einen  weiblichen  Marmor- 
kopf des  III.  Jahrh. 

Oberhalb  der  hellenistischen  Nekropole, 
auf  einem  der  Ausläufer  der  benachbarten 
Hügel,  kam  der  Unterbau  eines  kleinen 
Heroon  zutage;  es  war  ein  ionischer  Marmor- 
bau von  9,80  X  5,35  m,  nach  den  Schwalben- 
schwanzklammern archaischer  Arbeit.  Merk- 
würdigerweise umgibt  den  rechteckigen 
Bau  eine  ebenfalls  marmorne  halbrunde 
Apsis.  —  Auf  derselben  Terrasse  lag  auch 
ein  archaischer  Marmortempel  des  ausgehen- 
den VI.  Jahrh.  (Schwalbenschwanzklam- 
mern mit  SfißoXov),  der  26,60  x  12,80  m 
mißt,  aber  ganz  zerstört  ist.  Indessen  kann 
man  sagen,  daß  es  ein  Antentempel  wie  der 
des  Apollon  war  (Comptes  rend.  1912,  213). 
Eine  archaische  Terrakottasima  mit  alter- 
nierenden Lotosblüten,  wie  die  jenes  Tem- 
pels, ist  bei  diesem  gefunden  worden.  Wei- 
tere Ausgrabungen  werden  hier  Klarheit 
bringen. 

Endlich  ist  ein  neuer  Gebäudekomplex 
in  der  Nähe  der  heutigen  Dorfkirche  fest- 
gestellt worden:  ein  großer  rechteckiger 
Peribolos  (Temenos  oder  Agora.?),  in  dessen 
Nähe  ein  kleiner  dorischer  Tempel  und  ein 
ionischer  archaischer  Bau,  alles  durch  spätere 
(hellenistische)  Anlagen  zerstört.  Zu  letz- 
teren gehört  ein  großes,  sechsfarbiges  Mosaik 
und  ein  großes  Weihrelief  einer  Kybele- 
priesterin:  oben  ein  kleiner  Fries  der  Zwölf - 
götter,  darunter  als  Hauptdarstellung  zwei 
Greifen,  die  einen  Damhirsch  zerfleischen, 
in  origineller  Umbildung  des  altgewohnten 
Schemas.  Einige  in  der  Nähe  gefunjdene 
Weihungen  deuten  auf  ein  Pantheon:  sie 
nennen  Athena  Ergane  und  Zeus  Telesi- 
ergos,  Hestia  Boulaia  und  Zeus  Boulaios,  die 
Osot  itavTSC.  Die  Stätte  lieferte  auch  eine 
elfenbeinerne  Maske,  viele  Münzen  und 
Terrakotten. 

Man  darf  die  thasischcn  Grabungen  als 
die  bedeutendsten  ansehen,  die  während 
der  letzten  Jahre  in  Griechenland  gemacht 
wurden,  und  noch  herrliche  Funde  von  ihnen 
erhoffen. 

Kleinasien. 

Über  die  Grabungen  des  Deutschen  In- 
stituts in  Pergamon  macht  mir  H.  Knack- 
fuß gütigst  folgende  Mitteilungen      »Wäh- 


rend der  vom  10.  September  bis  7.  November 
dauernden  Grabung  wurde  im  wesentlichen 
an  zwei  Stellen  gearbeitet.  Zunächst  galt 
es,  die  Frage  der  östlichen  Zugänge  zur 
Gymnasionterrasse  zu  klären  und  hierdurch 
die  Untersuchung  der  Gyrrtnasien  zum  Ab- 
schluß zu  bringen.  Der  im  vorhergehenden 
Jahre  freigelegte  Treppenturm  bildete  die 
kürzeste  Verbindung  zwischen  dem  hoch- 
gelegenen Gymnasion  und  der  großen,  von 
Süden  her  sich  den  Burgberg  hinanziehen- 
den Hauptstraße.  In  diesem  Herbste  nun 
wurde  der  den  Festzügen  und  dem  großen 
Verkehr  dienende  Rampenweg  aufgefunden. 
Derselbe  verläuft  in  leichtem  Gefälle  am 
Berghang  entlang  von  der  Ostecke  des 
Gymnasions  abwärts  in  nördlicher  Rich- 
tung, um  unter  einem  spitzen  Winkel  in  die 
genannte  Hauptstraße  einzuschneiden.  Zum 
großen  Teile  ist  das  aus  Trachytplatten  be- 
stehende Pflaster  dieses  Rampenweges  noch 
vortrefflich  erhalten,  ebenso  sind  große  Teile 
der  ihn  auf  der  Ostseite  stützenden  und  auf 
der  Westseite  gegen  den  höheren  Berghang 
begrenzenden  Stützmauern  aus  schönem 
Quaderwerk  der  Zerstörung  entgangen.  In 
der  letztgenannten  oberen  Stützmauer  sind 
zwei  große  Nischen  —  im  Grundriß  über- 
höhte Halbkreise  von  etwa  4  und  5  m  Durch- 
messer —  eingebaut,  die,  wie  bei  der  süd- 
lichen noch  erhaltene  Reste  zeigen,  mit  Halb- 
kuppeln aus  Quadern  überwölbt  waren.  Der 
horizontale  Boden  dieser  Nischen  liegt  etwa 
I  m  über  dem  Niveau  des  Weges;  die  süd- 
lichere ist  in  spätrömischer  oder  byzan- 
tinischer Zeit  als  ein  Brunnenhaus  einge- 
richtet worden,  doch  ist  eine  solche  Ver- 
wendung nicht  ihre  ursprüngliche  Bestim- 
mung, man  wird  wohl  am  wahrscheinlichsten 
in  ihnen  Nischen  zur  Aufstellung  großer 
Skulpturwerke  oder  kleine  Heiligtümer  er- 
kennen dürfen. 

Da,  wo  der  Rampenweg  von  der  Haupt- 
straße abzweigt,  liegt  ein  Torbau,  gleich  der 
ganzen  Rampenanlage  aus  Trachyt  und  mit 
dieser  der  mittleren  Königszeit  angehörig, 
dessen  Reste  durch  den  glückhchen  Um- 
stand, daß  sie  von  einem  Turm  der  späten 
Stadtmauer  ummantelt  waren,  außerge- 
wöhnlich gut  erhalten  sind;  zu  ihrer  Vervoll- 
ständigung haben  sich  noch  mehrere  wich- 
tige Einzelwerkstücke  gefunden.     Die  An- 


109 


Kleinasien. 


170 


läge  mit  einer  korinthischen  Pilasterstellung 
auf  hohem,  profilgekröntem  Sockel,  vor  einer 
sich  normalerweise  verjüngenden  Türe  und 
mit  turmartig  vorgezogenen  Seitenbauten, 
ist  höchst  eigenartig  und  reizvoll. 

Oberhalb  des"  Rampenweges,  nahe  der 
Nordecke  der  in  das  Gymnasien  eingebauten 
Therme,  kam  in  den  Ruinen  eines  hellenisti- 
schen Hauses  eine  kleine  Töpferwerkstatt 
mit  dem  in  seinen  unteren  Teilen  erhaltenen 
Töpferofen  zutage.  Zahlreiche  Formen  und 
Fragmente  der  hier  einst  verfertigten  Relief- 
gefäße fanden  sich  vor,  wodurch  der  Fund 
für  die  Geschichte  der  pergamenischen  Kera- 
mik sehr  wichtig  wird. 

Der  zweite  Grabungskomplex  umfaßte 
das  Gelände  neben  dem  »Philetärischen 
Tore«,  den  östlichsten  Teil  des  zwischen  dem 
inneren  Burgwege  und  dem  großen  Gym- 
nasien, in  gleicher  Höhe  mit  dem  Hera- 
bezirk, gelegenen  Gebietes.  Hier  wurde  ein, 
leider  durch  den  Einbau  einer  großen  byzan- 
tinischen Zisterne  stark  zerstörtes  Peristyl 
mit  Propylon  aus  hellenistischer  und  römi- 
scher Zeit  nebst  den  anschließenden  Neben- 
räumen gefunden.  Die  Freilegung  der  sehr 
gut  gebauten  Anlage,  bei  der  es  sich  nicht 
um  ein  Heiligtum,  sondern  wohl  eher  um 
ein  großes  palastartiges  Wohnhaus  zu  handeln 
scheint,  und  unter  der  verschiedene  ältere 
Mauerzüge  zutage  getreten  sind,  konnte  in 
dieser  Kampagne  noch  nicht  vollendet  wer- 
den. Von  den  zu  diesem  Gebäude  gehörigen 
Architekturgliedern  aus  Trachyt  sind  na- 
mentlich die  dorische  Ecksäule  des  Peristyls, 
von  dem  üblichen  herzförmigen  Querschnitt, 
und  mehrere  Schaftstücke  kleinerer,  ionischer 
und  korinthischer  Doppelsäulen  bemerkens- 
wert.« 

Auch  über  den  Fortgang  der  Arbeiten  in 
Didyma  und  Milet  hat  mir  H.  Knackfuß 
gütigst  berichtet:  »In  Didyma,  wo  vom 
22.  September  bis  16.  Dezember  gearbeitet 
wurde,  beschränkte  sich  die  Tätigkeit  im 
wesentlichen  auf  die  Freilegung  des  nörd- 
lichen Stylobates  des  Tempels,  wodurch 
wichtige  Aufschlüsse  über  die  Zeitfolge  der 
Bauarbeiten  am  Tempel  und  den  Grad  der 
Vollendung,  welchen  derselbe  erreicht  hat, 
gewonnen  wurden.  Außerdem  wurde  die 
Tiefgrabung  im  Süden  des  Tempels  fort- 
geführt, wobei  ein  kleines,  von  den  Funda- 


menten des  letzteren  durchschnittenes  Ge- 
bäude aus  Porosquadern  gefunden  wurde, 
das  mit  seinem  rechteckigen  Grundriß  und 
durch  seine  geringe  Größe  am  ehesten  an  ein 
Schatzhaus  vorpersischer  Zeit  denken  läßt. 

Die  Tiefgrabung  im  Innern  der  Tempel- 
cella  hatte  noch  gegen  Ende  der  vorher- 
gehenden Kampagne  die  Fundamente  des 
Naiskos,  des  in  dem  westlichen  Teile  der  un- 
gedeckten Cella  stehenden  selbständigen, 
zur  Aufnahme  des  Kultbildes  bestimmten 
Tempels  ergeben,  der  sich  nach  diesen  Sub- 
struktionen  und  aus  den  leider  sehr  trüm- 
merhaften Fragmenten  seines  Aufbaues  als 
viersäuliger  ionischer  Prostylos  von  äußerst 
feiner  Ausführung  aller  Glieder  und  Orna- 
mente rekonstruieren  läßt.  Die  Beendigung 
dieser  Tiefgrabungen  und  namentlich  ihre 
Ausdehnung  über  den  östlichen  Teil  der 
Cella  mußte  diesmal  noch  verschoben  wer- 
den, da  sich  die  Arbeiten  auf  der  Nordseite 
durch  die  große  Masse  der  gewaltigen 
Trommeln  gestürzter  Säulen,  welche  hier 
zu  transportieren  waren,  schwieriger  und 
zeitraubender  gestalteten,  als  berechnet  war. 

In  Milet  haben  auch  in  diesem  Herbste 
V.  Gerkan  und  Wulzinger  weiter  an  den  Auf- 
nahmen und  der  Aufräumung  der  Ruinen 
gearbeitet,  wobei  durch  einige  kleine  Gra- 
bungen der  Stadtplan  vervollständigt  wurde. 
Namentlich  ist  das  Gebiet  im  Westen  des 
Stadions  untersucht  worden,  wodurch  weitere 
Anhaltspunkte  zur  Klärung  der  gerade  in 
dieser  Gegend  sehr  schwierigen  Frage  der 
antiken  Küstenlinie  und  des  Verlaufes  der 
Stadtmauer  gewonnen  wurden.« 

W.  Wilbergs  Freundschaft  verdanke  ich 
folgende  Angaben  über  die  Österreichischen 
Grabungen  in  Ephesos: 

»Im  Herbst  1913  wurde  die  große  Ruinen- 
stätte südwestlich  der  Agora  freigelegt,  die 
seit  langem  den  Namen  Claudius-Tempel 
führt.  Der  Bau,  der  den  Grundriß  eines 
prostylen  Tempels  hat,  war  aber  kein  Tempel, 
sondern  ein  Nymphäum.  Eine  die  ganze 
Breite  des  Baues  einnehmende  Freitreppe 
führte  von  dem  tief  gelegenen  Terrain  bei 
der  Agora  zur  Vorhalle  des  Nymphäums 
hinauf,  die  8  m  tief  und  über  30  m  lang  an 
der  Front  mit  8  Säulen  geschmückt  war, 
deren  Basen  noch  alle  in  situ  gefunden  wur- 
den.     Diese    Säulen,    korinthischen    Stils, 


171 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


172 


hatten  monolithe  Säulenschäfte  von  über 
10  m  Höhe  und  trugen  ein  reichgeschmücktes 
Gebälk  mit  Konsolcngesimse  und  Giebel. 
Das  Giebelfeld  hatte  keinen  Figurenschmuck, 
doch  war  die  Tympanonwand  durch  drei 
Fenster  mit  einfacher  Umrahmung  durch- 
brochen. 

Von  der  Vorhalle  führte  eine  5  m  breite 
Tür  in  den  großen  Innenraum  des  Nym- 
phäums,  der  20  m  tief  und  etwa  17  m  breit 
ist.  Eine  mächtige  Mittelnische  in  der 
Rückwand  bildete  das  Hauptwasserbassin, 
hier  hinein  mündet  von  außen  her  die  große 
Tonrohrwasserleitung.  Links  und  rechts  von 
der  großen  Mittelnische  befindet  sich  je  eine 
kleinere  Nische,  auch  die  Längswände  haben 
je  sechs  solcher  kleinerer  Nischen,  deren 
jede  eine  besondere  Wasserzuleitung  hatte 
und  ursprünglich  wohl  mit  einer  Brunnen- 
figur geschmückt  war.  An  den  Wänden 
entlang  läuft  im  Fußboden  ein  sorgfältig 
mit  Marmorplatten  ausgelegter  Abflußkanal. 
Die  Längswände  des  Baues  sind  doppelt  an- 
gelegt. Zwischen  den  beiden  ungewöhnlich 
dicken  Mauern  läuft  je  ein  schmaler,  vom 
Hauptraum  durch  Türen  erreichbarer  Gang, 
der  über  steile  Treppen  wahrscheinlich  zu 
Eingängen  an  der  hochgelegenen  Rückseite 
des  Gebäudes  führte. 

Die  doppelte  Anlage  der  Längsmauern 
hängt  sicher  auch  mit  der  Überwölbung  des 
ganzen  Baues  zusammen.  Es  wurden  eine 
große  Menge  keilförmiger  Steine  aus  einem 
leichten  Porös  gefunden,  die  mit  Sicherheit 
auf  ein  Tonnengewölbe  schließen  lassen. 

Die  Zeit  der  Erbauung  des  Nymph^ums 
läßt  sich  bei  dem  Fehlen  einer  Bau-  oder 
Widmungsinschrift  nur  aus  dem  Stil  der 
allerdings  meist  ausgezeichnet  erhaltenen 
Architekturglieder  erschließen.  Nach  diesen 
ist  der  Bau  in  späthadrianischeZeit  zu  setzen. 

In  christlicher  Zeit  wurde  in  den  großen 
Innenraum  des  Nymphäums  eine  kleine 
Kapelle  eingebaut,  die  nach  einem  öfters 
wiederkehrenden  Monogramm  dem  heiligen 
Johannes  geweiht  war.  Auch  war  der  Platz 
sehr  beliebt  als  Begräbnisstätte,  da  hier 
zahlreiche  Gräber  gefunden  wurden.« 

In  Verbindung  mit  den  K.  Ottomanischen 
Museen  hat  die  Französische  Schule,  die 
nun  auch  in  Kleinasien  ihre  Tätigkeit  frisch 
beginnt,    eine    ungemein    wichtige    Ausgra- 


bung im  Heiligtum  des  Apollon  Klarios 
bei  Kolophon  begonnen.  Ch.  Picard, 
dessen  Güte  ich  nachstehende  Angaben  ver- 
danke, hat  hier  mit  Macridy-Bey  im  vorigen 
Herbste  die  Propyläen  zum  größten  Teile 
freigelegt,  mit  bestem  Erfolge.  Von  dem 
schönen,  dorischen  Marmorbau  stehen  die 
Mauern  noch  4  m  hoch.  Die  Eingangshalle 
mit  ihren  vier  Säulen  öffnet  sich  nach  Süden, 
dem  Meere  zu.  Die  eigentliche  Torwand 
wird  von  drei  monumentalen  Türen  durch- 
brochen. Vom  Oberbau  sind  fast  alle  Ele- 
mente erhalten.  Der  Bau  scheint  dem 
II.  Jahrh.  v.  Chr.  anzugehören.  Gleich- 
zeitig dürfte  eine  rechts  neben  den  Propyläen 
liegende  große  marmorne  Exedra  sein,  der 
auf  der  anderen  Seite  wohl  eine  zweite,  noch 
nicht  ausgegrabene,  entspricht.  Die  Mauern 
sind  mit  wichtigen  Inschriften  bedeckt;  es 
sind  ■npoaxuvT^jiaxa  verschiedener,  meist 
asiatischer  Städte,  die  Gesandtschaften  ins 
Heiligtum  entsandt  hatten.  Wir  finden 
Korinth,  Hierapytna  und  Lappa  auf  Kreta, 
Chios,  Thasos,  Stobi  in  Makedonien,  Dionyso- 
polis  und  Odessos  in  Moesien,  ferner  den 
Pontos  (Amisos,  Amasia,  Neocaesarea), 
Karien  (Amyzon,  Aphrodisias,  Herakleia 
Salbake,  Bargasa),  Phrygicn  (Akmonia, 
Laodikeia  am  Lykos),  Pisidien  (Sagalassos, 
Antiocheia),  Lykaonien  (Ikonion,),  Bithy- 
nien  (Nikomedeia,  Apamea),  Kappadokien 
(Caesarea  am  Argeios).  Dagegen  erscheint 
von  den  großen  lonierstädten  Kleinasiens 
nur  Phokaia  in  diesen  Urkunden,  die  dem 
I. — II.  Jahrh.  angehören.  Außerdem  sind 
eine  Reihe  älterer  Inschriften  gefunden  wor- 
den, darunter  einige  Antworten  verschiedener 
Städte  und  Staaten  auf  eine  Anfrage  der 
Kolophonier  über  das  Asylrecht  des  klari- 
schen Heiligtums.  Die  Zahl  der  Urkunden 
aus  dieser  ersten  Kampagne  beträgt  125! 
Eine  von  ihnen  (2.  Hälfte  des  III.  Jahrh. 
V.  Chr.)  gibt  den  Namen  einer  Ruinenstätte 
auf  dem  nahen  Hügel  Kastro:  KoXo'^oiv  rj 
eiti  OaXadanfj.  Sie  soll  später  ausgegraben 
werden,  während  der  große  ionische  Apollon - 
tempel,  dessen  Stätte  gefunden  ist,  schon  in 
diesem  Herbste  in  Angriff  genommen  wird. 
Nach  Pausanias  (VII  6,  4)  stand  er  dem 
Didymeion  an  Größe  und  Pracht  nicht  nach. 
Wie  dieses,  lag  auch  er  abseits  von  der  Stadt 
Kolophon,  inmitten  einer  tspa  xtufiTj.     Auch 


173 


Italien. 


174 


die  heilige  Straße,  der  von  Milet  nach  Di- 
dyma  entsprechend,  ist  noch  kenntlich. 
Über  dem  Temenos,  am  Bergabhang,  ist 
auch  die  alte  Orakelgrotte  entdeckt  worden, 
in  der  noch  zu  römischer  Zeit  die  Propheten 
des  Apollon  an  der  heiligen  Quelle  tranken 
(Tacitus,  Ann.  II  54:  18  n.  Chr.).  Sie  ent- 
hält zahlreiche  Scherben,  die  bis  in  fast 
neolithische  Zeit  zurückreichen.  Nach  sol- 
chen Anfängen  darf  man  das  Beste  von  den 
nächsten  Kampagnen  erhoffen. 

Beim  alten  Phokaia  hat  F.  Sartiaux 
interessante  Funde  gemacht;  er  hat  auch 
eine  .  Karte  der  Gegend  angefertigt.  Die 
Nekropole  umfaßt  Felsengräber  verschie- 
dener Form.  Sie  reicht  von  archaischer 
Zeit  ')  bis  in  römische  hinab.  Reiche  Scher- 
benfunde erlauben  eine  genauere  Datierung. 
Dazu  kommen  Münzen  vom  IV.  Jahrh. 
V.  Chr.  bis  zu  Konstantin  und  seinen  Nach- 
folgern. Auch  an  Inschriften  fehlt  es  nicht: 
eine  der  Ehreninschriften  bezieht  sich  auf 
den  Philosophen  Hermokrates  von  Phokaia, 
den  Fhilostrat  (Vit.  Soph.  II  25)  nennt,  eine 
zweite  auf  einen  Phokaier,  dem  die  Tochter- 
stadt Massalia  Ehren  und  Vorrechte  ver- 
liehen hatte.  —  Endhch  hat  Sartiaux  beim 
nahen  Panagia-Burnu  wichtige  Ruinen  einer 
byzantinischen  Kirche  entdeckt,  die  auf  den 
Resten  eines  Asklepiostempels  steht. 

Bei  Aphrodisias  haben  Replat  und 
Boulanger  im  Auftrage  der  Französischen 
Schule  im  Oktober  und  November  1913  die 
großen  hadrianischen  Thermen  halb  frei- 
gelegt, vielleicht  das  besterhaltene  Beispiel 
dieser  Gattung  von  Monumenten,  an  denen 
Mendel  und  Replat  mit  Gaudin  schon  1905 
gearbeitet  hatten  (Comptes-rendus  de  l'Acad. 
1906,  158).  Die  älteste  Anlage  besteht  aus 
sorgsam  behauenen  Porosquadern,  die  jün- 
geren Umbauten  und  Erweiterungen  aus 
Bruchsteinen  und  Mörtelwerk.  An  den 
großen  Mittelhof  (58  x  15,30  m)  stoßen 
im  Norden  und  Süden  je  vier  Säle  gleicher 
Anordnung,  wohl  für  Männer  und  Frauen. 
Die  Mauern  waren  mit  Marmorplatten  ver- 
kleidet. Der  große  Mittelsaal  (29  x  14,50  m) 
enthält  vier  halbrunde  Nischen  und  in  der 
Nord-    und    Südwand    je    zwei    gewölbte 

')  Ein  Fragment  eines  Löwen  des  VI.  Jahrh., 
den  delischen  ähnlich,  sah  Picard  schon  vor  drei 
Jahren  im   Konak  von  Phokaia. 


Türen.  Im  Osten  bilden  zwei  reich  mit 
Reliefs  verzierte  überwölbte  Pylone  (G.  R.  de 
l'Acad.  1906)  eine  große  Loggia  (14,50  x 
4,50  m):  hier  war  ursprünglich  der  Haupt- 
eingang, der  später  durch  eine  Wand  ver- 
schlossen und  an  die  Westseite  verlegt  wurde. 
Die  anderen  Säle  stehen  miteinander  durch 
je  fünf  gewölbte  Türen  in  Verbindung.  In 
den  östlichen  Sälen  enthielten  zahlreiche 
Nischen  Statuen,  von  denen  viele  noch  in 
den  unausgegrabcnen  Schuttmassen  begra- 
ben sein  mögen.  Auch  auf  wichtige  In- 
schriften darf  mari  hoffen:  denn  schon  diese 
Kampagne  hat  deren  eine  Menge  ergeben, 
vor  allem  den  vollständigen  Text  der  Weihung 
der  Säulenhallen  an  Hadrian  und  Aphrodite 
durch  die  angesehensten  Bürger  von  Aphro- 
disias. 

Die  amerikanische  Expedition  hat 
in  Sardes  wiederum  mit  reichem  Erfolge 
gearbeitet,  sowohl  in  bezug  auf  die  Bau- 
werke wie  auf  die  prächtigen  Funde  aus  der 
Nekropole.  Leider  ist  der  Bericht  darüber 
im  American  Journal  of  Archaeology  noch 
nicht  erschienen. 


Athen. 


G.  Karo. 


Italien. 


Die  prähistorischen  Altertümer  des  Museo 
Ponti  auf  der  Isola  Virginia  im  Lago  di 
Varese  sind  von  Castelfranco  musterhaft 
herausgegeben  worden,  mit  guten  Licht- 
drucktafeln ').  Es  sind  Funde  von  der 
Insel  selbst,  die  sich  um  einen  alten  Pfahlbau 
gebildet  hat,  und  einiges  von  anderen  Pfahl- 
bauten desselben  Sees.  Das  meiste  ist 
neolithisch,  doch  hat  die  Ansiedelung  bis 
in  den  Beginn  der  Bronzezeit  bestanden. 
Der  Beschreibung  der  Gegenstände  nach 
Gattungen  geht  eine  Geschichte  der  Aus- 
grabungen voraus,  die  seinerzeit  im  An- 
schluß an  Kellers  Forschungen  begannen; 
den  Schluß  bildet  ein  kurzes  Kulturbild  der 
Pfahlbauzeit. 

Über  Grabfunde  in  Padua,  in  Vicolo 
Ognissanti,  berichten  Moschetti  und  Cor- 
denons;  es  sind  Gräber  der  dritten  esten- 


')  P.    Castelfranco,    Cimeli     del    Museo    Ponti 
nell'  isola  Virginia.      Milano   1913.    4. 


i;5 


Archäologische  Funde  im  Jahre   191 3. 


176 


sischen  Periode,  der  Zeit  der  figürlich  ver- 
zierten Situlae  »).  Die  Grabfunde  blieben 
beisammen  und  sind  im  städtischen  Museum 
in  Padua  ausgestellt.  Besonders  wichtige 
Einzelheiten  fallen  nicht  auf. 

In  einer  wichtigen  Rezension  setzt  von 
Duhn  sich  mit  Greniers  ausgezeichnetem 
Werk  über  Bologna  auseinander,  das  im 
Vorjahr  erwähnt  wurde  ').  Für  die  etrus- 
kische  Periöden  bestehen  wesentliche  Unter- 
schiede in  der  Auffassung  nicht;  nur  möchte 
von  Duhn  wohl  mit  Recht  die  Zahl  der 
etruskischen  Städtegründungen  in  der  Ro- 
magna  für  weniger  groß  halten  als  Grenier 
z.  B.  Spina,  Hatria  und  Ravenna  aus- 
nehmen. Praktisch  besonders  nützlich  ist 
seine  von  Grenier  unabhängige  Aufzählung 
der  etruskischen  Nekropolen  mit  knapper 
Charakteristik.  Wesentlich  ist  hingegen  die 
Differenz  in  der  Beurteilung  der  Villanova- 
kultur. Grenier  nimmt  an,  sie  sei  von 
einwandernden  Stämmen  aus  Mittelitalien 
mitgebracht,  weil  sie  dort  in  etwas  älterer 
Typik  vorkommt.  Von  Duhn  halt  diesen 
Unterschied  für  nicht  so  erheblich  und  ver- 
mutet vielmehr,  wie  andere  vor  ihm,  eine 
allmähliche  Herausbildung  der  Villanova- 
kultur in  der  Poebene  selbst.  Die  Urbe- 
wohner  hätten  jene  Kultur  besessen,  die 
man  besonders  aus  Remedello  sotto  kennt: 
spätneolithisch,  mit  etwas  Metall,  lockeren 
Ansiedelungen,  offenen  Nekropolen  mit  Bei- 
setzung in  Einzelgräbern ;  Umbrer  möchte 
er  sie  nicht  nennen,  wie  Grenier  und  andere 
tun.  In  der  zweiten  Hälfte  des  dritten 
Jahrtausends  wanderten  dann,  riach  seiner 
Meinung,  von  Norden  die  »Italiker«  ein; 
sie  hätten  Bronzekultur,  wohnten  als  Er- 
oberer in  befestigten  Pfahldörfern,  den 
Terremare,  verbrannten  ihre  Toten  und 
setzten  die  Asche  in  ebenfalls  befestigten 
Nekropolen  bei,  ohne  Beigaben.  Die  Sitten 
der  Eroberer  und  der  Urbevölkerung  glichen 
sich  aus;  die  Einheimischen  nahmen  die 
Verbrennung  an,  die  »Italiker«  gingen  in  dem 
befriedeten  Lande  zu  offener  Siedelung  über 
und  gewöhnten  sich,  die  verbrannten  Toten 
in  Einzelgräbern  und  mit  Beigaben  zu  be- 
statten..   Das  schließliche  Ergebnis  war  die 

')  BoUettino  del  Museo  Civico  di  Padova  XIV. 


Villanovakultur.  Das  Gesagte  gilt  nach 
Duhn  zunächst  für  die  Lombardei  und  das 
westliche  Oberitalien.  Im  zweiten  Jahr- 
tausend drangen  die  Italiker  in  die  Romagna 
und  nach  den  Erzgebieten  Mittelitaliens  vor, 
das  letztere  vielleicht  früher,  wodurch  der 
Unterschied  der  Typik  zwischen  der  älteren 
mittelitalischen  und  der  jüngeren  bolognesi- 
schen  Villanovakultur  erklärt  wäre.  Das 
alles  ist  mit  Heranziehung  von  veröffent- 
lichtem und  unveröffentlichtem  Material 
belegt,  wodurch  die  Rezension  ein  Reper- 
torium  für  den  NichtSpezialisten  wird.  Für 
Bologna  benutzt  von  Duhn  bereits  die  erst 
nach  Greniers  Buch  ausgegrabene  Nekropole 
von  Porta  San  Vitale  (s.  u.),  die  sogar  älter 
scheint  als  Benacci  I  und  Tradition  aus  der 
Terremarezeit  verrät.  Die  hohe  Schätzung 
der  Grenierschen  Arbeit  wird  durch  die 
genannten  Differenzen  nicht  vermindert, 
wie  von  Duhn   ausdrücklich  hervorhebt. 

Über  die  eben  genannte  Nekropole  vor 
Porta  San  Vitale  in  Bologna,  die  von 
Mai  bis  Juli  1913  ausgegraben  wurde,  liegt 
ein  Bericht  Ghirardinis  vor  ').  Es  handelt 
sich  um  eine  ziemlich  große  Brandnekropole 
der  frühesten  Villanovaperiode,  die  zu  einem 
besonderen  Pagus  gehört.  Die  Ossuare 
haben  mei^t  '  die  typische  Villanovaform, 
nur  manche  sind  roher;  oft  erscheinen  sie 
mit  unbearbeiteten  Steinplatten  überdeckt 
oder  auch  ganz  umstellt.  Eine  rohe  Stein- 
platte dient  als  Cippus.  Die  Beigaben  in 
den  Ossuaren  sind  früh,  Fibeln,  Nadeln, 
Rasiermesser  aus  Bronze,  Bernsteinkugeln 
u.  a.  Vergleichbar  wären  die  frühesten 
Gräber  des  F-ondo  Benacci  und  die  Funde 
von  Bismantova  und  Tolfa.  In  einer  Vor- 
bemerkung hebt  Ghirardini  gegenüber  Gre- 
nier wohl  mit  Recht  hervor,  daß  das  Bologna 
der  Villanovazeit  vermutlich  nicht  eine  ge- 
schlossene Stadt  war,  sondern  aus  einer  An- 
zahl von  Pagi  zwischen  den  Wasserläufen 
bestand. 

Skulpturen  aus  oberitalienischen  Museen 
erscheinen  in  Arndt- Amelungs  Einzelverkauf 
in  guten  Aufnahmen  (1950  ff.);  hervor- 
zuheben wären  etwa  zwei  archaisch -grie- 
chische  Bronzestatuetten  in    Modena,   ein 


SA. 


*)  Prähistorische  Zeitschrift  1913  S.  472  u.  602. 


')  Rendiconto  della  R.  Accademia  delle  Scienze 
di  Bologna,  Classe  di  scienze  morali  1913.     SA. 


177 


Italien. 


178 


Abb.  I.     San  Vitale  in  Ravenna;  A  ältere  Kapelle  des  H.  Vitalis,  B  des  H.  Ursicinus. 


Abb.  2.     Vgl.  Abb.  i,  A. 


179 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


180 


Dionysos  und  ein  Athlet,  und  ein  Frauen - 
köpf  in  Rimini,  wohl  ein  Original  des 
vierten  bis  dritten  Jahrhunderts. 

In  Ravenna  wurden  in  San  Vitale 
Reste  einer  älteren  Grabkapelle  des  Heiligen 
freigelegt,  im  Niveau  des  fünften  Jahr- 
hunderts, 70  cm  unter  dem  justinianischen  ') 
(vgl.  Abb.  I  und  2).  Die  Kapelle  liegt  nahe  am 
Eingang,  in  der  ersten  Nische  rechts  von  der 
verlängertenAchse  desHofes  (nicht  des  Chors) ; 
ihre  Mauern  laufen  axial  zur  Vorhalle  und 
zum  Hofe.  Erhalten  ist  der  größere  Teil  der 
südöstlichen  Rückwand  —  die  Mitte  durch 
die  marmorne  Standplatte  eines  Altars  be- 
zeichnet — ,  mit  Ecke  und  einem  Stück 
anschließender  Mauer  im  Süden.  Der  Fuß- 
boden hat  Mosaik;  es  hört  2,50  m  von  der 
Rückwand  mit  Kante  auf,  dort  war  also 
eine  Raumgrenze.  Hinter  der  Standplatte 
des  Altars  liegt  ein  Flechtband,  davor  ein 
quadratisches  Feld  mit  Kelch  und  Vögeln; 
an  den  Seiten  zwei  gleiche  Rechtecke  mit 
verschiedenen  geometrischen  Mustern,  alles 
guter  Qualität.  Die  Mauern  hatten  nur 
Anstrich,  Marmorimitation.  Der  Raum 
könnte  z.  B.  die  rückwärtige  Nische  eines 
Oratoriums  sein.  In  einer  anderen  Nische 
fanden  sich  Reste  eines  vermutlich  ebenfalls 
älteren  Altars  des  H.  Ursicinus;  das  Vor- 
handensein solcher  kleiner  älterer  Kapellen 
auf  der  Baufläche  von  San  Vitale  erklärt  die 
asymmetrische  Anlage  der  Kirche  desV  I.Jahr- 
hunderts. 

Über  die  Geschichte  des  großen  Alabaster- 
altars in  San  Vitale  handelt  C.  Ricci,  ebd. 

Auf  das  Mausoleum  der  Galla  Placidia 
bezieht  sich  eine  Arbeit  Corrado  Riccis,  mit 
neuen  architektonischen  Aufnahmen  ').  Das 
Mausoleum  stieß  an  den  Narthex  der 
placidianischen  Palastbasihka  Santa  Croce; 
einige  neuere  Zweifel  über  den  sepulkralen 
Charakter  des  Mausoleums  und  die  Lage 
des  Palastes  erledigt  Ricci  wohl  abschließend. 
Zwischen  Narthex  und  Mausoleum  lag  eine 
Vorhalle  aus  zwei  Säulen  und  drei  Bögen. 
Im  Inneren  ergaben  neuere  Untersuchungen 
einiges  Bauliche;  die  Kuppel  ist  nach  öst- 
licher Art  in   Backstein  gebaut;   die  Dach- 

')  Felix  Ravenna  S.  427  ff.,  459  ff.,  471  ff.  (Die 
Zeitschrift  zählt  nicht  nach  Jahrgängen  oder  Bänden.) 

»)  BoUettino  d' arte  1913  8.3890.,  429  ff.;  1914 
S.  Iff. 


flächen  sind  aus  Weinamphoren  mit  Mörtel- 
verband hergestellt;  die  Ziegel  kleben  am 
Mörtel.  Auf  den  Wänden  fanden  sich  Spuren 
von  Inkrustation,  deren  Wiederherstellung 
vielleicht  noch  einmal  überprüft  werden 
könnte.  Die  Fenster  waren  zahlreicher, 
als  bisher  angenommen  wurde.  Besonders 
wichtig  sind  Riccis  Ausführungen  über  die 
drei  Sarkophage,  in  den  Nischen  des  Mauso- 
leums, die  Galla,  Constantius  und  Valen- 
tinianus  III.  zugeschrieben  werden.  Das 
ist  schon  unwahrscheinlich,  weil  die  Sarko- 
phage aus  Marmor  bestehen  —  man  würde 
Porphyr  erwarten  — ,  untereinander  ver- 
schieden und  auch  nicht  besser  sind  als 
andere  ravennatische  Sarkophage.  Dazu 
kommt  nun,  daß,  wie  Ricci  nachweist,  die 
Kaiser  unter  dem  Fußboden  bestattet  waren. 
Agnellus  im  VIII.  Jahrhundert  sah  die" 
Sarkophage  noch  nicht,  sondern  berichtet 
aus  Tradition,  Galla  liege  vor  der  östlichen 
Nische,  die  früher  einen  kostbaren  Altar 
mit  Porphyrplatte  enthielt.  Ein  Teil  der 
Beisetzung  wurde  auch  im  XVI.  Jahr- 
hundert gefunden,  ein  Sarg  mit  Juwelen 
und  Reliquien  der  Galla,  die  jetzt  nicht  mehr 
nachzuweisen  sind;  manches  steckt  an  der 
Pala  d'oro  in  San  Marco.  Die  Marmor- 
sarkophage kamen  vermutlich  im  VIII.  Jahr- 
hundert hinein,  als  man  anfing,  die  Leich- 
name der  Bischöfe  in  Sarkophagen  inner- 
halb der  Kirchen  aufzustellen.  Wer  weiß, 
ob  es  aussichtslos  wäre,  nach  den  kaiser- 
lichen Resten  zu  graben.?  Hoffentlich 
folgen  diesem  Aufsatz  C.  Riccis  bald  andere 
über  Ravenna;  der  Abstand  zwischen  dem, 
was  man  dort  weiß  und  dem,  was  veröffent- 
licht  ist,    scheint   ungewöhnlich   groß. 

Den  porphyrnen  Porträtkopf  eines  byzan- 
tinischen Kaisers,  der  auf  der  Loggia  von 
San  Marco  in  Venedig  steht,  bespricht 
R.  Delbrueck ') ;  es  handelt  sich  um  ein 
künstlerisch  hervorragendes  Stück,  das  sich 
datieren  läßt;  der  Dargestellte  hat  nämlich 
eine  abgeschnittene  Nase  und  ist  darum 
Justinianus  II.  Rhinotmetos,  der  einzige 
Kaiser,  der  nach  einer  solchen  Verstümme- 
lung noch  einmal  regierte,  705 — 711.  Es 
scheint  die  letzte  vollwertige  antike  Skulptur. 
Anschließend  bespricht  Delbrueck  einKnaben- 


')  Römische  Mitteilungen  1914  S.  71  ff. 


I8l 


Italien. 


182 


porträt  desselben  Kaisers  auf  einem  Mosaik 
in   San  Apollinare  in  classe  bei   Ravenna. 

Ein  schon  1883  gehaltener  Vortrag  Gamur- 
rinis  behandelt  einige  Funde  in  der  Nähe 
des  Bahnhofs  in  Florenz;  man  kam  dort 
auf  die  geschotterte  Via  Cassia,  die  unter 
den  Mauern  von  Florenz  vorbeiführte; 
sie  war  von  Gräbern  eingefaßt,  nach  Münzen 
und  Inschriften  aus  den  ersten  beiden  nach- 
christlichen Jahrhunderten  ').  Schon  1534 
beim  Bau  des  Kastells  San  Giovanni  war  die 
Nekropole  angeschnitten  worden. 

In  der  Nähe  von  Sassoferrato  im  Berg- 
lande, etwas  abseits  der  großen  Verkehrs- 
wege, ist  die  Nekropole  von  Pianello  aus- 
gegraben worden  ') :  die  Funde  sind  in 
Ancona  gut  aufgestellt.  Sie  gehört  in  den 
Übergang  der  Bronzezeit  zur  Eisenzeit 
und  hat  Beziehungen  nach  dem  Terramare 
einerseits,  mittelitalischen  und  unteritali- 
schen Funden  andererseits;  das  untersucht 
der  Herausgeber  Colini  für  alle  Einzel- 
heiten genau.  Es  sind  Brandgräber  mit 
Urnen,  die  außer  der  Leichenasche  Reste 
der  ebenfalls  verbrannten  Beigaben  ent- 
halten. Die  Formen  der  Aschengefäße  er- 
innern vielfach  an  die  Keramik  der  Terre- 
mare,  dann  wieder  an  Jüngeres  und  Süd- 
licheres. Das  Ornament  ist  geritzt,  Zick- 
zack, Dreiecksmotive,  Buckel,  aber  auch 
Spiralen,  einfache  Mäander  und  einmal  ein 
fast  griechisches  Blütenmotiv,  so  daß  man 
beinahe  denken  möchte,  es  handele  sich 
um  eine  verspätete  Winkelkultur.  Dann 
fanden  sich  noch  Elfenbein-  oder  Knochen - 
kämme.  —  Die  zugehörige  Ansiedelung 
scheint  eine  Art  Terramare  gewesen  zu  sein. 

In  der  Nekropole  von  Bisen tium,  die 
schon  durch  frühere  Funde  bekannt  ist, 
kamen  wieder  einige  Gräber  des  VIII.  bis 
VII.  Jahrhunderts  zutage,  Bestattungs- 
gräber a  fossa  und  Brandgräber  a  pozzo, 
doch  ohne  Unterschied  in  den  Beigaben, 
nur  daß  die  Brandgräber  ärmer  sind  3). 
Unter  den  üblichen  Bronzegeräten  ist  auf- 
fallend ein  sonderbares  Gehänge,  wohl  von 


')  Del  primo  tratto  della  via  antica  da  Firenze 
a  Pistoja  (Atti  della  societä  colombaria  di  Firenze 
1912— 13.     SA.). 

2)  BuUettino  di  Paletnologia  J913  S.  19  fE.  — 
BoUettino   d'  arte   1914,   Cronaea   S.   7. 

3)  Monumenti  dei  Lincei  XXI  2   S.  409  ff. 

Archäologischer  Anzeiger  1914. 


emem  Pferdeschmuck;  dann  findet  sich 
Eisen,  Silber,  Gold,  darunter  Anhänger  in 
Gesichtsform,  Spiralen,  kleine  Fibeln.  Die 
Keramik  ist  teils  einheimisch,  teils  im- 
portiert, »italisch-geometrisch«.  Hervor- 
zuheben ist  ein  großer  Krater  (vgl.  Abb.  3) 
mit  roter  und  schwarzer  Malerei  auf  hellem 
Grunde,  reichen  geometrischen  Friesen  und 
einem  Chor  von  Menschen,  die  etwas  ähn- 
lich stilisiert-  erscheinen  wie  auf  Dipylon- 
vasen.      In  einer  systematischen   Übersicht 


Abb.  3.     Von  einer  Vase  aus   Bisentium. 

des  Fundmaterials  gibt  Galli  die  etrus- 
kischen  Parallelen  sehr  vollständig  mit 
Literatur,  wodurch  sein  Aufsatz  besonders 
nützlich  wird.  Er  interpretiert  nach  Milanis 
Manier. 

Die  Ausgrabungen  in  Veji  unter  Gabriels 
Leitung ')  setzten  an  zwei  Stellen  ein, 
auf  der  Arx,  der  sog.  Piazza  d'  armi,  und 
in  der  nordwestlichen  Nekropole.  Auf  der 
Arx  fand  sich  ein  Ovalbau  von  18  m  Länge, 
2  m  in  den  Boden  vertieft,  mit  Stützmauern 
aus  rohen  Quadern;  die  Obermauern  waren 
ebenso  gebaut,  nach  dem  Schutt  im  Inneren 


')  Notizie   1913   S.   164  ff. 


183 


Archäologische  P'unde  im  Jahre  1913. 


184 


ZU  schließen.  Eine  Zisterne  war  der  Bau 
nicht,  also  wohl  ein  Heiligtum  oder  eine 
Curia;  er  scheint  sehr  alt  zu  sein.  In  der 
Nekropole  stieß  man  auf  tombe  a  pozzo 
mit  Urnen,  älteren  und  jüngeren:  einmal 
kommt  anstatt  der  Urne  eine  bronzene 
Situla  vor.  Ferner  tombe  a  fossa,  mit 
Beigaben  wie  die  jüngeren  Schachtgräber. 
Ein  ausführlicher  Bericht  soll  erscheinen. 

In  einer  förderlichen  Arbeit  behandelt 
Anziani  die  Straßen  Südetruriens,  mit 
Ausschluß  des  Faliskerlandes,  also  die  Via 
Aurelia,  Clodia  und  Cassia  mit  ihren  Ver- 
bindungen und  Abzweigungen  >).  Die 
Straßenbeschreibung  erwähnt  auch  die  an- 
tiken Ruinen;  einige  Schwierigkeiten  machen 
die  Angaben  der  Itinerare.  Dann  kommt 
die  geschichtliche  Behandlung.  Die  römi- 
schen Straßen  bilden  nicht  immer  die 
kürzeste  Verbindung  zwischen  Rom  und 
dem  Endpunkt,  sondern  benutzen  zum  Teil 
frühere,  etrtiskische  Straßen,  die  die  etrus- 
kischen  Städte  unter  sich  und  mit  dem 
Tibertal  verbanden,  z.  B.  eine  alte  Straße 
von  Caere  nach  Veji.  Andere  Teile  dieser 
früheren  Hauptstraßen  sanken  zu  Neben- 
verbindungen herab,  aber  lassen  sich  noch 
ermitteln.  Die  Datierungen  für  die  römi- 
schen Straßen  ergeben  sich  aus  der  poli- 
tischen Entwicklung  und  dem  Alter  der 
Kolonien,    die   an    den    Straßen    lagen. 

Bei  Leprignano,  also  im  faliskischen 
Sprachgebiet,  fand  sich  eine  einheimische 
Vase,  mit  vor  dem  Brande  eingeritzter 
Alphabetinschrift;  das  Alphabet  ist  mit 
Mißverständnissen  nach  einem  chalkidischen 
kopiert;  der  übrige  Grabinhalt  —  Bucchero 
und  Protokorinthisches  —  führt  auf  das 
VII.    Jahrhundert*). 

Aus  Rom  liegen  Berichte  über  größere 
Entdeckungen  nicht  vor,  auch  nicht  über 
die  sehr  ergebnisreichen  Grabungen  Bonis 
auf  dem  Palatin.  So  sind  nur  kleinere 
Arbeiten  zu  nennen,  die  aber  hier  nicht  alle 
aufgeführt  werden  können. 

In  einem  Aufsatz  »Dei  lavori  archeologici 
di  Giovannantonio  Dosio«  3)  faßt  Hülsen 
die  bisherigen  Arbeiten  über  die  Antiken- 
aufnahmen dieses  Künstlers  erweiternd  zu- 


")  Milanges  de  l'^cole  frangaise  1913  S.  169  £E. 
')  BuUettino  di  paletnologia  italiana  1913  S.  69  ff. 
3)  Ausonia  VII  1913  S.  178. 


sammen.  Unmittelbar  nach  der  Zuschreibung 
des  Berolinensis  an  Dosio  durch  Hübner 
(vgl.  den  vorigen  Bericht)  veröffentlichte 
Ferri  (im  Bolletino  d' arte  191 1  p.  302  sqq.) 
weitere  Reste  der  Dosiokollektaneen  in  der 
Marucelliana,  die  zu  Gruppe  A  des  Bero- 
linensis gehören.  Hülsen  bringt  von  neuem 
Material  die  Blätter  mit  antiken  Gebäuden 
aus  dem  großen  Schatz  der  Architektur- 
zeichnungen Dosios  in  denUffizien,  der  bisher 
nur  für  die  Monographie  des  Künstlers  in 
der  »Architektur  von  Toskana«  verwertet 
war;  außerdem  die  von  Ashby  erkannten 
Blätter  in  Windsor.  Diesen  Komplex  stellt 
Hülsen  in  Abschnitt  IV  als  »Trattato  di 
architettura«  zusammen;  den  Angliederungs- 
kern  bilden  —  als  in  einem  Briefe  des 
Künstlers  erwähnt  —  vier  Blätter  mit  Auf- 
nahmen des  Pantheons  in  den  Uffizien;  an 
diese  reihen  sich  etwa  20  weitere  mit  anderen 
stadtrömischen  Gebäuden,  Campagnaruinen 
und   Dekorationsfragmenten. 

In  Abschnitt  I  bespricht  Hülsen  noch 
einmal  den  bei  Rocchi  publizierten  Rom- 
plan; in  Abschnitt  II  behandelt  er  die  von 
Cavalieri  1569  gestochene  Sammlung  von 
Romveduten  und  die  damit  zusammen- 
hängenden Uffizienzeichnungen:  er  kommt 
zu  dem  Resultat,  daß  auch  Gamucci  für  die 
Illustrationen  in  seinen  Antichitä  von  1565 
die  Zeichnungen  Dosios  benutzt  hat.  Eine 
Tabelle  S.  12 — 15  gibt  über  das  einzelne 
Aufschluß.  Gruppe  A  des  Berolinensis  und 
die  Blätter  der  Marucelliana  behandelt  Ab- 
schnitt III  als  »Album  di  epigrafi  e  scolture 
antiche«;  hier  sind  7  Seiten  aus  dem  Bero- 
linensis wiedergegeben  und  die  Zinke  von 
Ferri  wiederholt.  In  Abschnitt  V  schreibt 
Hülsen  die  Destailleurzeichnungen  des  Ber- 
liner Kunstgewerbemuseums  Dosio  zu,  gibt 
eine  vollständige  Übersicht  der  Blätter  im 
Windsorkodex  A  17  und  ergänzt  schließ- 
lich die  Ausführungen  Hübners  über  das 
Album  des  Berliner  Kupferstichkabinetts. 
Ein  am  Schluß  angefügtes  »Inventario  som- 
mario«  gibt  auf  Grund  der  Notizen  Schrei- 
bers einen  Katalog  dieses  Albums,  auch  für 
die  Reliefs. 

Hülsen  bespricht  ferner  den  im  XVII. 
Jahrhundert  zerstörten  Tempio  della 
Siepe,  einen  achteckigen  Kuppelbau  zwi- 
schen Pantheon  und  Antoninssäule,  an  der 


185 


Italien. 


I86 


Südseite  des  Palazzo  Capranica ').  Auf 
einer  Vedute  Alö  Giovannolis  erscheint  die 
hintere  Hälfte,  geöffnet,  mit  5  Seiten,  die 
alle  Zylindernischen  haben,  glatten  korin- 
thischen Säulen  in  den  Ecken,  hohem  ver- 
kröpftem  Konsolengebälk,  darüber  einer 
Fächerkuppel  mit  mittlerer  Öffnung,  was 
auf  einen  geschlossenen  Rundbau  führt.  Die 
hintere  Nische  hat  doppelten  Bogenkontur, 
enthielt  also  etwas  tiefer  einwärts  eine 
zweite,  kleinere  Nische;  gegenüber  wäre  der 
Eingang  zu  denken.  Derselbe  Bau  erscheint 
auch  auf  zwei  unter  sich  verwandten  Zeich- 
nungen in  Florenz  und  Windsor,  mit  ge- 
nauerer Angabe  der  verlängerten  hinteren 
Nische,  allerdings  sonst  mit  Nischen  nur 
in  den  Ecken  und  Türen  in  den  anderen 
Seiten,  außerdem  einer  Hängekuppel  an- 
statt der  Fächerkuppel;  darin  ist  wohl  Gio- 
vannoli  zuverlässiger.  Hülsen  datiert  den 
Bau  in  trajanisch-hadrianische  Zeit,  was  aber 
wohl  nur  als  terminus  post  quem  gesichert 
ist.  Er  behandelt  dann  noch  eingehend  mit 
teilweise  neuen  Vorschlägen  die  übrigen 
Bauten  der  Gegend,  die  Porticus  Argonauta- 
rum,  Basilica  Neptuni,  Templum  Matidiae, 
Basilica  Matidiae  u.  a.  m. 

Barrows-Whitehead  beschäftigt  sich  mit 
der  schwierigen  Baugruppe  von  San  Cosma 
e  Damiano  auf  dem  Forum  und  kommt 
zu  beachtenswerten  Ergebnissen;  nur  liegt 
die  Sache  wohl  noch  komplizierter  ^).  Er 
stellt  zunächst  fest,  daß  die  übUchen  Be- 
nennungen »Templum  Sacrae  Urbis«  und 
»Heroon  Romuli«  unbegründet  sind,  be- 
sonders die  letztere.  Dann  gibt  er  eine  ge- 
schichtliche Analyse  des  Mauerwerks,  das 
aus  verschiedenen  Zeiten  stammt.  Zum 
System  des  vespasianischen  Forum  Pacis 
gehören  die  Langseiten  des  größeren  recht- 
eckigen Baus  (die  beiden  Ecken  nach  dem 
Forum  zu  erscheinen  auf  alten  Ansichten); 
die  ursprüngliche  Technik  war  Quaderbau: 
übrigens  käme  man  gerade  hier  mit  der 
Analyse  noch  weiter.  Severisch  sind  die 
beiden  Schmalseiten,  die  östliche  mit  der 
Forma  Urbis,  die  westliche  früher  mit  einem 
weiten  Eingang;  im  Inneren  entstanden 
damals  noch  eine  Anzahl  kleinerer  Räume, 


')  Österreichische  Jahreshefte  1912  S.  124  ff. 
')  BuUettino  di  archeologia  cristiana  1913  S.  i43fF. 


im  östlichen  Teil.  Konstantin  oder  schon 
Maxentius  fügte  im  Westen  das  »Templum 
Divi  Romuli«  als  Vorraum  an,  das  den 
Richtungsunterschied  zwischen  Forum  Ro- 
manum  und  Forum  Pacis  verdeckte,  im 
Inneren  eine  Apsis  —  die  der  heutigen 
Kirche  — ,  und  die  aus  Handzeichnungen 
des  Ligorio  bekannte  Marmorinkrustation. 
Die  severische  Raumeinteilung  hinter  der 
Apsis  blieb  bestehen.  Abschließend  ist  die 
Arbeit  wohl  nicht,  aber  sehr  förderlich. 
Schade,  daß  nur  ein  kleiner  und  schema- 
tischer  Plan  beigegeben  wird. 

Frothingham  glaubt  nachweisen  zu  können, 
der  Konstantinsbogen  sei  in  der  Anlage 
domitianisch,  habe  längere  Zeit  als  Triumph- 
bogen schlechthin  gedient  und  sei  schließ- 
lich dem  Konstantin  dediziert  worden  '). 
Dagegen  hat  Grossi-Gondi  die  frühere  An- 
nahme verteidigt,  wonach  der  Bogen  für 
Konstantin  gebaut  ist.  In  einer  zweiten 
Studie  behandelt  Frothingham  die  Friese; 
er  stellt  richtig  fest,  gegenüber  einer  An- 
nahme von  Wace,  daß  sie  erst  am  Bogen 
ausgearbeitet  sind.  Die  Kaiserköpfe  waren 
besonders  eingesetzt,  nach  Frothingham 
später  —  eine  nicht  nötige  Annahme;  auch 
deshalb  soll  dann  der  Bogen  früher  sein 
als  Konstantin. 

An  der  Via  Appia,  unter  San  Sebastiano 
wurde  ein  mehrräumiges  Columbarium  frei- 
gelegt, ähnlich  und  ungefähr  gleichzeitig 
dem  des  Pomponius  Hylas  (vgl.  Abb.  4)  ^). 
Der  besser  erhaltene  Hauptraum  ist  längs 
gestreckt  mit  Tonnengewölbe.  Die  Seiten- 
wände haben  mehrere  Zonen  überwölbter 
Loculi  mit  Zierleisten  um  die  Bögen  und 
trennenden  Gesimsen;  in  der  Mitte  jeder 
Seite  sitzt  eine  höhere  tonnengewölbte  Nische 
hinter  einer  korinthischen  Aedicula  mit 
flachbogigem  Giebel;  unter  ihr  tritt  die 
unterste  Wandzone  vor.  Die  Rückseite 
zeigt  eine  flache  Apsis  mit  Segmentkuppel, 
davor  eine  kleinere  halbzylindrische  Nische 
ohne  Decke;  in  dieser  steht  wieder  eine 
rechteckige,  flachgedeckte  Nische  mit  Aedi- 
cula und  winkeligem  Giebel;  seitlich  jederseits 
ein  halber  Giebel  über  zwei  Zonen  kleiner 
Nischen,  vor  jeder  ein  Säulenpaar  mit  Ge- 


")  American  Journal  1913  S.  487  ff.  —  Grossi- 
Gondi,  r  arco  di  Costantino.     Roma  1913. 
2)  Studi   romani   1913   S.  355  ff. 

8* 


18; 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


188 


Abb.  4.     Columbarium   an  der   Via  Appia. 


bälk  und  Attika.  Das  Material  ist  Tuff, 
z.  B.  auch  für  die  Säulenschäfte,  und  Ziegel, 
diese  teilweise  zugeschnitten,  alles  mit 
buntem,  schlecht  gearbeitetem  Stucküberzug. 
Die  OUae  mit  Asche  erscheinen  wie  gewöhn- 
lich in  den  Boden  der  Nischen  eingelassen. 
Ein  paar  Bestattungen  im  Fußboden  sind 
später.  Das  Columbarium  verdiente  eine 
ausführlichere  Behandlung,  mit  genauer 
Darstellung  der  Dekoration. 

Ein  kurzer  guter  Bericht  von  Munoz  über 
die  Aufräumungsarbeiten  an  der  Via  Appia 
bringt  besonders  neue  architektonische  Ein- 
zelheiten über  die  Gänge  im  Grabmal  der 
Caecilia  Metella  und  über  das  Vestibül  der 
Villa  der  Quinctilier  mit  seinem  Nym- 
phaeum  '). 

Nahe  bei  Porta  maggiore,  außerhalb 
der  Mauer,  wurden  vorübergehend  Reste  der 
Wasserleitungen     freigelegt,     worüber     sehr 


summarische  Berichte  erschienen  •).  Es 
waren  der  Kanal  des  Anio  vetus  und  Bogen- 
pfeiler  der  späteren  Leitungen.  Daneben 
lag   ein   Nymphaeum   mit   Nischen. 

Mit  den  Funden  eines  Heiligtums  an 
Ponte  di  Nona  (vgl.  Jahresbericht  191 2) 
waren  auch  Münzen  in  das  Thermenmuseum 
gelangt.  Frl.  Cesano  hat  nun  die  hinein - 
geratenen  späten  Stücke  ausgeschieden  und 
festgestellt,  daß  der  Rest  eine  einheitliche 
Stips  des  III.  bis  I.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
ist,  womit  die  wenigen,  seinerzeit  über  die  Ge- 
stalt des  Heiligtums  gemachten  Fest- 
stellungen übereinstimmen  *). 

In  den  römischen  Museen  ist  nicht  viel 
dazugekommen.  Die  Funde  aus  dem 
syrischen  Heiligtum  am  Janiculum  wurden 
in  das  Thermenmuseum  übergeführt  und  die 
bekannte    Bronze    der    Atargatis    gereinigt 


')  BuUettino   comunale   1913    S.   3  ff. 


')  Notizie  1913  S.  6  ff.  Ghislanzoni.  —  BuUettino 
comunale   1912    S.   228  ff.   Gatti. 

=)  BuUettino  comunale  1913   S.  48  ff. 


iSp 


Italien. 


190 


(vgl.  Abb.  5)  ').  Sie  stellt  einen  Jüngling 
dar,  in  einer  glatten  Mumienhülle,  die  auch 
Hände  und  Füße  umschließt  und  eine  Öff- 
nung für  das  Gesicht  hat.  Die  Schlange 
hat  einen  Drachenkopf  mit  Hahnenkamm. 
An  der  Standfläche  sind  zwei  Eisendübel, 
die  Statuette  saß  also  ursprünglich  auf  einer 
Basis,  und  die  Syrer  haben  sie  alt  gekauft, 


Abb.  5.     Bronze  aus   dem  syrischen  Heiligtum 
am  Janiculum,  gereinigt. 


wie  fast  alles  in  ihrem  Heiligtum;  denn  sie 
fand  sich  bekanntlich  eingemauert  in  einem 
dreieckigen  Postament,  zusammen  mit  Eier- 
schalen. Zu  benennen  ist  sie  nicht  sicher, 
vielleicht  könnte  man  am  ersten  an  Adonis 
oder   Osiris   denken. 

Schick  beschäftigt  sich  mit  der  Bronze- 
statue eines  hellenistischen  Herrschers  im 
Thermenmuseum,  bei  der  er  die  lysip- 
pische  Tradition  hervorhebt,  besonders  auch 


')  Studi  romani  1913  S.  343  ff.     Pasqui, 


die  Beziehungen  zum  Alexander  mit  der 
Lanze  ').  Er  erkennt  in  der  Person  Deme- 
trios  H.  von  Syrien.  In  dem  vergoldeten 
bronzenen  Herakles  des  Konservatoren - 
palastes  vermutet  er  weiter  den  Herakles- 
Melkart  von  Tyrus,  weil  eine  kleine  Wieder- 
holung in  Byblos  gefunden  ist  und  der 
Melkart  tyrischer  Münzen  ähnlichen  Kopf- 
typus  zeigt.  Auch  hier  sucht  er  lysippische 
Tradition  nachzuweisen.  Beide  Ergebnisse 
werden  in  ihren  kunstgeschichtlichen  Zu- 
sammenhang gesetzt. 

Hülsen  bespricht  die  zuletzt  von  Amelung 
herausgegebenen  vier  bakchischen  Reliefs  im 
Casino  Borghese;  mit  Hilfe  von  Hand- 
zeichnungen, die  Amelung  nicht  kannte, 
läßt  sich  ermitteln,  daß  es  nicht  vier  gleich 
lange  Friesstücke  waren,  sondern  zwei  lange 
und  zwei  kurze;  also  stammen  sie  vermut- 
lich von  einem  Altar  oder  von  der  Basis 
einer  Statue  ^). 

Blum  veröffentlicht  einen  Kopf  des  An- 
tinoos  aus  dem  Thermenmuseum,  mit 
einer  doppelten  Wulstbinde,  an  der  vorn 
zwei  Scheiben  mit  kleinen  Büsten  sitzen: 
ein  Nerva  und  ein  Hadrian,  als  deren  Kult- 
genosse Antinoos  vermutlich  dargestellt 
war  3).  Der  Aufsatz  enthält  noch  anderes 
Material  zur   Ikonographie  des  Antinoos. 

Einzelne  wichtige  Stücke  aus  dem  Kunst- 
handel der  letzten  Jahre  bringt  der  Arndt- 
Amelungsche  Einzelverkauf  (1986  ff.);  dar- 
unter wären  z.  B.  zu  nennen:  ein  sehr 
schönes  erotisches  Symplegma,  ein  römisches 
Grabrelief  mit  der  Darstellung  eines  Ehren- 
sessels, eine  männliche  Porträtstatue,  wohl 
Agrippa  in  einem  neuen,  gealterten  Typus, 
das  Fragment  einer  kolossalen  Reiterstatue 
aus  Sentinum;  ferner  erscheint  in  derselben 
Serie  die  griechische  Grabstatuette  eines 
Mädchens  aus  dem  Auditorium  des  Maecenas, 
aus  Palazzo  Margherita  ein  später  Klinen- 
sarkophag  mit  Architektur. 

In  Arndt- Bruckmanns  Porträtwerk  er- 
scheint der  kolossale  bronzene  Constans 
des  Konservatorenpalastes  in  guten  Auf- 
nahmen  (Taf.  993  f.). 

Der  französische  Architekt  Boussois  hat 
einige  kleine  Grabungen  in  der  Villa    Ha- 


')  Neue  Jahrbücher  1913  S.  18  ff. 

')  Österreichische   Jahrbücher   1912   S.    109  ff. 

3)  Melanges   de   l'ecole   franijaise    1913    S.    65  ff. 


191 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


192 


drians  ausgeführt  als  Vorarbeiten  für  eine 
neue  größere  Bearbeitung ').  Dabei  hat 
sich  manches  einzelne  ergeben;  am  hübsche- 
sten ist  ein  Speisesaal  zwischen  Poikile  und 
Palästra:  in  der  Mitte  ein  oblonger  Raum, 
mit  einer  Nische  in  der  Rückwand,  Fenstern 
in  den  Seitenwänden  und  Säulenreihen 
davor.     Vorn  liegt  ein  Vorraum  mit  einem 


Oberhalb  der  Pfeilerhalle  am  Berg  liegen 
Trümmer  einer  Zisterne  (?)  und  eines 
Theaters  (?).  Die  Pfeiler  waren  durch  Bögen 
verbunden  und  hatten  tuskanische  Halb- 
säulen;  zu  einer  oberen  kleineren  Bogen - 
Stellung  gehören  anscheinend  kleinere  Halb- 
säulen. Die  Profilierung  ist  fein.  Benennen 
läßt  sich   die  Villa   nicht.      Zu   vergleichen 


Abb.  6.     Wandmalerei  aus  Ostia. 


Brunnen,  an  den  übrigen  drei  Seiten  halb- 
kreisförmige Nymphäen,  die  man  durch  die 
Fenster  sah. 

Reste  einer  Strandvilla  an  der  Südseite 
des  Albanersees  veröffentUcht  Giovan- 
noni  ^) ;  nach  der  Technik  sind  sie  augusteisch. 
Verhältnismäßig  gut  erhalten  ist  eine  237m  (! ) 
lange  Pfeilerhalle  am  Ufer,  mit  Vorsprüngen 
an   den  Enden;    davor  lief  ein  breiter  Kai. 


■)  M^Ianges  de  IVcole  frangaise  1913  S.  261  ff. 
')  Ausonia  1912  S.  198  ff. 


sind  besonders  die  Villen  auf  campanischen 
Wandbildern. 

Für  Ostia  Hegt  Dante  VagUeris  kleiner 
Führer  vor,  etwa  in  der  Art  des  Mauschen 
Führers  durch  Pompeji  mit  einer  vorzüg- 
lichen knappen  Geschichte  Ostias  bis  zur 
Neuzeit,  einer  Beschreibung  der  Ruinen 
und  des  Museums;  Literatur.  Am  Schluß 
ein  kleiner  Übersichtsplan,  im  Text  einige 
gute  Einzelpläne,  die  Gräberstraße,  die 
Thermen,  die  Kaserne  der  Vigiles,  ferner 
Abbildungen   der  wichtigsten   in   Ostia  ge- 


193 


Italien. 


194 


machten  Funde  von  Skulpturen  und  Male- 
reien, auch  aus  früheren  Zeiten.  Hinzu- 
zunehmen ist  noch  ein  Bericht  Ashbys  über 
die  Ausgrabungen  in  Ostia  im  Journal  of 
roman  studies,   1912,   S.   153  ff. 

Die  Berichterstattung  über  die  laufenden 
Funde  setzt  sich  in  den  Notizie  in  der  bis- 
herigen Weise  fort,  mehr  epigraphisch  als 
archäologisch;  doch  sind  einzelne  Teilpläne 
beigegeben,  in  guter  Ausführung;  wirklich 
wichtige  Einzelfunde  sind  nicht  veröffent- 
licht worden. 

Mit  der  Wandmalerei  einiger  Häuser  des 
n.  Jahrhunderts  n.  Chr.  in  Ostia  beschäftigt 
sich  Fornari;  er  sucht  sie  erfolglos  in  das 
Mansche  System  der  vier  Stile  einzufügen 
und  betrachtet  sie  schließhch  als  syn- 
kretistisch  ').  Einige  Besonderheiten,  wie 
die  starken,  gewollten  Asymmetrien  werden 
mit  Recht  hervorgehoben.  Der  Aufsatz 
hat  viele  Abbildungen    (vgl.   hier  Abb.   6). 

Ein  Aufsatz  Pelzer-Wageners  stellt  das 
bisher  Bekannte  über  Velletri  zusammen, 
mit  einigen  Ergänzungen,  und  gibt  eine 
Übersicht  der  Reste  in  der  Umgebung  ^). 
Hervorzuheben  sind  darunter  Trümmer 
römischer  Villen.  Allerdings  kann  man  sich 
nach  den  Planskizzen  kein  Bild  machen. 
Ein  wertvoller  Anhang  Ashbys  berichtet 
über  die  Antikenfunde  im  Gebiet  von 
Velletri. 

Wesentlich  oberitalisches  und  mittel- 
italisches Material  enthält  Montelius'  zu- 
sammenfassendes Werk  über  frühitalische 
Chronologie.  Wegen  der  Fülle  des  darin 
Zusammengefaßten  ist  es  für  Archäologen 
sehr  wertvoll,  obwohl  die  meisten  der 
Monteliusschen  Chronologie  kaum  werden 
folgen  wollen  3). 

Ein  Buch  Günthers  über  die  Villen  am 
Posilipp  ist  eine  Zusammenfassung  seiner 
früheren  wertvollen  Studien  über  die 
dortigen  Baureste,  besonders  auch  die  infolge 
der  Senkung  der  Küste  jetzt  im  Meer 
liegenden  Trümmer  4).  Es  handelt  sich  im 
wesentlichen    um    die    Grotte    durch    den 


■     •)  Studi  romani   1913  S.  305  £F. 
')  American  Journal  1913  S.  399  ff. 

3)  0.   Montelius,  Die  vorklassische   Chronologie 
in  Italien.     Stockholm  1912. 

4)  R.  T.  Günther,  Pausilypon,  the  imperial  villa 
near  Naples.  Oxford  1913.^  Archaeologia  63  S.  99  S. 


PosiHpp  und  die  des  Sejanus,  den  kleinen 
Hafen,  Unterbauten  von  mächtigen  Villen, 
ein  Theater,  ein  Odeon  —  mit  erhaltener 
Szene  und  dadurch  interessant  — ;  einen 
Garten,  —  das  sog.  Nymphaeum,  ähnlich 
dem  palatinischen  Stadion,  Thermen  mit 
gut  erhaltener  Heizvorrichtung,  Gräber, 
z.  B.  das  sog.  Grab  des  Virgil,  Steinbrüche. 
Überall  gibt  Günther  Übersichtskarten  und 
Einzelaufnahmen.  Die  Datierung  nach  der 
Technik  und  die  Scheidung  der  Bauperioden, 
ferner  die  richtige  Benennung  bleiben  noch 
nachzutragen  und  würden  eine  interessante 
Arbeit  sein.  Den  Schluß  bildet  ein  lehr- 
reicher Abschnitt  über  die  Baumaterialien 
und  ein  Verzeichnis  der  Funde;  es  ist  freilich 
nicht  viel.  Ein  Mosaik,  das  an  einer  Wand 
sitzt,  eine  Taube,  über  den  Büschen  eines 
Gartens  schwebend,"  hat  Günther  außer  in 
diesem  Buch  noch  in  der  Archaeologia 
herausgegeben,  mit  chemischer  Analyse  der 
verwendeten  Glaswürfel. 

Über  das  Pomerium  von  Pompeji  han- 
delt della  Corte  ').  Außen  um  die  Mauer 
lief  ein  unbebauter  Streifen  von  100  römi- 
schen Fuß  Breite.  Das  ergibt  sich  aus 
Terminalcippen  des  T.  Suedius  Clemens, 
der  unter  Vespasian  »loca  publica  a  privatis 
possessa  reipublicae  restituit«;  einer  steht 
vor  dem  Vesuvtor,  einer  vor  dem  Herculaner 
Tor.  Auch  ein  inneres  Pomerium  war  da, 
schmäler  und  seit  augusteischer  Zeit  mehr- 
fach überbaut,  aber  durch  das  noch  vor- 
handene Straßenpfiaster  nachzuweisen.  Della 
Corte  behandelt  näher  die  verm.utliche  Ge- 
schichte des  pompejanischen  Pomeriums 
und  zum  Schluß  die  Bedeutung  des  Wortes. 
Genaue     Karten    sind     beigegeben. 

Mit  den  Problemen  der  Urgeschichte 
Apuliens  bis  zum  Ende  der  Bronzezeit 
setzt  sich  Gervasio  auseinander,  teilweise 
mit  neuem  Material ').  Er  behandelt  aus- 
führlich die  Funde  in  den  Dolmen  bei 
Bisceglie  und  in  Terra  d'  Otranto,  ein  Fels- 
grab bei  Gioia  del  Colle,  Reste  von  An- 
siedelungen in  Terlizzi  und  Bari.  Ver- 
gleichend herangezogen  werden  die  Funde 
von  Matera,  aus  der  Terramare  von  Tarent, 
von  Coppa  nevigata,  Pulo  di  Molfetta  und 

")  Rendiconti   dei   Lincei   XXII   S.    261  ff. 
»)  I   Dolmen  e  la  civiltä  del  bronzo  neUe  Puglie. 
Bari  1913. 


I9S 


Archäologische  Funde  im  Jahre   191 3. 


196 


frühe  Keramik  aus  Andria.  Die  Denkmäler 
sind  wesentlich  Tongeschirr  mit  deut- 
licher Entwicklung  und  fremdem  Import, 
wohl  von  der  anderen  Seite  des  Adriatischen 
Meeres,  gemalter,  helltoniger  Ware;  außer- 
dem etwas  Bronze  und  Bernstein.  Gervasio 
setzt  alle  diese  Funde  in  den  Zusammenhang 
der  italischen  und  mediterranen  Entwick- 
lung, hebt  östliche  Einflüsse  und  westliche 
Analogien  hervor  und  fügt  auch  die  Ein- 
wanderung der  Arier  in  sein  System  ein. 
Besonders    orientierend    sind    die    Kapitel 


i-  A'W^ti'^ 


Abb.  7.     Friesstucke  aus  einem  Kammergrab 
in  Lecce. 


über  die  Formen  der  Vasenhenkel  und  die 
keramische  Technik  und  über  die  Ver- 
breitung  der   Dolmenarchitektur. 

In  Lecce  wurde  ein  Kammergrab  be- 
kannt '),  das  schon  lange  als  Keller  diente, 
hellenistisch.  Es  hat  die  Anlage  wie  in 
Canosa:  eine  Treppe,  einen  Mittelraum, 
mit  Türen  nach  drei  Kammern.  Die  Wände 
tragen  Stuck,  dunklen  Sockel  und  darüber 
Quaderung;  die  Decken  sind  flach,  aus 
Platten  hergestellt.  Die  Türen  haben 
Pilaster,  mit  Figurenkapitellen  wie  in  Pom- 
peji. Über  den  beiden  Treppenwänden 
liegen    Friese    aus    Kalkstein;    der    eine    ist 


•)  Apulia  1913  S.  93  ff. 


ornamental,  von  einem  Frauenkopf  gehen 
nach  beiden  Seiten  sehr  reiche  Akanthus- 
ranken  aus,  in  denen  Eroten  spielen.  Der 
andere  Fries  stellt  eine  Schlacht  zwischen 
Reitern  und  Fußsoldaten  dar,  beide  an- 
scheinend Griechen  (vgl.  Abb.  7).  Ein 
Deckblock  der  Treppe  hat  hellenistische 
Graffiti,  messapische  Namen.  In  der  Bau- 
geschichte bleibt  noch  manches  unklar. 
Am  Schluß  erwähnt  der  Bericht  Micalellas 
noch  andere  Kammergräber  der  Gegend,  die 
zu   wenig   beachtet   werden. 

Die  im  Vorjahr  angekündigte  Publikation 
des    Bronzekolosses   von    Barletta    ist   er- 


Abb.  8.     Hellenistischer  Kopf  in  Tarent. 

schienen ').  Der  Herausgeber,  Herbert 
Koch,  gibt  zunächst  eine  kritische  Geschichte 
der  Statue,  die  seit  dem  XIV.  Jahrhundert 
am  Hafen  von  Barletta  lag  und  wahr- 
scheinlich aus  Konstantinopel  stammt,  dann 
eine  technische  und  antiquarische  Be- 
schreibung, endlich  die  Benennung;  eine 
genaue  Kritik  der  Münzbilder  führt  mit 
Sicherheit  auf  Valentinian  I. 

Der  Sarkophag  in  Melfi  wird  in  dem- 
selben Denkmälerheft  von  Delbrueck  heraus- 
gegeben *),  mit  Text  im  Jahrbuch.  Es  ist 
ein  Säulensarkophag  mit  weiblicher  Deckel- 

')  Antike  Denkmäler  III  Taf.  20  f.  Auch  in 
Arndts  Porträtwerk  erschienen  neue  Aufnahmen 
des  Kolosses,  T.  895  ff.,  mit  Text  von  M.  Mayer. 

2)  Jahrbuch  1913   S.  277  ff. 


197 


Italien. 


198 


Abb.  9.     Hellenistisches  Goldglas  und  Ohrringe  aus  Tresilico. 


figur,  die  durch  ihre  Haartracht  gegen  170 
nach  Chr.  datiert  wird.  Die  Architektur  ist 
östHch  in  ihren  Einzelformen,  nicht  italisch; 
die  Statuetten  in  den  Interkolumnien, 
größtenteils  Götterfiguren,  gehen  auf  klassisch- 
griechische   Vorbilder    zurück,     die    sonst 


meistens  nicht  überliefert  sind,  darunter 
z.  B.  eine  tanzende  Artemis  des  IV.  Jahr- 
hunderts. Der  Sarkophag  scheint  von 
griechischen,  und  zwar  attischen  Bild- 
hauern gearbeitet  zu  sein,  eher  in  Athen 
als  in  Rom. 


199 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


200 


Cultrera  gibt  eine  mäßige  frühunter- 
italische  Vase  der  Villa  di  Papa  Giulio  heraus, 
mit  Pelops  vor  Oinomaos.  Es  ist  eine  Situla 
der  üblichen  Metallform.  In  einem  aus- 
führlichen Kommentar  erscheinen  zunächst 
alle  Darstellungen  der  Pelopssage;  dann 
setzt  sich  der  Verfasser  mit  der  stark  ange- 
schwollenen neuesten  Literatur  über  die 
unteritalischen  Vasen  auseinander,  wobei 
er  sich  gegen  Macchioro  wendet '). 

Einige  unteritalische  Vasenscherben  aus 
Tarent  werden  von  Macchioro  und  Bendi- 
nelli  veröffentlicht,  am  wichtigsten  ein  Frag- 
ment einer  großen   Hadesvase  ^). 

Alinari  hat  eine  Anzahl  wichtiger  Stücke 
aus  Apulien  und  den  Nachbarprovinzen, 
besonders  aus  dem  Museum  in  Tarent 
aufgenommen.  Darunter  sind  Dolmen  und 
ein  Menhir,  das  griechische  Grabgebäude 
in  Patü,  aus  Tarent  hellenistische  Köpfe 
(vgl.  Abb.  8)  und  einige  Vasen,  besonders 
zwei  schöne  attische  Lekythen,  römische 
Aschenkisten  von  abweichender  Ornamentik, 
leider  aber  nicht  die  Kalksteinreliefs  und 
alle  die  neuen  wichtigen  Funde;  Vasen  in 
Lecce  in  nicht  glücklicher  Auswahl,  die 
Krypten  in  Bari  und  Otranto  mit  ihren 
Säulen,  ein  Stück  von  dem  frühchristlichen 
Mosaik  in  Casaranello,  u.  a.  m. 

Eine  wichtige  Goldglasschale  veröffent- 
licht Moretti;  sie  kam  aus  Tresilico,  in  der 
Provinz  Reggio,  schließlich  in  das  römi- 
sche Thermenmuseum  (vgl.  Abb.  9).  Über 
die  Fundumstände  liegt  ein  Bericht  des 
Ausgräbers  Cananzi  ■  vor,  sachverständig 
abgefaßt  3).  Darnach  wurden  auf  einem 
Acker  Gräber  und  ein  kleiner  Apsiden - 
tempel  freigelegt.  Es  sind  meist  Bestattungs- 
gräber,  aus  Dachziegeln  zusammengesetzt 
oder  mit  Ziegelwänden,  Ziegelplatten  am 
Boden  und  einem  Zeltdach  aus  besonderen 
Formsteinen.  Die  Ziegel  haben  griechische 
Stempel;  ähnliche  Gräber  erscheinen  mehr- 
fach in  Reggio-  und  Umgebung  und  gehören 


')  Ausonia  1912  S.  116  ff. 

')  Ausonia  1912  S.  109  ff.  —  Neapolis  1913 
S.  132  ff. 

3)  BoUettino  d'  arte  1913  S.296  ff.  — A.  Cananzi, 
Appunti  sopra  una  meravigliosa  coppa  da  liba- 
zione ....  Messina  1906.  —  Zu  der  vorgeschlage- 
nen Datierung  neigt  auch  Orsi,  Archivio  storico  per 
la  Calabria  I  S.  638  f. 


in  das  III.  Jahrhundert  v.  Chr.  Die  Leichen 
hatten  Holzsärge,  von  denen  Nägel  da  sind. 
Alle  Beigaben  sind  hellenistisch;  einfache 
Bronzespiegel,  bleierne  Schminkbüchsen,  wie 
in  Cumae  und  Ancona,  Lampen  alter  Form 
mit  schwarzem  Firnis,  typisch  hellenistische 
Balsamare  mit  dreiteiligem  Fuß,  wie  sie 
z.  B.  in  Teano  auftreten.  Ein  Grab  war 
reicher  und  enthielt  auch  noch  ein  paar 
goldene  Ohrringe  mit  Antilopenköpfen  und 
gedrehtem  Ring,  typisch  für  IV.  bis  III. 
Jahrhundert,  ferner  die  genannte  Glas- 
schale. Sie  ist  aus  zwei  zusammengeklebten 
Schalen  hergestellt,  die  Zeichnung  auf  durch- 
sichtigem Grunde  durch  aufgelegte,  zuge- 
schnittene Bänder  und  Flecken  aus  Schlag- 
gold. Der  Durchmesser  beträgt  16  cm. 
Auf  dem  umgebogenen  Rande  erscheint 
laufender  Hund,  um  die  Höhlung  ein  ein- 
facher Mäander  mit  eingeschalteten  Vier- 
ecken, alles  ähnHch  wie  an  unteritalischen 
und  alexandrinischen  Vasen.  Das  Rund 
zeigt  Jagdszenen  in  zwei  undeutlich  ge- 
trennten Zonen.  Oben  ein  Reiter,  der  mit 
langer  Lanze  einen  Panther  nach  einem 
Laubbaume  hinscheucht;  unten  ein  kleiner 
Bogenschütze,  an  einen  Fels  gelehnt,  vor 
ihm  Steinböcke  und  Hasen,  hinter  ihm  eine 
Dattelpalme;  in  der  Luft  große  Vögel.  Der 
Stil  erinnert  sehr  an  Hadravasen,  wo  auch 
ähnliche  Darstellungen  vorkommen;  auch 
das  Grab  von  Marissa  mit  seiner  Jagdszene 
ist  zu  vergleichen.  Also  wäre  wohl  alexan- 
drinische  oder  phönikische  Herkunft  wahr- 
scheinlich. Das  Glas  für  spätantik  zu  halten, 
ist  kein  Grund  da. 

Aus  Sizilien  veröffentlicht  Orsi  zunächst 
Sikelisches.  Am  neuesten  ist  vielleicht, 
daß  in  Stentinello  bei  Syrakus  am  Strande 
eine  geschlossene  Ansiedelung  festgestellt 
wurde,  oval,  mit  Felsgraben  und  vermut- 
lich Damm');  Hütten  und  Gräber  fanden 
sich  aber  nicht,  nur  Keramik  mit  gravierten 
geometrischen  Mustern  aus  der  aeneo- 
Hthischen  Periode  der  Insel.  Eine  Nekropole 
der  »zweiten  sikelischen«  Periode  wurde 
auf  dem  Monte  Dessueri  bei  Terranova 
erforscht,  an  der  verkehrsarmen  Südküste. 
Es  sind  kleine  Felsgräber,  mit  wenigen 
Beigaben,    Tonware,    bronzene    Schwerter, 


•)  Notizie  191 2  S.  356. 


20I 


Italien. 


202 


Dolche,  Messer,  Rasiermesser,  Fibeln.  Orsi 
schätzt  die  Ansiedelung  auf  1500  Menschen; 
die  Bildung  solcher  Flecken  ist  gegenüber 
der  meist  lockeren  Siedelung  der  ersten 
sikelischen  Periode  für  die  zweite  charakte- 
ristisch. In  Pantalica  wurden  die  Arbeiten 
im  südlichen  Teile  der  großen  Nekropole 
wieder  aufgenommen,  ohne  prinzipiell  neue 


Nadeln  —  wurden  aber  für  die  einheimische 
Bevölkerung  massenhaft  hergestellt  und 
von  ihr  nachgeahmt;  die  Formen  finden 
sich  bis  nach  Oberitalien  hinauf.  Haupt- 
sächlich erscheinen  folgende  Typen:  breite 
Kahnfibeln;  eiserne  Bogenfibeln  mit  Ver- 
kleidung aus  Elfenbein,  Knochen,  Bernstein 
um  den  Bügel,  wohl  ostgriechisch;  Schlangen - 


Abb.  IG  und   11.     Griechische  Fibeln  aus  Sizilien. 


Ergebnisse  ') ;  in  den  genannten  Arbeiten 
sind  besonders  interessant  die  Ausführungen 
Orsis  über  sikelische  Siedelungsgeschichte. 
Archaisch-griechische  Fibeln  aus  den 
frühen  Nekropolen  von  Megara  Hyblaea  und 
Syrakus  stellt  Orsi  in  der  Festschrift  für 
Monteliuszusammen  (vgl.  hier  Abb.  10  u.  Il)^) 
Sie  sind  in  den  griechischen  Gräbern  der 
Insel  selten  —  statt  ihrer  gebrauchte  man 


')  Monumenti  dei  Lincei  XXI,  2  S.  301  ff. 

')  Festschrift  für  Montelius   S.    189  ff. 


fibeln  mit  Querstäbchen;  eiserne  Kahnfibeln 
mit  langem  Fuß;  flache  Fibeln  mit  Elfen- 
beinscheiben, solche  mit  Tierfiguren.  Orsi 
weist  in  jedem  Falle  die  griechischen  Paral- 
lelen und  die  manchmal  umgestalteten 
sikelischen  und  italischen  Nachbildungen 
nach.  Fibeln  überhaupt  kommen  auf  der 
Insel  erst  seit  dem  Beginn  des  ägäischen 
Imports  vor.  Die  veröffentlichten  Stücke 
stammen  großenteils  aus  noch  unpublizierten 
Gräbern,  über  die  Orsi  das  Nötige  angibt. 
Eine  in  Gela  gefundene,  von  Orsi  schon 


203 


Archäologische  Funde  im  Jahre   1913. 


204 


veröffentlichte  Bronzeschale  behandelt  Du- 
cati  (vgl.  Abb.  12)  ').  Orsi  teilte  sie  der 
phönikischen  Gruppe  zu,  aber  Ducati  ver- 
gleicht gewiß  mit  Recht  Archaisch-griechi- 
sches, besonders  Rhodisches  und  Kretisches, 
für  das  Ornament  und  die  Tierfiguren.  Als 
Datum  nimmt  er  vielleicht  noch  etwas  zu 
vorsichtig  das  beginnende  VII.  Jahrhundert 
an.  Besonders  für  das  geschichtliche  Ver- 
ständnis der  etruskischen  Bronzen  scheint 
das   Stück  wichtig  zu   sein. 

Von  Hellenistischem  ist  ein  Relief  zu 
nennen  aus  Camaro  bei  Messina,  wohl 
die  Metope  eines  kleinen  Tempels,  aus  Kalk- 
stein (vgl.  Abb.  13)  ^).    Dargestellt  sind  drei 


Abb.  12.     Altgriechische  Bronzeschale  aus  Gela. 

Göttinnen,  mit  Kalathos  und  SChulter- 
locken,  in  Mäntel  gehüllt;  nur  die  linke  Hand 
tritt  aus  dem  Gewand,  im  Gelenk  abwärts 
gebogen,  wie  man  z.  B.  einen  Kranz  hält; 
das  Attribut  fehlt  aber.  Später  als  das 
III.  Jahrhundert  wird  das  Relief  nicht  sein, 
vielleicht  sogar  früher.  Es  sind  wohl  die 
drei  Nymphen  {>)  von  den  Münzen  von 
Thermal,  der  Enkelkolonie  Messinas  (vgl. 
Imhoof- Blumer,  Nymphen  und  Chariten 
S.  182).  Mit  den  Friesen  von  Lecce  und  den 
Skulpturen  aus  Tarent  ist  also  in  diesem 
Jahre  das  zugängliche  Material  für  helle- 
nistische  Plastik   in   Großgriechenland   und 


Sizilien    erheblich    vermehrt    worden,    auch 
das  wieder  wichtig  für  Mittelitalien  '). 

In  den  Papers  der  Britischen  Schule  führt 
Mackenzie  seinen  Bericht  über  die  von  ihm 
und  Newton  besuchten  Nuraghen  und 
Dolmen  in  Sardinien  zu  Ende  ^).  Neue 
Typen  von  Nuraghen  haben  sich  nicht  mehr 
gefunden,  die  Dolmen  sich  weiter  vermehrt; 
es  sind  darunter  kleinere,  typisch  ältere  und 
längere,  die  einer  späteren  Entwicklung 
anzugehören  scheinen.  Interessant  ist  weiter 
noch    die    Aufnahme     des     Brunnenhauses 


Abb.  13.     Kalksteinrelief  aus  Camaro. 

Santa  Caterina  bei  Paulilatino,  trichter- 
förmig, horizontal  gewölbt.  Am  Schluß  gibt 
Mackenzie  eine  Übersicht  der  vermutlichen 
Entwicklung  der  Dolmen,  mit  Ausblicken 
auf  die  Nachbarländer. 

Taramelli  veröffentlicht  ausführlicher  ei- 
nige neue  Bronzestatuetten;  darunter  sind 
merkwürdig  zwei  Bogenschützen  aus  einem 
Grabe  bei  Sardara,  mit  sonderbaren  Schulter- 
schilden und  langen,   nägelbesetzten  Schür- 


')  Archivio  storico  per  la  Sicilia  Orientale  X  1913 
S.  377  ff- 

2)  Notizie  1912  S.  456  ff. 


')  Nützlich  ist  eine  Übersicht  Ducatis  über 
Forschungen  im  östlichen  Sizilien  zwischen  1908  und 
1912  (Archivio  storico  per  la  Sicilia  Orientale  X 
S.  258  ff.). 

2)  Papers  1913  S.  127  ff. 


205 


RuBIand. 


206 


zen  ').  Im  Anschluß  an  die  eigenartige 
Bewaffnung  tritt  Taramelli  für  die  These 
Oberziners  ein,  daß  unter  den  auf  ägypti- 
schen Denkmälern  genannten  Seevölkern 
auch  Stämme  des  Westens  wären,  von  der 
Halbinsel,  aus  Sizilien  und  Sardinien.  Der 
Aufsatz  bringt  dann  noch  einige  vorläufige 
Nachrichten  über  ein  Heiligtum  in  Sardara, 
mit  Tholos  und  Vorraum,  wie  in  Serri,  und 
über  einen  Nuraghen  mit  Schmelzöfen  in 
Ortu  Commidu,  nahe  bei  Sardara. 
Rom.  R.  Delbrueck. 

Rußland. 

Wie    früher,    wurde    die    archäologische 
Forschung    auch    im    Jahre    1913    in    den 


Abb.   I.     Marmorkopf  aus  Panticapaeum  (Kertsch). 

griechischen  Kolonien  am  Nordgestade  des 
Pontus  (Panticapaeum-Kertsch,  Korokon- 
dame-Taman,  Olbia-Parntino,  jonische  An- 
siedlung  auf  der  Insel  Berezan)  und  in  ver- 
schiedenen Gegenden  Skythiens  fortgesetzt. 
Unter  den  Funden  des  Jahres  1913  nehmen 
die  Funde  im  Grabhügel  »Ssolocha«  wegen 
ihrer  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Be- 
deutung eine  ganz  hervorragende  Stelle 
ein.  Eine  Reihe  Gegenstände  kamen  auch 
durch  Zufall  in  verschiedenen  Gegenden 
Rußlands  zum  Vorschein  und  wurden  von 
der  Kaiserlichen  Archäologischen  Kommission 
durch  Ankauf  erworben. 


■)  Notizie  S.  93  ff.  Bullettino  di  paletnologia 
italiana  1913  S.99ff.  G.  Oberziner  in  Memorie  del 
R.  Istituto  lombardo  XIII  serie  III,  classe  di  scienze 
morali   S.   37  ff. 


In  Panticapaeum  (Kertsch)  setzte 
W.  W.  Schkorpil  die  Ausgrabungen  der 
Nekropole  fort.  Unter  den  gefundenen 
Gegenständen  sind  folgende  bemerkenswert: 

I.  Ein  kleines  Marmorköpfchen  von  einer 
Statuette  (Abb.  i).  Hellenistisch,  alexan- 
drinisch.  2.  Eine  Terrakotte,  die  einen 
reitenden  Jäger  darstellt,  welcher  einen 
Hasen  verfolgt   (Abb.   2). 

Gold.  I.  Eine  Halskette  (0,195  tri  lang), 
an  den  Enden  mit  Röhrchen  versehen,  welche 
mit    Filigranarbeit    verziert    sind  (Abb.  3). 


Abb.  2.     Terrakotte  aus  Panticapaeum  (Kertsch). 

2.  Ein  Fingerring  mit  einem  sich  drehenden, 
ovalen,  durch  Feuer  verblaßten,  geschnittenen 
Karneol  (Skarabäo'id),  auf  dem  ein  Hirsch 
nach  links  dargestellt  ist.  3.  Ein  Fingerring 
mit  einem  geschnittenen  Almandin,  auf  dem 
sich  die  flüchtige  Darstellung  eines  liegenden 
Tieres  befindet.  4.  Ein  paar  glatte  Ohrringe 
mit  silbernen  Kügelchen.  5.  Ein  Brakteat 
mit  der  gestanzten  Darstellung  einer  Herme 
zwischen  zwei  Ranken.  6.  Teile  von  Kränzen 
(meist  Apiumblätter). 

Silber,  i.  Eine  Nadel.  2.  Zehn  Münzen 
von  Panticapaeum  (wie  Buratschkoff,  Ka- 
talog der  Kolonienmünzen  des  Pontus, 
Taf.   XXII,    168   und    169). 

Bronze,  i.  Eine  kleine  Fibel.  2.  Ein 
runder  Spiegel.  3.  Zwei  Münzen  von  Mithra- 
dates  VII   (41 — 45  n.  Chr.). 


207 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


208 


Glas.  I.  Eine  gelbliche  ovale  Glas- 
paste von  einem  Fingerringe,  auf  dem  ein 
nach  links  mit  dem  Bogen  schießender 
Eros  dargestellt  ist.  2.  Ein  blaues  Trink- 
glas, mit  senkrechten  Rippen  verziert  (vgl. 


mit  einer  Lanze  einen  Kentauren  nieder- 
stoßt, welcher  in  der  linken  Hand  einen 
weißen  Stein  hält  (hinter  dem  Kentaur 
ein  dreizackartiges  Gebilde,  wohl  Andeutung 
eines  Baumes),  b)  zwei  Kentauren,  welche 


Abb.  3.     Goldkette  (Halsschmuck)  aus  Panticapaeum  (Kertsch). 


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Abb.  4  und  5.     Amphora  aus  Panticapaeum  (Kertsch). 


Kisa,  Das  Glas  im  Altertum,  I,  S.  81  f.). 
3.  Ein  einhenkhges  weißes  Gefäß,  mit  einem 
spiralförmigen,  mattweißen,  fadenartigen 
Streifen  verziert.  4.  Ein  kleines  Baisa- 
marium. 

Vasen,     i.    Schw.-f.    Amphora    (0,39  m 
hoch);     Darstellung    a)   ein    Krieger,     der 


mit  großen  weißen  Steinen  den  in  die  Erde 
versinkenden  Kaineus  niederschlagen  (Abb.  4 
und  5).  2.  Schw.-f.  Lekythos,  auf  der 
der  sitzende  Dionysos,  eine  tanzende  Mä- 
nade  und  ein  Silen  dargestellt  sind.  3.  Eine 
r.-f.  Deckelschale  des  späten  Stiles;  auf  dem 
Deckel  Frauen  und  ein  Eros.     4.   Bauchige 


209 


Rußland. 


210 


Abb.  6.     Vasenscherbe  aus  Panticapaeum  (Kertsch). 

r.-f.    Lekythos,    auf    der    ein    Hermeskopf 
dargestellt  ist.    5.  Bruchstück  eines  Gefäßes 


Abb.  7.     Elfenbeinplättchen  aus  Panticapaeum 
(Kertsch). 


mit  weißem  Überzug  in  Form  eines 
Schwanenkopfes;  die  Details  sind  mit 
schwarzem     Firnis     ausgeführt    (Abb.    6). 

6.  Ein  mit  vier  Streifen  verzierter  Askos. 

7.  Eine  Reihe  von  schwarz-  und  rotge- 
firnißten und  einfachen  Gefäßen.  8.  Rot- 
gefirnißte Lampe  mit  der  Reliefdarstellung 
eines  Greises,  der  vor  einem  niedrigen  Altar 
seine  Andacht  verrichtet.  9.  Rotgefirnißte 
Lampe  mit  der  Reliefdarstellung  eines 
Eros,  welcher  eine  Lanze  hält.  10.  Bruch- 
stück einer  Lampe  mit  der  Darstellung 
des  auf  dem  Throne  sitzenden  Sarapis. 

Verschiedenes.  Bruchstück  eines  mit 
gravierten  Figuren  verzierten  Elfenbein - 
plättchens;  dargestellt  ist  ein  Mann  mit 
einer  hohen  zugespitzten  Mütze,  der  ein 
Mädchen    raubt    (Boreas    und    Oreithyia?) 


Abb.  8.     Beinplättchen  des  VI.  Jahrh.  v.  Chr. 
aus  Panticapaeum  (Kertsch). 

(Abb.  7).  2.  Einige  ^einplättchen,  die  mit 
einem  eingeschnittenen  Mäander  verziert 
sind  (Abb.  8).  Die  Plättchen  wurden  im 
Grabe  gefunden,  aus  dem  die  oben  be- 
schriebene schwarzfigurige  Amphora  (Abb.  4 
und  5)  stammt.  3.  Gipsverzierungen  von 
einem  Holzsarge   (römisch). 

Die  im  Jahre  1913  in  Panticapaeum  ge- 
fundenen Inschriften  sind  von  W.  W. 
Schkorpil  im  52.  Bande  des  Bulletin  de  la 
Commission  Imperiale  archdologique  publi- 
ziert. 

Durch  Ankauf  wurden  aus  Kertsch 
folgende  Gegenstände  erworben: 

Gold.     Ein    Paar    »gotischer«    Ohrringe. 

Bronze.  I.  Ein  Ring,  der  mit  vier 
Bukranien   und   mit  einem   Stäbchen  ver- 


211 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


212 


Abb.  9.     Bronzekanne  aus  Panticapaeum  (Kertsch). 


Abb.  13.  Bronzefl£lschchenausPanticapaeum(Kertsch). 


Abb.  10.     Brorizekessel  aus  Panticapaeum  (Kertsch). 


Abb.i  I.  Bronzeeimerchen  aus  Panticapaeum  (Kertsch). 


Abb.  1 2.  Bronzeeimerchen  aus  Panticapaeum  (Kertsch). 


213 


Rußland. 


214 


Abb.  X4.  Bionzeoinochoeaus  Panticapaeum(Kertsch). 


Abb.  15.     Eros  auf  der  Oinochoe  Abb.  14. 


Abb.  16.     Bronzelampe  aus  Panticapaeum  (Kertsch). 


sehen  ist,  auf  dem  zwei  Vögel  und  ein 
kleiner  Ring  zum  Anhängen  angebracht 
sind.  2.  Zwei  Ringe  und  ein  Zierat  3.  Kleine 
Figur    eines    sitzenden    bärtigen    Skythen, 


mit  spitzer  Mütze.  4.  Glöckchcn  mit  einem 
Griffe  in  Form  eines  Ringes.  5.  Ein  Ring, 
auf  dem  eine  buntfarbige  Glasperle  befestigt 
ist.     6.  Eine   große    (0,32  m   hoch)    Kanne 


Abb.  17.     Bronzeklappspiegel   aus  Panticipaeum  (Kertsch). 
Archäologischer  Anzeig^er  1914. 


215 


Archäologische  Funde  im  Jahre  19 13. 


216 


Abb.  18.    Bronzespiegel  aus  Panticapaeum  (Kertsch). 

auf  drei  niedrigen  halbkugelförmigen  Unter- 
sätzen   (Abb.    9).      7.    Ein    großer    Kessel 


14.  Teil  eines  kleinen,  runden  Klappspiegels, 
der  mit  einem  Zeichen  verziert  ist  (Abb.  18) 

15.  Eine  elegante  Gabel  (Abb.  19).  16.  Eine 
schöne  fragmentierte  Nadel,  oben  mit 
einer  einen  Apfel  haltenden  Hand  ver- 
ziert, die  ein  schlangenförmiges  Armband 
schmückt  (Abb.  20)  ').  17.  Eine  Schnalle. 
18.  Ein  Psalium  (Abb.  21).  19.  Ver- 
schiedene,     meist     fragmentierte     Geräte: 


Abb.  2 1 .    Bronzepsalium  aus  Panticapaeum  (Kertsch). 

ein    Schlüssel    in    einem  eisernen   Schlosse, 
Teil  eines  Schlosses,  Teil  einer  Schnellwage, 


Abb.  19.     Bronzegabel  aus  Panticapaeum  (Kertsch). 


(0,16  m  hoch)  (Abb.  10).  8.  Ein  Eimerchen, 
das  mit  einem  bogenför- 
migen Henkel  versehen  ist, 
dessen  Enden  in  Form  von 
Wasservögelköpfchen  stili- 
siert sind  (Abb.  11).  9.  Ein 
kleines  geriefeltes  Eimer- 
chen mit  bogenförmigem 
Henkel,  dessen  Enden  mit 
Perlschnur  verziert  sind; 
der  Griff  ist  mittelst  Ringen 
an  dem  Gefäße  befestigt, 
die  unten  mit  großen 
Efeublättern  verziert  sind 
(Abb.  12).  10.  Ein  schön- 
profiliertes Fläschchen 
(Abb.  13).  II.  Eine  Oino- 
choe  (Abb.  14),  unter  dem 
Henkel  mit  der  Relieffigur 
eines  fliegenden  Eros  ver- 
ziert, der  in  der  Rechten 
eine  Lyra  (?)  und  in  der 
Linken  eine  Fackel  trägt 
Abb.  20.  Bronze-  (Abb.  15).  12.  Eine  Lampe 
nadel  aus  Pantica-  (Abb.  16).  13.  Ein  runder 
paeum    (Kertsch).    Klappspiegel       (Abb.      17). 


ein  zylinderförmiges  Gerät,  ein  trichter- 
förmiges Gerät  (vielleicht  ein  Zierat  eines 
Schildes),  ein  Fragment  in  Form  einer 
Halbkugel,  ein  Untersatz  (.?)  eines  Gefäßes, 
Teil    eines    Geräts    in    Form    eines    Halb- 


Abb.  22.    Teil  eines  Bronzegeräts  aus  Panticapaeum 
(Kertsch). 

mondes,     in    der    Mitte    mit    einer    durch- 
gehenden Röhre  versehen  (Abb.   22). 
Vasen.    I.  Ein  korinthischer  Teller  mit 


')  Vgl.  Walters,    Catalogue    of    the    bronzes    in 
the   British  Museum,    S.  317,  Abb.   70,    Nr.  2386. 


217 


Rußland. 


2l8 


Abb.  23.     Vasenscherbe  aus  Panticapaeum   (Kertsch).        Abb.  24.  Vasenscherbe  aus  Panticapeum  (Kertsch). 


Abb.  25.     Fläschchen  aus 
Panticapaeum  (Kertsch). 


Abb.  27.     Dolch  aus  Panti- 
Abb.  26.  Terrakottagefäß  aus  Panticapaeum  (Kertsch).  capaeum  (Kertsch). 


219 


Archäologische  Funde  im  Jahre   1913. 


220 


Abb.  28.      Glasgefäße  aus  Panticapaeum  (Kertsch). 


zwei   Tierfriesen,    stark  verrieben.     2.  Eine 
Scherbe  von  einem  r.-f.  Krater  des  späteren 


Abb.  29.     Aniphoia  aus  Taman. 

schönen  Stiles.      Es    sind    Teile    der  Figur 
einer    Nike     (NIKH)    und    ein    Flügel    eines 


Eros  (''Epu)[i)  erhalten,  sowie  die  In- 
schrift von  einer  Figur  des  Hermes  (EPMHS). 
Wahrscheinlich  war  das  Parisurteil  dar- 
gestellt (Abb.  23).  Für  die  Details  wurde 
weiße  Farbe  und  jetzt  verschwundene  Ver- 
goldung verwendet.  3.  Scherbe  von  einer 
r.-{.  Vase  des  späteren  schönen  Stiles,  auf 
der  ein  Teil  einer  stehenden  Frauenfigur 
(Inschrift  YfieiA)  mit  einem  Kasten  in 
der  Rechten  und  Reste  von  Flügeln  eines 
Eros  erhalten  sind  (Abb.  24).  Reste  von 
Vergoldung  auf  den  Flügeln.  4.  Ein  Fläsch- 
chen  (Abb.  25).  5.  Ein  Gefäß  in  Form  eines 
Frauenkopfes    (Abb.    26).      Römisch. 

Eisen.  I.  Ein  Dolch  (Abb.  27).  2.  Teil 
eines  Schlosses  (vgl.  Bronze,  Nr.  19). 
3.  Bruchstück  eines  Messers,  das  einen 
Beingriff  hatte,  der  unten  mit  Weißgold 
(Elcktrum)  bekleidet  war.  Die  Bekleidung 
war  oben  und  unten  mit  aus  feinem  Drahte 
geflochtenen  Streifen  verziert.  Wahrschein- 
lich ionisch  aus  dem  VI.  Jahrh.  v.  Chr. 

Glas.  I.  Drei  Perlen  aus  Pasta,  mit 
himmelblauer  Glasur  überzogen.  2.  Drei 
römische  Kannen  (darunter  eine  frag- 
mentierte). 3.  Ein  Napf.  4.  Ein  Tropfen- 
gefäß.     5.  Ein   einhenkliges   Gefäß.    6.  Ein 


Abb.  30.     Schale  aus  Taman. 


Abb.  31.     I.ekythos  aus   Taman. 


221 


Rußland. 


222 


Baisamarium  7.  Ein  Baisamarium  mit 
zwei  Henkeln.  8.  Ein  einhenkliges  Bai- 
samarium. 9.  Ein  Becher  auf  einem 
Fuß.  (Nr.  3—9  in  Abb.  28). 
'  W.  W.  Schkorpil  und  W.  N.  Glasoff 
veranstalteten  ferner  Ausgrabungen  auf  der 
Halbinsel    Taman,    in    der    Gegend,    wo 


man  die  antiken  Städte  Korokondame  oder 
Kepoi  vermuten  kann.  Es  wurden  die 
antiken  Nekropolen  untersucht,  die  sich 
nahe  dem  Vorgebirge  Tusla,  gegenüber  der 
Einfriedigung  des  Südkordons  und  auf  dem 
dritten  Kilometer  von  Taman,  rechts  vom 
Wege  nach  Tusla  befinden.  Aus  diesen 
Nekropolen  stammen  meist  archaische  Gegen- 
stände.     Es   sind   zu   notieren: 

Vasen.  I.  Eine  Amphora  spätmile- 
sischen  Stiles,  beiderseits  mit  der  Dar- 
stellung von  Steinböcken  (Abb.  29).  Die 
Maierei  ist  ohne  den  weißen  Überzug  aus- 
geführt. 2.  Eine  schwarzgefirnißte  ionische 
Schale,  welche  auf  den  äußeren  Seiten  mit 
einem  Streifen  verziert  ist  (Abb.  30).  3.  Eine 
bauchige    samische    Lekythos,    welche    mit 


Abb.  32.     Olpe    aus  Taman. 


Abb.  34.     Zeichen  auf  der  Olpe  Abb.  32. 


Abb.  33.     Inschrift  auf  der  Olpe  Abb.  32. 


223 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


224 


Abb.  35 — 37.     Lekythen  aus  Taman. 


Streifen  und  Wellenlinien  verziert  ist  (Abb. 
31).  Die  Vasen  Nr.  I- — 3  wurden  in  einem 
Grabe  zusammen  gefunden.  4.  Eineschw.-f. 
attische  Olpe  (Abb.  32)  mit  der  Darstellung 
des  Ajax,  der  die  bei  Athena  Zuflucht 
suchende  nackte  Kassandra  verfolgt.  Auf 
dem  Schilde  der  Athena  ist  mit  jetzt 
verblaßter  weißer  Farbe  ein  Kriegswagen 
als  Episema  dargestellt.  Weiße  Farbe  ist 
verwandt  für  das  nackte  Fleisch  der  Frauen- 
figuren. Zwischen  den  Figuren  sind  Ranken 
und  archaische  Buchstaben  ASH.  Die 
Vase  gehört  der  zweiten  Hälfte  des  VI.  Jahrh. 
an,  aber  links  vom  Bilde,  am  oberen  Rande 
des  Gefäßes,  ist  eine  in  einer  späteren  Zeit 
(mit  Buchstaben  des  V.  Jahrh.  nach  der 
Meinung  des  Akademikers  B.  B.  Latyschew) 
eingeritzte  Inschrift: 


APIiTE 
METPI 


(Abb.  33) 


hinzugefügt.  Auf  dem  Boden  der  Vase  sind 
Zeichen  X-?  eingraviert  (Abb.  34).  5.  Eine 
schw.-f.  attische  Olpe  mit  der  Darstellung 
eines  Kriegers  und  einer  Frau.  6.  Eine 
schw.-f.  attische  Lekythos;  auf  den  Schul- 
tern sind  ein  Hahn  und  zwei  Efeublätter, 
auf  dem  Bauche  ein  fliehender  Krieger 
zwischen  zwei  Mantelfiguren  dargestellt. 
7.  Eine  schw.-f.  attische  Lekythos;  auf 
den  Schultern  Stabornament,  Pünktchen 
und  Lotosknospen,  auf  dem  Bauche  ein 
Reiter  zwischen  zwei  Kriegern.  8.  Eine 
schw.-f.  attische  Lekythos  mit  der  Dar- 
stellung des  sitzenden  Dionysos  und  zweier 


tanzender  Mänaden  (Abb.  35).  9.  Eine 
schw.-f.  attische  Lekythos  mit  der  Dar- 
stellung des  Herakles,  der  den  kretischen 
Stier  überwältigt;  an  den  Seiten  sind  zwei 
Felsen  dargestellt  (Abb.  36).  lO.  Eine 
schw.-f.  attische  Lekythos,  auf  der  zwei 
Krieger  im  Kampf,  ein  bärtiger  Mann  mit 
gehobenen  Armen  und  zwei  Mantelfiguren 
dargestellt  sind  (Abb.  ^7).  11.  Eine  schw.-f. 
attische  Schale,  die  auf  den  Außenseiten 
mit  einer  Palmettengirlande  verziert  ist. 
Die  mittleren  Blätter  der  Palmetten  sind 
mit  roter  Farbe  gemalt.  12.  Ein  schwarz- 
gefirnißtes Schüsselchen  auf  niedrigem  Unter- 
satz, der  an  einer  Stelle  eine  kleine  Durch- 
bohrung hat. 

Gold.      I.   Ein  großer  halbmondförmiger 
Ohrring  mit  gestanzten  Ornamenten  und  drei 


Abb.  38.     Teil  eines  goldenen  Halsschmuckes 
aus  Taman. 

mandelförmigen  Anhängern.  Vgl.  Anz., 
1912,  Sp.  333  f.,  17 — 18.  2.  Drei  Teile 
eines  Kolliers,  die  aus  je  vier  kornförmigen, 
mit  Filigran  verzierten,  zusammenge- 
fügten Perlen  bestehen  (Abb.  38).  .  3.  Run- 
des, mit  schönen  Filigranornamenten  ver- 
ziertes  Schildchen  von  einem   Knopfe. 


225 


Rußland. 


226 


Silber.  i.  Ein  Halsring,  der  an  den 
Enden  mit  Röhrchen  versehen  ist.  2.  Drei 
glatte    Fingerringe.       3.    Sechs    Ohrringe. 

Blei.      Ein   kleines    Spinnwirtel. 

Durch  Ankauf  kamen  aus  Taman 
folgende  Gegenstände: 

Gold.  I.  Ein  Halsschmuck  aus  24  Glie- 
dern, welche  reich  mit  Relief-  und  Fili- 
granarbeit und  Email  verziert  sind;  vgl. 
Antiquites     du      Bosphore     cimmericn,    T. 


Abb.  39.     Goldene  Ohrringe  aus  Taman. 

Xn,  2;  Compte-rendu  de  la  Comm.  Imp. 
arch.,  1888,  T.  n,  II;  1882—3,  T.  U,  5 
und  16.  2.  Ein  Paar  Ohrringe  mit  runden, 
mit  Filigranrosetten  verzierten  Schildchen 
und  Anhängseln  in  Form  von  Eroten  (Abb. 
39).  Vgl.  Antiquites  du  Bosphore  cimmerien, 
T.  Vn,  12.  3.  Großer  hohler  Fingerring  mit 
einem  glatten  eingefaßten  Chalzedon,  der 
in  einer  älteren  Zeit  als  Perle  diente.  Vgl. 
Compte-rendu,  1882 — 3,  T.  II,  15.  4.  Ein 
Ohrring  in  Form  einer  Rosette.  Zusammen 
mit  diesem  Gegenstande  wurden  eine  sog. 
s>Aquarellevase«  und  Münzen  (wie  Buratsch- 
koff,  Katalog,  Panticapaeum,  T.  XIX,  50 
und   XX,    70   und   89)    gefunden. 

Silber.  Eine  Münze  (wie  Buratschkoff, 
Katalog,   Panticapaeum,  T.  XXI,    105). 

Glas.      Vier  Anhängsel. 

Prof.  V.  Stern  berichtet  auf  meine  Bitte 
über  seine  Ausgrabungen  auf  der  Insel 
Berezan  im  Sommer  1913  folgendes: 

»Nach  längerer  Unterbrechung,  die  durch 


Herrichtungen  für  Probeschießübungen  der 
Artillerieverwaltung  verursacht  war,  konn- 
ten im  Sommer  1913  die  Ausgrabungen  auf 
Berezan  wieder  fortgesetzt  werden.  Es 
wurde  an  zwei  Stellen  gegraben.  Erstens 
am  n.-w.  Uferstrich  der  Insel  (Ausgrabung 
W**)  und  dann  an  der  Nordseite  der  Insel, 
mehr  zum  Zentrum  hin  (Ausgrabung  A'),  wo 
seit  1904  an  der  Bloßlegung  eines  zusammen- 
hängenden Rayons  der  alten  Ansiedlung 
gearbeitet  wird. 

In  W^  wurde  die  Arbeit  da  aufgenommen, 
wo  sie  1909  mit  der  Aufdeckung  eines  Wohn- 
hauses aus  der  zweiten  Besiedlungsperiode 
(Ende  des  VI.,  Anfang  V.  Jahrh.),  von  dem 
noch  die  Wände  mit  Tür  und  Fenster  in  der 
Höhe  von  17  Steinreihen  erhalten  waren, 
abgeschlossen  hatte.  Gleich  nebenan  wurde 
ein  ebenso  kleines,  aus  vier  Wänden  be- 
stehendes Häuschen  aufgedeckt,  dessen  Fun- 
damente mit  den  darüber  erhaltenen  6 
Reihen  sorgfältig  behauenen  Steines  direkt 
auf  dem  Fels  angelegt  waren  • —  mithin  der 
ersten  Besiedlung  angehörten.  Darüber 
lag  eine  Geröll-  und  Kulturschicht  von 
etwa  0,50  m  Dicke,  und  auf  dieser  Schicht 
erhob  sich  dann  das  Mauerwerk  eines  aus 
Bruch-  oder  schlecht  behauenen  Steinen 
erbauten  Hauses  der  zweiten  Periode.  Hier 
lassen  sich  die  beiden  übereinander  liegenden 
Mauern  und  ihre  Zwischenschicht  deutlich 
erkennen.  Es  wird  bestätigt  das  auch  schon 
früher  gewonnene  Resultat,  daß  wir  auf 
Berezan  zwei  Bauperioden  zu  unterscheiden 
haben,  die  voneinander  durch  einen  Zeit- 
raum von  etwa  25 — ^40  Jahren  getrennt  sind. 
Die  in  diesem  Ausgrabungsrayon  dieses  Mal 
aufgedeckten  Hausreste  und  Mauerzüge  ge- 
hören fast  alle  dieser  zweiten  Bauperiode 
an:  es  waren  kleine,  unansehnliche  Wohn- 
häuschen, die  wohl  nur  ausnahmsweise  ganz 
aus  Stein  erbaut  waren;  gewöhnlich  waren 
auf  einen  Unterbau  von  4 — 6  Steinreihen 
Luftziegeln  gesetzt;  der  Fußboden  ist  durch- 
gängig gestampfter  Lehm.  Die  neben  und 
häufig  auch  direkt  unter  diesen  Bauten 
zahlreichen  trichterförmigen  Gruben,  die 
z.  T.  sehr  sorgfältig  in  den  Fels  gehauen 
sind,  gehören  in  diesem  Rayon  zumeist  der 
ersten  Periode  an  und  enthalten  neben 
vielem  Küchenabfall,  der  genauen  EinbHck 
in    die    Ernährungsverhältnisse    der    Kolo- 


227 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


228 


nisten  gestattet,  in  Massen  die  schönen 
Gefäßscherben  dieser  älteren,  rein  ionischen 
Periode.  Neben  dem  einfachen  lesbischen 
Bucchero,  das  ja  auch  in  Naukratis  so  viel 
gefunden  ist,  fanden  sich  hauptsächlich 
Scherben  sogenannter  rhodischer  Teller, 
altmilesischer  und  Naukratisware,  ionischer 
schwarzfiguriger  Vasen,  schwarzlackierter 
Kyliken,    dann    in    den    höheren    Schichten 


Abb.  40.     Sperber  aus  ägj'ptischer  Pasta 
aus  Berezan. 

schwarzfiguriger  attischer  Gefäße;  vermerkt 
sei  der  Fund  dreier  Scherben  von  rot- 
figuriger  attischer  Ware  strengen  Stiles.  Ganz 
erhalten,  bis  auf  den  Hals,  war  eine  äolische 
Oinochoe.  Unter  den  vielen  Kleinfunden  — 
Lampen,  Terrakottafragmenten,  Knochen - 
geraten,  Bronzefischchen  usw.  —  sei  ein  auf 
einer  Platte  stehender  Sperber  mit  einer 
Öse  auf  dem  Rücken  zum  Anhängen  aus 
ägyptischer  Pasta  besonders  erwähnt  (Abb. 
40).  In  den  obersten  Schichten  fanden  sich 
dieses  Mal,  außer  den  üblichen  einfachen 
Bestattungen  aus  später  Zeit,  mehr  Kultur- 
überreste der  römischen  Periode  als  bisher. 
Es  handelt  sich  bei  diesen  Funden  aus  dem 
IL  bis  IIL  nachchristlichen  Jahrhundert 
nicht  um  eine  neue,  regelrechte  Besiedelung 
der  Insel;  wohl  aber  sind  damals  aus  Olbia 
während  der  Fischfangperiode  Fischer  auf 
die  Insel  gekommen,  haben  hier  vorüber- 
gehend kampiert  und  Geschirr  und  Gläser 
dabei  zerschlagen;  vor  allem  aber  sind  da- 
mals die  Weihungen  an  AchilleusPontarches 


auf  der  Insel  aufgestellt  worden,  und  die 
weihenden  Behörden  mögen  ihm  hier  auch 
Libationen  und  Opfer  dargebracht  haben. 
Auch  dieses  Mal  igt  bei  den  Scherben  aus 
römischer  Zeit  eine  fragmentierte  Weih- 
inschrift gefunden;  und  umgekehrt,  wo  wir 
einen  solchen  Stein  ausgraben,  können  wir 
sicher  darauf  rechnen,  Fragmente  von 
Gläsern  und  rotem  Tongeschirr  zu  finden. 
Im  Rayon  A'  sind  dieses  Mal  23  Quadrat- 
meter ausgegraben  worden;  es  wurde  dabei 
eine  ganze  Reihe  von  Mauerzügen  freigelegt, 
die  in  der  Mehrzahl  zwei  größeren  Häusern 
der  zweiten  Periode  angehören.  Nur  die  auf 
dem  gewachsenen  Boden  stehenden  Reste 
eines  Ovalhauses  sind  der  ersten  Periode 
zuzureihen.  Für  diese  beiden  größeren 
Häuser  ist  der  Baugrund  freilich  nicht  aus- 
geschachtet, aber  doch  planiert  und  fest- 
gestampft worden.  Diese  Planierung  ist  zum 
größeren  Teil  aus  Erde  von  gewachsenem 
Boden  ausgeführt,  und  es  kostete  einen 
harten  Kampf  mit  den  Arbeitern  und  Auf- 
sehern, um  sie  zu  veranlassen,  diese  feste 
Schicht,  die  sie  für  den  gewachsenen  Boden 
hielten,  abzutragen.  Die  schwere  Arbeit  gab 
reichen  Lohn.  Unter  dieser  Schicht  lag  eine 
Menge  von  Abfallgruben  der  ersten  Periode  — 
einige  mit  überraschend  reichem  Inhalt.  Es 
würde  zu  weit  führen,  wollte  ich  auch  nur 
annähernd  die  vielen  Funde  an  altionischer, 
äolischer,  klazomenischer,  chalkidischer,  alt- 
attischer Keramik  hier  aufzählen  und  cha- 
rakterisieren; ich  beschränke  mich  auf  die 
Bemerkung,  daß  sie,  wie  jede  Grabung  auf 
Berezan,  unser  Material  und  unsere  Kenntnis 
auf  diesem  Gebiete  wesentlich  bereichern,  und 
mache  nur  zwei  Funde  namhaft:  der  eine  be- 
stehend aus  zwei  bemalten,  wohl  erhaltenen 
milesischen  Sitzfiguren,  die  auf  einer  Secgras- 
schicht  gleich  unterhalb  des  fest  gestampften 
Baugrundes  lagen  (.\bb.  41  und  42), 
der  zweite  Fund  ein  altmilesischer  Krater; 
dessen  Scherben  sich  bis  auf  den  Boden 
lückenlos  zusammensetzen  ließen.  Er  lag 
neben  anderen  schönen  Scherben  —  z.  B. 
einer  auch  fast  ganz  erhaltenen  hellen  Kanne 
mit  braunen  Steinböcken  —  in  einer  Be- 
stattungsgrube und  dürfte,  was  Farben- 
pracht und  Größe  (0,45  m  hoch!)  anlangt, 
bisher  kaum  seinesgleichen  haben;  auf  der 
einen  Seite  sind  die  Friese  schwarz,  auf  der 


229 


Rufiland. 


230 


Abb.  41   und  42.     Terrakotten  aus  Berezan 


Abb.  44.     Das  Grab  Nr.  30  in  Olbia. 


Abb.  43.     Vase  aus  Berezan. 


231 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


232 


Abb.  45  und  46.     Napf  aus  Olbia. 


anderen  leuchtencf  rot;  die  Mäandermuster 
heben  sich  in  Blau  und  Rot  wirksam  vom 
gelben  Fond  ab;  bemerkenswert  sind  auch 
die  Henkel  mit  den  großen  Rosetten  und 
den  Lotosblüten  unter  ihnen.  Die  Ab- 
bildung (43)  kann  von  der  Farben- 
wirkung natürlich  keine  Vorstellung  geben. 
Hinzugefügt  sei,  daß  sowohl  in  W*  wie 
in  A'  je  ein  antiker,  rund  in  den  Felsen 
gehauener  Brunnen  bis  zum  Wasserspiegel 
ausgereinigt  worden  ist.  Das  Resultat 
dieser  mühsamen  Reinigung  war  dieses  Mal 
nicht  so  ergiebig  wie  in  früheren  Jahren, 
wo  in  einem  Brunnen  bis  zu  80  ionischen 
Schalen  gefunden  wurden.« 

Zu  dem  Stil  und  der  Technik  der  von 
Prof.  v.  Stern  gefundenen  Vase  ist  von 
Interesse  zu  vergleichen  Monuments  Piot,  I 
(1894),  Taf.  IV,  und  Kinch,  Fouilles  de 
Vroulia  (Rhodos),   Berlin  1914,  Taf.   15. 

Der  Berichterstatter  leitete,  wie  früher, 
die  Ausgrabungen  in  Olbia.  Gearbeitet 
wurde  im  Jahre  1913  in  der  archaischen 
Nekropole  und  in  der  Gegend  »der  lOO 
Gräber«,  nahe  der  Schlucht  »Schirokaja«. 
Auch  die  Erforschung  der  antiken  Stadt 
wurde  fortgesetzt.  Bei  den  Forschungen 
in  der  Nekropole  war  auch  in  diesem  Jahre, 
wie  schon  früher  (seit  191 1),  meine  Mit- 
arbeiterin Frau  Sophie  Polovtsofl,  die  die 
Ausgrabungen  zum  Teil  auch  aus  eigenen 
Mitteln  unterstützte.  Interessant  ist  das 
Grab  Nr.  30,  weil  man  an  ihm  die  Lage  der 


verschiedenen,  mit  ins  Grab  gelegten  Gegen- 
stände gut  ersehen  kann  (Abb.  44).  Vom 
Gerippe  ist  fast  gar  nichts  erhalten.  Eine 
große  Amphora,  ein  runder  Bronzespiegel 
und  verschiedene  Vasen  (darunter  zwei 
Schalen;  vgl.  unten  Abb.  51),  welche  man 
auf  der  Abbildung  oben  sieht,  lagen  links 
vom  linken  Bein  des  Verstorbenen.  Rechts 
von  ihm  fand  man  eine  kleine  Schale  und 
zwei  fragmentierte  Amphoren,  welche  man 
auf  der  Abb.  44  unten  sieht.  Unter  den 
zahlreichen  Funden  der  Nekropole  (842 
Nummern  im  Inventar),  wo  sich  außer  den 
archaischen  Gräbern  auch  manche  fanden, 
die  späterer  Zeit  angehören,  sind  folgende 
zu  notieren: 

Vasen,  i.  Ein  zweihenkliger  Napf  (Abb. 45 
und  46).  Das  Gefäß  ist  mit  weißem  Über- 
zug bedeckt,  auf  dem  die  Malerei  mit  rotem 
Firnis  ausgeführt  ist.  Beiderseits  auf  dem 
Bauche  des  Gefäßes  sind  je  eine  Taube  und 
runde  Füllrosetten  gemalt;  am  oberen 
Rande  ist  ein  Mäanderstreif,  unten  am 
Fuße  ein  Stabornament.  Das  Gefäß  ge- 
hört, meiner  Ansicht  nach,  wahrscheinlich 
der  Fabrik  von  Naukratis  an.  2.  Eine  Am- 
phora der  samischen  (oder  Fikellura)  Gat- 
tung (Abb.  47).  Bis  jetzt  wurden  in  Olbia 
nur  Scherben  von  Gefäßen  dieser  Gattung 
gefunden.  Vgl.  Pottier,  Vases  antiques  du 
Louvre,  I,  Taf.  13,  A  334;  Böhlau,  Aus 
ionischen  und  italischen  Nekropolen,  S.  58, 
Fig.   29  a.       3.    Eine    ionische    Kalpis,    auf 


233 


Rufiland. 


234 


Abb.  47.     Amphora  aus  Olbia. 

den  Schultern  mit  einer  Girlande  verziert. 
Die  Malerei  ist  mit  rotbraunem  Firnis 
und  weißer  Farbe  (Pünktchen  auf  der  Ranke 


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Abb.  48.     Oinochoe  aus  Olbia. 


Abb.  49.     Oinochoe  aus  Olbia, 

der  Girlande)  auf  dem  Ton  ausgeführt. 
Vielleicht  samisch  (.?).  4.  Eine  Reihe  von 
Gefäßen  der  Gattung  wie  Böhlau,  a.  a.  O., 
T.  VI,  1—4;  VIII,  4  fr.  5.  Ein  Napf,  im 
Inneren  mit  Firnis  überzogen  und  darauf 
mit  roten  und  weißen  Streifen  bemalt. 
Vgl.  Kinch,  Fouilles  de  Vroulia,  T.  25,  2. 
6.  Eine  korinthische  Pyxis.  7.  Eine  Reihe 
von  korinthischen  Aryballen  mit  vegetabili- 
schen Ornamenten  ohne  Gravierung.  Diese 
Gefäße  wurden  von  J.  P.  Maleff  im  54.  Bande 
des  Bulletin  de  la  Commission  Imp.  archeol. 
ausführlich  behandelt.  8.  Ein  Deckel  einer 
kleinen  Schale  des  attischen  Vurvastiles. 
Vgl.  Anz.,  1912,  Sp.  353  f.,  Abb.  41,  Nr.  9. 
9.  Schw.-f.  attische  Oinochoe  (Abb.  48)  mit 
der  Darstellung  einer  Mantelfigur  und 
zweier  Sphinxen  in  heraldischer  Gruppie- 
rung. 10.  Eine  schw.-f.  attische  Oinochoe, 
auf  der  zwei  griechische  Hopliten  dargestellt 
sind,  welche  einen  Kentauren  niederschlagen 
(Abb.  49).  II.  Eine  schw.-f.  attische  Oino- 
choe, auf  der  zwei  nackte  Epheben  und  drei 
Mantelfiguren  (Pädagogen)  dargestellt  sind. 
12.  Eine  schw.-f.  kleine  Hydria  (Abb.  50) 
sehr  flüchtigen  Stiles,  auf  der  ein  Ephebe  im 


235 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


236 


Laufschema  zwischen  zwei  Mantelfiguren 
dargestellt  ist.  13.  Zwei  sehr  elegante 
attische,    außen    geriefelte  Schalen    ausge- 


Bock  dargestellt  sind  (Abb.  52).  15.  Eine 
r.-f.  attische  bauchige  Lekythos  des  schönen 
Stiles,  auf  der  eine  sitzende  Frau  dargestellt 


Abb.  50.     Hydria  aus  Olbia. 


zeichneter  Technik  (Abb.  51),  die  mit  rotem 
Firnis  überzogen  sind;  nur  der  abgesetzte 
obere  Rand  ist  schwarz  gefirnißt.    Die  Vasen 


ist.  16.  Eine  zugespitzte  archaische  Am- 
phora mit  sehr  dünnen  Firnisstreifen  verziert 
(Abb.  53).      17.    Ein   Gefäß   in   Form  eines 


Abb.  51.     Schale  aus  Olbia. 


wurden  im  oben  erwähnten  Grabe  Nr.  30 
(Abb.  44)  gefunden.  Vgl.  Salzmann,  Necro- 
pole  de  Camiros,  Taf.  LVI.  14.  Eine  schw.-f. 
Lekythos,  auf  der  zwei  laufende  Silene  und  ein 


Jünglingskopfes  (Achilles),  welcher  einen  Ge- 
sichtshelm mit  Backenklappen  trägt.  Auf 
dem  Helm  am  unteren  Rande  liest  man: 
AXIAAEYS  (Abb.  54).     Römische  Kaiserzeit. 


237 


Rußland. 


238 


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Abb.  52.     Lekythos  aus  Olbia. 


18.  Ein  braungefirnißtes  Gefäß  in  Form  eines 
Kopfes  von  afrikanischem  Typus  (also  wahr- 
scheinlich alexandrinisch;  Abb.  55).  Römi- 
sche Kaiserzeit.  Für  die  Technik  vgl.  das 
von  Prof.  Turajeff  publizierte  Gefäß  in 
Form  des  ägyptischen  Bes  und  seiner  Frau, 
Bullet,  de  la  Comm.  Imp.  archeol.,  Bd.  45, 
S.  71  ff. 

Terrakotten,  i.  Eine  archaische  Frauen- 
büstc.  Vgl.  Winter,  Typen  der  figürlichen 
Terrakotten,  I,  S.  243.  2.  Eine  Statuette 
der  sitzenden  Göttin  Kybelc,  die  auf  den 
Knien  einen  Löwen  hält  (Abb.  56).  3.  Eine 
Statuette  einer  sitzenden  Göttin  (Ferse - 
phone.!")  (Abb.  57).  Die  beiden  Statuetten 
Nr.  2 — 3  wurden  in  einem  Grabe  gefunden, 
wo  sie  symmetrisch  an  beiden  Seiten  des 
Verstorbenen  zu  seinen  Füßen  hingelegt 
waren.  •  4.  Statuette  eines  sitzenden  Silens. 
Vgl.  Winter,  Typen  der  figürlichen  Terra- 
kotten,  I,  217,  3. 

Bronze,  i.  Ein  rundes,  konvexes  Schild - 
chen  (0,097  ni  im  Durchmesser),  das  mit 
einem  Griffe  versehen  ist;  ein  Zierat  (?). 
2.  Ein  Miniaturbogen.  3.  Ein  schönes  Sieb- 
chen (Abb.  58).  4.  Ein  sehr  eleganter  Spiegel 


Abb.  53.     Amphora  aus  Olbia. 


Abb.  54.     Vase  aus  Olbia. 


239 


Archäologische  Funde  im  Jahre   1913. 


240 


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Abb.  55.     Vase  aus  Olbia. 


Abb.  56  und  57.     Terrakotten  aus  Olbia. 


241 


Rußland. 


242 


(Abb.  59)  mit  einem  Griffe,  der  mit  einer 
Gorgonenmaske,  einer  Lotosblüte,  zwei  Ro- 
setten und  Perlschnur  verziert  ist.  Um  den 
Spiegel  selbst  läuft  ein  Flechtband  herum. 


60,  in  der  Mitte).  3.  Zwei  Ohr-  oder  Haar- 
gehänge (Abb.  60,  unten).  Vgl.  Anz.  191 1, 
Sp.  222,  5.  Die  Gegenstände  Nr.  i — 3  stam- 
men aus    dem   gleichen  Grabe  der  zweiten 


Abb.  58.     Bronzesieb  aus  Olbia. 


Gold.      I.  Zwei  Anhängsel  in  Form  von 
runden  Medaillons,  die  mit  gestanzten  Ro- 


Abb.  59.     Bronzespiegel  aus  Olbia. 

setten  verziert  sind  (Abb.  60,  oben).  Vgl. 
Anz.  1912,  Sp.  356,  Abb.  43.  2.  Ein  An- 
hängsel in  Form  eines  Löwenkopfes  (Abb. 


Hälfte  des  VL  Jahrh.  v.  Chr.  4.  Runde 
kleine  Perlen,  Perlen  in  einer  Form,  die  dem 
bekannten  Architekturmotiv  (»Schnur- 
perlen«) analog  ist,  und  zwei  gestanzte, 
rosettenförmige  Anhängsel,  welche  auf  den 
Schultern  eines  Verstorbenen  neben  zahl- 
reichen Perlen  gefunden  wurden  (Abb.  61, 
unten).  5.  Zwei  Paar  Ohrgehänge  der  in 
Olbia  gut  bekannten  Form  (Abb.  61,  oben). 
Vgl.  Anz.  1912,  Sp.  355;  1913,  Sp.  201. 
Das  eine  Paar  (Abb.  61,  links  und  rechts) 
wurde,  unter  anderem,  mit  der  oben  er- 
wähnten Amphora  (Abb.  53),  das  andere 
(Abb.  61,  in  der  Mitte)  mit  der  samischen 
Vase  (Abb.  47)  zusammen  gefunden.  Die 
Goldsachen  Nr.  4  wurden  mit  den  Ohr- 
gehängen (Abb.  61,  in  der  Mitte)  gefunden. 
6.  Ein  merkwürdiges  Miniaturfläschchen 
(Abb.  62  und  63)  mit  einem  Deckel;  mittelst 
zweier  Öffnungen  kann  der  Deckel  mit 
dem  Fläschchen,  das  am  oberen  Rande  zwei 
entsprechende  Offnungen  hat,  mit  einer 
Schnur  zusammengefügt  und  angehängt 
werden.  7.  Zwei  Paar  halbmondförmige 
Ohrringe.  Vgl.  Anz.  1911,  Sp.  221.  Die 
beiden  Paare  wurden  in  dem  gleichen  Grabe 
gefunden.  8.  Zwei  Anhängsel  aus  Draht, 
die  buntfarbige  Glasperlen  umfassen 
(wahrscheinlich  von  Ohrgehängen).  9.  Ein- 
fassungen einer  Perle  und  eines  Anhängsels. 
10.  Perlen  verschiedenster  Form,  darunter 
rhomboidale,  die  mit  Filigranarbeit  verziert 
sind   (Abb.  64),  gestanzte  kegelförmige,  die 


243 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


244 


Filigranarbeit  imitieren  (Abb.  65).  Die 
beiden  letztgenannten  Perlen  wurden  in 
demselben   Grabe   gefunden    wie   die   Gold- 


einem  mit  einem  ovalen  Glas  verzierten 
Halsschmuck  in  Form  einer  Kette  und 
einem  einen  zylinderförmigen,  durchbohrten 


Abb.  60.     Goldanhängsel  aus  einem  Grabe  in  Olbia. 


Abb.  61.      Goldschmuck  aus  Olbia. 


Sachen  Nri  4.  .11.  Sieben  einfache  Finger- 
ringe. 12.  Zwei  kloine  einfache  Draht-Arm- 
bändchen, welche  in  einem  Grabe  zusammen 
mit    zwei    schönen    Ohrringen     (Abb.    66), 


Chalzedon  einfassenden  Anhängsel  (Abb. 
67)  gefunden  wurden.  13.  Ein  rhomboi- 
dales Glied  eines  Halsschmucks,  der  mit 
einem  roten  Gläschen  verziert  ist.      Dieser 


245 


Rußland. 


246 


Gegenstand    (Abb.  68)    wurde   von   mir   in 
einem  Grabe  gefunden,    das   sich   auf   dem 


Abb.  62  und  63.     Goldfläschchen  aus  Olbia. 


Gegenstände  sind  im  Handel  erschienen. 
Ich  konnte  Photographien  der  Gegenstände 
bekommen  und  teile  die  Abbildungen  unter 
den  zufälligen  Funden  mit. 

Silber,      i.   Ein  Armband   mit  goldenen 


Abb.  68.     Glied  einer  Goldkette  aus  Olbia. 


Abb.  64  und  65.     Archaische  Goldperlen  aus  Olbia. 


Gute  eines  Bauern  Philippov  befindet  und 
das  einige  Zeit  vorher  von  Räubern  aus- 
gegraben worden  war.     Von  mir  wurde  das 


Q 


Abb.  66.     Goldene  Ohrringe  aus  Olbia. 

ausgeraubte  Grab  auf  Wunsch  des  Besitzers 
selbst  nochmals  ausgegraben.  Die  geraubten 


Abb.  67.     Goldanhängsel  aus  Olbia. 
Archäolo{fischer  Anzeigfer  1914. 


Löwenköpfen.  Dieser  Gegenstand  wurde  in 
demselben  Grabe  gefunden  wie  die  Gold- 
sachen Nr.  4.     2.  Drei  Armbänder.     3.  Ein 


Abb.  69.     Glaskanne  aus  Olbia. 
10 


24; 


Archäologische  Funde  im  Jahre   1913. 


248 


Paar  Ohrringe  mit  Anhängseln.  4.  Ein  Paar 
Ohrringe  mit  Glasperlen.  5.  Zwei  Paar 
Ohrringe  (aus  einem  Grabe).  6.  Drei  Finger- 
ringe. 7.  Ein  Fingerring  mit  einer  geschnit- 
tenen Tierfigur  und  vier  goldenen  Knöpfen. 


pastenperle  in  Form  eines  Widderkopfes. 
Zu  erwähnen  sind  noch  eine  römische 
Alabastervase  mit  der  Relieffigur  eines 
Tieres  ')  und  ein  sehr  schönes  archaisches, 
himmelblau  glasiertes  Fläschchen  (Aryballos) 


Abb.  70.     Abdruck  einer  antiken  Matte  aus  Olbia. 


Glas.  I.  Eine  »phönizische«  Miniatur- 
hydria.  2.  Ein  »phönizisches«  Alabastron. 
3.  Eine  schöne  kleine  römische  Kanne 
(Abb.  69).  4.  Ein  Skarabäus  der  römischen 
Kaiserzeit,  mit  der  Kanne  Nr.  3  zusammen 
gefunden,    aus  Glaspasta.       5.    Eine    Glas- 


aus ägyptischer  Fayence.  In  einem  Grabe 
fand  man  einen  merkwürdigen  Abdruck 
einer   antiken   Matte    (Abb.    70). 

■)  Das  Gefäß  wurde  zusammen  mit  den  Gold- 
sachen Nr.  12  in  einem  Grabe  gefunden,  wo  sich 
noch  ein  einfaches  Gefäß  aus  grauem  Ton  fand. 


Abb.  71.     »IOC  HUgel-Gräber«  von  Olbia. 


249 


Rufiland. 


250 


In  der  Gegend  der  »loo  Hügel-Gräber« 
(SW  von  der  Stadt  Olbia)  (Abb.  71)  wurde 
von  Frau  Polovtsoff  ein  Grabhügel  aus- 
gegraben (auf  der  Abb.  sieht  man  da  die 
Arbeiter),  der  6,40  m  hoch  war.  Man  fand 
ein  Steingrab  mit  Giebeldach  (Abb.  72), 
1,53  X  3  X  2,04  m.  Da  sich  zeigte,  daß  das 
Dach  des  Grabes  von  den  Erdmassen  des 
Hügels  eingedrückt  war,  mußten  Stütz- 
balken aus  Holz  errichtet  werden,  die  man 
auf  der  Abbildung  sieht.  Das  Grab  erwies 
sich  als  völlig  ausgeraubt.  Vom  W.  führte 
zur  Grabkammer  ein  korridorähnlicher  Gang 
(5,30  X  0,85  m),  dessen  Wände  mit  Stein 
bekleidet  sind.  Der  Gang  (1,45 — I,I0  m 
hoch)  war  mit  einem  Tonnengewölbe  über- 
wölbt (Abb.  73).  Nur  ein  Teil  des  Gewölbes 
im  W.  ist  noch  in  situ  erhalten.  Die  Steine 
an  der  westlichen  Fassade  waren  mit  in 
weißer  Farbe  ausgeführten  Zeichen  (Buch- 
staben rA6H  .  .  .  I  ,  .  .)  versehen,  die  wahr- 
scheinlich die  Plätze  der  einzelnen  Steine 
im  Gewölbe  bezeichneten.  Vor  der  Fassade 
im  W.  wurde  eine  zerstörte  Mauer  (0,90  x 
0,50  X  0,55  m)  gefunden,  die  einen  sehr 
soliden  Verschluß  des  Grabes  bildete  (Abb. 
73).  Der  Verschluß  mußte  bei  der  Be- 
stattung jedes  neuen  Verstorbenen  ent- 
fernt und  nach  der  Bestattung  wieder 
zusammengesetzt  werden.  Dazu  dienten 
vielleicht  auch  die  im  Schutt  des  Hügels  in 


der  Nähe  der  westlichen  Fassade  des  Grabes 

gefundenen,    ganz   fertig  behauenen  Steine. 

In   der    Gegend    der    antiken    Stadt 

Olbia  habe  ich  die  Ausgrabung  des  Areals 


Abb.  72.     Steingrab   in   Olbia. 

begonnen,  das  nördlich  von  demjenigen 
liegt,  das  früher  ausgegraben  wurde  (auf 
der  Abb.  55  im  Anz.  1912,  Sp.  363  f.,  links 
von  A).     Es  wurden  nur  die  beiden  ersten 


Abb.  73.     Eingang  in  das  Grab  Abb.  72. 


251 


Archäologische  Funde  im  Jahre   191 3. 


252 


Abb.  74.     Wasserkanal  auf   dem   Niveau  der  ersten  Schicht  in  Olbia. 


Abb.  75.     Bauten  der  zweiten  Schicht  in  Olbia. 


253 


Rußland. 


254 


Schichten  ausgegraben.  Auf  dem  Niveau 
der  ersten  Schicht  (Zeit  seit  dem  Ende  des 
III.  Jahrh.  n.  Chr.)  fand  man  einen  Wasser- 
kanal (a  auf  der  Abb.  74),  der  aus  Stein 
hergestellt  war  und  sich  unter  dem,  wie  es 
scheint,    einem    Platze    angehörigen    Stein - 


Stele  gefunden  (Abb.  76 — T]),  der  mit 
Akanthusblättern  und  Palmetten  verziert 
war.  In  einer  späteren  Zeit  fand  der  Akroter 
eine  Verwendung  als  Material  für  eine 
Inschrift,  die  man  auf  seiner  unteren  Seite 
einschnitt.     Noch  später  kam  der  Marmor- 


Abb.  76.     Fragment  von  einer  Grabstele  aus  Olbia. 


pflaster  (b)  befand.  In  der  zweiten  Schicht 
(II  auf  der  Abb.  75)  fanden  sich  bedeutende 
Reste  von  Bauten,  die  wahrscheinlich  der 
Zeit  des  Kaisers  Alexander  Severus  (222 
— 235)  angehören  (vgl.  Anz.  191 2,  Sp.  366). 
Die    erhaltenen    Mauern    und    Fundamente 


Abb.  77.     Seitenansicht  des  Fragmentes  Abb.  76. 

wurden  in  diesem  Jahre  nur  zum  Teil  frei- 
gelegt. Wie  man  bis  jetzt  annehmen  kann, 
sind  es  Reste  von  Privathäusern.  Zu  er- 
wähnen sind  noch  einige  Funde,  die  in 
der  Umgebung  von  Olbia  zufällig  zum 
Vorschein  kamen.  Nördlich  von  der  antiken 
Stadt  auf  dem  Gute  der  »Semstvo«  in  der 
Nähe  der  Kirche  des  Dorfes  Parntino  wurde 
ein  fragmentierter  Marmorakroter  von  einer 
der  guten  Zeit  angehörigen  attischen  Grab- 


block  zum  dritten  Mal  in  Gebrauch;  da 
stellte  man  zwei  schalenartige  Vertiefungen 
mit  Kanälchen  her,  die  sich  auf  der  Seite 
der  Inschrift  befinden.  Die  Inschrift  wurde 
dabei  absichtlich  getilgt.  Einem  von  meinen 
Mitarbeitern,  J.  P.  Maleff,  der  die  Inschrift 
publizieren  wird,  gelang  es,  dieselbe  zu 
entziffern.  Es  handelt  sich  darin  um  die 
Errichtung  eines  Teiles  der  olbianischen 
Stadtmauer.  Nach  der  Schrift  ist  die  In- 
schrift etwa  dem  Anfang  des  III.  Jahrh. 
v.  Chr.  zuzuschreiben.  Es  ist  klar,  daß  die 
Inschrift  in  die  Stadtmauer  eingefügt  worden 
war.  Weiter  ist  ein  fragmentiertes  Relief 
aus  Kalkstein  zu  erwähnen,  das  in  der 
Gegend  südlich  der'  antiken  Stadt  gefunden 
wurde.  Dargestellt  ist  die  auf  dem  Throne 
sitzende  Göttin  Kybele  in  einem  Naiskos 
mit  dem   Löwen  auf  den   Knien. 

Ich  zähle  jetzt  die  wichtigsten  Gegen- 
stände auf,  die,  wie  schon  oben  gesagt, 
auf  dem  Gute  des  Bauern  Philippov  zum 
Vorschein  kamen,  i.  Eine  Kette  aus  gol- 
denen 'rhomboidalen  Plättchen,  die  mit 
runden,  roten  Gläsern  verziert  ist.  2.  Eine 
Reihe  gestanzter  goldener  Vögel  (einige 
sind  dargestellt,  wie  sie  menschliche  Arme 
verschlingen).  3.  Verschiedene  goldene  An- 
hängsel. 4.  Ein  goldener,  durchgeschnit- 
tener Zierat  (wahrscheinlich  von  einem 
Riemen).    5.   Eine  goldene  Bekleidung   von 


255 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


256 


Abb.  78.     Goldgegenstände  aus  Olbia. 


einem  Riemengürtel,  die  mit  einer  gestanzten 
Greifenfigur  in  einem  Rahmen  aus  gestanzten 
Kügelchen  verziert  ist.  6.  Ein  goldenes 
Armband  (Nr  i — 6  auf  Abb.  78).  7.  Ein  gol- 
denes Fläschchen  mit  einem  Deckel  (Abb. 
79).  Auf  dem  Deckel  ist  eine  Rosette  dar- 
gestellt, in  deren  Mitte  ein  rotes  Gläschen 
eingefügt  ist;  die  Blätter  der  Rosette  sind 
mit  himmelblauem  Email  gefüllt.     Wie  der 


Abb.  7g.     Goldfläschchcn  aus  Olbia. 


Abb.  80.     Glastasse  aus  ülbia. 


257 


Rußland. 


258 


Deckel,  so  ist  auch  das  Gefäß  mit  Filigran- 
streifen verziert.  Auf  den  Schultern  des 
Gefäßes  sieht  man  bogenförmige  Zeichen 
mit  volutenartigen  Spitzen.  8.  Eine  sehr 
elegante  Tasse  aus  undurchsichtigem,  rot- 
gelbem Glas   (Abb.  80). 


Abb.  81.     Goldenes  Stierköpfchen  aus  Olbia. 

Durch  Ankauf  wurden  aus  Olbia 
folgende  Gegenstände  erworben. 

Gold.  I.  Ein  archaisches  Stierköpfchen 
(Abb.  81),  das  im  Inneren  noch  das  Holz- 
modell hat.  Der  Gegenstand  war  also  aus  Gold 
nach  einem  Modell  gestanzt,  das  im  Inneren 


den  Firnis  gelegt  sind.  Der  Kreis,  der  den 
Stern  umschließt,  besteht  aus  einem  roten 
(im  Zentrum)  und  zwei  weißen  Streifen, 
die  auch  auf  den  Firnis  gemalt  sind.  Ein 
ebensolcher  Kreis  läuft  auch  unter  dem 
Rande  des  Tellers  herum.  Zwischen  diesen 
buntfarbigen  Kreisen  ist  der  Streifen  durch 
Gruppen   von  je   fünf   Strichen  in   Metopen 


Abb.  83.     Goldplättchen  aus  Olbia. 

geteilt,  in  denen  je  eine  Rosette,  die  aus 
konzentrischen  Kreisen  und  Punkten  besteht. 
Der  Rand  des  Tellers  ist  mit  einem  Mäander, 
die  Außenseiten  sind  nur  mit  einfachen,  feinen 
Streifen  verziert.  Die  Malerei  ist  direkt 
auf  dem  Ton  ausgeführt.      2.   Eine  schw.-f. 


'yrrtv^ 


Abb.  82.     Goldperlen  aus  Olbia. 


bleiben  sollte;  es  ist  interessant  für  die 
Technik  des  archaischen  und  überhaupt 
griechischen  Goldschmucks  (vgl.  Anz.  191 3, 
Sp.  220  f.).  2.  Elf  Perlen  (einige  fragmentiert, 
Abb.  82).  3.  Sieben  gestanzte,  viereckige, 
kleine,  aufgenähte  Plättchen  mit  der  Dar- 
stellung einer  nach  rechts  sitzenden  Sphinx 
(Abb.  83). 

Vasen.  I.  Ein  milesischer  (rhodischer) 
Teller,  im  Zentrum  mit  einem  großen  Stern 
verziert;  die  Konturen  des  Sternes  sind 
mit  weißer  und  roter  Farbe  gemalt,  die  auf 


attische  Lekythos  mit  der  sehr  flüchtigen 
Darstellung  des  den  Löwen  überwindenden 
Herakles.  3.  Eine  schw.-f.  attische  Lekythos, 
auf  der  in  sehr  flüchtiger  Zeichnung  eine 
sitzende  Frau,  eine  Quadriga  mit  zwei 
Frauen  und  ein  die  Kithara  spielender 
Mann  dargestellt  sind.  4.  Eine  r.-f.  Le- 
kythos des  schönen  Stiles,  auf  der  in 
flüchtiger  Zeichnung  ein  Frauenköpfchen 
nach  rechts  dargestellt  ist.  5.  Ein  r.-f. 
Oxybaphon  des  späteren  schönen  Stiles,  auf 
dem    a)  drei  Jünglinge  und  zwei  Mädchen, 


259 


Archäologische  Funde  im  Jahre   1913. 


260 


b)  drei  Mantelfiguren  dargestellt  sind. 
6.  Eine  italische  Hydria,  auf  der  drei  Frauen 
dargestellt  sind.  7.  Ein  r.-f.  Kantharos  mit 
der  Darstellung  eines  Frauenköpfchens. 
8.  Eine  r.-f.  Kotyle  mit  der  Darstellung 
eines  Frauenköpfchens.  Ich  zweifle  sehr 
daran,  daß  diese,  angeblich  aus  Olbia  stam- 
menden Vasen  (Nr.  6 — 8)  wirklich  aus  Olbia 
sind,  da  bis  jetzt  bei  den  Ausgrabungen 
in  Olbia  keine  einzige  Scherbe  von  dieser 
Vasengattung  gefunden  wurde.  9.  Zwei 
schwarzgefirnißte  Relicfemblemata  von  Scha- 
len, die  Athenabüsten  darstellen.  Ein 
Medaillon  stellt  eine  Reminiszenz  an  den 
Typus  der  Athena  Parthenos  des  Pheidias 
dar.     10.   Ein  Tonthymiaterion. 

Glas.  Eine  sehr  interessante  alexan- 
drinische,  halbkugelförmige  Tasse  mit  Male- 
reien, die  ein  Reh,  Vögel,  Girlanden  und 
Kränze  darstellen.  Die  Tasse  ist  von  Pro- 
fessor Rostowzew  im  54.  Bande  des  Bulletin 
de  la  Commiss.  Imp.  archeol.  publiziert  und 
ausführlich  behandelt  worden,  wo  auch  eine 
farbige  Tafel  gegeben  ist. 

Blei.  Ein  Gewicht  mit  der  Inschrift: 
im  Kopi'[ou]  ä3TUv[o(j.oo]  'lou>.ia[vou. 

Silber,  i.  Ein  Teil  eines  Halsringes,  der 
an  den  Enden  mit  Eberköpfen  verziert  war; 
nur  ein  Eberkopf  ist  erhalten.  2.  Zwei 
gewundene  Halsringe;  der  eine  hat  an  den 
Enden  Kügelchen;  bei  dem  anderen  sind 
die  Enden  abgebrochen.  Die  Herkunft  der 
Halsringe  Nr.  i — 3  aus  Olbia  ist  sehr  zweifel- 
haft. Der  Ring  Nr.  i  kann  auch  aus  Südost- 
rußland stammen.  Die  Ringe  Nr.  2 — 3 
stammen  wahrscheinlich   aus   Nordrußland. 

Bronze.  Ein  Spiegelgriff,  der  mit  den 
Relieffiguren  der  nackten  Aphrodite  und 
einer  nach  rechts  sitzenden  Sphinx  verziert 
ist.  Vgl.  meine  Arbeit:  Die  archaische 
Periode  in  Rußland,  im  34.  Bande  der 
Materiahen  zur  Archäologie  Rußlands  (aus- 
gegeben von  der  Kais.  Archäolog.  Kom- 
mission), T.   X,   3. 

Im  Jahre  1913  leitete  der  Vorsitzende  der 
Kaiserlichen  Archäologischen  Kommission 
Graf  A.  A.  Bobrinskoy  die  Ausgrabungen 
eines  großen  (etwa  5  m  hohen)  Grabhügels, 
der  sich  auf  einem  hohen  Platze  über  dem 
Dorfe  Shabotino  des  Tscherkasschen  Be- 
zirkes im  Kiewschen  Gouvernement 
befindet.    Im  Zentrum  fand  sich  unter  dem 


Hügelschutt  ein  nur  ein  wenig  in  den  ge- 
wachsenen Boden  vertieftes,  ganz  aus- 
geraubtes Grab  (6,5  x  6  m),  das  sich  von 
NW  nach  SO  erstreckte.  Das  Grab  war 
von  allen  vier  Seiten  mit  einem  Pfahlzaune 
aus  II — 16  Eichenstämmen  (etwa  0,35  m 
im  Durchschnitt)  umgeben,  die  dicht  anein- 
ander anschlössen  und  in  einen  mehr  als 
0,50  m  tiefen  Graben  gestellt  worden  waren. 
Die  unteren  Enden  der  Stämme  waren  stark 
verbrannt.  In  den  vier  Ecken  des  Grabes 
standen  noch  besonders  dicke  Eichenstämme. 
Auf  den  Stämmen  ruhte  ein  großes,  ab- 
schüssiges Dach  aus  Eichen-  und  Birken- 
brettern, das  sich  weit  über  die  Holz- 
bekleidung des  Grabes  erstreckte.  Über 
diesem  Dach  war  noch  ein  zweites  Holzdach 
errichtet  worden,  dessen  Reste  sich  in  einer 
Tiefe  von-  3,60  m  unter  der  Hügelsspitze 
zeigten.  In  der  Grabkammer  wurden  von 
Räubern  verlorene,  nicht  bemerkte  oder 
unbeachtet  gelassene  Gegenstände  in  vollster 
Unordnung  gefunden:  ein  facettierter  Stein- 
knauf einer  Keule,  Bronzegebisse  mit  Psa- 
lien,  Bronzeschuppen  eines  Panzers,  Bruch- 
stücke von  Bronzewaffen,  zwei  goldene 
gestanzte  Plättchen  in  Form  von  liegenden 
Rehen,  die  wahrscheinlich  als  Kopfver- 
zierungen dienten  (solche  Verzierungen  sind 
nach  den  Funden  nahe  dem  Dorfe  Orlowetz 
bei  Smiela  bekannt),  Bruchstücke  eines 
großen,  sehr  schweren  Eisenschwertes  und 
einer  anderen  Eisenwaffc,  31  große,  flache 
Bronzepfeilspitzen  sehr  feiner  Arbeit,  Reste 
eines  Ledergegenstandes  (wahrscheinlich  eines 
Gorytos),  Bruchstücke  von  vier  schwarzen 
Tonbechern  des  gewöhnlichen  skythischen 
Typus  mit  hohen  Henkeln  und  geometrischen, 
eingeritzten  Mustern,  die  mit  Kreide  aus- 
gefüllt sind.  Im  Schutt  des  Hügels  fand 
man  in  den  Seitenlaufgräben  einige  Men- 
schenknochen, Bruchstücke  von  Eisen- 
gegenständen, Stücke  Schwefel  undSchminke, 
Glas-  und  Bernsteinperlen,  abgebranntes 
Holz  und  Bruchstücke  einer  Steinplatte, 
welche  vielleicht  zur  Zerreibung  der  Farben 
diente. 

Die  glänzendsten  Funde  des  Jahres  191 3 
sind  die  Funde  im  bekannten  skythischen 
Grabhügel  Ssolocha  (vgl.  Anz.  1913 
Sp.  217  ff.),  der  von  Prof.  N.  J.  Wesselowsky 
ausgegraben  wurde.      Über  die  Funde  hat 


26l 


Rußland. 


262 


Abb.  84.     Goldener  Halsring  aus  Ssolocha. 


Abb.  85.     Goldplättchen  aus  Ssolocha. 
Abb.  97.     Goldene  Girlande  aus  Ssolocha. 


Abb.  86.     Hölzerne  Schale  mit  Goldbekleidung  aus  Ssolocha. 


263 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


264 


^             ^^^^^^J^m 

1 

11 

I     1 

1 

Abb.  87.     Goldener  Kamm  aus  Ssolocha. 


zuerst  Graf  A.  A.  Bobrinskoy  berichtet, 
der  selbst  bei  der  Auffindung  der  Schätze 
anwesend  war  (Novoje  Wremja  1913, 
Nr.  134 16,  Illustrated  London  News  19 14, 
3.  January  und  14.  February;  Bullet,  de  la 
Commission  Imper.  arch6ologique,  Anhang 
zu  Bd.  50,  S.  146  ff.).  Prof.  Wesselowsky 
hat  zwei  Artikel  in  den  illustrierten  An- 
hängen zur  Novoje  Wremja  (19.  Oktober 
1913,  Nr.  13  508  und  30.  November  1913, 
Nr.  13  550;  Bullet,  de  la  Comm.  J.  A.,  An- 
hang zu  Bd.  52,  S.  192  ff.)  und  einen  in  den 
Starye  Gody  (1914,  März,  S.  28  ff.)  gegeben. 
Dann    schrieben    über    die    Ssolochafunde: 


Frau  Polovtsoff  (im  Russischen  Hermes  1914, 
Nr.  6 — 8)  und  Prof.  Rostowzew  (in  den 
russischen  Monatsheften  1914,  Nr.  4).  Zu- 
letzt erschien  ein  sorgfältiger  und  ausführ- 
licher Bericht  über  die  Ausgrabungen  von 
Frau  Polovtsoff  in  der  Revue  arch^ologique, 
XXIII  (1914),  mars-avril,  S.  164  ff.,  wo 
man  den  Plan,  den  Durchschnitt  und  zahl- 
reiche (leider  außer  einer  Heliogravuretafel 
sehr  mittelmäßige)  Abbildungen  finden  kann. 
Der  Artikel  der  Revue  arch^ologique  entbindet 
mich  von  der  Pflicht,  über  die  Geschichte  der 
Ausgrabung  noch  einmal  zu  berichten.  Wer 
sich  für  die  Details  bei  der  Auffindung  der 


265 


Rufiland. 


266 


Abb.  88.     Goldener  Kamm  aus   Ssolocha;  andere  Ansicht  von  Abb.  87. 


Gegenstände  interessiert,  mag  in  den  oben 
genannten  Artikeln  nachlesen.  Da  aber  die 
bis  jetzt  publizierten  Artikel  nicht  immer 
übereinstimmen,  so  habe  ich  Prof.  Wesse- 
lowsky  gebeten,  mir  für  den  Anzeiger  noch- 
mals über  die  Details  der  Auffindung  Er- 
kundigungen einzuziehen.  Ich  gebe  weiter 
die  Liste  der  Gegenstände,  die  von  Prof. 
Wesselowsky  durchgesehen  wurde.  Ich 
glaubte  hier  nur  die  Abbildungen  der  Stücke 
geben  zu  müssen,  deren  Wiedergabe  in  der 
Revue  archdologique  mißlungen  ist,  sowie 
auch  der  Gegenstände,  die  eine  be- 
sondere Bedeutung  haben.     Auch  gebe  ich 


einige    Stücke,    die    bis    jetzt    unpubliziert 
blieben. 

In  dem  Hauptgrabe  des  Hügels,  das  dem 
Könige  gehörte,  wurden  am  Gerippe  selbst 
(RA,  S.  165,  Fig.  I,  A)  ')  folgende  Gegen- 
stände gefunden:  am  Halse  ein  goldener 
Halsring  (RA,  S.  171,  Fig.  5)  (Abb.  84),  auf 
dem  rechten  Arme  drei  goldene  Armbänder 
(RA,  S.  172,  F.  6),  auf  dem  linken  zwei 
ebensolche  Armbänder,  am  unteren  Teile 
des  Gerippes  etwa  300  verschiedene  goldene 


')  Ich  zitiere  den  Artikel  von  Frau  Polovtsoff 
der  Kürze  wegen  mit  RA. 


267 


Archäologische  Funde  im  Jahre   1913. 


268 


gestanzte  Plättchen:  i.  größere  viereckige 
mit  der  Darstellung  der  »Verbrüderung«  der 
Skythen  »)  und  2.  von  Löwen,  die  Hirsche 
zerfleischen  (RA,  S.  175,  F.  8,  unten); 
3.  viereckige  kleinere,  die  auch  die  »Ver- 
brüderung« darstellen  (RA,  S.  173,  F.  7, 
zweite  Reihe  rechts  und  links);  4.  Plättchen 
mit  liegenden,  gehörnten  Greifen  (RA,  S.  173, 
F.  7,  dritte  Reihe,  in  der  Mitte);  5.  liegende 
Hirsche  (RA,  S.  173,  F.  7,  oben  rechts  und 
links);  6.  ruhende  Hirsche  (RA,  S.  173,  F.  7, 
unten  rechts  und  links)  (Abb.  85);  7.  kleinere 
sitzende  Greife  (RA,  S.  175,  F.  8,  oben); 
8.  ebensolche  stehende  Greife    (RA,  S.  175, 


Abb.  89.    Schwarzgefimißte  Schale  aus  Ssolocha. 

F.  8,  zweite  Reihe);  9.  Plättchen,  die  eine 
Doppelgirlande  aus  Palmetten  und  Lotos- 
blüten zeigen  (RA,  S.  173,  F.  7,  oben  in  der 
Mitte);  lO.  dreieckige  Plättchen  (RA,  S.  173, 
F.  7,  dritte  Reihe  rechts  und  links).  Die 
aufgezählten  Plättchen  sind  entweder  Ver- 
zierungen eines  Schleiers  oder  der  Bekleidung 
des  Verstorbenen.  Die  Griechen  stellten, 
wie  bekannt,  die  Skythen,  wie  Perser  und 
überhaupt  alle  Barbaren  in  einer  gleichen 
Tracht  dar  ').  Die  historisch  treuesten  Dar- 
stellungen der  Perser  finden  wir  auf  dem 
Alexandermosaik  in  Pompeji  3).  Hier  sind 
die  Hosen  der  Perser  durchgehends  mit 
gelben,  also  goldenen  figürlichen  Plättchen 
verziert.     Hosen  als  wertvollen  Gegenstand 


')  Vgl.  über  diese  religiöse  Handlung  Rostowzew, 
Bull,  de  -da  Commiss.  Imp.  arch6ol.  Bd.  49,  S.  7, 
A.  3- 

')  Die  Skythen  waren  auch  stark  von  den  Persern 
beeinfluiSt.  Vgl.  Rostowzew,  in  der  Festschrift  für 
Prof.   Karejeff,    1914,   S.    195  ff. 

3)  Vgl.  Winter,   Alexanderroosaik,    1909,   Taf.  I. 


finden  wir  unter  den  Weihungen  im  Tempel 
der  Athena  Lindia  auf  Rhodos  ').  Daher 
glaube  ich,  daß  die  im  Ssolochagrabe  am 
unteren  Teile  des  Gerippes  gefundenen  Plätt- 
chen den  Schmuck  der  Hosen  des  begrabenen 
Königs  bildeten.  Oft  sehen  wir  auch  an 
lebenden  Skythen  buntverzierte  Hosen  (vgl. 
die  Abb.   87  f.  und   106 f.). 

Weiter  fand  man:  über  dem  Kopf  ein 
eisernes  Messer  mit  Beingriff,  Bronzepfeil- 
spitzen und  ein  Eisenschwert,  vom  Kopfe 
rechts  einen  eisernen  Schuppenpanzer, 
zwei  Bronzeknemiden  und  eine  hölzerne 
einhenklige  Schale,  die  am  oberen  Rande 
mit  goldenen,  gestanzten  Plättchen  be- 
kleidet war,  die  Fische  und  einen  liegenden 
Hirsch  darstellen  (RA,  S.  177,  F.  9;  Abb.  86, 
die  die  Schale  in  der  restaurierten  Gestalt 
gibt).  Der  Griff  hatte  auch  Goldbekleidung. 
Über  der  rechten  Schulter  lagen :  ein  goldener 
Kamm  (RA,  Taf.  I  und  H,  Heliogravüre; 
Abb.  87  und  88),  eine  schwarzgefirnißte 
Schale  (Abb.  89)  und  sieben  Silbervasen, 
darunter  i.  die  große  mit  der  Darstellung 
der  Jagd  der  Skythen  auf  einen  Löwen 
(RA,  T.  V  und  VI;  Abb.  90)  und  eine  ge- 
hörnte Löwin  (RA,  T.  HI  und  IV;  Abb. 
91);  unter  den  Henkeln  der  Vase,  die 
mit  je  zwei  Widderköpfen  verziert  sind 
(RA,  S.  181,  F.  12),  sind  einerseits  zwei  ein- 
ander schmeichelnde  Löwen  (RA,  T.  VIII), 
die  also  als  in  einer  Höhle  sich  befindend 
gedacht  sind,  andererseits  zwei  (wahrschein- 
lich als  aus  einer  Höhle  heraustretend  ge- 
dachte) andere  wilde  Tiere  (RA,  T.  VII) 
dargestellt.  Solche  Tiere  figurieren  in  den 
Jagddarstellungen  auf  griechischen  klein- 
asiatischen Reliefs.  Vgl.  Petersen  und 
V.  Luschan,  Reisen  in  Lykien,  y^i-  2.  Ein 
Gefäß,  auf  dem  jederseits  zwei  Sphinxe 
dargestellt  sind  (RA,  S.  179,  F.  II ;  Abb. 
92).  Zum  Motive  vgl.  Tylor,  in  den 
Proceedings  of  the  Society  of  Biblical 
archaeology,  XII  (1890),  S.  390ff. ;  v. 
Luschan,  Entstehung  und  Herkunft  der 
ionischen  Säule,  1912,  S.  12  ff.  3.  Ein  ein- 
henkliger Becher  mit  gravierten  Figuren: 
musizierende    Frauen    und    eine    tanzende. 


')  Blinkenberg,  La  chronique  du  temple  lindien, 
Exploration  archeologique  de  Rhodes,  Bullet,  de 
l'Academie  royale  de  sciences  et  de  lettres  de  Dane- 
mark, Copenhague,   1912,  Nr.   5 — 6,  S.  396  fl. 


269 


RuBland. 


270 


Abb.  90.     Silbervase  aus  Ssolocha. 


Abb.  91.     Silbervase  aus   Ssolocha;   andere  Ansicht  von  Abb.  90. 


271 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


272 


einige  mit  Zweigen  in  den  Händen;  am 
oberen  Rande  eine  Efeugirlande  (RA, 
T.  IX;  Abb.  93).  4.  Ein  zweihenkliges 
Gefäß  (Abb.  94)^  5 — 6.  Zwei  einfache 
Gefäße.    Bei  der  rechten  Schulter  fand  sich 


bekleidung  hatte  (Abb.  96).  Neben  dem 
rechten  Knie  wurde  ein  Ledergorytos  ge- 
funden. Links  vom  Kopfe  fand  man  eine 
große  Menge  kleiner,  goldener  Röhrchen  (RA, 
S.  173,  F.  7,  unten  in  der  Mitte)  und  An- 


Abb.  93.     Silbervase  aus  Ssolocha. 


Abb.  93.     Silbergefäß  aus  Ssolocha. 


Abb.  94.     Silbergefäß  aus  Ssolocha. 


Abb.  95.     Bronzehelm  aus  Ssolocha. 


ein  Bronzehelm  (Abb.  95).  Der  untere 
Teil  des  Helmes  war  wahrscheinlich  aus 
Leder.  Längs  des  rechten  Armes  lagen 
zwei  Lanzen  mit  Eisenspitzen  und  ein 
Szepter,  das  oben  einen  bronzenen,  morgen- 
sternartigen Keulenknauf  und  unten  Bronze- 


hängsel  (RA,  ebend.,  zweite  Reihe  in  derMitte) , 
die  so  angeordnet  waren,  daß  immer  nach  drei 
Röhrchen  je  ein  Anhängsel  kam  (Abb.  97 
auf  Sp.  262).  Diese  goldene  Girlande  bildete 
wahrscheinlich  entweder  einen  Paradekopf- 
schmuck, der  auch  oberhalb  des  Helmes  an- 


273 


Rufiland. 


274 


gelegt  werden  konnte,  oder,  was  mir  wahr- 
scheinlicher erscheint,  einen  reichen  Hals-, 
Schulter-  und  Brustschmuck    (vgl.  solchen 


Abb.  96.     Teile  des  Szepters  des  skythischen 
Fürsten  aus  Ssolocha. 

Schmuck  auf  den  Schultern  und  der  Brust 
des  Wagenlenkers  des  Darius  auf  dem 
Alexandermosaik).    Längs  des  linken  Ober- 


die  innerhalb  der  Wände  des  Grabes 
angebracht  waren.  In  der  Nische  J  (RA, 
S.  165)  wurden  gefunden:  i.  eine  massive 
goldene  Schale  (Phiale),  die  mit  Tier- 
gruppen und  Figuren  verziert  ist,  welche 
auf  der  äußeren  Seite  der  Schale  in  Reliefs 
heraustreten  und  im  Inneren  vertieft  er- 
scheinen (RA,  T.  XI).  Alle  Linien  der 
Figuren  im  Inneren  (Abb.  lOo)  sind  schärfer 
als  an  der  äußeren  Seite  (Abb.  loi),  was 
auf  die  Vermutung  führt,  daß  die  Schale 
nach  einer  Reliefstanze  geprägt  worden 
ist.  Auf  dem  äußeren,  glatten  Rande  der 
Schale  sieht  man  jetzt  noch  mit  großer 
Mühe  eine  mit  Punkten  hergestellte  Wid- 
mungsinschrift. Im  Moment  der  Auffindung, 
wie  Prof.  Wesselowsky  und  Graf  Bobrinskoy 
bezeugen,  sah  man  die  Inschrift  noch  sehr 
gut.  Jetzt  ist  der  rötliche  Anflug,  der  die 
punktierte  Inschrift  bedeckte,  fast  ver- 
schwunden, und  darum  Uest  man  die  In- 
schrift schwerer,  aber  die  punktierte  Inschrift 


IHi^H^B^^^^^/         ^fl 

Wm^^^lmm^'^f'^^i^A 

v-f-Ä^v-'-^'^"'-  "■■■■■^1 

^  ,s ,  ■■'■-■^^^a^^^^^^^^^^^^^^^M^^^^^^ 

Abb.  98.     Goldene  Dolchscheide  aus  Ssolocha. 


Abb.  99.     Dolchgriff  aus  Ssolocha;  zu  Abb.  98. 


schenkeis  lagen  ein  eisernes  Schwert  und  ein 
Dolch  (Akinakes),  der  eine  goldene  Scheide 
hatte  (RA,  S.  185,  F.  13;  Abb.  98)  und  dessen 
Griff  (Abb.  99)  auch  mit  Gold  bekleidet  war. 
Weiter  wurde  eine  Reihe  von  Gegen- 
ständen in  verschiedenen  Nischen  gefunden, 


bleibt  doch  immer,  und  sowohl  ich  wie  mein 
Bruder,  der  Maler  Pharmakowsky,  der  Aka- 
demiker B.  B.  Latyschev  und  Prof.  W.  N. 
Beneschevitsch  sahen  ganz  deutlich  die 
folgenden    Buchstaben: 

EAEVOEPIAHHPMfl/VA/VTlSOENEl 


275 


Archäologische  Funde  im  Jahre  19 13. 


276 


Abb.  100.     Innere  Seite  eine  Goldschale  aus  Ssolocha. 


Früher  glaubte  ich,  daß  die  Inschrift  zu 
lesen  sei:  'EXsuöepia  "Epjitov  (das  zweite 
H  irrtümlich  statt  E)  'AvTta&svst.  Prof. 
Beneschevitsch  vermutet:  'EXsu&Epiot  r, 
'HpiLutv  'Avna&svsi.  Vielleicht  kann  man  auch 
'EXsu&epta  "Ep[iU)v[o?]  'Avxta&lvei  lesen,  weil 
bei  dem  zweiten  H  in  der  Mitte  zwei  Striche 
stehen  und  Reste  einer  Korrektur  bemerk- 
bar sind:  statt  H,  wie  es  scheint,  wollte 
der  Schreiber  E  geben.  Auf  der  Schale 
sind  noch  Reste  einer  älteren  Inschrift  er- 
halten, die  auf  dem  äußeren  glatten  Rande 


stand  (unter  der  späteren  Inschrift) :  AOXO, 
vielleicht  'AvTi]X6)^o(u).  In  der  Nische  J 
fand  man  noch  2.  Teile  der  prachtvollen 
Silberbekleidung  eines  Gorytos  (RA,  T.  X; 
Abb.  102).  Der  Reliefschmuck  war  ver- 
goldet. Die  Technik  der  Ausführung  des 
Reliefs  ist  dieselbe  wie  bei  der  oben  be- 
schriebenen Phiale  und  von  derjenigen  der 
bekannten  Gorytoi  aus  Iljinzi  und  Nikopol- 
Tschertomlyk  absolut  verschieden  ■).   Damit 


')  Über  die  Technik  der  letztgenannten  Gorytoi 


277 


Rußland. 


278 


Abb.  loi.     Äußere  Seite  der  Goldschale  Abb.  100. 


die  Bekleidung  besser  zum  Leder  des  Gorytos 
paßte,  füllte  man  die  Hohlräume  mit  Gips. 
Ähnlich  sind  die  von  Rubensohn  publizierten 
Gipsabgüsse  zu  verstehen  ').  Meinem  Bru- 
der gelang  es,  die  erhaltenen  Gipsreste  zu- 
sammenzusetzen (Abb.  103).  Wie  man 
sieht,  ist  nicht  alles  in  Gips  erhalten.    Einige 


vgl.  meine  Arbeit  in  der  Festschrift  für  den  Grafen 
Bobrinskoy,  1911,  S.  68  ff. 

■)  Rubensohn,  Hellenistisches  Silbergerät  in 
antiken  Gipsabgüssen.  Aus  dem  Pelizäusmuseum 
zu  Hildesheim,  Berlin  1911. 

Archäologischer  Anzeiger  1914. 


Fragmente  sind  nur  in  Silber  erhalten.  Die 
Abb.  102  (RA,  T.  X)  gibt  nach  der  Zeich- 
nung meines  Bruders  eine  Zusammenstellung 
alles  dessen,  was  in  Gips  und  in  Silber  er- 
halten ist.  In  den  Gorytos  waren  Pfeile 
gelegt,  von  denen  180  Bronzespitzen  ge- 
funden wurden. 

In  der  Nische  E  fanden  sich  ein  goldener 
hohler  Löwenkopf,  Teile  von  der  goldenen 
Bekleidung  eines  hölzernen  oder  knöchernen 
runden  Gegenstandes,  vielleicht  eines  Rhy- 
ton.      In   der   Nische  D  wurden  zehn  unten 


279 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


280 


Abb.  102.     Silberbekleidung  eines  Gorytos  aus  Ssolocha. 


Abb.  103.     Gips  vom  Gorytos  aus  Ssolocha  Abb.  102. 


zugespitzte  Amphoren  zweier  Typen  ge- 
funden (Abb.  104).  Endlich  fand  man  in  der 
Nische  F  drei  Bronzekessel  (RA,  S.  187, 
F.  14),  eine  große  Amphora,  ein  Bronze- 
siebchen  (Abb.  105),  ein  hölzernes  Gefäß  mit 
silbernem  Knöpfchen,  einen  silbernen  Ring 


von  einem  Rhyton  aus  Bein.  In  dem  großen 
Kessel  fanden  sich  eine  Eisengabel  und  eine 
Bronzetasse. 

Am  Gerippe  B  (RA,  S.  165)  wurden  an  der 
linken  Seite  ein  Eisenschwert  und  Bronze- 
pfeilspitzen     gefunden,      am     Gerippe     C 


28 1 


Rußland. 


282 


einige  Bronzepfeilspitzen  und  Astragale, 
im  Pferdegrabe  H  Bronzezierate,  Eisen- 
gebisse, goldene  hohle  Perlen  und  goldene 
Plättchen  in   Form   von   Greifen. 

Das  unberührte  Grab  im  Ssolochahügel 
erscheint  als  typisches  Grab  eines  Skythen - 
fürsten.  Das  hier  außerordentlich  vollzählig 
erhaltene  Inventar  des  Königsgrabes  kann 
man    natürlich    variiert    auch    in    anderen 


angehören  müssen;  auf  solche  Weise  kann 
man  nur  sehr  ungefähre  Daten  bekommen. 
Irgendwelche  festen  historischen  Tatsachen, 
die  uns  eine  Sicherheit  in  der  Klassi- 
fizierung der  skythischen  Gräber  geben 
könnten,  besitzen  wir  leider  nicht.  Als 
einzige  Möglichkeit,  das  Material  richtig  zu 
verstehen,  bleibt  die  stilkritische  Analyse. 
Wie     schon    Graf     Bobrinskoy,     Professor 


Abb.  104.     Amphoren  aus  Ssolocba. 


Hügelgräbern  in  Südrußland  beobachten. 
Es  sind  jetzt  Gräber  bekannt  seit  dem  VI. 
Jahrh.  v.  Chr.  bis  zum  hellenistischen  Zeit- 
alter (vgl.  das  Material  in  dem  vorzüglichen 
Werke  von  Minns,  Scythians  and  Greeks, 
Cambridge,  1913).  Im  allgemeinen  bleibt 
das  Inventar  des  Grabes  immer  dasselbe, 
weil  die  Kultur,  besonders  auf  einem  immer 
und  überall  konservativen  Gebiete,  wie 
Religion  und  Totenkultus,  im  großen  und 
ganzen  dieselbe  blieb.  Wenn  wir  also 
in  irgendeinem  Grabe  in  großen  Zügen 
dasselbe  Inventar,  wie  in  einem  anderen, 
finden,  so  beweist  das  noch  gar  nicht,  daß 
die   beiden   Gräber   derselben    engeren    Zeit 


Wesselowsky,  Prof.  Rostowzew  und  Frau 
Polovtsoff  richtig  gesehen  haben,  gehört  das 
im  Jahre  1913  entdeckte  Grab  des  Ssolocha- 
hügels  ins  IV.  Jahrh.  v.  Chr.  Der  Stil  der 
Gruppen  und  Figuren  des  Kammes  (Abb.  87, 
88),  der  Silbervasen  (Abb.  90 — 93)  und 
des  Gorytos  (Abb.  102)  findet  seine  nächsten 
Analogien  in  den  griechischen  Denkmälern 
der  klassischen  Zeit  des  Anfangs  und  der 
ersten  Hälfte  des  IV.  Jahrh.  v.  Chr.  Die 
Reiter  und  Pferde  stehen  denjenigen  des 
athenischen  Dexileos-Grabes  und  des  Mauso- 
leums zu  Halikarnaß  näher  als  z.  B.  den- 
jenigen des  Alexandersarkophags  aus  Sidon. 
Die    Gruppen    und    Bewegungen    auf    dem 


283 


Archäologische  Funde  im  Jahre   191 3. 


284 


Gorytos  (Abb.  102)  erinnern  noch  stark  an 
diejenigen  der  Reliefs  der  zweiten  Hälfte  des 
V.  Jahrh.  (vgl.  z.  B.  den  Phigaliafries).  Die 
Jagdszene    der    Silbervase     (Abb.    90,    91) 


Der  skythische  König,  der  im  Ssolocha- 
grabe  seine  ewige  Ruhe  fand,  muß  in  der 
zweiten  Hälfte  des  IV.  Jahrh.  gestorben  und 
begraben   worden   sein.      Das  Ssolochagrab 


Abb.  105.     Bronzesiebchen  aus  Ssolocha. 


steht  Stilistisch  sehr  nahe  den  lykischen 
Reliefs  der  ersten  Hälfte  des  IV.  Jahrh. 
V.  Chr.  ').  Die  punktierte  Inschrift  auf  der 
Schale  (Abb.  100 — lOl)  datiert  B.  B.  Laty- 
schev  nicht  später  als    in    den  Anfang  des 


gehört  also  ungefähr  derselben  Zeit  an  wie 
das  Grab  der  großen  Blisnitza,  in  dem  eine 
Münze  Alexanders  des  Großen  gefunden 
worden  ist ').  Einige  Funde  der  großen 
Blisnitza  stehen  auch  dem   Stile  nach  den 


Abb.  106.     Skythen  auf  der  Kul-oba-Vase. 


IV.  Jahrh.  Die  damit  zusammen  gefundenen 
Vasen  (Abb.  89,  104)  weisen  auf  die  Zeit 
ungefähr  um  die  Mitte  des  IV.  Jahrh.  v.  Chr. 


«)  Petersen  und  v.  Luschan,  Reisen  in  Lykien,  73. 


Ssolochafunden  sehr  nahe.  Im  Gegensatz 
dazu  zeigen  die  Funde  von  Nikopol  (Tscher- 
tomlyk)   und   Kul-oba   einen   viel   späteren 


')  Vgl.  Minns,  a.  a.   O.,  429. 


285 


Rußland. 


286 


Abb.  107.     Skythen  mit  Pferden  auf  der  Nikopolvase. 


Stil,  der  mehr  Eleganz,  Feinheit,  Reichtum 
und  in  der  Darstellung  der  menschlichen 
Figuren  und  Tiere  sowie  in  der  Behandlung 
des  Raumes  mehr  Realismus  zeigt.  Es 
ist  mir  unmöghch,  hier  auf  Einzelheiten 
einzugehen.  Ich  möchte  nur  zum  Beispiel 
auf  die  Verschiedenheit  des  Stiles  der 
Figuren  auf  dem  Kamme  und  derjenigen 
der  Kul-oba-  und  Nikopolvasen  hinweisen. 
Der  Kamm  ist  aus  massivem  Gold  (290  g 
schwer)  hergestellt.  So  wertvolle  Gegen- 
stände sehen  wir  weder  in  Kul-oba  noch 
in  Nikopol  (Tschertomlyk).  Die  Kom- 
position, welche  den  Kamm  schmückt,  wie 
auch  diejenige  der  Silbervase  und  des 
Gorytos,  sind  im  rein  konventionellen  klassi- 
schen Stile  behandelt,  ohne  den  Raum  rea- 
listisch anzudeuten  oder  die  malerische  Per- 
spektive zu  verwerten.  Alles  das  tritt  uns  auf 
den  Kul-oba  und  Nikopolvasen  deutlich  ent- 
gegen. Die  Typen  der  Barbaren  auf  dem 
Kamme  wie  auf  den  anderen  Gegenständen 
aus  Ssolocha  gehen  im  Realismus  gar  nicht 
so  weit  wie  diejenigen  auf  der  Kul-oba- Vase 
(Abb.  106),  wo  die  Falten  auf  den  Gesich- 
tern ganz  barocke  Wirkung  haben  und  wo 
man  ethnographisch  treue  Wiedergabe  fühlt. 
Es    scheint    mir,    daß    der    Realismus    der 


Ssolochagegenstände  sich  so  zu  demjenigen 
des  Kul-oba-Grabes  verhält  wie  z.  B.  der 
Realismus  des  Alexander-Sarkophags  zu 
dem  der  Pergamener.  Es  fällt  weiter  eine 
große  Differenz  zwischen  Ssolocha  und  Kul- 
oba  in  der  Behandlung  des  Stofflichen  in  die 
Augen.  Auch  in  der  Tracht  der  Barbaren 
auf  der  Kul-oba- Vase  tritt  ein  so  großer 
Naturalismus  hervor,  daß  daneben  die 
Kleider  auf  den  Ssolochagegenständen  nur 
wie  ganz  naiv  und  gar  nicht  lebendig  aus- 
sehen. Auch  die  Pferde  des  Kammes  und 
der  Silbervase  sehen  wie  ganz  andere  Wesen 
aus  als  diejenigen  der  Nikopolvase  (Abb. 
107).  Dort  sehen  wir  schöne,  aber  kon- 
ventionelle Formen,  hier  solche,  die  das 
wahre  Leben  atmen  und  erstaunlich  lebendig 
aufgefaßt  sind.  Ich  habe  die  Funde  von 
Ssolocha  mit  denen  von  Nikopol  und  Kul-oba 
ausführlich  verglichen  und  gefunden,  daß 
das  Inventar  überall  sehr  verwandt  ist. 
Aber  das  bedeutet  nur  eine  Verwandtschaft 
der  Kultur  und  keineswegs  eine  Identität  des 
Stiles.  Der  Stil  ist  absolut  verschieden,  und 
die  nahe  verwandten  Motive  werden  ganz 
anders  behandelt.  Es  gibt  keine  einzige 
stilistische  Einzelheit,  die  in  Ssolocha  mit 
Nikopol  oder  Kul-oba  identisch  wäre.    Da- 


28; 


Archäologische  Funde  im  Jahre  19 13. 


288 


gegen  gibt  es  immer  Motive,  die  in  den 
wirklich  gleichzeitigen  Gräbern  (z.  B.  in 
Nikopol  und  Kul-oba)  ganz  identisch  sind. 
Solche  stilistisch  identischen  Motive  aber 
hat  Ssolocha  mit  der  großen  Blisnitza  und 


Abb.  108.     Panathenäische  Preisamphora 
aus  dem  Kubangebiet. 

dem  Siebenbrüderhügel  (Grab  Nr.  2).  Vgl. 
z.  B.  die  Behandlung  des  Halsringes  in 
Ssolocha  (Abb.  84)  mit  derjenigen  der  Arm- 
bänder in  der  Blisnitza  (vgl.  Minus,  a.  a.  0. 
426).  Im  Gegensatz  dazu  ist  dasselbe  Motiv 
in  Kul-oba  anders  behandelt  (vgl.  Antiquit^s 
du  Bosphore  cimmerien,  T.  VIII).  Die 
Plättchen  mit  sitzenden  Sphinxen  und 
liegenden  Hirschen  in  Ssolocha  stehen  den- 
jenigen aus  dem  Siebenbrüderhügel ')  näher 
als  denjenigen  von  Nikopol  usw.  Im  all- 
gemeinen kann  man  sagen,  daß,  während 
die  Funde  in  Ssolocha  den  klassischen 
hellenischen  Stil  des  IV.  Jahrb.  zeigen, 
diejenigen  von  Kul-oba  und  Nikopol  die 
Tendenz    des    hellenistischen     Barockstiles 


haben.  Dazu  stimmen  auch  die  keramischen 
Funde  (schwarzgefirnißte  Gefäße  und  zu- 
gespitzte Amphoren),  die  in  Ssolocha  und 
in  Nikopol  verschiedenartig  sind.  Auch  die 
Tatsachen    der    Geschichte    Skythiens,    wie 


')  Vgl.  Minns,  a.  a.  0.,  208,  214. 


Abb.  109.     Andere  Ansicht  der  Vase 
Abb.  108. 

sie  jetzt  von  Prof.  Rostowzew  in  glänzender 
und   scharfsinniger  Weise   wiederhergestellt 


Abb.  I  IG.    Goldene  Nadel  aus  dem  Kubangebiet. 


289 


RuSIand. 


290 


werden '),  stimmen  zu  der  von  mir  vor- 
geschlagenen Chronologie.  Während  die 
Hügel  der  Blisnitza,  der  sieben  Brüder  und 
von  Ssolocha  der  Zeit  der  höchsten  Blüte  des 
skythischen  Reiches  angehören,  stellen  die 
Hügel  von  Nikopol  und  Kul-oba  und  die 
ihnen  verwandten  die  Denkmäler  der  ziem- 
lich kurzen  Nachblüte  im  H.  Jahrh.  v.  Chr. 
dar. 

Zu   meinem    Bericht   über   die   Ssolocha- 


vielleicht  sogar  der  zweiten  Hälfte  des 
V.  Jahrh.  v.   Chr.  zuschreiben  '). 

In  Bessarabien  (zu  Anadol  im  Ismail- 
schen  Bezirke)  wurde  eine  römische  Gold- 
münze des  Kaisers  Diocletianus  gefunden. 
Die  Münze  hat  zwei  kleine  symmetrische 
Durchbohrungen. 

Im  Poltawschen  Gouvernement 
wurde  ein  Bronzekessel  gefunden.  Die 
Kaiserliche  Archäologische  Kommission  hat 


Abb.  III.     Sassanidisclie   Silberschale  aus  dem  Permschen  Gouvernement. 


funde  des  Jahres  1912  muß  ich  hinzufügen, 
daß  auf  der  zweihenkeligen  Silberschale  (Anz. 
1913,  Sp.  2i8)  eine  eingravierte  Inschrift 
steht:  AVKO.  Da  das  im  Jahre  1913  aus- 
gegrabene Grab  des  Hügels  wahrscheinlich 
der  zweiten  Hälfte  des  IV.  Jahrh.  angehört 
und  die  Fundumstände  deutlich  zeigen,  daß 
das  Grab  des  Jahres  191 3  später  als  das- 
jenige des  Jahres  1912  eingerichtet  worden 
war,  so  muß  man  die  Funde,  die  im  Ssolocha - 
hügel  im  Jahre  191 2  zum  Vorschein  kamen, 
mindestens  der  ersten  Hälfte  des  IV.  Jahrh., 


')  Die  Hauptresultate  hat  Prof.  Rostowzew  in 
den  Russischen  Monatsheften  1914,  Nr.  4,  und  in  der 
Festschrift  für  Prof.   Karejeil  mitgeteilt.    . 


noch  eine  Reihe  von  Gegenständen  (im  ganzen 
47)  aus  dem  berühmten  Schatze  von  M. 
Perestschepina  gekauft  (vgl.  Anz.  1913,  Sp. 
229  ff.);  es  sind  meist  Teile  der  fragmen- 
tierten Gegenstände,  die  im  Jahre  191 2  er- 
worben wurden,  oder  sie  stellen  neue 
Exemplare  der  bekannten  Typen  dar.  Unter 
den  gekauften  Gegenständen  finden  sich  neun 
byzantinische  Münzen. 

Prof.  N.  J.  Wesselowsky  leitete  Aus- 
grabungen auch  in  der  Stanitza  Elissawetins- 
kaja  im  Kubangebiete.      In  einem  Grab- 

')  Im  Anz.  1913,  Sp.  219,  muß  man  statt  »ver- 
goldete Silberschale«  »vergoldete  Bronzeschale« 
lesen. 


291 


Archäologische  Funde  im  Jahre  19 13. 


292 


hügel  wurde  eine  Steingrabkammer  ge- 
funden, die  sich  als  gänzlich  ausgeraubt  er- 
wies. Um  das  Grab  herum  lagen  etwa  200 
Pferdegerippe,  an  denen  man  verschiedene 
Bronzezierate  fand.  Außerhalb  an  der 
südlichen  Wand  des  Steingrabes  kam  eine 
panathenäische  Preisamphora  (Abb.  108  und 
109)  zum  Vorschein,  auf  der  a)  Athena 
zwischen  den  üblichen  zwei  Säulen,  b)  zwei 
nackte  Faustkämpfer  im  Kampf,  ein  stehen- 
der Faustkämpfer  und  ein  Richter,  der  mit 
einem  Himation  bekleidet  ist,  dargestellt 
sind. 

Eine  Reihe  von  Gegenständen  wurde 
aus    dem    Kubangebiete    erworben: 

Gold.  I.  Ein  Halsschmuck  in  Form 
einer  Kette,  die  mit  sieben  verschiedenartig 
eingefaßten  Steinen  (einem  ovalen,  zwei  herz- 
förmigen, zwei  viereckigen  und  zwei  runden) 
verziert  ist.  2.  Ein  Paar  Ohrringe  aus 
gewundenem  Draht.  3.  Eine  Nadel  mit 
einem  Schildchen,  das  mit  drei  Anhängseln 
an  den  Ketten  versehen  und  mit  Filigran- 
arbeit verziert  ist  (Abb.  iio).  4.  Eine 
Reihe    Perlen    und    Blechschildchen. 

Silber.      Ein  glatter,   kleiner  Fingerring. 

Glas.  I.  Eine  Perle.  2.  Sechs  Pasten- 
perlen: vier  in  Form  von  auf  viereckigen 
Basen  liegenden  Löwen,  und  zwei  Skarabäen. 

Im  Erivanschen  Gouvernement  fand 
man  zwei  Bronzekessel,  14  Bronzetassen  und 
eine   kleine   Kanne. 

Aus  dem  Petrokowschen  Gouverne- 
ment ist  ein  Schatz,  bestehend  aus  216 
römischen  Kaisermünzen  und  einem  goldenen 
Halsringe,  zu  erwähnen. 

Der  weite  Norden  (Permsches  Gou- 
vernement) hat  in  diesem  Jahre  einen 
schönen  Fund  ergeben;  es  ist  eine  sassani- 
dische  Silberschale  mit  der  Darstellung  von 
Vögeln,  die  im  flachen  Relief  auf  vergoldetem 
Grunde  in  den  ornamentalen  Kreisen  hervor- 
treten. Dazwischen  sind  noch  Efeublätter 
gestreut  (Abb.   in). 

Die  Kaiserliche  Archäologische  Kom- 
mission hat  zwei  Gegenstände  erworben,  die 
aus  Etrurien  stammen.  I.  Eine  Schale 
aus  grauem  Ton,  die  mit  einem  Friese  ge- 
stanzter Figuren  verziert  ist.  Vgl.  Martha, 
L'art  ^trusque,  S.  465,  Fig.  303.  Die  Schale 
wurde  im  Jahre  1887  in  Florenz  vom  früheren 
Besitzer    gekauft,    der    bestätigt,     daß    sie 


in  Clusium  gefunden  wurde.  2.  Ein  Terra- 
kottakandelaber, der  mit  braunen  Streifen 
und  mit  einem  in  grauer  und  roter  Farbe 
ausgeführten  Mäander  verziert  ist.  Nach 
dem  Zeugnis  des  früheren  Besitzers,  der 
den  Gegenstand  im  Jahre  1886  in  Florenz 
kaufte,  ist  der  Kandelaber  in  Cortona  ge- 
funden worden. 

St.  Petersburg.     B.  Pharmakowsky. 


Ägypten. 

In  attempting  a  brief  review  of  recent 
excavations  authorised  by  the  Egyptian 
Government  and  of  accidental  finds  which 
have  come  to  the  notice  of  the  Antiquities 
Department  one  naturally  turns  first  to 
Alexandria,  the  centre  of  Greek  civilization 
in  Egypt. 

Those  interested  in  Graeco-Egyptian  anti- 
quities should  note  that  the  acquisitions 
of  the  Alexandria  Museum  and  excavations 
in  the  neighbourhood  of  Alexandria  are 
described  every  year  by  Breccia  in  his 
Rapport  sur  la  marche  du  Service 
du  Mus6e,  a  most  useful  publication.  Thus 
the  finds  which  were  briefly  summarized  in 
my  last  communication  to  the  Anzeiger 
are  discussed  in  the  1912  Rapport  with 
no  less  than  twenty  three  plates  and  fourteen 
figures  in  the  text.  With  his  usual  kindness 
Breccia  has  put  at  my  disposal  the  foUowing 
Information  about  his  work  in  the  season 
1912 — 1913.  In  Alexandria  itself  he  super- 
intended  the  excavations  of  Mme.  Sinadino 
and  M.  Salvage  in  the  necropolis  of  Hadra 
and  found  a  fair  quantity  of  the  vases, 
terracottas  and  painted  stelae  characteristic 
of  that  site.  More  recently  a  credit  granted 
by  the  Municipal  Delegation  of  Alexandria 
enabled  him  to  excavate  an  Underground 
cemetery  beside  the  Khedivial  Palace  of 
Ras  el  Tin,  where  some  workmen  in  sinking 
a  well  had  come  upon  a  gallery  beneath  the 
surface  of  the  ground.  The  cemetery  con- 
sisted  of  three  long  galleries  with  loculi 
in  which  were  found  several  hundred  mum- 
mies.  Though  the  mummies  were  very  badly 
preserved,  it  was  possible  to  make  a  fair 
collection   of  gilded   plaster   masks   and   of 


293 


Ägypten. 


294 


pottery.  In  connection  with  this  find 
Breccia  draws  attention  to  the  passage  of 
Caesar  about  the  vicus  Aegyptiorum 
in  the  island  of  Pharos.  But  the  niain  piece 
of  work  undertaken  by  the  Alexandria 
Museum  was  the  excavation  of  the  temple 
of  Pnepheros,  the  crocodile-god,  at  Thea- 
delphia  in  the  Fayoum.  I  mentioned  in  my 
last  report  how  the  doorway  of  this  temple 
had  been  discovered  by  the  sebakh-diggers. 
Breccia  has  now  cleared  out  the  whole 
temple,  which  is  built  of  crude  brick  and  of 
limestone  and  is  about  fifty  metres  long. 
The  building  itself  was  almost  intact  and 
presented  a  curious  picture.  One  entered 
by  a  wooden  door,  which  is  still  fh  excellent 
preservation.  The  courtyard  contained  a 
well,  or  so-called  Nilometer,  and  remains 
of  trees  which  once  afforded  shade  to  the 
inmates.  There  was  a  votive  column  with 
holes  in  which  the  ends  of  torches  were  still 
adhering;  an  altar  with  three  niches  for 
holding  images  of  the  god;  and  even  the 
litter  in  which  Pnepheros  was  carried  in 
pomp  still  stood  in  its  place.  The  doorway 
and  altar  will  be  set  up  in  the  Alexandria 
Museum,  for  to  leave  them  in  situ  would 
be  to  expose  them  to  almost  certain  destruc- 
tion.  The  houses  near  the  temple  were  also 
excavated,  in  the  vain  hope  that  they  might 
contain  papyrus-rolls;  and  among  other 
things  was  found  a  new  decree  of  asylia 
for  a  temple  of  Herakles  and  a  temple  of 
Isis,  the  Sites  of  which  are  still  unknown. 
Oric  Bates,  Director  of  the  lately  formed 
»Libyan  Research  Account«,  has  during 
the  winter  been  making  some  preliminary 
investigations  at  Mersa  Matrouh  in  view 
of  future  work  in  that  neighbourhood,  and  I 
am  indebted  to  him  for  Information  about 
his  first  campaign.  As  regards  Greek  and 
Roman  antiquities  the  main  results  were 
as  follows.  The  site  of  Paraetonium,  where 
Alexander  disembarked  on  his  pilgrimage 
to  the  oasis  of  Ammon,  was  definitely 
located,  and  the  defending  wall  built  in  the 
time  of  Justinian  was  found  to  be  still 
visible.  Several  large  rock-cut  tombs  with 
loculi  were  cleared  and  dated  by  their 
Contents  to  the  first  Century  A.  D.  Some 
small  groups  of  graves  of  about  the  same 
period    and    some    Roman    and    Byzantine 


buildings  were  also  excavated.  The  work 
promises  to  yield  interesting  results  in  the 
future,  but  its  chief  object  is  to  throw  light 
on  the  earlier  civilization  of  the  district 
rather  than  to  explore  the  Graeco -Roman 
remains. 

At  the  other  extremity  of  Egypt,  in  the 
neighbourhood  of  the  Suez  Canal,  Cledat 
is  still  pursuing  his  task  of  surveying  and 
excavating.  At  Teil  el  Farama  (Pelusium) 
he  has  explored  a  ruined  temple  and  found 
from  a  Greek  inscription  on  the  architrave 
that  it  was  dedicated  to  Zeus  Casius.  Pro- 
bably  then  it  is  the  temple  of  Zeus 
Casius  described  by  Achilles  Tatius  (Wiede- 
mann,  Herodots  zweites  Buch,  p.  63). 
His  note  on  Pelusium  and  his  reports  on 
his  previous  cxcavations  at  neighbouring 
Sites  have  been  published  in  the  Annales 
du  Service  des  Antiquites.  It  is 
rumoured  that  two  interesting  bronze  statues 
of  Greek  workmanship  were  found  in  this 
district  by  the  Arabs  in  the  latter  part  of 
1912.  I  did  not  see  them  and  can  only 
record  that  their  provenance  is  doubtful 
and   that  they  are  no   longer  in   Egypt. 

Godart  on  behalf  of  a  Roumanian  con- 
cessionaire  spent  a  few  weeks  excavating 
at  Naukratis  in  1913  and  succeeded  in 
finding  a  number  of  things  in  wells  and  on 
the  outskirts  of  the  site.  The  main  part  of 
the  town,  where  the  archaic  temene  lay, 
seems  to  be  completely  exhausted,  and 
very  little  painted  pottery  is  to  be  got 
nowadays.  It  is  worth  recording  that  a  few 
blocks  of  basalt  and  granite,  inscribed  in 
hieroglyphic  and  dating  from  the  reign  of 
Ptolemy  I,  have  quite  recently  been  found 
by  the  sebbakhin  and  that  other  similar 
blocks  have  been  seen  at  different  times  in 
the  vicinity  of  the  Kom.  This  indicates 
that  there  was  an  Egyptian  temple  in 
Naukratis  besides  the  Greek  temples  of 
which  we  know;  and  one  may  conjecture 
that  it  stood  in  the  enclosure  called  the 
Great  Temenos,  where  the  decree  Nectanebo 
was  found  in  1899.  A  small  excavatipn 
was  made  last  year  by  an  English  con- 
cessionaire  at  the  ancient  »Thmonis,  a 
site  which  has  yielded  many  antiquities 
of  Ptolemaic  and  Roman  times;  but  the 
only    find    of    any    interest    was   a   mosaic 


295 


Archäologische  Funde  im  Jahre   191 3. 


296 


pavement.  At  Teil  Balamoun,  suppo- 
sed  to  be  the  site  of  Diospolis  Inferior, 
Howard  jCarter  working  for  Lord  Carnarvon 
found  a  hoard  of  Graeco-Egyptian  bracelets 
of  debased  silver,  probably  of  the  Roman 
age.  They  are  more  or  less  complicated 
developments  of  the  serpent  type  of  bracelet 
and  are  characterised  by  an  abundant  use  of 
wire  for  binding  together  the  different  parts. 

A  few  late  Ptolemaic  or  early  Roman 
tombstones  from  the  neighbourhood  of 
Heliopolis  are  published  by  the  present 
writer  in  the  Bulletin  of  the  Alexandrian 
Archaeological  Society:  their  chief  interest 
consists  in  the  fact  that  some  of  the  names 
are  Jewish.  Lefebvre  has  published  another 
harvest  of  Greek  inscriptions  from  the 
Fayoum  (Annales  du  Service,  vol.  XIII) 
and  an  interesting  decree  of  Cleopatra  and 
Caesarion  from  Heracleopolis  (M61anges 
Holleaux). 

Quibell,  who  has  conducted  the  Govern- 
ment excavations  at  Saqqarah  for  the  last 
nine  years,  discovered  in  191 3  a  small  group 
of  Graeco-Egyptian  tombs  beside  the  avenue 
of  the  Serapeum.  The  most  interesting 
point  about  the  find  was  the  fact  that  some 
of  the  funeral  monuments  were  in  the  shape 
of  altars,  resembling  certain  tombs  in  the 
cemetery  of  Shatbi  at  Alexandria.  The 
Saqqarah  altars,  howeyer,  were  made  of 
crude  brick  instead  of  limestone  and  are 
thought  to  be  of  later  date  than  the  Alexan- 
drian specimens. 

There  have  been  two  excavations  at 
Antinoe  this  year,  one  conducted  by  the 
French  Institute,  and  another  by  the 
Graeco-Roman  Branch  of  the  Egypt  Ex- 
ploration Fund,  on  whose  behalf  Johnson 
has  been  searching  for  Greek  Papyrus  in 
the  rubbish-mounds  of  the  town.  Jouguet 
has  excavated  at  Edfou  for  Greek  Papyrus 
and  ostraca.  Though  a  good  deal  of  material 
has  been  obtained  from  these  excavations, 
no  extraordinary  finds  are  announced. 

The  Byzantine  period  continues  to  attract 
the  attention  of  excavators  in  Egypt.  Last 
season  J.  Maspero  resumed  the  work  of  the 
French  Institute  at  Bawit  and  discovered 
some  very  interesting  paintings  which  are 
now  exhibited  in  the  Cairo  Museum.  The 
newly    formed    Byzantine    Branch    of    the 


Egypt  Exploration  Fund  found  a  suitable 
site  at  Deir  el  Ganadleh  in  Middle  Egypt  and 
has  been  excavating  there  during  the  past 
winter:  reports  about  all  the  excavations 
of  the  Fund  are  to  be  published  in  the  new 
Journal  of  Egyptian  Archaeology. 
The  quantity  of  ancient  soll  which  is  turned 
over  in  Egypt  every  season  in  archaeological 
excavation  is  very  great;  but  still  greater 
is  the  quantity  which  is  removed  for  manu- 
ring  the  fields,  embanking  railway  lines, 
filling  up  ponds  and  other  such  utilitarian 
purposes,  and  many  are  the  accidental 
finds  which  are  made  in  the  course  of  such 
work.  One  of  the  sites  most  exploited  by 
the  sebakh-diggers  is  Kom  Abou  Billou 
where  every  year  a  few  tombstones 
are  found  in  the  Graeco-Egyptian  cemetery. 
Among  the  stelae  seized  last  winter  by 
the  Museum  authorities  was  one  which 
differed  entirely  from  the  ordinary  local 
types.  It  was  a  slab  of  marble  on  which 
the  defunct,  a  youth  called  Isidorus, 
was  represented  in  the  guise  of  a  young 
Dionysus;  or  rather  a  representation  of 
Dionysus  had  been  transformed  into  the 
likeness  of  a  young  man  of  the  Antonine 
period  with  short  beard  and  curly  hair.  In 
the  same  part  of  the  cemetery  were  found 
two  Antonine  busts  of  marble,  one  represen- 
ting  a  young  man,  the  other  a  middle-aged 
woman.  They  are  now  exhibited  in  the 
Cairo  Museum.  They  lay  among  loose 
rubbish  at  the  entrance  to  a  vaulted  tomb 
of  red  brick,  in  which  nothing  was  found 
except  human  bones  and  some  fragments  of 
plaster  masks.  A  few  pieces  of  coiffure 
belonging  to  a  woman's  mask  were  suffi- 
ciently  distinctive  to  show  that  the  tomb 
was  of  the  Antonine  age.  Other  similar 
busts  are  said  to  have  been  found  in  the 
same  cemetery,  but  there  is  only  one  other 
of  which  I  can  speak  from  first-hand  know- 
ledge.  It  is  a  marble  bust  of  a  young  man 
of  the  same  type  as  Marcus  Aurelius,  which 
was  found  a  few  years  ago  within  fifty 
metres  of  the  above-mentioned  tomb  and 
is  now  in  the  Cairo  Museum.  One  may 
conclude  that  it  was  a  common  practice 
at  this  period  to  place  these  marble  busts 
in  the  tombs  or  to  set  them  up  in  front 
of  the  tombs. 


297 


Nordafrika. 


298 


At  the  end  of  191 3  Emil  Brugsch  Pasha, 
Curator  of  the  Cairo  Museum  and  a  wcll- 
known  figure  to  all  archaeologists  who  havc 
visited  Egypt  during  the  last  forty  years, 
retired  on  pension  and  was  succeeded  by 
Mr.   J.   E.   Quibell. 


Mansourah. 


C.  C.  Edgar. 


Nordafrika. 
I.  Allgemeines. 

Es  werden  in  N. -Afrika  immer  mehr 
libysche  Felsbilder  bekannt  (vgl.  Gar- 
ten, Rev.  Tunisienne  191 3),  ohne  daß  man 
Aufnahmen  zu  sehen  bekäme.  Es  wäre  an 
der  Zeit,  geeignete  Organe  mit  einer  Auf- 
nahme dieser  wichtigen  Reste  zu  betrauen. 
Das  Pariser  »Institut  de  Paläontologie«,  dem 
die  Erforschung  der  spanischen  Felsbilder 
verdankt  wird,  sollte  sich  auch  der  nahe 
verwandten  afrikanischen  annehmen. 

Von  R.  Cagnats  »L'Armee  rom.  d'Afri- 
que«  ist  jetzt  auch  der  2.  Teil  erschienen 
(vgl.  A.  A.  1913,  240).  Er  enthält  die  mili- 
tärische Topographie  und  behandelt  in 
3  Teilen:  die  Lager  im  Inneren,  die  Grenz - 
lager,  den  Limes.  Den  I.  Teil  beherrscht 
das  Lager  Lambäsis,  der  wichtigste  Gegen- 
stand des  ganzen  Bandes.  Vor  dem  großen 
Lager  (20  ha)  hat  die  legio  III  Aug.  ein 
kleineres  nur  4  ha  großes  und  mit  einem 
schwachen  Wall  befestigtes,  der  Innen - 
bauten  entbehrendes  Lager  2  km  w.  des 
großen  bewohnt;  hier  steht  die  Säule  mit 
der  Adlocutio  des  Kaisers  Hadrian.  Das  ist 
also  ein  provisorisches  Sommerlager,  von 
dem  aus  die  von  Theveste  hierher  verlegte 
Legion  ihr  neues  Lager  baute.  Der  Abstand 
der  Größe  zwischen  dem  Sommer-  und 
Winterlager  derselben  Legion  (4  gegen 
20  ha)  ist  frappant,  zeigt  wieder  einmal, 
daß  die  Lagerfläche  ein  sehr  variabler  Be- 
griff ist.  Das  Lager  wird  kurz  beschrieben, 
ähnlich  wie  in  der  früheren  Abhandlung 
(s.  A.  A.  1908,  232).  Wer  die  ausführ- 
lichen Beschreibungen  der  Lager  Novae- 
sium  und  Carnuntum  vergleicht,  wird  be- 
dauern, daß  Lambäsis,  ein  nicht  minder 
wichtiger  Gegenstand,  nicht  auch  eine 
detaillierte  Bearbeitung  erfahren  hat.    Man 


verlangt  genauere  Pläne  und  Maße,  liebe- 
volleres Studium  der  Details,  besonders 
der  Bauart,  der  Bauperioden,  der  Fund- 
stücke, die  überhaupt  nicht  beschrieben 
sind.  Dann  verfolgt  C.  die  Grenzkastelle 
von  Tripolis,  Africa,  Numidien.  Sie  bilden 
im  2.  Jahrh.  eine  dem  s.  Rande  der  s. 
Atlaskette  folgende,  die  Salzseen  (Schotts), 
eine  natürliche  Grenze,  verbindende  Linie 
und  decken  die  Defil^s  der  s.  Atlaskette.  Ein 
wirklicher  Limes  wie  in  Deutschland  und 
England  scheint  nur  teilweise  vorhanden 
gewesen  zu  sein.  Er  ist  in  Tripolis  und  am 
Ued  Dschedi,  w.  vom  Aures,  festgestellt: 
dort  als  Mauer,  hier  als  Graben.  Die  Grenze 
des  I.  Jahrh.  lief  am  Nordrande  der  s.  Atlas- 
kette vom  Schott  el  Hodna  über  Lambäsis, 
Mascula,  Theveste,  Thelepte  (Feriana), 
Capsa  (Gafsa),  Tacape  (Gabes)  an  die  Küste. 
Datiert  werden  die  ältere  und  jüngere 
Grenzlinie  aus  den  Inschriften.  Von  der  in 
Deutschland  und  England  die  feste  Grund- 
lage der  Limeschronologie  bildenden  Kera- 
mik erfährt  man  auch  hier  (vgl.  A.  A.  191 2, 
391)  nichts.  Die  Länge  des  Limes  vom 
Schott  el  Hodna  (W.)  bis  Leptis  Magna  (0.) 
beträgt  an  lOOO  km  (obergerm. -rätischer 
Limes  500  km).  In  Mauretanien,  wo  man 
nicht  nur  den  Süden,  sondern  auch  das 
Innere  des  Landes  zu  unterwerfen  und  sowohl 
die  Rifpiraten  der  Küste  wie  die  Berbern 
des  N. -Atlas  (Dschurdschura,  Babor,  Biban) 
und  der  Sahara  im  Schach  zu  halten  hatte, 
lassen  sich  3  Festungsketten  unterscheiden: 
eine  nördliche  an  der  Küste,  eine  mittlere  im 
Tale  des  Ued  Scheliff  und  eine  südliche  am 
N. -Rande  der  Steppen  zwischen  den  Atlas - 
ketten.  Die  erste  wurde  im  i.  Jahrh.,  die 
mittlere  im  2.  (unter  Hadrian?),  die  dritte 
erst  im  3.  Jahrh.  n.  Chr.  errichtet.  Am 
besten  tritt  hervor  die  mittlere  Linie,  da 
sie  zum  großen  Teil  dem  Scheliff  folgte. 
Diese  Linie  hat  eine  Länge  von  700  km. 
Außerdem  waren  die  Gebirge  zwischen  den 
Linien  durch  Kastelle  eingeschlossen.  In 
Mauretania  Tingitana  (Marokko)  scheint 
die  Südgrenze  durch  eine  von  Rabat  (an  der 
Ozeanküste)  über  Volubilis  nach  Fez  lau- 
fende Straße  bezeichnet  zu  sein.  Vergleicht 
man  die  von  C.  aus  den  Kastellen  festge- 
stellte Südgrenze  der  römischen  Herrschaft 
in    N. -Afrika    mit    den    bisherigen    Karten, 


299 


Archäologische  Funde  im  Jahre   191 3. 


300 


SO  ergibt  sich,  daß  diese  die  Grenze  zu  weit 
nach  S.  vorgeschoben  haben.  So  läuft  in 
SiegHns  Atlas  ant.  (Bl.  20)  die  Grenze  im 
O.  s.  des  Ued  Dschedi,  während  der  Grenz- 
graben diesem  folgt,  im  W.  längs  des  s.  Atlas, 
während  die  Kastelle  hier  am  s.  Fuße  des 
n.  Atlas  liegen.  In  dem  zusammenfassen- 
den Kapitel  ist  die  innere  Anlage  der  Ka- 
stelle sehr  summarisch  behandelt;  so  erfährt 
man  nichts  über  die  Bestimmung  der  ein- 
zelnen Räume,  insbesondere  die  Lagerung 
der  Truppen.  Hier  war  ein  Vergleich  der 
afrikanischen  Kastelle  und  burgi  mit 
den  deutschen  und  englischen  Limeska- 
stellen, von  denen  sie  ganz  abweichen,  und 
mit  den  späten  Kastellen  am  arabischen 
Limes,  mit  denen  sie  manche  Ähnlichkeit 
haben,  am  Platze,  auch  ein  Versuch,  das 
castellum  vom  burgus  zu  unterscheiden, 
da  beide  keineswegs  allein  durch  die  Größe 
differieren  (vgl.  A.  A.  1904,  131).  Spezi- 
fisch afrikanisch  scheint  der  befestigte 
Gutshof  zu  sein,  der  mit  Recht  ausführ- 
lich behandelt  wird.  Nach  Diocletian  sehen 
wir  den  afrikanischen  Limes  in  eine  Menge 
kleiner  Stücke,  die  »limes«  heißen,  aufgelöst, 
ganz  wie  damals  die  Provinzen  zerstückelt 
wurden.  Die  Grenzverteidigung  der  byzan- 
tinischen Spätzeit  des  Imperiums  findet  man 
bei  Ch.  Diehl,  L'Afrique  byzantine.  In 
einem  Schlußwort  vergleicht  C.  die  Errungen- 
schaften der  französischen  Kolonisation  mit 
der  römischen:  in  80  Jahren  hat  Frankreich 
das  Land  vollkommen  befriedet,  was  Rom 
erst  nach  300  Jahren  gelungen  ist.  Das 
wird,  niemand  wird  es  leugnen,  der  fran- 
zösischen Armee  verdankt. 

St.  Gsell  läßt  auf  seine  beiden  großen 
Werke:  »Les  Monuments  ant.  de  I'Algerie« 
(1901)  und  »Atlas  arch.  de  I'Algerie«  (191 1) 
ein  drittes  folgen:  eine  auf  6  Bände  be- 
rechnete »Histoire  ancienne  de  l'Afrique 
du  Nord«.  Der  i.  Band  (1913)  behandelt 
in  3  Büchern:  Les  conditions  du  d^veloppe- 
ment  hist. ;  Les  temps  primitifs;  La  coloni- 
sation  ph^nicienne  et  l'empire  de  Carthage. 
Aus  dem  i.  Buch  wird  besonders  das  Ka- 
pitel über  das  Klima  und  die  Frage  nach 
seiner  Veränderung  interessieren.  G.  meint, 
das  KUma  sei  seit  der  historischen  Zeit 
wesentlich  dasselbe  wie  heute  gewesen,  allen- 
falls »un  peu  plus  humide«.     Mit  derselben 


Genauigkeit  und  vollständigen  Beherrschung 
der  Quellen  werden  Fauna  und  Flora  be- 
handelt. Im  3.  Buch  konstatiert  auch  G. 
die  unveränderte  Fortdauer  der  libyschen 
Rasse  in  den  Berbern.  Die  blonden  Berbern 
kannte  schon  das  Altertum;  sie  sind  auto- 
chthon,  beweisen  wieder  einmal,  daß  die- 
selbe Rasse  verschiedene  Typen  einschließen 
kann,  was  die  Anthropologen  beherzigen 
sollten.  Besonderes-  Interesse  wird  das 
Kapitel  über  die  libysche  Sprache  fin- 
den. Ich  möchte  darauf  hinweisen,  daß  wir 
dringend  einer  Sammlung  aller  libyschen 
Sprachreste  (Inschriften,  Wörter,  Orts- 
und Personennamen),  eines  Gegenstücks  zu 
Hübners  »Monumenta  linguae  Ibericae«,  be- 
dürfen. Nicht  genug  tritt  bei  G.  hervor  die 
evidente  Verwandtschaft  der  libyschen  mit 
den  iberischen  Ortsnamen  (vgl.  mein  Buch 
Numantia  I  (1914)  S.  37  f.).  Mit  Recht 
setzt  G.  die  Anfänge  des  phönizischen  Handels 
an  der  afrikanischen  Küste  ins  12.  Jahrh. 
Für  die  Festsetzung  der  Karthager  in 
Spanien  haben  wir  als  Terminus  ante  quem 
den  2.  Handelsvertrag  mit  Rom  im  J.  348 
und  die  gleichzeitige  Erwähnung  ihrer  Ko- 
lonien bei  Ps.  Skylax  und  Avienus.  Ich 
möchte  den  Anfang  der  karthagischen  An- 
siedlung  um  400  v.  Chr.  ansetzen  (Numantia 
I,  88).  Der  i.  Band  schließt  mit  einer  Ana- 
lyse der  Fahrt  des  Hanno  an  der  Westküste 
von  Afrika. 

Monceaux,  der  beste  Kenner  der  afri- 
kanischen Kirche,  hat  ein  großes  Werk: 
»Histoire  litt^raire  de  l'Afrique  chrötienne« 
veröffentlicht  (4  Bände,  1912).  DieMünzen 
Numidiens  und  Mauretaniens  behandelt 
L.  Charrier,  D6scription  des  Monnaies  de 
la  Numidie  et  Maur^tanie  (1913). 

II.  Tunis. 

Auch  der  diesjährige  Bericht  verdankt  der 
Gefälligkeit  des  Herrn  Merlin  eine  Reihe 
Abbildungen. 

Karthago.  Zu  den  wenigen  gesicherten 
Ergebnissen  der  Topographie  des  punischen 
Karthago  gehört  die  Identität  des  runden 
Kriegshafens  und  der  seine  Mitte  ein- 
nehmenden Admiralsinsel  mit  der  runden 
Lagune  und  der  in  ihr  liegenden  Insel  mit 
dem    arabischen   Marabut,    denn    man    hat 


30I 


Nordafrika, 


302 


im  Jahre  1909  den  Quai  der  Admiralsinsel, 
punische  Quadern  (wohl  von  den  Funda- 
menten des  Admiralshauses)  und  Reste  der 
von  Appian  beschriebenen  Säulenhalle, 
welche  den  Hafen  von  innen  umgab,  ge- 
funden (A.  A.  191 1,  243).  Wer  nicht  mit 
dieser  Tatsache  rechnet,  ist  nicht  ernst  zu 
nehmen.  Das  gilt  von  dem  neuen  Versuch, 
die  Häfen  von  Karthago  zu  konstruieren, 
den  Marius  Venire  (Les  ports  de  Carthage, 
Tunis,  Imprimerie  Fortin  1913)  unternimmt. 
Er  bringt  es  fertig,  die  Admiralsinsel  800  m 
nach  W.,  nach  Duar  esch  Schott,  zu  ver- 
legen!   Kein  Wort  weiter. 

Am  NO. -Rand  der  Byrsa  hat  man  ein 
kleines  Gebäude  gefunden,  das  durch  folgende 
Inschrift  als  Tempel  des  augusteischen 
Hauses  bezeichnet  wird  (Cagnat,  C.  R.  Acad. 
1914,  681  m.  Plan):  »Genti  Augustae  s. 
Perelius  Hedulus  sac.  perp.  templum  solo 
privato  primus  pecunia  sua  fecit«. 

Meine  wiederholten  Proteste  gegen  die 
Zerstörung  von  Karthago  haben  in 
Dr.  Cartons  10.  »Chronique  arch.  nord- 
africaine«  (Rev.  Tunisienne  191 3)  lebhaften 
Widerhall  gefunden.  C.  verlangt  sofortigen 
Ankauf  derjenigen  Teile  des  Stadtgebiets, 
die  noch  zu  retten  sind,  und  ständige  archäo- 
logische Überwachung  der  modernen  Bauten, 
um  wenigstens  Aufnahmen  der  bei  der  Funda- 
mentierung  zutage  kommenden  antiken  Reste 
zu  gewinnen.  Möchte  dieser  energische  Appell 
in  letzter  Stunde  wenigstens  noch  einiges 
retten!  Es  ist  für  eine  reiche  Nation  ein 
schwerer  Vorwurf,  daß  sie  im  Osten,  für 
Delphi  und  Delos,  Millionen  ausgibt  und 
das  ebenso  wichtige  und  auf  eigenem  Gebiet 
gelegene  Karthago  von  Spekulanten  zer- 
stören läßt.  Leider  wird  auch  sonst  in 
Tunis  und  Algier  noch  viel  zerstört,  wofür 
C.  Belege  bringt.  Offenbar  fehlt  es  den 
mit  der  Pflege  der  Altertümer  betrauten 
Organen  an  Macht  und  Mitteln,  um  diesem 
Vandalismus  zu  steuern. 

»Col.  lulia  Concordia  Carthago«  heißt 
die  afrikanische  Hauptstadt  auf  einer  grie- 
chischen Inschrift  aus  Ephesus,  und  damit 
ist  die  Auflösung  des  öfter  vorkommenden 
C.  C.  I.  K.  gegeben.  Der  Beiname  Con- 
cordia findet  sich  noch  bei  anderen  Kolonien 
Cäsars  und  soll  die  Herstellung  der  bürger- 
lichen   Eintracht    beurkunden.      Da    auch 


Hadrumet  C(olonia)  I(ulia)  H(adru- 
metina)  heißt,  muß  auch  K.,  ursprünglich 
seine  Feindin,  später  irgendwie  von  Cäsar 
gefördert  worden  sein.  Dazu  paßt,  daß 
es  das  auch  sonst  mit  »lulia«  verbundene 
Cognomen  »Concordia«  führt. 

Sehr  verdienstvoll  ist  eine  Untersuchung 
der  den  Meeresstrand  von  Monastir  bis  Ras 
Kapudscha  begleitenden  punischen  Ne- 
kropolen    und    eine    Veröffentlichung   der 


Abb.  I.     Bronzestatuette  aus  Mahedia. 

früheren  unmethodischen  und  unveröffent- 
lichten Grabungen  durch  D'Anziani  (Me- 
langes  d'arch.  1912  m.  Karten).  Die  Gräber 
liegen  auf  der  die  Küste  begleitenden  Dünen- 
kette und  sind  in  ihren  weichen  Tuffstein 
eingeschnitten.  Ihre  Form  ist  die  übliche: 
eine  durch  eine  Treppe  zugängliche  Grab- 
kammer  mit  Bänken  für  die  Särge.  In  den 
Gräbern  fanden  sich  außer  punischen  unter- 
italische Gefäße,  darunter  eines  von  der  Form 
einer  Ratte  (p.  297).  Sie  lassen  sich  3  puni- 
schen Städten  zuweisen:  Achulla  (s.  von 
El  Alia  bei  Diar  el  Hadsch  Hassan),  Zella 
(Mahedia)  und  Thapsus  (Ras  Dimasse). 
Neben  den  punischen  liegen  Hbysche  Gräber: 


303 


Archäologische  Funde  im  Jahre   1913. 


304 


Cromlechs    mit    mehreren     konzentrischen 
Stützmauern  (p.  251). 

Das  versunkene  Schiff    von    Mahedia 
fährt  fort,  köstliche  Kunstwerke  zu  spenden: 


(Abb.  i),  und  eine  Nikeprotome  aus  Bronze 
(Abb.  2;  Merlin,  C.  R.  Acad.  1913,  46  f.). 
In  einem  Vortrag  hat  Merlin  in  anschau- 
licher   Weise    die    äußeren    Umstände    der 


Abb.  2.     Bronzeprotome  aus  Mahedia. 


die  32  cm  hohe  Bronzefigur  eines  Hermes, 
der,  die  geöffnete  Rechte  vorstreckend,  in 
der   Haltung   eines   Redners   dargestellt   ist 


Hebung  dieser  Schätze  von  dem  40  m  tiefen 
Meeresboden  geschildert  (C.  R.  Associat. 
frang.    pour    l'Avanc.    des    Sciences    191 3). 


Abb.  3.     Bronzeplakctte  aus  Mahedia. 


305 


Nordafrika. 


306 


Auf  einer  Bronzeplakette  sieht  man  Greifen 
zu  beiden  Seiten  einer  Vase  (Abb.  3). 
Nach  persönHcher  Mitteilung  von  Merlin  hat 
eine    Untersuchung    der     Keramik    durch 


wird  von  Collignon  mit  den  anderen  Dar- 
stellungen verglichen  (C.  R.  de  l'Acad.  191 3, 
155).  Auf  einem  Tonteller  aus  Thysdrus  ist 
Priamos  vor  Achill  dargestellt  (Abb.  4). 


Abb.  4.     Tonteller  aus  Thysdrus. 


Spezialisten   die   Datierung  des   Schiffes  in 
die  Zeit  Sullas  bestätigt. 

Ein   Bild  des  das   Palladion   raubenden 
Diomedes  auf  einem  Oscillum  aus  Thysdrus 


An  der  Südküste,  in  Hr.  bu  Gornine  hat 
man  eine  archaische  Sphinx  (Abb.  5) 
gefunden  (Bull,  du  Com.  1913  Juni  p.  XIX). 
EineHygieia  als  Tonstatuette  ausHammam 


Abb.  5.     Archaische  Sphinx  aus  Hr.  bu  Gornine. 


307 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


308 


Dschedidi  (Abb.  6)  interessiert,  weil  der 
Gegenstand  in  Terrakotta  nicht  häufig  ist 
(Bull,  du  Com.  1913  Juni  p.  XVI). 

In  dem  durch  das  Schiffsmosaik  be- 
kannten Althiburos  (Hr.  Medeina)  hat 
der  Service  des  Antiquit^s  das  Forum  mit 
dem  Kapitolstempel  und  mehrere  prächtige 
Häuser  ausgegraben,  worüber  Merlin  im 
6.  Heft  der  »Notes  et  Documents«  (1913) 
berichtet.  Die  Häuser  haben  auch  hier 
(wie  z.  B.  in  Timgad)  den  orientalisch -grie- 
chischen Peristyltypus,  indem  die  Räume 
um  einen  großen  offenen,  von  einer  Säulen- 
halle umgebenen  Hof  gruppiert  sind.  Die 
»Maison  de  la  PSche«  ist  durch  ein  großes 
Fischfang-Mosaik  ausgezeichnet;  die  »Maison 
des  Muses«  besitzt  ein  prächtiges  Speise- 
zimmer (Oecus)  mit  einem  großen  Tricli- 
nium.  Auf  einer  Platte  ist  das  öfter  in 
N. -Afrika  gefundene  apotropäische  Zeichen 
Y  eingraviert  (vgl.  A.  A.  1904,  135  und  Bull, 
du  Com.  1912,  518).  Unerklärt  ist  noch  ein 
Gebäude  mit  2  großen  Räumen,  die  mit 
einem  Bassin  und  vielen  Wandnischen  ver- 
sehen sind.  Die  Wandnischen  kehren  im 
Apodyterium  der  Stabianer  Thermen  von 
Pompei  wieder,  und  man  möchte  auch  hier 
eher  an  eine  Fullonica  oder  eine  Wäscherei 
als  an  ein  Bad  denken. 

In  den  Gewölben  des  Kapitols  von 
Pupput  (s.  A.  A.  1913,  257)  ist  ein  ganzer 
Satz  wohlerhaltener  ßronzegeräte,  die 
hier  offenbar  versteckt  worden  sind,  gefun- 


Abb.  6.     ToDStatuette  aus  Hammatn  Dschedidi. 

den  worden    (s.  Merlin   im    Bull,   du   Com. 
1912).     Er  besteht  aus  mehreren   Kesseln, 


Abb.  7.  Bronzegegenstände  aus  SoukEl-Abior  (Pupput).     Abb.  8.    Bronzegefäß  aus  Souk  El- Abior  (Pupput). 


309 


Nordafiika. 


310 


Kannen,  Weihrauchbecken,  Lampen  und  an- 
derem Kultgerät  (Abb.  7  und  8).  Auf  einer  In- 
schrift werden  zum  erstenmal  die  »  D  0  m  i  n  a  e« 
genannt,  wohl  ein  anderer  Name  der»Cereres«. 
Über  der  Inschrift  sieht  man  mehrere 
apotropäische  Zeichen:  rechts  und  links 
herzförmige  Blätter  (wie  auf  der  apotro- 
päischen  Inschrift  C.  VIII,  11  683),  zwischen 
ihnen  ein  Diadem  mit  6  Zacken,   das  auch 


ausgibt  (M^langes  d'arch.  1912,  385  f.). 
Sehr  problematisch  ist  der  Schluß,  daß 
der  auf  dem  Volumen,  welches  der  Dichter 
auf  dem  Mosaik  hält,  stehende  Vers:  »Musa 
mihi  causas  memora  .  .  ,  «,  heute  Vers  7  der 
Aeneis,  deshalb  der  ursprüngliche  Anfang 
der  Aeneis  sein  müsse. 

Beim  Kastell  Talalati  (Tlalet)  hat  man 
eine  das  Kastell  im  W.  und  N.  umgebende 


"^  .<^!' 


■";  S  ' 


Abb.  91.     Mosaik  aus  Souk  El-Abior  (Pupput). 


auf  anderen  afrikanischen  Denkmälern  (in 
Sussa,  Bulla  Regia)  vorkommt  (Abb.  9). 

In  Thysdrus  (El  Dschem),  der  Stadt  des 
großen  Amphitheaters,  ist  ein  Kämpfe  der 
Arena  darstellendes  Mosaik  gefunden  wor- 
den. Unter  den  Kämpfern  sind  Neger 
(Proc^s,  April  191 3). 

Das  bekannte  Bild  Vergils  auf  dem 
Mosaik  von  Hadrumet  wird  von  J.  Martin 
mit  den  anderen  Darstellungen  des  Dichters 
vergUchen,  die  er  um  mehrere  Büsten  ver- 
mehrt, indem  er  den  allerdings  sehr  ähn- 
lichen, sonst  als  Brutus  bezeichneten  Kopf 
in  Neapel    und  Rom   (Kapitol)    für  Vergil 

Archäolog'ischer  Anzeiger  1914. 


äußere  Befestigung  mit  Anbauten  (darunter 
Thermen)  freigelegt  (Bull,  du  Com.  1913, 
260  m.  Plan). 

In  Ammaedara  (Haidra),  das  wegen 
seines  regelmäßigen  Stadtplanes  von  den 
Feldmessern  erwähnt  wird,  wurden  eine 
Basilika  und  Gräber  aufgedeckt.  (Bull, 
du  Com.  1912).  Verdienstvoller  wäre  eine 
methodische  Feststellung  des  Stadtplanes 
gewesen.  Man  sollte,  wie  überall,  so  auch 
hier  vom  Ganzen  zum  Einzelnen  fort- 
schreiten. Unter  den  zahlreichen,  meist  be- 
deutungslosen Inschriften  ist  wichtig  ein 
Grenzstein    (p.    205):    »int [er]    col(onos)    et 


311 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


312 


/ 


soc  (ios)  Ta(lenses)«.  Die »coloni«  dürften 
^  die  von  Ammaedara  sein,  die  socii  sind  viel- 
leicht eine  Gesellschaft  von  Domänenpäch- 
tern. Auf  einem  anderen  Stein  (p.  196) 
findet  sich  ein  neuer  Stadtname :  Th  (i )  m a  - 
baensis,  auf  einem  dritten  (p.  212)  steht: 
».  .  domo  Alexandria  cat.  Aegypto«. 
Auffallend  ist  eine  lange  griechische  Grab- 
inschrift (p.  221),  bereits  die  zweite  hier  ge- 
fundene (vgl.  C.  VIII,  11-658). 

Im  Bull,  de  la  Soc.  arch.  d.  Sousse  1910 
(Sousse  1912)  beschreibt  der  Architekt 
Gadrat  das  A.  A.  191 1,  255  abgebildete 
Mausoleum  von  Mekdudsch  und  zwei  an- 
dere Mausoleen  der  Gegend  von  Kasserine, 
die  ebenfalls  die  Form  eines  Tempels  haben 
(Hr.  Habid  und  Hr.  Tamuda),  außerdem 
eine  Reihe  von  12  Ölpressen,  wie  die 
a.  a.  0.  S.  253  abgebildete. 

Aus  den  Katakomben  von  Hadrumet 
wird  die  griechische  Grabinschrift  eines  Mäd- 
chens aus  Smyrna  bekannt  (Bull,  de  Sousse 
1910,  86). 

Auf  einer  den  7  Göttern  Jupiter,  Saturnus, 
Silvanus,  Caelestis,  Pluto,  Minerva,  Venus 
von  einem»pagus  Veneriensis«  geweihten 
Inschrift  werden  zugleich  die  7  diesen  Göt- 
tern dargebrachte  Tiere  genannt;  »ver- 
becem,  agnum,  caprum,  gallum,  (h)aedillas 
duas,  gallinam«  (C.  R.  Acad.  1914,  425). 
Der  offenbar  nach  dem  benachbarten  Sicca 
Veneria  benannte  »p'agus  Veneriensis«  ge- 
hört zu  der  Gruppe  der  nach  Göttern  be- 
nannten afrikanischen  Gaue  wie  »p.  For- 
tunalis et  Mercurialis«  (bei  Udna),  »p. 
Minervius«  (b.  Bizerte). 

Eine  »Tessera  hospitalis«  von  Assuras  wird 
im  Bull,  della  Commiss.  arch.  di  Roma  191 2, 
113  veröffentlicht. 

Auf  Inschriften  von  Ostia  wird  eine 
»statio  Sabratensium«  (Sabrata  in  Tri- 
polis), »naviculari  Gummitani«  und  »n. 
Turritani«  genannt    (Not.   d.   Scavi   1913, 

435)- 

Auf  einer  Inschrift  aus  Thuburbo  Minus 
(Teburba)  steht:  ».  .  ordo  splendidissimus 
col(oniae)  VIII  Thub(urbitanae)«.  H.  de 
Villefosse  löst  das  VIII  in  »Octavanorum«  auf, 
in  welchem  Falle  Th.  eine  aus  Veteranen  der 
leg.  VIII  gebildete  Militärkolonie  ge- 
wesen wäre  (s.  C.  R.  Acad.  1914,  436). 

Aus    einer  Inschrift   von    Tebursuk    ent- 


nehmen Merlin  und  Poinssot  mehrere  neue 
Daten  zur  Geschichte  der  Provinz  (Bull,  de 
la  Soc.  des  Antiqu.  de  France  1913).  Zu- 
nächst enthält  der  Text  den  Namen  eines 
bisher  unbekannten  Prokonsuls:  L.  Naevius 
Aquilinus,  der  im  J.  261  dieses  Amt  be- 
kleidete. Sodann  liefert  die  Inschrift  den 
vollen  Namen  des  »municipium  Septimium 
Aurelium  Severianum  Antoninianum  Con- 
cordiumFrugiferumLiberumThibursicensium 
Bure«.  Da  auch  die  benachbarten  Muni- 
zipien  Thugga,  Thignica,  Sululos,  Aulodesden 
Namen  des  Sept.  Severus  tragen,  hat 
wohl  dieser  auch  sonst  um  seine  afrikanische 
Heimat  verdiente  Kaiser  der  ganzen  Städte- 
gruppe Stadtrecht  verhehen.  Der  Beiname 
Frugiferum  kehrt  bei  Hadrumet  und  Thi- 
gnica wieder,  Concordia  bei  Karthago  und 
Hadrumet  (s.  oben).  Es  hat  den  Anschein, 
als  ob  der  Name  von  Tebursuk  bis  etwa  300 
n.  C.  Thibursicum,  seitdem  Thubursi- 
cum  geschrieben  worden  sei.  Der  mehreren 
Städten  derselben  Gegend  gemeinsame  Name 
Bure  muß  die  Gegend  bezeichnen,  das 
Grenzland  zwischen  Numidien  und  Karthago. 

In  Utica  ist  eine  sehr  wichtige  Inschrift 
gefunden  worden,  die  Merlin  erläutert  (C.  R. 
de  l'Acad.  1913,  106):  »Q.  Numerio  Q.  f. 
Rufo  q(uaestori)  stipendiariei  pagorum 
Muxsi,  Gususi,  Zeugei«.  Man  wird  den 
Quästor  mit  dem  gleichnamigen  Volks- 
tribun des  J.  57  V.  Chr.  (CIL.  I,  605)  iden- 
tifizieren und  die  Inschrift  in  dieselbe  Zeit 
setzen  dürfen,  wozu  der  Schriftcharakter 
und  das  ei  in  stipendiariei  und  Zeugei  paßt. 
Die  »stipendiarii«  sind  die  aus  der  lex  agraria 
von  1 1 1  V.  Chr.  und  der  Inschrift  von  Gurza 
(C.  VIII,  68)  bekannten  tributpflichtigen, 
aus  karthagischen  Städten  zu  »pagi«  ge- 
wordenen Gemeinden.  Sie  ehren  den 
Quästor  wohl  wegen  gerechter  Veranlagung 
des  Stipendiums.  Auf  einem  Stein  aus 
Thysdrus  erscheint  ein  curator  rei  publ.  .  . 
Thysdritanorum,  Thaenitanorum,  Ba- 
varitanorum  .  .  .  (Merlin  in  »Studi  Ro- 
mani«  I,  1913).  Bavarus,  das  hier  zum 
erstenmal  epigraphisch  belegt  wird,  lag  SO. 
von  Thysdrus. 

Aus  den  Karten  der  15.  Liefe;-ung  des 
Atlas  arch6ol.  de  la  Tunisie  sei  folgen- 
des hervorgehoben.  Das  Blatt  »Environs  de 
Gab^s«  enthält  Tacape  (Gabes)  mit  seiner 


313 


Nordafrika. 


314 


berühmten,  von  Plinius  n.  h.  18,  188  ge- 
priesenen Oase,  »Tabarka«  die  Stadt  Tha- 
braca,  den  Fundort  wichtiger  Mosaiken 
(Bilder  afrikanischer  Villen  usw.).  Auf  dem 
Blatt  »Environs  de  Sfax«  heben  sich  im  NO. 
deutlich  von  dem  Durcheinander  der  ara- 
bischen Wege  die  regelmäßigen  Linien  der 
Ccnturiation  ab.  Die  Decumani  (von 
NO.  nach  SW.)  sind  etwa  loo  m  voneinander 
entfernt.  Mit  der  15.  Lieferung  ist  der  im 
Maßstab  I  :  50  000  erscheinende  Teil  des 
Atlas  archdol.  abgeschlossen,  der  Rest  des 
Atlas  erscheint  in  I  :  lOO  000.  Von  dieser 
Serie  ist  die  I.  Lieferung  erschienen  (1914). 
Das  Blatt  »Jama«  interessiert  wegen  der 
Stadt  »Zama  M(aior?)«  =  h.  Dschama 
(Jama);  es  ist  die  w.  der  beiden  bisher  be- 
kannten Städte  dieses  Namens,  die  am 
meisten  für  die  berühmte  Schlacht  in  Be- 
tracht kommende  (vgl.  Arch.  Anz.  1913, 
263).  Das  Blatt  »Ksour«  enthält  die  Stadt 
Althiburos,  von  der  ein  Plan  mitgeteilt 
wird,  auf  Blatt  »Thala«  findet  man  das  schon 
im  Jugurthinischen  Kriege  genannte  Thala, 
nördlich  von  ihm  den  »Saltus  Massipi- 
anus«,  an  den  im  Norden  ein  »Fundus 
Ver«..  angrenzte. 

in.  Algier. 

Die  Gegend'  von  Tebessa  ist  reich  an 
prähistorischen  Resten.  Sie  werden  von 
Debruge  sorgfältig  beschrieben  (Rec.  de 
Const.  1910).  Es  handelt  sich  vor  allem 
um  zahlreiche  Schneckenhaufen,  das 
afrikanische  Gegenstück  der  nordischen 
»Kjökkenmöddinger«.  In  einer  Unmasse  von 
Schneckengehäusen  finden  sich  nur  ganz 
wenige  Tierknochen,  so  daß  die  damaligen 
Menschen  sich  im  wesentlichen  von  Schnek- 
ken  ernährt  haben  müssen.  Reichhaltige 
Serien  paläolithischer  Geräte  und  einiges 
Neolithische  (aus  Dolmen)  werden  abge- 
bildet. 

Allerhand  Prähistorisches  aus  der  Gegend 
S.  von  Constantine,  vor  allem  interessante 
Felsbilder  von  ausgestorbenen  Tieren  (Ele- 
fant, Büffel  u.  a.)  veröffentHcht  J.  Bosco 
(Rec.  de  Const.  191 1).  Er  bezeichnet  sie  als 
die  ersten  in  Algerien  gefundenen,  ein  Irr- 
tum, da  schon  Gsell  (Monuments  ant.  de 
l'Algerie  I,  41)  eine  ganze  Reihe  kennt. 


Unter  den  in  Timgad  freigelegten  Häu- 
sern sind  wieder  mehrere  Walkereien.  An  - 
scheinend  hat  dieses  Gewerbe  hier  eine  be- 
sondere Verbreitung  gehabt  (Bull,  du  Com. 
191 2,  494).  Das  »Haus  des  Corfidius«  soll 
wieder  aufgebaut  werden,  um  den  Besuchern 
ein  vollständiges  afrikanisches  Haus  zu 
zeigen. 

Bei  den  Grabungen  in  der  Stadt  Lam- 
bäsis  ist  ein  Zolltarif  (lex  porto)  ge- 
funden worden.  Er  nennt  verschiedene 
Arten  Schlachtvieh  und  mehrere  Weinsorten 
(vini  ammin  [ei],  vini  cilari  (=  clari?),  vini 
Graeci).  Zwei  andere  Texte,  von  denen  der 
eine  eine  »platea«,  der  andere  eine 
Marsyasstatue  erwähnt,  beziehen  sich 
auf  das  Forum  der  Stadt.  Ein  Haus  zeigt 
den  bekannten  Peristyltypus. 

In  Thubursicum  Numidarum  (Kha- 
missa)  hat  Joly  das  Nymphäum  der  Bagra- 
dasquelle  völlig  ausgegraben  (Bull,  du  Com. 
1912,  473).  Aus  Cuicul  (Dschemila)  wird 
die  Aufdeckung  eines  Nymphäum;  eines 
Tempels,  einer  »basilica  lulia«  und  vor  allem 
mehrerer  Häuser  gemeldet  (Bull,  du  Com. 
1912,  479  f.).  Ein  Haus  hat  2  Atrien  und 
um  einen  großen  Hof  gruppiert  22  Räume 
und  2  Bäder.  Eine  Inschrift  nennt  den  Be- 
sitzer: »viribus  e  nostris  factu(m)  e(s)t 
quotcumque  potimur,  ut  domus  dicatur; 
Castorius  feci<<. 

Einen  Plan  des  Kastells  Hammam  Ger- 
gur  (bei  Setif)  teilt  Jacquot  mit  (Rec.  de 
Const.  1910). 

Bei  Bougie  ist  ein  Mosaikbild  gefunden 
worden,  das  die  Hochzeit  des  Peleus  mit 
der  Thetis  darstellt.  Es  ist  ins  Museum 
von  B.  gekommen. 

Nach  Mitteilungen  von  L.  Jacquot  ist 
ein  zur  s.  Atlaskette  gehöriger  Bergstock 
(zwischen  der  Ebene  von  S^tif  und  dem 
Schott  el  Hodna)  ganz  von  einer  mit  Ka- 
stellen besetzten  Mauer  umgeben,  die  2  m 
dick  aus  2  Frontmauern  und  mittlerer  Fül- 
lung besteht  (Rec.  de  Const.  191 1).  Die 
lebhaft  an  den  Limes  in  Deutschland  und 
England  erinnernde  Beschreibung  ist  leider 
wenig  klar  und  entbehrt  einer  Karte.  In 
Gsells  Atlas  arch.  (Blatt  26)  ist  das  merk- 
würdige Werk  z.  T.  eingetragen.  Bei  den 
Eingeborenen  heißt  es  »Krett  Faraun«, 
(Furche  des  Pharao).     Eine  genaue  Unter- 


315 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


316 


suchung  und  Aufnahme  wäre  dringend  er- 
wünscht. 

General  Torcy  teilt  die  Ergebnisse  einer 
Begehung  der  am  Nordrand  der  Sahara 
laufenden  Straße  Thcveste — ^Ad  Maiores — 
Bescera  (Biskra)  mit  (Rec.  d.  Const.  1910). 

Von  großem  geographischen  Interesse  ist 
ein  bei  Aziz  ben  Tellis  (w.  von  Constantine) 
entdeckter  Stein  (Rec.  de  Constantine  1912, 
272),  der  einen  »fons  caput  Amsagae«  er- 
wähnt und  bezeugt,  daß  man  auch  den  Ued 
Dekri  für  den  Quellarm  des  Amsagas  hielt, 
während  heute  der  längere  Ued  Tadschenent 
als  Quellarm  des  Ued  Rummel  ( =  Amsaga) 
gilt  und  in  der  Inschrift  C.  VIII,  5884 
(Genio  numinis  caput  A.)  der  Bu  Merzug 
als  Amsagas  bezeichnet  wird  (vgl.  Pauly- 
Wissowa  s.  V.  Amsagas),  ein  Schwanken, 
das  auch  bei  anderen  Flüssen  (z.  B.  Rhein, 
Tajo,  Guadiana  usw.)  vorkommt.  An  der 
von  Hauptmann  Cabon  vorgeschlagenen 
Identifikation  von  Aziz  bu  Tellis  mit  dem 
Idicra  der  Itinerare  ist  nicht  zu  zweifeln, 
da  der  hier  entspringende  Ued  Dekri  den 
alten  Namen  (ohne  den  libysch -iber.  An- 
laut i)  bewahrt  (s.  Rec.  de  Const.  a.  a.  0. 
278). 

Eine  andere  Inschrift  aus  der  Gegend  von 
Canrobert  (s.  von  Constantine)  (ib.  S.  284) 
beurkundet  die  Stiftung  eines  Tempels  der 
Caelestis,  eines  viciis  und  eines  Marktes 
(nundinae). 

»Addition  aux  Fast  es  de  la  prov.  rom. 
de  Numidie«  teilt  Lantier  im  Rec.  de  Const. 
191 1  mit. 

In  einer  Inschrift  aus  Khenchela  vom 
Ende  des  4.  Jahrh.  n.  C.  werden  thermae 
aestivales  erwähnt  (Rec.  de  Const.  1910). 

Auf  einem  Gewichtsstein  von  1600  g 
(=  5  librae)  aus  Sigus  steht  die  Inschrift 
»Ex  auctoritate  Q.  luni  Rustici  pr.  urb.  viri 
clarissimi«  (Rec.  de  Const.  1910).  Q.  Junius 
Rusticus  (Cos.  133  u.  162  p.  Chr.)  ist  der  be- 
kannte Lehrer  des  Kaisers  Marc  Aurel. 

Den  Mithraskult  in  Cirta  behandelt 
auf  Grund  der  das  speie  um  erwähnenden 
Inschrift  C.  VIII,  6975  E.  Levi  (Rec.  d. 
Const.  1911). 

Einen  libyschen  Lokalkult  bezeugt  die 
bei  Krubs  (Constantine)  in  einen  Felsen  ein- 
gravierte Inschrift:  »Ifru  Aug.  Sacr.  .  .  .« 
(Bull,  du  Const.  1912,  503  =  C.  VIII,  5673, 


wo  aber  falsch  »Euru«  steht).  In  der  Nähe 
sind  libysche  Tierbilder  auf  den  Felsen  ge- 
malt oder  eingeritzt.  Die  Inschrift  L.  P.  C. 
eines  Grenzsteines  aus  der  Nähe  von  Con- 
stantine (Bull.  1912,  502)  ist  »l(imes) 
p(ublici)  C(irtensium)«  zu  lesen.  In  der 
Nähe  steht  auf  einem  Felsen:  »limes  fundi 
Sallustiani«  (C.  VIII,  7148).  Cirta  grenzte 
also  hier  an  ein  privates  Territorium,  dessen 
erster  Eigentümer  kein  Geringerer  als  der 
berühmte  Historiker  gewesen  zu  sein  scheint, 
der  Prokonsul  in  Afrika  war. 

In  dem  Bande  (1912)  des  Recueil  des  Not. 
et  M6m.  de  la  Soc.  arch.  d.  Constantine 
findet  man  ein  Verzeichnis  aller  literarisch 
und  archäologisch  bekannten  Stätten  des 
Christentums  in  Numidien  und  Maure- 
tania  Sitifensis,  dem  Abbildungen  wichtiger 
Denkmäler  (besonders  mehrerer  Reliquien - 
kästchen)  beigegeben  sind.  Außerdem  wer- 
den neupunische  Inschriften  aus  der  Nähe 
von  Constantine  und  wichtige  römische 
Steine  mitgeteilt. 

Im  Rec.  de  Const.  1910  gibt  J.  Maguelonne 
eine  Geschichte  des  Gebiets  des  Ziban- 
Stammes   (w.  von  Biskra). 


Erlangen. 


A.    Schulten. 


Spanien  und  Portugal. 

(Mai   191 2 — Mai   1914.) 

C'est  une  grande  joie  pour  tous  les  amis 
de  l'Espagne  de  voir  avec  quelle  ardeur  la 
noble  nation  travaille  ä  son  rel^vement,  k 
son  progr^s.  II  ne  nous  appartient  pas  de 
juger  sa  conduite  interne  ou  extörieure,  son 
effort  politique  et  social;  6tant  son  hote  et 
son  oblige,  si  nous  avions  une  opinion  sur 
ses  ambitions  ou  ses  röves  de  grandeur, 
d'extension  ou  d'influence,  nous  nous  gar- 
derions  de  la  laisser  paraitre.  Mais  c'est 
notre  devoir,  dans  ces  chroniques  consacr^es 
ä  l'histoire  de  son  pass6,  de  proclamer  bien 
haut  le  zMe  chaque  jour  plus  grand  que  ses 
savants  appliquent  aux  recherches  d'arch^o- 
logie  et  d'art,  l'information  et  la  com- 
p^tence  chaque  jour  plus  süres  qu'ils  y  ap- 
portent,  avec  l'esprit  de  suite  de  jour  en 
jour  plus  fid^le.     Un   illustre   corps  savant 


317 


Spanien  und  Portugal. 


318 


donne  I'exemple  et  le  ton,  l'Acad6mie  de 
l'Histoire,  pr^sidee  avec  tant  d'eclat  par 
le  v^n^rablc  et  toujours  jeune  Pfere  Fita,  oü 
rivalisent  les  Cerralbo,  les  Melida,  les  Vives, 
dont  tous  les  plus  notables  erudits  et  aficio- 
nados  des  Provinces  sont  les  correspondants 
actifs;  la  jeune  et  vaillante  Junta  de  Am- 
pliacion  de  Estudios  oü,  sous  la  con- 
duite  des  veterans  que  nous  venons  de 
nommer,  s'avance  d'un  pas  rapide  la  cohorte 
des  jeunes,  multiplie  les  recherches  et  les 
publications.  La  province  ne  laisse  pas 
tout  rhonneur  ä  la  Capitale;  Barcelone  ri- 
valise  avec  Madrid;  1'  Institut  d'fitudes 
catalanes,  le  Musee  municipal  ont 
ä  leur  tete  ou  ä  leur  service  des  hommes 
d'action  et  de  science  comme  MM.  Rubio, 
Puig  y  Cadafalch,  Carruzo,  Pijoan,  et  dispo- 
sent  de  riches  budgets.  Partout  les  aficio- 
nados  deviennent  plus  nombreux  et  plus 
instruits  et  se  tiennent  en  communication 
plus  intime  avec  les  centres;  les  grandes 
fouilles,  Numance,  Ampurias,  Merida,  ex- 
citent  plus  de  curiosit^,  plus  d'emulation, 
et  par  toute  l'Espagne  c'est  unc  vie  arch6o- 
logique  nouvelle.  Comme  il  convient  dans 
ce  pays  d'hospitalit^  et  d'amiti^  trhs  libe- 
rales, les  6trangers  sont  admis  avec  une  ex- 
treme bienveillance  ä  des  collaborations 
fecondes.  Elle  le  sait  tres  pertinemment, 
l'Ecole  de  Hautes  fitudes  hispaniques,  dont 
les  Membres,  comme  le  Directeur,  regoivent 
partout  un  accueil  fraternel;  il  le  sait,  l'abb^ 
Breuil  k  qui  d'illustres  amiti^s  facilitent  la 
tache,  et  Adolf  Schulten  aussi,  qui  pourtant, 
moins  heureux  que  Scipion,  investit  Nu- 
mance, mais  ne  la  prit  pas  tout  enti^re. 


A  tout  seigneur  tout  honneurl  Nous  vou- 
drions  rendre  compte  desnouvelles  fouilles  et 
des  nouvelles  trouvailles,  non  moins  magni- 
fiques  que  les  anciennes,  du  Marquis  de 
Cerralbo  dans  son  fief  archeologique  du  Haut 
Jalon;  son  extreme  courtoisie  de  Grand 
.  d'Espagne  autoriserait  cette  indiscr^tion.  Le 
marquis  est  aussi  prodigue  que  riebe,  et  ne  se 
r^serve  pas  toujours  le  grand  plaisir  de  faire 
connaitre  lui-mSme  ses  tr^sors.  L' Institut  de 
France,  qui  l'a  si  justement  ^lu  Correspon- 
dant,    M.    Horace    Sandars,    le    savant    et 


g6n6reux  hispanophile '),  M.  D^chelette »), 
quelques  revues  et  journaux  illustres  ont  eu 
la  primeur  de  certaines  pi^ces  rares  sorties 
des  opulentes  necropoles  recemment  fouil- 
16es.  Pour  nous,  qui  pourrions  aussi  tout 
obtenir  d'une  amiti^  qui  nous  flatte,  nous 
nous  en  voudrions  de  deflorer  le  livre  que 
nous  attendons,  qui  est  ecrit  et  va  s'imprimer. 
Le  prix  quinquennal  fond6  ä  Barcelone  par 
Martorell  a  et6  decern6  ä  M.  de  Cerralbo 
pour  un  grandiose  manuscrit  en  cinq  volumes 
qui  nous  apprendra  par  le  menu  les  resultats 
de  travaux  incomparables;  nous  esperons  le 
c^l6brer  dans  notre  prochaine  chronique.  Cet 
hiver,  dans  le  somptueux  Palais  de  Cerralbo, 
äMadrid  une  exposition  partielle  des  richesses 
du  Jalon  reunissait  une  ^lite  de  savants  et 
d'artistes;  le  maitre  en  faisait  les  honneurs 
avec  une  autoritö  n'ayant  d'^gale  que  sa 
gräce;  nos  yeux  sont  encore  emerveill6s  de 
ces  coUections  uniques  au  monde,  dont 
l'Etat  espagnol  va  recevoir  le  don  princier. 
Attendons,  avec  le  livre,  l'exposition  per- 
manente au  Mus6e  archeologique  pour  leur 
consacrer  s'il  se  peut  plus  et  mieux  qu'une 
courte  chronique. 

MM.  Breuil  et  Obermaier,  d616gu6s  par 
r  Institut  de  Paläontologie  humaine,  pour- 
suivent  leurs  investigations  methodiques  des 
grottes  et  des  rochers  que  decorferent  de  pein- 
tures  et  de  gravures  les  plus  anciens  habi- 
tants  de  la  P6ninsule. 

Dans  la  province  de  Santander  M.  Ober- 
maier, ayant  pour  compagnons  M.  Paul  Wer- 
nert,  le  P.  Lorenzo  Sierra,  MM.  de  Limpias 
et  Alcalde  del  Rio,  a  poursuivi  l'exploration 
des  grottes  de  Valle,  oü  »un  magnifique  petit 
bäton  de  commandement«  finement  grav6 
d'une  tSte  de  biche  et  de  petits  hommes 
stylis^s,  a  particuliferement  attire  Tattention; 
ä  Castillo,  oü  la  fouille  a  nettement  distingu6 
13  couches,  dont  11  quaternaires,  du  mou- 
st6rien  ä  l'azilien,  et  deux  nfolithiques  (äge 
du  bronze  et  ib6rique).  Dans  la  dixieme 
couche,  magdalenien  superieur,  on  a  recueilli 
un  bäton  perfor6,  en  andouiller  de  cerf  pro- 
fond^ment  incis6  sur  une  face  d'une  Sil- 
houette de   cerf  ^laphe  trait6e  avec  un  art 


■)  Vgl.  The  Weapons  of  the  Iberians,  fig.  i, 
7,  8,  9,  IG,  II,  12,  14,  33,  44,  pl.  III,  X,  etc. 
')  Archäologie  celtique,  II,  2=  part.  fig.  264. 


319 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


320 


vigoureux,  comparable   aux  meilleures  ceu- 
vres  analogues  d' Aquitaine  (fig.   i)  '). 

En  191 2  MM.  Breuil  etObermaier,  avec  le 
concours  du  rcgrctte  Pascual  Serrano,  de 
MM.  Cabre,  Federico  de  Motas,  et  du  P.  Sa- 
turio,  ont  recherch^  les  peintures  rupestres 
de  la  r^gion  de  Burgos,  Soria  et  Osma  d'une 
part,  et  d'autre  part  ä  l'abri  de  Tortosilla 
ä  Ayora  (Valence),  ä  Velez  Blanco  (Almeria) 
et  dans  les  Sierras  Morena  et  de  Toledo. 
Partout  meme  succes.  Les  representations 
realistes  ou  stylisees  d'animaux  ou  d'hom- 
mes,  les  signes  de  toute  espfece  se  multiplient 
avec  une  abondance  prodigieuse,  et  la  recoltc 
est  teile  que  les  comptes-rendus  sommaires 
publiös  par  ces  savants  pour  prendre  dato 
sont  eux-m6mes  trop  touffus  pour  que  nous 


Fig.  I .    Grotte  de  Castillo.    Bäton  de  commandement. 


puissions  en  rendre  compte  en  detail  *). 
Citons  seulement  la  figure  de  chamois  de 
Tortosilla,  figure  de  grande  importance  qui 
certifie  l'äge  quaternaire  des  dessins  aux- 
quels  eile  se  m^le,  comme  le  faisaient  les 
Images  de  l'elan  et  du  daim  ä  Alpera  et  du 
bison  ä  Cogul;  dans  la  Sierra  Morena,  au 
Piruetanal,  ä  l'Escorialejo,  ä  la  Serrezuela, 
au  Murron  del  Pino,  dans  la  Sierra  de  Quin- 
tana, dans  la  Sierra  de  Alcudia,  en  somme 
dans  toute  la  r^gion  de  Fuencaliente,  les 
figures  d'hommes  curieusement  simplifi^es, 
schematis^es  ou  d6form6es,  dont  Breuil 
etablit  les  d^rivations  avec  sa  prestesse  ac- 
coutum6e,  et  dans  la  grotte  del  Rabanero 
d'amusants  animaux  qui  rappellent  ceux  des 
Batuecas  (fig.  2  et  3). 

La  cueva  de  la  Pileta  ä  Benaojan  (Malaga) 
döcouverte  par  le  colonel  anglais  Willougby 
Verner,  demanda  un  mois  d'exploration  dans 
des  conditions  particuliörement  difficiles.   Le 


colonel  et  ses  coUaborateurs,  MM.  Breuil, 
Obermaier  et  Cabre,  ont  ^t^  pay6s  de  leurs 
peines.  Quatre  ensembles  de  peintures  ont 
et€  relev6s,  »les  trois  premiers,  jaune,  rouge, 
noir,  rappellent  dtroitement  les  peintures  les 


•)  H.  Breuil  et  H.  Obermaier,  Institut  de  palö- 
ontologie  humaine.  Travaux  ex^cutds  en 
1912,  dans  L'Anthropologie,  t.  XXIV,  1913. 

»)  Ibid.  p  5.  et  s. 


Fig.  2,    Figures  stylisees  de  la  Sierra  Morena. 
Fig.  3.     Peintures  de  la  grotte  del  Rabanero. 

plus  anciennes  des  cavernes  cantabriques; 
on  y  note  des  signes  et  des  animaux  qui  ne 
laissent  aucun  doute  sur  l'äge  quaternaire  de 
cette  d^coration;  notons  tout  specialement 
des  m^andres  et  bandes  serpentales  jaunes 
rappelant  absolument  les  »macaronis«  sur 
argile  d'äge  aurignacien  de  Gargas  et  de 
Hornos,  des  bosufs  et  chevaux  jaunes  de  style 
archai'que  auxquels  succfedent  des  chevaux, 
bouquetins  rouges  ainsi  qu'un  bison  de  meme 
couleur;  de  nombreuses  varietes  de  tecti- 
formes,  des  spirales  claviformes  et  autres 
signes  de  couleur  rouge  övoquent  les  Sou- 
venirs de  Niaux,  Castillo  et  la  Pasiega;  puis 
viennent  des  boeufs,  cerfs,  bouquetins  et 
chevaux,  et  de  trhs  grands  poissons  noirs 
associ6s  k  des  bandes  serpentales  et  des 
rectangles  k  angles  rayonnants  non  moins 
analogues  ä  des  dessins  d'Altamira  et  autres 
lieux  septentrionaux.  A  cet  ensemble  suc- 
cbde  sans  transition  un  dernier  groupe  de 
dessins  noirs,  exclusivement  sch^matiques  et 
toujours  plus  ou  moins  pectiformes,  avec 
de  rares  personnages  humains  non  moins 
sch6matiques;    cet    ensemble    se    rapproche 


321 


Spanien  und  Portugal. 


322 


^videmment  des  peintures  rupestres  de  la 
Sierra  Morena  et  de  la  Murcie  et  peut  etre 
attribue  ä  la  derniere  fr6qucntation  de  la 
caverne  ä  l'epoque  neolithique  ').  Le  che- 
val  noir  au  corps  mouchete  dont  nous  don- 
nons  l'image  est  sans  doute  la  plus  originale 
peinture  de  la  s6rie  (fig.  4). 

L'abbe  Brcuil,  avec  Pascual  Serrano  et 
M.  Cabre,  nous  a  donne  une  etude  plus  com- 
plete  des  abris  desormais  cel^bres  del  Bosquc, 
ä  Alpera,  dont  il  a  ete  succinctement  question 


Fig.  4.     Chcval   noir  de  la  grotte  de  la  Pileta  a 
Benaojan. 

dans  notre  derniere  chronique.  La  decou- 
verte  de  Pascual  Serrano  en  ressort  d'une 
exceptionnelle  importance  et  la  frise  de  des- 
sins  et  de  peintures,  longue  de  10  m  25,  qui 
decore  la  cueva  de  la  Vieja,  celle  de  la  cueva 
del  Queso  (du  fromage),  longue  de  7  m  50, 
sont  desormais  deux  monuments  capitaux 
de  la  pr^histoire  hispanique '). 

Le  nombre  et  le  choix  des  figures  sont  d6ja 
d'un  grand  interet;  75  animaux:  30  chevres 
ou  bouquetins,  26  cerfs,  5  bccufs,  2  chevaux, 
3  daims,  i  elan,  5  ä  7  loups  ou  canides,  3 
oiseaux  (.?),  58  hommes  ou  femmes,  beaucoup 
de  signes  stylises,  forment  une  collection 
aussi  instructive  que  variee,  que  les  trois  col- 
laborateurs  ont  decrite  et  classee  avec  une 
heureuse  precision.  Le  style  en  est  plus 
interessant  encore,  et  l'ötude  qu'ils  en  ont 
faite  n'est  pas  moins  soigneuse  et  savante. 
Nous  ne  pouvons  les  suivre  dans  l'examen 
qu'ils  fönt  des  betes,  fixant  leur  nature  et 


")  Ibid.  p.  12  et  s. 

^)  H.  Breuil,  Pascual  Serrano  Gomez,  Juan  Cabre 
Aguilo,  Les  Abris  del  Bosque  ä  Alpera  (Al- 
bacete),  dans  L' Anthropologie,  t.  XXIII,  1912, 
p.  529  et  s. 


leur  race,  marquant  leur  place  dans  Thistoire 
de  la  faune  prehistorique,  et  leur  importance 
pour  etablir  la  Chronologie  des  roches  peintes. 
Notons  seulemcnt  que  la  presence  d'un  elan, 
comme  celle  de  bisons  ä  Cogul,  »confirme 
Tage  quaternaire  superieur,  probablement 
final  de  ces  Oeuvres  d'art«.  Nous  ne  pouvons 
de  meme  que  resumer  avec  nos  auteurs 
l'histoire  de  ces  peintures.  »D'abord,  pen- 
dant  une  periodc  assez  longue,  des  hommes 
ont  peint  sur  la  röche  des  figures  naturalistes 
d'animaux  et  de  personnages;  ils  ont  restaure 
les  figures  qui  se  decoloraient,  et  en  ont 
peint  de  nouvelles  un  peu  moins  artisti- 
ques«  2).  De  plus  nous  rappellerons  ce  juge- 
ment  d'ensemble,  qui  a  une  grande  valeur: 
»Si  par  le  caract^re  artistique  et  les  indica- 
tions  faüniques,  les  fresques  d' Alpera  .  .  . 
se  rapportent  au  cycle  magdalenien,  cepen- 
dant  elles  s'en  ecartent  par  l'abondance  des 
representations  humaines  tres  semblables, 
par  l'usage  de  l'arc  et  meme  la  plupart  des 
attitudes,  aux  fresques  sud-africaines,  et  qui 
sont  groupees  en  scenes  de  chasse,  de  campe- 
ment  et  peut-etre  de  guerre  ').«  Nous  in- 
sisterons  seulement  plus  que  ne  l'ont  fait 
MM.  Breuil,  Serrano  et  Cabre,  qui  revien- 
dront  certainement  plus  tard  sur  ce  point, 
sur  le  m^rite  artistique  des  peintures,  oü 
l'observation  toujours  attentive  et  le  dessin 
souvent  habile,  surtout  en  ce  qui  concerne 
les  animaux,  se  doublent  de  verve,  de  mouve- 
ment  et  de  vie  pittoresque.  Tel  cerf  (fig.  5), 
tel  boeuf  sauvage  (fig.  6),  tout  incorrectes  que 
soient  leurs  jambes  et  la  disposition  archaique 
de  la  ramure  ou  des  cornes,  s'avancent  d'une 
allure  tr^s  juste,  portant  chacun  comme  il 
lui  sied  sa  tete  elegante  ou  forte;  tel  elan 
marche  craintif,  humant  l'air  et  les  pattes 
molles;  tel  bouquetin  farouche  bondit,  cornes 
hautes  et  combatives.  D'ailleurs  les  grottes 
cantabriques  et  les  rochers  aragonais  nous 
avaient  habitues  ä  ce  realisme. 

En  revanche  le  peuple  des  chasseurs,  si 
nous  le  connaissions  un  peu  par  quelques 
Images  de  Cogul,  se  revele  ä  nos  yeux  etonn^s 
avec  une  vie  toute  nouvelle.  Pas  un  de  ces 
bonshommes  dont  le  corps  soit  bien  forme, 
pas  un  mSme  dont  l'ä  peu  pr^s  vaille  celui 
des  animaux  les  moins  heureux;  les  torses 


I)  Ibid.  p.  561. 


323 


Archäologische  Funde  im  Jabie   191 3. 


324 


s'allongent,  s'effilent,  les  jambes  et  les  bras 
s'^tirent,  se  contournent  en  dehors  de  toute 
•viriti,  voire  de  toute  vraisemblance;  les 
sexes  s'accusent  avec  une  outrance  ob- 
sc^ne;  les  tßtes  s'agrdmentent  de  h^risse- 
ments  comiques.  Tels  chasseurs  se  r6duisent 
ä  d'inintelligibles  silhouettes,  tels  ne  sont 
plus  que  d'^tranges  monstres  volants.  Ce- 
pendant  tous  ou  presque  tous  nous  attirent 

Fig.  5. 


peintres  del  Bosque  s'essaient  ä  composer 
des  groupes,  des  tableaux  mfime,  et  l'on 
peut  d^terminer  sur  les  frises,  dans  le  pullule- 
ment  des  betes  et  des  gens,  de  v6ritables 
scfenes  dont  une  perspective  moins  primitive 
permettrait  sans  doute  d'analyser  nettement 
la  composition  (fig.  5,  6,  7,  8). 

Parmi  tous  ces  animaux  et  ces  hommes 
apparaissent  seulement  trois  femmes.     Les 

Fig.  6. 


Fig.  7.  Fig.  8. 

Fig.  5 — 8.     Peintures  de  la  grotte  de  la  Vieja. 


et  nous  amusent  par  l'exub^rance  de  leurs 
mouvements,  la  vie  de  leurs  gestes  et  de 
leurs  attitudes.  Quelquesuns  mSme,  tout 
difformes  qu'ils  sont,  se  redressent,  se 
courbent  et  se  campent  en  des  attitudes 
bien  vues  et  bien  traduites.  Voyez  par 
exemple  l'archer  qui  vise  un  cerf  (fig.  5), 
ou  ce  torero,  premier  aieul  des  »phdno- 
mfenes«  qui  fönt  aujourdhui  fureur  ä 
Madrid,  ex6cutant  un  volapi6  süperbe; 
il  ne  lui  manque  que  la  muleta,  et 
de  porter  ailleurs  qu'au  bas  des  reins  la 
classique  coleta   (fig.  6).     II  y  a  plus;  les 


deux  plus  interessantes,  vStues  de  grandes 
jupes  oü  s'allongent  leurs  tailles  fines  et 
s'6panouissent  leurs  fortes  croupes,  ont  le 
torse  nu.  Elles  övoquent  tout  naturelle- 
ment  le  groupe  des  c61^bres  danseuses  de 
Cogul  (fig.  9). 

Voilä  encore  une  ample  matifere  ä  dis- 
cussions,  ä  thöories,  ä  hypothfeses.  Retenons 
au  moins  cette  constatation  essentielle.  »Le 
fait  important  que  nous  retiendrons  de 
l'existence  ä  Alpera  de  figures  feminines 
vßtues,  k  300  kilomfetres  au  sud  de  Cogul, 
c'est  que  si,  ä  Cogul,  on  pouvait,  bien  ä  tort 


325 


Spanien  und  Portugal. 


326 


d'ailleurs,  discuter  sur  la  contemporan6it6  des 
fresques  animales  et  de  la  sc^ne  de  danse, 
cela  devient  enti^rement  impossible  aprfes 
la  d6couverte  de  la  province  d'Albacete  ').« 

La  d6couverte  de  Pascual  Serrano  date 
de  1910;  en  voici  d'autres,  et  de  meme  na- 
ture.  Les  rochers  peints  de  la  Laguna  de  la 
Janda  vont  devenir  aussi  fameux  que  les 
grottes  de  la  Vieille  et  du  Fromage. 

Transportons-nous  ä  Textr^mite  sud  de 
l'Espagne.  Au  mois  de  juillet  1913  a  paru 
dans  le  Boletin  de  la  real  Sociedad 
espaiiola  de  Historia  natural,  sous  la 
signature  de  MM.  E.  Hernandez-Pacheco  et 
Juan  Cabr6,  une  courte  note  sous  ce  titre: 
»La  depresion  del  Barbate  y  sus 
estaciones  prehistoricas.«  Les  auteurs 
annongaient  que  non  loin  d'Algeciras,  autour 
des  mar6cages  ceintur6s  de  collines  rocheuses 
connues  sous  le  nom  de  Laguna  de  la 
Janda,  le  mddecin  de  Casas  Viejas,  D.  Jose 
Espina,  avait  signal^  une  trfes  importante 
grotte  ä  peintures,  et  ils  en  donnaient  une 
description  sommaire.  Tout  r^cemment  ils  ont 
publik  un  m6moire  plus  etendu,  abondamment 
illustr6;  ce  n'est  encore  qu'un  travail  pr6- 
liminaire,  mais  oü  l'essentiel  est  dit  ^) .  A  son 
tour  l'abbö  Breuil  s'est  mis  sur  cette  piste 
admirable  et  ses  relev^s,  ses  observations 
ne  tarderont  pas  ä  controler  et  compl6ter 
ceux  de  ses  pr6d^cesseurs;  nous  savons  que 
sa  campagne  a  et6  extr^mement  f^conde, 
mais,  Sans  attendre  une  publication  qui  nous 
forcera  certainement  ä  revenir  sur  ce  beau 
sujet,  nous  devons  d^s  maintenant  faire 
connaitre  cette  magnifique  Station  ä  nos 
lecteurs. 

Les  peintures  qui  porteront  le  nom  de  la 
Laguna  de  la  Janda,  se  trouvent  dans 
plusieurs  grottes  ou  abris  dont  la  principale 
est  Celle  du  Tajo  de  las  Figuras.  Les 
figures  en  sont,  au  vrai  sens  du  mot,  innom- 
brables,  disposees  en  frise  sur  les  parois 
verticales  de  la  caverne  et  en  nappe  sur  le 
plafond.  Tantot  elles  forment  des  groupes 
oü  chaque  figure  est  bien  isoMe  et  distincte, 
tantöt  elles  sont  enchev6tr6es  et  superpos6es 


-)  Ibid.  p.  557. 

')  Juan  Cabre,  Eduardo  Hernandez-Pacheco, 
Avance  al  estudio  de  las  pinturas  pre- 
historicas del  extremo  Sur  de  Espana  (La- 
guna de  la  Janda).    Madrid  1914. 


dans  un  v6ritable  fouillis,  et  souvent  m6me 
se  recouvrent  partiellement  les  unes  les 
autres.  Les  unes  sont  assez  grandes,  les 
autres  quasi  microscopiques;  les  couleurs 
varient  du  jaune  clair  au  brun  sombre,  au 
rouge  vif,  sans  exclure  le  bleu  et  le  vert. 
MM.  Cabrö  et  Pacheco  les  distribuent  avec 
une  prudence  qu'impose  la  häte  d'une  pre- 
mifere  etude,  du  pal6olithique  au  n6olithique; 
ils  6tablissent  des  rapprochements  du  plus 


Fig.  9.     Femmes  peintes  dans  la  grotte  de  la  Vieja. 

haut  int6r6t,  s'ils  se  confirment,  avec  les 
peintures  de  la  province  de  Santander,  de 
1' Aragon,  d'Alpera,  de  la  Sierra  Morena. 
Les  hommes  y  paraissent,  non  pas  ä  titre 
exceptionnel,  mais  pas  en  tr^s  grand  nombre; 
les  cerfs  et  les  biches,  les  chfevi'es,  les  bou- 
quetins  y  foisonnent,  et,  pour  la  premi^re 
fois,  les  antilopes,  (si  ce  ne  sont  pas  de 
simples  biches).  Le  taureau  semble  ab- 
sent,  mais  les  chiens,  loups  et  renards  sont 
souvent  reconnaissables.  Nous  avons  peine 
ä  retrouver  les  deux  chameaux  dont  la  pre- 
sence  serait  un  document  si  utile. 

Tous  ces  6tres  sont  dessines,  avec  plus  ou 
raoins  d'adresse  selon  qu'ils  sont  plus  ou 
moins  anciens,  d'apr^s  nature,  ou  simplifies 
nai'vement  en  grande  häte,  ou  stylis6s  sui- 
vant  les  formules  souvent  decrites  et  dont 
rabb6  Breuil  s'est  fait  le  savant  et  subtil 
interprfete. 

Mais  ce  qui  fait  la  grande  originalit^  de 
ces  tableaux,  k  c6t6  de  l'infinie  complexit^ 


327 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


328 


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Fig.  10.     Hommes  et  animaux  peints  de  la  Laguna  de  la  Janda, 


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Fig.  II.     Frise  du  Tajo  de  las  Figuras. 


329 


Spanten  und  Portugal, 


330 


et  du  style  des  figures,  c'est  la  pr^sence  de 
bandes  d'oiseaux,  palmipfedes  et  echassiers, 
Volant  ou  au  repos,  marchant  ou  nageant, 
et  la  figuration  de  leurs  nids  et  de  leurs  CBufs. 
Jusqu'ici  l'oiseau  etait  extremement  rare 
dans  la  peinture  rupcstrc;  de  ci,  de  lä  on 
en  citait  quelques  exemples  douteux.  Au 
Tajo  de  las  Figuras  ils  sont  dessines  en 
foule,  comme  il  convient  d'ailleurs  dans  une 
region  oü  les  oiseaux  de  marais  pullulent, 
Oll  les  habitants  les  chassent  encore  avec 
ardeur,  et  se  nourrissent  de  leurs  oeufs.  On 
reconnait  aisement  les  grands  cygnes  et  les 


fH^Vt^I 


/0  tdH^ 


Fig.  12   et   13.     Peintures  de  la  Cueva  del  Arco. 

outardes,  que  l'on  prendrait  parfois  pour 
des  autruches. 

La  figure  10,  oü  nous  avons  groupe  un 
peu  au  hasard  quelques  unes  des  Images 
reelles  ou  stylisees  des  animaux  les  plus 
int6ressants,  ne  donne  qu'une  idee  tres  vague 
de  la  variöt^  et  de  la  richesse  de  cette  me- 
nagerie;  il  faut  la  completer  par  la  figure  II, 
qui  reproduit  un  fragment  du  releve  de  MM. 
Cabrö  et  Hernandez-Pacheco. 

Si  la  fig.  10  reproduit  presque  toutes  les 
figures  humaines,  on  n'y  trouve  pas  la 
vingtifeme  partie  des  animaux,  et  il  faut  se 
rapporter  ä  la  figure  11  pour  bien  com- 
prendre  et  juger  cette  faune  exubörante,  la 
plus  meridionale  de  l'Europe. 

Quant  ä  l'art,  il  est  assur^ment  tr^s  primi- 
tif  et  naif,  ou  au  contraire,  surtöut  s'  il 
s'agit  des  stylisations  plus  recentes,  comme 
las  et  epuis6,  retournant  en  sa  decadence 
aux  barbaries  et  aux  balbutiements  de  l'en- 
fance.  Mais,  au  meilleur  moment  de  son 
6volution,    lorsqu'il    suit    de    plus    pr^s    la 


nature,  il  a  de  fort  heureuses  rencontres. 
Beaucoup  de  betes,  en  particulicr  Celles  qui 
sont  representees  ä  la  plus  petite  Schelle, 
indiquees  par  quelques  traits  rapides  et  re- 
unies en  troupeaux,  denotent  dans  l'agilite 
de  leur  facture  et  l'assemblage  leger  des 
quelques  lignes  ou  taches  qui  les  forment 
une  Vision  juste  et  une  sürete  de  pinceau 
que  l'on  n'atteint  point  sans  un  long  et  pa- 
tient  excrcice  Joint  ä  un  heureux  instinct. 

Les  autres  grottes  de  la  Laguna  de  la 
Jan  da  sont  moins  ornees,  mais  pourtant 
tres  importantes  par  la  valeur  des  peintures. 

Voici  dans  la  Cueva   del  Arco   (fig.  12 


Fig.  14.     Bouquetins  de  la  Cueva  de  la  Cimera. 

et  13)  des  archers,  des  hommes  stylises,  une 
biche,  un  cerf,  et  ailleurs  un  boeuf,  un  loup 
aux  crocs  redoutables,  une  tete  de  bouquetin 
dedessinfort  original.  Voici  dans  la  Cueva 
Cimera  deux  beaux  bouquetins  qui  se  de- 
tachent  sur  un  fond  d'images  plus  anciennes 
et  toutes  pälies;  ils  suffisent  ä  montrer  l'im- 


Fig.  15.     Biche  de  la  Cueva  de  los  Ladrones. 

portance  du  vieil  habitat  qu'ils  d^corcnt 
(fig.  14).  La  premiere  grotte  des  Voleurs,  de 
los  Ladrones,  se  distingue  par  des  em- 
preintes  de  mains  ä  la  mode   de  Gargas   et 


331 


Archäologische  Funde  im  Jahre  19131 


332 


g6n6ralement  de  toutes  les  grottes  pyr^- 
neennes,  des  animaux  stylises  et  des  lignes 
ou  scmis  de  points  ovales  qui  sont  peut-§tre 
des  ceufs.  La  troisi^me  grotte  du  meme  nom 
nous  offre  en  particulier  une  grande  bichc 
ä  contour  grave  qui  est  digne  des  plus  belles 
figures  d'Altamira,  et  la  plus  616gamment 
vivante  de  toutes  les  betes   de    la  Laguna 

(fig-  15). 

Enfin  sur  une  paroi  de  la  grotte  e  n  f  u  m  6  e , 
Cueva  ahumada,  se  trouvent  cinq  figures 
de  femmes  du  plus  haut  int^rSt.  Nous  ne 
savons  si  MM.  Cabr6  et  Hernandez-Pacheco 
ont  raison  de  reconnaitre  dans  ce  tableau, 
Sans  doute  en  Souvenir  de  Cogul,  une  danse 


Fig.  16.     Femmes  peintes  dans  la  Cueva  ahumada. 

phallique;  mais  ces  images  sont  bien  curieuses 
par  la  forme  triangulaire  des  torses  et  des 
hanches,  et  l'indication  des  seins,  qui,  par 
une  nouvelle  coinQdence  assez  surprenante, 
nous  fönt  songer  aux  personnages  g^om^tri- 
ques  du  Dipylon.  L'une  des  femmes  a  de 
plus  de  chaque  c6t6  de  ce  qui  lui  tient  lieu 
de  tfite  deux  grands  cercles  plac6s  comme 
des  anses,  et  ces  ornements  se  retrouvent, 
fait  inattendu,  aux  tetes  de  certaines  idoles 
ib^riques  en  bronze.  Meme,  avec  un  peu  de 
complaisance,  ne  pourrait-on  pas  y  voir  le 
prototype  des  grands  disques  d'oreilles  des 
Saintes  du  Cerro  c61^bre  et  de  leur  noble 
sceur  la  Dame  d'Elche?   (fig.  16). 

Nous  n'en  avons  du  reste  pas  fini  avec 
la  pr^histoire,  et  sans  pouvoir  nous  arrßter 
ä  nombre  de  d6couvertes  qui,  prises  s^par6- 
ment,  n'ont  pas  une  trös  grande  importance, 
mais  sont  pour  les  sp6cialistes  des  documents 
utiles,  nous  ne  pouvons  pas  passer  sous 
silence  les  peintures  d'une  curieuse  röche 
asturienne,  la  Pefla  Tu  dont  nous  devons 
encore  la  connaissance  k  la  f^conde  activit6 
de  MM.   Hernandez-Pacheco   et   Cabr6,    en 


collaboration  avec  le  comte  de  la  Vega  del 
Sella '). 

La  Pena  Tu  est  un  roclier  dominant, 
ä  Test  de  Rivadesella,  dans  les  environs  de 
Llanes,  ä  trois  kilomötres  de  la  Station  de 
chemin  de  fer  de  Vidiago.  Sur  la  face 
Orientale  les  explorateurs  ont  relev6  un 
grand  nombre  de  figures  humaines  stylis^es, 
les  jambes  ecartees,  les  bras  en  anses  de 
panier,  d'animaux  peu  distincts,  d'abon- 
dantes  s^ries  de  points  serres;  ces  represen- 
tations,  d'epoque  neolithique,  n'ont  rien  de 
bien  nouveau.  MM.  Pacheco  et  Cabr6  veu- 
lent  y  reconnaitre  une  danse  rituelle  de  six 
personnages  conduits  par  un  septi^me,  mais 
pour  nous  cette  Interpretation  reste  fort 
douteuse.  En  revanche  il  existe  ä  cote  de 
ces  hommes  deux  motifs  tout-ä-fait  inedits 
dans  la  d^coration  des  roches  par  le  sujet 
et  Sans  doute  aussi  par  la  technique.  L'un 
est  un  poignard  ä  lame  oblongue,  ä  courte 
poign^e  arrondie  du  bout;  cinq  points  dis- 
pos6s  ä  la  naissance  de  cette  poign6e  mar- 
quent  les  rivets  destin6s  h  l'unir  ä  la  lame. 
L'autre  est  une  trös  singulifere  stylisation 
de  Corps  et  de  tSte  humaine.  La  figure  17 
nous  dispense  de  la  d^crire,  mais  il  en  faut 
noter  l'^tranget^.  Si  les  yeux  et  le  nez  rap- 
pellent  certaines  sculptures  n6olithiques  de 
France,  comme  Celles  de  la  grotte  du  Petit 
Morin,  oü  les  statues  menhirs  si  connues  de 
tous  les  arch^ologues,  l'ensemble  ressemble 
plus  encore  aux  tr^s  nombreuses  plaques 
d'ardoise  d^cöup^es  et  gravdes  qui  ont  ^t^ 
recueillies  en  Espagne  et  en  Portugal,  et  sur 
lesquelles  l'attention  s'est  beaucoup  port6e 
depuis  de  r^cents  travaux,  surtout  ceux  de 
M.  Louis  Siret;  qu'on  n'oublie  pas  non  plus 
les  stMes  anthropomorphes  du  Mus^e  ethno- 
logique  portugais  que  nous  avons  signal^es 
avec  soin  dans  notre  bulletin  de  1910 — 1912. 
Si  donc  la  forme  g6n6rale  de  sthle  n'est  pas 
une  surprise,  non  plus  que  l'ornementation 
de  la  surface,  qui  pourtant  n'est  pas 
commune,  certains  d6tails  ne  laissent  pas 
que  d'etre  tr^s  inattendus,  par  exemple  les 
petits  traits  rigides  qui  veulent  sans  doute 
exprimer  des  cheveux  h6riss6s.    Quant  ä  la 


')  Ed.  HernÄndez-Pacheco,  Juan  Cabr^,  Conde 
de  la  Vega  del  Sella,  Las  pinturas  prehistoricas 
de    Pefia   Tu,  Madrid  1914. 


333 


Spanien  und  Portugal. 


334 


facture,  qui  consiste  ä  graver  les  contours 
et  ä  appliquer  ensuite  de  la  peinture  rouge 
ou  noire,  on  la  connait,  mais  eile  est  adopt6e 
ici  avec  une  franchise  fort  rare. 

C'est  d'autre  part  la  premifere  fois  qua 
l'on  Signale  une  peinture  ä  l'air  libre  dans 
cette  rögion.  On  doit  d^sirer  et  l'on  peut 
esperer  d'autres  d^couvertes  du  m6me  genre 
qui  viendront  präciser  le  sens  de  ce  monu- 
ment,  sens  fort  douteux.  Nos  auteurs  h6si- 
tent  entre  le  monument  fun^raire  d'un  chef 


int^rfit,  ne  cesse  de  s'accroltre  d'objets  aussi 
pr^cieux  pour  l'art  que  pour  la  science,  dont 
nous  le  prions  de  häter  la  publication. 
M.  Vives  a  des  ^mules;  M.  Carlos  Roman, 
h^ritant,  comme  il  ^tait  juste,  l'ardeur  pas- 
sionnee  de  son  phre  si  regrett^,  le  fondateur 
de  l'archöologie  öbusitane,  nous  a  donn6  un 
gros  livre,  Antigüedades  ebusitanas, 
dont  le  texte  sera  discut^,  mais  dont  presque 
chaque  planche,  et  il  y  en  a  lOi,  nous  dit 
quelque  chose  de  neuf.     M.  Arturo  Perez- 


Fig.  17.     Peintures  de  la  Peiia  Tu. 


guerrier  ou  un  »monument  national  de 
caract^re  sacr6«.  Ne  serait-ce  pas  simple- 
ment  l'idole  d'une  tribu  dont  la  Pefia  Tu 
dominait  le  domaine?  Quoiqu'il  en  soit,  la 
stylisation  des  soi-disants  danseurs  et  le  type 
du  poignard  non  plus  que  la  pseudo-stöle 
eile  meme  ne  laissent  aucun  doute  sur  la 
date,  c'est  la  fin  du  neolithique. 


Nous  avons  dit  dans  notre  pr6c6dente 
chronique  la  richesse  du  sol  de  l'ile  d'Ibiza, 
qu'exploitent  des  fouilles  malheureusement 
un  peu  d^sordonn^es.  La  collection  de  notre 
ami,  Tacad^micien  D.  Antonio  Vives,  dont 
nous  signalons  encore  l'opulence  et  1' extreme 


Cabrero,  dans  une  plaquette  assez  mince 
mais  tr^s  nourrie,  nous  fait  connaitre  beau- 
coup  de  pi^ces  de  grande  valeur'),  et  il  en 
reste  certainement  un  plus  grand  nombre 
d'in^dites  au  Mus6e  d'Ibiza. 

La  plupart  de  ces  documents,  et  les  plus 
beaux,  se  rapportent  k  l'^poque  punique 
ou  punico-romaine;  mais  il  est  toute  une 
s6rie  de  figurines  de  terre-cuite  absolument 
nouvelles  qui  proviennent  de  puits  ou  de 
fosses  artificiels,  creusds  dans  le  sol  tendre 
d'une  Sorte  de  presqu'ile  situ^e  pr^s  du  phare 
de  la  ville,  et  que  l'on  appelle  abusivement 
Isla   Plana. 


')  Arturo  P^rez-Cabrero,   Ibiza   arqueologica, 
Barcelona  1901. 


335 


Archäologische  Funde  im  Jahre  »913. 


336 


Ces  affreux  produits  d'une  industrie  trös 
primitive  sont  de  ceux  qui  discrdditent  las 
arch^ologues  auprfes  des  artistes  et  des  gens 
de  goüt  raffin6.  Comment  peut-on  s'int6- 
resser  h  de  pareils  monstres?  Cependant 
c'est  gräce  ä  eux  qua  s'6crit  d'ordinaire  la 
plus  ancienne  histoire,  et  ceux-ci  nous  re- 
culant  d'une  nouvella  ötape  dans  le  pass6 
de  cette  petite  ile,  pass^  tr^s  curieux  et  trfes 
instructif  que  l'on  ignorait  absolument  il  y 
a  dix  ans. 

M.  Roman  nous  fait  connaitre  une  tren- 
taine  de  ces  ceuvres  barbares;  on  ne  sait 
quelle  est  la  plus  laide  et  la  plus  maladroite- 
ment  fagonnee,  mais  dans  leur  laideur  et 
leur  maladresse  naive,  elles  n'en  forment 
pas  moins  un  ensemble  de  premier  ordre. 
M.  Roman  les  classe  en  deux  groupes,  selon 
que  le  corps  s'övase  en  cloche  ou  se  gonfle  en 
bulbe  par  le  bas,  mais  c'est  lä  un  classement 
tout  artificiel.  En  somme  toutes  ces  figurines 
ont  6t6  modeldes  pour  servir  de  r^cipients, 
quelques  unes  de  lampes;  elles  rentrent 
mieux  dans  la  catögorie  des  vases  que  dans 
celle  des  idoles.  L'idee  est  vieille  comme 
le  monde  de  transformer  en  r^cipient  le  corps 
humain;  il  est  superflu  de  rappeler  les  types 
cel^bres  de  la  Troade  et  de  Chypre.  A  l'Isla 
Plana  le  potier  a  pris  le  parti  le  plus  simple; 
homme  ou  femme,  car  il  y  a  des  personnages 
des  deux  sexes,  tout  le  corps  est  creux  et 
forme  röcipient.  C'est  pour  cela  sans  doute 
que  sont  supprim^es  les  jambes,  complication 
inutile  et  de  fragilit^  dangereuse.  S'il  s'agit 
d'un  homme,  l'ouvrier  adopte  d'ordinaire 
pour  l'^vacuation  du  liquide  la  Solution  la 
plus  logique,  qui  est  aussi  la  plus  naturaliste; 
introduits  par  la  bouche  ou  par  le  haut  de 
la  tete,  l'eau,  le  vin,  l'huile  ou  le  parfum  se 
vidait  .  .  .  par  ailleurs,  et  le  geste  des  mains, 
plus  naif  qu'obscfene,  soulignait  ce  detail 
pittoresque. 

D'ailleurs  la  tete,  les  bras,  les  mains,  le 
sexe,  les  seins,  les  seuls  d^tails  un  peu  pr6- 
cisds  par  le  modelt,  sont  monstrueux.  On 
en  jugera  par  nos  Images,  choisies  presque 
au  hasard  (fig.  18,  19,  20).  II  faut  la  meilleure 
volonte  pour  reconnaitre  une  tete  humaine 
dans  l'espfece  d'oeuf  pointu,  perc6  en  guise 
d'yeux  de  deux  trous  ovales  que  montre  la 
fig.  18.  Le  suivant  est  un  peu  meilleur, 
puisqu'il  a  un  nez,  une  bouche,  des  oreilles 


et  un  menton,  peut-Stre  barbu  (fig.  19). 
Celui  de  la  fig.  20  est  plus  r6el;  le  nez  est 
mieux  model6;  les  yeux  sont  formös  d'une 
pastille  et  non  plus  creux,  on  a  essay6  de 
dessiner  les  Ifevres  de  son  enorme  bouche. 
Mais  que  dire  des  bras,  espfeces  de  cordons 
saillants  informes  et  de  longueur  d6mesur6e? 

Tels  qu'ils  sont,  ces  monstres,  si  l'on 
n^glige  la  question  d'art  et  de  technique, 
sont  fort  difficiles  h.  expliquer.  Frapp6  de 
quelques  ressemblances  avec  des  produits 
de  la  c^ramique  chypriote,  et  tenant  compte 
de  ce  fait  que  dans  les  puits  de  l'Isla  Plana 
ont  6ti  trouv6s  des  fragments  d'oeuf s  d'au- 
truches  comme  dans  les  necropoles  puniques 
voisines,  M.  Roman  y  veut  voir  les  plus  an- 
tiques  objets  de  l'importation  ph^nicienne. 
Cependant  les  dates  le  genent,  car  il  ne  croit 
pas  pouvoir  remonter  plus  haut  que  le  VIII' 
siöcle  avant  J.  C.  Pour  nous,  avec  toute  la 
prudence  que  r6clame  un  sujet  si  neuf,  nous 
sommes  plutöt  d'avis  que  toutes  ces  terres- 
cuites  sont  le  produit  d'une  trhs  vieille  in- 
dustrie locale,  ant6rieure  aux  importations 
ph6niciennes,  ou  du  moins  qui  dura  encore 
assez  longtemps,  en  toute  sa  barbarie,  dans 
l'ile  colonisöe.  L'aspect  de  ces  vases  et  de 
ces  lampes  est  absolument  distinct  de  celui 
des  objets  pheniciens  qu'on  en  pourrait  rap- 
procher;  la  technique  est  toute  speciale; 
pour  nous  d'ailleurs,  les  objets  ^tant  indi- 
g^nes  n'en  ont  que  plus  de  prix. 

Toutefois  nous  admettons  que  la  fabrica- 
tion  en  a  pu  coi'ncider  avec  les  premiöres  ap- 
paritions  des  Orientaux  dans  les  Bal^ares, 
et  que  la  vue  des  ustensiles  qu'apportaient 
ces  navigateurs  a  pu  avoir  de  l'influence  sur 
les  ateliers  d'Ebusus.  Par  exemple  une 
femme  (il  y  a  plusieurs  exemplaires  du  mSme 
type),  se  tient  les  seins  comme  les  idoles 
orientales  si  connues.  Teile  autre  (fig.  21), 
absolument  nue,  et  dessin^e  avec  plus  de 
nettetö  et  de  veritö,  dvoque  aussi  des  Sou- 
venirs de  la  Mediterran^e  Orientale.  Sur- 
tout  une  petite  tSte  (fig.  22)  rappelle  de  tr^s 
pr^s  par  la  coiffure,  les  proportions  et  nous 
allions  dire  l'expression,  les  types  courants 
de  l'art  chypriote.  II  faut  ajouter  qu'il  serait 
facile  d'etablir  une  sorte  de  Chronologie  entre 
les  figurines  de  l'Isla  Plana,  et  de  suivre  le 
ddveloppement  ou  pour  mieux  dire  le  progr^s 
de  cette  industrie  qui  naquit  si  mal  dou6e. 


337 


Spanien  und  Portugal. 


338 


Ce  progr^s,  cela  est  hors  de  doute,  est  du 
aux  visites  des  ötrangers. 

Las  trouvailles  de  l'Isla  Plana  ont  un  autre 
int6r6t  encore;  elles  permettent,  ä  notre 
avis,  d'admettre  qu'un  certain  nombre  de 
terres-cuites  trouv^es  dans  les  tombes  ou 
las    ruines    puremant   puniques,    parmi    des 

Fig.  18. 


venus  d'Afrique  (fig.  23).  II  an  est  de  mSme 
pour  un  Hon  assis  da  meme  provenance. 
Qu'on  le  compare  aux  lions  certainement 
ph6niciens  qua  Ton  connait,  et  l'on  sera 
convaincu.  Nous  en  dirons  autant  d'un 
curieux  bibaron  recueilli  au  Puig  d'es 
Möllns  qui  prouve  que  las  Souvenirs  de  la 

Fig.  19.  Fig.  21. 


Fig.  20. 
Fig.  18 — 22.     Terres-cuites  de  l'Isla  Plana. 


Fig.  22. 


objets  indubitablement  puniques,  sortent 
d'ataliers  oü  se  poursuivit  la  fabrication 
indig^ne,  mais  s'axergant  sur  des  motifs 
puniques.  M.  Roman,  par  exampla,  a  ra- 
produit  daux  deesses-mferes  assisas  sur  da 
vastas  trönas  et  trouv^es  dans  la  Cueva 
d'es  Cuyram;  ou  nous  nous  trompons 
fort,  ou  la  lourdeur,  rempätement,  la  mollasse 
des  formes,  oü  s'exagferant  peniblemant  las 
caract^res  de  l'industtie  punique,  prouvent 
qu'elles   na   sont   pas   l'ouvraga    des   Colons 


barbarie  primitive  n'ont  pu  s'effacer  com- 
plfetamant  au  contact  da  modales  plus  sa- 
vants  (fig.  24). 

Pour  nous  consoler  d'avoir  d'ö  insister  sur 
des  ebauches  si  rapoussantes,  nous  pouvons 
haurausemant  montrar  quelques  speciniens 
in^dits  das  figures  greco-puniques  qui  fönt 
le  plus  bei  ornement  du  Musee  d'Ibiza  ou  des 
collections  Roman  et  Cabrero,  en  attendant 
Celles  de  la  collection  Vives  oü  sont  gardees 
des  pifeces  exceptionnellas.     Qu'on  sa  rap- 


339 


Archäologische  Funde  im  Jahre  19 13. 


340 


pelle  les  statuettes,  bustes  et  masques  que 
nous  avons  reproduits  dans  cette  Revue  en 
1908;  ceux-ci  (fig.  25,  26,  27)  n'ont  pas 
moins  d'int^rßt,  non  seulement  par  le  grand 
caractfere  de  s^v6rit6  des  visages,  oü  se  t€- 
vhle  la  meilleure  influenae  de  l'art  grec,  mais 
par  la  singularitö  des  costumes  et  des  at- 
tributs,  l'opulence  des  colliers  et  des  parures 


Fig.  23.    Deesse-mere  de  la  Cueva  d'es  Cuyram. 

de  t6te,  l'ampleur,  parfois  d'ailleurs  trop 
abondante,  des  draperies.  La  d6esse  de  la 
fig.  28  est  sortie  d'un  moule  grec  malheu - 
reusement  un  peu  us6;  eile  n'a  de  punique 


que  les  trous  de  ses  oreilles,  destinds  ä  re- 
cevoir  de  lourdes  boucles,  et  le  trou  de  son 
nez,  que  n^cessitait  l'absurde  mode  Orientale 


Fig.  24.     Terre-cuite  du  Puig  d'es  Molins. 

de  l'anneau.  Cette  tSte  s^mite  (fig.  29)  rap- 
pelle  une  oeuvre  bien  connue  de  la  sculpture 
chypriote;  cette  femme  nue,  peut-6tre  une 
danseuse  (fig.  30),  n'est  ni  grecque  ni  chy- 


Fig.  25-  Fig.  26. 

Fig.  25 — 26.    Terres-cuites  d'Ebusus. 


341 


Spanien  und  Portugal. 


342 


Fig.  27.     Terre-cuite  d'Ebusus. 

priote,    bien    qu'on   puisse   ä   la   rigueur   y 
demeler  quelqu'influence  de  la  Grfece  et  de 


Chypre;  eile  est  punique,  mais  d'un  type 
que  nous  croyons  absolument  nouveau.  II 
en  est  de  mßme  de  l'idole  extra'ordinaire 
figur6e  sous  le  n°  31;  ses  bras  en  croix,  le 
döcor  de  rosettes  et  de  palmettes  de  sa 
tunique  en  fönt  une  pihce  unique. 

Si  l'on  ajoute  que  les  terres-cuites,  que 
nous  ne  pouvons  toutes  ^num^rer  et  d^crire, 
ont  6t6  decouvertes  par  centaines,  et  que 
chacune  a  sa  valeur  d'archdologie  et  d'art, 
qu'elles  sont  melees  ä  des  sdries  nombreuses 
d'objets  trhs  divers,  indig^nes,  grecs  ou 
puniques,  vases,  scarab6es,  amulettes,  bi- 
joux,  ustensiles  vari^s,  monnaies,  etc.  qui 
constituent  le  riche  mobilier  de  tombes  et 
de  sanctuaires,  si  l'on  songe  que  les  neuf 
dixiömes  de  ces  trouvailles  sont  inddites,  et 
que  les  fouilles  se  poursuivent  avec  le  mgme 
succfes  incroyable,  on  comprendra  l'impor- 
tance  que  prendra  la  petite  ile  d'Ibiza  dans 
rarchöologie  non  seulement  de  l'Espagne, 
mais  du  monde  ni6diterran6en.  Souhaitons 
que  tout  ce  mat^ricl  si  nouveau  et  de  teile 
importance,  soit  sans  tarder  mis  ä  la  dis- 
position  de  celui  qui  voudra  ecrire  le  livre 
n^cessaire  sur  Ebusus  M. 


')  M.  Arturo  P^rez-Cabrero  a  publie  dans  la  belle 
revue  Museum  ^dit^e  depuis  deux  ans  ä  Barcelone, 
par  la  Maison  Thomas,  avec  un  sein  et  une  richesse 
tout    particuliers,    deux   importants    articles,    dont 


Fig.  28. 

Fig.  28 — 29. 


Fig.  29. 
Terres-cuites  d'Ebusus. 


Archäologischer  Anzeiger  1914. 


13 


343 


Archäologische  Funde  im  Jahre   1913. 


344 


Non  moins  bien  venue  serait  une  histoire 
de  la  ph^nicienne  Gad^s;  les  ^löments  en 
sont  sans  doute  malais^s  ä  r^unir,  car  depuis 
des  si^cles  que  se  succ^dent  les  d^couvertes 
dans  la  ville  et  hors  de  la  ville  moderne, 
les  notions  s'en  sont  ^parpill6es  dans  les 
documents  de  toute  sorte  comme  les  monu- 
ments  dans  les  collections  privees  et  publi- 
ques.  Par  bonheur  il  existe  maintenant  ä 
Cadix  un  mus6e  bien  tenu  par  un  directeur 
actif  et  comp^tent,  et  une  Soci^t^  du 
Tourisme     tr^s     intelligente,    dont    notre 


superpos6s,  tous  orientös  d'est  en  ouest; 
chacun  est  long  de  i  m.  95,  Iargede40ä50cm 
et  profond  de  95.  Douze  ont  it6  ddcouverts; 
ils  contenaient  dix  squelettes  plus  ou  moins 
bien  conserv6s.  Prfes  de  la  poitrine  de  Tun 
d'eux,  un  hemme  adulte  de  belle  taille  6tendu 
tout  de  son  long,  les  bras  contre  le  corps, 
on  a  recueilli  un  cachet  d'argent,  un  petit 
pendentif  en  or,  une  amulette  d'or  et  de 
bronze,  le  tout  certainement  phenicien; 
un  autre  mort,  r6duit  en  poussiere,  avait 
avec  lui  un  anneau  d'or  massif  ayant  pour 


^'S-  30-     Figurine  d'Ebusus. 


Fig.  31.     Idole  d'Ebusus. 


savant  ami,  D.  Pelayo  Quintero,  l'histo- 
rien  si  bien  inform^  d'UcIfes,  est  l'excellent 
secretaire  g6n6ral.  M.  Quintero  veille 
jalousement  sur  la  necropole  ph^nicienne 
de  la  Punta  de  la  Vacca,  qui  ne  sera 
plus  mise  en  coupe  r6gl6e  par  des  fouilleurs 
de  hasard.  Nous  avons  vu  ä  Cadix  les  nou- 
veaux  tombeaux  d^couverts  en  septembre 
1912;  ceux-läneseront  pas  d^truits,  prot^g6s 
qu'ils  sont  fJar  une  grille,  et  gard^s  jour  et 
nuit  par  un  homme  de  police.  Voilä  qui 
merite  d'etre  cit6  en  exemple. 

Ces  tombeaux  construits  en  grosses  dalles 
sommairement  travaillees  forment  une  s6rie 
de    compartiments    juxtapos^s    et    parfois 

l'illustration  est  magnifique,  l'un,  1913,  p.  136, 
Ibiza  arqueologica,  l'autre,  1913,  p.  203, 
Arqueologia    ebusitana. 


cachet  une  agate  taillöe  en  forme  de  scarab6e 
sur  le  plat  duquel  est  grav6  un  guerrier. 
Les  tombeaux  ont  6t6  fouill6s  au  nom 
et  aux  frais  de  la  Soci^t6  de  Tourisme,  et 
l'on  en  doit  la  connaissance  au  präcieux 
Guia  del  Turista,  trhs  tien  document^ 
et  illustre,  que  la  Soci6t6  offre  liberalement 
ä  tous  ceux  qu'attire  avec  le  grand  Souvenir 
de  Gad^s  le  charme  indicible  de  Cadix.  On 
devine  que  la  ligne  des  tombes  se  prolonge 
sous  les  terres;  esp6rons  qu'elle  ne  tardera 
pas  ä  etre  complfetement  d^couverte  et 
explor^e. 


Avec  le  mfime  int6ret  impatient  nous  at- 
tendons  la  fin  des  fouilles  de  Numance,  de 
Merida  et  d'Ampurias  qui  depuis  1908  tien- 


345 


Spanien  und  Portugal. 


346 


nent  une  place  si  importante  dans  nos 
comptes-rendus. 

Les  premiferes  sont  d'ailleurs  terminees  en 
ce  qui  concerne  les  nombreux  camps  romains 
dont  M.  Schulten  s'est  fait  l'explorateur  in- 
fatigable.  Ce  sujet  reste,  on  le  comprend, 
en  dehors  de  notre  domaine,  puisque  M. 
Schulten  public  ici  m6me,  avec  tous  les  d^- 
veloppements  nöcessaires,  les  beaux  r6sul- 
tats  de  ses  campagnes.  Mais  de  la  ville 
ib6rique,  dont  la  rösurrection  est  confiöe  ä 
une  commission  espagnole  officielle  dont 
M.  M61ida  est  le  chef  savant  et  habile,  il  reste 
encore  plus  des  deux  tiers  ä  d^blayer;  des 
n^cessit6s  de  toute  sorte,  et  surtout  budg6- 
taires,  feront  durer  assez  longtemps  encore 
la  belle  entreprise  nationale. 

Heureusement  M.  Melida  est  aussi  actif 
ä  sa  table  de  travail  que  sur  le  chantier. 
Plusieurs  revues  ont  publik  sous  sa  signature, 
au  für  et  ä  mesure  des  travaux,  des  articles 
quelquefois  assez  developpes  qui  nous  te- 
naient  au  courant  des  principales  trou- 
vailles;  nous  les  avons  utilises  prec^dem- 
ment.  Mais  en  1913  a  paru  sous  le  titre 
»Excavaciones  de  Numantia«')  un 
M6moire  de  la  Commission  ex6cutive 
qui  expose  en  plus  grand  dötail  les  rösultats 
des  fouilles  depuis  l'arrivee  de  M.  Schulten 
en  1905.  M.  M^Uda  est  le  redacteur  du 
texte,  qui  est  jusqu'ä  nouvel  ordre  le  docu- 
ment  fondamental  et  restera  la  base  de 
toutes  les  6tudes  sur  Numance.  Les  photo- 
graphies,  les  plans  sont  en  tr^s  grand  nombre 
et  pour  la  plupart  excellents. 

Tour  ä.  tour  les  rues  ib6riques  et  romaines 
enchevStr^es  ou  superpos^es,  avec  leurs 
chauss^es  caillouteuses,  leurs  trottoirs,  les 
grosses  pierres  de  l'une  k  l'autre  desquelles 
on  sautait  pour  traverser  en  6vitant  la  boue; 
les  maisons  enchev6tr6es  comme  les  rues, 
les  romaines,  un  peu  moins  rustiques,  re- 
coupant  et  recouvrant  les  ib6riques;  des 
caves  ib^riques,  des  puits  et  des  silos  ro- 
mains; quelques  restes  de  murailles  d'enceinte 
qui  fermaient  la  coUine  ä  l'ouest;  enfin  quel- 
ques cercles  de  pierres  marquant  des  lieux 
sacr^s  sur  le  penchant  de  l'acropole,  voilä 
qui  nous  donne  i'id6e  la  plus  pr^cise  de  ce 


')  Excavaciones     de     Numancia,     Memoria 
de  la  Comision  ejecutiva,  Madrid  MCMXII. 


que  fut  au  temps  des  lüttes  h6roiques,  puis 
sous  la  domination  de  ses  vainqueurs, 
l'humble  bourgade  Immortelle. 

Ensuite  c'est  tout  le  Mus6e  de  Soria  qui 
se  r^v^le  ä  nos  yeux.  Nous  en  connaissions 
d6)k  quelques  pi^ces  choisies;  nous  les  re- 
trouvons  avec  plaisir;  mais  auprfes  d'elles 
mille  autres  nous  apparaissent,  non  moins 
interessantes  et  curieuses,  non  moins  riches 
d'enscignements,  et  posant,  ä  l'ordinaire, 
les  plus  s6rieux  problömes. 

La  pröhistoire  y  tient  sa  place,  avec  des 
outils  n^olithiques  en  pierre  et  d'innom- 
brables  vases  ou  tessons  de  m6me  6poque, 
ou  tr^s  barbares,  sans  ornementation  aucune, 
ou  d^cor^s  trhs  grossi^rement  d'empreintes 
digitales  et  de  lignes  incises.  Les  objets 
ib^riques  sont  naturellement  plus  nombreux 
et  de  plus  grande  valeur.  L'int^ret  va  tout 
d'abord  aux  armes  des  Champions  de  l'in- 
d^pendance,  couteaux,  poignards  de  fer  dans 
leurs  gaines  de  bronze  decorees,  poign^es 
d'^p^es  de  fer  ou  de  sabres,  pointes  de  flaches 
en  fer,  balles  de  frondes  en  argile,  puis  aux 
armes  de  leurs  impitoyables  adversaires, 
pointes  de  pila  et  de  traits  de  balistes,  balles 
de  frondes  en  plomb. 

Les  rüdes  Numantins  avaient  peu  de 
bijoux,  et  Ton  a  recueilli  k  peine  quelques 
perles  ph^niciennes  provenant  de  Colliers; 
mais  leurs  fibules,  sans  avoir  rien  d'original, 
6taient  des  bonnes  marques  ib^riques;  en 
bronze  ou  en  argent,  elles  affectent  les 
formes  connues  du  cercle  ouvert,  de  Tarc, 
etc.;  beaucoup  ont  une  plaque  d6coup6e  en 
figure  de  bete,  surtout  de  cheval,  suivant 
un  type  fort  usit6. 

Mais  ce  qui  frappe  le  plus  ceux  qui  lisent 
le  memoire,  comme  les  visiteurs  de  Soria, 
ce  sont  d'extraordinaires  specimens  de  la 
c^ramique  peinte  indigöne.  Aux  tr^s  6ton- 
nants  d^bris  que  nous  connaissions  d^jä  s'en 
ajoutent  de  plus  etonnants  encore.  Sans  in- 
sister  sur  des  tessons  commuhs,  döcor^s 
avec  plus  ou  moins  d'616gance  ou  de  vari6t6 
de  gravures  geometriques  au  trait  ou  au 
pointilie,  qui  forment  des  s^ries  pr^cieuses 
mais  d^jä  connues,  il  faut  s'arreter  aux 
vases  peints  dont  les  representations  sont  de 
plus  en  plus  inattendues.  On  y  retrouve 
constamment  les  thfemes  communs  k  toute 
la  c^ramique  des  Ib^res,  et  qui  se  sont  per- 

«3* 


347 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


348 


p6tu6s  pendant  plusieurs  sifecles,  dans  quel- 
que  r^gion  de  la  Peninsule  qu'on  les  dtudie, 
les  mßmes  assemblages  et  combinaisons  de 
ronds  ou  de  demi-ronds  concentriques,   de 


repr^sentations  nouvelles  est  une  surprise 
m6me  pour  ceux  que  peut  le  moins  surprendre 
l'extrSme  fantaisie  du  plus  ancien  art  es- 
pagnol. 


Fig.  32.     Tesson  numantin. 


m^andres  et  de  zig-zag,  les  memes  stylisa- 
tions  des  bßtes,  chevaux,  oiseaux  ou  poissons 
sur  lesquelles  nous  avons  attire  l'attention. 
Tous  ces  el^ments  se  mglent  et  s'associent 
avec  une  aisance  qu'il  n'est  plus  n^cessaire 
de  souligner.  Mais  rhomme  y  prend  une 
place  de  plus  en  plus  large,  copie  d'apr^s 
nature  ou  du  moins  ayant  l'intention  de 
r^tre,   ou  bien   stylise,   et  chacune   de  ces 


Qu'on  en  juge  par  le  choix  de  fragments 
que  nous  avons  fait  graver  ici.  Le  petit 
guerrier  de  la  fig.  32,  avec  son  torse  et  son 
bassin  en  triangles,  ne  nous  fait-il  pas  songer 
aux  femmes  de  la  Laguna  de  la  Janda,  que 
nous  avons  montrees  plus  haut,  et  ne  semble- 
t-il  pas  continuer  la  tradition  des  peintres 
pr^historiques,  en  meme  temps  qu'il  rappeile 
la  construction  des  personnages  peints  sur  les 


^'S-  33-     Tesson  numantin. 


349 


Spanien  und  Portugal. 


350 


Fig.  34.     Vase  iberique  de  Numance. 


vases  attiques  du  Dipylon  }  La  meme  forme 
conventionnelle  est  Celle  des  deux  guerriers 
de  la  fig.  33  qui  semblent  se  battre  en  duel, 
la  rondachc  au  bras.  Ce  sont  des  etres 
purement  geometriques,  mais  ce  qui  nous 
^tonne  plus  encore  que  la  forme  de  leurs 
epaules  ou  de  leurs  cuisses,  ce  sont  les  tetes 
d'animaux  fantastiques  que  le  decorateur 
leur  a  donnees.  Sont-ce  des  casques.?  Nous 
ne  le  croyons  pas,  mais  bien  plutot  de  ces 
masques  dont  ä  certains  jours  de  fete  s'af- 


fublaient  les  Iberes,  dont  leurs  descendants 
s'affublent  encore  dans  quelques  cantons 
perdus  pour  quelque  ceremonie  populaire  ou 
quelque  dansc.  Ici  encore  nous  songeons 
ä  ces  antiques  pcintures  des  cavernes  de  la 
Dordogne  ou  des  Asturies  oü  Ton  voit  des 
Corps  d'hommes,  surmontes  de  tetes  ani- 
males,  en  Souvenir  peut-etre  et  en  honneur 
des  totems  de  leurs  tribus. 

C'est  encore  une  tete  d'animal  que  porte 
sur  ses  öpaules  Tun  au  moins  des  deux  ad- 


Fig.  35-     Vase  iberique  de  Numance. 


351 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


352 


versaires  de  la  fig.  34.  Mais  ici  la  facture 
est  differente;  plus  de  stylisation,  mais  une 
imitation,  mauvaise  sans  doute,  voyez  les 
bras  et  les  mains,  de  la  nature  vivante,  et 
une  sinc6rit6  v6ritable  dans  la  reprdsentation 
des  armes,  ^p^es,  lances  et  boucliers.  Du 
reste  la  fantaisie  du  peintre  se  rattrappe 
dans  les  extravagants  chevaux-oiseaux  ou 
chevaux-poissons  (on  peut  h^siter),  ou  les 
chimferes  prodigieuses  que  nous  renongons  ä 
d6crire.  Autre  facture  encore  sur  un  tesson 
(fig.  35)  oü  l'on  voit  une  espfece  de  cheval  de 
bois  bariol6  de  losanges,  de  croix,  de  svasti- 
cas,  conduit  par  un  homme  aussi  irröel,  aussi 
g^omötrique  que  lui. 

11  faut,  pour  bien  comprendre  la  c^ramique 
de  Numance  et  l'importance  des  fouilles  en 
ce  qui  concerne  cette  Industrie,  bien  se  figurer 
que  nous  ne  citons  que  quelques  exemplaires, 
et  qu'un  grand  nombre  de  tessons  que 
M.  Melida  ä  fait  dessiner,  les  choisissant  eux- 
memes  parmi  beaucoup  d'autres,  merite- 
raient  au  meme  titre  d'etre  ici  dessines  et 
reproduits.  Ils  prouveraient  en  particulier 
que  ceux  dont  nous  donnons  les  Images  ne 
sont  pas  des  morceaux  de  hasard,  isol6s  en 
v^ritables  ph6nom^nes.  Quoiqu'il  en  seit, 
ceux-ci  suffisent  pour  6tablir  de  toute  evi- 
dence  que  la  poterie  des  Ibferes,  on  l'a  con- 
test6  parfois,  est  originale,  bien  ä  eux,  et 
que  dans  chaque  province,  presque  dans 
chaque  ville  et  meme  chaque  bourgade,  et 
dans  les  r^gions  les  plus  sauvages,  il  pouvait 
y  avoir  un  atelier  prosp^re  dont  l'art  ne 
devait  rien  ä  personne. 

A  ce  propos  nous  pouvons  enfin  donner 
ä  nos  lecteurs  l'image  d'un  vase  qui  depuis 
quelques  ann^es,  6tait  c^löbre  dans  la  petite 
tribu  des  hispanisants  sans  qu'on  en  put 
parier  avec  pr^cision.  II  se  d^robait  et 
voyageait,  jusqu'au  jour  r^cent  ou  grace  ä 
la  lib^ralit^  non  moins  qu'ä  l'habile  diplo- 
matie  de  M.  Horace  Sandars  son  sort  a  6t6 
enfin  fix6  de  fagon  fort  heureuse.  La  Vase 
d'Archena  est  maintenant  ä  Madrid,  au 
Centro  de  Estudios  historicos,  oü 
chacun  peut  l'^tudier  h.  son  aise,  et  M.  San- 
dars a  eu  la  bonne  fortune,  c'6tait  justice, 
de  pouvoir  le  premier  en  publier  une  ex- 
cellente  reproduction. 

Elle  a  paru  dans  un  trhs  bei  ouvrage,  The 
Weapons   of  the    Iberians,  qui  est  une 


des  plus  importantes  contributions  qui  aient 
depuis  longtemps  6t6  donn6es  ä  l'arch^ologie 
ib^rique ').  L'eminent  Ingenieur  anglais, 
qui  se  double  d'un  6rudit  de  mieux  en  mieux 
informe  et  d'un  critique  de  plus  en  plus 
solide,  6tudie  dans  ce  livre  l'armement  d6- 
fensif  et  offensif  des  peuples  ib^res  et  r6quipe- 
ment  de  leurs  chevaux.  Ses  recherches  sur 
les  sabres  ondul6s  du  type  de  la  \uiyaipa 
grecque,  connus  en  Espagne  sous  le  nom 
d'enses  falcati  et  de  Sabres  d'Al- 
medinilla  (c'est  d'Almedinilla  que  pro- 
viennent  les  premiers  connus  et  les  plus 
beaux)  sont  surtout  d'une  grande  richesse 
d'information  et  d'une  grande  suret6  de 
doctrine  et  peuvent  passer  pour  definitives. 
Or  justement,  sur  le  vase  d'Archena,  Tun 
des  personnages  figur^s  porte  un  sabre  d'Al- 
medinilla ä  la  ceinture.  C'est  ä  ce  sujet,  et 
incidemment  que  M.  Sandars  nous  offre  une 
grande  Photographie  du  vase  et  un  dessin 
d^veloppe  de  ses  peintures  (fig.  36).  L'objet 
merite  une  critique  detaillee  que  nous  nous 
proposons  d'ecrire  plus  tard,  d'autant  que 
notre  interpretation  difffere  parfois  de  Celle  de 
notre  ami;  contentons-nous  ici  de  remarquer 
que  si  dans  cette  sc^ne  de  chasse  et  de  guerre 
il  y  a  des  ressemblances  certaines  avec  des 
seines  peintes  sur  des  vases  numantins,  le 
type  des  personnages,  les  formes  de  leurs 
Corps,  leurs  attitudes,  leur  armement,  de 
meme  que  le  type  et  le  harnachement  des 
chevaux,  sont  tout  diff^rents.  On  peut  dire 
que  l'esprit  n'est  pas  le  m6me,  et  s'il  existe 
des  Clements  communs  ä  1' atelier  tartessien 
et  ä  l'atelier  arevaque,  les  d^corateurs  ont 
une  Vision,  une  id6e,  une  manifere  distinctes. 
Ceux  d'Archena  sont  plus  r^alistes,  ceux  de 
Numance  plus  fantaisistes  et  plus  ^pris  des 
d6formations  pittoresques  aux-quelles  con- 
duit la  styHsation.  Quand  les  fouilles  de 
Numance  seront  termin^es,  si  l'on  a  eu  la 
Chance  de  d6couvrir  quelque  sanctuaire  orn^ 
de  sculptures,  on  saura  si  ces  divergences  de 
goüt  et  de  m6thode  se  bornent  k  l'industrie 
d^corative  ou  s'^tendent  h,  l'art  religieux. 


■)  PI.  VI  et  VII.  Cf.  Anuari  del  Institut 
d'Estudis  catalans,  IV,  p.  685,  Elvas  ibörich 
d'Archena   (J.  P[ijoan]  S.). 


tu 


355 


Archäologische  Funde  im  Jahre   1913. 


356 


En  dehors  des  grandes  fouilles  r^guli^res 
les  trouvailles  d'objets  ib^riques  sont  rares, 
on  le  comprend;  nous  en  pouvons  cependant 
signaler  plusieurs  qui  ne  sont  pas  sans  valeur. 
M.  Lenguas  y  Lazaro  a  publik  dans  le  Bulle- 
tin de  l'Acad^mie  de  l'Histoire ')  l'image 
d'une  petite  idole  de  bronze  trouv6e  non 
loin  d'une  enceinte  de  dalles  plant^es  droites, 


F'?'  37'     Idole  de  bronze  de  Cozar. 

au  NNE  de  Cozar,  parti  judiciaire  de  Villa- 
nueva  de  los  Infantes  (Ciudad  Real).  L'idole 
est  d'un  type  connu,  toute  plate,  avec  la  tSte 
saillante  et  des  semblants  de  bras  sans  mains 
tombant  le  long  du  corps.  Elle  represente 
une  femme  nue,  trhs  mal  construite;  sa  t6te, 
dont  les  traits  sont  indistincts,  est  serr^e 
d'un  bandeau,  ä  moins  qu'elle  ne  porte  une 
calotte  k  retroussis  ou  bien  un  casque.  Quant 
ä  Tenceinte,  M.  de  Cerralbo  y  reconnait  ä 
cause  de  ses  grandes  dimensions  un  lieu 
sacr6  ou  un  lieu  de  r^union  plutöt  qu'un 
cercle  fun6raire;  mais  il  y  aurait  lieu  de 
pousser  h  fond  des  fouilles  qui  sont  rest^es 
superficielles  (fig.  37). 

L'idole  de  Cozar  s'est  trouv^e  isol^e;  au 


■)  Boletin  de  la  Real  Academia  de  la 
Historia,  1912,  II,  p.  214.  Antonio  Lenguas  y 
Lazaro,  Un  monumento  protohistorico  en  el 
termino  municipal  de  Cozar.  Ibid.,  p.  218, 
El  marques  da  Cerralbo,  El  monumento  proto- 
historico  de   Cozar. 


contraire,  non  loin  de  Villacarillo  et  de  Baeza, 
dans  la  province  de  Jaen,  des  paysans  ont 
d^couvert  un  vieux  sanctuaire  ib^rique  oü 
se  sont  trouv6s  par  centaines  de  petits  ex- 


1„^ 
Fig.  38.     Animaux  iberiques  d'Avila. 

voto  de  bronze  du  genre  de  ceux  qua  M.  San- 
dars a  recueillis  pr^s  de  Despenaperros  et 
fait  connaitre  dans  une  excellente  brochure 
»Preroman  bronze  votive  offerings 
from  Despefiaperros«  (1906)  »).  MM. 
Cabr6  d'une  part  et  Sandars  de  l'autre  ont 
heureusement  acquis  cette  collection  du  plus 
haut  int^ret,  qui  risquait  de  se  disperser  et 
de  se  perdre.  Nous  attendrons  pour  en 
parier  comnae  il  convient  la  monographie  du 
sanctuaire  dont  M.  Cabr6  et  M.  Lantier, 
membre  de  l'ficole  de  Hautes  fitudes  hispani- 
ques,  avec  le  concours  liberal  de  M.  Sandars, 
pröparent  en  commun  la  publication  trhs 
prochaine.  On  y  suivra  avec  une  vive  curio- 
sit6  les  transformations  que  subit  ä  travers 
les  temps  un  petit  morceau  de  bronze  pour 
devenir  successivement  une  femme  ou  un 


I)  La  d^couverte  a  ^t^  signal^e  pour  la  premiere 
foisdansle  Boletin,  1912,  II  p.  129,  par  le  Marquis 
de  Cerralbo:  Estacion  arqueologica  de  Villa- 
carillo. 


357 


Spanien  und  Portugal. 


358 


homme  en  attitude  d'adoration  ou  de  prifere, 
ou  en  un  guerrier  tout  arm^.  On  y  lira  de 
plus  l'histoire  artistique  d'un  vieil  oratoire 
depuis  sa  fondation  par  quelque  tribu  n6o- 
lithique  jusqu'ä  sa  ruine  ä  l'^poque  chr6- 
tienne. 

La  province  d'Avila  n'a  jamais  6t6  d'une 
grande  richesse  archeologique,  peut-etre 
parce  qu'elle  est  d'exploration  difficile.  Aux 
äges  ib6riques  les  habitants  en  ^taient  rüdes 
et  peu  doues  pour  les  arts.  Les  toros  de 
Guisando,  et  tous  les  mönstres  si  frustes 
du  meme  genre  que  l'on  peut  appeler  aussi 
bien  des  porcs,  cerdos,  berracos,  que  des 
taureaux,  et  qui  sont  dans  cette  r^gion  plus 
r^pandus  que  partout  ailleurs,  en  sont  la 
preuve  trop  Evidente. 

A  l'epoque  romaine  on  avait  l'habitude 
d'utiliser  ces  animaux,  que  des  inscriptions 
ad  hoc  transformaient  en  monuments 
funeraires.  En  voici  deux  de  plus,  qui  sont 
entres  au  musde  d'Avila.  L'un  (fig.  38,  A) 
porte  l'inscription  mortuaire 

D     M     S 

CADAVO  CABURIQ 

BALARUS  I  S  E 

II  a  la  tßte  et  les  pattes  coup^es  ').  L'autre 
est  plus  grossier  encore;  sa  tSte  est  briste, 
mais  on  voit  bien  sa  queue  enroul6e  sur  sa 
cuisse  droite.  L'inscription  de  son  flanc  est 
abr^g^e;  on  n'a  grav6  que  les  lettres  D  M 
VARE  (fig.  38,  B). 

A  la  fin  de  l'ann^e  derni^re  le  P.  Fita  a 
apportö  une  remarquable  contribution  aux 
antiquites  de  ce  pays  d^sh^rit^,  en  rem^mo- 
rant  quelques  tess^res,  ex-voto,  ou  amulettes 
de  bronze  provenant  de  Cardenosa,  et  por- 
tant  des  inscriptions  iböriques.  L'un  de  ces 
objects  est  in^dit;  c'est  une  petite  femelle  de 
porc  ou  de  sanglier,  plate  et  ddcoup6e,  dont 
la    face   non    inscrite  est  d^coröe  de  lignes 


')  Boletin,  1913,  I,  p.  529.  Fidel  Fita,  Nuevas 
lapidas   romanas  etc.,  p.  537. 

')  Ibid.,  p.  541.  II  existe  au  Mus^e  d'Avila  un 
autre  toro  mal  conserv6,  tire  du  mur  d'enceinte 
de  la  ville.  II  porte  aussi  une  inscription  fun^- 
raire  fort  mutiUe  (Boletin,  1913,  II,  p.  233,  n«  24. 
Nuevas  Lapidas  romanas  de  Avila  (Fidel 
Fita). 

3)  Boletin,  1913,  II,  p.  350,  Fidel  Fita,  Nuevas 
inscripc  iones  ibericas  descubiertas  en  la 
provincia   de  Avila,  p.  357,  358. 


bris^es  en  creux.  Nous  jugeons  inutile  de 
reproduire  l'inscription,  non  plus  que  Celles 
des  objets  similaires,  puisque  la  langue 
ibdrique  n'a  pas  encore  livre  son  secret;  mais 
on  lira  avec  int6ret  les  judicieuses  remarques 
que  le  savant  P.  Fita  fait  k  leur  sujet  (fig. 

39). 

Au  m6me  mus^e  se  trouvent  deux  autres 
textes  ib^riques,  gravis  au  revers  de  deux 
Stranges  appliques    ou  ex-voto    en    bronze 


F'S-  39-     Tesscre  de  Cardenosa. 

d6coup6  et  ajour6  provenant  de  la  region 
des  sources  du  rio  Arevalle.  Le  Heu  exact 
de  la  d^couverte  est  le  Hoyo  de  los  Colzadizos 
de  Castrofrio,  oü  se  trouvent  beaucoup  de 
scories  d'une  antique  mine  de  cuivre.  Elles 
repr^sentent  un  personnage  debout,  les  mains 


Fig.  40.     Bronze  ibero-phtoicien  (?)  du  Hoyo  de 
los  Colzadizos  de  Castrofrio, 

unies  au  dessus  de  la  töte,  les  jambes  ban- 
cales,  le  bas  du  corps  cachd  par  une  roue 
cantonn^e  de  quatre  alles  en  croix  (fig.  40). 
Le  P.  Fita,  ä  qui  nous  laissons  la  responsa- 


359 


Archäologische  Funde  im  Jahre  19 13. 


360 


bilit^  de  l'interpr^tation  de  ces  figures, 
comme  des  inscriptions  grav^es  au  revers, 
y  reconnait  la  divinit^  solaire  des  Celtes, 
Belenus,  et  rapproche  nos  bronzes  du  dieu 
ph^nicien  Balsamin,  identifiö  au  Kronos 
grec,  qui  se  voit  sur  des  monnaies  de  Byblos. 
D^ja  au  Cerro  del  Berrueco,  prhs  de 
Pont  de  Congosto,  sur  la  limite  d'Avila  et  de 
Salamanque,  on  avait  trouv^  un  bronze 
analogue,  publik  plusieurs  fois  depuis  que 
D.  Enrique  Ballesteros  d'abord,  puls  D.  Juan 
Facundo  Riano  l'ont  fait  connaitre.  Le  dieu, 
si  c'est  un  dieu,  a  ceci  de  trfes  particulier  que 
ses  bras,  ses  jambes  et  son  corps  sont  stylis^s 
en  une  sorte  d'ornement  ajour6. 


Fig.  41.     Monstre  ibirique  de  Baena. 

Les  nouveaux  cerdos  ou  toros  d'Avila  nous 
fönt  songer  k  un  autre  ^nimal  prodigieux 
entr^  tout  r^cemment  au  Mus^e  arch^ologique, 
mais  dont  nous  n'osons  pas  affirmer  l'authen- 
ticit6.  II  provient  de  Baena,  oü  dejä  avait 
it6  faite  une  trouvaille  du  m6me  genre,  mais 
point  suspecte.  Cette  fois  il  s'agit  d'un  car- 
nassier,  peut-€tre  d'un  loup  accroupi,  ouvrant 
la  gueule  et  d^couvrant  des  dents  terribles 
(fig.  41).  Trhs  bien,  trop  bien  conserv^,  tout 
blanc,  comme  taill6  d'hier  dans  une  pierre  k 
peine  sortie  de  la  carri^re  (on  affirme  qu'il 
a  6t6  racl^  sous  pr6texte  de  nettoyage), 
ayant  k  peine  quelques  mutilations  adroite- 
ment  plac6es,  il  fait  k  premi^re  vue  une 
mauvaise  Impression.  Ajoutons  que  le  style 
et  la  facture  du  loup  de  Baena  sont,  k  notre 
sens,  un  peu  trop  distincts  de  ceux  des 
animaux  authentiques  de  la  s^rie  oü  il  faut 
le  Tanger,  et  en  particulier  de  la  lionne  sa 
compatriote,    pour    qu'on  l'y  admette  sans 


restriction.  Mais  d'autre  part  l'histoire  des 
sculptures  du  Cerro  de  les  Santos  est  trop 
recente  et  trop  probante  pour  que  nous  ne 
gardions  pas  jusqu'ä  nouvel  ordre,  dans  le 
sens  favorable  ou  d^favorable,  une  trhs  pru- 
dente  röserve. 


Revenons  aux  grandes  d^couvertes  avec 
les  fouilles  d'Ampurias. 

M.  Puig  y  Cadafalch  a  ^crit  pour  le  bei 
Annuaire  de  l'Institut  d'fitudes  ca- 
talanes  un  magistral  article  sur  les  Tem- 
ples  d'Ampurias,  article  richement  il- 
lustre de  plans  et  de  photographies  ').  C'est 
l'ceuvre  d'un  architecte  6rudit  que  passion- 
nent  les  ruines  de  la  triple  cit^  ibdro-gröco- 
romaine.  II  nous  transporte  dans  la  n6a- 
polis  (on  sait  que  la  palaeopolis  reste 
enfouie  sous  les  maisons  du  village,  dans 
la  presqu'ile  de  San  Martin)  presque  au  point 
j  culminant  de  la  colline,  ä  l'angle  forme  au 
S.  O.  par  le  plus  ancien  mur  d'enceinte. 
Fait  bien  curieux,  un  huiti^me  de  la  cit6 
etait  consacre  aux  dieux;  il  semble  que  loin 
de  leur  patrie  les  Grecs  aient  senti  le  besoin 
d'une  plus  prochaine  et  plus  nombreuse  pro- 
tection divine.  M.  Puig  ne  pouvait  s'attendre 
k  retrouver  parmi  toutes  les  ruines  qu'il  a 
mesur^es,  relev6es  et  d^crites,  essayant 
lorsqu'il  le  pouvait  une  restauration,  le  plus 
important  des  temples,  celui  de  la  d6esse 
6ph6sienne,  patronne  des  Colons  de  Phoc6e 
et  partant  de  ceux  de  Marseille,  car  tout 
naturellement  cet  6difice  avait  ^t^  construit 
dans  Palaeopolis.  Mais  il  a  cru  pouvoir 
identifier  le  petit  sanctuaire  d'Esculape 
ainsi  nomm^  de  la  grande  Statue  trouv6e 
prhs  de  Ik,  que  nos  lecteurs  connaissent. 
Au  contraire  un  temple  plus  important,  en- 
tour6  d'un  p^ribole,  un  double  autel  k  l'air 
libre,  d'autres  ^dicules  certainement  reli- 
gieux  restent  anonymes. 

Nous  sommes  loin  de  la  noble  et  riebe 
architecture  de  l'Hellas;  point  d'^difices  aux 
plans  simples  mais  savants,  aux  belles  lignes 
pures;  point  de  marbres  ^clatants  taill^s  et 
assembl6s  par  des  ouvriers  artistes;  presque 
point  d'ornementation  sculpt^e,  presque  pas 
de  statuaire;  mais  de  modestes  et  peu  t6- 


')  Id.,  ibid. 


')  Anuari,    IV,  p.  303. 


36i 


Spanien  und  Portugal. 


362 


guliöres  constructions  de  pierre,  ä  peine 
quelques  murs  appareill^s  avec  soin,  des 
enduits,  de  rares  rev6tements  de  marbre 
mince,  quelques  moulures.  Pour  nous  ce  ne 
sont  pas  les  Colons  qui  ont  construit  leur 
ville,  ni  m6me  les  monuments  qui  devaient 
leur  tenir  le  plus  k  coeur.  De  meme  que  les 
murailles  vraiement  cyclopeenncs,  comme  on 
dit,  de  l'enceinte  ont  6t6  certainement  en- 
tassees  par  des  ouvriers  indig^nes,  les  Grecs 
ont  fait   appel   pour   leurs   temples   comme 


fundamentales  du  plan.  La  surface  de  ce 
socle  indique  une  division  en  deux  salles 
inegales,  naos  et  pronaos;  deux  saillies, 
aux  deux  coins  de  la  fagade  principale  (le 
sanctuaire  est  trhs  nettement  Oriente  de 
l'Est  ä  rOuest)  marquent  des  sortes  d'antes. 
Un  portique,  ayant  sept  colonnes  sur  les 
petits  cotes  et  un  nombre  ind^termin^  sur 
les  grands,  entourait  la  construction,  et  un 
p6ribole  clos,  form^  au  sud  par  le  mur  m6me 
de  la  ville,  compl6tait  I'ensemble.    Cette  en- 


Fig.  42.     Temple  d'Ampurias. 


pour  leurs  maisons  aux  architectes,  aux 
entrepreneurs,  aux  ouvriers  du  pays,  et  se 
sont  confies  ä  eux,  ne  leur  donnant  que  par 
intervalles  des  conseils  pr6cis.  Ou  bien  il 
faut  admettre  que,  fils  de  ceux  qui  vinrent 
d'Ionie,  ignorant  eux-mSmes  ä  peu  prhs  tout 
de  la  m^re-patrie,  les  commergants  partis 
pour  fonder  l'Emporion,  le  Comptoir, 
6taient  desormais  assez  indifförents  h  l'art 
de  rionie  et  de  la  Gr^ce. 

Lisons  rapidement  le  plan  du  temple 
principal  (fig.  42):  c'est  une  sorte  d'estrade 
rectangulaire  oü  donne  accfes  un  double  es- 
calier  lateral,  ici  de  trois,  lä  de  six  degr6s. 
Ce  dernier  semble  mßme  rapport6  post6- 
rieurement,  car  il  se  raccorde  mal  aux  lignes 


ceinte  ^tait  assez  vaste,  23  m  50  sur  plus  de 
45,  et  le  temple  trhs  modeste,  environ  7  m 
sur  10  m  60,  n'cn  occupait  que  la  moindre 
partie. 

M.  Puig  restitue  le  plan  sous  forme  de 
temple  in  antis  n'ayant  que  le  naos  et 
un  pronaos  ouvert  au  toit  soutenu  par  six 
colonnes  dont  deux  en  retour  arri^re.  II 
ne  nous  semble  pas  que  les  donn6es  des 
fouilles  autorisent  bien  nettement  ce  parti, 
et  de  mSme  les  ressemblances  de  l'^difice 
d'Ampurias  avec  le  temple  de  Mercure  et 
celui  d'Isis  k  Pomp^i  ne  nous  frappent  pas 
comme  lui.  Quoiqu'il  en  soit,  la  construc- 
tion 6tait  relativement  soign^e,  quoique 
l'appareil  füt  trhs  modeste,   avec  un  souci 


363 


Archäologische  Fände  im  Jahre  191 3. 


364 


certain  des  heiles  moulures  simples.  Les 
füts  des  colonnes  du  portique  sont  lisses, 
gr^les  et  sans  trace  d'entasis,  et  les  chapi- 
taux  n'ont  ni  la  force  que  donne  l'ecrase- 
ment  de  l'^chine  archaique,  ni  l'eldgance 
ferme  de  l'epoque  classique.  N'oublions  pas 
que  M.  Puig,  faisänt  6ta.t  d'une  inscription 
trouv^e  non  loin  du  temple,  et  qui  est  peut- 
6tre  une  dödicace  k  Serapis,  songe  k  affecter 
le  sanctuaire  ä  ce  dieu.  Nous  pr^f^rerions 
croire  que  l'inscription  provient  de  la  ville 
romaine. 


surtout  de  tessons  ä  figures  noires  et  ä 
figures  rouges  sans  qu'on  puisse  signaler 
aucun  morceau  saillant ').  Les  plus  inte- 
ressants  sont  ceux  oü  se  lisent  des  grafites  en 
langue  grecque,  ici  ulNHTnN  en  helles  lettres 
du  V  sifecle,  Ik  encore  NIAIYANTI  »).  Sur 
une  anse  d'amphore  est  empreint  le  cachet 
TIMOYS,  sur  une  autre 

EHIAYTO 
+PATEYS 
//////////  ANIOY  3) 


Fig.  43.     Mosaique  d'Ampurias. 


Le  d^blaiement  des  rues  et  des  maisons 
de  N^apolis  s'est  continu6  en  1912  et 
1913,  et  d6jä  la  promenade  dans  les  quartiers 
nouveaux  est  pleine  de  surprises  et  d'utiles 
legons.  Mais  le  plan  n'en  est  ni  dress^  ni 
puhlie  encore,  et  nous  attendrons  pour  en 
parier  que  les  travaux,  plus  avances,  soient 
mieux  connus  *). 

Quant  aux  trouvailles  d'objets,  elles  furent 
assez  rares  *).  La  c^ramique  grecque  a 
fourni   son   contingent  annuel   de  vases   et 


')  Signaions:  Manuel  Cazurro,  Guia  ilustrada 
de  las  ruinas  de  Ampurias  y  Costa  brava 
catalana,  La  Escala  (Gerona)  s.  d.  C'est  un  petit 
livre  excellent,  tr^s  bien  illustr^.  M.  Cazurro  a  pris 
une  tres  grande  part  aux  fouilles  d'Ampurias,  et  le 
mot  Guia,  dans  l'espece,  n'est  pas  assez  prometteur. 

*)  Anuari  IV,  p.  671  et  s.  Cronica  de  les  es- 
cavacions    d'Empuries. 


et    sur    des    fonds    de    vases,    au     revers, 
AEMnNEkOAEEH,    A9MrAPPO,   AAE  4). 

Mais  ce  qui  a  heaucoup  plus  de  valeur, 
c'est  un  petit  autel  au  corps  rond  cannel^, 
ä  la  base  s'övasant  en  cloche,  k  la  tete  orn^e 
de  jolies  volutes  ioniques;  une  petite  plaque 
de  revetement  en  marhre,  malheureusement 
incomplöte,  oü  ^tait  sculpt6  en  relief  un 
Sphinx  ou  un  griffon  passant,  de  hon  style 
grec,   une    vigoureuse    ant^fixe    d'angle    en 


')  Ibid.,  fig.  3—16. 

2)  Ibid.,  fig.  19. 

3)  Ibid.,  fig.  17,  18.  Les  copies  et  transcriptions 
d'inscriptions  grecques  sont  toujours  deplorables 
dans  l'Annuaire,  et  fönt  tache  dans  une  aussi 
savante  publication.  Nous  prefererions  une  simple 
Photographie. 

4)  Ibid.,  fig.  20.  Le  grafite  no  2  est  transcrit  aussi 
(sous  les  initiales  Cl.  N.  d'O.)  ofxXap'  dxpüj  =  pobre, 
cscolta!  (!!) 


365 


Spanien  und  Portugal. 


366 


pierre,  et  trois  tetes  de  lions  archa'iques  en 
terre-cuite.  Ces  derniferes  proviennent  sans 
doute  de  la  frise  de  Tun  des  temples,  et  l'une 
surtout  est  d'un  beau  caractöre  '). 

Donnons  une  attention  speciale  ä  un  lot 
d'armes  rencontr6  prhs  d'une  tour  de  la 
muraille  et  comprenant  1406  balles  de  fron- 
des  en  plomb,  quelques-unes  avec  inscription, 
54  grosses  pointes  de  traits  de  baliste  en  fer, 


Fig.  44.    Fragment  de  verrerie  romaine  de  la  Maie 
de  Deu  de  la  Salud. 

et  surtout  la  carcasse  de  fer  d'une  catapulte 
romaine.  Au  dire  des  sp&ialistes,  c'est  la 
premifere  fois  qu'apparait  un  monument 
aussi  important  pour  l'histoire  de  l'artillerie 
antique,  et  il  donnera  certainement  Heu  ä 
des  travaux  tr^s  int^ressants  et  tr^s  neufs  *). 
Mais  nous  devons  surtout  admirer  une 
ravissante  petite  mosaiique  (fig.  43)  qui, 
arrach^e  d^s  l'antiquit^  h.  quelque  riche 
atrium,  bouchait  l'ouverture  d'une  citerne. 
Elle   est   d'un   travail   extrömement   fin   et 

')  Anuari,  IV,  p.  308,  fig.  5;  p.  310,  fig.  10; 
p.  313,  fig.  18;  p.  314—15.  fig-  21.  22.  23- 

')  Ibid.,  p.  671,  fig.  I  et  2.  Nous  recevons  au 
Sujet  de  la  machine  de  guerre  un  interessant  article, 
Frankfurter  Zeitung,  29  avril  1914,  W.  Barthel, 
Die  Catapulta  von  Emporion,  Das  erste 
römische    Geschütz    gefunden. 


d^licat,  de  vives  couleurs  nuanc^es  avec 
beaucoup  d'adresse;  on  y  voit  un  gros  pois- 
son,  bouche  ouverte,  nageoires  h6riss6es, 
deux  poissons  plus  petits,  allong^s  et  vifs, 
les  cornes  d'une  langouste,  une  murine  et, 
sur  un  rocher  saillant  oü  grimpe  un  crabe, 
un  joli  martin-pecheur  tenant  au  bec  une 
crevette.  C'est  le  triomphe  de  cet  art  d6- 
cevant,  ä  notre  avis  trop  pris6,  qui  par  ex- 
ception  seulement  a  produit  des  oeuvres 
belles. 

Voilä  les  d^bris  dont  s'enrichit  chaque 
jour  le  Musee  de  Barcelone,  juste  recom- 
pense  des  efforts  intelligents  que  fönt  les 
membres  de  sa   Junta  directrice. 

La  Catalogne  du  reste  recueille  partout 
avec  un  soin  pieux  les  restes  de  son  pass6  pre- 
chr^tien  aussi  bien  que  chr^tien.    L'Anu- 


Fig.  45.     Petit  bronze  de  Saint  Martin 
de  Malda. 

ari,  dont  l'ampleur  et  le  grand  m^rite  ex- 
cusent  les  retards,  nous  tient  au  courant 
des  moindres  recherches,  des  moindres 
fouilles  dont  il  a  connaissance,  et  des  ac- 
quisitions  principales  des  musees. 

C'est  ainsi  qu'il  nous  r&ume  les  fouilles 
ex6cutees  prfes  de  Sabadell,  ä  l'ermitage  de 
la  Mare  de  Deu  de  la  Salud,  dans  un 
Etablissement  romain  assez  peu  d^fini.  La 
c6ramique  et  d'autres  objets  recueillis  forme- 
ront  le  noyau  d'un  musee  local;  nous  y  re- 
marquons  deux  beaux  morceaux  de  verre 
d^cor^s  l'un  d'une  frise  de  quatre  soldats 
courants,  l'autre  (fig.  44)  d'une  originale 
tSte  de  vieillard  '). 

•)  Anuari,  IV,  p.  679,  Excavacions  a  Saba- 
dell. 


367 


Archäologische  Funde  im  Jahre   1913. 


368 


A  Reus,  d'oü  l'on  connaissait  d6jä  de 
belies  mosaiques,  on  a  retrouv6  et  d^blayd 
deux  fours  de  potiers  prös  desquels  gisaient 
des  röcipients  grossiers,  Sans  ornements, 
destin^s  sans  doute  k  des  usages  rustiques. 
Pr^s  de  Saint  Martin  de  Malda,  sur  la  limite 
de  la  Segarra  et  de  I'Urgel,  la  charrue  a  mis 
au  jour  un  fragment  d'une  grande  mosalque 


Fig.  46.    Statue  de  Tarragone. 

ä  ornements  g^omötriques  qu'une  fouille 
acheva  bientot  de  d^couvrir,  permettant 
ainsi  de  recueillir  beaucoup  de  c^ramique 
encore  in^dite.  Enfin  ä  Salsona,  autre  trou- 
vaille  d'un  four  c6ramique  et  d'une  belle 
collection  de  moules  et  de  fragments  de  vases 
romains  ä  reliefs  parmi  lesquels  gisait  par 
hasard  un  petit  ornement  de  bronze  re- 
pr^sentant  la  lutte  ou  le  jeu  de  deux  chiens 
(fig-  45)-  L' Oeuvre  est  de  valeur  secondaire, 
mais  lafacture  en  est  interessante,  et  lecon- 
traste  du  barbet  poilu  et  de  son  mince  ad- 
versaire  est  amüsant  et  spirituel '). 

Nous  ne  pouvons  quitter    l'Anuari  sans 


')  Ibid.,  p.  684.  fig.  34. 


signaler  le  tr^s  important  Inventaire  des 
sculptures  de  la  Tarraconnaise  ro- 
maine  par  M.  Albertini,  ancien  membre 
de  rficole  de  Hautes  fitudes  hispaniques  '). 
II  deviendra  le  premier  fascicule  d'un  vaste 
Corpus  auquel  Tficole  travaille  avec  ac- 
tivit^;  il  a  pu  s'^tablir  rapidement  et  se  prä- 
senter en  beaut6  gräce  ä  la  g^n^reuse  col- 
laboration  de  1' Institut  catalan,  ä  qui  la 
primeur  devait  en  etre  röserv^e.  Des  262 
statues  ou  bas-reliefs  que  l'auteur  a  r^unis, 
6tudi6s,  photographiös,  un  tr^s  grand  nombre 
^taient  rest6s  in6dits;  il  ne  rentre  pas  dans  le 
cadre  de  cette  Chronique  de  signaler  les 
sculptures  dont  la  döcouverte  est  ant^rieure 
et  191 2,  mais  nous  retiendrons  la  grande 
Statue  de  femme  drap6e  d^terr^e  tout 
rdcemment  ä  Tarragone,  sur  l'emplacement 
des  Thermes,  par  M.  Navarro  (fig.  46).  La 
t6te  et  la  main  gauche  manquent;  elles 
^taient  sculpt^es  k  part;  mais  le  corps  est 
bien  conserv^.  Les  plis  de  l'ample  manteau 
oü  s'enveloppe  la  matrone  sont  trop  abon- 
dants,  un  peu  trop  cass6s  et  secs;  l'oeuvre 
cependant,  de  bonne  facture  romaine,  se 
classe  parmi  les  pifeces  de  choix  du  riche 
mus6e  qui  l'a  regue  *). 

Fassons  de  Catalogne  en  Aragon,  et  faisons 
halte  h  Saragosse.  En  pleine  ville,  dans  la 
rue  Alfonso  I,  D.  Mariano  Ena,  faisant  ex- 
6cuter  des  travaux  dans  sa  cave,  tomba  sur 
une  grande  mosaique  qui  est,  croyons-nous, 
la  plus  artistique  de  l'Espagne  avec  celle 
d'Ampurias  dont  nous  avons  parl^  tout  ä 
I'heure.  Elle  n'a  pas  l'extrSme  finesse  ni 
l'^clat  de  cette  derniere,  mais  eile  vaut  plus 
par  le  sujet.  Dans  un  cadre  form6  par  un 
bandeau  d6coratif  oü  se  melent  des  m^daillons 
all^goriques,  on  voit  s' avancer  Bacchus  et 
son  cortöge.  Le  dieu,  amplement  vetu  ä 
l'orientale,  le  torse  pris  dans  une  peau  de 
panthfere,  est  debout  sur  son  char  train6  par 
deux  tigres  royaux;  le  thyrse  k  la  main,  il 
guide    son    attelage.      Une   femme,    Ariane 


')  Anuari,  IV,  p.  323  et  s.  Eugene  Albertini, 
Sculptures  antiques  du  Conventus  tarra- 
conensis. 

*)  Boletin  Acad.  Hist.,  1912,  I,  p.  460.  A.  del 
Arco,  Hallazgo  arqueologico  en  Tarragona. — 
Anuari,  IV,  472,  473,  fig.  300 — 302.  Sous  la plinthe 
de  la  Statue  est  grav^e,  en  lettres  irr^gulieres  et  peu 
profundes,  une  inscription  d'une  lecture  tres  douteuse. 


369 


Spanien  und  Portugal. 


370 


Sans  doute,  mais  le  mauvais  6tat  de  la  mo- 
sai'que  en  cet  endroit  ne  permet  pas  de  pr6- 
ciser,  est  aussi  debout  sur  le  char  h  c6t6  de 
son  amant  divin.  Pr^s  du  char,  en  arri^re- 
plan,  marchent  un  faune  couronne  de  pam- 
pres  et  une  bacchante;  devant  le  char  Pan, 
aux  cornes  et  aux  pattes  de  bouc,  sautille, 
guidant  le?  tigres;  aux  branches  basses  d'un 
gros  arbre  s'accroche  l'^toffe  d'une  tente. 
M.  M^lida,  qui  d^crit  la  mosaique,  en  loue 
la  technique  tr^s  savante;  les  cubes  de  pierre 


fontaine  (fig.  48).  Ce  sont  deux  jeunes 
femmes  demi-nues,  l'une  assise  sur  un  rocher, 
l'autre  par  terre,  ä  ses  genoux.  Les  deux 
sCBurs,  deux  nymphes  sans  doute,  sont 
famili^rement  unies  dans  une  gracieuse  pose. 
Le  motif  a  du  charme,  les  nus  ont  de  la 
saveur,  et  les  draperies  se  plissent  avec  une 
louable  simplicit^;  mais  les  mains  et  les  pieds 
paraissent  bien  mal  dessines  et  model6s,  et 
nous  craignons  que  la  Photographie  (nous 
n'avons  pas  vu  l'original)  n'ait  flatt6  le  mo- 


Fig.  47.     Mosaique  de  Saragossa. 


sont  tr^s  petits,  disposes  avec  beaucoup 
d'habilet^,  et  precisant  un  dessin  net,  ce  qui 
est  rare,  avec  un  coloris  trfes  nuanc6.  La 
composition  est  d'ailleurs  fort  belle  dans  sa 
simplicit6.  Bacchus  et  Ariane  ont  de  nobles 
attitudes;  les  autres  personnages  et  les  tigres 
du  pittoresque,  du  mouvement  et  de  la  vie. 
Sans  doute  le  mosaiste  a-t-il  brillamment 
interpr6t6  selon  les  ressources  de  son  art 
une  composition  c^l^bre  (fig.  47)  '). 

Avec  les  mosai'ques,  M.  Ena  a  eu  la  bonne 
Chance  de  trouver  un  petit  groupe  de  marbre 
qui,   Selon   M.   M61ida,    devait   d^corer  une 


')  Boletin,  1914,  I,  p.  92.  J.  R.  M^lida,  Anti- 
güedades  romanas  descubiertas  en  Zara- 
goza, pi.  rv. 


d^le.  Le  groupe  n'en  reste  pas  moins  un 
bon  sp^cimen  de  la  sculpture  d^corative  en 
Espagne,  et  la  perte  des  deux  tetes  est  des 
plus  regrettables '). 


Parlons  maintenant  des  fouilles  de  Merida, 
la  grande  Colonia  Emerita,  que  les  an- 
ciens  appelaient  la  Rome  espagnole.  M.  M.6- 
lida  et  ses  collaborateurs,  en  particulier 
D.  MaximiHano  Macias,  fönt  lä  plus  de  be- 
sogne  que  de  bruit.  Le  d6blaiement  de  la 
sehne  du  theätre  a  suivi  celle  des  gradins  et 
de  l'orchestre  que  nous  avions  relat6e  il  y 


')  Ibid.,  pl.  V. 


371 


Archäologische  Funde  im  Jahre   1913. 


372 


Fig.  48.     Croupe  en  marbre  de  Saragosse. 


F'g-  49-     Theätre  de  Merida. 


373 


Spanien  und  Portugal. 


374 


a  deux  ans.  II  ne  reste  plus  pour  la  campagne 
prochaine  qu'ä  decouvrir  quelques  depen- 
dances  sur  les  cot^s  et  en  arrifere  de  la  sc^ne, 
et  la  fagade  du  c6t6  de  la  ville. 

L'ensemble  de  la  ruine  ainsi  degag^e  est 
süperbe  et  nous  montre  maintenant  le  th6- 
ätre  le  mieux  conserv^  de  l'Espagne.  Une 
restauration  graphique  et  peut-etre  une  res- 
tauration    reelle,     du     moins    partielle,    est 


fusions  dans  le  plan  et  dans  la  d6coration 
que  mSme  les  sp6cialistes  auront  quelque 
peine  h  d^meler.  Pour  le  moment  il  faut 
se  contenter  de  jouir  de  l'opulent  spectacle 
de  la  cavea  profonde  et  des  marbres  etin- 
celants  en  belle  lumi^re  dans  le  d^sordre 
pittoresque   de   l'orchestre    et   de   la   sc6ne 

(fig-  49)- 
L'oeil  s'arrete  avec  plaisir  k  de  magnifiques 


Fig.  50.     Pluton  de  Merida. 


maintenant  possible,  mais  il  y  faudra  pro- 
c^der  avec  beaucoup  de  reflexion  parceque 
des  l'antiquite  l'ddifice  a  6te  remani6  et 
modifid  plusieurs  fois.  Construit,  dit-on, 
par  Agrippa  vers  l'an  16,  l'edifice  fut  repris 
Sans  deute  par  Trajan  et  restaure  par  Ha- 
drien  apr^s  un  incendie.  C'est  ä  ce  moment 
qu'il  dut  etre  le  plus  beau  et  le  plus  somp- 
tueux,  couvert  de  sculptures  decoratives  et 
peupl6  de  statues  de  bon  style  classique. 
Mais  sous  le  r^gne  de  Constantin  la  sc^ne 
fut  restaur^e,  agrandic  peut-etre  et  orn^e  de 
marbres  sculptes  d'un  style  plat  et  sec 
vraiment  byzantin.  II  resulte  de  ces  remanie- 
ments  et  de  ces  styles  superposes  des  con- 

Archäologischer  Anzei£;er  1914. 


chapiteaux  corinthiens  dont  certains  portent 
sur  l'abaque  le  nom  ou  la  marque  des  ouvriers 
grecs  qui  les  sculptörent,  et  ä  de  riches 
corniches  et  frises  qui  peuvent  lutter,  par 
la  sürete  du  dessin  avec  ce  que  Ton 
connait  de  meilleur  en  ce  genre.  Quelques 
statues,  qui  n'ont  pas  encore  rejoint  au 
musöe  la  grande  C6rhs  ou  Junon  trouv^e  en 
191 1,  sont  encore  desceuvres  de  prix;  la 
plupart  sont  malheureusement  trfes  mutilees. 
Trois  statues  d'empereurs  vetus  de  la  cuirasse 
ä  reliefs,  Auguste,  Trajan  et  Hadrien  peut- 
6tre,  si  elles  6taient  compl^tes,  prendraient 
place  parmi  les  plus  heureux  modöles  de  ces 
portraits     officiels.       Un     torse     d'homme. 


375 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


376 


M.  M61ida  pense  k  Esculape,  est  modelt  avec 
vigueur.  Mais  surtout  on  remarque  un 
Pluton  (fig.  50)  haut  de  2  m  25,  dont  le 
Corps  drap6  est  .trop  bas  et  lourd,  mais  dont 
la  tßte  a  de  la  majest6,  et  une  jeune  femme 
en  gui  M.  M^lida,  se  rappelant  la  C^r^s, 
reconnaitrait  volontiers  Proserpine  (fig.  51)- 
Taill^e  dans  un  tr^s  beau  marbre,  eile  vaut 


ait   grand   espoir   de   les   retrouver,   car   la 
fouille  touche  h  sa  fin  •). 

Dös  qu'elle  sera  termin6e  nous  esp^rons 
que  M.  Mölida  s'attaquera  ä  l'aniphithöätre 
qui  touche  presque  le  th6ätre,  et  dont  les 
gradins  et  l'aröne  doivent  etre  aussi  bien 
conserv^s  que  la  cavea  et  l'orchestre  de 
l'edifice  voisin.     A  moins  que  Ton  ne  pr6- 


Fig.  51.     Statue  du  th^ätre  de  Merida. 


par  l'abondance,  la  souplesse  et  l'^lögante 
disposition  des  plis  de  sa  robe  et  de  son  man- 
teau  qui  d^gage  l'^paule,  le  sein  et  le  bras 
droits;  ce  bras  est  nu,  et  quoique  d'un  model6 
un  peu  rond,  fait  un  agröable  effet,  att^nuant 
par  sa  tache  lisse  et  blanche  l'aust^rit^  du 
costume.  Ce  raffinement  donne  une  Im- 
pression de  jeunesse,  presque  de  coquetterie, 
qui  charme  et  fait  passer  sur  des  imper- 
fections  trop  reelles  de  l'cEuvre.  La  t6te 
manque,  ainsi  que  le  bras  gauche,  sans  qu'on 


ffere  aborder  tout  de  suite  le  terrain  qui 
s6pare  le  th6ätre  de  la  nouvelle  Plaza  de 
Toros,  car  c'est  la  partie  du  Cerro  de  San 
Albin  oü  l'on  peut  le  mieux  retrouver  d'int6- 
ressants  monuments  religieux. 

On  sait  d6jä  que  les  travaux  de  substruc- 


')  Pourle  thöätre,  voy.  Boletin,  1913,  I,  p.  158. 
J.  R.  M^lida,  Las  excavaciones  de  Merida, 
Ultimos  hallazgos;  Museum,  1913,  p.  158.— 
J.  R.  M^lida,  Excavaciones  de  Merida,  El 
teatro   romano. 


377 


Spanien  und  Portugal. 


378 


tions  de  cette  ar^ne  tauromachique  ont  fait 
decouvrir  depuis  1902  six  statues  provenant 
d'un  Mithraeum.  Nous  eümes  alors  la  bonne 
fortune  de  les  faire  connaltre  le  premier. 
En  191 3  ces  travaux  longtemps  interrompus 
ayant  6t6  repris,  amen^rent  la  trouvaille  de 
huit  statues outetes  nouvelles,  en  memetemps 
que  des  tßtes  et  des  fragments  des  statues 
anciennes;  le  mus6e  de  Merida  a  heureuse- 


Fig.  52.     Mercure  de  Merida. 

ment  recueilli  tout  ce  precieux  ensemble,  si 
important  pour  l'^tude  du  culte  de  Mithra 
en  Espagne,  et  particuliferement  dans  la 
colonie.  M.  M6Iida  vient  d'^crire  cette  6tude 
en  un  article  trhs  document^  oü  il  donne  de 
bonnes  gravures  de  toutes  les  sculptures '). 
Nous-m6mes  nous  y  essayons,  ä  un  point 
de  vue  un  peu  diff^rent,  dans  un  article 
qu'imprime  actuellement  laRevue  arch^o- 
logique.     II  serait  trop  long  d'^num^rer  ici 


')  Boletin,  1914, 1,  p.  439,  Cultos  emeritenses 
de    Serapis   y   de    Mithra. 


et  de  d^crire  ces  sculptures,  et  ce  n'est  pas 
le  lieu  de  dire  ce  qu'elles  confirment  ou  ensei- 
gnent  de  nouveau  relativement  au  culte  de 
Mithra;  contentons-nous  d'en  citer  et  d'en 
reproduire  deux  qui  nous  paraissentlesmeil- 
leures  de  la  s6iie. 

D'abord  un  Mercure  assis  sur  un  roclier. 


'"'g-  S3-     Mithra  de  Merida. 

ayant  prös  de  lui  sa  grande  lyre,  oü  se  lit 
rinscription: 

ANN  .  COL  .  CLXXX 

INVICTO  DEO  MI-PRAE 

SACR 

C  .  ACCIVS  HEDYCHRVS 

PATER 

A.     L.     P. 

Si  l'art  de  la  statue  est  banal  et  m^diocre, 
la  Statue  a  du  moins  le  m^rite  d'etre  dat6e  par 
cette  dödicace;  eile  fut  ex^cut^e  en  l'an  155 
de  notre  hre.    Celui  qui  la  d6dia,  C.  Accius  He- 


>4' 


379 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


380 


dychrus,  6tait  d6jä  connu  par  unc  autre 
liberalite  de  ce  genre,  unc  Statue  de  l'Oc^an 
(M.  M^lida  y  voit  le  fleuve  Anas,  mais  nous 
croyons  qu'il  se  trompe)  qu'il  offrit  un  peu 
plus  tard  h  Mithra,  lorsque  de  la  dignit^  de 
Pater,  il  s'61eva  ä  la  dignitö  supreme  de 
Pater    Patrum    (fig.  52). 

La  date  du  Mercure,  on  le  comprend,  est 
de  grande  valeur  pour  l'histoire  du  sanctuaire 
et  aussi  des  oeuvres  d'art  qui  s'y  trouvferent 


Fig.  54.      Tete  grccque  de   Grenade. 

r6unies.  Parmi  elles  nous  devons  citer  deux 
statues  du  dieu  lui-nieme,  l'une  oü  il  est 
reprösente  nu,  ayant  pr^s  de  lui  un  petit 
lion,  image  qui  difffere  du  type  classique, 
l'autre  oii  il  porte  son  costume  oriental  ordi- 
naire  (fig.  53)  ').  Ces  icones  viennent  avec 
bonheur  s'adjoindre  aux  statues  si  curicuses 
d'Eon  ou  Kronos  trouv6es  en  1902  et  que 
nous  n'avons  qu'ä  rappeler. 


,  ")  Sur  la  plinthc  du  Mithra  on  lit  l'inscription 
suivante  (cn  une  seule  ligne): 

INVICTO     SACR\M     C.      CVRIVS  • 

AVITVS  •  ACCI  •  HEDYChRO  •  PA  • 

AHMHTPIOS    EnOIEl. 


Enfin  on  sait  que  presque  toutes  les  divini- 
tds  du  Pantheon  gröco-romain  avaient  des 
rapports  plus  ou  moins  ötroits  avec  Mithra 
et  pouvaient  se  grouper  autour  de  lui  dans 
ses  grottes;  aussi  ne  sommes-nous  pas  6ton- 
n^s  que  les  fouillcs  de  la  Plaza  de  Toros  nous 
aient  livr^  avec  les  prdc^dentes  effigies 
d'autres  divinitös,  par  cxemple  deux  V6nus, 
et  une  tete  de  Sörapis,  dont  le  culte  etait 
peut-Stre  116  ä  Merida  avec  le  sien  '). 

Toutes  ces  sculptures,  sauf  cette  derni^re 
tete,  sont  de  style  trfes  mddiocre,  tr^s  pro- 
vincial,  si  l'on  ose  dire,  quoique  peut-etre 
sorties  de  la  main  d'artistes  grecs  ambulants, 
et  si  elles  sont  de  trhs  utiles  documents,  elles 
ne  contribueront  pas  autant  que  le  th^ätre 
et  ses  marbres  d^coratifs  ä  attirer  les 
touristes  ä  Merida. 

M.  M61ida  a  Joint  aux  trouvailles  du  Mi- 
thraeum  une  tete  de  femme  provenant  d'une 
autre  partie  du  Cerro  de  San  Albin  deterree 
au  mois  de  fevrier  de  cette  annöe.  C'est  un 
Portrait  de  dame  romaine,  et  nous  doutons 
qu'elle  se  rattache  au  Mithraeum.  Elle  vaut 
par  le  caract^re  trfes  personnel  des  traits  et 
surtout  par  la  technique  des  boucles  etagees 
en  triple  rangle  autour  du  front;  c'est 
exactement  le  systfeme  des  boucles  en  colima- 
gons  de  nombre  de  tetes  grecques  archaiques, 
et  nous  avons  lä,  croyons-nous,  une  applica- 
tion  fort  rare,  sinon  unique,  de  sculpture 
archa'isante. 

Cette  tete  nous  rappelle  qu'ä  la  r^cente 
exposition  de  Grenade,  en  1912,  on  a  pu  voir 
une  magnifique  tete  archa'isante  d'homme 
barbu.  Nous  reproduisons  l'image  (fig.  54)* 
qui  en  a  6t6  donn6e  dans  le  M  u  s  e  u  m  sans  que 
le  texte  en  fasse  mention.  Nous  ne  savons 
donc  ni  d'oü  eile  provient,  ni  quel  en  est  le 
possesseur;  meme  il  ne  nous  est  pas  possible 
de  bien  distinguer  sur  la  Photographie  s'il 
s'agit  d'un  original  ou  d'un  moulage  *). 

Un  autre  portrait  romain  de  Merida  a  ite 
r^cemment  publik;  il  est  moins' interessant 


')  Nous  signalons  avec  plaisir  une  brochure  tres 
bien  faite  et  bien  illustr^e  de  M.  Maximiliane  Macias 
Llancs,  Merida  monumental  y  artistica.  Elle 
est  tres  prccieuse  pour  l'histoire  de  la  ville  et  des 
fouilles,  auxquelles  l'auteur  a  eu  une  part  importante. 

')  Museum,  1912,  Diego  Marin,  Exposicion 
de  arte  Historico.  Granada,  p.  246  (Busto 
Griego).     l.e  nez  parait  restaure. 


381 


Spanien  und  Portugal. 


382 


quoiqu'ayant  assez  de  realisme.  II  orne, 
sciilpte  cn  assez  haut  relicf,  le  monunient 
funeraire  d'Antonius  Saturninus  et  d'Ulpia 
Juniana,  dont  l'originale  epitaphe  a  depuis 
longtemps  d'ailleurs  occupö  Ics  epigraphistes, 
car  la  pierre  est  connue  depuis  1894.  Ulpia 
Juniana  etait  figuree  pres  de  son  mari,  mais 
sa  tete  a  ete  brisee.  Le  bas-relief  appartient 
au  Duc  de  Santa  Lucia  (fig.  55)  '). 


de  la  ville,  cntre  la  Tour  de  l'hommage 
et  l'angle  Sud-Est.  Ce  sont  des  dalles  de 
pauvre  granit,  arrondies  par  le  haut;  dans 
Ic  demi-cintre  qui  est  parfois  un  peu  creuse, 
sont  graves  tantot  un,  tantot  deux  bustes 
informes.  Ce  sont  de  simples  silhouettes 
grossieres;  los  traits  sont  ä  peine  indiques, 
quand  ils  le  sont;  au-dessus  des  bustes  un 
cercle  plus  ou  moins  grand  ou  un  croissant 
figurent  des  astres.  Les  epitaphes  sont 
inscrites  au  dessous,  et  la  gravure  n'en  estpas 


F'g-  55-     Portrait  funeraire  de  Merida. 


^  Mentionnons  maintenant  les  plus  interes- 
santes des  inscriptions  qui  ont  ete  publiees 
au  cours  du  dernier  biennium.  Comme  il  y 
a  deux  ans  nous  laissons  de  cote  les  epitaphes 
qui  n'ont  qu'une  valeur  d'onomastique,  bien 
qu'elles  puissent  etre  trhs  utiles  un  jour  ä 
ceux  qui  s'acharneront  au  dechiffrement  de 
la  langue  des  Ib^res;  mais  nous  noterons 
Celles  qui  sont  gravees  sur  des  stfeles  ornees  '). 
Les  plus  curieuses,  k  cause  meme  de  leur 
grande  barbarie,  se  trouvent  au  Mus6e 
d'Avila,  ayant  ete  extraites  de  la  muraille 


')  Boletin,  1913,  I,  p.  85.  Fidel  Fita,  Un 
sarcofago    romano,    bisomo,    de    Merida. 

*)  Citons  pourtant  l'^pitaphe  d'un  villi  cus  des 
mines  de  Sisapo  (Almaden)  qui  s'appelait  Epa- 
phras  (Boletin,   1913,  II,  p.  280). 


moins  rüde;  les  noms  ont  un  cachet  parti- 
culieremcnt  sauvage  Avonnus,  Abana, 
Elcia,  Mosarice,  Dubiterus,  Monova 
etc.  La  fig.  56  donnera  une  idee  süffisante 
de  ces  monuments  horribles  '). 


■)  Boletin,  1913,  I,  p.  529  et  s.  Fidel  Fita, 
Nuevas  lapidas  romanas  de  Santisteban 
del  Puerto,  Berlanga  (Badajoz),  Avila  y 
Retortillo    (Salamanca). 

Signaions  en  passant  une  pierre  funeraire  de 
Puebla  de  Arganzon  (Burgos),  dont  l'inscrip- 
tion  est  banale,  mais  la  stele,  si  le  dessin  reproduit 
fig-  57  est  exact,  est  curieusement  creusee  d'une 
Sorte  de  porte  »arabe«.  Elle  peut  donc  etre  de 
grande  importance  pour  l'histoire  de  Tarchitecture 
(Boletin,  1914,  I,  p.  176.  Federico  Baraibar,  La- 
pidas de  Puebla  de  Arganzon  y  Laguardia). 
L'editeur  pense  qu'il  pourrait  bien  etre  question  d'une 
Sorte  de  buste  feminin.     Le  dessin  ne  pcrmet  pas  de 


383 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


384 


Nous   transcrivons   ici   l'inscription    d'un 

q(ue)    sane    comes    eo  .  Jam    placide 

sarcophage  nouvellement  deterrö  ä  Tarra- 

posita      Lethes      in      morte      quiesce, 

gone;  eile  donne  une  idee  de  la  poesie  fune- 

junctaq(ue)     tumulo    fratri    pariter- 

raire   en   Espagne   h.  la   fin   du    n""   sifecle; 

q(ue)  sorori  .  Vixit  an(nos)XX...  etc. 

Fig.  56.     Steles  funöraires  d'Avila. 


eile  est  pleine  de  bonnes  intentions,  mais 
nous  ne  nous  risquons  pas  ä  s^parer  ni  k 
scander  ces  na'ifs  hexam^tres '). 

D(is)  M(anibus)  Aur(eliae)  Pau- 
linae  filiae.  0  crudele  funus!  Qui 
nunc  attigit  mihi  e{st)  renovatus, 
o  dolor!  dolueram  fratri  simulq(ue) 
sorori  .  Nunc     lugeo,     filia,    pariter- 


\/vyrjT 


Fig.  57.     Stele  de  Puebla  de  Arganzon. 


dire  si  la  pierre  a  ^t^  d^coup^e  dans  l'antiquitd  ou 
r^cemment.  De  toute  fagon,  bien  que  la  stMe  seit 
rogn^e  ä  gauche,  IVpitaphe  est  complete. 

')  Boletin,  1914,  I,  p.  199.  Fidel  Fita,  Lapida 
iberica  de  Cabanes  y  roraanas  de  Almenara, 
Villareal  y  Tarragona. 


Les  d6dicaces  aux  dieux  ont  plus  de 
valeur,  mais  elles  sont  assez  rares.  Tantot  il 
s'agit  de  divinitös  romaines,  comme  Jupiter 
Solutorius,  ä  Gallegos  de  Arganan  (Ciudad 
Rodrigo)  ').  L'inscription,  qui  se  trouve 
ä  l'eglise  paroissiale  est  ainsi  formulee 

VITULUS 
ARREINI.F. 
lOVI.SOL 
VTORIO 
V.  S.  A.  L. 

Ce  Jupiter  6tait  d6jä  connu  par  d'autres 
d^dicaces  lusitaniennes. 

A  Arroyo  del  Puerco  (Badajoz)  Tongus, 
fils  de  Boutus,  a  consacr^  un  autel  ä  Vesta, 
dont  le  culte  s'est  jusqu'ici  montr^  rare  en 
Espagne  *) ;  ä  Uxama  (Osma),  un  soldat  de 
la  VIP  l^gion  a  consacre  un  autel  ä  la  For- 
tune 3). 

Tantöt  il  s'agit  de  divinitös  locales  sur 
lesquelles  nous  sommes  en  g^n^ral  tr^s  mal 
inform^s.  De  Talavan  (Caceres)  provient 
la  StMe  que  reproduit  notre  fig.  58;  l'inscrip- 
tion est  la  suivante 


')  Boletin,  1913,  I,  p.  179.  Fidd  Fita,  Cali- 
abria  romana  (Epigrafes  romanos).  Cf. 
C.  I.  L.  II,  nos  744,  745. 

')  Boletin,   Ibid.    p.  438. 

3)  Ibid.  1913,  II,  p.  154.  Manuel  Lago  y  Gonzalez, 
obispo  d'Osma,  Nueva  inscripcion  romana  de  Osma. 


385 


Spanien  und  Portugal. 


386 


MUNIDIEBE 

ROBRIGAE 

TOVDOPALA 

NDAIGAEA\ 

MIABOVTEA 

qu'il  faut  lire  Munidi  Eberobrigae  Tou- 
dopalandaigae  Ammia  Boutea").  On 
connaissait  dijk  le  nom  Tongoenabiagus, 
mais  la  d^esse  Munis  ou  Mounis  Tou- 
dopalandaiga   est  nouvelle.      Son  image, 


Fig.  58.     Ex  voto  de  Talavan. 

qui  est  horriblement  sculpt^e  au-dessus  de 
la  dedicace,  permet  peut-etre  d'y  voir  une 
de  ces  Deesses-M^res,  de  ces  Matres,  dont 
il  y  a  tant  de  Souvenirs  ^pigraphiques, 
particuli^rement  en  Lusitanie  et  dans  le 
Nord  de  l'Espagne.  Justement  il  a  6t6  t6- 
cemment  publie  un  petit  ex-voto  d6di6 
Matribus  Useis.  Ce  dernier  mot  est  une 
6pith^te  g^ographique,  et  designe  quelque 
Heu  ou  quelque  source  d'Alava,  conime  le 
mot  Eberobriga  du  texte  precödent  se 
rapporte  probablement  k  la  ville  antique 
qui  est  devenue  Talavan. 


■)  Ibid.,  1914,  I,  p.  304.    Fidel  Kita,  Nuevas  in- 
scripciones    ...    de   Talavan   y   Merida. 


De  mSme  la  dedicace  aux  Aquae  Ele- 
te(n)ses  qui  etaient  honor^es  ä  Retor- 
tillo  (Ciudad  Rodrigo)  fait  probablement 
allusion  au  rio  Yeltes,  dont  le  nom  prend 
au  Moyen-Age  la  forme    Heltes  '). 

Citons  encore  l'ex  voto  de  L.  Tetius  Se- 
ticnas,  trouv6  ä  Garlitos  (Badajoz)  ä  la 
Grande  M^re  des  Dieux,  qui  lui  6tait  apparue 
en  songe  *). 

En  dehors  des  textes  fun^raires  et  reli- 
gieux  nous  n'avons  ä  mentionner  qu'un 
milliaire  trouve  ä  Rabade  (Lugo)  3),  l'of- 
frande  d'une  statue  d'argent  pesant  cent 
cinq  livres  faite  par  la  colonia  romulen- 
sis,  c'est  ä  dire  par  les  habitants  d'Hispa- 
lis,  ä  Matidia  Augusta.    L'inscription  a  6te 


Fig.  59.     Pierre  de  Belver. 

decouverte  casuellement  ä  S6ville  dans  des 
terrassements  de  la  Cuesta  del  Rosario, 
et  est  entree  au  nouveau  et  curieux  musee 
que  M.  et  Mad.  Whishaw  ont  recemment  in- 
stalle  dans  cette  ville  et  dont  ils  fönt  les 
honneurs  avec  la  plus  gracieuse  courtoisie4). 


')  Ibid.,  1913,  1,  p.  524. 

2)  Boletin,   1912,  II,  p.  136  (Fidel  Fita). 

3)  Boletin,  1912,  I,  p.  367,  Marcelo  Macias, 
Nuevo  miliario  romano.  C.  Caesar,  divi 
Aug(usti)  pronepos,  Augustus,  Pont(ifex) 
Maxi(mus),  trib(unicia)  pot(estate)  III. 
Cos.  III  .  P(ater)  P(atriae).  L'indication  de 
distance  raanque. 

4)  Boletin,  1914,  I,  p.  189,  Discubrimientos 
arqueologicos  occurridos  en  Sevilla  (An- 
tonio  Blazquez). 


387 


Archäologische  Funde  im  Jahre   1913. 


388 


Enfin  nous  n'aurions  garde  d'oublier  l'epi- 
graphe  gravee  sur  une  espece  de  chaudron 
en  cuivre  rouge  trouvö  ä  Ponte  Punide, 
non  loin  de  Compostelle;  voici  la  transcrip- 
tion  qui  a  paru  sous  les  initiales  du  R.  P. 
Fita'): 

Modii  l(ex)  juxta  sacram  jussi(on)em  do- 
minorum  nostrorum  Valentiniani  Valentes 
(sie)  et  Gratiani  invictissimorum  principum 
jubente  Mario  Artemio  v{iro)  c(iarissimo) 
a(gente)  vic(es)  Prefecti  p(raetorio)  cur- 
(antibus)  Potamio  et  Quintiano  Princi- 
palibus. 

Nous  terminerons  cette  assez  pauvre 
enumeration  par  deux  inscriptions  amou- 
reuses;  l'une  est  gravee  sur  un  anneau  d'or 
trouve  ä  Merida;  eile  est  grecque,  et  ainsi 
congue 

nANXAPI   (ä  l'interieur) 
TYXH  OYINIKIANAMIA  (ä  l'exterieur). 

11  faut  traduire  sans  doute  Udvyapi  (J'U}(T) 
Outvixtava  |xta  et  il  est  curieux  de  retrouver 
la  meme  idee  sur  le  cachctd'un  autre  anneau, 
tout  recemment  public,  de  Badajoz.  Les 
mots  sont  latins,  mais  les  noms  propres 
sentent  le  grec: 

H  . 

ALYPIO 

LIS  VITA 

M  . 

Le  Pere   Fita  lit:    H(ave)   Alypio  lis  vita 
m(ihi)  »). 


Les  circonstances  politiques,  et  aussi  des 
dissentiments  graves  entre  les  archeologues, 
des  ä  coups  dangereux  dans  l'organisation 
des  mus6es,  semblent  avoir  entrav6  l'ac- 
tivit^  archdologique  du  Portugal.  Portu- 
galia  ne  parait  plus  depuis  longtemps; 
O  Archeologo  Portugues  parait  encore, 
mais  avec  de  bien  longs  retards.     Les  nou- 


I)  Boletin,  1914,  I,  p.  460,  El  modio  de  Ponte 
P  u  fi  i  d  e. 

>)  Ibid.,  1912,  II,  p.  511—513  (Fidel  Fita). 
Citons  en  passant  l'inscription 

eeol«    KATA      QzoXi  xaTa[7aovfoi;] 
qui  se  lit  sur  une  patere  de  barro  saguntino  k 
long  manche  teTm\n6  en  tete  de  serpent,  trouv^e  ä 
El    Guijo    de    los  Pedroches  (Sierra  Morena), 
dans  un  torabeau  (Boletin,  1912,  II,  p.  221). 


velles  que  nous  donne  M.  Leite  de  Vascon- 
cellos,  et  qu'il  est  seul  ä  nous  donner,  sont 
de  vieilles  nouvelles  lorsqu'elles  nous  ar- 
rivent. 

Dans  les  numeros  parus  de  191 1  et  de  1912 
il  est  encore  assez  souvent  question  de  sta- 
tions  pr^historiques,  mais  nous  ne  nous 
aventurons  ä  parier  ici  de  prehistoire  que 
si  nous  rencontrons  des  monuments  ou  des 
objets  ayant  un  caractfere  artistique. 

En  fait  de  sculpture  nous  n'avons  note 
qu'un  petit  belier  de  bronze  trouve  ä  Roios, 
ä  trois  kilometres  au  nord  de  Villaflor,  au 
bord  de  la  petite  rivi^re  Brava  affluent  droit 
de  la  Villariga,  affluent  elle-meme  du  Sabor. 
Ce  belier,  qui  a  et6  donne  au  Musee  de  Bra- 
gance,  n'est  pas  le  premier  de  son  espece;  il 
est  debout  sur  une  plinthe  peu  epaisse  au- 
dessous  de  laquelle  est  un  tenon.  II  leve 
un  long  cou,  sa  tete  n'a  que  de  toutes  petites 
cornes;  le  travail  en  est  rapide  et  mou '). 

En  fait  d'epigraphie  il  n'y  a  ä  signaler 
qu'un  petit  parallelipipede  de  pierre  haut  de 
O  m  15  et  epais  de  O  m  035  dont  l'usage  est 
incertain.  M.  F.  Alves  Pereira  songe  ä  voir 
dans  cet  objet  unique  un  poids  de  tisserand 
ou  une  tessere  d'esclave.  Autour  de  la  tete 
leg^rement  arrondie  au  sommet  courent  sur 
les  quatre  faces  les  lettres  du  mot  ALLIANI 
(fig-  59)-  (Musde  ethnographique  de  Lis- 
bonne.) 

La  provenance  de  cette  pierre  est  la  r^gion 
de  Belver.  De  meme  provenance  sont  deux 
inscriptions  fun^raires  assez  mal  lisibles  et 
Sans  intöret '). 

Plus  dignes  d'attention  sont  deux  pierres 
trouvees  ä  Moreira  (Paroisse  de  Santa, 
Conseil  de  Nella)  creus6es  de  plusieurs  cavi- 
tes  de  profondeur  distincte  et  communiquant 
entre  elles.  Celui  qui  les  a  d^couvertes  et 
dessin6es,  M.  Portes,  les  explique  comme  des 
pressoirs  d'huile  trhs  primitifs,  et  peut-6tre 
avec  raison.  Les  olives  auraient  ete  press^es 
et  pil6es  dans  l'une  des  cavitös  et  l'huile  se 
serait  ^coul6e  dans  l'autre  3). 


')  0  archeologo  portugues,  1911,  p.  48,  Al- 
bino Pereira  Lopo,  Uma  excursäo  archeologica 
a  Roios   (fig.  1). 

')  0  archeologo  portugues,  1912,  p.  272,  fig.  i. 
F.  Alves  Pereira,  A  antiguidade  en  Belver. 

3)  Ibid.,  1911,  p.  26.  Tenente  M.  Fortes, 
Lazares   raoiros. 


389 


Frankreich.     Belgien. 


390 


Nous  aurons  tout  dit  quand  nous  aurons 
cite  l'article  de  la  Revue  archeologique 
oü  M.  Mesquita  de  Figueiredo  passe  cn  revue 
un  certain  nombre  de  monuments  et  de 
ruines  inconnus  ou  peu  connus  de  l'epoquc 
romaine,  murailles  de  villes,  ponts,  arcs, 
Etablissements  h  salaisons,  habitations,  tem- 
ples,  dont  il  donne  le  plus  souvent  de  trhs 
bonnes  et  trhs  pittoresques  photographies  '). 
Une  pareille  enquete,  meme  rapide  et  som- 
maire,  est  d'une  trhs  grande  importance  et 
mdriterait  d'Stre  poursuivie  et  amplifiee. 
Quel  dommage  que  MM.  Leite  de  Vascon- 
cellos  et  Mesquita  de  Figueiredo,  actifs  tous 
les  deux  et  egalement  passionnes  pour  les 
antiquit^s  de  la  noble  et  belle  Lusitanie, 
au  grand  desavantage  de  la  science  et  de 
leur  bonne  renommee,  opposent  leurs  forces 
au  lieu  de  les  unir! 


Bordeaux. 


Pierre    Paris. 


Frankreich. 

Unser  Berichterstatter,  Herr  E.  Michon, 
hatte  auch  für  dieses  Jahr  uns  bereit- 
willigst einen  Bericht  über  die  archäo- 
logischen Funde  in  Frankreich  in  Aussicht 
gestellt;  das  Manuskript  ist,  vermutungs- 
weise infolge  der  durch  die  Kriegswirren 
entstandenen  Poststörungen,  nicht  mehr  in 
die  Hände  der  Redaktion  gelangt. 


Belgien. 

Pendant  l'annee  6coulee,  aucune  trou- 
vaille  archeologique  de  quelque  importance 
n'a  6t6  signalee  en   Belgique. 

Pour  la  province  de  Li^ge,  oü  1' Institut 
archeologique  liegeois  a  entrepris  Tan  dernier, 
une  sErie  de  fouilles  et  de  recherches  m6tho- 
diques,  on  ne  peut  gufere  consigner  que 
l'exploration  d'un  petit  cimetiere  belgo- 
romain  ä  Amay,  au  lieu  dit  »Chapelle-ä- 
Remont«. 

Ce  cimetiere  a  r6v6l6,  en  tout  23  tombes, 
toutes    pourvues    d'un    modeste     mobilier 


')  T.   XXI,    1913,   p.    347 — 370.      Monuments 
romains   du    Portugal. 


fun^raire;  point  d'objets  en  bronze;  trois 
verreries  de  type  banal;  une  assez  grande 
Variete  de  poteries  diverses,  une  petite 
bague  en  bronze  encore  ornee  d'une  intaille 
rudimentaire  en  päte  vitreuse,  quatre  mon- 
naies  frustes;  une  cruche  en  terre  jaunätre, 
munie  d'un  col  k  double  phalange  et  ornee 
de  six  anses  superposees,  m^rite  seule  de 
retenir  l'attention,  avec  un  beau  bol  en  terre 
rouge   vcrnissee   orne   de   reliefs. 

Cette  petite  necropole  parait  avoir  ct6  en 
usage  jusqu'aux  premiferes  annees  du  troi- 
sieme  siecle  au  moins. 

La  province  de  Namur,  si  riche  en  vestiges 
antiques  n'a  pas  »donne«,  comme  on  etait 
en  droit  de  l'esperer. 

La  Sociöte  archeologique  de  Namur  a 
notamment  fouille  ä  Treignes,  diverses 
anfractuositds  et  cavernes  qui  ont  produit 
des  ossements  d'animaux  et  n'ont  fourni 
des  resultats  interessants  qu'au  seul  point 
de  vue  paldontologique. 

A  Treignes,  on  a  Egalement  relev6  les 
traces  d'un  camp  pröhistorique,  de  meme 
qu'ä  Andenne,  sur  une  hauteur  rocheuse  do- 
minant la  ville;  des  vestiges  d'un  retranche- 
ment  ont  ete  observ6s  du  c6t6  le  moins 
escarpe  du  promontoire. 

D'autre  part,  ä  Assesse,  sur  un  monticule 
naturel,  mais  dont  la  forme  a  6t6  modifiee 
par  l'homme,  pour  le  rendre  plus  inaccessible, 
on  a  mis  ä  jour  une  sErie  de  tombes  de 
l'Epoque  franque,  formdes  de  grandes  dalles 
en  calcaire  et  ddpourvues  de  tout  mobilier. 
II  s'agit,  vraisemblablement,  de  sepultures 
remontant  aux  premiers  temps  du  christia- 
nisme. 

De  son  c6t6,  la  SociEte  archeologique  de 
Bruxelles  doit  ä  Mr.  l'AbbE  Claerhout 
l'exploration  de  stations  neolithiques  ä 
Caster  et  ä  Elseghem  (Flandre  Orientale) 
ainsi  que  la  d6couverte  d'un  cimetifere 
belgo-romain  et  de  substructions  d'une 
villa  belgo -romaine  ä  Kerkhove  (Flandre 
occidentale). 

Dans  le  Hainaut,  Mr.  le  comte  Louis 
Cavens  a  fait  poursuivre,  au  profit  des 
Musees  royaux  du  Cinquantenaire,  les  fouilles 
qu'il  avait  commenc6es  en  191 2  ä  Spiennes. 

Les  premiferes  recherches,  qui  n'avaient 
pas  tard6  k  amener  la  dEcouverte  de  deux 
puits  de  mine  trhs  profonds  communiquant 


391 


Archäologische  Funde  im  Jahre   191 3. 


392 


par  des  galeries,  et  de  quatre  ateliers  de 
taille,  fournirent,  en  1912,  pr^s  d'un  millier 
de  pics  ä  main  en  silex  aux  pointes  bris6es 
ou  emoussecs  par  l'usage,  ind^pendamment 
de  nombreux  ^clats  de  silex,  r^sidus  de 
taille,     outils    ^bauches    ou    ^breches,    etc. 

Los  fouilles  de  191 3  ont  surtout  eu  pour 
objectif  de  d^gager  les  galeries  souterraines 
et  de  commencer  l'exploration  des  ateliers 
de  taille  situ6s  au  voisinage  immediat  des 
puits. 

C'est  ainsi  qu'on  a  pu  döblayer  aussi 
conipletement  que  possible,  un  passage 
reliant  deux  puits  et  d^gager  autour  de 
Tun  de  ces  puits,  tous  les  piliers  de  soutfe- 
nement  menages  dans  la  röche. 

Parmi  les  mat^riaux  de  remplissage  qui 
obstruaient  les  galeries,  on  a  recueilli  environ 
cinq  Cents  pics  de  mineur  en  silex  de  0,15  m 
ä  0,23  m  de  longueur,  quelques  outils  en 
forme  de  ciseaux  et  de  ciseaux-pics,  enfin 
de  nombreux  percuteurs  en  gr^s  landönien 
ou  d^venien  et  quelques  fragments  d'un 
grand  vase  caliciforme  en  terre  noire, 
enduite  ä  l'extörieur  d'une  engobe  brun- 
rougeätre. 

L'exploration  des  ateliers  a,  d'autrepart, 
fourni  une  hache  6bauchee  de  0,28  m  de 
longueur,  une  pointe  de  fische  ou  de  javelot 
admirablement  taill^e  et  une  meule  avec 
sa  molette  en  gr^s  d^vonien  '). 

Aux  environs  de  Tongres,  l'antique 
Aduatuca  Tungrorum,  plusieurs  trou- 
vailles  interessantes  ont  6t6  faites  par  la 
Soci6t6  scientifique  du  Limbourg;  il  s'agit 
d'un  certain  nombre  de  s6pultures  belgo- 
romaines  encore  pourvues  de  leur  mobilier 
funeraire  compos6  le  plus  souvent  de  pote- 
rics  de  types  vari^s,  de  quelques  verreries 
et  de  menus  objets. 

Un  de  ces  depöts  fun6raires  comprenait 
cinq  vases  ou  urnes,  deux  fers  de  lance  et 
une  lampe  en  fer  munie  d'un  crochet  de 
Suspension.  —  Une  autre  tombe  ä  incineration 
a  r6w6l6  quatre  vases  en  terre  cuite,  une 
tablette  ä  onguents  en  marbre  gris,  quatre 
boules  en  forme  d'ceuf,   en  terre  durcie  au 


')  Sur  ces  interessantes  fouilles,  voy.  les  ex- 
cellents  rapports  (illustres)  de  Mr.  le  baron  de  Loe, 
dans  le  Bulletin  des  Mus^es  royaux  du  Cinquante- 
naire  (Bruxelles),  annee  1913,  pp.  36 — 37,  44 — 45; 
annee  1914,  pp.  35—37- 


feu,  et  deux  serrures  en  fer  provenant  d'un 
coffre  en  bois,  dont  une  partie  de  l'armature 
en  fer  etait  egalement  conserv6e. 

Un  troisifeme  depot  renfermait  quatre 
vases,  une  lampe  en  bronze  argente  et  une 
belle  fibule  en  bronze  emaill6,  portant  au 
centre  un  cabochon  entour^  de  six  rayons, 
ornes  d'emaux  bleus,  s6par6s  entre  eux,  par 
d'autres   6maux  rouges   et  bleus. 

Signaions  encore  qu'on  a  retrouve,  mel^e 
ä  ces  söpultures  belgo-romaines,  une  tombe 
ä  incineration  beaucoup  plus  ancienne,  pro- 
bablement  n^olithique,  dont  le  mobilier  se 
composait  de  quatre  vases  et  urnes  en  terre 
fagonnes  h.  la  main  et  d'une  hache  en  pierre 
polie  (silex  jaunätre)  de  0,09  m  de  longueur. 

Les  environs  de  Tongres  ont,  en  outre, 
fourni  plusieurs  centaines  de  monnaies 
romaines  dont  plusieurs  beaux  grands 
bronzes  (Trajan,  Marc-Auröle,  Faustine 
jeune)  et  quelques  rares  monnaies  gauloises. 

Lifege.  L.  Renard-Grenson. 


Britannien  1913—1914. 

Die  wichtigsten  Neuigkeiten  des  Jahres 
vom  Juni  1913  bis  Juni  1914  stammen  aus 
Schottland.  Zwar  wurden  die  Militär- 
stätte zu  Corbridge  und  die  Landstadt  zu 
Wroxeter  gehörig  weiter  untersucht  und  man 
ist  auch  anderswo  tätig  gewesen,  aber  die 
dort  gewonnenen  Ergebnisse  sind  zum 
größten  Teil  nur  durch  Einzelheiten  und 
Gelegenheitsfunde  bemerkenswert. 

I.  In  Schottland  reichen  die  Spuren 
der  römischen,  für  dauernd  angelegten  Be- 
setzung, Auxiliarkastelle,  Straßen,  usw., 
bis  zur  Talebene  Strathearn  und  der  Mün- 
dung des  Tay.  Etwas  weiter  nördlich, 
15  km  über  Perth  hinaus,  begegnet  zu 
Inchtuthil  ein,  wenn  nicht  beständig,  so 
doch  nicht  allzu  kurz  besetztes  Lager 
aus  der  Flavierzeit,  das  man  für  die  Ultima 
Thule  der  Römer  gehalten  hat.  Das  ist 
aber,  wie  es  jetzt  scheint,  nicht  der  Fall. 
Wer  von  Inchtuthil  weiter  nach  Norden 
vordringen  will,  ohne  sich  in  das  eigent- 
liche Gebirgsland  verstricken  zu  lassen, 
muß  ein  zwischen  den  Bergen  und  der 
Ostküste  sich  ausbreitendes,  unregelmäßiges 


393 


Britannien. 


394 


Flachland  betreten.  Durch  dieses  hindurch 
ist  leichter  Weg  bis  nach  und  über  Aberdeen; 
hier  möchte  man  glauben,  daß  Agricolas  Heer 
und  Flotte  zusammenwirkten,  und  gerade 
hier  träumten  die  älteren  Lokalforscher, 
daß  sie  mehrere  —  wohl  ein  Dutzend  — 
Römerlager  gefunden  hätten.  Gewöhnlich 
hat  der  Geschichtsschreiber  sich  über  diese 
Träume  einfach  hinweggesetzt.  Tatsächlich 
zeigen  aber,  wenn  man  nach  den  allerdings 
nicht  ganz  zuverlässigen  Aufnahmen  ur- 
teilen darf,  sechs  von  diesen  Erdwerken 
die   Umrisse   wirklicher   römischer   Marsch - 


Heute  ist  das  Lager  fast  vollständig  von 
der  Oberfläche  verschwunden.  Uns  war  es, 
wegen  der  wachsenden  Ernte,  nur  möglich, 
den  westlichen  Teil  des  Erdwerkes  zu  prüfen 
(Abb.  I  FAB) ;  auch  gelang  es  uns  nicht, 
datierbare  Kleinfunde  zu  entdecken.  Dagegen 
stellten  wir  fest,  daß  im  allgemeinen  die  Um- 
risse des  Lagers  im  Jahre  1786  richtig 
aufgenommen  waren.  Sowohl  die  damals 
nicht  mehr  sichtbare  Strecke  des  Erdwalles 
bei  F  wie  der  9  Fuß  breite  Graben  und  der 
70  Fuß  breite  Torweg  bei  B  mit  seiner 
vorliegenden  Traverse    ließen    sich  wieder- 


Abb.  I.     Marschlager  (42  ha)  zu  Ythan  Wells,  Schottland,  nach  Roy. 
(Roy's  Zeichner  hat  die  Hügel  falsch  dargestellt,  sie  sind  in  Wahrheit  sanfte,  runde  Anhöhen.) 


lager.  Es  scheint  also  der  Mühe  wert,  die 
Aufnahmen  an  Ort  und  Stelle  zu  prüfen  und 
nach  etwaigen  Kleinfunden  mit  dem  Spaten 
zu  suchen.  Einen  Anfang  dazu,  freilich 
nur  einen  Anfang,  machten  Hr.  Dr.  Macdon- 
ald und  ich  im  Juli  1913,  indem  wir  in  dem 
nördlichsten  dieser  Lager  Ausgrabungen 
machen  Heßen.  Das  Lager  befindet  sich  in 
der  Nähe  von  Ythan  Wells,  ca.  45  km  nö. 
von  Aberdeen  und  ungefähr  in  der  Breite  von 
Inverness.  Nach  der  alten  Aufnahme  von 
1786  (Abb.  i)  war  es  ein  längliches  Viereck 
von  ca.  42  ha.,  dessen  Nord-  und  Ostseite 
ein  steiler,  durchschnittlich  60  Fuß  hoher 
Abhang  schützte;  wohl  um  diesen  Schutz 
besser  benutzen  zu  können,  hat  man  das  Vier- 
eck verschoben.  Nach  S.  und  SO.  dagegen 
sinkt    der    Boden    sanft    und    regelmäßig. 


finden;  das  Tor  zu  A  war  unzugänglich. 
Man  darf  das  Ganze  ziemlich  zuversichtlich 
für  ein  römisches  Marschlager  halten;  der 
Mangel  an  Kleinfunden  ist  wohl  ein  Beweis, 
daß  es  nur  ein  paar  Tage  besetzt  blieb. 
Im  Herbst  1914  hoffen  wir  in  dieser  Gegend 
weiter  zu  graben. 

2.  Außerdem  veranstaltete  Macdonald 
Versuchsgrabungen  an  manchen  Stellen  des 
Pius-Vallum,  und  es  gelang  ihm,  ohne  großen 
Aufwand  von  Zeit  und  Geld,  wichtige 
Fragen  dieser  Grenzverteidigung  zu  entschei- 
den. Am  Westende  des  Valium  hat  er  die 
bisher  bloß  geahnte  Lage  des  Endkastells 
genau  bestimmen  können:  es  liegt  am 
nördlichen  Ufer  des  Fl.  Clyde,  nur  ein  paar 
Schritt  von  der  Bodenschwelle  »Chapel  Hill« 
bei  Old  Kilpatrick  entfernt,  wo  es  nach  den 


395 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


396 


besten  früheren  Vermutungen  gestanden 
haben  sollte.  Somit  ist  die  Frage  erledigt,  wo 
dieser  Limes  sein  westliches  Ende  hatte. 
Dann  bestimmte  M.  die  Lage  zweier  bis  jetzt 


und  Zwischenkastellchen  auf  der  Cale- 
donischen  Grenzmauer  vollständig  fehlen. 
Hier  sollte  ich  endlich  die  fortgesetzte 
Ausgrabung    des    Kastells     Balmuildy    er- 


Abb.  2.     Oberer  Teil  eines  Altars  in  Corbridge. 


Abb.  3.     Andere  Seite  des  Altars  Abb.  2. 


unsicherer  Kastelle  zu  Mumrills  und  Cadder. 
Ein  angebliches  Kastellchen  in  der  Nähe 
von  Cadder  stellte  sich  dagegen  als  mittel- 
alterlich heraus;  es  scheint  in  der  Tat,  daß 
die  auf  der  Hadriansmauer  häufigen  Türme 


wähnen  (vgl.  Arch.  Anz.  1913,  Sp.  290), 
die  schon  ihrem  Ende  zuschreitet.  Es 
scheint  aber  angemessener  zu  warten,  bis 
der  vollständige  Plan  des  Kastells  vorliegt. 
3.  Bemerkenswert  ist  noch  eine  rätselhafte 


397 


Britannien. 


398 


Stätte  in  SO -Schottland,  30  km  ö.  von 
Edinburgh  entfernt.  Hier  erhebt  sich,  als 
äußerster  nördlicher  und  ziemlich  einzeln  da- 
stehender Ausläufer    der    Lammermuir-Ge- 


Überreste  finden  sich  zahlreiche  römische 
Scherben  und  Münzen,  hauptsächlich,  wenn 
nicht  ausschließlich,  aus  dem  Zeitalter  des 
Pius    und    Marcus.       Die    Erforschung    der 


Abb.  4.     Andere  Seite  des  Altars  Abb.  2. 


Abb.  5.     Andere  Seite  des  Altars  Abb.  2. 


birge  der  ca.  220  m  hohe  Hügel  Traprain 
Law.  Der  Gipfel  ist  sehr  lange  Zeit  bewohnt 
geblieben:     in     der     zweiten    Schicht     der 


merkwürdigen  Stelle  wird  hoffentlich  eifrig 
betrieben  werden:  nur  so  werden  wir  er- 
fahren,   ob    hier    ein    zeitweiliges  Marsch- 


399 


Archäologische  Funde  im  Jahre   19 13. 


400 


lager  aus  den  Kriegen  des  zweiten  Jahr- 
hunderts lag  oder  (was  sonst  in  Schottland 
fehlt)  ein  unter  der  römischen  Herrschaft 
von  den  Eingeborenen  bewohnter  Ort,  Stadt 
oder  oppidum. 

4.  Aus  Nordengland  ist  weniger  zu  be- 
richten. Der  achte  Feldzug  zu  Corbridge 
lieferte  keine  bedeutenden  Bauten:  ein  arg 
verstümmelter,  auffallend  langer  (30  x  150 
Fuß)  und  nicht  sicher  festgestellter  Spei- 
cher war  fast  das  einzige  leidliche  Ge- 
bäude.     Unter     den    Kleinfunden    ist    be- 


Abb.  6.     »Baisamarium«  aus  Corbridge. 

achtenswert  der  obere  Teil  eines  Altars 
mit  dem  Anfang  einer  Inschrift:  PF  (oder 
BF  oder  RF)  und  dann  unten  deae  Pan- 
theae.  .  .  (Abb.  2 — 5).  Die  »Pantheus«- 
Weihungen  sind  bekanntlich  keine  großen 
Seltenheiten;  ungewöhnlich  ist  die  Voran - 
Setzung  des  Epitheton  »Panthea«  vor  dem 
(nicht  mehr  erhaltenen)  Namen  der  Gottheit, 
die  verallgemeinert  werden  sollte.  Auf  den 
anderen  Seiten  des  Stückes  sieht  man 
Merkur  und  zwei  gesenkte  Köpfe  mit 
phrygischen  Mützen,  die  an  die  Darstellun- 
gen des  »Attis«  auf  vielen  Gräbern  der 
Kaiserzeit  erinnern.  Interessant  ist  wohl 
auch  ein  kleines  »Baisamarium«  (Abb.  6). 
Für  die  zu  Abb.  2 — 6  benutzten  Photogra- 
phien ist  Herrn  Forster,  Leiter  der  Aus- 
grabungen, zu  danken. 


5.  Ferner  ist  in  Nordengland  mit  der 
Ausgrabung  zweier  Auxiliarkastelle  der  An- 
fang gemacht  worden  —  Borrans,  dicht  bei 
Ambleside  (vgl.  Ephem.  VII,  950)  und  Slack 
(vormals  wohl  Cambodunum)  bei  Hudders- 
field  (vgl.  C.  VII,  1231,  Ephem.  VII,  920, 
1127).  Ein  Bericht  wird  besser  folgen,  wenn 
die  Arbeiten  weiter  fortgeschritten  sind: 
wahrscheinlich  ist  schon  jetzt,  daß  das  Kastell 
Slack  in  der  Flavierzeit  gegründet  und 
gegen  Mitte  des  zweiten  Jahrh.  geräumt 
wurde  (Münzen  und  Scherben  nur  bis 
Trajan  oder  Hadrian).  Wichtigeres  hat 
Ribchester  (Bremetennacum,  C.  VII  558, 
Ephem.  IX,  S.  559)  geUefert.  Hier  sind 
die  1906/07  versuchten  Ausgrabungen  end- 
lich im  April  1914  von  den  Herren  W.  B. 
Anderson  und  D.  Atkinson  glücklich  ein 
Stückchen  weitergeführt  worden;  das  Rätsel 
des  Prätoriums  (Principia)  scheint  endlich  ge- 
löst zu  sein  (Abb.  7),  so  weit  dies  überhaupt 
möglich  ist.  Es  stellte  sich  nämlich  heraus, 
daß  (wie  man  schon  Grund  zu  glauben  hatte) 
der  in  dem  vorläufigen  Bericht  der  1906er 
Ausgrabungen  (Manchester  191 1)  ver- 
öffentlichte Plan  dieses  Gebäudes  gründlicher 
Berichtigung  bedarf.  Der  östliche  Teil 
des  Plans,  der  stark  an  eine  »Exerzierhalle« 
erinnerte,  scheint  sogar  ganz  aus  der  Luft 
gegriffen;  wo  die  angebliche  Halle  stand,  lief 
in  Wirklichkeit  eine  einfache  Straße  vor  der 
Hauptfront  des  Prätoriums.  Diese  Front 
entlang  lief  eine  von  8  Säulen  getragene 
Veranda:  eine  ähnliche  Einrichtung  war 
vor  einigen  Jahren  zu  Caersws  in  Wales 
gefunden  worden.  Das  eigentliche  Präto- 
rium  hatte  im  äußeren  Hof  zwei  Brun- 
nen; die  Einzelheiten  des  inneren  Hofes 
blieben  unklar,  doch  ist  es  wahrscheinlich, 
daß  die  mit  A  bezeichneten  Mauern  sich  mit 
einem  auf  derselben  Stelle  befindlichen  Bau 
zu  Chesters  decken  (Abb.  8;  von  Bruce 
ausgelassen;  vgl.  meine  Berichtigung,  Pro- 
ceedings  of  Cumberland  Antiq.  Society  IV 
1904,  244):  eine  ähnliche  Einrichtung  gibt 
es  auch  zu  Housesteads.  Die  Länge  des 
Ribchesterschen  Praetoriums  läßt  sich  aus 
der  Länge  der  1899  ausgegrabenen  Speicher 
bestimmen:  eine  weitere  Ausgrabung  der 
fünf  Amtsräume  u.  a.  bleibt  um  neuerer 
Gräber  willen  ganz  ausgeschlossen. 

6.  Zu  ehester  (Deva)  hat  eine  Erweiterung 


40I 


Britannien. 


402 


1,,J_ 


SACE.LLVAA 


1 


Abb.  7.     Principia  (Praetorium)  zu  Ribchester. 


des  Krankenhauses  Anlaß  zu  der  Beobach- 
tung (bzw.  wissenschaftlichen  Ausgrabung) 
von  dreißig  römischen  Gräbern  gegeben.  Der 
Friedhof,  zu  dem  diese  Gräber  gehörten,  lag 
außerhalb  der  nördlichen  Hälfte  der  West- 
mauer der  römischen  Festung:  die  Gräber 
waren  lauter  Skelettgräber  (Männer,  Frauen, 
Kinder),  zwei  Drittel  waren  einfache  Ver- 
tiefungen, andere  dagegen  mit  Ziegeldächern 


Abb.  8.     Principia  zu  Chesters. 

oder  -wänden  versehen.  Unter  den  Bei- 
gaben waren  eiserne  Nägel  besonders  häufig: 
von  diesen  Nägeln  gehörten  einige  sicher 
zu  Holzsärgen,  einige  zu  Sandalen,  während 
andere,  von  seltsamer,  unerklärter  Form, 
vielleicht    Amulette   waren    (Abb.  9).      Die 


mitgefundenen  Scherben  paßten  in  die  Mitte 
oder  zweite  Hälfte  des  zweiten  Jahrh.; 
die  Münzen  gehörten  demselben  Zeitab- 
schnitt an  (ca.  140 — 189  n.  Chr.).  Inschriften 
waren  nicht  vorhanden;  sie  waren  wohl  alle 


Abb.  9.     Eiserne  Nägel  aus  den  Gräbern 
zu  ehester. 


zum  Bau  der  Nordmauer  der  Festung,  etwa 
in  der  Zeit  des  Septimius  Severus  (vgl. 
Ephem.  VII.  S.  287,  IX.  535),  weggeholt. 
Merkwürdig  unter  den  Beigaben  ist  eine 
kleine  gläserne  Flasche  (die  man  gewöhnlich 
ampulla  nennt),  die  auf  dem  Fuß  die  In- 


403 


Archäologische  Funde  im  Jahre   191 3. 


404 


Schrift  VECTIGAL  PATRIMO  trägt  (Abb. 
10).  Daraus  ist  die  gebrochene  Flaschen - 
inschrift  C.  XIII  10025.  n,  •  •  •  GAL  PATI.  .  . 
zu  ergänzen;  alle  beide  sind  gewiß  mit 
dem    häufigen    Glasstempel    PATRIMONI 


Abb.  10.     Ampullastempel  aus  Chester 
(nach  Newstead);  '/,. 

(oder  ähnl.).  eng  verwandt;  auch  diese 
letzteren  (so  viel  ich  weiß)  kommen  nur 
auf  ampullae  vor.  Was  aber  mit  vectigal 
patrimo(ni.?)  gemeint  sein  mag,  ist  mir 
noch  unklar.  Mit  der  Flasche  war  eine 
Münze  von  ca.  140  n.  Chr.  gefunden.  Einen 
ausführlichen  Bericht  über  die  ganze  Ent- 
deckung hat  Herr  Prof.  Newstead  aus 
Liverpool  in  den  »Annais  of  Archaeology 
and  Anthropology«  (VI.  1 21— 166)  erschei- 
nen lassen. 

7.   In  Wales  sind  die  Auxiliarkastelle  zu 


Castell  Collen  (Arch.  Anz.  1912,  Sp.  493) 
und  Gellygaer  weiter  untersucht  worden; 
weder  dort  noch  hier  ist  man  mit  der  Arbeit 
fertig.  In  Castell  Collen  machte  man  die 
interessante  Entdeckung,  daß  zu  irgend- 
einer Zeit  das  Kastell  bedeutend  verkleinert 
wurde,  vielleicht  im  zweiten  Jahrh.,  als 
die  in  Wales  nicht  mehr  nötigen  Garnisonen 
nach  der  Nordgrenze  verlegt  wurden.  In 
Gellygaer  ist  ein  Bruchstück  von  noch  einer 
Inschrift  des  Trajan  (vgl.  Ephem.  IX.  1031, 
1032)  ans  Licht  gekommen.  In  Castell 
Collen  wird  in  diesem  Sommer  gar  nicht, 
in  Gellygaer  wahrscheinlich  sehr  wenig 
gegraben  werden. 

8.  Wenden  wir  uns  vom  Militär  zum  Zivil. 
Zu  Wroxeter  (Viroconium  Cornoviorum, 
Arch.  Anz.  1913,  Sp.  282)  führte  Herr  Bushe- 
Fox  seinen  zweiten  Feldzug  glücklich  durch. 
Seine  wichtigste  Entdeckung  war  die  Unter- 
lage eines  auf  einem  starken  Podium  ge- 
bauten und  in  einem  Temenos  (16,7  m  x 
28,2)  eingeschlossenen  Tempels  (Abb.  11). 
Von  dem  eigentlichen  Tempel  ist  so  gut  wie 
nichts  erhalten;  ein  schönes  Stück  des 
Podiums  ist  noch  vorhanden,  und  der  Plan 
des  Temenos  ist  leidlich  erkennbar.  Der 
Haupteingang  war  wohl  von  der  Straße, 
in  der  Ostfront;  hier  war  eine  Halle  mit 
sechs  Säulen,  die  wahrscheinlich  zu  der 
sonstigen  Straßenportikus,  nicht  dem  Tem- 
pel, gehörte.  Den  inneren  Hof  umgaben 
von  drei  Seiten  (N.  O.  S.)  bedeckte  Gänge; 
auf  der  Westseite  erhob  sich  das  Tempel - 
gebäude.  Man  sieht,  der  ganze  Plan  ist 
der  gewöhnliche,  griechisch-italische;  von 
der    keltischen    Tempelbauart,    die    in    Bri- 


Abb.  II.     Tempel  zu  Wroxeter. 


405 


Britannien. 


406 


Abb.  12.      Baikerne  Gate,   Colchester. 
mutmaßliche  Größe  der  Türme  im  oberen  Stockwerk. 


tannien  öfter  vorkommt  —  z.  B.  zu 
Silchester  und  Caerwent,  Arch.  Anz.  191 1, 
Sp.  307  —  ist  hier  keine  Spur.  Der  oberste 
Teil  eines  reich  verzierten  Altars,  wie  auch 
der  lebensgroße  Kopf  eines  Pferdes  sind 
wohl  Überbleibsel  des  Tempelschmuckes. 
Nach  Münzen  und  Scherben  zu  urteilen, 
wurde  der  Tempel  früh  im  zweiten  Jahrh. 
auf  einem  vorher  mit  armseligen  Gebäu- 
den besetzten  Platz  errichtet  und  gegen 
Ende  des  dritten  Jahrh.  (wegen  des 
wachsenden  Christentums.?)  verlassen  bzw. 
niedergerissen. 

9.  Zu  Colchester  (Camulodunum)  ist  das 
merkwürdige,  obgleich  wenig  bekannte  West- 
tor der  römischen  Stadt,  jetzt  Baikerne 
Gate  genannt,  von  den  Lokalarchäologen  des 
Morant  Klub  untersucht  worden.  Feind  der 
Forschung  war  —  und  bleibt  —  in  diesem 
Fall  ein  altes,  hübsches  Bierhaus,  welches 
auf  der  nördlichen  Hälfte  des  Tors  malerisch 
liegt,  doch  ist  der  Plan  der  Unterlage  in 
seinen  Hauptzügen  klar  und  bemerkenswert 
(Abb.  12).  In  der  Mitte  hatte  das  Tor  zwei 
Haupteingänge,  je  4  m  breit  (Plan.  BC;  B 
wurde  nachträglich  verengert);  auf  jeder 
der  beiden  Seiten  waren  ein  schmalerer 
Durchgang  (AD)  und  eine  viertelrunde 
Wachtstube;  das  Ganze  bildet  eine  ca.  103 
Fuß  lange,  vor  der  sonstigen  Stadtmauer 
25  Fuß  vorspringende  Bastei  und  besteht 
—  wie  die  Stadtmauer  überhaupt  —  aus 
Mörtelgußwerk,  mit  einer  Bekleidung  von 
lokalem  Stein  und  Ziegeldurchschüssen.  In 
vielen    Hinsichten    ähnelt    das    Tor    vielen 

Archäologischer  Anzeiger  1914. 


anderen  Stadttoren  der  römischen  Kaiser- 
zeit, wie  man  sie  z.  B.  bei  Schulze  (B.  J. 
CXVIII)  gesammelt  findet;  zu  der  Bastei 
und  den  viertelrunden  Ecken  kenne  ich  nichts 
Entsprechendes.  Fraglich  ist,  wie  das 
jetzt  völlig  verschwundene  obere  Stockwerk 

^AARCO 

PlAoNio 

V'CTORI 
MO  P  f  Ave 

Abb.  13.     Meilenstein,  Chesterton. 


aussah.  Gewöhnlich  besitzen  solche  Tore 
zwei  runde  (bzw.  halbrunde  oder  viereckige) 
Seitentürme  und  in  der  Mitte  einen  Bogen- 
gang (oder  ähnliches) ;  will  man  hier  an  dieser 
Einrichtung  festhalten,  so  wird  wohl  anzu- 
nehmen sein,  daß  die  Türme  des  oberen 
Stockwerks  nicht  nur  die  viertelrunden 
Ecken  fortsetzten,    sondern   auch   über   die 

15 


407 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


408 


Gewölbe  der  Eingänge  sich  ausdehnten. 
Das  Alter  der  Überreste  ist  unsicher;  Ziegel- 
durchschüsse waren  in  der  späteren  Kaiser- 
zeit sehr  beliebt,  —  obgleich  sie  doch  schon 
in  Bauten  des  ersten  Jahrh.  vorkommen,  — 
und  man  wird  hier  an  eine  nicht  sehr  frühe 
Zeit  denken  wollen. 

10.  Zu  Lowbury,  einem  kahlen,  runden 
Hügel  mit  weiter  Aussicht,  in  der  Mitte  der 
»Berkshire  Downs«  —  ca.  200  m  ü.  Meer  — 
hat  Hr.  D.  Atkinson  aus  Reading  College 
Überreste  bloßgelegt,  welche  wahrscheinlich 
zu  einer  Schäferei  oder  Viehzucht  ge- 
hörten. Eine  aus  Mörtelgußwerk  und  Kiesel- 
bekleidung bestehende  Mauer  umschloß  einen 
viereckigen  Raum  von  42  x  55  m;  im  Innern 
bezeugten  zahlreiche  Ziegel  und  etwas  Lehm- 
arbeit, daß  hier  Hütten  oder  Scheunen,  wohl 
aus  Lehmbau  oder  Holz,  standen,  die  jetzt 
ganz  verschwunden  sind.  Die  Kleinfunde 
(85oMünzen,Fibeln,  Scherben,  Austernschalen 
u.  s.  w.)  scheinen  das  Gegenteil  von  Luxus 
anzudeuten:  soweit  sie  sich  zeitlich  be- 
stimmenlassen, stammen  sie  aus  dem  zweiten 
und  dritten,  noch  mehr  aus  dem  vierten 
Jahrh.  —  von  den  Münzen  fällt  die  ganz 
überwiegende  Mehrzahl  in  sehr  späte 
Zeit.  Man  möchte  glauben,  daß  hier  Schaf- 
oder Viehhirten  ihren  Sommersitz  hatten 
(gerade  in  dieser  Gegend  weiden  noch  immer 
viele  Schäfer)  und  daß  am  Ende  der  römischen 
Herrschaft  der  entlegene  Ort  zeitweilig  eine 
Zuflucht  gegen  eindringende  Barbaren  ge- 
worden ist.  Daß  die  späteren  Münzen  von 
einem  zerstreuten  Münzschatz  herrühren, 
sollen  die  Fundumstände  nicht  wahrschein- 
lich machen.  Gerade  außerhalb  der  Mauer- 
linie befand  sich  sonderbarerweise  der  Begräb- 
nisplatz eines  früh-englischen,  bewaffneten 
Kriegers:  man  weist  aber  die  Waffen  einer 
recht  viel  späteren  Zeit  zu  als  die  spätesten 
römischen  Überreste. 

11.  Zu  Chesterton-on-the-Nen  (C.  VH. 
II 56,  Ephem.  IX.  S.  634)  ist  noch  ein  Meilen- 
stein gefunden  worden,  diesmal  von  Vic- 
torinus  (265 — 7  n.  Chr.);  die  letzte  schlecht 
erhaltene  Zeile  ist  noch  nicht  erklärt. 
(Abb.  13.) 

12.  Endlich  möchte  ich  die  von  Herrn 
Bushe-Fox  zu  Hengistbury  Head,  bei  Christ- 
church,  am  nördhchen  Ufer  des  Solent, 
gewonnenen  Ergebnisse  kurz  betonen.    Hier 


war  eine  Landspitze  von  der  jüngeren 
Steinzeit  an  fast  oder  ganz  unaufhörlich 
bis  in  spätere  römische  Zeiten  bewohnt. 
Für  die  Erweiterung  unserer  Kenntnisse  der 
frühen  britischen  Keramik  sind  die  Hen- 
gistbury-Scherben  recht  wichtig:  noch  merk- 
würdiger sind  die  keltischen  Münzen,  von 
denen  mehr  als  4000,  und  nicht  nur  Kupfer- 
(Bronze-),  sondern  auch  Silber-  und  Gold- 
münzen gefunden  wurden.  Die  Mehrheit 
dieser  ungeheuren  Menge  (ein  Schatz  war  es 
nicht)  gehört  dem  spätesten  keltischen  und 
dem  römischen  Zeitalter  an:  eng  zusammen 
gefunden  wurden  späte  keltische  Stücke  mit 
römischem  Geld  aus  der  Mitte  des  zweiten 
Jahrh.  Ein  vollständiger  Bericht  wird  in 
dem  nächsten  Heft  der  »Archaeologia« 
erscheinen. 


Oxford. 


F.  Haverfield. 


Schweiz. 

Die  Berichte  über  die  archäologischen 
Funde  in  der  Schweiz  werden  in  Zukunft 
nur  noch  in  den  »Berichten  über  die 
Fortschritte  der  römisch  -  germanischen 
Forschung«  zum  Abdruck  kommen. 


Ungarn. 

Dr.  Arpad  Buday  hat  die  seinerzeit  hier 
geschilderten  Ausgrabungen  in  Porolissum 
im  Jahre  191 3  weitergeführt  (Dolgozatok 
1914,  67—86,  15  Abb.,  Abr^g6  87—94). 
Südhch  von  den  vorher  ausgegrabenen  drei 
Häusern  ist  jetzt  ein  viertes  Privathaus  auf - 
gedeckt  worden,  das  mit  den  vorherigen  zu 
einer  insula  gehörte,  an  deren  östlicher 
Seite  die  Pflasterung  der  Straße  noch  vor- 
handen ist.  Die  im  Hause  gefundenen 
Münzen  reichen  von  Hadrianus  bis  Gor- 
dianus  (l2l — 239),  die  Einzelfunde,  die  sorg- 
fältig abgeschrieben,  teilweise  abgebildet 
sind,  werden  eigentlich  nur  bei  weiterer 
Forschung  zu  verwerten  sein.  Ich  erwähne 
hier  nur,  daß  einige  steinerne  Säulenfrag- 
mente dieses  letzte  und  größte  Haus  den 
vorherigen  gegenüber  auszeichnen. 

Eine  Untersuchung  des  Limes  Dacicus  in 
der  Nähe  von  Porolissum  wurde  von  dem- 


409 


Ungarn. 


410 


selben  Gelehrten  im  Sommer  191 3  ausgeführt 
undimDoIgozatok(i9i4,  95 — 105, 8  Abb.  und 
1  Karte,  Abr^g^  106 — ^108)  publiziert.  Auf 
der  beigegebenen  Karte  ist  die  Beschreibung 
Budays  gut  zu  verfolgen.  In  westlicher 
Richtung  fand  er  den  Limeswall  und  Graben, 
wie  von  Torma  seinerzeit  angegeben,  am 
Scheitel  des  Meszesgebirges ;  nördUch  vom 
castrum  von  Porolissum  laufen  Wall  und 
Graben  am  Talrand  unterhalb  des  castrums, 
sind  aber  in  späterer,  einstweilen  unbestimm- 
barer Zeit  weiter  nördlich  gerückt  worden 
und  laufen  dann  nordöstlich  in  der  Richtung 
der  von  Torma  angegebenen  »Talsperre«, 
die  aber  im  besten  Falle  als  Irrtum  zu 
streichen  ist,  als  einfacher  Wall  und  Graben 
bis  zum  Tal  des  Baches  hinunter,  wo  eine 
Fortsetzung  am  nördlichen  Ufer  bisher  nicht 
ausfindig  gemacht  werden  konnte. 

Die  Reste  von  Wachttürmen  und  kleinen 
Kastellen  wurden  nur  an  einer  Stelle  unter- 
sucht, wo  Grundmauern  zweier  8  x  8  m 
messender  Wachttürme  in  einer  Entfernung 
von  5,8  m  voneinander  zum  Vorschein 
kamen.  Auch  konnte  ein  Nebenkastell  am 
nördlichen  Ende  (27  x  30  m,  Graben  6  m 
breit)  festgestellt  werden. 

Ein  römisches  Haus  in  Csakigerbo  (nörd- 
lich von  Napoca-Kolozsvär)  hat  auch  Dr.  Ä. 
Buday  ausgegraben  (Dolgozatok  1914,  45- — 
62,  12  Abb.;  Abregö  63 — 66).  Die  aus- 
gegrabenen Räumlichkeiten  des  Hauses 
hatten  fast  alle  Hypocaustum-Heizung,  teil- 
weise gut  erhalten;  da  aber  die  Ausgrabung 
wegen  moderner  Häuser  und  Vegetation  auf 
die  Mitte  des  Gebäudes  beschränkt  werden 
mußte,  auch  nicht  viel  Aussicht  auf  zu  ver- 
wertende Resultate  vorhanden  war,  hat  sich 
B.  begnügt  festzustellen,  daß  es  sich  um 
ein  römisches  Wohnhaus  handelt,  bei  dessen 
Bau  neben  dem  in  Dacien  gewöhnlichen 
opus  incertum  viele  Ziegeln  angewendet 
wurden,  und  daß  die  nicht  mehr  vorhandenen 
oberen  Wölbungen  durch  die  Anwendung 
von  Röhren,  sogenannten  Heizungsröhren, 
entlastet  waren.  Ein  Mauerzug  außerhalb 
des  Hauses  wurde  als  gegossenes  Werk  er- 
kannt. 

Prof.  Dr.  Bela  Posta  gibt  die  Beschreibung 
eines  altgriechischen  Bronzegefäßes,  das,  im 
Jahre  1906  bei  Bene  (Komitat  Bereg)  am 
nordöstlichen  Rande  der  großen  ungarischen 


Tiefebene  im  Bette  des  Baches  Borsa  zu- 
fällig gefunden,  dem  Nationalmuseum  in 
Kolozsvar  geschenkt  wurde  (Dolgozatok 
1914,  17—37,  12  Abb.,  Abreg6  38—44)- 
Prof.  Pösta  bestimmt  das  Gefäß  als  alt- 
griechische  Arbeit  aus  dem  VI.  vorchrist- 
lichen Jahrhundert  nach  den  Analogien: 
Amphora  aus  Vulci,  Bronzen  aus  Olympia, 
Aegina  usw.  Das  französische  Abrege 
macht  die  Ausführungen  jedem  zugänglich. 
Eine  Meinungsäußerung,  ohne  die  Hydria 
selbst  untersucht  zu  haben,  wäre  zu  gewagt. 
Natürlich  hat  die  Wanderung  eines  Werkes 
altgriechischen  Kunstgewerbes  bis  an  den 
Fuß  der  Karpathen  an  und  für  sich  nichts 
Erstaunliches,  um  so  weniger,  da  ange- 
nommen werden  kann,  daß  die  Wanderung 
einige  Jahrhunderte   später   geschehen   ist. 

Dr.  B^la  Cserni  gibt  (Arch.  £rt.  1913, 
382 — 387)  einen  klaren  ÜberbHck  über  die  For- 
schungen im  Gebiete  der  Doppelgemeinde 
Apulum,  die  er  in  den  Jahren  1912 — 1913 
mit  unermüdlichem  Eifer  fortgesetzt  hat. 
Es  kam  ein  Ziegelstempel  mit  LEG  XIII  G 
ET  AD  I  zutage  (bisher  nur  zwei  ähnliche 
in  den  Museen  D^va  und  Bucuresci) ;  erwähnt 
zu  werden  verdient  ein  steinerner  Kopf, 
Porträt  eines  bärtigen  Mannes.  Diese  und 
viele  andere  Bruchstücke  kamen  meistens 
bei  der  Grabung  eines  großen  Hauses  zum 
Vorschein,  das  augenscheinlich  ein  Ober- 
geschoß hatte,  eine  Tatsache,  die  in  Dacien 
jetzt    zum    erstenmal    zu    beobachten    war. 

Im  Jahresbericht  1912  des  Ungarischen 
Nationalmuseums  berichtet  Dr.  A.  Hekler 
über  die  Ausgrabungen  in  Intercisa-Duna- 
pentele  (S.  206 — 215,  2  Abb.  und  ein  Plan). 
Es  wurden  205  römische  Gräber  aufgedeckt 
und  untersucht.  Die  Münzfunde  der  öst- 
lichen Gräber  (Aurelian  bis  Constantius) 
umfassen  einen  Zeitraum  von  ungefähr  100 
Jahren,  d.  h.  IV.  Jahrhundert,  die  westlichen 
dagegen  scheinen  noch  aus  dem  II.  Jahr- 
hundert zu  stammen.  Die  zum  Vorschein  ge- 
kommenen Reliefs  und  Inschriften  waren 
als  Bestandteile  der  späteren  Gräber  ge- 
funden worden  (Arch.  Anz.  1913,  325 — 326). 
Viele  der  Gräber  wurden  leer  oder  aus- 
geplündert gefunden;  die  Tiefe  der  Gruben 
wechselt  bis  zu  4  m.  —  Der  beigegebene  Plan 
stellt  die  Situation  der  bisher  vom  National- 
museum systematisch  ausgegrabenen  Mauer- 

15» 


411 


Archäologische  Funde  im  Jahre   I9r3. 


412 


reste  in  Öreghegy  dar.  Die  Lücken  der 
Zeichnung  werden  durch  weitere  Grabungen 
kaum  zu  füllen  sein,  da  wegen  der  Wein- 
kultur nicht  überall  zu  graben  möglich  ist, 
und  die  Rigolarbeiten  der  Weinbauer  haben 
auch  vieles  zerstört.  —  Für  die  nächsten 
Jahre  wird  die  systematische  Ausgrabung 
des  ganzen  Gräberfeldes  geplant. 

Dr.  G.  E.  Gasparetz  beschreibt  im  Archaeo- 
logiai  firtesitö  1913,  340 — 347  (deutscher 
Auszug  390 — 391)  römische  Zeichen-  und 
Schreibutensilien  in  den  Sammlungen  des 
Nationalmuseums  und  des  Museums  in 
Aquincum,  mit  7  Abbildungen.  Der  kurz- 
gefaßte deutsche  Auszug  dieses,  sowie  eng- 
lische uVid  deutsche  Auszüge  anderer  Auf- 
sätze (Über  gräko -ägyptische  Porträts 
in  der  Sammlung  der  Universität  in 
Budapest,  von  Marie  Freudenberg  191 3, 
231 — 250  und  348 — 365,  10  Tafeln,  Aus- 
zug 287 — 293  und  391 — 393;  Römische 
Bronzen  im  Nationalmuseum  und  Statue 
der  Venus  Victrix  ebendort,  beide  Artikel 
von  Dr.  A.  Hekler,  210 — 231,  17  Abb., 
Auszug  286 — 287  und  277 — 279,  2  Abb., 
Auszug  294)  machen  die  Ausführungen  den 
der  ungarischen  Sprache  nicht  Kundigen 
zugänglich. 

Eine  vorläufige  Notiz  über  den  Fund  einer 
römisch-keltischen  triga  in  Zsambek  lesen 
wir  im  Arch.  £rt.  1914,  150 — 151.  Sie 
wurde  beim  Bau  eines  Kellers  zufällig  ge- 
funden und  im  Auftrag  des  Nationalmuseums 
von  Dr.  G.  E.  Gasparetz  ausgegraben.  Die 
Bruchstücke  der  Eisen-  und  Bronzebeschläge 
des  Wagens  und  des  Pferdegeschirres,  von 
Dr.  Gasparetz  sorgfältig  konserviert  und 
ergänzt,  werden  im  Nationalmuseum  auf- 
gestellt. Die  triga  gehörte  zu  einem  Grabe. 
In  nächster  Nähe  fand  G.  10  weitere  Gräber 
aus  dem  IV.  Jahrhundert,  obwohl  die  triga 
selbst  aus  dem  II.  oder  III.  Jahrhundert 
zu  stammen  scheint. 


Budapest. 


G.  von   Findly. 


Funde  in  Serbien. 

Durch  Kauf  oder  Geschenk  hat  das 
Nationalmuseum  in  Belgrad  eine  Anzahl 
von  antiken  Münzen,  Schmuckgegenständen 


und  sonstigen  Kleinfunden  aus  verschiedenen 
Gegenden  Serbiens  erworben.  Besonders 
ist  zu  erwähnen,  daß  es  auch  durch 
einige  griechische  und  römische  Inschriften, 
Steinreliefs  und  architektonische  Stücke,  die 
in  Durazzo  (in  Albanien)  ausgegraben  sind, 
bereichert  worden  ist. 

Im  Kastell  in  Stojnik  ist  auch  in 
diesem  Jahre  eine  kurze  Zeit  gegraben 
worden.  Dabei  wurde,  fürs  erste,  ein  großes 
Stück  der  östlichen  Umfassungsmauer  bloß- 
gelegt. Es  war  zu  erwarten,  an  dieser  Strecke 
ein  Tor  zu  finden.  Statt  dessen  ist  aber  ein 
viereckiger  Turm,  der  sich  an  die  Um- 
fassungsmauer anlehnt,  zum  Vorschein  ge- 
kommen. Ein  kleines  Stück  Umfassungs- 
mauer wurde  auch  an  der  Westseite  ausge- 
graben. Unweit  des  Südtores  wurden  die 
beiden  Gräben,  die  die  Festung  von  außen 
umfaßten,  durchschnitten.  Die  ursprüngliche 
Form  des  größeren,  inneren,  war  an  der  Stelle 
des  Durchschnittes  klar  zu  sehen:  es  ist  ein 
Spitzgraben,  tief  und  breit.  Der  äußere 
Graben  war  an  dem  Punkte,  wo  er  ange- 
schnitten wurde,  nicht  gut  erhalten.  Die 
wichtigsten  Resultate  hat  auch  heuer  die 
Ausgrabung  im  Innern  des  Kastells  er- 
geben. Es  wurden  hier  mehrere  Gebäude 
und  eine  Anzahl  nicht  zusammengehörender 
Mauern  gefunden.  Einige  dieser  Gebäude 
haben  eine  Apsis,  die  in  unserem  Lager 
sehr  beliebt  war;  die  Maße  einiger  sind 
ziemlich  groß.  Alle  diese  Gebäude  befinden 
sich  um  das  sogenannte  »kleine  Kastell«. 
So  ist  bisher  fast  die  ganze  Osthälfte  dieser 
Festung  und  ein  Stück  ihres  südwestlichen 
Teiles  bloßgelegt.  Es  sei  noch  ein  Gebäude 
mit  betoniertem  Fußboden  und  gemalten 
Wänden  erwähnt.  Nicht  viel  wurde  außer- 
halb des  Kastells  gegraben.  Einige  hundert 
Meter  westlich  davon,  in  einem  Acker, 
wurde  eine  Gruft  aus  Ziegeln  und  ein 
kleines  Gebäude  (vielleicht  ebenfalls  ein 
Grab)  aus  Stein  gefunden.  Die  Zahl  der 
Kleinfunde  ist  ziemlich  hoch;  es  sind  in 
erster  Reihe  römische  Kaisermünzen,  In- 
schriften, Waffen,  Werkzeuge,  Lämpchen 
usw.  Ein  detaillierter  Plan,  der  angefertigt 
wurde,  zeigt  die  Anordnung  und  die  Maße 
der   Gebäude. 


Belgrad. 


N.  Vulic. 


413 


Serbien. 


414 


Die  Ergebnisse  der  in  den  Jahren  191 1 
und  1912  ausgeführten  Ausgrabungen  auf 
dem  prähistorischen  Wohnplatze  in 
Vinca  hatten  neue  Probleme  aufgeworfen, 
deren  Lösung  von  weiterer  Nachgrabung 
zu  erwarten  war.  Aus  diesem  Grunde  wurde, 
trotz  aller  Schwierigkeiten,  welche  man  in 
einem  kriegführenden  Staate  zu  überwinden 
hat,  im  Jahre  191 3  in  Vinca  35  Tage  lang 
gegraben.  Die  Ausgrabung  beschränkte 
sich  auf  eine  Fläche  von  etwa  2CX)  qm, 
und  zwar  in  einer  Tiefe  von  7,16  m  unter 
dem  0-Punkt.  Die  Ausgrabung  ist  auch 
diesmal  auf  Kosten  der  »Speziellen  Ab- 
teilung des  Russischen  Archäologischen  In- 
stituts in  Konstantinopel«  ausgeführt  wor- 
den. 

Auf  dieser  Fläche  von  7,16  m  bis  zu 
8,25  m  unter  dem  0-Punkt  sind  sichere 
Beweise  für  das  einstige  Bestehen  von  recht- 
eckigen, in  der  Richtung  von  NW  nach  SO 
orientierten  Häusern  festgestellt  worden.  Die 
Überreste  eines  solchen  Hauses  in7,6omTiefe 
ermöglichen  uns  selbst  die  Rekonstruktion 
der  Hausdächer  in  Vinca,  welche  die  Form 
eines  Satteldaches  hatten.  Hierin  stimmen 
sie  mit  den  entsprechenden  Häusern  in 
Thrakien  überein  (vgl.  Archäologischer  An- 
zeiger 1913,  Sp.  345 — 346,  Abb.  i).  Ein 
Repräsentant  der  in  allen  oberen  Strata 
der  Vincaschicht  festgestellten  Öfen  ist  in 
diesem  Jahre  in  der  Tiefe  von  8,86  m  ge- 
funden worden ;  er  ist  zugleich  auch  das 
älteste  Beispiel  seiner  Art.  In  einer 
Tiefe  von  8,29,  8,40  und  8,63  m  unter  dem 
0-Punkte  sind  flache  (o,  lo- — 0,14  m),  kahn- 
förmige  Vertiefungen  entdeckt  worden,  deren 
längere  Seiten  gerade  und  deren  schmälere 
halbkreisförmig  verlaufen.  Die  größte 
dieser  Vertiefungen  war  2,10  m  lang  und 
0,53  m  breit;  die  kleinste  Vertiefung  war 
dagegen  nur  1,20  m  lang  und  0,25  m  breit. 
Die  Wände  und  Böden  dieser  Vertiefungen 
waren  durch  Feuer  rotgebrannt.  Ihre  Be- 
stimmung ist  noch  nicht  klar.  In  einer 
Tiefe  von  8,89  m  lag  die  obere,  engere  Peri- 
pherie einer  regelmäßigen,  0,55  m  tiefen 
Grube,  deren  Wände  und  Boden  durch  Feuer 
rotgebrannt  sind.  Auch  ihre  Bestimmung 
ist  nicht  klar. 

Der  wichtigste  Fund  dieser  Kampagne  war 
ein  Ofen,    welcher   in    seinem    Bodenniveau 


einen  kurzen,  im  Durchschnitt  rechteckigen 
(0,83  X  0,10  m)  Kanal  hatte.  Die  obere, 
schmalere  Peripherie  dieses  0,45  m  tiefen 
Ofens  lag  in  8,97  m  Tiefe.  Sein  Inhalt  beträgt 
ungefähr  0,37  cbm.  Die  Wände  und  der  Boden 
des  Ofens  ebenso  wie  diejenigen  des  kurzen, 
vorliegenden  Kanals  sind  durch  Feuer  rot- 
gebrannt. Der  Ofen  ähnelt  stark  einem 
Kalkbrennofen,  mit  dem  Unterschiede,  daß 
er  noch  einen  kurzen  Kanal  hat.  —  In 
diesem  Ofen,  und  zwar  an  der  Seite,  wo 
der  Kanal  ansetzt,  sind  Fragmente  eines 
größeren,  rechteckigen  Feuerbeckens  (Osp- 
[Aaxpa)  gefunden  worden.  Der  Kanal  diente 
wahrscheinlich  als  »Zugkanal«  zur  Er- 
zielung einer  höheren  Temperatur  im  Ofen. 
Mit  großer  Wahrscheinlichkeit  darf  man 
diesen  Ofen  als  eine  Art  »Schmelzofen«  be- 
zeichnen, eine  Benennung,  die  auch  durch 
andere  Umstände  unterstützt  wird  (unt. 
Sp.  415).  In  der  Tiefe  von  8,32  m 
wurde  ein  Fragment  eines  menschlichen 
Unterkiefers  mit  Zähnen  gefunden.  Dies  ist 
der  jüngere  Fund  dieser  Art,  da  das  im 
Jahre  191 1  gefundene  Hockerskelett  in  einer 
Tiefe  von  8,75  m  lag. 

Splitter  von  oxydiertem  Metall  (Kupfer 
oder  Bronze.?)  sind  in  allen  Tiefen  bis  zu 
9,57  m  Tiefe  (d.  h.  in  einer  »Mistgrube«)  ge- 
funden worden.  Die  übrigen  Funde  sind 
zahlreich,  die  keramischen  haben  einige  neue, 
recht  interessante  Erscheinungen  geliefert. 
In  einer  Tiefe  von  8,80  m  wurden  kleinere 
Brocken  von  Bleierz  —  Galenit  —  gefunden; 
das  tiefst  gefundene  Stück  von  Quecksilber- 
erz —  Cinnabarit  —  lag  in  7,80  m  Tiefe. 
Beide  Erze  — ■  Galenit  und  Cinnabarit  — 
finden  sich  in  der  Umgebung  des  benach- 
barten Avalagebirges,  welches  kaum  15  km 
von  Vinca  entfernt  ist.  In  dem  Cinnabarit 
führenden  Felsen  —  buplja  Stena  —  sind 
bergmännische  Arbeiten  aus  prähisto- 
rischer Zeit  festgestellt  worden;  in  den 
Höhlen  sind  prähistorische  Gefäße  und 
Scherben  seinerzeit  gefunden  worden. 

Diese  Funde  und  Erscheinungen  in  dem 
tiefsten  Vincastratum  sind  von  großer  Be- 
deutung für  die  Erkenntnis  der  Ursachen, 
aus  welchen  die  ursprüngliche  Besiedelung 
von  Vinca  hervorgegangen  ist.  Die  Be- 
deutung dieser  Funde  und  Erscheinungen 
wird    noch    gesteigert    durch    die  Tatsache, 


415 


Archäologische  Funde  im  Jahre   19 13. 


416 


daß  das  älteste  Stratum  in  Vinca  zu- 
gleich das  älteste  bis  jetzt  in  Serbien 
festgestellte  Kulturstratum  repräsentiert. 
Die  Brocken  von  oxydiertem  Metall  in 
diesem  Stratum  in  Vinca  beweisen  zur  Ge- 
nüge, daß  die  älteste  Ansiedelung  in  Vinca 
in  der  Metallzeit  entstanden  ist.  Der  oben 
vermutete  Schmelzofen  (?)  hat  entweder 
zum  Rösten  oder  zum  Schmelzen  des  auch 
in  8,80  m  Tiefe  gefundenen  Galenits  dienen 
können.  Die  andere  Ofenart,  deren  ältester 
Repräsentant  in  8,86  m  Tiefe  gefunden  wurde, 
hat  ihrer  Konstruktion  nach  zum  Schmelzen 
des  Cinnabarits  dienen  können.  Hiermit 
stimmen  die  Funde  dieser  Erze  in  der  Kul- 
turschicht einerseits  wie  andererseits  das 
Vorkommen  derselben  Erze  im  benach- 
barten Gebirge  und  die  Tatsache  von  dort 
festgestellten  bergmännischen  Arbeiten  aus 
prähistorischer  Zeit  überein. 

Aus  all  diesen  Gründen  dürfte  man  nicht 
von  vornherein  die  Vermutung  abweisen,  daß 
die  älteste  Ansiedelung  in  Vinca,  als  dem 
nächsten  Ausgangspunkte  von  der  großen 
Verkehrsstraße,  der  Donau,  zum  Zwecke  der 
Ausbeutung  und  Verarbeitung  der  Avala- 
erze  entstanden  sei.  Hierzu  stimmt  auch 
die  andere  Tatsache,  daß  wir  selbst  im 
ältesten  Stratum  von  Vinca  ein  hohes  tech- 
nisches Können  in  der  Metallurgie  be- 
obachten, das  sich  an  den  beiden  Ofen- 
arten wiederspiegelt,  die  den  beiden  grund- 
verschiedenen Schmelzverfahren  entspre- 
chen. Und  gerade  dieser  Umstand  beweist 
zur  Genüge,  daß  wir  uns  in  dem  ältesten 
Stratum  von  Vinca  weder  vor  dem  Anfange 
einer  primitiven  Metallurgie  noch  vor  den 
ersten  Anfängen  ihrer  Entwicklung  befinden. 
Ganz  im  Gegenteil,  wie  wir  in  unserer 
späteren  Publikation  zeigen  werden,  wir 
begegnen  selbst  in  dem  ältesten  Stratum 
von  Vinca  vervollkommneten,  der  Natur 
der  Erze  meisterhaft  angepaßten  Ver- 
fahren, deren  Kenntnis  nach  Vinca  von 
auswärts  her,  jedenfalls  vom  näheren 
oder  weiteren  Südosten,  importiert  worden 
sein  muß.  Nach  all  dem  ist  wohl  die 
Frage  berechtigt,  ob  die  ursprüngliche  An- 
siedelung in  Vinca  nicht  den  Charakter  einer 
metallurgischen  Kolonie  gehabt  habe,  wenn 
uns  auch  die  Zahl  der  ursprünglichen  Kolo- 
nisten und  die   Art    ihrer  Gründung   unbe- 


kannt sind.  Allein,  wenn  wir  auch  auf  diese 
Fragen  noch  keine  bestimmte  Antwort 
geben  können,  so  müssen  wir  doch  feststellen, 
daß  die  Ansiedelung  in  Vinca  ihren  metallur- 
gischen Charakter,  wie  dies  die  erwähnten 
Öfen  beweisen,  bis  zum  Schlüsse  ihrer  Be- 
siedelung  beibehalten  hat. 

Wenn  wir  alle  Funde  und  Erscheinungen 
in  Vinca  und  in  ihrer  Umgebung  über- 
schauen, so  fühlen  wir  uns  genötigt,  diese 
prähistorische  Ansiedelung  zu  den  leider 
immer  noch  in  nur  kleiner  Zahl  bekannten 
Kulturzentren  zu  rechnen,  welche  von  der 
Natur  selbst  berufen  waren,  die  Rolle  der 
Verbindungs-  und  Vermittlungslinien  zwi- 
schen den  Gebieten  höherer  Kultur  und  dem 
eigenen,  kleineren  oder  größeren  Gebiete 
zu  spielen.  Dieser  Umstand  ist  nicht  einer 
der  letzten,  um  derentwillen  die  gründliche  Er- 
forschung von  Vinca  erwünscht  sein  dürfte. 
Wir  dürfen  jetzt  wohl  hoffen,  daß  wir  einen 
guten  Teil  dieser  Aufgabe  schon  erfüllt 
haben. 

Belgrad.  Miloje  M.  Vassits. 


Bulgarien. 

Die  Kriegsereignisse  des  vorigen  Jahres 
haben  die  gewöhnliche  archäologische  Tätig- 
keit im  Lande  unterbrochen.  Trotzdem  sind 
auch  in  dieser  schweren  Zeit  die  wissen- 
schaftlichen Interessen  nicht  vernachlässigt 
worden.  Es  muß  besonders  hervorgehoben 
werden,  daß  die  bulgarischen  Militärbehörden 
dankenswerterweise  während  des  Kriegszuges 
in  der  Türkei  überall  entsprechende  Maß- 
regeln für  die  Schonung  und  Erhaltung  der 
Altertümer,  besonders  der  Baudenkmäler, 
getroffen  haben  und,  soweit  es  die  Verhält- 
nisse erlaubten,  ihre  Untersuchung  durch 
die  im  Heere  dienenden  Archäologen  be- 
günstigt haben.  Auf  diese  Weise  konnten 
eine  Reihe  von  alten  Denkmälern  auf  dem 
Kriegsschauplatze  selbst  von  den  Beamten 
des  Museums  und  von  einigen  Mitgliedern 
der  Archäologischen  Gesellschaft  während 
des  großen  Waffenstillstandes  aufgenommen 
werden.  Es  wurden  dabei  sowohl  antike 
und  mittelalterliche  Baureste,  wie  auch  In- 
schriften und  Skulpturen  berücksichtigt. 
Da  das  Okkupationsgebiet  des  bulgarischen 


417 


Bulgarien. 


418 


Heeres  vom  Schwarzen  Meere  und  Tscha- 
taldscha  bis  nach  Saloniki  reichte,  so  ist 
auch  die  Ausbeute,  obwohl  sie  nicht  regel- 
mäßig und  systematisch  durchgeführt  wer- 
den konnte,  ziemlich  reich  gewesen.  Es  ist 
zu  hoffen,  daß  manches,  was  bei  den  späteren 
Umwälzungen  vielleicht  zugrunde  gegangen 
ist,  auf  diese  Weise  für  die  Wissenschaft 
gerettet  wurde.  Zurzeit  hat  nur  K.  Skorpil 
seine  Aufnahmen  aus  der  Umgebung  von 
Midia  und  Viza  bekanntgemacht  (Izvestia 


2  silbernen  Münzen  bestand  (Izvestia  III 
324).  Die  Verzierungsstücke  (Abb.  i)  sind 
aus  ziemlich  starkem  Goldblech  getrieben. 
Sie  haben  nach  unten  umgebogene  Ränder, 
waren  also  als  Beschläge  gearbeitet  und 
dienten  wahrscheinlich  als  Schnallen  von 
Gürteln  oder  von  Kleidern.  Von  den  Münzen 
gehören  nur  zwei  oder  drei  Exemplare  dem 
Mauricius  Tiberius  (Wroth,  Imperial  byzan- 
tine  coins  I  130,  21);  die  anderen  sind  von 
Phokas   I.    (Wroth  I  162)  und  Heraclius    I. 


Abb.  I.     Goldfund  in  Akalan. 


der  Bulgar.  Archäol.  Gesellsch.  III,  1913, 
235 — 262).  Darunter  verdient  besondere 
Beachtung  das  Kloster  St.  Nicolas  bei 
Midia,  welches  ganz  in  den  Felsen  ge- 
hauen ist.  Interessant  ist  namentlich 
die  runde  Zisterne  (Ajazma),  welche  eine 
sehr  reiche  Architektur  aufweist.  Be- 
achtenswert sind  auch  die  Felsengrab - 
kammern,  die  in  dieser  Gegend  ziemlich  zahl- 
reich sind  und  entsprechende  Analogien 
am  Ufer  des  Schwarzen  Meeres  in  Nord- 
bulgarien  und  der   Dobrudscha  finden. 

Bei  dem  Dorfe  Akalan  an  der  Tscha- 
taldschalinie  haben  zwei  Soldaten  des  4.  In- 
fanterieregiments bei  der  Anlage  einer 
Schanze  einen  kleinen  frühbyzantinischen 
Schatz  gefunden,  welcher  aus  einigen  gol- 
denen Verzierungsstücken,  420  goldenen  und 


(Wroth  I  186).  Der  Schatz  ist  also  zwischen 
613  und  641  vergraben  worden.  Ähnliche 
Funde  sind  zweifellos  auch  sonst  bei  Be- 
festigungsarbeiten zum  Vorschein  gekommen, 
sie  sind  aber  noch  nicht  zur  allgemeinen 
Kenntnis  gelangt. 

Nach  Friedensschluß  konnte  das  Na- 
tionalmuseum die  seit  zwei  Jahren  ge- 
planten Ausgrabungen  der  großen  Basilika 
St.  Elias  bei  Pirdop  im  Spätherbst  des 
vorigen  Jahres  durchführen.  Die  Mauern 
der  Kirche  waren  zum  Teil  an  der  Apsisseite 
noch  in  einer  Höhe  von  8 — 10  m  erhalten 
(Filow,  St.  Sophie  de  Sofia  S.  140,  Abb.  134 
und  135).  Der  genaue  Grundriß  konnte 
aber  nur  durch  Ausgrabungen,  die  die 
ganze  Anlage  freilegten,  festgestellt  werden. 
Die  Basilika  ist  dreischiffig,  mit  dem  Narthex 


419 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


420 


32  m  lang  und  14  m  breit.  Sie  war  gewölbt, 
aber  ohne  Kuppel,  und  hatte  über  den 
Seitenschiffen  und  dem  Narthex  Emporen. 
Die  Seitenschiffe,  die  in  je  eine  kleinere 
Apsis  enden,  sind  durch  steinerne,  aus 
Trommeln  zusammengesetzte  Säulen  und 
Pfeiler  getrennt,  und  zwar  so,  daß  auf  jeder 
Seite  der  Pfeiler  zwischen  je  zwei  Säulen 
in  der  Mitte  zu  stehen  kommt.  Der  mächtige 
Bau  wurde  ursprünglich  nur  mit  Ziegeln 
aufgeführt.  In  späterer  Zeit  ist  dann  eine 
umfassende  Restauration  vorgenommen  wor- 


ornamentierten  Bruchstücke  von  Marmor- 
platten und  anderen  kleinen  Architektur- 
gliedern, die  bei  den  Ausgrabungen  in  der 
Kirche  gefunden  wurden.  Beachtung  ver- 
dient noch  der  Umstand,  daß  der  Hof  der 
Kirche  bei  der  Restauration  mit  hohen 
Mauern  umschlossen  und  an  den  Ecken  mit 
viereckigen  Türmen  versehen  wurde,  so  daß 
das  Ganze  in  eine  kleine  Festung  verwandelt 
wurde. 

Die    Basilika  von   Pirdop   hat   eine  ganz 
hervorragende  architekturgeschichtliche  Be- 


A  A 


•^•^^»^ft  trr  m^ 


Abb.  2.     Goldene  Gegenstände  aus  einem  Grabfund  in  Tzerovo. 


den,  bei  der  die  Mauern  in  abwechselnden 
Schichten  von  Bruchsteinen  und  Ziegeln 
(diese  letzteren  in  fünf  Reihen  gelegt) 
gebaut  wurden.  Durch  zahlreiche  verbaute 
Reste  der  ursprünglichen  Ziegelmauern 
ist  sichergestellt,  daß  der  Grundriß  der 
Kirche  bei  der  Restauration  in  keiner  Weise 
geändert  wurde.  Die  erhaltenen  Ansätze 
der  Gewölbe  weisen  auf  Tonnen-  und  flache 
Klostergewölbe  mit  Kreuzschichtung  hin, 
genau  von  derselben  Art,  wie  wir  sie  auch 
in  der  Sophienkirche  zu  Sofia  finden  (Filow, 
a.  a.  O.  27  ff.,  Abb.  15,  21  und  22).  Auch 
viele  andere  Übereinstimmungen  in  Material 
und  Bauweise  setzen  die  beiden  Kirchen  in 
enge  Beziehung  zueinander.  Es  kann 
mit  Sicherheit  angenommen  werden,  daß 
auch  die  Basilika  von  Pirdop  der  früh- 
christlichen Zeit  (V. — ^VII.  Jahrh.)  angehört. 
Für  diese  Zeit  sprechen  auch  die  spärlichen 


deutung.  Sie  gehört  in  die  Reihe  der  großen 
Ziegelbauten  der  altchristlichen  Zeit  in 
Bulgarien,  die  in  vielen  Beziehungen  als 
Vermittler  zwischen  den  syrisch -kleinasiati- 
schen und  den  romanischen  Kirchenbauten 
erscheinen,  und  als  deren  wichtigster  Ver- 
treter die  Sophienkirche  in  Sofia  zu  be- 
trachten ist  (Filow  a.  a.  O.  120 — 142). 
Bei  der  Basilika  von  Pirdop  finden  wir  ein 
neues  »romanisches«  Element,  namentlich  in 
dem  Wechsel  von  Pfeilern  und  Säulen.  Die 
Basilika  wird  demnächst  mit  den  nötigen 
Plänen  und  Abbildungen  in  den  Izvestia  IV 
veröffentlicht  werden. 

Erst  im  vorigen  Jahre  sind  die  Berichte 
über  einige  Forschungen  und  Funde  er- 
schienen, die  ich  schon  im  Anzeiger  1913 
kurz  erwähnt  habe.  Der  goldene  Ring  mit 
der  ersten  uns  bekannten  thrakischen  In- 
schrift  (Abb.  2,  a),  der  in  einem  Hügelgrab 


421 


Bulgarien. 


422 


bei  Tzcrovo  gefunden  wurde,  ist  von  mir 
mit  dem  ganzen  zugehörigen  Material  in  der 
Izvestia  III  202 — 223  veröffentlicht  worden 
(mit  18  Abb.  und  einer  Lichtdrucktafel;  vgl. 
auch  P.  Kretschmer,  Glotta  1914,  74—79). 
Von  den  mitgefundenen  Gegenständen  sind, 
als  für  die  Datierung  wichtig,  folgende  hervor- 
zuheben: I.  goldenes  Diadem,  16,8  cm  lang, 
verziert  mit  kleinen  getriebenen  Kreisen 
(Abb.  3);  2.  ein  kleines,  nur  7,3  cm  langes 
Löffelchen  aus  Gold,  dessen  Stiel  schrauben- 
artig gedreht  ist  (Abb.  2,  c);  3.  zwei  drei- 
eckige, verzierte  Plättchen  aus  Gold,  0,16  cm 
hoch  (Abb.  2,  b) ;  4.  archaischer  Bronze- 
spiegel   ohne    Verzierungen,     15,6     cm     im 


inschrift  an  Palcs  aus  Ratiaria  (Artschar), 
das  erste  uns  bekannte  epigraphische  Zeug- 
nis für  diese  altitalische  Gottheit  (ver- 
öffentlicht auch  in  den  Rom.  Mitteil.  XXVIII 
1913.  195  ff-)-  Interessant  sind  auch  zwei 
römische  Grabsteine  aus  dem  I.  Jahrh. 
n.  Chr.,  die  in  späterer  Zeit  zur  Herstellung 
eines  Steingrabes  verwendet  und  1912  bei 
Novae  (Svischtov)  ausgegraben  wurden 
(Izvestia  III  192  f.).  Der  eine  gehört  dem 
M.  Antonius  M.  f.  domo  Crustumiae 
Arniae  Aprio  ex  Thuscia  und  seiner 
Frau  Tannonia  Valentina,  der  andere 
ist  dem  P.  Farfinias  P.  f.  Pollia  Se- 
verus     Fan(o)     Fort(unae),    der    cor- 


Abb.  3.     Goldenes  Diadem  aus  Tzerovo. 


Durchmesser,  mit  besonders  gearbeitetem 
Griff  (nicht  aufgefunden),  der  an  einem 
viereckigen  Ansatz  des  Kreises  befestigt 
war  (vgl.  Furtwängler,  Kl.  Schriften  I 
424);  5.  Scherben  von  schwarzgefirnißten 
Tongefäßen.  Wie  diese  Gegenstände  und 
die  Buchstabenform  der  Inschrift  zeigen, 
gehört  der  Ring  noch  in  den  Anfang  des 
V.  Jahrh.  v.  Chr.  Die  Inschrift,  die  noch 
nicht  entziffert  werden   konnte,   lautet: 

P  O  A  I  S  T  E  N  E  A  £  N 

EPENEATIA 

T  E A  NHCKOA 

PAIEAAOM 

EANTIAEIV 

PTAMIHE 

PAI 

HATA 

Einige  beachtenswerte  römische  Denk- 
mäler aus  Bulgarien,  die  erst  in  den  letzten 
Jahren  gefunden  wurden,  veröffentlicht  Pro- 
fessor G.  Kazarow  (Izvestia  III  180 — 201). 
Hervorzuheben    ist    vor    allem    die    Weih- 


n(icen)  leg(ionis)  VIII  Aug(ustaei) 
war,  von  seinen  Söhnen  gesetzt  worden. 
Weiter  erwähne  ich  die  drei  griechischen 
Ehreninschriften,  die  in  einem  Turm  der 
byzantinischen  Befestigung  von  Augusta 
Traiana  (Stara-Zagora)  verbaut  waren. 
Der  Turm  wurde  erst  191 1  bei  dem  Bau  des 
neuen  Theatergebäudes  freigelegt.  Die  erste 
Inschrift  (Izvestia  III  188)  ehrt  M.  Ulpius 
Genealis,  der  wahrscheinlich  aus  Augusta 
Traiana  gebürtig  war,  aber  auch  das  Bürger- 
recht von  Sparta  erworben  hat  ( .  . . .  xotA 
xb  ooffia  xrfi  aejxvoTaTYj?  AaxsSaijxovi'tuv  itd- 
Xeu)?  xai  xaxa  ihv  l'Kii];rjCsi(j[i.bv  xr^?  'j'kuxü-zd- 
T»j?   uaxptoo?  7]  STTCt'pxT)  Mocpxov  OuXttiov  Fs- 

vsaXTjv    Tpaiavsa    xat    AaxsSaifiovtov 

heißt  es  in  der  Inschrift).  Die  Inschrift 
Izvestia  III  191  hat  die  Stadt  Augusta 
Traiana  zu  Ehren  ihres  Bürgers  Aurelius 
Fronto  gesetzt,  welcher  'OXu[xinovctxrj?, 
'AXiovEi'xTjc,  opojxsu?  7:apa8o$oc,  [xovo?  xal 
Trpüixo?  xtüv  dir'  atöjvo?  iravxtuv  dv&p(uTCU)V 
war.  Von  den  Skulpturen  erwähne  ich  nur 
zwei  Werke   (ibid.    III   183  f.),   die  sich  im 


423 


Archäologische  Funde  im  Jahre  1913. 


424 


kleinen  Museum  zu  Vidin  befinden:  I.  ein 
Grabmal  aus  Tuffstein,  0,88  m  hoch,  mit 
dem  Genius  des  Todes  in  sehr  hohem  Relief, 
von  einem  Pinienzapfen  bekrönt,  gefunden 
in  Mussumane,  Regierungsbezirk  Vidin 
(Abb.  4);  2.  marmorne  Gruppe,  wahrschein- 
lich ebenfalls  Grabdenkmal,  ein  sitzendes 
Ehepaar  darstellend  (die  Köpfe  abge- 
brochen), 0,70  m  hoch,  gefunden  in  Ratiaria 
(Abb.  5). 


Abb.  4.     Grabdenkmal  aus  Mussumane. 


Wichtig  sind,  namentlich  wegen  des  Fund- 
ortes, zwei  neuentdeckte  Weihinschriften 
des  Zeus  Zbelsourdos,  gefunden  bei  dem 
Dorfe  Golemo-Selo,  12  km  westlich  von 
Dupnitza  (Kazarow,  Rev.  arch^ol.  191 3  I 
340  ff.).  Viele  Gründe  sprechen  dafür,  daß 
südlich  von  diesem  Dorfe,  genauer  in  der 
Tzaritschina  genannten  Gegend,  das  be- 
kannte Heiligtum  des  Zeus  Zbelsourdos  sich 
befand,  welches  von  L.  Calpurnius  Piso 
während  seiner  Statthalterschaft  in  Make- 
donien (57 — 55  V.  Chr.;  vgl.  Pauly-Wissowa, 
Realenz.    IV   2102)   zerstört  wurde. 


Im  Zusammenhange  mit  den  prähistori- 
schen Grabungen  in  Sveti-Kirilovo,  Re- 
gierungsbezirk Stara-Zagora  (s.  Anzeiger 
191 3,  347  ff-)  gibt  Prof.  Kazarow  (Izvestia 
III  310  ff.)  eine  Beschreibung  auch  der 
römischen  Funde,  die  entweder  vom  prä- 
historischen Hügel  selbst  oder  von  dessen 
Umgebung  stammen.  Es  sind  dies  eine 
Bronzestatuette  der  Athena  (Abb.  6,  H.  8  cm, 
jetzt  im  Museum  in  Stara-Zagora),  Frag- 
mente von  Weihreliefs  des  thrakischen 
Reiters,  Fragment  eines  Weihreliefs  des 
Herakles,    ein    kleines    weibliches    Marmor- 


Abb.  5.    Grabdenkmal  aus  Ratiaria. 


köpfchen,  spätrömische  Schmuckgegenstände, 
Tonlampe  u.  a.  m. 

Auch  für  die  prähistorischen  Funde  in 
der  Höhle  Morovitza  bei  Glo^ane,  Re- 
gierungsbezirk Teteven  (Anzeiger  191 3, 
346  f.),  haben  wir  jetzt  den  ausführlichen 
Bericht  von  R.  Popow  bekommen  (Izvestia 
III  263—290). 

Von  Einzelfunden,  die  in  das  National- 
museum gelangt  sind,  erwähne  ich  zunächst 
das  interessante  Relief  aus  Kovatschitza, 
Regierungsbezirk  Berkovitza  (Abb.  7,  H. 
50  cm).  Dargestellt  ist  Hermes  mit  Caduceus 


425 


Bulgarien. 


426 


und  Beutel,  auf  einem  mächtigen  Ziegen- 
bock nach  rechts  reitend;  dahinter  ein 
Baum.  Rechts  sieht  man  den  über  einen 
Korb  ausgestreckten  Arm  einer  bekleideten, 
wahrscheinlich  weiblichen  Figur,  die  ab- 
gebrochen ist.  Im  unteren  abgetrennten 
Felde  befinden  sich  noch  andere  Figuren, 
zum    größten    Teil    ebenfalls    abgebrochen. 


die  in  der  Umgebung  vonS  a  m  o  k  o  v  gefunden 
wurde  (Abb.  9).    Ihr  Anhängsel  erinnert  an 


Abb.  6.     Bronzestatuette  aus  Sveti-Kirilovo. 

Auf  der  oberen  Umrahmung  des  Reliefs  ist 

noch  die  Inschrift  [M]ERCURIO  DEV 

erhalten.  Weiter  verdient  Beachtung  die 
silberne  Vase  aus  römischer  Zeit  (IL  oder 
III.  Jahrh.),  welche  bei  Chrischteni, 
Regierungsbezirk  Stara-Zagora,  gefunden 
wurde  (Abb.  8,  H.  12  cm).  Sie  ist  an  den 
Schultern  mit  einem  in  Relief  gearbeiteten 
Lorbeerkranze  verziert  und  zeichnet  sich 
durch  elegante  Form  aus.  Der  spätrömischen 
Zeit  gehört  auch  die  silberne  Halskette  an, 


Abb.  7.     Relief  aus  Kovatschitza. 


Abb.  8.     Silberne  Vase  aus  Chrischteni. 


427 


Archäologische  Funde  im  Jahre   19 13. 


428 


die     bekannten     sichelmondförmigen    Ver- 
zierungen, die  oft  in  römischen  Gräbern  ge- 


Abb.  9.     Silberne  Halskette  aus  der  Umgebung 
von  Samokov. 


Abb.  10.     Bronzestatuettc  aus  Galovo. 


funden  werden.  — Aus  Galovo,  Regierungs- 
bezirk Orehovo,  wo  oft  römische  Funde  zum 
Vorschein  kommen,  stammt  die  Bronze- 
statuette der  Venus  Abb.  10  (H.  13  cm). 
Von  wichtigeren  Münzfunden  sind  für 
das  Berichtsjahr  nur  zwei  zu  verzeichnen. 
Beim  Dorfe  Tschurek,  Regierungsbezirk 
Sofia,  sind  mehrere  Hundert  (bis  lO  kg) 
silberne  Tetradrachmen  von  Thasos  und  von 
Maroneia  gefunden  worden.     Die  Mehrzahl 


Abb.  II.     Wandmalerei  aus  dem  XIII.  Jahrhundert 
in  Bojana. 

bilden  die  barbarischen  Prägungen  nach  dem 
späteren  Typus  der  thasischen  Tetradrachmen 
(II.  Jahrh.  v.  Chr.)  mit  dem  jugendlichen 
Dionysoskopf  auf  der  Vorderseite  und  dem 
Bilde  des  Herakles  auf  der  Rückseite  (Head, 
Hist.  num.  2.  Aufl.  266).  Die  Tetradrachmen 
von  Maroneia  sind  von  gleichzeitigem 
Typus  mit  demselben  Dionysoskopf  und  dem 
Bilde  des  aufrechtstehenden  Dionysos  auf 
der  Rückseite  (Head  251).  Der  zweite  Fund 
stammt  aus  dem  Dorfe  Garvan,  Re- 
gierungsbezirk Silistra  (jetzt  in  Rumänien), 
und  bestand  aus  etwa  100  römischen  Denaren 
der  Republik  und  der  ersten  Jahrzehnte  der 
Kaiserzeit. 


429 


Rumänien. 


430 


Schließlich  sind  mit  einigen  Worten  auch 
die  Arbeiten  zu  erwähnen,  die  das  National- 
museum im  vorigen  Jahre  in  der  kleinen 
Kirche  in  Bojana,  südwestlich  von  Sofia, 
zur  Reinigung  und  Konservierung  der 
alten  Fresken  ausführen  ließ.  Die  Kirche, 
welche  zum  Teil  aus  dem  XL,  zum  Teil 
aus  dem  XIII.  Jahrh.  stammt,  ist  im  Innern 
vollständig  bemalt.  Bekannt  sind  nament- 
lich die  vorzüglichen  Porträts  des  bulgari- 
schen Königs  Konstantin  Tich  und  seiner 
Frau  Irene  sowie  des  Sevastokrators  Kalojan 
und  seiner  Frau  Dessislava,  die  sämtlich 
durch  die  zugehörige  Inschrift  ins  Jahr  1259 
datiert  sind.  Der  ursprüngliche  Bilder- 
schmuck ist  in  späterer  Zeit  an  vielen  Stellen 
zwei  bis  dreimal  übermalt  worden,  und 
zwar  so,  daß  immer  auf  den  älteren  Verputz 
direkt  eine  neue,  ziemlich  dünne  Schicht 
von  Kalkbewurf  aufgetragen  wurde,  die 
den  Malgrund  abgab.  Auf  diese  Weise 
haben  sich  verschiedene  Schichten  von 
Fresken  übereinander  gebildet.  Selbstver- 
ständlich sind  die  älteren  Schichten  in  der 
Regel  stark  beschädigt.  An  vielen  Stellen 
sind  sie  aber  auch  gut  erhalten.  Es  empfahl 
sich  daher  in  einigen  Fällen,  die  oberen 
Schichten  vorsichtig  und  unversehrt  abzu- 
nehmen, um  die  darunterliegenden  Bilder 
freizulegen.  Auf  diese  Weise  wurde  der 
thronende  Christus  gewonnen,  der  hier  in 
Abb.  II  reproduziert  ist.  Dieses  Bild 
gehört  zu  den  am  besten  erhaltenen  Male- 
reien der  Kirche  und  stammt  aus  derjenigen 
Schicht,  die  dem  XIII.  Jahrh.  zugeschrieben 
werden  muß.  Von  den  Fresken  des  XL  Jahrh. 
konnte  bis  jetzt  nichts  Bedeutenderes  frei- 
gelegt werden.  Die  Arbeiten  sollen  auch  in 
diesem  Sommer  fortgesetzt  werden. 


Sofia. 


B.   Filow. 


Rumänien. 

Die  Ausgrabungen  in  Ulmetum  dauern 
fort.  Gegenwärtig  wird  das  Innere  des 
Lagers  untersucht.  Die  Resultate  werden 
demnächst,  wie  gewöhnlich  (vgl.  meinen 
Bericht  für  das  Jahr  191 2),  der  Kgl.  Ru- 
mänischen Akademie  der  Wissenschaften 
vorgelegt  werden.    Die  betreffende  Abhand- 


lung wird  mit  dem   üblichen   französischen 
Resume  versehen  sein. 

An  zufälligen  Einzelfunden  war  das  ver- 
gangene Jahr  ziemlich  arm.  Erwähnt 
seien:  ein  Relief  des  thrakischen  Reiters, 
gefunden  in  den  Ruinen  des  römischen 
Lagers  bei  Topalu  (südlich  vom  alten 
Carsium),  jetzt  in  der  Constantzaer  Zweig- 
anstalt des  Nationalmuseums  für  Alter- 
tümer; ein  zweites  Relief  des  thrakischen 
Reiters,  das  man  beim  römischen  Lager 
von  NicoUtel  (südlich  vom  alten  Novio- 
dunum)  fand,  jetzt  in  Privatbesitz  in  Tulcea; 
ein  2  m  hoher,  etwa  0,65  m  breiter,  im  ovalen 
Querschnitt  0,40  m  dicker  Marmorpfeiler 
frühbyzantinischer  Zeit  (Abb.  l)'),  aus- 
gegraben bei  Carali,  nicht  weit  von  Dobrici- 
Bazargic,  wo  das  Denkmal  jetzt  in  Privat- 
besitz ist;  mehrere  Kalkstein-  und  Marmor- 
bruchstücke in  Mangalia  (Callatis),  ohne 
besondere  Bedeutung,  bisher  zunächst  als 
Staatseigentum  mit  Beschlag  belegt  und  noch 
bei  der  Subpräfektur  des  betreffenden  Kreises 
aufbewahrt;  verschiedene  Fragmente  von 
Marmorreliefs  und  Inschriftplatten,  gefunden 
in  Constantza  (Tomi)  bei  den  Grabungen 
und  Aufräumungsarbeiten  zur  Errichtung 
neuer  öffentlicher  oder  privater  Gebäude 
(die  wichtigsten  Funde  werden  unten  des 
näheren  beschrieben) ;  unterirdische  Reste 
von  römischen  Kanälen  und  Wasserlei- 
tungen, festgestellt  bei  Caranasuf  (dem  alten 
Histria)  und  bei  Enghez').  Ferner  wurden 
bei  Topalu,  südlich  vom  alten  Carsium,  die 
Fundamente  eines  mächtigen  römischen 
Ziegelbaues  (Abb.  2)  und  zwei  parallele, 
dicht  nebeneinanderlaufende  Kanäle  aufge- 
deckt, die  aber  von  den  Stellvertretern  des 
Terraineigentümers  fast  vollständig  demoliert 
worden  waren,  bevor  wir  eine  vollständige 
Aufnahme  davon  hätten  machen  können:  es 
sind  dies  nämUch  Bauten,  die  zum  römischen 


')  Marmorsäulen  vollkommen  gleichen  Stils  sind 
in  der  byzantinischen  Basilika  mit  doppeltem 
Transept,  die  in  der  Stadt  Tropaeum  gegen 
460 — 500  errichtet  wurde,  gefunden  worden:  s. 
meine  Cetatea  Tropaeum,  Bukarest  1912,  S. 
116  ff.  und  Abb.  35. 

*)  Ostlich  von  Besoul,  Cavaclar  und  Sofular  und 
südwestlich  von  Edilchioi,  d.  h.  in  der  Mitte  eines 
Gebietes,  das  sehr  dicht  von  griechischen  und  be- 
sonders römischen  Ansiedlungen  (vgl.  die  Karte 
zu  meinem  Ulmetum  I)  besetzt  war. 


431 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


432 


Kastell  und  vicus  von  Topalu  gehören 
und  wie  die  ganze  Anlage  —  die  auf  einem 
Kalksteinfelsen  über  der  Donau  gelegen 
ist  —  noch  jetzt,  trotz  aller  Proteste  von 
Seiten  des  Nationalmuseums,  als  Stein- 
bruch dienen;  eine  andere  bisher  unbekannte 


um  sie  zum  genaueren  Studium  zu  be- 
kommen. BeimDorfeFilionesti,  Bez.  Putna, 
hat  man  in  einem  Weinberg  eine  Silber- 
münze von  Dyrrhachium  gefunden  (<<>IAn  .... 
säugende  Kuh;  Rs.  AYP  •  M[ENlj5:KOY), 
ebenso    eine     Konsularmünze    der     Familie 


Abb.  I.     Marmorpfeiler,  gefunden  bei  Carali,  Bez.  Caliacra. 


römische  Ansiedlung  in  der  Kleinwallachei 
ist  beim  Dorfe  Topesti-Vänäta,  Bez.  Gorjiü, 
festgestellt  worden. 

Zahlreich  und  reichhaltig  waren  die  Münz- 
funde in  der  Moldau.     Im  Hofe  des  Guts- 


Norbana  (s.  Cohen,  M^d.  Cons.,  p.  229,  Nr.  4, 
pl.  XXIX  3)  und  einen  Denar  von  Con- 
stantius  (Cohen  VII  p.  492,  Nr.  340).  Privat- 
besitz. Im  Dorfe  Unguri-Gäiceana  fand  der 
Schullehrer    vier    römische     Silbermünzen: 


Abb.  2.     Unterbauten  römischer  Gebäude  beim  Kastell    Topalu. 


besitzers  I.  V.  Starcea,  beim  Dorfe  Väleni, 
Bez.  Roman,  hat  man  3760  römische  Silber- 
denare gefunden,  von  denen  10  dem 
Museum  sogleich  geschickt  wurden  (i  Vi- 
tellius,  I  Titus,  3  Traianus,  3  Hadrianus, 
I  die  jüngere  Faustina,  i  Commodus),  für 
die  anderen  Münzen  müssen  wir  dagegen 
jetzt   langwierige  Unterhandlungen    führen, 


zwei  republikanische  (Cohen,  M6d.  Cons., 
p.  136,  I,  pl.  XVIII  Fannia  und  p.  173,  12, 
pl.  XXIII  5 — 6  Junia)  und  zwei  kaiserliche 
(Vespasian  und  die  ältere  Faustina).  Privat- 
besitz. Beim  Städtchen  Sascut,  Bez.  Putna, 
hat  man  einen  Topf  mit  68  republikanischen 
Silbermünzen  von  42  verschiedenen  Familien 
und  einer  Münze  aus  dem  Jahre  20  v.  Chr. 


433 


Rumänien. 


434 


(CAESAR  AVGVSTVS),  die  wohl  den  ganzen 
Fund  datiert,  gefunden.  Privatbesitz.  Einen 
anderen  Münzfund  hat  man  in  der  Dobrogea 
gemacht,  beim  Dorfe  Bestepe,  nicht  weit 
vom  alten  Salsovia:  ein  Topf  mit  400 
Kleinbronzen  der  Kaiser  Theodosius,  Arca- 
dius  und  Honorius  (die  Mehrzahl)  sowie 
Constantius,  Valens  und  Valentinian  (sehr 
wenige).  Privatbesitz.  In  der  Kleinwallachei 
hat  man  beim  Dorfe  Zätreni,  Bez.  Välcea, 
einen  größeren  Fund  republikanischer  Silber - 
münzen  gemacht,  von  denen  37  (darunter 
10  »dentel^es«),  von  29  verschiedenen  Fa- 
milien, für  das  Nationalmuseum  erworben 
werden    konnten.      Vorzügliche    Erhaltung. 


Mitridates  mil.  coh.  eiusd.  et  Barales  b.  m. 
f.  c.  Im  Constantzaer  Museum.  Eine  Reihe 
noch  unedierter  Bruchstücke  von  Stein - 
denkmälern  aus  Adamclissi  (Tropaeum 
Traiani),  wurden,  besonders  stilistisch,  als 
Provinzialkunst,  beschrieben  und  bewertet 
von  G.  Murnu  im  »Buletinul  Comisiunii  Monu - 
mentelor  Istorice«  VI  1913  (auch  als  selb- 
ständiger Sonderabdruck  unter  dem  Titel 
»Monumente  de  piaträ,  etc.«,  Bukarest  191 3, 
erschienen).  Zu  notieren  wären  davon  nur 
zwei  bislang  unveröffentlichte  lateinische 
Inschriften,  deren  Lesung  mir  aber  bei 
Murnu  nicht  überzeugend  erscheint,  so  daß 
ich  sie  nochmals  an  den   Originalen  selbst 


Abb.  3.     Tonlampe  aus  Morughiol,  Bez.  Tulcea. 


An  verstreuten  Veröffentlichungen  neuer 
Funde  sind  zu  verzeichnen:  zwei  Bleigewichte, 
eines  aus  Kallatis  mit  Dionysoskopf,  das 
andere  aus  Tomi,  rund,  mit  großem,  acht- 
strahligem  Dioskurenstern,  von  R.  Netz- 
hammer  in  der  »Revista  Catolicä«  1913, 
S.  164  ff.  veröffentlicht,  zwei  weitere  gleich- 
artige Gewichte  aus  denselben  Städten  (das- 
jenige von  Tomi  mit  interessanter  Aufschrift, 
aus  römischer  Zeit),  von  M.  C.  Sutzu  im 
»Buletinul SocietatüNumismatice«  1913,  i'). 
Eine  weiße  Marmorplatte  aus  Tomi, 
0,47  zu  0,32  m,  wurde  von  W.  Knechtel  in 
der  »Revista CatoHcä«  1913,  4,  veröffentlicht: 
Inschrift  M.  JuHoTertuUovet.  coh.  ICommag. 


•)  Zu  bemerken  ist,  daß  an  Münzen  und  Ge- 
wichten die  Bukarester  Privatsammlungen  von 
L.  Ruzicka  und  M.  C.  Sutzu  sowie  von  Monsig- 
nore  R.  Netzhammer  und  von  W.  Knechtel  über- 
haupt viel  Neues  und  Interessantes  bieten. 


revidieren  muß,  bevor  ich  sie  in  meinen 
jährlichen  Bericht  aufnehme. 

Als  neue,  interessante  Funde,  die  eine 
genauere  Beschreibung  an  diesem  Orte 
wert  sind,   notiere  ich  folgende: 

Beim  Dorfe  Morughiol,  Bez.  Tulcea,  süd- 
östlich vom  antiken  Salsovia,  in  den  Ruinen 
des  in  der  Nähe  befindlichen  römischen 
Kastells  ist  eine  Tonlampe  (0,105  x  0,075  m 
Durchmesser  der  oberen,  bearbeiteten  Seite) 
gefunden  worden,  die,  obgleich  nicht  ganz 
erhalten,  uns  eine  vollständige,  sehr  lehr- 
reiche Illustrierung  zur  Ilias  XXII,  aus 
römischer  Zeit,  gibt.  Man  sieht  (vgl. 
Abb.  3)  im  Mittelfelde  in  einem  stürmisch 
nach  links  von  zwei  Pferden  getragenen 
Schlachtwagen  einen  Krieger  hoch  aufgerich- 
tet dastehen,  trotzig  nach  links  schauend, 
der  in  der  Rechten  die  Zügel  (II.  XXII  400: 
Achill   lenkt   selber   die    Rosse)    und   einen 


435 


Archäologische  Funde  im  Jahre  19 13. 


436 


Abb.  4.     Weibliche  Gewandstatue  aus    Tomi. 


nicht  näher  zu  bestimmenden  Gegenstand, 
in  der  Linken  den  Speer  und  den  Schild  hält, 
und  an  seinem  Wagen,  an  den  Beinen  ange- 
bunden, einen  anderen  Krieger,  das  Gesicht 
nach  oben  gerichtet,  auf  der  Erde  dahin - 
schleifend  wie  der  tote  Hektor  am  Wagen 
des  siegreichen  Achill.  Um  das  Mittel- 
feld herum  zieht  sich  eine  Art  Fries,  mit 
nach  links  laufenden  Pferden,  die  durch 
je  eine  Lanzen -(oder  Pfeil-)  spitze  von- 
einander gesondert  sind.  Jetzt  im  National- 
museum. 

In  Constantza  (Tomi)  bei  den  neuen 
Silos,  am  Hafen,  ragen  noch  die  Überreste 
einer  griechisch-römischen  Konstruktion  auf 
mit  zahlreichen,  zur  Verschönerung  des 
Gebäudes  herbeigeschafften,  teilweise  noch 
unbearbeiteten  Marmorblöcken,  unter  denen 
ein  Architravbruchstück  mit  den  schön  ein- 


gehauenen     Buchstaben,    ....  HEAMENOY  • 

M  •  Z:EP0YI (jetzt  im  Nationalmuseum), 

das  Datum  des  gesamten  Werkes  fest- 
stellt: etwa  162,  als  M.  Servilius  Fabianus 
Statthalter  von  Untermösien  war  (Stout, 
Governors,  p.  54).  Das  Gebäude  scheint  nie 
vollendet  worden  zu  sein,  denn  die  Gesims- 
stücke der  seitlichen  Giebelecken  liegen  noch 
heute  nur  aus  dem  Groben  gearbeitet  da. 
An  dieser  Stelle  wurden  jedoch  unter  den 
Trümmern  zwei  Gewandstatuen  aus  Marmor 
aufgefunden:  die  eine,  1,35  m  hoch,  kopflos 
und  auch  sonst  ziemlich  beschädigt  (Abb.  4), 
eine  Frau  darstellend,  ohne  besondere  Ge- 
schickUchkeit  und  mit  nur  sehr  ungefährer 
Empfindung  für  das  Weiche,  Fließende  der 
Gewandung  gearbeitet,  die  andere,  1,70  m 
hoch,  trefflich  erhalten,  einen  bärtigen  Mann 
mit  Buchrolle  in  der  Linken,  offenbar  por- 


437 


Rumänien. 


438 


Abb.  5.     Männliche  Porträtstatue  aus  Tomi. 


träthaft,  darstellend  (Abb.  5),  weit  besser 
modelliert  als  die  zuvor  erwähnte,  obgleich 
im  ganzen  auch  ziemlich  gebunden.  An  der- 
selben Stelle  ist  auch  ein  weiblicher  Marmor- 
kopf —  idealisierte  Porträtdarstellung  — 
gefunden  worden,  0,30  m  hoch,  zweifels- 
ohne von  einer  dritten,  uns  verloren  gegange- 
nen Gewandstatue  herrührend,  gut  erhalten 
und  stilistisch  nicht  ohne  Bedeutung  (Abb.  6 
und  7).  Sämtliche  Stücke  jetzt  im  National- 
museum  zu  Bukarest. 

Ein  anderer  Fund  aus  Tomi  ist  das  Denk- 
mal des  Ti.  Claudius  Saturninus,  eine  Relief- 
platte aus  Marmor,  in  zwei  Stücke  ge- 
brochen, 0,86  m  hoch,  0,57  m  breit,  0,12  m 
dick  (Abb.  8),  jetzt  im  Nationalmuseum, 
die  bekannte  Szene  des  Totenmahles  in  der 
allgemein  üblichen  Weise  (vgl.  Kaiinka, 
Ant.    Denkm.    in     Bulgarien,     Sp.    205  ff.) 

Archäologischer  ,'\nzeiger  1914. 


darstellend.  Ein  kleines  Bruchstück  in  der 
Mitte  der  Platte  ist  bei  der  Auffindung  ver- 
loren gegangen.  Bemerkenswert  ist  die 
sorgfältige  architektonische  Einfassung  der 
Reliefszene:  zwei  korinthische  Halbsäulen 
tragen  einen  einfachen  Architrav,  auf  dem 
die  Inschrift  steht,  und  darüber  einen 
niedrigen  Giebel  mit  Mittel-  und  seitlichen 
Reliefakroterien.  Die  Inschrift  (Buch- 
stabenhöhe 0,015  in)  lautet:  Ti.  Claudius 
Arrenti  f.  Quir.  Saturninus  duplic.  vet.  alae 
Astur,  vixit  an.  LXIIII,  mil.  an.  XXXII, 
uxor  et  liberi  f.   c.   h.   s.   est. 

Bemerkenswert  ist  auch  eine  inschriftlose 
ara  aus  Marmor,  0,90  m  hoch,  0,42  m 
breit  und  0,32  m  dick  am  Kopf  und  Fuß- 
gesims, und  0,33  m  breit,  bzw.  0,25  m  dick 
am  Schaft  (Abb.  9),  jetzt  im  National- 
museum, die  auf  der  Vorderseite  in  flachem 

16 


439 


Archäologische  Funde  im  Jahre  191 3. 


440 


Abb.  6.    Idealisierter  weiblicher  Porträtkopf 
aus  Tomi. 


Abb.  7.     Seitenansicht  zu  Abb.  6. 


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Abb.  8.     Grabdenkmal  eines  dupUcarius  alae 
aus  Tomi. 


Abb.  9.     Mannoraltar  aus  U'omi. 


441 


Rumänien.  —  Eduard  Gerhard-Stiftung. 


442 


Relief  eine  die  Arme  auf  der  Brust  kreu- 
zende, im  übrigen  sehr  eng  vom  Mantel  um- 
wickelte, wie  eine  Herme  aussehende  Figur 


Abb.  10.     Grenzstein  aus  Tomi. 

trägt,  und  darüber,  auf  dem  sockelartigen 
Aufsatz,  einen  mit  ausgebreiteten  Flügeln  und 
nach  rechts  gewendetem  Kopfe  wappen- 
mäßig  stiHsierten  Adler. 


Zum  Schluß  erwähne  ich  noch  hier  ■) 
einen  Grenzstein,  gleichfalls  aus  Tomi, 
der  wohl  zur  Gemarkung  eines  privaten 
Landgutes  in  der  Umgebung  der  Stadt 
gehört  haben  mag.  Kalksteincippus  0,90  m 
hoch,  0,42  m  breit,  0,26  m  dick  (die  Abb.  10 
gibt  nur  den  oberen  Teil  mit  der  Inschrift 
wieder).  Höhe  der  Buchstaben  0,045  ni. 
Fines  pertinentes  ad  Tib(erium)  Cl(audium) 
Firminum.  Die  Inschrift  scheint  noch  ins 
II.  Jahrh.  zu  gehören. 

Bukarest.  V.  Färvan. 


EDUARD  GERHARD- STIFTUNG. 

Von  der  Kgl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Berlin  ist  das  Stipendium  der 
Eduard  Gerhard-Stiftung  in  diesem  Jahre 
nicht  vergeben  worden. 

')  Eine  eingehende  Behandlung  sämtlicher 
neuen  Funde  wird  demnächst  an  anderem  Orte 
folgen;  die  Resultate  der  betreffenden  Studien  und 
Untersuchungen  werden  ihren  Platz  in  meinem 
nächsten  Bericht,  für   1914,  finden. 


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Den  Tod  fürs  Vaterland  starben  aus  unserem  Kreise 

DR.  HEINRICH  LATTERMANN 

Stipendiat   des   Instituts   in   den  Jahren   1909/IO,   Oberlehrer   in   Potsdam, 
gefallen  bei  Lüttich  am  6.  August  191 4. 

DR.  ERNST  SCHMIDT 

Stipendiat  des  Instituts  in  den  Jahren   1912/13,   Assistent  am  Kaiserlichen 

Archäologischen  Institut  in  Rom, 

gefallen  bei  Saarburg  am  20.  August  1914. 

FRITZ  TOEBELMANN 

Privatgelehrter  in  Rom, 
gefallen  bei  Mons  am  23.  August  1914. 

Ehre  ihrem  Andenken. 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXIX  1914 


TAFEL  8 


KANNE  IN   KOPENHAGEN 


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JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXIX  1914 


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JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXIX  ISTt 


TAFEL  10 


TORSO  AUS  KYZIKOS 


Britischen    Museum 


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Archäologischer  Anzeiger 

Beiblatt 

ZUM  Jahrbuch  des  Archäologischen  Instituts 

1914.  4. 


Den  Tod  für  ihr  Vaterland  starben  aus  unserem  Kreise: 

DR.  E.  KATTERFELD 

Assistent  am  Kaiserl.  Deutschen  Archäologischen  Institut  in  Rom  191 1 — 1913, 
gefallen  am  4.  November  bei  Werwick. 

REGIERUNGSBAUMEISTER  DR.  H.  KOHL 

Mitarbeiter  an  den  Expeditionen,  nach  Baalbeck  und  Boghasköi,   Mitglied 

des  Instituts  seit  dem  Jahre   1910, 

gefallen  am  26.  September  bei  Moronvilliers. 

DR.  GEORG  MATTHIES 

Stipendiat  des  Instituts  in  den  Jahren   19 13  und  19 14, 

gestorben   in   Wismar   am    il.  November    an    den   Folgen   seiner   in   den 

Kämpfen  im  Westen  erhaltenen  Verwundung. 

DR.  KARL  MENADIER 

Stipendiat  des  Instituts  im  Jahre  19 14, 
gestorben  den  9.  Dezember  im  Lazarett  in  Insterburg. 

DR.  WALTER  REIMPELL 

Hilfsarbeiter  an  der  Vorderasiatischen  Abteilung  der  Kgl.  Museen  in  Berlin, 
gefallen  am  11.  Dezember  in  den  Kämpfen  in  Polen. 


Archäologischer  Anzeiger  1914.  in 


447 


Zur  Aldobrandinischen  Hochzeit. 


448 


DR.  M.  L.  STRACK 

Prof.  der  alten  Geschichte   an  der  Universität  Kiel,   Mitglied   des  Instituts 

seit  dem  Jahre   1897, 
gefallen  am   10.  November  bei  Merckem, 


DR.  SIEGFRIED  SUDHAUS 

Prof.  der  klass.  Philologie  an  der  Universität  Kiel,  Stipendiat  des  Instituts 

im  Jahre  1900, 
gefallen  am  22.  Oktober  bei  Bixschoete. 


In  den  Reihen  unserer  Gegner  fiel  als  Hauptmann  in  der  Territorialarmee 

DR.  h.  c.  JOSEPH  D^CHELETTE 

Konservator  des  Museums  in  Roanne,  Mitglied  des  Instituts  seit  dem 

Jahre   1907. 

Ehre  ihrem  Andenken. 


ZUR  ALDOBRANDINISCHEN  HOCH- 
ZEIT. 

Die  Hintergrundsarchitektur  der  Aldo- 
brandinischen Hochzeit  ist  in  letzter  Zeit 
mehrmals  (Pfuhl,  G.  G.  A.  1910,  824  f.; 
Amelung  bei  Heibig,  Führer  3  I,  Nr.  416; 
Bulle,  Der  schöne  Mensch,  Sp.  654  ff.  und 
709  ff.)  besprochen  worden  im  Anschluß  an 
die  von  mir,  Kompos.  d.  pompej.  Wand- 
gemälde 18,  übrigens  mit  größter  Reserve 
geäußerte  Vermutung,  daß  sie  eine  Zutat 
des  römischen  Kopisten  sei.  Dieser  Gedanke 
hätte  um  so  weniger  Beifall  finden  sollen, 
als  die  ihm  zugrunde  liegende  Beobachtung 
falsch  ist;   das  Antenkapitell  in  der  Mitte 


des  Bildes  ist  dem  der  architektonischen 
Umrahmung  durchaus  nicht  auffallend  ähn- 
lich, sondern  die  Übereinstimmung  be- 
schränkt sich  darauf,  daß  eben  beides  Anten- 
kapitelle  sind.  Die  folgenden  Zeilen  wollen 
den  vielen  unbefriedigenden  Interpretatio- 
nen keine  neue  zugesellen,  sondern  nur  einen 
in  den  letzten  Besprechungen  nicht  be- 
achteten Punkt  des  Tatbestandes  hervor- 
heben. 

Wo  hört  das  Bild  auf  und  wo  beginnt  der 
Rahmen?  Diese  kritische  Feststellung  ist 
bei  antiken  Gemälden  auch  sonst  von  Be- 
deutung; es  sei  nur  daran  erinnert,  wie  oft 
bei  Abbildungen  des  Alexandermosaiks  der 
untere,  braune  Streifen  fortgelassen  worden 


449 


Zur  Aldobrandiniscben  Hochzeit. 


450 


ist,  der  mit  der  Komposition  des  Bildes, 
seinem  Format,  der  Verteilung  der  Massen 
untrennbar  verbunden  ist.  Vergleicht  man 
ältere  oder  neuere  Abbildungen  der  Al- 
dobrandiniscben Hochzeit  (z.  B.  Nogara 
Le  nozze  Aldobrandine  6  ff.  oder  das  Zerr- 
bild, das  bei  Springer-Michaelis  noch  in  der 
neunten  Auflage,  Taf.  XII  wiederholt  ist), 
so  sieht  man,  daß  bei  den  meisten  der  obere 
Rand  des  Bildes  falsch  oder  verstümmelt 
wiedergegeben  ist,  indem  man  das  Bild  ent- 
weder in  der  Höhe  des  zu  diesem  Zweck 
durchschnittenen  Antenkapitells  enden  oder 
gar  den  Pfeiler  frei  in  die  Luft  hinausragen 
läßt.  Die  gleiche  Unklarheit  herrscht  in  den 
meisten  Beschreibungen  und  Besprechungen, 
in  denen  zwar  häufig  von  dem  Pfeiler  und 
seiner  Bedeutung,  nie  aber  von  seiner  tat- 
sächlichen architektonischen  Funktion  die 
Rede  ist,  die  schon  R.  Förster,  Arch.  Ztg. 
XXXII 1874,  83  kurz  und  richtig  beschrieben 
hat.  Der  von  einem  perspektivisch  ge- 
zeichneten Kapitell  gekrönte  Pfeiler  endet 
nicht  frei,  sondern  trägt  ein  Gebälk,  das  sich 
über  die  ganze  Breite  des  Bildes  erstreckt. 
Die  Unteransicht  des  Epistylbalkens  ist 
schwarz,  von  seiner  Gliederung  im  Aufriß 
ist  nur  ein  ganz  niedriger,  grauer  Balken 
erhalten,  während  der  obere  Teil  modern 
ergänzt  ist.  Die  Abbildung  bei  Nogara, 
Tav.  A  gibt  den  Erhaltungszustand  ziemlich 
genau  wieder,  zeigt  aber  ihrerseits  eine  Ver- 
kennung des  Verhältnisses  zwischen  Ka- 
pitell und  Gebälk.  Dieser  durchlaufende 
Epistylbalken  bildet  einen  wesentlichen  Be- 
standteil der  Architektur  des  Hintergrundes 
und  bietet  das  wesentlichste  Merkmal  für 
die  Bestimmung  der  Räumlichkeit.  Bei 
der  Darstellung  von  Innenräumen  in  der 
antiken  Malerei  wird  in  der  Regel  nur  die 
Rückwand,  ohne  Seitenwände  und  Decke, 
dargestellt.  Da  ferner  unter  dem  Gebälk 
sich  der  Blick  in  das  Freie  öffnet  und  der 
braune  Fußboden  keinerlei  Unterbrechung 
zeigt,  ergibt  sich  daraus  mit  völliger  Sicher- 
heit die  eine  Tatsache,  daß  die  ganze  erhaltene 
Szene  als  im  Innern  eines  Raumes  spielend 
gedacht  ist.  Diesen  Raum  können  wir  uns 
als  eine  Halle  vorstellen,  deren  geschlossene 
Wand  nach  dem  Beschauer  zu  liegt,  während 
die  hinter  den  Figuren  sichtbare  Wand  in 
eine     Pfeilerstellung     aufgelöst    ist,     deren 


Zwischenräume  zum  Teil  durch  Scherwände 
geschlossen  sind.  Es  spielt  also  weder  die 
ganze  Szene  unter  freiem  Himmel  (Amelung 
a.  a.  O.)  noch  haben  wir  eine  Teilung  derart 
anzunehmen,  daß  wir  links  geschlossenen 
Raum,  rechts  aber  einen  offenen  Hof  er- 
kennen müssen.  Diese  Feststellung  ist  ganz 
unabhängig  von  der  Frage  nach  der  Bedeu- 
tung oder  den  etwaigen  realen  Vorbildern 
dieses  Raumes. 

Nur  ein  Pfeiler  trägt  das  riesig  lange  Ge- 
bälk. Die  ganz  schmale  Fascie  läßt  an  einen 
Holzbalken  denken,  den  wir  bei  weiten 
Säulenabständen  in  der  pompejanischen  Ar- 
chitektur als  Unterlage  des  steinernen  Ge- 
bälks kennen,  ohne  daß  auch  dann  die  Ver- 
hältnisse realer  Architektur  entsprechen 
würden.  Wie  aber  hat  sich  der  Maler  die 
weitere  Unterstützung  des  Gebälks  gedacht  ? 
An  dem  rechten  Seitenrande  des  Bildes  ist 
wenigstens  der  obere  Teil  so  weit  erhalten, 
daß  man  vor  dem  Original  erkennt,  wie  der 
schwarze  Streifen,  der  die  Unterseite  des 
Epistylbalkens  bildet,  senkrecht  nach  unten 
umbiegt.  Sein  Kontur  ist  auf  der  rechten 
Seite  durch  eine  wohl  mit  der  Schnur  in 
den  noch  feuchten  Stuck  eingetiefte  Linie 
bezeichnet,  ein  Verfahren  der  Vorzeichnung 
gerader  Linien,  das  von  der  ägyptischen  und 
kretischen  Malerei  bis  in  die  Jetztzeit  aus- 
geübt wird  (Tiryns  II  208);  ein  zweites  Bei- 
spiel römischer  Zeit  ist  mir  ausdemNasonier- 
grabe  an  der  Via  Flaminia  bekannt,  andere 
werden  sich  vermutlich  leicht  feststellen  lassen. 
Dieses  Umbiegen  erklärt  sich  nur,  wenn  hier 
eine  Ante  folgte,  deren  Innenseite  eben  durch 
den  schwarzen  Streifen  wiedergegeben  wird; 
wirklich  scheint  rechts  oben  neben  dem 
schwarzen  Streifen  auch  das  Grau  umzu- 
biegen. Diese  seitliche  Ante  hat  dann  ein 
einfacheres  oder  gar  kein  Kapitell  gehabt; 
das  Architekturschema  ist  das  gleiche  wie 
z.  B.  auf  den  pompejanischen  Gemälden  bei 
Herrmann- Bruckmann  Taf.  71  ff.,  wo  es 
ebenso  in  die  Höhe  gezogen,  wie  hier  in  die 
Breite  zerdehnt  ist.  Ist  der  rechte  Abschluß 
der  Architektur  dadurch  bestimmt,  so  muß 
dagegen  die  Fortsetzung  auf  der  linken  Seite 
unentschieden  bleiben.  Antiker  Rand  ist 
hier  nicht  vorhanden,  und  das  Bild  kann 
sich  hier  noch  beliebig  lang  fortgesetzt 
haben.      Rein    gefühlsmäßig    möchte    man 

17* 


451 


Zur  Aldobrandinischen  Hochzeit. 


452 


hier  auch  noch  als  seitlichen  Abschluß  einen 
Pfeiler,  vielleicht  auch  noch  eine  symmetri- 
sche zweite  Mittelstütze  erwarten.  Aber 
eine  Vergleichung  der  Hintergrunclsarchitek- 
turen  auf  pompejanischen  Wandgemälden 
(Komp.  d.  pompej.  Wandgemälde  108  ff.) 
zeigt,  daß  neben  den  symmetrischen  auch 
unsymmetrische  Bildungen  vorkommen.  Da- 
gegen läßt  sich  noch  eine  weitere  Ergänzung 
mit  Sicherheit  fordern;  das  unter  dem  Bilde 
sichtbare,  von  Zwergpfeilern,  von  denen  nur 
einer  erhalten  ist,  getragene  bunte,  wohl 
rund  gedachte  Glied  mit  dem  weißen  Innen- 
streifen ist  keine  architektonische  Basis, 
sondern  ein  richtiger  Bildrahmen,  der  auf 
allen  vier  Seiten  um  das  Bild  herumzu- 
führen ist  und  daher  unmittelbar  neben 
dem  rechten  Seitenpfeiler  und  über  dem 
Epistylbalken  zu  ergänzen  ist.  So  weit 
führt  die  Recensio  und  Emendatio  der  er- 
haltenen Teile. 

Auf  eine  Interpretation,  die  nur  in  größtem 
Zusammenhange  möglich  wäre,  kann  ich 
hier  nicht  eingehen  und  möchte  nur  darauf 
hinweisen,  daß  die  Vorstellung  der  Raum- 
begrenzung  die  gleiche  ist  wie  im  ersten  De- 
korationsstil (Mau,  Taf.  I  und  II;  Wiegand- 
Schrader,  Priene,  314  f.;  Bulard,  Mon.  Piot 
XIV,  Taf.  VIA;  vor  allem  Thiersch,  Zwei 
antike  Grabanlagen  bei  Alexandria,  Taf.  II 
und  III),  nur  daß  hier  um  der  scheinbaren 
Realität  willen  zwanglos,  beweglich  und  ein- 
fach gestaltet  ist,  was  in  der  dekorativen 
Malerei  symmetrisch  streng  stilisiert  und 
mit  ornamentalen  Details  bezeichnet  wird. 
Das  Verhältnis  ist  ähnlich  wie  die  Beziehun- 
gen, die  zwischen  den  Architekturen  vieler 
pompejanischer  Gemälde  (z.  B.  Herrmann- 
Bruckmann,  Taf.  71  ff.)  und  dem  zweiten 
Stile  bestehen.  Ich  hatte  dies  früher  durch 
eine  Beeinflussung  dieser  Maler  durch  die 
dekorative  Malerei  zu  erklären  gesucht,  die 
ihrerseits  von  der  Bühnendekoration  ab- 
hängig sei;  jetzt  ist  mir  eine  direkte  Ab- 
hängigkeit der  Gemälde  von  der  Bühnen- 
architektur wahrscheinlicher  geworden,  wie 
dies  auch  Bulle  a.  a.  0.  Sp.  710  angenommen 
hat.  Über  diese  vorsichtige  Formulierung 
aber  kann  man  zurzeit  nicht  hinauskommen, 
und  man  muß  um  so  mehr  gegen  die  Art  und 
Weise  Verwahrung  einlegen,  mit  der  E.Fiech- 
ter.  Die  baugeschichtUche  Entwicklung  des 


antiken  Theaters  42  ff.  in  einer  sehr  flüchti- 
gen Behandlung  die  betreffenden  Gemälde 
zugunsten  seiner  Bühnenrekonstruktionen 
vergewaltigt  hat.  Ich  will  davon  absehen, 
daß  alle  diese  Gemälde  in  ihrem  Format, 
Verhältnis  der  Figuren  zur  Fläche,  Farben 
usw.  zunächst  nur  aus  genauer  Kenntnis  des 
dritten  Stils  heraus  zu  verstehen  sind.  In- 
dessen, keins  der  von  Fiechter  neu  als  Büh- 
nendarstellungen erklärten  Bilder  gibt  eine 
Theaterszene  wieder;  es  fehlen  die  Masken 
und  Theaterkostüme,  und  die  Idee,  den 
dunklen  Streifen  am  unteren  Bildrande  als 
Vorderwand  der  Bühne  zu  erklären,  ist  so 
absurd,  daß  sie  bei  der  ausführlichen  Be- 
handlung dieses  Streifens,  Arch.  Jahrb. 
XXVI  1911,  10  ff.  gar  nicht  diskutiert  wor- 
den ist.  Die  wirklichen  Illustrationen  von 
Theaterszenen,  wie  z.  B.  die  Dioskurides- 
mosaiken,  zeigen  durchweg  sehr  einfache 
Hintergründe.  Wenn  die  Architekturen  auf 
den  Bildern  mit  Innenräumen  von  der  Bühne 
abhängen,  so  haben  sie  sicher  schon  eine 
längere  bildliche  Tradition  durchgemacht,  und 
auch  ihre  letztenVorbilder  brauchen  der  Bühne 
nicht  näher  zu  stehen,  als  die  Figuren  der 
Bilder  den  möglicherweise  entsprechenden 
Theaterszenen,  durch  die  sie  inspiriert  sind. 
Der  Grad  der  Abhängigkeit  ließe  sich  nur 
dann  erkennen,  wenn  es  gelänge,  aus  rein 
architektonischen  Gründen  eine  entsprechen- 
de Bühnendekoration  zu  rekonstruieren, 
wofür  aber  bisher  jeder  Anhalt  fehlt.  Auf 
die  sonstigen  Irrtümer  in  Fiechters  Aus- 
führungen kann  ich  hier  nicht  eingehen. 
Bei  der  sehr  viel  einfacheren  Architektur 
der  Aldobrandinischen  Hochzeit  läßt  sich 
mit  noch  weniger  Sicherheit  sagen,  ob  die 
Verwandtschaft  mit  dem  System  des  ersten 
Stils  auf  direkter  Abhängigkeit  oder  auf 
der  gemeinsamen  Wurzel  in  der  Architektur 
der  Bühne  oder  der  Wirklichkeit  beruht. 
Nichts  berechtigt  zu  der  Annahme,  daß  die 
Architektur  eine  römische  Zutat  sei,  und  die 
Beziehungen  zum  ersten  Stil  passen  sehr  gut 
zu  der  von  Bulle  vorgeschlagenen  Datierung 
in  die  ältere  Periode  des  Hellenismus.  In  die 
gleiche  Zeit  weist  auch  die  Form  der  Klinen- 
beine;  sie  zeigen  die  gleiche  Grundform  wie 
bei  der  Kline  im  Kammergrabe  von  Vathia 
(A.  M.  XXVI  1901,  Taf.  16;  vgl.  S.  371  ff.) 
und    auf   einem   Totenmahlrelief    aus    Nau- 


453 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  Münchens  19 13. 


454 


kratis  im  British  Museum  (Cat.  of  sculpt.  I 
No.  728).  Ebenso  ist  das  Klinenbein  auf  dem 
Satyrspielmosaik  aus  der  Casa  del  poeta 
tragico  (Herrmann-Bruckmann,  Taf.  14)  zu 
ergänzen.  Das  gleiche  Schema,  um  ein  als 
sitzende  Sphinx  gestaltetes  Glied  bereichert, 
zeigen  kleinasiatische  Tongruppen,  Grab- 
reliefs  und  ein  Marmorthron  aus  Rhodos 
(vgl.  zusammenfassend  zuletzt  Studniczka, 
Symposion  Ptolemaios  II.  118  ff.).  Im 
Gegensatz  zu  jüngeren  Formen  (wie  z.  B. 
Ransom,  Ancient  furniture  31,  Fig.  14)  wird 
bei  den  genannten,  der  älteren  Hälfte  des 
Hellenismus  angehörenden  Beispielen  der 
horizontale  Bettrahmen  nie  außen  um  die 
Beine  herumgeführt.  —  Zum  Format  und 
zur  Komposition  sei  schließlich  bemerkt, 
daß  Kopien  zahlreicher  nächstverwandter 
stadtrömischer,  zum  größeren  Teil  auf  dem 
Palatin,  zum  kleineren  auf  dem  Aventin 
gefundener  Gemälde  von  der  Hand  Francesco 
Bartolis  sich  in  den  Topham- Codices  in  der 
Bibliothek  von  Eton  College  (Vol.  V  Pitture 
antiche  l — 14,  16 — ^43  vom  Palatin;  15,  46 
und  47  vom  Aventin)  befinden  (vgl.  R.  Lan- 
ciani.  Bull.  comm.  XXIII  1895,  182  f.  und 
188  f.). 


Berlin. 


G.  Rodenwaldt. 


ERWERBUNGSBERICHTE. 


ERWERBUNGEN  DER  ANTIKEN- 
SAMMLUNGEN MÜNCHENS  19 13. 

Vgl.  die  amtlichen  Berichte  im  Münchner 
Jahrbuch  der  bildenden  Kunst  1913  und 
1914,  die  hier  (z.  T.  vor  ihrem  Erscheinen) 
benutzt  sind. 

I.     K.    GLYPTOTHEK     UND     SKULP- 
TURENSAMMLUNG   DES    STAATES. 

1.  Den  wertvollsten  Zuwachs  unserer 
Sammlung  verdanken  wir  der  großherzigen 
Hilfsbereitschaft  des  Bairischen  Vereins  der 
Kunstfreunde,  welcher  das  Sp.  455  abgebil- 
dete Relief  im  hiesigen  Kunsthandel  erwarb 
und  der  staatlichen  Skulpturensammlung  als 
Leihgabe  überwies.     Es  ist  ein  Kalkstein - 


relief  von  55  cm  Länge,  25  cm  Höhe  und 
13  cm  Dicke;  die  vom  früheren  Besitzer 
angegebene  apulische  Herkunft  ist  durchaus 
glaubhaft.  Es  ist  nur  ein  Stück  eines 
größeren  Denkmals,  nach  Art  und  Material 
den  nur  fragmentarisch  erhaltenen  Grab- 
mälern  aus  Tarent  (R.  Pagenstecher,  Unter- 
italische Grabdenkmäler  S.  22)  gleich,  an- 
scheinend der  friesartige  Schmuck  des 
unteren  sockelartigen  Teiles  eines  Naiskos. 
Links  ist  das  alte  Ende  erhalten,  rechts 
Bruch.  Die  Darstellung  der  beiden  Danaiden 
ganz  links  und  der  kleine,  aber  sichere  Rest 
des  stark  bewegten  Herakles  rechts,  zu  dem 
Hermes  hineilt,  finden  ihre  Erklärung  durch 
den  Vergleich  der  großen  apuhschen  Unter- 
weltsvasen, vor  allem  der  Münchner  (Furt- 
wängler  und  Reichhold,  Vasenmalerei  Taf.  lo). 
Entsprechend  dieser  darf  man  den  Herakles 
mit  Kerberos  und  wohl  einer  Poina  als 
Mitte  der  ganzen  Darstellung  ansehen,  von 
der  uns  also  nur  die  linke  Hälfte  erhalten 
wäre.  Das  thronende  Paar  wird  man  dann 
auf  die  Unterweltsgötter  deuten.  Die  Über- 
einstimmung mit  der  Münchner  Vase  ist 
nicht  auf  die  Komposition  beschränkt,  auch 
im  Stil  gleichen  sich  diese  Monumente,  so 
sehr  sich  Werke  der  plastischen  und  der 
zeichnenden  Kunst  überhaupt  gleichen  kön- 
nen. Ich  hoffe  das  künstlerisch,  kunst- 
geschichtlich und  inhaltlich  gleich  bedeut- 
same Werk  bald  eingehender  zu  behandeln 
und  in  größerer  Abbildung  vorzulegen. 

2.  Für  die  Skulpturensammlung  des 
Staates  konnte  weiter  noch  eine  große 
bildlose  attische  Grabstele  mit  feinem  Pal- 
mettenschmuck  erworben  werden;  145  cm 
hoch,  unten  abgebrochen,  auf  dem  Schaft 
die  Inschrift  Eevoxpoitsia  |  EuxXei'Sou  Of^öev  | 
öuf^'^IP-  ^'^  ®°'^  ^"^^  Velanid6sa  stammen, 
ebenso  wie  eine  noch  im  Kunsthandel 
befindliche  kleine  Lutrophoros  (ohne  Hals 
und  Fuß  50  cm  hoch),  welche  in  flüch- 
tiger Arbeit  die  nach  links  sitzende 
E2VoxpaTs(i)a  zeigt,  der  Nt'xavSpo?  die  Hand 
reicht,  während  NtxocpTjiJio?  hinter  ihrem 
Stuhl  steht.  Die  Vermutung,  daß  beide 
Monumente  sich  auf  dasselbe  Mädchen 
beziehen,  bietet  an  sich  keine  Schwierigkeit, 
wenigstens  hat  Brückner  mehrfach  Paare 
von  Lekythen  nachgewiesen,  die  sich  auf 
dieselben    Personen,    auch    in    wechselnder 


455 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  Münchens  1913. 


456 


Nr.   I. 


Auswahl,  beziehen  (Von  den  attischen  Grab- 
reliefs, Wiener  Sitzungsberichte  1888),  und 
konnte  wahrscheinlich  machen,  daß  solche 
Gefäße  an  den  Ecken  größerer  Grabbezirke 
oder  zu  Seiten  einzelner  größerer  Grab- 
mäler  aufgestellt  waren,  um  sie  zu  erweitern 
und  reicher  auszugestalten  (Friedhof  am 
Eridanos  S.  71.  91).  Für  eine  Lutrophoros 
wird  man,  eben  wegen  ihrer  besonderen 
Bedeutung  für  die  Person  des  Bestatteten, 
nicht  gern  an  den  Gesamtschmuck  eines 
ganzen  Bezirkes  und  Familiengrabes  denken 
und  die  Beziehung  auf  ein  Einzelgrab  vor- 
ziehen. Wir  würden  uns  also  wohl  sym- 
metrische Aufstellung  zweier  solcher  Lutro- 
phoren  rechts  und  links  von  der  hohen 
Grabstele  denken.  Das  verwandtschaftliche 
Verhältnis  der  Xenokrateia  zu  Nikandros 
und  Nikophemos  ist  nicht  ausgesprochen. 
Diese  sind  bärtig  und  im  Mantel,  also  nicht 
eben  jugendlich  dargestellt;  ihre  gleiche 
Altersstufe  und  die  Namensähnlichkeit  legt 
die  Vermutung  nahe,  sie  seien  Brüder. 
Vielleicht  könnten  es  ältere  Brüder  der 
Xenokrateia  sein;  hinderte  die  Inschrift 
der  Stele  nicht,  so  würde  man  nach  dem 
Bilde  lieber  an  Vater  (Nikandros)  und 
Oheim  denken.  Jedenfalls  müßten  wir  uns 
wohl  auf  der  zweiten  Lutrophoros  Xeno- 
krateia mit  den  Eltern  gruppiert  denken. 
3.  Zu  der  im  Arch.  Anzeiger  1912  Sp.  121,  5 


abgebildeten  und  besprochenen  Pantherin 
ist  das  Gegenstück  im  Kunsthandel  auf- 
getaucht und  für  die  Skulpturensammlung 
erworben  worden.  Es  ist  im  Gegensinn 
zu  dem  schon  vorhandenen  Exemplar  kom- 
poniert, in  den  Maßen  völlig  übereinstim- 
mend, leider  schlechter  erhalten,  vor  allem 
ohne  Kopf.  Die  vom  Verkäufer  übermittelte 
Nachricht,  die  beiden  in  unserer  Sammlung 
jetzt  wieder  vereinigten  Pantherinnen  seien 
zusammen  mit  unserer  Stele  der  Mnesarete 
(Arch.  Anz.  1912  S.  114,  2)  gefunden, 
wäre  zu  erfreulich,  um  unbedingten  Glauben 
zu  verdienen,  obwohl  sie  nicht  unmöglich 
scheint.  Jedenfalls  besitzen  wir  in  den 
Pantherinnen  wieder  Gegenstücke  von  den 
Ecken  der  Umfassungsmauer  eines  Grab- 
bezirks, wie  solche  Brückner  (Friedhof 
S.  61.  79)  auch  in  andern  Beispielen  nach- 
gewiesen hat. 

Paul    Wolters. 


IL  K.  ANTIQUARIUM   1913. 
Bronze. 

I.  Griff  einer  großen  römischen 
Lampe.  Höhe  0,16.  Breite  0,i6.  Aus 
Rom.  (Abb.)  Abgebrochen  sind  die  beiden 
Spitzen  des  Halbmondes,  der  Schnabel  des 
Adlers  und  das  eine  Ende  des  Blitzes.    Die 


457 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  Münchens   19 13. 


458 


Nr.  I. 


Lampe  war  durch  Lötung  mit  der  den  unte- 
ren Abschluß  des  Griffe^  bildenden  Platte 
verbunden,  auf  deren  Rückseite  sich  der  als 
Handhabe  dienende  Ring  befindet.     Dieser 


hat  einen  Durchmesser  von  3  mm,  sein 
äußerer  3  mm  breiter  Rand  ist  in  ganz 
flachem  Relief  mit  Lorbeerblättern  verziert. 
Ein  Adler  mit  ausgebreiteten   Flügeln,   der 


Nr.  a. 


459 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  Münchens  1913. 


460 


Nr.  9. 


Nr.   10. 


in  seinen  Fängen  den  Blitz  hält,  und  eine 
Mondsichel,  die  mit  Sternen  in  eingelegtem 
Silber  verziert  ist,  tragen  die  Büste  des 
bärtigen  Gottes,  der  wohl  als  Caelus  der 
Römer  zu  deuten  ist.  Vgl.  Cumont,  Fest- 
schrift für  Benndorf  S.  291  ff.;  Wissowa, 
Religion  und  Kultus  der  Römer  *  S.  364. 
Der  Kopftypus  mit  den  in  die  Stirn  fallenden 
Haaren  erinnert  an  Sarapis,  mit  dem  der 
römische  Himmelsgott  vielfach  gleichgesetzt 
wurde,  auch  das  Motiv  der  von  einem  Adler 
getragenen  Gottheit  stammt  aus  dem  Orient, 
vgl.  die  Münzen  von  Alexandria  Cat.  of  the 
Greek  Coins  in  the  British  Museum  Taf.  14. 
Die  Ausführung  der  Lampe  dürfte  dem 
2.  Jahrh.  n.  Chr.  angehören. 

2.  Reliefplatte.  Höheo,09.  Breiteo,ii. 
Aus  Rom.  (Abb.)  Unten  unvollständig. 
Das  ziemlich  grob  gearbeitete,  wohl  der 
römischen  Kaiserzeit  angehörige  Stück  diente 
vielleicht  als  Gürtelschließe.  Von  Interesse 
ist  die  Reliefdarstellung.  Ein  Krieger  in 
griechischem  Panzer  mit  Schild  und  kurzem 
Schwert  dringt  gegen  ein  zinnengekröntes 
Tor  vor.   Man  möchte  an  eine  mythologische 


Szene,  an  den  Kampf  der  Sieben  gegen 
Theben,  denken  und  kann  an  die  Darstellung 
des  Kapaneus,  der  die  Mauer  mit  einer 
Leiter  zu  erklimmen  sucht,  auf  frühitali- 
schen Gemmen  (Furtwängler,  Antike  Gem- 
men 21,   18)  erinnern. 

3.  Messergriff  (das  Messer  ist  abge- 
brochen), gekrönt  von  einem  einen  Kranich 
bezwingenden  Pygmäen.  Er  kniet  mit  dem 
linken  Bein  auf  dem  Tier,  hat  den  Hals  des- 
selben unter  seine  linke  Achselhöhle  ge- 
klemmt und  holt  mit  der  Rechten  zum 
Schlage  mit  einer  Keule  aus.  Hellenistisch- 
römische Arbeit.  Höhe  0,065.  Aus  Griechen- 
land. 

4.  Zwei  Strigilen  an  einem  Trag- 
ring. Länge  0,21  und  0,235.  Aus  Alcppo. 
Auktion  Helbing  28. — 30.  Oktober  191 3 
Nr.  585. 

Terrakotta. 

5.  Bärtiger  Mann  mit  Wickelkind 
auf  den  Armen.  Archaisch -böotisch.  Höhe 
0,095.  Gespreizte  Beine,  großes  Glied,  hinten 
Stütze. 


461 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  Münchens   1913. 


462 


f 


Nr.   II. 


6.  Esel  mit  zwei  Weinschläuchen  auf  dem 
Rücken.  Archaisch -böotisch.  Höhe  0,085. 
Vgl.  Winter,  Typen  I,  37. 

7.  Sitzende  Sphinx  mit  Modius  und 
erhobenen  Flügeln.  Archaisch  -  böotisch. 
Höhe  0,11. 

8.  Sitzende  bekleidete  Frau  strengen 
Stils,  mit  Frucht  und  rundem  Kasten  in 
den  vorgestreckten  Händen.  Höhe  0,07. 
Vgl.  Winter,  Typen  I,  86,   i  ff. 

9.  Bekleidete  Frauenfigur  mit  Kranz 
im  Haar,  sich  auf  Pfeiler  aufstützend.  Höhe 
0,24.     Aus  Tanagra.     (Abb.) 

10.  Bekleidete  Frauenfigur  mit  Hau- 
be.    Höhe  0,215.    Aus  Tanagra.     (Abb.) 

11.  Reizendes  kleines,  in  den  Mantel  ein- 
gehülltes Mädchen  mit  Melonenfrisur. 
Höhe  0,125.  Aus  Tanagra.  (Abb.)  Linke 
Fußspitze  abgebrochen,  Falten  sehr  fein 
durchgearbeitet. 

12.  Schwebender  Eros.  Höhe  0,153. 
Aus  Myrina.  Helbings  Auktionskatalog 
28.— 30.  Oktober  1913  Nr.  319  Taf.   12. 

13.  Knabe  mit  Vogel.  Höhe  0,13. 
Breite  0,14.  Aus  Samsun.  (Abb.)  Der  linke 
Unterarm  des  Knaben  ist  abgebrochen,  der 
Kopf  des  Tieres  ergänzt.  Dasselbe  muß  nach 
den  Schwimmhäuten  ein  Wasservogel,  etwa 
eine  Gans,  sein,  wenn  auch  die  Beine  nicht 
recht  dazu  stimmen.    Hellenistischer,  soweit 


Nr.  13. 


463 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  Münchens  1913. 


464 


mir  bekannt,  bisher  noch  nicht  vertretener 
Typus. 

14.  Kinder  an  einer  Herme  spie- 
lend. Höhe  0,145.  Aus  Samsun  (Abb.). 
Einer  der  Knaben  ist  auf  den  Kopf  der 
bärtigen  ithyphallischen  Herme  geklettert 
und  zieht  an  einer  Schlinge  einen  zweiten 
hinauf,  der  dabei  einen  von  einem  dritten 


16.  Eros  mit  ausgebreiteten  Flügeln  auf 
altarartigem  Bema  hockend.  Höhe  0,14. 
Aus  Samsun.  Ein  kleiner  Hund  schmiegt 
sich  an  ihn,  dem  er  mit  der  erhobenen 
Rechten  eine  Traube  zeigt.  Hellenistisch - 
römisch. 

17.  Große  komische  Maske  eines 
Satyr     mit     gesträubtem     Stirnhaar     und 


Nr.  14. 


Nr.    18. 


Gespielen  gehaltenen  Ziegenbock  als  Stufe 
benutzt.  Ein  kleines  Mädchen  im  Mantel 
steht  als  Zuschauerin  daneben.  Ein  wohl 
aus  der  gleichen  Form  stammendes  Stück 
in  Petersburg  (Winter,  Typenkatalog  I  231,  9. 
Antiquites  du  Bosphore  Cimm^rien  Taf.  73, 
10)  ist  fälschlich  als  Ziegenopfer  an  Priap 
gedeutet  worden. 

15.  Esel  mit  zwei  Kisten  auf  dem  Rücken. 
Höhe  0,10.  Aus  Samsun.  Hellenistisch - 
römisch. 


Spitzohren.      Aus    Samsun.       Höhe    0,17. 
Frische  hellenistisch-römische  Arbeit. 

18.  Karikaturmaske  aus  Samsun.  Höhe 
0,165.  (Abb.)  Die  Nase  ist  an  der  einen  Seite 
leicht  beschädigt,  ferner  ist  oben  am  Haar 
ein  Stück  abgebrochen.  Im  Haar  rote  Farb- 
reste und  ein  Loch  zum  Aufhängen,  dem  ein 
zweites  entsprochen  haben  muß.  Die  Maske 
trägt  die  mit  einem  Kranz  verzierte  Sphen- 
done  und  die  Xa[j.iraoiov  genannte  „Fackel- 
frisur". Vgl.  Robert,  Die  Masken  der  neueren 


465 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  Münchens  1913. 


466 


Nr.   19. 


attischen    Komödie    S.    43.      Hellenistische 
Arbeit. 

19.  Deckel  mit  Reliefverzierung,  außen 
und  innen  mit  brauner  Glasur  überzogen,  am 
Rand  ein  Loch  zur  Befestigung.    Aus  Sam- 


Nr.  24. 


sun.  Durchmesser  0,13.  (Abb.)  Den  plasti- 
schen Schmuck  bildet  eine  nackte  Tänzerin 
oder  Mä,nade  mit  zurückflatterndem  Mantel, 
als  Hintergrund.  Flotte  hellenistische 
Arbeit. 

20.  Ausgußgefäß  in  Gestalt  eines  am 
Boden  kauernden  Schauspielers  mit  Wein- 
schlauch unter  dem  linken  Arm.  Höhe  0,o8. 
Aus  Samsun.  Hellenistisch.  Helbings  Auk- 
tionskatalog 28. — 30.  Oktober  1913  Nr.  249 
Taf.   12. 

21.  Gefäßmündung  in  Gestalt  eines  Stein- 
bocks. Roter  Ton,  gelber  Überzug,  schwarze 
und  rote  Bemalung.  Höhe  0,121.  Aus  dem 
Pontus.  Hellenistisch.  Helbings  Auktions- 
katalog 28. — 30.  Oktober  1913  Nr.  115.  Ab- 
bildung daselbst  im  Text. 

22.  Römische  Lampe  in  Form  eines 
Seekentauren.  Fragmentiert.  Länge  0,095. 
Helbings  Auktionskatalog  28. — 30.  Oktober 
191 3  Nr.  204. 

23.  Römische  Lampe  in  Form  eines 
Ruderbootes.  Aus  Rom.    Länge  0,11. 

24.  Porträtkopf  eines  Römers.  Höhe 
0,07.  Aus  Rom.  (Abb.)  Außerordentlich 
flotte  Arbeit  vom  Ende  der  Republik. 


46; 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  Münchens  1913. 


468 


Nr.  25. 


Verschiedenes. 

25.  Opus  sectile.  Als  dieser  Art  römi- 
scher Einlegetcchnik  angehörig  darf  man 
wohl  die  graue  Schieferplatte  (0,30  :  0,70) 
mit  eingefügten,  etwa  2  mm  starken  bunten 
Marmorstücken,  die  zum  Teil  herausgefallen 
sind,  bezeichnen.  (Abb.)  Die  linke  untere 
Ecke  ist  ergänzt,  die  Platte  in  einen  moder- 
nen Holzrahmen  eingespannt.  Blumen, 
Blätter  und  Früchte  verschiedenster  Art  in 
weißem,  gelbem,  rotgelbem,  rotem,  grünem 
Marmor  bilden  die  Verzierung,  sogar  ein 
Schmetterling  ist,  wenn  auch  nur  als  leere 
Vertiefung,  kenntlich.  Mit  diesem  Fragment 
zusammen  wurden  in  Rom  noch  drei  weitere 
gefunden,   nämlich   zwei   ähnliche    Blumen - 


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Nr. 


stücke,  von  denen  eines  in  die  archäologische 
Sammlung  der  Universität  Leipzig,  das 
andere  in  das  Antiquarium  des  Stettiner 
Museums  gekommen  ist,  und  eine  bacchische 
Szene,  der  Dionysosknabe  auf  einer  Panthe- 
rin reitend,  von  Silen  und  zwei  Eroten  ge- 
führt, ebenfalls  in  Stettin.  Man  darf  ver- 
muten, daß  die  Platten  als  Wandverkleidun- 
gen dienten. 

26.  Kopfaufsatz  von  einer  Statu- 
ette der  ephesischen  Artemis.  Mar- 
mor. Höhe  0,22.  Zylinderförmig,  hinten  ab- 
geplattet und  unverziert,  vorne  Rcliefver- 
zierungen,    und    zwar   im    oberen  Teil   eine 


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Nr.   2. 


469 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  Münchens  19 13. 


470 


Doppelsphinx  zwischen  zwei  Vorderteilen 
von  Löwengreifen,  im  unteren  drei  Vorder- 
teile von  Löwengreifen  mit  Bockshörnern. 
Zwischen  den  Tieren  oben  je  eine,  unten  je 
zwei  Blüten.  Ganz  oben  die  Ansatzspuren 
von  dreimal  vier  Tempelsäulen  auf  Stufen. 
Vgl.  Österr.  Jahreshefte  1909  S.  172  ff.  und 
Helbings  Auktionskatalog  vom  28. — 30.  Ok- 
tober 1913  Nr.  47  Taf.  2. 

27.  Marmorrelieffragment.  Reitende 
Amazone.  Höhe  0,23.  Breite  0,35.  Gute 
römische  Arbeit.  Helbings  Auktionskatalog 
vom  28. — 30.  Oktober  1913  Nr.  34. 

Johannes  Sieveking. 

IIL    K.  VASENSAMMLUNG   1913. 

Es  wurde  darauf  Wert  gelegt,  den  Bestand 
der  geometrischen  Gattung  durch  einige 
größere,  in  Form  und  Dekoration  charak- 
teristische Stücke  zu  vermehren.  Erworben 
wurden  an  solchen: 

I.  Bauchiges,  reich  mit  linearen 
Mustern    verziertes    Gefäß,   dem  leider 


Nr.  3. 


Nr.  5. 


471 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  Münchens  1913. 


472 


Nr.  6. 


der  Deckel  fehlt.    Höhe  0,325.    Aus  Attika. 
(Abb.) 

2.  Deckelgefäß  mit  zwei  Doppcl- 
henkeln. Höhe  0,415.  Aus  Attika.  (Abb.) 
Den  Deckelgriff  bildet  ein  kleiner  zwei- 
henkliger Napf  auf  langem  Fuß. 

3.  Hydria.  Höhe  0,38.  Aus  Attika. 
(Abb.)  Der  Körper  ist  mit  geometrischen 
Mustern,  der  Hals  mit  einem  Frauenreigen 
verziert.  Je  eine  plastische  Schlange  auf 
Vertikalhenkel  und  Mündungsrand,  zwei 
gegeneinander  auf  der  Schulter. 

4.  Zweihenkliger  Napf  mit  abgesetz- 
tem Rand.  Höhe  0,06.  Durchmesser  0,146. 
Aus  Attika.  Im  Innern  ein  Fries  von 
weidenden  Tieren,  außen  Reifen  und  Drei- 
ecke mit  Rautenfüllung. 

5.  Schale  mit  hohem,  abgesetztem  Rand 
und  zwei  bandförmigen  Henkeln  auf  sehr 
hohem,  konischem,  durchbrochenem  Fuß. 
Höhe    0,165.      Durchmesser    0,145.       Aus 


Attika.  (Abb.)  Auf  dem  Rande  Felder  mit 
Pferden  und  solche  mit  geometrischen 
Mustern,  auf  Bauch,  Fuß  und  Henkeln  nur 
letztere.     Innen  gefirnißt. 

6.  Als  Leihgabe  des  Museumsver- 
eins erhielt  die  Sammlung  eine  attische 
schwarzfigurige  Halsamphora  aus  Cor- 
neto.  Höhe  0,405.  (Abb.)  Buschor,  Grie- 
chische Vasenmalerei  *  Abb.  99  S.  140.  Die 
Vorderseite  zeigt  eine  große  Satyrmaske 
zwischen  zwei  weißen  Augen,  die  Rückseite 
den  schreitenden  Dionysos  mit  Trinkhorn. 
Unter  jedem  Henkel  hockt  ein  ithyphallischer 
Silen.     Vente  Woodyat  (Rom  1912)  Nr.  44. 

7.  Die  prähistorische  Abteilung 
wurde  durch  eine  interessante  Henkel - 
kanne  mit  Schnabelmündung  aus  Kül-tepe 
in  Kappadokien  bereichert.  Höhe  0,21. 
Auktion  Helbing  28. — 30.  Oktober  1913 
Nr.  99,  abgebildet  Taf.  7. 

Johannes    Sieveking. 


473 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  Münchens   1913. 


474 


IV.    K.  MÜNZKABINETT. 

(Vgl.  Münchner  Jahrbuch  der  bildenden  Kunst 
1913  S.  165,  mit  zwei  Tafeln,  welche  hier  nicht 
wiederholt  werden,  auf  die  aber  zu  gelegentlicher 
rascher  Orientierung  im  Text  verwiesen  wird.) 

Der  Zuwachs  auf  antikem  Gebiet  im 
Jahre  1912 — 13  betrug  193  Stück:  7  Gold-, 
126  Silber-,  60  Bronzemünzen.  Hierzu 
kommt  ein  römischer  Denarfund  aus  der 
Nähe  von  Forchheim,  285  Stück,  umfassend 
die  Zeit  von  Valerian  bis  Aurelian  (253 — 275 
n.  Chr.),  aber  trotz  dieser  kurzen  Zeit- 
spanne fast  durchweg  verschiedene  Typen 
und  Stempel  enthaltend.  Der  Fund  wird 
an  anderer  Stelle  veröffentlicht  werden. 
Ferner  gelangten  2  5  britisch  -  keltische  Bronze  - 
münzen  aus  einem  auf  Hengistbury  Head 
(Hampshire)  gemachten  Fund  als  Geschenk 
von  Sir  George  Meyrick  durch  gütige 
Vermittlung  des  Londoner  Münzkabinetts 
in  unseren  Besitz. 

Einige  Stücke  von  allgemeinerem  Interesse 
seien  hier  einzeln  genannt.  Siris  und 
Pyxus,  archaisches  Didrachmon  mit  ver- 
tieftem Bild  auf  der  Rückseite  (Taf.  I,  3). 

—  Brettioi,  Didrachme,  Kopf  der  Amphi- 
trite  verschleiert,  Poseidon,  den  Fuß  auf 
ein  Säulenkapitell  gestützt,  in  der  Hand 
Zepter;  Beizeichen  ein  schwebender  Adler 
mit  Caduceus  in  den  Klauen  (Taf.  I,  10).  — 
Gela,  archaische  Didrachme  mit  Reiter  und 
Flußgott   (aus  Sammlung   Imhoof- Blumer). 

—  Syrakus,  kleine  Silbermünze  (nach 
Lederer,  Berl.  Münzbl.  Nr.  125,  unter 
Hiero  IL  geprägt).  —  Syrakus,  archaische 
Tetradrachme  von  stempelfrischer  Erhal- 
tung (Taf.  1,4).  —  Metapont,  Didrachme, 
Herakles  die  Keule  schulternd.  — Karthago 
phönikische  Dekadrachme  mit  punischer 
Schrift  (Taf.  I,  13).  —  Ainos,  Tetra- 
drachme strengen  Stils,  Beizeichen  Rebe 
(Taf.  I,  2).  —  Maroneia,  Didrachme, 
unter  dem  galoppierenden  Pferd  ein  Hund 
(Spitz).  —  Skostokes,  thrakischer  Dynast 
des  dritten  Jahrhunderts  vor  Chr.,  Tetra - 
drachme  im  Typus  und  mit  dem  Namen 
des  Lysimachos;  Beizeichen  auf  der  Rück- 
seite Pfeiler;  barbarischer  Stil  (Taf.  I,  S). 
— •  Rhoemetalkes  I.  von  Thrakien, 
Bronzemünze:  Av.  Kopf  des  Augustus  und 
der  Livia  mit  dem  Capricornus  als  Bei- 
zeichen.        Rv.     Rhoemetalkes    und    seine 


Gemaiilin,  Beizeichen  ein  kleiner  Kopf,  nach 
Analogie  des  Capricornus,  des  Sternbildes 
des  Augustus,  wohl  als  Venus  aufzufassen, 
als  die  Stammutter  des  kaiserlichen  Hauses, 
die  der  thrakische  König  hier  in  derselben 
schmeichlerischen  Absicht  usurpiert  hätte, 
wie  er  den  Namen  Gajus  Cäsar  annahm 
(Taf.  I,  14).  —  Korkyra,  kleine  Silber- 
münze zu  1,22  Gr.  Av.  Gorgoneion,  Rv. 
Kantharos.  Das  Stück  scheint  aus  dem- 
selben Funde  zu  stammen  wie  einige  kleine 
Silbermünzen  von  Korkyra,  mit  denen  es 
zusammen  gekauft  ist.  Unediert?  — 
Mende,  Tetradrachme,  Silen  mit  Kantharos 
auf  einem  Esel,  Beizeichen  Krähe.  Rv. 
Weinstock.  Die  seltene  und  kostbare  Münze 
entstammt  einem  neuerdings  inNordgriechen- 
land  gemachten  Funde  (Taf.  I,  i).  — 
Syrien,  Antiochos  IL  Tetradrachme  mit 
sitzendem  Herakles  von  schöner  Erhaltung 
(TaL  I,  6).  —  Demetrios  IL  Nikator. 
Tetradrachme  von  schlechter  Erhaltung, 
aber  ungewöhnUchem  Typus:  Rv.  Athena 
stehend  mit  Nike  auf  der  Hand,  links  im 
Felde  Zeichen  der  Münzstätte  Seleucia  ad 
Cal.  Unten  zwei  Monogramme.  (Nicht  bei 
Babelon,  Rois  de  Syrie,  wohl  unediert.)  — 
Perinthos,  Bronzemünze  des  Nero:  Rv. 
Weibliche  Gottheit  mit  Modius  und  zwei 
Perlschnüren  in  den  Händen  auf  Schiffs- 
vorderteil. —  Ephesos,  seltene  Bronze  des 
Maximus.  — Olbia,  große  gegossene  Bronze- 
münze: Gorgoneion  und  Adler  auf  Thun- 
fisch. —  Kyzikos,  Hekte  mit  Löwe  und 
Thunfisch  (Taf.  I,  9).  — Kyzikos,  "A  Stater 
mit  archaischem  Athenakopf,  darunter  Thun- 
fisch. Unediert.''  (Taf.  I,  12).  — ■  Phokaea, 
Hekte  mit  Vorderteil  eines  Rindes,  des- 
gleichen mit  Sirene  (Taf.  I,  ll).  —  Lesbos, 
Jünglingskopf  mit  Diadem  und  archai- 
sierendem Kopf  (Dionysos)  (Taf.  I,  8).  — 
Klazomenai,  Hemidrachme  mit  Apollo- 
kopf und  Schwan;  Beizeichen  Kantharos 
(Taf.  I,  7).  —  Denar  des  Quintus  Labienus: 
Av.  Porträt  mit  dem  Titel  PARTHICVS 
IMPERATOR.  Rv.  Pferd  mit  parthischer 
Aufzäumung  (TaL  I,  15).  (Vgl.  Hill,  Histo- 
rical   Roman   Coins    S.    130.) 

Geschnittene  Steine  (Taf.  II).  Es 
konnten  eine  Reihe  wissenschaftlich  in- 
teressanter antiker  Gemmen  der  älteren 
Epoche,    sowie   einige   hübsch   geschnittene 


475 


Erwerbungen  des  British  Museum  im  Jahre  191 3. 


476 


Steine  der  hellenistisch-römischen  Zeit  den 
Beständen  eingereiht  werden.  Von  den 
21  Stücken,  die  erworben  wurden,  ist  das 
älteste  der  linsenförmige  Stein  Nr.  i  (Taf.  II) 
mit  einer  primitiven  Tierdarstellung.  Der 
Boden  ist  durch  eine  schraffierte  Linie  an- 
gegeben. Das  Stück  gehört  zu  der  Gruppe 
der  melischen  Steine  (7.  Jahrhundert).  — 
Deutlich  unter  orientalischem  Einfluß  stehen 
die  folgenden:  Nr.  3:  ein  spät  assyrisches 
Onyx-Siegel  von  konischer  Form  mit  der 
typischen  Darstellung  des  Königs  mit  dem 
Steinbock,  die  übrigens  als  Gemmenbild 
nicht  gewöhnlich  ist.  Nr.  4:  Scarabäoid 
aus  bläulichem  Chalcedon  mit  zwei  heral- 
disch angeordneten  Löwen,  dazwischen  un- 
deutlich ein  Beutestück  (vgl.  Furtwängler, 
Geschn.  Steine  in  Berlin  III,  II2).  —  Eine 
griechische  Arbeit  aus  der  Zeit  um  400  ist 
Nr.  2:  Springender  Hirsch  mit  Jagdhund. 
Graubrauner  Chalcedon  von  scarabäoider 
Form;  leider  mehrfach  beschädigt.  —  Wir 
verdanken  die  drei  Stücke,  wie  manche 
frühere  Erwerbungen  geschnittener  Steine, 
der  freundlichen  Vermittlung  von  Dr.  Paul 
Arndt. 

Nr.  5,  7,  8  und  9  gehören  sämtlich  der 
großen  Klasse  der  etruskischen  Scarabäen 
an,  stammen  jedoch  aus  verschiedener  Zeit. 
Nr.  8:  Pallas  Athena  mit  Schild  in  Kampf- 
stellung; Helm  und  Aegis  fehlen.  Auch 
ist  die  Waffe  in  der  Rechten  undeutlich. 
Echt  archaischer  Stil  des  ausgehenden 
6.  Jahrhunderts.  Der  Basisrand  des  Scara- 
bäus  fein  ornamentiert,  wie  Furtwängler, 
Antike  Gemmen  III  S.  177  Fig.  118.  — 
Nr.  9:  vollgerüsteter  jugendlicher  Krieger, 
den  Helm  in  der  Hand,  vor  einem  nackten 
älteren  Manne  stehend,  letzterer  sitzend. 
Stilistisch  gehört  das  Stück  zu  der  jüngeren 
Serie  etruskischer  Scarabäen:  Furtwängler, 
Antike  Gemmen  Taf.  18,  i — 29.  —  Nr.  5: 
Reiterkampf.  Verbrannter  Karneol,  flüchtig 
mit  dem  Rundperl  gearbeitet.  Nr.  7: 
Dreigespann  von  vorn.  Schöner  Karneol. 
Ebenfalls  »a  globolo«. 

Die  folgenden  Nummern  sind  teils  griechi- 
schen, teils  hellenistisch-römischen  Ur- 
sprungs. Nr.  1 1 :  Viergespann  von  Nike 
gelenkt.  Schöne  große  Paste  von  grüner 
Farbe.  Griechisch.  4.  Jahrhundert.  — 
Nr.    10:    Flötenblasender    Satyr,    vor    ihm 


kleines  Tabernakel  mit  dem  Bilde  einer 
Feldgottheit.  Karneol.  — Nr.  17:  Dionysos 
an  einen  Pfeiler  gelehnt.  Unten  Panther. 
Karneol.  —  Nr.  13:  Asklepios.  Sard.  — 
Nr.  14:  Schreitendes  Rind.  Karneol.  — 
Nr.  12:  Weibliches  Bildnis  im  Typus  der 
trajanischen  Zeit.  Karneol.  —  Nr.  15: 
Kauernde  Figur  mit  Kranz.  (Niccolo.)  — 
Nr.  16:  Nike  mit  Palme;  im  Felde  Schrift.  — 
Nr.  18:  Tanzende  Mänade.  Schwarze  Paste 
mit  opak-weißem  Querstreif  (Geschenk  S. 
K.  H.  des  Kronprinzen  Rupprecht  von 
Bayern).  —  Nr.  20:  Mänade  stehend,  hinter 
ihr  erhöht  ein  Tier.   Paste.   Flüchtige  Arbeit. 

Georg    Habich. 


ERWERBUNGEN   DES    MUSEE    DU 
LOUVRE  IM  JAHRE  191 3. 

Der   Bericht  ist  uns  infolge  des  Krieges 
nicht  zugegangen. 


ERWERBUNGEN  DES  BRITISH 
MUSEUM  IM  JAHRE  19 13. 

DEPARTMENT     OF     EGYPTIAN     AND 
ASSYRIAN  ANTIQUITIES. 

Acquisitions. 

I.  Egyptian.  1. 1.  Awooden  head-rest,or 
pillow,  for  placing  under  the  head  of  a  mummy. 
On  one  end  of  it  is  carved  a  figure  of  Bes,  a 
Südäni  god,  who  is  working  magic  with  a 
pair  of  snakes,  and  on  the  other  end  are  car- 
ved a  figure  of  Bes  holding  the  Eye  of 
Horus,  and  the  symbol  of  the  "fluid  of  life" 
of  Rä.  XVIIIth  dynasty.  From  Der  al- 
Bahari.  —  2.  A  steatite  amulet  of  a  fish 
(silurus?),  mounted  upon  a  pylon-shaped 
building,  in  front  of  which  are  two  uraei. 
Archaic  Period.  From  Upper  Egypt.  — 
3.  Green -glazed  fai'ence  figure  of  the  goddess 
Hatmehit  Standing  between  the  wings  of 
the  goddess  Nut.  She  is  supposed  to  have 
given  birth  to  Harpokrates,  whose  head  ad- 


477 


Erwerbungen  des  British  Museum  im  Jahre  1913. 


478 


heres  to  her  body.  A  rare  object.  Dato  un- 
certain.  —  4.  Fine  bronze  sacrificial  drinking 
cup,  plated  with  silver-gold  and  fine  copper. 
From  Der  al-Bahari.  —  5.  Fine  bronze  bowl 
of  the  same  material  as  the  preceding,  de- 
corated  with  engraved  patterns,  flowers,  etc. 
From  Der  al-Bahari.  —  6.  Bronze  obelisk, 
mounted  on  a  stand,  in  front  of  which  is  a 
pylon-shaped  building,  surmounted  by  the 
figure  of  a  cat.  From  Teil  Bastah.  XX  Und 
dynasty.  7.  A  black  painted  wooden  box 
for  holding  "Canopic"  jars.  In  each  of  the 
four  compartments  is  a  wooden  jar  contain- 
ing  a  portion  of  the  body  of  the  high- 
priestess  Hentmehit,  whose  coffin  is  already 
in  the  Museum.  From  Der  al-Bahari.  XXIst 
dynasty.  —  8.  A  black  painted  wooden  box 
containing  mummified  birds,  legs  of  sheep, 
&c.,  each  of  which  is  wrapped  up  in  fine 
linen.  These  were  intended  to  be  the  fune- 
rary  food  of  the  high  priestess  Hentmehit, 
and  came  from  her  tomb.  From  Der  al- 
Bahari.  XXIst  dynasty. —  II.  1—4.  The 
set  of  four  "Canopic"  jars,  which  were  made 
for  Queen  Henttaui,  the  wife  of  the  high- 
priest king  Phaiänkh,  who  ruled  at  Thebes 
in  the  XXIst  dynasty.  The  name  of  the 
Queen,  written  within  a  cartouche,  and  her 
titles  are  cut  upon  each  jar  in  hieroglyphics, 
inlaid  with  blue  paste.  The  inscriptions 
contain  the  Addresses  of  the  Four  Sons  of 
Horus  as  found  in  Chapter  CLI  of  the  Book 
of  the  Dead.  —  III.  i.  A  valuable  coUection 
of  970  scarabs,  forming  a  section  of  a  larger 
collection  already  in  the  Museum,  found  in 
various  places  on  the  site  of  Tanis,  in  the 
north-east  of  the  Delta.  The  scarabs,  from 
which  the  green  glaze  has  been  removed  by 
the  moist  soil,  belong  to  the  period  immedia- 
tely  foUowing  the  Xlllth  dynasty,  including 
the  reigns  of  the  Hyksos  kings.  On  the  bases 
of  many  of  them  are  cut  designs,  figures  of 
gods,  monograms,  &c.,  peculiar  to  the  Hyk- 
sos. Xlllth— XVIIth  dynasties.  —  2.  A 
pair  of  fine  limestone  sphinxes,  of  unusual 
character,  which  stood  one  on  each  side  of 
the  statues  of  Ptolemy  IX.  and  his  Queen, 
and  their  goddess,  at  the  entrance  to  a  small 
temple  in  Upper  Egypt.  Second  Century 
B.  C.  —  3 — 25.  A  collection  of  stelae  in- 
scribed  in  Coptic  and  Greek,  architectural 
Ornaments,    etc.,    from    the    Monastery    of 

Archäologischer  Anzeig-er  1914. 


St.  Jeremjah  at  Sakkärah.  — •  IV.  i.  A  finely- 
painted  stone  relief  which  formed  one  side 
of  the  coffin  of  Amenemhät,  an  official  who 
flourished  about  B.  C.  1350.  The  deceased 
is  seated  with  his  wife  in  a  bower,  and  a 
harper  is  playing  to  them.  —  2.  A  relief 
similar  in  style  to  the  preceding,  with  figures 
of  the  sons  of  Amenemhät  bearing  offerings 
to  their  father.  XVIIIth  or  XIXth  dynasty. 
From  Thebes.  • —  3.  Limestone  stele  on 
which  is  sculptured  a  scene  representing  Ra- 
meses  IL  adoring  Amen  Rä,  King  of  the 
Gods.  The  text  contains  a  dedication  of 
temples  and  statues  of  Amen-Rä,  Ptah, 
and  Thoth.  On  the  back  of  the  stele  are  a 
Coptic  cross  and  a  rosette,  which  prove  that 
it  was  used  by  the  Copts  in  building  one  of 
their  churches.  XIXth  dynasty.  From 
Thebes.  —  4.  Marble  {>)  door-socket  and 
hub,  set  in  a  softer  kind  of  stone.  From 
Karnak.  A  rare  object.  —  5.  Sepulchral  lime- 
stone Stele,  with  figures  of  the  deceased,  his 
wife,  and  four  sons  and  six  daughters.  It 
belongs  to  the  period  between  the  Xlllth 
and  XVIIth  dynasties.      From  Abydos.   — 

6.  Upper  portion  of  a  limestone  stele  of  a 
priestess.  XIXth  dynasty.  From  Karnak.  — 

7.  Sandstone  stele  sculptured  with  a  scene 
representing  the  Emperor  Tiberius  sacri- 
ficing  before  Horus  and  Osiris;  the  text  re- 
cords  the  restoration  of  a  part  of  a  temple 
at  Karnak.  From  Karnak.  — •  8.  Massive 
stone  Stele  sculptured  with  a  figure  of  Isis 
suckling  Horus  beneath  a  winged  disk.  This 
Stele  was  dedicated  by  one  of  the  Roman 
Emperors,  but  the  cartouche  which  was  pre- 
pared  for  his  name  is  blank.  From  Karnak.  — ■ 
9.  Sandstone  obelisk,  on  which  are  sculptured 
a  cross  and  other  Christian  Symbols;  it  was 
used  as  a  sepulchral  monument  by  the  Copts. 
VII — IXth  Century.  From  Edfü.  - —  10.  Mas- 
sive bronze  mummy-case  for  kittens,  sur- 
mounted by  a  figure  of  a  cat.  A  rare  object. 
XXIst  dynasty.  From  Gäw.  —  11.  Bronze 
dagger,  of  unusual  shape,  with  a  long  handle, 
the  sides  of  which  were  inlaid  with  ivory 
plaques.  XVIIIth  dynasty.  —  12.  Hard- 
stone  bottle,  with  a  handle  in  the  form  of  an 
ape.  XVIIIth  dynasty.  —  13.  A  flint  knife, 
of  very  archaic  shape,  in  a  complete  State 
of  preservation.  Predynastic  Period.  — 
14.  A  flint  tool  (.'')  with  serrated  edges.    One 

18 


'479 


Erwerbungen  des  British  Mus^m  im -Jahre  191 3. 


480 


of  the  langest  flint  instruments  yet  dis- 
covered.  Predynastic  Period.  —  15.  Green 
stone  pectoral  inlaid  with  feldspar  an  car- 
nelian.  It  contains  the  original  heart-scarab. 
XXIst  dynasty.  —  16.  Bluish-green  glazed 
steatite  pectoral  in  the  form  of  a  pylon. 
A  fine  example,  XIXthe  dynasty. 

II.  Assyrian.  I.  i — 15.  A  collection  of 
fifteen  fragments  of  baked  clay  cylinders 
inscribed  with  texts  recording  campaigns 
carried  out  by  Sennacherib  during  the  early 
years  of  his  reign,  and  describing  his  building 
Operations  at  Nineveh.  They  belong  to  the 
cylinders  deposited  by  the  king  in  the  great 
north  gate  of  the  city,  behind  the  colossal 
bulls,  and  deal  with  the  year  B.  C.  705,  and 
the  foUowing  years.  —  16 — 136.  A  collection 
of  one  hundred  and  twenty-one  Babylonian 
tablets,  inscribed  with  contracts,  letters,  re- 
ceipts,  etc.,  dating  from  about  B.  C.  2000. 
From  Larsa  (Senkereh).  • —  137 — 504.  One 
hundred  and  sixty-eight  Babylonian  tablets 
inscribed  with  contracts,  etc.  About  B.  C. 
2000.  From  Abu  Ibrahim.  —  505 — 824. 
A  collection  of  three  hundred  and  twenty 
tablets  inscribed  with  texts  relating  to  the 
distribution  of  Stores  and  rations  to  officials 
travelling  between  Elam  and  Babylonia. 
The  proper  names  are  especially  valuable. 
About  B.  C.  2500.  From  Telloh.  —825— 868. 
A  collection  of  forty-four  tablets  inscribed 
with  commercial  texts  of  the  period  of  the 
Seleucidae.  —  869 — 3853.  A  collection  of 
two  thousand  nine  hundred  and  eigthy  three 
tablets  of  a  miscellaneous  character,  but 
dealing  with  the  agricultural  Operations  car- 
ried out  on  the  great  temple  estates  of  Lower 
Babylonia,  about  B.  C.  2000.  Some  are 
from  Telloh  and  some  from  Drehem,  the 
latter  being  of  much  importance,  for  they 
deal  with  a  district  of  which  very  little  is 
known,  and  refer  to  the  supply  of  beasts  for 
sacrifice  in  the  temple  of  Enlil  at  Nippur.  — 
II.  I.  A  collection  of  eleven  cylinder-seals 
in  haematite,  carnelian,  shell,  etc.,  the  oldest 
belonging  to  the  Babylonian  Period,  about 
B.  C.  2300,  and  the  latest  to  the  Persian 
Period,  about  B.  C.  5CX).  —  III.  i.  Sumerian 
clay  sealing,  of  cylindrical  form,  dated  in  the 
reign  of  Dungi,  King  of  Ur,  about  B.  C.  2400. 
^^  2.  Similar  clay  sealing  dated  in  the  reign 
of  Bur-Sin  I.  the  son  of  Dungi.  — 3.  Clay  seal- 


ing of  conical  shape.  About  B.  C.  2000.  — 
4—6.  Three  tablets  dated  in  the  4th,  7th, 
and  lOth  years  respectively  of  the  reign  of 
Nabonassar.  —  7.  Contract  tablet  dated  in 
the  first  year  of  Cambyses,  i.  e.,  B.  C.  529.  — 
8 — 22.  Fifteen  letter  tablets  of  the  period  of 
the  First  Dynasty  of  Babylon,  about  B.  C. 
2CXX).  —  23 — 45.  A  collection  of  twenty- 
three  contracts  and  accounts,  dating  from 
about  B.  C.  2000.  —  46 — 55.  A  collection  of 
tablets  inscribed  with  agricultural  lists  and 
accounts  of  the  period  of  the  Dynasty  •  of 
Ur,  B.  C.  2400.  —  56 — 59.  Four  tablets  in- 
scribed with  lists  and  receipts  of  the  Neo- 
Babylonian  Period.  —  60—66.  Four  frag- 
ments of  inscribed  tablets,  and  three  modern 
imitations. 

E.  A.  Wallis    Budge. 

DEPARTMENT    OF  GREEK  AND 
ROMAN  ANTIQUITIES. 

Acquisitions.  ■ —  I.  Gold.  — •  l..a)  Fif- 
teen objects  from  a  tomb  of  the  Mycenaean 
period,  near  Laksha,  Cyprus;  these  include 
a  diadem  stamped  with  rosettes,  a  fluted 
finger-ring  and  ear-rings  of  various  types. 
b)  Twelve  ear-rings  from  other  Cypriote 
sites.  —  2.  Pair  of  Etruscan  "trumpet" 
ear-rings  from  Orvieto. 

II.  Silver.  —  3.  Group  of  seven  objects, 
comprising  a  mirror,  pyxis,  saucer,  ladle, 
cup,  spoon,  and  spindle;  found  together  in 
a  tomb  at  Brusa. 

III.  Bronze.  — 4.  Statuette  of  a  barbarian 
with  hands  tied  behind,  wearing  tunic,  cloak, 
and  braccae.  A  work  of  great  refinement  and 
delicacy.  Height  4  in.  From  Umbria.  — 
5.  Statuette  of  a  Roman  priestess  with  cup 
and  incefise  burner;  one  of  a  group  said  to 
come  from  the  Lake  of  Nemi;  see  Reinach, 
Repertoire,  IV.,  p.  307.;  Revue  Arch.,  1909, 
pls.  XI.,  XII.;  Illustrated  London  News, 
Ilth  January  1910.  Height  10  in.  — .  6. 
Statuette  of  Zeus  of  Lysippian  type,  with 
left  arm  raised,  right  hand  holding  a  thunder- 
bolt.  Height  3.8  in.  From  Umbria.  — 
7.  Statuette  of  Victory  with  a  wreath,  Stand- 
ing on  a  globe.  Height  5"/i  in.  Burlington 
Fine  Arts  Club  Catalogue,  pl.  46,  No.  A  28  A; 
Bourguignon  Säle  Catalogue,  pl.  VIII.; 
Reinach  Repertoire,  III.,  p.  116,  No.  4;  IV., 


48 1 


Erwerbungen  des  British  Museum  im  Jahre  1913. 


482 


p.  234,  Nr.  5;  Fitzhenry  Säle,  lot  563.  — 
8.  Statuette  of  Triton  with  paddle  and  hörn. 
Fitzhenry  Säle,  lot  566.  —  9.  Statuette  of 
recumbent  lion  of  archaic  style.  Length 
3.6  in.  From  Macedonia.  —  10.  Etruscan 
mirror  with  design  of  two  warriors  supporting 
a  third.  Found  at  Castiglione  della  Teverina, 
1877.  Notizie  d.  Scavi,  1877,  p.  147,  pl.  IV.; 
Bull.  d.  Inst.,  1880,  p.  9;  Gerhard,  Etrusk. 
Spiegel,  V.,  pl.  113;  Fitzhenry  Säle,  lot 
568.  —  II.  Etruscan  mirror  with  design  of 
Heracles  and  lolaos.  Gerhard,  Etrusk. 
Spiegel,  IV.,  pl.  337,  fig.  2.  —  12.  Greek 
mirror  with  incised  design  of  Europa  on  the 
bull.  —  13.  Axe  head  of  the  late  Bronze  Age; 
the  blade,  which  is  in  form  a  fianged  celt, 
is  cast  in  one  piece  with  a  hollow  tube,  into 
which  a  haft  was  fitted;  the  thongs,  which 
united  celt  and  handle,  are  represented  by 
bronze  stays.  Cf.  Montelius,  Vorklassische 
Chronologie  Italiens,  pl.  40.  Length  II '/z  in. 
From  the  neighbourhood  of  Orvieto.  —  14. 
Lamp  with  recurving  handle  terminating  in 
a  tragic  mask.  Cf.  Sammlung  Niessen,  3779, 
3780.  Length  lO'/z  in.  From  Rome.  — 
15.  Pair  of  Hinges  of  singular  construction, 
the  hinge  being  combined  with  a  dowel,  or 
guide-piece.  From  Syria.  —  16.  Shovel 
(Batillum  or  Vatillum) ;  the  handle  is  in  the 
form  of  a  half  Corinthian  column,  with  pal- 
mette  wrist-piece.  Cf.  Museo  Borbonico, 
X.,  pl.  64,  figs.  3,  4.  Length  197z  in.  From 
_Askalon.  —  17.  Jug,  with  handle  in  the 
form  of  a  ivy-tendril.  Height  6.7  in.  — 
18.  Shallow  dish  with  upright  handles. 
Diameter  12,2  in.  —  19.  Ladle;  the  handle 
terminating  in  a  swan's  neck.  Length 
23,6  in.  No.  17 — 19  are  from  Beesan  (Beth- 
Shan)  Falestine.  —  20.  Shallow  situla  or 
bücket,  the  handle  with  palmette  attach- 
ments. —  21.  Harness  buckle  and  clasp,  the 
hooksof  the  latter  terminating  in  dogs'  heads. 
Cf.  Montelius,  Vorklass.  Chronologie,  fig.  197. 
From  the  Cyrenaica  (.?).  —  22.  Two  cand- 
lesticks.  Height  6.3  in.  From  Teil  Nimrin, 
Syria.  ^ — 23.  Two  strigils.  From  Damascus.  — 

24.  Fibula  with  two  spirals.    Length  4  in.  — 

25.  Fibula,  bow  pattern.  —  26.  Penannular 
fibula.  Cf.  Paris,  L'Espagne  Primitive,  IL, 
pl.  VIIL,  fig.  3. 

IV.  Lead.  —  27.  Weight  inscribed  with 
Cypriote  characters. 


V.  Marble.  —  28.  Mosaic  pavement;  in 
the  centre  a  nude  youth  Stands  at  an  altar 
beside  trees;  at  the  Corners  are  medallions 
containing  Satyrs,  Maenads,  and  shepherds; 
the  whole  enclosed  by  maeanders  of  guilloche 
and  triangulär  patterns.  Length  8  ft.  10  in. 
Excavated  at  St.  Romain-en-Gal,  near 
Vienne;  see  the  Nouvelliste  de  Lyon  and 
Le  Progr^s  of  25th  July,  Lyon  Republicain 
of  26th  July  and  D^peche  de  Lyon  of  2nd 
August  1913. 

VI.  Gems  and  Glass.  —  29.  Sard  intaglio; 
head  of  river  god.  Newton-Robinson  Säle 
Catalogue,  lot  59:  Furtwängler,  Antike  Gem- 
men, pl.  LXV.,  No.  26;  Burlington  Fine 
Arts  Club  Catalogue,  pl.  CX.,  No.  H  174.  — 
30.  Sard  intaglio:  Diomede  with  the  head 
of  Dolon.  —  31.  Sard  intaglio :  f emale  bust.  — 
32.  Plasma  intaglio;  youthful  head  wearing 
helmet.  —  33.  Paste  intaglio;  Eios  riding.  — ■ 
34.  Sardonyx  cameo;  Eros  running.  —  35. 
Fragment  of  paste  cameo;  f emale  head.  Nos. 
30 — 35  from  Cyprus.  —  36.  Glass  term  of 
bald  bearded  man  with  cloak  and  money- 
bag  (.?).     Height  I.3  in. 

VII.  Pottery.  —  37.  A  large  series  of 
sherds  of  prehistoric  fabrics  from  excava- 
tions  in  Thessaly  at  Dimini,  Sesklo,  Liano- 
kladi,  Mezil  Magoula,  Mesiani,  Rakhmani, 
Tsangli,  Tsani,  and  Zerelia;  with  other 
obj;cts  of  clay,  stone,  obsidian,  and  bone.  — 
38.  Three  Minoan  vases  from  Crete.  —  39.  Bowl 
of  late  Minoan  period  from  Crete.  —  40.  Jug 
of  Dipylon  style  with  bands  of  birds,  horses, 
and  geometric  patterns.    Height  1771  in.  — 

41.  Cup  of  Phaleron  style;  frieze  of  four 
horses  and  a  man.  Height  4  in.  Cf.  Jahr- 
buch d.  Arch.  Inst.,  IL,  p.  50,  figs.  9,  10.  — 

42.  Two  pyxides,  with  lids,  of  late  Geometric 
style,  the  decoration  approaching  the  Proto- 
corinthian  type.  —  43.  Four-handled  bowl 
of  Boeotian  geometric  style,  with  decoration 
of  bands  and  panels.  — 44.  A  series  of  sherds 
of  early  Lydian  fabrics  from  the  excavations 
at  Sardis  of  the  American  School  at  Athens. 
—  45,  A  series  of  sherds  of  Phoenician  fabrics 
from  Motya.  —  46.  Lekythos  of  Protocorin- 
thian  style  with  friezes  of  lions,  goats,  and 
hounds.  —  47.  Cotyle  of  Protocorinthian 
fabric  with  a  black  figure  design  of  a  pair 
of  spearmen  on  each  side.  Under  one  handle 
was  a  third  pair,  but  one  figure  has  been 

i8* 


483 


Erwerbungen  des  British  Museum  im  Jahre  191 3. 


484 


obliterated  and  replaced  by  a  large  can- 
tharos  on  which  a  jug  is  placed  as  a  mark 
for  the  other  spearman.  —  48.  Kylix  of 
Vourva   style,    with   frieze   of   animals.    — 

49.  Etruscan  red-figure  amphora,  with  de- 
signs  of  a  Satyr  and  Maenad,  and  a  Maenad; 
in  each  case  the  Maenad  is  shown  as  winged. 
Height  14.4  in.     From  Civita  Castellana.  — 

50.  Late  Etruscan  red-figure  jug  with  a  de- 
sign  of  a  female  head  and  palmettes.  Height 
12.3  in.  From  Corneto.  —  51.  Canosa  askos 
with  polychrome  decoration  including  a 
female  head  springing  from  a  flower,  among 
tendrils  and  winged  figures,  in  blue,  pink, 
and  brown;  on  each  spout  Stands  a  Statuette 
of  Eros.  Height  12  in.  —  52.  Cantharos  of 
green  glazed  wäre,  with  a  frieze  of  Bacchic 
figures  in  relief.  —  53.  Two  fragments  of 
glazed  wäre  with  designs  in  relief.  —  54. 
Two  amphorae  of  blue  glazed  wäre  with 
moulded  Ornaments.  Height  13.3  and  10.2  in. 
From  a  cemetery  near  Selemia  (North 
Syria);  2nd  Century  A.  D. 

VHI.  Terracotta.  —  55.  Four  primitive 
figurines  from  Kul  Tepe,  near  Caesarea.  — 
56.  Statuette  of  archaic  style;  a  woman 
making  bread;  at  her  side  is  a  dough  trough 
and  she  kneads  the  dough  on  a  ledge  in  front 
of  the  oven.  —  57.  Statuette  of  Eros  bearing 
a  kid  on  his  Shoulders.  —  58.  Statuette  of  a 
boy  seated  on  an  altar  with  a  gourd  in  his 
hand.  Cf.  Winter,  Typen,  IL,  p.  257.  Height 
6  in.  Said  to  come  from  Tanagra.  —  59. 
Group  of  Aphrodite  with  Eros  astride  a  dol- 
phin.    Height  6.6  in.     From  Asia  Minor.  — 

60.  Veiied  female  head  of  4th  Century  type.  — 

61.  Relief  of  youth  (upper  part)  modeled  by 
hand.  Height  8  in.  From  Rome.  —  62.  Two 
Portrait  busts;  boy  and  woman,  of  the  2nd 
Century  A.  D.  Height  9  and  9.7  in.  From 
a  cemetery  near  Carchemish.  —  63.  Frag- 
mentary  Statuette  of  Standing  woman.   — 

64.  Roman  lantern  of  perforated  clay. 

IX.  Plastercasts    and    Reproductions.    — 

65.  Casts  of  slabs  XV.  N.  side  and  slab  XIV. 
S.  side  of  the  Parthenon  Frieze.  — ■  66.  Set 
of  John  Henning's  miniature  reproductions 
of  the  Parthenon  and  Phigaleien  friezes.  \ — 
67.  Gast  of  the  statue  of  Myron's  Athena  at 
Frankfort.  —  68.  Gast  of  the  "Eubouleus" 
head  at  Athens.  — 69.  Gast  of  the  sima  of 
the  Temple  of  Athene  Pohas  at  Priene.  — 


70.  Gast  of  the  relief  of  Athena  at  Lans- 
downe  House.  ■ —  71.  Electrotype  reproduc- 
tions of  27  Minoan  and  Mycenaean  objects 
of  gold  or  bronze. 

A.  H.  Smith. 


DEPARTMENT  OF  BRITISH  AND 

MEDIAEVAL   ANTIQUITIES    AND 

ETHNOGRAPHY. 

Acquisitions.  —  I.  Prehistoric  and 
Early  British  Antiquities:  a)  Stone  Age.  — 
Three  palaeolithic  implements  from  the 
gravel  and  an  arrow-head  said  to  be  from  the 
surface  at  Kempston  Beds.  —  Palaeolithic 
implement  frcm  Belbin's  pit,  Test  Valley 
near  Romsey,  Hants.  —  Palaeolithic  im- 
plements and  flakes  from  the  gravel  at 
Kennet  and  Kentford,  near  Newmarket,  and 
surface  flints  from  Tuddenham  and  other 
sites  in  N.W.  Suffolk.  —  Flint  implement 
worked  on  surface,  from  Aylesbury,  Kent.  — 
An  important  series  of  implements  and 
flakes  from  working-fioors  in  or  below  brick- 
earth  at  Round  Green  near  Luton,  and 
Gaddesdon  Row,  Herts.  Also  an  exceptional 
flat  implement  from  the  Thames  at  Tilbury, 
and  other  implements  of  special  interest.  — 
Gonical  fiint  implement  found  by  the  donor 
in  clay -with -flints  at  400  ft.  O.D.,  Blend- 
worth,  Hants.  —  Ghopper  from  Cissbury, 
Sussex;  implements  from  Friston,  Sussex, 
and  Icklingham,  Suffolk,  and  blade  with 
end-scra  per  from  Go.  Antrim.  —  Two  stone 
anvils  from  the  sandhills  of  Luce  Bay,  near 
Glenluce,  Wigtownshire.  —  Ghipped  flint 
celt  of  unusual  form  from  the  Thames  at 
Kingston.  —  Ghipped  flint  celt  found  at 
St.  Mary  Gray,  Kent.  —  b)  Bronze  Age.  — 
Half-mould  for  casting  looped  palstaves, 
found  at  Llwynmawr,  Bala,  Merioneth- 
shire.  —  Portion  of  broad  socketed  spear- 
head  from  a  hoard  found  at  Broadness  on 
the  Thames  near  Northfleet  and  described 
in  Proceedings  of  the  Society  of  Antiquaries 
of  London,  XXIII.  170.  —  Trumpet-ended 
penannular  armlet  found  near  TuUamore, 
King's  Co.  —  c)  Early  Iron  Age.  —  Dagger- 
sheath  of  bronze  from  West  Buckland,  Som., 
described  in  Proc.  Soc.  Antiq.,  XXV.  58,  and 
iron  spear-head  of  a  rare  type  from  the  Avon 


485 


Erwerbungen  des  Ashmolean  Museutfi  of  Art  and  Archaeology  of  Oxford  19 13. 


486 


near  Clifton.  —  Iron  dagger  with  debased 
anthropoid  pommel  from  Sea-Mills  on  the 
Avon  near  Bristol.  — •  Spur-shaped  bronze 
pendent  Ornament,  probably  for  a  horse, 
from  MuUingar,  Co.  Westmeath.  —  d)  Fo- 
reign. —  A  series  of  stone  implements,  many 
of  palaeolithic  type,  bronze  axe-heads,  dag- 
gers,  and  other  weapons  from  the  neighbour- 
hood  of  Jerusalem.  —  Quartzite  implements 
of  Le  Moustier  date  from  the  Grotte  de  Bize, 
Aude,  France.  —  Flint  implements  of  lata 
Le  Moustier  date  from  La  Quina,  Charente, 
France.  —  Stone  axe-heads  and  bronze  ring 
from  lake  dwellings  on  Lake  of  Neuchätel, 
Switzerland.  —  Flint  end-scrapers  and 
blades  from  a  grave  at  Tarkhan,  Egypt, 
middle  ist  dynasty.  —  Iberian  iron  spear- 
heads,  dagger,  and  knife  from  Spain,  de- 
scribed  in  Archaeologia,  LXIV.  —  Pottery 
vessels,  bronze  sword  and  axe-heads,  Orna- 
ments and  beads  from  Early  Iron  Age  gra- 
ves  in  the  Caucasus.  —  Bronze  axes,  spear- 
heads,  blades,  armlet  pottery  bottle  and 
bronze  vessels  found  at  Khinaman,  Persia, 
and  partly  described  in  Archaeologia,  LVIIL 
10.  —  Bronze  razors  and  hairpins  from 
Corea.  —  Pottery  vase,  probably  prehistoric 
Japanese. 

2.  Romano -British.  Inscribed  stone  altar 
(Corpus  Inscr.  Lat.,  VIL,  No.  291),  tomb- 
stone  of  Publius  Aelius  Bassus  of  the  20th 
Legion  (Corpus,  VIL,  No.  292),  part  of  Stand- 
ing figure  in  niche,  querns,  lamps,  and  cine- 
rary  ums  from  Watercrook,  near  Kendal, 
Westmorland;  also  a  sandstone  altar  dedica- 
ted  to  the  Deae  Matres,  from  the  beach  at 
Skinburness,  near  Silloth,  Cumberland  (Cor- 
pus, VII,  No.  418). 


ERWERBUNGEN  DES 
ASHMOLEAN  MUSEUM  OF  ART  AND 
ARCHAEOLOGY  OF   OXFORD  19 13. 

Egyptian  Section.  —  As  usual  the 
Egypt  Exploration  Fund  and  the  British 
School  of  Archaeology  in  Egypt  have  sent 
US  valuable  additions.  Our  pre-Dynastic 
collection  has  received  no  notable  accession; 
but  as  regards  the  Earliest  Dynastie  Age, 


Professor  Petrie  has  contributed,  from  his 
excavations  at  Tarkhan,  one  of  the  fine 
burnished  vases,  decorated  with  haematite 
paint,  which  he  ascribes  to  some  undetermi- 
ned  foreign  source  (they  are  probably  Nu- 
bian),  and  some  Egyptian  vases  contempo- 
rary  with  it;  a  clay  model  granary  with 
Windows;  and  some  typical  beads,  flint 
scrapers,  and  bone  bracelets.  From  Abydos 
we  have  received  a  small  ivory  Hon,  similar 
to  some  found  previously  in  the  Royal 
Tombs  of  the  First  Dynasty,  but  of  special 
interest  because  repaired  anciently  with  an 
Insertion  riveted  with  copper. 

Of  the  Middle  Kingdom  we  secured  the  best 
Xllth  Dynasty  objects  brought  this  year 
from  Abydos  by  Mr.  T.  E.  Pect  —  namely, 
a  small  triad  in  fine  limestone,  the  three 
statues  being  inscribed  with  their  names  and 
titles;  and  a  tomb-group  (D.  166)  from  two 
burials  which  were  accompanied  by  copper 
mirrors,  a  finely  moulded  marble  bowl,  a 
scarab  set  in  silver,  a  gold  shell-pendant, 
an  alabaster  vase,  and  various  strings  of 
beads. 

Of  the  New  Kingdom,  a  fine  bronze  mirror 
with  ivory  handle  complete  and  two  of  the 
foreign  (Syrian.?)  vases  so  often  found  in 
XVIIIth  Dynasty  graves,  come  from  Abydos. 
From  Riqqeh  Professor  Petrie  has  assigned 
to  US  a  number  of  objects  of  XVIIIth — 
XXVIth  Dynasty  period,  among  which  the 
most  notable  are  a  green-glazed  steatite 
kohl-pot  cut  out  in  open  work,  with  base 
made  separately;  a  blue-glazed  Statuette  of 
Taurt,  the  hippopotamus  patroness  of  child- 
birth,  and  an  unbroken  pseudamphora  of 
Egyptian  fabric  imitated  from  a  Late- 
Minoan  type.  In  examples  of  such  Egyp- 
tian borrowings  from  the  Aegean  we  are 
unusually  rieh. 

The  Earl  of  Carnarvon  has  made  us  a 
welcome  present  of  a  set  of  blue-glazed 
modeis  from  a  foundation  deposit  found  by 
him  under  a  colonnade  of  Rameses  IV  in 
the  Der  el-Bahari  valley.  He  has  also  given 
two  samples  of  cereals  from  Old  Kingdom 
burials. 

Passing  to  the  Ptolemaic  time,  we  have 
to  record  not  only  a  finely  modelled  lion- 
head  in  glazed  clay  of  West  Asiatic  style, 
found   at   Memphis   by   Petrie,   but   also   a 


487 


Erwerbungen  des  Ashmolean  Museum  of  Art  and  Archaeology  of  Oxford  1913. 


488 


quantity  of  fragments  of  decorated  glaced 
wäre  bowls,  from  which  we  have  been  able 
to  reconstruct  five  complete  vessels,  ad- 
mirably  representative  of  their  very  attrac- 
tive  and  rare  class.  Thanks  to  Petrie's 
Memphite  excavations,  we  can  now  make 
an  unrivalled  display  of  Ptolemaic  mono- 
chrome and  bichrome  glazes. 

From  Roman  Egypt  the  most  interesting 
things  are  elaborately  wrapped  mummies  of 
ibises,  hawks,  and  shrewmice,  presented  by 
the  E.  E.  F.  from  Mr.  Loat's  excavations  in 
the  Ibis  Cemetery  at  Abydos.  With  these 
we  have  received  also  specimen  eggs  buried 
with  the  birds,  and  a  mummified  scara- 
baeus-beetle  of  enormous  size.  Possibly  its 
unusual  growth  led  to  this  insect  receiving 
the  unique  honour  of  embalmment.  Professor 
Petrie  has  sent  from  Shurafa  an  unusually 
excellent  carving  in  bona  —  a  Maenad  with 
timbrel  —  and,  from  Memphis,  a  curious 
terra-cotta,  representing  a  cat  pouncing  on 
a  cock:  also  statuettes  of  gods  in  stone  and 
bronze,  fragments  of  barbotine  wäre,  show- 
ing  that  this  type  of  pottery  was  populär 
in  Memphis  as  well  as  in  the  Sudan  (com- 
pare  Mr.  Griffith's  discoveries  at  Faras  in 
1912),  and  some  fine  strings  of  amulets  and 
other  bead-pendants. 

A  fragmentary  Hawara  portrait  of  Greco- 
Roman  age,  painted  in  hot  wax  on  cloth  —  a 
very  unusual  technique  —  which  was  as- 
signed  to  us  by  Professor  Petrie  in  1912, 
has  reached  us  this  year;  and  also  another 
result  of  his  191 2  campaign  at  Memphis, 
namely  an  almost  life-size  seated  figure  in 
quartzite  of  the  royal  scribe,  Amenhotep 
(temp.  Amenhotep  III),  inscribed  with  an 
unusually  long  hieroglyphic  text,  mentioning 
a  funerary  temple  near  Memphis.  We  owe 
this  large  monument  to  the  generosity  of 
the  Hon.  John  Abercromby,  to  whose  share 
it  had  fallen  in  Petrie's  division  of  his  spoil. 
It  is  now  mounted  in  the  Lower  Egyptian 
Gallery. 

Through  the  kind  Offices  of  Professor 
Schäfer,  of  the  Berlin  Museum,  I  was  able 
to  procure  wooden  modeis  of  the  flutes  from 
the  Maket  Tomb,  which  we  were  unable  to 
purchase  at  the  Maket  Tomb,  which  we  were 
unable  to  purchase  at  the  Kennard  sale  (see 
Report  for  1912). 


When  in  Cairo  in  May,  191 2,  I  came  across 
a  considerable  collection  of  sherds  of  pottery 
and  glass  found  in  the  rubbish  mounds  of 
Fostat.  Since  these  are  of  great  variety  and 
represent  finely  decorated  fabrics,  of  which 
complete  vessels  now  fetch  enormous  prices, 
I  thought  it  worth  while  to  acquire  the  col- 
lection. It  has  been  listed  and  put  in  drawers 
for  the  use  of  students  of  mediaeval  Arab, 
Persian,  and  Turkish  art. 

It  ought  to  be  mentioned  here  that  Mrs. 
Stobart,  of  Whitecross,  Wallingford,  has  sent 
US  an  interesting  example  of  the  painted 
funerary  cloths  of  the  Roman  Age.  This 
present  is  an  earnest  of  Mrs.  Stobart's  kind 
Intention  to  bequeath  to  the  Ashmolean  the 
ultimate  reversion  of  the  remnant  of  a  col- 
lection made  by  her  late  husband,  who  tra- 
velled  in  Egypt  in  the  early  days  of  the 
hereditary  Khedivate.  His  best  pieces,  some 
of  which  are  famous,  were  given  long  ago  to 
the  city  of  Liverpool;  but  among  the  remain- 
der  are  certain  objects  which  will  be  inter- 
esting accessions  to  our  collection. 

Mediterranean  Section.  —  Nothing 
has  come  to  us  from  the  Aegean  area  except 
the  bronze  feet  of  a  casket  found  by  Pro- 
fessor J.  L.  Myres  in  1894  at  Kalopsida  in 
Cyprus,  and  now  presented  by  him.  From 
Spanish  soil  we  have  received  21  vases  and 
sherds  found  in  ancient  mine-workings  on 
Iviza  (Balearic  Isles);  these  were  kindly 
presented  by  Professor  W.  Bateson.  Also 
a  miscellaneous  collection  of  potsherds, 
glazed  and  unglazed,  representing  South 
Spanish  fabrics  of  Tartessus  and  neigh- 
bourhood,  from  Neolithic  to  Moorish  times. 
This  collection  was  purchased ,  except  the 
Neolithic  fragments  of  white  -  filled  incised 
wares,  which  were  presented  by  Mr.  George 
Bonsor. 

Greek  Section.  —  An  interesting  black- 
figured  lekythos  with  scene  of  a  warrior 
arming  has  been  deposited  by  Mr.  and  Mrs. 
F.  C.  Conybeare.  A  red-figured  kylix,  of  the 
latter  part  of  the  fifth  Century  B.  C,  decora- 
ted with  conventional  scenes  of  conversation, 
was  presented  by  Mr.  J.  D.  Beazley.  To 
the  same  benefactor  we  owe  a  üne  fragment 
of  earlier  red-figured  wäre  from  Cervetri, 
and  two  interesting  pieces  of  glass,  one  pro- 
bably  Cypriote,  the  other  Syrian.    We  have 


489 


Erwerbungen  des  Museum  of  Finc  Äits  in  Boston. 


490 


obtained  from  the  Leipzig  Archaeological 
Institute  a  complete  painted  Tyrrhenian  am- 
phora  in  exchange  for  some  fragments  of  an 
lonian  "eye-bowl",  of  which  Leipzig  already 
possessed  the  langer  part.  The  family  of  the 
lata  Mr.  J.  R.  Cobb  has  presented  a  Cam- 
panian  hydria,  found  at  Pompeii  in  1838  and 
still  coated  with  the  vokanic  ash  which 
buried  it. 

■  A  terra-cotta  figurine  of  Hermes,  with 
wings  sprouting  from  his  head,  came  to  us 
from  Smyrna,  and  though  in  poor  condition 
and  of  heavy  Roman  style,  it  is  worth  ex- 
hibition  for  the  rarity  of  its  type.  In  ex- 
pectation  of  a  Coin  Room,  I  accepted  five 
coins  of  Tripolis  Lydiae,  kindly  presented 
by  Mr.  W.  R.  Paten,  through  the  mediation 
of  the  Keeper  of  Coins  and  Medals  at  the 
British  Museum.  Certain  British  coins  ac- 
quired   are    mentioned    in    another   section. 

The  marble  triad  of  bird-bearing  goddesses 
found  in  Pisidia,  and  published  in  the  Annual 
of  the.  British  School  at  Athens,  vol..  XVIII, 
has  been  presented  by  the  discoverers. 

Here  may  be  noted  also  a  Graeco-Indian 
head,  probably  from  the  Gandhara  district, 
presented  by  Mrs.  Wilsden,  in  whose  pos- 
session  it  had  been  for  some  years. 


ERWERBUNGEN  DES 
MUSEUM  OF  FINE  ARTS  IN  BOSTON. 

Auszug  aus  dem  38.  Annual  Report  für 
das  Jahr  191 3. 

DEPARTMENT  OF  EGYPTIAN  ART. 

Our  expedition  in  the  field  has  just  com- 
pleted  one  of  the  most  successful  years  in  its 
history.  As  in  previous  years,  the  chief 
energies  of  the  expedition  have  been  ex- 
pended  upon  our  main  site,  the  Royal  Ceme- 
tery  at  Giza.  Here  the  boundary  of  our 
original  concession  has  been  carried  as  far 
towards  the  east  as  it  seemed  desirable  to 
go  at  present.  This  area  was  üUed  with  im- 
portant  mastabas,  many  of  them  having  the 
ofifering  Chambers  well  preserved,  with  richly 
decorated  walls  in  relief  and  color,     These 


belonged  mainly  to  the  V.  and  VI.  Dynasties. 
The  most  important  was  a  VI.  Dynasty 
group  of  mastabas  belonging  to  the  royal 
architect  and  master-builder,  Senezem-ib, 
and  his  family.  Two  of  the  burial  Chambers 
of  this  complex  were  quite  intact,  never 
having  been  discovered  by  native  plunderers. 
(Cf.  Museum  of  Fine  Arts  Bulletin,  Novem- 
ber, 191 3.)  Towards  the  close  of  the  season 
work  was  concentrated  on  the  western  end  of 
our  concession  just  north  of  the  Second 
Pyramid,  representing  the  original  Chephren 
Cemetery.  Here  a  number  of  mastabas  were 
cleared.  These  structures,  with  their  sub- 
sequent  reconstructions  and  extensions,  taken 
in  connection  with  the  mastabas  already 
uncovered  towards  the  north  and  northwest, 
have  supplied  the  data  from  which  Dr.  Reis- 
ner has  been  able  to  establish  the  exact 
chronological  sequence  in  the  development 
of  the  mastaba  during  the  IV.,  V.,  and  VI. 
Dynasties. 

Several  gangs  of  men  were  placed  on  the 
site  of  the  old  quarry  lying  southeast  of  the 
Mykerinos  pyramid  temple,  and  beneath  a 
vast  accumulation  of  drift  sand  several  inter- 
esting  rock  tombs  were  discovered.  In  one 
of  them  was  found  a  small  seated  portrait 
Statue  which  will  from  one  of  the  master- 
pieces  of  our  coUection. 

Early  in  the  year  Dr.  Reisner  secured  from 
the  Soudan  Government  concessions  for  the 
sites  of  Kerma  and  Sesi,  in  the  neighborhpod 
of  the  Third  Cataract.  On  February  3  he 
left  Giza  for  a  brief  preliminary  survey  of 
the  former  site.  In  the  few  weeks  at  his  dis- 
posal  not  only  was  the  immense  historical 
importance  of  the  new  site  proved,  but  a 
wealth  of  rare  Museum  material  was  obtained. 
The  period  covered  was  mainly  the  Middle 
Empire,  including  the  hitherto  uncertain 
Hyksos  occupation. 

On  January  i  Mr.  West  was  sent  from 
Giza  to  conduct  excavations  at  Naga-el-Hai 
and  later  went  to  Girga  to  finish  up  what 
remained  of  the  cemeteries  on  our  old  con- 
.cessions  of  Mesa'eed  and  Sheikh  Farrag. 
This  work  was  completed  by  April  14. 

The  fall  season  opened  with  the  continua- 
tion  of  work  on  the  new  concession  in  the 
Giza  Cemetery.  On  November  28  the  excava- 
tions at  Kerma  were  reopened  by  Mr.  West, 


491 


Erwerbungen  des  Museum  of  Fine  Arts  in  Boston. 


492 


.who  a  month  later  was  relieved  by  Dr.  Reis- 
ner. The  thorough  excavation  of  this  site 
will  be  the  principal  work  of  the  year.  Some 
preliminary  work  will  also  be  done  at  Sesi. 
The  uncovering  of  the  Giza  Cemetery  will 
continue  throughout  the  season  under  the 
.supervision  of  Mr.  Howe. 

As  a  resultof  this  year's  excavations  our 
Museum  coUection  has  been  enriched  in  many 
directions.  Through  the  kindness  of  a  friend 
one  of  the  most  beautiful  änd  perfect  of  the 
Giza  tombs  has  been  removed  entire  to 
Boston  and  will  be  erected  in  our  galleries  as 
soon  as  the  completion  of  the  new  wing  gives 
US  the  requisite  space.  From  the  Senezem-ib 
group  of  mastabas  we  obtained  an  unusual 
number  of  fine  reliefs  and  the  unique  auto- 
biography  of  Nekhebuw;  also  a  nearly  life- 
size  wooden  portrait  Statue  of  the  son  of 
Mehy,  which  in  its  techniqne  and  beauty  of 
expression  rivals  the  famous  Sheikh-el-Beled 
figure  in  the  Cairo  Museum.  From  the  tomb 
Chamber  of  Im-thepy,  one  of  the  unrifled 
tombs  of  the  same  group,  we  obtained  a  large 
wooden  sarcophagus  with  a  beautifuUy-cut 
inscription,  certainly  the  most  valuable 
known  piece  of  VI.  Dynasty  woodwork.  We 
have  also  the  perfect  gold  and  faience  neck- 
lace  of  the  owner  and  most  of  the  set  of 
model  funerary  furniture  in  copper  from  this 
tomb. 

Of  special  importance  among  the  numerous 
objects  from  Kerma  must  be  noted  the  many 
specimens  of  highly  polished  red  wäre  with 
black  tops,  of  most  graceful  shape  and  in  tex- 
ture  as  delicate  as  the  finest  porcelain.  There 
were  a  number  of  Hyksos  seals  and  seal  im- 
pressions,  ostrich  feather  fans,  bronze  swords 
with  ivory  handles,  specimens  of  wooden 
furniture,  some  richly  inlaid  with  the  forms 
of  birds  and  animals  in  bone  and  ivory.  Ma- 
terial of  this  character  from  this  period  is 
so  far  possessed  by  no  other  museum  except 
that  in  Khartoum,  which  shared  in  the  di- 
vision  of  the  season's  finds. 

Gifts  from  other  sources  as  well  as  loans  to 
the  coUection  have  continued  to  come  in. 
A  fine  example  of  a  tall  cylindrical  vase  of 
the  I.  Dynasty  was  received  from  the  Egypt 
Exploration  Fund.  The  Egyptian  Research 
account  presented  a  number  of  alabaster 
and  other  stonc  vessels,  a  fine  coUection  of 


fliiits,  and  some  beads,  all  from  the  Early 
Dynastie  period. 

Mrs.  William  Lawrence  has  kindly  loaned 
several  objects  of  the  greatest  interest.  Chief 
of  these  is  a  süperb  pectoral  ornament,  a 
Horus  hawk  of  gold  with  eyes  inlaid  with 
garnets  and  wearing  the  crown  of  Lower 
Egypt,  of  silver.  Among  the  other  objects 
are  a  fine  gold  hippoJDOtamus  pendant,  a 
large  heart  scarab,  and  several  smaller  in- 
scribed  scarabs. 

During  the  spring  the  registration  of  the 
objects  in  the  Department  was  brought  up 
to  date,  so  that  now  we  are  ready  to  accept 
new  acquisitions  as  received. 

Dr.  Reisner,  the  Curator  of  the  Depart- 
ment, spent  the  whole  of  the  year  in  Egypt  in 
active  direction  of  the  excavations.  The  As- 
sistant Curator  went  to  Egypt  in  July  to 
assist  in  the  field  work,  and  returned  to  the 
Museum  December  i  in  order  to  unpack, 
register,  and  install  the  great  number  of 
new  objects  received  during  the  year. 

Clarence    S.    Fisher. 

DEPARTMENT    OF  CLASSICAL  ART. 

The  acquisitions  of  the  year  are  454  in 
number,  of  which  138  were  obtained  by  pur- 
chase,  316  as  gifts.  They  are  described  in 
detail  in  the  list  appended  to  this  report. 
Foremost  in  importance  is  a  coUection  of 
60  objects  purchased  from  the  income  of 
the  Francis  Bartlett  Fund.  It  consists  of 
21  vases,  17  terra-cottas,  15  engraved  gems, 
I  marble  head,  2  bronzes,  and  6  miscellaneous 
objects.  The  gems  are  all  of  good  workman- 
ship  and  remarkable  for  the  interest  and 
variety  of  the  subjects  represented.  The 
terra-cottas  are  mostly  heads  from  large 
statuettes  of  the  fifth  Century,  —  unusually 
fine  examples  of  a  class  hitherto  not  well 
represented  in  our  coUection.  The  vases  are 
all  of  such  high  merit  that  it  is  difficult  to 
Single  out  any  for  special  mention;  the  most 
important  is  the  large  skyphos,  with  re- 
presentations  of  the  seduction  and  return 
of  Helen,  signed  by  Hieron  and  Makron;  the 
two  white  lekythoi  not  only  outrank  all 
those  previously  in  the  Museum,  but  are 
among  the  very  finest  known.  This  coUec- 
tion has  been  exhibited  temporarily  in  the 


493 


Erwerbungen  des  Museum  of  Fine  Arts  in  Boston. 


494 


gallery  of  the  Classical  Court.  Most  of  the 
vases  have  now  been  placed  in  the  Fifth 
Century  Room,  and  the  remaining  objects 
are  being  permanently  installed  as  far  as 
circumstances  permit. 

L.  D.  Caskey. 

Acquisitions.  —  Sculpture.  —  13.230. 
Small  Marble  Bust  of  a  Roman,  portraying 
a  man  of  middle  age.  The  face  is  long  and 
narrow,  with  prominent  cheekbones  and 
aquiHne  nose.  The  hair  is  treated  as  a  mass, 
with  rows  of  wavy  locks  incised  upon  it.  The 
head  is  finely  poised,  looking  somewhät  to 
its  right.  The  end  of  the  nose  is  broken  off. 
Careful  work  of  the  beginning  of  the  im- 
perial period.  Height  O.155  m.  —  13.2722. 
Front  of  a  Colossal  Head,  in  red  porphyry, 
split  off  vertically  just  back  of  the  ears. 
The  type  is  that  of  a  barbarian  with  large 
irregulär  locks  over  the  forehead,  mustache, 
whiskers  on  the  cheeks,  and  a  tuft  of  hair 
on  the  chin.  The  lips  are  parted.  The  top 
of  the  head  is  covered  by  a  peaked  cap.  The 
surface  is  highly  polished  and  in  perfect 
preservation,  except  for  minor  injuries  to 
some  of  the  locks  over  the  forehead.  Height 
0.53  m. 

Bronze.  —  13.207.  Etruscan  Mirror, 
with  engraved  design.  Within  a  border  of 
leaves,  Apollo,  or  Orpheus,  seated  to  right 
on  a  rock,  playing  the  lyre.  In  the  field,  a 
deer,  a  panther,  and  two  ravens  listening 
to  the  music.  On  the  ground,  a  cista  con- 
taining  two  alabastra.  In  the  field,  behind 
the  figure,  a  laurel  wreath.  Palmettes  at 
the  beginning  of  the  handle,  on  both  faces. 
Diameter,  0.146  m.  Froehner,  Collection 
Tyskiewicz,  PI.  IV.  —  13.208.  Corinthian 
Capital.  Two  rows  of  acanthus  leaves,  from 
which  spring  four  tendrils  ending  in  spirals 
supporting  an  abacus  with  strongly  concave 
sides.  Between  each  pair  of  tendrils  a  larger 
acanthus  leaf,  above  which  is  a  flower.  The 
ends  of  the  spirals  broken  off.  Height 
0.105  rn-!  diameter  at  bottom,  O.034  m.; 
width  at  top,  O.106  m.  —  13.173.  lonic  Capi- 
tal of  simple  design,  without  egg  and  dart 
moulding  at  the  bottom.  On  each  face 
between  the  volutes,  a  rosette.  Width, 
0.096  m.  —  13.182.  Snake,  extended,  with 
head  raised  ready  to  strike.  From  Athens. 
Length,   0.14   m.   —   13. 141.      Bezel   Ring. 


Stamped  in  relief  on  the  bezel,  a  woman 
seated  on  a  stool  to  right  in  an  attitude  of 
grief,  her  head  resting  on  her  left  hand. 
In  the  field,  a  snake.  Fifth  Century  B.  C.  — • 
13.139.  Small  Figure  of  a  Horseman,  of  rüde 
workmanship.  Geometrie  period;  from  Italy. 
Length,  0.04  m.  —  13.129.  Pectoral,  with 
five  pendants  in  the  form  of  human  figures. 
From  Italy.  Similar  to  Notizie  degli  Scavi 
1878,  PI.  VI,  I.  —  13.126.  Fibula.  Four 
large  spirals  forming  a  Square;  over  this  a 
large  four-pointed  star,  on  the  centre  of 
which  is  a  bird.  Width,  0.12  m.  —  13. 127. 
Fibula  of  similar  design.  Width,  0.035  m.  — 
13.128.  Fibula  formed  of  a  straight  and  a 
curved  piece  of  bronze,  joined  by  a  pivot, 
beyond  which  the  ends  project  in  the  form 
of  pincers.  Length,  0. 135  m.  —  13.I12. 
Seilenos  with  horse's  hoofs,  ithyphallic, 
dancing  to  left,  blowing  a  hörn  held  in 
raised  right  hand.  One  hoof  missing. 
Etruscan.  Height,  0,13  m.  —  13.111. 
Small  Handle  in  the  form  of  a  herm- 
aphrodite  holding  fruits  in  a  fold  of  his  gar- 
ment.  Cf.  Reinach,  Rep.  II,  177.  Height, 
0.068  m.  —  13. 121.  Dog  Collar  with  hook- 
and-eye  fastening  and  a  ring  for  attaching 
a  chain.  Diameter,  o.  115  m.  —  13.160 — 168. 
Nine  Surgical  Instruments. 

Vases  13.64—92.  Twenty-nine  vases 
given  by  Dr.  W.  S.  Bigelow.  These  are  de- 
scribed  by  Robinson,  Catalogue  of  Greek, 
Etruscan,  and  Roman  Vases,  under  the 
following  numbers:  39,  53,  54,  73,  79,  256, 
279,  296,  309,  314,  325,  327,  350,  353,  355, 

356,  357,  358,  390,  391,  393,  394,  397,  40i, 
425,  487,  488,  522,  530.  —  13.186—206. 
Twenty-one  vases  and  fragments:  13.205. 
lonic  B.  F.  Dinos.  The  main  design  is  a 
frieze  composed  of  twelve  figures  as  follows: 
a  man  and  a  woman,  Standing  on  either 
side  of  a  large  basin  set  on  a  stand,  are  poun- 
ding  its  Contents  with  pestles.  From  the 
right  (behind  the  man)  advances  a  proces- 
sion  of  nine  men,  the  first  holding  an  oinochoe 
and  a  wicker  basket,  the  second  a  large  bowl 
and  an  oinochoe,  the  third  playing  the  double 
flute,  the  remaining  six  performing  a  grotes- 
que  dance.  Behind  the  woman,  to  right, 
playing  the  double  flute.  Between  him  and 
the  last  dancer,  a  deines  set  on  a  tripod  of 
metal  bars.   The  outlines  and  details  incised; 


495 


Erwerbungen  des  Museum  of  Fine  Arts  in  Boston. 


496 


red  used  for  the  hair  and  some  details.  Ivy 
wreath  on  rim,  herring-bone  pattern  on 
Shoulder,  chain  of  lotus  flowers  and  buds 
below  the  figures;  below  this,  rays.  Height, 
0.22  m.  Cf.  Karo,  J.  H.  S.  XIX,  1899, 
p.  144,  No.  6.  —  13.193.  Attic  R.  F.  Plate. 
Within  a  thin  red  circle,  a  Seilenos,  ithy- 
phallic,  crouching  to  right,  holding  rhyton 
in  right  hand,  flute  case  in  left.  Hsatiaioj 
xaXo?.  Style  ofEpiktetos.  Diameter,  0.187  m. 
—  13.190.  Attic  R.  F.  Kylix,  fragmentary. 
Interior:  within  a  thin  red  circle,  a  bearded 
warrior  in  cuirass  and  Corinthian  helmet, 
leading  a  woman  wearing  lonic  chiton,  hima- 
tion,  and  veil,  to  left.  He  grasps  her  left 
wrist,  turns  his  head  towards  her,  and  bran- 
dishes  a  sword  in  right  hand.  'EXiri^vixJo? 
xaXof.  Exterior  piain.  Severe  style.  Dia- 
meter of  circle,  O.125  m.  —  13.204.  Attic 
R.  F.  Kylix,  fragmentary.  Interior:  within 
a  maeander  border,  a  maenad,  ivy-wreathed, 
wearing  lonic  chiton  and  leopard  skin,  moves 
to  right,  her  head  turned  back.  She  holds 
thyrsos  in  right  hand,  snake  in  left.  Mean- 
ingless  lettering.  Exterior:  on  each  side  a 
maenad  between  two  Seileni.  Style  of 
Brygos.  Handies  and  foot  missing.  Dia- 
meter, 0.24  m.  —  13.203.  Attic  R.  F.  Kylix, 
without  stem.  Exterior:  on  each  side,  a 
horseman  brandishing  a  lance.  Free  style. 
Beneath  and  beside  each  handle,  a  palmette 
branching  out  into  tendrils,  ending  in  buds. 
Interior:  piain,  except  for  a  stamped  rosette. 
Diameter,  0.206  m.  —  13.186.  Attic  R.  F. 
Skyphos.  (A)  Helen  seduced  by  Paris. 
(B)  Helen's  return  to  Menelaos.  Scratched 
on  one  handle,  the  signature  of  Hieron  as 
potter:  Hispov  liroisasv.  Painted  under  the 
opposite  handle,  the  signature  of  Makron  as 
painter:  Ma'xpov:  Ifpacpasv.  Height,  0.215  m; 
diameter,  0.278  m.  Furtwängler-Reichhold, 
Griechische  Vasenmalerei  II,  PI.  85.^ — 13.200. 
Attic  R.  F.  Hydria.  On  Shoulder,  three 
youths  baiting  a  bull.  In  panel  on  front, 
a  carpenter  drilling  a  hole  in  the  lid  of  a  large 
ehest.  To  right,  Danae  holding  Perseus. 
To  left,  a  bald,  bearded  man  (Akrisios), 
leaning  on  a  staff.  Behind  the  ehest,  a 
woman  (Eurydike).  Severe  style.  Height, 
0.417  m.;  including  handle,  O.458  m.  — 
13.188.  Nolan  Amphora.  (A)  Hephaestos 
polishing  the  shield  of  Achilles  in  the  pre- 


sence  of  Thetis.  In  the  field,  a  pair  of  grea- 
ves,  Corinthian  helmet,  tongs,  hammer,  and 
saw.  (B)  Nike  Walking  to  right  with  her 
head  turned  back,  carrying  oinochoe  and 
patera.  Palmettes  under  the  handles.  Severe 
style.  Height,  0.342  m.  V.  Duhn,  Rom. 
Mitt.  II,  J887,  p.  242,  Fig.  15.  Beazley, 
J.  H.  S.  XXXIII,  1913,  p.  109,  No.  12, 
PI.  XI.  —  13.195.  Attic  R.  F.  Lekythos. 
Sacrificial  procession  moving  to  right.  Two 
cows,  with  purple  and  white  fillets  hanging 
from  their  horns,  led  by  two  youths.  Before 
them,  a  woman  carrying  a  ceremonial  basket 
on  her  head.  Before  her,  an  lonic  column, 
adorned  with  a  fillet.  Palmette  design  under 
handle.  Palmettes  around  the  Shoulder, 
black  on  red.  On  lip,  FoXs?  iizohaev.  Severe 
style.  Height,  0.31  m.  —  13.194.  Attic  R.  F. 
Lekythos.  A  youth,  nude  save  for  himation 
hanging  over  left  Shoulder,  squatting  to  right 
with  weight  on  right  foot,  left  advanced, 
playing  the  lyre.  In  field,  KaXof.  Severe 
style.  Height,  0.277  ti-  —  13.189.  Attic 
R.  F.  Lekythos.  A  woman,  in  lonic  chiton 
and  himation,  seated  in  a  chair  to  right, 
drawing  a  long  strip  of  wool  out  of  a  basket 
on  the  ground  before  her.  Hanging  in  field, 
a  Sakkos  and  a  mirror.  Maeanders  below 
the  Shoulder  and  below  the  figure.  On  the 
Shoulder,  a  palmette  pattern,  R.  F.  In  field. 
He  irai;.  Severe  style.  Height,  O.332  m.  — 
13.198.  Attic  R.  F.  Lekythos.  A  young 
hunter  Standing  in  front  view,  right  leg  in 
profile  to  left,  face  in  profile  to  right,  wearing 
chiton,  chlamys,  broad-brimmed  petasos, 
boots,  and  sword  in  scabbard,  holding  spear 
in  right  hand,  club  and  spear  in  left.  Before 
him,  a  dog  to  right.  A  maeander  under  the 
figure.  Severe  style.  Height,  0.392  m. 
Beazley,  J.  H.  S.  XXXII,  1912,  p.  362, 
No.  34,  attributes  the  drawing  to  the  master 
of  the  Actaeon  Krater,  10.185  (Ann.  Rep., 
1910,  p.  61).  —  13.199.  Attic  R.  F.  Lekythos. 
A  poet  reciting  to  the  accompaniment  of  the 
lyre.  He  Stands  in  profile  to  left,  leaning 
back  and  looking  up,  his  right  hand  raised, 
holding  plectrum,  his  left  fingering  the  lyre, 
from  which  hangs  a  dotted  fillet.  He  is 
bearded,  and  wears  lonic  chiton,  himation, 
^nd  kekryphalos.  A  maeander  under  the 
figure.  Severe  style.  Height,  0.392  m.  — 
13.202.   Attic  R.  F.  Lekythos.    The  death  of 


497 


Erwerbungen  des  Museum  of  Fine  Arts  in  Boston. 


498 


Orpheus.  A  Thracian  woman  "Sn  short, 
sleeveless  chiton  and  endromides,  tattooed 
on  the  arms,  advances  to  right,  Holding  sword 
in  her  right  hand.  With  her  left  she  grasps 
the  right  forearm  of  Orpheus,  who  is  sinking 
to  the  ground,  Holding  lyre  in  raised  right 
hand.  He  is  nude  save  for  himation  falling 
over  left  Shoulder  and  right  thigh.  Blood 
streamsfrom  awound  in  his  right  side.  Maean- 
der  below  the  Shoulder  and  below  the  figures. 
On  the  Shoulder,  a  palmette  pattern,  R.  F. 
Between  the  figures,  'AXxi'jj.a}(oc  xaXö;  'Em- 
Xotpof.  Late  severe  style.  Height,  0.408  m.  — 
13.187.  Attic  White  Lekythos.  A  woman 
seated  to  right  in  a  chair  (painted  brown), 
Holding  an  object,  now  invisible,  in  both 
Hands.  She  wears  a  sleeved  chiton  and  a 
pink  himation.  Before  Her  Stands  a  girl 
Holding  out  both  hands.  She  wears  a  dia- 
phanous  sleeveless  chiton,  with  overfold  and 
kolpos.  Hanging  in  field  to  left,  a  mirror 
and  an  oinocHoe;  to  right,  a  sakkos.  Between 
the  figures,  '\Jt07rsi'[8rj]c  xaXo?  'AXxip.a}([o]. 
On  the  Shoulder,  an  egg  pattern  and  palmet- 
tes;  below  it,  a  maeander;  a  piain  line  under 
the  figures.  Height,  0.347  m.  Fairbanks, 
AtHenian  White  Lekythoi  C.  V.,  No.  32, 
p.  215.  —  13.201.  Attic  White  Lekythos. 
To  right,  a  woman  Standing  in  front  view. 
Her  Head  in  profile  to  left,  wearing  yellow, 
sleeved  chiton  and  red  himation.  At  left, 
a  girl  Standing  in  profile  to  right,  Holding  a 
box.  She  wears  a  diaphanous  sleeveless 
chiton,  with  overfold  and  kolpos.  In  field 
to  left,  a  sakkos  and  an  oinochoe.  Between 
the  figures,  'Acioirsiörjj  xaXo?  \\.hu]idyo. 
Details  as  in  the  preceding  vase;  the 
drawings  by  the  same  hand.  Height, 
0.384  m.  Unbroken.  • —  Four  Attic  R.  F. 
OinocHoes,  with  circular  mouth  and  high 
handles,  eacH  decorated  with  two  figures  in 
the  late  severe  style.  Below  the  figures,  a 
maeander  encircling  the  vase;  above  them, 
a  tongue  pattern.  —  13.191.  Two  nude 
youths.  The  one  to  the  right  Stands  in  front 
view,  his  head  in  profile  to  left,  Holding  out 
a  strigil  to  His  companion,  who  Stands  in  pro- 
file to  right,  his  hands  clasped.  Between  them 
a  dog.  Hanging  in  the  field  to  left,  a  poucH. 
'Ahi''\i.oi-/oi  xaXo?.  Height,  witHout  Handle, 
0.20  m.;  with  Handle,  O.245  m.  —  13. 192. 
To    right,    a   youth,    nude,    with    himation 


hanging  from  outstretched  left  arm,  moving 
to  right,  His  body  in  front  view,  his  head 
turned  to  left,  Holding  out  a  skyphos  to  a 
bearded  man,  nude,  with  himation  and  staff 
over  left  Shoulder,  bending  forward  and 
Holding  out  right  hand.  X  .  t .  .  .  xa>,6[?]. 
Height,  witHout  handle,  0.20  m.;  with 
Handle,  0.245  m-  —  I3-I96.  A  youthful  war- 
rior,  nude,  with  Attic  helmet  and  greaves, 
shield  and  sword  hanging  from  baldric,  ad- 
vances to  right,  attacking  with  His  spear  a 
bearded  archer  in  Scythian  costume,  who 
Has  just  shot  an  arrow  past  his  Opponent 
and  draws  himself  back  with  sword  in  right 
hand  raised  above  Head  and  bow  in  left. 
Height,  witHout  Handle,  0.193  rri-!  with 
handle,  0.24  m.  —  13. 197.  To  right,  a  woman 
in  Doric  chiton,  ivy-wreathed,  moves  to 
right,  her  body  in  front  view.  Her  Head  to 
left,  Holding  thyrsos  in  left  Hand  and  kan- 
tharos  in  right  towards  a  Seilenos  Standing 
in  three-quarter  view  to  right  playing  lyre. 
Height,  witHout  handle,  0.185  m.;  with 
Handle,  0.23  m.  —  13.206. "  Fragment,  from 
a  krater.  To  right  of  a  tree,  a  female  Head 
with  horse's  ears  in  three-quarter  view  to 
left.  Below,  four  fingers  of  her  right  hand. 
Fine  style.  From  Tarentum.  Length,  10.2  m. 
Furtwängler-Reichhold,  Griechische  Vasen- 
malerei H,  p.  265,  fig.  94  b.  —  13.183.  Le- 
kane  with  two  vertical  handles,  decorated 
with  geometric  birds  and  a  laurel  brauch. 
RHodian  wäre  of  the  late  geometric  period. 
Height,  0.12  m.  —  13.98.  Fragment  of  Co- 
rinthian  Krater.  One  handle  and  part  of 
the  rim.  On  the  top  of  the  Handle,  a  man 
seated  with  hands  raised  to  his  Head.  On 
the  rim,  rays.  Length,  0.33  m.  —  13.172. 
Small  Corinthian  DisH  with  a  High  handle 
rising  from  the  edge,  and  terminating  in  a 
plastic  ram's  head.  On  the  dish,  a  ram's 
Head  in  front  view,  in  red  paint  with  incised 
details.  Diameter,  0.053  m- !  height  of  handle, 
0.048  m.  —  I3-II5-  Corinthian  Plastic  Ala- 
bastron  in  the  form  of  a  squatting  ape;  the 
body  covered  with  dots.  On  the  back,  the 
modern(.'')  incised  inscription,noXov£[j.£TCOiEas. 
Height,  0.07  m.  —  13. 106.  Boeotian  B.  F. 
Aryballos.  The  body  covered  with  a  chess- 
board  pattern.  On  the  Shoulder,  reclining 
figures;  two  figures  on  eacH  handle;  a  leaf 
pattern  on  the  rim.     Height,  0.094  ^-  — 


499 


.Erwerbungen  des  Museum  of  Fine  Arts  in  Boston. 


500 


13.105.  Attic  B.  F.  Plastic  Aryballos.  Two 
figures  on  the  back  of  the  handle.  Around 
the  rim,  Optaito;  STrsosv.  Height,  0.082  m.  — 
13.158.  Etruscan  B.  F.  Amphora,  lonic 
style.  On  each  side  a  pair  of  dancing  Seilen! 
with  horse's  ears  (save  one,  whose  ear  is 
human)  and  tails.  One  on  each  side  has 
horse's  hoofs;  the  other  two  have  one  human 
foot  and  one  hoof.  Between  each  pair,  a 
tree  or  a  thyrsos  stuck  in  the  ground.  The 
vase  was  cracked  in  the  baking.  Height, 
0.383  m.  —  13.94.  Attic  R.  F.  Kylix,  frag- 
mentary.  Exterior  piain.  Interior:  Eros 
flying  away  with  a  draped  youth  carrying 
a  lyre.  Palmettes  in  field.  ...  0?  xaÄof. 
Severe  style.  Length,  O.128  m.  —  I3-95. 
Attic  R.  F.  Kylix,  fragmentary.  Exterior 
piain.  Interior:  within  a  maeander  border 
a  Seilenos,  ithyphallic,  wearing  leopard  skin 
and  carrying  a  stafT,  dancing  to  right,  his 
head  turned  back.  Severe  style.  Diameter 
of  picture,  0.128  m.  —  13. 100.  Attic  R.  F. 
Felike.  (A)  A  man  setting  up  an  ithy- 
phallic herm  of  bearded  Hermes.  Before 
it  a  low  altar,  above  which  a  votive  tablet 
is  suspended.  (B)  A  youth,  in  himation, 
Standing  in  profile  to  left  with  his  right 
hand  stretched  out,  addressing  the  god. 
One  handle  and  part  of  the  rim  missing. 
Height,  0.17  m.  —  1 3.1 71.  Fragments  of 
an  Attic  R.  F.  Oinochoe.  Two  boys  on 
horseback,  racing  to  right.  At  left,  a  pillar. 
Free  style.  —  13.96.  Attic  R.  F.  Oinochoe 
with  circular  mouth.  A  comic  actor  running 
to  left.  Height,  0.18  m.  —  13.169.  Top  of  an 
Attic  R.  F.  Guttus,  including  the  spout  and 
the  handle.  The  tomb  of  a  hero:  a  mound 
decorated  with  fillets  and  shields;  upon  it 
the  figure  of  an  armed  warrior  visible  down 
to  the  thighs.  Severe  style.  Diameter, 
0.09  m.  —  13.170.  Etruscan  Cup,  of  globular 
shape  with  wide  mouth;  thin  wäre;  covered 
with  black  glaze.  Decoration,  linear  pat- 
terns  in  raised  dots,  including  the  inscription, 
TRICCN.  Height,  0.065  m.  —  I3-I53. 
Small  Flate.  Interior:  a  woman  dancing 
to  left.  Dotted  circles  in  field,  exergue, 
and  on  rim.  Two  holes  for  Suspension. 
Diameter,  0.061  m.  —  13. 175.  Jug,  de- 
corated , with  floral  designs  in  relief ,  and 
covered  with  a  greenish  vitreous  glaze. 
Length,  0.12  m. 


Arretrne  Ware.  —  Fragments  of 
bowls.  —  13.103.  Youth  and  maiden. 
Length,  0.19  m.  —  13.109.  Youths  and 
maidens/  Height,  without  the  foot,  which 
is  missing,  O.14  m. 

Fragments  of  moulds.  —  13.145. 
Youth  spearing  an  animal.    Length,  o.  16  m. 

—  13.146.  Nereids  riding  on  hippocamps. 
M.  FERENNL  Length,  0.14  m.  —  13.147. 
Youth  attacking  a  Hon.  M.  FERENNL 
Length,  O.I15  m.  —  13.148.  A  youth  and  a 
maiden  seatedonrocks,  lookingat  each  other. 
Length,  0.17  m.  —  13- 149-  Parts  of  three 
youths,  Standing.  RHITUS/PISA.  Length, 
0.18  m.  —  13.150.  Hero  leaning  out  from 
the  battlements  of  Sestos.  A  TER.  Length, 
0.095  m.  —  13.151.  Nike  playing  the  lyre. 
Behind  her,  a  floral  design.   Length,  0. 105  m. 

—  13.152.  Part  of  reclining  female  figure. 
Fillet  suspended  in  field.    Length,  0.105  ^■ 

Terra -cottas.  —  Seventeen  terra-cottas, 
chiefly  heads  from  large  statuettes,  from 
Southern  Italy.  —  13. 218.  Head  of  a  Youth, 
with  part  of  left  Shoulder.  The  hair 
smooth  except  over  the  forehead,  where  it 
forms  three  rows  of  spirals.  Fiat  at  the 
back;  a  hole  in  the  top  of  the  head.  Late 
archaic  period.  Height,  0.12  m.  —  13.222. 
Head  of  a  Youth.  The  hair  smooth  except 
over  forehead,  where  it  falls  in  straight  locks 
ending  in  spirals.  Late  archaic  period. 
Height,  o.ii  m.  —  13.223.  Head  of  a  Youth, 
similar  to  the  above.  Height,  0.  lO  m.  — 
13.214.  Bearded  Head,  with  part  of  left 
Shoulder.  A  broad  band  about  forehead, 
drapery  covering  Shoulder.  Fifth  Century. 
Height,  0.15  m.  —  13. 217.  Bearded  Head 
inclined  toward  left  Shoulder,  which  is  raised. 
Long  locks  of  hair,  thin  above  wrinkled 
forehead.  Fifth  Century.  Height,  0. 105  m. — 
13.220.  Front  of  Bearded  Figure  playing 
the  double  flute.  Nude,  a  broad  fillet  en- 
circling  the  forehead,  its  ends  falling  on 
Shoulders.  Preserved  down  to  the  waist. 
Fifth  Century.  Height,  O.175  m.  —  13. 221. 
Fragment  of  Figure  of  Bearded  Man,  includ- 
ing the  head  (bald  on  top),'  in  three-quarter 
view  to  right,  the  right  hand  holding  the 
end  of  the  beard  and  the  left  arm  bent  at 
the  elbow.     Fifth  Century.     Height,  0.15  m. 

—  13.215.  Female  Head.  The  hair  over  the 
forehead  a  heavy  mass  composed  of  three 


501 


Erwerbungen  des  Museum  of  Fine  Arts  in  Boston. 


502 


rows  of  spirals.  Large  globular  earring  in 
right  ear.  Late  archaic  period.  Height, 
0.095  m.  —  13.224.  Female  Head.  The  hair 
waved  over  the  forehead.  Globular  earrings. 
Late  archaic  period.  Height,  0.222  m.  — 
13.216.  Female  Head,  wearing  Stephane. 
Attached  to  the  right  side,  the  head  and  part 
of  wing  of  Eros.  Fifth  Century.  Height, 
0.095  m-  —  13.219.  Female  Head,  with  long 
wavy  hair.  Attached  to  the  right  side  is 
a  background,  against  which  appears  the 
raised  right  arm  of  the  figure,  holding  a 
spear.  To  left  of  the  arm,  a  branch,  from 
which  hangs  a  quiver.  Fifth  Century. 
Height,  0.135  m.  —  13.225.  Female  Head. 
The  hair  waved  over  the  forehead.  Globular 
earrings.  Late  archaic  period.  From  Lokri. 
Height,  o.io  m.  —  13.229.  Head  of  a  Youth, 
wearing  Stephane.  Whiskers  indicated  on 
cheeks;  the  iris  and  pupil  of  the  eyes  incised. 
Fifth  Century.  From  Tarentum.  Height, 
0.13  m.  —  13.226.  Statuette  of  a  Youth. 
Preserved  down  to  the  waist.  He  Stands 
with  his  head  raised  and  turned  to  his  left. 
His  himation  Covers  both  arms,  which  are 
crossed.  Fifth  Century.  From  Tarentum. 
Height,  0.205  m-  — -13.228.  Head,  resembling 
the  above.  From  Tarentum.  Height,  O.08  m. 
—  13.227.  Head,  wearing  peaked  cap,  or 
helmet.  Fifth  Century.  From  Tarentum. 
Height,  O.IO  m.  —  13.213.  Fragment  of 
Small  Plaque  with  head  of  Athena  in  relief, 
three-quarter  view  to  right,  wearing  triple- 
crested  Attic.  helmet  with  cheek-pieces. 
Gilded.  Apparently  a  copy  of  the  Athena 
Parthenos.  Height,  0.05  m.  —  13.98.  Sta- 
tuette of  a  Satyr,  tripodic.  Traces  of  purple 
paint.  From  Greece.  Height,  O.124  m.  — 
13.108.  Herrn.  Bearded  head  of  archaic 
style.  Ithyphallic.  Height,  0.255  ^-  — 
13.155.  Statuette  of  an  Old  Man  Standing, 
bent  forward  with  head  inclined  to  left,  sup- 
porting  himself  with  staff  in  right  hand. 
His  himation,  reaching  to  knees,  leaves  right 
arm  and  Shoulder  bare.  Legs  missing  below 
knees.  From  Greece.  .  Height,  o.  I2  m.  — 
13.159.  Statuette  of  a  Dwarf  with  grotesque 
features,  nude  save  for  loin  cloth,  seated 
holding  a  bunch  of  grapes.  From  Anthedon. 
Height,  0.09  m.  —  13.99.  Statuette  of  a 
Comic  Actor,  in  short  chiton,  Standing  with 
hea4  inclined  to  left,  right  hand  raised,  left 


laid  on  breast.  Remains  of  red  color  on  face; 
pupils  of  eyes  black.  Height,  0.165  m.  — 
13.107.  Statuette  of  a  Man  with  grotesque 
features,  ithyphallic,  wearing  himation,  Walk- 
ing to  right  with  his  head  turned  back. 
Remains  of  blue  and  red  over  white  slip. 
Height,  0.225  m.  —  13.157.  Statuette  of  a 
Woman  Standing,  draped  in  chiton  and  hima- 
tion, and  wearing  a  headdress  like  a  kerchief. 
Height  0.245  m.  —  13.97.  Statuette  of  a 
Dwarf  seated,  with  left  leg  drawn  up  and 
head  resting  on  left  hand.  In  right  hand, 
a  club;  lion's  skin  on  head.  Grotesque  fea- 
tures. South  Italian.  Height,  0.105  m.  — 
13.154.  Mould  for  Statuette.  The  front 
of  a  Standing  figure  of  Athena  wearing  lonic 
chiton  open  on  right  side,  with  deep  over- 
fold,  and  aegis  draped  over  right  Shoulder 
and  under  left  arm.  Late  fifth  Century  type. 
On  exterior,  KAHNOZ  incised.  From  Taren- 
tum. Height,  0.195  m.  —  13.185.  Mould 
for  Statuette.  From  of  seated  boy,  wearing 
chlamys  fastened  on  right  Shoulder,  his  hair 
bound  up  in  a  knot  over  forehead.  On  ex- 
terior, HI  incised.  From  Tarentum.  Height, 
0.092  m.  —  13. 116.  Statuette  of  a  Woman 
Dancing,  her  arms  raised  to  right,  her  head 
turned  to  left.  She  is  draped  in  a  himation. 
From  Monte  Leone.  Height,  0.143  rn.  — 
13. 117.  Statuette  of  a  Woman  Dancing,  her 
right  hand,  holding  tympanum,  raised  over 
her  head,  her  left  holding  fold  of  himation. 
From  Monte  Leone.  Height,  0.14  m.  — ■ 
13.IOI.  Roman  Lamp.  On  top  of  bowl, 
a  man  reclining  on  a  couch,  playing  lyre. 
Length,  0.109  m.  —  13. 102.  Fragment  of 
a  Lamp.  The  relief  design  from  the  same 
mould  as  the  above.  Length,  0.045  Ti-  — 
13.104.  Roman  Lamp  in  form  of  a  squatting 
man  with  phallus  as  wick-holder.  Length, 
0:127  ""•  —  I3-II3-  Impression  of  Gem. 
A  woman  seated  to  left,  with  staff  in  left 
arm;  before  her  an  animal.  Diameter, 
0.032  m.  —  13.122.  Impressions  of  Gem. 
Top-shaped  piece  of  terra-cotta,  pierced 
twice,  and  containing  three  impressions  from 
an  intaglio  representing  a  woman  seated  to 
right,  with  a  thymiaterion  before  her.  From 
the  Dardanelles.  Diameter,  0.048  m.  —  1 3. 144. 
Impression  of  Gem.  A  woman  standing  to 
right,  with  one  foot  on  an  elevation.  Length, 
0.015    m.   —   13.143.     Impression   of   Gem. 


503 


Erwerbungen  des  Museum  of  Fine  Arte  in  Boston. 


504 


A  youth  in  chlamys  and  petasos,  standihg 
with  left  arm  resting  on  a  pillar,  Holding  a 
club.    Length,  0.021  m. 

Jewelry  and  Gems.  —  13.176.  Pear- 
shaped  Pendant,  of  electrum,  with  granulated 
decoration  in  zones:  (l)  triangles,  (2)  men, 
stags,  and  triangles,.  (3)  swastikas,  (4)  the 
letter  N  repeated  seven  times.  On  the  bottom 
3  sWastika  in  a  circle.  Height,  O.025  m.  — 
13.180.  Disk  of  thin  silver  leaf,  gilded,  with 
a  stamped  design;  within  a  border  of  raised 
dots  two  winged  horses  galloping  to  right, 
drawing  a  chariot  (only  the  upper  part  of 
the  charioteer  visible).  From  Athens.  Fifth 
Century  B.  C.  Diameter,  0.024  m-  —  13.181. 
Fragment  of  Disk  stamped  with  the  same 
design  as  the  above.  —  13.140.  Small  Silver 
Eros  seated  astride  a  globe,  blowing  a  conch 
Shell.  One  side  flat.  .  Graeco-Roman. 
Length,  0.023  m-  —  13-177,  178-  Two  Rock 
Crystal  Studs.  From  Greece.  Diameter, 
0.015  m.  ■ —  13.179.  Mycenaean  Seal  of 
Jasper,  mottled  red  and  brown,  lenticular, 
with  intaglio  representation  of  a  lion  at- 
l;acking  a.buU.  Most  of  the  lion  chipped  off. 
Diameter,  0.025  m.  — 12.231.  Graeco-Persian 
Conoid  Seal  of  chalcedony.  Two  winged 
lions  with  human  bearded  heads  and  goat's 
horns,  heraldically  opposed,  touching  paws. 
Width  of  face,  0.019  m.  —  13. 241  Greek 
Chalcedony  Scaraboid.  A  griffin  to  right. 
Length,  0.019  m.  —  13.242.  Greek  Chalce- 
dony Scaraboid.  Two.  cranes  heraldically 
opposed.  Between  them  a  silphium  stalk. 
Inscribed  TTnA[0].  About  400  B.  C.  Length, 
0.02  m.  Furtwängler,  Antike  Gemmen, 
PL  LXI,  39.  —  13.244.  Oval  Hyacinth.  Por- 
trait head  of  a  Hellenistic  ruler,  perhaps  De- 
metrius  III  of  Syria  (95 — 88  B.  C).  Length, 
0.018  m.  Furtwängler,  op.  cit.,  PL  LXVI, 
5.  —  13-243.  Oval  Sard.  Pacing  head  of 
Zeus  Serapis.  Graeco-Roman.  Length, 
0.016  m.  —  13.245.  Oval  Sard.  Head  of 
youthful  river-god.  Length,  o.oi  m.  Furt- 
wängler, op.  cit.,  PL  LXVI,  6.  —  Nine  ring- 
stones  of  oval  shape,  with  flat  er  slightly 
convex  faces.  —  13.232.  Sard,  fragmentary. 
A  Nereid  on  a  sea-horse.  The  forepart  of  the 
borse  and  most  of  the  rider  preserved. 
Height,  0.02  m.  —  13.233,  Red  Jasper.  Dio- 
medes,  wjth  the  palladium,  and  Odysseus. 
A  replica  on  a  smaller  scale  of  the  Marl- 


borough  gem.  Furtwängler,  op.  cit.,  PL 
XLIX,  4.  The  Statue  on  a  pillar  and  the 
city  wall  are  omitted.  Length,  O.Ol 7  m.  — 
13.234.  Sard.  The  bird  of  Athena.  Zeus 
seated  in  front  view  with  Athena  emerging 
from  his  head.  He  looks  towards  a  nude 
male  figure  Standing  with  one  foot  on  an 
elevation.  Between  them  a  branch.  Length 
0.015  m.  —  13.235.  Lapis  Lazuli.  A  youthful 
centaur  with  Eros  on  his  back.  Replica  of 
the  well -known  statue.  Length,  O.OII  m.  — 
13.236.  Sard.  Omphale  with  lion's  skin  and 
club  of  Herakles.  Replica  of  the  type  il- 
lustrated  by  Furtwängler,  op.  cit.,  PL 
XXXVII,  14.  Length,  0.024  m-  —  13-237. 
Sard.  Philoctetes  reclining,  fanning  the 
wound  in  his  right  leg,  about  which  flies  are 
buzzing.  Behind  him,  Odysseus  reaching 
for  the  bow  and  quiver  of  Herakles.  Length, 
0.016  m.  Replica  of  Furtwängler,  op.  cit., 
PL  XXI,  27.  —  13.238.  Sard.  Prometheus 
bound  to  a  rock;  before  him,  a  vulture  per- 
ched  on  the  head  of  a  small  human  figure. 
Length,  0.012  m.  —  13.239.  Sard.  A  dwarf 
killing  a  grasshopper.  Length,  o.oii  m.  — 
13.240.  Sard.  A  nude  youth  Standing  to 
left,  with  left  leg  advanced,  holding  a  hoop 
and  a  stick  with  round  end.  Length,  0.016  m. 
Cf.  Furtwängler,  op.  cit.,  PL  XIV,  29. 

Coins.  —  13.390.  Syracuse.  AR.  Drach- 
ma.  B.  M.  Cat.,  p.  186,  No.  281.  —  13.21 1. 
Derrones,  Macedonia.  AR.  Dekadrachm. 
Head,  Historia  Numorum,  p.  202,  Fig.  120.  — 
13.210.  Cyzicus.  EL.  Stater.  Like  Regling, 
Sammlung  Warren,  1471.  —  13.388.  Anti- 
ochus  VII  of  Syria.  AR.  Tetradrachm. 
B.  M.  Cat-,  p.  71,  No.  15.  —  13.387.  Cyrene. 
AU.  Tenth.  Müller,  Numisitoatique  de  l'an- 
cienne  Afrique,  I,  p.  52,  No.  214.  —  13-389. 
Cyrene.  AR.  Didrachm.  Müller,  p.  47, 
Nr.  168.  James  Fund.  —  13.1700.  Cyrene. 
AE.  Müller,  p.  157,  No.  267.  Purchased.  — 
13.1701.  Cyrene.  AE.  Müller,  p.  58,  No. 
270.  Purchased.  —  13.386.  AE.  Tessara. 
Obv.,  two  boys  playing  mora.  Rev.,  VI 
within  a  wreath.  Cf.  Cohen,  Medailles  im- 
periales, VIII,  p.  266,  No.  6.  —  13.1695.  AE. 
Contorniate.  Obv.,  Alexander.  Bust  to 
right,  wearing  lion's  skin.  Rev.,  the  Circus 
Maximus  with  four  racing  chariots.  Cf.  Cohen, 
VIII,  p.  279,  No.  45-  —  13-486—547,  1376— 
1380.   Sixty-seven  Roman  coins.  —  13.607 — 


50S 


Acchäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     November-Sitzung  1914. 


506 


763.  One  hundred  and  fifty-six  Roman 
coins. 

.  Etruscan  tomb.  —  13.2860.  Ash-Urn, 
of  coarse  limestone.  On  the  front,  a  facing 
winged  figure,  ending  below  in  serpents. 
On  the  sides,  rosettes.  On  the  cover,  a  re- 
clining  figure  of  a  woman.  An  Etruscan 
inscription  on  the  rim  of  the  cover.  Height 
of  urn,  0.515  m. ;  width.  0.66  m. ;  length  of 
Cover,  0.715  m.  —  13.2861 — 2901.  Objects, 
Said  to  have  been  found  in  the  same  tomb, 
pf  Etruscan  workmanship,  and  to  be  dated 
probably  in  the  third  Century  B.  C.  The 
following  are  the  most  important:  Jewelry. 
Part  of  a  gold  buUa  with  a  female  head  to 
left.  Necklace  of  gold  and  blue  glass  beads, 
■with  four  gold  pendants.  Five  gold  earrings. 
—  Silver.  Two  mirrors  with  handles.  A 
mirror  case  with  three  figures,  —  youthful 
Dionysos,  supported  by  a  winged  youth  and 
accompanied  by  Pan  playing  the  flute,  — • 
in  high  relief  on  the  cover.  A  mirror  case 
with  rüde  Imitation  of  the  same  design. 
Nine  silver  vases  of  varying  shapes,  four  of 
them  with  incised  decoration  and  remains  of 
gilding.  One  complete  strigil  and  parts  of 
two  others.  —  Bronze.  Five  mirrors.  — 
Ivory.  Four  dice.  One  spoon.  Three  hair 
pins.     One  mirror  handle. 

Miscellaneous.  —  13.212.  Fragment  of 
Glass  Cameo.  Herakles  and  the  Keryneian 
stag.  White  on  a  blue  ground.  Height, 
0.019  m. ;  length,  0.045  ni-  —  13.136 — 138. 
Three  Necklaces  of  Glass  Beads.  —  13.209. 
Lead  Token.  (A)  Harmodios:  owl  in  field. 
(B)  Aristogeiton.  Coüies  of  the  tyrannicide 
group.  From  Greece.  Diameter,  0.019  m.  — 
13.318.  Lead  Token.  (A)  Facing  head 
wearing  kalathos.  (B)  Griffin.  Diameter, 
0.012  m.  —  13. 119.  Lead  Token.  Snake. 
Diameter,  0.013  m.  —  13. 123.  Lead  Token. 
Boar,  to  right.  Diameter,  0.015  m.  —  13.124. 
Lead  Token.  Youthful  head  in  three-quarter 
yiew.  Diameter,  0.013  m.  —  13.125.  Lead 
Token.  Head  of  yoüng  Dionysos,  laureate,  to 
right.  Diameter,  0.013  m.  —  13.120.  Lead 
Impression  of  Gem.  Dancing  satyr  with 
thyrsos.  Length,  0.051  m.  —  13.142.  Lead 
Impression  of  Gem.  A  nymph  on  a  horse 
Seen  from  the  rear,  its  forepart  in  profile  to 
light.  Length,  0.019  m.  —  13. 184.  Lead 
Tablet,  with  representation  in  relief  of  Hera- 


cles,  Standing  in  front  view  with  Hon's  skin 
and  club  in  left  arm,  holding  patera  in  right 
hand  above  an  altar.  Height,  O.045  m.  — 
13.156.  Bronze  Cast  of  a  Statuette  no  longer 
in  existence,  representing  a  nude  bearded 
man  with  hands  raised  over  his  head  (He- 
phaestos  with  mallet.?).  Height,  0.2 15  m.  — 
13.174.  Bronze  Cast  of  the  vase  from  Vichy, 
with  athletic  representations  in  relief.  Rei- 
nach, Mus6e  de  St.  Germain-en-Laye,  II, 
p.  312,  No.  396. 


ARCHÄOLOGISCHE  GESELLSCHAFT 
ZU  BERLIN. 

Sitzung     vom      3.      November      1914. 

Die  erste  Sitzung  nach  der  fünfmonat- 
lichen Ferienpause  wies  schon  in  mancher 
Äußerlichkeit  auf  die  große  Zeit  des  furcht- 
baren Kampfes  hin,  in  dem  unser  Vaterland 
seit  Anfang  August  steht.  Unter  den  be- 
sonders zahlreich  erschienenen  Mitgliedern 
fehlte  ein  gut  Teil  der  Jüngeren,  aber  auch 
mancher  Ältere:  sind  doch  über  20  Mit- 
glieder ins  Feld  gerückt  oder  in  der  Heimat 
unter  den  Fahnen.  Der  Vorsitzende,  Herr 
Loeschcke,  gab  in  seiner  Eröffnungsan- 
sprache der  ernsten  und  zuversichtlichen 
Stimmung  starken  Ausdruck.  Er  entbot  den 
im  Felde  stehenden  Mitgliedern  die  Grüße 
und  den  bereits  mit  dem  Eisernen  Kreuz  Ge- 
schmückten (soweit  bekannt:  Hackmann, 
Herzfeld,  Graf  Keßler,  Prenzel,  Rappaport, 
Reimpell,  Sarre)  die  herzlichsten  Glück- 
wünsche der  Gesellschaft  und  widmete  den 
Gefallenen  warme  Erinnerungsworte.  Be- 
reits haben  zwei  Mitglieder  der  Gesellschaft 
den  Heldentod  gefunden.  Gleich  in  den 
ersten  Tagen  ist  in  den  Kämpfen  um  Lüttich 
am  6.  August  Oberlehrer  Dr.  Heinrich 
Lattermann  gefallen,  der  als  Vizefeldwebel 
der  Reserve  im  Infanterie -Regiment  Nr.  20 
stand.  In  der  letzten  Sitzung  vor  den 
Ferien,  am  9.  Juni,  hatte  er  noch  vor- 
getragen und  Ende  Juni  sich  als  Privat- 
dozent an  der  Technischen  Hochschule 
(Abteilung  für  Architektur)  habilitiert.  Und 
am  26.  September  ist  bei  einem  Sturm- 
angriff in   der   Champagne   Regierungsbau- 


S07 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     November-Sitzung   1914. 


508 


mieistei-  Dr.  Heinrich  Kohl,  Oberleutnant 
der  Reserve  und  Kompagnieführer  im  Kgl. 
Sächsischen  Reserve-  Infanterie-Regiment 
Nr.  loi,  geblieben.  Als  dritter  ist  ihnen 
Dr.  Tycho  v.  Wilamowitz-Moellen- 
dorff  anzureihen,  der,  ohne  Mitglied  der 
Gesellschaft  zu  sein,  ein  oft  und  gern  ge- 
sehener Gast  bei  ihr  war;  er  ist  am  15.  Ok- 
tober in  Polen  vor  Iwangorod  gefallen.  Die 
Gesellschaft  wird  ihrer  aller  Andenken  in 
Treue  und  Ehren  halten.  Herr  Loeschcke 
gedachte  sodann  des  schweren  Verlustes, 
den  die  Gesellschaft  erlitten  hat:  am  19.  Juli 
ist  Prof.  Alexander  Conze,  der  verehrte 
Patriarch  der  Gesellschaft,  gestorben;  sein 
Lebenswerk  zu  würdigen  wurde  derWinckel- 
mannssitzung  vorbehalten.  Am  28.  Juli 
starb  Oberlehrer  Prof.  Dr.  Paul  Graf- 
f  u  n  d  e  r. 

-  Einige  weitere  Mitteilungen  des  Vor- 
sitzenden und  des  Schriftführers  Herrn 
Schiff  schlössen  sich  an.  Nach  einem  mit 
allseitiger  Zustimmung  begrüßten  Beschlüsse 
des  Vorstandes  wird  die  Gesellschaft  während 
der  Kriegszeit  ihre  Tätigkeit  unverändert 
fortsetzen.  Das  Winckelmannsfest  wird 
am  9.  Dezember  in  gewohnter  Weise  be- 
gangen werden.  Die  Abfassung  des  dies- 
jährigen (74.)  Winckelmanns-Programmes 
hat  an  Stelle  des  Herrn  G.  Rodenwaldt, 
der  als  Delegierter  der  freiwilligen  Kranken- 
pflege im  Felde  steht,  mit  dankenswerter 
Bereitwilligkeit  Herr  Bruno  Schröder 
übernommen. 

Von  Herrn  Geheimrat  Prof.  Trendelen- 
burg, dem  zu  seinem  70.  Geburtstage  am 
10.  August  die  Glückwünsche  der  Gesell- 
schaft durch  den  Vorstand  mündlich  über- 
bracht worden  sind,  wurde  ein  Dank- 
schreiben zur  Kenntnis  gebracht. 

Seinen  Austritt  aus  der  Gesellschaft  hat 
Prof.  Dr.  Meister  erklärt,  der  für  den 
I.  Oktober  zum  Ordinarius  für  klassische 
Philologie  in  Königsberg  berufen  wurde. 
Als  neue  Mitglieder  wurden  angemeldet: 
Dr.  Albert  Kiekebusch,  Assistent  am 
Märkischen  Museum,  und  Dr.  phil.  Anton 
Neugebauer;  wieder  eingetreten  ist  Ober- 
lehrer Dr.  Albert  Ippel  in  Groß-Lichter- 
felde,  der  schon,  bevor  er  im  vorigen  Jahre 
nach  Breslau  übersiedelte,  der  Gesellschaft 
angehört  hatte. 


Den  einzigen  Vortrag  des  Abends  hielt 
Herr  C.  Schuchhardt  über  »Skulpturen 
aus  der  älteren  Steinzeit  und  ihre  Be- 
ziehungen zum  Griechentum«. 

Immer  zahlreicher  werden  die  Anzeichen, 
daß  die  ältere  Steinzeit  mit  ihrer  erstaun- 
lichen Höhlenkunst  nicht  isoliert  in  einer 
unermeßlichen  Ferne  steht,  sondern  daß 
sie  mit  den  folgenden  Kulturen  im  Mittel- 
meere, der  jüngeren  Steinzeit,  der  kretisch- 
mykenischen  Bronzezeit  und  noch  weiteren 
durch  mannigfache  Fäden  verbunden  ist. 
Die  runde  Hütte  und  die  Hockerbestattung, 
zwei  Charakteristika  des  alten  West-  und 
Südeuropa,  gehen  ins  Paläolithikum  zurück. 
Die  Rundhütte  ist  in  Wandzeichnungen 
(Combarelles),  den  signes  tectiformes,  deut- 
lich zu  erkennen.  Als  Hocker  waren  der 
Homo  Aurignacensis  und  mehrere  Leichen 
in  den  Grimaldi -Grotten  bei  Mentone  be- 
stattet. Die  Ausrüstung  der  Toten  mit 
Schmuck  und  Gerät  bezeugt  den  Glauben 
an  ein  Jenseits  schon  vom  mittleren  Paläo- 
lithikum an.  Die  vielfach  beobachtete  Bei- 
gabe von  Röthel  schlägt  die  Brücke  zu 
späteren  Mittelmeergewohnheiten  bis  nach 
Südrußland  hin.  Die  Näh-,  Flecht-  und 
Wickelarbeiten  des  Paläolithikums  haben 
an  den  Geräten  dieser  Zeit  schon  dieselben 
Verzierungen  hervorgerufen,  die  nachher  so 
lange  noch  herrschend  bleiben;  ja  auch  die 
Spirale  ist  im  letzten  Paläolithikum  schon 
vorhanden.  (Für  dies  alles  die  Abbildungen 
und  Belege  am  bequemsten  bei  Obermaier: 
Der  Mensch  der  Vorzeit,  Berlin-München- 
Wien   191 2.) 

Angesichts  all  dieser  Beziehungen  wird 
es  nicht ,  vermessen  erscheinen,  wenn  ich 
auf  einer  neuen  Linie,  nämlich  der  künstle- 
rischen, einen  Zusammenhang  der  älteren 
Steinzeit  mit  den  späteren  Mittelmeer- 
perioden zu  erkennen  glaube.  Aus  dem 
Abri  von  Laussei  in  der  Dordogne  konnte 
die  vorgeschichtliche  Abteilung  der  Kgl. 
Museen  vor  2  Jahren  ein  kleines  Frauen- 
relief erwerben,  das  nach  seiner  Lagerung 
aus  der  Aurignacien- Periode,  d.  i.  etwa  der 
Mitte  oder  schon  dem  Abstieg  der  letzten 
Eiszeit,  stammt.  Die  Periodenfolge  mensch- 
licher Kultur  im  Diluvium  ist  bekanntlich 
Chell6en  —  Acheul^en  —  Moustörien  — 
Aurignacien  —  Solutr^en  —  Magdal^nien, 


S09 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     November-Sitzung  1914. 


510 


wobei  nach  heutiger  ziemlich  einhelh'ger 
Annahme  im  Mousterien  die  letzte  Eiszeit 
beginnt. 

Die  Frau  von  Laussei  ist  ein  nacktes,  sehr 
korpulentes  Weib  mit  großen  Hängebrüsten 
und  starkem  Fettansatz  an  den  Hüften. 
Das  ganz  flache,  aber  ausgezeichnet  model- 
lierte Relief  zeigt  sie  ganz  von  vorn.  Der 
rechte  Arm  ist  seitlich  ausgestreckt  mit 
einem  stark  gebogenen  Gegenstand,  an- 
scheinend einem  Steinbockshorn  in  der 
Hand.  Der  linke  Arm,  nach  der  anderen 
Seite  gewendet,  ist  nicht  ganz  erhalten, 
man  erkennt  aber,  daß  er  im  Ellenbogen  ge- 
knickt war,  so  daß  die  Hand  etwa  bis  zur 
Gesichtshöhe  gehoben  gewesen  sein  muß. 
Die  Beine  der  Figur  sind  vom  Knie  an 
weggebrochen. 

Dieses  Relief  hat,  wie  drei  andere,  an 
derselben  Stelle  gefundene,  ursprünglich  an 
dem  Felsdach  des  Abri  gesessen  und  ist, 
als  dieses  einbrach,  heruntergefallen.  Seine 
Lagerung  erweist  sein  Alter  insofern,  als 
über  ihm  eine  Schicht  mit  Solutrd-Kultur 
sich  hinwegzog.  Es  muß  somit  spätestens 
im  Aurignacien  hergestellt  sein.  Von  den 
anderen  diei  Figuren  dieses  Abris  sind  zwei 
weiblich,  von  derselben  Fettleibigkeit  wie 
die  unsrige.  Die  eine  ist  ganz  erhalten, 
Sie  steht  aufrecht,  hält  in  der  gehobenen 
Rechten  ein  Bisonhorn,  zu  dem  sie  den 
Kopf  hinneigt,  und  legt  die  Linke  auf  den 
Bauch.  Die  zweite  Figur  ist  nur  ein  Bruch- 
stück. Es  bietet  die  starken  Brüste  und 
den  Leib  sowie  den  frisierten  Kopf,  der 
gegen  den  linken  gehobenen  Arm  hin  stark 
geneigt  ist.  Die  dritte  und  letzte  Figur 
ist  ein  schlanker  Mann,  aufrechtstehend, 
mit  wagerecht  ausgestreckten  Armen,  von 
denen  aber  nur  die  Stümpfe  erhalten  sind. 
Der  Mann  trägt  als  einziges  Kleidungs- 
stück einen  breiten  Gürtel,  wie  ihn  älteste 
ägyptische  ,(L.  Curtius:  Die  antike  Kunst 
1914  Taf.  I  und  S.  51,  53)  und  kretisch- 
mykenische  Männergestalten  haben.  (Diese 
drei  Figuren  sind  veröffentlicht  in  der 
Anthropologie   Paiis    1912   S.    129 — 149.) 

Ergänzt  wird  der  Kreis  dieser  Gestalten 
noch  durch  einige  Rundplastiken,  nämlich 
Bruchstücke^  von  Elfenbeinfigürchen  aus 
Brassempouy.  und  besonders  zwei  ganzen 
Figuren  von  4  bzw.  9  cm  Höhe,   die  eine 

Archäologischer  Anzeigfcr  1914. 


aus  Mentohe,  die  andere  aus  Willendorf 
b.  Krems  a.  d.  Donau,  alle  ebenfalls  aus 
dem  Aurignacien  (Oberniaier  a.  a.  O.  S.  228 
und  293).  Sie  .zeigen  wieder  weibliche^ 
sehr  fettleibige  Gestalten,  genau  in  dem 
Stil  derer  von  Laussei.  Die  ganz  erhaltenen 
stehen  und  haben  den  Kopf  tief  vorgeneigt. 
Die  Willendorferin  trägt  einen  reichen  Haar- 
schmuck in  konzentrischen  Ringen  an- 
geordnet —  wie  auch  bei  altägyptischen 
Gestalten  (vgl.  v.  Bissing,  A.  M.  1913  S.  248, 
254)  — ,  sie  hat  ihre  Arme,  die  mit  Hand- 
gelenkringen geschmückt  sind,  auf  die 
Brüste  gelegt.  Die  Figur  von  Mentone, 
aus  Speckstein  geschnitten,  ist  flüchtiger 
behandelt,  so  daß  solche  Einzelheiten  nicht 
zu  erkennen  sind;  ihre  Arme  scheinen  seit- 
lich am  Körper  zu  liegen. 

In  all  diesen  weiblichen  Gestalten  ist 
zuerst  Mehringer  die  demütige  Haltung 
aufgefallen,  in  der  er  einen  Ausdruck  des 
Schamgefühls  zu  erkennen  glaubte.  Die 
stark  verhüllende  Frisur  und  das  Hörn  in. der 
Hand  führte  ihn  dann  auf  den  Gedanken, 
daß  die  Weiber  sich  vor  Dämonen  und 
Zauberei  schützen  wollen  (Wörter  und 
Sachen  1913  S.  129 — 171).  Ich  glaube, 
daß  er  im  wesentlichen  richtig  gesehen  hat. 
Es  handelt  sich  nicht  um  eine  Darstellung 
des  Weibes  an  sich,  etwa  gar  in  Steigerung 
seiner  geschlechtlichen  Eigentümlichkeiten, 
wie  bisher  zumeist  angenommen  wurde; 
auch,  nicht  um  bloße  Genrebilder  von 
trinkenden  oder  sich  behaglich  beschauenden 
Menschenkindern.  Was  gemeint  ist,  lehren, 
wie  mir  scheint,  die  Bilder  der  Folgezeit  im 
und  am  Mittelmeere,  Ägypten  eingerechnet. 

Zunächst  noch  ein  Wort  über  das  Äußere. 
Die  Fettleibigkeit,  die  im  Faläolithikum 
wenigstens  für  die  weibliche  Welt  offenbar 
als  schön  galt,  setzt  sich  im  Mittelmeere 
noch  eine  ganze  W'eile  fort.  In  Malta  zeigen 
sie  ganz  gleichartig  sieben  teils  stehende, 
teils  sitzende,  teils  hockende  Figuren,  die 
im  Mittelraume  des  Gebäudes  von  Hagiar 
Kim  neben  einer  Kultnische  gefunden 
sind  (A.  Mayr,  Die  vorgesch.  Denkm. 
von  Malta,  München  1901  S.  666,  700, 
Taf.  X,  2).  Die  meisten  von  ihnen  sind 
völlig  nackt.  Nach  ihrer  Haltung  haben 
«ie  mit  Götterbildern  nichts  zu  tun.  Am 
ehesten  dürften  sie  Bilder  der  Verstorbenen 


511 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     November-Sitzung  1914. 


512 


darstellen.  Der  Platz,  an  dem  sie  gefunden 
sind,  ist  noch  im  etruskisch-römischen 
Hause  an  der  Rückwand  des  Atriums  die 
Ahnennische.  Dieselbe  Korpulenz  der  Malta- 
Gestalten  findet  sich  noch  vielfach  in  den 
bekannten  kleinen  Marmorfiguren  von  den 
Kykladen,  von  Sparta,  von  Thessalien; 
ihr  auf  der  Erde  Hocken  in  den  Schreiber- 
figuren Altägyptens,  wie  in  Kreta,  wo  es 
neben  dem  »Thron  des  Minos«  auch  ein- 
fache Hocksteine  im  Palaste  gibt  (B.  S.  A. 
vn  1900/01   S.  33). 

Weit  wichtiger  ist  aber,  daß  die  Haltung, 
die  Geberden  der  paläolithischen  Figuren 
in  den  folgenden  Kulturen  ihre  sprechende 
Fortsetzung  finden.  In  Ägypten,  in  Kreta, 
imChetiterlande  benehmen  sich  so  die  Leute, 
die  vor  den  Altar  treten  (vgl.  A.  Erman, 
Die  äg.  Religion  1909,  S.  108,  238,  251; 
Evans,  Myc.  tree  and  pillar  cult  J.  H.  St. 
1901  S.  141,  170,  183 — 185,  189;  Ed.  Meyer, 
Reich  und  Kultur  der  Chetiter  1914  S.  54, 
63).  Die  Erhebung  der  Hand  vor  das  Ge- 
sicht kehrt  immer  wieder.  Sie  bedeutet 
offenbar  ein  teilweises  Sichverhüllen  aus 
Demut,  denn  zuweilen  beugt  sich  die  Ge- 
stalt dabei  ganz  auf  den  Altar  nieder  (Evans 
S.  177).  Einmal  hält  eine  Figur  auch  eine 
große  Muschel  und  gießt  daraus  auf  den  Altar 
(Evans  S.  142).  Das  erklärt  den  Gebrauch 
der  Hörner  bei  den  Frauen  von  Laussei, 
deren  demütige  Kopfneigung  und  Hand- 
erheben schon  auf  eine  Kulthandlung  deuten. 

Ist  dies  richtig,  so  geht  die  Verwandt- 
schaft der  paläolithischen  Skulpturen  mit 
dem  kretisch-mykenisch-griechischen  Kreise 
noch  weiter.  Die  Kultnischen  der  kretischen 
Paläste,  ganz  ähnlich  gestaltet  wie  die  von 
Malta,  enthielten  neben  heiligen  Zeichen 
(Doppelaxt  in  Knossos,  Säulenpfeiler  aus 
Ton  in  Prinia  und  Gurnia)  kleine  »Idole« 
(Evans,  B.  S.  A.  VIII  1001/2  S.  99).  Diese 
können  aber  nicht  wohl  Götterfiguren  sein. 
Sie  beten  jene  heiligen  Zeichen  an.  Auch 
die  verschiedenen  Bronzestatuetten  aus 
Kreta,  von  denen  eine  in  Berlin  ist,  sind 
Adoranten,  offenbar  von  ähnlichen  Kult- 
plätzen. Mag  es  sein,  daß  jemand  schon 
zu  Lebzeiten  sein  Bild  als  eines  Betenden 
an  solchem  Platze  aufstellte  oder  daß  man 
einen  Verstorbenen  in  solcher  Gottergeben- 
heit  verewigte,    auf  jeden   Fall   wurde   der 


Platz  auf  diese  Weise  eine  Ahnennische: 
die  Laren  im  römischen  Hause  (lar  =  i^piuf, 
ava$)  sind  noch  ebenso  als  Opfernde  dar- 
gestellt mit  dem  Trinkhorn  in  der  einen, 
dem  Speisekorb  in  der  anderen  Hand.  Zu- 
grunde liegt  der  am  klarsten  bei  den  Ägyp- 
tern erhaltene  Glaube,  daß  der  Verstorbene 
Opfer  bringen  muß,  um  sich  eine  gute  Auf- 
nahme im  Jenseits  zu  verschaffen  (vgl. 
die  Totenbücher).  Wird  der  Lar  auch  von 
seinen  Hinterbliebenen  um  Hilfe  angegangen, 
so  kann  er  sie  doch  selbst  aus  eigener  Kraft 
nicht  leisten,  sondern  bittet  nur  die  Götter, 
sie  zu  gewähren.  So  ist  er  der  Mittler 
zwischen  Menschen  und  Göttern,  der  Vor- 
läufer der  katholischen  Heiligen  geworden. 
Bei  den  Etruskern  hat  sich  vieles  aus 
der  alten  vorhellenischen  Mittelmeerkultur 
erhalten,  so  auch  der  Ahnenkult  im  Hause, 
der  offenbar  aus  einer  ursprünglichen  Be- 
stattung oder  wenigstens  Teilbestattung 
dort  hervorgegangen  ist.  Anderswo  ver- 
legte er  sich  allmählich  an  die  Gräber.  Im 
Zentrum  der  griechischen  Kulturwelt  ist 
das  Altmittelländische  durch  die  rasche 
Fortentwicklung  fast  vollständig  aufgezehrt 
worden,  aber  an  ihren  Rändern  in  Sparta, 
in  Böotien,  Nordgiiechenland,  Kleinasien 
zeigen  sich  die  Nachklänge.  In  Athen  ist 
eine  Lyseas- Stele,  auf  der  der  Verstorbene 
opfernd  auftritt,  eine  Seltenheit,  aber  in 
Sparta  thront  der  Verstorbene  mit  einem 
Kantharos  in  der  Hand  und  läßt  daraus  die 
Schlange  der  Unterirdischen  trinken  (A.  M. 
1879  Taf.  VIII).  Ebenso  sind  Darstellungen, 
wo  die  Verstorbenen  vor  einen  Altar  treten, 
ihr  Haupt  verhüllen,  auf  der  Hand  einen 
Hahn  oder  eine  Taube  halten,  aus  einer 
Büchse  Weihrauch  nehmen,  nicht  so  zu 
deuten,  als  ob  aie  betreffende  Persönlichkeit 
bei  Lebzeiten  Priester  oder  Priesterin  ge- 
wesen wäre  (s.  Kekul^,  Handbuch  der  griech. 
Skulptur  1907  S.  179,  180,  302).  Auf  etrus- 
kischen  Aschenkisten  ist  öfter  die  Reise 
ins  Jenseits  zu  Pferde  dargestellt  (Inghirami, 
Mon.  etr.  I  Taf.  7,  8)  mit  dem  Todesgott, 
der  das  Doppelbeil  hat,  als  Führer.  Dasselbe 
Pferd  bezeichnet  demnach  auf  kleinasiati- 
schen und  gelegentlich  attischen  Reliefs  den 
Verstorbenen  nicht  als  Ritter,  sondern  als 
zur  letzten  Reise  Gerüsteten.  Als  solcher 
tritt  er  des  öfteren  vor  einem  Altar  auf, 


513 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Dezember-Sitzung  1914. 


514 


und  hinter  dem  Altar  thronen  gelegentlich 
die  großen  Götter  (Berlin  Nr.  810,  811,  709. 
Friedr.-Wolt.   1073). 

Die  strenge  Szene,  wie  auf  den  sparta- 
nischen Reliefs  oder  auf  dem  Harpyien- 
Monument  von  Xanthos  die  Verstorbenen 
von  den  Hinterbliebenen  durch  Opfer  geehrt 
werden,  hat  sich  in  Attika  sehr  ins  Mensch- 
liche gewandelt.  Aber  doch  darf  man  nicht 
glauben,  hier  einfache  Darstellungen  aus 
dem  Leben  der  Verstorbenen,  ihr  trauliches 
Beisammensein  mit  Gatten  und  Kindern, 
vor  sich  zu  haben.  Ein  Relief  wie  das  der 
sog.  Leukothea  zeigt  den  Übergang  vom 
strengen  zum  freien  Stile.  Die  Verstorbene 
thront  noch  feierlich,  aber  sie  verkehrt  schon 
menschlich  mit  den  heranschreitenden  Hin- 
terbliebenen und  nimmt  eines  der  Kinder 
auf  den  Schoß.  Nachher  verschmilzt  die 
Verstorbene  oft  sehr  mit  dem  Kreise  der 
Ihrigen,  aber  immer  bleibt  doch  zu  erkennen, 
daß  es  sich  um  einen  Besuch  der  Hinter- 
bliebenen am  Grabe,  bei  der  ver- 
klärten Toten  handelt,  wobei  die  Weh- 
mut, sie  nun  zum  letzten  Male  zu  sehen, 
oft  deutlich  zum  Ausdruck  kommt. 

Angesichts  der  weitverbreiteten  Verehrung, 
die  die  verklärten  Verstorbenen  in  den 
späteren  Mittelmeerkulturen  genießen,  wird 
man  fragen  dürfen,  ob  nicht  auch  die  Frauen 
von  Laussei,  die  da  beten  und  opfern,  schon 
solche  verehrte  Ahnenbilder  waren.  Einen 
geringeren  Jenseitsglauben  als  das  von 
Homer  abhängige  Griechentum  ihn  hatte, 
darf  man  dem  alten  Mittelmeere  keinenfalls 
zutrauen.  Das  bezeugen  die  Menhirs  als 
Seelenthrone  und  der  ganze  ägyptische 
Paradiesesglaube.  Man  könnte  nur  zweifeln, 
ob  das  hohe  Alter,  das  manche  bisher  dem 
Paläolithikum  zugeschrieben  haben,  nicht 
jegliche  Beziehung  zu  den  mit  dem  Neo- 
lithikum beginnenden  Kulturen  ausschließe. 
Aber  diese  Schätzungen  nach  den  seit  der 
letzten  Eiszeit  entstandenen  Schichten- 
bildungen sind  sehr  unsicher  und  weichen 
stark  voneinander  ab.  Am  Schweizerbild 
bei  Schaffhausen  ist  man  auf  24000  Jahre 
gekommen,  indem  man  für  jeden  Zentimeter 
Bodenzuwachs  glatt  hundert  Jahre  annahm; 
im  Muotatal  am  Vierwaldstättersee  nach 
ähnlichem  Prinzip  auf  16000  Jahre.  Der 
hervorragende  französischeGeologe  de  Lappa- 


rent  dagegen  hat  nach  seinen  Beobachtungen 
am  Rhonegletscher  nur  2400  Jahre  aus- 
gerechnet. 

Wir  haben  erlebt,  daß  A.  J.  Evans  seine 
neolithische  Schicht  in  Knossos  nach  den 
darüber  lagernden  Schuttmassen  auf  lOOOO 
V.  Chr.  bestimmen  wollte,  statt  etwa  3000, 
daß  man  eine  Datierung  der  mykenischen 
Scherben  auf  Thera  zu  gewinnen  hoffte 
nach  den  darüber  ergangenen  Vulkanaus- 
brüchen und  eine  Datierung  der  nord- 
deutschen Moorleichen  nach  der  Höhe  des 
darüber  gewachsenen  Moores.  Alles  war 
vergeblich  und  phantastisch,  weil  es  sich 
um  wenig  oder  gar  nicht  bekannte  Natur- 
kräfte handelte.  Erst  wenn  die  archäo- 
logische Forschung  auf  ihrem  eigenen  Wege 
bis  zu  jener  Tiefe  gelangt  war,  wurden 
regelmäßig  jene  Datierungsfragen  gelöst. 
So  wird  es  auch  in  dem  neuen  Falle  werden. 
Penck  hat  mehrfach  offen  gesagt,  die 
Geologie  habe  durchaus  kein  Mittel  zur 
zeitlichen  Bestimmung  des  Paläolithikums. 
So  werden  wir  uns  durch  die  bisher  vielfach 
genannten  hohen  Zahlen  nicht  bloß  nicht 
irre  machen  lassen  an  dem  erkannten  Zu- 
sammenhange der  paläolithischen  und  weiter 
folgenden  Kultur  und  Kunst  im  Mittelmeere, 
sondern  ihn  im  Gegenteil  zum  Anlaß  nehmen 
für  ein  näheres  Zusammenrücken  der  älteren 
und  der  jüngeren  Steinzeit.  (Der  Vortrag 
wird  mit  vollem  Abbildungsmaterial  in  der 
Prähist.   Ztschr.   VI   1914  erscheinen.) 

An  den  fast  n/2  stündigen  Vortrag,  der 
von  zahlreichen  Lichtbildern  unterstützt 
war,  schloß  sich  eine  längere  Diskussion, 
an  der  die  Herren  Loeschcke,  Samter, 
Maximilian  Mayer  und  Dütschke  teil- 
nahmen. 

Sitzung     vom     9.      Dezember      1914. 
74.  Winckelmannsfest. 

Das  diesjährige  74.  Winckelmanns-Pro- 
gramm  ist  von  Herrn  Bruno  Schröder 
verfaßt  und  handelt  über  »Griechische 
Bronzeeimer  im    Berliner  Antiquarium«. 

Die  im  großen  Festsaale  des  .Architekten- 
hauses stattfindende  Festsitzung  war  wie 
immer  von  zahlreichen  Mitgliedern  und 
geladenen  Gästen,  unter  denen  sich 
mehrere  Angehörige  der  Familie  Conze  be- 

19* 


5'5 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Dezember-Sitzung  1914. 


516 


fanden,  besucht.  Zum  ersten  Male  waren, 
■entsprechend  dem  Januar- Beschlüsse  der 
Gesellschaft,  auch  Damen  als  Gäste  zu- 
gelassen. Einige  Träger  der  Uniform  und 
des  Eisernen  Kreuzes,  Verwundete  und  noch 
nicht  ins  Feld  Gerückte,  erinnerten  inmitten 
der  friedlichen  Betätigung  an  den  schweren 
Existenzkampf  unseres  Vaterlandes. 

Nachdem  der  Vorsitzende,  Herr 
Loeschcke,  die  Sitzung  mit  einem  Hin- 
weis auf  den  Ernst  der  Zeit  eröffnet  hatte, 
der  uns  doch  im  treuen  und  unbeirrten  Fest- 
halten an  der  Wissenschaft  und  der  wissen- 
schaftlichen Arbeit  nicht  wankend  machen 
<iürfe,  gab  Herr  H.  Dragendorff  eine 
«ingehende  Würdigung  von  Alexander 
Conze,  dessen  von  Klimschs  Meisterhand 
geschaffene  und  für  das  neue  Fergamon- 
.Museum  bestimmte  Bronzebüste  neben  dem 
.Rednerpult  aufgestellt  und  daduich  zum 
ersten  Male  einem  größeren  Kreise  zugäng- 
lich gemacht  war.  Die  Gedächtnisrede  von 
.Herrn  Dragendorff  soll  gedruckt  und  den  Mit- 
gliedern der  Gesellschaft  überreicht  werden. 

Herr  Loeschcke  sprach  über  die  Bild  - 
nisse  des  Sokrates.  Wie  er  sich  schon 
1894  auf  der  Bremer  Philologenversammlung 
improvisierend  gegen  die  Annahme  von  Milch- 
höfer  gewendet  hatte,  daß  alle  Bildnisse  des 
Sokrates  Phantasieporträts  seien,  angeregt 
durch  Piatos  Schilderungen  im  Symposion 
(Vergleich  mit  den  Silenen)  und  im  Menon 
(Vergleich  mit  dem  Zitterrochen),  so  konnten 
für  ihn  auch  die  gelehrten  und  geistvollen 
Ausführungen  von  R.  Kekule  von  Stradonitz 
(Abhdig.  d.  Berl.  Akademie  191 2),  die  zu 
demselben  Ergebnis  führten,  nicht  über- 
zeugend sein. 

Nach  V.  Kekules  Sammlung  sämtlicher 
Sokratesbilder  ließ  sich  aber  viel  leichter  als 
zuvor  erkennen,  und  H.  Bulle  hat  es  zuerst 
scharf  formuliert,  daß  es,  abgesehen  von 
Mischformen,  drei  Typen  des  Sokratesporträts 
gibt,  die  in  drei  aufeinanderfolgenden  ge- 
schichtlichen Perioden  entstanden  sind  und 
in  ihrem  Stil  deutlich  ihre  Entstehungszeit 
bekunden.  (Vgl.  Bulle,  Münch.  Neueste  Nach- 
richten 1908.) 

Den  ersten  und  ältesten  Typus  vertritt 
am  besten  der  Bronzekopf  der  Münchener 
Glyptothek  (Beschreibung  der  Glyptothek 
2.  Aufl.   Nr.  448;  hier  Abb.   i). 


Die  Einfachheit  aller  Formen  und  der 
Mangel  an  jedem  Versuch,  Haut  und  Haar 
stofflich  zu  charakterisieren,  entsprechen 
noch  der  Naturauffassung  des  V.  Jahrhun- 
derts. Kein  Zug  ist  übertrieben  und  jeder 
doch  so  persönlich,  daß  kein  Künstler  das 
Bild  hätte  erfinden  können;  es  ist  offenbar 
nach  dem  Leben  gearbeitet:  das  platte, 
breite  Gesicht  mit  den  kleinen  Augen,  die 


Abb.   I.    Bronzekopf  des  Sokrates  in  der  Münchener 
Glyptothek. 

Stumpfe  Nase  und  die  wulstigen  Lippen. 
Piatos  Vergleiche  des  Sokrates  mit  der 
vap-zr;  und  mit  dem  Silen  sind  beide  gleich 
zutreffend  trotz  aller  Verschiedenheit  der 
Vergleichsobjekte.  Denken  wir  uns  den 
Münchener  Bronzekopf  mit  der  Gnomen - 
gestalt  des  Diotimareliefs  verbunden,  so  ent- 
steht in  unserer  Phantasie  Sokrates,  wie  er 
leibte  und  lebte. 

Der  zweite  Typus,  außer  durch  zahlreiche 
andere  Exemplare  durch  den  Kopf  im  Na- 
-tionalmuseum    in    Rom    (Hekler,    Bildnis- 


517 


Gymnasialunterricht  und  Archäologie  19 14. 


518 


kunst  T.  20)  besonders  gut  vertreten,  ist 
mehr  als  50  Jahre  nach  Sokrates'  Tod  ge- 
schaffen, wahrscheinlich  fern  von  Athen. 
Nicht  der  stadtbekannte  Sonderling  aus  Alo- 
peke  steht  vor  uns,  sondern  das  würdevolle 
Bild  des  verklärten  Weisen,  das  man  unter 
Einfluß  des  platonischen  Vergleichs  mit  den 
Silenen  und  unter  Zurückdrängung  alles 
■dessen,  was  an  die  vap/r^  erinnern  konnte, 
dem  vornehmsten  Silenstypus  angenähert 
hatte,  wie  ihn  die  Kunst  des  Lysipp  in  dem 
tanzenden  und  flöteblasenden  Silen  der 
Villa  Borghese  geschaffen  hatte. 

Und  immer  konsequenter  und  rücksichts- 
loser setzte  sich  im  Laufe  der  Zeit  die  Vor- 
stellung durch,  daß  der  trinkfeste  Sokrates 
wie  ein  weinseliger,  weiser  Silen  ausgesehen 
habe.  Als  nun  in  der  Phantasie  griechischer 
Barockkünstler  der  Silen  zum  Gewohnheits- 
trinker wurde,  scheute  man  sich  nicht,  für 
das  Sokratesbild  die  Konsequenzen  zu  ziehen. 
Die  Schlaffheit  der  Haut,  die  Säcke  unter 
•den  Augen,  die  groteske  Deformation  der 
.Nase  an  der  bekannten  Sokratesbüste  in 
Villa  Albani,  die  den  dritten  Typus  des  So- 
kratesbildes  wiedergibt,  sprechen  deutlich. 
Aber  wie  im  Leben  des  Weisen  Verstand  und 
Liebe  zur  Tugend  stets  über  angeborene 
grobsinnliche  Triebe  obgesiegt  hatten,  so 
bestimmen  doch  selbst  in  der  Büste  Albani 
die  klugen  treuen  (Hunde  .?)augen  und  die 
imponierende  Wölbung  des  Denkerschädels 
den  Gesamtausdruck. 

Wie  in  der  philosophischen  Literatur  der 
historische  Sokrates  von  dem  platonischen 
überstrahlt  worden  ist,  so  haben  auch  in  der 
bildenden  Kunst  die  von  Plato  angeregten, 
aber  einseitig  aufgefaßten  Typen  H  und  HI 
den  schlichten  Münchener  Typus  in  alter 
und  neuerer  Zeit  fast  vergessen  lassen,  und 
doch  zeigt  er  allein,  wie  Sokrates  war,  und 
macht  uns  Piatos  Schilderungen  erst  re'cht 
verständlich. 

Gipsabgüsse  von  Sokratesköpfen  aller 
drei  Typen  schmückten  den  Saal ;  der  Münche- 
ner Kopf  in  der  wirksamen  Bronzefarbe  des 
Originals.  Außerdem  waren  durch  die  Güte 
des  Herrn  Eilhard  Schulze  Spirituspräparate 
der  beiden  Arten  des  Zitterrochens  ausge- 
stellt, die  im  Mittelmeer  leben,  der  Narce 
marmorata  und  der  Narce  occulata. 


GYMNASIALUNTERRICHT  UND 
ARCHÄOLOGIE  191 4. 

DerArchäologische  Ferienkursus  für  Lehrer 
an  höheren  Schulen,  veranstaltet  vom 
preußischen  Kultusministerium,  fand  in 
Berlin  vom  16.  bis  23.  April  dieses  Jahres 
statt.  Prof.  Erman  sprach  am  16.  April 
über  die  Schrift  und  die  Literatur  des  alten 
Ägypten,  am  gleichen  Tage  führte  Prof. 
Schäfer  durch  die  ägyptische  Abteilung  der 
Königlichen  Museen.  Am  17.  trug  Prof. 
Delitzsch  über  Herodots  babylonische  Nach- 
richtungen im  Lichte  der  Grabungen  vor 
und  führte  Prof.  Weber  durch  die  Samm- 
lung der  Vorderasiatischen  Abteilung.  Am 
18.  sprach  Prof.  Dragendorff  über  Griechische 
Porträts  und  zeigte  anschließend  daran  eine 
Anzahl  von  Porträtköpfen  in  den  Kgl. 
Museen,  Prof.  Schubert  führte  durch  die 
Papyrussammlung.  Am  20.  trugen  Direktor 
Trendelenburg  über  die  Altertün.er  von 
Olympia  und  Prof.  Regling  über  die  antike 
Münze  als  Geschichtsquelle  vor.  Am  21. 
behandelte  Prof.  Schuchhardt  Alteuropa 
in  seiner  ersten  Entwicklung;  im  Anschluß 
daran  fand  eine  Führung  durch  die  Samm- 
lung vorgeschichtlicher  Altertümer  mit  Ein- 
schluß der  trojanischen  Altertümer  statt. 
Am  22.  sprach  Prof.  Zahn  über  Antike 
Kleinkunst,  am  23.  Prof.  Winnefeld  über 
die  neuen  Ausgrabungen  der  Königlichen 
Museen  in   Kleinasien. 

In  den  Tagen  vom  16.  bis  18.  April  fand 
an  der  Universität  Münster  der  7.  phdo- 
logisch-archäologische  Ferienkursus  statt, 
der  von  über  lOO  Teilnehmern  besucht  war. 
Es  wurden  folgende  Vorträge  gehalten: 
Prof.  Schröer:  Die  griechischen  Bedingungs- 
sätze in  sprachhistorischer  Entwicklung; 
Prof.  Seeck:  Die  bisherigen  Forschungs- 
ergebnisse über  den  Übergang  Hannibals 
über  die  Alpen;  Prof.  Wünsch:  Ursprung 
und  Quellen  der  attischen  Komödie.  An 
einem  freien  Nachmittag  erklärte  Prof.  Koch 
Denkmäler  des  Landesmuseums  und  am 
letzten  Tage  schloß  sich  nach  Wahl  ein 
Besuch  der  Ausgrabungen  in  Haltern  oder 
des  Dortmunder  Museums   an. 

Vom  2.  bis  6.  Juni  fand  in  Bonn  der 
archäologische  Ferienlehrgang  für  Lehrer 
höherer   Schulen   statt   als   der   25.    in   der 


519 


Gymnasialunterricht  und  Archäologie  19 14. 


520 


Reihe  der  bisher  abgehaltenen  Lehrgänge, 
die,  durch  den  1889  von  Conze  auf  der 
GörHtzer  Philologenversammlung  gehaltenen 
Vortrag  in  Anregung  gebracht,  1890  vom 
preußischen  Unterrichtsministerium  ins  Le- 
ben gerufen  wurden.  Es  waren  34  Teil- 
nehmer aus  Preußen  und  den  übrigen 
Bundesstaaten  zu  dem  diesmaligen  Lehr- 
gang entsandt  worden.  Die  Leitung  lag 
in  den  Händen  von  Prof.  Winter;  Professor 
Lehner  konnte  wegen  einer  Reise  nach 
Italien  dieses  Mal  an  der  Leitung  der  Kurse 
nicht  teilnehmen.  Der  Kursus  begann 
Dienstag  vormittag  mit  einem  Vortrag  über 
die  Bedeutung  der  antiken  Kunst  für  den 
Schulunterricht,  in  dem  der  Vortragende, 
Prof.  Winter,  insbesondere  den  allgemein 
erziehlichen  Wert  der  antiken  Kunst  an 
Beispielen  aus  den  verschiedenen  Entwick- 
lungsepochen der  griechischen  Skulptur 
unter  näherem  Eingehen  auf  die  Bildwerke 
des  Zeustempels  von  Olympia  und  des 
Parthenon,  auf  die  Porträtbildnerei,  die 
Götterdarstellung  und  auf  die  in  den  Sieges- 
denkmälern verfolgbaren  Wandlungen  des 
Zeitcharakters  darlegte.  In  weiteren  Vor- 
trägen an  den  folgenden  Tagen  sprach 
Prof.  Winter  über  neuere  Funde  der  archai- 
schen Skulptur,  über  die  Akropolis  von 
Athen,  er  gab  in  einer  vergleichenden  Dar- 
stellung von  Pergamon,  Priene  und  Pompeji 
einen  Überblick  über  hellenistische  Städte- 
bilder und  erklärte  in  einer  Führung  durch 
die  Vasensammlung  des  Akademischen 
Kunstmuseums  in  kurzen  Zügen  die  Ge- 
schichte der  griechischen  Keramik.  Dankens- 
werte Unterstützung  fand  der  Lehrgang 
durch  die  Herren  Professor  Wiedemann, 
Geheimrat  Giemen,  Direktorialassistent 
Dr.  Oelmann  und  Privatdozent  Dr.  Koch. 
Professor  Wiedemann  gab  am  Dienstag 
nachmittag  eine  Einführung  in  die  ägyptische 
Kunst  unter  Benutzung  der  ägyptischen 
SammlungdesAkademischenKunstmuseums, 
Geheimrat  Giemen  führte  am  Mittwoch 
nachmittag  die  Teilnehmer  des  Lehrganges 
nach  Köln  und  erklärte  die  Kirchen  Maria 
im  Kapitol  und  St.  Gereon.  Wie  dieser 
Vortrag,  der  das  Weiterleben  der  Antike 
im  Mittelalter  eindringlich  machte,  so  wiesen 
die  am  Donnerstag  folgenden  Vorträge  von 
Dr.  Koch  über  spätantike  Porträtkunst  und 


von  Dr.  Oelmann  über  den  römischen 
Festungsbau  im  Rheinland,  sowie  eine  von 
Dr.  Oelmann  abgehaltene  Erklärung  der 
römischen  Denkmäler  des  Provinzial- 
museums  auf  die  in  den  einheimischen 
Monumenten  enthaltene  Überlieferung  des 
Altertums  hin  und  bereitete  auf  den  dem 
Bonner  Lehrgang  folgenden  Kursus  in  Trier 
vor.  Am  Freitag  fand  ein  Besprechungs- 
abend statt,  der  zu  einer  gemeinsamen  Aus- 
sprache über  die  Art  und  die  Grenzen  der 
Anwendung  archäologischer  Studien  im 
Schulunterricht  Gelegenheit  bot,  und  am 
Samstag  wurde  der  Lehrgang  mit  einem 
von  Dr.  Oelmann  geführten  Ausfluge  nach 
Münstereifel  und  einer  Besichtigung  der 
gallorömischen  Tempelanlage  von  Pesch 
beschlossen. 

Anschließend  an  den  Bonner  Kursus  fand 
ein  Kursus  in  Trier  vom  8 — lO.  Juni  statt. 
Eröffnet  wurde  er  durch  einen  Vortrag  von 
Direktor  Krüger  über  Geschichte  und 
Topographie  des  römischen  Trier,  mit  Er- 
klärung darauf  bezüglicher  Monumente. 
Direktor  Krüger  trug  am  gleichen  Tage 
über  die  Neumagener  Monumente,  römische 
Thermenbauten,  den  Kaiserpalast,  die  Bar- 
barathermen und  die  Moselbrücke  vor,  Prof. 
Loeschcke  über  römische  Keramik.  Fakul- 
tativ war  ein  Besuch  der  Igeler  Säule.  Am 
9.  sprachen  Dr.  Steiner  über  römische  Villen, 
Prof.Loeschcke  über  römisches  Glas,  Direktor 
Krüger  über  gallische  Götter.  Am  Nach- 
mittag fand  unter  Führung  von  Direktor 
Krüger  und  Dr.  Steiner  ein  Ausflug  nach 
der  römischen  Villa  in  Nennig  statt,  wo 
die  Villa  und  das  Gladiatorenmosaik  er- 
läutert wurden.  Am  Schlußtage  trug  Dr. 
Krüger  über  die  Porta  nigra  und  das 
Amphitheater,  im  Museum  über  die  Igeler 
Säule  vor,  Dr.  Steiner  über  den  Dom  und 
die  Basilika.  Am  Nachmittag,  der  als 
fakultativ  behandelt  wurde,  stellte  sich  Prof. 
Kentenich  für  eine  Besichtigung  der  Stadt- 
bibliothek zur  Verfügung.  Den  Schluß- 
vortrag hielt  Direktor  Krüger  über  die 
Mosaiken. 

Ein  Kursus  in  Bayern  und  Hessen 
fand   in    diesem    Jahre   nicht   statt. 

Der  diesjährige  kunstgeschichtliche  Oster- 
kurszu  Dresden  wurde  vom  14.  bis  18.  April 
im  Albertinum  abgehalten.     Es  sprachen  die 


521 


Institutsnachrichten. 


522 


Herren  Treu  über  Wesen  und  Wert  der 
griechischen  Bildhauerei,  Athletenbilder  und 
Grabmalskunst,  altertümliche  Bildwerke  und 
Olympia;  Studniczka  über  die  Bild- 
hauerei des  5.  und  4.  vorchristlichen  Jahr- 
hunderts sowie  über  ausgewählte  Marmor- 
werke der  Antikensammlungen;  Walter 
Müller  über  antike  Kleinkunst;  Herrmann 
über  hellenistische  und  römische  Kunst. 
Es  beteiligten  sich  an  Lehrern  von  Gym- 
nasien und  Realgymnasien:  25  aus  Sachsen, 
2  aus  Preußen,  2  aus  Bayern,  i  aus  Württem- 
berg und  I   aus  Hessen. 


INSTITUTSNACHRICHTEN. 

Am  Winckelmannstage  wurden  ernannt 
zu  ordentlichen  Mitgliedern  des  Instituts 
die   Herren : 

Prof.  Dr.  Johannes  Kromayer  in  Leipzig, 
Prof.  Dr.  Felix  Bölte  in  Frankfurt  a.  M. ; 
zu  korrespondierenden  Mitgliedern  die  Herren 
Dr.   Michael  Abramic  in  Aquileia, 
Dr.   Anton   Hekler   in    Budapest, 
Prof.  Dr.  Paul  Jacobsthal  in  Marburg, 
Dr.    Georg   Lippold   in   München, 
Dr.    Rudolph   Pagenstecher  in   Heidel- 
berg, 
Dr.   Camillo   Praschniker  in   Wien, 
Prof.  Dr.  Heinrich  Sitte  in  Innsbruck. 


Das  III.  Heft  der  »Antiken  Vasen 
von  der  Akropolis  zu  Athen,  unter 
Mitwirkung  von  P.  Hartwig,  P.  Wolters, 
R.  Zahn  veröffentlicht  von  Botho  Graef«, 
ist  erschienen.  Ebenso  ist  die  zweite  Hälfte 
des  I .  Bandes  vom  Katalog  der  Biblio- 
thek des  Archäologischen  Instituts 
in  Rom  in  der  Neubearbeitung  von  E.  v. 
Mercklin  erschienen. 

Von  Herrn  Pierre  Paris  ist  der  Zentral- 
direktion folgendes   Schreiben  zugegangen: 

Madrid,  23.  novembre  1914. 
Monsieur  le  Secr6taire  gen6ral. 

L' Institut  arch^ologique  AUemand  m'a 
associ6,  il  y  a  plusieurs  annees,  ä  sa  com- 
pagnie,  et  j'ai  volontiers  collabore  de  mon 
mieux  h  ses  publications. 

Mais  l'honneur  qui  m'^tait  fait  s'est 
transform^  en  honte  depuis  que  des  savants 
et  des  artistes  que  j'estimais  se  sont  faits 
les  apologistes  et  par  consequent  les  com- 
plices  des  massacres,  des  viols,  des  vols, 
des  pillages,  des  incendies  de  villes 
innocentes,  de  monuments  d'art  sacr^s,  de 
bibliothfeques,     et    des   parjures    politiques. 

Je  vous  demande  donc  de  rayer  de  vos 
listes    mon    nom    pur    et   honore. 

Pierre  Paris, 

Directeur  de  l'Ecole  des  Hautes 
Etudes  hispaniques  ä  Madrid. 

Herr  Pierre  Paris  ist  aus  der  Liste  der 
Mitglieder  des   Instituts  gestrichen. 


REGISTER. 


I.  SACHREGISTER. 

Die  Spaltenzahlen  des  Archäolofischen  Anzeigrers  sind  kursiv  gedruckt. 

Abkürzungen:    Br(n).=Bronze(n).     G(n).  =  Gemme(n).     Gr.  =  Gnippe.     L.  =  Lampe.    M.=Mannor.  Mos(en).  =  Mosaik(en). 

Mze(n).=  Münze(n).     Rel(s).=  Keliefts).     Sk(e).=  Sarkophag(e).      Sp.=  Spiegel.      Sta(n).=  Statue(n).     Stte(n).=  Statuettc(n). 

T(n).  =  Terrakotte(n),     V(n).  =  Vase(n).     Vb.  =  Vasenbild.    Wg:m.=  Wandgemälde. 


Admetos,  Wesen  des  189 

Adrastos,   Wesen  des  202  ff. 

Ägypten,  Funde  in  292ff.,  -ische  Götter,  Heiligtum 
der  in  Gortyn  148,  -ische  Kunst,  Pfeiler  und  Säulen 
in  der  gyff. 

Ahnenkult  5i2f. 

Aias,   und  Kassandra,  auf  V.  aus  Taman  223 

Aigisthos,  mit  Leier,  auf  V.  in  Boston  30  f.;  auf 
V.  in  Berlin  31,  auf  V.  in  Bologna  31  f. 

Aiolos,   in  Pferdegestalt  199 

Akanthusranke,  Entwicklung  der  78  ff. 

Aldobrandinische  Hochzeit,  Hintergrundsarchi- 
tektur der  447 

Alea,  Topographie  von  103 

Alexandreia,  Funde  in  2g2 

Algier,  Funde  in  3i3ff- 

Alkamenes,  und  Athena  Hephaistia  zy 

Altar,  mit  Fresken,  aus  Delos  157 

Amazone  Patrizzi  156,  -nkämpfe,  Darstellun- 
gen auf  Vn.  127  ff.,  -vasen  und  Nereidenfriese  131 

Amphiaraos,  Torso  aus  Oropos  122 

Ampurias   (Emporion),  Funde  in  36off. 

Anaximander,  und  die  Entwicklung  der  Geogra- 
phie 106 

Antigene,  auf  apulischer  V.   168,   172  f. 

Antinoos,  Kopf  im  Thermenmus.  in  Rom  igo 

Aphrodisias,   Funde  in  173 

Aphrodite,  Zeit  des  A.tempels  in  Aphrodisias  71, 
Sta.  aus  Gortyn  147,  Stte.  aus  Galovo  (Bulgarien) 
427 

Apollon,  Kasseler  3ff.,  Ergänzungsversuch  8ff., 
Klarios,  Grabung  im  Heiligtum  des  in  Kolophon 
172,  Tempel  des  in  Chios  12g 


Apulien,   Urgeschichte  von  ig4 

Archäologische  Gesellschaft,  zu  Berlin  39ff., 
95ff;  5o6ff. 

Archemoros,   Athla  zu  Ehren  des  204  f. 

Architektur,  augusteische,  und  die  Funde  in  Baal- 
bek  43  ff.,  antoninische,  und  der  kleine  Tempel  in 
Baalbek  57  ff. 

Arion   s.  Erion 

Aristogeiton,   Kopf  im  Britischen  Museum  163 

Aristoteles,  ircpl  oipavoü  112  ff.,  über  die  Nil- 
schwelle 117  ff. 

Armschienen,  an  Kriegern  auf  Relief fragm.  in 
Garitsa  Jjo 

Artemis,  »Dresdener«,  in  Kassel  2gff.,  Tonstte.  im 
Berliner  Antiquarium  151,  -  Mesopolitis,  in  Orcho- 
menos  160,  -  Kolonna,  Datierung  der  155,  -  Polo 
in  Thasos  251,  -  ephesische,  Kopfaufsatz  der  in 
München  468 

Atargatis,  Br.  der  aus  dem  syrischen  Heiligtum 
am  Janiculum  188 f. 

Athen,   Funde  in  I2if. 

Athena  Lemnia,  in  Kassel,  Ergänzungsversuch 
gff.,  -  »Giustiniani«,  Kopf  der  in  Kassel  75,  -  Hephai- 
stia, in  Kassel  16,  Sta.  aus  Gortyn  J47 

Athla,  zu  Ehren  des  Archemoros  204  f.,  des  Pelias 
204  f.,  des  Patroklos  196  f. 

Atreustholos,   sog.  in  Mykene  I  ff. 

Augusteische  Architektur,  und  die  Funde  in 
Baalbek  43  ff.,  56 

Aulis,  Funde  in  122 

Ausgrabungen  s.  Funde 

Baalbek,     und   Rom   37  ff.,    der   Juppitertempel 


525 


Register. 


526 


in  43  ff.,  Zeit  des  56,  90,  der  Bacchustempel  57  ff., 
Zeit  des  88  ff.,   Bauperioden  in  40  ff.,  88  ff. 

Basile,  Wesen  der  186  f. 

Belgien,  Funde  in  389 ff. 

Bellerophontes,   und  Pegasos  207  f. 

Berezan,   Ausgrabungen  in  225ff. 

Bewegung,  Problem  der,  in  Plastik  und  Vasen- 
malerei  123  ff.,   144 

Bibliographie,   zur  58 

Bisen tium,   Nekropole  von  181 

Blitz,   und  Dreizack  191 

Bogen,  des  Pandaros  io6f. 

Bologna,  Geschichte  von  I75f.,  Nekropole  von  176 
■Boreas,  und  das  Pferd  199  f. 

Boston,   Erwerbungen  des  Museum  in  48g 

Britannien,   Funde  in  392ff. 

British    Museum,   Erwerbungen  des  476 

Bronzeerwerbungen     in     München    456,     -funde, 

in  Kyrene  124,  in  Sardinien  204,   in  Panticapaeum 

206,   2ioff.,   in   Olbia   238/. ,  25g,   in  dem  Schiff 

von  Mahedia  303,   in  Pupput  307/.,    in   Bulgarien 

425 

Bühnenarchitektur,  und  pompejanische  Ge- 
mälde 451 

Bulgarien,   Funde  in  4l6'ff. 

Butes,  Darstellung  des  bei  Mikon  136,  Wesen  des 
191 

Byzantinische  Kaiserpaläste,  in  Konstanti- 
nopel looff. 

Caelus,   auf  römischer  Lampe  in  München  4Sg 
Charon,  auf  etruskischen  Urnen  231  f.,  als   Hund 

237 
Charos,  Todesgott  der  Neugriechen  180 
Chelphun,   Satyrname  auf  etrusk.  Spiegel  83 
Chios,   Grabungen  in  128]. 
Chloris,  Wesen  der  188 
yXtopöS,  Bedeutung  von  188 
Chrysapha,   Stele  von,  mit  Pferd  218 
Chrysippos,  auf  apulischer  V.  168,  170  ff.,  auf  der 

Cista  Barberini  170  f.,  auf  Amphora  im  Berliner 

Museum  172 
Chthonioi,   und  Tote  248  f. 
.Conze,   Nachruf  für  117 ff.,  515 
Damhirsch,   und  Artemis  157 

Dämon,  auf  athenischem  Ostrakon  gs 
Dämon,    in  Roßgestalt  200  f. 
Danaiden,   auf  Rel.  in  München  454 
Dardaner,   Herkunft  der  194 
Delos,   Funde  in  I52ß. 
Delphi,  Funde  in  i6iff. 


Delphinion,   Funde  im  44 

Demeter,   in  Stutengestalt  181  ff. 

Dexileosrelief,  Stil  und  Datierung  155,  Bedeu- 
tung des  232 

Diadumenos,   Polyklets,  in  Kassel  18 

Didyma,  Arbeiten  in  i6g 

Diokletianspalast,  in  Spalato,  und  syrische 
Kunst  88 

Diomedes,   Rosse  des  206 

Dionysos,  auf  V.  aus  Panticapaeum  208,  und  sein 
Zug,  auf  Mos.  in  Saragossa  368ff. 

Dipylon,   Grabungen  am  136 f. 

Dirke,   auf  pompejanischem   Bilde  175  f. 

Diskobol,  Fragment  des  im  Bonner  Kunstmuseum  96 

Dodona,   geplante  Erforschung  von  136 f. 

Dolon,   auf  korinthischer  V.  36 

Dornauszieher,  Zeit  des  23,  Nachbildungen  in 
alexandrinischer  Zeit  24 

Dornauszieher-Mädchen   17  ff. 

Doryphoros,    Polyklets,  in  Kassel  18 

Dosio,   Antikenaufnahmen  des  183 f. 

Dreizack,  und   Blitz   191 

Eberswalde,  Goldfund  von  39ff. 

Ebusus,   Funde  in  336ff. 

Echelos,  Wesen  des  186  f. 

Eierstab,   Bildung  des  am  großen  Tempel  in  Baal- 

bek  50  ff.,   am  kleinen  Tempel  in  Baalbek  69  ff. 
Elfenbeinsäulchen,     aus    den    Felsgräbern    von 

Mykene  3 
Elis,   Funde  in     137 
Ephesos,   Arbeiten  in  i7of. 
Ephialtes,  und  Otos  190  f. 
Epilykos,   Vasen  des  87ff. 
Eppius,   Töpfername  in  Montans  am  Tarn  64 
Erdbild,    Entwicklung  des   106  ff. 
Erdkugelgeographie,  die  Anfänge  der  98  ff.,  und 

Parmenides  109 
Erechtheus,  Wesen  des  190  ff. 
Erichthonios,  Wesen  des  189  ff. 
Erinyen,  Kulte  der  203,  als  Hunde  237,  Bedeutung 

der  243 
Erion,   Wesen  des  Rosses  181,  201  ff. 
Erscheinungsform,   und  Symbol  223  f. 
Erwerbungen,  der  Antikensammlungen  Münchens 

453ff-<    des    Musee   du   Louvre   476,   des    British 

Museum  476ff.,  des  Ashmolean  Museum  in  Oxford 

485^.,     des    Museum    of     fine    arts    in    Boston 

4S9ff- 
Eschatologie,   und  Naturwissenschaft,  bei  Piaton 

98  ff.,   105 
. Etrurien,   Straßennetz  in  183 


527 


Register. 


528 


Etrusker,  und  Semiten  S5,  -ische  Längenmaße  "jk, 
Spiegel,  Namen  auf  52^.,  Urnen,  und  pompe- 
janische  Bilder  175  f. 

Euboea,   Funde  in  123 

Eudoxos,  geographische  Theorien  des  117  ff., 
r^t  TTEpfoSo«  des  118 

Eurynomos,   Bedeutung  des  246  f. 

Farnesischer   Stier   174  ff. 

»Faustkämpfer«,  des  Polyklet,  in  Kassel  jp^. 

'Fenster',  auf  Totenmahlreliefs,  mit  Pferdekopf  223 

Fettleibigkeit,  im  Paläolithikum  und  in  der 
Mittelmeerkultur  5J0/. 

Fibeln,   griechische,  aus  Sicilien  20ij. 

Fikorinische   Ciste,  und  Mikon  140 

Fische,  rotweiße,  auf  V.  aus  der  Kamareshöhle  151 . 

Fliegen,  Darstellung  des  -s  146 

Florenz,   Funde  in  181 

Frau,   von   Laussei  $og,  513 

Fresken,  auf  Altar,  in  Delos  J57 

Friese,  Gestaltung  der  an  den  Tempeln  von  Baal- 
bek  78  ff. 

Funde:  in  Griechenland  121  ff.,  Athen  41  ff.,  91  ff., 
121  f.,  Oropos  122,  Aulis  122,  Euböa  123 f.,  Theben 
i24f.,  Mykenai  J25,  Thessalien  i2Sß.  Kephallonia 
128,  Nikopolis  128,  Mitylene  /2S,  Chios  128 ff.,  Korfu 
I30ff.,  Tiryns  I33ff;  Elis  I37ff;  Korinth  140, 
Kreta  I42ff.,  I4gff.,  Rhodos  14g,  Delos  I52ff., 
Nemea  iSgff-,  Delphi  161  ff.,  Thasos  i63ff.,  Klein- 
asien i6yff.,  Pergamon  i6yff.,  Milet  i6gff.,  Kolo- 
phon  I72ff.,  Phokäa  iy3,  Aphrodisias  J7J,  Sardes 
iy4,  Italien  I74ß.,  Bologna  lysff.,  Ravenna  lygf., 
Venedig  180 f.,  Rom  183^.,  Ostia  192 f.,  Melfi  ig6ff., 
Apulien  iggf-,  Sicilien  2ooff.,  Rußland  205ff., 
Panticapaeum  2o6ff.,  Taman  221  ff.,  Berezan  225ß., 
Olbia  231  ff.,  Ssolocha  26off.,  Ägypten  292 ff.,  Nord- 
afrika 29yff.,  Spanien  3i6ff.,  Portugal  387ff., 
Frankreich  389,  Belgien  389ff.,  Britannien  392ff., 
Schweiz  408,  Ungarn  4o8ff.,  Serbien  4iiff.,  Bul- 
garien 4i6ff.,  Rumänien  42gff. 

Galiläische    Synagogen  gsff. 

Galla   Placidia,  Mausoleum  der  in  Ravenna  lyg 

Garitsa,  Gorgotempel  in  130 

Gela,  altgriechische  Bronzestele  aus  203 

Geographie,  Ursprünge  und  Entwicklung  der  io6ff. 

öeraä,  Propyläen  von  48,  82,  Zeit  des  Zeustempels 

in  56 
E.   Gerhard-Stiftung  442 
Glasfunde,   in   Panticapaeum  21g,   in  Olbia  246, 

25g,  im  Kubangebiet  2gi 
Goldfunde,  in  Eberswalde  3gff.,  in  Panticapaeum 


206 f.,  210,  in  Taman  224f.,  in  Olbia  241  ff.,  24sff., 

254ff.,  in  Ssolocha  26iff.,  273ff.,  im  Kubangebiet 

2gi,  in  Bulgarien  417,  421 
Gorgo,  auf  attischer  Grabstele  222,  250,  -nen  und 

Medusa    182  ff.,   und    Perseus    183  f.,    -tempel   in 

Garitsa  53,  130 
Gorgoneion,  aus  Pyrgion  auf  Chios  12g 
Gortyn,   Funde  in  I45ff. 

Gorytos,   mit  Silberbekleidung,  aus  Ssolocha  27g 
Grabdenkmäler,  in  Bulgarien  423ff. 
Gräber,    von   Kokkolata  128,   -Straße  Athens  42, 

gif. 
Grabhügel,  nahe  Olbia  24gf.,  von  Ssolocha  26off. 
Grabrelief,  gef.  in  Attika,  mit  Inschrift  'AjjtXXeüs 

122 
Grabstele,  eines  Mädchens,  vom  Esquilin  140,  -n, 

lakonische  218,  altattische  2i8,  des  Lyseas  218, 

221  f.,  512 
Griechenland,   Funde  in  I2iff. 
Gymnasialunterricht  und  Archäologie  5i8ff. 

Hades,  und  Poseidon  179  ff.,  als  xXuxoTtmXo;  186  ff., 
als  Jäger  196,  Bedeutung  der  Rosse  im  Gespann 
des  209,  216,  249,  Sta.  in  Merida  373,  37s 

Häfen,   von  Karthago  30of. 

Hagia   Triada,   Sarkophag  von  254 

Hahn,  im  Grabkult  18 

Halae,  Funde  in  I40ff. 

Hegeso,   Grabstele  der,  Stil  und  Datierung  155 

Hekate,  als  Stute  184,  als  Hündin  237,  Sta.  in 
Mitylene  128 

Hei,  und  das  Pferd  211 

Heliopolis,  Geschichte  von  39  f. 

Helios,   Kult  des  215,  mit  Pferdegspann  251 

Hellenistische    Kunst  in  Baalbek  42,  91     ^> 

Helm,    Br.  aus  Ssolocha  272,  -formen,  bei  Mikon 

155 

Hephaistostempel   in  Athen  17 

Heraion,  von  Argos,  Datierung  155 

Herakles,  auf  apulischer  V.  172!.,  und  kretischer 
Stier,  auf  V.  von  Taman  224,  mit  Kerberos  auf 
Rel.  in  München  454 

Hermes,   Sta.  aus  Merida  377 

H  e  r  0  d  o  t ,  und  die  wissenschaftliche  Geographie  106  f. 

Hippukrene   185 

Hirsch,  dargestellt  in  prähistorischen  Höhlen 
Spaniens  J25/.,  327ff. 

Hochzeit,  aldobrandinische,  Hintergrundsarchitek- 
tur der  447 

Holzsäulen,  in  mykenischer  Zeit  5 

Homer,  und  die  Ursprünge  der  hellenischen  Reli- 
gion 179 


529 


Register. 


530 


Hormisdaspalast,  in  Konstantinopcl  I02ff. 

Hund,  als  Erscheinungsform  des  Töters  236  f.,  als 
Erscheinungsform  des  Toten  225,  238,  im  Besitz 
des  Töters  236  f.,  und  Hekate,  Erinyen,  Kerefi, 
Teichinen  237,  Wesen  des  im  Volksaberglauben  250 

Jäger,  der  Unterweltsgott  als  196,  dargestellt  in 
prähistorischen  Höhlen  Spaniens  322ß. 

Jalousien,   in  Ägypten  14 

Iberer,   Waffen  der  351I. 

Jenseitsvorstellungen,  im  mittleren  Paläo- 
lithikum  508 

Hias  XXn,  illustriert  auf  Tonlampe  aus  Morughiol 

434f- 
Institutsnachrichten  iijff.,  52if. 
Jonische    Kunst    155  ff. 
loven   Orador,   Sta.  des  in  Madrid  121  f. 
Iphigeniengruppe,   in  Kopenhagen  177 
Italien,  Funde  in  I74ff. 
Jupiter    Capitolinus,   Tempel  des,  Längenmaße 

75/7. 
Justinianus     II    Rhinotmetos,     Kopf   des,    in 
Venedig  180 

Kabiren,  Heiligtum  der,  in  Delos  I54f.,  -kult,  auf 
Rel.  von  Larymna  158 

Kabirion,  Funde  beim  J25 

Kaiserpalast,  in  Trier  54ff.,  -paläste,  byzantini- 
sche, in  Konstantinopel  looff. 

Kamares,    Untersuchung  der  Höhle  von  14g 

Kamm,  goldener,  aus  Ssolocha  26jff. 

Kammergrab,  in  Lecce  J95,  -gräber,  mykenische, 
bei  Theben  124 

Kapitell,  jonisches  und  seine  Vorläufer  8,  dorisches 
10,  korinthisches,  Entwicklung  des  42,  -formen  am 
großen  Tempel  in  Baalbek  43  ff.,  am  kleinen 
Tempel  in  Baalbek  58  ff.,  des  Xenvares  11  f. 

Kardaki,  Tempel  von  48/. 

Karthago,  Funde  in  30off. 

Kassel,   Arbeiten  im  Museum  von  iff. 

Kephallonia,   Grabungen  in  128 

Kerameikos,  neue  Funde  im  4iff.,  9iff- 

Kerberos,  Wesen  des  236 

Keren,  Wesen  der  242  ff. 

Kleinasien,   Funde  in  i6yff. 

xX'JT(j7:u)Xos,  Beiname  des  Poseidon  und  Hades 
186  ff. 

Knossos,   Säulen  im  Palast  von  6 

Kokkolata,   Gräber  von  128 

Kolophon,   Grabung  in  172 

Konsolenfries,  Bildung  des  am  großen  Tempel  von 
Baalbek  52 


Konstantinopel,  byzantinische  Kaiserpaläste  in 
100  ff. 

Konstantinsbogen,  in  Rom  z86 

Köre,  Raub  der  186,  230,  auf  Votivreliefs  aus  Lokroi 
Epizephyrioi  229 

Korfu,  Funde  in  46 ff.,  130 f. 

Korinth,  Ausgrabungen  in  140,  -isches  Kapitell, 
Entwicklung  des  42 

Kreta,  Funde  in  130,  I42ff.,  I4gff. 

Küchengerät,  auf  Vn.  mit  Darstellung  von  Or- 
pheus' Tod  26  ff.,  29 

Kul-oba,    Vase  aus,  mit   Skythendarstellung  283 

Kult,   in  der  Kamäreshöhle  isoff. 

Kuppelgrab,  von  Kapakli  127,  von  Tiryns  I35f. 

Kybele,  in  Naiskos,  Kalksteinrel.  in  Olbia  254 

Kymation,  lesbisches,  Geschichte  des  72 

Kynthos,  Funde  am,  in  Delos  I58f. 

Kyzikos,  als  Kunstzentrum  157  ff.,  160  ff. 

Lager,  Anlage  römischer  2gy 

Lakonische   Stelen  218 

Lampe,     Br.    aus    Panticapaeum    213,    Toni,    aus 

Morughiol  434,  römische,  in  München  456 
Längenmaß,   das  älteste  römische  ysff. 
Laokoondarstellungen   177 
Laomedon,   Wesen  des  192  ff. 
Larenglaube  512 

Larisa,  prähistorischer  Tumulus  bei  127 
Lasa  Thimrae,  auf  etrusk.  Spiegel  84 
Laurion,   Funde  bei  121 
Laussei,   die  Frau  von  ^og,  ^13 
Lebewesen,  als  Andeutung  des  Elements  146 
Leier,  in  der  Hand  des  Aigisthos  auf  V.  in  Boston 

30  f. 
Lepta,  Töpfer  in  Montans  am  Tarn  65^. 
Leukippides  249,  251 
Leuktrides,   Wesen  der  214  f.,  239,  248 
Libysche   Sprache  300 

Lokroi   Epizephyrioi,   Votivreliefs  in  229  ff. 
Louvre,   Erwerbungen  des  Musee  du  476 
Löwe,  als  Sitz  des  Dämons  213,  -n  am  Gorgotempel 

von  Garitsa  5J,  -tor  in  Mykene  i  f. 
Lutrophoren,  neben  der  Grabstele  455 
Lyseasstele  218,  221  f.,  512 
Lysikratesdenkmal,   Kapitell  des  42 

Mahedia,   Funde  in  dem  Schiff  von  303 
Malavisch,  auf  etruskischem  Spiegel  84 
Malerei,    und    Plastik   124  f.,    175,    und   melische 
Reliefs  145,  pompejanische  und  Bühnenarchitektur 

451 
Mars    Ultor,   Kölner  T.  des  25 


531 


Register. 


532 


Mausoleum,  der  Galla  Placidia,  in  Ravenna  179J., 
von  Mekdudsch  311 

Medusa,  als  Stute  182  £f.,  Wesen  der  184,  und 
Gorgonen  182  £f. 

Melfi,   Sk.  von  64,  74,  76,  zpö/f. 

Melanippe,  Wesen  der  184,  198  f. 

Melanippos,  Wesen  des  199 

Melische  Reliefs  loyß.,  und  Zusammenhang  mit 
der  Malerei  145 

Menschenopfer,  am  Grabe  36 

Merida,   Funde  in  3yoß. 

Mikon,  12311.,  Herkunft  155,  Amazonenschlacht 
12911.,  Talosvase  und  fikorinische  Ciste  im  Ver- 
hältnis zu  M.   140,  und  Polygnot  140 

Milet,  Funde  in  44,  lyo 

Mithras,   Sta.  aus  Merida  378 

Mittelmeerkultur,  und  ältere  Steinzeit  5oSff. 

Mitylene,  Forschungen  in  128 

Mosaikdarstellungen,  aus  Laurion  121,  aus 
Althiburus  307,  aus  Pupput  J09,  aus  Thysdrus  J09, 
aus  Hadrumet  mit  Vergil  30g/.,  aus  Bougie  mit 
Hochzeit  des  Peleus  mit  der  Thetis  314,  aus  Ara- 
purias  363,  aus  Saragossa  368  ff. 

München,  Erwerbungen  der  Antikensammlungen  in 
453  ff. 

Münze,  von  Anchialos  121,  -n,  kyzikenische  158  ff., 
-funde,  in  Intercisa-Dunapentele  410,  in  Akalan 
417 f.,  in  der  Moldau  43J,  Erwerbungen  in  München 
473 

Muscheldekoration  als  Nischenabschluß,  Ver- 
breitung von  63  ff. 

Mykenai,  Funde  in  125,  -ische  Säule,  Form  und 
Herkunft  der  i  ff. 

Myron,   und  der  Kasseler  ApoUon  5 

Nachrufe  iiyff.,  443 f.,  446^, 

Naturwissenschaft,  und  Eschatologie,  bei  Piaton 
98  ff.,  105 

Nebuchadrezzar,  Stele  des  aus  Abu  Habbah  251  f., 
254 

Nekropolen,  punische  302 

Neleus,  Wesen  des  179,  188  f. 

Nereiden,  am  Nereidendenkmal  von  Xanthos  I23ff., 
Datierung  des  154,  -friese  und  Amazonenvasen  131 

Nida-Heddernheim,  Terrakottafragment  eines 
Dornauszieher-Mädchens  in  17  ff. 

Nike,  des  Paionios  124  f.,  Datierung  der  154  f., 
-balustrade,  Datierung  der  155 

Nikopolis,  Funde  in  128,  V.  mit  Skythendarstel- 
lung 285 

Nilschwelle,     Aristoteles'   Schrift    über  die  117  ff. 

Nordafrika,  Funde  in  297ff. 


Numantia,  Funde  in  344ff. 

Nymphäum,  in  Gortyn  I46f. 

Nymphenrel.,   in  Thasos  164,  in  Camaro  2oj/. 

Odeum,  in  Gortyn  145 f. 

Officina,  auf  Töpferstempeln  67/7. 

Olbia,  Ausgrabungen  in  23iff.,  Stadtanlage  von 
251  ff- 

Öleingießer,    Sta.  in  Kassel  23ff.,  28ff. 

Omphalos,   im  Apollontempel  von  Delphi  162 

Opfer,  für  Hekate  237,  Helios  215,  Poseidon  214, 
für  die  Toten  215,  die  Chthonioi  und  die  Toten 
249,  die  Winde  214,  an  sieben  Götter,  auf  In- 
schrift aus  Tunis  311 

Orchomenos,  Erforschung  von  isg 

Oreithyia,  Wesen  der  200 

Oropos,  Funde  in  122 

Orpheus,   Tod  des  auf  Vn.  26  ff. 

Ostia,   Funde  in  ig2f. 

Ostrakafunde,   athenische  95 

Otos,  und  Ephialtes  190  f. 

Oxford,   Erwerbungen  des  Museum  in  485 

Padua,   Grabfunde  in  174 

Pagasai,   Grabungen  bei  125 f. 

Paionios  123  ff.,  Nike  des  124  f.,  Datierung  154  f., 
Herkunft  des  155  f. 

Paläolithikura,  und  Mittelmeerkultur  508,  Alter 
des  5l3f- 

Palast,  des  Diokletian  in  Spalato  78,  Paläste  von 
Knossos  und  Phaistos  6 

Palladionraub,  durch  Diomedes,  auf  Oscillum  aus 
Thysdrus  J05 

Palmyra,   Zeit  der  Bauten  in  56 

Panathenäische  Preisamphora,  aus  dem  Kuban- 
gebiet 287 

Pandaros,   Bogen  des  io6f. 

Pantherin,  von  einem  Grabbezirk,  in  München  456 

Pantheusinschrif ten,   aus  Britannien  39g 

Panticapaeum,   Funde  in  2o6ff. 

Parmenides,   und  die  Erdkugeltheorie  109 

Pasikrata,  Kultbild  der  in  Pagasai  127 

Pegasos,  Abstammung  des  184,  Wesen  des  206  f. 

Pentheusbild,   in  Pompeji  175  f. 

Pergamenturkunden,    aus   dem  Arsakidenreiche 

45 
Pergamon,  Grabungen  in  JÖ'/ff. 
Perichthonios   190 
Periklymenos,  Wesen  des  180 
Perseus,   und  die  Gorgonen  183  f. 
Pfeifenfries,  in  Baalbek  78  ff. 
Pfeiler,  und  Säulen,  in  der  ägyptischen  Kunst  97 ff. 


533 


Register. 


534 


Pferd,  als  Erscheinungsform  des  Poseidon  i8i  ff., 
der  Demeter  i8i  ff.,  der  jröxvia  Jhjpiüv  182,  der 
Hekate  184,  des  Dämon  200  f.,  des  Töters  186  ff., 
des  Toten  214  ff.,  lichter  Gottheiten  2511,  im 
Besitz  des  Unterweltsgottes  181  ff.,  196,  197  f., 
des  Hades  186  ff.,  des  Echelos  186  f.,  des  Zeuxippos 
187  f.,  des  Neleus  188  f.,  des  Admetos  189,  des 
Erichthonios  189  ff.,  192,  des  Erechtheus  192,  des 
Laomedon  192  ff.,  im  Besitz  des  Toten  217  ff., 
Wesen  des  Pferds  im  Volksaberglauben  250,  im  grie- 
chischen Totenglaubeni  79ff.,  im  germanischen  2098., 
233  ff.,  im  indischen  251  ff.,  im  japanischen  255, 
Verbreitung  des  Pferds  in  Vorderasien  253  f.,  in 
Kreta  254,  in  mykenischer  Kultur  254,  in  prähisto- 
rischen Höhlen  Frankreichs  und  Spaniens  254,  32z, 
Pferd  auf  Stele  aus  Chrysapha  218,  auf  Grabreliefs 
2i8f.,  auf  altattischen  Grabstelen  218,  aufToten- 
mahlreliefs  2 19  f.,  auf  delischem  Akroterion  146,  200, 
auf  Pferdekopfamphoren  219,  221,  in  Gräbern  221, 
223,  auf  Vasen  221,  255,  285,  auf  Schale  in  Mün- 
chen 4y2,  auf  Funden  aus  Ssolocha  26gfl.,  282,  in 
Steingrab  im  Kubangebiet  2gi;  und  Welle  185, 
und  Wind  199  f.,  und  Schiff  185,  und  Quelle  185  f., 
in  Wettspielen  196  f.,  -opfer  an  Poseidon  214,  an 
die  Winde  214,  an  Tote  215;  Erion  181,  201  ff., 
Pegasos  184  f.,  206  f. 

Phäaken,   Wohnsitz  der  5off. 

»Phaidon«,  geographische  Anschauungen  im  plato- 
nischen 98  ff. 

Phaistos,   Baugeschichte  von  142 

Pheidias,   und  der  Kasseler  Apollon  7 

Phigalia,  Fries  von,  und  Malerei  137,  Tempel  von, 
Datierung  155,  -Skulpturen,  Stil  der  160 

Philolaos,  und  Piaton  100 

Phokaia,   Funde  in  173 

Plastik,   und  Malerei   124  f.,  175 

Piaton,  Esehatologie  und  Naturwissenschaft  im 
»Phaidon«  und  »Gorgias«  98,  im  »Timäus«  109  ff., 
und  Philolaos  100,  Mythos  von  den  Seelenrossen 
im  »Phaidros«  217 

Polygnot,   und  Mikon  140 

Polyklet,    Werke   des   in   der   Kasseler   Sammlung 

/S/7. 

Polyxena,  auf  klaz omenischem  Sk.  33  ff.,  35 
Pompeji,  Pomerium  von  194,  -anische  Bilder,  und 

etruskische  Urnen  175  f. 
Portugal,   Funde  in  387 ff. 
Poseidon,   Wesen  des   179,  und  Hades  179  ff.,  in 

Pferdegestalt    181  ff.,    Opfer    an    214,    -torso    aus 

Kyzikos  161  ff. 
Prähistorischer   Wohnplatz  in  VinSa  (Serbien) 

4^3ff- 


Prätorium,   in  Gortyn  147 

Priamos,  vor  Achill,  auf  Tonteller  ausThysdrus  306 

PriniÄ,  archaische  Tempel  in  Z45 

Prolcrustes,    und   Theseus,   auf   V.   in   Petersburg 

32ff.,  auf  »Tricoupi-Kylix«  37/f. 
Prytaneion,   in   Delphi  i64f. 
Pythagoras,   und  der  Kasseler  Apollo  5 

Rankenfries,   in   Baalbek  78  ff. 

Ravenna,   Funde  in  17g 

Reiter,  thrakische,  aus  Topalu  430,  aus  Nicolitel 
430,  -fries  am  Tempel  in  Priniä  145 

Reliefs,  mehsche  I07ff.,  und  Zusammenhang  mit 
Vasenmalerei  145,  Sanheribs  im  Brit.  Mus.  9,  15, 
Weihrel.  einer  Kybelepriesterin  in  Thasos  167, 
Grabrel.s  mit  Pferdedarstellungen  218  ff. 

Religionsgeschichte,    Quellen  der  mff. 

Rhodos,   Versuchsgrabungen  in  14g 

Rom,  und  Baalbek  37  ff.,  Arbeiten  über  i83ff., 
-ische  Reichskunst,  Entwicklung  der  37  ff. 

Roß,   s.   Pferd 

Rumänien,   Funde  in  42gff. 

Rußland,   Funde  in  205ß. 

Same,   prähistorische  Ansiedlung  in  128 
Sarapis-Orisis     mit    Harpokrates  und   Kerberos, 

Gruppe  aus  Gortyn  147,  -heiligtum,  in  Delos  J55/. 
Sardes,  Arbeiten  in  174 
Sardinien,   Funde  in  204 
Sarkophag,   klazomenischer,  mit  Darstellung  der 

Polyxena  33  ff.,  von  Melfi  64,  74,  76 
Satyrmaske,   in  München  464 
Säulen,  mykenische.  Form  und  Herkunft  der  i  ff., 

7,  aus  Holz  in  mykenischer  Zeit  5  ff.,  vom  Tempel 

in  Karnak  7,  -  und  Pfeiler,  in  ägyptischer  Kunst 

97fl- 

Schachtgräber,   in  Mykenai  125 

Schaftverjüngung,   an  mykenischen  Säulen  I  ff. 

Schlange,  auf  lakonischen  Stelen  224,  als  Er- 
scheinungsform des  Toten  224  f. 

Seele,  Erscheinungsformender, s.unt.  Tote,  -nklassen 
und  Aufenthaltsorte  der  Seelen  in  Platonischen 
Mythen  103,  105,  -nrosse,  im  Platonischen  Mythos 

217 

Semiten,  und  Etrusker  85 

Serbien,  Funde  in  4izff. 

Silberfunde,  in  Panticapaeum  206,  in  Taman  225, 
25g,  in  Ssolocha  26gff.,  im  Perraschen  Gouverne- 
ment 28g,  2gi,  im  Kubangebiet  2gi,  in  Bulgarien 
426 

Sirenen,  Wesen  der  239,  246,  250 

Sizilien,  Funde  in  200 ff. 


535 


Register, 


536 


Skedasos,  Töchter  des  214  f.,  239,  248 

Skiron,   Art  der  Darstellung  des  38 

Skulpturen,  aus  der  älteren  Steinzeit  508,  Erwer- 
bungen der  Münchener  Glyptothek  453fJ. 

Skylla,   Hündin  237 

Skythengräber,  im  Hügel  von  Ssolocha  281, 
-darstellungen  auf  Kül-oba-Vase  283,  auf  Nikopol- 
vase  285 

Skythes,  Vasenmaler  8yf]. 

Sockelreiter,   auf  altattischen   Stelen  218,  221  f. 

Sokrates,   Porträt  des  515 

Sonne,   in  Pferdegestalt  251 

Spanien,   Funde  in  3i6ß. 

Sphinx,  archaische,  aus  Hr.  bu  Gornine  30s,  auf 
Tymbos  eines  klazomenischen  Sk.s  33  ff.,  Dar- 
stellungen von  244  ff.,  Wesen  der  246 

Spiegel,  etruskische,  Namen  auf  82fj.,  Br.  aus 
Panticapaeum  213,  215,  Br.  aus  Olbia  23g 

Ssolocha,   Funde  im  Grabhügel  von  26off. 

Stammbaum,  der  troischen  Könige  193  ff.,  der 
sikyonischen  Herrscher  195 

Statius,  und  die  ky Wische  Thebais  205 f. 

Steinzeit,   Skulpturen  aus  der  $08 

Stelen,  aus  Pagasai  126 

Stempelzeichen,  gallischer  Töpfer  65/7- 

Stier,  farnesischer  174  ff. 

Stymphalos,  Topographie  von  lo^f. 

Symbol,  und  Erscheinungsform  223  f. 

Synagogen,  galiläische  95fj. 

Syrien,   Bautätigkeit  in  römischer  Zeit  in  56 

Talitha,  auf  etruskischem  Spiegel  83 

Talosvase,   und  Mikon  140 

Tanagrafiguren,  Erwerbungen  in  München  462 

Tänzerinnen,  dargestellt  in  prähistorischer  Höhle 
Spaniens  324,  326 

Tempel,  in  Ampuriasjöj/.,  der  Aphrodite  in  Aphro- 
disias,  Zeitbestimmung  71,  des  Hephaistos  in 
Athen  77,  des  Zeus  in  Baalbek  43  ff.,  des  Dionysos 
in  Baalbek  57  ff.,  des  Apollon  in  Chios  12g,  der 
Kabiren  in  Delos  154/.,  des  Sarapis  in  Delos  155 f., 
des  Apollon  in  Delphi  162/.,  in  öeras  56,  der 
ägyptischen  Götter  in  Gortyn  148,  in  Karnak  7, 
des  Apollo  Klarios  in  Kolophon  172,  in  Korf u  47, 48 f. , 
i3off.,  des  Poseidon  und  Ares  in  Nikopolis  128, 
Caesarentempel  in  Nimes  45,  der  Artemis  Meso- 
politis  in  Orchomenos  i6of.,  des  Jupiter  Capi- 
tolinus  in  Rom,  Längenmaße  75ff.,  archaischer  in 
Priniä  145,  in  Wroxeter  404 

Teppiche,  alsTürverschluß  in  kretischen  Palästen  14 

Terrakotten,  aus  Nida-Heddernheim,  ein  Dorn- 
auszieher-Mädchen  darstellend  17  ff.,  römische  in 


Germanien  17,  statuarische  Replik  des  Mars  Ultor- 
Bildes  in  einer  Kölner  T.  25,  -erwerbungen  in 
München  460/.,  -funde  in  Panticapaeum  217,  in 
Berezan  22g,  in  Olbia  238 f.,  von  Isla  Plana  JJ5;7., 
von  Ebusus  336ff.,  339ff;  von  Puig  d'es  MolinS 
33Sf. 

Terrasigillata-Fabriken  in  Montans  am  Tarn 
6iff. 

Thanatos,  befiederter,  auf  Lekythos  im  Britischen 
Museum  247 

Thasos,  Funde  in  i63ff. 

Theater,  in  Elis  138 ff.,  in  Delos  134,  in  Merida  37T, 
-Szenen  auf  pompejanischen  Gemälden  452 

Thebais,   kyklische  201,  205,  und  Statius  205 

Theben,   Funde  bei  124/. 

Thermenanlagen,  in  Trier  55ff. 

Theseus,  und  Prokrustes  auf  V.  in  Petersburg  32  ff., 
auf  »Tricoupi-Kylix«  37ff. 

Thessalien,  Funde  in  I25ff. 

Thrakerinnen,  mit  Küchengerät  bewaffnet,  auf 
Vn.  26  ff. 

Thrakischer  Reiter,  Funde  des  in  Rumänien  ^jo 

Tiberius,  Töpferei   des   in  Toulon-sur-Allier   21  f. 

Tierbilder,  auf  Felsbildern  von  Constantine  313, 
316,  auf  iberischen  Vn.  von  Numantia  34g,  351, 
in  prähistorischen  Höhlen  in  Spanien  320 ff.,  327  ff., 
s.  auch  unter  Opfer 

»Timäus«,  das  Erdbild  im  platonischen  109  ff. 

Tiryns,  Funde  in  43,  I33ff. 

Tomi,   Funde  in  435ff. 

Töpfereien,  in  Toulon-sur-Allier  21,  in  Montans 
am  Tarn  6iff.,  -namen,  in  Montans  64ff.,  -ofen, 
in  Tiryns  133/. 

Tote,  in  der  Erscheinungsform  des  Pferdes  214  ff., 
233  ff.,  mit  dem  Pferd  217  ff.,  512,  in  der  Erschei- 
nungsform des  Hundes  225,  238,  der  Schlange  225, 
des  Vogels  241  f.,  als  Ker  244  ff.,  und  chthonische 
Götter  249,   -nmahlreliefs,  mit  Pferdekopf  219  f. 

Töter,  mit  dem  Pferd  186  ff.,  als  Pferd  198  ff.,  mit 
dem  Hund  236  f.,  238,  als  Hynd  236  f.,  238,  als 
Raubvogel  239,  als  Ker  242  ff. 

Tragische  Szene,  auf  kampanischer  V.  92  ff.,  auf 
einer  V.  der  Ermitage  95 

Trierer    Kaiserpalast,  Ausgrabungen  im  54ff. 

Triumphbogen,   des  Caracalla,  in  Thasos  166 

Troische    Könige,    Stammbaum  der  193  ff. 

Tunis,  Funde  in  3ooff. 

Tymbos,  auf  klazomenischem  Sk.  331. 

Ungarn,   Funde  in  4o8ff. 

Unteritalische    Kunst,   Ursprünge  der  157 

Unterwelt,  in  platonischen  Mythen  103 


537 


Register. 


538 


Vagnonville,  V.  33  ff. 

Vasen,  apulische,  mit  Chrysippos-  und  Antigone- 
darstellung  168  ff.,  Vn.  mit  Darstellung  von  Or- 
pheus' Tod  26  ff.,  von  Aigisthos'  Ermordung  3off., 
V.  Vagnonville  33  ff.,  Vn.  mit  tragischer  Szene 
92  ff.,  95,  mit  Amazonendarstellungen  127  ff.,  mit 
der  stutengestalteten  Medusa  182  ff.,  in  Peters- 
burg, mit  Theseus  und  Prokrustes  32ff.,  »Tricoupi- 
Kylix«  in  Athen,  mit  Theseus  und  Prokrustes  37  ff., 
-funde  in  Panticapaeum  2oyff.,  2iy  /.,  auf  der 
Halbinsel  Taman  222 ff.,  in  Berezan  22g,  in  Olbia 
232  ff.,  257 ff.,  in  Ssolocha  267 ff.,  281  ff.,  im  Kuban- 
gebiet 2Ä7/.,  iberische  aus  Numantia  349ff.,  Er- 
werbungen des  Münchener  Museums  46g,  -maier 
Skythes  und  Epilykos  87ff. 

Veji,   Ausgrabungen  in  182 f. 

Venedig,  byzantinischer  Kaiserkopf  in  180 

Vergil,  Bild  des  auf  Mos.  von  Hadrumet,  und 
sonstige  Darstellungen  J09 

Vogelgestalten,  als  Erscheinungsform  des  Töters 
und  des  Toten  239  ff.,  247  f. 

Waffen,  der  Iberer  35//. 
Walkereien,   in  Timgad  314 


Wandmalereien,   in  Knossos  13,   griechische   aus 

Süd-Rußland  100 
Wasserleitung,    mykenische    bei    Theben    124/., 

athenische  42 
Widderopfer,  auf  Rel.  aus  Larymna  158 
Winde,  und  Pferde  199  f. 
Wolf,   als  Erscheinungsform  für  Töter  und  Toten 

238  f. 

Xanthos,    Nereidendenkmal    von    123  ff.,    Reliefs 

vom,  und  Stellung  zur  Malerei  126  ff. 
Xenvares,   Kapitell  des  11  f. 

Zeltpfosten,  assyrische  7,  -Stangen  und  Säulen 
8  f. 

Zeus,  im  Gigantenkampf  auf  Rel.  in  Korfu  46,  S3, 
Tempel  des,  in  Heliopolis  39,  43  ff.,  56,  Zeit  des 
56,  90,  in  öeraä  56,  -Zbelsourdos,  Weihinschriften 
an,  aus  Bulgarien  423 

Zeuxippe,  Wesen  der  195 

Zeuxippos,   Wesen  des  187  f. 

Zographospreis,  der  K.  Bayer.  Akad.  der  Wissen- 
schaften 57f. 

Zolltarif,  von  Lambäsis  314 


IL  INSCHRIFTENREGISTER. 

Die  Spaltenzahlen  des  Archäolosfischen  Anzeij^ers  sind  kurnv  gredruckt. 


Griechische  Inschriften:  aus  Athen  gi,  121,  aus 
Gortyn  147,  aus  Korfu  131,  aus  dem  euböischen 
Kyme  124,  aus  Thasos  163/.,  aus  Theben  125,  aus 
Thessalien  127,  aus  Bulgarien  422,  aus  Rußland 
(Ssolocha)  274ff.,  aus  Spanien  387 


Lateinische  Inschriften:  Töpferstempel  aus  Mon- 
tans  am  Tarn  64/7.,  Inschriften  aus  Algier  315I., 
Tunis  301  f.,  3ogff.,  Britannien  3gg,  403,  Bulgarien 
421  f.,  425,  Rumänien  433,  438,  442,  Spanien  357, 
379,  3S3ff;  3S6J. 


'AXxi(jia)(0{  xaXö?  '  Y^T.iyifOi  4g7 
'.'\vTi]X(iyo('j)  276 

'AVTISS^VCI    27s 

'A;i07i£t[8T)]s  xaXo;  'AXxifirfxW  497 
'ApiOT^a  IS' 
'ApTajxtTi  131 
AoxXY)7tt(58oTo;  147 
A)(eX(i)iou  124 

'k'fßXvii    122,    236 

BXäoio;  lii<ii-fft  122 
rä(?)  162 
Fa'Xe«  ijtotesev  4g6 
TEveäXiijv  422 
Arj|Ai^TpiO{  £jto(ei  379 


a)    Griechische    Inschriften. 
A7)(irjTpfo'j  121 

AtOV'JClfolJ    121 

AtosiSeo«  147 

%i<i  TÖ  Xoinöv  T(57rov  o6x  eij^opiev  iS7 

EiTeatoc  '21 

'J>Eu8spia  27s 

'EXeuaivfcu  '2' 

'EX7r([vtx]o{  xaX(5«  4gs 

'Eiti)(äpo{  497 

HcSTiaio;  xaX(i{  493 

'Epfi^i  220 

'EpiiKuv  273 

'Ep(u({    220 

E6xXe(8ou  434 


E6(uvu(;i^u);  '2' 

'H8Eta  AY)fii)Tpfo'j  E6tuvu[ji^u)«  8u- 

yaxTjp  '2' 
"HpäSoj  163 

'HpaxXEhou  'EXeusivi'o'j  y^vt^  '2' 
9eoi{  xaTa[)r8ovtoi{]  387 
Seois  (jeßaOTolt  (iEya'Xoit  Kaߣ(p(uv 

xal  7tai8t'  123 
9eö«  u'iWTos  134 
8Epi3iXoi«(?)  '66 
9Epa(Xo[xo{(?)  'OpSofi^vou  '66 
Hi^piuv  teoteSEV  4g3 
Kaߣt'pu)v  123 
KaXX(jntou  149 


539 


Register. 


540 


KaX(5{  49<> 

Nixd^Tjpio;  ^J^ 

OSXmov  4fz 

KEpaftttxoü  9/ 

Nosjixäc  'Hp«8o;  /öj 

nayaafrrjc  /^ö 

KXtjVo;  J02 

Nu(J.'^(ÜV   'A)(eXo)10'J    /^^ 

riävyapi  j-.?? 

Ko>.o'f(öv  ^y  £ri  SaXasOTj  772 

EevoxpaTEia    EüxXtfSo'j    Oi^ÖEv  8u- 

fkiixpciTa  I2J 

Aavt'xrj   Nixayclpoj  ö'JYd-njp  /^/ 

yäTTyp  ^54^ 

rio|jir(6a  123 

Mäxpov  :  ?Ypa(paEV  ^9J 

H^vcuv  Aiovuat'o'j  EixEaios  izi 

Opfaiio;  ETiEiEv  4gg 

Mäpxov  O'jXjtiov  rEVEC(Xr,v  Tpamvia 

OifjUEV  454 

ripuDtä;  nalixpixa  tüyi^v  127 

xal  AaxEäatfj.'Sviov  ^^^ 

üixo'jjjL^vio;    Au)3{8£0{     'AaxXryniiJ- 

nu)X(o)  joj> 

Mev((JxO'j  43^ 

5oTO{  AajjiTrpdxaTO?  147 

Tfxo'j  tPXaßt'oa  llofjLKKa  /^j 

MJevti;  'ApicJT^a  'ApT^jjitTi  131 

'OpbofjL^vou  i6b 

"Tffeia  ^^o 

NixaY<Ipo'->   '^' 

"Opo;  KEpapiEixoü  9/ 

OXaflfo'j  125 

N(xav3pos  4S4 

Oiivixtäva  j'(y7 

XEpoixpaxioäv  iraxpiuiaxäv  /j/ 

N(xTj  5/9 

b)    Lateinische    Inschriften. 


C.  Accius  Hedychrus  J7S 

Acutus  6S/f. 

Aegypto  J77 

Ainicisu(s)  74 

Alban(i)  66 

Alexandria  311 

Alypio  jS7 

Ammia  Boutea  38$ 

Amsagae  31$ 

Anthus  67 

M.  Antonius  M.  f.  422 

Aprio  422 

Aquae  Elete(n)ses  386 

Arniae  422 

Arrenti  43S 

Q.  Arvi  66 

Cn.  Ateius  6/,  72 

Augustus  433 

Aureliae  3H3 

L.  Aurelio(s)  ^4 

Aurelium  312 

Avili  7J 

Avitus  J79 

Balarus  J57 
Bargathe(s)  ^2 
Bavaritanorum  312 
Bilicatus  69 
Boethi  75 
Boutea  JÄ5 
Bure  312 

Caburiq  J57 

Cadavo  Caburiq  Balarus  J57 

Caelestis  31$ 


Caesar  Augustus  433 

Calidi  yo 

Capitu  66 

Carthago  301 

Castorius  314 

Chrestus  61 

Cirtensium  316 

Clari  66 

Tib(erium)   Cl(audium)  Firminum 

442 
Ti.   Claudius  Arrenti   f.    Quir.    Sa- 

turninus  438 
Col.  Julia  Concordia  Carthago  301 
C(olonia)    J(ulia)    H(adrumetina) 

302 
coloniae   VIII   Thuburbitanae   311 
Contouca  7^ 
Cornutus  66 
Crustumiae  Arniae  Aprio  ex  Thus- 

cia  422 
C.  Curius  Avitus  J79 

Diome(dis)  66 

D(is)  M(anibus)  Aur(eliae)  Pauli- 

nae  filiae  383 
Dominae  30g 

Eberobrigae  38$ 
Elete(n)ses  386 
Eppei  64 
Eros  6y 
Esieb(?)  21  f. 
Euhodus  ti 

P.  Farfinias  P.  f.  PoIIia  Severus  422 


Favor  Nävi  70 
Felicio  64 
Feli(cis)  66 
Firminum  442 
Font(ei)  62 
Fortunatus  67 
Fronto  feci  62 

Gamus  67 
Gummitani  311 
Gususi  312 

Hedychrus  378 

Ifru  Aug.   Sacr.  31^ 

Invicto  Deo  Mithrae  37S 

Invicto  sacrum  J79 

lothur  62 

lovi  Solutorio  384 

Q.   luni  Rustici  31$ 

Lepta  6^  .        ■ 

Mahes  61 

T.  Mallius  Fortunatus  6^ 

Mena  Avili  7J 

M]ercurio  425 

Mithrae  J7S 

municipium  Septimium  Aurelium 
Severianum  Antoninianum  Con- 
cordium  Frugiferum  Liberum 
Thibursicensium  Bure  312 

Munidi  Eberobrigae  Toudopalan- 
daigae  385 

Muxsi  312 


541 


Register. 


542 


naviculari  Gummitani  311 

naviculari  Turritani  311 

N.  Naevius  6y 

Nävi  70 

Nepos  64 

L.  Nigelio(s)  74 

Nigri  74 

Q.  Numerio  Q.  f.  Rufo  312 

Q.  Paconius  Q.  f.  Lepta  6$ 

pagus  Veneriensis  311 

deae  Pantheae  3<)g 

Paratus  fecit  74 

Parthicus  Imperator  474 

Patrimo  403 

Paulinae  383 

M.   Perenni  72,  500 

Pisa  500 

Pollia  422 

Q.  Pompeius  Serenus  67 

Prot!  Calidi  70 

Rhitus  Pisa  500 
Rufus  68,  312 


Rustici  62,  315 

statio  Sabratensium  311 

Sallustiani  316 

Saturninus  438 

Senecionis  66 

Senti  figuli  68 

Serenus  67 

M.  Servili  figuli  68 

Severianum  312 

Severus  422 

Seticnas  386 

Solutorio  3S4 

stipendiariei  pagorum  Muxsi,  Gu- 

susi,  Zeugei  312 
Surus  Nigri  74 

Ta(lenses)  311 
Tannonia  Valentina  422 
L.  Tarq(uini)  66 
L.  Tetius  Seticnas  386 
Thaenitanorum  312 
Thibursicensium  312 
Th(i)mabaensis  311 


Thuburbitanae  311 
Thuscia  422 
Thysdritanorum  312 
C.  Tigranei  63 
A.  Titi  figuli  Arretini  68 
L.  Tit(i)  66 
Titus  67 

Toudopalandaigae  38$ 
Turritani  311 

L.  Urbanus  66  f. 

Valentina  422 
Vectigal  Patrimo  403 
Veneriensis  311 
V.  Vibi  figuli  68 
Vibio(rum)  66 
Vitulus  Arreini  f.  384 

Xanthus  61,  70 

Zeugei  312 
Zoilus  6j,  70 


Archäoloj^scher  Anzeiger  1914. 


BIBLIOGRAPHIE 


ZUM 


JAHRBUCH  DES  KAISERLICH 
DEUTSCHEN  ARCHÄOLOGISCHEN  INSTITUTS 

1913 


BERLIN  W.  10 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  GEORG  REIMER 

1914 


I^f 


I 


I 
<5j 


BIBLIOGRAPHIE  FÜR  DAS  JAHR  1913. 

Die  vorliegende  archäologische  Bibliographie  findet  ihre  Ergänzung  in  der  von  der  Römisch- 
Germanischen  Kommission  in  deren  »Berichten«  herausgegebenen  Bibliographie.  Sie  übergeht  daher 
in  der  örtlichen  Übersicht  vollständig  die  Länder,  welche  dort  ausführlich  berücksichtigt  werden,  d.  h. 
Frankreich,  Belgien,  Holland,  Deutschland,  die  Schweiz,  Großbritannien,  Österreich  -  Ungarn  und  die 
Balkanländer.  SüdruOland  ist  soweit  aufgenommen,  als  es  dem  griechischen  Kulturgebiet  angehört. 
In  dem  systematischen  Teil  sind  die  genannten  Gebiete  soweit  berücksichtigt,  als  es  sich  um  Erscheinungen 
handelt,  deren  Gegenstand  sich  unmittelbar  unseren  Rubriken  einfügt  und  die  man  daher  mit  Recht  hier 
vermissen  würde.  Ein  Artikel  Über  die  Venus  von  Arles,  um  es  an  einem  Beispiel  klar  zu  machen, 
darf  natürlich  unter  den  Schriften  zur  griechischen  Skulptur  nicht  fehlen.  Wir  hoffen,  die  beiden 
Bibliographien  im  Laufe  der  Zeit  so  vervollkommnen  zu  können,  daß  sie  zu  einem  wirklich  brauchbaren, 
bequemen  Hülfsmittel  bei  der  Arbeit  werden '). 


I.  Allgemeines. 

BIBLIOGRAPHIE,  BERlCH  IE  ÜBER  VERSAMM- 
LUNGEN UND  KURSE,  GESAMMELTE  AUF- 
SÄTZE, GESCHICHTE  DER  ARCHÄOLOGIE, 
NEKROLOGE,  ARCHÄOLOGIE  IN  DER 
SCHULE,  AUKTIONEN. 

Altertumsberichte.    Oriental.  Literatur- 

ztg.  1912,  II— 12;  1913,  I— 12. 
Annuario    bibliograf ico   di   archeologia 

e  di  storia  dell'  arte  per  l'Italia  compilato 

da  F.  Gatti  e  F.  Pellati.     Anno  I,  191 1. 

Roma  1913.  4. 
Anthes,    Bericht  über  die  arch.  Tätigkeit 

der  Verbandsvereine  von  Ostern  191 1  bis 

Sommer    1912.       Korrbl.    Gesamtvereins 

1913,  3/4. 

Auktion  Galerie  Helbing  in  München  Mai 
1913.  Fayencen  — Porzellane.. .  .  Antiken 
aus  Privatbesitz  Nr.  i — 112,  dazu  Beilage: 
Sammlung  von  Antiken,  wieder  aus  Pri- 
vatbesitz, Nr.  586 — 691.   Mit  Taf.  u.  Abb. 

—  28. — 30.  Okt.  1913.  Katalog:  Antike  u. 
byzantinische  Kleinkunst  aus  ausländi- 
schem u.  Münchener  Besitz.  München 
1913.     65  S.  4°  (33  Taf.). 

Auktionskatalog  Gebr.  Egger.  Nr.  39: 
Griechische  u.  römische  Münzen.  Nr.  40: 
Sammlung  Theodor  Prowe,  Moskau.  Grie- 
chische Münzen.  Nr.  43:  Römische  Münzen. 
Sammlung  eines  bekannten  Wiener  Ama- 
teurs. Nr.  45 :  Griechische  u.  Rom. 
Münzen.     Wien  1912/13.     4°. 

— ,  Lair-Dubreuil,  Catalogue  des  antiquitds 
6gyptiennes,  grecques  et  romaines. . . . 
Paris  1913. 

')  Rezensionen  sind  kursiv  gedruckt;  die  jedesmal  vor  der  Rezension  angeführte  Schrift  ist,  wenn 
sie  in  der  vorliegenden  Bibliographie  zum  erstenmal  erscheint,  gerade  gedruckt,  wenn  sie  (in  abge- 
kürztem Zitat)  aus  einer  Bibliographie  der  Vorjahre  wiederholt  ist,  kursiv. 

Archüülogf.  Bibliographie.  I 


Oixovdjjio;   (F.  FI.),    Sn'jpßiuv    Ba'aiT)«.     'Ap/.  'Etp. 

1912  S.  126. 
Bates  (W.  N.),  Bibliography  of  archaeolo- 

gical    books    1912.       Am.     Journ.    arch. 

vol.  17,  S.  326—352. 
— ,  Archaeological  discussions.     Summaries 

of    original    articles    chiefly    in    current 

publications.     Am.  Journ.    arch.  vol.  16, 

1912,   S.  559—607  (5  Abb.)   u.  17,    1913, 

S.  267—325  (7  Abb.)  u.  521—582  (8  Abb.). 
• — •,  Archaeological  news.     Notes  on  recent 

excavations    a    discoveries;    other    news. 

Am.  Journ.  arch.  vol.   17,    S.  95 — 145    (7 

Abb.)  u.  429 — 469  (11  Abb.). 
Bericht  über  die  Tätigkeit  der  Rom. -Ger- 
manischen   Kommission    i.    J.    1910    (H. 

Dragendorff),   i.   J.    1911    (E.   Ritterling). 

Ber.  d.  röm.-germ.  Komm.  6,  1910 — -1911, 

S.   I — 2;  278 — 281. 
Kanzler  (R.),  Augusto   Bevignani.     Stud. 

romani.     Anno  i,  S.  207 — 210. 
Bibliographie    (archäologische).       Abge- 

geschlossen  am  i.  Nov.  1912.    Arch.  Anz. 

1912,  Sp.  637 — 706. 
Buren  (A.  W.  van),  The  American  Academy 

in  Rome  and  Classical  Studies  in  America. 

Class.  Journ.  9  S.  72^-93. 
A  catalogue  of  lantern  slides  in  the  libra- 

ry  of  the  societies  for  the  promotion  of 

hellenic  a.  roman  studies.  (Verf. :  John  f.  f. 

Baker-Penoyre).  Journ.  hell.  stud.  vol.  33, 

suppl.  S.  I — 162. 
Chase  (G.  H.),  Archaeology  1912.      Class. 

Journ.  9,  S.  53 — 60  u.  102 — iio. 
CoUignon    (M.),    L'inauguration    de    l'In- 


Bibliographie  1913  (I). 


stitut    fran^ais    de  Madrid.      Journ.   sav. 
1913,  S.  221—223. 

Kern  (O.),  Ernst  Curtius  und  Karl  Hu- 
mann. Deutsche  Litztg.  1913,  Nr.  19. 

Stai's  (V.),  H  ä"*  '  F.aX^oi  üjiEpTpiaxovTatTrj?  Späsi; 
TOJ  AafpTt'feW.  Festrede  ...  bei  der  Ein- 
weihung von  Wilh.  Dörpfelds  Büste. 
Ath.  Mitt.  38,  S.  I— VIII. 

Drueck  (Th.),  Die  vaterländ.  Altertums- 
kunde im  Gymnasialunterricht.  II.  Stutt- 
gart., Pr.,   1912. 

Durrieu,  Rapport  sur  les  travaux  exe- 
cut6s  DU  encourag^s  h  l'aide  des  arrörages 
de  la  fondation  Piot.  Acad.  Inscr. 
Compt.  rend.  1913,  S.  86—89. 

Essays  and  studies  presented  to  William 
Ridgeway    ...    on   his   sixtieth   birthday 
6.  August  1913.    Edited  by  E.  C.  Quiggin. 
Cambridge,  University  Press,  1913.   XXV, 
656  S.  8"  (15  sh.).      [Darin:  G.   F.  Hill, 
What   is    the    mint    of  Smyrna.?;    A.  W. 
Gomme,  The  ancient  name  of  Gla;'J.  E. 
Harrison,   Sophokles,   Ichneutae,    col.   IX 
1 — 7   and    the    Sptüjjisvov    of    Kyllene    and 
the  Satyrs  (6  Abb.) ;  F.  M.  Cornford,  The 
ir.ip/ai   and     the     Eleusinian    Mysteries; 
R.  M.  Dawkins,  A  re-cut  gem  from  Melos 
(i  Abb.);  P.  N.  Ure,  An  early  black  figure 
vase  from  Rhitsona  in  Boeotia  (2  Taf.); 
E.    M.   W.   Tillyard,    An    attic    lekythos 
from  Sicily  (i  Taf.,  I  Abb.);  W.  M.  Flin- 
ders  Petrie,  Some  royal  signets  (i  Taf.); 
O.  L.   Richmond,  The  temples  of  Divus 
Augustus    and    Apollo     Palatinus     upon 
Roman  coins  (i  Taf.,  I  Abb.);  C.  H.  Read, 
A   bactrian  winged  Hon   (l   Taf.);    R.   C. 
Bosanquet,  Some  axes  and  a  spear  (2  Taf., 
4  Abb.);   C.  Rendel  Harris,  The  Dioscuri 
in     Byzantium     a.     the    neighbourhood; 
G.    Elliot    Smith,    The    evolution    of    the 
rock-cut  tomb  a.  the  Dolmen  (14  Abb.)] 
Festgabe  für  Gerold  Meyer  von  Knonau. 
Zürich   1913.     XV,   501    S.  8".      [Darin: 
H.   Blümner,  Zu  den  griechischen  Hoch- 
zeitsbräuchen.    S.   1 — 12.] 
Kirchengeschichtliche  Festgabe,  Anton  de 
Waal  zum  goldenen  Priesterjubiläum  dar- 
gebracht.      [F.   J.   Luttor,   Die  Paulstür. 
Ein  Meisterwerk  d.  byzantin.  Kunst  a.  d. 
XI.  Jahrh.]     Rom.  Quartalschr.  Supplh. 
20. 
Festschrift    des     Münchener    Altertums- 
vereins z.    Erinnerung  an   das   50  jährige 
Jubiläum.    [Darin:  F.  Wolter,  Ägyptische 
Porträtkunst.]     München  1913.     (8  Taf., 
200  Abb.).     (20  M.) 
Festschrift  zur  Feier  des  fünfzigjährigen 
Bestehens  d.  K.  Altertümersammlung  in 


Stuttgart.  Stuttgart,  Deutsche  Verlags- 
anstalt, 1912.  165  S.  4».  (8  M.)  [Darin: 
Zur  Geschichte  der  Sammlung,  S.  3 — 38; 
P.  Goessler,  Das  Kastell  Risstissen  und 
seine  Bedeutung  f.  d.  röm.  Okkupations- 
geschichte Südwestdeutschlands.  S.  46 
— 55  (l  Taf.,  4  Abb.);  Knorr,  Die  neu- 
gefundenen Sigillaten  von  Risstissen, 
S.  56—64  (l  Taf.);  Hertlein,  Kastell  Opie- 
Oberdorf  bei  Bopfingen,  S.  65 — 73  (2  Taf.) ; 
Paret,  Römischer  Gutshof  mit  Bad  bei 
Enzberg,  S.  74 — 77  (3  Abb.);  Sontheimer, 
Ein  römischer  Augenarztstempel  aus  Rott- 
weil, S.  78—84  (I  Abb.).]  Rez.:  Woch.  kl. 
Phil.  igi3,  Nr.  2g  (Ph.  Fabia) ;  Beil.  ph. 
Woch.  1914,  2   (E.  Anthes). 

Fitz  Hugh  (Thomas),  The  archaeological 
Institute  in  our  national  life.  Founding 
of  the  Richmond  Society.  University  of 
Virginia,  Anderson  Brothers,  1912.  7  S.  8". 

Furtwängler  (Ad.),  Kleine  Schriften.  Hrsg. 
v.  Joh.  Sieveking  u.  L.  Curtius.  Bd.  2. 
München,  0.  Beck,  1913,  3  Bl.,  532  S. 
8»  (30  Taf.,  158  Abb.).  (24  M.).  Rez.: 
Lit.  Zentbl.  1913,  36  (H.  Ostern) ;  Berl.  ph. 
Woch.  1913,  Nr.  4g  (B.  Sauer). 

Carcopino  (J.),  Paul  Gauckler  et  les  fouilles 
de   Rome.      Rev.   synth^se   hist.   T.    26, 

S.  353—355- 
Perrot  (G.),  Paul  Fred6ric  Gauckler.   Paris 

1913- 
Archäologische     Gesellschaft    zu    Berlin. 
Sitzung  vom  5.  Nov.   1912.     Arch.  Anz. 

1912,  Sp.  613 — 633    (i  Abb.);    Woch.  kl. 
Phil.   1913,  7;   Berl.  ph.  Woch.   1912,   52. 

— ,.  Sitzung  v.  9.  Dez.   1912.     72.  Winckel- 

mannsfest.   Woch.  kl.  Phil.  1913,  II;  Berl. 

ph.  Woch.   1913,   II. 
— ,  Sitzung  V.  9.  Dez.  1912,  7.  Jan.,  4.  Febr. 

u.   4.     März    1913.       Arch.     Anz.     1913, 

Sp.  28—46. 
— ,  Sitzung  V.  7.  Jan.  1913.   Berl.  ph.  Woch. 

1913,  Nr.  19/20;   Woch.    kl.    Phil.    1913, 

17- 
— ,  Sitzung   V.    4.    Febr.    1913.     Woch.   kl. 

Phil.  1913,  19;  Berl.  ph.  Woch.  1913,  21. 
— ,  Sitzung  V.  4.  März  1913.   Berl.  ph.  Woch. 

1913,  Nr.  42—43;  Woch.  kl.  Phil.   1913, 

38. 
— ,  Sitzung  V.  I.  April  1913.  Berl.  ph.  Woch. 

1913,   Nr.  46;  Woch.  kl.  Phil.    1913,  44. 
— ,  April -Mai -Juni -Sitzung    1913.       Arch. 

An-.  1913,  Sp.  62—88  (4  Abb.). 
— ,  Sitzung  V.  I.  Juli;  v.  4.  Nov.  Arch.  Anz. 

1913,  Sp.  392—394  u.  Sp.  473—477- 
Gymnasialunterricht    und    Archäologie 

1912,    1913.     Arch.    Anz.    1912,    Sp.  633 

—636  u.  1913,  Sp.  479—482. 


Bibliographie   1913  (1). 


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Weidmann,   1913.   IX,  loii  S.  8".   (30  M.) 

Höber  (F.),  August  Kalkmanns  nachge- 
lassenes Werk.  Ztg.  f.  Lit.,  Kunst  u. 
Wiss.  Beilage  des  Hamburger  Corresp. 
1912,  Nr.  22/23. 

Quilling  (F.),  Louis  Jacobi.  Saalburg  1913. 

Otto  Jahn  in  seinen  Briefen.  Mit  einem 
Bilde  seines  Lebens  von  Ad.  Michaelis. 
Hrsg.  V.  E.  Petersen.  Leipzig- Berlin, 
B.  G.  Teubner,  191 3.  IV,  237  S.  8» 
(I  Portr."!.  Rez.:  N.  Jahrb.  kl.  Alt.  Jg.  16, 
S.  370—372  (H.  Peter). 

Koepp  (Fr.),  Zum  Gedächtnis  Otto  Jahns. 
Sokrates  2,  S.  65 — 74- 

Jahresbericht  des  Kais.  Deutschen  Arch. 
Instituts  (H.  Dragendorff).  Jahrb.  Arch. 
Inst.  Bd.  28,  H.  3,  Beilage,  S.  I—  XIX 
u.  Sitzber.  preuß.  Ak.  191 3,   S.  668—672. 

Schrader  (H.),  R.  Kekule  von  Stradonitz. 
Geb.  6.  März  1839,  gest.  22.  März  1911. 
Jahresb.  Fort.  d.  kl.  Alt.  Jg.  41,  S.  I— 40. 

Kirsch  (J.  P.),  Anzeiger  f.  christl.  Archäo- 
logie   Nr.    31 — 35.       Rom.    Quartalschr. 

Jg.  26,  s.  51—59;  109— 115;  197—210; 

Jg.  27,   S.  82—91;   141—149- 
Der  3.  internationale  archäologische   Kon- 
greß in  Rom.   Kunstchronik  N.  F.  Jg.  24, 

Nr.  6. 
III.  Congresso  archeologico  internazionale, 

Roma  1912.  Bollettino  riassuntivo.  Roma, 

Calzone,   1912.     125  S.  4°. 
Cagnat    (R.),    Le    Congr^s    international 

d'archöologie  classique  de  Rome.     Journ. 

Sav.   1913,  S.  35—43- 
Hampel  (J.),  Der  III.  internationale  archäol. 

Kongreß  zu  Rom.    Arch.  Ertesitö  1912, 

s.  385—392. 

Rostowzew  (M.),  Der  dritte  internationale 
archäologische  Kongreß  in  Rom.  Zürn. 
Min.  narod.  prosv.   Bd.  42,   S.   105  ff. 

Alphandery  (P.),  Le  IVe  Congrfes  inter- 
national d'histoire  des  religions  h  Leyde. 
Rev.  bist,  des  relig.   T.  66,    S.  233—252. 

Pestalozza  (U.),  II  IV  congresso  inter- 
nazionale d'istoria  delle  rehgioni  in  Leida. 
R.  Istit.  Lombardo.  Rendic.  Vol.  45, 
S.  984—996. 

Mochi  (A.),  II  primo  congresso  d'etnografia 
Italiana.     Lares.     Vol.  1. 

Göteborgs  Högskolas  Kurs  i  Rom  1909. 
Redogörelse  af  Ledaren  och  vetenskapliga 
Uppsatser  af  Deltagarne.  Vilh.  Lund- 
ström,  Redogörelse,  S.  I — XXI;  E.  Eng- 
ström, Kommentar  tili  den  romerska  Regi- 
onskatalogen, S.  I — 76;  A.  W.  Persson, 
Ndgra  studier  i  romerska  lerlampor,  S.  77 
— 92;   G.   C.   Tingdal,   H.   Armini,    J.   P. 


Boström  och  Sophie  Carlander,  Nyför- 
värfvade  latinska  Inskrifter,  S.  93 — 108; 
Miscellanea.  S.  109 — 114.  Göteborgs 
Högskolas  Arsskrift  Bd.   16,   1910. 

Lacau  (P.),  Note  sur  les  travaux  de  l'In- 
stitut  frangais  d'arch^ologie  du  Caire.  Ac. 
Inscr.  Compt.    rend.    1913,    S.   517 — 524. 

Lange  (Jul.),  Ausgewählte  Schriften.  Hrsg. 
V.  G.  Brandes  u.  P.  Köbke.  Übers,  v. 
Ida  Anders.  Bd.  2.  Straßburg,  J.  H.  E. 
Heitz,  1912.  VIII,  209,  23  S.  8»  (77  Abb.). 
(M.  20.) 

Otto   Lüders  f.     Arch.  Anz.   1912,  4. 

Karo  (G.),  Otto  Lüders.  Athen.  Mitt. 
Bd.  37,  H.  3/4- 

Marguillier  (Ä.),  Bibliographie  des  ouvra- 
ges  publi^s  en  France  et  ä  l'fitranger  sur 
les  beaux-arts  et  la  curiosit^.  1912,  II. 
1913,  I,  II.  Gazette  des  beaux-arts  1912, 
d^c.  u.   1913,  juin  und  d6c. 

Mau  (A.),  Katalog  der  Bibliothek  des  K. 
Deutschen  Arch.  Instituts  in  Rom.  Bd.  I, 
Hälfte  I.  Neu  bearb.  v.  E.  v.  Mercklin. 
Rom,  Loescher,  1913.  XVIII,  758  S. 
(4  M.) 

General  meeting  of  the  archaeological 
Institute  of  America.  Dec.  27 — 30,  191 2. 
Am.  Journ.  arch.  N.  S.  vol.  17,  S.  81 — 94. 

M61anges  Cagnat.  Recueil  de  memoires 
concernant  l'^pigraphie  et  les  antiquit^s 
romaines.  Dedi6  par  ses  anciens  ^Ifeves 
du  College  de  France  ä  M.  Ren6  Cagnat 
k  l'occasion  du  25=  anniversaire  de  sa 
nomination  comme  professeur  au  College 
de  France.  Paris,  Leroux,  1912.  452  S.  8". 

M^laffges  HoUeaux.  Recueil  de  memoires 
concernant  l'antiquit^  grecque.  Paris, 
Picard,  1913.  314  S.  8».  (13  Taf.)  [Darin: 
Ch.  Avezou  et  Picard,  La  palestre 
et  le  mur  de  Triarius  k  D^los.  — 
J.  Berchmans,  Iw-iozioL  Ipya.  —  G.  Blum, 
La  d^esse  en  char  de  l'Acropole.  —  E.  Ca- 
vaignac,  Une  question  de  m6thode.  — 
F.  Courby,  L'autel  de  cornes  ä  D^los.  — 
Ch.  Dugas,  Les  vases  d'fir^trie.  —  H.  Gr6- 
goire,  Les  chr^tiens  et  l'oracle  de  Didymes. 

—  J.  Hatzfeld,  Esclaves  Italiens  en  Gröce. 

—  G.  Lefebvre,  Le  dernier  d^cret  des 
Lagides.  — -  G.  Leroux,  Les  eglises  syri- 
ennes  ä  portes  laterales  et  le  »Testamentum 
Domini«.  —  F.  Mayence,  Fragments  de 
loutrophores  attiques  ä  sujets  fun^raires. 
— •  G.  Nicole,  Ün  nouveau  catalogue 
d'ocuvres  d'art  conservees  ä  Rome  ä  l'öpo- 
que  imperiale.  —  J.  Paris,  Une  nouvelle 
collection  rhodienne  de  timbres  amphori- 
ques.  —  Ch.  Picard,  La  ird-rvia  taipiov  de 
Colophon.  —  A.  Plassart,  La  synagogue 


Bibliographie  1913  (I). 


8 


juive  de  D6Ios.  —  F.  Poulsen,  T6te  de 
prStre  d'Isis  trouv6e  k  Äthanes.  —  G. 
Poulsen,  Note  sur  la  couverture  du  sanc- 
tuaire  dit  »des  taureaux«  ä  D6I0S.  — 
A.  Reinach,  Nik^ratos  d' Äthanes  et  les 
d6buts  de  la  sculpture  pergam^nienne.  — 
S.  Risom,  Le  si^ge  du  pretre  de  Dionysos 
fileuth^reus,  au  th6ätre  d' Äthanes.  — 
P.  Roussel,  Reglements  rituels.  —  E. 
Schulhof,  Quelques  questions  de  Chrono- 
logie d^lienne.  —  R.  Vallois,  Les  i:(vax£? 
d^liens.  —  W.  VoUgraff,  A  propos  du 
fronton  oriental  du  temple  de  Zeus  ä 
Olympie.] 
Adolf  Michaelis.  Zum  Gedächtnis.  Die 
wissenschaftl.  Gesellschaft  in  Straßburg. 
Straßburg,  K.  J.  Trübner,  191 3.  55  S.  8» 
(2  Portr.).  (2,40  M.) 
Pfister  (Fr.),  Aus  Arthur  Milchhoefers 
wissenschaftl.  Nachlaß.  Woch.  kl.  Phil. 
1913,  10. 
— ,  A.  Milchhöfers  Nachlaß  zur  antiken 

Religion.     Arch.  Rel.  17,  S.  331—333- 
Minnesskrift  utgifven  af  filologiska  sam- 
fundet  i  Göteborg.    [Darin:  E.  Engström, 
Tvä    nyfunna    latinska    grafskrifter;     E. 
Pontdn,  Tvänne  romerska  inskrifter.]   Gö- 
teborg Högskolas  Ärsskrift  Bd.  16,  1910. 
Mommsen    (Th.),    Gesammelte    Schriften. 
Bd.  8:  Epigraphische  u.  numismat.  Schrif- 
ten Bd.  I.   Berlin,  Weidmannsche  Buchh., 
1913.    X,  626  S.  8».     (18  M.) 
Espörandieu    (E.),    Robert   Mowat.      Rev. 

6pigr.  I,  S.  91—94  (i  Abb.). 
Müller  (Walt.),  Bibliographie  zur  römisch- 
germanischen   Forschung  f.  d.  J.  1910  u. 
191 1.       Ber.    d.    röm.-germ.    Komm.    6, 
1910/11,  S.  182 — 277. 
George  Nie  mann.      Jahresh.    Ö.   A.    Inst. 

Bd.  14,  Beibl.,  Sp.  197—198. 
Nouvelles    arch6ologiques    et    correspon- 
dance.    Rev.  arch.  1912,   II,  S.  422 — ^434; 
1913,  II,  S.  401— 422. 
Opuscula    archaeologica    Oscari    Montelio 
septuagenario     dicata    d.     9.    m.     sept. 
a.    1913.     Holmiae,    Haeggstroem,    1913. 
451  S.  4''- 
Parpagliolo  (Luigi),  Codice  delle  antichitä 
e  degli  oggetti  di  arte.    Raccolta  di  leggi, 
decreti    .  . .    rel.    alla    conservazione    dei 
monumenti  e  degli  oggetti  di  antichitä. 
Vol.    I,   2.      Roma,   Loescher,    1913.      8". 
(12  1.) 
Philologenversammlung.   1913  in  Mar- 
burg a.  d.  Lahn.    (Fimmen.)    Arch.  Anz. 

1913,  Sp.  478—479- 

ripoiiEfxTtT^pia.      Sammelschrift    zu    Ehren 
von  E.  R.  von  Stern,  hrsg.  von  der  Kais. 


Odessaer  Gesellschaft  für  Geschichte  und 
Altertümer  (zugleich  Bd.  XXX  der  Zapis- 
ki).  [Darin:  S.  Shebelew,  Die  Bronze  von 
Etschmiadzin ;  A.  Berthier-Delagarde, 
Neue  Münzen  der  taurischen  Städte; 
B.  Turaiew,  Beschreibung  der  ägyptischen 
Abteilung  des  Odessaer  Museums;  B. 
Pharmakowsky,  Bruchstücke  einer  Satyr- 
statuette aus  Kertsch;  E.  Pridik,  Zwei 
Silberrhyta  der  Kais.  Ermitage.] 

Prou  (Maur.),  Rapport  sur  les  travaux  des 
^coles  frangaises  d'Athönes  et  de  Rome  en 
191 1 — 12;  en  1912 — 1913.  Ac.  Insc. 
Compt.  rend.  1912,  S.  647 — 671;  1913, 
S.  687—706. 

Julies  (A.),  Otto  Puchstein.  Biograph. 
Jahrb.  f.  d.  Altertumswiss.  Jg.  35,  S.  192 
— 211.  =  Jahresb.  Fort.  d.  klass.  Alter- 
tumsw.   191 3,  6/9. 

Rein  ach  (S.),  Courrier  de  l'art  antique. 
Gaz.  des  beaux  arts  1913,  f^vrier,  S.  161 
— 172  (13  Abb.). 

Reisch  (E.),  Bericht  über  die  Jahresver- 
sammlung des  Österr.  Archäolog.  Instituts 

191 1.  Jahresh.  ö.  A.  Inst.  Bd.  14,  Beibl., 

Sp.  77—96. 

Annual  Report  of  the  managing  Committee 
of  the  American  School  of  classical  studies 
at  Athens,  in  Rome. . .  Bull.  arch.  Inst,  of 
America  vol.  3,  S.  216 — 248  (i  Taf.). 

Chevalier  (U.),  Notice  sur  la  vie  et  les  tra- 
vaux de  M.  Edm.  Saglio.  Ac.  Inscr. 
Compt.  rend.  1913,  S.  161 — 197. 

Studniczka  (Fr.),  Zur  Erinnerung  an  Theo- 
dor Schreiber.  Ber.  Verh.  d.  K.  S. 
Ges.  Phil. -bist.  Kl.  191 2,  S.  187 — 200 
(I  Taf.). 

Le  Service  des  antiquit^s  de  l'Egypte  en 
1912 — 1913.    Journ.  sav.  1913,  S.  512 — 

513- 

K.  Deutsches  Arch.  Institut  in  Athen. 
Sitzungsprotokolle.  12.  Febr.  1913. 
G.  Karo:  Jahresbericht.  —  H.  Koch,  Die 
Bronzestatue  von  Barletta.  —  D.  Fimmen, 
Minoische  Gesandtschaften  in  Ägypten. 
Athen.  Mitt.  Bd.  38,  S.  94 — 95  u.  191  — 
192. 

Steiner  (P.),  13.  Hauptversammlung  des 
südwestdeutschen  Verbandes  für  Alter- 
tumsforschung.      Röm.-german.    Korrbl. 

1912,  S.  92 — 96. 

Die  Tagung  der  Deutschen  Gesellschaft  für 
Vorgeschichte  in  Dortmund.  Korrbl.  d. 
Gesamtver.  Geschichts-  u.  Altertums- 
vereine 1912,  Sp.  382 — 385. 

Dritte  gemeinsame  Tagung  des  Nordwest- 
deutschen (9.)  u.  des  Südwestdeutschen 
Verbandes    (14.)    für   Altertumsforschung 


Bibliographie   1913   (I;  II  A   i,  2). 


10 


vom  26. — 28.  März  in  Göttingen.  Röm.- 
germ.  Korrbl.  1913,  S.  43 — 18. 

Usener  (H.),  Kleine  Schriften.  Bd.  2: 
Arbeiten  z.  lat.  Sprache  u.  Literatur. 
Bd.  3:  Arbeiten  z.  griech.  Literatur- 
geschichte, Geschichte  d.  Wissenschaften, 
Epigraphik,  Chronologie.  Bd.  4:  Arbeiten 
zur  Religionsgeschichte.  Berlin  u.  Leip- 
zig, Teubner,  1913/14.  2  Bl.,  382  S.;  V, 
546  S.;  VII,  516  S.  8»  (Bd.  2  u.  4  15  M., 
24  M.).  Rez.:  D.  Litztg.  igi3,  32  (W. 
Aly). 

Dante  Vaglieri.  Boll.  Assoc.  arch.  Rom. 
Anno  3,  12  u.  4,  i  (F.  Tambroni  u.  G. 
Calza). 

Körte  (A.),  Ulrich  von  Wilamowitz -Möl - 
lendorff.  Intern.  Monatsschr.  1913, 
Mai. 

Perrot  (G.),  Un  hell^niste  allemand.  Ulrich 
vonWilamowitz-Moellen'dorff.  Journ. 
sav.   1913,  Nr.  9/10. 

Meßl^nyi  (Rieh.),  Aus  Joh.  Jac.  Winckel- 
manns  Briefen.  Berlin,  B.  Behrs  Verl., 
1913.  Bd.  I,  186  S.  8°.     (3,50  M.) 

Ariovist,  Winckelmann  in  französischer 
Beleuchtung.  Berl.  ph.  Woch.  1913, 
Nr.  13. 

Hamann  (R.),  Winckelmann  und  die 
kanonische  Auffassung  der  antiken  Kunst. 
Internat.  Monatsschr.  19 13,  Sp.  11 83 — 
1208. 

Pater  (Walt.),  Winckelmann.  (Gowans's 
Internat.  Library,  Nr.  42)  London,  Go- 
wans  &  Gray,  191 2.     (6  d.) 

Deherain  (H.),  La  correspondance  archeolo- 
gique  du  baron  Jean  de  Witte  conservöe 
ä  la  Bibliotheque  de  1' Institut.  Journ. 
sav.  1913,  Nr.  8—10. 

S^via.  Hommage  international  ä  l'Universite 
Nationale  de  Grece  ä  l'occasion  du  soi- 
xante-quinzifeme  anniversaire  de  sa  fon- 
dation  (1837 — 1912).  Äthanes,  Hestia, 
1912.  XII,  411  S.  8».  [Darin:  E.  A. 
Gardner,  The  new  evidcnce  as  to  Phidias 
and  the  sculptures  of  the  Parthenon; 
R.  Vallois,  Les  colonnes  de  Megaclfes;  A. 
Schober,  'A(itpoTi'?e{ ;  Ch.  Picard,  8eoi 
liticpavEi;;  P.  Roussel,  Notes  d'epigraphie 
attique;  Ch.  Dugas,  Plat  »melien«  trouv^ 
ä  D^los;  G.  Kazarow,  Zum  Kultus  des 
thrakischen  Reiters  in  Bulgarien;  L. 
Stouff,  Note  sur  deux  inscriptions  grec- 
ques;  A.  Heisenberg,  Die  alten  Mosaiken 
der  Apostelkirche  u.  der  Hagia  Sophia; 
L.  Brehier,  A  propos  d'un  basrelief  by- 
zantin  d'Athenes.] 

Welcker  (Fr.  G.),  Zoegas  Leben.  Tl.  2 
s.  III  A:  Klassiker  der  Archäol.  Bd.  4. 


II.  ÖRTLICHE  ÜBERSICHT. 

A.  ARCHÄOLOG.  ORTSKUNDE. 
I.    Allgemeines. 

Cagnat  (R.),   A  travers  le  monde  romain. 

Paris,    Fontemoing,    1913.       300    S.    8». 

(3,50  fr.) 
Hekler   (A.),    Archäologische   Forschungen 

im  Ausland.    Arch.  Krt.  1912,  S.  67 — 79. 
Kiepert,    Formae  orbis  antiqui.      XXIV: 

Germania  altero  p.  Chr.  n.  saeculo.   XXV: 

Gallia  II  et  III  p.  Chr.  n.  saeculo.    Berlin, 

D.  Reimer,   19 13/14. 
Lehmann-Haupt  (C.  Fr.),  Der  alte  Orient 

und     seine     Beziehungen     zum    Westen. 

Grenzboten  191 3,  Nr.  46. 
Mot    (J.    de),    Les    formes    primitives    de 

l'habitation  en  Gröce  et  en  Italic.     Bull. 

Soc.  anthrop.  Bruxelles.  32. 
Schuchhardt   (C),   Westeuropa  als   alter 

Kulturkreis.      Sitzber.   preuß.   Ak.    1913, 

S.  734—765  (19  Abb.). 
Wilke   (Gg.),    Kulturbeziehungen  zwischen 

Indien,   Orient  und   Europa  (=Mannus- 

Bibliothek  Nr.  10).  Würzburg,  Kabitzsch, 

1913.     276  S.  8»  (217  Abb.).     (12  M.) 
— ,   Südwesteuropäische    Megalithkultur    u. 

ihre  Beziehungen  zum  Orient.  ( =  Mannus- 

Bibliothek  Nr.  7).    Würzburg,  Kabitzsch, 

1912.  VI,  181  S.  8»  (141  Abb.).     (7,50  M.) 


2.  Orient  und  Ägypten. 

Abu  Simbel  —  Roeder  (G.),  Namensunter- 
schriften von  Künstlern  unter  Tempel- 
reliefs in  Abu  Simbel.  Ztschr.  äg.  Sprache 
Bd.  50,  S.  76—78  (2  Abb.). 

Abydos  —  Ausgrabungen  des  Egypt  Explo- 
ration Fund  zu  Abydos.  Kunstchronik 
Jg.  25,  Nr.  27. 

Garstang  (John),  Note  on  a  vase  of 
Minoan  fabric  from  Abydos  (Egypt.). 
Annais  arch.  a.  anthr.  vol.  5,  S.  107 — 
III   (2  Taf.). 

Naville  (Ed.),  Abydos.  Rev.  arch.  191 2, 
II,  S.  281—284. 

Naville  (E.)  u.  Pect  (T.  E.),  Excavations 
of  Abydos.  Egypt.  Explor.  Fund.  Arch. 
Report  1911— 1912,  S.  i — 9  (7  Taf.). 

Ägypten  —  Ausgrabungen  des  New  Yor- 
ker Metropolitan  Museums  in  Ägypten. 
Kunstchronik  Jg.  25,  26. 

Arch.  Funde.  Ägypten  191 1 — 1912. 
(C.  C.  Edgar).  Arch.  Anz.   191 3,  Sp.  235 

—239- 

Biedermann  (Erh.),  Studien  zur  ägypt. 

.  Verwaltungsgeschichte  in  ptolemäisch-rö- 


1 1 


Bibliographie  1913  (II  A  a). 


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1913- 

Bissing    (Fr.   W.   v.),    Die   Kultur   des 

alten  Ägyptens.  (=  Wissenschaft  u.  Bil- 
dung 121.)  Leipzig,  Quelle  &  Meyer,  1913. 
VIII,  87  S.  8»  (58.  Abb.)  Rez.:  Rev.  crit. 
191 3,  ^7   (G.  Maspero). 

— ,  Ägyptische  Bronze-  u.  Kupferfiguren 
des  mittleren  Reichs.  Athen.  Mitt.  18, 
S.    239—262  (3Taf.,   10  Abb.). 

Burchardt  (Max),  Zwei  Bronzeschwer- 
ter aus  Ägypten.  Ztschr.  äg.  Sprache 
Bd.  50,  S.  61—63  (i  Taf.,  2  Abb.). 

Clarke  (Somers),  Christian  antiquities 
in  the  Nile  Valley.  A  contribution  towards 
the  study  of  the  ancient  churches.  With 
maps  and  plans.  Oxford,  Clarendon  Press, 
1912.     234  S.  4". 

Cohen  (D.),  De  magistratibus  Aegyptiis 
externas  Lagidarum  provincias  admini- 
strantibus.  s'Gravenhage,  Levisson,  1913. 
XII,   1148.  8». 

Denkmäler  aus  Ägypten  und  Äthiopien. 
Hrsg.  u.  erl.  von  R.  Lepsius.  Text  hrsg.  v. 
Ed.  Naville.  Bd.  5:  Nubien,  Hammamat, 
Sinai,  Svrien  u.  europäische  Museen,  bearb. 
v.  W.  Wreszinski.  VIII,  397  S.  4».  Er- 
gänzbd.  Hrsg.  v.  Ed.  Naville,  bearb.  v. 
K.  Sethe.  Lfg.  4,  Taf.  49 — 63.  2".  Leip- 
zig, Hinrichs,  191 3.     (Zus.  70  M.) 

I.  Egypt  Exploration  Fund.  A.  Ex- 
cavations  at  Abydos  (E.  Naville).  B.  The 
archaeological  survey  (A.  M.  Blackman). 
C.  Graeco-Roman  Branch  (J.  de  M.  John- 
son). II.  Progress  of  egyptology.  A.  Ar- 
chaeology,  hieroglyphic  studies  (F.  LI. 
Griffith).  B.  Graeco-Roman  Egypt  (F.  G.' 
Kenyon).  C.  Christian  Egypt.  (S.  Gaselee). 
Egypt.  Explor.  Fund.  Arch.  Report  1911 
— 1912,  S.   1—79  (8  Taf.). 

Fimmen(D.),  Minoische Gesandtschaften 
in  Ägypten.  Athen.  Mitt.  Bd.  38,  S.  191 
— 192. 

Hohlwein  (Nie),  L'tgypte  romaine. 
Recueil  des  termes  techniques  rel.  atix 
institutions  polit.  et  administratives  de 
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Cl.  des  lettres.  M^moires.  Coli,  in  8».  Ser.  2, 
T.  8,  fasc.  2. 

J^quier  (Gust.),  D^coration  egyptienne, 
plafonds  et  frises  v^g^talcs  du  nouvel 
empire  th^bain.  Paris,  Librairie  centrale 
d'art  et  d'architecture,  191 3.  28  S. 
(40  Taf.).  Rez.:  Orient.  Lüztg.  igij,  3 
(W.  Wreszinski). 

— ,  Histoire  de  la  civilisation  Egyptienne 
des  origines  ä  la  conquete  d'Alexandre. 
Paris,    Payot  &   Co.,    1913.      330  S.   8" 


(265  Abb.).  Rez.:  D.  Litztg.  1914,  12 
(N.  Reich). 

Kaufmann  (C.  M.),  Ägyptische  Terra- 
kotten der  griechisch-römischen  und  kop- 
tischen Epoche  vorzugsweise  aus  der  Oase 
El-Faijüm.  (Frankfurter  Sammlung.)  Le 
Caire,  Diemer,  1913.  138  S.  8"  (700  Abb.). 
(12  M.) 

Kirmis  (M.),  Eine  altägyptische  Bild- 
hauerwerkstatt.   Daheim  50,  15  (5.  Abb). 

Legge  (P'.),  New  light  on  sequence- 
dating.  Proc.  Soc.  of  bibl.  arch.  1913, 
S.   loi— 113  (i  Taf.). 

Lundgreen  (Friedr.),  Aus  Alt-Ägyptens 
Kulturwelt.  Nach  eigenen  Anschauungen. 
Zwei  Vorträge.  Rudolstadt,  Müllersche 
Buchh.,  1913.    IX,  54  S.  8»  (10  Abb.). 

Maass  (AI.),  Die  letztjährigen  Ausgra- 
bungen in  Ägypten.  Kunstchronik  N.  F. 
Jg.  24,  Nr.  27. 

Maspero  (G.),  Egypte.  (Histoire  gene- 
rale de  l'art.)  Paris,  Hachette,  1912.  XII, 
326  S.  8». 

— ,  Rapport  annuel  sur  les  travaux 
executös  en  figypte.  Ac.  Inscr.  Compt. 
rend.   1913,  S.  485 — 490. 

— ,  Les  travaux  executös  dans  la 
dernifere  carnpagne  par  le  Service  des 
antiquites  d'Egypte.  Ac.  Inscr.  Compt. 
rend.   1912,   S.  507 — 509. 

Sir  Gaston  Maspero  on  recent  exca- 
vations.  Athenaeum  1913,  Nr.  4459 
(April  12). 

Maspero  (Jean),  L'organisation  militaire 
de  ritgypte  byzantine.     Paris  1913. 

Meyer  (Ed.),  Bericht  über  eine  Expe- 
dition nach  Ägypten  zur  Erforschung  der 
Darstellungen  der  Fremdvölker.  Sitzber. 
preuß.  Akad.  1913,  S.  769 — 801. 

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in  Egypt.    Ztschr.  äg.  Sprache  51,  S.  127 

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1914.   8». 

Reil  (Th.),  Beiträge  zur  Kenntnis  des 
Gewerbes  im  hellenistischen  Ägypten. 
Leipzig,  Diss.,   1913.     211  S.  8". 

Ricci  (S.  de),  Inscriptions  grecques 
d'figypte  ä  Braunsberg  et  ä  Saint-P6ters- 
bourg.     Rev.  epigr.   i,  S.  141 — 164. 

Roeder  (G.),  Neue  Funde  aus  Ägypten. 
Umschau  1912,  Nr.  29  (7  Abb.). 

Schröder  (Br.),  Ein  altägyptisches  Bild- 
haueratelier.     Gegenwart  Jg.  42,   Nr.  51. 


13 


Bibliographie  191 3  (II  A  2). 


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im  Altertum.    Internat.  Monatsschr.  Jg.  7, 

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— ,  Ein  Jahrtausend  am  Nil.  Briefe  aus 
dem  Altertum,  verdeutscht  u.  erklärt. 
Berlin,  Weidmann,  1912.  LXIV,  127  S.  8» 
(7  Taf.,  37  Abb.). 

Le  Service  des  antiquites  de  l'Egypte 
en  191 1 — 1912.  Journ.  sav.  1912,  S.  515 — 

517. 

Veröffentlichungen  der  Ernst  v.  Sieglin- 
Expedition  in  Ägypten.  Bd.  2:  G.  Stein - 
dorff.  Das  Grab  des  Ti  in  143  Lichtdr.- 
Taf.  u.  20  Bl.  mit  12  S.  Text.  Leipzig,  Hin- 
richs,   1913.     2».     (50  M.) 

Aksum  —  Deutsche  Aksum-Expedition. 
Hrsg.  v.  d.  Generalverwaltung  der  Kgl. 
Museen  zu  Berlin.  Bd.  I :  Reisebericht 
der  Expedition.  Topographie  u.  Geschich- 
te. Von  E.  Littmann.  VI,  64  S.  (3  Taf., 
44  Abb.).  Bd.  2:  Ältere  Denkmäler  Nord- 
abessiniens  von  D.  Krencker.  Mit  Bei- 
trägen von  Th.  V.  Lüpke  u.  e.  Anhang 
V.  R.  Zahn.  (31  Taf.,  439  Abb.)  Bd.  3: 
Profan-  u.  Kultbauten  Nordabessiniens 
aus  älterer  u.  neuerer  Zeit  v.  Th.  v.  Lüpke. 
112  S.  (11  Taf.,  281  Abb.)  Bd4:  Sabäische, 
griechische  u.  altabessinische  Inschriften 
V.  E.  Littmann.  VIII,  94  S.  (7  Taf., 
109  Abb.).     Berlin,  G.  Reimer,  1913.    2». 

Alexandria  —  Expedition  Ernst  v.  Sieglin. 
Ausgrabungen  in  Alexandria.  Bd.  2:  Die 
griechisch-ägyptische  Sammlung  Ernst  v. 
Sieglin.  Tl.  3:  R.  Pagenstecher,  Die  Ge- 
fäße in  Stein  u.  Ton,  Knochenschnitzereien. 
Leipzig,  Giesecke  &  Devrient,  1913.  XI, 
253  S.  2»  (60  Taf.,  188  Abb.).  (120  M.) 
Breccia  (E.),  Di  una  tomba  romana 
presse  Alessandria.  Bull.  Soc.  arch6ol. 
d'Alexandrie.    vol.  3,  fasc.  3. 

Jondet  (G.),  Les  ports  antiques  de 
Pharos.  Bull.  Soc.  arch.  d'Alexandrie, 
vol.  3,  fasc.  3. 

Antiochia  —  Calder  (W.  M.),  Colonia  Cae- 
sareia  Antiochcia.  Journ.  rom.  stud., 
vol.  2,  S.  79 — 109  (i  Taf) 

Dieudonne  (A ),  Monnaies  d'Antiochc 
sous  les  Philippe.  Bull.  Soc.  nat.  Ant. 
France  1913,  S.  300 — 312. 

Arabien  —  Janssen  et  Savignac,  Mission 
archöologique  en  Arabie  (printemps  de 
1909  et  de  1910)  II.  Paris,  P.  Geuthner, 
1913.    640  S.  4°  (125  Taf.).     (75  fr.) 

Asien  —  Befestigungen  und  Paläste  im 
westlichen  Asien.  Kunstchronik  N.  F. 
Jg.  24,  Nr.  25. 

Winckler  (Hugo),  Vorderasien  im  zwei- 
ten Jahrtausend  auf  Grund  archivalischer 


Studien.  Mitt.  Vorderasiat.  Ges.  1913 
4,  S.  I — 105.  Rez. :  Or.  Uztg.  igi4,  Sp.  163 
— i6g  (F.  E.  Peiser). 

Assuan  —  Schweinfurth  (Georg),  Über  alte 
Tierbilder  und  Felsinschriften  bei  Assuan. 
Ztschr.  Ethnologie  Jg.  44,  S.  627—658 
(26  Abb.). 

Assur  —  Ausgrabungen  d.  deutschen  Orient- 
Gesellschaft  in  Assur.  A:  Baudenkmäler 
aus  assyr.  Zeit.  II:  W.  Andrae,  Die 
Festungswerke  von  Assur.  VIII,  180  S. 
(108  Taf.,  302  Abb.).  (135  M.,  für  Mit- 
glieder 108  M.)  III:  W.  Andrae,  Die 
Stelenreihen  in  Assur.  VIII,  88  S.  (203Abb. 
21  Taf.).  (45  M.,  für  Mitglieder  36  M.) 
Wiss.  Veröfientlichung  d.  d.  Orient-Ge- 
sellschaft 23,  24. 

Baalbek  —  Kohl  (H.),  Die  Ruinen  von 
Baalbek.  Verhandl.  Vers.  Deutsch.  Philol. 
u.  Schulm.  51  (1911),  S.  71 — 72. 

Rheden  (Kl.  v.),  Die  Ruinen  von  Baal- 
bek. Velh.  &  Klasings  Monatsh.  Jg.  27, 
H.  10,  S.  290 — 302  (5  Abb.). 

Babylon  —  Banse  (E.),  Von  Babylon  nach 
Ninive.  Daheim  Jg.  50,  Nr.  22  (5  Abb.). 
Koldewey  (Rob.),  Das  wiedererstehen- 
de Babylon.  Die  bisherigen  Ergeb- 
nisse der  deutschen  Ausgrabungen,  i.  u. 
2.  Aufl.     Leipzig,    J.  C.  Hinrichs,    1913. 

VII,  328  S.  (285  Abb.).  (15  M.)  Sendschr. 
d.  d.  Or.-Ges.  6.  Rez.:  Berl.  ph.  Woch. 
igi4,  I  (Br.  Meißner);  Lit.  Zentbl.  1914, 
8  (F.  B.);  Woch.  kl.  Phil.  1914,  16  {J. 
Hunger) ;  D.  Litztg.  1914,  Sp.  1185 — iigj 
(F.  H.  Weissbach) . 

Landersdorfer  (S.),  Die  Kultur  der  Ba- 
bylonier  u.  Assyrier.  (  =  Sammlung  Kösel 
61.)     Kempten  u.  München,  Kösel,  1913. 

VIII,  238  S.  8»  (r  Kt.,  31  Abb.). 

E.  Meyer,  Untersuchungen  über  die 
älteste  Geschichte  Babyloniens  und  über 
Nebukadnezars  Befestigungsanlagen.  Sit- 
zungsber.  preuß.Akad.  1912,  S.1062 — 1108. 
Scheil  (V.)  et  M.  Dieulafoy,  Esagil  ou 
le  temple  de  Bel-Marduk  ä  Babylone. 
Mem.  Ac.  Inscr.  J.  39,  84  S. 

Westrup  (C.  W.),  Stat  og  Borger  i  det 
gamle  Babylonien.  Studier  fra  sprog  og 
oldtids  forskning.     Nr.  91,  S.  i — 52. 

Balawat  —  Unger  (Eckhard),  Zum  Bronze- 
tor von  Balawat.  Beiträge  z.  Erklärung 
u.  Deutung  der  assyrischen  Inschriften  u. 
Reliefs  Salmanassars  III.  Leipzig,  E. 
Pfeiffer,  1913.  76  S.  8«  (3  Taf.,  4  Abb.). 
(4  M.)     (Auch  als  Diss.  erschienen.) 

Besnagar  — -  Krom  (N.  J.),  Die  Säule  von 
Besnagar.     Hermes  Bd.  48,  S.  469 — 471. 

Bibän  el  Molük  —  The  tombs  of  Harm- 


Bibliographie  191 3  (II  A  2). 


16 


habi  and  Touatänkhamanou.  The  dis- 
covery  of  the  tombs  by  Th.  M.  Davis. 
King  Harmhabi  and  Touatänkhamanou 
by  G.  Maspero.  Catalogue  of  the  objects 
discovered  by  G.  Daressy.  ( =  Th.  M. 
Davis'  Excavations  Bibän  el  Molük  [6].) 
London,  Constable,  1912.  X,  195  S  4° 
(92  Taf.). 

Bismya  —  Banks  (Edgar  James),  Bismya 
or  the  lost  city  of  Adab.  A  story  of 
adventure,  of  exploration,  and  of  exca- 
vation  of  the  oldest  of  the  buried  cities 
of  Babylonia.  New  York,  Putnam,  1912. 
XXII,  455  S.  8°  (175  Abb.).     (21  sh.) 

Buhen  —  Randall-Maciver  (D.)  and  C.  L. 
Woolley,  Buhen.  (=  Eckley  B.  Coxe 
junior  Expedition  to  Nubia.  vol.  7/8.) 
Philadelphia,  Univ.  Museum,  1913.  Text 
u.  Taf.  40. 

Carchemisch  —  s.  II  A  3. 

Deir-Abu-Makarios.  —  Johann  Georg, 
Herzog  zu  Sachsen,  Zwei  auf  Holz  gemalte 
Köpfe  aus  Deir-Abu-Makarios.  Byz. 
Ztschr.  22,  S.  448 — 450  (2  Abb.). 

Deir  el-Bahari  —  Naville  (Ed.)  and  Hall 
(H.  R.),  The  cleventh  dynasty  temple  at 
Deir  el-Bahari.  Part  3.  London,  Egypt 
Exploration  Fund,   1913. 

El-Makarin  —  Schumacher  (G.),  El-Maka- 
rin  und  der  Tel  ed-Dschamid.  Ztschr. 
Palästina -Ver.  Bd.  36,  S.  114 — 123,  Taf. 
12—18. 

Euphrat-  und  Tigrisgebiet  —  Sarre 
(Fr.)  u.  Herzfeld  (E.),  Archäologische 
Reise  im  Euphrat-  und  Tigrisgebiet. 
Mit  einem  Beitrage:  Arabische  Inschriften 
von  Max  von  Berchem.  I — III.  Berlin, 
Reimer,   191 1. 

Galiläa  —  Pfister  (Fr.),  Das  angebliche 
Mithräum  in  Galiläa  und  Alexanders  Be- 
such in  der  Götterhöhle.  Or.  Litztg.  1913, 
Nr.  9. 

Gizeh  —  Junker  (H.),  Vorläufiger  Bericht 
über  die  Grabung  der  K.  Akad.  d.  Wiss. 
bei  den  Pyramiden  von  Gizeh  vom  22.  Jan. 
bis  zum  7.  April  1912.  Anz.  K.  Akad. 
Wien  1912,  S.  86—101   (5  Taf.). 

— ,  Vorbericht  über  die  Zweite  Gra- 
bung bei  den  Pyramiden  von  Gizeh 
vom  16.  Dez.  1912  bis  24.  März  1913. 
Anz.  K.  Akad.  Wien  1913,  Nr.  14.  Rez.: 
Rev.  ^:rit.  igij,  S.  311—344  (G.  Maspero). 

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Datcha-Stadia-Halikarnassos.    Ann.  Brit. 

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Delos  — •  Französische  Ausgrabungen   auf 

Delos.  Kunstchronik  N.  F.  Jg.  24,  Nr.  8/9. 


Exploration  arch^ologique  de  D^los. 
Fase.  5:  Le  Portique  d'Antigone  ou  du 
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Par  Fernand  Courby.  Dessins  de  G. 
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Vallois   (R.),    Les    itfvaxe;    deliens  s.    I: 
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Delphi  —  Blum  (G.),  L'Antinoos  de  Dei- 
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' EXtuaiviax^  v£xpo-(5XEi.  'Ap/.  'F/f.  1912,  S.  I 
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läufiger Bericht  über  eine  Probegrabung 
in  Elis.  Jahresh.  ö.  a.  Inst.  Bd.  14,  Beibl., 
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Ephesos  —  Forschungen  in  Ephesos,  veröff. 
v.  österr.  archäol.  Institut.  Bd.  2:  Das 
Theater  bearb.  v.  R.  Heberdey,   G.  Nie- 


mann, W.  Wilberg.  230  S.  (9  Taf.,  197  Ab- 
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Journ.  hell.  stud.  vol.  33,  S.  118 — 120 
(D.  G.  H.J;  Berl.  ph.  Woch.  1913,  13 
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ö.  a.  Inst.  Bd.  15  Beibl.,  Sp.  183^212 
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hell.  stud.  vol.  33,  S.  87—96  (4  Abb.). 

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Kösler);  N.  Jahrb.  f.  d.  klass.  Alt.  1912, 
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(10  Taf.,  6  Beilagen,  127  Abb.).  (25  M.) 
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Kisthene.     Berlin,  G.  Reimer,  191 3.     V, 

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das    Argon    Pedion.       Arch.    Anz.    1913, 

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einem  Zusatz  auf  S.  103. 
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drum.    Nach  Forschungen  u.  Aufnahmen 

i.  d.  J.  1907  u.  1909.    Berlin,  G.  Reimer, 

1913.    103  S.  40  (13  Taf.,  3  PL,  30  Abb.). 

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Pergamon  —  Kgl.  Museen  zu  Berlin.  Alter- 
tümer von  Pergamon.  Bd.  i :  Stadt  u. 
Landschaft  von  Alex.  Conze,  Otto  Beriet, 
A.  Philippson,  C.  Schuchhardt,  Fr.  Gräber. 
Mit  Beiträgen  von  Joh.  Mordtmann,  K. 
Regling,  P.  Schazmann,  Aug.  Senz,  Adam 
Zippelius.  Text  2:  Die  Stadt  v.  A.  Conze. 
S.  147 — 364.  3:  Die  Wasserleitungen  v. 
Fr.  Gräber.  Verzeichnisse.  S.  365 — 426. 
Tafeln.  Hälfte  2.  Berlin,  G.  Reimer,  1913. 
4"  u.  2»  (104  Beibl.,  546  Abb.  u.  36  Taf.). 
Die  Arbeiten  zu  Pergamon  1910 — 191 1. 
I.  Die  Bauwerke  (W.  Dörpfeld).  2.  Die 
Inschriften  (A.  Ippel).  3.  Die  Einzelfunde 
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(A.  Conze).  Athen.  Mitt.  Bd.  37  S.  233 — 400 
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Thasos.    Rev.  et.  anc.  XV,  Nr.  i. 
Thessalien  —  'Apßavix'IrojW.o;  ('A.),  ßtsaaXixal 

i-^^p'x■^'x^.  'Ap-/.  'V.-f.  191 2,  S.  50 — loi  (35 

Abb.)  u.  1913,  S.  25 — 52  (14  Abb.). 

— ,  V.ii  iitcsMii  i-ri-jpirfii.  'Ap/.  'Etp.  1913, 
S.  lOI — 102. 

— ,     Fi;  eE33aX(a:  iKiypa-fC«;  (IG   IX^    1295, 

1296,   1300).     'Ap/,  'F.f.  191 2,  S.  265. 

— ,  'Avaaxatpoii  xa't  EpE'jvai  iv  Heasa/.t'a  xal 
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Montelius  (O.),  Die  vorklassische  Chrono- 
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(805  Abb.).     83  Taf.     (120  M.) 
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Jatta    (Ant.),    La    Puglia    preistorica. 

Contributo  alla  storia  dell'   incivilimento 

neir  Italia  meridionale.  Comm.  prov.  arch. 

e  stör,   patria    Bari.      Docum.    14.   VIII, 

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Koch  (H.),  Die  Bronzestatue  von  Bar- 
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S.  20—27  (Taf.  20). 
Baschi    —    Stefani    (E.),    Sepolcreto    bar- 

barico.    Not.  scavi  1913,  S.  II3 — 115. 
Bologna   — ■   Ducati    (P.),    Bologna   villa- 

noviana    ed    etrusca.       Atene    e    Roma, 

Nr.  171/172. 


39 


Bibliographie  1913  (II  A  4). 


40 


Ghirardini  (Gher.),  La  necropoli  anti- 
chissima  scoperta  a  Bologna.  Rend.  delle 
sess.  Accad.  di  Bologna  vol.  6,  S.  65 — 98 
(6  Taf.). 

Grenier  (Alb.),  Bologna  villanovienne 
et  etrusque,  Vllle — IVe  sifecles  avant 
notre  ere.  (  =  Biblioth^que  des  6coles  frang. 
d'Athfenes  et  de  Roma,  fasc.  106.)  Paris, 
Fontemoing,  191 2.  540  S.  8»  (4  Taf., 
150  Abb.).  Rez.:  Rev.  crüique  igij,  i 
(A.   de  Ridder) ;   Journ.  rom.  stud.   vol.   2, 

.  S.  26y—26g  {J.  E.  Peet) ;  Rev.  arch.  1913, 
I.  128— 131  (y.  Dechelette). 

Negrioli  (A.),  Ruderi  di  grandioso  edi- 
fizio  di  etä  romana  e  antefisse  etrusco- 
campane.  Not.  scavi  1913,  S.  197 — 202 
(4  Abb.). 

Piganiol  (A.),  La  protohistoire  Bolo- 
naise.    Journ.  sav.  1913,  3. 

Bovillae  —  Ebert  (Chr.),  Bovillae.  Rom. 
Mitt.   Bd.  28,  S.  126—127. 

Bracciano  —  Paribeni  (R.),  Rinvenimenti 
di  urne  cinerarie.  Not.  scavi  191 3,  S.  4 — 5. 

Bruttii  —  Orsi  (P.),  Nuovi  documenti  sulla 
dominazione  romana  nei  Bruttii.  Studi 
rom.   I,  S.  275. 

Cagliari  —  Taramelli  (A.),  La  necropoli 
punica   di  Predio    Ibba   a  S.  Avendrace, 

.  Cagliari  (scavi  del  1908).  Mon.  ant.  21  Sp. 
45 — 224  (80  Abb.). 

Calabria  —  Orsi  (P.),  Scavi  di  Calabria  nel 
1911  (relazione  provvisoria).  i.  Locri 
Epizephyrii.  2.  Reggio  Calabria.  3.  Co- 
trone.  4.  Cosenza.  Not.  1912,  Suppl., 
S.  1—66  (Fig.  1—69). 

Canosa  —  Rostowzew  (M.),  A  proposito 
di  una  tomba  dipinta  di  Canosa.  Neapolis 
I,  S.  1—5   (i  Taf.,  4  Abb.). 

Capri  - —  Dibelius  (Frz.),  Zur  Geschichte  der 
blauen  Grotte  auf  Capri.  N.  Jahrb.  Jg.  17, 
S.  57-65- 

Cascia  —  Franceschini  (Marc),  Memoria 
storiche  di  Cascia  fabbricata  dopo  le  ro- 
vine  di  Cursula  antico  municipio  romano. 
Cascia,  Ciccotti,  1913.    231  S.  8«. 

Castrogiovanni  — Roßbach  (0.),  Castro- 
giovanni. Rez. :  Riv.  di  fil.  Anno  41,  S.  46g 
^470  (C.  Lanzani) ;  Berl.  ph.  Woch.  1914, 
14  (S.  Wide). 

Corchiano  —  Gabrici  (E.),  Scavi  in  con- 
trada  Fratta.  Not.  scavi  1912,  S.  82 — 
83  (2  Abb.). 

Corfinium  —  Veith  (G.),  Corfinium.  Eine 
kriegsgeschichtl.  Studie.  Klio  13,  S.  I — 26 
(I  Krte.,  4  Abb.). 

Cumae  —  Gabrici  (E.),  Cenni  sulla  ceramica 
geometrica  di  Cuma.  Mem.  R.  Ac.  Napoli 
II  191 1,  S.  59. 


Cumae  —  Cuma.  P.  i :  Dalle  origini  ai  prin- 

cipii    del   sec.     VI   a.    Cr.    Mon.   ant.    22, 

Sp.  1—448  (55  Taf.,   163  Abb.). 

Gabrici     (E.),     Sopra    due    vasi    dalla 

necropoli     cumana.      Athenaeum     [Ital.] 

2,   I. 

Maiuri  (A.),  Arcana  Cumana.    Un  disco 

oracolare  cumano.    Ausonia,  Anno  6,  S.  i 

—II   (i  Abb.). 

— ,    BoUo  di  strigile;   iscrizione  latina. 

Not.  scavi  191 3,  S.   185 — 187. 
Diso  —  Castiglione    (G.    B.   di),    Iscrizione 

messapica:    Not.  scavi  1913,  S.  151 — 152. 
Etrurien — Anziani  (D.),  Les  voies  romaines 

de    rfitrurie  meridionale.      M6I.     d'arch. 

Ann6e  23,  S.  169 — 244  (i  Taf.,  15  Abb.). 
Ducati    (P.),     La    ricerca    archeologica 

nair    Etruria.     Atene  a  Roma,   Anno   16, 

Nr.  177/178. 

Solari     (A.),    Topografia    storica    dell' 

Etruria.     P.  2.     Pisa,  Spoarri,   1914.     8". 
Eurialo  —  Mauceri  (L.),  II  castallo  Eurialo. 

Piano    generale    delle    rovine    e    ricostru- 

zione   secondo    i    rilievi.     Roma,   Danesi, 

1912. 
Faleria  —  Gabrici  (E.),  Saggi  di  scavo  a 

Monte  Cerreto.   Not.  scavi  191 2,  S.  73 — 74 
(I  Abb.). 
Ferentinum  —  Mc  Daniel  (W.  Br.),  The 

Ferentinum  of  Horace.    Trans.  Am.  phil. 

assoc.  vol.  43,  1912,  S.  69 — 72. 
Florenz  —  Gamurrini  (G.),  Del  primo  tratto 

della  via  antica  da  Firenze  a  Pistoia.    Atti 

Soc.  Colombaria  di  Firenze  1912/13. 
Frascati   —  Ghislanzoni    (E.),   Avanzi   di 

una  villa  romana.    Not.  scavi  1912,  S.  214. 
Mancini  (G.),   Scoperta  di  una  galleria 

con  volta  decorata  a  stucchi.     Not.  scavi 

1913,  S.  54—55- 
Fucecchio  (Etruria)  — Galli  (E.),  Scoperta 

di  pezzi  di  aes  signatum.    Not.  scavi  1912, 

S.  427—428  (2  Abb.). 
Gela  —  Ducati  (G.),  Di  una  patera  bronzea 

gelese.     Arch.  stör.  Sic.  Or.  3,  3. 
Grotta  Ferrata  —  Marucchi  (O.),  Scoperta 

di  un  antico  cimitero  cristiano.      N.  Bull. 

di  arch.  crist.  Anno  19,  S.  230 — 237. 
Guardiagrele   — •  Ferrari    (F.),    Relazione 

sulle  antichitä  preistoriche  rinvenute  nella 

contrada     Comino     presso     Guardiagrele. 

Guardiagrele,  Palmerio,  1913.     121  S.  8". 
Inessa  —  Rapisarda  (N.),  Sul  sito  di  due 

antiche  cittä  etnee  (Inessa-Aetna  ed  Ibla 

Galeotis).     Catania,  N.  Giannotto,   1913. 

16  S.  8». 
Lampedusa  —  Ashby  (Th.),  Lampedusa, 

Lampione  and  Linosa.     Annais  arch.  a. 

anthr.   IV  (1911)   S.  II. 


41 


Bibliographie  191 3  (II  A  4). 


42 


Latium  —  Delbrueck  (R.).,  Hellenistische 
Bauten  in  Latium.  Bd.  2.  Rez. :  Rev.  crit. 
igi2,  S.  388 — 3go  (A.  de  Ridder);  Lit. 
Zentbl.  igij,  13   (W.  Schick). 

Giglioli  (G.  Q.),  Note  archeologiche  sul 
»Latium  novum«.  Ausonia.  Anno  6,  S.  39 
-87  (Fig.  1-15). 

Lecee  —  Micalella  (M.  A.),  Un  antico  ipogeo 
a  Lecce.    Apulia  4,  S.  93. 

Leprignano  —  Giglioli  (G.  Q),  Sarcofago 
con  iscrizione  latina.  Not.  scavi  1913, 
S.  163 — 164. 

Lokroi  —  Oldfather  (W.  A.),  Die  Ausgra- 
bungen   zu   Lokroi.       Philologus   Bd.   71, 

s.  321—331- 

Lucca  —  Puccioni  (N.),  Grotta  preistorica 
di    Maggiano.      Not.    scavi   1912,    S.  193 

—195- 

Ferri    (S.),    Iscrizioni   latine   in   Lucca. 

Stud.  Ital.  di  filol.  cl.   19,  S.  382—392. 
Mailand  —    Brusconi    (A.),    Relazione  in- 

torno  alle  ricerche  ai  ritrovamenti  ed  ai 

lavori  fatti  nella  zona  archeologica  di  S. 

Lorenzo  in  Milano  dall'  ottobre   1910  al 

dicembre  191 1.     Milano   1913. 

Romussi    (C),   Milano   ne'   suoi   monu- 

menti.   3.  ed.  vol.  i,  2.   Milano  1912/13.  4». 
Marano    di    Napoli   —  Giglioli  (G.    Q.), 

Tomba  romana.      Not.  scavi  1913,   S.  24 

—28  (2  Abb.). 
Massa  Martana  —  Giglioli  (G.  Q.),  Sco- 

perta  di  un  sepolcreto  arcaico.    Not.  scavi 

1913,  S.  161— 163. 
Materna  —  Ridola  (Domenico),  Brevi  note 

sulla  stazione  preistorica  della  Grotta  dei 

Pipistrelli  e  della  vicina  Grotta  Funeraria. 

Materna,  Conti,   1912,  76  S.  8°. 
Melfi  —  Delbrueck   (Rieh.),    Der  römische 

Sarkophag  in  Melfi.      Jahrb.  arch.    Inst. 

Bd.  28,  S.  277—308  (i  Taf.,  10  Abb.)  und 

Ant.  Denkm.  III  1912 — 1913;  S.  27  Taf.  22 

—24. 
Modica   —  Minardo    (S.),    Modica   antica. 

I :    Topografia    archeologica    della    cittä. 

Arch.  stör,  per  la  Sicilia  Orientale.  Ann.  9, 

fasc.  3. 
Monte    Cavo  —  Giovannoni  (G.),   Esplo- 

razioni  nell'  area  del  tempio  di  Giove  La- 

ziale.      Not.    scavi     1912.    S.    382 — 384 

(I  Abb.). 
Napoli  — Maiuri  (A.),  Rinvenimento  di  una 

statua  della  Fortuna.      Not.   scavi   1913, 

S.  187. 

— ,  La  nuova  iscrizione  della  fratria  na- 

poletana  degli   Artemisi.      Studi   rom.    i, 

S.  21. 
Pirro    (Alb.),    Nuovo    contributo     alla 

storia     e     topografia     di    Napoli     greca. 


Studi   stör,   per   l'antich.   class.   vol.    II, 

fasc.  3/4. 

Reinach  (A.),  La  phratrie  d' Artemis  ä 
Naples.     Rev,  epigr.   i,  S.  239 — 242. 
Ognissanti   —  Moschetti   (A.)   u.   F.  Cor- 
denons,   Relazione  degli  scavi  in  un  orto 
di  vicolo   Ognissanti.      Boll.   Mus.   civico 
Padova  14,   i — 6. 
Orbetello  —  Minto  (A.),   Suppellettili  di 
tombe     eneolitiche.       Not.     scavi     1912, 
S.  428— 430- (i  Abb.). 
Ossola  —  Bustico  (Guido),  Catalogo  delle 
cose    d'arte    e    d'antichitä    dell'    Ossola. 
Domodossola  1912.     35  S  8". 
Ostia  —  Ashby  (Th.),   Recent  discoveries 
at  Ostia.    Journ.  rom.  stud.  vol.  2,  S.  153 
—194  (4  Taf.,  II  Abb.,  i  Krte.). 

Ausgrabungen  in  Ostia.  Kunstchronik 
N.  F.  Bd.  24,  Nr.  15. 

Calza  (G.),  Rappresentanze  di  provincie 
e  di  venti  in  un  mosaico  di  Ostia.  Bull. 
Comm.  arch.  comun.  di  Roma  Anno  40, 
1912,  S.  103 — 112  (i  Taf.,  2  Abb.). 

— ■,  Ostia.  Boll.  Assoc.  arch.  Rom.  2, 
Nr.  10/12. 

— ,  II  mosaico  di  Nettuno  delle  terme 
ostiensi.  Boll.  d'arte  6,  1912,8.199 — 204 
(5  Abb.). 

— ,  Dante  Vaglieri  in  Ostia.  Boll.  Ass. 
arch.  Rom.  4,   i. 

Carcopino  (J.),  Un  livre  sur  Ostie.  Rev. 
arch.   1913,   I,   S.  389—405. 

Costa  (G.),  Ostia  e  l'Africa.  -  Boll.  ass. 
arch.  Rom.  4,   i. 

Fornari  (Fr.),  La  pittura  decorativa  di 
Ostia.  Studi  Romani.  Anno  i,  S.305 — 318 
(Tav.  29^35). 

Hülsen     (Ch.),    Ostia,     die    Hafenstadt 
•  von  Rom.  Int.  Wochenschr.  Jg.  7,  Sp.  1413 

-1438   (I  PI.)- 

Sillani  (T.),  Die  letzten  Ausgrabungen 
in  Ostia.     Illustr.  Ztg.  1913,   18.  Dez. 

Taylor  (Lily  Ross),  Te  cults  of  Ostia. 
Bryn  Mawr  College  Monographs.  Mono- 
graph  series  vol.  11,  S.  i — 98.  Rez.:  Rev. 
epigr.  I,  S.  421 — 424  (A.  Reinach) ;  Class. 
Rev.  191 4,  S.  25—26  (H.  St.  Jones). 

Vaglieri  (D.),  Ostia.  Cenni  stör,  e  guida. 
Roma,  Loescher,  1914.  XII,  150  S.  8». 
Rez. :  Journ.  sav.  1914,  S.  182^183  (R. 
Cagnat). 

— ,  Tomba  repubblicana.  Via  della 
Palestra.  Via  e  Caserma  dei  Vigili. 
Scavo  dietro  il  Piccolo  Mercato.  Ricerche 
neir  area  delle  tombe.  Edificii  preesistenti 
alla  via  dei  Vigili.  Not.  scavi  1912,  S.  95 
— loi  (14  Abb.);  S.  127 — 134(1  Abb.). 

— ,  Ricerche   presso   la   porta    e    nella 


43 


Bibliograpliie  191.^  (II  A  4). 


44 


via  dei  Vigili.  Planta  deHa  Caserma 
dei  Vigili.  Sterro  nella  via  a  nord  della 
Caserma.  Musaico  nel  portico  dietro  il 
Teatro.  Scoperte  varie.  Scavi  nella  necro- 
poli.  Scoperta  di  un'  altra  »schola«  di 
corporazione.  Not.  scavi  1912,  S.161 — 173 
(Fig.    I— 15);   S.   203—213   (Fig.   1—7). 

Vaglieri  (D.),  Scavi  nelle  tombe.  Ricer- 
che  nel  portico  sul  decumano.  Scavi  nella 
via  dei  Vigili  presso  la  Caserma  e  presso  il 
Tempio  di  Vulcano.  Scoperta  di  nuove 
scholae.  Not.  scavi  1912,  S.  235 — 245 
(II  Abb.)  u.  S.  273— 280  (8  Abb.). 

— ,  Ricerche  nella  necropoli  e  nella 
palestra  delle  Terme.  Sterri  a  nord 
della  Caserma  dei  Vigili  e  presso  il  Piccolo 
Mercato.  Scavi  nella  Palestra,  nel  Piazzale 
dietro  il  Teatro.  Studi  nella  necropoli. 
Scavi  nell  edificio  repubblicano  presso  la 
Porta.  Scavo  di  una  stanza  con  dipinti. 
Scoperta  di  nuove  scholae  di  navicellarii. 
Scoperta  di  creta  fullonica.  Not.  scavi 
1912,  S.  327—329  (I-  Abb.);  344—351 
(6  Abb.);  S.  385—400  (II  Abb.);  S.  433 
—442  (4  Abb.);  1913,  S.  10—16  (5  Abb.); 
S.  46—51  (5  Abb.);  S.  71—81  (9  Abb.); 
S.  120— 141  (22  Abb.);  S.  174—184 
(8  Abb.);  S.  204— 220  (24  Abb.). 

Paestum  —  Ausgrabungen  in  Paestum, 
Cumae  und  Pompeji.  Kunstchronik.  N. 
F.  Jg.  24  Nr.  22. 

Thiersch  (H.),  Ovaltempel  in  Paestum.? 
Arch.  Anz.  1913,   Sp.  428 — 431. 

Pausilypon  —  Günther  (R.  Th.),  Pausily- 
pon,  the  imperial  villa  near  Naples,  with 
a  description  of  the  submerged  foreshore 
and  with  observations  on  the  tomb  of 
Virgil  and  other  Roman  antiquities  on 
Posilipo.  Oxford,  Author,  1913.  XII, 
294  S.  8°  (2  pl.,  196  Abb.). 

Piazenza  —  Casello  (M.),  Le  origini  di  Pia- 
cenza  e  una  dotta  polemica  intorno  ad 
esse.  Piacenza  1912.  67  S.  8»  (2  Taf). 
(3  1.) 

Pisa  —  Papini  (Rob.),  Pisa.  ( =  Catalogo 
delle  cose  d'arte  e  di  antichitä  d'Italia. 
Ser.  I,  fasc.  2,  p.  i.)  Bologna,  Beltrami, 
1913-     259  S.  4»  (Taf.). 

Pompei  —  Spano  (G.),  Della  Corte  (M.), 
Scavi  di  antichitä  e  scoperte  avvenute 
durante  il  mese  di  marzo;  Continuazione 
dello  scavo  dellaVia  dell' Abbondanza.  Not. 
scavi  1912,  S.  102 — 120;  S.  135 — 147 
(2  Abb.) ;  S.  174—192  (4  Abb.) ;  S.  21 5— 224 
(i  Abb.);  S.  246—259  (5  Abb.);  S.  281  — 
289  (3  Abb.);  S.  330—336  (4  Abb.);  S.  351 
—356;  S.  401—408  (8  Abb.);  S.  442—449 
(3  Abb.);  1913,  S.  38—35  (7  Abb.);  S.  55 


—69  (6  Abb.);  S.  82—85;  S.  141— 148 
(2  Abb.);  S.  188—192  (i  Abb.);  S.  220— 
224. 

Della  Corte  (M.),  Librae  Pompeianae. 
Ricostruzione  di  due  grosse  bilance  in 
legno  e  bronzo.  Mon.  ant.  21,  Sp.  i — 42 
(9  Abb.). 

— ,  II  pomerium  di  Pompei.  Rend.  Acc. 
Lincei  Ser.  V,  vol.  22,  S.  261 — 308  (5  Abb.). 

Gummerus  (H),  Dai  muri  di  Pompei. 
Atene  e  Roma.    Anno  16,  Nr.  179/180. 

Klein  (W.),  Anchises  u.  Aphrodite  auf 
pompejanischen  Wandgemälden.  Jahresh. 
ö.  a.  Inst.  16,  S.  117 — 120  (2  Abb.). 

Kurth  (J.),  Aus  Pompei.  (=  Deutsche 
Bücherei  84.)   Berlin  1913.  83  S.  (0,30  M.) 

Mau  (Aug.),  Pompeji  in  Leben  und 
Kunst.  Anhang  zur  zweiten  Auflage. 
(Hrsg.  V.  F.  Drexel.)  Leipzig,  W.  Engel - 
mann,   1913.    VI,  12  S.  8".     (2,80  M.) 

Petra  (G.  de),  Descrizione  della  villa  ro- 
mana,  detta  casa  dei  Flagellati,  scoperta 
presso  Pompei  negli  anni  1910 — 1911. 
Napoli,  Detken  e  Rocholl,  191 2.    8». 

Spano  (G.),  II  teatro  delle  fontane  in 
Pompei.  Mem.  Acc.  arch.,  lett.  e  belli 
arti,  vol.  II,  1911. 
Praeneste  —  Cesano  (L.),  La  stipe  di  un 
antico  sacrario  riconosciuto  sulla  Via  Pre- 
nestina.    Bull.  comm.  arch.  com.  Roma  41, 

5.48-53. 

Marucchi  (O.),  Di  una  antichissima  e 
singolare  iscrizione  teste  rinvenuta  in 
Palestrina  relativa  al  culto  locale  della 
Dea  Giunone.  Bull.  Com.  arch.  com.  di 
Roma  41,  S.  22 — 30  (i  Abb.). 

Prato  Sesia  —  Barocelli  (P.),  Tomba  di 
etä  romana.   Not.  scavi  1913,  S.  194 — 195- 

Preturo  —  Persichetti  (N.),  Scoperta  di 
frammenti  architettonici  e  di  epigrafi  latine 
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schr.   Supplh.    19,    S.    276 — 296   (6   Taf., 

2  Abb.). 

— ,  DomusPetri.  Nebst:  A.  de  Waal,  Zu 
Wilperts  Domus  Petri.  Rom.  Quartal- 
schr. 26  S.  107 — 122  u.  S.  123 — 132. 

Wittig  (J.),  Die  Geschichte  der  Petrus- 
bronze in  der  Peterskirche  in  Rom.  Rom. 
Quartalschr.  Jg.  27,  S.  124—131. 

Zimmermann  (A.),  Ist  die  Stadt  Rom 
notwendig  als  eine  Siedlung  des  Geschlechts 


51 


Bibliographie  1913  (II  A  4). 


52 


der  tuskischen  ruma  zu  betrachten? 
Indogerm.  Forsch.  Bd.  32,  S.  414 — 415. 
Cervesato  (Arnaldo),  The  Roman  Cam- 
pagna.  Transl.  by  L.  Caico  and  M.  Dove. 
London,  Fisher  Unwin,  1913  8"  (407  Abb.). 
Rez. :  Athenaeum  1913,  Nr.  4487  (25.  Okt. ) . 
Kaemmel  (O.),  Rom  und  die  Campagna. 
Mit  161  Abb.  nach  photogr.  Aufn.,  4  Ge- 
mälden von  Hans  Busse  u.  2  Aquarellen 
V.  Curt  Agthe  sowie  i  färb.  Krte.  3.  Aufl. 
(=  Land  u.  Leute  12.)  Bielefeld  u.  Leip- 
zig, Velhagen  &  Klasing,  1913.  209  S.  8». 
Tomassetti  (G.),  La  Campagna  Romana 
antica,  medioevale  e  moderna.  Vol.  3: 
Vie  Cassia  e  Clodia,  Flaminia  e  Tiberina, 
Labicana  e  Prenestina.  Roma,  Loescher, 
1913-  XII,  583  S.  (123  Abb.).  (30  1.) 
Rez:.  Berl.  ph.  Woch.  igij,  26  (G.  Wisso- 
wa) ;  D.  Lüztg.  1914,  Sp.  752 — ys^  (Ch. 
Hülsen) . 

Fornari  (F.),  Un  colombario  sull'  Appia 
presso  la  basilica  di  S.  Sebastiano.  Studi 
rom.   I,  S.  355. 

Muiioz  (Ä.),  Restauri  e  nuove  indagini 
SU  alcuni  monumenti  della  Via  Appia. 
Bull.  Comm.  arch.  com.  Roma  41,  S.  3 — 
21    (6Taf.,   10  Abb.). 

Romagna  —  Hutton  (Edw.),  The  cities  of 
Romagna  and  the  Marches.  London, 
Methuen&Co.,   1913. 

S.  Maria  di  Capua  Vetere  —  Maiuri(A.), 
Nuove  iscrizione  latine.  Not.  scavi  1913, 
S.  20 — 21. 

S.  Vittorino  —  Persichetti  (N.),  Lapide 
con  epigrafe  latina.  Not.  scavi  1912, 
S.  148. 

Sardinien  —  Pettazzoni  (Raf.),  I  primordi 
della  religione  in  Sardegna.  Arch.  Rel. 
Bd.  16,  S.  321-335  (.9  Abb.). 

— ,  La  religione  primitiva  in  Sardegna. 
Piacenza  1912.    8". 

Taramelli  (A.),  Iglesias.  Inscrizione  greca 
di  etä  imperiale  romana.  2.  Dolianova. 
Statuetta  in  bronzo  di  arte  sarda  rappresen- 
tante  una  figura  di  guerriero  crioforo. 
3.  Nuragus.  Statuetta  in  bronzo  di  etä 
preromana,  rappresentante  una  sacerdo- 
tessa.  4.  Paulilatino.  Navicella  votiva  in 
bronzo.  5.  Alä  dei  Sardi.  Statuette  di 
guerrieri  ed  altri  bronzi  di  etä  preromana. 
Not.  scavi  1913,  S.  89 — 112  (6  Abb.). 

Sizilien  —  Diels  (H.),  Antike  Schulknaben- 
scherze auf  einem  sizilischen  Ziegelstein. 
Sitzber.  preuß.  Akad.  1913,  S.  715 — 718 
(9  Abb.). 

Ducati  (P.),  Studi  e  ricerche  archeolo- 
giche  nella  Sicilia  Orientale.  Arch.  stör, 
per  la  Sicilia  Orientale.  Anno  lo,  fasc.  1/2. 


Freshfield  (Edw.  H.),  Cellae  trichorae 
and  others  Christian  antiquities-  in  the 
Byzantine  provinces  of  Sicily  with  Cala- 
bria  a.  North  Africa  including  Sardinia. 
London  1913.     8".     (Privatdruck.) 

Orsi  (P.),  Byzantina  Siciliae  IV— VIII. 
Byz.  Ztschr.  Bd.  21,  S.  187 — 210  (40  Abb.). 

— ,  La  necropoli  sicula  di  Pantalica  e  la 
necropoli  sicula  di  M.  Dessueri.  Mon.  ant. 
21,  Sp.  301 — 408  (21  Taf.,  40  Abb.). 

— ,  Nuove  scoperte  nelle  provincie  di 
Caltanissetta  e  di  Messina.  Not.  scavi 
1912,  S.  449—458  (Fig.  28—31). 

— ,  Nuove  scoperte  nella  provincia  di 
Catania.      Not.   scavi    1912,    S.  412 — 420 

(Fig.  22— 27). 

— ,  Nuove  scoperte  nel  territorio  Siracu- 

sano.      Not.  scavi  1912,  S.  356 — 372  (Fig. 

II — 21). 

Pace   (B.),    I   Barbari  e  i   Bizantini  in 

Sicilia.     Studi  sulla  storia  dell'  isola  dal 

sec.  V.  al  IX.    Palermo  1911.    8». 
Isola  di   Sora  —  Maiuri  (A.),  Nota  epigra- 

fica.     Not.  scavi  1913,  S.  19. 
Spoleto    —    Sordini    (G.),    Casa    romana. 

Nuovi  scavi.    Not.  scavi  1913,  S.  3 — 4. 
— ,   Nuove    esplorazioni   tra  gli   avanzi 

della   casa    romana.        Not.    scavi    1913, 

S.  65—67. 
Sulmona  —  Piccirilli  (P.),  Antichitä  sco- 
perte dentro  l'abitato.     Not.  scavi   1912, 

S.  149 — 150. 
Sutri  —  Mariani  (L.),  Statuetta  in  bronzo 

di  Sutri.    Roma,  E.  Calzone,  191 3.    14  S. 

40  (2  Taf.)  aus  BoU.  d'arte  del  Minist,  della 

publ.  istr. 

Paribeni  (R.),  Scoperta  di  una  statuina 

di  bronzo.     Not.  scavi   1912,  S.  373 — 377 

(2  Taf.). 
Syrakus  —  Knoke  (Fr.),  Zur  Topographie 

von  Syrakus.    N.  Jahrb.  kl.  Alt.  Jg.   16, 

s.  365—368. 

Orsi  (P.),  Scoperte  in  Ortygia.  Not. 
scavi   1912,   S.  290 — 303  (10  Abb.). 

Seltman  (E.  J.),  Concerning  a  suspected 
gold  coin  of  Syracuse.  Num.  Ztschr.  N.  F. 
Bd.  5,  S.  157—162  (l  Abb.). 

Tudeer  (L.),  Die  Tetradrachmenprä- 
gung von  Syrakus  in  der  Periode  der  sig- 
nierenden Künstler.  Ztschr.  f.  Num.  Bd. 
30,  S.  1—292  (7  Taf.). 
Tarent  —  Correra  (L.),  Note  di  numis- 
matica  tarantina.  Neapolis.  i,  S.  80 — 86 
(2  Taf.) 

Reinach     (Ad.),     Notes    tarantines.    I: 
Pyrrhus  et  la  Nike  de  Tarente.     Neapolis. 
I,  S.  19—29  (I  Taf.,   6  Abb.) 
Tivoli  —  Martin  (Jean)  et  Boussois,  Fouilles 


53 


Bibliographie  19 13  (II  A  4,  5). 


54 


■  ex^cut^es  par  M.  Boussois  ä  la  villa 
d'Hadrien.  M^l.  d'arch.  Annöe  23,  S.  261 
(iTaf.). 

Hermanin  (F.),  La  leggenda  di  Costan- 
tino  imperatore  nclla  chiesa  di  s.  Silvestro 

■  a  Tivoli.  N.  Bull,  di  arch.  crist.  Anno  19, 
S.  181—203  (6  Abb.). 

Transpadana  —  i.  Buguggiate.   Cippo  con 

iscrizione   dedicata   a   Giove.      2.    Oriano 

Ticino.      Costruzioni    romane   con    parti- 

colari  che  accennano  all'  esistenza  di  bagni. 

3.  Zerbo.    Tombe  gallo-romane.    4.  Mol- 

teno.  Tombe  romane.      5.   Onno.   Oggetti 

antichi.     6.   Milano.      Scopcrte  varie  (G. 

Patroni).     Not.  scavi   1912,    S.  421 — 425. 
Hardy  (E.  G.),  The  Transpadani  and  the 

colony  of  Novum  Comum.    Journ.  of  phil. 

Nr.  65,   S.  103 — 127. 
Trevignano     Romano    —    Stefani    (E.), 

Antichi  sepolcri.     Not.  scavi   191 3,   S.  37 

—43  (4  Abb.). 
Tusculum  —  Schneider  Graziosi  (G.),  Brevc 

appendice    alla    notizia    sulle    catacombe 

tuscolane.     N.   Bull,  di  arch.  crist.  Anno 

19,   S.  240 — 241. 
Tussio  (Vestini)  —  Persichetti  (N.),  Tomba 

con  epigrafe  latina.    Not.  scavi  191 3,  S.86. 
Valanidi  (Reggio-Calabria)  — Putorti  (N.), 

Scoperte  di  tombe  di  etä  bizantina.    Not. 

scavi  1912,  S.  410 — 411. 
Veio   —  Gabriel   (E.),   Brevi  cenni  intorno 

all'  andamcnto  degli  scavi  che  si  fanno  a 

Veio  nelle  necropoli  e  nell'  arce.   Not.  scavi 

1913,   S.  164—169. 
Velletri  —  Wagener   (A.   Pelzer),   Roman 

remains  in  the  town  and  territory 'of  Vel- 
letri.     Addenda   (by  Th.   Ashby).      Am. 

Journ.    of    arch.    vol.    17,    S.    399 — 428 

(20  Abb.). 
Venedig  —  Schlözer  (L.  v.),  Die  Rosse  von 

San  Marco.    Rom.  Mitt.  Bd.  28,  S.  129 — 

182  (Taf.,  Abb.  i— 18). 
Venetia  —  i.  Marcaria.     Tombe  romane. 

2.  Piadena.  Tomba  romana.   3.  Calvatone. 

Tombe  romane.    4.  Cremona.    Pavimento 

romano.     (G.  Patroni.)     Not.  scavi  191 2, 

S.  425 — 426. 
Verona  —  Lisca  (A.  da),  Cippo  funerario 

romano.      Not.   scavi    1913,    S.    195 — 198 

(I  Abb.). 
Vetulonia  —  Minto   (A.),   Avanzi  di  una 

»aedicula«  romana.  StudiRomani.  Anno  I, 

S.  340—343  (2  Abb.). 
Virle  Piemonte  —  Scoperta  di  una  tomba 

romana.    Not.  scavi  1913,  S.  193 — 194. 
Visentium    —    Galli    (E.),    II    sepolcreto 

Visentino  delle  ,,Bucacce".    Mon.  ant.  21, 

Sp.  409 — 504  (11  Taf.,  52  Abb.). 


5.    Nordafrika. 

Die  italienische  archäologische  Tätigkeit  in 
dem  neuerworbenen  afrikanischen  Ge- 
biet.   Kunstchronik  N.  F.  Jg.  24,  Nr.  44. 

Brini  (G.),  II  primo  inizio  della  provincia 
romana  d'Affrica.  Rendiconto  delle  sessi- 
oni  Acc.  di   Bologna.     Vol.  5,  S.  69 — 75. 

Cagnat  (R.),L'armee  romainede  l'Afrique  et 
l'occupation  militaire  de  l'Afrique  sous  les 
Empereurs.  Nouv.  ed.  Paris,  E.  Leroux, 
1913.  XXVIII,  804  S.  4°.  (29  fr.  25.)  Rez.: 
Berl.  ph.   Woch.  1914,  15  (K.  Regling). 

Carton  (L.),  Dixifeme  chronique  archeolo- 
gique  nord-africaine  (1911 — 1912).  Tunis 
1913.     8«. 

Gsell  (St.),  Histoire  ancienne  de  l'Afrique 
du  Nord.  T.  i :  Les  conditions  du  deve- 
loppement  historique.  Les  temps  primi- 
tifs.  La  colonisation  phenicienne  et  )'em- 
pire  de  Carthage.    Paris,  Hachette  &  Co., 

1913.  544  S.  8°.    (10  fr.)    Rez.:  Rev.  crü. 

1914,  S.  22g — 232  (A.  Merlin). 
Michon  (E.),  Deux  mosaiques  interessantes 

pour  l'histoire  ancienne  de  l'Afrique  ro- 

maine.     Bull.  soc.  nat.  Ant.  France  1913, 

S.  236 — 244. 
Archäologische    Funde    1912.       Nordafrika. 

(A.  Schulten).  Arch.  Anz.  1913,     Sp.  239 

—269  (8  Abb.). 
Ain-Zara  —  Paribeni  (R.),   II  mosaico  di 

Ain  Zara.  Boll.  d'arte  6,  S.  75—77  (i  Abb.). 
Algier  —  Cagnat  (R.),  Note  sur  deux  in- 

scriptions    d'Algerie.     Rev.  et.  anc.   XV, 

Nr.  I. 

Gsell  (St.),   Exploration  scientifique  de 

l'Algerie  pendant  les  annees  1840 — 1845. 

Texte  explicatif  des  planches  d'archeolo- 

gie  de  Ad.   H.  AI.   Detamare.     Paris,   E. 

Leroux,   1913.     IX,  189  S.  8". 

Monceaux  (P.),  Inscriptions  chretiennes 

d'Algerie.     Ac.  Inscr.  Compt.  rend.  I9l3i 

S.  219 — 221. 
Althiburos   —   Merlin    (Alfr.),    Forum   et 

maisons  d' Althiburos.    (=  Notes  et  docu- 

ments  publ.  par  la  Direction  des  antiquites 

et  arts  6.)    Paris,  Leroux,  191 3.    59  S.  8" 

(6  Taf.).     (3  fr.) 

— ,    Fouilles    a    Althiburos    (Medeina). 

Ac.  Inscr.  Compt.  rend.  1912,  S.  417 — 426. 
Carthago    —   Bordy,   Carte   archeologique 

et  topographiquc  des  ruines  de  Carthage. 

(l  :  5000.)     Paris.     2". 

Cagnat    (R.),    Colonia    Concordia    Car- 
thago.    Rev.  epigr.  i,  S.  4 — 10. 

^,   Le   temple  de   la  Gens  Augusta  ä 

Carthage.    Ac.  Inscr.  Compt.  rend.   1913, 

S.  680— 686  (2  Abb.). 


55 


Bibliographie  1913  (II  A  5). 


56 


Carton,  Documents  pour  servir  ä 
l'etude  des  ports  et  de  l'enceinte  de  la 
Carthage  punique.     Paris  1913. 

Delattre  (A.  L.),  L'amphith6ätre  de 
Carthage  et  le  p61erinage  de  Sainte  Per- 
p6tue.     Lyon  191 3.     80. 

— ,  Fouilles  de  Damous-el-Karita.  Ac. 
Inscr.  Comp.  rend.  1912,  S.  460 — 476 
(12  Abb.). 

Kahrstedt  (Ulr.),  Geschichte  der  Kar- 
thager von  218 — ^146.  (=^  O.  Meltzer,  Ge- 
schichte der  Karthager,  Bd.  3.)  Berhn  1913. 

Monceaux  (F.),  Des  plombs  latins  r6cem- 
ment  trouv^s  ä  Carthage.  Bull.  Soc.  nat. 
Ant.  de  France  191 2,  S.  429 — 431. 

Paris  (P.),  Vase  iberique  trouv6  ä  Car- 
thage (Mus6e  Saint-Louis).  Ac.  Inscr. 
Compt.  rend.  1913,  S.  10 — 15  (i  Abb.). 

Ventre  (Marius),  Les  ports  de  Carthage. 
8».  Tunis  191 3 
Constantine  —  Esperandieu  (E.),  £pi- 
graphie  romaine  dans  le  departement  de 
Constantine.  Rev.  epigr.  i,  S.  384 — 386. 
Djemila  —  Douel  (M.),  L'autre  Pompei 
africaine:    Djemila.      Grande    Rev.    1913, 

s.  747—774. 

Monceaux  (P  ),  jlnscriptions  chretiennes 

en  mosa'ique  ä  Djemila.      Bull.   Soc.  nat. 

Ant.  France  1913,  S.  279 — 280. 

El  Djem  —  Collignon  (M.),  L'enlevement  du 

palladion  sur  un  m^daillon  en  marbre  prove- 

nant  del'amphitheätred'El  Djem.  Ac.  Inscr. 

Compt.  rend.   1913,  S.  153 — 161  (i  Abb.). 

Merlin    (A.),     Inscriptions     r^cemment 

döcouvertes  ä   El    Djem.     Studi   rom.    i, 

S.  382. 

Hadrumetum  —  Leynaud,  Dicouverte  de 

quatre  mosaiques  tombales  dans  la  cin- 

quieme    cätacombe    d'Hadrumete.       Ac. 

Inscr.  Compt.  rend.  191 3,  S.  432 — 436. 

Koudiet  Es-Souda  — Poinssot  (L),  Note 

sur  une  inscription  de  Koudiet  Es-Souda. 

Ac.  Inscr.  Compt.  rend.  1913,  S.  424^428. 

Kyrene'  —    Blinkenberg  (Chr.),  A  propos 

des  vases  cyr6neens.     Rev.  arch.   1913,   I 

S.  418— 419  (i  Abb.). 

Costanzi  (V.),  Tradizioni  Cirenaiche. 
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Malten    (L.),    Kyrene.    Rez.:     Hermes 

[Russ.]igi3,  V,  S.  110—112  (E.  Kagarow). 

Robinson  (D.  M.),  Inscriptions  from  the 

Cyrenaica.     Am.  Journ.  of  arch.  vol.  17, 

S.  159—200  (40  Abb.). 

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Cyrenaica  A.  gl.  0.  S.  504 — 505. 

Toutain  (J.),  Les  inscriptions  du  canal 
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rom.  I,  S.  241. 


Libyen  — Aurigemma  (S.),  Campagne  libi- 
che  della  Missione  Archeologica  Italiana. 
Boll.  della  r.  soc.  Geogr.  1913,  S.  997 — 1024 
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rendu  de  la  42=  Session,  tenue  ä  Tunis 
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(13  Textabbild.). 

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tanie  et  leur  prix  base  sur  le  degr^  de  raretö. 
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Souk-el- Abiod  —  Merlin  (A.),  Une  in- 
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Bibliographie  1913  (II  A  5,  6,  7). 


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Carton,  Le  Nord-Ouest  de  la  Tunisie; 

ruines  romaines,  forets,  montagnes,  colo- 

nisation.     Paris  1913. 

R6gence  de  Tunis.    Dir.  des  Antiquit^s 

et  arts.    Enquete  sur  les  installations  hy- 
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fasc.  4.    Tunis  1912.    163  S.  8«  (29  Abb.). 
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(A.  Schulten). 
Merida  —  Demiani  (Alfr.),  Die  römischen 

Trümmer   von   Merida.      Ztschr.   f.    bild. 

Kunst  Jg.  48,  H.  3. 
Numantia  — •  Excavaciones  de  Numancia. 

Memoria  presentada  al  Ministerio  de  in- 

strucciön  pübl.  y  belies  artes  por,  la  Comi- 

sion  ejecutiva.   Madrid,  Blak,  1912.   XIII, 

51  S.  (69  Taf.)  40. 

Schulten    (A.),    Ausgrabungen    in    Nu- 
mantia.     8.   Bericht.     Arch.    Anz.    1913, 

Sp.  I— 14  (I  Taf.,  3  Abb.). 
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de  Numance.    Bull,  hispan.  t.   15,  NK  4. 
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arch.  rom.  Anno  3,  Nr.  6 — 7. 

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chische Grabreliefs  aus  Südrußland.  Rez.: 
Berl.  ph.  Woch.  1913,  4  (A.Köster). 

Minns  (EUis  H.),  Scythians  and  Greeks.  A 
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she  north  coast  of  the  Euxine  from  the 
Danube  to  the  Caucasus.  Cambridge,  Univ. 
Press,  1913.  XL,  720  S.  4".  Rez.:  Lit. 
Ztlbl.  igi3,  46  (E.  V.  Stern);  Bert.  ph. 
Woch.  igi4,  12  (H.  Philipp). 

Archäologische  Funde  1912.  Rußland.  (B. 
Ph  armakowsky.)  Arch.  Anz.  1913,  Sp. 
178—234  (74  Abb.). 

Radio v  (N.),  Zwei  panathenäische  Ampho- 
ren, gefunden  in  Südrußland  i.  J.  1911. 
Izvest.  imp.  arch.  kom.  Lfg.  45,  S.  76 — 91. 

Seger  (Hans),  Grabfunde  aus  der  Völker- 
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Vorzeit.     Bd.  6,  S.  47—49  (i  Taf.). 


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1913.     67  S.  8°. 

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Petersburg  1912  [Russ.]. 

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S.  9 — 22. 

Chersones  —  Löper  (R.),  Inschriften  aus 
Chersones  u.  Bemerkungen  B.  Latyschevs 
dazu.  Izvest.  imp.  arch.  kom.  Lfg.  45, 
S.  23—70  u.  132—136. 

Olbia  —  Latyschev  (B.),  Zwei  Weihin- 
schriften aus  Olbia.  Izvest.  Imp.  arch. 
kom.  Lfg.  45,  S.  1—8. 

Turaiev  (B.),  Tonlampe  aus  Olbia  mit 
bildlicher  Darstellung.  Izvest.  imp.  arch. 
kom.  Lfg.  45,  S.  71—75- 

Pantikapaion  —  Wünsch  (R.),  Die  Labrys 
in  Pantikapaion.  Arch.  Rel.  16,  S.  632 — 
633. 

Taman  —  Enmann  (N.),  Eine  ionische  Am- 
phora aus  der  Halbinsel  Taman;  Rudneva 
(S.),  Eine  Amphora  milesischen  Stiles  von 
Taman.  Izvest.  imp.  arch.  kom.  Lfg.  45, 
S.  92 — 103  u.   104 — HO. 

TCmirev  —  Sachanov  (W.),  Silbergefäße 
mit  vergoldeten  Ornamenten  aus  dem 
TumulusTCmirev.  Izvest.  imp.  arch.  kom. 
Lfg.  45,  S.  III— 131. 

B.  MUSEEN,  SAMMLUNGEN,  AUSSTELLUNGEN. 

Antiquites  ^gyptiennes,  grecques  et  romaines, 
marbres,  bronzes,  verrerie,  c^iamique  & 
objets  divers  provenant  de  l'ancienne  col- 
lection  Borelli  Bey.     Paris  191 3.     4°. 

Rothschild  (H.  de),  Un  document  iiiedit  sur 
l'histoire  de  la  collection  Campana.  Rev. 
arch.  1913,  II  S.  115 — 118. 

Collections  de  feu  Mr.  J.  Lau  gier  et  de 
Mr.  V. .  .  Monnaies  romaines  et  grecques. 
(Catalogue  de  vente.)     Amsterdam  1913. 

Sieveking  (Joh.),  Die  Bronzen  der  Samm- 
lung Loeb.  München  1913.  VI,  86  S.  4» 
(46  Taf.). 

Behn  (Fr.),  Sammlung  Ludwig  Marx  in 
Mainz  (s.  Kataloge  west-  u.  süddeutscher 
Altertumssammlungen  2). 

D^chelette  (Jos.),  La  collection  Millon. 
Antiquites  prehistoriques  et  gallo-romai- 
nes.  Paris,  Geuthner,  191 3.  XIII,  282  S. 
4»  (46  Taf.,  58  Abb.).  (30  fr.)  Rez.:  Lit. 
Ztbl.  igij,  Nr.  29  (H.  0.);D.  Litztg.  igij, 
33  (M.  Hoernes) ;  Woch.  kl.  Phil.  1913,  47 


(Ph.  Fabia);   Rev.  crü.   1913,  20  (A.  de 
Ridder  ). 

Dalton  (O.  M.),  Byzantine  enamels  in  Mr. 
Pierpont  Morgan 's  collection  with  a  note 
of  R.  Fry.  London,  Chatto  &  Windus,  1913. 
(7sh.  6.) 

Boucher  (Henri),  La  dispute  du  tr^pied  et 
les  vases  peints  ä  sujets  H^rakl^ens  de  la. 
collection  Saint -Ferria.    Fond.  E.  Piot 
Monum.  et  m^m.  t.  20  S.  71 — loo  (i  Taf. 
8  Abb.). 

Seure  (G.),  Antiquites  thraces  de  la  Propon- 
tide.  Collection  Stamoulis.  Bull.  corr. 
hell.  36,  S.  534—641  (51  Abb.). 

Foville  (J.  de),  Collection  Armand -Valton 
lägu^e  au  Departement  des  medailles  an- 
tiques.  P.  I :  Les  monnaies  grecques  et 
romaines.  Paris,  Rollin  &  Feuardent,  1912. 
294  S.  8». 

Pellati  (Fr.),  I  musei  e  le  gallerie  d'Italia. 
Con  prefaz.  di  Corr.  Ricci.  Rom,  E.  Loe- 
scher&Co.,   1913. 

Kataloge  west-  u.  süddeutscher  Altertums- 
sammlungen. Hrsg.  V.  d.  Röm.-German. 
Kommission  des  K.  Arch.  Instituts.  2: 
Sammlung  Ludwig  Marx  in  Mainz  von 
F.  Behn.  Frankfurt  a.  M.,  Baer  &  Co., 
1913-    VIII,  48  S.  (8  Taf.).    (1,50  M.) 

Aigina  —  Ko'jpo'jviiutrj;  (K.),  \ifhifi  (jio'jseTov. 
'Ap-/.  'F/f.     191 3,  S.  86— 98  (22  Abb.). 

Aix  —  Besnier  (M.),  Un  bas-relief  de  Delos 
au  musee  d'Aix  en  Provence.  Ac.  Inscr. 
Compt.  rend.  1912,  dec,  S.  641 — 644. 

Clerc  (M.),  Inscriptions  antiques  inedites 
du  musöe  d'Aix.     Rev.  et.  anc.  XV,  2. 

Alexandria  —  Catalogue  general  des  an- 
tiquites 6gyptiennes  du  musee  d'Alexan- 
drie.  La  necropoli  di  Sciatbi.  Per  Ev. 
Breccia  Vol.  1/2.  Le  Caire,  Inst,  frang. 
d'arch.  orient.     4". 

Rapport  sur  la  marche  du  service  du 
mus6e  en  1912.  [Verf.:  E.  Breccia.] 
Alexandrie  1913.     50  S.  4"  (23  Taf.). 

Amsterdam  —  Beschreibung  der  griechi- 
schen autonomen  Münzen  im  Besitze  der 
K.  Akademie  der  Wissenschaften  zu 
Amsterdam.  (Verf. :  U.  Ph.  Boissevain.) 
Amsterdam,  Müller,  1912.  260  S.  4"  (8  Tf.). 
(12  M.) 

Arlon  —  Dubois  (Ch.),  A  propos  de  quelques 
vases  du  Mus6e  d'Arlon.      Inst.  arch.  du 
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Athen  —  Delatte  (A.),  fitudes  sur  la  magie 

grecque.      I:    Sphäre   magique   du   Musee 

d'Athfenes.       Bull.    corr.    hell.    Annee   27, 

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191 3,  3  (R-  Heberdey). 

Nicole  (G.),  Catalogue  des  vases  peints 
du  Musie  national  d'Athines,  Supplement 
Rez. :  Class.  Rev.  1913,  Nr.  7  (P.  Gardner) ; 
Ztschr.  ö.  Gymn.  64,  S.  1091 — 1094  (C. 
Praschniker  ) . 

Schrader  (H.),  Auswahl  archaischer 
Marmor-Skulpturen  im  Akropolis-Muse- 
um.  Im  Auftrage  des  k.  k.  österr.  arch. 
Instituts  hrsg.  2  Tle.  X,  57  S.,  62  Kupfer- 
ätz., 2  Taf.  in  Farbenlichtdr.,  17  Taf.  auf 
Büttenpapier.  Wien,  A.  Holder,  1913. 
4»  u.  2".  (142  M.)  Rez.:  Class.  Rev.  1913, 
S.  273—274  (P   Gardner) ;  Wach.  kl.  Ph. 

191 4,  14  (H.  Winnefeld). 
Verzeichnis  der  käuflichen  Photogra- 
phien des  K.  Deutschen  Arch.  Instituts 
in  Athen.  Heft  2:  Griechisches  Festland 
außer  Attika  v.  Marg.  Bieber.  Athen, 
Eleutheroudakis  &  Barth,  1912.  XII  u. 
S.  241— 411.     8».     (3M.) 

Berlin  —  Kgl.  Museen  in  Berlin.  Abbil- 
dungen der  in  der  Formerei  der  Kgl. 
Museen  käuflichen  Gipsabgüsse.  H.  i. 
Berlin,  Wangerin,  1912.    quer  8°. 

— ,  Führer  durch  die  vorgeschichtliche 
Abteilung.  (Vorr.:  C.  Schuchhardt.)  Ber- 
lin, G.  Reimer,  1913.  VIII,  135  S.  8» 
(30  Taf.). 

Heemskerck  (M.  van).  Die  römischen 
Skizzenbücher  im  Kgl.  Kupferstichkabi- 
nett zu  Berlin.  Mit  Unterstützung  der 
Generalverwaltung  der  Kgl.  Museen  zu 
Berlin  hrsg.  v.  Chr.  Hülsen  u.  H.  Egger. 
Bd.  I.  81  Taf.  mit  XV  u.  58  S.  Text. 
Berlin,  Bard,  1913.40.  (Vollständig  150M.) 
Mitteilungen  a.  d.  ägypt.  Sammlung  der 
Kgl.  Museen  zu  Berlin.  Bd.  2:  Wilh. 
Weber,  Die  ägyptisch-griechischen  Terra- 
kotten. X,  274  S.  {131  Abb.)  u.  42  Taf. 
(20  M.) 

Wiegand  (Th.),  Bronzefigur  einer  Spin- 
nerin im  Antiquarium  der  Kgl.  Museen. 
(  =  Progr.  z.  Winckelmannsfeste  73.)  Ber- 
lin, G.  Reimer,  1913.  20  S.  4"  (4  Taf., 
14  Abb.). 

Bern  —  Deonna  (W.),  Bronzes  figur6s  an- 
tiques  du  Mus^e  de  Berne.  Anz.  Schweiz. 
Altertumskunde  Bd.  15,  S.  18— 35  (6  Taf., 
8  Abb.). 

Bologna  ■ —  Ducati  (P.),  Frammento  di 
rilievo  in  argento  del  Museo  civico  di 
Bologna.  Mon.  ant.  21,  Sp.  285 — 300 
(I  Taf.). 

'     — ,    Ghirardini    (Gher.),     Di     una    sta- 
tuetta    in    bronzo .  recentemente    entrata 


nel  Museo  Civico  di  Bologna.    Rend.  delle 

sess.    Ac.    di    Bologna  vol.   6,    S.  38 — ^44 

(2  Abb.). 
Bonn   —    Bericht   über   die  Tätigkeit   der 

Provinzialmuseen    zu     Bonn    und    Trier. 

Bonn.  Jahrb.  H.   122  Beilage. 
Boston  —  Erwerbungen  des  Museum  of  fine 

arts  in   Boston   1911,    1912.      Arch.   Anz. 

1913,  Sp.  27— 28;  472—473. 

Luce  (St.  Bl.),  A  Polyphemus  cylix  in 
the  Museum  of  fine  arts  in  Boston. 
Am.  Journ.  of  arch.  vol.  17,  S.  I — 13 
(2  Abb.). 

Braunsberg  —  Weißbrodt  (W.),  Grie- 
chische u.  lateinische  Inschriften  in  der 
antik-archäolog.  Sammlung  der  Kgl.  Aka- 
demie zu  Braunsberg.  Braunsberg,  Ver- 
zeichnis d.  Vorles.  S.-S.   1913.     22  S.  4°. 

Breslau  —  Rother  (C.  H.),  Die  Pan- 
athenäenamphora  des  Schlesischen  Muse- 
ums f.  Kunstgewerbe  U.Altertümer.  Schles. 
Vorzeit.     Bd.  6,  S.  50—52  (2  Abb.). 

Brüssel  —  Cumont  (Fr.),  Catalogue  des 
sculptures  et  inscriptions  antiques  (monu- 
ments  lapidaires)  des  Mus6es  royaux  du 
Cinquantenaire.  Bruxelles,  Vromaut  et 
Cie.,  1913.  VII,  268  S.  8°.   Rez.:  D.  Litztg. 

1914,  14   (F.  Koepp). 

Budapest  —  Gasparetz  (G.),  Römisches 
Malereigerät  im  Budapester  National- 
museum. Arch.  firtesitö  1912.  S.  223 — 
232  (9  Abb.). 

Wollanka  (J.),  Az  antik  szoborgyüjte- 
m6ny  magyarazö  katalögusa.      Budapest 

1912.  165  S.  8°.  Rez.:  Berl.ph.W0ch.1913, 
15  (A.  Hehler). 

Cagliari  —  Taramelli  (A.),  Das  archäolo- 
gische Museum  zu  Cagliari.  Museums- 
kunde 10,   I. 

Carthago  —  Musee  Lavigerie  de  Saint 
Louis  de  Carthage,  Suppl.  i  par  A.  Bou- 
langer  (Mus^es  et  collections  arch.  de 
l'Algerie  et  de  la  Tunisie).  Paris,  E.  Le- 
roux,   1913.     80  S.  4"  (11  Taf.).     (12  fr.) 

Cherchel  —  Ldvy  (J.),  Le  grand  prfetre 
egyptien  du  mus^e  de  Cherchel.  Rev.  arch. 

1913,  II,  s.  73-81. 

Cherson  —  Städtisches  Museum  der  Alter- 
tümer von  Cherson.  I :  Münzen  und  Me- 
daillen. 2:  Annalen  des  Museums  1909 — 
191 1.     Cherson  1912.     [Russ.] 

Cypern  — •  Makrides  (M.),  A  Mycenaean 
bronze  in  the  Cyprus  Museum.  Ann.  Brit. 
School  at  Athens  S.  95 — 97  (i  Taf.). 

De  los  —  Courby  (F.),  Vases  avec  reliefs 
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Dijon  —  Chabeuf  (H.),  L'Apollon  citharMe 


63 


Bibliojfraphie   1913  (II  B). 


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im  Museum  der  Schönen  Künste  bei  der 
K.  Univ.  Dorpat.    Dorpat  1913.     [Russ.] 

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aus  römischer  Kaiserzeit  in  der  Skulpturen- 
Sammlung  zu  Dresden.  Mitt.  Sachs.  Kunst- 
samml.  Jg.  2. 

— ,  Zwei  antike  Frauenbildnisse  in  der 
Skulpturensammlung  zu  Dresden.  Mitt. 
Sachs.  Kunstsamml.  Jg.  4  (2  Taf.,  2  Abb.). 
Treu  (G.),  Griechische  Grabmäler  in  der 
Skulpturen-Sammlung  zu  Dresden.  Mitt. 
Sachs.  Kunstsamml.  Jg.  3. 

Ferrara  —  Negrioli  (A.),  Di  tre  vasi  dipinti 
de]  Museo  Civico  di  Schifanoia  in  Ferrara. 
Bell,  d'arte  5,  S.  341—346  (4  Abb.). 

Florenz  —  Milani  (L.  A.),  11  r.  Museo  archeo- 
logico  di  Firenze.  Vol.  I :  (Testo)  Storia  e 
guida  ragionata.  352  S.  {2  Pläne  u.  31  Abb.) 
Vol.  2:  (Atlante)  Guida  figurata  (32  S., 
160  Taf.).  Firenze  1912.  (25  1.)  Rez.: 
Rev.  hisL  rel.  t.  67,  S.  347—354  M-  Rei- 
nach),. 

Göttingen  —  Jacobsthal  (P.),  GöUinger 
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Lamer) ;  Lit.  Zlbl.  1913,  Nr.  13  (H.  Ostern) ; 
Rev.  crit.  1912,  51  (A.  de  Ridder) ;  D.  Lit.- 
ztg.  1912,  48  (y.  D.  Beazley);  Berl.  ph. 
Woch.  igi3,  19 — 20  (R.  Pagenstecher )  \ 
Rep.  Kunstw.  Bd.  36,  S.  293—296  (C. 
Horst). 

Haltern  —  Hähnle  (K.)  u.  Wenz  (Seb.), 
Führer  durch  die  Sammlung  römischer 
Altertümer  im  Museum  zu  Haltern  in  West- 
falen.    Haltern  1913.     34  S.  8«. 

Hannover  —  Hahne,  Eine  Germanen- 
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'S.  97—104  (i  Taf.  u.  Abb.). 

Holkham  —  Waldstein  (Ch.),  A  head  of 
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ment  of  the  Parthenon,  at  Holkham  Hall. 
Journ.  hell.  stud.  vol.  33,  S.  276 — 295 
(3  Taf.,  20  Abb.). 

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musea  en  de  laatste  opdelvingen  te  Jeru- 
salem. Ac.  r.  d'arch.  Bull.  1914,  4,  S.  12 
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Thomsen  .(P.),  Die  archäologische 
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Jg.  9,  S.  124-132  (i  Taf.). 

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bastite  ä  l'epoque  Saite.  Fase.  i.  160  S. 
(40  Taf.).  Vol.  62  u.  65.  Gauthier  (H.), 
Cercueils    anthropoides    des    pretres    de 


Montou.  Vni,  561  S.  (112  M.)  Vol.  66: 
Fr.  W.  v.  Bissing,  Tongefäße.  Tl.  i.  VH, 
53  S.  (7  Taf.).  Vol.  68:  Reisner  (M.  G.  H.), 
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Hiersemann,  1913.  XXVHI,  174  S.  4" 
(33  Taf.).     (52  M.) 

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sche Museum  zu  Kairo.  Deutsche  Bear- 
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191 2.  156  S.  8»  (70  Taf.).  (4M.)  Rez.: 
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Sp.  583—588. 

Mendel  (G.),  Catalogue  des  sculptures 
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imp6riaux  Ottomans.  Vol.  i.  Constanti- 
nople 1912.  XXIV,  596  S.  8»  (80  Piaster). 
Rez. :  Rev.  de  l'hist.  des  rel.  t.  67,  S.  234 — 
238  (R.  Ditssatid)  ;  Journ.  hell.  stud.  vol.  33, 
S.  390—392  (G.  D.);  Rev.  crit.  191 3,  2 
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Kopenhagen  — •  Poulsen  (F.),  Neuerwor- 
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2.  Bd.,  S.  145—150  (1  Abb.). 

— ,  Tetes  et  bustes  grecs  r6cemment 
acquis  par  la  Glyptotheque  Ny  Carlsberg. 
Oversigt  Kgl.  danske  Vid.  Selskabs  For- 
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zu  Rom.  Leipzig,  Winckelmannsprogr., 
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Leiden  —  Boeser  (P.  A.  A.),  Beschreibung 
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Reichsmuseums  in  Leiden.  Bd.  4:  Die 
Denkmäler  des  Neuen  Reiches.  2:  Pyra- 
miden, Kanopenkasten,  Opfertische,  Sta- 
tuen. Leiden  1913.  15  S.  4"  (16  Taf.). 
(20  fl.)  Rez.:  D.  Litztg.  1913,  25  (A.  Er- 
man) ;  Journ.  sav.  1913,  S.  371 — 372  (G. 
Foucart);  Bd.  5  u.  6:  Die  Denkmäler  des 
Neuen  Reiches.  Abt.  2 — 3.  Haag,  Nijhoff , 
1913.     16  u.  28  Taf.    (20  fl.  u.  25  fl.) 


65 


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sehen    Zentral-Museums   zu    Mainz    f.    d 

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seums. Bd.  4:  Behn  (Fr.),  Vorhellenisti- 
sche Altertümer  der  östl.  Mittelmeerländer. 
154  S.  (10  Taf.).  Rez.:  Berl.  ph.  Woch. 
1914,  7  (R.  Pagenstecher).  Bd.  5:  Schu- 
macher (K.),  Materialien  z.  Besiedelungs- 
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photograph.  u.  zeichnerische  Aufnahmen, 
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München  —  Erwerbungen  der  Antiken- 
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tothek u.  Skulpturensammlung  des  Staates 
(P.  Wolters).  2:  K.  Antiquarium  (J.  Sieve- 
king).  3:  K.  Vasensammlung  (J.  Sieve- 
king).  4:  K.  Münzkabinett  (G.  Habich). 
Arch.   Anz.    1913,    Sp.    14 — 26   (6  Abb.). 

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ph.  Woch.  1913,  6  (E.  Buschor). 

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der    K.    Glyptothek  zu  München.      [Aus: 
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chen,   F.    A.  Bruckmann,  1913.     7  S.    2» 
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Neuchätel  —  Deonna  (W.),  Figurines  de 
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of  fine    art    and    archaeology  of  Oxford 

1912.  Arch.  Anz.  1913,  Sp.  468 — ^471. 
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— ,  Le  torse  d'ApoUon  Sauroctone  du 
Mus6e  Calvet.     Paris  1912.    2". 

Mus6e  du  Louvre.  D6p.'  des  antiquit^s 
orientales.  Les  monuments  palestiniens  et 
judaiques  (Moab,  Jud6e,  Philistie,  Sa- 
marie,  Galilöe).  Par  R.  Dussaud.  Paris, 
Leroux,  1912.  VII,  130 3.40(1  Taf., 82  Abb.). 

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Mus6e  du  Louvre.    Paris  1913.    8". 

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Antiq.  de  France,  s6r.  8,  t.  2,  S.  276 — 294 
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de  France  1912,  S.  77 — 78. 

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Rom  —  Amelung  (W.),  Rom  i,  2.  Antike 
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derner Cicerone.)   2.  Aufl.   Stuttgart  191 3. 

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edition,  revised  by  the  authors  and  Mrs. 
S.  A.  Strong.  London,  Duckworth,  1912. 
Vol.  I,  2  (5  sh.) 

Buren  (Alb.  W.  van),  A  sarcophagus  lid 
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roman.  stud.  vol.  3,   S.  142 — 144  (2  Taf.). 

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at  Rome.  Ed.  by  H.  St.  Jones.  Oxford, 
Clarendon  Press,  1912.  VIII,  419  S.  8" 
(93  Taf.).  (63  sh.)  Rez. :  Rev.  crit.  JgiJ, 
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rom.  stud.  vol.  3,  S.  148 — 150  (G.  D.)\ 
Lit.  Ztbl.  1913,  10  (H.  Ostern);  Gott.  gel. 
Anz.  1913,  S.  549—552  (J-  Steinher ger); 
Cl.  Review  1914,  S.  24 — 25  (E.  M.  W.  T.). 

Heibig  (Wolfg.),  Führer  durch  die 
öffentlichen  Sammlungen  klassischer  Alter- 
tümer in  Rom.  3.  Aufl.  Hrsg.  unter  Mit- 
wirkung V.  W.  Amelung,  E.  Reisch,  Fr. 
Weege.  Bd.  i.  IX,  634  S.  (29  Abb.). 
Bd.  2,  547  S.  (12  Abb.).  Leipzig,  B.  G. 
Teubner,  1912.  (24  M.  gbd.)  Rez.:  Woch. 
kl.  Phil.  1914,  3  (H.  L.  Urlichs);  Lit. 
Ztbl.  1913,  14  {F.  V.  Duhn) ;  Rev.  crit.  1913. 


69 


Bibliographie  1913  (II  B;  III  A). 


70 


12  (A.  de  Ridder);  Gott.  gel.  Anz.  igij 
S.  553—560  (J.  Steinberger) ;  Boll.  fil.  cl. 
20,  S.  180 — 183   (E.  Gabriel). 

Hülsen  (Ch.),  Vier  bacchische  Reliefs 
im  Kasino  Borghese.  Jahresh.  ö.  a.  Inst. 
Bd.  15,  S.  109 — 123  (Abb.  72 — 82). 

Marucchi  (O.),   I  monumenti  Egizi  ed  i 

■  monumenti   cristiani   recentemente   siste- 

mati  nel  Museo  Capitolino.     Bull.  Comm. 

arch.  com.  di  Roma.     Anno  40,  S.  i — 14 

u.  S.  177—203  (4  Taf.). 

Nicole  (G.),  Un  nouveau  catalogue 
d'oeuvres  d'art  conserv^es  ä  Rome  ä 
l'epoque  imperiale  s.  I:  Mölanges  Holleaux. 

Pinza  (G.),  Monumenti  paleoetnologici 
raccolti  nei  musei  comunali.  Bull.  Comm. 
arch.  com.  di  Roma.  Anno  40,  1912, 
S.  15—102  (4  Taf.,  29  Abb.). 

Schottmüller,  Die  Entwicklung  der  rö- 
mischen Museen.  I,  2,  3.  Museumskunde 
Bd.  9,  H.  1-3. 

International  Eine  Arts  Exhibition. 
Rome  191 1.  British  historical  a.  archaeo- 
logical  section  by  Js.  Spielmann. 

Waal  (A.  de),  Altchristi.  Inschriften  im 
Museum  des  Campo  santo.  Rom.  Quartal- 
schr.  Jg.  26,  S.  83—92  (8  Abb.). 
Salzburg  —  Koblitz  (Hans  Frh.  v.),  Ver- 
zeic'hnis  der  antiken  Münzen  des  Stadt. 
Museums  Caroline -Augusteum.  Salzburg 
1912.  42  S.  4». 
St.  Petersburg  —  Pridik  (E.),  Zwei  Silber- 
rhyta  der  Kais.  Ermitage  s.  I:  npo7:£,u.;rcrjpia. 

Waldhauer  (O.),  Der  ApoUon-Marsyas- 
Krater  der  Kais.  Ermitage  (Stephan!  355). 
Jahrb.  Arch.  Inst.  Bd.  28,  S.  61—62. 

— ,  La  r^organisation  de  la  collection  de 
sculptures  et  de  vases  ä  l'Ermitage  imp6- 
rial  (Saint-Petersbourg).  Rev.  arch.  1913, 
II  S:  66—72  (2  Abb.). 
Sarajevo  —  Bulanda  (E.),  Katalog  der 
griechischen  Vasen  im  Bosnisch-Herzego- 
vinischen  Landesmuseum  zu  Sarajevo. 
II  Wien,  Holzhausen,  1912. 
Spalato.  —  B\i\\6  (F.),  Elenco  degli  oggetti 
d'arte  acquistati  nell'  a.  1912  dall'  i.  r. 
Museo  inSpalato.  Bull,  di  arch.  Dalmata. 
Anno  35,  S.  80—81. 

— ,  Due  frammenti  di  bassorilievo  di 
Mitra  nel  Museo  di  Spalato.  Bull,  di  arch. 
Dalmata.  Anno  35,  S.  57—58  (i  Taf.). 
Speyer  —  Hildenbrand  (F.  J.),  Der  römi- 
sche Steinsaal  zu  Speier.  Rez:  Bert.  ph. 
Woch.  1913,  7  (F.  Sehn). 
Stockholm  —  Brising  (H.),  Antik  Konsl 
i.  Nationalmuseum.  Rez.:  Rep.  f.  Kunst- 
wiss.    Bd.  35,  S.  549—552  (J-  Kruse). 

Thunell  (K.),    Inscriptiones  Graecae  in 


Museo  Regio  Holmiensi.  Eranos  vol.  13, 
fasc.  1/2. 

Stuttgart  —  Goessler,  Die  K.  Altertümer- 
sammlung in  Stuttgart  u.  ihr  archäolog. 
Bestand  von  1862 — 1912  s.  I:  Festschrift. 

Toulouse  — •  Catalogue  des  collections  de 
sculpture  et  d'^pigraphie  du  Mus6e  de 
Toulouse  (Verf.:  Henri  Rachou).  Toulouse, 
Privat,  1912.     XXXII,  410  S.  8». 

Wien  —  Groag  (Edm.),  Die  römischen  In- 
schriftsteine der  Hofbibliothek  [in  Wien]. 
Wien,  Bondi,  1913.  53  S.  8".  Aus:  Wiener 
Montags-Revue.    Oster-  u.  Pfingstbeilage 

1913- 

Praschniker  (C),  Bronzene  Spiegel - 
stütze  im  Wiener  Hofmuseum.  Jahresh. 
ö.  a.  Inst.  Bd.  15,  S.  219 — 252  (Abb.  146 
-163,  Taf.  V). 

Wiesbaden  —  Ritterling  (E.),  Jahres- 
bericht des  Landesmuseums  nassauischer 
Altertümer  für  1909  u.  für  1910.  Annal.  d. 
Vereins  Nass.  Altertumskunde  Bd.  41, 
1911/12,  S.  120—132  (5  Abb.)  u.  S.  337— 
349  (7  Abb.). 

Zagreb  —  Brunämid  (J.),  Die  Steindenk- 
mäler des  kroatischen  Nationalmuseums  in 
Zagreb  (Forts.).  Vjesnik  hrvatskoga  ar- 
cheoloäkoga  druätva  12,  1912,  S.  129 — 197 
(Abb.  788—925). 

Zara  —  Führer  durch  das  k.  k.  Staatsmuse- 
um in  S.  Donato  in  Zara.  Hrsg.  vom  öst. 
arch.  Institut.  Wien,  Holder,  1912.  VI, 
150  S.  8».  (70  Abb.).  Rez.:  Berl.  ph.  Woch. 
igi3,  Nr.  30   (E.  Brenner). 

Zürich  —  Deonna  (W.),  Vases  romains  du 
Mus6e  Zürich.  Anz.  Schweiz.  Altert. 
N.  F.  Bd.  14,  S.  260  (3  Abb.). 

Kataloge  des  schweizerischen  Landes - 
museums  in  Zürich.  Bd.  1/2.  R.  Ulrich, 
Die  Gräberfelder  in  der  Umgebung  von 
Bellinzona,  Kt.  Tessin.  Stuttgart,  Deut- 
sche Verlagsanstalt,  1914.  XII,  728,  67  u. 
V,  26  S.  mit  192  Taf.     (30  M.) 

III.  SACHLICHE  ÜBERSICHT. 

A.  ALLGEMEINES. 

Achelis  (H.),  Altchristliche  Kunst.  3.  Ztschr. 
neutest.  Wiss.  Jg.   14,  S.  324—348. 

Animatus,  Die  Entthronung  der  antiken 
Kunst.  Rez.:  Lit.  Ztbl.  1912, 46  (H.  Ostern). 

Egyptian  antiquities.  Athenaeum  1912, 
Febr.   I. 

Baumgarten-Poland-Wagner,  Die  hel- 
lenische Kultur.  3.  Aufl.  Leipzig  u.  BerUn, 
B.  G.  Teubner,  1913.  XII,  579  S.  8» 
(13  Taf.,  479  Abb.).  Rez.:  D.  Litztg.  1913, 
24   (7.  Ziehen). 

3* 


71 


Bibliographie   191 3  (III  A). 


72 


Baumgarten-Poland -Wagner,  Die 
hellenistisch  -  römische  Kultur.  Leipzig 
u.  BerHn,  B.  G.  Teubner,  191 3.  XIII, 
674  S.4°  (i5Taf.,440Abb.).  (M.  10);  Hunt. 
Gymn.  igij,  S.  104 — loy  (H.  Hönn):  Sa- 
krales Jg.  I,  S.  525—529  (M.  Wiesenthal) ; 
D.  Lilztg.  191 3,  10  (J.  Ziehen);  Berl.  ph. 
Woch.  1913,  Nr.  47  (Th.  Zielinski);  Woch. 
kl.  Phil.  191 3,  12  ( Liebenam) . 

Baumstark  (A.),  Vom  Kampfe  um  die 
Orienthypothese  in  der  Geschichte  der 
Christi.  Kunst.  Hist.  pol.  Blatt.  152,  S.  737 

—749- 

Becker  (Er.),  Protest  gegen  den  Kaiserkult 
und  Verherrlichung  des  Sieges  am  Pens 
Milvius  in  der  christl.  Kunst  der  konstan- 
tinischen Zeit.  Rom.  Quartalschr.  Supplh. 
19,   S.  155—190  (2Taf.). 

Behn  (Friedr.),  Vorhellenistische  Altertümer 
der  östl.  Mittelmeerländer  s.  II  B:  Mainz. 

Bissing  (Fr.  W.  v.).  Der  Anteil  d.  ägypt. 
Kunst  am  Kunstleben  der  Völker.  Rez.:  Lit. 
Ztbl.  1913,  34  (G.  Roeder) ;  Or.  Litztg.  1913, 
Nr.  9   (E.  Brandenburg). 

Blümner  (H.),  Technologie  u.  Terminologie 
der  Gewerbe  u.  Künste  bei  Griechen  u. 
Römern.  Bd.  i.  2.  Aufl.  Rez.:  N.  Jahrbb. 
Mass.  Alt.  1913,  S.  82—83  (0.  Waser); 
D.  Litztg.  1913,  15  (Th.Birt). 

Brandt  (Paul),  Sehen  u.  Erkennen.  Eine 
Anleitung  zu  vergleichender  Kunstbe- 
trachtung. 2.  Aufl.  Leipzig,  F.  Hirt,  1913. 
IX,  272  S.  8°  (I  Taf.,  416  Abb.).   (5  M.  gb.) 

Brehier  (L.),  Apropos  de  laquestion  »Orient 
ou  Byzance.?«   Byz.  Ztschr.  Bd.  22,  S.  127 

—135- 
Brising  (H.),  Images  classiques.  Introduc- 
•    tion  ä  r^tude  de  l'art  grec.     Traduit  du 

su^dois  en  frangais    [par  Waltz].      Paris, 

Champion,   1913.     231   S.  8°   (128  Abb.). 
Bulle  (H.),  Der  schöne  Mensch:  Altertum.  Rez. : 

Class.  Rev.  191 3,  S.  55 — 57  (P.  Gardner); 

Woch.  kl.   Phil.  191 3,    18    (H.   Lamer); 

Sokrates  1913,  i  (M.  Hodermann) ;  Blatt. 

Gymn.  50,  S.  83 — 84  (Ed.  Sternplinger ) . 
— ,  Vom  Wesen  der  Kunst.    D.  Rundschau 

Jg.  39,  H.  9. 
Buren  (A.  W.  van),  Some  recent  archaeo- 

logical   publications.    Journ.  Brit.  a.  Am. 

arch.  ass.  IV,  6. 
Colasanti   (A.),   L'Art  byzantin  en   Italic. 
.  Pr6f.  par  C.  Ricci.    Paris,  Eggimann,  1913. 

4,   10  S.  2°  (100  Taf.). 
— ,  L'arte  bisantina  in  Italia.    Pref.  di  Corr. 

Ricci.      Milano,    Bertetti   &   Tumminelli, 

1912.     VI,   II   S.  2»  (100  Taf.). 
Cremer  (Frz.  Gerh.),  Künstler  u.  Werkstatt. 

Aus  den  Orientalen  u.  occidentalen  Lite- 


raturen u.  Traditionen  gesammelte  und 
geordnete  Erinnerungen  als  Beiträge  zur 
Kenntnis  der  in  den  Künstlerwerkstätten 
u.  Kunstschulen  des  Altertums  u.  der 
Renaissance  angewandten  Lehrwe.isen. 
Düsseldorf,  L.  Voss&  Co.,  1913.  XXXVII, 
210  u.  133  S.  8»  (i  Bildnis).  (9  M.) 
Curtius  (Ludw.),  Die  Antike  und  wir.  Jahr- 
buch Frei.  deut.  Hochstifts  1912,   S.   122 

—141. 

— ,  Die  antike  Kunst  s.  Handb.  d.  Kunst- 
wiss. 

: — ,  Studien  zur  Geschichte  der  altorientali- 
schen Kunst.  I.  »Gilgamisch«  und  »Hea- 
bani«.  Sitzber.  bayr.  Akad.  191 2,  7,  S.  i 
— 70  (23  Abb.).  Rez.:  Rev.  crit.  191 3,  2y 
(A.  de  Ridder). 

Dalton  (O.  M.),  Byzantine  art  and  archaeo- 
logy.  Rez. :  Byz.  Ztschr.  Bd.  21,  S.  548—551 
(J.  Strzygowski ) . 

Della  Seta  (AI.),  L'archeologia  dai  Greci 
a  Winckelmann  e  a  noi.  Compiti  e  metodi 
(i).    N.  Antol.  1913,  Febr.  i,  S.  499—512. 

Denkmäler,  Antike.  Hrsg.  v.  K.  Deutsch. 
Arch.  Institut.  Bd.  3,  H.  2.  BerHn, 
G.  Reimer,  1913,  13  Taf.  mit  1 1  S.  Text  2°. 

Deonna  (W.),  U Archeologie.  Sa  valeur, 
ses  methodes.  T.  i — 3  Rez.:  Woch.  kl. 
Phil.  191 2,  45  (H.  L.  Urlichs). 

— ^  A  propos  de  quelques  articles  recents. 
I :  Le  groupe  d'enfants  autrefois  ä  la  biblio- 
thöque  de  Vienne  (Rev.  arch.  1912,  II, 
S.  381).  2:  Dieu  solaire  du  musee  de 
Genfeve  (Rev.  arch.  1912,  II,  S.  354). 
3:  Les  d6dicaces  crurales  des  statues  anti- 
ques  (Rev.  arch.  1911,  II,  S.  464).  Rev. 
arch.  1913,  I,  S.  301—317  u-  H,  S.  335— 
352  (3  Abb.). 

— ,  Comment  les  proc6d6s  inconscients  d'ex- 
pression  se  sont  transform^s  en  proc^des 
conscients  dans  l'art  grec.  Bull,  de  l'Inst. 
nat.  Genevois  t.  40,  S.  67—97  (2  Abb.). 

— ,  Quelques  Conventions  primitives  de  l'art 
grec.    Rev.  d.  et.  grec.  t.  26,  S.  i — 19. 

— ,  L'erreur  et  l'illusion,  sources  de  nouveaux 
th^mes  artistiques.  Gen^ve,  Kündig,  1913- 
66  S.  8». 

— ,  L'expression  des  sentiments  dans  l'art 
grec.  Les  facteurs  expressifs.  Paris, 
Renouard,  1914.    379  S.  8»  (56  Abb.). 

— ,  L'influence  de  la  technique  sur  l'ocuvre 
d'art.  Rev.  arch.  4'^  ser.  t.  22,  S.  193 — 219. 
— ,  Peut-on  comparer  l'art  de  la  Gr^ce  ä 
l'art  du  moyen-äge?  Bull,  de  l'Inst.  nat. 
Genevois  t.  40  S.  98 — 152  (14  Abb.). 
— ,  Questions  d'archöologie  religieuse  et  sym- 
bolique.  i :  La  dorure  partielle  des  statues. 
2:   Danseurs  et  danseuses  au  calathiscos 


73 


Bibliographie   1913  (III  A). 


74 


de  Trysa  et  de  Delphes.  Rev.  hist.  rel. 
t.  68,  S.  345— 357- 

Dictionnaire  des  antiquites  grecques  et  ro- 
maines.  fasc.  47:  Textrinum — tibia.  Paris, 
Hachette,  1913.  S.  169 — 328  (Fig.  6847 — 
6965)  4°.   (5  fr.) 

Evans  (A.  J.),  The  minoan  and  mycenaean 
element  in  hcUenic  life.  Journ.  hell.  stud. 
vol.  32,  S.  277 — 297  (7  Abb.). 

Frank  (Carl),  Babylonisch -assyrische  Kunst 
s.  Kunstgeschichte  in  Bildern. 

Handbuch  der  Archäologie.  Hrsg.  v.  H. 
Bulle.  ( =  Handb.  d.  klass.  Altertumswiss. 
VI,  I.)  Lfg.  I.  München,  Beck,  1913. 
184  S.  8°.  (4  M.)  Rez.:  Woch.  kl.  Phil. 
191 3,  Nr.  50  (H.  Lanier);  Rev.  er  it.  191 3, 
46  (A.  de  Ridder);  Lit.  Ztbl.  191 3,  J5 
(H.  Ostern). 

Handbuch  der  Kunstwissenschaft.  Hrsg.  v. 
Fritz  Burger.  Lfg.  3,  4,  7,  8,  9,  12,  15: 
O.  Wulff,  Die  altchristl.  Kunst  von  ihren 
Anfängen  bis  zur  Mitte  des  I.Jahrtausends. 
S.  1—224  S.  (223  Abb.,  i4Taf.).  Lfg.  13: 
C.  Curtius,  Die  antike  Kunst.  VH,  32  S. 
(I  Taf.,  38  Abb.). 

Handcock  (P.  S.  P.),  Mesopotamian  ar- 
chaeology.  Rez.:  Berl.  ph.  Woch.  1913,  25 
(Fr.  W.  V  Bissing). 

Hausenstein  (Wilh.),  Der  nackte  Mensch 
in  der  Kunst  aller  Zeiten  u.  Völker.  Mit 
mehr  als  700  Abb.  München,  R.  Piper  & 
Co.,  1913.    VI,  675  S.  8".     (30  M.  gb.) 

Herbig  (G.),  Die  nächsten  Aufgaben  der 
etruskischen  Archäologie.  N.  Jahrbb.  kl. 
Alt.  Jg.  16,  S.  453—461. 

Hoernes  (M.),  Die  Forschungsmethode  der 
prähistorischen  Archäologie.  Die  Geistes- 
wissenschaften.    Jg.  I.     S.  66. 

Hunger  (J.)  u.  Lamer  (H.),  Altorientalische 
Kultur  im  Bilde.  ( =  Wissenschaft  und 
Bildung  Bd.  103.)  Leipzig,  Quelle  &  Meyer, 

1912.  64  S.  (96  Taf.).  (i  M.)  Rez.:  Rev. 
crit.  1913,  S.  301/302  (G.  Maspero). 

Kagarow  (E.),  Haupterscheinungen  in  der 
Geschichte  der  kretisch  -  mykenischen 
Kunst.    Odessa  191 1.     [Russ.] 

Kahrstedt  (U.),  Zur  Kykladenkultur.  Ath. 
Mitt.  Bd.  38,  S.  148— 188  (3  Taf.). 

Kaufmann  (Carl  Maria),  Handbuch  der 
christlichen  Archäologie.  2.  verm.  u.  verb. 
Aufl.  Paderborn,  Schöningh,  1913.  XVII, 
814  S.  8"  (500  Abb.).    Rez.:  Woch.  kl.  Phil. 

1913,  Nr.  4y   (Fr.  Dibelius). 

— ,  Eine  neue  Aera  der  christl.  -archäolog. 

Forschung.    Geisteswissenschaften.    Jg.  I, 

S.  602 — 603. 

Klassiker  der  Archäologie.   In  Neudr.  hrsg. 

v.  F.  Hiller  v.  Gaertringen,  G.  Karo,  O. 


Kern,  C.  Robert.  Bd.  3:  L.  Ross,  Insel- 
reisen. Tl.  2.  XI,  168  S.  (18  Abb.,  I  Krte.). 
(3,50  M.)  Bd.  4:  Fr.  G.  Welcker,  Zoegas 
Leben.  Tl.  2.  VIII, -261  S.  (4M.)  Halle, 
M.  Niemeyer,  1913. 

Koepp  (F.),  Archäologie.  III,  2.  Rez.: 
Ztschr.  Ost.  Gyntn.  Jg.  63,  S.  1105 — 1106 
(R.  Weißhäupl). 

— ,  Letzte  Ziele  archäolog.  Spatenarbeit. 
Die  Geisteswissenschaften  Jg.  i,  S.  455 — 
458. 

Kunstgeschichte  in  Bildern.  Neue  Bearb. 
Heft  I :  H.  Schäfer,  Ägyptische  Kunst. 
32  S.  (i  Taf.).  Heft  2:  C.  Frank,  Baby- 
lonisch-assyrische Kunst.  S.  33^ — 64  (i  Tf.). 
Heft  3:  Winter,  Kretisch  -  mykenische 
Kunst.  S.  65—96  (2  Taf.).  Heft  7:  Fr. 
Winter,  Griechische  Skulptur  der  archai- 
schen Zeit.  S.  193—224  (i  Taf.).  Heft  8/9: 
Fr.  Winter,  Griechische  Skulptur  des  V. 
Jahrh.  S.  225—288  (i  Taf.).  Leipzig, 
E.  A.   Seemann,   1913.     (Je  1,20  M.) 

Lechat  (H.),  Notes  archeologiques.  (Art 
grec.)   Rev.  et.  anc.     XV. 

Leclercq  (H.),  Manuel  d'archeologie  chre- 
tienne  depuis  les  origines  jusqu'au  XVIIIe 
siecle.  Paris,  Letauzey&  Ane,  1913.  2  Bde. 
600,  670  S.  8»  (413  Abb.).    (20  fr.) 

V.  Lichtenberg,  Die  Stellung  u.  Bedeu- 
tung der  ägäischen  Kultur  fn  der  europäi- 
schen Vorgeschichte.  Mannus  5,  S.  353 — 
362. 

Friedrich  Lübkers  Reallexikon  des  klassi- 
schen Altertums.  8.  Vollst,  umgearb.  Aufl. 
hrsg.  V.  J.  Geffcken  u.  E.  Ziebarth.  Leip- 
zig u.  Berlin,  B.  G.  Teubner,  1914.  1 152  S. 
8»  (8  Pläne).     (26  M.) 

Maas  (Max),  Archaeologische  Nachlese. 
Kunstchr.  24,  Nr.  lo/ii  u.  25,  25. 

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Vitruvius  Pollio,  De  architectura  Ubri  X 

ed.   F.  Krohn.     Leipzig,   B.  G.  Teubner, 

1913.     XI,  291  S.  8».    (4,60  M.) 

Des  M.  Vitruvius  Pollio  zehn  Bücher  üb. 

Architektur  (Buch  IV— X).    Übers,  u.  erl. 

V.  J.  Prestel.    Mit  vielen  (33)  vom  Übers. 

entworfenen  Taf.    Straßburg,  Heitz,  1912. 

(Zur   Kunstgeschichte   des  Auslandes.    H. 

100,   102  u.   108.) 

Krohn    (F.),    Quaestiönes   Vitruvianae 

P.   2:    De  Vitruvio    auctore  commentarii 

qui    inscribitur  'Ai)r;va((uv     jrepi    (jirjyavrjpniTwv. 

Münster,  Progr.,   1913. 

Sackur,  Des  Vitruvius  Basilika  in  Fanum 

u.  die  neue  Ausgabe  der  decem  libri  de 

architectura.     Rep.  f.  Kunstwiss.  Bd.  36, 

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8; 


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88 


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Laussei.    Rev.  arch.  1913,  II,  S.  112 — 114. 

— ,  De  quelques  monuments  connus  et 
in^dits.  Rev.  arch.  1912,  II,  S.  350 — 374 
(Fig.  1—7). 

Ducati  (P.),  Di  un  simplegma  dionisiaCo. 
Jahresh.  ö.  a.  Inst.  16,  S.  107 — 117  (2 
Abb.). 

Dussaud  (R.),  Statuettes  Chypriotes  s. 
II  A3. 

Ebersolt  (J.),  Sculptures  chretiennes  in6di- 
tes  s.   II  B:   Konstantinopel. 

Edgar  (C.  C),  A  statue  of  hellcnistic  king. 
Journ.  hell.  stud.  vol.  33,  S.  50^52  (l  Taf.). 

Eichler  (Fr.),ZurPhaidimos-Basis.  Jahresh. 
ö.  a.  Inst.  16,  S.  86 — 102  (ll  Abb.). 

Photographische  Einzelaufnahmen  an- 
tiker Skulpturen.  Serien  zur  Vorbereitung 
eines  Corpus  statuarum.  Hrsg.  v.  P.  Arndt 
U.W.  Amelung.  Ser.  VII.  Text  mit  Beiträ- 
gen von  A.  Joubin,  G.  Lippold,  G.  Nicole, 
Fr.  Weege.  München,  F.  Bruckmann, 
1913.     V  S.  u.  82  Sp.     (Je  2M.) 

Feliä  (Karl),  Die  Niken  und  die  Engel  in  der 
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Jg.  26,  S.  3—25  (5  Abb.). 

Fischer  (Herm.),  Eine  Germanen-Figur.'' 
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Foerster  (Rieh.),  George  von  Hoeßlins 
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F"ormige  (J.),  Note  sur  un  moulage  ancien 
de  la  Venus  d'Arles.  Les  Mus^es  de  France 
1912,  S.  91 — 92. 

Fornari  (Fr.),  Penteo  e  le  Erinni  in  un 
rilievo  antico.  Bull.  Comm.  arch.  com. 
di  Roma.  Anno  40,  S.  223 — 227  (2  Abb.). 

• — ,  Un  frammento  di  rilievo  dell'  antiquäri- 
um  di  Ostia  s.   II  B. 

Fournier  (P.),  La  st^le  grecque  de  Talence 
Rev.  dt.  anc.  XV,  3. 

Frickenhaus  (A.),  Phidias  und  Kolotes. 
Jahrb.  Arch.  Inst.  28,  S.  341 — 369  (i  Beil., 
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Greek  a.  Roman  sculpture,  transl.  by  H. 
Taylor.    London,  Dent,  1914.    8».  (7sh. 6.) 

Gardner  (E.  A.),  The  Boston  counterpart 
of  the  »Ludovisi  throne«.  Journ.  hell.  stud. 
vol.  33,  S.  73—83  (4  Taf.,  4  Abb.)  u.  S.  360. 

— ,  The  new  evidence  as  to  Phidias  and  the 
sculptures  of  the  Parthenon  s.  I:  H£vn. 

Gatti  (E.),  Monumento  sepolcrale  fuori 
porta  Nomentana  s.  II  A4:  Rom. 

Geisel   (W.),   Der   Bewegungsausdruck  der 


sandalenbindenden  Nike  (von  der  Balu- 
strade des  Tempels  der  Athena  Nike)  und 
der  Nike  des  Paionios.  N.  Jahrbb.  Bd. 
34,  S.  28-31   (iTaf.). 

Giannopulos      (N.     J.),     \z[xi■/y.•^    iinpji.irjlwj 

äfjißmvo;  s.    II    A3:  Halmyros. 
Die  attischen  Grabreliefs.    Hrsg.  im  Auf- 
trage der  k.  Akademie  d.  Wiss.  zu  Wien. 

Lfg.    17,    S.   41—60    (25   Taf.    u.    Abb.). 

Berlin,  G.  Reimer,   1913.      (65  M.) 
Grüneisen   (W.),   Ägyptisch -hellenistisches 

Ritualporträt    und    die    mittelalterlichen 

Porträts  Roms.     Christianskij   Vostok  I, 

191 2,  S.  220 — 236. 
Guimet  (E.),  Les  Isiaques  de  la  Gaule.  Note 

de  M.  A.  Moret  sur  la  Statuette  trouvee 

ä  Entrepierres.  Rev.  arch.  1912,11,  S.  197 — 

210  (9  Abb.). 
Gummerus    (Herm.),     Dädalus    und    das 

Tischlergewerbe.        Öfversigt    af    Finska 

Vetenskaps-Societetens  Förhandl.   Bd.  15, 

Afd.   B,  Nr.  I. 
— ,  Darstellungen   aus  dem   Handwerk  auf 

römischen  Grab-  u.  Votivsteinen  in  Italien. 

Jahrb.   Arch.    Inst.    Bd.    28,    S.   63—126 

(32  Abb.). 
Hadaczek     (Ch.),     L'Athdna    Promachos. 

Rev.  ct.  grec.  vol.  26,  S.  20 — 25. 
— ,   Über  die  architektonischen   Skulpturen 

des    Parthenon.       [Polnisch.]        Eos    18, 

s.  175—198- 

Haendel  (M.),  Untersuchungen  über  den 
Ursprung  des  Zangenfrieses  am  Grabmal 
des  Theoderich  zu  Ravenna  s.   II  A4. 

Hahne,  Eine  Germanenstatuette  s.  II  B: 
Hannover. 

Hampel  (J.),  Reitergötter  auf  antiken 
Denkmälern  der  Donauländer.  Arch.  £rtes. 

1912,  S.  330 — 352  (20  Abb.). 
Hastings  (H.  R.),  On  the  relation  between 

inscriptions    and    sculptured    representa- 

tions  on  Attic  tombstones.   Madison,  Wis., 

Thesis,  191 2.    49  S.  8",  auch  in:  Bull,  of 

the  Univ.  Wisconsin.    Philology  a.  lit.  ser. 

vol.   5,  2. 
Hauser    (Fr.),    Ein    neues    Fragment    des 

Mediceischen  Kraters.    Jahresh.  ö.  a.  Inst. 

16,  S.  33-57  (6Abb.).- 
■ — ,    Die    Statue   der    »Schutzflehenden«    im 

Palazzo   Barberini.    A.  gl.   0.   S.  57 — 77 

(6  Abb.). 
Haverfield  (F.)  and  Jones  (H.  St.),  Some 

representative    examples    of   romano-bri- 

tish  sculpture.    Journ.  rom.  stud.  vol.  2, 

S.  121— 152  (6  Taf.,   II  Abb.). 
Hehler  (A.J,  Die  Biltiniskunst  der  Griechen 

und  Römer.   Rez. :  Ztschr.  öst.  Gymn.  Jg.  64, 

1913,  S.  32—35  (H.  Sitte) ;  D.  Litzig.  1913, 


89 


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12  (G.  Lippold)  ;  Blatt.  Gym.  Schulw.  1913, 
Nr.  3/4   (H.  L.   Urlichs);   Woch.  kl.  Ph. 
1914,  ly  (Ed.  Schmidt). 
Hekler  (A.),  Weiblicher   Porträtkopf    aus 
Albanien.      Jahresh.   ö.   a.    Inst.    Bd.    15, 

5.  68—75   (2  Taf.,  Abb.  45—52). 
Höron    de    Villefosse   (A.),   Le  torse  d' 

Apollon  Sauroctone  s.  II  B:  Paris. 

Herrmann  (P.),  Zwei  antike  Frauenbild- 
nisse s.  II  B:  Dresden. 

Hübner  (P.  G.),  Le  statue  di  Roma.  Rez. : 
Lit.  Ztbl.  191 3,  7  (H.  Ostern) ;  D.  Litztg. 
1913,  34  (E.  Schaeffer). 

Hülsen  (Ch.),  Die  Grabgruppe  eines  römi- 
schen Ehepaares  im  Vatikan  s.  II  A  4: 
Rom. 

— ,  Vier  bacchische  Reliefs  im  Kasino  Bor- 
ghese  s.   II  B:  Rom. 

Hyde  (W.  W.),  Greek  literary  notices  of 
Olympic  victor  monuments  outside  Olym- 
pia. Transact.  a.  proc.  of  the  Amer.  phil. 
Association  vol.  42,  1911,  S.  53 — 68. 

Keil  (J.),  Altionische  Stelenbekrönungen 
aus  der  Erythraia  s.  II  A  3. 

Keyes  (Cl.  W.),  Minerva  victrix.!"  Note  on 
the  winged  goddess  of  Ostia.  Am.  Journ. 
arch.  vol.    16,   S.  490 — ^494  (2  Abb.). 

Kjellberg  (L.),  II  »trono«  Ludovisi  e  il 
monumento  corrispondente.  Ausonia  Anno 

6,  S.  loi— 108  (3  Abb.). 
Kieseritzky  (G.   v.)    und  Watzinger  (C), 

Griechische  Grabreliefs  aus  Südrußland 
s.   IIA  7. 

Koch  (H.),  Die  Bronzestatue  von  Barletta. 
Athen.  Mitt.  Bd.  38,  S.  94—95  und 
Ant.  Denkm.  III,  2,  Taf.  20,  21. 

Koepp  (Fr.),  Griechische  u.  römische  Bild- 
nisse. Sokrates  Jg.  i,  S.  561 — 574  (i  Taf.). 

Köster  (A.),  Die  Amazonen  und  Amazonen- 
darstellungen im  Altertum.  Die  Saalburg 
28/29,  S.  474- 

Korbsch  (Ad.),  Symmetrische  kongenitale 
Knorpelanhänge  am  Hals.  Breslau,  Diss., 
1913.  [Darin  S.  26  der  Fauno  coUa  macchia 
und  andere  antike  Bildwerke,  welche  die 
bekannten  Ziegenzotteln  (tfQps«)  am  Halse 
zeigen.] 

Lang  (M.),  Goldarbeiterrelief  in  Budapest. 
Jahresh.  ö.  a.  Inst.  16,  Beibl.  Sp.  65 — 70 
(2  Abb.). 

Laum  (B.),  Die  Entwicklung  der  grie- 
chischen Metopenbilder  (Schluß).  N. 
Jahrbb.  klass.  Altert.  1912,  S.  671 — 692 
(r  Taf.). 

Launay  (R.  de),  Polyzalos  vainqueur.  Rev. 
arch.  T.  21,  S.  383—388. 

Leopold  (J.  H.)  De  leone  delphico  Croesi 
dono  s.  II  A  3. 


Lethaby  (W.  R.),  Colour  on  the  sculptures 

of  the  Parthenon  s.  II  A  3. 
— ,  The  sculptures  of   the   later  temple  of 

Artemis  at  Ephesus  s.   II  A  3. 
Lippold    (G.),    Griechische   Porträtstatuen. 

Rez.:  Rev.crit.1913,  Nr. 46  (A.  deRidder). 
Macridy    (Th.),  Reliefs  gr^co-perses  de  la 

r^gion  de  Dascylion  s.   II  A  3. 
Mai'uri    (A.),   Rinvenimento  di  una  statua 

della  Fortuna  s.  II  A4:  Neapel. 
Makrides  (M.),  A  marble  head  from  Cyprus. 

Journ.     hell.    stud.    vol.    33,    S.  48 — 49 

(I  Taf.). 
Mancini  (G.),  Le  statue  loricate  imperiali. 

Roma  191 1.     8". 
— ,  Ricupero  di  frammenti  statuari  marmo- 

rei  3.  II  A  4:  Anzio. 
Mariani  (A.),  L'^phfebe  de  Sutri.    Rev.  de 

l'art  anc.  et  mod.  1913,   II,   S.  233:— 235. 
Marshall  (F.  A.),   Elpis — Nemesis.    Journ. 

hell.    stud.   vol.    33,    S.    84—86    (i    Taf., 
.  I  Abb.). 
Martin   (Jean),   Le  portrait  de  Virgile  et 

les  sept  Premiers  vers  de  l'En^ide.     M61. 

d'arch.  Ann6e  32,  S.  385 — 395  (pl.  XIII — 

XIX). 
Maurer    (H.),    A   proposito   di    un    rilievo 

greco-romano    conservato    a    Ravenna   s. 

II  A4. 
Maviglia   (A.),    GH   attributi   dei   sostegni 

nella  statuaria  antica.   Rom.  Mitt.  Bd.  28, 

S.  I— 91. 
— ,  L'attivitä  artistica  di  Lisippo  ricostruita 

SU  nuova  base.      Roma,   Loescher,    1914. 

117  S.  80  (31  Abb.).     (5  1.) 
Mendel  (G.),  Catalogue  des  sculptures  grec- 

ques,    romaines    et    byzantines    s.    II  B: 

Konstantinopel. 
Meyer- Steineg  (Th.),  Darstellungen  nor- 
maler u.   krankhaft  veränderter   Körper- 
teile   an    antiken  Weihgaben.    ( =  Jenaer 

medizin.-histor.    Beiträge    2.)       Jena,    G. 

Fischer,  1913.    27  S.  8»  (4  Taf.). 
Michon  (E.),  L'  »Apollon«  de  Nimes  s.  II  B: 

Paris. 
— ,  Note  sur  une  sandale  articul^e  s.  II  B: 

Paris. 
— ,  Sarcophage  repr6sentant  Bacchus  et  les 

Genies  des  Saisons  s.  II  A  5:  Tourmous. 
— ,  Deux    nouveaux    sarcophages    antiques 

s.  II  B:  Paris. 
— ,  Les  sculptures  d'Kgine  et  de  Phigalie  s. 

II  A3. 
— ,  Le  »Torse  M^dicis«  s.  II  B:  Paris.- 
— ,  Petit  vase  en  marbre  blanc  orn6  de  reliefs 

et  d'une  inscription  votive.   Bull.  Soc.  nat. 

Ant.  de  Franc  191 3,  S.  268—271. 
— ,  La  V^nus  d'Arles  et  sa  restauration  par 


9« 


Bibliographie  1913  (III  C  2). 


92 


Girardon.     Mon.  et  m6m.  21,  S.   13 — ^45 

(I  Taf.,  4  Abb.). 
Minto  (Ant.),  Di  un  gruppetto  rappresen- 

tante  Aphrodite  che  si  slaccia  il  sandalo. 

BoU.  d'arte  1912  (2  Taf.). 
•^-,  Di  un  rilievo  marmoreo  con  il  busto  di 

Ganimede.    Atene  e  Roma  Anno  16,  Nr. 

173- 

— ,  Integrazione  dal  sarcofago  Montalvo, 
rappresentante  la  morte  di  Meleagro. 
Studi  rom.   I,  S.  371. 

Moretti  (G.),  Rilievo  greco-arcaico  rappre- 
sentante una  corsa  di  cavalieri.  Ausonia 
vol.  6,  S.  147—154  (I  Taf.,  3  Abb.). 

Muratori  (S.),  II  piccolo  sarcofago  iscritto 
di  S.  Apollinare  in  Classe.    Felix  Ravenna 

1913,  S.  375- 

— ,  La  cisterna  del  chiostro  francescano 
s.   II  A4:  Ravenna. 

Navone  (Giulio),  »La  fanciulla  d'Anzio«. 
Ricerche  per  una  nuova  interpretazione. 
N.  Antol.  1912,  1°  sett.,  S.  102— iio 
(2  Abb.). 

Neeb  (E.),  Die  Jupitersäule.  Eine  kurze 
Erklärung  ihresBilderschmuckes.  (  =  Beck- 
mann Führer.)     Stuttgart  191 3. 

Neugebauer  (K.  A.),  Studien  über  Skopas. 

.  Beitr.  z.  Kunstgesch.  N.  F.  39.  104  S. 
(23  Abb.).     {4  M.)     [Auch  Leipzig,  Diss., 

1913-] 
Olmstead  (A.  T.),  The  »Roman  bowl  from 
Bagdad«.  Am.  journ.  arch.  vol.  16,  1912, 

s.  524—525- 

Oxi  (A.),  Die  große  Juppitersäule  im  Alter- 
tumsmuseum der  Stadt  Mainz.  Ein  Bei- 
trag zu  ihrer  Erklärung.  Mainz.  Ztschr. 
Jg.  7,  S.  28-35  (2  Taf.,  7  Abb.). 

Face  (B.),  Perillo  agrigentino  ed  il  toro  di 
Falaride.    Boll.  di  fil.  class.  Anno  20,  S.  14 

—17. 
Paribeni  (R.),  Un  nuovo  ritratto  di  Nerone. 

Ausonia  Anno  6,  S.  22 — 26  (3  Taf.,  4  Abb.). 
Pasqui  .  (A.),     II     simulacro     siriaco     del' 

Giaaicolo   u.  Per  lo  studio  dell  Ära  Pacis 

Augustae  s.  II  A4:  Rom. 
Perdrizet    (P.),     Un    type    in^dit    de    la 

plastique   grecque.     Alexandre   ä   l'^gide. 

Mon.    et     m6m.    21,    S.  59 — 72    (2  Taf., 

7  Abb.). 
Picard   (Ch.),    Bas-relief   lonien   archaique 

s.  IIA  3:  Thasos. 
Porträts,  griechische  u.  römische.    Lfg.  88, 

89,90,91.  München,  Bruckmann,  1912/13. 

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Poulsen  (F.),  Attische  Grabreliefs  s.  II  B: 

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— ,  Un  Portrait  de  l'orateur  Hyp^ride.    Mon. 

et  möm.  21,  S.  47—58  (i  Taf.,  4  Abb.). 


Poulsen  (F.),  Det  omstridte  Relief  i  Ny 
Carlsberg  Glyptothek  s.  II  B:  Kopenhagen. 

— ,  Tetes  et  bustes  grecs  s.  II  B:  Kopen- 
hagen. 

— ,  Tfite  de  pretre  d'Isis  trouv^e  ä  Äthanes 
s.  I:  M61anges  Holleaux. 

Praschniker  (C),  Die  Metopen  der  Nord- 
ostecke des  Parthenon  s.   II  A  3. 

Premerstein  (A.  v.).  Der  Parthenonfries 
und  die  Werkstatt  des  panathenäischen 
Peplos  s.  IIA  3. 

— ,  Zur  Deutung  des  Parthenonfrieses  s. 
II  A3. 

Preyß  (A.),  Athena  Hope  und  Winckel- 
manns  Pallas.  Identifikation  u.  Geschichte. 
Jahrb.  arch.  Inst.  28,  S.  244 — 265  (5  Abb.). 

Profumo  (A.),  Un  battistero  cristiano  dell' 
anno  140  ca.    Studi  roman.  I,  S.  69. 

Quilling,  Danae-Darstellungen.  Röm.- 
germ.  Korrbl.  Jg.  6,  Nr.  3. 

— ,  Zur  großen  Juppitersäule  von  Mainz. 
Röm.-germ.  Korrbl.  Jg.  6,   S.  49 — 53. 

Reinach  (Ad.),  Nik^ratos  d'Athfenes  et  les 
d^buts  de  la  sculpture  pergam^nienne  s.  I: 
M^langes  Holleaux,  S.  233 — 255. 

— ,  Pyrrhus  et  la  Nike  de  Tarente  s.  II  A  4. 

Reinach  (S.),  L'Aphrodite  de  Cnide  et  la 
»baigneuse  au  griffon«.     Rev.  arch.  1913, 

I,  S.  371-375  (5  Abb.). 

— ,  Le  Barbare  de  Pola.    (S.  R.)    Rev.  arch. 

1913,  I,   S.  107 — 109  (i  Abb.). 
— ,  Le  Rhinocöros  de  Pomp6i.   (S.  R.)   Rev. 

arch.   191 3,   I,  S.  105 — 106. 
— ,  La  colonne  histori^e  de  Mayence.    Rev. 

arch.  1913,  I,  S.  25—30  (4  Abb.). 
— ,  Le  fronton  de  Corcyre  s.  II  A  3. 
— ,  Le  groupe  d'enfants  autrefois  k  la  biblio- 

th^que  de  Vienne  (Isere).  Rev.  arch.  1912, 

II,  S.  381-384  (3  Abb.). 

— ,    Une    image    de    Gaulois  —    Lycurgue 

furieux.     Rev.  arch.  1913,  I,  S.  227 — 231 

(2  Abb.). 
— ,  L'Hermaphrodite  de  Ruscino.  Rev.  arch. 

22,  S.  390 — 392  (2  Abb.). 
— ,     Le    lampadaire    de    Saint-Paul-Trois- 

Chateaux.  Rev.  arch.  21,  S.  76 — 79  {2  Taf., 

I  Abb.). 
— ,  Repertoire   de  reliefs  grecs  et  romains. 

Vol.  3:  Italie-Suisse.    Paris,  Leroux,  1913 

(10  fr.)     Rez. :  Rev.  crit.  1913,  ig  (A.  de 

Ridder);    Woch.   kl.    Phil.   1913,  27    (H. 

Lamer). 
— ,  Une  Statue  de   Bell^rophon  s.    II  A3: 

Smyrna. 
— ,  Encore    le    tröne    Ludovisi    ä    Boston. 

Rev.  arch.  1913,  I,  S.  102—104  (2  Abb.). 
Replat,  Dicouverte  ä  Delphes  d'une  statue 

atchaique  s.   II  A  3. 


93 


Bibliographie  1913  (111  C  2). 


94 


Rhousopoulos  (0.  A.),  Über  die  Kon- 
servierung    der     Altertumsfunde.         Die 

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Ridder  (A.  de),  L'Ath6na,  >>m^lancolique<<. 

Bull.  corr.  hell.  36,  S.  523 — 528. 
Risom  (Sv.),  Le  si^ge  de  pretre  de  Dionysos 

Eleuthereus  au  th^ätre  d'Athfenes  s.  II  A  3. 
Robert  (C),  Zum  Giebel  von  Korkyra  s. 

II  A3. 
Rodenwaldt  (G.),Thespische Reliefs.  Jahrb. 

Arch.    Inst.    Bd.    28,    S.  309 — 339    (Taf. 

24^30,   12  Abb.). 
Saßßo'-ouXo;    (K.),     Fi;    MavTivetoi;    äva'ifX'j'fOv    ir.i- 

TJußiov  (REG   1907,    63).      'Ap-/.  T.-f.    1912, 

S.  125  (I  Abb.). 
Salis  (A.  V.),  Der  große  Altar  von  Pergamon 

s.   II  A3. 
— ,    Die     Göttermutter     des    Agorakritos. 

Jahrb.    Arch.    Inst.     Bd.    28,     S.    1—26 

(10  Abb.). 
Sartiaux  (F.),  Les  sculptures  et  la  restau- 

ration  du  temple  d'Assos  s.   II  A  3. 
Sautel  (J.),   Note  sur  une  tete  de  satyre 

in^dite   provenant   de   Vaison.      Rev.   et 

anc.  t.  15,  Nr.  4. 

Sßopüivo;    ('[.   N.),     AiftvTj;    öii'i-jhrfO\   ävaSrj[jiaTi-/(Jv 

s.   II  A3. 

Schick  (Wilh.),  Zwei  römische  Kolossal- 
statuen und  die  hellenistische  Kunst 
Svriens.  N.  Jahrbb.  Jg.  17,  S.  18—56 
(3  Taf.). 

Schlözer  (L.  v.),  Die  Rosse  von  San-Marco 
s.   II  4:  Venedig. 

Schneider-Graziosi  (G.),  II  labaro  Cos- 
tantiniano  e  la  risurrezione  di  Lazzaro 
sopra  due  marmi  del  cimitero  di  Priscilla. 
N.  Bull.  arch.  crist.  Anno  19,  S.  131— 141 
(3  Abb.). 

Schober  (Arn.),  Athenastatiiette  aus  Elis. 
Jahresh.  ö.  a.  Inst.  Bd.  14,  Beibl.  Sp. 
117 — 120  (Abb.  64 — 65). 

— ,  'AfitpoTiäE;  s.  I:   E^;ia. 

— ,  Zu  den  Friesen  der  delphischen  Schatz- 
häuser s.   II  A  3. 

— ,  Bärtiger  Götterkopf  in  Athen.  Athen. 
Mitt.  Bd.  38,  S.  140—144  (I  Taf.). 

Schrader  (H.),  Auswahl  archaischer  Mar- 
morskulpturen im  Akropolismuseum  s. 
II  B:  Athen. 

— ,  Athena  mit  dem  Käuzchen.  Ein  griechi- 
sches Votivrelief  in  der  Sammlung  des 
Grafen  Lanckororiski.  Jahresji.  ö.  a.  Inst. 
16,  S.  1—32  (i  Taf.,  7  Abb.). 

Schröder  (B.),  Aristogeiton.  Jahrb.  arch. 
Inst.  Bd.  28,  S.  26—34  (II  Abb.,  2  Taf.). 

— ,  Zum  Diskobol  desMyron.  Eine  Unter- 
suchung. Zur  Kunstgesch.  d.  Ausl.  H.  105, 
35  S.  (10  Taf.,  4  Abb.).     (5M.) 


Sieveking  (Je.)  u.  E.  Buschor,  Niobiden. 
Münch.  Jahrb.   1912,  2. 

Sitte  (H.),  Eine  archaistische  Frauenfigur. 
Jahresh.  ö.  a.  Inst.  Bd.  15,  S.  265 — 278 
(Taf.  III— IV,  Abb.  172—183). 

Six  (J.),  Myron  de  Thöbes.  Bull.  corr.  hell. 
37,  S.  359— 377   (5  Abb.). 

Strong  (E.),  On  the  storied  column  of 
Mayence.  Rev.  arch.  22,  II,  S.  321 — 332 
(5  Abb.). 

Studniczka  (Fr.),  Artemis  u.  Iphigenia. 
Marmorgruppe  der  Ny  Carlsberg  Glypto- 
thek s.   II  B:  Kopenhagen. 

Styger  (P.),  Neue  Untersuchungen  über  die 
altchristl.  Petrusdarstellungen.  Rom. 
Quartalschr.  27,  S.  17 — 74  (12  Abb.). 

Thiersch  (H.),  Ein  parthenonisches  Giebel- 
problem s.   II  A  3. 

Toutain  (J.),  T6te  et  buste  en  bronze 
döcouverts  ä  Al^sia  en  1912.  Mon.  et 
m6m.  21,  S.  73—87  (3  Taf.,  i  Abb.). 

Treu  (G.),  Griechische  Grabmäler  s.  II  B: 
Dresden. 

Vollgraff  (W.),  A  propos  du  fronton 
oriental  du  temple  de  Zeus  ä  Olympie  s.  I: 
Mdl.  Holleaux,   S.  301 — 312. 

Waldmann  (Emil),  Griechische  Originale. 
Mit  207  Tafelabb.  Leipzig,  E.  A.  See- 
mann,  1914.     80  S.  8».     (8  M.) 

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II  B:   Holkham  Hall. 

Walter  (O.),  Zum  Ostfries  des  Parthenon 
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Warrack  (John),  Greek  sculpture;  one 
hundred  illustrations.  With  an  introduc- 
tion.  Edinburgh,  Schulz&  Co.,  1912.  Rez.: 
The  Athenaeum  1912,  Nr.  4433  {12.  Okt.). 

— ,  Greek  sculpture.  The  Athenaeum  1912, 
Nr.  4437  (9.  Nov.). 

Wa':er  (0.),  Meisterwerke  der  grieck.  Plastik. 
Rez.:  Lil.Zlbl.  19JJ,  37   (H.O.). 

Weickert  (Carl),  Das  lesbische  Kymation. 
Ein  Beitrag  z.  Gesch.  der  antiken  Orna- 
mentik. Leipzig,  Schunke,  1913.  VII, 
114  S.  8°  (10  Taf.,   17  Abb.).     (5  M.) 

Wigand  (Karl),  Thymiateria.  Bonn. 
Jahrbb.  122,  S.  1—97  (6  Taf.,  15  Abb.). 

Winter  (F.),  Die  griechische  Skulptur  der 
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des  V.  Jahrh.  ( =  Kunstgeschichte  in 
Bildern  H.  7—9,   1913.) 

Witkowski  ^St.),  Zum  Phidiaspapyrus. 
Berl.  ph.  Woch.  1912,  Sonderheft,  Sp.  1766 
—1768. 

Witte  (Fr.),  Die  Kolossalstatue  Konstan- 
tins des  Großen  in  der  Vorhalle  von  S. 
Giovanni  in  Laterano.  Rom.  Quartalschr. 
Supplh.  19,  S.  259—268  (I  Taf.). 


95 


Bibliographie  191 3  (III  C  2;  D  1,  2,  3,  4). 


96 


Wittig  (Jos;),  Der  Cinctus  Gabinus  an  der 
Bronzestatue  des  Apostelfürsten  im  Vati- 
kan. Rom.  Quartalschr.  Jg.  26,  S.  181 — 
191   (6  Abb.). 

— ,  Eine  neue  Aufnahme  der  Bronzestatue 
des  Apostelfürsten  Petrus.  Rom.  Quar- 
talschr. Jg.  27,  S.  103 — 123  (i  Taf.,  3  Abb.). 

— ,  Die  Geschichte  der  Petrusbronze  in  der 
Peterskirche  in  Rom  s.  II  A  4. 

Wolters  (P.),  Eine  archaische  Jünglings- 
Statue  s.   II  B:  München. 

D.  MALEREI,  VASENMALEREI,  MOSAIKEN. 
I.  Allgemeines. 

Errera  (Isabelle),  Dictionnaire  röpertoire 
des  peintres  depuis  l'antiquitö  jusq'ä  nos 
jours.  Paris,  Hachette,  1913.   16,  715  S.  8". 

Speltz  (Alex.),  Das  farbige  Ornament  aller 
historischen  Stile.  Abt.  i :  Das  Altertum. 
Lfg.  1—3  (je  5  Taf.  mit  8  S.  illustr.  Text). 
Leipzig,   Baumgärtner.     2".     (Je  6  M.) 

Ward  (James),  History  a.  methods  of 
ancient  a.  modern  painting.  From  the 
earliest  times  to  the  beginning  of  the 
Renaissance   period.      London,    Chapman 

.  Hall,   1913.     X,  250  S.  8»  (44  Abb.). 

2.  Orient  und  Ägypten. 

Bissing  (F.  W.  v.),  Die  älteste  Darstellung 
eines  Skeletts  (zu  Herodot  II  78).  Ztschr. 
äg.  Sprache  Bd.  50,  S.  63 — 65  (4  Abb.). 

Blackman  (A.  M.),  Remarks  on  an  incense- 
brazier  depicted  in  Thuthotep's  tomb  at 
El-Bersheh.  Ztschr.  äg.  Sprache  Bd.  50, 
S.  66— 68  (13  Abb.). 

Borchardt  (L.),  Das  Grabmal  des  Königs 
S'ahu-re.- Bd.  2:  Die  Wandbilder.  (=Ver- 
öffentl.,  Wissenschaftl.,  d.  D.  Orientgesell- 
schaft 26.)  Leipzig,  J.  C.  Hinrichs,  1913. 
VII,  196    S.  4°  (74  Taf.,  38  Abb.). 

3.  Prähistorische    und  Mj- kenische. 

Ducati  (P.),  Osservazioni  esegetiche  sul 
sarcofago  di  Haghia  Triada.  Rend.  Acc. 
Lincei.     Ser.  V,  vol.  22,  S.  137 — 148. 

Garstang  (J.),  Note  on  a  vase  of  Minoan 
fabric  from  Abydos  s.  II  A  2. 

Laszlö  (F.),  Farbige  prämykenische Töpfer- 
ware aus  den  Niederlassungen  von  Erösd 
u.  Oltszem  (Komitat  Haromsz^k).  Arch. 
firtesitö  1912,  S.  57 — 66  (4  Taf.). 

Reisinger  (E).,  Kretische  Vasenmalerei 
vom  Kamares  bis  zum  Palaststil.  Rez.:  Nord. 
Tidsskrift  fil.  4.  Raekke,  Bd.  i,  S.  128 
(Fr.  Poulsen) ;  Wach,  klass.  Phil.  1913, 
4  (A.  Köster). 


4.  Griechisch-römische. 

Alvarez-Ossorio     (F.),     Vasos    Griegos, 

Etruscos  e  Italo-Griegos  s.  II  B:  Madrid. 
Two  black-figured  amphorae  with  scenes 

portraying    the    birth    of   Athena.       The 

Museum  Journ.  vol.  3,  4  (6  Abb.). 
Bassi  (B.),  Penelope  Elisiaca.    Rend.  Acc. 

Lincei.     Ser.  V,  vol.  21,  S.  836 — 841. 
Bates   (W.  N.),  A  cylix  in  the  style  of  Bry- 

gus.     Am.    Journ.    arch.    vol.  17,   S.  479 

—486  (3  Abb.). 
Beazley  (J.  D.),  The  master  of  the  Boston 

Pan-Krater.  Journ.  hell.  stud.  vol.  32,  S.354 

—369  (4  Taf.,  8  Abb.). 
— ,  The    master    of    the    Dutuit    oinochoe. 

Journ.  hell.  stud.  vol.  33,  S.  106 — 1 10  (5  Tf., 

3  Abb.). 
— ,  The  master  of  the  Eucharides-stamnos 

in  Copenhagen.    Ann.  Brit.  School  Athens 

Nr.  18,  S.  217— 233  (6  Taf.,  6  Abb.). 
— ,  Further  note  on  the  master  of  the  villa 

Giulia  calyx-krater.     Rom.  Mitt.  Bd.  28, 

S.  125. 
— ,  A  note  on  the  painter  of  the  vases  signed 

Euergides.  Journ.  hell.  stud.  vol.  33,  S.  347 

-355  (6  Abb.). 
Bierikowski  (P.  v.).  Über  ein  neues  Bruch- 
stück einer  auf  die  Kämpfe  mit  Galatern 

bezüglichen   hellenistischen    Komposition. 

Bull,  intern,  de  l'Acad.  de  Cracovie  1912, 

s.  55-56. 

Blanchet  (A.),  Etüde  sur  la  d^coration  des 
6difices  de  la  Gaule  romaine  s.  III  B  3. 

Blinkenberg  (Ch.),  A  propos  des  vases 
cyreneens  s.  II  A  5. 

Boucher  (H.),  La  dispute  du  trepied  et  les 
vases  peints  ä  sujets  herakleens.  Mon.  et 
mem.  20,  S.  71 — 100  (i  Taf.,  8  Abb.). 

Brants  (J.),  Ein  klazomenischer  Ton- 
sarkophag s.   II  B:  Leiden. 

Briess  (E.  E.),  Drei  Vasen  mit  Kalos- 
inschriften.    13erl.  ph.  Woch.  1913,  18. 

Buschor  (Ernst),  Griechische  Vasenmalerei. 
(=  Klassische  Illustratoren  Bd.  5.)  Mün- 
chen, R.  Piper  &  Co.,  1913.  213  S.  (150 
Abb.).     (5  M.) 

Calza  (G.),  II  mosaico  di  Nettuno  s.  II  A  4: 
Ostia. 

— ,  Rappresentanze  di  provincie  e  di  venti 
in  un  mosaico  di  Ostia  s.  II  A  4. 

Carcopino  (J.),  La  paix  de  Misene  et  la 
peinture  de  Bellori.  Rev.  arch.  4°  s6r., 
t.  22,  S.  253 — 270  (2  Abb.). 

Carlucci  (R.),  Di  alcune  diverse  condizi- 
oni  della  pittura  antica  e  della  pittura 
contemporanea.  Firenze  1912.  11  S.  8° 
aus  Arte  e  storia.  .  . 


97 


Bibliographie  1913  (111  D  4). 


98 


Ciceri  (P.  L.),  Le  figure  rappresentate  in- 

torno  alle  tombe  nella  pittura  vascolare 

italiota.     Rend.  Acc.  Lincei.    Ser.  V,  vol. 

22,  S.  109—136  (i  Abb.). 
CoUignon  (M.),  Les  stfeles  peints  de  Pagasae 

s.   II  A3. 
Cserni  (B.),  Details  römischer  Plafonds  aus 

Apulum.     Arch.  £rt.   1912,   S.  352 — 357 

(5  Abb.). 
Cultrera   (Giu.),  Di  un  vaso  con  scena  del 

mito   di  Pelope  e   della  ceramica   italiota 

dipinta.     Ausonia  7. 
A«[jLß^fYTj;  (Ä.  K.),  riayaloittuv  Jojyjioicpiüiv  auvTTjpTjat; 

s.   II  A3. 
Dehn  (G.),  Aus  dem  Skizzenbuch  des  Ber- 
liner    Kupferstichkabinetts     (»Berolinen- 

sis«).     Jahrb.  Arch.  Inst.  28,  S.  396 — 403 

(7  Abb.). 
Denkmäler    der    Malerei    des    Altertums. 

Hrsg.    V.    Herrmann.      Serie    i,    Lfg.    12. 

München,  Fr.  Bruckmann,  1913.     (20  M.) 
Dubois  (Ch.),  A  propos  de  quelques  vases 

du  Musee  d'Arlon  s.  II  B:  Arlon. 
Ducati    (P.),   Esegesi  di  una  pelike   attica 

da  Jouz-Oba.    Rend.  Acc.  Lincei.    Ser.  V, 

vol.  22,   S.  251 — 260. 
— ,  Sulla  cronologia  della  idria  di  Midia  e  dei 

vasi  affini.   Rend.  Acc.  Lincei.  V,  22,  S.  525 

—546. 
Dugas  (Ch.),  Plat  »m^lien«  trouve  ä  Delos 

s.    I :    aevia. 
— ,  Les  vases  rhodiens-geometriques.     Bull. 

corr.    hell.    36,     S.     495—^22     (2     Taf., 

13  Abb.). 
— ,  Les  vases  d'Er^trie  s.  I:  Mel.  Holleaux. 
Duhn  (F.  V.),  Zur  Deutung  des  klazomeni- 

schen  Sarkophags  in  Leiden  s.   II  B. 
Enmann   (N.),    Eine   ionische  Amphora  s. 

II  A  7:  Taman. 

FJjdfltXlirii      (A.),      'V/A    TTfi       M'J/TJVIÜV        Y£(U(J.£TpiXrj; 

vexoojkJXeiu;  s.  II  A  3. 
Fabia  (Ph.)  et  G.  de  Montauzan,  La  mosai- 
que  du  Bossu.  Rev.  ^t.  anc.  vol.  15,  S.  291 

—303. 
Festa  (V.),  Une  nouvelle  repr^sentation  de 

phlyaque.  Rev.  arch.  1912,  II,  S.  321 — 329 

(I  Abb.). 
— ,  Ulisse  e  Penelope.     Sopra  un'  hydria  s. 

IIB:  Neapel. 
Fornari    (Fr.),    La   pittura    decorativa    di 

Ostia  s.   II  A  4. 
Fränkel    (Charl.),    Satyr-    und    Bakchen- 

namen   auf   Vasenbildern.      Halle   a.    S., 

M.  Niemeyer,   1912.     iio  S.  8"  (3  Taf.). 

(5  M.)    Rez. :  Lit.  Ztbl.  1913,  Nr.  43  (H. 

Ostern) ;  Boll.  fil.  cl.  20,  7  (N.  Tersaghi) ; 

Rev.  crü.  1913,  19   (A.  de  Ridder). 
Frickenhaus  (Aug.),  Lenäenvasen.  (=  72. 

Archäolo^.  Bibliographie. 


Progr.  z.  Winckelmannsfest  d.  Arch.  Ges. 

BerUn.)     Berlin,   Reimer,    191 2.    40,  8  S. 

4°  (5  Taf.,  19  Abb.).  (7  M.)   Rez.:  Gott.  gel. 

Anzeig.  1913,  S.  366—373   (C.  Robert). 
Gabrici  (E.),  Cenni  suUa  ceramica  geome- 

trica   u.  Sopra    due    vasi    della    necropoli 

cumana  s.   II  A4:  Cumae. 
Gasparetz  (G.),  Römisches  Malereigerät  s. 

II  B:   Budapest. 
— ,  Die  Technik  der  antiken  Wandmalerei. 

Ungar.  Rundschau  f.  histor.  u.  soz.  Wiss. 

Jg.  1,   1912,  S.  169—177. 
Grüneisen    (W.),  Le  portrait  d'Apa-J6r6- 

mie.    Mem.  pres.  par  div.  sav.  ä  l'Ac.  12, 

S.  719—730  (5  Taf.,  I  Abb.). 
Gusman   (P.),  Les  mosaiques  antiques  des 

palais  pontificaux.    Gaz.  beaux-arts  1913, 

S.  332—336  (4  Abb.). 
Hauser  (F.),  Polyxenas  Tod  auf  klazome- 

nischen  Sarkophagen.    Jahrb.  Arch.  Inst. 

Bd.  28,  S.  274—276  (i  Abb.). 
Heisenberg    (Aug.),    Die    alten    Mosaiken 

der  Apostelkirche  u.  der  Hagia  Sophia  s. 

I:  H^via. 
Heron   de   Villefosse   (A.),  Soleil  maitri- 

sant  ses  chevaux  (mosaique  decouverte  ä 

Sens).  Mon.  et  mem,  21,  S.  89 — 109  (i  Taf., 

4  Abb.). 
Herrmann  (P.),  Von  antiker  Malerei.  Kunst 

für  Alle.     Jg.  28,    S.  313—326    (2   Taf., 

25  Abb.). 
— ,  Mumienbildnisse  aus  römischer  Kaiser- 
zeit s.   II  B:  Dresden. 
Hoorn   (G.  van),   Een  geometrische  terra- 

cotta  uit  Boeotie  s.  II  A  3. 
J6quier     (G.),     D6coration   ^gyptienne    s. 

IIA  2. 
Jerphanion  (G.  -de),  La  date  des  peintures 

de  Toquale  Kilissö.    Rev.  arch.  1912,    II, 

S.  236—254  (7  Abb.). 
Inventaire    des   mosaiques    de   la   Gaule. 

Album  des  planches :  Narbonnaise  et  Aqui- 

tanie.     fasc.  2.     Paris,   E.  Leroux,    1913 

(30  Taf.).     (15  fr.) 
Johann   Georg,  Herzog  zu  Sachsen,  Zwei 

auf  Holz  gemalte   Köpfe   aus  Deir-Abu- 

Makarios  s.   II  A  2. 
Kanzler  (R.),  L'ultima  scoperta  di  Augusto 

Bevignani.     Graffiti    storici  nel  cimetero 

dei      SS.     Marcellino     e    Pietro.        Studi 

romani.      Anno  I,    S.   189 — 196    (2  Taf., 

2  Abb.). 
Klein    (Wilh.),   Anchises  u.  Aphrodite  auf 

pompejanischen  Wandgemälden  s.  II  A  4. 
— ,    Pompeianische  Bilderstudien  I.      (Zum 

Grundproblem  der  pompejanischen  Wand- 
malerei II.)  Jahresh.    ö.   a.    Inst.   Bd.   15, 

S.  143—167  (Abb.  89—106). 


99 


Bibliographie  1913  (III  D  4). 


100 


Kurth     (Jul.),     Die    Wandmosaiken    von 

Ravenna  s.   II  A  4. 
Kurth    (Paul),    Über   die    Bedeutung    der 

sogenannten   busti    in   der  Vasenmalerei. 

Neapolis  i,  S.  48—67  (2  Taf.,  8  Abb.). 
Leroux  (Gabriel),  Lagynos.   Recherches  sur 

la  c^ramique  et  l'art  ornemental  hell6nisti- 

ques.    Paris,  E.  Leroux,  1913.    133  S.  8». 

Rez.:  Journ.  sav.  igij,  S.  518 — ^i^ig   (A. 

M.);  Rev.  crit.  191 3,  27   (A  de  Ridder). 
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Lorimer    (H.   L.),   Notes  on  the  sequence 

and  distribution  of  the  fabrics  called  Proto- 

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zur  Äithiopis.     Bonn,  Diss.,   1912. 
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— ,  Intorno  al  contenuto  oltremondano  della 

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47   (8  Abb.). 
Mancini  (G.),  Una  galleria  con  volta  deco- 

rata  a  stucchi  s.  II  A  4:  Frascati. 
Marucchi     (0.),    II    singolare    cubicolo    di 

Trebio   Giusto  spiegato  nelle  sue  pitture 

e  nelle  sue  iscrizioni  come  appartenente 

ad  una  setta  cristiana  eretica  di  deriva- 

zione  egiziana.  Rom.  Quartalschr.  Supplh. 

19,   S.  297—314. 
Mayence  (F.),  Fragments  de   loutrophores 

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Michel  (R.),   Die  Mosaiken  von   Santa  Co- 

stanza  in  Rom  s.   II  A  4. 
Michon    (E.),    Deux  mosaiques  s.    II  A5: 

Afrika. 
Müller     (Franz),     Die     antiken     Odyssee- 
Illustrationen    in    ihrer    kunsthistorischen 

Entwicklung.      Berlin,   Weidmann,    1913. 

VIII,   155  S.  8«. 
Munoz    (A.),    Le  pitture  del  portico  della 

vecchia  basilica  Vaticana  s.  II  A4:  Rom. 
Negrioli   (A.),  Di  tre  vasi  dipinti  s.  II  B: 

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Pagenstecher  (R.),  Schwarzfigurige  Vasen 

des   4.    u.    3.    Jahrh.       Bull.    Soc.    arch. 

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Paribeni    (R.),    II  mosaico  di  Ain-Zara  s. 

II  A  5. 
Paris   (J.),   Une  nouvelle  coUection  rhodi- 

enne  de  timbres  amphoriques  s.  I:  Mölan- 

ges  Holleaux. 
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Egypt    a.    Egyptian    Research    Account. 

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de  Clazomene  s.   II  A  3. 
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que.    Gaz.   beaux-arts  1912,   die,    S.  453 

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E.  Piot.  Mon.  et  m6m.  t.  20  S.  163 — 179 

(2  Taf.,  4  Abb.). 
Quilling,    Odysseus  u.   Eurykleia.     Röm.- 

germ.  Korrbl.  Jg.  6,  S.  71 — 72. 
Radlov  (N.),  Zwei  panathenäische  Ampho- 
ren s.   II  A  7. 
Reinach  (S.),  Un  alabastron  d'Ampurias  s. 

IIA  6. 
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II  A3. 
Richter  (Gisela  M.  A.),  A  new  early  Attic 

vase.  Journ.  hell.  stud.  vol.  32,  S.  370 — 384 

(3  Taf.,  3  Abb.). 
Weißgrundige  attische  Lekythen.    Nach  Ad. 

Furtwänglers  Auswahl   bearb.   v.   Walter 

Riezler,    mit    Beiträgen    v.    R.    Hackl. 

München,  Bruckmann,  1914.    Bd.  i :  Text 

mit  56  Abb.,  Bd.  2:  Tafeln,    gr.  2".    Rez.: 

Rev.  crit.  1914,  S.  264 — 266  (A.  de  Ridder); 

D.  Litztg.  1914,  15  (G.  Karo). 
Rizzo    (G.    E.),    II    ceramografo    Skythes. 

Monum.  et  m6m.  t.  20,  S.  loi — 153  (3  Taf., 

18  Abb.). 
Rodenwaldt  (G.),  Die  Fresken  des  Palastes 

s.   II  A  3:  Tiryns. 
Rostowzew  (M.),  A  proposito  di  una  tomba 

dipinta  di  Canosa  s.   II  A4. 
— ,    Hellenistisch-römische    Architekturland- 

Schaft.  Rez.:  Rev.  arch.  4'  ser.  t.  22,  S.  29J 

— 298  (A.  Reinach). 
Rother  (C.  H.),  Die  Panathenäenamphora 

des  Schles.  Museums  s.   II  B:   Breslau. 
Rudneva   (S.),  Eine  Amphora  milesischen 

Stiles  s.   IIA  7:  Taman. 
Savignoni    (L.),   Frammenti  di  una  tazza 

attica    con    figure    della    Gigantomachia. 

Ausonia.     Anno  7. 
Schneider-Franken  (J.  A.),  Die  Technik 

der   Wandgemälde   von   Tiryns.      Athen. 

Mitt.  Bd.  38,  S.  187—190. 
Terzaghi    (N.),  Scene  della  »Palinodia«  di 

Stesicoro  nella  ceramica  italiota.   Neapolis 

I,  S.  6— 18  (sA.bb.). 
Thiersch   (H.),  Gefesselte  Hera.     Jahresh. 

ö.  a.  Inst.  16,  Beibl.  Sp.  59 — 64  (2  Abb.). 


lOI 


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Journ.    hell.   stud.  vol.    33,    S.    296 — 312 

(3  Taf.,   I  Abb.). 
Tosi    (T.),    Scene   dell'  Iliupersis   nell'   arte 

vascolare  e  nella  poesia  epica.      Studi  e 

materiali  di  arch.  e  num.  vol.  4,  1912. 
— ,  Rappresentanze  del  sacrifizio  d'Ifigenia. 

Studi  e  materiali  di  arch.  e  num.  vol.  4, 

191 2.  Rez. :  Boll.  fil.  class.  Anno  ig  S.  153 — 

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Rhitsona  s.   II  A  3. 
— ,  An  early  black  figure  vase  from  Rhitsona 

in  Boeotia  s.  I:  Essays. .  .toW.  Ridgeway. 
Vallois    (R.),    Les   -iW-te;   atheniens   s.    I. : 

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der  lateranensischen  Basilika  s.  II  A  4. 
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decouverte  de  Douris.     Rev.  areh.   191 3, 

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Wissenschaften  in  St.  Petersburg.    Arch. 

Anz.  1913,  Sp.  91 — 95  (2  Abb.). 
— ,  Eine  Lekythos  aus  der  ehemaligen  Samm- 
lung Abasa.   Jahresh.  ö.  a.  Inst.  16,  S.  103 

—106  (I  Taf.,   I  Abb.). 
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Wilpert     (J.),    Die    Malereien    der    Grab- 
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Zacharow  (A.),  Die  neuentdeckten  Fresken 

des  Palastes  zu  Tiryns  s.  II  A  3. 
Zmarsly    (J.),    De   duobus  vasorum   Pan- 

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Eos  18,  S.  48— 53. 

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Hof  mann  (Karl  B.),  Die  Schmucksteine  im 
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Antike  u.  byzantinische  Kleinkunst  s.  I: 
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Perrot  (G.),  La  Grece  archaique.  Rez.:  Lit. 
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Thiersch  (H.),  Kretische  Hornbecher  s. 
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Bendinelli  (G.),  Di  un'  antica  statuetta  d 

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Bissing  (Fr.  W.  v.),  Hellenistische  Bronzen 

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mittleren  Reiches  s.  II  A  2. 
Bosanquet  (R.  C),  Some  axes  and  a  spear 

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Boulanger   (A.),   Bronze  »Polycl^töen«  du 

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Burchardt  (M.),  Zwei  Bronzeschwerter  aus 

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Dalton  (0.  M.),  An  early  bronze  Statuette. 

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D6chelette  (J.),  Statuette  de  Venus  trou- 

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Deonna     (W.),     Bronzes    figures    antiques 

s.   II  B:   Bern. 
— ,   Figurines  de  bronze  antiques  s.    II   B: 

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Drexel,    Verkannte    Feuerstähle.       Röm.- 

germ.  Korrbl.  191 3,  S.  23. 
— ,   Ein  Rauchfaß  aus  Ägypten.    Rom.  Mitt. 

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Ducati   (P.),    Una    patera    bronzea    gelese 

s.   II  A4:  Gela. 
— ,  Frammento  di  rilievo  in  argento  s.  II  B: 

Bologna. 
Ghirardini  (G.),  Di  una  statuetta  in  bronzo 

s.  II  B:   Bologna. 
Gow  (A.  S.  F.),  The  cup  in  the  first  idyll  of 

Theocritus.  Journ.  hell.  stud.  vol.  33,  S.  207 

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(pl.  25—29,  flg.  I— 10). 
Hahne,    Eine   Germanenstatuette  s.    II  B: 

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Haussoullier    (Bern.),    Miroir    corinthien 

inedit.    £cole  prat.  des  haut,  ^tudes.  Sect. 

4* 


I03 


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Mayer  (M.),  La  coppa  Tarantina  di  argento 
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Rez. :  D.  Litztg.  1913,  10  (C.  Watzinger) 

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Milani  (L.  A.),  La  fibula  Corsini  e  il  tem- 
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Pschor   (L.),  Wanderschmiede  in  mykeni- 

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Rubensohn     (0.),    Hellenistisches    Silber - 

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1730 — IJ32    (Fr.  Behn);  Lit.  Ztbl.  1913, 

12   (Pfister). 
Sachanov  (W.),  Silbergefäße  mit  vergolde- 
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Schröder  (B.),  Thrakische  Helme.     Jahrb. 

arch.  Inst.  Jg.  27,  317—344    (8   Beilagen 

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Shebelew   (S.),  Die  Bronze  von  Etschmi- 

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Sieveking  (J.),  Die  Bronzen  der  Sammlung 

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Supka  (G.),  Frühchristi.  Kästchenbeschläge 

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Tay  1er  (J.  G.),  Some  notes  on  the  Homeric 

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Theobald     (Wilh.),    Die    Herstellung    des 

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I05 


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2.   Orientalische    und    außergriechische. 

Calder  (W.  M.),  Corpus  inscriptionum  neo- 
phrygiarum.  II.  Journ.  hell.  stud.  vol.  33, 
S.  97 — 104. 

Kazarow,  Eine  neue  thrakische  Inschrift 
s.   II  A3. 

Kretschmer  (P.),  Die  erste  thrakische  In- 
schrift s.   II  A  3. 

Krom  (N.  J.),  Die  Säule  von  Besnagar  s. 
IIA  2. 

Macalister  (R.  A.  S.),  An  attempt  to  de- 
termine  the  Contents  of  the  inscription  on 
the  Phaestos  disc  s.   II  A3. 

Meister  (L.),  Zu  den-kyprischen  Alphabet- 
inschriften. Rhein.  Mus.  Bd.  68  S.  309 — 
312. 

Sayce  (A.  H.),  Notes  on  the  Hittite  in- 
scriptions  a.  mythology.    s.  III  Cl. 


3.  Griechische. 

Apß^ivi-iijto'jW.o;  CA.),  6Eaaa)axal  imyparfol  s.  II  A  3. 
— ,   Eli   SeasaXtxi;  imyprttfii  S.IIA3. 
Avezou  (Ch.)  et  Picard  (Ch.),  Inscriptions 

de  Macedoine  et  de  Thrace.      Bull.  corr. 

hell.  Annee  27,  S.  84—154  (117  Abb.). 
— ,   Inscriptions  de  Phocide  s.   II  A  3. 
Bannier  (W.),  Zu  attischen  Inschriften  II. 

Berl.  ph.  Woch.  1913,  Sp.  317 — 320. 
— ,  Zur    attischen    Propyläenurkunde    s.    II 

A3.^ 

IJ^Tj;  (N.  A.),  BuCavTiaxott  ^Tttypatpai  Attixt);  s.  II  A  3. 
Bleckmann    (F.),    Griechische    Inschriften 

zur  griechischen   Staatenkunde.      (Kleine 

Texte  115.)    Bonn,  Marcus  &  Weber,  1913. 

79  S.  8°. 
Blinkenberg,    La   chronique    du    Temple 

Lindien  s.   II  A  3. 
Breccia (Ev.),  Iscrizioni greche e  latine.  Rez. : 

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Briess  (E.  E.),  Zu  den  Inscriptiones  Graecae 

ad  res  Romanas  pertinentes  III,  i,  Nr.  35. 

Berl.  ph.  Woch.  1913,  6. 
Buckler    (W.    H.)    a.    Robinson    (D.    M.), 

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Calder  (W.  M.),  A  Roman  imperial  domain. 

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Xaßicipä:  (M.),    'F-stYP«?a(  s.   II  A3:    Nisyros, 

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Cumont  (Fr.),  Catalogue  des  sculptures  et 

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Cumont  and  Anderson,  Three  new  inscrip- 
tions s.  II  A3:  Pontus. 
David    (0.),    Äv^xooToi    ^rtypot-f7(    s.    II   A  3: 

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Diels  (H.),  Antike  Schulknabenscherze  auf 

einem  sizilischen  Ziegelstein  s.  II  A  4. 
Dinsmoor  (W.  B.),  Attic  building  accounts 

II  s.  II  A  3:  Athen. 
Fabricius    (E.),   Inschrift  aus  Kopatzedes 

s.  II  A3. 
Fimmen   (D.),  Die  attischen  Tributquoten- 
listen von  439/8  bis  432/1  V.  Chr.  s.  II  A  3. 
Fournier  (P.),  La  stele  grecque  de  Talence 

(Gironde)  s.   III  C  2. 
Frickenhaus  (A.),  Die  Inschrift  des  delphi- 
schen Wagenlenkers  s.   II  A  3. 
Gelder  (H.  van).  Ad  titulos  quosdam  Rho- 

dios  nuper  repertos  s.  II  A  3. 
rtavvo;:ouXo;   (N.  T.),   Xpiatwvixal    äjitypitpaf  s.    II 

A  3:  Thessalien. 
Gregoire    (H.),    Sur  deux  passages    de  la 

chronique   du  Temple  Lindien   s.    II  A  3. 
Griffith  (Fr.  LI.),   Meroitic  inscriptions  s. 

II  A  2:  Meroe. 
Hatzfeld  (J.),  Note  sur  une  inscription  de 

Cnide  s.  II  A  3. 


"3 


Bibliographie  191 3  (III  G  3). 


114 


Haussoullier  (B.),  Inscriptions  de  Salym- 

bria  s.   II  A  3. 
Hiller  von  Gaertringen  (F".),  Die  rhodi- 

schen  Amphorenhenkel  s.   II  A  3. 
— ,   Inscriptiones    graecae.       Klio    Bd.    13, 

s.  305—308. 

Holleaux  (M.),  Notes  sur  la  »chronique  de 
Lindes«  u.  Remarques  sur  les  decrets  de 
villes  de  Crete  relatifs  ä  VisMi  de  Teos 

S.     II  A   3; 

Inscriptiones  graecae.  Consilio  et  auc- 
toritate  Academiae  literarum  regiae  Bo- 
russicae  editae.  Vol.  2  et  3,  pars  i :  In- 
scriptiones Atticae  Euclidis  anno  poste- 
riores. Ed.  Ig.  Kirchner.  Editio  minor.  VII, 
337  S.  fol.  (47.50 M.)  Vol.  5:  Inscriptiones 
Laconiae,  Messeniae,  Arcadiae,  fasc.  I:  In- 
scriptiones Laconiae  et  Messeniae  ed.  Gualt. 
Kolbe.  XXVIII,  377  S.  fol.  (7  Taf.). 
(7I,50M.)  fasc.  2:  Inscriptiones  Arcadiae. 
Ed.  Fr.HiUer  de  Gaertringen.  XXXVII, 
194  S.  2".  (8  Taf.).  (40,50  M.)  Berolini, 
apud   Reimerum,   1913. 

Johnson  (A.  C),  A  new  inscription  from 
the  Acropolis  s.   II  A3:  Athen. 

Die  Arbeiten  zu  Pergamon  1910 — 11.  2.  Die 
Inschriften  (A.  Ippel)  s.  II  A  3. 

Kazarow  (G.),  Nouvelles  inscriptions  rela- 
tives   au    dieu    thrace  Zbelsourdos    s.   II 

A3. 
Keil  (Jos.),  Inschrift  aus  Notion  in  Ephesus 

s.  II  A3. 
— ,  Mysterieninschrift  a.  d.  äolischen  Kyme 

s.  II  A3. 
Kern  (Otto),  Inscriptiones  graecae.    (=  Ta- 

bulae  in  usum  scholarum  7.)     Bonnae,  A. 

Marcus  &  G.  Weber,  1913.     XXIII  S.  u. 

50  Taf.  4".     Rez.:  Berl.  ph.  Woch.  1914, 

Sp.  500 — 504   (F.   Hiller   v.   Gaertringen; 

Woch.  kl.  Phil.  igi4,  Sp.  505—507   (W. 

Larfeld) ;  Nord.  Tidsskr.  fil.  2,  S.  175—17? 

(Ch.  Blinkenberg). 
Larfeld    (Wilh.),    Griechische    Epigraphik. 

3.   völlig   neubearb.   Aufl.    ( =  Handb.    d. 

klass.    Altertumswiss.       Bd.    i,    Abt.    5.) 

München,    Beck,    1914.       XI,    536    S.    8» 

(4  Taf.). 
Lefebvre  (G.),  Ledernierd^cret  des  Lagides 

s.    I:     Melanges     Holleaux     S.    103 — 113 

(I  Taf.) 
L6vy  (Js.),  Sur  une  inscription  de  Priene 

s.  II  A  3. 
Littmann  (E.),  Griechische  Inschriften  s. 

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—  Magie  (D.)  and  Stuart  (D.  R.),  Greek  a. 

latin  inscriptions  in  Syria  s.  II  A  2. 
Maiuri   (A.),  Epigrafia  greca  (1909— 1911). 

Ausonia.  Anno  6,  Sp.  41 — 94. 


Maiuri  (A.),  La  nuova  iscrizione  della  fra- 

tria  Napoletana  degli  Artemisi  s.   II  A4. 
Michon  (E.),  Un  decret  du  deme  de  Cholar- 

gos  relatif  aux  Thesmophories  s.   II  A3: 

Athen. 
Muratori  (S.),  Le  epigrafi  greche  del  sarco- 

fago  di  C.   Sosio  Giuliano  a  Ravenna  s. 

II  A4. 

Nachmanson  (E.),  Historische  attische  In- 
schriften u.  Historische  griechische  In- 
schriften bis  auf  Alexander  d.  Gr.  (Kleine 
Texte  f.  Vorles.  H.  iio  u.  121.)  Bonn, 
Marcus  &  Weber,   191 3.     82  u.  60  S.  8». 

Nikitsky  (A.),  Über  Stiftungenverzeich- 
nisse des  IV.  Jahrh.  zugunsten  des  delphi- 
schen Tempels  s.  II  A  3. 

Ormerod  (H.  A.),  A  new  astragalos- 
inscription  from  Famphylia.  Journ.  hell, 
stud.  vol.  32,  S.  270 — 276. 

llotrotpiasiXefo'j  (F.),  Ei;  IlEtpaiäiv  iTrtypatijia  s.  II A  3. 

rfa-a-j'EwpYio'j    (11.),  'Arrf/fj;    ^7:i-/pacfa{.      'Apy.    'Etp. 

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— ,  'Vihoi  %i\  A^sßo;  s.    II  A3:   Rhodos. 
Paris(Jo.),  Une  nouvellecollectionrhodienne 

de  timbres  amphoriques  s.  II  A  3. 
Picard  (Ch.),  A  propos  de  deux  inscriptions 

de  Thasos  s.   II  A  3. 
— ,  Les  inscriptions  du  theätre  d'Ephese  et 

le  culte  d'Artemis  Ephesia  s.  II  A3. 
Piassar t  (A.),   Inscriptions  du  gymnase  s. 

II  A3:  Delos. 
—  et  Picard  (Ch.),  Inscriptions  d'fiolide  et 

d'Ionie  s.   IIA  3. 
Prentice    (W.   K.),   The   Mnesimachus  in- 
scriptions at  Sardes  s.   II  A  3. 
Rein  ach    (A.),    La    phratrie    d'Artemis    ä 

Naples  s.   II  A  4. 
— ,  Voyage  epigraphique  en  Troade  s.  II  A  3. 
— ,    Bulletin    annuel    d'epigraphie   grecque. 

Rev.  epigr.  i,  S.  48—90;  193—226;  325— 

375-  "  ,u    .j 

— ,  Un   nouvel  epistratege  de  Thebaide  s. 

IIA  2. 
Ricci  (S.  de),  Inscriptions  grecques  d'Iigyp- 

te  ä   Braunsberg  et  ä  Saint-Petersbourg 

s.   II  A  2. 
'  Pijaxo;  (11),  r'jSefe'j  irtYpafxn«  ^7:iT'ifi?iov  s.  II  A  3. 
Robinson  (D.  M.),  Corrigenda  a.  addenda 

to    inscriptions    from    the    Cyrenaica.     s. 

IIA  5. 
— ,   Inscriptions  from  the  Cyrenaica  s.  IIA  5. 
■Pujfjiaios  (K.  A.),   TeyEaTixotl  äTttypotpaf   s.    II  A  3. 
Roussel   (P.),    Nikomedes    III    Evergetes. 

Rev.  epigr.   i  S.  31 — 34. 
— ■,   Notes   d'epigraphie    attique   s.  I:    H^vt«. 
— ,  Le  senatus-consulte  de  Delos   s.  II  A  3- 
— ,  La  vente  de  droit  de  cite.    (Note  sur  une 

inscription  d'Ephese.)  s.  II  A  3. 


115 


Bibliographie  1913  (III  G  3,  4). 


116 


Sahakian  et. Reinach,   Une  inscription,   s. 

11  A  3:  Pontus. 
Sauciuc   (Th.),  Neue  attische  Grenz-  und 

Hypothekensteine.      Jahresh.   ö.   a.    Inst. 

Bd.  14,  Beiblatt  Sp.  81— 96  (Abb.  54—71). 
— ,  Weihepigramm  eines  Epheben  in  Athen 

s.   II  A3. 
Sßopiüvo;  (I.N.),  Ki;EcVoxpaTErä;  ävciSrjjjioi,  s.  II  A  3: 

Athen. 
Schwyzer    (E.),    Die    Inschrift  von   Nebi- 

Abel  (Dittenberger  10  606)  s.  IIA  2. 
Shear  (Th.  L.),   Inscriptions  from  Loryma 
.   s.   II  A3. 
Skorpil    (W.),     Bosporanische    Inschriften 

s.  II  A  7:  Bosporus. 
Stouf f  (L.),  Note  sur  deux  inscriptions  grec- 

ques  s.   I:  Hivra. 
Sundwall  (J.),  Bruchstücke  attischer  Ver- 
waltungsurkunden u.  Unedierte  athenische 

Inschriften  s.   II  A3. 
Taramelli    (A),    Inscrizione  greca  di   etä 

imperiale  romane  s.   II  A4:  Sardinia. 
Thunell     (K.),     Inscriptiones    Graecae.    s. 

II  B:  Stockholm. 
Toutain    (J.),    Les   inscriptions    du    canal 

Souterrain  de  la  source  de  Cyrene  s.  II  A5. 
Vollgraf  f  (W.),  Inscription  d'Argos  s.  II  A3. 
Wace   (A.  J.   B.),  Woodward  (A.  M.),   In- 
scriptions from  Upper  Macedonia .     Ann. 

Brit.  School  at  Athens  Nr.  18,  S.  166— 188. 
Walter  (P.),    Inschriften  a.   d.   argivischen 

Heraion  s.   II  A  3. 
Weiß    (Jakob),    Eine    neue    Pontarchenin- 

schrift.    Jahresh.  ö.  a.  Inst.  Bd.  14,  Beibl. 

Sp.  149—154- 

Weißbrodt     (W.),    Griechische    u.    latein. 

Inschriften  s.   II  B:  Braunsberg. 
Wilhelm    (Ad.),    Neue    Beiträge   zur   grie- 
chischen Inschriftenkunde.  Tl.  3.   Sitzber. 

Ak.  Wien  Bd.  175,  H.  i,  S.  1—53  (4Taf.). 
— ,  Prosopographische  Bemerkungen.   Wien. 

Stud.  34,  S.  411—427. 
— ,    Inschrift    zu    Ehren    des  Paulinus  aus 

Sparta  s.   II  A  4. 
— ,   Iphiades  von  Abydos  u.  Archonides  von 

Herbita.  Anz.  d.  Wien.Akad.  1911,  Nr.  14. 
— ,  Die  lokrische  Mädcheninschrift  s.  II  A  3. 
— ,   lIcip5tTTjpT,3£(;  {K,i;    AE    191 1,    2).      'Apy.   'F/f. 

1912,  S.  250—253. 
— ,     V-ii'finij.'x.    'ASrjvai'mv     ii-ep    "  Ixiuivj     u'toO    xoO 

MrjTpoowpo'j    'Fcpeafc'j    (Ih.    1899,   236).      'Apy. 

V/i.  191 2,  S.  248 — 249  (i  Abb.). 
Wolters    (P.),    Eine  Chronik  des  Athena- 

tempels  in  Lindos  s.   II  A  3. 
— ,  Eingeritzte  Inschriften  auf  Vasen.  Athen. 

Mitt.  38,  S.  193 — 202. 
Woodward     (Ä.     M.),     Inscriptions    from 

Beroea  in  Macedonia  s.  II  A3. 


Wünsch  (R.),  Zur  Tempelchronik  von  Lin- 
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1913,   S.  93— 95  (I  Abb.). 

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S.  122 — 124. 

BrunSmid  (J.),  Fragment  eines  römischen 
Militärdiploms  aus  Mala  Mitrovica  (Ser- 
bien). Vjesnik  hrvatskoga  archeoloäkoga 
druätva  12,   1912,  S.  198 — 200. 

Bulid  (F.),  Iscrizione  di  Aurelia  Gorgonia 
lader  (Zara,  Zadar).  Bull.  arch.  Dalmata. 
Anno  35,  S.  46 — ^49  (l  Taf.). 

— ,  Iscrizioni  inedite.  Bull.  arch.  Dalmata. 
Anno  35,  S.  59. 

Cagnat  (R.)  et  Besnier  (M.),  Revue  des 
publications  epigraphiques  relatives  h  l'an- 
tiquite  romaine.  Rev.  arch.  1912,  II,  S.  447 

—511  u  .1913,  I,  s.  451— 484;  n,  S.  347 

—417- 
— ,  Note  sur   deux  inscriptions  d'Algerie  s. 

IIA  5. 
Cantarelli    (L.),   Storia,  antichitä  romane 

ed  epigrafia.    Äusonia.    Anno  6,  Sp.  95 — 

106. 
Cordenons     (F.),    Silloge    delle    iscrizione 

venetiche.  Con  note  sugli  antichi  alfabeti 

e  sistemi  di  scrittura  usati  dagli  Italici  e 

dagli    Etruschi.      Feltre,    Castaldi,     1912. 

264  S.  8». 
Costa    (Em.),    L'elogio    di    Allia   Potestas. 

Rend.  Ac.    di   Bologna   vol.  6,   S.  30 — 38. 
Courteault  (P.),  Fragments  epigraphiques 

decouverts  ä  Bordeaux.    Rev.  et.  anc.  15, 

S.  284. 
Cserni    (B.),    Der  Grabstein  Mucatra's    in 

Apulum.     Arch.   Krt.    1912,   S.  273—276 

(I  Abb.). 
Cuq     (Ed.),    Un    nouveau    vice-prefet    du 

pretoire.     Ac.    Inscr.  Compt.  rend.   1912, 

s.  372-384. 

Delattre,    Inscription  votive   ä   la   deesse 

Celeste.  Ac.  Inscr.  Compt.  rend.  191 3,  S.  4. 
De  Sanctis  (G.),  Note  di  epigrafia  romana. 

Atti  Acc.  di  Torino  vol.  48,  S.  74 — 88  u. 

270 — 284. 
Dessau  (H.),  Iscrizioni  Ostiensi  falsamente 

credute  inedite.  Rom.  Mitt.  Bd.  28,  S.  192 

—194. 
— ,  Miscellanea  epigraphica.      i :   De  regina 

Pythodoride   et   de   Pythodoride   iuniore. 

2:  Reges  Thraciae  qui  fuerint  imperante 

Auguste.    Ephem.  epigraph.  vol.  9,  S.  691 

—706. 


117 


Bibliographie  1 9 1 3  (III  G  4). 


118 


Diehl  (Ern.),  Inscriptiones  latinae  (=Ta- 
bulae  in  usum  scholarum  cditae  sub  cura 
loh.  Lietzmann  4.)  Bonnac,  Marcus  & 
Weber,   1912.     XXXIX  u.  50  Taf .    4». 

Doelger  (Fr.  J.),  Zur  Chronologie  des  Fisch- 
symbols auf  altchristl.  Grabinschriften. 
Eine  neugefundene  Inschrift  v.  J.  392 
n.  Chr.  Zur  Technik  der  Wiedergabe. 
Rom.  Quartalschr.  Jg.  27  S.  93 — 102 
(2  Taf.,  3  Abb.). 

Domaszewski  (v.),  Taurobolienaltar  aus 
Metz.  Röm.-germ.  Korrbl.  Jg.  6,  S.  74 — 75. 

Engström  (Einar),  Carmina  latina  epigra- 
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lerianam  in  lucem  prolata.  Gotenburg, 
Diss.,   1911.     158  S.  8". 

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Minnesskrift. 

Esperandieu  (Em.),  fipigraphic  romaine 
dans  le  departement  de  Constantine  s.  II 

A5. 

Eusebio  (F.),  Epigrafe  romane  s.  II  A  4: 
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Fabia  (Ph.),  et  Montauzan  (Germain  de), 
Note  sur  un  diplöme  militaire  recemment 
decouvert  ä  Lyon  [und  dazu:]  Note  de 
M.  Mispoulet.  Ac.  Iscr.  Compt.  rend.  1913, 
S.  490 — 498  u.  S.  508 — 511. 

Ferri  (Silvio),  Iscrizioni  latine  in  Lucca 
s.  II  A4. 

Finke  (H.),  Der  Grabstein  eines  Bierbrau- 
ers in  Trier.     Röm.-germ.  Korrbl.    Jg.  6, 

S.74- 
Fox  (W.  Sh.),  Submerged  tabellae  dcfixio- 

num.  Am.  Journ.  phil  vol.  33,  S.  301 — 310. 
— ,  Two  tabellae  defixionum  s.  IIB:  Ontario. 
Gaheis   (A.),  Altrömisches  Leben  a.  d.  In- 
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Giglioli    (G.   Q.),   Un'  epigrafe  romana  di 

S.  M.  sopra  Minerva.     Ausonia.  Anno  6, 

Sp.  5—6. 
— ,   Iscrizione  latina  s.  II  A4:  Agnano. 
— ,  Sarcofago  con  iscrizione  latina  s.  II  A  4: 

Leprignano. 
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Sp.  1—36  (14  Abb.). 


REGISTER. 


I.  AUTOREN. 

Autor  einer  Rezension.    **  ■«  Autor   einer   rezensierten  Schrift.     Die  eingreklammerten  Zahlen   deuten   an, 
der  Name  auf  derselben  Seite  erscheint 


oft 


Achelis  (H.)  70 

Aichel  (0.)  78 

Albarelli  (G.)  45 

Allen  (H.  F.)  66 

Allier  (R.)  36 

Alphand^ry  (P.)  5 

Alten  (W.  V.)  78 

Alvarez-Ossorio  (F.)  65,  96 

Aly  (W.)  9*.  120 

Amelung  (W.)  68  (2),  68**,  85,  87 

Ancey  (G.)  120 

Anders  (I.)  6 

Anderson  (J.  G.  C.)  33,  H2 

Andrae  (W.)  14  (2),  78,  84 

'Animatus'  70** 

Anson  (L.)  108 

Anthes  (E.)  i,  4*,  116 

Anticlo  132 

Antonielli  (U.)  45  (3),   120 

Anziani  (D.)  40 

'Ap'fimnir.O'AXoi   (A.)   35  (4),   112 

(2) 
'Ariovist'  9 
Artner  (F.)  35 
Armini  (H.)  5,  120 
Arndt  (P.)  87 
Ashby  (Th.)  40,  42,  53 
Aurigemma  (S.)  56 
Avezou  (Ch.)  6,  24  (3),  33,  35,  36, 

79,  102,  112  (2) 
Babelon  (E.)  105,  108  (3) 
Bachmann  (VV.)  16 
Baege  (W.)  120** 
Baker  (W.  W.)  105 
Bakcr-Penoyre  (J.  f.  f.)  2 
Ballu  (A.)  56 
Bankö  (J.)  85 
Banks  (E.  J.)  15 
Bannier  (W.)  21,   112  (2) 
Banse  (E.)  14 
Baracconi  (G.)  46 
Baraize  (fi.)  18 
Barocelli  (P.)  44 
Barth  (H.)  46 
Bartoli  (A.)  46,  79 


Bassi  (B.)  96 

Bassi  (D.)  120 

Bates  (W.  N.)  2  (3),  96 

Baud-Bovy  (D.)  18 

Bauer  (A.)  131* 

Baumann  (E.)  16 

Baumgarten  70**,  71** 

Baumstark  (A.)  16,  71 

Baur  (P.  V.  C.)  85** 

Beauverie  (C.)  102 

Beazley  (J.  D.)  63*,  96  (5) 

Becker  (E.)  48*,  56'*,  71,  85  (2) 

Birjt  (N. 'A.)  23,   112 

Behn  (F.)  59,  60,  66**,   69*,    71, 

103*,  104*,  :o5,  132 
Behr  (A.  v.)  84* 
Bell  (G.  L.)  37,  79 
Bell  (H.  J.)  17,  65 
Bellucci  (G.)  loi,  102 
Beloch  (K.  J.)  34 
Bendinelli  (G.)  26,  79,   102 
Bennett  (F.  H.)  68,  102,   121 
Berchem  (M.  v.)  15,  17 
Berchmans  (J.)  6,  85 
Bergner  (H.)  46 
Beriet  (0.)  32,  33  (2) 
BepvdWzT,;  (r.)  22 
Beroaldi  (G.)  79 
Bepsäxr,;  («P.)    21   (4),  26,    79  (2), 

85 
Berthier-Delagarde  (A.)  8,  108  (2) 
Besnier  (M.)  47*,  60,  85,  116 
Bieber  (M.)  61,  85 
Biedermann  (E.)  10 
Bienkowski  (P.  v.)    85,    85**,    96 
Bigot  (A.)  84 
Billiard  (R.)  129 
Birnbaum  (A.)  79 
Birt  (Th.)  71* 
Bissing  (F.  W.  v.)  1 1, 1 1  **,  64,  64*, 

71**,  73*.  84,  95>  102  (2),  105 
Blackmann  (A.  M.)  11,  95 
Blake  (E.)  27 
Blanchet  (A.)  79,  96,  108 
Bleckmann  (F.)  112 


Blinkenberg  (Chr.)  30**,  34  (2), 

S5,  96,  112,  113* 
Blümner  (H.)  3,  18**,  71**,  104*, 

129  (2),  130,  130**,  131* 
Blum  (G.)  6,  21,  24,  33,  85  (2), 

86  (2),  121 
Böhlig  (H.)  35 
Bölte  18 
Boese  (K.)  30 
Boeser  (P.  A.  A.)  64** 
Boissevain  (U.  Ph.)  60,  108 
Boissonas  (F.)   18,  21 
Bonanni  (J.)  38 
Boni  (G.)  46  (2) 
Bonnard  (L.)   130 
Borchardt  (L.)  18,  78»*,  95 
Bordy  54 
Borrmann  (R.)  77 
Bosanquet  (R.  C.)  3,  23,  102 
Boström  (J.  P.)  6,  120 
Boucher  (H.)  60,  96 
Boulanger  (A.)  62,  67,  102 
Bourguet  (E.)  24  (2),  79 
Bousset  (W.)  121 
Boussois  (M.)  52,  53 
Bowermann  (H.  C.)  46,  86 
Bragato  (G.)  37 
Brandenburg  (E.)  71*,  75*,  77 
Brandes  (G.)  6 
Brandt  (P.)  71 
Brants  (J.)  65  (2),  96,  105 
Brassloff  (St.)  26,  46,  116 
Breasted  (J.  H.)  :2i 
Breccia  (E.)   13,  17,  60  (2),  112** 
Br^hier  (L.)  9,  36*,  71,  86  (2) 
Brenner  (E.)  70* 
Briess  (E.  E.)  96,   112 
Brini  (G.)  54 
Brising  (H.)  69»*,  71 
Browne  (E.  A.)  79 
Brueckner  (A.)  21,   104*  . 
Brunämid  (J.)  70,  116 
Brusconi  (A.)  41 
Buckler  (W.  H.)  34,  36,   112 
Bühlmann  (M.)  32,  79 


137 


Register. 


138 


Bulanda  (E.)  6q,  105,  130** 
Bulic  (F.)  69  (2),  79  (2),  86  (4), 

116  (2). 
Bulle  (H.)  71,  71",  73** 
Burchardt  (M.)   11,  84,   102 
Buren  (A.  W.  van)  2,  46,  68,  71, 

79,  86 
Burger  (F.)  73 
Bury  (J.   B.)  27 

Buschor  (E.)  66*  (2),  94,  96,  107 
Bustico  (G.)  42 
Butler  (H.  C.)  17**,  34,  79 
Cagnat  (R.)   5,   10,   42*.   54   (3). 

54",  68*,  79,  116  (2) 
Caico  (L.)  51** 
Caldcr  (W.  M.)   13,   19,    27,    in, 

112 
Caldcron  (G.)  121 
Calza  (G.)  9,  42  (4),  96  (2) 
Cameron  (J.  S.)  28,  108 
Cancogni  (D.)  46,  79 
Cantarelli  (L.)  37,  116,  130 
Capart  (J.)  121 
Carcopino  (J.)  4,  42,  96 
Carlander  (S.)  6,  120 
Carlucci  (R.)  96 
Carton  (L.)  54,  55,  57 
Casello  (M.)  43 
Casson  (S.)  121 
Castiglione  (G.  B.  di)  40 
Cauer  (F.)  30* 
Cavaignac  (E.)  6,  21 
Cerralbo  (de)  57 
Ccrvesato  (A.)  51** 
Cesano  (L.)  44,   108  (2),   I2i 
Ccsarö  (G.  A.  di)  121 
Chabeu£  (H.)  62,  86 
.Xaßiap5{  (M.)  27,  32,  34,  112 
Xaßtotpä«  (N.  A.)  27,  34 
Chadwick  (H.  M.)  121 
Charrier  (L.)  56,   108 
Chase  (G.  H.)  2 
Chaviercs  (J.)  32 
Chevalier  (U.)  8 
Ciceri  (P.  L.)  97,   105 
Cirilli  (R.)   121 
Clarke  (S.)   II 
Giemen  (0.)  121 
Clerc  (M.)  60 
Cohen  (D.)   II 
Colagrossi  (P.)  46,  79 
Colasanti  (A.)  71   (2) 
Cole  (E.  E.)  34 
Colin  (G.)  132 
Collignon  (M.)  2,  21,  32,  55,  67, 

79  (2),  86,  97,  102 
Convert  (H.)  24 

Conze  (A.)  31**,  32  (2),  33  (2),  86 
Corbellini  (C.)  121  (2) 
Cordenons  (F.)  42,  116 
Cornford  (F.  M.)  3,   121 
Corradi  (G.)  33 
Correra  (L.)  51,   108 
Corssen  (P.)  24,  31,  121  (3),   132 
Cosattini  (A.)  132 


Costa  (E.)  116 

Costa  (G.)  42 

Costanzi  (V.)  40,   55,   I2I 

Cotterill  (H.  B.)  18 

Courby  (F.)  6,  24  (3),  62,  80,  86  (2) 

Courteault  (P.)  116 

Couyat-Barthoux  (J.)  17 

Craster  (H.  H.  E.)  108 

Cremer  (F.  G.)  71 

Crowfood  (W.)  16 

Cserni  (B.)  97,  116 

Cultrera  (G.)  97 

Cumont(F.)  33,  62**,  86,  105,  112 

(2),   121,    122** 
Cuq  (E.)  116 
Curtis  (J.)  132 
Curtius  (C.)  73 

Curtius  (L.)  4**,   72  (2),  72** 
Dalman  (G.)  15,   17 
Dalton  (O.  M.)  60,  72**,  102,  105 
AajjiflipYTj;  ('A.  K.)  21,  32,   86,  97 
Daniel  (W.   Br.  Mc)  40 
Daressy  (G.)  15 
Darier  (G.)  33 
Daub  (H.)  77 
Aauiö  (K.)  30 
David  (0.)  112 
Davies  (N.  de  G.)  18,  78 
Davis  (Th.  M.)  15 
Dawkins  (R.  M.)  3,  34,  80,  107 
Dechelctte  (J.)  39*,  57,  59**,  102, 

131 
Decker  (T.  de)  63 
Decloedt  (A.)  108 
Dehcrain  (H.)  9 
Dehn  (G.)  97 
Delamare  (A.  H.  A.)  54 
Delaporte  (R.)  30 
Delaruelle  (L.)  86 
Delatte  (A.)  60,  86,  122,  132 
Delattre  (A.  L.)  55  (2),  80,  116 
Delbrueck  (R.)  37,  41,  4i**>  80, 

86  (2),  86" 
Delcourt  (M.)  133 
Della  Corte  (M.)  43,  44  (2),  134 
Della  Seta  (A.)  72,  122** 
Deman  (E.  B.  van)  46,  80 

Demange  (Ch.)  19 

Demiani  (A.)  58 

Deonna  (W.)  57,  61,  66,  70,  72  (8), 
72**,  87  (2),  102  (2),  105,  108, 
122 

De  Sanctis  (G.)  116 

Dessau  (H.)  116  (2) 

Deubner  (L.)   122  (2) 

Dibelius  (F.)  39,  73*,  76* 

Dickins  (G.)  60** 

Diehl  (E.)  117 

Diels  (H.)  51,  112,  130 

Diest  (W.  v.)  32 

Dieudonnc  (A.)   13,   109 

Dieulafoy  (M.)  14,  57  (2),  67, 
78  (2) 

Diez  (E.)  50 
1  Dinsmoor  (W.  B.)  21,  24,  80,  112 


Doelger  (F.  J.)  117 

Dörfler  (P.)  122 

Dörpfeld   (W.)   30,    30*,    32,    34, 

80  (2) 
Domaszewski   (A.  v.)   117 
Douel  (M.)  55 
Douglas  (E.  M.)  122 
Dove  (M.)  51** 
DragendorfE  (H.)  2,  5,  36 
Drexel  (F.)  44,  102  (2) 
Droop  (J.  P.)  18 
Drueck  (Th.)  3 
Dubois  (Ch.)  60,  97 
Ducati  (P.)  38,  40  (2),  51,  61,  87, 

95.  97  (2),  102  (2) 
Duckworth  (W.  L.  H.)  58 
Dugas  (Ch.)  6,  9,  26,  30,  97  (3) 
Duhn  (F.  v.)  37*,  65,  68*,  97 
Durm  (J.)  81* 
Durrieu  3 
Dussaud  (R.)  16,  30,  64*,  67,  87, 

122 
Dvorak  (M.)  80* 
Ebersolt  (J.)  27  (2),  64,  80  (2),  87 
Ebert  (Chr.)  39 
Ebert  (M.)  58 
Edgar  (C.  C.)  10,  87 
Egger  (H.)  61 
Egizi  (D.)  46 
Eichler  (F.)  87 
Eitrem  (S.)  122  (2) 
Elderkin  (G.  W.)  80 
Engström  (E.)  5,  7,  46,   "7  (2) 
Enmann  (N.)  59,  97 
Erman  (A.)  64* 
Errera  (I.)  95 
Esdaile  (K.  A.)  109 
Espcrandieu  (E.)  7,  55,   117 
VMftzXi^i  (.\.)  31.  97 
Eusebio  (F.)  38  (2),  117. 
Evans  (A.  J.)  73 
Fabia  (Ph.)  4*,  60*,  97,  105,  106* 

(2),   117,   119 
Fabricius  (E.)  28,  112 
Falls  (J.  C.  E.)  56 
Farnell  (L.  R.)  122,  133 
Fatio  (E.)  17 
Fechheimer  (H.)  84 
Fehrle  (E.)  122** 
Felis  (K.)  87 
Felsberg  (E.  R.)  63 
Fensterbusch  (C.)  133'* 
Ferguson  (W.  S.)  21** 
Ferrari  (F.)  40 
Fern  (S.)  41,  117 
Festa  (V.)  66,  97  (2) 
Ficker  (G.)  76* 
Fimmen  (D.)  7,  8,  11,  21,  112 
Finke  (H.)  117 
Finsler  (G.)  122 
Firth  (C.  M.)  16 
Fischer  (H.)  87 
Fitz  Hugh  (Th.)  4 
Fleischer  (V.)  76 
Fölzer    E.)  105 


139 


Foerster  (R.)  87  '  ' 
Förmig^  (J.)  80,  87 
Fornari  (F.)  42,  46,  51,  67,  87,  (2) 

97 
Forrcr  (K.)  109 
Forrcr  (R.)  105** 
Foucart  (G.)  64*,  122** 
Foucart  (P.)  25,  122 
Foucher  (A.)  122 
Fougeres  (G.)  18,  21 
Fournier  (P.)  87,  112 
Foville  (J.  de)  60,  67,  :CK) 
Fowler  (W.  W.)  46,  122  (2) 
Fox  (W.  Sh.)  67,  117  (2) 
Fränkel  (Ch.)  97** 
Franeeschini  (M.)  39 
Franchi  de'  Cavalieri  (P.)  131 
Frank  (C.)  73-  74 
Frazer  (J.  G.)  122** 
Fredrich  (C.)   109,   122 
Freshfield  (E.  H.)  52,  80 
Frickenhaus     (A.)    25,   87,    97**, 

112,  122 
Fridberg  (G.)  80 
Fritze  (H.  v.)  31,   109 
Frölich  (F.)  131* 
Frost  (K.  T.)  29 
Frothingham  (A.  L.)  47,  80 
Fry  (R.)  60 

Furtwängler  (Ad.)  4**,  87 
Gabe  (S.)  21 
Gabriel  (-E.)   39   (3),   40   (2),   45, 

53-  69*,  98 
Gaebler  (H.)  iio* 
Gaerte  (W.  0.)  107 
Gaheis  (A.)  117 
Gaillard  (Ch.)  134 
Galahad  (Sir)  29,  80 
Galieti  (A.)  123 
Call  (R.)  130 
Galli  (E.)  40,  53;  109 
Gamurrini  (G.)  40 
rapor/«  (r.)  22 
Gardiner  (A.  H.)  17   (2) 
Gardiner  (E.  N.)  130** 
Gardner  (E.  A.)  9,  61*,  87  (2)- 
Gardner  (P.)  61*   (2),   71*,   75*, 

109  (2) 
Garstang  (J.)  10,  95,  128 
Gaselee  (S.)  11 
Gasparetz  (G.)  62,  98  (2) 
Gatti  (A.)  80 
Gatti  (E.)  47-  87 
Gatti  (F.)  I 
Gatti  (G.)  47 

Gauckler  (P.)  47**,  57,  80 
Gauthicr  (H.)  16**,  63,  78,  84 
Geiger  (F.)  123 
Geisel  (W.)  87 
Geffcken  (J.)  74 
Gelder  (H.  van)  34,   112 
George  (W.  S.)  28,  80 
Gerber  (W.)  80** 
Gerland  (E.)  30* 
Gerola  (G.)  44,  45,  80 


Register. 


Gerstfeldt  (O.  v.)  37 

Gervasio  (M.)  38 

Ghirardini  (G.)  29,  38,  61,  102 

Ghislanzoni    (E.)   40,    47    (3),    48 

Giannelli  (G.)  123  (2) 

Giannopulos   (N.    J.)   27    (2),   33, 

35,  88,  107,  112 
Giesecke  (A.)  49 
Gigli  (G.)  37 

Giglioli(G.  Q.)37,  41  (4),  117(3) 
Giovannoni  (G.)  41,  77,  80 
Gleye  (A.)  29 
Glotz  (G.)  24  (3) 
Gnecchi  (F.)  109 
Gnirs  (A.)  81 
Goessler  (P.)  4**,  31*,  36*,  70,  75*, 

105*,  109 
Goligher  (W.  A.)  30*  130 
Gomme  (A.  W.)  3,  23,  26,  123 
Goodyear  (W.  H.)  8l** 
Gothein  (M.  L.)  130 
Gottanka  (F.)  117 
Gow  (A.  S.  F.)  102,  133  (2) 
Gowland  (W.)  102 
Gräber  (F.)  32  (2) 
Graeber  (P.)  133* 
Graeven  (H.)  108 
Graffunder  (F.)  48*,  49* 
Gregoire  (H.)  6,  25,  30,   112,   123 
Grenier  (A.)  39** 
Griffith  (F.  LI.)  11,  16,  112 
Groag  (E.)  70,  117 
Gropengießer  (H.)  81 
Grosse  (R.)  131* 
Grossi-Gondi  (F.)  47,  81  ■ 
Grüneisen  (W.)  88,  98  ■ 

Grundy  (G.   B.)  35 
Gruppe  (0.)  122*,  126* 
Gsell  (.St.)  54,  54" 
Gubernatis  (K.  L.  de)  :i8  (2) 
Gubernatis  (M.  L.  de)  132,  134* 
Guimet  (E.)  88,  123 
Günther  (R.  Th.)  43 
Gummerus  (H.)  44,  88  (2) 
Gundel  (W.)  123 
Gurlitt  (C.)  28,  81 
Gusman  (P.)  98 
Guyer  (S.)  81 
Habich  (G.)  66 
Hackl  (R.)  36,  66**,  100** 
Hadaczek  (Ch.)  88  (2) 
Hähnle  (K.)  63,  105  (2) 
Haendel  (M.)  44,  81,  88 
Hahn  (C.)  110* 
Hahne  63,  88,  102 
Halkin  (L.)  117 
Hall  (E.  H.)  29 
Hall  (H.  R.)  15,  65",  78,  107 
HalÜday  (W.  R.)  123 
Hamann  (R.)  9 
Hampel  (J.)  5,  88,  123 
Handcock  (P.  S.  P.)  73" 
Hands  (A.  W.)  109 
Hands  (E.  A.)  109 
Hardy  (E.  G.)  53 


T4O 


Harris  (C.  Rendel)  3,  1*3 

Harrison  (J.  E.)  3,  21,  133 

Hartmann  (R.)  16 

Hasak  (M.)  81 

Hasluck  (F.  W.)  18,  19,  23,  30**, 

65,  123 
Hastings  (H.  R.)  88 
Hatzfekl  (J.)  6,  19,  27,  112,  130 
Hatzidakis  (J.  A.)  29,  37 
Haug  117** 
Hauger  (A.)  134 
Haupt  (A.)  44,  81 
Hauptmann  (F.)  28,  81 
Hausenstein  (W.)  73 
Hauser  (F.)  31,  65,  88  (2) 
Haussoullier  (B.)  34,  102,  113 
Haverfield  (F.)  77,  88,  108,  118 
Heaton  (N.)  36 

Heberdey  (R.)  25**,   26,   61*,   81 
Hed^n  (E.)  123 
Heemskerck  (M.  v.)  47,  61 
Heinemann  (K.)   123 
Heisenberg  (A.)  9,  98 
Hekler  (A.)  10,  62*,  86*,  88**,  89, 

118 
Heibig  (W.)  68** 
Henkel  (F.)  103 
Heraeus  (W.)  118 
Herbig  (G.)  73 
Hermanin  (F.)  47,  53 
Heron  de  Villefosse  (A .)  56,  67  (3), 

89,  98,  lOi,  105,  in,  118  (2), 

123 
Hermann  (K.  F.)  130 
Herrmann  (P.)  63  (2),  85*,  89,  97, 

98  (2) 
Hertlein  4** 
Herzfeld  (E.)  15,   17** 
Hewitt  (J.  W.)  123 
Hildenbrand  (F.  J.)  69** 
Hill  (B.  H.)  22,  81 
Hill  (G.  F.)  3,  28,  65,  108,  109  (2) 
Hiller  v.  Gaertringen  (F.)  17*,  20*, 

26*,  30*,  34,  35,  73.  "3  (3). 

113* 
Hirschfeld  (0.)  5 
Hodermann  (M.)  71* 
Höber  (F.)  5 
Hoech  (G.  Th.)  81 
Kölscher  (U.)  78**     - 
Hönn  (H.)  71* 
Hoernes  (M.)  59*,  73 
Hoffilier  103,  131 
Hofmann  (K.   B.)  lOl 
Hofschlaeger  (R.)  77 
Hogarth  (D.  G.)  19,  67 
Hohlwein  (N.)  11 
Holderman  (E.   S.)  123 
Holleaux  (M.)  30,  35,  113 
Holtzingcr  (H.)  47,  68 
Hoorn  (G.  van)  23,  98 
Horst  (C.)  63* 
Hübner  (P.  G.)  89** 
Hülsen  (Ch.)  42,  47  (2)-  47*-  S'*. 

61,  69,  89  (2),  118  (3) 


141 


Register. 


142 


Hunger  (J.)  14*,  73** 

Hutton  (E.)  45,  51 

Hyde  (W.  W.)  89 

Imhoof- Blumer  (F.)  27,  33,  109  (4) 

Ippel  (A.)  32  (2),  113 

Jackson  (Th.  G.)  81 

Jacob  (G.)  81 

Jacobsthal  (P.)  63** 

Jaofby  (A.)  123 

Jahn  (M.)  131 

Jaksch  (A.  v.)  103 

Jänö  (B.)  iiS 

Jastrow  (jr.  M.)  123 

Jatta  (A.)  38 

Jaussen  13 

Ji^quier  (G.)  11**  (2),  98 

Jerphanion   (G.    de)    19,    27,    33, 

81,  98 
Johann  Georg,  Herzog  zu  Sachsen 

15,  98 
Johnson  (A.  C.)  22,  113 
Johnson  (J.  de  M.)  11 
Johnston  (M.  K.)  19 
JoUes  (A.)  8 
Jondet  (G.)  13 
Jones  (H.  St.)  42*,  08**,  88 
Josi  (E.)  45.  81 
Joubin  (A.)  87 
Jüthner  (J.)  20 
Junker  (H.)  15,  15**,   123 
Kaemmel  (O.)  51 
Kagarow  (E.)  55*,  73.  124  (2) 
Kahrstedt  (U.)  55,  73,  131 
Kanzler  (R.)  2,  98 
Karo  (G.)  6,  8,  16*,  18  (2),  29  (3), 

73.  »00* 
Katter£eld  (E.)  47,  81 
Kaufmann  (C.  M.)  12,  73,  73**,  105 
Kawerau  (G.)  31**,  81 
Kazarow  (G.)  9,  36  (2),  m,  "3. 

118,  124  (2),  128* 
Keü(J.)25.  26(3),30,89,  113(2). 

133 
Keller  (L.)  124 
Keller  (0.)  134 
Kenner  (F.  v.)  109 
Kenyon  (F.  0.)  11 
Kern  (0.)  3,  74.  ii3**.  «24 
Keune  (J.  B.)  118 
Keyes  (Cl.  W.)  89 
Kiepert  (H.)  47** 
Kiepert  (R.)  10,  19 
Kieseritzky  (G.  v.)  58**,  8y 
King  (L.  W.)  16,  84 
Kirchner  (J.)  113 
Kirmis  (M.)  12,  85 
Kirsch  (J.  P.)  5 
Kjellberg  (L.)  89 
Klein  (J.)  26 
Klein  (W.)  44,  98  (2) 
Klotz  (A.)  27 
Knackfuß  (H.)  77 
Knackstedt  (G.)  130 
Knight  (R.)  124 
Knoke  (F.)  52 


Knorr(R.)4**,i05,io6(2),io6**(2) 

Koblitz  (H.   Freiherr  v.)  69,   109 

Koch  (H.)  8,  38,  89,  106** 

Köbke  (P.)  6 

Koepp  (F.)  5,  62*,  74,  74**,  89 

Körber  (K.)  118  (2) 

Körte  (A.)  9 

Köster  (A.)  16,  31*,  58*,  89,  95* 

Kohl  (H.)  14 

Kolbe  (W.)  113 

Koldewey  (R.)  14** 

Korbsch  (A.)  89 

Krebs  (S.)  124  . 

Krencker  (D.)  13 

Kretschmer  (P.)  36,   lli 

Krohn  (F.)  83  (2) 

Krom  (N.  J.)  14,  in 

Kromayer  (J.)  131** 

Krüger  (E.)  103 

Kruse  (J.)  69* 

Kubitschek  (W.)  109,  no 

Küster  (E.)  124** 

Kugener  (M.  A.)  124 

Kuhn  (A.)  48,  124 

Kuhn  (E.)  124 

Kuiper  (K.)  131 

Kurth  (J.)  44,  45,  99 

Kurth  (P.)  99 

Kuruniotis  (K.)  26,  3 1 ,  60, 65**,  103 

Kutsch  (F.)  124 

Lacau  (P.)  6 

Lambros  (Sp.)  18 

Lanier  (H.)  31*,  33,  63*,  65*,  71*, 

73*.  73**.  92*,  130* 
Lanciani  (R.)  48,  48**  (2) 
Landersdorfer  (S.)  14 
Läng  (F.)  29 
Lang  (M.)  89,  130 
Lange  (J.)  6 
Lanzani  (C)  39*,  124 
Larfeld  (W.)  113,  113* 
Läszlo  (F.)  95 
Latte  (K.)  124** 
Lattermann  (H.)  32,  33*,  104* 
Latyschew  (B.)  59  (2) 
Laum  (B.)  34,  89,  131 
Launay  (R.  de)  81,  89 
Lea£  (W.)  28,  36**,  37 
Lechat  (H.)  74 
Leclercq  (H.)  74 
Lecrivain  (Ch.)  132 
Lee  (E.)  56 

Lefebvre  (G.)  6,  113,  118 
Legge  (F.)  12 

Lehmann-Haupt  (C.  F.)  10,  82,  109 
Lenschau  (Th.)  27 
Leopold  (J.  H.)  25,  89 
Lepsius  (R.)  11 

Leroux(G.)6,i7,65**,78,82**,99*' 
Lethaby  (W.   R.)  22,  26,  90  (2) 
Leufkens  (J.)  48,  82 
Levy  (L)  33,  62,  85,  113,  124 
Leynaud  55,  99 
Lichtenberg  (v.)  74 
Liebaert  (P.)  103 


Liebenam  71* 

Lindemann  (G.)  125 

Lippold  (G.)  86*,  87,  89*,  90** 

Lisca  (A.  da)  53,   118 

Littmann  (E.)  13  (2),   17**,   113 

Littmann  (M.  D.)   113 

Löper  (R.)  59 

Loeschckc  (S.)  33,   106 

Löschhorn  (K.)  33* 

Loisy  (A.)   125  (4) 

Lolli  (F.)  38,  82 

Lorimer  (H.  L.)  99 

Luce  (St.  Bl.)  62,.  99 

Lüpke  (Th.  v.)  13  (2) 

Lundgrecn  (F.)  12 

Lundström  (V.)  5,  48 

Lung  (G.  E.)  99 

Luschan  (F.  v.)  29  (2) 

Luttor  (F.  J.)  3,   103 

Maas  (M.)  74 

Maass  (A.)   12 

Maass  (E.)  125 

Macalister  (R.  A.   S.)  29,   in 

Macchioro  (V.)  37,   38,  82,  99  (2) 

Macdonald  (G.)   IIO 

Macridy  Bey  (Th.)  23,  32,  64,  90 

Macurdy  (G.  H.)  125  (2) 

Magie  (D.)  17** 

Magoffin  (R.  van  Deman)   132 

Maiuri  (A.)  26,  38,  40  (2),  41  (2), 

51,  52,82,90,  113,  114,  118(3) 
Makrides  (M.)  62,  90,   103 
Malten  (L.)  29,  55**,   125 
Manatt  (J.  J.)  19 
Mancini  (G.)  38  (2),  40,  47  (2),  48 

(2).  90  (2),  9<) 
Mancuso  (M.)  101* 
Mansell  (W.  A.)  21 
Marchetti  (M.)   118 
Marchi  (A.  de)  in 
Marchisio  (A.  F.)  38 
Marguillier  (A.)  6 
Mariani  (A.)  90 
Mariani  (L.)  52,  103 
Mariotti  (C.)  38 
Marshall  (F.  A.)  90 
Martin  (J.)  52,  90 
Marucchi  (0.)  40,  43,  48  (2),  69, 

99,  119 
Maspero  (G.)  n*,  12  (4),  15,  15*, 
64**,73*.74,74**(3).76*.78*, 

125 
Maspero  (J.)  12 
Matthies  (G.)  103** 
Matz  (F.)  74 
Mau  (A.)  6,  44 
Mauceri  (L.)  40 
Maurer  (H.)  45,  90 
Maurice  (J.)  110 
Maviglia  (A.)  90  (2) 
Mayence  (F.)  6,  23,  99 
Mayer  (A.)  74 
Mayer  (M.)  103** 
Mazauric  (F.)  66,  67,  82 
Mc  Clean  (J.  R.)  109 


143 


Register. 


144 


Meißner  (B.)  14* 

Neeb  (E.)  66,  91 

Peter  (H.)  5* 

Meister  (L.)  ITI 

Negrioli  (A.)  39,  45,  63,  82,  99 

Petersen  (E.)  5**,  126 

Melichow  (W.)  125 

Nestle  (W.)  117* 

Petra  (G.  de)  44,  82 

MrjXtöro'j/o;  (1.)  32 

Netoliczka  (A.  v.)  130 

Petrie  (W.  M.  Flinders)  3,  12, 

«7, 

Meltzer  (0.)  55 

Neugebauer  (K.  k.)  91 

75,  100,  107 

M6Iy  (F.  de)  65,  103. 

Ncwberry  (P.  E.)   106,   125 

Pettazzoni  (R.)  51   (2),   126  (2) 

Mcnadier  (K.)  iio** 

Nicasi  (G.)  125 

Pizard  (M.)  17  (2),  68 

Mendel  (G.)  64**,  90 

Nicole  (G.)  6,  18,  48,  61**,  69,  87 

Pfeifer  (A.)  37 

Mcrcklin  (E.  v.)  6 

Niemann  (G.)  25**,  81 

Pfeiffer  (L.)  75 

Merlin  (A.)  54  (2),  54*,  55,  56  (4), 

Nikitsky  (A.)  25,  114 

Pfister  (F.)  7   (2),    15,  35,   • 

üi*. 

57   (2),  82*,   Iiq  (4) 

Nilsson  (M.  P.)  126  (2),  127*,  128* 

104*,  126,   126** 

Mesquita  de  Figueiredo  (A.)  57 

Noack  (F.)  77** 

Pfuhl  (E.)  30*,  65* 

Meßlenyi  (R.)  9 

Nocera  (V.)  126 

Pharmakowsky  (B.)  8,  58,  103 

Meyer  (Ed.)  12,  14 

Nowotny  (E.)  134 

Philipp  (H.)  58* 

Meyer  (P.  M.)  112* 

Oberhummer  (E.)  17 

Philippson  (A.)  19,   20**,  32 

Meyer-Steineg  (Th.)  90,  130 

Oehler  (R.)  131* 

<P'jX'Xa-o\>  (K.)  107 

Micalella  (M.  A.)  41 

Oestreich  (K.)  20 

Phytian-Adams  (W.   J.)  126 

Michaelis  (Ad.)  5** 

Ohnefalsch-Richter  (M.  H.)   30** 

Picard  (Ch.)  6  (2),  9,  20,  23, 

24, 

Michel  (R.)  48**,  99 

()i/,ovö|j.o;  (T.)  2 

26,  27  (2),  35  (4),  36  (2), 

79. 

Michon  (E.)  20,  22,  54,  56,  67  (5), 

Oldfather  (W.  A.)  41 

82,  91,  100,  106,  112,  114 

(3), 

68  (2),  90  (8),  99,  114 

Olmstead  (A.  T.)  91 

126  (2) 

Milani  (L.  A.)  63**,  103** 

Oppeln-Bronikowski  (F.  v.)  50 

Piccirilli  (P.)  52 

Mille  (P.)  75 

Ormerod  (H.  A.)   19,   114 

Pierleoni  (G.)  38 

MilUngen  (A.  van)  28  (2),  82 

Orsi  (P.)  39  (2),   52  (6) 

Piganiol  (A.)  39 

Milne  (J.  G.)  19,  iio 

Osborne  (de)   107 

Pillet  17,  78 

Minardo  (S.)  41 

Ostern  (H.)  4*,  59*,  63*,  64*,  68*, 

Pinza  (G.)  69,  103 

Minns  (E.  H.)  58** 

70*,  73*,  75*.  85.*  89*,  97* 

Piper  (0.)  75 

Minto  (A.)  29,  42,  53,  91  (3),  106 

Otto  (W.  F.)  126  (2) 

Piranesi  (G.  B.)  49 

Mispoulet  (J.   B.)   119  (2) 

Oxe  (A.)  91 

Pirro  (A.)  41 

Mispoulet  (M.)  117 

Pace  (B.)  52,  91 

Pistorius  (H.)  30** 

MiJTpuÖTrj;  (!'.)  75 

Pagenstecher  (R.)  13,  63*,  65*  (2), 

Plassart  (A.)  6,  20,  24  (2),  27 

82, 

Mochi  (A.)  5 

66*,  82**,   85*,  99,  100*,  103*, 

100,   114  (2),  131 

Moeller  (P.)  125 

106,   106** 

Platner  (S.  B.)  49** 

Moewes  (F.)  18 

Pansa  (G.)  106 

Pöhlmann  (M.)  131 

Mommsen  (Th.)  7 

lloe;taßci3i),Eto>j  (P.   ,\.)  22,   114 

Poerner  (J.)  126 

Monceaux  (P.)    54,    55    (2),    :io, 

llaTraröuipYio;  (ll.  N.)  34,    114   (2) 

Poinssot  (L.)  55,  56  (2),  119 

(3) 

"9  (3) 

Papini  (R.)  43 

Poland  70**,  71** 

Montauzan  (G.  de)  97,   105,  117, 

Paret  4** 

Pomtow  (H.)  25,  25*,  82 

1:9 

Pareti  (L.)  126,  132 

Pontän  (E.)  7,  119 

Montelius  (0.)  37 

Paribeni  (R.)   19,  39,   52,   54,  91, 

Pottier  (E.)  17,  34*,  68  (2), 

75*, 

Mordtmann  (j.)  32 

99,  103  (2) 

100  (2) 

Moret  (A.)  63,  88,  125  (2) 

Paris  (J.)  6,  31,  34,  99,  "4 

Poulsen  (F.)7,22,  64(3),75,  75**. 

Moretti  (G.)  91 

Paris  (P.)  55,  57,  106 

91  (2),  92  (3),  95* 

Morin-Jean  105 

Parpagliolo  (L.)  7 

Poulsen  (G.)  7,  24  (2),  82 

Moschetti  (A.)  42 

Pascal  (C.)  119,  126,   120** 

Powers  (H.  H.)  75 

Mot  (J.  de)  10,  82 

Pasolini  (P.  D.)  45 

Praschniker  (C.)  22,  61*,  70, 

92, 

Mowat  (R.)   IIO 

PasquaU  (G.)  20  (2),   126 

'03 

Müller  (B.)  125 

Pasqui   (A.)   47   (2),   48,   49   (2), 

Preger  (Th.)  28 

Müller  (F.)  99 

82,  91 

Preisendanz  (K.)   126 

Müller  (K.)  36 

Pater  (W.)  9 

Premerstein    (A.  v.)    21.,    22 

(2). 

Müller  (W.)  7 

Paterson  (A.)  85 

25,  92 

Müller  (W.  M.)  125 

Patroni  (G.)  53  (2),  75  (2)-  106,  119 

Prentice  (W.  K.)  34,  114,  132 

Münsterberg  (R.)  110  (2) 

Peet  (J.  E.)  39* 

Prestel  (J.)  83 

Münzer  (F.)  125** 

Peet  (T.  E.)  10,  75 

Preyß  (A.)  92 

Munoz  (A.)  48  (2),  51,  99 

Peiser  (F.  E.)  14* 

Pridik  (E.)  8,  69,  104 

Muratori  (S.)  45  (2).  9i  (2).   "4 

Pellaü  (F.)  I,  60 

Profumo  (A.)  82,  92 

Murray  (G.)  125** 

Pellegrini  (G.)  99** 

Prou  (M.)  8 

Murray  (M.  A.)   12,   125 

Perdrizet  (P.)  91 

Pschor  (L.)  104 

Myres  (J.  L.)  31*,  67,  103 

Pcrez-Cabrero  (A.)  58** 

Puccioni  (N.)  41 

Nachmanson  (E.)  114 

Pernier  (L.)  29  (3) 

Pusch  (H.)  23 

Nash  (W.  L.)  75 

Perrot  (G.)  4,  9,  22,  82,  loi** 

Putorti  (N.)  45  (4),  53-  "o. 

H9 

Navarre  (0.)  82,  133 

Persichetti  (N.)  44,  51,  53,  119  (3) 

Quandt  (G.)  126** 

NaviUe  (E.)  10  (2),  11  (3),  12,  15, 

Persson  (A.  W.)  5,  106 

Quilüng  (F.)  5,  92  (2),   100, 

HO 

18,  75,  78,  106,  125 

Pesarinj  (S.)  49,  82 

Rachou  (H.)  70 

Navone  (G.)  91 

Pestalozza  (U.)  5 

Radlov  (N.)  58,  100 

145 


Register. 


146 


Ramsay  (W.  M.)  20  (2),  127  (2) 

Randall-Maciver  (D.)  15 

Kaper  (R.  W.)   127 

Rapisarda  (N.)  40 

Rathgen  (F.)  75,   106 

Read  (C.  H.)  3,  104 

Reber  (F.  v.)  29,  83 

Rebhann  (A.)  130 

Recy  (G.  de)  75 

Rediades  (P.  D.)  34 

Reglijig  (K.)  32,  54*,  HO** 

Rehm  (A.)  30*,  31**,  81 

Reich  (N.)  12* 

Rcid  (J.  S.)  49,  127 

Reil  (fh.)  12 

Reinach  (A.)  7,  16  (3),  18,  22,  23, 
25.  26.  29,  31,  37,  42,  42*, 
47*.  52,  57,  63*,  83,  92  (2), 
100*,  114  (4),  119  (2),  124*, 
127  (2),  128* 

Reinach  (S.)  8,  27,  32,  35,  58,  76, 
92    (11),   92**,    icx)   (2),    104, 

127  (7) 
Reinach  (Th.)  33,  115 
Reisch  (E.)  8,  68** 
Reisinger  (E.)  95**,   110 
Reisner  (M.  G.  H.)  64,  131 
Reitzenstein  (R.)   127 
Rcmark  (P.)  119 
Renault  (J.)  57 
Replat  (J.)  24,  25 
Rheden  (K.  v.)  14 
Rhousopoulos  (0.  A.)  21,  22,  93 
Ricci  (C.)  45,  60,  71   (2),  83 
Ricci  (S.  de)  12,  HO,  114 
Richmond  (0.  L.)  3,  49,  83 
Richter  (G.  M.  A.)  100,  104 
Richter  (O.)  49 
Ridder  (A.  de)  30*,  39*,  41*,  60*, 

63*  (2),  65*,  68  (2),  68*,  69*, 

72*,   73*,   75*.   76,   90*,   92*. 

93,  97*,  99*,  100*,   104,   124* 
Ridgeway  (W.)  29 
Ridola  (D.)  41 
Riepl  (W.)  132 
Riese  (M.)   119 
Riezler  (W.)  23,  100** 
Rinne  (F.)  21 
Risom  (S.)  7,  22,  93,   127 
RitterUng  (E.)  2,  70 
'l'i^äxo?  (II.)  26,  114 
Rizzo  (G.  E.)  76,  100 
Robert  (C.)  28,  74,  93,  98* 
Robinson  (D.  M.)  34,  55,  85*,  112, 

114  (2) 
Rodenwaldt  (G.)  36,  93,  100 
Rodocanachi  (E.)  49  (2),  49** 
Roeder  (G.)  10,  12,  64**,  71*,  74*, 

76*,  85 
Roger  (0.)  106 
Rogers  (E.)  iio 
Rohden  (H.  v.)  106* 
•Pu)(Aaio;  (K.  'A.)  35.  "4 
Romussi  (C.)  41 
Ronzevalle  (S.)  76 


Röscher  (W.  H.)  124,  127** 

Ross  (L.)  19,  74 

Roßbach  (0.)  39** 

Rossi  (G.  B.  de)  49,  83,  120 

Rostowzew  (M.)  5,  16,  39,  59,  100, 

100* 
Rother  (C.  H.)  62,  100 
Rothschild  (H.  de)  59 
'Po'jsotto'jXo;  ('(I.  'A.)  32 
Roussel  (P.)  7,  9,  24  (2),  26,  1 14  (4), 

127  (2) 
Rubensohn  (0.)  104** 
Rudneva  (S.)  59,  100 
Rüsch  (E.)  25* 
Ruggiero  (E.  de)  49**,  120 
Rusch  (A.)  74 
Russo  (S.  P.)  37  (2) 
Ruzicka  (L.)  iio 
Sa^ßö-O'jXo;  (K.)  93 
Sachanov  (W.)  59,   104 
Sackur  83 

Sahakian  (Seh.  V.)  33,    115 
Salis  (A.  V.)  33,  93  (2) 
Samter  (E.)  127 
San  Nicolö  (M.)  132 
Sarre  (F.)  15,  17** 
Sartiaux  (F.)  21,  93 
Sauciuc  (Th.)  20,  22,  115  (2) 
Sauer  (B.)  4* 
Sauer  (J.)  76* 
Saunders  (C.)  133 
Sautel  (J.)  93 
Savignac  13 
Savignoni  (L.)  100 
Sayce  (A.  H.)  19  (2),  85,  lii,  128 
i^fiopüivo;  (I.  N.)  20,  22,  22**,  83, 

93,  115 
Scaglia  (S.)  76 
Schäfer  (H.)  74,  76** 
Schaefer  (J.)  128** 
Schaeffer  (E.)  89* 
Schazmann  (P.)  31**,  32,  33 
Schede  (M.)  25,  83 
Scheffer  (L.  v.)  56 
Scheftelowitz  (I.)  128 
Scheil  (V.>  14,  78 
Schenkl  (H.)  18* 
Schick  (W.)  41*,  93 
Schliz  76 

Schlözer  (L.  v.)  53,  93 
Schmidt  (B.)  128 
Schmidt  (E.)  20,  89*,  128,  128** 
Schmidt  (H.)  57 
Schmidt  (Th.)  76 
Schmidt  (V.)  64**,  106 
Schmidt  (W.)  128 
SchmoUing  (E.)  22 
Schneider  (R.)  131 
Schneider-Franken  (J.  A.)  100 
Schneider-Graziosi    (G.)    50,    53, 

93.  120 
Schober  (A.)  9,  25,  93  (4) 
Schottmüller  69 
Schrader  (H.)  5,  61**,  93  (2) 
Schröder  (B.)  12,  85,  93  (2),  104 


Schubart  (W.)  13  (2) 

Schuchhardt  (C.)  10,  32,  61 

Schübl  (F.)  133 

Schulhof  (E.)  7,  24 

Schulten  (A.)  54,  57,  58  (3),  58* 

Schul theß  (O.)  120 

Schultze  (V.)  28,  56 

Schulze  (B.)  37 

Schumacher  (G.)  15 

Schumacher  (K.)  65,  66  (2) 

Schwarz  (M.  v.)  77,  106 

Schween  (P.  G.  H.)  132** 

Schweinfurth  (G.)   14 

Schwyzer  (E.)  16,   115 

Sciava  (R.)  128 

Seager  (R.  B.)  31**,  34 

Sceck  (P.)  128 

Seger  (H.)  58 

Seiffert  (0.)  33** 

Sellin  (E.)  15** 

Seltman  (E.  J.)  52,   110  (2) 

Scnz  (A.)  32 

Sethe  (K.)   II,   128 

Seure  (G.)  36,  59,  60,    128,    128** 

Shear  (Th.  L.)  31,  115 

Shebelew  (S.)  8,  104 

Sheppard  (I.  T.)  125* 

Shewan  (A.)  37* 

Sieveking    (J.)    4*,    59,.  66   (3), 

66**,  94,  104 
Sillani  (F.)  42,  57 
Silvagni  (A.)  50  (2),  83  (2) 
Simpson  (F.  M.)  78 
Siret  (L.)  57 
Sitte  (H.)  86*,  88*,  94 
Six  (J.)  94,  107 
Sixt  117** 
>:xw  ('A.  N.)  25 

Ökorpil  (W.)  59,   115 

Smith  (G.  E.)  3,  78 

Smith  (S.  C.  K.)  76** 

Sökcland  (H.)  107 
j  Solch  (J.)  23 
]  SöUner  (A.)  84 

Solan  (A.)  40 

Sommer  (L.)  128 

Sontheimer  4**,   120 

Sordini  (G.)  52  (2) 

Sotiriadis  (G.)  33 

Soutzo  (M.  C.)  110 
'  Soveri  (H.  F.)  132 

Spano  (G.)  43,  44,  83 

Speltz  (A.)  95 

Sprater  106,   107 

Staderini  (G.)  50 

Staehlin  (R.)  134 

Stais  (V.)  3 

Statham  (H.  H.)  78 

Stefani  (E.)  38,  53 

Stehün  (K.)   120 

Steinberger  (J.)  68*,  69* 

Steindorff  (G.)  12,  78 

Steiner  (A.)  132 

Steiner  (P.)  8 

Steinleitner  (F.)  128 


147 


Register. 


148 


Steinmann  (E.)  37,  50 

Steinwender  (Th.)  131,   131** 

Stemplinger  (E.)  71* 

Stendhal-Henry  Beyle  (v.)  50 

Stengel  (P.)  128 

Stern  (E.  v.)  58*,   107,   131* 

Stolle  (F.)  131** 

Storck  (K.  Chr.)  27 

Stouff  (L.)  9,  115 

Strack  (M.  L.)  20 

Stratimirovii  (G.)  83 

Strenger  (F.)  56 

Strong  (H.  A.)  128 

Strong  (E.)  94 

Strong  (S.  A.)  68 

Stryck  (F.  v.)  83 

Strzygowski  (J.)  17*,  28,  72* 

Stuart  (D.  R.)  17**,   113 

Studniczka  (F.)  8,  64,  94 

Stürmer  (F.)  25 

Styger  (P.)  94 

Sundwall  (J.)  22,  23,  31,  115 

Supka  (G.)  104 

Swindler  (M.  H.)  29,  128 

Swoboda  (H.)  21*,  130 

Sybel  (L.  V.)  76**  (2) 

Tafrali  (O.)  36**,  76 

Tambroni  (F.)  9,  50  (2) 

Taramelli  (A.)  39,  51,  62,  104,  115 

Tayler  (J.  G.)  104 

Taylor  (H.)  87 

Taylor  (L.  R.)  42**,'  129 

Terzaghi  (N.)  97*,  100,  129,   134** 

Tescari  (0.)  126* 

Theobald  (W.)  104** 

Thiers  (A.)  27  (2),  28,  80,  83 

Thiersch  (H.)  17,  23,  30,  35,  43. 

77*.  83  (2),  94.  100,  loi,  104 
Thompson  (M.  S.)  27,  36** 
Thomsen  (P.)  17,  63 
Thunell  (K.)  69,  115 
Tikkanen  (J.  J.)  76 
Tillyard  (E.  M.  W.)  3,  loi  (2),  129 
Tingdal  (G.  C.)  5,  120 
Tod  (M.  N.)  III  (2) 
Töply  (R.  V.)  130 
Toesca  (P.)  76 
Tolstoi  (G.  J.)   in 
Tomassetti  (G.)  51** 
Tosi  (T.)  loi,  loi**,   129 
Toutain  (J.)  47*,  49*  (2),  55,  94, 

115,  121,  134 
Toynbee  (A.  J.)  35 
Trendelenburg  (A.)  20,  32 
Treu  (G.)  63,  94 
Tudeer  (L.)  52,   11 1 
Turaiew  (B.)  8,  59,  67,  107 
Turchi  (N.)  38 
Uhde-Bcrnays  (H.)  77    • 


Ulrich  (R.)  70 

Unger  (E.)  14,  104 

Unverzagt  (W.)  107 

Ure  (P.  N.)  3,  31,  34**,  loi  (2) 

Urlichs  (H.  L.)  68*,  72*,  87,  89* 

Usener  (H.)  9** 

Vaglieri  (D.)  42(2),  42**.  43  (2),107 

Vallois  (R.)  7,  9,  24,  83  (2),  loi 

Vasconcellos  ( J.  L.  de)  58 

Veith  (G.)  39" 

Velde  (G.)  30  (2) 

Ventre  (M.)  55 

Vincent  (H.)  16 

Vista  (F.  S.)  38 

Vita  (A.  del)  107 

Voetter  (O.)  in  (2) 

Vogüe  (Marquis  de)  84 

Vollgraff  (W.)  7,  20,  32,  94,  115 

Vollmer  (F.)  120 

Vürtheim  (J.  J.  G.)  129 

Waal  (A.  de)  50  (4),  69,  84,  101, 

104,  120 
Wace  (A.  J.  B.)  27,  28,  36**,  115 
Wächter  (Th.)  122* 
Wagener  (A.  Pelzer)  53 
Wageningen  ( J.  van)  130 
Wagner  70**,  71** 
Wainwright  (G.  A.)  17 
Wakeling  (T.  G.)  76 
Waldhauer  (0.)  69  (2),   101   (4) 
Waldmann  (E.)  94 
Waldstein  (Ch.)  63,  94 
Walek  (T.  B.)  25** 
Walker  (F.  G.)  107 
Walter  (0.)  23,  94 
Walter  (P.)  21,   115 
Walters  (H.   B.)  65** 
Waltz  (P.)  72,  101 
Ward  (J.)  95 
Warrack  (J.)  94,  94** 
Waser  (0.)  71*,  94**,  129** 
Watzinger  (C.)  15**,  58**,  82*,  89, 

103* 
Webb  (P.  H.)  III 
Weber  (L.)  27,  in 
Weber  (W.)  61,  107,  129  (2) 
Weege  (F.)  =10(2),  68**,  84,  84**,  87 
Wegeleben  (Th.)  131 
Weickert  (C.)  94 
Weil  (R.)  22* 
Wein  (R.)  18 

Weinreich  (O.)  120*,  129  (2) 
Weiss  (J.)  25,  115,  120 
WeJssbach  (F.  H.)  14* 
Weißbrodt  (W.)  62,  115 
Weißhäupl  (R.)  74* 
Welcker  (F.  G.)  9,  74 
Weller  (Ch.  H.)  23** 
Weniger  (L.)  32,  84,  104** 


Wenz  (S.)  23,  63 
Westrup  (C.  W.)  14 
Whitehcad  (Ph.  B.)  50,  84 
Wide   (S.)  39*,  75»,   103*,   126», 

128*,  129 
Wiedemann  (A.)  64*,  74*,  76,  129 
Wiegand  (Th.)  30,  31**  (2),  61, 105 
Wiesenthal  (M.)  71* 
Wieser  (F.  v.)  120 
Wigand  (K.)  94 
Wilamowitz-Moellendorff    (U.    v.) 

31* 
Wilbcrg  (W.)  26**,  81 
Wilhelm  (A.)  20,  26,  31,  35,  115 

(7) 
Wilke  (G.)  10  (2),  129 
Wille  (F.)  108 
Wilpert  (J.)  50  (2),  loi 
Winckelmann  (J.  J.)  76,  77 
Winckler  (H.)  13**,  19 
Windberg  (F.)  56,  59 
Winnefeld  (H.)  61* 
Winter  (F.)  74  (3),  77,  94 
Wissowa   (G.)   48*    (2),   5'*.   77, 

122*,  125* 
Witkowski  (St.)  94 
Witte  (F.)  94 
Wittig  (J.)  50,  95  (3) 
Wolft  (G.)  117* 
Wolft  (O.)  77,  84,  84** 
Wollanka  (J.)  62** 
Wolter  (F.)  3,  85 
Wolters  (P.)  23,  31,  66  (3),  66**, 

77.  95.  "5  (2) 
Woodhouse  (W.  T.)  134 
Woodward   (A.    M.)    23,    28,    36, 

"5  (2) 
Woolley  (C.  L.)  15 
Wreszinski  (W.)  II,  n*,  16*,  78* 
Wünsch  (R.)  31,  59,  "6,  129 
Wüst  (E.)  133* 
Wulff  (0.)  56*,  73.  77 
Wulzinger  (K.)  28  (2),  84  (2) 
Würz  (E.)  30**,  84 
Wyß  (W.  V.)  33 
Savü&uStor,;  (ü.)  107 
Zacharow  (A.)  36,  lül 
Zahn  (R.)  13 
Zeidler  (E.  A.)  37** 
Ziebarth  (E.)  74 
Ziehen  (J.)  70*,  71*.  «32* 
Ziehen  (L.)  122* 
Zielinski  (Th.)  71* 
Zimmermann  (A.)  50,  120 
Zimmermann  (F.)  129 
Zimmermann  (H.  G.)  77  (2) 
Zippclius  (A.)  32 
Zmarsly  (J.)  loi 


149 


Register. 


150 


II.  ZEITSCHRIFTEN. 

Die  cingeklainincrtcn  Zahlen  deuten  ^n,  wie  oft  die  Zeitschrift  auf  derselben  Seite  erscheint. 


Abhandlungen  der  Königlich  Sächsischen  Gesell- 
schaft der  Wissenschaften   127,   128 

Abhandlungen  der  Königlichen  Gesellschaft  der 
Wissenschaften  zu  Göttingen   131 

Abhandlungen  des  archäologisch-epigraphischen 
Seminars  Wien  130 

Acta  societ.  scient.  Fennicae  76 

Adria  81 

Alba  Pompeia  38  (3),  117 

Annalen  des  Vereins  für  Nassauische  Altertums- 
kunde und  Geschichtsforschung  70 

Annales.   Institut  archeologique  du  Luxembourgöo 

Annali  Soc.  Ing.  cd  Arch.  80 

Annals  of  Archaeology  and  Anthropology.  Uni- 
versity  of  Liverpool  10,  40,  67,  106,  125 

Annuaire.     6colc  pratique  des  Hautes  fitudes  102 

Annual,  The,  of  the  British  School  at  Athens  19, 
20,    23  (3),  27,  28,  35,  37,  62,  65,  75,  96,   III, 

115.   123 

Annuario  bibliografico  di  archeologia  c  di  storia 
deir  arte  per  1'  Italia  i 

Annuario  della  r.  Univ.  di  Bologna  29 

L'Anthropologie    106 

Antologia,  Nuova  38,  46,  72,  91 

Anzeigen  der  Kaiserlichen  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien  15  (2),  115 

Anzeigen,  Göttingische  gelehrte  25,  31,  68,  69, 
76,  77,  98,  106,  131 

Anzeigen,   Kunstgeschichtliche  80 

Anzeiger,  Archäologischer,  des  Kaiserlich  Deut- 
schen Archäologischen  Instituts  2,  4  (5),  6,  7,  10, 
18,  32,  37.  43.  54.  58  (2),  62,  64  (2),  65,  66  (2), 
67  (3).  loi,  104 

Anzeiger  für  christliche  Archäologie  5 

Anzeiger  für  Schweizerische  Altertumskunde  61, 
66,  70,  120 

Archaeological  Survey  of  Egypt.  Memoir.  16,  18 

Archiv  für  Religionswissenschaft  7,  18,  31,  51,  59, 
12?  (3).  123,  126  (4),  127,  129  (3) 

Archives,  Nouvelles,  des  missions  scientifiques  et 
litteraires  56,  86 

Archivio  anthropologico  101 

Archivio  della  R.  Societil  Romana  di  Storia 
Patria  50 

Archivio  storico  per  la  Sicilia  Orientale  40,  41,  51 

Arsskrift,  Göteborgs  Högskolas  6,  7 

Arts,  Les  67 

Atcne  e  Roma  18,  38,  40,  44,  75,  91,  119,  128,  129 

Athenaeum,  The  12,  20,  21,  22,  23,  36,  40,  48, 
51,  65,  68,  70,  74,  76,  79,  81,  86,  94  (2),  121, 
124,  127  (2) 

Atti  della  r.  Accademia  delle  scienze  di  Torino  20, 
33.  "6.  123,  126 

Atti    Soc.  Colombaria  di  Firenze  40 

Ausonia   26   (2),   29,   40,   41,   55,   89,   91    (2),   97, 

100,   102,   113,   116,   117 
Beiträge,  Jenaer  medizinisch-historische  84, 90, 130 
Beiträge   zur  Kunstgeschichte  91 
Bericht    der   Römisch-Germanischen   Kommission 
2,  7 


Berichte    der   Akademie    der   Wissenschaften    zu 

Budapest  29 
Berichte    über  die  Verhandlungen  der  Königlich 

Sächsischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  7 
Biblioteca  di  filologia  classica  126 
Bibliotheque  des  Ecoles  frangaises  d'Athenes  et 

de  Rome  39,  82 
Bibliotheque  ^gyptolog.   125 
Blätter  für  das  Gymnasial-Schulwesen  71,  89,  117 
Blätter,   Hessische,  für  Volkskunde  123 
Blätter,   Historisch-politische  71 
Bollettino  d'Arte  42,  45,  52,  54,  63,  91 
Bolle ttino  dell'  Associazione  Archeologica  Romana 

9.  38.  42  (3).  45  (2).  46  (2),  50  (3),  58,  67,  79, 

107  (2),  121,  123 
Bollettino  della  r.  soc.  Geogr.  56,  103 
Bollettino   di  filologia  classica  69,   91,   97,    loi, 

118,  126,  134 
Bollettino  Mus.  civico  Padova  42 
British    School    of   arch.    in   Egypt   a   Egyptian 

Research  Account  17,   100 
Bulletin.  Academie  royalc  d'archeologie  deBelgique 

63    . 
Bulletin     de    correspondance    hellcnique    20    (2), 

23  (2).  24  (4).  25,  27  (3),  33  (2),  35,  60  (2),  62, 

79,  93.  94.  97.  "2 
Bulletin   de  l'Institut  National  Genevois   72   (2) 
Bulletin  de  la  Diana  102  (2) 
Bulletin  de  la  Societe  anth.  Bruxelles  10 
Bulletin  de  la  Societi  archeologique  d'Alcxandrie 

13  (2).  99 
Bulletin  de  la  Socidtc  Nationale  des  Antiquaires 

de  France  13,  54,  55  (2),  56,  67  (2),  80,  90,  loi, 

105,  HO 
Bulletin   Hispanique  57,  58 
Bulletin  international  de  l'Academie  des  sciences 

de  Cracovie  85,  96 
Bulletin     of     the     Archaeological     Institute     of 

America  8 
Bulletin  of  the  Univ.  Wisconsin.  Philology  a.  lit. 

88 
Bullettino  della  Commissione  archeologica  comu- 

nale  di  Roma  37,  42,  44  (2),  45,  47  (2),  50,  51, 

69  (2),  87,  118,  120  (2),  130 
Bullettino  di  archeologia  e  storia  Dalmata  69  (2), 

79  (2),  83  (2),  86  (4).  116  (2),  118 
Bullettino  di  paletnologia  italiana  102 
Bullettino,    Nuovo,   di    archeologia   cristiana  40, 

45,  48  (4),  49.  50  (2).  53  (2).  93.  120 
Carinthia    103 
Christiansky  Vostock  17,  88 
Chronicle,    The  numismatic  19,  27,  28,  65,   108, 

109,  HO,  in 
Comptes-rendus  des  seances.    Academie  des  In- 

scriptions  et  Belles-Lettres  3,  6,  8  (2),   12  (2), 

17  (2),  18,  24,  25,  28  (2),  35,  54  (3),  55  (5),  56  (2), 

57  (3),  60,  68,  75,  78,  83,  84,  105  (2),  HO,  116  (2), 

117,  118  (2),  119  (2),  132 
Daheim   12,  14 
Denkmalpflege,  Die  77,  106 


iSi 


Register. 


152 


Denkschriften  der  Kaiserlichen  Akademie  der 
Wissenschaften  in  Wien  124  ■',,'■■■ 

Documenti  e  monografie  38  (2) 

Egypt  Exploration  Fund.  10,  n  (2),  15 

Eos  88,  loi 

'K^TjfiEpi;  apyaioXoYixVi  2,'  18,  20,  21  (5),  22' (2), 
25,  26  (3),"  27,  3:  (3),  32  (2),  34,  35  (3),  37,  60, 

75.  79,  85,  93,  107  (3),  "4,  "5  (2) 

Ephcmeris  epigraphica  116,  118 

Eranos   48,  70 

firtesitö,  Archaeologiai  5,  10,  62,  88,  95,  97,  116, 
118  (2),  123,  130 

Forschungen,   Indogermanische  51 

Forschungen  zur  Rchgion  und  Literatur  des  Alten 
und  Neuen  Testaments  35 

Gazette  des  beaux-arts  6,  8,  98,  100 

Gegenwart,   Die  12. 

Geisteswissenschaften,  Die  73  (2),  74,  130 

Glasers  Annalen  für  Gewerbe  und  Bauwesen  104 

Glotta  36 

Grenzboten,  Die  10 

Gymnasium,  Das  humanistische  71 

Hermathena   130,  133 

Hermes  14,  20,  34,  81,  118  (2),  124,  128,  131 

Hermes  (Russisch)  36,  55 

Hochland   122 

Ist.   Ital.  di  Num.  Atti  e  mem.  108 

Izvestija  imperatorskoj  archeologifieskoj  Kom- 
missii  58,  59  (6) 

Jahrbuch,  Biographisches,  für  die  Altertumswissen- 
schaft 8 

Jahrbuch  des  Freien  Deutschen  Hochstifts  72 

Jahrbuch   des  historischen  Vereins  Dillingen   106 

Jahrbuch  des  Kaiserlich  Deutschen  Archäologi- 
schen Instituts  5,  25,  28,  32,  35,  38,  41,  50,  65  (3), 
69,  87,  88,  92,  93  (3),  97,  104,  125 

Jahrbuch,   Münchner,  der  bildenden  Kunst  94 

Jahrbücher,    Bonner  62,  94,   iio 

Jahrbücher  der  Akademie  Erfurt  118 

Jahrbücher,  Neue,  für  das  klassische  Altertum, 
Geschichte  und  deutsche  Literatur  und  für  Päda- 
gogik 5,  31,  32,  33,  39,  52,  57,  71,  73,  77,  88,  89, 
93,  104,  127,  128,  130,  132 

Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  klassischen 
Altertumswissenschaft  5,  8,  129 

Jahreshefte  des  österreichischen  Archäologischen 
Instituts  7,  8,  21  (2),  22  (2),  23,  25  (3),  26  (5), 
30  (2),  31  (2),  32,  36,  44,  47,  69,  70,  85,  87  (2), 
88  (2),  89  (2),  93  (2),  94,  98,  100,  loi,  102,  107, 
115  (2),  120,  125,  130  (2),  133,  134 

Johns  Hopkins  Univ.  Stud.  in  histor.  a  polit.  science 
132 

Journal,  American,  of  Archaeology  2  (3),  6,  21, 
22  (2),  34  (3),  46,  47,  53,  55,  62,  68,  89,  91,  96, 
104,  105,  114 

Journal,  American,  of  Philology  31,  66,  67,  85,  117 

Journal  des  Savants  3,  5,  8,  9  (2),  13,  24  (2),  29, 
34,  36,  39,  42,  47,  49,  57,  59,  64,  68,  82,  99, 
108,  125 

Journal  of  Roman  studies  13,  27,  33,  39,  42,  46  (2), 
49,  68  (2),  88,  110,  122,  126,  133 

Journal  of  the  British  and  American  archeological 
Society  of  Rome  71 

Journal  of  the  Royal  Anthropological  Institute  of 
Great  Britain  and   Ireland  58,   102 


Journal,   The  classical  2  (2)  • 

Journal,   The,  of  hellenic  studies   2,   16,   18  (2), 

26  (2),  29,  35  (2),  36  (2),  63,  64,  65,  73,  75,  81, 

87  (2),  90  (2),  96  (3),  99,  100,  loi,  102,  109  (3), 

III  (2),  114,  123,  132,  133,  134 
Journal,  The,  of  philology  53 
Klio   25  (2),  27,  31,  34,  35,  39,  65,  82,  109,  113 
Korrespondenzblatt  der  Deutschen  Gesellschaft 

für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte 

29,  76,  78,  106 
Korrespondenzblatt     des     Gesamtvereins     der 

deutschen     Geschichts-     und     Altertumsvereine 

I,  8,  65,  106,  109 
Korrespondenzblatt,    Römisch-Germanisches  8, 

9,  92  (2),  100,  102,  103,  105  (2),  106,  107,  n6, 

117  (2),  118  (3). 
Kunst  für  Alle  98 
i    Kunstchronik    5,   10  (2),   12,   13,   16,  23,  42,  43, 

46,  47,  54,  74 

Kunstgeschichte  des  Auslandes,  Zur  56,  83,  93 

Kunstwelt,   Die  107 

Lares   5,  121,  126 

Literaturblatt,   Theologisches  56 

Literaturzeitung,  Deutsche  3,  9,  12,  14,  17,  30, 
37,  48,  51,  56,  58,-59,  61,  62,  63,  64  (2),  70,  71  (2), 
76  (2),  86,  88,  89,  100,  103  (2),  120,  122  (3), 
127,  128,  131. 

Literaturzeitung,  Orientahstische  i,  11,  14,  15, 
16,  64,  71,  75,  77,  78,  125. 

Mannus    10  (2),  63,  74 

M61anges  d'archeologie  et  d'histoire  36,  40,  53, 
85,  90,  103 

Mclanges  de  la  facultc  Orientale  Beyrouth  33 

Mcm.  pres.  par  div.  sav.  ä  l'Ac.  22,  98 

Memoires   de  l'Academie  de  Nimes  67,  82 

Mcmoires  de  l'Acadömic  des  Inscriptions  et  Belles- 
lettres  14,  108 

Memoires    de   l'Academie   royalc   de    Bclgique    n 

Mdmoires  de  l'Institut  fran^ais  d'archeologie  Orien- 
tale du  Caire  17 

Memoires  de  la  Societc  Nationale  des  Antiquaires 
de  France  56,   123 

Memorie  del  R.  Istituto  lombardo  di  scienze  e  lettere 
29 

Memorie  della  R.  Accademia  di  archeologia,  lettere 
e  belle  arti  39,  44 

Mitteil.  Ver.  Geographen  a.  d.  Universität  Leipzig 
23 

Mitteilungen  aus  den  Sächsischen  Kunstsamm- 
lungen 63  (3) 

Mitteilungen  aus  der  ägyptischen  Sammlung  der 
Königlichen  Museen  zu  Berlin  61 

Mitteilungen  der  Altertums-Kommisson  für  West- 
falen 105 

Mitteilungen  der  Deutschen  Orient-Gesellschaft  18 

Mitteilungen   der    Vorderasiatischen    Gesellschaft 

14 
Mitteilungen   des  Kaiserlich  Deutschen  Archäo- 
logischen  Instituts. 

Athenische  Abteilung  3,  6,  8,  11  (2),  21  (2), 
22  (2),  23,  26  (2),  27,  28,  29,  33,  34  (3), 
36  (2),  73,  85,  89,  93,  100,  107,  115,  121, 
128,  129 
Römische  Abteilung  39,  46,  47,  53,  86,  90, 
96,  102,  103,  106,  108,  116  (2),  118 


153 


Register. 


154 


Mitteilungen  des  Vereins  der  Freunde  des  huma- 
nistischen Gymnasiums  46 
Mitteilungen,    Dr.    A.    Petermanns,    aus    Justus 

Perthes'  geographischer  Anstalt  16,  20 
Mnemosyne  25,  34 

Monatsblatt  des  Altertums-Vereins  zu  Wien  109 
Monatshefte  der  Comenius-Gesellschaft  für  Kultur 

und  Geistesleben  124 
Monatshefte,   Süddeutsche  31 
Monatshefte,   Velhagen  und  Klasings  14 
Monatsschrift,   Internationale  9  (2),   13,  46  (2) 
Monumenti   antichi  37,  39,  40,  44,  52,  53,  61 
Monuments  et  Memoires.    Fondation  Eugene  Piot 

30,  35,   60,   65,  67,  91  (3),   94,  96,   98,    100  (2) 
Musee  beige,  Le  86,  117,  121 
Muse  es  de  France,  Les  63,  68  (2),  87 
Museum  Journal,  The,  University  of  Pennsylvania 

28,  29,  34,  96 
Museum,    Rheinisches,  für  Philologie   16,  20,  27, 

35.  47.  I".  121,  126,  128 
Museumskunde    62,    69 
Nachrichten  von  der  Königlichen  Gesellschaft  der 

Wissenschaften  zu  Göttingen  28 
Notizie  degli  scavi  di  antichitä  37,  38  (5),  39  (4), 

40  (6),  41   (6),  42  (2),  43  (4).  44  (2),  45  (5). 

47  (2),  48,  51  (3).  52  (9).  53  (8) 
öfversigt  af  Finska  Vetenskaps-Societetens  For- 

handlinger  88 
Orient,   Der  Alte  19,   129 
Oversigt    over   det   Kgl.   Danske   Videnskabernes 

Selskabs  Forhandlinger  64 
Palästinajahrbuch  des  Deutschen  evangelischen 

Instituts  für  Altertumswissenschaft  des  Heiligen 

Landes  zu  Jerusalem  15,  63 
Palestine  explor.  Fund.  Annual  17 
Philologus  41,  107,  120  (2),  122,  126 
llr>C(XTlzC(  35. 

Proceedings  of  the   British  Academy   19,  29 
Proceedings  of   the   Cambridge  Antiquarian   So- 
ciety 107 
Proceedings  of  the  R.  Irish  Academy  29 
Proceedings  of  the  Society  of  biblical  archaeology 

12,  18,  19  (2),  75,  76,  78,  84 
Pubbl.   Ist.  Firenze  123 

Quartalschrift,   Römische,  für  christhche  Alter- 
tumskunde und  für  Kirchengeschiehte  3,  5,  16, 

23,  28,  48  (2),  50  (5),  69,  71,  78,  79,  84,  85  (2), 

87.  94  (2),  95  (2).  99.  104  (2),  117,  124 
Quarterly,  The  classical  130 
Quellen  und  Forschungen  zur  alten  Geschichte  und 

Geographie  56 
Rassegna,  Numismatica  108 
Rendiconti  della  r.  Accademia  dei  Lincei  40,  44, 

45.  46.  66,  75,  95,  96,  97  (3),  103,  106 
Rendiconti   delle  sessioni  Accademia  di   Bologna 

38,  54,  62,  116 
Rendiconti.     R.   Istituto  Lombardo  di  scienze  e 

lettere  5,   126 
Repertorium   für   Kunstwissenschaft  63,  69,  79, 

81,  83 
Report,   Annual,  of  the   Board  of  regents  of  the 

Smithsonian  Institution   17 
Review,   The  Classical  19,  22,  31,  36,  42,  61   (3), 

68,  71,  75,  86,  104,  112,   121   (2),  125  (2),  127 
Revue  archöologique  7,  10,  12,  18,  21,  22,  27,  28, 


29.  32.  33.  35  (2).  36  (4).  39,  42.  49.  55'.  57,  5»  (2). 
59,  62,  64,  67,  69,  72  (5),  75  (3),  81,  85,  86  (2), 
87  (2),  88,  89,  92  (9),  94,  96  (2),  97,  98,  100, 

lOI  (2),  104,  106,  116,  120,  122,  127  (3),  131,  132 

Revue  biblique  internationale  57 

Revue   critique  d'histoire  et  de  litterature  11,   15, 

30,  39,  41,  47,  49,  54,  60,  63,  64,  65,  68  (2),  72, 
73  (2),  75,  76,  78,  90,  92,  97,  99,  100,  124,  130 

Revue   d'histoire  de  Lyon   119 

Revue  d'histoire  et  de  litterature  religieuses  125  (4) 

Revue  de  Paris  68 

Revue  de  philologie,  de  litterature  et  d'histoire  an- 

ciennes  26  (2),  34,  36 
Revue    de    l'art  ancien  et  moderne  24,  32,  49,  90 
Revue  de  l'histoire  des  religions  5,  63,  64,  73,  121, 

122,  123,  124  (2),  127  (3),  128 
Revue  de  l'instruction  pubUque  en  Belgique  26,  30, 

122,   124,   133 
Revue  de  l'Universite  de  Bruxelles  46 
Revue  des  ^tudes  anciennes  35,  54,  60,  74,  82,  87, 

93,  97,  108,  116,  133  . 

Revue  des  etudes  ethnographiques  et  sociologiques 

134 
Revue  des  Etudes  grecques  19,  20,  24,  30,  33,  72, 

76,  88,  128,  131 
Revue  des  etudes  juives  127 
Revue,  Deutsche  loi 
Revue   du  Midi  67 
Revue,  Engl.  hist.  30 
Revue   ^pigraphique  7,   12,  18,  20,  25,  26,  31   (2), 

33,  37,  42  (2),  47,  54,  55,  57,  "i  (2),  114  (2),  118, 

"9  (3) 
Revue,   Grande  55 
Revue   historique   132,  134 
Revue  numismatique  108,  109 
Revue  de  Synthese  histoire  4,  22 
Riv.  mus.  ital.  132 
Rivista  di  filologia  e  d'istruzione  classica  39,  Ii8, 

132  (2) 
Rundschau,   Deutsche  50,  71 

Rundschau   für    historische    und    soziale    Wissen- 
schaften, Ungarische  98 
Rundschau,   Schweizerische  Numismatische  109 
Rundschau,   Theologische  121 
Saalburg,   Die  5,   16,  28,  89,  110 
Schlesische   Zeitung  87 
Schlesische    Vorzeit  58,  62 
Sitzungsberichte  der  Heidelberger  Akademie  der 

Wissenschaften  23,   129 
Sitzungsberichte  der  Kaiserlichen  Akademie  der 

Wissenschaften  in  Wien  115 
Sitzungsberichte     der     Königlich     Bayerischen 

Akademie  der  Wissenschaften  23,  29,  72,  77 
Sitzungsberichte      der     Königlich     Preußischen 

Akademie  der  Wissenschaften  5,  10,  12,  14,  35,  51 
Sokrates  5,  22,  24,  31,  71  (2),  89,  110,  121,  131 
Studi  italiani  di  filologia  classica  41,  121  (2),  132 
Studi    Romani  2,   19,  39,  41,  42,  45,  47  (2),  48, 

49,(2),  51,  53,  55  (2),  82,  85,  91,  92,  98,  in,  131 
Studi  storici  per  l'antichiti  classica  42 
Studi    e   materiali   di   archeologia  e   numismatica 

101  (2) 
Studien,  Wiener  115,  126 
Studier   fra  sprog-  og  oldtidsforskning  14 
Tidsskrift,  Nordisk,  for  filologi  64,  75,  95,  113 


155 


Register. 


156 


Transactions  and  proceedings  of  the  American 
philological  Association  40,  89,  123,  125,  132,  133 

Umschau,  Die  12,  18,  75,  129 

Veröffentlichungen,  Wissenschaftliche,  der  Deut- 
schen Orient-Gesellschaft  14,  15,  95 

Verslagen    en  meded.  d.  k.  Akad.  van  wetensch. 

'3' 

Versuche,  Religionsgeschichtliche,  und  Vorarbeiten 

121,  124  (3),  128,  134 

Vjesnik  Hrvatskoga  archeoloäkoga  drustva  70,  103, 
116,  131 

Wissenschaft  und  Bildung  11,  73 

Wochenschrift,  Berliner  philologische  4  (8),  9, 
^14,  16,  17,  18,  20,  21,  22,  25,  26,  30  (3),  31  (2), 
33-  34,  36  (2).  39,  48  (3),  49,  51,  54,  58  (2),  62, 
63,  65  (3),  66  (3),  69,  70,  71,  73,  75  (2),  81,  84, 
85  (2),  86,  94,  96,  99,  103  (2),  104  (4),  106,  110, 
"2  <3),  113,  117,  122  (2),  125,  126  (2),  128, 
131,  132,  133 

Wochenschrift  für  klassische  Philologie  4  (7),  7, 
14,  30  (3),  33,  59,  61,  63,  65,  68,  71  (2),  72,  73  (2), 
74,  89,  92,  95,  '05,  106  (2),  HO,  113,  117,  128, 
'3«,  133 

Wochenschrift,   Internationale  42 

Zapiski  Odesskago  obs(^estva  Istorii  i  drevnostej  8 

Zeitschrift,  Basler,  für  Geschichte  und  Altertums- 
kunde 120 

Zeitschrift,  Byzantinische  15,  27  (2),  28  (2),  32, 
35,  52,  71,  72,  J02 

Zeitschrift  der  Historischen  Gesellschaft  für  die 
Provinz  Posen  109 


Zeitschrift  des  Deutschen  Palästinavereins   15,   16 

.(^)'  '7. 

Zeitschrift  des  Ferdinandeums  120 

Zeitschrift  des  Historischen  Vereins  für  Schwaben 
und  Neuburg  106,  107 

Zeitschrift  für  ägyptische  Sprache  und  Altertums- 
kunde 10,  II,  12,  84,  95  (2) 

Zeitschrift  für  bildende  Kunst  58 

Zeitschrift  für  christliche  Kunst  81 

Zeitschrift  für  das  Gymnasialwesen  s.  Sokrates 

Zeitschrift  für  Ethnologie  14,  29,  30  (3),  57,  58, 

.77.  J07 

Zeitschrift  für  Geschichte  der  Architektur  37,  80 

Zeitschrift  für  historische  Waffenkunde  131 

Zeitschrift  für  neutestamentliche  Wissenschaf- 
ten 70 

Zeitschrift  für  Numismatik  52,  iio  (2),  iii 

Zeitschrift  für  die  österreichischen  Gymnasien 
20  (2),  61,  74,  86,  88 

Zeitschrift,   Geographische  20 

Zeitschrift,   Mainzer  66  (2),  87,  91,  105,  Il8,  132 

Zeitschrift,  Numismatische  27,  33,  52,  108,  109  (2), 
HO  (2),  III  (3) 

Zeitung  für  Literatur,  Kunst  und  Wissenschaft  5 

Zeitung,    Illustrierte  42,  56,  57 

Zeitung,  Vossische  80 

Zentralblatt,  Literarisches  4,  14,  41,  58,  59,  63, 
64,  68  (2),  70,  71,  73,  74,  75,  76,  81,  82   84,  85, 

.     89,  94,  97,  loi,  104,  130,  131 

Zumal  Ministerstva  Narodnago  Prosvieäfenia  5,  22, 
25,  76,  124 


^A 


Fragtle 

öoes  islof 

CircuJate 


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