Jahrbuch
DES
Deutschen
Archäologischen Instituts
Band xxxiv
1919
MIT DEM BEIBLATT ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER
BERLIN UND LEIPZIG 1919
VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLECiER
WALTER DE GRUYTEk & CO.
vormals G. J. Oüschen'sche Verlagshandlungf — J. Guttentagr, VerlagshuciilKitullmi.^r — Oeorj? Reimer
Karl J. Trübner — Veit £1 Comp.
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^ns.'^
i«.
Inhalt
Seite
Bulle H., Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian. Mit 10 Ab-
. Bildungen auf Beilagen. .......... 144
Dörpfeld W., Das Hekatompedon in Athen. Mit Tafel r — 3 ... 1
Dombart Th., Der babylonische Turm. Mit Tafel 4 u. 2 Abbildungen 40
Robert C. , Zwei homerische Becher. Mit Tafel 5 u. 6 und i Abbildung 65
Rodenwaldt G., Zeus Bronton. Mit 7 Abbildungen "]"]
— — Mykenische Studien. I. Mit 3 Tafeln und 12 Abbildungen 87
Studniczka F., Der Frauenkopf vom Südabhang der Burg in Athen.
Mit 35 Abbildungen 107
IV
Inhalt.
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER
Spalte
Jahresbericht des Archäologischen
Instituts für das Jahr 1918 I
Eduard Gerhard-Stiftung 76
Institutsnachrichten 76
Preisausschreiben 140
BehnF., Zweipanathenäische
Preisamphoren des
HildesheimerPeli-
zäus-Museums. Mit
3 Abbildungen 77
FiechterE., Zu den dorischen
Kranzgesimsen
Athens. Mit l Ab-
bildung 36
Mayer M., Ein«ntikes Wandbild
in eine m Codex von
1467. Mit I Abbildung 118
Pagenstecher R., Klapptafelbild, Vo-
tivtriptychon und
Fl ügelaltar. Mit 4
Abbildungen 9
Koden wal dt G., Galvanoplastische
Nachbildung 37
S tudniczk a F., Ein altgriechischer
Spiegel. Mit 6 Ab-
bildungen I
Spalte
Studniczka F., Die galvanoplasti-
sche Nachbildung
des Kleinreliefs
mit Aphrodite und
Eros. Mit I Ab-
bildung 127
Erwerbungen der Sammlungen Münchens
1916 — 17. (Paul Wolters, J. Sieveking,
Ph. M. Halm, G. Habich.) Mit 6 Abbildungen 25
Erwerbungen der Antikensammlungen
in Deutschland. Berlin. Sammlung der
antiken Skulpturen. (Bruno Schröder.)
Mit 9 Abbildungen 89
Archäologische Gesellschaft zu Berlin
1919:
Februar-Sitzung. Mit 2 Abbildungen 38
April-Sitzung 49
Mai-Sitzung 53
Juni-Sitzung. Mit 7 Abbildungen 57
Außerordentliche Juni-Sitzung 76
< )ktobcr-Siizung 1 30
November-Sitzung. Mit 2 Abbildungen .. 136
Dezember-Sitzung 1 39
Fuhrung durch die Sammlung der Gips-
abgüsse 140
Register 141
DAS HEKATOMPEDON IN ATHEN.
Mit Tafel i — 3.
»Der Streit über den Alten Athena-Tempel kann nicht als abgeschlossen
gelten,« so leitet Fr. Weilbach eine im XXXII. Bande dieser Zeitschrift (191 7)
S. 105 ff. veröffentlichte Abhandlung ein, in der er eine neue Ansicht über die Be-
deutung und Geschichte des im Jahre 1885 auf der athenischen Akropolis ent-
deckten alten Tempels, des Hekatompedons, aufstellt. Weder ich soll recht haben,
wenn ich in diesem Bau den ältesten Tempel der Athena Polias auf der Burg
erkenne und ihn bis zum Ende des Altertums bestehen lasse, noch meine Gegner,
wenn sie ihn am Ende des 5. Jahrhunderts verschwinden lassen und den »Alten
Tempel« der Inschriften des 4. Jahrhunderts und den »Polias-Tempel« des Pau-
sanias im Erechtheion erkennen wollen. Er selbst glaubt die richtige Losung
dieses Problems endlich gefunden zu haben: Der südlich vom Erechtheion auf-
gedeckte alte Bau sei zwar das Hekatompedon der vorpersischen Zeit, habe aber
die Zerstörung der Burg durch die Perser nicht überdauert und könne daher weder
der Alte Athena-Tempel des 5. und 4. Jahrhunderts, noch der Polias-Tempel des
Pausanias sein. Diese Tempel dürfe man aber auch nicht, wie meine Gegner
vorschlügen, im Erechtheion oder in einem älteren, unter ihm anzunehmenden
Bau erkennen, sondern müsse sie in einem noch unbekannten Bau westlich vom
Erechtheion und nördlich vom Hekatompedon suchen. Weilbachs neue Lösung
besteht also darin, daß er den tatsächlicli vorhandenen Alten Tempel, das Heka-
tompedon, am Anfange des 5. Jahrhunderts verschwinden läßt und dafür- an einer
Stelle der Burg, wo sich weder Spuren eines Tempels erhalten haben, noch über-
haupt der freie Raum für einen so großen Bau vorhanden ist, einen Alten Tempel
erfindet!
Bevor ich auf diesen kühnen Vorschlag und seine Begründung näher ein-
gehe, muß ich zunächst im allgemeinen dagegen Verwahrung einlegen, daß Weil-
bach mehrmals Ansichten, die ich vor 30 Jahren über den damals von mir ent-
deckten Tempel und seine Geschichte ausgesprochen habe, noch jetzt anführt
und bekämpft, obwohl sie von mir selbst längst aufgegeben sind. Er sollte nicht
vergessen, daß vor dem Jahre 1885 alle Nachrichten des Altertums über Tempel
der Athena und des Erechtheus auf der Burg auf die beiden damals allein be-
kannten Tempel, den Parthenon und das Erechtheion, verteilt werden mußten,
und daß auf dieser falschen Grundlage die Geschichte und die Bedeutung dieser
Jahrbuch des archäologisctien Instituts XXXIV. 1
Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen.
Bauten festgestellt worden ist. Infolgedessen durfte es damals als sicher gelten,
daß das neue Erechtheion im 4. Jahrhundert den Namen dp^aio? vstu; geführt habe,
und das konnte nur durch die Annahme erklärt werden, daß der neue Bau an die
Stelle eines uralten, an demselben Platze gelegenen Athena-Tempels getreten sei,
dessen Namen er beibehalten habe. Auch mußte damals alles, was uns Pausanias
über den Doppelbau des Erechtheions und über den Polias-Tempei berichtet, not-
gedrungen allein im Erechtheion gesucht werden. Unter dem Banne dieser Lehre
stand ich natürlich auch, als ich im Jahre 1885 die schon von Roß freigelegten
Baureste südlich vom Erechtheion als vorpersischen Tempel der Athena erkannte
und noch vor ihrer weiteren Ausgrabung meinen ersten kurzen Aufsatz über diesen
Bau schrieb (Ath. Mitt. X 1885, 275). Auch als ich nach erfolgter Ausgrabung
weitere Aufsätze über den Tempel in den Jahrgängen 1886 — 1890 derselben
Zeitschrift veröffentlichte, konnte ich mich erst allmählich von der alten vorge-
faßten Meinung über das Erechtheion freimachen. Daß ich dabei nicht sofort
in allen Punkten das Richtige traf und erst allmählich der Wahrheit näher kam,
ist begreiflich und verdient keinen Tadel. Jedenfalls sollte jetzt nur meine zu-
letzt ausgesprochene Ansicht bekämpft werden. Weilbach wendet sich aber in
mehreren Punkten gegen meine früheren, längst aufgegebenen Theorien, ohne
meine letzte Äußerung überhaupt anzuführen. So bespricht er nur meine früheren
Ansichten über das Fortbestehen des Hekatompedons nach den Perserkriegen und
gibt meine Meinung über die Beschreibung des Tempels durch Pausanias ganz
unrichtig wieder: S. 106 sagt er, daß ich früher (Ath. Mitt. XII 1887, 52 — 55) die Ver-
mutung ausgesprochen hätte, die Beschreibung des Hekatompedons habe in einer
größeren Lücke bei Pausanias I, 24, 3 gestanden, und fährt dann fort : »In den
späteren Abhandlungen scheint Dörpfeld jedoch auf diese Hypothese wenig Ge-
wicht zu legen«. Tatsächlich habe ich aber jene vor 30 Jahren ausgesprochene
Vermutung längst zurückgenommen und vertrete seit 20 Jahren die Ansicht, daß
Pausanias an der angeführten Stelle das Hekatompedon nur kurz als Ergane-
Tempel erwähne und beim Vorübergehen nur einige neben dem Tempel stehende
Altäre und Hermen nenne. Die Beschreibung des Tempelinnern verschiebt Pau-
sanias, wie ich mehrmals dargelegt habe, bis nach seinem Besuche des Parthenons,
um das im Hekatompedon befindliche uralte Bild der Göttin und ihre alten Weihe-
gaben später zugleich mit ihrem Kultmale, dem Ölbaume, schildern zu können
(Ath. Mitt. XXII 1897, 176; XXVIII 1903, 468; XXXVI 191 1, 47).
Nach diesen allgemeinen Vorbemerkungen wende ich ipich zu Weilbachs
neuer Theorie, die alle Schwierigkeiten der bisherigen Ansichten heben und mit
der Überlieferung in vollem Einklang stehen soll. Er will uns durch sie auch von
dem »planlosen Hin- und Herlaufen« befreien, das alle bisherigen Lösungsversuche
dem Periegeten Pausanias zumuten sollen. Wir werden sehen, daß in allen diesen
Punkten gerade das Gegenteil der Fall ist: Die neue Theorie ist ein überflüssiger
und gänzlich verunglückter Versuch, ein bereits gelöstes Problem nochmals zu
lösen. Ich werde die Ansichten Weilbachs meist nur nebenbei im Anschlüsse
Wilhelm Dörpfeld, Das Helcatompedon in Athen.
an eine Darstellung der Geschichte der Burgtempel besprechen. Ich bitte die
Hekatompedon-Frage hier in ausführlicher Weise behandeln zu dürfen, weil in
dieser Zeitschrift bisher fast nur meine Gegner zum Wort gekommen sind.
I. DieZeitvordenPerser kriegen.
Der große Tempel, dessen Fundamente zwischen Parthenon und Erechtheion
erhalten sind, ist das »Hekatompedon« des 6. Jahrhunderts, das die Perser ver-
brannt hatten. Darin stimmen fast alle meine Gegner mit mir überein. Auch
Weilbach widerspricht hier nicht, behauptet aber, daß das Hekatompedon aus
dem Grunde weder der älteste Tempel der Athena auf der Burg, noch auch der
dpyaXo^ vsw? der Inschriften des 5. und 4. Jahrhunderts sein könne, weil es erst
im 6. Jahrhundert erbaut worden sei. Diese Ansicht über sein Alter, die auch
von Ad. Michaelis und anderen geteilt wird, ist jedoch den erhaltenen Bauresten
gegenüber unhaltbar. Die Ringhalle des Tempels stammt allerdings unbestreitbar
aus dem 6. Jahrhundert, denn nach ihrem Baumaterial und ihren Bauformen darf
sie als Werk des Peisistratos gelten. Der innere Bau dagegen, nämlich die Cella und
der Opisthodom mit ihren beiden Vorhallen, sind ebenso unbestritten älter (Th.
Wiegand, Porös- Architektur S. 120). Fraglich ist nur die Größe des Zeitunterschiedes
zwischen dem hundertfüßigen inneren Bau, dem eigentlichen Hekatompedon, und der
jüngeren Ringhalle. Wiegand sagt über die von ihm veröffentlichten Bildwerke
des Hekatompedons (S. 109), daß »zweifellos eine beträchtliche Spanne Zeit«
zwischen ihnen und den Giebelgruppen der von Peisistratos erbauten Ringhalle
liege. Wenn er trotzdem (S. 114) den älteren Bau noch dem Anfange des 6. Jahr-
hunderts zuweist, so geschieht das lediglich auf Grund der geltenden Chronologie
der attischen Porös- Skulpturen und der attischen Vasen, die ich aus vielen Gründen
für vollkommen unrichtig halte. Ich kann leider auf diese wichtige allgemeine
Frage hier nicht näher eingehen, sondern muß mich auf die Erklärung beschränken,
daß ich sowohl die Poros-Skulpturen der Akropolis, wie auch die frühattischen
Vasen (diese in Übereinstimmung mit O. Montelius) bis an den Anfang des
I.Jahrtausends hinaufrücke. Es ist eine von Furtwängler im Jahre 1879 in seinen
»Bronzefunden aus Olympia« aufgestellte und dann orthodox gewordene Lehre
daß es in Athen vom 11. bis zum 8. Jahrhundert gar keine Skulpturen und nur
geometrische Vasen gegeben habe. Die Haltlosigkeit dieses Dogmas werde ich
an anderer Stelle beweisen. Auf jeden Fall müssen mir meine Gegner zugeben,
daß weder die Bauglieder, noch auch die Bildwerke des alten Hekatompedons
durch irgend etwas sicher datiert sind.
In erhöhtem Maße gilt dies von den Fundamenten des Hekatompedons, die
sehr wohl älter sein können, als der von Wiegand veröffentlichte Oberbau. Sie
bestehen aus anderem Material als der Oberbau und die Rihghalle, nämlich aus
dem Kalkstein der Akropolis, der nur bei den ältesten Bauten Athens verwendet
ist, und zeigen auch eine Bauweise, die auf eine sehr alte Zeit hinweist. Diese
Fundamente dem 6. Jahrhundert zuzuschreiben, ist auch aus einem anderen Grunde
nicht möglich: unmittelbar unter ihnen haben sich mehrere Reste eines noch dem
^ Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen.
2. Jahrtausend angehörigen Baues erhalten. Es liandelt sich, neben einigen Mauer-
resten, namentlich um die auf unserem Plane 2 mit den Buchstaben g und f
bezeichneten Säulenbasen unter der Ostcella Z- des Hekatompedons, die wegen
ihrer vollkommenen Übereinstimmung mit den Säulenbasen der mykenischen
Paläste in der Argolis und auf Kreta als Überbleibsel eines Königshauses des
2. Jahrtausends angesprochen werden dürfen. Der hundertfüßige Tempel ist also,
wie die erhaltenen Reste selbst lehren, unmittelbar über einem uralten Königshause
erbaut worden und an seine Stelle getreten.
Allerdings besteht die Möglichkeit, daß die Säulenbasen etwas jünger sind
als das 2. Jahrtausend und zu einem alten Tempel aus dem Anfange des i. Jahr-
tausends gehören. In diesem Falle würde die Frage nach dem dpyaXoi vsco?, wie
auch meine Gegner zugeben werden, endgültig gelöst sein. Denn unser Heka-
tompedon wäre dann spätestens um 6oo an die Stelle des ältesten Athena-Tempels
getreten und würde daher um 500 unbedingt den Namen dpjraio? vsw; eher ver-
dienen als das Erechtheion bald nach seiner Erbauung. Ich halte jene Möglich-
keit aber nicht für wahrscheinlich und glaube vielmehr, daß die beiden Säulen
wirklich zu einem mykenischen Megaron gehören, zumal auch mykenische Vasen-
scherben zwischen den Bauresten gefunden worden sind.
Ziehen wir dazu in Erwägung, daß nach Homer (Odyssee VII, 80 — 81) Athena
in Athen »in dem festen Hause des Erechtheus« wohnte, und daß nach einer
anderen Homerstelle (Ilias II, 546 — 51) Erechtheus von Athena »in ihrem fetten
Tempel« auferzogen worden war und dort seinen Kult hatte, so kann niemand
die Übereinstimmung zwischen diesen Worten und dem Tatbestande der Bauwerke
leugnen: Im 6. Jahrhundert, als jene beiden Homerstellen nach der gewöhnlichen
Annahme ins homerische Epos eingefügt wurden, erhob sich tatsächlich ein statt-
licher hundertfüßiger Tempel der Athena über den Resten eines mykenischen
Königshauses und in diesem Tempel hatte wirklich, wie wir sehen werden, neben
Athena auch Erechtheus seinen Kult. Wie bei diesem Tatbestande A. Michaelis
und jetzt Weilbach es wagen können, unsern Tempel für zu jung zu erklären,
der dpj(atos vsoj? des 5. Jahrhunderts zu sein, während nach Michaelis das viel
jüngere Erechtheion alsbald nach seiner Fertigstellung diesen Namen geführt
haben soll, ist mir unverständHch. Selbst wenn das Hekatompedon wirklich erst
in Solons Zeit erbaut worden wäre, durfte es im 5. Jahrhundert^ neben dem neuen
Parthenon als »Alter Tempel« gelten. Dazu kommt, daß keiner meiner Gegner
auch nur irgendwelche Reste eines Athena-Tempels auf der Burg nachweisen kann,
die älter als unsere Hekatompedon-Fundamente wären und daher den Anspruch
erheben könnten, zu einem noch älteren Athena-Tempel zu gehören.
Für das hohe Alter des Hekatompedons spricht ferner auch noch sein Name.
Als der Bau ohne Ringhalle in einer Länge von lOO Fuß errichtet wurde, hatten
die Athener nur sehr kleine Tempel und waren stolz auf seine Größe. Sie nannten
ihn ixatofiitsSov (sc. fspöv), nicht etwa ixaTOjiirsoo? vsu»;, denn der venu? selbst war
nur etwa 40 Fuß lang, erst mit dem irpoveu)? und mit dem dreiräumigen Hinter-
hause und seiner Vorhalle erreichte der ganze Bau eine Länge von 100 Fuß.
Wihelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen.
Der Name Hekatompedon muß ferner lange bestanden haben, denn er hatte sich
so eingebürgert, daß er bestehen blieb, als der Tempel unter Peisistratos durch
Hinzufügung der Ringhalle um fast 30 Fuß länger geworden war. Wir verstehen
nun auch den Stolz der Athener, als sie in ihrem neuen Tempel, im Parthenon,
der Cella allein schon eine Länge von 100 Fuß gaben. Jetzt nannten sie die neue
Cella exaiofiTTiSoc vstos; der Name Hekatompedon kam naturgemäß in F"ortfall.
Bald nachdem das Hekatompedon im 6. Jahrhundert seine Ringhalle erhalten
hatte, ist, wie wir jetzt wissen, neben ihm ein neuer, noch größerer Tempel der
Athena begonnen worden, nämlich der ältere Parthenon. Er war zuerst als ein
ähnlicher gewaltiger Porosbau geplant und begonnen worden, wie der große Zeus-
Tempel der Unterstadt, der jahrhundertelang unfertig liegen geblieben ist, wurde
aber in etwas verkleinerter Form noch vor den Perserkriegen in Marmor weiter-
geführt und befand sich mitten im Bau, als die Perser im Jahre 480 die Burg
einnahmen und zugleich mit dem alten Hekatompedon auch das Baugerüst des
jüngeren Tempels durch Feuer zerstörten. Wenn nun im Jahre 506, als der ältere
Parthenon schon begonnen war, zum ersten Male ein dpyriio; vsiuc in der Literatur
vorkommt (Michaelis, Arx S. 65, 25**), so steht doch durchaus nichts im Wege,
darunter das Hekatompedon zu verstehen. Wenn Weilbach und andere hier neben
dem letzteren noch einen dritten, noch älteren Tempel der Athena erfinden, so ist
das eine willkürliche Annahme, die sich auf keinen Baurest und keine Nachricht
stützen kann, sondern lediglich dem \yunsche ihre Entstehung verdankt, das
Hekatompedon nicht als den »Alten Athena-Tempel« anerkennen zu müssen. Da-
bei darf noch daran erinnert werden, daß jenes erste Vorkommen des Beiwortes
äp}(ato? für das Jahr 506 zwar möglich, aber durchaus nicht sicher ist, wie E. van
Hille (Mnemosyne 1904, 421, A. 3) mit Recht hervorhebt. Vollkommen gesichert
ist der Name äpj^aw? vswc erst für die Zeit nach den Perserkriegen.
Und schließlich wird unsere Ansicht über das hohe Alter des Hekatompedons
noch bestätigt durch unseren Nachweis, daß das alte Kultbild der Athena-Polias
immer in seiner Ostcella gestanden hat und erst am p]nde des 5. Jahrhunderts in
das Erechtheion, das zum Ersatz des Hekatompedons gebaut wurde, überführt
worden ist oder mindestens überführt werden sollte. Gerade deshalb erhielt das
Erechtheion, wie wir sehen werden, den Namen vsw?, sv ([> to dpycLw ä'-faXjia. Es
ist mir unbegreiflich, wie man angesichts der beiden sicheren Tatsachen, daß das
Hekatompedon im Jahre 406 noch steht, und daß die Erbauung der Korenhalle
sein Verschwinden unbedingt verlangt, bezweifeln kann, daß das alte vorpersische
Hekatompedon durch das Erechtheion ersetzt werden sollte.
In der Zeit vor den Perserkriegen hat es neben dem alten Hekatompedon
und dem vorpersischen Parthenon zwar keinen anderen Tempel der Athena auf
der Burg gegeben, aber mehrere Tempel anderer Götter. Zwei von ihnen sind
für uflsere Untersuchung von Bedeutung, nämlich erstens ein alter Tempel des
Erechtheus-Poseidon, in dem neben den Kultmalen beider nach dem bestimmten
Zeugnis Herodots (8, 55) auch der heilige Ölbaum der Athena stand, und zweitens
ein Tempel der Pandrosos, den Pausanias i, 27, 2 unmittelbar nach dem Ölbaum
Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen.
erwähnt. In deni crsteren Bau einen alten Tempel der Athena zu sehen, wie
A. MichaeHs will, verbieten die Worte Herodots, der diesen Bau, obwohl er von
dem in ihm befindlichen Kultmal der Athena sprechen will, als 'Epej^Oso? vrfiz
bezeichnet. Warum, so muß man fragen, sollte Herodot ihn nicht als »Tempel
der Athena» oder als »alten Tempel der Polias« anführen, wenn ihm diese Namen
zugestanden hätten ? Aber auch der zweite Bau, der Pandrosos-Tempel, kann die
letzteren Namen nicht geführt haben. Das behauptet aber neuerdings E. Petersen,
nachdem er seine frühere Ansicht, daß unter der Ostcella des Erechtheions einst
ein älterer Athena-Tempel gelegen habe, als unhaltbar erkannt hat (Burgtempel
S. i8). Seine neue Theorie sucht er durch den Hinweis darauf zu stützen, daß
die Göttin Pandrosos mit der Athena gleichgesetzt werden dürfe.
Allerdings halte auch ich es für möglich, daß Pandrosos ursprünglich als
ältere vorgriechische Göttin die Vorgängerin- Athenas auf der Akropolis war und
den Ölbaum gepflanzt haben sollte. Als die Griechen später Herren der Burg
wurden, werden sie die alte einheimische Göttin ihrer Athena gleichgesetzt und
dieser bald einen besonderen Kult eingerichtet und einen eigenen Tempel, eben
das Hekatompedon, erbaut haben. In den historischen Zeiten hat der Pandrosos-
Kult aber tatsächlich noch neben dem der Athena bestanden, und da dies sicher
sogar noch zur Zeit des Pausanias der Fall war, so ist es nicht zulässig, wie
Petersen vorschlägt, in dem Pandrosos-Tempel des Pausanias zugleich das »Adyton«
der Athena-Polias im 6. Jahrhundert und den inschriftlich bezeugten »Alten Tempel«
dieser Göttin im 5. Jahrhundert zu erkennen. Das von Herodot (5, 72) er-
wähnte Adyton, in das der Dorer Kleomenes nicht eintreten durfte, und ebenso
das nach Osten gerichtete Megaron, in das die Verteidiger der Burg flüchteten
(Herodot 8, 53), bezeichnen vielmehr denselben Tempelraum, in dem das hoch-
heilige alte Kultbild der Athena stand, nämlich die östliche Cella unseres Heka-
tompedons. Adyton und Megaron sind für Herodot Namen derselben Tempel-
cella, denn auch in Delphi bezeichnet er (7, 140) denselben inneren Raum im
Tempel des Apollon zuerst als Megaron und dann in dem Orakelspruch als
Adyton. Wie dürfen wir da in Athen, wo er dieselben beiden Namen gebraucht,
aus ihnen auf das Vorhandensein von zwei verschiedenen Tempeln schließen?
Freilich kennt Herodot außer dem östlichen Megaron Z, das als Kultraum und
Zufluchtsort diente, noch ein zweites, nach Westen gerichtetes Megaron, das er
5, jj erwähnt. Aber das war kein Kultraum, sondern, wie wir sehen werden,
der damals als Schatzhaus dienende westliche Saal U des Hekatompedons.
Wenn Weilbach (S. 1 1 2) gegen die letztere Gleichsetzung den doppelten
Einwand erhebt, daß das Wort Megaron stets einen Kultraum bezeichne und
daher dem als Schatzhaus verwendeten westlichen Saale des Hekatompedons nicht
zustehe, und daß ferner unser Hekatompedon zur Zeit Herodots gar nicht mehr be-
standen habe, so ist der erste Einwand eine unrichtige Behauptung, die schon dadurch
widerlegt wird, daß das Wort Megaron ursprünglich keine Kultcella, sondern den
Hauptraum des Wohnhauses bezeichnet. Den zweiten Einwand Werde ich im
nächsten Abschnitte, der sich mit den Tempeln zur Zeit Herodots beschäftigt, zu
.Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedoo in Athen.
widerlegen wissen. Wir werden sehen, daß das Hekatompedon ohne seine Ring-
halle auch nach den Perserkriegen noch weiter bestand und sogar das ganze
klassische Altertum überdauerte.
Die sicherste Auskunft über das Hekatompedon und seine Teile in der Zeit
vor den Perserkriegen erhalten wir aus der wichtigen Hekatompedon-Inschrift, die
Weilbach nur kurz berührt. Ich möchte ausführlicher auf sie eingehen, weil ihr
Verständnis seit ihrer letzten Besprechung meinerseits (Ath. Mitt. XV 1890, 420 und
XXII 1897, '64) durch mehrere Gelehrte wesentlich gefördert worden ist. Ich schließe
mich dabei ganz an den Text an, wie er auf Grund vieler Vorarbeiten gemeinsam
von A. Wilhelm und G. Körte festgestellt worden ist (Gott. gel. Anzeigen 1908,
839). Darnach lauten die wichtigsten Zeilen:
* TÖ? t£[pop]7ÖVTa[?] (i[£ öpsv]
|i2[Ta)(au TÖ vjsö ] xai xö irpö[c so (iSfa'XJo ß[o]fiö ] [(aeo' ex-]
'° ToOev • [tö v]eo • ivco; tö K[sxpo7t(ou "; [isS' äv]a itäv xo ih-
xax6[i.it[s5]ov • [is8' ov8o[v] SYß[äX(X)£v '; im o]s xi; ; xouxo-
V xt 8pä[i eioo? •; ]lj((j[i]vai \ öoav [(xe]5(pt xpiöv ipeXr"-
'3 V • XOlOt TKfJljiaai] •;;
. . : xa oixs(iaxa
■* [za SV xöt HsxaxJofiirsSoi ] ocvoqsv [zh(] xajtta? J [as 0-
XetCov I 5ti x]ö ixsv6[?].
Im ersten Teile der Inschrift, die vielleicht aus dem Jahre 485, jedenfalls
aus der Zeit vor der Zerstörung der Burg durch die Perser stammt, wird den
Opfernden verboten, besondere Teile der AkropoHs durch Verrichtung ihrer natür-
lichen Bedürfnisse zu verunreinigen, nämlich erstens den Raum »zwischen dem
Terripel und dem östlich von ihm gelegenen großen Altar« und zweitens »außer-
halb des Tempels sowohl innerhalb des Kekrops-Bezirks, als auch am ganzen
Hekatompedon entlang«. Der zuerst genannte Raum ist der heilige Platz zwischen
dem Tempel der Athena und dem östlich vor ihm nachweisbaren großen Altar,
den ich später bei Erörterung der Wanderung des Pausanias besprechen werde.
Dieser heilige Platz war bei mehreren Tempeln (z. B. in Delphi, Aegina und
Epidauros) durch Steinpflaster ausgezeichnet und wird im Ion des Euripides (v. 46)
für Delphi als ftoixsXr) (Opferplatz) bezeichnet. Sodann führt unsere Inschrift von
dem übrigen Räume außerhalb desselben Tempels einmal den Bezirk des Kekrops
und ferner den ganzen übrigen Stufenbau des Hekatompedons besonders an-
Der Kekrops-Bezirk schloß sich bekanntlich auf der Nordseite unmittelbar an die
Ringhalle des Hekatompedons an ; er lag in der Höhe der Tempelstufen und nicht,
wie Petersen (Klio IX 1909, 233) irrtümlich annimmt, tief unten bei den Kultmalen.
Die von Petersen als sichtbare Stützmauer gezeichnete Nordmauer des Hekatom-
pedons ist eine nie sichtbar gewesene Fundamentmauer, die durch eine Terrasse
mit besonderer Stützmauer verdeckt war. Das Grab des Kekrops lag unterirdisch
in dieser Terrasse gerade unter der Südwestecke des Erechtheions, sein Bezirk
oben auf der Terrasse. Nicht verunreinigt werden durfte also der ganze Raum
dieser Terrasse vor und um den hundertfüßigen Tempel herum. Im zweiten Teile
g Wilhelm Dörpfeld, Das Hck,itom(>cd(m in Athen. .
der Inschrift wird weiter vorgeschrieben, daß die Schatzmeister der Göttin die im
Hekatompedon befindlichen Schatzkammern mindestens zweimal im Monat zu
öffnen haben.
Beide Vorschriften sind wohl verständlich und gestatten uns, einige wichtige
Schlüsse über das Hekatompedon und seine Räume zu ziehen :
1. Mit dem »hundertfüßigen Bau«- kann nicht ein sonst gänzlich unbekannter
offener Bezirk der Akropolis gemeint sein, wie G. Körte behauptet (Gott. gel. Anz.
1908, 840), sondern nur unser Athena-Tempel, der mit seinem Hinterhause
gerade eine Länge von loo Fuß hatte. Das ist von E. Petersen (Klio IX 1909, 229)
mit vollem Recht dargelegt worden. Gab es doch nach Hesych (Arx S. 54, 32).
neben der hundertfüßigen Cella des Parthenons sicher einen älteren hundertfüßigen
Athena-Tempel, den die Perser verbrannt hatten. Und diesen vorpersischen Tempel
dürfen wir ohne jedes Bedenken in unserem Hekatompedon erkennen. Überdies
steht unsere Inschrift auf einer Marmorplatte, die einst eine Metope des alten
Hekatompedons selbst gebildet hat, deren späterer Aufstellungsplatz allerdings
nicht bekannt ist (Wiegand, Poros-Architektur S. 1 10). Der Tempel hatte, obwohl
er durch Hinzufügung der Ringhalle eine Länge von 130 Fuß erhalten hatte,
seinen ursprünglichen Namen Hekatompedon beibehalten. Vorher traf der Name
zu; denn ohne die spätere Ringhalle beträgt seine Länge 32,80 m, also genau
100 attische Fuß, wenn man zwischen den Säulenachsen der östlichen und west-
lichen Vorhalle mißt. Daß in dieser Weise gemessen werden muß, lehrt uns das
Erechtheion (Ath. Mitt. XXIX 1904, 105) und ist auch technisch wohl verständlich.
In dem Grundriß auf Taf 3 sind die Maße eingeschrieben.
2. Von den Räumen des ganzen Baues wird in der Inschrift zuerst ein vsw;
genannt. Das kann nur die Ostcella Z unseres Hekatompedons mit ihrer Vorhalle
sein, vor der nach Osten der große Altar der Atl\ena lag. Diese Cella muß, da
sie kurzweg 6 vswc heißt, damals der einzige im Gebrauch befindliche Kulttempel
der Göttin gewesen sein. So schließt mit Recht auch G. Körte (a. a. O. S. 839),
obwohl er mir in anderen Punkteii nicht zustimmt. Den öitlich von diesem Tempel
gelegenen Altar, der zum Unterschiede von einem kleineren, im Tempel selbst
befindlichen Altar »der große« genannt werden mußte (so auch in einer andern
Inschrift: Arx, A E 34), dürfen wir etwa 15 m östlich von der Osthalle des Tempels
an der Stelle annehmen, wo auf dem Kawerauschen Plane (Die Ausgrabung der
Akropolis, Taf. i u. 3) eine rechtwinklige Einarbeitung im Felsen gezeichnet ist.
Die weiter nach Osten liegende höchste Stelle des Burgfelsens, die gewöhnlich
als Platz des großen Athena-Altars angenomrhen wird, darf dagegen als Stelle
des Altars des Zeus Polieus gelten, wie wir später bei der Besprechung der
Wanderung des, Pausanias noch sehen werden. Der kleinere, in der Tempelcella
gelegene Altar der Athena wird in einer aus dem 4. Jahrhundert stammenden In-
schrift (Arx, A E 34, Z. 10) nach Ussings Ergänzung neben dem großen Altar der
Göttin erwähnt, wo gesagt wird, daß ein Opfer ev tii) a^yaim vsw stattfinden solle ; ich
wies hierauf schon Ath. Mitt. XII 1887, 50 hin. Daß auch in Olympia neben dem in
dier Mitte der Altis gelegenen großen Altar sich ein kleinerer Altar des Zeus im
Innern des Tempels befand, wissen wir aus Pausanias V, 14, 5.
Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen.
3. Im Hekatompedon gab es, außer jener nach Osten gerichteten Kultcella Z,
im Westen noch mehrere otxi^jiaTa, die von den Schatzmeistern der Göttin unter
Verschluß gehalten wurden. Der Tempel enthielt also schon vor den Perser-
kriegen in seinem westlichen Teile mehrere Räume, nämlich das Megaron U und
dieselben beiden Schatzkammern V und W, die wir nach Vollendung des Parthenons
im Jahre 434 noch im alten Hekatompedon nachweisen können. Diese oixT)}i,aTa
hinter dem vsw; sind offenbar der oT:i(j&6oo!i.of, den wir aus vielen Nachrichten des
Altertums als Schatzhaus kennen (Ath. Mitt. XII 1887, 36).
Wie stellt sich nun Weilbach zu diesen sicheren Ergebnissen unserer Forschung
über das vorpersische Hekatompedon.^ Er behauptet zunächst, daß das Hekatom-
pedon gar kein eigentlicher Kulttempei gewesen sei, sondern nur »ein der Stadt-
göttin geweihtes Anathem« und »ein Vorläufer des Parthenon« (S. 109) und kehrt
damit zu einer längst erledigten Theorie von C. Bötticher zurück. Sodann trägt
er kein Bedenken, die neue Theorie aufzustellen, daß es auf der Burg um 5CK)
V. Chr. neben dem Hekatompedon, dem im Bau begriffenen Parthenon und dem
älteren Erechtheion noch einen vierten großen Tempel, den eigentlichen Kult-
tempei der Athena-Polias, gegeben haben müsse, den er westlich vom Pandroseion
sucht. Diesem Tempel gibt er nach Herodot (5, 77) einen nach Westen gerich-
teten Kultraum und nach anderen Nachrichten einen nach Osten gerichteten
Opisthodom mit Schatzkammern. Man muß wirklich über eine solche Kühn-
heit staunen. Dem Hekatompedon wird willkürlich der Tempelcharakter abge-
sprochen und dafür wird an einer Stelle der Burg, wo keine Spur eines alten
Tempels erhalten ist, ein großer mit einem Schatzhause versehener Tempel er-
gänzt und dann behauptet, daß dieser Phantasietempei der einzige wirkliche Kult-
tempel der Athena-Polias gewesen sei und von den ältesten Zeiten bis zu den
Tagen des Pausanias bestanden habe! Daß beide Theorien unmöglich und unerlaubt
sind, können wir für das fünfte und die folgenden Jahrhunderte bestimmt beweisen.
Denn für diese Zeit stehen uns nicht nur reichliche Baureste, Schriftstellernach-
richten und Inschriften, sondern auch die unschätzbare Beschreibung der Akro-
polis von Pausanias zur sicheren Entscheidung dieser Fragen zur Verfügung.
II. Die ersten Jahrhunderte nach den Perserkriegen.
Nach der Zerstörung der Burg durch die Perser soll das Hekatompedon nach
Weilbach nicht wiederhergestellt und alsbald vollständig verschwunden sein.
Er tritt damit einer Ansicht bei, die besonders von Frazer (Pausanias II, 559) ver-
teidigt worden ist. Hier kommen wir zu einem der Ecksteine der Weilbachschen
Theorie, den wir genau auf seine Tragfähigkeit prüfen müssen. Stellt er sich als
morsch heraus, so stürzt der ganze Bau zusammen.
Zunächst sind jetzt alle Forscher einschließlich Weilbachs darüber einig, daß
der im Bau begriffene Parthenon mit seinem Gerüst durch die Perser verbrannt
und vor der Mitte des 5. Jahrhunderts nicht wieder in Angriff genommen wurde.
Seine noch unvollendeten marmornen Säulentrommeln wurden von Themistokles
zur Erneuerung der nördlichen Burgmauer verwendet, wo wir sie noch heute mit
10 Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen.
ihren Brandspuren sehen können. Wie steht es aber um das Hekatompedon?
Daß dieser Tempel ebenfalls verbrannt wurde, bezweifelt niemand. Wurde er
aber von den Persern vollständig zerstört und gar nicht wiederhergestellt, wie
Weilbach behauptet.'
In jener nördlichen Burgmauer sind außer den Säulen des Parthenons auch
viele Steine der Ringhalle des Hekatompedons verbaut, nämlich lange Gebälkreihen
aus Porös mit marmornen Metopen und auch viele Säulentrommeln und Kapitelle
aus Porös, die zu Quadern umgearbeitet sind und unter jenen Gebälksteinen liegen.
Die Ringhalle des Hekatompedons ist also sicher bald nach den Perserkriegen,
wenigstens zum Teil, abgebrochen worden. Daß möglicherweise ein Teil der
Halle stehen blieb, werden wir im dritten Abschnitt erwähnen, aber für unwahr-
scheinlich erklären. Bausteine und Bildwerke des eigentlichen Hekatompedons,
des Baues ohne Ringhalle, finden sich dagegen in der Nordmauer nicht, kommen
aber in der schon im 6. Jahrhundert hergestellten südlichen Terrasse des älteren
Parthenons vor, einzelne Steine auch in der von Kimon errichteten südlichen
Burgmauer. Es handelt sich dabei aber nicht um Teile des von den Persern
verbrannten Hekatompedons, sondern um Steine seiner Vorhallen, die überflüssig
geworden waren, als der Tempel im 6. Jahrhundert unter Peisistratos eine Ring-
halle und neue Vorhallen erhielt (Wiegand, Poros-Architektur S. 114). Von den
Baugliedern des Pronaos und des Opisthodoms, die bei Erbauung der Ringhalle
umgestaltet worden waren, finden sich jedoch keine Steine in den Burgmauern
der klassischen Zeit verbaut. Der Tempel hatte, wie Schrader (Ath. Mitt. XXX 1905,
305) richtig nachgewiesen hat, durch Peisistratos eine neue und zwar jonische
Architektur mit einem rings um den Tempel laufenden Marmorfriese erhalten.
Dadurch, daß diese Innenarchitektur durch den Fortfall der Ringhalle zur Außen-
architektur geworden war, ist nach den Perserkriegen der erste Tempel Athens in
jonischem Stile entstanden, augenscheinlich das Vorbild für drei im 5. Jahrhundert
erbaute, ganz ähnliche neue Tempel Athens, den Nike-Tempel, das Erechtheion
und den Tempel am Ilissos. Der jonische Stil des nachpersischen Hekatompedons
gibt uns auch erst die volle Aufklärung für die Tatsache, daß Iktinos, der Er-
bauer des neuen Parthenons, diesen Tempel in seiner Schrift kurz als »den dori-
schen Athena-Tempel' bezeichnen durfte (Vitruv VII, praef. 12). Von der jonischen
Architektur des Tempels und dem Marmorfriese ist übrigens nichts im Perserschutt
und auch nichts in den Burgmauern gefunden worden. Alle erhaltenen Fragmente des
Frieses stammen aus den jüngsten Schuttschichten der Burg und bestätigen somit,
daß das jonische Hekatompedon nicht nur die Perserkriege, sondern auch die
ganze klassische und römische Zeit überdauert hat (Schrader, S. 311 u. 320). In
den mittelalterlichen Zusätzen der Burgmauer können sehr wohl noch Stücke des
Frieses und der jonischen Architektur gefunden werden.
Das Hekatompedon war vor den Perserkriegen der einzige Athena-Tempel
gewesen und mußte daher nach dem Abzug der Perser und nach dem Abbruch
seiner Ringhalle alsbald wenigstens provisorisch wiederhergestellt werden, um fast
50 Jahre lang wiederum als einziger Kulttempel der Athena-Polias zu dienen.
Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatouipedon in Athen. 1 1
Denn daß die Athener zur Zeit ihrer höchsten Macht gar keinen Tempel der
Athena auf ihrer Akropolis gehabt hätten, wird niemand im Ernst -behaupten
wollen. Die Überlieferung über den Eid der Griechen, ihre von den Persern
verbrannten Tempel nicht wiederaufzubauen, steht, falls sie richtig ist, dieser An-
sicht nicht im Wege, denn sie bezieht sich offenbar in erster Linie auf den Par-
thenon, der tatsächlich erst nach der Aufhebung des Eides in der Mitte des
5. Jahrhunderts wieder in Angriff genommen und fertiggestellt worden ist. Auch
das nur vorläufig reparierte Hekatompedon sollte später nach Vollendung des
Parthenons durch einen großen Neubau ersetzt werden, der aber nur zum Teil
als Erechtheion zur Ausführung gelangte. Wie die vorläufige Wiederherstellung
des Hekatompedons geschah, können wir uns nach den Propyläen der Burg gut
vorstellen, weil ihre noch heute vorhandenen vorpersischen Reste die damals aus-
geführten Bauarbeiten noch deutlich erkennen lassen : Die vom Brand beschädigten
Steinmauern wurden nur repariert und neu mit Stuck überzogen ; daß auch das
Dach und alle anderen Teile aus holz erneuert wurden, versteht sich von selbst.
Weilbach kann die Reste der vorpersischen Bauten Athens nicht kennen, wenn
er glaubt, daß die Mauern des Hekatompedons um 500 v. Chr. aus einem so
schlechten Material bestanden hätten, daß sie vom Feuer »gänzlich zerstört«
worden seien. In Wirklichkeit bestanden sie aus Porosquadern, die nach dem
Brande nur einer neuen Verputzung bedurften. Eine vollständige Zerstörung und
ein Verschwinden des Hekatompedons nach den Perserkriegen müßte positiv be-
wiesen werden, um glaubhaft zu sein. Ein solcher Beweis ist aber nicht zu
erbringen.
Auch der Fortfall des Namens Hekatompedon im 5. Jahrhundert spricht
keineswegs für den Fortfall des Tempels selbst. Denn abgesehen davon, daß
dieser Name in der schon erwähnten Hesych-Glosse noch weiter lebt, mußte er
naturgemäß außer Gebrauch kommen, als die Cella des Parthenons eine Länge
von löo Fuß erhielt und amtlich vswj ö £xotx6[X7tsSo? genannt wurde. Es würden
sonst Verwechslungen zwischen dem alten Hekatompedon und dem neuen Heka-
tompedos nicht ausgeblieben sein. Welcher Name hätte da für den alten Tempel,
um ihn von dem großen neuen Parthenon zu unterscheiden, besser gewählt werden
können, als dpj^aio; vsa>c xffi 'A&r|vä« oder kurz dp'/aXrji vsoj;, Namen, die wir tat-
sächlich vom 5. Jahrhundert ab in amtlichen Urkunden und bei Schriftstellern
finden (vgl. Arx S. 65, 25**)?
Eine wertvolle Bestätigung für das weitere Bestehen des Hekatompedons in
den Jahrhunderten nach den Perserkriegen ist ferner das Vorkommen des »Alten
Tempels« und auch seines Hinterhauses, des »Opisthodoms«, in den amtlichen
Inschriften des 5. und 4. Jahrhunderts neben den einzelnen Räumen des großen
neuen Tempels, die unbestreitbar die drei Namen Proneos, Hakatompedos Neos
und Parthenon geführt haben. Was meine verschiedenen Gegner hiergegen vor-
gebracht haben, verwirft Weilbach mit vollem Recht und bezeichnet jenes Vor-
kommen für sie als »ernste Schwierigkeit« (S. 107), die durch die versuchte Er-
klärung des Erechtheions als dpyotX'Ji vswj und des Hinterhauses oder der Hinter-
12 Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompcdon in Athen.
halle des Parthenons als i7tia865o[jioc nicht zu heben sei. Seine eigene Lösung ist
aber noch bedenklicher: Er gibt zu, daß es damals neben dem Parthenon und dem
Erechtheion einen alten Athena-Tempel mit Hinterhaus gegeben haben müsse, der
etwa den Grundriß des Hekatompedons gehabt habe, erkennt diesen Tempel aber
nicht im Hekatompedon, sondern in seinem Phantasietempel, dem er nach der
Inschrift vom Jahre 434 sogar dieselben Schatzkammern gibt, die unser Heka-
tompedon wirklich besitzt!
Mit diesem Ergebnisse der inschriftlichen Überlieferung stehen weiter die
Angaben Herodots über den Zustand der Tempel auf der Burg zur Zeit der Perser-
kriege und bald nachher in vollem Einklang. Denn der Historiker sah selbst noch
den' westlichen und östlichen Teil des Hekatompedons, die er beide als Megaron
bezeichnet. »Gegenüber dem westliche^ Megaron« sah er (5, •]^) an einer alten,
vom Perserbrande beschädigten Stützmauer die Fesseln von Kriegsgefangenen
aufgehängt und zwar, wie wir sehen werden, an der westlichen Stützmauer (Y) des
Hekatompedons. In das östliche Megaron, das er als Wohnraum der Göttin kurz
als »das Megaron« bezeichnet, flüchteten nach seiner Erzählung (8, 53) die Athener
bei der Einnahme der Burg durch die Perser, um im Hause der Göttin Schutz zu
suchen. Dieselbe Cella hatte er (5, 72), wie wir schon sahen, für die Zeit vor den
Perserkriegen kurz als das Adyton der Göttin bezeichnet und dabei vorausgesetzt,
daß jedermann die einzige Cella der Göttin kannte, die auch zu seiner Zeit noch
als Kultcella bestand.
Zum Glück läßt sich überdies an den Ruinen des Hekatompedons selbst noch
nachweisen, daß der Bau nach den Perserkriegen nicht abgebrochen worden ist,
sondern ohne die Säulen der Ringhalle stehen blieb und weiter als Tempel be-
nutzt wurde. Denn noch heute liegt ein Stein der Oberstufe an seiner alten
Stelle und viele seiner Kameraden liegen auf den Fundamenten herum. Die.se
von Weilbach nicht beachtete Tatsache, auf deren Wichtigkeit ich schon früher
hingewiesen habe (Ath. Mitt. XXXVI 191 1, 41), lehrt mit Bestimmtheit, daß der ganze
Stufenbau des Tempels sich auch nach den Perserkriegen noch über den antiken
Boden erhob. Petersen irrt, wenn er in seinem Buche »Athen« (S. 97) das Gegen-
teil behauptet. Der antike Boden innerhalb der neuen Akropolismauer hatte sehr
verschiedene Höhen, wie die im Plane l angegebenen Höhenzahlen zeigen ; an
der Südostecke des Erechtheions lag er sicher um 0,42 m tiefer als der Stufenbau
rings um den Alten Tempel. Die einst auf diesem Stufenbau stehenden Säulen,
die zum Bau der themistokleischen Burgmauer benutzt worden waren, hatte man
nicht erneuert, dafür aber andere Weihegaben auf der Säulenstufe aufgestellt.
Unter ihnen befanden sich, wie mehrere Steine mit Einarbeitungen noch heute
vermuten lassen, einst auch viereckige Hermen, zum Teil aus Bronze. So hat
der noch an Ort und Stelle befindliche Stein der Oberstufe (e auf Plan 2) eine
Einarbeitung von 0,26 zu 0,42 m bei 0,04 m Tiefe und ein in der westlichen
Stützmauer des Parthenons verbauter Stein derselben Stufe eine 0,04 m breite
Kille von denselben Abmessungen; auf dem letzteren Stein wird vor den Perser-
kriegen eine Bronzeherme gestanden haben, während die Herme des ersteren
Wilhelm Dorpfeld, Das Hekatumpedon in Athen. j -^
Steines erst nach den Perserkriegen aufgestellt worden sein kann, weil sie auf
der früheren Standfläche einer Säule der Ringhalle steht. Offenbar sind dies die-
selben Hermen, von denen, wie wir sehen werden, Pausanias I, 24, 3 spricht, als
er neben unserem Tempel stand. Auf derselben Terrasse um den Tempel dürfen
wir auch die Altäre annehmen, die Pausanias I, 17' i nennt und vermutlich auch
I, 24, 3 meint, denn die Altäre der Aido und Ajibeleia waren nach Eustathios
(zu II. X, 451) TOpt Tov TTj? rioXiäSo? 'A&rjvä? vsouv aufgestellt.
Der geschilderte Tatbestand gewinnt noch an Wichtigkeit durch die weitere
Beobachtung, daß bei Erbauung des Erechtheions nur derjenige Teil des alten
Stylobates dieser Terrasse fortgebrochen worden ist, der von der Südwand des
neuen Tempels und der Korenhalle eingenommen werden mußte, im ganzen etwa
16 m. Der ganze übrige Teil ist aber ^rhalten geblieben und hat, da er selbst
heute noch nicht ganz verschwunden ist, sicher bis zur Zeit des Pausanias und
noch länger unverändert bestanden. Diese Tatsachen scheinen Weilbach nicht
bekannt zu sein, denn sonst würde er nicht den Mut haben, das Verschwinden
des Hekatompedons für gesichert zu erklären und für diesen Tempel einen neuen
Bau von ähnlicher Gestalt zu erfinden.
Für den Fortbestand des Hekatompedons nach den Perserkriegen spricht
endlich, wie ich ebenfalls früher schon dargelegt habe, sein Verhältnis zum Par-
thenon einerseits und zum Erechtheion andererseits, ein Verhältnis, das von Weil-
bach ganz falsch beurteilt wird. Er sieht im Parthenon mit E. Petersen und
anderen einen Ersatz für das alte Hekatompedon und im Erechtheion einen
Ersatz für seinen Phantasietempel. Daß diese Auffassung aber unhaltbar ist,
zeigt ein Blick auf unseren Plan i. Weder der ältere, noch der jüngere Par-
thenon sollte das Hekatompedon ersetzen, denn beide sind nicht über oder
unmittelbar neben diesem alten Tempel errichtet, sondern in dem großen
Abstände von ursprünglich 25 m, der von Perikles für den jüngeren Parthenon
nur um 4 m vermindert wurde. Dieser bedeutende Abstand, der die Anlage eines
breiten Festweges zwischen beiden und also das Fortbestehen beider zur Voraus-
setzung hat, ist um so beachtenswerter, als die Kosten für die Fundamentierung
des neuen Tempels wegen des starken Abfalles des Burgfelsens nach Süden mit
dem Wachsen des Abstandes beträchtlich zunahmen. Wäre der Abstand bei Er-
bauung des Parthenons auf etwa die Hälfte vermindert worden, so würden jene
Kosten nicht einmal den vierten Teil der wirklichen Ausgaben betragen haben.
Bei dieser Sachlage ist nicht daran zu denken, daß das Hekatompedon, wie Weil-
bach behauptet, nach Fertigstellung des Parthenons in Fortfall kommen sollte.
Vor einer solchen Auffassung hätte ihn auch der Umstand warnen können, daß
das Hekatompedon im 6. Jahrhundert kurz vor dem Beginn des Parthenonbaues
noch mit einer Ringhalle ausgestattet worden ist. Augenscheinlich sollten beide
Tempel ebenso nebeneinander bestehen bleiben, wie der alte und neue Tempel
des Dionysos Eleuthereus in der Unterstadt.
Als Ersatz für das Hekatompedon war dagegen sicher das Erechtheion be-
stimmt, wie es von Perikles und dem Architekten Mnesikles geplant war (Ath.
lA Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedoo' in Athen.
Mitt. XXIX 1904, lOl). Nach der Fertigstellung dieses bald nach 438 begonnenen Baues
sollte das Hekatompedon unzweifelhaft abgebrochen werden. Ich verstehe daher
nicht, warum Weilbach noch einen anderen Athena-Tempel erfindet, der durch
das Erechtheion ersetzt werden soll. Ich verstehe es um so weniger, als er die
Richtigkeit des von mir ergänzten ursprünglichen Planes des Erechtheions unum-
wunden anerkennt. Nur hätte er auch die nötigen Folgerungen aus dieser Er-
kenntnis mit mir ziehen müssen. Gerade, wegen dieser Folgerungen, die den
Ansichten meiner Gegner den Todesstoß versetzen, sträuben einige von ihnen sich
mit Heftigkeit gegen ihre Anerkennung (so E. Petersen, Burgtempel S. 6 u. 16).
Der ursprüngliche Plan des Erechtheions mit seinen verschiedenartigen Bau-
teilea ui>«i »emen verschiedenen Höhenfagcn ist i>äDaUch nur zu verstehen, wenn
der geplante Neubau alle alten Tempel und Heiligtümer, die damals bei den
uralten Kultmalen lagen, zu einer einzigen Bauanlage mit vier getrennten Vor-
hallen vereinigen sollte. Der ursprüngliche Entwurf, wie er auf unseren Plänen
angedeutet und auf Plan 3 genauer gezeichnet ist, sollte umfassen: i. im Osten
den Tempel der Athena-Polias für das alte Kultbild; denn die Cella T mit ihrer
Vorhalle sollte offenbar die östliche Cella Z des Hekatompedons ersetzen und
erhielt deshalb denselben Grundriß, dieselbe Höhenlage und auch die gleiche öst-
liche Richtung; 2. im Süden die Vorhalle der Koren oder Karyatiden, die als
Zugang zu dem darunter gelegenen Kekrops-Grabe und zu den Kultmalen dienen
sollte; 3. im Westen einen Ersatz für den Opisthodom des Hekatompedons, daher
ebenfalls mit einer westlichen Vorhalle ausgestattet und in der Höhe des Heka-
tompedons gelegen ; 4. in der Mitte auf tieferem Boden einen Ersatz für die dort
liegenden beiden Heiligtümer des Poseidon-Erechtheus und der Pandrosos mit
ihren Kultmalen und- dazu eine große, nach Norden gerichtete, gemeinsame
Vorhalle.
Der so geplante Tempel ist aber nicht ganz zur Ausführung gekommen.
Schon vor dem Beginn des Baues muß von einflußreicher Seite Einspruch erhoben
worden sein gegen diesen kühnen, man darf sogar sagen, revolutionären Plan.
Denn einige Einschränkungen sind schon vor Erbauung der Fundamente erfolgt:
Der Abbruch des alten Pandrosos-Tempels und seines Vorhofes, in dem sich der
heilige Ölbaum befand, wurde nicht gestattet; und daher blieb der ganze west-
liche Teil des ursprünghchen Entwurfes unausgeführt. Weder das neue Pandro-
seion, noch der neue Opisthodom sind auch nur begonnen worden; nur an der
Südwestecke der nördlichen Vorhalle des Erechtheions ist im Fundament der
Anschluß der Nordmauer des neuen Pandroseions (N) schon vorhanden. So blieb
der geplante Ersatz für das Hekatompedon ebenso ein Torso, wie die gleichzeitig
geplanten neuen Propyläen am Burgeingang.
Während so der alte Opisthodom des Hekatompedons (U) keinen Ersatz
gefunden hatte und daher nicht überflüssig geworden war, hätte die Ostcella des-
selben Baues (Z) nach Fertigstellung der neuen Ostcella des Erechtheions (T) als
überflüssig abgebrochen werden dürfen, nachdem das alte Kultbild in die neue,
dafür bestimmte Cella hinübergeschafft worden war. Ist beides auch wirklich
geschehen.'
Wilhelm Dörpleld, Das Hekatompedon in Athen.
Ich bin mit Weilbach und allen anderen Forschern darüber einig, daß der
Ostteil des Erechtheions (T) für die Aufnahme des alten Kultbildes bestimmt war.
Das lehren uns aufs sicherste mehrere sogleich zu besprechende Stellen amt-
licher Inschriften. Ebenso wird auch von niemandem bestritten, daß das alte
Hekatompedon, wenn es, wie die meisten Forscher annehmen, am Ende des
5. Jahrhunderts noch bestand, nach Fertigstellung des Erechtheions abgebrochen
werden sollte. Das lehren ebenso sicher die Mädchen der Kekrops-Halle, die
selbstverständlich nicht für immer gegen eine hohe, unmittelbar vor ihnen stehende
Tempelwand blicken sollten. Es fragt sich aber, ob das Kultbild wirklich ins
Erechtheion hinübergeschafft, und ob die alte Cella darauf wirklich abgebrochen
worden ist.^
Bevor wir diese beiden Fragen beantworten können, müssen einige Angaben
der amtlichen Inschriften besprochen werden, weil meine Auffassung dieser An-
gaben von Weilbach bestritten wird. Es sind folgende:
I. Die Inschrift Arx A E 22 gibt uns den Bericht über den Zustand des
Erechtheions bei der Wiederaufnahme der Bauarbeiten im Jahre 409. Der unfer-
tige Bau führt hier den Namen vs(u? i;A tzöI&i, sv <u xo dpjjxhv or(akit.a, also wörtlich
übersetzt: »der Tempel auf der Burg, in dem das alte Kultbild (stehen soll)«,
oder nach deutschem Sprachgebrauch : »der Tempel für das alte Kultbild«. Hier
widerspricht Weilbach und behauptet, daß das Kultbild schon damals im Tempel
gestanden haben müsse, weil in dem Relativsatz ein Futurbegriff, wie ich ihn
ergänze, nicht angenommen werden dürfe. Nun habe ich zunächst schon früher
auf einen anderen Relativsatz derselben Inschrift verwiesen, in dem sicher in ganz
ähnlicher Weise ein Zeitwort im Futurum ergänzt werden muß, nämlich Z. 40:
iXsuatvtaxo; Xi'öo?, irpö? uj xd C<üa. Dies Beispiel wird von Weilbach als »nicht viel
beweisend« zurückgewiesen. Dem Philologen hätte dieser analoge Fall, in dem
auch Weilbach ein Futurum ergänzt, genügen müssen. Zum Glück kann aber
der Architekt dem Philologen beweisen, daß auch in unserem Falle die sprachlich
mögUche Ergänzung sogar notwendig und allein richtig ist. Der Tatbestand ist
'folgender: Auf der Burg gab es damals, darüber sind wir einig, einen »Alten
Tempel der Athena-Polias«, in dem sich seit Urzeiten das alte, angeblich vom
Himmel gefallene Kultbild der Göttin befand. Daß ich diesen Tempel im Heka-
tompedon erkenne, Weilbach aber in seinem Phantasietempel, kommt hier nicht
in Betracht Dieser alte Tempel bestand im Jahre 409 bei Abfassung unserer
Inschrift noch, denn im Jahre 406 geriet nach Xenophon (Hellen. I, 6, i) der
»alte Tempel der Athena« in Brand. Ich bin mit Weilbach ganz einverstanden,
wenn er erklärt (S. 113), daß dieser itaXaio; vaos des Xenophon unmöglich, wie
mehrere Forscher behaupten, das ganz neue Erechtheion gewesen sein könne,
sondern derselbe alte Tempel sein müsse, der amtlich vorher und später dp^aw?
vscuj hieß und in dem seit alten Zeiten das Xoanon der Göttin stand. Denn er
erklärt es (S. 105) mit Recht für einen »sonderbaren Sprachgebrauch«, wenn im
Jahre 406 der iraXaio? vsw? ein anderer Tempel als der dpyaXrti vsou? gewesen sei.
Da wir beide weiter nun darin übereinstimmen, daß für den alten Tempel im
l6 Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen.
neuen Erechtheion ein Ersatz geschaffen werden sollte, so dürfte über die Frage,
wo das alte Kultbild während der Erbauung des neuen Tempels stand, kein Zweifel
sein: es blieb doch sicherlich so lange noch im alten Tempel, bis der Neubau
fertig war. Zur Zeit unserer Inschrift, im Jahre 409 8, war das Erechtheion noch
unvollendet; denn es hatte weder eine Decke, noch ein Dach; von dem Geison
(Hauptgesimse) war noch kein Stein verlegt. Z. 40 der Inschrift sagt deutlich,
daß der ganze Bau nur bis zum Friese fertig war. Weilbach ist hier mit seinen
Behauptungen (S. 106) im Irrtum; er muß die Veröffentlichung, die et anführt
(Amer. Journ. of Archaeol. 2. Ser. XII 1908, 186), nicht gelesen oder nicht verstanden
haben. Die Athener wären ferner Schildbürger gewesen, wenn sie das Bild schon im
Jahre 409 in den unfertigen Neubau ohne Dach überführt und es nicht zunächst noch im
alten Tempel gelassen hätten. Aber Weilbach nimmt hier willkürlich an (S. 1 1 1), daß
sein alter Tempel, obwohl er durch den Neubau ersetzt und dann abgebrochen
werden sollte, zufällig noch repariert werden mußte (!), und daß man deshalb das
Kultbild für die Zeit dieser Reparatur in den (noch dachlosen) Neubau gestellt
hätte! Nein, eine so unglaubliche Annahme ist unerlaubt und zeigt allein schon
die Haltlosigkeit der ganzen Theorie Weilbachs. Es klingt fast wie ein Scherz,
wenn er den »etwas gesuchten Namen« vetuc äv w to dpj^atov «YctXjxa durch eine so
gesuchte Annahme erklären zu können meint. Da sein alter Tempel im Jahre 406
noch besteht, kann das Kultbild 409 unmöglich im dachlosen Neubau gestanden
haben. Dieser im Bau begriffene Tempel mußte jedoch schon, als er begonnen
wurde und als er im Jahre 409 vollendet werden sollte, einen Namen haben. Da
er anfangs drei alte Tempel und auch später noch zwei, nämlich den Alten
Athena-Tempel und den Poseidon-Erechtheus-Tempel, ersetzen sollte, konnte man
keinen kürzeren und treffenderen Namen für ihn bilden als »Tempel für das uralte
Kultbild«, oder nach griechischem Sprachgebrauch: »vetu«, h (p to dp^^atov a-]faX|xa«,
indem man ihn nach dem heiligsten und wichtigsten Gegenstand benannte, den
er aufnehmen sollte. In ähnlicher Weise sprechen wir heute in Berlin von dem
»neuen Museum der pergamenischen Bildwerke«, obwohl diese noch nicht darin
sind und der Neubau auch noch kein Dach hat. Der durch die Inschrift über-
lieferte Name des Erechtheions beweist also durchaus nicht, daß das Kultbild im
Jahre 409 schon im Erechtheion stand.
2. In derselben Inschrift (Arx A E 22) lesen wir Z. 75 : toG {loiyoo) itpi« toO
dfdXjAato« ; es ist also von einer Wand beim Kultbilde die Rede. Auch aus diesem
Ausdruck schließen meine Gegner, daß das alte Kultbild sich damals schon in dem
noch unfertigen Tempel befunden haben müsse. Hier kann ich ihnen ebensowenig
zustimmen. An der betreffenden Stelle der Inschrift wird kurz vorher aufgezählt,
welche Wandteile des Erechtheions im Äußeren noch abgearbeitet werden müssen.
Darauf geht der Bericht zum Innern des Baues über: tou xotj^ou toS ^vxi; dxa-
TdSsaxa und spricht damit nicht von einzelnen Innenmauern, wie E. Petersen (Burg-
tempel S. 114) behauptet, sondern von den Innenflächen der Mauern im allge-
meinen. Er nennt nach der Anführung eines inneren Gesimssteines von 32 Fuß
Länge, der in der Höhe des äußeren Wandkapitells lag, drei solcher Innenflächen,
Wilhelm »Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen. jy
nämlich a) die Wand im »Prostomiaion«, b) die »Parastas« und c) die Wand
»beim Kultbilde«. Gewöhnlich versteht man hier unter a) und c) die beiden
inneren Quermauern des Tempels, die keine Außenseite haben, nämlich die Mauern
RS und ST, und unter der Parastas (b) eine besondere Nische für das Kultbild
im Räume T. In dem Bericht aber über einen Bau, dessen Mauern schon auf-
recht stehen, können aus technischen Gründen nicht nur jene zwei Innenmauern
angeführt werden, sondern es müssen hier die Wandflächen aller Innenräume er-
wartet werden. Auf die Außenseiten der Außenmauern müssen in der Inschrift
alle Innenseiten der Außenmauern und auch der Innenmauern folgen.
Die gewöhnliche Auffassung, die z. B. von Petersen (Burgtempel S. 1 14) ver-
treten wird, scheitert meines Erachtens schon daran, daß die vorhandenen Innen-
mauern beide am Mittelraum S liegen, und daß es daher bei Nennung dieses
Raumes ungewiß wäre, welche der beiden Mauern gemeint sei. Es scheint mir
ferner ausgeschlossen, daß die Inschrift Z. 56, wo von der Südmauer im Äußeren
die Rede ist, deren äußere und innere Seite gemeint habe- Vielmehr wird dort
nur von der nach Süden gerichteten Außenfläche dieser Mauer gesprochen; ihre
Innenfläche kommt erst bei den Innenräumen vor.
Nun hat das Erechtheion tatsächlich drei Innenräume: R, S, T, die den obigen
drei Bauteilen a, b, c der Inschrift sehr gut entsprechen. Über das Prostomiaion a
besteht keine große Meinungsverschiedenheit, es ist der mittlere Raum S, in dem
sich das Prostomion, eine brunnenähnliche Mündung über einem Felsstomion be-
fand. Denn in seiner Mitte sieht man ein natürliches Felsloch, das schon von
C. Boetticher (Untersuchungen S. 196) richtig beschrieben und als jd:s\t.a erkannt
worden ist (c auf Tafel 2 und 3). E. Petersen hat darin (Burgtempel S. 68 u. 104)
gewiß richtig die Wohnstätte oder das Grab des Erechtheus nachgewiesen. In
der Gleichsetzung dieses Stomion mit dem cspsap und der OaXaaaot des Erechtheus
kann ich ihm jedoch nicht zustimmen. Den Brunnen mit dem Meerwasser suche
ich vielmehr im Westraume R. Ich nehme aber nicht an, daß die dort jetzt vor-
handene mittelalterliche Zisterne dieser Brunnen sei, sondern bin überzeugt, daß
in dieser Zisterne nach Entfernung des späteren Fußbodens an irgendeiner Stelle
ein tiefer Brunnen zum Vorschein kommen wird, der als tppsap bezeichnet werden
darf und vielleicht eine direkte Verbindung mit dem Stomion im Räume S hat.
Salziges Wasser kann unmöglich an der Oberfläche des Kalkfelsens vorkommen,
sondern erst in größerer Tiefe, in der noch heute salziges Wasser auf der Burg
vorkommt. Ich erkenne in dem Westraume R die »Parastas«, den zweiten Raum (b)
unserer Inschrift, während dieser Name von den meisten Forschern als Bildnische
für das Xoanon im Räume T erklärt wird. Auf die längeren Ausführungen
Petersens über die Bedeutung des Wortes wapaaTa? (Burgtempel S. 115) kann ich
hier nicht eingehen und brauche es auch nicht, weil ich die meisten der von ihm
angeführten Bedeutungen gar nicht bestreite. Was das Wort in unserm Falle,
wo es sich um den amtlichen Sprachgebrauch Athens im 5. Jahrhundert handelt,
bedeuten muß, ergibt sich meines Erachtens aus den von Petersen (S. 124) abge-
druckten und besprochenen wichtigen Inventarverzeichnissen des Alten Tempels.
Jahrbuch des archäolnjrischen Instituts XXXIV. 2
l8 Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon In Athen.
Die darin öfter vorkommende Parastas kann unmöglich eine einzige Bildnische
sein, weil mehrmals zwei Parastaden deutlich unterschieden werden, von denen
die eine zur Linken, die andere zur Rechten des Eintretenden liegt. So heißt es
einmal (Z. lo) von Schalen, daß sie aufgehängt seien itpo? r^ TrapaaraSt t^ dpidispä?
sidiovTt und ein anderes Mal (Z. Ii) irpb? x^ zapaatotSt T-jj Sejtä? siaiovTt. Durch die
Wiederholung des Artikels r^ werden hier unbedingt eine linke und eine rechte
Parastas unterschieden. Wenn ich nun weiß, daß in der damaUgen amtlichen
Sprache upoctTa; oder -poSTaai? die Vorhalle und ebenso irspiaxaat; die Ringhalle
bedeutet, so scheint mir Trapaaxa; oder irapaaToaij ein sehr treffender Ausdruck für
eine Seitenhalle zu sein. Die Prostas liegt an der Vorderseite eines Tempels,
die Parastas an der Nebenseite, die Peristas ringsherum. Ich darf dabei wohl an
ein treffendes Analogon, nämlich an die beiden Worte Proskenion und Paraskenion
erinnern, von denen jenes den Anbau der Skene nach vorne, also eine Vorskene,
dieses aber einen seitlichen Anbau, eine Nebenskene oder Seitenskene bedeutet.
Eine rechtwinklig zur Vorhalle liegende Seitenhalle kann aber nicht nur im Äußeren,
sondern auch im Innern eines Tempels liegen. Der letztere Fall trifft nun auf
unsere beiden amtlichen Inschriften zu, die beide sicher von Innenräumen sprechen ;
die eine redet vom Innern des Hekatompedons, dessen Cella Z in der Tat zwei
innere Seitenhallen aufweist, die andere vom Innern des Erechtheions. Wie man
im Hekatompedon durch die Vorhalle zur Cella mit ihren beiden inneren Seiten-
hallen gelangte, so schloß sich im Erechtheion an die nördliche und südliche Vor-
halle, die amtlich Prostasen hießen, rechtwinklig eine innere Halle an, für die mir
der Name irapftUTac ausgezeichnet zu passen scheint. Ich habe aus anderen Gründen
schon früher angenommen, daß der Westraum R im wirklich ausgeführten Erech-
theion durch eine Pfeilerstellung vom Mittelraume S getrennt war, und im ursprüng-
lichen Plane ebenso von dem westlichen Räume N, dem geplanten Pandroseion,
durch eine ähnliche Pfeilerreihe getrennt werden sollte. Für diese Halle habe
ich früher (Ath. Mitt. XXIX 1904, Taf. VI) vermutungsweise sechs Joche, in unserem
Plane 2 nur vier Joche gezeichnet; es können aber auch fünf gewesen sein, wie
ich im Plane 3 annehme, weil die Westwand in ihrem Oberteile tatsächlich fünf
Joche aufweist. Für eine gerade Anzahl von Jochen hatte ich mich früher wegen
der unregelmäßigen Lage der Tür in der Westwand entschieden, doch kann dieser
Grund nicht als zwingend gelten. Die westliche Innenhalle des Erechtheions (R)
halte ich also ebenso für die Parastas unserer Inschrift, wie die beiden Innenhallen
der Ostcella Z des Hekatompedons für die linke und rechte Parastas der andern
Inschrift. Daß ich mir die Parastas des Erechtheions sowohl im ursprünglichen
Entwürfe als auch im ausgeführten Bau mit einer niedrigen Steindecke versehen
denke und in den dachförmigen Steinplatten dieser Decke die xa[jiituXat dsXi'Ss? er-
kenne, kann hier nur nebenbei ausgesprochen werden.
Nachdem wir so die beiden Westräume R und S des Erechtheions als Prosto-
miaion und als Parastas erkannt haben, bleibt für die östliche Cella (T) der dritte
in der Inschrift genannte Name (c) übrig. Darf ihre innere Wandfläche als -cotj^o?
irpo? mZ dYotXjiOTo; bezeichnet werden.? Diese Frage dürfen wir unter Hinweis auf
Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen. ig
eine andere Stelle derselben Inschrift unbedingt bejahen. Wie nämlich die nörd-
liche Vorhalle des Erechtheions nach der in der Mitte ihrer Rückwand liegenden
großen Tür irposiaoi? itpo? toü OopwixaTos heißt, so darf auch die ganze Ostcella
nach dem vor der Mitte der Rückwand stehenden Kultbilde als Raum Ttpo? xoü
äfaXtAaiOs bezeichnet werden. Eine besondere Bildnische in dieser Cella anzu-
nehmen, haben wir auch nicht die geringste Berechtigung. Die gewöhnlichen
Tempel Griechenlands haben nie solche Nischen. Dagegen halte ich es aus
Gründen, auf die ich hier nicht eingehen kann, für möglich, daß der Raum T
ebenso Innensäulen hatte, wie die alte Cella Z des Hekatompedons, deren Ersatz
er werden sollte; ich habe die Säulen auf Tafel 3 gezeichnet, auf Tafel 2 aber
fortgelassen. Aber, so erwidern meine Gegner, das Bild soll doch im Jahre 409
noch gar nicht im Erechtheion gestanden haben; wie darf da die Wandfläche der
Ostcella als »Wand beim Kultbilde« angeführt werden.^ Darauf ist zu antworten,
daß auch heute in unfertigen Kirchen von der »Wand um den Altar« gesprochen
wird, ohne daß der Altar selbst schon dort steht. Die Ostcella T war für das
Kultbild bestimmt, folglich hieß ihre Innenwand toixo? itpö? to5 dfäXjiaio?.
3. Fast dasselbe gilt von einer dritten Inschriftstelle, auf die sich diejenigen
zu berufen pflegen, die das alte' Kultbild schon im Jahre 409 im neuen Tempel
annehmen oder die Ansicht vertreten, daß in der Ostcella eine besondere Bild-
nische für das Kultbild gestanden habe (so Petersen, Burgtempel S. 1 1 5). Die
Stelle befindet sich in einer der Baurechnungen (Arx A E 27, Z. 44), wo von der
Bemalung von 14 Kassetten der hölzernen »Decke über dem Kultbilde« die Rede
ist: sirl tyjv opo'frjv £-1 ti? as^^tSa? t«? uirsp xou dya^fiaTOc. Durch nichts ist hier
angedeutet, daß hier die Decke einer besonderen Bildnische gemeint sei und daß
die 14 Kassetten die ganze Decke ausgemacht hätten, was beides Petersen (S. 137)
als gesichert voraussetzt. Nach meiner Ansicht bilden die 14 Kassetten nur einen
Teil der großen Holzdecke der Ostcella T, die als »Decke über dem Kultbild«
bezeichnet werden durfte, weil die Cella zweifellos für das uralte Bild bestimmt
war. Daß sich dies Bild während der Bauarbeiten schon dort befand, ist durchaus
nicht nötig, darf vielmehr aus allgemeinen Gründen als unmöglich bezeichnet werden.
Wir dürfen hiernach feststellen, daß Weilbachs Behauptung, das Kultbild
habe nach Aussage der Inschriften im Jahre 409 nicht mehr im Alten Tempel,
sondern bereits im Erechtheion gestanden, keineswegs zutrifft. Im Gegenteil, das
alte Bild stand unbedingt bis zur Vollendung des Erechtheions, also bis zum Jahre
407, noch an derselben» Stelle, wo es seit Jahrhunderten gestanden hatte, nämlich
in der Ostcella des Hekatompedons. Da dieser alte Bau aber sicher abgebrochen
werden sollte, sobald sein Ersatz fertig war, so wird das Bild, wie wir zunächst
annehmen müssen, im Jahre 407 in den neuen Tempel überführt worden sein,
Ist das auch wirklich geschehen.'' Und ist darauf der alte Tempel wirklich ab-
gebrochen worden? Damit kehren wir zu den beiden Fragen zurück, deren Be-
antwortung wir oben (S. 15) vorläufig aufgeschoben hatten.
Ich beginne mit der zweiten Frage: Ist das Hekatompedon wirklich, wie
beabsichtigt war, nach der Fertigstellung des Erechtheions im Jahre 407 abge-
brochen worden.^ 2*
20 Wilhelm Döipfeld, Das Hekatompedon in Athen,
Fast alle Forscher, auch Weilbach, stimmen darin mit mir überein, daß der
Alte Tempel im Jahre 407 vorläufig noch nicht abgebrochen wurde, sondern
mindestens bis zum folgenden Jahre noch stand, weil nach Xenophons Zeugnis
im Jahre 406 6 TtaXato? ttj? 'Aör^vä; vao; ivsTipr^aörj (Hellen. I, 6,1). Aber nach diesem
Brande, so schließen viele, wird er dauernd verschwunden sein. Dem dürfen wir
jedoch aus mehreren Gründen ohne Bedenken widersprechen. Erstens war der
Tempel keineswegs durch den Brand ganz zerstört, wie einige behaupten, sondern
nur »in Brand geraten«. Es wird also nur Decke und Dach, die aus Holz be-
standen, verbrannt sein. Sodaim haben wir bestimmte Nachrichten über einen
Wiederaufbau und ein weiteres Bestehen des Alten Tempels in den folgenden
Jahrhunderten. Hier stimmt mir Weilbach zu, nur mit dem schon erwähnten
Unterschiede, daß er den wiederhergestellten Alten Tempel nicht mit mir im Heka-
tompedon, sondern in seinem westlich vom Erechtheion angenommenen Phantasie-
tempel erkennt. Ich brauche deshalb jene Nachrichten hier nicht ausführlich zu
behandeln, will sie aber wenigstens erwähnen und darauf hinweisen, daß einer der
besten Kenner der Tempelinschriften Athens, W. B. Dinsmoor, neuerdings (Amer.
Journ. of Arch. 2. Ser. XVII 1913, 265) für die von mir längst vorgeschlagene frühere
Datierung dieser Inschriften eingetreten ist. Die eine Inschrift (Arx A E 30) berichtet
in ihrem leider sehr verstümmelten Texte von der Reparatur eines verbrannten
Tempels und stammt nach Michaelis vom Jahre 395 ,'4 (Diopjiantes Archon), nach
Dinsmoor entweder vom Jahre 406/5 (Kallias Archon) oder besser 405,4 (Alexios
Archon). Denselben Zeiten schreiben Michaelis und Dinsmoor auch die zweite
Inschrift zu (Arx A E 31), in der von einer Zypresse die Rede ist, die von der
Insel Karpathos im tov vswv ttj? 'AOr^vaia? xr,? ' AOr^vöJv jxsSsouarj; geliefert wurde und
gewiß für das neue Dach des in Brand geratenen Tempels der Athena-Polias
bestimmt war. Welche dieser Datierungen richtig ist, muß von Fachgelehrten
entschieden werden, ist aber für unsere Frage von geringer Bedeutung. Hat
Michaelis recht, so ist der 406 in Brand geratene Tempel erst nach 1 1 Jahren
wiederhergestellt worden; hat Dinsmoor recht, so erfolgte die Reparatur schon
im folgenden Jahre. Wesentlich für unsere Frage ist es, daß sie überhaupt er-
folgte, und zwar noch vor der Zeit, die sich für die Wiederbenutzung des Opis-
thodoms als Schatzhaus ermitteln läßt, nämlich vor 388.
Auf denselben Brand beziehe ich ferner nach wie vor die Nachriciit
des Demosthenes (24, 136) über einen Brand des Opisthodoms. Sie paßt
schon deshalb sehr gut ins Jahr 406, weil nach den Worten des Redners die Ver-
walter der Gelder der Athena und auch die der Gelder der anderen Götter ins
Gefängnis kämen und weil tatsächlich nach Aussage der erhaltenen Schatz-
verzeichnisse (Lehner, Schatzverzeichn. S. 17) in diesem Jahre die beiden getrennten
Behörden verschwinden und dafür eine neue gemeinsame Verwaltungsbehörde auf-
tritt (Ath. Mitt. XII 1887, 203). Daß der Brand gerade den westlichen Teil des Heka-
tompedons, also den Opisthodom, ergriffen hatte, .steht im Einklang mit der Er-
wähnung des Pandroseions in der Inschrift (A E 30); denn dieser Bezirk lag neben
den Schatzkammern des Tempels.
Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen. 2I
Aber was kann die Athener veranlaßt haben, den in Brand geratenen Tempel,
obwohl er nach Fertigstellung des Erechtlieions abgebrochen werden sollte, doch
wiederherzustellen? Ich vermute, daß die konservative Partei Athens, die allen
Neuerungen auf der Burg widerstrebte und die Einschränkung des geplanten Erech-
theions durchgesetzt hatte, auch die Wiederherstellung des verbrannten Tempels
zu erreichen verstand. Einige Jahre nach dem Brande, wahrscheinlich um 388,
ist dann auch der Staatsschatz, nachdem er vorübergehend im Hintefhause des
Parthenons Unterkunft gefunden hatte, wiederum in den alten Opisthodom der
Göttin, wo er früher gewesen war, zurückverlegt worden (vgl. Aristoph. Plutos 1 191
und Ath. Mitt. XII 1887, 205). Auch dieselbe doppelte Verwaltungsbehörde wurde
damals wieder eingesetzt, wie sie bis 406 gewesen war (Lehner, S. 41).
Den stärksten Beweis für das Fortbestehen des Alten Tempels im 4. und 3.
Jahrhundert sehe ich aber, wie ich schon öfter betont habe, in den amtlichen
Urkunden der Akropolis, die neben dem äpj^alo? v£«o; und dem ö-iai)öo')[i')c auch
die beiden Hauptteile des jüngeren Tempels, den vc(o? ixavlixirjonj und den TrapDiViov
wiederholt nennen. Auch hier stimmt mir Weilbach zu (S. 107) und zeigt, wie
meine Gegner vergeblich bemüht sind, diese für sie »ernste Schwierigkeit« zu
heben, und wie sie sich dabei gegenseitig widerlegen. In dieser Zeitschrift haben
namentlich A. Michaelis (XVII 1 902, 26) und E. Petersen (XXII 1907, 8) die Opisthodom-
Frage behandelt. Da beide noch von dem Vorurteil beherrscht sind, daß der dpyoüfj;
vz(l)i das Erechtheion sei und daß das alte Hekatompedon nach 406 nicht mehr
bestehe, so bemühen sie sich, den Opisthodom, das Schatzhaus der Athener, im
Parthenon unterzubringen, aber vergeblich, denn sie streiten sich über den Raum,
der diesen Namen geführt haben könne. Daß der Bundesschatz, als er im Jahre
456 nach Athen verlegt wurde, zunächst im Hinterhause des alten Hekatpmpedons
aufbewahrt wurde, kann der rjicht leugnen, der (wie Petersen und Michaelis) diesen
Tempel bis zum Jahre 406 stehen läßt, denn schon vor den Perserkriegen hatten
die Staatsgelder in den Schatzkammern V und W gelegen, und der perikleische
Parthenon war damals noch nicht einmal begonnen. Wenn einzelne Gelehrte früher,
wie jetzt auch Weilbach S. 112, in der Inschrift CIA IV, 1,1 für das 5. Jahrhundert
einen »Peribolos« als Aufbewahrungsort der Gelder erschließen zu dürfen glaubten,
so hat eine neue Lesung der Inschrift diese Ausflucht jetzt ganz zerstört (s. Crönert,
Gott. gel. Anz. 1908, 102 1). Da ferner die Inschrift vom Jahre 434, wie auch
Weilbach mir zugibt, deutlich eine linke und eine rechte Kammer des Opisthodoms
unterscheidet, so gehört ein starkes Vorurteil 'dazu, diese beiden Kammern mit
Petersen und Michaelis nicht in den Kammern V und W des Hekatompedons
erkennen zu wollen, besonders da dieser Bau auch nach der Ansicht dieser beiden
Gelehrten damals noch aufrecht stand. Überdies geben beide Gelehrte, ebenso
wie Weilbach, unumwunden zu, daß der große Westraum des neuen Tempels,
der allein als Schatzkammer in Betracht kommen konnte, damals noch den amt-
lichen Namen »Parthenon« führte, der erst später auf den ganzen Tempel über-
ging. Es verlohnt sich nidit, auf ihre Lösungsversuche hier näher einzugehen,
zumal da auch Weilbach sie verwirft. Noch weniger brauche ich aber die neue
22 Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen.
Theorie des letzteren hier weiter zu widerlegen, denn der von ihm wcstlicli vom
Erechtheion angenommene Opisthodom ist ein frei erfundenes, unmögliches Gebilde,
das kein Forscher billigen kann»
Dagegen möchte ich nicht unterlassen darauf hinzuweisen, daß die Ausdrücke
ex Tou 6irt(jOo66|i.oo und dx tou icapftevÄvof, die in den Übergabe-Urkunden nach 406
für einzelne Gruppen von Gegenständen vorkommen (Lehner, Schatzverzeichn.
S. 17), sich bei meiner Theorie notwendigerweise einstellen mußten, als der Opistho-
dom 406 in Brand geraten war und nun der »Parthenon« des großen Tempels
ausgeräumt und an Stelle des Opisthodoms für die Schatzverwaltung benutzt
werden mußte. Die aus beiden Räumen entfernten Gegenstände, die nicht zum
eigentlichen Schatze gehörten, waren damals in die Ostcella des großen Tempels,
in den Hekatompedos Neos hinübergebracht worden und wurden in dessen Inventar
als Gegenstände sx tou 6irta8o56[i.ou und ix tou TTapÖEVüivo? verzeichnet (E. Petersen,
Jahrb.d. Inst. XXII 1907, 13 und E. van Hille, Mnemosyne 1904,429). Nachdem aber
bald nach dem Brande das alte Hekatompedon, wie wir sahen, wiederhergestellt worden
war, konnte sowohl sein Ostteil, die Cella des Kultbildes, als auch sein Westteil,
der Opisthodom, wieder in früherer Weise benutzt werden. Tatsächlich kommt
auch in den späteren Inschriften die Ostcella wieder als apy^oiin; vs(o? und die west-
lichen Räume als öma865o[ioj vor. Da ich ferner im nächsten Abschnitte nach-
weise, daß das Hekatompedon sogar zur Zeit des Periegeten Pausanias, also im
2. Jahrhundert nach Chr., noch aufrecht stand und auch das alte Kultbild noch
enthielt, so dürfen wir die eine der beiden oben aufgeworfenen Fragen ohne jedes
Bedenken bejahen: Der Alte Athena-Tempel, das Hekatompedon, ist nach dem
Brande von 406 wieder aufgebaut worden.
Etwas anders steht es mit der Beantwortung der zweiten Frage: Ist auch das
alte Kultbild stets im Hekatompedon geblieben.' Während ich es anfangs un-
entschieden ließ (Ath. Mitt. XII 1887, 202), ob das Bild nach der vollständigen Be-
endigung des Erechtheions oder erst beim Brande des Alten Tempels in die Ost-
cella des Erechtheions überführt wurde, entschied ich mich später (Ath. Mitt.
XXII 1897, 173) dafür, daß es stets im Hekatompedon geblieben sei und nur unmittelbar
nach dem Brande des Tempels bis zu dessen Wiederherstellung vorübergehend
im Erechtheion gestanden haben könne.
Eine neue Theorie über die Zeit der Überführung des Bildes ins Erechtheion hat
A.Frickenhaus aufgestellt (Amer. Journ. of Arch. 2. Ser. X 1906, 15). Sie scheint mir
nicht annehmbar, doch veranlaßt sie mich, meine eigene Theorie etwas zu ver-
ändern. Ich muß daher auf die Ansicht von Frickenhaus und auf die damit zu-
sammenhängenden Fragen etwas näher eingehen: In bezug auf die Geschichte
des Hekatompedons stimmt mir Frickenhaus im allgemeinen zu, glaubt aber zeigen
zu können, daß das Bild schon im Jahre 408 noch vor der vollständigen Fertig-
stellung des Erechtheions aus dem Hekatompedon in die Ostcella des Neubaues
überführt worden sei. Er stützt diese Annahme auf die richtige Beobachtung,
daß im Anfange des Jahres 408 nur die östliche Hälfte des Erechtheions ihr Dach
erhält und auch nur die Decke der Ostcella sofort bemalt wird. »Dafür gibt es
Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen. . 23
nur eine Erklärung«, sagt Frickenhaus, »Athena muß gleich darnach in ihre Cella
eingezogen sein, noch vor Vollendung des übrigen Baues«. Ich weiß dafür aber
eine andere und bessere Erklärung, die uns der von mir nachgewiesene ur-
sprüngliche Plan des Erechtheions nahelegt. In dem nicht ausgeführten Entwürfe
sollte, wie ich nachgewiesen habe, der ganze mittlere Teil des Baues, also die
Räume N, R, S, ohne hölzernes Dach bleiben und nur der Verbindungsgang der
nördlichen und südlichen Vorhalle, nämlich die Parastas R, ein niedriges Steindach
erhalten (Ath. Mitt. XXIX 1904, lOi). Ich nahm damals an, daß die Räume R und S
bei der wirklichen Ausführung doch ein Dach aus Holz erhalten haben, hätte aber
beachten sollen, daß der Raum S wegen des Felsloches c, das ich mit Petersen
für die Wohnung oder das Grab des Erechtheus halte, wenigstens zum Teil unter
freiem Himmel bleiben mußte, ebenso wie der Raum N wegen des Ölbaumes.
Ich glaube jetzt, daß der Raum S im ganzen Altertum ohne Dach geblieben ist
und erst in byzantinischer Zeit sein hölzernes Dach erhalten hat. Dadurch findet
die Beobachtung von Frickenhaus eine einfachere und bessere Erklärung: Im Jahre
408 erhielt nur die östliche Hälfte des Erechtheions ihre Decke und ihr Dach,
weil die westliche überhaupt ohne Decke und Dach aus Holz bleiben sollte.
Zur Bestätigung hierfür kann ich noch auf die Tatsache verweisen, daß die
Hintersteine (dvxSr^iiaxa) des äußeren Frieses nach den von Frickenhaus behandelten
Inschriften in der westlichen Hälfte des Baues, nämlich in den Räumen R und S,
weil sie dort im offenen Innenraum sichtbar waren, aus pentelischem Marmor
bestanden, während sie in der östlichen Hälfte (Ostcella T und Vorhalle) aus Ägina-
Stein hergestellt werden durften, weil sie zwischen den Hölzern der Decke und
des Daches lagen ([le-raju -ctuv JuXwv in der Inschrift) und daher nicht sichtbar waren.
Caskey würde bei Besprechung derselben Inschriften (Ath. Mitt. XXXVI 191 1, 328) das
Richtige getroffen haben, wenn er auf jeder Seite je zwei der ägineischen Steine
der östlichen Vorhalle zugeteilt hätte, an.statt sie im Mittelraume zu zeichnen.
Auf diese und andere Fragen des Erechtheions hoffe ich in einer größeren
Arbeit über den ursprünglichen Entwurf dieses seltsamen Baues näher eingehen
zu können. Hier mag aber schon, um die Dachlosigkeit der westlichen Cella
glaubhafter zu machen, noch an einige Tatsachen erinnert werden, die uns zeigen,
daß das Erechtheion, wie es wirkHch ausgeführt war, kein gewöhnlicher Tempel
gewesen ist: Erstens wird es von den alten Schriftstellern nicht als Tempel (vao;),
sondern mit Ausdrücken bezeichnet, von denen einige auf die Dachlosigkeit hin-
zuweisen scheinen. Während Herodot (8,55) den früheren Bau, dessen Gestalt
unbekannt ist, zwar Tempel nennt, aber durch die Angabe, daß der Ölbaum darin
stehe, wenigstens andeutet, daß ein Teil des Baues ohne Dach war, gebrauchen
alle späteren Schriftsteller für den jetzt noch erhaltenen Marmorbau andere Aus-
drücke. So nennt Dionysos von Halikarnaß (14,2) den Bau ar^xo?, Cicero (de nat.
deor. III, 19, 49) delubrum, Pausanias (I, 27) mehrmals olxTipia, Himerius (ecl. 5,30)
gar T2[j.svo?. Der römische Architekt Vitruv (IV, 8, 4) ist, wie wir sogleich sehen
werden, der einzige, der vielleicht das Erechtheion als aedes (= vao?) bezeichnet; er
fügt aber hinzu, daß es außergewöhnlich gestaltet sei. Zweitens enthielt der DoppeU
24 Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen.
bau, wie wir später aus der genauen Beschreibung des Pausanias ersehen werden,
kein einziges Götterbild. In der östlichen Hälfte, die das alte Kultbild der Polias
aufnehmen sollte, standen nur drei Altäre, nämlich des Poseidon-Erechtheus, des
Hephaistos und des Butes, also der auvvaoi der Athena, und in der westlichen Hälfte
befanden sich die Kultmale des Erechtheus und des Poseidon ohne Kultbilder.
Ich betrachte es hiernach als gesichert, daß nur die östliche Hälfte des
Erechtheions ein hölzernes Dach hatte, und kann daher die Schlußfolgerung von
Frickenhaus nicht anerkennen. Nicht um die Ostcella möglichst schnell für die
Aufnahme des alten Kultbildes fertigzustellen, erhielt nur sie im Jahre 408 ein
hölzernes Dach, sondern weil die westliche Hälfte überhaupt ohne Dach bleiben
sollte. Es kann auch im Jahre 408 kein Grund vorgelegen haben, das alte Bild
besonders schnell aus dem alten Tempel zu entfernen, weil dieser, wie Fricken-
haus und auch Weilbach selbst zugeben, im Jahre 406 noch stand.
Nichts steht aber, soweit ich sehe, der Annahme im Wege, daß das Bild
unmittelbar nach der Vollendung des Erechtheions im Jahre 407 in die neue, un-
zweifelhaft dafür bestimmte Ostcella hinübergebracht worden ist. Dann würde sich
auch, wie Frickenhaus (Bonner Jahrb. 118, 1909, 26) richtig hervorhebt, der Name
TiaXato? vao?, den das Hekatompedon im Jahre 406 in der angeführten Nachricht
des Xenophon führt, besonders gut erklären. Er verweist nämlich auf die wert-
vollen Darlegungen von E. Capps (Class. Philol. 1907, 25) über den Unterschied
von dpxatos und T.akai'k] darnach wird das Wort oL^/talm für solche alten Dinge
angewendet, die bis zum Anfang {ipyj^ hinaufgehen, während icaXatot für diejenigen
gilt, die früher (ira).ai) im Gebrauch waren und jetzt nicht mehr benutzt werden.
Der Tempel, in dem sich das alte Bild seit Urzeiten befand, hatte lange Jahre
mit vollem Recht das Beiwort c(p)(aw; geführt; er wurde aber zum z.iXiv'ji, als das
Bild aus ihm entfernt und er selbst zum Abbruch bestimmt war. Dieser Abbruch
erfolgte aber zunächst nicht, denn im folgenden Jahre steht der Tempel noch
aufrecht; er wurde sogar, wie wir sahen, nach dem Brande von 406 wiederher-
gestellt und das hochheilige Bild wurde wieder an seinen uralten Platz zurück-
gebracht. So durfte der Tempel in der Folgezeit mit Recht wieder als dpjfa»;
vsfui; bezeichnet werden.
Über die Zurückführung der Göttin in ihren uralten Tempel haben wir aller-
dings keine direkte Überlieferung. Daß sie aber wirklich erfolgt sein muß, dürfen
wir aus mehreren Tatsachen erschließen: Einmal aus der Wiederherstellung des
Tempelbaues selbst, die sinnlos wäre, wenn das Kultbild nicht wieder in seine
Cella gekommen wäre. Sodann aus mehreren amtlichen Inhaltsverzeichnissen des
apy[aXr,i vstu?, die den beiden folgenden Jahrhunderten angehören und nicht nur
viele Weihegaben der Athena Polias anführen, sondern auch Schmuckstücke des
alten Kultbildes selbst (Petersen, Burgtempel S. 1 1 9 und Frickenhaus, Ath. Mitt. XXXIII
1908, 17). Der beste Beweis für die erfolgte Zurückführung des Bildes ergibt
sich aber aus der im nächsten Abschnitte zu besprechenden Wanderung des
Pausanias, die mit voller und entscheidender Klarheit zeigt, daß der alte Polias-
Tempel, unser Hekatompedon, sogar im 2. Jahrhundert nach Chr. noch aufrecht
stand und das alte Kultbild noch enthielt.
Wilhelm Dörpfeld, Das llckatompedon in Athen.
Wenn wir auch die Gründe für die Wiederherstellung des Alten Tempels
und für die Zurückführung des Kultbildes nicht aus der Überlieferung kennen,
so können wir sie doch unschwer erraten. Wie ich oben schon andeutete, dürfen
wir nämlich vermuten, daß die politischen und künstlerischen Gegner des Perikles
und seiner großen Künstler stets den großartigen Plänen zur Erneuerung der Burg
widersprochen haben. Diese Opposition wuchs nach Fertigstellung des Parthenons
beim Beginn der großartigen Neubauten der Propyläen und des Erechtheions so
weit, daß Perikles wegen äasßeta angeklagt wurde. Die Einschränkung der ur-
sprünglichen Entwürfe der beiden letzteren Bauten zeigt uns noch heute deutlich
die traurigen Folgen des Einspruches der Gegner. Als dann der unglückliche
peloponnesische Krieg mit der fast gänzlichen Vernichtung der Macht Athens
abschloß, wird die Gegnerschaft gegen den kühnen und rücksichtslosen Plan, die
uralten Heiligtümer der Burg durch glänzende Neubauten zu ersetzen, ihren Höhe-
punkt erreicht und den vollständigen Sieg davongetragen haben. Es ist beim Zu-
stande Athens am Ende des 5. Jahrhunderts wohl verständlich, daß die konser-
vativen Kreise der Stadt im Jahre 406 nicht nur die Beibehaltung, sondern sogar
die Wiederherstellung des für den Abbruch bestimmten und in Brand geratenen
alten Burgheiligtums durchsetzten und auch die Zurückführung des hochheiligen
Kultbildes in das uralte Haus der Burggüttin erreichten.
Daß um 388 auch der Opisthodom der Göttin wieder in alter Weise als
Schatzhaus des Staates benutzt und Plutos wieder in seinem alten Hause ein-
gesetzt wurde, in dem er früher unter dem Schutze der Polias gewohnt hatte, haben
wir oben (S. 20) schon dargelegt.
in. Die römische Zeit.
Nachdem wir erkannt haben, daß der Alte Athena-Tempel neben dem
Erechtheion die ganze klassische Zeit hindurch bestanden hat, — auch Weilbach
stimmt, mir hierin für seinen eigenen Alten Tempel zu — , sind wir berechtigt,
ihn auch bei den römischen Schriftstellern zu erwarten. Sie werden unser Resultat
bestätigen: das alte Hekatompedon stand noch in römischer Zeit und enthielt noch
immer das alte Kultbild. Es sind namentlich drei Schriftsteller, die hier als Zeugen
in Betracht kommen: Strabon, Vitruv und Pausanias.
Der erste Schriftsteller ist der Geograph Strabon, dessen Worte über die
Tempel der Akropolis lauten (IX, 396): i-t os t^ rd-p% to rffi 'AOr,vä? tspov 0 xs
äpXatoj vsti)« 6 vffi FloXtaSoc, Iv <p 6 aoßsaio; l6yyoi, xi\ o uapösvoiv. Daß man früher,
als unser Hekatompedon noch ganz unbekannt war, unter dem hier neben dem
Parthenon genannten Alten Tempel der Polias das Erechtheion verstehen und also
diesem Bau, obwohl er noch jünger als der Parthenon war und sicher Erechtheion
hieß, den Namen äp-/atoj vscoc tt^c HiXtaSo? beilegen zu dürfen glaubte, ist ver-
ständlich. Heute liegt die Sache aber anders. Nachdem wir jetzt neben den
beiden Marmorbauten einen dritten, von den Persern verbrannten, aber nach ihrem
Abzüge wiederhergestellten Alten Tempel kennengelernt haben; und nachdem wir
weiter bewiesen haben, daß dieser Tempel auch nach der Erbauung des Parthenons
26 Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen.
und Erechtheions noch stand und sogar nach dem Brande des Jahres 406 wieder-
hergestellt worden war, ist mir das Festhalten an jener Meinung ganz unverständlich.
Strabon kann mit seinem an erster Stelle genannten dpjfaioj vetu? nur diesen vor-
persischen Tempel, unser Hekatompedon, meinen. Und da wir ferner aus Pausanias
wissen, daß die von Strabon angeführte ewige Lampe sich in demselben Räume
wie das alte Xoanon der Polias befand, so dürfen wir in Strabons Worten eine
willkommene Bestätigung des bisherigen Ergebnisses unserer Untersuchung sehen:'
Das alte Kultbild stand zu seiner Zeit noch im alten Hekatompedon.
Als zweiter Zeuge kommt der römische Architekt Vitruv in Betracht. Seine
Aussage ist leider weniger klar und genau. Bei Aufzählung der verschiedenen
Tempelarten sagt er (IV, 8, 4), daß es Tempel gebe, bei denen sich Säulen links
und rechts an die Schultern des Pronaos anschlössen (»columnis adjectis dextra
ac sinistra ad umeros pronai«) und fährt dann fort: »hoc autem genere primo
factae sunt, uti est Castoris in Circo, Athenis in arce et in Attica Sunio Palladis
Minervae; earum non aliae sed eaedem sunt proportiones ; cellae enim longitudinibus
duplices sunt ad latitudines uti reliquae, sed is omnia, quae solent esse in frontibus,
ad latera sunt translata«. Er spricht also von Tempeln, deren Cellen doppelt so
lang wie breit sind und deren Vorhallen, während sie sonst an den Fronten zu
sein pflegen, an die Seiten versetzt sind. Leider ist der Grundriß des als Beispiel
zuerst genannten Castor-Tempels in Rom nicht bekannt, aber den ebenfalls als
Beispiel angeführten Tempel der Athena in Sunion kennen wir jetzt durch die Aus-
grabungen von Val. Stais ("Etp. äpj(. 1900, Taf. 8). Er zeigt in der Tat eine auf-
fallende Eigentümlichkeit: sein quadratischer Grundriß hat eine Vorhalle an der
östlichen Front und eine zweite an der südlichen Nebenseite. Welchen ähnlichen
Tempel auf der athenischen Burg meint nun Vitruv.? Er sagt nicht ausdrücklich,
daß der Tempel in Athen auch, der Pallas Athena gehöre, doch wird man nach
dem Zusammenhang annehmen dürfen,, daß der Genetiv Palladis Minervae auch zu
dem Tempel in Athen gehört. Spricht er nun vom Erechtheion oder vom Heka-
tompedon oder vom Parthenon? Der letztere Bau kommt nicht in Frage, weil
er keinerlei Unregelmäßigkeit aufweist. An das Hekatompedon darf nur in dem
Falle gedacht werden, wenn von seiner Ringhalle, ähnlich wie beim Athena-Tempel
von Sunion, etwa nur die südliche und vielleicht auch die östliche Halle nach den
Perserkriegen stehen geblieben wäre. Unmöglich ist das nicht, aber sehr un-
wahrscheinlich. Wäre die südliche Halle am Tempel in Sunion nicht wirklich vor-
handen, würde niemand einen solchen Grundriß für möglich gehalten haben. Also
spricht Vitruv wahrscheinlich vom Erechtheion, dessen Ostcella in der Tat für
Athena bestimmt war und, wie wir sehen werden, auch wirklich die Altäre ihrer
Kultgenossen (auvvaot) enthielt. Aber gerade diese Ostcella hat ihre richtige Vor-
halle nach Osten. Dagegen fehlt dem Bau eine westliche Vorhalle und dafür sind
wirklich zwei Vorhallen an den westlichen Schultern angeordnet. Das paßt gut
zu den Worten Vitruvs. Aber gerade der westliche Teil war nicht der Athena,
sondern sicher dem Poseidon-Erechtheus geweiht. Daraus schließe ich, daß Vitruv
entweder den Namen des Inhabers des Tempels überhaupt nicht genannt oder
ungenau angegeben hat.
Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen. 27
Geradezu entscheidend sind die genauen Angaben des dritten Schriftstellers
der römischen Zeit, des Pausanias. Seine in Form einer ununterbrochenen
Wanderung abgefaßte Beschreibung der Akropolis gestattet uns mit Sicherheit zu
bestimmen, in welchem Bau sich damals das von ihm erwähnte alte Kultbild der
Göttin befand. Seine Worte verlangen hier um so mehr eine eingehende Be-
trachtung, da sie auch von Weilbach für seine eigene Theorie angerufen werden.
Aber dieser unschätzbare antike Zeuge ist durchaus keine Stütze für den Weil-
bachschen Phantasietempel, sondern bezeugt vielmehr klar und deutlich das Fort-
bestehen des alten Hekatompedons mit dem Xoanon der Göttin bis zum 2. Jahr-
hundert nach Chr.
Ich habe die Wanderung des Periegeten im Innern der Akropolis schon mehr-
mals in den Athenischen Mitteilungen besprochen (XII 1 887, 5 2 und 210; XXII 1 897,' 1 74 ;
XXXVI 1 9 1 1 , 47) und fast jedesmal meine Auffassung in einigen Einzelheiten etwas ver-
ändert, weil ich mich, wie ich oben schon andeutete, erst allmählich von den alten
Vorurteilen befreien konnte, in denen auch ich früher befangen war. Auch jetzt
glaube ich wieder einige Verbesserungen vorschlagen zu können. Zur Erläuterung
meiner Worte verweise ich auf den Grundriß der ganzen Burg (Plan i) und auf
den Grundriß des Hekatompedons und Erechtheions (Plan 2); auf beiden ist der
Weg der Periegese durch eine starke Strichpunktlinie angegeben.
Nachdem Pausanias den Aufgang zur Burg und die Propyläen beschrieben
hat, beginnt er I, 22, 6 seine Wanderung im Innern der Akropolis, die wir dank
der musterhaften und wertvollen Arbeit von O. Jahn und A. Michaelis in ihrer
»Arx Athenarum a Pausania descripta« bequem verfolgen können.
Beim Verlassen der Propyläen zählt der Perieget (23, i bis 24, l) zuerst
mehrere Bildwerke und Heiligtümer auf, von denen einige ihrer Lage nach ge-
sichert sind. Das Bild und der Altar der Athena Hygieia und das Heiligtum der
Artemis Brauronia lagen zur Rechten des zum Parthenon führenden Weges, den
der Perieget ohne Zweifel einschlägt. Den aufgezählten Dingen gegenüber, also
auf der anderen Seite des Weges, befanden sich andere Bildwerke, denn Pausanias
fahrt fort (24, l): xouxcov -irspav (ov sipr^xa su-tv . . . Die Bedeutung von »itlpav bei
Pausanias hat A. Michaelis (Ath. Mitt. II 1877, i) sehr richtig behandelt. Darnach
geht der Perieget offenbar zunächst wieder ein kleines Stück des Weges zurück, um
auch die zur Linken, also an der Nordseite des Weges stehende Reihe von Weihe-
gaben aufzuzählen. Er nennt dabei unter fünf Bildwerken, deren genaue Stand-
plätze wir leider nicht kennen, als letztes einen berühmten Bronzestier, den der
Rat des Areopags geweiht hatte.
Wenn Wernicke (Ath. Mitt. XII 1887, 186) in bezug auf diesen ersten Teil der
Periegese behauptet, daß Pausanias nichts darüber sage, welche von den beiden
Seiten des Weges zuerst beschrieben werde, so befindet er sich im Irrtum; denn
zu der ersten Gruppe, die mit dem Ausdruck toutcuv (uv zipr^-M zusammengefaßt
wird, gehören zweifellos sowohl der Artemis-Bezirk als auch die Athena Hygieia,
deren Lage an der rechten Seite des Weges gesichert ist. Nichts berechtigt uns
dazu, die erste Gruppe erst nach dem Artemis-Heiligtum beginnen zu lassen.
28 Wilhelm Döipfeld, Das Hekatompedoo in Athen.
Ebenso unrichtig ist auch die andere Behauptung Wernickes, daß es sich hier um
einen nach Süden gerichteten Nebenweg handele; denn wer kann glauben, daß
die Athener ihre wertvollsten Weihegaben nicht an dem Hauptwege zum Parthenon,
sondern an einem Nebenwege aufgestellt hätten? Beide Behauptungen ;yaren
mißlungene Versuche, sich meinen Folgerungen zu entziehen.
Wo endet nun die doppelte Reihe der Heiligtümer und Bildwerke, die Pau-
sanias am Wege von den Propyläen zum Parthenon zuerst beschreibt? Und wo
befindet er sich, als er 24, 3 nach Erwähnung des Bronzestieres des Areopags bei
einem Tempel der Athena-Ergane steht? Da wir diesen Tempel selbst zunächst
nicht kennen und auch den genauen Standplatz der letzten vor dem Tempel ge-
nannten Bildwerke, jenes Stiers zur Linken des Weges und einer Gruppe der
Athena und des Marsyas zur Rechten, nicht bestimmen können, müssen wir unter-
suchen, was in der Periegese unmittelbar auf den Tempel folgt. Da nennt nun
Pausanias (24, 3) nach Erwähnung des Tempels zuerst eine Statue des Kleoitas
und dann eine um Regen bittende Ge. Die Inschrift der letzteren Gottin steht
noch heute im Felsen zwischen Parthenon und Hekatompedon an der auf Plan i
angegebenen Stelle, nördlich von der 7. Säule des Parthenons. Wie kann man
da noch leugnen, daß Pausanias sich bei Erwähnung des Ergane-Tempels etwas
westlich von dieser Inschrift, also etwa an der Südwestecke des Hekatompedons be-
fand. In dieser Gegend wird durch die Stützmauern des Hekatompedons und des
Parthenons ein so sichtbarer Abschnitt des Weges gebildet, daß wir zu der An-
nahme berechtigt sind, daß Pausanias auf seiner Wanderung von den Propyläen
nach Osten zunächst nur bis an die Terrassen der beiden Tempel wanderte. Mit
dem Stier des Areopags war er also sicher zur Südwestecke der Hekatompedon-
Terrasse gelangt. Dort befindet er sich, als er :4, 3 von der Athena-Ergane und
von einem Tempel spricht.
Früher hatte man allgemein aus dem an dieser Stelle leider lückenhaften
Texte des Pausanias auf einen besonderen Tempel der Athena-Ergane geschlossen,
den man zwischen Brauronion und Parthenon ansetzte. Man nahm dabei meistens
an, daß Pausanias den Tempel in der im Text vorhandenen Lücke zuerst erwähnt
habe. Aber einerseits ergaben die Ausgrabungen westlich vom Parthenon, daß
dort kein Tempel, sondern die große Chalkothek gestanden hat, wie sie auf dem
Plan I gezeichnet ist. Und andrerseits ließ sich zeigen, daß es einen besonderen
Kult und Tempel der Ergane gar nicht gegeben hat (Ath. Mitt. XIV 1889, 304).
So hat denn auch, wie ich nicht unerwähnt lassen möchte, C. Robert (Pau-
sanias als Schriftsteller, 283, A. i) mir in der Leugnung eines besonderen Ergane-
Tempels zugestimmt, allerdings mit der Einschränkung, daß weder die Hermen,
noch der Altar der Aido, noch der Tempel mit dem Saificov aitouSaicov sich an der
Stelle wirklich befinden sollen, an die Pausanias auf seiner Wanderung vor Nennung
der Statue des Kleoitas gelangt ist, sondern daß der Perieget aiiderswo be-
findliche Dinge hier lediglich zu dem Zwecke nenne, um sie zu dem jüngeren
Werke des Kleoitas in Kontrast zu stellen. Pausanias soll eine zur Erklärung des
später erst zu nennenden Wortes awj5«itov bestimmte Bemerkung als abrupte
Wilhelm D.örpfeld, Das Hekatompedon in Athen. 20
Einleitung an die Spitze seines Satzes gestellt, dann zwei als Beleg für diesen Satz
dienende Beispiele angeführt und nun erst den gar nicht hier, sondern im Parthenon
befindlichen Daimon erwähnt haben, und das alles, um einen rhetorischen Gegen-
satz zu schaffen gegen das allein vorhandene Werk des Kleoitas. Das kann ich
nicht glauben. .Wieviel verständlicher und natürlicher ist es, — das wird auch
Robert nicht leugnen — , wenn der Perieget durch den alten Tempel der Polias-
Ergane, den er auf seiner Wanderung erreicht hatte, zu seiner allgemeinen Be-
merkung über die alte Frömmigkeit der Athener gekommen, und wenn er durch
die um den Tempel stehenden Hermen und Altäre der Aido und anderer Gott-
heiten zur Erwähnung der Hermen und zum Hinweis auf seinen früheren Aus-
sprucli veranlaßt worden ist! Auch Robert muß zugeben, daß die Worte (I, 24, 3):
'OcjTi? oe tA auv 'iyy^ uezoir^jisva liciirpooös Tiöexai täv I; apyon'izr^Tix fjXOVTtuv, xal totos
euTiv Ol ösofaaaOai, jeden Unparteiischen belehren, daß vor dem jüngeren und kunst-
vollen Werke des Kleoitas auch einige alte kunstlose Dinge an der erreichten
Stelle der Wanderung wirklich zu sehen waren.
Muß der besondere Ergane-Tempel aus der Diskussion ausscheiden, von welchem
Tempel spricht dann Pausanias, als er die Terrasse des Hekatompedons er-
reicht hat.? Offenbar ist unser Hekatompedon selbst der vermeintliche Ergane-
Tempel des Pausanias. Dieser alte Tempel und die ihn umgebenden Gegenstände
sind es, welche die allgemeinen Worte des Periegeten über die besondere Frömmig-
keit der Athener und über die gliederlosen attischen- Hermen veranlaßt haben.
Das hohe Alter der vor ihm stehenden Dinge, das er mehrfach andeutet, haben
wir oben für den Tempel selbst aus dem Tatbestande der Ruinen erwiesen. Die
im Hekatompedon verehrte Athena, ursprünglich die Gattin des Hephaistos, war
in der Tat die Ergane, denn sie war die Erfinderin und Lehrerin der Frauen-
arbeiten, besonders des Spinnens und der Kinderpflege, wie ihr Gatte der Gott
der Männerarbeiten war, namentlich der Töpferei und der Metallarbeiten, die er
selbst verstand und beschützte. Beiden Göttern gemeinsam wurde das Fest der
Chalkeia oder Athenaia gefeiert, an das Michaelis in der Arx mit Recht zu unserer
Stelle erinnert. Beide Götter standen auch noch gemeinsam als Kultbilder auf
derselben Basis im Tempel des Hephaistos auf dem Kolonos der Agora.
Auf der Terrasse um unseren Tempel haben ferner, wie wir oben schon
zeigten, höchstwahrscheinlich gliederlose Hermen gestanden, wie Pausanias sie er-
wähnt. Ebendort durften wir auch schon die Altäre der Aido und anderer ähnlicher
Dämonen annehmen, von denen der Perieget früher (I, 17, i) gesprochen hatte
(vgl. oben S. 12); zu diesen Dämonen gehörte vermutlich auch der leider un-
sichere (jTOo8ai(ov 8ai|ji(uv, den er als im Tempel befindlich anführt. Ich zweifle
nicht daran, daß der Kult des Götterpaares Hephaistos und Athena und auch der
jener Dämonen noch in die vorgriechische, tyrsenisch-pelasgische Zeit der Burg
hinaufreicht, wie auch die Hermen nach Herodot (2, 51) und Thukydides (6, 27, i)
den Urbewohnern Athens, den tyrsenischen Pelasgern, zugeschrieben wurden. Jeden-
falls waren es uralte Dinge, von denen Pausanias spricht, als er neben dem
Hekatompedon stand.
30 Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen.
Im Jahre 1887 hatte ich die Vermutung geäußert, daß die Beschreibung des
Tempelinnern in der Lücke des Textes gestanden habe, aber verloren gegangen
sei. Ich war zu dieser Annahme gekommen, weil ich das Vorhandensein des
Alten Tempels zur Zeit des Pausanias zwar für erwiesen hielt, aber noch an der
Meinung festhielt, daß der Perieget das alte Kultbild der Polias- selbst im Erech-
theion beschreibe. Nachdem ich aber durch die Arbeiten von Jane E. Harrison
(Mythol. of Athens, S. 508) und A. S. Cooley(Amer.Journ.of Arch. 2.Ser. III 1899,390)
von meinem Vorurteil über das Erechtheion endlich befreit worden war, erkannte ich
bald, daß Pausanias den Tempel der Athena-Polias hier zunächst nur im Vorüber-
gehen kurz erwähnt, die Beschreibung des Tempelinnern mit dem alten Kultbilde
aber bis zu dem Punkte seiner Wanderung verschiebt, als er nach der Schilderung
des Parthenons zum Erechtheion und zu den Kultmalen gelangt, die aufs engste
mit dem alten Bilde im Hekatompedon verbunden waren.
Der Perieget wandert also zunächst am Hekatompedon vorüber nach Osten,
um zuvor den Parthenon und seine Umgebung zu besuchen. Nach Erwähnung
der Statue des Kleoitas und der um Regen bittenden Ge nennt er die Standbilder
des Timotheos und Konon, deren gemeinsame Basis tatsächlich etwas östlich von
der Ge-Inschrift gefunden ist und uns somit eine erwünschte Bestätigung für die
Richtigkeit unserer Periegese liefert. Bei seiner weiteren Wanderung zum östlichen
Eingang des Parthenons kommt er an zwei Kultbildern des Zeus Polieus vorüber,
von dessen Altar er, ebenso wie Michaelis in der Arx Athenarum, vielerlei zu
berichten weiß. Da für die Zeus-Altäre in Griechenland oft die höchsten Spitzen
der Berge gewählt waren, liegt die Vermutung nahe, daß die nordöstlich vom
Parthenon erhaltene höchste Felshöhe, die gewöhnlich für den großen Athena-
Altar in Anspruch genommen wird, das Heiligtum des Zeus Polieus gebildet hat.
Für einen großen Altarbau selbst paßte auch der Felsblock deshalb nicht gut, weil
seine beiden abgearbeiteten Seiten im Süden und Osten keinen rechten Winkel
bilden. Für einen Bezirk dagegen, in dem ein kleinerer Altar mit den Bildwerken
des Zeus stehen konnte, paßt der spitze Winkel schon besser.
Ist meine Ansetzung des Zeus-Heiligtums an dieser Stelle richtig, so haben
wir den großen Altar der Athena weiter nordwestlich zu suchen, wie Petersen mit
Recht schon früher verlangt hat (Klio, IX 1909, 233, A. 2). Da bietet' sich uns für
den Hauptaltar der Burg ein ausgezeichneter Platz dar: Gerade östlich vor dem
Hekatompedon, wo wir den Altar erwarten dürfen, zeichnet Kawerau auf Taf. III
seines Akropolis-Planes rund 15 m von der Ringhalle des Tempels entfernt eine
Felseinarbeitung, die etwa 5 m nach Osten verläuft und dort eine Ecke nach Norden
bildet. Die hierdurch gesicherte antike Bauanlage darf mit großer Wahrscheinlich-
keit als der Athena-Altar gelten, weil dieser nach der Hekatompedon-Inschrift
gerade östlich vom Tempel angesetzt werden muß (vgl. oben S. 8). Die Breite des
Altars betrug nach den Spuren mindestens 5 m; seine Länge nach Norden ist leider
nicht zu bestimmen und kann daher nur nach Analogie anderer Altäre angenommen
werden. Daß die Richtung der Anlage nicht ganz mit der des Tempels über-
einstimmt, spricht nicht gegen unsere Deutung. Denn der geringe Richtungs-
Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen. ^ I
unterschied, der noch mehr bei den drei Athena-Tempeln selbst vorhanden ist,
wird wohl nach Nissens bekannter Theorie durch die verschiedenen Sonnenaufgänge
an den Gründungstagen der einzelnen Bauwerke verursacht sein.
Neben oder in dem Heiligtum des Zeus Polieus wird auch die Gruppe der
beiden um den Besitz der Burg streitenden Götter Athena und Poseidon gestanden
haben, die Pausanias hier nennt; hatte doch Zeus Polieus selbst ihren Streit durcii
seine Stimme entschieden.
Nach der Schilderung des Parthenons, zu dem Pausanias sich nunmehr wendet,
soll er nach Weilbach (S. 108 und iio) sofort zum Erechtheion gegangen sein.
Auf diesem Wege sei er notwendigerweise an der Ostfront des Hekatompedons
vorübergekommen und habe daher diesen Bau noch vor dem Erechtheion be-
schreiben müssen, wenn er damals wirkUch noch aufrecht gestanden hätte. Da
der Perieget den Poliastempel aber tatsächlich erst nach dem Erechtheion be-
schreibe, so könne der Tempel mit dem alten Kultbilde nicht südlich, sondern nur
westlich vom Erechtheion gelegen haben. Die Grundlage dieser Schlußfolgerung
Weilbachs ist aber unrichtig, wie er selbst wohl gesehen haben würde, wenn er
die Periegese gezeichnet hätte. Pausanias geht vom Parthenon gar nicht nach
Norden, sondern zunächst nach Osten und sogar nach Südosten. Denn von den
Sehenswürdigkeiten, die er zwischen Parthenon und Erechtheion aufzählt, kennen
wir genauer die Standplätze von zwei Bildwerken. Das erste ist ein eherner
Apollon des Pheidias, der »gegenüber dem Tempel«, also wohl dem östlichen
Eingang gegenüber stand, und sodann eine Gruppe der Gigantomachie, die nach
Pausanias (25, 2) auf oder an der südlichen Burgmauer aufgestellt war, und zwar
nach Plutarch (Anton. 60) gerade oberhalb des Theaters. Pausanias' Wanderung
geht also vom Parthenon zunächst nach Südosten zum Punkt J unseres Planes.
Den Weg von hier zum Erechtheion nimmt er naturgemäß östlich um das Heilig-
tum des Polieus herum, weil er dieses vorher im Südwesten umwandert und be-
schrieben hatte. Wir können freilich nicht bestimmen, ob seine Wanderung da-
bei dicht an der nördlichen Burgmauer vorüberführte, wie ich auf Taf i an-
genommen habe, oder ob sie zwischen dem Zeus-Heiligtume und dem antiken Bau
H hindurch sich noch mehr dem großen Athena-Altar näherte.
Wo die von Pausanias unterwegs aufgezählten Bildwerke standen, wissen wir
leider nicht, dürfen aber vermuten, daß die als letzte Sehenswürdigkeit vor dem
Erechtheion genannte sitzende Athena-Statue des Endoios schon nicht mehr fern
vom Erechtheion selbst und zwar in der Nähe des großen Athena-Altars gestanden
hat; vielleicht war sie sogar ein zu diesem Altar gehöriges Kultbild, wie wir es
auf der bekannten attischen Hydria (Gerhard, Auserl. Vasenbilder 242, l und
Petersen, Burgtempel 43) neben einem Altar vor einem Tempel sehen. Pausanias
nähert sich also dem Erechtheion von Osten, nicht von Süden.
Nach unseren bisherigen Untersuchungen müssen wir annehmen, daß Pau-
sanias in diesem Augenblick zwei Tempel vor sich sah: den Marmorbau des
Erechtheions und links daneben, aber etwas weiter entfernt, das alte Hekatompedon
der Polias. Rein örtlich genommen, lag ihm das Erechtheion am nächsten, weil
^2 .Wilhelm Uörpfeld, Das Hekatompedon in Athen.
seine Vorhalle fast lO m weiter nach Osten reicht als die Vorhalle des Heka-
tompedons. Daher empfahl ihm dieser äußere Grund, zuerst das Erechtheion und
darauf das Hekatompedon zu beschreiben, um dann seine Wanderung weiter nach
Westen zum Pandroseion und zu den Propyläen fortzusetzen. Dieselbe Reihen-
folge empfahl sich aber auch aus inneren Gründen: Denn westUch hinter dem
Erechtheion stand im Pandroseion der Ölbaum, der als Kultmal zu der Göttin im
Hekatompedon gehörte und daher am besten unmittelbar nach ihrem Tempel ge-
schildert wurde. Es werden also zugleich örtliche und sachliche Gründe maßgebend
gewesen sein für die Einfügung der Schilderung des Hekatompedons zwischen die
des Erechtheions und des Ölbaums.
Bevor wir dem Pausanias auf diesem Wege folgen, will ich den abweichenden
Wegen, die ihn meine Gegner einschlagen lassen, einige Worte widmen. Alle
diese Vorschläge gehen von der unbewiesenen und sogar unrichtigen Voraus-
setzung aus, daß das Hekatompedon zur Zeit des Pausanias nicht mehr bestanden
habe. Da sie infolgedessen die Ostcella des Erechtheions für den Tempel der
Polias halten müssen, lassen sie den Periegeten -zunächst an dieser Cella vorüber
zum westlichen Teil des Erechtheions gehen und behaupten, daß er diese westliche
Hälfte und nicht den ganzen Doppelbau als Erechtheion und als SiirXouv otxr^fia
bezeichne. Erst nach der Schilderung der westlichen Räume R und S lassen sie
ihn zur Ostcella T zurückkehren und dann schließlich wieder über den westlichen
Teil .hinweg zum Pandroseion zurückspringen. Besonders bedenklich ist dabei
noch, daß Pausanias nach der Schilderung des Erechtheions auf seinem weiteren
Wege nach Westen mehrere Gegenstände nennt, die dem »Athena-Tempel« oder
»Polias-Tempel«, also der Ostcella T, benachbart waren. Hier helfen sie sich mit der
Ausrede, daß auch das ganze Erechtheion den Namen PoHas-Tempel geführt habe,
eine Annahme, die mit den Worten des Pausanias bei der ersten Nennung des
Erechtheions absolut nicht in Einklang zu bringen ist. Daß eine solche Wanderung
als ein »planloses Hin- und Herlaufen« bezeichnet werden darf, liat Weilbach
mit Recht dargelegt (S. IC9 und 113). E. Petersen, einer der Führer dieser
Gegner, gibt sogar selbst zu, daß die von Michaelis als unnötig und unerklärlich
gerügte Verwirrung sowohl für seinen eigenen Vorschlag, als auch für den von
Michaelis gelte (Jahrb. d. Inst. XVII 1902, 59). Weilbach erklärt nun aber auch meine
Lösung für »unbegreiflich und mit einer vernünftigen Periegese unvereinbar«
(S. 106) und stellt selbst eine neue Wanderung auf, die alle Schwierigkeiten heben
soll. Wir werden sehen, daß für sie gerade das Gegenteil zutrifft. Obwohl Weil-
bach für diese Wanderung an der ihm passenden Stelle einen Polias-Tempel er-
findet, läßt er den Pausanias ebenso »unnütz hin- und herlaufen«.
Folgen wir jetzt dem Pausanias auf seiner Besichtigung der beiden Tempel,
so stimmt Weilbach zunächst darin mit mir überein, daß wir beide den Periegeten
zuerst die östliche Cella des Erechtheions (T) betreten lassen, also den Raum, der
nach dem ursprünglichen Plane für die Kultcella der Athena bestimmt war. Vor
dem östlichen Eingang sieht Pausanias einen Altar des Zeus Hypatos, den wir
sonst nicht kennen. Daß dieser Altar nicht, wie Petersen behauptet, mit dem in
Wilhelm Dörpfeld, Das Hckatompedon in Athen. 23
einer Inschrift des Erechtheions (Arx, A E 22, 79) in der Nordhalle genannten
Altar des Thyechoos identisch zu sein braucht, ist von mehreren Seiten dargelegt
worden. Stand der Zeus-Altar, wie wir annehmen dürfen, in der östlichen Vor-
halle, so kann er, wie schon C. Robert (Griech. Mythol. 125, 2) vermutete, in Be-
ziehung gestanden haben zu dem Altar der Gattin des Zeus, der Dione, der sich '
nach einer andern Inschrift (Arx, A E 28, 37) neben einer Ecksäule derselben
östlichen Vorhalle befand. Vielleicht gehörte er beiden Göttern gemeinsam.
Im Innern beschreibt Pausanias den Inhalt und die Ausstattung der Ostcella
in solcher Weise, daß jeder Vorurteilslose daraus die ursprüngliche Bestimmung
des Raumes als Cella der Athena-Polias noch erkennen kann. Die Inhaber der
drei von ihm aufgezählten Altäre sind nämlich: i. Hephaistos, ursprünglich der
Gatte der Polias, 2. Erechtheus-Poseidon, ihr Sohn oder Pflegesohn, der nach
einem Orakelspruch dem Poseidon gleichgesetzt und zugleich mit ihm auf dem-
selben Altar verehrt wurde, und 3. Butes, der Bruder oder Sohn des Erechtheus
und zugleich der Stammvater des Priestergeschlechtes der Polias. Alle drei Altäre
waren also für tjuwant der Athena bestimmt und hatten gewiß vorher im alten
Tempel der Göttin bei dem alten Kultbilde gestanden. In die Ostcella des neuen
Tempels waren sie hinübergeschafft worden, als die Göttin selbst dorthin überge-
siedelt war; wurden aber nicht wieder entfernt, als das alte Bild der Göttin nach
kurzer Zeit wieder in das Hekatompedon zurückversetzt worden war. Pausanias
sieht dies Bild nicht im neuen, sondern, wie wir später erkennen werden, im alten
Tempel, wo Athena nunmehr allein, ohne ihre uuvvaoi wohnte. Aus dem letzteren
Umstände erklärt sich vielleicht die auffallende Tatsache, daß ein später Schrift-
steller nach einer Erklärung dafür sucht, da& Erechtheus als Paredros der Athena
bezeichnet wurde (Petersen, Burgtempel, S. 109). Früher im Hekatompedon war
Erechtheus ihr Paredros gewesen, seit etwa 400 v. Chr. war er es nicht mehr.
Besonders wichtig für unsere Periegese sind die Gemälde, die Pausanias an
den Wänden der Ostcella des Erechtheions erwähnt, nicht so sehr durch ihren
Inhalt, obwohl auch dpr dargestellte Gegenstand, der Stammbaum des Geschlechts
der Athena-Priesterinnen, vorzüglich zur Polias-Cella paßt, sondern vielmehr durch-
ihre Anbringung in einem mit zwei schmalen Fenstern versehenen Räume. Denn
wir kennen auf der Akropolis noch einen anderen Raum mit Vorhalle, der zwei
ganz ähnliche Fenster neben seiner Eingangstür hatte und auch von demselben
Architekten erbaut war, nämlich die Pinakothek der Propyläen (Amen Journ. of
Arch. 2. Ser. X 1906, 69). Daß dieser Raum für Wandgemälde bestimmt war, habe ich
früher (Ath. Mitt. XXXVI 191 1, 92) bewiesen. Dasselbe dürfen wir wegen der gleichen
beiden Fenster auch für die Ostcella des Erechtheions annehmen. Und tatsächlich
nennt nun Pausanias in ihr die Gemälde des Priestergeschlechtes der Polias. Daß
darin eine wertvolle Bestätigung für die Richtigkeit unserer Periegese des Pausanias
liegt, muß auch der hartnäckigste Gegner zugeben, besonders wenn er beobachtet,
wie Michaelis und Petersen darüber streiten, welcher der beiden westlichen Räume
des Erechtheions sich für die Wandgemälde eigne (Jahrb. d. Inst. XVII 1902,
63 u. 82). Hätte Michaelis die Fenster der Ostcella gekannt, würde er bei seinem
Jahrbuch des archäolog-ischen Instituts XXXIV. 3
7A Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen.
Verständnis für Tatsachen meines Erachtens den Ostraum als Platz der Gemälde
anerkannt haben.
Von der Ostcella T wendet sich Pausanias mit der Bemerkung, daß der Bau
StitXoüv, also ein Doppelbau sei, zur westlichen Hälfte, wo er richtig zwei der dort
vorhandenen Wahrzeichen des Poseidon, nämlich das Dreizackmal und den Salz-
wasserbrunnen, nennt. Wie er vom Osten in die Westhälfte gelangte, ob durch
eine innere Verbindungstreppe zwischen T und S, die zwar möglich, aber nicht
gesichert ist, oder durch die südliche Korenhalle oder aber durch die nördliche
Vorhalle, ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Ich habe mich in den Zeichnungen
für die letzte Möglickeit entschieden, obwohl ich die erste nicht für ausgeschlossen
halte; die mittlere kann kaum in Betracht kommen, weil Pausanias, wie wir sehen
werden, später durch die Korenhalle den Westraum verläßt und ihn daher ver-
mutlich auf einem anderen Wege betreten hat. Von den beiden Kultmalen, die
er im westlichen Teile nennt, lag der Brunnen mit Meerwasser, den Worten des
Pausanias entsprechend, im Innern und zwar meines Erachtens unter dem Räume R;
das Dreizackmal ist dagegen unter der nördlichen Vorhalle noch heute zu sehen.
Die Reihenfolge würde am besten zu der ersten oder zweiten der drei vorher
genannten Möglichkeiten der Periegese passen. Warum Pausanias von dem dritten
Kultmale, dem oben besprochenen arofiiov oder yd(}[iot im Räume S nichts sagt,
entzieht sich unserer Beurteilung. Er spricht weder von dem Prostomiaion, dem
amtlichen Namen des Raumes S, noch von dem Grabe oder der Wohnung des
Erechtheus in dem Stomion, noch von der Schlange, die dort hausen sollte.
Nach der Beschreibung des Erechtheions wendet sich der Perieget nicht so-
fort zu dem westHch anstoßenden Pandroseion P mit dem Ölbaum, sondern besucht
zuvor den nebenan liegenden Alten Tempel der Polias, den er zwar schon erwähnt,
dessen Beschreibung er aber bis jetzt aufgeschoben hatte. Als kürzesten Weg
zum Hekatompedon wählte er gewiß die Treppe in der Vorhalle der Koren, auf
der er bequem zur östlichen Vorhalle der Polias-Cella gelangen konnte. Den
alten Namen »Hekatompedon«, der seit dem 5. Jahrhundert Jür den Alten Tempel
■der Polias nicht mehr im Gebrauch war, benutzt er begreiflicherweise nicht, son-
dern bezeichnet den Tempel kurzweg als »Tempel der Polias« (27, i) oder »Tempel
der Athena« (27, 2 ; 27, 4). Er durfte diese kurzen Namen ohne den Zusatz »alt«
gebrauchen, weil eine Verwechslung unmöglich war. Denn den großen neuen
Tempel der Athena nennt er stets Parthenon, den anderen Marmorbau stets Erech-
theion; benutzt also die Namen, die damals seit Jahrhunderten üblich waren. Der
Parthenon enthielt das goldene Kultbild der Athena, die »Parthenos«. Das Erech-
theion hatte überhaupt kein Bild der Athena; sein ehemaliger amtlicher Name
»Tempel für das alte Kultbild« war nicht üblich geworden, weil dies Bild gar
nicht oder nur ganz kurz im Erechtheion gestanden hatte, sondern im Hekatom-
pedon geblieben war. Da das alte Kultbild, wie Pausanias lehrt, damals kurzweg
»Polias« hieß, so durfte auch der Alte Tempel kurz »Tempel der Polias« genannt
werden. Der Name Erechtheion war, was wohl beachtet zu werden verdient, für
den Doppelbau besonders treffend, weil Erechtheus nicht nur mit dem in der
Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen. 7 t
Westcella verehrten Poseidon gleichgesetzt wurde, sondern auch in der Ostcella
seinen Altar hatte.
Wie Pausanias vor seinem Eintritt in den Alten Polias- Tempel die Wichtig-
keit des Tempels und seines Kultbildes durch einen allgemeinen Satz über den
Athenakult in Attika hervorhebt (26, 6), so hatte er schon vorher die erste kurze
Erwähnung desselben Baues (24, 3) mit einer allgemeinen Bemerkung über die
Fröjnmigkeit der Athener eingeleitet. Im Innern der Calla Z nennt er das vom
Himmel gefallene Kultbild, die ewige Lampe des Kallimachos, die übrigens wegen
des Alters ihres Künstlers in das junge Erechtheion gar nicht paßte, und einige
wertvolle alte Weihegaben der Göttin und wendet sich dann zu ihrem Ölbaum,
dessen Platz (a auf unseren Plänen) längst festgestellt ist. Dieses Wahrzeichen
des Streites zwischen Athena und Poseidon um Attika stand westlich vom
Erechtheion und nördlich vom Polias-Tempel in einem offenen Hofe, der
zur Zeit Herodots einen Teil des älteren Erechtheus-Tempels gebildet hatte
und auch in das neue Erechtheion, wie es geplant war, aufgenommen werden
sollte. Da der westliche Teil des neuen Tempels aber nicht ausgeführt worden
war, wurde der Baum später zum Bezirk der Pandrosos gerechnet, vor deren
Tempel er stand. Dieser Bezirk führte den Namen Pandroseion, den Pausanias
gebraucht und der zuerst in den Bauinschriften des Erechtheions vorkommt.
Auf welchem Wege Pausanias von der Ostcella Z des Hekatompedons zum
Ölbaum gelangte, können wir nur vermutungsweise angeben, weil außer der Treppe
der Korenhalle, die ihm zum Hinabgehen zur Verfügung stand, noch eine zweite
Treppe weiter westlich gelegen haben muß, die ihm ein unmittelbares Hinab-
steigen zum Pandroseion ohne nochmaliges Betreten des Erechtheions erlaubte.
Sie hatte, wie wir vermuten dürfen, durch die Treppe der Korenhalle ersetzt
werden sollen und wäre daher in Fortfall gekommen, wenn der ganze Erechtheionbau,
wie er geplant war, zur Ausführung gelangt wäre. Wir dürfen sie, obwohl keine
Reste von ihr nachweisbar sind, aus allgemeinen Gründen und auch aus der Hunde-
geschichte des Philochoros (Arx S. 71, 9) erschließen. Sie führte innerhalb des
K'ekropions, das neben der Korenhalle lag, zum Pandroseion hinab und wird etwa
dort gelegen haben, wo ich sie auf den Plänen vermutungsweise gezeichnet habe.
Ich halte es jedoch nicht für unmöglich, daß die Cella der Polias zur unmittel-
baren Verbindung zwischen der Göttin und ihrem Ölbaume noch einen Neben-
ausgang an ihrer Nordwestecke hatte, eine Hintertür, wie sie in mehreren Tempeln
(so in Phigalia und in Lykosura). tatsächlich vorkommt und auch in dem home-
rischen Megaron als öpaoöiSpY; nachzuweisen ist. Sollte diese Vermutung zutreffen,
so würde sich sowohl die Wanderung des Pausanias, als auch der Weg des Hundes,
der von der Polias-Cella unmittelbar zum Ölbaum hinuntergelaufen war, besonders
einfach und überzeugend gestalten. Ich habe auf Plan i u. 2 die Tür als Möglich-
keit angedeutet und auf Plan I die Periegese durch diese Tür geführt.
Vom Ölbaume (a), unter dem ein Altar des Zeus Herkeios stand, wendet
sich Pausanias zum Tempel der Pandrosos und macht über ihn die wichtige An-
gabe, daß er dem Athena-Tempel mMz-^ifi sei. Der Bau muß also an diesen Tempel
3*
ßg Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen.
angebaut gewesen sein, mit ihm unmittelbar zusammengehangen haben. Daß eine
enge Vefbindung zwischen dem durch Felseinarbeitungen und Fundamentreste ge-
sicherten Pandrosos-Tempel P und der Ostcella des Erechtheions, in dem die meisten
meiner Gegner den Athena-Tempel sehen, ganz unmöglich ist, liegt auf der Hand
und wird auch von Weilbach betont (S. io8). Nicht der Tempel der Pandrosos,
sondern der vor ihm liegende Bezirk ist mit dem westlichen Teil des Erechtheions,
der die Kultmale des Poseidon enthielt, verbunden. Aber auch Weilbachs Lösung
des Problems ist unannehmbar. Es ist schon auffallend, daß er den »Tempel«
der Pandrosos, den Pausanias erwähnt, in seinem Aufsatze überhaupt nicht nennt,
sondern immer nur von einem Tempelhof und vom Pandroseion als Bezirk spricht und
nur einmal eine »kleine Kapelle« der Pandrosos erwähnt. Er scheint nicht zu wissen,
daß die Nordmauer des Pandrosos-Tempels und seine Nordwestecke durch Mauer-
reste und Felseinarbeitungen gesichert sind und daß seine Südmauer durch ihre
Spur an der Westwand des Erechtheions in ihrem Abstände von der Nordmauer
festgelegt ist. Ungewiß ist an dem Grundriß des Pandrosos-Tempels nur, wo seine
Ostwand lag, und ob eine besondere Vorhalle vorhanden war. Ich habe im Plane i
und 2 keine Vorhalle gezeichnet, aber im Plane 3 eine solche versuchsweise an-
genommen. Ganz unzulässig ist es nun, wie die Pläne zeigen, daß Weilbach
westlich von diesem Pandrosos-Tempel noch einen großen Athena-Tempel annimmt,
der seinen Eingang im Westen und einen Opisthodom als Schatzhaus im Osten
gehabt haben soll. Lediglich um die ouvsj^eiot zwischen den Tempeln der Pan-
drosos und der Athena herzustellen, hat Weilbach für seinen Alten Polias-Tempel
diese Stelle gewählt. Hier liegt der Kernpunkt seiner neuen Theorie, der noch
gründlich widerlegt zu werden verdient.
Es läßt sich zunächst nicht leugnen, daß der von Weilbach an dieser Stelle
erfundene Tempel, wenn er möglich wäre, mit dem Pandrosos-Tempel hätte zu-
sammenhängen können. Aber der große Phantasie-Tempel kann, wie wir schon
sahen, an der angenommenen Stelle gar nicht gestanden haben, weil westlich und
nördlich vom Pandrosos-Tempel P kein Platz für einen größeren Bau ist. Denn
noch jetzt sind etwa 1 5 m westlich von der gesicherten Nordwestecke dieses Tempels
die Reste von drei Basen für Weihegaben (K auf unseren Plänen) zu sehen, von
denen zwei nach ihrem Material etwa aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. stammen.
Diese Basen, auf die ich noch zurückkomme, schließen die Weilbachsche Annahme
eines Tempels mit Opisthodom an dieser Stelle einfach aus. Zwischen K und
der Nordwestecke des Pandrosos-Tempels haben sich die Reste einer sehr alten,
aus kleinen Steinen erbauten Mauer L erhalten, die zu einem der vielen vor-
historischen Gebäude gehört hat, die von E bis D auf Taf 2 gezeichnet sind.
Daß keine dieser Mauern von einem Tempel herrühren kann, der nach Weilbach
zur Zeit des Pausanias als Haupttempel der Polias noch gestanden und das
heiligste Kultbild Athens enthalten haben soll, wird jeder Kenner der Bauwerke
der Akropolis ohne Bedenken bestätigen.
Zweitens scheint Weilbach übersehen zu haben,' daß trotz des willkürlich
erfundenen Polias-Tempels seine Wanderung des Pausanias in dieser Gegend ein
Wilhelm Dörpfeld, Das Hekätompedon in Athen. -37
wirklich »unvernünftiges Hin- und Herlaufen« gewesen wäre. Er selbst macht
also gerade den Fehler, den er seinen Gegnern vorwirft und durch seine Erfin-
dung vermeiden will. Denn nach seinem Plane, den er klugerweise nicht ge-
zeichnet hat, sollen die von Pausanias aufgezählten Bauwerke von Osten nach
Westen in folgender Reihenfolge liegen: i. das doppelte Erechtheion, 2. der
Pandrosos-Bezirk mit Ölbaum; 3. der Pandrosos-Tempel; 4. der erfundene Polias-
Tempel mit seinem Opisthodom im Osten (a) und seiner Kultcella im Westen (b);
5. das Arrephoren-Haus, das wir sogleich besprechen werden. Nun nennt aber
Pausanias auf seiner nach Westen gerichteten Wanderung tatsächlich nach dem
Erechtheion (1) sofort die Polias-Cella mit dem Kultbilde (4 b), dann erst den Öl-
baum im Pandroseion (2) und den Pandrosos-Tempel (3) und kommt zuletzt zum
Arrephoreion'(5). Nach Weilbach würde also Pausanias vom Erechtheion zuerst
über das Pandroseion und den Pandrosos-Tempel hinweg bis zu dem erfundenen
alten Tempel springen, würde nach dessen Beschreibung wieder nach Osten zum
Pandroseion mit dem Ölbaum zurückkehren und dann wiederum über den Alten
Polias-Tempel hinweg zum Hause der Arrephoren springen. Ist dagegen, wie ich
annehme, der Polias-Tempel im Hekatompedon zu erkennen, so nennt Pausanias
alle Anlagen in ihrer wirklichen Reihenfolge: Nach dem Erechtheion geht er zu
dem südlich sich anschließenden Alten Tempel, schildert darauf nach Nordwesten
zurückkehrend den Ölbaum im Pandrosos-Bezirk und den Pandrosos-Tempel und
wendet sich schließlich zum Arrephoreion. Er schiebt also bei meiner Periegese
den alten Polias-Tempel in sehr verständiger Weise zwischen das Erechtheion
und den Ölbaum ein. Eine bessere Periegese läßt sich meines Erachtens gar
nicht finden.
Ist denn aber unser Pandrosos-Tempel P an unseren Athena-Tempel ange-
baut ((juvs}(T5c) ? Trotz des Widerspruches von Weilbach darf ich diese Frage
entschieden bejahen. Die Südwand des Pandrosos-Tempels ist zugleich die nörd-
liche Stützmauer der Terrasse des Hekatompedons. Es Hegt hier zwischen den
beiden Tempeln dasselbe Verhältnis vor wie in Delphi zwischen der Halle der
Athener und dem ApoUon-Tempel: die Halle ist an die Stützmauer des Tempels
angebaut; ihre Rückwand bildet zugleich den Unterbau des Tempels. Ebenso ist
bei uns die südliche Seitenmauer des Pandrosos-Tempels zugleich die Stützmauer
des Athena-Tempels. Leider ist diese Mauer selbst jetzt gänzlich verschwunden
und daher kann die genaue Gestalt der Athen a-Terrasse im Nordwesten nicht
angegeben werden. Daß die Mauer aber einst vorhanden war und ungefähr an
der auf dem Plane gezeichneten Stelle gelegen hat, kann nicht bezweifelt werden.
Den westlichen Teil der nördlichen Stützmauer habe ich in den beiden Plänen
etwas verschieden gezeichnet, um zwei Möglichkeiten für ihren Verlauf anzugeben.
Eine Entscheidung zwischen diesen Vorschlägen scheint mir kaum möglich.
Die tiefe Lage des Pandrosos-Tempels im Verhältnis zum Hekatompedon,
— jener bildete gewissermaßen ein Untergeschoß der Tempelterrasse und sein
Dach war nicht viel höher als die Stylobathöhe des Hekatompedons — und die
Tatsache, daß der Pandrosos-Tempel, wie auf Taf. 2 und 3 zu erkennen ist, im
^S Wilhelm Döipfeld, Das Hekatompedon in Athen.
ursprünglichen Entwurf des Erechtheions mit dem geplanten Opisthodom
zusammenfällt, legen uns den Gedanken nahe, daß der Pandrosos-Tempel in
dem nicht ausgeführten Bau vielleicht das Untergeschoß des Opisthodoms bilden
sollte, in ähnlicher Weise, wie früher von C. Boetticher und anderen in der
Ostcella des Erechtheions ein Untergeschoß angenommen wurde. Im westlichen
Teile des geplanten Erechtheions, wo der Felsboden noch tiefer liegt als im öst-
lichen, war ein Doppelgeschoß jedenfalls noch eher möglich.
Vom Pandroseion wendet sich Pausanias zur Schilderung des »Wohnhauses
der Arrephoren«, das »nicht fern« (06 Ttoppco) vom Polias-Tempel lag. Aus der
Cella der Polias brachten die Arrephoren an einem bestimmten Festtage eine
heilige Ciste auf einem heimlichen Weg hinunter in die Stadt zum Heiligtum der
Aphrodite in den Gärten. Nun liegt nordwestlich vom Pandroseion und Heka-
tompedon ein Gebäude B, |das über dem östlichen Ende einer älteren Halle A
erbaut ist. Dieser tempelartige Bau mit seiner Vorhalle paßt zunächst wegen
seiner Lage sehr gut für jenes Haus der Arrephoren. Dazu kommt noch, daß in
dem schmalen Räume zwischen ihm und der nördlichen Burgmauer jetzt eine
mittelalterliche Treppe liegt, die durch einen Felsspalt in eine Grotte des Burg-
felsens und so zur Unterstadt hinabführt. Wir dürfen vermuten, daß hier im
Altertum die heimliche Treppe gelegen hat, auf welcher die Arrephoren zu einem
Aphrodite-Heiligtume der Unterstadt hinabgingen.
Wenn Pausanias auf seiner weiteren Wanderung zu einigen Bildwerken ge-
langt, die nach seiner Angabe »dicht am Athena-Tempel« standen (irpft? T(p vaoJ
TT)? 'Aftyiva?), so meint er damit offenbar Standbilder, die an dem Wege vom Erech-
theion zu den Propyläen dicht an der Stützmauer des Hekatompedons aufgestellt
waren, also Bildwerke wie diejenigen, die einst auf den schon erwähnten Basen-
fundamenten K gestanden haben. Daß die wichtige Angabe des Pausanias über
die Nähe dieser Bildwerke und des Athena-Tempels bei den Periegesen meiner
Gegner durchaus nicht zu verstehen ist, bei uns aber vorzüglich paßt, betrachte
ich als willkommene Bestätigung für die Richtigkeit meiner Darlegungen.
Die weitere Wanderung des Pausanias auf dem Hauptwege, zunächst zur
Athena Promachos, deren Basis noch in Resten erhalten ist, und sodann zu de*n
Propyläen, ist nicht strittig und braucht daher hier nicht im einzelnen besprochen
zu werden.
Nur eine Gruppe der noch vor derTPromachos erwähnten Bildwerke mag
hier berührt werden, nämlich die alten Athena-Statuen, die zwischen K und der
Promachos, also auch noch in der Nähe des nordwestlichen Unterbaues des Heka-
tompedons aufgestellt waren. Der Perieget berichtet, daß sie sehr alt, schwarz
und zerbrechlich seien, denn auch sie habe der Perserbrand ergriffen. Vielleicht
dachte er dabei an die Nachricht Herodots (5, ']•]') über den von den Persern
verbrannten Ölbaum und über die alten Fesseln von Kriegsgefangenen, von denen
der Historiker berichtet, daß er sie noch selbst gesehen habe an einer Stützmauer
hängend, die gegenüber dem »westlichen Megaron« liege und selbst noch Spuren
des Perserbrandes zeige. Von welcher anderen Mauer kann hier Herodot sprechen.
Wilhelm Dörpfeld, Das Hekatompedon in Athen, ag
als von der westlichen Stützmauer Y des Hekatompedons, die jetzt zwar fehlt,
aber sicher eine ähnliche Kalksteinmauer gewesen ist, wie jene alte Stützmauer
des Weihetempels in Eleusis, die bei der Ausgrabung noch deutlich die Brand-
spuren der Zerstörung durch die Perser aufwies.
Wer so dem Pausanias auf seiner Wanderung über die ganze Akropolis folgt,
muß zu der Überzeugung gelangen, daß das Ergebnis unserer Untersuchung über
den Alten Athena-Tempel durch seine Angaben für die römische Zeit in glänzender
Weise bestätigt wird. Man gewinnt aus seinen Worten ein gutes Bild von der
Akropolis mit dem alten vorpersischen Polias-Tempel inmitten der späteren Marmor-
bauten, ein Bild, das vollkommen paßt sowohl zu den erhaltenen Ruinen der Burg,
als auch zu den Aussagen der übrigen antiken Schriftsteller und der Inschriften.
Bei der Lage des Polias-Tempels in der Mitte der Akropolis mußte Pausanias
auf seiner Wanderung über die Burg mehrmals den Alten Tempel berühren, und
tatsächlich spricht er auch öfter von ihm: Zuerst kommt er auf dem Wege von
den Propyläen zum Parthenon an seiner südlichen Langseite vorüber, erwähnt
den Tempel, soweit wir bei der leider vorhandenen Textlücke urteilen können,
nur kurz und spricht von der Göttin des Tempels, der Athena Ergane, und von
Hermen, die auf dem alten Stufenbau neben der Cella standen. Er tritt erst in
den Tempel hinein, um das alte Kultbild und einige berühmte Weihegaben der
Polias zu besprechen, als er nach seiner Wanderung durch den südlichen und
östlichen Teil der Akropolis zum Erechtheion und zum Ölbaume der Polias, also
zu einer Gruppe alter Heiligtümer gelangt, zu der unser Hekatompedon seit vielen
Jahrhunderten gehörte. Schließlich erwähnt er den Tempel und seinen Unterbau
noch mehrmals bei der Beschreibung der in der Nähe seiner nordwestlichen Ecke
liegenden Bauwerke und Weihgeschenke.
Perikles und seine großen Künstler hatten das vorpersische Hekatompedon
und die nördlich von ihm befindlichen alten Bauwerke und Kultmale durch einen
großen einheitlichen Neubau ersetzen wollen. Der geplante Tempel gelangte aber
nur zum Teil im heutigen Erechtheion zur Ausführung. Infolgedessen wurde das
Hekatompedon nicht abgebrochen und sogar nach dem Brande von 406 wieder-
hergestellt. Das darin befindliche uralte Kultbild wurde nur vorübergehend zur
Zeit des Brandes des Alten Tempels in der Ostcella des Erechtheions unterge-
bracht, erhielt aber bald wieder seinen alten Standplatz in der Ostcella des Heka-
tompedons, wo es auch Pausanias noch sah. Abgebrochen wurde der Alte Tempel
erst im Mittelalter, vermutlich zu der Zeit, als Steine für die Verstärkung der
Burgmauer notwendig waren.
Für die wissenschaftliche Erforschung der Akropolis war es ein bedauerliches
Verhängnis, daß die Fundamente des Hekatompedons bei ihrer ersten Ausgrabung
in der Mitte des vorigen Jahrhunderts nicht als Reste eines vorpersischen Tempels
erkannt worden sind. Denn die Geschichte der Burgtempel wurde infolgedessen
AO Th. Dombart, Der babylonische Turm.
auf unsicheren, ja falschen Fundamenten aufgebaut. Es hat lange gedauert, bis
der Irrtum aufgedeckt, und noch länger, bis das auf ihm aufgebaute wissen-
schaftliche Gebäude als falsch erkannt wurde. Hoffentlich ist es mir gelungen,
diese Erkenntnis zu fördern und zur Feststellung der wahren Geschichte der Burg-
tempel beizutragen.
Berlin-Dahlem, im Herbst 1918. Wilhelm Dörpfeld.
DER BABYLONISCHE TURM.
Mit Tafel 4.
Der einstige »Turm von Babel«, dessen sagenhafte Geschichte von Kind auf
jedermann kennt, ist heute wieder ein hochaktuelles Problem, das bei der Entscheidung
angekommen ist.
Nach wertvollen Vorarbeiten von Reber, Hommel, Weißbach, Dieulafoy,
Koldewey u. a., die ich im einzelnen genau zitierte, hatte meine »Zikkurrat und Pyra-
mide« (München 191 5 bei C. H. Beck) das Babelturmproblem endlich auf die breite,
umfassende Grundlage gestellt, auf der es unter den eigenartigen Verhältnissen, die
dafür vorliegen, erst einmal möghch wurde, sichere Tritte zu tun beim Versuch von
Rekonstruktionen, die den erweisbaren Anspruch erheben konnten, der einstigen
Wirklichkeit im großen und ganzen nahezukommen. ■ — Die Hauptergebnisse meiner
Spezialuntersuchung waren kurz folgende: Schon die alten Sumerer und nach ihnen
die Babylonier und Assyrer errichteten bei den meisten ihrer großen Tempel-
bauten solche »Zikkurrati«, solche massig-pyramidale Tempeltürme als architektoni-
sierte Abbilder von Bergen, auf deren Spitzen die Götter wohnend und thronend
gedacht waren; insonderheit dann als Abbilder des im hohen Norden lokalisiert vor-
gestellten kosmischen »Länderbergs«, des Wohn- und Thronsitzes des Weltenherr-
schers. (So hieß ja z. B. die große Assur-Zikkurrat direkt »Haus des Berges der Län-
der«.) Damit stellten die »Babeltürme«, wie wir sie hier kurz heißen wollen, auch
bezeugtermaßen berggleiche Götterthrone dar, weshalb ihren Gipfelabschluß ein
prunkendes Thronheiligtum der Gottheit bildete. Für den zum Gott gewordenen
König dazu gaben sie auch noch im Tode die Wohnstadt ab, den »Palast des Aus-
ruhens«, das »Haus des Grabes« (wie z. B. die Nippur-Zikkurrat hieß), etwa in -dem
Sinne, wie noch heute bei uns das Volk heroisierte Herrscher in Bergen hausend denkt
(Karl d. Gr., Friedrich Barbarossa!).
Das künstliche Ziegelmassiv aber, das im Babelland den natürlichen Berg er-
setzen und darstellen mußte, war materialgerecht in großen kräftigen Stufenabsätzen
aufgeschichtet, im Grundriß früher rund, bald aber rechteckig und dann streng
quadratisch ; zugänglich im Anfang nur durch gerade Freitreppen, dann auch durch
Spiralrampen und teilweise sogar durch eine Kombination beider Arten (»Zikkurrat«
S. 77/8 und Festschrift Ernst Windisch zum 70. Geburtstag, Leipzig 1914, S. 213/6
sowie Hommel-Festschrift Leipzig 1916, S. i).
Th. Dombart, Der babylonische Turm. 41
Die allseitig nach Möglichkeit erstrebte Objektivität und das Überzeugende der
Materialzusammenstellung meiner Zikkurrat-Arbeit ist von berufener Seite, soweit
Stellung genommen wurde, bisher anerkannt worden. Doch nun erschien von einer
Seite, der man mit Recht glaubt und wünscht, besonderen Wert beilegen zu dürfen,
ein Rekonstruktionsversuch für den Einzelfall des berühmten »Turms von Babel«,
wobei uns ein nicht unwesentlich anderes Bild dieser historisch gewordenen Zikkurrat
entgegentritt mit dem ausdrücklichen Anfügen, daß nun die übrigen Zikkurrati als
nicht wesentlich anders gestaltet anzusehen sein dürften. — Es ist Prof. Dr. Robert
Koldewey, der Leiter der Ausgrabungen von Babylon, der in Nr. 59 vom Mai 191 8
der »Mitt. d. D. Orient. Ges.« (S. l- — 38) hier erfreulicherweise zum ersten Mal aus
seiner bisher vorsichtig gewahrten Reserve in der Zikkurrat-Frage weiter heraustritt,
nachdem er durch die jetzt im' Original wieder vorliegende Keilschrift-Urkunde des
sogenannten Georges- Smith -Tabletts veranlaßt wurde, seine früher nur kurz geäußer-
ten Ansichten (»Die Tempel von Babylon« 191 1, S. 2 u. 57/64, sowie »Das wieder-
erstehende Babylon« 1913 S. 190/1) zu revidieren und diesmal z. B. vor allen Dingen
— wenigstens theoretisch — anzuerkennen, daß eine Zikkurrat, daß der »Babelturm«,
wirklich in Stufenabsätzen aufgetürmt gewesen sein könne, »nach Art von Stufen-
pyramiden«, wie Eduard Meyer einmal am treffendsten sagte (Deutsche Rundschau
1887, 40). Freilich zaudert Koldewey, trotz des theoretischen Zugeständnisses,
in Wort und Tat immer noch, das Gestufte nun auch wirklich so kräftig zur Geltung
kommen zu lassen, wie es die Ausmaße der Tablettangabcn verlangen. Und dieses
Zaudern ist nicht zu Recht bestehend (Mitt. d. D. 0. Ges. No. 59 S. 17/18). Aber
es macht verständlich, daß Koldeweys Rekonstruktion des Babelturms von der
meinigen überhaupt noch so augenfällig verschieden sein kann, daß er, der selbst-
redend zunächst seine eigene Auffassung für die richtige halten muß, die Wieder-
gabe meiner Rekonstruktion dann nicht ganz zu Unrecht mit der Unterschrift
versehen durfte »unrichtige Wiederherstellung von Dombart«.
Freilich hat er die Anhaltspunkte, die für meine Rekonstruktion maßgebend
waren, soweit der Babelturm für sich ohne die Tempelgruppe in Betracht kommt,
nicht etwa erschüttert oder auch nur angetastet ; vielmehr beschränkte er sich zunächst
auf die Worte: »mit früheren Rekonstruktionsversuchen, so verdienstvoll sie zweifellos
sind, wie die von Hommel, Thurau- Dangin, Scheil und Dieulafoy, Weißbach, Dombart,
brauche ich mich hier wohl nicht auseinanderzusetzen. Meine Darlegungen verändern
die Grundlage der bisherigen Betrachtungsweise, und wenn sie anerkannt wer-
den, so werden die betreffenden Autoren ihre Ansichten sicher selber revidieren«.
Ich tat das wunschgemäß zunächst in der O.L.Z. 1918 Nr. 7/8.
Erleichtert ist freilich durch dies abgekürzte Vorgehen nicht gerade die Ver-
ständigung, um die es uns in der Sache doch nur zu tun sein kann. Denn Koldewey
packt das Problem sozusagen einmal umgekehrt an im Vergleich zu dem Wege,
den meine Arbeit einschlug. Gestaltet sich nämlich in ihr der Bau des speziellen,
historischen Turmes von Babel sozusagen nach Maßgabe und auf dem breiten Funda-
ment der Gesamtheit des ganzen Babelturmgeschlechts, nach Befund der Ruinen-
stätten, der bildlichen Darstellungen, literarischen Zeugnisse, architektonischen Nach-
42
Th. Dombart, Der babylonische Turm.
kommen und Analogien, inmitten der ganzen Gedankenwelt, aus der heraus diese
Tempeltürme geboren und betrachtet wurden, wodurch, wie mir scheinen will, die
speziellen Zeugnisse für den einen »Babelturm« erst richtig gewertet und verstanden
werden können, so sucht Koldewey, eben gerade umgekehrt, durch Herausarbeiten
der Gestalt des einzelnen »Turms von Babel« nach den über ihn verfügbaren Materialien
ein Schema zu schaffen, das nun sicher annehmen heße, daß auch die andern Ver-
treter des Babelturmgeschlechts so ausgesehen haben müßten (S. 38). Wären seine
Quellen lückenlos, eindeutig und unter sich in Harmonie, so müßte sein Weg zweifellos
rascher zum Ziel führen als der meine.
Koldewey stützt sich in erster Linie auf drei Quellen: auf den ausgegrabenen
Turmbefund, auf die keilinschriftliche Beschreibung (»D. w. Babylon« S. 191 und
KoLdtWt^S Hothttmpsl
- Hof.
Abb. I. Ineinandergezeichneter Vertikal-Schnitt durch das Massiv des Babelturms, i) nach Koldeweys
unzulässiger Rekonstruktion, 2) nach den Maßen des Keilschrift-Tabletts.
jetzt Mitt. d. D. 0. G. Nr. 59 S. i ff.] sowie auf die Babelturmschilderung Herodots.
Nebenbei gedenkt er noch anderer Zeugnisse sowie auch des Cyranidentextes und des
Itinerarberichts von Benjamin von Tudela. Doch abgesehen von kleinen Ausgrabungs-
details neuester Zeit sind es lauter Quellen, die auch meiner »Zikkurrat« schon zur
Verfügung standen.
Von vornherein werden wir uns rasch klar, daß die oben aufgezeigte Vor-
bedingung für ein einwandfreies Ergebnis des Weges, den Koldewey einschlug, nicht
erfüllt ist. Denn nachdem mehr als die Fundamente des Turmes und der zugehörigen
Freitreppe heute nimmer in situ festgestellt werden konnte, wäre zu verlangen, daß
die literarischen Zeugnisse dann wenigstens unzweideutig wären, d. h. untereinander
in Harmonie bzw. in gegenseitiger zwangloser Ergänzung und, ohne souveränes Be-
nutzen und Weglassen oder Verändern einzelner Schilderungsteile derselben, das
Bild aufzeigen müßten, welches Koldewey nach ihnen rekonstruiert.
Th. Dombart, Der babylonische Turm. 43
Das ist jedoch keineswegs der Fall ; denn Koldewey sieht sich — ob mit Recht
oder Unrecht, sei zunächst dahingestellt — z. B. veranlaßt, außer dem Grundrißmaß,
das im Baubefund und zweifachen Keilinschriftzeugnis übereinstimmt, nur noch die
Höhenmaße der Tablettangabe anzunehmen, die keilinschriftlichen Horizontal-
maße für die sechs übrigen Stockwerke des Turms dagegen »methodischerweise«
(S. 16) als nicht verbindlich, d. h. als zu kleine Abmessungen der bereits als ruinös
gedachten Geschosse (S. 17) anzusehen und darum durch teilweise vielfach größere
zu ersetzen, so daß z. B. das Gipfelgeschoß nicht, wie die Keilinschrift einwandfrei
will, 24 X 21 m gemessen haben soll, sondern nach Koldewey 80 x 80 m. — Ein
Blick auf die übereinander gezeichneten Schemata (Abb. i) freilich belehrt sofort, .
daß die von Koldewey benötigte Ruinengestalt nie existiert haben könnte, nachdem
das oberste Stockwerk, wie es die Keilschriftmaße wollen, bei Koldeweys
hypothetisch krönendem Tempelkomplex, von dem 50 x 32,5 m großen Tempelhof
eingenommen ist, und zwar so völlig, daß auch keine einzige Mauer nahe genug
heranreicht, um als 21 x 24 m großer Rest des Gipfelheiligtums von 15 m Höhe
auftreten zu können.
Doch aufs Ganze! Das, was Koldeweys Babelturm - Rekonstruktion von meiner
eigenen im wesentlichen unterscheidet, sind eben drei Punkte : die Gesamterscheinung,
die Gipfel- oder Hochtempelwahl und die Aufgangsart.
Während Koldeweys Turm in bisher unerhörter Gestalt dasteht, mit unten
90 X 90 m und oben, in 90 m Höhe, mit 80 x 80 m bei nur andeutungsweise
wirkenden Geschoßabsätzen von meist nur 50 cm Breite, also im gai\zen mehr wie
ein riesiger Würfelklotz, fast wie die ins Vielfache vergrößerte Kaba von Mekka,
hält sich die Gestalt meiner Turmrekonstruktion genau an die Zikkurratmaße des
Keilschrifttabletts, wozu volle Berechtigung besteht nach allgemein angewandter
Regel für überlieferte Zahlen, da sie ganz unzweideutig leserlich geschrieben sind,
unter sich in einem- rhythmischen Verhältnis stehen und weil überdies das dabei
Gestalt werdende Bild des Turmes zweifellos im Einklang steht mit den sonstigen
Baubefunden, bildlichen Darstellungen, Schilderungen und mit bauHchen Nach-
klängen, wie z.B. dem rhythmisch ganz analog gestuften, in Persien als Importstück
eben einzigartigen, sogenannten Grabmal des Cyrus bei Pasargadä (»Z. « S. 33).
Wie Koldewey aber dazu kam, sich lediglich über die keilinschriftlichen Quer-
maße der fünf bis sechs oberenTurmstockwerke hinwegzusetzen, obwohl er das Quer-
maß des ersten Turmgeschosses auf der Keilinschrift als richtig gegeben bestätigt
fand durch die Bloßlegung des Turmfundaments, und obwohl er auch die sämt-
lichen Geschoßhöhen der Inschrift als glaubhaft anerkennt und verwendet, der
Grund für diese »Methode «kann bei Koldewey natürlich nicht bloße Willkür sein.
Nein, sein Vorgehen resultiert vielmehr aus einer an sich sehr begreiflichen und
berechtigten Genugtuung, daß ihm für die im Zusammenhang mit der Zikkurrat ge-
nannten »sechs Papahäni desNul.iar ') (sechs »Heiligtümer des Babelturms ), die man
') Über »Nuljar« nach Hommels einleuchtender Franz Kampers a. a. O. 94, den alles erleuch-
Deutung vergleiche meine Besprechung des tenden Stein auf der Spitze der nach der
Kampersschen »Lichtlands« (Köln 1916) in der Legende von Salomo in der Totenstadt Babylon
O.L.Z. 1919 Nr. 7/8 S. 185, und dabei besonders, erbauten Zikkurrat.
^^ Th. Dombart, Der babylonische Tunn.
bisher einfach nur zu Füßen des Turmes, rundherum, annahm oder etwa vereint in
der Kultanlage »Esagilla« (südlich vom Turm bloßgelegt) glaubte suchen zu müssen
(Koldewey, »Das wiedererstehende Babylon« 1913, S. 204/5), nicht nur eine zweifellos
zwingend-überzeugende, ja imponierende Gruppierungslösung um den bei den Tempeln
genannten Hof (Dul mah bzw. Kisallu) möglich war, sondern daß er dabei meint,
es sei ihm auch noch ein Ausweg gekommen, der es erklärt, warum von den sechs
Tempeln keine Bauspur gefunden worden sei dicht zu Füßen des Turms : Koldewey
will heute absehen von dem einen Gedanken, den er 191 3 im »wiedererstehenden
Babylon« (S. 205) für möglich hielt, als sei vielleicht die ,,Esagilla-Tempelgruppe
(von 88 X 79 m Ausdehnung), Herodots »xätio vr/?» (»unterer Tempel«), überhaupt
identisch mit der Sechstempelgruppe der Tablettangabe. Dafür will er aber den
damals ebenfalls schon ausgesprochenen Gedanken (S. 205) verfolgen, als hätten die
»sechs Heiligtümer des Babelturms« diese Zikkurrat auf der Höhe bekrönt, seien
also nicht mit dem »Unten-Tempel« Herodots zu identifizieren, sondern mit dem
»großen Tempel'« (vtjo; [xsfac), den Herodot als Gipfelheiligtum erwähnt und der
seinerseits wieder dem blauverkleideten Schahuru, dem Gipfelgeschoß des Tabletts,
entsprechen müßte (Dombart, Zikkurrat S. 49 u. Koldewey, Mitteil. d. D. 0. Ges.
Nr. 59 S. 34). Das ist die »veränderte Grundlage« (S. 19), von der aus Koldewey
alles andere erörtert und von deren Anerkennung oder Ablehnung, wie er
selber sagt, die Stellungnahme zu seiner Rekonstruktion abhängt.
Da nun aber zweifellos seine im Schema zwingende und in der Einzel-
ausgestaltung typische Rekonstruktion der »Sechs-Tempelgruppe« ein Ausmaß hat
von 80X 8om(i6o x 160 Ellen), also fast viermal so groß ist wie das Maß 21 x 24 m,
welches das Keilinschrift -Tablett der Gipfelkrönung zugesteht, darum wendet sich
Koldewey von den Quermaßen aller keilinschriftlichen Oberstockwerke des
Tabletts »methodischerweise « ab (S. 16) und verändert sie nach seinem Bedarf, der
schließlich beim obersten Geschoß eben eine fast vierfache Vergrößerung verlangt.
Wozu das führen muß, das zeigt ein Blick auf Koldeweys Rekonstruktions-
bilder, besonders auf die Orthogonalansichten und den Schnitt: er bekommt wohl
theoretisch immer noch Geschoßabsätze; aber praktisch werden sie (bei 90 m Höhe
und jederseits nur 5 m Verjüngungsmöglichkeit auf diese ganze Höhe) so minimal
in der Ausladung (0,00 m! (3,00 m), 0,50 m, 0,50 m, 0,50 m, 0,50 m), daß sie architek-
tonisch dem Riesenbau keineswegs etwa eine typische Note verleihen, sondern in der
Umrißlinie so viel wie verloren gehen, da sie eben bei Anbringung der 3 m breiten
Treppe durchschnittlich kaum einen halben Meter breit werden und beim Übergang
vom I. zum 2. Stock überhaupt = o genommen sind.
Dieses Babelturmbild ist, wie gesagt, eher ein riesiger »Würfel«, wie
Koldewey selber sich ausdrückt (»Daheim« 1918 Nr. 51 S. 9; »Leipziger Illu-
strierte« 1918 Nr. 3920 S. 166; Arch. Anz. 1918, 81), aber nun und nimmer
das, was eine Zikkurratu sein soll, ein architektonisierter, schematischer, künst-
licher »Berg«, wie es die vielen altorientalischen Schilderungen wollen (»Z. <
S. 34 — 42); nun und nimmer ein »Stufenbau« im Sinne des Tabletts; nun und
nimmer eine Gestalt, die das Wort »Zikkurratu« des Eindrucks wegen, den der Bau
Th. Dombart, Der babylonische Turm. ac
machte, vulgär als »spitz sein«, »hohe Spitze«, »spitz zugehen « etymologisiert schreiben
ließ, während es nach Hommels mir vor etwa zwei Jahren mitgeteilter Entdeckung
sachlich zurückgeht auf zig-(al)-urra und damit zunächst nur bedeutet Ziegelbau,
Backsteinberg, wozu ja bestens das auch auf dem Tablett hinter dem i. Geschoß
stehende Wort »imrua«, »gebauter Ton«, »Ziegelmauerwerk« paßt, das ab und zu auch
als Synonym für »Zikkurrat « als Ganzes vorkommt (»Z. «S. 49). Koldewey's Bild
ist aber auch nun und nimmer eine »Pyramide«, wie Xenophon die Nimrudzikkurrat
nannte und Strabo den Babelturm (»Z. « S. 53/4), womit doch ebenfalls wieder dem
stereometrischen Allgemeineindruck Rechnung getragen wurde.
Außer der Theorie hat aber ebenso noch die Praxis ihr Recht. Koldeweys
steiler »Würfel «bau bietet nämlich technisch unzweifelhaft große Bedenken, ja
erscheint bei genauerer Überlegung unmöglich bzw. müßte eben ohne weiteres zur
Katastrophe des Einsturzes führen, schon während des Baus einer solchen Zikkurrat;
wenn nicht im Material von Babylon, so doch sicher in dem der Zikkurrat von
Assur. Zwar Koldewey gibt die vorauszusehende Katastrophe eigens zu, und zwar
unter Berufung auf das tatsächliche Eingetretensein des raschen Verfalls, der ja
Alexander den Großen zu seinem Wiederherstellungsversuch veranlaßt habe. Doch
abgesehen davon, daß bei diesem Verfall wohl auch Gewalt und doch immerhin
recht geraume Zeit mit beitrug, ist es doch schließlich nicht angängig, ohne Not
und Zweck eine von vornherein todsicher die Einsturzkatastrophe in sich tragende
Konstruktion anzunehmen, um dann darauf hinweisen zu können oder feststellen
zu müssen: das ist ja ganz in der Ordnung! so konnte es jq, kommen, daß alles
einstürzte.
Koldewey nimmt allerdings an, daß das Baumaterial bis zur vollen Höhe von
90 m aus den ganz eminent guten Hartziegeln bestanden habe, womit das Fundament
hergestellt war beim Babelturm. Aber abgesehen davon, daß die Verwendung dieses
Primamaterials bis oben hinauf nicht einmal wahrscheinlich ist (zumal der Turm
nicht in einem Zuge fertig wurde), sondern daß auch am Babelturm, eher als nicht,
wie sonst vielfach, eben gerade zum Fundament und l. Stock natürlich das beste
Material genommen wurde, höchstens auch noch beim 2. Geschoß, während man
weiter oben immer leichteren Baustoff verwendet haben mochte, so muß man
mindestens als Parallelerscheinung etwa die große Assur-Zikkurrat (»Z.« S. 6), das
»Haus des Länderbergs«, dazuhalten, die doch nach Koldeweys eigener Anschauung
(S. 38) natürlich im Prinzip ungefähr ebenso ausgesehen haben müßte, wie die
große Babelzikkurrat. — Dieser große Assurturm war aber, nach dem Ergebnis der
Ausgrabungen, überhaupt nur aus lufttrockenem, ungebranntem Ziegel-
material aufgeschichtet (Mitt. d. D. 0. G. Nr. 20). Und da sollte dann ähnliche
Steilform gedacht werden müssen, dem »Typ« des Koldeweyschen Babelturmbildes
gemäß? Das ist erst recht nicht denkbar.
Wir müssen uns nur auch noch die Zeit vor Augen halten, aus der die für uns
in Betracht kommende Babelturmgestalt stammt : Beim Ausbau unter Nebukadnezar
(604 — 561) war es, daß die Babelzikkurrat so fertiggestellt wurde, wie sie dann Herodot
ca. 460 sah und beschrieb und wie sie, nach meiner Auffassung, auch der erste Urheber
jg Th. Dombart, Der babylonische Turm.
jener keilinschriftlichen, maßgenauen Wiedergabe gesehen hatte, die nun in Abschrift
auf der Rückseite unseres Tabletts steht, wie das ja »in Klammern«, d.h. zwischen
zwei Strichen quer über das Tablett, eigens dem Teil der Urkunde angefügt ist,
der speziell die Zikkurrat in Maßen angibt. Beim Aufbau dieses Babelturms
Nebukadnezars hatte man aber eine mehr denn 2000 jährige Erfahrung und Übung
im Bau solcher Tempeltürme! Da müssen wir wohl doch zugeben, daß damals be-
stimmte statische Erfahrungsgesetze für die äußere Gestalt dieser künstlichen Bergmassen
gewonnen waren und beachtet wurden, die, soweit es möglich war, allzu frühzeitigem
Verfall vorbeugten. — Und siehe da! Abgesehen von den mehrfach eingebetteten Schilf-
matten und Schilftauen zur Verankerung der Massen, bietet die stockwerkweise Ver-
jüngung des Babelturms gegen die Höhe zu, so, wie die Tablettmaße den Stufenbau
wollen, mit Absatzbreiten von 6 m, 9 m und 4,5 m, im Verein mit den nach oben
geringer werdenden Geschoßhöhen, eine rhythmisch gegliederte Stufenpyramide,
deren beiläufige Abschrägung (Neigungswinkel) nur wenig steiler ist als der natür-
liche Böschungswinkel des verwendeten Baumaterials ungefähr beträgt, so daß die
aufgetürmte Masse schon an sich einigermaßen statisch ausgeglichen erscheint, soweit
nicht Kräfte von außen angreifen, wie Regengüsse, Unwetter, Gewaltzerstörung und
dergleichen. Das ist natürlich nicht Zufall, sondern eben offenbar das aus der Zik-
kurrat-Bauerfahrung gewonnene bestbewährte Gestaltungsverhältnis. Und wenn dabei
das unterste Geschoß mit Abstand das höchste ist, so sehen wir die besondere Be-
rechtigung dazu in der obenerwähnten Verwendung des erstklassigen Hartziegel-
materials im Fundament und 33 m hohen l. Geschoß, dem bei einer Mauerstärke
von 15 m die in der Mitte eingeschlossene 61 x 61 m messende Kernmasse unge-
brannter Lehmziegel mit seitlichem Massenschub (Erddruck) schwer etwas anhaben
konnte.
Das nun folgende 2. Geschoß hatte noch die beträchtliche Eigenhöhe von 18 m
und war nach dem Tablett jederseits um 6 m eingerückt gegen das Untergeschoß.
Diese bedeutende Höhe und der relativ nicht allzu große Terrassenabsatz macht es
wahrscheinlich, daß wir auch noch das 2. Geschoß in bestem Hartziegelmaterial an-
nehmen dürfen, zumal in diesem Stoclcwerk Innenräumlichkeiten angenommen
werden müssen, wie sich später zeigen wird, sei es nur die »Kammer« oder eine größere
Kultanlage des »Beigrabes«, das Ktesias und Strabo erwähnen, das »gigunu« (Grab)
der Keilinschriften, dem noch Xerxes seinen berühmten Besuch abstattete und das
der gedankliche Gegenpol war zum hochzeitlichen Throngemach auf der Spitze des
Turms, oder sei es schließlich, daß wir nur einen Verkehrstunnel anzunehmen hätten,
ähnlich dem in der Nimrud-Zikkurrat, oder einen inneren Aufstiegsgang, wie Diodor
und Strabo etwa im künstlichen Berg der »hängenden Gärten« der Semiramis schildern
und wie auch Koldewey ihn für wahrscheinlich hält. Nur würde ich mich begnügen,
diesen Innenaufgang einzig im 2. Geschoß angewendet zu denken, aus Gründen,
die ich später dartun werde. Hier seien lediglich noch die Momente angeführt, die
für die Anbringung des Beigrabes gerade im 2. Stock sprechen : das Kujundschikrelief
eines Tempelturms von Babel (»Zikkurrat u. P. « S. 14) zeigt im 2. Geschoß einen
monumentalen Eingang, der nicht bloß auf einen untergeordneten Verbindungsgang
Th. Dombart, Der babylonische Turm. 47
schließen läßt, sondern auf ein kultisches Ziel, dem die dreifache monumentale
Freitreppe (8 m breit!) am Babelturm gegolten haben dürfte, die eben nur bis zu dieser
Höhe reichte. In der Wüswas-Zikkurrat-Ruine soll sich übrigens ein überwölbtes Gemach
gefunden haben (Semper, Der Stil, S. 302), das uns entsprechen könnte. Dann: ein
Zikkurratabkömmling, das Mausoleum von Halikarnassos, hatte im zweiten Stock
die Prunkhalle mit Säulenstellung. Und noch die römischen Konsekrationsrogi, die in
Nachahmung orientalischer Sitte, z. B. der Pyra des Hephaistion zu Babel, die eben
dem Babelturm nachgebildet war, errichtet wurden, zeigen auf den Münzbildern die
Grabkammer immer im zweiten Stock (vgl. »Z. u. P.« S. 79/80).
Die Aussparung solcher Innenanlagen läßt wiederum auch noch im 2. Geschoß
hartes Ziegelmaterial annehmen; ja, wir dürfen eventuell sogar auch noch Pfeiler Hsenen
hier denken, wie sie im l. Stock, zur Verstärkung und Versteifung, entsprechend
dem Fundamentsbefund und dem Kujundschik-Relief sicher anzuordnen sind. Der
Tempelturm aus Babel, den das eben erwähnte Relief darstellt, hat die Pfeilerarchitek-
tur zwar nur im ersten Turmgeschoß; aber entweder will das ja nicht der berühmte
Turm von Babel sein, denn er hat nur vier Stockwerke, oder es ist eine Art kontra-
hierende Vereinfachung, und dann wäre auf das Fehlen der Pfeiler im 2. Stock
ebensowenig Gewicht zu legen wie auf das Fehlen von 3 Stockwerken. Daß aber
Pfeilerarchitektur bei diesen Thronterrassen auch in zwei Stockwerken übereinander
vorkommen, ist nicht nur einleuchtend möglich, sondern bildlich belegbar. Für
die einstöckige Pfeilerstellung verweise ich außer auf obiges Relief (»Z. u. P.« S. 14)
noch auf die a. a. 0. S. 24 gebotene Siegelzylinderdarstellung Abb. 20; für die zwei-
stöckige Pfeilerstellung auf die Siegelzylinderdarstellung bei Ward (The Seal Cylinders
of Western Asia, 1910) S. 167. Diese zweite Pfeilerstellung am Babelturm würde
nebenbei auch noch verständlicher machen, warum der Rücksprung vom i. zum 2.
Stockwerk nur mit 6 m auf jeder Seite erscheint, während er vom 2. zum 3. Stockwerk
je 9 m beträgt: unten fallen die Pfeiler für den Rücksprung verschmälernd in Rech-
nung, während sie oben eine Verbreiterung bedingen.
Hier oben aber, wo der so geschaffene breiteste Umgang war, in 51 m Höhe,
können wir uns — ■ falls nicht schon auf dem Treppenpodest im i. Stock — wohl
die von Herodot gemeinten Ruheplätze denken, »etwa in der Hälfte der Turmhöhe«.
Hier wäre aber mindestens ein bequemer Standpunkt für Sternbeobachtungsarbeiten
gewesen.
Dieser Umgang könnte aber, wie ich weiter unten aufzeigen muß, auch vielleicht
nur einem Versehen seine große Breite schulden. Doch für uns entwickelt sich
der Oberteil des Turmes zunächst weiter in die Höhe, mit den Stufen 3, 4, 5 und 6,
deren auffällig geringe, aber durchweg genau gleiche Höhen von nur je 6 m wohl
darauf hindeutet, daß das bei ihnen verwendete leichtere, weniger feste Material
diese geringen Geschoßhöhen geraten erscheinen ließ. Die ideelle Böschung, die durch
diese 4 Stufengeschosse, deren unterstes 60 x 60 m und deren oberstes 33 x 33 m
mißt, in Erscheinung tritt, weist an unserem künstlichen Berge das geringste Gefälle
auf. — Beim Gipfelhaus dagegen, dem Prunkstück für die Gottheit selber, war
inschriftlich bezeugtermaßen wieder Hartsteinverbrämung mit blauglasierten Ziegeln
48
Th. Dombart, Der babylonische Turm.
vorhanden und natürlich keine
Erdhinterfüllung, sondern hohle
Raumgestaltung. So konnte
man dem Gipfelhaus wieder
größere Höhe zugestehen, wie
das Tablett auch will, mit
15 m. Daß dabei das Gipfel-
geschoß im Gegensatz zu allen
andern Stockwerken nicht qua-
dratisch erscheint, sondern
rechteckig, 21 x 24 m, hat
seinen guten Grund: man
braucht wohl oder übel den
dadurch verbleibenden 3 m
breiten freien Terrassenstreifen
als Podest vor dem Tempel-
eingang. Ob wir die Längs-
achse desTempelrechtecks nord-
südlich oder westöstlich legen,
scheint zunächst wohl fraglich
oder gleichgültig. So legte ich
sie früher westöstlich, weil ich
den Eingang, der auf die Breit-
seite zu verlegen ist, nach
Süden schauen ließ. Heute
aber kommt es mir wahrschein-
licher vor, daß er gegen Osten
zu wenden ist, wodurch die
Längsachse nordsüdlich zu liegen
kommt. Und siehe da! Erst
durch diese Anordnung wird
der später zu besprechende Auf -
gangslauf erst völlig richtig und
geschlossen zur Ent wicklu ng und
zum Abschluß gebracht (Abb. 2).
Und so könnte es sogar als der
Wirklichkeit tatsächlich ent-
sprechend angesehen werden,
daß der babylonische Tempel-
turm des Kujundschikrehefs
Abb. 2. Grundriß und Aufriß des Babelturms (Rekonstruktion), „j^ GiofelsCSChoß keinen Zu-
gang einzeichnete, weil er eben seitlich, im Osten, anzusetzen ist.
Aus alledem sahen und sehen wir aber jedenfalls, daß die Maße der keilinschrift-
DtrTurm. voiv
BabtL.
Th. Dombart, Der babylonische Turm. aq
liehen, tabellenartigen Babelturmwiedergabe keineswegs als zufälliger unverbind-
licher Fefund eines nur noch halb vorhanden gewesenen Bauwerks anzusehen sind,
wie es Koldewey möchte (S. 17), sondern daß sie wohl abgewogen in allem ihre feine
Berechtigung haben. Ein derartig regelmäßiger, rhythmischer und sozusagen logi-
scher Verfallszustand wäre entschieden unnatürlich, zumal wenn er aus einem Gebilde
hervorgegangen sein sollte, wie Koldewey es als Babelturm rekonstruierte ; ich zeigte ja
oben schon (Abb. i), wie dieser angebliche »Verfallszustand«, den die Tabletturmmaße
nach Koldewey darstellen sollten, für das Gipfelgeschoß überhaupt nie möglich ge-
wesen wäre, wenn Koldeweys Rekonstruktion den intakten Turmzustand vorher darge-
stellt hätte ; denn da, wo das* »Verfallsgipfelgeschoß «, von 2 1 x 24 m, 1 5 m hoch noch
meßbar hätte sein müssen, wäre bei Koideweys Hochtempel der 50 x 32,5 m große
Tempelhof, also überhaupt kein aufgehendes Mauerwerk je gewesen. Nein, die Ta-
blettmaße wollen zweifellos wirklich den intakten Bau darstellen, alle zuverlässig
wie die paar durch den Baubefund kontrollierbaren, wohl abgewogen, begründet in
der Natur des Baumaterials und der Konstruktion des Objekts, das hier künstlich
verkörpert werden sollte.
So ist es unangängig, mit Koldewey lediglich einen Teil der Zikkurratmaße
des Tabletts als richtig anzunehmen, die größte Zahl der andern Turmmaße dagegen
bis zum Mehrfachen ihrer Werte zu verändern, lediglich um eines Gedankens willen,
dessen Richtigkeit von Koldewey nicht erwiesen werden kann, daß nämlich der von
ihm glücklich und glänzend rekonstruierte, 80 x 80 m messende Sechs-Tempel-
komplex des Heiligtums als Gipfeltempel den Babelturm in 90 m Höhe bekrönt
habe und damit gleichzusetzen wäre dem »Schahuru»-Gipfelgesc' oß, welchem das
Tablett eben nur 21 x 24 m Ausdehnung zugesteht, sowie dem vr/? fi.s-;oi? (dem
»großen Tempel«), den Herodot als Gipfelheiligtum schildert, mit goldenem Thronbett
und Tisch darin.
Ja, und hier ist drum der zweite Hauptpunkt unserer Rekonstruktionsunter-
schiede zu besprechen.
Koldewey meint (S. 35), ich sei nicht vorurteilsfrei an den Herodottext heran-
getreten und so dazu verführt worden, den vr/? iiifcti auf der Spitze des Turmes
sichtlich verkleinernd zu übersetzen mit »großes Tempel gern ach« statt äußerlich
einfach und indifferent nur mit »großer Tempel«. Der Einwand konnte Koldewey
natürlich kommen, besonders im Interesse seiner Rekonstruktion, die eben nicht ein
einzelnes Thronheiligtum von 21 x 24 m Ausdehnung als Bekrönung anbringen
möchte, sondern den Sechstempelkomplex von 80 x 8 m. Gewiß, es wäre natürlich
klüger gewesen von mir, mich auf das indifferente »Tempel« zu beschränken. Aber
es ist Koldewey ja begreiflicherweise hier nicht so sehr um das mehr oder minder
philologisch Wörtliche des Ausdrucks zu tun, als vielmehr um die Möglichkeit,
dem unbestimmteren Begriff »Tempel« eine vergrößernde Interpretation »Sechs-
tempelkomplex« unterlegen zu können, wenn schon er vorsichtig genug war, es im
Druck bei dem einfachen Wort »Tempel« zu belassen, den Sechstempelbegrifl dafür
aber zu suggerieren.
Ich gestehe, daß ich bei der Übersetzung von vr/c (lef«« mit »großes Tempel-
jahrbuch des archäologischen Instituts XXXIV, 4
CO 1^- Dombart, Dfr babylonische Tnrm.
gemach« damals nur nach sprachlichem Empfinden zu Werke ging, wohl aber
auch unbewußt, unter dem Eindruck der weiteren Umstände, die Herodot für diesen
[isya? vT)6? auf der Turmspitze gibt, daß nämlich in diesem iis^a? vr^o; ein Thron und
ein Tisch sei, sonst nichts, nicht einmal ein Götterbild, sondern nur noch eine
Tempelfrau. — Daß eine solche Inventarschilderung nicht gerade auf einen Sechs-
tempelkomplex hinweist, mit hier doch zweifellos zugehörigen Götterbildern (wie
K. denkt, S. Il), sondern zunächst auf ein einzelnes Tempelhaus mit nur einem
einzigen Hauptgemach, das selbstredend seine üblichen Nebenabteilungen haben
mußte in Babylon, das wird man wohl zugeben müssen. Noch etwas : der Salomothron,
ein Zikkurratabbild (»Z. u. P.« S. 72/73) und »dessen ' Spitze rund« war, ist zu
halten zu den Terrassenberg- Ruinen mit krönender Kuppel, denen der Name »Tacht
i Suleiman« (Salomothron) gegeben ward; ich denke auch an den Sternentempel bei
ApoUonius von Tyana (Philostratus 170 — -245) mit der Kuppel in Gold und Saphir,
die das Firmament darstellte; ich denke an die ursprüngliche Kuppelkrönung des
Zikkurratabkömmlings zu Samarra oder an Mirkhonds Sassanidenthron- Schilderung
mit Kuppel und auch an den bereits gewagten Vorschlag bei Perrot und Chipiez (Histoire
de l'art II 394) sowie bei Joseph (Gesch. d. B.-K. 1902); diese Umstände können, im
Zusammenhang mit dem etwa um 700 bildlich bezeugten Vorkommen der Kuppeln
im assyrischen Machtbereich, auch den Gedanken nahelegen, daß das innere Gipfel-
throngemach des Babelturms in der Nebukadnezar-Fassung schon kuppelüber-
wölbt war, was auch für ein begrenztes Gipfelheiligtum sprechen würde. — Vor
allem bestätigt aber jedes Lexikon, daß vr,ö? (Tempel) ursprünglich und in erster
Linie den Begriff des Tempel r au ms, speziell der Cella, des AUerheiligsten, in sich
trägt und erst in erweitertem Sinne dann auch, als pars pro toto, die Bedeutung von
lepov, Heiligtum, Kultanlage annehmen kann. Doch Koldewey möchte sich vielleicht
begreiflicherweise gleich darauf stützen, daß Herodot, einige Zeilen nach diesem
vrjo? fisY«? auf der Spitze des Turmes, einen »xatu) vr,ös«, einen »Untentempel«, beim
Babelturm erwähnt, den Koldewey mit dem »Esagilla «-Tempel der Ausgrabung
identifiziert. Und dieses »Esagilla« ist nun tatsächlich kein einzelner Kultbau,
der im Sinn eines Haupttempelraumes gedeutet werden könnte, sondern der dem
Sechstempel komplex, den Koldewey als Hochtempel anbringen will, so völlig
verwandt ist, daß ja Koldewey früher selbst daran dachte (»D. w. B. «, 1913, S. 205),
beide Tempelkomplexe, den keilinschriftlichen und den ausgegrabenen, für identisch
erklären zu können.
Es wäre ihm also ohne weiteres daraufhin zuzugeben, daß Herodot vr,6i auch
im Sinne von ?epov Kultanlage, Tempelkomplex verwendet. Aber — und das ist
nun nicht zu übersehen: der untere Tempel »Esagilla« mißt, selbst bei Fortlassung
der großen Höfe, noch ein Stück mehr als der Tempelkomplex der Keilinschrift,
nämlich 88 x 79 m gegen 80 x 80 m. Da fiele es doch auf, wenn Herodot der größe-
ren Tempelgruppe, unten, nur die Bezeichnung vijö? gäbe und einige Zeilen vorher,
im gleichen Sinne von Tempelkomplex, dann der etwas kleinerenTempelgruppe
ein ne-f*? ^^^ ^^0» spenden würde. Das wäre die verkehrte Welt. Und darum
denke ich, im Zusammenhalt mit der geringen Maßangabe des Keilschrifttextes für
Th. Dombart, Der babylonische Turm. c I
das Gipfelheiligtum von 21 x 24 m, sowie der Inventarangabe Herodots (Thron,
Tisch und Tempelfrau, ausdrückhch aber kein Kultbild), Herodot habe beim Gipfel-
tempel, vTjos im ursprünglichen und üblicheren Sinne gebraucht, also in der Be-
deutung von etwa »Cella«, »Allerheiligstes«, »Heilige Halle«. Und da mit dieser Be-
deutung eine gewisse Raumbegrenztheit, eine relative Kleinheit begrifflich verbunden
ist, die das Gipfelheiligtum etwa nicht ansehnlich genug erscheinen lassen könnte,
weil man es im Sinne von »Kapelle« sich vorstellen würde, so fühlte er sich veranlaßt,
ein »fiEY«?« hinten anzufügen, um ein »stattliches Allerheiligstes«, eine ansehnliche
heilige Halle, ein großes Throngemach vorzustellen. Beim xdiw virjoc, beim Unten-
tempel, dagegen ist vrfii in seiner erweiterten, verallgemeinerten Bedeutung, als
pars pro toto, gebraucht im Sinne von iepov, von »Heiligtum«, von Tempelkomplex,
und darum fehlt hier das [is-fa?, obwohl der »Esagilla «-Komplex tatsächlich noch
größer wäre als Koldeweys hypothetischer Hochtempelkomplex, zu dem ja übrigens
auch Herodots Angabe nicht leicht stimmen würde, daß kein Kultbild im Gipfel-
tempel sei, während Koldewey natürlich nicht gut 6 Tempel ohne Götterstatuen
annehmen kann und darum auch ausdrücklich jeder Gottheit ihr Kultbildpostament
zuweist in seinem Hochtempelkomplex.
Unter diesen Verhältnissen muß also auch Koldeweys Herodot stütze für
seinen großen Hochtempelkomplex versagen und abgelehnt werden.
Mit dem »vollkommenen« (S. 35) Passen der Herodotschilderung zur Koldewey-
schen Rekonstruktion steht es also durchaus nicht so einfach. Den einzigen Differenz-
punkt, den Koldewey meint angeben zu können, das zu große Turmgrundmaß von
I Stadium im Quadrat, könnte man übrigens abschwächen, wie ich S. 52 meiner
»Zikkurrat« nach v. Bissing angab. Aber nun haben wir schon zwei Punkte, in denen
Koldeweys Bild nicht zu Herodot stimmt, im Gipfeltempel und in der. Kultbild-
frage. Eine sehr wichtige Differenz aber wird sich herausstellen bei Erörterung des
letzten Hauptunterschiedes zwischen Koldeweys und meiner Rekonstruktion, in der
Aufgangsanlage. Denn er sieht sich unter den von ihm gewollten Turmverhält-
nissen veranlaßt, zum Gipfelheiligtum hinauf Treppenanlagen von 3 m Breite anzu-
ordnen, die nicht nur technisch teilweise ungewöhnlich und bei der — freilich unbe-
rechtigten — Steilheit des Turmprofils rechtschaffen kühn sind, sondern eben wieder
auch mit der Herodotbeschreibung der Aufgänge schon oberflächhch nur schwer
in Einklang zu bringen wären bei einigem Sprachempfinden. Denn Herodots Aus-
drucksweise ist gerade in diesem Punkte so einzigartig fein und bemüht, den Eindruck
getreu wiederzugeben, daß man ihn bei genauerem Zusehen nicht einmal cum grano
salis im Sinne der Koldeweyschen Rekonstruktion gelten lassen kann. Man halte sich
nur die Worte gegenwärtig! »ävaßaai? 8^ s? «uto'j? (xou? rrüp^ou?) I$(u&sv xuxXfu itspl
TTocvra; Tou; irup^ous lyouaa TrsiroiVjTai«, was wörtlich nur heißt: »ein Anstieg zu den
Turm (geschossen) ist aber gemacht, von außen her im Kreis um all die Türme (Turm-
geschosse) haltend«. »Anabasis« kann natürlich gegebenenfalls auch eine »Treppe«
bezeichnen ; aber das Stufenmäßige, Khmaxartige liegt zunächst nicht im Worte,
sondern ist ledighch der Begriff des »Hinauf gehens«. Also wäre mindestens ebenso
richtig, wenn nicht sogar unmittelbar einwandfreier der Begriff »Rampe« dafür
. K2 Th- Dombart, Der babylonische Turm.
setzbar, jedenfalls aber in Wort und Tat »Treppe«. Dabei ordnet er sie zwar sozu-
sagen rings an den sämtlichen 4 Seiten seines Massivs 'an, aber so, daß diese Art im
Griechischen niemals beschrieben und ausgedrückt werden könnte, wie es Herodot
so unmittelbar anschaulich tat »ävofßaai? IJwÜev xuxXq) itspl iravta? tou? irupfouf
sj(ou3a«, »ein Anstieg, von außen her im Kreis um all die Turmgeschosse haltend«,
sondern etwa mit otvaßctai? eStuOsv xaD' exctaTr^v 7rXeopT,v in Herodots jonischem Grie-
chisch hätte wiedergegeben werden können.
Auch wenn wir die schneckenrampigen und schneckentreppigen Epigonen der
Zikkurrate nicht besäßen (»Z. u. P. « S. 29/32), müßte man nach der nun einmal
tatsächlich vorliegenden unmittelbaren Ausdrucksweise Herodots zu etwas Gleich-
artigem kommen, wie zu äußeren (l$a>ösv) Wendelrampen (ävaßoEsts xuxXtu Ttept . . .
e/ouaa) oder Wendeltreppen. Fraglich bliebe bloß, ob die Aufgänge stockwerk-
weise horizontal kurz absetzen oder kontinuierlich, d. h. ineinander übergegangen, in
ununterbrochener Wendelsteigung nach oben führen. Für die letztere Wahrschein-
lichkeit könnte man, wenn auch nicht bindend, so doch immerhin geltend machen,
daß es ävaßasi.-, Anstieg, heißt und nicht Anstiege.
Stünde nun aber dabei nur irspt (um, herum) allein für sich da, so wäre immerhin
vielleicht noch ein Schatten von Möglichkeit vorhanden, die Situation auch etwas
freier, mehr der Koldeweyschen Treppenanordnung nahekoihmender auffassen zu
können, so daß der Fall wenigstens noch strittig erschiene. Aber das xilxXu) schließt
diese Freiheit unerbittlich aus: xuxXuil im Kreis! zyklisch!! Eine xuxXtu e^'^üoa
ävoißoiair, also eine im Kreislauf rund um die Turmgeschosse herum unmittelbar an-
einander anschließende Tour oder Folge von Treppen- oder Rampenläufen! Wir
können nicht auskneifen. Es sind nimmermehr Treppen, die bloß auf allen vier
Massivseiten »angebracht« sind, sondern es ist ein Anstieg, und zwar wahrscheinlich
ein Rampenlauf, der sich zyklisch (xuxXm) um all die Turmstockwerke entwickelt,
außen hinaufwindet. Wir müßten also Herodot Gewalt antun, wollten wir da auch
nur noch die Möglichkeit anderer Deutung zugeben. Non possumus.
Doch eines: ich hatte mich, um Herodot möghchst entgegenzukommen, der
Vermutung von Weißbach-Meißner bedient und das Wort »rikbi«, das auf dem Tablett
hinter dem 2. Geschoß steht, als Rampenhinweis genommen, die Schneckenrampe des
Oberteils vom Turm also schon hier mit einem Umlauf beginnen lassen, der freilich
auf der Höhe des 2. Stocks der großen Absatzbreite von 9 m wegen nicht etwa kon-
tinuierlich auf die andern Stufen übergreifen konnte. Eine gewisse Unstimmigkeit
schien dabei schon befremdlich, in der Orthogonalansicht wie in der Perspektive.
Das würde auch nicht völlig beseitigt, wenn schon etwas besser, falls wir die auf
dem Tablett durch ein Versehen übersprungene eine Stufe nicht dort, wo der Schreiber
ihres Fehlens gewahr wurde, zwischen 5 und 7, sondern schon als Nr. 3 einsetzen
würden. Wir hätten damit wohl den Vorteil, den auffällig breiten Absatz von je 9 m
ringsum aufteilen zu können in 2 x 4,5 m, so daß wir die gleiche Absatzbreite be-
kämen wie in allen oberen Stockwerken, und dazu noch einen Umgang um den Gipfel-
tempel, also die Möglichkeit völlig kontinuierlicher Wendelschnecke ; aber das Gefälle
derselben wäre im 2. Stock ein steileres als dann im 3. Stock, was in der Raumwirkung
Th. Dombart, Der babylonische Turm. ea
stören könnte. Ich verzichte also zunächst lieber auf die Außenrampe im 2. Stock;
denn es muß mir fernliegen, mich versteifen zu wollen auf die in meiner »Zikkurrat«
angeführte, von Meißner und Weißbach für möglich angegebene Bedeutung des
Wortes «rikbi« als »Rampe«, wenn es wirklich nie etwas anderes heißen kann als »Ge-
schoß«, »Stufe«. (Merkwürdig bleibt nur, daß es beim 7. Geschoß fehlt.) Es hätte ja
ledighch eine willkommene positive Übereinstimmung mit Herodot bedeutet,
während das Nichtvorhandensein des Wortes »Rampe« im Keilschrifttext nun eben
der Herodotangabe nur nicht widerspricht. Unbestreitbar bleibt es also praktisch,
daß die zyklische Herodot-Aufgangsrampe für die Obergeschosse des Turmes, wie ich
in »Z. u. P.« (S. 49/51) darlegte, mit den Geschoßangaben und Maßen des Keil-
inschrifttabletts sich ohne theoretische und praktische Schwierigkeit vereinigen läßt,
technisch haltbar und nach Maßgabe der Schneckenturmepigonen, die wir kennen.
Koldeweys »Treppen «anläge für die 5 bis 6 oberen Turmstockwerke dagegen hängt
beinahe bautechnisch ebenso kühn in der Luft wie quellentechnisch.
Mit der großen Freitreppe zur Höhe des i. Stockwerks freilich ist die Sache
anders. Hier haben -wir soliden Baubefund zur Verfügung, wenigstens für Anlage und
Unterteil. In 3 monumentalen Treppenläufen, einem mittleren und zwei seithchen,
lagert sie sich vor die Südfront des i. Turmgeschosses, auf dessen 33 m hohe Platt-
form zu führen mindestens die zwei seitlichen Treppenläufe die Bestimmung haben,
während der mittlere Arm, der um 9 m länger ist nach Koldeweys Angabe (S. 27),
dementsprechend auch noch bis zur halben Höhe des zweiten Turmstockwerks
geführt sein konnte.
Warum die Aufgangsfrage der Babeltürme in alter Zeit literarisch, abgesehen
von Herodot, von keinem mehr berührt wurde, ebensowenig wie bei bildlicher Dar-
stellung, das suchte ich in »Zikkurrat« S. 52/53 begreiflicher werden zu lassen, des-
gleichen den Umstand, daß Herodot von der baubefundlich gesicherten unteren
Freitreppe zum i. Geschoß keine Notiz nimmt: er betrachtete den Turm offenbar
hauptsächlich von der Burg oder von der Prozessionsstraße beim Ischtartor aus, wo
die Nord- und Ostseite der Zikkurrat sich präsentierte, während die Südseite mit der
Freitreppe unsichtbar blieb, sich also nicht aufdrängte. Sah er sie beim Weitergehen
aber doch, so fand er sie eben offenbar nicht charakteristisch genug, weil ihm gerade
Freitreppen etwas Bekanntes waren, während die ihm ganz neue Art der Schnecken-
turmrampen, wie er sie als am ganzen Turm vorhanden schildert, obwohl sie nur, wie
die Ausgrabung der Unterpartie des Turms bezeugt, im Oberteil angewendet sein
konnte, offenbar großen Eindruck machte und als Charakteristikum erwähnenswert
schien. Wäre diese Art von Wendelaufgängen ihm oder seinem Lesepublikum damals
vertraut gewesen, so hätte er ja nur etwa sagen dürfen, wie später Strabo beim
Paneion sich ausdrückt: »ivaßaat? oiä w/\(o\ji<- (»Z. u. P.« S. 43), als den Griechen
Wendeltreppen geläufiger geworden waren.
Bei der Freitreppe führt Koldewey den mittleren Treppenlauf, entsprechend der
gegenüber den Seitenarmen um 9 m größeren Grundrißlänge, weiter in di Höhe als
die Seitenläufe, d.h. also noch etwa 8 m höher denn die obere Plattform des i. Turm-
geschosses, als unterwölbte Treppe hinweg über den kleinen Vorpodest, auf dem sich
CA Th. Dombart, Der babylonische Turm.
die 2 Seitentreppenläufe in Höhe des i. Stockwerks treffen. Er läßt also den Mittel-
arm, der in der angefangenen Steigung nicht bis zur ganzen Höhe des 2. Stocks führen
könnte, wie es in ungenauer Kenntnis der Verhältnisse Axel Moberg') neuerdings vor-
schlagenwollte, etwa in halb er Höhe des 2. Stocks endigen vor einem N.-S. -Tunnel mit
dessen nach rechts und links abzweigenden, weiter in die Höhe führenden Treppenan-
nahmen. Der Vorschlag ist interessant und zweifellos denkbar; aber ebenso berechtigt
und wohl einfacher wäre es gewiß, auch den mittleren Treppenlauf noch auf die Höhe
nur des l. Stockwerks führen zu lassen und darum die überschüssigen 9 m Längen-
ausdehnung oben als Podestvorlage dem kleinen Podest noch anzugliedern. Das hätte
sicher seine Berechtigung; denn die Monumentalität der ganzen dreifachen, je 8 m
im Lichten breiten Freitreppe fordert offenbar die Annahme von, wenn auch vielleicht
nur einmal im Jahre, etwa am Neujahrsfest^), stattfindenden Prozessionsaufstiegen
nach der Höhe des i. Stockwerks. Bei solcher Gelegenheit wäre die 9 m lange und
8 m breite Ergänzung der Podestvorlage für die Entwicklungsmöglichkeit einer Zug-
gruppe sicher sehr zustatten gekommen. (Bei meinem Rekonstruktionsvorschlag
für die alte Nippu'r-Zikkurrat [»Z. u. P.« S. 76J sah ich mich übrigens schon aus andern
Gründen veranlaßt, einen solch größeren Podest anzunehmen.) Höher hinauf, dort-
hin, wo die Gottheit angeblich leibhaftig thronte, hatte die Prozession vermutlich
keinen Zutritt, sondern höchstens die Priesterschaft in vereinzelten Vertretern.
Das Ziel der Prozession mußte also dort liegen, wo die breite Freitreppe endete
und das vermutete Zwischenstück eines inneren Aufgangs einsetzte, der nur Ein-
geweihten bekannt war, weil er den Zutritt vermittelte zur oberen Außenwendel-
rampe, die zum himmlischen Thronhaus führte. Wir sahen ja oben schon, was dieses
Prozessionsziel im 2. Stock gewesen sein dürfte : die Kultanlage, die, Unter dem Namen
»Grab des Bei« bekannt, mehr oder minder entwickelt sein konnte. Wir werden
unten noch genauer darauf zurückkommen müssen. Das 3., 4., 5. und 6. Geschoß
aber mit den völlig untereinander gleichen Höhen und Absatzbreiten bieten die gerade-
zu idealen und deutlichsten Vorbedingungen für eine äußere kontinuierliche Wendel-
rampe, die sich wie selbstverständlich aussparen bzw. herumlegen läßt, ohne daß
von den Tablettmaßen auch nur ein Jota weggelassen oder vergewaltigt werden
müßte. Ein Blick auf den rekonstruierten Grundriß (Abb. 2) überzeugt und lehrt
zugleich, wie, von Nordosten her betrachtet, der Babelturm tatsächlich 8 statt 7
Absätze zu haben schien, wie Herodot zählte. Ich denke, hier sollte eigentlich das
letzte Wort gesprochen sein zum Für und Wider dieser Schneckenrampe.
Nur sei, im Anschluß an die Treppen- bzw. Rampenfrage, noch der neuen Inter-
pretierung der dpopi (»Gräben«) des Cyranidentextes (»Z. u. P.« S. 58 u. 71) gedacht
sowie der »viae« (bzw. C?";") des Itinerarberichts von Benjamin von Tudela (Kolde-
wey S. 31/34). Meiner freudigen Überzeugung nach ist für die o^u'iai ohne weiteres
Koldewey dankbar beizupflichten, wenn er in ihnen die Rillen oder Furchen, Ver-
tiefungen oder Rücksprünge zwischen den oft turmartig kräftigen Pfeilern und Lisenen
«) »Babels tom«, in Ljinder Universitäts-Festschrift ') Vgl. H. Zimmern, Zum babylonischen Neujahrs-
1918, S 69, Abb. 24, fest, Leipzig 1918.
Th. Dombart, Der babylonische Turm. e E
an den Turmaußenseiten erkennen zu müssen glaubt, wie wir sie im i. Stock sicher
und im 2. Geschoß mutmaßlich uns denken mußten. Daß die »Stege« bzw. »Wege«
(viae) des Itinerarberichtes entsprechend die Pfeilerlisenen meinen können, wäre
dann naheliegend; aber es wäre dann ein richtiges »Küchen«- Latein (bzw.
Hebräisch), das wir hier vor uns hätten; denn unbefangen würde man, der
Satzkonstruktion nach, sich die Sache stets anders zurechtlegen; »immer im
Abstand von (ca.) 5 m viae erant, quibus in gyrum ascendebant (die Leute),
et ad suprema usque orbiculariter tendebant« faßt man wohl ohne jede Voreinge-
nommenheit zunächst so auf, wie ich es »Z. u. P.« S. 59 übersetzte und wie es der
Herodot-Aufgangsschnecke verdächtig ähnlich klingt, gerade in der doppelten Be-
tonung des zyklischen bzw. Ringsherum-Momentes xuxXtj) — in gyrum, -epi Trotv-a?
Tou? Tcüpfou? — orbiculariter. Die Frage hängt an dem »quibus«, das sich auf die
viae bezieht und sie zunächst eben als Aufgangsmittel bezeichnen zu wollen scheint.
Doch wenn man Koldeweys Vorschlag kennt, möchte einem die erste Auffassung
nimmer so ganz alleinseligmachend vorkommen, wenngleich ich sie aufrechterhalte.
Doch es ist nicht so wichtig; denn daß Benjamin von Tudela dabei zweifellos
eine äußere Wendelrampe oder -treppe schildern wollte, die dann eben immer
der Wand entlang, an Lisenen hin, ringsherum gelaufen wäre, ist mir nicht
zweifelhaft, so daß meine Ausführungen (»Z. u. P.« S. 59/60) bestehen bleiben.
Gewiß ist es wahrscheinlich, daß B. v. T. eigentlich den Borsippa-Turm als
»Babelturm« schildert; aber es ist ja nur erfreulich, daß damit ledigHch ein
wertvoller Analogiebeweis für die Richtigkeit unserer oben dargetanen Babelturm-
Rekonstruktion und Herodot -Interpretation gegeben erscheint'). Als wichtig
für unsere Rekonstruktion wäre bei der Itinerarbeschreibung bloß noch besonders zu
erwähnen, daß hier, bei Koldeweys Auffassung der »viae« als »Lisenen«, diese auch
für obere Stockwerke damit wiederum bestätigt würden, wie wir sie ja beim Babel-
turm auch tatsächlich im 2. Geschoß noch annahmen.
Fasse ich alles bisher Auseinandergesetzte abwägend kurz zusammen, so muß
ich zweifellos, wenn auch persönlich ungern, sachlich unbeirrt mit Bestimmtheit
Koldeweys hypothetische Grundlage (S. 19) von der Anordnung des Sechstempel-
komplexes, als 7. Stufe in 90 m Höhe, wie die daraufhin zugeschnittene ganze Babel-
turm-Rekonstruktion ablehnen, und zwar als Einzelfall ebenso wie als typisches
Zikkurratbild.
Bei der Revision meines eigenen Rekonstruktionsversuches aber (»Z. u. P.«
S. 50/51 u. ']']') habe ich lediglich auf die, für die äußere Zikkurratform als solche,
ganz unwesentliche Anordnung der einzelnen Tempelhäuser unten rund um den
Turm zu verzichten. Das geschieht dafür mit Überzeugung und Offenheit, weil ich
Koldeweys Tempelzusammengruppierung mit Freuden als unübertrefflich ansehe. —
Den fraglichen Punkt mit dem mittleren Freitreppenarm und der Zugänglichkeit
des 2. Turmgeschosses dagegen kann ich mit der mir jetzt wahrscheinlicher vor-
kommenden Einschiebung eines Stückes Innenaufgang an Stelle des von mir bisher
«) Delitzsch denkt ja übrigens daran, auch Herodot gehalten haben (Sachau-Festschrift, Berlin 1915,
könne den Borsippa-Turm fUr den Babelturm S. 88).
eg Th. Dombart, Der babylonische Turm.
angenommenen ersten Rampenumlaufs am 2. Stockwerk vorschlagsweise, als ebenso-
wenig sicher belegbar wie die andere Lösung, bei meiner hier gebotenen Rekon-
struktionsvariante (Abb. 2 und Taf. 4) berücksichtigen, wobei ich zugleich, wie
mir scheint, mit Recht, die oben begründete Ostung des Gipfelgemachs
vornahm, so daß der erste Sonnenstrahl, über den Altar vor dem Tor hinweg,
durch dieses auf den goldenen Thron treffen konnte'). Auch die anzu-
nehmende Einteilung im Grundriß ist eingezeichnet (Abb. 2) mit Vorraum,
Hauptraum, 2 kleinen Nebenräumen und dem schmalen Gang, der für die
mutmaßliche Aufgangsmöglichkeit aufs Tempeldach hier so wenig gefehlt haben
dürfte, wie er sonst zu fehlen pflegt, sei es nur zu Reparaturzwecken, sei es noch zu
besonderer Himmelsbetrachtung vom höchsten Turmdach aus. Die kultischen De-
korationssymbole der göttlichen Hörnerkronen, die das Kujundschikrelief am
Gipfel-Thron-Heiligtum zeigt (»Z. u. P.« S. 14 u. 16) und die ursprünglich wohl den
zu- und abnehmenden Mond bedeuteten, werden wir als kleines Detail beibehalten
dürfen, zumal sich außer den von mir a. a. 0. angeführten Erklärungsbelegen noch
weitere anführen lassen: Nach Chronica und Josephus bildete die Rücklehne des
Salomo-Throns, dieses Zikkurratabbildes, ein Rinderkopf (G. Salzberger, Salomos
Tempelbau und Thron, Berlin 1912, S. 55 u. 66); im- Midrasch Bemidbar Par. 12,
Z. 17 ist geschildert oder ausgemalt, wie eine Taube zu Häupten des Salomothrones eine
goldene Krone im Schnabel hielt. Und schon im Gilgameschepos (Taf. VI, Ende)
befestigt Gilgamesch die kolossalen Hörner des erlegten Wunderstiers am Thron des
göttlichen Herrschers Lugalbanda. Sogar noch beim Aufzug des Ptolemäus (Calli-
xenus bei Athenaeus 5, 34) kommen elfenbeinerne und goldene Sessel mit goldenen
Hörnern vor Das paßt also nur wieder völlig zu unseren berggleichen Götterthronen,
den Zikkurrati, an deren einer sich ja Aschurbanipal eigens rühmte, die aus glänzendem
Kupfer gefertigten Hörner abgebrochen zu haben (»Z. u. P.« S. 16).
•
Damit könnten wir eigentlich abschließen. Aber ich möchte vielleicht — nicht
als nachträgliche captatio benevolentiae etwa, sondern ebenso sachlich und ehrlich —
noch auf den, trotz allem, möglicherweise hochwichtigen, vielleicht imponierend
.glücklichen Klärungsgedanken hinweisen, der in Koldeweys Babelturm-Rekonstruk-
tionsvorschlag stecken kann. Der Blick dafür liegt mir wohl deshalb so sonderlich,
da ich schon vor Jahren Herrn Geheimrat Hommel-München gegenüber einen der
Koldeweyschen Anregung eng verwandten Gedanken aussprach, von dessen Ver-
folgung ich damals aber der technischen Konsequenzen wegen absah, und weil die
äußere Zikkurratgestalt mir zunächst wichtiger und eher lösbar erschien als die
Tempelfrage, durch deren Vermengung mit der Turmfrage ich leicht das Anerkannt-
werden auch der äußeren Zikkurratgestalt gefährdet hätte.
Doch nachdem mir die Babelturmform heute ebenso zweifellos im Sinne
meiner eben noch modifizierten Rekonstruktion gesichert erscheint wie die Tempel-
') Vgl. die Sitte, gegen Osten gewendet zu thronen, z. B. beim babylonischen Neujahrsfest eigens
bezeugt (H. Zimmern, a. a. O. 23, 26, 33).
Th. Dombart, Der babylonische Turm. 57
gruppierung im Sinne der Koldeweyschen Lösung, möchte ich das Folgende
schließlich nicht unterdrücken, sondern als mindestens diskutierbar vorbringen.
Koldewey scheint mir nämlich vielleicht nicht zu Unrecht die engste Ver-
bindung der Sechstempelgruppe mit der Zikkurrat herausgelesen zu haben aus dem
Wortlaut »die 6 Papaliäni des Nuliar«, die 6 Heiligtümer des Babelturms«. Denn
wenn sich nun einmal unmittelbar rings um den Turm keine Tempelspuren an Ort
und Stelle finden ließen und auch weitere Grabungen östhch vom Turm, innerhalb des
Peribolos noch, nichts finden lassen, und wenn die Sechstempelgruppe nicht mit dem
ausgegrabenen »Esagilla« südlich vom Turm identifiziert zu werden braucht oder
kann, so bleibt gewiß auffällig, ja ungewöhnlich, das genau Quadratische des
Sechstempelkomplexes, "der sich mit seinen 80 x 80 m natürlich ohne weiteres über
den ebenfalls quadratischen Grundriß des i. Turmgeschosses von 90 x 90 m halten
läßt. Aber auch die unleugbare Ähnlichkeit der Sechstempelgruppe mit »Esagilla«
bleibt bestehen hierbei.
Da möchte ich nun vermuten, Koldeweys Gedanke, das Tempelquadrat als
Hochtempel auf der Spitze der Zikkurrat anzunehmen, sei, nach der vorstehend
dargetanen Unmöglichkeit, dahin zu modifizieren, daß man es sich zunächst einmal
eben nicht als Spitze der ursprünglichen, siebenstufigen Zikkurrat denkt,
sondern als Ergebnis einer späteren, sozusagen abgekürzten, vereinfachten Wieder-
herstellung des Babelturms, nach dem Verfall, auf der von den Schutt- und Trümmer-
massen befreiten, immer noch 33 m hohen Plattform des l. Turmgeschosses mit
seinen 90 x 90 m Grundrißmaß. Hier hätte das 80 x 80 m große Tempelquadrat
technisch einen sicheren Stand; denn nach jeder Seite bliebe eine Absatzbreite
von 5 m (nach dem Baubefund sogar je noch etwa ein halber Meter mehr). Dazu
könnte diese Absatzbreite noch ausdrücklich gebilligt erscheinen durch das Ausmaß,
welches das Keilschrifttablett dem 2. Stockwerk des Turmes zuteilt, 78 x 78 m.
Wer sich dabei über den halben oder ganzen Meter mehr oder weniger aufhalten
wollte, dem könnte man zur Beruhigung vorrechnen, daß die Last des Tempels
natürlich viel geringer war als die von 6 weiteren, wenn auch immer kleiner werdenden
Stockwerken, so daß eine etwas verringerte Absatzbreite gerechtfertigt erschiene.
Ich für meinen Teil denke hier freilich, daß bei bloßer Temp elbekrönung der außen
umlaufende, 5 bis 6 m breite Absatz mehr noch verkehrstechnisch als statisch
gewertet werden müßte.
Gewiß, die ganze vorgeschlagene An'ordnung und dieser ganze 'Bestand von
lediglich i Turmgeschoß und unmittelbar krönendem Sechstempelquadrat wäre
keine Original -Zikkurrat mehr, sondern nur noch das letzte Notbehelf Stadium
einstiger Größe und Pracht. Nur eine Rumpfzikkurrat, da es sich nur um eine Tempel-
anlage auf dem noch 33 m hohen Babelturmstumpf handeln müßtei Doch die Sache
scheint viel äußere Möglichkeit und manche innere Wahrscheinlichkeit zu haben.
Denn einmal hat man, wie ich schon in meiner »Zikkurrat« (S. 47) aussprach und wie
es jetzt ähnlich auch Koldewey, nur noch vervielfältigt denkt (S. 27), stark den Ein-
druck, es handle sich bei dem Keilinschrifttablett nicht um eine in sich harmonische
Beschreibung von Tempel und Turm usw., sondern um eine Verquickung des ge-
c8 "^^^ Dombart, Der babylonische Turm.
schauten, selbstvermessenen Bauzustandes und eines (oder wie Koldewey denkt,
mehrfachen) überkommenen Messungsbefundes aus früherem Bauzustande, mög-
hcherweise sogar bloß eines Bauprojektes. — Schon rein äußerlich ist nämlich die
in sich geschlossen angeführte, tabellenartig-maßtechnische Wiedergabe des Turmes
für sich getrennt gegeben, obwohl in der vorangehenden Beschreibung der Höfe, Tore,
Tempel usw. auch schon Turmmaße mit untergelaufen waren (Turmgrundrißmaß,
Gesamthöhenmaß (?) und ein zweites Turmgrundriß- oder -plattformmaß von
60 X 60 m, hinter dem ich vermutungsweise (»Z. « S. 46) das Ausmaß des von Kolde-
wey festgestellten inneren Kerns aus ungebrannten Lchmziegeln suchte, das mit
61,15 ^ 61,15 na diesem 60 x 60 m-Quadrat etwa ebenso nahekommt, wie das
91,50 X 91,50 m-Quadrat des Baubefundes dem 90 x 90 m-Quadrat der Keilinschrift.
Richtig ist aber ebenso, wie Koldewey theoretisch auch ausspricht, daß dieses Maß
60 x 60 m auch Inder 3. Turmstufe wiederkehrt nach dem Tablett, leider aber nicht
bei Koldeweys Rekonstruktion). Jedenfalls müssen wir in den zusammenhän-
genden Turmmaßangaben auf der Rückseite des Tabletts die Schilderung eines
einheitlichen Bauzustandes sehen, den der Fertiger der Tablettkopie, die auf uns
gekommen ist, im Jahre 229 v. Chr., nimmer selber sah, sondern eben aus einer vor-
gefundenen Aufschreibung in Borsippa, wie er sagt, herübernahm. Dazu stimmt
bestens, daß er den Satz, worin er von dem Borsippener Originalschriftstück spricht,
eben gerade hinter der Zusammenstellung der Zikkurratmaße anfügt, sozusagen »in
Klammern«, d. h. zwischen zwei Horizontalstrichen quer über das Tablett, wahrend
er dann noch eine Maßbeschreibung von Gärten usw. bringt und dann erst die Schluß-
formeln. Durchaus zu dieser Auffassung würde stimmen, was mir Hommel bemerkte,
daß die unverständliche Wendung, die den Anfang dieser »In-Klammer-Notiz«
bildet, sich auf die textliche Fortlassung des 6. Stockwerkes beziehen könne mit der
Erklärung, diese Angabe sei im Original unleserlich oder auch schon weggelassen
gewesen.
Die Annahme, daß die Tabelle der Turmdimensionen nicht gleichzeitig mit den
andern Angaben des Tabletts entstanden sei, läßt sich auch noch stützen durch die
Beobachtung, daß die maßtechnische Bezeichnung bei den Turmp'eschossen viel ein-
facher ist, nur in Gar-Maßen (i Gar = 12 Ellen = 6 m), während alle andern Maß-
angaben viel ausführlicher gehalten sind, mit jeweiliger Angabe bestimmter Ellen-
einheiten (»nach der großen Elle, nach der Elle adue, nach der Elle schuklum«)
und vielfach" noch berechnet nach Flächenmaß.
Mit AnerkennuRg der Zweiquelligkeit unseres Tabletts, d. h. mit der sich daraus
ergebenden Aufzeigung zweier verschiedener Bauzustände der ganzen Kultanlage
wäre Koldeweys Idee, als könne der 80 x8om-Tempel wirklich ein Hoch tempel gewesen
sein (wenn auch nicht auf der Spitze des alten Turms, so doch auf der Platt-
formhöhe des Turmstumpfes), wesentlich glaubhafter gemacht. Dieses Unter-
geschoß nennt ja deshalb begreiflicherweise der Tablettschreiber auch schon im
I. Teil, wo er Selbstgeschautes beschreibt, nach unserer Annahme, und das Unter-
geschoß ist als »imrua« bezeichnet, was auch als Synonym für eine ganze »Zik-
kurrat« vorkommt. Unser Wissen aber über die damaligen Verhältnisse und den Zu-
Th. Dombart, Der babylonische Turm. eg
stand des Babelturms steht unserem Vorschlag erst recht nicht im Wege, im Gegen-
teil ! Unsere Keilschrifttafel ist, wie darauf bemerkt steht, verfaßt 229 vor Christi
Geburt und gibt also scheinbar in ihrem l. Teil den Bauzustand dieser Zeit wieder.
Nach Strabo wissen wir aber, daß Alexander d. Gr. den Babelturm und das ganze
Beiheiligtum, also auch >>Esagilla« (wie auch Koldewey annimmt, S. 25), in schwerem
Verfall vorfand (was Delitzsch sogar schon für die Herodot-Zeit glaubt voraussetzen zu
sollen, a.a.O. 97) und unter riesigem Arbeitsaufwand restaurieren wollte, wobei seine
erste Aufgabe im Forträumen der kolossalen Schuttmassen bestand, die wohl in
erster Linie von den eingestürzten Turmobergeschossen stammen mochten'). Doch
mittendrinnen starb Alexander, und das großzügige Restaurierungsprojekt unterblieb.
Da mocht? guter Rat teuer sein. — Esagilla in Trümmern und das Gipfelheiligtum
Schahuru von Etemenanki (wie der Babelturm auch hieß) herabgestürzt und nur
die Schuttmassen abgeräumt, so daß wohl ausgerechnet nur die solide Konstruktion
des 33 m hohen Erdgeschosses als Turmstumpf noch aufragte mit leerer Plattform.
Wie sollte da mit möglichst geringem Aufwand wieder in Kürze ein benutzbares
Kultheiligtum hergerichtet werden, das noch an die alte Monumentalanlage gemahnte ?
Die Notlage konnte lehren, vielleicht den Ausweg zu finden: man vereinte etwa
gleichsam den »Esagilla «tempel mit dem Gipfeltempel, indem man auf die 90 x 90 m
messende, 33 m hohe Plattform des Turmstumpfes den an »Esagilla« so lebhaft er-
innernden Sechstempelkomplex des Tabletts, von 80 x 80 m, aufbaute und damit
zugleich die Idee des Zikkurrat-Heiligtums verkörpern mußte. So mag dann unser
Tablettkopierer oder schon ein Vormann das Turmheiligtum vorgefunden und be-
schrieben haben, und so hatte er dann allerdings vollauf ein Recht, trotz der Nennung
des Namens »Esagilla« für die Kultanlage und »Etemenanki« als Namen der Zikkurrat,
den Turmstumpf selber Nuhar zu heißen und die Tempel zu bezeichnen als »die
6 Papahäni des Nuhar», »die 6 Heiligtümer des Nuhar«. Stimmen würde diese
Situation zu Dicdors später (60 v. Chr.) Beschreibung, wonach der Bau verfallen war,
im Gipfeltempel aber 3 Götterbilder von großen Dimensionen gehabt habe.
So imponierend auch dieses Rumpfheiligtum, dieser tempelgekrönte Turm-
stumpf der Hypothese noch wirken mußte, und so erfreut man wohl damals vielfach
war über die Wiederherstellung des Heiligtums : es müßte dann gewesen sein wie beim
Wiederaufbau des Tempels zu Jerusalem : die jungen Leute, die die alte Pracht nicht
geschaut hatten, jubelten; die Alten aber weinten beim Anblick des dürftigen
Ersatzes. Und der Widerschein solchen Zwiespalts der Empfindungen würde sich
jetzt sogar noch bei uns geltend machen in den Rekonstruktionen. Denn einerseits
vermöchte man sich zu freuen, Koldeweys Gedanken in diesem modifizierten Umfang
aufnehmen zu können, weil es ein Schritt vorwärts wäre in der Verständigung.
Andrerseits aber tut es einem leid, feststellen zu müssen : der Babelturm, wie er sein
wollte und sollte, ein künstlicher, siebenstufiger Thronberg, prunkend als der
großartigste Vertreter des Zikkurrattyps, die Zikkurrat schlechthin war das gar
nimmer, sondern nur ein Notbehelf, der aus der Not eine Tugend gemacht hätte.
') Vgl. auch die keilinschriftliche Nachricht über das Fortschaffen des Schuttes von Esagilla (Meißner,
Zeitschr. f. Assyr. XVH 1903, 244).
60 Th. Dombart, Der babylonische Tonn.
Wem vorstehender Vorschlag zusagt, mag sich dabei bescheiden. Aber er bleibt
Hypothese, und vielleicht besteht noch eine ganz andere Möglichkeit. Das heißt
»ganz anders« ist sie eigentlich nicht, aber viel erweiterter, und sie könnte nimmer
Notbehelf, sondern müßte Programm gewesen sein. Sie liefe auf das hinaus, wovor
ich früher, wie oben erwähnt, noch gar zu viel Scheu hatte, aus technischen Gründen.
Und auch heute noch unterbreite ich den Vorschlag nur mit vollstem Vorbehalt, lediglich
als Gedanken, derKoldewey entgegenkäme und vielleicht ein Sichtreffen mit ihm ermög-
lichen möchte. Koldeweys so überzeugend rekonstruierter »Sechstempclkomplex des
Turmes«, wie ich ihn hier frei nennen darf, hat mit seinen 80 x 80 m oder 160 x 160
Ellen so auffällig fast die gleichen Ausmaße wie, nach dem Tablett, das 2. Turm-
stockwerk (156 X 156 Ellen oder 78 x 78 m), daß im Zusammenhalt mit den fest-
stellbaren tatsächlichen kleinen Differenzen zwischen Tablettmaß und Baubefund
(z. B. 90 X 90 m gegen 91,50 x 91,50 m) es nicht zu beanstanden wäre, müßten beide
Maße dasselbe Bauglied wiedergeben. (Es wäre ja auch schon bei der oben be-
handelten Hypothese begreiflich gewesen, wenn man beim Aufsetzen des Tempel-
komplexes auf den Turmstumpf etwa die Reste des Bauquadrats vom 2. Stock maß-
gebend sein ließ oder mitverwendet und nur durch Pfeiler oder ein Kisü verstärkt
hätte, womit gleich die geringe Vergrößerung erklärbar wäre, wenn es sein müßte.)
Freilich, wenn man also den Gedanken wagen wollte, die sechsTempel ins 2. Turm-
geschoß sozusagen eingebaut zu nehmen, dann müßte man, wie auch sonst schon
ratsam und wahrscheinlich ist, im 2. Geschoß noch mit Sicherheit die Verwendung
des besten Hartziegelmaterials annehmen und starke Umfassungs- und Zwischen-
wände, die fähig wären, zu tragen, was über sie zu lasten käme : den ganzen Oberteil
von noch 39 m Höhe, wenn auch in kräftig zurückweichenden Stufen. Sehr gewagt
kommt einem der Gedanke aber noch immer wieder vor.
Doch es gibt eben Dinge, die trotzdem darauf hinweisen zu wollen scheinen.
Wie schon Scheil bei Dieulafoy in Zeile 33 des Keilinschrifttextes übersetzte
und wie mir Hommel es als richtig bestätigt, ist der dort genannte Hof von
50 X 32 1/2 m, um den sich die 6 Papal.iäni gruppieren, geschildert als »bedacht und
von Riegeln umgeben«. Koldewey ließ das, wohl unter Delitzschs Zustimmung,
unübersetzt, weil man sich zunächst schwer etwas Analoges dabei denken kann,
das bekannt wäre; denn ein »überdeckter Hof« ist zweifellos etwas ganz Ungewöhn-
liches. Aber siehe da! Wenn wir den Sechstempelkomplex im 2. Turmgeschoß theo-
retisch nun einmal annehmen würden, bliebe überhaupt nichts anderes übrig, als den
Tempelhof in der Mitte überdeckt sein zu lassen, da sich ja die andern Turmgeschosse
darüber lagern. Wie und ob das möglich war technisch, das ist natürlich heute nicht
ganz einfach oder sicher zu sagen. Riskant wäre jedenfalls die Sache damals schon
gewesen, wie noch heute. Einen gewissen technischen Anhalt bietet jedoch der
Vermerk »mit Riegeln umgeben«. »Riegel«, von Pfeiler zu Pfeiler gehend, sind an
der Wuswas-Ruine inWarka zu sehen (Koldewey S.34), weshalb Koldewey ähnliche bei
seiner Turmrekonstruktion annahm, wie auch ich sie mir dachte bei meinen Re-
konstruktionen, nur mutatis mutandis. Eine entsprechend nach innen verlegte,
vervielfältigte Konstruktion müßten wir uns für den überdachten Tempelhof zurecht-
Th. Dombart, Der babylonische Turm. gj
legen, z. B. ähnlich, wie es etwa geschildert ist beim Aufbau der Pyra des Hephaistion
zu Babylon, die ja noch dazu eben ein Abbild des Babelturms darstellte (»Z. u. P.«
S. 79/80). Die reichlichere Verwendung von Holzbalken dürfte uns dabei um so
weniger befremden, als wir z. B. einmal hören, daß Zikkurrati beim Vorgehen Sena-
heribs 689 v.Chr. besonders durch Feuer zerstört wurden (Jastrow II S. 52).
Wollte man aber aus irgendwelchen Gründen von reicherer Holzkonstruktiori ab-
sehen, so bliebe entweder nur übrig, einen in überwölbte Parallelkorridore aufgelösten
»Hof« anzunehmen, nach Art des »Gewölbebaues« (30 x 35 m) der Nordostecke in
der Südburg zu Babylon (Koldewey, »D. w. B.« S. 73 u. 79 ff.), über dem man ruhig
weiterbauen könnte, oder aber man nimmt das »überdachter Hof« bildlich im Sinn
wie »blinder Hof«, imaginärer Hof, aufgefüllter Hof, der also praktisch nicht vor-
handen, d. h. durch ein Mittelmassiv ersetzt wäre, so daß die einzelnen Tempelhäuser
sich mehr nach dem System orientalischer Kaufläden, je von außen zugänglich,
herumgruppieren müßten. Da wäre dann freilich nichts Wesentliches riskiert.
Für die Annahme des Sechstempelkomplexes im 2. Turmgeschoß würde
sprechen, daß das bekannte Kujundschikrelief, das, wenn nicht den, so doch einen
Tempelturm von Babel darstellt (»Z. u. P.« 14/17), wie wir schon sahen, im 2. Stock
einen monumentalen Toreihgang zeigt, der natürlich recht wohl nicht bloß zu einer
mehr oder weniger großen »Bel-Grab «-Kultanlage führen könnte, sondern eben gerade
zu der dort hypothetisch denkbaren Sechstempelanlage, die gar nicht unorientalisch,
dann vielleicht gerade wegen ihrer Anlage im Innern des künstlichen Berges als »Grab
des -Bei« bezeichnet werden konnte. Die kleinere Öffnung im 3. Stock des Relief-
bildes möchte damit etwa wirklich, wie Herzfeld (Samarra) meinte, als »Fenster«
gelten können, d. h. als Öffnung eines größeren Licht- und Luftschachtes, der nach
dem »überdeckten Hof« führend zu denken wäre und dann wohl auf allen 4 Seiten
gleicherweise angegeben werden müßte; doch sahen wir, daß es sich dabei auch um
den Ausstieg der Innenrampe handeln könnte.
Sehr interessant würde schließlich noch die Parallele zu dem ja sowieso als
Zikkurrat-Abkömmling hierher gehörigen Mausoleum von Halikarnassos werden, bei
dem die Prunkanlage doch auch im 2. Geschoß ist, über dem dann das berühmte
Treppendach aufsitzt, das sowieso von der gestuften Zikkurrat herstammt, aber
jetzt ein unmittelbar verständliches, ganz typisches Einzelvorbild im Babelturm
hätte, nachdem eben die 4 Stufenabsätze über dem 2. Geschoß der Babelzikkurrat
die charakteristische Regelmäßigkeit in Höhe und Rücksprung der Stufen haben,
wie sie beim Treppendach das Natürlichste wäre. Das wieder höhere Gipfelgeschoß
mit dem Throngemach entspräche sodann schließUch dem Halikarnassos- Aufsatz mit
der Quadriga.
Eine interessante Bestätigung würde bei unserer hypothetischen Anordnung
des Sechstempelkomplexes im 2. Stockwerk des Turmes die Frage der Zugänglichkeit
erfahren: War Koldeweys Annahme, daß viel Volk, d.h. Prozessionen, auch zum
großen Gipfelhochtempel emporstiegen (S. :o), eine Art Widersinn zu Herodots
Angabe, daß im Gipfelgemach nur ein leerer Goldthron samt Tisch stand und niemand
dort verweilte als eine vom Gott erkorene eingeborene Frau, weil der Gott selber
^X Tb. Dombait, Der babylonische Taim.
dort oben verkehre, so wäre diesem Widerspruch in unserer Rumpfzikkurrat mit
Diodors Götterstatuen im »Hochtempel« ebenso abgeholfen wie in der letzten vor-
sichtigen Annahme des gleichzeitigen Bestehens einer größeren Tempelgruppe im
2. Geschoß und des Gipfelhauses im 7. Stockwerk. Die Volksprozession, für deren
Zutritt bis zur Höhe des i. Stockwerks eben die riesige Freitreppe zeugen will, würde
bei der Rumpfzikkurrat damit zugleich auch beim Gipfelheiligtum angekommen
gewesen sein; beim eingebauten Sechstempelkomplex aber eben nur im 2. Geschoß.
Höher hinaufreichte die große Treppe nicht'); höher hinauf ist auch der Zutritt nur
für Bevorzugte, Eingeweihte denkbar: auf die Höhe des 2. Geschosses, mit dem
breiten Umgang, etwa für die sternkundigen Priester, die »Freunde des Himmels«
(»Z. u. P.« S. 56). Ins allerheiligste Gipfelgemach aber stiegen nur die Höchsten,
Oberpriester bzw. Priesterin und vielleicht auch noch der König.
Was Herodot von der allein dort oben bei der leibhaftigen Gottheit weilenden
erkorenen Tempelfrau oder Priesterin sagt, findet sich wohl schon bestätigt im Gil-
gameschepos (Taf . IV) : »die hl. Priesterin, die Mutter des Königs Gilgameschj stieg
auf das Dach (den Turm?) des Tempels hinauf, Opferkörner streute sie hin und hob
zum erhabenen Schamasch ihre Hände im Tempel Egalmach . . .«. Im übrigen haben
wir nur noch Andeutungen über Besteigung vonTempeltürmen, so daß wir jedenfalls
daraus entnehmen können, wie unzugänglich sie dem gewöhnlichen Sterblichen waren,
etwa wie der Sinai den Juden bei der Gesetzgebung, wo bloß Moses zu Jahwe auf die
Bergesspitze durfte, während das Volk eigens durch ein Gehege unten rund um den
Berg am Hinzutreten verhindert werden mußte. — So scheint es, nach Jensens
Interpretation des Keilschrifttextes z. B., in einer alten Königsinschrift Gudeas zu
heißen: ». . . seinem König Ningirsu hat er den Tempel der 7 Üb errichtet, das e-Pa,
welches aufs äußerste hervorragt, dessen Gipfelbesteigern Ningirsu ein gutes Schicksal
bestimmt« (freilich wäre auch lesbar »dem [d. h. dem e-Pa, dem Siebenstufentempel]
Ningirsu beim Hinaufsteigen auf den Gipfel ein gutes Geschick bestimmt« [»Z. u. P.«
S. 39]). Die letzte Andeutung, die aber nach jüdischem Begriff bereits ein Frevel
war, finden wir in den Sagen der Juden, wc vorkommt, daß der König Nimrod so
einen siebenstufigen Thronbergturm baute und dann schließlich selber auf dem
Gipfelthron Platz nahm, um sich als Gottkönig huldigen zu lassen. Solche Usurpation
des Götterthrons durch Menschenkönige, die sich in der Himmelskapelle niederließen,
also sozusagen in den Himmel steigen wollten, war natürlich auch das Motiv, das
die Geschichte von der Babelturmkatastrophe des biblischen Berichtes erklärlich und
als gerecht bestraften Wahnwitz zeigen mußte =). Jedenfalls aber war eben für solch
spärliche und vereinzelte Ersteiger keine Monumentaltreppe mehr nötig und auch
keine Doppelaufgänge, wie sie Koldewey — freilich für seinen großen Hochtempel —
annimmt. Es genügte und war sogar zweckmäßig, das kurze Stück verborgener
') Hätte Axel Moberg, der mir a. a. O. gegen treppe nicht weiter nach oben fortlaufend zeichnen
Koldewey zustimmt, meine Ausführungen in »Z. lassen, weil das nur auf dem Papier sich vor-
und P,< S. 48 nachlesen können, so hätte auch täuschen läßt.
er durch C. Weiner auf seinem Babelturm- ') Vgl. meine Ausführungen hierzu in den »Propy-
Rekonstruktionsversuch sicher die große Frei- läen« 191 8 Nr. 43/44.
Th. Dombart, Der babylonische Turm. ß»
Innenaufgang und die anschließende einfache äußere Wendelschnecke. Doch um
bei der Stange zu bleiben, bei der hypothetischen Unterbringung des Sechstempel-
komplexes im 2. Stockwerk! Wir dürfen nicht blind sein: außer der großen techni-
schen Schwierigkeit könnte man vor allen Dingen Herodot anrufen wollen als
Zeugen gegen die zweifellos sehr gewagte Hypothese : er erv^'ähne von diesem Tempel
im 2. Stock gar nichts, sondern nur, in etwa halber Höhe des Aufstiegs, einen Ruhe-
platz mit Bänken. Das stimmt, und wir sahen, daß diese Ruheterrasse am besten
auf der Höhe des 2. Stockwerks anzusetzen wäre sowohl wegen der näherungsweise
halben Turmhöhe wie wegen der hier größten Absatzbreite von g m auf jeder Seite.
Aber Herodot beschrieb ja manches nicht, was am Turm war, so eben die riesige
Freitreppe, die wir nie wegleugnen können. Und dann gibt Herodot einige Zeilen
später so en passant zu, daß er als Andersgläubiger natürlich nicht Zutritt bekam zum
Heiligtum, sondern es nur von der Straße aus betrachten konnte. So kommt es ja auch,
daß Koldewey gar nichts dahinter finden zu müssen glaubt, die verschiedenen, teil-
weise recht an^nlichen Tempelhäuser seines großen Hochtempels bei Herodot nicht
eigens erwähnt zu finden. Doch ich möchte mich nicht einmal bloß auf Herodots
mögliches Schweigen über diesen Punkt stützen, sondern die Frage aufwerfen:
Kann denn nicht bei Herodot im Gegensatz zu dem einzelnen Gipfelheiligtum (mit
Thron und Tisch) auch jener hypothetisch ins 2. Turmstockwerk einfügbare Sechs-
tempelkomplex, der also 43 m tiefer läge als das Gipfelheiligtum, mit »xotTw vr^o;«
bezeichnet werden?, als »Untentempel«? Man wird mir zugeben müssen, es steht
nichts im Wege, zumal Herodot nur noch erwähnt, daß in diesem »Untentempel«
Bildwerke waren (wie Koldewey sie annehmen muß für den Tempelkomplex), daß
aber er, Herodot, sie nicht selber sah, was der Grund sein wird, daß er die Tempel-
anlage eben auch sonst nicht weiter schildert, weil er offenbar nicht^hineinkam. Die
Möglichkeit also, daß auch der »xanu vt^ö?« noch auf dem Turm war, wenn auch nur
im 2. Stock, könnte an Wahrscheinlichkeit gewinnen, wenn wir beachten, in welcher
Reihenfolge Herodot die ganze Anlage schildert : eine Kultanlage (?p6v), von 2 Stadien
Quadratseite, mit ehernen Toren. In der Mitte ein Turm mit 8 Geschossen, zu denen
der berühmte Aufgang ist, mit Ruheplätzen auf der Hälfte der Höhe. Oben Thron-
heiligtum. Und nun heißt es dann: »Es existiert aber auch noch ein anderer, ein
xotTo) vrßc, ein Untentempel des Babelheiligtums (tpov), wo ein großes, goldenes
Sitzbild des Zeus ist« usw. — Nachdem es hierbei freilich nicht rup^oc, sondern ?pöv
heißt, liegt nichts Zwingendes in der Sache; aber die Möglichkeit wird man
bestehen lassen müssen, nachdem der ausgegrabene Tempelkomplex im Süden des
Turms nicht innerhalb,, sondern außerhalb des Heiligtum »quadrates« liegt,
außerhalb des Peribolos, so daß es ja nicht einmal ausgemacht ist, ob es wirklich
Esagilla sei und nicht vielmehr, was v. Bissing und Hommel annehmen, das soge-
nannte »Gebetshaus«. Natürlich müßte dann unter dem Namen »Esagilla« die ganze
Kult anläge des Heiligtumquadrats angesehen werden, Peribolos, Turm, Sechs-
tempelkomplex im 2. Stock und Gipfelkapelle. Doch diese Frage entscheiden zu
wollen, muß mir fern liegen; dazu sind noch lange nicht genug Grabungsergebnisse
vorliegend.
54 ^li- Dombart, Der babylonische Turm.
Die Anordnung aber der »6 Papahäni des Nuliar« im 2. Turmgeschoß scheint
mir — alles in allem — auch heute noch technisch bedenklich des Hofes wegen.
Fast würde ich eigentlich immer noch lieber auf die Rumpfzikkurrat zurückgreifen
und, um den »überdachten Hof« zu schaffen, höchstens noch als oben abschließende
Plattform sozusagen eine 3. Stufe oder etwas ihr Ähnliches aufsitzend denken, das
nicht weiter mehr belastet wäre, aber die Querschnittabmessung des 3. Tablettstock-
werks von 60 X 60 m hätte, und damit eben als obere Abschlußplattform eine neue
Erklärungsmöglichkeit böte für das schon oben besprochene, etwas in der Luft
hängende kleine »Kigal von Etemenanki« (Zeile 20 u. 21 des Tabletts) mit 10 x 10
Gar »nach der Elle adu6«, das ist 60 x 60 m, worin ich ja sonst den Lehmkern des
Ausgrabungsbefundes von 61,15 >< 61,15 m vermutet hätte (»Z. u. P.« S.46). Denken
könnte man freilich auch noch an eine ursprünglich eben kleinere Kultanlage als
Berghöhlenheiligtum im 2. Stock, die das Überbautsein technisch weniger gewagt
erscheinen ließe. Daß man sich aber in der späten Zeit Nebukadnezars daran ge-
wagt haben könnte, dieses früher kleinere künstliche Berghöhlenheiligtum, das
man orientalisch sprachbildlich als »Grab« (gigunu, Tatpo?) der Gottheit bezeichnete,
in so prunkvoll erweitertem Komplex auszuführen, um der Residenz-Zikkurrat auch
hierin den Vorrang vor den andern Tempel-Türmen zu verschaffen, das ist gewiß
denkbar (nachdem Nebukadnezars Periode sich zur Anlage von Raumgewölben
durchgerungen hatte) und würde nur den bisher nicht recht ersichtlich gewesenen
Grund erkennen lassen, als auf technischem Gebiet gelegen, weshalb man solange
nicht »die Spitze aufgesetzt« hatte (»Z. u. P.« S. 41) : man hatte vermutlich nicht
gewagt und nicht vermocht, den mittleren Hof der Sechs-Tempel-Gruppe zu über-
bauen, und als man es »unter Jubel und Jauchzen« zu Nebukadnezars Zeit endlich
doch fertiggebracht hatte, da war es trotzdem eine gewagte Konstruktion, die dann
den späteren radikalen Zusammenbruch des Turm-Oberteils innerlich verständlich
werden läßt, weil die Prahlerei mit dem »strahlenden Heiligtum« dazu verleitet
hatte, technisch Außerordentliches zu riskieren.
Sei all diesen Nebenhypothesen, wie ihnen wolle. Sie sind noch nicht spruchreif,
sondern müssen erst im Gedankenaustausch erwogen, ergänzt und gemeinsam ent-
schieden werden.
Das Hauptsächlichste aber, die äußere Gesamterscheinung und die Bedeutung
des Babelturms wie des ganzen Zikkurratgeschlechts ist, meiner Überzeugung nach,
heute bereits gelöst, und zwar — abgesehen von Kleinigkeiten — im Sinne der vor-
stehend gebrachten Variante zum Babelturmbild in »Zikkurrat und Pyramide«.
Die Entscheidung in der ganzen Babelturmfragc scheint mir jetzt haupt-
sächlich abzuhängen von der Zustimmung oder Ablehnung der gebotenen Interpreta-
tionen durch die klassischen Philologen und die Assyriologen. Mögen sie ihr Urteil
fällen 1
München. Th. Dombart.
Carl Robert, Zwei homerische Becher. gc
ZWEI HOMERISCHE BECHER.
Mit Tafel 5 u. 6.
Der erste dieser Becher (Taf. 5, i), der im Jahre 1914 vom Berliner Museum
aus dem Kunsthandel erworben ist (Inv.-Nr. 30535) und jedenfalls aus Griechenland
stammt, ist ein alter Bekannter. Ein schlechter erhaltenes Exemplar'), das in Böotien
gefunden ist und sich im Athener Nationalmuseum befindet, ist im L. Berliner Winckel-
manns-Programm (S. 39 G, danach Taf. 5, 2), nach einer Zeichnung von Gillieron ver-
öffentlicht worden, allein sein Erhaltungszustand ist ein solcher, daß selbst ein so
geübter Zeichner wie Gillieron manche Details teils nicht erkannt, teils mißver-
standen hat und daß auf eine Deutung verzichtet wurde. Nur ein Notbehelf war
es, wenn ich das Stück mit allem Vorbehalt unter die Becher zur Kleinen Ilias
eingereiht habe. Unverständlich war vor allem die charakteristische Gruppe der
zweiten Szene, zwei engverbundene Männer, die in Gillierons in diesem Punkte
irreführend^ Wiedergabe beide eine Rüstung zu tragen und vor einem jugendlichen
Krieger die Flucht zu ergreifen scheinen. Nun lehrt das Berliner Exemplar, daß
die hintere Figur barhäuptig, bärtig und bis auf einen Mantel, der von ihrer beiden
Armbeuge herabfällt, völlig nackt ist, daß sie den rechten Arm mit gebieterisch
abweisender Gebärde, wobei sie den Zeigefinger erhebt, gegen den Verfolger aus-
streckt, daß sie den linken Arm um den Leib der vorderen Figur legt und sie in
die Höhe hebt^), und endlich, daß sie in der linken Hand einen Dreizack hält,
wodurch sie als Poseidon gesichert ist. Auch ohne die Beischrift AINEAi 3) würden
wir erkennen, daß die Rettung des Aineias durch Poseidon in der Ss^ixa^w (T
318 — 329) dargestellt ist und daß wir es mit einem Ilias-Becher zu tun haben, der
zwischen C und D einzuordnen wäre, während der von N. Kyparissis 'Ap)(. 'E«r,(i..
1914 m'v. 6 veröffentlichte und asX. 2 10 ff. vortrefflich erläuterte Becher, der zwei
Szenen des F und A zu einer zusammenzieht, an den Anfang der Reihe gehört.
Um zunächst bei dieser zweiten Szene zu bleiben, so ist der von Poseidon in
die Höhe gehobene Aineias mit Helm, Panzer und Schild gerüstet, aber ohne
Speer oder Schwert; an den Füßen hat er Schuhe, wie sie auffallenderweise auch
Poseidon trägt. Den rechten Arm hebt er entsetzt empor, den Kopf wendet er
ängstlich nach Achilleus zurück. Dieser, dessen Namensbeischrift AXIAAEYS gleich-
falls erhalten ist 4), trägt dieselbe Rüstung wie Aineias, zückt aber mit der Rechten
den Speer. Seine Stellung und Haltung würde man so aufzufassen geneigt sein,
daß er vor dem drohend ausgestreckten Arm des Gottes einen Augenblick zu-
rückwiche, wenn er nicht auch beim Kampf mit Penthesileia auf D (a. a. O. S. 26)
') Zahn stellt fest, daß dies Exemplar nicht aus 3) K\A dem athenischen Exemplar stehen links von
derselben Form ausgedrückt worden ist, wie das der Gruppe unter dem Schild des Achilleus zwei
Berliner, hält es aber für wahrscheinlich, A2& Inschriftzeilen, in deren erster Kern HN lesen
zur Herstellung der beiden Formen dieselben wollte, was man auch auf Gillierons Zeichnung
positiven Figurenstempel verwandt worden seien. erkennt. Es scheint aber vielmehr EIA aus der
') Schon Otto Kern hatte vermutet, daß die hintere Namensbeischrift Ilosetoüiv zu sein.
Figur die vordere stütze, im Berliner Winckel- <) Auf dem athenischen Exemplar las Kern über
manns-Progr. L S. 40. dem Schildrand A . K, also wohl A(X)lA.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXXIV. 5
66 ^'1 Robert, Zwei homerische Becher,
in genau derselben Haltung und Stellung erschiene. Derselbe Stempel ist dann,
wie früher (d. Z. XIII 1908, 185, A. 3) gezeigt worden ist, für den Aias auf
dem Becher mit der Epinausimache ('Etp. dp/. 1907, iri'v. 4) verwandt worden, und
auf dem Becher mit Szenen aus dem thebanischen Sagenkreis ä (S. 82) kehrt die
Stellung bei Kreon wieder'), wie sie überhaupt auch auf andern Bildwerken sehr
beliebt ist und bis ins fünfte Jahrhundert zurückgeht, was im einzelnen zu verfolgen
außerhalb des Rahmens dieser Abhandlung fällt. Die Situation ist bekanntlich
die, daß Aineias, dessen Verherrlichung diese ganze Partie des Epos gilt»), von
Apollon in der Gestalt des Lykaon verleitet wird, den Achilleus anzugreifen {Y 97 ff.).
Als er aber seinen Speer vergeblich abgeschleudert hat und von Achilleus mit
dem Schwert bedroht wird, wogegen er sich mit einem riesigen Stein, den er
zum Wurf hebt, zu schützen sucht 3), da erbarmt sich seiner Poseidon, damit der
Same des Dardanos nicht ganz von der Erde ausgetilgt werde. Über die Augen
des Peliden gießt er Finsternis aus; den Aineias aber schwingt er von der Erde
hoch empor und trägt ihn über die Reihen der Helden und ihrer Wagen weit
hinweg hinter das Schlachtfeld, wo sich eben die Kaukonen zum Kampfe rüsten.
Dort setzt er ihn nieder und macht ihm wegen seiner Verwegenheit sanfte Vor-
würfe. Die illustrierten Verse lauten T325ff. :
AJveiotv S'sodeusv änö ybovhi u^ioa' dei'paf
itoXXa? 8k (JTij(at •fjpwiov, iroXXä? 5k xal nt7r<ov
AJveia? ÖTtepaXto Osoü onth X^'P^^ Jpouaai.
Das rechts anschließende, durch vier hohe Stengel angedeutete Schilfgebüsch
gehört schon zur nächsten Szene. Vor dem Schilf sitzt ein nackter Mann mit
mächtigem Haupt- und Barthaar, den rechten Arm auf die Knie gelegt, als ruhiger
Zuschauer eines Zweikampfes. Die auf zwei Zeilen verteilte Beischrift s:KAM[av] \
AP0S4) bezeichnet ihn als den Flußgott Skamander. Also eine Szene aus dem
4), der Mdyri 7tapa7roxä|Aioc. Der eine der beiden Kämpfer, der völlig nackt und
nur mit Helm, Schild und Schwert bewaffnet ist, stürzt hinter Skamandros her-
vor, sodaß sein rechter Unterschenkel hinter dessen Arm verschwindet, scheint
also aus dem Fluß zu kommen. Der andere, der genau dieselbe Rüstung trägt
wie Achilleus und Aineias in der vorigen Szene, steht in Rückenansicht da. In-
dem er den rechten Fuß auf eine Erhöhung setzt, holt er mit der Lanze zum
Stoß aus. Ohne Zweifel ist es wieder Achilleus. Zwei Kämpfe kommen in Frage,
der mit Lykaon und der mit Asteropaios. Beide springen aus dem Skamandros
heraus. Von jenem heißt es 34 f
evd' uit Uptd\ioio uuvi^vTeTO AapSavtSao
Ix TCOTa(jioü cpeuYovTt .Aoxotovi;
') S. jetzt Oidipus I, 559. verscheuert, und für das athenische reicht die
*) Studien zur Ilias 225 ff., 537 ff., U. von Wilamo- Gilli^ronsche Zeichnung zur Entscheidung nicht
witz, Ilias und Homer 83 f. aus.
3) Man könnte vermuten, daß er diesen Stein auf <) Auch auf dem athenischen Exemplar ist der
dem Becher in der erhobenen Rechten hält; Name auf zwei Zeilen verteilt; Kern wollte am
doch ist die Stelle auf dem Berliner Exemplar Ende der ersten AN erkennen ; das ist wohl AN.
Carl Robert, Zwei homerische Becher. 67
von diesem 139 xoapa 5^ UriXioi u!6s, ej((uv SoXi^oaxiov e^x^^i
'AaTepoirattp euaXTO xaTaxTaiievat }i,eveaiv(uv,
144 T(p p.'A;(dsu? iTtopouaev, 8 5' dvTioj Ix iroTaixoTo
laxT] ej(cuv 860 8oSp£, (xevoc 8e oJ Iv (ppsol örjxsv
Hocvöoc, STiel xe)(6Xu)T0 8aixTajAev(ov afC'j'üv,
Tou« 'AxiXsü? iSdiCe xatd poov oö8' iXsatpev.
Insofern paßt die Darstellung auf beide. Aber Asteropaios trägt in jeder
Hand einen Speer, inel Trept8sSioi ^£v(i63), und ist mit einer Rüstung bekleidet, die
Achilleus dem Gefallenen abnimmt (182 f. 'A)(iXeu; 8' dp' ivt atirjbeasiv 6pouaa? isu^sd
T iJevdpiSs xtX.) und später bei den Leichenspielen des Patroklos als Preise verteilt.
Den Panzer erhält Eumelos auf Fürbitte des Antilochos als Trostpreis, weil ihm
Athena bei der Wettfahrt das Joch zerbrochen und so seine berühmten Rosse um
den Sieg gebracht hat {W 558 ff.)
* , >
'AvTtXo)(, d [ikv 815 [is xeXeueu ouo&ev dXXo
Eöfii^Xtp eiriSouvat, If "* 8k xs xal tö tsXe(J(Ju).
Scuato 0? ötuprjxa, TÖv 'AdTspoiraiov aitrjupiuv,
jfdXxsov, (u uepi x&^\>-a cpaeivoü xaatJixspoio
dui»i8s8iv7)xaf itoXsoj 82 0? d'Sio? laxai,
das Schwert wird als Preis für den Zweikampf ausgesetzt und von Diomedes ge-
wonnen {W 807 ff.)
TO) (isv i~(m S<u3u> TÖ8e cpaUYavov dpfupor/Xov,
xoXöv 6p7)txiov, TÖ (lev 'Aarspoiratov diTTjuptuv.
824 auxdp To8Ef8';o 8(üxsv (is^' ^da^avov i^pcuj
auv xoXsü) TS cpsptuv xal Iütjxtjtio xsXajxöivi.
Lykaon aber ist völlig waffenlos; Helm, Schild und Speer hat er fortge-
worfen, weil sie den zarten Jüngling bei der Flucht aus dem Skamandros be-
schwerten (<1) 49 ff.)
TÖV 8' (5)? ouv IvoTjae ito8apxT)? 810? 'AyiXXsuc
Ifujxvov, drsp x6pu&6s xs xai daiti6o?, 068' e/sv e"CX°^'
dXXd xd (isv p oLTzb ■reavTa X*!^"' ß*^^ ' 'fstps fäp i8p(us
9SUY0VT Ix 7:oxa[xoii, xdfiaxo? 3' ottö ^ouvax' I8a|iva.
Auch macht er gar keinen Versuch, sich zur Wehr zu setzen, sondern umklammert
gnadeflehend die Kniee des Achilleus (64 ff.)
5 8s o{ <Jxe8öv -^Xöe xsÖijirjuf,
fouviov S'l^aabai pie(xa(ut, tuspl 8' ^OsXe Oufiw
Ixtpufseiv Oavaxov xs xaxöv xat Kr^pa [xsXatvav
68 8 8' uitsSpapis xat Xdßs -couvojv
xoijia?.
Aber Achilleus gedenkt des gefallenen Patroklos und gibt ihm mit dem Schwert
den Todesstoß (115 ff.)
5*
68 Carl Robert, Zwei homerische Becher.
8 8' sCeto x^'P^ irsxdaaaj
d[i<poTEpaf. 'A^iXet)? 6k Ipuaaajievoc Si'ipo? äJu
Tu'J.'S xaxdt xXtjiS« itap' a&xE^'") i^^v 8s o? sratu
55 Sicpo? dffifflTjxe? • 8 8' apa irprjv»)? ii:i -(aiiQ
XctTO taftsi?, ix 8' aifi« (j-sXav pss, 8sue 8s -(oiiav.
Auf jeden Fall also haben wir es mit einer ziemlich freien Illustration zu
tun, die aber immer noch besser auf Asteropaiös zu passen scheint, als auf Lykaon.
Dennoch entscheidet der Rest der Namensbeischrift anders. Neben einem großen
A erkennt man eine kurze schräge Hasta, die sich nicht zu n, wohl aber zu K er-
gänzen läßt, also (Ao)l<A(a)v).
Die Figur des Achilleus aus dieser Szene kehrt fast genau entsprechend auf
dem Becher mit der Epinaüsimache (oben S. 66) und dem Polyxena-Becher b
(a. a. O. S. 73) wieder. Doch ist sie dort beidemal nackt, setzt den rechten Fuß auf
einen Schild und hält in der Rechten keinen Speer, sondern, wie es scheint, einen
Stein'). Auch ist ihr eigener Schild mit seiner Innenseite dem Beschauer zugekehrt.
Leicht modifiziert findet man sie, abermals bei derOpferung der Polyxena, alsDiomedes
auf demBecher ausKephalleniaCAp^ 'H^'f. 1914 7rtv.6),wosie statt des Schildes am linken
Arm die Chlamys trägt und die Rechte auf einen Speer stützt. Auch die Stellung
der Penthesileia auf D (a. a. O. S. 26) und ihres Abbildes auf dem Epinausimache-
Becher (d. Z. XXIII 1908, 185 A. 3) ist außerordentlich verwandt; auf dem eben
erwähnten Becher aus Kephallenia ist diese Figur zu Pandaros umgestaltet.
Die Szene links von der Illustration des Y ist, wie ich schon früher vermutet
hatte, die zeitlich frühste. Hatte ich damals den von Kern als TA gelesenen Rest der
Namensbeischrifl des älteren Mannes fragweise zu f A) r A ([j.3avu)v) ergänzt, so läßt
jetzt das Berliner Exemplar in dem jugendlichen Krieger, von dessen Namen das
Ende AEYC, also ('AxtX)AEYs:, erhalten ist, den Peliden erkennen. Also Achilleus,
wie er sich von Agamemnon verabschiedet, um in die Schlacht zu ziehen ? Aber
eine solche Szene findet sich in der Ilias nicht. Hier kommt uns aber die drei-
zeilige Beischrift zu Hilfe, die den Vorgang erläutern soll. Freilich ist sie außer-
ordentlich schwer zu lesen. Hiller von Gaertringen und Günther Klaffenbach
haben, mit Unterstützung von Robert Zahn, auf die Entzifferung dieser und
der noch schwierigeren Beischrift des zweiten Bechers im Frühjahr des Jahres
191 6 ganze Tage verwandt und die undeutlichen Buchstaben immer und immer
wieder bei wechselnder Beleuchtung geprüft. Nur wer sich selbst einmal an den
Beischriften eines solchen Bechers versucht hat, kann ermessen, wie schwierig eine
solche Aufgabe ist. und mit welchen Trugbildern das Auge zu kämpfen hat. So
kann ich diesen drei Gelehrten für ihre aufopfernden Bemühungen nicht dankbar
genug sein. Die Entzifferung der ersten und dritten Zeile und der ersien Hälfte
der zweiten ist ihnen denn auch endgültig gelungen. Die erste lautet ("Ay«) M GM -
NwNKATOMNYCI, die dritte EHITHNMAXHN, der Anfang der zweiten TON
AXIAAH. Aber der Schluß hat sich immer wieder einer befriedigenden Lösung
') Sie eiinnert dort etwas an den Aineias unseres Bechers.
Carl Robert, Zwei homerische Becher. 6q
entzogen. Schließlich hat sich Klaffenbach, der ihm seine besondere Aufmerk-
samkeit gewidmet hat, nach einer nochmaligen Nachprüfung am 9. Mai 1916, für
MHKAH'OYN entschieden, und diese Lesung habe ich denn auch in unsere
Zeichnung einsetzen lassen. Aber vergeblich habe seitdem ich selbst, haben viele
andere, die ich zu Rate gezogen habe, ver'sucht, unter dieser Voraussetzung den
auf oüv endigenden Infinitiv zu ergänzen. Machen wir aber hier zunächst einen
Augenblick Halt und stellen wir fest, was uns das mit Sicherheit Entzifferte lehrt.
Es bestätigt sich, was wir schon aus dem Namensrest auf dem athenischen Exemplar
erschlossen hatten, daß der ältere Mann Agamemnon ist. Weiter kann es nicht
zweifelhaft sein, daß wir die Illustration zu einer Szene des T, der MijviSo? ditoppr,(ji?,
vor uns hat)en. Nach der Versöhnung will Achilleus, noch ehe er die versprochenen
Geschenke in Empfang genommen hat, gleich auf das Schlachtfeld eilen, aber
Odysseus warnt davor, das Heer nüchtern in den Kampf zu führen (T 155 ff.)
(iTj 6' oux<uj, d-^OL^öi irsp ieüv, ftsosusX' ^Ajüleü,
* vijdTia? oTpüve rpoTi 'IXiov uia; ^ Ayaimv
Tpu)(Jt jjLa)(S(J(lo(iEvoüf, sitet ou-c öXt'ifOV /povov ecJTOt
avSpÄv, iv 5s Osö? Ttvsutj-io [xsvo; dfitpoTepoiuiv.
aXKoi irdaaaöai aviu;(Ot fto-^ja s-l vr^uatv 'Aj(aioüf
aixou xal oivoio* xö ^ap [levoj loxt xal äXxTJ.
oö ^ap dvTjp TtpoTrav fi\iap i? r^sXtov xaxaBuvxa
dtxfiYjVO? (jtToio SuvTJiSTai avT« [xd/euftai.
etTtep -Clip öuptw ^e [xsvoivot'a TroXsfjttCsiv,
dXkä xe Xddp^ fuia ßapuvexat, ifii xij^dvsi
8i(j;a xe xcii Xijio?, ßXoißsxai Se xe Youvax' tovxi.
3? 81 x' ävTjp oi'voto xopsdOTfisvo; xal lötuS^?
dvopdst 8ü(i(j.£vs£(iii :ravr)fjiapto? ■jroXejii'Cio,
SapsaXsov vu o( •^xop ivl cppsoiv, ou5s xt ^ui«
itplv xdfivsi Tcplv Txdvxa? ipioT/ffat TtoXIjioio.
dXX' aye Xaov [ikv 3xs8aaov xal 8siTrvov avwx&i
OTrXsaöaf xa 8k Swpa avoj dvSpöiv ' AfafiSfivujv
ofasxü) Ic (isacJTjv d^opi^jv ' .
aöxop eTTStxd 3s 8a ixt ivl xXiatißa' dpstjdoöu)
mst'p'fl, Tva [x^xt Si'xi)? I7ti8iuk? e^-ica&a.
Agamemnon geht auf diesen Vorschlag bereitwillig ein; aber Achilleus be-
harrt auf seinem Entschluß: nach der Schlacht mag das Heer an Speis und Trank
denken, und er erwidert dem Atriden 199 ff.
'AxpsiSirj x68i3xe, äva$ dvBpöiv 'ÄYa'piefxvov,
äXkoii irep xal [iäXXov JcpstXsxe xoüxa TtavsaSat,
6ifix6xe XI? [ASxairauduiXyj tioXejioio YsvTjXai
xal jisvo? oö xoaov ^aiv ivl uxYjöeaaiv laoioiv.
vüv 8' dl [Asv xeaxat 8e8a'iY(ievoi, oO; i8a'jjia3aev
jQ Carl Robert, Zwei homerische Becher,
ExTtup Ilpta[ii'SY];, OTS o[ Zeüj xü8o? eSoixev,
ufisTc 8' If ßptuTuv itpovetov, -ij t äv iY*" T^
vüv jiev dvtuYoi(ii ifcoXe(ii![2(AEv ufac ' AyaiöJv
vr^aziai dx(if,vous, a[ia 8' i^sXi(i) xaiaSuvri
teu?Eaf>ai fis^a 86p'7tov,'iitT)v Ti<jat(xs8a Xwßrjv.
itplv 8' ouTTUjj av Ificii fs tpi'Xov xaxa Xaijiiv Jet'ij
ou TTOUi?, o6 Pp'oaij, itaipou teÖv-kjäto?,
0? jiot ivl xXiai'-^ 8s8aq(xsvo? hiii x*^>"P
xsTxai, dva npodupov tsTpafi.[jiEvoc,
worauf Odysseus seine Warnung noch einmal nachdrücklich wiederholt, indem er
geltend macht, 221 ff.
aT<]/a 8s <puX.67tt8o? ireXsTai xopo; dvftptuTtoiatv,
ffi TS itXetaxr^v |j.ev xaXa'jxrjV j^öovi 5(aX.x8j Ij^euev,
d|ir,TO? 6' iXi^iUTo;, lir-ijv xXivTQdt Ta'Xavxa
Zsuf, OS i' dv9ptuir(uv Ta\i(rfi ito/vEfioti XEtuxxai.
YaaxEpt 6' ou rmc lorxt vsxov wEv&fjUai 'Ajfaious*
XiYjv Tfäp iToXXol xat iTrrjxpiiiOt ^(i-axa irdvxa
ittTTXouaiv Ttoxe xev xij dvairvEuctEis itovoto ;
dXXä xp') tov (J.EV xaxaOaTuxe|jLEV o? xe Oavigatv,
VTjXsa Ouixov ej(0vxaf, iit Y;[i,axi oaxpuoavxa; •
2(jaoi 8" äv iroXs(i.oio irepi (jxu"y£poto Xirujvxat,
(lefivTja&ai iroaio? xat IStjxuoc, ocpp' sxi [xäXXov
dvSpa'ui SuujxEvsEaai [xa-/tüfjL£i)a veuXsfjil; «Ui,
idüdfievoi }(pot }(aXxöv äxetpEa.
Dies Gespräch der drei Helden liegt offenbar der Darstellung zugrunde,
nur daß die Warnung des Odysseus dem Agamemnon in den Mund gelegt ist,
wenigstens in der Beischrift. Odysseus also werden wir jetzt in dem bärtigen
Mann erkennen, den ich früher fälschlich zu der folgenden Szene gezogen habe.
Unmutig über den Starrsinn des Achilleus, entfernt er sich, indem er, den Kopf
in den Nacken zurückwerfend, sich noch einmal nach ihm umsieht. Kehren wir
jetzt zu der kritischen Stelle der Beischrift zurück. Was Klaffenbach zuletzt gelesen
hat, läßt sich eigentlich nur zu (i>) xXr^pouv ergänzen : Achilleus soll nicht zur Schlacht
auslosen. Aber daß nur ein Teil der Mannen zürn Kampf bestimmt worden sei,
und zwar durch das Los, ist ganz unhomerisch, und der Ausdruck, der ein tech-
nischer sein würde, müßte sich doch irgendwo in der gleichzeitigen Literatur,
z. B. bei Polybios, finden. Darum möchte ich einer früheren Lesung von Klaffen-
bach (vom 19. April) den Vorzug geben. Damals glaubte er die drei ersten
Buchstaben als EKTT lesen zu sollen, und nach einer genauen Nachprüfung erklärt
mir jetzt auch Zahn, daß er diese Lesung für die wahrscheinlichere halte.
Verbindet man diese früher von Klaffenbach gelesenen drei Buchstaben mit
dem später von ihm entzifferten Schluß des Wortes, so erhält man dx^Xr^poGv, und
das ist gerade das, was man erwarten mußte: »sättigen, stärken zur Schlacht«,
vgl. Eur. Ion Llöpf. e66;([)ou ßopä; 'i'^'/ji^ IjuX^pouv. An dem absoluten Gebrauch
Carl Robert, Zwei homerische Becher. 7 1
des Verbums ist kaum Anstoß zu nehmen ; und übrigens ist es keineswegs ausge-
schlossen, daß hinter [la'xiriv noch TOYi AXAIOYS oder TON iTPATON stand.
Somit scheint die Beischrift zu lauten:
CA7a)MEMNWN KATOMNYS:!
TON AXIAAH EKnAHPOYN
EniTHNMAXHN (lövaipctTOV?)
Aber mit dieser Erläuterung scheint sich ein Umstand schlecht zu vertragen,
dessen wir bisher noch nicht gedacht haben; Agamemnon übergibt nämlich dem
Achilleus ein in der Scheide steckendes Schwert. Auf dem athenischen Exemplar
ist es ganz deutlich und auch auf dem Berliner Exemplar hat es Zahn, ohne
sich im Moment dieses Umstands zu erinnern, erkannt, obgleich es dort weniger
scharf ausgedrückt ist. Von einem solchen Schwert steht aber weder etwas in
der Ilias, noch paßt es zur Situation. Denn daß etwa Agamemnon dem Achilleus
das Schwert wegnehmen sollte, als symbolischen Ausdruck dafür, daß er ihn den
Kampf zu verschieben auffordert, ist natürlich ausgeschlossen. Ich kann mir die
Sache nur so erklären, daß eine Typen-Übertragung stattgefunden hat und die
Gruppe aus einem andern Zusammenhang entlehnt ist; und da möchte ich einen
schon früher geäußerten Gedanken (a.a.O. S. 40) etwas modifiziert wieder aufnehmen
und die Vermutung wagen, daß ursprünglich Neoptolemos gemeint war, wie er
aus der Hand des Odysseus die Waffen seines Vaters in Empfang nimmt. Daß
Odysseus auf homerischen Bechern nicht den Pilos zu haben braucht, beweist ja
gerade seine Figur auf unserem Becher, ferner die auf C (a.a.O. S. 21), und selbst
beim Freiermord auf A und B (a. a. O. S. 8 u. 14) trägt er nicht den Pilos,
sondern den Helm.
Über dem Kopf des Agamemnon hat Robert Zahn noch die Buchstaben
AAOC erkannt: das ist der Schluß der Quellenangabe (Ix -zrfi 'lXt)AAOS. Wahr-
scheinlich war diese aber noch länger, und nach Analogie von E (a. a. O. S. 33)
und / (s. Winter, d. Z. XIII 1898, 82)
• KATA noiHTHN AECXHN
EKTHi MIKPAi lAIAAGi
möchte man vermuten, daß sie, auf zwei Zeilen verteilt, gelautet hat
(xaxa TÖv "0(i.rjpov)
(Ix T^C 'IXOAAoS.
Das Eigentümliche unseres Bechers ist, daß er nicht eine oder mehrere
Episoden eines einzelnen Buches, sondern je eine Episode aus drei aufeinander
folgenden Büchern T T $ enthält. Zusammengehalten werden diese durch diePerson
des Achilleus. Darum ist mir die sonst naheliegende Vermutung nicht eben
wahrscheinlich, daß das Stück zu einer Serie von acht Bechern gehört, von denen
jeder drei Bücher der Ilias illustrierte. Übrigens haben uns ja die Funde der
letzten Jahre gelehrt, daß diese Denkmälerklasse überhaupt weit mannigfaltiger ist,
als wir früher annehmen durften. Der schon mehrfach erwähnte Becher aus
Kephallenia (oben S.65U. 68) verbindet eine Illustration des TA mit einer Episode der
72 t^afl Robert, Zwei homerische Becher.
Iliupersis, dem Opfer der Polyxena, und ein in Böotien gefundener ('Apx.'Ktp. 1914
ici'v. I ) zeigt uns sogar eine Gerireszene, den Betrieb einer Mühle.
Noch interessanter, ja, wie wir sehen werden, von weittragender Bedeutung,
ist der zweite Becher (Taf. 6) mit dem Tod des Agamemnon und der Kassandra,
der angebhch in Theben gefunden und im Jahre 1908 vom BerUner Museum
erworben worden ist (Inv. Vas. Nr. 4996). Als mir ihn Kekule von Stradonitz
im Jahre 1908 mit der ehrenvollen Aufforderung, ihn zu publizieren, das erste
Mal zeigte, zweifelte ich keinen AugenbHck daran, daß wir es mit einer Illustration
zur Nekyia der Odyssee zu tun haben. Die Namen der Trabanten des Aigisth
und der mit ihrem König hingemordeten Gefährten, die in der Odyssee nicht ge-
nannt werden, schrieb ich auf Rechnung der Töpfer oder ihrer gelehrten Berater,
die ja auch andere literarische Quellen herangezogen haben konnten. Eine Analogie,
an der es damals gebrach, besitzen wir jetzt in den Scherben des Odyssee-
Bechers aus dem phthiotischen Theben, wo beim Kirkeabenteuer den verwandelten
Gefährten des Odysseus die Namen Thestor, Theophron und Mantichos gegeben
sind'). Allerdings hätte mich der Aiantide Mestor, der mit Entschiedenheit auf
eine andere poetische Quelle hinweist, schon damals bedenklich machen sollen.
Indessen war für mich der Ausgangspunkt des Zweifels ein anderer. Die mehr-
zellige Beischrift zu beiden Seiten des rechten Arms des Aigisthos mußte am
Anfang die Angabe der Quelle erhalten und diese endete mit N (wie sich jetzt
herausgestellt hat, ist es TtoN), was weder zu Ix tt,; 'OBusasia? noch zu Ix ttj«
Nsxui«; paßt. Kein Wunder, daß mir nun ix t&v Nostjuv in den Sinn kam; aber eine
Basis konnte erst gewonnen werden, wenn es erprobten Inschriftlesern gelang, die
fast ganz abgeriebenen Buchstaben zu entziffern. Eher durfte an eine Publikation
nicht gedacht werden. Diese hat sich aber auch noch durch andere Umstände
verzögert. Die erste Zeichnung dieses und des eben besprochenen Ilias-Bechers
hat der treffliche Antikenzeichner Max.Lübke in Bleistift ausgeführt, bis ein unheil-
bares Leiden die Archäologie seiner wertvollen Dienste beraubte. Die Ausführung
mit der Feder hat dann Herr Landschaftsmaler E. Rexhausen übernommen, wurde
aber über dieser Arbeit durch den Tod hinweggerafft. Die letzte Hand an beide
Zeichnungen hat schließlich, nach Anleitung von Robert Zahn, Fräulein Marie
Seidel gelegt, so daß nun endlich die Becher weiteren Kreisen bekannt gemacht
werden können. Unterdessen waren Hiller vron Gaertringen und Günther Klaffen-
bach um die Entzifferung der Beischrift unablässig bemüht, und Klaffenbach ist
denn auch die endgültige Lesung der maßgebenden beiden ersten Zeilen gelungen.
Sie lauten
EKTnN iTa\
AX<. HN,
also Ix TÖiv (N6)(jTa)y 'Ax(i(})ö)v. Über dem E aber hat Klaffenbach noch als Spur einer
vorhergehenden Zeile ein A gelesen; wir dürfen darin unbedenklich den Rest
von 'Afta? sehen und nach Analogie von £ und / (oben S. 71) als Anfang ergänzen:
(xata TÖv 7tot7jT7)v) 'A(7iav). Auf 'Axai">v folgt dann als Erläuterung der Darstellung:
■) Ärvanitopoullos 'Apj(. 'Ekp. 1910 it(v. a, i ; s. Franz Müller, Odyssee-Illustrationen 64S.
Carl Robert, Zwei homerische Becher. 73
OA
NAT OSATA
MEM(vo)
NOS
Also zum ersten Male eine authentische Illustration zu einer Episode der kyklischen
Nosten.
Den weitaus größten Raum nimmt der Tod des Agamemnon ein. Mit einem
dicken Blumenkranz im Haar, nur mit einem Himation bekleidet, das er um den
Unterkörper geschlagen hat, Hegt der König ('A)rAM EM NnN, eine kräftige Gestalt,
auf dem Speisesofa, in der Linken eine Trinkschale. Den rechten Arm streckt
er gegen den heraneilenden Aigisthos") aus. Dieser, unbärtig, in einem langen
Himation, kommt schnellen Laufes herbei, die Beine weit auseinanderspreizend.
In der rechten Hand hält er das gezückte Schwert, der linke Arm ist gegen
Agamemnon ausgestreckt, wird aber, ebenso wie der rechte Unterarm des Königs,
durch die Überstempelung, von der weiter unten die Rede sein wird, verdeckt.
Hinter Agamemnon erblickt man drei jugendliche Gefährten des Königs. Der
erste, der mit einer Chlamys bekleidet ist, blickt gleichfalls auf Aigisthos. Die
Beischrift nennt ihn HllltC, wobei der vorletzte Buchstabe rätselhaft bleibt; denn
an <t> ist schwerlich zu denken, selbst wenn sich unter dieser Voraussetzung ein
möglicher Personenname ergäbe. Mir scheint es noch am ehesten ein mißratenes
X, und so habe ich an ' Hvt'oyo? gedacht, wobei man freilich annehmen müßte,
daß das erste O ausgelassen ist, wenn man nicht nach Analogie von Sinjxtj^o?,
Tiz-zv/o^, einen Personennamen "tivr/^oi statuieren will. Bezeichnet aber ' Hvw^^oj
den Beruf, was übrigens keineswegs nötig ist, wie u. a. der Komiker Heniochos
beweist, so darf daran erinnert werden, daß man in Mykenae unter den Gräbern
der zugleich mit Agamemnon hingemordeten auch das seines Wagenlenkers Euryme-
don zeigte (Paus. II i6, 6, vgl. II. A 228). Die beiden andern Gefährten suchen in
eindrucksvoller Parallelbewegung zu entfliehen, wobei sie den linken Arm erschreckt
erheben. Beide sind nackt, nur über das linke Bein des vordem fällt ein Himation.
Der eine heißt Alkmeon, AAKMEfiN, den anderen bezeichnet die zweizeilige Bei-
schrift als MHSTJiP AIANTOS. Natürlich kann dabei nur an den lokrischen Aias
gedacht werden, nicht an den Telamonier, den Feind des Agamemnon. Man wird
sich vorstellen müssen, daß Mestor sich beim Schiffbruch seines Vaters auf das
Schiff des Agamemnon rettete und so mit diesem nach Argos kam. Die literari-
sche Überlieferung kennt als Sohn des Aias nur den Banauros, den Eponymen
der Banaurides-Inseln im Tyrrhenischen Meer, Steph. Byz. v. Bavaupßcs, wo aber
wohl mit Lucas Holstenius BaXiapt'ös; und BiXiapoi zu schreiben sein wird. Doch
') Über diese etwas karikierte Figur schreibt mir geschickt angefügt ist. Der Kopf, den der
Zahn: »Die linke Schulter ist ganz vom Körper Stempel bot, scheint auch zu der vorliegenden
gelöst; sie erscheint jetzt wie ein Knopf mit Szene nicht gepaßt zu haben. Der Töpfer hat
einem Strich darunter, dem Rande des Gewandes. ihn durch ein scheußliches Gebilde ersetzt, das
Meines Erachtens kann es nicht zweifelhaft seint er offenbar nach dem Eindrücken des Stempels
daß dieser Arm besonders und zwar recht un- freihändig mit dem Modellierstecken in die
Formwandung eingetieft hat.«
JA Carl Robert, Zwei homerische Becher. -
werden sich Mestor und Alkmeon nicht retten können; denn von rechts
dringen zwei Mannen des Aigisthos, Antiochos (ANT.OXOC) und Argeios (APrEIOi),
mit gezückter Lanze auf sie ein. Beide tragen einen kurzen gegürteten Chiton,
Schild und Stiefel, der erste ist barhäuptig, der zweite behelmt.
Die zweite Szene, die Tötung der Kassandra, beschränkt sich auf zwei
Figuren. Klytaimestra KAYTAIMHiTPA, im Peplos mit gegürtetem Überschlag, dringt,
den Kopf hochmütig zurückgeworfen, mit erhobenem Schwert auf die Seherin
ein, indem sie mit der Linken in ihr wirres gelöstes Haar faßt. Kassandra
KASSAN(8pa), in derselben Gewandung wie die Königin, ist im Begriff, in die Knie
zu sinken. Dabei faßt sie mit der rechten Hand den linken Oberarm der Königin
und erhebt die linke mit einer wehklagenden Gebärde.
Vergleichen wir nun mit diesen beiden Darstellungen die Erzählung des
Agamemnon in der Nekyia, so finden wir eine fast vollkommene Übereinstimmung
X 409ff.
ext« ahv oöXojisvijj aX6)((p, ofxovSe xaXsaaa?, .
Setrviodaj, 5? zd te xaTextavs ßouv im fdxv^^.
Uli ödvov ofxTiOTU) OavctTO) • icspl 8' ä'XXoi exatpoi
vtuXefiEo)? XTStvovTO, aus« &? apfioSrivtej,
of pa T iv aipveiou dvSpij JJ-sya 8uva[j.svQio
■>) faixtp 7) Ipavti) -Jj sfXaTTivio tsöaXorfl.
■^87) |xlv TcoXecuv cpovip dvSpöiv dvTeßöXTjaa?
(i.ouvä$ xTstvofievtov xat Ivt xpatsp'^) udfitvifj'
dXXa' xs xstv« (xaXiata f8u)v iXo'fupao 9u|X((),
«1)5 djicpl xpaTT(pa zpa-KsC-xi zs. irXTj^oudaf
xei[is8' ivi (isfapcj), BaireSoV 8' airav ar[xaTt düsv
ofxTpOTaxTjV 6' -^xooja oira npid[AOto ^uYaipö?
Ka3aav8pT)?, xtjV xisivs KXoxai|i^<ixpT) 8oX6[i-T)Tij.
Wie auf dem Becher, und also in den Nosten, sind Agamemnon und seine
Begleiter wehrlos, so daß sie wie Opfertiere hingeschlachtet werden, und wie dort
tötet Aigisthos den Agamemnon, Klytaimestra die Kassandra. Nur fehlen die
Namen sowohl der Gefährten des Agamemnon als der Mannen des Aigisthos.
Und doch ist die Übereinstimmung auch sonst nicht ganz vollständig, wenigstens
wenn wir die Erzählung weiterlesen:
Kaaaa'vSpT)?, xtjv xxstvs KXuxaijir/axpTj 8oXo(ir)xi?
dfi^' Ifioi* aixäp lyu) iroxl "{ai-q X^'P"^ dstpouv
ßa'XXov d7ro&v:j]axujv nspl tpaa^avti)' r^ 6s xuvöJTCti
voacpicrax', oü6s [loi IxXt) fovxi itep ei? 'Atoao
Xepal xax' i^tpdaXjiouj IXesiv <juv xs axoix' Ipstaat.
Also Kassandra wird über dem Leib des sterbenden Agamemnon getötet'),
") In seiner Paraphrase der Odyssee-Stelle, in die II lO diese Szene so aus : xupiioTcpa 8i iv otxT(|)
er aber unpassender Weise auch Aischyleische xä xfjs KaoavSpa«' lös itp^axrjxe (tiv «ix^ (lexi
Züge einflickt, malt der ältere Philostrat Imag. x^« iteXixeco; :(| KXuxaifi^^axpa fiavixöv ßWTtouaa
• Carl Robert, Zwei homerische Becher. 7 c
und dieser versucht noch das drohende Schwert der Klytaimestra festzuhalten').
Diesen Zug hat somit der Verfasser der Nekyia nicht aus den Nosten. entnommen,
sondern aus eigener Erfindung hinzugefugt. Nun wollte aber der Verfertiger des
Bechers, obgleich er als seine Quelle ausdrücklich die Nosten nennt, eine voll-*
ständige Übereinstimmung mit der Odyssee herstellen. Darum drückte er den
Stempel mit Kassandra noch einmal bis zu den Knien auf dem rechten Arm des
Agamemnon ab, so daß sie nun wirklich äjicp' 'AYa(J.£[ivovt stirbt, und den Stempel
mit Agamemnon bis zur Brust neben und zum Teil auf die Figur der Klytaimestra;
durch Nacharbeiten mit dem Modellierholz in der Form sind dann die Arme des
ersten Stempels schlecht und recht der neuen Situation angepaßt worden 2).
Ich habe eben schon angedeutet, daß nach meiner Ansicht die Nekyia von
den Nosten abhängig ist, wie dies schon vor Jahren Wilamowitz ausgesprochen
hat (Homer. Unters. 151). Der umgekehrte Fall ist einfach undenkbar. Ob
freilich das dem Agias von Troezen zugeschriebene oder ein älteres Nosten-Epos
die Quelle der Odyssee war, das im letzteren Falle auch von Agias benutzt worden
wäre, wage ich nicht zu entscheiden. Wenn also Proklos in seiner Hypothesis
der kyklischen Nosten schreibt: sitsit« 'Afa(ie(ivovo? uito M-(iadm xal K>.uTat[xv7J(jipa?
dvaipeöevTOf, so ist das zwar etwas summarisch ausgedrückt, weil er den Tod der
Kassandra verschweigt, aber es ist nicht mit Rücksicht auf die Odyssee gesagt,
sondern gibt wirklich den Inhalt dieser Episode der Nosten wieder. Was aber
von der Erzählung des Agamemnon in der Nekyia gilt, das gilt dann auch von
dem Berichte des Nestor und Menelaos über die Heimfahrt der Achaier in 7 und 8,
wo sich gleichfalls die Hypothesis des Proklos auffallend mit den Worten der
Odyssee deckt. Die Skepsis, zu der ich diesen Stellen gegenüber geraten habe3)
und die dann Bethe (Herm. XXVI 1891, 593 ff.) auf die Spitze getrieben hat,
war also nicht am Platz, und mit vollem Recht sind in der letzten Zeit Albert
Hartmann 4) und Gustav Körtes letzter Schüler Max Schmidt in der Göttinger
Dissertation Troika S. loff., und schon früher R. Wagner 5) und Romagnoli') für
xal asdoßrjjjiiMr) tö? ^aita« xaX Tpa;(eia ty)v üiXivTjv, yadj ^stpa« JßaXXov tirtxwv ttjv y^v xai ^Tioptb-
ait») 84 (b{ &^pü>i xe xat IvS^tos iyovca ircptirE- (ievo; aviT^ü Jtpo? T^j f-fj «)V xai a'fa8ätu)V xa;
aetv (up(AT)xe X(|J 'Ayajjiifivovi ^iitxoüaa «:p' aüxfjC X^'P"*' ""• "' xoxaptofjievoi ei(u8a<J[ itoieTv ....
T« ax^fijiaxa xal oiov nEptßäXXousa tijj x^x^lS ° ^^ 'Aya(j.^(jiv(uv oü xaxap.(ü(jievo{, dTioSvr^sxiov
airdv, 8iif)p,a^vou 8e rjSr) xoü ireX^xetu; övaaxp^cpet ik itepi xö ^itfoi xoüxo iroiei dpäsjiuv xait X'P''
xoüs (ätpöaXjxouc i'Ail, ßof ii oäxeo xi oJxtpdv, lös xrjv -{f^t xal ^xxefviüv aJiTci« ei« a6xi)v xal ntpi-
xal TÖv 'Ayafi^fivova xm XotJttp XTjt 4'"X^' ^Xeeiv ßaXXuiv, !) dt xj)v Y?j'^ äefptuv xal Ixxtfviov xäc
xaüxa äxouovxa. /"P^t eßaXXev ixexeuuv xal Xixave'jiov.
•) So wird man die Stelle verstehen müssen. Seit- ') Was jetzt als linker Arm des Aigisthos erscheint
samerweise denken die Scholiasten an das (s.S. 73 A. 1)1 'st der besonders abgedrückte linke
Schwert, mit dem Agamemnon durchbohrt ist Arm der Klytaimestra aus demselben Stempel,
und das ihm noch im Leibe stecken soll, so 3) Bild und Lied 161 f., J22 ff., 247 f.
daß er sich bemüht, es herauszuziehen : Ttpö? xii; 4) Untersuchungen über die Sagen vom Tod des
•)fi[) u)v xal xcffxevo; iydi xaj X^'P"* irspt^ßaXov Odysseus 4 ff.
dvaxoutpiCt"'' aüxat Ttpös xö ixüTtaaai x6 5'<po« • 5) Fleckeisens Jahrb. XXXVIII 1892,241(1.
^ o5xu){, Ttapä T<j) (pau^ävip dtteiftv^^axtüv xai itoxl *) Studi italiani die filologia classica IX 1901,
P- 35 SS.
7 0 Carl Robert, Zwei homerische Becher.'
die Glaubwürdigkeit des Proklos eingetreten. Wir müssen aus diesem Tatbestand
jetzt schließen, daß der Verfasser der Nestor- und Menelaos-Erzählungen ebenso
die Nosten benutzt hat, wie der die Nekyia. Dagegen bringt der Becher für die
Frage, ob die 'ÄTpeiSöiv xaöoSo? ein Teil der Nosten oder ein selbständiges Gedicht
war, keine sichere Entscheidung. Immerhin mag darauf hingewiesen werden, daß
in dem zuerst von Wilamowitz (Homer. Unters. 157) aufgewiesenen Fragment
Athen. IX 399 F.
laov 0' ' Epfiioveuf uoot xapuaXi'fAOiat fiSTauirwv
<^(tai sf^ei vuSsv
die Situation dieselbe gewesen sein kann, wie auf dem Becher. Wie Alkmeon
und Mestor, will Isos sich durch die Flucht retten, und wie jenen Antiochos und
Argeios in den Weg treten, so ereilt diesen Hermioneus. Daß Isos bewaffnet
war, daß in der 'ATpeiSüiv xotOoSo? ein förmlicher Kampf stattgefunden hat, läßt sich
aus dem Fragment nicht entnehmen; freilich auch nicht das Gegenteil, und so
kann die Übereinstimmung auch täuschen.
Ich benutze diese Gelegenheit, um hier noch gleich die beiden winzigen
Fragmente zweier ebenfalls im Berliner Museum befindlicher Becher zu besprechen.
a b
Fragmente homerischer Becher im Berliner Museum.
deren Photographien mir Zahn geschickt hat. Das erste (Textabb. a. Inv.-Nr. 30448,
Breite 0,042, Firnisüberzug dunkel rotbraun) stammt von einer Replik des in diesem
Jahrbuch XXIII 1908, Taf. 5, 6 publizierten Londoner Bechers N mit Szenen aus
den Phoenissen des Euripides, jedoch nicht aus derselben Form, da das obere
Randornament verschieden ist. Es gehört in die Szene, wie lokaste die Antigone
aus dem Frauengemach herausruft, damit sie mit ihr auf das Schlachtfeld eilen
soll. Von Antigone ANTTONH sind der nach links gewandte Kopf und drei
Fingerspitzen der linken Hand erhalten, hinter ihr die linke obere Ecke der Tür, von
lokaste VTH der linke Unterarm und der mittlere Teil des Profils; die Hand
macht nicht wie auf N einen Gestus des Winkens, sondern ist mit geschlossenen
Fingern flafh zurückgestreckt. Auf dem andern Fragment (Textabb. b. Inv.-Nr.
G. Rodenwaldt, Zeus Bronton.
n
3049, Breite 0,028, dunkelgrauer Firnisüberzug) ist fast nur die Beischrift OM<t>AAH
erhalten ; denn die figürlichen Reste zu beiden Seiten sind so undeutlich und des-
halb so vieldeutig, daß auf jede Vermutung über den Inhalt der Darstellung ver-
zichtet werden muß. So gerne man also wissen möchte, ob hier etwa Herakles
und Omphale, wie auf den bekannten pompejanischen Bildern, im bakchischen
Thiasos dargestellt waren und ob diese Szene die ganze Oberfläche füllte, oder ob
neben der Omphale mit Löwenhaut und Keule und dem spinnenden Herakles in
Frauentracht auch die Arbeiten angebracht waren, die der Held im Dienst der
Lyderkönigin verrichtet, und ob dies dieselben waren, wie in den mythischen
Handbüchern des Diodor und Apollodor (Kerkopen und Syleus), oder endlich, ob
die Tötung des Iphitos oder der Kindermord und der Verkauf durch Hermes vor-
angingen, so sind das Möglichkeiten, die die Wissenschaft zwar aufzählen muß,
zwischen denen aber wählen zu wollen, ein reines Spiel der Phantasie sein würde,
so daß uns nur die Hoffnung auf ein vollständigeres Exemplar übrig bleibt.
Halle a. S. Carl Robert.
ZEUS BRONTON.
Mit 7 Abbildungen.
Das in Abbildung i wiedergegebene Relief ist von F. Cumont im Catalogue
des sculptures des Musees Royaux du Cinquantenaire (Brüssel 1913) veröffentlicht
Abb. I. Relief in Brüssel.
worden. Cumont erklärt die beiden oberen Büsten als Zeus und Hera, die beiden
unteren als Helios und Selene und die kleine nackte Figur mit Kerykeion und
78
G. Rodenwaldt, Zeus Bronton.
Geldbeutel als Hermes. Das Relief ist im Basar von Konstantinopel gekauft worden ;
Cumont läßt es unentschieden, ob es aus Thrakien oder Kleinasien stamme. Es
ist überraschend, daß gerade Cumont die stilistischen und inhaltlichen Beziehungen
entgangen sind, die das Relief in einen ganz bestimmten Kunstkreis weisen.
Stilistische Kriterien sind bei pro-
vinzialen Werken später Zeit und
schlechter Qualität mit besonderer Vor-
sicht anzuwenden. Manche Eigentüm-
lichkeiten des Reliefs, wie z. B. Form
und Anordnung der Büsten, gehören der
allgemeinen Kunstsprache der das ägä-
ische Meer umgebenden Länder in der
späten Antike an; dafür wären neben
den unten erwähnten phrygischen Monu-
menten als Beispiele aus Thrakien und
Attika die im B. C. H. XXXVII 19 13,
105, Fig. 3 und in der 'Apy.'E^. 1913,
201, Fig. 3 abgebildeten Grabreliefs zu
nennen. Was aber unserem Relief einen
besonderen Charakter gibt, ist die starke
und bewußte, nicht nur lineare, sondern
ornamentale Stilisierung, die besonders
an der Büste des Zeus, namentlich an
Haar und Bart, hervortritt. Diese gleiche
Ornamentalisierungfindetsich in derselben
scharf und bestimmt ausgeprägten Form
bei einer Gruppe nordphrygischer Grab-
reliefs, die jetzt am bequemsten in der
von Abbildungen begleiteten Zusammen-
stellung von G. Mendel in seinem Katalog
des Museums vonBrussa (B. C. H. XXXIII
1909, 283 ff.) studiert werden kann; das
in der Qualität vielleicht beste Exemplar
dieser Gruppe (Abbildung 2) ist von
Perdrizet in B. C. H. XX 1896, Taf 16
veröffentlicht worden ') . In diesen Werken
Abb. 2. Phrygische Grabstele in Konstantinopel.
finden sich nun für alle Einzelheiten des Brüsseler Reliefs die näch.sten Parallelen ; ich
verweise auf die Form der Büsten (Mendel a. a. O. Nr. 51), die Übereinstimmung
des Helios mit der solaren Gottheit auf dem von Perdrizet veröffentlichten Relief,
auf die Stilisierung des Vogels (Mendel Nr. 49 und 50), vor allem aber auf das
') Danach abgebildet von Studniczka, Tropaeum
Traiani (Abhandl. Sachs. Ges. d. Wiss., Bd. 22),
'33i ^'S- 69 '""' l'S' Daremberg-Saglio s. v.
luna p. 1395, dg. 4670.
G. Rodenwaldt, Zeus Bronton.
79
ornamentale Linienspiel bei der Büste des Mannes auf dem Perdrizetschen Relief,
das der Stilisierung des Gewandes auf der ganzen Gruppe von Stelen entspricht.
Hat die stilistische Betrachtung einmal den Weg nach Phrygien gewiesen, so
ergibt sich die Interpretation des Reliefs von selbst. Der Zeus ist Zeus Bronton.
Diese Gottheit wurde namentlich in Verbindung mit dem Totenkult in dem in
Betracht kommenden Teile Phrygiens in der Zeit, in die unsere Reliefgruppe fällt,
so hoch und so allgemein verehrt'), daß wir unbedenklich jede Darstellung des
Zeus als Zeus Bronton ansprechen dürfen. In diesem Falle kommen nun noch
weitere ergänzende und bestätigende Momente hinzu.
Der Adler ist neben der Schulter des Gottes ange-
bracht, wie er auf dem von A. Koerte ( A. M. XXV 1 900
416, Abb. 26) beschriebenen Altar auf der rechten
Schulter der nach der Beschreibung sehr ähnlich
gestalteten Büste des Zeus Bronton sitzt. Wenn
wir auf den Stelen bei Mendel Nr. 49 (danach
Abb. 3) und Nr. 50 den ganz gleich, auf Nr. 48 und
auf der Stele bei Perdrizet (Abb. 2) den ganz
ähnlich stilisierten Vogel' angebracht sehen, so
werden wir darin nicht einen beliebigen Vogel^
sondern eben den Adler als Symbol des Zeus
Bronton sehen dürfen *), auch wenn die Weihung
in den zugehörigen Grabinschriften nicht be-
sonders ausgesprochen ist, oder die Weihung
einer anderen, aber im Kult mit Zeus Bronton
verbundenen Gottheit gilt; treten doch häufig
auf den phrygischen Grabsteinen die Symbole
der Gottheiten an die Stelle der Abbildung der
Gottheiten selbst 3).
Abb. 3.
Phrygische Grabstele
in Brussa.
•) Vgl. Cumont s. v. Bronton bei Pauly-Wissowa ;
grundlegend A. Koerte, Gott. gel. Anz. 1897,
404 und A. M. XXV 1900, 409 f. Daselbst die
ältere Literatur. Über die örtliche Umgrenzung
dieses Gebietes vgl. Koerte a. a. O. 410.
^) Richtig als Adler bezeichnet ist der Vogel in
den Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1888,
865 Nr. 7. Auf dem dort beschriebenen Relief
ist der Adler nach links gewandt. Zu der Zu-
gehörigkeit dieses Reliefs zu der Gruppe von
Altyn-Tasch in Brussa vgl. Mendel a. a. O.
385. — Etwas anders liegt es bei dem Adler,
der häufig als Giebelschmuck der phrygischen
Stelen erscheint (vgl. z.B. Abb. 2; Koerte, Gott.
gel.Anz. 1897,411 Nr. 60; Koerte, A. M. a. a. O.
407 Nr. 14, 408 Nr. 17; ferner die von Texier,
Description de l'Asie Mineure, Planches 1 37
und von Le Bas, Voyage arch., Archit. Asie
min. pl. 34 abgebildeten Stelen). Während der
Adler auf der Bildfläche sein Vorbild offenbar
an einem berühmten Kultbilde hat, wo er auf
der Schulter des Gottes im Profil erschien, ist
die Darstellung in den Giebeln vdn den deko-
rativen Adlern entlehnt, die auch sonst als Giebel-
schmuck in der Architektur verwandt werden.
Daß aber gerade dieser Giebelschmuck auf den
phrygischen Stelen so häufig ist, hängt ver-
mutlich mit der sepulkralen Bedeutung des Zeus
zusammen. Die verschiedene Herkunft beider
Motive erklärt es, daß sie bei der Stele Abb. 2
beide auf demselben Monument erscheinen können.
Z. B. die Mondsichel auf der Stele Abb. 2 und
auf dem von Koerte, A. M. a. a. O. 4 16 f. Nr. 26
beschriebenen Alt&r.
3o G- Rodenwaldt, Zeus Bronton.
Die weibliche Gottheit neben Zeus trägt nicht, wie Cumont beschreibt, ein
Diadem, sondern deuthch einen Polos. Es ist Hekate und zwar, wie wir wohl
genauer sagen dürfen, Hekate Soteira. Ihr Kult in Phrygien ist gut bekannt und
auch bei ihr die Beziehung zum Totenkult bezeugt'); so gilt ihr die Weihung
des Abb. 2 wiedergegebenen Reliefs. Die Kultgemeinschaft von Zeus Bronton
und Hekate ist durch die Weihinschrift eines Priesters beider Gottheiten in Rom
überliefert^). Daß diese Gemeinschaft nicht erst in Rom entstanden, sondern aus
Phrygien mitgebracht ist, würde man schon aus allgemeinen Wahrscheinlichkeits-
gründen annehmen müssen; unser Relief bietet dafür ein unmittelbares Zeugnis.
Als ein zweiter Beleg tritt das Relief Abb. 2 hinzu, auf dem der Adler den mit
Hekate Soteira kultlich verbundenen Zeus Bronton vertritt.
Die Büste links unten wird durch den Strahlenkranz als solare Gottheit ge-
kennzeichnet. Cumont hat sie Helios benannt. Da sie als Gegenstück eine
weibliche lunare Gottheit hat, liegt es allerdings am nächsten, sie als Helios, und
Selene zu deuten, zumal auf phrygischen Inschriften in den Schutz dieses Götter-
paares auch Gräber gestellt werden 3). Aber es besteht doch auch noch eine andere
Möglichkeit, die wenigstens erwähnt werden mag. Man könnte bei der Büste an
jenen Gott denken, der auf gleichzeitigen kleinasiatischen, darunter phrygischen
Denkmälern sonst als Reiter mit Strahlenkranz und Doppelaxt erscheint und bald
ApoUon genannt, bald mit anderen Namen bezeichnet wird-*). Die Beziehungen
des Zeus Bronton zu ApoUon bezeugt nicht nur eine römische Weihung an Zeus
Bronton, auf der ein ApoUon CitharoedusS) dargestellt ist, sondern für uns noch
wichtiger eine phrygische Weihung an Zeus Bronton die xotTa xsXsusiv Osou Ooi'ßoo
gestiftet ist*). Der Adler, das Symbol des Zeus, ist auf dem von Körte A. M.
a.a.O. 431 ff. besprochenen, dem solaren Reitergotte geweihten Monument auf
einer Schmalseite angebracht. Derselbe solare Gott, wie auf unserem Relief, er-
scheint im gleichen Typus auf der Perdrizetschen Grabstele (Abb. 2). Der Typ,
in dem diese kleinasiatische Gottheit dargestellt wird, ist nun aber wieder mit
Helios nahe verwandt und Helios erscheint auch als Name des Gottes (Körte
a. a. O.V)). Angesichts dieser vielfältigen Spaltungen und Kombinationen dürfte
') Mordtmann, A. M. X 1885, 17; Perdrizet a. a. O. 5) C. I. L. VI 432. Daß Apollo hier als Citharoedus
66; Ramsay, Cities and Bishoprics o( Phrygia I dargestellt ist, legt den Gedanken nahe, daß
348, II 568; Preller-Robert 320, 2 und 323, 2. wir hier eine ebenfalls schon aus dem Osten
Zu der i^wxeipa der Inschrift B. C. H. IV 1880, übernommene Verbindung des Zeus Bronton mit
473 ist wohl sicher Köre und nicht Hekate — dem mysischen Apollo Krateanos (bzw. der
Preller-Robert läßt beide Möglichkeiten offen — beiden Gottheiten, die für uns gerade durch diese
zu ergänzen. Bei Dittenberger' 731 istj Köre Beinamen besonders häufig bezeugt sind) vor
ergänzt; dasselbe nimmt Haslack, Cyzicus 2 1 1 an. uns haben. Über diesen vgl. Arch. Ztg. 1874,
^) C. I. L. VI 733. Eine andere phrygische Trias 162 (Mordtmann); Benndorf, Reisen i. südwestl.
von Hekate, Zeus und ApoUon gibt die Inschrift Kleinasien I 154; Perdrizet, B. C. H. XXIII 1899,
bei Ramsay a.a.O. 566 Nr. 468; vgl. Hasluck, 592 fr.; Hasluck, J. H. St. XXIII 1903, 88 f.;
Cyzicus 225. Wiegand, A. M. XXL\ 1904, 308 und XXX
3) Ramsay a. a. O. I 271, Nr. 95, 339, Nr. 187 II; 1905, 329 ;Michon,Rev. Et. Gr.XIX 1906, 304ff.;
ders., Ost. Jahresh. VIII 1905, Beibl. 82. Hasluck, Cyzicus 228 AT. und 273 f.
4) Über ihn Perdrizet a. a. O; 67 und Koerte, A. M. *) Arch.-ep. Mitt. VII 174 Nr. 14 (Domaszewski).
a. a. O. 431 ff. zu Nr. 54. 7) Vgl. Ramsay a. a. O. I 308, Nr. 120 — 21.
G. Rodenwaldt, Zeus Bronton. g l
es sich nicht mit Sicherheit entscheiden lassen, welchen Namen die Gottheit gerade
in dem Sonderfalle des Brüsseler Reliefs getragen hat.
Hinter der vierten Büste ist nach Cumonts Beschreibung — auf der Re-
produktion ist es nicht deutlich zu erkennen — noch die linke Spitze einer Mond-
sichel erhalten. Eine lunare Gottheit bildet das weibliche Gegenstück zu dem
solaren Gotte mit dem Strahlenkranz. Auch hier vervollständigt das Brüsseler
Relief die Andeutung eines dem Zeus Bronton geweihten Marmoraltars, den Körte
A. M. XXV 1900, 416 f Nr. 26 beschrieben hat. (Vgl. oben S. 79 Anm. 3.) Dort
ist über der bärtigen langgelockten Büste des Zeus, auf dessen Schulter sein Adler
sitzt, eine Mondsichel skulpiert; Kürte hat bereits in seiner Erläuterung auf das
interessante Vorkommen der Mondsichel an einem Denkmal des Zeus Bronton als
auf einen neuen Beweis für den zugleich himmlischen und chthonischen Charakter
des Gottes hingewiesen. Hier ist nun mit ihrem Attribut die Göttin selbst dar-
gestellt. Für das Perdrizetsche Relief (Abb. 2) ergibt sich daraus, daß Perdrizet
mit Recht die Mondsichel von der solaren Gottheit getrennt hat'). Dort ist
Hekate, der die Weihung gilt, in voller Gestalt, und zwar in der dreigestaltigen
Form,, abgebildet. Zeus Bronton ist durch den Adler, die Mondgottheit durch die
Mondsichel vertreten, Helios oder Apollo in Büstenform dargestellt; Hekate, die
Sichel und die Büste mit dem Strahlenkranz, die drei symmetrischen Gebilde sind
in einem ornamentalen Aufbau, der seinerseits wieder der ganzen ornamenta-
lisierenden Richtung dieser Kunst entspricht-), vereinigt.
Es bleibt auf dem Brüsseler Relief noch die kleine Gestalt des Hermes.
Der Gedanke läge nahe, in dieser Figur den nackten Jüngling mit Doppelaxt und
Frucht zu erkennen, den wir auf dem Relief Abb. 2 rechts neben Hekate sehen.
Nach der Abbildung könnte man zweifeln, ob nicht auch auf dem Brüsseler Relief
eine Doppelaxt gemeint ist. Aber auch Hermes mit Kerykeion und Geldbeutel
ist auf Denkmälern des Zeus Bronton kein Fremder 3). Nach Körtes Beschreibung
ist er im gleichen Typus auf einem Kalksteinaltar (a. a. O. 417, Nr. 28) dargestellt,
dessen oberer Teil die bärtige langgelockte Büste des Zeus Bronton trägt. Ein
zweites identisches .Exemplar enthält der Marmoraltar a. a. O. 416, Nr. 26. Da-
nach wird man auch bei dem Brüsseler Relief an dem Hermes kaum zweifeln
können. Der Jüngling auf dem Relief Abb. 2 wiederholt das Motiv des Hermes,
nur im Gegensinne und mit veränderten Attributen. Die Nachbarschaft der Büste,
die vielleicht den Reiter-Apollon bezeichnet, hier wie auf dem Brüsseler Relief,
legt den Gedanken nahe, daß das Motiv von Hermes, das veränderte Attribut, die
Doppelaxt, aber von jenem Gotte entlehnt ist, der die Doppelaxt zu tragen pflegt.
Wir würden dann nicht, wie Perdrizet zweifelnd dachte, an diesen Reitergott selbst,
') Nach dem Brüsseler Relief läßt sich mit Sicher- XXIII 1899, Taf. i abgebildeten Menrelief im
heit diese Gottheit als männlich erkennen ; da- British Museum (vgl. Daremberg-Saglio s. v. luna
durch werden die Deutungen von Mordtmann, p. 1395, fig. 4671).
A. M. X 1885, 16 und von Ramsay a. a. O. 3) Auch auf phrygischen Münzen erscheint dieser
1 348 hinfällig. Typus, bald nackt, bald bekleidet, häufig; vgl.
>) Zu vergleichen ist der .■\uf bau auf dem B. C. H. z. B. Mionnet IV 250 Nr. 329, 253 Nr. 345,
275 Nr. 462, 282 Nr. 502 usw.
Jahrbuch des archäologrischen Instituts XXXIV. 6
82
G. Rodenwaldt, Zeus Bronton.
sondern an eine mit ihm kultlich verbundene Gottheit zu denken haben. Aber
man wird hier ohne weitere Zeugnisse nicht über Vermutungen hinauskommen.
Das Brüsseler Relief zeigt eine Gruppe von Gottheiten, von denen nach
epigraphischen Zeugnissen und bildlichen Darstellungen bald die eine, bald die
andere mit Zeus Bronton verbunden erscheint. Körte hat gegen Ramsay und
Cumont wiederholt') darauf hingewiesen, daß nicht alle Weihungen an Zeus
Bronton notwendig sepulkralen Charakter haben, sondern daß sie in einer Reihe
von Fällen, in denen nicht neben dem Gotte ein Mensch als Empfänger genannt
ist, als reine Votive anzusehen seien. Das ist formal sicher richtig; trotzdem können
Abb. 4. Zeuskopf aus Nordphrygien im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum.
auch diese Votive allein durch den Ort ihrer Aufstellung sepulkralen Charakter
gehabt haben, wenn sie nämlich, was vorläufig allerdings wohl nicht durch genaue
Fundbeobachtungen nachzuweisen ist, aus denselben Nekropolen wie die Grab-
denkmäler stammen. Es ist sehr gut möglich, daß in den Grabbezirken Altäre
für Zeus Bronton neben den eigentlichen Grabstelen aufgestellt wurden. Das
würde ihre relative Häufigkeit gegenüber Weihungen an andere Gottheiten er-
klären, ohne daß dadurch die Existenz von Weihungen, die keinerlei sepulkrale
Beziehung haben, ausgeschlossen werden soll. Auch das Brüsseler Relief muß
nach seinen Darstellungen nicht notwendig sepulkral sein. Nach Cumonts kurzen
Angaben des Erhaltungszustandes scheint das Medaillon nicht in neuerer Zeit
«) A. M.XX 189s, 11; XXII 1897, 32; Gott. gel. Anz. 1897, 404; A. M. XXIV 1899, 443; XXV
1900, 409 f.
G. Rodenwaldt, Zeus Bronton.
83
etwa aus einer Stele herausgeschnitten zu sein, sondern mit Ausnahme von Ab-
nutzungen an der linken Seite und des fehlenden Segments die antike Seiten-
fläche zu zeigen. Es muß innerhalb eines architektonischen Zusammenlianges
gesessen haben. Das kann innerhalb eines Altarbaues, kann aber auch innerhalb
eines größeren Grabmonuments gewesen sein. Für letztere Möglichkeit sei auf
die Grabstelen bei Mendel a. a. O. Nr. 46 (Fig. 18), Nr. 50 (Fig. 22) und Nr. 51
(Fig. 23) verwiesen. Wenn die im Brüsseler Katalog abgebildete Photographie
nicht täuscht und der horizontale untere Abschluß der Heliosbüste nicht durch Bruch
entstanden ist, scheint es sogar, als ob auch
in diesem Relief der unterste Teil des Me-
daillons horizontal genau so abgeschnitten ge-
wesen sei, wie bei Nr. 46 und 3 1 der Grabstelen
in Brussa.
Der sicheren Reliefdarstellung des Zeus
Bronton läßt sich nun mit großer Wahrschein-
lichkeit noch eine rundplastische Darstellung
desselben Gottes anfügen. O. Wulff hat in den
Amtlichen Berichten aus den Königlichen
Kunstsammlungen XXXIX 1917/18 Nr. 11, S.
238 ff., Abb. 85 a u. 85b (danach Abb. 4) einen
kürzlich in das Berliner Kaiser-Friedrich-Museum
gelangten spätantiken Zeuskopf veröffentlicht
und mit einer ausführlichen, kunstgeschichtlich
bedeutsamen Besprechung begleitet. Der Kopf
ist angeblich am Fuße des phrygischen Olymp
gefunden. Auch wenn man auf die Angabe
des Olymp als Fundort eines Zeuskopfes viel-
leicht nicht viel geben will, so bleibt doch die
Angabe von Phrygien bestehen, und sie wird dadurch bestätigt, daß man auch
ohne jede Fundangabe die Herkunft aus Nordphrygien aus der trotz der rohen
Arbeit unverkennbaren Eigen,tümlichkeit des Stils in Betracht ziehen würde. In
der oben besprochenen Gruppe von phrygischen Grabdenkmälern finden wir alle
Analogien zu der Eigenart des Zeuskopfes; auch die schlechte Qualität führt
dort zu ganz übereinstimmenden Bildungen.
Zu vergleichen wäre zunächst die StiHsierung des Bartes auf dem Perdrizet-
schen Relief (Abb. 2, und Abb. 5 mit größerer Wiedergabe der männlichen Büste)
Auch dort ist das Haar in einzelne Linienbündel zerlegt, die sich unten rund
einrollen, und zwar die erste und zweite, von der Mitte aus gerechnet, in orna-
mentalem Gegenspiel. Die ganze Bartmasse ist noch etwas flacher als am Zeus-
kopf, und die Gravierung der Linien ist der besseren Qualität entsprechend
regelmäßiger und sorgsamer. Aber die Art der linearen Ornamentalisierung ist
die gleiche, ebenso an den Haaren des Mannes und der Frau Abb. 2, wenn auch
<iie Bewegung der Linien mit Rücksicht auf die andere Haartracht ruhiger ist.
Abb.
Detail der Grabstele Abb. 2.
84
G. Rodenwaldt, Zeus Bronton.
Auch der ungewöhnlich schmale Mund, der aber auf der Grabstele noch erheb-
lich bessere Form hat, ist zu vergleichen. Für den merkwürdigen Schwung des
Schnurrbartes an dem Zeuskopf bietet der Zeuskopf des Brüsseler Reliefs eine
Parallele; der letztere geht im übrigen auf ein anderes Vorbild zurück wie der
Berliner Kopf, das er jedoch in ganz entsprechender Weise linear-ornamental um-
bildet. Wenn wir nun noch einige in der Qualität besonders geringwertige Bei-
spiele heranziehen, wie die Stelen in Brussa Nr. 46 (danach Abb. 6), Nr. 47 und
Nr. 50 (danach Abb. 7), so finden wir hier in
der Bildung der großen mandelförmigen, mit
scharfen Linien umrissenen Augen, der flachen
trapezförmig umgrenzten Nase (vgl. besonders
Abb. 6) und des ganz schmalen dünnen Mundes
die genauesten Analogien zu dem Berliner Kopf.
Unnötig ist es auszuführen, daß die Gewand-
behandlung der betreffenden Stelen ganz die
Formen zeigt, die der Stilisierung des Kopfes
entsprechen. Wir können danach zum mindesten
mit einem sehr hohen Grade von Wahrscheinlich-
keit den Kopf in den Kunstkreis der phrygischen
Stelengruppe weisen und ihn dann ohne Bedenken
Zeus Bronton nennen.
Die Verbreitung und kunstgeschichtliche
Stellung der Stelengruppe von Altyn-Tasch hat
G. Mendel in seiner kurzen Einleitung zur Be-
schreibung der Stelen auf S. 283 ff. seines Kataloges
ausgezeichnet klargelegt. Die Gruppe wird durch
mannigfaltige Beziehungen mit den zweifellos
z. T. gleichzeitigen phrygischen Gruppen von
Stelen in Türform, auf denen mannigfaltige Geräte
des menschlichenLebensdargestelltsind, verbunden,
die zuerst Noack, A. M.XIX 1894, 31 5 ff. ausführlich
in ihrer entwicklungsgeschichtlichen Stellung untersucht hat. Neuerdings ist sie
von G. Mendel im Katalog des Museums von Brussa (a.a.O. 321 ff.) und von
F. Cumont in dem oben angeführten Brüsseler Katalog S. 98 ff. behandelt worden 1).
Andere einfachere Formen von Grabdenkmälern und Altären schließen sich zeit-
lich und künstlerisch diesen Gruppen an. Nach epigraphischen und stilistischen
Indizien gehört die ganze Gruppe in den Verlauf des zweiten, dritten und in
ihren Ausgängen den Beginn des vierten nachchristlichen Jahrhunderts; im be-
sonderen gehört die Gruppe der Stelen von Altyn-Tasch in Brussa mit den stilistisch
dazugehörigen Monumenten nach der Haartracht der Frauen in das 3. Jahrhundert 2).
Abb. 6.
Phrygische Grabstele
in Brussa.
') Zu der von ihnen aufgeführten Literatur kommt
noch hinzu Calder, J. H. St. XXXI 191 1, 201 S.
') Die Stele bei Koerte, A. M. XXV 1900, 409
Nr. l8 (vgl. Mendel a. a. O. 285) ist nach Koerte
auf 209 oder 263, wahrscheinlicher auf das
erstere Jahr zu datieren. Das Relief Abb. 2-
G. Rodenwaldt, Zeus Bronton.
85
Wulff hatte den Berliner Zeuskopf nach seiner allgemeinen kunstgeschichtlichen
Stellung in die zweite Hälfte des vierten oder in das fünfte Jahrhundert datieren zu
müssen geglaubt und in ihm ein Denkmal spätester paganer Kultsitte gesehen.
Ist seine Einreihung in die nordphrygische Kunst richtig, so gehört er in das
dritte Jahrhundert und damit in die Blütezeit des Kultes des Zeus Bronton.
Dadurch gewinnt Wulffs stilistische Analyse des Kopfes ein noch erhöhtes
Interesse. Leider hat Wulff weder bei der Behandlung dieses Kopfes noch in
seiner Geschichte der altchristlichen Kunst die phrygische Denkmälergruppe be-
rücksichtigt, an der sich auch der unmittelbare Übergang zu christlichen Denk-
mälern besonders gut verfolgen läßt. Seine
Bemerkungen über den ornamentalen Stil des
Kopfes und die geschichtliche Bedeutung
dieser Umstilisierung klassischer Formen treffen
jedoch nicht nur auf den Berliner Kopf, sondern
auf die ganze Gruppe der phrygischen Denk-
mäler zu. Besonders lehrreich und leicht
faßbar sind diese stilistischen Vorgänge bei
der Darstellung des Gewandes (vgl. Abb. 3 u. 6).
Man muß weit in das Mittelalter hinein gehen,
um die gleiche Stufe ornamentalen Linienspiels
zu firiden.
Der Umsetzung plastischer F~ormen ins
Lineare und Flächenhafte begegnen wir als
einem Zeichen der Rückbildung in der gesamten
provinzialrömischen Kunst zu allen Zeiten und
in allen Provinzen des Reiches'). Im Osten
heben sich daraus zwei zufällig besonders gut
erhaltene Gruppen, die palmyrenische und die phrygische Kunst, heraus, in
denen stärker als an anderen Stellen neben die rein negative Auflösung des
Plastischen das positive Element bewußter Ornamentalisierung tritt. Die Blütezeit
beider Gruppen fällt in die gleiche Periode ; die palmyrenische findet mit
der Zerstörung Palmyras eher ein Ende. Wir können in diesem sich so
elementar äußernden ornamentalen Triebe vielleicht schon den gleichen Geist
erkennen, aus dem heraus weit später die allmählich zunehmende Ornamen-
talisierung der byzantinischen Kunst erwuchs. Als Äußerungen dieses Empfindens
haben beide Gruppen eine symptomatische Bedeutung. Man darf dabei aber
nicht vergessen, daß einen noch stärkeren Anteil sowohl bei den antiken
Gruppen, wie bei der nachantiken Entwicklung die Rückbildung zum Primi-
tiven und das Sinken der Qualität haben, und darf vor allem den geschicht-
Abb. 7.
Fragment einer phrj'gischen
Grabstele in Brussa.
wird von Koerte (bei Studniczka, Tropaeum
Traiani 132, Anm. 24) etwa in den Beginn des
dritten Jahrhunderts gesetzt.
') Vgl. die Untersuchungen von Studniczka, Tro-
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXXIV.
paeum Traiani 123 ff. S. auch Rodenwaldt,
Zeitschr. f. Ästhetik XIi9i6,483ff.: Wulff, Grund-
linien und kritische Erörterungen zur Prinzipien-
lehre der bildenden Kunst 58.
7
36 G- Rodenwaldt, Zeus Bronton.
liehen Einfluß von provinzialem Kunsthandwerk wie dem palmyrenischen und dem
phrygisclien auf den eigentlichen Verlauf der Entwicklung an den Brennpunkten
des Kunstschaffens nicht überschätzen. Gewiß kann es uns indirekte Aufschlüsse
geben, wo die große Kunst, deren Züge sie übertreibt und vergröbert, größtenteils
verloren ist, wie in Syrien, und gewiß ist es möglich, daß z. B. die kleinasiatischen
Xaiu-oi, deren Inschriften zuletzt Mendel a. a. O. 294 ff. zusammengestellt hat,
im vierten Jahrhundert nach den neuen Werkstätten der jungen byzantinischen
Kunst strömten und zumal in die dekorativen Arbeiten etwas von den Handwerks-
gewohnheiten ihrer Heimat mitbrachten. Aber wenn wir den Kern der Entwick-
lung zu fassen versuchen, so sind Kunstrichtungen wüe die palmyrenische und die
phrygische nicht als unmittelbare Quellen der byzantinischen Kunst, sondern als
zeitlich vorangehende Parallelerscheinungen anzusehen. Aus einer plötzlichen
Übernahme klassischer Formen durch primitive und schlechte Kunstübung ver-.
bunden mit einem den orientalischen Völkern eingeborenen ornamentalen Empfinden
entstehen Kunstwerke, die eine Menge von gemeinsamen Zügen mit derjenigen
Stilstufe aufweisen, die der langsamer sich umformende Hauptstamm der Kunst
erst Jahrhunderte später erreicht.
Gießen. G. Rodenwaldt.
TAFEL I.
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JAHRBUCH DES iNSTITt
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JAHRBUCH DES INSTITUTS XXXIV 1919-
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Blick aus dem Megaron von Mjkenai auf die argivische Ebene.
MYKENISCHE STUDIEN. I.
Mit Tafel 7 — 9.
DIE FUSSBÖDEN DES MEGARONS VON MYKENAI.
Jeder neue Fund und jede neue Erkenntnis verpflichtet dazu, auch Altbekanntes
und Durchforschtes einer neuen Untersuchung zu unterwerfen. Die Ausgrabungen
in Tiryns haben den Blick immer wieder auf die alte Herrenburg von Mykenai ge-
lenkt. Was das Megaron von Mykenai an allgemeiner historischer Erkenntnis bot,
hat Chr. Tsundas, der es mit gewohnter Sorgfalt ausgegraben und veröffentlicht
hat, uns gelehrt') und wir dürfen neue Untersuchungen von ihm erwarten; um
so dankbarer bin ich, daß er mir gestattet hat, durch eine Detailuntersuchung
einen Nachtrag zu seinen Forschungen und eine Ergänzung zu den Arbeilen im
Megaron von Tiryns zu geben ^).
In seiner Publikation des Megarons von Mykenai (npaxTixot 1886, 59 ff.) hat
Tsundas genau die Beschaffenheit der Fußböden und ihre Einteilung in rechteckige
Felder beschrieben, die ganz dem in Tiryns schon früher entdeckten Zustande
glich. Seit R. Hackl die bunte Bemalung auf dem Fußboden des tirynthischen
Megarons erkannte (Tiryns II 222 ff.), stand es fest, daß es auch in Mykenai eine
solche gegeben haben müsse, und Reste eines gemalten Musters wurden seit
Jahren im Hof des Megarons in Mykenai gezeigt. Erst im April 191 4 war es mir
möglich, die Fußböden aufzudecken und die vorhandenen Malereien aufzunehmen.
Leider hat der Erhaltungszustand seit der ersten Ausgrabung außerordentlich ge-
') ripcixTi-/.^ 18S6, 59 ff.; 1888, 29; Mu-/.rjVai x-xi
M'JXTjVato; iroXiTUa'j; 35 fif. ; Schuchhardt, Schlie-
inanns Ausgrabungen^ 329fr.; Penot-Chipiez VI
342 ff. ; Noack, Homerische Paläste yff. ; Durm,
Baukunst der Griechen 3 41 f.; Schuchhardt, Präh.
Zeitschrift I 1909, 235, Abb. 15; Meringer, Mittel-
Jaltrbuch des archäologischen Instituts XXXiV.
ländischer Palast, Apsidenhaus u. Megaron 59,
Fig- 25.
*) Das Manuskript dieses Aufsatzes ist im August
1914 abgeschlossen worden. Einige Hinweise
auf inzwischen erschienene Literatur sind in den
Anmerkungen hinzugefügt.
8
88
G. Rodenwaldt, Mykenische Studien. I.
litten, und die Ausbeute war geringer als man erwarten konnte; eine Entschädigung
dafür bot der Zufallsfund einiger FVagmente von der Wanddekoration des Megarons,
die im zweiten Teil dieser Studien veröffentlicht werden sollen.
Die Planskizze Abb. i ') zeigt die Räume, in denen sich noch Reste der be-
malten Stuckfußböden erhalten haben. In der Mitte liegt der Hof (A), dessen
südlicher Teil herabgestürzt ist, so daß die Art des Abschlusses sich nicht mehr
mit Sicherheit feststellen läßt. Im Osten begrenzt ihn die Front des Mega-
rons, in das zwei Vorräume, die äußere, an der Front von zwei Säulen •)
zwischen . Anten getragene Aithusa (B) und der innere Prodomos (C) hineinführen.
--'^•~.-v:~
Abb. i. Plan des Palastes von Mykenai.
Westlich am Hof, aber nicht direkt von ihm zugänglich liegt das Zimmer E {>;
bei Tsundas), an dessen Nordwand in der Mitte ein erhöhter Platz angebracht war.
Der z. T. erhaltene Fußboden in dem nördlich davon liegenden schmalen Korridor
war unbemalt; von dem Fußboden in einem kleinen nördlich oberhalb des Me-
garons gelegenen Raum (v bei Tsundas) waren kaum noch Reste erkennbar.
Im Megaron lief rings an den Wänden entlang ein einreihiges Pflaster von
Steinplatten, deren Längsfugen jeweils senkrecht zur Wand stehen. Es umrahmt
die Hauptfläche des Fußbodens, die mit bemaltem Stuck überzogen war. Im
Gegensatz zu den tirynthischen Fußböden, bei denen das Flächenmuster den
ganzen Raum überzieht, ähnelt diese Anordnung dem Prinzip der Fußboden-
dekoration der kretischen Paläste, wo indessen der innere Raum meist kleiner
und mit einer Unterlage von Stein versehen ist, während die äußeren Steinringe
in der Regel verdoppelt sind3). Das System ist das gleiche wie in Kreta, aber
') Eine genaue architektonische Aufnahme des ') Die Basis der nördlichen Aithusasäule ist er-
ganzen Palastes wird von Tsundas vorbereitet. halten, jedoch nicht in situ gefunden worden.
3) Vgl. A. M. XXXVI 191 1, 250; Tiryns II 237.
G. Rodenwaldt, Mykenische Studien. I.
89
das Verhältnis der Teile zueinander ist ein anderes. Der Stuckfußboden muß zur
Zeit, als Tsundas ihn ausgrub, sehr viel besser erhalten gewesen sein, als jetzt.
Er gibt an, daß sich 2 — 3 Schichten übereinander erkennen ließen, und daß der
ganze Boden durch 4,2 — 4,6 cm breite rote Bänder in Rechtecke eingeteilt sei,
deren Abmessungen von 1,25 bis 1,40 zu 1,25 m schwankten. Jetzt ist nur noch
ein Feld in der Nordwestecke, ein Randstück längs der Nordseite und ein kleiner
Rest am Herd erhalten. Alles andere ist allmählich von den Wurzeln aufgelöst
worden; denn während in Tiryns die Art der Verbrennung und ein Sinterüberzug
den Stuck steinhart gemacht hat, ist hier durch den Brand der Stuck zu einer
äußerst leicht verletzbaren und in
Pulver zerfallenden Masse geworden,
die den eindringenden Wurzelfasern
keinen Widerstand entgegensetzt.
An dem Stück an der Nord-
seite lassen sich vier übereinander-
liegende Schichten erkennen, von
denen die oberste von ganz ge-
ringer Qualität ist. Das Feld in
der Norwestecke ist in der Längs-
richtung des Raumes 1,25 m lang,
die Breite ist nicht festzustellen;
auf dem völlig verbrannten Grunde
sind schwache Spuren eines roten
von West nach Ost gerichteten
Zickzackmusters zu erkennen. Abb. 2
zeigt in schematischer Zeichnung
den Herd, das erhaltene Stück des
Fußbodens und die daraus sich er-
gebende Ergänzung des Musters.
Die einzig erhaltene Breite eines
Feldes in der Richtung West-Ost ist 1,25 m, die einzige Länge 1,31 m. Danach
scheint es, als ob die Richtung der Felder quer zur Längsrichtung des Megarons
verlaufen wäre; aber bei der großen Unregelmäßigkeit der Ausführung, die wir
an dem Fußboden des Hofes (s. unten) konstatieren können, ist dieser Schluß
nicht unbedingt sicher. Die Musterung paßt nicht zu dem Feld in der Nordwest-
ecke; beide Stücke gehören daher offenbar verschiedenen Schichten an. Von
einer oberen Schicht ist nahe dem Herdrand bei a (Abb. 2) ein kleiner Rest mit
einem um etwa 5 cm nach Osten verschobenen roten Streifen erhalten. Auf dem
links darauf folgenden Felde glaubte ich schwache Spuren eines nordsüdlich ge-
richteten Musters zu erkennen; alles andere ist völlig verbrannt.
Der Wert dieses unscheinbaren Stückchens besteht darin, daß es eine Er-
gänzung zu dem Fußboden des Megarons von Tiryns bildet, wo die ganze Mitte
zerstört ist. Auch dort hätte bei der Rekonstruktion des Planes (Tiryns II, Taf.
8*
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Abb. 2. Fußboden in der Umgebung des Herdes
im Megaron von Mykenai.
90
G. Rodenwaldt, Mykenische Studien. I.
XIX) die Quadrierung überall bis unmittelbar an den Herdrand fortgesetzt werden
müssen. Bei dem Entwurf dieses Planes war darauf verzichtet worden, weil man nicht
wußte, welche künstlerische Lösung das Zusammenstoßen des Rechteckmusters
mit dem Kreis gefunden habe. Jetzt zeigt es sich, daß es zu griechisch empfunden
war, eine solche Lösung überhaupt zu erwarten'). In Tiryns ergibt die Aus-
richtung des Musters nach dem Unterbau des »Thronsitzes« wenigstens eine an-
nähernd symmetrische Lage der roten Bänder zu dem Kreise; in Mykenai fiel
auch diese Rücksicht fort, so daß das
Rechteckmuster und der Herdrand
völlig unvermittelt aneinander stoßen.
Dieser Fall von mangelndem Takt-
gefühl ist für die ästhetische Beur-
teilung mykenischer Kunst nicht be-
deutungslos, weil er sich zu anderen
primitiven Zügen gesellt, die vielleicht
nur darum weniger ins Auge fallen,
weil uns meist nur Kleinkunst, große
Kunst aber nur in Fragmenten er-
halten ist.
Der Prodomos (C, Abb. 3, nur
die nördliche Hälfte) hat ebenfalls
entlang den Wänden eine Reihe von
Steinplatten (die Angabe der Fugen
auf der Abbildung ist willkürlich), so.
daß nur ein sehr schmaler, langer
Streifen iri der Mitte für den bemalten
Stuckfußboden übrig bleibt. Der frei-
liegende Stuckfußboden ist zerstört,
während der nördliche Teil des Raumes
noch von den Unterschüttungen der
südöstlichen Tempelecke bedeckt ist, die durch Auswaschungen leider außer-
ordentlich gefährdet ist. Es war daher nur mit großer Vorsicht möglich, ein
kleines Stück von dem Schutt abzugraben, unter dem sich die in Abb. 3 einge-
tragenen kleinen Reste des Fußbodens fanden, die zum Glück zu vier aneinander-
stoßenden Feldern gehören. Es zeigte sich links, vom Eingang aus gesehen, ein
blaues, daneben ein gelbes, über dem blauen ein hellrotes, daneben wieder ein
blaues Feld, durch dunkelrote Bänder voneinander getrennt. Auf der Abbildung
sind die Farben durch verschiedene Töne bezeichnet. Alle Felder trugen das-
selbe Muster, das wir im Hofe wiederfinden werden, abwechselnd dunkelrote und
schwarze, mit weißen Pünktchen besetzte Zickzacklinien. Damit ist das Schema
Abl>. 3.
Fußboden im Prodomos des P.ilastes von
Mykenai. Nördliche Hälfte.
') Auch im. »Frauenmegaron« von Tiryns (a. a. O.
Taf. XX) ist auf die sehr naheliegende Lösung
verzichtet worden; wir werden uns daher auf
den von dem rechteckigen Herde durchschnittenen
Feldern sowohl die Färbung wie die Muster fort-
gesetzt denken mtissen.
G. Rodenwaldt, Mykenischc Studien. ' I. g i
für die Gesamtdekoration gegeben: schräge, von rechts oben nach links unten
laufende, abwechselnd hellrote, blaue, gelbe, blaue Felderreihen. Sicher gegeben
ist auch die Breite der Felder, nämlich 68 cm. Da zwischen dem erhaltenen
Querband und dem Plattenbelag an der linken Schmalwand nur für zwei Felder
Platz ist, ergibt sich eine Breite von 73 — "jä, cm'). Mit dem Vorbehalt geringer
Schwankungen, die von der nicht sicher bestimmten Breite der seitlichen Platten-
reihen abhängen, ist damit die Fußbodendekoratioh dieses Raumes ausreichend
bestimmt.
So unbedeutend diese Reste an sich sind, so wertvoll werden sie durch eine
Vergleichung mit der entsprechenden Dekoration des tirynthischen Megarons für
die Erkenntnis des in beiden Bauten sich äußernden Raumgefühls. In Mykenai
ist jeder einzelne Raum des Megarons für sich dekoriert, der rings umlaufende
Plattenrand gibt mit seinen Fugen überall die Richtung auf die Mitte, beschränkt
und konzentriert den Blick auf den einzelnen Raum. In Tiryns dagegen (vgl.
Tiryns II Taf XIX) gibt das überall bis an die Wand durchgeführte gleichmäßige
Rechtecksystem mit seiner ausgesprochenen Längsrichtung dem Blick eine ganz
bestimmte Richtung, nämlich nach der Rückwand des Megarons, der die seitliche
Stellung der Muster mit Rücksicht auf den Thronsitz untergeordnet ist. Und der-
selben Blickrichtung folgt die Dekoration der beiden Vorräume, ohne sich nach
ihrer Breitenausdehnung zu richten. So wurden durch die Dekoration der Fuß.
böden in Tiryns alle drei Räume zu einem einzigen Räume vereinigt; die Vor-
zimmer führen keine Sonderexistenz, sondern sind dienende Teile des Ganzen
und leiten den Eintretenden unauthaltsam in bestimmter Richtung in den Haupt-
raum- hinein-). Dasselbe Raumgefühl äußert sich in der Verbindung von Aithusa
und Prodomos; die trennende Wand ist in Tiryns ganz in Türen aufgelöst 3),
während in Mykenai eine einzige Tür in der Mitte die Wand durchbricht.
Daß das Megaron von Mykenai in frühmykenische, das tirynthische in spätmyke-
nische Zeit gehört, ist aus anderen, von dieser Betrachtung ganz unabhängigen
Gründen gesichert 4). Wir haben hier also wirkliche Entwicklung vor uns: Das
Megaron von Mykenai ist Frührenaissance, das von Tiryns Barock. Zu ausschließ-
lich hat sich die Beurteilung der spätmykenischen Periode als einer Zeit tiefer
') Die Felder sind also beträchtlich kleiner als im dagegen zentral komponierte Decken, wie die
Megaron und im Hofe, während eine Teilung in erhaltene Steindecke von Orchomenos (Schlie-
zwei Reihen ungefähr die gleiche Größe ergeben mann, Orchomenos Nr. I ; Schuchhardt Abb. 32 1 ;
hätte. Aber auch in den Korridoren von Tiryns Perrot-Chipiez VI 543 f. ; eine zuverlässige Ab-
finden wir immer eine dreireihige Einteilung. Offen- bildung steht noch heute aus).
bar empfand man, daß erst mit drei Reihen dem 3) Es war also unrichtig, diese Auflösung als
Flächencharakter des Musters Genfige getan sei. Folge eines stärkeren kretischen Einflusses auf-
^) Ein den Fußböden entsprechendes System wer- zufassen (A. M. XXXVI 191 1, 249). Vgl. No-,
den wir für die Decken anzunehmen haben, in ack, Ovalhaus und Palast 22f.
Tiryns ein gleichmäßig die ganze Fläche aus- 4) A. M. XXXVI 191 1, 249 (Rodenwaldt); XXXVIII
füllendes Muster, wahrscheinlich ein solches, das I9i3i 79 ff. (K. Müller) u. 336f. (Dragendorff).
eine bestimmte Richtung hat, in Mykenai und Meringer a. a. O. S. sgf. kennt die richtige Da-
in den einzelnen Räumen der kretischen Paläste tierung noch nicht und beurteilt die Stellung des
Megarons von Mykenai infolgedessen falsch.
Q2 G. Kodenwaldt, Mykenische Studien. I.
künstlerischer Degeneration von der Betrachtung der Kleinkunst leiten lassen >);
wie in der römischen Kunst erkennen wir in dieser Spätzeit eine Steigerung des
architektonischen Wollens und Könnens^).
Auch im Vergleich mit den kretischen Palästen bedarf das Megaron von
Tiryns einer Apologie. Die Zahl und Ausdehnung ihrer Räume und die Pracht
der Ausstattung hat darüber hinwegsehen lassen, daß die künstlerische Gestaltung
des Raumkomplexes auf einer außerordentlich tiefen Stufe steht. Die durch-
gehenden Mauerlinien, denen Noack besondere Aufmerksamkeit gewidmet hat 3),
zeigen wohl eine gewiß nicht zu unterschätzende technische Ökonomie, stehen
aber nirgends im Dienste einer künstlerischen Komposition. Nirgends finden wir
eine Raumgruppe zu einem einheitlichen Ganzen vereinigt, nirgends ein Hinführen
auf einen Höhepunkt, eine Betonung oder Heraushebung eines besonderen Mittel-
jjunktes. Alles ist Addition von nebeneinanderliegenden Räumen, eine fast bei-
spiellos quantitative Steigerung eines primitiven Architekturgefühls 4). Wo wir einmal
eine imponierende Fassade finden, wie an der Nordwestwand des Hofes oder
dem Westportals) von Phaistos, liegen keine dem Aufwand entsprechenden
Räume dahinter, wo einmal, wie an dem sogenannten Thronsaal von Knossos, die
Lage der Vorhalle eine gewisse Zusammenfassung und bestimmte Richtung zu er-
geben scheint, sorgt die Dekoration des Fußbodens dafür, daß wir der Isoliert-
heit der einzelnen Räume bewußt bleiben. Wie dagegen in Tiryns der Eintretende
mit genialer Ausnutzung des ansteigenden Terrains von einem Vorhof zum anderen,
von einem Propylon zum anderen geführt wird, bis sich zuletzt die mächtige
Fassade des Megarons in eindrucksvoller Symmetrie mit den flankierenden Säulen-
hallen in der Achse des Hofes erhebt, wie alles auf diese eine Schlußwirkung be-
rechnet ist, wie einer Richtung, einem Ziel alles andere sich unterordnet, — das
ist eine Architekturkomposition, wie sie erst der Hellenismus wieder erreicht und
') Der unleugbare starke Verfall hat jedoch in seits in der griechisch-römischen Kunst vgl.
neuerer Zeit zu einer übertriebenen Unterschätzung Rodenwaldt, Zeitschrift f. Ästhetik u. allg. Kunst-
der spätmykenischen Keramik geführt. Die De- Wissenschaft XI, 1916,439 f.; Wulff, Grundlinien
koration der Vasen der ersten und zweiten spät- und krit. Erörterungen 75.
minoischen Epoche steht gewiß der großen Kunst 3) Homerische Paläste und Ovalhaus und Palast,
sehr viel näher als später; damit hängt auch die passim. Noack legt ausgezeichnet das Wesen
Vorliebe für das große Format zusammen. Aber die und die Verschiedenheit der kretischen und fest-
Formen sind nicht immer befriedigend, und es ländischen Paläste und ihrer einzelnen Räume
fehlt oft eine harmonische Unterordnung der dar, berücksichtigt aber m. E. zu wenig den
Malerei unter den dekorativen Zweck. In beiden künstlerischen Aufbau im Verhältnis der Räume
zeigt die spätmykenische Keramik einen Fort- zueinander und kommt daher zu einem falschen
schritt; Becher wie Furtwängler-Löschcke, Taf. 11, Werturteil über die kretischen Paläste. Die durch-
XI, XXI u. a. m. sind in rein ästhetischer Be- gehenden Linien wären erst dann von ästhetischer
Ziehung als kunstgewerbliche Leistung den älteren Bedeutung, wenn sie Bauachsen und nicht nur
Vasen zweifellos überlegen, und zwar ist die Baufluchten wären (vgl. Durm, Baukunst der
Entwicklung des Stilgefühls die gleiche wie in Griechen 4 71). Auch v. Salis, Kunst der Grie-
der Architektur. chen 13 spricht noch irrig von Achsengliederung.
') Zu der Divergenz der Entwicklung von Plastik 4) Vgl. v. Salis, Kunst der Griechen 13 ff.
und Malerei einerseits und Architektur anderer- 5) Mon. d. Line. XIV Taf. 27, 30 u. 31.
G. Rodenwaldt, Mykenische Studien. I. q3
überboten hat. Bei diesem Gegensatz zwischen Kreta und Tiryns müssen wir
außer dem zeitHchen Unterschied noch ein zweites Moment berücksichtigen. Viel-
leicht dürfen wir in diesem Streben nach künstlerischer Komposition das Wirken
griechischen Geistes erkennen im Gegensatz zu dem ungriechischen Charakter
der kretischen Kunst; während er in der bildenden Kunst unter der Übermacht
der überlegenen kretischen Malerei und Skulptur erstickte (vgl. Tiryns II 203 f.),
konnte er sich in der Architektur frei entfalten und die im nordischen Megaron
an sich latent enthaltenen Ideen der Bewegung und Konzentration zum Ausdruck
bringen. In dem sehr viel älteren Megaron von Mykenai hat diese Entwicklung
noch nicht begonnen, gehemmt von dem unmittelbar wirksamen Einfluß der
kretischen Kunst.
In dem vor dem Megaron liegenden Hof sind seit der ersten Ausgrabung
durch Tsundas die Unterschüttungen und Fundamente der südwestlichen Tempel-
ecke beseitigt worden (flpa/Ttza 1888, 29). Die Nordwand und der dahinter liegende
Korridor sind daher in ihrem Verlaufe jetzt klar zu erkennen. Dagegen sind die
späteren Hausmauern »geometrischer« Zeit, die wie die Tempelfundamente im
Megaron von Tiryns unmittelbar auf dem mykenischen Stuckfußboden liegen, zum
größten Teil erhalten geblieben. Entlang der Nordwand hat sich nun ein Streifen
eines bemalten Stuckfußbodens erhalten (Taf 7). Bemalung des Fußbodens in
einem unbedeckten Räume ist bisher nirgends nachgewiesen, und die gute Er-
haltung der Farben und Muster wäre ohne Annahme einer schützenden Decke
unerklärbar. Wir werden also vor die Frage gestellt, was für eine Bedeckung
wir anzunehmen haben und ob dieser Zustand der ursprüngliche ist.
Schon Tsundas hatte hervorgehoben, daß die Nordwand des Hofes z. T. aus
isodomen Quaderschichten besteht; der genaue Sachverhalt ist erst durch die
weitere Freilegung festgestellt worden. Taf 8, i zeigt links den Beginn der Quader-
mauer in 0,80 m Abstand von der Nordwestecke des Hofes, rechts sein Ende,
das mit einem um 13 cm vorspringenden Mauerabsatz (Taf 7) zusammenfällt.
Der Sockel dagegen setzt sich ununterbrochen nach Osten fort und endet erst
mit der Ante des Megarons. Ebenso lief über dem Sockel ein horizontaler Holz-
balken von der Nordwestecke bis zur Megaronante"). Das Megaron und die ganze
Nordwand sind also gleichzeitig, mithin frühmykenisch. Der obere Teil der Wände
besteht aus Bruchsteinen mit Ausnahme des einen, aus Quadern gemauerten Teils.
In der obersten, vierten Quaderschicht befinden sich an der Oberseite viereckige
Zapfenlöcher; es kann hier entweder, worauf mich Mackenzie^) hinwies, ein Fenster
für den in einem höheren Niveau verlaufenden Korridor gewesen sein, oder es
hat hier, was wohl vorzuziehen ist, wiederum ein durchlaufender horizontaler Holz-
balken gesessen, wie ihn die Quadermauern der kretischen Lichthöfe zeigen 3).
•) In dem aus Quadern gebauten Teil der Mauer delten Fragen mit Duncan Mackenzie besprechen
ist die Höhlung des Balkens jetzt mit kurzen zu können; er hatte, wie auch Kurt Müller, schon
Steinen ausgesetzt. vor meiner Untersuchung der Baugeschichte von
') Es war mir von großem Wert, die hier behan- Mykenai sein Interesse zugew.indt.
3) Vgl. B. S. A. VII 112, Fig. 34; VIII 64. Fig. 31.
Q^ G. Rodenwaldt, Mykenische Studien. I.
Gleiche Löcher finden sich auf den Sockelsteinen der Scheidewand zwischen dem
Hof und Zimmer E. Auch hier lag über dem Sockel zunächst ein horizontaler
Holzbalken, darüber eine Quadermauer, deren Steine noch in Sturzlage gefunden
wurden (Tsundas, S. 65). Der Sockel der Westwand ist niedriger als der der
Nordwand und liegt an der Ecke mit jener nicht im Verbände, braucht jedoch
deshalb nicht jünger zu sein.
Gleiche Quadermauern zeigen bekanntlich die Lichthöfe der kretischen Pa-
läste; wiederum haben wir hier ein Symptom des unmittelbaren kretischen Ein-
flusses, der auch sonst für diesen Palast und die ganze frühmykenische Kunst
charakteristisch ist. Warum nun aber das Aufhören der Quadermauer an dem
Mauerwinkel? Er muß in irgendeiner Verschiedenheit des vor der Wand liegen-
den Raumes begründet sein, und man möchte nach Analogie der kretischen
Parallelen am ehesten annehmen, das nur an der Quadermauer offener Hof und
von dem Absatz an ein gedeckter Raum war. Es könnte hier das Dach weiter
vorgesprungen haben, oder es könnte auch in der Flucht des Mauerabsatzes oder
ein wenig zurück eine Säulenreihe gestanden haben, die vor dem Megaron eine
ähnliche Halle ergeben würde, wie sie häufig vor den kretischen Pfeilersälen liegt.
Nur eine Tiefgrabung unter dem Fußboden könnte hierüber vielleicht Aufschluß
geben. Mit Sicherheit dagegen können wir sagen, daß zu der Gliederung der
Wand der Fußboden in keiner Beziehung steht; er läuft^ ohne Rücksicht auf den
Absatz zu nehmen, an der ganzen Mauer entlang, auch dort, wo wir für die ur-
sprüngliche Anlage offenen Hof anzunehmen haben. Dadurch wird es zweifellos,
daß der Fußboden einem jüngeren Zustande angehört.
Wie weit hat der bemalte Fußboden gereicht? Von der bemalten Schicht,
die äußerst verletzlich und größtenteils von den Wurzelfasern aufgelöst ist, haben
sich nur drei Felderbreiten erhalten. Darunter befindet sich jedoch eine Unter-
lage aus sehr viel festerem, mit kleinen Steinchen durchsetzten Stuck, die sich weit
nach Süden fortsetzt und auch zwischen den späteren Hausmauern überall erhalten
ist. Es liegt zunächst der Gedanke nahe, daß längs der Nordwand sich in jüngerer
Zeit eine Säulenhalle hinzog, deren Boden eben die bemalte Stuckschicht bildete,
während der übrige Teil unbemalt war'). Die Front dieser Säulenhalle könnte
jedoch unmöglich südlicher als die Front der nördlichen Aithusasäule gelegen
haben. Nun ist jedoch bis in diese Flucht und die entsprechende des Mauerabsatzes
die untere Stuckschicht 2) völlig intatt ohne jede Unterbrechung erhalten, ohne daß
irgendeine Spur für eine "Stütze zu erkennen wäre. Danach muß man schließen,
daß nicht nur ein Teil, sondern der ganze Hof mit bemaltem Stuck überzogen
war. Dem entspricht auch die Art der Quadrierung; bei einer schmalen Halle
>) Nicht mit Sicherheit erklärbar ist es, warum die als gewöhnlich vorspringend geplant und aus-
Qii.idermauer westlich 80 cm vor der Ecke auf- geführt war.
hört. Möglich ist es, daß hier das Dach von ^) Dort liegen auch noch in der Flucht der Megaron-
vornherein, zugleich als Schutz für die in dem säule neben der späteren Mauer auf der unteren
Korridor i (bei Tsundas) führende Tür, weiter Schicht schlecht erhaltene Stuckreste, die ver-
mutlich zu der bemalten Schicht gehören.
G. Rodenwaldt, Mykenische Studien. I. gc
würden wir ausschließlich Längsfelder und Längsmuster erwarten. Daraus ergibt
sich die höchst überraschende Wahrscheinlichkeit, daß in einer jüngeren Periode
der ganze Hof, der ja nicht größer als das Megaron ist, in einen überdeckten
Innenraum verwandelt wurde. Zu untersuchen, ob dieser Raum noch irgendwelche
Stützen gehabt hat und ob unter dem Fußboden sich Reste des älteren Zustandes
auffinden lassen, lag außerhalb meiner speziellen Aufgabe; die Lösung dieser
Frage bringen hoffentlich Tsundas' neue Untersuchungen. Der Zeitpunkt dieser
Umgestaltung läßt sich nur nach dem Stil der Malerei bestimmen, und dieser weist
in die spätmykenische Periode (s. unten). Der Grund ist wohl nicht darin zu
suchen, daß der Absturz des Megarons schon in dieser Zeit erfolgt ist — soweit
die Reste der Bemalung des Fußbodens und des Herdes ein Urteil gestatten,
stammen sie aus derselben Zeit wie die Fußböden im Prodomos und im Hofe — ,
sondern in der Steigerung des Raumbedürfnisses, das auf dem engen, schmalen
Plateau anders nicht befriedigt werden konnte. Die Beleuchtung kann keine be-
sonderen Schwierigkeiten gemacht haben; denn für das Megaron muß ja in jedem
Fall eine eigene Lichtquelle') angenommen werden. Dieser Baukomplex bestand
vermutlich bis an das Ende der mykenischen Epoche, wo er gänzlich vernichtet
wurde; das kleine Haus der geometrischen Periode ist zwar bis zu dem Stuck-
fußboden fundamentiert, hat aber eine andere Orientierung, die schwerlich ge-
wählt worden wäre,, wenn die Westmauer des Hofes noch aufrecht gestanden
hätte. Jede Erinnerung an das Megaron war wohl geschwunden, als nach Jahr-
hunderten die neue Bevölkerung der alten Burggöttin, deren Kult sie übernommen
hatte, den Tempel baute ^), dessen Front sich nach dem durch den Absturz der
südlichen Megaronhälfte entstandenen Hügelkontur richtete.
") Während man früher meist ein Terrassendach auf unsicher, um sie für diese Frage zu verwenden,
den Megara von Mykenai und Tiryns rekon- zumaf für Kreta die regelmäßige Anwendung des
struierte, schreibt man ihnen neuerdings (vgl. die flachen Daches keinem Zweifel unterliegt.
von V. K. Müller, A. M. XXX.^^II 1917, I44-Anm. 4 2) Zu der Kontinuierlichkeit des Kultes vgl. A. M.
angegebene Literatur) mitunter ein Satteldach XXXVII 1912, I29ff. — Nur andeuten kann ich
zu, aus der richtigen Erkenntnis, daß das Sattel- hier, daß die herrschende Ansicht von der Ent-
dach wesentlich und ursprünglich zum Megaron stehung des griechischen Tempels ■aus dem my-
gehört. Trotzdem ist es äußerst fraglich, ob das kenischen Megaron sowohl architektur- wie reli-
Satteldach sich gegenüber dem mächtigen kre- gionsgeschichtlich höchst problematisch ist. Eine
tischen Einflüsse gehalten hat, der doch die De- Benutzung des Megarons als Kultraum oder ein
koration der Fassade bestimmt hat. Sämtliche direkter Zusammenhang zwischen einem Megaron
festländischen Architekturdarstellungen zeigen das und einem Tempel ist nirgends nachgewiesen,
flache Dach; sollte das ausschließlich auf bild- Auch Frickenhaus' scharfsinnige Untersuchungen
licher Tradition beruhen, wo doch z. T. auf den- in Tiryns (Tiryns I 31 ff.) haben nicht den ge-
selben Darstellungen und im Zusammenhange ringsten positiven Beweis dafür erbracht, daß
damit (Bulle, Orchomenos, Taf. 28 ; ferner ein das Megaron sich bis in das siebente Jahrhundert,
im zweiten Teil dieser Untersuchungen zu ver- die Erbauungszeit des Tempels, gehalten hätte;
Öffentlichendes, neugefundenes Wandgemälde aus die erhaltenen Mauern sind nur Fundamente, die
dem Megaron von Mykenai) spezifisch festländische Umbauten des Altars fallen wahrscheinlich schon
Themata behandelt werden? Die Deutung der in mykenische Zeit, der Altar braucht zur Zeit
von Evans, J. H. St. XXXII 1912, 285, Fig. i des Tempels gar nicht mehr sichtbar gewesen zu
abgebildeten kretischen Gemmen scheint mir zu sein. Andererseits zeigen gerade die ältesten Teni-
96
G. Rodenwaldt, Mykenische Studien. I.
Das Muster des Fußbodens zeigt die übliche Einteilung in rechteckige Felder,
die durch 5 cm breite, dunkelrote, mit eingetieften') Konturen versehene
Bänder hergestellt wird. Die zwei erhaltenen Felderbreiten in nordsüdlicher Rich-
tung betragen 1,07 m; in der Richtung von Westen nach Osten schwanken sie
außerordentlich, zwischen 0,98 (erstes Feld im Osten) und 1,25 m. Infolgedessen
kann man, da das Verhältnis der Länge und Breite sich teilweise umkehrt, nicht
die Gesamtrichtung des Musters bestimmen; wegen der Breite des Raumes sollte
eine sehr ausgeprägte Bewegung offenbar vermieden werden. Doch wird man
der Richtung von Norden nach Süden wohl den Vorzug geben, da dafür außer
der Richtung des ganzen Raumes auch die Ausführung spricht. Man begann
offenbar im Osten ; beim weiteren Vorgehen merkte man, daß am anderen Ende
sich kein glattes Aufgehen ergab, und suchte durch starke Verbreiterung ein solches
zu erreichen; schließlich, als das Breitenmaß ohne zu große Verzerrung sich nicht
mehr steigern ließ, mußte man sich doch damit abfinden, ein schmales Restfeld
übrig zu lassen. Daß man keine Korrektur versuchte, wird wohl daran liegen.
pel in ihren Proportionen, der langen, schmalen
Cellaform, den stärksten Gegensatz zum Megaron,
so in Mykenai, Tiryns und Orchomenos. Da-
gegen kennen wir diese schmale Form aus Troia II
und z. T. aus Thessalien. Ferner zeigen einige
der ältesten Tempel, Thermos und der älteste
Tempel der Artemis Orthia in Sparta (BSA. XVI
18 ff.; XIV i7flF.) die Reihe von Mittelstutzen,
die wir als eine nicht von Kreta oder dem Fest-
lande beeinflußte Form in Troia VI (C) finden.
Daß die Querwände des Heraiohs von Olympia
eine Vorstufe in Thessalien, in Tsangli (Wace-
Thorapson, Prehistoric Thessaly 115, Fig. 64)
haben, sei nur nebenbei erwähnt. Gleichzeitig
leben im Kurvenbau (Olympia, Thermos, Delphi,
Kabirion, Eretria, Akropolis usw.^ alte, von der
kretisch-mykenischen Architektur fast unterdrückte
Formen auf, die sich wohl im Privatbau, nament-
lich in peripheren Gegenden (besonders wohl in
Böotien) gehalten hatten. Ferner ist die Idee
des Tempels an sich, des isolierten Kulthauses
als Mittelpunktes der Gemeinde, etwas gänzlich
Neues, zu dem keine Vorstufen in der mykenischen
Zeit hinfuhren. Wenn wir nun bedenken, daß
gleichzeitig mit dem Ende der mykenischen Kultur
eine neue Bevölkerung aus dem Norden kam,
die trotz ihrer Primitivität einen eigenen Stil mit-
brachte und entwickelte, daß diese Bevölkerung
ja doch eigene Kultformen gehabt haben muß
und daß nichts in der Fremde so genau beibe-
halten wird wie die Form des Gotteshauses, so
liegt die Annahme doch sehr viel näher, daß
die neuen Einwanderer die Idee und die Form
des Tempels aus ihren nördlichen Wohnsitzen
mitbrachten, in deren älterer Architektur wir nun
tatsächlich die nächstverwandten Vorstufen finden.
Der archaisch-griechische Tempel ist ein junges
Reis aus demselben Stamm, aus dem ein halbes
Jahrtausend frUher das mykenische Megaron ab-
zweigte. Ob die Säulen zwischen den Anten
schon im Norden eingefügt wurden, oder erst in
Griechenland als Einwirkung mykenischer Bau-
weise, wie auch die geometrischen Vasen einige
mykenische Elemente aufnehmen, oder unab-
hängig davon in noch späterer Zeit, das ist eine
sekundäre Frage,, die zunächst wohl noch nicht
beantwortet werden kann. Daß die neuen Be-
wohner eigene Kulte und eine eigene Tempel-
form mitbrachten, schließt natürlich nicht aus,
daß sie alteingesessene Kulte in irgendeiner Form
übernahmen. In diesem Sinne kann der Kult der
Athena in Mykenai oder der Hera in Tiryns bis
in mykenische Zeit zurückreichen (vgl. Tir)'ns II
94)-
') Tiryns II 208. Ein Beispiel für die mit der ge-
spannten Schnur eingepreßten geraden Hilfs-
linien aus der römischen Malerei ist im Nasonier-
grabe an der Via Flarainia erhalten. Leider
sind in Pompeji und Rom technische Einzel-
heiten wie Vorzeichnung und äußere Hilfsmittel
an den Gemälden bisher nicht genügend beob-
achtet worden. Vgl. Arch. Anz. 1914, 450;
Arch.' Jahrb. XXXI 1916, 168 (Weege); Rom.
Mitt. XXXII iqi7, 17 Anm. 13.
G. Rodenwaldt, Mykenische Studien. I. 07
daß die Arbeiter ohne vorherige Berechnung sofort mit der Schnur die vertieften
Linien für die Bänder herstellten, die sich nicht mehr tilgen ließen.
Die Oberfläche ist meist so stark verbrannt, daß die Bemalung sich nur mit
Mühe oder überhaupt nicht mehr erkennen läßt. Nur in der Nordostecke sind
die Muster gut erhalten ; Taf 8, 2 zeigt deutlich in der Ecke die Kreise, vorn das
Zickzackmuster und Teile der trennenden roten Bänder. Die Felder sind in
schrägen, von links oben nach rechts unten verlaufenden Reihen angeordnet. In
Abb. 4. Fußbodenmuster in Mykenai.
der Nordostecke sitzt ein gelbes Feld, es folgen eine blaue, eine hellrote, eine
blaue und wieder eine gelbe Reihe; die weiteren Felder enthalten keine Farbreste
mehr, während in der Nordwestecke das kurze Feld dem System entsprechend
wieder hellroten Grund zeigt. Jede Farbe enthält zwei Muster, die miteinander
abwechseln; auf dem gelben Grunde wechseln Kreise mit einem Wellenmuster,
auf dem hellroten Grunde Zickzacklinien mit Schuppen, auf dem blauen ein Wellen-
muster mit einem anderen,, das vielleicht Gesteinsäderung nachahmt (s. unten).
Noch nicht zufrieden mit dieser Mannigfaltigkeit hat der Maler bei den Schuppen
in der dritten Reihe auch noch die Richtung des Musters gewechselt; leider
reichen die Reste nicht aus, um auch diese Variation in ein System zu bringen.
Das Prinzip der Dekoration ist genau das gleiche, das die Fußböden von Tiryns
(Tiryns II 222 f) zuerst kennen gelehrt haben. Es fehlen die beiden figürlichen
Motive, die Delphine und der Oktopus; dafür ist die Variation der Muster sehr
98
G. Rodenwaldt, Mykentscbe Stadien. I.
viel reicher und komplizierter, indem wir hier sechs verschiedene Motive haben,
während in Tiryns nie mehr als drei auf demselben Fußboden zu finden sind.
Von den einzelnen Mustern ist das einfachste und besterhaltene das Zick-
zackmuster auf hellrotem Grunde (Abb. 4). Es wechseln dunkelrote Linien mit
schwarzen, die mit weißen Punkten besetzt sind, das gleiche Muster, das sämt-
liche Felder des Prodomoa zeigen. Bereits bekannt ist es von Tiryns (Tiryns II
234, Abb. 83), wo jedoch die weißen Punkte auf den schwarzen Linien fehlen. Im
Gegensatz zu Tiryns sind hier trotz des sehr viel größeren Maßstabes die Linien
aus freier Hand mit großer Gleichmäßigkeit und Exaktheit gezogen. Das Muster
ist sicherlich textil, in dem Sinne, daß es sich seiner Einfachheit wegen gut für
Abb. 5. Bemaltes Stuckrelief aus Pseira.
die Weberei eignete, daß es in der kretisch-mykenischen Textilornamentik tat-
sächlich häufig war") und daß es von der Teppichweberei in die Fußbodendeko-
ration übernommen wurde. Die aufgesetzten weißen Punkte sind ein in der Textil-
ornamentik außerordentlich häufiges Motiv, sei es am Rande von breiten oder in
der Mitte von schmalen Bändern ^). Neben diesem einfachen Zickzackmuster,
dessen Herkunft man nicht weiter nachzugehen braucht, gibt es aber auch kom-
pliziertere, von denen ein Beispiel, ein Frauenärmel in bemaltem Relief aus Pseira 3)
hier (Abb. 5) abgebildet wird4). Die Abbildung ist nicht in allen Einzelheiten
1) Vgl. Fyfe.Journ.R. Inst. Brit. Archit. 1902, 129,77.
In Knossos kommt, es vor in einfachen Strich-
formen, in Bandform mit aufgesetzten weißen
Punkten (Kandia, Mus. 76) und in Bandform mit
doppelten Punktreihen, sämtlich sichere Stoff-
muster. Ein wohl zu einem Frauenrock gehöriges
Fragment aus Mykenai (Athen, Nationalmus. 10 14)
zeigt fluchtig ausgeführte, einfache schwarze Zick-
zacklinien auf gelbem Grunde.
2) Z. B. an den Haarbändern der Krauen, Tiryns II,
Taf. Vlllf., S. 81, Abb. 33, und ,in den Bändern
der Pferdegeschirre, z. B. Tiryns II Taf. II 6,
S. 105, Abb. 44 und auf einem unveröffentlichten,
bisher nicht richtig gedeuteten Fragment aus
Knossos, auf dem der Mittelteil eines Zweigespanns
mit Joch urtd Bauchgurt erhalten ist.
3) R. B. Seager, Excavations on the island of Pseira,
PI. V; Antiqüites Crötoises II, PI. XVIII; vgl.
Tir)'ns II 77. Die Fragmente verteilen sich auf
mindestens drei Figuren.
4) Andere Beispiele z. B. Fyfe a. a. O. 129, 77 u. 78;
ein anderes, ganz in Punkte aufgelöstes Muster
aus Knossos, »Hall of colonnades«, im Magazin
des Museums zu Herakleion.
G. Rodenwaldt, Mykenisclic Studien. I.
99
genau ; auf den blauen Streifen sitzen noch kleine schwarze Ringe, die den weißen
Punkten des mykenischen Ornaments entsprechen, auf dem linken, gelben Rand-
streifen sitzen rot ausgefüllte Kreise, und der rechte Rand wird von einer Borte
mit einem zierlichen Spiralornament begleitet. Das Ornament ist, wie die der
anderen Fragmente aus Pseira, mit zierlichster Akkuratesse gearbeitet. Das System
der gegenständigen Zickzacklinien, die zwischen sich Reihen zentral ornamentierter
Rhomben einschließen, ist nun nicht mehr ein so einfaches, daß es sich überall von
selbst ergeben kann, und daher muß
man doch die prinzipielle, wenn auch
nicht ins Detail gehende Ähnlichkeit
mit ägyptischen Deckenornamenten be-
achten, von denen ein Beispiel in Abb. 6
wiedergegeben ist'). Sie fällt um so
mehr ins Gewicht, als auch das Rosetten-
muster auf dem anderen Ärmelfragment
aus Pseira (PI- V) im Prinzip mit ägyp-
tischen Deckenmustern übereinstimmt.
Das Schuppenmuster (Abb. 7)
ist in der Fußbodenornamentik neu. Der
Grund ist hellrot, das Muster dunkelrot,
doch wird die dunkelrote Linie von
zwei gleich breiten, einer oberen, schwar-
zen und einer unteren weißen, begleitet.
Dasselbe Muster findet sich auf dem
Rock einer Frau auf dem Prozessions-
fresko aus Knossos, wo ihm ein einge-
preßtes Netz von Rechtecken als Vor-
zeichnung dient. Davon ist hier nichts zu
Abb. 6. Ägyptisches Dcckenornamcnt.
bemerken»), doch läßt sich ein ähnliches
Netz konstruieren, da die unteren Ecken der oberen Linien stets auf derselben Horizon-
talen wie die entsprechenden Spitzen der unteren Linien liegen. Man möchte
daher gerne glauben, daß der Maler sich irgendeiner Schablone bediente, auf der
das Muster mit Hilfe eines solchen Netzes hergestellt war. Das knossische Bei-
spiel lehrt uns auch die Richtung des Musters kennen; die Schuppen stehen nach
') Aus Theben. Aus den Hayschen Manuskripten
im Brit. Mus., Bd. X 49, mit freundlicher Er-
laubnis von Eduard Meyer nach den für die
Publikation der ägyptischen Fremdvölkerdarstel-
lungen aufgenommenen Photographien. Weitere
Beispiele bei Prisse d'Avennes, Histoire de l'art
figyptien und bei Jequier.
=) Tiryns II 209 ist noch gesagt, daß derartige
eingepreßte Netze bisher auf dem Festlande
ziell Knossos,
fehlten; seither ist ein Beispiel in Theben ge-
funden worden. Da in Theben sich auch einige
Reste eines Schildmusters gefunden haben, das
mit dem einen knossischen (Tiryns II 37, Abb.
10) in Größe und Stil identisch ist, und der
thebanische Frauenfries (Tiryns II 92 f.) kretischen
Vorbildern besonders nahesteht, haben wohl
irgendwelche zufälligen engeren Beziehungen
zwischen Theben und Kreta, vielleicht sogar spe-
bcstanden. '
lOO
G. Rodenwaldt, Mykenische Studien. I.
oben. Es belehrt uns aber durch ein weiteres Detail auch über die Bedeutung
und Herkunft des Ornaments. Von dem Bogen herab hängen senkrechte kleine
Strichelchen , die in Mykenai fehlen ; das ist genau die gleiche Zeichnung, die
die geschuppten Kelche und Mittelblätter der großen drei- oder fünfteiligen so-
genannten »Papyrusblüten« (vgl. z. B. Tiryns II, Taf. VII; BSA. IX 139, Fig. 88)
haben. Hier scheint wirklich eine ornamental umgebildete Naturform vorzuliegen.
Die kretisch-mykenische Ornamentik zeichnet sich dadurch aus, daß sie Motive
von überall her aufnimmt. Aus der Technik entsteht kein Ornament. Ist das
Abb. 7. Fußbodenmuster in Mykenai.
Ornament als solches geschaffen, so kann das Auge in technisch bedingten Ge-
fügen gewisse Komplexe als schön empfinden und herausheben. Nur in diesem
Sinne kann man vom technischen Ursprung eines Ornaments sprechen; aber die
Zahl so entstandener Muster ist gering. Viel häufiger ist der technische Anteil
in noch höherem Grade sekundär. Erst moderne Theorie hat die Idee von der
Materialgerechtigkeit geschaffen. Kein Moment ist in der Geschichte des Kunst-
gewerbes fruchtbarer als die Übertragung von Formen und Motiven in andere
Techniken. Die Rücksicht auf das Material ist dabei nur soweit wirksam, allerdings
bei guter Kunst immer wirksam, als die gegebene Form von jedem Material in
anderer, seinem Wesen angemessener Form apperzipiert wird. Bei der Mehrzahl
der kretisch-mykenischen Textilornamente beschränkt sich der Anteil der Textil-
technik auf eine solche Umschaffung von Motiven, deren Herkunft in jedem ein-
zelnen Fall besonders nachgegangen werden muß. So ist es auch bei dem
G. Rodenwaldt, Mykenische- Studien. I.
lOI
Schuppenmuster. Aus dem stilisierten Blattornament ist durch Wiederholung und
symmetrische Reihung ein unendliches Flächenmuster geworden. Die Erinnerung
an die Ursprungsform ist in Mykenai und auf dem Prozessionsfresko von Knossos
noch darin gewahrt, daß die Schuppen in geraden Reihen übereinander sitzen ;
bei zwei anderen Beispielen desselben Ornaments aus Knossos') sind in Anlehnung
an das häufige Schuppen- und Blütenmuster (Tiryns II 226 ff.) die einzelnen Schuppen
Dgogogo^
WoWc
Abb. S. Fuflbodenmuster in Mykenai.
so gestellt, daß die unteren Enden immer auf die Spitzen der tieferen Reihe zu
stehen kommen.
Das Kreismuster (Abb. 8) hat gelben Grund; die Kreise bestehen aus einem
mittleren dunkelroten, einem inneren weißen und einem äußeren schwarzen Bande.
Die Zeichnung ist nicht so regelmäßig wie auf der Abbildung; Zirkelspuren habe
ich nicht bemerkt. Ein zweites Beispiel dieses Musters ist mir nicht bekannt.
Etwas Verwandtes ist das Rosettenmuster von Pseira, Seager a. a. O. PI. V; aber
die Abkürzung wäre, obwohl auch bei dem Schuppenmuster einzelne Details unter-
drückt sind, doch beispiellos weitgehend. Deshalb möchte ich auf die Möglichkeit
hinweisen, daß hier Beziehungen zu einem ägyptischen Deckenmuster vorliegen,
') Im Magazin des Museums von Herakleion; das eine aus dem »room of womans seat«, das andere
von der »lish-arca«.
I02 Cr. Rodenwaldt, Mykenische Studien. I.
das in einem Aquarell von Hay (Abb. 9) erhalten ist'). Die Kreise stehen hier
zwar in geraden Reihen und berühren einander, wenn man die äußeren weißen
Ringe dazu rechnet, auch die Farben sind verschieden, aber das Prinzip, Kreise
aus verschiedenfarbigen, konzentrischen Ringen bestehend, ist doch verwandt.
Das zweite Muster auf gelbem Grunde (südöstlich von dem westlichen Kreis-
feld) ■ ist leider so stark verbrannt, daß eine Rekonstruktion nicht möglich war.
Längeres Studium würde vielleicht auch hier zu einem Ziele führen; aber die
beschränkte Zeit gestattete nicht, wie in Tiryns die Reste immer wieder von
neuem zu prüfen. Erkennbar sind nordsüdlich gerichtete Wellenlinien, einmal
ließ sich darauf ein weiß aufgesetzter Punkt erkennen; da die Linien am Anfange
auseinanderstreben, kann das Muster nicht
das gleiche gewesen sein, wie das Tiryns II
234, Abb. 83 abgebildete.
Noch dürftiger sind die Farbreste
auf den blauen Feldern. Auf dem
an das Kreisfeld in der Ecke anstoßenden
Fragment lassen sich noch drei Wellen-
linien erkennen, daren Verlauf dem eben
erwähnten Tirynther Muster, das eine
Marmorierung nachahmt, zu entsprechen
Abb. 9. Ägyptisches Deckenornament. scheint. Die Farben, Weiß, Rot und
Schwarz, zeigen, daß an dem einheitlichen
Farbensystem der Muster auch hier festgehalten ist. Zwei andere blaue Felder
enthalten (auf dem Plane Taf 7 angedeutet) Spuren einer Dekoration, die in je
von den Ecken ausgehenden konzentrischen Bogen besteht. Erkennbar Sind nur
schwarze und rote Bogen; auf einem Felde sieht -es so aus, als ob die Bogen
nach der Mitte zu mit Zacken besetzt sind, wie sie z. B. von dem Herdrande des
Megarons bekannt sind*(npotxTtxa 1886, Taf. 5). Das nächstverwandte Ornament ist
der zweite Streifen auf dem Tv^tjjjl. 'Apx- 1887, Taf 12 (vgl. Tiryns II 232) abge-
bildeten gemalten Teppich. Das ist weder ursprünglich vegetabilisch, noch textil,
sondern ahmt offenbar eine Gesteinsmaserung nach.
Wenn wir die Muster überblicken, so finden wir gsnau wie in Tiryns ein
Nebeneinander von Mustern, die auch sonst in der Textilornamentik vorkommen,
inid einige Steinimitationen, die unter den Stoffmustern der Kleider nirgends nach-
zuweisen sind. Da die Gesamtdekoration einen aus gewebten Teilstücken bestehen-
den Teppich nachahmt, dürfen wir in den Gesteinsimitationen ein Element sehen,
das der Teppichweberei gegenüber den Kleiderstoffen eigentümlich ist (vgl. Tiryns II
234). In dem Streben nach symmetrischer Vereinfachung zeigt sich auch hier
ein Versuch der Assimilation an die neue Technik, den wir ähnlich auf den figür-
lichen Feldern der Tifynther Fußböden beobachten können.
') Hay-manuscripts X 52 (vgl. oben S. 99 Anm. i). zweite Reihe ist der blaue Ring von einem äufieren
Die Mittelpunkte sind rot, die Ringe blau; jede roten und von einem inneren grünen eingefaßt.
G. Rodenwaldt, Mykenische Studien. I. I03
Mehrmals wurde auf Beziehungen einzelner Muster zu ägyptischen Decken-
gemälden hingewiesen, und die Frage über das Verhältnis dieser Dekorationen zur
kretisch-mykenischen Textilornamentik mag daher hier kurz gestreift werden.
F. W. V. Bissing hat kürzlich i) hervorgehoben, daß die Dekoration der Decken
in beiden Ländern in sehr charakteristischer Weise voneinander abweicht; wäh-
rend in der kretisch-mykenischen Kultur die Decke einheitlich ausgeschmückt wird,
sei es, wie in Orchomenos, mit besonderer Hervorhebung der Mitte, sei es, wie
wir nach den Fußböden vorauszusetzen haben, mit einem gleichmäßigen Muster,
werden in Ägypten in der Regel mehrere Muster nebeneinander gesetzt. Auch
das Dekorationssystem der Wände ist ja gänzlich verschieden. Ferner gibt es
eine Reihe von Ornamenten, die ausschließUch in Ägypten, eine noch zahlreichere.
Abb. lo. Ägyptisches Deckenomament.
die ausschließlich in der kretisch-mykenischen Kunst vorkommen. Andererseits
hat man von jeher die Verwandtschaft der Spiralmuster ägyptischer Decken mit
mykenischer Ornamentik hervorgehoben^). Dazu kommen andere Übereinstim-
mungen. Bei ägyptischen Schachbrett- resp. Flechtmustern finden wir regelmäßig
die schrägen Reihen wechselnder Farben, die, allerdings in ungleich größerem Maß-
stabe, für die mykenischen Fußböden typisch sind. Vor allem aber bekunden
weitere Einzelheiten einen unleugbaren Zusammenhang, Zickzackornamente (Jequier,
a. a. O. Taf. II — V), Rosettenmuster (Jequier, Taf XII), Netzornamente (statt vieler
') Sphinx XV 2:6 in einer Anzeige von Jequiers dem »temple-repository«, BSA. IX 76, Fig. 55.
Decoration cgyptienne. Dieses Muster aber kehrt, nur im Detail weiter
") Es ist sicherlich ein Zufall, daß Spiralmuster ausgeführt, wieder auf einer Vase aus Kakovatos,
unter den erhaltenen kretiscli-mykenischen Stoff- A. M. XXXIV 1909, Taf. 17, und wir können
mustern so selten sind; das einzige sichere Bei- daher auch die Spir.ilflächenmuster anderer Vasen
spiel ist auf dem Jäckchen der einen Figur aus • (z. B. aus Pseira, Ant. CrOtoises II, Taf. 20) auf
textile Vorlagen zurückführen.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXXIV. 9 '
104
G. Rodenwaldt, Mykenische Studien. I.
Beispiele Jequier Taf. XIV)*). Besonders schlagend und bis in alle Einzelheiten
gehend^) ist die Übereinstimmung des Abb. lO nach Jequier wiederholten Musterss)
mit einem in der kretisch-mykenischen Textilornamentik mannigfaltig variierten
Motiv. Am bekanntesten ist es von dem großen Fresko aus Hagia Triada (Mon.
AntXIII Tav. X); ein Teil des Musters wird hier nach einer besseren Kopie
GilUerons abgebildet (Abb. ii). In diesen Fällen sind die Kreise abgerundet;
daneben findet sich die eckige Form. Bei beiden Formen wechselt entweder die
Farbe der Kreise, oder es ist ein einheitlicher Grund durchgeführt"»). Ein bisher
unveröffentlichtes Beispiel der letzteren Form aus Mykenai5) wird auf Taf. 9 in
Abb. II. Detail des Frauenfreskos von Hagia Triada.
•) Wiederum zufällig ist dieses ägyptische Neti-
ornament unter den gemalten Textilmustern nur
in einer Borte (Museum zu Herakleion) ver-
treten, dafür außerordentlich häufig in der Ke-
ramik des Palaststils und, was das Entscheidende
dabei ist, auf den kretischen Tonsarkophagen,
deren Flächenmuster sämtlich auf textile Vorbilder
zurückgehen; z. B. Mon. Ant. I 202 ff., Taf. 11
(Orsi ; = Perrot-Chipiez VI 568, Fig. 249). Das
zweite Muster derselben Urne ist im wesentlichen
dasselbe wie auf dem Rock der Frau auf dem
Stuckrelief von Pseira (Seager a. a. O. Taf. V;
Ant. Cr^t. II, Taf. i8).
') Nur die Farbengebung, in der neben Weiß, Gelb
und Blau auch Grün erscheint, ist anders als im
Kretisch-Mykenischen.
3) Taf. XXVIII Nr. 4a. Die Vorlage verdanke ich
der Güte Fr. W. v. Bissings. Jequier kennt ein
zweites Beispiel für dieses Muster nicht, v. Bissing,
denkt es sieb, wie er mir freundlichst mitteilt,
aus Blütenmustern wie Jequier Nr. 47 entstan-
den, aber eine Entwicklung des Musters läßt
sich in Ägypten zunächst ebensowenig feststellen
wie im Kretisch - Mykenischen. Als Vorlagen
denkt v. Bissing an Glasmosaiken als Einlagen
von Kästchen oder Möbeln oder an ägyptische
Gewebe.
4) Aus Knossos kenne ich sechs Beispiele der runden
Form, davon drei mit einfarbigem Grund (eins
vom »Cup-bearer« und eins vom Prozessionsfresko),
drei mit wechselnden Farben (blau, rot, gelb;
ein Beispiel bei Fyfe a. a. O. 128, Fig.68; wegen
der Größe vielleicht von einem Deckenmuster);
zwei Beispiele der eckigen Form, eins mit ein-
farbigem, eins mit wechselndem (Fyfe a. a. O.
1 1 7, Fig. 40, blau und gelb) Grund. Genetisch
ist die eckige Form sicherlich die ältere. Der
Ursprung ist vielleicht in einem komplizierten
Mäandermuster zu suchen.
5) Athen, Nationalmuseum. Das der Abbildung
zugrunde liegende Aquarell verdanke ich E. Gil-
licron fils.
G. Rodenwaldt, Mykenische Studien. I. IO5
natürlicher Größe wiedergegeben ; es zeigt den Gürtel und oberen Teil des Rockes
einer weiblichen Figur, das Muster ist schwarz auf gelbem Grunde mit roten Innen -
linien, innerhalb der Felder sitzen weiß aufgesetzte Punkte.
Die Ähnlichkeit dieser Muster stellt die Frage recht scharf Die Über-
einstimmung erfordert einen Zusammenhang; andererseits ist bei den meisten
Mustern der Stil und besonders die Farbengebung an jedem Orte ganz originell.
Auf beide Eigentümlichkeiten muß eine Antwort Rücksicht nehmen. Die An-
nahme einer unmittelbaren Abhängigkeit der einen dekorativen Ornamentik
von der anderen wird ihnen, wie mir scheint, nicht gerecht ; dagegen erklären
beide sich gut, wenn wir annehmen, daß sowohl in Ägypten wie in Kreta die
dekorative Malerei wirkliche Textilmuster mit gewisser Freiheit nachahmte, und
daß die direkten Beziehungen bei den zugrunde liegenden Stoffen selbst zu suchen
sind, die von einem Lande in das andere~als Handelsobjekt exportiert wurden.
Überhaupt werden Beeinflussungen rein künstlerischer Art im Kunstgewerbe dieser
Zeit nur selten angenommen werden dürfen; in der Regel werden solche Einflüsse
die sekundäre Folge reiner Handelsbeziehungen sein, Vasen und Stoffe sind gewiß
nur ■ um ihrer praktischen Bedeutung willen exportiert worden. Die Frage, in
welchem Lande diese Stoffe heimisch sind — ob in Ägypten, ob in Kreta oder
einem dritten Lande, vielleicht in Syrien — , muß eingehenderen Untersuchungen
vorbehalten werden. Die Idee, die Decke mit Stoffen zu schmücken, die dann
später nur noch in Malerei nachgeahmt wurden, kann in beiden Ländern unab-
hängig voneinander entstanden sein.
Es bleibt noch die Frage nach der Datierung der Fußböden von Mykenai
zu beantworten. Das System im Prodomos und Megaron mit dem umlaufenden
Plattenbelag ist jedenfalls das Ursprüngliche der ersten Anlage; bei dem jüngeren
Pußboden im Hofe hat man das Muster wie in Tiryns bis an die Wand geführt.
Den eigentlichen bemalten Teil des Bodens hat man im Megaron nachweislich
wiederholt erneuert; die obersten Lagen werden von dem Fußboden des Hofes
jedenfalls nicht weit zu trennen sein, und im Prodomos ist die erhaltene Bemalung der
des Hofes sicher gleichzeitig. Im Gegensatz zu Tiryns sind im Megaron und im
Hofe die Felder außerordentlich groß; die Muster und der Stil sind nicht mit dem
tirynthischen identisch, wie ja auch in den Wandgemälden keine engen Beziehungen
zwischen Mykenai und Tiryns bestehen '). Die Ausführung ist besser als in Tiryns,
Farben und Technik sind aber nicht verschieden und weisen in spätmykenische
Zeit. Die mykenischen Fußböden und damit zusammenhängend die baulichen
Umgestaltungen werden also etwas älter als der jüngste Zustand des Palastes von
Tiryns sein.
') Nebenbei sei erwähnt, daß zu den Fundorten Das einzig Bemerkenswerte an dem sicherlich
mykenischer Fresken F.leusis hinzuzuzählen ist; spät-mykenischen Stück ist die graue Farbe, die
im dortigen Museum befindet sich ein kleines Frag- sich auch an einem gleichzeitigen Spiralmuster
ment auf dem ein Teil einer unordentlich gemalten aus Orchomenos (Bulle, Orchomenos, Taf. 29)
Rosette mit grauem Außenkreise erhalten ist. findet, während sie im jüngeren Palast von Tiryns
äußerst selten ist (Tiryns II 172),
9*
Iq6 G. Rodenwaldt, Mykenische Studien. I.
An der Nordostecke des Hofes haben sich am Sockel noch einige unbe-
deutende Reste der Wanddekoration erhalten. Von der Bemalung erkennt
man an einer Stelle kurze, horizontal gerichtete Bogen, die wahrscheinlich zu einer
Marmorierung gehören, wie sie als Sockel sich in Tiryns im Korridor XII (Tiryns II
Taf. XXI 2) gefunden hat. Wichtiger ist, daß an der Megaronante der Stuck
bis zur Höhe des Sockels erhalten ist, wo er in einer glatten horizontalen Fuge
endet, genau so wie im Tirynther Frauenmegaron (Tiryns II i6off.), eine weitere
Bestätigung für die Annahme, daß die horizontalen Holzbalken in der Regel nicht
mit Stuck überzogen waren, sondern die wichtigste Gliederung der Wandfläche
angaben.
Ein Rest eines bemalten Fußbodens hat sich endlich in Zimmer E ge-
funden. In der Mitte der Nordwand ist dort aus dem Fußboden ein rechteckiger
Raum ausgespart, der nur 0,80 m breit ist und um 1,05 m in das Innere vorspringt;
sein Boden besteht aus festem glatten Stuck. An seinem Rand waren noch Reste
einer in die Höhe gehenden Stuckschicht erhalten, bis zu 5 cm Höhe, als Tsundas
ihn ausgrub (a. a. O. 68). Der Stuck bildete also einen erhöhten Platz von ähn-
licher Lage und Form, aber viel kleineren Dimensionen, wie die seitlichen Plätze in
den beiden Megara von Tiryns. Da das Innere des erhöhten Platzes nicht aus so-
lidem Material besteht, möchte man ungern einen stark belastenden Gegenstand,
etwa einen Thronsitz, darauf vermuten. Von dem westlich daran anstoßenden Fuß-
boden ist noch längs der Wand ein Stück von etwa 50 cm Länge und etwa 40 cm
Breite erhalten geblieben. Es zeigt entlang der Wand, an der noch Reste rot-
bemalten Stuckes sitzen, eine Rosettenreihe ähnlicher Form wie Tiryns II, Taf VIII
(inmitten des oberen Ornamentbandes), mit blauen Kreisen, auf denen schwarze
Bogen sitzen, roten, schwarz konturierten Mittelpunkten, roten Zwickeln zwischen
weißen und roten Bändern. Das daran anstoßende Feld hat gelblichweißen Grund,
aber nur unsichere Spuren eines mit dünnen, zierlichen roten Linien gemalten
Musters (Zickzackmuster.^) lassen sich darauf erkennen. Schon diese Spuren zeigen,
daß diesem Raum eine ganz besondere Bedeutung beigemessen wurde. Genauer
zu bestimmen, worin diese lag, ob wir einen Raum von ähnlicher Bestimmung
wie das kleinere Tirynther Megaron oder vielleicht die Kapelle des Palastes darin
zu erkennen haben, dazu fehlt indessen jeder weitere Anhalt.
Gerhart Rodenwaldt.
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Südabhang der Burg in Athen. jq?
DER FRAUENKOPF VOM SÜDABHANG
DER BURG IN ATHEN.
Für das bisher in Ermangelung eines anerkannten Namens so wie in der
Überschrift bezeichnete Meisterwerk griechischen Meißels soll hier mit seinem
ursprünglichen statuarischen Zusammenhang auch die Deutung begründet werden,
in ausführlicher und vervollständigter Darlegung von Beobachtungen und Er-
wägungen, die vorerst nur auf zwei Festblättchen zur Winckelmannsfeier des
Archäologischen Seminars in Leipzig einer beschränkten Öffentlichkeit übergeben
worden sind: 1913 Themis, ein Werk des Meisters der Niobe ; 1915 Ariadne, nicht
Themis').
I. DAS ORIGINAL UND ZWEI KOPIEN.
Der stark überlebensgroße Kopf (vom Kinn bis zum Scheitel rund 0,31 m
hoch), den unsere Abb. i und 20 nach dem Marmor, 2, 8, lO und 19 nach dem Abguß
wiedergeben, kam 1876 bei der Ausgrabung der am Südabhang der Akropolis ge-
legenen Heiligtümer zutage. Leider ist die Fundstelle nicht genau verzeichnet
worden; wenigstens schweigen davon die Berichte von U. Köhler^) und von
L. Julius 3), sowie, nach freundlicher Mitteilung des frühern Generalephoros
Kavvadias, die Akten. Danach wird die erst im Katalog L. von Sybels auf-
tauchende, von andern wiederholte Angabe des Asklepiosbezirks als Fundort
wohl nur für die allzu bestimmte Fassung einer minder genauen, etwa der von
Duhnschen »bei den Trümmern des Asklepieions« zu gelten haben*).
Daß wir in dem prachtvollen Haupte die Originalarbeit eines Meisters des
4. Jahrh. besitzen, sah schon der erste Herausgeber Julius und sollte niemand be-
zweifeln 5). Derselbe Gelehrte konnte ja auch bereits für den Ruf des Werkes im
späteren Altertum die bekannte Wiederholung in Berlin anführen (Abb. 6, 2 1 nach
dem Marmor, 12 nach dem Gips)*). Eine zweite, im Hof des Dogenpalastes zu
') Die Abbildungen dieser Blätter hat uns die Stals, Marbres et bronzes du Musce nation. I 33
Verlagsbuchhandlung B. G. Teubner mit ge- Nr. 128. Waldmann, Griech. Originale Nr. 140.
wohnter Gefälligkeit zur Verfügung gestellt. 5) Miene dazu machen meines Wissens nur Lcchat,
Andere Stocke werden dem Verlage des Jahr- Collect, de moulages, Lyon 191 1, Nr. 582 und
buchs verdankt. Die neuen photographischen v. Duhn, AbgUsse der Univ. Heidelberg zu
Aufnahmen sind zumeist nach den Abgüssen des Nr. 267.
Leipziger Archäol. Instituts, wenn nichts anderes *) (Conze), Beschr. d. ant. Skulpt. Nr. 610, wo
angegeben wird, von dessen Konservator Hacke- ältere Literatur. Abgeb. bei Julius a. a. O. Taf.
beil gemacht. . 14; Brunn, Denkm. Nr. 174b (neben dem Athener
») Athenischer Sitzungsbericht Archäol. Zeitung Original); besser Ant. Skulpt. d. Kgl. Museen in
XXXIV 1876, 707 (U. Köhler). Berlin I Taf. 38 und in der Photographienreihe
3) Ath. Mitt. I 1876, 269 ff. mit Taf. 13 (L. Julius). von Julius Bard (hier Abb. 6). Genaue Vorder-
4) Ath. Mitt. II 1877, 220 (v. Duhn). v. Sybel, ansieht nach Abguß bei Bulle, Der schöne Mensch'
Katal. d. Skulpt. zu Athen (1881) Nr. 2907. S. 533; vgl. S. 700.
io8
. F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sttdabhang der Burg ia Athen.
Abb. >. Kopt vom SQdabhang, Marmor.
Abb. 2. Kopf vom Südabhang, Abguß.
Venedig einer zu kleinen Gewandstatue aufgesetzte') lehrte mich vor etwa dreißig
Jahren Benndorf kennen und ermöglicht mir nun Arndt, freigebig wie immer, mit
Genehmigung der Bruckmannschen Verlagsanstalt nach seinen für die Einzel-
aufnahmen (2402 ff.) hergestellten Bildern bekanntzumachen (Abb. 3 — 5). Sie ist freilich
durch ihre schematische Ausführung und weitgehende Ergänzung — Kinn, Mund
und Nase, ein Stück der linken Braue und des Oberlides, beide Ohren und über dem
rechten ein ausgedehntes Stück Haar — so gut wie wertlos neben der Berliner
Kopie. Diese hat vor dem Urbilde den wohlerhaltenen Mund und die nur an der
Spitze ergänzte Nase voraus. Danach ist jenes an einem Abguß des Leipziger
Archäologischen Instituts von Prof. Adolf Lehnert und Konservator Hackebeil ver-
vollständigt worden (Abb. 24). Nicht gewagt haben wir es schließlich, diesem
Ergänzungsversuch eine dem Original ursprünglich angesetzte Zutat beizufügen,
die schon Julius (270) richtig erschloß. Das kräftige Bohrloch hinter jedem Ohr,
dicht an der Haargrenze (Abb. 20, auch 19 rechts von b), kann nur zur Befesti-
■) DUtschke, Ant. Bildwerke in Oberitalien V 26,
Nr. 59. Die alten Zeichnungen, wie Clarac Taf.
521, 1009, gleichen den Proportionsfehler durch
Verkleinerung des Kopfes aus.
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sudabhaog der Burg in Athen.
.109
gung einer Schulterlocke ge-
dient haben, wie die ebenso
angebrachten Löchergruppen an
einem spätem Frauenkopfe der
Glyptothek in München'). Die
so unserm Marmor, wohl aus
nachträglich erkanntem künstle-
rischen Bedürfnis, hinzugefügten
Locken dürften auch nach unten
eine zusammengefaßte Gestalt
bewahrt haben. Daß sie an
beiden Kopien fehlen, möchte
eher auf das Abhandenkommen
dieses Zusatzes in einer Ver-
fallszeit, als mit Julius auf
Kopistenwillkür zurückzuführen
sein.
Die im übrigen recht treue
Wiederholung in Berlin taugt,
von ihrer bessern Erhaltung ab-
gesehn, vorerst kaum zu mehr,
als um die köstliche Meister-
arbeit des Urbildes in noch
helleres Licht zu setzen 2). Be-
sonders greifbar zeigt sich sein
Vorzug unter anderm an dem
Haarbande, das sich hier wie
feiner Batist an die Stirn und
ins Haar schmiegt, dort, obgleich faltiger, fast wie ein Blech, nach oben
ansteigend, über den lebendigen Formen liegt, und an den Haaren selbst,
die dort, schärfer und dichter gerillt, hart von der Schläfe absetzen, hier zart aus
ihr hervorwachsen und sich, obgleich mit kantig zueinander stehenden Meißel-
bahnen gegeben, in lockerer Weichheit weiterrollen. Von ihrer leicht gerauhten
Oberfläche hebt sich die blühende Haut ab, straff über die kraftvoll schönen
Formen gespannt, nur um den runden Hals die weichen Querfalten reifer Weib-
lichkeit bildend. Die Einzelformen des Gesichts zeigen am Original eine noch
größere (wie sich herausstellen wird wohlberechnete) Asymmetrie als an der Nach-
Abb. 6. Kopie des Kopfes vom Südabhang in Berlin,
Photographie Bard.
') Furtwängler, Wolters, Beschr. d. Glyptothek Nr.
253; Hundert Tafeln 51 rechts. Wolters verdanke
ich Skizzen. Furtwänglers Gedanke an ein Hals-
band streitet sichtlich mit der Lage der Löcher.
Für die des Sudabhangkopfes hatte er einst die
Deutung von Julius angenommen, s. unten S. 1 15
A. 2. Was über sie Stais vermutete (oben S. 107 A.
4), ist augenfällig unhaltbar.
2) Hierzu vgl. nach Julius 273 besonders Bulle
a. a. O.
IIO
F. Studniczka, Der. Fnuenkopf vom Sudabhang der Burg in Athelt
Bildung. Die von ihrer etwas glasigen Glätte abstechende Lebensfrische des Ur-
bildes verrät unsere Aufnahme des Abgusses Abb. 2 deutlicher, wenn auch in
härteren Tönen als die durchweg in unzureichendem Lichte hergestellten des
Marmors (Abb. i ■) und 20). Doch geben die letzteren immerhin etwas von
dem Reiz des edlen (nach Lepsius parischen 2)) Gesteins, auf den solche Arbeit
ganz berechnet ist.
Zur Vervollständigung dieses Eindrucks ist natürlich die Bemalung aller in
der Wirklichkeit durch starke Farben hervorgehobenen Teile hinzuzudenken. Erst
aus roten Lippen blitzten die Zähne recht wirksam hervor. Zum Glück steht uns
ja heute das Hauptzeugnis für die damals, als Nikias dem Praxiteles half, so seiir
bereicherte und verfeinerte Marmorpolychromie, der Alexander- Sarkophag, durch
Franz Winters Kunst und Sorgfalt vor dem unaufhaltsamen Farbenschwund be-
Abb. 3 — 5. Kopie des Kopfes vom Südabhang in \cncdig. Bruckmannsche Äufnalimen.
wahrt, immer zu Gebote. Aus seinem Werke (Straßburg 191 2) kennen wir
namentlich auch die wundervolle Augenbemalung, derengleichen dem begeisterten
Aufblick des Südabhangkopfes erst zu seiner vollen Wirkung verholfen haben muß.
Die erhaltenen Spuren davon kommen besser erst weiter unten zur Sprache (S. 141).
Der Alexandersarg bewahrt auch noch Reste der gelblichen Lasur (-^aviojic) des
Weißen, welche die kräftigen Farbtöne zusammenhielt.
2. ZUR KUNSTGESCHICHTLIGHEN EINORDNUNG.
Wie es gleich der erste Herausgeber einer Zeichnung der Berliner Kopie,
Fanofka, aussprach 3), ist der Kopf der nächste Verwandte der Mutter Niobe, bei
') Nach einer älteren Photographie. Gut auch
Alinari 24205, wonach bei Waldmann (oben
S. 107 A. 4). Nebenden S. 107 A. 3und6zitierten
Bildern bei Julius und Brunn vgl. noch BuUes
Taf. 253 a. a. O., die aber die Marmorwirkung
zu hart gibt.
')_R. Lepsius, Gr. Marmorstudien^ 95 Nr. 266:
»guter parischer Marmor«. Ebenso Graef (hier
S. 112 A. 2) u. a. Pentelischen dagegen meinte
Julius 269 (hier S. 107 A.3)zu erkennen, und ihm
schließt sich u. a. Bulle an (hier S. 107 A. 6).
3) Panofka, Antikenschau, Berlin 1850, 7 zu Nr. I
der Tafel.
Abb. 7.
Niobe in Oxford.
Abb
8.
Kopf vom Sudabhang-.
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Abb. 9.
Niobe
in Brocklesby.
Abb. 10. Kopf vom Südabhang-.
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Abb. n. Niobe in Brocklesby. Abb. 12. Kopie in Berlin.
Aufnahmen nach Abgüssen.
112 F. Studniczka, Der Frauciikopf vom SUdabhang der Burg in Athen.
der nur schmerzliche Erregung an Stelle einer freudigen tritt. Das gesamte Wesen,
der plastische Aufbau, ja selbst die Maße sind gleich. Dies lehrt deutlich die in
Abb. g, — 12 mit den Abgüssen vorgenommene Zusa,mmenstellung des Originals
oder der Berliner Wiederholung mit dem Niobekopf zu Brocklesby, an dem nur
die Nase ergänzt ist, die Kopistenarbeit freilich ungenauer als in unserm Falle.
Nicht unbedingt näher zusammen rücken beide Schöpfungen, wenn wir, mit
Buschor, als treueste Kopie der Niobe weder den erwähnten Kopf, noch den der
Florentiner Statue, sondern den Oxforder einsetzen') (Abb. 7 und 8). Z. B. die flauen
Querfalten seines Halses dürften dem Urbild weniger entsprechen, als die kräftigeren
der beiden anderen Repliken, die darin unseren Köpfen, auch dem athenischen,
näher stehen (s. auch Abb. 2). Aber das Gesicht ist allein in Oxford — wo am
Munde nur der rechte Winkel, an der Nase wenig mehr als die Wurzel alt ist —
frei von der pathetischen Hebung der Innern Brauenecken und den damit zu-
sammenhängenden, untereinander abweichenden Interpolationen der zwei anderen
Niobeköpfe. Die so doch noch reiner hervortretende Übereinstimmung der beiden
Werke scheint mir dermaßen eng, daß sie auf denselben Künstler zurückgeführt
werden müssen. ,
Aber es war nicht Skopas, dem viele den Marmor vom Südabhang entschieden
zugewiesen haben -). Ist doch der Gesichtsumriß des letztern von ausgesprochenem,
eher etwas an Praxiteles erinnerndem Oval im Gegensatze zu den eckig umrissenen
»Katzenköpfen<- des Pariers?) und selbst die unleugbare Verwandtschaft im Aus-
druck jenes erregten Aufblickens geht nicht weiter, als es sich aus dem weit-
reichenden Einfluß dieser skopadischen Erfindung verstehen läßt. Sicher weist die
an unserem Original besonders klar hervortretende »Auflockerung des Formen-
gerüstes« 4) durch Ausdrucksbewegung der Züge in spätere Zeiten des 4. Jahrh.
I) MUiichener Jahrbuch der bild. Kunst 1914/15 III, der Newtonschen Maussolleumplatten an Sk. zu
191 ff. (Buschor). Dort sind auch die anderen halten versucht mit m. E. verzweifelten Gründen
Niobeköpfe zuletzt abgebildet und besprochen. Sieveking im MUnchener Jahrbuch 1916/17 IIl,
[Vgl.nochRöm.Mitt.XXXIII 1918, 86f. Lippold]. 184?. Zur Mänade bringt z. T. Beachtenswertes
Abb. 7, 8 wird Fräulein S. Edelmann verdankt. Six in diesem Jahrbuch XXXIII 1918, 38 ff.
*) Am eingehendsten begründete diese Ansicht, nach «) So treffend Sieveking und Buschor in ihrem
G. Treu, B. Graef in den Rom. Mitt. IV 1889, Niobidenaufsatz (MUnchener Jahrbuch I912 H,
2l6f. Der von ihm dafür angeführte Wolters 136 A. 77), dessen Hauptergebnis ich mir oben
hat inzwischen die oben ausführlich vorgetragene auch aneigne. Leider übersahen sie bei ihrer
Beurteilung gebilligt: Springers Handbuch'" I allzu kurzen Erörterung des späten Aufkommens
345. Für Skopas u.a. auch noch Bulle zu der hohen GUrtung (S. 122) die weit genauere
Brunn und Arndt, Denkm. Nr. 649 S. 20. Wider- Untersuchung, die Petersen darüber aus Anlaß
sprochen hat mit am frühesten S. Reinach, Re- der Hekataia anstellte: Archäol.-epigr. Mitteil. V
cueil de tetes ant. S. 115. Collignon, Scopas 1881, 8ff. Eins der frühesten Beispiele des ganz
et Praxit. (1907), 47, Fig. 6, 7 und Winter, hoch sitzenden Gürtels dürfte heute wie damals
Kunstgesch. in Bild.' 300, 7, 9 stellen den Kopf das Asklepiosrelief Svoronos, Athen. Na-
mit dem Meleager Medici zusammen, wobei auch tionalmus. Taf. 36, 4 Nr. I335> Einzelauf-
die Unterschiede hervortreten. nahmen 1231 sein, kaum viel älter, als 325 v. Chr.,
3) Unser Wissen von Skopas sichtet m. E. wesent- wo sein Stifter Mnesimachos Diaitet, also 60 J.
lieh richtig K. A. Neugebauer, Studien über Sk. alt war. Die Bo(u)).i^ Svoronos Taf. 109, 1476,
Diss. Leipzig 1913. Gegen ihn Treus Zuweisung Einzelaufn. 12 16 braucht dieser Schreibung wegen
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom SUdabhang der Burg in Athen. 113
hinab. So tun erst recht noch andere Formen der Niobidengruppe, am greif-
barsten der ganz hoch sitzende Frauengürtel. Für dieses große Werk bestätigt
die -Verscliiedenheit von der Kunstweise des Skopas schon der Streit römischer
Kenner, ob es von ihm oder von Praxiteles herrührte"). Tatsächlich kam es eben
aus einer von den beiden Meistern beeinflußten Jüngern Werkstatt.
3. DIE BISHERIGEN DEUTUNGS VERSUCHE.
Aus der engen Verwandtschaft des athenischen Kopfes mit dem der Niobe
entnahm ich früher eine Bestätigung des Eindruckes von Julius (269), es sei auch
in jenem eine matronale Persönlichkeit zu suchen. Zu finden glaubte ich sie mit
Brunn und anderen in Themis, die am Südabhang der Burg westlich vom
Asklepiosheiligtum einen kleinen Tempel besaß, von dessen Kultbilde dies ein
Rest sein könnte-). Themis war eine der Erdmutter verwandte Göttin, die älteste
Inhaberin der Weissagungsstätte zu Delphi. Als solche erscheint sie, sehr ver-
schieden von dem auch literarisch bezeugten Musentypus des Marmorstandbildes
von Chairestratos aus Rhamnus 5), mit eher mütterlich weichen Formen in zwei
attischen Vasenbildern aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. ■*) (Abb. 13 u. 14). Dort
sitzt sie auf dem delphischen Omphalos mit vorgebeugtem Oberkörper und er-
hobenem Haupt, eine Haltung nicht unähnlich der bisher erkannten unseres Kopfes
(S. 121), dessen aufschauende Augen und geöffneter Mund einer begeisterten Seherin
wohl anzustehn schienen. In ähnlichem Sinne hatte ja auch Panofka die Berliner
Kopie, trotz dem stark überlebensgroßen Maßstab, für die Dichterin Korinna er-
klärt, von der Pausanias ein bandgeschmücktes Bildnis erwähnt?).
Schärferem Zusehn aber enthüllt das Antlitz vom Südabhang, auch in Ab-
bildungen wie unsere 2., etwas, das sich mit der in Frage stehenden JDeutung
noch nicht über deren Aufhören im Amtsgebrauch 'Ap^^aioX. e<pr](ji. 1912 Taf. 4, 5; 1913, 72fF. (Ver-
iin J. 353 hinaufzureichen; denn sie erhält sich sakis). — An die Pythia dachte fUr unseren
vereinzelt bis ins 3. Jahrh. Auch ist dort die Kopf Hauser in den Österr. Jahresh. XVI 1913, 44
GUrtung noch nicht die ganz hohe. A. 22; 72 Anm. Gegen diesen mir sehr unwahr-
') Plinius n. h. 36, 28. Auf beide Künstler ver- scheinlichen, nur eben hingeworfenen Vorschlag
teilt die Niobidengruppe W. Klein, Gesch. d. glaube ich nach dem Tode des Urhebers nicht
gr. Kunst II 305, wobei im ganzen die Weiblein ankämpfen zu sollen.
dem Praxiteles zufallen. 3) Athen Nationalmuseum Nr. 231, Stais a. a. O.
») S. das anfangs genannte Winckelmannsblatt 191 3. 63, zuletzt abgebildet und besprochen von Lip-
Ich hatte diese Deutung mündlich von Benndorf pold im MUnchener Jahrbuch 1913, 243 ff. und
gelernt. FUr Brunn bezeugt sie von Duhn, Ab- Röscher, Lexikon d. Mythol. IV 278, wo die
gUsse der Univ. Heidelberg'' Nr. 267. Er ver- Göttin ausführlich zur Sprache kommt,
weist auch auf das (nach Vorwort VIII) unter 4) Unsere Abb. 13 und 14, mit Genehmigung des
starkem Einfluß von Brunn abgefaßte Werk von Bruckmannschen Verlages nach Furtwängler,
Lucy Mitchell, History of gr. sculpt. 485, die Reichhold, Gr. Vasenmalerei 11 Taf. 69 und 70,
lieber Ge-Themis sagte. Für Themis auch aus dem Winkelmannsblatt 1913 entlehnt.
Milchhöfer, Museen Athens (1881)63. Über das 5) Pausanias 9, 22, 3. Panofka 4f. (oben S. Iio
Heiligtum dieser Göttin Pausan. 1,22, i mit Anm. A. 3). Zugestimmt hat ihm Gerhard im Berliner
BlUmners; Michaelis, Arx Athen. 40 Taf 33, Skulptnrenkatalog von i86i Nr. 149.
114
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sudabhang der Burg in Athen.
nicht reimen will : ein Schimmer von wonniger, lächehider Süßigkeit. Neben
ihm wirken die vermeintlich matronalen Formen, die doch z. T. etwas knapper
bemessen sind als die der erstaunlich jungen Mutter Niobe, nur als Steigerung
der blühenden Schönheit bis an die Grenze des Üppigen, ohne den Eindruck
' »reiferer Jahre« hervorzurufen. Nur wenig schwächere Anklänge daran, den
leisen Ansatz eines Doppelkinns und »Venusringe« um den Hals samt der auf-
fallend tiefen Einziehung über dem Kehlkopf, haben ja selbst so jugendliche Ge-
stalten, wie die im Nacken getroffene Niobetochter in der verkleinerten Kopie der
. Abb. 13. Themis in Delphi auf Vase
in St. Petersburg.
Abb. 14. Themis ;- in Eleusis auf Vase
in St. Petersburg.
Offizien '). Insoweit ist es eher begreiflich, wenn bei dem Kopfe vom Südabhang
U. Köhler an Aphrodite dachte -). Nächstverwandt im Gesichtstypus, obgleich ein
wenig früher, scheint mir der im kapitolinischen Standbilde frei wiedergegebene
Kopf, jetzt am besten vertreten durch die neuerlich in die Münchener Glyptothek
aufgenommene Wiederholung 3). Indes gibt es wohl kein Bild der Liebesgöttin
mit dem Ausdruck solcher Erregung, wie sie sich im Antlitz, besonders in den
Augen unseres Kopfes spiegelt 4). Sie paßt, soweit unser Wissen reicht, ebenso
wenig zur Hygieia, auf die von Duhn ohne den Fundort kaum verfallen wäre 5).
Trefflich dagegen fügt sich solch freudiges Itebewarmes Pathos in die Um-
•) Daß die Niobiden, bis auf das Chiaramon tische
Original, verkleinert sind, hat Bunchor 196 dar-
gelegt; s. S. 112 A. I.
') S. oben .S. 107 A. 2. /Cugestimmt hat u. a.
Stais; s. 107 A. 4. Dagegen sprach Mitchell, oben
S. 113 A. 2.
3) Furtwängler, Wolters, Beschr. d. Glypt. Nr. 257a,
abgeb. MUnchencr Jahrbuch 1908 I, i (Sicvc-
king). Vgl. Heibig, Amelung, l'"ührer3 1 Nr. 803.
4) Vgl. die kurze Bemerkung Brunn, Kl. Sehr. III 32 9.
5) S. S. 107 A. 4. Erwähnenswert fand nur diesen
Vorschlag Lechat, aber nicht mehr der Urheber
in seinem Abgufikatalog (s. S. 107 A. 4).
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sudabhang der Burg in Athen. IIS
gebung des am Siidabhang unmittelbar neben Asklepios alteingesessenen Gottes,
der schon bei Euripides oaaotc ^apita; 'AcppiSttTjC sx^ov auftritt"). Nur ihn selbst zu
erkennen, wozu sich kein Geringerer als Furtwängler in jungen Jahren hinreißen
ließ-), verwehrt uns die doch gar zu entschiedene Weiblichkeit der angedeuteten
Stimmung und aller Formen, besonders auch des Halses, der selbst bei so weich-
lichen Dionysosküpfen wie dem einst Ariadne genannten im Kapitolsmuseum ')
doch noch eher eine Spur des kantigen männlichen Querschnitts bewahrt. So bleibt
allein die erste Deutung übrig, die der Kopf in seiner besseren Kopie, sobald sie
aus Riccardischem Besitz nach Berlin gekommen war (1842), in dem amtlichen
Verzeichnis erhielt und die neuerdings H. Bulle kurz begründete 4): Ariadne oder,
zunächst vorsichtiger ausgedrückt, irgendein anderes, gleich edles Weib des bak-
chischen Kreises.
4.. DIE STIRNBINDE.
Der greifbarste Anhaltspunkt für dionysische Deutung des Kopfes war und
ist das die Stirn überschneidende Haarband. Diese meines Erinnerns erst in der
Übergangszeit aufgekommene Art, die xaivia oder [xirfft ?) — deren mutmaßliche
Urbedeutung als Zaubermittel hier beiseite bleiben darf") — umzulegen, ist unter
Menschen zunächst bei agonistischen Siegern üblich, wie es der delphische
Wagenlenker und der Diadumenos Farnese bezeugt. Wohl von letzterer Schöpfung
übertrug sie Polyklet in seinem Diadumenos auf Apollon7). Gleichen Sinn kann
sie bei Dichtern wie Alkaios und Thamyris haben**). Doch kommt hier auch der
ausgedehnte Gebrauch beim Gelage in Betracht, den der Rationalismus als Maßregel
gegen unangenehme Folgen des Rausches erklärte 9). An diesem Brauche nehmen
selbst Pluton und Ares im Göttersymposion der Londoner Trinkschale teil'°). Aber
') Euripides Bakch. 236, vgl. 456. Aarsskrift, Kopenhagen 1918. In der Kaiserzeit
') Furtwängler, Samml. Saburoff zu Taf. 23. Noch hat die Stirnbinde der Apollon Agyieus des
in den Meisterwerken 533, 566 schweigt F. Reliefaltars in Athen. Nationairaus. Nr. 1730;
wenigstens über das Geschlecht des Kopfes, den I. Gr. III Nr. 175, abgeb. Stuart, Revett, Antiq. I
er namenlos läßt. S. 25, danach MUUer, Wieseler, Denkni.» II Taf.
3) Heibig, Amelung, Führers I Nr. 880 ; Brunn, 12, Nr. 130.
Denkm. 383; Baumeister, Denkm. I 435. ') Alkaios des Sapphokraters in München, Furt-
4) (Fr. Tieck), Verzeichnis d. ant. Bildhauerwerke wängler, Reichhold II Taf. 64; Thamyris der
Nr. 149, zuerst 1844. Bulle, oben S. 107 A. 4. Hydria in Oxford, zuletzt Jahrbuch XXX 1915,
5) So heißt die Siegerbinde bei Bakchylides 12 113 und XXXI 1916, 205.
(13), 196 wie bei Pindar Isthm. 4, 62. Vgl. 9) So Diodor 4, 4, 4. Vgl. Stephani im Compte-
W. Passow, Studien zum Parthenon i ff., wo je- rendu 1868, 98 ff.; Furtwängler, Samml. Sabu-
doch nicht genügend gesondert wird. roff I zu Taf. 33; vgl. FR. II 21 zu Taf. 64,
') S. vorerst Wolters im Archiv für Relig. VIII III 103 zu Taf. 138, beim Berliner Freiermord
1905, Beiheft für Usener 14. (Häuser). Das älteste Beispiel ist wohl der schöne
7) Nach Hauser in den Jahresheften VIII 1905, 42ff., Skyphos Louvre G 156, Photogr. Alinari 23693,
XII 1909, 100 ff., obgleich ihm bisher nur wenige nach Hartwig Meistersch. 338 von Brygos.
zugestimmt haben, darunter Wolters in Springers '">) C. Smith, Catal. of vases Brit. Mus. III E 82,
Handbuch'" I 297. Widersprochen hat soeben Monum. dell' Inst. V Taf. 49 (Baumeister, Denkm.
Blinkenberg, Polykleitos 141 in Kunstmuseets III Taf. 92), P. Jacobsthal, Theseus auf dem
Meeresgrunde (191 1) 15, Taf. 5. 9; 6.
Il6 P. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sttdabhang der Burg in Athen.
als ständiges Abzeichen trägt die Stirnbinde nur der Gott des Weines und der größten
musischen Agone in Athen, wo sich nach dem Antigenesepigramm die sieghaften
Dithyrambossänger [jitxpataiv schmückten ') und Theophrast seinen Geizigen als
Choregen das Holzbild einer Tänie weihen läßt^). Von den frühen Beispielen
solchen Schmuckes bei Dionysos sei hier nur der Neapeler Bronzekopf erwähnt,
weil er sich dadurch der sonst bestechenden Umdeutung auf einen eleusinischen
Priester widersetzt 3). Mehr Belege wird der Verlauf dieser Arbeit bringen (s.
auch Abb. l8).
Daß bakchische Frauen ihre [itTpa '') ebenso um die Stirne legten, bezeugen
fürs fünfte Jahrhundert die Vasen. Besonders nahe, kommt unserem Marmor die
Öufi.11) (oder wie eigentlich die Namensform war) auf einem Bostoner Weinkännchen
schönen Stiles, die der zu einem Trunk bereiten KpatitocXr) das beim Symposion
übliche, rauchende Thymiaterion bringt 5). Die bevorzugte Genossin des Gottes
trägt die Binde ebenso, z. B. auf dem strengschönen Glockenkrater aus Gela, wo
das Paar vor einem Gartentor mit zwei Papposilenen scherzt ^), und auf dem
Jüngern unteritalischen in St. Petersburg, wo es zu Maultier eine Reise tut?), nur
daß dort ein ganz klein w^nig Haar unter dem Bande hervorkommt. Eine in-
schriftlich gesicherte Ariadne freilich weiß ich hier nur auf der Geloer Pelike der
Übergangszeit, wo sie nach dem vor Aithra stehenden Theseus umblickt"),
streng genommen also vielmehr den Gebrauch der Tracht außerhalb des dionysischen
Kreises bezeugt. Nicht weit von letzterem steht aber wieder die Muse Terpsichore
der Londoner Amphora und die einen choregischen Dreifuß schmückende Nike
des Stamnos in München, die beide ihr breites, vielleicht metallenes Schmuckband
vor der Stirne tragen 9). Doch soll für diese Frühzeit des Attributs ein weiterer
Gebrauch nicht geleugnet werden. Aber wenn der vielkopierte, mit Wahrscheinlich-
keit für eine Aphrodite aus dem Kreis des Pheidias erklärte Kopf '°) ein Hauben-
■) Anthol. Palat. 13, 28; Simonides Br. 148 Bergk. *) Monutn. ant. dei Lincei XVII 1906, 509 f. Taf.
Vgl. V. Wilamowitz im Hermes XX 1885, 62. 44 (Orsi).
') Theophrast, Char. 22,2 mit Anm. der Teubner- 7) FR. II Taf. 120; Compte rendu i863,Atlas Taf. 3.
sehen Ausgabe von 1897. 8) Taf. 32 des soeben A. 6 angef. Werkes. Das
3) Rom. Mitt. XXV 1910, 163 ff. (Rizzc). Gefäß gibt Be^zley mit Recht dem Meister des
4) Euripides Bakch. 833; 929. Kraters in Villa Giulia: Rom. Mitt. XXVII 1912,
5) Strena Heibig. Taf. zu S. iiif. ; s. bes. S. 115 288, 19.
A. 3 (Hartwig) mit dem Hinweis auf Furtwängler, 9) FR. I Taf 19, III Taf 139.
Beschr. der Vasensammlung in Berlin Taf 5, 138. '») Heibig, Amelung, Führers II Nr. 1544; Arndt
Recht ähnlich ist schon das Thymiaterion aus Denkm. Nr. 576 mit Text, der ein wenig ähh-
Eretria bei Wigand, Thyro. in den Bonner Jahrb. liches Vasenbild unsicherer Deutung als untrUg-
CXXII 1912, 41 Abb. 5. S. auch die Tisch- liehen Beweis für Furtwänglers Benennung des
thymiaterien von Totenmahlreliefen ebenda 7off. Marmorkopfes abbildet. Der beste Grund datUr
Taf 3, 101; 103. Über den Gebrauch von bleibt die Benutzung des Kopfes in der spätern
Räucherwerk beim Trinkgelage s. von Fritze, Aphrodite Diadumene de Ridder, Collect, de
Rauchopfer b. d. Gr., Berlin 1894, 47 ff. — Zur Clercq III Nr. 19 Taf 3 (mit kaum begründetem
Stirnbinde vgl. auch die wunderschöne Mänadc Echtheitszweifel). Sie ist zuletzt abgeb. und be-
auf der Amphora der Pariser Nationalbibliothek sprechen bei Bulle, Schöner Mensch» 329f
FR. 11.92 Taf. 77.
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sttdabhang der Burg in Athen.
117
band und die originale Niobidenstatue in Kopenhagen ihre /scsoXt] iceptOsToj so tief
in der Stirne trägt, so ist es keineswegs dasselbe wie die schlichte. Tänie unseres
Kopfes.
Abb. 15. Spiegel aus Boscoreale im Louvre.
Unter den wirklich so geschmückten Frauen der antiken Rundplastik weiß
ich freilich keine sicher zu deuten, aber eben auch nicht außerdionysisch. Wenn
ein schönes, etwas an die Demeter von Knidos erinnerndes Marmorhaupt in Delphi
mit florartiger Stirnbinde in der bisher meines Wissens textlosen Ausgabe HomoUes
kurzweg tete d'Apollon heißt"), so ist das schwerlich ein Grund gegen die so
•) Fouilles de Delphes IV Taf. 74.
118
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sttdabhang der Burg in Athen.
viel näher liegende Deutung auf eine Göttin aus dem Bereiche des zweiten Haupt-
gottes der Orakelstätte oder auf ihn selbst. Zuversichtlich in gleichem Sinne zu
erklären ist es, wenn eine von den achtzehn Klagefrauen des Sarkophages aus der
Königsgruft in Sidon, die erste links an der nördlichen Langseite, das Attribut
genau so trägt wie ein Saburoffscher Dionysoskopf in Berlin"). Da nämlich dieses
Denkmal nach den in seinem Deckelfriese wiedergegebenen Trauergebräuchen
sicher für einen semitischen Großen, nach dem langen Jagdfries an seinem Sockel
für den darin mit sieben Hunden beigesetzten Nimrod geschaffen ist, läßt es sich
in keinem Sinne von dem zeitlich nächst
in Betracht kommenden Sidonierkönig, dem
Philhellenen Straton I. trennen =). Dessen
Harem aber bestand hauptsächlich aus
griechischen [loudoup-yoi', «öoixai und hpyr^<r:\.v.ai,
also aus dionysischen Technitinnen, unter
denen eine Priesterin des Gottes um so
weniger gefehlt haben kann, als sie in
Sidon ihre Agone feierten 3).
Für die mythischen Frauen des Thi-
asos mag die Spätzeit, namentlich in
ihren Sarkophagreliefen, Belege darbieten,
die sich auf den vorliegenden Abbildungen
nicht erkennen lassen. So sei hier als ein
ganz sicheres Beispiel einer Bakche mit
Stirnband der Spiegel des Polygnos aus
Boscoreale4) (Abb. 15), als mindestens
höchst wahrscheinUches — kaum noch auf Dionysos selbst deutbares — das
Deckelrelief einer mattschwarz gefirnißten Büchse hellenistischer Zeit in Münchens)
(Abb. 16) wiederholt.
Abb. 16. Mattschwarzer Tondeckel, München.
5. DER AUFGESETZTE KRANZ.
Ein weiteres Anzeichen für dionysische Bedeutung des Kopfes vom Süd-
abhang ist die Furche, die am Original (Abb. 20, 19) und an der Berhner Kopie
(Abb. 21) vom Haarknoten des Hinterhaupts schräg empor über das (hier ver-
schwindende) Band weggeht und selbst in Venedig wenigstens durch einen Ab-
') Hamdy-Bey, Th. Reinach, Necrop. roy. I Sidon
263 zu Taf. 9, 2. Collignon, Hist. de la sculpt.
Gr. II 403. Der Saburoffsche Dionysoskopf
Berlin Nr. ii8, auch im Text der angef. Necrop.
Vgl. den Doppelkopf in Madrid, Einzelaufn.
1616— i6l8.
') Vgl. zuletzt meine Darlegung in der Rev. archeol.
1905 II 33 ff., der sich Mendel, Catal. des sculpt. I
.S. 69 f. zutneist anschließt.
3) Theopomp Br. 126 Müller, aus Athen. 12, 531.
4) Aus Jahrbuch XI 1896, Anz. 76 (Winter). Vgl.
Monum. Piot V 1897, 88; 191 Taf. 9, wo Heren
de Villefosse für Ariadne eintritt. Vgl. ebenda
92 zu Taf. 29.
5) Aus Jahrb. XXVII 1912, Anz. 12S (Sieveking).
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom SUdabhuig der Burg in Athen. x j g
Satz angedeutet bleibt (Abb. 3, 5). Sie diente gewiß für einen Metallreifen, der am
Urbild, um die Wegnahme zu erschweren, hinten beiderseits in die tiefen Löcher
des Schopfes eingezapft war, wie ein entsprechender Zusatz am Westgiebel-Apoll
in Olympia'). Zumeist dachte man an ein zweites Schmuckband 2), ohne dafür
ein Beispiel zu nennen. Auch ich finde nur das unvollkommene, daß auf dem
der Meidias- Werkstatt nahestehenden Krater in Palermo der üppige Phaon und die
Eroten über den breiten gemusterten Tänien je noch ein mit dicken Perlen be-
setztes Band tragen, aber schräg in die Stirn hinab 3).
Unsere Ansatzfurchen dagegen passen, wie zuerst von Sybel bemerkte
(oben S. 107), besser zu Metallkränzen. Kränze pflegen ja so schräg emporzugehn
und sind nicht selten vom Haar des Hinterhauptes überdeckt. Belege für beides
liefern zuerst die attischen Vasen des überreifen Stiles, die sicher ins 4. Jahrh.
hinabreichen 4). Dort findet sich auch die Kreuzung von Binde und Kran^ am
ähnlichsten beim Apollon des eben genannten Phaonkraters, doch auch auf anderen
Gefäßen 5); nur sitzt das Band über dem Zweige wie um ihn festzuhalten. An-
fange dieser Tracht zeigen schon streng rotfigurige Tongefäße *>). Genauer was
wir brauchen gibt aber die späte Kopistenplastik an so zahlreichen Köpfen des
Dionysos und der Seinen, daß die Durchsicht jedes bilderreichen Skulpturen-
verzeichnisses, wie der Berliner Beschreibung, des Vatikan-Katalogs von Amelung
oder der Billedtavler Jacobsens gleich auf eine Reihe von Belegen führt. Die
hier wünschenswerten Seitenansichten freilich bieten in größerer Zahl nur Arndts
und Amelungs Einzelaufnahmen 7).
Da jedoch auch dort der offenbar seltene Fall, wo der Kranz aus dem
Nackenschopf hervorkommt, zu fehlen scheint, wurde eine Umschau in den Samm-
lungen zu Berlin und Dresden von Bruno Schröder und Walter Müller erbeten.
■) Olympia III 69 Taf. 23 (Treu). Wie dort einige chen mit der Opferschale aus Villa Item, Notizie
Gelehrte, so wollten hier Julius 270 und andere 1910 Taf. 12 und Journ. of roman studies III
in die Bohrungen eine große — Haarnadel 1913, 158 Taf. 8.
setzen, ohne irgendeinen Beleg anzuführen. 5) Z. B. auf dem Petersburger Parisurteil-Krater
') Julius 270; Stais; Waldmann; die Berliner Be- Stephani Nr. 1S07, Compte-rendu 1861 Atlas
Schreibung; s. oben S. 107 A. 3, 4, 6. Taf. 3 und 4 (Baumeister, Denkm. I 104, II 1165)
3) FR. I Taf. 59. beim Hermes wie beim Apoll und Dionysos der
4) Gut abgebildete Beispiele bei FR. I Taf. 20 Rückseite.
Krater aus Falerii, Herakles und Zeus; 30 Paris- ^) Z. B. die dem Phintias liahestebende Amphora
urteil-Hydria in Karlsruhe, Hermes; 38/9 Talos- des Louvre FR. II Taf. 112 bei Leto und Artemis;
vase, Poseidon und die Junglinge; H Taf. 96 die Brygosschale ebenda I Taf. 50 bei wenigstens
Gigantenamphora des Louvre, Apollon, Artemis zweien ihrer Komasten; die Londoner Amphora
Hermes; III Taf. 127 Berliner Aristophanesschale, von Beazleys Eucharides-Meister, Brit. Seh. An-
Poseidon, Zeus, Apollon. Einiges auch bei Nicole, nual XVIII 1911/12 Taf. 11 bei Dionysos.
Meidias Taf. 6,. 2; 3; Buschor, Gr. Vasenmal.' 7) Einzelaufn. 23 Köpfchen in Mantua; 479 Kopf
Abb. 157. Aus der römischen Wandmalerei im Teppichsaal des Konservatorenpalastes; 1143
bietet sich mir gerade als ein gutes Beispiel für Statue des Pal. Colonna; 1531 eine in Madrid,
den vom Nackenhaar bedeckten Kranz das Mäd- I'rado. Auch ->d\e Kapitolinische Ariadne« ge-
hört hierher, s. oben S. 115 A. 3.
Jahrbuch des archäolog'ischen Instituts XXXIV. ,10
120
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sudabhang der Burg in Athen.
Sie ergab die Belege, von denen hier zwei, dank Zahn und Herrmann, abgebildet
werden, ein Berliner Satyrkopf nach dem Marmor') (Abb. 17) und der Dionysos
Abb. 18 nach einem Mengsschen Abguß, der Wiedergabe einer mit diesem offenbar
antiken Kopf vervollständigten Kopie des an den Baumstamm gelehnten, auf Praxi-
teles zurückgeführten Satyrs, die das Inventar nach Florenz versetzt, die Literatur
jedoch weder dort noch sonstwo anzuführen scheint^). Diese beiden Köpfe ge-
hören auch zu den zahlreichen Belegen fiir den von alters her durchaus vorherr-
schenden welligen Verlauf der Efeuranke 3). Ihm entspricht die von Treu erkannte
Kranzfurche des Praxitelischen Hermes i) und, trotz schwächerer Wellenbewegung,
auch die der Berliner Kopie unseres Kopfes (Abb. 21). Ähnlich bewegt ist aber
Abb. 17. Satyr in Berlin, Marmor.
Abb. 18. Dionysos, Mengsscher Gips in Dresden.
auch der ölkranzzweig am Bronzekopf eines jungen Athleten im Louvre, angeblich
aus Benevents). Andererseits wäre in der geraderen Rinne unseres Originals
(Abb. 20) zunächst eher kein Efeuzweig zu vermuten. Doch ist auch der Efeukranz
an ungewelltem Reif oder Strang nicht unerhört, schon auf strengrotfigurigen
Vasen*) und dann in der Plastik, wofür die Korymbenkränze des einschenkenden
Satyrs von Praxiteles und des Pompeianischen Bronzedionysos (»Narciss«) ange-
führt seien?).
') Berliner Skulpturensammlung Nr. 260.
') Mengsscher Abguß XXVII. Ähnlich, aber durch-
aus nicht gleich, Ny Carlsberg Glyptothek Nr.
476, Billedtavler 36, wie mir gleich die Dres-
dener Fachgenossen nachwiesen. — Ein zweiter
Beleg für den Kranz im Haarknoten ist der ver-
schollene Dionysoskopf Mengsscher Abguß Nr.
704 in Dresden.
3) Weitere Beispiele sind die hier S. 119 A. 7 ge-
gebenen aus den Einielaufnahmen, die noch mehr
der Art enthalten, z. B. den jungen Satyrkopf in
Madrid 1622/3. S. auch S. 119 A. 6 Anfangs.
4) Olympia III 198 ff. Mit Unrecht widersprach
Passow a. a. O. (oben S. 115 A. 5) 12, 21. Die
von ihm gewünschte Schnur (OTpitpiov) könnte
nie in solcher Wellenfurche liegen.
5) A. de Ridder, Bronz. ant. du Louvre I Nr. 4.
') Z. B. MUnchener Spitzamphora und Londoner
Schale FR. I laf. 45, 47.
7) Kopf des Mengarinischen " Satyrs bei Klein,
Praxiteles 198; ich habe auch den Abguß des
besten Dresdener Exemplars vor mir. Für den
Narciss s. die Rückansicht bei Bulle, Schöner
Mensch', Textbild 28.
F. Studoiczka, Der Frauenkopf vom Sudabhang der Burg in Athen. 121
Also auch das, was sich über den einst in Metall beigefügten Schmuck mit
hoher Wahrscheinlichkeit vermuten läßt, weist gleich der Stirnbinde am ehesten
auf eine bakchische Frau hin. Diese Deutung noch genauer zu fassen, ermög-
lichen die bisher wenig oder gar nicht beachteten Spuren des statuarischen
Zusammenhanges, aus dem der Kopf herrührt.
6. DIE SPUREN DER HÄNDE.
Geringe aber sichere Ansätze der weggebrochenen rechten Hand erkannte
Stais entschiedener als Julius vor dem entsprechenden Ohr des Urbildes*). Unsere
Abb. 20 gibt sie im Zusammenhang des Ganzen auf einer von K. A. Neugebauer
freundlich besorgten Aufnahme des Marmors, Abb. 19, wo die Anschlußstelle mit
Buchstaben bezeichnet ist, in größerer und ' deutlicherer Photographie von cand.
phil. Ernst Langlotz nach dem Abguß, weil er leichter in das dafür günstigste
Licht gebracht werden konnte. Vom Ohre selbst bleibt nichts als der hintere
Saum bis zum Läppchen hinab sichtbar, auch er nur angedeutet, weil ihn einst
so gut wie ganz die zum Teil niedergebogen angedrückten Finger verdeckten.
In dem abgerundet viereckigen Umriß des Bruches c zeichnet sich der Querschnitt
des Mittelfingers oberhalb seines Hauptgelenkes, von dessen scharfer Biegung die
Querfurche gleich unter c herrührt. Unter ihr, rechts neben b, ist ein Rest der
geschwellten Innenfläche des mittleren Fingergliedes erhalten, dessen Haut zwei
durch die Krümmung hervorgerufene Querfaltchen aufweist. Rechts davon er-
kennt man die beinahe lotrechte, nur etwas gegen das Gesicht hin geneigte Furche,
die den Ansatz des Ringfingers sondert, unten abgeschlossen durch eine Spur der
Querrille des untersten Fingergelenkes. Vom Ringfinger haftete beim Bruche d
das Mittelglied, nicht wieder mit seiner ganzen Außenfläche, sondern nur mit
ihrer linken Hälfte; die obere Spitze des dunklen Schattens bezeichnet den An-
stieg der Gelenkkuppe. Hinter der einst losgelösten, weggebrochenen Hälfte dieses
Fingergliedes kommt nicht die lebendige Form von Haar und Wange zum Vor-
schein, sondern eine flache Bosse, mit steilschrägen breiten Meißelhieben, die nach
unten konvergieren, ziemlich glatt bearbeitet. An ihrem rechten Ende bei dem
Bruch über e haftete die Spitze des wie gewöhnlich etwas abgespreizten kleinen
Fingers. Links von dem Mittelfingerbruche c bezeichnet die bearbeitete Stelle
über b die Höhlung, die den kürzern Zeigefinger vom Ohr und Haar trennte.
Doch wird er nicht, gleich dem kleinen, ausgestreckt gewesen sein; also haftete
seine Spitze kaum vor dem Bruche a, wo sie auch keine Ansatzspur hinterlassen
hat. Der Daumen ragte wohl ganz frei heraus. So ergibt sich in allem Wesent-
Hchen völlig sicher diejenige Ergänzung der rechten Hand, die unser Herstellungs-
versuch Abb. 24 veranschaulicht. Wie weit er künstlerisch hinter der Schönheit
des Kopfes zurückbleibt, sind wir uns schmerzlich bewußt.
Die mit solcher Handhaltung notwendig gegebene des Armes schließt aus,
daß sich sein Ellenbogen im Stehen auf den andern, vor den Leib gelegten Arm
') Stals 34; Julius 270, 273; s. oben S. 107 A. 3 und 4.
122
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom SUdabhang der Burg in Athen.
stutzte, wie bei einer von den Klagefrauen des Sarkophags aus Sidon') und bei
dem trauernden Jüngling eines bekannten attischen Grabreliefs =), oder im Sitzen
auf den Oberschenkel, wie bei Relieffiguren der Übergangszeit, von denen die in
der Spätzeit als Statue kopierte »Penelope« die bekannteste ist 3), und bei den
Weiterbildungen dieses Motivs in der Gräberkunst des 4. Jahrb., z. B. an dem Paar
von Dienerinnen in Berlin 4). Auch der Themis Abb. 14 sei hier nochmals gedacht.
Selbst mit dem lysippisch hochaufgesetzten Bein der früher Ariadne genannten
Statue, die sich trotz ihrem unbekleideten Oberkörper durch das Schreibtäfelchen
der Agramer Kopie und durch die Reliefwiederholung auf dem Marsyas-Sarkophag
des Louvre als Muse erwies 5), ließe sich dieser Ellenbogen nicht zusammenbringen.
Er ist also einer dem Körper fremden Stütze aufzusetzen. Sie müßte neben einer
aufrechten Gestalt außerordentlich hoch gewesen sein, wie sie ja gerade spät im
4. Jahrh. und in hellenistischer Zeit nicht selten vorkommt <<), Oder die Statue ist
') Es ist die erste an der südlichen Langseite bei
Hamdy, Reinach Taf.. 9, i ; Ant. Denkm. d.
Inst. III Taf. II, 2; zur Not auch Jahrbuch IX
1894, Anz. 12.
') Athen, Nationalnius. Nr. 871; Conze, Grabrel. II
Taf. 210 Nr. 1054; Collignon, Statues funer. I48
Fig. 81.
3) Heibig, Amelung, Führer3 I Nr. 89, 189. Die
letzten Besprechungen von Six und Klein im
Jahrbuch XXX 191 5, 77, XXXI 191 6,254 verkennen,
daß das Relief (Heibig Nr. 89) die Urform dieser
Gestalt ist, und fuhren die daraus nur von Ko-
pisten gemachten Statuen auf ein Erzwerk des
Kaiamis zuuick. Kleins damit verbundene Ver-
urteilung der Echtheit des Bostoner Relief-
werkes widerlegt sich selbst durch das voraus-
gesandte Bekenntnis, daß an dem Marmororiginal
nicht ein einziger Kenner äußere Anzeichen der
Fälschung gefunden hat. Eine von selchen freie
Marmorfälschung ist aber noch nie gelungen,
wie ich nach mehr als zwanzigjähriger, ziemlich
vollständiger Beobachtung dieser VVaare mit Zu-
versicht behaupte. Was sonst gegen die Echt-
heit oder auch nur gegen den echten Archaismus
des Denkmals vorgebracht ist, beweist nur, daß
den Urhebern das Zu- und Umlernen schwer
filllt. Das vermeintliche Vorbild der Hauptseite
mit der Wägung der Anteile am Adonis ließe
sich in mittelalterlichen Darstellungen des Jüng-
sten Gerichts viel genauer entsprechend nach-
weisen, als es Klein gelungen ist. Das wußte
ich längst durch die früheren Hüter des Schatzes
in Lewes, als ich den Marmor herausgab, hielt
aber solchen unnötigen Ballast meiner Arbeit
fern. In welchem Zustande sich neuerdings mit-
unter Kleins Stilgefühl befand, verrät sein Ver-
such, ein Werk des Pheidias herzustellen, indem
er einen unterlebensgroßen Kopf auf die über-
lebensgroße Amazone Matte! setzte (vgl. M. Bieber
im Jahrbuch XXXIII 1918, 73 A. 2). Für das
Bostoner Relief bleibt ja der Erfolg: calum-
niare audacter, semper aliquid haeret, nicht aus.
Selbst in diesem 'Fachblatte (1918, 227) hat schon
eine Autorität auf dem Gebiete der antiken Plastik
wie Fiechter die Fälschung für durch Klein
überzeugend dargetan erklärt. A. von Salis
(Kunst d. Gr. 90) will sich freilich davon nicht
überzeugen, bevor wir den Fälscher haben. So
hoffe ich, daß der Dunst bald wieder verfliegen
und dann niemand begreifen wird , daß er den
Wert des köstlichen alten Meisterwerkes auch
nur einen Augenblick verdunkeln konnte.
4) Berlin. Skulpt. Nr. 498/9; Furtwängler, Samml.
Saburoff I Taf. 15 — 17; Collignon, Statues funcr.
2 10 ff. Vgl. dort auch Fig. 129, 131.
5) Nach der trefflichen Untersuchung des leider
auch dem Kriege zum Opfer gefallenen Hadaczek
in den Rom. Mitt. XVII 1902, 173 fr. Taf. 6.
Vgl. Heibig, Alnelung, FUhrer3 II Nr. 1242. Der
Sarkophag bei Baumeister, Denkro. II 887; S.
Reinach, Repert. rel. II 249. Hauser wollte auch
die Statue für eine Pythia erklären, s. oben S. 113
A. 2.
') Belege dafür sammelte, zur Ergänzung der
Aphrodite von.Melos, Furtwängler, Meisterwerke,
620fr. Am besten taugt für unsern Fall die
Aphrodite im Mantel, in weißer Malerei nach-
gebildet auf dem MUnchener Krater, Furtwängler-
Reichhold II 210, Taf. 100.
F. Studniczka, Der l-'rauenkopf vom SUdabUang der Burg in Athen. 123
neben einer mäßig hohen Stütze, etwa der Lehne eines Stuhles oder Felsensitzes,
oder neben einem geeigneten Attribute sitzend zu denken.
Daß gleich dem Athener Original auch die geringe Nachbildung in Venedig
(Abb. 5) Spuren der rechten Hand an der Schläfe trug, läßt der große neue
Flicken an dieser Stelle wenigstens möglich erscheinen. An der bessern Kopie
zu Berlin sind sie trotz Ergänzung und Überarbeitung noch kenntlich geblieben").
Abb. 19. Kopf vom Südabhang, Abguß.
Sie verraten, daß hier die Hand viel weniger eng angedrückt war. Das Schläfen-
haar ladet weit kräftiger aus (Abb. 12 u. 6, mit i u. 2 verglichen). Die untere Hälfte
des Ohres ist ganz ausgearbeitet (Abb. 21). Die Rillen zwischen den gleich darüber
zurückgestrichenen Haarsträhnen laufen sich z. T., wie dasselbe Bild zeigt, über
dem Ohrläppchen tot, an dem mit a bezeichneten Ansatz, den der Ergänzer jenen
Strähnen nur oberflächlich angepaßt hat. Darüber ist der äußerste Vorsprung
der Haarmasse, rings um den Buchstaben b, ergänzt. Noch weiter oben, unter c und
d, finden sich zwei kleine, längliche Mulden, mit klaren Hieben eines schmalen
«) Darauf hingewiesen hat (Friederichs und) Wolters, GipsabgUsse Nr. 1278. Julius 273 hatte die Frage
aufgeworfen, aber irrig verneint.
124
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sttdabhang: der Burg in Athen.
Meißels, jedoch ziemlich roh ausgesprengt, trotzdem sicher schon im Altertum,
nach Ausweis ihres mit der sonstigen Oberfläche stimmenden vergilbten Farbtons.
Da an ihren Rändern jegliche Reliefspur fehlt, .könnten in sie die Spitzen aus-
gestreckter Finger nur dann eingegriffen haben, wenn sie der überm Ohre haftenden
Abb. 20. Kopf vom SUdabhang, Marmor.
Abb. 21. Kopie in Berlin, Marmor.
Abb. 22. Kopf vom Südabhang, Abguß. Abb. 23. Kopie in Berlin, Abguß.
Hand angestückt waren. Einen wahrscheinlichen Erklärungsversuch fand weder
ich noch R. Zahn und Br. Schröder, die vor mir den Marmor auf diese vom
Konservator Hackebeil am Abguß bemerkte Einzelheit nachzuprüfen die Güte hatten.
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom SUdabhang der Burg in Athen.
125
Eine ganz unzweideutige Ansatzstelle hat an der Berliner Wiederholung die
linke Hand zurückgelassen, unberührt vom Ergänzer, weil an einer kaum je be-
trachteten Stelle, wo sie auch lange genug übersehn worden ist: auf dem Scheitel.
Dieser wies dann auch am Original in Athen ein zwar anders geartetes, aber doch
entsprechendes Anzeichen auf. Beide geben Abb. 22 und 23 wiederum nach den
Abgüssen, deren völlige Übereinstimmung mit den Originalen jedoch eigens fest-
gestellt worden ist'). Das Exemplar in Venedig konnte hierfür noch nicht unter-
Abb. 24. Kopf vom Sudabhang mit ergänzten Armen.
sucht werden. Am klarsten spricht die Berliner Kopie (Abb. 23). Der von enger
Furche umgebene, annähernd mondsichelförmige Bruch, dessen vorgewölbter Um-
riß rechts etwas über den Haarscheitel herübergreift, und die schmale streifen-
förmige Fortsetzung nach der linken Schläfe zu, sie können nur von der Innen-
fläche der linken Hand, mit Daumenansatz hinten, und dem Anfang des Unter-
armes herrühren, die in einem uns ziemlich fremden, in griechischer Kunst und
Sitte aber sehr beliebten Ruhemotiv auf dem Scheitel lagen. Daß es am Urbild
in Athen (Abb. 22) nicht anders war, lehrt die grob mit dem Spitzeisen zugehauene
') Den Kopf in Athen hat fUr mich K. A. Neugebauer wiederholt nachgeprüft.
I 26 ^- Studuiczka, Der Frauenkopf vom Sudabhang der Burg in Athen.
Anschlußfläche, die unmöglich aus bloßer Vernachlässigung der den Blicken ent-
zogenen Stelle hergeleitet werden kann •). Denn ihr Umriß gleicht im ganzen
dem des Handbruchs auf der Kopie; nur dehnt sie sich viel weiter über den
Haarscheitel nach rechts aus. Hier war eben der linke Arm, in der selbst bei
Meisterwerken, wie dem Mädchenkopf aus Chios und der Samothrakischen Nike,
angewandten Stückungstechnik, besonders angefügt. Seine Hand lagerte, wie ins
Haar drückend, auf der unebenen Anschlußfläche, deren Umriß ihr vielleicht noch
klarer entspricht als der des Bruches an der Kopie: hinten dem Daumenansatz,
vorne dem Handteller. Unser darauf gegründeter Ergänzungsversuch Abb. 24 zeigte
dann, wie gut der erhobene Arm zu dem Halsansatz dieser Seite stimmt. Auch
am Nacken ist die Wirkung der beiden Armbewegungen unverkennbar.
7. DIESELBE HALTUNG DER ARME IN ANDEREN BILDWERKEN.
Von den an unseren Köpfen noch erweislichen Armhaltungen drückt die aufs
Haupt gelegte Linke, wenn leidenschaftliches Andenkopfgreifen =) außer Frage
bleibt, entweder wirkliche Ermüdung oder lässige Bequemlichkeit aus. Zuerst
findet sich beides in dem gebärdenfrohen Realismus der streng rotfigurigen
Vasenmalerei, z. B. bei dem schlafenden Alkyoneus des Phintias^) und bei Zechern,
die sich, schweigend oder singend, vorflöten lassen, wobei freilich auch jene er-
regte Geste in Betracht kommt 4). In der Plastik kenne ich die Armhaltung zuerst
an der verwundet rastenden Amazone des Berliner Typus, dessen unhaltbare
Zurückführung auf Polyklet erstaunlicherweise immer noch alte Anhänger fest-
zuhalten vermag 5). Vom bakchischen Rasen ausruhend stehn Mänaden in späten,
tektonisch verwendeten Erzfigürchen ebenso da'). Sie leiten über zu dem Kreise,
wo das Motiv am beliebtesten ist, zu der langen, im 4. Jahrh. anhebenden Reihe
weichlich aufgefaßter Apollon- und Dionysosgestalten, die wohl öfter stehn als
sitzen. Die Belege zu sammeln, ohne sie gründlich sichten zu können, würde
') Mit Julius 270, Graef2i 7 u.a. ; s.S. 107 A. 3; 112,2. Alinari 23731 (vgl. Hartwig, Meisterschalen S
ä) Nur auf dieses achtete, soviel ich sehe, .Sittl, 652).
Gebärden 274 A. I 5) So noch (Heibig), Amelung, Kührcr3 Nr. 24 und
3) F(urtwängler)-R(eichhold)Taf. 32; danach Perrot, Robert in den Götting. gel. Anzeigen 1917, 368,
Hist. de l'art X 461 ; vorher Hartwig, Meister- trotz dem ausführlichen Gegenbeweis Noacks
schalen 170 Abb. 21. im Jahrbuch XXX 1915, 16711., dessen positive
4) So schlägt in dem ältesten mir erinnerlichen Beurteilung der Berliner Amazone (176: Stron-
Beispiel dieser Gruppe auf der Epiktetschale gylion) mir freilich auch verfehlt scheint.
KR. Taf. 73 der Mann sich in den Nacken. Un- ^) So das Paar vom Zierat eines Wagens aus der
ruhig wirkt die Hand auf dem Kopfe auch noch Umgebung von Salonik Bull, de corr. hellen,
in der Linosschale FR. Taf. 103; mehr im Sinne XXVIII 1904, 229 (Seure), danach S. Reinach,
des Ausruhens schon auf dem Krater des Smikros Repert. stat. IV 242, 6. Uie erhobene Hand
in Brüssel Monum. Piot IX Taf. 2 (Lamer, Gr. scheint sicher auf dem Kopfe zu ruhen, obgleich
Kultur' Nr. 87; Perrot X 519) und auf der sie eine Frucht hält. Klar ist dies bei der
Schale mit A'iaw xaXös Louvre G 135, Phot. hübschen in Akanthos auslaufenden Henkelfigur
Perdrizet, Bronzes gr. d'^gypte de la coli. Fouquet Nr. 32 Taf. S.
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sudabhang der Burg in Athen.
127
nicht viel nützen '). Wohl aber müssen die seltenen Fälle betrachtet werden, in
denen der Kopf dem unsern ähnlich von beiden
Armen umrahmt ist
Nicht so ganz hierher gehört der Typus
des weichen Jünglings, dessen Linke sich an dem
rechten aufs Haupt gelegten Arm festhält. Als
sein besterhaltener Vertreter in der Rundplastik
erscheint eine 0,34 hohe Erzfigur zu Florenz^),
nach den zwei Blumen, nicht Efeublättern oder
-Korymben, über der Haarschnur von Wieseler
mit Recht Narkissos benannt, der sich ja in gleicher
Gestalt und Haltung auf einem Sarkophag des
•Vatikans im Wasser bespiegelt 3).
Unserer bakchischen Frau ähnlicher stützt
sich ein schöner Turnerkopf lysippischer Richtung,
in kalter Marmornachbildung des Athener National-
museums erhalten 4), auf die linke Hand, deren
ein (ausgefallenes) Attribut umfassende Finger bis nahe an den Scheitel reichen
und zum Teil von der oben liegenden Rechten überdeckt werden. Wieder bleibt
zunächst die Frage offen, ob die Gestalt neben ungewöhnlich hoher Stütze aufrecht
oder aber sitzend zu ergänzen sei. Für letztere, auch bei Athleten nicht uner-
hörte Stellung spricht schon die starke Müdigkeit, die bei solchem Jüngling diese
Armhaltung 5) bedeutet, und mit ihr alle sonst für sie vorhandenen Belege, durchaus
sitzende oder liegende Figuren.
In süßer Verträumtheit sitzt so der weichlichste von allen Göttern, Eros, auf
seine Kithara gestützt in einer anmutigen Tonfigur des Louvre aus Myrina*) (Abb.
25). Dies wäre das beste nur wünschbare Seitenstück, wenn unser Kopf die
Liebesgöttin darstellen könnte (S. 114). Vollends eingeschlafen liegt aber mit
gleicher Armhaltung Ariadne in dem späthellenistischen Marmorbilde zu Madrid
Abb. 25. Eros, Tonfigur aus Myrina.
') Stehender Dionysos unten S. 143 A. i, sitzender
S. 134 f. A. 7 und Herrmann, Denkm. ant. Malerei
Taf. 51. Sitzender Apoll auf dem hellenistischen
VVcihrelief Svoronos, Athener Nationalmus. Taf.
136, 1966, 'K<f»j|Ji. dp/. 1903, 39flf. (Kastriotis).
Ebenso vor Marsyas an dem Kandelaber von
Otricoli S. Reinaoh, Repert. rel. III 381, i.
^) Clarac IV 680, 1590 und Wieseler, Narkissos
Nr. 12 der Tafel (vgl. S. 28 A.) geben sie nach
Wicar und Mongez, Tableaux, statues etc. de la
galer. de Florence I Taf. 85, durchweg im Gegen-
sinn. Sie war damals in den Uffizien, dürfte
sich also jetzt im Archäol. Museum befinden. In
den Katalogen von DUtschke, Amelung und Mi-
lani habe ich die Figur vergeblich gesucht. Vor
mir steht ein getönter alter Abguß.
3) Amelung, Skulp. d. Vatik. I 288, Nr. 169 der
Gall. lapid., Taf. 29.
4) Athen. Nationalmus. Nr. 184, S. 35 der Be-
schreibung von Stais (oben S. 107 A. 4). Gut
abgeb. Annali 1876 Taf. G (Brizio). Vgl. Furt-
wängler, Meisterwerke 334 A. l. Nächstverwandt
ist er dem lysippischen Jüngling, Berlin. Skulpt.
Nr. 471, abgeb. Rom. Mitt. XX 1905, 147 ff.
(Amelung).
5) Eine Hand auf dem Scheitel hat der Apoxy-
omenos Conze, Grabrel. II Taf. l8o, Nr. 929 und
der mittlere, Idomeneus von Oe, auf dem Basis-
relief der Akropolis v. Sybel Nr. 6154, Annali
1S62 Taf. M. Beides S. Reinach, Repert. rel. II
369, I u. 2.
•i) Hier nach Winter, Typen fig. Terrak. II 354, 6.
128
F. Stndntczka, Der Frauenkopf vom SUdabhang der Burg in Athen.
und im Vatikan') da, wie auf noch jüngeren Darstellungen in Relief (z. B. dem
Vatikanischen Abb. 26^)) und Malerei 3), die aber z. T. sicher auf ältere Vorbilder
zurückgehn, vielleicht bis auf das Wandbild im Dionysostempel zu Athen 4). Gibt
ihr doch wenigstens den aufs Haupt gelegten Arm, gemäß dem zu Beginn dieses
Abschnittes Gesagten, schon die der Brygoswerkstatt nicht fernstehende Schale in
Corneto5), wo Hermes den Theseus zu heimlichem Aufbruch veranlaßt und die
Abb. 26. Relief der Statuengalerie im Vatikan.
Rebe nebst dem Eros über der Schläferin das Herannahen des neuen Freiers
verkündet.
«) Heibig, Amelung, Führers I Nr. 208, abgeb.
Brunn, Denkm. Nr. 167; Baumeister, Denkm. I
125; Amelung, Skulpt. des Vatik. II Taf. 57,
414; Bulle, Der schöne Mensch' S. 394.
') Wiederholt aus Jahrbuch XXV 1910, I41
(v. Salis). Heibig, Amelung, KUhrer3 I Nr. 210.
Vgl. Hauser in A. 4.
3) Zuletzt P. Herrraann, Denkm. ant. Malerei Taf.
40 und 114.
4) Pausan. i, 20, 3; vgl. Salis a. a. O. 134, 137^ und
Hauser bei Furtwängler, Reichhold III 104 ff.
mit der Erstausgabe einer unteritalischen Vase
in Boston, deren Ariadnebild, freilich ohne unser
Armmotiv, sehr mit dem hier in Abb. 26 wieder-
holten Relief übereinstimmt.
Monum. dell' Inst. XI Taf. 20; Vorlegebl. D 8, i ;
Buschor, Gr. Vasenmal.' 173 Abb. 124; S. Rei-
nach, Repert. vas. I 222, 7. Vgl. Pauly, Wissowä,
Realenzykl. II 810 oben.
Die Vase gibt Beazley, Attic redfig. vases in
Americ. Mus. 94 dem Meister der Berliner Erz-
gießereischale. Ich kann auf dieses lange nach
Abschluß meines Aufsatzes erschienene Werk nur
an viieser Stelle ausdrücklich verweisen. [Zur
Deutung vgl. auch noch die treffende Bemer.
kung von C. Robert, Archäol. Hermeneutik 231.]
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sudabhang der Burg in Athen.
129
Von einer Liegenden kann aber unser sichtlich aufrechter Kopf nicht her-
rühren. Nur scheinbar zum Sitzen aufgerichtet ist jener hellenistische Ariadnetypus
durch den Zwang des gegebenen Rahmens an dem Bettlehnenbeschlag wohl noch
der früheren Kaiserzeit im Berliner Antiquarium Abb. 27, auf den mich R. Zahn
freundlich aufmerksam machte '). Eine wirklich sitzende Ariadne jedoch wies mir
cand. Ernst Langlotz nach, der an dieser Untersuchung auch sonst förderlichen
Anteil nahm.
Abb. 27. Bronze, Bettlehncnbeschlag in Berlin, Antiquarium.
Es handelt sich um einen beinahe vergessenen Kameo, der neuerdings auch
in den ausführlichen Behandlungen der Sage gar nicht oder ohne die wesent-
lichsten Angaben erwähnt wird^). Deshalb ist es mir auch nicht möglich, bei den
heutigen Verkehrsverhältnissen eine gewisse Unklarheit der Überlieferung ganz
sicher aufzuhellen. Es gibt nämlich allem Anscheine nach nicht eine, sondern
zwei Kameen mit genau derselben Darstellung. Die eine veröffentlichte Gori
1731 und noch 1824 Zannoni als Eigentum der mediceischen Sammlung in den
•) Gesamtlänge der Bronze etwa 0,40. Gleichartige
Lehnenbeschläge bei C. Ransom, Couches and
beds 98 ff. Taf. 8ff. Eine solche mit ähnlicher,
nur halbnackter Schläferin, deren eine Hand im
Schöße liegt, von Eroten umgeben, in St. Peters-
burg, Compte-rendu 1880, 93 Taf. 4, 10, S. Rei-
nach, Repert. rel. III 488, i.
') So zuletzt, soviel ich sehe, in der grundlegen-
den Arbeit von O. Jahn, Archäol. Beitr. 295
A. 117 und bei K. B. Stark in den Berichten
der Sachs. Ges. d. Wissensch. 1860, 27. Nur
beiläufig erwähnt die Kamee Furtwängler, Gem-
men III 331.
] y) F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sudabhang der Burg in Athen.
Uffizieni). Es liegt darum nahe, in diesem Stein die Vorlage des marmornen
Kundreliefs zu erkennen, das unter anderen solchen Nachbildungen von Antiken,
z. T. sicher aus der Sammlung des Hauses, die Werkstatt Donatellos über den
HofsäuJen des Palastes Medici (Riccardi) anbrachte 2). Doch läßt sich dieser
Kameo, soviel ich sehe, nicht, wie öfter behauptet worden ist, im frühen Antiken-
besitze der Medici nachweisen 3) . Verdächtig wird er — wie es der um zwei
Gestalten verkürzte Auszug derselben Darstellung auf einer andern Kamee in
Florenz 4) an sich ist — vor anderem dadurch, daß eine Wiederholung des
Ganzen als der altberühmte Mantuaner Kameo gegen Ende des 18. Jahrh. im
Museum Worsleyanum auftaucht, mit dessen meisten Antiken er jetzt in Brocklesby
Park verwahrt wird 5). Leider sind seine Maße nirgends angegeben. Da jedoch
eine »replica« von ihm in der offenbar modernen Goldnachbildung des Britischen
Museums vermutet wird''), dürfte der Stein auch ihre Größe, nach Abzug des
Flechtbandrahmens, haben. Diese aber steht weit zurück hinter der von Gori
mit 47 mm Er. und 34 H. angegebenen des Florentiner Kameo und stimmt mit
der von mehreren Erznachgüssen 7) : 37 Hr., 28 H. Von ihnen wird hier (Abb. 29)
der der Wiener Antikensammlung nach einem J. Bankö verdankten, infolge der
Rohstoffnot etwas grob geratenen Abguß wiedergegeben ; er ist, wohl eben als
mechanische Nachbildung des Steines, so stilrein, daß ihn noch E. von Sacken für
antik hielt, sicher nicht mit Recht**). Neben diesem hoffentlich authentischen
Bilde erscheint als Abb. 28, auf. die vermutete Originalgröße zurückverklcinert.
') Gori, Museum Florent. 1 Taf. 92, i, mit I/iteratur- verweist, während wieder nur das Urbild von
angaben wiederholt bei S. Reinach, Pierres Nr. 8 dasteht.
gravees 46 Taf. 44. (Zannoni), Galer. di Firenze ^) Gori Taf. 93, 3; Zannoni Taf. 34, 5; S. Reinach
Ser. V. I Taf. 9, 3; beide im Gegensinn ge- 47, alle a. a. (). — Kaum der Erwähnung wert
stochen. sind die sichtlich neuen Intaglien Lippert, Dactyl. I
-) Photogr. bei P. Schubring, Donatello (Klassiker 383, 384.
der Kunst XI) 153 rechts und im Jahrb. d. 5) Zuletzt MUlIer-Wieseler, Denkm.' II Taf. 35, 419.
kunsthist. Samml. des Kaiserhauses in Wien Vgl. A. H. Smith, Catal. of antiq. at Brocklesby
XXVII 1907/9, 128 ff., wo A. GrUnwald den Stich Park 38 Nr. 15. Den nötigen Auszug aus diesem
der Kamee aus Gori a. a. O. wiederholt und mir unzugänglichen Buche verdanke ich wieder
vergleicht. R. Zahn.
3) Dies behauptete Molinier, I.es plaquettes I Nr. 7 ') F. H. Marshall, Catal. of jewellery Nr. 2903
und unter Berufung auf ihn die unten A. 7 an- Taf. 68, im Text mit einem Warnungskreuz ver-
gefuhrte Berliner Beschreibung der Renaissance- sehen.
bronzen zu Nr. 507, sie sicher in Verwechselung 7) Molinier, Les plaquettes I Nr. 7 nannte Exem-
von Molinier 7 mit 8, der Nachbildung des plare im Wiener Industriemuseum und in Paris
einst mediceischen Kameo mit dem Götterpaar bei Courajod. Das andere (?) Wiener Exemplar
zu Wagen, wie die Anführung von Furtwängler, hier Anm. 8 Abb. 29. Ein Berliner gleicher Größe
Gemmen Taf. 57, 15 sicherstellt. Bei E. MUntz, im Kaiser-Friedrich-Museum, Die ital. Bronzen
Les collectionS des Medici ist unser Stein nicht Nr. 506 Taf. 41. Dagegen hat Nr. 507 Taf. 40 die
zu finden, auch nicht in dem ausführlichen In- größern Maße des Florentiner Kameo. Im Text
ventar Lorenzo Magnificos auf S. 68, wo MUntz ist 41 mm aus 47 verdruckt, was die Tafel nach-
in der zu keinem Textabschnitt in Beziehung zumessen erlaubt.
gesetzten Anm. 2 schon irrig auf Molinier Nr. 7 *) E. von Sacken, Die ant. Bronzen des k. k.
Münz- und Antiken-Kabinetts 59, 6 Taf. 48.
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sudabhang der Burg in Athen.
131
der fast aufs vierfach« Maß vergrößerte und dazu »verschönerte« Stich des
Mantuaner Kameo aus dem Museum Worsleyanum •) als die beste zur Zeit erreich-
bare direkte Abbildung.
In diesem hübschen Kleinrelief steht links Dionysos wie von dem ihn
stützenden Zwergsilen weggedrängt, aber doch umblickend und mit der Fackel
hinleuchtend nach der zukünftigen Braut, auf die Pan mit unverkennbarer Gier
zueilt, von einem jungen Satyr abgehalten, sich an ihr zu vergreifen. Die Schöne
ruht halbentblößt auf einen Steinsitz mit Lehne hingegossen, das Haupt ganz
ähnlich, nur im Gegensinn von den Armen umrahmt, wie es sich für das Rund-
werk herausgestellt hat (Abb. 24). Doch auch diese sitzende Ariadne schläft noch.
Dazu paßt aber das Sitzen weit schlechter als das für die Schläferin durchaus
vorherrschende Liegen. Jenes war denn auch für die Wachende in die Dar-
stellung der Sage eingeführt worden.
Abb. 28. Worsleyscher Kameo in Brocklesby, Abb. 29. Bronzeabguß des Kameo links, in Wien,
nach Stich. nach Gips.
8. DARSTELLUNGEN DER WACH VOR DIONYSOS SITZENDEN ARIADNE.
Wie andere Götterfrauen sitzt Ariadne, inschriftlich bezeichnet, neben dem
gelagerten , bärtigen Dionysos im Olympiersymposion der erwähnten Londoner
Schale schönen Stiles (S. 115). Was aber für uns weit mehr in Betracht kommt,
ist der alte Bildtypus, wo der Werbende vor dem sitzenden Gegenstande seines
Wunsches steht. So schon auf der Kypseloslade Jason vor Medea, die ihm
Aphrodite zur Ehe gab -). So steht auf der schönsten Metope des Heraions in
Selinus die Tempelgöttin, ihren Mantel auseinanderschlagend, vor Zeus, den wie
in der Ilias ^Xuxu? TjAepo?, atpst. Ähnlich enthüllt auf der weißen Deckelschale in
Boston Apoll seinen schlanken Leib vor der lieblichen Muse, die auf einem Felsen
sitzend seiner Werbung nachsinnt 3).
Das gleiche Schema auf unsern Mythos angewendet zeigt der Krater des
') Nach der 2. Londoner Ausgabe des Museum
VVorsl. von 1824 I bei S. Iil. Alle Ausgaben
verzeichnet Michaelis, Anc. Marbles in Gr.
Britein 226.
') Pausan. 5, 18, 3. Die von BlUmner U i, 407
gebuchten Berichtigungsversuche scheinen mir
unbegründet. Das Paar kann nicht wohl durch
die thronende Göttin getrennt gewesen sein.
3) Americ. Journ. of archaeolog. XIX 1915, 408
Taf. 28 (Mary Swindler).
132
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sudabhang der Burg in Athen.
reifen schönen Stiles aus Kamarina im Museum zu Syrakus, der nicht vor dem
Nikiasfrieden geschaffen sein wird") (Abb. 30). Dionysos, in der feierUchen alten
Erscheinung mit langem Bart und Gewände, tritt an das im Freien aufgeschlagene Lager
und beruhigt mit der gesenkten Rechten Ariadne, der Eros im Einvernehmen mit
seiner daneben sitzenden Mutter einen, doch wohl den sagenberühmten Kranz
über das Haupt hält^). Aber die tiefverhüllte Gottesbraut ^enkt den Blick nach
dem reisigen Jüngling Theseus, der sich auch noch ganz der geliebten Nothelferin
zukehrt, obgleich ihn seine Stadtgöttin von dem neuen Paare trennt, gnädig wieder
einen Kranz, wohl als Zeichen des Haupterfolges seiner Fahrt, ihm a.ufs Haupt
setzend. Über Theseus ragt sein göttlicher Vater umblickend aus dem Meer und
hinter jenem wendet sich einer von den geretteten Athenerknaben, die Leier
Abb. 30. Vom Ariadnekrater aus Kamarina in Syrakus.
(des Heros.?) in der Hand, bekränzt dem ebenso geschmückten Schifife zu, das ein
anderer, in den Mantel gehüllt, bewacht hat. Dem vornehmen Bilde liegt also, wie
den älteren in Corneto (S. 1 28) und auf der Berliner Hydria 3), die für den Leumund
des Helden günstigste und deshalb in Athen bevorzugte Sagenfassung zugrunde,
worin ihn nicht sein Wankelmut, sondern der unerbittliche Götterwille von der
Minostochter losreißt 4).
Ganz anders schildert die Vereinigung, wenn auch kaum die erste Begegnung
von Dionysos und Ariadne ein Kelchkrater noch etwas strengen Stiles im Museum
zu Corneto 5), dessen Photographien und mäßige alte Zeichnungen (Abb. 31, 32) mir
") Herausgegeben und wesentlich richtig erklärt
von Rizzo in Monum. ant. dei Lincei XIV 1904,
10 ff., 5lff. Taf. l; photogr. Abb.' auf S. 7, 21 ff.
Danach unsere Abb. 30. Vgl. Jahrbuch XXV
1910, 137 (v. Salis); Jacobsthal 11, 13, Abb. 8
(s. oben S. 115 Anm. 10).
') Daß Ariadne ihren Kranz von Aphrodite und
den Hören empfing, stand in Eratosthenes Kataster.
S. 6of. Robert. Eros hält ihr einen Kranz übers
Haupt schon auf der Schale S. 128 A. 5. So hat
0,40 m, Form und Zierat
Rizzo a. a. O. $8. kaum recht, wenn er die Be-
ziehung auf den sagenberühmtenKranz anzweifelt.
3) Nr. 2197 Furtw. Gerhard, Etrusk. und Kamp.
Vasenb. Taf. 8, wiederholt Rizzo a. O. 5 5 f.
4) Verschiedene Fassungen dieser Sage bei Schol.
Odyss. u, 320 aus Pherekydes (Fr. H. Gr. I 97,
106); Apollod. bibl. epit. i, 9; Diodor. 4, 61, 5
Plutarch Theseus 20. Vgl. Rizzo 5 5 ff. (oben
Anm. i).
5) Museo Civico Nr. 4197. Oberer Durchmesser
etwa wie FR. I Taf. 7.
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sttdabhang der Burg in Athen.
133
Hans Nachod zur Verfügung stellt, bevor er selbst sie, mit anderen, in den
Römischen Mitteilungen herausgibt. Hier sehn wir ähnlich wie bereits im
Haupt'fries der Klitias-Vase, nur in Vorderansicht, rechts durch die offene Tür des
Thalamos die Braut auf einem Gerät mit hoher Fußbank, Thron oder Lager,
sitzend, das Kinn nachdenkHch auf die Hand gestützt, dem Bräutigam entgegen-
blicken. Draußen auf den Türstufen hockt, vielleicht dem Oupwpoc der mensch-
lichen Hochzeitsfeier') entsprechend, ein sehr nackter Silen oder Satyr 2), das
gleichfalls aufgestützte Gesicht nach dem Diener, die zeigende Rechte nach dem
Herrn gerichtet. Ersterer, ein halbwüchsiger Satyrpais und doch schon, wie üblich,
kahl unter seinem Efeukranz, trägt die halbleere Weinkanne und leuchtet mit
Abb. 31. Krater in Corneto.
Abb. 32. Von dem Krater Abb. 31.
der Fackel voran, den Blick verständnisinnig zu dem Türhüter senkend. Ihr
gemeinsamer Meister nämlich, durch das breite Stirnband um sein langlockiges
und bärtiges Haupt gekennzeichnet, das Gewand locker über dem Arm, kommt
sichtlich uicoueito>x(u? mit wankendem Schritt und weit vorgestütztem Bürgerstock
an Stelle des Thyrsos heran und streckt schon von weitem deij vollen Kantharos
der Harrenden entgegen. Diesem Komasten Dionysos folgt aber auf der Rück-
seite statt des entsprechend bewegten Gefolges ein würdiger Zug: ein oder hier
vielleicht der Silen als gesetzter Bürgersmann das Himation umgelegt und den
») PoUux 3, 42, Hesych unter %tjpmp6(. Vgl. zur Silen Frickenhaus im Jahrbuch XXXII 1917, 5^-
Hochzeit Überhaupt Pauly-Wissowa VIII 2 129 ff.
(Heckenbach).
') Daß damals in Athen die alten ionisch-attischen
Silene die Gestalt für die Satj-rn hergaben, lehrt
Piatons Symposion wie die Neapeler Satyrspiel-
vase (s. S. 134). Trotzdem will ihren alten
widmete.
von den Satyrn unterscheiden, indem er seinen
nur weißen und etwas längeren Bart einen Bocks-
bart nennt usw. Aber auch das Fellgewand des
Pappos geht auf die altionischen behaarten
Silene zurück, denen Bulle, Silene, Dissert.
München 1893, 15 ff. einen besonderen Abschnitt
I iA F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sttdabhang der Burg in Athen.
Stock vorsetzend'), zwischen zwei Frauen, deren erste mit -etwas verdächtiger
Handgebärde nach ihm umblickt, während die zweite wieder eine Fackel hebt.
Diese kaum zweifelhafte bakchische Parodie einer Bürgerhochzeit*), zu der
vielleicht die Vermählung des Gottes mit der Basilinna an den Choen 3) mitwirkte,
hat der wackere Genosse der Topfmaler Polygnotos und Hermonax gewiß nicht
frei erfunden, sondern die Anregung dazu aus einem Satyrdrama geschöpft.
Letzthin auf dieselben Quellen geht wohl ein etwas jüngeres Schriftzeugnis zurück,
das uns für die Braut des Kraterbildes den Namen Ariadne sichert.
9. ENTSPRECHENDE SCHRIPTZEUGNISSE.
Am Ende von Xenophons Schilderung des Festgelages beim reichen Kallias
(Symposion 9), führt das schöne junge Tänzerpärchen des Impresario aus Syrakus
in pantomimischem Ballett wesentlich die gleiche Szene auf: wie Ariadne den
angetrunken von den Göttern kommenden Dionysos in ihrem gemeinsamen
Thalamos empfangt. Sie sitzt bräutlich geschmückt auf einem Thron und äußert
schon ihre Freude, als Flötenspiel das Herannahen des Gottes verkündet, den sie
dann, zunächst immer noch sitzend, auf das zärtlichste begrüßt, um schließlich
mit ihm wie nach dem Lager abzugehen.
Hierzu drängen sich weitere Vergleichungen mit annähernd zeitgenössischen
Bildwerken auf Eine wenigstens im aligemeinen verwandte Liebesgruppe bildet
Dionysos, doch wohl wieder mit Ariadne, auf der KHne sitzend, ungestört inmitten
des Personals eines Satyrdramas aus der Hesionesage, auf dem attischen Voluten -
krater in Neapel, dessen Rückseite den auf einigen anderen Gefäßen wiederholten
triumphierenden Abgang des Paares darstellt, beides gewiß im Anschluß an große
Gemälde + ). Sogar die Einzelheit des xenophontischen Balletts, daß sich der* Gott
auf Ariadnes Schoß setzt, um sie zu küssen, wiederholt sich in einem von Miliin
veröffentlichten, jetzt verschollenen Vasenbilde, vermutlich unteritalischer Arbeit,
nur daß er hier noch halbwüchsig gemeint scheint, das Weib also eher seine
Mutter oder Pflegerin bedeuten mag 5), während es in ähnlichen Gruppen römischer
Sarkophage ohne Zweifel Ariadne ist''). Derselben Art von Gruppenbildung er-
innert sich jeder aus Werken der Klein- und Großkunst vom Parthenonwestgiebel
angefangen?).
') Nachod erinnert mich an zwei ebenso die Bürger bringt Pellegrini, Catal. dei Vasi greci Felsinei
spielende .Satyrn zu l)eiden Seiten einer Herme, Nr. 304 Fig. 84. Zur Vorderseite vgl. noch
vor der eine Priesterin mit dem Thyrsos steht, S. 133 A. 2.
auf der Rückseite des Czartoryskischen »Oxy- !) S, Reinach, Peint. de vases ant. 71, Miliin II
baphons« mit 'AXxi'[jiayo« xaXöt bei de Witte, Taf. 49. Vgl. Annali 1845 XVII, 371, wo O.
Descr. des antiq. ä l'Hötel Lamberg Nr. 43 Taf. Jahn die Xenophonstelle vergleicht und die Frau
14 und auf einen ebensolchen des Skyphos in für Ariadne hält.
Corneto Photogr. Moscioni 10 586. '') So bei Amelung, Skulpt. d. Vatik. 11 320 Taf.
') Vgl. die Vasenbilder Benndorf, Wiener Vorlegebl. 24, 102 p im Belvedere; Lasinio, Campo Santo
1888 Taf. 8, I und 2 und Jahrbuch XV 1900, di Pisa Taf. 6; beides bei S. Reinach, Repert.
140 Taf. 2 (Deubner). Mehr a. S. 133 A. i .1. O. rel. III 107,5; 361,2.
3) Pauly-Wissowa I 2373 (von Hiller). 7) Vgl. Furtwängler, Meisterwerke 237 flf. Dor'
1) A. v. Salis im Jahrbuch XXV 1910, I26ff., bes. fehlt nur die Xenophonstelle und die Möglich-
zur Rückseite. Eine weitere »Replik« ihres Paares keit, die sie erweist. An sie erinnert O. Roß-
f'. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sudabhang der' Burg in Athen. jie
Die unmittelbare Quelle, aus der der Syrakusier sein Hausballett schöpfte,
dürfte freilich wieder im Theater zu suchen seih. Mit dem reichlich um zwei
Menschenalter frühern Vasenbild in Corneto (Abb. 31, 32)' verglichen, zeigt die
Schilderung Xenophons den Stoff zeitgemäß weitergebildet zu sentimental lüsterner
Erotik, wozu ja das Mitwirken eines wirklichen jungen Weibes noch besonders
beitrug. Doch auch in der Kunst höherer Ordnung wurde der Gegenstand in
ähnlichem Sinne fortgebildet. Für die Malerei des 4. Jahrh. bezeugt uns das nur
der dürftige Nachklang eines attischen Vasenbildes auf dem etruskischen Krater
von Filacciano '), für den ins Klassische zurücklenkenden Hellenismus wohl der
frühen Kaiserzeit unser Worsleyscher Kameo Abb. 28, 29, beide in sinnlich reizender
Darstellung der schlafenden Ariadne, wie sie Bakchos und sein Gefolge aufiindet.
Dagegen für den hier in Frage kommenden Bildtypus des der erwachten Heroine
gegenübertretenden, ihre Liebe gewinnenden Freiers fehlt bisher, soviel ich sehe,
die weitere Überlieferung. .
Nur schwachen Ersatz bietet eine dichterische Beschreibung vom Ausgang
der Antike, die gewiß aus älteren Quellen schöpft, aber doch ihrem eigenen
seelisch öden, mit Außenwerk überladenen Stile folgt: in den Dionysiaka des
Nonnos. Er schildert im 47. Gesang gleich das^ erste Zusammentreffen des Gottes
mit Ariadne als Beginn ihres neuen Liebesglückes. Von Theseus schnöde ver-
lassen, erwacht das Mädchen in der Frühe, wird aber dabei schon von Dionysos
belauscht — wie es ja bereits ein pompeianisches Wandbild darstellt*) — , der
darin hervortritt und ihr mit der Ehe alle Herrlichkeit einer Göttin verspricht:
453 shiz Ttapnjicopstov xal STtäXXsTO yäpiiazi xoupr^
jivTjCrtiv oXt;V ÖrjOTjO? di:oppt<Jiaaa OaXasaif,
oupaviou [ivifjatrjpoc uiroojfeaiTjv 6[ievatmv
os;a|ji2V7) . xat TraUTov 'Epo)? ixsxodjxss Bax5(w
xal X'^P^-'' äofi-apafi'iSä ^«[AifjXio;* d[i(pt Se Ttaaiio
dv&s« iravra Ts{)7)X.e ....
Darauf wird die Teilnahme anderer, zunächst in Betracht kommender Götter
dargestellt, auch nochmals die des Eros:
466 irop»upsotc OS poootat irspiTpo^ov avfto; ipsirrtüv
[idvTi; "Epio; irupoev atscpo? eiiXsxs, au-jfj^poov adTpio,
oupavt'o'j axecpavoio Tzpodhii&kov
Die Verstirnung dieses Kranzes nach dem — von Perseus mittelst der Gorgomaske
herbeigeführten — Tod Ariadne's erzählt Nonnos am Ende des Gedichts 3). Durch
die Darbringung des Gewindes als Hochzeitsgabe berührt sich der Spätling mit
bach in der Berlin, philol. Wochenschr. XXXI holungen auf Kameen und Münzen, z. T. im
191 1, 503 noch zu der Mittelgruppe des Wand- Bild zusammenstellt.
schmuckes in Villa Item, obgleich sie schon ') Monum. dell' Inst. X Taf. 51; Furtwängler,
recht verschieden ist: Notizie d. scavi igioTaf. Kl. Schriften I 2i3ff. Taf. 7.
15 und zuletzt Journ. of rom. stud. III 1913, '') Heibig, Wandgemälde Nr. 1234; Museo Borbon.
I59f. Taf. II, wo Miss Cooke die Wieder- XI Taf. 35; R. Rochette, Choix de peint. Taf. 6.
3) 48, 971. Die Versteinung Ariadnes 47, 666.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXXIV. ^ 1 1
1^5 F. StudnicEka, t>er Frauenkopf vom Sttdabhang der Burg in Athen.
frühen Zeugen: Eros bringt ihn der schlafenden Heroine schon auf der streng
rotfigurigen Schale (S. 132), der wachen auf dem Krater aus Kamarina (Abb. 30),
aber beidemal keinen Rosenkranz. Das ältere Bild gibt die zu seiner Zeit, Iv xaiaiv
io(JTS(pdvot? . . . Tai? dpyaiaiaiv 'AOi^vai;, beliebte Form, die viele Vasenbilder als von
zwei Punktreihen eingefaßtes Band zeichnen'), womit vielleicht kleine Blumen, also
lia gemeint sind. Entsprechend hält sich der Krater an den dazumal vorherrschenden
Lorbeer, wie er, nur reicher und golden, dazu mit drei blauen gemmae verziert,
als Gestirn in der besten Wiedergabe der antiken Aratabbildungen, dem karolingischen
Vossianus des Germanicus zu Leiden erscheint =).
Dagegen habe ich den Rosenkranz in der antiken Kunst noch nirgends
wiedergefunden, es wäre denn in den Knospenketten der alten chalkidischen
Amphoren 3). Wohl aber bezeugt ihn für unsere Sage, die im Grunde selbst-
verständliche Gleichheit des Ariadne- und des Theseuskranzes vorausgesetzt, schon
Bakchylides. Den letztern beschreibt er nämlich als von Rosen gefügtes untadeliges
Geflecht, allerdings sicher als ein Geschmeide, das Amphitrite von der Liebesgöttin
zur Hochzeit empfing und aufbewahrte, bis sie es dem Bastard ihres Gatten zur
Beglaubigung dieser Herkunft auf die Locken drückte''). Es wird also wohl auch
ein Werk des Hephaistos gewesen sein, wie der Kranz Ariadnes nach den
Katasterismen 5). Als reiches Perlengefüge zeichnet ihn der vormals irrig auf das
mikqnische Wandgemälde zurückgeführte Krater in Bologna«'), während ihn fast
ein Jahrhundert früher die Werkstatt des Euphronios eher lorbeerähnlich darstellt?).
Woher aber die Rosen kommen mochten, verrät uns die schon oben (S. 116) be-
nutzte pseudosimonideische Weihinschrift des Antigenes : die siegreichen
Dithyrambossänger der Akamantis werden [Airpatat xal poSouv dtoTOi? geschmückt.
Heißt doch ihr Gott auch 'Av&suc oder 'Av&iosS).
10. DER KOPF VOM SÜDABHANG ALS ARIADNE BETRACHTET.
Dem durchmessenen Kreise von Darstellungen der Vereinigung Ariadnes mit
Dionysos fügt sich der Marmorkopf ohne ernste Schwierigkeit ein. Die aus den
■) Z. B. Epiktetos FR. II Taf. 73. Euthymides I bilder auf Münien und Gemmen Taf. lo, 6—8;
Taf. 52, II Taf. 81. Hegesibulos II Taf. 93. Baumeister, Denkm. 11 946, 1068/9. Als Schalen-
Euergides Journ. hell. stud. XXXIII 1913, 347, emblem kehrt die Rose von Rhodos wieder bei
35off. (Beazley). Hieron Wiener Vorlegebl. A. O. Rubensohn, Hellenist. Silbergergt in Gipsab-
3, 5, 6; C 5. — 'loST^'fOvoc ist wohl zuerst gUssen Taf. 11, 15. — Schriftzeugnisse über die
Aphrodite bei Spion Br. 19,4 Bergk. ' Rose bei Pauly, VVissowa VII 774ff. (Olck).
') Abgeb. bei Georg Thiele, Antike Himmelsbilder 94. 4) Bakchflides 16 (17), 113fr.
3) Mit H. Thiersch, »Tyrrhenische« Amphoren 78 5) Robert, Eratosth. Kastaster. 66 fr. Vgl. Pauly,
und Buschor, Gr. Vasenmalerei» 98. Die sonstige Wissowa 11 805 f. (Wagner).
Liter,itur der chalkid. Gattung zuletzt bei FRH. II *) Monum. dell' Inst. Suppl. Taf. 21; Pellegrini,
215 fr. Einzelne Rosen ebenda II 269 Taf. 11 1 Catal. dei vasi greci Felsinei Nr. 303. P. Jacobs-
und III 74 Taf. 133 bei Andokides und dann thal, Theseus auf dem Meeresgrunde 191 1, 7 ff.
lang als MUnzwappen von Rhodos, Catal. of gr. G. Körte im Jahrbuch XXXI 1916, 286.
coins Brit. Mus. Caria, Cos, Rhodes & c. Taf. 7) F. R. I 28 Taf. 5 ; d'Eichthal et Th. Reinach,
36 — 42; L. Anson, Numism. gr. I Taf. 25—29; Poemes de Bacchyl. Taf. 4; Perrot, Hist. de
Imhoof-BIumer und O. Keller, Tier- u. Pflanzen- l'art. X 421 Taf. 9; 10.
8) Preller, Robert, Gr. Mythol.4 I 950.
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sttdabhang der Burg in Athen.
137
Spuren am Urbild und an der Berliner Kopie sicher ermittelten Gebärden der
Arme (Abb. 24) schließen nach allen gefundenen Analogien eine stehende Gestalt
aus und an eine liegende, ähnlich der vatikanischen Ariadnestatue samt ihren
Verwandten (Abb. 26, 27) zu denken, verbietet die zweifellos aufrechte Haltung von
Kopf und Hals. Also saß sie ungefähr so da, wie die Minostochter auf dem
Kameo Abb. 28, 29, nur nicht mehr schlafend, sondern erwacht von dem Herannahen
des das Glück zurückbringenden Gottes. Ihm wendet sich das herrliche Angesicht
zu mit leuchtend aufblickenden Augen, den Mund mit leicht aufgebogenen Winkeln
geöffnet im freudigen Staunen, auch die Wangen von der Knospe eines Lächelns ge-
schwellt, mit atmenden Nüstern, das Bild eines zu seliger Hingabe bereiten, kraft-
und liebevollen Weibes '). Das ist, bei der strengen Zurückhaltung der griechischen Ideal-
kunst im Ausdruck, wie sie noch fiir diese Stufe die Zwillingsschwester unseres Kopfes,
die Schmerzensmutter Niobe veranschaulicht, eine voll ausreichende Verkörperung
des litäXXexo }(ap[xaTt xoupyj bei Nonnos (S. 135).
Desselben Dichters besonders nachdrücklicher Vergleichung Ariadnes mit
der Liebesgöttin -) (freilich nicht mit ihr allein) entspricht es, daß der Kopf mit
letzterer verwechselt werden konnte (S. 114). An bekannte Aphroditetypen schließen
sich denn auch die sichern Ariadneköpfe von Belang an, der der vatikanischen Statue
etwa an die frühpraxitelische Venus von Arles3), der des Reliefs Abb. 26 eher an
das unserem Kopfe, wie schon gesagt, zunächst stehende Urbild der kapitolinischen.
Diesen und den anderen Bildern der Schlafenden, auch Abb. 28, 29, fehlen
allerdings, soviel sich feststellen ließ, das ihr ja auch noch nicht eigentlich zu-
kommende bakchische Stirnband und der unserm Kopfe in Metall aufgesetzte Kranz
(S. 1 18 ff.). Letzterer könnte an der Berliner Wiederholung, wenn er dort wirklich aus
Efeu zu ergänzen ist, nicht wohl den immer von anderen Gewächsen entnommenen
Hochzeitskranz bedeuten (S. I35f.). Sein Lorbeer oder seine Rosen würden sich indes
gut mit der geraden Kranzfurche in Athen und schließlich auch. mit der gewellten zu
Berlin vertragen. Die Königin der Blumen stände dieser wonnevollen • Schönheit
trefflich zu Gesicht. (Ein Ergänzungsversuch auch hierfür erwies sich zu schwierig.)
Freilich will der fest in den Haarknoten eingefügte Hochzeitsschmuck sich
nicht schon zu dem Augenblicke fügen, auf den die sicher ergänzten Arme
(Abb. 24) führen: wo die Schläferin eben erst erwacht ist. Aber es wäre nicht der
erste Fall, daß sich die Griechenkunst solche »Prolepsis« gestattet hätte4). Nahe-
') Zu dieser Ausdeutung der Züge vgl. besonders
V. Sybel und Bulle; oben S. 107 A. 4 und 6.
Letzterer hat ja auch den Gedanken an Ariadne
wieder aufgenommen oder neu gefunden ; vgl.
S. 115.
') Nonnos, Dionys. 47, 276, Sißff.
3) Über die zuletzt Monum. Piot XXI 1913, 27ff.
Taf. 2 (Michon).
4) [Ich wage das zu sagen, obgleich soeben C. Robert
in seinem schönen Buche »Archäol. Hermeneutik«
339 gerade aus Anlaß des praxitelischen Hermes
jede Prolepsis in den Bann getan hat und des-
halb der von Treu einleuchtend mit der Traube
ergänzten r. Hand lieber einen künstlerisch, neben
dem Heroldstab der Linken, kaum erträglichen
Miniaturthyrsos geben möchte. Aber dieser, wie
ihn Robert in dem Vasenbild Abb. 262 für das
Dionysoskind nachweist, wäre doch erst recht
eine Prolepsis. Oder gehört der Thyrsos nicht
eigentlich auch erst zu den »Erfindungen« des
erwachsenen Gottes ? Ebenso trägt er als Säug-
ling Efeukranz und Rebzweig auf den Hieron-
scherben von derAkropolis(Frickenhaus, Lenäen-
vasenS. 22), an die mich Dr. A. Rumpf erinnert.]
11*
138
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sudabhang der Burg in Athen.
Abb. 33. Relief von der Via Appia, Berlin.
liegende Belege dafür sind der so gut wie sicher ums Haupt des praxitelischen
Hermes • ergänzte Efeu (S. 1 20), und der beim Silen erhaltene Rebkranz : Wahr-
zeichen des Gottes, der doch erst als Kind auf ihren Armen ruht. Erwachsen
kann er ja noch ganz andere Wunder tun, wovon bereits der Hymnos Aiövucro;
Tj X7)3T«i berichtet. Wie dort um den Schiffsmast wächst die Rebe hinter der schla-
fenden Ariadne, das Nahen des Gottes verkündend, schon auf der strengrotfigurigen
Schale (S. 128) und noch auf dem Berliner Lehnenbeschlag Abb. 27. Sollte jemand
nicht so über den durch Prolepsis des Hochzeitskranzes an unserem Kopfe ge-'
gebenen Mangel der Zeiteinheit hinwegkommen, dann müßte er etwa voraussetzen,
der Künstler habe den nach Timachidas aus der Blume ftr^ueiov bestehenden Kranz ')
als hinterlassenes Geschenk des Theseus aufgefaßt. Kaum zulässig schiene mir
der Ausweg, für Ariadne solche Haltung der Arme in einem spätem Zeitpunkt
anzunehmen. Was für den weichlichen Erosknaben recht ist (Abb. 25), wäre es
darum noch nicht für dieses kraftvolle junge Weib. Selbst die üppige dionysische
Kunst der Spätzeit gibt die wache Ariadne nur mit einem in der früher erörterten
Weise (S. 126 f) auf den Kopf gelegten Arm, so die fast nackt auf dem Schöße des
Gottes im Pantherwagen sitzende des BerUner Reliefs Abb. 33 von der Appier-
straße, das trotz seiner Verwendung einzelner »neuattischer« Type/i nicht vor
Hadrian entstanden sein wird^).
So wenig bekleidet wie diese Relieffigur oder auch nur wie die des Kameo
Abb. 28, 29 war der Körper zu unserem Kopfe schwerlich. Denn ein Gewandzipfel,
wie er der letztern über die Schulter fällt, würde kaum ausreichen, um die An-
fügung des am Original besonders gearbeiteten linken Armes (S. 126) genügend zu
verdecken; dazu ist etwas wie ein Ärmelloch wünschenswert (Abb. 24). Der mir
«) Athen. 15, 684 F. Vgl. oben S. 135 1.
») Berlin. Skulpt. Nr. 850; Kekule, Gr. Skulptur«
293 nach Photographie, hier als Abb. 33 wieder
abgedruckt, wofür der Verlagsbuchhandlung
Dank gebührt. — Ebenso auf dem schönen Relief
Amelung, Skulpt. d. Vatik. II 440 Taf. 52, 261a
der Statuengalerie (Heibig, Amelung, Führers I
Nr. 190), wo jedoch die Arme der Göttin er-
gänzt sind, nach dem ähnlichen Relief in Chan-
tilly kaum richtig. Es ist abgeb. Rev. arch. 1904
II 426, S. Reinach, Repert. rel. II 218, 3.
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom SudabUang der Burg in Athen. j^g
im Widerspruch hierzu gelegentlicli ausgesprochene Einfall'), unser Kopf sei
geradezu der früher Ariadne genannten Statue mit entblößtem Oberleib, die sich
als Muse erwies, aufzusetzen, scheitert denn schon auf andere Weise: an der
dargelegten Unvereinbarkeit der Haltungen (S. 122), an der Verschiedenheit der
Formencharaktere und vollends • an dem Größen unterschied: der Kopf hat die
Maße der Niobe, der Körper nur etwa die der Venus von Capua.
II. DIE HAUPT ANSICHT DES KOPFES.
Diese sich nun aufdrängende Frage beantwortet das Urbild unzweideutig. Es
entschieden von der Seite zu betrachten, verbietet schon das sachlich unbegründete
Verschwinden des Stirnbandes links an der Kranzfurche (Abb. 10), rechts noch
etwas früher (Abb. 19, 20). Eine ganz entsprechende Richtung zwingt dem Blick des
Beschauers der im wesentlichen sicher ergänzte Rahmen der beiden Arme auf
(Abb. 24). Innerhalb der von diesem Rahmen, hier wie an der vatikanischen Statue,
umschlossenen Bildfläche zeigt sich das Gesicht in einer Dreiviertelansicht von
seiner linken Seite her. So geben es denn auch fast alle photographischen Auf-
nahmen, die eingangs vermerkt worden sind; doch mag hierzu der entstellende
Handbruch am rechten Ohre mitgewirkt haben.
Indes weisen uns die gleiche Ansicht schon die Gesichtsformen selbst an,
namentlich die des Originals, dessen hierfür maßgebende Asymmetrie die Nach-
bildungen, auch die bessere zu Berlin, mehr oder weniger verwischt zeigen.
Diesem wichtigen Abschnitt aus dem weiten Gebiet eurythmischer Abweichungen
von der (jujijiiTpi'a, in dem die griechische Plastik Anregungen der Wirklichkeit
verarbeitet, kann hier nicht die umfassende Darstellung zuteil werden, die er,
unter besonderer Rücksichtnahme auf Hochreliefköpfe, finden sollte. Von den
mir gegenwärtigen Einzelbemerkungen darüber steht die früheste in der Kunst-
geschichte Winckelmanns*): »An den Köpfen ist mehrentheils die Seite, welche abge-
wandt ist, flächer gehalten als die andere, welches sich deutlich an den Köpfen
"der Niobe zeiget«, wozu noch andere Beispiele kommen. Neuerdings hat Botho
Graef zu dem rhodischen Helioskopfe Hillers von Gärtringen in Kürze eine
zusammenfassende Beschreibung und Deutung versucht3). Sie enthält sicher viel
Richtiges, was mir unter anderem das Menanderbildnis bestätigte^), vermochte
jedoch begreiflicherweise die Mannigfaltigkeit der einschlägigen Erscheinungen
nicht zu erschöpfen. Beachtenswerte Andeutungen gaben auch L. Curtius zu seiner
vermeintlich skopadischen Hygieia und zum Diskoswerfer 5), D. Mackenzie zu
äginetischen Köpfen und zum Wagenlenker'').
Am Kopfe vom Südabhang zeigt sich die Ungleichförmigkeit im ganzen
so, wie sie Graef beschreibt: die rechte Gesichtshälfte, die sich dem Halse zu-
■) Von Hauser, der das auch in den oben S. 1 13 A. 2 Seite. Von Kopistenfehlern und -Übertreibungen
angef. Bemerkungen andeutet, ohne es zu be- redet S. Reinach, Recueil de tetes zu Taf. 87.
haupten. 3) Strena Heibig. 103 f.
») Gesch. der Kunst 5, 4, 6. Die Anm. 486 von 4) Jahrbücher für kl. Altertum XXI 1918, l8f.
Meyer und Schulze spricht mit Unrecht von 5) Jahrbuch XIX 1904, 63 f. Brunn-Arndt, Denkin.
weniger sorgfältiger Ausführung der abgewandten Text zu Nr. 567 S. 4 rechts. Vgl. Bulle, Der
schöne Mensch« 467. ') Annual XV 1908/9, 302 ff. mit Abb. 6 und 7.
I40
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sttdabhaog der Burg in Athen.
neigt und vom Beschauer abkehrt, ist verkürzt, indem sich die vom Haarscheitel
zur Kinnspitze hinabführende MittelHnie in der gleichen Richtung leicht zusammen-
biegt (Abb. I, 2, 8). Nachmessen läßt sich das an den Entfernungen der Nasenflügel
von den Winkeln des gleichmäßig geschwungenen Mundes : die rechte ist erheblich
kürzer als die linke. Auch das rechte Auge liegt etwas niedriger, jedoch nicht
so entschieden und so einheitlich, wie das abgewandte zumeist, z. B. bei der
Niobe — deren Hauptansicht meines Erachtens etwa die in Abb. 1 1 gegebene ist') — ,
sondern nur mit der Braue und noch mehr mit dem Innern Winkel, während der
äußere sogar etwas höher sitzt als am linken Auge. Überdies ist das rechte
Auge nicht, wie sonst das zurücktretende, kleiner^), sondern merklich größer, seine
Länge beträgt ungefähr 33 mm gegen 30, die Höhe 15 gegen 13V2 des anderen.
Solcher Unterschied wiederholt sich auf der im ganzen verkürzten linken
Abb. 34. Die Augen des Kopfes vom Sudabhang nach Abguß.
Seite des Agias in Delphi, um wenigstens noch ein Original etwas früherer
Zeit heranzuziehn^). Drehen wir unsern Kopf in die Dreiviertelansicht von seiner
rechten Seite her (Abb. 8), dann wirkt das größere Auge entschieden unverhältnis-
mäßig, während die entgegengesetzte, die hier als die bevorzugte in Anspruch
genommen wird (Abb. i, 2), den Unterschied ausgeglichen zeigt, namentlich von
dem tiefen Standpunkt aus, den das überlebensgroße Sitzbild auf seiner Basis
dem Beschauer angewiesen haben wird (Abb. 24).
t) Von der ganzen Gestalt entspricht dem am
ehesten die Aufnahme bei Winter, Kunstgesch.
in Bildern » 307, i. Nur sollte noch etwas mehr
vom 1. Bein der Mutter sichtbar sein. Das war
offenbar auch die Meinung Winckelmanns in
dem angeführten Satze.
») Ein sehr starkes Beispiel ist die Zweitälteste
Niobide in Florenz, wenn man, wie es das Motiv
des linken Armes fordert, als Hauptansicht etwa
die der Aufnahme Klein, Praxiteles 339, Röscher,
Lexik, der Mythol. III 412, Winter, Kunstgesch.
in Bildern' 307, 2 nimmt und nicht die bei Bau-
meister, Denkin. III Taf. 63, 1748 oder in der
Herstellung der Gruppe bei Buschor imMOnchener
Jahrbuch 1914/15 III, 200. Ich urteile nach
dem Abguß.
I Auch hierfür muß ich auf den Abguß verweisen.
Denn in der einzigen veröffentlichten Vorder-
ansicht. Taf. 10, I meines Menander (oben S. 139
A. 4), ist das linke Auge zu tief beschattet Zur
kunsgeschichtlichen Frage vgl. dort S. 20 A. 4
und Heibig, Amelung, Führerä zu Nr. 23.
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sttdabhang der Burg in Athen. i^i
Der Grund zu dieser stärksten und, soviel ich beobachtet habe, seltensten
Ungleichförmigkeit wird kein anderer gewesen sein, als die Absicht, das seelen-
volle Aufblicken, diesen bedeutenden Akzent des Ausdrucks, auch auf der ab-
gewandten und darum sonst etwas verkürzten Seite zu voller Geltung zu bringen.
Es handelt sich dabei besonders um den aufgemalten Stern, Jessen damalige
Darstellungsweise wir jetzt durch den Alexandersarkophag so gut kennen (S. iio).
Wie an einigen von seinen Köpfen, so saß auch hier der Augenstern näher am
rechten Winkel. Dies lehren nicht allein die unregelmäßigen Abplattungen der
beiden Augäpfel, eines von den Kennzeichen der frischen Originalarbeit (Abb. 34),
die der Kopist wegglätten zu müssen glaubte (Abb. 6). Vielmehr zeigt die
erstere Aufnahme, nach einem trefflichen frühen Abguß in Leipzig, am rechten (ge-
schützteren) Auge sogar noch den breiten Umriß der Netzhaut, besonders klar rechts
vom Beschauer, erhalten und danach die Stelle des Sehlochs an einer leichten,
unbestimmten Vertiefung kenntlich. Die letztere hat auch das linke Auge. Etwas
von diesen, unzweideutigen Spuren lassen sogar die besten Photographien des
(dafür noch nicht nachgeprüften) Marmors, wie unsere Abb. i, ahnen, nur beein-
trächtigt durch die Farbtöne der Patina und den Wurzclfasersinter, der übrigens
auch am Gips Abb. 34, besonders wieder am rechten Auge mitspricht. Ein
weiteres Zeugnis für diese Rechtswendung des Blickes ist die in gleicher Richtung
rasch anwachsende Breite der Unterflächen der oberen Lider. Daß der Lidrand
in der Natur so der Seitwärtsdrehung des Augapfels folgt, kann jeder an seinem
Nächsten beobachten; die Lider sind ja durch die Bindehaut mit der Rückseite
des Augapfels verwachsen.
Nach alledem konnte es gewagt werden, in' dem Herstellungsversuch Abb. 24
wenigstens mit leichten grauen Tönen die Augensterne anzudeuten; vorerst leider
nur sie allein. Nicht gewagt wurde namentlich, die überzeugende Bemerkung
B. Graefs') zu verwerten, daß die übermäßige Breite und die starke Rauhung der
Lidunterflächen dem farbigen Aufsetzen der Wimpern diente. Sie und die Brauen
zeigt auch der Alexandersarkophag wiederholt wohlerhalten, freilich in kleinstem
Maßstab und sehr verschiedener Durchführung, so daß er für den Kolossalkopf
kein ausreichendes Vorbild liefert.
12. DER KOPF ALS REST EINER GRUPPE.
Dieses über die Dreiviertelansicht des Kopfes erheblich hinausgehende
Seitwärtsblicken läßt sich kaum noch ähnlich erklären wie der sonst verwandte
Augenaufschlag, womit Niobe die unsichtbar aus der Höhe strafenden Götter um
Erbarmen fleht. Die Augen unserer Ariadne wandten sich gewiß dem leibhaften
Freudenbringer zu, der an sie herantrat wie in den vorhin besprochenen Dar-
stellungen (7. bis 9. Abschnitt). Daß sie ihm den aufgestützten Ellbogen zu-,
■) Graef in dem S. 112 A. 2 angerührten Skopas- kolossalen Franengesichts mit Weinlaubkranz im
aufsatz 21 f. Grob auf gewöhnliche Lider vorn Haar zu Würzburg. — Vgl. Winter, Alexandersark.
aufgemalte Wimpern zeigt das linke Auge eines 10 Taf. 11, 15, 16, 17, iS,
142
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom Sttdabhang der Burg in Athen.
nicht abkehrte, wie sie auf dem Kameo Abb. 28, 29 tut, vermag kein Bedenken zu
erregen. Sitzt doch ebenso, noch in Trauer versunken, Penelope vor Odysseus
oder Telemachos und Elektra vor Orestes schon auf Bildwerken der Übergangszeit •).
Die Fortdauer des alten Gruppentypus, worin der Werbende vor dem sitzenden
Gegenstande seiner Neigung steht (S. 131), bis in die spätere hellenistische Plastik
hinab bezeugt uns jetzt die lustige Gruppe aus der niedrigsten Schicht des
Abb. 35. »Aufforderung zum Tanze« nach W. Klein.
dionysischen Kreises, deren Herstellung auf Grund einer Münze von Kyzikos
Wolters angebahnt, Klein in der Abgußsammlung der deutschen Universität Prag
durchgeführt und als »Aufforderung zum Tanze« bekannt gemacht hat^) (Abb. 35).
Einen so passenden Genossen, wie ihn hier die muntere kleine Nymphe in dem
das Krupezon tretenden Satyr gefunden hat, für die erhabene Schöne vom Süd-
abhang nachzuweisen, ist mir bisher leider nicht gelungen.
') Zusammengestellt im Jahrb. XXVI 191 1, 124.
*) Unsere Abb. 35 dank der Verlagsbuchhandlung
entlehnt aus der Zeitschrift fUr Museumskunde
VIII 1912, 109, Tgl. 1 1 2 (Klein). Jahrbuch VIII
1893, 175 (Wolters); Klein, Gesch. gr. Kunst III
235 ff.; Bulle, Der schöne Mensch > 150 ff.
F. Studniczka, Der Frauenkopf vom SUdabhang der Burg in Athen. 1^7
Sollte sogar zu ihr Dionysos etwas uitoucTreoxoj; gekommen sein, wie schon
auf dem Krater in Corneto Abb. 32 und bei Xenophon (S. 134), dann könnte der
Worsleysche Stein Abb. 28, 29 den Gedanken auf Marmorwerke lenken, wo den Gott
jemand aus seinem Gesinde stützt. Die erforderliche Richtung nach rechts vom
Beschauer hätten die Gruppen des von einem Satyrknaben unterstützten Bakchos
in Venedig, im Museo Chiaramonti, in Sammlung Ludovisi und an anderen Orten,
die doch wohl ein gemeinsames Urbild frei abwandeln"). Aber die auf dem
Scheitel liegende Hand des Gottes wäre eine kaum erträgliche Wiederholung des
Motivs der Linken unserer Ariadne (Abb. 24). Ihr war zudem jene Schöpfung,
soweit sie mir kenntlich ist, kaum ebenbürtig. Eher könnte dies zutreffen für den
fast gleich großen, in süßer Trunkenheit niederblickenden Dionysoskopf des kapito-
linischen Museums (S. 115). Allein er ist nach den oben erörterten Kennzeichen
(S. 139 f.) mit Recht in Dreiviertelansicht von seiner linken Seite her dem neuen
Bruststück aufgesetzt. Auch dürfte solch weichlich üppige Fortbildung eines
praxitelischen Typus eher noch etwas späterer Zeit und jedenfalls anderem Ge-
schmack entstammen, als der Kopf vom Südabhang. Seiner, besonders seines
leuchtenden Blickes so recht würdig. wäre, mutatis mutandis, doch wohl nur ein
Dionysos nach Art des besten Wandgemäldes dieses Gegenstandes, des in Casa
del Citarista gefundenen^). Er tritt, seiner Glieder und Sinne mächtig, heran und
sieht mit fast ehrfürchtigem Staunen (wie auch bei Nonnos, S. 135) auf die Schlafende
hinab, mit der gesenkten Linken, irre ich nicht, dem Eros abwinkend, der ihren
Leib enthüllt. Auch die athenische Marmorgruppe möchte ich doch lieber nicht,
wie die verglichene Aufforderung zum Tanze (Abb. 35), auf die zwei Haupt-
personen beschränkt denken, schon um dem Spiel ihrer Blicke weitere Bahn zu
gewähren. Doch genug der Erwägungen über Unwißbares.
Mit mehr Aussicht auf Erfolg läßt sich die Frage aufwerfen, wo in der Nähe
des Fundortes beim Asklepieion (S. 107) solch eine stattliche Marmorgruppe ge-
standen haben könnte. Die zwei kleinen Tempel des Dionysosbezirkes boten am
Ende des 4. Jahrh. schwerlich noch Raum dafür, und im Freien hat sich der Kopf
nach dem frischen Zustande seiner Epidermis auch nicht lange befunden. Aber
in der Umgebung des Heiligtums, besonders an der von ihm ausgehenden Tripoden-
straße, standen die ehernen Preisdreifüße der Dithyramboschoregen, in der zweiten
Hälfte des 4. Jahrh. immer häufiger auf tempelartigen Gebäuden errichtet, und
den bedeutendsten unter ihnen fehlte auch statuarischer Schmuck nicht. So krönte
das Denkmal des Thrasyllos von 319, nachdem es sein Sohn Thrasykles infolge
des eigenen Sieges von 271 umgebaut hatte, zwischen den beiden Dreifüßen das
im' Britischen Museum aufbewahrte Marmorsitzbild des Dionysos mit dem Saiten-
spiel, etwa in dem Maßstab unseres Kopfes 3). Auch im Innern dieser Bauwerke
') Die drei oben genannten Gruppen gut abgeb. länglich genau bekannten Maße muß ich aus
im Text zu Brunn, Arndt, Denkm. Nr. 620; sie dem Spiele lassen.
und weitere freie Wiederholungen zusammen- ») P. Herrmann, Denkm. der Malerei Taf. 114;
gestellt Jahreshefte XVI 1913, loyff. von Ducati. Heibig, Wandgem. Nr. 1235.
Die Fragen, dje sich daran knüpfen, können hier 3) HerstellungdesThrasyllos-Denkmals beiMichaelis,
nicht erörtert werden. Auch die mir nicht hin- Arx Athenarum Taf. 33, die Überlieferung ebenda
IAA H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian.
werden Statuen und Gruppen von solchen aufgestellt gewesen sein, wie es Pau-
sanias aus Anlaß des praxitelischen Satyrs an der Tripodenstraße zu erwähnen
scheint"). Daß dafür sehr erhebliche Maße in Betracht kommen, zeigt noch mehr
als der Bau des Thrasyllos der ihm gleichzeitige des Nikias, aus dessen Resten
sich eine über 1 1 m breite Tempelfassade ergibt ^). Am ehesten also in solciiem
choregischen Tempelbau dürfen wir uns die Gruppe denken, deren bisher einziger
Überrest unser herrlicher Ariadnekopf ist. Möchte es dereinst noch gelingen,
mehr hinzuzufinden.
Leipzig. Franz Studniczka.
EIN JAGDDENKMAL DES KAISERS HADRIAN.
venando usque ad reprehensionem
Studiosus. Spartian, vita Hadriani 2,1.
Am Triumphbogen des Kaisers Constantin in Rom befinden sich über den beiden
Nebentoren beiderseits je zwei Rundreliefs, im ganzen also acht (Abb. i), die im
Stil von den unmittelbar darunter befindlichen Reliefs aus konstantinischer Zeit
völlig abweichen und demnach, in gleicher Weise wie die ReUefs der Attika und
die im großen Tordurchgang, von Bauten älterer Zeit herübergenommen sind.
Die Rundreliefs schildern die Jagdfreuden eines Kaisers. Da bei der Wiederver-
wendung die Kaiserköpfe, soweit sie erhalten sind, zu Persönlichkeiten der konstan-
tinischen Zeit umgemeißelt wurden — zwei als Constantin, einer nach der wahr-
scheinlichsten Erklärung Constantius Chlorus, Vater Constantins 3) — , so müssen
Anlaß und Entstehungszeit der Reliefs auf weiten Umwegen erschlossen werden.
Petersen, der diese Reliefs zuerst durch gute Abbildungen zugänglich ge-
macht hat*), hielt sie für trajanisch. Stuart Jones versuchte sie als flavisch
(domitianisch) zu erweisen 5). Arndt war der erste, der zugleich mit einer neuen
großen Veröffentlichung^) an verschiedenen Köpfen die Charaktere der hadrianischen
Zeit erkannte und dabei auf des Kaisers überlieferte Jagdleidenschaft hinwies.
Die Prüfung der erhaltenen Gesichter wurde durch eine Veröffentlichung S. Reinachs
nach den Abgüssen in St. Germain-en-Laye erleichtert?). Sieveking hatte sodann
einen verschiedenen Stil der Reliefs an der Nord- und Südseite des Bogens wahr-
S. 37 und Judeich, Topogr. von Athen 106, 281. 3) Studniczka bei Reinach, Revue archeol. XV
Die Statue A. H. Smith, Catal. of sculpt. Brit. 1910 I, 130. Poulsen, Rom. Mitt. XXIX 1914, 64.
Mus. I Nr. 431, Ath. Mitt. XIII 1888, 383 Taf. 8 Sieveking, MUnch. Jahrb. f. bild. Kunst 1919, 11.
(Reisch), Brunn, Denkm. Nr. 119, Collignon, 4) Antike Denkmäler d. Inst. I Taf. 42/43; Rom.
Hist. de la sculpt. Gr. II 460. Mitt. IV 1889, 3i4f., Taf. 12.
') Pausan. 1,20 mit Anm. Blümners; Klein, Praxi- 5) Papers British School Rome III 1906, 229, Taf.
teles 183 ff. 21 — 22.
') Dörpfeld in den Athen. Mitt. XXXVI 19H, 6off. ') Brunn-Bruckmann, Denkmäler griech. und röm.
Dinsmoor im Americ. Journ. of archaeol. XIV Skulptur Taf. 555, 559, 560, 565.
1910, 459 ff. Versakis in der 'Ap^^atoX. ^tpr/ji. 7) Revue archeol. XV 1910 I, n8f., Taf. i — 17.
1913, 75 ff. Michaelis, Arx Athen. Taf. 32. Mit Bemerkungen Studniczkas S. 129. Ihm ver-
danke ich Probedrucke als Vorlage für Abb. 2/4.
H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian. jj^c
zunehmen geglaubt und jene in hadrianische, diese in flavische Zeit gesetzt').
Ein Unterschied besteht in der Tat, denn die Reliefs der Nordseite V— VIII sind
etwas dürftiger in der Komposition, magerer und linearer in der Ausführung,
während die der Südseite I — IV durch malerische Fülle und reichere Form
noch an Werke der flavischen Zeit zu erinnern scheinen. Dies ist jedoch
der Unterschied eines persönlichen, nicht des Zeitstiles, wie Sieveking später selbst
anerkannt hat 2). Endlich hat M. Bieber alle Anzeichen und Beweise für hadrianischen
Ursprung sorgfaltig gesammelt und zusammengestellt 3), und damit hat sich die
Forschung einstweilen beruhigt. Man kann aber erheblich weiterkommen, denn
die über die Jagderlebnisse des Hadrian erhaltenen Dokumente gestatten, sowohl
die Deutung der Darstellung ins Einzelne aufzuhellen, wie auch die ursprüngliche
Verwendung der nach Stil und Inhalt ziemlich alleinstehenden Reliefs mit Wahr-
scheinlichkeit zu erschließen.
Jagdleidenschaft spielt auch sonst bei Kaisern eine gewisse Rolle, z. B. bei
Domitian und Trajan, die nach Wace für unsere Reliefs in Betracht kämen t), bei
keinem anderen jedoch eine so beherrschende wie bei Hadrian. Er war ja kein im
Herzen kriegerischer Kaiser, sondern beendigte die Feldzüge, die er notgedrungen
führte, lieber durch »Verständigung« 5), mit einziger Ausnahme des jüdischen
Aufstandes von 132/3 nach Chr., und so hat er nie einen Triumph gefeiert, außer
zu Beginn seiner Regierung 118 n. Chr. jenen dakischen im Namen Trajans. Die
kriegerischen Beinamen Germanicus Dacicus Parthicus, die er von seinem Adoptiv-
vater übernahm, legte er später wieder ab, und ließ sich lieber als Olympios
feiern''). Wenn er zwar ein großer Militärreformer war und eine ihn lange über-
lebende Heeresordnung nebst Exerzierreglement schuf, deren Durchführung er in
allen Teilen seines weiten Reiches persönlich überwachte, und wenn er dabei als
unermüdlicher Fußwanderer seinen Soldaten im Ertragen jeglicher körperlichen
Mühen ein Beispiel gab?) — als Leistungen persönlichen Mutes konnte er seinen
Biographen nur das Bestehen gefährlicher wilder Tiere überliefern, die denn auch
ausgiebig davon Notiz nehmen. Ein Münzbild, Hadrian zu Pferd gegen einen Löwen,
trägt die Umschrift VIRTUTI AUGUSTI»).
Daß er selber es war, der das Gedächtnis dieser ihm gewaltig erscheinenden
Jagdtaten pflegte, beweist die poetische Verherrlichung durch kaiserliche Verse,
für welche sich diskrete Anlässe bei der Weihung von Jagdtrophäen boten, sowie
auf den Grabmälern, die er nach dem Zeugnis der Biographen seinen Jagdhunden
und -pferden zu setzen liebte 9). In der Tat ist ein auch von den Schriftstellern
■) Rom. Mitt. XVII 1907, 345 f. ') RE I 499, 67.
') Berl. phil. Wochenschr. 1911 Nr. 39, Sp. 1239. 7) RE I Si8e.
3) Rom. Mitt. XXVI 1911, 2i4f. ') Cohen, Med imp. ' Adrien Nr. 517. Fröhner, Me-
4) Wace, Papers Br. Seh. Rome III 1906, 248. daillons de l'empire romain S. 41 Abb.
5) Übersichtlich bei v. Rohden in Pauly-Wissowas 9) Scriptores hist. Augustae ed. Peter I, Aelii Spar-
RE I 499!. tiani de vita Hadriani 20, 12.
1^5 H. .Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian.
bezeugtes Grabgadicht des Kaisers auf sein skythisches Jagdroß Borysthenes ') auf
einem um 16OO gefundenen, jetzt verschollenen Stein in der gallischen Stadt
Apte erhalten gewesen: »Dem kaiserlichen Alanenroß, das über Ebenen und
Sümpfe und etruskische Grabhügel (tumulos etruscos) dahinzufliegen pflegte, hat
nie ein pannonischer Eber mit funkelndem Zahn zu schaden gewagt, noch hat
dessen Schaum ihm je den Schwanz bespritzt; unversehrt in seiner Kraft, unverletzt
an den Gliedern ist es hier begraben, als seine Tage vollendet waren 2)«. Die
Inschrift muß in einen der beiden Aufenthalte Hadrians in Gallien 121 oder 122
n. Chr. fallen 3). Auf dem Jagdroß hat er sich auch gern auf Münzen darstellen
lassen 4).
Wichtiger für uns ist ein zweites Gedicht des Kaisers, erhalten auf einem
bei Thespiä gefundenen Stein, also aus der Zeit seiner athenischen Aufenthalte
124/5 oder 128/9 nach Chr. s). Es ist eine Platte von weißem Marmor, 29 : 57 cm,
dick 6 cm, demnach nicht von einer Basis, sondern zum Einsetzen in eine Mauer
bestimmt; die Schrift ist von einer profilierten tabula ansata umrahmt 6): »O bogen-
schießender Sohn der'hellen Kypris, der du im helikonischen Thespiae wohnst beim
blühenden Garten des Narkissos, sei gnädig! Dies Akrothinion aber, nimm es,
gibt dir Hadrian von der Bärin, die er selbst vom Pferde herab so glücklich war
zu erlegen. Dafür aber wehe du ihm klüglich Gunst zu von der himmlischen
Aphrodite«. Akrothinion bedeutet ursprünglich das Oberste vom Getreidehaufen,
das der Gottheit gegeben wird, dann allgemein Weihgabe, stets aber den
Anteil eines Selbsterrungenen/). Es ist leicht zu sehen, daß es der Kopf oder
das Fell der Bärin gewesen ist, was als Weihgabe in dem Erosheiligtum, in dessen
Nähe der Kaiser sein Jagdglück gehabt, an der Wand aufgehängt und durch die
Tafel bezeichnet war.
Weit anspruchsvoller hatte Hadrian im Jahre 123 eine Bärenjagd in Mysien
gefeiert, durch nichts Geringeres als die Gründung einer Stadt, die als Hadrianutherai
sein Jagdglück in ewigem Gedächtnis halten sollte**). Natürlich mag, mit Weber,
der Plan dazu in realpoHtischen Absichten zu sehen sein, aber die Namengebung
beweist, wie wichtig die Eitelkeit des Kaisers den Jagdruhm nahm. Auch daß
er einmal mit einem einzigen Stoße einen großen Eber erlegte, verkünden die
•) Dio Cassius 69, 10: äitoOavdvTi aüxti) xai xctipov 5) So Weber 157, 278. Dürr 70, 71 gibt die Jahre
xaxedxE'iaaE xai ot^Xtjv JotyjSe xat ir.iyp'iit.iuxza 125/6 und 129/30.
ETT^Tpatpev. 6) IG VII 1828. Kaibel, Epigr. gr. 811. DUrr,
') CIL XII 1122. Riese, Antliol. Latina I 903. Reisen Anhang Nr. 90. Weber 157.
Über die allgemeine Bedeutung der Jagdpferde 7) H. Beer, 'Airap/V; und verwandte Ausdrucke in
vgl. M. Miller, Jagdwesen der Griechen und griech. Inschriften (Diss. VVUrzburg 1913), 53 f.
Römer (1883), 55. 8) Spartian, Vita 20, 13. Dio 69, 10. 2. Kaibels
3) DUrr, Reisen des Kaisers Hadrian 67, 68. Vermutung (Epigr. 8ii), die thespische Bärin
W. Weber, Untersuchungen zur Geschichte des sei mit der mysischen identisch und nur in den
Kaisers Ha:drian (1907), 105, 277/8. Quellen zusammengeworfen worden, bat Ditten-
41 Cohen, Med. imp.» II 141 Nr. 413; 228 Nr. berger in den IG VII 1828 mit Recht abge-
1469—70. lehnt. Zum Jahr 123 Weber 263; Dürr 69 gibt
124 n. Chr.
JAHRBUCH DES INSTITUTS XXXIV 19 19.
Beilage zu S. I44fg.
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JAHRBUCH DES INSTITUTS XXXIV 19 19.
Beilage zu S. 144 fg.
I. Auszug aus Rom (vgl. S. 151).
II. Silvansopfer. Bärenjagd in SUditalien,
1 19/20 nach Chr. (vgl. S. 148).
VIII. ";ÄpoHonopfer bei der letzten Heimkehr
nach Rom, 134 nach Chr. (vgl. S. 151).
VII. Der libysche Löwe, 130 nach Chr.
(vgl. S. 150).
Abb. I. Rundreliefs am Konstantinsbogen. I — IV Südseite, V — VIII Nordseite.
JAHRBUCH DES INSTITUTS XXXIV 191 9.
Beilage zu S. I44fg.
III. Bärenjagd von Hadrianutherai, 123 nach Chr.
(vgl. S. 150).
IV. Artemisopfer. Eberjagd in Griechenland,
124/5 nach Chr. (vgl. S. 149).
VI. Eberjagd mit Antinous in Kleinasien,
129 nach Chr. (vgl. S. 150).
\'. Herculesopfer. Löwenjagd in Afrika. Weihung
an Hercules Gaditanus, 128 nach Chr. (vgl. S. 149).
Abb. I. Rundreliefs am Konstantinsbogen. I— IV Südseite, V — VIII Nordseite.
JAHRBUCH DES INSTITUTS XXXIV 191 9.
Beilage zu S. 144%.
Abb. 3. Die Köpfe der Vornehmen. Obere Reihe B i, untere Reihe B 2 (vgl. S. 155).
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Abb. 9.' Anordnung»- \-
mögllchfceifen (vgl. S. 166).'.-
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Abb. 10. Herstellungs versuch eines Altars der Fortuna Redux.
(vgl. S. 167).
JAHRBUCH DES INSTITUTS XXXIV 1919
Beilage zu S. 144 fg.
Abi). 4. Die Köpfe der Vornehmen. Obere Reihe B i, untere Reihe B 2 (vgl. S. 155).
Abb. 3 zeigt die Vorderansichten, Abb. 4 die Profile der-
selben KOpfe, und zwar stehen jeweils von links nach rechts
in der oberen Reihe:
R 7 = Relief VIIl rechts. R 16 = Vr. R30 = IVl. vom Alt.ir
in der unteren Reihe:
RH = Relief Vil rechts. R28 = III rechts. Rl = VI links.
Abb. 5. Reliefkopf im Lateran = B 2
(vgl. S. 156).
JAHRBUCH DES INSTITUTS XXXIV 1919.
Beilage zu S. 144 fg.
Abi). 7. Grabbau vom Haterierrelief von Centocelle. Lateran (vgl. S. 163).
Abb. 6. Heimkehr Hadrians. Rom, Konservatorenpalast
(vgl. S. 158).
Abb. 8. Grabrelief von Kertsch
(vgl. .S. 163). •■
H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian. i^j
Biographen als Zeichen seiner Geschicktichkeit')." Seine größte' Leistung aber
hatte er bei seinem Aufenthalt in Alexandriä vollbracht (r30, nach Chr.), indem er
»einen Maurusischen Löwen, der lange Zeit ganz Libyen verheert; und viele Orte
unbewohnbar gemacht hatte«, eigenhändig zur Strecke brachte. ' Diesmal stellte
sich sogar ein »Dichter« ein, der Alexandriner Pankrates, der »mit viel Wunder-
gerede« ((isTÄ TToXX^c Tspaxsias) bewies, daß fortan die aus der rötlichen Art der
Lotosblumen geflochtenen Kränze »Antinooskranz« .('Ayttvoeioj crcscpayo?) heißen
müßten, denn diese Pflanze sei von der Erde emporgesandt worden, als sie das
Blut jenes Löwen getrunken hatte — für welche Geschmacklosigkeit er als für eine
Erfindung von Geist und Neuheit (iicl -qj vfjt Iwot'a; eöpeaet xaV xaiyo-njtt) mit nichts
geringerem als der Speisung im Museion des Ptolemaios belohnt, wurde ^).
Bei so viel Jagdfährnissen war es kein Wunder, daß der Kaiser einmal das
Schlüsselbein, ein andermal den Schenkel brach und sich im Traume von einem
Löwen überwältigt glaubte 3). Daß er stets von Jagdfreunden begleitet war, halten
die Biographen ebenfalls für der Erwähnung wert 4)., Endlich läßt sich noch als
ein für uns nicht unwichtiger Zug erschließen, daß der Kaiser bei glücklichem
Jagdschluß ein Opfer zu bringen pflegte. Denn als bei der Verschwörung des
Jahres Ii8 Nigrinus und Lusius beschuldigt wurden, ihm nach dem Leben ge-
trachtet zu haben, soll dies nach Dio 69, 2, 5 bei einer Jagd, nach Spartian 7,1
beim Opfer gewesen sein. Die Nachrichten sind ohne weiteres in Übereinstimmung,
wenn die günstige Gelegenheit eines Opfers nach der Jagd damit gemeint warijr.
Auf jeden Fall entspricht es der Sinnesart dieses Mannes, der ruhelos in so vielen
Religionen nach Halt gesucht hat, daß er, wie zudem das Epigramm auf das
tliespische Bärenfell bestätigt, nach überstandener Aufregung und Gefahr g;ewissen-
haft die Dankesschuld an die nahen* Götter abstattete. ; ,• - , .; ;
Zu alle diesem erscheinen die acht Rundreliefs am Konstantinsbogen wie
die unmittelbare Verbildlichung. Denn es sind keineswegs Jagdbilder der typischen
Art, wie sie in Menge schon in der griechischen Kunst auftreten, um nur den
Alexander-, den Klagefrauen-, den Satrapensarkophag und das Heroon.yon
Gjölbaschi zu nennen, wo nicht immer ganz die Langweiligkeit gleichmäßig
wiederholter Vorgänge vermieden wird. Auf den Rundreliefs sind es höchstens die
Bären- und die Eberjagd, die etwas formelhafter anmuten. Im ganzen aber sollen sie
offenbar nicht bloß schmücken, sondern berichten, sie sollen bestimmte, wir
können gleich sagen: historische Vorgänge darstellen. Die Bildnisniäßigke;it dejr
') Dio 69, 10, 3. Löwen. — Hoffas Meinung (a. O. 98), die Wen-
^) Athenaeus XV 677e. Weber 263. Zu den von düng des Spartian 26, 3 »venatus fre<}ueritissim'e
Athenaeus zitierten vier Versen ist ein großes leohem manu sua occidit« bezeichne eben dieses
weiteres Bruchstück auf Papyrus gefunden worden eine Abenteuer, ist unhaltbar. Man muß natu r-
(Hunt, Oxyrrhynchos Pap. VIII 73; vgl. Hoffa, lieh; verstehen: häufig den Löwen jagend, pflegte
Rom. Mitt. XXVII 191 2, 97 f.). Antinous nimmt er ihn mit eigener Hand zu töten.
an der Jagd teil und erhält von Hadrian die 3) Spart. .Vita 2&, 3; 10.' Dio 69,- 10; 2.
Ehre- des ersten Angriffs auf das Wild. Er ge- 4) Spart. 26, 4.' r', ; / 1 .■■ . ' • '^ , .: M
rät aber sogleich in Lebensgefahr. Der Kaiser 5) Domaszewski, Gesch.' der töin.: Kaiser.- II- 188;
eilt zu Hilfe und erlegt mit sicherem Stoße den Weber 78.'
1^8 H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian.
meisten Köpfe bestätigt das nachdrücklich. Aber so sehr der individuelle Charakter
der Darstellungen ins Auge fällt, oder vielmehr gerade deswegen, würden die
Reliefs auch für den antiken Beschauer nicht voll verständlich gewesen sein ohne
das erläuternde Wort. Es ist notwendig zu fordern, daß unterhalb der Bilder
Erklärungen eingehauen waren. Daß dies höchsteigene Verse des kaiserlichen
Jagdherrn und Dichters') gewesen, ist äußerst wahrscheinlich; auf Grund der
thespischen Weihinschrift und des Borysthenes-Epigramms möchte man es als
selbstverständlich annehmen. Natürlich wird darin die Angabe des Ortes oder
eine poetische Hindeutung auf ihn nicht gefehlt haben, wodurch zugleich der
ganze Umfang des kaiserlichen Jagdgebietes, das ja mit dem orbis terrarum fast
zusammenfiel, dem staunenden Leser vor Augen trat. Auch ohne die Er-
läuterungen aber muß versucht werden, ob und wieweit die überlieferten wich-
tigsten Jagdtaten etwa in den Bildwerken zu erkennen sind.
Zunächst dürfen nicht mit Petersen je zwei Bilder zu einem Ereignis
zusammengezogen werden, die Bärenjagd zum Silvansopfer, die Eberjagd zur
Artemis, der Löwe zum Herakles, deshalb weil die Exuvien der Tiere jeweils bei
diesen Opferszenen wiederkehren. Dies würde eine langweilige Tautologie sein.
Vielmehr mußte es darauf ankommen, von den zahllosen Jagden des Kaisers
möglichst viele und zwar die berühmtesten und gefahrlichsten zu feiern. Dem-
nach finden wir die drei wildesten Tierarten — Hirsche und anderes fehlt über-
haupt — je zweimal vertreten. Von den sechs verherrlichten Jagden ist zweimal die
Tötung des Tieres, einmal die Besichtigung der Strecke, dreimal das anschließende
Dankopfer nebst Weihung der Spolie dargestellt.
Die Andeutung der örtlichkeit ist mehrfach so, das man das Land entweder
ohne weiteres zu benennen oder doch ziemlich sicher zu erschließen vermag.
Das ergibt zugleich eine Zeitbestimmung, da das Reise- und Wanderleben
des Kaisers genügend bekannt ist. Denn wir dürfen als selbstverständlich vor-
aussetzen, daß jene in die Biographie und die Literatur übergegangenen Ereignisse
als die schlechtweg berühmtesten auch in die BUderreihe gekommen sind. Daß
sich bei den so versuchten Gleichsetzungen eine nahezu gleichmäßige Verteilung
der Bilder auf die beiden großen Reisezyklen des Kaisers ergibt, bestätigt diese
Voraussetzung.
Ein Bär, dessen Fell dem italischen Waldgott Silvanus geweiht wird (Abb. i,
11), kann nur in Italien selbst erlegt sein. Die einzige mit längeren Aufenthalten
verbundene italische Reise des Kaisers fallt in den Anfang der Regierungszeit
119/20 nach Chr. Sie ging, nach Süditalien; die Zeugnisse weisen besonders auf
Campanien^). Nun ist in Italien das Vorkommen von Bären vor allem für Lu-
kanien und Apulien ausführlich bezeugt, nicht nur von Plinius, sondern vor allem
auch durch die Dichter 3). Man muß also schließen, daß die Bärenjagd hier als
') Zur Jagdpoesie im allgemeinen vgl. das von ") Dürr 67. Weber 103.
Miller, *Jagdwesen der Griechen und Römer 3) Horaz, cnrm. III, 4, 17; epist. 16, 51. Ovid.
hübsch Zusammengestellte; über Hadrians eigene Hai. 58; trist. 3, 11, II. Hin. VIII 131. Vgl.
Dichtung Gregorovius, Kaiser Hadrian Kap. 12. Miller 97. O. Keller, Die antike Tierwelt I 175.
H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian. I^g
Sport besonders zu Hause war, und es liegt nahe, daß Hadrian von Campanien
aus sich diese Gelegenheit nicht entgehen ließ.
Die Artemisstatue (Abb. i, IV) kann nur Griechenland bezeichnen, denn die
italische Diana hat ursprünglicli mit Jagd wenig oder gar nichts zu tun. Dreimal
war Hadrian dort. Die letzte Anwesenheit 132 nach Chr. fällt ohne weiteres fort,
da sie nicht über Athen hinausging'). Auch von Herbst 128 bis Frühjahr 129
war er vorwiegend in Athen und Eleusis mit einer anschließenden, aber nur
kurzen Reise nach Sparta^). Am wahrscheinlichsten ist daher die Weihung des
Eberkopfes in die Jahre 124/25 zu setzen, wo Hadrian von Thessalien kommend
durch Mittelgriechenland nach Athen ging, um von dort eine große Rundreise
durch den Peloponnes zu machen. Vielleicht daß er vor allem in Arkadien, der
Heimat des Kultes der Artemis-Jägerin, die Gelegenheit hatte, durch eine Jagd-
spolie um die Gunst der Göttin zu werben.
In der Heraklesstatuette vor einem Tempel, an welchem ein Löwenfell
hängt (Abb. i, V), hat man ein Bild des von Hadrian besonders verehrten Hercules
Gaditanus erkannt, dessen Typus — neben den Panzertrophäen und der Nike
besonders charakterisiert durch das Akrostolion eines Schiffes in der Linken —
zuerst auf einer Münze des Hadrian bezeugt ist 3). Der berühmte Tempel dieses
Gottes in Gades, der mit demjenigen des Jupiter Capitolinus, der Diana zu
Ephesos, dem Apoll zu Didyma und andern in eine Reihe gestellt wird 4), muß
demnach mit dem Gebäude im Hintergrunde gemeint sein. Für Gades ist jedoch auf-
fallenderweise ein Besuch Hadrians nicht bezeugt, obgleich er den Winter 122/3
ganz in Spanien, vornehmlich in Tarraco zubrachte und es die Geburtsstadt seiner
Mutter ists). Auch kann das Löwenfell, das hier geweiht ist, kaum aus Spanien
stammen, wo wir von dem Vorkommen von Löwen nichts wissen. Es muß
vielmehr aus dem nahen Afrika sein. Daß nun Hadrian in jenem Winter 122/3 zur
Unterdrückung des mauretanischen Aufstandes persönlich nach Afrika gegangen
sei, wie Dürr annimmt, wird von Weber bezweifelt*). Keinenfalls dürfte damals
zu schwierigen Jagden Muße gewesen sein, da der Kaiser noch vor Beendigung
des Aufstandes wegen der unruhigen Parther eilig nach dem Osten abzureisen
gezwungen war. Die afrikanische Reise, die wir für die gaditanische Weihung
voraussetzen müssen, ist daher wahrscheinlich diejenige des Jahres 128. Der
Kaiser landete in Karthago und bereiste in aller Ruhe, überall für Straßen und
Bauten sorgend, die ganze Küste bis nach Mauretanien 7). Bei dieser Gelegenheit
') Weber 268. Herculesdarstellungen auf hadrianischen Münzen,
») Weber 205 — 211. bei denen sich fast durchweg das sonst für diesen
3) Sieveking, Rom. Mitt. XXII 1907, 358. Arndt, Gott ganz ungewöhnliche Beizeichen eines Schiffs-
Text zu Br.-Br. Taf. 565, 3. Spalte. Vgl. Peter teils findet (vgl. die Zusammenstellung bsi Peter
in Roschers Myth. Lex. I 2984f. RE VIII 581, a. O.).
20. Die hadrianische Münze mit dem Statuen- 4) Ulpianus 22, 6. Vgl. Röscher I 2985, 37.
typusabg. Petersen Rom. Mitt. IV 1889, 334. Fig. 3. 5) Weber 115 fg.
Die Deutung auf Hercules Gaditanus wird ge- ') Dürr 41. Weber 117.
sichert durch andere inschriftlich so benannte 7) Weber 201 — 204. Dürr 41, 70.
ICQ H. Bulle, EUn Jagddenkmal des Kaisers Hadrian.
eine Stiftung in das gegenüberliegende Gades, den Geburtsort seiner Mutter, zu
machen, konnten ihm Frömmigkeit und Eitelkeit in gleicher Weise nahelegen,
zudem der Hercules Gaditanus der Hauptgott seines Vaterlandes Iberien ist').
Dabei wäre eine kurze persönliche Anwesenheit von Afrika aus, die uns keine
Spuren hinterlassen hätte, nicht ausgeschlossen. Aber möglicherweise soll die eigen-
tümliche Darstellungsart des Götterbildes — wie eine Vision klein in der Luft
schwebend-) vor einem ganz schattenhaft gehaltenen Tempel — überhaupt ein
Ausdruck dafür sein, daß das Weihungsopfer in der Entfernung gebracht wurde.
Das pomphafteste der Bilder (Abb. i, VII), die Strecke des großen, mehr als
zwei Meter langen Löwen, über den die Jagdgenossen mit so stolzen Gebärden
verhandeln, darf ohne weiteres auf jene berühmteste seiner Jagdtaten bezogen
werden, die der alexandrinische Dichterling besungen hat, den libyschen Löwen.
Sie fallt dann in das Jahr 1303). ^
Somit bleiben von den eigentlichen Jagdbildern nur die Bären- und die
Eberjagd übrig, aus denen eine Ortsbestimmung nicht unmittelbar abzulesen ist.
Aber da wir die folgenreiche mysische Bärenhatz von Hadrianutherai vor
allem in dieser Reihe erwarten müssen, so werden wir das Bärenbild (Abb. i, III)
unbedenklich mit ihr gleichsetzen 4) ; dies wäre dann das Jahr 123 nach Chr.
Für die Eberjagd endlich (Abb. I, VI) gibt das jetzt fast allgemein an-
erkannte Bildnis des Antinous (vgl. unten S. 153) die Bestimmung. Sein Kopf er-
scheint auch künstlerisch besonders betont Leider haben wir kein unmittfelbares
Zeugnis, zu welcher Zeit Antinous zum Kaiser kam. Nach der älteren Annahme 5)
geschah es erst im Jahre 129 nach Chr.; doch berührte damals der Kaiser die
Landschaft Bithynien nicht, sondern reiste von Ephesos durch Pamphylien und
Pisidien nach Syrien^). Andererseits hält es auch Weber?) für nicht wahrscheinlich,
daß Antinous schon in dem Jahre, in dem Hadrian die Vaterstadt des Antinous,
Bithynion-Claudiopolis besuchte, 123 nach Chr., dem Gefolge des Kaisers ein-
gereiht worden sei. Damals wäre er etwa elfjährig gewesen, wenn wir ihn bei
seinem Tode 130 nach Chr. als viriliter puer etwa achtzehnjährig denken, wie man
nach den mehr porträtartigen unter seinen Statuen, z. B. der delphischen schließen
mag. Näher liegt, auch bei der Hitzigkeit der kaiserlichen Leidenschaft zur Zeit
seines Todes, daß Antinous dem Kaiser erst bei der Reise des Jahres 129 nahe-
getreten und somit nur in Kleinasien, Syrien und Ägypten bei ihm gewesen ist.
Auf alle Fälle kann man die gemeinsame Eberjagd nicht viel früher als ein oder
■) Weber 116, Anm. 403. Jagd nicht eben rühmlich bestanden hatte; vgl.
') Ähnlich wie z. B. die Erscheinung der 0ios- oben S. 147. Anm 2.
kuren auf dem bekannten Theoxenierelief im 4) Dafl die Schriftstellen von einer Bärin sprechen,
Louvre Reinach, Rep. Rel. II 256, 4. hier aber ein männliches Tier dargestellt ist,
3) Weber 262. Hoffa (Rom. Mitt. XXVII 1912, fällt als kleiner Schönheitsfehler der Inter-
99) will in dem Begleiter links den Antinous pretation nicht ins Gewicht, da hier ein fest-
sehen, was aber nicht angeht (vgl. unten S. 154). geprägter, auch auf den Hadriansmilnzen häufiger
Daß Antinous nicht mit dargestellt ist, begreift Typus .verwendet ist.
sich leicht aus dem Umstand, daß er bei dieser 5) Dietricbson, Antinous 3$.
') Weber 224. 7) Weber 126.
H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian. I c i
zwei Jahre vor den Tod des Antinous legen, da er schon als mannbarer Jagd-
genosse erscheint. Für den Ort kommt nur Kleinasien in Frage, denn in den
trockneren südlichen Ländern wird es kaum Sümpfe und Schwarzwild gegeben
haben. Wir haben also die Eberjagd in das Jahr 129 und am wahrscheinlichsten
ins kleinasiatische Hochland zu setzen.
Das Auszugsbild (Abb. i, I) gibt eine typisch sich wiederholende, auch von
der Poesie ■) gern gefeierte, ebenso in der neueren Kunst als wirksames Bewegungs-
bild beliebte Szene. Es gehört sinngemäß an den Anfang aller Jagden und
Reisen. Den Bogen verstehen wir dann als ein Stadttor Roms.
Das Opfer an ApoUon endlich (Abb. i, VIII) ist ebenfalls ein Bild, das ohne
Bezug zu einer bestimmten Jagd ist. Es kann daher nur den Schluß bedeuten,
die endgültige Heimkehr nach Rom. Amelung hat in der Götterstatue den von
Properz besungenen Apollon Palatinus vermutet-), welcher der Schutzgott des
kaiserlichen Hauses und Palastes ist. Ich glaube, daß sich ein noch engerer Be-
zug zu den Jagddarstellungen als solchen ergibt. Denn Apollon ist schon den
Griechen nicht nur allgemein Unheilabwehrer, sondern vor allem auch Schützer
vor Krankheit und Wunden ; und die Römer verehren ihn unmittelbar als Apollon
Medicus, als welchen ihn gerade Hadrian auf seine Münzen gesetzt hat?).
Zweifellos in diesem Sinne also bringt der Kaiser ihm das letzte Dankopfer dar
für glückliche Rettung aus aller Gefahr und für die Heilung der Verletzungen,
die ihm seine Jagdleidenschaft eintrug.
Die zeitliche Reihenfolge der Szenen wäre demnach diese:
I. Aufbruch aus Rom.
II. Opfer an Silvan, Bärenjagd in Süditalien, 119/20 nach Chr.
III. Die mysische Bärenjagd von Hadrianutherai, 123 nach Chr.
IV. Opfer an Artemis, Eberjagd in Griechenland, 124/5 nach Chr.
V. Weihung eines Löwenfells an den Hercules von Gades, afrikanische Reise,
128 nach Chr. •
VI. Eberjagd mit Antinous in Kleinasien, 129 nach ChV.
VII. Der libysche Löwe, 130 nach Chr.
VIII. Heimkehropfer an Apollon am Schlüsse aller Reisen, 134 nach Chr.
Die Darstellungen verteilen sich also ziemlich gleichmäßig über die ganze,
von 119 bis 134 währende Reisezeit, die in den Jahren 125 bis 127 durch einen
längeren Aufenthalt in Rom unterbrochen war. Und zwar fallen die Bilder I — IV
in den ersten Abschnitt von 119 — 124, V — VIII in den zweiten von 128 — 134.
Das ist eine wichtige innere Stütze der gemutmaßten Erklärungen und Zeitansätze.
Daß aber hiermit tatsächlich der ursprüngliche Plan des Ganzen gefunden sei,
dafür wurde mir eine ganz überraschende Bestätigung zuteil, als ich diese aus-
schließlich durch Interpretation gewonnene Reihenfolge nunmehr mit der Anord-
■) Seneca, Hippolyt if. Vgl. Miller, Jagdwesen 62. 3) Röscher, Myth. Lex. I 433, 3of. Als Heilgott
') Rom. Mitt. XV 1900, 202 f.; VVochenschr. f. auf MUnzen des Hadrian Fröhner, Medaillons de
klass. Phil. 1904. 906. Bieber, Rom. Mitt. XXVI l'erapire romain 30.
1911, 227.
Jihrbuch de» archäologischen Instituts XXXIV. 12
152
H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian.
nung am Konstantinsbogen verglich. Die Reliefs I — IV nämlich sind die der
Südseite, und zwar stehen sie am Bogen von links nach rechts genau in unserer
Abfolge. Die Reliefs der Nordseite V — VIII stimmen ebenfalls mit unserer Ord-
nung, sobald wir sie nur von rechts nach links betrachten, jedoch mit einer Ab-
weichung; die Antinousjagd hat am Bogen den letzten Platz links inne statt des
zweiten von rechts. Diese nahezu völlige Übereinstimmung unserer Chronologie
mit der Plattenfolge kann bei der Fülle der Kombinationsmöglichkeiten nicht
Zufall sein. Wir gewinnen vielmehr die Gewißheit, daß der Architekt bei der
Herübernahme der Platten die ursprüngHche Ordnung beizubehalten beabsichtigte.
Daß dabei die Antinousplatte aus der Reihe herausfiel und am Ende angefügt
wurde, kann durch ein technisches Versehen oder die Nachlässigkeit Unter-
geordneter entstanden sein, was nachträglich auszugleichen für den Architekten
nicht der Mühe wert sein mochte, zumal der individuelle Sinn der Bilder durch die
Umarbeitung der Kaiserköpfe ja ohnehin aufgehoben war. Jedenfalls bleibt, außer
mit dieser kleinen Hilfsannahme, unsere P>klärung völlig auf dem Boden des ge-
gebenen Tatbestandes, gegenüber den verschiedenen nach äußeren Schematismen
erfolgten willkürlichen Anordnungen, die Petersen und ihm folgend E. Strong
vorgeschlagen haben'). Merkwürdig bleibt zunächst noch der Umstand, daß die
Südseite von links nach rechts, die Nordseite von rechts nach links zu lesen ist.
Grade dies aber wird uns zu weiteren Erkenntnissen führen (S. [66).
Zuvor haben wir uns den Gestalten im einzelnen zuzuwenden. Ehe wir aber die
Köpfe studieren, muß Klarheit gewonnen sein über die sachliche Rolle der Männer,
die den Kaiser (A) umgeben. Auf jedem ReUef tritt eine Person (B) besonders
hervor, ein älterer würdevoller stets unbärtiger Mann, durch Haltung und Hand-
lung als der nächste beim Fürsten gekennzeichnet: beim Auszug und dem Silvans-
opfer steht er zu seiner Linken, bei den drei andern Opfern ihm unmittelbar am
Altar gegenüber, bei den beiden Ritten deckt er ihm die Flanke und bei der
Löwenstrecke ist er mit ihm in lebhaftester Unterredung, falls hier nicht das Spiel
der jetzt abgebrochenen Hände einen noch gewichtigeren Inhalt hatte, etwa
die Übergabe eines Gegenstandes, den wir kaum werden erraten können 2). Eine
weitere Persönlichkeit in ähnlicher Stellung zum Kaiser (BB), nämlich unmittelbar
hinter ihm, erscheint bei dem Opfer an Artemis (Gesicht zerstört, anscheinend
bärtig). Die zweite Rolle spielt durchgehends ein Mann (C), der, wo sein Kopf
erhalten ist, in mittleren Jahren zu stehen scheint und Backen- und Vollbart trägt.
Beim Auszug und der Löwenstrecke erscheint er zwischen den beiden Herren,
") Petersen, Rom. Mitt. IV 1889, 31 8 f.; Vom Alten
Rom 62; Neue Jahrb. XVII 1906, 523. E.Strong,
Roman Sculpture 137 f. — Daß wir übrigens die
ursprüngliche Reliefserie vollständig besitzen,
hat Petersen a. O. mit der Bemerkung erhärtet,
daß sonst der Architekt des Konstantinsbogens
nicht zwei weitere für die Außenseiten hätte hinzu-
arbeiten lassen.
') Eine naheliegende Kombination sei wenigstens er-
wähnt. t)a der Kaiser über das Gedicht des
Pankrates vom roten Antinouslotus so entzückt
war (oben S. 147 Anm. 2), so könnte der
liebedienerische Einfall bildlich hier so ausge-
drückt gewesen sein, daß der Vornehme dem
Kaiser eine löwenblutbespritzte Lotosblume über-
reichte. Aber lieber möchten wir den Kaiser
nicht auch noch der Monumentalisierung dieser
Geschmacklosigkeit zeihen müssen.
H.Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian. ico
bescheiden aber doch halb zugehörig im Hintergrund; beim Hercules- und
ApoUonopfer steht er unmittelbar hinter dem Kaiser, beim Artemisopfer hinter
dem Vornehmen B; jedesmal trägt er wie die Herren den langen Jagdspeer mit
der breiten Spitze'). Beim Silvansopfer endlich wird es C sein, der dem Götter-
bild den Kranz aufsetzt (Kopf fehlt). Dagegen fehlt er auf den beiden Reiter-
szenen, erscheint also nie zu Pferde. Eine dritte, jedoch überall verschiedene
Rolle spielen die Jünglinge (D). Beim Auszug führt einer den Hund, bei der
Löwenstrecke halten zwei die Pferde, beim Herculesopfer steht einer links hinter
C*); der Jüngling beim Silvansopfer betet; in den Jagdszenen endlich erscheint
jedesmal ein Jüngling als Teilnehmer der Jagd zu Pferde.
Nun werden in den römischen Jagdgedichten 3) die famuli, Jagdburschen,
und die comites, Jagdgenossen, streng unterschieden, jene meist Sklaven, denen
die Vorbereitung der Jagd, die Wartung der Pferde und Hunde obliegt (magister
canum), diese die eigentlichen Jäger, die amici des Jagdherrn. Als famuli sind
von dem Typus D an ihrer Aufgabe ohne weiteres zu erkennen der magister
canum beim Auszug und die beiden Pferdehalter der Löwenstrecke, ebenso wohl
auch der dienstbereite links auf dem Herculesopfer.
Hingegen werden wir aus der Gruppe D zunächst weniger sicher als Jagd-
burschen ansprechen dürfen den Jüngling, der auf dem Silvansopfer vor dem
Götterbild betend die Hand erhebt. Denn er dürfte sich vielleicht nicht so un-
mittelbar neben dem Jagdherrn an der heiligen Handlung beteiligen, wenn er
nicht als einigermaßen gleich- oder doch nahestehend betrachtet würde. In er-
höhtem Maße gilt das von den beiden Unbärtigen, die die Sau- und Bärenhatz
mitreiten. Hier gibt die Eberjagd den Schlüssel. Denn der hier auch durch die
Komposition auffallend hervorgehobene Kopf des Jünglings (R 2)4) = Abb. 2d, h
ist ohne Zweifel Antinous. Das charakteristische Profil mit dem sinnlich runden
Kinn, der kurzen Oberlippe und starken Nase, die flachgeführten Brauen mit den
tiefliegenden etwas trüben Augen sind unverkennbar, auch wenn die Stirn etwas
weniger vom Haar beschattet erscheint als gewöhnlich der Fall 5). Somit ist
auch der andere reitende Jüngling und vielleicht auch der betende als Liebling
des Kaisers zu erklären, ohne daß sie mit Antinous zu identifizieren sind. Denn
') Beim Herculesopfer ist' nur der Schaft in der Abbildungen der Köpfe bei Reinach, Rev. arch.
Rechten und am Oberarm nebst einem Puntello 1910 I Taf. i f., Nr. i f. Danach unsere Abb. 2,
neben dem r. Fuß erhalten, beim ApoUonopfer 3, 4.
die Ansatz- und Bruchspur am r. Oberarm und 5) Man vergleiche nicht die rundplastischen Köpfe,
r. Knie. Beim Herculesopfer fehlt der Kopf. sondern vor allem etwa das Relief des Antoni-
') Das Speerende über seiner linken Schulter ge- , nianos, Antinous als Silvan, Br.-Br. Taf. 635.
hört wohl nicht ihm, sondern wird von dem Die Identifikation mit Antinous ist überein-
Speer des C so vollständig gedeckt, daß es stimmend angenommen worden von Petersen,
dessen flache Fortsetzung auf dem Reliefgrunde Reinach, Studniczka, Arndt, Sieveking, Visconti
zu sein scheint. (Bullet, comunale 1886, 299), M. Bieber (Rom.
3) Miller, Jagdwesen 6f., 6of. Nemesian 298: fa- Mitt. XXVI 1911, 221). Webers Gegengrund
muli comitumque animosa iuventus. Vgl. auch (20, Anm. 72), daß »die Apotheosierung des
Orth in RE IX 567. JUnglings die Darstellung als Diener hindere«,
4J R 2, R 3 usw. verweist im folgenden auf die ist nach allem Gesagten hinfällig.
I e^ H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian.
der bei der Bärenjagd (R 26) hat ein energisches eckiges Kinn, einen trotzigen
Mund, hochgefiihrte Brauen, im ganzen etwas an skopasische Köpfe erinnernd;
er ist weit entfernt von der sinnlich weichUchen Art des Antinous. Gegenüber
diesen beiden individuell charakterisierten Köpfen ist der Betende des Silvans-
opfers (R 23) viel oberflächlicher gearbeitet und wirkt kaum porträtmäßig; er er-
innert an allgemeine griechische Schönheitstypen des 5. Jahrhunderts, in dem sehr
langen Kinn sogar an solche strengen Stils; eine gewisse Ähnlichkeit mit Antinous,
die man zu finden glaubte, verflüchtigt sich bei näherer Betrachtung. Man
muß bei der flauen Behandlung des Kopfes überhaupt zweifeln, ob neben den
beiden sicheren Lieblingen zu Pferd der Betende nicht vielleicht doch einfach als
»frommer Knecht« zu fassen und den famuli zuzuweisen ist.
Die Köpfe der famuli sind deutlich von jener halbidealisierenden Art,
wie wir sie an den Typen der Provinciae des Neptuntempels, an der »Thusnelda«
und ähnlichen klassizistisch-realistischen Bildungen finden. Der Magister canum
des Auszugs (R 17) ist ein Krauskopf mit starkem Unterkinn und dicken Lippen
nach Art des strengen Stils; mit Antinous scheint er mir in keinem Zuge etwas
zu tun zu haben. Der linke Jüngling auf der Löwenjagd (R 1 1) ist in Kopfbau und
Profilbildung etwa skopasisch, der rechte ebenda (R 12), mit »hellenistisch« auf-
gewühltem Haar, wirkt durch die ungeschickte Verschiebung der Gesichtsteile um
die Nase etwas realistischer als die andern, ohne aber Porträt zu sein. Der
Jüngling mit dem kleinen Wangenbart beim Herculesopfer (R 13) wird von
Reinach als personnage assez laid bezeichnet und der Kopf sieht auf den großen
Aufnahmen in der Tat mit seinem gedrungenen Umriß, gefurchter Stirn, zurück-
gezogenen Lippen ziemlich »römermäßig« aus; auf Reinachs Abbildung nach
dem Abguß dagegen erscheint er viel idealisierter und erinnert etwas an den
Münchner Diomedes. Diese unter sich sehr verschiedenen Köpfe sind also alle
nicht Bildnisse — den famuli konnte auch kaum die Ehre des Porträts zustehen —
sondern typische schöne Burschen im römisch-klassizistischen Sinne. Die
Antinousähnlichkeit, die manche Betrachter, besonders Reinach überall wittern,
mag vor allem auf der Dicklip]3igkeit beruhen, die den Künstlern in der
Zeit des grassierenden Antinousideals besonders im Gefühl stecken mochte').
Gehen wir von den somit erschlossenen Lieblingen und famuli über zu
der Persönlichkeit C, dem Bärtigen mit dem Spieß, so ist durch seine ganze Hal-
tung deutlich, daß er stets in zweiter Linie hinter den beiden Herren kommt,
aber schon wegen seiner Bärtigkeit nicht auf der Stufe der Jagdburschen stehen
kann. Im militärischen Verhältnis würden wir ihn einen Adjutanten nennen. Es ist
') In der Tat kehrt dieser Zug auch bei dem gemeint sei, was ja, wenn es richtig ist, einst
Kopfe der Apollonstatiie in so verstärktem Maße durch die Inschriften noch deutlicher zum .\us-
wieder, daß mir die Ähnlichkeit mit Antinous druck gekommen sein kann. Dann würde sich
auch in der Gesamterscheinung des Gesichts bei die Krklärung noch weiter in hadrianischer Denk-
jeder neuen Betrachtung zu wachsen schien. weise individualisieren: der Kaiser dankt seinem
Man muß daher die Frage aufwerfen, ob nicht vergiitlerten Liebling als dem Retter Apollon-
wirklich der als Apollon vergötterte Liebling Antinous. Bei der zweifelhaften Antinousähnlich-
keit des Kopfes mag dies indes fraglich bleiben.
H.Bulle, Ein Jagddcnkmal des Kaisers Hadrian. jce
offenbar der Jap;dnicister, der für die technische Leitung der Jagd verantwortlich
ist. Sobald das Wild bestätigt ist, ist er es, der die Netze stellt, diefamuli und die Meute
beaufsichtigt, die Treiber (subsessores) ansetzt usw. '). Darum wird es weder Zufall
noch künstlerische Raumnot sein, daß er, wie wir sahen, nie selbst als Jagender zu
Pferde erscheint. Vergleichen wir die Köpfe von C (Abb. 2 a — c, f, g) untereinander, so
ist bei dem Dianaopfer (R 29), der Löwenstrecke (R lO) und dem ApoUonopfer
(R 4) deutlich dieselbe Persönlichkeit gemeint, ein gutmütiges, nicht allzu in-
telligentes Gesicht mit etwas verschleierten Augen und mit der Barttracht, die
Hadrian in Mode gebracht hat*). Am Ende, beim ApoUonopfer, erscheinen die
Züge durchfurchter, gealterter. Wir dürfen also schließen, daß ein und derselbe
Mann als treuer auvsp^o? den Kaiser bei allen seinen Fährnissen begleitet hat,
weshalb sein Porträt mit Recht hier erscheinen durfte. Dann aber ist es nicht zu
kühn, auch bei dem Auszug (R 19 = Abb. 2e) in dem jugendlicheren Gesicht mit begin-
nendem Bartwuchs denselben bewährten Jagdmeister wiederzuerkennen ; der Schnitt
der Augen und die vortretende Stirn mit der tiefen Einsattelung an der Nasenwurzel,
das einzige, was bei der späteren Veränderung durch den Bart unmittelbar ver-
gleichbar bleibt, fügen sich sehr gut dazu.
Es bleibt der Typus des Vornehmen B zu ergründen, über den die Urteile
auffallend schwankend sind. Petersen und Stuart Jones nahmen drei verschiedene
Persönlichkeiten an, Arndt, Studniczka und M. Bieber nur zwei, aber in nicht
übereinstimmender Gruppierung, Reinach eine einzige 5). Bei der zweifellosen
Ähnlichkeit der sechs erhaltenen Köpfe kommt man am besten zur Klarheit, wenn
man sie so aufreiht, daß je die nächstverwandten nebeneinander kommen; dann
muß sich ergeben, ob das Schlußstück der Reihe von dem Anfang nur durch
stilistische Abweichungen getrennt ist oder ob in der Reihe irgendwo ein Bruch
eintritt. Stellen wir die beiden am charakteristischsten durchgeführten Köpfe R 7
und R 1 1 an die beiden Enden und gehen dann von R 7 als dem geistig be-
deutendsten Gesichte aus, so ergibt sich durch Angliederung die in Abb. 3 und
und 4 bustrophedon angeordnete Folge: R 7 (ApoUonopfer VIII), R 16 (Hercules-
opfer V), R 30 (Dianaopfer IV); R i (Eberjagd VI), R 28 (Bärenjagd III), R II
(Löwenstrecke VII). Vergleicht rrian nun R 7 und R 1 1 unmittelbar, so sind die
Unterschiede sehr groß. R 7 hat ein kleines eckiges Kinn, einen ziemlich breiten
Mund mit sehr vollen Lippen, die Wangen sind ziemlich weich und faltig, die
Augen groß geöffnet mit gewölbten Brauenbogen, die Stirn mäßig hoch, aber
flächig breit entwickelt. Bei R 11 dagegen ist das Kinn flach und stumpf, der
Mund klein mit schmalen zusammengepreßten Lippen, die Wangen straffer, jedoch
mit scharfen Falten um Mund und Nase, die Augen tiefliegend, schmal, stechend,
von den tiefsitzenden buschigen Brauen in fast horizontaler Linie überzogen ; die
') Vgl. Miller 60. andern schon deshalb nicht, weil der Thronfolger
^) Weber (19) will in diesem Manne auf VII Hadrian nicht an dritter Stelle hinter dem conies stehen
selbst erkennen, der als präsumptiver Nachfolger könnte.
neben Trajan stehe, welchen Weber in dem Kaiser- 3) Vgl. die Übersicht bei M. Bieber, Rom. Mitt.
bild vermutet. Das ginge abgesehen von allem .XXVI 1911, 217.
ic5 H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian.
Stirn ist hoch, rundlich gewölbt. Dies ist ein echtes energisches Römer-
gesicht, während jenes in einer gewissen sinnlichen, fast träumerischen Weichheit
beinahe an hellenistische Köpfe erinnert. Von den Mittelgliedern der Reihe
schließen sich R i6 und R 30 ganz offenbar an R 7 an, und ebenso deutlich R 28
und R I an R II. Nun ist allerdings zwischen den beiden Mittelsten der Reihe,
R 30 und R I, eine gewisse Ähnlichkeit, besonders in der Seitenansicht. Aber
der härtere und der weichere Gesamtcharakter bleibt auch im Profil noch ganz
deutlich. Und entscheidend ist, daß in der Vorderansicht die Grundunterschiede
von Stirnbildung, Brauenführung und Mund durchaus die gleichen sind. Wir
haben es also nicht mit stilistischen Abweichungen, sondern zweifellos mit zwei
verschiedenen Personen zu tun (B i, B 2). Für ihr Auftreten in der Reihenfolge
der Platten ergibt sich ein bestimmter Wechsel: B 1, der weichere Typus, er-
scheint in Relief IV (R 30), V (R 16), VIII ^R 7); B 2, der Römerkopf, in III
(R 28), VI (R I), VII (R II). Bei I und II sind die Köpfe verstümmelt. Wie
dies Verhältnis zu erklären, wird sich später ergeben.
Die Tatsache, daß die Unterscheidung der beiden so viel Schwierigkeiten
gemacht hat, leitet sogleich einen Schritt weiter. Denn die große Ähnlichkeit in der
Gesamterscheinung der Köpfe bei doch ganz verschiedener geistiger Individualität
kann zu gar keinem anderen Schluß führen als dem, daß die beiden Männer
Brüder sind. Und zwar ist B I offenbar der ältere; Hals und Wangen sind
etwas schlaff und fettleer geworden ; der Gesichtsausdruck ist von einer gewissen
Hoheit und geistigen Überlegenheit. B 2, der jüngere, mit strafferen Zügen und
knapperer Haut macht mehr den Eindruck einer praktisch-realistischen Natur.
Von B 2 besitzen wir zudem eine weitere Darstellung in dem vorzüglichen
Relief köpf im Lateran (Abb. 5)'). Wenn die hier etwas volleren hängenden
Wangen zuerst mehr an B l erinnern, so ist doch der scharfe Schnitt der Augen
und des Mundes unverkennbar der von B 2. Der prachtvolle Römercharakter
tritt in diesem lebensgroß gearbeiteten Bildnis noch deutlicher hervor.
Über die Stellung der beiden Brüder zu Hadrian, die wir zunächst als amici
bezeichnen können, geben die Reliefs noch weiteren Anwalt. Am Schlüsse
der Geschehnisse, bei dem Apollonopfer, steht B l nicht bloß als Opferbeistand
am Altar, sondern wie mit eigener Wichtigkeit neben dem Götterbild. Er hält
dabei das kaiserliche Jagdpferd am Zügel, welches hier, wo es nicht ein Jagdende,
sondern das Ende aller Jagden gilt, gewissermaßen am Dankopfer teilnimmt. Daß
es aber, statt vom Burschen, von dem Vornehmen geführt wird, weist auch für
diesen selbst darauf hin, daß er bei den Geschehnissen nicht als bloßer Jagdgast
und amicus dabei war, sondern als Verantwortlicher: er war, modern und kurz
gesagt, der Marschalk oder Oberstallmeister, dem ja auch die Jägerei obliegt.
Einen besonderen Hofbeamten mit dieser Aufgabe gab es im römischen Reiche
') Benndorf-Schöne Nr. 266. Arndt EA 2145 = Jones Datierung in flavische Zeit ist auch durch
Abb. 5. Stuart Jones, PapersBr.Sch.Rome III 1906, die Zusammengehörigkeit mit dem Reliefkopf
Taf. 30, I; S. 250. Vgl. Wace ebenda 285, 290. Lateran 258 = EA 2143 hinfällig, der hadrianische
Barttracht hat.
H. Bulle, Ein Jagddcnkmal des Kaisers Hadrian. izy
in der Tat seit Constantin. Er war mit wichtigen Rechten und schönen Titebi
ausgestattet, als der comes stabuli oder sacri stabuli, apy^u}v TÜiv ßaaiXixiLv itttoxojkuv
ein vir clarissimus oder spectabilis; sein Amt war eine comitiva primi ordinis,«
ganz wie in neueren Zeiten"). Allerdings waren im 2. Jahrhundert nach Chr.
solche Hofämter mit besonderen Aufgaben erst im Entstehen begriffen. Von
Hadrian wissen wir sogar insbesondere, daß seine Hofhaltung zumal auf den
Reisen die allereinfachste war-) und seine Lebensweise so spartanisch, daß die
Dichter darüber spotteten 3). Der allgemeine Begriff der cohors amicorum, der
Männer um den Kaiser, die jeweils nach Bedarf ihre Aufträge erhalten, hat jedoch
bereits seit Claudius eine Abspaltung erfahren in den comites Augusti, die vor allem
als richterliche Vertreter des Kaisers, dann auch allgemeiner als Hofmarschälle
verwendet werden*). Von den Personen, die Hadrian auf seinen Reisen begleiteten,
nennen nun die Schriftsteller, neben Sabina und Antinous auf der ägyptischen
Reise, bloß seinen späteren Adoptivsohn Ceionius Commodus. Aber ein gütiger
Zufall will es, daß die einzigen, von denen wir sonst noch als Reisegenossen er-
fahren, zwei dienstliche Begleiter Hadrians sind, die auf ihren Inschriften unter
andern staatlichen Ämtern und Ehren den Titel eines »comes Hadriani in Oriente«
anführen, und daß diese beiden Männer — Brüder sind. Seeck bemerkt dazu
(R. E. IV 627,10): »Die große Seltenheit der comites in dieser Zeit (2. Jahrh. nach
Chr.) scheint darauf hinzuweisen, daß .... der Kaiser bei jeder Reise nur einen
Comes hatte. Wenn zwei Brüder . . . bei Hadrians Orientreise erscheinen, so kann
dies Ausnahme sein; doch ist es auch möglich, daß sie einander abgelöst haben.«
Das fügt sich alles so merkwürdig glücklich zu den beiden kaiserlichen amici
unserer Reliefs, daß ich nicht anstehe, jene inschriftlich bekannten comites mit
ihnen zu identifizieren. Der eine ist T. Caesernius Macedo Quinctianus ; neben
militärischen Titeln nennt er sich in seinem langen cursus bonorum: t[riumvir
au]ro argen[to aere flando feriundo], [quaestor] candidatus, [tribunus] plebis candida-
[tus], [praetor candidatus] inter cives et peregrinos, co[mes imp.] per orientem,
p[raefectus alimentorum], [curator] viae Appiae, sodalis Augustaliss). Es sind so-
mit vorwiegend praktische Ämter, die er bekleidet hat; und das würde zu dem
realistischen Charakterkopf unseres B 2 gut passen. Der andere ist T. Caesernius
Statianus. Er war: XV vir stlitibus iudicandis, quaestor divi Hadriani, comes
eiusdem in Oriente, tribunus plebis, missus in dilectuni iuniorum a divo
Hadriano in regionem Transpadanam ; ferner zweimal Legat und schließlich
') RE IV 677, 45 f. 4) Seeck in RE IV 262f. Dessau ILS 206: Clau-
=) Gregorovius, Kaiser Hadrian 65. Dürr 5. dius ordnet den Julius Planta, »amicum et
3) Florus: Ego nolo Caesar esse, ambulare per comitum meum«, zur Untersuchung eines Rechts-
Brittanos . . ., Scythicas pati pruinas. Worauf Streits ab. Von Hadrian wird gerühmt: Cum
ihm allerdings der Kaiser gut herausgab: Ego iudicaret, in consilio habuit non solum amicos
nolo Florus esse, ambulare per tabernas, latitare suos aut comites solum, sed iuris consultos. Spart,
per popinas, culices pati rutundos. Spart, vita vita i8, I.
16, 3. 5) Prosopographia imp. Rom. I 266 Nr. 144. RE IV
1310, lof., Nr. 4. Dessau ILS 1069.
I cS H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadiian.
Cpnsul'). Sein Verhältnis zu Hadrian scheint also noch enger als das des
Bruders gewesen zu sein, da er kaiserlicher Vermögensverwalter war und einmal mit
einer besonderen, vielleicht viel persönlichen Takt erfordernden Sendung nach
Oberitalien betraut wurde, die er ausdrücklicher Erwähnung für wert hielt. Auch
als Richter hat er geamtet. So wird B i, der geistigere von den beiden Köpfen
der Reliefs, auf ihn bezogen werden dürfen. Daß sich dies natürlich nur zu
einem höchsten Grad von Wahrscheinlichkeit, nicht zur Gewißheit bringen läßt,
liegt auf der Hand^). Nach der zeitlichen Abfolge (vgl. S. 156) wäre B 2 auf der
ersten großen Rundreise des Kaisers in Kleinasien bei ihm gewesen (III Hadria-
nutherai, 123 nach Chr.), im folgendem Jahre 124/25 hätte ihn B i in Griechen-
land abgelöst (IV). B i begleitet den Kaiser auch von Rom 128 nach Afrika (V).
Auf der zweiten großen Reise ist abermals B 2 bei ihm (VI, 129 nach Chr., VII,
130 nach Chr.). Bei dem letzten Dankopfer jedoch tritt wieder B i auf, was zu
seiner bevorzugten Stellung, die wir aus dem cursus bonorum erschlossen, aufs
beste stimmt. Als Quaestor des Kaisers konnte er kaum auf längere Dauer von
Rom abwesend gewesen sein.
Daß aber B 2 die zweite große Reise bis zuletzt mitgemacht, wird durch'
ein anderes Denkmal bestätigt, daß auch für die Person des Jagdmeisters C
eine erwünschte Bestätigung liefert. Das Relief im Konservatorenpalast Abb. 63)
stellt eine feierliche Heimkehr Hadrians nach Rom dar, doch wohl die letzte von '
134 nach Chr. Vor einem Torbogen, dem Stadttor Roms wie auf unserem Aus-
zugsbild I, wird er empfangen von den drei göttlichen Gestalten der Dea Roma,
des Senatus und des Genius Populi Romani. Ein Lictor mit dem Bündel,
ferner ein Signifer und weitere Signa erscheinen im Hintergrund. Unmittelbar
geleitet aber wird der Kaiser von einem vorantretenden Jüngeren mit Hadrians-
bart und einem nachfolgenden bartlosen Älteren. Obwohl die Arbeit des Reliefs
viel geringer ist, so ist über diese beide Köpfe keinen Augenblick Zweifel. Der
erste ist unser Jagdmeister C'*), der andere unser Comes B 2, der jüngere
der beiden Caesernii mit den strafferen Zügen. Daß bei diesem solennen Einzug
nach endlosen Wanderjahren Hofmarschall und Jägermeister statt hoher Beamter
oder Militärs den Hadrian umringen, zeugt von derselben Intimität seines Ver-
hältnisses zu ihnen, wie die Jagdreliefs 5).
') Prosop. I 267 Nr. 145. RE a. O. Nr. 5. Dessau ■*) Daß das Lictorenbündel die linke Schulter
1068. unseres C zu überschneiden scheint, ist nur Un-
^) Übrigens ist auch der Vater der Brüder inschrift- geschick des Steinmetzen, denn es muß dem
lieh bekannt: T. Caesernius Macedo, 107 nach Manne im Hintergrunde gehören. Bei dem
Chr. procurator Augusti in Mauretania Caera- Schreitenden wäre es der Körperrichtung ent-
rensis. Prosop. I 266 Nr. 142. RE III 1309, 65, gegengesetzt und dieser könnte als Liktor unmög-
Nr. 2. lieh in der geleitenden Bewegung und dem in-
3) Der Kopf des Kaisers fälschlich als Marc Aurel timen Blick dem Kaiser so nahe sein. '
ergänzt. Abg. Br.-Br. Taf. 268 links. . Vgl. 5) Als Gegenprobe vergleiche man die ganz anders-
Helbig-Amelung, Führers I Nr. 894. Bieber, artigen Gefolgsleute auf den Apotheosenreliefs
Rom. Mitt. XXVI 1911, 219. für Sabina im Konservatorenpalast. Br.-Br. Taf.
405. Helbig-Amelung Nr. 897, 990.
H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian. j eg
Überblicken wir die Personen der Rundreliefs noch einmal zusammenfassend
in ihrer Rangfolj^e, so sehen wir den Kaiser ausziehend, jagend, opfernd, heim-
kehrend, immer begleitet von einem getreuen Hofmarschall B — abwechselnd,
wie wir glauben dürfen, einem der beiden Caesernii — , der ebenbürtig als
Freund mit dem Kaiser redet (VII), beim Opfer ihm wie eine Art Opferbeistand
gegenübersteht (IV, V, VIII), auf der Jagd zu Pferde ihm der nächste bleibt
(III, VI). Einmal (IV rechts) vermehrt sich das Gefolge um einen vornehmen
Jagdgast BB. Ein weiterer ständiger Begleiter und stets dieselbe Persönlichkeit
ist der »Jagdmeister« C, der beim Auszug noch jugendlich erscheint (I), später
die Barttracht seines Herrn annimmt (IV, VII, VIII); er reitet die Jagden nicht
mit, ist aber wie bei der Strecke (VII) so beim Opfer (IV ; V, Kopf verloren ; VIII)
stets anwesend und einmal vielleicht durch Bekränzung der Silvanstatue selbst
dabei tätig (II, Kopf verloren). Beim Schlußopfer aber an Aj)ollon — und das
scheint mir eine wesentliche Bekräftigung der ganzen Deutung — sind es nur
diese beiden, der Hofmarschall und der Jagdmeister, die an dem gesamten
Jagdruhm dieser langen Zeit Anteil haben. Alle noch übrigen Gestalten wechseln.
Zweimal erscheinen zwei Jugendliche als Jagdteilnehmer (III, VI), von denen der
eine Antinous ist, der andere wohl ein Liebling des Kaisers aus früherer Zeit.
Zuletzt kommen die famuli, die in einem Falle zu zweit auftreten (VII), teils
schöne Griechenburschen (I, II, VII links), teils derbere Köpfe (V links; VII
rechts).
So sind diese Jagdbilder bei näherem Eindringen immer mehr voll per-
sönlichen Lebens und historischer Unmittelbarkeit geworden, treue Abbilder der
Wirklichkeit, dabei aber doch eine Art idealer Verklärung der hochgemuten
Jagdfreuden des Kaisers. Es ist, als habe der stolze und etwas eitle,, aber doch
wieder menschlich weiche, in seinem Wesen bei aller Bildungsschwärmerei ein-
fache und immer leutselige Mann, dem es versagt blieb, Triumphzeichen über be-
siegte Barbaren zu errichten, statt dessen wenigstens seiner männlichen Kraft und
den wackeren Genossen seiner selbstgesuchten Gefahren ein persönliches Er-
innerungsmal schaffen wollen. Darum können wir, so gewagt der Versuch ist,
vielleicht auch noch die Art des Denkmals erschließen, zu der die Bilder einst
gehörten.
Die vollkommene Rundform ist im Aufriß in der antiken Architektur äußerst
selten, denn sie findet in dem streng auf den reohten Winkel gestellten System
des Quaderbaus nur schwer einen tektonisch begründeten Platz. Wohl gab es
einmal eine wichtige, aus dem Technischen entsprungene Rundform, nämHch die
kreisförmige Scheibe des Giebelakroters, die am ältesten Tempelbau die Stirn des
Firstbalkens abschloß ') ; aber gerade ihr frühes Absterben beweist unsern Satz.
Auch die entsprechenden Ausgußscheiben an den Abflußröhren der Traufseiten ^),
') Besonders bekannt vom Heraion in Olympia. =) Durni, Baukunst d. Gr.3 201, Fig. 175, wo die
Vgl. Benndorf, Über den Ursprung der Giebel- weitere Literatur. In Marmor auf der athen.
akroterien Ost. Jahresh. II 1899, if.; dazu Treu Akropolis Ant. Denkm. I Taf. 39, B.
ebenda 199.
l6o H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian.
die besonders bei Terrakottaverkleidung des Gebälks beliebt sind, wichen bald
der freien Form des Löwenkopfes, und die halbrunden Abschlüsse der Stirnziegel
(f,Ye}J.ovsc) ebenda werden durch das im Umriß gelöste Halboval der Palmette ver-
drängt. Ist somit gegen Ende der archaischen Zeit jede tektonische Rundform
so gut wie verschwunden, so scheint es nun ein ganz äußerlicher Weg, ein sach-
licher Anstoß gewesen zu sein, durch den zuerst wieder ein reines Rund in die
Architektur hineinkommt: an Wand und Gebälk, man denke an das Epistyl des
Parthenon, werden metallne Schilde als Siegeszeichen aufgehängt, und dieser Ge-
danke wird bald auch architektonisch weiterentwickelt, indem z. B. an der Koren-
halle des Erechtheions die kreisrunden Opferschalen, schmückend zugleich und
symbolisch, das Gebälk in langer Reihung füllen'). An der Tholos von Epidauros
geht das Schalenmotiv auf die Metopen über; hier kann uns die glänzende Durch-
führung der Skulpierung mit Nachbildungen getriebener Metallschalen darüber
hinwegtäuschen, daß dieser neue Schmuckgedanke doch ein etwas ärmlicher Aus-
weg ist gegenüber der älteren Füllung mit lebendiger Gestalt. Parallel hiermit
entwickelt sich die Füllung der Deckenkassetten mit skulpierten Rosetten. Mit
viel Glück hat dann die attische Gräberkunst auf ihren schlanken Stelen das Motiv
der gedoppelten Rosette verwendet, als eine Vermittlungsform zwischen der Glätte
des Schaftes und der bewegten Krausform des Akroters; auch hier dürfte ein
gegenständlicher Anlaß, die Anbringung der symbolischen Opferschale, der Ur-
sprung der Schmuckform gewesen sein. In der etruskischen und römischen Kunst
endlich wird es eine bequeme Gewohnheit^), die Metopen oder andere irgendwie
sonst entstehende Quadrate mit Schild, Schale oder Rosette zu füllen 3). Auch das
formal ungefähr gleichwertige Gorgoneion wird gern so verwendet. Und
schließlich werden alle diese Motive auch als billige Giebelfüllung benutzt, wenigstens
auf kleinen Denkmälern4) oder bei der Nachbildung größerer Tempelbauten im
Reliefs). Vereinzelt sind einmal runde Scheiben, wohl Schalen, an der Außen-
wand eines Rundheiligtums zwischen Flachsäulen zu bemerken auf dem helle-
nistischen Hermaphroditenrelief in Palazzo Colonna*"). Aber alle diese verschieden
gearteten Fälle zeigen nur, daß es innerhalb des griechischen tektonischen Systems
nirgend zu einer organischen Verfestigung der Rundform gelcommen ist, weil sein
auf den rechten Winkel, auf Tragen und Lasten gestelltes W^esen jeglicher Kurve
an Wand oder Decke widerstrebt. Als Gegenbild braucht man beispielsweise nur
romanische Bogenfriese, gotisohe Radfenster oder barocke Bullaugen zu nennen,
um zu verstehen, wie anders die neueren Architektursysteme von vornherein das
") Ein archaischer Vorläufer sind die Rosetten an Kieseritzky-Watzinger, Griech. Grabreliefs aus
den Anten des Siphnierschatzhauses in Delphi. SUdrußland Taf. 28, 407.
') Ein modernes Architektenscherzwort sagt: Wenn 4) .Sehr häufig auf etruskischen und römischen
der Architekt nichts weiß, macht er einen Kreis. Sarkophagen.
3) Zahlreiche Beispiele aus allen Zeiten bei Durm, 5) z. B. Schild mit Meduse auf den Kitharöden-
Baukunst der Etrusker und Römer» Abb. 36, 68, reliefs Schreiber, Hellenist. Reliefbilder Taf.
70, 71, 171, 407, 438, 439, 830, 836. Vgl. auch 35, 40.
«) Schreiber a. O. Taf. 15.
H.Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian. l5l
reine Rund auszubilden und zu nutzen vermochten, weil in Deckenwölbung und
Torgestaltung bereits die Harmonie verwandter Kurven angeschlagen war. Auch
in der römischen Architektur hat sich jenes Verhältnis nicht geändert. Für unsere
Rundreliefs besitzt dieser Umblick also nur den negativen Wert, daß wir sie mit
ihrem reichen Reliefleben nirgends als tektonisch geläufige Architekturglieder
unterzubringen vermögen. Auf keinen Fall sind sie wie die Metopenbilder aus
einer konstruktiven Situation als notwendiger Füllschmuck entstanden, wodurch
zunächst eine weitere Bekräftigung ihres Ursprungs und Wesens als redender, be-
richtender Bildwerke gewonnen wird.
Jedoch leitet der Ausgangspunkt der soeben skizzierten Formenreihe,
das Aufhängen der Schilde arp Parthenongebälk, auf eine neue Spur. In der
hellenistischen und besonders der römischen Zeit hat dieser Brauch offenbar nicht
nur an Umfang gewonnen — nachträglich mag auch an die Schilde am Pfeiler-
postament der Nike des Paionios erinnert sein, sowie an das Buleuterion von Mi-
let') — , sondern es sind auch aus dem Aufhängen wirklicher Schilde zwei nicht
unbedeutende Kunstformen entstanden. Ich meine die hängenden Oscilla in den
Peristylen der griechisch-römischen Privathäuser, ferner jene Porträtbilder in Medail-
lonform, die die Römer imagines clipeatae nannten. Das eine ist wohl eine mehr
dekorative Entwicklung. Das andere hat sachlichen Ursprung, aus welchem als
eine Nebenentwicklung die für uns hier wichtige Form des skulpierten Ehren-
schildes hervorgeht.
Die Rolle des Clipeus als redender Kunstform läßt sich in dem von Albert')
zusammengetragenen Material einigermaßen überblicken. Scipio soll zuerst die
Bildnisse seines Vaters und Großvaters auf seine Schilde gesetzt haben ; Appius
Claudius hängte so die Porträts seiner Ahnen im Tempel der BeUona auf, und
diese Art der Ruhmesverkündung eines Geschlechts wurde dann allgemeine Sitte 3).
Auch für die Außenarchitektur wird das gelegentlich angewendet. Nach Münzen
zu schließen waren Imagines clipeatae an der BasiHka des Aemilius Paulus, und
zwar an der Balustrade des oberen Stockwerks angebracht 4), ferner an dem großen
Eingangsbogen zum Trajansforum, und zwar an der äußeren Schauseite oberhalb
des Tors und der Statuennischen 5)^ In großartiger monumentaler Verwertung ist
ein Schildbild des Antoninus Pius von dem Giebel der jüngeren Propyläen in
Eleusis erhalten f'). Auf die Rundbilder am Trajansforum hatte schon Arndt?)
als»Parallele für die Hadrianstondi hingewiesen, doch sind es dort nach Donaldsons
■) Wiegand, Milet II 3, S. 46, 52, Taf. 5. 6. ■•) Münzen des Lepidus Daremberg-Saglio a. O. Abb.
-) Bei Daremberg-Saglio, Dict. des Antiquites I 1666. Hülsen, Forum Romanum 117, Abb. 56.
1258 s. V. clipeus VI. — 3) Plin. n. h. 35, 3. 5) Münze des Trajan. Donaldson, Architectura
Das auf den älteren Claudius Drusus gedeutete Numismatica 67; danach Baumeister, Denkm. d.
Schildporträt im Louvre (Clarac 162, 322) zeigt klass. Altert. III, 1873, Abb. 1979.
noch die richtige Schildwölbung samt einem nach ^) Phot. Alinari 24808. Unedited Antiquities of
Metallart ornamentierten breiten Rand um das Attica, by the society of Dilettanti (1827), chapt.
Bildnis. — Clipeus mit Blattrand aus Cumae II Taf. 2.
Mon. d. Lincei XXII 1913, 34, Abb. 5. 7) Zu Br.-Br. Taf. 565 Anm. 10.
l62 H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian.
Abbildung zweifellos Büstenbilder; außerdem wäre eine so hohe Anbringung für
unsere Reliefs nicht denkbar, wie schon Sieveking gezeigt hat.
Die eigentliche Parallele sind vielmehr die metallenen Schilde, auf welchen
nicht das Bild, sondern die Ruhmestaten eines Mannes in Relief dargestellt waren.
Leider sind die Zeugnisse dafür spärlich"). • Aber in dem Marmorrelief von Lauren-
tum ist wenigstens ein Beispiel in dürftiger Steinnachbildung erhalten, ein Ehren-
schild für Alexander den Großen, auf welchem in der Kompositionsweise des
Parthenonschildes die Schlacht von Arbela dargestellt ist; der Schild wird von
den archaistisch gewandeten Gestalten der Asia und Europa über einen Rundaltar
emporgehalten»). Ähnlich wird auf einem Campanarelief von zwei Niken zwischen
Vcxilla ein Schild gehalten, auf dem nicht, wie bei den entsprechenden Münz-
typen, bloß eine Inschrift, sondern das Bild der Roma angebracht ist3). Wir
werden nicht fehlgehen mit der Annahme, daß, wenn der Senat dem Augustus4),
Caligula5), Claudius Gothicus^), oder wenn Antoninus Pius dem Divus Hadrianus?)
einen goldenen Ehrenschild aufstellt, dieser doch nicht bloß Worte, sondern auch
Bildwerk getragen haben wird. Es scheint mir, daß wir in den Rückseiten der
berühmten Goldmedaillons von Abukir*) mit ihren Viktorien und Trophäen ver-
kleinerte Nachbildungen solcher Ehrenschilde zu erblicken haben, was zu ihrer
von Dressel erläuterten Bedeutung als vizr^Tr^pia bestens stimmt.
Aus dieser Gedankenreihe heraus werden nun endlich die Rundreliefs des
Hadrian verständlich. An sich hätten die Darstellungen ebensogut oder besser
auf rechteckigen Platten untergebracht werden können; denn die Kompositionen
sind keineswegs innerlich auf das Rund angewiesen, im Gegenteil macht dieses
dem Künstler vielfach Mühe, wenn er z. B. die Bäume auf Artemisopfer und Eber-
jagd nicht eben glücklich in den Kreis zwängt. Die Rundform war also offenbar
vom Bauherrn angeordnet, entsprang einem gegenständlichen, nicht künstlerischen
Bedürfnis und gibt den Reliefs von vornherein den bestimmten Sinn: Ruhmes-
schilder. Denn wenn es auch nicht die wirkliche Schildform mit gewölbtem
Rücken mehr ist, so mußte dem Beschauer doch beim Anblick der runden Scheiben
an der Wand die Analogie der clipei sogleich zu Gefühl kommen. Dieser über
das Dekorative und das Erzählende hinausgehende letzte Sinn der Reliefs wird uns
für den Charakter des Bauwerks, zu dem sie gehörten, noch wichtig werden.
Zunächst ist rein formal zu überlegen, wie sie in eine Architektur
einbezogen sein konnten. Hier weist jene andere Kunstform, das Oscillum, ^en
Weg. Solche Marmorscheiben, kreisrund, oder in der Nebenform der halbmond-
artigen Amazonenpelta, sind meist auf beiden Seiten mit Relief geschmückt, meist
auf der einen mit hohem, auf der andern mit flachem; sie sind uns besonders von
') ^'gl- Jahn, Griech. Bilderchroniken 56. 4) Mommsen, Monumentum Ancyranum cap. 34;
=) Jahn a. O. Taf. 6 M. Daremberg-Saglio I 125S S. 149, 152.
Fig. 1665. 5) Sueton, Caligula 16.
3) V. Rohden-Winnefeld, Terrakottareliefs der röm. ') Trebellius Pollio, Claudius 3 (Script, bist. Aug.
Kaiserzeit Taf. 75, i. ed. Peter III 125, i).
7) Vita Antonini Pii 5,2 (Peter 1 37,21). ') Dressel, Abh. Preuß. Akad. 1906 Taf. 1,2.
H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian. iß-^
Pompeji her geläufig als Schmuckwerk der Peristyle'), hängend oder auf Sockeln
zwischen den Säulen, mit der Hochreliefseite auswärts dem stärkeren Lichte zu-
gekehrt. Daß ihre Form sich aus der beliebten Aufhängung wirklicher Schilde
entwickelt hat, zeigt zum Überfluß die Darstellung von Schilden zwischen Säulen
auf Campanareliefs =). Es war nur ein kleiner Schritt, diesen beweglichen Schmuck
auch auf der Wand selbst anzubringen. Aber die konstruktive Strenge der alten
Kunst hat sich dagegen gesträubt, dies ohne einen tektonischen Anhalt zu tun, und
wir finden mannigfache Versuche, die Bindung des Runds auf der Fläche herzu-
stellen. Nur in dem schon verwildernden vierten Stil der pompejanischen Deko-
rationsmalerei kommen Rundbilder ganz für sich, gewissermaßen schwimmend auf
einer großen Fläche vor 3). In den Deckendekorationen der Gräber an der Via
Latina dagegen sucht man die Tondi etwas mühsam und nüchtern durch das Leisten-
werk der anstoßenden rechteckigen Felder festzuspannen4).
Für Werke aber von so starkem formalem Gewicht wie die hadrianischen
Reliefs haben wir von vornherein eine festere Eingliederung vorauszusetzen. Ein
von Sieveking mehr hingeworfener Gedanke 5), daß sie etwa zwischen Pfeilern an-
gebracht gewesen seien, gewinnt nunmehr seine Begründung. Denn wir brauchen
nur das System der zwischen Säulen hängenden Oscilla in fester Form
auf die Wand übertragen zu denken, um ein Gesamtbild zu haben, wie wir es
brauchen. Daß die römische Kunst solches Dekorationssystem tatsächlich gekannt
hat, wird durch ein kleines Denkmal erwiesen. Auf den so lehrreichen Reliefs
von den Grabmälern der Haterier, die 1848 bei Centocelle gefunden wurden, ist
ein römischer Grabbau dargestellt (Abbildung 7)^), auf hohem Unterbau ein korin-
thischer Prostylos, die Langseite durch vier Pfeiler gegliedert. Zwischen diesen
ist die Wand in halber Höhe durch querlaufende Reliefstreifen geteilt und in den
so entstehenden Quadraten finden sich unten Relieffiguren der Parzen, oben aber
drei Tondi mit den Büsten der Kinder der Grabinhaberin. Die beiden äußeren
sind von Kränzen umrahmt, das mittlere ist von muschelartiger Bildung. Die
Herkunft dieser Wandgliederung aus dem Hellenistischen beweist ein Grab-
relief des 2. Jahrhunderts v. Chr. aus dem Mithridatesberg bei Kertsch, auf welchem
— ganz wie in der theoretischen Überlegung vorausgesetzt — richtige Schilde
zwischen den Wandsäulen hängen; ebenso ist die Wand in halber Höhe durch ein
Querband, das Gesims einer Schranke geteilt (Abb. 8)7). Auch hier schon haben
die Schilde deutlich den Sinn der Ruhmverkündung. Denn der Verstorbene ist
unten als siegreicher Feldherr im Bilde des Ares dargestellt, von Nike gekrönt
und von seiner Gattin als Aphrodite begleitet. Der Tempel aber, in dem er seine
■) Mau, Pompejis Anhang Literaturnachweis von 3) z. B. Durm, Baukunst der Römer' Taf. zu .S.
Drexel S. 62, zu 466. 49S; Mau, Pompeji ' Abb. 283; u. öfter.
-) Daremberg-Saglio a. O. Fig. 1668. 1669. v. Roh- 4) Durm a. O. 771, Abb. 854.
den-Winnefeld, Architekt. Rom. Thonreliefs Taf. 5) Rom. Mitt. XXII 1907, 356.
71, i; 143, 2; 3. Österr. Jahresh. VI 1903, 16 ') Benndorf-Schöne, Lateran Nr. 344. Mon. d. I.
Abb. II. • V Taf. 8. Brunn, Kl. Schriften I 85, Abb. 27.
7) Kieseritzky und Watzinger, Griech. Grabreliefs aus SUdrußland Taf. 28, 407.
i6j, H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian.
Schilde aufgehängt hat, wird durch die Büste im Giebelfeld als der seiner Stadt-
göttin (Mauerkrone) bezeichnet.
Für die Hadriansreliefs ist hiernach nicht nur die EingUederung zwischen
Pilaster zu übernehmen, sondern auch die Querteilung der Wand durch einen
Streifen, auf welchen sich nun von selbst für die vorausgesetzten dichterischen
Erläuterungen der beste Platz findet'). Doch wird man sie wohl besser niclit so
eng in den Raum einspannen, sondern damit ihre feine Bildform nicht erdrückt
wird, sie mit einem gleichmäßig freien Raum ringsum anordnen. Daß der Künstler
des Konstantinsbogens seinerseits einen, wiederum reliefierten, Horizontalstreifen
unter die Tondi setzte, gibt unserer Herstellung eine weitere Stütze. Denn bei
der Seltenheit der Rundmotive muß ihm das Festhalten der vorhandenen An-
ordnungsidee das nächstliegende gewesen sein; so fand er auch am leichtesten
die Vermittlung mit der darunterliegenden Bogenform der Toröffnung. Doch
mußte dieser Querstreifen hier erheblich höher und kräftiger werden als er
ursprünglich unter den Tondi gewesen sein kann, denn am Bogen ist er zugleich
ein innerhalb der Säulenfassaden den ganzen Kern des Bauwerks umschließendes
Band.
Die ehemalige Höhe des Rundreliefs über dem Boden hatte Sieveking ge-
fühlsmäßig mit etwa 2 m angenommen. In der Tat verbietet die sorgfaltige Aus-
führung der Köpfe mit ihrer nur etwa zweidrittel Lebensgröße ein zu hohes Hin-
aufrücken. Jedoch kann dieser Schluß keineswegs mit Sieveking aus den bei der
Wiederversetzung gemachten Abarbeitungen erhärtet werden. Denn die unten
weggenommenen Teile sprangen nicht so erheblich vor, daß sie die Sichtbarkeit
in der neuen großen Höhe am Konstantinsbogen irgend beeinträchtigt hätten, da
man hier die Reliefs ohnehin nur in bestimmtem Abstand betrachten kann. \'ie\-
mehr sind die Abarbeitungen erfolgt, um die hohen äußeren Ränder der Tondi
mit der flachen Leiste der darunter liegenden konstantinischen Reliefs abzugleichen.
Die Art dieser Abarbeitungen ist verschiedenartig. An allen Reliefs ist der
äußerste Rand ringsum flach abgemeißelt, wobei die Krönelung durch das Zahn-
eisen belassen wurde; bei der Löwenstrecke ist bei dem Manne rechts das auf
den Rand übergreifende Lanzenende roh nachgearbeitet. Ursprünglich wird die
äußere Umrandung ein Rundstab gewesen sein, wie er an den imagines clipeatae
üblich^). Unterhalb der Standflächen der Figuren sind die Reliefs erheblich be-
schnitten, so daß das volle Rund überall verloren ging. Am stärksten bei dem
Auszugsrelief (I) und dem Silvansopfer (II), wo eine ganz gequetschte Form heraus-
kommt. Am wenigsten ist das Rund beschnitten bei der Löwenstrecke (VII), da
das liegende Tier weit auf den Rand übergreift; wenn man den Kreisbogen schlägt,
so fehlt, nach der Photographie berechnet, an der Höhe nur bis etwa 9 cm. Die
Abarbeitung geht genau von der Löwenpranke bis zur Schwanzspitze; links und
rechts setzt dann gleich die flache Abarbeitung des Rundstabes an, die unteren
') Die »Fuße« unter den Rundreliefs (Rom. Mitt. ') Z. B. bei dem Menanderclipeus in Marbury Hall
XXII 1907, 356) sind nur technische Behelfe Bernoulli, Griech. Ikonogr. II 106 Abb. 8. Stud-
und verschwanden hinter der Wandbekleidung. niczka, Menander, Neue Jahrb. XXI l9i8Taf.6, 2.
H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian. I65
Teile des Löwen waren also ursprünglich stärker in diesen eingebettet. An
den anderen Reliefs läuft die Abarbeitung des unteren Randes ungefähr von dem
einen bis zum anderen Ende des Segments, indem der ursprüngliche Kreisbogen
durch einen ziemlich regelmäßig geführten flacheren ersetzt ist; der fortgefallene
Teil beträgt bei den meisten Stücken etwa die Breite der Randleiste, beim ApoUon-
opfer etwas mehr. Der Sachverhalt ist also offenbar der, daß bei der Versetzung
von I und II die Befürchtung bestand, der Raum oberhalb der ReHefs werde nicht
reichen, weshalb unten ziemlich energisch und roh abgenommen wurde. Weiter-
hin sah man, daß so viel nicht nötig war, und gab sich auch Mühe, die Ab-
gleichung regelmäßiger zu machen. Das ist wieder eine kleine Bestätigung, daß
wir mit Recht ein Versetzen der Reliefs in der alten Reihenfolge annehmen. Durch
die Beschneidung und teilweise Wegnahme des Rundstabes wurde dann eine durch-
gehende Überarbeitung der Segmentflächen nötig, auf denen nirgends mehr
alter geglätteter Reliefgrund vorhanden, die Oberfläche vielmehr überall gerauht ist,
und zwar mehr oder minder sorgfältig. Bei der Bärenjagd hat dazu, etwas ober-
halb der Fußleiste am Rande beginnend, eine zweite rohere Überarbeitung statt-
gefunden, offenbar um die noch nicht genügende Abgleichung mit der Randleiste
des konstantinischen Reliefstreifens nachträglich vollständig zu machen. Auch die
Fußleisten der Figuren sind dabei meist in Mitleidenschaft gezogen worden. Un-
versehrt ist nur der Felsboden bei der Löwenstrecke, außer einer abgearbeiteten
Stelle unter dem rechten Fuß des linksstehenden Mannes. Hingegen ist bei der
Bärenjagd der vordere Rand des Felsbodens in unruhigeren Formen nachgearbeitet.
Von den architektonischen Fußleisten scheint die beim Artemisopfer unverändert,
wohl auch die stark bestoßenen, aber kräftig vorspringenden beim Auszug und
beim Silvansopfer. Beim Herculesopfer und der Sauhatz jst der obere flache
Teil des Profils rauh abgearbeitet. Beim ApoUonopfer ist der erhaltene Rest des
Fußleistenprofils zwar ziemlich glatt, die Profilierung erscheint aber reichlich
schwächlich, sodaß man zunächst an Überarbeitung glauben möchte. Aber dann
wäre unverständlich, warum man das Profil nur in dem mittelsten Teil neu machte,
es aber an beiden Seiten wegnahm; es ist also vielleicht doch ein ursprünglicher
Rest. Durchweg ist dann, mit Ausnahme der Löwenstrecke, die ganze Fläche
der Segmente übergangen worden. Wahrscheinlich war unterhalb der Fußleisten
ursprünglich eine Ornamentfüllung vorhanden, die der Verringerung der Höhe
zum Opfer gefallen ist.
Über den ursprünglichen Ort der Rundreliefs, hat Hülsen •) die Vermutung
ausgesprochen, daß sie vielleicht zum Schmucke eines Raumes in den dem Kon-
stantinsbogen benachbarten Kaiserpalästen gedient haben könnten. Aber von
einer Bautätigkeit Hadrians an den älteren Palästen hören wir nichts; seine Vor-
liebe gehörte, seit er dauernd in Rom war (134 — 138 nach Chr.), ganz der Tibur-
tiner Villa als seiner eigentlichen Wohnstätte. Auch scheint mir der Charakter
der Reliefs mit ihren fünfmaligen Opferbildern notwendig auf einen religiösen Ort
'■) Jordan-Hülsen, Topogr. der Stadt Rom III 3 S. 26 Anm.
l66 H. .Bulle, Ein Jagddenknial des Kaisers Hadrian.
ZU weisen. Bleiben wir zunächst bei der Analogie des Grabtempelchens vom
Haterierrelief, so könnte man ein Weihetempelchen voraussetzen, dessen beide
Längsseiten außen je vier der Tondi getragen hätten. Dem stellt sich aber sehr
bestimmt in den Weg, daß dann die Reihen nicht als eine Einheit empfunden
und ihre chronologische Ablesung nicht möglich gewesen wäre. Denn da, wie
oben erschlossen, die erste Reihe von links nach rechts, die zweite von rechts
nach links läuft, so wäre an den Außenwänden eines Gebäudes nur das Schema A
/Abb. 9) möglich. Man müßte also die erste Reihe rückwärts entlang gehen, ehe
man auf der anderen Seite den Anfang der zweiten auffinden könnte; auch würde
man nicht, wie es für das Gefühl aller von links nach rechts schreibenden Menschen
natürlich ist, den Beginn des Ganzen links finden. Diese Schwierigkeiten fallen
weg, sobald wir die Reliefs in einen Innenraum von der Art setzen, daß der Be-
schauer nicht auf ein Umwandeln des ganzen Raums, sondern auf ein Ablesen
zweier Längswände im Nacheinander angewiesen ist. Diese Bedingung wird
von allen Durchgangsräumen erfüllt, indem man in ihnen natürlicherweise vom
Ende der ersten Reihe in der Diagonale zum Anfang der zweiten zurückkehrt, um
sich dann dem hinteren Ausgang zuzuwenden, nach Schema B (Abb. 9). Da wir
Profanräume bereits ausgeschlossen haben, so ließe sich etwa an die Vorhalle
eines Tempels denken. In der Tat habe ich ernsthaft erwogen, ob nicht etwa
der Pronaos des Tempels der Venus und Roma, der I2I gestiftet, aber erst 135
geweiht wurde, einen geeigneten Platz böte. Die Vorhalle wird in der Rekon-
struktion bei Hülsen') mit etwa 10 m Tiefe gezeichnet, und das erschlossene
Pfeilersy.stem ließe sich gut anbringen. Auch könnte man auf den Umstand hin-
weisen, daß der Tempel im Jahre 307 durch Brand schwer beschädigt wurde,
durch welche Katastrophe die Fortnahme der Reliefs veranlaßt oder gerechtfertigt
sein könnte. Aber es stehen innere Gründe entgegen. Mit keiner der Tempel-
inhaberinnen haben die dargestellten Dinge etwas zu tun. Wenn wir zwar in
griechischen Götterbezirken in Menge auch die Altäre anderer Gottheiten zu sehen
gewohnt sind, so würde es doch wohl der römischen rationalistischen Denkweise
zuwiderlaufen, den Dank an fünf Gottheiten durch Bilder auszusprechen an einem
Bau, der ganz anderen Göttern gewidmet ist. Vor allem aber verlören die Reliefs
an einer solchen Stelle alle Intimität und ihren persönlichen Bezug. Und dies
würde ebenso eintreten, wenn wir statt des Romatempels etwa an die Vorhalle
des palatinischen ApoUon denken wollten. Vielmehr müssen wir eine Lösung
suchen, bei welcher ihr Charakter als »Weihreliefs« im alten griechischen Sinne
zusammenlallt mit dem eindeutigen Ausdruck der persönlichen Verherrlichung
des Herrschers.
Obwohl ich mir bewußt bin, im folgenden eine rein hypothetische Konstruktion
vorzulegen, glaube ich doch durch die bisherigen Ausführungen, soweit es nach
der Beschaffenheit unseres Materials überhaupt möglich, diesen Herstellungsversuch
methodisch .so vorbereitet zu haben, daß er über die Stufe eines bloßen Einfalls
■) Hülsen, Forum Kumanum Taf. II.
H. ßulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian. 167
hinausgehoben ist. Weiterhin glaube ich ihn durch künstlerische Gründe soweit
stützen zu können, daß man ihm ein Höchstmaß von Wahrscheinlichkeit nicht
absprechen darf, da er sich ausschheßUch auf bekannte antike Formgedanken auf-
baut. Um es mit einem Worte zu sagen: alle bisherigen Forderungen — Durch-
gangsraum, heiliger Ort, persönliches Denkmal — werden erfüllt durch eine An-
lage wie die der Ära Pacis Augusti, also die rechteckige Umfriedigung eines
Altars mit vorderem und hinterem Ausgang. Die Reliefs sind zusamt der er-
schlossenen Pilasterumrahmung auf den Innenseiten der etwa 4 — 5 m hoch zu
denkenden Wand so zu verteilen, daß auf jede Seite zwei von ihnen treffen. Nimmt
man, um die räumliche Probe zu machen, versuchsweise an, daß jedes der Reliefs
von 2,20 m Durchmesser jederseits etwa 0,40 m lichten Raum, jeder Pilaster etwa
0,50 m Breite beansprucht, so erhalten wir Achsweiten von 3,50 qi. Setzen .wir
zu den je zwei Achsweiten einer Seite für die Türen je eine weitere Achse an
den Querseiten hinzu, so ergibt sich ein Rechteck von etwa 10,50 zu 7 m. Im
Innern findet dann ein Altar von etwa 6 zu 3 m Platz, was alles das Schema
Abb. 10 erläutert. Es ergeben sich dabei ganz ähnliche Abmessungen wie bei
der Ära Pacis Augusti (11,60 zu 10,60 m)') und bei dem verwandten Altarbau
von Kos (12 zu 6 m)=), dem jedoch der hintere Ausgang mangelt. An das Pracht-
stück eines derartigen von einem ajjxos umhegten Altars, den großen pergamenischen,
braucht nur erinnert zu werden. Nach Analogie des pergamenischen und kölschen
könnte man auch eine Säulenstellung außerhalb der Außenwände hinzudenken,
wenn man die Ähnlichkeit mit den griechischen Werken vollmachen will. Der
doppelte Zugang jedoch käme von der Ära Pacis her.
Die Abfolge der Reliefs hat jetzt zu ihrer sachlichen auch die räumliche
Logik bekommen. Zur Linken ist die erste, zur Rechten die zweite große Reise
des Kaisers verewigt. Vom Ende der ersten Reihe bei IV begibt man sich wieder
nach vorn zu V, um durch die zweite Reihe der Bilder zum hinteren Ausgange
entlassen zu werden. Die verschiedenen Richtungen innerhalb der Kompositionen
finden jetzt durch die Knickung der Wände gleicherweise ihren Sinn. Bei einer
Anordnung auf zwei geraden Wänden (Abb. 9B) wäre es sonderbar, daß die Anfangs-
bilder I, II und V, VI, statt vorwärts zu leiten, mit ihrer Bewegungsrichtung so
energisch dem Beschauer entgegengehen, wogegen diese Bewegung sich in der
Mitte umkehrt, bei III völlig, bei VII in schwächerer Weise (der Löwenkopf ist
gegen links gewendet, in der Mittelgruppe geht die Bewegung nach links auf den
Kaiser zu), während endlich die Schlußbilder ohne jede Bewegungsrichtung bleiben.
Bei unserer Anordnung hingegen (vgl. die Richtungspfeile Abb. 10) wird ohne
weiteres verständlich, daß I und V sich gegen die Türöffnung zu dem Eintretenden
hinwenden. Ferner werden die beiden Opfer IV (Artemis) und VIII (ApoUon), die
als die einzigen sich im Aufbau vollkommen entsprechen, nun unversehens tat-
sächliche Gegenstücke. Ihre Komposition, die sich ganz gegen vorne wendet, da
') Zuletzt Canizzaro, BoU. d'arte I 1907 fasc. X, 8. die verwandten Grundrisse zusammengestellt
Vgl. Petersen, Osterr. Jahresh. IX 1906, 310, wo sind.
^) Herzog, Arch. Anz. 1903, 7 Abb. 2.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXXIV. 13
l58 H.Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian.
alle vier Gestalten um die Mittelachse der Götterbilder symmetrisch gruppiert
sind — auf VIII bildet das Roß das vierte Element — , geben aufs glücklichste
den ruhigen Hintergrund und Schlußakkord des Ganzen. Der Opfernde am großen
Altar steht ihnen gerade gegenüber. Auch daß die geschwisterlichen Gottheiten,
Artemis die Hauptjagdgöttin und Apoll der Retter, nun nebeneinander und am
vornehmsten Platz im Blickfeld des Opfernden stehen, ist voll Bedeutung. Auf
den Nebenseiten strebt dann die Bewegung jeweils von der Mitte auseinander.
Auf der linken Wand ist sie stärker in dem zu hinterst stehenden Bild (III, Bären-
jagd), schwächer auf dem vorderen (II, Silvansopfer) ; auf der rechten Wand ist
das Verhältnis umgekehrt. Diese Teilung der Bewegung in der Mitte findet ihre
Rechtfertigung darin, daß die Querachse des Altars ideell den Raum in ein Vorn
und Hinten zerlegt. Somit fügt sich alles in sachlichen und künstlerischen Ent-
sprechungen sinnvoll zusammen. . Nicht zuletzt aber sehe ich auch darin eine
Stütze unserer Anordnung, daß nunmehr sämtliche Bilder zu einer Einheit zu-
sammenwachsen, indem sie als ideelle Bindung den wirklichen Altar, das Sinnbild
des dauernden Dankes für Weidmanns Glück und Heil, zwischen sich haben.
Der religiöse Gedankenkreis, in den der Altar zu setzen wäre, ist dann nicht
schwer zu finden. Die glückliche Heimkehr eines Herrschers hat unzählige Male
einen kultlichen Niederschlag erfahren, 'seit zuerst für Augustus im Jahre 19 vor Chr.
der Senat eine Ära Fortunae Reducis samt dem Fest der Augustalia gestiftet
hatte. Neben den großen Staatsfeiern »äußert sich dann auch die Loyalität
der Untertanen in zahlreichen Privatweihungen pro salute et reditu imperatoris« ').
Hadrian der Wanderer hat die Fortuna Redux mehrfach auf seine Münzen gesetzt =),
wie er auch die Ankunft in den verschiedensten Provinzen immer wieder so
feierts). Wie die Pax Augusti, so fordert auch der abstrakte Begriff des »Heim-
führenden Glücks« kein Kultbild, sondern einen Altar. Ihr also denken wir uns
das Ganze geweiht. Sollte dabei bildlich von den Gefahren berichtet werden,
durch die der Heimkehrende gegangen, so war dafür, wenn nicht die einzigste, so
doch sicher die nächstliegende Form diejenige, die durch die großen Altar-
schöpfungen von der pergamenischen bis zur Augustus-Ara vorgezeichnet war. Der
künstlerische griechische Grundgedanke verbindet sich dabei aufs glücklichste mit
dem sakralen römischen Begriff. Denn die Bilder und Altäre der vielen Götter,
die den Herrscher allüberall beschützt hatten, erscheinen so im Bildwerk zu
einer Art von griechischer Koinobomia gruppiert, rings um den Kultus einer echt
römischen Gottheit, deren abstrakte Begrifflichkeit das gesamte Walten jener in sich
zusammenfaßt. Wenn sich so unsere Vermutungen wie von selbst zu einem
Ganzen von künstlerischer und gedanklicher Geschlossenheit runden, so möge damit
das Wagnis dieser Rekonstruktion gerechtfertigt sein.
Auf festeren Boden treten wir wieder bei der Analyse des Stils, die wir
bei dem jetzigen Stande der Forschung entweder sehr lang oder sehr kurz
') Wissowa, Religion und Kultus der Römer 212. 3) Cohen, Adrien Nr. 579f. : »Adventui Aug.
') Cohen, Med. imper., Adrien Nr. 241 — 256; Africae S. C«; 585^: Alexandriae; 6o3f. : Italiae
889 — 916; Suppl. Adrien Nr. 31 — 32; loi. usw. usw.
H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian. I69
machen müssen. Zum Glück bedarf es in diesem besonderen Falle nicht der
Aufrollung des ganzen schwierigen Problems der griechisch-römischen Reliefs.
Denn inmitten der noch vielfach ungeklärten Mannigfaltigkeit der Stile haben die
hadrianischen Tondi eine merkwürdig entschiedene Stellung, die wir mit einem
Wort umschreiben können: sie sind am meisten griechisch in der langen Ent-
wicklungsreihe von der Ära Pacis Augusti über die flavisch-trajanische Kunst bis
zu den Antoninen. Denn während jene stets etwas irgendwie Andersartiges an sich
haben gegenüber den griechischen Reliefwerken bis zum Ausgang des Hellenismus,
sind die Jagdreliefs die reine Renaissance einer Sonderart der griechischen male-
rischen Reliefanschauung, die uns zudem an einem Monumentalwerk von un-
vergleichlicher Schönheit vor Augen steht. Ich meine den Telephosfries des
pergamenischen Altars. Infolge der traurigen Verstümmelung ist diese Schönheit
allerdings bisher noch niemals voll gewürdigt, ja sogar gröblich verkannt worden,
und es bedarf einer liebevollen Einfühlung in die Trümmer, um ihre Bedeutung
zu erkennen, die ich an anderem Orte zu behandeln hoffe. Hier sei sein Wesen
kurz umschrieben.
Der Telephosfries erzählt die Erlebnisse und Taten des Heldenkönigs durch
Aneinanderreihung von vielfigurigen Szenen, die in sich streng zentral komponiert
sind, sodaß sie ohne äußerliche tektonische Trennung nur durch den Linienrhythmus
jeweils zu einer Bildeinheit werden und ihre Front in der Regel nach außen dem
Beschauer zukehren. Anders als im linear gefühlten -klassischen Reliefstil etwa
des Parthenon frieses, der die Gestalten streng i'n die Fläche und in die Längs-
achse der Bildfläche bindet, stehen sie hier frei beweglich vor dem Hintergrund.
Die malerische. Tiefe wird durch Versatzstücke unterstützt. Bäume, Pfeiler, Altäre,
Götterbilder usw., sowie durch Felsaufbauten. Der Hintergrund ist völlig neutral
in dem Sinne, daß er als freier Luftraum gefühlt wird, während er im Parthenon-
fries als der unentbehrliche steinerne Halt eine Einheit mit der Figur bildet.
Der Telephosfries ist die Vollendung eines malerischen Stils, der aus der älteren
Steintechnik erwachsen ist, im Gegensatz zu dem völlig anders entstandenen
malerischen Stuckstil der Grimanireliefs und ihrer Klasse.
. Die Reliefanschauung der Hadriansreliefs ist ganz die des Telephosfrieses.
Mit Ausnahtne der beiden Jagdszenen, die sachlich und künstlerisch unter an-
deren Bedingungen stehen, sind die Bilder um eine starke Mittelachse komponiert,
die bei den beiden schönsten Stücken, Apoll- und Dianaopfer, in die Tiefe
zurücktritt, sodaß die Flügel der Gruppe nach vorne drängen, besonders deutlich
beim ApoUonopfer mit dem Herausschreiten des Rosses. Ähnlich das Silvans-
Opfer. Beim Auszug liegt umgekehrt die Mittelachse vorn und der Massenrhythmus
gleitet nach den Seiten in die Tiefe. Bei der Löwenstrecke ist die Mittelachse
gewissermaßen in zwei Teile gespalten, indem Kaiser und Comes als Protagonisten
vortreten, die drei Deuteragonisten den zweiten Tiefengrund bilden, die Pferde
als Rahmen das Ganze wieder zusammenhalten. Etwas flacher und am wenigsten
glücklich ist das Herculesopfer komponiert. Überall ist das Gefühl einer fein-
realistischen Tiefenführung. Die Gestalten schaffen einen Raum um sich. Die Luft, in
170
H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian.
welche die Bäume, Statuen und Bauwerke über ihre Köpfe emporragen, kann
auch zwischen den Gestalten hindurchdringen, ganz anders wie bei der Gepackt-
heit der Gestalten etwa an der Ära Pacis, dem Bogen des Titus und dem von
Benevent. In dieser Lockerkeit des Ganzen liegt wie auch beim Telephosfries
der Hauptreiz. Er beruht im einzelnen auf einem mit feinstem Takte angewen-
deten Wechsel höherer und flacherer Relieferhebung, statt auf so jähem Vor und
Zurück wie bei den Grimanireliefs. Nur daß bei dem Telephosfries das alles von
einer wunderbaren Süßigkeit der gleitenden Formen ist, voll zarten rhythmischen
Spielens der Licht- und Schattenwerte, während* bei den Hadrianreliefs sich die
härtere Hand des Epigonen verrät, der mit fremden Augen sieht und ohne die
vibrierende Kraft der ersten Empfindung ist.
Wenn so die allgemeine Lösung des Reliefproblems völlig gleichartig ist,
so wird es durch eine Menge von Einzelzügen so gut wie gewiß, daß die Hadrian-
reliefs tatsächlich unmittelbar vom Telephosfries abhängen. Am schlagendsten ist die
Übereinstimmung der Komposition des Apoll- und Artemisopfers mit den Opfer-
szenen des Telephosfrieses 31,1, 5 und 7'): Altar, Basis, Kultbild bauen sich über-
einander und nach hinten gestaffelt als die Mittelachse auf, die bei Apoll- und
Artemisopfer in einer hintersten Raumschicht noch tektonisch verstärkt wird durch
gegabelte Zweige, auf deren Rolle schon Studniczka hinwies^). Auch auf dem
Telephosfries bei 31,1 fehlt nicht die Flankierung des Götterbildes durch einen
Zweig. Von beiden Seiten treten die Personen heran. Der so entstehende sowohl
zentrale, wie frontale und symmetrische Aufbau, der von der Tiefenwirkung der
Mitte beherrscht wird, ist in der antiken Reliefkomposition etwas durchaus ein-
maliges; weder die griechischen Weihreliefs, aus denen der Telephosfries angeblich
zusammengestückelt sein soll 3), noch der allgemeine römische Reliefstil kennen
etwas Gleiches 4). Hier ist nur unmittelbare Nachahmung denkbar. So kann ferner
') Die Zahlen verweisen im folgenden auf die Tafeln
der Altertümer von Pergamon IH, 2.
-) Tropaeum Trajani. Abh. Sachs. Gesellsch. XXII 4.
S. 145-
3) von Salis, Der Altar von Pergamon 100 f. In
Wahrheit hat der Frieskünstler seine Gruppen
mit überlegenstem künstlerischem Gefühl als freie
Visionen komponiert. Die »Benutzung« geprägter
Einzelmotive, die man ihm vorrechnet, ist fUr
jeden griechischen Künstler von je etwas Selbst-
verständliches. Nicht das »Motiv«, sondern die
Anordnung der Dinge im Raum ist das Ent-
scheidende für einen künstlerischen Gedanken.
4) Ein weiteres römisches Reliefwerk, dem der
malerische Stil des Telephosfrieses zugrunde
liegt, ist der Fries des Nervaforums (Le Colonacce)
in Rom. (Mon. d. Inst. X Taf. 40 — 41; Blümner
Ann. 1877, 5 f. mit treffender Beurteilung des
Stils S. 31. Br.-Br. Taf. 489. Noack, Baukunst
Taf. 77, 141.) Das Verhältnis der Figuren zum
Hintergrund und zu den Natur- und Verpatz-
stücken ist ganz <Ias gleiche. Nur ist alles
stärker auseinandergezogen, die Szenentrennung
ist unklarer, das feine Zusammenschließen in
Gruppen gelingt weniger. Immerhin ist die
Gruppe H 52 — 57 (M. d. I. X Taf. 41 bis) — von
Petersen auf Athena mit den Musen gedeutet
(R. M. IV 1889, 88) — eine richtige, nur etwas
gestrecktere Zentralkomposition im Sinne des
Telephosfrieses. Auch im einzelnen finden sich
Ähnlichkeiten und Anklänge (Sitzende auf den
Felsen Nervaforum H 52 ^ Telephosfries 32, 3J
Kauernde Nerv. D 17 = Tel. 32, 3; Na-
turgötter am Boden Nerv. H 48 = Tel. 32, 6).
Im ganzen zeigt aber gerade der Vergleich, wie
viel näher die Hadrianreliefs dem Telephosfries
stehen. — Ein weiteres, freilich sehr handwerks-
mäßiges Werk dieser Stilart ist das Relief in
Villa Albani Nr. 706 (Arndt EA 1126), Theseus
den Felsen hebend.
H. Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian. lyi
die Komposition der Löwenstrecke in ihrem Wesentlichen unmittelbar verglichen
werden mit der \Vaffenübergabe des Frieses 34,1: fünf Gestalten nach der Mitte
geordnet, nur daß die beiden Hauptpersonen im älteren Werke mehr in die Tiefe
gedrängt, auf dem hadrianischen nach vorne geholt sind. Des weiteren ist das
übereinstimmende Grundprinzip der Reliefbewegung auch an Einzelgruppierungen
deutlich : im Aufbruch zur Jagd wird die Schreitbewegung des Kaisers verstärkt durch
die retardierende Rückwärtswendung eines Flachrelief kopfes im Hintergrunde, sowie
durch die schwächere Wiederaufnahme der Vorwärtsbewegung in der Vollfigur
rechts — genau wie in etwas kompakterer Gruppierung bei dem eilenden König
32,5. In der Dreifigurengruppe des Silvansopfers ist der Kaiser durch die ganz
flache Figur des Betenden links und den etwas stärker vortretenden Mann rechts
auf gleiche Weise zur Vollreliefwirkung gebracht wie der Schwertträger in der
Dreiergruppe 33,2 rechts. Endlich bieten die ruhig stehenden Gestalten in der
Gewandanordnung überraschende Entsprechungen oder Verwandtschaften. Der
Bekränzende im Silvansopfer stimmt in Umriß und Anordnung der Mantellinie mit
dem zweigtragenden Herakles auf 31,2. Der Typus des Jünglings 31,2 in kurzem
Untergewand, den Mantel von der rechten Schulter schräg über die Brust geführt,
mit der Hand an der Hüfte, kehrt genau so wieder auf dem Silvansopfer rechts,
ferner auf dem Auszugsbild bei ^em Kaiser und bei dem Manne rechts, in wenigstens
ähnlicher Art auf der Löwenstrecke rechts und dem Heraklesopfer rechts.
Übereinstimmend ist die beliebte Umrahmung einer Profilfigur durch den hängenden
Mantel; der Kaiser auf dem ApoUonopfer ist, auch in der Bewegung, das Spiegel-
bild des Schwertträgers 33,3 links; der Kaiser auf dem Heraklesopfer stimmt mit
dem Kästclienträger $4,2, abgesehen natürlich von der römischen Verhüllung des
Hauptes. Die Art, bei der Frontfigur den Mantel über die ganze Körperbreite
herabhängen zu lassen, ein sehr beliebter Zug bei den hadrianischen Künstlern
(Herakles-, Artemisopfer, Löwenstrecke), hat sein Vorbild bei dem Jüngling auf
34,1 links, den beiden 33,2 rechts im Hintergrund und bei dem König 31,7. Bei
dem Jagdmeister der Löwenstrecke und dem König 31,7 geht die Obereinstimmung
bis in den Grundbau der Falten. Wenn manches an der Gewandanordnung auch
Allgemeingut ist — für das zuletzt besprochene Motiv gibt es z. B. das statuarische
Vorbild in einem Hermestypus des Braccio Nuovo') — , so verstärken doch diese
Einzelheiten den bündigen Schluß, daß die hadrianischen Bildhauer im Reliefgefühl,
in der Komposition und in der Durchführung sich unmittelbar am Telephosfries
inspiriert haben. Selbst in der Behandlung des Laubwerks, für das die römische
Kunst so vielerlei Lösungen kennt, halten sie sich vielfach an ihr Vorbild; der
Lorbeerbaum des ApoUonopfers ist im gleichen flachbreitenden Steinstil gearbeitet,
nur härter, wie der Eichenast des Herakles 31,2. Daß bei so weitgehender Ab-
hängigkeit von einer Streifenkomposition die Anpassung der rechteckigen Kom-
positionsgruppen an das Rund nicht ohne Härten abging (oben S. 162), schließt
die Kette der Beweise.
») Amelung, Skulpt. des Vatikan I Taf. 21 Nr. 132.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXXIV. «14
I j2 ^- Bulle, Ein Jagddenkmal des Kaisers Hadrian.
Somit gewinnen wir für das klassizistische Wesen' der hadrianischen Kunst
einen wertvollen neuen Beleg. Sie bewältigt die neu gestellte Aufgabe neben
allem Realismus in Köpfen und Gewandung durchaus in griechischem Geiste und
mit rein griechischen Kunstmitteln, wie es der Gesinnung des großen kaiserlichen
Philhellenen entsprach. Römisch ist an der Ausführung vor allem die derbere
Gestaltung der Falten und das harte Unterstreichen der Licht- und Schatten-
wirkung, was ebensogut durch die größere Wucht der römischen Architektur-
glieder wie durch die nachwirkende Gewöhnung des flavisch-trajanischen Prunk-
reliefstils bedingt sein mag. Das etwas gequälte Einbiegen der Bäume in die un-
gewohnte Form des Runds (Eberjagd, Artemisopfer, Löwenstrecke) '), nebst
manchem anderen Ungeschick, das kaum einzeln aufgezählt zu werden braucht —
am schlimmsten der eingeklemmte dritte Reiter auf der Bärenjagd — , zeugt von der
nachlassenden Kraft der schöpferischen Empfindung. Aber wenn wir den mo-
dernen Klassizismus etwa der Canova und Thorwaldsen zum Vergleich nehmen,
so werden wir nicht, wie dort, einen matteren Pulsschlag bei den Epigonen
finden. Gegenüber der sinnlich-süßen Weichheit des Telephosfrieses erscheinen
vielmehr die römischen Werke von herberer Männlichkeit und voll der Willens-
kraft der Weltbeherrscherin Rom.
Daß Hadrian, der weltreisende Kunstfreund, ^us eigener Anschauung den
pergamenischen Altar, eines der sieben Weltwunder, gekannt hat, wäre als selbst
verständlich anzunehmen, auch wenn sein Aufenthalt nicht für das Jahr 123 nach
Chr. tatsächlich bezeugt wäre, wie auch zahlreiche Stiftungen in Pergamon
sein Interesse für diesen Ort beweisen 2). Auch äußerlich ist also jede Wahr-
scheinlichkeit für die unmittelbare künstlerische Anknüpfung'an jenes Monumental-
werk gegeben. Die Künstler, deren ich mit Sieveking je einen Meister für die
erste- und zweite Reihe anzunehnien geneigt bin, sind selbstverständlich Grie-
chen gewesen. Man wird gerne glauben^ daß sie aus dem griechischen Osten
stammten.
Würzburg. Heinrich Bulle.
•) Ähnlich auf einer Silberschale aus Lameira Larga aufmerksam gemacht hat (Rom. Mitt. XXVI 191 1,
(Arch. Anz. 1910, 332, Fig. 26), worauf M. Bieber 216).
») Weber 134.
JAHRBUCH DES INSTITUTS XXXIV 1919
TAFEL 7
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TAFEL 8
1. MYKENAI. QUADERMAUER AN DER NORDWAND DES HOFES.
2. MYKENAI. FUSSBODENRESTE IN DER NORDOSTECKE DES HOFES.
JAHRBUCH DES INSTITUTS XXXIV 1919
TAFEL 9
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JAH RESB ERI CHT
DES ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS FÜR DAS JAHR 1918.
Auch im verflossenen Geschäftsjahre stand uns der Zuschuß des Reichs un-
geschmälert zur Verfügung, während allerdings die eigenen Einnahmen des Instituts,
da sie zum größten Teil auf dem Verkauf der Institutsschriften beruhen, stark zurück-
gegangen, die Ausgaben infolge der Teuerung beträchtlich gestiegen sind. Mit ganz
besonderer Sorge erfüllen auch uns die enormen Preissteigerungen des Buchgewerbes,
die uns zu einer Einschränkung des Umfanges unserer Zeitschriften zwingen werden.
Die Zentraldirektion hat den Tod Hermann Winnefelds zu beklagen, der erst im
Herbst 1917 auf ihren Vorschlag vom Reichskanzler zu ihrem Mitgliede ernannt
worden war. Im Anschluß an die Novembertage trat Herr Graf von und zu Lerchen-
feld von seinem Posten als bayerischer Gesandter zurück und legte mit seinem Fortgang
von Berlin auch sein Mandat in der Zentraldirektion nieder. Voll Dankbarkeit gedenkt
die Zentraldirektion auch an dieser Stelle seines langjährigen, von warmem Interesse
für unser Institut getragenen erfolgreichen Wirkens. Neu eingetreten ist in die Zentral-
direktion Herr Watzinger als Vertreter Württembergs.
Aus der Zahl seiner Mitglieder verlor das Institut die Herren : H. Blümner (O. M.),
F. Graeber (O. M.), J. Poppelreuter (O. M.), A. Wilmanns (O. M.), K. Graefinghoflf (C. M.),
W. Meyer (C. M.), J. de Mot (C. M.) und W. Weißbrodt (C. M.).
Gefälliger Mitteilung verdanken wir ferner die Kunde, daß während der Kriegs-
jahre die Herren G. A. Colini (C. M.), G. Pellegrini (C. M.), G. T. Rivoira (C. M.) und
L. Savignoni (O. M.) verstorben sind, daß dagegen die uns zugekommene Meldung von
dem Ableben unseres Ehrenmitgliedes, der Gräfin Ersilia Caetani-Lovatelli unrichtig war.
Neu ernannt wurden zu ordentlichen Mitgliedern die Herren L. Curtius in Frei-
burg, J. ß. Keune in Metz, F. Winkelmann in Eichstätt, zu korrespondierenden Mit-
gliedern die Herren J. Bankö in Wien, J. E. Hanauer in Damaskus, H. Hänsler in
Prag, P. Hörter in Mayen, E. Neeb in Mainz, A. v. Rad in Augsburg, G. Steinmetz
in Regensburg.
Eine Plenarversammlung fand in diesem Jahre nicht statt. Ebenso wurde von
der Verteilung von Reisestipendien abgesehen.
Der Generalsekretär war während des ganzen Jahres in Berlin anwesend, ab-
gesehen von einer kurzen Reise zu einer Sitzung der Kaiserpalast-Kommission in Trier
und einer zweitägigen Reise zur Eröffnung des Prähistorischen Museums in Halle, die
ihm Gelegenheit zum Zusammentreffen mit dem Direktor der Römisch-Germanischen
Kommission gab. Das Römisch-Germanische Zentralmuseum hielt auch in diesem Jahre
mit Rücksicht auf die allgemeinen Verhältnisse keine Vorstandssitzung ab.
— II —
Herr Burghardt ist im Dezember aus dem Felde zurückgekehrt und hat seine
Tätigkeit im Institut wieder aufgenommen.
Vom Jahrbuch und Anzeiger erschien Band XXXII 3, 4 und Band XXXIII 1,2,
sowie die Bibliographie für 19 16/17. J^ei ihrer Herstellung wurde der Generalsekretär von
den Herren Brandis und Malten in bisheriger Weise unterstützt. Letzterer bearbeitete
außerdem das Generalregister zum Jahrbuch Band XXI — XXX und war auch bei
Herstellung der Athenischen Mitteilungen behilflich, von denen Band XLII 1,2
erschienen sind. Bei der Redaktion der Römischen Mitteilungen, deren
XXXII Band vollendet wurde, stand uns Herr von Mercklin zur Seite, der auch das
■Generalregister der Athenischen Mitteilungen herstellt. Der Druck des General-
registers zu Band I — XXX der Römischen Mitteilungen schreitet rasch fort.
Herr Robert hat den Druck von Band III 3 des Sarkophagwerkes samt
Nachträgen zu dem ganzen Bande und Registern vollendet, so daß das Werk dem-
nächst ausgegeben werden kann.
Ein schwerer Schlag hat am Ende des Berichtsjahres unsere Römische Zweig-
anstalt getroffen. Mit dem Deutschen Botschaftsgebäude und -terrain wurde auch das
Institutsgebäude von der italienischen Regierung enteignet und wir wurden trotz aller
Verwendungen gezwungen, das Institutsinventar und vor allem unsere Bibliothek sofort
aus dem Gebäude zu entfernen, ohne daß Herrn Delbrueck die Einreiseerlaubnis zur
persönlichen sachgemäßen Leitung des Umzuges gewährt worden wäre. Die Bibliothek
mußte einstweilen in Kisten verpackt werden und wird unter dem Siegel der schwei-
zerischen Gesandtschaft in von der italienischen Regierung angewiesenen Räumen auf-
bewahrt. Der Schweizerischen Gesandtschaft sind wir für ihr warmes Eintreten und
ihre Fürsorge für unseren Besitz zu lebhaftestem Dank verpflichtet. Besonderen Dank
und Anerkennung hat sich auch bei dieser Gelegenheit wieder Herr Joller verdient,
dem die schwierige und verantwortungsvolle Aufgabe der praktischen Ausführung des
Umzuges zufiel. Wir sind von dem Platze verdrängt, auf dem unser Institut seit bald
■einem Jahrhundert der Wissenschaft gedient hat. Wir geben uns aber der Hoffnung
hin, daß in nicht zu ferner Zeit unsere Bibliothek, die Generationen von Archäologen
aller Kulturnationen gastlich offengestanden hat, aus dem Kerker, in dem sie zu keines
Nutze liegt, befreit und der Benutzung wieder zugänglich gemacht werden kann.
Aus Athen haben wir bisher stets günstige Berichte über unser Institut erhalten.
Die Herren Karo und Knackfuß waren vom Mai ^n wiederum in Kleinasien. Da
allerhand Schwierigkeiten ihre Abreise nach Halikarnaß verzögerten, benutzten sie
den ersten Teil der Zeit zu anderen Arbeiten. Herr Knackfuß war in Didyma tätig,
während beide Herren unter anderem schützend zugunsten der bedrohten Ausgrabungs-
funde der Amerikaner in Sardes eingreifen konnten, die teilweise an Ort und Stelle
gesichert, teilweise nach Smyrna überführt wurden. Eine andere Reise führte die
Herren nach Aidin und Aphrodisias. Im späteren Sommer konnten sie dann, begleitet
von Herrn Manfred Bühlmann, die Reise nach Karien antreten, die über Milet, Euro-
mos, Mylasa, Bargylia, wo die zutage liegenden Baureste studiert und teilweise auf-
genommen wurden, nach Halikarnaß führte. Hier wurde die durch feindliches Bom-
bardement beschädigte Kreuzritterfeste Budrum genau untersucht und ihre Baugeschichte,
■die zugleich für die Zerstörungsgeschichte des Maussoleum wichtig ist, festgestellt. Die
genaue Aufnahme war fast vollendet, als der militärische Zusammenbruch die Herren
von einem Tag auf den andern zur Abreise zwang. Nach siebenwöchentlicher Reise
sind alle drei wohlbehalten im Dezember heimgekehrt.
Herrn Koepp standen in Frankfurt a. M. die Herren Drexel und in den letzten
Monaten des Jahres Herr Kutsch zur Seite. Das jähe und unglückliche Ende des
Krieges mit allen seinen Folgen hat auch die Arbeit der Kommission ungünstig be-
■einfiußt. In welcher Form die Ergebnisse der Betätigung unserer Kommission im
westlichen Kriegsgebiet für die Wissenschaft gerettet werden können, läßt sich noch
— III —
nicht übersehen. Der X. Bericht wurde ausgegeben und die Germania erschien
weiter, wenn auch die nachgerade ins Ungeheuerliche gestiegenen Druckkosten eine
weitere Einschränkung nötig machten und für die Zukunft die Fortführung geradezu
in Frage stellen. Aus diesem Grunde mußte auch der Druck des zweiten Teiles den
Kataloges der Sammlung in Bingen und des von Herrn Kutsch bearbeiteten
Kataloges von Hanau einstweilen aufgeschoben werden.
Der Druck des Werkes über das Grabdenkmal von Igel schritt fort. Auch
hier machte sich neben anderem die Schwierigkeit der Verbindung mit dem besetzten
Trier störend geltend.
Die Reisen des Direktors mußten infolge der Verkehrsnot auf das äußerste ein-
geschränkt werden, ebenso naturgemäß auch die Anschaffungen für die Bibliothek.
Der Stadt Frankfurt a. M. sind wir für die Weitergewährung des Zuschusses zu
den Kosten der Unterkunft des Instituts zu Dank verpflichtet.
Archäologischer Anzeiger
B EIBLATT
ZUM Jahrbuch des Archäologischen Instituts
1919- i/ii.
EIN ALTGRIECHISCHER SPIEGEL.
Eines der belangreichsten von den nicht
wenigen Originalen, zu deren Ankauf die
Kriegszeit, da sie die Vermehrung der Ab-
gußsammlung fast ganz einstellte, dem
Antikenmuseum der Universität Leipzig
Gelegenheit bot, ist der (ganz sicher echte)
Spiegel Abb. i. Er ist in einem Stück aus
einer rund 2 mm dicken Erzplatte geschnitten.
Der Durchmesser des etwas vorgewölbten
Kreises beträgt 0,1 8g m. Die Form ist
im wesentlichen dieselbe wie die der
altkorinthischen Spiegel mit Griffrelief, die zu-
letzt de Ridder bei Saglio und Pottier,
Dict. d. antiq. IV 2, 1424 links aufgezählt
hat. Nur fehlt dem neuen Stück die bei
allen anderen Gliedern jener Reihe^ wie bei
ihren mykenischen Urahnen, zwischen Hand-
griff und Rand vermittelnde, ungefähr qua-
dratische Platte. Sie ist hier nicht un-
passend unterdrückt, weil die dem Stiel
aufgesetzte Relieffigur nicht mehr bloß
schmückendes Bildwerk ist, sondern nach
dem Muster der — zuletzt von Praschniker
in den Österr. Jahresheften XV 1912,21 gff. be-
sprochenen — vollrunden Spiegelstützen mit
erhobenen Händen die Scheibe tragen4 ge-
dacht wird. Die den Übergang vermitteln-
den Rundscheibchen, welche die Form des
Griffendes auf ein Drittel verkleinert wieder-
holen, klingen an das ionische Kapitell
der Spiegelstütze von Ägina an (bei Prasch-
niker Abb. 156). An sie und noch mehr
an andere Gerätträger beiderlei Geschlechts
Archäologischer Anzeig^er 1919.
erinnert unsere Figur durch die gestreckt
auf die Zehen gestellten Füße. (Vergl. die
Frau bei Arndt-Amelung, Einzelaufnahmen
Nr. 1382 f. und die Jünglinge Burlington
Exhibition of gr. art 1904 Taf. 67, D 118;
de Ridder, Bronzes de l'Acropole Abb.
223 — 227, 230, 228 — 240.) Doch ist sie
nicht nackt, sondern mit knapp anliegendem
Chiton bekleidet gedacht, was freilich nur
die eine stabartige Falte zwischen den
Beinen andeutet. Ich finde sie bisher am
ähnlichsten an der Tonfigur der Orthia aus
Sparta, Annual XIII 1906-7, 107, wo nur ihr
Unterteil der Zierstreifen wegen unterdrückt
ist, und bei Winter, Typen I 46,2; 47,6; 7.
Auch die reifer archaische Spiegelstütze
des Louvre S. Reinach, Repert. de la stat.
II 327,6 ist zu vergleichen. In der für so
frühe Zeit verhältnismäßig gut gekennzeich-
neten weiblichen Hüftenbildung geht un-
sere Reliefgestalt noch etwas weiter als
die schon herangezogene Spiegelstütze aus
Ägina. Die Darstellung der Brüste steht
fast schon auf derselben Entwicklungsstufe
wie die der meergeborenen Aphrodite des
Ludovisischen Marmorreliefs. Dem ent-
spricht auch das Gesicht mit dem starken
spitzen Kinn. Seine übrigen Einzelheiten
sind arg verdrückt und verwittert. Das
den Körperformen prall anliegende Gewand
erinnert an ägyptische und ionische Kunst-
weise (Jahrbuch des Archäol. Instit. XXXI
191 6, 223). Doch findet sie sich ähnlich
schematisch auch schon früher in Griechen-
land selbst (ein Beispiel de Ridder, Bronzes
Ein altgriechischer Spiegel.
de l'Acropole Taf. I, 733). Somit schien
mir die Entstehung auch dieses Spiegels im
Bereich von Korinth nicht ausgeschlossen,
als ich das Vorhergehende auf der Fest-
E. V. Mercklin und E. Langlotz aus mir
damals entgangener Literatur samt eigener
fortgesetzter Umschau weisen unsern Spiegel
wirklich dem ionischen Kunstgewerbe zu.
Abb. I. Spiegel in Leipzig.
gäbe zur Winckelmannsfeier des Archäo-
logischen Seminars in Leipzig im Dezember
1918 drucken ließ. Aber freundliche Nach-
weisungen von R. Zahn, K. von Stern,
dem es schon der Verkäufer vermutungs-
weise zuschrieb, wie sich nachträglich er-
gab: weil ihm als Ursprungsort Südrußland
genannt war.
Ein altgriechischer Spiegel.
Zwar ist auch diese einfachere Griff-
bildung im Peloponnes zu Hause, wie
zahlreiche Spiegel aus den Tempeln auf
dem Kodlon ("Efp. äpx- 1903, 173 ff. Ku-
runiotis) und bei Waldstein (de Cou), Arg.
Heraeum II 2 64 ff. Taf. 92 ff., diese meist
mit durchlochtem Griffende, beweisen.
Einer von letzterem Fundort (Nr. 1581,
vgl. auch S. 352), mit Weihinschrift der
Aristeia, trägt zwischen ihren zwei Zeilen
auf dem Griff eingeritzt eine Frauen-
gestalt, die fast auf einer korinthischen
Vase stehen könnte ; ein anderer (Nr. 1566)
freilich einen Silen, ein Tyjjus, der ja
zuletzt auch in den korinthischen Bereich
eindringt (Antefixe von Thermos; nach
Furtwängler auch die Vase in Berlin,
Anzeiger 1893, 83 Nr. 10). Aus Arkadien
stammt der besonders reich, in drei Bild-
feldern, gravierte, leider noch kaum abge-
bildete Spiegelgriff der Sammlung Scheurleer,
Catalogus Nr. 132 Taf. 10.
Aber schon K. Schumacher hatte in dem
Aufsatz über barbarische und griechische
Spiegel, Zeitschrift für Ethnologie 189 1,
83 Fig. 2 (hier Abb. 4) ein ebenso geformtes j
Gerät aus einem Grabhügel bei Stawropol |
Abb. 2. Spiegelgriff aus Olbia, stark ergänzt.
im Kaukasus beigebracht, mit bildlosem Griff,
dessen Hauptstück jedoch zwei zierlicheQuer-
leistchen einfassen, die obere schnurähnlich,
wie auch die Einfassung der Rundscheibe.
Der von Pharmakowsky im Anzeiger 19 14,
241 Abb. 59 (hier als Abb. 3 wiederholt)
und schöner in seinem ausführlichen Be-
richt über das archaische Olbia Materialy
po archeologii Rossii Nr. 34 (Petersburg
19 14) 28 Taf. II herausgegebene Spiegel
von dort hat sein großes Rund mit ähn-
lichem, eingepunztem l^lechtband gesäumt
wie Abb. 4, während die Reliefumrahmung
des Griffes sehr der in Abb. i gleicht.
Sie umfaßt hier eine Gorgomaske im End-
kreis und weiter oben eine feine, an Chal-
kidisches und Ionisches erinnernde Rosen-
knospe. Solchen Vorbildern könnte die
weit gröbere Verzierung peloponnesischer
Spiegel wie Arg. Heraeum a. O. Nr. 1565
nachgeahmt sein.
Einen ganz unverzierten Spiegel dieser
Form, mit doch wohl nur durch Brüche
zugespitztem Griffende, fand unlängst M.
Ebert in seinem 6. Kurgan beim Dorf
Adshigol westlich von Cherson neben spät
schwarzfigurigen Lekythen (Prähistor. Zeit-
schrift V 191 3, 17a mit Abb. 20; vgl. c
und f, Abb. 19). Ebenda im i. Kurgan
entdeckte Ebert ein weiteres Stück, dessen
Griff in feiner Gravierung eine Rosette und
eine Frauengestalt (Abb. 6) trägt, die
letztere unverkennbar ionischen Stiles, dem
vielleicht auch die mitgefundene Vasen-
scherbe angehört (a. O. S. 5 b und f mit
Abb. •3). Weitere einfache Spiegel unseres
Typus aus dem Gouvernement Poltawa ver-
zeichnet der Katalog der Collection Kha-
nenko in Kiew, Lief. II, 1899, Nr. 288 —
231, Taf. 13, und dasselbe Werk bringt in
Lief. III, 1900 auf Taf. 46, Nr. 35.1, b
(vergl. Minns, Scythians and Greeks 378)
gar eine fast genaue Wiederholung unseres
Stückes mitsamt den Griffreliefen. Wieder-
holt ist diese uns unzugängliche Abb.
sehr flau Mater, a. O. Taf. 13, i (zu S. 30)
und danach hier Abb. 5. Als Abb. 2
geben wir die Ergänzung einer Wieder-
holung, von der sich zwei Bruchstücke in
Olbia fanden (ebenda Taf. 10, 3," S. 28).
Die " allzuschmalen Hüften scheinen gr. T.
dem Ergänzer zu gehören. Auf dem voll-
ständigen Spiegel Khanenko fehlt nur
die steife Falte zwischen den Beinen
der Frau, die also völlig nackt erscheint,
wie in den schon erwähnten peloponnesischen
Rundfiguren, deren eine unweit Odessa
Ein altgriechischer Spiegel.
k
Abb. 4. Spiegel von
Stawropol.
Abb. 3. Spiegel von Olbia.
zutage kam (Praschniker a. O. Abb. 157).
Kann nach alledem an der Herkunft des
Abb. 6. Griff eines Spiegels von Adshigol.
Abb. 5. Spiegel Khanenko.
Leipziger Spiegels aus einer für Skythien
arbeitenden ionischen Werkstatt nicht ge-
zweifelt werden, so wäre es doch meines
Erachtens verfehlt, mit Panionisten wie de
Ridder nun* auch die eingangs erwähnten
ältesten Glieder der Reihe, die mit der
quadratischen Zwischenplatte des mykeni-
schen Vorbildes, ebendaher abzuleiten.
Diese bleiben durch ihre meisten Fund-
orte und ihre nahen Beziehungen zu den
kleinen argivisch-korinthischen Metopen-
reliefen aus Erz für diese Gegend gesichert,
obgleich ein schönes Stück, mit der ältesten
Tötung Ägisths durch Orestes, gleichfalls
in Olbia zutage kam (Mater, a. O. 26
Taf. IG, 9; 10). Hat doch sein rundes
Grififende die im Heraion von Argos
übliche Öffnung. Nach lonien gewandert
sein wird unsere Spiegelform mit den
korinthischen Ölfläschchen. Auch der ko-
rinthische Tierstreifenstil hat ja im Osten
schließlich Wurzeln geschlagen (s. zuletzt
Buschor, Gr. Vasenmalerei* 78).
Franz Studniczka,
Klapptafelbild, Votivtriptychon und Flügelaltar.
lO
KLAPPTAFELBILD, VOTIVTRIPTY-
CHON UND FLÜGELALTAR.
Die beiden' hier in Abb. i und 2 wieder-
gegebenen, in Ägypten gefundenen Holz-
tafelbilder römischer Zeit befinden sich in
der ägyptischen Sammlung der Berliner
Museen. Die Deutung ihrer Darstellung soll
uns hier ebensowenig beschäftigen, wie deren
Form. Nur die Frage der Verwendung der
so eigenartig hergerichteten Gemälde steht
zur Diskussion, denn sie kann durch Zu-
hilfenahme neuer Funde gelöst werden: die
Berliner Bilder bereichern unsere Kenntnis
des antiken Kultwesens in unerwarteter
Weise und verknüpfen das Christentum aufs
neue eng mit der Antike ').
Die Tafeln bestehen aus je vier der Länge
nach aneinander geleimten unter sich nicht
ganz gleich breiten Brettchen, von denen
eines (Abb. i links) seiner ganzen Länge
nach gerissen und geleimt ist. An der-
jenigen Seite jeder Tafel, nach welcher die
Figuren hingewandt sind, lassen die Ab-
bildungen oben und unten kleine Zäpfchen
erkennen, welche mit dem zugehörigen Brett
aus einem Stück geschnitten sind. Das Ge-
mälde Abb. 2 besitzt an der rechten Seite
5 runde Löcher von etwa 0,4 cm Durch-
messer, die längs des Randes untereinander
angeordnet sind, und außerdem im oberen
und unteren Bildfeld je drei horizontal
nebeneinanderliegende Löcher. In einigen
von ihnen sind noch — vorne übermalte
— Holznägel erhalten, vermittels deren eine
Längs- und zwei Querleisten auf der Rück-
seite des Gemäldes befestigt gewesen sind.
Die andere Tafel war nur mit den beiden
Querleisten versehen. Auch in ihr sind die
Löcher deutlich. Das Material ist Nadel-
holz, die Höhe beider Tafeln 61, die Breite
29,5, die Dicke 0,7 cm.
Der Holzgrund ist ebenso wie an zahl-
') Der Fundort ist nicht bekannt. Mitgeteilt sind
dte Bilder durch H. Schäfer (dem ich die Vorlagen
der Abbildungen i und 2 und die Erlaubnis zu
ihrer Veröffentlichung verdanke) Amtl. Ber. a. d.
Kgl. Museen 1907, 1 1 ; erwähnt in v. Bissing, Denk-
mäler äg. Skulptur zu Tafel 121; W. Weber, Die
äg.-griech. Terrakotten, 112, 20 streift sie, ohne sie
selbst zu nennen. Die Originaldruckstöcke stellte
der Verlag von Giesecke und Devrient in dankens-
werter Weise zur Verfügung.
reichen »Fayumporträts« ') mit einer ganz
dünnen Stuckschicht überzogen, welche an
der Oberfläche jetzt z. T. eine grünlich-graue
Färbung angenommen hat. Auf diesen Grund
wurden die Figuren in Temperatechnik auf-
gemalt, nachdem die horizontalen Teilungs-
linien in Grau und Schwarz gezogen waren.
Jede der beiden Tafeln zeigt vier mensch-
liche Gestalten in gleicher Anordnung: drei
nach derselben Richtung schreitende Jüng-
linge, das eine Mal von einer Frau, das
andere Mal von einem ägyptischen Priester
geführt.
Das olivgrüne Untergewand der Frau ist
mit einem violetten Mantel zum großen
Teil verhüllt, der rote Konturen und helle
aufgesetzte Lichter aufweist. Die mit braun-
roten Sandalen bekleideten Füße sind nicht
zum Schreiten gesetzt, sondern stehen ruhig
nebeneinander. Während die linke Hand
an roter Leine einen sehr kleinen hell-
grauen sitzenden Hund hält, trägt die rechte
ein Büschel dunkelgrüner Ähren. Grüne
Blätter und blaue Beeren (?) sind in das
schwarze Haar geflochten, das ein helles
Antlitz überschattet; der Blick geht ruhig
nach rechts.
Die führende Gestalt von Tafel 2 ent-
spricht ihr in der ganzen Haltung und tritt
dadurch, mit ihr gemeinsam, in einen Gegen-
satz zu den lebhaft schreitenden sechs
Jünglingen, die hinter ihnen folgen. Der
ägyptische Priester — als solchen kenn-
zeichnen ihn der kahle Schädel und die
nackte Brust, die entblößten Arme und das
weiße, nur bis zu den Waden reichende
Leinenkleid — steht ebenfalls ruhig mit
gesammeltem stillen Blick. Die rechte Hand
hält, als opfere sie über einem Altar, eine
birnenförmige schwärzliche Frucht, die linke
einen langen gekrümmten Stab, der aus-
sieht wie ein griechischer Teinpelschlüssel,
in Wirklichkeit jedoch das Szepter der
ägyptischen Götter ist. Die nackten Teile
des Körpers sind koloristisch äußerst un-
ruhig behandelt: hellbraun init starken roten,
weißen und dunkelbraunen Linien darin.
Die Kleidung der sechs Jünglinge ist im
Schnitt gleich. Der kurze in der Mitte
■) Über diese zuletzt A. J. Reinach, Rev. arch.
XXIV 1914, 32 ff,
II
Klapptafelbild, Votivtriptychon und FlUgelaltar.
12
gegürtete Rock reicht kaum bis zu den Verzierung. Darüber ist ein kurzes Mäntel-
Knien, läßt den Hals frei, bedeckt dagegen eben um den Hals geheftet. Die Füße
Abb. I. Hoiztafelbild aus Ägypten im Berliner Museum.
die. Arme bis zum Handgelenk mit langen
.Ärmeln. Buntfarbige Streifen dienen zur
stecken in bis zur Hälfte der Waden reichen-
den rot oder weiß geschmückten Stiefeln.
13
Klapptafelbild, Votivtriptychon und FlUgelaltar.
14
Differenzierung herrscht nur in den Farben einem roten Querband, schwarzen Längs-
von Rock, Mantel und Schuhen: der auf I streifen und ebensolchen Schuhen. Der
/ I J i' I • '3?SIQ14;i''
■V.'^'^f* VT'K'^'r.il^m-
Abb. 2. HoUtafelbild aus Ägypten im Berliner Museum.
die Frau folgende Jüngling ist ganz in 1 nächste trägt einen grünen Rock und lila
Dunkellila gekleidet, mit dunklem Saum, | Mantel, der letzte umgekehrt; bei beiden
IS
Klapptafelbild, Votivtriptychon und FlUgelaltar.
16
sind die übrigen Farben nicht mehr kennt-
lich. Dem Priester folgt ein durch breitere
Gewandstreifen vor den übrigen ausge-
zeichneter Jüngling in rötlichem hell ge-
säumten Rock und hellila Mantel. Der
folgende trägt hellila Rock und einen dunk-
leren Mantel in gleicher Farbe, der letzte
hellila Mantel und grünen Leibrock.
Einförmig wie die Tracht ist Haltung
und Bewegung. In fast militärischem Gleich-
schritt bewegen sich die drei zusammen-
gehörigen Jünglinge nach derselben Rich-
tung. Das sehr volle Oval des Kopfes ist
ganz leicht geneigt; im dunklen Antlitz
leuchten die hellen Augen, das Haar weist
hier und da Spuren eines Kranzes (?) auf
Nur einmal hat der Maler ein retardieren-
des Moment in die fortlaufende Bewegung
gebracht: ein Kopf ist rückwärts gewendet
und ein wenig gehoben. Das Können des
Malers ist dürftig, seine Art zu malen
primitiv; aber in den prächtig gerundeten
Köpfen, in der glücklichen, wenn auch
vielleicht übertriebenen Verteilung von
Licht und Schatten, zeigt sich ein gut
Stück von jener Kunst, welche uns in den
Fayumporträts immer wieder zu staunender
Bewunderung zwingt.
Jedem der Jünglinge ■ ist ein anderer
Gegenstand in die Hand gegeben. Auf
Abb. I trägt der erste eine zierliche Doppel-
axt auf der rechten Schulter, Bogen, zwei
Pfeile und eine Lanze (alles schwarz) in
der gesenkten Linken. Der nächste schultert
eine Geißel von der Form des bekannten
Osirisattributes und leitet ein Kamel an
rotem Halfterband. Von dem gelblichbraun
gefärbten Tier erblickt man nur Kopf, Hals,
Brust und Vorderbeine. Der letzte in der
Reihe ist dem ersten gleich.
Von den drei Genossen der Tafel 2
schultert jeder in der linken Hand eben-
falls eine Lanze, auch diese ohne Metall-
spitze wie auf i. In der rechten trägt der
vorderste Bogen und Pfeile, der mittlere
ein Lagobolon, der letzte die »Osiris«-
geißel des Kameltreibers.
Die beiden Tafeln waren drehbar an den
Seiten eines gleich hohen und doppelt so
breiten Rechtecks eingelassen, und dieser
ganze dreiteilige Gegenstand war in zu-
geklapptem Zustande, wahrscheinlich durch
einen Riemen (s. Sp. 22), verschließbar. Die
Figuren der Flügel sind nach der Mitte
gewendet, und der Priester bringt nach
derselben Richtung ein Opfer. Soweit
können wir durch die Untersuchung der
Tafeln kommen. Da auf die Interpretation
der Bilder selbst nicht eingegangen werden
soll, sei hier nur bemerkt, daß das um-
fangreiche, für die Deutung zusammen-
getragene Material zu einer einwandfreien Er-
klärung noch nicht ausreicht. Doch sind
wir auch ohne eine solche in der Lage,
die Darstellung auf der fehlenden Haupt-
tafel in der Mitte zu rekonstruieren.
An und für sich könnten die umklapp-
baren Türflügel zu Schränken (in welchen
man Gebrauchsgegenstände, Goldgerät,
Bücher und Bilder bewahrte) gehört haben ;
auch ein Schrein mit einem Kultgerät, dem von
den acht Seitenfiguren Verehrung dargebracht
wird, wäre denkbar'); die Tafeln als Fenster-
laden eines Mumienkastens zu deuten^),
ist wegen der offenbar nicht sepulkralen
und auf keinen Fall dem ägyptischen Toten-
ritus angehörenden Malereien unmöglich.
Das Wahrscheinlichste bleibt, ein Götter-
bild in der Mitte vorauszusetzen, sei es in
Malerei, in Relief oder als Statuette in
einem vertieften Kasten 3); so würde ein
Triptychon entstehen, und der Triptychon-
charakter bliebe gewahrt, selbst wenn die
Mitte kapellenartig vertieft gewesen wäre;
so wie der Typus des dreiflügeligen christ-
lichen Altaraufsatzes durch ein stark ver-
tieftes und mit holzgeschnittenen Rund-
plastiken verziertes Mittelfeld nicht ver-
ändert wird.
Der Priester, welcher — doch offenbar
im Namen der übrigen Personen — nach
der Mitte hin opfert, scheint den Votiv-
charakter unseres Bildes zu dokumentieren.
Dieses steht also inhaltlich dem Weih-
relief der älteren Zeit gleich, geht aber
doch nach einer bestimmten Richtung über
') Birt, Die Buchrolle in der Kunst 262 ff. ;
Daremberg-Saglio s. v. Armarium ; Garrucci, Vetri
ornati Taf. V, i — 3, 6, 7.
^) Erman, Ägypt. Religion 235, Abb. 155.
3) Nach W. Webers freundlicher Mitteilung be-
findet sich in der Karlsruher Sammlung ein kleiner
Tonnaiskos (mit Uräenfries), in welchem zwischen
den geöflheten Türflügeln das Bild einer Gottheit
erscheint.
17
Klapptafelbild, Votiytriptychon und Flügelaltar.
I8
den Gedanken desselben hinaus. Denn der
Umstand, daß das ganze Triptychon ver-
schließbar war, beweist, daß es nur bei
bestimmten Gelegenheiten geöffnet werden
sollte, an irgendeinem Gedenktag, am Fest-
tag des Gottes oder des vergöttlichten
Herrschers, dem es geweiht war, und daß
es an diesen Tagen allgemeinerer Verehrung
zugänglich gemacht wurde.
Ob er ein Gott ist oder ein Kaiser, hat
man bisher nicht feststellen können ; aber
es wird kaum noch eines Wortes darüber
bedürfen, daß das gleiche Götterbild das
Zentrum des Berliner Triptychons bildete.
Dieses selbst war nicht das einzige seiner
Art : Reste ganz entsprechender Darstellun-
gen sind auch sonst erhalten ').
Die Komposition des Triptychons schließt
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Abb. 3. Relief im Museum von Kairo.
Der Votivcharakter der Tafeln wird
glücklich bestätigt und die Ergänzung des
Mittelbildes ermöglicht durch ein spätrömi-
sches, schlecht ausgeführtes Relief in Kairo '),
welches dieselbe Versammlung wie unser
Bild bietet, ohne daß die P'iguren gleich
streng angeordnet wären (Abb. 3). Vielmehr
sind sie ungezwungen in zwei Reihen um
die Gestalt des Angebeteten verteilt: einen
strahlenumkränzten Jüngling, welcher mit
mächtiger Gebärde in der Mitte thront.
') Edgar, Greec sculpture, Catal. gen. du Mus^e
du Caire, Xlll Taf. XXV, Nr. 27569.
die drei Teile zu einer großen Einheit zu-
sammen: in der Mitte das Bild des Gottes,
von den Seiten gleichmäßig hinzueilend die
Adoranten, denen ein Priester voranopfert
— wie die Stifter mittelalterlicher Altäre
sich auf den Flügeln darstellen lassen und
durch einen Heiligen als Vermittler der
Jungfrau in der Mitte empfohlen werden.
Rein formale Parallelen zu dem von uns
rekonstruierten Triptychon bilden jene
»Klapptafelbilder«, welche um die Wende
') Edgar, a. a. O.
19
Klapptafelbüd, Votivtriptychon und Flügelaltar.
20
unserer Zeitrechnung in Malerei auf den
gemalten Wänden Roms und der vom Vesuv
verscliütteten Städte erscheinen. Sie lehnen
auf den Wandgesimsen oder hängen an der
Wand, sind meistens drei-, selten fünfteilig
und haben das Aussehen von mehr oder
minder tiefen, oft ganz flachen Kasten,
welche durch Türchen verschlossen werden
können '). Diese Türen selbst sind nie be-
malt und lassen den Blick auf das Gemälde
frei, welches oft eine künstlerisch ausge-
führte figürliche Gruppe, nicht selten auch
ein gewöhnliches Stilleben darstellt.
Diese Türen sollen im Original offenbar das
Bild vor Staub und Beschädigung schützen.
Man mag zu solcher Vorsichtsmaßregel den
Brauch der Christen vergleichen, ihre
Heiligenbilder in mit Schiebedeckeln ver-
schließbaren hölzernen Kästchen aufzube-
wahren. Die Flügel der christlichen Diptychen
und Triptychen erfüllen den gleichen Zweck.
Wichtiger fast als der Schutz gegen Staub
mag der gegen Verletzungen beim Trans-
port gewesen sein, zumal ein Teil der älte-
ren Heiligenbilder — zum Beispiel der
Doppelbüsten — gleich den Porträts der
Imperatoren die Frommen ins Heerlager be-
gleitet haben wird ^).
Seltsamerweise hat man — soweit mir
die Literatur zugänglich ist — bisher nie-
mals zwei Nachrichten des Vitruv und
Plinius mit diesen Klapptafelbildern in
Verbindung gebracht, und doch scheinen
erst sie den seltsamen Gebrauch derartiger
»Rahmung« zu erklären s): »Latericiis
parietibus excisum opus tectorium propter
excellentiam picturae ligneis formis in-
clusum Romam deportavere« und »Pictu-
■) Bieber-Rodenwaldt, Arch. Jahrb. XXVI 191 1,
15 Anni. 6. P. Herrmann verdanke ich die Photo-
graphie einer Wand der Casa delle Vestali (Giornale
degli scavi di Pomp. N. S. III Taf. III ; Gli ornati
delle pareti dell' anticaPompei I, Napoli 1796, tav.5):
in der üblichen Art (Literatur bei W. Weber, Terra-
kotten a. a. O. 1 38' ; Daremberg-Saglio s. v. Imago)
gerahmte Stilleben mit Türen, deren Flügel jeweils
in der Mitte noch einmal umgeklappt sind.
') Wulff, Altchristliche und byzantinische Kunst I
308, Abb. 286; Strzygowski, Orient oder Rom?
123 ff.; vgl. Wulff, a. a. O.' 302; Rev. arch. XIII
1889, 25; Daremberg-Saglio s. v. Imago, S. 414
(Abb.) ; Notitia dignitatum reo. E. Böcking a. v. O.
3) Plinius N. H. XXXV, 173; Vitrovius de arch.
II, 8, 9.
rae excisae intersectis lateribus inclusae
sunt in ligneis formis«. Wie heute im
Neapler Museum wird man auch damals
die herausgeschnittenen Fresken in ihren
kastenförmigen Rahmen aufgestellt haben.
So fanden sie, auf den Wandsimsen an
die Wand gelehnt, im Hause des neuen
Besitzers jenen Platz, den ihnen die Deko-
rationsmaler auf ihren Nachbildungen reich
verzierter Zimmerwände zuweisen. ■ Die
Kastenform des Rahmens wird bei diesen
Nachbildungen nicht immer gewahrt, und
auch der Inhalt wechselt, sodaß in vielen
Fällen die Benennung »Klapptafelbild« das
Richtige treffen wird, obwohl der Ausgangs-
punkt der Entwicklung im Fresko zu
suchen ist. •
Nach den erhaltenen Malereien zu ur-
teilen, sind die italischen Künstler niemals
auf den Gedanken gekommen, die Flügel
der Klappbilder zu bemalen. Nur rein
äußerlich bietet daher die Form des Klapp-
tafelbildes eine Analogie zum Berliner
Triptychon, aber daß diese Form über-
haupt vorhanden war, ist ein Beweis dafür,
daß der Gedanke, ein dreiteiliges Kult- oder
Votivbild herzustellen, durchaus im Bereich
der Möglichkeit lag.
! Ägypten selbst hat uns ein Zeugnis für das
sehr hohe Alter des dreiteiligen Votiv- und
Kultbildes erhalten. Ich meine jenes Relief aus
Tell-el-Amarna, welches den König Echnaton
mit seiner Familie darstellt und welches an
den Seiten zur Aufnahme von Flügeln ein-
gerichtet ist (Abb. 4). Borchardts Unter-
suchungen haben uns gelehrt, daß dieses
Relief und verwandte seiner Art auf niedri-
gen, mit kleinen Stufen und Seitenwänden
versehenen Erhöhungen innerhalb der Häuser
aufgestellt waren, wo sie zweifellos den
Gegenstand der Anbetung von Seiten der
Bewohner bildeten ') : der dreiteilige »Flügel-
altar« wurde durch diese Entdeckung für
das Altertum nachgewiesen, und die Berliner
Tafeln lehren durch den Vergleich eben mit
diesen Werken der Epoche Amenophis' IV.,
daß die späte Antike in Ägypten die gleiche
Form noch gekannt hat. Zwar läßt sich
die Zeit unseres Triptychons nicht be-
') Mitt.d.D.O.G.i9i3,52,S.27Abb.9; Das alt-
ägyptische Wohnhaus im 14. Jahrh. v. Chr. 1916,
538, Abb. 39.
2]
Klapptafelbild, Votivtriptychon und FlUgelaltar.
22
stimmen, doch berechtigen uns der Ver-
gleich mit dem Kairener Relief und allge-
meine Erwägungen zur Ansetzung in die
spätrömische Epoche. Nach Analogie des
Echnatonaltars werden wir demnach an-
nehmen dürfen, daß es als Votivbild über
steht, aus dessen Verschlußloch die Schnüre
herabhängen. Das jetzt leere Innere ist
gewiß bemalt gewesen. Damit ist das
Votivtriptychon — wie manches der von
Tibull erwähnten gemalten Votive an Isis
mag diese Form gehabt haben (1,3, 28)!
Abb. 4. Relief aus Tell-el-Amama.
oder neben einem zugehörigen Opferaltar
seinen Platz hatte. Diese Vermutung wird
um so wahrscheinlicher, als sich eine ähn-
liche Vereinigung von dreiteiligem Votiv-
bild und Altar auf dem hochinteressanten
landschaftlichen Relief des Louvre (Schreiber,
Hellenistische Reliefbilder Taf.I.XX) findet,
auf welchem in einer ländlichen Opfer-
szene auf hohem, neben dem Altar auf-
ragenden Postament ein »Klapptafelbild«
— im griechisch-römischen Ägypten (denn
das Relief gehört wohl zu der ägyptischen
Klasse: Pagenstecher, Über das landschaft-
liche Relief bei den Griechen S. 48 f.) fest-
gestellt. Vom Votiv- zum Kultbild ist
nur ein Schritt, das beweist die kultliche
Verwendung des Echnatonreliefs.
Die Voraussetzungen für den christlichen
dreiteiligen Altar waren also in Ägypten
durch das dreiteilige Votivbild gegeben.
23
Klapptafelbild, Votivtriptychon und Flügelaltar.
24
Allerdings besaßen nach dem Urteil der
Kirchenväter die ersten Christen keine
»ßtufioi'«, doch können mit diesem Ausdruck
nur Altäre der üblichen heidnischen Form
gemeint gewesen sein'). Zahlreiche Zeug-
nisse beweisen die Existenz tischförmiger
christlicher Altäre, auf denen das »Opfer«
dargebracht wurde. Älter noch als die
eigentlichen, eigens für den Kirchen-
kultus errichteten Tischaltäre, sind offenbar
jene, welche wir als »Truhenaltäre« be-
zeichnen können. Gleich den Heiden sind
die Märtyrer in den Nischengräbern der
Katakomben beigesetzt worden, entweder
in truhenförmigen in die Wand eingehaue-
nen Sarkophagen, oder in vor der Wand
aus Platten frei aufgerichteten Steinkisten.
Eine flache Steinplatte diente in beiden
Fällen als- Deckel -). Indem man die Wand-
fläche über dem Grabe, an welchem man
die Gedächtnisfeiern abhielt, bemalte, ent-
stand hier der christliche Altar schon mit
einer Art »Oberfrontale«.
Bis zur mittelalterlichen Predella und
zur eigentlichen Bildwand hinter dem
kirchlichen Altar, der wirklichen »Ober-
frontale«, aber ist noch ein weiter Weg.
Der aus ihr hervorgegangene Klapp- oder
Flügelaltar ist erst eine in Italien und
im Norden etwa gleichzeitig nachweisbare
Schöpfung des 14. Jahrhunderts, entsprungen
aus dem Wunsche, verschiedene den
christlichen Festen entsprechende Bild-
szenen der gläubigen Gemeinde zeigen
zu können. Im 8. Jahrhundert setzte
man den Reliquienschrein auf den. Altar,
doch nicht auf den Tisch selbst, der
frei bleiben sollte, sondern auf ein Ge-
rüst hinter der Mensa. Dadurch war
mit der Ausbildung einer Altarrückwand
begonnen, die später durch die Predella
ersetzt wurde. Über dieser wird dann die
reich mit Malereien verzierte Oberfrontale
aufgerichtet, welche sich, in drei oder fünf
Teile geteilt, zum Klappaltar ausgestaltet.
Es ist bisher nicht hinlänglich beachtet
worden, daß eine lange Entwicklung die Form
') Wetzer und Welters Kirchenlexikon s. v. Altar ;
Religion in Geschichte und Gegenwart s. v. Altar.
') Wulff a. a. O., I, i8ff, ; Sieglin- Schreiber,
Ausgrabungen in Alexandria I, a. v. O. ; Pagen-
stecher, Nekropolis S. 142 u. ö.
des mittelalterlichen Altares vorbereitet, eine
Entwicklung, welche letzten Endes un-
mittelbar an die heidnische Epoche an-
knüpft. Jene feinsten und zierlichsten
Kunstwerke altchristlicher und byzantini-
scher Meister, die elfenbeinernen Diptychen
und Triptychen, haben zum Teil als Trag-
altärchen Verwendung gefunden. An den
herrlichen Exemplaren des 10. Jahrhunderts,
welche das Kaiser-Friedrich-Museum und
der Louvre bewahren, ist die Dreiteilung
bereits völlig durchgeführt und das Mittel-
bild den Seitenflügeln aufs stärkste über-
geordnet').
Das Berliner Kreuzigungsaltärchen zeich-
net die Hauptgruppe dadurch aus, daß
es ihre Gestalten über die ganze Fläche
ausdehnt, während die Seitenfiguren in
zwei Reihen übereinander angeordnet sind
— wie auf den Berliner Tafeln. Ursprüng-
lich resultiert die Dreiteilung zweifellos aus
der Notwendigkeit des Verschlusses, aus
demselben Zwange also, der schon die
Klapptafelbilder entstehen ließ. Daß man
nicht zu dem einfacheren Schiebedeckel
griff, wie es byzantinische Maler taten,
sondern das Triptychon bevorzugte, hat
jedoch seinen Grund in der Möglichkeit
größerer Prachtentfaltung und zeigt zugleich,
wie stark der Gedanke an die Möglichkeit
der Dreiteilung im Bewußtsein der Künstler
oder der Gläubigen sich erhalten hatte.
Reste dreiteiliger christlicher Altarge-
mälde aus sehr früher Zeit sind erhalten,
einmal selbst ein fünfteiliges, und von
ihnen geht das älteste, ein aus Ägypten
stammender Flügel der Sammlung Gole-
niäöew, sogar bis in das 6. oder 7. Jahr-
hundert zurück 2). Die Regel ist hier,
wie auch bei den Elfenbeinschnitzereien,
horizontale Zweiteilung der Flügel, die
entweder mit ganzen Figuren oder mit
Büsten oder mit heiligen Szenen bemalt
werden. Es kann keine Frage sein, daß
die Berliner Bilder den gleichen Typus
des Kultbildes in älterer, heidnischer Auf-
fassung repräsentieren.
j ») Wulff a. a. O. U 613 ff.
\ ') Bauer-Strzygowski, Denkschr. d. Wiener Ak.i-
' demie, Phil. - histor. Klasse LI 1906 (Eine alex-
andrinische Weltchronik) 198; Gayet, L'art copte,
i 255 ff.; Wulff a. a. O. I 312.
25
Erweibungen der Sammlungren Münchens 1916 — 191 7.
26
Diese geringen Spuren des dreiteiligen
heidnischen in engster Verbindung mit
dem Altar stehenden Votivbildes werden
genügen, sein Vorhandensein im Altertum
zum mindesten in Ägypten zu beweisen.
Weitere Untersuchungen über das Verhält-
nis zwischen Altar und dem am Altar ver-
ehrten Götterbild müssen hier klärend und
fördernd einsetzen. Es scheint, daß an die
Stelle der Statue hinter oder neben dem
Altar der Votivpinax und ebenso das drei-
teilige Votivbild als Gegenstand der Ver-
ehrung treten kann. So konnte aus dem
heidnischen Votivtriptychon der frühe christ-
liche Triptychonaltar erwachsen. Und diese
gemalten Triptychen dürfen als Vorläufer des
mittelalterlichen Flügelaltars gelten, mit dem
sich eine unmittelbare Verbindung jedoch
noch nicht herstellen läßt. Die außer-
ordentliche Bedeutung, welche Ägypten
für die Entwicklung der christlichen
Kunst und des christlichen Kultus gehabt
hat, wird durch diese neue Erkenntnis
wiederum ins Licht gesetzt. Die Berliner
Tafeln, mögen sie ein gemaltes Bild, ein
Relief oder eine Statuette in flacher
»Kapelle« umschlossen haben, vermitteln
zwischen dem Echnatonrelief des Neuen
Reiches und dem christlichen Flügelaltar
des 14. Jahrhunderts, dessen tiefste Absicht
künstlerischeErfüIlungallerdings wohlerst in
den innerlich untrennbar verknüpften Tafeln
des Triptychons des 20. Jahrhunderts ge-
funden hat : » Le triptyque represente, en m6me
temps qu'un progr^s d'organisation, un pro-
gres de complexite; ä cotd du principe d'ordre,
un principe de developpement. Son ideal
est ä la fois: plus d'harmonie et plus de
richesse. . . A la notation exacte et rapide
des faits succ^de une representation qui
tient compte de leurs rapports, de leurs
liaisons interieures, une orchestration des
th^mes qui les transfigure et devient elle-
mSme, comme dans la Symphonie, le veri-
table objet de l'art« ■).
Rostock i/M. Rudolf Pagenstecher.
ERWERBUNGSBERICHTE.
ERWERBUNGEN DER SAMMLUNGEN
MÜNCHENS 1916— 17.
Vgl. die offiziellen Berichte im Münchner
Jahrbuch der bildenden Kunst, X 191 6 — 18,
266 ff. Hier wird daraus nur mitgeteilt,
was sich auf antike Kunst bezieht. Einige
Berichte für 1916 sind schon oben 19 17,
27 mitgeteilt.
K. GLYPTOTHEK UND SKULP-
TURENSAMMLUNG DES STAATES
1917-
Die ungünstigen Verhältnisse des Kunst-
handels haben in den letzten Jahren An-
') Louis Gillet, La renaissance du triptyque ;
Gaz. des beaux arts XIX 1906, 383 ff.
Abb. I. Porträtbüste trajanischer Zeit.
kaufe vereitelt, dagegen hat die Glyptothek
für eine Gabe zu danken, die ihr durch
Vermächtnis I. Exz. der Frau General-
stabsarzt Anna von Lotzbeck (-j- 16. April
1917) zufiel. Die hier (Abb. i) abgebildete
Marmorbüste wurde s.Z. in Rom durch Prof.
von Kopf erworben und galt als jugend-
licher Tiberius, mit dem sie in der Tat
eine gewisse physiognomische Ähnlichkeit
hat. Aber der Stil, der auf Entstehung
in trajanischer Zeit schließen läßt, wider-
27
Erwerbungen der Sammlungen Münchens 1916 — 1917.
28
spricht der Benennung. Die Büste dieses
fast noch knabenhaften jugendlichen Mannes
ist 27 cm hoch. Ergänzt ist die Nase etwa
von der Mitte des Rückens bis zur Spitze,
jedoch sind die Nasenflügel alt. Die linke
Gesichtshälfte zeigt stärkere Sinternieder-
schläge, die Ohren sind bestoßen, sonst ist
die Erhaltung gut. Der Kopf war zum
Einsetzen bestimmt; das EinsatzstUck, sorg-
fältig gespitzt, ist erhalten. Das Haar ist
schlicht vom Wirbel nach vorne gekämmt
und liegt dem Kopfe dicht an ; oben und
hinten ist es nur wenig ausgearbeitet. Das
Werk vertritt die Porträtkunst der trajani-
schen Zeit gut und charakteristisch.
Eine andere Bereicherung der Glyptothek
erfolgte durch Verlegung des Arch. Zeitung
1877 Taf. 3 abgebildeten Mosaikbildes aus
Sentinum (Sassoferrato) in den Fußboden
des Trojanischen Saales; Als Geschenk
der Herzogin von Leuchtenberg in den Be-
sitz Ludwigs L gelangt, wurde es mit großen
Mühen nach München überführt und in
der Alten Pinakothek in einem der Säle
der Vasensammlung untergebracht, ohne
dort recht zur Geltung zu kommen. Die
Neuordnung der dortigen Sammlung machte
das Verbleiben des Mosaiks unmöglich ;■
die Neuaufstellung in dem geräumigeren,
helleren und durch seine festliche Aus-
stattung dem Mosaik angemesseneren Saale
hat dies tüchtige, wohl der frühen Kaiser-
zeit angehörige Werk zu einer ganz neuen,
kräftigen, schmückenden Wirkung gebracht.
Die Abbildung, welche die breite orna-
mentale Einfassung unterdrückt und nur
das eigentliche Figurenbild, Helios mit dem
Zodiakos, ihm zu Füßen Gaia und die als
Kinder gebildeten vier Jahreszeiten, wieder-
gibt, kann davon keine Vorstellung geben.
Die z. T. recht schwierigen Herstellungs-
arbeiten leitete Herr G. Grapputo; vgl.
Bayerische Staatszeitung 191 7 Nr. 87 a.
Paul Wolters.
K. MUSEUM ANTIKER KLEINKUNST
1917.
Die Sammlung hat nur die Bereicherung
durch zwei Bronzearbeiten zu verzeichnen.
I. Statuette eines stehenden nackten
Jünglings im Schema der archaischen sog.
Apollines. Inv. 3937 (Abb. 2). Höhe 0,09.
Gefunden angeblich in Sparta mit zwei
andern gleichartigen Exemplaren, welche
in die Sammlung des archäologischen In-
stituts der Universität Leipzig gelangt sind.
Die Oberfläche zeigt dunkelgrüne Patina.
Die Haare fallen hinten in breiter Masse
auf den Rücken herab. Das Gesicht ist
von primitiver Roheit, die sich vor allem
in der Augenbildung äußert. Das Glied
ist stark hervorgehoben. Eigenartig ist die
Abb. 2. Archaische Bronzestatuette eines
Jünglings.
Form der mitgegossenen Basis. Der Fund-
ort scheint mir dem Stil nach zu schließen
glaublich zu sein.
2. Prachtvolles römisches Weinsieb mit
reicher in Durchlochung hergestellter orna-
mentaler Verzierung. Inv. 3938 (Abb. 3, 4).
Gefunden bei Pompeji. Höhe 0,08. Durch-
messer 0,225. ^01 schöner blaugrüner
Patina. Geschenk eines Gönners.
Die Schale ist gegossen und dann im
Innern ganz dünn abgedreht, während der
i'/i cm hohe, nach außen überhängende
Rand dicker gelassen wurde. Die mit
29
Erwerbungen der Sammlungen Münchens 1916 — 1917.
30
außerordentlicher Sicherheit una feinstem
Geschmack durchgeführte Durchlochung
ergibt im Ornament mehrere Zonen, als
Zentrum eine Rosette, dann eine Blattranke,
ferner eine Reihung von abwechselnd Blüten-
kelchen und. Blattstauden, nur einmal unter-
brochen durch einen Wasservogel mit Blatt
im Schnabel, endlich eine Spiralranke. Auf
dem Rande ist im Innern in Punkten ein-
und mit reliefgeschmücktem Handgriff ver-
sehene, allerdings der Künstlerinschrift ent-
behrende Stück, das in der zweiten Hälfte
des 17. Jhdts. in der Nähe von Rom ge-
funden war und sich im Besitz eines Herrn
Mayer aus Lyon befand (die am leichtesten
zugängliche Abbildung bei Montfaucon,
L'Antiquite III, i Tafel 62), verschollen zu
sein scheint. J. Sieveking.
Abb. 3. Bronzenes Weinsieb, bei Pompeji gefunden.
gestanzt die Künstlerinschrift PERTVDIT
. POMPEIS • FELICIO. Eine spätere Zutat
wird der äußere aufgelötete blattförmige
Henkelansatz mit Ring zum Aufhängen
sein, da er die Durchlochung in plumper
Weise zudeckt.
Das Sieb ist eine Arbeit der frühen
römischen Kaiserzeit und wohl das reichste
aller erhaltenen Exemplare dieser Gattung,
nachdem das im Muster noch prächtigere
ANTHROPOLOGISCH-PRÄHISTO-
RISCHE STAATSSAMMLUNG.
PRÄHISTORISCHE ABTEILUNG.
Dem von F. Birkner für 19 16 — 17 er-
statteten ausführlicheren Bericht sei mit
gebotener Beschränkung auf das eigentliche
Gebiet dieser Zeitschrift nur der Hinweis
entnommen, daß die Sammlung außer Nach-
bildungen wichtiger bayrischer Funde, die
31
Erwerbungen' der Sammlungen Münchens 1916 — 1917.
32
Abb. 4. Unteransicht von Abb. 3.
in andern Sammlungen aufbewahrt werden,
Originale der Bronze- und Hallstattzeit
erwarb. Die schon seit geraumer Zeit be-
triebene Untersuchung der spätkeltischen
Eisengewinnungsstellen bei Kelheim wurden
fortgesetzt; Funde und Nachbildungen von
solchen kamen in die Sammlung.
BAYERISCHES NATIONALMUSEUM
MÜNCHEN 1916.
Für die Abteilung römischer Altertümer
wurde außer einem ziemlich defekten Bronze-
kessel ein bronzenes grünpatiniertes Ast-
fragment, möglicherweise ein Teil einer
Votivgruppe, erworben. Ein ähnliches Stück,
der Bärengöttin »Deae Artioni« geweiht,
ist in Muri bei Bern erhalten (abgebildet
bei Reinach, Repert. statuaire 11, 258;
m, 98). Ph. M. Halm.
MÜNZSAMMLUNG.
(1916/17.)
Auf dem Gebiete der antiken Münzen
macht sich nach wie vor die Unterbrechung
der Verbindungen mit dem Orient und der
Levante fühlbar. Wenn trotzdem eine Reihe
von Seltenheiten und Kostbarkeiten dieser
Gattung erworben werden konnten, so ist
33
Erwerbungen der Sammlungen Münchens 1916 — 1917.
34
dies in erster Linie der Schenkung eines
ungenannt bleibenden Freundes unserer
Sammlung zu verdanken, die uns in Stand
setzte, einzelne noch im Handel auf-
tauchende bedeutendere Stücke dem Staats-
besitz zu sichern. Eine Reihe von wichti-
geren Stücken erscheint auf einer, dem
Bericht im Münchner Jahrbuch beigegebe-
nen Tafel, deren Nummern wir hier zu
etwaiger rascherer Orientierung beibehalten,
uns allerdings auf die Nennung einiger
seltenerer und schöner Gepräge beschränken.
Nr. I 100-Litren-Stück von Syrakus;
Typus des Stempelschneiders Kirnon: - —
Nr. 2 Desgleichen ; Typus des Eiaainetös
(vgl. Evans, Syracusan Medallions,' Nüm.
Chron. III. Serie XI i8gi, Taf. 10, 3 und-
13, i). — Nr. 4 Hemidrachme von Himera.
Nackter Jüngling mit Stab in der Rechten
und Muschel in der erhobenen Linken, auf
einem Bock reitend. Rs. Schwebende Nike
mit Aplustre. — Nr. 5 Tetradrachme von
Segesta, Jäger mit Hund (Egestos). Rs.
Quadriga, . dafüb.er Nike (vgl! Lederer, Te-
tradrachmenprägung von . Segesta Nr. . lo"?).
— Nr. 6 Tetradrachme von Leontini, Ropf
des Apollo. Rs. Löwenhaupt. Strenger
Stil. — Nr. 7 Tetradrächme von Agrigent,
Adler. Rs. Krabbe, darunter feines lineares
Ornament. — Nr. 9 Abb. 5 Karystos auf
Euboea. Didrachme, Königskopf, bartlos,
nach rechts, geschmückt mit einem Kranze,
der mit einem Band umwunden ist. Rs. Zweige-
spann, von Nike gelenkt, die in der Rechten
eine mit Tänie geschmückte Palme, in der
erhobenen Linken die Zügel hält. Über
den Pferden ein Reifen oder Kranz, darin
ein Dreizack (Wappenzeichen der Stadt).
Die seltene Münze ist mehrfach besprochen
und der Königskopf auf verschiedene Dia-
dochen gedeutet worden, so auf Antiochos
III., auf Attalos L, zuletzt von Six auf
Alexander, den Sohn des Krateros, der um
265 V. Chr. die Insel Euboea beherrschte
und seine Herrschaft mit Erfolg gegen
Antigonos Gonatas verteidigt zu haben
scheint. Das vorliegende Stück übertrifft
die bekannten Exemplare im Haag und in
London, sowohl was Stil wie Erhaltung
und Vollständigkeit betrifft, wenn auch von
dem Stadtnamen unter den Pferden nur
spärliche Reste erkennbar sind. Deutlich
Archäolo^scher Anzetgfer 1919.
ist hier, daß der Blattkranz des Kopfes mit
einer Binde umwunden ist, ähnlich wie er
auf den Attaliden-Münzen als Zeichen der
Vergötterung auftritt. Hierdurch wächst
die Anwartschaft der pergamenischen Könige,
in erster Linie Attalos' I. — Nr. 8 Ephesos,
persische Satrapie in lonien (Memnon von
Rhodos?): Der Großkönig mit Bogen und
Szepter mit der - griechischen Beischrift
nrOArO-PH2. Rs. Incusum mit unregel-
mäßig granuliertem Grund. Stater im rho-
dischen Gewicht von 14,97 g. Die außer-
ordentlich seltene Münze verbindet das
Bild des Perserkönigs im Typus der Da-
reiken mit ' einer griechischen Namensauf-
schrift. Nach einer ansprechenden Ver-
mutung von Six handelt es sich hier um
eine Prägung, die der persische General
MemnoU' von Rhodos im Jahre 334 in
Ephesos während der Okkupation der Stadt
für seine persischen Söldner vornehmen
ließ. Der Name Pythagores bezeichnet einen
ephesischen Prytanen dieses Jahres, der auch
Abb. 5 (Nr. 9). Didrachme von Karystos.
sonst auf autonomen Münzen der Stadt
Ephesos vorkommt. — Nr. 10 Stater König
Philipps II. von ungewöhnlich feinem Stil,
mit Kantharos als Beizeichen der Münz-
stätte Mende. — Eine Kollektion von 74
griechischen Bronzemünzen, die für das
griechische Festland, namentlich Nordgrie-
chenland, daneben auch Kleinasien und die
Inseln einen erwünschten Zuwachs bedeu-
teten, wurden insgesamt aus einer alten
Sammlung erworben. Wir heben hervor:
4 Doppelviktoriate des thessalischen Bundes,
darunter einer mit der Verbindung des
unbekannten Beamtennamen Msvsoyjfjios mit
»PcpsxpaTir/C vsfuTspo; (zu Münsterberg S. 102),
ferner mit dem Beamtennamen ' IrcitaiTa? in
Verbindung mit flautjavi ////. , — Bronze
von Theben, Kopf mit Mauerkrone. Rs.
Dionysos langgewandet mit Kantharos,
35
Zu den dorischen Kranzgesimsen Athens.
36
archaisch, (vgl. Münsterberg, Num. Zeit-
schrift 191 1, 114 und Head, Num. Chron.
1881, 271, Variante mit anderer Anordnung
der Schrift). Das Exemplar bei Imhoof-
Gardner, Num. Comm. on Pausanias S. 112,
3, als Unikum bezeichnet, hat unvollstän-
dige Schrift (vgl. auch Sestini, Museo Fontana
Taf. 4, 16). — Bronze von Chalkis (Abb. 6),
Kopf des Caracalla, belorbeert, Rs. Gany-
med mit Pedum in der Linken, vom Adler
emporgetragen. Im Felde XAA-KI. Scheint
AE-QN
unediert Die Komposition, innerhalb deren
der Adler dominiert, unterscheidet sich
wesentlich von den bekannten Ganymed-
Darstellungen der Münzen von Ilion, Dar-
danos, Hadrianopolis und Sebaste. Die
Münze illustriert eine Stelle des Athenaeus
(XIII, 601), wonach der Raub an einem
Abb. 6. Bronzemünze von Chalkis.
Orte Harpagion bei Chalkis lokalisiert wird,
und sie beweist, daß es sich hierbei nicht
nur um eine gelehrte etymologische Spielerei
handelt, sondern um eine volkstümliche
Überlieferung, die noch im 3. Jahrhundert
n. Chr. lebendig war. — Thelpusa, Bronze-
münze des Caracalla mit Contremarke. Rs.
Gehörnter Pan, schreitend mit Pedum und
Fell. Nicht im Britischen Museum. Abgeb.
im Auktionskatalog Jak. Hirsch Nr. XIII,
Taf. XXXI, 2888. — Nr. 17. Eine münz-
geschichtliche Merkwürdigkeit stellt die
kleine Goldprägung des Anastasius I. dar:
Brustbild, Rs. Viktoria. Das Stück besitzt
das Gewicht eines Solidus (4,42 g), ist
aber mit dem Stempel eines Triens (Saba-
tier, Bd. I, S. 152, Nr. 5) geprägt.
Im ganzen betrug der Zuwachs 157 Stück.
Außerdem wurden fünf meist flüchtig
geschnittene Ringplatten aus Bronze, zum
Teil versilbert, darstellend Poseidon stehend,
Hermes schreitend, weiblichen Kopf usw.,
erworben. G. Hab ich.
ZU DEN DpRISCHEN KRANZ-
GESIMSEN ATHENS.
n
u
J3
In dem Geleitwort zum Winckelmann-
Festblatt, das H. Sitte-Innsbruck zu Ostern
19 19 herausgegeben, und dem
er kurz nachher noch einen Nach-
trag beigefügt hat, verbreitet sich
der Verfasser ausführlich über die
Anordnung der Fugenteilung an
den Gesimsen des Parthenon.
Seine Beobachtungen decken sich
mit dem, was aus dem neuen
französischen photographischen
Werk Collignon-Eggimann ent-
nommen werden kann. Am Parthe-
non war tatsächlich keine volle
Symmetrie der Fugenteilung an
den Geisa der Giebelseiten. Darin
eine besonders grandiose Art zu
erkennen, geht doch wohl etwas
weit Die Anordnung mag ihren
Grund vielmehr in der Verteilung
der Arbeiten auf verschiedene
Steinmetzen .gehabt haben. Das
läßt sich zwar ohne eine Nach-
prüfung, etwa von besondern
kleinen Steinmetzeigentümlich-
keiten oder Zeichen nicht be-
weisen, ist aber immerhin eine
sachlich wahrscheinliche Ver-
mutung. Die Anordnung der
Fugen an den Geisonplatten des
Theseions tadelt Sitte wegen
der absoluten Symmetrie; ich
halte diesen Tadel nicht für be-
rechtigt. Völlige Durchbildung
aller Einzelheiten nach einer
strengen Einordnung ins Ganze
ist doch das besondere Kenn-
zeichen des kanonischen Stils und
sein Endziel. Schon am Tempel
von Aeginakann die Symmetrie der Fugentei-
lung nachgewiesen werden, vgl. Aegina,
Heiligtum der Aphaia, Taf. 34. Dort hat
man sich mit der technisch schwierigen
und nicht ganz einwandfreien Spaltung der
Tropfenplatten über den Metopen geholfen.
Am Theseion ist das gleiche wenigstens
ü
e
a
3
27 Galvanoplastische Nachbildung. — Archäologische Gesellschaft lu Berlin. Februar-Sitzung 191 9. ^ö
in der Mitte geschehen, während rechts
und links von beiden Mittelstücken dann
eine symmetrische Fugenteilung neben den
Mutuli stattfindet. Dagegen ist am römi-
schen Markttor die Sache anders als Sitte
in seiner Abbildung 7 , Seite 7 , angibt.
Ich vermag allerdings nur nach ziemlich
großen Photographien zu urteilen, aber alle
zeigen übereinstimmend genügend deutlich
eine unsymmetrische Fugenteilung (s. die
Abb.). Nur die Eckblöcke sind gleich, aber
innerhalb dieser ist die Reihe ohne Regel
durch ungleich lange Platten gebildet. Also
der römische Baumeister arbeitet nicht mehr
mit der Absicht reinster Durchbildung,
sondern geschäftsmäßig unter möglichster
Ausnützung seiner Steinquadern; ob dabei
die Fuge die formale Durchbildung stört
oder nicht, ist ihm völlig gleichgültig. So
dient gerade dieser Giebel als Folie zu
den klassischen Lösungen der perikleischen
Zeit. E. Fiechter.
GALVANOPLASTISCHE NACH-
BILDUNG.
Der von Amelung, Bonn. Jahrb. loi,
1897, 153fr., veröffentlichte, imBonnerAka-
demischen Kunstmuseum befindliche Aus-
guß einer verschollenen Form mit dem
Relief von Aphrodite und Eros geht wahr-
scheinlich auf ein Metalloriginal des fünften
Jahrhunderts zurück, als dessen Verfertiger
wir uns einen der ersten Meister der To-
reutik aus dem Kreise des Phidias zu
denken haben. Trotz der verschiedenen
Abformungen in weichem Material, die
zwischen dem Original und dem er-
haltenen Ausguß liegen, ist von dem Stil
des Originals noch genug erhalten, um eine
Rückübersetzung in Metall wünschenswert
erscheinen zu lassen. Eine solche ist jetzt
mit gutem Erfolge von der Württembergi-
schen Metallwarenfabrik, Geislingen-Steige
in Württemberg, auf galvanoplastischem
Wege nach einem Gipsabguß des Bonner
Reliefs vorgenommen worden. Die Nach-
bildungen sind daselbst zum Preise von
33 Mark in versilberter, oxydierter Aus-
führung oder 30 Mark in Bronzeton zu
beziehen.
Gießen. G. Rodenwaldt.
ARCHÄOLOGISCHE GESELLSCHAFT
ZU BERLIN.
Die Januar- und März-Sitzungen
mußten wegen Unruhen ausfallen.
Sitzung vom 4. Februar 1919.
Herr Schweitzer sprach über ein Bronze-
medaillon aus Smyrna (Abb. i), das im
Oktober 1913 bei Helbing in München zur
Versteigerung kam und vom Museum für
Völkerkunde in München angekauft wurde.
Es ist in einem bei dieser Gelegenheit ge-
druckten Katalog der Auktion Helbing (An-
tike und byzantinische Kleinkunst aus aus-
ländischem und Münchener Privatbesitz) auf
S. 38 zum erstenmal abgebildet. Der Durch-
messer beträgt nach Angabe des Katalogs
6,6 cm. Aus der Abbildung allein ließ
sich bis jetzt keine befriedigende Ver-
mutung über die einstige Verwendung des
kleinen Reliefs gewinnen. Nach einer kurzen
Beschreibung der dargestellten Opferszene
erwies der Vortragende an verschiedenen
Einzelheiten der Tracht die Priestereigen-
schaft des Opfernden. Der spitze Pilos,
in Etrurien als Kopfbedeckung der Priester
von Heibig und Körte nachgewiesen, wird,
wie so manche Elemente des etruskischen
Kultus, von diesem Volke aus Kleinasien,
also gerade der Heimat unseres Reliefbildes,
mitgebracht worden sein, wo er in einem
vorausliegenden Stadium der typische Götter-
hut war. Damit gewinnt auch das Kinn-
band, mit dem hier die Mütze festgehalten
wird, erhöhte Bedeutung. Denn für Rom
ist es überliefert (Plut. Marcellus V; Vale-
rius Max. I i, 5), für Etrurien durch Körte
erschlossen, daß diese Sicherung der Kopf-
bedeckung des Priesters ihre bestimmte
kultische Bedeutung hatte: sie sollte ver-
hindern, daß der Hut während des Opfers
herabfiel, was als böses Omen galt. Schließ-
lich kann auch die Doppelaxt im Verein
mit. den übrigen Anzeichen als sicheres
Indizium priesterlicher Würde dienen.
Noch lange nach dem Ableben der unter
ihrem Zeichen stehenden großen Religionen
Kleinasiens und Kretas hat sie sich, auch
abgesehen davon, daß sie eine Lieblings-
wafife mancher Dämonen und Heroen, also
wieder Wesen höherer Art, blieb, einen
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Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Febiuai-Sitzung 19 19.
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Rest sakralen Charakters bewahrt. Der
griechische toXsxu? läßt sich ebenso sicher
als Opfergerät bei den attischen Euphonien
nachweisen, als die römische securis für die
Priesterin der Bellona, zu Rom überliefert
ist (Tib. I, 6, 47). Ohne der Möglichkeit
einer genaueren Datierung vorzugreifen,
läßt der Vergleich des Thymiaterions mit
ähnlichen Typen, darunter auch solchen
auf smyrnäischen Münzen (K. Wigand,
Thymiateria Taf. IV 117), eine Datierung
Abb. I. Bronzemedaillon aus Smyma.
des Reliefs etwa in die ältere Kaiserzeit,
das I. — 2. Jh. nach Chr., zu.
Die Suche nach dem engeren Sinn der
dargestellten Opferhandlung führt uns zu-
nächst noch einmal für kurze Zeit nach
dem Mittelpunkt der damaligen Welt, nach
Rom. Dort feierte man um die Zeit des
Spätuntergangs des Hundssterns, der der
reifenden Saat Unheil droht, nach den Be-
richten römischer Grammatiker und land-
wirtschaftlicher Fachschriftsteller (Varro, 1.
1. VI 3, 16; r. r. I i; Gellius V 12,. 14;
Col. r. r. X 342) dem Gotte Robigus ein
Opferfest, um von dem Getreide die robigo
d. i. den Rost oder Kornbrand fernzuhalten.
Am anschaulichsten beschreibt uns Ovid
im 4. Buch der Fasten (v. 905 ff.) die da-
bei beobachteten Zeremonien. Er ist, früh-
morgens, auf dem Wege von Nomentum
nach Rom. Da begegnet ihm mitten auf
der Straße eine in weiße Gewänder gehüllte
Prozession. Voran der flamen Quirinalis,
tritt sie ein in den heiligen Hain der Göttin
Robigo (einer sekundären, weiblichen Nach-
bildung des Robigus). Näher herantretend
vernimmt der neugierige Lauscher die
flehende Anrufung des Priesters an die ge-
strenge Göttin. Ungehindert möge sie die
Saat der Ernte entgegenreifen lassen ; denn
wo sich ihre Hand zeigt, da lastet sie
schwer, und der Bauer bucht das von ihr
gezeichnete Korn unter dem Verlustkonto.
Kein Wind, kein Hagelschlag, kein Frost
schadet so sehr wie die glühenden Strahlen
der Sonne, wenn sie die zarten Halme ver-
sengen. Deshalb : »Laß' dir von Ferne die
Gaben des Landmanns gefallen!« Während
er so spricht, liegen und stehen auf der
rechten Seite bereit ein mantele mit frei
herabhängenden Zotten, wohl selbst ein
Fell oder in Vertretung eines solchen und
nach allen Analogien (Preller-Robert 4 144;
Gruppe 116; M. Nilsson, Gr. Feste 5 f.
und Arch. Jahrbuch XXXI 1916, 312) für
einen Regenzauber bestimmt, eine Schale
Weins zur Spende und ein Kästchen mit
Weihrauch. Diesen verbrennt nun der
Priester auf einem Räucheraltar, spendet
den Wein und opfert schließlich als Haupt-
gabe die Eingeweide eines Schafes und
eines Hundes, die die Prozession mit-
geführt hat. Columella (a. a. O.) redet
nur von einem Hund. Es besteht nun die
Möglichkeit — mehr soll für den Augen-
blick nicht behauptet werden — die beiden
illustrativ überhaupt faßbaren Abschnitte
dieser dreiteiligen Zeremonie (Anrufung,
unblutiges und blutiges Opfer) auf unserem
Relief dargestellt zu sehen, nämlich die
Weihrauchspende und — in den augen-
scheinlich angebundenen Hunden — das
bevorstehende Hundeopfer.
Entsprechende Gottesdienste sind für den
griechischen Osten nicht direkt bezeugt.
Doch fehlt es nicht ganz an Anzeichen,
daß ähnliche Begehungen auch dort statt-
fanden. Durch Athenaios (III 56, p. 99 e)
hören wir von seltsamen 6p<o[xEva in Argos.
Im Monat 'Apveioj, im Lämmermonat, be-
weinen dort an den 'Apvrjiosf, den Lämmer-
tagen, die Frauen und Kinder unter Ab-
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Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Februar-Sitzung 1919.
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singung des Linosliedes den verstorbenen
Gott und ihre eigenen Toten. An einem
dieser Tage findet nun die sogenannte
/uvocpovTis statt: alle Hunde, die sich auf
der Straße sehen lassen, werden totge-
schlagen. Wir kennen auch die aitiologi-
sche Legende, mit der man sich diese Ge-
bräuche zu erklären suchte (Röscher unter
Krotopos). Linos, hier der Sohn des Apollo
und einer Sterblichen, Psamathe, wird von
dieser aus Furcht vor ihrem Vater ausgesetzt
und wächst unter Hirten und Lämmern auf.
Da zerreißen ihn plötzlich Hunde, furcht-
bar rächt sich der göttliche Vater an dem
Lande, in dem der Frevel geschah, und nur
schwer kann er besänftigt werden. Seitdem
nehmen die Weiber jährlich unter Klagen
um den Verstorbenen an den Hunden
Rache. Daneben werden Schafe und Widder
geopfert. Es kann nicht schwer sein, den
richtigen Kern aus dieser antiken Erklärung
eines den römischen Robigalia gleichzu-
setzenden Ritus herauszuschälen. Seit K.
O. Müller wissen wir, daß das Linoslied
ebenso wie die Klage um Adonis der unter
der Gluthitze dahinsterbenden sommerlichen
Vegetation gilt. Apollon repräsentiert dann
aber hier die gleiche Macht wie die Gott-
heit der Robigalia. Es gilt, seine tödlichen
Geschosse von der reifenden Frucht und
— in einer stets naheliegenden Parallele —
von der jüngsten Menschensaat fernzuhalten.
Als apotropäisches Opfer fallen die Hunde.
Möglich, daß hier ein uralter, anfangs an
keine bestimmte Gottheit geknüpfter aber-
gläubischer Gebrauch vorliegt: um die ver-
derbliche Macht des Hundssterns, des xuojv
ast'pto? zu brechen, werden nach einem Ge-
setz primitiven Denkens alle erreichbaren
Hunde getötet. Die sich von den üblichen
Kultgebräuchen entfernende, rohe Form der
Tötung legt diese Vermutung nahe. Die
antike Legende aber konstruiert hierzu eine
mythische Verfehlung der Landeseinwohner
und muß deshalb hier Apollon, sonst den
traditionellen Feind des Linos, zu seinem
Vater machen. Jährlich gedenkt nun der
Gott des alten Frevels, sein Zorn schwillt,
und jährlich muß er wieder versöhnt werden.
Aus dem- apotropäischen wird ein Sühne-
opfer. Auch das Nebenmotiv des Regen-
zaubers, bei den Robigalia zu erkennen
aus dem zottigen Handtuch, scheint mit
diesen argivischen Gebräuchen verknüpft
gewesen zu sein. Psamathe kommt auch
als Name von Quellnymphen vor, und
Nilsson macht mit Recht darauf aufmerk-
sam, daß sich zu Argos neben dem Altar
des Apollon der des Zeus usxtoj befindet
(Gr. Feste 435 ff.).
Verfolgen wir diese Spuren weiter nach
Osten, so kommen wir schon ganz nahe an
das Ziel unserer Betrachtung. Die Rhodier
verehrten einen Apollon 'Epuöi'ßtD;, weil sie,
wie Strabo zu dieser Notiz hinzufügt, die
Ipwi^ri, d. i. den Rost oder Kornbrand,
Ipu&rßyj nennen. Inschriften von der Insel
belehren uns aber, daß der eigentliche
Kultname des Gottes 'Epe8i(i,io? war (I. G.
XII 730 ff.). Damit ist die Hesych-
glosse zu verbinden, daß Apollon bei den
Lykiern 'EpsSujitOf hieß und es ein Fest
'Eps&u[j.ia gab. Wenn dann bei dem Mytho-
graphen Ptolemaios (Nov. bist. 7, Wester-
mann p. 198) ein Apollon 'Ept&io; auf
Cypern erwähnt wird, so haben wir wohl
nicht mit Müller und Farneil (The cults
of the Greek States IV 362 f. und 130)
nach Strabo 'Epsöußtou zu verbessern, sondern
'EpeOifii'öu oder 'Eps&u[j.rou. Also ganz in
der Nähe des Fundorts unseres Reliefs ein
Kult, dessen Name schon ihn aus demselben
Kreis von Vorstellungen entsprungen er-
klärt wie die römischen Robigalia! Schon
H. Usener hat denn auch hier einen ähn-
lichen Ritus wie das Hundeopfer des flamen
Quirinalis vermutet (Götternamen 262 f.).
Vielleicht dürfen wir soweit gehen, in
unserem Relief eine schöne Bestätigung
dieser Vermutung zu sehen. Dann stellt
es, so können wir wohl unsere Behauptung
fassen, eine Opferhandlung im Kult des
über den ganzen Süden von Kleinasien
hin verehrten Apollon 'Eps8i|xioc oder einen
sehr verwandten Gottesdienst dar.
Zur weiteren Stützung dieser These läßt
sich doch wohl noch einiges beitragen.
Bis jetzt war noch nicht die Rede von dem
bildlichen Typus des Reliefs. Die Art
nun, wie dieser Priester dasteht, Kopf und
halb auch die Beine im Profil, während
der Rumpf in Vorderansicht gedreht ist,
den Spitzhut auf dem Haupt und die
Doppelaxt links geschultert, das ist ja ganz
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Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Februar-Sitzung 1919.
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die Form, in der schon Jahrtausende früher
die großen vorderasiatischen und hettitischen
Himmelsgottheiten dargestellt wurden (vergl.
z. B. einen der Orthostaten von Send-
schirli, der den Gott ganz in der Stellung
unseres Priesters zeigt: Ausgrabungen in
S. Taf. XVII). Dort ist ja ebenfalls oft
wie hier der Stern, oder besser der Strahlen-
kranz, das Symbol der göttlichen oder
selbst in dem Typus der Kultstatue habe
darstellen lassen, oder ob wir nicht viel-
mehr den libierenden Gott selbst mit Opfer-
tieren und Attributen zu erkennen haben.
Einerlei, wie wir diese Frage beantworten,
sicher ist, daß wir aus unserem Typus ge-
wisse Rückschlüsse auf die Vorstellungen,
die man sich von dem Gotte machte,
vielleicht sogar auf seine Kultstatue ziehen
Abb. 2. Bronzeklinge aus Karthago.
königlichen Macht in Kopfhöhe und Blick-
richtung des Gottes bezw. des Herrschers
angebracht. Die Übereinstimmung ist so
groß, daß man ernstlich zweifeln kann, ob ein
das Relief — selbstverständlich die zugrunde
liegende Originalkomposition — weihender
Priester — die Priester des Apollon
'Eps&t'jito? wechselten jährlich, wie uns die
rhodischen Verzeichnisse sagen - — sich
dürfen. Hier kommt uns nun von einer
ganz anderen Seite ein Denkmal entgegen,
das eine- mit dieser ganz kongruente Vor-
stellung vermittelt, und zwar ist das eine
Zeichnung auf einer der punischen, in
Karthago häufig gefundenen und gewöhn-
lich als Rasiermesser gedeuteten Klingen
(Abb. 2 nach Comptes Rendus Acad.
Inscr. 1900, 501). Hier haben wir alles
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Arcl^ologische Gesellschaft zu' Berlin. Februar-Sitzung 19 19.
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wie dort: die eben charakterisierte Haltung,
den Pilos, die Doppelaxt'), den Strahlen-
kranz; sogar der eine Arm ist ebenso vorge-
streckt, kann aber hier, da er nicht zu
libieren braucht, Lanze und Schild halten.
Die andere Seite des Messers zeigt Isis
mit dem Horusknaben. Es ist also zu
erwarten, daß auch unsere Figur einen
Gott darstellt. Gleich der erste Heraus-
geber, Delattre hat denn auch durch ägyp-
tische Parallelen zweifelsfrei nachgewiesen,
daß er den phönikischen Gott Regef oder,
wie man ihn mit einer anderen Vokalisie-
rung aussprechen kann, ReSup darstellt
(a. a. O.).
Auf der Suche nach der Gottheit, der
das auf unserem Relief dargebrachte Opfer
gilt, haben uns zwei verschiedene Wege
zu anscheinend weit auseinanderliegenden
Zielen geführt, zu einer Spezialform des
griechischen Apollon und zu dem phöniki-
schen Reäef. Oder besteht doch ein Zu-
sammenhang zwischen beiden? Nach Ledrain
(Gaz. Archeol. VI 1880, 199 f.) bedeutet
die Wurzel des semitischen Namens »Flamme,
Feuer«. Wie übrigens schon der Strahlen-
kranz auf der punischen Zeichnung andeutet,
haben wir es also mit einer solaren Gott-
heit zu tun, einer Gottheit wohl mehr der
zerstörenden Glut in Sonne und Blitzstrahl
als der fördernden Wärme. So ist ja auch
der syrisch-assyrische Adad zugleich Sonnen-,
dann aber hauptsächlich Sturm- und Regen-
gott, Herr über Donner und Blitz. Das
Ideogramm für ihn bedeutet zugleich »Not«.
Mißernte, Hunger und Elend werden von
ihm geschickt (Morris Jastrow, Die Reli-
gion Babyloniens und Assyriens I 150).
Weiterhin aber zeigt er die gleichen Eigen-
schaften wie der babylonische Sonnengott
Schamasch, der die Hitze am Mittag bringt
und Kälte, Frost, Schauer und Schnee
(a. a. 0. I 436), dessen Gunst Bestän-
') Nachträglich machte F. von Duhn liebens-
würdigerweise auf einen von H. Prinz (Altorienta-
lische Symbolik, S. 130 und Tafel XU, 2) be-
schriebenen und abgebildeten glasierten Siegel-
zylinder der ägyptischen Abteilung des Berliner
Museums aufmerksam, der den Gott Resef in ägyp-
tischer Tracht darstellt. Eine nochmalige Unter-
suchung des Siegels durch Robert Zahn ergab,
daß der Gott nicht, wie Prinz meinte, eine Lanze,
sondern wahrscheinlich eine Streitaxt schwingt.
digkeit und Ordnung — sein meistbezeich-
nendes Epitheton ist »Richter« — , dessen
Zorn Verderben und Untergang bewirkt
(I 69), der von Krankheit heilt, sie aber
auch erregt, Haus und Wohlstand zerstört
(II 409). Marduk, in der Hauptsache
mit diesem wesensgleich, wird in einer
Hymne (Morris Jastrow I 498) Korn-
gott genannt. Sein Symbol ist anscheinend
die Lanze (a. a. O. I 192), wie das des
hettitisch-syrischen Teschub-Adad die Dop-
pelaxt, welche beide Symbole Reäef auf
unserer Zeichnung trägt. Alle diese sind
Orakelgottheiten wie Apollon'). Zeugt schon
diese Tatsache von einer gewissen Wesens-
verwandtschaft zwischen dem semitischen
und dem griechischen Gott, so wird die
Verbindung noch enger und exakter da-
durch, daß eine bilingue Inschrift aus Cypern
(Corp. Inscr. Semit. I Nr. 89) Reäef mit
Apollon identifiziert. Sehr ansprechend hat
man daher schon den kyprischen Kult des
Apollon Amyklaios von dem des Reäef
Mikal ableiten wollen (Foucart, Bull. corr.
hell. VII 1883, 513). Ein dritter Schritt,
eine nähere Verbindung zwischen beiden
Gottheiten aufzudecken, mit aller Vorsicht
unternommen, wird erst noch dem Urteil
Sachverständiger unterliegen müssen. Die
bessere Überlieferung der Inschriften weiß
nur etwas von einem Apollon 'Eps&i'jxio?, und
erst die späte literarische Tradition bei
Strabo nennt den ohne weiteres verständ-
lichen Namen 'Epuötßiof. Das sieht doch
ganz so aus, als ob sich hier die antike
Volksetymologie (oder der gelehrte Rationa-
lismus?) des allein aus Griechischem
nicht zu erklärenden Kultnamens 'Epsöt'ixtos
bemächtigt hat. Da erscheint doch der Ge-
danke erwägenswert, ob nicht, anstatt nach
einer Erklärung aus griechischem Sprach-
•) Hier wäre auch an die Parallelerscheinung
des vedischen Rudra, des schrecklichen Bogen-
schützen zu erinnern, dessen Name gewöhnlich als
der »Rote« gedeutet wird. Alle späteren vedischen
Texte erklären Rudra fUr eine Form des Feuers, und
zwar ' des Feuers in seiner furchtbaren Gestalt
(H. Oldenberg, Die Religion des Veda' 2i6ff.,
A. Hillebrandt, Vedische Mythologie ü 192 ff.).
Hillebrandt möchte in ihm den Gott der heißen
und der Regenzeit sehen, dessen Wirksamkeit sich
am stärksten in den Krankheiten dieser Jahreszeit
zeigt.
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Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Februar-Sitzung 19 19.
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gut ZU suchen, der Name von dem phöni-
kischen Reäef abgeleitet werden muß. Die
Ersetzung des Spiranten durch einen aspi-
rierten Dentallaut und des aspirierten Labial-
lautes durch eine nasale Liquida im Griechi-
schen dürfte keine Schwierigkeit machen,
das vorgeschlagene -s- sogar dem phöni-
kischen R-Laut besonders gut entsprechen.
Müssen wir uns hier auch mit einer Frage-
stellung begnügen, soviel ist doch nach
allen Anzeichen evident, daß ein altphöni-
kischer Kult des Reäef hinter dem des
kleinasiatischen 'EpsOi'fiioj steht.
Als die Griechen rund um die Wende
vom 2. zum i. Jahrtausend vor Chr. in jene
Gegenden kamen, fanden sie einen einheimi-
schen Sonnengott vor, der ihren apollinischen
Vorstellungen entsprach, der, wenn diese
Wortbildung verzeihlich erscheint, zugleich
tpepsxaxos und äXs^txaxo? war. Und die
Verbindung beider zu einer Gestalt konnte
sich leicht in einer Zeit vollziehen, die
schon Preller den ersten Hellenismus ge-
nannt hat im Sinne einer Verschmelzung
griechischen und orientalischen Geistes.
Wie zäh aber auch in der bildlichen Tra-
dition die alten bodenständigen Vorstellun-
gen sich erhalten haben, zeigt das Bild des
Apollon, Helios, Mithra — wie wir ihn
nun nennen mögen — vom Grabmal Antio-
chos' L von Kommagene, das in das i.
Jh. vor Chr. gehört (Humann-Puchstein,
Reisen in Kleinasien und Nordsyrien, Taf.
XXXVIII). Alle wesentlichen Attribute des
alten phönikischen Sonnengottes bezw. seines
Priesters, die vollständige Bekleidung, das
kurze Mäntelchen, der Pilos und der
Strahlenkranz, der sich hier wohl unter
hellenistischem Einfluß um das Haupt ge-
zogen hat, sind auch hier anzutreffen.
Wir lernen in den letzten Jahren immer
mehr, in v/elch niedrigem, fast roh zu
nennendem Kulturzustand die griechischen
Stämme sich befanden, als sie in die Bal-
kanhalbinsel und damit in den Kreis der
uralten, hochentwickelten Mittelmeervölker
einrückten. Wir sehen von Tag zu- Tag
mehr, wieviel das junge Griechentum den
vorgriechischen Bewohnern des ägäischen
Meeres, den Nationen Vorderasiens und
Ägyptens verdankte, wie es, wie ein Kind
seiner zukünftigen Manneskraft nicht be-
wußt, staunend stand vor den in Jahr-
tausenden geschaffenen Gedanken und
Werken und von diesem Eindruck über-
wältigt manches Fremde übernahm, das
später sein reifer gewordenes Urteil viel-
leicht abgelehnt hätte. Zweifel heften sich
infolgedessen an so vieles, dessen urgrie-
chischer Ursprung früher sicher schien, und
selbst an das glänzende Gemälde des olym-
pischen Götterhimmels ist man herangetreten,
um es allmählich seines griechischen Firnisses
zu entkleiden. Gewichtige Stimmen haben
sich gerade in den letzten Jahren erhoben,
die auch den ungriechischen Ursprung des
Apollon nachweisen wollen und seine Ge-
burtsstätte gerade in jenes Land verlegen,
das auch für den Kult des Apollon 'Eps8i[j.ioj
zentrale Bedeutung gehabt haben muß:
nach Lykien. Es läßt sich nicht leugnen,
daß die Ergebnisse unserer Betrachtung
eine weitere Stütze für diese letzte Ansicht
abzugeben scheinen.
Aber darf man so schnell von dem Ge-
burtslande eines Gottes sprechen? Die
Götter, die uns Homer und die Tragiker
vertraut gemacht haben, als geschlossene,
mit menschlichem Maß zu begreifende
Persönlichkeiten, mit geschlossenem einheit-
lichem Wirkungskreis, sie sind doch nur
eine schöne Täuschung. In Wahrheit setzen
sich ja auch die griechischen Götter aus
einer gewaltigen Menge von Einzelzügen
zusammen, die, geschöpft aus der ganzen
Tiefe ihrer Vergangenheit und gesammelt
aus der ganzen Weite ihres Herrschafts-
bereiches, durchaus nicht homogen sind,
oft sogar um Weltenferne voneinander ab-
stehen. Bunt und vielgestaltig, wie das
Bild einer Kultur, ist auch die Gottesidee,
ihr höchster Ausdruck. Das ist schon oft
gesagt worden, aber auch oft schon von
der Einzelforschung vergessen worden. Ist
es da richtig, aus diesem Kristallisations-
prozeß, aus dieser dauernden Fluktuation,
welche das Werden einer Gottheit dar-
stellen, Einzelzüge herauszugreifen, irgend-
welche Formen des Kultes, wenn sie auch
scheinbar noch so eng mit dem Wesen
des Gottes verbunden zu sein scheinen,
bis auf ihren Ursprung zurück zu verfolgen
und damit auch den Ursprung der Gottes-
idee selbst gefunden zu haben zu glauben?
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Archäologische Gesellschaft zu Berlin. April-Sitzung 1919.
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Das führt vielmehr nur zu dem mehr oder
weniger zufälligen Anlaß oder Ort der
letzten Inkarnation — um uns so auszu-
drücken — dieser speziellen Vorstellung.
Es ist sicher falsch, den Ort dieser Inkar-
nation der Nationalität des Gottes gleich-
zusetzen.
Halten uns solche methodischen Bedenken
auch ab, allzuweit gehende Folgerungen aus
unseren Betrachtungen für Wesen und Her-
kunft der apollinischen Religion zu ziehen,
so gelang es vielleicht doch, den Finger
auf eine jener Nähte zu legen, die sie
unauflöslich mit altorientalischen Religionen
verband.
In der sich anschließenden Diskussion
wurde darauf hingewiesen, daß von dem
Gürtel des Priesters bis zu dem rechts unten
zu seinen Füßen sich wälzenden Hund
eine Leine zu fuhren scheine. Ferner, daß
der Lorbeerzweig am Rande des Medaillons
gut zu der vorgeschlagenen Deutung passe
[vergl. Geoponika (ed. Beckh) V ^2, 4 :
<I)rj(jl 8s 'AirouXi]!.'');, Idv oa'cpvif)? Iv x-^ dpoupä
xXotSou? ßaX(,?, [AEToßoivstv £1? auTOu; tyjv
^Xd^TjV TTj? ipuat'ßj]?] und daß ein ähnlicher
Typus wie der des Priesters auch noch
auf einer römischen Sigillatascherbe aus
Britannien vorkomme.
Sitzung vom 8. April 1919.
Herr A m e 1 u n g sprach über K e p h i -
sodot. Der Vortragende knüpfte an die
Tatsache an, daß die bekannte Grabsirene
mit der Lyra in Athen, deren Kopf mit
dem der Eirene das Kephisodot die nächste
Verwandtschaft zeigt (wie auch Arndt schon
in dem Text zu Brunn-Bruokmann 549
hervorgehoben hat), nach Brückner (Der
Friedhof am Eridanos 60 f.) in nächster
Nähe des Dexileos-Bezirkes gefunden wurde.
Brückner hat sie deshalb zur Rekonstruk-
tion des Dexileos-Monumentes als Akro-
terion einleuchtend verwendet. Damit ge-
winnen wir für diese Figur das Jahr der
Errichtung des Monumentes 393 v. Chr.
als wahrscheinliches Datum. Der Kopf
der Sirene ist weicher in seiner Formen-
gebung als der der Eirene, wobei aller-
dings in Rechnung zu ziehen ist, daß diese
ursprünglich in Bronze ausgeführt war.
Keinesfalls aber können wir angesichts
dieser unleugbaren Verwandtschaft beider
Werke miteinander und, wenn wir die
Rekonstruktion Brückners billigen, an dem
spätem Datum der Eirene 375V. Chr. fest-
halten. A. schloß sich der Datierung der
Eirene in die letzten Jahre des 5. Jahr-
hunderts an, wie sie Klein zuletzt in seiner
Geschichte der griechischen Kunst II, 242
gegeben, ausführlicher in seinem Praxiteles
92 f. begründet hatte. Klein vermutet, die
Errichtung der Originalstatue sei erfolgt
nach dem Vertrag zwischen den von Thra-
sybul geführten Revolutionären im Piraeus
und der städtischen Regierung i. J. 403,
und vermutet in der Replik des Plutos-
knaben, die sich im Piraeus gefunden hat,
den Rest einer damals dort aufgestellten
Duplik').
Der Gewandstil der P^irene bedeutet
trotzdem, wie Furtwängler (Meisterwerke
514) angenommen hatte, ein RUckgreifen
auf pheidiasische Tradition im Gegensatz
zu dem von der nordgriechisch-ionischen
Kunst beeinflußten Stile, wie wir ihn in
den ganzen letzten Jahrzehnten des 5.
Jahrhunderts in Athen am Erechtheion und
der Nike -Balustrade herrschend finden.
Für die Hinaufdatierung der Eirene, für
die bisher besonders Arndt und Loewy
eingetreten waren, spricht nach A. auch
die stilistische Eigenart des Athena-Typus,
') Es wurden Bedenken dagegen geäußert, ob
man einen derartigen Vertrag durch eine Statue
der Friedensgöttin habe feiern können. Aber Herr
Wilcken machte den Vortragenden nachträglich
aufmerksam auf Aristoteles, der von eben diesem
Vertrage in der 'Ai)»)vai'(uv KoXiTsf« 38,4 berichtet:
ciri TT^pa; -jap ^jT^T^ '^'l'' e^P^"")^ '■'■''■''■ ''^i ötaXudet;
llausavio; xtX., sowie auf Bruno Keils Aufsatz Ei-
oi^vT) in den Sitzungsber. d. sächs. Ges. d. Wis-
sensch. philol.-hist. Klasse 1916, 4, der darin S. 5 flf.
nachweist, daß sipi^vTj im 5. Jahrh. noch den Ab-
schluß des iToXsfio« wie der arauic bezeichnet und
daß man erst im 4. Jahrh. zwischen Eipf,vit) als Ab-
schluß des TtöXsfio; und b[i.6ioia als Abschluß der
OTcisi? zu unterscheiden begonnen habe. Vgl. auch
ebenda S. 37 ff. u. S. 49, wo Keil die Frage auf-
wirft, ob Kephisodot zu seiner Komposition nicht
durch die Auffassung der Eirene als xr/jpoTp'j;po;
veranlaßt worden sei. Kaum. Ebensowenig braucht
man anzunehmen, daß besondere wirtschaftliche
Hoifnungen sich an den durch die Statue gefeierten
Frieden knüpften. Eirene ist damals allgemein die
ßaSözXouxo«, die TtXouxoSrfTeipo ßpoxoTt (s.Keil S. 46).
51
Archäologische Gesellschaft zu Berlin. April-Sitzong 1919.
an dessen Rückführung auf Kephisodot
durch Wolters (Arch. Jahrbuch VIII 1893,
173 ff. Taf. 3) A. gegen Furtwänglers Wider-
spruch (Meisterw. 747 f.) ganz entschieden
festhält. Sicher ist dje Athena älter als
die Eirene, aber die Niedrigkeit ihrer Stirn
ist nur bedingt durch den tief herabrei-
chenden Stirnschutz des Helmes.
Nicht verhehlen darf man sich dabei die
Schwierigkeit, 'die uns die Überlieferung
bei Plutarch (Phokion 19) bereitet, die
erste Frau des Phokion, eines Zeitgenossen
des Praxiteles, sei eine Schwester des
Bildhauers, Kephisodot gewesen. Die
Schwierigkeit bleibt übrigens auch bestehen
in dem Falle, daß wir Kephisodot später
ansetzen, vergrößert sich aber zweifellos
bei dem von A. empfohlenen Ansatz. Das
einfache, von Furtwängler (Meisterw. a. a. O.)
vorgeschlagene Mittel, Kephisodot zum
älteren Bruder des Praxiteles zu machen,
verfängt nicht; in diesem Falle hätte Plu-
tarch, wie Klein richtig bemerkt hat, na-
türlich nicht Kephisodot, sondern Praxite-
les als Bruder jener Frau genannt. Wenn
wir mit Klein — was manches für sich
hat — voraussetzen, Plutarch habe den
im Altertum berühmteren jüngeren Kephi-
sodot gemeint, müssen wir auch seine Kon-
jektur annehmen, nach der an jener Stelle
d5sX<pi8o(3? statt dSsXcpo? zu lesen wäre,
denn sonst hätte, wie Klein selbst hervor-
hebt, Plutarch die Frau des Phokion als
Tochter des Praxiteles bezeichnen müssen.
Es kommt nun darauf an, ob man diese
Lösung annehmen will, sonst aber, ob man
jener Schwierigkeit gegenüber der sehr
klaren Sprache der Monumente entschei-
dendes Gewicht beimessen will.
Das Replikenverzeichnis der Eirene bei
Klein, Praxiteles 86 Anm. i kann jetzt
vermehrt werden um eine Wiederholung
des Körpers aus Villa Patrizi in Rom
(Mariani im Bull, comunale 1907, 30 f.
Taf. V), eine weitere im Garten des Pal.
Margherita in Rom (E.-A. 2079) ^"d um
eine Replik des Kopfes im Garten des
Museo archeologico in Florenz (unpubli-
ziert).
Das Bild der kephisodoteischen Kunst
läßt sich jetzt doch wesentlich lebendiger
wiedergewinnen, als es noch vor kurzem
möglich war. Neben den Körper der
Eirene rückt jener kleinere Torso aus Ke-
os, der uns nur durch Gipsabgüsse bekannt
ist (E.-A. 893; vgl. Serie IV S. 68). Man
hat früher die Eirene mit den Karyatiden
des Erechtheion verglichen. Wie anders
eine Peplos- Figur im Stile der Meister
jener Karyatiden gestaltet wurde, lehrt uns
eine Statue in Florenz (E.-A. 91; Amelung,
Flor. Führer n. 91; S. Reinach, Rep. de
la stat. II S. 241, 4; Phot. Alinari 1240;
Replik in London, Lansdowne House: Cla-
rac 454 B, 839 B; Michaelis, Anc. marbles
S. 445 n. 33); in ihren Motiven und der
unruhigen Stilisierung des Gewandes stimmt
sie deutlich überein vor allem mit der
Karyatide an der 1. Vorderecke der Koren-
halle. Durch Verwandtschaft mit dem
Kopftypus der Eirene schließt sich an diese
ein Statuenfragment in Venedig an, das
Oberteil einer Dionysos-Statue (Dütschke,
Zerstr. Bildw. in Ober-Italien V n. 161;
es wird als n. 2513 in den E.-A. publi-
ziert werden) — der Gott ist jugendlich dar-
gestellt mit kleinen Hörnchen über der
Stirn, den Kopf hoheitsvoll und sanft-
mütig zugleich zur 1. Schulter geneigt —
und ein jugendlich weiblicher Kopf in
Madrid (E.-A. 1778—80; Replik im
Mus. Chiaramonti 626), der aber seiner
Haarbehandlung nach in spätere Zeit da-
tiert werden muß.
Es ist leicht begreiflich, daß eine Eigen-
art, wie die des Kephisodot, gerade auf
die Grabmäler-Kunst Einfluß gewann. Außer
in der oben genannten Sirene erkennt A.
diesen Einfluß in einem weiblichen Köpf-
chen in Cassel (Bieber, Antiken in C. n.
16 Taf. XIX), vor allem aber in dem
wundervollen Grabrelief der Polyxene (Conze,
Att. Grabreliefs n. 284 T. LXVI), einem der
wenigen, in denen tiefer seelischer Schmerz
zu überwältigendem und doch gehaltenem
Ausdruck gelangt ist. Der Kopf der Mutter
entspricht in den typischen Zügen dem
der Eirene, der des Knaben dem des
Plutos. Köhler glaubte das Relief nach
der Inschrift noch in das 5. Jahrhundert
datieren zu müssen.
Nur kurz berührte A. die Frage des
Mercurius Liberum patrem in infantia nu-
triens und des joven Orador in Madrid ■
53
Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Mai-Sitzung 1919.
54
(s. zuletzt Dehn im Arch. Jahrb. XXVII
1912, 199 ff. und Klein im Beiblatt der
Oesterr. Jahresh. XV 1 9 1 2 Sp. 279 f.). A.
kann nicht anerkennen, daß Dehns Nach-
weis, die Madrider Figur sei nichts als ein
Kopistenpasticcio, gelungen sei. Die Über-
einstimmungen in den Haaren des Kopfes
der Statue, des Nelsonschen Jünglingskop-
fes und des lysippischen Areskopfes sind
nicht so stark, daß sie zu einem derartigen
Schlüsse berechtigten. Schließlich müssen
wir doch auch damit rechnen, daß die
griechischen Künstler an den Werken ihrer
Vorzeit studiert haben. Oder wollen wir
auch den Münchner Salber wegen seiner
Verwandtschaft mit dem Hermes des Pra-
xiteles verdächtigen? Andrerseits kann es
nach A. nicht zweifelhaft sein, daß wir den
joven Orador nach dem Stiche des Caval-
leri zu ergänzen haben, aber auch, daß als
Meister dieser Komposition nur der ältere
Kephisodot in Frage kommen kann. Zweifel-
haft ist es, ob wir die Rekonstruktion dieser
Gruppe mit Hilfe des Bacchuskindes im
Thermen-Museum vornehmen dürfen, denn
die Kleinsche Rekonstruktion (Dehn S. 205)
macht wirklich keinen überzeugenden Ein-
druck. Die Nebeneinanderstellung der Ge-
wandteile bei Dehn S. 202 Abb. i gibt
zu denken. Aber von dem Kopf des joven
Orador scheint sich zu dem der Eirene
doch keine Beziehung finden zu lassen.
Sitzung vom 6. Mai 1919.
Herr Karo legte eine Reihe von Doku-
menten vor, die zeigen, wie in den feind-
lichen Ländern die großen gelehrten Körper-
schaften den Krieg gegen die deutsche
Wissenschaft auch nach dem »Friedens «-
Schluß fortzusetzen und zu organisieren
gedenken. Den Beginn dazu bildet folgendes
Votum der Academie des Sciences in Paris,
vom 3. 9. 1918:
L' Academie estimant que les relations
personnelles sont impossibles entre les sa-
vants des deux groupes belligerants jusqu'ä.
ce que les r^parations et les expiations,
rendues necessaires par les crimes qui ont
mis les Empires du Centre au ban de
l'humanite, leur permettent de rentrer dans
le concert des nations civilisees, formule
les voeux suivants:
1 . Les Empires Centraux seront contraints,
par une disposition du traite de paix, de
se retirer des associations scientifiques
internationales resultant de Conventions
diplomatiques et impliquant des relations
personnelles entre leurs membres. Cette
mesure laisserait de cöte les accords amenant
seulement les relations administratives in-
dispensables entre les Services publics,
comme Celles qui röglent la navigation,
les chemins de fer, les telögraphes, etc.
2. Aussitöt que les circonstances le per-
mettront, les Conventions internationales,
ne rentrant pas dans les deux cat^gories
precedentes, seront dönoncöes par chacun
des groupements competents de l'Entente et
des Etats-Unis d'Amörique, conformement
aux Statuts ou rfeglements propres ä chacune
d'elles.
Les nouvelles associations reconnues
utiles aux progr^s des sciences et de leurs
applications seront etablies des maintenant
par les allies et les Etats-Unis avec le
concours eventuel des neutres.
3. Les gouvernements des pays allies et
des Etats-Unis, s'abstiendront d'envoyer des
delegues ä toute reunion internationale oü
devraient figurer des representants des
Empires du Centre.
II est desirable que les nationaux des
pays de l'Entente et des Etats-Unis adoptent
la m6me ligne de conduite et ne prennent
part k aucune entreprise oü collaboreraient
des nationaux de ces Empires.
4. Des dispositions doivent Stre etudides
pour qu'une collaboration intime s'etablisse
entre les Allies et les Etats-Unis, parti-
culi^rement dans le domaine des sciences
appliquees et pour la publication de cer-
tains ouvrages de bibliographie.
Ces vcEux ont ete ^mis ä l'unanimite.
Journal Officiel de la Ripublique
Kran^aise, 18. 10. 1918.
F3s entstand nun eine Conference
interalliee des Academies, die in
London vom 9. — 11. 10., in Paris vom
26. II. — I. 12. 1918 tagte; die führenden
gelehrten Körperschaften von England,
Frankreich, Amerika, Japan, Belgien und
Rumänien waren vertreten. Man ver-
gleiche die Berichte des »Temps« vom
55
Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Mai-Sitzung 1919.
56
23. 10., 27. II., 2. 12. 1918, deren letzter
hier abgedruckt wird:
La Conference interalliee des Academies
scientifiqiies de l'Entente a decide de
former un comite excecutif de cinq membres
Charge d'etudier dans leurs details les
difförentes questions traitees par les d^-
iegues des academies de l'Entente. Ce
comite se compose de MM. Picard, se-
cretaire perpetuel de l'Academie des
sciences, president; Schuster, secretaire de
la Royal Society de Londres, secretaire;
Haie, membre de l'Academie des sciences
de Washington; Lecointe, membre de l'Aca-
demie royale des sciences de Bruxelles,
et Vito Vol terra, membre de l'Academie
des Lincei, de Rome.
La Conference a decide la creation d'une
»Union astronomique« s'occupant de toutes
les questions de l'astronomie, et d'une
Association internationale geographique qui
traitera de toutes les (juestions relatives
ä la gdodesie, la meteorologie, la sismologie,
la vulcanologie et le magnetisme terrestre.
Ces deux associations serviront de modele
pour toutes les autres assemblees scienti-
fiques internationales qui seront cr^ees
ulterieurement.
Le comitd executif a regle certaines
questions d'ordre administratif, telles que
les admissions des neutres, qui se feront
par scrutin et au minimum des trois quarts
des suffrages exprimes, la nomination des
ddlegues de chaque pays, d'apr^s le chiffre
de la population, etc.
Les savants allemands, autrichiens, turcs
et bulgares restent exclus de toutes ces
associations.
An diesen Veranstaltungen haben zwar
bisher nur die naturwissenschaftlichen Sek-
tionen der feindlichen Akademien teil-
genommen; aber diese haben ihre Be-
schlüsse einstimmig gefaßt, und bisher sind
gegen sie unseres Wissens keine Einsprüche
von Seiten der übrigen Sektionen erfolgt.
Demnach dürfen wir annehmen, daß die
gelehrten Körperschaften der Entente mit
dieser Verfemung der deutschen Wissen-
schaft einverstanden sind. Auch die be-
scheidenste Auffassung von deutscher Würde
gebietet uns, hierauf auch unsererseits
mit eisiger Zurückhaltung zu antworten.
Andererseits müssen wir uns gegenüber
dieser geschlossenen feindlichen Front auch
; wissenschaftlich enger zusammenschließen,
uns gegenseitig weit mehr helfen und stützen
als bisher. Auch im Verkehr mit den
neutralen Akademien und Gelehrten ist
eine einheitliche Haltung für uns Ehren-
sache. Die Freundschaft der uns wohl-
gesinnten Neutralen . ist für uns jetzt noch
viel kostbarer als ehedem; wir erhalten
sie uns am sichersten durch ruhig würdige
Zurückhaltung in allen internationalen Be-
ziehungen. Es wäre höchst wichtig, daß
die deutschen Akademien und anderen ge-
lehrten Körperschaften sich über diese
grundlegenden Fragen verständigten und
einheitliche Richtlinien aufstellten").
Hierauf sprach Hr. Schuchhardt über
»Die ältesten Kulturbewegungen
in Europa«, indem er die Hauptzüge seines
neuen Buches »Alteuropa« darlegte. Er
führte die drei großen Kulturkreise der
neolithischen Zeit vor, den westeuropäischen,
den nordischen und den donauländischen,
die sich am leichtesten in d«r Keramik
unterscheiden lassen, verfolgte die Ent-
wicklung des westeuropäischen im Mittel-
meere gegen Osten hin, wo wir in Troja II
altspanische Formen fortwirken sehen, und
zeigte den scharfen Gegensatz zwischen
dem 'mittelländischen Hof- und dem nor-
dischen Herdhause. Das Hofhaus denkt
er sich nach dem Melos-Modell hervor-
gegangen aus hufeisenförmig um einen Hof
gruppierten Rundhütten. Die einzelne
Rundhütte ist das ursprüngliche alte Haus
des Südens, vom Paläolithikum an. Es
hat ein durch vorkragende Schichten auf-
gewölbtes Dach und stützt dieses Dach
häufig durch einen Mittelpfeiler, der, meist
') Vgl. Karo, Süddeutsche Monatshefte, Mai 1919,
und Zeiß, ebenda, Novemberheft 1919, S. 157.
Die schwedische Akademie hat in wahrhaft wissen-
schaftlicher und hochherziger Weise ihre Beteiligung
an den Kongressen der »interalliierten« Akademien
abgelehnt, solange die Gelehrten der Mittelmächte
von solchen Veranstaltungen ausgeschlossen blieben.
Solche neutrale Haltung ist das beste Urteil Über
die Deutschen, die sich nicht genug beeilen können,
jede, auch nur halbwegs aus Feindesland ausge-
streckte Hand begeistert zu ergreifen.
57
Archäologische ^ Gesellschaft zu Berlin. Juni-Sitzung 1919.
58
aus mehreren Blöcken hergestellt, nach
oben anschwillt, um möglichst aus-
greifend zu tragen. Aus diesem von unten
nach oben dicker werdenden Träger er-
klärt sich die vielbesprochene Form der
kretisch-mykenischen Säule.
Das nordische Herdhaus, das schon im
steinzeitlichen Schussenried eine Vorhalle
hat und mit ihr typisch in der altger-
manischen Bronzezeit auftritt, hat mit den
großen Kulturströmen aus dem nordischen
und dem Donaukreise die Balkanhalbinsel
erobert und tritt in Troja II und dann in
im Kriege vor und betonte die besondere
Bedeutung des Werkes. Zum ersten Male
in der Geschichte hat eine kriegführende
Macht die Denkmäler in Feindesland nach
Kräften zu schützen und zu bergen ver-
sucht, nicht um sie als Beute heimzuführen,
wie das bisher üblich war, sondern um sie
nach dem Kriege den Feinden wiederzu-
geben. Das ist ein großer, wahrhaft hoch-
sinniger Gedanke, in dessen Dienst sich
Giemen und seine Mitarbeiter an allen
Fronten, vor allem im Westen, unvergäng-
liche Verdienste erworben haben. Über
Abb. I. Burg von Halikarnass.
Tiryns und Mykene auf. In diesen Strö-
mungen haben wir die Ausbreitung des
Indogermanentums zu erkennen. Die my-
kenische Kultur ist schon von ihnen er-
faßt, das unterscheidet sie von der kreti-
schen, die noch rein mittelländisch ist,
d. h. von den Iberern, Ligurern, Pelasgern
stammt.
Bei Homer ist in dem indogermanischen
Zeitbilde noch viel altmittelländische Er-
innerung vorbände«; deshalb wird auch
das große alte Troja, das die Mykenier er-
obert haben, das asiatische Troja II sein,
und nicht das mykenische Troja VI, mit
dem sie ihre eigene Anlage zerstört haben
würden.
Sitzung vom 2. Juni 1919.
Herr Karo legte den eben erschienenen
J.Band von Paul Clemens Kunstschutz
den wüsten Schmähungen unserer Feinde
und der Trauer über alle die herrlichen
Werke, die dem Krieg zum Opfer gefallen
sind, übersieht man allzu leicht, wie viel
kostbares Kunstgut von deutschen Gelehr-
ten, Offizieren und Mannschaften gerettet
worden ist, vielfach unter den größten
Schwierigkeiten und unmittelbarer Lebens-
gefahr. Besonders rühmliche Fälle solcher
Rettungen sind die Glasgemälde der Kathe-
drale von St. Quentin, die während der
Beschießung der Kirche heruntergeholt
wurden, und der Transport des Inhalts der
Bergungsmuseen von Maubeuge und Valen-
ciennes nach Brüssel, mitten in dem furcht-
baren Rückzug des vorigen Herbstes. Die
Feinde schieben diesen deutschen Rettungs-
werken natürlich nur gemeinste Beweggründe
und Ziele unter, wir aber haben allen
Grund, stolz darauf zu sein.
59
Archäologische Gesellschaft zu Beilin. — Juni-Sitzung 1919.
60
Im Anschluß hieran sprach der Vor-
tragende über die Burg von Halikar-
nass (Abb. i nach Arch. Anz. 1905, 13),
die 1915 von französischen Kriegsschiffen
völlig sinnlos beschossen und so schwer
beschädigtworden ist, daß es geboten schien,
sie wenigstens genau aufzunehmen und zu
Zeichnungen von Architekturen und Wappen
Bühlmann (eine Auswahl auf Abb. 3-7),
die Inschriften und die Geschichte der
Burg Karo.')
Aus den leider wenig zahlreichen Er-
wähnungen bei den Historikern des Rho-
diserordens und in anderen älteren Quellen
Abb. 2. Plan der Burg von Halikamass.
Studieren, da Reparaturen im Kriege nicht
ausführbar waren. Dieser Aufgabe hat sich
der Vortragende mit den Architekten
Professor Knackfuß und Dr. Bühlmann im
September und Oktober 1918 unterzogen;
jedoch mußten die Arbeiten leider kurz
vor ihrer Vollendung infolge des Zusam-
menbruches der Türkei abgebrochen werden.
Immerhin ist das Wesentlichste getan.
Den Plan und die photographischen Auf-
nahmen hatte Knackfuß übernommen, die
ließ sich für das Castellum S. Petri,
das OeTpooviov '), wie es bei den Griechen
•) Diese Studien sollen natürlich in keiner Weise
den Arbeiten Herzogs und seiner Mitarbeiter (Arch.
Anz. 1905, 13) vorgreifen, sondern ihnen bloß er-
gänzendes Material bieten. Herzog hatte die Liebens-
würdigkeit, das Manuskript durchzusehen und wert-
volle Notizen aus seinem Material beizusteuern, die in
eckige Klammern gesetzt und mit Hz. bezeichnet
sind. Den Zinkstock zu Abb. 7 hat der Verlag
E. A. Seemann freundlich geliehen. G. K.
') [FlETpo'iviov ist wohl nur zurechtgemacht aus
6l
Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Juni-Sitzung 19 19.
62
hieß, nur sehr spärliche Kunde gewinnen.
Aber eingehendes Studium der Wappen
und Inschriften, verbunden mit jenen Schrift-
quellen und ergänzt durch die Denkmäler
der Ritter auf Rhodos, gibt uns jetzt ein
Bild von der allmähligen Entwicklung der
Burg. Im Frühjahr 1400 besetzte der
Großmeister Philibert de Nailhac
(1396 — 1421) die kleine felsige Halbinsel,
die Ritter notdürftig in den antiken Rui-
nen eingerichtet haben. Eine Bulle
Alexanders V. von 1409 verspricht Allen,
die sich am Bau des Castellum S. Petri
beteiligen, Ablaß.') Bald darauf werden
die ältesten erhaltenen Teile der Burg ent-
standen sein : das ursprüngliche Eingangs-
tor (jetzt das dritte, vgl. unsere Abb. 2 p,
nach dem Plan bei Newton, Discoveries
J^^p^ f;:'V);;>-nu:^;^^^^^ . ^ \„;
VV-Tt,. '
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Abb. 3. Halikarnass. Wappen des Ph. de Nailhac und des Hesso Schlegelholtz.
WO gewiß noch die Ruinen des Hafen-
kastells standen, das Maussolos zum Schutze
seines berühmten xXsidTÖ? Xifii^v erbaut hatte.
Den Verlauf der antiken Mauern dicht am
Rande der Halbinsel zeigen überall die
Felsbettungen, die bossierten Quadern
haben das erste Material für die weiter
innen errichteten Mauern der ältesten Ritter-
burg abgegeben. Im Anfang dürften sich
dem türkischen Ortsnamen Budrum, den man für
eine Verderbnis aus Castrum Petri hielt, der aber
»Gewölbe« bedeutet und auch für andere Ruinen-
stätten gebraucht wird. Die" Burg heißt in den
Rhodiser Urkunden castrum (später castellum) Sancti
Petri in Turquia (später auch in acie oder in fau-
cibus Teucrorum), selten anfänglich castrum Sanc-
torum Petri et Pauli. Hz.].
at Halicarnassus Taf. 32), ein die älteste
Kapelle enthaltender Zinnenbau (Plan a)
und der runde Turm h. Sie tragen nach
der an Rhodiserbauten üblichen Regel das
Kreuz des Ordens, das Wappen des Groß-
meisters — hier die beiden Löwen Nail-
hacs — und dazu den Schild des Burg-
kommandanten, des Capitaneus S. Petri,
der alle zwei bis drei Jahre ernannt, 60
Ritter und 300 Söldner befehHgte und für
die Ehre seines Postens die. Kosten der
Unterhaltung und Erweiterung der Burg
") [Die erste Verrechnung von Baukosten erscheint
in den Urkunden 1408. In den Jahren 141 3 und
141 5 gehen Ablaßgelder ad sustentationem castri
Sanctorum Petri et Pauli ein. Hz.].
63
Archäologische Gesellschaft lu Berlin. — Juni-Sitzung 1919.
64
aufzubringen hatte. Der älteste uns be-
kannte Bauherr ist ein Fr(ater) Hubert, der
bezeichnender Weise den Steinhammer')
führt (Abb. 3, die Inschrift auf einem an-
deren Wappen, auch ohne Datum).
Die erste Blütezeit des Kastells beginnt
1436 mit dem Bau des großen Westturms
Italic (prioratus), m(agnus) preceptor Cip(ri),
Admiratus R(hodi conventus), C(apitaneus)
K(astri) S. P(etri) (Abb. 4; vgl. Newton
Taf. 34, I, 35,2). In diesem prächtigen
Turme sind zahlreiche antike marmorne
Bauglieder mit beabsichtigt dekorativer
Wirkung verwendet worden, vor allem
Abb. 4. Halikarnass. Wappen und Bauinschrift (1436) des Fr. Angelas Mustula, am westlichen
Hauptturm der Burg.
auf der höchsten Felsenkuppe der Halb-
insel (Plan b), durch Angelus Mustula'),
■) [Es ist der hölzerne Schlegel des Hesso Schlegel-
holtz, den wir so zweimal auf Kos haben, jetzt bei
Gerola, Ann. d. Scuola arch. ital. di Atene II
1916, 30, Fig. 24. Von einem Fr. Hubert ist mir
aus den Urkunden nichts bekannt. Hz.] Demnach
war wohl Schlegelholtz Bauherr, Hubert, der sich
bescheiden unter seinem Wappen verewigt hat,
Baumeister.
') Nach den Urkunden vielmehr Angelinus Mus-
auch Säulentrommeln vom Maussoleum.
Die dorische Architektur der Inschrift
stammt von einem unbekannten klei-
nen Bau. Mustulas Wappen kehrt (mit
dem des Großmeisters Fluvian, 1421 — 1437;
Newton II 659) auf den anderen Seiten
des Turmes wieder, ebenso auf der mäch-
tigen Stützmauer der nach Süden zum
cetula (1433 — 36). Ich verdanke die Erklärung der
Inschrift Herzog.
65
Archäologische Gesellschaft zu Berlin. — Juni-Sitzung 1919.
66
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Archäologischer Anzeiger 1919.
Abb. 6. Halikamass. Wappen Eduards IV. von England (am Tage vor unserer Abreise gezeichnet,
daher unvollendet).
69
Archäologische Gesellschaft zu Berlin. — Juni-Sitzung 1919.
70
Zwinger hinabführenden Treppe (Plan e).
Dagegen ist der östliche der beiden Zwil-
lingstürme (Plan d; Newton Taf. 33) erst
145 1, unter dem Großmeister Jean de
Lastic (1437 — 1454) von Johan de Sacondi
errichtet worden; dessen besonders sorg-
sam und reich ausgeführtes Wappen prangt
an der NO-Ecke des schönen, wiederum
mit antiken Marmorblöcken ausgestatteten
Baus (Abb. 5) '). Als Wappenhalter erscheinen
Löwen mit Kreuzfahnen und Spruchbändern.
Das Motto £vOotJ-ou(iar xr^v, offenbar aus
dem Italienischen oder Spanischen über-
setzt, ist einer der überaus seltenen Fälle
inschriftlich bezeugten Einflusses der grie-
chischen Bevölkerung auf ihre ritterlichen
Herren*). Zugleich bietet unser Wappen
eines der ältesten Beispiele des sog. Mal-
teserkreuzes.
Von 1440 — 1464 ist in verschiedenen
Absätzen an den Außenmauern der Burg
gearbeitet worden. Besondere Erwähnung
verdienen dabei das rechteckige propugna-
culum mit der Zugbrücke 3) von 1455 (Plan
n) und der schon kurz vorher errichtete
halbrunde Turm g, der außen in Kreis-
rahmen drei Wappen und ein Brustbild
Johannes des Täufers mit Lamm und
Kreuzesfahne trägt. Die an diesen Turm
anschließende Nordmauer und die Ost-
mauer stammen zum größten Teil von dem
Franzosen J. Cotet (1460 — 1462), der sie
mit schönen Reliefs rein französischen Stils
') Der erlesenen Gelehrsamkeit von Emil Jacobs
verdanke ich den Hinweis auf einen wohl derselben
Familie entstammenden Nicolaus Sagundino, oder,
wie er sich ins Stammbuch des Cyriacus von Ancona
einträgt, NtxoXcto'j toO Xexo'jvoivoO . . . evxaOSot ei;
E'jptiTOv Y£V(i(jLEvo; (P. Maas, in den Beiträgen zur
Forschung aus dem Antiquariat Jacques Rosenthal
19131 9)1 d^r •453 den venezianischen Botschafter
B. Marcello an den Hof Mahmud Fatihs begleitete
{Jorga, Notes et Extraits p. l'hist. d. Croisades 111
1902, 31 5 ff.). Euböische Herkunft würde auch
gut den griechischen Wahlspruch unseres Jobann
Sacondi erklären.
') Vgl. die Inschrift am. Eingangstor der Con-
trescarpe, die zuerst Hasluck, BSA. XVUI 215 rich-
tig gedeutet hat, ebenso wie die rhodische rciXi
öa p<ü neben einem Stundenglas, ein Wortspiel auf
den Namen des Großmeisters Fluvian; Belabre, Rho-
des of the Knights 16. 88, auch Gerola. Annuario
I 1914, 318 und 229f.
3) Ungefähr gleichzeitig war die Zugbrücke am
Hafen von Rhodos, Belabre 41!.; Berg, Rhodos 1
Taf. 18.
schmückte: einer Hl. Katharina im Osten,
einem prachtvollen Lilienwappen mit der
französischen Königskrone, von zwei Engeln
gehalten, im Norden').
Damit war vorläufig die Burg vollendet
Aber ein heftiger Angriff der Türken, der
durch Verrat beinahe geglückt wäre, machte
schon gegen Ende der 60 er Jahre eine
Verstärkung der Befestigung nötig: 1469
entsteht der runde Hafenturm q, von 1473
an wird die große Westmauer bedeutend
erhöht^). Als Abschluß des Ganzen aber
errichten die Iren und Engländer unter
John Kendal, offenbar nach der großen
Belagerung von Rhodos (1480), den süd-
östlichen Eckturm f (Newton Taf 35, i;
auch bei Schröder, Amtl. Ber. a. d. k. Kunst-
samml. XXXIV 1912/3, 247). Über seiner
Eingangstür im^ Norden prangen, entgegen
aller sonstigen Übung, in langer Reihe
die Wappen der Stifter, darunter mehrerer
Prinzen des Hauses Plantagenet, im
Westen ist ein mächtiger archaischer Löwe
als Träger des Wappens Eduards IV. ein-
gebaut (Abb. 6). Das Untergeschoß barg
die Kerker, der Oberstock einen prächti-
gen gewölbten Remter (Newton Taf 36,
unsere Abb. 7, nach der französischen Be-
schießung von 1915). Die Wände und
besonders die Fensternischen sind mit
Namensinschriften der Ritter bedeckt, die
von i486 — 1522 gehen. Zum größten
Teil sind es Spanier.
Die Regierung Pierre d'Aubussons
(1476 — 1503) bezeichnet die höchste Blüte-
zeit des Ordens. In ihrem dritten Jahr-
zehnt bringen die Fortschritte der Artil-
lerie eine Umgestaltung des Festungsbaus
auch in Halikarnass mit sich. Wiederum
übernehmen Italiener die Führung 3): Nic-
') Ähnliche Wappen und Engel auf Rhodos, vgl.
zuletzt Gerola, Annuario d. Sc. arch. ital. di Atene I
1914, 201. 203. 2J7. 283fr. 287. 296.
') Wappen des Ch. Aleman de Rochechinard,
der später im Orden eine große Rolle spielte (vgl.
Sommi Picenardi, Itincraire d'un Chevalier de St.
Jean 68. 87 ff.), und zweier Spanier, deren einer
seinen Schild mit gehr rohen Reliefs der Gottes-
mutter und der Hl. Petrus, Barbara und Katharina
umrahmt (1472 und 1473.=). , -
3) [1502 wird Bartholino de Castellione delCre-
monese ingeniere ed architecto ehrenvoll entlassen,
nachdem er im Dienst des Ordens mehrere Jahre
in Rhodos, Lango (Kos) und Castello Sancto Piero
sich ausgezeichnet hat. Hz.].
3*
7»
Archäologische Gesellschaft zu Berlin. — Juni-Sitzung 1919.
72
colö da Incisa (1496 — 1498) errichtet die führt). Getreu dem Geiste italienischer
großesüdlicheKasemattem, die anschließen- Renaissance hat de Opertis, wie 70 Jahre
de Zwingermauer zum propugnaculum und , zuvor sein Landsmann Mustula, die an-
den Eckturm 1 (jetzt von den Franzosen j tiken Marmore sorgsam zu dekorativer
eingeschossen), Constantius de Opertis | Wirkung verwendet, statt sie zu zerstören.
Abb. 7. Halikarnass. Innenansicht des Remters nach der französischen Beschießung von 1915.
(1506)") das langgestreckte westliche Vor-
werk o, das für uns besonders wertvoll
ist, weil auf der Meerseite an den Wappen
Löwen vom Maussoleum eingebaut sind
und rings um den Eingang im Norden
die berühmten Friesplattep (Antiquities of
lonai II Suppl. T. 2, sehr fehlerhaft; New-
ton I 83, Taf. 33; alles von Lord Strat-
ford de Redcliffe 1846 nach London ent-
') [Capitaneus 1504 — 6. Hz.].
Dann folgt wieder auf die Italiener ein
französischer großer Bauherr, der Capita-
neus Jacques Gatineau (1512 — 151 4) > der
zunächst die östliche Bastion des großen
neuen Festungswerks im Norden (Plan tt)
errichtet, dann die Batterie im Westen
(r) und die ganze mächtige Contrescarpe
(uu) mit ihrem Eingangstor s (Newton Taf.
33, 34, 2). Seine Nachfolger Thomas
Sheffield (1514 — 15 16) und Cornelius de
Hambrouc, der einzige nachweisbare Capi-
73
Archäologische Gesellschaft zu Berlin. — Juni-Siteung 1919.
74
taneus deutschen Stammes (1517 — 1519)»),
vollenden das große nördliche Werk (tt).
Hambrouc hat auch 15 19 die beiden Mit-
teltürme durch einen schönen gewölbten
Saalbau verbunden (Plan c), der ebenso
wie die Türme von den Franzosen schwer
beschädigt worden ist Im gleichen Jahre
15 19 scheint ein Spanier die Kapelle i im
ersten Hofe erbaut zu haben.
Endlich wird die Süd- und Ostmauer
den neuen Erfordernissen der Festungskunst
entsprechend erhöht, durch Emeric du
Mesnil (15 19 — 152 1)*) und den Piemon-
tesen Bemardinus de Airasca(i52 2 — 1523),
den letzten Capitaneus, der seine eben voll-
endete Burg nach dem Falle von Rho-
dos kampflos den Türken räumen mußte.
So läßt sich die bisher kaum bekannte
Geschichte des Kastells von S. Peter von
den Wappen und Inschriften fast lücken-
los ablesen. Sehr auffällig ist dabei das
völlige Fehlen deutscher Namen 3) obwohl
die Burg seit 1433 der obersten Würde
deutscher Zunge, dem Großballeien unter-
stellt war 4) und seit Jac. Fontanus (De
hello Rhodio 1524, II 11) die landläufige
Tradition — sie ist sogar in den Baedeker
von Kleinasien übergegangen — ihre Er-
bauung dem Ritter Heinrich Schlegelholt
zuschreibt. Indessen hat Herquet längst nach-
gewiesen (Juan Fernandez de Heredia 92 —
115), daß es einen solchen nie gegeben
hat, daß die Tradition aus der Tatsache
entstanden ist, daß ein Hesso Schlegelholtz
von 1398 — 1412 Comtur des benachbarten
Lango (Kos), ein Johann Schlegelholtz
seit 1428 erster Großbailei war; beide
») [Nach den Urkunden Cornelius Damburc, de
Amburgh oder Dambourch, kein Deutscher, sondern
praeceptoriae Crucis in Bria prioratus Franciae prae-
ceptor, 15 10 castellanus Andimachie (das gewaltige
Kastell Antimachia auf Lango, abgebildet Arch.
Anz. 1903, 12), 15 16 — 18 capitaneus castelli S.
Petri. Hz.].
2) [Nach den Urkunden 1518 — 1521. Hz.].
3) Mit Ausnahme von Hambrouc, der wohl ein
Vlame war. Auch im Remter fehlen deutsche
Namen völlig. Haslucks Deutung einer rätselhaften
Inschrift auf den ruhmvoll bekannten deutschen
Ritter Christoph Waldener scheint mir kaum annehm-
b^ (JHS. XXIX 1909, 366).
4) [Nur zur Visitation, die er meist im März
bei dem Wechsel der Capitanei vornahm oder durch
einen locum tenens vornehmen ließ. Hz.].
Archäologtscher Anzeiger 1919.
hätten am Bau nicht beteiligt sein können').
Die deutschen Ritter waren sehr wenig
zahlreich und die ärmsten von allen. Sie
konnten sich das kostspielige Ehrenamt
I eines Capitaneus nicht gestatten.
I Somit fällt der Vorwurf vandalischer Zer-
störung des Maussoleums, den gerade deut-
sche Gelehrte mit besonderer Schärfe ihrem
Landsmann »Schlegelholt« gemacht haben
(solche übereilte deutsche Selbstanklagen
sollten uns heute nachdenklich stimmen !).
Der Aufschluß, den unsere Forschungen
jetzt über den Untergang des weltberühmten
Grabmals geben, ist kurz folgender. Wäh-
rend der ersten Jahrzehnte des XV. Jahr-
hunderts benutzten die Ritter zu ihren
Bauten ausschließlich die auf der Halb-
insel vorhandenen antiken (und vielleicht
auch mittelalterlichen) Mauern. Die ersten
marmornen Bauglieder vom Maussoleum
finden sich im Turm des Mustula (1436).
Sie stammen durchweg vom Oberbau der
gewaltigen Ruine, der von einem Erdbeben
umgestürzt einen Trümmerberg ähnlich
dem des Didymeions gebildet haben mag.
Ein planmäßiger Abbau des Maussoleums^
ist weder damals noch in den folgenden
Jahrzehnten erfolgt. Die älteren Mauern
und Türme der Burg beste;hen zum größten.
Teil aus bossierten Quadern der antiken;
Stadtmauer, die kilomaterlang im Kastell
verbaut ist^), und aus anderen antiken;
Blöcken. Marmor wird, abgesehen von
den beiden großen Zwillingstürmen, fast
nur zu Wappenschildern mit ihren Um-
rahmungen, zu Inschriftblöcken und I^eliefs
verwandt. Viel wird auch in den Kalk-
ofen gewandert sein 3). Im Remterturm
von 1480 stecken schon zahlreiche Qua-
dern des typischen grünen Kalksteins, der
den massiven Kern des Maussoleums bil-
dete. Diese Steine sind stets an allen
') Daß aber Hesso Schlegelholtz doch gerade an
den ältesten Teilen der Burg gebaut hat, beweist
sein von Herzog nachgewiesenes redendes Wappen,
oben Sp. 63 Anm. i. Er war nach Herquet zwar
in den ersten Jahren des XV. Jahrh. in Deutschland,
dann aber wieder auf Kos und Rhodos, 14H — 14 12
locura tenens des Großmeisters.
») [Genau wie die Hafenfestung Narangia auf
Lango. Hz.].
3) [In einer Urkunde von 1 502 ist die Rede von einem
fomo della calcina, den der capitano zu den ripa-
razioni und anderen Arbeiten benutzen soll. Hz.].
75
Edaiaid Gerk«id>Stift«aK. — IjwtituUaacluiahteD.
7(>
Seiten verklammert') und am den ersten
Blick kenntlich. Aber bis zum Anfang
des XVI. Jahrhunderts bleibt ihre Ver-
wendung ziemlich wenig ausgedehnt. Da-
gegen bestehen das westliche Vorwerk
des Constantius de Opertis (1506), die
Batterie und die Contrescarpe Gatineaus
(15 13 — 15 14) fast ganz aus jenen grünen
Quadern. Also ist der Unterbau des
Maussoleums zwischen 1506 und
1513 systematisch abgetragen
Av o r d e n. Dabei fand man naturgemäß
die außen an diesem Unterbau noch in
situ befindlichen Friesplatten und die Lö-
wen, während von den beim Einsturz des
Oberbaus durch das Erdbeben herunter-
geschleuderten Platten mehrere bis auf New-
tons Ausgrabung unter dem Schutt ver-
borgen blieben. Im Verlaufe des Abbaus
mußte man auch auf die Grabkammern
stoßen, und tatsächlich berichten von
dieser Entdeckung um das Jahr 1507 zwei
zeitgenössische Reisende, der englische
Pilger Sir Richard Guylforde und der
für Isabella Gonzaga in der I.evante An-
tiken sammelnde Sabba di Castiglione
<Hasluck, BS A. XVIII 214). Von der fa-
belhaften Pracht der Grabkammern und
ihrer barbarischen Verwüstung durch die
Ritter erzählt bekanntlich mehr als ein
•halbes Jahrhundert später Claude Gui-
chard (Funerailles des Romains, Grecs etc.
^5^'» 379 ff-i vgl. Dinsmoor, Amer. Journ.
Arch. XII 1908, 160 ff.) nach dem Be-
richt eines angeblichen Augenzeugen, des
Ritterg de la loLirette. Manches davon
"wird wahr sein, anderes ebensowenig stim-
men wie das nachweislich falsche Datum
der Entdeckung (1522). Die dekorative
Verwendung der Reliefs und Löwen durch
de Opertis und Gatineau (Löwen und
Friesjilatte neben dem Wappenfeld über
dem Eingangstor; Newton II 649; Schröder,
a. a. O. 250) spricht keineswegs für van-
dalische Zerstörung von Kunstwerken.
Und nach Gatineau scheint der Stein-
bruch im Maussoleum erschöpft gewesen
zu sein, denn seine Nachfolger bauen mit
anderm Material, vor allem schönen grau-
blauen Quadern eines großen antiken Mo-
numents, aus denen ein großer Teil der
Bastion Thomas Sheffields und der Saal-
bau Hambroucs bestehen. Soviel wir sehen
können, haben in Halikarnass erst die mo-
dernen Franzosen sich als Vandalen be-
tätigt.
Außerordentliche Sitzung vom
2 I . J u n i 1910-
Im Zentralinstitut für Erziehung und
Unterricht erklärte Herr Jolles einen von
ihm und Frl. Bieber bearbeiteten Film,
der die Haupttypen des griechischen weib-
lichen Gewandes an Statuen und beweg-
tem Modell veranschaulichte.
'I Die Zeichnung: bei Newton Taf. 17 gibt keine
richtige VorsteUung von der vielfachen VerkLim-
merung und V'erdübelung dieses gewaltigen Unter-
baus. Ich wüßte damit nur den des gleichaltrigen
<lelphischen Tempels zu vergleichen.
EDUARD GERHARD-STIFTUNG.
Das Stipendium der Eduard Gerhard-
Stiftung ist Herrn Professor Dr.E. Herzfeld
für seine Arbeiten über Kilikien und Herrn
Dr. F. Weege für die Bearbeitung der etrus-
kischen Grabmalereien verliehen worden.
INSTITUTSNACHRICHTEN.
Der bisherige zweite Sekretär der Athe-
nischen Zweiganstalt, Baurat H.Knack fuß,
ist einem Ruf an die Technische Hoch-
schule in München gefolgt und aus dem
Reichsdienst ausgeschieden.
Archäologischer Anzeiger
B EIBLATT
ZUM Jahrbuch des Archäologischen Instituts
I919. III/IV.
ZWEI PANATHENÄISCHE PREIS-
AMPHOREN DES HILDESHEIMER
PELIZÄUS-MUSEUMS.
In der Anzeige von G. von Brauchitsch'
schöner Monographie über die panathe-
näischen Preisamphoren (Berl. phil. -Woch.
XXXII 191 2, 915 fr.) wies ich auf zwei
wichtige, im ägyptischen Kunsthandel er-
worbene und dem Verfasser unbekannt ge-
bliebene Stücke hin, die ich mit liebens-
würdiger Erlaubnis des Stifters und des
Direktors des Pelizäus-Museums nunmehr
veröffentlichen darf.
i.(Abb. i). Pel.-Mus. Inv.-Nr. 1254. Höhe
67 cm. Der konisch abgestumpfte Fuß ist
hohl, außen stark versintert ; ein ganz schmaler
Streifen über dem Boden ist tongrundig
geblieben. Den unteren Ablauf des Körpers
umzieht ein Kranz stehender, lanzettförmiger
Blätter mit langem, dünnem Stiel. Ein Riß
im Unterteil der Vase ist ausgekittet. Der
Oberteil dicht unterhalb der Henkel war
abgebrochen, auch die Mündung ist aus
mehreren Stücken wieder zusammengesetzt,
doch sind von ganz unbedeutenden Flik-
kungen an Fuß und Hals abgesehen alle
Teile der Amphora antik. Am Halse
zwischen den Henkeln sitzt beiderseits eine
breite Reihe gegenständiger siebenblättriger
Palmetten an durchlaufender Kette, dar-
unter ein tief herabreichendes Stabornament.
Im Bildfelde der Vorderseite steht Athena
Promachos in der üblichen archaisierenden
Haltung in voller WafFenrüstung mit Ärmel-
ArchftoIo£fischer Anzeiger 1919.
chiton und Himation, mit Helm, Aigis,
Schild und gezücktem Speer nach links
schreitend, eingerahmt von je einer hohen
Säule mit einem Hahn darauf. Die Fleisch-
teile der Göttin sind weiß aufgesetzt, Einzel-
heiten wie Auge, Augenbrauen, Ohr, Haar-
locken, Lippe, Halskette, Finger, Zehen
und Knöchel sind rotgelb aufgemalt. Das
Auge ist, soweit die Farbreste erkennen
lassen, noch archaistisch in Vorderansicht
gegeben. Die Falten des Gewandes und
das Schachbrettmuster der Aigis sind in
die schwarze Firnisfarbe eingeritzt. Weiße
Deckfarbe ist ferner verwendet für die Säume
und die Sternmuster des Rockes. Der
Gürtel trägt eine Reihe von dicken weißen
Knöpfen, jede Raute der Aigis ist mit
einem aufgesetzten weißen Punkt verziert.
Vom Rocke hängt eine weiß aufgemalte
Fransenborde herab. Der Helm hat lang
herabreichenden Nackenschirm mit ein-
graviertem Spiralmuster am Ansatz an den
Kopfteil und gewaltigen Helmbusch mit
konzentrischer Zonenteilung in Deckweiß
und rotem Tongrund ; der Zipfel des
Busches hängt hinter dem rechten Arm
herab. Die aufgestellte linke Backenklappe
(die andere ist nicht sichtbar) ist weiß
umrandet, darunter fällt eine sehr lange
Locke herab. Der Umriß des großen Rund-
schildes und sein breiter Rand sind mit
dem Zirkel gezogen, dessen Einsatz die
Oberfläche des Gefäßes stark beschädigt
hat, doch hat der Maler die vorgezeichneten
Randlinien nicht streng eingehalten. Wo
Abb. I. Hildesheim Pel.-Mus. 1254.
Abb. 2. Hildesheim Pel.-Mus. 1253.
8i
Zwei panathenäische Preisamphoren des Hildesheimer Pelizäus-Museums.
82
der Schild die Figur überdeckt, ist die
Konturlinie mit der Hand grob nachge-
zogen. Der Schildrand trägt 7 in Deck-
weiß aufgesetzte Buckel. Schildzeichen ist
die Gruppe der Tyrannenmörder, in weißer
Farbe mit gelbbrauner Innenzeichnung auf-
gemalt.
Die Säulen rechts und links haben, wie
die Gestalt der Göttin, überlange Form,
die Stelle des dorischen Kapitells nimmt
ein vierkantiges brettförmiges Glied ein,
auch die Basis ist ein vierkantiger Klotz.
Die Hähne stehen in Kampfstellung der
Göttin zugewendet. Einzelheiten des Ge-
fieders sind eingeritzt, Kamm und Bart
waren in roter Farbe aufgesetzt und sind
großenteils abgeplatzt und nur noch in
Spuren nachweisbar. Am rechten Rande
der linken Säule läuft von oben nach
unten stoichedon die übliche Inschrift
TANAOHNEfflHNAOAAN (so!)
Der linke Henkel trägt ein großes, in
weißer Farbe aufgemaltes A, der andere Henkel
war unbeschrieben (vgl. Brauchitsch, S. 161).
Die Rückseite enthält das Bild des sieg-
reich an der weiß gemalten Zielsäule vorüber-
rasenden Viergespannes. In weißer Deck-
farbe ist hier sonst nur das lange Gewand
des Lenkers gegeben, der Gürtel ist gelb-
braun aufgemalt. Die Felgen des acht-
speichigen Rades sind wie der Schild der
Athena mit dem Zirkel vorgezeichnet und
nachlässig in Farbe nachgezogen, Innen-
zeichnung ist auch hier geritzt wie die
konstruktive Teilung des Wagenkastens
und dessen Verzierung, eine Palmettenranke.
Die Formen des Rennwagens sind durchaus
die gebräuchlichen. Auch bei den vier
Hengsten ist die ganze Innenzeichnung ge-
ritzt. Sind die Körperteile der Tiere auch
vollzählig und fehlerlos ausgeführt, so ist
die Perspektive doch stark vernachlässigt
und die Zusammengehörigkeit der einzelnen
Glieder nicht ganz klar. Die Wagendeichsel
verschwindet z. B. erst hinter dem dritten
Pferde, das Wagenrad steht nicht a;uf der
gleichen Bodenlinie mit den Pferdebeinen
u. a. m. Man sieht, wie der Maler nach
einem älteren, durch vielfache Wiederholung
ganz abgeschliffenen Schema gearbeitet hat.
2. (Abb. 2). Pel.-Mus. Inv.-Nr. 1253.
Höhe 68 '/j cm. Abgebildet auch im Führer
durch das Pel.-Museum, 2. Aufl., S. 15
Abb; 6.
In Form und Erhaltungszustand ist, ab-
gesehen von geringerer Versinterung, diese
Vase der erstbeschriebenen vollkommen
gleich, außer belanglosen Flickungen ist auch
hier alles antik, Sprünge und Risse, zahlreicher
als an jener, sind im ganzen scharf und
sorgfältig verkittet. Die Ornamentik an
Fuß und Hals entspricht bis in die letzten
Einzelheiten dem ersten Exemplar. Die
Athenafiguren werden in dieser Vasen-
gattung ja schablonenhaft kopiert, und die
Abweichungen zwischen unseren beiden
Stücken beschränken sich deshalb auf neben-
sächliche Details: hier ist am rechten speer,-
schwingenden Arm der Göttin ein doppelter
Handgelenkring in brauner Farbe erhalten,
der indessen am erstbehandelten Stück
gleichfalls vorhanden und durch einen
Sprung der Vase zerstört sein kann; der
obere Saum der auch hier schachbrettartig
gemusterten Aigis ist mit einer Reihe
weißer Punkte besetzt, der rechte Ärmel
trägt eine gleichfalls weiß aufgemalte
Schlange; das Zickzackband am unteren
Ärmelrande, dort geritzt, ist hier weiß auf-
gemalt. Faltenwurf und Verzierung des
Gewandes differieren ebenfalls nur ganz
unerheblich; der untere Saum besteht dort
aus einer Zackenreihe, hier aus einem
zerstückelten Mäander. Die Lanze liegt
hier fast wagerecht, während sie dort hinter
der Göttin verschwand. Die Form des
Helmes ist die herkömmliche, die Mittel-
zone des übergroßen Busches und die
Backenklappe sind in roter Farbe gedeckt.
Der Rundschild hat nur 6 Raridnägel,
Schildzeichen ist auch hier die Gruppe
der Tyrannenmörder. Die Hähne auf den
Säulen sind etwas schlanker, die rote Farbe
der Kämme und Barte ist gut erhalten.
Die Inschrift lautet
TANAOHNE0HNA(&)AAN (so!)
Das Bildfeld der Rückseite stellt in ge-
wohntem Schema den Wettlauf dreier
Epheben dar, die beiden äußeren mit wage-
recht vorgestreckter, der mittlere mit er-
hobener linker Hand. Innenzeichnung ist
lediglich mittels Einritzung gegeben unter
Verzicht auf Anwendung von Deckfarben.
83
Zwei panathenäiscbe Preisamphoren des Hildesheimer Pelizäus-Muäeums.
84
Der Rand ist über den Henkeln je ein-
mal durchbohrt zum Festbinden des Deckels.
Die zwei Preisamphoren stammen nach
Angabe des Händlers aus einem Grabfund
in der Kyrenaika, aus dem andere Stücke
mit dem Namen des Archonten Polyzelos
(367 V. Chr.) in das Museum von Alex-
andria gekommen seien. Auch zwei in
das Pelizäus-Museum gelangte Hydrien des
zierlichen Stils mit aufgesetzten Golddetails
gehören angeblich dazu (Inv.-Nr. 125 1,
Perserreiter von Eros geführt, verfolgt ein
Mädchen in langem Gewände, links ein
Jüngling, rechts Pan und Nymphe als
Zuschauer; Inv.-Nr. 1252, reicher in der
Gruppierung und mit Verwendung von viel
Deckweiß, doch nachlässiger in der Zeich-
nung, Paris vor Helena, hinter ihr eine
Dienerin, über ihr ein schwebender Eros
mit Tänie, ringsherum große Versammlung
von Göttern und Menschen). Das Vor-
kommen mehrerer Preisvasen in einem
Grabe ließe sich noch allenfalls damit er-
klären, daß Mitglieder einer sportlich be-
sonders tüchtigen Familie verschiedentlich
bei den Panathenäen Preise errungen hätten,
die schließlich alle einem verstorbenen
Gliede der Familie ins Grab gelegt seien.
Die beiden Hydrien dagegen, die gegen die
beiden Preisamphoren doch erhebliche zeit-
liche Differenzen zeigen, erschüttern die
Angaben des Händlers derart, daß man
besser tun wird, gänzlich auf sie zu ver-
zichten, wenn man nicht auch in diesen
Vasen sorgfältig gehütete und darum lang-
lebige Familienbesitztümer sehen will. An
der Fundortsangabe an sich zu zweifeln ist
keine Veranlassung, moderner Händler-
import nach Ägypten hat keinerlei Wahr-
scheinlichkeit, und die griechischen Kolo-
nien in Nordafrika haben bereits eine an-
sehnliche Reihe von Preisamphoren (etwa
ein Sechstel des gesamten bisher ver-
öffentlichten Bestandes) mit durchaus ge-
sicherter Fundortsangabe gebracht (Brau-
chitsch S. 162 ft.).
Bei einer Vasengattung, die sich das Ko-
pieren älterer Stücke zur Aufgabe gestellt
hat, noch dazu in einer sonst längst über-
wundenen Technik, ist es natürlich mißlich,
auf rein stilistischen Erwägungen Schlüsse
aufzubauen, doch lassen Einzelheiten anti-
quarischer und technischer Art vermuten,
daß die beiden Vasen aus einer Hand
hervorgegangen sind, wie schon die Ver-
wendung des gleichen Schiidzeichens nahe-
legt. Brauchitsch weist (S. 94 fif.) eingehend
nach, wie aller Abhängigkeit zum Trotz
die Vasenmaler gerade in der Wiedergabe
der Tracht der Athena ziemlich frei ver-
fahren. Die langen Steil falten des Ge-
wandes und die überreich darüber ge-
streuten (wohl gestickt gedachten) Muster
sind zwar typisch für eine bestimmte Gruppe
der panathenäischen Preisamphoren, doch
variieren auch hier noch die Maler, wie
eine Durchsicht der leiste bei Brauchitsch
zeigt, und eine so in die Einzelheiten
gehende Übereinstimmung der Faltengebung
wie an unseren beiden Stücken ist nur ver-
ständlich bei Entstehung beider von der-
selben Hand.
Die gleichen vollkommenen Überein-
stimmungen wie am Gewände der Göttin
begegnen sodann in der Behandlung der
Kopfpartie, der Hähne, der Säulenkapitelle,
im Duktus der Ritzlinien und vor allem
auch in den Inschriften. Auch hier spielt
das bewußte Archaisieren natürlich hinein
und die Folge ist ein völliges Durch-
einanderwerfen von älterer attischer und
jüngerer jonischer Schreibweise, wofür ge-
rade unsere Amphoren klassische Beispiele
sind. ' Daß das 0 auf der einen Vase
senkrechte Innenhasta, auf der anderen Zen-
tralpunkt hat, ist allerdings ohne Belang,
daß aber mit dem gleichen Schreibfehler
auf beiden Vasen das Suffix Osv als Or^v
geschrieben wird, erhärtet unsere Annahme,
daß die beiden Amphoren von einer Hand
gefertigt sind. Es war ja auch sonst
möglich, mehrere Preisamphoren der gleichen
Fabrik zuzuweisen (Brauchitsch S. 159 ff.).
Die Zeitstellung der beiden Hildes-
heimer Amphoren ist mit aller wünschens-
werten Genauigkeit zu bestimmen. Sie
gehören nach ihrer Gesamtform wie nach
Stil und Technik des bildnerischen
Schmuckes der jüngeren Reihe an, der
Zeit, die nach rund hundertjähriger Unter-
brechung die alte Sitte neu belebte,
nach Brauchitsch' (S. 80 ff.) sehr ein-
leuchtender Vermutung nach der Gründung
des II. attischen Seebundes 378 vor Chr.
85
Zwei panathenäische Preisamphoren des Hildesheimer Peliz&us-Museums.
86
Die alten Vorbilder werden zunächst noch
ziemlich genau nachgebildet: Athena
schreitet nach links, auf den Säulen stehen
Hähne usw. Um 370 vor Chr. aber be-
ginnen mehrere Einzelheiten sich zu wandeln :
der Chiton der Göttin wird einfach ge-
faltet und nur noch mit einem weißen
Saum verziert, der Helm erhält gebogenen
Buschträger und Spiralornamente an den
Seiten; die figürlichen Schildzeichen wei-
chen einem einfachen Stern, an die Stelle
der Hähne auf den Säulen treten Figuren,
und die Säulen selbst, in den früheren
Gruppen ohne Untersatz, erhalten eine
Basis. Die Palmetten werden in der Regel
neunblättrig: der Mündungsrand bekommt
eine leicht konkave Schweifung. Die Vasen
werden durch die Namen der amtierenden
Archonten datiert. Die Hildesheimer Stücke
zeigen sowohl ältere (figurale Schildzeichen,
Hähne, siebenblättrige Palmetten, reiche
Stickerei an Athenas Chiton, gerader Helm-
buschhalter, keine Archonteninschrift) wie
auch jüngere Einzelheiten (Säume am Ge-
wände der Göttin, Spiralen am Helm,
Säulenbasis, konkave Schwingung des
Mündungsprofiles, stärker bei 1254 als
bei 1253), sie gehören demnach auf die
Grenzscheide beider Gruppen, d. h. in die
letzten Jahre des dritten Jahrzehntes des
IV. vorchr. Jahrhunderts. Am nächsten
steht ihnen die Londoner Amphora Nr. 76
in Brauchitsch' Katalog, abgebildet daselbst
Tafel Nr. 6.
Die kunstgeschichtliche Bedeutung der
beiden Hildesheimer Amphoren liegt weniger
in der Bereicherung des Bestandes um zwei
neue Exemplare als in der Verwendung
der Statuengruppe der Tyrannenmörder
als Schildzeichen. Die Amphora London
605 (Brauchitsch 81) ist also kein Unikum
mehr. Die Feststellung von Brauchitsch
(S. 119 ff), daß die jüngere der beiden
Gruppen, d. h. die der Meister Kritios und
Nesiotes, nicht die des Antenor, hier dar-
gestellt sein müsse, wird dadurch zur
Gewißheit, daß alle drei Amphoren un-
zweifelhaft die gleiche (zruppe geben wollen.
Die Abweichungen sind im ganzen ge-
nommen nur geringfügig (vgl. Abb. 3). Die
besterhaltene und zugleich künstlerisch wie
kompositionell beste Wiedergabe der Gruppe
bietet die Londoner Amphora (Abb. 3, a),
der die beiden anderen bedeutend nach-
stehen. Der vordere der beiden Freunde
ist in allen Reproduktionen stets in genau
der gleichen Haltung dargestellt, die Linke
c.
Abb. 3. Schildzeichen.
mit Schwertscheide und Chlamys wage-
recht vorgestreckt, das gezückte Schwert
in der gesenkten, aber zum Stoß bereiten
Rechten, den linken Fuß im Ansturm weit
vorgesetzt, stets in Rückenansicht gesehen.
Der ungestüme Lauf ist auf der zweiten
unserer Hildesheimer Amphoren (Abb. 3, b.
Inv.-Nr. 1253) ebenfalls noch gut heraus-
gebracht, Einzelheiten fehlen, da die braune
Farbe der Innenzeichnung bis auf ver-
schwindende Spuren abgerieben ist. Im
87
Zwei panathenäiscbe Preisamphoren des Hildesheimer Pelizäus-Museums.
88
Bilde der anderen Amphora (Abb. 3, c,
Inv.-Nr. 1254) ist die braune Innenzeichnung
zwar fast völlig erhalten, aber aus dem
schlanken edelgebauten Befreier Athens
vom Tyrannenjoch ist eine derbe, ge-
drungene, fast wie eine Karikatur wirkende
Athletengestalt geworden. Zu dem ple-
bejischen Gesichtsausdruck will die Tänie
im Haare nicht so recht passen.
Stimmen die Bewegungsmotive dieser
Figur im großen und ganzen so ziemlich
überein, so gehen sie bei der zweiten, in
Vorderansicht gesehenen Gestalt stark aus-
einander. Auch hier gibt die Londoner
Vase die zuverlässigste Lesung: während
der eine der Helden lediglich als Sekundant
wirkt und mit vorgehaltener Schwertscheide
die Begleiter des Tyrannen am Eingreifen
hindert, führt dieser den tödlichen Hieb,
mit dem rechten Arm weit ausholend, so
daß der Kopf zwischen Ober- und Unter-
arm wie eingerahmt erscheint und das
Schwert (das allerdings verzeichnet ist)
zwischen dem Körper und dem ausge-
streckten linken Arm sichtbar wird. Die
Beinstellung entspricht im Gegensinne der
des vorderen Mannes, das rechte ist fast
rechtwinklig gebogen, zum Ausfall vorgesetzt,
das linke mit breitgestelltem Fuße weit
zurückgesetzt. Es ist also nicht mehr
eilender Lauf dargestellt, sondern der letzte
Augenblick unmittelbar vor dem schicksals-
schwangeren Schlag, dem Wendepunkt in
der Geschichte Athens. Das prachtvoll
dramatische Bewegungsmotiv, das wir ja
auch vom Westgiebel des olympischen
Zeustempels kennen, ist in den beiden
andern Wiederholungen annähernd bis zur
Unkenntlichkeit entstellt. Die Körper-
haltung ist auf dem besseren der beiden
Hildesheimer Vasenbilder im ganzen zwar
noch beibehalten, die wagerechte Haltung
des Schwertes dagegen ist kraftlos und matt.
Durch die falsche Proportionierung des
linken Beines wird der Gesamteindruck
noch tiefer herabgedrückt. Im dritten
Bilde vollends ist der Höhepunkt in der
Verschandelung des alten schönen Motives
erreicht: der Tyrannenmörder steht nicht
da im Augenblick des Zuschlagens, sondern
kommt erst in müdem Lauf mit schlaffen
Knien heran, auch er fast eine Persiflage
des attischen Freiheitshelden. Alle drpi
Bilder haben den gemeinsamen Zug, daß
beide Männer bartlos sind, ein wichtiger
und durch die Wiederholung zuverlässiger
Hinweis für die Rekonstruktion des statu-
arischen Originales.
Die Frage, ob auch die Londoner Am-
phora wegen des gleichen Schildzeichens
aus der gleichen Werkstatt stammen muß
wie die beiden Hildesheimer, bedarf keiner
längeren Behandlung; schon der stilistische
Abstand in der Wiedergabe der Statuen-
gruppe, nicht minder aber die ganz ab-
weichende Behandlung des Gewandes der
Athena schließen eine gemeinsame Quelle
aus. Dagegen wird an der Gleichzeitigkeit
der drei Vasen kaupi ein Zweifel statthaft
sein, auch die Londoner Amphora gehört
ja der ersten Gruppe der jüngeren Reihe
an. Ich möchte die Gleichzeitigkeit sogar
noch schärfer fassen und dieEntstehung dieser
drei Vasen mit dem gleichen und jeden-
falls auffallenden Schildzeichen in einem
einzigen Jahre annehmen; die Agone der
Rückseiten lassen diese Annahme sehr wohl
zu: Pentathlon, Wagenrennen, Lauf. Die
Freiheit der Vasenmaler beschränkt sich
doch wohl auf die stilistische Ausführung
der Einzelheiten, ein so wichtiges Detail
wie das Wappen auf dem Schilde der
Stadtgöttin war kaum der Willkür des
Handwerkers überlassen, sondern wurde
ihm sicherlich vorgeschrieben. Man kann
sich sehr gut vorstellen, daß eine der Be-
dingungen des Staatsauftrages zur An-
fertigung der Preisamphoren zu den Spielen
eines bestimmten Jahres gelautet habe:
Athena bekommt als Schildzeichen die
historische Gruppe der Tyrannenmörder.
Die Wahl gerade dieses Schildzeichens
muß doch wohl einen besonderen Anlaß
gehabt haben, und dieser kann nur irgend-
eine Erinnerungsfeier gewesen sein. Die
durch den Tyrannenmord eingeleitete Staats-
umwälzung selbst, an die man naturgemäß
zunächst denken wird, schließt sich durch
ihr Datum aus, auch würde eine solche
Feier sicherlich literarisch beglaubigt sein.
Die alte Gruppe des Antenor wurde be-
kanntlich von Xerxes aus Athen weggeführt
und als Ersatz das Werk des Kritios und
Nesiotes aufgestellt Das geschah nach
89
Erwerbungen der Antikensammlungen in Deutschland.
90
der parischen Chronik aber im Jahre 477
vor Chr., d. h. 100 Jahre vor der An-
fertigung unserer Preisamphoren, die diese
Gruppe also vielleicht aus Anlaß ihres
hundertjährigen Bestehens als Schildzelchen
verwenden. Von einer staatlichen Zentenar-
feier des Jahres 377 wissen wir nichts, es
genügte aber ja auch vollkommen eine
private Reminiszenz etwa eines in der
Kunstgeschichte Athens bewanderten Ar-
chonten, worüber die Literatur natürlich
schweigt. Die Hildesheimer Amphoren
würden danach allerdings um einige Jahre
höher hinaufzurücken sein, als wir sie nach
der Chronologie von Brauchitsch ansetzen
mußten. Das hat aber kein Bedenken,
denn die Motive, die in voller Regel-
mäßigkeit erst der zweiten Gruppe eignen,
können sehr wohl bereits gelegentlich bei
Gefäßen der ersten Gruppe begegnen, ehe
sie zum festen Bestände übernommen
wurden. Friedrich Behn.
ERWERBUNGEN DER ANTIKEN-
SAMMLUNGEN IN DEUTSCHLAND.
BERLIN.
SAMMLUNG DER ANTIKEN SKULPTUREN.
Im Archäol. Anz. 1903, 29 ff. hat C. Wat-
zinger zuletzt über die Neuerwerbungen
der Skulpturdnsammlung berichtet. Seit-
dem ist das Pergamon-Museum wieder ab-
gerissen und sein Inhalt zum größten Teil
in Magazinen untergebracht worden. Die Sta-
tuetten aus Priene stehen jetzt mit den Klein-
funden zusammen im Antiquarium. Die Skulp-
turensammlung ist neu geordnet und ihr Stu-
dium durch das Buch vonR. Kekule vonStra-
donitz »Die griechische Skulptvir« und die
von der Generalverwaltung herausgegebene
»Kurze Beschreibung«, die nächstens in
zweiter Auflage mit 80 Tafeln erscheint,
erleichtert worden. Die seit 1903 zu-
gegangenen Stücke, auch die schon ver-
öffentlichten, sollen hier, nach Gattungen
und zeitlich geordnet, kurz besprochen
werden.
I. Rundskulpturen.
a) Statuen.
i.Inv. 1555. Archaische Jünglingsstatue
aus weißem Marmor, h. 1,12 m, von Naxos.
Es fehlen die Unterschenkel, der 1. Arm
bis auf den Schulteransatz und die Ansatz-
spur der 1. Hand am 1. Oberschenkel, der
Kopf samt dem Hals und der Geschlechtsteil.
Der Jüngling steht nackt in steifer Haltung
aufrecht; das linke Bein ist vorgesetzt, die
zur Faust geballten Hände liegen fest an
den Oberschenkeln an, sonst sind die Arme
vom Rumpf gelöst. Das Haar fällt als breite
Masse auf den Rücken. Vorzügliche Arbeit
des 6. Jahrh. v. Chr.
Sauer, Athen. Mitt. XVII 1892, 44 Nr. 54.
Pollak, Athen. Mitt. XXI 1896, 226. Lechat,
La sculpture attique 253, Anm. 4. Deonna,
Les Apollons archaiques 220 f. Nr. 117
Abb. 147/148 (Seite und Rücken). Kekule
von Stradonitz, Die griechische Skulptur*
50 f. Abb. (Vorderansicht).
2. Inv. 1761. Thronende Göttin,
lebensgroße Statue aus parischem Marmor,
h. 1,51 m, unbekannten Fundorts.
Es fehlen Teile des Thrones und der
Fußbank, sowie die beiden Hände, ein
Teil der linken Schulterlocken und der"
Rand des Diadems. Im Gesicht hat die
Nase und die rechte Wange mit dem Auge
gelitten. Die Zehen sind abgewittert; sonst
ist alles gut erhalten.
Die Göttin, in Chiton, Mantel und Um-
schlagetuch gekleidet, den Kopf mit einer
Haube und einem Diadem geschmückt,
sitzt in feierlicher Haltung, ruhig gerade-
ausblickend, auf einem reich verzierten
Throne. Die Hände hielten Attribute, die
Füße ruhen auf einem Schemel. Ein Kissen
bedeckt den Thronsitz, ein anderes stützt
den Rücken der Göttin.
Es ist die Vermutung geäußert worden,
das Kunstwerk stamme aus Unteritalien,
und stelle Persephone dar (Pick). Ein
anderer Forscher nimmt an, das Werk sei
keine Tempelstatue, sondern habe im Freien
unter einem kleinen Schutzbau gestanden,
und stamme von einem jonischen Künstler
aus derselben Zeit wie das Xanthische Grab-
mal (Schuchhardt).
Hervorragendes Werk aus der Zeit um
480 V. Chr.
Wiegand, Amtliche Berichte aus den Kgl.
Preußischen Kunstsammlungen XXXVII
19 15/16 Nr. 8 mit Abb. Antike Denk-
mäler III 19 16/17 Taf. 37 — 44. Waldmann,
91
Erwerbungen der Antikensammlungen in Deutschland.
92
Kunst und KünstlerXI V 1 9 1 5/ 1 6, 3 7 i . Pick,
Arch. Jahrb. XXXII 191 7, 204 ff. Noack,
Arch. Anz. 1917, ii9ff. Schuchhardt, Alt-
europa in seiner Kultur- und Stilentwicklung
(19 19) Taf. XXXII, 2.
3. Inv. 1630. AI ter Fischer aus weißem
Marmor, h. 0,66 m, in Aphrodisias gefunden.
Gebrochen der Kopf über dem Hals-
ansatz, der r. Arm unter der Achsel,
der 1. Arm über dem Ellenbogen, die Beine
unter dem Schenkelansatz und die Ge-
schlechtsteile. Der vorn herabfallende, be-
sonders gearbeitete und angesetzte Gewand-
zipfel fehlt jetzt. Die blanke Oberfläche
ist gut erhalten.
Der alte Mann steht mit gekrümmtem
Oberkörper in Vorderansicht, nur mit dem
Lendenschurz bekleidet, die Arme senkend;
der greisenhaft verfallene Körper zeigt in
der durchgearbeiteten Muskulatur die Spuren
früherer Kraft; Replik der Fischerstatue
im Vatikan (Helbig-Amelung, Führers I
S. 230 Nr. 358. Brunn-Bruckmann, Denk-
mäler Taf. 164), aber übermäßig geglättet
und in den Einzelheiten verschliffen. Sehr
grob ist der Rücken kopiert. Die Statue
entstammt dem Kunstkreis des jüngeren
Hellenismus und ist mit der Angelrute in
der R. und mit dem Korb am 1. Arm zu
ergänzen.
Wiegand, Jahrbuch der Königl. Preuß.
Kunstsammlungen XXXVII 1916, i ff . Zu
vergleichen ist damit
4. Inv. 1742. Alter Fischer aus weißem
Marmor, h. 0,783 m, in Burnabat bei Smyrna
gefunden. Gebrochen der Kopf, der r. Arm,
beide Beine von den Knien abwärts, die
Schamteile, Finger der J. Hand und der
am 1. Handgelenk hängende Korb.
Der Fischer steht mit leicht vorgebeugtem
Oberkörper, nackt bis auf ein um die
Lenden geschlungenes Tuch. Der Körper
zeigt harte, muskulöse Formen. An der
r. Körperseite ein Baumstamm. In der R.
ist vielleicht eine Angelrute, am 1. Hand-
gelenk ein Korb zu ergänzen. Die Statue
ist etwas unterlebensgroß und »künstlerisch
minderwertig durch übertriebene Härte der
Formen, sachlich aber wertvoll dadurch,
daß hier zum erstenmale ein linker Arm
erhalten ist . . . über das Handgelenk
legen sich zwei Strickhenkel, ähnlich wie
bei dem Fischkorb einer in Thyatira gefun-
denen Terrakotte des Antiquariums, die einen
sitzenden Fischer in grober Karikatur
•darstellt«.
Wiegand, Jahrbuch der Kgl. Preuß. Kunst-
sammlungen XXXVII 1916, 7 f. Abb. 5.
5. Inv. 1645. Kleiner Sklave mit
Laterne aus weißem Marmor, h. 0,67 m.
Abgebrochen der r. Arm unterhalb der
Achsel und der 1. Arm oberhalb des Ellen-
bogens.
Der kleine Sklave sitzt auf einem Stein,
bekleidet mit der Tunika und dem Mantel
mit der über den Kopf gezogenen Kapuze.
Der 1. Ellenbogen war auf das Knie des
hochgezogenen Beins gestützt und der ge-
neigte Kopf ruhte auf der Hand. Der r. Arm
ging abwärts, die r. Hand hielt die Trag-
ketten der Laterne. Genrehafte Dekorations-
figur aus der Mitte des i. Jahrh. n. Chr.
R. Zahn, Jahrb. d. Kgl. Preuß. Kunst-
sammlungen XXXVII 1916, 18/19 Abb. 3.
6. Inv. 1724. Löwe aus weißem Marmor,
h. 0,80 m, 1. 1,36 m, aus Knidos.
Abgebrochen die beiden Vorderfüße vom
Ellenbogen an und die Hinterfüße von
etwas oberhalb der Fersen an. Die Schnauze
ist stark zerschunden, die ganze Oberfläche
durch Löcher entstellt. Der Löwe sitzt
auf den angezogenen Hinterfüßen, der
1. Vorderfuß ist leicht erhoben und lag
wohl auf einer Beute; der r. Vorderfuß
ruhte auf dem Boden auf. Die kurz ge-
haltene Mähne bedeckt Kopf und Hals,
den Rücken entlang zieht sich eine wider-
natürliche Behaarung; der Schweif ist unter
dem Leib durchgeschlagen. In der deko-
rativen Arbeit sind ornamentale und natura-
listische, vom Hund entlehnte Elemente
vereinigt. Ende des 6. Jahrh. v. Chr.
Schröder, Am tl. Berichte XXXIV 1912/13,
243 ff". Vgl. Brunn-Bruckmann, Denkmäler,
Text zu Taf. 641—645.
7. Inv. 1722. Eule aus Sandstein,
h. 0,093 m, br. 0,12 m, aus Athen. Die
Oberfläche ist leicht verwittert.
Die kleine Eule sitzt flach am Boden,
den Kopf nach vorn drehend; statt der
Füße zwei viereckige Klötzchen. Das Ge-
fieder sehr fein ausgeführt Spät archaisch.
93
Erwerbungen der Äntikensammlungen in Deutschland.
94
b) Statuetten.
8. Inv. 1651. Oberteil einer archaischen
weiblichen Statuette aus weißem, schön
hellbraun patiniertem Marmor, h. 0,295 ^^>
in Chalkedon gefunden.
Die Figur ist unter der Brust quer durch-
gebrochen; der Polos ist stark bestoßen,
sonst die Oberfläche gut erhalten.
Die Frau steht in archaischer Weise steif '
aufrecht, in den Chiton gekleidet, das Haupt
mit einem Polos bedeckt; das Haar ist
über der sehr hohen Stirn gescheitelt und
fällt auf die Schultern in je drei Reihen
spitz zulaufender Perlenlocken, auf den
Nacken in breiter Masse herab. Die Mund-
winkel sind vertieft, die linke Hand liegt
flach vor der Brust. In den Ohren rosetten-
förmiger Schmuck. Mäßige Arbeit des
6. Jahrh.
9. Inv. 1760. Athena aus Kalkstein,
h. 0,152 m, aus Eskischehir. Es fehlen
der Kopf, beide Unterarme und die Beine
von einem schrägen Bruch, etwa in Knie-
höhe, an. Athena, bekleidet mit Unter-
gewand, einem gegürteten Peplos mit Über-
schlag, altertümlich breiter Ägis und dem
über die 1. Schulter geworfenen Mantel,
steht aufrecht da. An dem gebeugten
1. Unterarm trug sie den runden Schild,
mit der R. faßte sie wohl die Lanze. Das
Haupt blickte mit leichter Wendung nach
rechts. Sehr feine Arbeit, getreu bis auf
die Falten des Untergewandes und die stil-
losen vom Kopisten hinzugefügten Schulter-
locken, nach einem attischen Werk aus
der zweiten Hälfte des 5. Jahrh.
Schröder, Berliner Museen, Berichte aus
den Preuß. Kunstsamfiilungen XLI 1919/20,
62flf. Abb. 15/16.
10. Inv. 1751. Dreigestaltige Hekate
aus weißem Marmor, h. 0,307 m, gefunden in
Rom bei den Grabungen an der Via Sal-
lustiana. Der obere Teil von Herrn Prof.
Petersen, der untere von Herrn Geh.-Rat
Studniczka geschenkt.
Abgebrochen der obere Teil vom Hals-
ansatz an, die Arme bis auf dürftige Stümpfe
und beträchtliche Stücke um den Sockel
herum. Ein schräger Bruch geht etwa von
der Kniehöhe der einen Figur abwärts quer
durch die Gruppe.
Drei breitgebaute Frauenkörper, mit dem
weitfaltigen Peplos bekleidet, stehen mit
dem Rücken gegeneinander; die Scheidung
der aneinanderstoßenden Arme ist nicht
mehr möglich; auch ihre Haltung und Be-
schäftigung ist nicht festzustellen.
Flüchtige griechische Arbeit nach einem
Werk aus der zweiten Hälfte des fünften
Jahrh. v. Chr., vielleicht des Alkamenes.
Petersen, Rom. Mitt. IV 1889, 73. Sauer,
Zeitschr.f.bild.KunstN.F.XXVIIIi9i7,2 2i.
11. Inv. 1661. Aphrodite aus weißem
Marmor, h. 0,255 ^- I"^ Kunsthandel,
als von Cypern stammend, erworben. Der
Kopf, (der r. Arm mit dem Mantelzipfel
und der 1. Unterarm waren besonders ge-
arbeitet und angestückt und fehlen jetzt.
Die Füße mit einem Teil des Unterschenkels
sind abgebrochen. Verkleinerung der sog.
Venus Genetrix.
Arndt-Amelung, Einzelaufnahmen 604 c,
605 b. Schröder, Amtl. Berichte aus d.
Königl. Preuß. Kunstsammlungen XXXII
1910/11, 131.
12. Inv. 1662. Asklepios aus weißem
Marmor, h. 0,255 m. Im Kunsthandel, als
von Cypern stammend, erworben.
Es fehlen der Kopf, der r. Arm vom
Deltoides bis zu der aufgestützten Hand,
die 1. Hand und der halbe Unterarm und
der Stab mit der Schlange, von der nur
kleine Reste erhalten sind.
Asklepios steht, die 1, Achsel auf den
Stab gestützt und die Rechte auf die Hüfte
stemmend. Der weite Mantel bedeckt den
Unterkörper und die 1. Schulter; breiter,
kräftiger Körper, leichte, lässige Haltung.
»Etwa aus der Mitte des 4. Jahrh. Sehr
verwandt der Asklepios imGiardino Boboli.«
Arndt-Amelung, Einzelaufnahmen 604 a.
Schröder, Amtl. Berichte aus den Kynigl.
Preuß. Kunstsammlungen XXXII 1910/11,
131 ff.
13. Inv. 1654. Amazone aus weißem
Marmor, h. 0,141 m, aus Pergamon.
Es fehlen der Kopf, die Arme und beide
Füße.
Die Amazone, mit dem kurzen Chiton,
der die r. Brust freiläßt, und mit hohen
Schuhen bekleidet, ist im Kampf zu Boden
gesunken; sie stützte sich auf den linken
Arm und hatte den rechten zur Verteidigung
erhoben.
95
Erwerbungen der Antikensammlungen in Deutschland.
96
»In den Massen bleibt die Statuette sehr
beträchtlich hinter den auf das attalische
Weihgeschenk bezogenen Figuren zurück,
sie ist nur etwa ein Viertel so groß als
die Neapler Amazone jener Gruppe. Unsere
Figur ist auch insofern von Interesse, als
sie zeigt, wie eine pergamenische Original-
arbeit von der Art der Brunnschen Figur
ausgesehen haben muß.«
Conze, Altertümer von Pergamon VII
Text 2, 208, Nr. 232.
c) Köpfe.
14. Inv. 1550. Überlebensgroßer Kopf
eines Jünglings aus weißem Marmor,
h. 0,375 "'j '^^^ 'I^'^^ Herrn Generaldirektor
Exz. Dr. V. Kode in Florenz erworben und
der Sammlung geschenkt; unter dem Kinn
gebrochen, ohne Nase und Kinn, und mit
vielen Beschädigungen ringsum. Das Ant-
litz blickt geradeaus. Über der schmalen
Stirnbinde ist das Haar nur gerauht und
über der Stirn in drei Reihen von Buckel-
löckchen angeordnet; hinten hängt es in
einem gewellten Schopf herab.
Der Oberkopf ist in den Maßen zu
knapp. Wahrscheinlich war eine Kopfbe-
deckung aus anderem Stoff angefügt, viel-
leicht ein pilosförmigerHelm aus Bronze, der
jetzt verschwunden ist. Der Mund ist lächelnd
verzogen, die Augen sind weit geöffnet wie
an archaischen Werken ; doch überschneiden
die Lider einander in den äußeren Augen-
winkeln ; die ganze Arbeit ist also archa-
istisch, und zwar von einem seltenen Typus.
Zu vergleichen ist ein Kopf in Kopen-
hagen (Arndt, La Glyptoth^que Ny Carls-
berg PI. 3, Katalog Nr. 33), mit drei
Reihen Locken und derben, fleischigen,
fast noch archaischen Formen, sowie
ein "Jünglingskopf in Athen (Kabbadias,
rXuTrTa Toü 'E&vtxiu Mouastoü Nr. 65) eben-
falls mit drei Reihen Locken über der
Stirn, und seitwärts und hinten lang herab-
fallendem Haar, zu dessen Formen die des
frei behandelten Gesichts nicht passen.
Ein anderer archaistischer Jünglingskopf
in Kopenhagen (Katalog 38) und einer in
Neapel (Reinach, Recueil de tetes antiques
PI. 22) sowie das Berliner Köpfchen
Nr. 539 gehen viel weiter in der Vermischung
jüngerer Formen mit archaischen Elementen.
Eine Kopfbedeckung trägt auch der bär-
tige, aber im Stil unserem Kopf sehr ähn-
liche archaistische Hermes in Kopenhagen
(Arndt, LaGlyptoth^quePl. 12, Katalog 25);
der ehemals besonders gearbeitete Helm
fehlt jetzt auch an dem bärtigen Bronze-
kopf in Athen (Reinach a. a. O. PI. 5) und
an der Athena in Brescia (ebenda PI. 93).
Diese Werke bestätigen die Annahme, daß
ein für sich gearbeiteter Helm ehemals den
Berliner Kopf bedeckt hat Für dessen
14.
ursprüngliche Bedeutung wie für die Zeit
seiner Entstehung fehlen uns jedoch sichere
Merkmale. Sein echt archaisches Vorbild
war ein Kopf von der Art des Jünglings-
kopfes im Britischen Museum Bull, de
corresp. hell. XVII 1893 PI. i2, 13.
15. Inv. 1558. Weiblicher Kopf aus
weißem Marmor, h. 0,335 ™' -^^^ Neapel.
Der Kopf ist mit schrägem Bruch, vorn
gleich unter dem Kinn, hinten im Nacken
abgebrochen und bis auf die fehlende
Nase wohl erhalten. Das Antlitz blickt
leicht geneigt nach seiner 1. Seite. Die
hohe Stirn ist in der Mitte vorgeschoben
und fällt nach den Seiten stark ab; die
Augen liegen mit den inneren Winkeln
tief eingebettet, die Augäpfel sind stark
gewölbt; die Wangen spannen sich in flacher
Rundung, der Mund ist ein wenig geöffnet
Das Haar ist über der Stirn geteilt und
97
Erwerbungen der Antikensammlungen in Deutschland.
98
von einer Binde doppelt umwunden. Die
breiten Schläfensträhnen sind über die Binde
nach hinten gestrichen und am Wirbel in
einem losen Knoten geschlungen, so daß
die Enden frei herabhängen.
Der Kopf ist eine im Gesicht recht leere,
in den Haaren sehr sorgsam ausgeführte
Kopie nach einem Werk des 4. Jahrh. v. Chr.
Eine entfernte Ähnlichkeit besteht mit
dem in Tegea gefundenen weiblichen Kopf,
den • man eine Zeitlang für den der Ata-
lante aus der einen Giebelgruppe hielt
(Arch. Anz. 1911, 131); einige Züge kehren
auch bei dem Jünglingskopf in Konstan-
tinopel (Rev. arch. II 1888, PI. 14) wieder.
Eine geringere Replik befindet sich in
Kopenhagen (Arndt, La Glyptothdque Ny
Carlsberg PI. 72). Arndt erinnert zweifelnd
an Praxitelisches, der Katalog der Glypto-
thek (Nr. 48) an die Aphrodite von Arles
im Louvre.
Schröder, Amtl. Berichte aus den
Künigl. Preuß. Kunstsammlungen XXXV
1913/14, 28.
16. Inv. 1675. Kolossalkopf des
Herakles aus weißem Marmor, h. 0,485 m.
Aus Pergamon. Aus drei Stücken wieder zu-
sammengesetzt. Es fehlt die Nasenspitze.
Im Haar Reste rotbrauner Bemalung. Der
Hals ist von einer schräglaufenden Anschluß-
fläche durchschnitten; darin ist ein Loch
für einen starken rechteckigen Dübel.
Herakles ist dargestellt kurzhaarig, bärtig,
mit einem Antlitz von gewaltig bewegten
Formen. Der Blick ist aufwärts gerichtet.
Schönes dekoratives Werk hellenistischer
Zeit.
»Aus dem Berliner Museum«, Kekule
v. Stradonitz zum 6. März 1909 dargebracht
Taf. I. Schröder, Amtl. Berichte aus den
Kgl. Preuß. Kunstsamml. XXXI 1910/11,
197 ff-
17. Inv. 1556. Bildnis eines Römers
aus weißem Marmor, h. 0,2 1 5 m, aus Ägypten.
Geschenk des Herrn Prof. Dr. Freiherrn
F. W. von Bissing. Unter dem Halse ge-
brochen, doch ist der Ansatz der r. Schulter
erhalten; am Wirbel und r. Oberkopf be-
schädigt; kleinere Bestoßungen an Nase
und Ohren. Die Oberfläche geputzt. Der
Kopf war zum Einsetzen in eine Herme
oder bekleidete Büste bestimmt. An der
r. Schulter eine schräg abwärts geführte Nute.
Der wenig anziehende Kopf, bartlos mit
stark eingesunkenen Schläfen, ist leicht nach
seiner rechten Seite gewandt. Die Augen-
brauen sind gerunzelt, die Lippen zu-
sammengekniffen; tiefe Falten ziehen sich
von der Nase die Wangen hinab. Das
dünne Haar ist tief im Nacken quer geschei-
17.
telt und oben in die kahle Stirn gestrichen.
Ende der Republik.
18. Inv. 1548. Kopf einer Bildnis-
herme aus weißem Marmor, h. 0,375 ^^
Die linke Schulter ist in Gips ergänzt,
die Nase und größere Teile der Ohrmuscheln
fehlen; kleinere Beschädigungen am ganzen
Kopf. An der rechten Schulterseitenfläche
roh gespitzte Anschlußfläche mit dem Rest
eines Eisendübels für einen Schulterbalken.
Der sehr charakteristische Kopf ist leicht
zurückgeworfen und blickt geradeaus. Die
kleinen Augen, die niedrige Stirn und der
spitz zusammengezogene Mund geben ihm
ein bösartiges Aussehen. Vortrefflich ist
der scharfkantige und mit vielen Vor-
sprüngen modellierte Schädel gearbeitet,
dessen gespannte Haut zu der weichen,
faltigen Fülle des Untergesichts, Halses
und Nackens im lebendigen Gegensatz
99
Erwerbungen der Antikensammlungen in Deutschland.
100
i8.
steht, üben ist d^r Schädel kahl, aber
Hinterkopf und Schläfen sind mit kurzen
Haarzotteln bedeckt. Oberhalb des rechten
Auges eine künstliche Narbe, ein schräg
von oben nach unten geführter Schnitt
mit vier Querschnitten. Von vorn ge-
sehen ähnelt der Kopf den kahlköpfigen
und mit einer Kreuznarbe an der Stirn ver-
sehenen Bildnissen, die immer noch unter
dem Namen des Scipio Africanus gehen,
obschon diese Benennung ganz veraltet ist,
seitdem zuerst die Gründe dafür als wert-
los erkannt, dann die Köpfe als Dar-
stellungen verschiedener Männer, und
darauf als solche von Isispriestern erkannt
worden waren. (Wolters, Münchener Jahr-
buch IV 1909, 201 f.) Jedoch weicht die
Form der Narbe von der gewöhnlichen
einfachen Kreuzform (so z. B. an dem
Berliner Kopf Nr. 332) und die Behaarung
des Hinterkopfes von der sonst durchweg
üblichen Schur des ganzen Kopfes ab.
Ein so auffälliges Merkmal wie die voll-
ständige Kahlheit der Isispriester konnte
weder in Wirklichkeit noch in der bild-
lichen Darstellung vernachlässigt werden.
Wir haben also in dem Porträtkopf keinen
Priester des ägyptischen Kultes zu erkennen.
Doch ist die Narbe zweifellos absichtlich
eingeschnitten oder eingebrannt. Eins der
schändenden Merkmale, wie man sie Sklaven
oder Verurteilten einbrannte, kann hier nicht
wohl gemeint sein. Kultliche Narben waren
aber auch sonst, wie es scheint, im Orient
bekannt (Dennison, American Journal of
Archaeology IX I905, 33 ff.); so wird man
in dem Bildnis den Priester oder Ange-
hörigen einer Religionsgemeinschaft sehen
dürfen, deren nähere Bestimmung noch aus-
steht Der Kopf gehört noch in die Zeit
der Republik (Kekule von Stradonitz, Die
griech. Skulptur*, 368).
19. Inv. 1549. Bildnis eines Römers aus
Marmor, h. 0,245 m, im römischen Kunst-
handel erworben. Der Kopf ist gleich unter
dem Halsansatz gebrochen, doch sind Reste
der beiden Schultern erhalten. Der Hinter-
kopf war mit Schnittfläche angesetzt und ist
verloren. Es fehlt die, wie es scheint, schon
im Altertum einmal ausgebesserte und mit
lOI
Erwerbungen der Antikensammlungen in Deutschland.
I02
19.
einem Eisenstift angesetzte Nase. Das
linke Ohr ist stark beschädigt. Der Kopf
ist kaum merklich nach seiner rechten Seite
gedreht. Tiefe Falten auf der Stirn und
um den Mund verraten, daß das Leben
des Dargestellten unter Sorgen und Mühen
verlaufen ist Die kleinen Augen sind
zusammengekniffen, so daß nach den
Schläfen und Wangen hin sich viele Fält-
chen festgesetzt haben, wie man es bei
Leuten sieht, die beständig in hellem Sonnen-
licht arbeiten. Diese Züge im Verein mit
der engen Schädelform und dem groben
Untergesicht geben dem Ganzen einen derb
bäuerischen Charakter.
Die künstlerische Arbeit ist flott und
mit großer Sicherheit ausgeführt. Gewisse
Züge deuten darauf hin, daß hierbei eine
Totenmaske die Grundlage abgegeben hat.
Die Augen sind nicht gleichmäßig gebildet;
das linke quillt hervor und die oberen
Augenlider sind schematisch und wider die
gewöhnliche Natur gebildet. Ebenso sche-
matisch erscheinen Haar und Ohren; vor
allem aber bemerkt man das »hippokratische
Gesicht«, wenn man die jetzt offen gebildeten
Augen zuhält und dann das schlaff zurück-
gesunkene Kinn beachtet. Trotzdem er-
scheint der Kopf in seiner vortrefflichen
Arbeit äußerst lebendig und naturwahr; er
ist mit Kekule von Stradonitz, Die griech.
Skulptur- 368 noch in die Zeit der Re-
publik zu datieren.
20. Inv. 1552. Kopf einer römischen
Dame aus weißem Marmor, h. 0,22 m,
Geschenk der Frau Geh.-Rat Kekule von
Stradonitz. Der Kopf ist gleich unter dem
Kinn gebrochen, es fehlt der halbe Nacken-
schopf und die Nase fast ganz. Die Ober-
fläche ist stark verwittert.
Die jugendliche Dargestellte blickt leicht
zur Seite gewendet nach rechts. Das Haar
ist in Wellen gebrannt und am Hinterkopf in
einen kleinen Zopf knoten zusammengerollt.
Die Augensterne sind plastisch angegeben,
mit vertiefter Pupille, Glanzlicht und Um-
grenzung der Iris. Die starke Bestoßung
der Oberfläche verhindert eine genauere Be-
stimmung des Bildnisses und eine Vertiefung
in seinen psychologischen Charakter. Die
einfache Frisur ähnelt am meisten der-
jenigen an Köpfen der jüngeren Faustina,
103
Erwerbungen der Antikensammlungen in Deutschland.
104
der Gemahlin des M. Aurelius, aus ihren
früheren Lebensjahren. (Olympia III 265,
274, Taf. 68, 1. 69,5. Bernoulli, Römische
Ikonographie Taf. LIJ, LIII und Berlin,
Beschreibung Nr. 379.) In ebendiese Zeit
weisen die Augen mit ihrem bei den hoch-
gezogenen Brauen etwas seelenlosen Aus-
druck. Doch ist das Ganze mit seinem
jugendlich weiblichen Charakter nicht ohne
persönlichen Reiz.
21. Inv. 1738. Kopf einer Karyatide
aus weißem Marmor, h. 0,435 •"• Aus
Kilikien. Geschenk der Familie des Frei-
herrn Marschall von Bieberstein.
Es fehlt die Nasenspitze und ein Stück
am vorderen Rande des Diadems. Sonst
gut erhalten. Über dem Scheitel ist ein
roher Klotz stehengeblieben; ein Gußkanal
zeigt, daß hier ein Stein, wohl ein Kapitell,
aufgelegen hat.
Der Kopf blickt mit leerem Ausdruck
geradeaus. In dem gescheitelten Haar
ein sehr hohes Diadem. Die Augensterne
plastisch angegeben; reichliche Anwendung
des Bohrers. Römisch, 2. Jahrh. n. Chr.
Schröder, Amtl. Berichte aus d. Kgl.
Preuß. Kunstsamml. XXXV 19 13/14, 318.
22. Inv. 1663. Kaiser Maximinus,
h. 0,37 m, aus dem Kunsthandel. Die Nase
und der Rand der r. Ohrmuschel waren
schon antik ergänzt, die Ergänzungen sind
aber wieder abgefallen. Der Kopf sitzt auf
einem ihm ursprünglich fremden, zum Ein-
setzen in eine Statue zugerichteten Hals und
zeigtaufrälligeEigentümlichkeiten: einen nie-
drigen Langschädel, einen mächtigen Unter-
kiefer, eine stark vorspringende, gekrümmte
Nase: wahrscheinlich ein nach dem Leben
gebildetes Porträt aus jüngeren Jahren des
Mannes, das nach seiner Thronbesteigung
wieder instand gesetzt und aufgestellt worden
ist. Ganz individuell ist die Belebung der
Augensterne außer der vertieften Pupille
durch eingelegte Streifen Blei, dessen
Färbung und Glanz das hellblaue Auge des
Goten wiedergeben sollte. Die Kopfform
mit dem starken Kinn ist als krankhafte
Entartung gedeutet worden.
»Aus dem Berliner Museum«, R. Kekule
von Stradonitz dargebracht Taf. III. Winne-
feld, Amtl. Berichte aus den Kgl. Preuß.
Kunstsamml. XXX 1908/9, 137 flf. F. v.
Luschan, Arch. Anz. 1909, 558.
23. Inv. Nr. 1639. Bildnis eines
Mannes aus weißem Marmor, h. 0,285 '"»
aus Miletopolis in Mysien. Ergänzt in
Gips der vordere Teil des Halses; es fehlt
die Nase bis auf die rechte obere Hälfte.
Der leicht nach seiner linken Seite ge-
wendete Kopf ist mit starkem, lockigem
Haar bedeckt, das ebenso wie der kurz
gehaltene Schnurr- und Backenbart mit
reichlicher Anwendung des Bohrers aus-
geführt ist. Die Augen sind vertieft Gute
Arbeit des 2. Jahrh. n. Chr.
Wiegand, Athen. Mitt. XXIX 1904, 306
Taf. XXV— XXVI. Poulsen, T6tes et bustes
Grecs r^cemment acquis par la Glypto-
th^que Ny Carlsberg, Acaddmie Royale
des sciences et des Lettres de Danemark,
Extrait du Bulletin de l'Annde 1913
Nr. 5, 426fr.
II. Reliefs.
a) Weihungen.
24. Inv. 1709. Nike, einen Stier
tötend, Reliefbruchstück aus weißem
Marmor, h. 0,205 ^> br. 0,21 m, aus Per-
gamon. Ringsum roh zurechtgeschrytten,
die Oberfläche abgerieben.
Nike kniet neben dem Stier, packt ihn
am rechten Hörn und reißt seinen Kopf
zurück, um ihm das Opfermesser in den
I05
Erwerbungen der Äntikensammlungen in Deutschland.
I06
Hals zu stoßen. Sie ist in den ionischen
Chiton mit dem feingefalteten Mäntelchen
gekleidet; lange Wellenlocken fallen auf
beide Schultern; am Stier ist die Angabe
der Hautfalten von größter Feinheit. Vor-
zügliche Arbeit aus der zweiten Hälfte des
6. Jahrh.
Schröder, Amtl. Berichte aus den Kgl.
Preuü. Kunstsamml. XXXII 1910/ ii, 240
Abb. 133. Archäol. Jahrb. XXIX 1914,
164 f. Abb. 28. Kunst und Künstler XIII
1914/5. 5- Abb.
25. Inv. 1545. Weihrelief aus weißem
Marmor, h. 0,515 m, br. 0,79 m. Von
Rhodos. Das Relief besteht aus vier Bruch-
stücken ; es fehlen die beiden unteren Ecken
und kleinere Splitter. Die Gesichter der
beiden Götter auf dem Wagen sind abge-
brochen. Auch fehlt das aus Bronze an-
gesetzte Rad des Wagens, von dem nur das
Loch für die Achse erhalten ist. An der
Unterseite der Rest des Zapfens, mit dem
die Platte in einen Pfeiler eingelassen war.
Auf einem von vier Rossen gezogenen
Wagen stehen ein Mann als Lenker und
eine Frau. Der Mann hält in der r. Hand
die früher nur gemalten Zügel, umtängt
mit dem 1. Arm die Frau und wendet ihr
den Kopf zu. Die Frau hält sich mit der
1. Hand am Wagenrande und faßt mit der
r. Hand den Schleier. Dargestellt ist eine
•Szene aus der Mythologie: Ein Gott, der
die Göttin als Braut geraubt hat und in
schneller Fahrt entführt Links vor den
Pferden steht ein bärtiger Mann im Hi-
mation, in der Haltung eines Beters, der
Stifter der Weihung. Die dargestellten
Götter sind ihrer Natur nach mit Hades
und Persephone eng verwandt, wenn nicht
gleichzusetzen und vermutungsweise Echelos
und Basile benannt worden. Schönes Werk
attischer Kunst aus der Zeit bald nach Ent-
stehung des Parthenonfrieses.
Kekule von Stradonitz, Echelos und
Basile. Attisches Relief aus Rhodos in den
Königlichen Museen. 65. Programm zum
Winckelmannsfeste der Archäolog. Gesell-
schaft Berlin 1905. Die griech. Skulptur*
170. Schröder, Kunst und Künstler XIII
19 14, II, 18. Reinach, Repertoire des
Reliefs II 48, i.
26. Inv. 1641. Kalksteinrelief aus
Tarent, h. 0,32 m,br. 0,19m, t. 0,068 m. Der
Bildrahmen unten herum ausgesprungen, die
Figuren bis auf kleine Beschädigungen an
den beiden Köpfen unversehrt. Die Ober-
fläche gleichmäßig verwittert.
In einer vertieften Nische in ziemlich
hohem Relief zwei Gestalten: Ein Jüngling,
nackt bis auf den im Nacken hängenden
Petasos und den Mantel, der die linke
Schulter und den 1. Oberarm einhüllt, steht,
die linke Achsel auf einen hohen Stock
gestützt, in Vorderansicht und wendet den
Kopf zu einer Frau in Chiton und Mantel;
diese trägt wie die Sabourofifschen Mägde
kurz geschnittenes Haar, hat die 1. Hand
sprechend vor den Leib erhoben und hält
in der gesenkten Rechten eine Hydria.
27. Inv. 1642. Kalksteinrelief aus
Tarent, h. 0,323 m, br. 0,187 m» t. 0,063 '^•
Die beiden Köpfe bestoßen, die Oberfläche
gleichmäßig verwittert.
Ein alter langbärtiger Mann in langem
Chiton und Mantel, geht gebückt' mit ein-
geknickten Knien, wie ein Blinder, an der
Rechten gefaßt von einer Frau, die, in
Chiton und Mantel und mit aufgelöstem
Haar, sich im Gehen zu dem Greise zurück-
wendet.
Die Deutung und Bestimmung dieser
beiden zusammengehörigen Reliefs steht
nicht fest. Ich schließe mich C. Watzinger
an, der nach brieflicher Mitteilung in den
Gruppen Elektra und Orestes, Ödipus und
Antigone erkennt, obgleich auf dem zuerst
angeführten Relief die gemächliche Unter-
haltung und die Lässigkeit, mit der die
Frau den Krug hält, wenig der dramatischen
Szene entspricht, während man in dem
Ödipusrelief geradezu eine Illustration zum
Anfang des Ödipus Rex erkennen möchte.
Auch die ursprüngliche Verwendung ist
zweifelhaft. Watzinger nimmt an, die Re-
liefs seien in Stelen eingelassen gewesen ;
doch ist dann die Bestimmung dieser
Stelen wieder unsicher, die doch nicht Grab-
stelen gewesen sein können. Man könnte
an Metopen von Grabädiculen oder Altären
denken, wie es bei den Berliner Reliefs
(Beschreibung der ant. Skulpt. 885 p und
q) zweifelnd schon Watzinger (Studien zur
unteritalischen Vasenmalerei 6 f.) und Pagen-
stecher (Unteritalische Grabdenkmäler 22)
I07
Erwerbungen der Antikeusammlungen in Deutschland,
I08
26.
27.
getan haben. Schmale hohe Form von Met-
open ist auf Abbildungen von Ädiculen (Du-
bois-Maisonneuve, Introduction PI. XXVIII
[= Pagenstecher, Unteritalische Grab-
denkmäler Taf. IX c] und PI. LXXXVI),
an einem Altar (Inghirami, Vasi fittili II Taf.
CXXXVII = Pagenstecher a. a. O.Taf. VIII a),
und im Original an einem Holzsarkophag
(Antiquitds du Bosphore Cimmerien Taf.
LXXXI/LXXXII), überliefert. Aber die
kastenartige Umrahmung, an der schon
Watzinger Anstoß nahm, und die an dem
älteren Berliner Bruchstück (Beschreibung
885 q) nur abgebrochen ist, spricht doch
wohl dagegen (Katterfeld, Die griechischen
Metopenbilder 89). Die Reliefbehandlung
gleicht der des Münchener Unterweltreliefs
(Wolters, Ant. Denkmäler III Taf. 35) und
der Berliner Bruchstücke (Beschreibung der
antiken Skulpturen 885 p und q), der Stil der
Zeichnung entspricht dem der apulischen
Vasenmalerei. Zum Orestes mit der be-
quemen Stellung und der lässigen Haltung
der gekreuzten Arme sind z. B. der stehende
Jüngling auf der Kertscher Deckelschale
(Furtw.-Reichh., Gr. Vasenm. Taf. 68), der
Aiakos auf der Unterweltvase Mon. Inst. VIII
Taf. IX, und die stehende Frau rechts auf
dem Volutenkrater Furtw.-Reichh., Gr. Vm.
Taf. 98, zu der Hydria in der Hand
der Antigone die der Danaide auf der
Unterweltvase Mon. Inst. II Taf. XLIX
zu vergleichen. Dem gebückten Ödipus
ähnelt der Amphiaraos Gerhard, Apulische
Vasenbilder E, seiner Tracht, dem Chiton
mit langem Überschlag, das Gewand der
rechts stehenden Frau auf der Amphora in
Ruvo Mon. Inst. X Taf. XXVI/XXVII.
Zu vergleichen ist auch die Bronzestatuette
eines bärtigen Alten in langem Chiton und
Mantel in Neapel (Phot. Sommer 7559).
R. Zahn weist mich auf ein Relief aus
Glasmasse hin (Deville, Histoire de l'Art
de la Verrerie Taf. LXVIII, A), auf dem
ein bärtiger, langbekleideter Mann von
einer Frau geführt wird, vielleicht auch
109
Erwerbungen der Antikensammlungen in Deutschland.
HO
Ödipus und Antigone. Schwer zu be-
stimmen, aber für das Gefühl vorhanden ist
eine gewisse Verwandtschaft nicht in der
Stellung, aber in der Auffassung zwischen
dem Akt des Orestes und der Statue des
Meleager, zumal in deren schönster Über-
lieferung, dem Torso in Boston ; wenn
dies Gefühl nicht täuscht, würde die ohne-
dies gegebene Datierung ins vierte Jahrh.
noch eine Stütze und die kunstgeschicht-
liche Wertung der reizvollen Reliefs eine
breitere Basis gewinnen.
28. Inv. 1612. Weihung an Angdistis
undAttis aus weißem Marmor, h. 0,6 1 3 m,
br. 0,30 m. Aus dem Piräus. Unten ist die
Stele schräg durchgebrochen. Verletzungen
an den Rändern. Schlanke Stele, nach oben
sich verjüngend, mit einem Profil bekrönt;
darüber ein Relieffeld mit seitlichen Pfeilern
und einem Architrav. In dem Feld links
sitzt Attis auf einem Felsen, an dem
ein Pedum lehnt; er ist orientalisch ge-
kleidet und streckt die r. Hand nach einer
Blume aus, die die vor ihm stehende
Angdistis ihm reicht; sie trägt einen ge-
gürteten Peplos und hält in der herab-
hängenden Linken ein Tympanon. Auf
dem Schaft die Inschrift: ANrAliTEl KAI
ATTIAI TIMO0EA YPEP TON nAIAHN RATA
nPOiTArMA.
Angdistis ist eine »von Kybele nicht zu
unterscheidende Form der kleinasiatischen
Göttermutter«. Das Relief, »eins der reiz-
vollsten seiner Art, wird dem Ausgang des
4. oder der ersten Hälfte des 3. Jahrh.
angehören«.
Kekule von Stradonitz, Die Griech.
Skulptur-* .201. Reinach, Repertoire des
Reliefs II 11.
29. Inv. 1554. Weihrelief aus weißem
Marmor, h. 0,36 m, br. 0,293 m, aus Tralles.
Geschenk des Herrn Hadjidimu.
Die Platte ist oben, rechts und links ge-
brochen. Ein nacktes Weib kauert badend
am Bodfen, faßt mit der 1. Hand das Haar
und greift mit der Rechten nach einem
Wassergefäß; Kopf und r. Arm fehlen.
Rechts unter einem Baum eine Pansherme,
mit einem Tierfell bekleidet, links der Rest
eines nackten Fußes. Unter der Darstellung
auf einer Leiste die Inschrift:
Archäoloj^isaher Anzeigrer 1919-
v»<t>A:«YriAS0EI
'KATONIPON
Römische Kaiserzeit.
30. Inv. 1683. Reliefeines Dioskuren
aus weißem Marmor, h. 0,95 m, br. 0,44 m.
Die obere linke Ecke ausgebrochen;
rechts und links ist ein Streifen abgesägt,
eine schräge Sägefläche rechts paßt an eine
ebensolche des schon länger hier befindlichen
Reliefs Inv. 1527 mit der archaistischen
Darstellung des Jupiter exsuperantissimus
an (Kekule v. Stradonitz, Sitzungsberichte
der Berliner Akademie der Wissenschaften
1901, 387. Watzinger, Arch. Anz. 1903,
37 Nr. 30). Diese beiden Reliefs bildeten
zusammen mit einer dritten verlorenen
Platte, die dem Dioskurenrelief entsprochen
haben muß, Seitenflächen eines viereckigen
Würfels, vermutlich einer Basis. Auf dem
neuerworbenen Relief steht in nicht archai-
sierenden Formen dargestellt ein Dioskur
neben seinem allzu klein gebildeten Pferde,
nackt bis auf den Mantel und den Pilos, .
eine große Lanze in der 1. Hand. Der
Typus ist noch von griechischer Kunst er-
funden, die Arbeit ohne besondere Sorgfalt
ausgeführt.
Schröder, Amtl. Berichte aus den Kgl.
Preuß. Kunstsammlungen XXXII 1910/11,
50 f. Abb. 28/29.
31. Inv. 1686. Weihreliefaus dunklem
Marmor, h. 1,22 m, br. 0,43 m, aus Gallipoli,
vom Kaiser Friedrich-Museum überwiesen.
Die oberste Spitze ist abgebrochen.
Hohe Stele, oben durch einen spitzen
Giebel mit Akroterien abgeschlossen. Zwei
Relieffelder, voneinander durch ein Schmuck-
band von Rosetten getrennt, das obere mit
muschelförmigem oberem Abschluß. Im
oberen Felde rechts ein Gott mit Scepter
und Schale in den Händen, in Leibrock
und Mantel aufrecht stehend empfängt die
Anbetung eines von links herantretenden
Paares; der Mann hebt dier. Hand, die
Frau trägt eine Schale. Im unteren Felde
eine Opferdarstellung: an einem Altar, auf
dem ein Feuer brennt, soll ein Stier ge-
opfert werden. Ein Strick geht von seinem
Kopf durch einen Ring am Boden und
wird von einem rechts stehenden Mann
gehalten. Ganz rechts, ruhig stehend, eine
Frau. Links eine Frau mit Opferkorb und
III
Erwerbungen der Antikensammlungen in Deutschland.
112
ein Mann mit dem Schlachtbeil. In dem
Dreieck zwischen der Muschel und der
Giebelspitze ein Adler. Unten die Inschrift:
XSKAIAIOS: ATlAlOi lEPEYS:
\ lOABIWEYXAPliTHPION
Der unterste Teil des Steins ist rauh ge-
lassen zum Einlassen in eine Basis. Späte
Kaiserzeit.
H. Schaal, De Euripidis Antiopa 85
Taf. III, I (Opferszene), liest und ergänzt
den verriebenen Anfang der Inschriftzeilen
rAlJOZ AIAIOS und AllJOABIfl und ver-
gleicht Reliefs aus derselben Gegend B. C. H.
XXIII 1899 PI. 4; 5, 2. B. C.H. XXXII
1908, 521 PI. 5, 6, mit Hinweis auf Stud-
niczka, Tropaeum Trajani 132, Anm. 24. —
Vgl. ferner Mendel, Must^es Imper. Ottomans,
Catalogue des sculptures II 266, Nr. 547
und Athen. Mitteil. XXXV 19 10 Taf. XXIX.
b) Grabsteine.
32. Inv. 161 3. Grabreliefeines atti-
schen Bürgers. Weißer Marmor, h. 0,65 m,
br. 0,695 ™' gefunden an der heiligen Straße
bei Kloster Daphni zwischen Athen und
Eleusis. Nur links alte Seitenfläche, sonst
ringsum Bruch, oben durch den Kopf des
Mannes in der Höhe des Mundes, unten
dicht unter dem Gesäß. _ Die Oberfläche
ist bis auf viele kleine Bestoßungen gut
erhalten.
Der bärtige Mann steht nach rechts ge-
wendet, nur mit dem Mantel bekleidet, der
die rechte Schulter und die Arme frei läßt;
er nähert die linke Hand seinem Kinn, die
halb gesenkte Rechte umfaßt einen Vogel,
vielleicht um ihn einem Hunde oder klein
gebildeten Kinde hinzureichen. »Die Art,
wie die Formen des nackten Oberkörpers
ganz flach, aber doch reich in den Einzel-
heiten, mehr auf den Eindruck im ganzen
als auf Richtigkeit im einzelnen berechnet,
zu dem in großen Falten geführten Gewand
in Gegensatz gestellt sind, entspricht der
Kunst des Parthenonfrieses, freilich in sehr
viel geringerer Ausführung." Diese Kenn-
zeichnung durch Kekule trifft das Wesent-
liche, läßt sich aber noch erweitern. Der
Fortschritt der Kunst in der Richtung' der
zeichnerischen Freiheit erhellt aus einer
Vergleichung mit der nur wenige Dezennien
älteren Alxenorstele und ihrer Sippe, den
Stelen in Sofia (Arch. Anz. 1896, 136 f.)
und Neapel (Rayet, Monuments grecs I, 19),
mit denen unsere Stele die Richtung der
Figur nach rechts und die Verwandtschaft
im Motiv teilt, nur daß hier an die Stelle
der Heuschrecke und des Bratenknochens
ein Vogel getreten ist. Mit der Neapler
Stele, der jüngsten von jenen dreien, hat
da? Berliner Bruchstück auch das Unge-
schick in der Körperzeichijung gemein, ist
aber in der Ausführung auch über dessen
32-
Stilstufe bereits hinausgeschritten. Was zu
der gleichen Zeit ein wirklicher Künstler in
diesem handwerklichen Fache leisten konnte,
zeigt unsere Stele aus Karystos (Beschr.
Nr. 736), mit ihrem harmonisch gezeich-
neten Akt und Gewand. Auch eine etwas
jüngere Reliefgruppe in Berlin (Beschr.
Nr. 738) ist an Natürlichkeit und Schönheit
der Linien und Formen dem neuen Bruch-
stück überlegen. Bei diesen beiden zuletzt
genannten Stücken scheinen Modellstudien
verwandt zu sein. Das zeigt sich nicht
bloß an der Richtigkeit der gesamten Ver-
hältnisse, sondern außerdem an der Stele
aus Karystos an dem Motiv, wie am linken
Oberarm das Gewand absichtlich unter-
gesteckt ist, und an der Familiengruppe in
der sorgsamen Durchführung des Nackten'
an Arm und Brust des Mannes. An un-
serer Stele ist jedoch die Gestalt frei ent-
"3
Erwerbungen der Antikensammlungen in Deutschland.
114
worfen und nur für die Einzelausführung
des Nackten an den Armen das lebende
Modell benutzt worden, so daß sich hier
Muskeln und Adern fast zu sehr be-
merkbar machen. Genau dieselbe Art zu
arbeiten zeigt sich an der Jünglingsstele
im Vatikan (Amelung, Die Skulpturen des
Vatikanischen Museums 11 Taf. 74), die
mit der unsern in einzelnen Zügen, dem .
Verhältnis zwischen Becken und Rumpf,
der Umrißlinie des Glutäus, der unge-
schickten Zeichnung der Handgelenke und
der Finger sowie in der Modellierung des
Schulteransatzes in dem Maße überein-
stimmt, daß man beide Werke auf den-
selben Urheber zurückführen darf. So wie
an jener der kleine, vor dem Jüngling
stehende Knabe noch erhalten ist, so
möchte man auch hier die Stele nach
rechts hin so weit verbreitert denken, daß
noch für ein Kind Platz ist, dem der Mann
den Vogel hinreicht; ebenso liegt es nahe,
nach Analogie der ganzen Gruppe von
Grabstelen als oberen Abschluß eine Pal-
mette zu denken, die sich von der der
Stele aus Karystos nicht sehr unterschieden
haben wird. Auch hier gilt das Urteil
Amelungs, der Künstler des Reliefs habe
nicht auf allen Gebieten die Fortschritte
seiner Zeit gleichmäßig mitgemacht, und
daß das Relief nicht zu Werken ersten
Ranges zähle. Aber dem Reiz, den jede
griechische Originalarbeit hat, auch wenn
sie von einem Handwerker herrührt, der
den führenden Meistern seiner Zeit in
einigem Abstand folgt, wird sich der Be-
schauer auch hier nicht entziehen können.
Kekule von Stradonitz, (Jriech. Skulp-
tur* 190 f.
33. Inv. 1708. Grabstein des Sosias
und Kephisodoros, aus weißem Marmor,
h. 1,05 m, br. 0,845 ^- B's auf einige
kleine Beschädigungen an den Rändern
gut erhalten. Am oberen Abschlußgesims
Spuren vor! Bemalung. Unten ein roher
Zapfen zum Einlassen in eine Basis.
Zwei junge bärtige Männer reichen ein-
ander die Hand. Sie trägen Chiton, Pilos
und Schild, der linksstehende ist auch mit
einem Mantel und der Lanze versehen.
Hinter diesem steht ein ebenfalls bärtiger j
Mann im langen Priestergewand in ruhiger |
Haltung. Die starke Idealisierung in den
Köpfen läßt nicht erkennen, ob in dem
zuletztgenannten der Vater oder Bruder der
beiden Krieger zu sehen ist. An der oberen
Leiste die Inschrift tnt\M KHtlSOAflPOS;.
Gute Handwerksarbeit aus der zweiten
Hälfte des 5. Jahrh. v. Chr.
Schröder, Amtl. Berichte aus den Kgl.
Preuß. Kunstsamml. XXXIII 1911/12, 57«".
Abb. 26. Kunst und Künstler XIII, 442.
Studniczka, Die griech. Kunst an Krieger-
gräbern 18, Anm. 52, Tafel XV, 25.
34. Inv. 1643. Palmette einer Grab-
stele aus Kalkstein, h. 0,907 m, br. 0,61 m.
Aus Kertsch in Südrußland. Geschenk des
Herrn Nowikow in Kertsch. Unversehrt, die
Farben jetzt ganz verblaßt.
Die große Stelen bekrönung hat die »Form
eines Doppelschildes, dessen beide Seiten-
ränder rot gefärbt sind« und ist gefüllt mit
einer, sehr aufgelöst gezeichneten Palmette
und reichem Rankenwerk. Auf dem Kyma-
profil ein gemalter Eierstab, auf der Platte
ein Mäander. Vortreffliche Arbeit aus dem
Anfang des 4. Jahrh. v. Chr.
Kieseritzky und Watzinger, Griechische
Grabreliefs aus Südrußland Nr. 106 Taf. VL
Schröder, Kunst und Künstler XIII 1914/5,
77 f.
35. Nr. 1707. Oberteil einer Grab-
stele aus weißem Marmor, h. 0,71 m, br.
0,49 m. Der Schaft ist etwa in zwei
Dritteln der Höhe durchgebrochen; die
Sinterschicht, die das Ganze bedeckte, war
schon vor der Erwerbung an den figürlichen
und Rankenornamenten 2. T. wieder ent-
fernt worden.
Die schlanke Stele ist mit zwei Rosetten
geschmückt; darüber eine vierzeilige, jetzt
unleserliche Inschrift, vermutlich ein Grab-
gedicht, bei der antiken Wiederverwendung
des Denkmals getilgt und durch die Inschrift
AHMAPXIA ersetzt. Als oberer Abschluß
dient ein einfaches Profil und eine reich
ausgestattete Palmette : Aus einem drei-
blätterigen Akanthoskelch wachsen seitlich
zwei starke Spiralranken und nach oben
zwei feinere, stark geschwungene Ranken,
die nach oben in feinblätterige, ganz auf-
gelöste Palmetten endigen. Auf dem
mittelsten Akanthosblatt steht in Vorder-
ansicht aufrecht eine wehklagende Sirene
5*
"5
ErweibuDgeu der Antikensammlungen in Deutschland.
Ii6
mit Vogelleib und großen Flügeln und
mit menschlichem Oberkörper. Auf den
Seitenranken sitzen symmetrisch zwei trau-
ernde Frauen, ähnlich den beiden Mägden
aus der Sammlung Sabouroff (Berlin, Beschr.
d. antiken Skulpt. Nr. 498, 499). Attisch,
4. Jahrh. v. Chr.
Winnefeld, Amtl Berichte aus den Kgl.
Preuß. Kunstsamml. XXXII 1910/11, i ff .
Abb. I. Studniczka, Arch. Jahrb. XXVI
1911, 75 Abb. 15.
36.
36. Inv. 1644. Grabrelief eines
Mannes aus Kalkstein, h. 0,43 m, br.
o>3S tn» gefunden in Alexandria. Von der
ägyptischen Abteilung überwiesen.
In einer Nische zwischen Pfeilern mit
Kapitell und Sockel sitzt auf einem Lehn-
stuhl ein bartloser, nicht mehr junger Mann,
dem Beschauer in Schrägansicht zugewendet.
Er ist gekleidet in ein mit kurzen Ärmeln
versehenes Gewand und einen bis zu den
Füßen reichenden Mantel, der auch die im
Schöße ruhende linke Hand bedeckt. Die
rechte Hand greift nach dem Kopfe des
am Boden hockenden Hundes, die Füße
ruhen auf einem Schemel. Ein nur zum
Teil sichtbarer Rundschild füllt die rechte
obere Ecke des Relieffeldes. Die rechte
Hand des Mannes ist stark verletzt, der
linke Pfeiler und der obere Querbalken ab-
gesplittert. Keine Spuren von Stuck oder
Bemalung. Kunstlose Arbeit hellenistischer
Zeit.
Die Stellung des Mannes ähnelt der des
Jünglings auf einem alexandrinischen Relief
(Pfuhl, Athen. Mitt. XXVI 1901, 277), die
Ausführung erreicht beinahe die der Stele
mit dem opfernden Manne (Pfuhl, a. a. O.,
287). Die bildnismäßigen Gesichtszüge
mit den kleinen Augen und den Falten
um den Mund erinnern ebenso an alt-
ägyptische Naturwiedergabe wie an helle-
nistischen Realismus. Bei dem Fehlen der
Inschrift ist keine Deutung oder Benennung
zu geben. Der Rundschild soll vielleicht an
frühere kriegerische Tätigkeit des Mannes
erinnern, der ein ptolemäischer Soldner
gewesen sein mag, wie der mit Schild und
Speer Dargestellte auf einem Grabstein in
Alexandria (Pfuhl, a. a. O., 290).
37. Inv. 1553. Grabrelief aus weißem
Marmor, h. 0,405 m, br. 0,285 m. Nach alter
Angabe aus Athen. Geschenk des Herrn
Sanitätsrats Dr. Mordtmann in Saloniki;
war seit 1889 verschollen.
Quer durchgebrochen etwas oberhalb der
Knie der Relieffigur; der Rand ringsum
und das Relief stark bestoßen.
Die kleine Stele ist oben abgerundet,
im oberen Teil ohne Relief, wohl nur mit
einem großen gemalten Akroter versehen; in
dem vertieften Relieffelde steht ein Knabe
im Profil nach links, die 1. Hand mit dem
Himation in die Hüfte gestemmt, die R.
nach vorn ausgestreckt, darüber in der
Luft ein Ball. Geringe Arbeit. Über dem
Bild die Inschrift:
Kjoupo? 5(pU50J(00[s
xjeifiai ■jtoXXoi?
in schönen Buchstaben des 4. Jahrh.
Conze, die attischen Grabreliefs Nr. 925.
Die Inschrift C. I. Gr. I 930. C. L A.
II 3582.
III. Ornamentales.
38. Inv. 1659. Rankenrelief aus weißem
Marmor, h. 0,727 m, br. 0,377 "^> ^us Rom.
Geschenk des Herrn Generaldirektors Exz.
Dr. von Bode.
117
Ein anükes Wandbild in einem Codex von 1467.
118
Unten quer durchgebrochen; am Rande
und an dem Rankenwerk kleinere Be-
schädigungen ; im Grunde reichliche Spuren
modemer Bemalung mit roter und blauer
Farbe.
In dem reichen, symmetrisch ansteigenden
Akanthus-Rankenwerk sitzt oben ein Adler
mit ausgebreiteten Flügeln, unten sym-
EIN ANTIKES WANDBILD IN EINEM
CODEX VON 1467.
Mit Bemerkungen über Orts-Per-
sonifikationen als Zuschauer.
In einer Notiz der Kunstchronik Leipzig
1920, Nr. 16 S. 335 habe ich bereits aut
den Servius-Codex hingewiesen, woraus
e/^j)Uc^trv(^.<r. 'j^d!i>£tii> ür. ^
Abb. I. Federzeichnung in einem Servius-Codex von 1467.
metrisch zu beiden Seiten je eine Victoria,
geflügelt und mit dem Chiton bekleidet,
aus einer Kanne in der erhobenen Hand
in eine Schale ausgießend.
Dekorative Arbeit aus dem 2. Jahrh.
n. Chr.
39. Inv. 1660. Teile von einem großen
Mosaik aus Dscherrasch in Palästina:
Dionysische Szenen, Eroten mit Frucht-
gehängen, Bildnisse berühmter Männer, Me-
daillons mit Personifikationen der Jahres-
zeiten und Flechtband-Ornamente. Spät-
römisch.
Berlin. Bruno Schröder.
ich hier den bezüglichen Ausschnitt mit-
teile (Abb. i). Die große Merkwürdigkeit
dieser aus Italien stammenden Papier-Hand-
schrift des XV. Jahrh. ist die Federzeichnung,
die einzige, die er enthält '), zum Anfang
des VI. Buches. Sie ist, vielleicht von
dem Schreiber selbst, jedenfalls aber gleich-
zeitig mit der Schrift in der gleichen Tinte
hergestellt, zeigt dieselbe Farbe und den-
selben schwachen Grad der Verblassung.
Daß sie 300 Jahre später, nach Aufdeckung
') Nur am Anfang des ganzen Codex befindet
sich, in farbiger Ausführung, ein Ideal-Bildnis des
Dichters. — NB. DerCodexgehörtK.W.Hiersemann
119
Ein antikes Wandbild in einem Codex ron 1467.
120
der Vesuvstädte, in den solange freige-
Idiebenen Raum eingefügt worden sei, auf
diese Absurdität wird nicht leicht jemand
verfallen.
Man sieht sofort, diese Komposition,
welche Theseus als Sieger über den Mino-
taur mit dessen geretteten Opfern darstellt,
ist keine andre als die, welche in dem
bekannten Gemälde aus der sog. Basilica
in Herculaneum vorliegt, einem Bilde'),
dem Goethe, damals noch ein Werdender auf
dem Gebiete bildender Kunst, dankbare
Anerkennung zollte (Die Philostr. Gem.).
Die Federzeichnung, offenbar durchge-
zeichnet oder kopiert nach einer anderen,
bietet die Komposition im Gegensinne
gewendet, als Spiegelbild, aber, trotz der
Unzulänglichkeit in künstlerischer Beziehung,
besonders an Mund und Kinn der Haupt-
person, recht genau; bis. auf die links
oben sitzende Frauenfigur und die Türe
zur Rechten, die hier fehlen; eine Kom-
position, die seither noch in mehreren Re-
pliken aus Pompeji bekannt geworden.
Vor 20 Jahren wurden in diesem Jahr-
buch (XVI 1901, 69) von Kemke auf Re-
naissancewerken deutliche Anklänge an
die Mittelgruppe des pompejanischen Ale-
xandermosaiks nachgewiesen, die der Ver-
fasser selbst als möglicherweise zufällige be-
zeichnete. Es Tiandelte sich um die Re-
miniszenz an ein umfangreiches Schlachten-
bild, von dessen Original, wo es sich auch
befand, das Zentral-Motiv in kleinere antike
Bildwerke, z. B. Reliefs, übergegangen und
in der Renaissance zum Vorschein ge-
kommen sein mochte. In unserem Fall
kann weder von Zufall noch von Remi-
niszenzen die Rede sein. Wir werden di-
rekt auf Wandgemälde verwiesen, also auf
Ruinenstätten wie die der römischen Kaiser-
paläste, die von so vielen Künstlern des
XVI. und XVII. Jabrh. studiert und ge-
zeichnet wurden. Wiewohl sifch unter
den Handzeichnungen bisher nichts der-
artiges gefunden, so eröffnet sich doch hier
aufs neue die Perspektive auf die Zu-
sammenhänge, die zwischen der campani-
schen Malerei und dem Kunstbesitz der
') Baumeister III 1792. Jetzt bei Herrmann
Taf. 81 S. 107.
Reichs- und Welthauptstadt bestanden.
Stand die vorliegende Komposition viel-
leicht gar dem Original näher als jene
etwas umfangreicheren Gemälde? Oder
ist sie nur für die Bedürfnisse des Illustrators
vereinfacht, welcher auf den am Eingang
des VI. Buches berührten Bilderkreis hin-
deuten wollte? Man überlege sich, daß
dieser Zeichner rmr ein Blatt, das er vorfand,
nachzeichnete, wahrscheinlich ohne sich
der Mühe von Ausscheidungen, selbst
gleichgültiger Figuren, zu unterziehen, und
daß sicherlich die Künstler selber, welche
in die feuchten kalten »Grotten« der Ru-
inen hineinstiegen^ alles lediglich so gaben,
wie sie es vorgefunden hatten. Die links
auf dem Felsen sitzende Zuschauerin fehlt
auch auf einer der pompejanischen Repliken,
Arch. Ztg. XXX 1872 Taf. 67, i '); sie ist als
Bogenschützin nachdrücklich charakterisiert
und wird entweder als eine kretische Ar-
temis, Diktynna, oder besser als die Krete
selber erklärt. Zur Rechten pflegt sich
eine Tür zu befinden, durch welche die
gerettete Kinderschar herbeiströmt.
Das hier vorliegende Kernstück der
Komposition haben schon mehrere Atchäo-
logen rein theoretisch herauszuschälen
sich bemüht. Der eine hielt die Krete
für einen fremden Zusatz, aus stilistischen,
wie wir sehen werden, nicht, beweiskräftigen
Gründen-); der andere sah, indem er den
Aufbau der Hauptgruppe analysierte, in der
herbeiströmenden Kinderschar die nach-
trägliche Erfindung eines römischen Künst-
lers 3). Beide scheinen recht zu behalten,
aber aus ganz anderen Gründen. Wäre
die Gestalt der hochsitzenden Zuschauerin
in Herculaneum oberwärts besser erhalten,
so würde es sofort auffallen, daß sie für
sich allein, ohne das Gegengewicht drüben,
die Komposition ganz und gar aus dem
Gleichgewicht bringen würde, namentlich
so eng wie diese infolge des Raumzwanges
zusammengedrängt ist: insofern der Maler,
einer der tüchtigsten aus den Vesuvstädten,
an die schmale flache Nische gebunden
') Herrmann Taf. 143 ; Engelmann, Atl. i. Ovid
XIV 93.
*) Hemnann S. 195, 2.
') Rodenwaldt, Komposition d. pomp. Wand-
gem. 143.
121
Ein antikes Wandbild in einem Codex von 1467.
122
war; ein Zwang, der sich auch an der stark
zerstörten Türseite bemerkbar macht, ohne
daß wir auch hier nach anderen, rein
ästhetischen Motiven der Einschränkung
zu grübeln brauchen. Die beiden Flanken
lassen sich eben nicht trennen; es sind
Erweiterungen, die nicht unabhängig von-
einander entstanden sein können. Daran
darf uns auch das erwähnte pompejanische
Bild nicht irre machen, wo die zuschauende
Göttin fehlt. Viel eher will es jetzt scheinen,
als ob die Vorlage in beiden Fassungen,
der einfachen und der erweiterten, vor-
gelegen habe, die hier verquickt wurden.
Von diesem Maler dürfen wir keine Ver-
besserungen erwarten; er hat das künst-
lerische Niveau im ganzen wie im einzelnen
eher herabgedrückt, so in der vulgären
Persönlichkeit des Theseus, in dessen und
der Kinder Haltung, wie der deplacierten
Einführung des Pädagogen oder Vaters. Die
links entstehende Lücke hat er durch eine
Bogentür ausgefüllt, die mit dem auf der
Schwelle liegenden Kadaver recht suggestiv
in das Dunkel des Mordlokals hineinführt,
während Theseus vor einem turmartig ab-
schließenden oder so dekorierten .Risalit
oder Pfeiler des Gebäudes steht und rechts
die Türe weggefallen ist. Dadurch ent-
steht das unnatürliche Verhältnis, daß die Ge-
retteten, anstatt aus der Pforte des Gefäng-
nisses heraus, in dasselbe hinein- oder doch
darauf zuströmen. Früher glaul^e man, dem
Eindruck nach ganz richtig, sogar rechts
die geöffnete Tür, also in dem Ganzen einen
Vorraum des Labyrinths zu sehen: Arch.
Ztg. XXXIV 1876, 5. Ganz anders auf
dem Herkulanenser und dem zerstörten
zweiten pompejanischen Bilde, Sogliano
528, Mau, Bull. d. L 1875, 235, wo die
Ortsgöttin auf einem Felsen sitzt, und rechts,
mehr oder weniger gut erhalten, die Kinder-
schar aus der Pforte ins Freie strömt, nach-
dem der Held das Monstrum aus seinem
Dunkel ans Licht gezogen. Was hätte
auch eine weibliche Person außer Ariadne
im Innern des Labyrinths zu suchen.
Diese Zuschauerin erweckt unser Interesse.
Herrmann vergleicht sie mit der Athena der
Stymphaliden-Metope von Olympia. Sollte
es nicht noch näher liegen, die auf starkem
Pfeiler links sitzende Peitho TTIOA der
Paris-Helena-Reliefs in Neapel und Rom
in Erinnerung zu bringen? Daneben etwa
ein Oxforder rf Vasenbild, wo Nike
auf dem Pfeiler sitzend einem Ringkampf
zuschaut')? Auch die Peitho ist erst nach-
träglich eingefügt worden, als das Bildfeld
sich nach oben in beabsichtigter, bestimmt
begrenzter Weise erweiterte, die Eros-Gestalt
größer wurde und die riesigen Schwingen
erhielt. Auf ihrem gefährlichen Sitze müßte
sie den einen Arm gleich jener Nike und
anderen vergleichbaren Figuren fest auf-
stützen, anstatt — mit einem hellenistischen
Motiv kleiner Kinder — unter der Hand-
wurzel einen entengroßen Vogel festzuhalten,
der hier in Gefahr ist, erdrückt zu werden,
während die Funktion des anderen Armes
nicht mehr harmoniert-). Dazu trägt
sie auf dem Kopf unpassenderweise den
ehrwürdigen sog. »Polos« 3); ein Anstoß,
den auch Amelung, Skulpt. d. Vatik. II 152,
nicht beseitigt hat. Gleichwie auf der
vatikanischen Replik eine Apollo-Statue
rechts hinzugefügt ist, ließe sich eine ur-
sprüngliche Ortsgottheit von Sparta ver-
muten (hoffentlich nicht eine mißdeutete
nvOA auf dem Dreifuß, aus der Götter-
beratung über den troischen Krieg). Sonst
würde es genügen, an eine erhöht sitzende
Dienerin wie W. Vorl.-BI. C i, 3 links zu
erinnern. Der Vogel wird etwa so hinein-
gekommen sein, wie die Leier in die Hand
der Helena auf Vasenbildern (xt'öapi? xot xe
Süip' 'A^poSi'xT)?, Hom. r 54, von Paris).
Neben solchen Gebilden zuschauender
Göttinnen liegt vieles, ja das meiste, spe-
ziell in hellenistischer Zeit, was uns die
Krete mit ihrer pathetischen Bewegung
und lebhaften Anteilnahme nur ahnen läßt.
Die Figur kehrt, im Gegensinne gewendet,
sonst recht ähnlich in Bewegung und Cha-
rakter, auf der Ikaros-Gemme aus Medicäer-
Besitz Furtwängler, Ant. Gemmen Taf. 58, 9
wieder, auf einem Felsstück sitzend, als
') Ashmolean Mus. Taf. 14 u. Fig. 30. Nr. 288;
Studniczka, Siegesgöttin, Abb. 43.
*) Also ein ganz anderer Fall als Coppa Taran-
tina p. 21, wo ein für die Schale wichtiges Bild-
werk hinzukommt, das att. Grabrelief MUnch. Jahrb.
d. b. K. I 1909, S. 7, Abb. 2 (Wolters). Illustrierter
Kat. d. Glypt. S. 44, 272b, mit Abb. S. 49.
3) Gegen diese Bezeichnung allgemein Robert
Arch. Miszellen, Münch. Ak.-Ber. 19 16.
123
Ein antikes Wandbild in einem Codex von 1467.
124
Jägerin gekleidet mit dem Speer in der er-
hobenen Rechten. Wer diese Verwandtschaft
zugibt, wie Herrmann S. 108, 2, der darf
aber nicht bloß um des verschiedenen
Charakters willen die Krete von dem Kern
des Theseusbildes ausscheiden — dafür
fanden wir andere Rücksichten maßgebend;
denn die Besonderheit macht sich auch
auf dem Gemmenbilde bemerkbar, mit
dessen Komposition die Figur doch un-
löslich verbunden ist. Die Vergleichung
der beiden Bilder läßt sich aber noch
weiterführen. Auch dort erscheint, ohne
eigentlich die Mitte einzunehmen, eine das
Ganze weit überragende Hauptfigur, der
auf einen Sockel gestellte Ikaros mit aus-
gebreiteten Flügeln; auch dort erheben die
anderen Personen ihre Hände zu jener
empor. Nicht ungern gibt man dem Ge-
danken Raum, ob nicht beide Bilder, das
der Gemme und der erweiterten Theseus-
Szene, ein und demselben Zyklus angehört
haben. Aus einem solchen Zyklus kretisch-
attischer Szenen schöpft ja auch Virgil (an
der obigen Stelle) mit dichterischer Freiheit,
um die Türreliefs des Apollo-Tempels von
Cumae zu beschreiben. —
Ich knüpfe hieran einige Bemerkungen,
die mit der Servius-Zeichnung nichts mehr
zu tun haben.
Stephani, der, wenn auch nicht ohne
einfließende Irrtümer, zuerst auf gewisse
Zuschauerinnen als Natur-Personifikationen
hinwies (Melanges greco-romains I, 580),
wollte eine solche auch in der Göttin des
Theseusbildes erkennen, weil er hinsichtlich
der Attribute den Stichen nicht traute.
War dies letztere eine unnütze Sorge, so
muß man doch zugeben, daß die Konzeption
der Figur in jener Richtung liegt. Es
handelt sich um die 'Axtäi und ^xoTrtai,
die man neuerdings gänzlich eliminieren
zu können glaubt'). Ich muß, auf die
Gefahr eine alte Streitfrage wieder aufzu-
rühren, hierbei verweilen, schon weil die
Lesung einer wichtigen Textstelle davon ab-
hängt In Neapel, mit dessen Kunstwelt
') Literatur, b. Rodenwaldt a. O. 193, der etwas
zu willig auf Gerbers unfruchtbare Subtilitäten ein-
geht. Höfer in Roschers Myth. Lex. IV 1018 s. v.
Skopiae, nennt Helbigs Untersuchungen mit keinem
Worte.
diejenige der Vesuvstädte aufs innigste zu-
sammenhängt, sah der ältere Philostrat, wie
er erzählt, eine Gemäldegalerie, die ihn
inspirierte, seine EJxövs? zu schreiben, nicht
um einen Katalog oder eine Periegese zu
liefern, sondern weil die Neuheit des
Gegenstands als rhetorisches Thema zu
einer Paraphrase, mit den üblichen lite-
rarischen Reminiszenzen, anreizte. Zwischen
Tafelgemälden (die noch dazu eingelassen
waren) und Wandgemälden (die in Pompeji
gleichfalls manchmal mit Holzrahmen ein-
gelassen waren) wird heute niemand mehr
prinzipiell unterscheiden, um daraufhin den
Autor von vornherein Lügen zu strafen ').
Die prinzipielle Zuspitzung der Vertrauens-
frage war überhaupt nicht förderlich; sie
hinderte nur, jeden Fall für sich zu prüfen
und aus der Verbrämung das Reale heraus-
zuschälen. Keines der Philostrat-Kapitel
nun hat in dem Streit um Sein oder Nicht-
sein jener Gemälde eine so große Rolle
gespielt wie der Tod des Hippolytos,
p. 344 K. mit seiner Staffage von Land-
schafts-Göttern oder -Wesen, den SxoTriai',
Aetjxöivs? und Nymphen. Auch nach dem Be-
kanntwerden der Odysseelandschaften vom
Esquilin-) mit ihren Beischriften sind die
Zweifel über Kunstdarstellungen dieser
Art von Wesen nicht zur Ruhe ge-
kommen. Dem Autor, der alles andere
als ein Kunstliebhaber ist, wird nicht
gestattet, »Wort und Bild zu vermischen.
Man sollte meinen, das momentane Welken
der Blumen, mit denen die Leimönes-
Jünglinge bekränzt zu denken sind, ist im
Bilde so wenig sichtbar wie (meistens) in
der Natur, ohne daß dadurch die Realität
von Blumen in Frage gestellt würde. War-
um soll es also jene Figuren nicht ge-
geben haben, wenn es dem Hellenismus
beliebte, statt der Nu[i«pat Asi(i(uvta5s? ge-
legentlich die Personifikation selber 3) ein-
zuführen? Die Skopiae oder ganz verwandte
Personifikationen bekunden auf dem Bilde
Arch. Ztg. XXXV 1877 Taf. 2, i beim Sturze
des Ikaros deutlich genug ihren Jammer; der
■) Arch. Ztg. .\XX1V 1876, 87 A. 11; gewiß
auch der Verf. des Artikels selber nicht.
*) Engelniann, Bilderatlas zu Hom. VII f. nach
Wörmann; jetzt bei Nogara, Le nozze Aldobrandine.
3) Vgl. das Zitat bei Heibig, Rh. Mus. XXIV 510, 34.
125
Ein antikes Wandbild in einem Codex von 1467.
126
Rhetor übertreibt nur den Ausdruck ihres
Schmerzes, da er sein Buch nicht in der
Bildergalerie schreibt, sondern höchstens
Notizen und Erinnerungen mitnimmt. Bei
den Wassernymphen ist es nicht klar, ob
außer den »auftauchenden« die Brunn,
Fleckeisens Jahrb. Suppl. IV 289 lediglich
ins Auge faßte, nicht an anderer Stelle
des Gemäldes etwa auch ein anderer Typus,
an den man noch nicht gedacht zu haben
scheint, vorkam oder hier nur unzeitig ein-
gemischt ist, nämlich die gelagerte Gestalt
mit der Urne neben der Brust und darauf
ruhender Hand, wo denn von der anderen
Seite nur das sprudelnde Wasser zu sehen
war und ein flüchtiger Beobachter zu der
barocken Vorstellung kommen konnte, die
Brunn sprachlich abzuschwächen suchte.
Soviel in Kürze zu Philostrat.
Nachdem man sich dieses literarischen
Zeugnisses als unglaubwürdig entledigt
hatte, schien es ein leichtes, mit dem
Odyssee-Maler fertig zu werden ^). Es wird
uns da nichts Geringeres zugemutet, als daß
von den nahezu 25 Beischriften nur die-
jenigen direkte Geltung haben sollen, wel-
che die homerischen Personen betreffen,
dahingegen diejenigen, welche die Land-
schaft angehen, ohne Beziehung auf die
dabei gemalten Figuren bleiben. Wir
dürfen also nicht fragen, weshalb bei der
KpTjVTj eine gelagerte Nymphe erscheint,
statt einer wasserschöpfenden Frau, warum
bei den Nofiat wiederum eine solche
Nymphengestalt neben einem jugendlichen
Hirten, wo weidende Ziegen allein genügt
hätteg. Mit der Mädchengruppe des letzten
Bildes habe die Beischrift 'Ax-:ai nichts zu
tun^). All das seien einfache Nymphen.
Derselbe Name findet sich nämlich auf
dem ersten Bilde der Reihe, ohne die
Mädchengruppe. Allein es ist zu erwägen,
daß die Komposition dort gar keinen Platz
für solche Nebenfiguren bot und daß der
Maler hier auch eine Flüchtigkeit begangen
haben kann. Dieses beanstandete Bild war
das erste in der Reihe, die er malte. Und
da vielfach nach Musterheften gearbeitet
') Gerber, Fleckeisens Jahrb. Suppl. XIII 293 f.
kehrt die Reihenfolge der Argumente nur um.
^) Die Beischrift ist jetzt nicht mehr erhalten,
s. Nogara X; vgl. Engelmann VIII.
wurde — • ein solches sieht man z. B. in
Schreibers kulturh. Bilderatlas Taf. 69,
5 ') — bei einem fortlaufenden Friese
vielleicht auch nach einem zusammeii-
gefalteten Blattstreifen, so konnte bei der
Ähnlichkeit der Küstenprofile das Auge
von einem Blattrande zum andern abirren,
wie dies auch Abschreibern so leicht be-
gegnet. Das Boot mit Fährmann auf dem
I. Bilde kann also keinen Gegenbeweis
gegen die persönliche Beziehung der 2. In-
schrift abgeben; solche Meeres-Staffage
bringen z. B. die Pompejaner auch sonst an,
wo gleichwohl am Lande die Küsten-
nymphen unverkennbar sind; dem Element
der Schiffer würden eher Nereiden ent-
sprechen; diesen Namen hat man, eben dar-
um, unter Umkehrung der wirklichen Verhält-
nisse sogar auf die hoch placierte Gruppe
der Aktai anzuwenden versucht^). Ich
fürchte, es ist Pedanterie, sich bei diesen
kleinen Anomalien aufzuhalten, wo der
Komplex der Tatsachen und methodische
Interpretation wesentlich Übereinstimmung
mit Philostrat ergeben. Man lese — ich
weiß nicht, ob diese Stelle schon in die Dis-
kussion gezogen worden ist — Alkiphron
Epist. IV 19 §6, ed. min. Schepersp. 149: xal
NetXo? xal [Iptuxiw? dxpmx-f^pia (das sind die
'Axtat) xat «t <I)apiai axoTttat, 7:avTa [xeTeeupa
(Sternbilder wie I 10,2 p. n) vüv ian ßouXo-
(isva töstv. Hier könnten, wiewohl das an-
zunehmen nicht nötig ist, die Kunstwerke
bereits mitgesprochen haben 3), während
in hellenistischer Zeit die Dichtung vor-
anging 4). Die bildende Kunst mit ihrem
gesteigerten Bedarf an Personal war es,
welche, den Dichter beim Wort neh-
mend, die stummen landschaftlichen Zeu-
gen menschlicher Begebenheiten, kult-
lose und daher harmlose Wesen, aus ihrer
Umhüllung heraustreten ließ oder vielmehr
ihre Wesenheit erst gestaltete. Wenn
') Ich habe darauf Philol. rgos, 250 hingewiesen.
») Gerber, a. a. O. 294.
3) Auf Gemälde nimmt A. Bezug II 8,3 p. 32;
die )}o(XoS(Ja lächelt I 11,2 p. 13: lläv ofov xaTO-
TtxE'iujv T. N. üirEpxuJtTEi IV 13, p. 125.
4) Vgl. etwa Bion I 31 ff. u. (Moschos III) Epitaph
auf Bion l^ — 30; vgl. Heibig, a. a. O., der aber
die Erscheinung anders motiviert, übrigens seine
These durch mancherlei Neben-Postulate unnötig
belastet.
127
Die galvanoplastischc Nachbildung des Kleinreliefs mit Aphrodite und Eros.
128
nicht alles täuscht, besitzen wir sogar ein
direktes kunstgeschichtliches Zeugnis, das
nur richtig gelesen sein will. An dem be-
kannten scopas uterqtie {utraque cod. H u B^)
Plinius N. H. 34, 91 ist viel und vergeblich
korrigiert worden ; man erwartet zwei Objekte
und zwar Gattungsnamen, wie es der Kunst-
weise dieses Pergameners (Stratonikos Plin.
33. 156) entspricht. Warum also nicht sco-
pias litoraque? Griechisch und Latein
nebeneinander wie so oft in den PI. 'sehen
Verzeichnissen. Adas ging nattirlich nicht
in den lateinischen Text; und daß im
Latein dxxal nicht durch rifae oder
orae, sondern durch litora wiedergegeben
werde, wurde in ganz anderem Zu-
sammenhange schon von anderer Seite')
bemerkt. Wie ungeschickt, wird man
sagen, daß die Stelle gerade einen Bild-
hauer, nicht einen Maler betreffen muß.
Ist es damit wirklich so schlimm? Zunächst
handelt es sich um einen beliebten caelator,
der also auch Reliefarbeiten lieferte; da
ließe sich an Landschaften mit dieser oder
jener Staffage denken. Doch können auch
Rund-Bildwerke wie die sitzenden philosophi
desselben Meisters gemeint sein, in diesem
Falle also auf Felsen sitzende Nymphen,
z. B. von der Art der Dresdener sogen.
Ariadne; ich sage von der Art, da — von
Stil fragen gan^ abgesehen — dieses Skulp-
turwerk durch die Replik in Agram und
ein Sarkophag-Relief schon für eine Musen-
Darstellung*) in Anspruch genommen ist.
P. S. Die Ikaros-Bilder jetztauchbeiKlein,
Österr. Jahresh. XIX — XX 269 u. 287.
Leipzig. M. Mayer.
DIE GALVANOPLASTISCHE NACHBIL-
DUNG DES KLEINRELIEFS MIT
APHRODITE UND EROS,
auf die Rodenwaldt im vorigen Hefte des An-
zeigers 37 dankenswerterweise aufmerksam
gemacht hat, kommt einem verbreiteten
Wunsche entgegen. Aber leider zeigt die Ab-
bildung der zugleich verschickten Anzeige
der Geislinger Metallwarenfabrik, die zu wie-
derholen uns gefällig erlaubt wurde (Abb. i),
die Wiedergabe nicht ganz so ausgeführt, .
wie es die Sache meines Erachtens fordert.
Sie gibt nämlich den Bonner Tonabdruck
der verschollenen Terrakottaform mit allen
nur diesem Stoff entsprechenden, metall-
widrigen Brüchen wieder, statt durch vor-
') Heibig, Untersuchungen über die Carapan.
Wandmalerei S. 117.
') Rom. Mitt. XVII 1902, 173 (Hadaczek).
Abb. I. Galvanoplastische Nachbildung des
Reliefs mit Aphrodite und Eros in Bonn.
sichtiges Nacharbeiten, das die Figuren kaum
zu berühren braucht, den Zustand des me-
tallenen Urbildes möglichst wiederherzu-
stellen.
Daß die Forni nach einem Metallrelief her-
gestellt war, wies mir unlängst R. Zahn
nach, und dies entsprach meiner Ansicht über
den Sinn der alten Umrahmung. Danach war
das Original nicht ein Gefäßrelief, wie die
erwähnte Geislinger Anzeige mit Löschcke
(bei Amelung in den Bonn. Jahrb. loi, 1897,
153 zu Taf. 6) annimmt, sondern, woran
L. hart vorüberkam, nach Größe und Umriß
die linke Backenklappe eines Helms: links
fast gerade, rechts dem Wangenumriß gemäß
abgerundet, mit schmalen, flachen Leist-
chen eingefaßt. Ebenso einfach geformte
Backenklappen, unten zugespitzt, wie es die
Ergänzung des Reliefs fordern dürfte, zeigen,
abwechselnd mit anders umrissenen, Krieger-
köpfe des Nereidendenkmals, besonders in
der Stadtbelagerung (Brunn, Denkm. 216
129
Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Oktober-Sitzung 1919.
130
unten, Mon. d. Inst. XTaf. 16, 106, 123 u. a.,
wie mir die Abgüsse bestätigen). Recht
ähnlich, nur durch Abrundung verkürzt, ist
auch der- Wangenschutz im Parthenonfries
Nord Fig. 116 und auf der Aristophanes-
schale in Berlin (Furtwängler-Reichhold III,
Taf. 127). Wie die unsere schlicht umsäumt,
jedoch sichelförmig vorgebogen, sind die
Backenklappen der Athena Parthenos auf der
Aspasiosgemme und den Goldmedaillons,
auch ihre Reste an größeren Marmorkopien,
wie dem Kopf des Louvre (Mon. Piot VII,
1900, Taf. 15).
Diese Deutung der tektonischen Form be-
stätigen kleine Verletzungen, die nicht der
Tonfprm, nur dem ihr zugrunde liegenden
Metallrelief widerfahren sein können, und
zwar am ehesten, wenn es zu einer wirklich
gebrauchten Schutzwaffe gehörte. Die linke
Backe der Göttin, die doch unmöglich hohl-
wangig gedacht sein kann, ist durch eine
nicht ganz scharfe Spitze, vermutlich eines
Pfeils, eingedrückt, ihr hnkes Bein, am
stärksten unter dem Knie, von einem breite-
ren Gegenstand, etwa durch einen zu schräg
geführten Schwerthieb, während ein scharfer
Hieb etwa in Kniehöhe die untere Welle
des vom Pfeiler niederhangenden vordem
Gewandsaumes wagerecht abschneidet.
Wer sich in Athen, als dort eben die Par-
thenongiebel geschaffen waren, mit Be-
nutzung ihnen verwandter Statuen (nach
Amelung s. Brunn-Arndt, Denkm. zu 673)
gerade die unkriegerischste Göttin, zärt-
lich ihrem lieben Jungen Gehör gebend,
von einem Meister der -Toreutik, wie es in
jenen Jahren Mys war, auf die eine Wangen-
klappe seines Helmes setzen ließ, ist natür-
lich nicht zu ermitteln. Aber es darf doch
ausgesprochen werden, daß so etwas nie-
mandem besser anstände als dem damals im
Ephebenalter stehenden, 432 zuerst ins Feld
gerückten, schönsten und geliebtesten der
Athener, der den blitzschleudernden Eros
in Gold und Elfenbein als Schildzeichen
führte (Plutarch, Alkib. 16, Athen. 12,
534 E). Ein so berühmter Eigentümer würde
auch die Abformung eines von ihm in ernstem
Kampfe benutzten Rüstungsstückes noch
begreiflicher erscheinen lassen, als dessen
allerdings ganz unerhörte Schönheit. Ihrer
ursprünglichen Gestalt, gemäß dem Dar-
gelegten, noch etwas näher zu kommen, als es
in Geislingen gelungen ist, werde ich mir an-
gelegen sein lassen. Gelingt es, dann wird
auch noch klarer zutage treten, wie die
schlichten Umrisse der Backenklappe die
Grundtöne abgeben für die wunderbare
Harmonie dieser Gruppenkomposition.
Leipzig, 14. April 1920.
Franz Studniczka.
ARCHÄOLOGISCHE GESELLSCHAFT
ZU BERLIN.
Außerordentliche Sitzung
vom 21. Oktober 1919.
In der außerordentlichen Sitzung vom
21. Oktober, die diesmal im archäologischen
Hörsaal der Universität stattfand, legte Herr
Noack seine Aufnahmen, Pläne und Schnitte
vor, die die Grundlage bzw. Hilfskonstruk-
tionen für eine Wiedergewinnung der bau-
geschichtlichen Entwicklung des
eleusinischen Heiligtums bilden, schil-
derte kurz die älteren Bauperioden und
wandte sich dann zu einer eingehenderen Be-
sprechung des Telesterions des Iktinos.
Es handelt sich hier um zweierlei Aufgaben:
einmal um die Erkenntnis des Projektes des
Iktinos, das mit seiner in der neueren Litera-
tur offenbar gänzlich übersehenen Beschrän-
kung auf 5x4 Innenstützen eine kühne,
weiträumigere Lösung für den Innenraum
erstrebte und in dem Opaion des Xenokles
eine zweifellos basilikale, überdachte Über-
höhung des mittelsten Säulenvierecks auf-
wies, und sodann um die Frage, was von
diesem Projekt zur Ausführung gebracht
wurde und bis zur Brandkatastrophe im
2. Jahrhundert n. Chr. den Mysterienfeiern
als Festsaal gedient hat, der Bau also aus
der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts, den
Plutarch Perikles 13 gewiß aus eigener An-
schauung in kurzen Worten geschildert hat.
Weder Projekt noch wirkliche Ausführung
sind ohne die voraufgehende Entwicklung
zu begreifen, der bereits durch die erste An-
lage eines festen Hauses ganz bestimmte
Richthnien gewiesen waren. Nutzt doch
Iktinos noch die Fundamente des pisistrati-
schen Telesterions nach Möglichkeit aus und
folgt damit gewiß nur dem, was schon sein
131
Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Oktober-Sitzung 1919.
132
unmittelbarer Vorgänger, der Architekt der
nachpersischen Neuanlage, gewollt hatte. In
der nachpersischen Zeit sind zwei Etappen
zu unterscheiden: i. eine auf das Nötigste
beschränkte Herstellung des von den Per-
sern stark beschädigten älteren Gebäudes
unter Innehaltung des bisherigen Hofum-
fanges und Ersatz des durch die Feinde be-
sonders stark getroffenen östlichen Teiles des
Peribolos durch die neue, pseudoisodome
Mauerstrecke T— r, (Praktika 1884, A =
Rubensohn, Mysterienheiligtümer Taf. i,
D—Dl); 2. in den sechziger Jahren, unter
Kimon, wird dann der große Erweiterungs-
bau begonnen, der zum erstenmal zu einem
rückwärtigen tiefen Eindringen in den Fels-
abhang nach Westen zu zwingt. Dieser neue
Riesensaal sollte, von 7 flacheren Stufen-
reihen umzogen, 7x7 Innenstützen erhalten
und sich dementsprechend auch südwärts
um das Doppelte über den pisistratischen
Bau hinausdehnen. Von diesen 7 Reihen
sind ledighch die 3 nördlichen in den Stand-
spuren der Säulen nachgewiesen, und man-
cherlei Erwägungen sprechen dafür, daß alle
weitere Ausführung auf einen Interimsbau
beschränkt bheb, der wenigstens die regel-
mäßige Begehung der Mysterien gewähr-
leistete: Iktinos hat seine Wandstufen un-
mittelbarauf die pisistratischen Fundament-
reste gesetzt. Er hat dann ferner die von
seinem Vorgänger geplanten Dimensionen
nur um ein geringes verändert und ent-
sprechend der größeren Spannweite seiner
Umgänge 8 höhere Stufenreihen angelegt.
Der große, nahezu quadrate Saal wird nun
erst verwirkUcht. Die Orthostatensockel im
Süden und im Norden sind von vollkommen
einheithcher Art. Für Hauptlinien des Auf-
baues, insbesondere für die Höhenlage der
Emporen (des StäCiofta Plutarchs) lassen sich
Rückschlüsse aus den Bauurkunden des
philonischen Prostoons verwerten. Die für
die Geschlossenheit und Einheit des ganzen
Baues wichtige, großartige dreiseitige Ring-
halle, die Foucart, Les mystöres d'Eleusis
1914, 353 sehr zu Unrecht leugnet, blieb be-
kanntlich unausgeführt — sine exterioribus
columnis, wie Vitruv bezeugt und der Befund
bestätigt hat. Dafür hatte der Neubau auch
ohne sie eine radikale Änderung des Peri-
bolos zur Folge, unter dessen Terrassierungen
auch die letzten, bis dahin noch zäh festge-
haltenen Linien der älteren Befestigung im
Boden verschwanden; nur die kurze Nord-
strecke der Lehmmauer Sj— S^ und das
turmgeschützte Nordtor (unter den kleinen
j Propyläen) blieben in ihrer alten Funktion
bestehen. Ebenso blieb das nordöstHche
Dreieck mit der dreireihigen Pfeileranlage
als unterirdischer Speicher ausgespart. Zeit
und Zweck lassen sich mit Wahrscheinlich-
keit bestimmen.
Für unsere Vorstellung von dem inneren
Aufbau ergibt sich aus dem Befund leider
eine fast unlösbare Schwierigkeit. Von den
5x4 Innenstützen des Iktinos sind nur die
beiden südlichen Reihen durch ihre großen
Basen nachweisbar. Im nördlichen Teile
des Saales haben sich Spuren von ihnen
ebensowenig erhalten wie von kimonischen
Säulen im südHchen. Aber während für das
kimonische Projekt sich die Erklärung bietet,
daß seine Ausführung nicht so weit gelangte,
sondern sich auf den für die Mysterien-
zwecke recht ungeeigneten, oblongen, vier-
schiffigen Notbaü beschränken mußte, haben
wir uns doch für den Iktinosbau die Voll-
endung des inneren doppelgeschossigen
Säulenbaues nach dem ausdrücklichen Zeug-
nisse Plutarchs vorzustellen. Nimmt man
an, daß Koroibos die unteren Säulenreihen
sämtlich nach dem Projekt aufrichtete, so
stehen wir vor dem Rätsel, wie die drei nörd-
lichen Reihen ohne jegliche Spur wieder
weggeräumt werden konnten, während sich
doch gerade in diesem Teile Basen der ver-
schiedensten anderen Bauperioden erhalten
haben. Andrerseits erforderte die Ver-
quickung der beiden Iktinosreihen mit den
drei kimonischen, da weder Axweiten noch
Säulenhöhen übereinstimmen, derartig kom-
pUzierte Konstruktionen, daß auch dagegen
sich schwerste Bedenken erheben, um so
mehr, wenn man sich den Ausbau durch zwei
Geschosse und seine Verbindung mit dem
Opaion vorzustellen versucht. Und doch muß
ein einheithches Stützensystem für den
ganzen Saal vorausgesetzt werden; dafür
spricht nicht nur Plutarch, sondern auch
die Beibehaltung dieser Einheit im römischen
Erneuerungsbau. Die Vorstellung eines
durchgehenden Zwischenbodens in der Höhe
der hinteren Felsterrasse ist ebenso un-
133
Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Oktober-Sitzung 1919.
134
haltbar, wie die des Opaions als einer un-
gedeckten Oberlichtöffnung').
Herr W. Dörpfeld bat darauf ums Wort,
um als genauer Kenner der Ruinen von
Eleusis Herrn Noack für seinen inhaltreichen
Vortrag zu danken, der ein klares Bild von
der Gestalt und der Entwicklung des Weihe-
tempels und des ganzen heiligen Bezirks der
Demeter gegeben habe. Mit den Ergebnissen
der Studien Noacks erklärte er sich im all-
gemeinen einverstanden, nur über das von
Noack als Dilemma bezeichnete ungelöste
Problem, die Gestaltung des perikleischen
Festsaales im Grundriß und Aufbau, bitte
er seine Ansicht darlegen zu dürfen.
Er ging aus von der sehr beachtenswerten
Gleichmäßigkeit der Entwicklung des eleu-
sinischen Telesterions im 5. Jahrhundert mit
der des Erechtheions und der Propyläen der
athenischen AkropoHs. Bei allen drei Bau-
werken sind noch Reste der vorpersischen
Anlagen erhalten, an denen die Zerstörungen
und sogar noch einige Brandspuren der
Perserkriege zu erkennen sind. Man bemerkt
an ihnen ferner zum Teil noch die vorläufigen
Reparaturen und Veränderungen, die bald
nach diesem Kriege vorgenommen worden
sind, um die zerstörten Bauten bald wieder
benutzbar zu machen. Man kann weiter die
großartigen Entwürfe zu ihrer Erneuerung
feststellen, die von Perikles und seinen
Künstlern wahrscheinlich zu der Zeit ent-
worfen worden sind, als der Parthenon sich
seiner Vollendung näherte. Alle drei Pro-
jekte sind dann aber infolge des peloponnesi-
schen Krieges und seines unglücklichen Aus-
ganges bedeutend eingeschränkt und nur
etwa zur Hälfte ausgeführt worden. In Eleu-
sis ist, wie Noack richtig gezeigt hat, der
von Iktinos entworfene ursprüngUche Plan
des Telesterions noch wiederherstellbar. Von
der geplanten Ringhalle sind nur die mächti-
gen Fundamente gelegt worden, ihr Oberbau
ist nie zur Ausführung gelangt. Von dem ge-
planten großen Saale ist wenigstens die ganze
Südliche Hälfte wirklich gebaut worden, wäh-
t
') Nachträglich teilt mir Herr Studniczka freund-
lichst mit, daß er nach der römischen Theatermarke,
Arch. Anz. 1916, 139 Abb. i, die er auf Grund der
Inschrift Aisj^üXou auf das eleusinische Telesterion be-
zieht, seine, im Symposion Ptolem. II dargelegte Auf-
fassung von der Gestalt des Opaion berichtige. F. N.
rend als nördhche Hälfte das ältere, wahr-
scheinlich von Kimon errichtete Telesterion
zunächst zur Benutzung bei den Festen un-
verändert stehen bheb; nur seine nördUchen
und östhchen Umfassungsmauern scheinen
damals zugleich mit den entsprechenden
neuen Mauern der südlichen Hälfte erneuert
worden zu sein.
In bezug auf den kimonischen Bau ent
wickelte Dörpfeld eine etwas andere Ansicht
als Noack. Auch er hält diesen Saal für einen
provisorischen, bald nach den Perserkriegen
errichteten Notbau, schon aus dem Grunde,
weil er ohne jede Vorhalle geblieben ist. Im
Gegensatze zu Noack glaubt er aber nicht,
daß der Saal größer geplant war, als er aus-
geführt wurde; wenigstens weise nichts auf
ein noch größeres Projekt hin. Er ist doppelt
so groß als das von den Persern verbrannte
Telesterion des Peisistratos und sollte schwer-
lich sofort viermal so groß werden. Erst
unter Perikles ist eine nochmalige Ver-
doppelung und damit eine Vervierfachung
des vorpersischen Saales geplant worden.
Daß die quadratische Grundform für den
Festsaal am geeignetsten war, gibt Dörpfeld
zu, glaubt aber nicht, daß sie unbedingt
notwendig war; jedenfalls war der kimonische
Saal tatsächUch nur nach einer Richtung
hin eine Verdopplung des früheren quadrati-
schen Telesterions und hat trotz seiner läng-
Hchen Gestalt sicher im 5. Jahrhundert wäh-
rend der Blütezeit Athens und nach Dörp-_
felds Ansicht sogar sechs Jahrhunderte lang
bis zur römischen Kaiserzeit als Versamm-
lungsraum der Mysten gedient. Ist er aber,
so wird man fragen, nach Fertigstellung des
von Iktinos erbauten südlichen Saales, also
vomEnde des 5 . Jahrhunderts ab, nicht mit die-
sem zu einem einzigen Räume verbunden wor-
den? Hier beginnt das noch ungelöste Problem.
Unzweifelhaft sollte der kimonische Saal,
der 3 Reihen- von je 7 Innensäulen enthielt,
nach dem Entwürfe des Iktinos mit dem
neuen südlichen Räume, der nur 2 Reihen
von je 4 Säulen hatte, zu einem einheitlichen,
ungefähr quadratischen Saale von 5 Reihen
zu je 4 Säulen vereinigt werden. Aber diese
Absicht ist tatsächlich nicht zur Ausführung
gelangt; darüber lassen die Ruinen gar keinen
Zweifel. Allerdings kann die Zwischenwand
beider Säle damals mehrere Türen oder auch
135
Archäologische Gesellschaft zu Berlin. November-Sitzung 1919.
136
größere Öffnungen erhalten haben, aber ganz
entfernt worden ist sie nicht. Ein quadrati-
scher einheithcher Saal kann wegen der ganz
verschiedenartigen Säulenreihen in beiden
Räumen während der nächsten Jahrhundertc
unmöglich bestanden haben. Erst im 2. Jahr-
hundert n. Chr. ist die Zwischenwand ge-
fallen und der von Iktinos geplante große
Saal mit einigen kleinen Änderungen in der
Zahl seiner Säulenreihen und in der Ausdeh-
nung seiner Tiefe ausgeführt worden. Schon
vorher, nämlich im 4. Jahrhundert v. Chr.,
hatten die beiden nebeneinander hegenden
Säle durch den Architekten Philon eine ge-
meinsame Vorhalle erhalten.
In dem großen römischen Saale, der mit
7 Reihen von je 6 Innensäulen ausgestattet
war, ergänzt Dörpfeld, ebenso wie Noack,
ein gallerieartiges Obergeschoß und darüber
als drittes Geschoß einen laternenartigen
Oberbau, der das Innere durch seitliches
Oberlicht beleuchtete. Beide Einrichtungen,
in denen das Diazoma und das Opaion des
Plutarch erkannt werden dürfen, nimmt er
auch schon für den Entwurf des Iktinos an,
kann sich aber nicht denken, daß auch die
beiden getrennten Säle, die vom 5. Jahr-
hundert bis zur Kaiserzeit bestanden, eine
einheitliche Galerie und ein gemeinsames
Oberiicht gehabt haben, sondern glaubt das
Opaion schon deshalb nur über der älteren
Hälfte des Baues annehmen zu müssen, weil
es nach der Angabe Plutarchs «über dem
Anaktoron«, also über einem so benannten
Teile des Telesterions, lag. Es ist derjenige
Teil, in dem sich in der Tat noch heute
Reste eines uralten Gebäudes, vielleicht
eines wirklichen Königspalastes, erhalten
haben. In diesem kimonischen Saal nimmt
Dörpfeld Sitzreihen auf allen vier Seiten an,
während er für die südhche, von Iktinos be-
gonnene Hälfte nur auf drei Seiten Sitz-
reihen ergänzt. Der letztere Saal hat viel-
leicht zunächst, nämlich bis zur Erbauung
der philonischen Vorhalle, nur als eine Art
Vorhalle, später aber, nach Erbauung der
philonischen Vorhalle, als Vorsaal für den
nördlichen Hauptsaal gedient. Auch die
Nachricht Plutarchs über die unteren und
oberen Säulen muß sich in diesem Falle
wohl nur auf den nördlichen Saal beziehen,
denn der große römische Umbau war, soweit
wir wissen, zu Plutarchs Zeit. noch nicht
erfolgt.
Im allgemeinen, so hob Dörpfeld zum
Schluß hervor, würde bei dieser Auffassung
das Telesterion sich in den beiden Blütezeiten
des eleusinischen Heihgtums, nämhch im
5. Jahrhundert v. Chr. und im 2. Jahr-
hundert n. Chr., jedesmal an Größe ver-
doppelt haben, während es nach der Ansicht
Noacks nur einmal, nämlich im 5. Jahr-
hundert, eine Vervierfachung erfahren haben
würde. Die erstere Annahme dürfte auch
aus diesem Grunde die wahrscheinlichere sein.
Sitzung vom 4. November 1919.
Herr Brückner sprach über den talo
incessens des Polyklet. Der Vortrag
ist inzwischen als 77. Berliner Winckel-
manns-Programm erschienen. Im Anschluß
an Brückners Ausführungen wies Herr
Amelung darauf hin, die aus den Relief-
darstellungen erschlossene polykletische
Figur eines Apoxyomenos müsse ein
Knabensieger gewesen sein. Es besteht
zwischen den polykletischen Gestalten im
Jünglings- und denen im Knabenalter der
kompositioneile Unterschied, daß jene durch-
weg den Kopf nach der Seite des Standbeins
neigen — dadurch ergibt sich jene charakte-
ristische, ganz einheitlich geschwungene Linie
vom Fuße des Spielbeins bis zum Scheitel — ,
diese nach der Seite des Spielbeins, wo-
durch doch wohl eine größere In-sich-
Geschlossenheit dem bescheideneren Wesen
des Knaben entsprechend erreicht werden
soll. Der Westmacottsche Athlet könne
nicht den Kyniskos wiedergeben, da dieser
der frühen Zeit des Polyklet angehört (nach
Robert im Hermes XVI S. 186 dem Jahre
460). Wie eine polykletische Knabenstatue
jener Zeit aussah, lehre uns die Figur n. loi
im Braccio nuovo des Vatikan (vgl. den
Text des Vatikan-Kataloges zu dieser Figur ;
abgeb. auf T. XVI u. XVII).
Den Ausführungen über den talo in-
cessens stimmte A. zu, und zum Beleg da-
für, daß man im polykletischen Kreise
eben doch gelegentlich auch derart be-
wegte Motive dargestellt habe, verwies er auf
die Statue eines Faustkämpfers — als solcher
war die Figur einst und augenscheinlich mit
137
Archäologische Gesellschaft zu Berlin. November-Sitzung 1919.
138
Recht ergänzt (Abb. i u. 2)') — aus grauem
Marmor im Dresdener Albertinum (Hettner,
Die Bitdw. d. Kgl. Antikensamml. in Dresden,
1875,8. 91 n. 181; Herrmann, Verzeichnis
d. ant. Original-Bildw., 191 5, S. 26 n. 97; ob
das mit dieser Figur gefundene Seitenstück
mit ihr eine Gruppe bildete oder Replik
war, können wir den bei Hettner abge-
druckten Worten Ficoronis nicht ent-
nehmen). Der Bau des Körpers sowie
die Form der einzelnen Muskellagen, auch
Fügsamkeit im Oberkörper, bei dem das
Übergreifen des r. Armes so gut wie keine
Veränderung in der weit ausgebreiteten
Form von Brust und Schultern veranlaßt.
Dafür, wie im weiteren polykletischen
Kreise derartig bewegte Motive erfaßt und
dargestellt wurden, haben wir in den Friesen
des Tempels von Phigalia ein klares Zeug-
nis. Daß die männlichen Gestalten dieser
Friese durchaus polykletisch in ihren For-
men sind, ist gewiß schon von vielen beob-
Abb. I u. 2. Statue eines Faustkämpfers in Dresden.
die Stilisierung der Schamhaare entspricht
im allgemeinen dem polykletischen Kanon,
jedenfalls diesem stärker als dem Stil ir-
gendeiner anderen Richtung des 5. Jahr-
hunderts, dem das Original ja zweifellos
angehört haben muß. Die Verwandtschaft
ist stark genug, um das Werk nach A.'s
Ansicht, wenn auch nicht etwa dem Poly-
klet selbst, so doch seinem Kreise zuzu-
schreiben. Charakteristisch ist nun der
Mangel an Elastizität in d^r Bewegung,
vor allem der Beine, und der Mangel an
') Unsere Abbildungen geben die Figur in ihrem
jetzigen Zustande nach Photographien, die uns Herr
Dir. Herrmann freundlich zur Verfügung gestellt hat.
Für die Erlaubnis, sie wiedergeben zu dürfen, sei
ihm bestens gedankt.
achtet worden (so z. B. von Mahler, Poly-
klet S. 37). Auch hier finden wir jenes
ungefüge Übergreifen des einen Armes,
das sich nicht etwa ohne weiteres aus
dem Reliefstil erklärt (das zu erkennen,
genügt ein Blick auf die Theseionfriese).
Wenn wir andererseits hier im Gewandstil
so deutliche Anklänge an den nordgrie-
chisch-ionischen des Paionios finden, daß
Klein (Gesch. d. gr. Kunst II S. 196) sich
dadurch verleiten ließ, die Friese diesem
feister selbst zuzuschreiben, so erklärt
sich das im Hinblick auf die figürlichen
Reste des Heraion in Argos, an denen
wir die gleiche Beobachtung machen
können. Argos und Phigalia bezeichnen
den Siegeszug dieses so verführerisch reiz-
IßQ ArchSologfische Gesellschaft zu Berlin. Dezember-Sitzung 1919. — Preisausschreiben. 140
vollen Stiles in das Herrschaftsgebiet der
polykletischen Kunst ebenso, wie in Attika
Parthenongiebel, Niketempel, Erechtheion
und Nikebalustrade.
Zum Schluß sprach Herr Schede über
das Kultbild der Hera von Samos').
Er verglich den von spätrömischen Münzen
bekannten Typus mit einer aus Samos
stammenden hochaltertUmlichen Terrakotta-
figur. Gemeinsam sind beiden 1. der
lange Chiton, dessen Kolpos die Gürtung
bis auf die lang herabfallenden Enden ver-
deckt, wie er aus dem kyprisch-phöniki-
schen Kulturkreis bekannt ist, 2. die den
Leib umschnürenden Kreuzbänder, die
(besser als der Schleier) die Göttin als
Braut kennzeichnen und die wohl der (iitpif)
ira'paoXoj im samischen Kleiderinventar
gleichzusetzen sind. Der große dreireihige
Brustschmuck, den ■ das Münzbild, nicht
aber die Terrakotte aufweist, leitet zum
argivischen Herakult hinüber, so daß die
monumentale Überlieferung für die samische
Göttin die gleiche Mischung argivischer
und orientalischer Kultelemente bezeugt,
die bereits aus der Sage geschlossen werden
konnte. — Zum Schluß zeigte der Vor-
tragende eine bisher noch nicht gewürdigte
Münze Gordians; hier steht das Xoanon
in einer Ädikula, davor auf der untersten
Stufe der heilige Lygos-Baum in einem
großen Kübel. Es läßt sich vermuten,
daß wie in Didyma, so aucTi in Samos
die Tempelcella ein offener Hof war, in
dem ein besonderer Na'iskos für das Kult-
bild errichtet war.
Herr Hiller von Gaertringen er-
innerte im Hinblick auf den Brautgürtel
an den Hera-Mythos, auf den in Kalli-
machos' Akontios und Kydippe angespielt
wird. Herr Noack ging auf den künst-
lerischen Anteil des Aigineten Smilis an
der Ausgestaltung der Kultstatue ein. Herr
von Gerkan stellte die ungedeckte Cella
des Heraions in Frage, da die Fundumstände
ein Dach mit Innensäulen nicht ausschließen.
Sitzung vom 9. Dezember 1919.
In der Winckelmannssitzung sprach Herr
Wiegand über die Untersuchungen, welche
') Das Thema wird eingebender in den »Berliner
Museen« besprochen werden.
er als Führer des Denkmalschutz-Kommandos
der 4. türkischen Armee gemeinsam mit
K. Watzinger und W. Bachmann im Winter
1916/17 ausgeführt hat und deren Ergebnisse
demnächst in Buchform erscheinen.
Führung vom 14. Dezember 1919.
Zum 14. Dezember hatte Herr Noack
die Mitglieder der Gesellschaft eingeladen
zu einer Besichtigung der in ihren neuen
Sälen im Westflügel der Universität auf-
gestellten Sammlung der Gipsabgüsse
und des mykenisch-kretischen Kabi-
nets. Am Schlüsse der Führung gab Herr
Trendelenburg der Zustimmung und dem
Danke der zahlreich erschienenen Mitglieder
in warmen Worten Ausdruck. Über diese
in den letzten 3'/j Jahren, bis zum August
d. J. ausgeführte Herrichtung und Neu-
ordnung der Abgüsse, die zum größten Teile
der Zeit noch vom inneren Ausbau der
Räume begleitet war, soll demnächst im
Anzeiger ausführlicher berichtet werden.
PREISAUSSCHREIBEN.
Die Bayerische Akademie der Wissen-
schaften in München hat aus der bei ihr
bestehenden Zographos-Stiftung im
Jahre ig 13 bezw. 19 14 folgende. Preis-
aufgaben gestellt:
1. Die stilistischen und sonstigen Um-
gestaltungen, welche antike Kopisten und
Bildhauerschulen mit den von ihnen wieder-
gegebenen oder benützten Bildwerken vor-
genommen haben, sollen an möglichst
zahlreichen Beispielen systematisch und zeit-
lich geordnet dargelegt und beurteilt werden.
2. Das Unterrichtswesen im byzantini-
schen Reiche vom Zeitalter Justinians bis
zum 1 5. Jahrhundert.
MitRücksicht auf die allgemeine Lage war
der Ablieferungstermin herausgeschoben wor-
den. Er wird nunmehr für beide Arbeiten
auf den 31. Dezember 1921 festgesetzt.
Der Preis für die Arbeiten beträgt je
2000 M., wovon die Hälfte sofort, der
• Rest nach Drucklegung der Arbeit fällig
ist. Die Akademie stellt aber außer diesen
Preisen für die beiden preisgekrönten Ar-
beiten einen Zuschuß zu den Druckkosten
in der Höhe von je 1000 M. in Aussicht.
REGISTER.
I. SACHREGISTER.
Die Spaltens^ahlen des Archäologischen Anzeigers sind kursiv gedruckt.
Abkürzungen: Br(n) = Bronze(ii). G(n) — Gemnie{n). Gr. = Gruppe. L. = Lampe. M.= Marmor. Mos(en) = Mosaik{en).
Mze(n) = Münze(n). Rel^s) = Reliel(s). ' Sk(c) = Sarkophag(e|. Sp. = Spiegel. Sla(n) •= Slatue(n). Stte(n) = Statuctte(n).
T{n) -= Terrakotten. V(n) = Vase(n). Vb. = Vasenbild. Wgin. — Wandgemälde.
Abarbeitungen, an den Rundreliefs am Con-
stantinsbogen 164 f.
Abukir, Goldmedaillons von — 162
Achilleus, auf homerischem Becher: im Kampf
gegen Aineias 65, gegen Lykaon 66 ff.; — , Aga-
memnon und Odysseus 68 ff.
Adad 43
Aediculen, Metopen an — 106, 107
Adler, auf Weihrel. in Berlin lll\ im Rankenwerk,
Rel. ebenda y/7; auf Mze 33, den Ganymed
raubend, auf Mze 35; als Symbol des Zeus Bronton
79 m. A. 2, 81, als Giebelsclimuck auf phrygischen
Stelen 79«
Adshigol bei Cherson, Spiegel aus — 6
»Adyton« und »Megaron« des Athenatempels auf
der Burg (Herodot V 72, VIII 58) 6
, Afrika, Reisen Hadrians nach — 149, 150
Agamemnon, Tod des, auf homerischem Becher
73, — mit Achilleus und Odysseus, desgl. 68 ff.
Agias, Sta in Delphi 140 '
Aegina, Fugenteilufig am Geison des Tempels
von — 36
Agonistische Sieger, Stimbinde bei — n 115
Ägypten, Bedeutung für die Entwicklung der
christlichen Kunst und des christlichen Kultus 25;
ägyptische Deckenornamente 99, 102, Verhältnis
zur kretisch-mykenischen Textilornamentik 103 ff.
Aigisthos tötet den Agamemnon, auf homerischem
Becher 73; Tötung des — durch Orestes, auf
Spiegelgriffplatte 8
Aineias von Poseidon gerettet (Ilias V 318 ff.),
auf homerischen Bechern 65
Archäologischer Anzeiger 1919.
Akropolis s. Athen.
Akrothinion, Wortbedeutung 146
AxTcif als Personifikationen 123
Alexander d. Gr., Wiederherstellungsversuch des
Babelturms durch — 45, 59
— V., Papst 62
Alexandermosaik Iig
Alexandersarkophag, Bemalung iio, 141
Alkaios mit Stimbinde, Vsb. 115
Alkamenes, Bildhauer g4
Alkibiades, Backenklappe des Helmes des — (?)
129 f.
Alkiphron, Epist. IV 19 6: 126
Alkyoneus, schlafender, des Phintias 126
Altar: Vereinigung von — und Votivbild 21.
Metopen an — , auf Vsb. J07. Formen christlicher
— e 22 f. — der Aido, auf der Akropolis von Athen
13, 28, 29, der Apheleia, ebenda 13; der Athena
Hygieia, ebenda 27; großer — der Athena, ebenda
7, 8, 30; des Butes, im Erechtheion 33; der Dione,
ebenda 33; der Fortuna Redux in Rom (Her-
stellungsversuch) 167 f.; des Thyechoos im Erech-
theion 33; des Zeus Hypatos, ebenda 32 f.; des
Zeus Polieus, auf der Akropolis 8, 30; dem Zeus
Bronton geweihte — e 793, 81, 82; — e in der Ost-
cella des Erechtheions 24, 33. Relief— in Athen
1157; — von Pergamon 167, Telephosfries 169 ff.
— bau in Kos 167. — flügel, gemalter des VI.
oder VII. Jh., aus Ägypten, Sammlung Goleniäcew
24. Vgl. Ära.
Altyn-Tasch, Skulpturen von, in Brussa 79», 84
Alxenorstele und Verwandtes ITT f.
6
«43
Register.
144
Amazone, rastende, Berliner Typus 126, Mattei
1223, M.Sttc aus Pergamon, in Berlin 94
Amenophis IV., dreiteilige »Flügelaltäre« aus der
Zeit des — 20, — und seine Familie, Rel. aus
Teil el-Amarna 20
Anaktoron im Telesterion von Eleusis 135
Anastasius 1., Goldmze des — J5
Angdistis und Attis, auf Weihrel. M., Berlin jop
Angelrute an Fischerstan gi
Antefixe von Thermos 5
'Avtlcu; ('Av8io;), Beiname des Dionysos 136
Antigenes, pseudosimonideisches Epigramm des
(Anthol. Palat. 13, 28) 116, 136
Antigone und lokaste, auf homerischem Becher
76, — und Oedipus, Kalksteinrel. aus Tarent, in
Berlin 106 ff.
Antin GUS, Chronologie der Beziehungen zu Hadrian
150; nimmt an der Löwenjagd Hadrians teil 147^,
1503; auf dem Rundrelief mit der Eberjagd am
Constantinsbogen i5of., 152, 153; als Apoll ver-
göttert (?), auf Rundrelief am Constantinsbogen
154'; als Silvah, auf Rel. des Antoninianos 1535
Antoninus Pius, Schildbild des — vom Giebel
der jüngeren Propyläen in Eleusis 161
Aphrodite, M.Stan: in Paris (— von Arles) gy,
in Rom (Kapitol) und Replik des Kopfes in
München 114, 137; M.Stte in Berlin, Verkleinerung
der sog. Venus Genetrix g4; phidiasischer Kopf in
Rom, Villa Borghese 116; — im Mantel, Vsb.
122*; — ioit^^avo; 136'. Deutung des Frauen-
kopfes vom Südabhang der Akropolis auf — 114,
127, 137. — und Eros, Rel. (Tonabdruck aus ver-
schollener Form) in Bonn 37, I2y fj. Vgl. Venus.
Apollon, Wesen und Herkunft des — 48 f.; als
Vater des Linos 41 ; Stimbinde bei —115. Eherner
— des Phidias, auf der Akropolis 31; im West-
gicbel von Olympia 119; — (oder Helios), Büste
auf phrygischem Grabrelief 81 ; vor einer Muse
stehend, Vsb. 131 ; Kopf des — , Mze JJ. — Agyieus
II 57, Citharoedus, auf römischer Weihung an Zeus
Bronton 80, 'KpE3t'fj.!o; 42, 46 f., 'Kp£!)uu.!o; 42,
'Kfiuüjßio? 42, 46, Krateanos, mit Zeus Bronton
verbunden 8o5, Medicus 151, Palatinus 151. —ge-
stalten mit auf den Kopf gelegtem Arm 126 f.:
sitzender, auf WeihreUef 127', am Kandelaber
von Otricoli 127".
ApoUonopfer, Rundrei, am Constantinsbogen 151,
152, 153, 1541, 155, 156, 158, 159, 165, 167 f.,
169, 170, 171
Apollonios von Tyana, Sternentempel des — 50
Apotheosenreliefs für Sabina, Rom, Konser-
vatorenpalasf 1585
Apoxyomenos (Knabensieger), polykletischer Ij6;
mit einer Hand auf dem Scheitel, Grabrelief 1275
Appius Claudius 161
Apte (Gallien), verschollene Inschrift aus — 146
Ära Fortunae Reducis 168; — Pacis Augustae
167, 170
Aratabbildungen im Vossianus des Germanicus zu
Leiden 136
Arbela, Schlacht von — , auf M.Rel. aus I^urcnlum
162
apyato; und -a/.awi 24; if,y'aTo; vciö; 3, 4, 5, II
Archaistischer Jünglingskopf in Berlin und ver-
wandte Köpfe gs; —es Rel. mit Darstellung des
Jupiter exsuperantissimus, Berlin IIO
Archäologische Gesellschaft zu Berlin: Fe-
bruar-Sitzung 38 ff., April-Sitzung 4g ff., Mai-
Sitzung 53 ff., Juni-Sitzung ^y ff., außerordent-
liche Juni-Sitzung 76, außerordentliche Oktober-
Sitzung 130 ff., November-Sitzung 136 ff., De-
zember-Sitzung Jjg, Führung in der Sammlung
der Gipsabgüsse 140
Architektur, spätmykenische 91 f.; mykcnische
und kretische 92 f. ; Verwendung der vollkommenen
Rundform in der antiken — 159 ff.
(zpyojv TÖiv ßaC!i),r/.(üv inroxöij.djv 157
Ares, Verstorbener als — , von Nike gekrönt und
von seiner Gattin als Aphrodite begleitet, Grabrel.
aus Kertsch 163
Argos, Klage um Linos in — 40 f.; figürhche Reste
vom Heraion in 138
Ariadne, Deutung des Frauenkoples vom Süd-
abhang der Akropolis auf — T15, 136 ff. Schlafende
— : St.in in Madrid und im Vatikan 127 f., Rel.
im Vatikan 128, 137, Wgm. 128, auf rf. Schale in
Cometo 128, 132, 136, 138, auf unterital. Vase in
Boston 1284, auf Bettlehncnbeschlag in Berlin
129, 138, von Dionysos aufgefunden, ctrusk. Vsb.
135. Sitzende, auf Kameo 129 it., 135; — , wach
vor Dionysos sitzend 131 ff., beim Symposion neben
Dionysos sitzend, auf Vsb. 131, sitzend, von Eros
bekränzt, vor ihr Dionysos, auf Krater aus Kama-
rina 132, 136, imThalamos sitzend, Vsb. 133. — auf
dem Schöße des Dionysos sitzend, Reis im Vatikan
und in Chantilly 138', desgl. im Pantherwagen,
Rel. in Berlin 138. — von Dionysos belauscht,
pompeian. Wgm. 135. Versteinung der — (Nonnos,
Dionysiaka) 135, — und Dionysos, pantomimisches
Ballett (Xenophon, Sympos. 9) 134, 135, 143.
Sog. — , Sta in Dresden J27, sog. — , Kopf im
Kapitol (Dionysos) 115, 119?, 143. Vgl. Vasen.
Armhaltung, am Frauenkopf vom Südabhang der
Akropolis, und Parallelen dazu 126 ff.
145
Register.
146
'A p V Y) i 0 E { (Lämmertage), Linosfest an den — in
Argos 40 f.
Arrephoren, Haus der, auf der Akropolis 37, 38
Artemis Brauronia, Heiligtum der — auf der
Akropolis 27
Artemisopfer, Rundrelicf am Constantinsbogen
149. 152. 153. 155. 158, 159- 162, 165, 167 f., 169,
170, 171, 172
Asia und Europa, einen Schild über einen Altar
haltend, Rel. aus Laurentum 162
Asklepios, M.Stte in Berlin g4, —rel. in Athen
(Svoronos, Nat. Mus. Taf. 36, 4) H24
Assur, Zikkurat von — 40, 45
Asteropaios, Kampf des — mit Achilleus (Ilias
iD 139 f[.) 67
Astfragment, Br., von einer Votivgruppe (?) 31
Asymmetrie der Gesichtsformen am Frauenkopf
vom Südabhang der Akropolis 109, 139 f.
»Atalante«, Kopf aus Tegea gy
Athen, dorische Geisa an Bauten von — 36 j-,
Wandbild im Dionysostempel (Paus. I, 20, 3) 128.
Akropolis: Wanderung des Pausanias 27 ff.,
Hekatompedon 1 ff.. Kurvenbau 96 Anm., chore-
gische Monumente am Südabhang 143 f.
Athena, Kult in Mykenai 95» (96); als Gattin des
Hephaistos 29. Athena-Stan, von dem Perser-
brande geschwärzte, auf der Akropolis (Pausanias)
38; Kopf, M., in Brescia g6; Kalkstein-Stte aus
Eskischehir, in Berlin pj; auf der Stymphaliden-
metope von Olympia 121; — mit den Musen, auf
dem Fries des Nervaforums 1704; auf panathenäi-
schen Preisamphoren yy, 82. — des Endoios, auf
der Akropolis 31 ; — des Kephisodot 50 f. — Er-
gane, Tempel der 28; — Parthenos, Form der
Backenklappen am Helm der — J29; — Polias,
altes Kullbild ilcr — 5, 6, 14 f., 16; — Promachos
auf der Akropolis 38. Großer Altar der — auf der
Akropolis 7, 8, 30. — im Streit mit Poseidon,
Gr. auf der Akropolis 31
Athenaeus XUI 601: 33
Athlet, Bronzekopf eines jugendlichen, Louvre 120
'A T p E 1 0 lü V xä8o5i; (Fragment b. Athen IX 399 F) 76
Attalisches Weihgeschenk gS
Attalos I (?), Kopf auf Mze 33 f.
Attis und Angdistis, auf Wcihrel., M., Berlin log
»Aufforderung zum Tanz«, Gr. 142, 143
Aufgangsanlage beim babylonischen Turm 51 £E.
Augen, Asymmetrie der — am Frauenkopf vom
Südabhang 140, —bemalung an demselben Kopf
HO, 141; eingelegte Bleistreifen in den — Sternen
eines Porträtkopfes 104
Augustalia (Fest) 168
Ausgußscheiben, kreisrunde, an den Abfluß-
röhren der Traufseiten 159
Auszug aus Rom, Rundrelief am Constantinsbogen
151, 152, 153, 154, 155, 159, 164, 165, 169, 171
Babylon. Esagilla 50, 57, 59, 63, Etemenanki 59, 64,
' sog. »Gebetshaus« 63, Turm 40 ff. Vgl. Turm.
Backenklappe eines Helmes, darauf Aphrodite
und Eros in Rel. 128 f.
Badende Frau, auf Weihrel. in Berlin log
Bakche mit Stirnband, auf Sp. des Polygnos aus
Boscoreale 118
Bakchische Frauen mit Stirnbinde 116. — r Kopf
mit Stirnbinde, Deckelrel. einer hellenistischen
Tonpyxis in München 118
Bakchylides über den Thescuskranz 136
Ball, auf Grabrel. eines Knaben Jl6
Banauros, Sohn des Aias 73
Band, perlenbesetztes, über der Tänie getragen 119
Bärenfell, Weihung eines — s an Silvanus, auf
Rundrei, am Constantinsbogen 148 f., in Thespiae
von Hadrian geweiht 146
Bärengöttin, Votivgr., der — geweiht 32
Bärenjagd von Hadrianutherai 146, auf Rundrei,
am Constantinsbogen 150, 153, 154, 155, 158, 159,
165, 172; — Hadrians in Süditalien 148 f.
Bartlosigkeit der Tyrannenmörder 88
Basis der Athena Promachos, auf der Akropolis 38;
Weihgeschenkbasen westlich vom Erechtheion
36, 38; — relief von der Akropolis 1275
Bayerische Funde, Originale und Nachbildungen,
in der Anthropologisch-prähistorischen Staats-
sammlung in München 30
Becher, homerische 65 ff.
Bei, »Grab des — «, Kultanlage im Bahelturm
46, 54. 59, 61
Bellona, securis als Attribut der Priesterin der —
59 ; Ahnenporträts des Appius Claudius im Tempel
der — 161
Bemalung am Alexandersarkophag iio, 141; am
Frauenkopf vom Südabhang der Akropolis lio,
141 ; an einem Grabrel. in Berlin 113, an einem
Herakleskopf, ebenda gy, an einer Stelenbekrö-
nung, ebenda 114
Benevent, Bogen von — 170
Benjamin von Tudela, Itinerar des — 42, 54 f.
Bettlehnenbeschlag, Br., mit schlafender Ari-
adne, in Berlin, Antiquarium 129, 138; mit halb-
nackter Schläferin und Eroten, in Petersburg 129'
Bibel, Bericht über die Babelturmkatastrophe 62
Bildnisse berühmter Männer, auf Mos. in Berlin
117
6*
147
Register.
148
Binde und Kranz, auf Vsb. 119
Blei, Einlage von —streifen in den Augensternen
eines Porträtkopfes 104
Blütenmuster, als Vorstufe zu einem ägyptischen
Deckenornament 1043
Bogen, konzentrische, als Fußbodenmuster in
Mykenai 102. Vgl. Triumphbogen. i
Böotien, Kurvenbau in 95' (96)
Borsippa, Turm von — 55; keilinschriftliche Ur-
kunde über den Babelturm, in — 58
Borysthenes, Jagdroß des Hadrian 146
Boscoreale, Sp. des Polygnes aus — 118
Bostoner »Thron« I223
B ij (u)Xi^ auf Rel. in Athen (Svoronos Taf . 109, 1476)
II24
Brautgürtel (|Ji(Tp7) jtapauXo;) 139
Bronton s. Zeus Bronton.
Bronze, Stten: Bärtiger Alter in langem Chiton
und Mantel, Neapel 108, Jüngling, archaisch,
München, Antiquarium 27, Narkissos, Florenz
127, Maenaden, tektonisch verwendet 126. Köpfe:
Athlet, mit Ölzweigkranz bekränzt, I^ouvre 120 ,
bärtiger, ursprünglich behelmt, Athen g6, Dio-
nysos, Neapel 116. Reliefs, argivisch-korinthi-
sche 8. — Astfragment, von einer Votivgr. (?),
München, Nationalmuseum 31 ; Bettlehnenbeschlag
mit schlafender Ariadne, Berlin, Antiquarium
129, 138; Henkelfigur, in Akanthos auslaufend
126'; Nachgüsse des Mantuaner Kameo 130, 130?;
Kessel, München, Nationalmuseum JJ ; Klinge aus
Karthago, mit Resef und Isis mit dem Horus-
knaben 44 f.; Medaillon aus Smyma, mit Opfer-
szene 38 fi,; Ringplatten 35 f.; Weinsieb, bei
Pompeji gefunden, München, Antiquarium 28
Brustschmuck, dreireihiger, am Kultbild der Hera
von Samos 13g
Bundesschatz im Opisthodom des Alten Athena-
tempels 21
Buphonien, attische 5p
Büsten auf spätantiken Grabreis 78
Butes, Altar des, im Erechtheion 33
Byzantinische Kunst 85 f.
Campanarelief: zwei Niken, einen Schild mit der
Dea Roma haltend 162; Schilde zwischen Säulen,
auf — s 163
Capitaneus S. Petri, Titeides Burgkommandanten
in Halikamass 62 f.
Caracalla, Kopf des — , Mze 3§
T. Caesernius Macedo 158»; dessen Söhne: T. Cae-
semius Macedo Quinctianus und T. Caesernius
Statianus, comites des Hadrian 157 f. ihre
Porträts 155 f., 156, 158
Castellum S. Petri (Halikamass) 60
Castiglione, Sabba di — y^
Cellaf orm der ältesten griechischen Tempel 95* (96)
Chairestratos aus Rhamnus, Themissta. des —
"3
Chalkothek auf der Akropolis 28
Chios, Mädchenkopf aus — 126
Choen 134
Choregische Monumente am Südabhang der Akro-
polis 143 f.
Clipei 161 f.; Umrandung von — 164. Clipeus im
Louvre, mit Porträt des alt ren Claudius Drusus
i6t3, mit Blattrand, aus Cumae i6i3
Codex, antikes Wandbild in einem Servius — von
1467 118 fj.\ Vossianus des Germanicus zu Leiden
136
cohors amicorum 157
comes Hadriani in Oriente 157; — stabuli 157;
comites Augusti 157; comites (Jagdgenossen), in
römischen Jagdgedichten 1 53.
Ceionius Comraodus, Adoptivsohn des Hadrian
157
Consecrationsrogi auf römischen Mzen 47
Constantinsbogen, Rundreis vom — in Rom
144 ff. Vgl. Rundrelief.
Constantinus, Kopf des, auf Rundreis am Con-
stantinsbogen 144
Constantius Chlorus, Kopf des, auf Rundrei,
am Constantinsbogen 144
Contremarke, auf Mze 3$
Cotet, J., Capitaneus in Halikamass 6g
Cumae, Beschreibung der Türreliefs des Apollo-
Tempels von — bei Virgil 123
Cyranidentext, auf den Babelturm bezüglich 42,
54
Cyrus, Grabmal des — , bei Pasargadae 43
Dach in der kretisch-mykenischen Architektur 95'.
— losigkeit der Westcella des Erechtheions 23
Act (fi luv aTTO'jociwov auf der Akropolis 28 f.
d'Aubussons, Pierre, in Halikamass 70
de Airasca, Bemardinus, Capitaneus in Hali-
kamass 7J
Dea Roma, auf Rel. im Conservatorenpalast 158;
auf einem Schild (Campanarel.) 162
de Castellione, Bartholino — del Cremonese 703
Decken: ägyptische — omamcnte 99, 102, ihr Ver-
hältnis zur kretisch-mykenischen Textilornamentik
103 ff. Krerisch-mykenische — omamentik 103;
System der — ornamentation in Tiryns, Mykenai
149
RegisUr.
•50
und den kretischen Palästen 91^; — dekoration der
Gräber an der Via Latina 163
de Lastic, Jean, Großmeister in Halikarnass 69
de la Tourette, Ritter 75
Delphi, Kurvenbau 95' (96); Rosetten an den
Anten des Siphnierschatzhauses 160'. Themis in
— , Vsb. 113
Demosthenes über einen Brand des Opisthodoms
des Alten Athenatempels 20
de Nailhac, Philibert 61
de Opertis, Constantius, Capitaneus in Halikarnass
71
de Rochcchinard, Ch. Aleman 70^
de Sacondi, Johan, in Halikarnass 6g
Dexileos-Monument, Grabsirene vom — 4g
Diadochenkopf,aufMze vonKarystos(Euboea)3J
Diadumenos 115
Diazoma, im Telesterion von Eleusis 131, 135
Dichter, Stimbinde bei — n 115
Dienerinnen, trauernde, Grabstan in Berlin 122,7/5
Diodor, Beschreibung des Babelturmes 59
Dionysische Szenen, Mos. in Berlin liy
Dionysos, Stimbinde bei — 116. M.Sta vom
Thrasyllosmonument, London, Brit. Mus. 143,
Oberteil einer Sta in Venedig 52, Sta, Kopen-
hagen Ny Carlsberg (Nr. 476) 120^, Mengsscher
Abguß in Dresden 120, (sog. Narciss), Br. aus
Pompeji 120, —gestalten, mit auf den Kopf ge-
legtem Arm 126 f.: stehender 127', sitzender 127';
Kopf, Saburoff scher, in Berlin 118, verschollener,
Mengsscher Abguß in Dresden 120', in Rom,
Kapitolsmuseum (sog. Ariadne) 115, 119?, 148,
Bronzekopf in Neapel 116. — , als Säugling mit
Efeukranz und Rebzweig, Vsb. 1374. — , lang-
gewandet, mit Kantharos, Mze 34. Deutung des
Frauenkopfes vom Südabhang der Akropolis auf —
1:5. — u. Ariadne, Wgm. aus Casa del Citarista
143, auf der Satyrspielvase in Neapel 134; — auf
dem Schöße der Ariadne (?) sitzend, unten tal. (?)
Vsb. 134, römische Ske 134; — , von einem Satyr-
knaben geleitet, kommt zu der im Thalamos
sitzenden Ariadne, Vsb. in Cometo 132 f., 135,
143. — , von einem Satyrknaben gestützt, Grn. in
Venedig, Mus. Chiaramonti, Samml. Ludovisi u. a.
143. Vgl. Ariadne, Vasen.
Dioskur, neben seinem Pferde stehend, M.Rel.,
Berlin HO. — en auf dem Theoxenierelief im
Louvre 150'
Diptychen und Triptychen, elfenbeinerne, als Trag-
altärchen verwendet 24
Doppelaxt auf Denkmälern des Zeus Bronton 81;
von Jüngling.getragen, auf Holztafelbild 1^. — als
Attribut von Priestern 38 f., als Attribut des
Gottes Resef 45, 45', als Symbol des Teschub-Adad
Dorisches Architekturstück, verbaut in der Burg
von Halikarnass 64; —e Kranzgesimse Athens 36 f.
Dreizack, als Wappenzeichen von Karystos auf
Euboea, auf Mze 33. — mal im Erechtheion 34
du Mesnil, Emeric, Capitaneus in Halikarnass 73
Eber, von Hadrian erlegt 146 f.
Eberjagd, Rundrelief am Constantinsbogen 147,
150, 152, 153, 155, 15S, 159, 162, 165, 172; Weihung
eines Eberkopfes an Artemis, ebenda 149, 152, 153,
155. 158, 159- 162. 165, 169, 170, 171, 172
Echelos und Basile, Weihrel. von Rhodos, in
Berlin 103
Echnaton (Amenophis IV.) und seine Familie,
Rel. aus Teil el-Amarna 20
Efeukranz 120; — ranke, welliger Verlauf der 120
Egestos, auf Mze von Segesta 33
Ehrenschilde 161, 162
Eierstab, gemalter, auf Stelenbekrönung II4
Eirene des Kephisodot^p ff.; Nachträge zum Klein-
schen Replikenverzeichnis S^
ciprjvr) und ö(ji.ovoia 50'
Eisengewinnungsstellen, spätkeltische, bei Kel-
heim 31
IxTtXTjpoüv = sättigen, stärken zur Schlacht 70
Elektra und Orestes, Kalksteinrel. aus Tarent, in
Berlin 106 ff.; — , vor Orestes sitzend 142
Eleusis, baugeschichtliche Entwicklung des Heilig-
tums von — 130 ff. Telesterion 130 ff. ; Re te
eines Königspalastes (?) unter dem Telesterion 133.
Schildbild des Antoninus Pius vom Giebel der
jüngeren Propyläen in — 161. Spätmykenisches
Freskofragment aus 105'
Elfenbein-Diptychen und Triptychen, als Trag-
altärchen verwendet 24
Emblem, Rose als — einer Schale 1363
Endoios, Athena des, auf der Akropolis 31
Epidauros, dekorative Verwendung von Schalen
auf den Metopen der Tholos 160
Epinausimache, auf homerischem Becher 66, 68
Erechtheion 133; älteres 5, 23; jüngeres 13 ff.,
ursprünglicher Entwurf 14, 18, 23, 35, 38; —In-
schrift 1 5 ff. ; — in der Beschreibung des Pausanias
32 ff. ; Altäre in der Ostcella 33 ; Wandgemälde
ebendort 33; Karyatiien 52; Opferschalen am
Gebälk der Ko renhalle 160
Erechtheus, Kult im alten Athenatempel 4, Woh-
nung oder Grab im Erechtheion 17, 23, 34. Erech-
theus-Poseidon, Altar des, im Erechtheion 33
151
Regfister.
152
E p e 8 ü fi i a, Fest bei den Lykern 42 '
Eretria, Kurvenbau in 95" (96); Thymiatcrion
aus — u65
Eros, sitzend, auf Kithara gestützt, T.Stte aus
Myrina 127, 138; blitzeschleudernd, Schildzeichen
des Alkibiades J29. Eroten mit Fruchtgehängen,
Mos. in Berlin IIJ. Vgl. Aphrodite.
Erwerbungen der Samntlung der antiken Skulp-
turen in Berlin 8g {]., der Sammlungen Münchens
1916— 1917: 26 ff.
Esagilla in Babylon 50, 57, 59, 63
Etemenanki in Babylon 59, 64
Euainetos, Syrakusaner Mze, Typus des — 33
Eule, spätarchaische, aus Sandstein, in Berlin g2
Europa, älteste Kulturbewegungen in ^6 f. — und
Asia, auf Rel. aus Laurentum 162
Euripides, Szenen aus den Phoenissen des, auf
homerischen Bechern 76
Falte, stabartige, zwischen den Beinen, bei eng
anliegendem Chiton 2
famuli, Jagdburschen, auf den Rundre icfs am
Constantinsbogen 153, 154
Farbe, graue, auf Fragment aus Eleusis 105'; — n
auf ägyptischem Deckenmuster 102", 104^, auf
Fragment eines Wgm. aus Mykenai 105, der Fuß-
böden im Megaron von Mykenai 89, 90, 91, 96,
97, 98, 99, 101, 102, 106, auf Stuckrel. aus Pseira 99
Faustina d. Jüngere, Porträtköpfe der 102 f.
Faustkämpfer, Sta in Dresden Jj6 fl".
Federzeichnung, Iheseus als Sieger über den
Minotaurus, in einem Codex von 1467 llS ff,
Felicio, Künstlerinschrift des — auf Bronzesieb 29
Fellgewand des Pappos 133*
Fischer, M.Stan eines alten — in Berlin gi; Sta
im Vatikan gj; sitzender — Karikatur, T. Stte
Berlin, Antiquarium g2
Flechtband-Omamente, auf Mos. in Berlin iiy
Florenz, Hof des Pal. Medici-Riccardi, Rundrei,
der Donatello-Werkstatt, nach antikem Kameo
130
Flügelaltar; Klapptafelbild, Votivtriptychon und
- 9ff-
Fluvian, Großmeister in Halikarnass 64, 6g-
Fortuna Redux, auf Mzen des Hadrian 168. Her-
stellungsversuch eines Altars der — 167 f.
Fr(ater) Hubert, Baumeister in Halikarnass 65'
Frau, Relieffigur auf Spiegelgriff I, auf Spiegel-
griffen eingeritzt 5, 6; — , badende, auf Weihrel.
in Berlin J09; — , mit Hund und Ähren,
drei Jünglinge anführend, Hqlzlafelbild aus
Ägypten I0\ — en, bakchische, mit Stirubinde 116.
— ärmel, auf bemaltem Stuckrelief aus Pseira
98,99,101. — /resfeo aus HagiaTriada 104. —fries
aus Theben 99». —köpf vom Südabhang der Akro-
polis 107 fl. —rock und -gürtel, Fragmente von
Wgm. aus Mykenai, Athen, Nationalmuseum
98", 104 f.
Fries, marmorner, des peisistratischen Athena-
tempels 10, Hintersteine des Erechthcion— es 23,
Parthenon— 169, Telephos— 169 ff., Phigalia—
138, — des Nervaforums 1704
Fugenteilung an dorischen Geisa in Athen 36 f.
Füße, auf die Zehen gestellte, bei Figuren als Gerät-
träger 2
Fußböden des Megarons von Mykenai 87 ff.,
Datierung 105-, — in Tiryns 88, 89 f., 90', 91, 91',
102, 105; — im »Thronsaal« von Knossos 92.
System der — dekoration in den kretischen Pa-
lästen 88
Fußleisten der Figuren auf den Rundreis am Con-
stantinsbogen 165
Gades, Tempel des Hercules in — • 149
Gaia, auf Mos. 2y
Galvanoplastische Nachbildung des Kleinrelicfs
mit Aphrodite und Eros in Bonn J7, J27 ff.
■jdvia^ti (Lasur) am Alexandersarkophag iio
Ganymed, vom Adler geraubt, Mze 35
Gärten, »hängende — « der Semiramis 46
Gatineau, Jacques, Capitaneus in Halikarnass 72
Ge, um Regen bittende, auf der Akropolis 28, Ge-
Themis 113»
»Gebetshaus«, sog. in Babylon 63
Geisa, dorische, in Athen 36 f.
Geißel s. Osirisgeißel.
Gelage, Räucherwerk bei — n ii65; Stimbinde
beim — 115
Gemme: Ikaros— 122 f. \ kretische — n 95'. Vgl.
Kameo.
Genius Populi Romani, auf Rel. im Konser-
vatorenpalast 158
Gerhard: Eduard Gerhard-Stiftung 76
Gesteinsäderung, Nachahmung von — auf Fuß-
bodenmuster in Mykenai 97, 102
Gestirn, Ariadnekranz als — 135, 136
Gewand, griechisches weibliches 7Ö; — anordnung
auf den Hadrianstondi am Constantinsbogen, und
auf dem Telephosfries 171; — stil auf phrygischen
Stelen des IL- IV. Jh. n. Chr. 85
Gicbelakroter, kreisförmiges 159. — füUung mit
Schild, Schale, Rosette, Gorgoneion 160. Adler
als —schmuck, auf phrygischen Stelen 79*
Gigan tomachic, Gr. auf der Akropolis 31
153
Register."
1-54
Gilgameschepos 56, 62
Glasmasse, Rel. aus, bärtiger Alter, von einer
Frau geführt (Oedipus Und Antigene?) 108 f.
Goldmedaillons von Abukir 162
Gorgoneion, als Metopen- und Giebelfüllung 160,
Rel. auf SpiegelgrifE 6
Götterstatuen im Gipfeltempel des Babelturms
59. 62
Gottheit, lunare, auf phrygischem Rel. in Brüssel
81 ; Korn — en J9/., 46
Göttin, thronende, M.Sta in Berlin 00
»Grab des Bei«, Kultanlage im Babelturm 46, 54,
59, 61; — des Kekrops auf der Akropolis 7, des
Cyrus bei Pasargadae 43; —bau auf dem Haterier-
rel. 163. Gräber an der Via Latina 163
Grabgedicht des Hadrian auf sein Jagdroß Bory-
slhenes 146; — (?), jetzt unleserlich, auf Stele in
Berlin 114
Grabkammern des Maussoleums von Halikarnass
75
Grabmälerkunst, Einfluß des Kephisodot auf die
52
Grabrelief, attisches, in Athen (Conze It Tal. 210
Nr. 1054) 122, desgl. in München, Glyptothek 122^,
mit Apoxyomenos 1275, eines attischen Bürgers,
Fragment, M., Berlin iil ff., stehender Knabe, im
Felde ein Ball; aus Athen, M. Berlin iz6, der
Polyxene (Conze Nr. 284 T. LXVI) $2, des Sosias
und Kephisodoros, M., Berlin JJJ: — aus Alcxan-
dria, sitzender Mann mit Hund und Schild (ptole-
m'ischer Söldner?), Kalkstein, Berlin JJ5, alexan-
drinisches, eines Jünglings 116. — aus Kertsch
163. — s, nordphrygische 78 ff., 83 ff., spätantike
aus Thrakien und Attika (Büstenform) 78
Grabsteine, Erwerbungen der Berl ner Skulp-
turensammlung III ff.
Grabs tele in Alexandria, Mann mit Schild und Speer
116, mit opferndem Mann, alexandrinisch I16,
Oberteil einer — mit Sirene und trauernden Frauen
im Ornament der Krönimgspalmette, M., Berlin
114 f., Palmette einer — aus Kertsch, Kalkstein,
in Berlin 114, attische — n, mit gedoppelten Ro-
setten verziert 160
Graue Farbe, auf spätmykenischen Freskofrag-
menten 105'
Griechenland, Reisen Hadrians in — 149
Grimanireliefs 169, 170
Gruppe: »Aufforderung zum Tanz« 142, 143;
Frauenkopf vom Südabhang, als Rest einer —
141 ff.
Gudea, Inschrift des 62
Guichard, Claude 75
Gürtung, hohe II24, 113
Guylforde, Sir Richard, englischer Pilger 73
Haarband am Frauenkopf vom Südabhang der
Akropolis 109
Hadrian, Beinamen 145, Chronologie der Be-
ziehungen zu Antinous 150, Epigramm anläßlich
der W^ihung des Kopfes oder Felles einer Bärin
in Thcspiae 146, Feldzüge 145, Grabgedicht auf
sein Jagdroß Borysthenes 146, Heimkehr des — ,
Rel. im Konservatorenpalast 158, ein Jagddenk -
mal des — 144 ff., Jagddichtungen 145, 148',
Jagdleidenschaft 145, Jagdtaten 146 f., Opfer
bei glücklichem Jagdschluß 147, dakischer Triumph
145, Verhältnis zu Pergamon 172, — auf dem
Jagdroß, Mzen 146, zu Pferde, gegen einen Löwen,
Mze 145. Klassizismus der — ischcn Kunst 172
Hadrianutherai, Gründung von — 146; Bären-
jagd von — 146, auf Rundrei, am Constantins-
bogcn 150, 153, 154, 155, 158, 159, 165, 172
Hafenkastell des Maussolos in Halikarnass 61
Hagia Triada, Frauenfresko aus 104
Hähne auf panathenäischen Preisamphoren 81, 82
Halikarnass, Geschichte der Burg von — 59ff.\
Hafenkastell 61; Maussoleura 47, 61, II23, 64, 6g,
71, 74 ft-
Hambrouc (Damburc, de Amburgh oder Dara-
bourch), ComeUus de — , Capitaneus in Hali-
karnass 72/., 7J'
Hände, Spuren der — , am Frauenkopf vom Süd-
abhang der Akropolis 121 ff.
Harpagion bei Chalkis, Lokalisierung desGanymed-
raubes in — 35
Haterierrelief, Grabbau vom — 163
Haubenband, an pheidiasischem Aphroditekopf
116 f.
Haus, mittelländisches Hof- und nordisches Herd—
56 f. ; — der geometrischen Periode, im Hofe des
Megarons von Mykenai 95; — modell von Melos 36
Hay, Aquarelle ägyptischer Deckenmuster (Hay-
Manuscripts), im Britischen Museum 99', 102
Hekate, dreigestaltige, nach Alkamenes (?), M. Stte
aus Rom, in Berlin gj; dreigestaltige, auf phry-
gischer Grabstele in Konstantinopel 81. — Soteira
neben Zeus Bronton auf phrygischem Relief in
Brüssel 80
Hekatompcdon in Athen i ff.: Die Zeit vor den
Perserkriegen 3 ff., die ersten Jahrhunderte nach
den Perserkriegen 9 ff., die römische Zeit 25 ff.
Alter 3 f., Name 4 f., 8, 11; H.-Inschrift 7 ff.;
das ionische — 10; vorläufige Wiederherstellung
nach den Perserkriegen 11; ir/f^rj- vsw; und
156
Register.
156
ims^iöo^xt; in amtl. Inschriften d. 5. u. 4. Jh.
II f.; — , Parthenon und Erechtheion 13; Brand
im J. 406: 20; Kultbild im — 22; — in der
Beschreibung des Pausanias 34
Hekatorapedos Neos 11
Helena, mit Leier, auf Vsbn 122. Vgl. Paris.
Helios auf phrygischem Rel. in Brüssel 80; — (oder
Apollo), Büste auf phrygischem Grabrel. 81;
Kopf des — aus Rhodos, Berlin, bei Hiller von
Gärtringen 139; — mit dem Zodiakos, Gaia und
die vier Jahreszeiten, Mos. 27
Helm, aus Metall (?), gesondert gearbeiteter an
M.Köpfen g^, g6. — der Athena auf panathenäi-
schen Preisamphoren y8, 82
Hephaistion, Pyra des 47, 61
Hephaistos, als Gatte der Athena 29. Altar des — ,
im Erechtheion 33
Hera, Kultbild der — von Samos 13g. — , vor
Zeus stehend, auf Metope aus Selinunt 131. Kult
der — in Mykenai 95' (96), in Argos Jjp
Heraion von Argos 138; Sp. aus dem — 5' ^■
— von Olympia 95» (96); — von Samos 13g
Herakles, Kolossalkopf, M., aus Pergamon, in
Berlin gj. Vgl. Hercules.
Herculaneum, Wandbild aus der sog. Basilica,
Theseus als Sieger über den Minolaurus lig, 120 f.
Hercules Gaditanus 149, 150
Herculesopfer nach einer Löwenjagd, Rundrei,
am Constantinsbogen 149, 152, 153, 154, 155,
158, 159, 165, 169, 171
Hermaphroditenrelief, hellenistisches, Rom,
Palazzo Colonna 160
Herme, Kopf einer römischen Bildnis—, repu-
blikanisch, M., in Berlin g8; — des Pan, auf Weih-
rel. in Berlin log. Einarbeitungen für — n, auf
Steinen der Oberstufe des Hekatompedons (vgl.
Pausan. I 24, 3) 12 f.; — auf der Akropolis 28, 29
Hermes des Praxiteles 120, 1374, 138; — , Sta im
Braccio Nuovo (Amelung Vatikankat. I Nr. 132)
171; — , archaistisch, in Kopenhagen g6; auf
Denkmälern des Zeus Bronton 81; schreitender,
auf bronzener Ringplatte 36
Hermioneus ereilt den Isos, in der 'ATp£i?(ü'< xa8o5o;
76
Herodot: »Adyton« und »Megaron« des .\thena-
tempels auf der Burg bei — 6, 12, des Apollo-
tempels in Delphi 6; Fesseln der Kriegsgefangenen
an einer Stützmauer des Hekatompedon 12. Be-
schreibung des Babelturms bei — 42, 44, 45, 47,
49 ff-. 61 f., 63
Hieron, Scherben einer Vase des — ,' von der Akro-
polis 1374^
Hippolytos, Tod des — , Gemälde bei Philostrat,
Imag. p. 334 K 124
Hochzeit, bakchische. Parcdie einer Bürger — ,
Vsb. 134
Hof vor dem Megaron in Mykenai 93 ff.; überdachter
Tempel— beim Babelturm 60 f., 64
Holzbalken, Verwendung von — an Zikkurati 61;
horizontale — in der mykenischen Architektur,
nicht mit Stuck überzogen 106; in Mauern in
Mykenai 93, 94
Holzsarkophag, Metopen an einem — loy
Holztafelbilder von einem Triptychon, aus Ägyp-
ten, in Berlin 9 ff.
Homer, T 155 ff.: 69, T 199 ff.: 69, T 221 ff.: 70,
V 325 ff. : 66, <I) 34 f. : 66, t|) 49 ff. : 67, (p 64 ff. :
67, 0) ii5ff.:'68, 0) i39ff.: 67, »F 558«.: 67,
"K 807 ff. : 67. X 409 ff. : 74. Altmittelländische
Erinnerung bei — ßy
Homerische Becher 65 ff. : aus Kephallenia (K^.
ipy. 1914 jtt'v. 6) 65, 68, 71, mit Epinausimache
CF.tp. it,/ 1907 T.h. 4) 66, 68, Penthesileia-Becher
65, 68, Polyxena-Becher 68, Odysseebecher aus
dem phthiot. Theben (E'f. ipy_. 1910 m'v. 1,2) 72,
mit Betrieb einer Mühle (F,!p. ■ipy. 1914 riv. 1)72,
mit Szenen aus Euripides* Phoenissen, in London
(Jb. 1908, Taf. 5, 6) 76
Hörner an Götterthronen 56; —krönen am Gipfel-
Thronheiligtum des Babelturms 56
Hund, auf Grabrel. J15, sitzender, von Frau an der
Leine gehalten, auf Holztafelbild 10, der Göttin
Robigo geopfert 40; — eopfer in Argos 4^
Hygieia, Deutung des Frauenkopfes von der
Akropolis auf — 114
i«, Kränze aus — 136
Ikaros, auf G. 122 f., auf Wgm. aus Pompeji 124,
12-;
Iktinos, Telesterion des — in Eleusis 130, 131, 132,
133, 134^ 135
Ilias, Szenen aus der, auf homer. Bechern 65 ff.
Imagines clipeatae 161 f.
Incisa, Niccolö da yo f.
Institutsnachrichten y6
lokaste und Antigone, auf homerischem Becher 76
'lo5T^(p«vot 136'
Isispriester, römische Porträtköpfe von — n gg
Isos, von Hermioneus ereilt, in der '.V-rpEtöiüv
xäöooo; 76
Itincrar des Benjamin von Tudela 42, 54 f.
Jagddenkmal des Hadrian 144 ff. — leidenschaft
römischer Kaiser 145. —gast, vornehmer, auf
157
Register.
»58
Rundrei, mit Artemisopfer, am Constantinsbogen
152, 159. — meister, auf Rundrei, am Constantins-
bogen 154 f.; auf Rel. im Konservatorenpalast 158.
— pferd, auf dem Rundrei, mit Apollonopfer am
Constantinsbogen 156. — poesie 148'
Jiiger' mit Hund (Egestos), Mze 3J
Jahreszeiten, Mos. in Berlin JJ7; als Kinder
gebildet, auf Mos. 27
Joven Orador, Stain Madrid 52/.
Jüngling, archaische M.Sta aus Naxos, in Berlin
8(); archaische Br.Stte in München 2y, komposi-
tioneller Unterschied der polykletisdien Jünglings-
und Knabenstan 136; lysippische Sta in Berlin
(Nr. 471) 1274; trajanische. Porträtbüste, München,
. Glyptothek 26 f. ; nackter — mit Doppelaxt und
Frucht, auf phrygischer Grabstele 81 ; strahlen-
umkränzter thronender, von Anbetenden umgeben,
Rel. in Kairo ly; — mit Stab und Muschel, auf
Bock reitend, Mze 33; — e auf den Rundreis am
Constantinsbogen 153 f. Köpfe: archaischer,
Brit. Mus. (BCH. 1893 Taf. 12, 13) g6, in Kon-
stantinopel gy; archaistische in Athen, Berlin,
Kopenhagen (Nr. 33, 38) und Neapel gs, Nelson-
scher 5J. — sstele im Vatikan 113
Jupiter exsuperantissimus, archaistisches Rel. in
Berlin lio
Kabirion 95' (96)
Kaiamis I223
Kalksteinreliefs aus Tarent, Orestes und Elektra,
Oedipus und Antigene, in Berlin 105 fl.
Kallimachos, ewige Lampe des, im Erechthcion 35
Kamel, von Jüngling geleitet, auf Holztafelbild I^
Kameo, Mantuaner, des Mus. Worsley.'.num, in
Brocklesby Park, mit sitzender Ariadne 130, 135,
■37i 138, 142, 143; Bronzenachgüsse 130, 130?.
Gr. eines auf dem Schöße einer Frau sitzenden
Mannes, auf — 134V am Schluß
■A'XII.TZ'jX'H 'jzXi'Jzi 18
Kandelaber von Otricoli, mit ApoUon und Marsyas
127-
Kantharos, Beizeichen der Münzstätte Mende 34
Karyatide, Kopf einer — aus Kilikien, in Berlin
103; — n vom Ereehtheion 52
Kassandra, Tötung der, auf homerischem Becher
74 ff.
Keilschrift-Tablett (Georges-Smith-Tablett) mit
der Beschreibung des Turms von Babel 41, 42,
43. 46, 47 f-. 4'), 52 f-. 57 f-. <>o
Kekrops-Bezirk und -Grab auf der Akropolis 7
Kelheira, spätkeltischc Funde aus — , München 31
Ken dal, John, in Halikarnass 70
xetpaXr) nepiikTo; 117
Kephisodoros s. Sosias.
Kephisodot, Eirene des 4g fl-; Athena des ^oj.;
Einfluß des — auf die Grabmäler-Kunst 52
Keramik, spätmykenische 92'; westeuropäische,
im Osten ^6
Kcrtsch, Grabrelief aus 163
Kimon, Erweiterungsbau am Telesterion in Eleusis
unter — 131, 132, 134, J35; — ische Mauer der
Akropolis 10; — , Stempelschneider (Syrakusancr
Mze) 33
Kinnband an Priestermützen 38
Kirkeabenteuer, auf homerischem Becher 72
Kitharödenreliefs i6o5
Klappaltar, Entwicklung des — 23
Klapptafelbild, Votivtriptychon und Flügelaltar
9 fl-y *"* iiuf landschaftlichem Relief im Louvrc
21 f., gemalte »—er«, in Rom und den vom Vesuv
verschütteten Städten ig
Klassizismus der hadrianischen Kunst 172
Kleinasien, Eberjagd Hadrians in — 151
Kleoitas, Sta des, auf der Akropolis 28
Klytaimestra tötet die Kassandra, auf homeri-
schem Becher 74
Knabe, Grabrel. eines — n in Berlin Il6\ poly-
kletische — nstan Jj6
Knospenketten der chalkidischen Amphoren 136
Knossos, »Thronsaal« 92; Schuppenoniamente
aus — loi ; Gemäldefragmente aus — : 98' (Stoff-
muster), 98' (Zweigespann), 984 (in Punkte auf-
gelöstes Zickzackmuster)
Kolossalkopf des Herakles, M., in Berlin gy
Komposition der Hadrianstondi am Constantins-
bogen 169 ff.; des Telephosfrieses 169; des Frieses
am Nervaforum 1704; kompositioneller Unterschied
der polykletisdien Jünglings- und Knabenstan 136
Königshaus, Reste eines mykenischen —es unter
dem Hekatompedon 4; Reste eines — (?) unter
dem Telesterion in Eleusis ijj
Konon s. Timotheos.
Kopf, eines Athleten, lysippisch, Athen, National-
mUs. 127, desgl., mit Ölzweigkranz, Br., Louvre
120; kolossaler, des Herakles, M. Berlin gy; Nelson-
scher Jünglings— 53; Mädchen — aus Chios 126;
— der Niobe in Brocklesby und in Oxford i lO ff. ;
— eines Satyrs, in Berlin 120; römischer Porträt —
im Lateran 156, Porträt— des Maximinus, Berlin
103. — mit Kranz und Binde, Konservatoren-
palast 1197; mit Stirnbinde, M. aus Delphi (»Tete
d'Apollon«) 117 f.; kleiner — mit Kranz und
Binde, in Mantua 119?. Frauen— vom Südabhang
der Akropolis 107 IT. Wcibhdier, M.— , Koj.ie
159
Register. '
160
nach einem Werke des 4. Jh., Berlin g6, Replik
in Kopenhagen 97; jugendlicher weiblicher, in
Madrid und Replik in» Museo Chiaramonti 52.
* Weibliches Köpfchen, von Kepliisodot beeinflußt,
Kassel 52 ; weiblicher Doppelkopf in Madrid (E— A.
1616—18) tl8'; weibhcher — auf bronzener Ring-
platte 36; — mit Mauerkrone, Mze 34. — e, Er-
werbungen der Berliner Skulpturensammlung
95 ff-
Korb: Fisch— an Fischerstan ()I, 92
Korinna, Bildnis der — 113
Korngottheiten: Robigus und Robigo 39/.,
Marduk 46 ■
Koroibos 132
Kos, Altarbau in 167; Wappen des Schlcgelholtz
auf — 63'
Kotilon, Sp. aus den Tempeln auf dem — 5
Krabbe, auf Mze 33
K pa izä/. Tj s. 0'!)HTj
Kranz, am Frauenkopf vom Südabhang 118 ff.;
im Haarknoten 119 f.; als von zwei Punktreihen
eingefaßtes Band gezeichnet, auf Vsbn. 136;
aus der Blume ihipz'.m 138; aus Rosen 136. —
der Ariadne 132, 135 f., des Theseus, bei Bakchy-
lides 136
Kreismuster auf Fußboden in Mykenai 97, loi
Kreta, Paläste: System der Fußbodendekoration
88, Üeckenornamentation 91^, Vergleich mit dem
tirynther Megaron 92, Quadermauern 94. Be-
ziehungen zwischen — und Theben 99^
Krcte, auf pompeianischem Wgm. 120, 123
Kretische und mykenische Kultur ^y
Kritios und Nesiotes, TyrannenmörJergruppe
des 85
Kujundschik, Tempelturm von Babel auf einem
Relief aus — 46, 47, 48, 56, 61
Kultbild, altes, der Athena, auf der Akropolis
19, 22 ff., 26, 34, 35
Kultliche Narben 100
Kunst, byzantinische 85 f.
Künstlerinschrift: pertudit Pompeis FeUcio 29
Kunst schütz, deutscher, im Kriege 5^
Kuppeln im assyrischen Machtbereich 50
Kurvenbau 95' (96)
Kyniskos des Polyklet 136
X u V 0 tp ö VT t ; in Argos 41
Kypseloslade 131
Kyrenaika, angeblicher Grabfund aus der — 83
Lagobolon, von Jüngling getragen, auf Holztafel-
bild 15
Lameira Larga, Silberschale aus. 172!
Landschaftliches Relief mit Opferszene, im
Louvre 21
Landschaftsgötter und -wesen bei Philostrat J24
Lango (Kos) 73, 74}
Laterne, kleiner Sklave mit — , M.Sta in Berlin g2
XaTJ-oi, kleinasiatische 86
Laubwerk, Behandlung des — s auf den Tondi
am Constantinsbogen und auf dem Telephosfrics
171
Laurentum, Ehrenschild für Alexander d. Gr.,
M.Rcl. aus — 162
Leier, in der Hand von Helena, auf Vsbn. J22
.\ £ 1 (j. u) V E { als Personifikationen 124
Lieblinge Hadrians, auf den Rundreis am Con-
stantinsbogen 153 f.
Linien, mit gespannter Schnur eingepreßt, auf
mykenischem Fußboden 96, 97, in röm. Malerei
96'
Linos, Klage um — in Argos 40 j.
Lorbeer, als Schutz vor Kornbrand .^9; Ariadne-
kranz aus — 136
Lotos, roter Antinous— 147, 152*
Löwe, aus Knidos, M.Sta in Berlin ()2\ archaischer.
in Halikamass 70 ; — n vomMaussoleum7T. Liby-
scher — , von Hadrian erlegt 147. — nfell, Weihung
an Hercules Gaditanus, Rundrei, am Constantins-
bogen 149, 152, 153, 154, 155, 158, 159, 165, 169,
171. — nkopf, auf Mze 33. — nstrecke, Rundrei,
am Constantinsbogen 150, 152, 154, 155, 158, 159,
164 f., 169, 171, 172
Ludovisischer »Thron« 2
Lugalbanda, Thron des — (Gilgameschepos) 56
Lunare Gottheit auf phrygischcm Rel. in Brüssel
81
Lygos-Baum, heiliger, auf Mzen von Samos IJ9
Lykaon, Kampf des Achillcus mit — , auf homeri-
schem Becher 66 ff.
Mäandermuster, kompliziertes, als Vorstufe für ein
kretisch-mykenisches und ägyptisches Ornament (?)
104, 1044; gemalter — auf Stelenbekrönung 114
Macedo, T. Caesemius — 158'
Mädchenkopf aus Chios 126
Mägde, trauernde, Stan aus Sammlung Saburoff,
Berlin 122, 115
raagister canum, auf einem Rundrei, am Con-
stantinsbogen 1 53, 1 54
Malerei: Holztafclbilder aus Ägypten mit — in
Tempera technik 9 /J. ; schlafende .\riadne in der —
128. Vgl. Wandgemälde.
Malteserkreuz 6g
Maenadc des Skopas II2!; mil Stirnbindc, Vsb,
i6i
Register.
162
Ii65; —11, tektonisch verwendete Br.Stlen, mit
auf den Kopf gelegtem Arm 126
man tele mit Zotten, beim Opfer an Robigo 40
Marduk als Korngott 46
Markttor, römisches, in Athen: Fugenteilung am
Geison 37
Marmorierung (?), auf Wanddekoration in My-
_kenai 106
Marschalk, Hofbeamter 1561.
Marsyas- Sarkophag im Louvre 122
Maßbezeichnungen des Babelturnjs auf dem keil-
inschriftlichcn Georges-Smith-Tablett 58 *
Mauer, nördhche Burg— der Akropolis und die
darin verbauten Werkstücke älterer Bauten 9 f. ;
kimonische — 10; westliche Stützmauer des Heka-
tompedon (Herodot V 77) 12, 38; — eines vor-
historischen Gebäudes westlich vom Erechtheion
36. — n des Heiligtums von Elcusis 131, 132.
Antike Stadt— von Halikamass, im Castellura
S. Petri verbaut 74. Quader— n im Hof vor dem
Megaron in Mykenai 93, 94, in den Lichthofcn
kretischer Paläste 94
Mauerkrone, Kopf mit — auf Mze 34
Maussoleum von Halikamass 47, 61; Newtonsche
Platten vom — 11 23; Bauglieder und Skulpturen
in der Burg von Halikamass verbaut 64, 6g, yi
yö; Geschichte des Unterganges des — 74 ff-
Maussolos, Hafenkastell des — in Halikamass 61
Maxi minus, Porträtkopf des Kaisers — , Berlin 103
Medaillon, Relief— mit Zeus Bronton und ver-
wandten Gottheiten, Brüssel, Musees du Cinquan-
tenaire 77 ff.; bronzenes, aus Smyma, mit Opfer-
darstellung 38 ß. Gold— s von Abukir 162; — s
mit Personifikationen der Jahreszeiten, Mos. in
Berlin Iiy
Megaron von Mykenai, Fußböden 87 ff.; Fragmente
von Wanddekoration 88; Raumgestaltung 91;
— von Tiryns 91 f., 91=
Meister der Berliner Erzgießereischale i285
Meleager, Torso in Boston log; — Medici, und der
Frauenkopf vom Südabhang der Akropolis 112^
Memnon von Rhodos, persischer General 34
Menrelief im Britischen Museum 81'
Menander, Porträt des — 139; — clipeus in Mar-
bury Hall 164»
Mengssche Abgüsse in Dresden 120, 120»
Mercurius Liberum patrem in infantia nutriens
52 f-
Mestor, S. des lokrisclien Aias, auf liomcrischeiu
Becher 73
Metope aus Selinunt (Heraion): Hera vor Zeus 131;
— n der Tholos von Epidauros, mit dekorativen
Schalen 160. Füllung von — n mit Schild, Schale,
Rosette, Gorgoneion in etruskischer und römischer
Kunst 160; schmale hohe — n an Ädikulen und
Altären 106, loy ■ '
Milet, Schilde am Buleuterion von — 161
Minotaurus s. Theseus.
Mirkhond, Schilderung des Sassanidenthrons 50
jxiTpa (Siegerbinde) 115; \>.(.-{t-t^ Ji'ipct'j^.o; an einer
Terrakottafigur aus Samos 13g
Modell eines Hauses, von Melos 56
Modellstudien, verwendet bei der Stele von
Karystos und einer Familiengr. in Berlin 112
Mondsichel, auf Denkmälern des Zeus Bronton 81
Mosaik aus Dscherrasch, in Berlin liy\ aus Senti-
num (Sassoferrato) in München, Glyptothek 27;
Alexander— lig
Müdigkeit, durch Auflegen eines Armes auf den
Kopf ausgedrückt 127
Mühle, Betrieb einer, auf homerischem Becher 72
Münzen aus: Agrigcnt 33, Chalkis 55, Ephesos 34,
Himera JJ, Karystos (Euböa) 33, Leontini 33,
Phrygien 8i3, Samos J39, Segesta 33, Syrakus 33,
Theben 34, Thelpusa 35. Anastasius' I. 3^; des
thessalischen Bundes 34; des Hadrian: 151 (Apollon
als Heilgott), 168 (Fortuna Redux), 1493 (Her-
cules Gaditanus), 146 (Hadrian auf dem Jagdroß),
145 (Hadrian zu Pferd, gegen einen Löwen); des
Lepidus 161 (Basilica des Aemilius Paulus); Stater
Philipps H. 34; des Trajan 161 (Eingangsbogen
zum Trajansfoi um). Römische Mzen, mit Conse-
crationsrogi 47. Gr. eines auf dem Schöße einer
Frau sitzenden Mannes, auf Mzen •1347 am Schluß.
Erwerbungen der Münchener Münzsammlung 32 ff.
Muri bei Bern, Votivgruppe, der Bärengöttin (Deae
.\rtioni) geweiht 32
Muse (früher Ariadne genannt), Sta in Agram 122,
139
Museen und Sammlungen: Alexandria, Pan-
alhenäische Amphoren mit dem Namen des Ar-
chonten Polyzelos 83. Athen, National-
Museum, Kopf eines Athleten, lysippisch 127.
Archaistischer Jünglingskopf g^. Bärtiger, ur-
sprünglich behelmter Br.Kopf g6. Frauenkopf vom
Südabhang der Akropolis 107 ff. Homerischer
Becher mit Szenen aus der Ilias 65. Gemälde-
fragmente aus Mykenai, Rest eines Frauenrocks (?)
98', Frauenrock und -gürtel 104 f. Berlin,
Altes Museum, Sammlung der antiken Skulpturen,
Erwerbungsbericht 8g ff. Amazone, Sta 126.
Kopie des Frauenkopfes vom Südabhang der
Akropolis 107, io8, 109, 113, 115, 118, 121), 123 ff.,
137' '3'>i M'- Salyrkopf (Nr. 260) 120. Archaisti-
i63
Register.
164
sches Köpfchen (Nr. 539) gS- Stele aus Karystos
(Nr. 736) 112, 113. Reliefgruppe (Nr. 738) 112.
Bakcliisches Rel. von der Via Appia (Nr. 850) 138.
Reliefs (Nr. 885 p u. q) 106, loy. Ägyptische
Sammlung, Zwei Holztafelbilder von einem Tripty-
chon aus Ägypten 9 fl. Glasierter Siegelzylinder
mit Darstellung des Gottes Resef .^5'. Antiquarittm,
Bettlehnenbeschlag, Br., mit schlafender Ariadne
129, 138. Sitzender Fischer, Karikatur, T.Stte 92.
Spätkorinthische Lekythos (Arch. Anz. 1893, 83
Nr. 10) 5. Homerische Becher: mit Szenen aus der
I ias 65 ff., mit Szenen aus den Nosten 72 ff., Frag-
ment mit einer Szene aus den Phoenissen des Euri-
pides 76; desgl. mitOmphale 77. Kaisez-Friedrich-
Afu5<;«»i,Zeuskopf(ZeusBronton)ausNordphrygien
835. Kreuzigungsaltärchen aus Elfenbein 2.^. Uni-
versität, Sammlung der Gipsabgüsse und mykenisch-
kretisches Kabinett 740. Bonn, Akademisches
Kunstmuseum, Relief: Aphrodite und Eros,
.Vusguß aus einer verschollenen Form 37, 127 ff.
Boston, Fine Arts Museum, Torso des
Meleager log. Weinkännchen schönen Stils, mit
HijATj und KpamciXri 116. Weiße Deckelschale,
Apoll vor einer Muse stehend 131. Brescia,
Athenakopf, M. gö. Brocklesby Park, Niobe-
kopf 110 fE., 137, 140, 141. Mantuaner Kamee
130. 135. 137. 138, 1421 143- Brussa, nord-
phrygische Grabreliefs 78, 83, 84. Brüssel,
Mus6es du Cinquantenaire, Relief mit Zeus
Bronton 77 ff. Cassel, weibliches Köpfchen,
von Kephisodot beeinflußt 52. Chantilly,
Mus^e Cond^, .\riadne auf dem Schöße des
Dionysos, Rel. 138^ Corneto, Museo Civico,
rf. Schale mit schlafender Ariadne, Hermes und
Theseus 128, 132, 136, 138. rf. Krater: Dionysos,
von einem Satyrknaben geleitet, kommt zu der
im Thalaraos sitzenden Ariadne 132 f., 135, 143.
Dresden, Albertinum, Faustkämpfer, Sta.
aus grauem Marmor T36 ^. Eleusis, spätmykeni-
sches Freskofragment 105'. Florenz, Giardino
Boboli, Asklepios 94. Museo archeologico (Garte 1),
Replik des Kopfes der Eirene des Kephisodot 51;
( ?) Br.Stte des Narkissos 127. Uffizien, Peplosfigur
im Stile der Erechtheionkoren 52. Herakleion,
gemalte Borte mit Netzornament 104'. Im Magazin:
Gemäldefragment aus Knossos »Hall of Colon-
nades« 984; Schuppenornament aus Knossos loi'.
Hildesheim, Pclizäus-Muscum, Zwei pan-
athenäische Preisaniphorcn 77 ff. Zwei Hydrien
zierlichen Stils mit aufgesetzten Golddetails 83.
Kairo, Spätröraisches Relief: strahlenumkränzter
thrununder Jüngling, von Anbetenden umgeben ly.
Karlsruhe, Tonnaiskos, mit Bild einer Gottheit
zwischen den geöffneten Türflügeln l6i. Kiew,
Sammlung Khanenko, Spiegel 6. Kon-
stantinopel, Jünglngskopf gy. Phrygische
Grabstele 78 f., 793, 80, 81, 83 f., 84^ Kopen-
hagen, Glyptothek Ny Carlsberg, archaisti-
sche Jünglingsköpfe (Nr. 33, 38) gs, archaistischer
Hermes g6. Weiblicher Kopf, Kopie nach einem
Werk des IV. Jh. (Nr. 48) gy. Leipzig, .\n-
tikenmuseum der Universität, Altgriechi-
scher Spiegel t ff. Archaische Jünglingsstten, Br.
aus Sparta 28. Ergänzungsversuch des Frauen-
kopfes vom Südabhang der Akropolis 108, 121,
126, 131, 137, 138, 139, 140, 141, 143. London,
Britisches Museum, archaischer Jünglingskopf g6.
Menrelief 81', Panathenäische Amphora 83, 86,
8y, 88. Hay-Manuscripts (Aquarelle ägyptischer
Deckenmuster) 99', 102. Lansdowne House,Fep^os--
figur im Stile der Erechtheionkoren 32. Madrid,
Prado, Joven Orador 52 f. Sta der schlafenden
Ariadne 127. Jugendlicher weiblicher Kopf
■ (E— A. 1778—80) 52. WeJblichei Doppelkopf
(E— A. 1616— 18) 118'. Maubeugc, Bergungs-
museum 58. München, Antiquariunt , Dcckel-
relief einer mattschwarz gefirnißten hellenistischen
Pyxis 118. Glyptothek, SsMier, U.Sta 53. Aphro-
ditekopf 1 14. Frauenkopf mit angesetzten Schulter-
locken (Furtw.-Wolters Nr. 253) 109. Attisches
Grabrelief J22'. Unterweltrelief (Ant. Dkm. III
Taf. 35) J07. Museum für Völkerkunde, Bronze-
medaillon aus Smyrna 38 ff. Erwerbungen der
Sammlungen Münchens 1916— 17: 26ff. Glypto-
thek und Skulpturensammlung des Staates 26;
Museum antiker Kleinkunst 2y; Anthropologisch-
prähistorische Staatssaramlung 30. Bayerisches
Nationalmuseum jr. Münzsammlung 52. Neapel,
Museo Nazionale, Bärtiger Alter, Br.Stte 108.
Bronzekopf des Dionysos 116. Archaistischer
Jünglingskopf g^. .\ttische Grabstele II2. Paris
und Helena, Rel. 122. Satyrspielvase 133', 134.
Oxford, Niobekopf 110 ff., 137, 140, 141. Nike,
auf Pfeiler sitzend, rf. Vsb. J22. Palermo,
Phaonkrater 119. Paris, Louvre, Ländliche
Opferszene, griechisch-römisches Landschaftsrelief
21. Clipeus mit Porträt des älteren Claudius
Drusus i6i3. Spiegelstütze (R^p. stat. II 327, 6) 2.
Petersburg, Bettlehnenbeschlag, Br., mit halb-
nackter Schläfcrin und Eroten 129'. Vasen mit
Themis in Delphi 113, mit Thcmis (?) in Eleusis
113, 122. Rom, Kapitolinisclies Museum, Sta der
.\phrodite 114, 137. Dionysoskopf (sog. Ariadne)
115, 1197, 143. Konservatorenpalast, Heimkehr
165
Register.
166
Hadrians, Rel. 158. Apotheosenreliefs für Sabina
1585. Lateran, Rom. Porträtkopf, Rel. (Benndorf-
Schöne Nr. 266) 1 56. Haterierrelief 163. Palazzo
Colonna, Hellenistisches Hermaphroditenrel. 160.
Palazzo Margheriia (Garten), Replik des Körpers
der Eirene des Kephisodot 5X. Thermeninuseum,
Bacchuskind 5J. Ludovisischer »Thron« 2. Vatikan,
Belvedere, Paris und Helena, Relief J22. Bibliothek,
Odysseelandschaften vom Esquilin 124, 125 f.
Braccio nuovo, Polykletische Knabenstatue (Nr.
loi) J36. Muse^ Chiaramonti, jugendlicher weib-
licher Kopf S^- Gab. delle Maschere, Jünglings-
stele, attische II3. Gall. dei Candelabri, alter
Fischer, M.Sta gi. Galleria delle Statue, Sta der
schlafenden Ariadne 128. Rel. mit schlafender
Ariadne 128, 137. Ariadne auf dem Schöße des
Dionysos, Rel. (Helbig-Amelung3 Nr. 190) 138'.
Villa Borghese, phidiasischer Aphroditekopf 116.
Villa Medici, Meleager 112'. Villa Pätrizi, Replik
des Körpers der Eirene des Kephisodot 5J. Sofia,
attische Grabstele 112. Syrakus, Ariadnekrater
aus Kamarina 132, 136. Valenciennes, Ber-
gungsmuseum 5^. Venedig, Dogenpalast(Hof).
Kopie des Frauenkopfes vom Südabhang der
Akropolis 107 f., 118 f., 123, 125. Oberteil einer
Dionysos-Sta 52. Wien, Antikensammlung,
Bronzeabguß nach dem Mantuaner Kameo 130.
Würzburg, kolossales Frauengesicht mit Wein-
laubkranz, mit aufgemalten Wimpern 141.
Sammlung Goleniscew, Altarflügel, gemal-
ter, aus Ägypten 24. Sammlung Lunsingh
Scheurleer, Spiegelgriff aus Arkadien 5
Mustula, Angelus (Muscetula, Angelinus), in Hali-
kamass 65»
Mykenai, Fußböden des Megarons von 87 ff.;
Fragnxent eines Wandgemäldes aus (Frauengürtel
und -ro k) 104 f.; Tempel von 95' (96)
Mykenischc und kretische Kultur $7
Mys, Toreut I2g
Naiskos mit dem Bild einer Gottheit zwischen den
geöffneten Türflügeln, T. Karlsruhe l6i
Narangia, Hafenfestung auf Lango 74'
Narben an römischen Porträtköpfen ggf.; kult-
liche 100
Narkissos, Br.Stte in Florenz 127; auf Sk. im
Vatikan 127; »Narciss«, Br.Stte aus Pompeji 120
Nasoniergrab 96'
Nebukadnezar, Ausbau des Babelturms durch
45. 50. 64
Nekyia, Abhängigkeit der — von den Nosten 75
Nelsonscher Jünglingskopf 5J
I Nereidenmonument, Form der Backen klappen
von Helmen auf den Reliefs des — 128
1 Nervaforum, Fries des 1704
1 Nesiotes s. Kritios.
[ Netz von Rechtecken, eingepreßtes, als Vorzeich-
nung, in der kretisch-mykenischen Malerei 99;
—Ornament auf ägyptischer Decke 104
Neujahrsfest, babylonisches 54, 56'
Nike des Paionios, Schilde am Pfeilerpostament
der — 161; von Samothrake 126; einen Stier
tötend, Rel. -Fragment, M., aus Pergamon, in
Berlin 104; auf Pfeiler sitzend, rf. Vsb. in Oxford
122; schwebend, mit Aplustre, Mze 33. — n, einen
Schild mit Roma haltend, auf Campanarel. 162
Nikias,Choregisches Monument des — , inAthen 144
Nimrod, Sage vom König — 62
Ningirsu 62
Niobe, Köpfe in Brocklesby und in Oxford, ver-
glichen mit, dem Frauenkopf vom Südabhang der
Akropolis 110 ff., 137, 140, 141
Niobide Chiaramonti 114'; Sta in Kopenhagen
117; Niobidentochter, Zweitälteste, in Florenz
140^; Niobidengr. ii24, 113, 114
Nonnos, Dionysiaka 135, 137
Nosten, Szenen aus den — , auf homerischem
Becher 72 ff. ; — als Quelle für die Nekyia der
Odyssee 75
»Nuhar« 43', 57, 59
Nymphen auf einem Gemälde bei Philostrat J25,
auf den Odysseelandschaften 12$
»Oberfrontale« an christlichen Altären 23
Oberstallmeistcr, Hofbeamter 156 f.
Oedipus und Antigone, Kalksteinrel. aus Tarent,
in Berlin Jo6 fj.
Odyssee, Szenen aus der, auf homerischem Becher
72; — landsclmften vom Esquilin 124, 12.5/-
Odysseus, mit Agamemnon und Achilleus, auf
homerischem Becher 70
Ohrschmuck, rosettenförmiger, an archaischer Stte
93
ofxi^|j.ata (Schatzkammern) im Hekatompedon 9
Ölbaum, heiliger, der Athena, auf der Burg 5, 14, 35
Olbia, Spiegel aus — 6; Spiegelgriffe aus — 6, 8
Olympia, Heraion 952 (96), Kurvenbau 95' (96);
Apollon vom Westgiebel 119; Athena der Stym-
phalidenmetope 121
Olympios, Beiname Hadrians 145
Omphale auf einem Fragment eines homerischen
Bechers 77
Omphalos, Themis auf dem delphischen — sitzend,
Vsb. 113
167
Register.
168
Opaion des Xenokles, am Telesterion in Eleusis
130, 132, J33\ 135
Opfer: Hunde— in Argos 41; Stier— auf Weihrel.
in Berlin lio; — szene auf Bronzemedaillon aus
Srayrna 38 ff.; — szenen auf den Rundreis am
Constantinsbogen s. Apollonopfer, Artemisopfer,
Hcrculesopfer, Silvtinsopfer.
Opferplatz (S'J|ji^?,y)) bei Tempeln 7
Opferschalen, am Gebälk der Korenhalle des
Erechtheions 160; als Metopenschmuck an der
Tholos von Epidauros 160
Opisthodom im Hekatompedon 9, 11, 21 f.
Orchomenos, Spiralrauster aus — 105'; Stein-
decke von — 91»; Tempel 95' (96)
Orestes s. Elektra.
Orientation des Gipfelgemachs des Babelturms
nach Osten 48, 56
Ornamentalisierung in der palmyrenischen und
phrygischen Kunst 85
Ornamentik, kretisch-mykenische 100; Textil— ,
kretisch-mykenische 98, lOO
Orthia, Tonfigur der — aus Sparta 2
Ortsgöttinnen als Zuschauerinnen 120, 121 ff.;
Ortspersonifikationen als Zuschauer I23 ff.
ö p u Y a { am Babel turra 54 f.
Oscilla 161, 162 f.
i>Osiris«geißel, auf Holztafelbild aus Ägypten 75
Ovid, fasti IV 905 ff.: 3g f.
Paionios 138 f.; Nike des — i6j
Palast: Reste eines mykenischen Königshauses
unter dem Hekatompedon 4, unter dem Telesterion
von Eleusis (?) 755
Pahnefte einer Grabstele aus Kertsch, Kalkstein,
in Berlin 114; — mit Sirene und trauernden Frauen
im Rankenwerk, Stelenbekrönung in Berlin IT4
Palmyrcnischc Kunst 85, als Pa/allelcrscheimmg
der byzantinischen 86
Fan, Herme des — auf Weihrel. in Berlin log;
schreitender — auf Mze 35
Panathenäische Preisamphoren im Hildesheimer
Peli/.äus-Museum 7y ff.; in Alexandria, mit dem
Archontennamen Polyzelos 83; — Amphora in
London 85, 86, 87, 88
Pandrosos, als Vorgängerin Athenas auf der Akro-
polis 6; Tempel der — auf der Burg 5 f., 14, 35 ff.;
Pandroseion 20, 35 f.
Pankrates von Alexandria, Gedicht des — auf
Hadrians Löwenjagd 147, 152'
Pappe s, Fellgewand des — 133'
Papyrus Oxyrrh. VHI 73: Gedicht des Pankrates
von Alexandria auf Hadrians Löwenjagd 147'
»Papyrusblüten«, sog., in der kretisch-mykeni-
schen Malerei 100
»Parastas«, = Westraum des Erechtheions 17;
Wortbedeutung 17 f.
Paris und Helena, Reliefs in Neapel und Korn
122; Vsb. 83
Parodie, bakchische, einer Bürgerhoehzcit, Vsb.
134
Parthenon, älterer 5, 9 f., 13; jüngerer 11, 13;
»— « im engeren Sinne 22. Fugenteilung am Gcison
des — 36. — fries 169, I2g
Pasargadae, Grabmal des Cyrus bei — 43
Pausanias, Wanderung durch die AkropoHs 27 ff.
Peisistratos,- Umbau des Hekatompedons durch
3, lo; peisistratisches Telesterion in Eleusis 130 f.,
133, 134
Peitho, auf den Paris-Helena-Rels in Rom und
Neapel 121 f.
t: ^ X E X u { , als Opfergerät 3g
Penelope vor Odysseus oder Telemachos sitzend
142; sog. Penelope 122
Pergamon, Altar von — 167; Telephosfries 169 ff. ;
Verhältnis Hadrians zu — 172
Persephone, Berliner Göttin als — gedeutet go
Perserkönig mit Bogen und Szepter, Mze 34
Perserreiter, von Eros geführt, ein Mädchen ver-
folgend, Vsb. 83
Personifikationen: Orts— als Zuschauer 123 ff.
lleTpoJviov (Budrum) 60'
Pfeilerarchitektur an »Babeltürmen« 47
Pferdegeschirr, kretisch-mykenisches 98'
Pflaster aus Steinplatten, längs den Wänden, im
Megaron von Mykenai 88, 90, 105
Phaistos, Palast 92
Phidias, eherner ApoUon des — auf der AkropoHs
31 ; — ischer Aphroditekopf in Rom, Villa Bor-
ghese 116
Phigalia, Friese von 138
Philipp n., Stater des — 34
Philon, Vorhalle des Telesterion J35; Bauurkunden
131
Philostrat d. Ältere 74', I24f.
Phintias, Vasenmaler 126
Phoenissen des Euripides, Szenen aus den, auf
homerischen Bechern 76
Phrygien: nordphrygische Grabreis 78 ff., 83 ff.;
phrygische Kunst des II. — IV. Jh. n."Chr. 85,
als Parallelerscheinung der byzantinischen 86
Pilos, als Götter- und Priesterhut 38; fehlt bis-
weilen bei Odysseus auf homerischen Bechern 71
Pinakothek der Propyläen auf der Akropolis 33
Pirae US, Eirene desKephisodot.im — aufgestellt 50
169
Register.
170
Plinius N. H. 34, 91 (Emendation) J27; N. H. 35,
'73: 19
Polos an archaischer Sttepj; — bei Hekate Soteira
80, bei Peitho 122
Poltawa, Spiegel aus dem Gouvernement — 6
Polygnos, Spiegel des, aus Boscoreale 118
Polyklet, talo incessens des — 136; polykletische
Jünglings- und Knabenfiguren 136, Westmacott-
Rcher Athlet Jj6, Diadumenos 115, Kyniskos Jj6;
Berliner Amazone nicht auf — zurückgehend 126
Pompe Ptolemaios' II. 56
Pompeji, Oscilla in — 163. Wgm. aus — : Dionysos
und Ariadne, aus Casa del Citarista 143; Theseus
als Sieger über den Minotaurus 120, 121; Wgm-
aus Villa Item ng*, 134' am Schluß
Porosskulpturen der Akropolis, Datierung 3
Porträts, römische, in Berlin gy f}.\ — der zwei
Vornehmen auf den Rundreis am Constantinsbogen
155 f.; —köpf des einen von ihnen auf Rel.-
Fragment im Lateran 1 56, und auf Rel. im Konser-
vatorenpalast 158. — büste eines Jünglings, tra-
janisch, München, Glyptothek 26 f. — köpf des
2. Jh.n. Chr., M. aus Miletopolis in Mysien, Berlin
104
Poseidon, den Aineias rettend (Ilias V 318 ff.) auf
homerischen Bechern 65; — auf bronzener Ring-
platte 55. Vgl. Athena.
Praxiteles 112, 113, 113'; Hermes des — 120, 137'',
138; einschenkender Satyr 120
Predella, mittelalterliche 23
Preisausschreiben der Bayerischen Akademie der
Wissenschaften (Zographos-Stiftung) 140
Priester, opfernd, auf Bronzemedaillon aus Smyrna
38; ägyptischer, drei Jünglinge anführend, auf
Molztafelbild aus Ägypten I0\ römischer Porträt-
kopf eines — s (?), republikanisch, Berlin (jS ß.\
— ähnlicher Typus, auf Sigillatascherbe aus Bri-
tannien 49
»Prolepsis«, in der griechischen Kunst 137
Propyläen • der Akropolis von Athen 133, vor-
persische Reste II
Prostomiaion im Erechtheion 17, 34
Prozessionsaufstiege auf den Babelturm 54, 61 f.;
— fresko aus Knossos 99, loi, 1044
Psamathe, Mutter des Linos 41; als Name von
Quellnymphen 42
Pseira, bemaltes Stuckrelief aus — 98, 99, loi, 104'
Ptolemaios II., Pompe des — 56
Punkte, weiß aufgesetzte, in der kretisch-mykeni-
schen Textilornamentik 98
Pyra des Hephaistion 47, 61
Pythagores, ephesischer Prytane des J. 334: 34
Pythia, Frauenkopf vom Südabhang der Akropolis
auf — gedeutet 113'; Agramer Muse auf — ge-
deutet 122S
Quadrierung, als Fußbodcnmusler in Mykenai 89,
94, in Tiryns 89 f.
Quinctianus, T. Caesernius — 157
Rad, bronzenes, ursprünglich angesetzt an M.Rel.
105; achtspeichiges 8j
Rampe: Wendel— am Babelturm 54; an 7-ikku-
ratepigonen 52
Rankenrelief, Adler und zwei einschenkende
Victorien im Akanthus-Rankcnwerk, aus Rom,
M., in Beriin 116 f.
»Rasiermesser«, bronzenes, aus Karthago, mit
Darstellung des Rescf und der Isis mit dem Horus-
knaben 44 f.
Räucherwerk, Gebrauch von — bei Trinkgelagen
Il65
Raumgefühl, verschiedenes, im Megaron von
Mykenai und in Tiryns 91
Rebe, hinter der schlafenden Ariadne empor-
wachsend, auf Vsb. 128, 138
Regenzauber bei den Robigalia^O; — in Argos 42
Reitergott, solarer, auf phrygischen Monumenten
80; Reiter- Apollon 81
Relief. aus Kujundschik: Tempelturm von Babel
46, 47, 48, 56, 61; M.Rel. mit Heimkehr Hadrians,
Rom, Konservatorenpalast 158; M.Rel. aus I.auren-
tum: Ehrenschild für Alexander d. Gr. 162; mit
Opferszene, Louvre 21 ; Apotheosenreis für Sabina,
Rom 158^; Rel. aus Glasmasse, Ocdipus und Anti-
gone {?) JO.S /. ; bemaltes Stuckrel. aus Pseira 98,
99, loi, 104". Reis: Erwerbungen der Berliner
Skulpturensammlung 104 fj.; Grimanischc 169,
170; — gruppe in Berlin (Nr. 738) 112. —Stil, male-
rischer 169. —werk. Bostoner 1223. Vgl. Weihreliefs.
Reliefvasen: Pyxisdeckel mit bakchischem Rel.-
Kopf, in München 118. Vgl. Terra sigillata.
»Repliken« von Vasenbildem 1344
Resef, Darstellungen des phönildschen Gottes —
45; mit Apollon identifiziert 46
Rhodos, Wappen des Fluvian 6g^; desgl. mit
Engeln yo'^, Zugbrücke am Hafen 693
»rikbi«, Bedeutung des Wortes — 52 f.
Ringhalle, peisistratisehc, des Hekatompedon 3, 10
Ringplatten, bronzene 35
Robigo, Göttin 40; Robigus, Gott 3g
Rom, Ära Fortunae Reducis 168; Ära Pacis
Augustae 167; Rundbilder an der Basilica des
Aemilius Paulus, Mze 161; Bogen des Titus
171
Register.
172
170; Constantinsbogen, Rundreis s. Rundreliefs;
Nervaforum, Fries 1704; Rundbilder am Eingangs-
bogen zum Trajansforum 161 f.; Tempel der
Bellona, Ahnenporträts des Appius Claudius 161;
Vorhalle des Venus- und Roma-Tempels 166
Roma, Schild mit — , auf Campanarelief 162; auf
Rel. im Konservatorenpalast 158
Römer; Porträtköpfe, republikanische, M., in Berlin
97, 100. Porträtkopf einer Römerin, M., Berlin 102
Rose 136, als Münzwappen von Rhodos 136?; als
Schalenemblem 1363; — nknospe, Rel. auf Griff
eines Spiegels aus Olbia 6; — nkranz 136, 137
Rosette mit grauem Außenkreise, spätmykenisches
Fresko, Fragment in Eleusis 105'; graviert auf
Griff eines Sp. aus Adshigol 6; gedoppelte, auf
attischen Grabstelen 160; als Metopen- und Giebel-
füllung in etrusk. und röm. Kunst 160. — n an
den Anten des Siphnierschatzhauses in Delphi 160' ;
skulpierte, in Deckenkassetten 160; — muster auf
Ärmelfragment aus Pseira 99, 101 ; auf ägyptischen
Decken 103. —reihe, Fußbodenmuster in Mykcnai
io6
Rudra, vedischer Gott 46'
Rundbilder auf Wänden IV. Stils 163
Rundform, Verwendung der — in der antiken
Architektur 1 59 ff.
Rundhütte 56/.
Rundrelief im Hofe des Pal. Medici (Riccardi) in
Florenz, nach antikem Kameo 130; — s mit Kinder-
büstchen, am Grabbau des Haterierrels 163; — s
am Constantinsbogen in Rom 144 f., 147 ff. :
Anordnung 152, sachliche Rolle der Begleiter des
Kaisers 152 ff., als Ruhmesscfülde 162, tektonische
Eingliederung 164, Abarbeitungen 164 f., ursprüng-
licher Ort 165, Anordnungsmöglichkeiten 166,
Abfolge bei Anordnung im Inneren eines Allar-
bofes 167, Stilanalyse 168 ff., Abhängigkeil vom
Telephosf ries 1 70 f.
Rundscheiben zwischen Flachsäulen auf Herm-
aphroditenrel. in Palazzo Colonna 160
Sagundino, Nicolaus 6p'
Saint Quentin,Glasgcmälde der Kathedrale von 5(S
Salb er, Münchner 53
Salomo, Thron des — 50, 56
Salzwasserbrunnen im Erechtheion 17, 34
Samarra, Kuppelkrönung eines Zikkuratabkömm-
lings in — 50
Samos, Kultbild der Hera von — Jjp
Samothrake, Nike von — 126
Sandstein, spätarchaische Eule aus — , in Berlin
92
Sarkophage: Metopen an einem Holzsk. J07; kreti-
sche Tonske 104'; etruskische und römische Ske
i6o4. Ske mit Dionysos auf dem Schöße der
Ariadne 134; Klagefrauensk. aus Sidon 118, 122;
Marsyassk., im Louvre 122; Narkissos, sich im
Wasser bespiegelnd, Sk. im Vatikan 127
Sassanidenthron, Schilderung Mirkhonds 50
Satyr, einschenkender, des Praxiteles 120; —köpf
in Berlin 120. — n, als Bürger, auf Vsbn. 134';
— n und Silene 133'.
Säule, kretisch-mykenische S'/\ — nbasen unter dem
Hekatompedon 4
Schale, als Metopen- und Giebelfüllung in elrusk.
und röm. Kirnst 160. Rose als Emblem einer —
1363
Schamasch, babylonischer Sonnengott 45 /.
Schatzkammern (oix/ifxottci) im Hekatompedon 9
Schatzverzeichnisse von der Akropolis 20
Schilde, metallene, als Siegeszeichen an Gebäuden
aufgehängt 160, 161; als Metopen- und Giebel-
füllung in etruskischer und römischer Kunst 160;
zwischen Säulen, auf Campanareis 163, desgl. auf
Grabrel. aus Kertsch 163
Schildmuster, Reste eines — s, aus Theben 99*
Schildzeichen des Alkibiades: blitzeschlcudernder
Eros J29; Tyrannenmördergruppe als — 81, 82,
85 fi-
Schlangengöttin, Fayencefigur aus Knossos
(BSA. IX 76 Fig. 55) 103=
Schlegelholtz, Hesso, Bauherr in Halikarnass 6j',
73, 74'; Johann - 73
Schnur, Linien, mit gespannter — eingepreßt, auf
mykenischem Fußboden 96, 97; in römischer
Malerei 96'
Schulterlocken, angesetzte, am Frauenkopf vom
Südabhang der Akropolis 109; an einem Frauen-
kopf der Glyptothek in München 109
Schuppenmustcr, auf Fußboden in Mykenai 97,
99
Schussenried, Herdhaus von 57
Scipio Africanus 161; Porträtköpfe des sog. —
(Isispriester) gg
securis, als Attribut der Bellona-Priesterin in Rom 59
Selinunt, Metope von — (Hera vor Zeus) 131
Semiramis, »hängende Gärten« der — 46
Senatus, auf Rel. im Konservatoren palast 158.
Sendschi rli, Orthostat von — 43
Sentinum (Sassoferrato), Mos. aus, München,
Glyptothek 27
Servius-Codex von 1467: 118
Sessel mit Hörnern, in der Pompe Plolemaios'
II. 56
173
Register.
174
Sheffield, Thomas, Capitaneus in Halikarnass 7-2
Sidon, Klagefrauensarkophag aus — 118, 122; dio-
nysische Technitinnen in — 118
Sieb, römisches Wein—-, Br., bei Pompeji gefunden.
München, Antiquarium 2^; verschollenes, bei Rom
gefunden 30
Siegelzylinder mit »Babeltürmen« 47, mit Dar-
stellung des Gottes R:8tf 45'
Silberschale aus Lameira Larga 172'
Silen, auf Spiegelgriff eingeritzt 5; als Bürger,
Vsb. 133 f.;— und Satyrn 133-; — mit dem
Dionysosknaben 138
Silvansopf er, Rundrei, am Constantinsboge» 148,
152. 153. 154- 159, 164, 165. 169, 171 ■ : . -'
Sirene mit der Lyra, vom Dexileos-Monumerit 4g;
wehklagende, im Rankenwerk einer Stelenpalmette
114
Skamander, Flußgott, auf homerischem Becher 66
Sklave, kleiner, mit Laterne, M.Sta in Berlin g2
Skopas 112, 113, 113'; skopasische Köpfe,ünd die
Rundreis am Constantinsbogen 154 '
--/.rjT.iai als Personifikationen I23, 124
Smilis von Aegina, Bildhauer J39
Solare Gottheit auf phrygischen Monumenten So
Solidus, mit Stempel eines Triens geprägt 35
Sonnengott vom Grabmal Antiochos' I. von
Kommagene 47
Sosias und Kephisodoros, Grabstein des — , M.,
Berlin 113 " ■ .
Sparta, Tempel' der Artemis Orthia 95» (96);
archaische Jünglingsstten, Br., aus — 28
Speicher; unterirdischer, im Heiligtum von Eleüsis
132
Spiegel, aus dem Heraion von Argos 5, 6; init
Weihinscbrlft der Aristeia, ebendaher 5; aus
Adshigol bei Cherson 6; aus den Tempeln auf dem
Kotilon 5; aus Olbia 6; aus dem Gouvernement
Poltawa 6; aus Stawropol 5. Ionischer Br.Sp.,
Leipzig, Antikensammlung der Universität I ff. ;
korinthische, mit Griffrelief J, 8. — griff aus Arka-
dien, Sammlung Scheurlecr 5, aus Olbia 6, mit
der Tötung Ägisths, ebendaher 8. — stützen J /.
Spiralmuster ägyptischer Decken 103; auf kretisch-
mykenischen Stoffmustern 103';' aus Orchomenos
1051
Stadtgöttin, Büste einer — im Giebel, auf Grab-
rel. aus Kertsch 164
Statianus, T. Caesemius — 157
Statuen, Erwerbungen der Berliner Skulpturen-
sammlung 8gff.\ Stan -mit Kranz und Binde in
Madrid, Prado, und in Rom, Pal. Colonria 1197
Statuetten, Erwerbungen der Berliner Skulpturen-
Arcliäologischer Anzeigrer'igig.
Sammlung pj/f. ; archaische weibliche Stte aus
Chalkedon, M., in Berlin 95
• Stawropol, Spiegel aus 5
Steinimitätionen, Fußbodenmuster in Mykenai
97, 102
Stele des Alxenor, und Verwandtes III f.; mit
Weihung an Angdistis und Attis, Berlin log; mit
Weihung an Zeus Olbios, ebenda HO; — eines
Jünglings im Vatikan II3; — aus Karystos, Berlin
(Nr. J36) 112, 113. Phrygische — n, in Türform,
mit Darstellung von Geräten des täglichen Lebens
84. Vgl. Grabstele.
Stempel, gleicher, für verschiedene Figuren auf
verschiedenen homer. Bechern verwendet 66; —
eines Triens, zur Prägung eines Solidus' benutzt 35
Stephanus Byz., v. liavccjf/iOE; 73
Stiefel, hohe, von Jünglingen getragen, auf Holz-
tafelbild 12
Stier, bronzener, des Areopags, auf der Akropolis
27, 28; — opfer auf Weihrelief in Berlin HO
Stirnbinde 115 ff. .
Stirnziegel, halbrund abgeschlossen 160
Strabon (IX 396), über die Tempel auf der Akro-
polis 25 f.
Strahlenkranz, als Symbol der göttlichen oder
königlichen Macht, auf vorderasiatischen Dar-
stellungen 43; auf Broijzekiinge aus Karthago 45
Stratford de Redcliffe, Lord '/l
Straton I., König von Sidon 118
Stratonikos, pergamenischer Künstler J27
Strongylion 1265
Stuckrelief, bemaltes, aus Pseira 98, 99, lOi, 104'
Stückungstechnik an Stan 126
Stütze, hohe, bei Statuen des 4. Jh. und später
122, 122^
Süditalien, Bärenjagd Hadrians in — 148 f.
Sunion, Athenatempel in 26
Symbole der Gottheiten statt der Gottheiten selbst
auf phrygischen Grabsteinen dargestellt 79
Symposion, Stirnbinde beim — 115
Tablett: Georges-Smith — , keilschriftliches, mit
der Beschreibung des Babelturms 41, 42, 43, 46,
47 f-. 49> 52*-- 57 f-, 60
Tacht i Suleiman, Ruinen eines Terrassenberges 50
Tatvio (Siegerbinde) 115; Weihung einer hölzernen
Tänie durch den Geizigen bei Theophrast 116
Talo incessens des Polyklet 136
Tarent, Kalksteinreliefs aus — (Orestes und Elektra,
Oedipus und Antigene), in Berlin lo^ ff.
Technitinnen, dionysische, in Sidon 118
Telephosfries, und Hadrianstondi am Constan-
7 .
175
Register.
176
tinsbogen 169 ff.; — und Fries des Nervaforums
1704
Telesterion in Eleusis: vorpersisches (peisistrati-
sches) 130 /., 133, I34\ kimonisches 131, 132, 134,
135; des Iktinos 130, 131, 132, 133, 134, J35;
in römischer Zeit 132 /., IJ5 /. ; auf einer römischen
Theatermarke dargestellt IJJ'; Reste eines Königs-
palastes (?) unter dem — 135
Teil el-Amarna, Echnaton und seine Familie,
Rel. aus — 20
Tempel. Alter Athena— auf der Akropolis i fl.,
— der Pandrosos, ebendort 5 f., 14, 35 ff.; — im
Palast von Mykenai 95; — der Venus und Roma,
in Rom, Vorhalle 166; — der Athena in Sunion
26; — von Thermos 95» (96); — in Tiryns 95*.
Entstehung und Herkunft des griechischen — s
95'. Sternen— des ApoUonios von Tyana 50
Tempera, Malerei in — 'technik auf Holztafelbildern
aus Ägypten 10
Teppich, gemalter, aus Mykenai 102; — weberei,
kretisch-mykenische 102
Terrakotten. Statuetten; Eros, auf Kithara ge-
stützt, aus Myrina 127, 138; Fischer, sitzender,
Karikatur, Berlin, Antiquarium p2; Orthia, aus
Sparta 2; Xoanon der Hera, aus Samos 13g.
Naiskos, mit dem Bild einer Gottheit zwischen den
geöffneten Türflügeln, Karlsruhe 16}
Terra sigillata, Scherbe aus Britannien, mit
Priester 49
Textilornamentik, kretisch-mykenische 98, 100,
103 ff.
i)dXa33a 'Epty%7iii 17, 34
Thamyris mit Stimbinde, Vsb. 115
Theatermarke, römische, mit Darstellung des
eleusinischen Telesterions 133^ —
Theben, Beziehungen zu Kreta (Knossos) 99'
Themis, Marmorsta des Chairestratos aus Rhamnus,
Athen, Nat. Mus. (Nr. 231) 113; Deutung des
Frauenkopfes vom Südabhang der Akropolis auf —
113; — auf Vsbn. 113, 122
Thermos Tempel von — 95» (96); Antefixe von —
5; Kurvenbau in — 95s (96)
ft^OEiov, Kranz aus der Blume — 138
Theseion, Fugenteilung am Geison des — 36
Theseus, den Felsen hebend, Rel. in Villa Albani
(E.— A. 1126) 1704; als Sieger über den Minotaurus,
Federzeichnung in einem Codex von 1467 118 ff.
Thespiae, Weihepigramm Hadrians aus — 146
Tholos von Epidauros: Schalen auf den Metopen
dekorativ verwendet 160
Thrasybul 50
Thrasyllos, Choregisches Monument des — , Athen
143
Thron des Lugalbanda (Gilgameschepos) 56; des
Salomo 50, 56; Sassaniden— , geschildert bei
Mirkhond 50; Orientation nach Osten bei — en 56;
Zikkurate als Götter— e 40. 1) — «, Bostoner 1223,
Ludovisischcr 2
Thronende Göttin, M.Sta in Berlin go
ÖUft^Xrj (Opferplatz) bei Tempeln 7
0ü(jLTj und Kfai::a'Xr,, Vsb. 116
I Thymiaterion 116, ii65, auf Bronzemedaillon
aus Smyma J9
Tibull I, 3,. 28: 22
Timotheos Basis des — und Konon, auf der Akro-
polis 30
Tiryns, Fußböden in — 88, 89 f., 90', 91, 91';
Megaron von — , mit dem mykenischen verglichen
91, 91', mit den kretischen Palästen verglichen 92;
Tempel 95'
Tischthymiaterien ii65
Tondi mit Kinderbüsten, am Grabbau auf dem
Haterierrelief 163. Vgl. Rundrelief.
Torso aus Keos (E.— A. 893), der Eirene des Kephi-
sodot verwandt $2
Totenmahlreliefs, Thymiaterien auf — Ii65
Totenmaske, bei einem römischen Porträt ver-
wendet loi
Tragaltärchen: Elfenbein-Diptychen und Tri-
ptychen, als — verwendet 24
Trajan, angeblich auf Rundrei, am Constantins-
bogen dargestellt 1552
Trauernde Frauen, im Rankenwerk einer Stelen-
palmette JJ5; — Dienerinnen, Grabstan in Berlin
122, 115
Treppe. Freitreppe am Babelturm 53 f., 62;
Wendeltreppen und -rampen an Zikkuratepigonen
52. 53
Triens, Stempel eines — , zur Prägung eines Solidus
benutzt J5
Triptychon, zwei Holztafelbilder von einem —
aus Ägypten, Berlin 9 ff. Vgl. Diptychen.
Triumphbogen des Titus 170; — von Benevent
170; — des Constantin, in Rom 144 ff.
Troja 56, 57, 93» (96)
Trophäen auf Goldmedaillons von Abukir 162
Tsangli, Gebäude in, mit Querwandansätzen 95'
(96)
Türen an heidnischen und christlichen Klapptafel-
bildem ig
Turm von Babylon 40ff. : Beschreibung bei Diodor
59, bei Herodot 42, 44, 45, 47, 49 ff., 61 f., 63,
auf einem Keilschrift-Tablett 41, 42, 43, 46, 47 f.,
177
Register.
178
49, 52 f., 57 f., 60, biblischer Bericht über die
Katastrophe 62, Ausbau durch Nebukadnezar 45,
50, 64, Wiederherstellungsprojekt Alexanders d.Gr.
45, 59, spätere Wiederherstellung nach dem Ver-
fall 57, Gesamterscheinung 43 ff., Aufgangsanlage
51 ff., »Beigrab« 46, 54, 59, 61, Freitreppe 53 f.,
62, Wendelrampe 54, Prozessionsaufstiege 54, 61 f.,
Technisches 45, 46, 47, 60 f., Gipfeltempel 49 ff.,
nach Herodot 49, 50, 61, nach Diodor 59, 62,
Oricntation nach Osten 48, 56, Lage des Sechs-
tempelkomplexes 57 ff., überdachter Tempelhof
60 f., 64
Typenübertragung auf homerischen Bechern
66, 71
Tyr.annenmördergruppe als Schildzeichen auf
panathenäischen Preisamphoren 81, 82, 85 ff. *
Überstempelung auf homerischem Becher 75
Unterweltrelief in München (Ant. Dkm. III
Taf. 35) 107
Vasen. Mykenische Scherben unter dem Heka-
tompedon in Athen 4. Krater aus Falerii (F. R. 20)
iig'i. V. aus Kakovatos, mit Spiralmuster (.\M.
1909 Taf. 17) 1032. Attische Vn. des überreifen
Stils, Kränze auf — 119. ApuUsche Vn, zum Stil
der Berliner Kalksteinreliets aus Tarent verglichen
J07 /■ Chalkidische Amphoren, Knospenketten
auf — 136. Frühattische Vn, Datierung 3. Korin-
thische Vn, Wanderung nach dem Osten 8. Pan-
athenäische Preisamphoren y/ff. Palaststilvasen
104'. Spätmykenische Vn 92'. »Repliken« von
Vasenbildern 1344. Aristophanesschale in Berlin
1194, 129. Brygosschale (F. R. 50) 119'i. Epiktet-
schale (F. R. 73) 1264. Amphora des Eucharides-
Meisters in London 1196. Amphora im Louvre,
dem Phintias nahestehend (F. R. 1 12) 1 19*. Krater
des Smikros, Brüssel 1264. Schale mit Auait xaW;
Louvre (G 135) 1264. Darstellungen: Spätattischer
Krater mit weißer Malerei in München, mit
Aphrodite im Mantel (F.R. 100) 122'. Weiße
Deckelschale in Boston, mit Apollon und Muse
131. Rf. Schale in Corneto mit schlafender Ariadne,
He mes und Theseus 128, 132, 136, 138. Pehke
der Übergangszeit aus Gela, mit Ariadne, Theseus
und Aithra 116. Rf. Hydria in Beriin (Nr. 2179,
nicht 2197 !) mit Ariadne 132. Ariadnekrater aus
Kamarina, in Syrakus 132, 136. Unteritalische
Vase in Boston, mit Ariadne 1284. Etruskischer
Krater aus Filacciano (Mon. Inst. X, 51), mit der
von Dionysos aufgefundenen schlafenden Ariadne
135. Sf. Hydria (Gerhard A.V. 242, i), mit dem
Kultbild der Athena 31. Pyxisdeckel mit bakchi-
schem Kopf in ReHef, hellenistisch, München iiS.
Hieronscherben von der Akropolis, mit Dionysos
als Säughng mit Efeukranz und Rebzweig 1374.
Unteritalische (?) Vase mit Dionysos, auf dem
Schöße der Ariadne (?) sitzend 134. Streng-
schöner Glockenkrater aus Gela, mit Dionysos,
Ariadne und zwei Papposüenen 1 16. Unteritalischer
Krater in Petersburg, mit Dionysos und Ariadne
auf Maultier 116. Gigantenamphora des Louvre
1194. Schale schönen Stils in London, mit Götter-
symposionii5'», 131. Skyphos im Louvre (G 156),
mit Komosdarstellung 11 59. Linosschale (F. R. 103)
1264. Rf. Amphora, Paris, Bibl. Nat., mit Mänade
mit Stirnbinde (F. R. 77) Ii65. Rf. Stamnos in
München, mit Nike, den choregischen Dreifuß
schmückend 116. Parisurteil-Krater in Petersburg
119?. Hydria mit aufgesetzten Golddetails, Hildes-
heim, mit Paris vor Helena, schwebendem Eros,
Götter- und Menschenversammlung 83. Desgl.,
ebenda, mit Perserreiter von Eros geführt, ein
Mädchen verfolgend 83. Phaonkrater in Palermo
119. Sapphokrater in München 115'. Rf. Skyphos
in Corneto (Phot. Moscioni 10586), mit Satyr als
Bürger 134'. »Oxybaphon« Czartoryski, mit
Satyrn als Bürger, und Priesterin 134'. Satyr-
spielvase in Neapel 133-, 134. Spätkorinthische
Lekythos in Berlin (Arch. Anz. 1893, 83 Nr. 10),
mit Silen 5. Talosvase 1194. Rf. Amphora in
London, mit Terpsichore 116. Rf. Hydria in
Oxford, mit Thamyris 115'. Theseusschale der
Euphronioswerkstatt (F.R. 5) 136. Rf. Krater
in Bologna, mit Theseus auf dem Meeresgrunde 136.
Rf. Weinkännchen schönen Stils in Boston, mit
Q'jiirj und Kpc(irä),r, 116
Venus von Arles 137; — Genetrix, V^erkleinerung
nach der sog. — , Stte in Berlin 94. Vgl. Aphrodite.
»Venusringe« 114
Verklammerung und Verdübelung am Unterbau
des Maussoleura von Halikarnass y^, 75'
»viae« am Babelturm 55 .
Victoria, auf Mze J5. Einschenkende Victorien,
in Rankenwerk, Rel. in Berlin II7; Victorien und
Trophäen, auf Goldmedaillons von Abukir 162
Viergespann, auf Rel. in Berlin J05, auf pan-
athenäischer Amphora 81, — , darüber Nike, auf
Mze 33
Virgil, Beschreibung der TürreUefs des Apollo-
tempels von Cumae 123
Vitruvius, de archit. II, 8, 9: IQ; IV, 8, 4: 26
Vorzeichnung, auf kretisch-mykenischen Male-
reien 99
i7fi»
Rc^sler.
iSö
Votjvtriptychon: Klapptafelbild, — und Flügel-
altar 9 //. ; — im griechisch-römischen Ägypten 22
Wagen aus der Umgebung von Salonik 126^; auf
Rel. in Berlin loy, auf panathenäischer Amphora
81
Wagenlenker von Delphi 115
Waldener, Christoph, Ritter 7J3
Wanddekoration, Fragmente von, aus dem
Megaron von Mykenai 88, aus dem Hof desselben
Megarons io6
Wandgemälde: im Dionysostempel zu Athen
(Paus. I, 20, 3) 128; im Erechtheion 33; Rund-
bilder auf — n IV. Stils 163; antikes — in einem
Codex von 1467: I18 ff.; — aus Herculaneum:
Theseus als Sieger über den Minotaurus IIQ,
J20/;; pompeianische Repliken desselben Bildes
120, 121 \ aus Pompeji: Dionysos und Ariadne (aus
Casa del Citarista) 143; Ariadne, von Dionysos
belauscht 135; sitzender Dionysos, mit auf den
Kopf gelegtem Arrn (Herrmann, Dkm. ant. Malerei
Taf. 51) 127'; Ikaros J24, J27; »Klapptaf elbild « :
Stilleben (aus Casa delle Vestali) rp"; — aus Villa
Item 1194, 134' am Schluß.
Wappen in Halikamass 61 fj.
Warka, Wuswas-Zikkurat-Rillne in 47, 60
Weihgeschenk, attalisches g^
Weihinschrift eines Priesters des Zeus Bronton
und der Hekate, aus Rom (CIL VI 733) 80
Weihrauchopfer 40
Weihrelief an Angdistis und Attis, M., Berlin log;
hellenistisches — mit sitzendem Apollon, Athen
1271; — aus Gallipoli (im oberen Relief feld stehen-
der Gott mit Szepter und Schale und Adoranten-
paar, im unteren Stieropfer), dunkler M., Berlin
HO, aus Tralles, badendes Weib, unter einem Baum
ein? Pansherme, M., Berlin log. Erwerbungen
der Berliner Skulpturensammlung 104 ff.
Wellenmuster, auf Fußboden in Mykenai 97, 102
Wendeltreppen und -rampen an Zikkuratepigonen
52, 53; — rampe am Babelturm 54
Westmacottscher Athlet J36
Wettläufer, auf panathenäischer Amphbi^a 82
Wimpern, gemalte, an Skulpturen 141
Winckelmann, über eUrythmische Abweichungen
von der (S'i<i\j.%xiilfi 139
Wissenschaft, Krieg gegen die deutsche — 53ft-
Worsleyscher Kameo 130, 135, 137, 138, 142, 143
Wuswas-Zikkurat-Ruine in Warkä 47, 60
Xenokles, Opaion des — am Telesterion von
Eleusis 130, 132, 133^, 135
Xenophon, Hellen. I, 6, l : 20; Symposion 9 (panto-
mimisches Ballett: Ariadne und Dionysos) 134,
135. 143 ■
Xoanon der Hera von Samos 13g
Zecher, mit auf den Kopf gelegtem Arm, auf Vsbn.
126
Zeus Bronton 77 ff.: auf Brüsseler Rel. 79, 84,
auf phrygischen Grabstelen dargestellt 79, in Kult-
gemeinschaft mit Hekate Soteira 80, mit Hekate
und Apollon 80'; BüJte auf Kalksteinaltar 81;
Kopf aus Nordphrygien im Berliner Kaiser-
Friedrich-Museum 83fl. ; — Polieus, Heilig-
tum und Altar des, auf der Akropolis 8, 30.
Zeus, Hekate und Apollon, Trias in Phrygien 80*
Zickzackmuster auf ägyptischen Decken 103, in
Knossos 98', auf Fußboden in Mykenai 89, 90,
97, 98, 106 (?), auf Fußboden in Tiryns 98
Zikkurate 40; Wortbedeutung 44 f.; Zikkurat von
Assur 40, 45; des Salomo in der Totenstadt von
Babylon 43'; von Borsippa 55; in Nimrud 45, 46;
von Nippur 40; Wuswas-Zikkurat-Ruine in Warka
47. 60
Zirkel, nicht verwendet beim Kreismuster eines
Fußbodens in Mykenai 101
Zodiakos, auf Mos. 27
Zweige, auf den Rundreliefs mit Apollon- und
Artemisopfer am Constantinsbogen 170
Zweigespann, Gemäldefragment mit Joch und
Bauchgurt, aus Knossos 98^; — , von Nike gelenkt,
auf Mze 33
IL INSCHRIFTENREGISTER.
Die Spaltenzahlen des Archäolosrischen Anzeigfers sind kursiv gedruckt.
Inschrift Gudeas 62, amtliche —en von der Akropolis | Bechern 65, 66, 68, 71 — 74, 76, 77, Künstler-
zu Athen 15 ff., Inventarverzeichnisse des Alten Inschrift, lateinische punktierte, auf Bronzesieb
Tempels auf der Akropolis 17 f., Baurechnung des aus Pompeji 2g
Erechtheions (.\rx A.E. 27) 19, Inschriften klein- Griechische Inschriften aus: Athen 7 ff. (Hekatom-
asiatischer l.i-'iT.v. 86, Inschr. auf homerischen ; pedon-Inschr.), 15 ff., 33 (Arx A. E. 22), 19 (ebenda
i8i
Register. .
182
27), 20 (ebenda 30 und 31), 33 (ebenda 28), 2i
(CIA IV I, l), 116, Attika II4, Gallipoli III,
Kyrenaika {1)81, 82 vgl. 84 (Panathen. Amphoren),
Piraeus log, Thespiae (IG VII 1828) 146, Tralles
110
Lateinische Inschriften aus: Apte (Gallien), ver-
schollen (CIL XII 1122) 146, Pompeji 2g, Rom
(CIL VI 733) 80. — Dessau, ILS. 1068, 1069:
157 f.; Prosop. I 266 Nr. 148: 158'
a) Griechische Inschriften.
(A)rA.MK.MNiiN (auf homer. Becher) 73, CA)rA
(u£[xv(uv) (desgl.) 68, CATa)ME.MNfiN KATO.M-
NTÜIlTüNA.XI.UH EKIIAHPOTN 1 KHI THN
.MA.XHN (töv aipatov) (desgl.) 71, vgl. 68 f.,
eANATOS ArA.ME.VI(vo)NOi; (desgl.) 73
(■/axi Tov roiTjTjjv) 'A(Yiav) (auf homer. Becher) 72
TüNA®HNE(DIINA®AQN, TüNA0HNEOHNA(»)-
AÜN (auf 1 anathen. Amphoren) 81, 82
Afa;, V. d. M^SToip (auf homer. Becher) 73
rai?]o{ AfXto« 'AtO.io; tepE'i; (auf Weihrelief) III
AINE.^S (auf homer. Becher) 65
Mr/'Skvi (auf Theatermarke) JJ3'
'Axxat (auf Odysseelandschaft vom Esquilin) J25
AXxiij.ayoi xaXd; (auf Vase) 134'
AAKMEQN (auf homer. Becher) 73
Av^äilTEt xai 'AxTtot Itj^ioö^a ÜTtsp T(üv ;:a(o(uv -/atä
Ttp'jJTayfjia (auf Weihrelief) lOg
ANT(0rNOH (auf homer. Becher) 76
ANT(0OXOi; (auf homer. Becher) 74
APEEIOX (auf homer. Becher) 74
'AxiXto; (auf Weihrel.) III
".Axxi?! (auf Weihrel.) log
A.XA(t)ÜN (auf homer. Becher) 72
AXIAAETi: (auf homer. Becher) 65, CAxiX)AETi;
(desgl.) 68, A.K = A(X)IA (desgl.) 654, TON
AXIAAH (desgl.) 71, vgl. 68 f.
ßu)|jL<ä; : xo zp6[; so ptefäX]» ß[o](iö (Hekatompedon-
Inschrift) 7
Atjpiap/io (auf Grabstele) 114
M] 'OXßt'u.) (auf Weihrel.) Ill
EKllAHFOTN (auf homer. Becher) 71, vgl. 68 f.
äv9'jjjLoüfAai X7)v (Wahlspruch auf Wappen in Hali-
karnass) 6g
eü/_«piax^jpiov (auf Weihrel.) Ill
HExaxo',a7r[E5]ov (Hekatompedon-Inschrift) 7
Hllli^C ('Hvfoxo?, "Hvi/os ?) (auf homer. Becher) 73
8ANAT0S ArAMEM(vo)NO>; (auf homer. Becher)
73
UpE'J; (auf Weihrel.) III
TÖ; l6[pop]YÖvTo; (Hekatompedon-Inschrift) 7
EK THS M1KPA2 lAlAAUS (auf homer. Becher)
71, (£x xT,? 'lXi)AA02 (desgl.) 71
Cloxa)i:TH (auf homer. Becher) 76
Achäologischer Anzeiger 1919.
'iTtiratTo; (auf Mze) 34 -
KAssAN(6pa) (auf homer. Becher) 74
KATOMNIiSI (auf homer. Becher) 71, vgl. 68 f.
Ivxö; xö K[sxpojtt'o'j] (Hekatompedon-Inschrift) 7
KTj<pi3(J6(upoc (auf Grabrel.) 114
KAT'I'AI.MHITPA (auf homer. Becher) 74
K]o'jpo; ■/pu30);do[; [ xJEiji'ai itoXXoij | [7t]o9EiM(${ (auf
Grabrelief) J16
Kpi^vT) (auf Odysseelandschaft vom Esquilin) J25
KATA [lOlHTHN AE2:XHN | EK IWl M1KP.\2
IAIAA02 (auf homer. Becher) 71
(A'j)KA((uv) (auf homer. Becher) 68
EIJl THN MAXHN (aufhomer.Becher)7i, vgl.68 f.
Mev^Stjpios (auf Mze) 34
MHSTQP AIANTOi; (auf homer. Becher) 73
[to m]e(5 (Hekatompedon-Inschrift) 7
No(jia£ (auf Odysseelandschaft vom Esquilin) J25
EK TQN (N(5)ITQN AXA(i)QN (auf homer. Becher)
72
(Ni)M(DA2YriA2: BEI | . . . 'KATONIPON (auf Weih-
rel.) HO
xa oixEuaxa [xi ^v xSt Hexax]ofi:ti6ot (Hekatompe-
don-Inschrift) 7
"OXßtot (Zeu;) (auf Weihinschrift) ili
OM<DAAH (auf homer. Becher) 77
xax' ovipov (auf Weihinschr.) HO
•jjtEp xiiv T:a(8u)v (auf Weihrel.) log
Tta'Xi 8a ^<ü (Motto auf Rhodos) 6g^
Ilausavt //// (auf Mze) 34
niOÖ (auf den Paris-Helena-Reliefs) 121
tc]o9eiv(!; (auf Grabrelief) 116
KATA [lOlHTHN (auf homer. Becher) 71
no3]EIA[<üv (auf homer. Becher) 653
xaxä TrpdsxaYiJia (auf Weihrel.) log
nrÜAFOPHi: (auf Mze) 34
5:KA.Vl[av] i APOi; (auf homer. Becher) 66
Xiooi'a; (auf Grabrelief) II4
[x6{] xajii'at (Hekatompedon-Inschrift) 7
Tt[At>8^« (auf Weihrelief) log
•pEpExpctXT); VEtüxepo« (auf Mze) 34
XAAKlAEöN (auf Mze) 35
Xpuso3(!!o{ auf Grabrelief 116
8
183
Register.
184
b) Lateinische Inschriften.
Adventui Aug. Africae (Alexandriae, Italiae etc.)
(Mzen) i683
Artioni 32
T. Caesernius Macedo Quinctianus und T. Caesernius
Statianus 157; deren Vater T. Caesernius Macedo
158»
comes eiusdem (sc. divi Hadriani) in Oriente 157,
,co[mes imp.] per orientem 157
[curator] viae Appiae 157
Deae Artioni 32
PERTVDIT . POMPEIS . FELICIO (auf Bronze-
sieb punktiert) 29
p[rae{ectus alimentorum] 157
[praetor candidatus] inter cives et peregrinos 157
procurator Augusti in Mauretania Caesarensis :58'
quaestor divi Hadriani 157, [quaestor] -candidatus
157
XVvir stlitibus iudicandis 157
sodalis Augustalis 157
tribunus plebis, nüssus in dilectum iuniorum a divo
Hadriano in regioncm Transpadanam 157, tribunus
plebis candida[tus] 157
t[riumvir au]ro argen[to aere flando feriundo] 157
Virtuti Augusti (auf Mze) 145
BIBLIOGRAPHIE
ZUM
JAHRBUCH DES DEUTSCHEN
ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS
1918/19
BERLIN UND LEIPZIG
VEREINIGUNG. WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER
WAI/fER DE GRUYTER & CO.
VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J. GU'ITENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG
GEORG REIMER - KARL J. TROBNER - VEIT & COMP.
1920
Druck der Vereinigung wissenschuftlicher Verleger Walter de Gruyter ci Co* Berlin W. lo
BIBLIOGRAPHIE FÜR DIE JAHRE 1918 UND 1919.
ABGESCHLOSSEN i. NOVEMBER 19 19.
Abkürzungsverzeichnis der Zeitschriften
I. Allgemeines 7
A. Bibliographien 7
B. Geschichte der Archäologie ; Biographien ;
Nekrologe 7
C. Jahresberichte; Berichte über Versamm-
lungen und Kurse ; Archäologie und
Schule; Auktionen 9
II. Örtliche Übersicht io
A. Archäologische Ortskunde 10
1. Allgemeines 10
2. Orient und Ägypten 10
3. Griechenland, Kleinasien, Balkan... 18
4. Italien 27
5. Nordafrika 30
6. Iberische Halbinsel 30
7. Rußland 31
B. Museen, Sammlungen, Ausstellungen .. 31
111. Sachliche Übersicht 36
A. Allgemeines 36
B. Architektur 41
INHALT').
Spalte
c.
E.
F.
G.
Spalte
1 . Allgemeines 41
2. Orient und Ägypten 42
3. Griechische und Römische 42
Plastik 44
1 . Orient und Ägypten 44
2. Griechische und Römische 45
Malerei, Vasenmalerei, Mosaiken 48
1. Allgemeines u. prähistor. Malerei .. 48
2. Orient und Ägypten 48
3. Griechische und Römische 48
Kleinkunst 49
1 . Metall 49
2. Glas und Steine. Glyptik. Elfenbein 50
3. Ton 50
Numismatik und Metrologie 51
Epigraphik 53
1. Allgemeines 53
2. Orientalische und außergriechische . 53
3. Griechische 53
4. Römische und Italische 55
Religion und Kultus 56
Öffentliches und privates Leben 63
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS DER ZEITSCHRIFTEN.
Aarba. Oldkynd, = Aarbager for NordbkOldkyndig-
hed og Historie.
Abh. bayr. Ak. = Abhandlungen der bayerischen
Akademie der Wissenschaften, philosophisch-
historische Klasse.
Abh. Ges. Gott. = Abhandlungen der Gesellschaft
der Wissenschaften zu Gött?ngen, philologisch-
historische Klasse.
Abh. Heid. Ak. = Abhandlungen der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften, philosophisch-
historische Klasse.
Abh. preuß. Ak. = Abhandlungen der preußischen
Akademie, philosophisch-historische Klasse.
Abh. Sachs. Ges. = Abhandlungen der sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig,
philologisch-historische Klasse. '
Acta Un. Land. = Acta Universitatis Lundensis
Lunds Universitets Arsskrift.
Allgem. Ztg. = Allgemeine Zeitung München.
Alte Cr. = Der alte Orient. Gemeinverständliche
Darstellungen hrsg. von der Vorderasiatischen
Gesellschaft.
Atntl. Ber. = Amtliche Berichte aus den preußischen
Kunstsammlungen. Monatlich erscheinendes Bei-
blatt zum Jahrbuch der Preußischen Kunst-
sammlungen.
Annu. Ecole prat. haut. ^t. = Annuaire de l'fcole
pratique des hautes ^tudes.
AnS. Ak. Wien = Anzeiger der Kais. Akademie der
Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse.
Wien.
Anz. Schweiz. Alt. = Anzeiger für Schweizerische
Altertumskunde. Indicateur d'antiquit^s suisses.
Arch. Anthr. = Archiv für Anthropologie.
') Rezensionen sind kursiv gedruckt; die jedesmal vor der Rezension angeführte Schrift ist, wenn
sie in der Bibliographie zum ersten Male erscheint, gerade gedruckt, wenn sie (in abgekürztem Zitat)
aus einer Bibliographie der Vorjahre wiederholt ist, kursiv.
Archäolog-. Bibliographie. I
AbkUraungsverzcichnis der Zeitschriften.
Arch. Anz. = Archäologischer Anzeiger. Beiblatt
zum Jahrbuch des Deutschen Archäologischen
Instituts.
Arch. Gesch. Med. = Archiv für Geschichte der
Medizin.
Arch. Rel. = Archiv für Religionswissenschaft.
Asien = Asien, Organ der Deutsch-Asiatischen Ge-
sellschaft.
Athen. Mitt. = Mitteilungen des Deutschen Archäo-
logischen Instituts. Athenische Abteilung.
B.
Bayr. Blatt. Gynin. = Bayerische Blätter für das
Gyranasial-Schulwesen.
Beih. Ztschr. alttest. Wiss. = Beiheft zur Zeitschrift
für alttestamentliche Wissenschaft.
Ber. röm.-germ. Kom. = Bericht der römisch-
germanischen Kommissiop.
Ber. Sachs. Ges. = Bericht über die Verhandlungen
der sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
zu Leipzig, philologisch-historische Klasse.
Berl. ph. Woch. = Berliner philologische Wochen-
schrift.
Bonn. Jahrbb. = Bonner Jahrbücher. Jahrbücher
des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinland.
Braunschw. Magazin = Braunschweigisches Magazin.
Wolfenbüttel.
Class. Quart. = The Classical Quarterly.
D.
Danske Videnska. Selsk. Skrifter = Det Kgl. Danske
Videnskabcrnes Selskabs Skrifter. Historisk og
filosofisk Afdeling.
Denkschr. Ak. W'ien = Denkschriften der Akademie
der Wissenschaften in Wien, philosophisch-
historische Klasse.
Deu. I.tztg. = Deutsche Literaturzeitung.
Deu. Rev. = Deutsche Revue. Eine Monatsschrift,
hrsg. v. Rieh. Fleischer.
Frankf. Münzztg. = Frankfurter Münzzeitung.
Frankf. zeitgcm. Brosch. = Frankfurter zeitgemäße
Broschüren.
G.
Germa. = Germania. Korrespondenzblatt der
römisch-germanischen Kommission.
Globe = Globe. Journal göographique.
Glotta = Glotta. Zeitschrift für griechische und
lateinische Sprache.
Gott. gel. Anz. = Göttingische gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht der Kgl. Gesellschaft der
Wissenschaften.
H.
Harv. Stud. = Harvard Studies in clas?ical philology. .
Hermes = Hermes. Zeitschrift für klassische Philo-
logie.
Bist. ßl. Medd. = Det Kgl. Danske Videnskabemes
Selskab. Historisk filblogiske Meddelelser,
Bist, Jahrb, = Bistorisches Jahrbuch der Gönes-
Gesellscbaft.
Hist. Monatsblätt. Pos. = Historische Monatsblätter
für die Provinz Posen.
Hist.-pol. Blatt. = Historisch-politische Blätter für
das katholische Deutschland.
Hum. Gymn. = Das Humanistische Gymnasium.
Organ des Gymnasialvereins.
I.
111. Ztg. = Illustrierte Zeitung.
Internat. Monatsschr. = Internationale Monats-
schrift für Wissenschaft, Kunst und Technik.
Islam = Der Islam. Zeitschrift für Geschichte und
Kultur des islamischen Orients.
J.
Jaarb. Ak. Amst. = Jaarboek van der Koninkl.
Akademie van Wetenschappen Gevestigt te Am-
sterdam.
Jahrb. Altertumsk. = Jahrbuch für Altertums-
kunde (Zentralkommission für Erforschung und
Erhaltung der Kunst- und historischen Denk-
male). Wien.
Jahrb. arch. Inst. = Jahrbuch des Deutschen Ar-
chäologischen Instituts.
Jahresb. Fort. kl. AU = Jahresbericht über die
Fortschritte des klassischen Altertums.
Jahresb. Industrie-Ges. = Jahresbericht der In-
dustrie-Gesellschaft zu Mühlhausen.
Jahresb. Schles. Ges. = Jahresbericht der Schlesi-
schen Gesellschaft für vaterländische Kultur.
Jahresh. ö. Inst. = Jahreshefte des Österreichischen
Archäologischen Instituts.
Jour. Brit. arch. Ass. = Journal of the British Ar-
chaeological Association.
Jour. Eg. Arch. = Journal of Egyptian Archaeology.
Jour. Sav. = Journal des Savants.
K.
Klio = Klio. Beiträge zur alten Geschichte.
Korrbl. Ges. Anthr. = Korrespondenzblatt der Ge-
sellschaft für Anthropologie, Ethnologie und
Urgeschichte.
Korrbl. Ges. Ver. = Korrespondenzblatt des Ge-
samtvereins der Deutschen Geschichts- und
A Itertums vereine.
Korrbl. Schul. Württ. = Korrespondenzblatt für die
Schulen Württembergs.
Kunst u. Kü. = Kunst und Künstler.
Kunstchr. = Kunstchronik.
L.
Listy filol. = Listy filologick^. V Praze.
Lit. Ztbl. = Literarisches Zentralblatt.
Logos = Logos. Internationale Zeitschrift für Philo-
sophie der Kultur.
M.
Mainz. Ztschr. = Mainzer Zeitschrift. Zeitschrift
des römisch-germanischen Centralmuseums und
des Vereins zur Erforschung der rheinischen Ge-
schichte und Altertümer.
Äbklirzungsverzeichnis der Zeitschriften,
Mannus = Mannus. Zeitschrift für Vorgeschichte.
M^m. Ac. Inscr. = Mimoires de l'Inslitut national
de France: Acad^mie des Inscriptions et Belles-
lettres.
M tt. Geo. Ges. Wien = Mitteilungen der Geographi-
schen Gesellschaft in Wien.
Mitt. Or Ges. = Mitteilungen der Deutschen Orient-
Gesellschaft.
Mitt. Ver. Freunde = Mitteilungen des Vereins der
Freunde des humanistischen Gymnasiums. Wien
und Leipzig.
Mitt. Ver. Gesch. Osnabrück = Mitteilungen des
Vereins für die Geschichte von Osnabrück.
Mitt. Vorderas. Ges. = Mitteilungen der Vorder-
asiatischen Gesellschaft.
Mnem. = Mnemosyne. Bibliotheca philologica Ba-
tava. Lugduni-Batavorum.
Mon. ant. = Monumenti antichi pubblicati per cura
della R. Accademia dei Lincei. .
Monatsh. Kunstw. = Monatshefte für Kunstwissen-
schaft.
Museum = Museum, Maandblad voor philologie en
geschiedenis.
N. .
Nachr. Ges. Göttingen = Nachrichten der Gesell-
schaft der Wissenschaften zu Göttingen, philo-
logisch-historische Klasse.
Nass. Ann. = Annalen des Vereins für nassauische
Altertumskunde und Geschichtsforschung.
Nass. Heimatblatt. = Nassauische Heimatblätter. Mit-
teilungen des Vereins für Nassauische Altertums-
kunde und Geschichtsforschung.
N. Arch. Sachs. Gesch. = Neues Archiv für sächsische
Geschichte.
N. Jahrbb. kl. Alt. = Neue Jahrbücher für das
klassische Altertum, Geschichte und deutsche
Literatur und für Pädagogik.
N. Orient = Der neue Orient.
Nom. = Nomisma. Untersuchungen auf dem
Gebiet der antiken Münzkunde.
Nova Acta = Nova Acta Academiae Caesareae
Lcopoldino-Carolinae Germanicae naturae Curio-
sonim. Halle.
Num. Ztschr. = Numismatische Zeitschrift.
O.
Or. ehr. = Oriens christianus.
Or. Ltztg. = Orientalistische t^iteraturzeitung.
Pfalz. Mus. = Pfälzisches Museum. Kaiserslautem.
Phil. = Philologus. Zeitschrift für das klassische
Altertum.
Präh. Ztschr. = Prähistorische. Zeitschrift.
Preuß. Jahrbb. = Preußische Jahrbücher.
R.
Rep. Kunstw. =Reperton um für Kunstwissenschaft.
Rev. arch. = Revue archeologique.
Rev. bist. = Revue historique.
Rhein. Mus. = Rheinisches Museum für Philologie.
Riv. d'Italia = Rivista d'Italia. Roma.
Rom. Mitt. = Mitteilungen des Deutschen Archäo-
logischen Instituts. Römische Abteilung.
S.
Sitzb. Ak. Wien = Sitzungsberichte der Akademie
der Wissenschaften zu Wien, philologisch-histori-
sche Klasse.
Sitzb. bayr. Ak. = Sitzungsberichte der bayerischen
Akademie der Wissenschaften, philologisch-histo-
rische Klasse.
Sitzb. Heid. Ak. = Sitzungsberichte der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften, philologisch-histo-
rische Klasse.
Sitzb. preuß. Ak.= Sitzungsberichte der preußischen
Akademie der Wissenschaften.
Skrifter Videnskaps. Christiania = Skrifter utgit av
Videnskapsselskapet i Kristiania.
Sokr. = Sbkrates.
Stud. Gesch. Kult. Alt. = Studien zur Geschichte
und Kultur des Altertums.
Svensk human. Tidskr. = Svenska humanistiska
Tidskrift.
Theol. Ltbl. = Theologisches Literaturblatt.
Theol. Ltztg. =: Theologische Literaturzeitung.
Verh. Ak. Amsterdam = Verhandelingen der
koninkl. Akademie van Wetenschappen te Am-
sterdam. Afdeeling Letterkunde.
Verh. hist. Ver. Oberptalz = Verhandlungen des
Historischen Vereins der Oberpfalz.
Versl. .■\k. -Amsterdam = Verslagen en Mededeslin-
gen der koninkl. Akademie van Wetenschappen
te Amsterdam. Afdeeling Letterkunde.
W.
Wasmuths Monatsh. Bauk. = Wasmuths Monats-
hefte für Baukunst.
Wien. präh. Ztschr. = Wiener prähistorische Zeit-
schrift.
Wien. Stud. = Wiener Studien. Zeitschrift für
klassische Philologie.
Wien. Zeitschr. Kunde Morgenl. = Wiener Zeit-
schrift für die Kunde des Morgenlandes.
Woch. kl. Phil. = Wochenschrift für klassische
Philologie.
Ymer = Ymer. Tidskrift utg. af Svenska Sällskapet
för Antropologi och Geografi.
Ztschr. äg. Spr. = Zeitschrift für ägyptische Sprache
und Altertumskunde
Ztschr. Ästh. = Zeitschrift für Ästhetik.
Ztschr. alttestam. Wiss. = Zeitschrift für alttesta-
mentliche Wissenschaft.
Ztschr. bild. Kunst = Zeitschrift für bildende
Kunst.
Ztschr Ethnol. = Zeitschrift für Ethnologie,
Bibliographie 1918/19 (I A, B).
Ztschr. hisl. Waff.- = Zeitschrift für historische Ztschr. ö. Gymn. = Zeitschrift für österreichische
Waflenkunde. Gymnasien.
Ztschr. Kirchengesch. = Zeitschrift für Kirchen- ' Ztschr. Pal.-Ver. = Zeitschrift des Deutschen Palä-
geschichte. stina-Vereins.
Ztschr. Morg. GeB. = Zeitschrift der Deutschen Ztschr. vergl. Sprach, = Zeitschrift für vergleichende
Morgenländischen Gesellschaft. Sprachforschung.
Ztschr. Num. = Zeitschrift für Numismatik.
I. ALLGEMEINES.
A. BIBLIOGRAPHIEN.
Altertumsberichte. Or. Ltztg. 1918 u.
1919.
Bibliographie zum Jahrbuch des kaiser-
lich deutschen Archäologischen Instituts.
1916/17. Jahrb. Arch. Inst. 1918, Beilage.
Internationale Bibliographie der Kunst-
wiss. Jg. 1915/16. Berlin, B.Behr, 191 8.
285 S. 8».
Religionsgeschichtliche Bibliographie. Im
Anschluß an das Archiv für Religions-
wissenschaft hrsg. von C. Giemen. Jg. 3/4.
1916/17. Leipzig, B. G. Teubner, 1919.
(M. 4.)
B. GESCHICHTE DER ARCHÄOLOGIE; BIO-
GRAPHIEN; NEKROLOGE.
Braßloff (St.), Eugen Bor mann f. Ztschr. ö.
Gymn. 69, S. 248 — 256.
Frankfurter (S.), Eugen Bormann. Mitt.
Geogr. Ges. Wien. 60, S. 409 — 413.
Grünwald (E.), Zu Eugen Bormanns Ge-
dächtnis (1842 — 1917). Hum. Gymn.
191 8, S. 24.
Kubitschek (W.), Eugen Bormann. Ak.
Wien. Almanach 1917, S. 454 — 466.
(i Portr.)
Pottier (E.), Maxime Collignon. Jour. sav.
1917, s. 523—524-
Schmid (W.), Otto Crusius zum Gedächt-
nis. Korrbl Schul. Württ. 25, S. 186—192.
Rehm (A.), Otto Crusius f- Phü- 75.
S. 245 — 246.
Aus Ferdinand Dümmlers Leben. Rez. : Berl.
ph. Woch. igi8, 40 (B. A. Müller); Li!.
Ztbl. igig, I (H. Ostern), Deu. Ltztg. igi8,
44/45 (G. Lehnert).
Thomsen (P.), Professor Dr. theol. et phil.
Hermann Guthe. Zum 10. Mai 1919.
Ztcchr. Pal. Ver. 42, S. 1 17— 131.
Karl Hadaczek f- jahresh. ö. Inst., 18.
Beibl.
Menghin (O.), Moritz Hoernes f. Arch.
Anthr. 44, H. 1/4.
Körte (A.), Gustav Körte. Jahresb. Fort.
kl. .^It. 177. Bd., S. 99—130.
Pohlenz (M.), Gustav Körte. Nachr.
Ges. Göttingen. Geschäftl. Mitt. 1918,
S. 74—86.
— , Worte am Sarge von Gustav Körte.
Gesprochen am 20. August 1917 von A.
Bertholet, R. v. Hippel, R. Reitzenstein
u. K. Müller. Göttingen, Dietrich, 1917.
23 S. 8°.
Tietze (H.),- Karl Graf Lanckoroi'iski.
Kunstchr. 30, 5/6.
Junker (H.), Gaston Camille Maspero.
Ak. Wien. Almanach 1917, S. 476 — 481.
Hoffmann (E.), Theodor Mommsen. Eine
Ansprache. Sokr. 6, S. 145 — 150.
Wilcken (U.), Mommsen; s. IC: Archäol.
Gesellschaft.
Robert Münzel zum Gedächtnis von Fritz
Burg, Albert Köster, Karl Meinhof, B. A.
Müller, Karl Rathjen, A. Warburg. Ham-
burg, C. Boysen, 1918. 38 S. (i Portr.)
(5 M.)
Focillon (H.), Giovanni Battista Piranesi,
1720 — 1778. Paris, Renouard, 1918.
XXIV, 324 S. 4».
Körte (A.), Max Leberecht Strack.
Jahresb. Fort. kl. Alt. 181 Bd., S. I— 16.
Göller (E.), Prälat Anton de Waalf. Eine
Lebensskizze. Caritas 22. (i Portr.)
Massarette (J.), Prälat Anton de Waal
und der Campo Santo der Deutschen in
Rom. Frankf. zeitgem. Brosch. 36,
9/10, S. 1—59.
Winckelmann (J. J'.), Eine Gabe zur
Wiederkehr seines Geburtstages. I. Ikono-
graphie Winckelmanns. Von H. Thiersch.
2. Briefe Winckelmanns an Bianconi nebst
einigen anderen bisher nicht gedruckten.
Von E. Jacobs. München, C. H. Beck in
Komm., 1919.
Beringer (J. A.), Winckelmann und
goethe. Zu Winckelmanns 150. Todestage,
niversum 1918, 34, 35. (3 Abb.)
Ermisch (H.), Winckelmann und Sach-
sen. N. Arch. Sachs. Gesch. 39, S. 52 — 83.
Koepp (Fr.), Winckelmann und wir.
Hum. Gymn. 1918, S. 114— 127. (i Portr.)
Noack (F.), Winckelmann; s. IC: Ar-
chäol. Ges.
Thiersch (H.), Winckelmann und seine
Bibliographie 1918/19 (I B, C; II A i, 2).
10
Bildnisse. Vortrag (Freiburger Wissen-
schaftliche Gesellschaft H. 5). München,
C. H. Beck, 1918. IV, 59 S. 8« (5 Abb.)
(3,50 M.) Rez. : Preuß. Jahrbb. 173, S. 395
(R. West) ; Sokr. 7, S. 111-113 (F. Koepp) ■
Woch. kl. Phil. 1919, 23/24 (H. L. Urlichs) ■
N. Jahrbb. kl. Alt. 22, 230—231; Lit.
Ztbl. igig, 34 (H. Ostern).
Zimmermann (M. G.), Winckelmann, der
Klassizismus und die märkische Kunst.
Zum 200. Geburtstage Winckelmanns.
Leipzig. Breitkopf & Härtel, T918. 29 S.
6 gez. Taf. 8«. (i M.)
Hermann Winnefeld. Karl Hähnle f.
Arch. Anz. 1917, Sp. 53—54-
Hermann Winnefeld f- Museumskunde
14, 2/3.
C. JAHRESBERICHTE; BERICHTE ÜBER VER-
SAMMLUNGEN UND KURSE; ARCHÄOLOGIE
UND SCHULE; AUKTIONEN.
Akademie der Wissenschaften, Ber-
lin. Stipendium der Eduard-Gerhard-
Stiftung. Sitzber. preuß. Ak. 1918, S. 707
—708; 1919 S. 573.
Jahresberichte über die akademischen Unter-
nehmungen und Jahresberichte der Stif-
tungen. Sitzber. preuß. Ak. 1919, S. 52 — 85.
Deutsches Arch. Institut. Jahresbe-
richt des kaiserlich deutschen Archäologi-
schen Instituts für das Jahr 191 7 u. 1918.
Arch. Anz. 1918 u. 1919, Anh.
Institutsnachrichten. Arch. Anz. 1917, Sp.
172; 1918, Sp. 100 u. 147 — 148. Zu den
Institutsschriften. Arch. Anz. 1918,
Sp. 148.
Studien aus dem Deutschen evangeli-
schen Institut für Altertumswis-
senschaft in Jerusalem. 30 : Die
drei »mystischen« Christushöhlen der Ge-
burt, der Jüngerweihe und des Grabes,
von K. Schmal tz. 31: Die Grabes-
• kirche in Jerusalem von K. Schmaltz.
32: Ein Grabstein aus Beerseba von
A. Alt. Ztschr. Paläst. -Ver. 42, S. 132—188.
Archäologische Gesellschaft zu Berlin.
Sitzung vom 6. Nov., 8. Dez. 1917. (Darin:
F. Noack, Die thronende Göttin der kgl.
Museen; F. Noack, Winckelmann; II
Wilcken, Mommsen.) Arch. Anz. 1917,
Sp. 118 — 171. (10 Abb.) Sitzung vom
5. Febr., 2. Juli, 29. Okt., 9. Dez. 1918;
Arch. Anz. 1918, Sp. 72 — 100, 144 — 147.
(4 Abb.)
Koepp (Fr.), Bericht über die Tätigkeit der
Römiscla-Germanischen Kommis-
sion i. J. 1917. Ber. röm.-germ. Kom, 10,
S. 1—6.
IX. Bericht der Römisch-Germanischen Kom-
mission igi6. Rez. : Berl. ph. Woch. 1918,
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REGISTER.
Autor einer Rezension. ** ;
I. AUTOREN.
Autor einer rezensierten Schrift. Die eingeklammerten Zahlen deuten an, wie oft
der Name auf derselben Seite erscheint.
Aberg (N.) 36, 64
Abt (A.) 57*
Achelis (H.) 36
Atjami (F.) 17
Allen (Th. G.) 56
Alt (A.) 9, 14, 53
Amelung (W.) 33, 49
Anthes (E.) 10*, 33*, 35*, 36, 38*,
42, 55
Armini (H.) 55
Arndt (P.) 47
Aßmann (E.) ig, 64
Babelon (E.) 34, 49
Babut (E. Ch.) 56
Bacher (W.) 20
Bacherler (M.) 27
Bahrfeld (M. v.) 51
Bang (M.) 28, 54, 55, 55*, 65*
Bannier (W.) 21 (3), 54 (4)
Bassermann-Jordan (E. v.) 32, 50
Baudissin (W.) 16*, 17*
Bauer (A.) 54*
Bauer (H.) 17, 65
Bauer (K.) 13
Baumstark (A.) 15, 15**, 22, 25*,
28*, 48 (2)
Beazley (J. D.) 32, 49
Becker (E.) 15*, 26*, 53* (2)
Bees (N. A.) 26, 42, 54
Behn (Fr.) 41 (2), 42 (2)
Behrens (G.) 31
Beloch (K. J.) 28, 56
Benz 56
Beringer (J. A.) 8
Bernhart (M.) 51, 56
Besnier (M.) 30, 37*
Bethe (E.) 36
Bezold (C.) 56
Bickel (E.) 28, 56
Bieber (M.) 21, 22, 24, 45, 49*, 64
Biefikowski (P.) 45 (2)
Bijvanck (A. W.) 21*
Birt (Th.) 28**, 36 (2),"65
Bischoff (C. F.) 18*
Bissing (Fr. W. v.) 11, 13
Blackman (A. M.) 16, 42
Blinkenberg (Ch.) 25, 36, 45, 48
(2), 50 (2), 51 (2), 56
Bloch (G.) 28
Blümlein (C.) 36
Blümner (H.) 28*, 63*, 67
Blumenthal (Fr.) 63
Boak (A. E. R.) 67
Bodensteiner (E.) 65*
Bodewig (R.) 43
Boehm (Fr.) 10, 28, 56
Boehme (Fr.) 60*
Boesch (P.) 18*
Boeser (P. A. A.) 34
Boethius (A.) 21, 23
Boissevain (U. Ph. ) 28
BoU (Fr.) 56 (2), 57, 57**
Bonnefon (P.) 21
Bonnet (H.) 11, 64, 64**
Borchardt (L.) 11, 17, 44
Borries (B. de) 57
Bosch-Gimpera (P.) 30, 50
Brandenburg (E.) 16, 17*, 25, 26,
42, 43*. 57
Brandt (P.) 36
Braßloff (St.) 7
Breuil (H.) 31, 48
Bruhn (E:) 65.
Bucherer (F.) 66*
Buchheit (H.) 31
Budge (E. A. W.) 34, 44
Buisson (E. W.) 19
Buka (R.) 15
Bulle (H.) 18, 45
Burckhardt (J.) 22 (2), 28 (2),
37, 57 (2)
Burg (F.) 8
Burger (Fr.) 37
Burghauser (W.) 37
Busche (K.) 62*
Cagnat (R.) 30, 37, 37*, 42, 55**
Calza (G.) 28, 42
Capelle (P.) 57
Capitan 37*
Carolidis (P.) 20
Cart (W.) 45, 55
Cartailhac (E.) 31*
Cartier (A.) 55
Caspari (W.) 16*
Cauer (Fr.) 18*, 28*
Celis (G.) 29
Chapot (V.) 19*, 32*, 33, 37, 38,
45- 57
Christian (V.) 13, 42
Cichorius (C.) 27
Classen (K.) 37
Giemen (C.) 7, 17, 57
Cohn-Wiener (E.) 37**
Cohn (A.) 38
Collignon (M.) 21, 35*
Colnago (A.) 23
Constans (L. A.) 28, 43*
Conway (R. S.) 23
Cordier (H.) 30
Cramer (Fr.) 55, 57
Croiset (A.) 38
Cuntz (0.) 55 (2)
Cuq (E.) 29, 30, 42, 55
Curtius (L.) 45
Dalmann 16*
Danielsson (0. A.) 25, 53
Dean (L. R.) 64
Debrunner (A.) 18
Deimel (A.) 64
Deißmann (A.) 24, 57
Demel (H. v.) 44*
Dempsey (T.) 23
Deonna (W.) 37, 45 (6)
Dessau (H.) 55**
Deubner (L.) 57
DibeHus (M.) 57**
Diculescu (C.) 20
Diehl (Ch.) 37
Diehl (E.) 53
Diels (H.) 57, 64, 67**
Diez (E.) 40*
Dittenberger (W.) 54**
Djemal Pascha 10
Doehlemann (K.) 42*
Doering (0.) 44
3*
71
Register.
72
Dörpfeld (W.) 25, 37, 53*, 65*
Dombart (Th.) 13, 42
Dragendorff (H.) 25, 37
Draheim 66*
Drerup (E.) 22*, 58*
Dressel (H.) 32
Drexel (F.) 42, 44*, 53*
Dürr (E.) 37
Duhn (Fr. v.) 19, 28, 34, 47
Dyroff (A.) 65
Ebeling (E.) 13, 57
Eberhard (E.) 40*, 58*
Ebersolt (J.) 24
Ebhardt (B.) 44
Egger (R.) 45, 62*
Eicken (H.) 41
Eitrem (S.) 57 (2), 57** (2)
Epstein (H.) 11, 57
Erman (A.) 11, 57
Ermisch (H.) 8
Evans (A.) 19, 37
Fabricius (E.) 43
Fechheiraer (H.) 11, 44
Fehrle (E.) 57*, 60*, 62*, 68*
Feist (S.) 56
Fiebiger (0.) 53
Fiechter (E. R.) 17*, 20, 42, 45,
65**
Figulla (H. H.) 22, 22**
Filow (B. D.) 20, 26, 45, 51
Fischel (0.) 37
Fischer (0.) 57
Fischer (W.) 64**
Focillon (H.) 8
Förster (R.) 57
Forbes (R.) 29
Förmig^ (J.) 42
Forrer (R.) 43
Fowler (W. W.) 29
Frankfurter (S.) 7
Franz (J.) 58
Frazer (J. G.) 18, 58
Frickenhaus (A.) 65**
Fries (C.) 59*
Fritze (H. v.) 25 (2), 51 (2)
Fück (G.) 45
Gaheis (A.) 27, 55* 56
Gardiner (A. H.) 17, 58*
Gardner (P.) 51
Gardthausen (V.) 67
Garis Dävies (N. de) 17
Gautier (E.) 18
Geffcken (J.) 37, 45, 58, 66
Geller (S.) 13
Geizer (M.) 12*, 28*
Georgen (0.) 64
Gercke (A.) 37
Gernentz (W.) 29
Gerth (G.) 64
Ginzel (F. K.) 56*
Girgensohn (K.) 58
Glück (H.) 17**, 20, 24, 40, 44
Gnirs (A.) 27 (2), 28, 43 (2), 45
Goebel (M.) 18
Göller (E.) 8
Göz (W.) 21, 67
Gohlke (W.) 35*
GotteriU (H. B.) 27
Graefe (F.) 64
Greßmann (H.) 58 (2)
Groag (E.) 29, 55*, 58
Groh (V.) 24
Gropp (G. F.) 39*
Grünwald (E.) 7
Gruppe (0.) 58
Gsell (St.) 30
Günter (H.) 58
Güntert (H.) 58
Gummerus (H.) 29, 49
Gunkel (H.) 17
Gustavs (A.) 16*
Guthe (H.) 14, 16
Haas (H.) 58
Haeberlin 51 (2)
Häusler (H.) 15
Hagen (J.) 50
Hald 26
Hall (H. R.) 34**
Hamburg (L.) 50**
Hanslick (E.) 10, 41
Härder (Fr.) 29, 39*, 61*
Harrison (J.) 58
Hartmann (A.) 58**
Hartmann (J. J.) 58
Hartmann (L. M.) 29, 41 (2)
Hartmann (R.) 11*, 17
Hatzfeld (J.) 38
Haug 45
Hauser (F.) 67, 67*
Hausrath (A.) 61*
Haussoullier (B.) 23, 34, 54 (2)
Heberdev (R.) 21, 24, 45
Hedin (S.) 10, 15 (2)
Heiberg (I. L.) 22, 58
Heiler (F.) 58 (2)
Hekler (A.) 28, 32, 45, 46
Helm (K.) 57*
Herbig (G.) 20*, 46, 59
Herdi (E.) 63
Herkenrat (R.) 66**
Hermann (Ed.) 65
Herr (A.) 18*
Herrmann (J.) 17*, 61*, 65
Herrmann (P.) 25*, 29*, 32, 33,
37*. 45 (2), 48
Hertlein (F.) 51
Herzfeld (E.) 10
Herzog (R.) 51
Hiller v. Gaertringen (F.) 16*,
17*, 18*, 20, 21, 22, 25 (2),
26 (2), 35*, 38, 45 (2), 54 (8),
S9 (2)
Hoeber (Fr.) 38
Hoech (G. Th.) 43
Hoernes (M.) 24 (2), 38 (3), 49 (2)
Hoffmann (E.) 8
Hommel (E.) 48
Homstein (S.) 66*
Hosius (C.) 29*
Howald (E.) 38
Hrozn^ (Fr.) 19**, 22
Huber (M.) 11
Hülsen (Chr.) 29, 29*, 32 (2), 43,
46 (2), 50, 53*
Imendörffer (B.) 15*
Imhoof-Blumer (F.) 52, 59
Jacobs (E.) 8
Jäckel (Fr.) 38»
Jard^ (A.) 38
Jensen (P.) 19*
Jeremias (A.) 59
Jeremias (Chr.) 13, 59
Jerphanion (J. de) 24, 48
Johansen (K. F.) 26, 49
Johl (C. H.) 68**
Jollcs (A.) 38
Jong (K. H. E. de) 59
Jouguet (P.) 38
Jüthner (J.) 18, 63, 68
Junker (H.) 8, 14 (2)
Kadlec (K.) 20
Kahrstedt (U.) 25, 26, 27, 63
Kaiinka (E.) 61*
Kapp (E.) 66
Kappus 57* 60*
Karge (P.) 16**
Karo (G.) 20
Kaufmann (CM.) 13, 15, 48, 53**
Kazarow (G.) 26, 26**
Kazarow (J.) 20
Kehrer (H.) 47
Keil (J.) 24 (3), 46, 52, 59
Keller (0.) 63*
Kern (H.) 59
Kern (0.) 18, 24, 59 (2)
Kibaltchitch (T. W.) 31, 50
Kiesling (H. v.) 14
Kirchner (J.) 22, 54
Kirsch (J. P.) 29
Kjellberg (L.) 46
Klauber (E. G.) 10, 41
Klebs (L.) 44**
Klee (Th.) 18, 63
Klein (W.) 46 (2), 49
Klopfer (Fr.) 38
Kluge (Th.) 21*
Knight (A. E.) 11, 59
Knoke 51
Knorr (R.) 51
Köchling (J.) 68**
Koepp (Fr.) 8, 9, 9*, 10*, 33*,
38 (3). 39*, 46 (2), 52*
Körber (K.) 34, 56 (2)
Körte (A.) 7, 8, 22*, 24, 5 ■
Kürte (G.) 33**
Köster (A.) 8, 38*. 64
Kohl 0.) 56, 59
Kohlrausch (R.) 27
Kohn (E.) 10, 41
Koldewey (R.) 14 (2), 42 (2)
Kostrzewski (I.) 38
Kranz (W.) 22, 66, 66*
Kretschmer (P.) 59 (2), 63
Kristensen (W. B.) u, 44, 59
Kromayer (J.) 29, 41
73
Register.
74
Krüger (E.) 33, 36, 59
Kubitschck (W.) 7, 10, 20 (2), 25,
36, 52 (6), 53*, 54
Kundt (K.) 24
Kunst (K.) 54
Kurfeß (H.) 59, 64
Kurth (J.) 28*
Lacey (R. H.) 68
Lafaye (G.) 23, 59
Lamer (H.) 33*, 38, 42*, 51*, 68
Landersdorfer (S.) 59
Läng (M.) 27, 64
Lantier (R.) 31, 31* (2)
Larfeld (W.) 18*, 21*
Larsen (S.) 59
Lattes (E.) 27
Langer (Fr.) 59**
Laura (B.) 31, 32, 52
Leeuw (G. van der) 11, 59
Leger (L.) 26, 27
Legge (Fr.) 59
Lehmann (E.) 60
Lehmann (F. R.) 62*
Lehmann (H.) 39
Lehmann (K.) 64*
Lehmann-Haupt (C. F.) 11, 14,
22, 24, 26, 49, 52, 54
Lehner (H.) 33 (2), 33**, 36*, 38*,
43. 46 (2). 56
Lehnert (G.) 7*
Lejay (P.) 21, 66*
Lenschau (Th.) 18, 66*
Leroux (G.) 38
Leuken (E.) 11 **
Lichtenberg (R. Frhr. v.) 19
Lietzmann (H.) 29**
Lindl (E.) 14, 60
Lindsten (C.) 56
Lippold (G.) 46
, Lissitzian (C.) 20
Littig (Fr.) 46
Loeschcke (S.) 51
Loewenthal (J.) 63
Löwy (E.) 46**
Lohmann (P.) 14
Lommatzsch (E.) 55
Lully (G.) 68
Lundström (0.) 29
Lundström (V.) 43
Luschan (F. v.) 68
Maas (M.) 10, 27
Maas (P.) 60
Maaß (E.) 47 *
Mace (A. C.) 15
Mader (A. E.) 15
Malten (L.) 60
Malza'cher (K.) 60
Marosi (A.) 35
Marquet de Vasselot (J. J.) 35
Marstrander (C. J. J.) 19
Massarette (J.) f, 2g
Maurras (Ch.) 21
Mayer (Cl.) 60**
M^autis (G.) 14
Meinhof (K.) 8
Meißner (Br.) 11, 14, ig, 45*
Menadier (J.) 32
Menge (P.) 66*
Menghin (0.) 7
Mentz (A.) 20*
Meringer (R.) 43**
Merle (H.) 22**
Meyer (P. M.) 19, 54
Miller (K.) 10**, 52
Mirone (S.) 30, 52
Mischkowski (H.) 60
Moberg (A.) 14, 42
Möller (G.) 11 (2), 13*, 32, 44, 48
Mötefindt (H.) 39, 63
Monceaux (P.) 38*
Mooney (M. W.) 66
Moritz (B.) 17**
Müller (A.) 66**
Müller (B. A.) 7*, 8, 57* 64, 68
Müller (Fr.) 49**
Müller (H. F.)
Münsterberg (R.) 18, 52
Muschmow (N. A.) 20, 52
Mygind (H.) 28 **
Neeb (E.) 34, 46
Nestle (W.) 38* 57* (2)
Neuwirth (J.) 40
Niebuhr (C.) 52
Nilsson (M. P.) 18 (2), 60 (2),
65, 66
Noack (F.) 8, 9 (2), 19*, 29, 46,
66**
Nowotny 39
Nützel (H.) 32
Oberhummer (E.) 10*. 24
Obermaier (H.) 31, 48
Oehlet (J.) 65*
Oehler (R) 35*
Oertel (Fr.)' 1 1 **
Ostern (H.) 7*, 9*, 39*, 51*, 58*,
60*
Osthaus (K. E.) 39
Pagenstecher (R.) 10*, 26* 33,
33*. 35. 40*, 42. 46. 49
Pallat (L.) 43
Pancritius (M.) 38*
Pareti (L.) 26
Pastor (L. v.) 29**
Paterson (A.) 15, 44
Pauly 39
Pelka (O.) 41 *
Pellegrini (A. H.) 27
Pernice (E.) 28
Persson (A. W.) 22, 23, 6ü
Petak (A.) 64
Petersen (E.) 39**
Petrie (W. M. Flinders) 10, 34 (2)
50, 64
P^zard (M.) 14
Pfeiffer (E.) 57 *
Pfeilschifter (G.) 16
Pfuhl (E.) 49
Philippson (R.) 60
Pick (B.) 32, 46
Pierleoni (G.) 27
Pijper (Fr.) 39 .
Piper (R.) 39
Plaumann (G.) 12
Pohlenz (M.) 8 (2)
Pokorny (L) 52
PoUak (A.) 61*
Pomtow (H.) 23, 26, 46, 54 (2)
Ponten (J.) 18
Popp (A. E.) 12, 39
Poppelreuter (J.) 60
Pottier (E.) 7, 31, 51
Poulsen (F.) 23
Praschniker (C.) 32, 49
Prausnitz (G.) 60**
Preisendanz (K.) 57*, 60 (3)
Preisigke (F.) 12 (2), 12**, 43, 52,
54**
Pridik (E. M.) 35, 51
Puchstein (0.) 43
Quilhng (F.) 35 (2) 47 (3), 56, 60
Radermacher (L.) 60 (2)
Rathjen (K.) 8
Reber (B.) 50
Regling (K.) 25, 32, 52
Rehm (A.) 7
Reichhold (K.) 18, 49
Reinach (A.) 38, 47
Reinach (Th.) 38
Reiter (S.) 66
Reitzenstein (R.) 59*, 61, 6i**, 66
Rider (B. C.) 19, 43
Ridgeway (W.) 66**
Riemann (H.) 65
Riese (A.) 53*, 64
Ritter (C.) 61
Ritterling (E.) 36, 43, 61
Robert (C.) 27*, 39, 47, 61, 61**,
66
Robinson (Th.fH.) 19, 61
Rodenwaldt 39
Roeder (G.) 12 (3), 19 (2)
Rohrbach (P.) 21
Roos (A. G.) 56
Röscher (W. H.) 61, 61**
Rosenberg (A.) 28, 29, 68
Roßbach (0.) 36*
Rostowzew (M.) 61
Roussel (P.) 12, 23, 61
Rubens (P. P.) 47
Rubensohn (0.) 19*, 25
Rumpf (A.) 30, 49
Ruppersberg (A.) 28, 47
Ruzicka (F.) 33
Ruzicka (L.) 25, 52
Salaä (A.) 61
Salis (A. V.) 39
Sanctis (G. de) 29
Sarre (F.) 10
Sartiaux (F.) 20, 26
Sauer (B.) 39, 46*, 47
Savini (P.) 30
Schäfer (H.) 12 (3), 17 (2), 44, 48
Schaeffer (E.) 14
Schaffer (F. X.) 26
Scharp (H. J.) 30, 52 (2)
75
Schechter ^.) i6
Schemmel (F.) 30
Schennann (Th.) 6i
Schild (E.) 66
Schmaltz (K.) 9 (2), 15 (2), 15* (2),
42, 61
Schmarsow (A.) 39
Schmid (W.) 7, 6i
Schmidt (H.) 31*
Schmidt (K. Fr. W.) 12
Schmidt (L.) 53
Schmidt (M.) 27
Schmidt (V.)'i2 (2), 48, 61
Schmiedeberg (0.) 61
Schober (A.) 36, 47
Schoch (E.) 12
Schramm (E.) 35, 64 (2), 65 (2)
Schreiber (Th.) 13
Schröder (0.) 19*. 23, 44, 45*, 47,
52, 53*
Schubart (W.) 32, 65
Schuchhardt (C.) 17, 22, 23 (2),
39- 43. 51
Schütte (G.) 10
Schulten (A.) 31, 65
Schultze (M.) 52
Schultze (R.) 43
Schultze (V.) 39
Schulz (A.) 17*
Schulz (W.) 50
Schulze (W.) 40
Schumacher (Fr.) 40
Schumacher (G.) 16
Schumacher (K.) 28, 34 (2), 40,
47 (2), 63
Schuster (M.) 15, 62
Schwartz (E.) 40 (2)
Schwartz (M. A.) 62
Schweitzer (B.) 19, 26*, 40, 49
Schwenn (Fr.) 62**
Schwering (W.) 27
Schwyzer (E.) 19, 20, 27, 40, 55
Scott (I. A.) 62
Seltman (Ch. T.) 25, 53
Semper (H.) 42*
Seure (G.) 34*
Sieglin (E. V.) 13
Sieveking (J.) 30, 47 (3), 47*
Sigg (H.) 66**
Simek (E.) 50
Simmel (G.) 40
Siret (A.) 31**
Sitte (H.) 21, 34, 46*, 47 (2)
Six (J.) 21, 47, 49, 65
Sjövall 62
Smith (E. B.) 50
Soden (H. v.) 16
Sörgel (H.) 42
Solari (A.) 27
Spiegelberg (\V.) 12, 16, 17, 40,
44, 48, 62 (2)
Spieß (K. V.) 62
Register.
Sponsel (J. L.) 33
Sprater 35, 50
Springer (A.) 40
Stäheün (F.) 16, 26*
Stehlin (K.) 43
Stein (A.) 13**, 16*, 56*
Stein (E.) 22, 28
Steinert (R.) 52*
Steinmetz (G.) 43
Steinmetzer (Fr. X.) 14
Steinwenter (A.) 56
Steraplinger (Ed.) 40
Stengel (P.) 62
Stern (E. v.) 22*
Steuding (H.) 62
Stocken (K.) 23, 53
Streck (M.) 10
Streng (G.) 40
Streng (Mrs. A.) 62
Strzygowski (J.) 20, 21 (2), 28,
40 (2), 40**, 42, 43 (3). 44*
Studniczka (Fr.) 47**
Stückelberg (E. A.) 53
Stuhlfauth (G.) 47
Süßkand (A.) 66
Swoboda'(K.) 25, 43, 53, 55. 6'*
Sybel (L. V.) 30, 49 (2), 53*
Sydenham (E. A.) 53
Tallgren (A. M.) 31
Terzaghi (N.) 66**
Theuer (M.) 44
Thiersch (H.) 8 (2)
Thomas (R.) 40
Thomsen (P.) 7, 10*, 11*, u**,
15*, 16 (2), 16*, 16** (2),
17* (2), 47*. 53*. 61*
Thoramanian (Th.) 20
Tietze (H.) 8
Tiktine (W.) 31
Timme (P.) 17
Tittel (K.) 67* (2), 68*
Toutain (J.) 62 (2)
Träger (P.) 22
Troje (L.) 62**
Trüdinger (K.) 10
Tschumi (0.) 50
Tzenoff (G.) 20
iger
53
Unverzagt (W.) 35, 47
Urlichs (H. L.) 9*
Vasquez (F. A.) 31
Verwom (M.) 40
Viedebantt (0.) 33*, 53, 53**
Viereck (P.) 12, 13*
Vik (K.) 49
Vives V Escudero (A.) 31
Völper(R.) 66
Voetter (0.) 53
Voges (Th.) 50
Volhach (W. F.)"!i3,-36, 47, 5° (2)
Vollbach (Fr.) i6, 47, 55
76
VoUgraff (G.) 25, 55
Wageningen (J. van) 68
Wagner (R.) 66* (2)
Wähle (0.) 65
Waldmann (E.) 41
Walter (0.) 22, 24, 48
Walters (H. B.) 34, 50
Walzel (0.) 41
Warburg (A.) 8
Waser (0.) 13, 48, 49, 62
Weber (L.) 55
Weber (0.) 22 (2), 62
Weber (W.) 23, 62
Weckerling (A.) 48
Wecklein (N.) 67*
Wegeleben (Th.) 65**
Wegeli (R.) 53
Weidner (E. F.) 14, 22**, 62
Weindler (F.) 13, 45
Weinreich (O.) 23, 48, 61*, 62,
62**
Weiß (E.) 74, 55 55*
Weiß (J.) n*
Weißbach (F. H.) 33*, 53*
Weniger (L.) 19, 25 (2), 41, 63 (3)
Wensinck (A. J.) 63
Werner (L. G.) 34, 50
Werner (W.) 31, 48
West (R.) 9*
Weymann (K.) 63
Wiedemann (A.) 13 (2), 34*, 42,
63. (2)
Wiedemann (E.) 67
Wiegand (Th.) n, 17, 2;**
Wigand (K.) 48, (3
Wilamowitz-Moellendorff (T. v.)
66
Wilamowitz-Moellendorff (U. v.)
40, 66
Wilcken (U.) 8, 9, 15, 24, 41, 48
Wilhelm (A.) 24
Wilke (G.) 63
Winckelmann (J. J.) 8
Winlock (H. E.) 15
Winnefeld (H.) 9
Winter (F.) 44, 48 (2)
Woelcke (K.) 50
Woermann (K.) 41
Wohlrabs (M.) 38
Wolff (G.) 36*, 41, 44
Wollmann (H.) 51
Wolters (P.) 50
Wolterstorff (G.) 64
WreszinsW (W.) 13*, 18*, 64*
Wulff (0.) 32, 41 (3). 41**, 48
Wyndham (M.) 32
Zelle (H.) 66*
Ziegler (E.) 30
Ziehen (J.) 33*, 41
Zimmermann (M. G.) 9
Zimmern (H.) 14, 63
n
Register.
78
II. ZEITSCHRIFTEN.
Die eingreklammcrten Zahlen deuten an, wie oft die Zeitschrift auf derselben Seite erscheint.
Aarb0ger Nordisk Oldkyndighed og historie 59
Abhandlungen der Bayerischen Akademie der
Wissenschaften 18, 56
Abhandlungen der Preußischen Akademie der
Wissenschaften 12, 23, 64
Abhandlungen der Gießener Hochschulgesellschaft
51
Acta Universitatis Lundensis 14, 18, 22
Almanach der Akademie Wien 7, 8
Annalen des Vereins für Nassauische Altertums-
kunde und Geschichtsforschung 36, 43
Annales de l'Est 23
Anzeigen der Akademie der Wissenschaften in
Wien 14
Anzeiger, Archäologischer, des Deutschen Archäo-
logischen Instituts 9 (6), 19, 21, 26, 33 (3), 35,
41. 49> 50
Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde 37,
43. 45. 50 (2), 53. 55 (2) -
Archiv für Anthropologie 7, 39
Archiv für Geschichte der Medizin :i
Archiv für Religionswissenschaft 7, 13, 24 (2), 26,
37, 56, 58 (2). 61 (2)
Archiv, Neues, für sächsische Geschichte 8
Archivio storico per la Sicilia Orientale 30
Bericht der Römisch-Germanischen Kommission
9, 10, 40, 42
Berichte, Amtliche, aus den Preußischen Kunst-
sammlungen II, 16, 17, 32 (2), 37
Berichte über die Verhandlungen der Sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften 14, 61
Bibliothek, Mannus- 36, 38
Bibliotheque de l'ficole des hautes-^tudes 23
Blätter, Bayerische, für das Gymnasial-Schulwesen
40, 65, 67
Blätter, Historisch-pohtische 44
British School of arch. in Egypt and Egyptian
Research Account 34 (2)
Broschüren, Frankfurter zeitgemäße 8, 29
Caritas 8
Denkschriften der Akademie der Wissenschaften
in Wien 14, 53
Eos 45
ßrtesitö, Archaeologiai 35
, Germania. Korrespondenzblatt der Römisch-
Germanischen Kommission 13, 28, 31, 32, 35,
36, 41, 42 (2), 43, 44, 45, 46 (2), 47 (2), 48, 49,
50. 51- 53. 55 (2). 56, 57- 59 (2)- 63, 64
Globe, Le 12, 18
Glotta 45, 54, 59, 63, 68
Gymnasium, Das humanistische 7, 8, 60, 66(2)
Heilige Land, Das 15
Heimatblätter, Nassauische 36
Hermes 20, 22, 24, 26, 27, 28 (2), 38 (2),-43, 55,
60 (2), 62, 64
Historische Monatsblätter für die Provinz Posen
.52
Historisk filologiske Meddelelser 25, 56, 65
Islam, Der 60
Jaarboek van der Koninkl. Akademie van Weten-
schappen Geveshigt te Amsterdam 28
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen In-
stituts 7, 15, 20, 21, 24, 31, 32, 46, 47, 48
Jahrbuch, Historisches, der Görres-Gesellschaft 56,
63
Jahrbücher, Bonner 33, 38, 42, 43, 44, 46, 50
Jahrbücher für Altertumskunde 55
Jahrbücher, Neue, für das klassische Altertum,
' , Geschichte und deutsche Literatur und für
•^_ ''Pädagogik 9, 18, 22, 23, 25, 28, 29, 36, 38, 40,
:''4i. 47> 57 (2). 5^ (2), 65
Jahrbücher, Preußische 9
Jahresbericht i!er Industrie-Gesellschaft 34
Jahresberichte der Schlesischen Gesellschaft für
vaterländische Kultur 19
Jahresberichte über den Fortschritt der klassi-
schen Altertumswissenschaft 7, 8, 18, 27, 29
Jahreshefte des österreichischen Archäologischen
Instituts 7, 18, 21, 22, 23, 24 (5), 27 (3), 28 (2),
32 (2), 33. 36, 45. 46 (3). 48 (2), 55. 68 1
Journal des Savants 7, 19, 21 (2), 23, 26, 27,
28 (2), 29, 30 (4), 31 (4). 32, 33. 34 (2). 35. 37 (4).
38, 43, 53. 57. 62, 66
Journal of Egyptian Archaeology 58
Journal of the British Archaeological Association
29. 58. 59
Klio II, 14, 17, 18, 19, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 28 (2),
29. 52. 53. 61, 63
Korrespondenzblatt der Deutschen Gesellschaft
für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte
37. 39
Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der
deutschen Gcschichts- und Altertumsvereine
36. 45. 46
Korrespondenzblatt für die Schulen Württem-
bergs 7
Kunde der Balkanhalbinsel, Zur 26
Kunst und Künstler 41
Kunstchronik 8, 10, 17, 26, 27
Kunstgeschichte des Auslandes, Zur 15
Kunstwanderer 17
Land der Bibel, Das 14, 16
Limes, Der ob er germanisch-rätische, des Römer-
reiches 43
Listy filologickd 24
Literaturblatt, Theologisches 16, 17, 53, 58, 65
Literaturzeitung, Deutsche 7, 10 (4), 13 (2),
16 (2), 18, 19, 20, 22 (2), 26, 27, 31, 35, 40, 41,
42, 44. 45. 47. 49. 54. 57 (3). 58, 59. 60, 61,
62, 65, 66, 68
Literaturzeitung, Orientalische 7, 13 (4), 14 (2),
16, 17 (2), i8, 34, 36, 38, 40, 43, 44, 45, 48,
52 (2), 53 (2). 59. 64
Literatur eitung. Theologische 13, 16, 17, 19, 61
Logos 40
Magazin, Braunschweiger 50
Mannus 63 (2)
Meereskunde 64
^y/
79
Register.
80
M^m. pr^sent^s par divers savants ä l'Ac. des
Inscr. et Belles-Lettres 43
M^moires de l'Acad^mie dts Inscriptions et Belles-
Lettres 21
Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft
14. 17
Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft
Wien 7, 10, 24 (2), 40
Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft
13. 14. 51. 58, 62 (2), 68
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen
Instituts
Athenische Abteilung 26
Römische Abteilung 30, 45, 46, 49, 51
Mitteilungen des Vereins der Freunde der huma-
nistischen Gymnasien 64
Mitteilungen des Vereins für Geschichte und
Landeskunde von Osnabrück 51
Mnemosyne 25, 56, 58, 68
Monatshefte, Wasrauths 11
Monatsschrift, Internationale 12, 37
Monumenti antichi 29
Münzzeitung, Frankfurter 25, 31', 51
Museum, Maanblad voar Philologie en Geschiede-
nis 21
Museum, Pfälzer 35
Museum, Rheinisches, für Philologie 19, 25, 27,
28, 39, 64, 65; 67
Museumskunde 9
Nachrichten der Gesellschaft der Wissenschaften
zu Göttingen 8, 61 (2), 65, 66
Natur und Geisteswelt, Aus 16, 28, 66
Nomisma 25 (3), 52
Nova Acta Academiae Caesareae Leopoldino-
Carolinae Germanicae naturae Curiosorum 67
Orient, Der Alte 12, 13, 14
Orient, Der Neue 10, 12
Oriens -christianus 13, 15, 22, 25, 28 (2), 49, 57
Philologische Untersuchungen 66
Philologus 7, 45, 55, 59, 60
Publication de la Soci6t^ frang. de bibliographie
35
Publications de la Mission archiologique en
"Perse 14
Quarterly, The classical 19, 62
Repertorium für Kunstwissenschaft 40, 53
Revue archeologique 4"
Revue, Deutsche 19, 29
Revue historique 56
Rivista d'Italia 27
Schriften der Wissenschaftlichen Gesellschaft in
Straßhur.; 40, 61
Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der
Wissenschaften 24, 47, 67
Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der
Wissenschaften 9 (2), 12, 21, 26, 40, 65
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften 46
Sitzungsberichte der Akademie der Wissen-
schaften in Wien 39, 60, 61
Skrifter utgifna af k. human, vetenskaps-sam-
fundet i Upsala 25
Sokrates 8, 9, 12, 13, 23, 41, 47, 60, 64 (2), 66, -68
Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums
15. 29- 59
Studien, Wiener 15, 27, 29, 56, 58, 60 (2)
Studier fra sprog- og oldtidsforskning 22, 60
Studies, Harward, of classical philology 67
Tidskrift, Finska Fornminnesföreningens 31
Tidskrift, Svensk human. 29, 46, 55
Über Land und Meer 18, 33
Universum, Das 8
Verhandelingen der koninkl. Akademie van
Wetenschappen te Amsterdam 21, 63
Verhandlungen des Historischen Vereins von
Oberpfalz und Regensburg 43
Veröffentlichungen, Wissenschaftliche, derDeut-
schen Orient-Gesellschaft 13, 17, 22
Verslagen en meded. d. k. Akad. van wetensch.
II (3)- 59
Videnskaps selskapets Skrifter Christiania 19
Wissenschaft und Bildung 11, 19
Wochenschrift, Berliner philologische 7, 10 (2),
II (2), 12 (2), 15, 16 (3), 17 (4), 18 (3), 19 (2),
20 (2), 21 (3), 24, 25, 26 (2), 28 (2), 29 (3), 32,
33 (3). 35 (2), 36 (2). 37, 3», 40 (3)- 41. 43. 46,
47 (2), 52- 53 (2), 54. 57 (4). 58. 59. 60 (2), 61 (2),
62 (2), 63, 64, 65, 66 (3), 67 (3), 68
Wochenschrift für klassische Philologie 9, 13, 17,
18 (2), 21, 22, 25 (2), 28, 29, 30, 33 (3). 35. 36.
38 (4). 39 (2), 42. 51. 52, 53 (2), 55 (2). 56. 57 (4.").
58, 59 (2), 60, 61, 62, 63, 65 (2), 66 (4)
Zeitschrift des Deutschen Palästinavereins 7, 9,
14 (2), 15 (2), 16 (2), 17
Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertums-
kunde II (2), 12 (2), 16, 17 (2), 32, 44, 48
Zeitschrift für Ästhetik 38, 39 (2), 40 (2), 66
Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 17,
24. 58
Zeitschrift für bildende Kunst 11 (2), 12, 20, 25
Zeitschrift für die Morgenländische Gesellschaft 11
Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 7,
10, II, 15, 16, 46, 55, 61 (2), 62, 65, 66
Zeitschrift für Ethnologie 16, 23, 25, 26, 63
Zeitschrift für historische WafFenkunde 64
Zeitschrift für Kirchengeschichte 30
Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 52
Zeitschrift, Mainzer 34 (4), 44, 45, 46, 50, 56
Zeitschrift, Numismatische 20 (3), 23, 24, 25, 26,
31, 36, 51 (2), 52 (3).. 53 (2)
Zeitschrift, Prähistorische 20, 23
Zeitschrift, Wiener Prähistorische 38, 50
Zeitschrift, Wiener, für die Kunde des Morgen-
landes 44
Zentralblatt, Literarisches 7, 9, 10, 15, 18, 21,
22, 26, 33, 36 , 39 (2), 41, 42, 51, 53, 55, 56, 57,
58, 59, 60, 65
Zeitung, Allgemeine 38
Zeitung, Illustrierte 14
Zeitung, Jenaische 64
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