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Full text of "Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts"

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Jahrbuch 


DES 


Deutschen 
Archäologischen  Instituts 


Band  xxxiv 
1919 


MIT    DEM   BEIBLATT  ARCHÄOLOGISCHER   ANZEIGER 


BERLIN  UND  LEIPZIG  1919 


VEREINIGUNG  WISSENSCHAFTLICHER  VERLECiER 

WALTER  DE  GRUYTEk  &  CO. 
vormals  G.  J.  Oüschen'sche  Verlagshandlungf  —  J.  Guttentagr,  VerlagshuciilKitullmi.^r  —  Oeorj?  Reimer 

Karl  J.  Trübner  —   Veit  £1  Comp. 

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Inhalt 


Seite 

Bulle   H.,  Ein    Jagddenkmal    des    Kaisers    Hadrian.      Mit    10   Ab- 

.  Bildungen  auf  Beilagen.     ..........  144 

Dörpfeld   W.,         Das  Hekatompedon  in  Athen.    Mit  Tafel   r — 3      ...  1 

Dombart   Th.,        Der  babylonische  Turm.    Mit  Tafel  4  u.  2  Abbildungen  40 

Robert   C. ,               Zwei  homerische  Becher.  Mit  Tafel  5  u.  6  und  i  Abbildung  65 

Rodenwaldt   G.,    Zeus  Bronton.    Mit  7  Abbildungen "]"] 

—           —             Mykenische  Studien.  I.   Mit  3  Tafeln  und  12  Abbildungen  87 
Studniczka  F.,      Der  Frauenkopf   vom  Südabhang    der   Burg    in    Athen. 

Mit  35  Abbildungen 107 


IV 


Inhalt. 


ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER 


Spalte 
Jahresbericht   des   Archäologischen 

Instituts   für  das  Jahr  1918 I 

Eduard  Gerhard-Stiftung 76 

Institutsnachrichten 76 

Preisausschreiben 140 


BehnF.,  Zweipanathenäische 
Preisamphoren  des 
HildesheimerPeli- 
zäus-Museums.  Mit 
3   Abbildungen 77 

FiechterE.,  Zu  den  dorischen 
Kranzgesimsen 
Athens.  Mit  l  Ab- 
bildung       36 

Mayer  M.,  Ein«ntikes  Wandbild 

in  eine m  Codex  von 
1467.  Mit  I  Abbildung   118 

Pagenstecher  R.,  Klapptafelbild,  Vo- 
tivtriptychon  und 
Fl  ügelaltar.  Mit  4 
Abbildungen 9 

Koden  wal  dt  G.,    Galvanoplastische 

Nachbildung 37 

S  tudniczk  a  F.,  Ein  altgriechischer 
Spiegel.  Mit  6  Ab- 
bildungen         I 


Spalte 
Studniczka  F.,  Die  galvanoplasti- 
sche Nachbildung 
des  Kleinreliefs 
mit  Aphrodite  und 
Eros.  Mit  I  Ab- 
bildung      127 

Erwerbungen  der  Sammlungen  Münchens 
1916 — 17.  (Paul  Wolters,  J.  Sieveking, 
Ph.  M.  Halm,  G.  Habich.)  Mit  6  Abbildungen     25 

Erwerbungen  der  Antikensammlungen 
in  Deutschland.  Berlin.  Sammlung  der 
antiken  Skulpturen.  (Bruno  Schröder.) 
Mit  9  Abbildungen 89 

Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin 
1919: 

Februar-Sitzung.     Mit  2  Abbildungen 38 

April-Sitzung 49 

Mai-Sitzung 53 

Juni-Sitzung.     Mit  7  Abbildungen 57 

Außerordentliche  Juni-Sitzung 76 

<  )ktobcr-Siizung 1 30 

November-Sitzung.     Mit  2  Abbildungen  ..  136 

Dezember-Sitzung 1 39 

Fuhrung   durch    die    Sammlung   der   Gips- 
abgüsse    140 

Register 141 


DAS  HEKATOMPEDON  IN  ATHEN. 

Mit  Tafel   i — 3. 

»Der  Streit  über  den  Alten  Athena-Tempel  kann  nicht  als  abgeschlossen 
gelten,«  so  leitet  Fr.  Weilbach  eine  im  XXXII.  Bande  dieser  Zeitschrift  (191 7) 
S.  105  ff.  veröffentlichte  Abhandlung  ein,  in  der  er  eine  neue  Ansicht  über  die  Be- 
deutung und  Geschichte  des  im  Jahre  1885  auf  der  athenischen  Akropolis  ent- 
deckten alten  Tempels,  des  Hekatompedons,  aufstellt.  Weder  ich  soll  recht  haben, 
wenn  ich  in  diesem  Bau  den  ältesten  Tempel  der  Athena  Polias  auf  der  Burg 
erkenne  und  ihn  bis  zum  Ende  des  Altertums  bestehen  lasse,  noch  meine  Gegner, 
wenn  sie  ihn  am  Ende  des  5.  Jahrhunderts  verschwinden  lassen  und  den  »Alten 
Tempel«  der  Inschriften  des  4.  Jahrhunderts  und  den  »Polias-Tempel«  des  Pau- 
sanias  im  Erechtheion  erkennen  wollen.  Er  selbst  glaubt  die  richtige  Losung 
dieses  Problems  endlich  gefunden  zu  haben:  Der  südlich  vom  Erechtheion  auf- 
gedeckte alte  Bau  sei  zwar  das  Hekatompedon  der  vorpersischen  Zeit,  habe  aber 
die  Zerstörung  der  Burg  durch  die  Perser  nicht  überdauert  und  könne  daher  weder 
der  Alte  Athena-Tempel  des  5.  und  4.  Jahrhunderts,  noch  der  Polias-Tempel  des 
Pausanias  sein.  Diese  Tempel  dürfe  man  aber  auch  nicht,  wie  meine  Gegner 
vorschlügen,  im  Erechtheion  oder  in  einem  älteren,  unter  ihm  anzunehmenden 
Bau  erkennen,  sondern  müsse  sie  in  einem  noch  unbekannten  Bau  westlich  vom 
Erechtheion  und  nördlich  vom  Hekatompedon  suchen.  Weilbachs  neue  Lösung 
besteht  also  darin,  daß  er  den  tatsächlicli  vorhandenen  Alten  Tempel,  das  Heka- 
tompedon, am  Anfange  des  5.  Jahrhunderts  verschwinden  läßt  und  dafür-  an  einer 
Stelle  der  Burg,  wo  sich  weder  Spuren  eines  Tempels  erhalten  haben,  noch  über- 
haupt der  freie  Raum  für  einen  so  großen  Bau  vorhanden  ist,  einen  Alten  Tempel 
erfindet! 

Bevor  ich  auf  diesen  kühnen  Vorschlag  und  seine  Begründung  näher  ein- 
gehe, muß  ich  zunächst  im  allgemeinen  dagegen  Verwahrung  einlegen,  daß  Weil- 
bach mehrmals  Ansichten,  die  ich  vor  30  Jahren  über  den  damals  von  mir  ent- 
deckten Tempel  und  seine  Geschichte  ausgesprochen  habe,  noch  jetzt  anführt 
und  bekämpft,  obwohl  sie  von  mir  selbst  längst  aufgegeben  sind.  Er  sollte  nicht 
vergessen,  daß  vor  dem  Jahre  1885  alle  Nachrichten  des  Altertums  über  Tempel 
der  Athena  und  des  Erechtheus  auf  der  Burg  auf  die  beiden  damals  allein  be- 
kannten Tempel,  den  Parthenon  und  das  Erechtheion,  verteilt  werden  mußten, 
und  daß  auf  dieser  falschen  Grundlage  die  Geschichte  und  die  Bedeutung  dieser 

Jahrbuch  des  archäologisctien  Instituts  XXXIV.  1 


Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 


Bauten  festgestellt  worden  ist.  Infolgedessen  durfte  es  damals  als  sicher  gelten, 
daß  das  neue  Erechtheion  im  4.  Jahrhundert  den  Namen  dp^aio?  vstu;  geführt  habe, 
und  das  konnte  nur  durch  die  Annahme  erklärt  werden,  daß  der  neue  Bau  an  die 
Stelle  eines  uralten,  an  demselben  Platze  gelegenen  Athena-Tempels  getreten  sei, 
dessen  Namen  er  beibehalten  habe.  Auch  mußte  damals  alles,  was  uns  Pausanias 
über  den  Doppelbau  des  Erechtheions  und  über  den  Polias-Tempei  berichtet,  not- 
gedrungen allein  im  Erechtheion  gesucht  werden.  Unter  dem  Banne  dieser  Lehre 
stand  ich  natürlich  auch,  als  ich  im  Jahre  1885  die  schon  von  Roß  freigelegten 
Baureste  südlich  vom  Erechtheion  als  vorpersischen  Tempel  der  Athena  erkannte 
und  noch  vor  ihrer  weiteren  Ausgrabung  meinen  ersten  kurzen  Aufsatz  über  diesen 
Bau  schrieb  (Ath.  Mitt.  X  1885,  275).  Auch  als  ich  nach  erfolgter  Ausgrabung 
weitere  Aufsätze  über  den  Tempel  in  den  Jahrgängen  1886 — 1890  derselben 
Zeitschrift  veröffentlichte,  konnte  ich  mich  erst  allmählich  von  der  alten  vorge- 
faßten Meinung  über  das  Erechtheion  freimachen.  Daß  ich  dabei  nicht  sofort 
in  allen  Punkten  das  Richtige  traf  und  erst  allmählich  der  Wahrheit  näher  kam, 
ist  begreiflich  und  verdient  keinen  Tadel.  Jedenfalls  sollte  jetzt  nur  meine  zu- 
letzt ausgesprochene  Ansicht  bekämpft  werden.  Weilbach  wendet  sich  aber  in 
mehreren  Punkten  gegen  meine  früheren,  längst  aufgegebenen  Theorien,  ohne 
meine  letzte  Äußerung  überhaupt  anzuführen.  So  bespricht  er  nur  meine  früheren 
Ansichten  über  das  Fortbestehen  des  Hekatompedons  nach  den  Perserkriegen  und 
gibt  meine  Meinung  über  die  Beschreibung  des  Tempels  durch  Pausanias  ganz 
unrichtig  wieder:  S.  106  sagt  er,  daß  ich  früher  (Ath.  Mitt.  XII  1887,  52 — 55)  die  Ver- 
mutung ausgesprochen  hätte,  die  Beschreibung  des  Hekatompedons  habe  in  einer 
größeren  Lücke  bei  Pausanias  I,  24,  3  gestanden,  und  fährt  dann  fort :  »In  den 
späteren  Abhandlungen  scheint  Dörpfeld  jedoch  auf  diese  Hypothese  wenig  Ge- 
wicht zu  legen«.  Tatsächlich  habe  ich  aber  jene  vor  30  Jahren  ausgesprochene 
Vermutung  längst  zurückgenommen  und  vertrete  seit  20  Jahren  die  Ansicht,  daß 
Pausanias  an  der  angeführten  Stelle  das  Hekatompedon  nur  kurz  als  Ergane- 
Tempel  erwähne  und  beim  Vorübergehen  nur  einige  neben  dem  Tempel  stehende 
Altäre  und  Hermen  nenne.  Die  Beschreibung  des  Tempelinnern  verschiebt  Pau- 
sanias, wie  ich  mehrmals  dargelegt  habe,  bis  nach  seinem  Besuche  des  Parthenons, 
um  das  im  Hekatompedon  befindliche  uralte  Bild  der  Göttin  und  ihre  alten  Weihe- 
gaben später  zugleich  mit  ihrem  Kultmale,  dem  Ölbaume,  schildern  zu  können 
(Ath.  Mitt.  XXII   1897,   176;  XXVIII  1903,  468;  XXXVI  191 1,  47). 

Nach  diesen  allgemeinen  Vorbemerkungen  wende  ich  ipich  zu  Weilbachs 
neuer  Theorie,  die  alle  Schwierigkeiten  der  bisherigen  Ansichten  heben  und  mit 
der  Überlieferung  in  vollem  Einklang  stehen  soll.  Er  will  uns  durch  sie  auch  von 
dem  »planlosen  Hin-  und  Herlaufen«  befreien,  das  alle  bisherigen  Lösungsversuche 
dem  Periegeten  Pausanias  zumuten  sollen.  Wir  werden  sehen,  daß  in  allen  diesen 
Punkten  gerade  das  Gegenteil  der  Fall  ist:  Die  neue  Theorie  ist  ein  überflüssiger 
und  gänzlich  verunglückter  Versuch,  ein  bereits  gelöstes  Problem  nochmals  zu 
lösen.     Ich  werde   die  Ansichten  Weilbachs    meist    nur    nebenbei    im  Anschlüsse 


Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Helcatompedon  in  Athen. 


an  eine  Darstellung  der  Geschichte  der  Burgtempel  besprechen.  Ich  bitte  die 
Hekatompedon-Frage  hier  in  ausführlicher  Weise  behandeln  zu  dürfen,  weil  in 
dieser  Zeitschrift  bisher  fast  nur  meine  Gegner  zum  Wort  gekommen  sind. 

I.   DieZeitvordenPerser kriegen. 
Der  große  Tempel,  dessen  Fundamente  zwischen  Parthenon  und  Erechtheion 
erhalten   sind,    ist  das   »Hekatompedon«    des   6.  Jahrhunderts,    das   die  Perser  ver- 
brannt hatten.     Darin    stimmen   fast    alle    meine  Gegner  mit  mir  überein.     Auch 
Weilbach    widerspricht   hier   nicht,   behauptet   aber,    daß   das   Hekatompedon    aus 
dem  Grunde  weder  der  älteste  Tempel  der  Athena  auf  der  Burg,  noch  auch  der 
dpyaXo^  vsw?   der  Inschriften   des  5.  und  4.  Jahrhunderts  sein   könne,    weil   es   erst 
im  6.  Jahrhundert   erbaut  worden   sei.     Diese  Ansicht   über   sein  Alter,    die   auch 
von  Ad.  Michaelis  und  anderen  geteilt  wird,  ist  jedoch  den  erhaltenen  Bauresten 
gegenüber  unhaltbar.     Die  Ringhalle  des  Tempels  stammt  allerdings  unbestreitbar 
aus  dem  6.  Jahrhundert,  denn  nach  ihrem  Baumaterial  und  ihren  Bauformen   darf 
sie  als  Werk  des  Peisistratos  gelten.    Der  innere  Bau  dagegen,  nämlich  die  Cella  und 
der  Opisthodom  mit  ihren  beiden  Vorhallen,  sind  ebenso  unbestritten  älter  (Th. 
Wiegand,  Porös- Architektur  S.  120).    Fraglich  ist  nur  die  Größe  des  Zeitunterschiedes 
zwischen  dem  hundertfüßigen  inneren  Bau,  dem  eigentlichen  Hekatompedon,  und  der 
jüngeren  Ringhalle.     Wiegand  sagt   über   die  von   ihm   veröffentlichten  Bildwerke 
des  Hekatompedons    (S.   109),    daß    »zweifellos    eine    beträchtliche    Spanne   Zeit« 
zwischen   ihnen   und    den  Giebelgruppen    der  von  Peisistratos    erbauten  Ringhalle 
liege.    Wenn  er  trotzdem  (S.  114)  den  älteren  Bau  noch  dem  Anfange  des  6.  Jahr- 
hunderts zuweist,  so  geschieht  das  lediglich  auf  Grund  der  geltenden  Chronologie 
der  attischen  Porös- Skulpturen  und  der  attischen  Vasen,  die  ich  aus  vielen  Gründen 
für  vollkommen    unrichtig   halte.     Ich  kann    leider  auf  diese  wichtige   allgemeine 
Frage  hier  nicht  näher  eingehen,  sondern  muß  mich  auf  die  Erklärung  beschränken, 
daß   ich    sowohl   die  Poros-Skulpturen   der  Akropolis,   wie   auch   die   frühattischen 
Vasen    (diese    in    Übereinstimmung    mit    O.  Montelius)    bis    an    den  Anfang    des 
I.Jahrtausends  hinaufrücke.     Es  ist  eine  von  Furtwängler  im  Jahre  1879  in  seinen 
»Bronzefunden  aus  Olympia«    aufgestellte   und   dann   orthodox   gewordene  Lehre 
daß  es  in  Athen  vom   11.  bis   zum  8.  Jahrhundert  gar  keine  Skulpturen   und  nur 
geometrische  Vasen   gegeben   habe.     Die  Haltlosigkeit   dieses  Dogmas  werde   ich 
an  anderer  Stelle  beweisen.     Auf  jeden  Fall  müssen  mir  meine  Gegner   zugeben, 
daß   weder   die  Bauglieder,    noch   auch   die  Bildwerke    des    alten  Hekatompedons 
durch  irgend  etwas  sicher  datiert  sind. 

In  erhöhtem  Maße  gilt  dies  von  den  Fundamenten  des  Hekatompedons,  die 
sehr  wohl  älter  sein  können,  als  der  von  Wiegand  veröffentlichte  Oberbau.  Sie 
bestehen  aus  anderem  Material  als  der  Oberbau  und  die  Rihghalle,  nämlich  aus 
dem  Kalkstein  der  Akropolis,  der  nur  bei  den  ältesten  Bauten  Athens  verwendet 
ist,  und  zeigen  auch  eine  Bauweise,  die  auf  eine  sehr  alte  Zeit  hinweist.  Diese 
Fundamente  dem  6.  Jahrhundert  zuzuschreiben,  ist  auch  aus  einem  anderen  Grunde 
nicht  möglich:  unmittelbar  unter  ihnen  haben  sich  mehrere  Reste  eines  noch  dem 


^  Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 


2.  Jahrtausend  angehörigen  Baues  erhalten.  Es  liandelt  sich,  neben  einigen  Mauer- 
resten, namentlich  um  die  auf  unserem  Plane  2  mit  den  Buchstaben  g  und  f 
bezeichneten  Säulenbasen  unter  der  Ostcella  Z- des  Hekatompedons,  die  wegen 
ihrer  vollkommenen  Übereinstimmung  mit  den  Säulenbasen  der  mykenischen 
Paläste  in  der  Argolis  und  auf  Kreta  als  Überbleibsel  eines  Königshauses  des 
2.  Jahrtausends  angesprochen  werden  dürfen.  Der  hundertfüßige  Tempel  ist  also, 
wie  die  erhaltenen  Reste  selbst  lehren,  unmittelbar  über  einem  uralten  Königshause 
erbaut  worden  und  an  seine  Stelle  getreten. 

Allerdings  besteht  die  Möglichkeit,  daß  die  Säulenbasen  etwas  jünger  sind 
als  das  2.  Jahrtausend  und  zu  einem  alten  Tempel  aus  dem  Anfange  des  i.  Jahr- 
tausends gehören.  In  diesem  Falle  würde  die  Frage  nach  dem  dpyaXoi  vsco?,  wie 
auch  meine  Gegner  zugeben  werden,  endgültig  gelöst  sein.  Denn  unser  Heka- 
tompedon  wäre  dann  spätestens  um  6oo  an  die  Stelle  des  ältesten  Athena-Tempels 
getreten  und  würde  daher  um  500  unbedingt  den  Namen  dpjraio?  vsw;  eher  ver- 
dienen als  das  Erechtheion  bald  nach  seiner  Erbauung.  Ich  halte  jene  Möglich- 
keit aber  nicht  für  wahrscheinlich  und  glaube  vielmehr,  daß  die  beiden  Säulen 
wirklich  zu  einem  mykenischen  Megaron  gehören,  zumal  auch  mykenische  Vasen- 
scherben zwischen  den  Bauresten  gefunden  worden  sind. 

Ziehen  wir  dazu  in  Erwägung,  daß  nach  Homer  (Odyssee  VII,  80 — 81)  Athena 
in  Athen  »in  dem  festen  Hause  des  Erechtheus«  wohnte,  und  daß  nach  einer 
anderen  Homerstelle  (Ilias  II,  546 — 51)  Erechtheus  von  Athena  »in  ihrem  fetten 
Tempel«  auferzogen  worden  war  und  dort  seinen  Kult  hatte,  so  kann  niemand 
die  Übereinstimmung  zwischen  diesen  Worten  und  dem  Tatbestande  der  Bauwerke 
leugnen:  Im  6.  Jahrhundert,  als  jene  beiden  Homerstellen  nach  der  gewöhnlichen 
Annahme  ins  homerische  Epos  eingefügt  wurden,  erhob  sich  tatsächlich  ein  statt- 
licher hundertfüßiger  Tempel  der  Athena  über  den  Resten  eines  mykenischen 
Königshauses  und  in  diesem  Tempel  hatte  wirklich,  wie  wir  sehen  werden,  neben 
Athena  auch  Erechtheus  seinen  Kult.  Wie  bei  diesem  Tatbestande  A.  Michaelis 
und  jetzt  Weilbach  es  wagen  können,  unsern  Tempel  für  zu  jung  zu  erklären, 
der  dpj(atos  vsoj?  des  5.  Jahrhunderts  zu  sein,  während  nach  Michaelis  das  viel 
jüngere  Erechtheion  alsbald  nach  seiner  Fertigstellung  diesen  Namen  geführt 
haben  soll,  ist  mir  unverständHch.  Selbst  wenn  das  Hekatompedon  wirklich  erst 
in  Solons  Zeit  erbaut  worden  wäre,  durfte  es  im  5.  Jahrhundert^  neben  dem  neuen 
Parthenon  als  »Alter  Tempel«  gelten.  Dazu  kommt,  daß  keiner  meiner  Gegner 
auch  nur  irgendwelche  Reste  eines  Athena-Tempels  auf  der  Burg  nachweisen  kann, 
die  älter  als  unsere  Hekatompedon-Fundamente  wären  und  daher  den  Anspruch 
erheben  könnten,  zu  einem  noch  älteren  Athena-Tempel  zu  gehören. 

Für  das  hohe  Alter  des  Hekatompedons  spricht  ferner  auch  noch  sein  Name. 
Als  der  Bau  ohne  Ringhalle  in  einer  Länge  von  lOO  Fuß  errichtet  wurde,  hatten 
die  Athener  nur  sehr  kleine  Tempel  und  waren  stolz  auf  seine  Größe.  Sie  nannten 
ihn  ixatofiitsSov  (sc.  fspöv),  nicht  etwa  ixaTOjiirsoo?  vsu»;,  denn  der  venu?  selbst  war 
nur  etwa  40  Fuß  lang,  erst  mit  dem  irpoveu)?  und  mit  dem  dreiräumigen  Hinter- 
hause  und    seiner  Vorhalle    erreichte    der  ganze  Bau   eine  Länge  von    100  Fuß. 


Wihelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 


Der  Name  Hekatompedon  muß  ferner  lange  bestanden  haben,  denn  er  hatte  sich 
so  eingebürgert,  daß  er  bestehen  blieb,  als  der  Tempel  unter  Peisistratos  durch 
Hinzufügung  der  Ringhalle  um  fast  30  Fuß  länger  geworden  war.  Wir  verstehen 
nun  auch  den  Stolz  der  Athener,  als  sie  in  ihrem  neuen  Tempel,  im  Parthenon, 
der  Cella  allein  schon  eine  Länge  von  100  Fuß  gaben.  Jetzt  nannten  sie  die  neue 
Cella  exaiofiTTiSoc  vstos;  der  Name  Hekatompedon  kam  naturgemäß  in  F"ortfall. 

Bald  nachdem  das  Hekatompedon  im  6.  Jahrhundert  seine  Ringhalle  erhalten 
hatte,  ist,  wie  wir  jetzt  wissen,  neben  ihm  ein  neuer,  noch  größerer  Tempel  der 
Athena  begonnen  worden,  nämlich  der  ältere  Parthenon.  Er  war  zuerst  als  ein 
ähnlicher  gewaltiger  Porosbau  geplant  und  begonnen  worden,  wie  der  große  Zeus- 
Tempel  der  Unterstadt,  der  jahrhundertelang  unfertig  liegen  geblieben  ist,  wurde 
aber  in  etwas  verkleinerter  Form  noch  vor  den  Perserkriegen  in  Marmor  weiter- 
geführt und  befand  sich  mitten  im  Bau,  als  die  Perser  im  Jahre  480  die  Burg 
einnahmen  und  zugleich  mit  dem  alten  Hekatompedon  auch  das  Baugerüst  des 
jüngeren  Tempels  durch  Feuer  zerstörten.  Wenn  nun  im  Jahre  506,  als  der  ältere 
Parthenon  schon  begonnen  war,  zum  ersten  Male  ein  dpyriio;  vsiuc  in  der  Literatur 
vorkommt  (Michaelis,  Arx  S.  65,  25**),  so  steht  doch  durchaus  nichts  im  Wege, 
darunter  das  Hekatompedon  zu  verstehen.  Wenn  Weilbach  und  andere  hier  neben 
dem  letzteren  noch  einen  dritten,  noch  älteren  Tempel  der  Athena  erfinden,  so  ist 
das  eine  willkürliche  Annahme,  die  sich  auf  keinen  Baurest  und  keine  Nachricht 
stützen  kann,  sondern  lediglich  dem  \yunsche  ihre  Entstehung  verdankt,  das 
Hekatompedon  nicht  als  den  »Alten  Athena-Tempel«  anerkennen  zu  müssen.  Da- 
bei darf  noch  daran  erinnert  werden,  daß  jenes  erste  Vorkommen  des  Beiwortes 
äp}(ato?  für  das  Jahr  506  zwar  möglich,  aber  durchaus  nicht  sicher  ist,  wie  E.  van 
Hille  (Mnemosyne  1904,  421,  A.  3)  mit  Recht  hervorhebt.  Vollkommen  gesichert 
ist  der  Name  äpj^aw?  vswc  erst  für  die  Zeit  nach  den  Perserkriegen. 

Und  schließlich  wird  unsere  Ansicht  über  das  hohe  Alter  des  Hekatompedons 
noch  bestätigt  durch  unseren  Nachweis,  daß  das  alte  Kultbild  der  Athena-Polias 
immer  in  seiner  Ostcella  gestanden  hat  und  erst  am  p]nde  des  5.  Jahrhunderts  in 
das  Erechtheion,  das  zum  Ersatz  des  Hekatompedons  gebaut  wurde,  überführt 
worden  ist  oder  mindestens  überführt  werden  sollte.  Gerade  deshalb  erhielt  das 
Erechtheion,  wie  wir  sehen  werden,  den  Namen  vsw?,  sv  ([>  to  dpycLw  ä'-faXjia.  Es 
ist  mir  unbegreiflich,  wie  man  angesichts  der  beiden  sicheren  Tatsachen,  daß  das 
Hekatompedon  im  Jahre  406  noch  steht,  und  daß  die  Erbauung  der  Korenhalle 
sein  Verschwinden  unbedingt  verlangt,  bezweifeln  kann,  daß  das  alte  vorpersische 
Hekatompedon  durch  das  Erechtheion  ersetzt  werden  sollte. 

In  der  Zeit  vor  den  Perserkriegen  hat  es  neben  dem  alten  Hekatompedon 
und  dem  vorpersischen  Parthenon  zwar  keinen  anderen  Tempel  der  Athena  auf 
der  Burg  gegeben,  aber  mehrere  Tempel  anderer  Götter.  Zwei  von  ihnen  sind 
für  uflsere  Untersuchung  von  Bedeutung,  nämlich  erstens  ein  alter  Tempel  des 
Erechtheus-Poseidon,  in  dem  neben  den  Kultmalen  beider  nach  dem  bestimmten 
Zeugnis  Herodots  (8,  55)  auch  der  heilige  Ölbaum  der  Athena  stand,  und  zweitens 
ein  Tempel  der  Pandrosos,  den  Pausanias   i,  27,  2  unmittelbar  nach  dem  Ölbaum 


Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 


erwähnt.  In  deni  crsteren  Bau  einen  alten  Tempel  der  Athena  zu  sehen,  wie 
A.  MichaeHs  will,  verbieten  die  Worte  Herodots,  der  diesen  Bau,  obwohl  er  von 
dem  in  ihm  befindlichen  Kultmal  der  Athena  sprechen  will,  als  'Epej^Oso?  vrfiz 
bezeichnet.  Warum,  so  muß  man  fragen,  sollte  Herodot  ihn  nicht  als  »Tempel 
der  Athena»  oder  als  »alten  Tempel  der  Polias«  anführen,  wenn  ihm  diese  Namen 
zugestanden  hätten  ?  Aber  auch  der  zweite  Bau,  der  Pandrosos-Tempel,  kann  die 
letzteren  Namen  nicht  geführt  haben.  Das  behauptet  aber  neuerdings  E.  Petersen, 
nachdem  er  seine  frühere  Ansicht,  daß  unter  der  Ostcella  des  Erechtheions  einst 
ein  älterer  Athena-Tempel  gelegen  habe,  als  unhaltbar  erkannt  hat  (Burgtempel 
S.  i8).  Seine  neue  Theorie  sucht  er  durch  den  Hinweis  darauf  zu  stützen,  daß 
die  Göttin  Pandrosos  mit  der  Athena  gleichgesetzt  werden  dürfe. 

Allerdings  halte  auch  ich  es  für  möglich,  daß  Pandrosos  ursprünglich  als 
ältere  vorgriechische  Göttin  die  Vorgängerin-  Athenas  auf  der  Akropolis  war  und 
den  Ölbaum  gepflanzt  haben  sollte.  Als  die  Griechen  später  Herren  der  Burg 
wurden,  werden  sie  die  alte  einheimische  Göttin  ihrer  Athena  gleichgesetzt  und 
dieser  bald  einen  besonderen  Kult  eingerichtet  und  einen  eigenen  Tempel,  eben 
das  Hekatompedon,  erbaut  haben.  In  den  historischen  Zeiten  hat  der  Pandrosos- 
Kult  aber  tatsächlich  noch  neben  dem  der  Athena  bestanden,  und  da  dies  sicher 
sogar  noch  zur  Zeit  des  Pausanias  der  Fall  war,  so  ist  es  nicht  zulässig,  wie 
Petersen  vorschlägt,  in  dem  Pandrosos-Tempel  des  Pausanias  zugleich  das  »Adyton« 
der  Athena-Polias  im  6.  Jahrhundert  und  den  inschriftlich  bezeugten  »Alten  Tempel« 
dieser  Göttin  im  5.  Jahrhundert  zu  erkennen.  Das  von  Herodot  (5,  72)  er- 
wähnte Adyton,  in  das  der  Dorer  Kleomenes  nicht  eintreten  durfte,  und  ebenso 
das  nach  Osten  gerichtete  Megaron,  in  das  die  Verteidiger  der  Burg  flüchteten 
(Herodot  8,  53),  bezeichnen  vielmehr  denselben  Tempelraum,  in  dem  das  hoch- 
heilige alte  Kultbild  der  Athena  stand,  nämlich  die  östliche  Cella  unseres  Heka- 
tompedons.  Adyton  und  Megaron  sind  für  Herodot  Namen  derselben  Tempel- 
cella,  denn  auch  in  Delphi  bezeichnet  er  (7,  140)  denselben  inneren  Raum  im 
Tempel  des  Apollon  zuerst  als  Megaron  und  dann  in  dem  Orakelspruch  als 
Adyton.  Wie  dürfen  wir  da  in  Athen,  wo  er  dieselben  beiden  Namen  gebraucht, 
aus  ihnen  auf  das  Vorhandensein  von  zwei  verschiedenen  Tempeln  schließen? 
Freilich  kennt  Herodot  außer  dem  östlichen  Megaron  Z,  das  als  Kultraum  und 
Zufluchtsort  diente,  noch  ein  zweites,  nach  Westen  gerichtetes  Megaron,  das  er 
5,  jj  erwähnt.  Aber  das  war  kein  Kultraum,  sondern,  wie  wir  sehen  werden, 
der  damals  als  Schatzhaus  dienende  westliche  Saal  U  des  Hekatompedons. 

Wenn  Weilbach  (S.  1 1 2)  gegen  die  letztere  Gleichsetzung  den  doppelten 
Einwand  erhebt,  daß  das  Wort  Megaron  stets  einen  Kultraum  bezeichne  und 
daher  dem  als  Schatzhaus  verwendeten  westlichen  Saale  des  Hekatompedons  nicht 
zustehe,  und  daß  ferner  unser  Hekatompedon  zur  Zeit  Herodots  gar  nicht  mehr  be- 
standen habe,  so  ist  der  erste  Einwand  eine  unrichtige  Behauptung,  die  schon  dadurch 
widerlegt  wird,  daß  das  Wort  Megaron  ursprünglich  keine  Kultcella,  sondern  den 
Hauptraum  des  Wohnhauses  bezeichnet.  Den  zweiten  Einwand  Werde  ich  im 
nächsten  Abschnitte,  der  sich  mit  den  Tempeln  zur  Zeit  Herodots  beschäftigt,  zu 


.Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedoo  in  Athen. 


widerlegen  wissen.  Wir  werden  sehen,  daß  das  Hekatompedon  ohne  seine  Ring- 
halle auch  nach  den  Perserkriegen  noch  weiter  bestand  und  sogar  das  ganze 
klassische  Altertum  überdauerte. 

Die  sicherste  Auskunft  über  das  Hekatompedon  und  seine  Teile  in  der  Zeit 
vor  den  Perserkriegen  erhalten  wir  aus  der  wichtigen  Hekatompedon-Inschrift,  die 
Weilbach  nur  kurz  berührt.  Ich  möchte  ausführlicher  auf  sie  eingehen,  weil  ihr 
Verständnis  seit  ihrer  letzten  Besprechung  meinerseits  (Ath.  Mitt.  XV  1890, 420  und 
XXII  1897,  '64)  durch  mehrere  Gelehrte  wesentlich  gefördert  worden  ist.  Ich  schließe 
mich  dabei  ganz  an  den  Text  an,  wie  er  auf  Grund  vieler  Vorarbeiten  gemeinsam 
von  A.  Wilhelm  und  G.  Körte  festgestellt  worden  ist  (Gott.  gel.  Anzeigen  1908, 
839).     Darnach  lauten  die  wichtigsten  Zeilen: 

*  TÖ?    t£[pop]7ÖVTa[?]    (i[£    öpsv] 

|i2[Ta)(au  TÖ  vjsö  ]  xai  xö  irpö[c  so  (iSfa'XJo  ß[o]fiö  ]  [(aeo'   ex-] 
'°  ToOev  •  [tö  v]eo  •  ivco;  tö  K[sxpo7t(ou  ";  [isS'    äv]a  itäv  xo  ih- 

xax6[i.it[s5]ov  •  [is8'   ov8o[v]  SYß[äX(X)£v  ';  im  o]s  xi;  ;  xouxo- 
V  xt  8pä[i  eioo?  •;  ]lj((j[i]vai  \  öoav  [(xe]5(pt  xpiöv  ipeXr"- 

'3  V    •   XOlOt    TKfJljiaai]  •;; 

.  .  :  xa  oixs(iaxa 
■*  [za  SV  xöt  HsxaxJofiirsSoi  ]  ocvoqsv  [zh(]  xajtta?  J  [as  0- 

XetCov  I  5ti  x]ö  ixsv6[?]. 
Im  ersten  Teile  der  Inschrift,  die  vielleicht  aus  dem  Jahre  485,  jedenfalls 
aus  der  Zeit  vor  der  Zerstörung  der  Burg  durch  die  Perser  stammt,  wird  den 
Opfernden  verboten,  besondere  Teile  der  AkropoHs  durch  Verrichtung  ihrer  natür- 
lichen Bedürfnisse  zu  verunreinigen,  nämlich  erstens  den  Raum  »zwischen  dem 
Terripel  und  dem  östlich  von  ihm  gelegenen  großen  Altar«  und  zweitens  »außer- 
halb des  Tempels  sowohl  innerhalb  des  Kekrops-Bezirks,  als  auch  am  ganzen 
Hekatompedon  entlang«.  Der  zuerst  genannte  Raum  ist  der  heilige  Platz  zwischen 
dem  Tempel  der  Athena  und  dem  östlich  vor  ihm  nachweisbaren  großen  Altar, 
den  ich  später  bei  Erörterung  der  Wanderung  des  Pausanias  besprechen  werde. 
Dieser  heilige  Platz  war  bei  mehreren  Tempeln  (z.  B.  in  Delphi,  Aegina  und 
Epidauros)  durch  Steinpflaster  ausgezeichnet  und  wird  im  Ion  des  Euripides  (v.  46) 
für  Delphi  als  ftoixsXr)  (Opferplatz)  bezeichnet.  Sodann  führt  unsere  Inschrift  von 
dem  übrigen  Räume  außerhalb  desselben  Tempels  einmal  den  Bezirk  des  Kekrops 
und  ferner  den  ganzen  übrigen  Stufenbau  des  Hekatompedons  besonders  an- 
Der  Kekrops-Bezirk  schloß  sich  bekanntlich  auf  der  Nordseite  unmittelbar  an  die 
Ringhalle  des  Hekatompedons  an ;  er  lag  in  der  Höhe  der  Tempelstufen  und  nicht, 
wie  Petersen  (Klio  IX  1909,  233)  irrtümlich  annimmt,  tief  unten  bei  den  Kultmalen. 
Die  von  Petersen  als  sichtbare  Stützmauer  gezeichnete  Nordmauer  des  Hekatom- 
pedons ist  eine  nie  sichtbar  gewesene  Fundamentmauer,  die  durch  eine  Terrasse 
mit  besonderer  Stützmauer  verdeckt  war.  Das  Grab  des  Kekrops  lag  unterirdisch 
in  dieser  Terrasse  gerade  unter  der  Südwestecke  des  Erechtheions,  sein  Bezirk 
oben  auf  der  Terrasse.  Nicht  verunreinigt  werden  durfte  also  der  ganze  Raum 
dieser  Terrasse  vor  und  um  den  hundertfüßigen  Tempel  herum.     Im  zweiten  Teile 


g  Wilhelm   Dörpfeld,   Das   Hck,itom(>cd(m   in   Athen.  . 

der  Inschrift  wird  weiter  vorgeschrieben,  daß  die  Schatzmeister  der  Göttin  die  im 
Hekatompedon  befindlichen  Schatzkammern  mindestens  zweimal  im  Monat  zu 
öffnen  haben. 

Beide  Vorschriften  sind  wohl  verständlich  und  gestatten  uns,  einige  wichtige 
Schlüsse  über  das  Hekatompedon  und  seine  Räume  zu  ziehen : 

1.  Mit  dem  »hundertfüßigen  Bau«-  kann  nicht  ein  sonst  gänzlich  unbekannter 
offener  Bezirk  der  Akropolis  gemeint  sein,  wie  G.  Körte  behauptet  (Gott.  gel.  Anz. 
1908,  840),  sondern  nur  unser  Athena-Tempel,  der  mit  seinem  Hinterhause 
gerade  eine  Länge  von  loo  Fuß  hatte.  Das  ist  von  E.  Petersen  (Klio  IX  1909,  229) 
mit  vollem  Recht  dargelegt  worden.  Gab  es  doch  nach  Hesych  (Arx  S.  54,  32). 
neben  der  hundertfüßigen  Cella  des  Parthenons  sicher  einen  älteren  hundertfüßigen 
Athena-Tempel,  den  die  Perser  verbrannt  hatten.  Und  diesen  vorpersischen  Tempel 
dürfen  wir  ohne  jedes  Bedenken  in  unserem  Hekatompedon  erkennen.  Überdies 
steht  unsere  Inschrift  auf  einer  Marmorplatte,  die  einst  eine  Metope  des  alten 
Hekatompedons  selbst  gebildet  hat,  deren  späterer  Aufstellungsplatz  allerdings 
nicht  bekannt  ist  (Wiegand,  Poros-Architektur  S.  1 10).  Der  Tempel  hatte,  obwohl 
er  durch  Hinzufügung  der  Ringhalle  eine  Länge  von  130  Fuß  erhalten  hatte, 
seinen  ursprünglichen  Namen  Hekatompedon  beibehalten.  Vorher  traf  der  Name 
zu;  denn  ohne  die  spätere  Ringhalle  beträgt  seine  Länge  32,80  m,  also  genau 
100  attische  Fuß,  wenn  man  zwischen  den  Säulenachsen  der  östlichen  und  west- 
lichen Vorhalle  mißt.  Daß  in  dieser  Weise  gemessen  werden  muß,  lehrt  uns  das 
Erechtheion  (Ath.  Mitt.  XXIX  1904,  105)  und  ist  auch  technisch  wohl  verständlich. 
In  dem  Grundriß  auf  Taf  3  sind  die  Maße  eingeschrieben. 

2.  Von  den  Räumen  des  ganzen  Baues  wird  in  der  Inschrift  zuerst  ein  vsw; 
genannt.  Das  kann  nur  die  Ostcella  Z  unseres  Hekatompedons  mit  ihrer  Vorhalle 
sein,  vor  der  nach  Osten  der  große  Altar  der  Atl\ena  lag.  Diese  Cella  muß,  da 
sie  kurzweg  6  vswc  heißt,  damals  der  einzige  im  Gebrauch  befindliche  Kulttempel 
der  Göttin  gewesen  sein.  So  schließt  mit  Recht  auch  G.  Körte  (a.  a.  O.  S.  839), 
obwohl  er  mir  in  anderen  Punkteii  nicht  zustimmt.  Den  öitlich  von  diesem  Tempel 
gelegenen  Altar,  der  zum  Unterschiede  von  einem  kleineren,  im  Tempel  selbst 
befindlichen  Altar  »der  große«  genannt  werden  mußte  (so  auch  in  einer  andern 
Inschrift:  Arx,  A  E  34),  dürfen  wir  etwa  15  m  östlich  von  der  Osthalle  des  Tempels 
an  der  Stelle  annehmen,  wo  auf  dem  Kawerauschen  Plane  (Die  Ausgrabung  der 
Akropolis,  Taf.  i  u.  3)  eine  rechtwinklige  Einarbeitung  im  Felsen  gezeichnet  ist. 
Die  weiter  nach  Osten  liegende  höchste  Stelle  des  Burgfelsens,  die  gewöhnlich 
als  Platz  des  großen  Athena-Altars  angenomrhen  wird,  darf  dagegen  als  Stelle 
des  Altars  des  Zeus  Polieus  gelten,  wie  wir  später  bei  der  Besprechung  der 
Wanderung  des,  Pausanias  noch  sehen  werden.  Der  kleinere,  in  der  Tempelcella 
gelegene  Altar  der  Athena  wird  in  einer  aus  dem  4.  Jahrhundert  stammenden  In- 
schrift (Arx,  A  E  34,  Z.  10)  nach  Ussings  Ergänzung  neben  dem  großen  Altar  der 
Göttin  erwähnt,  wo  gesagt  wird,  daß  ein  Opfer  ev  tii)  a^yaim  vsw  stattfinden  solle ;  ich 
wies  hierauf  schon  Ath.  Mitt.  XII  1887,  50  hin.  Daß  auch  in  Olympia  neben  dem  in 
dier  Mitte  der  Altis  gelegenen  großen  Altar  sich  ein  kleinerer  Altar  des  Zeus  im 
Innern   des  Tempels  befand,  wissen  wir  aus  Pausanias  V,   14,  5. 


Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 


3.  Im  Hekatompedon  gab  es,  außer  jener  nach  Osten  gerichteten  Kultcella  Z, 
im  Westen  noch  mehrere  otxi^jiaTa,  die  von  den  Schatzmeistern  der  Göttin  unter 
Verschluß  gehalten  wurden.  Der  Tempel  enthielt  also  schon  vor  den  Perser- 
kriegen in  seinem  westlichen  Teile  mehrere  Räume,  nämlich  das  Megaron  U  und 
dieselben  beiden  Schatzkammern  V  und  W,  die  wir  nach  Vollendung  des  Parthenons 
im  Jahre  434  noch  im  alten  Hekatompedon  nachweisen  können.  Diese  oixT)}i,aTa 
hinter  dem  vsw;  sind  offenbar  der  oT:i(j&6oo!i.of,  den  wir  aus  vielen  Nachrichten  des 
Altertums  als  Schatzhaus  kennen  (Ath.  Mitt.  XII  1887,  36). 

Wie  stellt  sich  nun  Weilbach  zu  diesen  sicheren  Ergebnissen  unserer  Forschung 
über  das  vorpersische  Hekatompedon.^  Er  behauptet  zunächst,  daß  das  Hekatom- 
pedon gar  kein  eigentlicher  Kulttempei  gewesen  sei,  sondern  nur  »ein  der  Stadt- 
göttin geweihtes  Anathem«  und  »ein  Vorläufer  des  Parthenon«  (S.  109)  und  kehrt 
damit  zu  einer  längst  erledigten  Theorie  von  C.  Bötticher  zurück.  Sodann  trägt 
er  kein  Bedenken,  die  neue  Theorie  aufzustellen,  daß  es  auf  der  Burg  um  5CK) 
V.  Chr.  neben  dem  Hekatompedon,  dem  im  Bau  begriffenen  Parthenon  und  dem 
älteren  Erechtheion  noch  einen  vierten  großen  Tempel,  den  eigentlichen  Kult- 
tempei der  Athena-Polias,  gegeben  haben  müsse,  den  er  westlich  vom  Pandroseion 
sucht.  Diesem  Tempel  gibt  er  nach  Herodot  (5,  77)  einen  nach  Westen  gerich- 
teten Kultraum  und  nach  anderen  Nachrichten  einen  nach  Osten  gerichteten 
Opisthodom  mit  Schatzkammern.  Man  muß  wirklich  über  eine  solche  Kühn- 
heit staunen.  Dem  Hekatompedon  wird  willkürlich  der  Tempelcharakter  abge- 
sprochen und  dafür  wird  an  einer  Stelle  der  Burg,  wo  keine  Spur  eines  alten 
Tempels  erhalten  ist,  ein  großer  mit  einem  Schatzhause  versehener  Tempel  er- 
gänzt und  dann  behauptet,  daß  dieser  Phantasietempei  der  einzige  wirkliche  Kult- 
tempel der  Athena-Polias  gewesen  sei  und  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zu  den 
Tagen  des  Pausanias  bestanden  habe!  Daß  beide  Theorien  unmöglich  und  unerlaubt 
sind,  können  wir  für  das  fünfte  und  die  folgenden  Jahrhunderte  bestimmt  beweisen. 
Denn  für  diese  Zeit  stehen  uns  nicht  nur  reichliche  Baureste,  Schriftstellernach- 
richten und  Inschriften,  sondern  auch  die  unschätzbare  Beschreibung  der  Akro- 
polis  von  Pausanias  zur  sicheren  Entscheidung  dieser  Fragen  zur  Verfügung. 

II.    Die  ersten  Jahrhunderte  nach  den  Perserkriegen. 

Nach  der  Zerstörung  der  Burg  durch  die  Perser  soll  das  Hekatompedon  nach 
Weilbach  nicht  wiederhergestellt  und  alsbald  vollständig  verschwunden  sein. 
Er  tritt  damit  einer  Ansicht  bei,  die  besonders  von  Frazer  (Pausanias  II,  559)  ver- 
teidigt worden  ist.  Hier  kommen  wir  zu  einem  der  Ecksteine  der  Weilbachschen 
Theorie,  den  wir  genau  auf  seine  Tragfähigkeit  prüfen  müssen.  Stellt  er  sich  als 
morsch  heraus,  so  stürzt  der  ganze  Bau  zusammen. 

Zunächst  sind  jetzt  alle  Forscher  einschließlich  Weilbachs  darüber  einig,  daß 
der  im  Bau  begriffene  Parthenon  mit  seinem  Gerüst  durch  die  Perser  verbrannt 
und  vor  der  Mitte  des  5.  Jahrhunderts  nicht  wieder  in  Angriff  genommen  wurde. 
Seine  noch  unvollendeten  marmornen  Säulentrommeln  wurden  von  Themistokles 
zur  Erneuerung  der  nördlichen  Burgmauer  verwendet,  wo  wir  sie  noch  heute  mit 


10  Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 


ihren  Brandspuren  sehen  können.  Wie  steht  es  aber  um  das  Hekatompedon? 
Daß  dieser  Tempel  ebenfalls  verbrannt  wurde,  bezweifelt  niemand.  Wurde  er 
aber  von  den  Persern  vollständig  zerstört  und  gar  nicht  wiederhergestellt,  wie 
Weilbach  behauptet.' 

In  jener  nördlichen  Burgmauer  sind  außer  den  Säulen  des  Parthenons  auch 
viele  Steine  der  Ringhalle  des  Hekatompedons  verbaut,  nämlich  lange  Gebälkreihen 
aus  Porös  mit  marmornen  Metopen  und  auch  viele  Säulentrommeln  und  Kapitelle 
aus  Porös,  die  zu  Quadern  umgearbeitet  sind  und  unter  jenen  Gebälksteinen  liegen. 
Die  Ringhalle  des  Hekatompedons  ist  also  sicher  bald  nach  den  Perserkriegen, 
wenigstens  zum  Teil,  abgebrochen  worden.  Daß  möglicherweise  ein  Teil  der 
Halle  stehen  blieb,  werden  wir  im  dritten  Abschnitt  erwähnen,  aber  für  unwahr- 
scheinlich erklären.  Bausteine  und  Bildwerke  des  eigentlichen  Hekatompedons, 
des  Baues  ohne  Ringhalle,  finden  sich  dagegen  in  der  Nordmauer  nicht,  kommen 
aber  in  der  schon  im  6.  Jahrhundert  hergestellten  südlichen  Terrasse  des  älteren 
Parthenons  vor,  einzelne  Steine  auch  in  der  von  Kimon  errichteten  südlichen 
Burgmauer.  Es  handelt  sich  dabei  aber  nicht  um  Teile  des  von  den  Persern 
verbrannten  Hekatompedons,  sondern  um  Steine  seiner  Vorhallen,  die  überflüssig 
geworden  waren,  als  der  Tempel  im  6.  Jahrhundert  unter  Peisistratos  eine  Ring- 
halle und  neue  Vorhallen  erhielt  (Wiegand,  Poros-Architektur  S.  114).  Von  den 
Baugliedern  des  Pronaos  und  des  Opisthodoms,  die  bei  Erbauung  der  Ringhalle 
umgestaltet  worden  waren,  finden  sich  jedoch  keine  Steine  in  den  Burgmauern 
der  klassischen  Zeit  verbaut.  Der  Tempel  hatte,  wie  Schrader  (Ath.  Mitt.  XXX  1905, 
305)  richtig  nachgewiesen  hat,  durch  Peisistratos  eine  neue  und  zwar  jonische 
Architektur  mit  einem  rings  um  den  Tempel  laufenden  Marmorfriese  erhalten. 
Dadurch,  daß  diese  Innenarchitektur  durch  den  Fortfall  der  Ringhalle  zur  Außen- 
architektur geworden  war,  ist  nach  den  Perserkriegen  der  erste  Tempel  Athens  in 
jonischem  Stile  entstanden,  augenscheinlich  das  Vorbild  für  drei  im  5.  Jahrhundert 
erbaute,  ganz  ähnliche  neue  Tempel  Athens,  den  Nike-Tempel,  das  Erechtheion 
und  den  Tempel  am  Ilissos.  Der  jonische  Stil  des  nachpersischen  Hekatompedons 
gibt  uns  auch  erst  die  volle  Aufklärung  für  die  Tatsache,  daß  Iktinos,  der  Er- 
bauer des  neuen  Parthenons,  diesen  Tempel  in  seiner  Schrift  kurz  als  »den  dori- 
schen Athena-Tempel'  bezeichnen  durfte  (Vitruv  VII,  praef.  12).  Von  der  jonischen 
Architektur  des  Tempels  und  dem  Marmorfriese  ist  übrigens  nichts  im  Perserschutt 
und  auch  nichts  in  den  Burgmauern  gefunden  worden.  Alle  erhaltenen  Fragmente  des 
Frieses  stammen  aus  den  jüngsten  Schuttschichten  der  Burg  und  bestätigen  somit, 
daß  das  jonische  Hekatompedon  nicht  nur  die  Perserkriege,  sondern  auch  die 
ganze  klassische  und  römische  Zeit  überdauert  hat  (Schrader,  S.  311  u.  320).  In 
den  mittelalterlichen  Zusätzen  der  Burgmauer  können  sehr  wohl  noch  Stücke  des 
Frieses  und  der  jonischen  Architektur  gefunden  werden. 

Das  Hekatompedon  war  vor  den  Perserkriegen  der  einzige  Athena-Tempel 
gewesen  und  mußte  daher  nach  dem  Abzug  der  Perser  und  nach  dem  Abbruch 
seiner  Ringhalle  alsbald  wenigstens  provisorisch  wiederhergestellt  werden,  um  fast 
50  Jahre  lang   wiederum    als    einziger  Kulttempel    der   Athena-Polias   zu   dienen. 


Wilhelm   Dörpfeld,  Das  Hekatouipedon  in  Athen.  1 1 

Denn  daß  die  Athener  zur  Zeit  ihrer  höchsten  Macht  gar  keinen  Tempel  der 
Athena  auf  ihrer  Akropolis  gehabt  hätten,  wird  niemand  im  Ernst  -behaupten 
wollen.  Die  Überlieferung  über  den  Eid  der  Griechen,  ihre  von  den  Persern 
verbrannten  Tempel  nicht  wiederaufzubauen,  steht,  falls  sie  richtig  ist,  dieser  An- 
sicht nicht  im  Wege,  denn  sie  bezieht  sich  offenbar  in  erster  Linie  auf  den  Par- 
thenon, der  tatsächlich  erst  nach  der  Aufhebung  des  Eides  in  der  Mitte  des 
5.  Jahrhunderts  wieder  in  Angriff  genommen  und  fertiggestellt  worden  ist.  Auch 
das  nur  vorläufig  reparierte  Hekatompedon  sollte  später  nach  Vollendung  des 
Parthenons  durch  einen  großen  Neubau  ersetzt  werden,  der  aber  nur  zum  Teil 
als  Erechtheion  zur  Ausführung  gelangte.  Wie  die  vorläufige  Wiederherstellung 
des  Hekatompedons  geschah,  können  wir  uns  nach  den  Propyläen  der  Burg  gut 
vorstellen,  weil  ihre  noch  heute  vorhandenen  vorpersischen  Reste  die  damals  aus- 
geführten Bauarbeiten  noch  deutlich  erkennen  lassen :  Die  vom  Brand  beschädigten 
Steinmauern  wurden  nur  repariert  und  neu  mit  Stuck  überzogen ;  daß  auch  das 
Dach  und  alle  anderen  Teile  aus  holz  erneuert  wurden,  versteht  sich  von  selbst. 
Weilbach  kann  die  Reste  der  vorpersischen  Bauten  Athens  nicht  kennen,  wenn 
er  glaubt,  daß  die  Mauern  des  Hekatompedons  um  500  v.  Chr.  aus  einem  so 
schlechten  Material  bestanden  hätten,  daß  sie  vom  Feuer  »gänzlich  zerstört« 
worden  seien.  In  Wirklichkeit  bestanden  sie  aus  Porosquadern,  die  nach  dem 
Brande  nur  einer  neuen  Verputzung  bedurften.  Eine  vollständige  Zerstörung  und 
ein  Verschwinden  des  Hekatompedons  nach  den  Perserkriegen  müßte  positiv  be- 
wiesen werden,  um  glaubhaft  zu  sein.  Ein  solcher  Beweis  ist  aber  nicht  zu 
erbringen. 

Auch  der  Fortfall  des  Namens  Hekatompedon  im  5.  Jahrhundert  spricht 
keineswegs  für  den  Fortfall  des  Tempels  selbst.  Denn  abgesehen  davon,  daß 
dieser  Name  in  der  schon  erwähnten  Hesych-Glosse  noch  weiter  lebt,  mußte  er 
naturgemäß  außer  Gebrauch  kommen,  als  die  Cella  des  Parthenons  eine  Länge 
von  löo  Fuß  erhielt  und  amtlich  vswj  ö  £xotx6[X7tsSo?  genannt  wurde.  Es  würden 
sonst  Verwechslungen  zwischen  dem  alten  Hekatompedon  und  dem  neuen  Heka- 
tompedos  nicht  ausgeblieben  sein.  Welcher  Name  hätte  da  für  den  alten  Tempel, 
um  ihn  von  dem  großen  neuen  Parthenon  zu  unterscheiden,  besser  gewählt  werden 
können,  als  dpj^aio;  vsa>c  xffi  'A&r|vä«  oder  kurz  dp'/aXrji  vsoj;,  Namen,  die  wir  tat- 
sächlich vom  5.  Jahrhundert  ab  in  amtlichen  Urkunden  und  bei  Schriftstellern 
finden  (vgl.  Arx  S.  65,  25**)? 

Eine  wertvolle  Bestätigung  für  das  weitere  Bestehen  des  Hekatompedons  in 
den  Jahrhunderten  nach  den  Perserkriegen  ist  ferner  das  Vorkommen  des  »Alten 
Tempels«  und  auch  seines  Hinterhauses,  des  »Opisthodoms«,  in  den  amtlichen 
Inschriften  des  5.  und  4.  Jahrhunderts  neben  den  einzelnen  Räumen  des  großen 
neuen  Tempels,  die  unbestreitbar  die  drei  Namen  Proneos,  Hakatompedos  Neos 
und  Parthenon  geführt  haben.  Was  meine  verschiedenen  Gegner  hiergegen  vor- 
gebracht haben,  verwirft  Weilbach  mit  vollem  Recht  und  bezeichnet  jenes  Vor- 
kommen für  sie  als  »ernste  Schwierigkeit«  (S.  107),  die  durch  die  versuchte  Er- 
klärung des  Erechtheions   als  dpyotX'Ji  vswj   und  des  Hinterhauses  oder  der  Hinter- 


12  Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompcdon  in  Athen. 


halle  des  Parthenons  als  i7tia865o[jioc  nicht  zu  heben  sei.  Seine  eigene  Lösung  ist 
aber  noch  bedenklicher:  Er  gibt  zu,  daß  es  damals  neben  dem  Parthenon  und  dem 
Erechtheion  einen  alten  Athena-Tempel  mit  Hinterhaus  gegeben  haben  müsse,  der 
etwa  den  Grundriß  des  Hekatompedons  gehabt  habe,  erkennt  diesen  Tempel  aber 
nicht  im  Hekatompedon,  sondern  in  seinem  Phantasietempel,  dem  er  nach  der 
Inschrift  vom  Jahre  434  sogar  dieselben  Schatzkammern  gibt,  die  unser  Heka- 
tompedon wirklich  besitzt! 

Mit  diesem  Ergebnisse  der  inschriftlichen  Überlieferung  stehen  weiter  die 
Angaben  Herodots  über  den  Zustand  der  Tempel  auf  der  Burg  zur  Zeit  der  Perser- 
kriege und  bald  nachher  in  vollem  Einklang.  Denn  der  Historiker  sah  selbst  noch 
den'  westlichen  und  östlichen  Teil  des  Hekatompedons,  die  er  beide  als  Megaron 
bezeichnet.  »Gegenüber  dem  westliche^  Megaron«  sah  er  (5,  •]^)  an  einer  alten, 
vom  Perserbrande  beschädigten  Stützmauer  die  Fesseln  von  Kriegsgefangenen 
aufgehängt  und  zwar,  wie  wir  sehen  werden,  an  der  westlichen  Stützmauer  (Y)  des 
Hekatompedons.  In  das  östliche  Megaron,  das  er  als  Wohnraum  der  Göttin  kurz 
als  »das  Megaron«  bezeichnet,  flüchteten  nach  seiner  Erzählung  (8,  53)  die  Athener 
bei  der  Einnahme  der  Burg  durch  die  Perser,  um  im  Hause  der  Göttin  Schutz  zu 
suchen.  Dieselbe  Cella  hatte  er  (5,  72),  wie  wir  schon  sahen,  für  die  Zeit  vor  den 
Perserkriegen  kurz  als  das  Adyton  der  Göttin  bezeichnet  und  dabei  vorausgesetzt, 
daß  jedermann  die  einzige  Cella  der  Göttin  kannte,  die  auch  zu  seiner  Zeit  noch 
als  Kultcella  bestand. 

Zum  Glück  läßt  sich  überdies  an  den  Ruinen  des  Hekatompedons  selbst  noch 
nachweisen,  daß  der  Bau  nach  den  Perserkriegen  nicht  abgebrochen  worden  ist, 
sondern  ohne  die  Säulen  der  Ringhalle  stehen  blieb  und  weiter  als  Tempel  be- 
nutzt wurde.  Denn  noch  heute  liegt  ein  Stein  der  Oberstufe  an  seiner  alten 
Stelle  und  viele  seiner  Kameraden  liegen  auf  den  Fundamenten  herum.  Die.se 
von  Weilbach  nicht  beachtete  Tatsache,  auf  deren  Wichtigkeit  ich  schon  früher 
hingewiesen  habe  (Ath.  Mitt.  XXXVI  191 1,  41),  lehrt  mit  Bestimmtheit,  daß  der  ganze 
Stufenbau  des  Tempels  sich  auch  nach  den  Perserkriegen  noch  über  den  antiken 
Boden  erhob.  Petersen  irrt,  wenn  er  in  seinem  Buche  »Athen«  (S.  97)  das  Gegen- 
teil behauptet.  Der  antike  Boden  innerhalb  der  neuen  Akropolismauer  hatte  sehr 
verschiedene  Höhen,  wie  die  im  Plane  l  angegebenen  Höhenzahlen  zeigen  ;  an 
der  Südostecke  des  Erechtheions  lag  er  sicher  um  0,42  m  tiefer  als  der  Stufenbau 
rings  um  den  Alten  Tempel.  Die  einst  auf  diesem  Stufenbau  stehenden  Säulen, 
die  zum  Bau  der  themistokleischen  Burgmauer  benutzt  worden  waren,  hatte  man 
nicht  erneuert,  dafür  aber  andere  Weihegaben  auf  der  Säulenstufe  aufgestellt. 
Unter  ihnen  befanden  sich,  wie  mehrere  Steine  mit  Einarbeitungen  noch  heute 
vermuten  lassen,  einst  auch  viereckige  Hermen,  zum  Teil  aus  Bronze.  So  hat 
der  noch  an  Ort  und  Stelle  befindliche  Stein  der  Oberstufe  (e  auf  Plan  2)  eine 
Einarbeitung  von  0,26  zu  0,42  m  bei  0,04  m  Tiefe  und  ein  in  der  westlichen 
Stützmauer  des  Parthenons  verbauter  Stein  derselben  Stufe  eine  0,04  m  breite 
Kille  von  denselben  Abmessungen;  auf  dem  letzteren  Stein  wird  vor  den  Perser- 
kriegen   eine   Bronzeherme    gestanden    haben,    während   die   Herme  des   ersteren 


Wilhelm  Dorpfeld,  Das  Hekatumpedon  in  Athen.  j  -^ 

Steines  erst  nach  den  Perserkriegen  aufgestellt  worden  sein  kann,  weil  sie  auf 
der  früheren  Standfläche  einer  Säule  der  Ringhalle  steht.  Offenbar  sind  dies  die- 
selben Hermen,  von  denen,  wie  wir  sehen  werden,  Pausanias  I,  24,  3  spricht,  als 
er  neben  unserem  Tempel  stand.  Auf  derselben  Terrasse  um  den  Tempel  dürfen 
wir  auch  die  Altäre  annehmen,  die  Pausanias  I,  17'  i  nennt  und  vermutlich  auch 
I,  24,  3  meint,  denn  die  Altäre  der  Aido  und  Ajibeleia  waren  nach  Eustathios 
(zu  II.  X,  451)  TOpt  Tov  TTj?  rioXiäSo?  'A&rjvä?  vsouv  aufgestellt. 

Der  geschilderte  Tatbestand  gewinnt  noch  an  Wichtigkeit  durch  die  weitere 
Beobachtung,  daß  bei  Erbauung  des  Erechtheions  nur  derjenige  Teil  des  alten 
Stylobates  dieser  Terrasse  fortgebrochen  worden  ist,  der  von  der  Südwand  des 
neuen  Tempels  und  der  Korenhalle  eingenommen  werden  mußte,  im  ganzen  etwa 
16  m.  Der  ganze  übrige  Teil  ist  aber  ^rhalten  geblieben  und  hat,  da  er  selbst 
heute  noch  nicht  ganz  verschwunden  ist,  sicher  bis  zur  Zeit  des  Pausanias  und 
noch  länger  unverändert  bestanden.  Diese  Tatsachen  scheinen  Weilbach  nicht 
bekannt  zu  sein,  denn  sonst  würde  er  nicht  den  Mut  haben,  das  Verschwinden 
des  Hekatompedons  für  gesichert  zu  erklären  und  für  diesen  Tempel  einen  neuen 
Bau  von  ähnlicher  Gestalt  zu  erfinden. 

Für  den  Fortbestand  des  Hekatompedons  nach  den  Perserkriegen  spricht 
endlich,  wie  ich  ebenfalls  früher  schon  dargelegt  habe,  sein  Verhältnis  zum  Par- 
thenon einerseits  und  zum  Erechtheion  andererseits,  ein  Verhältnis,  das  von  Weil- 
bach ganz  falsch  beurteilt  wird.  Er  sieht  im  Parthenon  mit  E.  Petersen  und 
anderen  einen  Ersatz  für  das  alte  Hekatompedon  und  im  Erechtheion  einen 
Ersatz  für  seinen  Phantasietempel.  Daß  diese  Auffassung  aber  unhaltbar  ist, 
zeigt  ein  Blick  auf  unseren  Plan  i.  Weder  der  ältere,  noch  der  jüngere  Par- 
thenon sollte  das  Hekatompedon  ersetzen,  denn  beide  sind  nicht  über  oder 
unmittelbar  neben  diesem  alten  Tempel  errichtet,  sondern  in  dem  großen 
Abstände  von  ursprünglich  25  m,  der  von  Perikles  für  den  jüngeren  Parthenon 
nur  um  4  m  vermindert  wurde.  Dieser  bedeutende  Abstand,  der  die  Anlage  eines 
breiten  Festweges  zwischen  beiden  und  also  das  Fortbestehen  beider  zur  Voraus- 
setzung hat,  ist  um  so  beachtenswerter,  als  die  Kosten  für  die  Fundamentierung 
des  neuen  Tempels  wegen  des  starken  Abfalles  des  Burgfelsens  nach  Süden  mit 
dem  Wachsen  des  Abstandes  beträchtlich  zunahmen.  Wäre  der  Abstand  bei  Er- 
bauung des  Parthenons  auf  etwa  die  Hälfte  vermindert  worden,  so  würden  jene 
Kosten  nicht  einmal  den  vierten  Teil  der  wirklichen  Ausgaben  betragen  haben. 
Bei  dieser  Sachlage  ist  nicht  daran  zu  denken,  daß  das  Hekatompedon,  wie  Weil- 
bach behauptet,  nach  Fertigstellung  des  Parthenons  in  Fortfall  kommen  sollte. 
Vor  einer  solchen  Auffassung  hätte  ihn  auch  der  Umstand  warnen  können,  daß 
das  Hekatompedon  im  6.  Jahrhundert  kurz  vor  dem  Beginn  des  Parthenonbaues 
noch  mit  einer  Ringhalle  ausgestattet  worden  ist.  Augenscheinlich  sollten  beide 
Tempel  ebenso  nebeneinander  bestehen  bleiben,  wie  der  alte  und  neue  Tempel 
des  Dionysos  Eleuthereus  in  der  Unterstadt. 

Als  Ersatz  für  das  Hekatompedon  war  dagegen  sicher  das  Erechtheion  be- 
stimmt,   wie   es   von  Perikles   und    dem  Architekten   Mnesikles    geplant   war  (Ath. 


lA  Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedoo'  in  Athen. 


Mitt.  XXIX  1904,  lOl).  Nach  der  Fertigstellung  dieses  bald  nach  438  begonnenen  Baues 
sollte  das  Hekatompedon  unzweifelhaft  abgebrochen  werden.  Ich  verstehe  daher 
nicht,  warum  Weilbach  noch  einen  anderen  Athena-Tempel  erfindet,  der  durch 
das  Erechtheion  ersetzt  werden  soll.  Ich  verstehe  es  um  so  weniger,  als  er  die 
Richtigkeit  des  von  mir  ergänzten  ursprünglichen  Planes  des  Erechtheions  unum- 
wunden anerkennt.  Nur  hätte  er  auch  die  nötigen  Folgerungen  aus  dieser  Er- 
kenntnis mit  mir  ziehen  müssen.  Gerade,  wegen  dieser  Folgerungen,  die  den 
Ansichten  meiner  Gegner  den  Todesstoß  versetzen,  sträuben  einige  von  ihnen  sich 
mit  Heftigkeit  gegen  ihre  Anerkennung  (so  E.  Petersen,  Burgtempel  S.  6  u.  16). 

Der  ursprüngliche  Plan  des  Erechtheions  mit  seinen  verschiedenartigen  Bau- 
teilea  ui>«i  »emen  verschiedenen  Höhenfagcn  ist  i>äDaUch  nur  zu  verstehen,  wenn 
der  geplante  Neubau  alle  alten  Tempel  und  Heiligtümer,  die  damals  bei  den 
uralten  Kultmalen  lagen,  zu  einer  einzigen  Bauanlage  mit  vier  getrennten  Vor- 
hallen vereinigen  sollte.  Der  ursprüngliche  Entwurf,  wie  er  auf  unseren  Plänen 
angedeutet  und  auf  Plan  3  genauer  gezeichnet  ist,  sollte  umfassen:  i.  im  Osten 
den  Tempel  der  Athena-Polias  für  das  alte  Kultbild;  denn  die  Cella  T  mit  ihrer 
Vorhalle  sollte  offenbar  die  östliche  Cella  Z  des  Hekatompedons  ersetzen  und 
erhielt  deshalb  denselben  Grundriß,  dieselbe  Höhenlage  und  auch  die  gleiche  öst- 
liche Richtung;  2.  im  Süden  die  Vorhalle  der  Koren  oder  Karyatiden,  die  als 
Zugang  zu  dem  darunter  gelegenen  Kekrops-Grabe  und  zu  den  Kultmalen  dienen 
sollte;  3.  im  Westen  einen  Ersatz  für  den  Opisthodom  des  Hekatompedons,  daher 
ebenfalls  mit  einer  westlichen  Vorhalle  ausgestattet  und  in  der  Höhe  des  Heka- 
tompedons gelegen ;  4.  in  der  Mitte  auf  tieferem  Boden  einen  Ersatz  für  die  dort 
liegenden  beiden  Heiligtümer  des  Poseidon-Erechtheus  und  der  Pandrosos  mit 
ihren  Kultmalen  und-  dazu  eine  große,  nach  Norden  gerichtete,  gemeinsame 
Vorhalle. 

Der  so  geplante  Tempel  ist  aber  nicht  ganz  zur  Ausführung  gekommen. 
Schon  vor  dem  Beginn  des  Baues  muß  von  einflußreicher  Seite  Einspruch  erhoben 
worden  sein  gegen  diesen  kühnen,  man  darf  sogar  sagen,  revolutionären  Plan. 
Denn  einige  Einschränkungen  sind  schon  vor  Erbauung  der  Fundamente  erfolgt: 
Der  Abbruch  des  alten  Pandrosos-Tempels  und  seines  Vorhofes,  in  dem  sich  der 
heilige  Ölbaum  befand,  wurde  nicht  gestattet;  und  daher  blieb  der  ganze  west- 
liche Teil  des  ursprünghchen  Entwurfes  unausgeführt.  Weder  das  neue  Pandro- 
seion,  noch  der  neue  Opisthodom  sind  auch  nur  begonnen  worden;  nur  an  der 
Südwestecke  der  nördlichen  Vorhalle  des  Erechtheions  ist  im  Fundament  der 
Anschluß  der  Nordmauer  des  neuen  Pandroseions  (N)  schon  vorhanden.  So  blieb 
der  geplante  Ersatz  für  das  Hekatompedon  ebenso  ein  Torso,  wie  die  gleichzeitig 
geplanten  neuen  Propyläen  am  Burgeingang. 

Während  so  der  alte  Opisthodom  des  Hekatompedons  (U)  keinen  Ersatz 
gefunden  hatte  und  daher  nicht  überflüssig  geworden  war,  hätte  die  Ostcella  des- 
selben Baues  (Z)  nach  Fertigstellung  der  neuen  Ostcella  des  Erechtheions  (T)  als 
überflüssig  abgebrochen  werden  dürfen,  nachdem  das  alte  Kultbild  in  die  neue, 
dafür  bestimmte  Cella  hinübergeschafft  worden  war.  Ist  beides  auch  wirklich 
geschehen.' 


Wilhelm  Dörpleld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 


Ich  bin  mit  Weilbach  und  allen  anderen  Forschern  darüber  einig,  daß  der 
Ostteil  des  Erechtheions  (T)  für  die  Aufnahme  des  alten  Kultbildes  bestimmt  war. 
Das  lehren  uns  aufs  sicherste  mehrere  sogleich  zu  besprechende  Stellen  amt- 
licher Inschriften.  Ebenso  wird  auch  von  niemandem  bestritten,  daß  das  alte 
Hekatompedon,  wenn  es,  wie  die  meisten  Forscher  annehmen,  am  Ende  des 
5.  Jahrhunderts  noch  bestand,  nach  Fertigstellung  des  Erechtheions  abgebrochen 
werden  sollte.  Das  lehren  ebenso  sicher  die  Mädchen  der  Kekrops-Halle,  die 
selbstverständlich  nicht  für  immer  gegen  eine  hohe,  unmittelbar  vor  ihnen  stehende 
Tempelwand  blicken  sollten.  Es  fragt  sich  aber,  ob  das  Kultbild  wirklich  ins 
Erechtheion  hinübergeschafft,  und  ob  die  alte  Cella  darauf  wirklich  abgebrochen 
worden  ist.^ 

Bevor  wir  diese  beiden  Fragen  beantworten  können,  müssen  einige  Angaben 
der  amtlichen  Inschriften  besprochen  werden,  weil  meine  Auffassung  dieser  An- 
gaben von  Weilbach  bestritten  wird.     Es  sind  folgende: 

I.  Die  Inschrift  Arx  A  E  22  gibt  uns  den  Bericht  über  den  Zustand  des 
Erechtheions  bei  der  Wiederaufnahme  der  Bauarbeiten  im  Jahre  409.  Der  unfer- 
tige Bau  führt  hier  den  Namen  vs(u?  i;A  tzöI&i,  sv  <u  xo  dpjjxhv  or(akit.a,  also  wörtlich 
übersetzt:  »der  Tempel  auf  der  Burg,  in  dem  das  alte  Kultbild  (stehen  soll)«, 
oder  nach  deutschem  Sprachgebrauch :  »der  Tempel  für  das  alte  Kultbild«.  Hier 
widerspricht  Weilbach  und  behauptet,  daß  das  Kultbild  schon  damals  im  Tempel 
gestanden  haben  müsse,  weil  in  dem  Relativsatz  ein  Futurbegriff,  wie  ich  ihn 
ergänze,  nicht  angenommen  werden  dürfe.  Nun  habe  ich  zunächst  schon  früher 
auf  einen  anderen  Relativsatz  derselben  Inschrift  verwiesen,  in  dem  sicher  in  ganz 
ähnlicher  Weise  ein  Zeitwort  im  Futurum  ergänzt  werden  muß,  nämlich  Z.  40: 
iXsuatvtaxo;  Xi'öo?,  irpö?  uj  xd  C<üa.  Dies  Beispiel  wird  von  Weilbach  als  »nicht  viel 
beweisend«  zurückgewiesen.  Dem  Philologen  hätte  dieser  analoge  Fall,  in  dem 
auch  Weilbach  ein  Futurum  ergänzt,  genügen  müssen.  Zum  Glück  kann  aber 
der  Architekt  dem  Philologen  beweisen,  daß  auch  in  unserem  Falle  die  sprachlich 
mögUche  Ergänzung  sogar  notwendig  und  allein  richtig  ist.  Der  Tatbestand  ist 
'folgender:  Auf  der  Burg  gab  es  damals,  darüber  sind  wir  einig,  einen  »Alten 
Tempel  der  Athena-Polias«,  in  dem  sich  seit  Urzeiten  das  alte,  angeblich  vom 
Himmel  gefallene  Kultbild  der  Göttin  befand.  Daß  ich  diesen  Tempel  im  Heka- 
tompedon erkenne,  Weilbach  aber  in  seinem  Phantasietempel,  kommt  hier  nicht 
in  Betracht  Dieser  alte  Tempel  bestand  im  Jahre  409  bei  Abfassung  unserer 
Inschrift  noch,  denn  im  Jahre  406  geriet  nach  Xenophon  (Hellen.  I,  6,  i)  der 
»alte  Tempel  der  Athena«  in  Brand.  Ich  bin  mit  Weilbach  ganz  einverstanden, 
wenn  er  erklärt  (S.  113),  daß  dieser  itaXaio;  vaos  des  Xenophon  unmöglich,  wie 
mehrere  Forscher  behaupten,  das  ganz  neue  Erechtheion  gewesen  sein  könne, 
sondern  derselbe  alte  Tempel  sein  müsse,  der  amtlich  vorher  und  später  dp^aw? 
vscuj  hieß  und  in  dem  seit  alten  Zeiten  das  Xoanon  der  Göttin  stand.  Denn  er 
erklärt  es  (S.  105)  mit  Recht  für  einen  »sonderbaren  Sprachgebrauch«,  wenn  im 
Jahre  406  der  iraXaio?  vsw?  ein  anderer  Tempel  als  der  dpyaXrti  vsou?  gewesen  sei. 
Da  wir  beide  weiter   nun   darin    übereinstimmen,    daß   für   den    alten   Tempel   im 


l6  Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 


neuen  Erechtheion  ein  Ersatz  geschaffen  werden  sollte,  so  dürfte  über  die  Frage, 
wo  das  alte  Kultbild  während  der  Erbauung  des  neuen  Tempels  stand,  kein  Zweifel 
sein:  es  blieb  doch  sicherlich  so  lange  noch  im  alten  Tempel,  bis  der  Neubau 
fertig  war.  Zur  Zeit  unserer  Inschrift,  im  Jahre  409  8,  war  das  Erechtheion  noch 
unvollendet;  denn  es  hatte  weder  eine  Decke,  noch  ein  Dach;  von  dem  Geison 
(Hauptgesimse)  war  noch  kein  Stein  verlegt.  Z.  40  der  Inschrift  sagt  deutlich, 
daß  der  ganze  Bau  nur  bis  zum  Friese  fertig  war.  Weilbach  ist  hier  mit  seinen 
Behauptungen  (S.  106)  im  Irrtum;  er  muß  die  Veröffentlichung,  die  et  anführt 
(Amer.  Journ.  of  Archaeol.  2.  Ser.  XII  1908,  186),  nicht  gelesen  oder  nicht  verstanden 
haben.  Die  Athener  wären  ferner  Schildbürger  gewesen,  wenn  sie  das  Bild  schon  im 
Jahre  409  in  den  unfertigen  Neubau  ohne  Dach  überführt  und  es  nicht  zunächst  noch  im 
alten  Tempel  gelassen  hätten.  Aber  Weilbach  nimmt  hier  willkürlich  an  (S.  1 1 1),  daß 
sein  alter  Tempel,  obwohl  er  durch  den  Neubau  ersetzt  und  dann  abgebrochen 
werden  sollte,  zufällig  noch  repariert  werden  mußte  (!),  und  daß  man  deshalb  das 
Kultbild  für  die  Zeit  dieser  Reparatur  in  den  (noch  dachlosen)  Neubau  gestellt 
hätte!  Nein,  eine  so  unglaubliche  Annahme  ist  unerlaubt  und  zeigt  allein  schon 
die  Haltlosigkeit  der  ganzen  Theorie  Weilbachs.  Es  klingt  fast  wie  ein  Scherz, 
wenn  er  den  »etwas  gesuchten  Namen«  vetuc  äv  w  to  dpj^atov  «YctXjxa  durch  eine  so 
gesuchte  Annahme  erklären  zu  können  meint.  Da  sein  alter  Tempel  im  Jahre  406 
noch  besteht,  kann  das  Kultbild  409  unmöglich  im  dachlosen  Neubau  gestanden 
haben.  Dieser  im  Bau  begriffene  Tempel  mußte  jedoch  schon,  als  er  begonnen 
wurde  und  als  er  im  Jahre  409  vollendet  werden  sollte,  einen  Namen  haben.  Da 
er  anfangs  drei  alte  Tempel  und  auch  später  noch  zwei,  nämlich  den  Alten 
Athena-Tempel  und  den  Poseidon-Erechtheus-Tempel,  ersetzen  sollte,  konnte  man 
keinen  kürzeren  und  treffenderen  Namen  für  ihn  bilden  als  »Tempel  für  das  uralte 
Kultbild«,  oder  nach  griechischem  Sprachgebrauch:  »vetu«,  h  (p  to  dp^^atov  a-]faX|xa«, 
indem  man  ihn  nach  dem  heiligsten  und  wichtigsten  Gegenstand  benannte,  den 
er  aufnehmen  sollte.  In  ähnlicher  Weise  sprechen  wir  heute  in  Berlin  von  dem 
»neuen  Museum  der  pergamenischen  Bildwerke«,  obwohl  diese  noch  nicht  darin 
sind  und  der  Neubau  auch  noch  kein  Dach  hat.  Der  durch  die  Inschrift  über- 
lieferte Name  des  Erechtheions  beweist  also  durchaus  nicht,  daß  das  Kultbild  im 
Jahre  409  schon  im  Erechtheion  stand. 

2.  In  derselben  Inschrift  (Arx  A  E  22)  lesen  wir  Z.  75 :  toG  {loiyoo)  itpi«  toO 
dfdXjAato« ;  es  ist  also  von  einer  Wand  beim  Kultbilde  die  Rede.  Auch  aus  diesem 
Ausdruck  schließen  meine  Gegner,  daß  das  alte  Kultbild  sich  damals  schon  in  dem 
noch  unfertigen  Tempel  befunden  haben  müsse.  Hier  kann  ich  ihnen  ebensowenig 
zustimmen.  An  der  betreffenden  Stelle  der  Inschrift  wird  kurz  vorher  aufgezählt, 
welche  Wandteile  des  Erechtheions  im  Äußeren  noch  abgearbeitet  werden  müssen. 
Darauf  geht  der  Bericht  zum  Innern  des  Baues  über:  tou  xotj^ou  toS  ^vxi;  dxa- 
TdSsaxa  und  spricht  damit  nicht  von  einzelnen  Innenmauern,  wie  E.  Petersen  (Burg- 
tempel S.  114)  behauptet,  sondern  von  den  Innenflächen  der  Mauern  im  allge- 
meinen. Er  nennt  nach  der  Anführung  eines  inneren  Gesimssteines  von  32  Fuß 
Länge,  der  in  der  Höhe  des  äußeren  Wandkapitells  lag,  drei  solcher  Innenflächen, 


Wilhelm »Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen.  jy 


nämlich  a)  die  Wand  im  »Prostomiaion«,  b)  die  »Parastas«  und  c)  die  Wand 
»beim  Kultbilde«.  Gewöhnlich  versteht  man  hier  unter  a)  und  c)  die  beiden 
inneren  Quermauern  des  Tempels,  die  keine  Außenseite  haben,  nämlich  die  Mauern 
RS  und  ST,  und  unter  der  Parastas  (b)  eine  besondere  Nische  für  das  Kultbild 
im  Räume  T.  In  dem  Bericht  aber  über  einen  Bau,  dessen  Mauern  schon  auf- 
recht stehen,  können  aus  technischen  Gründen  nicht  nur  jene  zwei  Innenmauern 
angeführt  werden,  sondern  es  müssen  hier  die  Wandflächen  aller  Innenräume  er- 
wartet werden.  Auf  die  Außenseiten  der  Außenmauern  müssen  in  der  Inschrift 
alle  Innenseiten  der  Außenmauern  und  auch  der  Innenmauern  folgen. 

Die  gewöhnliche  Auffassung,  die  z.  B.  von  Petersen  (Burgtempel  S.  1 14)  ver- 
treten wird,  scheitert  meines  Erachtens  schon  daran,  daß  die  vorhandenen  Innen- 
mauern beide  am  Mittelraum  S  liegen,  und  daß  es  daher  bei  Nennung  dieses 
Raumes  ungewiß  wäre,  welche  der  beiden  Mauern  gemeint  sei.  Es  scheint  mir 
ferner  ausgeschlossen,  daß  die  Inschrift  Z.  56,  wo  von  der  Südmauer  im  Äußeren 
die  Rede  ist,  deren  äußere  und  innere  Seite  gemeint  habe-  Vielmehr  wird  dort 
nur  von  der  nach  Süden  gerichteten  Außenfläche  dieser  Mauer  gesprochen;  ihre 
Innenfläche  kommt  erst  bei  den  Innenräumen  vor. 

Nun  hat  das  Erechtheion  tatsächlich  drei  Innenräume:  R,  S,  T,  die  den  obigen 
drei  Bauteilen  a,  b,  c  der  Inschrift  sehr  gut  entsprechen.  Über  das  Prostomiaion  a 
besteht  keine  große  Meinungsverschiedenheit,  es  ist  der  mittlere  Raum  S,  in  dem 
sich  das  Prostomion,  eine  brunnenähnliche  Mündung  über  einem  Felsstomion  be- 
fand. Denn  in  seiner  Mitte  sieht  man  ein  natürliches  Felsloch,  das  schon  von 
C.  Boetticher  (Untersuchungen  S.  196)  richtig  beschrieben  und  als  jd:s\t.a  erkannt 
worden  ist  (c  auf  Tafel  2  und  3).  E.  Petersen  hat  darin  (Burgtempel  S.  68  u.  104) 
gewiß  richtig  die  Wohnstätte  oder  das  Grab  des  Erechtheus  nachgewiesen.  In 
der  Gleichsetzung  dieses  Stomion  mit  dem  cspsap  und  der  OaXaaaot  des  Erechtheus 
kann  ich  ihm  jedoch  nicht  zustimmen.  Den  Brunnen  mit  dem  Meerwasser  suche 
ich  vielmehr  im  Westraume  R.  Ich  nehme  aber  nicht  an,  daß  die  dort  jetzt  vor- 
handene mittelalterliche  Zisterne  dieser  Brunnen  sei,  sondern  bin  überzeugt,  daß 
in  dieser  Zisterne  nach  Entfernung  des  späteren  Fußbodens  an  irgendeiner  Stelle 
ein  tiefer  Brunnen  zum  Vorschein  kommen  wird,  der  als  tppsap  bezeichnet  werden 
darf  und  vielleicht  eine  direkte  Verbindung  mit  dem  Stomion  im  Räume  S  hat. 
Salziges  Wasser  kann  unmöglich  an  der  Oberfläche  des  Kalkfelsens  vorkommen, 
sondern  erst  in  größerer  Tiefe,  in  der  noch  heute  salziges  Wasser  auf  der  Burg 
vorkommt.  Ich  erkenne  in  dem  Westraume  R  die  »Parastas«,  den  zweiten  Raum  (b) 
unserer  Inschrift,  während  dieser  Name  von  den  meisten  Forschern  als  Bildnische 
für  das  Xoanon  im  Räume  T  erklärt  wird.  Auf  die  längeren  Ausführungen 
Petersens  über  die  Bedeutung  des  Wortes  wapaaTa?  (Burgtempel  S.  115)  kann  ich 
hier  nicht  eingehen  und  brauche  es  auch  nicht,  weil  ich  die  meisten  der  von  ihm 
angeführten  Bedeutungen  gar  nicht  bestreite.  Was  das  Wort  in  unserm  Falle, 
wo  es  sich  um  den  amtlichen  Sprachgebrauch  Athens  im  5.  Jahrhundert  handelt, 
bedeuten  muß,  ergibt  sich  meines  Erachtens  aus  den  von  Petersen  (S.  124)  abge- 
druckten und   besprochenen  wichtigen  Inventarverzeichnissen  des  Alten  Tempels. 

Jahrbuch  des  archäolnjrischen  Instituts  XXXIV.  2 


l8  Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  In  Athen. 


Die  darin  öfter  vorkommende  Parastas  kann  unmöglich  eine  einzige  Bildnische 
sein,  weil  mehrmals  zwei  Parastaden  deutlich  unterschieden  werden,  von  denen 
die  eine  zur  Linken,  die  andere  zur  Rechten  des  Eintretenden  liegt.  So  heißt  es 
einmal  (Z.  lo)  von  Schalen,  daß  sie  aufgehängt  seien  itpo?  r^  TrapaaraSt  t^  dpidispä? 
sidiovTt  und  ein  anderes  Mal  (Z.  Ii)  irpb?  x^  zapaatotSt  T-jj  Sejtä?  siaiovTt.  Durch  die 
Wiederholung  des  Artikels  r^  werden  hier  unbedingt  eine  linke  und  eine  rechte 
Parastas  unterschieden.  Wenn  ich  nun  weiß,  daß  in  der  damaUgen  amtlichen 
Sprache  upoctTa;  oder  -poSTaai?  die  Vorhalle  und  ebenso  irspiaxaat;  die  Ringhalle 
bedeutet,  so  scheint  mir  Trapaaxa;  oder  irapaaToaij  ein  sehr  treffender  Ausdruck  für 
eine  Seitenhalle  zu  sein.  Die  Prostas  liegt  an  der  Vorderseite  eines  Tempels, 
die  Parastas  an  der  Nebenseite,  die  Peristas  ringsherum.  Ich  darf  dabei  wohl  an 
ein  treffendes  Analogon,  nämlich  an  die  beiden  Worte  Proskenion  und  Paraskenion 
erinnern,  von  denen  jenes  den  Anbau  der  Skene  nach  vorne,  also  eine  Vorskene, 
dieses  aber  einen  seitlichen  Anbau,  eine  Nebenskene  oder  Seitenskene  bedeutet. 
Eine  rechtwinklig  zur  Vorhalle  liegende  Seitenhalle  kann  aber  nicht  nur  im  Äußeren, 
sondern  auch  im  Innern  eines  Tempels  liegen.  Der  letztere  Fall  trifft  nun  auf 
unsere  beiden  amtlichen  Inschriften  zu,  die  beide  sicher  von  Innenräumen  sprechen ; 
die  eine  redet  vom  Innern  des  Hekatompedons,  dessen  Cella  Z  in  der  Tat  zwei 
innere  Seitenhallen  aufweist,  die  andere  vom  Innern  des  Erechtheions.  Wie  man 
im  Hekatompedon  durch  die  Vorhalle  zur  Cella  mit  ihren  beiden  inneren  Seiten- 
hallen gelangte,  so  schloß  sich  im  Erechtheion  an  die  nördliche  und  südliche  Vor- 
halle, die  amtlich  Prostasen  hießen,  rechtwinklig  eine  innere  Halle  an,  für  die  mir 
der  Name  irapftUTac  ausgezeichnet  zu  passen  scheint.  Ich  habe  aus  anderen  Gründen 
schon  früher  angenommen,  daß  der  Westraum  R  im  wirklich  ausgeführten  Erech- 
theion durch  eine  Pfeilerstellung  vom  Mittelraume  S  getrennt  war,  und  im  ursprüng- 
lichen Plane  ebenso  von  dem  westlichen  Räume  N,  dem  geplanten  Pandroseion, 
durch  eine  ähnliche  Pfeilerreihe  getrennt  werden  sollte.  Für  diese  Halle  habe 
ich  früher  (Ath.  Mitt.  XXIX  1904,  Taf.  VI)  vermutungsweise  sechs  Joche,  in  unserem 
Plane  2  nur  vier  Joche  gezeichnet;  es  können  aber  auch  fünf  gewesen  sein,  wie 
ich  im  Plane  3  annehme,  weil  die  Westwand  in  ihrem  Oberteile  tatsächlich  fünf 
Joche  aufweist.  Für  eine  gerade  Anzahl  von  Jochen  hatte  ich  mich  früher  wegen 
der  unregelmäßigen  Lage  der  Tür  in  der  Westwand  entschieden,  doch  kann  dieser 
Grund  nicht  als  zwingend  gelten.  Die  westliche  Innenhalle  des  Erechtheions  (R) 
halte  ich  also  ebenso  für  die  Parastas  unserer  Inschrift,  wie  die  beiden  Innenhallen 
der  Ostcella  Z  des  Hekatompedons  für  die  linke  und  rechte  Parastas  der  andern 
Inschrift.  Daß  ich  mir  die  Parastas  des  Erechtheions  sowohl  im  ursprünglichen 
Entwürfe  als  auch  im  ausgeführten  Bau  mit  einer  niedrigen  Steindecke  versehen 
denke  und  in  den  dachförmigen  Steinplatten  dieser  Decke  die  xa[jiituXat  dsXi'Ss?  er- 
kenne, kann  hier  nur  nebenbei  ausgesprochen  werden. 

Nachdem  wir  so  die  beiden  Westräume  R  und  S  des  Erechtheions  als  Prosto- 
miaion  und  als  Parastas  erkannt  haben,  bleibt  für  die  östliche  Cella  (T)  der  dritte 
in  der  Inschrift  genannte  Name  (c)  übrig.  Darf  ihre  innere  Wandfläche  als  -cotj^o? 
irpo?  mZ  dYotXjiOTo;  bezeichnet  werden.?     Diese  Frage  dürfen  wir  unter  Hinweis  auf 


Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen.  ig 

eine  andere  Stelle  derselben  Inschrift  unbedingt  bejahen.  Wie  nämlich  die  nörd- 
liche Vorhalle  des  Erechtheions  nach  der  in  der  Mitte  ihrer  Rückwand  liegenden 
großen  Tür  irposiaoi?  itpo?  toü  OopwixaTos  heißt,  so  darf  auch  die  ganze  Ostcella 
nach  dem  vor  der  Mitte  der  Rückwand  stehenden  Kultbilde  als  Raum  Ttpo?  xoü 
äfaXtAaiOs  bezeichnet  werden.  Eine  besondere  Bildnische  in  dieser  Cella  anzu- 
nehmen, haben  wir  auch  nicht  die  geringste  Berechtigung.  Die  gewöhnlichen 
Tempel  Griechenlands  haben  nie  solche  Nischen.  Dagegen  halte  ich  es  aus 
Gründen,  auf  die  ich  hier  nicht  eingehen  kann,  für  möglich,  daß  der  Raum  T 
ebenso  Innensäulen  hatte,  wie  die  alte  Cella  Z  des  Hekatompedons,  deren  Ersatz 
er  werden  sollte;  ich  habe  die  Säulen  auf  Tafel  3  gezeichnet,  auf  Tafel  2  aber 
fortgelassen.  Aber,  so  erwidern  meine  Gegner,  das  Bild  soll  doch  im  Jahre  409 
noch  gar  nicht  im  Erechtheion  gestanden  haben;  wie  darf  da  die  Wandfläche  der 
Ostcella  als  »Wand  beim  Kultbilde«  angeführt  werden.^  Darauf  ist  zu  antworten, 
daß  auch  heute  in  unfertigen  Kirchen  von  der  »Wand  um  den  Altar«  gesprochen 
wird,  ohne  daß  der  Altar  selbst  schon  dort  steht.  Die  Ostcella  T  war  für  das 
Kultbild  bestimmt,  folglich  hieß  ihre  Innenwand  toixo?  itpö?  to5  dfäXjiaio?. 

3.  Fast  dasselbe  gilt  von  einer  dritten  Inschriftstelle,  auf  die  sich  diejenigen 
zu  berufen  pflegen,  die  das  alte'  Kultbild  schon  im  Jahre  409  im  neuen  Tempel 
annehmen  oder  die  Ansicht  vertreten,  daß  in  der  Ostcella  eine  besondere  Bild- 
nische für  das  Kultbild  gestanden  habe  (so  Petersen,  Burgtempel  S.  1 1 5).  Die 
Stelle  befindet  sich  in  einer  der  Baurechnungen  (Arx  A  E  27,  Z.  44),  wo  von  der 
Bemalung  von  14  Kassetten  der  hölzernen  »Decke  über  dem  Kultbilde«  die  Rede 
ist:  sirl  tyjv  opo'frjv  £-1  ti?  as^^tSa?  t«?  uirsp  xou  dya^fiaTOc.  Durch  nichts  ist  hier 
angedeutet,  daß  hier  die  Decke  einer  besonderen  Bildnische  gemeint  sei  und  daß 
die  14  Kassetten  die  ganze  Decke  ausgemacht  hätten,  was  beides  Petersen  (S.  137) 
als  gesichert  voraussetzt.  Nach  meiner  Ansicht  bilden  die  14  Kassetten  nur  einen 
Teil  der  großen  Holzdecke  der  Ostcella  T,  die  als  »Decke  über  dem  Kultbild« 
bezeichnet  werden  durfte,  weil  die  Cella  zweifellos  für  das  uralte  Bild  bestimmt 
war.  Daß  sich  dies  Bild  während  der  Bauarbeiten  schon  dort  befand,  ist  durchaus 
nicht  nötig,  darf  vielmehr  aus  allgemeinen  Gründen  als  unmöglich  bezeichnet  werden. 

Wir  dürfen  hiernach  feststellen,  daß  Weilbachs  Behauptung,  das  Kultbild 
habe  nach  Aussage  der  Inschriften  im  Jahre  409  nicht  mehr  im  Alten  Tempel, 
sondern  bereits  im  Erechtheion  gestanden,  keineswegs  zutrifft.  Im  Gegenteil,  das 
alte  Bild  stand  unbedingt  bis  zur  Vollendung  des  Erechtheions,  also  bis  zum  Jahre 
407,  noch  an  derselben»  Stelle,  wo  es  seit  Jahrhunderten  gestanden  hatte,  nämlich 
in  der  Ostcella  des  Hekatompedons.  Da  dieser  alte  Bau  aber  sicher  abgebrochen 
werden  sollte,  sobald  sein  Ersatz  fertig  war,  so  wird  das  Bild,  wie  wir  zunächst 
annehmen  müssen,  im  Jahre  407  in  den  neuen  Tempel  überführt  worden  sein, 
Ist  das  auch  wirklich  geschehen.''  Und  ist  darauf  der  alte  Tempel  wirklich  ab- 
gebrochen worden?  Damit  kehren  wir  zu  den  beiden  Fragen  zurück,  deren  Be- 
antwortung wir  oben  (S.  15)  vorläufig  aufgeschoben  hatten. 

Ich  beginne  mit  der  zweiten  Frage:  Ist  das  Hekatompedon  wirklich,  wie 
beabsichtigt  war,  nach  der  Fertigstellung  des  Erechtheions  im  Jahre  407  abge- 
brochen worden.^  2* 


20  Wilhelm  Döipfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen, 

Fast  alle  Forscher,  auch  Weilbach,  stimmen  darin  mit  mir  überein,  daß  der 
Alte  Tempel  im  Jahre  407  vorläufig  noch  nicht  abgebrochen  wurde,  sondern 
mindestens  bis  zum  folgenden  Jahre  noch  stand,  weil  nach  Xenophons  Zeugnis 
im  Jahre  406  6  TtaXato?  ttj?  'Aör^vä;  vao;  ivsTipr^aörj  (Hellen.  I,  6,1).  Aber  nach  diesem 
Brande,  so  schließen  viele,  wird  er  dauernd  verschwunden  sein.  Dem  dürfen  wir 
jedoch  aus  mehreren  Gründen  ohne  Bedenken  widersprechen.  Erstens  war  der 
Tempel  keineswegs  durch  den  Brand  ganz  zerstört,  wie  einige  behaupten,  sondern 
nur  »in  Brand  geraten«.  Es  wird  also  nur  Decke  und  Dach,  die  aus  Holz  be- 
standen, verbrannt  sein.  Sodaim  haben  wir  bestimmte  Nachrichten  über  einen 
Wiederaufbau  und  ein  weiteres  Bestehen  des  Alten  Tempels  in  den  folgenden 
Jahrhunderten.  Hier  stimmt  mir  Weilbach  zu,  nur  mit  dem  schon  erwähnten 
Unterschiede,  daß  er  den  wiederhergestellten  Alten  Tempel  nicht  mit  mir  im  Heka- 
tompedon, sondern  in  seinem  westlich  vom  Erechtheion  angenommenen  Phantasie- 
tempel erkennt.  Ich  brauche  deshalb  jene  Nachrichten  hier  nicht  ausführlich  zu 
behandeln,  will  sie  aber  wenigstens  erwähnen  und  darauf  hinweisen,  daß  einer  der 
besten  Kenner  der  Tempelinschriften  Athens,  W.  B.  Dinsmoor,  neuerdings  (Amer. 
Journ.  of  Arch.  2.  Ser.  XVII  1913,  265)  für  die  von  mir  längst  vorgeschlagene  frühere 
Datierung  dieser  Inschriften  eingetreten  ist.  Die  eine  Inschrift  (Arx  A  E  30)  berichtet 
in  ihrem  leider  sehr  verstümmelten  Texte  von  der  Reparatur  eines  verbrannten 
Tempels  und  stammt  nach  Michaelis  vom  Jahre  395 ,'4  (Diopjiantes  Archon),  nach 
Dinsmoor  entweder  vom  Jahre  406/5  (Kallias  Archon)  oder  besser  405,4  (Alexios 
Archon).  Denselben  Zeiten  schreiben  Michaelis  und  Dinsmoor  auch  die  zweite 
Inschrift  zu  (Arx  A  E  31),  in  der  von  einer  Zypresse  die  Rede  ist,  die  von  der 
Insel  Karpathos  im  tov  vswv  ttj? 'AOr^vaia?  xr,? '  AOr^vöJv  jxsSsouarj;  geliefert  wurde  und 
gewiß  für  das  neue  Dach  des  in  Brand  geratenen  Tempels  der  Athena-Polias 
bestimmt  war.  Welche  dieser  Datierungen  richtig  ist,  muß  von  Fachgelehrten 
entschieden  werden,  ist  aber  für  unsere  Frage  von  geringer  Bedeutung.  Hat 
Michaelis  recht,  so  ist  der  406  in  Brand  geratene  Tempel  erst  nach  1 1  Jahren 
wiederhergestellt  worden;  hat  Dinsmoor  recht,  so  erfolgte  die  Reparatur  schon 
im  folgenden  Jahre.  Wesentlich  für  unsere  Frage  ist  es,  daß  sie  überhaupt  er- 
folgte, und  zwar  noch  vor  der  Zeit,  die  sich  für  die  Wiederbenutzung  des  Opis- 
thodoms  als  Schatzhaus  ermitteln  läßt,  nämlich  vor  388. 

Auf  denselben  Brand  beziehe  ich  ferner  nach  wie  vor  die  Nachriciit 
des  Demosthenes  (24,  136)  über  einen  Brand  des  Opisthodoms.  Sie  paßt 
schon  deshalb  sehr  gut  ins  Jahr  406,  weil  nach  den  Worten  des  Redners  die  Ver- 
walter der  Gelder  der  Athena  und  auch  die  der  Gelder  der  anderen  Götter  ins 
Gefängnis  kämen  und  weil  tatsächlich  nach  Aussage  der  erhaltenen  Schatz- 
verzeichnisse (Lehner,  Schatzverzeichn.  S.  17)  in  diesem  Jahre  die  beiden  getrennten 
Behörden  verschwinden  und  dafür  eine  neue  gemeinsame  Verwaltungsbehörde  auf- 
tritt (Ath.  Mitt.  XII  1887,  203).  Daß  der  Brand  gerade  den  westlichen  Teil  des  Heka- 
tompedons,  also  den  Opisthodom,  ergriffen  hatte,  .steht  im  Einklang  mit  der  Er- 
wähnung des  Pandroseions  in  der  Inschrift  (A  E  30);  denn  dieser  Bezirk  lag  neben 
den  Schatzkammern  des  Tempels. 


Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen.  2I 


Aber  was  kann  die  Athener  veranlaßt  haben,  den  in  Brand  geratenen  Tempel, 
obwohl  er  nach  Fertigstellung  des  Erechtlieions  abgebrochen  werden  sollte,  doch 
wiederherzustellen?  Ich  vermute,  daß  die  konservative  Partei  Athens,  die  allen 
Neuerungen  auf  der  Burg  widerstrebte  und  die  Einschränkung  des  geplanten  Erech- 
theions  durchgesetzt  hatte,  auch  die  Wiederherstellung  des  verbrannten  Tempels 
zu  erreichen  verstand.  Einige  Jahre  nach  dem  Brande,  wahrscheinlich  um  388, 
ist  dann  auch  der  Staatsschatz,  nachdem  er  vorübergehend  im  Hintefhause  des 
Parthenons  Unterkunft  gefunden  hatte,  wiederum  in  den  alten  Opisthodom  der 
Göttin,  wo  er  früher  gewesen  war,  zurückverlegt  worden  (vgl.  Aristoph.  Plutos  1 191 
und  Ath.  Mitt.  XII  1887,  205).  Auch  dieselbe  doppelte  Verwaltungsbehörde  wurde 
damals  wieder  eingesetzt,  wie  sie  bis  406  gewesen  war  (Lehner,  S.  41). 

Den  stärksten  Beweis  für  das  Fortbestehen  des  Alten  Tempels  im  4.  und  3. 
Jahrhundert  sehe  ich  aber,  wie  ich  schon  öfter  betont  habe,  in  den  amtlichen 
Urkunden  der  Akropolis,  die  neben  dem  äpj^alo?  v£«o;  und  dem  ö-iai)öo')[i')c  auch 
die  beiden  Hauptteile  des  jüngeren  Tempels,  den  vc(o?  ixavlixirjonj  und  den  TrapDiViov 
wiederholt  nennen.  Auch  hier  stimmt  mir  Weilbach  zu  (S.  107)  und  zeigt,  wie 
meine  Gegner  vergeblich  bemüht  sind,  diese  für  sie  »ernste  Schwierigkeit«  zu 
heben,  und  wie  sie  sich  dabei  gegenseitig  widerlegen.  In  dieser  Zeitschrift  haben 
namentlich  A.  Michaelis  (XVII 1 902, 26)  und  E.  Petersen  (XXII 1907,  8)  die  Opisthodom- 
Frage  behandelt.  Da  beide  noch  von  dem  Vorurteil  beherrscht  sind,  daß  der  dpyoüfj; 
vz(l)i  das  Erechtheion  sei  und  daß  das  alte  Hekatompedon  nach  406  nicht  mehr 
bestehe,  so  bemühen  sie  sich,  den  Opisthodom,  das  Schatzhaus  der  Athener,  im 
Parthenon  unterzubringen,  aber  vergeblich,  denn  sie  streiten  sich  über  den  Raum, 
der  diesen  Namen  geführt  haben  könne.  Daß  der  Bundesschatz,  als  er  im  Jahre 
456  nach  Athen  verlegt  wurde,  zunächst  im  Hinterhause  des  alten  Hekatpmpedons 
aufbewahrt  wurde,  kann  der  rjicht  leugnen,  der  (wie  Petersen  und  Michaelis)  diesen 
Tempel  bis  zum  Jahre  406  stehen  läßt,  denn  schon  vor  den  Perserkriegen  hatten 
die  Staatsgelder  in  den  Schatzkammern  V  und  W  gelegen,  und  der  perikleische 
Parthenon  war  damals  noch  nicht  einmal  begonnen.  Wenn  einzelne  Gelehrte  früher, 
wie  jetzt  auch  Weilbach  S.  112,  in  der  Inschrift  CIA  IV,  1,1  für  das  5.  Jahrhundert 
einen  »Peribolos«  als  Aufbewahrungsort  der  Gelder  erschließen  zu  dürfen  glaubten, 
so  hat  eine  neue  Lesung  der  Inschrift  diese  Ausflucht  jetzt  ganz  zerstört  (s.  Crönert, 
Gott.  gel.  Anz.  1908,  102 1).  Da  ferner  die  Inschrift  vom  Jahre  434,  wie  auch 
Weilbach  mir  zugibt,  deutlich  eine  linke  und  eine  rechte  Kammer  des  Opisthodoms 
unterscheidet,  so  gehört  ein  starkes  Vorurteil  'dazu,  diese  beiden  Kammern  mit 
Petersen  und  Michaelis  nicht  in  den  Kammern  V  und  W  des  Hekatompedons 
erkennen  zu  wollen,  besonders  da  dieser  Bau  auch  nach  der  Ansicht  dieser  beiden 
Gelehrten  damals  noch  aufrecht  stand.  Überdies  geben  beide  Gelehrte,  ebenso 
wie  Weilbach,  unumwunden  zu,  daß  der  große  Westraum  des  neuen  Tempels, 
der  allein  als  Schatzkammer  in  Betracht  kommen  konnte,  damals  noch  den  amt- 
lichen Namen  »Parthenon«  führte,  der  erst  später  auf  den  ganzen  Tempel  über- 
ging. Es  verlohnt  sich  nidit,  auf  ihre  Lösungsversuche  hier  näher  einzugehen, 
zumal   da  auch  Weilbach  sie  verwirft.     Noch  weniger  brauche  ich  aber  die  neue 


22  Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 


Theorie  des  letzteren  hier  weiter  zu  widerlegen,  denn  der  von  ihm  wcstlicli  vom 
Erechtheion  angenommene  Opisthodom  ist  ein  frei  erfundenes,  unmögliches  Gebilde, 
das  kein  Forscher  billigen  kann» 

Dagegen  möchte  ich  nicht  unterlassen  darauf  hinzuweisen,  daß  die  Ausdrücke 
ex  Tou  6irt(jOo66|i.oo  und  dx  tou  icapftevÄvof,  die  in  den  Übergabe-Urkunden  nach  406 
für  einzelne  Gruppen  von  Gegenständen  vorkommen  (Lehner,  Schatzverzeichn. 
S.  17),  sich  bei  meiner  Theorie  notwendigerweise  einstellen  mußten,  als  der  Opistho- 
dom 406  in  Brand  geraten  war  und  nun  der  »Parthenon«  des  großen  Tempels 
ausgeräumt  und  an  Stelle  des  Opisthodoms  für  die  Schatzverwaltung  benutzt 
werden  mußte.  Die  aus  beiden  Räumen  entfernten  Gegenstände,  die  nicht  zum 
eigentlichen  Schatze  gehörten,  waren  damals  in  die  Ostcella  des  großen  Tempels, 
in  den  Hekatompedos  Neos  hinübergebracht  worden  und  wurden  in  dessen  Inventar 
als  Gegenstände  sx  tou  6irta8o56[i.ou  und  ix  tou  TTapÖEVüivo?  verzeichnet  (E.  Petersen, 
Jahrb.d.  Inst.  XXII  1907,  13  und  E.  van  Hille,  Mnemosyne  1904,429).  Nachdem  aber 
bald  nach  dem  Brande  das  alte  Hekatompedon,  wie  wir  sahen,  wiederhergestellt  worden 
war,  konnte  sowohl  sein  Ostteil,  die  Cella  des  Kultbildes,  als  auch  sein  Westteil, 
der  Opisthodom,  wieder  in  früherer  Weise  benutzt  werden.  Tatsächlich  kommt 
auch  in  den  späteren  Inschriften  die  Ostcella  wieder  als  apy^oiin;  vs(o?  und  die  west- 
lichen Räume  als  öma865o[ioj  vor.  Da  ich  ferner  im  nächsten  Abschnitte  nach- 
weise, daß  das  Hekatompedon  sogar  zur  Zeit  des  Periegeten  Pausanias,  also  im 
2.  Jahrhundert  nach  Chr.,  noch  aufrecht  stand  und  auch  das  alte  Kultbild  noch 
enthielt,  so  dürfen  wir  die  eine  der  beiden  oben  aufgeworfenen  Fragen  ohne  jedes 
Bedenken  bejahen:  Der  Alte  Athena-Tempel,  das  Hekatompedon,  ist  nach  dem 
Brande  von  406  wieder  aufgebaut  worden. 

Etwas  anders  steht  es  mit  der  Beantwortung  der  zweiten  Frage:  Ist  auch  das 
alte  Kultbild  stets  im  Hekatompedon  geblieben.'  Während  ich  es  anfangs  un- 
entschieden ließ  (Ath.  Mitt.  XII  1887,  202),  ob  das  Bild  nach  der  vollständigen  Be- 
endigung des  Erechtheions  oder  erst  beim  Brande  des  Alten  Tempels  in  die  Ost- 
cella des  Erechtheions  überführt  wurde,  entschied  ich  mich  später  (Ath.  Mitt. 
XXII 1897, 173)  dafür,  daß  es  stets  im  Hekatompedon  geblieben  sei  und  nur  unmittelbar 
nach  dem  Brande  des  Tempels  bis  zu  dessen  Wiederherstellung  vorübergehend 
im  Erechtheion  gestanden  haben  könne. 

Eine  neue  Theorie  über  die  Zeit  der  Überführung  des  Bildes  ins  Erechtheion  hat 
A.Frickenhaus  aufgestellt  (Amer.  Journ.  of  Arch.  2.  Ser.  X  1906,  15).  Sie  scheint  mir 
nicht  annehmbar,  doch  veranlaßt  sie  mich,  meine  eigene  Theorie  etwas  zu  ver- 
ändern. Ich  muß  daher  auf  die  Ansicht  von  Frickenhaus  und  auf  die  damit  zu- 
sammenhängenden Fragen  etwas  näher  eingehen:  In  bezug  auf  die  Geschichte 
des  Hekatompedons  stimmt  mir  Frickenhaus  im  allgemeinen  zu,  glaubt  aber  zeigen 
zu  können,  daß  das  Bild  schon  im  Jahre  408  noch  vor  der  vollständigen  Fertig- 
stellung des  Erechtheions  aus  dem  Hekatompedon  in  die  Ostcella  des  Neubaues 
überführt  worden  sei.  Er  stützt  diese  Annahme  auf  die  richtige  Beobachtung, 
daß  im  Anfange  des  Jahres  408  nur  die  östliche  Hälfte  des  Erechtheions  ihr  Dach 
erhält  und  auch  nur  die  Decke  der  Ostcella  sofort  bemalt  wird.     »Dafür  gibt  es 


Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen.  .  23 


nur  eine  Erklärung«,  sagt  Frickenhaus,  »Athena  muß  gleich  darnach  in  ihre  Cella 
eingezogen  sein,  noch  vor  Vollendung  des  übrigen  Baues«.  Ich  weiß  dafür  aber 
eine  andere  und  bessere  Erklärung,  die  uns  der  von  mir  nachgewiesene  ur- 
sprüngliche Plan  des  Erechtheions  nahelegt.  In  dem  nicht  ausgeführten  Entwürfe 
sollte,  wie  ich  nachgewiesen  habe,  der  ganze  mittlere  Teil  des  Baues,  also  die 
Räume  N,  R,  S,  ohne  hölzernes  Dach  bleiben  und  nur  der  Verbindungsgang  der 
nördlichen  und  südlichen  Vorhalle,  nämlich  die  Parastas  R,  ein  niedriges  Steindach 
erhalten  (Ath.  Mitt.  XXIX  1904,  lOi).  Ich  nahm  damals  an,  daß  die  Räume  R  und  S 
bei  der  wirklichen  Ausführung  doch  ein  Dach  aus  Holz  erhalten  haben,  hätte  aber 
beachten  sollen,  daß  der  Raum  S  wegen  des  Felsloches  c,  das  ich  mit  Petersen 
für  die  Wohnung  oder  das  Grab  des  Erechtheus  halte,  wenigstens  zum  Teil  unter 
freiem  Himmel  bleiben  mußte,  ebenso  wie  der  Raum  N  wegen  des  Ölbaumes. 
Ich  glaube  jetzt,  daß  der  Raum  S  im  ganzen  Altertum  ohne  Dach  geblieben  ist 
und  erst  in  byzantinischer  Zeit  sein  hölzernes  Dach  erhalten  hat.  Dadurch  findet 
die  Beobachtung  von  Frickenhaus  eine  einfachere  und  bessere  Erklärung:  Im  Jahre 
408  erhielt  nur  die  östliche  Hälfte  des  Erechtheions  ihre  Decke  und  ihr  Dach, 
weil  die  westliche  überhaupt  ohne  Decke  und  Dach  aus  Holz  bleiben  sollte. 

Zur  Bestätigung  hierfür  kann  ich  noch  auf  die  Tatsache  verweisen,  daß  die 
Hintersteine  (dvxSr^iiaxa)  des  äußeren  Frieses  nach  den  von  Frickenhaus  behandelten 
Inschriften  in  der  westlichen  Hälfte  des  Baues,  nämlich  in  den  Räumen  R  und  S, 
weil  sie  dort  im  offenen  Innenraum  sichtbar  waren,  aus  pentelischem  Marmor 
bestanden,  während  sie  in  der  östlichen  Hälfte  (Ostcella  T  und  Vorhalle)  aus  Ägina- 
Stein  hergestellt  werden  durften,  weil  sie  zwischen  den  Hölzern  der  Decke  und 
des  Daches  lagen  ([le-raju  -ctuv  JuXwv  in  der  Inschrift)  und  daher  nicht  sichtbar  waren. 
Caskey  würde  bei  Besprechung  derselben  Inschriften  (Ath.  Mitt.  XXXVI  191 1,  328)  das 
Richtige  getroffen  haben,  wenn  er  auf  jeder  Seite  je  zwei  der  ägineischen  Steine 
der  östlichen  Vorhalle   zugeteilt  hätte,  an.statt  sie  im  Mittelraume  zu  zeichnen. 

Auf  diese  und  andere  Fragen  des  Erechtheions  hoffe  ich  in  einer  größeren 
Arbeit  über  den  ursprünglichen  Entwurf  dieses  seltsamen  Baues  näher  eingehen 
zu  können.  Hier  mag  aber  schon,  um  die  Dachlosigkeit  der  westlichen  Cella 
glaubhafter  zu  machen,  noch  an  einige  Tatsachen  erinnert  werden,  die  uns  zeigen, 
daß  das  Erechtheion,  wie  es  wirkHch  ausgeführt  war,  kein  gewöhnlicher  Tempel 
gewesen  ist:  Erstens  wird  es  von  den  alten  Schriftstellern  nicht  als  Tempel  (vao;), 
sondern  mit  Ausdrücken  bezeichnet,  von  denen  einige  auf  die  Dachlosigkeit  hin- 
zuweisen scheinen.  Während  Herodot  (8,55)  den  früheren  Bau,  dessen  Gestalt 
unbekannt  ist,  zwar  Tempel  nennt,  aber  durch  die  Angabe,  daß  der  Ölbaum  darin 
stehe,  wenigstens  andeutet,  daß  ein  Teil  des  Baues  ohne  Dach  war,  gebrauchen 
alle  späteren  Schriftsteller  für  den  jetzt  noch  erhaltenen  Marmorbau  andere  Aus- 
drücke. So  nennt  Dionysos  von  Halikarnaß  (14,2)  den  Bau  ar^xo?,  Cicero  (de  nat. 
deor.  III,  19,  49)  delubrum,  Pausanias  (I,  27)  mehrmals  olxTipia,  Himerius  (ecl.  5,30) 
gar  T2[j.svo?.  Der  römische  Architekt  Vitruv  (IV,  8,  4)  ist,  wie  wir  sogleich  sehen 
werden,  der  einzige,  der  vielleicht  das  Erechtheion  als  aedes  (=  vao?)  bezeichnet;  er 
fügt  aber  hinzu,  daß  es  außergewöhnlich  gestaltet  sei.    Zweitens  enthielt  der  DoppeU 


24  Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 

bau,  wie  wir  später  aus  der  genauen  Beschreibung  des  Pausanias  ersehen  werden, 
kein  einziges  Götterbild.  In  der  östlichen  Hälfte,  die  das  alte  Kultbild  der  Polias 
aufnehmen  sollte,  standen  nur  drei  Altäre,  nämlich  des  Poseidon-Erechtheus,  des 
Hephaistos  und  des  Butes,  also  der  auvvaoi  der  Athena,  und  in  der  westlichen  Hälfte 
befanden  sich  die  Kultmale  des  Erechtheus  und  des  Poseidon  ohne  Kultbilder. 

Ich  betrachte  es  hiernach  als  gesichert,  daß  nur  die  östliche  Hälfte  des 
Erechtheions  ein  hölzernes  Dach  hatte,  und  kann  daher  die  Schlußfolgerung  von 
Frickenhaus  nicht  anerkennen.  Nicht  um  die  Ostcella  möglichst  schnell  für  die 
Aufnahme  des  alten  Kultbildes  fertigzustellen,  erhielt  nur  sie  im  Jahre  408  ein 
hölzernes  Dach,  sondern  weil  die  westliche  Hälfte  überhaupt  ohne  Dach  bleiben 
sollte.  Es  kann  auch  im  Jahre  408  kein  Grund  vorgelegen  haben,  das  alte  Bild 
besonders  schnell  aus  dem  alten  Tempel  zu  entfernen,  weil  dieser,  wie  Fricken- 
haus und  auch  Weilbach  selbst  zugeben,  im  Jahre  406  noch  stand. 

Nichts  steht  aber,  soweit  ich  sehe,  der  Annahme  im  Wege,  daß  das  Bild 
unmittelbar  nach  der  Vollendung  des  Erechtheions  im  Jahre  407  in  die  neue,  un- 
zweifelhaft dafür  bestimmte  Ostcella  hinübergebracht  worden  ist.  Dann  würde  sich 
auch,  wie  Frickenhaus  (Bonner  Jahrb.  118,  1909,  26)  richtig  hervorhebt,  der  Name 
TiaXato?  vao?,  den  das  Hekatompedon  im  Jahre  406  in  der  angeführten  Nachricht 
des  Xenophon  führt,  besonders  gut  erklären.  Er  verweist  nämlich  auf  die  wert- 
vollen Darlegungen  von  E.  Capps  (Class.  Philol.  1907,  25)  über  den  Unterschied 
von  dpxatos  und  T.akai'k]  darnach  wird  das  Wort  oL^/talm  für  solche  alten  Dinge 
angewendet,  die  bis  zum  Anfang  {ipyj^  hinaufgehen,  während  icaXatot  für  diejenigen 
gilt,  die  früher  (ira).ai)  im  Gebrauch  waren  und  jetzt  nicht  mehr  benutzt  werden. 
Der  Tempel,  in  dem  sich  das  alte  Bild  seit  Urzeiten  befand,  hatte  lange  Jahre 
mit  vollem  Recht  das  Beiwort  c(p)(aw;  geführt;  er  wurde  aber  zum  z.iXiv'ji,  als  das 
Bild  aus  ihm  entfernt  und  er  selbst  zum  Abbruch  bestimmt  war.  Dieser  Abbruch 
erfolgte  aber  zunächst  nicht,  denn  im  folgenden  Jahre  steht  der  Tempel  noch 
aufrecht;  er  wurde  sogar,  wie  wir  sahen,  nach  dem  Brande  von  406  wiederher- 
gestellt und  das  hochheilige  Bild  wurde  wieder  an  seinen  uralten  Platz  zurück- 
gebracht. So  durfte  der  Tempel  in  der  Folgezeit  mit  Recht  wieder  als  dpjfa»; 
vsfui;  bezeichnet  werden. 

Über  die  Zurückführung  der  Göttin  in  ihren  uralten  Tempel  haben  wir  aller- 
dings keine  direkte  Überlieferung.  Daß  sie  aber  wirklich  erfolgt  sein  muß,  dürfen 
wir  aus  mehreren  Tatsachen  erschließen:  Einmal  aus  der  Wiederherstellung  des 
Tempelbaues  selbst,  die  sinnlos  wäre,  wenn  das  Kultbild  nicht  wieder  in  seine 
Cella  gekommen  wäre.  Sodann  aus  mehreren  amtlichen  Inhaltsverzeichnissen  des 
apy[aXr,i  vstu?,  die  den  beiden  folgenden  Jahrhunderten  angehören  und  nicht  nur 
viele  Weihegaben  der  Athena  Polias  anführen,  sondern  auch  Schmuckstücke  des 
alten  Kultbildes  selbst  (Petersen,  Burgtempel  S.  1 1 9  und  Frickenhaus,  Ath.  Mitt.  XXXIII 
1908,  17).  Der  beste  Beweis  für  die  erfolgte  Zurückführung  des  Bildes  ergibt 
sich  aber  aus  der  im  nächsten  Abschnitte  zu  besprechenden  Wanderung  des 
Pausanias,  die  mit  voller  und  entscheidender  Klarheit  zeigt,  daß  der  alte  Polias- 
Tempel,  unser  Hekatompedon,  sogar  im  2.  Jahrhundert  nach  Chr.  noch  aufrecht 
stand  und  das  alte  Kultbild  noch  enthielt. 


Wilhelm  Dörpfeld,  Das  llckatompedon  in  Athen. 


Wenn  wir  auch  die  Gründe  für  die  Wiederherstellung  des  Alten  Tempels 
und  für  die  Zurückführung  des  Kultbildes  nicht  aus  der  Überlieferung  kennen, 
so  können  wir  sie  doch  unschwer  erraten.  Wie  ich  oben  schon  andeutete,  dürfen 
wir  nämlich  vermuten,  daß  die  politischen  und  künstlerischen  Gegner  des  Perikles 
und  seiner  großen  Künstler  stets  den  großartigen  Plänen  zur  Erneuerung  der  Burg 
widersprochen  haben.  Diese  Opposition  wuchs  nach  Fertigstellung  des  Parthenons 
beim  Beginn  der  großartigen  Neubauten  der  Propyläen  und  des  Erechtheions  so 
weit,  daß  Perikles  wegen  äasßeta  angeklagt  wurde.  Die  Einschränkung  der  ur- 
sprünglichen Entwürfe  der  beiden  letzteren  Bauten  zeigt  uns  noch  heute  deutlich 
die  traurigen  Folgen  des  Einspruches  der  Gegner.  Als  dann  der  unglückliche 
peloponnesische  Krieg  mit  der  fast  gänzlichen  Vernichtung  der  Macht  Athens 
abschloß,  wird  die  Gegnerschaft  gegen  den  kühnen  und  rücksichtslosen  Plan,  die 
uralten  Heiligtümer  der  Burg  durch  glänzende  Neubauten  zu  ersetzen,  ihren  Höhe- 
punkt erreicht  und  den  vollständigen  Sieg  davongetragen  haben.  Es  ist  beim  Zu- 
stande Athens  am  Ende  des  5.  Jahrhunderts  wohl  verständlich,  daß  die  konser- 
vativen Kreise  der  Stadt  im  Jahre  406  nicht  nur  die  Beibehaltung,  sondern  sogar 
die  Wiederherstellung  des  für  den  Abbruch  bestimmten  und  in  Brand  geratenen 
alten  Burgheiligtums  durchsetzten  und  auch  die  Zurückführung  des  hochheiligen 
Kultbildes  in  das  uralte  Haus  der  Burggüttin  erreichten. 

Daß  um  388  auch  der  Opisthodom  der  Göttin  wieder  in  alter  Weise  als 
Schatzhaus  des  Staates  benutzt  und  Plutos  wieder  in  seinem  alten  Hause  ein- 
gesetzt wurde,  in  dem  er  früher  unter  dem  Schutze  der  Polias  gewohnt  hatte,  haben 
wir  oben  (S.  20)  schon  dargelegt. 

in.  Die  römische  Zeit. 

Nachdem  wir  erkannt  haben,  daß  der  Alte  Athena-Tempel  neben  dem 
Erechtheion  die  ganze  klassische  Zeit  hindurch  bestanden  hat,  —  auch  Weilbach 
stimmt,  mir  hierin  für  seinen  eigenen  Alten  Tempel  zu  — ,  sind  wir  berechtigt, 
ihn  auch  bei  den  römischen  Schriftstellern  zu  erwarten.  Sie  werden  unser  Resultat 
bestätigen:  das  alte  Hekatompedon  stand  noch  in  römischer  Zeit  und  enthielt  noch 
immer  das  alte  Kultbild.  Es  sind  namentlich  drei  Schriftsteller,  die  hier  als  Zeugen 
in  Betracht  kommen:  Strabon,  Vitruv  und  Pausanias. 

Der  erste  Schriftsteller  ist  der  Geograph  Strabon,  dessen  Worte  über  die 
Tempel  der  Akropolis  lauten  (IX,  396):  i-t  os  t^  rd-p%  to  rffi  'AOr,vä?  tspov  0  xs 
äpXatoj  vsti)«  6  vffi  FloXtaSoc,  Iv  <p  6  aoßsaio;  l6yyoi,  xi\  o  uapösvoiv.  Daß  man  früher, 
als  unser  Hekatompedon  noch  ganz  unbekannt  war,  unter  dem  hier  neben  dem 
Parthenon  genannten  Alten  Tempel  der  Polias  das  Erechtheion  verstehen  und  also 
diesem  Bau,  obwohl  er  noch  jünger  als  der  Parthenon  war  und  sicher  Erechtheion 
hieß,  den  Namen  äp-/atoj  vscoc  tt^c  HiXtaSo?  beilegen  zu  dürfen  glaubte,  ist  ver- 
ständlich. Heute  liegt  die  Sache  aber  anders.  Nachdem  wir  jetzt  neben  den 
beiden  Marmorbauten  einen  dritten,  von  den  Persern  verbrannten,  aber  nach  ihrem 
Abzüge  wiederhergestellten  Alten  Tempel  kennengelernt  haben;  und  nachdem  wir 
weiter  bewiesen  haben,  daß  dieser  Tempel  auch  nach  der  Erbauung  des  Parthenons 


26  Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 

und  Erechtheions  noch  stand  und  sogar  nach  dem  Brande  des  Jahres  406  wieder- 
hergestellt worden  war,  ist  mir  das  Festhalten  an  jener  Meinung  ganz  unverständlich. 
Strabon  kann  mit  seinem  an  erster  Stelle  genannten  dpjfaioj  vetu?  nur  diesen  vor- 
persischen Tempel,  unser  Hekatompedon,  meinen.  Und  da  wir  ferner  aus  Pausanias 
wissen,  daß  die  von  Strabon  angeführte  ewige  Lampe  sich  in  demselben  Räume 
wie  das  alte  Xoanon  der  Polias  befand,  so  dürfen  wir  in  Strabons  Worten  eine 
willkommene  Bestätigung  des  bisherigen  Ergebnisses  unserer  Untersuchung  sehen:' 
Das  alte  Kultbild  stand  zu  seiner  Zeit  noch  im  alten  Hekatompedon. 

Als  zweiter  Zeuge  kommt  der  römische  Architekt  Vitruv  in  Betracht.  Seine 
Aussage  ist  leider  weniger  klar  und  genau.  Bei  Aufzählung  der  verschiedenen 
Tempelarten  sagt  er  (IV,  8,  4),  daß  es  Tempel  gebe,  bei  denen  sich  Säulen  links 
und  rechts  an  die  Schultern  des  Pronaos  anschlössen  (»columnis  adjectis  dextra 
ac  sinistra  ad  umeros  pronai«)  und  fährt  dann  fort:  »hoc  autem  genere  primo 
factae  sunt,  uti  est  Castoris  in  Circo,  Athenis  in  arce  et  in  Attica  Sunio  Palladis 
Minervae;  earum  non  aliae  sed  eaedem  sunt  proportiones ;  cellae  enim  longitudinibus 
duplices  sunt  ad  latitudines  uti  reliquae,  sed  is  omnia,  quae  solent  esse  in  frontibus, 
ad  latera  sunt  translata«.  Er  spricht  also  von  Tempeln,  deren  Cellen  doppelt  so 
lang  wie  breit  sind  und  deren  Vorhallen,  während  sie  sonst  an  den  Fronten  zu 
sein  pflegen,  an  die  Seiten  versetzt  sind.  Leider  ist  der  Grundriß  des  als  Beispiel 
zuerst  genannten  Castor-Tempels  in  Rom  nicht  bekannt,  aber  den  ebenfalls  als 
Beispiel  angeführten  Tempel  der  Athena  in  Sunion  kennen  wir  jetzt  durch  die  Aus- 
grabungen von  Val.  Stais  ("Etp.  äpj(.  1900,  Taf.  8).  Er  zeigt  in  der  Tat  eine  auf- 
fallende Eigentümlichkeit:  sein  quadratischer  Grundriß  hat  eine  Vorhalle  an  der 
östlichen  Front  und  eine  zweite  an  der  südlichen  Nebenseite.  Welchen  ähnlichen 
Tempel  auf  der  athenischen  Burg  meint  nun  Vitruv.?  Er  sagt  nicht  ausdrücklich, 
daß  der  Tempel  in  Athen  auch,  der  Pallas  Athena  gehöre,  doch  wird  man  nach 
dem  Zusammenhang  annehmen  dürfen,,  daß  der  Genetiv  Palladis  Minervae  auch  zu 
dem  Tempel  in  Athen  gehört.  Spricht  er  nun  vom  Erechtheion  oder  vom  Heka- 
tompedon oder  vom  Parthenon?  Der  letztere  Bau  kommt  nicht  in  Frage,  weil 
er  keinerlei  Unregelmäßigkeit  aufweist.  An  das  Hekatompedon  darf  nur  in  dem 
Falle  gedacht  werden,  wenn  von  seiner  Ringhalle,  ähnlich  wie  beim  Athena-Tempel 
von  Sunion,  etwa  nur  die  südliche  und  vielleicht  auch  die  östliche  Halle  nach  den 
Perserkriegen  stehen  geblieben  wäre.  Unmöglich  ist  das  nicht,  aber  sehr  un- 
wahrscheinlich. Wäre  die  südliche  Halle  am  Tempel  in  Sunion  nicht  wirklich  vor- 
handen, würde  niemand  einen  solchen  Grundriß  für  möglich  gehalten  haben.  Also 
spricht  Vitruv  wahrscheinlich  vom  Erechtheion,  dessen  Ostcella  in  der  Tat  für 
Athena  bestimmt  war  und,  wie  wir  sehen  werden,  auch  wirklich  die  Altäre  ihrer 
Kultgenossen  (auvvaot)  enthielt.  Aber  gerade  diese  Ostcella  hat  ihre  richtige  Vor- 
halle nach  Osten.  Dagegen  fehlt  dem  Bau  eine  westliche  Vorhalle  und  dafür  sind 
wirklich  zwei  Vorhallen  an  den  westlichen  Schultern  angeordnet.  Das  paßt  gut 
zu  den  Worten  Vitruvs.  Aber  gerade  der  westliche  Teil  war  nicht  der  Athena, 
sondern  sicher  dem  Poseidon-Erechtheus  geweiht.  Daraus  schließe  ich,  daß  Vitruv 
entweder  den  Namen  des  Inhabers  des  Tempels  überhaupt  nicht  genannt  oder 
ungenau  angegeben  hat. 


Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen.  27 


Geradezu  entscheidend  sind  die  genauen  Angaben  des  dritten  Schriftstellers 
der  römischen  Zeit,  des  Pausanias.  Seine  in  Form  einer  ununterbrochenen 
Wanderung  abgefaßte  Beschreibung  der  Akropolis  gestattet  uns  mit  Sicherheit  zu 
bestimmen,  in  welchem  Bau  sich  damals  das  von  ihm  erwähnte  alte  Kultbild  der 
Göttin  befand.  Seine  Worte  verlangen  hier  um  so  mehr  eine  eingehende  Be- 
trachtung, da  sie  auch  von  Weilbach  für  seine  eigene  Theorie  angerufen  werden. 
Aber  dieser  unschätzbare  antike  Zeuge  ist  durchaus  keine  Stütze  für  den  Weil- 
bachschen  Phantasietempel,  sondern  bezeugt  vielmehr  klar  und  deutlich  das  Fort- 
bestehen des  alten  Hekatompedons  mit  dem  Xoanon  der  Göttin  bis  zum  2.  Jahr- 
hundert nach  Chr. 

Ich  habe  die  Wanderung  des  Periegeten  im  Innern  der  Akropolis  schon  mehr- 
mals in  den  Athenischen  Mitteilungen  besprochen  (XII 1 887, 5  2  und  210;  XXII 1 897,'  1 74 ; 
XXXVI 1 9 1 1 ,  47)  und  fast  jedesmal  meine  Auffassung  in  einigen  Einzelheiten  etwas  ver- 
ändert, weil  ich  mich,  wie  ich  oben  schon  andeutete,  erst  allmählich  von  den  alten 
Vorurteilen  befreien  konnte,  in  denen  auch  ich  früher  befangen  war.  Auch  jetzt 
glaube  ich  wieder  einige  Verbesserungen  vorschlagen  zu  können.  Zur  Erläuterung 
meiner  Worte  verweise  ich  auf  den  Grundriß  der  ganzen  Burg  (Plan  i)  und  auf 
den  Grundriß  des  Hekatompedons  und  Erechtheions  (Plan  2);  auf  beiden  ist  der 
Weg  der  Periegese  durch  eine  starke  Strichpunktlinie  angegeben. 

Nachdem  Pausanias  den  Aufgang  zur  Burg  und  die  Propyläen  beschrieben 
hat,  beginnt  er  I,  22,  6  seine  Wanderung  im  Innern  der  Akropolis,  die  wir  dank 
der  musterhaften  und  wertvollen  Arbeit  von  O.  Jahn  und  A.  Michaelis  in  ihrer 
»Arx  Athenarum  a  Pausania  descripta«  bequem  verfolgen  können. 

Beim  Verlassen  der  Propyläen  zählt  der  Perieget  (23,  i  bis  24,  l)  zuerst 
mehrere  Bildwerke  und  Heiligtümer  auf,  von  denen  einige  ihrer  Lage  nach  ge- 
sichert sind.  Das  Bild  und  der  Altar  der  Athena  Hygieia  und  das  Heiligtum  der 
Artemis  Brauronia  lagen  zur  Rechten  des  zum  Parthenon  führenden  Weges,  den 
der  Perieget  ohne  Zweifel  einschlägt.  Den  aufgezählten  Dingen  gegenüber,  also 
auf  der  anderen  Seite  des  Weges,  befanden  sich  andere  Bildwerke,  denn  Pausanias 
fahrt  fort  (24,  l):  xouxcov  -irspav  (ov  sipr^xa  su-tv  .  .  .  Die  Bedeutung  von  »itlpav  bei 
Pausanias  hat  A.  Michaelis  (Ath.  Mitt.  II  1877,  i)  sehr  richtig  behandelt.  Darnach 
geht  der  Perieget  offenbar  zunächst  wieder  ein  kleines  Stück  des  Weges  zurück,  um 
auch  die  zur  Linken,  also  an  der  Nordseite  des  Weges  stehende  Reihe  von  Weihe- 
gaben aufzuzählen.  Er  nennt  dabei  unter  fünf  Bildwerken,  deren  genaue  Stand- 
plätze wir  leider  nicht  kennen,  als  letztes  einen  berühmten  Bronzestier,  den  der 
Rat  des  Areopags  geweiht  hatte. 

Wenn  Wernicke  (Ath.  Mitt.  XII  1887,  186)  in  bezug  auf  diesen  ersten  Teil  der 
Periegese  behauptet,  daß  Pausanias  nichts  darüber  sage,  welche  von  den  beiden 
Seiten  des  Weges  zuerst  beschrieben  werde,  so  befindet  er  sich  im  Irrtum;  denn 
zu  der  ersten  Gruppe,  die  mit  dem  Ausdruck  toutcuv  (uv  zipr^-M  zusammengefaßt 
wird,  gehören  zweifellos  sowohl  der  Artemis-Bezirk  als  auch  die  Athena  Hygieia, 
deren  Lage  an  der  rechten  Seite  des  Weges  gesichert  ist.  Nichts  berechtigt  uns 
dazu,    die   erste   Gruppe   erst  nach    dem   Artemis-Heiligtum    beginnen   zu   lassen. 


28  Wilhelm  Döipfeld,  Das  Hekatompedoo  in  Athen. 


Ebenso  unrichtig  ist  auch  die  andere  Behauptung  Wernickes,  daß  es  sich  hier  um 
einen  nach  Süden  gerichteten  Nebenweg  handele;  denn  wer  kann  glauben,  daß 
die  Athener  ihre  wertvollsten  Weihegaben  nicht  an  dem  Hauptwege  zum  Parthenon, 
sondern  an  einem  Nebenwege  aufgestellt  hätten?  Beide  Behauptungen  ;yaren 
mißlungene  Versuche,  sich  meinen  Folgerungen  zu  entziehen. 

Wo  endet  nun  die  doppelte  Reihe  der  Heiligtümer  und  Bildwerke,  die  Pau- 
sanias  am  Wege  von  den  Propyläen  zum  Parthenon  zuerst  beschreibt?  Und  wo 
befindet  er  sich,  als  er  24,  3  nach  Erwähnung  des  Bronzestieres  des  Areopags  bei 
einem  Tempel  der  Athena-Ergane  steht?  Da  wir  diesen  Tempel  selbst  zunächst 
nicht  kennen  und  auch  den  genauen  Standplatz  der  letzten  vor  dem  Tempel  ge- 
nannten Bildwerke,  jenes  Stiers  zur  Linken  des  Weges  und  einer  Gruppe  der 
Athena  und  des  Marsyas  zur  Rechten,  nicht  bestimmen  können,  müssen  wir  unter- 
suchen, was  in  der  Periegese  unmittelbar  auf  den  Tempel  folgt.  Da  nennt  nun 
Pausanias  (24,  3)  nach  Erwähnung  des  Tempels  zuerst  eine  Statue  des  Kleoitas 
und  dann  eine  um  Regen  bittende  Ge.  Die  Inschrift  der  letzteren  Gottin  steht 
noch  heute  im  Felsen  zwischen  Parthenon  und  Hekatompedon  an  der  auf  Plan  i 
angegebenen  Stelle,  nördlich  von  der  7.  Säule  des  Parthenons.  Wie  kann  man 
da  noch  leugnen,  daß  Pausanias  sich  bei  Erwähnung  des  Ergane-Tempels  etwas 
westlich  von  dieser  Inschrift,  also  etwa  an  der  Südwestecke  des  Hekatompedons  be- 
fand. In  dieser  Gegend  wird  durch  die  Stützmauern  des  Hekatompedons  und  des 
Parthenons  ein  so  sichtbarer  Abschnitt  des  Weges  gebildet,  daß  wir  zu  der  An- 
nahme berechtigt  sind,  daß  Pausanias  auf  seiner  Wanderung  von  den  Propyläen 
nach  Osten  zunächst  nur  bis  an  die  Terrassen  der  beiden  Tempel  wanderte.  Mit 
dem  Stier  des  Areopags  war  er  also  sicher  zur  Südwestecke  der  Hekatompedon- 
Terrasse  gelangt.  Dort  befindet  er  sich,  als  er  :4,  3  von  der  Athena-Ergane  und 
von  einem  Tempel  spricht. 

Früher  hatte  man  allgemein  aus  dem  an  dieser  Stelle  leider  lückenhaften 
Texte  des  Pausanias  auf  einen  besonderen  Tempel  der  Athena-Ergane  geschlossen, 
den  man  zwischen  Brauronion  und  Parthenon  ansetzte.  Man  nahm  dabei  meistens 
an,  daß  Pausanias  den  Tempel  in  der  im  Text  vorhandenen  Lücke  zuerst  erwähnt 
habe.  Aber  einerseits  ergaben  die  Ausgrabungen  westlich  vom  Parthenon,  daß 
dort  kein  Tempel,  sondern  die  große  Chalkothek  gestanden  hat,  wie  sie  auf  dem 
Plan  I  gezeichnet  ist.  Und  andrerseits  ließ  sich  zeigen,  daß  es  einen  besonderen 
Kult  und  Tempel  der  Ergane  gar  nicht  gegeben  hat  (Ath.  Mitt.  XIV  1889,  304). 

So  hat  denn  auch,  wie  ich  nicht  unerwähnt  lassen  möchte,  C.  Robert  (Pau- 
sanias als  Schriftsteller,  283,  A.  i)  mir  in  der  Leugnung  eines  besonderen  Ergane- 
Tempels  zugestimmt,  allerdings  mit  der  Einschränkung,  daß  weder  die  Hermen, 
noch  der  Altar  der  Aido,  noch  der  Tempel  mit  dem  Saificov  aitouSaicov  sich  an  der 
Stelle  wirklich  befinden  sollen,  an  die  Pausanias  auf  seiner  Wanderung  vor  Nennung 
der  Statue  des  Kleoitas  gelangt  ist,  sondern  daß  der  Perieget  aiiderswo  be- 
findliche Dinge  hier  lediglich  zu  dem  Zwecke  nenne,  um  sie  zu  dem  jüngeren 
Werke  des  Kleoitas  in  Kontrast  zu  stellen.  Pausanias  soll  eine  zur  Erklärung  des 
später    erst    zu    nennenden    Wortes   awj5«itov   bestimmte   Bemerkung   als   abrupte 


Wilhelm  D.örpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen.  20 

Einleitung  an  die  Spitze  seines  Satzes  gestellt,  dann  zwei  als  Beleg  für  diesen  Satz 
dienende  Beispiele  angeführt  und  nun  erst  den  gar  nicht  hier,  sondern  im  Parthenon 
befindlichen  Daimon  erwähnt  haben,  und  das  alles,  um  einen  rhetorischen  Gegen- 
satz zu  schaffen  gegen  das  allein  vorhandene  Werk  des  Kleoitas.  Das  kann  ich 
nicht  glauben.  .Wieviel  verständlicher  und  natürlicher  ist  es,  —  das  wird  auch 
Robert  nicht  leugnen  — ,  wenn  der  Perieget  durch  den  alten  Tempel  der  Polias- 
Ergane,  den  er  auf  seiner  Wanderung  erreicht  hatte,  zu  seiner  allgemeinen  Be- 
merkung über  die  alte  Frömmigkeit  der  Athener  gekommen,  und  wenn  er  durch 
die  um  den  Tempel  stehenden  Hermen  und  Altäre  der  Aido  und  anderer  Gott- 
heiten zur  Erwähnung  der  Hermen  und  zum  Hinweis  auf  seinen  früheren  Aus- 
sprucli  veranlaßt  worden  ist!  Auch  Robert  muß  zugeben,  daß  die  Worte  (I,  24,  3): 
'OcjTi?  oe  tA  auv  'iyy^  uezoir^jisva  liciirpooös  Tiöexai  täv  I;  apyon'izr^Tix  fjXOVTtuv,  xal  totos 
euTiv  Ol  ösofaaaOai,  jeden  Unparteiischen  belehren,  daß  vor  dem  jüngeren  und  kunst- 
vollen Werke  des  Kleoitas  auch  einige  alte  kunstlose  Dinge  an  der  erreichten 
Stelle  der  Wanderung  wirklich  zu  sehen  waren. 

Muß  der  besondere  Ergane-Tempel  aus  der  Diskussion  ausscheiden,  von  welchem 
Tempel  spricht  dann  Pausanias,  als  er  die  Terrasse  des  Hekatompedons  er- 
reicht hat.?  Offenbar  ist  unser  Hekatompedon  selbst  der  vermeintliche  Ergane- 
Tempel  des  Pausanias.  Dieser  alte  Tempel  und  die  ihn  umgebenden  Gegenstände 
sind  es,  welche  die  allgemeinen  Worte  des  Periegeten  über  die  besondere  Frömmig- 
keit der  Athener  und  über  die  gliederlosen  attischen-  Hermen  veranlaßt  haben. 
Das  hohe  Alter  der  vor  ihm  stehenden  Dinge,  das  er  mehrfach  andeutet,  haben 
wir  oben  für  den  Tempel  selbst  aus  dem  Tatbestande  der  Ruinen  erwiesen.  Die 
im  Hekatompedon  verehrte  Athena,  ursprünglich  die  Gattin  des  Hephaistos,  war 
in  der  Tat  die  Ergane,  denn  sie  war  die  Erfinderin  und  Lehrerin  der  Frauen- 
arbeiten, besonders  des  Spinnens  und  der  Kinderpflege,  wie  ihr  Gatte  der  Gott 
der  Männerarbeiten  war,  namentlich  der  Töpferei  und  der  Metallarbeiten,  die  er 
selbst  verstand  und  beschützte.  Beiden  Göttern  gemeinsam  wurde  das  Fest  der 
Chalkeia  oder  Athenaia  gefeiert,  an  das  Michaelis  in  der  Arx  mit  Recht  zu  unserer 
Stelle  erinnert.  Beide  Götter  standen  auch  noch  gemeinsam  als  Kultbilder  auf 
derselben  Basis  im  Tempel  des  Hephaistos  auf  dem  Kolonos  der  Agora. 

Auf  der  Terrasse  um  unseren  Tempel  haben  ferner,  wie  wir  oben  schon 
zeigten,  höchstwahrscheinlich  gliederlose  Hermen  gestanden,  wie  Pausanias  sie  er- 
wähnt. Ebendort  durften  wir  auch  schon  die  Altäre  der  Aido  und  anderer  ähnlicher 
Dämonen  annehmen,  von  denen  der  Perieget  früher  (I,  17,  i)  gesprochen  hatte 
(vgl.  oben  S.  12);  zu  diesen  Dämonen  gehörte  vermutlich  auch  der  leider  un- 
sichere (jTOo8ai(ov  8ai|ji(uv,  den  er  als  im  Tempel  befindlich  anführt.  Ich  zweifle 
nicht  daran,  daß  der  Kult  des  Götterpaares  Hephaistos  und  Athena  und  auch  der 
jener  Dämonen  noch  in  die  vorgriechische,  tyrsenisch-pelasgische  Zeit  der  Burg 
hinaufreicht,  wie  auch  die  Hermen  nach  Herodot  (2,  51)  und  Thukydides  (6,  27,  i) 
den  Urbewohnern  Athens,  den  tyrsenischen  Pelasgern,  zugeschrieben  wurden.  Jeden- 
falls waren  es  uralte  Dinge,  von  denen  Pausanias  spricht,  als  er  neben  dem 
Hekatompedon  stand. 


30  Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 


Im  Jahre  1887  hatte  ich  die  Vermutung  geäußert,  daß  die  Beschreibung  des 
Tempelinnern  in  der  Lücke  des  Textes  gestanden  habe,  aber  verloren  gegangen 
sei.  Ich  war  zu  dieser  Annahme  gekommen,  weil  ich  das  Vorhandensein  des 
Alten  Tempels  zur  Zeit  des  Pausanias  zwar  für  erwiesen  hielt,  aber  noch  an  der 
Meinung  festhielt,  daß  der  Perieget  das  alte  Kultbild  der  Polias- selbst  im  Erech- 
theion  beschreibe.  Nachdem  ich  aber  durch  die  Arbeiten  von  Jane  E.  Harrison 
(Mythol.  of  Athens,  S.  508)  und  A.  S.  Cooley(Amer.Journ.of  Arch.  2.Ser.  III  1899,390) 
von  meinem  Vorurteil  über  das  Erechtheion  endlich  befreit  worden  war,  erkannte  ich 
bald,  daß  Pausanias  den  Tempel  der  Athena-Polias  hier  zunächst  nur  im  Vorüber- 
gehen kurz  erwähnt,  die  Beschreibung  des  Tempelinnern  mit  dem  alten  Kultbilde 
aber  bis  zu  dem  Punkte  seiner  Wanderung  verschiebt,  als  er  nach  der  Schilderung 
des  Parthenons  zum  Erechtheion  und  zu  den  Kultmalen  gelangt,  die  aufs  engste 
mit  dem  alten  Bilde  im  Hekatompedon  verbunden  waren. 

Der  Perieget  wandert  also  zunächst  am  Hekatompedon  vorüber  nach  Osten, 
um  zuvor  den  Parthenon  und  seine  Umgebung  zu  besuchen.  Nach  Erwähnung 
der  Statue  des  Kleoitas  und  der  um  Regen  bittenden  Ge  nennt  er  die  Standbilder 
des  Timotheos  und  Konon,  deren  gemeinsame  Basis  tatsächlich  etwas  östlich  von 
der  Ge-Inschrift  gefunden  ist  und  uns  somit  eine  erwünschte  Bestätigung  für  die 
Richtigkeit  unserer  Periegese  liefert.  Bei  seiner  weiteren  Wanderung  zum  östlichen 
Eingang  des  Parthenons  kommt  er  an  zwei  Kultbildern  des  Zeus  Polieus  vorüber, 
von  dessen  Altar  er,  ebenso  wie  Michaelis  in  der  Arx  Athenarum,  vielerlei  zu 
berichten  weiß.  Da  für  die  Zeus-Altäre  in  Griechenland  oft  die  höchsten  Spitzen 
der  Berge  gewählt  waren,  liegt  die  Vermutung  nahe,  daß  die  nordöstlich  vom 
Parthenon  erhaltene  höchste  Felshöhe,  die  gewöhnlich  für  den  großen  Athena- 
Altar  in  Anspruch  genommen  wird,  das  Heiligtum  des  Zeus  Polieus  gebildet  hat. 
Für  einen  großen  Altarbau  selbst  paßte  auch  der  Felsblock  deshalb  nicht  gut,  weil 
seine  beiden  abgearbeiteten  Seiten  im  Süden  und  Osten  keinen  rechten  Winkel 
bilden.  Für  einen  Bezirk  dagegen,  in  dem  ein  kleinerer  Altar  mit  den  Bildwerken 
des  Zeus  stehen  konnte,  paßt  der  spitze  Winkel  schon  besser. 

Ist  meine  Ansetzung  des  Zeus-Heiligtums  an  dieser  Stelle  richtig,  so  haben 
wir  den  großen  Altar  der  Athena  weiter  nordwestlich  zu  suchen,  wie  Petersen  mit 
Recht  schon  früher  verlangt  hat  (Klio,  IX  1909,  233,  A.  2).  Da  bietet' sich  uns  für 
den  Hauptaltar  der  Burg  ein  ausgezeichneter  Platz  dar:  Gerade  östlich  vor  dem 
Hekatompedon,  wo  wir  den  Altar  erwarten  dürfen,  zeichnet  Kawerau  auf  Taf.  III 
seines  Akropolis-Planes  rund  15  m  von  der  Ringhalle  des  Tempels  entfernt  eine 
Felseinarbeitung,  die  etwa  5  m  nach  Osten  verläuft  und  dort  eine  Ecke  nach  Norden 
bildet.  Die  hierdurch  gesicherte  antike  Bauanlage  darf  mit  großer  Wahrscheinlich- 
keit als  der  Athena-Altar  gelten,  weil  dieser  nach  der  Hekatompedon-Inschrift 
gerade  östlich  vom  Tempel  angesetzt  werden  muß  (vgl.  oben  S.  8).  Die  Breite  des 
Altars  betrug  nach  den  Spuren  mindestens  5  m;  seine  Länge  nach  Norden  ist  leider 
nicht  zu  bestimmen  und  kann  daher  nur  nach  Analogie  anderer  Altäre  angenommen 
werden.  Daß  die  Richtung  der  Anlage  nicht  ganz  mit  der  des  Tempels  über- 
einstimmt,   spricht   nicht   gegen    unsere  Deutung.     Denn   der   geringe    Richtungs- 


Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen.  ^  I 

unterschied,  der  noch  mehr  bei  den  drei  Athena-Tempeln  selbst  vorhanden  ist, 
wird  wohl  nach  Nissens  bekannter  Theorie  durch  die  verschiedenen  Sonnenaufgänge 
an  den  Gründungstagen  der  einzelnen  Bauwerke  verursacht  sein. 

Neben  oder  in  dem  Heiligtum  des  Zeus  Polieus  wird  auch  die  Gruppe  der 
beiden  um  den  Besitz  der  Burg  streitenden  Götter  Athena  und  Poseidon  gestanden 
haben,  die  Pausanias  hier  nennt;  hatte  doch  Zeus  Polieus  selbst  ihren  Streit  durcii 
seine  Stimme  entschieden. 

Nach  der  Schilderung  des  Parthenons,  zu  dem  Pausanias  sich  nunmehr  wendet, 
soll  er  nach  Weilbach  (S.  108  und  iio)  sofort  zum  Erechtheion  gegangen  sein. 
Auf  diesem  Wege  sei  er  notwendigerweise  an  der  Ostfront  des  Hekatompedons 
vorübergekommen  und  habe  daher  diesen  Bau  noch  vor  dem  Erechtheion  be- 
schreiben müssen,  wenn  er  damals  wirkUch  noch  aufrecht  gestanden  hätte.  Da 
der  Perieget  den  Poliastempel  aber  tatsächlich  erst  nach  dem  Erechtheion  be- 
schreibe, so  könne  der  Tempel  mit  dem  alten  Kultbilde  nicht  südlich,  sondern  nur 
westlich  vom  Erechtheion  gelegen  haben.  Die  Grundlage  dieser  Schlußfolgerung 
Weilbachs  ist  aber  unrichtig,  wie  er  selbst  wohl  gesehen  haben  würde,  wenn  er 
die  Periegese  gezeichnet  hätte.  Pausanias  geht  vom  Parthenon  gar  nicht  nach 
Norden,  sondern  zunächst  nach  Osten  und  sogar  nach  Südosten.  Denn  von  den 
Sehenswürdigkeiten,  die  er  zwischen  Parthenon  und  Erechtheion  aufzählt,  kennen 
wir  genauer  die  Standplätze  von  zwei  Bildwerken.  Das  erste  ist  ein  eherner 
Apollon  des  Pheidias,  der  »gegenüber  dem  Tempel«,  also  wohl  dem  östlichen 
Eingang  gegenüber  stand,  und  sodann  eine  Gruppe  der  Gigantomachie,  die  nach 
Pausanias  (25,  2)  auf  oder  an  der  südlichen  Burgmauer  aufgestellt  war,  und  zwar 
nach  Plutarch  (Anton.  60)  gerade  oberhalb  des  Theaters.  Pausanias'  Wanderung 
geht  also  vom  Parthenon  zunächst  nach  Südosten  zum  Punkt  J  unseres  Planes. 
Den  Weg  von  hier  zum  Erechtheion  nimmt  er  naturgemäß  östlich  um  das  Heilig- 
tum des  Polieus  herum,  weil  er  dieses  vorher  im  Südwesten  umwandert  und  be- 
schrieben hatte.  Wir  können  freilich  nicht  bestimmen,  ob  seine  Wanderung  da- 
bei dicht  an  der  nördlichen  Burgmauer  vorüberführte,  wie  ich  auf  Taf  i  an- 
genommen habe,  oder  ob  sie  zwischen  dem  Zeus-Heiligtume  und  dem  antiken  Bau 
H  hindurch  sich  noch  mehr  dem  großen  Athena-Altar  näherte. 

Wo  die  von  Pausanias  unterwegs  aufgezählten  Bildwerke  standen,  wissen  wir 
leider  nicht,  dürfen  aber  vermuten,  daß  die  als  letzte  Sehenswürdigkeit  vor  dem 
Erechtheion  genannte  sitzende  Athena-Statue  des  Endoios  schon  nicht  mehr  fern 
vom  Erechtheion  selbst  und  zwar  in  der  Nähe  des  großen  Athena-Altars  gestanden 
hat;  vielleicht  war  sie  sogar  ein  zu  diesem  Altar  gehöriges  Kultbild,  wie  wir  es 
auf  der  bekannten  attischen  Hydria  (Gerhard,  Auserl.  Vasenbilder  242,  l  und 
Petersen,  Burgtempel  43)  neben  einem  Altar  vor  einem  Tempel  sehen.  Pausanias 
nähert  sich  also  dem  Erechtheion  von  Osten,  nicht  von  Süden. 

Nach  unseren  bisherigen  Untersuchungen  müssen  wir  annehmen,  daß  Pau- 
sanias in  diesem  Augenblick  zwei  Tempel  vor  sich  sah:  den  Marmorbau  des 
Erechtheions  und  links  daneben,  aber  etwas  weiter  entfernt,  das  alte  Hekatompedon 
der  Polias.     Rein  örtlich  genommen,  lag  ihm  das  Erechtheion  am  nächsten,   weil 


^2  .Wilhelm  Uörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 


seine  Vorhalle  fast  lO  m  weiter  nach  Osten  reicht  als  die  Vorhalle  des  Heka- 
tompedons.  Daher  empfahl  ihm  dieser  äußere  Grund,  zuerst  das  Erechtheion  und 
darauf  das  Hekatompedon  zu  beschreiben,  um  dann  seine  Wanderung  weiter  nach 
Westen  zum  Pandroseion  und  zu  den  Propyläen  fortzusetzen.  Dieselbe  Reihen- 
folge empfahl  sich  aber  auch  aus  inneren  Gründen:  Denn  westUch  hinter  dem 
Erechtheion  stand  im  Pandroseion  der  Ölbaum,  der  als  Kultmal  zu  der  Göttin  im 
Hekatompedon  gehörte  und  daher  am  besten  unmittelbar  nach  ihrem  Tempel  ge- 
schildert wurde.  Es  werden  also  zugleich  örtliche  und  sachliche  Gründe  maßgebend 
gewesen  sein  für  die  Einfügung  der  Schilderung  des  Hekatompedons  zwischen  die 
des  Erechtheions  und  des  Ölbaums. 

Bevor  wir  dem  Pausanias  auf  diesem  Wege  folgen,  will  ich  den  abweichenden 
Wegen,  die  ihn  meine  Gegner  einschlagen  lassen,  einige  Worte  widmen.  Alle 
diese  Vorschläge  gehen  von  der  unbewiesenen  und  sogar  unrichtigen  Voraus- 
setzung aus,  daß  das  Hekatompedon  zur  Zeit  des  Pausanias  nicht  mehr  bestanden 
habe.  Da  sie  infolgedessen  die  Ostcella  des  Erechtheions  für  den  Tempel  der 
Polias  halten  müssen,  lassen  sie  den  Periegeten  -zunächst  an  dieser  Cella  vorüber 
zum  westlichen  Teil  des  Erechtheions  gehen  und  behaupten,  daß  er  diese  westliche 
Hälfte  und  nicht  den  ganzen  Doppelbau  als  Erechtheion  und  als  SiirXouv  otxr^fia 
bezeichne.  Erst  nach  der  Schilderung  der  westlichen  Räume  R  und  S  lassen  sie 
ihn  zur  Ostcella  T  zurückkehren  und  dann  schließlich  wieder  über  den  westlichen 
Teil  .hinweg  zum  Pandroseion  zurückspringen.  Besonders  bedenklich  ist  dabei 
noch,  daß  Pausanias  nach  der  Schilderung  des  Erechtheions  auf  seinem  weiteren 
Wege  nach  Westen  mehrere  Gegenstände  nennt,  die  dem  »Athena-Tempel«  oder 
»Polias-Tempel«,  also  der  Ostcella  T,  benachbart  waren.  Hier  helfen  sie  sich  mit  der 
Ausrede,  daß  auch  das  ganze  Erechtheion  den  Namen  PoHas-Tempel  geführt  habe, 
eine  Annahme,  die  mit  den  Worten  des  Pausanias  bei  der  ersten  Nennung  des 
Erechtheions  absolut  nicht  in  Einklang  zu  bringen  ist.  Daß  eine  solche  Wanderung 
als  ein  »planloses  Hin-  und  Herlaufen«  bezeichnet  werden  darf,  liat  Weilbach 
mit  Recht  dargelegt  (S.  IC9  und  113).  E.  Petersen,  einer  der  Führer  dieser 
Gegner,  gibt  sogar  selbst  zu,  daß  die  von  Michaelis  als  unnötig  und  unerklärlich 
gerügte  Verwirrung  sowohl  für  seinen  eigenen  Vorschlag,  als  auch  für  den  von 
Michaelis  gelte  (Jahrb.  d.  Inst.  XVII  1902,  59).  Weilbach  erklärt  nun  aber  auch  meine 
Lösung  für  »unbegreiflich  und  mit  einer  vernünftigen  Periegese  unvereinbar« 
(S.  106)  und  stellt  selbst  eine  neue  Wanderung  auf,  die  alle  Schwierigkeiten  heben 
soll.  Wir  werden  sehen,  daß  für  sie  gerade  das  Gegenteil  zutrifft.  Obwohl  Weil- 
bach für  diese  Wanderung  an  der  ihm  passenden  Stelle  einen  Polias-Tempel  er- 
findet, läßt  er  den  Pausanias  ebenso  »unnütz  hin-  und  herlaufen«. 

Folgen  wir  jetzt  dem  Pausanias  auf  seiner  Besichtigung  der  beiden  Tempel, 
so  stimmt  Weilbach  zunächst  darin  mit  mir  überein,  daß  wir  beide  den  Periegeten 
zuerst  die  östliche  Cella  des  Erechtheions  (T)  betreten  lassen,  also  den  Raum,  der 
nach  dem  ursprünglichen  Plane  für  die  Kultcella  der  Athena  bestimmt  war.  Vor 
dem  östlichen  Eingang  sieht  Pausanias  einen  Altar  des  Zeus  Hypatos,  den  wir 
sonst  nicht  kennen.     Daß  dieser  Altar  nicht,  wie  Petersen  behauptet,  mit  dem  in 


Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hckatompedon  in  Athen.  23 

einer  Inschrift  des  Erechtheions  (Arx,  A  E  22,  79)  in  der  Nordhalle  genannten 
Altar  des  Thyechoos  identisch  zu  sein  braucht,  ist  von  mehreren  Seiten  dargelegt 
worden.  Stand  der  Zeus-Altar,  wie  wir  annehmen  dürfen,  in  der  östlichen  Vor- 
halle, so  kann  er,  wie  schon  C.  Robert  (Griech.  Mythol.  125,  2)  vermutete,  in  Be- 
ziehung gestanden  haben  zu  dem  Altar  der  Gattin  des  Zeus,  der  Dione,  der  sich  ' 
nach  einer  andern  Inschrift  (Arx,  A  E  28,  37)  neben  einer  Ecksäule  derselben 
östlichen  Vorhalle  befand.     Vielleicht  gehörte  er  beiden  Göttern  gemeinsam. 

Im  Innern  beschreibt  Pausanias  den  Inhalt  und  die  Ausstattung  der  Ostcella 
in  solcher  Weise,  daß  jeder  Vorurteilslose  daraus  die  ursprüngliche  Bestimmung 
des  Raumes  als  Cella  der  Athena-Polias  noch  erkennen  kann.  Die  Inhaber  der 
drei  von  ihm  aufgezählten  Altäre  sind  nämlich:  i.  Hephaistos,  ursprünglich  der 
Gatte  der  Polias,  2.  Erechtheus-Poseidon,  ihr  Sohn  oder  Pflegesohn,  der  nach 
einem  Orakelspruch  dem  Poseidon  gleichgesetzt  und  zugleich  mit  ihm  auf  dem- 
selben Altar  verehrt  wurde,  und  3.  Butes,  der  Bruder  oder  Sohn  des  Erechtheus 
und  zugleich  der  Stammvater  des  Priestergeschlechtes  der  Polias.  Alle  drei  Altäre 
waren  also  für  tjuwant  der  Athena  bestimmt  und  hatten  gewiß  vorher  im  alten 
Tempel  der  Göttin  bei  dem  alten  Kultbilde  gestanden.  In  die  Ostcella  des  neuen 
Tempels  waren  sie  hinübergeschafft  worden,  als  die  Göttin  selbst  dorthin  überge- 
siedelt war;  wurden  aber  nicht  wieder  entfernt,  als  das  alte  Bild  der  Göttin  nach 
kurzer  Zeit  wieder  in  das  Hekatompedon  zurückversetzt  worden  war.  Pausanias 
sieht  dies  Bild  nicht  im  neuen,  sondern,  wie  wir  später  erkennen  werden,  im  alten 
Tempel,  wo  Athena  nunmehr  allein,  ohne  ihre  uuvvaoi  wohnte.  Aus  dem  letzteren 
Umstände  erklärt  sich  vielleicht  die  auffallende  Tatsache,  daß  ein  später  Schrift- 
steller nach  einer  Erklärung  dafür  sucht,  da&  Erechtheus  als  Paredros  der  Athena 
bezeichnet  wurde  (Petersen,  Burgtempel,  S.  109).  Früher  im  Hekatompedon  war 
Erechtheus  ihr  Paredros   gewesen,  seit  etwa  400  v.  Chr.  war  er  es  nicht  mehr. 

Besonders  wichtig  für  unsere  Periegese  sind  die  Gemälde,  die  Pausanias  an 
den  Wänden  der  Ostcella  des  Erechtheions  erwähnt,  nicht  so  sehr  durch  ihren 
Inhalt,  obwohl  auch  dpr  dargestellte  Gegenstand,  der  Stammbaum  des  Geschlechts 
der  Athena-Priesterinnen,  vorzüglich  zur  Polias-Cella  paßt,  sondern  vielmehr  durch- 
ihre  Anbringung  in  einem  mit  zwei  schmalen  Fenstern  versehenen  Räume.  Denn 
wir  kennen  auf  der  Akropolis  noch  einen  anderen  Raum  mit  Vorhalle,  der  zwei 
ganz  ähnliche  Fenster  neben  seiner  Eingangstür  hatte  und  auch  von  demselben 
Architekten  erbaut  war,  nämlich  die  Pinakothek  der  Propyläen  (Amen  Journ.  of 
Arch.  2.  Ser.  X  1906,  69).  Daß  dieser  Raum  für  Wandgemälde  bestimmt  war,  habe  ich 
früher  (Ath.  Mitt.  XXXVI  191 1,  92)  bewiesen.  Dasselbe  dürfen  wir  wegen  der  gleichen 
beiden  Fenster  auch  für  die  Ostcella  des  Erechtheions  annehmen.  Und  tatsächlich 
nennt  nun  Pausanias  in  ihr  die  Gemälde  des  Priestergeschlechtes  der  Polias.  Daß 
darin  eine  wertvolle  Bestätigung  für  die  Richtigkeit  unserer  Periegese  des  Pausanias 
liegt,  muß  auch  der  hartnäckigste  Gegner  zugeben,  besonders  wenn  er  beobachtet, 
wie  Michaelis  und  Petersen  darüber  streiten,  welcher  der  beiden  westlichen  Räume 
des  Erechtheions  sich  für  die  Wandgemälde  eigne  (Jahrb.  d.  Inst.  XVII  1902, 
63  u.  82).     Hätte  Michaelis  die  Fenster  der  Ostcella  gekannt,  würde  er  bei  seinem 

Jahrbuch  des  archäolog-ischen  Instituts  XXXIV.  3 


7A  Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 


Verständnis  für  Tatsachen  meines  Erachtens  den  Ostraum  als  Platz  der  Gemälde 
anerkannt  haben. 

Von  der  Ostcella  T  wendet  sich  Pausanias  mit  der  Bemerkung,  daß  der  Bau 
StitXoüv,  also  ein  Doppelbau  sei,  zur  westlichen  Hälfte,  wo  er  richtig  zwei  der  dort 
vorhandenen  Wahrzeichen  des  Poseidon,  nämlich  das  Dreizackmal  und  den  Salz- 
wasserbrunnen, nennt.  Wie  er  vom  Osten  in  die  Westhälfte  gelangte,  ob  durch 
eine  innere  Verbindungstreppe  zwischen  T  und  S,  die  zwar  möglich,  aber  nicht 
gesichert  ist,  oder  durch  die  südliche  Korenhalle  oder  aber  durch  die  nördliche 
Vorhalle,  ist  nicht  mit  Bestimmtheit  zu  sagen.  Ich  habe  mich  in  den  Zeichnungen 
für  die  letzte  Möglickeit  entschieden,  obwohl  ich  die  erste  nicht  für  ausgeschlossen 
halte;  die  mittlere  kann  kaum  in  Betracht  kommen,  weil  Pausanias,  wie  wir  sehen 
werden,  später  durch  die  Korenhalle  den  Westraum  verläßt  und  ihn  daher  ver- 
mutlich auf  einem  anderen  Wege  betreten  hat.  Von  den  beiden  Kultmalen,  die 
er  im  westlichen  Teile  nennt,  lag  der  Brunnen  mit  Meerwasser,  den  Worten  des 
Pausanias  entsprechend,  im  Innern  und  zwar  meines  Erachtens  unter  dem  Räume  R; 
das  Dreizackmal  ist  dagegen  unter  der  nördlichen  Vorhalle  noch  heute  zu  sehen. 
Die  Reihenfolge  würde  am  besten  zu  der  ersten  oder  zweiten  der  drei  vorher 
genannten  Möglichkeiten  der  Periegese  passen.  Warum  Pausanias  von  dem  dritten 
Kultmale,  dem  oben  besprochenen  arofiiov  oder  yd(}[iot  im  Räume  S  nichts  sagt, 
entzieht  sich  unserer  Beurteilung.  Er  spricht  weder  von  dem  Prostomiaion,  dem 
amtlichen  Namen  des  Raumes  S,  noch  von  dem  Grabe  oder  der  Wohnung  des 
Erechtheus  in  dem  Stomion,  noch  von  der  Schlange,  die  dort  hausen  sollte. 

Nach  der  Beschreibung  des  Erechtheions  wendet  sich  der  Perieget  nicht  so- 
fort zu  dem  westHch  anstoßenden  Pandroseion  P  mit  dem  Ölbaum,  sondern  besucht 
zuvor  den  nebenan  liegenden  Alten  Tempel  der  Polias,  den  er  zwar  schon  erwähnt, 
dessen  Beschreibung  er  aber  bis  jetzt  aufgeschoben  hatte.  Als  kürzesten  Weg 
zum  Hekatompedon  wählte  er  gewiß  die  Treppe  in  der  Vorhalle  der  Koren,  auf 
der  er  bequem  zur  östlichen  Vorhalle  der  Polias-Cella  gelangen  konnte.  Den 
alten  Namen  »Hekatompedon«,  der  seit  dem  5.  Jahrhundert  Jür  den  Alten  Tempel 
■der  Polias  nicht  mehr  im  Gebrauch  war,  benutzt  er  begreiflicherweise  nicht,  son- 
dern bezeichnet  den  Tempel  kurzweg  als  »Tempel  der  Polias«  (27,  i)  oder  »Tempel 
der  Athena«  (27,  2 ;  27,  4).  Er  durfte  diese  kurzen  Namen  ohne  den  Zusatz  »alt« 
gebrauchen,  weil  eine  Verwechslung  unmöglich  war.  Denn  den  großen  neuen 
Tempel  der  Athena  nennt  er  stets  Parthenon,  den  anderen  Marmorbau  stets  Erech- 
theion;  benutzt  also  die  Namen,  die  damals  seit  Jahrhunderten  üblich  waren.  Der 
Parthenon  enthielt  das  goldene  Kultbild  der  Athena,  die  »Parthenos«.  Das  Erech- 
theion  hatte  überhaupt  kein  Bild  der  Athena;  sein  ehemaliger  amtlicher  Name 
»Tempel  für  das  alte  Kultbild«  war  nicht  üblich  geworden,  weil  dies  Bild  gar 
nicht  oder  nur  ganz  kurz  im  Erechtheion  gestanden  hatte,  sondern  im  Hekatom- 
pedon geblieben  war.  Da  das  alte  Kultbild,  wie  Pausanias  lehrt,  damals  kurzweg 
»Polias«  hieß,  so  durfte  auch  der  Alte  Tempel  kurz  »Tempel  der  Polias«  genannt 
werden.  Der  Name  Erechtheion  war,  was  wohl  beachtet  zu  werden  verdient,  für 
den  Doppelbau  besonders   treffend,   weil   Erechtheus    nicht   nur   mit   dem   in    der 


Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen.  7  t 

Westcella  verehrten  Poseidon  gleichgesetzt  wurde,  sondern  auch  in  der  Ostcella 
seinen  Altar  hatte. 

Wie  Pausanias  vor  seinem  Eintritt  in  den  Alten  Polias- Tempel  die  Wichtig- 
keit des  Tempels  und  seines  Kultbildes  durch  einen  allgemeinen  Satz  über  den 
Athenakult  in  Attika  hervorhebt  (26,  6),  so  hatte  er  schon  vorher  die  erste  kurze 
Erwähnung  desselben  Baues  (24,  3)  mit  einer  allgemeinen  Bemerkung  über  die 
Fröjnmigkeit  der  Athener  eingeleitet.  Im  Innern  der  Calla  Z  nennt  er  das  vom 
Himmel  gefallene  Kultbild,  die  ewige  Lampe  des  Kallimachos,  die  übrigens  wegen 
des  Alters  ihres  Künstlers  in  das  junge  Erechtheion  gar  nicht  paßte,  und  einige 
wertvolle  alte  Weihegaben  der  Göttin  und  wendet  sich  dann  zu  ihrem  Ölbaum, 
dessen  Platz  (a  auf  unseren  Plänen)  längst  festgestellt  ist.  Dieses  Wahrzeichen 
des  Streites  zwischen  Athena  und  Poseidon  um  Attika  stand  westlich  vom 
Erechtheion  und  nördlich  vom  Polias-Tempel  in  einem  offenen  Hofe,  der 
zur  Zeit  Herodots  einen  Teil  des  älteren  Erechtheus-Tempels  gebildet  hatte 
und  auch  in  das  neue  Erechtheion,  wie  es  geplant  war,  aufgenommen  werden 
sollte.  Da  der  westliche  Teil  des  neuen  Tempels  aber  nicht  ausgeführt  worden 
war,  wurde  der  Baum  später  zum  Bezirk  der  Pandrosos  gerechnet,  vor  deren 
Tempel  er  stand.  Dieser  Bezirk  führte  den  Namen  Pandroseion,  den  Pausanias 
gebraucht  und  der  zuerst  in  den   Bauinschriften  des  Erechtheions  vorkommt. 

Auf  welchem  Wege  Pausanias  von  der  Ostcella  Z  des  Hekatompedons  zum 
Ölbaum  gelangte,  können  wir  nur  vermutungsweise  angeben,  weil  außer  der  Treppe 
der  Korenhalle,  die  ihm  zum  Hinabgehen  zur  Verfügung  stand,  noch  eine  zweite 
Treppe  weiter  westlich  gelegen  haben  muß,  die  ihm  ein  unmittelbares  Hinab- 
steigen zum  Pandroseion  ohne  nochmaliges  Betreten  des  Erechtheions  erlaubte. 
Sie  hatte,  wie  wir  vermuten  dürfen,  durch  die  Treppe  der  Korenhalle  ersetzt 
werden  sollen  und  wäre  daher  in  Fortfall  gekommen,  wenn  der  ganze  Erechtheionbau, 
wie  er  geplant  war,  zur  Ausführung  gelangt  wäre.  Wir  dürfen  sie,  obwohl  keine 
Reste  von  ihr  nachweisbar  sind,  aus  allgemeinen  Gründen  und  auch  aus  der  Hunde- 
geschichte des  Philochoros  (Arx  S.  71,  9)  erschließen.  Sie  führte  innerhalb  des 
K'ekropions,  das  neben  der  Korenhalle  lag,  zum  Pandroseion  hinab  und  wird  etwa 
dort  gelegen  haben,  wo  ich  sie  auf  den  Plänen  vermutungsweise  gezeichnet  habe. 
Ich  halte  es  jedoch  nicht  für  unmöglich,  daß  die  Cella  der  Polias  zur  unmittel- 
baren Verbindung  zwischen  der  Göttin  und  ihrem  Ölbaume  noch  einen  Neben- 
ausgang an  ihrer  Nordwestecke  hatte,  eine  Hintertür,  wie  sie  in  mehreren  Tempeln 
(so  in  Phigalia  und  in  Lykosura).  tatsächlich  vorkommt  und  auch  in  dem  home- 
rischen Megaron  als  öpaoöiSpY;  nachzuweisen  ist.  Sollte  diese  Vermutung  zutreffen, 
so  würde  sich  sowohl  die  Wanderung  des  Pausanias,  als  auch  der  Weg  des  Hundes, 
der  von  der  Polias-Cella  unmittelbar  zum  Ölbaum  hinuntergelaufen  war,  besonders 
einfach  und  überzeugend  gestalten.  Ich  habe  auf  Plan  i  u.  2  die  Tür  als  Möglich- 
keit angedeutet  und  auf  Plan   I   die  Periegese  durch  diese  Tür  geführt. 

Vom  Ölbaume  (a),  unter  dem  ein  Altar  des  Zeus  Herkeios  stand,  wendet 
sich  Pausanias  zum  Tempel  der  Pandrosos  und  macht  über  ihn  die  wichtige  An- 
gabe, daß  er  dem  Athena-Tempel  mMz-^ifi  sei.     Der  Bau  muß  also  an  diesen  Tempel 

3* 


ßg  Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 


angebaut  gewesen  sein,  mit  ihm  unmittelbar  zusammengehangen  haben.  Daß  eine 
enge  Vefbindung  zwischen  dem  durch  Felseinarbeitungen  und  Fundamentreste  ge- 
sicherten Pandrosos-Tempel  P  und  der  Ostcella  des  Erechtheions,  in  dem  die  meisten 
meiner  Gegner  den  Athena-Tempel  sehen,  ganz  unmöglich  ist,  liegt  auf  der  Hand 
und  wird  auch  von  Weilbach  betont  (S.  io8).  Nicht  der  Tempel  der  Pandrosos, 
sondern  der  vor  ihm  liegende  Bezirk  ist  mit  dem  westlichen  Teil  des  Erechtheions, 
der  die  Kultmale  des  Poseidon  enthielt,  verbunden.  Aber  auch  Weilbachs  Lösung 
des  Problems  ist  unannehmbar.  Es  ist  schon  auffallend,  daß  er  den  »Tempel« 
der  Pandrosos,  den  Pausanias  erwähnt,  in  seinem  Aufsatze  überhaupt  nicht  nennt, 
sondern  immer  nur  von  einem  Tempelhof  und  vom  Pandroseion  als  Bezirk  spricht  und 
nur  einmal  eine  »kleine  Kapelle«  der  Pandrosos  erwähnt.  Er  scheint  nicht  zu  wissen, 
daß  die  Nordmauer  des  Pandrosos-Tempels  und  seine  Nordwestecke  durch  Mauer- 
reste und  Felseinarbeitungen  gesichert  sind  und  daß  seine  Südmauer  durch  ihre 
Spur  an  der  Westwand  des  Erechtheions  in  ihrem  Abstände  von  der  Nordmauer 
festgelegt  ist.  Ungewiß  ist  an  dem  Grundriß  des  Pandrosos-Tempels  nur,  wo  seine 
Ostwand  lag,  und  ob  eine  besondere  Vorhalle  vorhanden  war.  Ich  habe  im  Plane  i 
und  2  keine  Vorhalle  gezeichnet,  aber  im  Plane  3  eine  solche  versuchsweise  an- 
genommen. Ganz  unzulässig  ist  es  nun,  wie  die  Pläne  zeigen,  daß  Weilbach 
westlich  von  diesem  Pandrosos-Tempel  noch  einen  großen  Athena-Tempel  annimmt, 
der  seinen  Eingang  im  Westen  und  einen  Opisthodom  als  Schatzhaus  im  Osten 
gehabt  haben  soll.  Lediglich  um  die  ouvsj^eiot  zwischen  den  Tempeln  der  Pan- 
drosos und  der  Athena  herzustellen,  hat  Weilbach  für  seinen  Alten  Polias-Tempel 
diese  Stelle  gewählt.  Hier  liegt  der  Kernpunkt  seiner  neuen  Theorie,  der  noch 
gründlich  widerlegt  zu  werden  verdient. 

Es  läßt  sich  zunächst  nicht  leugnen,  daß  der  von  Weilbach  an  dieser  Stelle 
erfundene  Tempel,  wenn  er  möglich  wäre,  mit  dem  Pandrosos-Tempel  hätte  zu- 
sammenhängen können.  Aber  der  große  Phantasie-Tempel  kann,  wie  wir  schon 
sahen,  an  der  angenommenen  Stelle  gar  nicht  gestanden  haben,  weil  westlich  und 
nördlich  vom  Pandrosos-Tempel  P  kein  Platz  für  einen  größeren  Bau  ist.  Denn 
noch  jetzt  sind  etwa  1 5  m  westlich  von  der  gesicherten  Nordwestecke  dieses  Tempels 
die  Reste  von  drei  Basen  für  Weihegaben  (K  auf  unseren  Plänen)  zu  sehen,  von 
denen  zwei  nach  ihrem  Material  etwa  aus  dem  4.  Jahrhundert  v.  Chr.  stammen. 
Diese  Basen,  auf  die  ich  noch  zurückkomme,  schließen  die  Weilbachsche  Annahme 
eines  Tempels  mit  Opisthodom  an  dieser  Stelle  einfach  aus.  Zwischen  K  und 
der  Nordwestecke  des  Pandrosos-Tempels  haben  sich  die  Reste  einer  sehr  alten, 
aus  kleinen  Steinen  erbauten  Mauer  L  erhalten,  die  zu  einem  der  vielen  vor- 
historischen Gebäude  gehört  hat,  die  von  E  bis  D  auf  Taf  2  gezeichnet  sind. 
Daß  keine  dieser  Mauern  von  einem  Tempel  herrühren  kann,  der  nach  Weilbach 
zur  Zeit  des  Pausanias  als  Haupttempel  der  Polias  noch  gestanden  und  das 
heiligste  Kultbild  Athens  enthalten  haben  soll,  wird  jeder  Kenner  der  Bauwerke 
der  Akropolis  ohne  Bedenken  bestätigen. 

Zweitens  scheint  Weilbach  übersehen  zu  haben,'  daß  trotz  des  willkürlich 
erfundenen  Polias-Tempels  seine  Wanderung  des  Pausanias  in  dieser  Gegend  ein 


Wilhelm  Dörpfeld,   Das   Hekätompedon  in  Athen.  -37 

wirklich  »unvernünftiges  Hin-  und  Herlaufen«  gewesen  wäre.  Er  selbst  macht 
also  gerade  den  Fehler,  den  er  seinen  Gegnern  vorwirft  und  durch  seine  Erfin- 
dung vermeiden  will.  Denn  nach  seinem  Plane,  den  er  klugerweise  nicht  ge- 
zeichnet hat,  sollen  die  von  Pausanias  aufgezählten  Bauwerke  von  Osten  nach 
Westen  in  folgender  Reihenfolge  liegen:  i.  das  doppelte  Erechtheion,  2.  der 
Pandrosos-Bezirk  mit  Ölbaum;  3.  der  Pandrosos-Tempel;  4.  der  erfundene  Polias- 
Tempel  mit  seinem  Opisthodom  im  Osten  (a)  und  seiner  Kultcella  im  Westen  (b); 
5.  das  Arrephoren-Haus,  das  wir  sogleich  besprechen  werden.  Nun  nennt  aber 
Pausanias  auf  seiner  nach  Westen  gerichteten  Wanderung  tatsächlich  nach  dem 
Erechtheion  (1)  sofort  die  Polias-Cella  mit  dem  Kultbilde  (4  b),  dann  erst  den  Öl- 
baum im  Pandroseion  (2)  und  den  Pandrosos-Tempel  (3)  und  kommt  zuletzt  zum 
Arrephoreion'(5).  Nach  Weilbach  würde  also  Pausanias  vom  Erechtheion  zuerst 
über  das  Pandroseion  und  den  Pandrosos-Tempel  hinweg  bis  zu  dem  erfundenen 
alten  Tempel  springen,  würde  nach  dessen  Beschreibung  wieder  nach  Osten  zum 
Pandroseion  mit  dem  Ölbaum  zurückkehren  und  dann  wiederum  über  den  Alten 
Polias-Tempel  hinweg  zum  Hause  der  Arrephoren  springen.  Ist  dagegen,  wie  ich 
annehme,  der  Polias-Tempel  im  Hekatompedon  zu  erkennen,  so  nennt  Pausanias 
alle  Anlagen  in  ihrer  wirklichen  Reihenfolge:  Nach  dem  Erechtheion  geht  er  zu 
dem  südlich  sich  anschließenden  Alten  Tempel,  schildert  darauf  nach  Nordwesten 
zurückkehrend  den  Ölbaum  im  Pandrosos-Bezirk  und  den  Pandrosos-Tempel  und 
wendet  sich  schließlich  zum  Arrephoreion.  Er  schiebt  also  bei  meiner  Periegese 
den  alten  Polias-Tempel  in  sehr  verständiger  Weise  zwischen  das  Erechtheion 
und  den  Ölbaum  ein.  Eine  bessere  Periegese  läßt  sich  meines  Erachtens  gar 
nicht  finden. 

Ist  denn  aber  unser  Pandrosos-Tempel  P  an  unseren  Athena-Tempel  ange- 
baut ((juvs}(T5c)  ?  Trotz  des  Widerspruches  von  Weilbach  darf  ich  diese  Frage 
entschieden  bejahen.  Die  Südwand  des  Pandrosos-Tempels  ist  zugleich  die  nörd- 
liche Stützmauer  der  Terrasse  des  Hekatompedons.  Es  Hegt  hier  zwischen  den 
beiden  Tempeln  dasselbe  Verhältnis  vor  wie  in  Delphi  zwischen  der  Halle  der 
Athener  und  dem  ApoUon-Tempel:  die  Halle  ist  an  die  Stützmauer  des  Tempels 
angebaut;  ihre  Rückwand  bildet  zugleich  den  Unterbau  des  Tempels.  Ebenso  ist 
bei  uns  die  südliche  Seitenmauer  des  Pandrosos-Tempels  zugleich  die  Stützmauer 
des  Athena-Tempels.  Leider  ist  diese  Mauer  selbst  jetzt  gänzlich  verschwunden 
und  daher  kann  die  genaue  Gestalt  der  Athen a-Terrasse  im  Nordwesten  nicht 
angegeben  werden.  Daß  die  Mauer  aber  einst  vorhanden  war  und  ungefähr  an 
der  auf  dem  Plane  gezeichneten  Stelle  gelegen  hat,  kann  nicht  bezweifelt  werden. 
Den  westlichen  Teil  der  nördlichen  Stützmauer  habe  ich  in  den  beiden  Plänen 
etwas  verschieden  gezeichnet,  um  zwei  Möglichkeiten  für  ihren  Verlauf  anzugeben. 
Eine  Entscheidung  zwischen  diesen  Vorschlägen  scheint  mir  kaum  möglich. 

Die  tiefe  Lage  des  Pandrosos-Tempels  im  Verhältnis  zum  Hekatompedon, 
—  jener  bildete  gewissermaßen  ein  Untergeschoß  der  Tempelterrasse  und  sein 
Dach  war  nicht  viel  höher  als  die  Stylobathöhe  des  Hekatompedons  —  und  die 
Tatsache,   daß    der   Pandrosos-Tempel,  wie  auf  Taf.  2  und  3  zu   erkennen  ist,    im 


^S  Wilhelm  Döipfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen. 

ursprünglichen  Entwurf  des  Erechtheions  mit  dem  geplanten  Opisthodom 
zusammenfällt,  legen  uns  den  Gedanken  nahe,  daß  der  Pandrosos-Tempel  in 
dem  nicht  ausgeführten  Bau  vielleicht  das  Untergeschoß  des  Opisthodoms  bilden 
sollte,  in  ähnlicher  Weise,  wie  früher  von  C.  Boetticher  und  anderen  in  der 
Ostcella  des  Erechtheions  ein  Untergeschoß  angenommen  wurde.  Im  westlichen 
Teile  des  geplanten  Erechtheions,  wo  der  Felsboden  noch  tiefer  liegt  als  im  öst- 
lichen, war  ein  Doppelgeschoß  jedenfalls  noch  eher  möglich. 

Vom  Pandroseion  wendet  sich  Pausanias  zur  Schilderung  des  »Wohnhauses 
der  Arrephoren«,  das  »nicht  fern«  (06  Ttoppco)  vom  Polias-Tempel  lag.  Aus  der 
Cella  der  Polias  brachten  die  Arrephoren  an  einem  bestimmten  Festtage  eine 
heilige  Ciste  auf  einem  heimlichen  Weg  hinunter  in  die  Stadt  zum  Heiligtum  der 
Aphrodite  in  den  Gärten.  Nun  liegt  nordwestlich  vom  Pandroseion  und  Heka- 
tompedon ein  Gebäude  B,  |das  über  dem  östlichen  Ende  einer  älteren  Halle  A 
erbaut  ist.  Dieser  tempelartige  Bau  mit  seiner  Vorhalle  paßt  zunächst  wegen 
seiner  Lage  sehr  gut  für  jenes  Haus  der  Arrephoren.  Dazu  kommt  noch,  daß  in 
dem  schmalen  Räume  zwischen  ihm  und  der  nördlichen  Burgmauer  jetzt  eine 
mittelalterliche  Treppe  liegt,  die  durch  einen  Felsspalt  in  eine  Grotte  des  Burg- 
felsens und  so  zur  Unterstadt  hinabführt.  Wir  dürfen  vermuten,  daß  hier  im 
Altertum  die  heimliche  Treppe  gelegen  hat,  auf  welcher  die  Arrephoren  zu  einem 
Aphrodite-Heiligtume  der  Unterstadt  hinabgingen. 

Wenn  Pausanias  auf  seiner  weiteren  Wanderung  zu  einigen  Bildwerken  ge- 
langt, die  nach  seiner  Angabe  »dicht  am  Athena-Tempel«  standen  (irpft?  T(p  vaoJ 
TT)?  'Aftyiva?),  so  meint  er  damit  offenbar  Standbilder,  die  an  dem  Wege  vom  Erech- 
theion  zu  den  Propyläen  dicht  an  der  Stützmauer  des  Hekatompedons  aufgestellt 
waren,  also  Bildwerke  wie  diejenigen,  die  einst  auf  den  schon  erwähnten  Basen- 
fundamenten K  gestanden  haben.  Daß  die  wichtige  Angabe  des  Pausanias  über 
die  Nähe  dieser  Bildwerke  und  des  Athena-Tempels  bei  den  Periegesen  meiner 
Gegner  durchaus  nicht  zu  verstehen  ist,  bei  uns  aber  vorzüglich  paßt,  betrachte 
ich  als  willkommene  Bestätigung  für  die  Richtigkeit  meiner  Darlegungen. 

Die  weitere  Wanderung  des  Pausanias  auf  dem  Hauptwege,  zunächst  zur 
Athena  Promachos,  deren  Basis  noch  in  Resten  erhalten  ist,  und  sodann  zu  de*n 
Propyläen,  ist  nicht  strittig  und  braucht  daher  hier  nicht  im  einzelnen  besprochen 
zu  werden. 

Nur  eine  Gruppe  der  noch  vor  derTPromachos  erwähnten  Bildwerke  mag 
hier  berührt  werden,  nämlich  die  alten  Athena-Statuen,  die  zwischen  K  und  der 
Promachos,  also  auch  noch  in  der  Nähe  des  nordwestlichen  Unterbaues  des  Heka- 
tompedons aufgestellt  waren.  Der  Perieget  berichtet,  daß  sie  sehr  alt,  schwarz 
und  zerbrechlich  seien,  denn  auch  sie  habe  der  Perserbrand  ergriffen.  Vielleicht 
dachte  er  dabei  an  die  Nachricht  Herodots  (5,  ']•]')  über  den  von  den  Persern 
verbrannten  Ölbaum  und  über  die  alten  Fesseln  von  Kriegsgefangenen,  von  denen 
der  Historiker  berichtet,  daß  er  sie  noch  selbst  gesehen  habe  an  einer  Stützmauer 
hängend,  die  gegenüber  dem  »westlichen  Megaron«  liege  und  selbst  noch  Spuren 
des  Perserbrandes  zeige.     Von  welcher  anderen  Mauer  kann  hier  Herodot  sprechen. 


Wilhelm  Dörpfeld,  Das  Hekatompedon  in  Athen,  ag 


als  von    der   westlichen  Stützmauer  Y    des  Hekatompedons,    die  jetzt  zwar  fehlt, 

aber  sicher  eine  ähnliche  Kalksteinmauer   gewesen  ist,   wie  jene   alte  Stützmauer 

des  Weihetempels  in  Eleusis,   die  bei  der  Ausgrabung   noch   deutlich  die   Brand- 
spuren der  Zerstörung  durch  die  Perser  aufwies. 

Wer  so  dem  Pausanias  auf  seiner  Wanderung  über  die  ganze  Akropolis  folgt, 
muß  zu  der  Überzeugung  gelangen,  daß  das  Ergebnis  unserer  Untersuchung  über 
den  Alten  Athena-Tempel  durch  seine  Angaben  für  die  römische  Zeit  in  glänzender 
Weise  bestätigt  wird.  Man  gewinnt  aus  seinen  Worten  ein  gutes  Bild  von  der 
Akropolis  mit  dem  alten  vorpersischen  Polias-Tempel  inmitten  der  späteren  Marmor- 
bauten, ein  Bild,  das  vollkommen  paßt  sowohl  zu  den  erhaltenen  Ruinen  der  Burg, 
als  auch  zu  den  Aussagen  der  übrigen  antiken  Schriftsteller  und  der  Inschriften. 
Bei  der  Lage  des  Polias-Tempels  in  der  Mitte  der  Akropolis  mußte  Pausanias 
auf  seiner  Wanderung  über  die  Burg  mehrmals  den  Alten  Tempel  berühren,  und 
tatsächlich  spricht  er  auch  öfter  von  ihm:  Zuerst  kommt  er  auf  dem  Wege  von 
den  Propyläen  zum  Parthenon  an  seiner  südlichen  Langseite  vorüber,  erwähnt 
den  Tempel,  soweit  wir  bei  der  leider  vorhandenen  Textlücke  urteilen  können, 
nur  kurz  und  spricht  von  der  Göttin  des  Tempels,  der  Athena  Ergane,  und  von 
Hermen,  die  auf  dem  alten  Stufenbau  neben  der  Cella  standen.  Er  tritt  erst  in 
den  Tempel  hinein,  um  das  alte  Kultbild  und  einige  berühmte  Weihegaben  der 
Polias  zu  besprechen,  als  er  nach  seiner  Wanderung  durch  den  südlichen  und 
östlichen  Teil  der  Akropolis  zum  Erechtheion  und  zum  Ölbaume  der  Polias,  also 
zu  einer  Gruppe  alter  Heiligtümer  gelangt,  zu  der  unser  Hekatompedon  seit  vielen 
Jahrhunderten  gehörte.  Schließlich  erwähnt  er  den  Tempel  und  seinen  Unterbau 
noch  mehrmals  bei  der  Beschreibung  der  in  der  Nähe  seiner  nordwestlichen  Ecke 
liegenden  Bauwerke  und  Weihgeschenke. 


Perikles  und  seine  großen  Künstler  hatten  das  vorpersische  Hekatompedon 
und  die  nördlich  von  ihm  befindlichen  alten  Bauwerke  und  Kultmale  durch  einen 
großen  einheitlichen  Neubau  ersetzen  wollen.  Der  geplante  Tempel  gelangte  aber 
nur  zum  Teil  im  heutigen  Erechtheion  zur  Ausführung.  Infolgedessen  wurde  das 
Hekatompedon  nicht  abgebrochen  und  sogar  nach  dem  Brande  von  406  wieder- 
hergestellt. Das  darin  befindliche  uralte  Kultbild  wurde  nur  vorübergehend  zur 
Zeit  des  Brandes  des  Alten  Tempels  in  der  Ostcella  des  Erechtheions  unterge- 
bracht, erhielt  aber  bald  wieder  seinen  alten  Standplatz  in  der  Ostcella  des  Heka- 
tompedons, wo  es  auch  Pausanias  noch  sah.  Abgebrochen  wurde  der  Alte  Tempel 
erst  im  Mittelalter,  vermutlich  zu  der  Zeit,  als  Steine  für  die  Verstärkung  der 
Burgmauer  notwendig  waren. 

Für  die  wissenschaftliche  Erforschung  der  Akropolis  war  es  ein  bedauerliches 
Verhängnis,  daß  die  Fundamente  des  Hekatompedons  bei  ihrer  ersten  Ausgrabung 
in  der  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  nicht  als  Reste  eines  vorpersischen  Tempels 
erkannt  worden  sind.     Denn  die  Geschichte  der  Burgtempel  wurde  infolgedessen 


AO  Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm. 


auf  unsicheren,  ja  falschen  Fundamenten  aufgebaut.  Es  hat  lange  gedauert,  bis 
der  Irrtum  aufgedeckt,  und  noch  länger,  bis  das  auf  ihm  aufgebaute  wissen- 
schaftliche Gebäude  als  falsch  erkannt  wurde.  Hoffentlich  ist  es  mir  gelungen, 
diese  Erkenntnis  zu  fördern  und  zur  Feststellung  der  wahren  Geschichte  der  Burg- 
tempel beizutragen. 

Berlin-Dahlem,  im  Herbst  1918.  Wilhelm  Dörpfeld. 


DER  BABYLONISCHE  TURM. 

Mit  Tafel  4. 

Der  einstige  »Turm  von  Babel«,  dessen  sagenhafte  Geschichte  von  Kind  auf 
jedermann  kennt,  ist  heute  wieder  ein  hochaktuelles  Problem,  das  bei  der  Entscheidung 
angekommen  ist. 

Nach  wertvollen  Vorarbeiten  von  Reber,  Hommel,  Weißbach,  Dieulafoy, 
Koldewey  u.  a.,  die  ich  im  einzelnen  genau  zitierte,  hatte  meine  »Zikkurrat  und  Pyra- 
mide« (München  191 5  bei  C.  H.  Beck)  das  Babelturmproblem  endlich  auf  die  breite, 
umfassende  Grundlage  gestellt,  auf  der  es  unter  den  eigenartigen  Verhältnissen,  die 
dafür  vorliegen,  erst  einmal  möghch  wurde,  sichere  Tritte  zu  tun  beim  Versuch  von 
Rekonstruktionen,  die  den  erweisbaren  Anspruch  erheben  konnten,  der  einstigen 
Wirklichkeit  im  großen  und  ganzen  nahezukommen.  ■ —  Die  Hauptergebnisse  meiner 
Spezialuntersuchung  waren  kurz  folgende:  Schon  die  alten  Sumerer  und  nach  ihnen 
die  Babylonier  und  Assyrer  errichteten  bei  den  meisten  ihrer  großen  Tempel- 
bauten solche  »Zikkurrati«,  solche  massig-pyramidale  Tempeltürme  als  architektoni- 
sierte  Abbilder  von  Bergen,  auf  deren  Spitzen  die  Götter  wohnend  und  thronend 
gedacht  waren;  insonderheit  dann  als  Abbilder  des  im  hohen  Norden  lokalisiert  vor- 
gestellten kosmischen  »Länderbergs«,  des  Wohn-  und  Thronsitzes  des  Weltenherr- 
schers. (So  hieß  ja  z.  B.  die  große  Assur-Zikkurrat  direkt  »Haus  des  Berges  der  Län- 
der«.) Damit  stellten  die  »Babeltürme«,  wie  wir  sie  hier  kurz  heißen  wollen,  auch 
bezeugtermaßen  berggleiche  Götterthrone  dar,  weshalb  ihren  Gipfelabschluß  ein 
prunkendes  Thronheiligtum  der  Gottheit  bildete.  Für  den  zum  Gott  gewordenen 
König  dazu  gaben  sie  auch  noch  im  Tode  die  Wohnstadt  ab,  den  »Palast  des  Aus- 
ruhens«,  das  »Haus  des  Grabes«  (wie  z.  B.  die  Nippur-Zikkurrat  hieß),  etwa  in -dem 
Sinne,  wie  noch  heute  bei  uns  das  Volk  heroisierte  Herrscher  in  Bergen  hausend  denkt 
(Karl  d.  Gr.,  Friedrich  Barbarossa!). 

Das  künstliche  Ziegelmassiv  aber,  das  im  Babelland  den  natürlichen  Berg  er- 
setzen und  darstellen  mußte,  war  materialgerecht  in  großen  kräftigen  Stufenabsätzen 
aufgeschichtet,  im  Grundriß  früher  rund,  bald  aber  rechteckig  und  dann  streng 
quadratisch ;  zugänglich  im  Anfang  nur  durch  gerade  Freitreppen,  dann  auch  durch 
Spiralrampen  und  teilweise  sogar  durch  eine  Kombination  beider  Arten  (»Zikkurrat« 
S.  77/8  und  Festschrift  Ernst  Windisch  zum  70.  Geburtstag,  Leipzig  1914,  S.  213/6 
sowie  Hommel-Festschrift    Leipzig  1916,  S.  i). 


Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm.  41 


Die  allseitig  nach  Möglichkeit  erstrebte  Objektivität  und  das  Überzeugende  der 
Materialzusammenstellung  meiner  Zikkurrat-Arbeit  ist  von  berufener  Seite,  soweit 
Stellung  genommen  wurde,  bisher  anerkannt  worden.  Doch  nun  erschien  von  einer 
Seite,  der  man  mit  Recht  glaubt  und  wünscht,  besonderen  Wert  beilegen  zu  dürfen, 
ein  Rekonstruktionsversuch  für  den  Einzelfall  des  berühmten  »Turms  von  Babel«, 
wobei  uns  ein  nicht  unwesentlich  anderes  Bild  dieser  historisch  gewordenen  Zikkurrat 
entgegentritt  mit  dem  ausdrücklichen  Anfügen,  daß  nun  die  übrigen  Zikkurrati  als 
nicht  wesentlich  anders  gestaltet  anzusehen  sein  dürften.  —  Es  ist  Prof.  Dr.  Robert 
Koldewey,  der  Leiter  der  Ausgrabungen  von  Babylon,  der  in  Nr.  59  vom  Mai  191 8 
der  »Mitt.  d.  D.  Orient.  Ges.«  (S.  l- — 38)  hier  erfreulicherweise  zum  ersten  Mal  aus 
seiner  bisher  vorsichtig  gewahrten  Reserve  in  der  Zikkurrat-Frage  weiter  heraustritt, 
nachdem  er  durch  die  jetzt  im' Original  wieder  vorliegende  Keilschrift-Urkunde  des 
sogenannten  Georges- Smith -Tabletts  veranlaßt  wurde,  seine  früher  nur  kurz  geäußer- 
ten Ansichten  (»Die  Tempel  von  Babylon«  191 1,  S.  2  u.  57/64,  sowie  »Das  wieder- 
erstehende Babylon«  1913  S.  190/1)  zu  revidieren  und  diesmal  z.  B.  vor  allen  Dingen 
—  wenigstens  theoretisch  —  anzuerkennen,  daß  eine  Zikkurrat,  daß  der  »Babelturm«, 
wirklich  in  Stufenabsätzen  aufgetürmt  gewesen  sein  könne,  »nach  Art  von  Stufen- 
pyramiden«, wie  Eduard  Meyer  einmal  am  treffendsten  sagte  (Deutsche  Rundschau 
1887,  40).  Freilich  zaudert  Koldewey,  trotz  des  theoretischen  Zugeständnisses, 
in  Wort  und  Tat  immer  noch,  das  Gestufte  nun  auch  wirklich  so  kräftig  zur  Geltung 
kommen  zu  lassen,  wie  es  die  Ausmaße  der  Tablettangabcn  verlangen.  Und  dieses 
Zaudern  ist  nicht  zu  Recht  bestehend  (Mitt.  d.  D.  0.  Ges.  No.  59  S.  17/18).  Aber 
es  macht  verständlich,  daß  Koldeweys  Rekonstruktion  des  Babelturms  von  der 
meinigen  überhaupt  noch  so  augenfällig  verschieden  sein  kann,  daß  er,  der  selbst- 
redend zunächst  seine  eigene  Auffassung  für  die  richtige  halten  muß,  die  Wieder- 
gabe meiner  Rekonstruktion  dann  nicht  ganz  zu  Unrecht  mit  der  Unterschrift 
versehen  durfte  »unrichtige  Wiederherstellung  von  Dombart«. 

Freilich  hat  er  die  Anhaltspunkte,  die  für  meine  Rekonstruktion  maßgebend 
waren,  soweit  der  Babelturm  für  sich  ohne  die  Tempelgruppe  in  Betracht  kommt, 
nicht  etwa  erschüttert  oder  auch  nur  angetastet ;  vielmehr  beschränkte  er  sich  zunächst 
auf  die  Worte:  »mit  früheren  Rekonstruktionsversuchen,  so  verdienstvoll  sie  zweifellos 
sind,  wie  die  von  Hommel,  Thurau- Dangin,  Scheil  und  Dieulafoy,  Weißbach,  Dombart, 
brauche  ich  mich  hier  wohl  nicht  auseinanderzusetzen.  Meine  Darlegungen  verändern 
die  Grundlage  der  bisherigen  Betrachtungsweise,  und  wenn  sie  anerkannt  wer- 
den, so  werden  die  betreffenden  Autoren  ihre  Ansichten  sicher  selber  revidieren«. 
Ich  tat  das  wunschgemäß  zunächst  in  der  O.L.Z.  1918  Nr.  7/8. 

Erleichtert  ist  freilich  durch  dies  abgekürzte  Vorgehen  nicht  gerade  die  Ver- 
ständigung, um  die  es  uns  in  der  Sache  doch  nur  zu  tun  sein  kann.  Denn  Koldewey 
packt  das  Problem  sozusagen  einmal  umgekehrt  an  im  Vergleich  zu  dem  Wege, 
den  meine  Arbeit  einschlug.  Gestaltet  sich  nämlich  in  ihr  der  Bau  des  speziellen, 
historischen  Turmes  von  Babel  sozusagen  nach  Maßgabe  und  auf  dem  breiten  Funda- 
ment der  Gesamtheit  des  ganzen  Babelturmgeschlechts,  nach  Befund  der  Ruinen- 
stätten, der  bildlichen  Darstellungen,  literarischen  Zeugnisse,  architektonischen  Nach- 


42 


Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm. 


kommen  und  Analogien,  inmitten  der  ganzen  Gedankenwelt,  aus  der  heraus  diese 
Tempeltürme  geboren  und  betrachtet  wurden,  wodurch,  wie  mir  scheinen  will,  die 
speziellen  Zeugnisse  für  den  einen  »Babelturm«  erst  richtig  gewertet  und  verstanden 
werden  können,  so  sucht  Koldewey,  eben  gerade  umgekehrt,  durch  Herausarbeiten 
der  Gestalt  des  einzelnen  »Turms  von  Babel«  nach  den  über  ihn  verfügbaren  Materialien 
ein  Schema  zu  schaffen,  das  nun  sicher  annehmen  heße,  daß  auch  die  andern  Ver- 
treter des  Babelturmgeschlechts  so  ausgesehen  haben  müßten  (S.  38).  Wären  seine 
Quellen  lückenlos,  eindeutig  und  unter  sich  in  Harmonie,  so  müßte  sein  Weg  zweifellos 
rascher  zum  Ziel  führen  als  der  meine. 

Koldewey  stützt  sich  in  erster  Linie  auf  drei  Quellen:  auf  den  ausgegrabenen 
Turmbefund,  auf  die  keilinschriftliche  Beschreibung   (»D.  w.  Babylon«  S.   191  und 


KoLdtWt^S     Hothttmpsl 
-  Hof. 


Abb.  I.     Ineinandergezeichneter  Vertikal-Schnitt  durch    das   Massiv  des  Babelturms,      i)  nach  Koldeweys 
unzulässiger  Rekonstruktion,   2)  nach  den  Maßen  des   Keilschrift-Tabletts. 

jetzt  Mitt.  d.  D.  0.  G.  Nr.  59  S.  i  ff.]  sowie  auf  die  Babelturmschilderung  Herodots. 
Nebenbei  gedenkt  er  noch  anderer  Zeugnisse  sowie  auch  des  Cyranidentextes  und  des 
Itinerarberichts  von  Benjamin  von  Tudela.  Doch  abgesehen  von  kleinen  Ausgrabungs- 
details neuester  Zeit  sind  es  lauter  Quellen,  die  auch  meiner  »Zikkurrat«  schon  zur 
Verfügung  standen. 

Von  vornherein  werden  wir  uns  rasch  klar,  daß  die  oben  aufgezeigte  Vor- 
bedingung für  ein  einwandfreies  Ergebnis  des  Weges,  den  Koldewey  einschlug,  nicht 
erfüllt  ist.  Denn  nachdem  mehr  als  die  Fundamente  des  Turmes  und  der  zugehörigen 
Freitreppe  heute  nimmer  in  situ  festgestellt  werden  konnte,  wäre  zu  verlangen,  daß 
die  literarischen  Zeugnisse  dann  wenigstens  unzweideutig  wären,  d.  h.  untereinander 
in  Harmonie  bzw.  in  gegenseitiger  zwangloser  Ergänzung  und,  ohne  souveränes  Be- 
nutzen und  Weglassen  oder  Verändern  einzelner  Schilderungsteile  derselben,  das 
Bild  aufzeigen  müßten,  welches  Koldewey  nach  ihnen  rekonstruiert. 


Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm.  43 

Das  ist  jedoch  keineswegs  der  Fall ;  denn  Koldewey  sieht  sich  —  ob  mit  Recht 
oder  Unrecht,  sei  zunächst  dahingestellt  —  z.  B.  veranlaßt,  außer  dem  Grundrißmaß, 
das  im  Baubefund  und  zweifachen  Keilinschriftzeugnis  übereinstimmt,  nur  noch  die 
Höhenmaße  der  Tablettangabe  anzunehmen,  die  keilinschriftlichen  Horizontal- 
maße für  die  sechs  übrigen  Stockwerke  des  Turms  dagegen  »methodischerweise« 
(S.  16)  als  nicht  verbindlich,  d.  h.  als  zu  kleine  Abmessungen  der  bereits  als  ruinös 
gedachten  Geschosse  (S.  17)  anzusehen  und  darum  durch  teilweise  vielfach  größere 
zu  ersetzen,  so  daß  z.  B.  das  Gipfelgeschoß  nicht,  wie  die  Keilinschrift  einwandfrei 
will,  24  X  21  m  gemessen  haben  soll,  sondern  nach  Koldewey  80  x  80  m.  —  Ein 
Blick  auf  die  übereinander  gezeichneten  Schemata  (Abb.  i)  freilich  belehrt  sofort,  . 
daß  die  von  Koldewey  benötigte  Ruinengestalt  nie  existiert  haben  könnte,  nachdem 
das  oberste  Stockwerk,  wie  es  die  Keilschriftmaße  wollen,  bei  Koldeweys 
hypothetisch  krönendem  Tempelkomplex,  von  dem  50  x  32,5  m  großen  Tempelhof 
eingenommen  ist,  und  zwar  so  völlig,  daß  auch  keine  einzige  Mauer  nahe  genug 
heranreicht,  um  als  21  x  24  m  großer  Rest  des  Gipfelheiligtums  von  15  m  Höhe 
auftreten  zu  können. 

Doch  aufs  Ganze!  Das,  was  Koldeweys  Babelturm  -  Rekonstruktion  von  meiner 
eigenen  im  wesentlichen  unterscheidet,  sind  eben  drei  Punkte :  die  Gesamterscheinung, 
die  Gipfel-  oder  Hochtempelwahl  und  die  Aufgangsart. 

Während  Koldeweys  Turm  in  bisher  unerhörter  Gestalt  dasteht,  mit  unten 
90  X  90  m  und  oben,  in  90  m  Höhe,  mit  80  x  80  m  bei  nur  andeutungsweise 
wirkenden  Geschoßabsätzen  von  meist  nur  50  cm  Breite,  also  im  gai\zen  mehr  wie 
ein  riesiger  Würfelklotz,  fast  wie  die  ins  Vielfache  vergrößerte  Kaba  von  Mekka, 
hält  sich  die  Gestalt  meiner  Turmrekonstruktion  genau  an  die  Zikkurratmaße  des 
Keilschrifttabletts,  wozu  volle  Berechtigung  besteht  nach  allgemein  angewandter 
Regel  für  überlieferte  Zahlen,  da  sie  ganz  unzweideutig  leserlich  geschrieben  sind, 
unter  sich  in  einem-  rhythmischen  Verhältnis  stehen  und  weil  überdies  das  dabei 
Gestalt  werdende  Bild  des  Turmes  zweifellos  im  Einklang  steht  mit  den  sonstigen 
Baubefunden,  bildlichen  Darstellungen,  Schilderungen  und  mit  bauHchen  Nach- 
klängen, wie  z.B.  dem  rhythmisch  ganz  analog  gestuften,  in  Persien  als  Importstück 
eben  einzigartigen,   sogenannten  Grabmal  des  Cyrus    bei  Pasargadä   (»Z. «  S.   33). 

Wie  Koldewey  aber  dazu  kam,  sich  lediglich  über  die  keilinschriftlichen  Quer- 
maße der  fünf  bis  sechs  oberenTurmstockwerke  hinwegzusetzen,  obwohl  er  das  Quer- 
maß des  ersten  Turmgeschosses  auf  der  Keilinschrift  als  richtig  gegeben  bestätigt 
fand  durch  die  Bloßlegung  des  Turmfundaments,  und  obwohl  er  auch  die  sämt- 
lichen Geschoßhöhen  der  Inschrift  als  glaubhaft  anerkennt  und  verwendet,  der 
Grund  für  diese  »Methode «kann  bei  Koldewey  natürlich  nicht  bloße  Willkür  sein. 

Nein,  sein  Vorgehen  resultiert  vielmehr  aus  einer  an  sich  sehr  begreiflichen  und 
berechtigten  Genugtuung,  daß  ihm  für  die  im  Zusammenhang  mit  der  Zikkurrat  ge- 
nannten »sechs  Papahäni  desNul.iar  ')  (sechs  »Heiligtümer  des  Babelturms  ),  die  man 

')   Über    »Nuljar«     nach    Hommels     einleuchtender  Franz    Kampers    a.  a.  O.   94,    den    alles   erleuch- 

Deutung     vergleiche     meine    Besprechung    des  tenden     Stein    auf     der    Spitze     der    nach    der 

Kampersschen   »Lichtlands«  (Köln    1916)  in  der  Legende  von  Salomo  in  der  Totenstadt  Babylon 

O.L.Z.  1919  Nr.  7/8  S.  185,  und  dabei  besonders,  erbauten  Zikkurrat. 


^^  Th.  Dombart,  Der  babylonische  Tunn. 

bisher  einfach  nur  zu  Füßen  des  Turmes,  rundherum,  annahm  oder  etwa  vereint  in 
der  Kultanlage  »Esagilla«  (südlich  vom  Turm  bloßgelegt)  glaubte  suchen  zu  müssen 
(Koldewey,  »Das  wiedererstehende  Babylon«  1913,  S.  204/5),  nicht  nur  eine  zweifellos 
zwingend-überzeugende,  ja  imponierende  Gruppierungslösung  um  den  bei  den  Tempeln 
genannten  Hof  (Dul  mah  bzw.  Kisallu)  möglich  war,  sondern  daß  er  dabei  meint, 
es  sei  ihm  auch  noch  ein  Ausweg  gekommen,  der  es  erklärt,  warum  von  den  sechs 
Tempeln  keine  Bauspur  gefunden  worden  sei  dicht  zu  Füßen  des  Turms :  Koldewey 
will  heute  absehen  von  dem  einen  Gedanken,  den  er  191 3  im  »wiedererstehenden 
Babylon«  (S.  205)  für  möglich  hielt,  als  sei  vielleicht  die  ,,Esagilla-Tempelgruppe 
(von  88  X  79  m  Ausdehnung),  Herodots  »xätio  vr/?»  (»unterer  Tempel«),  überhaupt 
identisch  mit  der  Sechstempelgruppe  der  Tablettangabe.  Dafür  will  er  aber  den 
damals  ebenfalls  schon  ausgesprochenen  Gedanken  (S.  205)  verfolgen,  als  hätten  die 
»sechs  Heiligtümer  des  Babelturms«  diese  Zikkurrat  auf  der  Höhe  bekrönt,  seien 
also  nicht  mit  dem  »Unten-Tempel«  Herodots  zu  identifizieren,  sondern  mit  dem 
»großen  Tempel'«  (vtjo;  [xsfac),  den  Herodot  als  Gipfelheiligtum  erwähnt  und  der 
seinerseits  wieder  dem  blauverkleideten  Schahuru,  dem  Gipfelgeschoß  des  Tabletts, 
entsprechen  müßte  (Dombart,  Zikkurrat  S.  49  u.  Koldewey,  Mitteil.  d.  D.  0.  Ges. 
Nr.  59  S.  34).  Das  ist  die  »veränderte  Grundlage«  (S.  19),  von  der  aus  Koldewey 
alles  andere  erörtert  und  von  deren  Anerkennung  oder  Ablehnung,  wie  er 
selber  sagt,    die    Stellungnahme    zu    seiner    Rekonstruktion    abhängt. 

Da  nun  aber  zweifellos  seine  im  Schema  zwingende  und  in  der  Einzel- 
ausgestaltung typische  Rekonstruktion  der  »Sechs-Tempelgruppe«  ein  Ausmaß  hat 
von  80X  8om(i6o  x  160  Ellen),  also  fast  viermal  so  groß  ist  wie  das  Maß  21  x  24  m, 
welches  das  Keilinschrift -Tablett  der  Gipfelkrönung  zugesteht,  darum  wendet  sich 
Koldewey  von  den  Quermaßen  aller  keilinschriftlichen  Oberstockwerke  des 
Tabletts  »methodischerweise «  ab  (S.  16)  und  verändert  sie  nach  seinem  Bedarf,  der 
schließlich  beim  obersten  Geschoß  eben  eine  fast  vierfache  Vergrößerung  verlangt. 

Wozu  das  führen  muß,  das  zeigt  ein  Blick  auf  Koldeweys  Rekonstruktions- 
bilder, besonders  auf  die  Orthogonalansichten  und  den  Schnitt:  er  bekommt  wohl 
theoretisch  immer  noch  Geschoßabsätze;  aber  praktisch  werden  sie  (bei  90  m  Höhe 
und  jederseits  nur  5  m  Verjüngungsmöglichkeit  auf  diese  ganze  Höhe)  so  minimal 
in  der  Ausladung  (0,00  m!  (3,00  m),  0,50  m,  0,50  m,  0,50  m,  0,50  m),  daß  sie  architek- 
tonisch dem  Riesenbau  keineswegs  etwa  eine  typische  Note  verleihen,  sondern  in  der 
Umrißlinie  so  viel  wie  verloren  gehen,  da  sie  eben  bei  Anbringung  der  3  m  breiten 
Treppe  durchschnittlich  kaum  einen  halben  Meter  breit  werden  und  beim  Übergang 
vom  I.  zum  2.  Stock  überhaupt  =  o  genommen  sind. 

Dieses  Babelturmbild  ist,  wie  gesagt,  eher  ein  riesiger  »Würfel«,  wie 
Koldewey  selber  sich  ausdrückt  (»Daheim«  1918  Nr.  51  S.  9;  »Leipziger  Illu- 
strierte« 1918  Nr.  3920  S.  166;  Arch.  Anz.  1918,  81),  aber  nun  und  nimmer 
das,  was  eine  Zikkurratu  sein  soll,  ein  architektonisierter,  schematischer,  künst- 
licher »Berg«,  wie  es  die  vielen  altorientalischen  Schilderungen  wollen  (»Z.  < 
S.  34 — 42);  nun  und  nimmer  ein  »Stufenbau«  im  Sinne  des  Tabletts;  nun  und 
nimmer  eine  Gestalt,  die  das  Wort  »Zikkurratu«  des  Eindrucks  wegen,  den  der  Bau 


Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm.  ac 

machte,  vulgär  als  »spitz  sein«,  »hohe  Spitze«,  »spitz  zugehen « etymologisiert  schreiben 
ließ,  während  es  nach  Hommels  mir  vor  etwa  zwei  Jahren  mitgeteilter  Entdeckung 
sachlich  zurückgeht  auf  zig-(al)-urra  und  damit  zunächst  nur  bedeutet  Ziegelbau, 
Backsteinberg,  wozu  ja  bestens  das  auch  auf  dem  Tablett  hinter  dem  i.  Geschoß 
stehende  Wort  »imrua«,  »gebauter  Ton«,  »Ziegelmauerwerk«  paßt,  das  ab  und  zu  auch 
als  Synonym  für  »Zikkurrat «  als  Ganzes  vorkommt  (»Z.  «S.  49).  Koldewey's  Bild 
ist  aber  auch  nun  und  nimmer  eine  »Pyramide«,  wie  Xenophon  die  Nimrudzikkurrat 
nannte  und  Strabo  den  Babelturm  (»Z. «  S.  53/4),  womit  doch  ebenfalls  wieder  dem 
stereometrischen  Allgemeineindruck  Rechnung  getragen  wurde. 

Außer  der  Theorie  hat  aber  ebenso  noch  die  Praxis  ihr  Recht.  Koldeweys 
steiler  »Würfel  «bau  bietet  nämlich  technisch  unzweifelhaft  große  Bedenken,  ja 
erscheint  bei  genauerer  Überlegung  unmöglich  bzw.  müßte  eben  ohne  weiteres  zur 
Katastrophe  des  Einsturzes  führen,  schon  während  des  Baus  einer  solchen  Zikkurrat; 
wenn  nicht  im  Material  von  Babylon,  so  doch  sicher  in  dem  der  Zikkurrat  von 
Assur.  Zwar  Koldewey  gibt  die  vorauszusehende  Katastrophe  eigens  zu,  und  zwar 
unter  Berufung  auf  das  tatsächliche  Eingetretensein  des  raschen  Verfalls,  der  ja 
Alexander  den  Großen  zu  seinem  Wiederherstellungsversuch  veranlaßt  habe.  Doch 
abgesehen  davon,  daß  bei  diesem  Verfall  wohl  auch  Gewalt  und  doch  immerhin 
recht  geraume  Zeit  mit  beitrug,  ist  es  doch  schließlich  nicht  angängig,  ohne  Not 
und  Zweck  eine  von  vornherein  todsicher  die  Einsturzkatastrophe  in  sich  tragende 
Konstruktion  anzunehmen,  um  dann  darauf  hinweisen  zu  können  oder  feststellen 
zu  müssen:  das  ist  ja  ganz  in  der  Ordnung!  so  konnte  es  jq,  kommen,  daß  alles 
einstürzte. 

Koldewey  nimmt  allerdings  an,  daß  das  Baumaterial  bis  zur  vollen  Höhe  von 
90  m  aus  den  ganz  eminent  guten  Hartziegeln  bestanden  habe,  womit  das  Fundament 
hergestellt  war  beim  Babelturm.  Aber  abgesehen  davon,  daß  die  Verwendung  dieses 
Primamaterials  bis  oben  hinauf  nicht  einmal  wahrscheinlich  ist  (zumal  der  Turm 
nicht  in  einem  Zuge  fertig  wurde),  sondern  daß  auch  am  Babelturm,  eher  als  nicht, 
wie  sonst  vielfach,  eben  gerade  zum  Fundament  und  l.  Stock  natürlich  das  beste 
Material  genommen  wurde,  höchstens  auch  noch  beim  2.  Geschoß,  während  man 
weiter  oben  immer  leichteren  Baustoff  verwendet  haben  mochte,  so  muß  man 
mindestens  als  Parallelerscheinung  etwa  die  große  Assur-Zikkurrat  (»Z.«  S.  6),  das 
»Haus  des  Länderbergs«,  dazuhalten,  die  doch  nach  Koldeweys  eigener  Anschauung 
(S.  38)  natürlich  im  Prinzip  ungefähr  ebenso  ausgesehen  haben  müßte,  wie  die 
große  Babelzikkurrat.  —  Dieser  große  Assurturm  war  aber,  nach  dem  Ergebnis  der 
Ausgrabungen,  überhaupt  nur  aus  lufttrockenem,  ungebranntem  Ziegel- 
material aufgeschichtet  (Mitt.  d.  D.  0.  G.  Nr.  20).  Und  da  sollte  dann  ähnliche 
Steilform  gedacht  werden  müssen,  dem  »Typ«  des  Koldeweyschen  Babelturmbildes 
gemäß?     Das  ist  erst  recht  nicht  denkbar. 

Wir  müssen  uns  nur  auch  noch  die  Zeit  vor  Augen  halten,  aus  der  die  für  uns 
in  Betracht  kommende  Babelturmgestalt  stammt :  Beim  Ausbau  unter  Nebukadnezar 
(604 — 561)  war  es,  daß  die  Babelzikkurrat  so  fertiggestellt  wurde,  wie  sie  dann  Herodot 
ca.  460  sah  und  beschrieb  und  wie  sie,  nach  meiner  Auffassung,  auch  der  erste  Urheber 


jg  Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm. 


jener  keilinschriftlichen,  maßgenauen  Wiedergabe  gesehen  hatte,  die  nun  in  Abschrift 
auf  der  Rückseite  unseres  Tabletts  steht,  wie  das  ja  »in  Klammern«,  d.h.  zwischen 
zwei  Strichen  quer  über  das  Tablett,  eigens  dem  Teil  der  Urkunde  angefügt  ist, 
der  speziell  die  Zikkurrat  in  Maßen  angibt.  Beim  Aufbau  dieses  Babelturms 
Nebukadnezars  hatte  man  aber  eine  mehr  denn  2000 jährige  Erfahrung  und  Übung 
im  Bau  solcher  Tempeltürme!  Da  müssen  wir  wohl  doch  zugeben,  daß  damals  be- 
stimmte statische  Erfahrungsgesetze  für  die  äußere  Gestalt  dieser  künstlichen  Bergmassen 
gewonnen  waren  und  beachtet  wurden,  die,  soweit  es  möglich  war,  allzu  frühzeitigem 
Verfall  vorbeugten.  — Und  siehe  da!  Abgesehen  von  den  mehrfach  eingebetteten  Schilf- 
matten und  Schilftauen  zur  Verankerung  der  Massen,  bietet  die  stockwerkweise  Ver- 
jüngung des  Babelturms  gegen  die  Höhe  zu,  so,  wie  die  Tablettmaße  den  Stufenbau 
wollen,  mit  Absatzbreiten  von  6  m,  9  m  und  4,5  m,  im  Verein  mit  den  nach  oben 
geringer  werdenden  Geschoßhöhen,  eine  rhythmisch  gegliederte  Stufenpyramide, 
deren  beiläufige  Abschrägung  (Neigungswinkel)  nur  wenig  steiler  ist  als  der  natür- 
liche Böschungswinkel  des  verwendeten  Baumaterials  ungefähr  beträgt,  so  daß  die 
aufgetürmte  Masse  schon  an  sich  einigermaßen  statisch  ausgeglichen  erscheint,  soweit 
nicht  Kräfte  von  außen  angreifen,  wie  Regengüsse,  Unwetter,  Gewaltzerstörung  und 
dergleichen.  Das  ist  natürlich  nicht  Zufall,  sondern  eben  offenbar  das  aus  der  Zik- 
kurrat-Bauerfahrung  gewonnene  bestbewährte  Gestaltungsverhältnis.  Und  wenn  dabei 
das  unterste  Geschoß  mit  Abstand  das  höchste  ist,  so  sehen  wir  die  besondere  Be- 
rechtigung dazu  in  der  obenerwähnten  Verwendung  des  erstklassigen  Hartziegel- 
materials im  Fundament  und  33  m  hohen  l.  Geschoß,  dem  bei  einer  Mauerstärke 
von  15  m  die  in  der  Mitte  eingeschlossene  61  x  61  m  messende  Kernmasse  unge- 
brannter Lehmziegel  mit  seitlichem  Massenschub  (Erddruck)  schwer  etwas  anhaben 
konnte. 

Das  nun  folgende  2.  Geschoß  hatte  noch  die  beträchtliche  Eigenhöhe  von  18  m 
und  war  nach  dem  Tablett  jederseits  um  6  m  eingerückt  gegen  das  Untergeschoß. 
Diese  bedeutende  Höhe  und  der  relativ  nicht  allzu  große  Terrassenabsatz  macht  es 
wahrscheinlich,  daß  wir  auch  noch  das  2.  Geschoß  in  bestem  Hartziegelmaterial  an- 
nehmen dürfen,  zumal  in  diesem  Stoclcwerk  Innenräumlichkeiten  angenommen 
werden  müssen,  wie  sich  später  zeigen  wird,  sei  es  nur  die  »Kammer«  oder  eine  größere 
Kultanlage  des  »Beigrabes«,  das  Ktesias  und  Strabo  erwähnen,  das  »gigunu«  (Grab) 
der  Keilinschriften,  dem  noch  Xerxes  seinen  berühmten  Besuch  abstattete  und  das 
der  gedankliche  Gegenpol  war  zum  hochzeitlichen  Throngemach  auf  der  Spitze  des 
Turms,  oder  sei  es  schließlich,  daß  wir  nur  einen  Verkehrstunnel  anzunehmen  hätten, 
ähnlich  dem  in  der  Nimrud-Zikkurrat,  oder  einen  inneren  Aufstiegsgang,  wie  Diodor 
und  Strabo  etwa  im  künstlichen  Berg  der  »hängenden  Gärten«  der  Semiramis  schildern 
und  wie  auch  Koldewey  ihn  für  wahrscheinlich  hält.  Nur  würde  ich  mich  begnügen, 
diesen  Innenaufgang  einzig  im  2.  Geschoß  angewendet  zu  denken,  aus  Gründen, 
die  ich  später  dartun  werde.  Hier  seien  lediglich  noch  die  Momente  angeführt,  die 
für  die  Anbringung  des  Beigrabes  gerade  im  2.  Stock  sprechen :  das  Kujundschikrelief 
eines  Tempelturms  von  Babel  (»Zikkurrat  u.  P. «  S.  14)  zeigt  im  2.  Geschoß  einen 
monumentalen  Eingang,  der  nicht  bloß  auf  einen  untergeordneten  Verbindungsgang 


Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm.  47 

schließen  läßt,  sondern  auf  ein  kultisches  Ziel,  dem  die  dreifache  monumentale 
Freitreppe  (8  m  breit!)  am  Babelturm  gegolten  haben  dürfte,  die  eben  nur  bis  zu  dieser 
Höhe  reichte.  In  der  Wüswas-Zikkurrat-Ruine  soll  sich  übrigens  ein  überwölbtes  Gemach 
gefunden  haben  (Semper,  Der  Stil,  S.  302),  das  uns  entsprechen  könnte.  Dann:  ein 
Zikkurratabkömmling,  das  Mausoleum  von  Halikarnassos,  hatte  im  zweiten  Stock 
die  Prunkhalle  mit  Säulenstellung.  Und  noch  die  römischen  Konsekrationsrogi,  die  in 
Nachahmung  orientalischer  Sitte,  z.  B.  der  Pyra  des  Hephaistion  zu  Babel,  die  eben 
dem  Babelturm  nachgebildet  war,  errichtet  wurden,  zeigen  auf  den  Münzbildern  die 
Grabkammer  immer  im  zweiten  Stock  (vgl.  »Z.  u.  P.«  S.  79/80). 

Die  Aussparung  solcher  Innenanlagen  läßt  wiederum  auch  noch  im  2.  Geschoß 
hartes  Ziegelmaterial  annehmen;  ja,  wir  dürfen  eventuell  sogar  auch  noch  Pfeiler  Hsenen 
hier  denken,  wie  sie  im  l.  Stock,  zur  Verstärkung  und  Versteifung,  entsprechend 
dem  Fundamentsbefund  und  dem  Kujundschik-Relief  sicher  anzuordnen  sind.  Der 
Tempelturm  aus  Babel,  den  das  eben  erwähnte  Relief  darstellt,  hat  die  Pfeilerarchitek- 
tur zwar  nur  im  ersten  Turmgeschoß;  aber  entweder  will  das  ja  nicht  der  berühmte 
Turm  von  Babel  sein,  denn  er  hat  nur  vier  Stockwerke,  oder  es  ist  eine  Art  kontra- 
hierende Vereinfachung,  und  dann  wäre  auf  das  Fehlen  der  Pfeiler  im  2.  Stock 
ebensowenig  Gewicht  zu  legen  wie  auf  das  Fehlen  von  3  Stockwerken.  Daß  aber 
Pfeilerarchitektur  bei  diesen  Thronterrassen  auch  in  zwei  Stockwerken  übereinander 
vorkommen,  ist  nicht  nur  einleuchtend  möglich,  sondern  bildlich  belegbar.  Für 
die  einstöckige  Pfeilerstellung  verweise  ich  außer  auf  obiges  Relief  (»Z.  u.  P.«  S.  14) 
noch  auf  die  a.  a.  0.  S.  24  gebotene  Siegelzylinderdarstellung  Abb.  20;  für  die  zwei- 
stöckige Pfeilerstellung  auf  die  Siegelzylinderdarstellung  bei  Ward  (The  Seal  Cylinders 
of  Western  Asia,  1910)  S.  167.  Diese  zweite  Pfeilerstellung  am  Babelturm  würde 
nebenbei  auch  noch  verständlicher  machen,  warum  der  Rücksprung  vom  i.  zum  2. 
Stockwerk  nur  mit  6  m  auf  jeder  Seite  erscheint,  während  er  vom  2.  zum  3.  Stockwerk 
je  9  m  beträgt:  unten  fallen  die  Pfeiler  für  den  Rücksprung  verschmälernd  in  Rech- 
nung, während  sie  oben  eine  Verbreiterung  bedingen. 

Hier  oben  aber,  wo  der  so  geschaffene  breiteste  Umgang  war,  in  51  m  Höhe, 
können  wir  uns  — ■  falls  nicht  schon  auf  dem  Treppenpodest  im  i.  Stock  —  wohl 
die  von  Herodot  gemeinten  Ruheplätze  denken,  »etwa  in  der  Hälfte  der  Turmhöhe«. 
Hier  wäre  aber  mindestens  ein  bequemer  Standpunkt  für  Sternbeobachtungsarbeiten 

gewesen. 

Dieser  Umgang  könnte  aber,  wie  ich  weiter  unten  aufzeigen  muß,  auch  vielleicht 
nur  einem  Versehen  seine  große  Breite  schulden.  Doch  für  uns  entwickelt  sich 
der  Oberteil  des  Turmes  zunächst  weiter  in  die  Höhe,  mit  den  Stufen  3,  4,  5  und  6, 
deren  auffällig  geringe,  aber  durchweg  genau  gleiche  Höhen  von  nur  je  6  m  wohl 
darauf  hindeutet,  daß  das  bei  ihnen  verwendete  leichtere,  weniger  feste  Material 
diese  geringen  Geschoßhöhen  geraten  erscheinen  ließ.  Die  ideelle  Böschung,  die  durch 
diese  4  Stufengeschosse,  deren  unterstes  60  x  60  m  und  deren  oberstes  33  x  33  m 
mißt,  in  Erscheinung  tritt,  weist  an  unserem  künstlichen  Berge  das  geringste  Gefälle 
auf.  —  Beim  Gipfelhaus  dagegen,  dem  Prunkstück  für  die  Gottheit  selber,  war 
inschriftlich  bezeugtermaßen  wieder  Hartsteinverbrämung  mit  blauglasierten  Ziegeln 


48 


Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm. 


vorhanden  und  natürlich  keine 
Erdhinterfüllung,  sondern  hohle 
Raumgestaltung.  So  konnte 
man  dem  Gipfelhaus  wieder 
größere  Höhe  zugestehen,  wie 
das  Tablett  auch  will,  mit 
15  m.  Daß  dabei  das  Gipfel- 
geschoß im  Gegensatz  zu  allen 
andern  Stockwerken  nicht  qua- 
dratisch erscheint,  sondern 
rechteckig,  21  x  24  m,  hat 
seinen  guten  Grund:  man 
braucht  wohl  oder  übel  den 
dadurch  verbleibenden  3  m 
breiten  freien  Terrassenstreifen 
als  Podest  vor  dem  Tempel- 
eingang. Ob  wir  die  Längs- 
achse desTempelrechtecks  nord- 
südlich oder  westöstlich  legen, 
scheint  zunächst  wohl  fraglich 
oder  gleichgültig.  So  legte  ich 
sie  früher  westöstlich,  weil  ich 
den  Eingang,  der  auf  die  Breit- 
seite zu  verlegen  ist,  nach 
Süden  schauen  ließ.  Heute 
aber  kommt  es  mir  wahrschein- 
licher vor,  daß  er  gegen  Osten 
zu  wenden  ist,  wodurch  die 
Längsachse  nordsüdlich  zu  liegen 
kommt.  Und  siehe  da!  Erst 
durch  diese  Anordnung  wird 
der  später  zu  besprechende  Auf  - 
gangslauf erst  völlig  richtig  und 
geschlossen  zur  Ent  wicklu  ng  und 
zum  Abschluß  gebracht  (Abb.  2). 
Und  so  könnte  es  sogar  als  der 
Wirklichkeit  tatsächlich  ent- 
sprechend angesehen  werden, 
daß  der  babylonische  Tempel- 
turm    des     Kujundschikrehefs 

Abb.  2.     Grundriß  und  Aufriß  des  Babelturms  (Rekonstruktion),    „j^    GiofelsCSChoß     keinen     Zu- 
gang einzeichnete,  weil  er  eben   seitlich,    im  Osten,  anzusetzen  ist. 

Aus  alledem  sahen  und  sehen  wir  aber  jedenfalls,  daß  die  Maße  der  keilinschrift- 


DtrTurm.  voiv 
BabtL. 


Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm.  aq 

liehen,  tabellenartigen  Babelturmwiedergabe  keineswegs  als  zufälliger  unverbind- 
licher Fefund  eines  nur  noch  halb  vorhanden  gewesenen  Bauwerks  anzusehen  sind, 
wie  es  Koldewey  möchte  (S.  17),  sondern  daß  sie  wohl  abgewogen  in  allem  ihre  feine 
Berechtigung  haben.  Ein  derartig  regelmäßiger,  rhythmischer  und  sozusagen  logi- 
scher Verfallszustand  wäre  entschieden  unnatürlich,  zumal  wenn  er  aus  einem  Gebilde 
hervorgegangen  sein  sollte,  wie  Koldewey  es  als  Babelturm  rekonstruierte ;  ich  zeigte  ja 
oben  schon  (Abb.  i),  wie  dieser  angebliche  »Verfallszustand«,  den  die  Tabletturmmaße 
nach  Koldewey  darstellen  sollten,  für  das  Gipfelgeschoß  überhaupt  nie  möglich  ge- 
wesen wäre,  wenn  Koldeweys  Rekonstruktion  den  intakten  Turmzustand  vorher  darge- 
stellt hätte ;  denn  da,  wo  das*  »Verfallsgipfelgeschoß «,  von  2 1  x  24  m,  1 5  m  hoch  noch 
meßbar  hätte  sein  müssen,  wäre  bei  Koideweys  Hochtempel  der  50  x  32,5  m  große 
Tempelhof,  also  überhaupt  kein  aufgehendes  Mauerwerk  je  gewesen.  Nein,  die  Ta- 
blettmaße wollen  zweifellos  wirklich  den  intakten  Bau  darstellen,  alle  zuverlässig 
wie  die  paar  durch  den  Baubefund  kontrollierbaren,  wohl  abgewogen,  begründet  in 
der  Natur  des  Baumaterials  und  der  Konstruktion  des  Objekts,  das  hier  künstlich 
verkörpert  werden  sollte. 

So  ist  es  unangängig,  mit  Koldewey  lediglich  einen  Teil  der  Zikkurratmaße 
des  Tabletts  als  richtig  anzunehmen,  die  größte  Zahl  der  andern  Turmmaße  dagegen 
bis  zum  Mehrfachen  ihrer  Werte  zu  verändern,  lediglich  um  eines  Gedankens  willen, 
dessen  Richtigkeit  von  Koldewey  nicht  erwiesen  werden  kann,  daß  nämlich  der  von 
ihm  glücklich  und  glänzend  rekonstruierte,  80  x  80  m  messende  Sechs-Tempel- 
komplex des  Heiligtums  als  Gipfeltempel  den  Babelturm  in  90  m  Höhe  bekrönt 
habe  und  damit  gleichzusetzen  wäre  dem  »Schahuru»-Gipfelgesc'  oß,  welchem  das 
Tablett  eben  nur  21  x  24  m  Ausdehnung  zugesteht,  sowie  dem  vr/?  fi.s-;oi?  (dem 
»großen  Tempel«),  den  Herodot  als  Gipfelheiligtum  schildert,  mit  goldenem  Thronbett 
und  Tisch  darin. 

Ja,  und  hier  ist  drum  der  zweite  Hauptpunkt  unserer  Rekonstruktionsunter- 
schiede zu  besprechen. 

Koldewey  meint  (S.  35),  ich  sei  nicht  vorurteilsfrei  an  den  Herodottext  heran- 
getreten und  so  dazu  verführt  worden,  den  vr/?  iiifcti  auf  der  Spitze  des  Turmes 
sichtlich  verkleinernd  zu  übersetzen  mit  »großes  Tempel  gern  ach«  statt  äußerlich 
einfach  und  indifferent  nur  mit  »großer  Tempel«.  Der  Einwand  konnte  Koldewey 
natürlich  kommen,  besonders  im  Interesse  seiner  Rekonstruktion,  die  eben  nicht  ein 
einzelnes  Thronheiligtum  von  21  x  24  m  Ausdehnung  als  Bekrönung  anbringen 
möchte,  sondern  den  Sechstempelkomplex  von  80  x  8  m.  Gewiß,  es  wäre  natürlich 
klüger  gewesen  von  mir,  mich  auf  das  indifferente  »Tempel«  zu  beschränken.  Aber 
es  ist  Koldewey  ja  begreiflicherweise  hier  nicht  so  sehr  um  das  mehr  oder  minder 
philologisch  Wörtliche  des  Ausdrucks  zu  tun,  als  vielmehr  um  die  Möglichkeit, 
dem  unbestimmteren  Begriff  »Tempel«  eine  vergrößernde  Interpretation  »Sechs- 
tempelkomplex« unterlegen  zu  können,  wenn  schon  er  vorsichtig  genug  war,  es  im 
Druck  bei  dem  einfachen  Wort  »Tempel«  zu  belassen,  den  Sechstempelbegrifl  dafür 
aber  zu  suggerieren. 

Ich  gestehe,  daß  ich  bei  der  Übersetzung  von  vr/c  (lef««  mit  »großes  Tempel- 
jahrbuch des  archäologischen  Instituts  XXXIV,  4 


CO  1^-  Dombart,  Dfr  babylonische  Tnrm. 

gemach«  damals  nur  nach  sprachlichem  Empfinden  zu  Werke  ging,  wohl  aber 
auch  unbewußt,  unter  dem  Eindruck  der  weiteren  Umstände,  die  Herodot  für  diesen 
[isya?  vT)6?  auf  der  Turmspitze  gibt,  daß  nämlich  in  diesem  iis^a?  vr^o;  ein  Thron  und 
ein  Tisch  sei,  sonst  nichts,  nicht  einmal  ein  Götterbild,  sondern  nur  noch  eine 
Tempelfrau.  —  Daß  eine  solche  Inventarschilderung  nicht  gerade  auf  einen  Sechs- 
tempelkomplex hinweist,  mit  hier  doch  zweifellos  zugehörigen  Götterbildern  (wie 
K.  denkt,  S.  Il),  sondern  zunächst  auf  ein  einzelnes  Tempelhaus  mit  nur  einem 
einzigen  Hauptgemach,  das  selbstredend  seine  üblichen  Nebenabteilungen  haben 
mußte  in  Babylon,  das  wird  man  wohl  zugeben  müssen.  Noch  etwas :  der  Salomothron, 
ein  Zikkurratabbild  (»Z.  u.  P.«  S.  72/73)  und  »dessen  '  Spitze  rund«  war,  ist  zu 
halten  zu  den  Terrassenberg- Ruinen  mit  krönender  Kuppel,  denen  der  Name  »Tacht 
i  Suleiman«  (Salomothron)  gegeben  ward;  ich  denke  auch  an  den  Sternentempel  bei 
ApoUonius  von  Tyana  (Philostratus  170 — -245)  mit  der  Kuppel  in  Gold  und  Saphir, 
die  das  Firmament  darstellte;  ich  denke  an  die  ursprüngliche  Kuppelkrönung  des 
Zikkurratabkömmlings  zu  Samarra  oder  an  Mirkhonds  Sassanidenthron- Schilderung 
mit  Kuppel  und  auch  an  den  bereits  gewagten  Vorschlag  bei  Perrot  und  Chipiez  (Histoire 
de  l'art  II  394)  sowie  bei  Joseph  (Gesch.  d.  B.-K.  1902);  diese  Umstände  können,  im 
Zusammenhang  mit  dem  etwa  um  700  bildlich  bezeugten  Vorkommen  der  Kuppeln 
im  assyrischen  Machtbereich,  auch  den  Gedanken  nahelegen,  daß  das  innere  Gipfel- 
throngemach des  Babelturms  in  der  Nebukadnezar-Fassung  schon  kuppelüber- 
wölbt war,  was  auch  für  ein  begrenztes  Gipfelheiligtum  sprechen  würde.  —  Vor 
allem  bestätigt  aber  jedes  Lexikon,  daß  vr,ö?  (Tempel)  ursprünglich  und  in  erster 
Linie  den  Begriff  des  Tempel  r  au  ms,  speziell  der  Cella,  des  AUerheiligsten,  in  sich 
trägt  und  erst  in  erweitertem  Sinne  dann  auch,  als  pars  pro  toto,  die  Bedeutung  von 
lepov,  Heiligtum,  Kultanlage  annehmen  kann.  Doch  Koldewey  möchte  sich  vielleicht 
begreiflicherweise  gleich  darauf  stützen,  daß  Herodot,  einige  Zeilen  nach  diesem 
vrjo?  fisY«?  auf  der  Spitze  des  Turmes,  einen  »xatu)  vr,ös«,  einen  »Untentempel«,  beim 
Babelturm  erwähnt,  den  Koldewey  mit  dem  »Esagilla «-Tempel  der  Ausgrabung 
identifiziert.  Und  dieses  »Esagilla«  ist  nun  tatsächlich  kein  einzelner  Kultbau, 
der  im  Sinn  eines  Haupttempelraumes  gedeutet  werden  könnte,  sondern  der  dem 
Sechstempel  komplex,  den  Koldewey  als  Hochtempel  anbringen  will,  so  völlig 
verwandt  ist,  daß  ja  Koldewey  früher  selbst  daran  dachte  (»D.  w.  B. «,  1913,  S.  205), 
beide  Tempelkomplexe,  den  keilinschriftlichen  und  den  ausgegrabenen,  für  identisch 
erklären  zu  können. 

Es  wäre  ihm  also  ohne  weiteres  daraufhin  zuzugeben,  daß  Herodot  vr,6i  auch 
im  Sinne  von  ?epov  Kultanlage,  Tempelkomplex  verwendet.  Aber  —  und  das  ist 
nun  nicht  zu  übersehen:  der  untere  Tempel  »Esagilla«  mißt,  selbst  bei  Fortlassung 
der  großen  Höfe,  noch  ein  Stück  mehr  als  der  Tempelkomplex  der  Keilinschrift, 
nämlich  88  x  79  m  gegen  80  x  80  m.  Da  fiele  es  doch  auf,  wenn  Herodot  der  größe- 
ren Tempelgruppe,  unten,  nur  die  Bezeichnung  vijö?  gäbe  und  einige  Zeilen  vorher, 
im  gleichen  Sinne  von  Tempelkomplex,  dann  der  etwas  kleinerenTempelgruppe 
ein  ne-f*?  ^^^  ^^0»  spenden  würde.  Das  wäre  die  verkehrte  Welt.  Und  darum 
denke  ich,  im  Zusammenhalt  mit  der  geringen  Maßangabe  des  Keilschrifttextes  für 


Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm.  c  I 

das  Gipfelheiligtum  von  21  x  24  m,  sowie  der  Inventarangabe  Herodots  (Thron, 
Tisch  und  Tempelfrau,  ausdrückhch  aber  kein  Kultbild),  Herodot  habe  beim  Gipfel- 
tempel, vTjos  im  ursprünglichen  und  üblicheren  Sinne  gebraucht,  also  in  der  Be- 
deutung von  etwa  »Cella«,  »Allerheiligstes«,  »Heilige  Halle«.  Und  da  mit  dieser  Be- 
deutung eine  gewisse  Raumbegrenztheit,  eine  relative  Kleinheit  begrifflich  verbunden 
ist,  die  das  Gipfelheiligtum  etwa  nicht  ansehnlich  genug  erscheinen  lassen  könnte, 
weil  man  es  im  Sinne  von  »Kapelle«  sich  vorstellen  würde,  so  fühlte  er  sich  veranlaßt, 
ein  »fiEY«?«  hinten  anzufügen,  um  ein  »stattliches  Allerheiligstes«,  eine  ansehnliche 
heilige  Halle,  ein  großes  Throngemach  vorzustellen.  Beim  xdiw  virjoc,  beim  Unten- 
tempel, dagegen  ist  vrfii  in  seiner  erweiterten,  verallgemeinerten  Bedeutung,  als 
pars  pro  toto,  gebraucht  im  Sinne  von  iepov,  von  »Heiligtum«,  von  Tempelkomplex, 
und  darum  fehlt  hier  das  [is-fa?,  obwohl  der  »Esagilla «-Komplex  tatsächlich  noch 
größer  wäre  als  Koldeweys  hypothetischer  Hochtempelkomplex,  zu  dem  ja  übrigens 
auch  Herodots  Angabe  nicht  leicht  stimmen  würde,  daß  kein  Kultbild  im  Gipfel- 
tempel sei,  während  Koldewey  natürlich  nicht  gut  6  Tempel  ohne  Götterstatuen 
annehmen  kann  und  darum  auch  ausdrücklich  jeder  Gottheit  ihr  Kultbildpostament 
zuweist  in  seinem  Hochtempelkomplex. 

Unter  diesen  Verhältnissen  muß  also  auch  Koldeweys  Herodot  stütze  für 
seinen  großen  Hochtempelkomplex  versagen  und  abgelehnt  werden. 

Mit  dem  »vollkommenen«  (S.  35)  Passen  der  Herodotschilderung  zur  Koldewey- 
schen  Rekonstruktion  steht  es  also  durchaus  nicht  so  einfach.  Den  einzigen  Differenz- 
punkt, den  Koldewey  meint  angeben  zu  können,  das  zu  große  Turmgrundmaß  von 
I  Stadium  im  Quadrat,  könnte  man  übrigens  abschwächen,  wie  ich  S.  52  meiner 
»Zikkurrat«  nach  v.  Bissing  angab.  Aber  nun  haben  wir  schon  zwei  Punkte,  in  denen 
Koldeweys  Bild  nicht  zu  Herodot  stimmt,  im  Gipfeltempel  und  in  der.  Kultbild- 
frage. Eine  sehr  wichtige  Differenz  aber  wird  sich  herausstellen  bei  Erörterung  des 
letzten  Hauptunterschiedes  zwischen  Koldeweys  und  meiner  Rekonstruktion,  in  der 
Aufgangsanlage.  Denn  er  sieht  sich  unter  den  von  ihm  gewollten  Turmverhält- 
nissen veranlaßt,  zum  Gipfelheiligtum  hinauf  Treppenanlagen  von  3  m  Breite  anzu- 
ordnen, die  nicht  nur  technisch  teilweise  ungewöhnlich  und  bei  der  —  freilich  unbe- 
rechtigten —  Steilheit  des  Turmprofils  rechtschaffen  kühn  sind,  sondern  eben  wieder 
auch  mit  der  Herodotbeschreibung  der  Aufgänge  schon  oberflächhch  nur  schwer 
in  Einklang  zu  bringen  wären  bei  einigem  Sprachempfinden.  Denn  Herodots  Aus- 
drucksweise ist  gerade  in  diesem  Punkte  so  einzigartig  fein  und  bemüht,  den  Eindruck 
getreu  wiederzugeben,  daß  man  ihn  bei  genauerem  Zusehen  nicht  einmal  cum  grano 
salis  im  Sinne  der  Koldeweyschen  Rekonstruktion  gelten  lassen  kann.  Man  halte  sich 
nur  die  Worte  gegenwärtig!  »ävaßaai?  8^  s?  «uto'j?  (xou?  rrüp^ou?)  I$(u&sv  xuxXfu  itspl 
TTocvra;  Tou;  irup^ous  lyouaa  TrsiroiVjTai«,  was  wörtlich  nur  heißt:  »ein  Anstieg  zu  den 
Turm  (geschossen)  ist  aber  gemacht,  von  außen  her  im  Kreis  um  all  die  Türme  (Turm- 
geschosse) haltend«.  »Anabasis«  kann  natürlich  gegebenenfalls  auch  eine  »Treppe« 
bezeichnen ;  aber  das  Stufenmäßige,  Khmaxartige  liegt  zunächst  nicht  im  Worte, 
sondern  ist  ledighch  der  Begriff  des  »Hinauf gehens«.  Also  wäre  mindestens  ebenso 
richtig,   wenn  nicht  sogar  unmittelbar   einwandfreier   der  Begriff  »Rampe«  dafür 


.  K2  Th-  Dombart,  Der  babylonische  Turm. 


setzbar,  jedenfalls  aber  in  Wort  und  Tat  »Treppe«.  Dabei  ordnet  er  sie  zwar  sozu- 
sagen rings  an  den  sämtlichen  4  Seiten  seines  Massivs  'an,  aber  so,  daß  diese  Art  im 
Griechischen  niemals  beschrieben  und  ausgedrückt  werden  könnte,  wie  es  Herodot 
so  unmittelbar  anschaulich  tat  »ävofßaai?  IJwÜev  xuxXq)  itspl  iravta?  tou?  irupfouf 
sj(ou3a«,  »ein  Anstieg,  von  außen  her  im  Kreis  um  all  die  Turmgeschosse  haltend«, 
sondern  etwa  mit  otvaßctai?  eStuOsv  xaD'  exctaTr^v  7rXeopT,v  in  Herodots  jonischem  Grie- 
chisch hätte  wiedergegeben  werden  können. 

Auch  wenn  wir  die  schneckenrampigen  und  schneckentreppigen  Epigonen  der 
Zikkurrate  nicht  besäßen  (»Z.  u.  P. «  S.  29/32),  müßte  man  nach  der  nun  einmal 
tatsächlich  vorliegenden  unmittelbaren  Ausdrucksweise  Herodots  zu  etwas  Gleich- 
artigem kommen,  wie  zu  äußeren  (l$a>ösv)  Wendelrampen  (ävaßoEsts  xuxXtu  Ttept . .  . 
e/ouaa)  oder  Wendeltreppen.  Fraglich  bliebe  bloß,  ob  die  Aufgänge  stockwerk- 
weise horizontal  kurz  absetzen  oder  kontinuierlich,  d.  h.  ineinander  übergegangen,  in 
ununterbrochener  Wendelsteigung  nach  oben  führen.  Für  die  letztere  Wahrschein- 
lichkeit könnte  man,  wenn  auch  nicht  bindend,  so  doch  immerhin  geltend  machen, 
daß  es  ävaßasi.-,  Anstieg,  heißt  und  nicht  Anstiege. 

Stünde  nun  aber  dabei  nur  irspt  (um,  herum)  allein  für  sich  da,  so  wäre  immerhin 
vielleicht  noch  ein  Schatten  von  Möglichkeit  vorhanden,  die  Situation  auch  etwas 
freier,  mehr  der  Koldeweyschen  Treppenanordnung  nahekoihmender  auffassen  zu 
können,  so  daß  der  Fall  wenigstens  noch  strittig  erschiene.  Aber  das  xilxXu)  schließt 
diese  Freiheit  unerbittlich  aus:  xuxXuil  im  Kreis!  zyklisch!!  Eine  xuxXtu  e^'^üoa 
ävoißoiair,  also  eine  im  Kreislauf  rund  um  die  Turmgeschosse  herum  unmittelbar  an- 
einander anschließende  Tour  oder  Folge  von  Treppen-  oder  Rampenläufen!  Wir 
können  nicht  auskneifen.  Es  sind  nimmermehr  Treppen,  die  bloß  auf  allen  vier 
Massivseiten  »angebracht«  sind,  sondern  es  ist  ein  Anstieg,  und  zwar  wahrscheinlich 
ein  Rampenlauf,  der  sich  zyklisch  (xuxXm)  um  all  die  Turmstockwerke  entwickelt, 
außen  hinaufwindet.  Wir  müßten  also  Herodot  Gewalt  antun,  wollten  wir  da  auch 
nur  noch  die  Möglichkeit  anderer  Deutung  zugeben.     Non  possumus. 

Doch  eines:  ich  hatte  mich,  um  Herodot  möghchst  entgegenzukommen,  der 
Vermutung  von  Weißbach-Meißner  bedient  und  das  Wort  »rikbi«,  das  auf  dem  Tablett 
hinter  dem  2.  Geschoß  steht,  als  Rampenhinweis  genommen,  die  Schneckenrampe  des 
Oberteils  vom  Turm  also  schon  hier  mit  einem  Umlauf  beginnen  lassen,  der  freilich 
auf  der  Höhe  des  2.  Stocks  der  großen  Absatzbreite  von  9  m  wegen  nicht  etwa  kon- 
tinuierlich auf  die  andern  Stufen  übergreifen  konnte.  Eine  gewisse  Unstimmigkeit 
schien  dabei  schon  befremdlich,  in  der  Orthogonalansicht  wie  in  der  Perspektive. 
Das  würde  auch  nicht  völlig  beseitigt,  wenn  schon  etwas  besser,  falls  wir  die  auf 
dem  Tablett  durch  ein  Versehen  übersprungene  eine  Stufe  nicht  dort,  wo  der  Schreiber 
ihres  Fehlens  gewahr  wurde,  zwischen  5  und  7,  sondern  schon  als  Nr.  3  einsetzen 
würden.  Wir  hätten  damit  wohl  den  Vorteil,  den  auffällig  breiten  Absatz  von  je  9  m 
ringsum  aufteilen  zu  können  in  2  x  4,5  m,  so  daß  wir  die  gleiche  Absatzbreite  be- 
kämen wie  in  allen  oberen  Stockwerken,  und  dazu  noch  einen  Umgang  um  den  Gipfel- 
tempel, also  die  Möglichkeit  völlig  kontinuierlicher  Wendelschnecke ;  aber  das  Gefälle 
derselben  wäre  im  2.  Stock  ein  steileres  als  dann  im  3.  Stock,  was  in  der  Raumwirkung 


Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm.  ea 

stören  könnte.  Ich  verzichte  also  zunächst  lieber  auf  die  Außenrampe  im  2.  Stock; 
denn  es  muß  mir  fernliegen,  mich  versteifen  zu  wollen  auf  die  in  meiner  »Zikkurrat« 
angeführte,  von  Meißner  und  Weißbach  für  möglich  angegebene  Bedeutung  des 
Wortes  «rikbi«  als  »Rampe«,  wenn  es  wirklich  nie  etwas  anderes  heißen  kann  als  »Ge- 
schoß«, »Stufe«.  (Merkwürdig  bleibt  nur,  daß  es  beim  7.  Geschoß  fehlt.)  Es  hätte  ja 
ledighch  eine  willkommene  positive  Übereinstimmung  mit  Herodot  bedeutet, 
während  das  Nichtvorhandensein  des  Wortes  »Rampe«  im  Keilschrifttext  nun  eben 
der  Herodotangabe  nur  nicht  widerspricht.  Unbestreitbar  bleibt  es  also  praktisch, 
daß  die  zyklische  Herodot-Aufgangsrampe  für  die  Obergeschosse  des  Turmes,  wie  ich 
in  »Z.  u.  P.«  (S.  49/51)  darlegte,  mit  den  Geschoßangaben  und  Maßen  des  Keil- 
inschrifttabletts sich  ohne  theoretische  und  praktische  Schwierigkeit  vereinigen  läßt, 
technisch  haltbar  und  nach  Maßgabe  der  Schneckenturmepigonen,  die  wir  kennen. 
Koldeweys  »Treppen «anläge  für  die  5  bis  6  oberen  Turmstockwerke  dagegen  hängt 
beinahe  bautechnisch  ebenso  kühn  in  der  Luft  wie  quellentechnisch. 

Mit  der  großen  Freitreppe  zur  Höhe  des  i.  Stockwerks  freilich  ist  die  Sache 
anders.  Hier  haben  -wir  soliden  Baubefund  zur  Verfügung,  wenigstens  für  Anlage  und 
Unterteil.  In  3  monumentalen  Treppenläufen,  einem  mittleren  und  zwei  seithchen, 
lagert  sie  sich  vor  die  Südfront  des  i.  Turmgeschosses,  auf  dessen  33  m  hohe  Platt- 
form zu  führen  mindestens  die  zwei  seitlichen  Treppenläufe  die  Bestimmung  haben, 
während  der  mittlere  Arm,  der  um  9  m  länger  ist  nach  Koldeweys  Angabe  (S.  27), 
dementsprechend  auch  noch  bis  zur  halben  Höhe  des  zweiten  Turmstockwerks 
geführt  sein  konnte. 

Warum  die  Aufgangsfrage  der  Babeltürme  in  alter  Zeit  literarisch,  abgesehen 
von  Herodot,  von  keinem  mehr  berührt  wurde,  ebensowenig  wie  bei  bildlicher  Dar- 
stellung, das  suchte  ich  in  »Zikkurrat«  S.  52/53  begreiflicher  werden  zu  lassen,  des- 
gleichen den  Umstand,  daß  Herodot  von  der  baubefundlich  gesicherten  unteren 
Freitreppe  zum  i.  Geschoß  keine  Notiz  nimmt:  er  betrachtete  den  Turm  offenbar 
hauptsächlich  von  der  Burg  oder  von  der  Prozessionsstraße  beim  Ischtartor  aus,  wo 
die  Nord-  und  Ostseite  der  Zikkurrat  sich  präsentierte,  während  die  Südseite  mit  der 
Freitreppe  unsichtbar  blieb,  sich  also  nicht  aufdrängte.  Sah  er  sie  beim  Weitergehen 
aber  doch,  so  fand  er  sie  eben  offenbar  nicht  charakteristisch  genug,  weil  ihm  gerade 
Freitreppen  etwas  Bekanntes  waren,  während  die  ihm  ganz  neue  Art  der  Schnecken- 
turmrampen,  wie  er  sie  als  am  ganzen  Turm  vorhanden  schildert,  obwohl  sie  nur,  wie 
die  Ausgrabung  der  Unterpartie  des  Turms  bezeugt,  im  Oberteil  angewendet  sein 
konnte,  offenbar  großen  Eindruck  machte  und  als  Charakteristikum  erwähnenswert 
schien.  Wäre  diese  Art  von  Wendelaufgängen  ihm  oder  seinem  Lesepublikum  damals 
vertraut  gewesen,  so  hätte  er  ja  nur  etwa  sagen  dürfen,  wie  später  Strabo  beim 
Paneion  sich  ausdrückt:  »ivaßaat?  oiä  w/\(o\ji<-  (»Z.  u.  P.«  S.  43),  als  den  Griechen 
Wendeltreppen  geläufiger  geworden  waren. 

Bei  der  Freitreppe  führt  Koldewey  den  mittleren  Treppenlauf,  entsprechend  der 
gegenüber  den  Seitenarmen  um  9  m  größeren  Grundrißlänge,  weiter  in  di  Höhe  als 
die  Seitenläufe,  d.h.  also  noch  etwa  8  m  höher  denn  die  obere  Plattform  des  i.  Turm- 
geschosses, als  unterwölbte  Treppe  hinweg  über  den  kleinen  Vorpodest,  auf  dem  sich 


CA  Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm. 

die  2  Seitentreppenläufe  in  Höhe  des  i.  Stockwerks  treffen.  Er  läßt  also  den  Mittel- 
arm, der  in  der  angefangenen  Steigung  nicht  bis  zur  ganzen  Höhe  des  2.  Stocks  führen 
könnte,  wie  es  in  ungenauer  Kenntnis  der  Verhältnisse  Axel  Moberg')  neuerdings  vor- 
schlagenwollte, etwa  in  halb  er  Höhe  des  2.  Stocks  endigen  vor  einem  N.-S. -Tunnel  mit 
dessen  nach  rechts  und  links  abzweigenden,  weiter  in  die  Höhe  führenden  Treppenan- 
nahmen. Der  Vorschlag  ist  interessant  und  zweifellos  denkbar;  aber  ebenso  berechtigt 
und  wohl  einfacher  wäre  es  gewiß,  auch  den  mittleren  Treppenlauf  noch  auf  die  Höhe 
nur  des  l.  Stockwerks  führen  zu  lassen  und  darum  die  überschüssigen  9  m  Längen- 
ausdehnung oben  als  Podestvorlage  dem  kleinen  Podest  noch  anzugliedern.  Das  hätte 
sicher  seine  Berechtigung;  denn  die  Monumentalität  der  ganzen  dreifachen,  je  8  m 
im  Lichten  breiten  Freitreppe  fordert  offenbar  die  Annahme  von,  wenn  auch  vielleicht 
nur  einmal  im  Jahre,  etwa  am  Neujahrsfest^),  stattfindenden  Prozessionsaufstiegen 
nach  der  Höhe  des  i.  Stockwerks.  Bei  solcher  Gelegenheit  wäre  die  9  m  lange  und 
8  m  breite  Ergänzung  der  Podestvorlage  für  die  Entwicklungsmöglichkeit  einer  Zug- 
gruppe sicher  sehr  zustatten  gekommen.  (Bei  meinem  Rekonstruktionsvorschlag 
für  die  alte  Nippu'r-Zikkurrat  [»Z.  u.  P.«  S.  76J  sah  ich  mich  übrigens  schon  aus  andern 
Gründen  veranlaßt,  einen  solch  größeren  Podest  anzunehmen.)  Höher  hinauf,  dort- 
hin, wo  die  Gottheit  angeblich  leibhaftig  thronte,  hatte  die  Prozession  vermutlich 
keinen  Zutritt,  sondern  höchstens  die  Priesterschaft  in  vereinzelten  Vertretern. 
Das  Ziel  der  Prozession  mußte  also  dort  liegen,  wo  die  breite  Freitreppe  endete 
und  das  vermutete  Zwischenstück  eines  inneren  Aufgangs  einsetzte,  der  nur  Ein- 
geweihten bekannt  war,  weil  er  den  Zutritt  vermittelte  zur  oberen  Außenwendel- 
rampe,  die  zum  himmlischen  Thronhaus  führte.  Wir  sahen  ja  oben  schon,  was  dieses 
Prozessionsziel  im  2.  Stock  gewesen  sein  dürfte :  die  Kultanlage,  die,  Unter  dem  Namen 
»Grab  des  Bei«  bekannt,  mehr  oder  minder  entwickelt  sein  konnte.  Wir  werden 
unten  noch  genauer  darauf  zurückkommen  müssen.  Das  3.,  4.,  5.  und  6.  Geschoß 
aber  mit  den  völlig  untereinander  gleichen  Höhen  und  Absatzbreiten  bieten  die  gerade- 
zu idealen  und  deutlichsten  Vorbedingungen  für  eine  äußere  kontinuierliche  Wendel- 
rampe, die  sich  wie  selbstverständlich  aussparen  bzw.  herumlegen  läßt,  ohne  daß 
von  den  Tablettmaßen  auch  nur  ein  Jota  weggelassen  oder  vergewaltigt  werden 
müßte.  Ein  Blick  auf  den  rekonstruierten  Grundriß  (Abb.  2)  überzeugt  und  lehrt 
zugleich,  wie,  von  Nordosten  her  betrachtet,  der  Babelturm  tatsächlich  8  statt  7 
Absätze  zu  haben  schien,  wie  Herodot  zählte.  Ich  denke,  hier  sollte  eigentlich  das 
letzte  Wort  gesprochen  sein  zum  Für  und  Wider  dieser  Schneckenrampe. 

Nur  sei,  im  Anschluß  an  die  Treppen-  bzw.  Rampenfrage,  noch  der  neuen  Inter- 
pretierung der  dpopi  (»Gräben«)  des  Cyranidentextes  (»Z.  u.  P.«  S.  58  u.  71)  gedacht 
sowie  der  »viae«  (bzw.  C?";")  des  Itinerarberichts  von  Benjamin  von  Tudela  (Kolde- 
wey  S.  31/34).  Meiner  freudigen  Überzeugung  nach  ist  für  die  o^u'iai  ohne  weiteres 
Koldewey  dankbar  beizupflichten,  wenn  er  in  ihnen  die  Rillen  oder  Furchen,  Ver- 
tiefungen oder  Rücksprünge  zwischen  den  oft  turmartig  kräftigen  Pfeilern  und  Lisenen 


«)  »Babels  tom«,  in  Ljinder  Universitäts-Festschrift        ')  Vgl.  H.  Zimmern,  Zum  babylonischen  Neujahrs- 
1918,   S    69,  Abb.  24,  fest,  Leipzig    1918. 


Th.  Dombart,   Der  babylonische  Turm.  e  E 


an  den  Turmaußenseiten  erkennen  zu  müssen  glaubt,  wie  wir  sie  im  i.  Stock  sicher 
und  im  2.  Geschoß  mutmaßlich  uns  denken  mußten.  Daß  die  »Stege«  bzw.  »Wege« 
(viae)  des  Itinerarberichtes  entsprechend  die  Pfeilerlisenen  meinen  können,  wäre 
dann  naheliegend;  aber  es  wäre  dann  ein  richtiges  »Küchen«- Latein  (bzw. 
Hebräisch),  das  wir  hier  vor  uns  hätten;  denn  unbefangen  würde  man,  der 
Satzkonstruktion  nach,  sich  die  Sache  stets  anders  zurechtlegen;  »immer  im 
Abstand  von  (ca.)  5  m  viae  erant,  quibus  in  gyrum  ascendebant  (die  Leute), 
et  ad  suprema  usque  orbiculariter  tendebant«  faßt  man  wohl  ohne  jede  Voreinge- 
nommenheit zunächst  so  auf,  wie  ich  es  »Z.  u.  P.«  S.  59  übersetzte  und  wie  es  der 
Herodot-Aufgangsschnecke  verdächtig  ähnlich  klingt,  gerade  in  der  doppelten  Be- 
tonung des  zyklischen  bzw.  Ringsherum-Momentes  xuxXtj)  —  in  gyrum,  -epi  Trotv-a? 
Tou?  Tcüpfou?  —  orbiculariter.  Die  Frage  hängt  an  dem  »quibus«,  das  sich  auf  die 
viae  bezieht  und  sie  zunächst  eben  als  Aufgangsmittel  bezeichnen  zu  wollen  scheint. 
Doch  wenn  man  Koldeweys  Vorschlag  kennt,  möchte  einem  die  erste  Auffassung 
nimmer  so  ganz  alleinseligmachend  vorkommen,  wenngleich  ich  sie  aufrechterhalte. 
Doch  es  ist  nicht  so  wichtig;  denn  daß  Benjamin  von  Tudela  dabei  zweifellos 
eine  äußere  Wendelrampe  oder  -treppe  schildern  wollte,  die  dann  eben  immer 
der  Wand  entlang,  an  Lisenen  hin,  ringsherum  gelaufen  wäre,  ist  mir  nicht 
zweifelhaft,  so  daß  meine  Ausführungen  (»Z.  u.  P.«  S.  59/60)  bestehen  bleiben. 
Gewiß  ist  es  wahrscheinlich,  daß  B.  v.  T.  eigentlich  den  Borsippa-Turm  als 
»Babelturm«  schildert;  aber  es  ist  ja  nur  erfreulich,  daß  damit  ledigHch  ein 
wertvoller  Analogiebeweis  für  die  Richtigkeit  unserer  oben  dargetanen  Babelturm- 
Rekonstruktion  und  Herodot -Interpretation  gegeben  erscheint').  Als  wichtig 
für  unsere  Rekonstruktion  wäre  bei  der  Itinerarbeschreibung  bloß  noch  besonders  zu 
erwähnen,  daß  hier,  bei  Koldeweys  Auffassung  der  »viae«  als  »Lisenen«,  diese  auch 
für  obere  Stockwerke  damit  wiederum  bestätigt  würden,  wie  wir  sie  ja  beim  Babel- 
turm auch  tatsächlich  im  2.  Geschoß  noch  annahmen. 

Fasse  ich  alles  bisher  Auseinandergesetzte  abwägend  kurz  zusammen,  so  muß 
ich  zweifellos,  wenn  auch  persönlich  ungern,  sachlich  unbeirrt  mit  Bestimmtheit 
Koldeweys  hypothetische  Grundlage  (S.  19)  von  der  Anordnung  des  Sechstempel- 
komplexes, als  7.  Stufe  in  90  m  Höhe,  wie  die  daraufhin  zugeschnittene  ganze  Babel- 
turm-Rekonstruktion ablehnen,  und  zwar  als  Einzelfall  ebenso  wie  als  typisches 
Zikkurratbild. 

Bei  der  Revision  meines  eigenen  Rekonstruktionsversuches  aber  (»Z.  u.  P.« 
S.  50/51  u.  ']']')  habe  ich  lediglich  auf  die,  für  die  äußere  Zikkurratform  als  solche, 
ganz  unwesentliche  Anordnung  der  einzelnen  Tempelhäuser  unten  rund  um  den 
Turm  zu  verzichten.  Das  geschieht  dafür  mit  Überzeugung  und  Offenheit,  weil  ich 
Koldeweys  Tempelzusammengruppierung  mit  Freuden  als  unübertrefflich  ansehe.  — 
Den  fraglichen  Punkt  mit  dem  mittleren  Freitreppenarm  und  der  Zugänglichkeit 
des  2.  Turmgeschosses  dagegen  kann  ich  mit  der  mir  jetzt  wahrscheinlicher  vor- 
kommenden Einschiebung  eines  Stückes  Innenaufgang  an  Stelle  des  von  mir  bisher 

«)  Delitzsch  denkt  ja  übrigens  daran,  auch  Herodot  gehalten  haben  (Sachau-Festschrift,  Berlin  1915, 

könne    den  Borsippa-Turm    fUr    den    Babelturm  S.  88). 


eg  Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm. 

angenommenen  ersten  Rampenumlaufs  am  2.  Stockwerk  vorschlagsweise,  als  ebenso- 
wenig sicher  belegbar  wie  die  andere  Lösung,  bei  meiner  hier  gebotenen  Rekon- 
struktionsvariante (Abb.  2  und  Taf.  4)  berücksichtigen,  wobei  ich  zugleich,  wie 
mir  scheint,  mit  Recht,  die  oben  begründete  Ostung  des  Gipfelgemachs 
vornahm,  so  daß  der  erste  Sonnenstrahl,  über  den  Altar  vor  dem  Tor  hinweg, 
durch  dieses  auf  den  goldenen  Thron  treffen  konnte').  Auch  die  anzu- 
nehmende Einteilung  im  Grundriß  ist  eingezeichnet  (Abb.  2)  mit  Vorraum, 
Hauptraum,  2  kleinen  Nebenräumen  und  dem  schmalen  Gang,  der  für  die 
mutmaßliche  Aufgangsmöglichkeit  aufs  Tempeldach  hier  so  wenig  gefehlt  haben 
dürfte,  wie  er  sonst  zu  fehlen  pflegt,  sei  es  nur  zu  Reparaturzwecken,  sei  es  noch  zu 
besonderer  Himmelsbetrachtung  vom  höchsten  Turmdach  aus.  Die  kultischen  De- 
korationssymbole der  göttlichen  Hörnerkronen,  die  das  Kujundschikrelief  am 
Gipfel-Thron-Heiligtum  zeigt  (»Z.  u.  P.«  S.  14  u.  16)  und  die  ursprünglich  wohl  den 
zu-  und  abnehmenden  Mond  bedeuteten,  werden  wir  als  kleines  Detail  beibehalten 
dürfen,  zumal  sich  außer  den  von  mir  a.  a.  0.  angeführten  Erklärungsbelegen  noch 
weitere  anführen  lassen:  Nach  Chronica  und  Josephus  bildete  die  Rücklehne  des 
Salomo-Throns,  dieses  Zikkurratabbildes,  ein  Rinderkopf  (G.  Salzberger,  Salomos 
Tempelbau  und  Thron,  Berlin  1912,  S.  55  u.  66);  im- Midrasch  Bemidbar  Par.  12, 
Z.  17  ist  geschildert  oder  ausgemalt,  wie  eine  Taube  zu  Häupten  des  Salomothrones  eine 
goldene  Krone  im  Schnabel  hielt.  Und  schon  im  Gilgameschepos  (Taf.  VI,  Ende) 
befestigt  Gilgamesch  die  kolossalen  Hörner  des  erlegten  Wunderstiers  am  Thron  des 
göttlichen  Herrschers  Lugalbanda.  Sogar  noch  beim  Aufzug  des  Ptolemäus  (Calli- 
xenus  bei  Athenaeus  5,  34)  kommen  elfenbeinerne  und  goldene  Sessel  mit  goldenen 
Hörnern  vor  Das  paßt  also  nur  wieder  völlig  zu  unseren  berggleichen  Götterthronen, 
den  Zikkurrati,  an  deren  einer  sich  ja  Aschurbanipal  eigens  rühmte,  die  aus  glänzendem 
Kupfer  gefertigten  Hörner  abgebrochen  zu  haben  (»Z.  u.  P.«  S.  16). 

• 

Damit  könnten  wir  eigentlich  abschließen.  Aber  ich  möchte  vielleicht  —  nicht 
als  nachträgliche  captatio  benevolentiae  etwa,  sondern  ebenso  sachlich  und  ehrlich  — 
noch  auf  den,  trotz  allem,  möglicherweise  hochwichtigen,  vielleicht  imponierend 
.glücklichen  Klärungsgedanken  hinweisen,  der  in  Koldeweys  Babelturm-Rekonstruk- 
tionsvorschlag stecken  kann.  Der  Blick  dafür  liegt  mir  wohl  deshalb  so  sonderlich, 
da  ich  schon  vor  Jahren  Herrn  Geheimrat  Hommel-München  gegenüber  einen  der 
Koldeweyschen  Anregung  eng  verwandten  Gedanken  aussprach,  von  dessen  Ver- 
folgung ich  damals  aber  der  technischen  Konsequenzen  wegen  absah,  und  weil  die 
äußere  Zikkurratgestalt  mir  zunächst  wichtiger  und  eher  lösbar  erschien  als  die 
Tempelfrage,  durch  deren  Vermengung  mit  der  Turmfrage  ich  leicht  das  Anerkannt- 
werden auch  der  äußeren  Zikkurratgestalt  gefährdet  hätte. 

Doch  nachdem  mir  die  Babelturmform  heute  ebenso  zweifellos  im  Sinne 
meiner  eben  noch  modifizierten  Rekonstruktion  gesichert  erscheint  wie  die  Tempel- 

')  Vgl.  die  Sitte,  gegen  Osten  gewendet  zu  thronen,  z.  B.  beim  babylonischen  Neujahrsfest  eigens 
bezeugt   (H.  Zimmern,  a.  a.  O.  23,    26,  33). 


Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm.  57 

gruppierung  im  Sinne  der  Koldeweyschen  Lösung,  möchte  ich  das  Folgende 
schließlich  nicht  unterdrücken,  sondern  als  mindestens  diskutierbar  vorbringen. 

Koldewey  scheint  mir  nämlich  vielleicht  nicht  zu  Unrecht  die  engste  Ver- 
bindung der  Sechstempelgruppe  mit  der  Zikkurrat  herausgelesen  zu  haben  aus  dem 
Wortlaut  »die  6  Papaliäni  des  Nuliar«,  die  6  Heiligtümer  des  Babelturms«.  Denn 
wenn  sich  nun  einmal  unmittelbar  rings  um  den  Turm  keine  Tempelspuren  an  Ort 
und  Stelle  finden  ließen  und  auch  weitere  Grabungen  östhch  vom  Turm,  innerhalb  des 
Peribolos  noch,  nichts  finden  lassen,  und  wenn  die  Sechstempelgruppe  nicht  mit  dem 
ausgegrabenen  »Esagilla«  südlich  vom  Turm  identifiziert  zu  werden  braucht  oder 
kann,  so  bleibt  gewiß  auffällig,  ja  ungewöhnlich,  das  genau  Quadratische  des 
Sechstempelkomplexes, "der  sich  mit  seinen  80  x  80  m  natürlich  ohne  weiteres  über 
den  ebenfalls  quadratischen  Grundriß  des  i.  Turmgeschosses  von  90  x  90  m  halten 
läßt.  Aber  auch  die  unleugbare  Ähnlichkeit  der  Sechstempelgruppe  mit  »Esagilla« 
bleibt  bestehen  hierbei. 

Da  möchte  ich  nun  vermuten,  Koldeweys  Gedanke,  das  Tempelquadrat  als 
Hochtempel  auf  der  Spitze  der  Zikkurrat  anzunehmen,  sei,  nach  der  vorstehend 
dargetanen  Unmöglichkeit,  dahin  zu  modifizieren,  daß  man  es  sich  zunächst  einmal 
eben  nicht  als  Spitze  der  ursprünglichen,  siebenstufigen  Zikkurrat  denkt, 
sondern  als  Ergebnis  einer  späteren,  sozusagen  abgekürzten,  vereinfachten  Wieder- 
herstellung des  Babelturms,  nach  dem  Verfall,  auf  der  von  den  Schutt-  und  Trümmer- 
massen befreiten,  immer  noch  33  m  hohen  Plattform  des  l.  Turmgeschosses  mit 
seinen  90  x  90  m  Grundrißmaß.  Hier  hätte  das  80  x  80  m  große  Tempelquadrat 
technisch  einen  sicheren  Stand;  denn  nach  jeder  Seite  bliebe  eine  Absatzbreite 
von  5  m  (nach  dem  Baubefund  sogar  je  noch  etwa  ein  halber  Meter  mehr).  Dazu 
könnte  diese  Absatzbreite  noch  ausdrücklich  gebilligt  erscheinen  durch  das  Ausmaß, 
welches  das  Keilschrifttablett  dem  2.  Stockwerk  des  Turmes  zuteilt,  78  x  78  m. 
Wer  sich  dabei  über  den  halben  oder  ganzen  Meter  mehr  oder  weniger  aufhalten 
wollte,  dem  könnte  man  zur  Beruhigung  vorrechnen,  daß  die  Last  des  Tempels 
natürlich  viel  geringer  war  als  die  von  6  weiteren,  wenn  auch  immer  kleiner  werdenden 
Stockwerken,  so  daß  eine  etwas  verringerte  Absatzbreite  gerechtfertigt  erschiene. 
Ich  für  meinen  Teil  denke  hier  freilich,  daß  bei  bloßer  Temp  elbekrönung  der  außen 
umlaufende,  5  bis  6  m  breite  Absatz  mehr  noch  verkehrstechnisch  als  statisch 
gewertet  werden  müßte. 

Gewiß,  die  ganze  vorgeschlagene  An'ordnung  und  dieser  ganze  'Bestand  von 
lediglich  i  Turmgeschoß  und  unmittelbar  krönendem  Sechstempelquadrat  wäre 
keine  Original -Zikkurrat  mehr,  sondern  nur  noch  das  letzte  Notbehelf  Stadium 
einstiger  Größe  und  Pracht.  Nur  eine  Rumpfzikkurrat,  da  es  sich  nur  um  eine  Tempel- 
anlage auf  dem  noch  33  m  hohen  Babelturmstumpf  handeln  müßtei  Doch  die  Sache 
scheint  viel  äußere  Möglichkeit  und  manche  innere  Wahrscheinlichkeit  zu  haben. 
Denn  einmal  hat  man,  wie  ich  schon  in  meiner  »Zikkurrat«  (S.  47)  aussprach  und  wie 
es  jetzt  ähnlich  auch  Koldewey,  nur  noch  vervielfältigt  denkt  (S.  27),  stark  den  Ein- 
druck, es  handle  sich  bei  dem  Keilinschrifttablett  nicht  um  eine  in  sich  harmonische 
Beschreibung  von  Tempel  und  Turm  usw.,  sondern  um  eine  Verquickung  des  ge- 


c8  "^^^  Dombart,  Der  babylonische  Turm. 

schauten,  selbstvermessenen  Bauzustandes  und  eines  (oder  wie  Koldewey  denkt, 
mehrfachen)  überkommenen  Messungsbefundes  aus  früherem  Bauzustande,  mög- 
hcherweise  sogar  bloß  eines  Bauprojektes.  —  Schon  rein  äußerlich  ist  nämlich  die 
in  sich  geschlossen  angeführte,  tabellenartig-maßtechnische  Wiedergabe  des  Turmes 
für  sich  getrennt  gegeben,  obwohl  in  der  vorangehenden  Beschreibung  der  Höfe,  Tore, 
Tempel  usw.  auch  schon  Turmmaße  mit  untergelaufen  waren  (Turmgrundrißmaß, 
Gesamthöhenmaß  (?)  und  ein  zweites  Turmgrundriß-  oder  -plattformmaß  von 
60  X  60  m,  hinter  dem  ich  vermutungsweise  (»Z. «  S.  46)  das  Ausmaß  des  von  Kolde- 
wey festgestellten  inneren  Kerns  aus  ungebrannten  Lchmziegeln  suchte,  das  mit 
61,15  ^  61,15  na  diesem  60  x  60  m-Quadrat  etwa  ebenso  nahekommt,  wie  das 
91,50  X  91,50  m-Quadrat  des  Baubefundes  dem  90  x  90  m-Quadrat  der  Keilinschrift. 
Richtig  ist  aber  ebenso,  wie  Koldewey  theoretisch  auch  ausspricht,  daß  dieses  Maß 
60  x  60  m  auch  Inder  3.  Turmstufe  wiederkehrt  nach  dem  Tablett,  leider  aber  nicht 
bei  Koldeweys  Rekonstruktion).  Jedenfalls  müssen  wir  in  den  zusammenhän- 
genden Turmmaßangaben  auf  der  Rückseite  des  Tabletts  die  Schilderung  eines 
einheitlichen  Bauzustandes  sehen,  den  der  Fertiger  der  Tablettkopie,  die  auf  uns 
gekommen  ist,  im  Jahre  229  v.  Chr.,  nimmer  selber  sah,  sondern  eben  aus  einer  vor- 
gefundenen Aufschreibung  in  Borsippa,  wie  er  sagt,  herübernahm.  Dazu  stimmt 
bestens,  daß  er  den  Satz,  worin  er  von  dem  Borsippener  Originalschriftstück  spricht, 
eben  gerade  hinter  der  Zusammenstellung  der  Zikkurratmaße  anfügt,  sozusagen  »in 
Klammern«,  d.  h.  zwischen  zwei  Horizontalstrichen  quer  über  das  Tablett,  wahrend 
er  dann  noch  eine  Maßbeschreibung  von  Gärten  usw.  bringt  und  dann  erst  die  Schluß- 
formeln. Durchaus  zu  dieser  Auffassung  würde  stimmen,  was  mir  Hommel  bemerkte, 
daß  die  unverständliche  Wendung,  die  den  Anfang  dieser  »In-Klammer-Notiz« 
bildet,  sich  auf  die  textliche  Fortlassung  des  6.  Stockwerkes  beziehen  könne  mit  der 
Erklärung,  diese  Angabe  sei  im  Original  unleserlich  oder  auch  schon  weggelassen 
gewesen. 

Die  Annahme,  daß  die  Tabelle  der  Turmdimensionen  nicht  gleichzeitig  mit  den 
andern  Angaben  des  Tabletts  entstanden  sei,  läßt  sich  auch  noch  stützen  durch  die 
Beobachtung,  daß  die  maßtechnische  Bezeichnung  bei  den  Turmp'eschossen  viel  ein- 
facher ist,  nur  in  Gar-Maßen  (i  Gar  =  12  Ellen  =  6  m),  während  alle  andern  Maß- 
angaben viel  ausführlicher  gehalten  sind,  mit  jeweiliger  Angabe  bestimmter  Ellen- 
einheiten (»nach  der  großen  Elle,  nach  der  Elle  adue,  nach  der  Elle  schuklum«) 
und  vielfach"  noch  berechnet  nach  Flächenmaß. 

Mit  AnerkennuRg  der  Zweiquelligkeit  unseres  Tabletts,  d.  h.  mit  der  sich  daraus 
ergebenden  Aufzeigung  zweier  verschiedener  Bauzustände  der  ganzen  Kultanlage 
wäre  Koldeweys  Idee,  als  könne  der  80  x8om-Tempel  wirklich  ein  Hoch tempel  gewesen 
sein  (wenn  auch  nicht  auf  der  Spitze  des  alten  Turms,  so  doch  auf  der  Platt- 
formhöhe des  Turmstumpfes),  wesentlich  glaubhafter  gemacht.  Dieses  Unter- 
geschoß nennt  ja  deshalb  begreiflicherweise  der  Tablettschreiber  auch  schon  im 
I.  Teil,  wo  er  Selbstgeschautes  beschreibt,  nach  unserer  Annahme,  und  das  Unter- 
geschoß ist  als  »imrua«  bezeichnet,  was  auch  als  Synonym  für  eine  ganze  »Zik- 
kurrat«  vorkommt.    Unser  Wissen  aber  über  die  damaligen  Verhältnisse  und  den  Zu- 


Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm.  eg 


stand  des  Babelturms  steht  unserem  Vorschlag  erst  recht  nicht  im  Wege,  im  Gegen- 
teil !  Unsere  Keilschrifttafel  ist,  wie  darauf  bemerkt  steht,  verfaßt  229  vor  Christi 
Geburt  und  gibt  also  scheinbar  in  ihrem  l.  Teil  den  Bauzustand  dieser  Zeit  wieder. 
Nach  Strabo  wissen  wir  aber,  daß  Alexander  d.  Gr.  den  Babelturm  und  das  ganze 
Beiheiligtum,  also  auch  >>Esagilla«  (wie  auch  Koldewey  annimmt,  S.  25),  in  schwerem 
Verfall  vorfand  (was  Delitzsch  sogar  schon  für  die  Herodot-Zeit  glaubt  voraussetzen  zu 
sollen,  a.a.O. 97)  und  unter  riesigem  Arbeitsaufwand  restaurieren  wollte,  wobei  seine 
erste  Aufgabe  im  Forträumen  der  kolossalen  Schuttmassen  bestand,  die  wohl  in 
erster  Linie  von  den  eingestürzten  Turmobergeschossen  stammen  mochten').  Doch 
mittendrinnen  starb  Alexander,  und  das  großzügige  Restaurierungsprojekt  unterblieb. 
Da  mocht?  guter  Rat  teuer  sein.  —  Esagilla  in  Trümmern  und  das  Gipfelheiligtum 
Schahuru  von  Etemenanki  (wie  der  Babelturm  auch  hieß)  herabgestürzt  und  nur 
die  Schuttmassen  abgeräumt,  so  daß  wohl  ausgerechnet  nur  die  solide  Konstruktion 
des  33  m  hohen  Erdgeschosses  als  Turmstumpf  noch  aufragte  mit  leerer  Plattform. 
Wie  sollte  da  mit  möglichst  geringem  Aufwand  wieder  in  Kürze  ein  benutzbares 
Kultheiligtum  hergerichtet  werden,  das  noch  an  die  alte  Monumentalanlage  gemahnte  ? 
Die  Notlage  konnte  lehren,  vielleicht  den  Ausweg  zu  finden:  man  vereinte  etwa 
gleichsam  den  »Esagilla «tempel  mit  dem  Gipfeltempel,  indem  man  auf  die  90  x  90  m 
messende,  33  m  hohe  Plattform  des  Turmstumpfes  den  an  »Esagilla«  so  lebhaft  er- 
innernden Sechstempelkomplex  des  Tabletts,  von  80  x  80  m,  aufbaute  und  damit 
zugleich  die  Idee  des  Zikkurrat-Heiligtums  verkörpern  mußte.  So  mag  dann  unser 
Tablettkopierer  oder  schon  ein  Vormann  das  Turmheiligtum  vorgefunden  und  be- 
schrieben haben,  und  so  hatte  er  dann  allerdings  vollauf  ein  Recht,  trotz  der  Nennung 
des  Namens  »Esagilla«  für  die  Kultanlage  und  »Etemenanki«  als  Namen  der  Zikkurrat, 
den  Turmstumpf  selber  Nuhar  zu  heißen  und  die  Tempel  zu  bezeichnen  als  »die 
6  Papahäni  des  Nuhar»,  »die  6  Heiligtümer  des  Nuhar«.  Stimmen  würde  diese 
Situation  zu  Dicdors  später  (60  v.  Chr.)  Beschreibung,  wonach  der  Bau  verfallen  war, 
im  Gipfeltempel  aber  3  Götterbilder  von  großen  Dimensionen  gehabt  habe. 

So  imponierend  auch  dieses  Rumpfheiligtum,  dieser  tempelgekrönte  Turm- 
stumpf der  Hypothese  noch  wirken  mußte,  und  so  erfreut  man  wohl  damals  vielfach 
war  über  die  Wiederherstellung  des  Heiligtums :  es  müßte  dann  gewesen  sein  wie  beim 
Wiederaufbau  des  Tempels  zu  Jerusalem :  die  jungen  Leute,  die  die  alte  Pracht  nicht 
geschaut  hatten,  jubelten;  die  Alten  aber  weinten  beim  Anblick  des  dürftigen 
Ersatzes.  Und  der  Widerschein  solchen  Zwiespalts  der  Empfindungen  würde  sich 
jetzt  sogar  noch  bei  uns  geltend  machen  in  den  Rekonstruktionen.  Denn  einerseits 
vermöchte  man  sich  zu  freuen,  Koldeweys  Gedanken  in  diesem  modifizierten  Umfang 
aufnehmen  zu  können,  weil  es  ein  Schritt  vorwärts  wäre  in  der  Verständigung. 
Andrerseits  aber  tut  es  einem  leid,  feststellen  zu  müssen :  der  Babelturm,  wie  er  sein 
wollte  und  sollte,  ein  künstlicher,  siebenstufiger  Thronberg,  prunkend  als  der 
großartigste  Vertreter  des  Zikkurrattyps,  die  Zikkurrat  schlechthin  war  das  gar 
nimmer,  sondern  nur  ein  Notbehelf,  der  aus  der  Not  eine  Tugend  gemacht  hätte. 

')  Vgl.  auch   die  keilinschriftliche  Nachricht   über  das  Fortschaffen  des  Schuttes  von  Esagilla  (Meißner, 

Zeitschr.  f.  Assyr.  XVH   1903,  244). 


60  Th.  Dombart,  Der  babylonische  Tonn. 

Wem  vorstehender  Vorschlag  zusagt,  mag  sich  dabei  bescheiden.  Aber  er  bleibt 
Hypothese,  und  vielleicht  besteht  noch  eine  ganz  andere  Möglichkeit.  Das  heißt 
»ganz  anders«  ist  sie  eigentlich  nicht,  aber  viel  erweiterter,  und  sie  könnte  nimmer 
Notbehelf,  sondern  müßte  Programm  gewesen  sein.  Sie  liefe  auf  das  hinaus,  wovor 
ich  früher,  wie  oben  erwähnt,  noch  gar  zu  viel  Scheu  hatte,  aus  technischen  Gründen. 
Und  auch  heute  noch  unterbreite  ich  den  Vorschlag  nur  mit  vollstem  Vorbehalt,  lediglich 
als  Gedanken,  derKoldewey  entgegenkäme  und  vielleicht  ein  Sichtreffen  mit  ihm  ermög- 
lichen möchte.  Koldeweys  so  überzeugend  rekonstruierter  »Sechstempclkomplex  des 
Turmes«,  wie  ich  ihn  hier  frei  nennen  darf,  hat  mit  seinen  80  x  80  m  oder  160  x  160 
Ellen  so  auffällig  fast  die  gleichen  Ausmaße  wie,  nach  dem  Tablett,  das  2.  Turm- 
stockwerk (156  X  156  Ellen  oder  78  x  78  m),  daß  im  Zusammenhalt  mit  den  fest- 
stellbaren tatsächlichen  kleinen  Differenzen  zwischen  Tablettmaß  und  Baubefund 
(z.  B.  90  X  90  m  gegen  91,50  x  91,50  m)  es  nicht  zu  beanstanden  wäre,  müßten  beide 
Maße  dasselbe  Bauglied  wiedergeben.  (Es  wäre  ja  auch  schon  bei  der  oben  be- 
handelten Hypothese  begreiflich  gewesen,  wenn  man  beim  Aufsetzen  des  Tempel- 
komplexes auf  den  Turmstumpf  etwa  die  Reste  des  Bauquadrats  vom  2.  Stock  maß- 
gebend sein  ließ  oder  mitverwendet  und  nur  durch  Pfeiler  oder  ein  Kisü  verstärkt 
hätte,  womit  gleich  die  geringe  Vergrößerung  erklärbar  wäre,  wenn  es  sein  müßte.) 

Freilich,  wenn  man  also  den  Gedanken  wagen  wollte,  die  sechsTempel  ins  2. Turm- 
geschoß sozusagen  eingebaut  zu  nehmen,  dann  müßte  man,  wie  auch  sonst  schon 
ratsam  und  wahrscheinlich  ist,  im  2.  Geschoß  noch  mit  Sicherheit  die  Verwendung 
des  besten  Hartziegelmaterials  annehmen  und  starke  Umfassungs-  und  Zwischen- 
wände, die  fähig  wären,  zu  tragen,  was  über  sie  zu  lasten  käme :  den  ganzen  Oberteil 
von  noch  39  m  Höhe,  wenn  auch  in  kräftig  zurückweichenden  Stufen.  Sehr  gewagt 
kommt  einem  der  Gedanke  aber  noch  immer  wieder  vor. 

Doch  es  gibt  eben  Dinge,  die  trotzdem  darauf  hinweisen  zu  wollen  scheinen. 

Wie  schon  Scheil  bei  Dieulafoy  in  Zeile  33  des  Keilinschrifttextes  übersetzte 
und  wie  mir  Hommel  es  als  richtig  bestätigt,  ist  der  dort  genannte  Hof  von 
50  X  32 1/2  m,  um  den  sich  die  6  Papal.iäni  gruppieren,  geschildert  als  »bedacht  und 
von  Riegeln  umgeben«.  Koldewey  ließ  das,  wohl  unter  Delitzschs  Zustimmung, 
unübersetzt,  weil  man  sich  zunächst  schwer  etwas  Analoges  dabei  denken  kann, 
das  bekannt  wäre;  denn  ein  »überdeckter  Hof«  ist  zweifellos  etwas  ganz  Ungewöhn- 
liches. Aber  siehe  da!  Wenn  wir  den  Sechstempelkomplex  im  2.  Turmgeschoß  theo- 
retisch nun  einmal  annehmen  würden,  bliebe  überhaupt  nichts  anderes  übrig,  als  den 
Tempelhof  in  der  Mitte  überdeckt  sein  zu  lassen,  da  sich  ja  die  andern  Turmgeschosse 
darüber  lagern.  Wie  und  ob  das  möglich  war  technisch,  das  ist  natürlich  heute  nicht 
ganz  einfach  oder  sicher  zu  sagen.  Riskant  wäre  jedenfalls  die  Sache  damals  schon 
gewesen,  wie  noch  heute.  Einen  gewissen  technischen  Anhalt  bietet  jedoch  der 
Vermerk  »mit  Riegeln  umgeben«.  »Riegel«,  von  Pfeiler  zu  Pfeiler  gehend,  sind  an 
der  Wuswas-Ruine  inWarka  zu  sehen  (Koldewey  S.34),  weshalb  Koldewey  ähnliche  bei 
seiner  Turmrekonstruktion  annahm,  wie  auch  ich  sie  mir  dachte  bei  meinen  Re- 
konstruktionen, nur  mutatis  mutandis.  Eine  entsprechend  nach  innen  verlegte, 
vervielfältigte  Konstruktion  müßten  wir  uns  für  den  überdachten  Tempelhof  zurecht- 


Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm.  gj 


legen,  z.  B.  ähnlich,  wie  es  etwa  geschildert  ist  beim  Aufbau  der  Pyra  des  Hephaistion 
zu  Babylon,  die  ja  noch  dazu  eben  ein  Abbild  des  Babelturms  darstellte  (»Z.  u.  P.« 
S.  79/80).  Die  reichlichere  Verwendung  von  Holzbalken  dürfte  uns  dabei  um  so 
weniger  befremden,  als  wir  z.  B.  einmal  hören,  daß  Zikkurrati  beim  Vorgehen  Sena- 
heribs  689  v.Chr.  besonders  durch  Feuer  zerstört  wurden  (Jastrow  II  S.  52). 
Wollte  man  aber  aus  irgendwelchen  Gründen  von  reicherer  Holzkonstruktiori  ab- 
sehen, so  bliebe  entweder  nur  übrig,  einen  in  überwölbte  Parallelkorridore  aufgelösten 
»Hof«  anzunehmen,  nach  Art  des  »Gewölbebaues«  (30  x  35  m)  der  Nordostecke  in 
der  Südburg  zu  Babylon  (Koldewey,  »D.  w.  B.«  S.  73  u.  79  ff.),  über  dem  man  ruhig 
weiterbauen  könnte,  oder  aber  man  nimmt  das  »überdachter  Hof«  bildlich  im  Sinn 
wie  »blinder  Hof«,  imaginärer  Hof,  aufgefüllter  Hof,  der  also  praktisch  nicht  vor- 
handen, d.  h.  durch  ein  Mittelmassiv  ersetzt  wäre,  so  daß  die  einzelnen  Tempelhäuser 
sich  mehr  nach  dem  System  orientalischer  Kaufläden,  je  von  außen  zugänglich, 
herumgruppieren  müßten.     Da  wäre  dann  freilich  nichts  Wesentliches  riskiert. 

Für  die  Annahme  des  Sechstempelkomplexes  im  2.  Turmgeschoß  würde 
sprechen,  daß  das  bekannte  Kujundschikrelief,  das,  wenn  nicht  den,  so  doch  einen 
Tempelturm  von  Babel  darstellt  (»Z.  u.  P.«  14/17),  wie  wir  schon  sahen,  im  2.  Stock 
einen  monumentalen  Toreihgang  zeigt,  der  natürlich  recht  wohl  nicht  bloß  zu  einer 
mehr  oder  weniger  großen  »Bel-Grab  «-Kultanlage  führen  könnte,  sondern  eben  gerade 
zu  der  dort  hypothetisch  denkbaren  Sechstempelanlage,  die  gar  nicht  unorientalisch, 
dann  vielleicht  gerade  wegen  ihrer  Anlage  im  Innern  des  künstlichen  Berges  als  »Grab 
des  -Bei«  bezeichnet  werden  konnte.  Die  kleinere  Öffnung  im  3.  Stock  des  Relief- 
bildes möchte  damit  etwa  wirklich,  wie  Herzfeld  (Samarra)  meinte,  als  »Fenster« 
gelten  können,  d.  h.  als  Öffnung  eines  größeren  Licht-  und  Luftschachtes,  der  nach 
dem  »überdeckten  Hof«  führend  zu  denken  wäre  und  dann  wohl  auf  allen  4  Seiten 
gleicherweise  angegeben  werden  müßte;  doch  sahen  wir,  daß  es  sich  dabei  auch  um 
den  Ausstieg  der  Innenrampe  handeln  könnte. 

Sehr  interessant  würde  schließlich  noch  die  Parallele  zu  dem  ja  sowieso  als 
Zikkurrat-Abkömmling  hierher  gehörigen  Mausoleum  von  Halikarnassos  werden,  bei 
dem  die  Prunkanlage  doch  auch  im  2.  Geschoß  ist,  über  dem  dann  das  berühmte 
Treppendach  aufsitzt,  das  sowieso  von  der  gestuften  Zikkurrat  herstammt,  aber 
jetzt  ein  unmittelbar  verständliches,  ganz  typisches  Einzelvorbild  im  Babelturm 
hätte,  nachdem  eben  die  4  Stufenabsätze  über  dem  2.  Geschoß  der  Babelzikkurrat 
die  charakteristische  Regelmäßigkeit  in  Höhe  und  Rücksprung  der  Stufen  haben, 
wie  sie  beim  Treppendach  das  Natürlichste  wäre.  Das  wieder  höhere  Gipfelgeschoß 
mit  dem  Throngemach  entspräche  sodann  schließUch  dem  Halikarnassos- Aufsatz  mit 
der  Quadriga. 

Eine  interessante  Bestätigung  würde  bei  unserer  hypothetischen  Anordnung 
des  Sechstempelkomplexes  im  2.  Stockwerk  des  Turmes  die  Frage  der  Zugänglichkeit 
erfahren:  War  Koldeweys  Annahme,  daß  viel  Volk,  d.h.  Prozessionen,  auch  zum 
großen  Gipfelhochtempel  emporstiegen  (S.  :o),  eine  Art  Widersinn  zu  Herodots 
Angabe,  daß  im  Gipfelgemach  nur  ein  leerer  Goldthron  samt  Tisch  stand  und  niemand 
dort  verweilte  als  eine  vom  Gott  erkorene  eingeborene  Frau,  weil  der  Gott  selber 


^X  Tb.  Dombait,  Der  babylonische  Taim. 


dort  oben  verkehre,  so  wäre  diesem  Widerspruch  in  unserer  Rumpfzikkurrat  mit 
Diodors  Götterstatuen  im  »Hochtempel«  ebenso  abgeholfen  wie  in  der  letzten  vor- 
sichtigen Annahme  des  gleichzeitigen  Bestehens  einer  größeren  Tempelgruppe  im 
2.  Geschoß  und  des  Gipfelhauses  im  7.  Stockwerk.  Die  Volksprozession,  für  deren 
Zutritt  bis  zur  Höhe  des  i.  Stockwerks  eben  die  riesige  Freitreppe  zeugen  will,  würde 
bei  der  Rumpfzikkurrat  damit  zugleich  auch  beim  Gipfelheiligtum  angekommen 
gewesen  sein;  beim  eingebauten  Sechstempelkomplex  aber  eben  nur  im  2.  Geschoß. 
Höher  hinaufreichte  die  große  Treppe  nicht');  höher  hinauf  ist  auch  der  Zutritt  nur 
für  Bevorzugte,  Eingeweihte  denkbar:  auf  die  Höhe  des  2.  Geschosses,  mit  dem 
breiten  Umgang,  etwa  für  die  sternkundigen  Priester,  die  »Freunde  des  Himmels« 
(»Z.  u.  P.«  S.  56).  Ins  allerheiligste  Gipfelgemach  aber  stiegen  nur  die  Höchsten, 
Oberpriester  bzw.  Priesterin  und  vielleicht  auch  noch  der  König. 

Was  Herodot  von  der  allein  dort  oben  bei  der  leibhaftigen  Gottheit  weilenden 
erkorenen  Tempelfrau  oder  Priesterin  sagt,  findet  sich  wohl  schon  bestätigt  im  Gil- 
gameschepos  (Taf .  IV) :  »die  hl.  Priesterin,  die  Mutter  des  Königs  Gilgameschj  stieg 
auf  das  Dach  (den  Turm?)  des  Tempels  hinauf,  Opferkörner  streute  sie  hin  und  hob 
zum  erhabenen  Schamasch  ihre  Hände  im  Tempel  Egalmach  .  .  .«.  Im  übrigen  haben 
wir  nur  noch  Andeutungen  über  Besteigung  vonTempeltürmen,  so  daß  wir  jedenfalls 
daraus  entnehmen  können,  wie  unzugänglich  sie  dem  gewöhnlichen  Sterblichen  waren, 
etwa  wie  der  Sinai  den  Juden  bei  der  Gesetzgebung,  wo  bloß  Moses  zu  Jahwe  auf  die 
Bergesspitze  durfte,  während  das  Volk  eigens  durch  ein  Gehege  unten  rund  um  den 
Berg  am  Hinzutreten  verhindert  werden  mußte.  —  So  scheint  es,  nach  Jensens 
Interpretation  des  Keilschrifttextes  z.  B.,  in  einer  alten  Königsinschrift  Gudeas  zu 
heißen:  ».  .  .  seinem  König  Ningirsu  hat  er  den  Tempel  der  7  Üb  errichtet,  das  e-Pa, 
welches  aufs  äußerste  hervorragt,  dessen  Gipfelbesteigern  Ningirsu  ein  gutes  Schicksal 
bestimmt«  (freilich  wäre  auch  lesbar  »dem  [d.  h.  dem  e-Pa,  dem  Siebenstufentempel] 
Ningirsu  beim  Hinaufsteigen  auf  den  Gipfel  ein  gutes  Geschick  bestimmt«  [»Z.  u.  P.« 
S.  39]).  Die  letzte  Andeutung,  die  aber  nach  jüdischem  Begriff  bereits  ein  Frevel 
war,  finden  wir  in  den  Sagen  der  Juden,  wc  vorkommt,  daß  der  König  Nimrod  so 
einen  siebenstufigen  Thronbergturm  baute  und  dann  schließlich  selber  auf  dem 
Gipfelthron  Platz  nahm,  um  sich  als  Gottkönig  huldigen  zu  lassen.  Solche  Usurpation 
des  Götterthrons  durch  Menschenkönige,  die  sich  in  der  Himmelskapelle  niederließen, 
also  sozusagen  in  den  Himmel  steigen  wollten,  war  natürlich  auch  das  Motiv,  das 
die  Geschichte  von  der  Babelturmkatastrophe  des  biblischen  Berichtes  erklärlich  und 
als  gerecht  bestraften  Wahnwitz  zeigen  mußte  =).  Jedenfalls  aber  war  eben  für  solch 
spärliche  und  vereinzelte  Ersteiger  keine  Monumentaltreppe  mehr  nötig  und  auch 
keine  Doppelaufgänge,  wie  sie  Koldewey  —  freilich  für  seinen  großen  Hochtempel  — 
annimmt.     Es  genügte  und  war  sogar  zweckmäßig,   das  kurze  Stück  verborgener 


')  Hätte    Axel    Moberg,    der    mir    a.  a.   O.    gegen  treppe  nicht  weiter  nach  oben  fortlaufend  zeichnen 

Koldewey   zustimmt,  meine  Ausführungen  in  »Z.  lassen,  weil  das  nur  auf  dem  Papier  sich  vor- 

und  P,<  S.  48  nachlesen   können,  so  hätte  auch  täuschen  läßt. 

er    durch    C.   Weiner    auf    seinem    Babelturm-  ')  Vgl.  meine  Ausführungen  hierzu  in  den  »Propy- 

Rekonstruktionsversuch    sicher   die    große    Frei-  läen«   191 8  Nr.  43/44. 


Th.  Dombart,  Der  babylonische  Turm.  ß» 


Innenaufgang  und  die  anschließende  einfache  äußere  Wendelschnecke.  Doch  um 
bei  der  Stange  zu  bleiben,  bei  der  hypothetischen  Unterbringung  des  Sechstempel- 
komplexes im  2.  Stockwerk!  Wir  dürfen  nicht  blind  sein:  außer  der  großen  techni- 
schen Schwierigkeit  könnte  man  vor  allen  Dingen  Herodot  anrufen  wollen  als 
Zeugen  gegen  die  zweifellos  sehr  gewagte  Hypothese :  er  erv^'ähne  von  diesem  Tempel 
im  2.  Stock  gar  nichts,  sondern  nur,  in  etwa  halber  Höhe  des  Aufstiegs,  einen  Ruhe- 
platz mit  Bänken.  Das  stimmt,  und  wir  sahen,  daß  diese  Ruheterrasse  am  besten 
auf  der  Höhe  des  2.  Stockwerks  anzusetzen  wäre  sowohl  wegen  der  näherungsweise 
halben  Turmhöhe  wie  wegen  der  hier  größten  Absatzbreite  von  g  m  auf  jeder  Seite. 
Aber  Herodot  beschrieb  ja  manches  nicht,  was  am  Turm  war,  so  eben  die  riesige 
Freitreppe,  die  wir  nie  wegleugnen  können.  Und  dann  gibt  Herodot  einige  Zeilen 
später  so  en  passant  zu,  daß  er  als  Andersgläubiger  natürlich  nicht  Zutritt  bekam  zum 
Heiligtum,  sondern  es  nur  von  der  Straße  aus  betrachten  konnte.  So  kommt  es  ja  auch, 
daß  Koldewey  gar  nichts  dahinter  finden  zu  müssen  glaubt,  die  verschiedenen,  teil- 
weise recht  an^nlichen  Tempelhäuser  seines  großen  Hochtempels  bei  Herodot  nicht 
eigens  erwähnt  zu  finden.  Doch  ich  möchte  mich  nicht  einmal  bloß  auf  Herodots 
mögliches  Schweigen  über  diesen  Punkt  stützen,  sondern  die  Frage  aufwerfen: 
Kann  denn  nicht  bei  Herodot  im  Gegensatz  zu  dem  einzelnen  Gipfelheiligtum  (mit 
Thron  und  Tisch)  auch  jener  hypothetisch  ins  2.  Turmstockwerk  einfügbare  Sechs- 
tempelkomplex, der  also  43  m  tiefer  läge  als  das  Gipfelheiligtum,  mit  »xotTw  vr^o;« 
bezeichnet  werden?,  als  »Untentempel«?  Man  wird  mir  zugeben  müssen,  es  steht 
nichts  im  Wege,  zumal  Herodot  nur  noch  erwähnt,  daß  in  diesem  »Untentempel« 
Bildwerke  waren  (wie  Koldewey  sie  annehmen  muß  für  den  Tempelkomplex),  daß 
aber  er,  Herodot,  sie  nicht  selber  sah,  was  der  Grund  sein  wird,  daß  er  die  Tempel- 
anlage eben  auch  sonst  nicht  weiter  schildert,  weil  er  offenbar  nicht^hineinkam.  Die 
Möglichkeit  also,  daß  auch  der  »xanu  vt^ö?«  noch  auf  dem  Turm  war,  wenn  auch  nur 
im  2.  Stock,  könnte  an  Wahrscheinlichkeit  gewinnen,  wenn  wir  beachten,  in  welcher 
Reihenfolge  Herodot  die  ganze  Anlage  schildert :  eine  Kultanlage  (?p6v),  von  2  Stadien 
Quadratseite,  mit  ehernen  Toren.  In  der  Mitte  ein  Turm  mit  8  Geschossen,  zu  denen 
der  berühmte  Aufgang  ist,  mit  Ruheplätzen  auf  der  Hälfte  der  Höhe.  Oben  Thron- 
heiligtum. Und  nun  heißt  es  dann:  »Es  existiert  aber  auch  noch  ein  anderer,  ein 
xotTo)  vrßc,  ein  Untentempel  des  Babelheiligtums  (tpov),  wo  ein  großes,  goldenes 
Sitzbild  des  Zeus  ist«  usw.  —  Nachdem  es  hierbei  freilich  nicht  rup^oc,  sondern  ?pöv 
heißt,  liegt  nichts  Zwingendes  in  der  Sache;  aber  die  Möglichkeit  wird  man 
bestehen  lassen  müssen,  nachdem  der  ausgegrabene  Tempelkomplex  im  Süden  des 
Turms  nicht  innerhalb,,  sondern  außerhalb  des  Heiligtum »quadrates«  liegt, 
außerhalb  des  Peribolos,  so  daß  es  ja  nicht  einmal  ausgemacht  ist,  ob  es  wirklich 
Esagilla  sei  und  nicht  vielmehr,  was  v.  Bissing  und  Hommel  annehmen,  das  soge- 
nannte »Gebetshaus«.  Natürlich  müßte  dann  unter  dem  Namen  »Esagilla«  die  ganze 
Kult  anläge  des  Heiligtumquadrats  angesehen  werden,  Peribolos,  Turm,  Sechs- 
tempelkomplex im  2.  Stock  und  Gipfelkapelle.  Doch  diese  Frage  entscheiden  zu 
wollen,  muß  mir  fern  liegen;  dazu  sind  noch  lange  nicht  genug  Grabungsergebnisse 
vorliegend. 


54  ^li-  Dombart,  Der  babylonische  Turm. 


Die  Anordnung  aber  der  »6  Papahäni  des  Nuliar«  im  2.  Turmgeschoß  scheint 
mir  —  alles  in  allem  —  auch  heute  noch  technisch  bedenklich  des  Hofes  wegen. 
Fast  würde  ich  eigentlich  immer  noch  lieber  auf  die  Rumpfzikkurrat  zurückgreifen 
und,  um  den  »überdachten  Hof«  zu  schaffen,  höchstens  noch  als  oben  abschließende 
Plattform  sozusagen  eine  3.  Stufe  oder  etwas  ihr  Ähnliches  aufsitzend  denken,  das 
nicht  weiter  mehr  belastet  wäre,  aber  die  Querschnittabmessung  des  3.  Tablettstock- 
werks von  60  X  60  m  hätte,  und  damit  eben  als  obere  Abschlußplattform  eine  neue 
Erklärungsmöglichkeit  böte  für  das  schon  oben  besprochene,  etwas  in  der  Luft 
hängende  kleine  »Kigal  von  Etemenanki«  (Zeile  20  u.  21  des  Tabletts)  mit  10  x  10 
Gar  »nach  der  Elle  adu6«,  das  ist  60  x  60  m,  worin  ich  ja  sonst  den  Lehmkern  des 
Ausgrabungsbefundes  von  61,15  ><  61,15  m  vermutet  hätte  (»Z.  u.  P.«  S.46).  Denken 
könnte  man  freilich  auch  noch  an  eine  ursprünglich  eben  kleinere  Kultanlage  als 
Berghöhlenheiligtum  im  2.  Stock,  die  das  Überbautsein  technisch  weniger  gewagt 
erscheinen  ließe.  Daß  man  sich  aber  in  der  späten  Zeit  Nebukadnezars  daran  ge- 
wagt haben  könnte,  dieses  früher  kleinere  künstliche  Berghöhlenheiligtum,  das 
man  orientalisch  sprachbildlich  als  »Grab«  (gigunu,  Tatpo?)  der  Gottheit  bezeichnete, 
in  so  prunkvoll  erweitertem  Komplex  auszuführen,  um  der  Residenz-Zikkurrat  auch 
hierin  den  Vorrang  vor  den  andern  Tempel-Türmen  zu  verschaffen,  das  ist  gewiß 
denkbar  (nachdem  Nebukadnezars  Periode  sich  zur  Anlage  von  Raumgewölben 
durchgerungen  hatte)  und  würde  nur  den  bisher  nicht  recht  ersichtlich  gewesenen 
Grund  erkennen  lassen,  als  auf  technischem  Gebiet  gelegen,  weshalb  man  solange 
nicht  »die  Spitze  aufgesetzt«  hatte  (»Z.  u.  P.«  S.  41) :  man  hatte  vermutlich  nicht 
gewagt  und  nicht  vermocht,  den  mittleren  Hof  der  Sechs-Tempel-Gruppe  zu  über- 
bauen, und  als  man  es  »unter  Jubel  und  Jauchzen«  zu  Nebukadnezars  Zeit  endlich 
doch  fertiggebracht  hatte,  da  war  es  trotzdem  eine  gewagte  Konstruktion,  die  dann 
den  späteren  radikalen  Zusammenbruch  des  Turm-Oberteils  innerlich  verständlich 
werden  läßt,  weil  die  Prahlerei  mit  dem  »strahlenden  Heiligtum«  dazu  verleitet 
hatte,  technisch  Außerordentliches  zu  riskieren. 

Sei  all  diesen  Nebenhypothesen,  wie  ihnen  wolle.  Sie  sind  noch  nicht  spruchreif, 
sondern  müssen  erst  im  Gedankenaustausch  erwogen,  ergänzt  und  gemeinsam  ent- 
schieden werden. 

Das  Hauptsächlichste  aber,  die  äußere  Gesamterscheinung  und  die  Bedeutung 
des  Babelturms  wie  des  ganzen  Zikkurratgeschlechts  ist,  meiner  Überzeugung  nach, 
heute  bereits  gelöst,  und  zwar  —  abgesehen  von  Kleinigkeiten  —  im  Sinne  der  vor- 
stehend gebrachten  Variante  zum  Babelturmbild  in  »Zikkurrat  und  Pyramide«. 

Die  Entscheidung  in  der  ganzen  Babelturmfragc  scheint  mir  jetzt  haupt- 
sächlich abzuhängen  von  der  Zustimmung  oder  Ablehnung  der  gebotenen  Interpreta- 
tionen durch  die  klassischen  Philologen  und  die  Assyriologen.  Mögen  sie  ihr  Urteil 
fällen  1 

München.  Th.    Dombart. 


Carl  Robert,  Zwei  homerische  Becher.  gc 

ZWEI  HOMERISCHE  BECHER. 

Mit  Tafel  5  u.  6. 

Der  erste  dieser  Becher  (Taf.  5,  i),  der  im  Jahre  1914  vom  Berliner  Museum 
aus  dem  Kunsthandel  erworben  ist  (Inv.-Nr.  30535)  und  jedenfalls  aus  Griechenland 
stammt,  ist  ein  alter  Bekannter.  Ein  schlechter  erhaltenes  Exemplar'),  das  in  Böotien 
gefunden  ist  und  sich  im  Athener  Nationalmuseum  befindet,  ist  im  L.  Berliner  Winckel- 
manns-Programm  (S.  39  G,  danach  Taf.  5,  2),  nach  einer  Zeichnung  von  Gillieron  ver- 
öffentlicht worden,  allein  sein  Erhaltungszustand  ist  ein  solcher,  daß  selbst  ein  so 
geübter  Zeichner  wie  Gillieron  manche  Details  teils  nicht  erkannt,  teils  mißver- 
standen hat  und  daß  auf  eine  Deutung  verzichtet  wurde.  Nur  ein  Notbehelf  war 
es,  wenn  ich  das  Stück  mit  allem  Vorbehalt  unter  die  Becher  zur  Kleinen  Ilias 
eingereiht  habe.  Unverständlich  war  vor  allem  die  charakteristische  Gruppe  der 
zweiten  Szene,  zwei  engverbundene  Männer,  die  in  Gillierons  in  diesem  Punkte 
irreführend^  Wiedergabe  beide  eine  Rüstung  zu  tragen  und  vor  einem  jugendlichen 
Krieger  die  Flucht  zu  ergreifen  scheinen.  Nun  lehrt  das  Berliner  Exemplar,  daß 
die  hintere  Figur  barhäuptig,  bärtig  und  bis  auf  einen  Mantel,  der  von  ihrer  beiden 
Armbeuge  herabfällt,  völlig  nackt  ist,  daß  sie  den  rechten  Arm  mit  gebieterisch 
abweisender  Gebärde,  wobei  sie  den  Zeigefinger  erhebt,  gegen  den  Verfolger  aus- 
streckt, daß  sie  den  linken  Arm  um  den  Leib  der  vorderen  Figur  legt  und  sie  in 
die  Höhe  hebt^),  und  endlich,  daß  sie  in  der  linken  Hand  einen  Dreizack  hält, 
wodurch  sie  als  Poseidon  gesichert  ist.  Auch  ohne  die  Beischrift  AINEAi  3)  würden 
wir  erkennen,  daß  die  Rettung  des  Aineias  durch  Poseidon  in  der  Ss^ixa^w  (T 
318 — 329)  dargestellt  ist  und  daß  wir  es  mit  einem  Ilias-Becher  zu  tun  haben,  der 
zwischen  C  und  D  einzuordnen  wäre,  während  der  von  N.  Kyparissis  'Ap)(.  'E«r,(i.. 
1914  m'v.  6  veröffentlichte  und  asX.  2 10  ff.  vortrefflich  erläuterte  Becher,  der  zwei 
Szenen  des  F  und  A  zu  einer  zusammenzieht,   an   den  Anfang  der  Reihe  gehört. 

Um  zunächst  bei  dieser  zweiten  Szene  zu  bleiben,  so  ist  der  von  Poseidon  in 
die  Höhe  gehobene  Aineias  mit  Helm,  Panzer  und  Schild  gerüstet,  aber  ohne 
Speer  oder  Schwert;  an  den  Füßen  hat  er  Schuhe,  wie  sie  auffallenderweise  auch 
Poseidon  trägt.  Den  rechten  Arm  hebt  er  entsetzt  empor,  den  Kopf  wendet  er 
ängstlich  nach  Achilleus  zurück.  Dieser,  dessen  Namensbeischrift  AXIAAEYS  gleich- 
falls erhalten  ist  4),  trägt  dieselbe  Rüstung  wie  Aineias,  zückt  aber  mit  der  Rechten 
den  Speer.  Seine  Stellung  und  Haltung  würde  man  so  aufzufassen  geneigt  sein, 
daß  er  vor  dem  drohend  ausgestreckten  Arm  des  Gottes  einen  Augenblick  zu- 
rückwiche, wenn  er  nicht  auch  beim  Kampf  mit  Penthesileia  auf  D  (a.  a.  O.  S.  26) 

')  Zahn  stellt  fest,   daß   dies   Exemplar  nicht  aus  3)  K\A  dem  athenischen  Exemplar  stehen  links  von 

derselben  Form  ausgedrückt  worden  ist,  wie  das  der  Gruppe  unter  dem  Schild  des  Achilleus  zwei 

Berliner,    hält   es   aber  für  wahrscheinlich,   A2&  Inschriftzeilen,    in  deren    erster  Kern   HN  lesen 

zur  Herstellung    der   beiden    Formen    dieselben  wollte,  was  man  auch  auf  Gillierons  Zeichnung 

positiven  Figurenstempel  verwandt  worden  seien.  erkennt.     Es  scheint  aber  vielmehr  EIA  aus  der 

')  Schon  Otto  Kern  hatte  vermutet,    daß  die  hintere  Namensbeischrift  Ilosetoüiv  zu  sein. 

Figur  die  vordere   stütze,  im  Berliner  Winckel-  <)  Auf  dem    athenischen  Exemplar   las  Kern  über 

manns-Progr.  L  S.  40.  dem  Schildrand  A  .  K,    also   wohl  A(X)lA. 

Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXXIV.  5 


66  ^'1  Robert,  Zwei  homerische  Becher, 

in  genau  derselben  Haltung  und  Stellung  erschiene.  Derselbe  Stempel  ist  dann, 
wie  früher  (d.  Z.  XIII  1908,  185,  A.  3)  gezeigt  worden  ist,  für  den  Aias  auf 
dem  Becher  mit  der  Epinausimache  ('Etp.  dp/.  1907,  iri'v.  4)  verwandt  worden,  und 
auf  dem  Becher  mit  Szenen  aus  dem  thebanischen  Sagenkreis  ä  (S.  82)  kehrt  die 
Stellung  bei  Kreon  wieder'),  wie  sie  überhaupt  auch  auf  andern  Bildwerken  sehr 
beliebt  ist  und  bis  ins  fünfte  Jahrhundert  zurückgeht,  was  im  einzelnen  zu  verfolgen 
außerhalb  des  Rahmens  dieser  Abhandlung  fällt.  Die  Situation  ist  bekanntlich 
die,  daß  Aineias,  dessen  Verherrlichung  diese  ganze  Partie  des  Epos  gilt»),  von 
Apollon  in  der  Gestalt  des  Lykaon  verleitet  wird,  den  Achilleus  anzugreifen  {Y  97  ff.). 
Als  er  aber  seinen  Speer  vergeblich  abgeschleudert  hat  und  von  Achilleus  mit 
dem  Schwert  bedroht  wird,  wogegen  er  sich  mit  einem  riesigen  Stein,  den  er 
zum  Wurf  hebt,  zu  schützen  sucht  3),  da  erbarmt  sich  seiner  Poseidon,  damit  der 
Same  des  Dardanos  nicht  ganz  von  der  Erde  ausgetilgt  werde.  Über  die  Augen 
des  Peliden  gießt  er  Finsternis  aus;  den  Aineias  aber  schwingt  er  von  der  Erde 
hoch  empor  und  trägt  ihn  über  die  Reihen  der  Helden  und  ihrer  Wagen  weit 
hinweg  hinter  das  Schlachtfeld,  wo  sich  eben  die  Kaukonen  zum  Kampfe  rüsten. 
Dort  setzt  er  ihn  nieder  und  macht  ihm  wegen  seiner  Verwegenheit  sanfte  Vor- 
würfe.    Die  illustrierten  Verse  lauten  T325ff. : 

AJveiotv  S'sodeusv  änö  ybovhi  u^ioa'  dei'paf 
itoXXa?  8k  (JTij(at  •fjpwiov,  iroXXä?  5k  xal  nt7r<ov 
AJveia?  ÖTtepaXto  Osoü  onth  X^'P^^  Jpouaai. 
Das  rechts  anschließende,  durch  vier  hohe  Stengel  angedeutete  Schilfgebüsch 
gehört  schon  zur  nächsten  Szene.  Vor  dem  Schilf  sitzt  ein  nackter  Mann  mit 
mächtigem  Haupt-  und  Barthaar,  den  rechten  Arm  auf  die  Knie  gelegt,  als  ruhiger 
Zuschauer  eines  Zweikampfes.  Die  auf  zwei  Zeilen  verteilte  Beischrift  s:KAM[av]  \ 
AP0S4)  bezeichnet  ihn  als  den  Flußgott  Skamander.  Also  eine  Szene  aus  dem 
4),  der  Mdyri  7tapa7roxä|Aioc.  Der  eine  der  beiden  Kämpfer,  der  völlig  nackt  und 
nur  mit  Helm,  Schild  und  Schwert  bewaffnet  ist,  stürzt  hinter  Skamandros  her- 
vor, sodaß  sein  rechter  Unterschenkel  hinter  dessen  Arm  verschwindet,  scheint 
also  aus  dem  Fluß  zu  kommen.  Der  andere,  der  genau  dieselbe  Rüstung  trägt 
wie  Achilleus  und  Aineias  in  der  vorigen  Szene,  steht  in  Rückenansicht  da.  In- 
dem er  den  rechten  Fuß  auf  eine  Erhöhung  setzt,  holt  er  mit  der  Lanze  zum 
Stoß  aus.  Ohne  Zweifel  ist  es  wieder  Achilleus.  Zwei  Kämpfe  kommen  in  Frage, 
der  mit  Lykaon  und  der  mit  Asteropaios.  Beide  springen  aus  dem  Skamandros 
heraus.     Von  jenem  heißt  es  34  f 

evd'   uit  Uptd\ioio  uuvi^vTeTO  AapSavtSao 
Ix  TCOTa(jioü  cpeuYovTt  .Aoxotovi; 

')  S.  jetzt  Oidipus  I,  559.  verscheuert,    und   für    das   athenische  reicht  die 

*)  Studien  zur  Ilias  225  ff.,  537  ff.,  U.  von  Wilamo-  Gilli^ronsche  Zeichnung  zur  Entscheidung  nicht 

witz,  Ilias  und  Homer  83  f.  aus. 

3)  Man  könnte  vermuten,    daß  er  diesen  Stein  auf  <)  Auch   auf   dem    athenischen   Exemplar    ist    der 

dem   Becher   in    der   erhobenen   Rechten    hält;  Name  auf  zwei  Zeilen  verteilt;  Kern  wollte  am 

doch    ist  die  Stelle  auf  dem  Berliner  Exemplar  Ende  der  ersten  AN  erkennen  ;  das  ist  wohl  AN. 


Carl  Robert,  Zwei  homerische  Becher.  67 


von  diesem  139  xoapa  5^  UriXioi  u!6s,  ej((uv  SoXi^oaxiov  e^x^^i 
'AaTepoirattp  euaXTO  xaTaxTaiievat  }i,eveaiv(uv, 

144  T(p  p.'A;(dsu?  iTtopouaev,  8  5'   dvTioj  Ix  iroTaixoTo 
laxT]  ej(cuv  860  8oSp£,  (xevoc  8e  oJ  Iv  (ppsol  örjxsv 
Hocvöoc,  STiel  xe)(6Xu)T0  8aixTajAev(ov  afC'j'üv, 
Tou«  'AxiXsü?  iSdiCe  xatd  poov  oö8'  iXsatpev. 

Insofern    paßt    die     Darstellung     auf    beide.     Aber    Asteropaios    trägt    in   jeder 

Hand  einen  Speer,  inel  Trept8sSioi  ^£v(i63),  und  ist  mit  einer  Rüstung  bekleidet,  die 

Achilleus  dem  Gefallenen  abnimmt  (182  f.  'A)(iXeu;  8'  dp'  ivt  atirjbeasiv  6pouaa?  isu^sd 

T  iJevdpiSs  xtX.)  und  später  bei  den  Leichenspielen  des  Patroklos  als  Preise  verteilt. 

Den  Panzer  erhält  Eumelos  auf  Fürbitte  des  Antilochos  als  Trostpreis,   weil   ihm 

Athena  bei  der  Wettfahrt  das  Joch  zerbrochen  und  so  seine  berühmten  Rosse  um 

den  Sieg  gebracht  hat  {W  558  ff.) 

*  ,      > 

'AvTtXo)(,  d  [ikv  815  [is  xeXeueu  ouo&ev  dXXo 

Eöfii^Xtp  eiriSouvat,  If  "*  8k  xs  xal  tö  tsXe(J(Ju). 

Scuato  0?  ötuprjxa,  TÖv  'AdTspoiraiov  aitrjupiuv, 

jfdXxsov,  (u  uepi  x&^\>-a  cpaeivoü  xaatJixspoio 

dui»i8s8iv7)xaf  itoXsoj  82  0?  d'Sio?  laxai, 

das  Schwert  wird  als  Preis  für  den  Zweikampf  ausgesetzt  und  von  Diomedes  ge- 
wonnen {W  807  ff.) 

TO)   (isv  i~(m  S<u3u>  TÖ8e  cpaUYavov  dpfupor/Xov, 
xoXöv  6p7)txiov,  TÖ  (lev  'Aarspoiratov  diTTjuptuv. 
824  auxdp  To8Ef8';o   8(üxsv  (is^'  ^da^avov  i^pcuj 
auv  xoXsü)  TS  cpsptuv  xal  Iütjxtjtio  xsXajxöivi. 

Lykaon  aber  ist  völlig  waffenlos;  Helm,  Schild  und  Speer  hat  er  fortge- 
worfen, weil  sie  den  zarten  Jüngling  bei  der  Flucht  aus  dem  Skamandros  be- 
schwerten (<1)  49  ff.) 

TÖV  8'  (5)?  ouv  IvoTjae  ito8apxT)?  810?  'AyiXXsuc 
Ifujxvov,  drsp  x6pu&6s  xs  xai  daiti6o?,  068'   e/sv  e"CX°^' 
dXXd  xd  (isv  p   oLTzb  ■reavTa  X*!^"'  ß*^^ '  'fstps  fäp  i8p(us 
9SUY0VT    Ix  7:oxa[xoii,  xdfiaxo?  3'  ottö  ^ouvax'   I8a|iva. 

Auch  macht  er  gar  keinen  Versuch,  sich  zur  Wehr  zu  setzen,  sondern  umklammert 
gnadeflehend  die  Kniee  des  Achilleus   (64  ff.) 

5  8s  o{  <Jxe8öv  -^Xöe  xsÖijirjuf, 
fouviov  S'l^aabai  pie(xa(ut,  tuspl  8'   ^OsXe  Oufiw 
Ixtpufseiv  Oavaxov  xs  xaxöv  xat  Kr^pa  [xsXatvav 
68  8  8'   uitsSpapis  xat  Xdßs  -couvojv 

xoijia?. 

Aber  Achilleus  gedenkt  des  gefallenen  Patroklos  und  gibt  ihm  mit  dem  Schwert 
den  Todesstoß  (115  ff.) 

5* 


68  Carl  Robert,  Zwei  homerische  Becher. 

8  8'  sCeto  x^'P^  irsxdaaaj 
d[i<poTEpaf.     'A^iXet)?  6k  Ipuaaajievoc  Si'ipo?  äJu 
Tu'J.'S  xaxdt  xXtjiS«  itap'  a&xE^'")  i^^v  8s  o?  sratu 
55  Sicpo?  dffifflTjxe?  •  8  8'  apa  irprjv»)?  ii:i  -(aiiQ 
XctTO  taftsi?,  ix  8'  aifi«  (j-sXav  pss,  8sue  8s  -(oiiav. 
Auf  jeden  Fall    also    haben    wir    es    mit  einer    ziemlich     freien    Illustration    zu 
tun,  die  aber  immer  noch  besser  auf  Asteropaiös  zu  passen  scheint,  als  auf  Lykaon. 
Dennoch  entscheidet  der  Rest  der  Namensbeischrift  anders.    Neben  einem  großen 
A  erkennt  man  eine  kurze  schräge  Hasta,  die  sich  nicht  zu  n,  wohl  aber  zu  K  er- 
gänzen läßt,  also  (Ao)l<A(a)v). 

Die  Figur  des  Achilleus  aus  dieser  Szene  kehrt  fast  genau  entsprechend  auf 
dem  Becher  mit  der  Epinaüsimache  (oben  S.  66)  und  dem  Polyxena-Becher  b 
(a.  a.  O.  S.  73)  wieder.  Doch  ist  sie  dort  beidemal  nackt,  setzt  den  rechten  Fuß  auf 
einen  Schild  und  hält  in  der  Rechten  keinen  Speer,  sondern,  wie  es  scheint,  einen 
Stein').  Auch  ist  ihr  eigener  Schild  mit  seiner  Innenseite  dem  Beschauer  zugekehrt. 
Leicht  modifiziert  findet  man  sie,  abermals  bei  derOpferung  der Polyxena,  alsDiomedes 
auf  demBecher  ausKephalleniaCAp^ 'H^'f.  1914  7rtv.6),wosie  statt  des  Schildes  am  linken 
Arm  die  Chlamys  trägt  und  die  Rechte  auf  einen  Speer  stützt.  Auch  die  Stellung 
der  Penthesileia  auf  D  (a.  a.  O.  S.  26)  und  ihres  Abbildes  auf  dem  Epinausimache- 
Becher  (d.  Z.  XXIII  1908,  185  A.  3)  ist  außerordentlich  verwandt;  auf  dem  eben 
erwähnten  Becher  aus  Kephallenia  ist  diese  Figur  zu  Pandaros  umgestaltet. 

Die  Szene  links  von  der  Illustration  des  Y  ist,  wie  ich  schon  früher  vermutet 
hatte,  die  zeitlich  frühste.  Hatte  ich  damals  den  von  Kern  als  TA  gelesenen  Rest  der 
Namensbeischrifl  des  älteren  Mannes  fragweise  zu  f  A)  r  A  ([j.3avu)v)  ergänzt,  so  läßt 
jetzt  das  Berliner  Exemplar  in  dem  jugendlichen  Krieger,  von  dessen  Namen  das 
Ende  AEYC,  also  ('AxtX)AEYs:,  erhalten  ist,  den  Peliden  erkennen.  Also  Achilleus, 
wie  er  sich  von  Agamemnon  verabschiedet,  um  in  die  Schlacht  zu  ziehen  ?  Aber 
eine  solche  Szene  findet  sich  in  der  Ilias  nicht.  Hier  kommt  uns  aber  die  drei- 
zeilige  Beischrift  zu  Hilfe,  die  den  Vorgang  erläutern  soll.  Freilich  ist  sie  außer- 
ordentlich schwer  zu  lesen.  Hiller  von  Gaertringen  und  Günther  Klaffenbach 
haben,  mit  Unterstützung  von  Robert  Zahn,  auf  die  Entzifferung  dieser  und 
der  noch  schwierigeren  Beischrift  des  zweiten  Bechers  im  Frühjahr  des  Jahres 
191 6  ganze  Tage  verwandt  und  die  undeutlichen  Buchstaben  immer  und  immer 
wieder  bei  wechselnder  Beleuchtung  geprüft.  Nur  wer  sich  selbst  einmal  an  den 
Beischriften  eines  solchen  Bechers  versucht  hat,  kann  ermessen,  wie  schwierig  eine 
solche  Aufgabe  ist.  und  mit  welchen  Trugbildern  das  Auge  zu  kämpfen  hat.  So 
kann  ich  diesen  drei  Gelehrten  für  ihre  aufopfernden  Bemühungen  nicht  dankbar 
genug  sein.  Die  Entzifferung  der  ersten  und  dritten  Zeile  und  der  ersien  Hälfte 
der  zweiten  ist  ihnen  denn  auch  endgültig  gelungen.  Die  erste  lautet  ("Ay«)  M  GM - 
NwNKATOMNYCI,  die  dritte  EHITHNMAXHN,  der  Anfang  der  zweiten  TON 
AXIAAH.     Aber  der  Schluß  hat  sich  immer  wieder   einer  befriedigenden  Lösung 

')  Sie  eiinnert  dort  etwas  an  den  Aineias  unseres  Bechers. 


Carl  Robert,  Zwei  homerische  Becher.  6q 

entzogen.  Schließlich  hat  sich  Klaffenbach,  der  ihm  seine  besondere  Aufmerk- 
samkeit gewidmet  hat,  nach  einer  nochmaligen  Nachprüfung  am  9.  Mai  1916,  für 
MHKAH'OYN  entschieden,  und  diese  Lesung  habe  ich  denn  auch  in  unsere 
Zeichnung  einsetzen  lassen.  Aber  vergeblich  habe  seitdem  ich  selbst,  haben  viele 
andere,  die  ich  zu  Rate  gezogen  habe,  ver'sucht,  unter  dieser  Voraussetzung  den 
auf  oüv  endigenden  Infinitiv  zu  ergänzen.  Machen  wir  aber  hier  zunächst  einen 
Augenblick  Halt  und  stellen  wir  fest,  was  uns  das  mit  Sicherheit  Entzifferte  lehrt. 
Es  bestätigt  sich,  was  wir  schon  aus  dem  Namensrest  auf  dem  athenischen  Exemplar 
erschlossen  hatten,  daß  der  ältere  Mann  Agamemnon  ist.  Weiter  kann  es  nicht 
zweifelhaft  sein,  daß  wir  die  Illustration  zu  einer  Szene  des  T,  der  MijviSo?  ditoppr,(ji?, 
vor  uns  hat)en.  Nach  der  Versöhnung  will  Achilleus,  noch  ehe  er  die  versprochenen 
Geschenke  in  Empfang  genommen  hat,  gleich  auf  das  Schlachtfeld  eilen,  aber 
Odysseus  warnt  davor,  das  Heer  nüchtern  in  den  Kampf  zu  führen  (T  155 ff.) 
(iTj  6'  oux<uj,  d-^OL^öi  irsp  ieüv,  ftsosusX'  ^Ajüleü, 
*  vijdTia?  oTpüve  rpoTi  'IXiov  uia;  ^ Ayaimv 

Tpu)(Jt  jjLa)(S(J(lo(iEvoüf,  sitet  ou-c  öXt'ifOV  /povov  ecJTOt 

avSpÄv,  iv  5s  Osö?  Ttvsutj-io  [xsvo;  dfitpoTepoiuiv. 
aXKoi  irdaaaöai  aviu;(Ot  fto-^ja    s-l  vr^uatv  'Aj(aioüf 
aixou  xal  oivoio*  xö  ^ap  [levoj  loxt  xal  äXxTJ. 
oö  ^ap  dvTjp  TtpoTrav  fi\iap  i?  r^sXtov  xaxaBuvxa 
dtxfiYjVO?  (jtToio  SuvTJiSTai  avT«  [xd/euftai. 
etTtep  -Clip  öuptw  ^e  [xsvoivot'a  TroXsfjttCsiv, 
dXkä  xe  Xddp^  fuia  ßapuvexat,  ifii  xij^dvsi 
8i(j;a  xe  xcii  Xijio?,  ßXoißsxai  Se  xe  Youvax'   tovxi. 
3?  81  x'   ävTjp  oi'voto  xopsdOTfisvo;  xal  lötuS^? 
dvopdst  8ü(i(j.£vs£(iii  :ravr)fjiapto?  ■jroXejii'Cio, 
SapsaXsov  vu  o(  •^xop  ivl  cppsoiv,  ou5s  xt  ^ui« 
itplv  xdfivsi  Tcplv  Txdvxa?  ipioT/ffat  TtoXIjioio. 
dXX'    aye  Xaov  [ikv  3xs8aaov  xal  8siTrvov  avwx&i 
OTrXsaöaf  xa  8k  Swpa  avoj  dvSpöiv  '  AfafiSfivujv 
ofasxü)  Ic  (isacJTjv  d^opi^jv ' . 


aöxop  eTTStxd  3s  8a ixt  ivl  xXiatißa'   dpstjdoöu) 

mst'p'fl,  Tva  [x^xt  Si'xi)?  I7ti8iuk?  e^-ica&a. 
Agamemnon     geht    auf   diesen    Vorschlag    bereitwillig    ein;     aber    Achilleus    be- 
harrt auf  seinem  Entschluß:  nach  der  Schlacht  mag  das  Heer  an  Speis  und  Trank 
denken,  und  er  erwidert  dem  Atriden   199  ff. 

'AxpsiSirj  x68i3xe,  äva$  dvBpöiv  'ÄYa'piefxvov, 
äXkoii  irep  xal  [iäXXov  JcpstXsxe  xoüxa  TtavsaSat, 
6ifix6xe  XI?  [ASxairauduiXyj  tioXejioio  YsvTjXai 
xal  jisvo?  oö  xoaov  ^aiv  ivl  uxYjöeaaiv  laoioiv. 
vüv  8'   dl  [Asv  xeaxat  8e8a'iY(ievoi,  oO;  i8a'jjia3aev 


jQ  Carl  Robert,  Zwei  homerische  Becher, 

ExTtup  Ilpta[ii'SY];,  OTS  o[  Zeüj  xü8o?  eSoixev, 

ufisTc  8'  If  ßptuTuv  itpovetov,  -ij  t    äv  iY*"  T^ 

vüv  jiev  dvtuYoi(ii  ifcoXe(ii![2(AEv  ufac  '  AyaiöJv 

vr^aziai  dx(if,vous,  a[ia  8'   i^sXi(i)  xaiaSuvri 

teu?Eaf>ai  fis^a  86p'7tov,'iitT)v  Ti<jat(xs8a  Xwßrjv. 

itplv  8'  ouTTUjj  av  Ificii  fs  tpi'Xov  xaxa  Xaijiiv  Jet'ij 

ou  TTOUi?,  o6  Pp'oaij,  itaipou  teÖv-kjäto?, 

0?  jiot  ivl  xXiai'-^  8s8aq(xsvo?  hiii  x*^>"P 

xsTxai,  dva  npodupov  tsTpafi.[jiEvoc, 
worauf  Odysseus  seine  Warnung  noch  einmal  nachdrücklich  wiederholt,  indem  er 
geltend  macht,  221  ff. 

aT<]/a  8s  <puX.67tt8o?  ireXsTai  xopo;  dvftptuTtoiatv, 
ffi  TS  itXetaxr^v  |j.ev  xaXa'jxrjV  j^öovi  5(aX.x8j  Ij^euev, 
d|ir,TO?  6'   iXi^iUTo;,  lir-ijv  xXivTQdt  Ta'Xavxa 
Zsuf,  OS  i'   dv9ptuir(uv  Ta\i(rfi  ito/vEfioti  XEtuxxai. 
YaaxEpt  6'   ou  rmc  lorxt  vsxov  wEv&fjUai  'Ajfaious* 
XiYjv  Tfäp  iToXXol  xat  iTrrjxpiiiOt  ^(i-axa  irdvxa 
ittTTXouaiv  Ttoxe  xev  xij  dvairvEuctEis  itovoto ; 
dXXä  xp')  tov  (J.EV  xaxaOaTuxe|jLEV  o?  xe  Oavigatv, 
VTjXsa  Ouixov  ej(0vxaf,  iit    Y;[i,axi  oaxpuoavxa;  • 
2(jaoi  8"    äv  iroXs(i.oio  irepi  (jxu"y£poto  Xirujvxat, 
(lefivTja&ai  iroaio?  xat  IStjxuoc,  ocpp'   sxi  [xäXXov 
dvSpa'ui  SuujxEvsEaai  [xa-/tüfjL£i)a  veuXsfjil;  «Ui, 
idüdfievoi  }(pot  }(aXxöv  äxetpEa. 

Dies  Gespräch  der  drei  Helden  liegt  offenbar  der  Darstellung  zugrunde, 
nur  daß  die  Warnung  des  Odysseus  dem  Agamemnon  in  den  Mund  gelegt  ist, 
wenigstens  in  der  Beischrift.  Odysseus  also  werden  wir  jetzt  in  dem  bärtigen 
Mann  erkennen,  den  ich  früher  fälschlich  zu  der  folgenden  Szene  gezogen  habe. 
Unmutig  über  den  Starrsinn  des  Achilleus,  entfernt  er  sich,  indem  er,  den  Kopf 
in  den  Nacken  zurückwerfend,  sich  noch  einmal  nach  ihm  umsieht.  Kehren  wir 
jetzt  zu  der  kritischen  Stelle  der  Beischrift  zurück.  Was  Klaffenbach  zuletzt  gelesen 
hat,  läßt  sich  eigentlich  nur  zu  (i>)  xXr^pouv  ergänzen :  Achilleus  soll  nicht  zur  Schlacht 
auslosen.  Aber  daß  nur  ein  Teil  der  Mannen  zürn  Kampf  bestimmt  worden  sei, 
und  zwar  durch  das  Los,  ist  ganz  unhomerisch,  und  der  Ausdruck,  der  ein  tech- 
nischer sein  würde,  müßte  sich  doch  irgendwo  in  der  gleichzeitigen  Literatur, 
z.  B.  bei  Polybios,  finden.  Darum  möchte  ich  einer  früheren  Lesung  von  Klaffen- 
bach (vom  19.  April)  den  Vorzug  geben.  Damals  glaubte  er  die  drei  ersten 
Buchstaben  als  EKTT  lesen  zu  sollen,  und  nach  einer  genauen  Nachprüfung  erklärt 
mir  jetzt  auch  Zahn,  daß  er  diese  Lesung  für  die  wahrscheinlichere  halte. 

Verbindet  man  diese  früher  von  Klaffenbach  gelesenen  drei  Buchstaben  mit 
dem  später  von  ihm  entzifferten  Schluß  des  Wortes,  so  erhält  man  dx^Xr^poGv,  und 
das  ist  gerade  das,  was  man  erwarten  mußte:  »sättigen,  stärken  zur  Schlacht«, 
vgl.  Eur.  Ion    Llöpf.  e66;([)ou    ßopä;  'i'^'/ji^   IjuX^pouv.     An   dem   absoluten    Gebrauch 


Carl  Robert,  Zwei  homerische  Becher.  7 1 

des  Verbums  ist  kaum  Anstoß  zu  nehmen ;  und  übrigens  ist  es  keineswegs  ausge- 
schlossen, daß  hinter  [la'xiriv  noch  TOYi  AXAIOYS  oder  TON  iTPATON  stand. 
Somit  scheint  die  Beischrift  zu  lauten: 

CA7a)MEMNWN  KATOMNYS:! 

TON  AXIAAH  EKnAHPOYN 

EniTHNMAXHN  (lövaipctTOV?) 
Aber  mit  dieser  Erläuterung  scheint  sich  ein  Umstand  schlecht  zu  vertragen, 
dessen  wir  bisher  noch  nicht  gedacht  haben;  Agamemnon  übergibt  nämlich  dem 
Achilleus  ein  in  der  Scheide  steckendes  Schwert.  Auf  dem  athenischen  Exemplar 
ist  es  ganz  deutlich  und  auch  auf  dem  Berliner  Exemplar  hat  es  Zahn,  ohne 
sich  im  Moment  dieses  Umstands  zu  erinnern,  erkannt,  obgleich  es  dort  weniger 
scharf  ausgedrückt  ist.  Von  einem  solchen  Schwert  steht  aber  weder  etwas  in 
der  Ilias,  noch  paßt  es  zur  Situation.  Denn  daß  etwa  Agamemnon  dem  Achilleus 
das  Schwert  wegnehmen  sollte,  als  symbolischen  Ausdruck  dafür,  daß  er  ihn  den 
Kampf  zu  verschieben  auffordert,  ist  natürlich  ausgeschlossen.  Ich  kann  mir  die 
Sache  nur  so  erklären,  daß  eine  Typen-Übertragung  stattgefunden  hat  und  die 
Gruppe  aus  einem  andern  Zusammenhang  entlehnt  ist;  und  da  möchte  ich  einen 
schon  früher  geäußerten  Gedanken  (a.a.O.  S. 40)  etwas  modifiziert  wieder  aufnehmen 
und  die  Vermutung  wagen,  daß  ursprünglich  Neoptolemos  gemeint  war,  wie  er 
aus  der  Hand  des  Odysseus  die  Waffen  seines  Vaters  in  Empfang  nimmt.  Daß 
Odysseus  auf  homerischen  Bechern  nicht  den  Pilos  zu  haben  braucht,  beweist  ja 
gerade  seine  Figur  auf  unserem  Becher,  ferner  die  auf  C  (a.a.O.  S.  21),  und  selbst 
beim  Freiermord  auf  A  und  B  (a.  a.  O.  S.  8  u.  14)  trägt  er  nicht  den  Pilos, 
sondern  den  Helm. 

Über  dem  Kopf  des  Agamemnon  hat  Robert  Zahn  noch  die  Buchstaben 
AAOC  erkannt:  das  ist  der  Schluß  der  Quellenangabe  (Ix  -zrfi  'lXt)AAOS.  Wahr- 
scheinlich war  diese  aber  noch  länger,  und  nach  Analogie  von  E  (a.  a.  O.  S.  33) 
und  /  (s.  Winter,  d.  Z.  XIII   1898,  82) 

•    KATA  noiHTHN  AECXHN 
EKTHi  MIKPAi   lAIAAGi 
möchte  man  vermuten,  daß  sie,  auf  zwei  Zeilen  verteilt,  gelautet  hat 

(xaxa  TÖv  "0(i.rjpov) 
(Ix  T^C  'IXOAAoS. 

Das  Eigentümliche  unseres  Bechers  ist,  daß  er  nicht  eine  oder  mehrere 
Episoden  eines  einzelnen  Buches,  sondern  je  eine  Episode  aus  drei  aufeinander 
folgenden  Büchern  T  T  $  enthält.  Zusammengehalten  werden  diese  durch  diePerson 
des  Achilleus.  Darum  ist  mir  die  sonst  naheliegende  Vermutung  nicht  eben 
wahrscheinlich,  daß  das  Stück  zu  einer  Serie  von  acht  Bechern  gehört,  von  denen 
jeder  drei  Bücher  der  Ilias  illustrierte.  Übrigens  haben  uns  ja  die  Funde  der 
letzten  Jahre  gelehrt,  daß  diese  Denkmälerklasse  überhaupt  weit  mannigfaltiger  ist, 
als  wir  früher  annehmen  durften.  Der  schon  mehrfach  erwähnte  Becher  aus 
Kephallenia  (oben  S.65U.  68)  verbindet  eine  Illustration  des  TA  mit  einer  Episode  der 


72  t^afl  Robert,  Zwei  homerische  Becher. 


Iliupersis,  dem  Opfer  der  Polyxena,  und  ein  in  Böotien  gefundener  ('Apx.'Ktp.  1914 
ici'v.   I )  zeigt  uns  sogar  eine  Gerireszene,  den  Betrieb  einer  Mühle. 

Noch  interessanter,  ja,  wie  wir  sehen  werden,  von  weittragender  Bedeutung, 
ist  der  zweite  Becher  (Taf.  6)  mit  dem  Tod  des  Agamemnon  und  der  Kassandra, 
der  angebhch  in  Theben  gefunden  und  im  Jahre  1908  vom  BerUner  Museum 
erworben  worden  ist  (Inv.  Vas.  Nr.  4996).  Als  mir  ihn  Kekule  von  Stradonitz 
im  Jahre  1908  mit  der  ehrenvollen  Aufforderung,  ihn  zu  publizieren,  das  erste 
Mal  zeigte,  zweifelte  ich  keinen  AugenbHck  daran,  daß  wir  es  mit  einer  Illustration 
zur  Nekyia  der  Odyssee  zu  tun  haben.  Die  Namen  der  Trabanten  des  Aigisth 
und  der  mit  ihrem  König  hingemordeten  Gefährten,  die  in  der  Odyssee  nicht  ge- 
nannt werden,  schrieb  ich  auf  Rechnung  der  Töpfer  oder  ihrer  gelehrten  Berater, 
die  ja  auch  andere  literarische  Quellen  herangezogen  haben  konnten.  Eine  Analogie, 
an  der  es  damals  gebrach,  besitzen  wir  jetzt  in  den  Scherben  des  Odyssee- 
Bechers  aus  dem  phthiotischen  Theben,  wo  beim  Kirkeabenteuer  den  verwandelten 
Gefährten  des  Odysseus  die  Namen  Thestor,  Theophron  und  Mantichos  gegeben 
sind').  Allerdings  hätte  mich  der  Aiantide  Mestor,  der  mit  Entschiedenheit  auf 
eine  andere  poetische  Quelle  hinweist,  schon  damals  bedenklich  machen  sollen. 
Indessen  war  für  mich  der  Ausgangspunkt  des  Zweifels  ein  anderer.  Die  mehr- 
zellige Beischrift  zu  beiden  Seiten  des  rechten  Arms  des  Aigisthos  mußte  am 
Anfang  die  Angabe  der  Quelle  erhalten  und  diese  endete  mit  N  (wie  sich  jetzt 
herausgestellt  hat,  ist  es  TtoN),  was  weder  zu  Ix  tt,;  'OBusasia?  noch  zu  Ix  ttj« 
Nsxui«;  paßt.  Kein  Wunder,  daß  mir  nun  ix  t&v  Nostjuv  in  den  Sinn  kam;  aber  eine 
Basis  konnte  erst  gewonnen  werden,  wenn  es  erprobten  Inschriftlesern  gelang,  die 
fast  ganz  abgeriebenen  Buchstaben  zu  entziffern.  Eher  durfte  an  eine  Publikation 
nicht  gedacht  werden.  Diese  hat  sich  aber  auch  noch  durch  andere  Umstände 
verzögert.  Die  erste  Zeichnung  dieses  und  des  eben  besprochenen  Ilias-Bechers 
hat  der  treffliche  Antikenzeichner  Max.Lübke  in  Bleistift  ausgeführt,  bis  ein  unheil- 
bares Leiden  die  Archäologie  seiner  wertvollen  Dienste  beraubte.  Die  Ausführung 
mit  der  Feder  hat  dann  Herr  Landschaftsmaler  E.  Rexhausen  übernommen,  wurde 
aber  über  dieser  Arbeit  durch  den  Tod  hinweggerafft.  Die  letzte  Hand  an  beide 
Zeichnungen  hat  schließlich,  nach  Anleitung  von  Robert  Zahn,  Fräulein  Marie 
Seidel  gelegt,  so  daß  nun  endlich  die  Becher  weiteren  Kreisen  bekannt  gemacht 
werden  können.  Unterdessen  waren  Hiller  vron  Gaertringen  und  Günther  Klaffen- 
bach  um  die  Entzifferung  der  Beischrift  unablässig  bemüht,  und  Klaffenbach  ist 
denn  auch  die  endgültige  Lesung  der  maßgebenden  beiden  ersten  Zeilen  gelungen. 

Sie  lauten 

EKTnN  iTa\ 

AX<.  HN, 

also  Ix  TÖiv  (N6)(jTa)y  'Ax(i(})ö)v.  Über  dem  E  aber  hat  Klaffenbach  noch  als  Spur  einer 
vorhergehenden  Zeile  ein  A  gelesen;  wir  dürfen  darin  unbedenklich  den  Rest 
von  'Afta?  sehen  und  nach  Analogie  von  £  und  /  (oben  S.  71)  als  Anfang  ergänzen: 
(xata  TÖv  7tot7jT7)v)  'A(7iav).    Auf  'Axai">v  folgt  dann  als  Erläuterung  der  Darstellung: 

■)  Ärvanitopoullos  'Apj(.  'Ekp.   1910  it(v.  a,   i  ;  s.  Franz  Müller,  Odyssee-Illustrationen  64S. 


Carl  Robert,  Zwei  homerische  Becher.  73 

OA 

NAT  OSATA 

MEM(vo) 
NOS 
Also  zum  ersten  Male  eine  authentische  Illustration  zu  einer  Episode  der  kyklischen 
Nosten. 

Den  weitaus  größten  Raum  nimmt  der  Tod  des  Agamemnon  ein.  Mit  einem 
dicken  Blumenkranz  im  Haar,  nur  mit  einem  Himation  bekleidet,  das  er  um  den 
Unterkörper  geschlagen  hat,  Hegt  der  König  ('A)rAM EM NnN,  eine  kräftige  Gestalt, 
auf  dem  Speisesofa,  in  der  Linken  eine  Trinkschale.  Den  rechten  Arm  streckt 
er  gegen  den  heraneilenden  Aigisthos")  aus.  Dieser,  unbärtig,  in  einem  langen 
Himation,  kommt  schnellen  Laufes  herbei,  die  Beine  weit  auseinanderspreizend. 
In  der  rechten  Hand  hält  er  das  gezückte  Schwert,  der  linke  Arm  ist  gegen 
Agamemnon  ausgestreckt,  wird  aber,  ebenso  wie  der  rechte  Unterarm  des  Königs, 
durch  die  Überstempelung,  von  der  weiter  unten  die  Rede  sein  wird,  verdeckt. 
Hinter  Agamemnon  erblickt  man  drei  jugendliche  Gefährten  des  Königs.  Der 
erste,  der  mit  einer  Chlamys  bekleidet  ist,  blickt  gleichfalls  auf  Aigisthos.  Die 
Beischrift  nennt  ihn  HllltC,  wobei  der  vorletzte  Buchstabe  rätselhaft  bleibt;  denn 
an  <t>  ist  schwerlich  zu  denken,  selbst  wenn  sich  unter  dieser  Voraussetzung  ein 
möglicher  Personenname  ergäbe.  Mir  scheint  es  noch  am  ehesten  ein  mißratenes 
X,  und  so  habe  ich  an  '  Hvt'oyo?  gedacht,  wobei  man  freilich  annehmen  müßte, 
daß  das  erste  O  ausgelassen  ist,  wenn  man  nicht  nach  Analogie  von  Sinjxtj^o?, 
Tiz-zv/o^,  einen  Personennamen  "tivr/^oi  statuieren  will.  Bezeichnet  aber  '  Hvw^^oj 
den  Beruf,  was  übrigens  keineswegs  nötig  ist,  wie  u.  a.  der  Komiker  Heniochos 
beweist,  so  darf  daran  erinnert  werden,  daß  man  in  Mykenae  unter  den  Gräbern 
der  zugleich  mit  Agamemnon  hingemordeten  auch  das  seines  Wagenlenkers  Euryme- 
don  zeigte  (Paus.  II  i6,  6,  vgl.  II.  A  228).  Die  beiden  andern  Gefährten  suchen  in 
eindrucksvoller  Parallelbewegung  zu  entfliehen,  wobei  sie  den  linken  Arm  erschreckt 
erheben.  Beide  sind  nackt,  nur  über  das  linke  Bein  des  vordem  fällt  ein  Himation. 
Der  eine  heißt  Alkmeon,  AAKMEfiN,  den  anderen  bezeichnet  die  zweizeilige  Bei- 
schrift als  MHSTJiP  AIANTOS.  Natürlich  kann  dabei  nur  an  den  lokrischen  Aias 
gedacht  werden,  nicht  an  den  Telamonier,  den  Feind  des  Agamemnon.  Man  wird 
sich  vorstellen  müssen,  daß  Mestor  sich  beim  Schiffbruch  seines  Vaters  auf  das 
Schiff  des  Agamemnon  rettete  und  so  mit  diesem  nach  Argos  kam.  Die  literari- 
sche Überlieferung  kennt  als  Sohn  des  Aias  nur  den  Banauros,  den  Eponymen 
der  Banaurides-Inseln  im  Tyrrhenischen  Meer,  Steph.  Byz.  v.  Bavaupßcs,  wo  aber 
wohl  mit  Lucas  Holstenius   BaXiapt'ös;  und  BiXiapoi  zu  schreiben  sein  wird.     Doch 

')  Über  diese  etwas   karikierte    Figur  schreibt  mir  geschickt    angefügt    ist.       Der    Kopf,    den    der 

Zahn:   »Die  linke  Schulter  ist  ganz  vom  Körper  Stempel  bot,  scheint  auch  zu  der   vorliegenden 

gelöst;    sie    erscheint  jetzt    wie    ein   Knopf   mit  Szene  nicht  gepaßt  zu  haben.     Der  Töpfer  hat 

einem  Strich  darunter,  dem  Rande  des  Gewandes.  ihn  durch  ein  scheußliches  Gebilde  ersetzt,    das 

Meines  Erachtens  kann  es  nicht  zweifelhaft  seint  er  offenbar  nach  dem  Eindrücken  des  Stempels 

daß    dieser  Arm  besonders   und   zwar  recht  un-  freihändig    mit    dem    Modellierstecken    in    die 

Formwandung  eingetieft  hat.« 


JA  Carl  Robert,  Zwei  homerische  Becher.  - 

werden  sich  Mestor  und  Alkmeon  nicht  retten  können;  denn  von  rechts 
dringen  zwei  Mannen  des  Aigisthos,  Antiochos  (ANT.OXOC)  und  Argeios  (APrEIOi), 
mit  gezückter  Lanze  auf  sie  ein.  Beide  tragen  einen  kurzen  gegürteten  Chiton, 
Schild  und  Stiefel,  der  erste  ist  barhäuptig,  der  zweite  behelmt. 

Die  zweite  Szene,  die  Tötung  der  Kassandra,  beschränkt  sich  auf  zwei 
Figuren.  Klytaimestra  KAYTAIMHiTPA,  im  Peplos  mit  gegürtetem  Überschlag,  dringt, 
den  Kopf  hochmütig  zurückgeworfen,  mit  erhobenem  Schwert  auf  die  Seherin 
ein,  indem  sie  mit  der  Linken  in  ihr  wirres  gelöstes  Haar  faßt.  Kassandra 
KASSAN(8pa),  in  derselben  Gewandung  wie  die  Königin,  ist  im  Begriff,  in  die  Knie 
zu  sinken.  Dabei  faßt  sie  mit  der  rechten  Hand  den  linken  Oberarm  der  Königin 
und  erhebt  die  linke  mit  einer  wehklagenden  Gebärde. 

Vergleichen  wir  nun  mit  diesen  beiden  Darstellungen  die  Erzählung  des 
Agamemnon  in  der  Nekyia,  so  finden  wir  eine  fast  vollkommene  Übereinstimmung 
X  409ff. 

ext«  ahv  oöXojisvijj  aX6)((p,  ofxovSe  xaXsaaa?,  . 

Setrviodaj,  5?  zd  te  xaTextavs  ßouv  im  fdxv^^. 

Uli  ödvov  ofxTiOTU)  OavctTO)  •  icspl  8'  ä'XXoi  exatpoi 

vtuXefiEo)?  XTStvovTO,  aus«  &?  apfioSrivtej, 

of  pa  T    iv  aipveiou  dvSpij  JJ-sya  8uva[j.svQio 

■>)  faixtp  7)  Ipavti)  -Jj  sfXaTTivio  tsöaXorfl. 

■^87)  |xlv  TcoXecuv  cpovip  dvSpöiv  dvTeßöXTjaa? 

(i.ouvä$  xTstvofievtov  xat  Ivt  xpatsp'^)  udfitvifj' 

dXXa'  xs  xstv«  (xaXiata  f8u)v  iXo'fupao  9u|X((), 

«1)5  djicpl  xpaTT(pa  zpa-KsC-xi  zs.  irXTj^oudaf 

xei[is8'  ivi  (isfapcj),  BaireSoV  8'  airav  ar[xaTt  düsv 

ofxTpOTaxTjV  6'  -^xooja  oira  npid[AOto  ^uYaipö? 

Ka3aav8pT)?,  xtjV  xisivs  KXoxai|i^<ixpT)  8oX6[i-T)Tij. 
Wie  auf  dem  Becher,  und  also  in  den  Nosten,  sind  Agamemnon  und  seine 
Begleiter  wehrlos,  so  daß  sie  wie  Opfertiere  hingeschlachtet  werden,  und  wie  dort 
tötet  Aigisthos  den  Agamemnon,  Klytaimestra  die  Kassandra.  Nur  fehlen  die 
Namen  sowohl  der  Gefährten  des  Agamemnon  als  der  Mannen  des  Aigisthos. 
Und  doch  ist  die  Übereinstimmung  auch  sonst  nicht  ganz  vollständig,  wenigstens 
wenn  wir  die  Erzählung  weiterlesen: 

Kaaaa'vSpT)?,  xtjv  xxstvs  KXuxaijir/axpTj  8oXo(ir)xi? 

dfi^'  Ifioi*  aixäp  lyu)  iroxl  "{ai-q  X^'P"^  dstpouv 

ßa'XXov  d7ro&v:j]axujv  nspl  tpaa^avti)'  r^  6s  xuvöJTCti 

voacpicrax',  oü6s  [loi  IxXt)  fovxi  itep  ei?  'Atoao 

Xepal  xax'  i^tpdaXjiouj  IXesiv  <juv  xs  axoix'   Ipstaat. 
Also    Kassandra    wird    über    dem    Leib    des    sterbenden    Agamemnon    getötet'), 

")  In  seiner  Paraphrase  der  Odyssee-Stelle,  in  die  II  lO  diese  Szene  so  aus :  xupiioTcpa  8i  iv  otxT(|) 

er  aber   unpassender  Weise   auch  Aischyleische  xä   xfjs  KaoavSpa«'    lös  itp^axrjxe  (tiv  «ix^  (lexi 

Züge    einflickt,  malt   der  ältere  Philostrat  Imag.  x^«    iteXixeco;    :(|  KXuxaifi^^axpa  fiavixöv  ßWTtouaa 


•  Carl  Robert,  Zwei  homerische  Becher.  7  c 

und  dieser  versucht  noch  das  drohende  Schwert  der  Klytaimestra  festzuhalten'). 
Diesen  Zug  hat  somit  der  Verfasser  der  Nekyia  nicht  aus  den  Nosten.  entnommen, 
sondern  aus  eigener  Erfindung  hinzugefugt.  Nun  wollte  aber  der  Verfertiger  des 
Bechers,  obgleich  er  als  seine  Quelle  ausdrücklich  die  Nosten  nennt,  eine  voll-* 
ständige  Übereinstimmung  mit  der  Odyssee  herstellen.  Darum  drückte  er  den 
Stempel  mit  Kassandra  noch  einmal  bis  zu  den  Knien  auf  dem  rechten  Arm  des 
Agamemnon  ab,  so  daß  sie  nun  wirklich  äjicp'  'AYa(J.£[ivovt  stirbt,  und  den  Stempel 
mit  Agamemnon  bis  zur  Brust  neben  und  zum  Teil  auf  die  Figur  der  Klytaimestra; 
durch  Nacharbeiten  mit  dem  Modellierholz  in  der  Form  sind  dann  die  Arme  des 
ersten  Stempels  schlecht  und  recht  der  neuen  Situation  angepaßt  worden  2). 

Ich  habe  eben  schon  angedeutet,  daß  nach  meiner  Ansicht  die  Nekyia  von 
den  Nosten  abhängig  ist,  wie  dies  schon  vor  Jahren  Wilamowitz  ausgesprochen 
hat  (Homer.  Unters.  151).  Der  umgekehrte  Fall  ist  einfach  undenkbar.  Ob 
freilich  das  dem  Agias  von  Troezen  zugeschriebene  oder  ein  älteres  Nosten-Epos 
die  Quelle  der  Odyssee  war,  das  im  letzteren  Falle  auch  von  Agias  benutzt  worden 
wäre,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Wenn  also  Proklos  in  seiner  Hypothesis 
der  kyklischen  Nosten  schreibt:  sitsit«  'Afa(ie(ivovo?  uito  M-(iadm  xal  K>.uTat[xv7J(jipa? 
dvaipeöevTOf,  so  ist  das  zwar  etwas  summarisch  ausgedrückt,  weil  er  den  Tod  der 
Kassandra  verschweigt,  aber  es  ist  nicht  mit  Rücksicht  auf  die  Odyssee  gesagt, 
sondern  gibt  wirklich  den  Inhalt  dieser  Episode  der  Nosten  wieder.  Was  aber 
von  der  Erzählung  des  Agamemnon  in  der  Nekyia  gilt,  das  gilt  dann  auch  von 
dem  Berichte  des  Nestor  und  Menelaos  über  die  Heimfahrt  der  Achaier  in  7  und  8, 
wo  sich  gleichfalls  die  Hypothesis  des  Proklos  auffallend  mit  den  Worten  der 
Odyssee  deckt.  Die  Skepsis,  zu  der  ich  diesen  Stellen  gegenüber  geraten  habe3) 
und  die  dann  Bethe  (Herm.  XXVI  1891,  593  ff.)  auf  die  Spitze  getrieben  hat, 
war  also  nicht  am  Platz,  und  mit  vollem  Recht  sind  in  der  letzten  Zeit  Albert 
Hartmann 4)  und  Gustav  Körtes  letzter  Schüler  Max  Schmidt  in  der  Göttinger 
Dissertation  Troika  S.   loff.,  und  schon  früher  R.  Wagner 5)  und  Romagnoli')  für 

xal  asdoßrjjjiiMr)  tö?  ^aita«  xaX  Tpa;(eia  ty)v  üiXivTjv,  yadj  ^stpa«  JßaXXov  tirtxwv  ttjv  y^v  xai  ^Tioptb- 

ait»)  84  (b{  &^pü>i  xe  xat  IvS^tos   iyovca  ircptirE-  (ievo;    aviT^ü    Jtpo?    T^j    f-fj    «)V   xai   a'fa8ätu)V  xa; 

aetv  (up(AT)xe  X(|J  'Ayajjiifivovi   ^iitxoüaa  «:p'  aüxfjC  X^'P"*'  ""•  "'  xoxaptofjievoi  ei(u8a<J[  itoieTv   .... 

T«    ax^fijiaxa    xal    oiov    nEptßäXXousa    tijj    x^x^lS  °   ^^   'Aya(j.^(jiv(uv    oü   xaxap.(ü(jievo{,  dTioSvr^sxiov 

airdv,  8iif)p,a^vou  8e  rjSr)  xoü  ireX^xetu;  övaaxp^cpet  ik   itepi  xö  ^itfoi  xoüxo  iroiei  dpäsjiuv  xait  X'P'' 

xoüs  (ätpöaXjxouc  i'Ail,  ßof  ii  oäxeo  xi  oJxtpdv,  lös  xrjv  -{f^t  xal  ^xxefviüv  aJiTci«  ei«  a6xi)v   xal  ntpi- 

xal  TÖv  'Ayafi^fivova  xm  XotJttp  XTjt  4'"X^'  ^Xeeiv  ßaXXuiv,    !)   dt  xj)v   Y?j'^  äefptuv   xal  Ixxtfviov  xäc 

xaüxa  äxouovxa.  /"P^t  eßaXXev  ixexeuuv  xal  Xixave'jiov. 

•)  So  wird  man  die  Stelle  verstehen  müssen.    Seit-  ')  Was  jetzt  als  linker  Arm  des  Aigisthos  erscheint 

samerweise     denken     die    Scholiasten    an     das  (s.S.  73  A.  1)1 'st  der  besonders  abgedrückte  linke 

Schwert,  mit    dem  Agamemnon    durchbohrt    ist  Arm  der  Klytaimestra   aus   demselben  Stempel, 

und   das    ihm    noch    im  Leibe    stecken  soll,  so  3)  Bild  und  Lied  161  f.,  J22  ff.,  247  f. 

daß  er  sich  bemüht,   es  herauszuziehen :  Ttpö?   xii;  4)  Untersuchungen    über    die  Sagen   vom  Tod  des 

•)fi[)  u)v  xal  xcffxevo;   iydi    xaj    X^'P"*   irspt^ßaXov  Odysseus  4  ff. 

dvaxoutpiCt"''   aüxat   Ttpös  xö   ixüTtaaai   x6  5'<po«  •  5)  Fleckeisens  Jahrb.  XXXVIII  1892,241(1. 

^  o5xu){,  Ttapä  T<j)  (pau^ävip  dtteiftv^^axtüv  xai  itoxl  *)  Studi    italiani    die   filologia    classica   IX    1901, 

P-  35  SS. 


7  0  Carl  Robert,  Zwei  homerische  Becher.' 


die  Glaubwürdigkeit  des  Proklos  eingetreten.  Wir  müssen  aus  diesem  Tatbestand 
jetzt  schließen,  daß  der  Verfasser  der  Nestor-  und  Menelaos-Erzählungen  ebenso 
die  Nosten  benutzt  hat,  wie  der  die  Nekyia.  Dagegen  bringt  der  Becher  für  die 
Frage,  ob  die  'ÄTpeiSöiv  xaöoSo?  ein  Teil  der  Nosten  oder  ein  selbständiges  Gedicht 
war,  keine  sichere  Entscheidung.  Immerhin  mag  darauf  hingewiesen  werden,  daß 
in  dem  zuerst  von  Wilamowitz  (Homer.  Unters.  157)  aufgewiesenen  Fragment 
Athen.  IX  399  F. 

laov  0'  '  Epfiioveuf  uoot  xapuaXi'fAOiat  fiSTauirwv 

<^(tai  sf^ei  vuSsv 

die  Situation  dieselbe  gewesen  sein  kann,  wie  auf  dem  Becher.  Wie  Alkmeon 
und  Mestor,  will  Isos  sich  durch  die  Flucht  retten,  und  wie  jenen  Antiochos  und 
Argeios  in  den  Weg  treten,  so  ereilt  diesen  Hermioneus.  Daß  Isos  bewaffnet 
war,  daß  in  der  'ATpeiSüiv  xotOoSo?  ein  förmlicher  Kampf  stattgefunden  hat,  läßt  sich 
aus  dem  Fragment  nicht  entnehmen;  freilich  auch  nicht  das  Gegenteil,  und  so 
kann  die  Übereinstimmung  auch  täuschen. 

Ich  benutze   diese  Gelegenheit,   um    hier   noch   gleich   die   beiden   winzigen 
Fragmente  zweier  ebenfalls  im  Berliner  Museum  befindlicher  Becher  zu  besprechen. 


a  b 

Fragmente  homerischer  Becher  im  Berliner  Museum. 


deren  Photographien  mir  Zahn  geschickt  hat.  Das  erste  (Textabb.  a.  Inv.-Nr.  30448, 
Breite  0,042,  Firnisüberzug  dunkel  rotbraun)  stammt  von  einer  Replik  des  in  diesem 
Jahrbuch  XXIII  1908,  Taf.  5,  6  publizierten  Londoner  Bechers  N  mit  Szenen  aus 
den  Phoenissen  des  Euripides,  jedoch  nicht  aus  derselben  Form,  da  das  obere 
Randornament  verschieden  ist.  Es  gehört  in  die  Szene,  wie  lokaste  die  Antigone 
aus  dem  Frauengemach  herausruft,  damit  sie  mit  ihr  auf  das  Schlachtfeld  eilen 
soll.  Von  Antigone  ANTTONH  sind  der  nach  links  gewandte  Kopf  und  drei 
Fingerspitzen  der  linken  Hand  erhalten,  hinter  ihr  die  linke  obere  Ecke  der  Tür,  von 
lokaste  VTH  der  linke  Unterarm  und  der  mittlere  Teil  des  Profils;  die  Hand 
macht  nicht  wie  auf  N  einen  Gestus  des  Winkens,  sondern  ist  mit  geschlossenen 
Fingern  flafh  zurückgestreckt.     Auf  dem    andern  Fragment   (Textabb.  b.  Inv.-Nr. 


G.  Rodenwaldt,  Zeus  Bronton. 


n 


3049,  Breite  0,028,  dunkelgrauer  Firnisüberzug)  ist  fast  nur  die  Beischrift  OM<t>AAH 
erhalten ;  denn  die  figürlichen  Reste  zu  beiden  Seiten  sind  so  undeutlich  und  des- 
halb so  vieldeutig,  daß  auf  jede  Vermutung  über  den  Inhalt  der  Darstellung  ver- 
zichtet werden  muß.  So  gerne  man  also  wissen  möchte,  ob  hier  etwa  Herakles 
und  Omphale,  wie  auf  den  bekannten  pompejanischen  Bildern,  im  bakchischen 
Thiasos  dargestellt  waren  und  ob  diese  Szene  die  ganze  Oberfläche  füllte,  oder  ob 
neben  der  Omphale  mit  Löwenhaut  und  Keule  und  dem  spinnenden  Herakles  in 
Frauentracht  auch  die  Arbeiten  angebracht  waren,  die  der  Held  im  Dienst  der 
Lyderkönigin  verrichtet,  und  ob  dies  dieselben  waren,  wie  in  den  mythischen 
Handbüchern  des  Diodor  und  Apollodor  (Kerkopen  und  Syleus),  oder  endlich,  ob 
die  Tötung  des  Iphitos  oder  der  Kindermord  und  der  Verkauf  durch  Hermes  vor- 
angingen, so  sind  das  Möglichkeiten,  die  die  Wissenschaft  zwar  aufzählen  muß, 
zwischen  denen  aber  wählen  zu  wollen,  ein  reines  Spiel  der  Phantasie  sein  würde, 
so  daß  uns  nur  die  Hoffnung  auf  ein  vollständigeres  Exemplar  übrig  bleibt. 
Halle  a.  S.  Carl  Robert. 


ZEUS  BRONTON. 

Mit  7  Abbildungen. 

Das  in  Abbildung   i  wiedergegebene  Relief  ist  von  F.  Cumont  im  Catalogue 
des  sculptures  des  Musees  Royaux  du  Cinquantenaire  (Brüssel   1913)   veröffentlicht 


Abb.  I.     Relief  in  Brüssel. 


worden.    Cumont  erklärt  die  beiden  oberen  Büsten  als  Zeus  und  Hera,  die  beiden 
unteren   als  Helios   und  Selene   und   die   kleine   nackte  Figur   mit  Kerykeion  und 


78 


G.  Rodenwaldt,  Zeus  Bronton. 


Geldbeutel  als  Hermes.  Das  Relief  ist  im  Basar  von  Konstantinopel  gekauft  worden ; 
Cumont  läßt  es  unentschieden,  ob  es  aus  Thrakien  oder  Kleinasien  stamme.  Es 
ist  überraschend,  daß  gerade  Cumont  die  stilistischen  und  inhaltlichen  Beziehungen 
entgangen    sind,    die    das   Relief   in    einen    ganz    bestimmten    Kunstkreis    weisen. 

Stilistische  Kriterien  sind  bei  pro- 
vinzialen  Werken  später  Zeit  und 
schlechter  Qualität  mit  besonderer  Vor- 
sicht anzuwenden.  Manche  Eigentüm- 
lichkeiten des  Reliefs,  wie  z.  B.  Form 
und  Anordnung  der  Büsten,  gehören  der 
allgemeinen  Kunstsprache  der  das  ägä- 
ische  Meer  umgebenden  Länder  in  der 
späten  Antike  an;  dafür  wären  neben 
den  unten  erwähnten  phrygischen  Monu- 
menten als  Beispiele  aus  Thrakien  und 
Attika  die  im  B.  C.  H.  XXXVII  19 13, 
105,  Fig.  3  und  in  der  'Apy.'E^.  1913, 
201,  Fig.  3  abgebildeten  Grabreliefs  zu 
nennen.  Was  aber  unserem  Relief  einen 
besonderen  Charakter  gibt,  ist  die  starke 
und  bewußte,  nicht  nur  lineare,  sondern 
ornamentale  Stilisierung,  die  besonders 
an  der  Büste  des  Zeus,  namentlich  an 
Haar  und  Bart,  hervortritt.  Diese  gleiche 
Ornamentalisierungfindetsich in  derselben 
scharf  und  bestimmt  ausgeprägten  Form 
bei  einer  Gruppe  nordphrygischer  Grab- 
reliefs, die  jetzt  am  bequemsten  in  der 
von  Abbildungen  begleiteten  Zusammen- 
stellung von  G.  Mendel  in  seinem  Katalog 
des  Museums  vonBrussa  (B.  C.  H.  XXXIII 
1909,  283  ff.)  studiert  werden  kann;  das 
in  der  Qualität  vielleicht  beste  Exemplar 
dieser  Gruppe  (Abbildung  2)  ist  von 
Perdrizet  in  B.  C.  H.  XX  1896,  Taf  16 
veröffentlicht  worden ') .  In  diesen  Werken 


Abb.  2.     Phrygische  Grabstele  in  Konstantinopel. 


finden  sich  nun  für  alle  Einzelheiten  des  Brüsseler  Reliefs  die  näch.sten  Parallelen ;  ich 
verweise  auf  die  Form  der  Büsten  (Mendel  a.  a.  O.  Nr.  51),  die  Übereinstimmung 
des  Helios  mit  der  solaren  Gottheit  auf  dem  von  Perdrizet  veröffentlichten  Relief, 
auf  die  Stilisierung  des  Vogels   (Mendel  Nr.  49  und  50),  vor   allem  aber  auf  das 


')  Danach  abgebildet   von    Studniczka,   Tropaeum 
Traiani  (Abhandl.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.,  Bd.  22), 


'33i    ^'S-  69   '""'    l'S'    Daremberg-Saglio   s.  v. 
luna  p.  1395,  dg.  4670. 


G.  Rodenwaldt,  Zeus  Bronton. 


79 


ornamentale  Linienspiel  bei  der  Büste  des  Mannes  auf  dem  Perdrizetschen  Relief, 
das  der  Stilisierung  des  Gewandes  auf  der  ganzen  Gruppe  von  Stelen  entspricht. 
Hat  die  stilistische  Betrachtung  einmal  den  Weg  nach  Phrygien  gewiesen,  so 
ergibt  sich  die  Interpretation  des  Reliefs  von  selbst.  Der  Zeus  ist  Zeus  Bronton. 
Diese  Gottheit  wurde  namentlich  in  Verbindung  mit  dem  Totenkult  in  dem  in 
Betracht  kommenden  Teile  Phrygiens  in  der  Zeit,  in  die  unsere  Reliefgruppe  fällt, 
so  hoch  und  so  allgemein  verehrt'),  daß  wir  unbedenklich  jede  Darstellung  des 
Zeus  als  Zeus  Bronton  ansprechen  dürfen.  In  diesem  Falle  kommen  nun  noch 
weitere  ergänzende  und  bestätigende  Momente  hinzu. 
Der  Adler  ist  neben  der  Schulter  des  Gottes  ange- 
bracht, wie  er  auf  dem  von  A.  Koerte  ( A.  M.  XXV 1 900 
416,  Abb.  26)  beschriebenen  Altar  auf  der  rechten 
Schulter  der  nach  der  Beschreibung  sehr  ähnlich 
gestalteten  Büste  des  Zeus  Bronton  sitzt.  Wenn 
wir  auf  den  Stelen  bei  Mendel  Nr.  49  (danach 
Abb.  3)  und  Nr.  50  den  ganz  gleich,  auf  Nr.  48  und 
auf  der  Stele  bei  Perdrizet  (Abb.  2)  den  ganz 
ähnlich  stilisierten  Vogel'  angebracht  sehen,  so 
werden  wir  darin  nicht  einen  beliebigen  Vogel^ 
sondern  eben  den  Adler  als  Symbol  des  Zeus 
Bronton  sehen  dürfen  *),  auch  wenn  die  Weihung 
in  den  zugehörigen  Grabinschriften  nicht  be- 
sonders ausgesprochen  ist,  oder  die  Weihung 
einer  anderen,  aber  im  Kult  mit  Zeus  Bronton 
verbundenen  Gottheit  gilt;  treten  doch  häufig 
auf  den  phrygischen  Grabsteinen  die  Symbole 
der  Gottheiten  an  die  Stelle  der  Abbildung  der 
Gottheiten  selbst  3). 


Abb.  3. 


Phrygische  Grabstele 
in  Brussa. 


•)  Vgl.  Cumont  s.  v.  Bronton  bei  Pauly-Wissowa ; 
grundlegend  A.  Koerte,  Gott.  gel.  Anz.  1897, 
404  und  A.  M.  XXV  1900,  409  f.  Daselbst  die 
ältere  Literatur.  Über  die  örtliche  Umgrenzung 
dieses  Gebietes  vgl.  Koerte  a.  a.  O.  410. 

^)  Richtig  als  Adler  bezeichnet  ist  der  Vogel  in 
den  Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1888, 
865  Nr.  7.  Auf  dem  dort  beschriebenen  Relief 
ist  der  Adler  nach  links  gewandt.  Zu  der  Zu- 
gehörigkeit dieses  Reliefs  zu  der  Gruppe  von 
Altyn-Tasch  in  Brussa  vgl.  Mendel  a.  a.  O. 
385.  —  Etwas  anders  liegt  es  bei  dem  Adler, 
der  häufig  als  Giebelschmuck  der  phrygischen 
Stelen  erscheint  (vgl. z.B.  Abb.  2;  Koerte,  Gott. 
gel.Anz.  1897,411  Nr.  60;  Koerte,  A.  M.  a.  a.  O. 
407  Nr.  14,  408  Nr.  17;  ferner  die  von  Texier, 
Description    de   l'Asie   Mineure,    Planches  1  37 


und  von  Le  Bas,  Voyage  arch.,  Archit.  Asie 
min.  pl.  34  abgebildeten  Stelen).  Während  der 
Adler  auf  der  Bildfläche  sein  Vorbild  offenbar 
an  einem  berühmten  Kultbilde  hat,  wo  er  auf 
der  Schulter  des  Gottes  im  Profil  erschien,  ist 
die  Darstellung  in  den  Giebeln  vdn  den  deko- 
rativen Adlern  entlehnt,  die  auch  sonst  als  Giebel- 
schmuck in  der  Architektur  verwandt  werden. 
Daß  aber  gerade  dieser  Giebelschmuck  auf  den 
phrygischen  Stelen  so  häufig  ist,  hängt  ver- 
mutlich mit  der  sepulkralen  Bedeutung  des  Zeus 
zusammen.  Die  verschiedene  Herkunft  beider 
Motive  erklärt  es,  daß  sie  bei  der  Stele  Abb.  2 
beide  auf  demselben  Monument  erscheinen  können. 
Z.  B.  die  Mondsichel  auf  der  Stele  Abb.  2  und 
auf  dem  von  Koerte,  A.  M.  a.  a.  O.  4 16  f.  Nr.  26 
beschriebenen  Alt&r. 


3o  G-  Rodenwaldt,  Zeus  Bronton. 


Die  weibliche  Gottheit  neben  Zeus  trägt  nicht,  wie  Cumont  beschreibt,  ein 
Diadem,  sondern  deuthch  einen  Polos.  Es  ist  Hekate  und  zwar,  wie  wir  wohl 
genauer  sagen  dürfen,  Hekate  Soteira.  Ihr  Kult  in  Phrygien  ist  gut  bekannt  und 
auch  bei  ihr  die  Beziehung  zum  Totenkult  bezeugt');  so  gilt  ihr  die  Weihung 
des  Abb.  2  wiedergegebenen  Reliefs.  Die  Kultgemeinschaft  von  Zeus  Bronton 
und  Hekate  ist  durch  die  Weihinschrift  eines  Priesters  beider  Gottheiten  in  Rom 
überliefert^).  Daß  diese  Gemeinschaft  nicht  erst  in  Rom  entstanden,  sondern  aus 
Phrygien  mitgebracht  ist,  würde  man  schon  aus  allgemeinen  Wahrscheinlichkeits- 
gründen annehmen  müssen;  unser  Relief  bietet  dafür  ein  unmittelbares  Zeugnis. 
Als  ein  zweiter  Beleg  tritt  das  Relief  Abb.  2  hinzu,  auf  dem  der  Adler  den  mit 
Hekate  Soteira  kultlich  verbundenen  Zeus  Bronton  vertritt. 

Die  Büste  links  unten  wird  durch  den  Strahlenkranz  als  solare  Gottheit  ge- 
kennzeichnet. Cumont  hat  sie  Helios  benannt.  Da  sie  als  Gegenstück  eine 
weibliche  lunare  Gottheit  hat,  liegt  es  allerdings  am  nächsten,  sie  als  Helios,  und 
Selene  zu  deuten,  zumal  auf  phrygischen  Inschriften  in  den  Schutz  dieses  Götter- 
paares auch  Gräber  gestellt  werden  3).  Aber  es  besteht  doch  auch  noch  eine  andere 
Möglichkeit,  die  wenigstens  erwähnt  werden  mag.  Man  könnte  bei  der  Büste  an 
jenen  Gott  denken,  der  auf  gleichzeitigen  kleinasiatischen,  darunter  phrygischen 
Denkmälern  sonst  als  Reiter  mit  Strahlenkranz  und  Doppelaxt  erscheint  und  bald 
ApoUon  genannt,  bald  mit  anderen  Namen  bezeichnet  wird-*).  Die  Beziehungen 
des  Zeus  Bronton  zu  ApoUon  bezeugt  nicht  nur  eine  römische  Weihung  an  Zeus 
Bronton,  auf  der  ein  ApoUon  CitharoedusS)  dargestellt  ist,  sondern  für  uns  noch 
wichtiger  eine  phrygische  Weihung  an  Zeus  Bronton  die  xotTa  xsXsusiv  Osou  Ooi'ßoo 
gestiftet  ist*).  Der  Adler,  das  Symbol  des  Zeus,  ist  auf  dem  von  Körte  A.  M. 
a.a.O.  431  ff.  besprochenen,  dem  solaren  Reitergotte  geweihten  Monument  auf 
einer  Schmalseite  angebracht.  Derselbe  solare  Gott,  wie  auf  unserem  Relief,  er- 
scheint im  gleichen  Typus  auf  der  Perdrizetschen  Grabstele  (Abb.  2).  Der  Typ, 
in  dem  diese  kleinasiatische  Gottheit  dargestellt  wird,  ist  nun  aber  wieder  mit 
Helios  nahe  verwandt  und  Helios  erscheint  auch  als  Name  des  Gottes  (Körte 
a.  a.  O.V)).     Angesichts   dieser  vielfältigen  Spaltungen    und  Kombinationen    dürfte 

')   Mordtmann,  A.  M.  X  1885,  17;  Perdrizet  a.  a.  O.  5)  C.  I.  L.  VI  432.  Daß  Apollo  hier  als  Citharoedus 

66;   Ramsay,  Cities  and  Bishoprics  o(  Phrygia  I  dargestellt    ist,    legt    den   Gedanken    nahe,    daß 

348,  II  568;  Preller-Robert  320,   2  und  323,  2.  wir  hier   eine   ebenfalls    schon   aus    dem  Osten 

Zu  der  i^wxeipa  der  Inschrift  B.  C.  H.  IV   1880,  übernommene  Verbindung  des  Zeus  Bronton  mit 

473    ist  wohl  sicher  Köre  und  nicht  Hekate  —  dem    mysischen    Apollo     Krateanos     (bzw.    der 

Preller-Robert  läßt  beide  Möglichkeiten  offen  —  beiden  Gottheiten,  die  für  uns  gerade  durch  diese 

zu    ergänzen.      Bei  Dittenberger'    731    istj  Köre  Beinamen    besonders    häufig    bezeugt   sind)    vor 

ergänzt;  dasselbe  nimmt  Haslack,  Cyzicus  2 1 1  an.  uns  haben.     Über  diesen   vgl.  Arch.  Ztg.  1874, 

^)   C.  I.  L.  VI  733.     Eine  andere  phrygische  Trias  162  (Mordtmann);  Benndorf,  Reisen  i.  südwestl. 

von  Hekate,  Zeus  und  ApoUon  gibt  die  Inschrift  Kleinasien  I  154;  Perdrizet,  B.  C.  H.  XXIII  1899, 

bei  Ramsay  a.a.O.  566  Nr.  468;  vgl.  Hasluck,  592  fr.;    Hasluck,    J.  H.  St.  XXIII    1903,   88  f.; 

Cyzicus   225.  Wiegand,    A.  M.  XXL\  1904,    308    und    XXX 

3)  Ramsay  a.  a.  O.  I   271,  Nr.  95,  339,  Nr.  187  II;  1905,  329  ;Michon,Rev.  Et.  Gr.XIX  1906,  304ff.; 
ders.,  Ost.  Jahresh.  VIII   1905,  Beibl.  82.  Hasluck,  Cyzicus  228  AT.  und  273  f. 

4)  Über  ihn  Perdrizet  a.  a.  O;  67  und  Koerte,  A.  M.  *)  Arch.-ep.  Mitt.  VII  174   Nr.  14   (Domaszewski). 
a.  a.  O.  431  ff.  zu  Nr.  54.  7)  Vgl.  Ramsay  a.  a.  O.  I  308,  Nr.  120 — 21. 


G.  Rodenwaldt,  Zeus  Bronton.  g  l 


es  sich  nicht  mit  Sicherheit  entscheiden  lassen,  welchen  Namen  die  Gottheit  gerade 
in  dem  Sonderfalle  des  Brüsseler  Reliefs  getragen  hat. 

Hinter  der  vierten  Büste  ist  nach  Cumonts  Beschreibung  —  auf  der  Re- 
produktion ist  es  nicht  deutlich  zu  erkennen  —  noch  die  linke  Spitze  einer  Mond- 
sichel erhalten.  Eine  lunare  Gottheit  bildet  das  weibliche  Gegenstück  zu  dem 
solaren  Gotte  mit  dem  Strahlenkranz.  Auch  hier  vervollständigt  das  Brüsseler 
Relief  die  Andeutung  eines  dem  Zeus  Bronton  geweihten  Marmoraltars,  den  Körte 
A.  M.  XXV  1900,  416  f  Nr.  26  beschrieben  hat.  (Vgl.  oben  S.  79  Anm.  3.)  Dort 
ist  über  der  bärtigen  langgelockten  Büste  des  Zeus,  auf  dessen  Schulter  sein  Adler 
sitzt,  eine  Mondsichel  skulpiert;  Kürte  hat  bereits  in  seiner  Erläuterung  auf  das 
interessante  Vorkommen  der  Mondsichel  an  einem  Denkmal  des  Zeus  Bronton  als 
auf  einen  neuen  Beweis  für  den  zugleich  himmlischen  und  chthonischen  Charakter 
des  Gottes  hingewiesen.  Hier  ist  nun  mit  ihrem  Attribut  die  Göttin  selbst  dar- 
gestellt. Für  das  Perdrizetsche  Relief  (Abb.  2)  ergibt  sich  daraus,  daß  Perdrizet 
mit  Recht  die  Mondsichel  von  der  solaren  Gottheit  getrennt  hat').  Dort  ist 
Hekate,  der  die  Weihung  gilt,  in  voller  Gestalt,  und  zwar  in  der  dreigestaltigen 
Form,,  abgebildet.  Zeus  Bronton  ist  durch  den  Adler,  die  Mondgottheit  durch  die 
Mondsichel  vertreten,  Helios  oder  Apollo  in  Büstenform  dargestellt;  Hekate,  die 
Sichel  und  die  Büste  mit  dem  Strahlenkranz,  die  drei  symmetrischen  Gebilde  sind 
in  einem  ornamentalen  Aufbau,  der  seinerseits  wieder  der  ganzen  ornamenta- 
lisierenden  Richtung  dieser  Kunst  entspricht-),  vereinigt. 

Es  bleibt  auf  dem  Brüsseler  Relief  noch  die  kleine  Gestalt  des  Hermes. 
Der  Gedanke  läge  nahe,  in  dieser  Figur  den  nackten  Jüngling  mit  Doppelaxt  und 
Frucht  zu  erkennen,  den  wir  auf  dem  Relief  Abb.  2  rechts  neben  Hekate  sehen. 
Nach  der  Abbildung  könnte  man  zweifeln,  ob  nicht  auch  auf  dem  Brüsseler  Relief 
eine  Doppelaxt  gemeint  ist.  Aber  auch  Hermes  mit  Kerykeion  und  Geldbeutel 
ist  auf  Denkmälern  des  Zeus  Bronton  kein  Fremder  3).  Nach  Körtes  Beschreibung 
ist  er  im  gleichen  Typus  auf  einem  Kalksteinaltar  (a.  a.  O.  417,  Nr.  28)  dargestellt, 
dessen  oberer  Teil  die  bärtige  langgelockte  Büste  des  Zeus  Bronton  trägt.  Ein 
zweites  identisches  .Exemplar  enthält  der  Marmoraltar  a.  a.  O.  416,  Nr.  26.  Da- 
nach wird  man  auch  bei  dem  Brüsseler  Relief  an  dem  Hermes  kaum  zweifeln 
können.  Der  Jüngling  auf  dem  Relief  Abb.  2  wiederholt  das  Motiv  des  Hermes, 
nur  im  Gegensinne  und  mit  veränderten  Attributen.  Die  Nachbarschaft  der  Büste, 
die  vielleicht  den  Reiter-Apollon  bezeichnet,  hier  wie  auf  dem  Brüsseler  Relief, 
legt  den  Gedanken  nahe,  daß  das  Motiv  von  Hermes,  das  veränderte  Attribut,  die 
Doppelaxt,  aber  von  jenem  Gotte  entlehnt  ist,  der  die  Doppelaxt  zu  tragen  pflegt. 
Wir  würden  dann  nicht,  wie  Perdrizet  zweifelnd  dachte,  an  diesen  Reitergott  selbst, 

')  Nach  dem  Brüsseler  Relief  läßt  sich  mit  Sicher-  XXIII   1899,    Taf.  i   abgebildeten  Menrelief  im 

heit  diese  Gottheit  als  männlich  erkennen ;    da-  British  Museum  (vgl.  Daremberg-Saglio  s.  v.  luna 

durch  werden   die    Deutungen    von  Mordtmann,  p.  1395,  fig.  4671). 

A.  M.  X   1885,    16    und    von    Ramsay    a.  a.  O.  3)  Auch   auf   phrygischen  Münzen    erscheint  dieser 

1  348  hinfällig.  Typus,  bald  nackt,  bald  bekleidet,  häufig;    vgl. 

>)   Zu  vergleichen  ist  der  .■\uf bau  auf  dem  B.  C.  H.  z.  B.  Mionnet    IV    250    Nr.  329,    253    Nr.  345, 

275  Nr.  462,   282  Nr.  502  usw. 

Jahrbuch  des  archäologrischen  Instituts  XXXIV.  6 


82 


G.  Rodenwaldt,  Zeus  Bronton. 


sondern  an  eine  mit  ihm  kultlich  verbundene  Gottheit  zu  denken  haben.  Aber 
man  wird  hier  ohne  weitere  Zeugnisse  nicht  über  Vermutungen  hinauskommen. 
Das  Brüsseler  Relief  zeigt  eine  Gruppe  von  Gottheiten,  von  denen  nach 
epigraphischen  Zeugnissen  und  bildlichen  Darstellungen  bald  die  eine,  bald  die 
andere  mit  Zeus  Bronton  verbunden  erscheint.  Körte  hat  gegen  Ramsay  und 
Cumont  wiederholt')  darauf  hingewiesen,  daß  nicht  alle  Weihungen  an  Zeus 
Bronton  notwendig  sepulkralen  Charakter  haben,  sondern  daß  sie  in  einer  Reihe 
von  Fällen,  in  denen  nicht  neben  dem  Gotte  ein  Mensch  als  Empfänger  genannt 
ist,  als  reine  Votive  anzusehen  seien.    Das  ist  formal  sicher  richtig;  trotzdem  können 


Abb.  4.     Zeuskopf  aus  Nordphrygien  im  Berliner  Kaiser-Friedrich-Museum. 


auch  diese  Votive  allein  durch  den  Ort  ihrer  Aufstellung  sepulkralen  Charakter 
gehabt  haben,  wenn  sie  nämlich,  was  vorläufig  allerdings  wohl  nicht  durch  genaue 
Fundbeobachtungen  nachzuweisen  ist,  aus  denselben  Nekropolen  wie  die  Grab- 
denkmäler stammen.  Es  ist  sehr  gut  möglich,  daß  in  den  Grabbezirken  Altäre 
für  Zeus  Bronton  neben  den  eigentlichen  Grabstelen  aufgestellt  wurden.  Das 
würde  ihre  relative  Häufigkeit  gegenüber  Weihungen  an  andere  Gottheiten  er- 
klären, ohne  daß  dadurch  die  Existenz  von  Weihungen,  die  keinerlei  sepulkrale 
Beziehung  haben,  ausgeschlossen  werden  soll.  Auch  das  Brüsseler  Relief  muß 
nach  seinen  Darstellungen  nicht  notwendig  sepulkral  sein.  Nach  Cumonts  kurzen 
Angaben   des   Erhaltungszustandes    scheint   das  Medaillon    nicht    in    neuerer  Zeit 

«)  A.  M.XX  189s,   11;  XXII  1897,  32;    Gott.  gel.  Anz.  1897,  404;  A.  M.  XXIV  1899,  443;  XXV 

1900,  409  f. 


G.  Rodenwaldt,  Zeus  Bronton. 


83 


etwa  aus  einer  Stele  herausgeschnitten  zu  sein,  sondern  mit  Ausnahme  von  Ab- 
nutzungen an  der  linken  Seite  und  des  fehlenden  Segments  die  antike  Seiten- 
fläche zu  zeigen.  Es  muß  innerhalb  eines  architektonischen  Zusammenlianges 
gesessen  haben.  Das  kann  innerhalb  eines  Altarbaues,  kann  aber  auch  innerhalb 
eines  größeren  Grabmonuments  gewesen  sein.  Für  letztere  Möglichkeit  sei  auf 
die  Grabstelen  bei  Mendel  a.  a.  O.  Nr.  46  (Fig.  18),  Nr.  50  (Fig.  22)  und  Nr.  51 
(Fig.  23)  verwiesen.  Wenn  die  im  Brüsseler  Katalog  abgebildete  Photographie 
nicht  täuscht  und  der  horizontale  untere  Abschluß  der  Heliosbüste  nicht  durch  Bruch 
entstanden  ist,  scheint  es  sogar,  als  ob  auch 
in  diesem  Relief  der  unterste  Teil  des  Me- 
daillons horizontal  genau  so  abgeschnitten  ge- 
wesen sei,  wie  bei  Nr.  46  und  3 1  der  Grabstelen 
in  Brussa. 

Der  sicheren  Reliefdarstellung  des  Zeus 
Bronton  läßt  sich  nun  mit  großer  Wahrschein- 
lichkeit noch  eine  rundplastische  Darstellung 
desselben  Gottes  anfügen.  O.  Wulff  hat  in  den 
Amtlichen  Berichten  aus  den  Königlichen 
Kunstsammlungen  XXXIX  1917/18  Nr.  11,  S. 
238 ff.,  Abb.  85  a  u.  85b  (danach  Abb.  4)  einen 
kürzlich  in  das  Berliner  Kaiser-Friedrich-Museum 
gelangten  spätantiken  Zeuskopf  veröffentlicht 
und  mit  einer  ausführlichen,  kunstgeschichtlich 
bedeutsamen  Besprechung  begleitet.  Der  Kopf 
ist  angeblich  am  Fuße  des  phrygischen  Olymp 
gefunden.  Auch  wenn  man  auf  die  Angabe 
des  Olymp  als  Fundort  eines  Zeuskopfes  viel- 
leicht nicht  viel  geben  will,  so  bleibt  doch  die 

Angabe  von  Phrygien  bestehen,  und  sie  wird  dadurch  bestätigt,  daß  man  auch 
ohne  jede  Fundangabe  die  Herkunft  aus  Nordphrygien  aus  der  trotz  der  rohen 
Arbeit  unverkennbaren  Eigen,tümlichkeit  des  Stils  in  Betracht  ziehen  würde.  In 
der  oben  besprochenen  Gruppe  von  phrygischen  Grabdenkmälern  finden  wir  alle 
Analogien  zu  der  Eigenart  des  Zeuskopfes;  auch  die  schlechte  Qualität  führt 
dort  zu  ganz  übereinstimmenden  Bildungen. 

Zu  vergleichen  wäre  zunächst  die  StiHsierung  des  Bartes  auf  dem  Perdrizet- 
schen  Relief  (Abb.  2,  und  Abb.  5  mit  größerer  Wiedergabe  der  männlichen  Büste) 
Auch  dort  ist  das  Haar  in  einzelne  Linienbündel  zerlegt,  die  sich  unten  rund 
einrollen,  und  zwar  die  erste  und  zweite,  von  der  Mitte  aus  gerechnet,  in  orna- 
mentalem Gegenspiel.  Die  ganze  Bartmasse  ist  noch  etwas  flacher  als  am  Zeus- 
kopf, und  die  Gravierung  der  Linien  ist  der  besseren  Qualität  entsprechend 
regelmäßiger  und  sorgsamer.  Aber  die  Art  der  linearen  Ornamentalisierung  ist 
die  gleiche,  ebenso  an  den  Haaren  des  Mannes  und  der  Frau  Abb.  2,  wenn  auch 
<iie  Bewegung    der  Linien   mit  Rücksicht  auf  die    andere  Haartracht  ruhiger   ist. 


Abb. 


Detail  der  Grabstele  Abb.  2. 


84 


G.  Rodenwaldt,  Zeus  Bronton. 


Auch  der  ungewöhnlich  schmale  Mund,  der  aber  auf  der  Grabstele  noch  erheb- 
lich bessere  Form  hat,  ist  zu  vergleichen.  Für  den  merkwürdigen  Schwung  des 
Schnurrbartes  an  dem  Zeuskopf  bietet  der  Zeuskopf  des  Brüsseler  Reliefs  eine 
Parallele;  der  letztere  geht  im  übrigen  auf  ein  anderes  Vorbild  zurück  wie  der 
Berliner  Kopf,  das  er  jedoch  in  ganz  entsprechender  Weise  linear-ornamental  um- 
bildet. Wenn  wir  nun  noch  einige  in  der  Qualität  besonders  geringwertige  Bei- 
spiele heranziehen,   wie   die  Stelen   in  Brussa  Nr.  46   (danach  Abb.  6),   Nr.  47  und 

Nr.  50  (danach  Abb.  7),  so  finden  wir  hier  in 
der  Bildung  der  großen  mandelförmigen,  mit 
scharfen  Linien  umrissenen  Augen,  der  flachen 
trapezförmig  umgrenzten  Nase  (vgl.  besonders 
Abb.  6)  und  des  ganz  schmalen  dünnen  Mundes 
die  genauesten  Analogien  zu  dem  Berliner  Kopf. 
Unnötig  ist  es  auszuführen,  daß  die  Gewand- 
behandlung der  betreffenden  Stelen  ganz  die 
Formen  zeigt,  die  der  Stilisierung  des  Kopfes 
entsprechen.  Wir  können  danach  zum  mindesten 
mit  einem  sehr  hohen  Grade  von  Wahrscheinlich- 
keit den  Kopf  in  den  Kunstkreis  der  phrygischen 
Stelengruppe  weisen  und  ihn  dann  ohne  Bedenken 
Zeus  Bronton  nennen. 

Die  Verbreitung  und  kunstgeschichtliche 
Stellung  der  Stelengruppe  von  Altyn-Tasch  hat 
G.  Mendel  in  seiner  kurzen  Einleitung  zur  Be- 
schreibung der  Stelen  auf  S.  283  ff.  seines  Kataloges 
ausgezeichnet  klargelegt.  Die  Gruppe  wird  durch 
mannigfaltige  Beziehungen  mit  den  zweifellos 
z.  T.  gleichzeitigen  phrygischen  Gruppen  von 
Stelen  in  Türform,  auf  denen  mannigfaltige  Geräte 
des  menschlichenLebensdargestelltsind,  verbunden, 
die  zuerst  Noack,  A.  M.XIX  1894, 31 5  ff.  ausführlich 
in  ihrer  entwicklungsgeschichtlichen  Stellung  untersucht  hat.  Neuerdings  ist  sie 
von  G.  Mendel  im  Katalog  des  Museums  von  Brussa  (a.a.O.  321  ff.)  und  von 
F.  Cumont  in  dem  oben  angeführten  Brüsseler  Katalog  S.  98  ff.  behandelt  worden  1). 
Andere  einfachere  Formen  von  Grabdenkmälern  und  Altären  schließen  sich  zeit- 
lich und  künstlerisch  diesen  Gruppen  an.  Nach  epigraphischen  und  stilistischen 
Indizien  gehört  die  ganze  Gruppe  in  den  Verlauf  des  zweiten,  dritten  und  in 
ihren  Ausgängen  den  Beginn  des  vierten  nachchristlichen  Jahrhunderts;  im  be- 
sonderen gehört  die  Gruppe  der  Stelen  von  Altyn-Tasch  in  Brussa  mit  den  stilistisch 
dazugehörigen  Monumenten    nach  der  Haartracht  der  Frauen  in  das  3.  Jahrhundert  2). 


Abb.  6. 


Phrygische  Grabstele 
in  Brussa. 


')  Zu  der  von  ihnen  aufgeführten  Literatur  kommt 

noch  hinzu  Calder,  J.  H.  St.  XXXI  191 1,  201  S. 

')  Die    Stele  bei   Koerte,   A.  M.  XXV  1900,    409 


Nr.  l8  (vgl.  Mendel  a.  a.  O.  285)  ist  nach  Koerte 
auf  209  oder  263,  wahrscheinlicher  auf  das 
erstere   Jahr    zu   datieren.      Das   Relief   Abb.  2- 


G.  Rodenwaldt,  Zeus  Bronton. 


85 


Wulff  hatte  den  Berliner  Zeuskopf  nach  seiner  allgemeinen  kunstgeschichtlichen 
Stellung  in  die  zweite  Hälfte  des  vierten  oder  in  das  fünfte  Jahrhundert  datieren  zu 
müssen  geglaubt  und  in  ihm  ein  Denkmal  spätester  paganer  Kultsitte  gesehen. 
Ist  seine  Einreihung  in  die  nordphrygische  Kunst  richtig,  so  gehört  er  in  das 
dritte  Jahrhundert  und  damit  in  die  Blütezeit  des  Kultes  des  Zeus  Bronton. 

Dadurch  gewinnt  Wulffs  stilistische  Analyse  des  Kopfes  ein  noch  erhöhtes 
Interesse.  Leider  hat  Wulff  weder  bei  der  Behandlung  dieses  Kopfes  noch  in 
seiner  Geschichte  der  altchristlichen  Kunst  die  phrygische  Denkmälergruppe  be- 
rücksichtigt, an  der  sich  auch  der  unmittelbare  Übergang  zu  christlichen  Denk- 
mälern besonders  gut  verfolgen  läßt.  Seine 
Bemerkungen  über  den  ornamentalen  Stil  des 
Kopfes  und  die  geschichtliche  Bedeutung 
dieser  Umstilisierung  klassischer  Formen  treffen 
jedoch  nicht  nur  auf  den  Berliner  Kopf,  sondern 
auf  die  ganze  Gruppe  der  phrygischen  Denk- 
mäler zu.  Besonders  lehrreich  und  leicht 
faßbar  sind  diese  stilistischen  Vorgänge  bei 
der  Darstellung  des  Gewandes  (vgl. Abb.  3  u.  6). 
Man  muß  weit  in  das  Mittelalter  hinein  gehen, 
um  die  gleiche  Stufe  ornamentalen  Linienspiels 
zu  firiden. 

Der  Umsetzung  plastischer  F~ormen  ins 
Lineare  und  Flächenhafte  begegnen  wir  als 
einem  Zeichen  der  Rückbildung  in  der  gesamten 
provinzialrömischen  Kunst  zu  allen  Zeiten  und 
in  allen  Provinzen  des  Reiches').  Im  Osten 
heben   sich  daraus  zwei  zufällig  besonders  gut 

erhaltene  Gruppen,  die  palmyrenische  und  die  phrygische  Kunst,  heraus,  in 
denen  stärker  als  an  anderen  Stellen  neben  die  rein  negative  Auflösung  des 
Plastischen  das  positive  Element  bewußter  Ornamentalisierung  tritt.  Die  Blütezeit 
beider  Gruppen  fällt  in  die  gleiche  Periode ;  die  palmyrenische  findet  mit 
der  Zerstörung  Palmyras  eher  ein  Ende.  Wir  können  in  diesem  sich  so 
elementar  äußernden  ornamentalen  Triebe  vielleicht  schon  den  gleichen  Geist 
erkennen,  aus  dem  heraus  weit  später  die  allmählich  zunehmende  Ornamen- 
talisierung der  byzantinischen  Kunst  erwuchs.  Als  Äußerungen  dieses  Empfindens 
haben  beide  Gruppen  eine  symptomatische  Bedeutung.  Man  darf  dabei  aber 
nicht  vergessen,  daß  einen  noch  stärkeren  Anteil  sowohl  bei  den  antiken 
Gruppen,  wie  bei  der  nachantiken  Entwicklung  die  Rückbildung  zum  Primi- 
tiven   und   das  Sinken    der  Qualität    haben,    und   darf  vor   allem    den    geschicht- 


Abb.  7. 


Fragment  einer  phrj'gischen 
Grabstele  in  Brussa. 


wird    von    Koerte     (bei    Studniczka,    Tropaeum 
Traiani  132,  Anm.  24)  etwa  in  den  Beginn  des 
dritten  Jahrhunderts  gesetzt. 
')  Vgl.  die  Untersuchungen   von  Studniczka,   Tro- 
Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXXIV. 


paeum  Traiani  123  ff.  S.  auch  Rodenwaldt, 
Zeitschr.  f.  Ästhetik  XIi9i6,483ff.:  Wulff,  Grund- 
linien und  kritische  Erörterungen  zur  Prinzipien- 
lehre der  bildenden  Kunst  58. 

7 


36  G-  Rodenwaldt,  Zeus  Bronton. 


liehen  Einfluß  von  provinzialem  Kunsthandwerk  wie  dem  palmyrenischen  und  dem 
phrygisclien  auf  den  eigentlichen  Verlauf  der  Entwicklung  an  den  Brennpunkten 
des  Kunstschaffens  nicht  überschätzen.  Gewiß  kann  es  uns  indirekte  Aufschlüsse 
geben,  wo  die  große  Kunst,  deren  Züge  sie  übertreibt  und  vergröbert,  größtenteils 
verloren  ist,  wie  in  Syrien,  und  gewiß  ist  es  möglich,  daß  z.  B.  die  kleinasiatischen 
Xaiu-oi,  deren  Inschriften  zuletzt  Mendel  a.  a.  O.  294  ff.  zusammengestellt  hat, 
im  vierten  Jahrhundert  nach  den  neuen  Werkstätten  der  jungen  byzantinischen 
Kunst  strömten  und  zumal  in  die  dekorativen  Arbeiten  etwas  von  den  Handwerks- 
gewohnheiten ihrer  Heimat  mitbrachten.  Aber  wenn  wir  den  Kern  der  Entwick- 
lung zu  fassen  versuchen,  so  sind  Kunstrichtungen  wüe  die  palmyrenische  und  die 
phrygische  nicht  als  unmittelbare  Quellen  der  byzantinischen  Kunst,  sondern  als 
zeitlich  vorangehende  Parallelerscheinungen  anzusehen.  Aus  einer  plötzlichen 
Übernahme  klassischer  Formen  durch  primitive  und  schlechte  Kunstübung  ver-. 
bunden  mit  einem  den  orientalischen  Völkern  eingeborenen  ornamentalen  Empfinden 
entstehen  Kunstwerke,  die  eine  Menge  von  gemeinsamen  Zügen  mit  derjenigen 
Stilstufe  aufweisen,  die  der  langsamer  sich  umformende  Hauptstamm  der  Kunst 
erst  Jahrhunderte  später  erreicht. 

Gießen.  G.  Rodenwaldt. 


TAFEL  I. 


JAHRBUC 


JAHRBUCH  DES  iNSTITt 


DER 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXXIV  1919- 


TAFEL  4. 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXXIV  1919 


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JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXXIV  1919 


TAFEL  6 


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Blick  aus  dem  Megaron  von  Mjkenai  auf  die  argivische  Ebene. 


MYKENISCHE  STUDIEN.  I. 

Mit  Tafel   7 — 9. 


DIE  FUSSBÖDEN  DES  MEGARONS  VON  MYKENAI. 

Jeder  neue  Fund  und  jede  neue  Erkenntnis  verpflichtet  dazu,  auch  Altbekanntes 
und  Durchforschtes  einer  neuen  Untersuchung  zu  unterwerfen.  Die  Ausgrabungen 
in  Tiryns  haben  den  Blick  immer  wieder  auf  die  alte  Herrenburg  von  Mykenai  ge- 
lenkt. Was  das  Megaron  von  Mykenai  an  allgemeiner  historischer  Erkenntnis  bot, 
hat  Chr.  Tsundas,  der  es  mit  gewohnter  Sorgfalt  ausgegraben  und  veröffentlicht 
hat,  uns  gelehrt')  und  wir  dürfen  neue  Untersuchungen  von  ihm  erwarten;  um 
so  dankbarer  bin  ich,  daß  er  mir  gestattet  hat,  durch  eine  Detailuntersuchung 
einen  Nachtrag  zu  seinen  Forschungen  und  eine  Ergänzung  zu  den  Arbeilen  im 
Megaron  von  Tiryns  zu  geben  ^). 

In  seiner  Publikation  des  Megarons  von  Mykenai  (npaxTixot  1886,  59  ff.)  hat 
Tsundas  genau  die  Beschaffenheit  der  Fußböden  und  ihre  Einteilung  in  rechteckige 
Felder  beschrieben,  die  ganz  dem  in  Tiryns  schon  früher  entdeckten  Zustande 
glich.  Seit  R.  Hackl  die  bunte  Bemalung  auf  dem  Fußboden  des  tirynthischen 
Megarons  erkannte  (Tiryns  II  222  ff.),  stand  es  fest,  daß  es  auch  in  Mykenai  eine 
solche  gegeben  haben  müsse,  und  Reste  eines  gemalten  Musters  wurden  seit 
Jahren  im  Hof  des  Megarons  in  Mykenai  gezeigt.  Erst  im  April  191 4  war  es  mir 
möglich,  die  Fußböden  aufzudecken  und  die  vorhandenen  Malereien  aufzunehmen. 
Leider  hat  der  Erhaltungszustand  seit  der  ersten  Ausgrabung   außerordentlich  ge- 


')  ripcixTi-/.^  18S6,  59 ff.;  1888,  29;  Mu-/.rjVai  x-xi 
M'JXTjVato;  iroXiTUa'j;  35  fif. ;  Schuchhardt,  Schlie- 
inanns  Ausgrabungen^  329fr.;  Penot-Chipiez  VI 
342  ff. ;  Noack,  Homerische  Paläste  yff. ;  Durm, 
Baukunst  der  Griechen 3  41  f.;  Schuchhardt,  Präh. 
Zeitschrift  I  1909,  235,  Abb.  15;  Meringer,  Mittel- 
Jaltrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXXiV. 


ländischer  Palast,  Apsidenhaus  u.  Megaron  59, 
Fig-  25. 
*)  Das  Manuskript  dieses  Aufsatzes  ist  im  August 
1914  abgeschlossen  worden.  Einige  Hinweise 
auf  inzwischen  erschienene  Literatur  sind  in  den 
Anmerkungen  hinzugefügt. 

8 


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G.  Rodenwaldt,  Mykenische  Studien.    I. 


litten,  und  die  Ausbeute  war  geringer  als  man  erwarten  konnte;  eine  Entschädigung 
dafür  bot  der  Zufallsfund  einiger  FVagmente  von  der  Wanddekoration  des  Megarons, 
die  im  zweiten  Teil  dieser  Studien  veröffentlicht  werden  sollen. 

Die  Planskizze  Abb.  i ')  zeigt  die  Räume,  in  denen  sich  noch  Reste  der  be- 
malten Stuckfußböden  erhalten  haben.  In  der  Mitte  liegt  der  Hof  (A),  dessen 
südlicher  Teil  herabgestürzt  ist,  so  daß  die  Art  des  Abschlusses  sich  nicht  mehr 
mit  Sicherheit  feststellen  läßt.  Im  Osten  begrenzt  ihn  die  Front  des  Mega- 
rons, in  das  zwei  Vorräume,  die  äußere,  an  der  Front  von  zwei  Säulen  •) 
zwischen .  Anten  getragene  Aithusa  (B)   und  der  innere  Prodomos  (C)  hineinführen. 


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Abb.  i.     Plan  des  Palastes  von  Mykenai. 


Westlich  am  Hof,  aber  nicht  direkt  von  ihm  zugänglich  liegt  das  Zimmer  E  {>; 
bei  Tsundas),  an  dessen  Nordwand  in  der  Mitte  ein  erhöhter  Platz  angebracht  war. 
Der  z.  T.  erhaltene  Fußboden  in  dem  nördlich  davon  liegenden  schmalen  Korridor 
war  unbemalt;  von  dem  Fußboden  in  einem  kleinen  nördlich  oberhalb  des  Me- 
garons gelegenen  Raum  (v  bei  Tsundas)  waren  kaum  noch  Reste  erkennbar. 

Im  Megaron  lief  rings  an  den  Wänden  entlang  ein  einreihiges  Pflaster  von 
Steinplatten,  deren  Längsfugen  jeweils  senkrecht  zur  Wand  stehen.  Es  umrahmt 
die  Hauptfläche  des  Fußbodens,  die  mit  bemaltem  Stuck  überzogen  war.  Im 
Gegensatz  zu  den  tirynthischen  Fußböden,  bei  denen  das  Flächenmuster  den 
ganzen  Raum  überzieht,  ähnelt  diese  Anordnung  dem  Prinzip  der  Fußboden- 
dekoration der  kretischen  Paläste,  wo  indessen  der  innere  Raum  meist  kleiner 
und  mit  einer  Unterlage  von  Stein  versehen  ist,  während  die  äußeren  Steinringe 
in   der  Regel   verdoppelt  sind3).     Das  System   ist   das  gleiche  wie  in  Kreta,   aber 


')  Eine     genaue     architektonische    Aufnahme     des       ')  Die    Basis    der    nördlichen    Aithusasäule    ist    er- 
ganzen   Palastes    wird    von    Tsundas    vorbereitet.  halten,  jedoch  nicht  in  situ  gefunden  worden. 
3)  Vgl.  A.  M.  XXXVI   191 1,  250;  Tiryns  II  237. 


G.  Rodenwaldt,  Mykenische  Studien.     I. 


89 


das  Verhältnis  der  Teile  zueinander  ist  ein  anderes.  Der  Stuckfußboden  muß  zur 
Zeit,  als  Tsundas  ihn  ausgrub,  sehr  viel  besser  erhalten  gewesen  sein,  als  jetzt. 
Er  gibt  an,  daß  sich  2 — 3  Schichten  übereinander  erkennen  ließen,  und  daß  der 
ganze  Boden  durch  4,2 — 4,6  cm  breite  rote  Bänder  in  Rechtecke  eingeteilt  sei, 
deren  Abmessungen  von  1,25  bis  1,40  zu  1,25  m  schwankten.  Jetzt  ist  nur  noch 
ein  Feld  in  der  Nordwestecke,  ein  Randstück  längs  der  Nordseite  und  ein  kleiner 
Rest  am  Herd  erhalten.  Alles  andere  ist  allmählich  von  den  Wurzeln  aufgelöst 
worden;  denn  während  in  Tiryns  die  Art  der  Verbrennung  und  ein  Sinterüberzug 
den  Stuck  steinhart  gemacht  hat,  ist  hier  durch  den  Brand  der  Stuck  zu  einer 
äußerst  leicht  verletzbaren  und  in 
Pulver  zerfallenden  Masse  geworden, 
die  den  eindringenden  Wurzelfasern 
keinen    Widerstand    entgegensetzt. 

An  dem  Stück  an  der  Nord- 
seite lassen  sich  vier  übereinander- 
liegende Schichten  erkennen,  von 
denen  die  oberste  von  ganz  ge- 
ringer Qualität  ist.  Das  Feld  in 
der  Norwestecke  ist  in  der  Längs- 
richtung des  Raumes  1,25  m  lang, 
die  Breite  ist  nicht  festzustellen; 
auf  dem  völlig  verbrannten  Grunde 
sind  schwache  Spuren  eines  roten 
von  West  nach  Ost  gerichteten 
Zickzackmusters  zu  erkennen.  Abb.  2 
zeigt  in  schematischer  Zeichnung 
den  Herd,  das  erhaltene  Stück  des 
Fußbodens  und  die  daraus  sich  er- 
gebende Ergänzung  des  Musters. 
Die   einzig   erhaltene  Breite   eines 

Feldes  in  der  Richtung  West-Ost  ist  1,25  m,  die  einzige  Länge  1,31  m.  Danach 
scheint  es,  als  ob  die  Richtung  der  Felder  quer  zur  Längsrichtung  des  Megarons 
verlaufen  wäre;  aber  bei  der  großen  Unregelmäßigkeit  der  Ausführung,  die  wir 
an  dem  Fußboden  des  Hofes  (s.  unten)  konstatieren  können,  ist  dieser  Schluß 
nicht  unbedingt  sicher.  Die  Musterung  paßt  nicht  zu  dem  Feld  in  der  Nordwest- 
ecke;  beide  Stücke  gehören  daher  offenbar  verschiedenen  Schichten  an.  Von 
einer  oberen  Schicht  ist  nahe  dem  Herdrand  bei  a  (Abb.  2)  ein  kleiner  Rest  mit 
einem  um  etwa  5  cm  nach  Osten  verschobenen  roten  Streifen  erhalten.  Auf  dem 
links  darauf  folgenden  Felde  glaubte  ich  schwache  Spuren  eines  nordsüdlich  ge- 
richteten Musters  zu  erkennen;  alles  andere  ist  völlig  verbrannt. 

Der  Wert  dieses  unscheinbaren  Stückchens  besteht  darin,  daß  es  eine  Er- 
gänzung zu  dem  Fußboden  des  Megarons  von  Tiryns  bildet,  wo  die  ganze  Mitte 
zerstört  ist.     Auch    dort    hätte    bei  der  Rekonstruktion  des  Planes  (Tiryns  II,  Taf. 

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Abb.  2.     Fußboden  in  der  Umgebung  des  Herdes 
im  Megaron  von  Mykenai. 


90 


G.  Rodenwaldt,  Mykenische  Studien.     I. 


XIX)  die  Quadrierung  überall  bis  unmittelbar  an  den  Herdrand  fortgesetzt  werden 
müssen.  Bei  dem  Entwurf  dieses  Planes  war  darauf  verzichtet  worden,  weil  man  nicht 
wußte,  welche  künstlerische  Lösung  das  Zusammenstoßen  des  Rechteckmusters 
mit  dem  Kreis  gefunden  habe.  Jetzt  zeigt  es  sich,  daß  es  zu  griechisch  empfunden 
war,  eine  solche  Lösung  überhaupt  zu  erwarten').  In  Tiryns  ergibt  die  Aus- 
richtung des  Musters  nach  dem  Unterbau  des  »Thronsitzes«  wenigstens  eine  an- 
nähernd  symmetrische   Lage    der   roten  Bänder   zu   dem    Kreise;    in  Mykenai    fiel 

auch  diese  Rücksicht  fort,  so  daß  das 
Rechteckmuster  und  der  Herdrand 
völlig  unvermittelt  aneinander  stoßen. 
Dieser  Fall  von  mangelndem  Takt- 
gefühl ist  für  die  ästhetische  Beur- 
teilung mykenischer  Kunst  nicht  be- 
deutungslos, weil  er  sich  zu  anderen 
primitiven  Zügen  gesellt,  die  vielleicht 
nur  darum  weniger  ins  Auge  fallen, 
weil  uns  meist  nur  Kleinkunst,  große 
Kunst  aber  nur  in  Fragmenten  er- 
halten ist. 

Der  Prodomos  (C,  Abb.  3,  nur 
die  nördliche  Hälfte)  hat  ebenfalls 
entlang  den  Wänden  eine  Reihe  von 
Steinplatten  (die  Angabe  der  Fugen 
auf  der  Abbildung  ist  willkürlich),  so. 
daß  nur  ein  sehr  schmaler,  langer 
Streifen  iri  der  Mitte  für  den  bemalten 
Stuckfußboden  übrig  bleibt.  Der  frei- 
liegende Stuckfußboden  ist  zerstört, 
während  der  nördliche  Teil  des  Raumes 
noch  von  den  Unterschüttungen  der 
südöstlichen  Tempelecke  bedeckt  ist,  die  durch  Auswaschungen  leider  außer- 
ordentlich gefährdet  ist.  Es  war  daher  nur  mit  großer  Vorsicht  möglich,  ein 
kleines  Stück  von  dem  Schutt  abzugraben,  unter  dem  sich  die  in  Abb.  3  einge- 
tragenen kleinen  Reste  des  Fußbodens  fanden,  die  zum  Glück  zu  vier  aneinander- 
stoßenden Feldern  gehören.  Es  zeigte  sich  links,  vom  Eingang  aus  gesehen,  ein 
blaues,  daneben  ein  gelbes,  über  dem  blauen  ein  hellrotes,  daneben  wieder  ein 
blaues  Feld,  durch  dunkelrote  Bänder  voneinander  getrennt.  Auf  der  Abbildung 
sind  die  Farben  durch  verschiedene  Töne  bezeichnet.  Alle  Felder  trugen  das- 
selbe Muster,  das  wir  im  Hofe  wiederfinden  werden,  abwechselnd  dunkelrote  und 
schwarze,  mit   weißen  Pünktchen  besetzte  Zickzacklinien.     Damit   ist   das  Schema 


Abl>.  3. 


Fußboden  im  Prodomos  des  P.ilastes  von 
Mykenai.     Nördliche  Hälfte. 


')  Auch  im.  »Frauenmegaron«  von  Tiryns  (a.  a.  O. 
Taf.  XX)  ist  auf  die  sehr  naheliegende  Lösung 
verzichtet    worden;    wir    werden    uns    daher    auf 


den  von  dem  rechteckigen  Herde  durchschnittenen 
Feldern  sowohl  die  Färbung  wie  die  Muster  fort- 
gesetzt denken  mtissen. 


G.  Rodenwaldt,  Mykenischc  Studien.  '  I.  g  i 


für  die  Gesamtdekoration  gegeben:  schräge,  von  rechts  oben  nach  links  unten 
laufende,  abwechselnd  hellrote,  blaue,  gelbe,  blaue  Felderreihen.  Sicher  gegeben 
ist  auch  die  Breite  der  Felder,  nämlich  68  cm.  Da  zwischen  dem  erhaltenen 
Querband  und  dem  Plattenbelag  an  der  linken  Schmalwand  nur  für  zwei  Felder 
Platz  ist,  ergibt  sich  eine  Breite  von  73 — "jä,  cm').  Mit  dem  Vorbehalt  geringer 
Schwankungen,  die  von  der  nicht  sicher  bestimmten  Breite  der  seitlichen  Platten- 
reihen abhängen,  ist  damit  die  Fußbodendekoratioh  dieses  Raumes  ausreichend 
bestimmt. 

So  unbedeutend  diese  Reste  an  sich  sind,  so  wertvoll  werden  sie  durch  eine 
Vergleichung  mit  der  entsprechenden  Dekoration  des  tirynthischen  Megarons  für 
die  Erkenntnis  des  in  beiden  Bauten  sich  äußernden  Raumgefühls.  In  Mykenai 
ist  jeder  einzelne  Raum  des  Megarons  für  sich  dekoriert,  der  rings  umlaufende 
Plattenrand  gibt  mit  seinen  Fugen  überall  die  Richtung  auf  die  Mitte,  beschränkt 
und  konzentriert  den  Blick  auf  den  einzelnen  Raum.  In  Tiryns  dagegen  (vgl. 
Tiryns  II  Taf  XIX)  gibt  das  überall  bis  an  die  Wand  durchgeführte  gleichmäßige 
Rechtecksystem  mit  seiner  ausgesprochenen  Längsrichtung  dem  Blick  eine  ganz 
bestimmte  Richtung,  nämlich  nach  der  Rückwand  des  Megarons,  der  die  seitliche 
Stellung  der  Muster  mit  Rücksicht  auf  den  Thronsitz  untergeordnet  ist.  Und  der- 
selben Blickrichtung  folgt  die  Dekoration  der  beiden  Vorräume,  ohne  sich  nach 
ihrer  Breitenausdehnung  zu  richten.  So  wurden  durch  die  Dekoration  der  Fuß. 
böden  in  Tiryns  alle  drei  Räume  zu  einem  einzigen  Räume  vereinigt;  die  Vor- 
zimmer führen  keine  Sonderexistenz,  sondern  sind  dienende  Teile  des  Ganzen 
und  leiten  den  Eintretenden  unauthaltsam  in  bestimmter  Richtung  in  den  Haupt- 
raum- hinein-).  Dasselbe  Raumgefühl  äußert  sich  in  der  Verbindung  von  Aithusa 
und  Prodomos;  die  trennende  Wand  ist  in  Tiryns  ganz  in  Türen  aufgelöst  3), 
während  in  Mykenai  eine  einzige  Tür  in  der  Mitte  die  Wand  durchbricht. 
Daß  das  Megaron  von  Mykenai  in  frühmykenische,  das  tirynthische  in  spätmyke- 
nische  Zeit  gehört,  ist  aus  anderen,  von  dieser  Betrachtung  ganz  unabhängigen 
Gründen  gesichert 4).  Wir  haben  hier  also  wirkliche  Entwicklung  vor  uns:  Das 
Megaron  von  Mykenai  ist  Frührenaissance,  das  von  Tiryns  Barock.  Zu  ausschließ- 
lich   hat    sich    die  Beurteilung   der   spätmykenischen  Periode  als  einer  Zeit  tiefer 

')  Die  Felder  sind  also  beträchtlich  kleiner  als  im  dagegen  zentral  komponierte  Decken,  wie  die 
Megaron  und  im  Hofe,  während  eine  Teilung  in  erhaltene  Steindecke  von  Orchomenos  (Schlie- 
zwei  Reihen  ungefähr  die  gleiche  Größe  ergeben  mann,  Orchomenos  Nr.  I ;  Schuchhardt  Abb.  32 1 ; 
hätte.  Aber  auch  in  den  Korridoren  von  Tiryns  Perrot-Chipiez  VI  543  f. ;  eine  zuverlässige  Ab- 
finden wir  immer  eine  dreireihige  Einteilung.  Offen-  bildung  steht  noch  heute  aus). 
bar  empfand  man,  daß  erst  mit  drei  Reihen  dem  3)  Es  war  also  unrichtig,  diese  Auflösung  als 
Flächencharakter  des  Musters  Genfige   getan  sei.  Folge   eines   stärkeren   kretischen  Einflusses   auf- 

^)  Ein   den  Fußböden  entsprechendes  System   wer-  zufassen  (A.  M.  XXXVI   191 1,    249).     Vgl.   No-, 

den    wir   für  die  Decken  anzunehmen  haben,    in  ack,  Ovalhaus  und  Palast  22f. 

Tiryns   ein   gleichmäßig    die   ganze  Fläche    aus-  4)  A.  M.  XXXVI  191 1,  249  (Rodenwaldt);  XXXVIII 

füllendes  Muster,  wahrscheinlich  ein  solches,  das  I9i3i    79  ff.  (K.  Müller)  u.  336f.    (Dragendorff). 

eine   bestimmte   Richtung   hat,    in   Mykenai    und  Meringer  a.  a.  O.  S.  sgf.  kennt  die  richtige  Da- 

in   den  einzelnen  Räumen  der  kretischen  Paläste  tierung  noch  nicht  und  beurteilt  die  Stellung  des 

Megarons  von  Mykenai  infolgedessen  falsch. 


Q2  G.  Kodenwaldt,  Mykenische  Studien.    I. 


künstlerischer  Degeneration  von  der  Betrachtung  der  Kleinkunst  leiten  lassen  >); 
wie  in  der  römischen  Kunst  erkennen  wir  in  dieser  Spätzeit  eine  Steigerung  des 
architektonischen  Wollens  und  Könnens^). 

Auch  im  Vergleich  mit  den  kretischen  Palästen  bedarf  das  Megaron  von 
Tiryns  einer  Apologie.  Die  Zahl  und  Ausdehnung  ihrer  Räume  und  die  Pracht 
der  Ausstattung  hat  darüber  hinwegsehen  lassen,  daß  die  künstlerische  Gestaltung 
des  Raumkomplexes  auf  einer  außerordentlich  tiefen  Stufe  steht.  Die  durch- 
gehenden Mauerlinien,  denen  Noack  besondere  Aufmerksamkeit  gewidmet  hat  3), 
zeigen  wohl  eine  gewiß  nicht  zu  unterschätzende  technische  Ökonomie,  stehen 
aber  nirgends  im  Dienste  einer  künstlerischen  Komposition.  Nirgends  finden  wir 
eine  Raumgruppe  zu  einem  einheitlichen  Ganzen  vereinigt,  nirgends  ein  Hinführen 
auf  einen  Höhepunkt,  eine  Betonung  oder  Heraushebung  eines  besonderen  Mittel- 
jjunktes.  Alles  ist  Addition  von  nebeneinanderliegenden  Räumen,  eine  fast  bei- 
spiellos quantitative  Steigerung  eines  primitiven  Architekturgefühls  4).  Wo  wir  einmal 
eine  imponierende  Fassade  finden,  wie  an  der  Nordwestwand  des  Hofes  oder 
dem  Westportals)  von  Phaistos,  liegen  keine  dem  Aufwand  entsprechenden 
Räume  dahinter,  wo  einmal,  wie  an  dem  sogenannten  Thronsaal  von  Knossos,  die 
Lage  der  Vorhalle  eine  gewisse  Zusammenfassung  und  bestimmte  Richtung  zu  er- 
geben scheint,  sorgt  die  Dekoration  des  Fußbodens  dafür,  daß  wir  der  Isoliert- 
heit der  einzelnen  Räume  bewußt  bleiben.  Wie  dagegen  in  Tiryns  der  Eintretende 
mit  genialer  Ausnutzung  des  ansteigenden  Terrains  von  einem  Vorhof  zum  anderen, 
von  einem  Propylon  zum  anderen  geführt  wird,  bis  sich  zuletzt  die  mächtige 
Fassade  des  Megarons  in  eindrucksvoller  Symmetrie  mit  den  flankierenden  Säulen- 
hallen in  der  Achse  des  Hofes  erhebt,  wie  alles  auf  diese  eine  Schlußwirkung  be- 
rechnet ist,  wie  einer  Richtung,  einem  Ziel  alles  andere  sich  unterordnet,  —  das 
ist  eine  Architekturkomposition,  wie  sie  erst  der  Hellenismus  wieder  erreicht   und 

')  Der    unleugbare    starke    Verfall    hat    jedoch    in  seits    in     der    griechisch-römischen    Kunst    vgl. 

neuerer  Zeit  zu  einer  übertriebenen  Unterschätzung  Rodenwaldt,  Zeitschrift  f.  Ästhetik  u.  allg.  Kunst- 

der  spätmykenischen  Keramik  geführt.     Die  De-  Wissenschaft  XI,  1916,439 f.;  Wulff,  Grundlinien 

koration  der  Vasen  der  ersten  und  zweiten  spät-  und  krit.  Erörterungen   75. 

minoischen  Epoche   steht  gewiß  der  großen  Kunst  3)  Homerische    Paläste    und    Ovalhaus    und    Palast, 

sehr  viel  näher  als  später;  damit  hängt  auch  die  passim.     Noack    legt    ausgezeichnet    das    Wesen 

Vorliebe  für  das  große  Format  zusammen.  Aber  die  und  die  Verschiedenheit  der  kretischen  und  fest- 

Formen    sind   nicht   immer  befriedigend,   und  es  ländischen   Paläste    und   ihrer   einzelnen    Räume 

fehlt    oft    eine    harmonische    Unterordnung    der  dar,    berücksichtigt    aber    m.  E.    zu    wenig    den 

Malerei  unter  den  dekorativen  Zweck.     In  beiden  künstlerischen  Aufbau   im  Verhältnis  der  Räume 

zeigt    die    spätmykenische   Keramik    einen    Fort-  zueinander  und  kommt   daher  zu  einem  falschen 

schritt;  Becher  wie  Furtwängler-Löschcke,  Taf.  11,  Werturteil  über  die  kretischen  Paläste.    Die  durch- 

XI,  XXI  u.  a.  m.  sind    in   rein   ästhetischer  Be-  gehenden  Linien  wären  erst  dann  von  ästhetischer 

Ziehung  als  kunstgewerbliche  Leistung  den  älteren  Bedeutung,    wenn   sie  Bauachsen   und   nicht  nur 

Vasen    zweifellos    überlegen,     und    zwar    ist    die  Baufluchten     wären    (vgl.    Durm,     Baukunst    der 

Entwicklung    des  Stilgefühls    die  gleiche   wie  in  Griechen  4  71).     Auch  v.  Salis,    Kunst  der  Grie- 

der  Architektur.  chen  13  spricht  noch  irrig  von  Achsengliederung. 

')  Zu    der  Divergenz   der  Entwicklung  von  Plastik  4)  Vgl.  v.  Salis,  Kunst  der  Griechen    13  ff. 

und  Malerei    einerseits   und  Architektur  anderer-  5)  Mon.  d.  Line.  XIV  Taf.  27,  30  u.  31. 


G.  Rodenwaldt,  Mykenische  Studien.    I.  q3 


überboten  hat.  Bei  diesem  Gegensatz  zwischen  Kreta  und  Tiryns  müssen  wir 
außer  dem  zeitHchen  Unterschied  noch  ein  zweites  Moment  berücksichtigen.  Viel- 
leicht dürfen  wir  in  diesem  Streben  nach  künstlerischer  Komposition  das  Wirken 
griechischen  Geistes  erkennen  im  Gegensatz  zu  dem  ungriechischen  Charakter 
der  kretischen  Kunst;  während  er  in  der  bildenden  Kunst  unter  der  Übermacht 
der  überlegenen  kretischen  Malerei  und  Skulptur  erstickte  (vgl.  Tiryns  II  203 f.), 
konnte  er  sich  in  der  Architektur  frei  entfalten  und  die  im  nordischen  Megaron 
an  sich  latent  enthaltenen  Ideen  der  Bewegung  und  Konzentration  zum  Ausdruck 
bringen.  In  dem  sehr  viel  älteren  Megaron  von  Mykenai  hat  diese  Entwicklung 
noch  nicht  begonnen,  gehemmt  von  dem  unmittelbar  wirksamen  Einfluß  der 
kretischen  Kunst. 

In  dem  vor  dem  Megaron  liegenden  Hof  sind  seit  der  ersten  Ausgrabung 
durch  Tsundas  die  Unterschüttungen  und  Fundamente  der  südwestlichen  Tempel- 
ecke beseitigt  worden  (flpa/Ttza  1888,  29).  Die  Nordwand  und  der  dahinter  liegende 
Korridor  sind  daher  in  ihrem  Verlaufe  jetzt  klar  zu  erkennen.  Dagegen  sind  die 
späteren  Hausmauern  »geometrischer«  Zeit,  die  wie  die  Tempelfundamente  im 
Megaron  von  Tiryns  unmittelbar  auf  dem  mykenischen  Stuckfußboden  liegen,  zum 
größten  Teil  erhalten  geblieben.  Entlang  der  Nordwand  hat  sich  nun  ein  Streifen 
eines  bemalten  Stuckfußbodens  erhalten  (Taf  7).  Bemalung  des  Fußbodens  in 
einem  unbedeckten  Räume  ist  bisher  nirgends  nachgewiesen,  und  die  gute  Er- 
haltung der  Farben  und  Muster  wäre  ohne  Annahme  einer  schützenden  Decke 
unerklärbar.  Wir  werden  also  vor  die  Frage  gestellt,  was  für  eine  Bedeckung 
wir  anzunehmen  haben  und  ob  dieser  Zustand  der  ursprüngliche  ist. 

Schon  Tsundas  hatte  hervorgehoben,  daß  die  Nordwand  des  Hofes  z.  T.  aus 
isodomen  Quaderschichten  besteht;  der  genaue  Sachverhalt  ist  erst  durch  die 
weitere  Freilegung  festgestellt  worden.  Taf  8,  i  zeigt  links  den  Beginn  der  Quader- 
mauer in  0,80  m  Abstand  von  der  Nordwestecke  des  Hofes,  rechts  sein  Ende, 
das  mit  einem  um  13  cm  vorspringenden  Mauerabsatz  (Taf  7)  zusammenfällt. 
Der  Sockel  dagegen  setzt  sich  ununterbrochen  nach  Osten  fort  und  endet  erst 
mit  der  Ante  des  Megarons.  Ebenso  lief  über  dem  Sockel  ein  horizontaler  Holz- 
balken von  der  Nordwestecke  bis  zur  Megaronante").  Das  Megaron  und  die  ganze 
Nordwand  sind  also  gleichzeitig,  mithin  frühmykenisch.  Der  obere  Teil  der  Wände 
besteht  aus  Bruchsteinen  mit  Ausnahme  des  einen,  aus  Quadern  gemauerten  Teils. 
In  der  obersten,  vierten  Quaderschicht  befinden  sich  an  der  Oberseite  viereckige 
Zapfenlöcher;  es  kann  hier  entweder,  worauf  mich  Mackenzie^)  hinwies,  ein  Fenster 
für  den  in  einem  höheren  Niveau  verlaufenden  Korridor  gewesen  sein,  oder  es 
hat  hier,  was  wohl  vorzuziehen  ist,  wiederum  ein  durchlaufender  horizontaler  Holz- 
balken   gesessen,    wie    ihn    die  Quadermauern    der  kretischen  Lichthöfe   zeigen  3). 


•)  In    dem    aus  Quadern   gebauten  Teil    der  Mauer  delten  Fragen  mit  Duncan  Mackenzie  besprechen 

ist    die   Höhlung    des  Balkens    jetzt    mit    kurzen  zu  können;   er  hatte,  wie  auch  Kurt  Müller,  schon 

Steinen  ausgesetzt.  vor  meiner  Untersuchung  der  Baugeschichte   von 

')  Es  war  mir  von  großem  Wert,    die   hier  behan-  Mykenai  sein  Interesse  zugew.indt. 

3)  Vgl.  B.  S.  A.  VII  112,  Fig.  34;  VIII  64.  Fig.  31. 


Q^  G.  Rodenwaldt,  Mykenische  Studien.    I. 


Gleiche  Löcher  finden  sich  auf  den  Sockelsteinen  der  Scheidewand  zwischen  dem 
Hof  und  Zimmer  E.  Auch  hier  lag  über  dem  Sockel  zunächst  ein  horizontaler 
Holzbalken,  darüber  eine  Quadermauer,  deren  Steine  noch  in  Sturzlage  gefunden 
wurden  (Tsundas,  S.  65).  Der  Sockel  der  Westwand  ist  niedriger  als  der  der 
Nordwand  und  liegt  an  der  Ecke  mit  jener  nicht  im  Verbände,  braucht  jedoch 
deshalb  nicht  jünger  zu  sein. 

Gleiche  Quadermauern  zeigen  bekanntlich  die  Lichthöfe  der  kretischen  Pa- 
läste; wiederum  haben  wir  hier  ein  Symptom  des  unmittelbaren  kretischen  Ein- 
flusses, der  auch  sonst  für  diesen  Palast  und  die  ganze  frühmykenische  Kunst 
charakteristisch  ist.  Warum  nun  aber  das  Aufhören  der  Quadermauer  an  dem 
Mauerwinkel?  Er  muß  in  irgendeiner  Verschiedenheit  des  vor  der  Wand  liegen- 
den Raumes  begründet  sein,  und  man  möchte  nach  Analogie  der  kretischen 
Parallelen  am  ehesten  annehmen,  das  nur  an  der  Quadermauer  offener  Hof  und 
von  dem  Absatz  an  ein  gedeckter  Raum  war.  Es  könnte  hier  das  Dach  weiter 
vorgesprungen  haben,  oder  es  könnte  auch  in  der  Flucht  des  Mauerabsatzes  oder 
ein  wenig  zurück  eine  Säulenreihe  gestanden  haben,  die  vor  dem  Megaron  eine 
ähnliche  Halle  ergeben  würde,  wie  sie  häufig  vor  den  kretischen  Pfeilersälen  liegt. 
Nur  eine  Tiefgrabung  unter  dem  Fußboden  könnte  hierüber  vielleicht  Aufschluß 
geben.  Mit  Sicherheit  dagegen  können  wir  sagen,  daß  zu  der  Gliederung  der 
Wand  der  Fußboden  in  keiner  Beziehung  steht;  er  läuft^  ohne  Rücksicht  auf  den 
Absatz  zu  nehmen,  an  der  ganzen  Mauer  entlang,  auch  dort,  wo  wir  für  die  ur- 
sprüngliche Anlage  offenen  Hof  anzunehmen  haben.  Dadurch  wird  es  zweifellos, 
daß  der  Fußboden  einem  jüngeren  Zustande  angehört. 

Wie  weit  hat  der  bemalte  Fußboden  gereicht?  Von  der  bemalten  Schicht, 
die  äußerst  verletzlich  und  größtenteils  von  den  Wurzelfasern  aufgelöst  ist,  haben 
sich  nur  drei  Felderbreiten  erhalten.  Darunter  befindet  sich  jedoch  eine  Unter- 
lage aus  sehr  viel  festerem,  mit  kleinen  Steinchen  durchsetzten  Stuck,  die  sich  weit 
nach  Süden  fortsetzt  und  auch  zwischen  den  späteren  Hausmauern  überall  erhalten 
ist.  Es  liegt  zunächst  der  Gedanke  nahe,  daß  längs  der  Nordwand  sich  in  jüngerer 
Zeit  eine  Säulenhalle  hinzog,  deren  Boden  eben  die  bemalte  Stuckschicht  bildete, 
während  der  übrige  Teil  unbemalt  war').  Die  Front  dieser  Säulenhalle  könnte 
jedoch  unmöglich  südlicher  als  die  Front  der  nördlichen  Aithusasäule  gelegen 
haben.  Nun  ist  jedoch  bis  in  diese  Flucht  und  die  entsprechende  des  Mauerabsatzes 
die  untere  Stuckschicht 2)  völlig  intatt  ohne  jede  Unterbrechung  erhalten,  ohne  daß 
irgendeine  Spur  für  eine  "Stütze  zu  erkennen  wäre.  Danach  muß  man  schließen, 
daß  nicht  nur  ein  Teil,  sondern  der  ganze  Hof  mit  bemaltem  Stuck  überzogen 
war.     Dem    entspricht   auch    die  Art  der  Quadrierung;    bei   einer   schmalen  Halle 


>)  Nicht  mit  Sicherheit  erklärbar  ist  es,  warum  die  als    gewöhnlich   vorspringend   geplant   und   aus- 

Qii.idermauer  westlich  80  cm  vor  der  Ecke  auf-  geführt  war. 

hört.     Möglich   ist   es,   daß   hier   das  Dach   von       ^)  Dort  liegen  auch  noch  in  der  Flucht  der  Megaron- 
vornherein,    zugleich   als  Schutz   für  die  in  dem  säule  neben  der  späteren  Mauer  auf  der  unteren 

Korridor  i    (bei   Tsundas)    führende   Tür,   weiter  Schicht   schlecht    erhaltene    Stuckreste,    die    ver- 

mutlich zu  der  bemalten  Schicht  gehören. 


G.  Rodenwaldt,  Mykenische  Studien.    I.  gc 


würden  wir  ausschließlich  Längsfelder  und  Längsmuster  erwarten.  Daraus  ergibt 
sich  die  höchst  überraschende  Wahrscheinlichkeit,  daß  in  einer  jüngeren  Periode 
der  ganze  Hof,  der  ja  nicht  größer  als  das  Megaron  ist,  in  einen  überdeckten 
Innenraum  verwandelt  wurde.  Zu  untersuchen,  ob  dieser  Raum  noch  irgendwelche 
Stützen  gehabt  hat  und  ob  unter  dem  Fußboden  sich  Reste  des  älteren  Zustandes 
auffinden  lassen,  lag  außerhalb  meiner  speziellen  Aufgabe;  die  Lösung  dieser 
Frage  bringen  hoffentlich  Tsundas'  neue  Untersuchungen.  Der  Zeitpunkt  dieser 
Umgestaltung  läßt  sich  nur  nach  dem  Stil  der  Malerei  bestimmen,  und  dieser  weist 
in  die  spätmykenische  Periode  (s.  unten).  Der  Grund  ist  wohl  nicht  darin  zu 
suchen,  daß  der  Absturz  des  Megarons  schon  in  dieser  Zeit  erfolgt  ist  —  soweit 
die  Reste  der  Bemalung  des  Fußbodens  und  des  Herdes  ein  Urteil  gestatten, 
stammen  sie  aus  derselben  Zeit  wie  die  Fußböden  im  Prodomos  und  im  Hofe  — , 
sondern  in  der  Steigerung  des  Raumbedürfnisses,  das  auf  dem  engen,  schmalen 
Plateau  anders  nicht  befriedigt  werden  konnte.  Die  Beleuchtung  kann  keine  be- 
sonderen Schwierigkeiten  gemacht  haben;  denn  für  das  Megaron  muß  ja  in  jedem 
Fall  eine  eigene  Lichtquelle')  angenommen  werden.  Dieser  Baukomplex  bestand 
vermutlich  bis  an  das  Ende  der  mykenischen  Epoche,  wo  er  gänzlich  vernichtet 
wurde;  das  kleine  Haus  der  geometrischen  Periode  ist  zwar  bis  zu  dem  Stuck- 
fußboden fundamentiert,  hat  aber  eine  andere  Orientierung,  die  schwerlich  ge- 
wählt worden  wäre,,  wenn  die  Westmauer  des  Hofes  noch  aufrecht  gestanden 
hätte.  Jede  Erinnerung  an  das  Megaron  war  wohl  geschwunden,  als  nach  Jahr- 
hunderten die  neue  Bevölkerung  der  alten  Burggöttin,  deren  Kult  sie  übernommen 
hatte,  den  Tempel  baute ^),  dessen  Front  sich  nach  dem  durch  den  Absturz  der 
südlichen  Megaronhälfte  entstandenen  Hügelkontur  richtete. 

")  Während  man  früher  meist  ein  Terrassendach  auf  unsicher,   um   sie  für  diese  Frage  zu  verwenden, 

den   Megara    von  Mykenai    und    Tiryns     rekon-  zumaf  für  Kreta  die  regelmäßige  Anwendung  des 

struierte,  schreibt  man  ihnen  neuerdings  (vgl.  die  flachen  Daches  keinem  Zweifel  unterliegt. 
von  V.  K.  Müller,  A.  M.  XXX.^^II  1917,  I44-Anm.  4       2)  Zu  der  Kontinuierlichkeit  des  Kultes  vgl.  A.  M. 

angegebene    Literatur)  mitunter     ein    Satteldach  XXXVII  1912,  I29ff.  —  Nur  andeuten  kann  ich 

zu,  aus  der  richtigen  Erkenntnis,  daß  das  Sattel-  hier,   daß  die  herrschende  Ansicht  von  der  Ent- 

dach  wesentlich   und  ursprünglich  zum  Megaron  stehung  des  griechischen  Tempels  ■aus  dem  my- 

gehört.     Trotzdem  ist  es  äußerst  fraglich,   ob  das  kenischen  Megaron  sowohl   architektur-    wie  reli- 

Satteldach    sich    gegenüber   dem    mächtigen  kre-  gionsgeschichtlich  höchst  problematisch  ist.    Eine 

tischen  Einflüsse  gehalten  hat,  der  doch  die  De-  Benutzung   des  Megarons   als  Kultraum   oder  ein 

koration    der   Fassade   bestimmt   hat.     Sämtliche  direkter  Zusammenhang  zwischen  einem  Megaron 

festländischen  Architekturdarstellungen  zeigen  das  und   einem   Tempel    ist   nirgends    nachgewiesen, 

flache  Dach;    sollte    das  ausschließlich    auf  bild-  Auch  Frickenhaus'  scharfsinnige    Untersuchungen 

licher  Tradition  beruhen,  wo  doch  z.  T.  auf  den-  in  Tiryns  (Tiryns  I  31  ff.)  haben    nicht   den    ge- 

selben    Darstellungen    und    im    Zusammenhange  ringsten   positiven    Beweis    dafür    erbracht,    daß 

damit  (Bulle,    Orchomenos,    Taf.  28 ;    ferner   ein  das  Megaron  sich  bis  in  das  siebente  Jahrhundert, 

im   zweiten  Teil    dieser  Untersuchungen   zu   ver-  die  Erbauungszeit  des  Tempels,    gehalten   hätte; 

Öffentlichendes,  neugefundenes  Wandgemälde  aus  die  erhaltenen  Mauern  sind  nur  Fundamente,  die 

dem  Megaron  von  Mykenai)  spezifisch  festländische  Umbauten  des  Altars  fallen  wahrscheinlich  schon 

Themata   behandelt   werden?     Die  Deutung    der  in   mykenische  Zeit,    der   Altar  braucht  zur  Zeit 

von  Evans,  J.  H.  St.  XXXII   1912,   285,   Fig.   i  des  Tempels  gar  nicht  mehr  sichtbar  gewesen  zu 

abgebildeten  kretischen  Gemmen  scheint   mir  zu  sein.   Andererseits  zeigen  gerade  die  ältesten  Teni- 


96 


G.  Rodenwaldt,  Mykenische  Studien.    I. 


Das  Muster  des  Fußbodens  zeigt  die  übliche  Einteilung  in  rechteckige  Felder, 
die  durch  5  cm  breite,  dunkelrote,  mit  eingetieften')  Konturen  versehene 
Bänder  hergestellt  wird.  Die  zwei  erhaltenen  Felderbreiten  in  nordsüdlicher  Rich- 
tung betragen  1,07  m;  in  der  Richtung  von  Westen  nach  Osten  schwanken  sie 
außerordentlich,  zwischen  0,98  (erstes  Feld  im  Osten)  und  1,25  m.  Infolgedessen 
kann  man,  da  das  Verhältnis  der  Länge  und  Breite  sich  teilweise  umkehrt,  nicht 
die  Gesamtrichtung  des  Musters  bestimmen;  wegen  der  Breite  des  Raumes  sollte 
eine  sehr  ausgeprägte  Bewegung  offenbar  vermieden  werden.  Doch  wird  man 
der  Richtung  von  Norden  nach  Süden  wohl  den  Vorzug  geben,  da  dafür  außer 
der  Richtung  des  ganzen  Raumes  auch  die  Ausführung  spricht.  Man  begann 
offenbar  im  Osten ;  beim  weiteren  Vorgehen  merkte  man,  daß  am  anderen  Ende 
sich  kein  glattes  Aufgehen  ergab,  und  suchte  durch  starke  Verbreiterung  ein  solches 
zu  erreichen;  schließlich,  als  das  Breitenmaß  ohne  zu  große  Verzerrung  sich  nicht 
mehr  steigern  ließ,  mußte  man  sich  doch  damit  abfinden,  ein  schmales  Restfeld 
übrig   zu   lassen.     Daß    man   keine  Korrektur   versuchte,    wird   wohl    daran  liegen. 


pel  in  ihren  Proportionen,  der  langen,  schmalen 
Cellaform,  den  stärksten  Gegensatz  zum  Megaron, 
so  in  Mykenai,  Tiryns  und  Orchomenos.  Da- 
gegen kennen  wir  diese  schmale  Form  aus  Troia  II 
und  z.  T.  aus  Thessalien.  Ferner  zeigen  einige 
der  ältesten  Tempel,  Thermos  und  der  älteste 
Tempel  der  Artemis  Orthia  in  Sparta  (BSA.  XVI 
18 ff.;  XIV  i7flF.)  die  Reihe  von  Mittelstutzen, 
die  wir  als  eine  nicht  von  Kreta  oder  dem  Fest- 
lande beeinflußte  Form  in  Troia  VI  (C)  finden. 
Daß  die  Querwände  des  Heraiohs  von  Olympia 
eine  Vorstufe  in  Thessalien,  in  Tsangli  (Wace- 
Thorapson,  Prehistoric  Thessaly  115,  Fig.  64) 
haben,  sei  nur  nebenbei  erwähnt.  Gleichzeitig 
leben  im  Kurvenbau  (Olympia,  Thermos,  Delphi, 
Kabirion,  Eretria,  Akropolis  usw.^  alte,  von  der 
kretisch-mykenischen  Architektur  fast  unterdrückte 
Formen  auf,  die  sich  wohl  im  Privatbau,  nament- 
lich in  peripheren  Gegenden  (besonders  wohl  in 
Böotien)  gehalten  hatten.  Ferner  ist  die  Idee 
des  Tempels  an  sich,  des  isolierten  Kulthauses 
als  Mittelpunktes  der  Gemeinde,  etwas  gänzlich 
Neues,  zu  dem  keine  Vorstufen  in  der  mykenischen 
Zeit  hinfuhren.  Wenn  wir  nun  bedenken,  daß 
gleichzeitig  mit  dem  Ende  der  mykenischen  Kultur 
eine  neue  Bevölkerung  aus  dem  Norden  kam, 
die  trotz  ihrer  Primitivität  einen  eigenen  Stil  mit- 
brachte und  entwickelte,  daß  diese  Bevölkerung 
ja  doch  eigene  Kultformen  gehabt  haben  muß 
und  daß  nichts  in  der  Fremde  so  genau  beibe- 
halten wird  wie  die  Form  des  Gotteshauses,  so 
liegt    die  Annahme    doch   sehr   viel    näher,    daß 


die  neuen  Einwanderer  die  Idee  und  die  Form 
des  Tempels  aus  ihren  nördlichen  Wohnsitzen 
mitbrachten,  in  deren  älterer  Architektur  wir  nun 
tatsächlich  die  nächstverwandten  Vorstufen  finden. 
Der  archaisch-griechische  Tempel  ist  ein  junges 
Reis  aus  demselben  Stamm,  aus  dem  ein  halbes 
Jahrtausend  frUher  das  mykenische  Megaron  ab- 
zweigte. Ob  die  Säulen  zwischen  den  Anten 
schon  im  Norden  eingefügt  wurden,  oder  erst  in 
Griechenland  als  Einwirkung  mykenischer  Bau- 
weise, wie  auch  die  geometrischen  Vasen  einige 
mykenische  Elemente  aufnehmen,  oder  unab- 
hängig davon  in  noch  späterer  Zeit,  das  ist  eine 
sekundäre  Frage,,  die  zunächst  wohl  noch  nicht 
beantwortet  werden  kann.  Daß  die  neuen  Be- 
wohner eigene  Kulte  und  eine  eigene  Tempel- 
form mitbrachten,  schließt  natürlich  nicht  aus, 
daß  sie  alteingesessene  Kulte  in  irgendeiner  Form 
übernahmen.  In  diesem  Sinne  kann  der  Kult  der 
Athena  in  Mykenai  oder  der  Hera  in  Tiryns  bis 
in  mykenische  Zeit    zurückreichen  (vgl.  Tir)'ns  II 

94)- 
')  Tiryns  II  208.  Ein  Beispiel  für  die  mit  der  ge- 
spannten Schnur  eingepreßten  geraden  Hilfs- 
linien aus  der  römischen  Malerei  ist  im  Nasonier- 
grabe  an  der  Via  Flarainia  erhalten.  Leider 
sind  in  Pompeji  und  Rom  technische  Einzel- 
heiten wie  Vorzeichnung  und  äußere  Hilfsmittel 
an  den  Gemälden  bisher  nicht  genügend  beob- 
achtet worden.  Vgl.  Arch.  Anz.  1914,  450; 
Arch.' Jahrb.  XXXI  1916,  168  (Weege);  Rom. 
Mitt.  XXXII   iqi7,   17  Anm.   13. 


G.  Rodenwaldt,  Mykenische  Studien.    I.  07 


daß  die  Arbeiter  ohne  vorherige  Berechnung  sofort  mit  der  Schnur  die  vertieften 
Linien  für  die  Bänder  herstellten,  die  sich  nicht  mehr  tilgen  ließen. 

Die  Oberfläche  ist  meist  so  stark  verbrannt,  daß  die  Bemalung  sich  nur  mit 
Mühe  oder  überhaupt  nicht  mehr  erkennen  läßt.  Nur  in  der  Nordostecke  sind 
die  Muster  gut  erhalten ;  Taf  8,  2  zeigt  deutlich  in  der  Ecke  die  Kreise,  vorn  das 
Zickzackmuster  und  Teile  der  trennenden  roten  Bänder.  Die  Felder  sind  in 
schrägen,  von   links  oben  nach  rechts  unten  verlaufenden  Reihen  angeordnet.     In 


Abb.  4.      Fußbodenmuster  in  Mykenai. 

der  Nordostecke  sitzt  ein  gelbes  Feld,  es  folgen  eine  blaue,  eine  hellrote,  eine 
blaue  und  wieder  eine  gelbe  Reihe;  die  weiteren  Felder  enthalten  keine  Farbreste 
mehr,  während  in  der  Nordwestecke  das  kurze  Feld  dem  System  entsprechend 
wieder  hellroten  Grund  zeigt.  Jede  Farbe  enthält  zwei  Muster,  die  miteinander 
abwechseln;  auf  dem  gelben  Grunde  wechseln  Kreise  mit  einem  Wellenmuster, 
auf  dem  hellroten  Grunde  Zickzacklinien  mit  Schuppen,  auf  dem  blauen  ein  Wellen- 
muster mit  einem  anderen,,  das  vielleicht  Gesteinsäderung  nachahmt  (s.  unten). 
Noch  nicht  zufrieden  mit  dieser  Mannigfaltigkeit  hat  der  Maler  bei  den  Schuppen 
in  der  dritten  Reihe  auch  noch  die  Richtung  des  Musters  gewechselt;  leider 
reichen  die  Reste  nicht  aus,  um  auch  diese  Variation  in  ein  System  zu  bringen. 
Das  Prinzip  der  Dekoration  ist  genau  das  gleiche,  das  die  Fußböden  von  Tiryns 
(Tiryns  II  222  f)  zuerst  kennen  gelehrt  haben.  Es  fehlen  die  beiden  figürlichen 
Motive,    die  Delphine    und  der  Oktopus;    dafür   ist  die  Variation   der  Muster  sehr 


98 


G.  Rodenwaldt,  Mykentscbe  Stadien.    I. 


viel  reicher  und  komplizierter,   indem    wir   hier  sechs  verschiedene  Motive  haben, 
während  in  Tiryns  nie  mehr  als  drei  auf  demselben  Fußboden  zu  finden  sind. 

Von  den  einzelnen  Mustern  ist  das  einfachste  und  besterhaltene  das  Zick- 
zackmuster auf  hellrotem  Grunde  (Abb.  4).  Es  wechseln  dunkelrote  Linien  mit 
schwarzen,  die  mit  weißen  Punkten  besetzt  sind,  das  gleiche  Muster,  das  sämt- 
liche Felder  des  Prodomoa  zeigen.  Bereits  bekannt  ist  es  von  Tiryns  (Tiryns  II 
234,  Abb.  83),  wo  jedoch  die  weißen  Punkte  auf  den  schwarzen  Linien  fehlen.  Im 
Gegensatz  zu  Tiryns  sind  hier  trotz  des  sehr  viel  größeren  Maßstabes  die  Linien 
aus  freier  Hand  mit  großer  Gleichmäßigkeit  und  Exaktheit  gezogen.  Das  Muster 
ist  sicherlich   textil,   in    dem  Sinne,    daß  es  sich  seiner  Einfachheit  wegen  gut  für 


Abb.  5.     Bemaltes  Stuckrelief  aus  Pseira. 

die  Weberei  eignete,  daß  es  in  der  kretisch-mykenischen  Textilornamentik  tat- 
sächlich häufig  war")  und  daß  es  von  der  Teppichweberei  in  die  Fußbodendeko- 
ration übernommen  wurde.  Die  aufgesetzten  weißen  Punkte  sind  ein  in  der  Textil- 
ornamentik außerordentlich  häufiges  Motiv,  sei  es  am  Rande  von  breiten  oder  in 
der  Mitte  von  schmalen  Bändern  ^).  Neben  diesem  einfachen  Zickzackmuster, 
dessen  Herkunft  man  nicht  weiter  nachzugehen  braucht,  gibt  es  aber  auch  kom- 
pliziertere, von  denen  ein  Beispiel,  ein  Frauenärmel  in  bemaltem  Relief  aus  Pseira  3) 
hier    (Abb.   5)   abgebildet   wird4).     Die  Abbildung   ist   nicht   in   allen   Einzelheiten 


1)  Vgl.  Fyfe.Journ.R.  Inst.  Brit.  Archit.  1902,  129,77. 
In  Knossos  kommt,  es  vor  in  einfachen  Strich- 
formen, in  Bandform  mit  aufgesetzten  weißen 
Punkten  (Kandia,  Mus.  76)  und  in  Bandform  mit 
doppelten  Punktreihen,  sämtlich  sichere  Stoff- 
muster. Ein  wohl  zu  einem  Frauenrock  gehöriges 
Fragment  aus  Mykenai  (Athen,  Nationalmus.  10 14) 
zeigt  fluchtig  ausgeführte,  einfache  schwarze  Zick- 
zacklinien auf  gelbem  Grunde. 

2)  Z.  B.  an  den  Haarbändern  der  Krauen,  Tiryns  II, 
Taf.  Vlllf.,  S.  81,  Abb.  33,  und  ,in  den  Bändern 
der    Pferdegeschirre,    z.    B.    Tiryns  II    Taf.   II   6, 


S.  105,  Abb.  44  und  auf  einem  unveröffentlichten, 
bisher  nicht  richtig  gedeuteten  Fragment  aus 
Knossos,  auf  dem  der  Mittelteil  eines  Zweigespanns 
mit  Joch  urtd  Bauchgurt  erhalten  ist. 

3)  R.  B.  Seager,  Excavations  on  the  island  of  Pseira, 
PI.  V;  Antiqüites  Crötoises  II,  PI.  XVIII;  vgl. 
Tir)'ns  II  77.  Die  Fragmente  verteilen  sich  auf 
mindestens  drei  Figuren. 

4)  Andere  Beispiele  z.  B.  Fyfe  a.  a.  O.  129,  77  u.  78; 
ein  anderes,  ganz  in  Punkte  aufgelöstes  Muster 
aus  Knossos,  »Hall  of  colonnades«,  im  Magazin 
des  Museums  zu  Herakleion. 


G.  Rodenwaldt,  Mykenisclic  Studien.    I. 


99 


genau ;  auf  den  blauen  Streifen  sitzen  noch  kleine  schwarze  Ringe,  die  den  weißen 
Punkten  des  mykenischen  Ornaments  entsprechen,  auf  dem  linken,  gelben  Rand- 
streifen sitzen  rot  ausgefüllte  Kreise,  und  der  rechte  Rand  wird  von  einer  Borte 
mit  einem  zierlichen  Spiralornament  begleitet.  Das  Ornament  ist,  wie  die  der 
anderen  Fragmente  aus  Pseira,  mit  zierlichster  Akkuratesse  gearbeitet.  Das  System 
der  gegenständigen  Zickzacklinien,  die  zwischen  sich  Reihen  zentral  ornamentierter 
Rhomben  einschließen,  ist  nun  nicht  mehr  ein  so  einfaches,  daß  es  sich  überall  von 
selbst  ergeben  kann,  und  daher  muß 
man  doch  die  prinzipielle,  wenn  auch 
nicht  ins  Detail  gehende  Ähnlichkeit 
mit  ägyptischen  Deckenornamenten  be- 
achten, von  denen  ein  Beispiel  in  Abb.  6 
wiedergegeben  ist').  Sie  fällt  um  so 
mehr  ins  Gewicht,  als  auch  das  Rosetten- 
muster auf  dem  anderen  Ärmelfragment 
aus  Pseira  (PI- V)  im  Prinzip  mit  ägyp- 
tischen Deckenmustern  übereinstimmt. 

Das  Schuppenmuster  (Abb.  7) 
ist  in  der  Fußbodenornamentik  neu.  Der 
Grund  ist  hellrot,  das  Muster  dunkelrot, 
doch  wird  die  dunkelrote  Linie  von 
zwei  gleich  breiten,  einer  oberen,  schwar- 
zen und  einer  unteren  weißen,  begleitet. 
Dasselbe  Muster  findet  sich  auf  dem 
Rock  einer  Frau  auf  dem  Prozessions- 
fresko aus  Knossos,  wo  ihm  ein  einge- 
preßtes Netz  von  Rechtecken  als  Vor- 
zeichnung dient.   Davon  ist  hier  nichts  zu 


Abb.  6.     Ägyptisches  Dcckenornamcnt. 

bemerken»),  doch  läßt  sich  ein  ähnliches 

Netz  konstruieren,  da  die  unteren  Ecken  der  oberen  Linien  stets  auf  derselben  Horizon- 
talen wie  die  entsprechenden  Spitzen  der  unteren  Linien  liegen.  Man  möchte 
daher  gerne  glauben,  daß  der  Maler  sich  irgendeiner  Schablone  bediente,  auf  der 
das  Muster  mit  Hilfe  eines  solchen  Netzes  hergestellt  war.  Das  knossische  Bei- 
spiel lehrt  uns  auch  die  Richtung  des  Musters  kennen;  die  Schuppen  stehen  nach 


')  Aus  Theben.  Aus  den  Hayschen  Manuskripten 
im  Brit.  Mus.,  Bd.  X  49,  mit  freundlicher  Er- 
laubnis von  Eduard  Meyer  nach  den  für  die 
Publikation  der  ägyptischen  Fremdvölkerdarstel- 
lungen aufgenommenen  Photographien.  Weitere 
Beispiele  bei  Prisse  d'Avennes,  Histoire  de  l'art 
figyptien  und  bei  Jequier. 

=)  Tiryns  II  209  ist  noch  gesagt,  daß  derartige 
eingepreßte     Netze     bisher     auf     dem     Festlande 

ziell  Knossos, 


fehlten;  seither  ist  ein  Beispiel  in  Theben  ge- 
funden worden.  Da  in  Theben  sich  auch  einige 
Reste  eines  Schildmusters  gefunden  haben,  das 
mit  dem  einen  knossischen  (Tiryns  II  37,  Abb. 
10)  in  Größe  und  Stil  identisch  ist,  und  der 
thebanische  Frauenfries  (Tiryns  II  92  f.)  kretischen 
Vorbildern  besonders  nahesteht,  haben  wohl 
irgendwelche  zufälligen  engeren  Beziehungen 
zwischen  Theben  und  Kreta,  vielleicht  sogar  spe- 
bcstanden.  ' 


lOO 


G.  Rodenwaldt,  Mykenische  Studien.    I. 


oben.  Es  belehrt  uns  aber  durch  ein  weiteres  Detail  auch  über  die  Bedeutung 
und  Herkunft  des  Ornaments.  Von  dem  Bogen  herab  hängen  senkrechte  kleine 
Strichelchen ,  die  in  Mykenai  fehlen ;  das  ist  genau  die  gleiche  Zeichnung,  die 
die  geschuppten  Kelche  und  Mittelblätter  der  großen  drei-  oder  fünfteiligen  so- 
genannten »Papyrusblüten«  (vgl.  z.  B.  Tiryns  II,  Taf.  VII;  BSA.  IX  139,  Fig.  88) 
haben.  Hier  scheint  wirklich  eine  ornamental  umgebildete  Naturform  vorzuliegen. 
Die  kretisch-mykenische  Ornamentik  zeichnet  sich  dadurch  aus,  daß  sie  Motive 
von  überall   her   aufnimmt.     Aus   der  Technik   entsteht   kein    Ornament.     Ist   das 


Abb.  7.     Fußbodenmuster  in  Mykenai. 


Ornament  als  solches  geschaffen,  so  kann  das  Auge  in  technisch  bedingten  Ge- 
fügen gewisse  Komplexe  als  schön  empfinden  und  herausheben.  Nur  in  diesem 
Sinne  kann  man  vom  technischen  Ursprung  eines  Ornaments  sprechen;  aber  die 
Zahl  so  entstandener  Muster  ist  gering.  Viel  häufiger  ist  der  technische  Anteil 
in  noch  höherem  Grade  sekundär.  Erst  moderne  Theorie  hat  die  Idee  von  der 
Materialgerechtigkeit  geschaffen.  Kein  Moment  ist  in  der  Geschichte  des  Kunst- 
gewerbes fruchtbarer  als  die  Übertragung  von  Formen  und  Motiven  in  andere 
Techniken.  Die  Rücksicht  auf  das  Material  ist  dabei  nur  soweit  wirksam,  allerdings 
bei  guter  Kunst  immer  wirksam,  als  die  gegebene  Form  von  jedem  Material  in 
anderer,  seinem  Wesen  angemessener  Form  apperzipiert  wird.  Bei  der  Mehrzahl 
der  kretisch-mykenischen  Textilornamente  beschränkt  sich  der  Anteil  der  Textil- 
technik  auf  eine  solche  Umschaffung  von  Motiven,  deren  Herkunft  in  jedem  ein- 
zelnen   Fall    besonders    nachgegangen    werden    muß.     So    ist    es    auch    bei    dem 


G.  Rodenwaldt,  Mykenische- Studien.    I. 


lOI 


Schuppenmuster.  Aus  dem  stilisierten  Blattornament  ist  durch  Wiederholung  und 
symmetrische  Reihung  ein  unendliches  Flächenmuster  geworden.  Die  Erinnerung 
an  die  Ursprungsform  ist  in  Mykenai  und  auf  dem  Prozessionsfresko  von  Knossos 
noch  darin  gewahrt,  daß  die  Schuppen  in  geraden  Reihen  übereinander  sitzen ; 
bei  zwei  anderen  Beispielen  desselben  Ornaments  aus  Knossos')  sind  in  Anlehnung 
an  das  häufige  Schuppen-  und  Blütenmuster  (Tiryns  II  226  ff.)  die  einzelnen  Schuppen 


Dgogogo^ 
WoWc 


Abb.  S.     Fuflbodenmuster  in  Mykenai. 

so  gestellt,    daß   die  unteren  Enden    immer  auf  die  Spitzen  der  tieferen  Reihe  zu 
stehen  kommen. 

Das  Kreismuster  (Abb.  8)  hat  gelben  Grund;  die  Kreise  bestehen  aus  einem 
mittleren  dunkelroten,  einem  inneren  weißen  und  einem  äußeren  schwarzen  Bande. 
Die  Zeichnung  ist  nicht  so  regelmäßig  wie  auf  der  Abbildung;  Zirkelspuren  habe 
ich  nicht  bemerkt.  Ein  zweites  Beispiel  dieses  Musters  ist  mir  nicht  bekannt. 
Etwas  Verwandtes  ist  das  Rosettenmuster  von  Pseira,  Seager  a.  a.  O.  PI.  V;  aber 
die  Abkürzung  wäre,  obwohl  auch  bei  dem  Schuppenmuster  einzelne  Details  unter- 
drückt sind,  doch  beispiellos  weitgehend.  Deshalb  möchte  ich  auf  die  Möglichkeit 
hinweisen,   daß    hier  Beziehungen    zu   einem  ägyptischen  Deckenmuster  vorliegen, 


')   Im  Magazin    des  Museums  von  Herakleion;    das  eine    aus  dem   »room    of    womans    seat«,    das   andere 

von  der  »lish-arca«. 


I02  Cr.  Rodenwaldt,  Mykenische  Studien.    I. 


das  in  einem  Aquarell  von  Hay  (Abb.  9)  erhalten  ist').  Die  Kreise  stehen  hier 
zwar  in  geraden  Reihen  und  berühren  einander,  wenn  man  die  äußeren  weißen 
Ringe  dazu  rechnet,  auch  die  Farben  sind  verschieden,  aber  das  Prinzip,  Kreise 
aus  verschiedenfarbigen,   konzentrischen  Ringen  bestehend,  ist  doch  verwandt. 

Das  zweite  Muster  auf  gelbem  Grunde  (südöstlich  von  dem  westlichen  Kreis- 
feld) ■  ist  leider  so  stark  verbrannt,  daß  eine  Rekonstruktion  nicht  möglich  war. 
Längeres  Studium  würde  vielleicht  auch  hier  zu  einem  Ziele  führen;  aber  die 
beschränkte  Zeit  gestattete  nicht,  wie  in  Tiryns  die  Reste  immer  wieder  von 
neuem  zu  prüfen.  Erkennbar  sind  nordsüdlich  gerichtete  Wellenlinien,  einmal 
ließ  sich  darauf  ein  weiß  aufgesetzter  Punkt  erkennen;  da  die  Linien  am  Anfange 

auseinanderstreben,  kann  das  Muster  nicht 
das  gleiche  gewesen  sein,  wie  das  Tiryns  II 
234,  Abb.  83  abgebildete. 

Noch  dürftiger  sind  die  Farbreste 
auf  den  blauen  Feldern.  Auf  dem 
an  das  Kreisfeld  in  der  Ecke  anstoßenden 
Fragment  lassen  sich  noch  drei  Wellen- 
linien erkennen,  daren  Verlauf  dem  eben 
erwähnten  Tirynther  Muster,  das  eine 
Marmorierung  nachahmt,  zu  entsprechen 
Abb.  9.    Ägyptisches  Deckenornament.  scheint.     Die    Farben,    Weiß,    Rot    und 

Schwarz,  zeigen,  daß  an  dem  einheitlichen 
Farbensystem  der  Muster  auch  hier  festgehalten  ist.  Zwei  andere  blaue  Felder 
enthalten  (auf  dem  Plane  Taf  7  angedeutet)  Spuren  einer  Dekoration,  die  in  je 
von  den  Ecken  ausgehenden  konzentrischen  Bogen  besteht.  Erkennbar  Sind  nur 
schwarze  und  rote  Bogen;  auf  einem  Felde  sieht  -es  so  aus,  als  ob  die  Bogen 
nach  der  Mitte  zu  mit  Zacken  besetzt  sind,  wie  sie  z.  B.  von  dem  Herdrande  des 
Megarons  bekannt  sind*(npotxTtxa  1886,  Taf.  5).  Das  nächstverwandte  Ornament  ist 
der  zweite  Streifen  auf  dem  Tv^tjjjl.  'Apx-  1887,  Taf  12  (vgl.  Tiryns  II  232)  abge- 
bildeten gemalten  Teppich.  Das  ist  weder  ursprünglich  vegetabilisch,  noch  textil, 
sondern  ahmt  offenbar  eine  Gesteinsmaserung  nach. 

Wenn  wir  die  Muster  überblicken,  so  finden  wir  gsnau  wie  in  Tiryns  ein 
Nebeneinander  von  Mustern,  die  auch  sonst  in  der  Textilornamentik  vorkommen, 
inid  einige  Steinimitationen,  die  unter  den  Stoffmustern  der  Kleider  nirgends  nach- 
zuweisen sind.  Da  die  Gesamtdekoration  einen  aus  gewebten  Teilstücken  bestehen- 
den Teppich  nachahmt,  dürfen  wir  in  den  Gesteinsimitationen  ein  Element  sehen, 
das  der  Teppichweberei  gegenüber  den  Kleiderstoffen  eigentümlich  ist  (vgl.  Tiryns  II 
234).  In  dem  Streben  nach  symmetrischer  Vereinfachung  zeigt  sich  auch  hier 
ein  Versuch  der  Assimilation  an  die  neue  Technik,  den  wir  ähnlich  auf  den  figür- 
lichen Feldern  der  Tifynther  Fußböden  beobachten  können. 

')  Hay-manuscripts  X  52  (vgl.  oben  S.  99  Anm.  i).  zweite  Reihe  ist  der  blaue  Ring  von  einem  äufieren 

Die  Mittelpunkte  sind  rot,    die  Ringe  blau;  jede  roten    und    von   einem  inneren  grünen  eingefaßt. 


G.  Rodenwaldt,  Mykenische  Studien.    I.  I03 


Mehrmals  wurde  auf  Beziehungen  einzelner  Muster  zu  ägyptischen  Decken- 
gemälden hingewiesen,  und  die  Frage  über  das  Verhältnis  dieser  Dekorationen  zur 
kretisch-mykenischen  Textilornamentik  mag  daher  hier  kurz  gestreift  werden. 
F.  W.  V.  Bissing  hat  kürzlich i)  hervorgehoben,  daß  die  Dekoration  der  Decken 
in  beiden  Ländern  in  sehr  charakteristischer  Weise  voneinander  abweicht;  wäh- 
rend in  der  kretisch-mykenischen  Kultur  die  Decke  einheitlich  ausgeschmückt  wird, 
sei  es,  wie  in  Orchomenos,  mit  besonderer  Hervorhebung  der  Mitte,  sei  es,  wie 
wir  nach  den  Fußböden  vorauszusetzen  haben,  mit  einem  gleichmäßigen  Muster, 
werden  in  Ägypten  in  der  Regel  mehrere  Muster  nebeneinander  gesetzt.  Auch 
das  Dekorationssystem  der  Wände  ist  ja  gänzlich  verschieden.  Ferner  gibt  es 
eine  Reihe  von  Ornamenten,  die  ausschließUch  in  Ägypten,  eine  noch  zahlreichere. 


Abb.  lo.     Ägyptisches  Deckenomament. 


die  ausschließlich  in  der  kretisch-mykenischen  Kunst  vorkommen.  Andererseits 
hat  man  von  jeher  die  Verwandtschaft  der  Spiralmuster  ägyptischer  Decken  mit 
mykenischer  Ornamentik  hervorgehoben^).  Dazu  kommen  andere  Übereinstim- 
mungen. Bei  ägyptischen  Schachbrett-  resp.  Flechtmustern  finden  wir  regelmäßig 
die  schrägen  Reihen  wechselnder  Farben,  die,  allerdings  in  ungleich  größerem  Maß- 
stabe, für  die  mykenischen  Fußböden  typisch  sind.  Vor  allem  aber  bekunden 
weitere  Einzelheiten  einen  unleugbaren  Zusammenhang,  Zickzackornamente  (Jequier, 
a.  a.  O.  Taf.  II — V),  Rosettenmuster  (Jequier,  Taf  XII),  Netzornamente  (statt  vieler 


')  Sphinx  XV  2:6  in    einer   Anzeige    von  Jequiers  dem  »temple-repository«,    BSA.  IX  76,    Fig.  55. 

Decoration  cgyptienne.  Dieses  Muster   aber   kehrt,   nur  im  Detail  weiter 

")  Es    ist    sicherlich    ein  Zufall,    daß    Spiralmuster  ausgeführt,  wieder  auf  einer  Vase  aus  Kakovatos, 

unter  den   erhaltenen  kretiscli-mykenischen  Stoff-  A.  M.    XXXIV  1909,  Taf.   17,    und    wir   können 

mustern  so  selten  sind;  das  einzige  sichere  Bei-  daher  auch  die  Spir.ilflächenmuster  anderer  Vasen 
spiel    ist   auf  dem  Jäckchen  der  einen  Figur  aus     •      (z.  B.  aus  Pseira,  Ant.  CrOtoises  II,  Taf.  20)  auf 

textile  Vorlagen  zurückführen. 

Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXXIV.  9  ' 


104 


G.  Rodenwaldt,  Mykenische  Studien.    I. 


Beispiele  Jequier  Taf.  XIV)*).  Besonders  schlagend  und  bis  in  alle  Einzelheiten 
gehend^)  ist  die  Übereinstimmung  des  Abb.  lO  nach  Jequier  wiederholten  Musterss) 
mit  einem  in  der  kretisch-mykenischen  Textilornamentik  mannigfaltig  variierten 
Motiv.  Am  bekanntesten  ist  es  von  dem  großen  Fresko  aus  Hagia  Triada  (Mon. 
AntXIII  Tav.  X);  ein  Teil  des  Musters  wird  hier  nach  einer  besseren  Kopie 
GilUerons  abgebildet  (Abb.  ii).  In  diesen  Fällen  sind  die  Kreise  abgerundet; 
daneben  findet  sich  die  eckige  Form.  Bei  beiden  Formen  wechselt  entweder  die 
Farbe  der  Kreise,  oder  es  ist  ein  einheitlicher  Grund  durchgeführt"»).  Ein  bisher 
unveröffentlichtes  Beispiel    der   letzteren  Form    aus  Mykenai5)  wird   auf  Taf.  9  in 


Abb.  II.     Detail  des  Frauenfreskos  von  Hagia  Triada. 


•)  Wiederum  zufällig  ist  dieses  ägyptische  Neti- 
ornament  unter  den  gemalten  Textilmustern  nur 
in  einer  Borte  (Museum  zu  Herakleion)  ver- 
treten, dafür  außerordentlich  häufig  in  der  Ke- 
ramik des  Palaststils  und,  was  das  Entscheidende 
dabei  ist,  auf  den  kretischen  Tonsarkophagen, 
deren  Flächenmuster  sämtlich  auf  textile  Vorbilder 
zurückgehen;  z.  B.  Mon.  Ant.  I  202 ff.,  Taf.  11 
(Orsi ;  =  Perrot-Chipiez  VI  568,  Fig.  249).  Das 
zweite  Muster  derselben  Urne  ist  im  wesentlichen 
dasselbe  wie  auf  dem  Rock  der  Frau  auf  dem 
Stuckrelief  von  Pseira  (Seager  a.  a.  O.  Taf.  V; 
Ant.  Cr^t.  II,  Taf.   i8). 

')  Nur  die  Farbengebung,  in  der  neben  Weiß,  Gelb 
und  Blau  auch  Grün  erscheint,  ist  anders  als  im 
Kretisch-Mykenischen. 

3)  Taf.  XXVIII  Nr.  4a.  Die  Vorlage  verdanke  ich 
der  Güte  Fr.  W.  v.  Bissings.  Jequier  kennt  ein 
zweites  Beispiel  für  dieses  Muster  nicht,  v.  Bissing, 
denkt  es  sieb,  wie  er  mir  freundlichst  mitteilt, 
aus   Blütenmustern   wie   Jequier   Nr.  47    entstan- 


den, aber  eine  Entwicklung  des  Musters  läßt 
sich  in  Ägypten  zunächst  ebensowenig  feststellen 
wie  im  Kretisch  -  Mykenischen.  Als  Vorlagen 
denkt  v.  Bissing  an  Glasmosaiken  als  Einlagen 
von  Kästchen  oder  Möbeln  oder  an  ägyptische 
Gewebe. 

4)  Aus  Knossos  kenne  ich  sechs  Beispiele  der  runden 
Form,  davon  drei  mit  einfarbigem  Grund  (eins 
vom  »Cup-bearer«  und  eins  vom  Prozessionsfresko), 
drei  mit  wechselnden  Farben  (blau,  rot,  gelb; 
ein  Beispiel  bei  Fyfe  a.  a.  O.  128,  Fig.68;  wegen 
der  Größe  vielleicht  von  einem  Deckenmuster); 
zwei  Beispiele  der  eckigen  Form,  eins  mit  ein- 
farbigem, eins  mit  wechselndem  (Fyfe  a.  a.  O. 
1 1 7,  Fig.  40,  blau  und  gelb)  Grund.  Genetisch 
ist  die  eckige  Form  sicherlich  die  ältere.  Der 
Ursprung  ist  vielleicht  in  einem  komplizierten 
Mäandermuster  zu  suchen. 

5)  Athen,  Nationalmuseum.  Das  der  Abbildung 
zugrunde  liegende  Aquarell  verdanke  ich  E.  Gil- 
licron  fils. 


G.  Rodenwaldt,  Mykenische  Studien.    I.  IO5 

natürlicher  Größe  wiedergegeben ;  es  zeigt  den  Gürtel  und  oberen  Teil  des  Rockes 
einer  weiblichen  Figur,  das  Muster  ist  schwarz  auf  gelbem  Grunde  mit  roten  Innen - 
linien,  innerhalb  der  Felder  sitzen  weiß  aufgesetzte  Punkte. 

Die  Ähnlichkeit  dieser  Muster  stellt  die  Frage  recht  scharf  Die  Über- 
einstimmung erfordert  einen  Zusammenhang;  andererseits  ist  bei  den  meisten 
Mustern  der  Stil  und  besonders  die  Farbengebung  an  jedem  Orte  ganz  originell. 
Auf  beide  Eigentümlichkeiten  muß  eine  Antwort  Rücksicht  nehmen.  Die  An- 
nahme einer  unmittelbaren  Abhängigkeit  der  einen  dekorativen  Ornamentik 
von  der  anderen  wird  ihnen,  wie  mir  scheint,  nicht  gerecht ;  dagegen  erklären 
beide  sich  gut,  wenn  wir  annehmen,  daß  sowohl  in  Ägypten  wie  in  Kreta  die 
dekorative  Malerei  wirkliche  Textilmuster  mit  gewisser  Freiheit  nachahmte,  und 
daß  die  direkten  Beziehungen  bei  den  zugrunde  liegenden  Stoffen  selbst  zu  suchen 
sind,  die  von  einem  Lande  in  das  andere~als  Handelsobjekt  exportiert  wurden. 
Überhaupt  werden  Beeinflussungen  rein  künstlerischer  Art  im  Kunstgewerbe  dieser 
Zeit  nur  selten  angenommen  werden  dürfen;  in  der  Regel  werden  solche  Einflüsse 
die  sekundäre  Folge  reiner  Handelsbeziehungen  sein,  Vasen  und  Stoffe  sind  gewiß 
nur  ■  um  ihrer  praktischen  Bedeutung  willen  exportiert  worden.  Die  Frage,  in 
welchem  Lande  diese  Stoffe  heimisch  sind  —  ob  in  Ägypten,  ob  in  Kreta  oder 
einem  dritten  Lande,  vielleicht  in  Syrien  — ,  muß  eingehenderen  Untersuchungen 
vorbehalten  werden.  Die  Idee,  die  Decke  mit  Stoffen  zu  schmücken,  die  dann 
später  nur  noch  in  Malerei  nachgeahmt  wurden,  kann  in  beiden  Ländern  unab- 
hängig voneinander  entstanden  sein. 

Es  bleibt  noch  die  Frage  nach  der  Datierung  der  Fußböden  von  Mykenai 
zu  beantworten.  Das  System  im  Prodomos  und  Megaron  mit  dem  umlaufenden 
Plattenbelag  ist  jedenfalls  das  Ursprüngliche  der  ersten  Anlage;  bei  dem  jüngeren 
Pußboden  im  Hofe  hat  man  das  Muster  wie  in  Tiryns  bis  an  die  Wand  geführt. 
Den  eigentlichen  bemalten  Teil  des  Bodens  hat  man  im  Megaron  nachweislich 
wiederholt  erneuert;  die  obersten  Lagen  werden  von  dem  Fußboden  des  Hofes 
jedenfalls  nicht  weit  zu  trennen  sein,  und  im  Prodomos  ist  die  erhaltene  Bemalung  der 
des  Hofes  sicher  gleichzeitig.  Im  Gegensatz  zu  Tiryns  sind  im  Megaron  und  im 
Hofe  die  Felder  außerordentlich  groß;  die  Muster  und  der  Stil  sind  nicht  mit  dem 
tirynthischen  identisch,  wie  ja  auch  in  den  Wandgemälden  keine  engen  Beziehungen 
zwischen  Mykenai  und  Tiryns  bestehen ').  Die  Ausführung  ist  besser  als  in  Tiryns, 
Farben  und  Technik  sind  aber  nicht  verschieden  und  weisen  in  spätmykenische 
Zeit.  Die  mykenischen  Fußböden  und  damit  zusammenhängend  die  baulichen 
Umgestaltungen  werden  also  etwas  älter  als  der  jüngste  Zustand  des  Palastes  von 
Tiryns  sein. 

')  Nebenbei    sei    erwähnt,    daß    zu   den   Fundorten  Das    einzig  Bemerkenswerte    an    dem    sicherlich 

mykenischer   Fresken   F.leusis   hinzuzuzählen    ist;  spät-mykenischen  Stück  ist  die  graue  Farbe,   die 

im  dortigen  Museum  befindet  sich  ein  kleines  Frag-  sich   auch   an   einem    gleichzeitigen  Spiralmuster 

ment  auf  dem  ein  Teil  einer  unordentlich  gemalten  aus    Orchomenos   (Bulle,    Orchomenos,    Taf.  29) 

Rosette    mit     grauem    Außenkreise    erhalten    ist.  findet,  während  sie  im  jüngeren  Palast  von  Tiryns 

äußerst  selten  ist  (Tiryns  II   172), 

9* 


Iq6  G.  Rodenwaldt,  Mykenische  Studien.    I. 

An  der  Nordostecke  des  Hofes  haben  sich  am  Sockel  noch  einige  unbe- 
deutende Reste  der  Wanddekoration  erhalten.  Von  der  Bemalung  erkennt 
man  an  einer  Stelle  kurze,  horizontal  gerichtete  Bogen,  die  wahrscheinlich  zu  einer 
Marmorierung  gehören,  wie  sie  als  Sockel  sich  in  Tiryns  im  Korridor  XII  (Tiryns  II 
Taf.  XXI  2)  gefunden  hat.  Wichtiger  ist,  daß  an  der  Megaronante  der  Stuck 
bis  zur  Höhe  des  Sockels  erhalten  ist,  wo  er  in  einer  glatten  horizontalen  Fuge 
endet,  genau  so  wie  im  Tirynther  Frauenmegaron  (Tiryns  II  i6off.),  eine  weitere 
Bestätigung  für  die  Annahme,  daß  die  horizontalen  Holzbalken  in  der  Regel  nicht 
mit  Stuck  überzogen  waren,  sondern  die  wichtigste  Gliederung  der  Wandfläche 
angaben. 

Ein  Rest  eines  bemalten  Fußbodens  hat  sich  endlich  in  Zimmer  E  ge- 
funden. In  der  Mitte  der  Nordwand  ist  dort  aus  dem  Fußboden  ein  rechteckiger 
Raum  ausgespart,  der  nur  0,80  m  breit  ist  und  um  1,05  m  in  das  Innere  vorspringt; 
sein  Boden  besteht  aus  festem  glatten  Stuck.  An  seinem  Rand  waren  noch  Reste 
einer  in  die  Höhe  gehenden  Stuckschicht  erhalten,  bis  zu  5  cm  Höhe,  als  Tsundas 
ihn  ausgrub  (a.  a.  O.  68).  Der  Stuck  bildete  also  einen  erhöhten  Platz  von  ähn- 
licher Lage  und  Form,  aber  viel  kleineren  Dimensionen,  wie  die  seitlichen  Plätze  in 
den  beiden  Megara  von  Tiryns.  Da  das  Innere  des  erhöhten  Platzes  nicht  aus  so- 
lidem Material  besteht,  möchte  man  ungern  einen  stark  belastenden  Gegenstand, 
etwa  einen  Thronsitz,  darauf  vermuten.  Von  dem  westlich  daran  anstoßenden  Fuß- 
boden ist  noch  längs  der  Wand  ein  Stück  von  etwa  50  cm  Länge  und  etwa  40  cm 
Breite  erhalten  geblieben.  Es  zeigt  entlang  der  Wand,  an  der  noch  Reste  rot- 
bemalten Stuckes  sitzen,  eine  Rosettenreihe  ähnlicher  Form  wie  Tiryns  II,  Taf  VIII 
(inmitten  des  oberen  Ornamentbandes),  mit  blauen  Kreisen,  auf  denen  schwarze 
Bogen  sitzen,  roten,  schwarz  konturierten  Mittelpunkten,  roten  Zwickeln  zwischen 
weißen  und  roten  Bändern.  Das  daran  anstoßende  Feld  hat  gelblichweißen  Grund, 
aber  nur  unsichere  Spuren  eines  mit  dünnen,  zierlichen  roten  Linien  gemalten 
Musters  (Zickzackmuster.^)  lassen  sich  darauf  erkennen.  Schon  diese  Spuren  zeigen, 
daß  diesem  Raum  eine  ganz  besondere  Bedeutung  beigemessen  wurde.  Genauer 
zu  bestimmen,  worin  diese  lag,  ob  wir  einen  Raum  von  ähnlicher  Bestimmung 
wie  das  kleinere  Tirynther  Megaron  oder  vielleicht  die  Kapelle  des  Palastes  darin 
zu  erkennen  haben,  dazu  fehlt  indessen  jeder  weitere  Anhalt. 

Gerhart  Rodenwaldt. 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Südabhang  der  Burg  in  Athen.  jq? 


DER  FRAUENKOPF  VOM  SÜDABHANG 
DER  BURG  IN  ATHEN. 

Für  das  bisher  in  Ermangelung  eines  anerkannten  Namens  so  wie  in  der 
Überschrift  bezeichnete  Meisterwerk  griechischen  Meißels  soll  hier  mit  seinem 
ursprünglichen  statuarischen  Zusammenhang  auch  die  Deutung  begründet  werden, 
in  ausführlicher  und  vervollständigter  Darlegung  von  Beobachtungen  und  Er- 
wägungen, die  vorerst  nur  auf  zwei  Festblättchen  zur  Winckelmannsfeier  des 
Archäologischen  Seminars  in  Leipzig  einer  beschränkten  Öffentlichkeit  übergeben 
worden  sind:  1913  Themis,  ein  Werk  des  Meisters  der  Niobe ;  1915  Ariadne,  nicht 
Themis'). 

I.  DAS  ORIGINAL  UND  ZWEI  KOPIEN. 

Der  stark  überlebensgroße  Kopf  (vom  Kinn  bis  zum  Scheitel  rund  0,31  m 
hoch),  den  unsere  Abb.  i  und  20  nach  dem  Marmor,  2,  8,  lO  und  19  nach  dem  Abguß 
wiedergeben,  kam  1876  bei  der  Ausgrabung  der  am  Südabhang  der  Akropolis  ge- 
legenen Heiligtümer  zutage.  Leider  ist  die  Fundstelle  nicht  genau  verzeichnet 
worden;  wenigstens  schweigen  davon  die  Berichte  von  U.  Köhler^)  und  von 
L.  Julius  3),  sowie,  nach  freundlicher  Mitteilung  des  frühern  Generalephoros 
Kavvadias,  die  Akten.  Danach  wird  die  erst  im  Katalog  L.  von  Sybels  auf- 
tauchende, von  andern  wiederholte  Angabe  des  Asklepiosbezirks  als  Fundort 
wohl  nur  für  die  allzu  bestimmte  Fassung  einer  minder  genauen,  etwa  der  von 
Duhnschen  »bei  den  Trümmern  des  Asklepieions«   zu  gelten  haben*). 

Daß  wir  in  dem  prachtvollen  Haupte  die  Originalarbeit  eines  Meisters  des 
4.  Jahrh.  besitzen,  sah  schon  der  erste  Herausgeber  Julius  und  sollte  niemand  be- 
zweifeln 5).  Derselbe  Gelehrte  konnte  ja  auch  bereits  für  den  Ruf  des  Werkes  im 
späteren  Altertum  die  bekannte  Wiederholung  in  Berlin  anführen  (Abb.  6,  2 1  nach 
dem  Marmor,    12  nach  dem  Gips)*).     Eine  zweite,    im  Hof  des  Dogenpalastes   zu 


')  Die    Abbildungen     dieser    Blätter    hat    uns    die  Stals,  Marbres  et  bronzes  du  Musce  nation.  I  33 

Verlagsbuchhandlung    B.    G.    Teubner     mit    ge-  Nr.  128.     Waldmann,   Griech.  Originale  Nr.  140. 
wohnter    Gefälligkeit     zur     Verfügung     gestellt.       5)  Miene  dazu  machen  meines  Wissens  nur  Lcchat, 

Andere    Stocke   werden    dem  Verlage   des    Jahr-  Collect,  de  moulages,    Lyon   191 1,   Nr.   582  und 

buchs    verdankt.     Die    neuen    photographischen  v.    Duhn,    AbgUsse     der    Univ.     Heidelberg     zu 

Aufnahmen  sind  zumeist  nach  den  Abgüssen  des  Nr.   267. 

Leipziger  Archäol.  Instituts,  wenn  nichts  anderes       *)  (Conze),    Beschr.   d.   ant.   Skulpt.   Nr.  610,    wo 

angegeben  wird,  von  dessen  Konservator  Hacke-  ältere  Literatur.     Abgeb.  bei  Julius  a.  a.  O.  Taf. 

beil  gemacht.                                 .  14;  Brunn,  Denkm.  Nr.  174b  (neben  dem  Athener 

»)  Athenischer    Sitzungsbericht     Archäol.    Zeitung  Original);  besser  Ant.  Skulpt.  d.  Kgl.  Museen  in 

XXXIV   1876,   707  (U.  Köhler).  Berlin  I  Taf.  38  und  in  der  Photographienreihe 

3)  Ath.  Mitt.  I   1876,   269  ff.  mit  Taf.  13  (L.  Julius).  von  Julius  Bard  (hier  Abb.  6).     Genaue  Vorder- 

4)  Ath.   Mitt.  II    1877,   220  (v.   Duhn).     v.   Sybel,  ansieht  nach  Abguß  bei  Bulle,  Der  schöne  Mensch' 
Katal.    d.    Skulpt.    zu    Athen    (1881)   Nr.    2907.  S.  533;  vgl.  S.  700. 


io8 


.  F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sttdabhang  der  Burg  ia  Athen. 


Abb.  >.     Kopt   vom  SQdabhang,  Marmor. 


Abb.  2.     Kopf  vom  Südabhang,  Abguß. 


Venedig  einer  zu  kleinen  Gewandstatue  aufgesetzte')  lehrte  mich  vor  etwa  dreißig 
Jahren  Benndorf  kennen  und  ermöglicht  mir  nun  Arndt,  freigebig  wie  immer,  mit 
Genehmigung  der  Bruckmannschen  Verlagsanstalt  nach  seinen  für  die  Einzel- 
aufnahmen (2402  ff.)  hergestellten  Bildern  bekanntzumachen  (Abb.  3  —  5).  Sie  ist  freilich 
durch  ihre  schematische  Ausführung  und  weitgehende  Ergänzung  —  Kinn,  Mund 
und  Nase,  ein  Stück  der  linken  Braue  und  des  Oberlides,  beide  Ohren  und  über  dem 
rechten  ein  ausgedehntes  Stück  Haar  —  so  gut  wie  wertlos  neben  der  Berliner 
Kopie.  Diese  hat  vor  dem  Urbilde  den  wohlerhaltenen  Mund  und  die  nur  an  der 
Spitze  ergänzte  Nase  voraus.  Danach  ist  jenes  an  einem  Abguß  des  Leipziger 
Archäologischen  Instituts  von  Prof.  Adolf  Lehnert  und  Konservator  Hackebeil  ver- 
vollständigt worden  (Abb.  24).  Nicht  gewagt  haben  wir  es  schließlich,  diesem 
Ergänzungsversuch  eine  dem  Original  ursprünglich  angesetzte  Zutat  beizufügen, 
die  schon  Julius  (270)  richtig  erschloß.  Das  kräftige  Bohrloch  hinter  jedem  Ohr, 
dicht  an   der  Haargrenze  (Abb.  20,  auch   19  rechts  von  b),  kann  nur  zur  Befesti- 


■)  DUtschke,   Ant.  Bildwerke   in   Oberitalien  V  26, 
Nr.  59.     Die  alten  Zeichnungen,  wie  Clarac  Taf. 


521,   1009,  gleichen  den  Proportionsfehler  durch 
Verkleinerung  des  Kopfes  aus. 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sudabhaog  der  Burg  in  Athen. 


.109 


gung  einer  Schulterlocke  ge- 
dient haben,  wie  die  ebenso 
angebrachten  Löchergruppen  an 
einem  spätem  Frauenkopfe  der 
Glyptothek  in  München').  Die 
so  unserm  Marmor,  wohl  aus 
nachträglich  erkanntem  künstle- 
rischen Bedürfnis,  hinzugefügten 
Locken  dürften  auch  nach  unten 
eine  zusammengefaßte  Gestalt 
bewahrt  haben.  Daß  sie  an 
beiden  Kopien  fehlen,  möchte 
eher  auf  das  Abhandenkommen 
dieses  Zusatzes  in  einer  Ver- 
fallszeit, als  mit  Julius  auf 
Kopistenwillkür  zurückzuführen 
sein. 

Die  im  übrigen  recht  treue 
Wiederholung  in  Berlin  taugt, 
von  ihrer  bessern  Erhaltung  ab- 
gesehn,  vorerst  kaum  zu  mehr, 
als  um  die  köstliche  Meister- 
arbeit des  Urbildes  in  noch 
helleres  Licht  zu  setzen  2).  Be- 
sonders greifbar  zeigt  sich  sein 
Vorzug  unter  anderm  an  dem 
Haarbande,  das  sich  hier  wie 
feiner   Batist   an    die  Stirn    und 

ins  Haar  schmiegt,  dort,  obgleich  faltiger,  fast  wie  ein  Blech,  nach  oben 
ansteigend,  über  den  lebendigen  Formen  liegt,  und  an  den  Haaren  selbst, 
die  dort,  schärfer  und  dichter  gerillt,  hart  von  der  Schläfe  absetzen,  hier  zart  aus 
ihr  hervorwachsen  und  sich,  obgleich  mit  kantig  zueinander  stehenden  Meißel- 
bahnen gegeben,  in  lockerer  Weichheit  weiterrollen.  Von  ihrer  leicht  gerauhten 
Oberfläche  hebt  sich  die  blühende  Haut  ab,  straff  über  die  kraftvoll  schönen 
Formen  gespannt,  nur  um  den  runden  Hals  die  weichen  Querfalten  reifer  Weib- 
lichkeit bildend.  Die  Einzelformen  des  Gesichts  zeigen  am  Original  eine  noch 
größere   (wie  sich  herausstellen  wird  wohlberechnete)  Asymmetrie  als  an  der  Nach- 


Abb.  6.     Kopie  des  Kopfes  vom  Südabhang  in  Berlin, 
Photographie  Bard. 


')  Furtwängler,  Wolters,  Beschr.  d.  Glyptothek  Nr. 
253;  Hundert  Tafeln  51  rechts.  Wolters  verdanke 
ich  Skizzen.  Furtwänglers  Gedanke  an  ein  Hals- 
band streitet  sichtlich  mit  der  Lage  der  Löcher. 
Für  die  des  Sudabhangkopfes  hatte  er  einst  die 


Deutung  von  Julius  angenommen,  s.  unten  S.  1 15 
A.  2.  Was  über  sie  Stais  vermutete  (oben  S.  107  A. 
4),  ist  augenfällig  unhaltbar. 
2)  Hierzu    vgl.    nach    Julius    273    besonders    Bulle 
a.  a.  O. 


IIO 


F.  Studniczka,  Der.  Fnuenkopf  vom  Sudabhang  der  Burg  in  Athelt 


Bildung.  Die  von  ihrer  etwas  glasigen  Glätte  abstechende  Lebensfrische  des  Ur- 
bildes verrät  unsere  Aufnahme  des  Abgusses  Abb.  2  deutlicher,  wenn  auch  in 
härteren  Tönen  als  die  durchweg  in  unzureichendem  Lichte  hergestellten  des 
Marmors  (Abb.  i  ■)  und  20).  Doch  geben  die  letzteren  immerhin  etwas  von 
dem  Reiz  des  edlen  (nach  Lepsius  parischen  2))  Gesteins,  auf  den  solche  Arbeit 
ganz  berechnet  ist. 

Zur  Vervollständigung  dieses  Eindrucks  ist  natürlich  die  Bemalung  aller  in 
der  Wirklichkeit  durch  starke  Farben  hervorgehobenen  Teile  hinzuzudenken.  Erst 
aus  roten  Lippen  blitzten  die  Zähne  recht  wirksam  hervor.  Zum  Glück  steht  uns 
ja  heute  das  Hauptzeugnis  für  die  damals,  als  Nikias  dem  Praxiteles  half,  so  seiir 
bereicherte  und  verfeinerte  Marmorpolychromie,  der  Alexander- Sarkophag,  durch 
Franz  Winters   Kunst   und  Sorgfalt   vor  dem   unaufhaltsamen  Farbenschwund   be- 


Abb.  3 — 5.     Kopie  des  Kopfes  vom  Südabhang  in  \cncdig.     Bruckmannsche  Äufnalimen. 

wahrt,  immer  zu  Gebote.  Aus  seinem  Werke  (Straßburg  191 2)  kennen  wir 
namentlich  auch  die  wundervolle  Augenbemalung,  derengleichen  dem  begeisterten 
Aufblick  des  Südabhangkopfes  erst  zu  seiner  vollen  Wirkung  verholfen  haben  muß. 
Die  erhaltenen  Spuren  davon  kommen  besser  erst  weiter  unten  zur  Sprache  (S.  141). 
Der  Alexandersarg  bewahrt  auch  noch  Reste  der  gelblichen  Lasur  (-^aviojic)  des 
Weißen,  welche  die  kräftigen  Farbtöne  zusammenhielt. 

2.  ZUR  KUNSTGESCHICHTLIGHEN  EINORDNUNG. 

Wie   es   gleich  der   erste  Herausgeber   einer  Zeichnung   der  Berliner  Kopie, 
Fanofka,  aussprach  3),  ist  der  Kopf  der  nächste  Verwandte  der  Mutter  Niobe,  bei 


')  Nach  einer  älteren  Photographie.  Gut  auch 
Alinari  24205,  wonach  bei  Waldmann  (oben 
S.  107  A.  4).  Nebenden  S.  107  A. 3und6zitierten 
Bildern  bei  Julius  und  Brunn  vgl.  noch  BuUes 
Taf.  253  a.  a.  O.,  die  aber  die  Marmorwirkung 
zu  hart  gibt. 


')_R.  Lepsius,  Gr.  Marmorstudien^  95  Nr.  266: 
»guter  parischer  Marmor«.  Ebenso  Graef  (hier 
S.  112  A.  2)  u.  a.  Pentelischen  dagegen  meinte 
Julius  269  (hier  S.  107  A.3)zu  erkennen,  und  ihm 
schließt  sich  u.  a.  Bulle  an  (hier  S.  107  A.  6). 

3)  Panofka,  Antikenschau,   Berlin   1850,  7   zu  Nr.  I 


der  Tafel. 


Abb.  7. 

Niobe  in  Oxford. 

Abb 

8. 

Kopf  vom    Sudabhang-. 

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Abb.  9. 

Niobe 

in  Brocklesby. 

Abb.  10.     Kopf  vom  Südabhang-. 

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Abb.  n.     Niobe  in  Brocklesby.  Abb.  12.      Kopie  in  Berlin. 

Aufnahmen  nach  Abgüssen. 


112  F.  Studniczka,  Der  Frauciikopf  vom  SUdabhang  der  Burg  in  Athen. 


der  nur  schmerzliche  Erregung  an  Stelle  einer  freudigen  tritt.  Das  gesamte  Wesen, 
der  plastische  Aufbau,  ja  selbst  die  Maße  sind  gleich.  Dies  lehrt  deutlich  die  in 
Abb.  g, — 12  mit  den  Abgüssen  vorgenommene  Zusa,mmenstellung  des  Originals 
oder  der  Berliner  Wiederholung  mit  dem  Niobekopf  zu  Brocklesby,  an  dem  nur 
die  Nase  ergänzt  ist,  die  Kopistenarbeit  freilich  ungenauer  als  in  unserm  Falle. 
Nicht  unbedingt  näher  zusammen  rücken  beide  Schöpfungen,  wenn  wir,  mit 
Buschor,  als  treueste  Kopie  der  Niobe  weder  den  erwähnten  Kopf,  noch  den  der 
Florentiner  Statue,  sondern  den  Oxforder  einsetzen')  (Abb. 7 und  8).  Z.  B.  die  flauen 
Querfalten  seines  Halses  dürften  dem  Urbild  weniger  entsprechen,  als  die  kräftigeren 
der  beiden  anderen  Repliken,  die  darin  unseren  Köpfen,  auch  dem  athenischen, 
näher  stehen  (s.  auch  Abb.  2).  Aber  das  Gesicht  ist  allein  in  Oxford  —  wo  am 
Munde  nur  der  rechte  Winkel,  an  der  Nase  wenig  mehr  als  die  Wurzel  alt  ist  — 
frei  von  der  pathetischen  Hebung  der  Innern  Brauenecken  und  den  damit  zu- 
sammenhängenden, untereinander  abweichenden  Interpolationen  der  zwei  anderen 
Niobeköpfe.  Die  so  doch  noch  reiner  hervortretende  Übereinstimmung  der  beiden 
Werke  scheint  mir  dermaßen  eng,  daß  sie  auf  denselben  Künstler  zurückgeführt 
werden  müssen.    , 

Aber  es  war  nicht  Skopas,  dem  viele  den  Marmor  vom  Südabhang  entschieden 
zugewiesen  haben  -).  Ist  doch  der  Gesichtsumriß  des  letztern  von  ausgesprochenem, 
eher  etwas  an  Praxiteles  erinnerndem  Oval  im  Gegensatze  zu  den  eckig  umrissenen 
»Katzenköpfen<-  des  Pariers?)  und  selbst  die  unleugbare  Verwandtschaft  im  Aus- 
druck jenes  erregten  Aufblickens  geht  nicht  weiter,  als  es  sich  aus  dem  weit- 
reichenden Einfluß  dieser  skopadischen  Erfindung  verstehen  läßt.  Sicher  weist  die 
an  unserem  Original  besonders  klar  hervortretende  »Auflockerung  des  Formen- 
gerüstes« 4)   durch  Ausdrucksbewegung   der  Züge   in   spätere  Zeiten   des  4.  Jahrh. 

I)  MUiichener  Jahrbuch  der  bild.  Kunst  1914/15  III,  der  Newtonschen  Maussolleumplatten  an  Sk.  zu 

191  ff.  (Buschor).     Dort   sind   auch   die   anderen  halten  versucht  mit  m.  E.  verzweifelten  Gründen 

Niobeköpfe    zuletzt  abgebildet  und   besprochen.  Sieveking   im   MUnchener  Jahrbuch  1916/17  IIl, 

[Vgl.nochRöm.Mitt.XXXIII  1918,  86f.  Lippold].  184?.     Zur  Mänade  bringt  z.  T.  Beachtenswertes 

Abb.  7,  8  wird  Fräulein  S.  Edelmann    verdankt.  Six  in  diesem  Jahrbuch  XXXIII   1918,  38  ff. 

*)  Am  eingehendsten  begründete  diese  Ansicht,  nach  «)  So    treffend    Sieveking    und  Buschor    in    ihrem 

G.  Treu,    B.  Graef  in    den  Rom.  Mitt.  IV   1889,  Niobidenaufsatz   (MUnchener   Jahrbuch    I912    H, 

2l6f.     Der   von    ihm    dafür    angeführte    Wolters  136  A.  77),  dessen  Hauptergebnis   ich  mir  oben 

hat  inzwischen  die  oben  ausführlich  vorgetragene  auch   aneigne.     Leider   übersahen    sie   bei    ihrer 

Beurteilung  gebilligt:    Springers   Handbuch'"   I  allzu  kurzen  Erörterung  des  späten  Aufkommens 

345.     Für    Skopas    u.a.    auch    noch    Bulle     zu  der  hohen  GUrtung  (S.  122)  die  weit  genauere 

Brunn  und  Arndt,  Denkm.  Nr.  649  S.  20.  Wider-  Untersuchung,    die  Petersen   darüber   aus  Anlaß 

sprochen  hat  mit  am  frühesten  S.  Reinach,   Re-  der  Hekataia  anstellte:  Archäol.-epigr.  Mitteil.  V 

cueil   de   tetes   ant.   S.   115.     Collignon,   Scopas  1881,  8ff.    Eins  der  frühesten  Beispiele  des  ganz 

et    Praxit.   (1907),    47,    Fig.  6,   7    und   Winter,  hoch  sitzenden  Gürtels  dürfte  heute  wie  damals 

Kunstgesch.  in  Bild.'  300,  7,  9  stellen  den  Kopf  das      Asklepiosrelief      Svoronos,      Athen.     Na- 

mit  dem  Meleager  Medici  zusammen,  wobei  auch  tionalmus.     Taf.     36, 4     Nr.     I335>     Einzelauf- 

die  Unterschiede  hervortreten.  nahmen  1231  sein,  kaum  viel  älter,  als  325  v.  Chr., 

3)  Unser  Wissen  von  Skopas  sichtet  m.  E.  wesent-  wo   sein  Stifter  Mnesimachos  Diaitet,   also  60  J. 

lieh  richtig  K.  A.  Neugebauer,  Studien  über  Sk.  alt  war.     Die  Bo(u)).i^  Svoronos  Taf.   109,  1476, 

Diss.  Leipzig  1913.    Gegen  ihn  Treus  Zuweisung  Einzelaufn.  12 16  braucht  dieser  Schreibung  wegen 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  SUdabhang  der  Burg  in  Athen.  113 

hinab.  So  tun  erst  recht  noch  andere  Formen  der  Niobidengruppe,  am  greif- 
barsten der  ganz  hoch  sitzende  Frauengürtel.  Für  dieses  große  Werk  bestätigt 
die  -Verscliiedenheit  von  der  Kunstweise  des  Skopas  schon  der  Streit  römischer 
Kenner,  ob  es  von  ihm  oder  von  Praxiteles  herrührte").  Tatsächlich  kam  es  eben 
aus  einer  von  den  beiden  Meistern  beeinflußten  Jüngern  Werkstatt. 

3.  DIE  BISHERIGEN  DEUTUNGS VERSUCHE. 

Aus  der  engen  Verwandtschaft  des  athenischen  Kopfes  mit  dem  der  Niobe 
entnahm  ich  früher  eine  Bestätigung  des  Eindruckes  von  Julius  (269),  es  sei  auch 
in  jenem  eine  matronale  Persönlichkeit  zu  suchen.  Zu  finden  glaubte  ich  sie  mit 
Brunn  und  anderen  in  Themis,  die  am  Südabhang  der  Burg  westlich  vom 
Asklepiosheiligtum  einen  kleinen  Tempel  besaß,  von  dessen  Kultbilde  dies  ein 
Rest  sein  könnte-).  Themis  war  eine  der  Erdmutter  verwandte  Göttin,  die  älteste 
Inhaberin  der  Weissagungsstätte  zu  Delphi.  Als  solche  erscheint  sie,  sehr  ver- 
schieden von  dem  auch  literarisch  bezeugten  Musentypus  des  Marmorstandbildes 
von  Chairestratos  aus  Rhamnus  5),  mit  eher  mütterlich  weichen  Formen  in  zwei 
attischen  Vasenbildern  aus  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  ■*)  (Abb.  13  u.  14).  Dort 
sitzt  sie  auf  dem  delphischen  Omphalos  mit  vorgebeugtem  Oberkörper  und  er- 
hobenem Haupt,  eine  Haltung  nicht  unähnlich  der  bisher  erkannten  unseres  Kopfes 
(S.  121),  dessen  aufschauende  Augen  und  geöffneter  Mund  einer  begeisterten  Seherin 
wohl  anzustehn  schienen.  In  ähnlichem  Sinne  hatte  ja  auch  Panofka  die  Berliner 
Kopie,  trotz  dem  stark  überlebensgroßen  Maßstab,  für  die  Dichterin  Korinna  er- 
klärt, von  der  Pausanias  ein  bandgeschmücktes  Bildnis  erwähnt?). 

Schärferem  Zusehn  aber  enthüllt  das  Antlitz  vom  Südabhang,  auch  in  Ab- 
bildungen wie    unsere  2.,   etwas,    das   sich   mit   der   in   Frage   stehenden  JDeutung 

noch  nicht  über  deren  Aufhören  im  Amtsgebrauch  'Ap^^aioX.  e<pr](ji.  1912  Taf.  4,    5;  1913,  72fF.  (Ver- 

iin  J.  353  hinaufzureichen;   denn  sie  erhält  sich  sakis).  —  An    die  Pythia  dachte    fUr    unseren 

vereinzelt  bis   ins  3.  Jahrh.     Auch   ist   dort   die  Kopf  Hauser  in  den  Österr.  Jahresh.  XVI  1913,  44 

GUrtung  noch  nicht  die  ganz  hohe.  A.  22;  72  Anm.     Gegen  diesen  mir  sehr  unwahr- 

')  Plinius  n.  h.    36,  28.     Auf  beide    Künstler   ver-  scheinlichen,   nur  eben  hingeworfenen  Vorschlag 

teilt    die   Niobidengruppe   W.  Klein,    Gesch.   d.  glaube   ich  nach  dem  Tode  des  Urhebers   nicht 

gr.  Kunst  II  305,  wobei  im  ganzen  die  Weiblein  ankämpfen  zu  sollen. 

dem  Praxiteles  zufallen.  3)  Athen   Nationalmuseum    Nr.  231,    Stais  a.  a.  O. 

»)  S.  das  anfangs  genannte  Winckelmannsblatt  191 3.  63,  zuletzt  abgebildet  und  besprochen  von  Lip- 

Ich  hatte  diese  Deutung  mündlich  von  Benndorf  pold  im  MUnchener  Jahrbuch   1913,    243  ff.    und 

gelernt.     FUr  Brunn  bezeugt  sie  von  Duhn,  Ab-  Röscher,    Lexikon   d.  Mythol.   IV  278,    wo    die 

gUsse   der  Univ.  Heidelberg''   Nr.  267.     Er  ver-  Göttin  ausführlich  zur  Sprache  kommt, 

weist   auch   auf  das   (nach  Vorwort  VIII)   unter  4)  Unsere  Abb.   13  und  14,  mit  Genehmigung  des 

starkem  Einfluß  von  Brunn  abgefaßte  Werk  von  Bruckmannschen     Verlages     nach     Furtwängler, 

Lucy   Mitchell,   History   of  gr.   sculpt.  485,   die  Reichhold,  Gr.  Vasenmalerei  11  Taf.  69  und  70, 

lieber     Ge-Themis     sagte.      Für     Themis    auch  aus  dem  Winkelmannsblatt  1913  entlehnt. 

Milchhöfer,   Museen  Athens  (1881)63.   Über  das  5)  Pausanias  9,  22,   3.      Panofka   4f.    (oben   S.  Iio 

Heiligtum  dieser  Göttin  Pausan.  1,22,  i  mit  Anm.  A.  3).   Zugestimmt  hat  ihm  Gerhard  im  Berliner 

BlUmners;    Michaelis,    Arx  Athen.    40   Taf  33,  Skulptnrenkatalog  von  i86i  Nr.   149. 


114 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sudabhang  der  Burg  in  Athen. 


nicht  reimen  will :  ein  Schimmer  von  wonniger,  lächehider  Süßigkeit.  Neben 
ihm  wirken  die  vermeintlich  matronalen  Formen,  die  doch  z.  T.  etwas  knapper 
bemessen  sind  als  die  der  erstaunlich  jungen  Mutter  Niobe,  nur  als  Steigerung 
der  blühenden  Schönheit  bis  an  die  Grenze  des  Üppigen,  ohne  den  Eindruck 
'  »reiferer  Jahre«  hervorzurufen.  Nur  wenig  schwächere  Anklänge  daran,  den 
leisen  Ansatz  eines  Doppelkinns  und  »Venusringe«  um  den  Hals  samt  der  auf- 
fallend tiefen  Einziehung  über  dem  Kehlkopf,  haben  ja  selbst  so  jugendliche  Ge- 
stalten, wie  die  im  Nacken  getroffene  Niobetochter  in  der  verkleinerten  Kopie  der 


.  Abb.  13.     Themis  in  Delphi  auf  Vase 
in  St.  Petersburg. 


Abb.  14.     Themis ;-  in  Eleusis  auf   Vase 
in  St.  Petersburg. 


Offizien ').  Insoweit  ist  es  eher  begreiflich,  wenn  bei  dem  Kopfe  vom  Südabhang 
U.  Köhler  an  Aphrodite  dachte  -).  Nächstverwandt  im  Gesichtstypus,  obgleich  ein 
wenig  früher,  scheint  mir  der  im  kapitolinischen  Standbilde  frei  wiedergegebene 
Kopf,  jetzt  am  besten  vertreten  durch  die  neuerlich  in  die  Münchener  Glyptothek 
aufgenommene  Wiederholung 3).  Indes  gibt  es  wohl  kein  Bild  der  Liebesgöttin 
mit  dem  Ausdruck  solcher  Erregung,  wie  sie  sich  im  Antlitz,  besonders  in  den 
Augen  unseres  Kopfes  spiegelt  4).  Sie  paßt,  soweit  unser  Wissen  reicht,  ebenso 
wenig  zur  Hygieia,  auf  die  von  Duhn  ohne  den  Fundort  kaum  verfallen  wäre  5). 
Trefflich  dagegen  fügt  sich  solch  freudiges   Itebewarmes  Pathos  in    die  Um- 


•)  Daß  die  Niobiden,  bis  auf  das  Chiaramon tische 
Original,  verkleinert  sind,  hat  Bunchor  196  dar- 
gelegt; s.   S.   112  A.   I. 

')  S.  oben  .S.  107  A.  2.  /Cugestimmt  hat  u.  a. 
Stais;  s.  107  A.  4.  Dagegen  sprach  Mitchell,  oben 
S.  113  A.  2. 


3)  Furtwängler,  Wolters,  Beschr.  d.  Glypt.  Nr.  257a, 
abgeb.  MUnchencr  Jahrbuch  1908  I,  i  (Sicvc- 
king).    Vgl.  Heibig,   Amelung,   l'"ührer3 1  Nr.  803. 

4)  Vgl.  die  kurze  Bemerkung  Brunn,  Kl.  Sehr.  III 32  9. 

5)  S.  S.  107  A.  4.  Erwähnenswert  fand  nur  diesen 
Vorschlag  Lechat,  aber  nicht  mehr  der  Urheber 


in  seinem  Abgufikatalog  (s.  S.  107  A.  4). 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sudabhang  der  Burg  in  Athen.  IIS 


gebung  des  am  Siidabhang  unmittelbar  neben  Asklepios  alteingesessenen  Gottes, 
der  schon  bei  Euripides  oaaotc  ^apita;  'AcppiSttTjC  sx^ov  auftritt").  Nur  ihn  selbst  zu 
erkennen,  wozu  sich  kein  Geringerer  als  Furtwängler  in  jungen  Jahren  hinreißen 
ließ-),  verwehrt  uns  die  doch  gar  zu  entschiedene  Weiblichkeit  der  angedeuteten 
Stimmung  und  aller  Formen,  besonders  auch  des  Halses,  der  selbst  bei  so  weich- 
lichen Dionysosküpfen  wie  dem  einst  Ariadne  genannten  im  Kapitolsmuseum ') 
doch  noch  eher  eine  Spur  des  kantigen  männlichen  Querschnitts  bewahrt.  So  bleibt 
allein  die  erste  Deutung  übrig,  die  der  Kopf  in  seiner  besseren  Kopie,  sobald  sie 
aus  Riccardischem  Besitz  nach  Berlin  gekommen  war  (1842),  in  dem  amtlichen 
Verzeichnis  erhielt  und  die  neuerdings  H.  Bulle  kurz  begründete 4):  Ariadne  oder, 
zunächst  vorsichtiger  ausgedrückt,  irgendein  anderes,  gleich  edles  Weib  des  bak- 
chischen  Kreises. 

4.. DIE  STIRNBINDE. 

Der  greifbarste  Anhaltspunkt  für  dionysische  Deutung  des  Kopfes  war  und 
ist  das  die  Stirn  überschneidende  Haarband.  Diese  meines  Erinnerns  erst  in  der 
Übergangszeit  aufgekommene  Art,  die  xaivia  oder  [xirfft  ?)  —  deren  mutmaßliche 
Urbedeutung  als  Zaubermittel  hier  beiseite  bleiben  darf")  —  umzulegen,  ist  unter 
Menschen  zunächst  bei  agonistischen  Siegern  üblich,  wie  es  der  delphische 
Wagenlenker  und  der  Diadumenos  Farnese  bezeugt.  Wohl  von  letzterer  Schöpfung 
übertrug  sie  Polyklet  in  seinem  Diadumenos  auf  Apollon7).  Gleichen  Sinn  kann 
sie  bei  Dichtern  wie  Alkaios  und  Thamyris  haben**).  Doch  kommt  hier  auch  der 
ausgedehnte  Gebrauch  beim  Gelage  in  Betracht,  den  der  Rationalismus  als  Maßregel 
gegen  unangenehme  Folgen  des  Rausches  erklärte  9).  An  diesem  Brauche  nehmen 
selbst  Pluton  und  Ares  im  Göttersymposion  der  Londoner  Trinkschale  teil'°).    Aber 


')  Euripides  Bakch.  236,  vgl.  456.  Aarsskrift,  Kopenhagen  1918.     In  der  Kaiserzeit 

')  Furtwängler,  Samml.  Saburoff  zu  Taf.  23.  Noch  hat    die     Stirnbinde    der    Apollon  Agyieus    des 

in    den    Meisterwerken    533,     566  schweigt    F.  Reliefaltars    in    Athen.    Nationairaus.    Nr.   1730; 

wenigstens  über  das  Geschlecht  des  Kopfes,  den  I.  Gr.  III  Nr.  175,  abgeb.  Stuart,   Revett,  Antiq.  I 

er  namenlos  läßt.  S.  25,   danach  MUUer,  Wieseler,  Denkni.»  II  Taf. 

3)  Heibig,    Amelung,  Führers  I   Nr.  880 ;    Brunn,  12,  Nr.  130. 

Denkm.  383;  Baumeister,  Denkm.  I  435.  ')  Alkaios   des   Sapphokraters   in   München,  Furt- 

4)  (Fr.  Tieck),   Verzeichnis  d.  ant.  Bildhauerwerke  wängler,  Reichhold  II     Taf.  64;     Thamyris     der 
Nr.  149,    zuerst   1844.    Bulle,    oben   S.  107  A.  4.  Hydria  in  Oxford,    zuletzt   Jahrbuch  XXX   1915, 

5)  So    heißt  die  Siegerbinde    bei    Bakchylides  12  113  und  XXXI   1916,  205. 

(13),   196    wie    bei  Pindar    Isthm.  4,   62.     Vgl.  9)  So  Diodor  4,  4,  4.    Vgl.  Stephani   im  Compte- 

W.  Passow,  Studien  zum  Parthenon  i  ff.,  wo  je-  rendu   1868,  98 ff.;   Furtwängler,   Samml.    Sabu- 

doch  nicht  genügend  gesondert  wird.  roff  I  zu  Taf.   33;   vgl.   FR.  II  21    zu  Taf.    64, 

')  S.   vorerst    Wolters  im    Archiv  für    Relig.    VIII  III   103  zu  Taf.   138,    beim   Berliner   Freiermord 

1905,  Beiheft  für  Usener  14.  (Häuser).  Das  älteste  Beispiel  ist  wohl  der  schöne 

7)  Nach  Hauser  in  den  Jahresheften  VIII  1905,  42ff.,  Skyphos  Louvre  G  156,   Photogr.  Alinari  23693, 

XII  1909,   100 ff.,  obgleich  ihm  bisher  nur  wenige  nach  Hartwig  Meistersch.  338  von  Brygos. 

zugestimmt  haben,  darunter  Wolters  in  Springers  '">)  C.  Smith,  Catal.  of  vases   Brit.  Mus.  III  E  82, 

Handbuch'"  I   297.     Widersprochen   hat    soeben  Monum.  dell' Inst.  V  Taf.  49  (Baumeister,  Denkm. 

Blinkenberg,    Polykleitos    141    in    Kunstmuseets  III  Taf.  92),    P.  Jacobsthal,    Theseus    auf   dem 

Meeresgrunde   (191  1)   15,  Taf.  5.  9;  6. 


Il6  P.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sttdabhang  der  Burg  in  Athen. 

als  ständiges  Abzeichen  trägt  die  Stirnbinde  nur  der  Gott  des  Weines  und  der  größten 
musischen  Agone  in  Athen,  wo  sich  nach  dem  Antigenesepigramm  die  sieghaften 
Dithyrambossänger  [jitxpataiv  schmückten ')  und  Theophrast  seinen  Geizigen  als 
Choregen  das  Holzbild  einer  Tänie  weihen  läßt^).  Von  den  frühen  Beispielen 
solchen  Schmuckes  bei  Dionysos  sei  hier  nur  der  Neapeler  Bronzekopf  erwähnt, 
weil  er  sich  dadurch  der  sonst  bestechenden  Umdeutung  auf  einen  eleusinischen 
Priester  widersetzt  3).  Mehr  Belege  wird  der  Verlauf  dieser  Arbeit  bringen  (s. 
auch  Abb.  l8). 

Daß  bakchische  Frauen  ihre  [itTpa '')  ebenso  um  die  Stirne  legten,  bezeugen 
fürs  fünfte  Jahrhundert  die  Vasen.  Besonders  nahe,  kommt  unserem  Marmor  die 
Öufi.11)  (oder  wie  eigentlich  die  Namensform  war)  auf  einem  Bostoner  Weinkännchen 
schönen  Stiles,  die  der  zu  einem  Trunk  bereiten  KpatitocXr)  das  beim  Symposion 
übliche,  rauchende  Thymiaterion  bringt  5).  Die  bevorzugte  Genossin  des  Gottes 
trägt  die  Binde  ebenso,  z.  B.  auf  dem  strengschönen  Glockenkrater  aus  Gela,  wo 
das  Paar  vor  einem  Gartentor  mit  zwei  Papposilenen  scherzt  ^),  und  auf  dem 
Jüngern  unteritalischen  in  St.  Petersburg,  wo  es  zu  Maultier  eine  Reise  tut?),  nur 
daß  dort  ein  ganz  klein  w^nig  Haar  unter  dem  Bande  hervorkommt.  Eine  in- 
schriftlich gesicherte  Ariadne  freilich  weiß  ich  hier  nur  auf  der  Geloer  Pelike  der 
Übergangszeit,  wo  sie  nach  dem  vor  Aithra  stehenden  Theseus  umblickt"), 
streng  genommen  also  vielmehr  den  Gebrauch  der  Tracht  außerhalb  des  dionysischen 
Kreises  bezeugt.  Nicht  weit  von  letzterem  steht  aber  wieder  die  Muse  Terpsichore 
der  Londoner  Amphora  und  die  einen  choregischen  Dreifuß  schmückende  Nike 
des  Stamnos  in  München,  die  beide  ihr  breites,  vielleicht  metallenes  Schmuckband 
vor  der  Stirne  tragen  9).  Doch  soll  für  diese  Frühzeit  des  Attributs  ein  weiterer 
Gebrauch  nicht  geleugnet  werden.  Aber  wenn  der  vielkopierte,  mit  Wahrscheinlich- 
keit für  eine  Aphrodite  aus  dem  Kreis  des  Pheidias  erklärte  Kopf '°)  ein  Hauben- 


■)  Anthol.   Palat.    13,  28;  Simonides  Br.  148  Bergk.  *)  Monutn.  ant.  dei  Lincei  XVII   1906,   509  f.  Taf. 

Vgl.   V.   Wilamowitz    im  Hermes    XX  1885,   62.  44  (Orsi). 

')  Theophrast,  Char.  22,2  mit  Anm.  der  Teubner-  7)  FR.  II  Taf.  120;  Compte  rendu  i863,Atlas  Taf.  3. 

sehen  Ausgabe  von   1897.  8)  Taf.  32  des    soeben  A.  6  angef.  Werkes.     Das 

3)  Rom.  Mitt.  XXV  1910,  163  ff.  (Rizzc).  Gefäß  gibt  Be^zley   mit  Recht   dem  Meister  des 

4)  Euripides  Bakch.  833;  929.  Kraters  in  Villa  Giulia:  Rom.  Mitt.  XXVII  1912, 

5)  Strena  Heibig.  Taf.  zu   S.   iiif. ;    s.  bes.  S.  115  288,   19. 

A.  3  (Hartwig)  mit  dem  Hinweis  auf  Furtwängler,  9)  FR.  I  Taf   19,  III  Taf   139. 

Beschr.  der  Vasensammlung  in  Berlin  Taf  5,  138.  '»)  Heibig,   Amelung,    Führers  II  Nr.   1544;    Arndt 

Recht  ähnlich   ist   schon    das   Thymiaterion  aus  Denkm.  Nr.  576  mit  Text,   der   ein  wenig   ähh- 

Eretria  bei  Wigand,  Thyro.  in  den  Bonner  Jahrb.  liches  Vasenbild  unsicherer  Deutung  als  untrUg- 

CXXII    1912,   41    Abb.  5.     S.  auch    die    Tisch-  liehen  Beweis   für   Furtwänglers  Benennung   des 

thymiaterien  von  Totenmahlreliefen  ebenda  7off.  Marmorkopfes  abbildet.     Der  beste  Grund  datUr 

Taf    3,    101;    103.      Über    den     Gebrauch     von  bleibt  die  Benutzung  des  Kopfes  in  der  spätern 

Räucherwerk    beim    Trinkgelage   s.   von    Fritze,  Aphrodite    Diadumene    de    Ridder,    Collect,    de 

Rauchopfer  b.  d.  Gr.,  Berlin  1894,  47  ff.  —  Zur  Clercq  III  Nr.  19  Taf  3  (mit  kaum  begründetem 

Stirnbinde  vgl.  auch  die   wunderschöne  Mänadc  Echtheitszweifel).    Sie  ist  zuletzt  abgeb.  und  be- 

auf  der  Amphora  der  Pariser  Nationalbibliothek  sprechen  bei  Bulle,  Schöner  Mensch»  329f 
FR.  11.92   Taf.   77. 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sttdabhang  der  Burg  in  Athen. 


117 


band  und  die  originale  Niobidenstatue  in  Kopenhagen  ihre  /scsoXt]  iceptOsToj  so  tief 
in  der  Stirne  trägt,  so  ist  es  keineswegs  dasselbe  wie  die  schlichte. Tänie  unseres 
Kopfes. 


Abb.  15.     Spiegel  aus  Boscoreale  im  Louvre. 


Unter  den  wirklich  so  geschmückten  Frauen  der  antiken  Rundplastik  weiß 
ich  freilich  keine  sicher  zu  deuten,  aber  eben  auch  nicht  außerdionysisch.  Wenn 
ein  schönes,  etwas  an  die  Demeter  von  Knidos  erinnerndes  Marmorhaupt  in  Delphi 
mit  florartiger  Stirnbinde  in  der  bisher  meines  Wissens  textlosen  Ausgabe  HomoUes 
kurzweg  tete  d'Apollon    heißt"),   so    ist    das  schwerlich  ein  Grund   gegen    die  so 

•)   Fouilles  de  Delphes  IV  Taf.  74. 


118 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sttdabhang  der  Burg  in  Athen. 


viel  näher  liegende  Deutung  auf  eine  Göttin  aus  dem  Bereiche  des  zweiten  Haupt- 
gottes der  Orakelstätte  oder  auf  ihn  selbst.  Zuversichtlich  in  gleichem  Sinne  zu 
erklären  ist  es,  wenn  eine  von  den  achtzehn  Klagefrauen  des  Sarkophages  aus  der 
Königsgruft  in  Sidon,  die  erste  links  an  der  nördlichen  Langseite,  das  Attribut 
genau  so  trägt  wie  ein  Saburoffscher  Dionysoskopf  in  Berlin").  Da  nämlich  dieses 
Denkmal  nach  den  in  seinem  Deckelfriese  wiedergegebenen  Trauergebräuchen 
sicher  für  einen  semitischen  Großen,  nach  dem  langen  Jagdfries  an  seinem  Sockel 
für  den  darin  mit  sieben  Hunden  beigesetzten  Nimrod  geschaffen  ist,  läßt  es  sich 

in  keinem  Sinne  von  dem  zeitlich  nächst 
in  Betracht  kommenden  Sidonierkönig,  dem 
Philhellenen  Straton  I.  trennen  =).  Dessen 
Harem  aber  bestand  hauptsächlich  aus 
griechischen  [loudoup-yoi',  «öoixai  und  hpyr^<r:\.v.ai, 
also  aus  dionysischen  Technitinnen,  unter 
denen  eine  Priesterin  des  Gottes  um  so 
weniger  gefehlt  haben  kann,  als  sie  in 
Sidon  ihre  Agone  feierten  3). 

Für  die  mythischen  Frauen  des   Thi- 

asos     mag     die     Spätzeit,    namentlich     in 

ihren    Sarkophagreliefen,  Belege  darbieten, 

die  sich  auf  den  vorliegenden  Abbildungen 

nicht  erkennen  lassen.     So  sei  hier  als  ein 

ganz    sicheres   Beispiel    einer    Bakche   mit 

Stirnband    der   Spiegel    des  Polygnos    aus 

Boscoreale4)     (Abb.   15),     als     mindestens 

höchst    wahrscheinUches    —    kaum    noch    auf  Dionysos    selbst  deutbares  —    das 

Deckelrelief  einer  mattschwarz  gefirnißten  Büchse  hellenistischer  Zeit  in  Münchens) 

(Abb.  16)  wiederholt. 


Abb.  16.     Mattschwarzer  Tondeckel,  München. 


5.  DER  AUFGESETZTE  KRANZ. 

Ein  weiteres  Anzeichen  für  dionysische  Bedeutung  des  Kopfes  vom  Süd- 
abhang ist  die  Furche,  die  am  Original  (Abb.  20,  19)  und  an  der  Berhner  Kopie 
(Abb.  21)  vom  Haarknoten  des  Hinterhaupts  schräg  empor  über  das  (hier  ver- 
schwindende) Band  weggeht   und  selbst  in  Venedig   wenigstens   durch   einen  Ab- 


')  Hamdy-Bey,  Th.  Reinach,  Necrop.  roy.  I  Sidon 
263  zu  Taf.  9,  2.  Collignon,  Hist.  de  la  sculpt. 
Gr.  II  403.  Der  Saburoffsche  Dionysoskopf 
Berlin  Nr.  ii8,  auch  im  Text  der  angef.  Necrop. 
Vgl.  den  Doppelkopf  in  Madrid,  Einzelaufn. 
1616— i6l8. 

')  Vgl.  zuletzt  meine  Darlegung  in  der  Rev.  archeol. 


1905  II  33  ff.,  der  sich  Mendel,  Catal.  des  sculpt.  I 
.S.  69  f.  zutneist  anschließt. 

3)  Theopomp  Br.   126  Müller,  aus  Athen.    12,  531. 

4)  Aus  Jahrbuch  XI  1896,  Anz.  76  (Winter).  Vgl. 
Monum.  Piot  V  1897,  88;  191  Taf.  9,  wo  Heren 
de  Villefosse  für  Ariadne  eintritt.  Vgl.  ebenda 
92  zu  Taf.  29. 


5)  Aus  Jahrb.  XXVII   1912,  Anz.  12S  (Sieveking). 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  SUdabhuig  der  Burg  in  Athen.  x  j  g 

Satz  angedeutet  bleibt  (Abb.  3,  5).  Sie  diente  gewiß  für  einen  Metallreifen,  der  am 
Urbild,  um  die  Wegnahme  zu  erschweren,  hinten  beiderseits  in  die  tiefen  Löcher 
des  Schopfes  eingezapft  war,  wie  ein  entsprechender  Zusatz  am  Westgiebel-Apoll 
in  Olympia').  Zumeist  dachte  man  an  ein  zweites  Schmuckband 2),  ohne  dafür 
ein  Beispiel  zu  nennen.  Auch  ich  finde  nur  das  unvollkommene,  daß  auf  dem 
der  Meidias- Werkstatt  nahestehenden  Krater  in  Palermo  der  üppige  Phaon  und  die 
Eroten  über  den  breiten  gemusterten  Tänien  je  noch  ein  mit  dicken  Perlen  be- 
setztes Band  tragen,  aber  schräg  in  die  Stirn  hinab  3). 

Unsere  Ansatzfurchen  dagegen  passen,  wie  zuerst  von  Sybel  bemerkte 
(oben  S.  107),  besser  zu  Metallkränzen.  Kränze  pflegen  ja  so  schräg  emporzugehn 
und  sind  nicht  selten  vom  Haar  des  Hinterhauptes  überdeckt.  Belege  für  beides 
liefern  zuerst  die  attischen  Vasen  des  überreifen  Stiles,  die  sicher  ins  4.  Jahrh. 
hinabreichen  4).  Dort  findet  sich  auch  die  Kreuzung  von  Binde  und  Kran^  am 
ähnlichsten  beim  Apollon  des  eben  genannten  Phaonkraters,  doch  auch  auf  anderen 
Gefäßen  5);  nur  sitzt  das  Band  über  dem  Zweige  wie  um  ihn  festzuhalten.  An- 
fange dieser  Tracht  zeigen  schon  streng  rotfigurige  Tongefäße  *>).  Genauer  was 
wir  brauchen  gibt  aber  die  späte  Kopistenplastik  an  so  zahlreichen  Köpfen  des 
Dionysos  und  der  Seinen,  daß  die  Durchsicht  jedes  bilderreichen  Skulpturen- 
verzeichnisses, wie  der  Berliner  Beschreibung,  des  Vatikan-Katalogs  von  Amelung 
oder  der  Billedtavler  Jacobsens  gleich  auf  eine  Reihe  von  Belegen  führt.  Die 
hier  wünschenswerten  Seitenansichten  freilich  bieten  in  größerer  Zahl  nur  Arndts 
und  Amelungs  Einzelaufnahmen  7). 

Da  jedoch  auch  dort  der  offenbar  seltene  Fall,  wo  der  Kranz  aus  dem 
Nackenschopf  hervorkommt,  zu  fehlen  scheint,  wurde  eine  Umschau  in  den  Samm- 
lungen  zu  Berlin   und  Dresden   von  Bruno  Schröder   und  Walter  Müller   erbeten. 


■)  Olympia  III  69  Taf.  23  (Treu).    Wie  dort  einige  chen  mit  der  Opferschale  aus  Villa  Item,  Notizie 

Gelehrte,  so  wollten  hier  Julius  270  und  andere  1910  Taf.  12   und  Journ.  of  roman    studies   III 

in    die    Bohrungen    eine    große    —    Haarnadel  1913,   158  Taf.  8. 

setzen,  ohne  irgendeinen  Beleg  anzuführen.  5)  Z.  B.    auf    dem    Petersburger    Parisurteil-Krater 

')  Julius  270;  Stais;  Waldmann;    die  Berliner  Be-  Stephani    Nr.    1S07,    Compte-rendu    1861    Atlas 

Schreibung;  s.  oben  S.   107  A.  3,  4,  6.  Taf.  3  und  4  (Baumeister,  Denkm.  I  104,  II  1165) 

3)  FR.  I  Taf.  59.  beim  Hermes  wie  beim  Apoll  und  Dionysos  der 

4)  Gut    abgebildete    Beispiele    bei    FR.  I   Taf.   20  Rückseite. 

Krater  aus  Falerii,  Herakles  und  Zeus;  30  Paris-  ^)  Z.  B.  die  dem  Phintias  liahestebende  Amphora 
urteil-Hydria  in  Karlsruhe,  Hermes;  38/9  Talos-  des  Louvre  FR.  II  Taf.  112  bei  Leto  und  Artemis; 
vase,  Poseidon  und  die  Junglinge;  H  Taf.  96  die  Brygosschale  ebenda  I  Taf.  50  bei  wenigstens 
Gigantenamphora  des  Louvre,  Apollon,  Artemis  zweien  ihrer  Komasten;  die  Londoner  Amphora 
Hermes;  III  Taf.  127  Berliner  Aristophanesschale,  von  Beazleys  Eucharides-Meister,  Brit.  Seh.  An- 
Poseidon, Zeus,  Apollon.  Einiges  auch  bei  Nicole,  nual  XVIII  1911/12  Taf.  11  bei  Dionysos. 
Meidias  Taf.  6,. 2;  3;  Buschor,  Gr.  Vasenmal.'  7)  Einzelaufn.  23  Köpfchen  in  Mantua;  479  Kopf 
Abb.  157.  Aus  der  römischen  Wandmalerei  im  Teppichsaal  des  Konservatorenpalastes;  1143 
bietet  sich  mir  gerade  als  ein  gutes  Beispiel  für  Statue  des  Pal.  Colonna;  1531  eine  in  Madrid, 
den  vom  Nackenhaar  bedeckten  Kranz  das  Mäd-  I'rado.  Auch  ->d\e  Kapitolinische  Ariadne«  ge- 
hört hierher,  s.  oben  S.   115  A.  3. 

Jahrbuch  des  archäolog'ischen  Instituts  XXXIV.  ,10 


120 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sudabhang  der  Burg  in  Athen. 


Sie  ergab  die  Belege,  von  denen  hier  zwei,  dank  Zahn  und  Herrmann,  abgebildet 
werden,  ein  Berliner  Satyrkopf  nach  dem  Marmor')  (Abb.  17)  und  der  Dionysos 
Abb.  18  nach  einem  Mengsschen  Abguß,  der  Wiedergabe  einer  mit  diesem  offenbar 
antiken  Kopf  vervollständigten  Kopie  des  an  den  Baumstamm  gelehnten,  auf  Praxi- 
teles zurückgeführten  Satyrs,  die  das  Inventar  nach  Florenz  versetzt,  die  Literatur 
jedoch  weder  dort  noch  sonstwo  anzuführen  scheint^).  Diese  beiden  Köpfe  ge- 
hören auch  zu  den  zahlreichen  Belegen  fiir  den  von  alters  her  durchaus  vorherr- 
schenden welligen  Verlauf  der  Efeuranke  3).  Ihm  entspricht  die  von  Treu  erkannte 
Kranzfurche  des  Praxitelischen  Hermes  i)  und,  trotz  schwächerer  Wellenbewegung, 
auch  die  der  Berliner  Kopie  unseres  Kopfes  (Abb.  21).     Ähnlich  bewegt  ist  aber 


Abb.  17.     Satyr  in  Berlin,  Marmor. 


Abb.  18.     Dionysos,  Mengsscher  Gips  in  Dresden. 


auch  der  ölkranzzweig  am  Bronzekopf  eines  jungen  Athleten  im  Louvre,  angeblich 
aus  Benevents).  Andererseits  wäre  in  der  geraderen  Rinne  unseres  Originals 
(Abb.  20)  zunächst  eher  kein  Efeuzweig  zu  vermuten.  Doch  ist  auch  der  Efeukranz 
an  ungewelltem  Reif  oder  Strang  nicht  unerhört,  schon  auf  strengrotfigurigen 
Vasen*)  und  dann  in  der  Plastik,  wofür  die  Korymbenkränze  des  einschenkenden 
Satyrs  von  Praxiteles  und  des  Pompeianischen  Bronzedionysos  (»Narciss«)  ange- 
führt seien?). 


')  Berliner  Skulpturensammlung  Nr.  260. 

')  Mengsscher  Abguß  XXVII.  Ähnlich,  aber  durch- 
aus nicht  gleich,  Ny  Carlsberg  Glyptothek  Nr. 
476,  Billedtavler  36,  wie  mir  gleich  die  Dres- 
dener Fachgenossen  nachwiesen.  —  Ein  zweiter 
Beleg  für  den  Kranz  im  Haarknoten  ist  der  ver- 
schollene Dionysoskopf  Mengsscher  Abguß  Nr. 
704  in  Dresden. 

3)  Weitere  Beispiele  sind  die  hier  S.  119  A.  7  ge- 
gebenen aus  den  Einielaufnahmen,  die  noch  mehr 
der  Art  enthalten,  z.  B.  den  jungen  Satyrkopf  in 
Madrid   1622/3.     S.  auch   S.   119  A.  6  Anfangs. 


4)  Olympia  III  198  ff.  Mit  Unrecht  widersprach 
Passow  a.  a.  O.  (oben  S.  115  A.  5)  12,  21.  Die 
von  ihm  gewünschte  Schnur  (OTpitpiov)  könnte 
nie  in  solcher  Wellenfurche  liegen. 

5)  A.  de  Ridder,  Bronz.  ant.  du  Louvre  I  Nr.  4. 

')  Z.  B.  MUnchener  Spitzamphora  und  Londoner 
Schale  FR.  I  laf.  45,  47. 

7)  Kopf  des  Mengarinischen  "  Satyrs  bei  Klein, 
Praxiteles  198;  ich  habe  auch  den  Abguß  des 
besten  Dresdener  Exemplars  vor  mir.  Für  den 
Narciss  s.  die  Rückansicht  bei  Bulle,  Schöner 
Mensch',  Textbild  28. 


F.  Studoiczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sudabhang  der  Burg  in  Athen.  121 


Also  auch  das,  was  sich  über  den  einst  in  Metall  beigefügten  Schmuck  mit 
hoher  Wahrscheinlichkeit  vermuten  läßt,  weist  gleich  der  Stirnbinde  am  ehesten 
auf  eine  bakchische  Frau  hin.  Diese  Deutung  noch  genauer  zu  fassen,  ermög- 
lichen die  bisher  wenig  oder  gar  nicht  beachteten  Spuren  des  statuarischen 
Zusammenhanges,  aus  dem  der  Kopf  herrührt. 

6.  DIE  SPUREN  DER  HÄNDE. 

Geringe  aber  sichere  Ansätze  der  weggebrochenen  rechten  Hand  erkannte 
Stais  entschiedener  als  Julius  vor  dem  entsprechenden  Ohr  des  Urbildes*).  Unsere 
Abb.  20  gibt  sie  im  Zusammenhang  des  Ganzen  auf  einer  von  K.  A.  Neugebauer 
freundlich  besorgten  Aufnahme  des  Marmors,  Abb.  19,  wo  die  Anschlußstelle  mit 
Buchstaben  bezeichnet  ist,  in  größerer  und  '  deutlicherer  Photographie  von  cand. 
phil.  Ernst  Langlotz  nach  dem  Abguß,  weil  er  leichter  in  das  dafür  günstigste 
Licht  gebracht  werden  konnte.  Vom  Ohre  selbst  bleibt  nichts  als  der  hintere 
Saum  bis  zum  Läppchen  hinab  sichtbar,  auch  er  nur  angedeutet,  weil  ihn  einst 
so  gut  wie  ganz  die  zum  Teil  niedergebogen  angedrückten  Finger  verdeckten. 
In  dem  abgerundet  viereckigen  Umriß  des  Bruches  c  zeichnet  sich  der  Querschnitt 
des  Mittelfingers  oberhalb  seines  Hauptgelenkes,  von  dessen  scharfer  Biegung  die 
Querfurche  gleich  unter  c  herrührt.  Unter  ihr,  rechts  neben  b,  ist  ein  Rest  der 
geschwellten  Innenfläche  des  mittleren  Fingergliedes  erhalten,  dessen  Haut  zwei 
durch  die  Krümmung  hervorgerufene  Querfaltchen  aufweist.  Rechts  davon  er- 
kennt man  die  beinahe  lotrechte,  nur  etwas  gegen  das  Gesicht  hin  geneigte  Furche, 
die  den  Ansatz  des  Ringfingers  sondert,  unten  abgeschlossen  durch  eine  Spur  der 
Querrille  des  untersten  Fingergelenkes.  Vom  Ringfinger  haftete  beim  Bruche  d 
das  Mittelglied,  nicht  wieder  mit  seiner  ganzen  Außenfläche,  sondern  nur  mit 
ihrer  linken  Hälfte;  die  obere  Spitze  des  dunklen  Schattens  bezeichnet  den  An- 
stieg der  Gelenkkuppe.  Hinter  der  einst  losgelösten,  weggebrochenen  Hälfte  dieses 
Fingergliedes  kommt  nicht  die  lebendige  Form  von  Haar  und  Wange  zum  Vor- 
schein, sondern  eine  flache  Bosse,  mit  steilschrägen  breiten  Meißelhieben,  die  nach 
unten  konvergieren,  ziemlich  glatt  bearbeitet.  An  ihrem  rechten  Ende  bei  dem 
Bruch  über  e  haftete  die  Spitze  des  wie  gewöhnlich  etwas  abgespreizten  kleinen 
Fingers.  Links  von  dem  Mittelfingerbruche  c  bezeichnet  die  bearbeitete  Stelle 
über  b  die  Höhlung,  die  den  kürzern  Zeigefinger  vom  Ohr  und  Haar  trennte. 
Doch  wird  er  nicht,  gleich  dem  kleinen,  ausgestreckt  gewesen  sein;  also  haftete 
seine  Spitze  kaum  vor  dem  Bruche  a,  wo  sie  auch  keine  Ansatzspur  hinterlassen 
hat.  Der  Daumen  ragte  wohl  ganz  frei  heraus.  So  ergibt  sich  in  allem  Wesent- 
Hchen  völlig  sicher  diejenige  Ergänzung  der  rechten  Hand,  die  unser  Herstellungs- 
versuch Abb.  24  veranschaulicht.  Wie  weit  er  künstlerisch  hinter  der  Schönheit 
des  Kopfes  zurückbleibt,  sind  wir  uns  schmerzlich  bewußt. 

Die  mit  solcher  Handhaltung  notwendig  gegebene  des  Armes  schließt  aus, 
daß  sich  sein  Ellenbogen  im  Stehen  auf  den  andern,  vor  den  Leib  gelegten  Arm 

')  Stals  34;   Julius  270,   273;   s.  oben  S.  107  A.  3  und  4. 


122 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  SUdabhang  der  Burg  in  Athen. 


stutzte,  wie  bei  einer  von  den  Klagefrauen  des  Sarkophags  aus  Sidon')  und  bei 
dem  trauernden  Jüngling  eines  bekannten  attischen  Grabreliefs  =),  oder  im  Sitzen 
auf  den  Oberschenkel,  wie  bei  Relieffiguren  der  Übergangszeit,  von  denen  die  in 
der  Spätzeit  als  Statue  kopierte  »Penelope«  die  bekannteste  ist  3),  und  bei  den 
Weiterbildungen  dieses  Motivs  in  der  Gräberkunst  des  4.  Jahrb.,  z.  B.  an  dem  Paar 
von  Dienerinnen  in  Berlin  4).  Auch  der  Themis  Abb.  14  sei  hier  nochmals  gedacht. 
Selbst  mit  dem  lysippisch  hochaufgesetzten  Bein  der  früher  Ariadne  genannten 
Statue,  die  sich  trotz  ihrem  unbekleideten  Oberkörper  durch  das  Schreibtäfelchen 
der  Agramer  Kopie  und  durch  die  Reliefwiederholung  auf  dem  Marsyas-Sarkophag 
des  Louvre  als  Muse  erwies  5),  ließe  sich  dieser  Ellenbogen  nicht  zusammenbringen. 
Er  ist  also  einer  dem  Körper  fremden  Stütze  aufzusetzen.  Sie  müßte  neben  einer 
aufrechten  Gestalt  außerordentlich  hoch  gewesen  sein,  wie  sie  ja  gerade  spät  im 
4.  Jahrh.  und  in  hellenistischer  Zeit  nicht  selten  vorkommt  <<),     Oder  die  Statue  ist 


')  Es  ist  die  erste  an  der  südlichen  Langseite  bei 
Hamdy,  Reinach  Taf..  9,  i ;  Ant.  Denkm.  d. 
Inst.  III  Taf.  II,  2;  zur  Not  auch  Jahrbuch  IX 
1894,  Anz.   12. 

')  Athen,  Nationalnius.  Nr.  871;  Conze,  Grabrel.  II 
Taf.  210  Nr.  1054;  Collignon,  Statues  funer.  I48 
Fig.  81. 

3)  Heibig,  Amelung,  Führer3  I  Nr.  89,  189.  Die 
letzten  Besprechungen  von  Six  und  Klein  im 
Jahrbuch  XXX  191 5, 77,  XXXI 191 6,254  verkennen, 
daß  das  Relief  (Heibig  Nr.  89)  die  Urform  dieser 
Gestalt  ist,  und  fuhren  die  daraus  nur  von  Ko- 
pisten gemachten  Statuen  auf  ein  Erzwerk  des 
Kaiamis  zuuick.  Kleins  damit  verbundene  Ver- 
urteilung der  Echtheit  des  Bostoner  Relief- 
werkes widerlegt  sich  selbst  durch  das  voraus- 
gesandte Bekenntnis,  daß  an  dem  Marmororiginal 
nicht  ein  einziger  Kenner  äußere  Anzeichen  der 
Fälschung  gefunden  hat.  Eine  von  selchen  freie 
Marmorfälschung  ist  aber  noch  nie  gelungen, 
wie  ich  nach  mehr  als  zwanzigjähriger,  ziemlich 
vollständiger  Beobachtung  dieser  VVaare  mit  Zu- 
versicht behaupte.  Was  sonst  gegen  die  Echt- 
heit oder  auch  nur  gegen  den  echten  Archaismus 
des  Denkmals  vorgebracht  ist,  beweist  nur,  daß 
den  Urhebern  das  Zu-  und  Umlernen  schwer 
filllt.  Das  vermeintliche  Vorbild  der  Hauptseite 
mit  der  Wägung  der  Anteile  am  Adonis  ließe 
sich  in  mittelalterlichen  Darstellungen  des  Jüng- 
sten Gerichts  viel  genauer  entsprechend  nach- 
weisen, als  es  Klein  gelungen  ist.  Das  wußte 
ich  längst  durch  die  früheren  Hüter  des  Schatzes 
in  Lewes,  als  ich  den  Marmor  herausgab,  hielt 
aber  solchen  unnötigen  Ballast  meiner  Arbeit 
fern.     In  welchem  Zustande  sich  neuerdings  mit- 


unter Kleins  Stilgefühl  befand,  verrät  sein  Ver- 
such, ein  Werk  des  Pheidias  herzustellen,  indem 
er  einen  unterlebensgroßen  Kopf  auf  die  über- 
lebensgroße Amazone  Matte!  setzte  (vgl.  M.  Bieber 
im  Jahrbuch  XXXIII  1918,  73  A.  2).  Für  das 
Bostoner  Relief  bleibt  ja  der  Erfolg:  calum- 
niare  audacter,  semper  aliquid  haeret,  nicht  aus. 
Selbst  in  diesem 'Fachblatte  (1918,  227)  hat  schon 
eine  Autorität  auf  dem  Gebiete  der  antiken  Plastik 
wie  Fiechter  die  Fälschung  für  durch  Klein 
überzeugend  dargetan  erklärt.  A.  von  Salis 
(Kunst  d.  Gr.  90)  will  sich  freilich  davon  nicht 
überzeugen,  bevor  wir  den  Fälscher  haben.  So 
hoffe  ich,  daß  der  Dunst  bald  wieder  verfliegen 
und  dann  niemand  begreifen  wird  ,  daß  er  den 
Wert  des  köstlichen  alten  Meisterwerkes  auch 
nur  einen  Augenblick  verdunkeln  konnte. 

4)  Berlin.  Skulpt.  Nr.  498/9;  Furtwängler,  Samml. 
Saburoff  I  Taf.  15 — 17;  Collignon,  Statues  funcr. 
2 10  ff.     Vgl.  dort  auch  Fig.  129,   131. 

5)  Nach  der  trefflichen  Untersuchung  des  leider 
auch  dem  Kriege  zum  Opfer  gefallenen  Hadaczek 
in  den  Rom.  Mitt.  XVII  1902,  173  fr.  Taf.  6. 
Vgl.  Heibig,  Alnelung,  FUhrer3  II  Nr.  1242.  Der 
Sarkophag  bei  Baumeister,  Denkro.  II  887;  S. 
Reinach,  Repert.  rel.  II  249.  Hauser  wollte  auch 
die  Statue  für  eine  Pythia  erklären,  s.  oben  S.  113 
A.  2. 

')  Belege  dafür  sammelte,  zur  Ergänzung  der 
Aphrodite  von.Melos,  Furtwängler,  Meisterwerke, 
620fr.  Am  besten  taugt  für  unsern  Fall  die 
Aphrodite  im  Mantel,  in  weißer  Malerei  nach- 
gebildet auf  dem  MUnchener  Krater,  Furtwängler- 
Reichhold  II   210,  Taf.   100. 


F.  Studniczka,   Der  l-'rauenkopf  vom  SUdabUang  der  Burg  in  Athen.  123 


neben  einer  mäßig  hohen  Stütze,  etwa  der  Lehne  eines  Stuhles  oder  Felsensitzes, 
oder  neben  einem  geeigneten  Attribute  sitzend  zu  denken. 

Daß  gleich  dem  Athener  Original  auch  die  geringe  Nachbildung  in  Venedig 
(Abb.  5)  Spuren  der  rechten  Hand  an  der  Schläfe  trug,  läßt  der  große  neue 
Flicken  an  dieser  Stelle  wenigstens  möglich  erscheinen.  An  der  bessern  Kopie 
zu  Berlin  sind  sie  trotz  Ergänzung  und  Überarbeitung  noch  kenntlich  geblieben"). 


Abb.  19.     Kopf  vom  Südabhang,   Abguß. 

Sie  verraten,  daß  hier  die  Hand  viel  weniger  eng  angedrückt  war.  Das  Schläfen- 
haar ladet  weit  kräftiger  aus  (Abb.  12  u.  6,  mit  i  u.  2  verglichen).  Die  untere  Hälfte 
des  Ohres  ist  ganz  ausgearbeitet  (Abb.  21).  Die  Rillen  zwischen  den  gleich  darüber 
zurückgestrichenen  Haarsträhnen  laufen  sich  z.  T.,  wie  dasselbe  Bild  zeigt,  über 
dem  Ohrläppchen  tot,  an  dem  mit  a  bezeichneten  Ansatz,  den  der  Ergänzer  jenen 
Strähnen  nur  oberflächlich  angepaßt  hat.  Darüber  ist  der  äußerste  Vorsprung 
der  Haarmasse,  rings  um  den  Buchstaben  b,  ergänzt.  Noch  weiter  oben,  unter  c  und 
d,  finden   sich  zwei  kleine,  längliche  Mulden,   mit  klaren   Hieben  eines   schmalen 

«)  Darauf  hingewiesen  hat  (Friederichs  und)  Wolters,  GipsabgUsse  Nr.   1278.     Julius  273  hatte  die  Frage 

aufgeworfen,  aber  irrig  verneint. 


124 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sttdabhang:  der  Burg  in  Athen. 


Meißels,  jedoch  ziemlich  roh  ausgesprengt,  trotzdem  sicher  schon  im  Altertum, 
nach  Ausweis  ihres  mit  der  sonstigen  Oberfläche  stimmenden  vergilbten  Farbtons. 
Da  an  ihren  Rändern  jegliche  Reliefspur  fehlt,  .könnten  in  sie  die  Spitzen  aus- 
gestreckter Finger  nur  dann  eingegriffen  haben,  wenn  sie  der  überm  Ohre  haftenden 


Abb.  20.     Kopf  vom  SUdabhang,  Marmor. 


Abb.  21.     Kopie  in  Berlin,  Marmor. 


Abb.  22.     Kopf  vom  Südabhang,  Abguß.         Abb.  23.     Kopie  in  Berlin,  Abguß. 


Hand  angestückt  waren.  Einen  wahrscheinlichen  Erklärungsversuch  fand  weder 
ich  noch  R.  Zahn  und  Br.  Schröder,  die  vor  mir  den  Marmor  auf  diese  vom 
Konservator  Hackebeil  am  Abguß  bemerkte  Einzelheit  nachzuprüfen  die  Güte  hatten. 


F.  Studniczka,   Der  Frauenkopf  vom  SUdabhang  der  Burg  in  Athen. 


125 


Eine  ganz  unzweideutige  Ansatzstelle  hat  an  der  Berliner  Wiederholung  die 
linke  Hand  zurückgelassen,  unberührt  vom  Ergänzer,  weil  an  einer  kaum  je  be- 
trachteten Stelle,  wo  sie  auch  lange  genug  übersehn  worden  ist:  auf  dem  Scheitel. 
Dieser  wies  dann  auch  am  Original  in  Athen  ein  zwar  anders  geartetes,  aber  doch 
entsprechendes  Anzeichen  auf.  Beide  geben  Abb.  22  und  23  wiederum  nach  den 
Abgüssen,  deren  völlige  Übereinstimmung  mit  den  Originalen  jedoch  eigens  fest- 
gestellt worden  ist').     Das  Exemplar  in  Venedig  konnte  hierfür  noch  nicht  unter- 


Abb.  24.     Kopf  vom  Sudabhang  mit  ergänzten  Armen. 

sucht  werden.  Am  klarsten  spricht  die  Berliner  Kopie  (Abb.  23).  Der  von  enger 
Furche  umgebene,  annähernd  mondsichelförmige  Bruch,  dessen  vorgewölbter  Um- 
riß rechts  etwas  über  den  Haarscheitel  herübergreift,  und  die  schmale  streifen- 
förmige Fortsetzung  nach  der  linken  Schläfe  zu,  sie  können  nur  von  der  Innen- 
fläche der  linken  Hand,  mit  Daumenansatz  hinten,  und  dem  Anfang  des  Unter- 
armes herrühren,  die  in  einem  uns  ziemlich  fremden,  in  griechischer  Kunst  und 
Sitte  aber  sehr  beliebten  Ruhemotiv  auf  dem  Scheitel  lagen.  Daß  es  am  Urbild 
in  Athen  (Abb.  22)  nicht  anders  war,  lehrt  die  grob  mit  dem  Spitzeisen  zugehauene 


')  Den   Kopf  in  Athen   hat  fUr  mich   K.  A.   Neugebauer  wiederholt  nachgeprüft. 


I  26  ^-  Studuiczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sudabhang  der  Burg  in  Athen. 


Anschlußfläche,  die  unmöglich  aus  bloßer  Vernachlässigung  der  den  Blicken  ent- 
zogenen Stelle  hergeleitet  werden  kann  •).  Denn  ihr  Umriß  gleicht  im  ganzen 
dem  des  Handbruchs  auf  der  Kopie;  nur  dehnt  sie  sich  viel  weiter  über  den 
Haarscheitel  nach  rechts  aus.  Hier  war  eben  der  linke  Arm,  in  der  selbst  bei 
Meisterwerken,  wie  dem  Mädchenkopf  aus  Chios  und  der  Samothrakischen  Nike, 
angewandten  Stückungstechnik,  besonders  angefügt.  Seine  Hand  lagerte,  wie  ins 
Haar  drückend,  auf  der  unebenen  Anschlußfläche,  deren  Umriß  ihr  vielleicht  noch 
klarer  entspricht  als  der  des  Bruches  an  der  Kopie:  hinten  dem  Daumenansatz, 
vorne  dem  Handteller.  Unser  darauf  gegründeter  Ergänzungsversuch  Abb.  24  zeigte 
dann,  wie  gut  der  erhobene  Arm  zu  dem  Halsansatz  dieser  Seite  stimmt.  Auch 
am  Nacken  ist  die  Wirkung   der  beiden  Armbewegungen  unverkennbar. 

7.  DIESELBE  HALTUNG  DER  ARME  IN  ANDEREN  BILDWERKEN. 

Von  den  an  unseren  Köpfen  noch  erweislichen  Armhaltungen  drückt  die  aufs 
Haupt  gelegte  Linke,  wenn  leidenschaftliches  Andenkopfgreifen  =)  außer  Frage 
bleibt,  entweder  wirkliche  Ermüdung  oder  lässige  Bequemlichkeit  aus.  Zuerst 
findet  sich  beides  in  dem  gebärdenfrohen  Realismus  der  streng  rotfigurigen 
Vasenmalerei,  z.  B.  bei  dem  schlafenden  Alkyoneus  des  Phintias^)  und  bei  Zechern, 
die  sich,  schweigend  oder  singend,  vorflöten  lassen,  wobei  freilich  auch  jene  er- 
regte Geste  in  Betracht  kommt 4).  In  der  Plastik  kenne  ich  die  Armhaltung  zuerst 
an  der  verwundet  rastenden  Amazone  des  Berliner  Typus,  dessen  unhaltbare 
Zurückführung  auf  Polyklet  erstaunlicherweise  immer  noch  alte  Anhänger  fest- 
zuhalten vermag  5).  Vom  bakchischen  Rasen  ausruhend  stehn  Mänaden  in  späten, 
tektonisch  verwendeten  Erzfigürchen  ebenso  da').  Sie  leiten  über  zu  dem  Kreise, 
wo  das  Motiv  am  beliebtesten  ist,  zu  der  langen,  im  4.  Jahrh.  anhebenden  Reihe 
weichlich  aufgefaßter  Apollon-  und  Dionysosgestalten,  die  wohl  öfter  stehn  als 
sitzen.     Die  Belege  zu   sammeln,    ohne   sie   gründlich   sichten    zu    können,  würde 


')  Mit  Julius  270,  Graef2i 7 u.a. ;  s.S.  107  A. 3;  112,2.  Alinari    23731   (vgl.   Hartwig,    Meisterschalen  S 

ä)  Nur  auf  dieses  achtete,    soviel   ich   sehe,    .Sittl,  652). 

Gebärden  274  A.   I  5)  So  noch  (Heibig),  Amelung,  Kührcr3  Nr.  24  und 

3)  F(urtwängler)-R(eichhold)Taf.  32;  danach  Perrot,  Robert  in  den  Götting.  gel.  Anzeigen  1917,  368, 
Hist.  de  l'art  X  461 ;  vorher  Hartwig,  Meister-  trotz  dem  ausführlichen  Gegenbeweis  Noacks 
schalen   170  Abb.  21.  im  Jahrbuch  XXX  1915,   16711.,  dessen  positive 

4)  So  schlägt  in  dem  ältesten  mir  erinnerlichen  Beurteilung  der  Berliner  Amazone  (176:  Stron- 
Beispiel    dieser    Gruppe    auf   der    Epiktetschale  gylion)  mir  freilich  auch  verfehlt  scheint. 

KR.  Taf.  73  der  Mann  sich  in  den  Nacken.    Un-  ^)   So  das  Paar  vom  Zierat   eines  Wagens  aus   der 

ruhig  wirkt  die  Hand  auf  dem  Kopfe  auch  noch  Umgebung    von    Salonik    Bull,   de   corr.   hellen, 

in  der  Linosschale  FR.  Taf.  103;  mehr  im  Sinne  XXVIII  1904,    229  (Seure),   danach  S.   Reinach, 

des  Ausruhens  schon  auf  dem  Krater  des  Smikros  Repert.   stat.   IV   242,   6.     Uie    erhobene    Hand 

in   Brüssel   Monum.  Piot  IX  Taf.  2  (Lamer,  Gr.  scheint  sicher  auf  dem  Kopfe  zu  ruhen,  obgleich 

Kultur'   Nr.  87;    Perrot    X    519)    und    auf   der  sie    eine    Frucht    hält.     Klar    ist    dies    bei    der 

Schale    mit    A'iaw    xaXös    Louvre   G  135,    Phot.  hübschen  in  Akanthos  auslaufenden  Henkelfigur 
Perdrizet,  Bronzes  gr.  d'^gypte  de  la  coli.  Fouquet  Nr.  32  Taf.  S. 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sudabhang  der  Burg  in  Athen. 


127 


nicht  viel  nützen ').     Wohl  aber  müssen  die  seltenen  Fälle  betrachtet   werden,   in 
denen  der  Kopf  dem  unsern  ähnlich  von  beiden 
Armen  umrahmt  ist 

Nicht  so  ganz  hierher  gehört  der  Typus 
des  weichen  Jünglings,  dessen  Linke  sich  an  dem 
rechten  aufs  Haupt  gelegten  Arm  festhält.  Als 
sein  besterhaltener  Vertreter  in  der  Rundplastik 
erscheint  eine  0,34  hohe  Erzfigur  zu  Florenz^), 
nach  den  zwei  Blumen,  nicht  Efeublättern  oder 
-Korymben,  über  der  Haarschnur  von  Wieseler 
mit  Recht  Narkissos  benannt,  der  sich  ja  in  gleicher 
Gestalt  und  Haltung  auf  einem  Sarkophag  des 
•Vatikans   im  Wasser   bespiegelt  3). 

Unserer  bakchischen  Frau  ähnlicher  stützt 
sich  ein  schöner  Turnerkopf  lysippischer  Richtung, 
in  kalter  Marmornachbildung  des  Athener  National- 
museums erhalten  4),  auf  die  linke  Hand,  deren 
ein  (ausgefallenes)  Attribut  umfassende  Finger  bis  nahe  an  den  Scheitel  reichen 
und  zum  Teil  von  der  oben  liegenden  Rechten  überdeckt  werden.  Wieder  bleibt 
zunächst  die  Frage  offen,  ob  die  Gestalt  neben  ungewöhnlich  hoher  Stütze  aufrecht 
oder  aber  sitzend  zu  ergänzen  sei.  Für  letztere,  auch  bei  Athleten  nicht  uner- 
hörte Stellung  spricht  schon  die  starke  Müdigkeit,  die  bei  solchem  Jüngling  diese 
Armhaltung  5)  bedeutet,  und  mit  ihr  alle  sonst  für  sie  vorhandenen  Belege,  durchaus 
sitzende  oder  liegende  Figuren. 

In  süßer  Verträumtheit  sitzt  so  der  weichlichste  von  allen  Göttern,  Eros,  auf 
seine  Kithara  gestützt  in  einer  anmutigen  Tonfigur  des  Louvre  aus  Myrina*)  (Abb. 
25).  Dies  wäre  das  beste  nur  wünschbare  Seitenstück,  wenn  unser  Kopf  die 
Liebesgöttin  darstellen  könnte  (S.  114).  Vollends  eingeschlafen  liegt  aber  mit 
gleicher  Armhaltung  Ariadne   in   dem  späthellenistischen  Marmorbilde   zu  Madrid 


Abb.  25.     Eros,  Tonfigur  aus  Myrina. 


')  Stehender  Dionysos  unten  S.  143  A.  i,  sitzender 
S.  134  f.  A.  7  und  Herrmann,  Denkm.  ant.  Malerei 
Taf.  51.  Sitzender  Apoll  auf  dem  hellenistischen 
VVcihrelief  Svoronos,  Athener  Nationalmus.  Taf. 
136,  1966,  'K<f»j|Ji.  dp/.  1903,  39flf.  (Kastriotis). 
Ebenso  vor  Marsyas  an  dem  Kandelaber  von 
Otricoli  S.  Reinaoh,  Repert.  rel.  III  381,  i. 

^)  Clarac  IV  680,  1590  und  Wieseler,  Narkissos 
Nr.  12  der  Tafel  (vgl.  S.  28  A.)  geben  sie  nach 
Wicar  und  Mongez,  Tableaux,  statues  etc.  de  la 
galer.  de  Florence  I  Taf.  85,  durchweg  im  Gegen- 
sinn. Sie  war  damals  in  den  Uffizien,  dürfte 
sich  also  jetzt  im  Archäol.  Museum  befinden.  In 
den  Katalogen  von  DUtschke,  Amelung  und  Mi- 
lani  habe  ich  die  Figur  vergeblich  gesucht.  Vor 
mir  steht  ein  getönter  alter  Abguß. 


3)  Amelung,  Skulp.  d.  Vatik.  I  288,  Nr.  169  der 
Gall.  lapid.,  Taf.  29. 

4)  Athen.  Nationalmus.  Nr.  184,  S.  35  der  Be- 
schreibung von  Stais  (oben  S.  107  A.  4).  Gut 
abgeb.  Annali  1876  Taf.  G  (Brizio).  Vgl.  Furt- 
wängler,  Meisterwerke  334  A.  l.  Nächstverwandt 
ist  er  dem  lysippischen  Jüngling,  Berlin.  Skulpt. 
Nr.  471,  abgeb.  Rom.  Mitt.  XX  1905,  147  ff. 
(Amelung). 

5)  Eine  Hand  auf  dem  Scheitel  hat  der  Apoxy- 
omenos  Conze,  Grabrel.  II  Taf.  l8o,  Nr.  929  und 
der  mittlere,  Idomeneus  von  Oe,  auf  dem  Basis- 
relief der  Akropolis  v.  Sybel  Nr.  6154,  Annali 
1S62  Taf.  M.  Beides  S.  Reinach,  Repert.  rel.  II 
369,   I   u.  2. 

•i)   Hier  nach  Winter,  Typen   fig.  Terrak.  II  354,  6. 


128 


F.  Stndntczka,  Der  Frauenkopf  vom  SUdabhang  der  Burg  in  Athen. 


und  im  Vatikan')  da,  wie  auf  noch  jüngeren  Darstellungen  in  Relief  (z.  B.  dem 
Vatikanischen  Abb.  26^))  und  Malerei  3),  die  aber  z.  T.  sicher  auf  ältere  Vorbilder 
zurückgehn,  vielleicht  bis  auf  das  Wandbild  im  Dionysostempel  zu  Athen  4).  Gibt 
ihr  doch  wenigstens  den  aufs  Haupt  gelegten  Arm,  gemäß  dem  zu  Beginn  dieses 
Abschnittes  Gesagten,  schon  die  der  Brygoswerkstatt  nicht  fernstehende  Schale  in 
Corneto5),   wo  Hermes  den  Theseus   zu   heimlichem  Aufbruch  veranlaßt   und    die 


Abb.  26.     Relief  der  Statuengalerie  im  Vatikan. 

Rebe   nebst  dem   Eros   über   der  Schläferin    das   Herannahen    des   neuen   Freiers 
verkündet. 


«)  Heibig,  Amelung,  Führers  I  Nr.  208,  abgeb. 
Brunn,  Denkm.  Nr.  167;  Baumeister,  Denkm.  I 
125;  Amelung,  Skulpt.  des  Vatik.  II  Taf.  57, 
414;  Bulle,  Der  schöne  Mensch'  S.  394. 

')  Wiederholt  aus  Jahrbuch  XXV  1910,  I41 
(v.  Salis).  Heibig,  Amelung,  KUhrer3  I  Nr.  210. 
Vgl.  Hauser  in  A.  4. 

3)  Zuletzt  P.  Herrraann,  Denkm.  ant.  Malerei  Taf. 
40  und  114. 

4)  Pausan.  i,  20,  3;  vgl.  Salis  a.  a.  O.  134,  137^ und 
Hauser  bei  Furtwängler,  Reichhold  III  104  ff. 
mit  der  Erstausgabe  einer  unteritalischen  Vase 
in  Boston,  deren  Ariadnebild,  freilich  ohne  unser 


Armmotiv,  sehr  mit  dem  hier  in  Abb.  26  wieder- 
holten Relief  übereinstimmt. 
Monum.  dell'  Inst.  XI  Taf.  20;  Vorlegebl.  D  8,  i ; 
Buschor,  Gr.  Vasenmal.'  173  Abb.  124;  S.  Rei- 
nach, Repert.  vas.  I  222,  7.  Vgl.  Pauly,  Wissowä, 
Realenzykl.  II  810  oben. 

Die  Vase  gibt  Beazley,  Attic  redfig.  vases  in 
Americ.  Mus.  94  dem  Meister  der  Berliner  Erz- 
gießereischale. Ich  kann  auf  dieses  lange  nach 
Abschluß  meines  Aufsatzes  erschienene  Werk  nur 
an  viieser  Stelle  ausdrücklich  verweisen.  [Zur 
Deutung  vgl.  auch  noch  die  treffende  Bemer. 
kung  von  C.  Robert,  Archäol.  Hermeneutik  231.] 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sudabhang  der  Burg  in  Athen. 


129 


Von  einer  Liegenden  kann  aber  unser  sichtlich  aufrechter  Kopf  nicht  her- 
rühren. Nur  scheinbar  zum  Sitzen  aufgerichtet  ist  jener  hellenistische  Ariadnetypus 
durch  den  Zwang  des  gegebenen  Rahmens  an  dem  Bettlehnenbeschlag  wohl  noch 
der  früheren  Kaiserzeit  im  Berliner  Antiquarium  Abb.  27,  auf  den  mich  R.  Zahn 
freundlich  aufmerksam  machte ').  Eine  wirklich  sitzende  Ariadne  jedoch  wies  mir 
cand.  Ernst  Langlotz  nach,  der  an  dieser  Untersuchung  auch  sonst  förderlichen 
Anteil  nahm. 


Abb.  27.     Bronze,  Bettlehncnbeschlag  in  Berlin,  Antiquarium. 


Es  handelt  sich  um  einen  beinahe  vergessenen  Kameo,  der  neuerdings  auch 
in  den  ausführlichen  Behandlungen  der  Sage  gar  nicht  oder  ohne  die  wesent- 
lichsten Angaben  erwähnt  wird^).  Deshalb  ist  es  mir  auch  nicht  möglich,  bei  den 
heutigen  Verkehrsverhältnissen  eine  gewisse  Unklarheit  der  Überlieferung  ganz 
sicher  aufzuhellen.  Es  gibt  nämlich  allem  Anscheine  nach  nicht  eine,  sondern 
zwei  Kameen  mit  genau  derselben  Darstellung.  Die  eine  veröffentlichte  Gori 
1731  und  noch   1824  Zannoni  als  Eigentum    der   mediceischen  Sammlung   in  den 


•)  Gesamtlänge  der  Bronze  etwa  0,40.  Gleichartige 
Lehnenbeschläge  bei  C.  Ransom,  Couches  and 
beds  98 ff.  Taf.  8ff.  Eine  solche  mit  ähnlicher, 
nur  halbnackter  Schläferin,  deren  eine  Hand  im 
Schöße  liegt,  von  Eroten  umgeben,  in  St.  Peters- 
burg, Compte-rendu  1880,  93  Taf.  4,  10,  S.  Rei- 
nach, Repert.  rel.  III  488,  i. 


')  So  zuletzt,  soviel  ich  sehe,  in  der  grundlegen- 
den Arbeit  von  O.  Jahn,  Archäol.  Beitr.  295 
A.  117  und  bei  K.  B.  Stark  in  den  Berichten 
der  Sachs.  Ges.  d.  Wissensch.  1860,  27.  Nur 
beiläufig  erwähnt  die  Kamee  Furtwängler,  Gem- 
men III  331. 


]  y)  F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sudabhang  der  Burg  in  Athen. 


Uffizieni).  Es  liegt  darum  nahe,  in  diesem  Stein  die  Vorlage  des  marmornen 
Kundreliefs  zu  erkennen,  das  unter  anderen  solchen  Nachbildungen  von  Antiken, 
z.  T.  sicher  aus  der  Sammlung  des  Hauses,  die  Werkstatt  Donatellos  über  den 
HofsäuJen  des  Palastes  Medici  (Riccardi)  anbrachte 2).  Doch  läßt  sich  dieser 
Kameo,  soviel  ich  sehe,  nicht,  wie  öfter  behauptet  worden  ist,  im  frühen  Antiken- 
besitze der  Medici  nachweisen  3) .  Verdächtig  wird  er  —  wie  es  der  um  zwei 
Gestalten  verkürzte  Auszug  derselben  Darstellung  auf  einer  andern  Kamee  in 
Florenz  4)  an  sich  ist  —  vor  anderem  dadurch,  daß  eine  Wiederholung  des 
Ganzen  als  der  altberühmte  Mantuaner  Kameo  gegen  Ende  des  18.  Jahrh.  im 
Museum  Worsleyanum  auftaucht,  mit  dessen  meisten  Antiken  er  jetzt  in  Brocklesby 
Park  verwahrt  wird  5).  Leider  sind  seine  Maße  nirgends  angegeben.  Da  jedoch 
eine  »replica«  von  ihm  in  der  offenbar  modernen  Goldnachbildung  des  Britischen 
Museums  vermutet  wird''),  dürfte  der  Stein  auch  ihre  Größe,  nach  Abzug  des 
Flechtbandrahmens,  haben.  Diese  aber  steht  weit  zurück  hinter  der  von  Gori 
mit  47  mm  Er.  und  34  H.  angegebenen  des  Florentiner  Kameo  und  stimmt  mit 
der  von  mehreren  Erznachgüssen  7) :  37  Hr.,  28  H.  Von  ihnen  wird  hier  (Abb.  29) 
der  der  Wiener  Antikensammlung  nach  einem  J.  Bankö  verdankten,  infolge  der 
Rohstoffnot  etwas  grob  geratenen  Abguß  wiedergegeben ;  er  ist,  wohl  eben  als 
mechanische  Nachbildung  des  Steines,  so  stilrein,  daß  ihn  noch  E.  von  Sacken  für 
antik  hielt,  sicher  nicht  mit  Recht**).  Neben  diesem  hoffentlich  authentischen 
Bilde   erscheint  als  Abb.  28,    auf.  die   vermutete   Originalgröße   zurückverklcinert. 


')  Gori,  Museum  Florent.  1  Taf.  92,  i,  mit  I/iteratur-  verweist,    während    wieder   nur    das  Urbild   von 

angaben    wiederholt     bei    S.    Reinach,     Pierres  Nr.  8  dasteht. 

gravees  46  Taf.  44.    (Zannoni),  Galer.  di  Firenze  ^)  Gori  Taf.  93,  3;  Zannoni  Taf.  34,  5;  S.  Reinach 

Ser.  V.   I  Taf.  9,  3;    beide     im     Gegensinn     ge-  47,  alle  a.  a.  ().   —   Kaum    der   Erwähnung   wert 

stochen.  sind  die  sichtlich  neuen  Intaglien  Lippert,  Dactyl.  I 

-)  Photogr.  bei  P.  Schubring,  Donatello  (Klassiker  383,   384. 

der    Kunst   XI)    153    rechts    und    im    Jahrb.   d.  5)  Zuletzt  MUlIer-Wieseler,  Denkm.' II  Taf.  35,  419. 

kunsthist.    Samml.    des    Kaiserhauses    in     Wien  Vgl.  A.  H.  Smith,  Catal.  of  antiq.  at  Brocklesby 

XXVII  1907/9,  128 ff.,  wo  A.  GrUnwald  den  Stich  Park  38  Nr.  15.     Den  nötigen  Auszug  aus  diesem 

der    Kamee    aus    Gori    a.  a.  O.    wiederholt    und  mir  unzugänglichen  Buche    verdanke  ich  wieder 

vergleicht.  R.  Zahn. 

3)  Dies  behauptete  Molinier,  I.es  plaquettes  I  Nr.  7  ')  F.  H.   Marshall,    Catal.    of  jewellery    Nr.   2903 

und  unter  Berufung  auf  ihn  die  unten  A.  7  an-  Taf.  68,  im  Text  mit  einem  Warnungskreuz  ver- 

gefuhrte  Berliner  Beschreibung  der  Renaissance-  sehen. 

bronzen  zu  Nr.  507,  sie  sicher  in  Verwechselung  7)  Molinier,   Les  plaquettes  I  Nr.  7  nannte  Exem- 

von    Molinier   7     mit   8,    der    Nachbildung    des  plare   im  Wiener  Industriemuseum    und  in  Paris 

einst   mediceischen   Kameo   mit   dem  Götterpaar  bei  Courajod.     Das  andere  (?)  Wiener  Exemplar 

zu  Wagen,  wie  die  Anführung  von  Furtwängler,  hier  Anm.  8  Abb.  29.    Ein  Berliner  gleicher  Größe 

Gemmen  Taf.  57,  15  sicherstellt.     Bei  E.  MUntz,  im  Kaiser-Friedrich-Museum,    Die  ital.   Bronzen 

Les  collectionS  des  Medici  ist  unser  Stein  nicht  Nr.  506  Taf.  41.     Dagegen  hat  Nr.  507  Taf.  40  die 

zu   finden,    auch  nicht  in  dem    ausführlichen  In-  größern  Maße  des  Florentiner  Kameo.     Im  Text 

ventar  Lorenzo    Magnificos  auf  S.  68,  wo  MUntz  ist  41  mm  aus  47  verdruckt,  was  die  Tafel  nach- 

in    der    zu    keinem  Textabschnitt    in   Beziehung  zumessen  erlaubt. 

gesetzten  Anm.  2  schon  irrig  auf  Molinier  Nr.  7  *)  E.    von    Sacken,    Die    ant.    Bronzen    des    k.   k. 
Münz-  und  Antiken-Kabinetts  59,  6  Taf.  48. 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sudabhang  der  Burg  in  Athen. 


131 


der  fast  aufs  vierfach«  Maß  vergrößerte  und  dazu  »verschönerte«  Stich  des 
Mantuaner  Kameo  aus  dem  Museum  Worsleyanum  •)  als  die  beste  zur  Zeit  erreich- 
bare direkte  Abbildung. 

In  diesem  hübschen  Kleinrelief  steht  links  Dionysos  wie  von  dem  ihn 
stützenden  Zwergsilen  weggedrängt,  aber  doch  umblickend  und  mit  der  Fackel 
hinleuchtend  nach  der  zukünftigen  Braut,  auf  die  Pan  mit  unverkennbarer  Gier 
zueilt,  von  einem  jungen  Satyr  abgehalten,  sich  an  ihr  zu  vergreifen.  Die  Schöne 
ruht  halbentblößt  auf  einen  Steinsitz  mit  Lehne  hingegossen,  das  Haupt  ganz 
ähnlich,  nur  im  Gegensinn  von  den  Armen  umrahmt,  wie  es  sich  für  das  Rund- 
werk herausgestellt  hat  (Abb.  24).  Doch  auch  diese  sitzende  Ariadne  schläft  noch. 
Dazu  paßt  aber  das  Sitzen  weit  schlechter  als  das  für  die  Schläferin  durchaus 
vorherrschende  Liegen.  Jenes  war  denn  auch  für  die  Wachende  in  die  Dar- 
stellung der  Sage  eingeführt  worden. 


Abb.  28.     Worsleyscher  Kameo  in  Brocklesby,     Abb.   29.   Bronzeabguß  des  Kameo  links,  in  Wien, 
nach  Stich.  nach  Gips. 


8.  DARSTELLUNGEN  DER  WACH  VOR  DIONYSOS  SITZENDEN  ARIADNE. 

Wie  andere  Götterfrauen  sitzt  Ariadne,  inschriftlich  bezeichnet,  neben  dem 
gelagerten ,  bärtigen  Dionysos  im  Olympiersymposion  der  erwähnten  Londoner 
Schale  schönen  Stiles  (S.  115).  Was  aber  für  uns  weit  mehr  in  Betracht  kommt, 
ist  der  alte  Bildtypus,  wo  der  Werbende  vor  dem  sitzenden  Gegenstande  seines 
Wunsches  steht.  So  schon  auf  der  Kypseloslade  Jason  vor  Medea,  die  ihm 
Aphrodite  zur  Ehe  gab  -).  So  steht  auf  der  schönsten  Metope  des  Heraions  in 
Selinus  die  Tempelgöttin,  ihren  Mantel  auseinanderschlagend,  vor  Zeus,  den  wie 
in  der  Ilias  ^Xuxu?  TjAepo?,  atpst.  Ähnlich  enthüllt  auf  der  weißen  Deckelschale  in 
Boston  Apoll  seinen  schlanken  Leib  vor  der  lieblichen  Muse,  die  auf  einem  Felsen 
sitzend  seiner  Werbung  nachsinnt  3). 

Das   gleiche   Schema  auf  unsern   Mythos    angewendet  zeigt   der  Krater  des 


')  Nach  der  2.  Londoner  Ausgabe  des  Museum 
VVorsl.  von  1824  I  bei  S.  Iil.  Alle  Ausgaben 
verzeichnet  Michaelis,  Anc.  Marbles  in  Gr. 
Britein  226. 

')  Pausan.  5,  18,  3.     Die   von   BlUmner  U    i,   407 


gebuchten    Berichtigungsversuche    scheinen    mir 
unbegründet.     Das  Paar  kann  nicht  wohl  durch 
die  thronende  Göttin  getrennt  gewesen  sein. 
3)  Americ.    Journ.    of  archaeolog.  XIX    1915,   408 
Taf.  28  (Mary  Swindler). 


132 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sudabhang  der  Burg  in  Athen. 


reifen  schönen  Stiles  aus  Kamarina  im  Museum  zu  Syrakus,  der  nicht  vor  dem 
Nikiasfrieden  geschaffen  sein  wird")  (Abb.  30).  Dionysos,  in  der  feierUchen  alten 
Erscheinung  mit  langem  Bart  und  Gewände,  tritt  an  das  im  Freien  aufgeschlagene  Lager 
und  beruhigt  mit  der  gesenkten  Rechten  Ariadne,  der  Eros  im  Einvernehmen  mit 
seiner  daneben  sitzenden  Mutter  einen,  doch  wohl  den  sagenberühmten  Kranz 
über  das  Haupt  hält^).  Aber  die  tiefverhüllte  Gottesbraut  ^enkt  den  Blick  nach 
dem  reisigen  Jüngling  Theseus,  der  sich  auch  noch  ganz  der  geliebten  Nothelferin 
zukehrt,  obgleich  ihn  seine  Stadtgöttin  von  dem  neuen  Paare  trennt,  gnädig  wieder 
einen  Kranz,  wohl  als  Zeichen  des  Haupterfolges  seiner  Fahrt,  ihm  a.ufs  Haupt 
setzend.  Über  Theseus  ragt  sein  göttlicher  Vater  umblickend  aus  dem  Meer  und 
hinter  jenem   wendet  sich    einer  von   den   geretteten    Athenerknaben,    die    Leier 


Abb.  30.     Vom  Ariadnekrater  aus   Kamarina  in  Syrakus. 

(des  Heros.?)  in  der  Hand,  bekränzt  dem  ebenso  geschmückten  Schifife  zu,  das  ein 
anderer,  in  den  Mantel  gehüllt,  bewacht  hat.  Dem  vornehmen  Bilde  liegt  also,  wie 
den  älteren  in  Corneto  (S.  1 28)  und  auf  der  Berliner  Hydria  3),  die  für  den  Leumund 
des  Helden  günstigste  und  deshalb  in  Athen  bevorzugte  Sagenfassung  zugrunde, 
worin  ihn  nicht  sein  Wankelmut,  sondern  der  unerbittliche  Götterwille  von  der 
Minostochter  losreißt 4). 

Ganz  anders  schildert  die  Vereinigung,  wenn  auch  kaum  die  erste  Begegnung 
von  Dionysos  und  Ariadne  ein  Kelchkrater  noch  etwas  strengen  Stiles  im  Museum 
zu  Corneto  5),  dessen  Photographien  und  mäßige  alte  Zeichnungen  (Abb.  31,  32)  mir 


")  Herausgegeben  und  wesentlich  richtig  erklärt 
von  Rizzo  in  Monum.  ant.  dei  Lincei  XIV  1904, 
10  ff.,  5lff.  Taf.  l;  photogr.  Abb.' auf  S.  7,  21  ff. 
Danach  unsere  Abb.  30.  Vgl.  Jahrbuch  XXV 
1910,  137  (v.  Salis);  Jacobsthal  11,  13,  Abb.  8 
(s.  oben  S.  115  Anm.  10). 

')  Daß  Ariadne  ihren  Kranz  von  Aphrodite  und 
den  Hören  empfing,  stand  in  Eratosthenes  Kataster. 
S.  6of.  Robert.  Eros  hält  ihr  einen  Kranz  übers 
Haupt  schon  auf  der  Schale  S.  128  A.  5.     So  hat 

0,40  m,  Form  und  Zierat 


Rizzo  a.  a.  O.  $8.  kaum  recht,    wenn   er  die  Be- 
ziehung auf  den  sagenberühmtenKranz  anzweifelt. 

3)  Nr.  2197  Furtw.  Gerhard,  Etrusk.  und  Kamp. 
Vasenb.    Taf.    8,     wiederholt    Rizzo    a.    O.    5  5  f. 

4)  Verschiedene  Fassungen  dieser  Sage  bei  Schol. 
Odyss.  u,  320  aus  Pherekydes  (Fr.  H.  Gr.  I  97, 
106);  Apollod.  bibl.  epit.  i,  9;  Diodor.  4,  61,  5 
Plutarch  Theseus  20.  Vgl.  Rizzo  5  5  ff.  (oben 
Anm.   i). 

5)  Museo    Civico  Nr.  4197.     Oberer    Durchmesser 
etwa  wie  FR.  I  Taf.  7. 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sttdabhang  der  Burg  in  Athen. 


133 


Hans  Nachod  zur  Verfügung  stellt,  bevor  er  selbst  sie,  mit  anderen,  in  den 
Römischen  Mitteilungen  herausgibt.  Hier  sehn  wir  ähnlich  wie  bereits  im 
Haupt'fries  der  Klitias-Vase,  nur  in  Vorderansicht,  rechts  durch  die  offene  Tür  des 
Thalamos  die  Braut  auf  einem  Gerät  mit  hoher  Fußbank,  Thron  oder  Lager, 
sitzend,  das  Kinn  nachdenkHch  auf  die  Hand  gestützt,  dem  Bräutigam  entgegen- 
blicken. Draußen  auf  den  Türstufen  hockt,  vielleicht  dem  Oupwpoc  der  mensch- 
lichen Hochzeitsfeier')  entsprechend,  ein  sehr  nackter  Silen  oder  Satyr 2),  das 
gleichfalls  aufgestützte  Gesicht  nach  dem  Diener,  die  zeigende  Rechte  nach  dem 
Herrn  gerichtet.  Ersterer,  ein  halbwüchsiger  Satyrpais  und  doch  schon,  wie  üblich, 
kahl   unter   seinem   Efeukranz,   trägt   die   halbleere  Weinkanne   und   leuchtet   mit 


Abb.  31.     Krater  in  Corneto. 


Abb.  32.     Von  dem  Krater  Abb.  31. 

der  Fackel  voran,  den  Blick  verständnisinnig  zu  dem  Türhüter  senkend.  Ihr 
gemeinsamer  Meister  nämlich,  durch  das  breite  Stirnband  um  sein  langlockiges 
und  bärtiges  Haupt  gekennzeichnet,  das  Gewand  locker  über  dem  Arm,  kommt 
sichtlich  uicoueito>x(u?  mit  wankendem  Schritt  und  weit  vorgestütztem  Bürgerstock 
an  Stelle  des  Thyrsos  heran  und  streckt  schon  von  weitem  deij  vollen  Kantharos 
der  Harrenden  entgegen.  Diesem  Komasten  Dionysos  folgt  aber  auf  der  Rück- 
seite statt  des  entsprechend  bewegten  Gefolges  ein  würdiger  Zug:  ein  oder  hier 
vielleicht  der  Silen    als   gesetzter  Bürgersmann    das  Himation    umgelegt   und    den 


»)  PoUux  3,  42,   Hesych  unter  %tjpmp6(.     Vgl.  zur  Silen  Frickenhaus  im  Jahrbuch  XXXII  1917,  5^- 


Hochzeit  Überhaupt  Pauly-Wissowa  VIII  2 129  ff. 
(Heckenbach). 
')  Daß  damals  in  Athen  die  alten  ionisch-attischen 
Silene  die  Gestalt  für  die  Satj-rn  hergaben,  lehrt 
Piatons  Symposion  wie  die  Neapeler  Satyrspiel- 
vase    (s.  S.  134).      Trotzdem    will    ihren    alten 

widmete. 


von  den  Satyrn  unterscheiden,  indem  er  seinen 
nur  weißen  und  etwas  längeren  Bart  einen  Bocks- 
bart nennt  usw.  Aber  auch  das  Fellgewand  des 
Pappos  geht  auf  die  altionischen  behaarten 
Silene  zurück,  denen  Bulle,  Silene,  Dissert. 
München  1893,   15  ff.  einen  besonderen  Abschnitt 


I  iA  F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sttdabhang  der  Burg  in  Athen. 


Stock   vorsetzend'),    zwischen    zwei    Frauen,    deren    erste   mit -etwas    verdächtiger 
Handgebärde  nach  ihm  umblickt,  während  die  zweite  wieder  eine  Fackel  hebt. 

Diese  kaum  zweifelhafte  bakchische  Parodie  einer  Bürgerhochzeit*),  zu  der 
vielleicht  die  Vermählung  des  Gottes  mit  der  Basilinna  an  den  Choen  3)  mitwirkte, 
hat  der  wackere  Genosse  der  Topfmaler  Polygnotos  und  Hermonax  gewiß  nicht 
frei  erfunden,  sondern  die  Anregung  dazu  aus  einem  Satyrdrama  geschöpft. 
Letzthin  auf  dieselben  Quellen  geht  wohl  ein  etwas  jüngeres  Schriftzeugnis  zurück, 
das  uns  für  die  Braut  des  Kraterbildes  den  Namen  Ariadne  sichert. 

9.  ENTSPRECHENDE  SCHRIPTZEUGNISSE. 

Am  Ende  von  Xenophons  Schilderung  des  Festgelages  beim  reichen  Kallias 
(Symposion  9),  führt  das  schöne  junge  Tänzerpärchen  des  Impresario  aus  Syrakus 
in  pantomimischem  Ballett  wesentlich  die  gleiche  Szene  auf:  wie  Ariadne  den 
angetrunken  von  den  Göttern  kommenden  Dionysos  in  ihrem  gemeinsamen 
Thalamos  empfangt.  Sie  sitzt  bräutlich  geschmückt  auf  einem  Thron  und  äußert 
schon  ihre  Freude,  als  Flötenspiel  das  Herannahen  des  Gottes  verkündet,  den  sie 
dann,  zunächst  immer  noch  sitzend,  auf  das  zärtlichste  begrüßt,  um  schließlich 
mit  ihm  wie  nach  dem  Lager  abzugehen. 

Hierzu  drängen  sich  weitere  Vergleichungen  mit  annähernd  zeitgenössischen 
Bildwerken  auf  Eine  wenigstens  im  aligemeinen  verwandte  Liebesgruppe  bildet 
Dionysos,  doch  wohl  wieder  mit  Ariadne,  auf  der  KHne  sitzend,  ungestört  inmitten 
des  Personals  eines  Satyrdramas  aus  der  Hesionesage,  auf  dem  attischen  Voluten - 
krater  in  Neapel,  dessen  Rückseite  den  auf  einigen  anderen  Gefäßen  wiederholten 
triumphierenden  Abgang  des  Paares  darstellt,  beides  gewiß  im  Anschluß  an  große 
Gemälde +  ).  Sogar  die  Einzelheit  des  xenophontischen  Balletts,  daß  sich  der*  Gott 
auf  Ariadnes  Schoß  setzt,  um  sie  zu  küssen,  wiederholt  sich  in  einem  von  Miliin 
veröffentlichten,  jetzt  verschollenen  Vasenbilde,  vermutlich  unteritalischer  Arbeit, 
nur  daß  er  hier  noch  halbwüchsig  gemeint  scheint,  das  Weib  also  eher  seine 
Mutter  oder  Pflegerin  bedeuten  mag  5),  während  es  in  ähnlichen  Gruppen  römischer 
Sarkophage  ohne  Zweifel  Ariadne  ist'').  Derselben  Art  von  Gruppenbildung  er- 
innert sich  jeder  aus  Werken  der  Klein-  und  Großkunst  vom  Parthenonwestgiebel 
angefangen?). 

')  Nachod  erinnert  mich  an  zwei  ebenso  die  Bürger  bringt  Pellegrini,   Catal.  dei   Vasi  greci  Felsinei 

spielende  .Satyrn  zu  l)eiden  Seiten  einer  Herme,  Nr.   304   Fig.   84.     Zur    Vorderseite    vgl.    noch 

vor  der  eine  Priesterin  mit    dem  Thyrsos   steht,  S.  133  A.  2. 

auf  der   Rückseite    des   Czartoryskischen   »Oxy-  !)  S,  Reinach,  Peint.   de   vases   ant.    71,   Miliin  II 

baphons«    mit   'AXxi'[jiayo«    xaXöt    bei   de  Witte,  Taf.  49.     Vgl.  Annali   1845  XVII,    371,    wo  O. 

Descr.  des  antiq.  ä  l'Hötel  Lamberg  Nr.  43  Taf.  Jahn  die  Xenophonstelle  vergleicht  und  die  Frau 

14    und   auf  einen    ebensolchen  des  Skyphos  in  für  Ariadne  hält. 

Corneto  Photogr.  Moscioni   10  586.  '')  So  bei  Amelung,   Skulpt.  d.  Vatik.  11   320  Taf. 

')  Vgl.  die  Vasenbilder  Benndorf,  Wiener  Vorlegebl.  24,   102  p   im  Belvedere;    Lasinio,   Campo  Santo 

1888  Taf.  8,   I    und  2   und  Jahrbuch  XV  1900,  di  Pisa  Taf.  6;    beides   bei  S.  Reinach,   Repert. 

140   Taf.  2   (Deubner).     Mehr  a.  S.  133  A.  i  .1.  O.  rel.  III  107,5;  361,2. 

3)  Pauly-Wissowa  I  2373  (von  Hiller).  7)  Vgl.    Furtwängler,    Meisterwerke    237  flf.      Dor' 

1)  A.  v.  Salis  im  Jahrbuch  XXV   1910,    I26ff.,  bes.  fehlt   nur   die    Xenophonstelle  und  die  Möglich- 

zur  Rückseite.  Eine  weitere  »Replik«  ihres  Paares  keit,    die  sie  erweist.     An  sie    erinnert  O.  Roß- 


f'.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sudabhang  der' Burg  in  Athen.  jie 

Die  unmittelbare  Quelle,  aus  der  der  Syrakusier  sein  Hausballett  schöpfte, 
dürfte  freilich  wieder  im  Theater  zu  suchen  seih.  Mit  dem  reichlich  um  zwei 
Menschenalter  frühern  Vasenbild  in  Corneto  (Abb.  31,  32)' verglichen,  zeigt  die 
Schilderung  Xenophons  den  Stoff  zeitgemäß  weitergebildet  zu  sentimental  lüsterner 
Erotik,  wozu  ja  das  Mitwirken  eines  wirklichen  jungen  Weibes  noch  besonders 
beitrug.  Doch  auch  in  der  Kunst  höherer  Ordnung  wurde  der  Gegenstand  in 
ähnlichem  Sinne  fortgebildet.  Für  die  Malerei  des  4.  Jahrh.  bezeugt  uns  das  nur 
der  dürftige  Nachklang  eines  attischen  Vasenbildes  auf  dem  etruskischen  Krater 
von  Filacciano '),  für  den  ins  Klassische  zurücklenkenden  Hellenismus  wohl  der 
frühen  Kaiserzeit  unser  Worsleyscher  Kameo  Abb.  28,  29,  beide  in  sinnlich  reizender 
Darstellung  der  schlafenden  Ariadne,  wie  sie  Bakchos  und  sein  Gefolge  aufiindet. 
Dagegen  für  den  hier  in  Frage  kommenden  Bildtypus  des  der  erwachten  Heroine 
gegenübertretenden,  ihre  Liebe  gewinnenden  Freiers  fehlt  bisher,  soviel  ich  sehe, 
die  weitere  Überlieferung.  . 

Nur  schwachen  Ersatz  bietet  eine  dichterische  Beschreibung  vom  Ausgang 
der  Antike,  die  gewiß  aus  älteren  Quellen  schöpft,  aber  doch  ihrem  eigenen 
seelisch  öden,  mit  Außenwerk  überladenen  Stile  folgt:  in  den  Dionysiaka  des 
Nonnos.  Er  schildert  im  47.  Gesang  gleich  das^  erste  Zusammentreffen  des  Gottes 
mit  Ariadne  als  Beginn  ihres  neuen  Liebesglückes.  Von  Theseus  schnöde  ver- 
lassen, erwacht  das  Mädchen  in  der  Frühe,  wird  aber  dabei  schon  von  Dionysos 
belauscht  —  wie  es  ja  bereits  ein  pompeianisches  Wandbild  darstellt*)  — ,  der 
darin  hervortritt  und  ihr  mit  der  Ehe  alle  Herrlichkeit  einer  Göttin  verspricht: 
453  shiz  Ttapnjicopstov  xal  STtäXXsTO  yäpiiazi  xoupr^ 

jivTjCrtiv  oXt;V  ÖrjOTjO?  di:oppt<Jiaaa  OaXasaif, 

oupaviou  [ivifjatrjpoc  uiroojfeaiTjv  6[ievatmv 

os;a|ji2V7)  .  xat  TraUTov  'Epo)?  ixsxodjxss  Bax5(w 

xal  X'^P^-''  äofi-apafi'iSä  ^«[AifjXio;*  d[i(pt  Se  Ttaaiio 

dv&s«  iravra  Ts{)7)X.e  .... 
Darauf  wird    die   Teilnahme    anderer,    zunächst    in   Betracht  kommender    Götter 
dargestellt,  auch  nochmals  die  des  Eros: 

466  irop»upsotc  OS  poootat  irspiTpo^ov  avfto;  ipsirrtüv 

[idvTi;  "Epio;  irupoev  atscpo?  eiiXsxs,  au-jfj^poov  adTpio, 

oupavt'o'j  axecpavoio  Tzpodhii&kov 
Die  Verstirnung  dieses  Kranzes  nach  dem  —  von  Perseus  mittelst  der  Gorgomaske 
herbeigeführten  —  Tod  Ariadne's  erzählt  Nonnos  am  Ende  des  Gedichts  3).    Durch 
die   Darbringung  des  Gewindes   als  Hochzeitsgabe  berührt  sich   der  Spätling  mit 


bach  in   der  Berlin,   philol.  Wochenschr.  XXXI  holungen    auf  Kameen    und   Münzen,   z.   T.    im 

191 1,  503  noch  zu  der  Mittelgruppe  des  Wand-  Bild  zusammenstellt. 

schmuckes    in   Villa    Item,    obgleich    sie    schon  ')  Monum.    dell'    Inst.  X    Taf.    51;    Furtwängler, 

recht  verschieden  ist:  Notizie  d.  scavi  igioTaf.  Kl.  Schriften  I  2i3ff.  Taf.  7. 

15   und   zuletzt   Journ.   of  rom.   stud.   III    1913,  '')  Heibig,  Wandgemälde  Nr.  1234;  Museo  Borbon. 

I59f.    Taf.   II,    wo    Miss    Cooke    die    Wieder-  XI  Taf.  35;  R.  Rochette,  Choix  de  peint.  Taf.  6. 
3)  48,  971.     Die  Versteinung  Ariadnes  47,  666. 

Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXXIV.  ^              1 1 


1^5  F.  StudnicEka,  t>er  Frauenkopf  vom  Sttdabhang  der  Burg  in  Athen. 


frühen  Zeugen:  Eros  bringt  ihn  der  schlafenden  Heroine  schon  auf  der  streng 
rotfigurigen  Schale  (S.  132),  der  wachen  auf  dem  Krater  aus  Kamarina  (Abb.  30), 
aber  beidemal  keinen  Rosenkranz.  Das  ältere  Bild  gibt  die  zu  seiner  Zeit,  Iv  xaiaiv 
io(JTS(pdvot?  .  .  .  Tai?  dpyaiaiaiv  'AOi^vai;,  beliebte  Form,  die  viele  Vasenbilder  als  von 
zwei  Punktreihen  eingefaßtes  Band  zeichnen'),  womit  vielleicht  kleine  Blumen,  also 
lia  gemeint  sind.  Entsprechend  hält  sich  der  Krater  an  den  dazumal  vorherrschenden 
Lorbeer,  wie  er,  nur  reicher  und  golden,  dazu  mit  drei  blauen  gemmae  verziert, 
als  Gestirn  in  der  besten  Wiedergabe  der  antiken  Aratabbildungen,  dem  karolingischen 
Vossianus  des  Germanicus  zu  Leiden  erscheint  =). 

Dagegen  habe  ich  den  Rosenkranz  in  der  antiken  Kunst  noch  nirgends 
wiedergefunden,  es  wäre  denn  in  den  Knospenketten  der  alten  chalkidischen 
Amphoren  3).  Wohl  aber  bezeugt  ihn  für  unsere  Sage,  die  im  Grunde  selbst- 
verständliche Gleichheit  des  Ariadne-  und  des  Theseuskranzes  vorausgesetzt,  schon 
Bakchylides.  Den  letztern  beschreibt  er  nämlich  als  von  Rosen  gefügtes  untadeliges 
Geflecht,  allerdings  sicher  als  ein  Geschmeide,  das  Amphitrite  von  der  Liebesgöttin 
zur  Hochzeit  empfing  und  aufbewahrte,  bis  sie  es  dem  Bastard  ihres  Gatten  zur 
Beglaubigung  dieser  Herkunft  auf  die  Locken  drückte'').  Es  wird  also  wohl  auch 
ein  Werk  des  Hephaistos  gewesen  sein,  wie  der  Kranz  Ariadnes  nach  den 
Katasterismen  5).  Als  reiches  Perlengefüge  zeichnet  ihn  der  vormals  irrig  auf  das 
mikqnische  Wandgemälde  zurückgeführte  Krater  in  Bologna«'),  während  ihn  fast 
ein  Jahrhundert  früher  die  Werkstatt  des  Euphronios  eher  lorbeerähnlich  darstellt?). 
Woher  aber  die  Rosen  kommen  mochten,  verrät  uns  die  schon  oben  (S.  116)  be- 
nutzte pseudosimonideische  Weihinschrift  des  Antigenes :  die  siegreichen 
Dithyrambossänger  der  Akamantis  werden  [Airpatat  xal  poSouv  dtoTOi?  geschmückt. 
Heißt  doch  ihr  Gott  auch  'Av&suc  oder  'Av&iosS). 

10.  DER  KOPF  VOM  SÜDABHANG  ALS  ARIADNE  BETRACHTET. 
Dem  durchmessenen  Kreise  von  Darstellungen  der  Vereinigung  Ariadnes  mit 
Dionysos  fügt  sich  der  Marmorkopf  ohne  ernste  Schwierigkeit  ein.      Die  aus  den 

■)  Z.  B.  Epiktetos  FR.  II  Taf.  73.     Euthymides  I  bilder  auf  Münien  und  Gemmen  Taf.  lo,  6—8; 

Taf.    52,    II  Taf.  81.     Hegesibulos   II    Taf.  93.  Baumeister,  Denkm.  11  946,  1068/9.    Als  Schalen- 

Euergides  Journ.  hell.  stud.  XXXIII   1913,   347,  emblem  kehrt   die  Rose  von  Rhodos  wieder  bei 

35off.  (Beazley).     Hieron   Wiener  Vorlegebl.  A.  O.  Rubensohn,  Hellenist.   Silbergergt   in  Gipsab- 

3,   5,   6;    C    5.   — 'loST^'fOvoc    ist    wohl    zuerst  gUssen  Taf.  11,  15.  —  Schriftzeugnisse  über   die 

Aphrodite  bei  Spion  Br.  19,4  Bergk.               '  Rose  bei  Pauly,  VVissowa  VII  774ff.  (Olck). 

')  Abgeb.  bei  Georg  Thiele,  Antike  Himmelsbilder  94.  4)  Bakchflides  16  (17),  113fr. 

3)  Mit  H.  Thiersch,  »Tyrrhenische«  Amphoren  78  5)  Robert,  Eratosth.  Kastaster.  66  fr.  Vgl.  Pauly, 
und  Buschor,  Gr.  Vasenmalerei»  98.  Die  sonstige  Wissowa  11  805  f.  (Wagner). 
Liter,itur  der  chalkid.  Gattung  zuletzt  bei  FRH.  II  *)  Monum.  dell'  Inst.  Suppl.  Taf.  21;  Pellegrini, 
215  fr.  Einzelne  Rosen  ebenda  II  269  Taf.  11 1  Catal.  dei  vasi  greci  Felsinei  Nr.  303.  P.  Jacobs- 
und III  74  Taf.  133  bei  Andokides  und  dann  thal,  Theseus  auf  dem  Meeresgrunde  191 1,  7  ff. 
lang  als  MUnzwappen  von  Rhodos,  Catal.  of  gr.  G.  Körte  im  Jahrbuch  XXXI  1916,  286. 
coins  Brit.  Mus.  Caria,  Cos,  Rhodes  &  c.  Taf.  7)  F.  R.  I  28  Taf.  5 ;  d'Eichthal  et  Th.  Reinach, 
36 — 42;  L.  Anson,  Numism.  gr.  I  Taf.  25—29;  Poemes  de  Bacchyl.  Taf.  4;  Perrot,  Hist.  de 
Imhoof-BIumer  und  O.  Keller,  Tier-  u.  Pflanzen-  l'art.  X  421   Taf.  9;  10. 


8)  Preller,  Robert,  Gr.  Mythol.4  I  950. 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sttdabhang  der  Burg  in  Athen. 


137 


Spuren  am  Urbild  und  an  der  Berliner  Kopie  sicher  ermittelten  Gebärden  der 
Arme  (Abb.  24)  schließen  nach  allen  gefundenen  Analogien  eine  stehende  Gestalt 
aus  und  an  eine  liegende,  ähnlich  der  vatikanischen  Ariadnestatue  samt  ihren 
Verwandten  (Abb.  26,  27)  zu  denken,  verbietet  die  zweifellos  aufrechte  Haltung  von 
Kopf  und  Hals.  Also  saß  sie  ungefähr  so  da,  wie  die  Minostochter  auf  dem 
Kameo  Abb.  28,  29,  nur  nicht  mehr  schlafend,  sondern  erwacht  von  dem  Herannahen 
des  das  Glück  zurückbringenden  Gottes.  Ihm  wendet  sich  das  herrliche  Angesicht 
zu  mit  leuchtend  aufblickenden  Augen,  den  Mund  mit  leicht  aufgebogenen  Winkeln 
geöffnet  im  freudigen  Staunen,  auch  die  Wangen  von  der  Knospe  eines  Lächelns  ge- 
schwellt, mit  atmenden  Nüstern,  das  Bild  eines  zu  seliger  Hingabe  bereiten,  kraft- 
und  liebevollen  Weibes ').  Das  ist,  bei  der  strengen  Zurückhaltung  der  griechischen  Ideal- 
kunst im  Ausdruck,  wie  sie  noch  fiir  diese  Stufe  die  Zwillingsschwester  unseres  Kopfes, 
die  Schmerzensmutter  Niobe  veranschaulicht,  eine  voll  ausreichende  Verkörperung 
des  litäXXexo  }(ap[xaTt  xoupyj  bei  Nonnos  (S.  135). 

Desselben  Dichters  besonders  nachdrücklicher  Vergleichung  Ariadnes  mit 
der  Liebesgöttin  -)  (freilich  nicht  mit  ihr  allein)  entspricht  es,  daß  der  Kopf  mit 
letzterer  verwechselt  werden  konnte  (S.  114).  An  bekannte  Aphroditetypen  schließen 
sich  denn  auch  die  sichern  Ariadneköpfe  von  Belang  an,  der  der  vatikanischen  Statue 
etwa  an  die  frühpraxitelische  Venus  von  Arles3),  der  des  Reliefs  Abb.  26  eher  an 
das  unserem  Kopfe,  wie  schon  gesagt,  zunächst  stehende  Urbild  der  kapitolinischen. 

Diesen  und  den  anderen  Bildern  der  Schlafenden,  auch  Abb.  28,  29,  fehlen 
allerdings,  soviel  sich  feststellen  ließ,  das  ihr  ja  auch  noch  nicht  eigentlich  zu- 
kommende bakchische  Stirnband  und  der  unserm  Kopfe  in  Metall  aufgesetzte  Kranz 
(S.  1 18  ff.).  Letzterer  könnte  an  der  Berliner  Wiederholung,  wenn  er  dort  wirklich  aus 
Efeu  zu  ergänzen  ist,  nicht  wohl  den  immer  von  anderen  Gewächsen  entnommenen 
Hochzeitskranz  bedeuten  (S.  I35f.).  Sein  Lorbeer  oder  seine  Rosen  würden  sich  indes 
gut  mit  der  geraden  Kranzfurche  in  Athen  und  schließlich  auch. mit  der  gewellten  zu 
Berlin  vertragen.  Die  Königin  der  Blumen  stände  dieser  wonnevollen  •  Schönheit 
trefflich  zu  Gesicht.    (Ein  Ergänzungsversuch  auch  hierfür  erwies  sich  zu  schwierig.) 

Freilich  will  der  fest  in  den  Haarknoten  eingefügte  Hochzeitsschmuck  sich 
nicht  schon  zu  dem  Augenblicke  fügen,  auf  den  die  sicher  ergänzten  Arme 
(Abb.  24)  führen:  wo  die  Schläferin  eben  erst  erwacht  ist.  Aber  es  wäre  nicht  der 
erste  Fall,  daß  sich  die  Griechenkunst  solche  »Prolepsis«  gestattet  hätte4).     Nahe- 


')  Zu  dieser  Ausdeutung  der  Züge  vgl.  besonders 
V.  Sybel  und  Bulle;  oben  S.  107  A.  4  und  6. 
Letzterer  hat  ja  auch  den  Gedanken  an  Ariadne 
wieder  aufgenommen  oder  neu  gefunden ;  vgl. 
S.   115. 

')  Nonnos,  Dionys.  47,  276,  Sißff. 

3)  Über  die  zuletzt  Monum.  Piot  XXI  1913,  27ff. 
Taf.  2  (Michon). 

4)  [Ich  wage  das  zu  sagen,  obgleich  soeben  C.  Robert 
in  seinem  schönen  Buche  »Archäol.  Hermeneutik« 
339  gerade  aus  Anlaß  des  praxitelischen  Hermes 
jede  Prolepsis  in  den  Bann  getan   hat  und  des- 


halb der  von  Treu  einleuchtend  mit  der  Traube 
ergänzten  r.  Hand  lieber  einen  künstlerisch,  neben 
dem  Heroldstab  der  Linken,  kaum  erträglichen 
Miniaturthyrsos  geben  möchte.  Aber  dieser,  wie 
ihn  Robert  in  dem  Vasenbild  Abb.  262  für  das 
Dionysoskind  nachweist,  wäre  doch  erst  recht 
eine  Prolepsis.  Oder  gehört  der  Thyrsos  nicht 
eigentlich  auch  erst  zu  den  »Erfindungen«  des 
erwachsenen  Gottes  ?  Ebenso  trägt  er  als  Säug- 
ling Efeukranz  und  Rebzweig  auf  den  Hieron- 
scherben  von  derAkropolis(Frickenhaus,  Lenäen- 
vasenS.  22),  an    die  mich  Dr.  A.  Rumpf  erinnert.] 

11* 


138 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sudabhang  der  Burg  in  Athen. 


Abb.  33.     Relief  von  der  Via  Appia,  Berlin. 

liegende  Belege  dafür  sind  der  so  gut  wie  sicher  ums  Haupt  des  praxitelischen 
Hermes  •  ergänzte  Efeu  (S.  1 20),  und  der  beim  Silen  erhaltene  Rebkranz :  Wahr- 
zeichen des  Gottes,  der  doch  erst  als  Kind  auf  ihren  Armen  ruht.  Erwachsen 
kann  er  ja  noch  ganz  andere  Wunder  tun,  wovon  bereits  der  Hymnos  Aiövucro; 
Tj  X7)3T«i  berichtet.  Wie  dort  um  den  Schiffsmast  wächst  die  Rebe  hinter  der  schla- 
fenden Ariadne,  das  Nahen  des  Gottes  verkündend,  schon  auf  der  strengrotfigurigen 
Schale  (S.  128)  und  noch  auf  dem  Berliner  Lehnenbeschlag  Abb.  27.  Sollte  jemand 
nicht  so  über  den  durch  Prolepsis  des  Hochzeitskranzes  an  unserem  Kopfe  ge-' 
gebenen  Mangel  der  Zeiteinheit  hinwegkommen,  dann  müßte  er  etwa  voraussetzen, 
der  Künstler  habe  den  nach  Timachidas  aus  der  Blume  ftr^ueiov  bestehenden  Kranz ') 
als  hinterlassenes  Geschenk  des  Theseus  aufgefaßt.  Kaum  zulässig  schiene  mir 
der  Ausweg,  für  Ariadne  solche  Haltung  der  Arme  in  einem  spätem  Zeitpunkt 
anzunehmen.  Was  für  den  weichlichen  Erosknaben  recht  ist  (Abb.  25),  wäre  es 
darum  noch  nicht  für  dieses  kraftvolle  junge  Weib.  Selbst  die  üppige  dionysische 
Kunst  der  Spätzeit  gibt  die  wache  Ariadne  nur  mit  einem  in  der  früher  erörterten 
Weise  (S.  126  f)  auf  den  Kopf  gelegten  Arm,  so  die  fast  nackt  auf  dem  Schöße  des 
Gottes  im  Pantherwagen  sitzende  des  BerUner  Reliefs  Abb.  33  von  der  Appier- 
straße,  das  trotz  seiner  Verwendung  einzelner  »neuattischer«  Type/i  nicht  vor 
Hadrian  entstanden  sein  wird^). 

So  wenig  bekleidet  wie  diese  Relieffigur  oder  auch  nur  wie  die  des  Kameo 
Abb.  28,  29  war  der  Körper  zu  unserem  Kopfe  schwerlich.  Denn  ein  Gewandzipfel, 
wie  er  der  letztern  über  die  Schulter  fällt,  würde  kaum  ausreichen,  um  die  An- 
fügung des  am  Original  besonders  gearbeiteten  linken  Armes  (S.  126)  genügend  zu 
verdecken;   dazu  ist  etwas  wie  ein  Ärmelloch  wünschenswert  (Abb.  24).     Der  mir 


«)  Athen.   15,  684 F.     Vgl.  oben  S.   135  1. 

»)  Berlin.  Skulpt.  Nr.  850;  Kekule,  Gr.  Skulptur« 
293  nach  Photographie,  hier  als  Abb.  33  wieder 
abgedruckt,  wofür  der  Verlagsbuchhandlung 
Dank  gebührt.  —  Ebenso  auf  dem  schönen  Relief 


Amelung,  Skulpt.  d.  Vatik.  II  440  Taf.  52,  261a 
der  Statuengalerie  (Heibig,  Amelung,  Führers  I 
Nr.  190),  wo  jedoch  die  Arme  der  Göttin  er- 
gänzt sind,  nach  dem  ähnlichen  Relief  in  Chan- 
tilly  kaum  richtig.     Es  ist  abgeb.  Rev.  arch.  1904 


II  426,  S.  Reinach,  Repert.  rel.  II  218,  3. 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  SudabUang  der  Burg  in  Athen.  j^g 


im  Widerspruch  hierzu  gelegentlicli  ausgesprochene  Einfall'),  unser  Kopf  sei 
geradezu  der  früher  Ariadne  genannten  Statue  mit  entblößtem  Oberleib,  die  sich 
als  Muse  erwies,  aufzusetzen,  scheitert  denn  schon  auf  andere  Weise:  an  der 
dargelegten  Unvereinbarkeit  der  Haltungen  (S.  122),  an  der  Verschiedenheit  der 
Formencharaktere  und  vollends  •  an  dem  Größen  unterschied:  der  Kopf  hat  die 
Maße   der   Niobe,    der   Körper   nur   etwa  die   der  Venus  von  Capua. 

II.  DIE  HAUPT  ANSICHT  DES  KOPFES. 

Diese  sich  nun  aufdrängende  Frage  beantwortet  das  Urbild  unzweideutig.  Es 
entschieden  von  der  Seite  zu  betrachten,  verbietet  schon  das  sachlich  unbegründete 
Verschwinden  des  Stirnbandes  links  an  der  Kranzfurche  (Abb.  10),  rechts  noch 
etwas  früher  (Abb.  19,  20).  Eine  ganz  entsprechende  Richtung  zwingt  dem  Blick  des 
Beschauers  der  im  wesentlichen  sicher  ergänzte  Rahmen  der  beiden  Arme  auf 
(Abb.  24).  Innerhalb  der  von  diesem  Rahmen,  hier  wie  an  der  vatikanischen  Statue, 
umschlossenen  Bildfläche  zeigt  sich  das  Gesicht  in  einer  Dreiviertelansicht  von 
seiner  linken  Seite  her.  So  geben  es  denn  auch  fast  alle  photographischen  Auf- 
nahmen, die  eingangs  vermerkt  worden  sind;  doch  mag  hierzu  der  entstellende 
Handbruch  am  rechten  Ohre  mitgewirkt  haben. 

Indes  weisen  uns  die  gleiche  Ansicht  schon  die  Gesichtsformen  selbst  an, 
namentlich  die  des  Originals,  dessen  hierfür  maßgebende  Asymmetrie  die  Nach- 
bildungen, auch  die  bessere  zu  Berlin,  mehr  oder  weniger  verwischt  zeigen. 
Diesem  wichtigen  Abschnitt  aus  dem  weiten  Gebiet  eurythmischer  Abweichungen 
von  der  (jujijiiTpi'a,  in  dem  die  griechische  Plastik  Anregungen  der  Wirklichkeit 
verarbeitet,  kann  hier  nicht  die  umfassende  Darstellung  zuteil  werden,  die  er, 
unter  besonderer  Rücksichtnahme  auf  Hochreliefköpfe,  finden  sollte.  Von  den 
mir  gegenwärtigen  Einzelbemerkungen  darüber  steht  die  früheste  in  der  Kunst- 
geschichte Winckelmanns*):  »An  den  Köpfen  ist  mehrentheils  die  Seite,  welche  abge- 
wandt ist,  flächer  gehalten  als  die  andere,  welches  sich  deutlich  an  den  Köpfen 
"der  Niobe  zeiget«,  wozu  noch  andere  Beispiele  kommen.  Neuerdings  hat  Botho 
Graef  zu  dem  rhodischen  Helioskopfe  Hillers  von  Gärtringen  in  Kürze  eine 
zusammenfassende  Beschreibung  und  Deutung  versucht3).  Sie  enthält  sicher  viel 
Richtiges,  was  mir  unter  anderem  das  Menanderbildnis  bestätigte^),  vermochte 
jedoch  begreiflicherweise  die  Mannigfaltigkeit  der  einschlägigen  Erscheinungen 
nicht  zu  erschöpfen.  Beachtenswerte  Andeutungen  gaben  auch  L.  Curtius  zu  seiner 
vermeintlich  skopadischen  Hygieia  und  zum  Diskoswerfer 5),  D.  Mackenzie  zu 
äginetischen  Köpfen  und  zum  Wagenlenker''). 

Am  Kopfe  vom  Südabhang  zeigt  sich  die  Ungleichförmigkeit  im  ganzen 
so,   wie  sie  Graef  beschreibt:   die  rechte  Gesichtshälfte,   die  sich    dem  Halse   zu- 

■)  Von  Hauser,  der  das  auch  in  den  oben  S.  1 13  A.  2  Seite.     Von  Kopistenfehlern  und  -Übertreibungen 

angef.   Bemerkungen   andeutet,    ohne   es    zu  be-  redet   S.  Reinach,   Recueil   de   tetes   zu  Taf.  87. 

haupten.  3)  Strena  Heibig.  103  f. 

»)  Gesch.  der  Kunst  5,   4,  6.     Die  Anm.  486  von  4)  Jahrbücher  für  kl.  Altertum  XXI  1918,   l8f. 

Meyer    und    Schulze    spricht    mit    Unrecht    von  5)  Jahrbuch  XIX  1904,  63  f.    Brunn-Arndt,  Denkin. 

weniger  sorgfältiger  Ausführung  der  abgewandten  Text   zu  Nr.    567    S.  4   rechts.      Vgl.  Bulle,   Der 

schöne  Mensch«  467.      ')  Annual  XV  1908/9,  302 ff.  mit  Abb.  6  und  7. 


I40 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sttdabhaog  der  Burg  in  Athen. 


neigt  und  vom  Beschauer  abkehrt,  ist  verkürzt,  indem  sich  die  vom  Haarscheitel 
zur  Kinnspitze  hinabführende  MittelHnie  in  der  gleichen  Richtung  leicht  zusammen- 
biegt (Abb.  I,  2,  8).  Nachmessen  läßt  sich  das  an  den  Entfernungen  der  Nasenflügel 
von  den  Winkeln  des  gleichmäßig  geschwungenen  Mundes :  die  rechte  ist  erheblich 
kürzer  als  die  linke.  Auch  das  rechte  Auge  liegt  etwas  niedriger,  jedoch  nicht 
so  entschieden  und  so  einheitlich,  wie  das  abgewandte  zumeist,  z.  B.  bei  der 
Niobe  —  deren  Hauptansicht  meines  Erachtens  etwa  die  in  Abb.  1 1  gegebene  ist')  — , 
sondern  nur  mit  der  Braue  und  noch  mehr  mit  dem  Innern  Winkel,  während  der 
äußere  sogar  etwas  höher  sitzt  als  am  linken  Auge.  Überdies  ist  das  rechte 
Auge  nicht,  wie  sonst  das  zurücktretende,  kleiner^),  sondern  merklich  größer,  seine 
Länge  beträgt  ungefähr  33  mm  gegen  30,  die  Höhe  15  gegen  13V2  des  anderen. 
Solcher    Unterschied    wiederholt     sich    auf    der    im     ganzen     verkürzten    linken 


Abb.  34.     Die  Augen  des  Kopfes  vom  Sudabhang  nach  Abguß. 


Seite  des  Agias  in  Delphi,  um  wenigstens  noch  ein  Original  etwas  früherer 
Zeit  heranzuziehn^).  Drehen  wir  unsern  Kopf  in  die  Dreiviertelansicht  von  seiner 
rechten  Seite  her  (Abb.  8),  dann  wirkt  das  größere  Auge  entschieden  unverhältnis- 
mäßig, während  die  entgegengesetzte,  die  hier  als  die  bevorzugte  in  Anspruch 
genommen  wird  (Abb.  i,  2),  den  Unterschied  ausgeglichen  zeigt,  namentlich  von 
dem  tiefen  Standpunkt  aus,  den  das  überlebensgroße  Sitzbild  auf  seiner  Basis 
dem  Beschauer  angewiesen  haben  wird  (Abb.  24). 


t)  Von  der  ganzen  Gestalt  entspricht  dem  am 
ehesten  die  Aufnahme  bei  Winter,  Kunstgesch. 
in  Bildern  »  307,  i.  Nur  sollte  noch  etwas  mehr 
vom  1.  Bein  der  Mutter  sichtbar  sein.  Das  war 
offenbar  auch  die  Meinung  Winckelmanns  in 
dem  angeführten  Satze. 

»)  Ein  sehr  starkes  Beispiel  ist  die  Zweitälteste 
Niobide  in  Florenz,  wenn  man,  wie  es  das  Motiv 
des  linken  Armes  fordert,  als  Hauptansicht  etwa 
die  der  Aufnahme  Klein,  Praxiteles  339,  Röscher, 
Lexik,  der  Mythol.  III  412,  Winter,  Kunstgesch. 


in  Bildern'  307,  2  nimmt  und  nicht  die  bei  Bau- 
meister, Denkin.  III  Taf.  63,  1748  oder  in  der 
Herstellung  der  Gruppe  bei  Buschor  imMOnchener 
Jahrbuch  1914/15  III,  200.  Ich  urteile  nach 
dem  Abguß. 
I  Auch  hierfür  muß  ich  auf  den  Abguß  verweisen. 
Denn  in  der  einzigen  veröffentlichten  Vorder- 
ansicht. Taf.  10,  I  meines  Menander  (oben  S.  139 
A.  4),  ist  das  linke  Auge  zu  tief  beschattet  Zur 
kunsgeschichtlichen  Frage  vgl.  dort  S.  20  A.  4 
und  Heibig,  Amelung,  Führerä  zu  Nr.  23. 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sttdabhang  der  Burg  in  Athen.  i^i 


Der  Grund  zu  dieser  stärksten  und,  soviel  ich  beobachtet  habe,  seltensten 
Ungleichförmigkeit  wird  kein  anderer  gewesen  sein,  als  die  Absicht,  das  seelen- 
volle Aufblicken,  diesen  bedeutenden  Akzent  des  Ausdrucks,  auch  auf  der  ab- 
gewandten und  darum  sonst  etwas  verkürzten  Seite  zu  voller  Geltung  zu  bringen. 
Es  handelt  sich  dabei  besonders  um  den  aufgemalten  Stern,  Jessen  damalige 
Darstellungsweise  wir  jetzt  durch  den  Alexandersarkophag  so  gut  kennen  (S.  iio). 
Wie  an  einigen  von  seinen  Köpfen,  so  saß  auch  hier  der  Augenstern  näher  am 
rechten  Winkel.  Dies  lehren  nicht  allein  die  unregelmäßigen  Abplattungen  der 
beiden  Augäpfel,  eines  von  den  Kennzeichen  der  frischen  Originalarbeit  (Abb.  34), 
die  der  Kopist  wegglätten  zu  müssen  glaubte  (Abb.  6).  Vielmehr  zeigt  die 
erstere  Aufnahme,  nach  einem  trefflichen  frühen  Abguß  in  Leipzig,  am  rechten  (ge- 
schützteren) Auge  sogar  noch  den  breiten  Umriß  der  Netzhaut,  besonders  klar  rechts 
vom  Beschauer,  erhalten  und  danach  die  Stelle  des  Sehlochs  an  einer  leichten, 
unbestimmten  Vertiefung  kenntlich.  Die  letztere  hat  auch  das  linke  Auge.  Etwas 
von  diesen,  unzweideutigen  Spuren  lassen  sogar  die  besten  Photographien  des 
(dafür  noch  nicht  nachgeprüften)  Marmors,  wie  unsere  Abb.  i,  ahnen,  nur  beein- 
trächtigt durch  die  Farbtöne  der  Patina  und  den  Wurzclfasersinter,  der  übrigens 
auch  am  Gips  Abb.  34,  besonders  wieder  am  rechten  Auge  mitspricht.  Ein 
weiteres  Zeugnis  für  diese  Rechtswendung  des  Blickes  ist  die  in  gleicher  Richtung 
rasch  anwachsende  Breite  der  Unterflächen  der  oberen  Lider.  Daß  der  Lidrand 
in  der  Natur  so  der  Seitwärtsdrehung  des  Augapfels  folgt,  kann  jeder  an  seinem 
Nächsten  beobachten;  die  Lider  sind  ja  durch  die  Bindehaut  mit  der  Rückseite 
des  Augapfels  verwachsen. 

Nach  alledem  konnte  es  gewagt  werden,  in'  dem  Herstellungsversuch  Abb.  24 
wenigstens  mit  leichten  grauen  Tönen  die  Augensterne  anzudeuten;  vorerst  leider 
nur  sie  allein.  Nicht  gewagt  wurde  namentlich,  die  überzeugende  Bemerkung 
B.  Graefs')  zu  verwerten,  daß  die  übermäßige  Breite  und  die  starke  Rauhung  der 
Lidunterflächen  dem  farbigen  Aufsetzen  der  Wimpern  diente.  Sie  und  die  Brauen 
zeigt  auch  der  Alexandersarkophag  wiederholt  wohlerhalten,  freilich  in  kleinstem 
Maßstab  und  sehr  verschiedener  Durchführung,  so  daß  er  für  den  Kolossalkopf 
kein  ausreichendes  Vorbild  liefert. 

12.  DER  KOPF  ALS  REST  EINER  GRUPPE. 

Dieses  über  die  Dreiviertelansicht  des  Kopfes  erheblich  hinausgehende 
Seitwärtsblicken  läßt  sich  kaum  noch  ähnlich  erklären  wie  der  sonst  verwandte 
Augenaufschlag,  womit  Niobe  die  unsichtbar  aus  der  Höhe  strafenden  Götter  um 
Erbarmen  fleht.  Die  Augen  unserer  Ariadne  wandten  sich  gewiß  dem  leibhaften 
Freudenbringer  zu,  der  an  sie  herantrat  wie  in  den  vorhin  besprochenen  Dar- 
stellungen   (7.  bis   9.  Abschnitt).     Daß   sie   ihm    den   aufgestützten   Ellbogen    zu-, 


■)  Graef  in  dem  S.  112  A.  2   angerührten  Skopas-  kolossalen  Franengesichts  mit  Weinlaubkranz  im 

aufsatz  21  f.     Grob   auf  gewöhnliche  Lider  vorn  Haar  zu  Würzburg.  —  Vgl.  Winter,  Alexandersark. 

aufgemalte  Wimpern  zeigt  das  linke  Auge  eines  10  Taf.  11,  15,   16,  17,   iS, 


142 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  Sttdabhang  der  Burg  in  Athen. 


nicht  abkehrte,  wie  sie  auf  dem  Kameo  Abb.  28,  29  tut,  vermag  kein  Bedenken  zu 
erregen.  Sitzt  doch  ebenso,  noch  in  Trauer  versunken,  Penelope  vor  Odysseus 
oder  Telemachos  und  Elektra  vor  Orestes  schon  auf  Bildwerken  der  Übergangszeit  •). 
Die  Fortdauer  des  alten  Gruppentypus,  worin  der  Werbende  vor  dem  sitzenden 
Gegenstande  seiner  Neigung  steht  (S.  131),  bis  in  die  spätere  hellenistische  Plastik 
hinab    bezeugt    uns   jetzt    die    lustige   Gruppe   aus    der    niedrigsten    Schicht    des 


Abb.  35.     »Aufforderung  zum  Tanze«  nach  W.  Klein. 


dionysischen  Kreises,  deren  Herstellung  auf  Grund  einer  Münze  von  Kyzikos 
Wolters  angebahnt,  Klein  in  der  Abgußsammlung  der  deutschen  Universität  Prag 
durchgeführt  und  als  »Aufforderung  zum  Tanze«  bekannt  gemacht  hat^)  (Abb.  35). 
Einen  so  passenden  Genossen,  wie  ihn  hier  die  muntere  kleine  Nymphe  in  dem 
das  Krupezon  tretenden  Satyr  gefunden  hat,  für  die  erhabene  Schöne  vom  Süd- 
abhang nachzuweisen,  ist  mir  bisher  leider  nicht  gelungen. 


')  Zusammengestellt    im    Jahrb.  XXVI   191 1,    124. 

*)  Unsere  Abb.  35   dank  der  Verlagsbuchhandlung 

entlehnt   aus  der  Zeitschrift   fUr   Museumskunde 


VIII  1912,  109,  Tgl.  1 1 2  (Klein).  Jahrbuch  VIII 
1893,  175  (Wolters);  Klein,  Gesch.  gr.  Kunst  III 
235 ff.;  Bulle,  Der  schöne  Mensch >  150 ff. 


F.  Studniczka,  Der  Frauenkopf  vom  SUdabhang  der  Burg  in  Athen.  1^7 


Sollte  sogar  zu  ihr  Dionysos  etwas  uitoucTreoxoj;  gekommen  sein,  wie  schon 
auf  dem  Krater  in  Corneto  Abb.  32  und  bei  Xenophon  (S.  134),  dann  könnte  der 
Worsleysche  Stein  Abb.  28,  29  den  Gedanken  auf  Marmorwerke  lenken,  wo  den  Gott 
jemand  aus  seinem  Gesinde  stützt.  Die  erforderliche  Richtung  nach  rechts  vom 
Beschauer  hätten  die  Gruppen  des  von  einem  Satyrknaben  unterstützten  Bakchos 
in  Venedig,  im  Museo  Chiaramonti,  in  Sammlung  Ludovisi  und  an  anderen  Orten, 
die  doch  wohl  ein  gemeinsames  Urbild  frei  abwandeln").  Aber  die  auf  dem 
Scheitel  liegende  Hand  des  Gottes  wäre  eine  kaum  erträgliche  Wiederholung  des 
Motivs  der  Linken  unserer  Ariadne  (Abb.  24).  Ihr  war  zudem  jene  Schöpfung, 
soweit  sie  mir  kenntlich  ist,  kaum  ebenbürtig.  Eher  könnte  dies  zutreffen  für  den 
fast  gleich  großen,  in  süßer  Trunkenheit  niederblickenden  Dionysoskopf  des  kapito- 
linischen Museums  (S.  115).  Allein  er  ist  nach  den  oben  erörterten  Kennzeichen 
(S.  139  f.)  mit  Recht  in  Dreiviertelansicht  von  seiner  linken  Seite  her  dem  neuen 
Bruststück  aufgesetzt.  Auch  dürfte  solch  weichlich  üppige  Fortbildung  eines 
praxitelischen  Typus  eher  noch  etwas  späterer  Zeit  und  jedenfalls  anderem  Ge- 
schmack entstammen,  als  der  Kopf  vom  Südabhang.  Seiner,  besonders  seines 
leuchtenden  Blickes  so  recht  würdig. wäre,  mutatis  mutandis,  doch  wohl  nur  ein 
Dionysos  nach  Art  des  besten  Wandgemäldes  dieses  Gegenstandes,  des  in  Casa 
del  Citarista  gefundenen^).  Er  tritt,  seiner  Glieder  und  Sinne  mächtig,  heran  und 
sieht  mit  fast  ehrfürchtigem  Staunen  (wie  auch  bei  Nonnos,  S.  135)  auf  die  Schlafende 
hinab,  mit  der  gesenkten  Linken,  irre  ich  nicht,  dem  Eros  abwinkend,  der  ihren 
Leib  enthüllt.  Auch  die  athenische  Marmorgruppe  möchte  ich  doch  lieber  nicht, 
wie  die  verglichene  Aufforderung  zum  Tanze  (Abb.  35),  auf  die  zwei  Haupt- 
personen beschränkt  denken,  schon  um  dem  Spiel  ihrer  Blicke  weitere  Bahn  zu 
gewähren.     Doch  genug  der  Erwägungen  über  Unwißbares. 

Mit  mehr  Aussicht  auf  Erfolg  läßt  sich  die  Frage  aufwerfen,  wo  in  der  Nähe 
des  Fundortes  beim  Asklepieion  (S.  107)  solch  eine  stattliche  Marmorgruppe  ge- 
standen haben  könnte.  Die  zwei  kleinen  Tempel  des  Dionysosbezirkes  boten  am 
Ende  des  4.  Jahrh.  schwerlich  noch  Raum  dafür,  und  im  Freien  hat  sich  der  Kopf 
nach  dem  frischen  Zustande  seiner  Epidermis  auch  nicht  lange  befunden.  Aber 
in  der  Umgebung  des  Heiligtums,  besonders  an  der  von  ihm  ausgehenden  Tripoden- 
straße,  standen  die  ehernen  Preisdreifüße  der  Dithyramboschoregen,  in  der  zweiten 
Hälfte  des  4.  Jahrh.  immer  häufiger  auf  tempelartigen  Gebäuden  errichtet,  und 
den  bedeutendsten  unter  ihnen  fehlte  auch  statuarischer  Schmuck  nicht.  So  krönte 
das  Denkmal  des  Thrasyllos  von  319,  nachdem  es  sein  Sohn  Thrasykles  infolge 
des  eigenen  Sieges  von  271  umgebaut  hatte,  zwischen  den  beiden  Dreifüßen  das 
im'  Britischen  Museum  aufbewahrte  Marmorsitzbild  des  Dionysos  mit  dem  Saiten- 
spiel, etwa  in  dem  Maßstab  unseres  Kopfes  3).     Auch  im  Innern   dieser  Bauwerke 

')  Die   drei   oben   genannten  Gruppen   gut  abgeb.  länglich    genau    bekannten   Maße    muß   ich  aus 

im  Text  zu  Brunn,  Arndt,  Denkm.  Nr.  620;  sie  dem  Spiele  lassen. 

und    weitere    freie    Wiederholungen    zusammen-  »)  P.  Herrmann,    Denkm.    der    Malerei   Taf.    114; 

gestellt  Jahreshefte  XVI  1913,   loyff.  von  Ducati.  Heibig,  Wandgem.  Nr.   1235. 

Die  Fragen,  dje  sich  daran  knüpfen,  können  hier  3)  HerstellungdesThrasyllos-Denkmals beiMichaelis, 

nicht  erörtert  werden.     Auch  die  mir  nicht  hin-  Arx  Athenarum  Taf.  33,  die  Überlieferung  ebenda 


IAA  H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian. 


werden  Statuen  und  Gruppen  von  solchen  aufgestellt  gewesen  sein,  wie  es  Pau- 
sanias  aus  Anlaß  des  praxitelischen  Satyrs  an  der  Tripodenstraße  zu  erwähnen 
scheint").  Daß  dafür  sehr  erhebliche  Maße  in  Betracht  kommen,  zeigt  noch  mehr 
als  der  Bau  des  Thrasyllos  der  ihm  gleichzeitige  des  Nikias,  aus  dessen  Resten 
sich  eine  über  1 1  m  breite  Tempelfassade  ergibt  ^).  Am  ehesten  also  in  solciiem 
choregischen  Tempelbau  dürfen  wir  uns  die  Gruppe  denken,  deren  bisher  einziger 
Überrest  unser  herrlicher  Ariadnekopf  ist.  Möchte  es  dereinst  noch  gelingen, 
mehr  hinzuzufinden. 

Leipzig.  Franz  Studniczka. 


EIN  JAGDDENKMAL  DES  KAISERS  HADRIAN. 

venando  usque  ad  reprehensionem 
Studiosus.     Spartian,  vita  Hadriani  2,1. 

Am  Triumphbogen  des  Kaisers  Constantin  in  Rom  befinden  sich  über  den  beiden 
Nebentoren  beiderseits  je  zwei  Rundreliefs,  im  ganzen  also  acht  (Abb.  i),  die  im 
Stil  von  den  unmittelbar  darunter  befindlichen  Reliefs  aus  konstantinischer  Zeit 
völlig  abweichen  und  demnach,  in  gleicher  Weise  wie  die  ReUefs  der  Attika  und 
die  im  großen  Tordurchgang,  von  Bauten  älterer  Zeit  herübergenommen  sind. 
Die  Rundreliefs  schildern  die  Jagdfreuden  eines  Kaisers.  Da  bei  der  Wiederver- 
wendung die  Kaiserköpfe,  soweit  sie  erhalten  sind,  zu  Persönlichkeiten  der  konstan- 
tinischen Zeit  umgemeißelt  wurden  —  zwei  als  Constantin,  einer  nach  der  wahr- 
scheinlichsten Erklärung  Constantius  Chlorus,  Vater  Constantins  3)  — ,  so  müssen 
Anlaß  und  Entstehungszeit  der  Reliefs  auf  weiten  Umwegen    erschlossen   werden. 

Petersen,  der  diese  Reliefs  zuerst  durch  gute  Abbildungen  zugänglich  ge- 
macht hat*),  hielt  sie  für  trajanisch.  Stuart  Jones  versuchte  sie  als  flavisch 
(domitianisch)  zu  erweisen  5).  Arndt  war  der  erste,  der  zugleich  mit  einer  neuen 
großen  Veröffentlichung^)  an  verschiedenen  Köpfen  die  Charaktere  der  hadrianischen 
Zeit  erkannte  und  dabei  auf  des  Kaisers  überlieferte  Jagdleidenschaft  hinwies. 
Die  Prüfung  der  erhaltenen  Gesichter  wurde  durch  eine  Veröffentlichung  S.  Reinachs 
nach  den  Abgüssen  in  St.  Germain-en-Laye  erleichtert?).  Sieveking  hatte  sodann 
einen  verschiedenen  Stil  der  Reliefs  an  der  Nord-  und  Südseite  des  Bogens  wahr- 


S.  37  und  Judeich,  Topogr.  von  Athen  106,  281.  3)  Studniczka     bei    Reinach,    Revue    archeol.  XV 

Die   Statue  A.  H.  Smith,  Catal.  of  sculpt.  Brit.  1910  I,  130.   Poulsen,  Rom.  Mitt.  XXIX  1914,  64. 

Mus.  I  Nr.  431,  Ath.  Mitt.  XIII  1888,  383  Taf.  8  Sieveking,  MUnch.  Jahrb.  f.  bild.  Kunst  1919,  11. 

(Reisch),    Brunn,    Denkm.   Nr.   119,     Collignon,  4)  Antike  Denkmäler  d.  Inst.  I  Taf.  42/43;    Rom. 

Hist.  de  la  sculpt.  Gr.  II  460.  Mitt.  IV  1889,  3i4f.,  Taf.  12. 

')  Pausan.  1,20  mit  Anm.  Blümners;  Klein,  Praxi-  5)  Papers  British  School  Rome  III  1906,  229,  Taf. 

teles  183  ff.  21 — 22. 

')  Dörpfeld  in  den  Athen.  Mitt.  XXXVI  19H,  6off.  ')  Brunn-Bruckmann,   Denkmäler  griech.  und  röm. 

Dinsmoor  im   Americ.   Journ.   of  archaeol.  XIV  Skulptur  Taf.  555,  559,  560,  565. 

1910,   459 ff.     Versakis    in    der   'Ap^^atoX.   ^tpr/ji.  7)  Revue   archeol.  XV  1910  I,    n8f.,   Taf.    i — 17. 

1913,  75  ff.     Michaelis,  Arx  Athen.  Taf.  32.  Mit   Bemerkungen  Studniczkas  S.  129.    Ihm  ver- 
danke ich  Probedrucke  als  Vorlage  für  Abb.  2/4. 


H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian.  jj^c 


zunehmen  geglaubt  und  jene  in  hadrianische,  diese  in  flavische  Zeit  gesetzt'). 
Ein  Unterschied  besteht  in  der  Tat,  denn  die  Reliefs  der  Nordseite  V— VIII  sind 
etwas  dürftiger  in  der  Komposition,  magerer  und  linearer  in  der  Ausführung, 
während  die  der  Südseite  I — IV  durch  malerische  Fülle  und  reichere  Form 
noch  an  Werke  der  flavischen  Zeit  zu  erinnern  scheinen.  Dies  ist  jedoch 
der  Unterschied  eines  persönlichen,  nicht  des  Zeitstiles,  wie  Sieveking  später  selbst 
anerkannt  hat  2).  Endlich  hat  M.  Bieber  alle  Anzeichen  und  Beweise  für  hadrianischen 
Ursprung  sorgfaltig  gesammelt  und  zusammengestellt  3),  und  damit  hat  sich  die 
Forschung  einstweilen  beruhigt.  Man  kann  aber  erheblich  weiterkommen,  denn 
die  über  die  Jagderlebnisse  des  Hadrian  erhaltenen  Dokumente  gestatten,  sowohl 
die  Deutung  der  Darstellung  ins  Einzelne  aufzuhellen,  wie  auch  die  ursprüngliche 
Verwendung  der  nach  Stil  und  Inhalt  ziemlich  alleinstehenden  Reliefs  mit  Wahr- 
scheinlichkeit zu  erschließen. 

Jagdleidenschaft  spielt  auch  sonst  bei  Kaisern  eine  gewisse  Rolle,  z.  B.  bei 
Domitian  und  Trajan,  die  nach  Wace  für  unsere  Reliefs  in  Betracht  kämen  t),  bei 
keinem  anderen  jedoch  eine  so  beherrschende  wie  bei  Hadrian.  Er  war  ja  kein  im 
Herzen  kriegerischer  Kaiser,  sondern  beendigte  die  Feldzüge,  die  er  notgedrungen 
führte,  lieber  durch  »Verständigung«  5),  mit  einziger  Ausnahme  des  jüdischen 
Aufstandes  von  132/3  nach  Chr.,  und  so  hat  er  nie  einen  Triumph  gefeiert,  außer 
zu  Beginn  seiner  Regierung  118  n.  Chr.  jenen  dakischen  im  Namen  Trajans.  Die 
kriegerischen  Beinamen  Germanicus  Dacicus  Parthicus,  die  er  von  seinem  Adoptiv- 
vater übernahm,  legte  er  später  wieder  ab,  und  ließ  sich  lieber  als  Olympios 
feiern'').  Wenn  er  zwar  ein  großer  Militärreformer  war  und  eine  ihn  lange  über- 
lebende Heeresordnung  nebst  Exerzierreglement  schuf,  deren  Durchführung  er  in 
allen  Teilen  seines  weiten  Reiches  persönlich  überwachte,  und  wenn  er  dabei  als 
unermüdlicher  Fußwanderer  seinen  Soldaten  im  Ertragen  jeglicher  körperlichen 
Mühen  ein  Beispiel  gab?)  —  als  Leistungen  persönlichen  Mutes  konnte  er  seinen 
Biographen  nur  das  Bestehen  gefährlicher  wilder  Tiere  überliefern,  die  denn  auch 
ausgiebig  davon  Notiz  nehmen.  Ein  Münzbild,  Hadrian  zu  Pferd  gegen  einen  Löwen, 
trägt  die  Umschrift  VIRTUTI  AUGUSTI»). 

Daß  er  selber  es  war,  der  das  Gedächtnis  dieser  ihm  gewaltig  erscheinenden 
Jagdtaten  pflegte,  beweist  die  poetische  Verherrlichung  durch  kaiserliche  Verse, 
für  welche  sich  diskrete  Anlässe  bei  der  Weihung  von  Jagdtrophäen  boten,  sowie 
auf  den  Grabmälern,  die  er  nach  dem  Zeugnis  der  Biographen  seinen  Jagdhunden 
und  -pferden  zu  setzen  liebte  9).      In   der  Tat  ist  ein  auch  von  den  Schriftstellern 


■)  Rom.  Mitt.  XVII  1907,  345  f.  ')  RE  I  499,  67. 

')  Berl.  phil.  Wochenschr.  1911  Nr.  39,  Sp.   1239.  7)  RE  I  Si8e. 

3)  Rom.  Mitt.  XXVI  1911,  2i4f.  ')  Cohen,  Med  imp. '  Adrien  Nr.  517.  Fröhner,  Me- 

4)  Wace,  Papers  Br.  Seh.  Rome  III    1906,  248.  daillons  de  l'empire  romain  S.  41  Abb. 

5)  Übersichtlich  bei  v.  Rohden  in  Pauly-Wissowas  9)  Scriptores  hist.  Augustae  ed.  Peter  I,  Aelii  Spar- 
RE  I  499!.  tiani  de  vita  Hadriani  20,   12. 


1^5  H.  .Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian. 

bezeugtes  Grabgadicht  des  Kaisers  auf  sein  skythisches  Jagdroß  Borysthenes ')  auf 
einem  um  16OO  gefundenen,  jetzt  verschollenen  Stein  in  der  gallischen  Stadt 
Apte  erhalten  gewesen:  »Dem  kaiserlichen  Alanenroß,  das  über  Ebenen  und 
Sümpfe  und  etruskische  Grabhügel  (tumulos  etruscos)  dahinzufliegen  pflegte,  hat 
nie  ein  pannonischer  Eber  mit  funkelndem  Zahn  zu  schaden  gewagt,  noch  hat 
dessen  Schaum  ihm  je  den  Schwanz  bespritzt;  unversehrt  in  seiner  Kraft,  unverletzt 
an  den  Gliedern  ist  es  hier  begraben,  als  seine  Tage  vollendet  waren  2)«.  Die 
Inschrift  muß  in  einen  der  beiden  Aufenthalte  Hadrians  in  Gallien  121  oder  122 
n.  Chr.  fallen 3).  Auf  dem  Jagdroß  hat  er  sich  auch  gern  auf  Münzen  darstellen 
lassen  4). 

Wichtiger  für  uns  ist  ein  zweites  Gedicht  des  Kaisers,  erhalten  auf  einem 
bei  Thespiä  gefundenen  Stein,  also  aus  der  Zeit  seiner  athenischen  Aufenthalte 
124/5  oder  128/9  nach  Chr.  s).  Es  ist  eine  Platte  von  weißem  Marmor,  29  :  57  cm, 
dick  6  cm,  demnach  nicht  von  einer  Basis,  sondern  zum  Einsetzen  in  eine  Mauer 
bestimmt;  die  Schrift  ist  von  einer  profilierten  tabula  ansata  umrahmt 6):  »O  bogen- 
schießender  Sohn  der'hellen  Kypris,  der  du  im  helikonischen  Thespiae  wohnst  beim 
blühenden  Garten  des  Narkissos,  sei  gnädig!  Dies  Akrothinion  aber,  nimm  es, 
gibt  dir  Hadrian  von  der  Bärin,  die  er  selbst  vom  Pferde  herab  so  glücklich  war 
zu  erlegen.  Dafür  aber  wehe  du  ihm  klüglich  Gunst  zu  von  der  himmlischen 
Aphrodite«.  Akrothinion  bedeutet  ursprünglich  das  Oberste  vom  Getreidehaufen, 
das  der  Gottheit  gegeben  wird,  dann  allgemein  Weihgabe,  stets  aber  den 
Anteil  eines  Selbsterrungenen/).  Es  ist  leicht  zu  sehen,  daß  es  der  Kopf  oder 
das  Fell  der  Bärin  gewesen  ist,  was  als  Weihgabe  in  dem  Erosheiligtum,  in  dessen 
Nähe  der  Kaiser  sein  Jagdglück  gehabt,  an  der  Wand  aufgehängt  und  durch  die 
Tafel  bezeichnet  war. 

Weit  anspruchsvoller  hatte  Hadrian  im  Jahre  123  eine  Bärenjagd  in  Mysien 
gefeiert,  durch  nichts  Geringeres  als  die  Gründung  einer  Stadt,  die  als  Hadrianutherai 
sein  Jagdglück  in  ewigem  Gedächtnis  halten  sollte**).  Natürlich  mag,  mit  Weber, 
der  Plan  dazu  in  realpoHtischen  Absichten  zu  sehen  sein,  aber  die  Namengebung 
beweist,  wie  wichtig  die  Eitelkeit  des  Kaisers  den  Jagdruhm  nahm.  Auch  daß 
er  einmal   mit  einem   einzigen  Stoße   einen   großen  Eber   erlegte,   verkünden   die 


•)  Dio  Cassius  69,  10:  äitoOavdvTi   aüxti)   xai  xctipov  5)  So  Weber  157,  278.    Dürr  70,  71  gibt  die  Jahre 

xaxedxE'iaaE   xai   ot^Xtjv    JotyjSe    xat    ir.iyp'iit.iuxza  125/6  und   129/30. 

ETT^Tpatpev.  6)  IG  VII    1828.     Kaibel,  Epigr.   gr.   811.      DUrr, 

')  CIL  XII    1122.     Riese,    Antliol.    Latina  I   903.  Reisen  Anhang  Nr.  90.     Weber  157. 

Über  die    allgemeine  Bedeutung  der  Jagdpferde  7)  H.  Beer,  'Airap/V;   und   verwandte   Ausdrucke   in 

vgl.    M.    Miller,    Jagdwesen    der    Griechen    und  griech.    Inschriften    (Diss.  VVUrzburg   1913),   53  f. 

Römer  (1883),  55.  8)  Spartian,   Vita  20,  13.     Dio  69,  10.  2.     Kaibels 

3)  DUrr,     Reisen     des     Kaisers    Hadrian    67,    68.  Vermutung    (Epigr.   8ii),    die   thespische  Bärin 

W.  Weber,   Untersuchungen   zur  Geschichte  des  sei  mit  der  mysischen  identisch  und  nur  in  den 

Kaisers  Ha:drian  (1907),  105,  277/8.  Quellen  zusammengeworfen  worden,  bat  Ditten- 

41  Cohen,    Med.  imp.»  II    141    Nr.   413;    228   Nr.  berger     in    den    IG  VII  1828    mit   Recht    abge- 

1469—70.  lehnt.    Zum  Jahr  123  Weber  263;    Dürr    69   gibt 

124  n.  Chr. 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXXIV  19 19. 


Beilage  zu  S.  I44fg. 


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JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXXIV  19 19. 


Beilage  zu  S.  144 fg. 


I.  Auszug  aus  Rom  (vgl.  S.  151). 


II.  Silvansopfer.    Bärenjagd  in  SUditalien, 
1 19/20  nach  Chr.  (vgl.  S.  148). 


VIII.  ";ÄpoHonopfer  bei  der  letzten  Heimkehr 
nach  Rom,   134  nach  Chr.  (vgl.  S.  151). 


VII.  Der  libysche  Löwe,   130  nach  Chr. 
(vgl.  S.  150). 


Abb.  I.    Rundreliefs  am  Konstantinsbogen.    I — IV  Südseite,  V — VIII  Nordseite. 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXXIV  191 9. 


Beilage  zu  S.  I44fg. 


III.  Bärenjagd  von  Hadrianutherai,   123  nach  Chr. 
(vgl.  S.  150). 


IV.  Artemisopfer.    Eberjagd  in  Griechenland, 
124/5  nach  Chr.  (vgl.  S.  149). 


VI.  Eberjagd  mit  Antinous  in  Kleinasien, 
129  nach  Chr.  (vgl.  S.  150). 


\'.  Herculesopfer.    Löwenjagd  in  Afrika.    Weihung 
an  Hercules  Gaditanus,  128  nach  Chr.  (vgl.  S.  149). 


Abb.  I.    Rundreliefs  am  Konstantinsbogen.    I— IV  Südseite,  V — VIII  Nordseite. 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXXIV  191 9. 


Beilage  zu  S.  144%. 


Abb.  3.     Die  Köpfe  der  Vornehmen.     Obere  Reihe  B  i,  untere  Reihe  B  2  (vgl.  S.  155). 


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Abb.  9.'    Anordnung»-      \- 
mögllchfceifen  (vgl.  S.  166).'.- 


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Abb.  10.    Herstellungs versuch  eines  Altars  der  Fortuna  Redux. 

(vgl.  S.  167). 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXXIV   1919 


Beilage  zu  S.  144 fg. 


Abi).  4.     Die  Köpfe  der  Vornehmen.     Obere  Reihe  B  i,  untere  Reihe  B  2   (vgl.  S.  155). 


Abb.  3  zeigt  die  Vorderansichten,  Abb.  4  die  Profile  der- 
selben KOpfe,  und  zwar  stehen  jeweils  von  links  nach  rechts 

in  der  oberen  Reihe: 
R  7  =  Relief  VIIl  rechts.  R 16  =  Vr.  R30  =  IVl.  vom  Alt.ir 

in  der  unteren  Reihe: 
RH  =  Relief  Vil  rechts.  R28  =  III  rechts.  Rl  =  VI  links. 


Abb.  5.    Reliefkopf  im  Lateran  =  B  2 

(vgl.  S.  156). 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXXIV  1919. 


Beilage  zu  S.  144 fg. 


Abi).  7.    Grabbau  vom  Haterierrelief  von  Centocelle.     Lateran  (vgl.  S.  163). 


Abb.  6.     Heimkehr  Hadrians.     Rom,  Konservatorenpalast 
(vgl.  S.  158). 


Abb.  8.    Grabrelief  von  Kertsch 
(vgl.  .S.  163).        •■ 


H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian.  i^j 


Biographen  als  Zeichen  seiner  Geschicktichkeit')."  Seine  größte' Leistung  aber 
hatte  er  bei  seinem  Aufenthalt  in  Alexandriä  vollbracht  (r30,  nach  Chr.),  indem  er 
»einen  Maurusischen  Löwen,  der  lange  Zeit  ganz  Libyen  verheert;  und  viele  Orte 
unbewohnbar  gemacht  hatte«,  eigenhändig  zur  Strecke  brachte. '  Diesmal  stellte 
sich  sogar  ein  »Dichter«  ein,  der  Alexandriner  Pankrates,  der  »mit  viel  Wunder- 
gerede« ((isTÄ  TToXX^c  Tspaxsias)  bewies,  daß  fortan  die  aus  der  rötlichen  Art  der 
Lotosblumen  geflochtenen  Kränze  »Antinooskranz«  .('Ayttvoeioj  crcscpayo?)  heißen 
müßten,  denn  diese  Pflanze  sei  von  der  Erde  emporgesandt  worden,  als  sie  das 
Blut  jenes  Löwen  getrunken  hatte  —  für  welche  Geschmacklosigkeit  er  als  für  eine 
Erfindung  von  Geist  und  Neuheit  (iicl  -qj  vfjt  Iwot'a;  eöpeaet  xaV  xaiyo-njtt)  mit  nichts 
geringerem  als  der  Speisung  im  Museion  des  Ptolemaios  belohnt,  wurde ^). 

Bei  so  viel  Jagdfährnissen  war  es  kein  Wunder,  daß  der  Kaiser  einmal  das 
Schlüsselbein,  ein  andermal  den  Schenkel  brach  und  sich  im  Traume  von  einem 
Löwen  überwältigt  glaubte  3).  Daß  er  stets  von  Jagdfreunden  begleitet  war,  halten 
die  Biographen  ebenfalls  für  der  Erwähnung  wert  4).,  Endlich  läßt  sich  noch  als 
ein  für  uns  nicht  unwichtiger  Zug  erschließen,  daß  der  Kaiser  bei  glücklichem 
Jagdschluß  ein  Opfer  zu  bringen  pflegte.  Denn  als  bei  der  Verschwörung  des 
Jahres  Ii8  Nigrinus  und  Lusius  beschuldigt  wurden,  ihm  nach  dem  Leben  ge- 
trachtet zu  haben,  soll  dies  nach  Dio  69,  2,  5  bei  einer  Jagd,  nach  Spartian  7,1 
beim  Opfer  gewesen  sein.  Die  Nachrichten  sind  ohne  weiteres  in  Übereinstimmung, 
wenn  die  günstige  Gelegenheit  eines  Opfers  nach  der  Jagd  damit  gemeint  warijr. 
Auf  jeden  Fall  entspricht  es  der  Sinnesart  dieses  Mannes,  der  ruhelos  in  so  vielen 
Religionen  nach  Halt  gesucht  hat,  daß  er,  wie  zudem  das  Epigramm  auf  das 
tliespische  Bärenfell  bestätigt,  nach  überstandener  Aufregung  und  Gefahr  g;ewissen- 
haft  die  Dankesschuld  an  die  nahen*  Götter  abstattete.  ;    ,•   -  ,  .; ; 

Zu  alle  diesem  erscheinen  die  acht  Rundreliefs  am  Konstantinsbogen  wie 
die  unmittelbare  Verbildlichung.  Denn  es  sind  keineswegs  Jagdbilder  der  typischen 
Art,  wie  sie  in  Menge  schon  in  der  griechischen  Kunst  auftreten,  um  nur  den 
Alexander-,  den  Klagefrauen-,  den  Satrapensarkophag  und  das  Heroon.yon 
Gjölbaschi  zu  nennen,  wo  nicht  immer  ganz  die  Langweiligkeit  gleichmäßig 
wiederholter  Vorgänge  vermieden  wird.  Auf  den  Rundreliefs  sind  es  höchstens  die 
Bären-  und  die  Eberjagd,  die  etwas  formelhafter  anmuten.  Im  ganzen  aber  sollen  sie 
offenbar  nicht  bloß  schmücken,  sondern  berichten,  sie  sollen  bestimmte,  wir 
können  gleich   sagen:  historische  Vorgänge   darstellen.     Die  Bildnisniäßigke;it   dejr 


')  Dio  69,  10,  3.  Löwen.  —  Hoffas  Meinung  (a.  O.  98),  die  Wen- 

^)  Athenaeus  XV  677e.     Weber  263.    Zu  den  von  düng  des  Spartian  26,  3  »venatus  fre<}ueritissim'e 

Athenaeus   zitierten   vier   Versen  ist   ein    großes  leohem  manu  sua  occidit«  bezeichne  eben  dieses 

weiteres  Bruchstück  auf  Papyrus  gefunden  worden  eine  Abenteuer,  ist  unhaltbar.     Man  muß  natu r- 

(Hunt,   Oxyrrhynchos  Pap.  VIII  73;    vgl.  Hoffa,  lieh;  verstehen:  häufig  den  Löwen  jagend,  pflegte 

Rom.  Mitt.  XXVII  191 2,  97  f.).    Antinous  nimmt  er  ihn  mit  eigener  Hand  zu  töten. 

an    der  Jagd    teil   und   erhält    von   Hadrian   die  3)  Spart.  .Vita  2&,  3;  10.'    Dio  69,- 10;  2. 

Ehre- des  ersten  Angriffs  auf  das  Wild.     Er  ge-  4)  Spart.  26,  4.' r',  ;    /             1  .■■   .  '    • '^     ,  .: M 

rät  aber  sogleich    in  Lebensgefahr.     Der  Kaiser  5)  Domaszewski,   Gesch.' der   töin.:  Kaiser.- II- 188; 

eilt  zu  Hilfe  und  erlegt  mit  sicherem  Stoße  den  Weber  78.' 


1^8  H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian. 


meisten  Köpfe  bestätigt  das  nachdrücklich.  Aber  so  sehr  der  individuelle  Charakter 
der  Darstellungen  ins  Auge  fällt,  oder  vielmehr  gerade  deswegen,  würden  die 
Reliefs  auch  für  den  antiken  Beschauer  nicht  voll  verständlich  gewesen  sein  ohne 
das  erläuternde  Wort.  Es  ist  notwendig  zu  fordern,  daß  unterhalb  der  Bilder 
Erklärungen  eingehauen  waren.  Daß  dies  höchsteigene  Verse  des  kaiserlichen 
Jagdherrn  und  Dichters')  gewesen,  ist  äußerst  wahrscheinlich;  auf  Grund  der 
thespischen  Weihinschrift  und  des  Borysthenes-Epigramms  möchte  man  es  als 
selbstverständlich  annehmen.  Natürlich  wird  darin  die  Angabe  des  Ortes  oder 
eine  poetische  Hindeutung  auf  ihn  nicht  gefehlt  haben,  wodurch  zugleich  der 
ganze  Umfang  des  kaiserlichen  Jagdgebietes,  das  ja  mit  dem  orbis  terrarum  fast 
zusammenfiel,  dem  staunenden  Leser  vor  Augen  trat.  Auch  ohne  die  Er- 
läuterungen aber  muß  versucht  werden,  ob  und  wieweit  die  überlieferten  wich- 
tigsten Jagdtaten  etwa  in  den  Bildwerken  zu  erkennen  sind. 

Zunächst  dürfen  nicht  mit  Petersen  je  zwei  Bilder  zu  einem  Ereignis 
zusammengezogen  werden,  die  Bärenjagd  zum  Silvansopfer,  die  Eberjagd  zur 
Artemis,  der  Löwe  zum  Herakles,  deshalb  weil  die  Exuvien  der  Tiere  jeweils  bei 
diesen  Opferszenen  wiederkehren.  Dies  würde  eine  langweilige  Tautologie  sein. 
Vielmehr  mußte  es  darauf  ankommen,  von  den  zahllosen  Jagden  des  Kaisers 
möglichst  viele  und  zwar  die  berühmtesten  und  gefahrlichsten  zu  feiern.  Dem- 
nach finden  wir  die  drei  wildesten  Tierarten  —  Hirsche  und  anderes  fehlt  über- 
haupt —  je  zweimal  vertreten.  Von  den  sechs  verherrlichten  Jagden  ist  zweimal  die 
Tötung  des  Tieres,  einmal  die  Besichtigung  der  Strecke,  dreimal  das  anschließende 
Dankopfer  nebst  Weihung  der  Spolie  dargestellt. 

Die  Andeutung  der  örtlichkeit  ist  mehrfach  so,  das  man  das  Land  entweder 
ohne  weiteres  zu  benennen  oder  doch  ziemlich  sicher  zu  erschließen  vermag. 
Das  ergibt  zugleich  eine  Zeitbestimmung,  da  das  Reise-  und  Wanderleben 
des  Kaisers  genügend  bekannt  ist.  Denn  wir  dürfen  als  selbstverständlich  vor- 
aussetzen, daß  jene  in  die  Biographie  und  die  Literatur  übergegangenen  Ereignisse 
als  die  schlechtweg  berühmtesten  auch  in  die  BUderreihe  gekommen  sind.  Daß 
sich  bei  den  so  versuchten  Gleichsetzungen  eine  nahezu  gleichmäßige  Verteilung 
der  Bilder  auf  die  beiden  großen  Reisezyklen  des  Kaisers  ergibt,  bestätigt  diese 
Voraussetzung. 

Ein  Bär,  dessen  Fell  dem  italischen  Waldgott  Silvanus  geweiht  wird  (Abb.  i, 
11),  kann  nur  in  Italien  selbst  erlegt  sein.  Die  einzige  mit  längeren  Aufenthalten 
verbundene  italische  Reise  des  Kaisers  fallt  in  den  Anfang  der  Regierungszeit 
119/20  nach  Chr.  Sie  ging,  nach  Süditalien;  die  Zeugnisse  weisen  besonders  auf 
Campanien^).  Nun  ist  in  Italien  das  Vorkommen  von  Bären  vor  allem  für  Lu- 
kanien  und  Apulien  ausführlich  bezeugt,  nicht  nur  von  Plinius,  sondern  vor  allem 
auch  durch   die  Dichter  3).     Man    muß   also   schließen,   daß  die  Bärenjagd  hier  als 

')  Zur   Jagdpoesie    im    allgemeinen    vgl.  das  von  ")  Dürr  67.     Weber  103. 

Miller,  *Jagdwesen     der    Griechen    und     Römer  3)   Horaz,   cnrm.  III,   4,   17;    epist.    16,    51.     Ovid. 

hübsch  Zusammengestellte;  über  Hadrians  eigene  Hai.  58;  trist.  3,   11,   II.     Hin.  VIII   131.    Vgl. 

Dichtung  Gregorovius,  Kaiser  Hadrian   Kap.  12.  Miller  97.     O.  Keller,  Die  antike  Tierwelt  I  175. 


H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian.  I^g 

Sport  besonders  zu  Hause  war,  und  es  liegt  nahe,  daß  Hadrian  von  Campanien 
aus  sich  diese  Gelegenheit  nicht  entgehen  ließ. 

Die  Artemisstatue  (Abb.  i,  IV)  kann  nur  Griechenland  bezeichnen,  denn  die 
italische  Diana  hat  ursprünglicli  mit  Jagd  wenig  oder  gar  nichts  zu  tun.  Dreimal 
war  Hadrian  dort.  Die  letzte  Anwesenheit  132  nach  Chr.  fällt  ohne  weiteres  fort, 
da  sie  nicht  über  Athen  hinausging').  Auch  von  Herbst  128  bis  Frühjahr  129 
war  er  vorwiegend  in  Athen  und  Eleusis  mit  einer  anschließenden,  aber  nur 
kurzen  Reise  nach  Sparta^).  Am  wahrscheinlichsten  ist  daher  die  Weihung  des 
Eberkopfes  in  die  Jahre  124/25  zu  setzen,  wo  Hadrian  von  Thessalien  kommend 
durch  Mittelgriechenland  nach  Athen  ging,  um  von  dort  eine  große  Rundreise 
durch  den  Peloponnes  zu  machen.  Vielleicht  daß  er  vor  allem  in  Arkadien,  der 
Heimat  des  Kultes  der  Artemis-Jägerin,  die  Gelegenheit  hatte,  durch  eine  Jagd- 
spolie  um  die  Gunst  der  Göttin  zu  werben. 

In  der  Heraklesstatuette  vor  einem  Tempel,  an  welchem  ein  Löwenfell 
hängt  (Abb.  i,  V),  hat  man  ein  Bild  des  von  Hadrian  besonders  verehrten  Hercules 
Gaditanus  erkannt,  dessen  Typus  —  neben  den  Panzertrophäen  und  der  Nike 
besonders  charakterisiert  durch  das  Akrostolion  eines  Schiffes  in  der  Linken  — 
zuerst  auf  einer  Münze  des  Hadrian  bezeugt  ist  3).  Der  berühmte  Tempel  dieses 
Gottes  in  Gades,  der  mit  demjenigen  des  Jupiter  Capitolinus,  der  Diana  zu 
Ephesos,  dem  Apoll  zu  Didyma  und  andern  in  eine  Reihe  gestellt  wird  4),  muß 
demnach  mit  dem  Gebäude  im  Hintergrunde  gemeint  sein.  Für  Gades  ist  jedoch  auf- 
fallenderweise ein  Besuch  Hadrians  nicht  bezeugt,  obgleich  er  den  Winter  122/3 
ganz  in  Spanien,  vornehmlich  in  Tarraco  zubrachte  und  es  die  Geburtsstadt  seiner 
Mutter  ists).  Auch  kann  das  Löwenfell,  das  hier  geweiht  ist,  kaum  aus  Spanien 
stammen,  wo  wir  von  dem  Vorkommen  von  Löwen  nichts  wissen.  Es  muß 
vielmehr  aus  dem  nahen  Afrika  sein.  Daß  nun  Hadrian  in  jenem  Winter  122/3  zur 
Unterdrückung  des  mauretanischen  Aufstandes  persönlich  nach  Afrika  gegangen 
sei,  wie  Dürr  annimmt,  wird  von  Weber  bezweifelt*).  Keinenfalls  dürfte  damals 
zu  schwierigen  Jagden  Muße  gewesen  sein,  da  der  Kaiser  noch  vor  Beendigung 
des  Aufstandes  wegen  der  unruhigen  Parther  eilig  nach  dem  Osten  abzureisen 
gezwungen  war.  Die  afrikanische  Reise,  die  wir  für  die  gaditanische  Weihung 
voraussetzen  müssen,  ist  daher  wahrscheinlich  diejenige  des  Jahres  128.  Der 
Kaiser  landete  in  Karthago  und  bereiste  in  aller  Ruhe,  überall  für  Straßen  und 
Bauten  sorgend,  die  ganze  Küste  bis  nach  Mauretanien  7).     Bei  dieser  Gelegenheit 


')  Weber  268.  Herculesdarstellungen  auf  hadrianischen  Münzen, 

»)  Weber  205 — 211.  bei  denen  sich  fast  durchweg  das  sonst  für  diesen 

3)  Sieveking,  Rom.  Mitt.  XXII  1907,  358.     Arndt,  Gott  ganz  ungewöhnliche  Beizeichen  eines  Schiffs- 

Text  zu  Br.-Br.  Taf.  565,    3.  Spalte.     Vgl.  Peter  teils  findet  (vgl.  die  Zusammenstellung  bsi  Peter 

in  Roschers  Myth.   Lex.  I  2984f.     RE  VIII  581,  a.  O.). 

20.     Die   hadrianische  Münze    mit  dem  Statuen-  4)  Ulpianus  22,  6.     Vgl.  Röscher  I  2985,  37. 

typusabg.  Petersen  Rom.  Mitt.  IV  1889, 334.  Fig.  3.  5)  Weber  115  fg. 

Die    Deutung   auf  Hercules   Gaditanus    wird  ge-  ')  Dürr  41.     Weber   117. 

sichert    durch     andere    inschriftlich   so  benannte  7)  Weber  201 — 204.     Dürr  41,   70. 


ICQ  H.  Bulle,  EUn  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian. 

eine  Stiftung  in  das  gegenüberliegende  Gades,  den  Geburtsort  seiner  Mutter,  zu 
machen,  konnten  ihm  Frömmigkeit  und  Eitelkeit  in  gleicher  Weise  nahelegen, 
zudem  der  Hercules  Gaditanus  der  Hauptgott  seines  Vaterlandes  Iberien  ist'). 
Dabei  wäre  eine  kurze  persönliche  Anwesenheit  von  Afrika  aus,  die  uns  keine 
Spuren  hinterlassen  hätte,  nicht  ausgeschlossen.  Aber  möglicherweise  soll  die  eigen- 
tümliche Darstellungsart  des  Götterbildes  —  wie  eine  Vision  klein  in  der  Luft 
schwebend-)  vor  einem  ganz  schattenhaft  gehaltenen  Tempel  —  überhaupt  ein 
Ausdruck  dafür  sein,  daß  das  Weihungsopfer  in  der  Entfernung   gebracht    wurde. 

Das  pomphafteste  der  Bilder  (Abb.  i,  VII),  die  Strecke  des  großen,  mehr  als 
zwei  Meter  langen  Löwen,  über  den  die  Jagdgenossen  mit  so  stolzen  Gebärden 
verhandeln,  darf  ohne  weiteres  auf  jene  berühmteste  seiner  Jagdtaten  bezogen 
werden,  die  der  alexandrinische  Dichterling  besungen  hat,  den  libyschen  Löwen. 
Sie  fallt  dann  in  das  Jahr  1303).  ^ 

Somit  bleiben  von  den  eigentlichen  Jagdbildern  nur  die  Bären-  und  die 
Eberjagd  übrig,  aus  denen  eine  Ortsbestimmung  nicht  unmittelbar  abzulesen  ist. 
Aber  da  wir  die  folgenreiche  mysische  Bärenhatz  von  Hadrianutherai  vor 
allem  in  dieser  Reihe  erwarten  müssen,  so  werden  wir  das  Bärenbild  (Abb.  i,  III) 
unbedenklich  mit  ihr  gleichsetzen  4) ;  dies  wäre  dann  das  Jahr  123  nach  Chr. 

Für  die  Eberjagd  endlich  (Abb.  I,  VI)  gibt  das  jetzt  fast  allgemein  an- 
erkannte Bildnis  des  Antinous  (vgl.  unten  S.  153)  die  Bestimmung.  Sein  Kopf  er- 
scheint auch  künstlerisch  besonders  betont  Leider  haben  wir  kein  unmittfelbares 
Zeugnis,  zu  welcher  Zeit  Antinous  zum  Kaiser  kam.  Nach  der  älteren  Annahme  5) 
geschah  es  erst  im  Jahre  129  nach  Chr.;  doch  berührte  damals  der  Kaiser  die 
Landschaft  Bithynien  nicht,  sondern  reiste  von  Ephesos  durch  Pamphylien  und 
Pisidien  nach  Syrien^).  Andererseits  hält  es  auch  Weber?)  für  nicht  wahrscheinlich, 
daß  Antinous  schon  in  dem  Jahre,  in  dem  Hadrian  die  Vaterstadt  des  Antinous, 
Bithynion-Claudiopolis  besuchte,  123  nach  Chr.,  dem  Gefolge  des  Kaisers  ein- 
gereiht worden  sei.  Damals  wäre  er  etwa  elfjährig  gewesen,  wenn  wir  ihn  bei 
seinem  Tode  130  nach  Chr.  als  viriliter  puer  etwa  achtzehnjährig  denken,  wie  man 
nach  den  mehr  porträtartigen  unter  seinen  Statuen,  z.  B.  der  delphischen  schließen 
mag.  Näher  liegt,  auch  bei  der  Hitzigkeit  der  kaiserlichen  Leidenschaft  zur  Zeit 
seines  Todes,  daß  Antinous  dem  Kaiser  erst  bei  der  Reise  des  Jahres  129  nahe- 
getreten und  somit  nur  in  Kleinasien,  Syrien  und  Ägypten  bei  ihm  gewesen  ist. 
Auf  alle  Fälle  kann  man  die  gemeinsame  Eberjagd  nicht  viel  früher  als  ein  oder 

■)  Weber  116,  Anm.  403.  Jagd  nicht  eben  rühmlich  bestanden  hatte;  vgl. 

')  Ähnlich    wie  z.  B.   die   Erscheinung    der    0ios-  oben  S.  147.  Anm    2. 

kuren    auf    dem    bekannten    Theoxenierelief   im  4)  Dafl  die  Schriftstellen   von  einer  Bärin  sprechen, 

Louvre  Reinach,  Rep.  Rel.  II  256,  4.  hier    aber    ein    männliches  Tier    dargestellt    ist, 

3)  Weber   262.     Hoffa  (Rom.    Mitt.    XXVII    1912,  fällt     als     kleiner    Schönheitsfehler     der    Inter- 
99)  will   in    dem   Begleiter  links    den   Antinous  pretation   nicht    ins   Gewicht,    da    hier  ein   fest- 
sehen, was  aber  nicht  angeht  (vgl.  unten  S.  154).  geprägter,  auch  auf  den  Hadriansmilnzen  häufiger 
Daß  Antinous  nicht  mit  dargestellt  ist,   begreift  Typus  .verwendet  ist. 
sich  leicht  aus  dem  Umstand,  daß  er  bei  dieser  5)  Dietricbson,  Antinous  3$. 

')  Weber  224.  7)  Weber  126. 


H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian.  I  c  i 

zwei  Jahre  vor  den  Tod  des  Antinous  legen,  da  er  schon  als  mannbarer  Jagd- 
genosse erscheint.  Für  den  Ort  kommt  nur  Kleinasien  in  Frage,  denn  in  den 
trockneren  südlichen  Ländern  wird  es  kaum  Sümpfe  und  Schwarzwild  gegeben 
haben.  Wir  haben  also  die  Eberjagd  in  das  Jahr  129  und  am  wahrscheinlichsten 
ins  kleinasiatische  Hochland  zu  setzen. 

Das  Auszugsbild  (Abb.  i,  I)  gibt  eine  typisch  sich  wiederholende,  auch  von 
der  Poesie  ■)  gern  gefeierte,  ebenso  in  der  neueren  Kunst  als  wirksames  Bewegungs- 
bild beliebte  Szene.  Es  gehört  sinngemäß  an  den  Anfang  aller  Jagden  und 
Reisen.     Den  Bogen  verstehen  wir  dann  als  ein  Stadttor  Roms. 

Das  Opfer  an  ApoUon  endlich  (Abb.  i,  VIII)  ist  ebenfalls  ein  Bild,  das  ohne 
Bezug  zu  einer  bestimmten  Jagd  ist.  Es  kann  daher  nur  den  Schluß  bedeuten, 
die  endgültige  Heimkehr  nach  Rom.  Amelung  hat  in  der  Götterstatue  den  von 
Properz  besungenen  Apollon  Palatinus  vermutet-),  welcher  der  Schutzgott  des 
kaiserlichen  Hauses  und  Palastes  ist.  Ich  glaube,  daß  sich  ein  noch  engerer  Be- 
zug zu  den  Jagddarstellungen  als  solchen  ergibt.  Denn  Apollon  ist  schon  den 
Griechen  nicht  nur  allgemein  Unheilabwehrer,  sondern  vor  allem  auch  Schützer 
vor  Krankheit  und  Wunden ;  und  die  Römer  verehren  ihn  unmittelbar  als  Apollon 
Medicus,  als  welchen  ihn  gerade  Hadrian  auf  seine  Münzen  gesetzt  hat?). 
Zweifellos  in  diesem  Sinne  also  bringt  der  Kaiser  ihm  das  letzte  Dankopfer  dar 
für  glückliche  Rettung  aus  aller  Gefahr  und  für  die  Heilung  der  Verletzungen, 
die  ihm  seine  Jagdleidenschaft  eintrug. 

Die  zeitliche  Reihenfolge  der  Szenen  wäre  demnach  diese: 
I.  Aufbruch  aus  Rom. 

II.  Opfer  an  Silvan,  Bärenjagd  in  Süditalien,   119/20  nach  Chr. 

III.  Die  mysische  Bärenjagd  von  Hadrianutherai,   123  nach  Chr. 

IV.  Opfer  an  Artemis,  Eberjagd  in  Griechenland,   124/5  nach  Chr. 

V.  Weihung  eines  Löwenfells   an  den  Hercules  von  Gades,   afrikanische  Reise, 

128  nach  Chr.  • 

VI.  Eberjagd  mit  Antinous  in  Kleinasien,   129  nach  ChV. 
VII.  Der  libysche  Löwe,  130  nach  Chr. 
VIII.  Heimkehropfer  an  Apollon  am  Schlüsse  aller  Reisen,   134  nach  Chr. 

Die  Darstellungen  verteilen  sich  also  ziemlich  gleichmäßig  über  die  ganze, 
von  119  bis  134  währende  Reisezeit,  die  in  den  Jahren  125  bis  127  durch  einen 
längeren  Aufenthalt  in  Rom  unterbrochen  war.  Und  zwar  fallen  die  Bilder  I — IV 
in  den  ersten  Abschnitt  von  119 — 124,  V — VIII  in  den  zweiten  von  128 — 134. 
Das  ist  eine  wichtige  innere  Stütze  der  gemutmaßten  Erklärungen  und  Zeitansätze. 
Daß  aber  hiermit  tatsächlich  der  ursprüngliche  Plan  des  Ganzen  gefunden  sei, 
dafür  wurde  mir  eine  ganz  überraschende  Bestätigung  zuteil,  als  ich  diese  aus- 
schließlich  durch  Interpretation  gewonnene  Reihenfolge  nunmehr  mit  der  Anord- 


■)  Seneca,  Hippolyt  if.    Vgl.  Miller,  Jagdwesen  62.       3)  Röscher,    Myth.    Lex.  I  433,  3of.     Als   Heilgott 
')  Rom.    Mitt.    XV    1900,    202 f.;    VVochenschr.    f.  auf  MUnzen  des  Hadrian  Fröhner,  Medaillons  de 

klass.  Phil.  1904.  906.     Bieber,  Rom.  Mitt.  XXVI  l'erapire  romain  30. 

1911,  227. 
Jihrbuch  de»  archäologischen  Instituts  XXXIV.  12 


152 


H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian. 


nung  am  Konstantinsbogen  verglich.  Die  Reliefs  I — IV  nämlich  sind  die  der 
Südseite,  und  zwar  stehen  sie  am  Bogen  von  links  nach  rechts  genau  in  unserer 
Abfolge.  Die  Reliefs  der  Nordseite  V — VIII  stimmen  ebenfalls  mit  unserer  Ord- 
nung, sobald  wir  sie  nur  von  rechts  nach  links  betrachten,  jedoch  mit  einer  Ab- 
weichung; die  Antinousjagd  hat  am  Bogen  den  letzten  Platz  links  inne  statt  des 
zweiten  von  rechts.  Diese  nahezu  völlige  Übereinstimmung  unserer  Chronologie 
mit  der  Plattenfolge  kann  bei  der  Fülle  der  Kombinationsmöglichkeiten  nicht 
Zufall  sein.  Wir  gewinnen  vielmehr  die  Gewißheit,  daß  der  Architekt  bei  der 
Herübernahme  der  Platten  die  ursprüngHche  Ordnung  beizubehalten  beabsichtigte. 
Daß  dabei  die  Antinousplatte  aus  der  Reihe  herausfiel  und  am  Ende  angefügt 
wurde,  kann  durch  ein  technisches  Versehen  oder  die  Nachlässigkeit  Unter- 
geordneter entstanden  sein,  was  nachträglich  auszugleichen  für  den  Architekten 
nicht  der  Mühe  wert  sein  mochte,  zumal  der  individuelle  Sinn  der  Bilder  durch  die 
Umarbeitung  der  Kaiserköpfe  ja  ohnehin  aufgehoben  war.  Jedenfalls  bleibt,  außer 
mit  dieser  kleinen  Hilfsannahme,  unsere  P>klärung  völlig  auf  dem  Boden  des  ge- 
gebenen Tatbestandes,  gegenüber  den  verschiedenen  nach  äußeren  Schematismen 
erfolgten  willkürlichen  Anordnungen,  die  Petersen  und  ihm  folgend  E.  Strong 
vorgeschlagen  haben').  Merkwürdig  bleibt  zunächst  noch  der  Umstand,  daß  die 
Südseite  von  links  nach  rechts,  die  Nordseite  von  rechts  nach  links  zu  lesen  ist. 
Grade  dies  aber  wird  uns  zu  weiteren  Erkenntnissen  führen  (S.    [66). 

Zuvor  haben  wir  uns  den  Gestalten  im  einzelnen  zuzuwenden.  Ehe  wir  aber  die 
Köpfe  studieren,  muß  Klarheit  gewonnen  sein  über  die  sachliche  Rolle  der  Männer, 
die  den  Kaiser  (A)  umgeben.  Auf  jedem  ReUef  tritt  eine  Person  (B)  besonders 
hervor,  ein  älterer  würdevoller  stets  unbärtiger  Mann,  durch  Haltung  und  Hand- 
lung als  der  nächste  beim  Fürsten  gekennzeichnet:  beim  Auszug  und  dem  Silvans- 
opfer  steht  er  zu  seiner  Linken,  bei  den  drei  andern  Opfern  ihm  unmittelbar  am 
Altar  gegenüber,  bei  den  beiden  Ritten  deckt  er  ihm  die  Flanke  und  bei  der 
Löwenstrecke  ist  er  mit  ihm  in  lebhaftester  Unterredung,  falls  hier  nicht  das  Spiel 
der  jetzt  abgebrochenen  Hände  einen  noch  gewichtigeren  Inhalt  hatte,  etwa 
die  Übergabe  eines  Gegenstandes,  den  wir  kaum  werden  erraten  können  2).  Eine 
weitere  Persönlichkeit  in  ähnlicher  Stellung  zum  Kaiser  (BB),  nämlich  unmittelbar 
hinter  ihm,  erscheint  bei  dem  Opfer  an  Artemis  (Gesicht  zerstört,  anscheinend 
bärtig).  Die  zweite  Rolle  spielt  durchgehends  ein  Mann  (C),  der,  wo  sein  Kopf 
erhalten  ist,  in  mittleren  Jahren  zu  stehen  scheint  und  Backen-  und  Vollbart  trägt. 
Beim  Auszug   und  der  Löwenstrecke  erscheint  er  zwischen    den   beiden  Herren, 


")  Petersen,  Rom.  Mitt.  IV  1889,  31 8 f.;  Vom  Alten 
Rom  62; Neue  Jahrb. XVII  1906,  523.  E.Strong, 
Roman  Sculpture  137  f.  —  Daß  wir  übrigens  die 
ursprüngliche  Reliefserie  vollständig  besitzen, 
hat  Petersen  a.  O.  mit  der  Bemerkung  erhärtet, 
daß  sonst  der  Architekt  des  Konstantinsbogens 
nicht  zwei  weitere  für  die  Außenseiten  hätte  hinzu- 
arbeiten lassen. 

')  Eine  naheliegende  Kombination  sei  wenigstens  er- 


wähnt. t)a  der  Kaiser  über  das  Gedicht  des 
Pankrates  vom  roten  Antinouslotus  so  entzückt 
war  (oben  S.  147  Anm.  2),  so  könnte  der 
liebedienerische  Einfall  bildlich  hier  so  ausge- 
drückt gewesen  sein,  daß  der  Vornehme  dem 
Kaiser  eine  löwenblutbespritzte  Lotosblume  über- 
reichte. Aber  lieber  möchten  wir  den  Kaiser 
nicht  auch  noch  der  Monumentalisierung  dieser 
Geschmacklosigkeit  zeihen  müssen. 


H.Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian.  ico 

bescheiden  aber  doch  halb  zugehörig  im  Hintergrund;  beim  Hercules-  und 
ApoUonopfer  steht  er  unmittelbar  hinter  dem  Kaiser,  beim  Artemisopfer  hinter 
dem  Vornehmen  B;  jedesmal  trägt  er  wie  die  Herren  den  langen  Jagdspeer  mit 
der  breiten  Spitze').  Beim  Silvansopfer  endlich  wird  es  C  sein,  der  dem  Götter- 
bild den  Kranz  aufsetzt  (Kopf  fehlt).  Dagegen  fehlt  er  auf  den  beiden  Reiter- 
szenen, erscheint  also  nie  zu  Pferde.  Eine  dritte,  jedoch  überall  verschiedene 
Rolle  spielen  die  Jünglinge  (D).  Beim  Auszug  führt  einer  den  Hund,  bei  der 
Löwenstrecke  halten  zwei  die  Pferde,  beim  Herculesopfer  steht  einer  links  hinter 
C*);  der  Jüngling  beim  Silvansopfer  betet;  in  den  Jagdszenen  endlich  erscheint 
jedesmal  ein  Jüngling  als  Teilnehmer  der  Jagd  zu  Pferde. 

Nun  werden  in  den  römischen  Jagdgedichten  3)  die  famuli,  Jagdburschen, 
und  die  comites,  Jagdgenossen,  streng  unterschieden,  jene  meist  Sklaven,  denen 
die  Vorbereitung  der  Jagd,  die  Wartung  der  Pferde  und  Hunde  obliegt  (magister 
canum),  diese  die  eigentlichen  Jäger,  die  amici  des  Jagdherrn.  Als  famuli  sind 
von  dem  Typus  D  an  ihrer  Aufgabe  ohne  weiteres  zu  erkennen  der  magister 
canum  beim  Auszug  und  die  beiden  Pferdehalter  der  Löwenstrecke,  ebenso  wohl 
auch  der  dienstbereite  links  auf  dem  Herculesopfer. 

Hingegen  werden  wir  aus  der  Gruppe  D  zunächst  weniger  sicher  als  Jagd- 
burschen ansprechen  dürfen  den  Jüngling,  der  auf  dem  Silvansopfer  vor  dem 
Götterbild  betend  die  Hand  erhebt.  Denn  er  dürfte  sich  vielleicht  nicht  so  un- 
mittelbar neben  dem  Jagdherrn  an  der  heiligen  Handlung  beteiligen,  wenn  er 
nicht  als  einigermaßen  gleich-  oder  doch  nahestehend  betrachtet  würde.  In  er- 
höhtem Maße  gilt  das  von  den  beiden  Unbärtigen,  die  die  Sau-  und  Bärenhatz 
mitreiten.  Hier  gibt  die  Eberjagd  den  Schlüssel.  Denn  der  hier  auch  durch  die 
Komposition  auffallend  hervorgehobene  Kopf  des  Jünglings  (R  2)4)  =  Abb.  2d,  h 
ist  ohne  Zweifel  Antinous.  Das  charakteristische  Profil  mit  dem  sinnlich  runden 
Kinn,  der  kurzen  Oberlippe  und  starken  Nase,  die  flachgeführten  Brauen  mit  den 
tiefliegenden  etwas  trüben  Augen  sind  unverkennbar,  auch  wenn  die  Stirn  etwas 
weniger  vom  Haar  beschattet  erscheint  als  gewöhnlich  der  Fall  5).  Somit  ist 
auch  der  andere  reitende  Jüngling  und  vielleicht  auch  der  betende  als  Liebling 
des  Kaisers  zu  erklären,  ohne  daß  sie  mit  Antinous  zu  identifizieren  sind.     Denn 

')  Beim   Herculesopfer   ist'  nur   der  Schaft    in    der  Abbildungen  der  Köpfe  bei  Reinach,   Rev.  arch. 

Rechten  und  am  Oberarm  nebst  einem  Puntello  1910  I  Taf.  i  f.,  Nr.  i  f.     Danach  unsere  Abb.  2, 

neben  dem  r.   Fuß  erhalten,   beim  ApoUonopfer  3,  4. 

die  Ansatz-  und  Bruchspur   am  r.  Oberarm  und  5)  Man  vergleiche  nicht  die  rundplastischen  Köpfe, 

r.   Knie.      Beim   Herculesopfer    fehlt    der    Kopf.  sondern  vor   allem    etwa  das  Relief  des  Antoni- 

')   Das  Speerende    über   seiner  linken  Schulter  ge-  ,  nianos,    Antinous    als   Silvan,     Br.-Br.    Taf.  635. 

hört    wohl    nicht    ihm,    sondern    wird    von  dem  Die     Identifikation     mit    Antinous    ist     überein- 

Speer    des   C    so    vollständig    gedeckt,    daß    es  stimmend    angenommen    worden    von    Petersen, 

dessen   flache  Fortsetzung  auf  dem  Reliefgrunde  Reinach,  Studniczka,  Arndt,  Sieveking,  Visconti 

zu  sein  scheint.  (Bullet,   comunale   1886,    299),  M.  Bieber  (Rom. 

3)  Miller,  Jagdwesen  6f.,  6of.     Nemesian  298:  fa-  Mitt.    XXVI    1911,   221).      Webers    Gegengrund 

muli   comitumque   animosa  iuventus.     Vgl.  auch  (20,    Anm.  72),    daß    »die    Apotheosierung    des 

Orth  in  RE  IX  567.  JUnglings   die   Darstellung  als  Diener  hindere«, 

4J  R  2,  R  3  usw.   verweist    im    folgenden    auf   die  ist  nach  allem  Gesagten  hinfällig. 


I  e^  H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian. 

der  bei  der  Bärenjagd  (R  26)  hat  ein  energisches  eckiges  Kinn,  einen  trotzigen 
Mund,  hochgefiihrte  Brauen,  im  ganzen  etwas  an  skopasische  Köpfe  erinnernd; 
er  ist  weit  entfernt  von  der  sinnlich  weichUchen  Art  des  Antinous.  Gegenüber 
diesen  beiden  individuell  charakterisierten  Köpfen  ist  der  Betende  des  Silvans- 
opfers  (R  23)  viel  oberflächlicher  gearbeitet  und  wirkt  kaum  porträtmäßig;  er  er- 
innert an  allgemeine  griechische  Schönheitstypen  des  5.  Jahrhunderts,  in  dem  sehr 
langen  Kinn  sogar  an  solche  strengen  Stils;  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  Antinous, 
die  man  zu  finden  glaubte,  verflüchtigt  sich  bei  näherer  Betrachtung.  Man 
muß  bei  der  flauen  Behandlung  des  Kopfes  überhaupt  zweifeln,  ob  neben  den 
beiden  sicheren  Lieblingen  zu  Pferd  der  Betende  nicht  vielleicht  doch  einfach  als 
»frommer  Knecht«  zu  fassen  und  den  famuli  zuzuweisen  ist. 

Die  Köpfe  der  famuli  sind  deutlich  von  jener  halbidealisierenden  Art, 
wie  wir  sie  an  den  Typen  der  Provinciae  des  Neptuntempels,  an  der  »Thusnelda« 
und  ähnlichen  klassizistisch-realistischen  Bildungen  finden.  Der  Magister  canum 
des  Auszugs  (R  17)  ist  ein  Krauskopf  mit  starkem  Unterkinn  und  dicken  Lippen 
nach  Art  des  strengen  Stils;  mit  Antinous  scheint  er  mir  in  keinem  Zuge  etwas 
zu  tun  zu  haben.  Der  linke  Jüngling  auf  der  Löwenjagd  (R  1 1)  ist  in  Kopfbau  und 
Profilbildung  etwa  skopasisch,  der  rechte  ebenda  (R  12),  mit  »hellenistisch«  auf- 
gewühltem Haar,  wirkt  durch  die  ungeschickte  Verschiebung  der  Gesichtsteile  um 
die  Nase  etwas  realistischer  als  die  andern,  ohne  aber  Porträt  zu  sein.  Der 
Jüngling  mit  dem  kleinen  Wangenbart  beim  Herculesopfer  (R  13)  wird  von 
Reinach  als  personnage  assez  laid  bezeichnet  und  der  Kopf  sieht  auf  den  großen 
Aufnahmen  in  der  Tat  mit  seinem  gedrungenen  Umriß,  gefurchter  Stirn,  zurück- 
gezogenen Lippen  ziemlich  »römermäßig«  aus;  auf  Reinachs  Abbildung  nach 
dem  Abguß  dagegen  erscheint  er  viel  idealisierter  und  erinnert  etwas  an  den 
Münchner  Diomedes.  Diese  unter  sich  sehr  verschiedenen  Köpfe  sind  also  alle 
nicht  Bildnisse  —  den  famuli  konnte  auch  kaum  die  Ehre  des  Porträts  zustehen  — 
sondern  typische  schöne  Burschen  im  römisch-klassizistischen  Sinne.  Die 
Antinousähnlichkeit,  die  manche  Betrachter,  besonders  Reinach  überall  wittern, 
mag  vor  allem  auf  der  Dicklip]3igkeit  beruhen,  die  den  Künstlern  in  der 
Zeit  des  grassierenden  Antinousideals  besonders  im  Gefühl  stecken  mochte'). 

Gehen  wir  von  den  somit  erschlossenen  Lieblingen  und  famuli  über  zu 
der  Persönlichkeit  C,  dem  Bärtigen  mit  dem  Spieß,  so  ist  durch  seine  ganze  Hal- 
tung deutlich,  daß  er  stets  in  zweiter  Linie  hinter  den  beiden  Herren  kommt, 
aber  schon  wegen  seiner  Bärtigkeit  nicht  auf  der  Stufe  der  Jagdburschen  stehen 
kann.    Im  militärischen  Verhältnis  würden  wir  ihn  einen  Adjutanten  nennen.     Es  ist 

')  In    der    Tat    kehrt    dieser   Zug    auch    bei    dem  gemeint  sei,    was  ja,    wenn  es  richtig  ist,    einst 

Kopfe  der  Apollonstatiie  in  so  verstärktem  Maße  durch  die  Inschriften  noch   deutlicher  zum  .\us- 

wieder,   daß    mir    die   Ähnlichkeit    mit   Antinous  druck    gekommen  sein  kann.     Dann  würde  sich 

auch  in  der  Gesamterscheinung  des  Gesichts  bei  die  Krklärung  noch  weiter  in  hadrianischer  Denk- 

jeder    neuen    Betrachtung    zu    wachsen    schien.  weise  individualisieren:  der  Kaiser  dankt  seinem 

Man  muß    daher  die  Frage  aufwerfen,    ob  nicht  vergiitlerten  Liebling    als    dem    Retter   Apollon- 

wirklich    der    als   Apollon    vergötterte    Liebling  Antinous.     Bei  der  zweifelhaften  Antinousähnlich- 
keit des  Kopfes  mag  dies   indes  fraglich  bleiben. 


H.Bulle,  Ein  Jagddcnkmal   des  Kaisers   Hadrian.  jce 


offenbar  der  Jap;dnicister,  der  für  die  technische  Leitung  der  Jagd  verantwortlich 
ist.  Sobald  das  Wild  bestätigt  ist,  ist  er  es,  der  die  Netze  stellt,  diefamuli  und  die  Meute 
beaufsichtigt,  die  Treiber  (subsessores)  ansetzt  usw. ').  Darum  wird  es  weder  Zufall 
noch  künstlerische  Raumnot  sein,  daß  er,  wie  wir  sahen,  nie  selbst  als  Jagender  zu 
Pferde  erscheint.  Vergleichen  wir  die  Köpfe  von  C  (Abb.  2  a — c,  f,  g)  untereinander,  so 
ist  bei  dem  Dianaopfer  (R  29),  der  Löwenstrecke  (R  lO)  und  dem  ApoUonopfer 
(R  4)  deutlich  dieselbe  Persönlichkeit  gemeint,  ein  gutmütiges,  nicht  allzu  in- 
telligentes Gesicht  mit  etwas  verschleierten  Augen  und  mit  der  Barttracht,  die 
Hadrian  in  Mode  gebracht  hat*).  Am  Ende,  beim  ApoUonopfer,  erscheinen  die 
Züge  durchfurchter,  gealterter.  Wir  dürfen  also  schließen,  daß  ein  und  derselbe 
Mann  als  treuer  auvsp^o?  den  Kaiser  bei  allen  seinen  Fährnissen  begleitet  hat, 
weshalb  sein  Porträt  mit  Recht  hier  erscheinen  durfte.  Dann  aber  ist  es  nicht  zu 
kühn,  auch  bei  dem  Auszug  (R  19  =  Abb.  2e)  in  dem  jugendlicheren  Gesicht  mit  begin- 
nendem Bartwuchs  denselben  bewährten  Jagdmeister  wiederzuerkennen ;  der  Schnitt 
der  Augen  und  die  vortretende  Stirn  mit  der  tiefen  Einsattelung  an  der  Nasenwurzel, 
das  einzige,  was  bei  der  späteren  Veränderung  durch  den  Bart  unmittelbar  ver- 
gleichbar bleibt,  fügen  sich  sehr  gut  dazu. 

Es  bleibt  der  Typus  des  Vornehmen  B  zu  ergründen,  über  den  die  Urteile 
auffallend  schwankend  sind.  Petersen  und  Stuart  Jones  nahmen  drei  verschiedene 
Persönlichkeiten  an,  Arndt,  Studniczka  und  M.  Bieber  nur  zwei,  aber  in  nicht 
übereinstimmender  Gruppierung,  Reinach  eine  einzige  5).  Bei  der  zweifellosen 
Ähnlichkeit  der  sechs  erhaltenen  Köpfe  kommt  man  am  besten  zur  Klarheit,  wenn 
man  sie  so  aufreiht,  daß  je  die  nächstverwandten  nebeneinander  kommen;  dann 
muß  sich  ergeben,  ob  das  Schlußstück  der  Reihe  von  dem  Anfang  nur  durch 
stilistische  Abweichungen  getrennt  ist  oder  ob  in  der  Reihe  irgendwo  ein  Bruch 
eintritt.  Stellen  wir  die  beiden  am  charakteristischsten  durchgeführten  Köpfe  R  7 
und  R  1 1  an  die  beiden  Enden  und  gehen  dann  von  R  7  als  dem  geistig  be- 
deutendsten Gesichte  aus,  so  ergibt  sich  durch  Angliederung  die  in  Abb.  3  und 
und  4  bustrophedon  angeordnete  Folge:  R  7  (ApoUonopfer  VIII),  R  16  (Hercules- 
opfer  V),  R  30  (Dianaopfer  IV);  R  i  (Eberjagd  VI),  R  28  (Bärenjagd  III),  R  II 
(Löwenstrecke  VII).  Vergleicht  rrian  nun  R  7  und  R  1 1  unmittelbar,  so  sind  die 
Unterschiede  sehr  groß.  R  7  hat  ein  kleines  eckiges  Kinn,  einen  ziemlich  breiten 
Mund  mit  sehr  vollen  Lippen,  die  Wangen  sind  ziemlich  weich  und  faltig,  die 
Augen  groß  geöffnet  mit  gewölbten  Brauenbogen,  die  Stirn  mäßig  hoch,  aber 
flächig  breit  entwickelt.  Bei  R  11  dagegen  ist  das  Kinn  flach  und  stumpf,  der 
Mund  klein  mit  schmalen  zusammengepreßten  Lippen,  die  Wangen  straffer,  jedoch 
mit  scharfen  Falten  um  Mund  und  Nase,  die  Augen  tiefliegend,  schmal,  stechend, 
von  den  tiefsitzenden  buschigen  Brauen  in  fast  horizontaler  Linie  überzogen ;  die 

')  Vgl.  Miller  60.  andern  schon  deshalb  nicht,  weil  der  Thronfolger 

^)  Weber  (19)  will   in  diesem  Manne  auf  VII  Hadrian  nicht  an   dritter  Stelle  hinter  dem  conies  stehen 

selbst  erkennen,  der  als  präsumptiver  Nachfolger  könnte. 

neben  Trajan  stehe,  welchen  Weber  in  dem  Kaiser-  3)  Vgl.   die   Übersicht   bei   M.   Bieber,    Rom.  Mitt. 


bild  vermutet.     Das    ginge  abgesehen  von  allem  .XXVI   1911,   217. 


ic5  H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian. 


Stirn  ist  hoch,  rundlich  gewölbt.  Dies  ist  ein  echtes  energisches  Römer- 
gesicht, während  jenes  in  einer  gewissen  sinnlichen,  fast  träumerischen  Weichheit 
beinahe  an  hellenistische  Köpfe  erinnert.  Von  den  Mittelgliedern  der  Reihe 
schließen  sich  R  i6  und  R  30  ganz  offenbar  an  R  7  an,  und  ebenso  deutlich  R  28 
und  R  I  an  R  II.  Nun  ist  allerdings  zwischen  den  beiden  Mittelsten  der  Reihe, 
R  30  und  R  I,  eine  gewisse  Ähnlichkeit,  besonders  in  der  Seitenansicht.  Aber 
der  härtere  und  der  weichere  Gesamtcharakter  bleibt  auch  im  Profil  noch  ganz 
deutlich.  Und  entscheidend  ist,  daß  in  der  Vorderansicht  die  Grundunterschiede 
von  Stirnbildung,  Brauenführung  und  Mund  durchaus  die  gleichen  sind.  Wir 
haben  es  also  nicht  mit  stilistischen  Abweichungen,  sondern  zweifellos  mit  zwei 
verschiedenen  Personen  zu  tun  (B  i,  B  2).  Für  ihr  Auftreten  in  der  Reihenfolge 
der  Platten  ergibt  sich  ein  bestimmter  Wechsel:  B  1,  der  weichere  Typus,  er- 
scheint in  Relief  IV  (R  30),  V  (R  16),  VIII  ^R  7);  B  2,  der  Römerkopf,  in  III 
(R  28),  VI  (R  I),  VII  (R  II).  Bei  I  und  II  sind  die  Köpfe  verstümmelt.  Wie 
dies  Verhältnis  zu  erklären,  wird  sich  später  ergeben. 

Die  Tatsache,  daß  die  Unterscheidung  der  beiden  so  viel  Schwierigkeiten 
gemacht  hat,  leitet  sogleich  einen  Schritt  weiter.  Denn  die  große  Ähnlichkeit  in  der 
Gesamterscheinung  der  Köpfe  bei  doch  ganz  verschiedener  geistiger  Individualität 
kann  zu  gar  keinem  anderen  Schluß  führen  als  dem,  daß  die  beiden  Männer 
Brüder  sind.  Und  zwar  ist  B  I  offenbar  der  ältere;  Hals  und  Wangen  sind 
etwas  schlaff  und  fettleer  geworden ;  der  Gesichtsausdruck  ist  von  einer  gewissen 
Hoheit  und  geistigen  Überlegenheit.  B  2,  der  jüngere,  mit  strafferen  Zügen  und 
knapperer  Haut  macht  mehr  den  Eindruck  einer  praktisch-realistischen  Natur. 
Von  B  2  besitzen  wir  zudem  eine  weitere  Darstellung  in  dem  vorzüglichen 
Relief  köpf  im  Lateran  (Abb.  5)').  Wenn  die  hier  etwas  volleren  hängenden 
Wangen  zuerst  mehr  an  B  l  erinnern,  so  ist  doch  der  scharfe  Schnitt  der  Augen 
und  des  Mundes  unverkennbar  der  von  B  2.  Der  prachtvolle  Römercharakter 
tritt  in  diesem  lebensgroß  gearbeiteten  Bildnis  noch  deutlicher  hervor. 

Über  die  Stellung  der  beiden  Brüder  zu  Hadrian,  die  wir  zunächst  als  amici 
bezeichnen  können,  geben  die  Reliefs  noch  weiteren  Anwalt.  Am  Schlüsse 
der  Geschehnisse,  bei  dem  Apollonopfer,  steht  B  l  nicht  bloß  als  Opferbeistand 
am  Altar,  sondern  wie  mit  eigener  Wichtigkeit  neben  dem  Götterbild.  Er  hält 
dabei  das  kaiserliche  Jagdpferd  am  Zügel,  welches  hier,  wo  es  nicht  ein  Jagdende, 
sondern  das  Ende  aller  Jagden  gilt,  gewissermaßen  am  Dankopfer  teilnimmt.  Daß 
es  aber,  statt  vom  Burschen,  von  dem  Vornehmen  geführt  wird,  weist  auch  für 
diesen  selbst  darauf  hin,  daß  er  bei  den  Geschehnissen  nicht  als  bloßer  Jagdgast 
und  amicus  dabei  war,  sondern  als  Verantwortlicher:  er  war,  modern  und  kurz 
gesagt,  der  Marschalk  oder  Oberstallmeister,  dem  ja  auch  die  Jägerei  obliegt. 
Einen  besonderen  Hofbeamten  mit  dieser  Aufgabe  gab    es   im  römischen  Reiche 

')  Benndorf-Schöne  Nr.  266.     Arndt   EA   2145  =  Jones  Datierung  in  flavische  Zeit  ist  auch  durch 

Abb.  5. Stuart  Jones,  PapersBr.Sch.Rome  III 1906,  die    Zusammengehörigkeit    mit    dem    Reliefkopf 

Taf.  30,  I;  S.  250.     Vgl.  Wace  ebenda  285,  290.  Lateran  258  =  EA  2143  hinfällig,  der  hadrianische 

Barttracht  hat. 


H.  Bulle,  Ein  Jagddcnkmal  des  Kaisers  Hadrian.  izy 

in  der  Tat  seit  Constantin.  Er  war  mit  wichtigen  Rechten  und  schönen  Titebi 
ausgestattet,  als  der  comes  stabuli  oder  sacri  stabuli,  apy^u}v  TÜiv  ßaaiXixiLv  itttoxojkuv 
ein  vir  clarissimus  oder  spectabilis;  sein  Amt  war  eine  comitiva  primi  ordinis,« 
ganz  wie  in  neueren  Zeiten").  Allerdings  waren  im  2.  Jahrhundert  nach  Chr. 
solche  Hofämter  mit  besonderen  Aufgaben  erst  im  Entstehen  begriffen.  Von 
Hadrian  wissen  wir  sogar  insbesondere,  daß  seine  Hofhaltung  zumal  auf  den 
Reisen  die  allereinfachste  war-)  und  seine  Lebensweise  so  spartanisch,  daß  die 
Dichter  darüber  spotteten  3).  Der  allgemeine  Begriff  der  cohors  amicorum,  der 
Männer  um  den  Kaiser,  die  jeweils  nach  Bedarf  ihre  Aufträge  erhalten,  hat  jedoch 
bereits  seit  Claudius  eine  Abspaltung  erfahren  in  den  comites  Augusti,  die  vor  allem 
als  richterliche  Vertreter  des  Kaisers,  dann  auch  allgemeiner  als  Hofmarschälle 
verwendet  werden*).  Von  den  Personen,  die  Hadrian  auf  seinen  Reisen  begleiteten, 
nennen  nun  die  Schriftsteller,  neben  Sabina  und  Antinous  auf  der  ägyptischen 
Reise,  bloß  seinen  späteren  Adoptivsohn  Ceionius  Commodus.  Aber  ein  gütiger 
Zufall  will  es,  daß  die  einzigen,  von  denen  wir  sonst  noch  als  Reisegenossen  er- 
fahren, zwei  dienstliche  Begleiter  Hadrians  sind,  die  auf  ihren  Inschriften  unter 
andern  staatlichen  Ämtern  und  Ehren  den  Titel  eines  »comes  Hadriani  in  Oriente« 
anführen,  und  daß  diese  beiden  Männer  —  Brüder  sind.  Seeck  bemerkt  dazu 
(R.  E.  IV  627,10):  »Die  große  Seltenheit  der  comites  in  dieser  Zeit  (2.  Jahrh.  nach 
Chr.)  scheint  darauf  hinzuweisen,  daß  ....  der  Kaiser  bei  jeder  Reise  nur  einen 
Comes  hatte.  Wenn  zwei  Brüder  .  .  .  bei  Hadrians  Orientreise  erscheinen,  so  kann 
dies  Ausnahme  sein;  doch  ist  es  auch  möglich,  daß  sie  einander  abgelöst  haben.« 
Das  fügt  sich  alles  so  merkwürdig  glücklich  zu  den  beiden  kaiserlichen  amici 
unserer  Reliefs,  daß  ich  nicht  anstehe,  jene  inschriftlich  bekannten  comites  mit 
ihnen  zu  identifizieren.  Der  eine  ist  T.  Caesernius  Macedo  Quinctianus ;  neben 
militärischen  Titeln  nennt  er  sich  in  seinem  langen  cursus  bonorum:  t[riumvir 
au]ro  argen[to  aere  flando  feriundo],  [quaestor]  candidatus,  [tribunus]  plebis  candida- 
[tus],  [praetor  candidatus]  inter  cives  et  peregrinos,  co[mes  imp.]  per  orientem, 
p[raefectus  alimentorum],  [curator]  viae  Appiae,  sodalis  Augustaliss).  Es  sind  so- 
mit vorwiegend  praktische  Ämter,  die  er  bekleidet  hat;  und  das  würde  zu  dem 
realistischen  Charakterkopf  unseres  B  2  gut  passen.  Der  andere  ist  T.  Caesernius 
Statianus.  Er  war:  XV  vir  stlitibus  iudicandis,  quaestor  divi  Hadriani,  comes 
eiusdem  in  Oriente,  tribunus  plebis,  missus  in  dilectuni  iuniorum  a  divo 
Hadriano    in    regionem   Transpadanam ;    ferner    zweimal    Legat    und    schließlich 

')  RE  IV  677,  45 f.  4)  Seeck  in  RE  IV  262f.    Dessau  ILS  206:   Clau- 

=)  Gregorovius,  Kaiser  Hadrian  65.     Dürr  5.  dius    ordnet    den    Julius    Planta,     »amicum    et 

3)  Florus:    Ego    nolo   Caesar   esse,    ambulare    per  comitum  meum«,  zur  Untersuchung  eines  Rechts- 

Brittanos  .  .  .,    Scythicas    pati   pruinas.     Worauf  Streits    ab.     Von   Hadrian    wird   gerühmt:    Cum 

ihm   allerdings   der  Kaiser  gut  herausgab:   Ego  iudicaret,   in   consilio   habuit  non  solum  amicos 

nolo  Florus  esse,  ambulare  per  tabernas,   latitare  suos  aut  comites  solum,  sed  iuris  consultos.  Spart, 

per  popinas,    culices  pati    rutundos.     Spart,  vita  vita  i8,   I. 

16,  3.  5)  Prosopographia  imp.  Rom.  I  266  Nr.  144.  RE  IV 

1310,  lof.,  Nr.  4.  Dessau  ILS  1069. 


I  cS  H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadiian. 

Cpnsul').  Sein  Verhältnis  zu  Hadrian  scheint  also  noch  enger  als  das  des 
Bruders  gewesen  zu  sein,  da  er  kaiserlicher  Vermögensverwalter  war  und  einmal  mit 
einer  besonderen,  vielleicht  viel  persönlichen  Takt  erfordernden  Sendung  nach 
Oberitalien  betraut  wurde,  die  er  ausdrücklicher  Erwähnung  für  wert  hielt.  Auch 
als  Richter  hat  er  geamtet.  So  wird  B  i,  der  geistigere  von  den  beiden  Köpfen 
der  Reliefs,  auf  ihn  bezogen  werden  dürfen.  Daß  sich  dies  natürlich  nur  zu 
einem  höchsten  Grad  von  Wahrscheinlichkeit,  nicht  zur  Gewißheit  bringen  läßt, 
liegt  auf  der  Hand^).  Nach  der  zeitlichen  Abfolge  (vgl.  S.  156)  wäre  B  2  auf  der 
ersten  großen  Rundreise  des  Kaisers  in  Kleinasien  bei  ihm  gewesen  (III  Hadria- 
nutherai,  123  nach  Chr.),  im  folgendem  Jahre  124/25  hätte  ihn  B  i  in  Griechen- 
land abgelöst  (IV).  B  i  begleitet  den  Kaiser  auch  von  Rom  128  nach  Afrika  (V). 
Auf  der  zweiten  großen  Reise  ist  abermals  B  2  bei  ihm  (VI,  129  nach  Chr.,  VII, 
130  nach  Chr.).  Bei  dem  letzten  Dankopfer  jedoch  tritt  wieder  B  i  auf,  was  zu 
seiner  bevorzugten  Stellung,  die  wir  aus  dem  cursus  bonorum  erschlossen,  aufs 
beste  stimmt.  Als  Quaestor  des  Kaisers  konnte  er  kaum  auf  längere  Dauer  von 
Rom  abwesend  gewesen  sein. 

Daß  aber  B  2  die  zweite  große  Reise  bis  zuletzt  mitgemacht,  wird  durch' 
ein  anderes  Denkmal  bestätigt,  daß  auch  für  die  Person  des  Jagdmeisters  C 
eine  erwünschte  Bestätigung  liefert.  Das  Relief  im  Konservatorenpalast  Abb.  63) 
stellt  eine  feierliche  Heimkehr  Hadrians  nach  Rom  dar,  doch  wohl  die  letzte  von  ' 
134  nach  Chr.  Vor  einem  Torbogen,  dem  Stadttor  Roms  wie  auf  unserem  Aus- 
zugsbild I,  wird  er  empfangen  von  den  drei  göttlichen  Gestalten  der  Dea  Roma, 
des  Senatus  und  des  Genius  Populi  Romani.  Ein  Lictor  mit  dem  Bündel, 
ferner  ein  Signifer  und  weitere  Signa  erscheinen  im  Hintergrund.  Unmittelbar 
geleitet  aber  wird  der  Kaiser  von  einem  vorantretenden  Jüngeren  mit  Hadrians- 
bart  und  einem  nachfolgenden  bartlosen  Älteren.  Obwohl  die  Arbeit  des  Reliefs 
viel  geringer  ist,  so  ist  über  diese  beide  Köpfe  keinen  Augenblick  Zweifel.  Der 
erste  ist  unser  Jagdmeister  C'*),  der  andere  unser  Comes  B  2,  der  jüngere 
der  beiden  Caesernii  mit  den  strafferen  Zügen.  Daß  bei  diesem  solennen  Einzug 
nach  endlosen  Wanderjahren  Hofmarschall  und  Jägermeister  statt  hoher  Beamter 
oder  Militärs  den  Hadrian  umringen,  zeugt  von  derselben  Intimität  seines  Ver- 
hältnisses zu  ihnen,  wie  die  Jagdreliefs  5). 

')  Prosop.  I  267  Nr.  145.  RE  a.  O.  Nr.  5.  Dessau  ■*)  Daß     das   Lictorenbündel     die     linke   Schulter 

1068.  unseres  C  zu   überschneiden  scheint,  ist    nur  Un- 

^)   Übrigens  ist  auch  der  Vater  der  Brüder  inschrift-  geschick    des    Steinmetzen,    denn    es    muß    dem 

lieh  bekannt:    T.  Caesernius   Macedo,    107  nach  Manne    im    Hintergrunde    gehören.        Bei     dem 

Chr.    procurator  Augusti    in    Mauretania    Caera-  Schreitenden    wäre    es   der   Körperrichtung   ent- 

rensis.  Prosop.  I  266  Nr.  142.  RE  III   1309,  65,  gegengesetzt  und  dieser  könnte  als  Liktor  unmög- 

Nr.  2.  lieh  in  der   geleitenden   Bewegung   und  dem  in- 

3)  Der  Kopf  des  Kaisers  fälschlich  als    Marc  Aurel  timen  Blick  dem  Kaiser  so  nahe  sein.    ' 

ergänzt.      Abg.    Br.-Br.    Taf.    268    links.  .     Vgl.  5)  Als  Gegenprobe  vergleiche  man  die  ganz  anders- 

Helbig-Amelung,    Führers   I    Nr.    894.       Bieber,  artigen    Gefolgsleute   auf  den   Apotheosenreliefs 

Rom.  Mitt.  XXVI  1911,  219.  für  Sabina  im  Konservatorenpalast.    Br.-Br.  Taf. 

405.     Helbig-Amelung  Nr.  897,  990. 


H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian.  j  eg 


Überblicken  wir  die  Personen  der  Rundreliefs  noch  einmal  zusammenfassend 
in  ihrer  Rangfolj^e,  so  sehen  wir  den  Kaiser  ausziehend,  jagend,  opfernd,  heim- 
kehrend, immer  begleitet  von  einem  getreuen  Hofmarschall  B  —  abwechselnd, 
wie  wir  glauben  dürfen,  einem  der  beiden  Caesernii  — ,  der  ebenbürtig  als 
Freund  mit  dem  Kaiser  redet  (VII),  beim  Opfer  ihm  wie  eine  Art  Opferbeistand 
gegenübersteht  (IV,  V,  VIII),  auf  der  Jagd  zu  Pferde  ihm  der  nächste  bleibt 
(III,  VI).  Einmal  (IV  rechts)  vermehrt  sich  das  Gefolge  um  einen  vornehmen 
Jagdgast  BB.  Ein  weiterer  ständiger  Begleiter  und  stets  dieselbe  Persönlichkeit 
ist  der  »Jagdmeister«  C,  der  beim  Auszug  noch  jugendlich  erscheint  (I),  später 
die  Barttracht  seines  Herrn  annimmt  (IV,  VII,  VIII);  er  reitet  die  Jagden  nicht 
mit,  ist  aber  wie  bei  der  Strecke  (VII)  so  beim  Opfer  (IV ;  V,  Kopf  verloren ;  VIII) 
stets  anwesend  und  einmal  vielleicht  durch  Bekränzung  der  Silvanstatue  selbst 
dabei  tätig  (II,  Kopf  verloren).  Beim  Schlußopfer  aber  an  Aj)ollon  —  und  das 
scheint  mir  eine  wesentliche  Bekräftigung  der  ganzen  Deutung  —  sind  es  nur 
diese  beiden,  der  Hofmarschall  und  der  Jagdmeister,  die  an  dem  gesamten 
Jagdruhm  dieser  langen  Zeit  Anteil  haben.  Alle  noch  übrigen  Gestalten  wechseln. 
Zweimal  erscheinen  zwei  Jugendliche  als  Jagdteilnehmer  (III,  VI),  von  denen  der 
eine  Antinous  ist,  der  andere  wohl  ein  Liebling  des  Kaisers  aus  früherer  Zeit. 
Zuletzt  kommen  die  famuli,  die  in  einem  Falle  zu  zweit  auftreten  (VII),  teils 
schöne  Griechenburschen  (I,  II,  VII  links),  teils  derbere  Köpfe  (V  links;  VII 
rechts). 

So  sind  diese  Jagdbilder  bei  näherem  Eindringen  immer  mehr  voll  per- 
sönlichen Lebens  und  historischer  Unmittelbarkeit  geworden,  treue  Abbilder  der 
Wirklichkeit,  dabei  aber  doch  eine  Art  idealer  Verklärung  der  hochgemuten 
Jagdfreuden  des  Kaisers.  Es  ist,  als  habe  der  stolze  und  etwas  eitle,,  aber  doch 
wieder  menschlich  weiche,  in  seinem  Wesen  bei  aller  Bildungsschwärmerei  ein- 
fache und  immer  leutselige  Mann,  dem  es  versagt  blieb,  Triumphzeichen  über  be- 
siegte Barbaren  zu  errichten,  statt  dessen  wenigstens  seiner  männlichen  Kraft  und 
den  wackeren  Genossen  seiner  selbstgesuchten  Gefahren  ein  persönliches  Er- 
innerungsmal schaffen  wollen.  Darum  können  wir,  so  gewagt  der  Versuch  ist, 
vielleicht  auch  noch  die  Art  des  Denkmals  erschließen,  zu  der  die  Bilder  einst 
gehörten. 

Die  vollkommene  Rundform  ist  im  Aufriß  in  der  antiken  Architektur  äußerst 
selten,  denn  sie  findet  in  dem  streng  auf  den  reohten  Winkel  gestellten  System 
des  Quaderbaus  nur  schwer  einen  tektonisch  begründeten  Platz.  Wohl  gab  es 
einmal  eine  wichtige,  aus  dem  Technischen  entsprungene  Rundform,  nämHch  die 
kreisförmige  Scheibe  des  Giebelakroters,  die  am  ältesten  Tempelbau  die  Stirn  des 
Firstbalkens  abschloß ') ;  aber  gerade  ihr  frühes  Absterben  beweist  unsern  Satz. 
Auch  die  entsprechenden  Ausgußscheiben  an  den  Abflußröhren  der  Traufseiten  ^), 


')  Besonders    bekannt    vom   Heraion    in    Olympia.  =)  Durni,   Baukunst  d.  Gr.3  201,    Fig.   175,  wo  die 

Vgl.  Benndorf,    Über   den  Ursprung  der  Giebel-  weitere    Literatur.     In    Marmor    auf    der    athen. 

akroterien  Ost.  Jahresh.  II   1899,   if.;  dazu  Treu  Akropolis  Ant.  Denkm.  I  Taf.   39,  B. 
ebenda   199. 


l6o  H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian. 


die  besonders  bei  Terrakottaverkleidung  des  Gebälks  beliebt  sind,  wichen  bald 
der  freien  Form  des  Löwenkopfes,  und  die  halbrunden  Abschlüsse  der  Stirnziegel 
(f,Ye}J.ovsc)  ebenda  werden  durch  das  im  Umriß  gelöste  Halboval  der  Palmette  ver- 
drängt. Ist  somit  gegen  Ende  der  archaischen  Zeit  jede  tektonische  Rundform 
so  gut  wie  verschwunden,  so  scheint  es  nun  ein  ganz  äußerlicher  Weg,  ein  sach- 
licher Anstoß  gewesen  zu  sein,  durch  den  zuerst  wieder  ein  reines  Rund  in  die 
Architektur  hineinkommt:  an  Wand  und  Gebälk,  man  denke  an  das  Epistyl  des 
Parthenon,  werden  metallne  Schilde  als  Siegeszeichen  aufgehängt,  und  dieser  Ge- 
danke wird  bald  auch  architektonisch  weiterentwickelt,  indem  z.  B.  an  der  Koren- 
halle  des  Erechtheions  die  kreisrunden  Opferschalen,  schmückend  zugleich  und 
symbolisch,  das  Gebälk  in  langer  Reihung  füllen').  An  der  Tholos  von  Epidauros 
geht  das  Schalenmotiv  auf  die  Metopen  über;  hier  kann  uns  die  glänzende  Durch- 
führung der  Skulpierung  mit  Nachbildungen  getriebener  Metallschalen  darüber 
hinwegtäuschen,  daß  dieser  neue  Schmuckgedanke  doch  ein  etwas  ärmlicher  Aus- 
weg ist  gegenüber  der  älteren  Füllung  mit  lebendiger  Gestalt.  Parallel  hiermit 
entwickelt  sich  die  Füllung  der  Deckenkassetten  mit  skulpierten  Rosetten.  Mit 
viel  Glück  hat  dann  die  attische  Gräberkunst  auf  ihren  schlanken  Stelen  das  Motiv 
der  gedoppelten  Rosette  verwendet,  als  eine  Vermittlungsform  zwischen  der  Glätte 
des  Schaftes  und  der  bewegten  Krausform  des  Akroters;  auch  hier  dürfte  ein 
gegenständlicher  Anlaß,  die  Anbringung  der  symbolischen  Opferschale,  der  Ur- 
sprung der  Schmuckform  gewesen  sein.  In  der  etruskischen  und  römischen  Kunst 
endlich  wird  es  eine  bequeme  Gewohnheit^),  die  Metopen  oder  andere  irgendwie 
sonst  entstehende  Quadrate  mit  Schild,  Schale  oder  Rosette  zu  füllen  3).  Auch  das 
formal  ungefähr  gleichwertige  Gorgoneion  wird  gern  so  verwendet.  Und 
schließlich  werden  alle  diese  Motive  auch  als  billige  Giebelfüllung  benutzt,  wenigstens 
auf  kleinen  Denkmälern4)  oder  bei  der  Nachbildung  größerer  Tempelbauten  im 
Reliefs).  Vereinzelt  sind  einmal  runde  Scheiben,  wohl  Schalen,  an  der  Außen- 
wand eines  Rundheiligtums  zwischen  Flachsäulen  zu  bemerken  auf  dem  helle- 
nistischen Hermaphroditenrelief  in  Palazzo  Colonna*").  Aber  alle  diese  verschieden 
gearteten  Fälle  zeigen  nur,  daß  es  innerhalb  des  griechischen  tektonischen  Systems 
nirgend  zu  einer  organischen  Verfestigung  der  Rundform  gelcommen  ist,  weil  sein 
auf  den  rechten  Winkel,  auf  Tragen  und  Lasten  gestelltes  W^esen  jeglicher  Kurve 
an  Wand  oder  Decke  widerstrebt.  Als  Gegenbild  braucht  man  beispielsweise  nur 
romanische  Bogenfriese,  gotisohe  Radfenster  oder  barocke  Bullaugen  zu  nennen, 
um  zu  verstehen,  wie  anders  die  neueren  Architektursysteme  von  vornherein  das 

")  Ein  archaischer  Vorläufer   sind  die  Rosetten  an  Kieseritzky-Watzinger,    Griech.    Grabreliefs    aus 

den  Anten   des  Siphnierschatzhauses   in   Delphi.  SUdrußland  Taf.  28,  407. 

')  Ein  modernes  Architektenscherzwort  sagt:  Wenn  4)  .Sehr    häufig    auf    etruskischen     und     römischen 

der  Architekt  nichts  weiß,  macht  er  einen  Kreis.  Sarkophagen. 

3)  Zahlreiche  Beispiele  aus  allen  Zeiten  bei  Durm,  5)  z.  B.  Schild    mit    Meduse    auf    den    Kitharöden- 

Baukunst  der  Etrusker  und  Römer»  Abb.  36,  68,  reliefs     Schreiber,     Hellenist.     Reliefbilder    Taf. 

70,   71,   171,  407,  438,  439,  830,  836.    Vgl.  auch  35,  40. 

«)  Schreiber  a.  O.  Taf.  15. 


H.Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian.  l5l 

reine  Rund  auszubilden  und  zu  nutzen  vermochten,  weil  in  Deckenwölbung  und 
Torgestaltung  bereits  die  Harmonie  verwandter  Kurven  angeschlagen  war.  Auch 
in  der  römischen  Architektur  hat  sich  jenes  Verhältnis  nicht  geändert.  Für  unsere 
Rundreliefs  besitzt  dieser  Umblick  also  nur  den  negativen  Wert,  daß  wir  sie  mit 
ihrem  reichen  Reliefleben  nirgends  als  tektonisch  geläufige  Architekturglieder 
unterzubringen  vermögen.  Auf  keinen  Fall  sind  sie  wie  die  Metopenbilder  aus 
einer  konstruktiven  Situation  als  notwendiger  Füllschmuck  entstanden,  wodurch 
zunächst  eine  weitere  Bekräftigung  ihres  Ursprungs  und  Wesens  als  redender,  be- 
richtender Bildwerke  gewonnen  wird. 

Jedoch  leitet  der  Ausgangspunkt  der  soeben  skizzierten  Formenreihe, 
das  Aufhängen  der  Schilde  arp  Parthenongebälk,  auf  eine  neue  Spur.  In  der 
hellenistischen  und  besonders  der  römischen  Zeit  hat  dieser  Brauch  offenbar  nicht 
nur  an  Umfang  gewonnen  —  nachträglich  mag  auch  an  die  Schilde  am  Pfeiler- 
postament der  Nike  des  Paionios  erinnert  sein,  sowie  an  das  Buleuterion  von  Mi- 
let')  — ,  sondern  es  sind  auch  aus  dem  Aufhängen  wirklicher  Schilde  zwei  nicht 
unbedeutende  Kunstformen  entstanden.  Ich  meine  die  hängenden  Oscilla  in  den 
Peristylen  der  griechisch-römischen  Privathäuser,  ferner  jene  Porträtbilder  in  Medail- 
lonform, die  die  Römer  imagines  clipeatae  nannten.  Das  eine  ist  wohl  eine  mehr 
dekorative  Entwicklung.  Das  andere  hat  sachlichen  Ursprung,  aus  welchem  als 
eine  Nebenentwicklung  die  für  uns  hier  wichtige  Form  des  skulpierten  Ehren- 
schildes hervorgeht. 

Die  Rolle  des  Clipeus  als  redender  Kunstform  läßt  sich  in  dem  von  Albert') 
zusammengetragenen  Material  einigermaßen  überblicken.  Scipio  soll  zuerst  die 
Bildnisse  seines  Vaters  und  Großvaters  auf  seine  Schilde  gesetzt  haben ;  Appius 
Claudius  hängte  so  die  Porträts  seiner  Ahnen  im  Tempel  der  BeUona  auf,  und 
diese  Art  der  Ruhmesverkündung  eines  Geschlechts  wurde  dann  allgemeine  Sitte  3). 
Auch  für  die  Außenarchitektur  wird  das  gelegentlich  angewendet.  Nach  Münzen 
zu  schließen  waren  Imagines  clipeatae  an  der  BasiHka  des  Aemilius  Paulus,  und 
zwar  an  der  Balustrade  des  oberen  Stockwerks  angebracht 4),  ferner  an  dem  großen 
Eingangsbogen  zum  Trajansforum,  und  zwar  an  der  äußeren  Schauseite  oberhalb 
des  Tors  und  der  Statuennischen 5)^  In  großartiger  monumentaler  Verwertung  ist 
ein  Schildbild  des  Antoninus  Pius  von  dem  Giebel  der  jüngeren  Propyläen  in 
Eleusis  erhalten f').  Auf  die  Rundbilder  am  Trajansforum  hatte  schon  Arndt?) 
als»Parallele  für  die  Hadrianstondi  hingewiesen,  doch  sind  es  dort  nach  Donaldsons 

■)  Wiegand,  Milet  II  3,  S.  46,   52,  Taf.  5.  6.  ■•)  Münzen  des  Lepidus  Daremberg-Saglio  a.  O.  Abb. 

-)  Bei  Daremberg-Saglio,    Dict.    des    Antiquites    I  1666.    Hülsen,  Forum  Romanum    117,   Abb.  56. 

1258    s.  V.   clipeus   VI.    —   3)  Plin.   n.  h.    35,  3.  5)  Münze    des    Trajan.       Donaldson,    Architectura 

Das  auf  den    älteren  Claudius    Drusus  gedeutete  Numismatica  67;  danach  Baumeister,   Denkm.  d. 

Schildporträt  im  Louvre  (Clarac   162,   322)    zeigt  klass.  Altert.  III,   1873,  Abb.   1979. 

noch  die  richtige  Schildwölbung  samt  einem  nach  ^)  Phot.  Alinari  24808.     Unedited    Antiquities    of 

Metallart  ornamentierten  breiten   Rand   um   das  Attica,  by  the  society  of  Dilettanti  (1827),  chapt. 

Bildnis.    —   Clipeus   mit    Blattrand   aus   Cumae  II  Taf.  2. 

Mon.  d.  Lincei  XXII   1913,  34,  Abb.  5.  7)  Zu  Br.-Br.  Taf.  565  Anm.  10. 


l62  H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian. 


Abbildung  zweifellos  Büstenbilder;    außerdem  wäre  eine  so  hohe  Anbringung  für 
unsere  Reliefs  nicht  denkbar,  wie  schon  Sieveking  gezeigt  hat. 

Die  eigentliche  Parallele  sind  vielmehr  die  metallenen  Schilde,  auf  welchen 
nicht  das  Bild,  sondern  die  Ruhmestaten  eines  Mannes  in  Relief  dargestellt  waren. 
Leider  sind  die  Zeugnisse  dafür  spärlich").  •  Aber  in  dem  Marmorrelief  von  Lauren- 
tum  ist  wenigstens  ein  Beispiel  in  dürftiger  Steinnachbildung  erhalten,  ein  Ehren- 
schild für  Alexander  den  Großen,  auf  welchem  in  der  Kompositionsweise  des 
Parthenonschildes  die  Schlacht  von  Arbela  dargestellt  ist;  der  Schild  wird  von 
den  archaistisch  gewandeten  Gestalten  der  Asia  und  Europa  über  einen  Rundaltar 
emporgehalten»).  Ähnlich  wird  auf  einem  Campanarelief  von  zwei  Niken  zwischen 
Vcxilla  ein  Schild  gehalten,  auf  dem  nicht,  wie  bei  den  entsprechenden  Münz- 
typen, bloß  eine  Inschrift,  sondern  das  Bild  der  Roma  angebracht  ist3).  Wir 
werden  nicht  fehlgehen  mit  der  Annahme,  daß,  wenn  der  Senat  dem  Augustus4), 
Caligula5),  Claudius  Gothicus^),  oder  wenn  Antoninus  Pius  dem  Divus  Hadrianus?) 
einen  goldenen  Ehrenschild  aufstellt,  dieser  doch  nicht  bloß  Worte,  sondern  auch 
Bildwerk  getragen  haben  wird.  Es  scheint  mir,  daß  wir  in  den  Rückseiten  der 
berühmten  Goldmedaillons  von  Abukir*)  mit  ihren  Viktorien  und  Trophäen  ver- 
kleinerte Nachbildungen  solcher  Ehrenschilde  zu  erblicken  haben,  was  zu  ihrer 
von  Dressel  erläuterten  Bedeutung  als  vizr^Tr^pia  bestens  stimmt. 

Aus  dieser  Gedankenreihe  heraus  werden  nun  endlich  die  Rundreliefs  des 
Hadrian  verständlich.  An  sich  hätten  die  Darstellungen  ebensogut  oder  besser 
auf  rechteckigen  Platten  untergebracht  werden  können;  denn  die  Kompositionen 
sind  keineswegs  innerlich  auf  das  Rund  angewiesen,  im  Gegenteil  macht  dieses 
dem  Künstler  vielfach  Mühe,  wenn  er  z.  B.  die  Bäume  auf  Artemisopfer  und  Eber- 
jagd nicht  eben  glücklich  in  den  Kreis  zwängt.  Die  Rundform  war  also  offenbar 
vom  Bauherrn  angeordnet,  entsprang  einem  gegenständlichen,  nicht  künstlerischen 
Bedürfnis  und  gibt  den  Reliefs  von  vornherein  den  bestimmten  Sinn:  Ruhmes- 
schilder. Denn  wenn  es  auch  nicht  die  wirkliche  Schildform  mit  gewölbtem 
Rücken  mehr  ist,  so  mußte  dem  Beschauer  doch  beim  Anblick  der  runden  Scheiben 
an  der  Wand  die  Analogie  der  clipei  sogleich  zu  Gefühl  kommen.  Dieser  über 
das  Dekorative  und  das  Erzählende  hinausgehende  letzte  Sinn  der  Reliefs  wird  uns 
für  den  Charakter  des  Bauwerks,  zu  dem  sie  gehörten,  noch  wichtig  werden. 

Zunächst  ist  rein  formal  zu  überlegen,  wie  sie  in  eine  Architektur 
einbezogen  sein  konnten.  Hier  weist  jene  andere  Kunstform,  das  Oscillum,  ^en 
Weg.  Solche  Marmorscheiben,  kreisrund,  oder  in  der  Nebenform  der  halbmond- 
artigen Amazonenpelta,  sind  meist  auf  beiden  Seiten  mit  Relief  geschmückt,  meist 
auf  der  einen  mit  hohem,  auf  der  andern  mit  flachem;  sie  sind  uns  besonders  von 

')  ^'gl-  Jahn,  Griech.  Bilderchroniken  56.  4)  Mommsen,    Monumentum    Ancyranum  cap.   34; 

=)  Jahn  a.  O.  Taf.  6  M.     Daremberg-Saglio  I  125S  S.  149,   152. 

Fig.  1665.  5)  Sueton,  Caligula  16. 

3)  V.  Rohden-Winnefeld,  Terrakottareliefs  der  röm.       ')  Trebellius  Pollio,   Claudius  3  (Script,   bist.  Aug. 

Kaiserzeit  Taf.  75,  i.  ed.  Peter  III   125,  i). 

7)  Vita  Antonini  Pii  5,2  (Peter  1  37,21).    ')  Dressel,  Abh.  Preuß.  Akad.   1906  Taf.   1,2. 


H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian.  iß-^ 

Pompeji  her  geläufig  als  Schmuckwerk  der  Peristyle'),  hängend  oder  auf  Sockeln 
zwischen  den  Säulen,  mit  der  Hochreliefseite  auswärts  dem  stärkeren  Lichte  zu- 
gekehrt. Daß  ihre  Form  sich  aus  der  beliebten  Aufhängung  wirklicher  Schilde 
entwickelt  hat,  zeigt  zum  Überfluß  die  Darstellung  von  Schilden  zwischen  Säulen 
auf  Campanareliefs  =).  Es  war  nur  ein  kleiner  Schritt,  diesen  beweglichen  Schmuck 
auch  auf  der  Wand  selbst  anzubringen.  Aber  die  konstruktive  Strenge  der  alten 
Kunst  hat  sich  dagegen  gesträubt,  dies  ohne  einen  tektonischen  Anhalt  zu  tun,  und 
wir  finden  mannigfache  Versuche,  die  Bindung  des  Runds  auf  der  Fläche  herzu- 
stellen. Nur  in  dem  schon  verwildernden  vierten  Stil  der  pompejanischen  Deko- 
rationsmalerei kommen  Rundbilder  ganz  für  sich,  gewissermaßen  schwimmend  auf 
einer  großen  Fläche  vor  3).  In  den  Deckendekorationen  der  Gräber  an  der  Via 
Latina  dagegen  sucht  man  die  Tondi  etwas  mühsam  und  nüchtern  durch  das  Leisten- 
werk der  anstoßenden  rechteckigen  Felder  festzuspannen4). 

Für  Werke  aber  von  so  starkem  formalem  Gewicht  wie  die  hadrianischen 
Reliefs  haben  wir  von  vornherein  eine  festere  Eingliederung  vorauszusetzen.  Ein 
von  Sieveking  mehr  hingeworfener  Gedanke 5),  daß  sie  etwa  zwischen  Pfeilern  an- 
gebracht gewesen  seien,  gewinnt  nunmehr  seine  Begründung.  Denn  wir  brauchen 
nur  das  System  der  zwischen  Säulen  hängenden  Oscilla  in  fester  Form 
auf  die  Wand  übertragen  zu  denken,  um  ein  Gesamtbild  zu  haben,  wie  wir  es 
brauchen.  Daß  die  römische  Kunst  solches  Dekorationssystem  tatsächlich  gekannt 
hat,  wird  durch  ein  kleines  Denkmal  erwiesen.  Auf  den  so  lehrreichen  Reliefs 
von  den  Grabmälern  der  Haterier,  die  1848  bei  Centocelle  gefunden  wurden,  ist 
ein  römischer  Grabbau  dargestellt  (Abbildung  7)^),  auf  hohem  Unterbau  ein  korin- 
thischer Prostylos,  die  Langseite  durch  vier  Pfeiler  gegliedert.  Zwischen  diesen 
ist  die  Wand  in  halber  Höhe  durch  querlaufende  Reliefstreifen  geteilt  und  in  den 
so  entstehenden  Quadraten  finden  sich  unten  Relieffiguren  der  Parzen,  oben  aber 
drei  Tondi  mit  den  Büsten  der  Kinder  der  Grabinhaberin.  Die  beiden  äußeren 
sind  von  Kränzen  umrahmt,  das  mittlere  ist  von  muschelartiger  Bildung.  Die 
Herkunft  dieser  Wandgliederung  aus  dem  Hellenistischen  beweist  ein  Grab- 
relief des  2.  Jahrhunderts  v.  Chr.  aus  dem  Mithridatesberg  bei  Kertsch,  auf  welchem 
—  ganz  wie  in  der  theoretischen  Überlegung  vorausgesetzt  —  richtige  Schilde 
zwischen  den  Wandsäulen  hängen;  ebenso  ist  die  Wand  in  halber  Höhe  durch  ein 
Querband,  das  Gesims  einer  Schranke  geteilt  (Abb.  8)7).  Auch  hier  schon  haben 
die  Schilde  deutlich  den  Sinn  der  Ruhmverkündung.  Denn  der  Verstorbene  ist 
unten  als  siegreicher  Feldherr  im  Bilde  des  Ares  dargestellt,  von  Nike  gekrönt 
und  von  seiner  Gattin  als  Aphrodite  begleitet.     Der  Tempel  aber,  in  dem  er  seine 

■)  Mau,  Pompejis   Anhang   Literaturnachweis    von  3)  z.  B.    Durm,    Baukunst   der   Römer'    Taf.  zu  .S. 

Drexel  S.  62,  zu  466.  49S;  Mau,  Pompeji '  Abb.   283;  u.  öfter. 

-)  Daremberg-Saglio  a.  O.  Fig.  1668.  1669.  v.  Roh-  4)  Durm  a.  O.   771,  Abb.  854. 

den-Winnefeld,  Architekt.  Rom.  Thonreliefs  Taf.  5)  Rom.  Mitt.  XXII   1907,  356. 

71,  i;   143,  2;  3.     Österr.  Jahresh.  VI   1903,    16  ')  Benndorf-Schöne,  Lateran  Nr.  344.     Mon.  d.  I. 

Abb.   II.                                                       •  V  Taf.  8.     Brunn,  Kl.  Schriften  I  85,  Abb.  27. 
7)  Kieseritzky   und   Watzinger,    Griech.   Grabreliefs  aus  SUdrußland  Taf.  28,  407. 


i6j,  H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian. 

Schilde  aufgehängt  hat,  wird  durch  die  Büste  im  Giebelfeld  als  der  seiner  Stadt- 
göttin (Mauerkrone)  bezeichnet. 

Für  die  Hadriansreliefs  ist  hiernach  nicht  nur  die  EingUederung  zwischen 
Pilaster  zu  übernehmen,  sondern  auch  die  Querteilung  der  Wand  durch  einen 
Streifen,  auf  welchen  sich  nun  von  selbst  für  die  vorausgesetzten  dichterischen 
Erläuterungen  der  beste  Platz  findet').  Doch  wird  man  sie  wohl  besser  niclit  so 
eng  in  den  Raum  einspannen,  sondern  damit  ihre  feine  Bildform  nicht  erdrückt 
wird,  sie  mit  einem  gleichmäßig  freien  Raum  ringsum  anordnen.  Daß  der  Künstler 
des  Konstantinsbogens  seinerseits  einen,  wiederum  reliefierten,  Horizontalstreifen 
unter  die  Tondi  setzte,  gibt  unserer  Herstellung  eine  weitere  Stütze.  Denn  bei 
der  Seltenheit  der  Rundmotive  muß  ihm  das  Festhalten  der  vorhandenen  An- 
ordnungsidee das  nächstliegende  gewesen  sein;  so  fand  er  auch  am  leichtesten 
die  Vermittlung  mit  der  darunterliegenden  Bogenform  der  Toröffnung.  Doch 
mußte  dieser  Querstreifen  hier  erheblich  höher  und  kräftiger  werden  als  er 
ursprünglich  unter  den  Tondi  gewesen  sein  kann,  denn  am  Bogen  ist  er  zugleich 
ein  innerhalb  der  Säulenfassaden  den  ganzen  Kern  des  Bauwerks  umschließendes 
Band. 

Die  ehemalige  Höhe  des  Rundreliefs  über  dem  Boden  hatte  Sieveking  ge- 
fühlsmäßig mit  etwa  2  m  angenommen.  In  der  Tat  verbietet  die  sorgfaltige  Aus- 
führung der  Köpfe  mit  ihrer  nur  etwa  zweidrittel  Lebensgröße  ein  zu  hohes  Hin- 
aufrücken. Jedoch  kann  dieser  Schluß  keineswegs  mit  Sieveking  aus  den  bei  der 
Wiederversetzung  gemachten  Abarbeitungen  erhärtet  werden.  Denn  die  unten 
weggenommenen  Teile  sprangen  nicht  so  erheblich  vor,  daß  sie  die  Sichtbarkeit 
in  der  neuen  großen  Höhe  am  Konstantinsbogen  irgend  beeinträchtigt  hätten,  da 
man  hier  die  Reliefs  ohnehin  nur  in  bestimmtem  Abstand  betrachten  kann.  \'ie\- 
mehr  sind  die  Abarbeitungen  erfolgt,  um  die  hohen  äußeren  Ränder  der  Tondi 
mit  der  flachen  Leiste  der  darunter  liegenden  konstantinischen  Reliefs  abzugleichen. 

Die  Art  dieser  Abarbeitungen  ist  verschiedenartig.  An  allen  Reliefs  ist  der 
äußerste  Rand  ringsum  flach  abgemeißelt,  wobei  die  Krönelung  durch  das  Zahn- 
eisen belassen  wurde;  bei  der  Löwenstrecke  ist  bei  dem  Manne  rechts  das  auf 
den  Rand  übergreifende  Lanzenende  roh  nachgearbeitet.  Ursprünglich  wird  die 
äußere  Umrandung  ein  Rundstab  gewesen  sein,  wie  er  an  den  imagines  clipeatae 
üblich^).  Unterhalb  der  Standflächen  der  Figuren  sind  die  Reliefs  erheblich  be- 
schnitten, so  daß  das  volle  Rund  überall  verloren  ging.  Am  stärksten  bei  dem 
Auszugsrelief  (I)  und  dem  Silvansopfer  (II),  wo  eine  ganz  gequetschte  Form  heraus- 
kommt. Am  wenigsten  ist  das  Rund  beschnitten  bei  der  Löwenstrecke  (VII),  da 
das  liegende  Tier  weit  auf  den  Rand  übergreift;  wenn  man  den  Kreisbogen  schlägt, 
so  fehlt,  nach  der  Photographie  berechnet,  an  der  Höhe  nur  bis  etwa  9  cm.  Die 
Abarbeitung  geht  genau  von  der  Löwenpranke  bis  zur  Schwanzspitze;  links  und 
rechts   setzt  dann   gleich   die  flache  Abarbeitung  des  Rundstabes  an,   die  unteren 

')  Die    »Fuße«    unter   den  Rundreliefs  (Rom.  Mitt.        ')  Z.  B.  bei  dem  Menanderclipeus  in  Marbury  Hall 
XXII   1907,   356)    sind    nur    technische    Behelfe  Bernoulli,  Griech.  Ikonogr.  II  106  Abb.  8.    Stud- 

und    verschwanden   hinter  der  Wandbekleidung.  niczka,  Menander,  Neue  Jahrb.  XXI  l9i8Taf.6, 2. 


H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian.  I65 

Teile  des  Löwen  waren  also  ursprünglich  stärker  in  diesen  eingebettet.  An 
den  anderen  Reliefs  läuft  die  Abarbeitung  des  unteren  Randes  ungefähr  von  dem 
einen  bis  zum  anderen  Ende  des  Segments,  indem  der  ursprüngliche  Kreisbogen 
durch  einen  ziemlich  regelmäßig  geführten  flacheren  ersetzt  ist;  der  fortgefallene 
Teil  beträgt  bei  den  meisten  Stücken  etwa  die  Breite  der  Randleiste,  beim  ApoUon- 
opfer  etwas  mehr.  Der  Sachverhalt  ist  also  offenbar  der,  daß  bei  der  Versetzung 
von  I  und  II  die  Befürchtung  bestand,  der  Raum  oberhalb  der  ReHefs  werde  nicht 
reichen,  weshalb  unten  ziemlich  energisch  und  roh  abgenommen  wurde.  Weiter- 
hin sah  man,  daß  so  viel  nicht  nötig  war,  und  gab  sich  auch  Mühe,  die  Ab- 
gleichung  regelmäßiger  zu  machen.  Das  ist  wieder  eine  kleine  Bestätigung,  daß 
wir  mit  Recht  ein  Versetzen  der  Reliefs  in  der  alten  Reihenfolge  annehmen.  Durch 
die  Beschneidung  und  teilweise  Wegnahme  des  Rundstabes  wurde  dann  eine  durch- 
gehende Überarbeitung  der  Segmentflächen  nötig,  auf  denen  nirgends  mehr 
alter  geglätteter  Reliefgrund  vorhanden,  die  Oberfläche  vielmehr  überall  gerauht  ist, 
und  zwar  mehr  oder  minder  sorgfältig.  Bei  der  Bärenjagd  hat  dazu,  etwas  ober- 
halb der  Fußleiste  am  Rande  beginnend,  eine  zweite  rohere  Überarbeitung  statt- 
gefunden, offenbar  um  die  noch  nicht  genügende  Abgleichung  mit  der  Randleiste 
des  konstantinischen  Reliefstreifens  nachträglich  vollständig  zu  machen.  Auch  die 
Fußleisten  der  Figuren  sind  dabei  meist  in  Mitleidenschaft  gezogen  worden.  Un- 
versehrt ist  nur  der  Felsboden  bei  der  Löwenstrecke,  außer  einer  abgearbeiteten 
Stelle  unter  dem  rechten  Fuß  des  linksstehenden  Mannes.  Hingegen  ist  bei  der 
Bärenjagd  der  vordere  Rand  des  Felsbodens  in  unruhigeren  Formen  nachgearbeitet. 
Von  den  architektonischen  Fußleisten  scheint  die  beim  Artemisopfer  unverändert, 
wohl  auch  die  stark  bestoßenen,  aber  kräftig  vorspringenden  beim  Auszug  und 
beim  Silvansopfer.  Beim  Herculesopfer  und  der  Sauhatz  jst  der  obere  flache 
Teil  des  Profils  rauh  abgearbeitet.  Beim  ApoUonopfer  ist  der  erhaltene  Rest  des 
Fußleistenprofils  zwar  ziemlich  glatt,  die  Profilierung  erscheint  aber  reichlich 
schwächlich,  sodaß  man  zunächst  an  Überarbeitung  glauben  möchte.  Aber  dann 
wäre  unverständlich,  warum  man  das  Profil  nur  in  dem  mittelsten  Teil  neu  machte, 
es  aber  an  beiden  Seiten  wegnahm;  es  ist  also  vielleicht  doch  ein  ursprünglicher 
Rest.  Durchweg  ist  dann,  mit  Ausnahme  der  Löwenstrecke,  die  ganze  Fläche 
der  Segmente  übergangen  worden.  Wahrscheinlich  war  unterhalb  der  Fußleisten 
ursprünglich  eine  Ornamentfüllung  vorhanden,  die  der  Verringerung  der  Höhe 
zum  Opfer  gefallen  ist. 

Über  den  ursprünglichen  Ort  der  Rundreliefs,  hat  Hülsen  •)  die  Vermutung 
ausgesprochen,  daß  sie  vielleicht  zum  Schmucke  eines  Raumes  in  den  dem  Kon- 
stantinsbogen  benachbarten  Kaiserpalästen  gedient  haben  könnten.  Aber  von 
einer  Bautätigkeit  Hadrians  an  den  älteren  Palästen  hören  wir  nichts;  seine  Vor- 
liebe gehörte,  seit  er  dauernd  in  Rom  war  (134 — 138  nach  Chr.),  ganz  der  Tibur- 
tiner  Villa  als  seiner  eigentlichen  Wohnstätte.  Auch  scheint  mir  der  Charakter 
der  Reliefs  mit  ihren  fünfmaligen  Opferbildern  notwendig  auf  einen  religiösen  Ort 

'■)  Jordan-Hülsen,  Topogr.  der  Stadt  Rom  III  3  S.  26  Anm. 


l66  H.  .Bulle,  Ein  Jagddenknial  des  Kaisers  Hadrian. 


ZU  weisen.  Bleiben  wir  zunächst  bei  der  Analogie  des  Grabtempelchens  vom 
Haterierrelief,  so  könnte  man  ein  Weihetempelchen  voraussetzen,  dessen  beide 
Längsseiten  außen  je  vier  der  Tondi  getragen  hätten.  Dem  stellt  sich  aber  sehr 
bestimmt  in  den  Weg,  daß  dann  die  Reihen  nicht  als  eine  Einheit  empfunden 
und  ihre  chronologische  Ablesung  nicht  möglich  gewesen  wäre.  Denn  da,  wie 
oben  erschlossen,  die  erste  Reihe  von  links  nach  rechts,  die  zweite  von  rechts 
nach  links  läuft,  so  wäre  an  den  Außenwänden  eines  Gebäudes  nur  das  Schema  A 
/Abb.  9)  möglich.  Man  müßte  also  die  erste  Reihe  rückwärts  entlang  gehen,  ehe 
man  auf  der  anderen  Seite  den  Anfang  der  zweiten  auffinden  könnte;  auch  würde 
man  nicht,  wie  es  für  das  Gefühl  aller  von  links  nach  rechts  schreibenden  Menschen 
natürlich  ist,  den  Beginn  des  Ganzen  links  finden.  Diese  Schwierigkeiten  fallen 
weg,  sobald  wir  die  Reliefs  in  einen  Innenraum  von  der  Art  setzen,  daß  der  Be- 
schauer nicht  auf  ein  Umwandeln  des  ganzen  Raums,  sondern  auf  ein  Ablesen 
zweier  Längswände  im  Nacheinander  angewiesen  ist.  Diese  Bedingung  wird 
von  allen  Durchgangsräumen  erfüllt,  indem  man  in  ihnen  natürlicherweise  vom 
Ende  der  ersten  Reihe  in  der  Diagonale  zum  Anfang  der  zweiten  zurückkehrt,  um 
sich  dann  dem  hinteren  Ausgang  zuzuwenden,  nach  Schema  B  (Abb.  9).  Da  wir 
Profanräume  bereits  ausgeschlossen  haben,  so  ließe  sich  etwa  an  die  Vorhalle 
eines  Tempels  denken.  In  der  Tat  habe  ich  ernsthaft  erwogen,  ob  nicht  etwa 
der  Pronaos  des  Tempels  der  Venus  und  Roma,  der  I2I  gestiftet,  aber  erst  135 
geweiht  wurde,  einen  geeigneten  Platz  böte.  Die  Vorhalle  wird  in  der  Rekon- 
struktion bei  Hülsen')  mit  etwa  10  m  Tiefe  gezeichnet,  und  das  erschlossene 
Pfeilersy.stem  ließe  sich  gut  anbringen.  Auch  könnte  man  auf  den  Umstand  hin- 
weisen, daß  der  Tempel  im  Jahre  307  durch  Brand  schwer  beschädigt  wurde, 
durch  welche  Katastrophe  die  Fortnahme  der  Reliefs  veranlaßt  oder  gerechtfertigt 
sein  könnte.  Aber  es  stehen  innere  Gründe  entgegen.  Mit  keiner  der  Tempel- 
inhaberinnen haben  die  dargestellten  Dinge  etwas  zu  tun.  Wenn  wir  zwar  in 
griechischen  Götterbezirken  in  Menge  auch  die  Altäre  anderer  Gottheiten  zu  sehen 
gewohnt  sind,  so  würde  es  doch  wohl  der  römischen  rationalistischen  Denkweise 
zuwiderlaufen,  den  Dank  an  fünf  Gottheiten  durch  Bilder  auszusprechen  an  einem 
Bau,  der  ganz  anderen  Göttern  gewidmet  ist.  Vor  allem  aber  verlören  die  Reliefs 
an  einer  solchen  Stelle  alle  Intimität  und  ihren  persönlichen  Bezug.  Und  dies 
würde  ebenso  eintreten,  wenn  wir  statt  des  Romatempels  etwa  an  die  Vorhalle 
des  palatinischen  ApoUon  denken  wollten.  Vielmehr  müssen  wir  eine  Lösung 
suchen,  bei  welcher  ihr  Charakter  als  »Weihreliefs«  im  alten  griechischen  Sinne 
zusammenlallt  mit  dem  eindeutigen  Ausdruck  der  persönlichen  Verherrlichung 
des  Herrschers. 

Obwohl  ich  mir  bewußt  bin,  im  folgenden  eine  rein  hypothetische  Konstruktion 
vorzulegen,  glaube  ich  doch  durch  die  bisherigen  Ausführungen,  soweit  es  nach 
der  Beschaffenheit  unseres  Materials  überhaupt  möglich,  diesen  Herstellungsversuch 
methodisch   .so   vorbereitet  zu  haben,    daß   er  über  die  Stufe  eines  bloßen  Einfalls 


■)  Hülsen,  Forum  Kumanum  Taf.   II. 


H.  ßulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian.  167 

hinausgehoben  ist.  Weiterhin  glaube  ich  ihn  durch  künstlerische  Gründe  soweit 
stützen  zu  können,  daß  man  ihm  ein  Höchstmaß  von  Wahrscheinlichkeit  nicht 
absprechen  darf,  da  er  sich  ausschheßUch  auf  bekannte  antike  Formgedanken  auf- 
baut. Um  es  mit  einem  Worte  zu  sagen:  alle  bisherigen  Forderungen  —  Durch- 
gangsraum, heiliger  Ort,  persönliches  Denkmal  —  werden  erfüllt  durch  eine  An- 
lage wie  die  der  Ära  Pacis  Augusti,  also  die  rechteckige  Umfriedigung  eines 
Altars  mit  vorderem  und  hinterem  Ausgang.  Die  Reliefs  sind  zusamt  der  er- 
schlossenen Pilasterumrahmung  auf  den  Innenseiten  der  etwa  4 — 5  m  hoch  zu 
denkenden  Wand  so  zu  verteilen,  daß  auf  jede  Seite  zwei  von  ihnen  treffen.  Nimmt 
man,  um  die  räumliche  Probe  zu  machen,  versuchsweise  an,  daß  jedes  der  Reliefs 
von  2,20  m  Durchmesser  jederseits  etwa  0,40  m  lichten  Raum,  jeder  Pilaster  etwa 
0,50  m  Breite  beansprucht,  so  erhalten  wir  Achsweiten  von  3,50  qi.  Setzen  .wir 
zu  den  je  zwei  Achsweiten  einer  Seite  für  die  Türen  je  eine  weitere  Achse  an 
den  Querseiten  hinzu,  so  ergibt  sich  ein  Rechteck  von  etwa  10,50  zu  7  m.  Im 
Innern  findet  dann  ein  Altar  von  etwa  6  zu  3  m  Platz,  was  alles  das  Schema 
Abb.  10  erläutert.  Es  ergeben  sich  dabei  ganz  ähnliche  Abmessungen  wie  bei 
der  Ära  Pacis  Augusti  (11,60  zu  10,60  m)')  und  bei  dem  verwandten  Altarbau 
von  Kos  (12  zu  6  m)=),  dem  jedoch  der  hintere  Ausgang  mangelt.  An  das  Pracht- 
stück eines  derartigen  von  einem  ajjxos  umhegten  Altars,  den  großen  pergamenischen, 
braucht  nur  erinnert  zu  werden.  Nach  Analogie  des  pergamenischen  und  kölschen 
könnte  man  auch  eine  Säulenstellung  außerhalb  der  Außenwände  hinzudenken, 
wenn  man  die  Ähnlichkeit  mit  den  griechischen  Werken  vollmachen  will.  Der 
doppelte  Zugang  jedoch  käme  von  der  Ära  Pacis  her. 

Die  Abfolge  der  Reliefs  hat  jetzt  zu  ihrer  sachlichen  auch  die  räumliche 
Logik  bekommen.  Zur  Linken  ist  die  erste,  zur  Rechten  die  zweite  große  Reise 
des  Kaisers  verewigt.  Vom  Ende  der  ersten  Reihe  bei  IV  begibt  man  sich  wieder 
nach  vorn  zu  V,  um  durch  die  zweite  Reihe  der  Bilder  zum  hinteren  Ausgange 
entlassen  zu  werden.  Die  verschiedenen  Richtungen  innerhalb  der  Kompositionen 
finden  jetzt  durch  die  Knickung  der  Wände  gleicherweise  ihren  Sinn.  Bei  einer 
Anordnung  auf  zwei  geraden  Wänden  (Abb.  9B)  wäre  es  sonderbar,  daß  die  Anfangs- 
bilder I,  II  und  V,  VI,  statt  vorwärts  zu  leiten,  mit  ihrer  Bewegungsrichtung  so 
energisch  dem  Beschauer  entgegengehen,  wogegen  diese  Bewegung  sich  in  der 
Mitte  umkehrt,  bei  III  völlig,  bei  VII  in  schwächerer  Weise  (der  Löwenkopf  ist 
gegen  links  gewendet,  in  der  Mittelgruppe  geht  die  Bewegung  nach  links  auf  den 
Kaiser  zu),  während  endlich  die  Schlußbilder  ohne  jede  Bewegungsrichtung  bleiben. 
Bei  unserer  Anordnung  hingegen  (vgl.  die  Richtungspfeile  Abb.  10)  wird  ohne 
weiteres  verständlich,  daß  I  und  V  sich  gegen  die  Türöffnung  zu  dem  Eintretenden 
hinwenden.  Ferner  werden  die  beiden  Opfer  IV  (Artemis)  und  VIII  (ApoUon),  die 
als  die  einzigen  sich  im  Aufbau  vollkommen  entsprechen,  nun  unversehens  tat- 
sächliche Gegenstücke.     Ihre  Komposition,  die  sich  ganz  gegen  vorne  wendet,  da 

')  Zuletzt  Canizzaro,  BoU.  d'arte  I  1907  fasc.  X,  8.  die     verwandten     Grundrisse     zusammengestellt 

Vgl.  Petersen,  Osterr.  Jahresh.  IX  1906,  310,  wo  sind. 

^)  Herzog,  Arch.  Anz.  1903,  7  Abb.  2. 
Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  XXXIV.  13 


l58  H.Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian. 

alle  vier  Gestalten  um  die  Mittelachse  der  Götterbilder  symmetrisch  gruppiert 
sind  —  auf  VIII  bildet  das  Roß  das  vierte  Element  — ,  geben  aufs  glücklichste 
den  ruhigen  Hintergrund  und  Schlußakkord  des  Ganzen.  Der  Opfernde  am  großen 
Altar  steht  ihnen  gerade  gegenüber.  Auch  daß  die  geschwisterlichen  Gottheiten, 
Artemis  die  Hauptjagdgöttin  und  Apoll  der  Retter,  nun  nebeneinander  und  am 
vornehmsten  Platz  im  Blickfeld  des  Opfernden  stehen,  ist  voll  Bedeutung.  Auf 
den  Nebenseiten  strebt  dann  die  Bewegung  jeweils  von  der  Mitte  auseinander. 
Auf  der  linken  Wand  ist  sie  stärker  in  dem  zu  hinterst  stehenden  Bild  (III,  Bären- 
jagd), schwächer  auf  dem  vorderen  (II,  Silvansopfer) ;  auf  der  rechten  Wand  ist 
das  Verhältnis  umgekehrt.  Diese  Teilung  der  Bewegung  in  der  Mitte  findet  ihre 
Rechtfertigung  darin,  daß  die  Querachse  des  Altars  ideell  den  Raum  in  ein  Vorn 
und  Hinten  zerlegt.  Somit  fügt  sich  alles  in  sachlichen  und  künstlerischen  Ent- 
sprechungen sinnvoll  zusammen.  .  Nicht  zuletzt  aber  sehe  ich  auch  darin  eine 
Stütze  unserer  Anordnung,  daß  nunmehr  sämtliche  Bilder  zu  einer  Einheit  zu- 
sammenwachsen, indem  sie  als  ideelle  Bindung  den  wirklichen  Altar,  das  Sinnbild 
des  dauernden  Dankes  für  Weidmanns  Glück  und  Heil,  zwischen  sich  haben. 

Der  religiöse  Gedankenkreis,  in  den  der  Altar  zu  setzen  wäre,  ist  dann  nicht 
schwer  zu  finden.  Die  glückliche  Heimkehr  eines  Herrschers  hat  unzählige  Male 
einen  kultlichen  Niederschlag  erfahren, 'seit  zuerst  für  Augustus  im  Jahre  19  vor  Chr. 
der  Senat  eine  Ära  Fortunae  Reducis  samt  dem  Fest  der  Augustalia  gestiftet 
hatte.  Neben  den  großen  Staatsfeiern  »äußert  sich  dann  auch  die  Loyalität 
der  Untertanen  in  zahlreichen  Privatweihungen  pro  salute  et  reditu  imperatoris« '). 
Hadrian  der  Wanderer  hat  die  Fortuna  Redux  mehrfach  auf  seine  Münzen  gesetzt  =), 
wie  er  auch  die  Ankunft  in  den  verschiedensten  Provinzen  immer  wieder  so 
feierts).  Wie  die  Pax  Augusti,  so  fordert  auch  der  abstrakte  Begriff  des  »Heim- 
führenden Glücks«  kein  Kultbild,  sondern  einen  Altar.  Ihr  also  denken  wir  uns 
das  Ganze  geweiht.  Sollte  dabei  bildlich  von  den  Gefahren  berichtet  werden, 
durch  die  der  Heimkehrende  gegangen,  so  war  dafür,  wenn  nicht  die  einzigste,  so 
doch  sicher  die  nächstliegende  Form  diejenige,  die  durch  die  großen  Altar- 
schöpfungen von  der  pergamenischen  bis  zur  Augustus-Ara  vorgezeichnet  war.  Der 
künstlerische  griechische  Grundgedanke  verbindet  sich  dabei  aufs  glücklichste  mit 
dem  sakralen  römischen  Begriff.  Denn  die  Bilder  und  Altäre  der  vielen  Götter, 
die  den  Herrscher  allüberall  beschützt  hatten,  erscheinen  so  im  Bildwerk  zu 
einer  Art  von  griechischer  Koinobomia  gruppiert,  rings  um  den  Kultus  einer  echt 
römischen  Gottheit,  deren  abstrakte  Begrifflichkeit  das  gesamte  Walten  jener  in  sich 
zusammenfaßt.  Wenn  sich  so  unsere  Vermutungen  wie  von  selbst  zu  einem 
Ganzen  von  künstlerischer  und  gedanklicher  Geschlossenheit  runden,  so  möge  damit 
das  Wagnis  dieser  Rekonstruktion  gerechtfertigt  sein. 

Auf  festeren  Boden  treten  wir  wieder  bei  der  Analyse  des  Stils,  die  wir 
bei    dem   jetzigen    Stande    der   Forschung    entweder    sehr    lang    oder    sehr   kurz 

')  Wissowa,  Religion  und  Kultus  der  Römer  212.  3)  Cohen,  Adrien  Nr.  579f. :  »Adventui  Aug. 
')  Cohen,    Med.    imper.,    Adrien     Nr.    241 — 256;  Africae  S.  C«;  585^:  Alexandriae;  6o3f. :  Italiae 

889 — 916;  Suppl.  Adrien  Nr.  31 — 32;   loi.  usw.  usw. 


H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian.  I69 

machen  müssen.  Zum  Glück  bedarf  es  in  diesem  besonderen  Falle  nicht  der 
Aufrollung  des  ganzen  schwierigen  Problems  der  griechisch-römischen  Reliefs. 
Denn  inmitten  der  noch  vielfach  ungeklärten  Mannigfaltigkeit  der  Stile  haben  die 
hadrianischen  Tondi  eine  merkwürdig  entschiedene  Stellung,  die  wir  mit  einem 
Wort  umschreiben  können:  sie  sind  am  meisten  griechisch  in  der  langen  Ent- 
wicklungsreihe von  der  Ära  Pacis  Augusti  über  die  flavisch-trajanische  Kunst  bis 
zu  den  Antoninen.  Denn  während  jene  stets  etwas  irgendwie  Andersartiges  an  sich 
haben  gegenüber  den  griechischen  Reliefwerken  bis  zum  Ausgang  des  Hellenismus, 
sind  die  Jagdreliefs  die  reine  Renaissance  einer  Sonderart  der  griechischen  male- 
rischen Reliefanschauung,  die  uns  zudem  an  einem  Monumentalwerk  von  un- 
vergleichlicher Schönheit  vor  Augen  steht.  Ich  meine  den  Telephosfries  des 
pergamenischen  Altars.  Infolge  der  traurigen  Verstümmelung  ist  diese  Schönheit 
allerdings  bisher  noch  niemals  voll  gewürdigt,  ja  sogar  gröblich  verkannt  worden, 
und  es  bedarf  einer  liebevollen  Einfühlung  in  die  Trümmer,  um  ihre  Bedeutung 
zu  erkennen,  die  ich  an  anderem  Orte  zu  behandeln  hoffe.  Hier  sei  sein  Wesen 
kurz  umschrieben. 

Der  Telephosfries  erzählt  die  Erlebnisse  und  Taten  des  Heldenkönigs  durch 
Aneinanderreihung  von  vielfigurigen  Szenen,  die  in  sich  streng  zentral  komponiert 
sind,  sodaß  sie  ohne  äußerliche  tektonische  Trennung  nur  durch  den  Linienrhythmus 
jeweils  zu  einer  Bildeinheit  werden  und  ihre  Front  in  der  Regel  nach  außen  dem 
Beschauer  zukehren.  Anders  als  im  linear  gefühlten  -klassischen  Reliefstil  etwa 
des  Parthenon frieses,  der  die  Gestalten  streng  i'n  die  Fläche  und  in  die  Längs- 
achse der  Bildfläche  bindet,  stehen  sie  hier  frei  beweglich  vor  dem  Hintergrund. 
Die  malerische.  Tiefe  wird  durch  Versatzstücke  unterstützt.  Bäume,  Pfeiler,  Altäre, 
Götterbilder  usw.,  sowie  durch  Felsaufbauten.  Der  Hintergrund  ist  völlig  neutral 
in  dem  Sinne,  daß  er  als  freier  Luftraum  gefühlt  wird,  während  er  im  Parthenon- 
fries als  der  unentbehrliche  steinerne  Halt  eine  Einheit  mit  der  Figur  bildet. 
Der  Telephosfries  ist  die  Vollendung  eines  malerischen  Stils,  der  aus  der  älteren 
Steintechnik  erwachsen  ist,  im  Gegensatz  zu  dem  völlig  anders  entstandenen 
malerischen  Stuckstil  der  Grimanireliefs  und  ihrer  Klasse. 

.  Die  Reliefanschauung  der  Hadriansreliefs  ist  ganz  die  des  Telephosfrieses. 
Mit  Ausnahtne  der  beiden  Jagdszenen,  die  sachlich  und  künstlerisch  unter  an- 
deren Bedingungen  stehen,  sind  die  Bilder  um  eine  starke  Mittelachse  komponiert, 
die  bei  den  beiden  schönsten  Stücken,  Apoll-  und  Dianaopfer,  in  die  Tiefe 
zurücktritt,  sodaß  die  Flügel  der  Gruppe  nach  vorne  drängen,  besonders  deutlich 
beim  ApoUonopfer  mit  dem  Herausschreiten  des  Rosses.  Ähnlich  das  Silvans- 
Opfer.  Beim  Auszug  liegt  umgekehrt  die  Mittelachse  vorn  und  der  Massenrhythmus 
gleitet  nach  den  Seiten  in  die  Tiefe.  Bei  der  Löwenstrecke  ist  die  Mittelachse 
gewissermaßen  in  zwei  Teile  gespalten,  indem  Kaiser  und  Comes  als  Protagonisten 
vortreten,  die  drei  Deuteragonisten  den  zweiten  Tiefengrund  bilden,  die  Pferde 
als  Rahmen  das  Ganze  wieder  zusammenhalten.  Etwas  flacher  und  am  wenigsten 
glücklich  ist  das  Herculesopfer  komponiert.  Überall  ist  das  Gefühl  einer  fein- 
realistischen Tiefenführung.  Die  Gestalten  schaffen  einen  Raum  um  sich.  Die  Luft,  in 


170 


H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian. 


welche  die  Bäume,  Statuen  und  Bauwerke  über  ihre  Köpfe  emporragen,  kann 
auch  zwischen  den  Gestalten  hindurchdringen,  ganz  anders  wie  bei  der  Gepackt- 
heit  der  Gestalten  etwa  an  der  Ära  Pacis,  dem  Bogen  des  Titus  und  dem  von 
Benevent.  In  dieser  Lockerkeit  des  Ganzen  liegt  wie  auch  beim  Telephosfries 
der  Hauptreiz.  Er  beruht  im  einzelnen  auf  einem  mit  feinstem  Takte  angewen- 
deten Wechsel  höherer  und  flacherer  Relieferhebung,  statt  auf  so  jähem  Vor  und 
Zurück  wie  bei  den  Grimanireliefs.  Nur  daß  bei  dem  Telephosfries  das  alles  von 
einer  wunderbaren  Süßigkeit  der  gleitenden  Formen  ist,  voll  zarten  rhythmischen 
Spielens  der  Licht-  und  Schattenwerte,  während*  bei  den  Hadrianreliefs  sich  die 
härtere  Hand  des  Epigonen  verrät,  der  mit  fremden  Augen  sieht  und  ohne  die 
vibrierende  Kraft  der  ersten  Empfindung  ist. 

Wenn  so  die  allgemeine  Lösung  des  Reliefproblems  völlig  gleichartig  ist, 
so  wird  es  durch  eine  Menge  von  Einzelzügen  so  gut  wie  gewiß,  daß  die  Hadrian- 
reliefs tatsächlich  unmittelbar  vom  Telephosfries  abhängen.  Am  schlagendsten  ist  die 
Übereinstimmung  der  Komposition  des  Apoll-  und  Artemisopfers  mit  den  Opfer- 
szenen des  Telephosfrieses  31,1,  5  und  7'):  Altar,  Basis,  Kultbild  bauen  sich  über- 
einander und  nach  hinten  gestaffelt  als  die  Mittelachse  auf,  die  bei  Apoll-  und 
Artemisopfer  in  einer  hintersten  Raumschicht  noch  tektonisch  verstärkt  wird  durch 
gegabelte  Zweige,  auf  deren  Rolle  schon  Studniczka  hinwies^).  Auch  auf  dem 
Telephosfries  bei  31,1  fehlt  nicht  die  Flankierung  des  Götterbildes  durch  einen 
Zweig.  Von  beiden  Seiten  treten  die  Personen  heran.  Der  so  entstehende  sowohl 
zentrale,  wie  frontale  und  symmetrische  Aufbau,  der  von  der  Tiefenwirkung  der 
Mitte  beherrscht  wird,  ist  in  der  antiken  Reliefkomposition  etwas  durchaus  ein- 
maliges; weder  die  griechischen  Weihreliefs,  aus  denen  der  Telephosfries  angeblich 
zusammengestückelt  sein  soll 3),  noch  der  allgemeine  römische  Reliefstil  kennen 
etwas  Gleiches  4).    Hier  ist  nur  unmittelbare  Nachahmung  denkbar.     So  kann  ferner 


')  Die  Zahlen  verweisen  im  folgenden  auf  die  Tafeln 
der  Altertümer  von  Pergamon  IH,  2. 

-)  Tropaeum  Trajani.  Abh.  Sachs.  Gesellsch.  XXII  4. 
S.  145- 

3)  von  Salis,  Der  Altar  von  Pergamon  100  f.  In 
Wahrheit  hat  der  Frieskünstler  seine  Gruppen 
mit  überlegenstem  künstlerischem  Gefühl  als  freie 
Visionen  komponiert.  Die  »Benutzung«  geprägter 
Einzelmotive,  die  man  ihm  vorrechnet,  ist  fUr 
jeden  griechischen  Künstler  von  je  etwas  Selbst- 
verständliches. Nicht  das  »Motiv«,  sondern  die 
Anordnung  der  Dinge  im  Raum  ist  das  Ent- 
scheidende   für   einen   künstlerischen  Gedanken. 

4)  Ein  weiteres  römisches  Reliefwerk,  dem  der 
malerische  Stil  des  Telephosfrieses  zugrunde 
liegt,  ist  der  Fries  des  Nervaforums  (Le  Colonacce) 
in  Rom.  (Mon.  d.  Inst.  X  Taf.  40 — 41;  Blümner 
Ann.  1877,  5  f.  mit  treffender  Beurteilung  des 
Stils  S.  31.  Br.-Br.  Taf.  489.  Noack,  Baukunst 
Taf.  77,   141.)     Das  Verhältnis  der  Figuren  zum 


Hintergrund  und  zu  den  Natur-  und  Verpatz- 
stücken ist  ganz  <Ias  gleiche.  Nur  ist  alles 
stärker  auseinandergezogen,  die  Szenentrennung 
ist  unklarer,  das  feine  Zusammenschließen  in 
Gruppen  gelingt  weniger.  Immerhin  ist  die 
Gruppe  H  52 — 57  (M.  d.  I.  X  Taf.  41  bis)  —  von 
Petersen  auf  Athena  mit  den  Musen  gedeutet 
(R.  M.  IV  1889,  88)  —  eine  richtige,  nur  etwas 
gestrecktere  Zentralkomposition  im  Sinne  des 
Telephosfrieses.  Auch  im  einzelnen  finden  sich 
Ähnlichkeiten  und  Anklänge  (Sitzende  auf  den 
Felsen  Nervaforum  H  52  ^  Telephosfries  32,  3J 
Kauernde  Nerv.  D  17  =  Tel.  32,  3;  Na- 
turgötter am  Boden  Nerv.  H  48  =  Tel.  32,  6). 
Im  ganzen  zeigt  aber  gerade  der  Vergleich,  wie 
viel  näher  die  Hadrianreliefs  dem  Telephosfries 
stehen.  —  Ein  weiteres,  freilich  sehr  handwerks- 
mäßiges Werk  dieser  Stilart  ist  das  Relief  in 
Villa  Albani  Nr.  706  (Arndt  EA  1126),  Theseus 
den  Felsen  hebend. 


H.  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian.  lyi 


die  Komposition  der  Löwenstrecke  in  ihrem  Wesentlichen  unmittelbar  verglichen 
werden  mit  der  \Vaffenübergabe  des  Frieses  34,1:  fünf  Gestalten  nach  der  Mitte 
geordnet,  nur  daß  die  beiden  Hauptpersonen  im  älteren  Werke  mehr  in  die  Tiefe 
gedrängt,  auf  dem  hadrianischen  nach  vorne  geholt  sind.  Des  weiteren  ist  das 
übereinstimmende  Grundprinzip  der  Reliefbewegung  auch  an  Einzelgruppierungen 
deutlich :  im  Aufbruch  zur  Jagd  wird  die  Schreitbewegung  des  Kaisers  verstärkt  durch 
die  retardierende  Rückwärtswendung  eines  Flachrelief  kopfes  im  Hintergrunde,  sowie 
durch  die  schwächere  Wiederaufnahme  der  Vorwärtsbewegung  in  der  Vollfigur 
rechts  —  genau  wie  in  etwas  kompakterer  Gruppierung  bei  dem  eilenden  König 
32,5.  In  der  Dreifigurengruppe  des  Silvansopfers  ist  der  Kaiser  durch  die  ganz 
flache  Figur  des  Betenden  links  und  den  etwas  stärker  vortretenden  Mann  rechts 
auf  gleiche  Weise  zur  Vollreliefwirkung  gebracht  wie  der  Schwertträger  in  der 
Dreiergruppe  33,2  rechts.  Endlich  bieten  die  ruhig  stehenden  Gestalten  in  der 
Gewandanordnung  überraschende  Entsprechungen  oder  Verwandtschaften.  Der 
Bekränzende  im  Silvansopfer  stimmt  in  Umriß  und  Anordnung  der  Mantellinie  mit 
dem  zweigtragenden  Herakles  auf  31,2.  Der  Typus  des  Jünglings  31,2  in  kurzem 
Untergewand,  den  Mantel  von  der  rechten  Schulter  schräg  über  die  Brust  geführt, 
mit  der  Hand  an  der  Hüfte,  kehrt  genau  so  wieder  auf  dem  Silvansopfer  rechts, 
ferner  auf  dem  Auszugsbild  bei  ^em  Kaiser  und  bei  dem  Manne  rechts,  in  wenigstens 
ähnlicher  Art  auf  der  Löwenstrecke  rechts  und  dem  Heraklesopfer  rechts. 
Übereinstimmend  ist  die  beliebte  Umrahmung  einer  Profilfigur  durch  den  hängenden 
Mantel;  der  Kaiser  auf  dem  ApoUonopfer  ist,  auch  in  der  Bewegung,  das  Spiegel- 
bild des  Schwertträgers  33,3  links;  der  Kaiser  auf  dem  Heraklesopfer  stimmt  mit 
dem  Kästclienträger  $4,2,  abgesehen  natürlich  von  der  römischen  Verhüllung  des 
Hauptes.  Die  Art,  bei  der  Frontfigur  den  Mantel  über  die  ganze  Körperbreite 
herabhängen  zu  lassen,  ein  sehr  beliebter  Zug  bei  den  hadrianischen  Künstlern 
(Herakles-,  Artemisopfer,  Löwenstrecke),  hat  sein  Vorbild  bei  dem  Jüngling  auf 
34,1  links,  den  beiden  33,2  rechts  im  Hintergrund  und  bei  dem  König  31,7.  Bei 
dem  Jagdmeister  der  Löwenstrecke  und  dem  König  31,7  geht  die  Obereinstimmung 
bis  in  den  Grundbau  der  Falten.  Wenn  manches  an  der  Gewandanordnung  auch 
Allgemeingut  ist  —  für  das  zuletzt  besprochene  Motiv  gibt  es  z.  B.  das  statuarische 
Vorbild  in  einem  Hermestypus  des  Braccio  Nuovo')  — ,  so  verstärken  doch  diese 
Einzelheiten  den  bündigen  Schluß,  daß  die  hadrianischen  Bildhauer  im  Reliefgefühl, 
in  der  Komposition  und  in  der  Durchführung  sich  unmittelbar  am  Telephosfries 
inspiriert  haben.  Selbst  in  der  Behandlung  des  Laubwerks,  für  das  die  römische 
Kunst  so  vielerlei  Lösungen  kennt,  halten  sie  sich  vielfach  an  ihr  Vorbild;  der 
Lorbeerbaum  des  ApoUonopfers  ist  im  gleichen  flachbreitenden  Steinstil  gearbeitet, 
nur  härter,  wie  der  Eichenast  des  Herakles  31,2.  Daß  bei  so  weitgehender  Ab- 
hängigkeit von  einer  Streifenkomposition  die  Anpassung  der  rechteckigen  Kom- 
positionsgruppen an  das  Rund  nicht  ohne  Härten  abging  (oben  S.  162),  schließt 
die  Kette  der  Beweise. 


»)  Amelung,  Skulpt.  des  Vatikan  I  Taf.  21  Nr.  132. 

Jahrbuch  des  archäologischen   Instituts  XXXIV.  «14 


I  j2  ^-  Bulle,  Ein  Jagddenkmal  des  Kaisers  Hadrian. 


Somit  gewinnen  wir  für  das  klassizistische  Wesen'  der  hadrianischen  Kunst 
einen  wertvollen  neuen  Beleg.  Sie  bewältigt  die  neu  gestellte  Aufgabe  neben 
allem  Realismus  in  Köpfen  und  Gewandung  durchaus  in  griechischem  Geiste  und 
mit  rein  griechischen  Kunstmitteln,  wie  es  der  Gesinnung  des  großen  kaiserlichen 
Philhellenen  entsprach.  Römisch  ist  an  der  Ausführung  vor  allem  die  derbere 
Gestaltung  der  Falten  und  das  harte  Unterstreichen  der  Licht-  und  Schatten- 
wirkung, was  ebensogut  durch  die  größere  Wucht  der  römischen  Architektur- 
glieder wie  durch  die  nachwirkende  Gewöhnung  des  flavisch-trajanischen  Prunk- 
reliefstils bedingt  sein  mag.  Das  etwas  gequälte  Einbiegen  der  Bäume  in  die  un- 
gewohnte Form  des  Runds  (Eberjagd,  Artemisopfer,  Löwenstrecke) '),  nebst 
manchem  anderen  Ungeschick,  das  kaum  einzeln  aufgezählt  zu  werden  braucht  — 
am  schlimmsten  der  eingeklemmte  dritte  Reiter  auf  der  Bärenjagd  — ,  zeugt  von  der 
nachlassenden  Kraft  der  schöpferischen  Empfindung.  Aber  wenn  wir  den  mo- 
dernen Klassizismus  etwa  der  Canova  und  Thorwaldsen  zum  Vergleich  nehmen, 
so  werden  wir  nicht,  wie  dort,  einen  matteren  Pulsschlag  bei  den  Epigonen 
finden.  Gegenüber  der  sinnlich-süßen  Weichheit  des  Telephosfrieses  erscheinen 
vielmehr  die  römischen  Werke  von  herberer  Männlichkeit  und  voll  der  Willens- 
kraft der  Weltbeherrscherin  Rom. 

Daß  Hadrian,  der  weltreisende  Kunstfreund,  ^us  eigener  Anschauung  den 
pergamenischen  Altar,  eines  der  sieben  Weltwunder,  gekannt  hat,  wäre  als  selbst 
verständlich  anzunehmen,  auch  wenn  sein  Aufenthalt  nicht  für  das  Jahr  123  nach 
Chr.  tatsächlich  bezeugt  wäre,  wie  auch  zahlreiche  Stiftungen  in  Pergamon 
sein  Interesse  für  diesen  Ort  beweisen  2).  Auch  äußerlich  ist  also  jede  Wahr- 
scheinlichkeit für  die  unmittelbare  künstlerische  Anknüpfung'an  jenes  Monumental- 
werk gegeben.  Die  Künstler,  deren  ich  mit  Sieveking  je  einen  Meister  für  die 
erste-  und  zweite  Reihe  anzunehnien  geneigt  bin,  sind  selbstverständlich  Grie- 
chen gewesen.  Man  wird  gerne  glauben^  daß  sie  aus  dem  griechischen  Osten 
stammten. 

Würzburg.  Heinrich  Bulle. 

•)  Ähnlich  auf  einer  Silberschale  aus  Lameira  Larga  aufmerksam  gemacht  hat  (Rom.  Mitt.  XXVI  191 1, 

(Arch.  Anz.  1910,  332,  Fig.  26),  worauf  M.  Bieber  216). 

»)  Weber  134. 


JAHRBUCH   DES  INSTITUTS  XXXIV  1919 


TAFEL  7 


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JAHRBUCH   DES  INSTITUTS  XXXIV  1919 


TAFEL  8 


1.  MYKENAI.     QUADERMAUER  AN  DER  NORDWAND  DES  HOFES. 


2.  MYKENAI.     FUSSBODENRESTE  IN  DER  NORDOSTECKE  DES  HOFES. 


JAHRBUCH  DES  INSTITUTS  XXXIV  1919 


TAFEL  9 


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JAH  RESB  ERI  CHT 
DES   ARCHÄOLOGISCHEN   INSTITUTS   FÜR  DAS   JAHR   1918. 


Auch  im  verflossenen  Geschäftsjahre  stand  uns  der  Zuschuß  des  Reichs  un- 
geschmälert zur  Verfügung,  während  allerdings  die  eigenen  Einnahmen  des  Instituts, 
da  sie  zum  größten  Teil  auf  dem  Verkauf  der  Institutsschriften  beruhen,  stark  zurück- 
gegangen, die  Ausgaben  infolge  der  Teuerung  beträchtlich  gestiegen  sind.  Mit  ganz 
besonderer  Sorge  erfüllen  auch  uns  die  enormen  Preissteigerungen  des  Buchgewerbes, 
die    uns    zu   einer   Einschränkung    des  Umfanges    unserer  Zeitschriften  zwingen  werden. 

Die  Zentraldirektion  hat  den  Tod  Hermann  Winnefelds  zu  beklagen,  der  erst  im 
Herbst  1917  auf  ihren  Vorschlag  vom  Reichskanzler  zu  ihrem  Mitgliede  ernannt 
worden  war.  Im  Anschluß  an  die  Novembertage  trat  Herr  Graf  von  und  zu  Lerchen- 
feld von  seinem  Posten  als  bayerischer  Gesandter  zurück  und  legte  mit  seinem  Fortgang 
von  Berlin  auch  sein  Mandat  in  der  Zentraldirektion  nieder.  Voll  Dankbarkeit  gedenkt 
die  Zentraldirektion  auch  an  dieser  Stelle  seines  langjährigen,  von  warmem  Interesse 
für  unser  Institut  getragenen  erfolgreichen  Wirkens.  Neu  eingetreten  ist  in  die  Zentral- 
direktion Herr  Watzinger  als  Vertreter  Württembergs. 

Aus  der  Zahl  seiner  Mitglieder  verlor  das  Institut  die  Herren :  H.  Blümner  (O.  M.), 
F.  Graeber  (O.  M.),  J.  Poppelreuter  (O.  M.),  A.  Wilmanns  (O.  M.),  K.  Graefinghoflf  (C.  M.), 
W.  Meyer  (C.  M.),  J.  de  Mot  (C.  M.)  und  W.  Weißbrodt  (C.  M.). 

Gefälliger  Mitteilung  verdanken  wir  ferner  die  Kunde,  daß  während  der  Kriegs- 
jahre die  Herren  G.  A.  Colini  (C.  M.),  G.  Pellegrini  (C.  M.),  G.  T.  Rivoira  (C.  M.)  und 
L.  Savignoni  (O.  M.)  verstorben  sind,  daß  dagegen  die  uns  zugekommene  Meldung  von 
dem  Ableben  unseres  Ehrenmitgliedes,  der  Gräfin  Ersilia  Caetani-Lovatelli  unrichtig  war. 

Neu  ernannt  wurden  zu  ordentlichen  Mitgliedern  die  Herren  L.  Curtius  in  Frei- 
burg, J.  ß.  Keune  in  Metz,  F.  Winkelmann  in  Eichstätt,  zu  korrespondierenden  Mit- 
gliedern die  Herren  J.  Bankö  in  Wien,  J.  E.  Hanauer  in  Damaskus,  H.  Hänsler  in 
Prag,  P.  Hörter  in  Mayen,  E.  Neeb  in  Mainz,  A.  v.  Rad  in  Augsburg,  G.  Steinmetz 
in  Regensburg. 

Eine  Plenarversammlung  fand  in  diesem  Jahre  nicht  statt.  Ebenso  wurde  von 
der  Verteilung  von  Reisestipendien  abgesehen. 

Der  Generalsekretär  war  während  des  ganzen  Jahres  in  Berlin  anwesend,  ab- 
gesehen von  einer  kurzen  Reise  zu  einer  Sitzung  der  Kaiserpalast-Kommission  in  Trier 
und  einer  zweitägigen  Reise  zur  Eröffnung  des  Prähistorischen  Museums  in  Halle,  die 
ihm  Gelegenheit  zum  Zusammentreffen  mit  dem  Direktor  der  Römisch-Germanischen 
Kommission  gab.  Das  Römisch-Germanische  Zentralmuseum  hielt  auch  in  diesem  Jahre 
mit  Rücksicht  auf  die  allgemeinen  Verhältnisse  keine  Vorstandssitzung  ab. 


—   II    — 

Herr  Burghardt  ist  im  Dezember  aus  dem  Felde  zurückgekehrt  und  hat  seine 
Tätigkeit  im  Institut  wieder  aufgenommen. 

Vom  Jahrbuch  und  Anzeiger  erschien  Band  XXXII  3, 4  und  Band  XXXIII  1,2, 
sowie  die  Bibliographie  für  19 16/17.  J^ei  ihrer  Herstellung  wurde  der  Generalsekretär  von 
den  Herren  Brandis  und  Malten  in  bisheriger  Weise  unterstützt.  Letzterer  bearbeitete 
außerdem  das  Generalregister  zum  Jahrbuch  Band  XXI — XXX  und  war  auch  bei 
Herstellung  der  Athenischen  Mitteilungen  behilflich,  von  denen  Band  XLII  1,2 
erschienen  sind.  Bei  der  Redaktion  der  Römischen  Mitteilungen,  deren 
XXXII  Band  vollendet  wurde,  stand  uns  Herr  von  Mercklin  zur  Seite,  der  auch  das 
■Generalregister  der  Athenischen  Mitteilungen  herstellt.  Der  Druck  des  General- 
registers zu  Band  I — XXX  der  Römischen  Mitteilungen  schreitet  rasch  fort. 

Herr  Robert  hat  den  Druck  von  Band  III  3  des  Sarkophagwerkes  samt 
Nachträgen  zu  dem  ganzen  Bande  und  Registern  vollendet,  so  daß  das  Werk  dem- 
nächst ausgegeben  werden  kann. 

Ein  schwerer  Schlag  hat  am  Ende  des  Berichtsjahres  unsere  Römische  Zweig- 
anstalt getroffen.  Mit  dem  Deutschen  Botschaftsgebäude  und  -terrain  wurde  auch  das 
Institutsgebäude  von  der  italienischen  Regierung  enteignet  und  wir  wurden  trotz  aller 
Verwendungen  gezwungen,  das  Institutsinventar  und  vor  allem  unsere  Bibliothek  sofort 
aus  dem  Gebäude  zu  entfernen,  ohne  daß  Herrn  Delbrueck  die  Einreiseerlaubnis  zur 
persönlichen  sachgemäßen  Leitung  des  Umzuges  gewährt  worden  wäre.  Die  Bibliothek 
mußte  einstweilen  in  Kisten  verpackt  werden  und  wird  unter  dem  Siegel  der  schwei- 
zerischen Gesandtschaft  in  von  der  italienischen  Regierung  angewiesenen  Räumen  auf- 
bewahrt. Der  Schweizerischen  Gesandtschaft  sind  wir  für  ihr  warmes  Eintreten  und 
ihre  Fürsorge  für  unseren  Besitz  zu  lebhaftestem  Dank  verpflichtet.  Besonderen  Dank 
und  Anerkennung  hat  sich  auch  bei  dieser  Gelegenheit  wieder  Herr  Joller  verdient, 
dem  die  schwierige  und  verantwortungsvolle  Aufgabe  der  praktischen  Ausführung  des 
Umzuges  zufiel.  Wir  sind  von  dem  Platze  verdrängt,  auf  dem  unser  Institut  seit  bald 
■einem  Jahrhundert  der  Wissenschaft  gedient  hat.  Wir  geben  uns  aber  der  Hoffnung 
hin,  daß  in  nicht  zu  ferner  Zeit  unsere  Bibliothek,  die  Generationen  von  Archäologen 
aller  Kulturnationen  gastlich  offengestanden  hat,  aus  dem  Kerker,  in  dem  sie  zu  keines 
Nutze  liegt,  befreit  und  der  Benutzung  wieder  zugänglich  gemacht  werden  kann. 

Aus  Athen  haben  wir  bisher  stets  günstige  Berichte  über  unser  Institut  erhalten. 
Die  Herren  Karo  und  Knackfuß  waren  vom  Mai  ^n  wiederum  in  Kleinasien.  Da 
allerhand  Schwierigkeiten  ihre  Abreise  nach  Halikarnaß  verzögerten,  benutzten  sie 
den  ersten  Teil  der  Zeit  zu  anderen  Arbeiten.  Herr  Knackfuß  war  in  Didyma  tätig, 
während  beide  Herren  unter  anderem  schützend  zugunsten  der  bedrohten  Ausgrabungs- 
funde der  Amerikaner  in  Sardes  eingreifen  konnten,  die  teilweise  an  Ort  und  Stelle 
gesichert,  teilweise  nach  Smyrna  überführt  wurden.  Eine  andere  Reise  führte  die 
Herren  nach  Aidin  und  Aphrodisias.  Im  späteren  Sommer  konnten  sie  dann,  begleitet 
von  Herrn  Manfred  Bühlmann,  die  Reise  nach  Karien  antreten,  die  über  Milet,  Euro- 
mos,  Mylasa,  Bargylia,  wo  die  zutage  liegenden  Baureste  studiert  und  teilweise  auf- 
genommen wurden,  nach  Halikarnaß  führte.  Hier  wurde  die  durch  feindliches  Bom- 
bardement beschädigte  Kreuzritterfeste  Budrum  genau  untersucht  und  ihre  Baugeschichte, 
■die  zugleich  für  die  Zerstörungsgeschichte  des  Maussoleum  wichtig  ist,  festgestellt.  Die 
genaue  Aufnahme  war  fast  vollendet,  als  der  militärische  Zusammenbruch  die  Herren 
von  einem  Tag  auf  den  andern  zur  Abreise  zwang.  Nach  siebenwöchentlicher  Reise 
sind  alle  drei  wohlbehalten  im  Dezember  heimgekehrt. 

Herrn  Koepp  standen  in  Frankfurt  a.  M.  die  Herren  Drexel  und  in  den  letzten 
Monaten  des  Jahres  Herr  Kutsch  zur  Seite.  Das  jähe  und  unglückliche  Ende  des 
Krieges  mit  allen  seinen  Folgen  hat  auch  die  Arbeit  der  Kommission  ungünstig  be- 
■einfiußt.  In  welcher  Form  die  Ergebnisse  der  Betätigung  unserer  Kommission  im 
westlichen  Kriegsgebiet    für   die  Wissenschaft    gerettet  werden  können,    läßt   sich   noch 


—   III   — 

nicht  übersehen.  Der  X.  Bericht  wurde  ausgegeben  und  die  Germania  erschien 
weiter,  wenn  auch  die  nachgerade  ins  Ungeheuerliche  gestiegenen  Druckkosten  eine 
weitere  Einschränkung  nötig  machten  und  für  die  Zukunft  die  Fortführung  geradezu 
in  Frage  stellen.  Aus  diesem  Grunde  mußte  auch  der  Druck  des  zweiten  Teiles  den 
Kataloges  der  Sammlung  in  Bingen  und  des  von  Herrn  Kutsch  bearbeiteten 
Kataloges  von  Hanau  einstweilen  aufgeschoben  werden. 

Der  Druck  des  Werkes  über  das  Grabdenkmal  von  Igel  schritt  fort.  Auch 
hier  machte  sich  neben  anderem  die  Schwierigkeit  der  Verbindung  mit  dem  besetzten 
Trier  störend  geltend. 

Die  Reisen  des  Direktors  mußten  infolge  der  Verkehrsnot  auf  das  äußerste  ein- 
geschränkt werden,  ebenso  naturgemäß  auch  die  Anschaffungen  für  die  Bibliothek. 

Der  Stadt  Frankfurt  a.  M.  sind  wir  für  die  Weitergewährung  des  Zuschusses  zu 
den   Kosten  der  Unterkunft  des  Instituts  zu   Dank  verpflichtet. 


Archäologischer  Anzeiger 

B  EIBLATT 

ZUM  Jahrbuch  des  Archäologischen  Instituts 
1919-  i/ii. 


EIN  ALTGRIECHISCHER  SPIEGEL. 

Eines  der  belangreichsten  von  den  nicht 
wenigen  Originalen,  zu  deren  Ankauf  die 
Kriegszeit,  da  sie  die  Vermehrung  der  Ab- 
gußsammlung fast  ganz  einstellte,  dem 
Antikenmuseum  der  Universität  Leipzig 
Gelegenheit  bot,  ist  der  (ganz  sicher  echte) 
Spiegel  Abb.  i.  Er  ist  in  einem  Stück  aus 
einer  rund  2  mm  dicken  Erzplatte  geschnitten. 
Der  Durchmesser  des  etwas  vorgewölbten 
Kreises  beträgt  0,1 8g  m.  Die  Form  ist 
im  wesentlichen  dieselbe  wie  die  der 
altkorinthischen  Spiegel  mit  Griffrelief,  die  zu- 
letzt de  Ridder  bei  Saglio  und  Pottier, 
Dict.  d.  antiq.  IV  2,  1424  links  aufgezählt 
hat.  Nur  fehlt  dem  neuen  Stück  die  bei 
allen  anderen  Gliedern  jener  Reihe^  wie  bei 
ihren  mykenischen  Urahnen,  zwischen  Hand- 
griff und  Rand  vermittelnde,  ungefähr  qua- 
dratische Platte.  Sie  ist  hier  nicht  un- 
passend unterdrückt,  weil  die  dem  Stiel 
aufgesetzte  Relieffigur  nicht  mehr  bloß 
schmückendes  Bildwerk  ist,  sondern  nach 
dem  Muster  der  —  zuletzt  von  Praschniker 
in  den  Österr.  Jahresheften  XV  1912,21  gff.  be- 
sprochenen —  vollrunden  Spiegelstützen  mit 
erhobenen  Händen  die  Scheibe  tragen4  ge- 
dacht wird.  Die  den  Übergang  vermitteln- 
den Rundscheibchen,  welche  die  Form  des 
Griffendes  auf  ein  Drittel  verkleinert  wieder- 
holen, klingen  an  das  ionische  Kapitell 
der  Spiegelstütze  von  Ägina  an  (bei  Prasch- 
niker Abb.  156).  An  sie  und  noch  mehr 
an  andere  Gerätträger  beiderlei  Geschlechts 

Archäologischer  Anzeig^er  1919. 


erinnert  unsere  Figur  durch  die  gestreckt 
auf  die  Zehen  gestellten  Füße.  (Vergl.  die 
Frau  bei  Arndt-Amelung,  Einzelaufnahmen 
Nr.  1382  f.  und  die  Jünglinge  Burlington 
Exhibition  of  gr.  art  1904  Taf.  67,  D  118; 
de  Ridder,  Bronzes  de  l'Acropole  Abb. 
223  —  227,  230,  228  —  240.)  Doch  ist  sie 
nicht  nackt,  sondern  mit  knapp  anliegendem 
Chiton  bekleidet  gedacht,  was  freilich  nur 
die  eine  stabartige  Falte  zwischen  den 
Beinen  andeutet.  Ich  finde  sie  bisher  am 
ähnlichsten  an  der  Tonfigur  der  Orthia  aus 
Sparta,  Annual  XIII  1906-7,  107,  wo  nur  ihr 
Unterteil  der  Zierstreifen  wegen  unterdrückt 
ist,  und  bei  Winter,  Typen  I  46,2;  47,6;  7. 
Auch  die  reifer  archaische  Spiegelstütze 
des  Louvre  S.  Reinach,  Repert.  de  la  stat. 
II  327,6  ist  zu  vergleichen.  In  der  für  so 
frühe  Zeit  verhältnismäßig  gut  gekennzeich- 
neten weiblichen  Hüftenbildung  geht  un- 
sere Reliefgestalt  noch  etwas  weiter  als 
die  schon  herangezogene  Spiegelstütze  aus 
Ägina.  Die  Darstellung  der  Brüste  steht 
fast  schon  auf  derselben  Entwicklungsstufe 
wie  die  der  meergeborenen  Aphrodite  des 
Ludovisischen  Marmorreliefs.  Dem  ent- 
spricht auch  das  Gesicht  mit  dem  starken 
spitzen  Kinn.  Seine  übrigen  Einzelheiten 
sind  arg  verdrückt  und  verwittert.  Das 
den  Körperformen  prall  anliegende  Gewand 
erinnert  an  ägyptische  und  ionische  Kunst- 
weise (Jahrbuch  des  Archäol.  Instit.  XXXI 
191 6,  223).  Doch  findet  sie  sich  ähnlich 
schematisch  auch  schon  früher  in  Griechen- 
land selbst  (ein  Beispiel  de  Ridder,  Bronzes 


Ein  altgriechischer  Spiegel. 


de  l'Acropole  Taf.  I,  733).  Somit  schien 
mir  die  Entstehung  auch  dieses  Spiegels  im 
Bereich  von  Korinth  nicht  ausgeschlossen, 
als    ich   das    Vorhergehende  auf  der  Fest- 


E.  V.  Mercklin  und  E.  Langlotz  aus  mir 
damals  entgangener  Literatur  samt  eigener 
fortgesetzter  Umschau  weisen  unsern  Spiegel 
wirklich   dem    ionischen  Kunstgewerbe  zu. 


Abb.  I.     Spiegel  in  Leipzig. 


gäbe  zur  Winckelmannsfeier  des  Archäo- 
logischen Seminars  in  Leipzig  im  Dezember 
1918  drucken  ließ.  Aber  freundliche  Nach- 
weisungen   von    R.    Zahn,    K.    von    Stern, 


dem  es  schon  der  Verkäufer  vermutungs- 
weise zuschrieb,  wie  sich  nachträglich  er- 
gab: weil  ihm  als  Ursprungsort  Südrußland 
genannt  war. 


Ein  altgriechischer  Spiegel. 


Zwar  ist  auch  diese  einfachere  Griff- 
bildung im  Peloponnes  zu  Hause,  wie 
zahlreiche  Spiegel  aus  den  Tempeln  auf 
dem  Kodlon  ("Efp.  äpx-  1903,  173  ff.  Ku- 
runiotis)  und  bei  Waldstein  (de  Cou),  Arg. 
Heraeum  II  2  64  ff.  Taf.  92  ff.,  diese  meist 
mit  durchlochtem  Griffende,  beweisen. 
Einer  von  letzterem  Fundort  (Nr.  1581, 
vgl.  auch  S.  352),  mit  Weihinschrift  der 
Aristeia,  trägt  zwischen  ihren  zwei  Zeilen 
auf  dem  Griff  eingeritzt  eine  Frauen- 
gestalt, die  fast  auf  einer  korinthischen 
Vase  stehen  könnte ;  ein  anderer  (Nr.  1566) 
freilich  einen  Silen,  ein  Tyjjus,  der  ja 
zuletzt  auch  in  den  korinthischen  Bereich 
eindringt  (Antefixe  von  Thermos;  nach 
Furtwängler  auch  die  Vase  in  Berlin, 
Anzeiger  1893,  83  Nr.  10).  Aus  Arkadien 
stammt  der  besonders  reich,  in  drei  Bild- 
feldern, gravierte,  leider  noch  kaum  abge- 
bildete Spiegelgriff  der  Sammlung  Scheurleer, 
Catalogus  Nr.  132   Taf.  10. 

Aber  schon  K.  Schumacher  hatte  in  dem 
Aufsatz   über    barbarische    und  griechische 
Spiegel,    Zeitschrift    für    Ethnologie    189 1, 
83  Fig.  2  (hier  Abb.  4)  ein  ebenso  geformtes  j 
Gerät  aus  einem  Grabhügel  bei  Stawropol   | 


Abb.  2.     Spiegelgriff  aus  Olbia,  stark  ergänzt. 

im  Kaukasus  beigebracht,  mit  bildlosem  Griff, 
dessen  Hauptstück  jedoch  zwei  zierlicheQuer- 
leistchen  einfassen,  die  obere  schnurähnlich, 
wie  auch  die  Einfassung  der  Rundscheibe. 
Der  von  Pharmakowsky  im  Anzeiger   19 14, 


241  Abb.  59  (hier  als  Abb.  3  wiederholt) 
und  schöner  in  seinem  ausführlichen  Be- 
richt über  das  archaische  Olbia  Materialy 
po  archeologii  Rossii  Nr.  34  (Petersburg 
19 14)  28  Taf.  II  herausgegebene  Spiegel 
von  dort  hat  sein  großes  Rund  mit  ähn- 
lichem, eingepunztem  l^lechtband  gesäumt 
wie  Abb.  4,  während  die  Reliefumrahmung 
des  Griffes  sehr  der  in  Abb.  i  gleicht. 
Sie  umfaßt  hier  eine  Gorgomaske  im  End- 
kreis und  weiter  oben  eine  feine,  an  Chal- 
kidisches  und  Ionisches  erinnernde  Rosen- 
knospe. Solchen  Vorbildern  könnte  die 
weit  gröbere  Verzierung  peloponnesischer 
Spiegel  wie  Arg.  Heraeum  a.  O.  Nr.  1565 
nachgeahmt  sein. 

Einen  ganz  unverzierten  Spiegel  dieser 
Form,  mit  doch  wohl  nur  durch  Brüche 
zugespitztem  Griffende,  fand  unlängst  M. 
Ebert  in  seinem  6.  Kurgan  beim  Dorf 
Adshigol  westlich  von  Cherson  neben  spät 
schwarzfigurigen  Lekythen  (Prähistor.  Zeit- 
schrift V  191 3,  17a  mit  Abb.  20;  vgl.  c 
und  f,  Abb.  19).  Ebenda  im  i.  Kurgan 
entdeckte  Ebert  ein  weiteres  Stück,  dessen 
Griff  in  feiner  Gravierung  eine  Rosette  und 
eine  Frauengestalt  (Abb.  6)  trägt,  die 
letztere  unverkennbar  ionischen  Stiles,  dem 
vielleicht  auch  die  mitgefundene  Vasen- 
scherbe angehört  (a.  O.  S.  5  b  und  f  mit 
Abb.  •3).  Weitere  einfache  Spiegel  unseres 
Typus  aus  dem  Gouvernement  Poltawa  ver- 
zeichnet der  Katalog  der  Collection  Kha- 
nenko  in  Kiew,  Lief.  II,  1899,  Nr.  288 — 
231,  Taf.  13,  und  dasselbe  Werk  bringt  in 
Lief.  III,  1900  auf  Taf.  46,  Nr.  35.1,  b 
(vergl.  Minns,  Scythians  and  Greeks  378) 
gar  eine  fast  genaue  Wiederholung  unseres 
Stückes  mitsamt  den  Griffreliefen.  Wieder- 
holt ist  diese  uns  unzugängliche  Abb. 
sehr  flau  Mater,  a.  O.  Taf.  13,  i  (zu  S.  30) 
und  danach  hier  Abb.  5.  Als  Abb.  2 
geben  wir  die  Ergänzung  einer  Wieder- 
holung, von  der  sich  zwei  Bruchstücke  in 
Olbia  fanden  (ebenda  Taf.  10,  3,"  S.  28). 
Die  "  allzuschmalen  Hüften  scheinen  gr.  T. 
dem  Ergänzer  zu  gehören.  Auf  dem  voll- 
ständigen Spiegel  Khanenko  fehlt  nur 
die  steife  Falte  zwischen  den  Beinen 
der  Frau,  die  also  völlig  nackt  erscheint, 
wie  in  den  schon  erwähnten  peloponnesischen 
Rundfiguren,     deren    eine     unweit    Odessa 


Ein  altgriechischer  Spiegel. 


k 


Abb.  4.     Spiegel  von 
Stawropol. 


Abb.  3.     Spiegel   von   Olbia. 

zutage  kam  (Praschniker  a.  O.  Abb.   157). 
Kann  nach  alledem  an  der  Herkunft  des 


Abb.  6.     Griff  eines  Spiegels  von  Adshigol. 


Abb.  5.     Spiegel  Khanenko. 

Leipziger  Spiegels  aus  einer  für  Skythien 
arbeitenden  ionischen  Werkstatt  nicht  ge- 
zweifelt werden,  so  wäre  es  doch  meines 
Erachtens  verfehlt,  mit  Panionisten  wie  de 
Ridder  nun*  auch  die  eingangs  erwähnten 
ältesten  Glieder  der  Reihe,  die  mit  der 
quadratischen  Zwischenplatte  des  mykeni- 
schen  Vorbildes,  ebendaher  abzuleiten. 
Diese  bleiben  durch  ihre  meisten  Fund- 
orte und  ihre  nahen  Beziehungen  zu  den 
kleinen  argivisch-korinthischen  Metopen- 
reliefen  aus  Erz  für  diese  Gegend  gesichert, 
obgleich  ein  schönes  Stück,  mit  der  ältesten 
Tötung  Ägisths  durch  Orestes,  gleichfalls 
in  Olbia  zutage  kam  (Mater,  a.  O.  26 
Taf.  IG,  9;  10).  Hat  doch  sein  rundes 
Grififende  die  im  Heraion  von  Argos 
übliche  Öffnung.  Nach  lonien  gewandert 
sein  wird  unsere  Spiegelform  mit  den 
korinthischen  Ölfläschchen.  Auch  der  ko- 
rinthische Tierstreifenstil  hat  ja  im  Osten 
schließlich  Wurzeln  geschlagen  (s.  zuletzt 
Buschor,  Gr.  Vasenmalerei*  78). 

Franz  Studniczka, 


Klapptafelbild,  Votivtriptychon  und  Flügelaltar. 


lO 


KLAPPTAFELBILD,  VOTIVTRIPTY- 
CHON UND  FLÜGELALTAR. 

Die  beiden' hier  in  Abb.  i  und  2  wieder- 
gegebenen, in  Ägypten  gefundenen  Holz- 
tafelbilder römischer  Zeit  befinden  sich  in 
der  ägyptischen  Sammlung  der  Berliner 
Museen.  Die  Deutung  ihrer  Darstellung  soll 
uns  hier  ebensowenig  beschäftigen,  wie  deren 
Form.  Nur  die  Frage  der  Verwendung  der 
so  eigenartig  hergerichteten  Gemälde  steht 
zur  Diskussion,  denn  sie  kann  durch  Zu- 
hilfenahme neuer  Funde  gelöst  werden:  die 
Berliner  Bilder  bereichern  unsere  Kenntnis 
des  antiken  Kultwesens  in  unerwarteter 
Weise  und  verknüpfen  das  Christentum  aufs 
neue  eng  mit  der  Antike '). 

Die  Tafeln  bestehen  aus  je  vier  der  Länge 
nach  aneinander  geleimten  unter  sich  nicht 
ganz  gleich  breiten  Brettchen,  von  denen 
eines  (Abb.  i  links)  seiner  ganzen  Länge 
nach  gerissen  und  geleimt  ist.  An  der- 
jenigen Seite  jeder  Tafel,  nach  welcher  die 
Figuren  hingewandt  sind,  lassen  die  Ab- 
bildungen oben  und  unten  kleine  Zäpfchen 
erkennen,  welche  mit  dem  zugehörigen  Brett 
aus  einem  Stück  geschnitten  sind.  Das  Ge- 
mälde Abb.  2  besitzt  an  der  rechten  Seite 
5  runde  Löcher  von  etwa  0,4  cm  Durch- 
messer, die  längs  des  Randes  untereinander 
angeordnet  sind,  und  außerdem  im  oberen 
und  unteren  Bildfeld  je  drei  horizontal 
nebeneinanderliegende  Löcher.  In  einigen 
von  ihnen  sind  noch  —  vorne  übermalte 
—  Holznägel  erhalten,  vermittels  deren  eine 
Längs-  und  zwei  Querleisten  auf  der  Rück- 
seite des  Gemäldes  befestigt  gewesen  sind. 
Die  andere  Tafel  war  nur  mit  den  beiden 
Querleisten  versehen.  Auch  in  ihr  sind  die 
Löcher  deutlich.  Das  Material  ist  Nadel- 
holz, die  Höhe  beider  Tafeln  61,  die  Breite 
29,5,  die  Dicke  0,7   cm. 

Der  Holzgrund  ist  ebenso  wie   an  zahl- 


')  Der  Fundort  ist  nicht  bekannt.  Mitgeteilt  sind 
dte  Bilder  durch  H.  Schäfer  (dem  ich  die  Vorlagen 
der  Abbildungen  i  und  2  und  die  Erlaubnis  zu 
ihrer  Veröffentlichung  verdanke)  Amtl.  Ber.  a.  d. 
Kgl.  Museen  1907,  1 1 ;  erwähnt  in  v.  Bissing,  Denk- 
mäler äg.  Skulptur  zu  Tafel  121;  W.  Weber,  Die 
äg.-griech.  Terrakotten,  112,  20  streift  sie,  ohne  sie 
selbst  zu  nennen.  Die  Originaldruckstöcke  stellte 
der  Verlag  von  Giesecke  und  Devrient  in  dankens- 
werter Weise  zur  Verfügung. 


reichen  »Fayumporträts« ')  mit  einer  ganz 
dünnen  Stuckschicht  überzogen,  welche  an 
der  Oberfläche  jetzt  z.  T.  eine  grünlich-graue 
Färbung  angenommen  hat.  Auf  diesen  Grund 
wurden  die  Figuren  in  Temperatechnik  auf- 
gemalt, nachdem  die  horizontalen  Teilungs- 
linien in  Grau  und  Schwarz  gezogen  waren. 

Jede  der  beiden  Tafeln  zeigt  vier  mensch- 
liche Gestalten  in  gleicher  Anordnung:  drei 
nach  derselben  Richtung  schreitende  Jüng- 
linge, das  eine  Mal  von  einer  Frau,  das 
andere  Mal  von  einem  ägyptischen  Priester 
geführt. 

Das  olivgrüne  Untergewand  der  Frau  ist 
mit  einem  violetten  Mantel  zum  großen 
Teil  verhüllt,  der  rote  Konturen  und  helle 
aufgesetzte  Lichter  aufweist.  Die  mit  braun- 
roten Sandalen  bekleideten  Füße  sind  nicht 
zum  Schreiten  gesetzt,  sondern  stehen  ruhig 
nebeneinander.  Während  die  linke  Hand 
an  roter  Leine  einen  sehr  kleinen  hell- 
grauen sitzenden  Hund  hält,  trägt  die  rechte 
ein  Büschel  dunkelgrüner  Ähren.  Grüne 
Blätter  und  blaue  Beeren  (?)  sind  in  das 
schwarze  Haar  geflochten,  das  ein  helles 
Antlitz  überschattet;  der  Blick  geht  ruhig 
nach  rechts. 

Die  führende  Gestalt  von  Tafel  2  ent- 
spricht ihr  in  der  ganzen  Haltung  und  tritt 
dadurch,  mit  ihr  gemeinsam,  in  einen  Gegen- 
satz zu  den  lebhaft  schreitenden  sechs 
Jünglingen,  die  hinter  ihnen  folgen.  Der 
ägyptische  Priester  —  als  solchen  kenn- 
zeichnen ihn  der  kahle  Schädel  und  die 
nackte  Brust,  die  entblößten  Arme  und  das 
weiße,  nur  bis  zu  den  Waden  reichende 
Leinenkleid  —  steht  ebenfalls  ruhig  mit 
gesammeltem  stillen  Blick.  Die  rechte  Hand 
hält,  als  opfere  sie  über  einem  Altar,  eine 
birnenförmige  schwärzliche  Frucht,  die  linke 
einen  langen  gekrümmten  Stab,  der  aus- 
sieht wie  ein  griechischer  Teinpelschlüssel, 
in  Wirklichkeit  jedoch  das  Szepter  der 
ägyptischen  Götter  ist.  Die  nackten  Teile 
des  Körpers  sind  koloristisch  äußerst  un- 
ruhig behandelt:  hellbraun  init  starken  roten, 
weißen    und    dunkelbraunen    Linien    darin. 

Die  Kleidung  der  sechs  Jünglinge  ist  im 
Schnitt    gleich.     Der    kurze    in    der  Mitte 


■)  Über  diese   zuletzt  A.  J.  Reinach,   Rev.  arch. 
XXIV   1914,  32  ff, 


II 


Klapptafelbild,  Votivtriptychon  und  FlUgelaltar. 


12 


gegürtete   Rock   reicht   kaum    bis    zu   den      Verzierung.    Darüber  ist  ein  kurzes  Mäntel- 
Knien,  läßt  den  Hals  frei,  bedeckt  dagegen      eben    um    den    Hals    geheftet.      Die   Füße 


Abb.  I.      Hoiztafelbild  aus  Ägypten  im  Berliner  Museum. 


die.  Arme  bis  zum  Handgelenk  mit  langen 
.Ärmeln.     Buntfarbige    Streifen    dienen    zur 


stecken  in  bis  zur  Hälfte  der  Waden  reichen- 
den rot  oder  weiß   geschmückten   Stiefeln. 


13 


Klapptafelbild,  Votivtriptychon  und  FlUgelaltar. 


14 


Differenzierung  herrscht  nur  in  den  Farben      einem    roten   Querband,    schwarzen  Längs- 
von  Rock,   Mantel   und  Schuhen:    der  auf  I  streifen    und    ebensolchen    Schuhen.      Der 


/   I  J  i'    I  •    '3?SIQ14;i'' 


■V.'^'^f*  VT'K'^'r.il^m- 


Abb.  2.     HoUtafelbild  aus  Ägypten  im  Berliner  Museum. 

die    Frau    folgende   Jüngling    ist   ganz    in  1   nächste  trägt   einen  grünen  Rock  und  lila 
Dunkellila    gekleidet,    mit   dunklem  Saum,   |  Mantel,    der   letzte  umgekehrt;    bei  beiden 


IS 


Klapptafelbild,  Votivtriptychon  und  FlUgelaltar. 


16 


sind  die  übrigen  Farben  nicht  mehr  kennt- 
lich. Dem  Priester  folgt  ein  durch  breitere 
Gewandstreifen  vor  den  übrigen  ausge- 
zeichneter Jüngling  in  rötlichem  hell  ge- 
säumten Rock  und  hellila  Mantel.  Der 
folgende  trägt  hellila  Rock  und  einen  dunk- 
leren Mantel  in  gleicher  Farbe,  der  letzte 
hellila  Mantel   und  grünen  Leibrock. 

Einförmig  wie  die  Tracht  ist  Haltung 
und  Bewegung.  In  fast  militärischem  Gleich- 
schritt bewegen  sich  die  drei  zusammen- 
gehörigen Jünglinge  nach  derselben  Rich- 
tung. Das  sehr  volle  Oval  des  Kopfes  ist 
ganz  leicht  geneigt;  im  dunklen  Antlitz 
leuchten  die  hellen  Augen,  das  Haar  weist 
hier  und  da  Spuren  eines  Kranzes  (?)  auf 
Nur  einmal  hat  der  Maler  ein  retardieren- 
des Moment  in  die  fortlaufende  Bewegung 
gebracht:  ein  Kopf  ist  rückwärts  gewendet 
und  ein  wenig  gehoben.  Das  Können  des 
Malers  ist  dürftig,  seine  Art  zu  malen 
primitiv;  aber  in  den  prächtig  gerundeten 
Köpfen,  in  der  glücklichen,  wenn  auch 
vielleicht  übertriebenen  Verteilung  von 
Licht  und  Schatten,  zeigt  sich  ein  gut 
Stück  von  jener  Kunst,  welche  uns  in  den 
Fayumporträts  immer  wieder  zu  staunender 
Bewunderung  zwingt. 

Jedem  der  Jünglinge  ■  ist  ein  anderer 
Gegenstand  in  die  Hand  gegeben.  Auf 
Abb.  I  trägt  der  erste  eine  zierliche  Doppel- 
axt auf  der  rechten  Schulter,  Bogen,  zwei 
Pfeile  und  eine  Lanze  (alles  schwarz)  in 
der  gesenkten  Linken.  Der  nächste  schultert 
eine  Geißel  von  der  Form  des  bekannten 
Osirisattributes  und  leitet  ein  Kamel  an 
rotem  Halfterband.  Von  dem  gelblichbraun 
gefärbten  Tier  erblickt  man  nur  Kopf,  Hals, 
Brust  und  Vorderbeine.  Der  letzte  in  der 
Reihe  ist  dem  ersten  gleich. 

Von  den  drei  Genossen  der  Tafel  2 
schultert  jeder  in  der  linken  Hand  eben- 
falls eine  Lanze,  auch  diese  ohne  Metall- 
spitze wie  auf  i.  In  der  rechten  trägt  der 
vorderste  Bogen  und  Pfeile,  der  mittlere 
ein  Lagobolon,  der  letzte  die  »Osiris«- 
geißel  des  Kameltreibers. 

Die  beiden  Tafeln  waren  drehbar  an  den 
Seiten  eines  gleich  hohen  und  doppelt  so 
breiten  Rechtecks  eingelassen,  und  dieser 
ganze  dreiteilige  Gegenstand  war  in  zu- 
geklapptem Zustande,  wahrscheinlich  durch 


einen  Riemen  (s.  Sp.  22),  verschließbar.  Die 
Figuren  der  Flügel  sind  nach  der  Mitte 
gewendet,  und  der  Priester  bringt  nach 
derselben  Richtung  ein  Opfer.  Soweit 
können  wir  durch  die  Untersuchung  der 
Tafeln  kommen.  Da  auf  die  Interpretation 
der  Bilder  selbst  nicht  eingegangen  werden 
soll,  sei  hier  nur  bemerkt,  daß  das  um- 
fangreiche, für  die  Deutung  zusammen- 
getragene Material  zu  einer  einwandfreien  Er- 
klärung noch  nicht  ausreicht.  Doch  sind 
wir  auch  ohne  eine  solche  in  der  Lage, 
die  Darstellung  auf  der  fehlenden  Haupt- 
tafel in  der  Mitte  zu  rekonstruieren. 

An  und  für  sich  könnten  die  umklapp- 
baren Türflügel  zu  Schränken  (in  welchen 
man  Gebrauchsgegenstände,  Goldgerät, 
Bücher  und  Bilder  bewahrte)  gehört  haben ; 
auch  ein  Schrein  mit  einem  Kultgerät,  dem  von 
den  acht  Seitenfiguren  Verehrung  dargebracht 
wird,  wäre  denkbar');  die  Tafeln  als  Fenster- 
laden eines  Mumienkastens  zu  deuten^), 
ist  wegen  der  offenbar  nicht  sepulkralen 
und  auf  keinen  Fall  dem  ägyptischen  Toten- 
ritus angehörenden  Malereien  unmöglich. 
Das  Wahrscheinlichste  bleibt,  ein  Götter- 
bild in  der  Mitte  vorauszusetzen,  sei  es  in 
Malerei,  in  Relief  oder  als  Statuette  in 
einem  vertieften  Kasten  3);  so  würde  ein 
Triptychon  entstehen,  und  der  Triptychon- 
charakter  bliebe  gewahrt,  selbst  wenn  die 
Mitte  kapellenartig  vertieft  gewesen  wäre; 
so  wie  der  Typus  des  dreiflügeligen  christ- 
lichen Altaraufsatzes  durch  ein  stark  ver- 
tieftes und  mit  holzgeschnittenen  Rund- 
plastiken verziertes  Mittelfeld  nicht  ver- 
ändert wird. 

Der  Priester,  welcher  —  doch  offenbar 
im  Namen  der  übrigen  Personen  —  nach 
der  Mitte  hin  opfert,  scheint  den  Votiv- 
charakter  unseres  Bildes  zu  dokumentieren. 
Dieses  steht  also  inhaltlich  dem  Weih- 
relief der  älteren  Zeit  gleich,  geht  aber 
doch  nach  einer  bestimmten  Richtung  über 

')  Birt,  Die  Buchrolle  in  der  Kunst  262  ff. ; 
Daremberg-Saglio  s.  v.  Armarium ;  Garrucci,  Vetri 
ornati  Taf.   V,   i — 3,  6,   7. 

^)  Erman,  Ägypt.  Religion  235,  Abb.  155. 

3)  Nach  W.  Webers  freundlicher  Mitteilung  be- 
findet sich  in  der  Karlsruher  Sammlung  ein  kleiner 
Tonnaiskos  (mit  Uräenfries),  in  welchem  zwischen 
den  geöflheten  Türflügeln  das  Bild  einer  Gottheit 
erscheint. 


17 


Klapptafelbild,  Votiytriptychon  und  Flügelaltar. 


I8 


den  Gedanken  desselben  hinaus.  Denn  der 
Umstand,  daß  das  ganze  Triptychon  ver- 
schließbar war,  beweist,  daß  es  nur  bei 
bestimmten  Gelegenheiten  geöffnet  werden 
sollte,  an  irgendeinem  Gedenktag,  am  Fest- 
tag des  Gottes  oder  des  vergöttlichten 
Herrschers,  dem  es  geweiht  war,  und  daß 
es  an  diesen  Tagen  allgemeinerer  Verehrung 
zugänglich  gemacht  wurde. 


Ob  er  ein  Gott  ist  oder  ein  Kaiser,  hat 
man  bisher  nicht  feststellen  können ;  aber 
es  wird  kaum  noch  eines  Wortes  darüber 
bedürfen,  daß  das  gleiche  Götterbild  das 
Zentrum  des  Berliner  Triptychons  bildete. 
Dieses  selbst  war  nicht  das  einzige  seiner 
Art :  Reste  ganz  entsprechender  Darstellun- 
gen sind  auch  sonst  erhalten '). 

Die  Komposition  des  Triptychons  schließt 


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Abb.  3.     Relief  im  Museum   von  Kairo. 


Der  Votivcharakter  der  Tafeln  wird 
glücklich  bestätigt  und  die  Ergänzung  des 
Mittelbildes  ermöglicht  durch  ein  spätrömi- 
sches, schlecht  ausgeführtes  Relief  in  Kairo '), 
welches  dieselbe  Versammlung  wie  unser 
Bild  bietet,  ohne  daß  die  P'iguren  gleich 
streng  angeordnet  wären  (Abb.  3).  Vielmehr 
sind  sie  ungezwungen  in  zwei  Reihen  um 
die  Gestalt  des  Angebeteten  verteilt:  einen 
strahlenumkränzten  Jüngling,  welcher  mit 
mächtiger    Gebärde    in    der    Mitte    thront. 

')  Edgar,  Greec  sculpture,  Catal.  gen.  du  Mus^e 
du  Caire,  Xlll  Taf.  XXV,  Nr.  27569. 


die  drei  Teile  zu  einer  großen  Einheit  zu- 
sammen: in  der  Mitte  das  Bild  des  Gottes, 
von  den  Seiten  gleichmäßig  hinzueilend  die 
Adoranten,  denen  ein  Priester  voranopfert 
—  wie  die  Stifter  mittelalterlicher  Altäre 
sich  auf  den  Flügeln  darstellen  lassen  und 
durch  einen  Heiligen  als  Vermittler  der 
Jungfrau  in  der  Mitte  empfohlen  werden. 
Rein  formale  Parallelen  zu  dem  von  uns 
rekonstruierten  Triptychon  bilden  jene 
»Klapptafelbilder«,  welche  um  die  Wende 


')  Edgar,  a.  a.  O. 


19 


Klapptafelbüd,  Votivtriptychon  und  Flügelaltar. 


20 


unserer  Zeitrechnung  in  Malerei  auf  den 
gemalten  Wänden  Roms  und  der  vom  Vesuv 
verscliütteten  Städte  erscheinen.  Sie  lehnen 
auf  den  Wandgesimsen  oder  hängen  an  der 
Wand,  sind  meistens  drei-,  selten  fünfteilig 
und  haben  das  Aussehen  von  mehr  oder 
minder  tiefen,  oft  ganz  flachen  Kasten, 
welche  durch  Türchen  verschlossen  werden 
können ').  Diese  Türen  selbst  sind  nie  be- 
malt und  lassen  den  Blick  auf  das  Gemälde 
frei,  welches  oft  eine  künstlerisch  ausge- 
führte figürliche  Gruppe,  nicht  selten  auch 
ein  gewöhnliches  Stilleben  darstellt. 

Diese  Türen  sollen  im  Original  offenbar  das 
Bild  vor  Staub  und  Beschädigung  schützen. 
Man  mag  zu  solcher  Vorsichtsmaßregel  den 
Brauch  der  Christen  vergleichen,  ihre 
Heiligenbilder  in  mit  Schiebedeckeln  ver- 
schließbaren hölzernen  Kästchen  aufzube- 
wahren. Die  Flügel  der  christlichen  Diptychen 
und  Triptychen  erfüllen  den  gleichen  Zweck. 
Wichtiger  fast  als  der  Schutz  gegen  Staub 
mag  der  gegen  Verletzungen  beim  Trans- 
port gewesen  sein,  zumal  ein  Teil  der  älte- 
ren Heiligenbilder  —  zum  Beispiel  der 
Doppelbüsten  —  gleich  den  Porträts  der 
Imperatoren  die  Frommen  ins  Heerlager  be- 
gleitet haben  wird  ^). 

Seltsamerweise  hat  man  —  soweit  mir 
die  Literatur  zugänglich  ist  —  bisher  nie- 
mals zwei  Nachrichten  des  Vitruv  und 
Plinius  mit  diesen  Klapptafelbildern  in 
Verbindung  gebracht,  und  doch  scheinen 
erst  sie  den  seltsamen  Gebrauch  derartiger 
»Rahmung«  zu  erklären  s):  »Latericiis 
parietibus  excisum  opus  tectorium  propter 
excellentiam  picturae  ligneis  formis  in- 
clusum  Romam  deportavere«    und   »Pictu- 


■)  Bieber-Rodenwaldt,  Arch.  Jahrb.  XXVI  191 1, 
15  Anni.  6.  P.  Herrmann  verdanke  ich  die  Photo- 
graphie einer  Wand  der  Casa  delle  Vestali  (Giornale 
degli  scavi  di  Pomp.  N.  S.  III  Taf.  III ;  Gli  ornati 
delle  pareti  dell'  anticaPompei  I,  Napoli  1796,  tav.5): 
in  der  üblichen  Art  (Literatur  bei  W.  Weber,  Terra- 
kotten a.  a.  O.  1 38' ;  Daremberg-Saglio  s.  v.  Imago) 
gerahmte  Stilleben  mit  Türen,  deren  Flügel  jeweils 
in  der  Mitte  noch  einmal  umgeklappt  sind. 

')  Wulff,  Altchristliche  und  byzantinische  Kunst  I 
308,  Abb.  286;  Strzygowski,  Orient  oder  Rom? 
123 ff.;  vgl.  Wulff,  a.  a.  O.'  302;  Rev.  arch.  XIII 
1889,  25;  Daremberg-Saglio  s.  v.  Imago,  S.  414 
(Abb.) ;  Notitia  dignitatum  reo.  E.  Böcking  a.  v.  O. 

3)  Plinius  N.  H.  XXXV,  173;  Vitrovius  de  arch. 
II,  8,  9. 


rae  excisae  intersectis  lateribus  inclusae 
sunt  in  ligneis  formis«.  Wie  heute  im 
Neapler  Museum  wird  man  auch  damals 
die  herausgeschnittenen  Fresken  in  ihren 
kastenförmigen  Rahmen  aufgestellt  haben. 
So  fanden  sie,  auf  den  Wandsimsen  an 
die  Wand  gelehnt,  im  Hause  des  neuen 
Besitzers  jenen  Platz,  den  ihnen  die  Deko- 
rationsmaler auf  ihren  Nachbildungen  reich 
verzierter  Zimmerwände  zuweisen.  ■  Die 
Kastenform  des  Rahmens  wird  bei  diesen 
Nachbildungen  nicht  immer  gewahrt,  und 
auch  der  Inhalt  wechselt,  sodaß  in  vielen 
Fällen  die  Benennung  »Klapptafelbild«  das 
Richtige  treffen  wird,  obwohl  der  Ausgangs- 
punkt der  Entwicklung  im  Fresko  zu 
suchen  ist.    • 

Nach  den  erhaltenen  Malereien  zu  ur- 
teilen, sind  die  italischen  Künstler  niemals 
auf  den  Gedanken  gekommen,  die  Flügel 
der  Klappbilder  zu  bemalen.  Nur  rein 
äußerlich  bietet  daher  die  Form  des  Klapp- 
tafelbildes eine  Analogie  zum  Berliner 
Triptychon,  aber  daß  diese  Form  über- 
haupt vorhanden  war,  ist  ein  Beweis  dafür, 
daß  der  Gedanke,  ein  dreiteiliges  Kult-  oder 
Votivbild  herzustellen,  durchaus  im  Bereich 
der  Möglichkeit  lag. 
!  Ägypten  selbst  hat  uns  ein  Zeugnis  für  das 
sehr  hohe  Alter  des  dreiteiligen  Votiv-  und 
Kultbildes  erhalten.  Ich  meine  jenes  Relief  aus 
Tell-el-Amarna,  welches  den  König  Echnaton 
mit  seiner  Familie  darstellt  und  welches  an 
den  Seiten  zur  Aufnahme  von  Flügeln  ein- 
gerichtet ist  (Abb.  4).  Borchardts  Unter- 
suchungen haben  uns  gelehrt,  daß  dieses 
Relief  und  verwandte  seiner  Art  auf  niedri- 
gen, mit  kleinen  Stufen  und  Seitenwänden 
versehenen  Erhöhungen  innerhalb  der  Häuser 
aufgestellt  waren,  wo  sie  zweifellos  den 
Gegenstand  der  Anbetung  von  Seiten  der 
Bewohner  bildeten ') :  der  dreiteilige  »Flügel- 
altar« wurde  durch  diese  Entdeckung  für 
das  Altertum  nachgewiesen,  und  die  Berliner 
Tafeln  lehren  durch  den  Vergleich  eben  mit 
diesen  Werken  der  Epoche  Amenophis'  IV., 
daß  die  späte  Antike  in  Ägypten  die  gleiche 
Form  noch  gekannt  hat.  Zwar  läßt  sich 
die    Zeit    unseres    Triptychons    nicht    be- 


')  Mitt.d.D.O.G.i9i3,52,S.27Abb.9;  Das  alt- 
ägyptische Wohnhaus  im  14.  Jahrh.  v.  Chr.  1916, 
538,  Abb.  39. 


2] 


Klapptafelbild,  Votivtriptychon  und  FlUgelaltar. 


22 


stimmen,  doch  berechtigen  uns  der  Ver- 
gleich mit  dem  Kairener  Relief  und  allge- 
meine Erwägungen  zur  Ansetzung  in  die 
spätrömische  Epoche.  Nach  Analogie  des 
Echnatonaltars  werden  wir  demnach  an- 
nehmen dürfen,  daß  es  als  Votivbild  über 


steht,  aus  dessen  Verschlußloch  die  Schnüre 
herabhängen.  Das  jetzt  leere  Innere  ist 
gewiß  bemalt  gewesen.  Damit  ist  das 
Votivtriptychon  —  wie  manches  der  von 
Tibull  erwähnten  gemalten  Votive  an  Isis 
mag  diese  Form    gehabt   haben  (1,3,   28)! 


Abb.  4.     Relief  aus  Tell-el-Amama. 


oder  neben  einem  zugehörigen  Opferaltar 
seinen  Platz  hatte.  Diese  Vermutung  wird 
um  so  wahrscheinlicher,  als  sich  eine  ähn- 
liche Vereinigung  von  dreiteiligem  Votiv- 
bild und  Altar  auf  dem  hochinteressanten 
landschaftlichen  Relief  des  Louvre  (Schreiber, 
Hellenistische  Reliefbilder  Taf.I.XX)  findet, 
auf  welchem  in  einer  ländlichen  Opfer- 
szene auf  hohem,  neben  dem  Altar  auf- 
ragenden  Postament   ein    »Klapptafelbild« 


—  im  griechisch-römischen  Ägypten  (denn 
das  Relief  gehört  wohl  zu  der  ägyptischen 
Klasse:  Pagenstecher,  Über  das  landschaft- 
liche Relief  bei  den  Griechen  S.  48  f.)  fest- 
gestellt. Vom  Votiv-  zum  Kultbild  ist 
nur  ein  Schritt,  das  beweist  die  kultliche 
Verwendung  des  Echnatonreliefs. 

Die  Voraussetzungen  für  den  christlichen 
dreiteiligen  Altar  waren  also  in  Ägypten 
durch    das    dreiteilige  Votivbild    gegeben. 


23 


Klapptafelbild,  Votivtriptychon  und  Flügelaltar. 


24 


Allerdings  besaßen  nach  dem  Urteil  der 
Kirchenväter  die  ersten  Christen  keine 
»ßtufioi'«,  doch  können  mit  diesem  Ausdruck 
nur  Altäre  der  üblichen  heidnischen  Form 
gemeint  gewesen  sein').  Zahlreiche  Zeug- 
nisse beweisen  die  Existenz  tischförmiger 
christlicher  Altäre,  auf  denen  das  »Opfer« 
dargebracht  wurde.  Älter  noch  als  die 
eigentlichen,  eigens  für  den  Kirchen- 
kultus errichteten  Tischaltäre,  sind  offenbar 
jene,  welche  wir  als  »Truhenaltäre«  be- 
zeichnen können.  Gleich  den  Heiden  sind 
die  Märtyrer  in  den  Nischengräbern  der 
Katakomben  beigesetzt  worden,  entweder 
in  truhenförmigen  in  die  Wand  eingehaue- 
nen Sarkophagen,  oder  in  vor  der  Wand 
aus  Platten  frei  aufgerichteten  Steinkisten. 
Eine  flache  Steinplatte  diente  in  beiden 
Fällen  als- Deckel  -).  Indem  man  die  Wand- 
fläche über  dem  Grabe,  an  welchem  man 
die  Gedächtnisfeiern  abhielt,  bemalte,  ent- 
stand hier  der  christliche  Altar  schon  mit 
einer  Art  »Oberfrontale«. 

Bis  zur  mittelalterlichen  Predella  und 
zur  eigentlichen  Bildwand  hinter  dem 
kirchlichen  Altar,  der  wirklichen  »Ober- 
frontale«, aber  ist  noch  ein  weiter  Weg. 
Der  aus  ihr  hervorgegangene  Klapp-  oder 
Flügelaltar  ist  erst  eine  in  Italien  und 
im  Norden  etwa  gleichzeitig  nachweisbare 
Schöpfung  des  14.  Jahrhunderts,  entsprungen 
aus  dem  Wunsche,  verschiedene  den 
christlichen  Festen  entsprechende  Bild- 
szenen der  gläubigen  Gemeinde  zeigen 
zu  können.  Im  8.  Jahrhundert  setzte 
man  den  Reliquienschrein  auf  den.  Altar, 
doch  nicht  auf  den  Tisch  selbst,  der 
frei  bleiben  sollte,  sondern  auf  ein  Ge- 
rüst hinter  der  Mensa.  Dadurch  war 
mit  der  Ausbildung  einer  Altarrückwand 
begonnen,  die  später  durch  die  Predella 
ersetzt  wurde.  Über  dieser  wird  dann  die 
reich  mit  Malereien  verzierte  Oberfrontale 
aufgerichtet,  welche  sich,  in  drei  oder  fünf 
Teile    geteilt,  zum  Klappaltar  ausgestaltet. 

Es  ist  bisher  nicht  hinlänglich  beachtet 
worden,  daß  eine  lange  Entwicklung  die  Form 

')  Wetzer  und  Welters  Kirchenlexikon  s.  v.  Altar ; 
Religion  in  Geschichte  und  Gegenwart  s.  v.  Altar. 

')  Wulff  a.  a.  O.,  I,  i8ff, ;  Sieglin- Schreiber, 
Ausgrabungen  in  Alexandria  I,  a.  v.  O. ;  Pagen- 
stecher, Nekropolis  S.  142  u.  ö. 


des  mittelalterlichen  Altares  vorbereitet,  eine 
Entwicklung,  welche  letzten  Endes  un- 
mittelbar an  die  heidnische  Epoche  an- 
knüpft. Jene  feinsten  und  zierlichsten 
Kunstwerke  altchristlicher  und  byzantini- 
scher Meister,  die  elfenbeinernen  Diptychen 
und  Triptychen,  haben  zum  Teil  als  Trag- 
altärchen  Verwendung  gefunden.  An  den 
herrlichen  Exemplaren  des  10.  Jahrhunderts, 
welche  das  Kaiser-Friedrich-Museum  und 
der  Louvre  bewahren,  ist  die  Dreiteilung 
bereits  völlig  durchgeführt  und  das  Mittel- 
bild den  Seitenflügeln  aufs  stärkste  über- 
geordnet'). 

Das  Berliner  Kreuzigungsaltärchen  zeich- 
net die  Hauptgruppe  dadurch  aus,  daß 
es  ihre  Gestalten  über  die  ganze  Fläche 
ausdehnt,  während  die  Seitenfiguren  in 
zwei  Reihen  übereinander  angeordnet  sind 
—  wie  auf  den  Berliner  Tafeln.  Ursprüng- 
lich resultiert  die  Dreiteilung  zweifellos  aus 
der  Notwendigkeit  des  Verschlusses,  aus 
demselben  Zwange  also,  der  schon  die 
Klapptafelbilder  entstehen  ließ.  Daß  man 
nicht  zu  dem  einfacheren  Schiebedeckel 
griff,  wie  es  byzantinische  Maler  taten, 
sondern  das  Triptychon  bevorzugte,  hat 
jedoch  seinen  Grund  in  der  Möglichkeit 
größerer  Prachtentfaltung  und  zeigt  zugleich, 
wie  stark  der  Gedanke  an  die  Möglichkeit 
der  Dreiteilung  im  Bewußtsein  der  Künstler 
oder  der  Gläubigen  sich  erhalten  hatte. 

Reste  dreiteiliger  christlicher  Altarge- 
mälde aus  sehr  früher  Zeit  sind  erhalten, 
einmal  selbst  ein  fünfteiliges,  und  von 
ihnen  geht  das  älteste,  ein  aus  Ägypten 
stammender  Flügel  der  Sammlung  Gole- 
niäöew,  sogar  bis  in  das  6.  oder  7.  Jahr- 
hundert zurück  2).  Die  Regel  ist  hier, 
wie  auch  bei  den  Elfenbeinschnitzereien, 
horizontale  Zweiteilung  der  Flügel,  die 
entweder  mit  ganzen  Figuren  oder  mit 
Büsten  oder  mit  heiligen  Szenen  bemalt 
werden.  Es  kann  keine  Frage  sein,  daß 
die  Berliner  Bilder  den  gleichen  Typus 
des  Kultbildes  in  älterer,  heidnischer  Auf- 
fassung repräsentieren. 

j         »)  Wulff  a.  a.  O.  U  613  ff. 

\         ')  Bauer-Strzygowski,  Denkschr.  d.  Wiener  Ak.i- 
'    demie,    Phil.  -  histor.   Klasse   LI    1906    (Eine   alex- 
andrinische  Weltchronik)   198;    Gayet,  L'art  copte, 
i    255  ff.;  Wulff  a.  a.  O.  I  312. 


25 


Erweibungen  der  Sammlungren  Münchens  1916 — 191 7. 


26 


Diese  geringen  Spuren  des  dreiteiligen 
heidnischen  in  engster  Verbindung  mit 
dem  Altar  stehenden  Votivbildes  werden 
genügen,  sein  Vorhandensein  im  Altertum 
zum  mindesten  in  Ägypten  zu  beweisen. 
Weitere  Untersuchungen  über  das  Verhält- 
nis zwischen  Altar  und  dem  am  Altar  ver- 
ehrten Götterbild  müssen  hier  klärend  und 
fördernd  einsetzen.  Es  scheint,  daß  an  die 
Stelle  der  Statue  hinter  oder  neben  dem 
Altar  der  Votivpinax  und  ebenso  das  drei- 
teilige Votivbild  als  Gegenstand  der  Ver- 
ehrung treten  kann.  So  konnte  aus  dem 
heidnischen  Votivtriptychon  der  frühe  christ- 
liche Triptychonaltar  erwachsen.  Und  diese 
gemalten  Triptychen  dürfen  als  Vorläufer  des 
mittelalterlichen  Flügelaltars  gelten,  mit  dem 
sich  eine  unmittelbare  Verbindung  jedoch 
noch  nicht  herstellen  läßt.  Die  außer- 
ordentliche Bedeutung,  welche  Ägypten 
für  die  Entwicklung  der  christlichen 
Kunst  und  des  christlichen  Kultus  gehabt 
hat,  wird  durch  diese  neue  Erkenntnis 
wiederum  ins  Licht  gesetzt.  Die  Berliner 
Tafeln,  mögen  sie  ein  gemaltes  Bild,  ein 
Relief  oder  eine  Statuette  in  flacher 
»Kapelle«  umschlossen  haben,  vermitteln 
zwischen  dem  Echnatonrelief  des  Neuen 
Reiches  und  dem  christlichen  Flügelaltar 
des  14.  Jahrhunderts,  dessen  tiefste  Absicht 
künstlerischeErfüIlungallerdings  wohlerst  in 
den  innerlich  untrennbar  verknüpften  Tafeln 
des  Triptychons  des  20.  Jahrhunderts  ge- 
funden hat :  »  Le  triptyque  represente,  en  m6me 
temps  qu'un  progr^s  d'organisation,  un  pro- 
gres  de  complexite;  ä  cotd  du  principe  d'ordre, 
un  principe  de  developpement.  Son  ideal 
est  ä  la  fois:  plus  d'harmonie  et  plus  de 
richesse.  .  .  A  la  notation  exacte  et  rapide 
des  faits  succ^de  une  representation  qui 
tient  compte  de  leurs  rapports,  de  leurs 
liaisons  interieures,  une  orchestration  des 
th^mes  qui  les  transfigure  et  devient  elle- 
mSme,  comme  dans  la  Symphonie,  le  veri- 
table  objet  de  l'art«  ■). 

Rostock  i/M.  Rudolf  Pagenstecher. 


ERWERBUNGSBERICHTE. 

ERWERBUNGEN  DER  SAMMLUNGEN 
MÜNCHENS  1916— 17. 

Vgl.  die  offiziellen  Berichte  im  Münchner 
Jahrbuch  der  bildenden  Kunst,  X  191 6 — 18, 
266  ff.  Hier  wird  daraus  nur  mitgeteilt, 
was  sich  auf  antike  Kunst  bezieht.  Einige 
Berichte  für  1916  sind  schon  oben  19 17, 
27   mitgeteilt. 

K.  GLYPTOTHEK  UND  SKULP- 
TURENSAMMLUNG   DES    STAATES 
1917- 

Die  ungünstigen  Verhältnisse  des  Kunst- 
handels haben   in    den   letzten  Jahren  An- 


')  Louis    Gillet,   La    renaissance    du    triptyque ; 
Gaz.  des  beaux  arts  XIX   1906,  383  ff. 


Abb.  I.     Porträtbüste  trajanischer  Zeit. 

kaufe  vereitelt,  dagegen  hat  die  Glyptothek 
für  eine  Gabe  zu  danken,  die  ihr  durch 
Vermächtnis  I.  Exz.  der  Frau  General- 
stabsarzt Anna  von  Lotzbeck  (-j-  16.  April 
1917)  zufiel.  Die  hier  (Abb.  i)  abgebildete 
Marmorbüste  wurde  s.Z.  in  Rom  durch  Prof. 
von  Kopf  erworben  und  galt  als  jugend- 
licher Tiberius,  mit  dem  sie  in  der  Tat 
eine  gewisse  physiognomische  Ähnlichkeit 
hat.  Aber  der  Stil,  der  auf  Entstehung 
in  trajanischer  Zeit    schließen  läßt,    wider- 


27 


Erwerbungen  der  Sammlungen  Münchens   1916 — 1917. 


28 


spricht  der  Benennung.  Die  Büste  dieses 
fast  noch  knabenhaften  jugendlichen  Mannes 
ist  27  cm  hoch.  Ergänzt  ist  die  Nase  etwa 
von  der  Mitte  des  Rückens  bis  zur  Spitze, 
jedoch  sind  die  Nasenflügel  alt.  Die  linke 
Gesichtshälfte  zeigt  stärkere  Sinternieder- 
schläge, die  Ohren  sind  bestoßen,  sonst  ist 
die  Erhaltung  gut.  Der  Kopf  war  zum 
Einsetzen  bestimmt;  das  EinsatzstUck,  sorg- 
fältig gespitzt,  ist  erhalten.  Das  Haar  ist 
schlicht  vom  Wirbel  nach  vorne  gekämmt 
und  liegt  dem  Kopfe  dicht  an ;  oben  und 
hinten  ist  es  nur  wenig  ausgearbeitet.  Das 
Werk  vertritt  die  Porträtkunst  der  trajani- 
schen  Zeit  gut  und  charakteristisch. 

Eine  andere  Bereicherung  der  Glyptothek 
erfolgte  durch  Verlegung  des  Arch.  Zeitung 
1877  Taf.  3  abgebildeten  Mosaikbildes  aus 
Sentinum  (Sassoferrato)  in  den  Fußboden 
des  Trojanischen  Saales;  Als  Geschenk 
der  Herzogin  von  Leuchtenberg  in  den  Be- 
sitz Ludwigs  L  gelangt,  wurde  es  mit  großen 
Mühen  nach  München  überführt  und  in 
der  Alten  Pinakothek  in  einem  der  Säle 
der  Vasensammlung  untergebracht,  ohne 
dort  recht  zur  Geltung  zu  kommen.  Die 
Neuordnung  der  dortigen  Sammlung  machte 
das  Verbleiben  des  Mosaiks  unmöglich  ;■ 
die  Neuaufstellung  in  dem  geräumigeren, 
helleren  und  durch  seine  festliche  Aus- 
stattung dem  Mosaik  angemesseneren  Saale 
hat  dies  tüchtige,  wohl  der  frühen  Kaiser- 
zeit angehörige  Werk  zu  einer  ganz  neuen, 
kräftigen,  schmückenden  Wirkung  gebracht. 
Die  Abbildung,  welche  die  breite  orna- 
mentale Einfassung  unterdrückt  und  nur 
das  eigentliche  Figurenbild,  Helios  mit  dem 
Zodiakos,  ihm  zu  Füßen  Gaia  und  die  als 
Kinder  gebildeten  vier  Jahreszeiten,  wieder- 
gibt, kann  davon  keine  Vorstellung  geben. 
Die  z.  T.  recht  schwierigen  Herstellungs- 
arbeiten leitete  Herr  G.  Grapputo;  vgl. 
Bayerische  Staatszeitung  191 7  Nr.  87  a. 
Paul  Wolters. 

K.  MUSEUM  ANTIKER  KLEINKUNST 
1917. 

Die  Sammlung  hat  nur  die  Bereicherung 
durch  zwei  Bronzearbeiten  zu  verzeichnen. 

I.  Statuette  eines  stehenden  nackten 
Jünglings  im  Schema  der  archaischen  sog. 


Apollines.  Inv.  3937  (Abb.  2).  Höhe  0,09. 
Gefunden  angeblich  in  Sparta  mit  zwei 
andern  gleichartigen  Exemplaren,  welche 
in  die  Sammlung  des  archäologischen  In- 
stituts der  Universität  Leipzig  gelangt  sind. 
Die  Oberfläche  zeigt  dunkelgrüne  Patina. 
Die  Haare  fallen  hinten  in  breiter  Masse 
auf  den  Rücken  herab.  Das  Gesicht  ist 
von  primitiver  Roheit,  die  sich  vor  allem 
in  der  Augenbildung  äußert.  Das  Glied 
ist  stark  hervorgehoben.    Eigenartig  ist  die 


Abb.  2.     Archaische  Bronzestatuette  eines 
Jünglings. 

Form  der  mitgegossenen  Basis.  Der  Fund- 
ort scheint  mir  dem  Stil  nach  zu  schließen 
glaublich  zu  sein. 

2.  Prachtvolles  römisches  Weinsieb  mit 
reicher  in  Durchlochung  hergestellter  orna- 
mentaler Verzierung.  Inv.  3938  (Abb.  3,  4). 
Gefunden  bei  Pompeji.  Höhe  0,08.  Durch- 
messer 0,225.  ^01  schöner  blaugrüner 
Patina.     Geschenk  eines  Gönners. 

Die  Schale  ist  gegossen  und  dann  im 
Innern  ganz  dünn  abgedreht,  während  der 
i'/i  cm  hohe,  nach  außen  überhängende 
Rand    dicker    gelassen    wurde.      Die    mit 


29 


Erwerbungen  der  Sammlungen  Münchens  1916 — 1917. 


30 


außerordentlicher  Sicherheit  una  feinstem 
Geschmack  durchgeführte  Durchlochung 
ergibt  im  Ornament  mehrere  Zonen,  als 
Zentrum  eine  Rosette,  dann  eine  Blattranke, 
ferner  eine  Reihung  von  abwechselnd  Blüten- 
kelchen und. Blattstauden,  nur  einmal  unter- 
brochen durch  einen  Wasservogel  mit  Blatt 
im  Schnabel,  endlich  eine  Spiralranke.  Auf 
dem  Rande  ist  im  Innern  in  Punkten  ein- 


und  mit  reliefgeschmücktem  Handgriff  ver- 
sehene, allerdings  der  Künstlerinschrift  ent- 
behrende Stück,  das  in  der  zweiten  Hälfte 
des  17.  Jhdts.  in  der  Nähe  von  Rom  ge- 
funden war  und  sich  im  Besitz  eines  Herrn 
Mayer  aus  Lyon  befand  (die  am  leichtesten 
zugängliche  Abbildung  bei  Montfaucon, 
L'Antiquite  III,  i  Tafel  62),  verschollen  zu 
sein  scheint.  J.  Sieveking. 


Abb.  3.     Bronzenes  Weinsieb,  bei  Pompeji  gefunden. 


gestanzt  die  Künstlerinschrift  PERTVDIT 
.  POMPEIS  •  FELICIO.  Eine  spätere  Zutat 
wird  der  äußere  aufgelötete  blattförmige 
Henkelansatz  mit  Ring  zum  Aufhängen 
sein,  da  er  die  Durchlochung  in  plumper 
Weise  zudeckt. 

Das  Sieb  ist  eine  Arbeit  der  frühen 
römischen  Kaiserzeit  und  wohl  das  reichste 
aller  erhaltenen  Exemplare  dieser  Gattung, 
nachdem    das  im  Muster  noch  prächtigere 


ANTHROPOLOGISCH-PRÄHISTO- 
RISCHE STAATSSAMMLUNG. 

PRÄHISTORISCHE  ABTEILUNG. 

Dem  von  F.  Birkner  für  19 16 — 17  er- 
statteten ausführlicheren  Bericht  sei  mit 
gebotener  Beschränkung  auf  das  eigentliche 
Gebiet  dieser  Zeitschrift  nur  der  Hinweis 
entnommen,  daß  die  Sammlung  außer  Nach- 
bildungen wichtiger  bayrischer  Funde,   die 


31 


Erwerbungen' der  Sammlungen  Münchens   1916 — 1917. 


32 


Abb.  4.      Unteransicht  von  Abb.  3. 


in  andern  Sammlungen  aufbewahrt  werden, 
Originale  der  Bronze-  und  Hallstattzeit 
erwarb.  Die  schon  seit  geraumer  Zeit  be- 
triebene Untersuchung  der  spätkeltischen 
Eisengewinnungsstellen  bei  Kelheim  wurden 
fortgesetzt;  Funde  und  Nachbildungen  von 
solchen  kamen  in  die  Sammlung. 

BAYERISCHES    NATIONALMUSEUM 
MÜNCHEN   1916. 

Für  die  Abteilung  römischer  Altertümer 
wurde  außer  einem  ziemlich  defekten  Bronze- 
kessel ein  bronzenes  grünpatiniertes  Ast- 
fragment,   möglicherweise    ein    Teil    einer 


Votivgruppe,  erworben.  Ein  ähnliches  Stück, 
der  Bärengöttin  »Deae  Artioni«  geweiht, 
ist  in  Muri  bei  Bern  erhalten  (abgebildet 
bei  Reinach,  Repert.  statuaire  11,  258; 
m,  98).  Ph.  M.  Halm. 

MÜNZSAMMLUNG. 
(1916/17.) 

Auf  dem  Gebiete  der  antiken  Münzen 
macht  sich  nach  wie  vor  die  Unterbrechung 
der  Verbindungen  mit  dem  Orient  und  der 
Levante  fühlbar.  Wenn  trotzdem  eine  Reihe 
von  Seltenheiten  und  Kostbarkeiten  dieser 
Gattung   erworben  werden  konnten,   so  ist 


33 


Erwerbungen  der  Sammlungen  Münchens  1916 — 1917. 


34 


dies  in  erster  Linie  der  Schenkung  eines 
ungenannt  bleibenden  Freundes  unserer 
Sammlung  zu  verdanken,  die  uns  in  Stand 
setzte,  einzelne  noch  im  Handel  auf- 
tauchende bedeutendere  Stücke  dem  Staats- 
besitz zu  sichern.  Eine  Reihe  von  wichti- 
geren Stücken  erscheint  auf  einer,  dem 
Bericht  im  Münchner  Jahrbuch  beigegebe- 
nen Tafel,  deren  Nummern  wir  hier  zu 
etwaiger  rascherer  Orientierung  beibehalten, 
uns  allerdings  auf  die  Nennung  einiger 
seltenerer  und  schöner  Gepräge  beschränken. 
Nr.  I  100-Litren-Stück  von  Syrakus; 
Typus  des  Stempelschneiders  Kirnon:  - — 
Nr.  2  Desgleichen ;  Typus  des  Eiaainetös 
(vgl.  Evans,  Syracusan  Medallions,'  Nüm. 
Chron.  III.  Serie  XI  i8gi,  Taf.  10,  3  und- 
13,  i).  — Nr.  4  Hemidrachme  von  Himera. 
Nackter  Jüngling  mit  Stab  in  der  Rechten 
und  Muschel  in  der  erhobenen  Linken,  auf 
einem  Bock  reitend.  Rs.  Schwebende  Nike 
mit  Aplustre. —  Nr.  5  Tetradrachme  von 
Segesta,  Jäger  mit  Hund  (Egestos).  Rs. 
Quadriga, .  dafüb.er  Nike  (vgl!  Lederer,  Te- 
tradrachmenprägung von .  Segesta  Nr. .  lo"?). 
—  Nr.  6  Tetradrachme  von  Leontini,  Ropf 
des  Apollo.  Rs.  Löwenhaupt.  Strenger 
Stil.  —  Nr.  7  Tetradrächme  von  Agrigent, 
Adler.  Rs.  Krabbe,  darunter  feines  lineares 
Ornament.  —  Nr.  9  Abb.  5  Karystos  auf 
Euboea.  Didrachme,  Königskopf,  bartlos, 
nach  rechts,  geschmückt  mit  einem  Kranze, 
der  mit  einem  Band  umwunden  ist.  Rs.  Zweige- 
spann, von  Nike  gelenkt,  die  in  der  Rechten 
eine  mit  Tänie  geschmückte  Palme,  in  der 
erhobenen  Linken  die  Zügel  hält.  Über 
den  Pferden  ein  Reifen  oder  Kranz,  darin 
ein  Dreizack  (Wappenzeichen  der  Stadt). 
Die  seltene  Münze  ist  mehrfach  besprochen 
und  der  Königskopf  auf  verschiedene  Dia- 
dochen  gedeutet  worden,  so  auf  Antiochos 
III.,  auf  Attalos  L,  zuletzt  von  Six  auf 
Alexander,  den  Sohn  des  Krateros,  der  um 
265  V.  Chr.  die  Insel  Euboea  beherrschte 
und  seine  Herrschaft  mit  Erfolg  gegen 
Antigonos  Gonatas  verteidigt  zu  haben 
scheint.  Das  vorliegende  Stück  übertrifft 
die  bekannten  Exemplare  im  Haag  und  in 
London,  sowohl  was  Stil  wie  Erhaltung 
und  Vollständigkeit  betrifft,  wenn  auch  von 
dem  Stadtnamen  unter  den  Pferden  nur 
spärliche    Reste    erkennbar  sind.     Deutlich 

Archäolo^scher  Anzetgfer  1919. 


ist  hier,  daß  der  Blattkranz  des  Kopfes  mit 
einer  Binde  umwunden  ist,  ähnlich  wie  er 
auf  den  Attaliden-Münzen  als  Zeichen  der 
Vergötterung  auftritt.  Hierdurch  wächst 
die  Anwartschaft  der  pergamenischen  Könige, 
in  erster  Linie  Attalos'  I.  —  Nr.  8  Ephesos, 
persische  Satrapie  in  lonien  (Memnon  von 
Rhodos?):  Der  Großkönig  mit  Bogen  und 
Szepter  mit  der  -  griechischen  Beischrift 
nrOArO-PH2.  Rs.  Incusum  mit  unregel- 
mäßig granuliertem  Grund.  Stater  im  rho- 
dischen  Gewicht  von  14,97  g.  Die  außer- 
ordentlich seltene  Münze  verbindet  das 
Bild  des  Perserkönigs  im  Typus  der  Da- 
reiken  mit '  einer  griechischen  Namensauf- 
schrift. Nach  einer  ansprechenden  Ver- 
mutung von  Six  handelt  es  sich  hier  um 
eine  Prägung,  die  der  persische  General 
MemnoU'  von  Rhodos  im  Jahre  334  in 
Ephesos  während  der  Okkupation  der  Stadt 
für  seine  persischen  Söldner  vornehmen 
ließ.  Der  Name  Pythagores  bezeichnet  einen 
ephesischen  Prytanen  dieses  Jahres,  der  auch 


Abb.  5  (Nr.  9).     Didrachme  von  Karystos. 

sonst  auf  autonomen  Münzen  der  Stadt 
Ephesos  vorkommt.  —  Nr.  10  Stater  König 
Philipps  II.  von  ungewöhnlich  feinem  Stil, 
mit  Kantharos  als  Beizeichen  der  Münz- 
stätte Mende.  —  Eine  Kollektion  von  74 
griechischen  Bronzemünzen,  die  für  das 
griechische  Festland,  namentlich  Nordgrie- 
chenland, daneben  auch  Kleinasien  und  die 
Inseln  einen  erwünschten  Zuwachs  bedeu- 
teten, wurden  insgesamt  aus  einer  alten 
Sammlung  erworben.  Wir  heben  hervor: 
4  Doppelviktoriate  des  thessalischen  Bundes, 
darunter  einer  mit  der  Verbindung  des 
unbekannten  Beamtennamen  Msvsoyjfjios  mit 
»PcpsxpaTir/C  vsfuTspo;  (zu  Münsterberg  S.  102), 
ferner  mit  dem  Beamtennamen '  IrcitaiTa?  in 
Verbindung  mit  flautjavi  ////.  , —  Bronze 
von  Theben,  Kopf  mit  Mauerkrone.  Rs. 
Dionysos     langgewandet     mit     Kantharos, 


35 


Zu  den  dorischen  Kranzgesimsen  Athens. 


36 


archaisch,  (vgl.  Münsterberg,  Num.  Zeit- 
schrift 191 1,  114  und  Head,  Num.  Chron. 
1881,  271,  Variante  mit  anderer  Anordnung 
der  Schrift).  Das  Exemplar  bei  Imhoof- 
Gardner,  Num.  Comm.  on  Pausanias  S.  112, 
3,  als  Unikum  bezeichnet,  hat  unvollstän- 
dige Schrift  (vgl.  auch  Sestini,  Museo  Fontana 
Taf.  4,  16).  —  Bronze  von  Chalkis  (Abb.  6), 
Kopf  des  Caracalla,  belorbeert,  Rs.  Gany- 
med  mit  Pedum  in  der  Linken,  vom  Adler 
emporgetragen.   Im  Felde  XAA-KI.  Scheint 

AE-QN 
unediert  Die  Komposition,  innerhalb  deren 
der  Adler  dominiert,  unterscheidet  sich 
wesentlich  von  den  bekannten  Ganymed- 
Darstellungen  der  Münzen  von  Ilion,  Dar- 
danos,  Hadrianopolis  und  Sebaste.  Die 
Münze  illustriert  eine  Stelle  des  Athenaeus 
(XIII,  601),    wonach    der   Raub    an  einem 


Abb.  6.     Bronzemünze  von  Chalkis. 


Orte  Harpagion  bei  Chalkis  lokalisiert  wird, 
und  sie  beweist,  daß  es  sich  hierbei  nicht 
nur  um  eine  gelehrte  etymologische  Spielerei 
handelt,  sondern  um  eine  volkstümliche 
Überlieferung,  die  noch  im  3.  Jahrhundert 
n.  Chr.  lebendig  war.  —  Thelpusa,  Bronze- 
münze des  Caracalla  mit  Contremarke.  Rs. 
Gehörnter  Pan,  schreitend  mit  Pedum  und 
Fell.  Nicht  im  Britischen  Museum.  Abgeb. 
im  Auktionskatalog  Jak.  Hirsch  Nr.  XIII, 
Taf.  XXXI,  2888.  —  Nr.  17.  Eine  münz- 
geschichtliche Merkwürdigkeit  stellt  die 
kleine  Goldprägung  des  Anastasius  I.  dar: 
Brustbild,  Rs.  Viktoria.  Das  Stück  besitzt 
das  Gewicht  eines  Solidus  (4,42  g),  ist 
aber  mit  dem  Stempel  eines  Triens  (Saba- 
tier,  Bd.  I,  S.    152,  Nr.   5)  geprägt. 

Im  ganzen  betrug  der  Zuwachs  157  Stück. 

Außerdem  wurden  fünf  meist  flüchtig 
geschnittene  Ringplatten  aus  Bronze,  zum 
Teil  versilbert,  darstellend  Poseidon  stehend, 


Hermes  schreitend,  weiblichen  Kopf  usw., 
erworben.  G.  Hab  ich. 


ZU  DEN  DpRISCHEN  KRANZ- 
GESIMSEN ATHENS. 


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J3 


In  dem  Geleitwort  zum  Winckelmann- 
Festblatt,  das  H.  Sitte-Innsbruck  zu  Ostern 
19 19  herausgegeben,  und  dem 
er  kurz  nachher  noch  einen  Nach- 
trag beigefügt  hat,  verbreitet  sich 
der  Verfasser  ausführlich  über  die 
Anordnung  der  Fugenteilung  an 
den  Gesimsen  des  Parthenon. 
Seine  Beobachtungen  decken  sich 
mit  dem,  was  aus  dem  neuen 
französischen  photographischen 
Werk  Collignon-Eggimann  ent- 
nommen werden  kann.  Am  Parthe- 
non war  tatsächlich  keine  volle 
Symmetrie  der  Fugenteilung  an 
den  Geisa  der  Giebelseiten.  Darin 
eine  besonders  grandiose  Art  zu 
erkennen,  geht  doch  wohl  etwas 
weit  Die  Anordnung  mag  ihren 
Grund  vielmehr  in  der  Verteilung 
der  Arbeiten  auf  verschiedene 
Steinmetzen  .gehabt  haben.  Das 
läßt  sich  zwar  ohne  eine  Nach- 
prüfung, etwa  von  besondern 
kleinen  Steinmetzeigentümlich- 
keiten oder  Zeichen  nicht  be- 
weisen, ist  aber  immerhin  eine 
sachlich  wahrscheinliche  Ver- 
mutung. Die  Anordnung  der 
Fugen  an  den  Geisonplatten  des 
Theseions  tadelt  Sitte  wegen 
der  absoluten  Symmetrie;  ich 
halte  diesen  Tadel  nicht  für  be- 
rechtigt. Völlige  Durchbildung 
aller  Einzelheiten  nach  einer 
strengen  Einordnung  ins  Ganze 
ist  doch  das  besondere  Kenn- 
zeichen des  kanonischen  Stils  und 
sein  Endziel.  Schon  am  Tempel 
von  Aeginakann  die  Symmetrie  der  Fugentei- 
lung nachgewiesen  werden,  vgl.  Aegina, 
Heiligtum  der  Aphaia,  Taf.  34.  Dort  hat 
man  sich  mit  der  technisch  schwierigen 
und  nicht  ganz  einwandfreien  Spaltung  der 
Tropfenplatten  über  den  Metopen  geholfen. 
Am   Theseion    ist    das   gleiche   wenigstens 


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3 


27     Galvanoplastische  Nachbildung.  —  Archäologische  Gesellschaft  lu  Berlin.     Februar-Sitzung  191 9.     ^ö 


in  der  Mitte  geschehen,  während  rechts 
und  links  von  beiden  Mittelstücken  dann 
eine  symmetrische  Fugenteilung  neben  den 
Mutuli  stattfindet.  Dagegen  ist  am  römi- 
schen Markttor  die  Sache  anders  als  Sitte 
in  seiner  Abbildung  7 ,  Seite  7 ,  angibt. 
Ich  vermag  allerdings  nur  nach  ziemlich 
großen  Photographien  zu  urteilen,  aber  alle 
zeigen  übereinstimmend  genügend  deutlich 
eine  unsymmetrische  Fugenteilung  (s.  die 
Abb.).  Nur  die  Eckblöcke  sind  gleich,  aber 
innerhalb  dieser  ist  die  Reihe  ohne  Regel 
durch  ungleich  lange  Platten  gebildet.  Also 
der  römische  Baumeister  arbeitet  nicht  mehr 
mit  der  Absicht  reinster  Durchbildung, 
sondern  geschäftsmäßig  unter  möglichster 
Ausnützung  seiner  Steinquadern;  ob  dabei 
die  Fuge  die  formale  Durchbildung  stört 
oder  nicht,  ist  ihm  völlig  gleichgültig.  So 
dient  gerade  dieser  Giebel  als  Folie  zu 
den  klassischen  Lösungen  der  perikleischen 
Zeit.  E.  Fiechter. 


GALVANOPLASTISCHE  NACH- 
BILDUNG. 

Der  von  Amelung,  Bonn.  Jahrb.  loi, 
1897,  153fr.,  veröffentlichte,  imBonnerAka- 
demischen  Kunstmuseum  befindliche  Aus- 
guß einer  verschollenen  Form  mit  dem 
Relief  von  Aphrodite  und  Eros  geht  wahr- 
scheinlich auf  ein  Metalloriginal  des  fünften 
Jahrhunderts  zurück,  als  dessen  Verfertiger 
wir  uns  einen  der  ersten  Meister  der  To- 
reutik  aus  dem  Kreise  des  Phidias  zu 
denken  haben.  Trotz  der  verschiedenen 
Abformungen  in  weichem  Material,  die 
zwischen  dem  Original  und  dem  er- 
haltenen Ausguß  liegen,  ist  von  dem  Stil 
des  Originals  noch  genug  erhalten,  um  eine 
Rückübersetzung  in  Metall  wünschenswert 
erscheinen  zu  lassen.  Eine  solche  ist  jetzt 
mit  gutem  Erfolge  von  der  Württembergi- 
schen Metallwarenfabrik,  Geislingen-Steige 
in  Württemberg,  auf  galvanoplastischem 
Wege  nach  einem  Gipsabguß  des  Bonner 
Reliefs  vorgenommen  worden.  Die  Nach- 
bildungen sind  daselbst  zum  Preise  von 
33  Mark  in  versilberter,  oxydierter  Aus- 
führung oder  30  Mark  in  Bronzeton  zu 
beziehen. 

Gießen.  G.  Rodenwaldt. 


ARCHÄOLOGISCHE  GESELLSCHAFT 
ZU  BERLIN. 

Die     Januar-      und     März-Sitzungen 
mußten  wegen  Unruhen  ausfallen. 

Sitzung  vom  4.  Februar   1919. 

Herr  Schweitzer  sprach  über  ein  Bronze- 
medaillon aus  Smyrna  (Abb.  i),  das  im 
Oktober  1913  bei  Helbing  in  München  zur 
Versteigerung  kam  und  vom  Museum  für 
Völkerkunde  in  München  angekauft  wurde. 
Es  ist  in  einem  bei  dieser  Gelegenheit  ge- 
druckten Katalog  der  Auktion  Helbing  (An- 
tike und  byzantinische  Kleinkunst  aus  aus- 
ländischem und  Münchener  Privatbesitz)  auf 
S.  38  zum  erstenmal  abgebildet.  Der  Durch- 
messer beträgt  nach  Angabe  des  Katalogs 
6,6  cm.  Aus  der  Abbildung  allein  ließ 
sich  bis  jetzt  keine  befriedigende  Ver- 
mutung über  die  einstige  Verwendung  des 
kleinen  Reliefs  gewinnen.  Nach  einer  kurzen 
Beschreibung  der  dargestellten  Opferszene 
erwies  der  Vortragende  an  verschiedenen 
Einzelheiten  der  Tracht  die  Priestereigen- 
schaft des  Opfernden.  Der  spitze  Pilos, 
in  Etrurien  als  Kopfbedeckung  der  Priester 
von  Heibig  und  Körte  nachgewiesen,  wird, 
wie  so  manche  Elemente  des  etruskischen 
Kultus,  von  diesem  Volke  aus  Kleinasien, 
also  gerade  der  Heimat  unseres  Reliefbildes, 
mitgebracht  worden  sein,  wo  er  in  einem 
vorausliegenden  Stadium  der  typische  Götter- 
hut war.  Damit  gewinnt  auch  das  Kinn- 
band, mit  dem  hier  die  Mütze  festgehalten 
wird,  erhöhte  Bedeutung.  Denn  für  Rom 
ist  es  überliefert  (Plut.  Marcellus  V;  Vale- 
rius  Max.  I  i,  5),  für  Etrurien  durch  Körte 
erschlossen,  daß  diese  Sicherung  der  Kopf- 
bedeckung des  Priesters  ihre  bestimmte 
kultische  Bedeutung  hatte:  sie  sollte  ver- 
hindern, daß  der  Hut  während  des  Opfers 
herabfiel,  was  als  böses  Omen  galt.  Schließ- 
lich kann  auch  die  Doppelaxt  im  Verein 
mit.  den  übrigen  Anzeichen  als  sicheres 
Indizium  priesterlicher  Würde  dienen. 
Noch  lange  nach  dem  Ableben  der  unter 
ihrem  Zeichen  stehenden  großen  Religionen 
Kleinasiens  und  Kretas  hat  sie  sich,  auch 
abgesehen  davon,  daß  sie  eine  Lieblings- 
wafife  mancher  Dämonen  und  Heroen,  also 
wieder    Wesen    höherer    Art,    blieb,   einen 


39 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Febiuai-Sitzung  19 19. 


40 


Rest  sakralen  Charakters  bewahrt.  Der 
griechische  toXsxu?  läßt  sich  ebenso  sicher 
als  Opfergerät  bei  den  attischen  Euphonien 
nachweisen,  als  die  römische  securis  für  die 
Priesterin  der  Bellona,  zu  Rom  überliefert 
ist  (Tib.  I,  6,  47).  Ohne  der  Möglichkeit 
einer  genaueren  Datierung  vorzugreifen, 
läßt  der  Vergleich  des  Thymiaterions  mit 
ähnlichen  Typen,  darunter  auch  solchen 
auf  smyrnäischen  Münzen  (K.  Wigand, 
Thymiateria  Taf.  IV   117),  eine  Datierung 


Abb.  I.     Bronzemedaillon  aus  Smyma. 


des  Reliefs   etwa   in   die   ältere  Kaiserzeit, 
das   I. —  2.  Jh.  nach  Chr.,  zu. 

Die  Suche  nach  dem  engeren  Sinn  der 
dargestellten  Opferhandlung  führt  uns  zu- 
nächst noch  einmal  für  kurze  Zeit  nach 
dem  Mittelpunkt  der  damaligen  Welt,  nach 
Rom.  Dort  feierte  man  um  die  Zeit  des 
Spätuntergangs  des  Hundssterns,  der  der 
reifenden  Saat  Unheil  droht,  nach  den  Be- 
richten römischer  Grammatiker  und  land- 
wirtschaftlicher Fachschriftsteller  (Varro,  1. 
1.  VI  3,  16;  r.  r.  I  i;  Gellius  V  12,.  14; 
Col.  r.  r.  X  342)  dem  Gotte  Robigus  ein 
Opferfest,  um  von  dem  Getreide  die  robigo 
d.  i.  den  Rost  oder  Kornbrand  fernzuhalten. 
Am  anschaulichsten  beschreibt  uns  Ovid 
im  4.  Buch  der  Fasten  (v.  905  ff.)  die  da- 
bei beobachteten  Zeremonien.  Er  ist,  früh- 
morgens,   auf   dem    Wege    von  Nomentum 


nach  Rom.  Da  begegnet  ihm  mitten  auf 
der  Straße  eine  in  weiße  Gewänder  gehüllte 
Prozession.  Voran  der  flamen  Quirinalis, 
tritt  sie  ein  in  den  heiligen  Hain  der  Göttin 
Robigo  (einer  sekundären,  weiblichen  Nach- 
bildung des  Robigus).  Näher  herantretend 
vernimmt  der  neugierige  Lauscher  die 
flehende  Anrufung  des  Priesters  an  die  ge- 
strenge Göttin.  Ungehindert  möge  sie  die 
Saat  der  Ernte  entgegenreifen  lassen ;  denn 
wo  sich  ihre  Hand  zeigt,  da  lastet  sie 
schwer,  und  der  Bauer  bucht  das  von  ihr 
gezeichnete  Korn  unter  dem  Verlustkonto. 
Kein  Wind,  kein  Hagelschlag,  kein  Frost 
schadet  so  sehr  wie  die  glühenden  Strahlen 
der  Sonne,  wenn  sie  die  zarten  Halme  ver- 
sengen. Deshalb :  »Laß'  dir  von  Ferne  die 
Gaben  des  Landmanns  gefallen!«  Während 
er  so  spricht,  liegen  und  stehen  auf  der 
rechten  Seite  bereit  ein  mantele  mit  frei 
herabhängenden  Zotten,  wohl  selbst  ein 
Fell  oder  in  Vertretung  eines  solchen  und 
nach  allen  Analogien  (Preller-Robert  4  144; 
Gruppe  116;  M.  Nilsson,  Gr.  Feste  5  f. 
und  Arch.  Jahrbuch  XXXI  1916,  312)  für 
einen  Regenzauber  bestimmt,  eine  Schale 
Weins  zur  Spende  und  ein  Kästchen  mit 
Weihrauch.  Diesen  verbrennt  nun  der 
Priester  auf  einem  Räucheraltar,  spendet 
den  Wein  und  opfert  schließlich  als  Haupt- 
gabe die  Eingeweide  eines  Schafes  und 
eines  Hundes,  die  die  Prozession  mit- 
geführt hat.  Columella  (a.  a.  O.)  redet 
nur  von  einem  Hund.  Es  besteht  nun  die 
Möglichkeit  —  mehr  soll  für  den  Augen- 
blick nicht  behauptet  werden  —  die  beiden 
illustrativ  überhaupt  faßbaren  Abschnitte 
dieser  dreiteiligen  Zeremonie  (Anrufung, 
unblutiges  und  blutiges  Opfer)  auf  unserem 
Relief  dargestellt  zu  sehen,  nämlich  die 
Weihrauchspende  und  —  in  den  augen- 
scheinlich angebundenen  Hunden  —  das 
bevorstehende  Hundeopfer. 

Entsprechende  Gottesdienste  sind  für  den 
griechischen  Osten  nicht  direkt  bezeugt. 
Doch  fehlt  es  nicht  ganz  an  Anzeichen, 
daß  ähnliche  Begehungen  auch  dort  statt- 
fanden. Durch  Athenaios  (III  56,  p.  99  e) 
hören  wir  von  seltsamen  6p<o[xEva  in  Argos. 
Im  Monat  'Apveioj,  im  Lämmermonat,  be- 
weinen dort  an  den  'Apvrjiosf,  den  Lämmer- 
tagen,  die    Frauen    und   Kinder  unter  Ab- 


41 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Februar-Sitzung  1919. 


42 


singung  des  Linosliedes  den  verstorbenen 
Gott  und  ihre  eigenen  Toten.  An  einem 
dieser  Tage  findet  nun  die  sogenannte 
/uvocpovTis  statt:  alle  Hunde,  die  sich  auf 
der  Straße  sehen  lassen,  werden  totge- 
schlagen. Wir  kennen  auch  die  aitiologi- 
sche  Legende,  mit  der  man  sich  diese  Ge- 
bräuche zu  erklären  suchte  (Röscher  unter 
Krotopos).  Linos,  hier  der  Sohn  des  Apollo 
und  einer  Sterblichen,  Psamathe,  wird  von 
dieser  aus  Furcht  vor  ihrem  Vater  ausgesetzt 
und  wächst  unter  Hirten  und  Lämmern  auf. 
Da  zerreißen  ihn  plötzlich  Hunde,  furcht- 
bar rächt  sich  der  göttliche  Vater  an  dem 
Lande,  in  dem  der  Frevel  geschah,  und  nur 
schwer  kann  er  besänftigt  werden.  Seitdem 
nehmen  die  Weiber  jährlich  unter  Klagen 
um  den  Verstorbenen  an  den  Hunden 
Rache.  Daneben  werden  Schafe  und  Widder 
geopfert.  Es  kann  nicht  schwer  sein,  den 
richtigen  Kern  aus  dieser  antiken  Erklärung 
eines  den  römischen  Robigalia  gleichzu- 
setzenden Ritus  herauszuschälen.  Seit  K. 
O.  Müller  wissen  wir,  daß  das  Linoslied 
ebenso  wie  die  Klage  um  Adonis  der  unter 
der  Gluthitze  dahinsterbenden  sommerlichen 
Vegetation  gilt.  Apollon  repräsentiert  dann 
aber  hier  die  gleiche  Macht  wie  die  Gott- 
heit der  Robigalia.  Es  gilt,  seine  tödlichen 
Geschosse  von  der  reifenden  Frucht  und 
—  in  einer  stets  naheliegenden  Parallele  — 
von  der  jüngsten  Menschensaat  fernzuhalten. 
Als  apotropäisches  Opfer  fallen  die  Hunde. 
Möglich,  daß  hier  ein  uralter,  anfangs  an 
keine  bestimmte  Gottheit  geknüpfter  aber- 
gläubischer Gebrauch  vorliegt:  um  die  ver- 
derbliche Macht  des  Hundssterns,  des  xuojv 
ast'pto?  zu  brechen,  werden  nach  einem  Ge- 
setz primitiven  Denkens  alle  erreichbaren 
Hunde  getötet.  Die  sich  von  den  üblichen 
Kultgebräuchen  entfernende,  rohe  Form  der 
Tötung  legt  diese  Vermutung  nahe.  Die 
antike  Legende  aber  konstruiert  hierzu  eine 
mythische  Verfehlung  der  Landeseinwohner 
und  muß  deshalb  hier  Apollon,  sonst  den 
traditionellen  Feind  des  Linos,  zu  seinem 
Vater  machen.  Jährlich  gedenkt  nun  der 
Gott  des  alten  Frevels,  sein  Zorn  schwillt, 
und  jährlich  muß  er  wieder  versöhnt  werden. 
Aus  dem-  apotropäischen  wird  ein  Sühne- 
opfer. Auch  das  Nebenmotiv  des  Regen- 
zaubers,   bei    den   Robigalia   zu    erkennen 


aus  dem  zottigen  Handtuch,  scheint  mit 
diesen  argivischen  Gebräuchen  verknüpft 
gewesen  zu  sein.  Psamathe  kommt  auch 
als  Name  von  Quellnymphen  vor,  und 
Nilsson  macht  mit  Recht  darauf  aufmerk- 
sam, daß  sich  zu  Argos  neben  dem  Altar 
des  Apollon  der  des  Zeus  usxtoj  befindet 
(Gr.  Feste  435  ff.). 

Verfolgen  wir  diese  Spuren  weiter  nach 
Osten,  so  kommen  wir  schon  ganz  nahe  an 
das  Ziel  unserer  Betrachtung.  Die  Rhodier 
verehrten  einen  Apollon  'Epuöi'ßtD;,  weil  sie, 
wie  Strabo  zu  dieser  Notiz  hinzufügt,  die 
Ipwi^ri,  d.  i.  den  Rost  oder  Kornbrand, 
Ipu&rßyj  nennen.  Inschriften  von  der  Insel 
belehren  uns  aber,  daß  der  eigentliche 
Kultname  des  Gottes  'Epe8i(i,io?  war  (I.  G. 
XII  730  ff.).  Damit  ist  die  Hesych- 
glosse  zu  verbinden,  daß  Apollon  bei  den 
Lykiern  'EpsSujitOf  hieß  und  es  ein  Fest 
'Eps&u[j.ia  gab.  Wenn  dann  bei  dem  Mytho- 
graphen  Ptolemaios  (Nov.  bist.  7,  Wester- 
mann p.  198)  ein  Apollon  'Ept&io;  auf 
Cypern  erwähnt  wird,  so  haben  wir  wohl 
nicht  mit  Müller  und  Farneil  (The  cults 
of  the  Greek  States  IV  362  f.  und  130) 
nach  Strabo  'Epsöußtou  zu  verbessern,  sondern 
'EpeOifii'öu  oder  'Eps&u[j.rou.  Also  ganz  in 
der  Nähe  des  Fundorts  unseres  Reliefs  ein 
Kult,  dessen  Name  schon  ihn  aus  demselben 
Kreis  von  Vorstellungen  entsprungen  er- 
klärt wie  die  römischen  Robigalia!  Schon 
H.  Usener  hat  denn  auch  hier  einen  ähn- 
lichen Ritus  wie  das  Hundeopfer  des  flamen 
Quirinalis  vermutet  (Götternamen  262 f.). 
Vielleicht  dürfen  wir  soweit  gehen,  in 
unserem  Relief  eine  schöne  Bestätigung 
dieser  Vermutung  zu  sehen.  Dann  stellt 
es,  so  können  wir  wohl  unsere  Behauptung 
fassen,  eine  Opferhandlung  im  Kult  des 
über  den  ganzen  Süden  von  Kleinasien 
hin  verehrten  Apollon  'Eps8i|xioc  oder  einen 
sehr  verwandten  Gottesdienst  dar. 

Zur  weiteren  Stützung  dieser  These  läßt 
sich  doch  wohl  noch  einiges  beitragen. 
Bis  jetzt  war  noch  nicht  die  Rede  von  dem 
bildlichen  Typus  des  Reliefs.  Die  Art 
nun,  wie  dieser  Priester  dasteht,  Kopf  und 
halb  auch  die  Beine  im  Profil,  während 
der  Rumpf  in  Vorderansicht  gedreht  ist, 
den  Spitzhut  auf  dem  Haupt  und  die 
Doppelaxt  links  geschultert,  das  ist  ja  ganz 


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Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Februar-Sitzung  1919. 


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die  Form,  in  der  schon  Jahrtausende  früher 
die  großen  vorderasiatischen  und  hettitischen 
Himmelsgottheiten  dargestellt  wurden  (vergl. 
z.  B.  einen  der  Orthostaten  von  Send- 
schirli,  der  den  Gott  ganz  in  der  Stellung 
unseres  Priesters  zeigt:  Ausgrabungen  in 
S.  Taf.  XVII).  Dort  ist  ja  ebenfalls  oft 
wie  hier  der  Stern,  oder  besser  der  Strahlen- 
kranz,   das    Symbol    der    göttlichen    oder 


selbst  in  dem  Typus  der  Kultstatue  habe 
darstellen  lassen,  oder  ob  wir  nicht  viel- 
mehr den  libierenden  Gott  selbst  mit  Opfer- 
tieren und  Attributen  zu  erkennen  haben. 
Einerlei,  wie  wir  diese  Frage  beantworten, 
sicher  ist,  daß  wir  aus  unserem  Typus  ge- 
wisse Rückschlüsse  auf  die  Vorstellungen, 
die  man  sich  von  dem  Gotte  machte, 
vielleicht  sogar  auf  seine  Kultstatue  ziehen 


Abb.  2.    Bronzeklinge  aus  Karthago. 


königlichen  Macht  in  Kopfhöhe  und  Blick- 
richtung des  Gottes  bezw.  des  Herrschers 
angebracht.  Die  Übereinstimmung  ist  so 
groß,  daß  man  ernstlich  zweifeln  kann,  ob  ein 
das  Relief —  selbstverständlich  die  zugrunde 
liegende  Originalkomposition  —  weihender 
Priester  —  die  Priester  des  Apollon 
'Eps&t'jito?  wechselten  jährlich,  wie  uns  die 
rhodischen    Verzeichnisse    sagen    - —    sich 


dürfen.  Hier  kommt  uns  nun  von  einer 
ganz  anderen  Seite  ein  Denkmal  entgegen, 
das  eine-  mit  dieser  ganz  kongruente  Vor- 
stellung vermittelt,  und  zwar  ist  das  eine 
Zeichnung  auf  einer  der  punischen,  in 
Karthago  häufig  gefundenen  und  gewöhn- 
lich als  Rasiermesser  gedeuteten  Klingen 
(Abb.  2  nach  Comptes  Rendus  Acad. 
Inscr.    1900,    501).     Hier   haben    wir  alles 


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Arcl^ologische  Gesellschaft  zu'  Berlin.    Februar-Sitzung  19 19. 


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wie  dort:  die  eben  charakterisierte  Haltung, 
den  Pilos,  die  Doppelaxt'),  den  Strahlen- 
kranz; sogar  der  eine  Arm  ist  ebenso  vorge- 
streckt, kann  aber  hier,  da  er  nicht  zu 
libieren  braucht,  Lanze  und  Schild  halten. 
Die  andere  Seite  des  Messers  zeigt  Isis 
mit  dem  Horusknaben.  Es  ist  also  zu 
erwarten,  daß  auch  unsere  Figur  einen 
Gott  darstellt.  Gleich  der  erste  Heraus- 
geber, Delattre  hat  denn  auch  durch  ägyp- 
tische Parallelen  zweifelsfrei  nachgewiesen, 
daß  er  den  phönikischen  Gott  Regef  oder, 
wie  man  ihn  mit  einer  anderen  Vokalisie- 
rung  aussprechen  kann,  ReSup  darstellt 
(a.  a.   O.). 

Auf  der  Suche  nach  der  Gottheit,  der 
das  auf  unserem  Relief  dargebrachte  Opfer 
gilt,  haben  uns  zwei  verschiedene  Wege 
zu  anscheinend  weit  auseinanderliegenden 
Zielen  geführt,  zu  einer  Spezialform  des 
griechischen  Apollon  und  zu  dem  phöniki- 
schen Reäef.  Oder  besteht  doch  ein  Zu- 
sammenhang zwischen  beiden?  Nach  Ledrain 
(Gaz.  Archeol.  VI  1880,  199  f.)  bedeutet 
die  Wurzel  des  semitischen  Namens  »Flamme, 
Feuer«.  Wie  übrigens  schon  der  Strahlen- 
kranz auf  der  punischen  Zeichnung  andeutet, 
haben  wir  es  also  mit  einer  solaren  Gott- 
heit zu  tun,  einer  Gottheit  wohl  mehr  der 
zerstörenden  Glut  in  Sonne  und  Blitzstrahl 
als  der  fördernden  Wärme.  So  ist  ja  auch 
der  syrisch-assyrische  Adad  zugleich  Sonnen-, 
dann  aber  hauptsächlich  Sturm-  und  Regen- 
gott, Herr  über  Donner  und  Blitz.  Das 
Ideogramm  für  ihn  bedeutet  zugleich  »Not«. 
Mißernte,  Hunger  und  Elend  werden  von 
ihm  geschickt  (Morris  Jastrow,  Die  Reli- 
gion Babyloniens  und  Assyriens  I  150). 
Weiterhin  aber  zeigt  er  die  gleichen  Eigen- 
schaften wie  der  babylonische  Sonnengott 
Schamasch,  der  die  Hitze  am  Mittag  bringt 
und  Kälte,  Frost,  Schauer  und  Schnee 
(a.   a.  0.    I    436),    dessen    Gunst    Bestän- 


')  Nachträglich  machte  F.  von  Duhn  liebens- 
würdigerweise auf  einen  von  H.  Prinz  (Altorienta- 
lische Symbolik,  S.  130  und  Tafel  XU,  2)  be- 
schriebenen und  abgebildeten  glasierten  Siegel- 
zylinder der  ägyptischen  Abteilung  des  Berliner 
Museums  aufmerksam,  der  den  Gott  Resef  in  ägyp- 
tischer Tracht  darstellt.  Eine  nochmalige  Unter- 
suchung des  Siegels  durch  Robert  Zahn  ergab, 
daß  der  Gott  nicht,  wie  Prinz  meinte,  eine  Lanze, 
sondern  wahrscheinlich  eine  Streitaxt  schwingt. 


digkeit  und  Ordnung  —  sein  meistbezeich- 
nendes Epitheton  ist  »Richter«  — ,  dessen 
Zorn  Verderben  und  Untergang  bewirkt 
(I  69),  der  von  Krankheit  heilt,  sie  aber 
auch  erregt,  Haus  und  Wohlstand  zerstört 
(II  409).  Marduk,  in  der  Hauptsache 
mit  diesem  wesensgleich,  wird  in  einer 
Hymne  (Morris  Jastrow  I  498)  Korn- 
gott genannt.  Sein  Symbol  ist  anscheinend 
die  Lanze  (a.  a.  O.  I  192),  wie  das  des 
hettitisch-syrischen  Teschub-Adad  die  Dop- 
pelaxt,  welche  beide  Symbole  Reäef  auf 
unserer  Zeichnung  trägt.  Alle  diese  sind 
Orakelgottheiten  wie  Apollon').  Zeugt  schon 
diese  Tatsache  von  einer  gewissen  Wesens- 
verwandtschaft zwischen  dem  semitischen 
und  dem  griechischen  Gott,  so  wird  die 
Verbindung  noch  enger  und  exakter  da- 
durch, daß  eine  bilingue  Inschrift  aus  Cypern 
(Corp.  Inscr.  Semit.  I  Nr.  89)  Reäef  mit 
Apollon  identifiziert.  Sehr  ansprechend  hat 
man  daher  schon  den  kyprischen  Kult  des 
Apollon  Amyklaios  von  dem  des  Reäef 
Mikal  ableiten  wollen  (Foucart,  Bull.  corr. 
hell.  VII  1883,  513).  Ein  dritter  Schritt, 
eine  nähere  Verbindung  zwischen  beiden 
Gottheiten  aufzudecken,  mit  aller  Vorsicht 
unternommen,  wird  erst  noch  dem  Urteil 
Sachverständiger  unterliegen  müssen.  Die 
bessere  Überlieferung  der  Inschriften  weiß 
nur  etwas  von  einem  Apollon  'Eps&i'jxio?,  und 
erst  die  späte  literarische  Tradition  bei 
Strabo  nennt  den  ohne  weiteres  verständ- 
lichen Namen  'Epuötßiof.  Das  sieht  doch 
ganz  so  aus,  als  ob  sich  hier  die  antike 
Volksetymologie  (oder  der  gelehrte  Rationa- 
lismus?) des  allein  aus  Griechischem 
nicht  zu  erklärenden  Kultnamens  'Epsöt'ixtos 
bemächtigt  hat.  Da  erscheint  doch  der  Ge- 
danke erwägenswert,  ob  nicht,  anstatt  nach 
einer  Erklärung   aus   griechischem  Sprach- 


•)  Hier  wäre  auch  an  die  Parallelerscheinung 
des  vedischen  Rudra,  des  schrecklichen  Bogen- 
schützen zu  erinnern,  dessen  Name  gewöhnlich  als 
der  »Rote«  gedeutet  wird.  Alle  späteren  vedischen 
Texte  erklären  Rudra  fUr  eine  Form  des  Feuers,  und 
zwar  '  des  Feuers  in  seiner  furchtbaren  Gestalt 
(H.  Oldenberg,  Die  Religion  des  Veda'  2i6ff., 
A.  Hillebrandt,  Vedische  Mythologie  ü  192  ff.). 
Hillebrandt  möchte  in  ihm  den  Gott  der  heißen 
und  der  Regenzeit  sehen,  dessen  Wirksamkeit  sich 
am  stärksten  in  den  Krankheiten  dieser  Jahreszeit 
zeigt. 


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Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Februar-Sitzung  19 19. 


48 


gut  ZU  suchen,  der  Name  von  dem  phöni- 
kischen  Reäef  abgeleitet  werden  muß.  Die 
Ersetzung  des  Spiranten  durch  einen  aspi- 
rierten Dentallaut  und  des  aspirierten  Labial- 
lautes durch  eine  nasale  Liquida  im  Griechi- 
schen dürfte  keine  Schwierigkeit  machen, 
das  vorgeschlagene  -s-  sogar  dem  phöni- 
kischen  R-Laut  besonders  gut  entsprechen. 
Müssen  wir  uns  hier  auch  mit  einer  Frage- 
stellung begnügen,  soviel  ist  doch  nach 
allen  Anzeichen  evident,  daß  ein  altphöni- 
kischer  Kult  des  Reäef  hinter  dem  des 
kleinasiatischen  'EpsOi'fiioj  steht. 

Als  die  Griechen  rund  um  die  Wende 
vom  2.  zum  i.  Jahrtausend  vor  Chr.  in  jene 
Gegenden  kamen,  fanden  sie  einen  einheimi- 
schen Sonnengott  vor,  der  ihren  apollinischen 
Vorstellungen  entsprach,  der,  wenn  diese 
Wortbildung  verzeihlich  erscheint,  zugleich 
tpepsxaxos  und  äXs^txaxo?  war.  Und  die 
Verbindung  beider  zu  einer  Gestalt  konnte 
sich  leicht  in  einer  Zeit  vollziehen,  die 
schon  Preller  den  ersten  Hellenismus  ge- 
nannt hat  im  Sinne  einer  Verschmelzung 
griechischen  und  orientalischen  Geistes. 
Wie  zäh  aber  auch  in  der  bildlichen  Tra- 
dition die  alten  bodenständigen  Vorstellun- 
gen sich  erhalten  haben,  zeigt  das  Bild  des 
Apollon,  Helios,  Mithra  —  wie  wir  ihn 
nun  nennen  mögen  —  vom  Grabmal  Antio- 
chos'  L  von  Kommagene,  das  in  das  i. 
Jh.  vor  Chr.  gehört  (Humann-Puchstein, 
Reisen  in  Kleinasien  und  Nordsyrien,  Taf. 
XXXVIII).  Alle  wesentlichen  Attribute  des 
alten  phönikischen  Sonnengottes  bezw.  seines 
Priesters,  die  vollständige  Bekleidung,  das 
kurze  Mäntelchen,  der  Pilos  und  der 
Strahlenkranz,  der  sich  hier  wohl  unter 
hellenistischem  Einfluß  um  das  Haupt  ge- 
zogen hat,  sind  auch  hier  anzutreffen. 

Wir  lernen  in  den  letzten  Jahren  immer 
mehr,  in  v/elch  niedrigem,  fast  roh  zu 
nennendem  Kulturzustand  die  griechischen 
Stämme  sich  befanden,  als  sie  in  die  Bal- 
kanhalbinsel und  damit  in  den  Kreis  der 
uralten,  hochentwickelten  Mittelmeervölker 
einrückten.  Wir  sehen  von  Tag  zu-  Tag 
mehr,  wieviel  das  junge  Griechentum  den 
vorgriechischen  Bewohnern  des  ägäischen 
Meeres,  den  Nationen  Vorderasiens  und 
Ägyptens  verdankte,  wie  es,  wie  ein  Kind 
seiner   zukünftigen    Manneskraft   nicht   be- 


wußt, staunend  stand  vor  den  in  Jahr- 
tausenden geschaffenen  Gedanken  und 
Werken  und  von  diesem  Eindruck  über- 
wältigt manches  Fremde  übernahm,  das 
später  sein  reifer  gewordenes  Urteil  viel- 
leicht abgelehnt  hätte.  Zweifel  heften  sich 
infolgedessen  an  so  vieles,  dessen  urgrie- 
chischer Ursprung  früher  sicher  schien,  und 
selbst  an  das  glänzende  Gemälde  des  olym- 
pischen Götterhimmels  ist  man  herangetreten, 
um  es  allmählich  seines  griechischen  Firnisses 
zu  entkleiden.  Gewichtige  Stimmen  haben 
sich  gerade  in  den  letzten  Jahren  erhoben, 
die  auch  den  ungriechischen  Ursprung  des 
Apollon  nachweisen  wollen  und  seine  Ge- 
burtsstätte gerade  in  jenes  Land  verlegen, 
das  auch  für  den  Kult  des  Apollon  'Eps8i[j.ioj 
zentrale  Bedeutung  gehabt  haben  muß: 
nach  Lykien.  Es  läßt  sich  nicht  leugnen, 
daß  die  Ergebnisse  unserer  Betrachtung 
eine  weitere  Stütze  für  diese  letzte  Ansicht 
abzugeben  scheinen. 

Aber  darf  man  so  schnell  von  dem  Ge- 
burtslande eines  Gottes  sprechen?  Die 
Götter,  die  uns  Homer  und  die  Tragiker 
vertraut  gemacht  haben,  als  geschlossene, 
mit  menschlichem  Maß  zu  begreifende 
Persönlichkeiten,  mit  geschlossenem  einheit- 
lichem Wirkungskreis,  sie  sind  doch  nur 
eine  schöne  Täuschung.  In  Wahrheit  setzen 
sich  ja  auch  die  griechischen  Götter  aus 
einer  gewaltigen  Menge  von  Einzelzügen 
zusammen,  die,  geschöpft  aus  der  ganzen 
Tiefe  ihrer  Vergangenheit  und  gesammelt 
aus  der  ganzen  Weite  ihres  Herrschafts- 
bereiches, durchaus  nicht  homogen  sind, 
oft  sogar  um  Weltenferne  voneinander  ab- 
stehen. Bunt  und  vielgestaltig,  wie  das 
Bild  einer  Kultur,  ist  auch  die  Gottesidee, 
ihr  höchster  Ausdruck.  Das  ist  schon  oft 
gesagt  worden,  aber  auch  oft  schon  von 
der  Einzelforschung  vergessen  worden.  Ist 
es  da  richtig,  aus  diesem  Kristallisations- 
prozeß, aus  dieser  dauernden  Fluktuation, 
welche  das  Werden  einer  Gottheit  dar- 
stellen, Einzelzüge  herauszugreifen,  irgend- 
welche Formen  des  Kultes,  wenn  sie  auch 
scheinbar  noch  so  eng  mit  dem  Wesen 
des  Gottes  verbunden  zu  sein  scheinen, 
bis  auf  ihren  Ursprung  zurück  zu  verfolgen 
und  damit  auch  den  Ursprung  der  Gottes- 
idee selbst  gefunden  zu  haben  zu  glauben? 


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Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     April-Sitzung  1919. 


50 


Das  führt  vielmehr  nur  zu  dem  mehr  oder 
weniger  zufälligen  Anlaß  oder  Ort  der 
letzten  Inkarnation  —  um  uns  so  auszu- 
drücken —  dieser  speziellen  Vorstellung. 
Es  ist  sicher  falsch,  den  Ort  dieser  Inkar- 
nation der  Nationalität  des  Gottes  gleich- 
zusetzen. 

Halten  uns  solche  methodischen  Bedenken 
auch  ab,  allzuweit  gehende  Folgerungen  aus 
unseren  Betrachtungen  für  Wesen  und  Her- 
kunft der  apollinischen  Religion  zu  ziehen, 
so  gelang  es  vielleicht  doch,  den  Finger 
auf  eine  jener  Nähte  zu  legen,  die  sie 
unauflöslich  mit  altorientalischen  Religionen 
verband. 

In  der  sich  anschließenden  Diskussion 
wurde  darauf  hingewiesen,  daß  von  dem 
Gürtel  des  Priesters  bis  zu  dem  rechts  unten 
zu  seinen  Füßen  sich  wälzenden  Hund 
eine  Leine  zu  fuhren  scheine.  Ferner,  daß 
der  Lorbeerzweig  am  Rande  des  Medaillons 
gut  zu  der  vorgeschlagenen  Deutung  passe 
[vergl.  Geoponika  (ed.  Beckh)  V  ^2,  4 : 
<I)rj(jl  8s  'AirouXi]!.'');,  Idv  oa'cpvif)?  Iv  x-^  dpoupä 
xXotSou?  ßaX(,?,  [AEToßoivstv  £1?  auTOu;  tyjv 
^Xd^TjV  TTj?  ipuat'ßj]?]  und  daß  ein  ähnlicher 
Typus  wie  der  des  Priesters  auch  noch 
auf  einer  römischen  Sigillatascherbe  aus 
Britannien  vorkomme. 

Sitzung  vom  8.  April    1919. 

Herr  A  m  e  1  u  n  g  sprach  über  K  e  p  h  i  - 
sodot.  Der  Vortragende  knüpfte  an  die 
Tatsache  an,  daß  die  bekannte  Grabsirene 
mit  der  Lyra  in  Athen,  deren  Kopf  mit 
dem  der  Eirene  das  Kephisodot  die  nächste 
Verwandtschaft  zeigt  (wie  auch  Arndt  schon 
in  dem  Text  zu  Brunn-Bruokmann  549 
hervorgehoben  hat),  nach  Brückner  (Der 
Friedhof  am  Eridanos  60  f.)  in  nächster 
Nähe  des  Dexileos-Bezirkes  gefunden  wurde. 
Brückner  hat  sie  deshalb  zur  Rekonstruk- 
tion des  Dexileos-Monumentes  als  Akro- 
terion  einleuchtend  verwendet.  Damit  ge- 
winnen wir  für  diese  Figur  das  Jahr  der 
Errichtung  des  Monumentes  393  v.  Chr. 
als  wahrscheinliches  Datum.  Der  Kopf 
der  Sirene  ist  weicher  in  seiner  Formen- 
gebung  als  der  der  Eirene,  wobei  aller- 
dings in  Rechnung  zu  ziehen  ist,  daß  diese 
ursprünglich    in    Bronze    ausgeführt    war. 


Keinesfalls  aber  können  wir  angesichts 
dieser  unleugbaren  Verwandtschaft  beider 
Werke  miteinander  und,  wenn  wir  die 
Rekonstruktion  Brückners  billigen,  an  dem 
spätem  Datum  der  Eirene  375V.  Chr.  fest- 
halten. A.  schloß  sich  der  Datierung  der 
Eirene  in  die  letzten  Jahre  des  5.  Jahr- 
hunderts an,  wie  sie  Klein  zuletzt  in  seiner 
Geschichte  der  griechischen  Kunst  II,  242 
gegeben,  ausführlicher  in  seinem  Praxiteles 
92  f.  begründet  hatte.  Klein  vermutet,  die 
Errichtung  der  Originalstatue  sei  erfolgt 
nach  dem  Vertrag  zwischen  den  von  Thra- 
sybul  geführten  Revolutionären  im  Piraeus 
und  der  städtischen  Regierung  i.  J.  403, 
und  vermutet  in  der  Replik  des  Plutos- 
knaben, die  sich  im  Piraeus  gefunden  hat, 
den  Rest  einer  damals  dort  aufgestellten 
Duplik'). 

Der  Gewandstil  der  P^irene  bedeutet 
trotzdem,  wie  Furtwängler  (Meisterwerke 
514)  angenommen  hatte,  ein  RUckgreifen 
auf  pheidiasische  Tradition  im  Gegensatz 
zu  dem  von  der  nordgriechisch-ionischen 
Kunst  beeinflußten  Stile,  wie  wir  ihn  in 
den  ganzen  letzten  Jahrzehnten  des  5. 
Jahrhunderts  in  Athen  am  Erechtheion  und 
der  Nike -Balustrade  herrschend  finden. 
Für  die  Hinaufdatierung  der  Eirene,  für 
die  bisher  besonders  Arndt  und  Loewy 
eingetreten  waren,  spricht  nach  A.  auch 
die  stilistische  Eigenart  des  Athena-Typus, 


')  Es  wurden  Bedenken  dagegen  geäußert,  ob 
man  einen  derartigen  Vertrag  durch  eine  Statue 
der  Friedensgöttin  habe  feiern  können.  Aber  Herr 
Wilcken  machte  den  Vortragenden  nachträglich 
aufmerksam  auf  Aristoteles,  der  von  eben  diesem 
Vertrage  in  der 'Ai)»)vai'(uv  KoXiTsf«  38,4  berichtet: 
ciri  TT^pa;  -jap  ^jT^T^  '^'l''  e^P^"")^  '■'■''■''■  ''^i  ötaXudet; 
llausavio;  xtX.,  sowie  auf  Bruno  Keils  Aufsatz  Ei- 
oi^vT)  in  den  Sitzungsber.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wis- 
sensch.  philol.-hist.  Klasse  1916,  4,  der  darin  S.  5  flf. 
nachweist,  daß  sipi^vTj  im  5.  Jahrh.  noch  den  Ab- 
schluß des  iToXsfio«  wie  der  arauic  bezeichnet  und 
daß  man  erst  im  4.  Jahrh.  zwischen  Eipf,vit)  als  Ab- 
schluß des  TtöXsfio;  und  b[i.6ioia  als  Abschluß  der 
OTcisi?  zu  unterscheiden  begonnen  habe.  Vgl.  auch 
ebenda  S.  37  ff.  u.  S.  49,  wo  Keil  die  Frage  auf- 
wirft, ob  Kephisodot  zu  seiner  Komposition  nicht 
durch  die  Auffassung  der  Eirene  als  xr/jpoTp'j;po; 
veranlaßt  worden  sei.  Kaum.  Ebensowenig  braucht 
man  anzunehmen,  daß  besondere  wirtschaftliche 
Hoifnungen  sich  an  den  durch  die  Statue  gefeierten 
Frieden  knüpften.  Eirene  ist  damals  allgemein  die 
ßaSözXouxo«,  die  TtXouxoSrfTeipo  ßpoxoTt  (s.Keil  S.  46). 


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Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     April-Sitzong  1919. 


an  dessen  Rückführung  auf  Kephisodot 
durch  Wolters  (Arch.  Jahrbuch  VIII  1893, 
173  ff.  Taf.  3)  A.  gegen  Furtwänglers  Wider- 
spruch (Meisterw.  747  f.)  ganz  entschieden 
festhält.  Sicher  ist  dje  Athena  älter  als 
die  Eirene,  aber  die  Niedrigkeit  ihrer  Stirn 
ist  nur  bedingt  durch  den  tief  herabrei- 
chenden Stirnschutz  des  Helmes. 

Nicht  verhehlen  darf  man  sich  dabei  die 
Schwierigkeit,  'die  uns  die  Überlieferung 
bei  Plutarch  (Phokion  19)  bereitet,  die 
erste  Frau  des  Phokion,  eines  Zeitgenossen 
des  Praxiteles,  sei  eine  Schwester  des 
Bildhauers,  Kephisodot  gewesen.  Die 
Schwierigkeit  bleibt  übrigens  auch  bestehen 
in  dem  Falle,  daß  wir  Kephisodot  später 
ansetzen,  vergrößert  sich  aber  zweifellos 
bei  dem  von  A.  empfohlenen  Ansatz.  Das 
einfache,  von  Furtwängler  (Meisterw.  a.  a.  O.) 
vorgeschlagene  Mittel,  Kephisodot  zum 
älteren  Bruder  des  Praxiteles  zu  machen, 
verfängt  nicht;  in  diesem  Falle  hätte  Plu- 
tarch, wie  Klein  richtig  bemerkt  hat,  na- 
türlich nicht  Kephisodot,  sondern  Praxite- 
les als  Bruder  jener  Frau  genannt.  Wenn 
wir  mit  Klein  —  was  manches  für  sich 
hat  —  voraussetzen,  Plutarch  habe  den 
im  Altertum  berühmteren  jüngeren  Kephi- 
sodot gemeint,  müssen  wir  auch  seine  Kon- 
jektur annehmen,  nach  der  an  jener  Stelle 
d5sX<pi8o(3?  statt  dSsXcpo?  zu  lesen  wäre, 
denn  sonst  hätte,  wie  Klein  selbst  hervor- 
hebt, Plutarch  die  Frau  des  Phokion  als 
Tochter  des  Praxiteles  bezeichnen  müssen. 
Es  kommt  nun  darauf  an,  ob  man  diese 
Lösung  annehmen  will,  sonst  aber,  ob  man 
jener  Schwierigkeit  gegenüber  der  sehr 
klaren  Sprache  der  Monumente  entschei- 
dendes Gewicht  beimessen  will. 

Das  Replikenverzeichnis  der  Eirene  bei 
Klein,  Praxiteles  86  Anm.  i  kann  jetzt 
vermehrt  werden  um  eine  Wiederholung 
des  Körpers  aus  Villa  Patrizi  in  Rom 
(Mariani  im  Bull,  comunale  1907,  30  f. 
Taf.  V),  eine  weitere  im  Garten  des  Pal. 
Margherita  in  Rom  (E.-A.  2079)  ^"d  um 
eine  Replik  des  Kopfes  im  Garten  des 
Museo  archeologico  in  Florenz  (unpubli- 
ziert). 

Das  Bild  der  kephisodoteischen  Kunst 
läßt  sich  jetzt  doch  wesentlich  lebendiger 
wiedergewinnen,    als   es    noch   vor  kurzem 


möglich  war.  Neben  den  Körper  der 
Eirene  rückt  jener  kleinere  Torso  aus  Ke- 
os,  der  uns  nur  durch  Gipsabgüsse  bekannt 
ist  (E.-A.  893;  vgl.  Serie  IV  S.  68).  Man 
hat  früher  die  Eirene  mit  den  Karyatiden 
des  Erechtheion  verglichen.  Wie  anders 
eine  Peplos- Figur  im  Stile  der  Meister 
jener  Karyatiden  gestaltet  wurde,  lehrt  uns 
eine  Statue  in  Florenz  (E.-A.  91;  Amelung, 
Flor.  Führer  n.  91;  S.  Reinach,  Rep.  de 
la  stat.  II  S.  241,  4;  Phot.  Alinari  1240; 
Replik  in  London,  Lansdowne  House:  Cla- 
rac  454  B,  839  B;  Michaelis,  Anc.  marbles 
S.  445  n.  33);  in  ihren  Motiven  und  der 
unruhigen  Stilisierung  des  Gewandes  stimmt 
sie  deutlich  überein  vor  allem  mit  der 
Karyatide  an  der  1.  Vorderecke  der  Koren- 
halle.  Durch  Verwandtschaft  mit  dem 
Kopftypus  der  Eirene  schließt  sich  an  diese 
ein  Statuenfragment  in  Venedig  an,  das 
Oberteil  einer  Dionysos-Statue  (Dütschke, 
Zerstr.  Bildw.  in  Ober-Italien  V  n.  161; 
es  wird  als  n.  2513  in  den  E.-A.  publi- 
ziert werden)  —  der  Gott  ist  jugendlich  dar- 
gestellt mit  kleinen  Hörnchen  über  der 
Stirn,  den  Kopf  hoheitsvoll  und  sanft- 
mütig zugleich  zur  1.  Schulter  geneigt  — 
und  ein  jugendlich  weiblicher  Kopf  in 
Madrid  (E.-A.  1778—80;  Replik  im 
Mus.  Chiaramonti  626),  der  aber  seiner 
Haarbehandlung  nach  in  spätere  Zeit  da- 
tiert werden  muß. 

Es  ist  leicht  begreiflich,  daß  eine  Eigen- 
art, wie  die  des  Kephisodot,  gerade  auf 
die  Grabmäler-Kunst  Einfluß  gewann.  Außer 
in  der  oben  genannten  Sirene  erkennt  A. 
diesen  Einfluß  in  einem  weiblichen  Köpf- 
chen in  Cassel  (Bieber,  Antiken  in  C.  n. 
16  Taf.  XIX),  vor  allem  aber  in  dem 
wundervollen  Grabrelief  der  Polyxene  (Conze, 
Att.  Grabreliefs  n.  284  T.  LXVI),  einem  der 
wenigen,  in  denen  tiefer  seelischer  Schmerz 
zu  überwältigendem  und  doch  gehaltenem 
Ausdruck  gelangt  ist.  Der  Kopf  der  Mutter 
entspricht  in  den  typischen  Zügen  dem 
der  Eirene,  der  des  Knaben  dem  des 
Plutos.  Köhler  glaubte  das  Relief  nach 
der  Inschrift  noch  in  das  5.  Jahrhundert 
datieren  zu  müssen. 

Nur  kurz  berührte  A.  die  Frage  des 
Mercurius  Liberum  patrem  in  infantia  nu- 
triens    und    des   joven    Orador   in   Madrid  ■ 


53 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Mai-Sitzung  1919. 


54 


(s.  zuletzt  Dehn  im  Arch.  Jahrb.  XXVII 
1912,  199  ff.  und  Klein  im  Beiblatt  der 
Oesterr.  Jahresh.  XV  1 9 1 2  Sp.  279  f.).  A. 
kann  nicht  anerkennen,  daß  Dehns  Nach- 
weis, die  Madrider  Figur  sei  nichts  als  ein 
Kopistenpasticcio,  gelungen  sei.  Die  Über- 
einstimmungen in  den  Haaren  des  Kopfes 
der  Statue,  des  Nelsonschen  Jünglingskop- 
fes und  des  lysippischen  Areskopfes  sind 
nicht  so  stark,  daß  sie  zu  einem  derartigen 
Schlüsse  berechtigten.  Schließlich  müssen 
wir  doch  auch  damit  rechnen,  daß  die 
griechischen  Künstler  an  den  Werken  ihrer 
Vorzeit  studiert  haben.  Oder  wollen  wir 
auch  den  Münchner  Salber  wegen  seiner 
Verwandtschaft  mit  dem  Hermes  des  Pra- 
xiteles verdächtigen?  Andrerseits  kann  es 
nach  A.  nicht  zweifelhaft  sein,  daß  wir  den 
joven  Orador  nach  dem  Stiche  des  Caval- 
leri  zu  ergänzen  haben,  aber  auch,  daß  als 
Meister  dieser  Komposition  nur  der  ältere 
Kephisodot  in  Frage  kommen  kann.  Zweifel- 
haft ist  es,  ob  wir  die  Rekonstruktion  dieser 
Gruppe  mit  Hilfe  des  Bacchuskindes  im 
Thermen-Museum  vornehmen  dürfen,  denn 
die  Kleinsche  Rekonstruktion  (Dehn  S.  205) 
macht  wirklich  keinen  überzeugenden  Ein- 
druck. Die  Nebeneinanderstellung  der  Ge- 
wandteile bei  Dehn  S.  202  Abb.  i  gibt 
zu  denken.  Aber  von  dem  Kopf  des  joven 
Orador  scheint  sich  zu  dem  der  Eirene 
doch  keine  Beziehung  finden  zu  lassen. 

Sitzung  vom  6.  Mai   1919. 

Herr  Karo  legte  eine  Reihe  von  Doku- 
menten vor,  die  zeigen,  wie  in  den  feind- 
lichen Ländern  die  großen  gelehrten  Körper- 
schaften den  Krieg  gegen  die  deutsche 
Wissenschaft  auch  nach  dem  »Friedens «- 
Schluß  fortzusetzen  und  zu  organisieren 
gedenken.  Den  Beginn  dazu  bildet  folgendes 
Votum  der  Academie  des  Sciences  in  Paris, 
vom  3.  9.  1918: 

L' Academie  estimant  que  les  relations 
personnelles  sont  impossibles  entre  les  sa- 
vants  des  deux  groupes  belligerants  jusqu'ä. 
ce  que  les  r^parations  et  les  expiations, 
rendues  necessaires  par  les  crimes  qui  ont 
mis  les  Empires  du  Centre  au  ban  de 
l'humanite,  leur  permettent  de  rentrer  dans 
le  concert  des  nations  civilisees,  formule 
les  voeux  suivants: 


1 .  Les  Empires  Centraux  seront  contraints, 
par  une  disposition  du  traite  de  paix,  de 
se  retirer  des  associations  scientifiques 
internationales  resultant  de  Conventions 
diplomatiques  et  impliquant  des  relations 
personnelles  entre  leurs  membres.  Cette 
mesure  laisserait  de  cöte  les  accords  amenant 
seulement  les  relations  administratives  in- 
dispensables entre  les  Services  publics, 
comme  Celles  qui  röglent  la  navigation, 
les  chemins  de  fer,  les  telögraphes,  etc. 

2.  Aussitöt  que  les  circonstances  le  per- 
mettront,  les  Conventions  internationales, 
ne  rentrant  pas  dans  les  deux  cat^gories 
precedentes,  seront  dönoncöes  par  chacun 
des  groupements  competents  de  l'Entente  et 
des  Etats-Unis  d'Amörique,  conformement 
aux  Statuts  ou  rfeglements  propres  ä  chacune 
d'elles. 

Les  nouvelles  associations  reconnues 
utiles  aux  progr^s  des  sciences  et  de  leurs 
applications  seront  etablies  des  maintenant 
par  les  allies  et  les  Etats-Unis  avec  le 
concours  eventuel  des  neutres. 

3.  Les  gouvernements  des  pays  allies  et 
des  Etats-Unis,  s'abstiendront  d'envoyer  des 
delegues  ä  toute  reunion  internationale  oü 
devraient  figurer  des  representants  des 
Empires  du  Centre. 

II  est  desirable  que  les  nationaux  des 
pays  de  l'Entente  et  des  Etats-Unis  adoptent 
la  m6me  ligne  de  conduite  et  ne  prennent 
part  k  aucune  entreprise  oü  collaboreraient 
des  nationaux  de  ces  Empires. 

4.  Des  dispositions  doivent  Stre  etudides 
pour  qu'une  collaboration  intime  s'etablisse 
entre  les  Allies  et  les  Etats-Unis,  parti- 
culi^rement  dans  le  domaine  des  sciences 
appliquees  et  pour  la  publication  de  cer- 
tains  ouvrages  de  bibliographie. 

Ces    vcEux    ont    ete    ^mis    ä  l'unanimite. 

Journal  Officiel  de  la  Ripublique 
Kran^aise,  18.  10.  1918. 

F3s  entstand  nun  eine  Conference 
interalliee  des  Academies,  die  in 
London  vom  9. — 11.  10.,  in  Paris  vom 
26.  II. —  I.  12.  1918  tagte;  die  führenden 
gelehrten  Körperschaften  von  England, 
Frankreich,  Amerika,  Japan,  Belgien  und 
Rumänien  waren  vertreten.  Man  ver- 
gleiche   die    Berichte    des    »Temps«    vom 


55 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Mai-Sitzung  1919. 


56 


23.  10.,  27.  II.,  2.  12.  1918,  deren  letzter 
hier  abgedruckt  wird: 

La  Conference  interalliee  des  Academies 
scientifiqiies  de  l'Entente  a  decide  de 
former  un  comite  excecutif  de  cinq  membres 
Charge  d'etudier  dans  leurs  details  les 
difförentes  questions  traitees  par  les  d^- 
iegues  des  academies  de  l'Entente.  Ce 
comite  se  compose  de  MM.  Picard,  se- 
cretaire  perpetuel  de  l'Academie  des 
sciences,  president;  Schuster,  secretaire  de 
la  Royal  Society  de  Londres,  secretaire; 
Haie,  membre  de  l'Academie  des  sciences 
de  Washington;  Lecointe,  membre  de  l'Aca- 
demie royale  des  sciences  de  Bruxelles, 
et  Vito  Vol  terra,  membre  de  l'Academie 
des  Lincei,  de  Rome. 

La  Conference  a  decide  la  creation  d'une 
»Union  astronomique«  s'occupant  de  toutes 
les  questions  de  l'astronomie,  et  d'une 
Association  internationale  geographique  qui 
traitera  de  toutes  les  (juestions  relatives 
ä  la  gdodesie,  la  meteorologie,  la  sismologie, 
la  vulcanologie  et  le  magnetisme  terrestre. 
Ces  deux  associations  serviront  de  modele 
pour  toutes  les  autres  assemblees  scienti- 
fiques  internationales  qui  seront  cr^ees 
ulterieurement. 

Le  comitd  executif  a  regle  certaines 
questions  d'ordre  administratif,  telles  que 
les  admissions  des  neutres,  qui  se  feront 
par  scrutin  et  au  minimum  des  trois  quarts 
des  suffrages  exprimes,  la  nomination  des 
ddlegues  de  chaque  pays,  d'apr^s  le  chiffre 
de  la  population,  etc. 

Les  savants  allemands,  autrichiens,  turcs 
et  bulgares  restent  exclus  de  toutes  ces 
associations. 

An  diesen  Veranstaltungen  haben  zwar 
bisher  nur  die  naturwissenschaftlichen  Sek- 
tionen der  feindlichen  Akademien  teil- 
genommen; aber  diese  haben  ihre  Be- 
schlüsse einstimmig  gefaßt,  und  bisher  sind 
gegen  sie  unseres  Wissens  keine  Einsprüche 
von  Seiten  der  übrigen  Sektionen  erfolgt. 
Demnach  dürfen  wir  annehmen,  daß  die 
gelehrten  Körperschaften  der  Entente  mit 
dieser  Verfemung  der  deutschen  Wissen- 
schaft einverstanden  sind.  Auch  die  be- 
scheidenste Auffassung  von  deutscher  Würde 
gebietet    uns,     hierauf    auch     unsererseits 


mit  eisiger  Zurückhaltung  zu  antworten. 
Andererseits  müssen  wir  uns  gegenüber 
dieser  geschlossenen  feindlichen  Front  auch 
;  wissenschaftlich  enger  zusammenschließen, 
uns  gegenseitig  weit  mehr  helfen  und  stützen 
als  bisher.  Auch  im  Verkehr  mit  den 
neutralen  Akademien  und  Gelehrten  ist 
eine  einheitliche  Haltung  für  uns  Ehren- 
sache. Die  Freundschaft  der  uns  wohl- 
gesinnten Neutralen .  ist  für  uns  jetzt  noch 
viel  kostbarer  als  ehedem;  wir  erhalten 
sie  uns  am  sichersten  durch  ruhig  würdige 
Zurückhaltung  in  allen  internationalen  Be- 
ziehungen. Es  wäre  höchst  wichtig,  daß 
die  deutschen  Akademien  und  anderen  ge- 
lehrten Körperschaften  sich  über  diese 
grundlegenden  Fragen  verständigten  und 
einheitliche  Richtlinien  aufstellten"). 

Hierauf  sprach  Hr.  Schuchhardt  über 
»Die  ältesten  Kulturbewegungen 
in  Europa«,  indem  er  die  Hauptzüge  seines 
neuen  Buches  »Alteuropa«  darlegte.  Er 
führte  die  drei  großen  Kulturkreise  der 
neolithischen  Zeit  vor,  den  westeuropäischen, 
den  nordischen  und  den  donauländischen, 
die  sich  am  leichtesten  in  d«r  Keramik 
unterscheiden  lassen,  verfolgte  die  Ent- 
wicklung des  westeuropäischen  im  Mittel- 
meere gegen  Osten  hin,  wo  wir  in  Troja  II 
altspanische  Formen  fortwirken  sehen,  und 
zeigte  den  scharfen  Gegensatz  zwischen 
dem  'mittelländischen  Hof-  und  dem  nor- 
dischen Herdhause.  Das  Hofhaus  denkt 
er  sich  nach  dem  Melos-Modell  hervor- 
gegangen aus  hufeisenförmig  um  einen  Hof 
gruppierten  Rundhütten.  Die  einzelne 
Rundhütte  ist  das  ursprüngliche  alte  Haus 
des  Südens,  vom  Paläolithikum  an.  Es 
hat  ein  durch  vorkragende  Schichten  auf- 
gewölbtes Dach  und  stützt  dieses  Dach 
häufig  durch  einen  Mittelpfeiler,  der,  meist 


')  Vgl.  Karo,  Süddeutsche  Monatshefte,  Mai  1919, 
und  Zeiß,  ebenda,  Novemberheft  1919,  S.  157. 
Die  schwedische  Akademie  hat  in  wahrhaft  wissen- 
schaftlicher und  hochherziger  Weise  ihre  Beteiligung 
an  den  Kongressen  der  »interalliierten«  Akademien 
abgelehnt,  solange  die  Gelehrten  der  Mittelmächte 
von  solchen  Veranstaltungen  ausgeschlossen  blieben. 
Solche  neutrale  Haltung  ist  das  beste  Urteil  Über 
die  Deutschen,  die  sich  nicht  genug  beeilen  können, 
jede,  auch  nur  halbwegs  aus  Feindesland  ausge- 
streckte Hand  begeistert  zu  ergreifen. 


57 


Archäologische  ^  Gesellschaft  zu  Berlin.     Juni-Sitzung  1919. 


58 


aus  mehreren  Blöcken  hergestellt,  nach 
oben  anschwillt,  um  möglichst  aus- 
greifend zu  tragen.  Aus  diesem  von  unten 
nach  oben  dicker  werdenden  Träger  er- 
klärt sich  die  vielbesprochene  Form  der 
kretisch-mykenischen  Säule. 

Das  nordische  Herdhaus,  das  schon  im 
steinzeitlichen  Schussenried  eine  Vorhalle 
hat  und  mit  ihr  typisch  in  der  altger- 
manischen Bronzezeit  auftritt,  hat  mit  den 
großen  Kulturströmen  aus  dem  nordischen 
und  dem  Donaukreise  die  Balkanhalbinsel 
erobert  und  tritt  in  Troja  II  und  dann  in 


im  Kriege  vor  und  betonte  die  besondere 
Bedeutung  des  Werkes.  Zum  ersten  Male 
in  der  Geschichte  hat  eine  kriegführende 
Macht  die  Denkmäler  in  Feindesland  nach 
Kräften  zu  schützen  und  zu  bergen  ver- 
sucht, nicht  um  sie  als  Beute  heimzuführen, 
wie  das  bisher  üblich  war,  sondern  um  sie 
nach  dem  Kriege  den  Feinden  wiederzu- 
geben. Das  ist  ein  großer,  wahrhaft  hoch- 
sinniger Gedanke,  in  dessen  Dienst  sich 
Giemen  und  seine  Mitarbeiter  an  allen 
Fronten,  vor  allem  im  Westen,  unvergäng- 
liche  Verdienste    erworben    haben.      Über 


Abb.  I.     Burg  von  Halikarnass. 


Tiryns  und  Mykene  auf.  In  diesen  Strö- 
mungen haben  wir  die  Ausbreitung  des 
Indogermanentums  zu  erkennen.  Die  my- 
kenische  Kultur  ist  schon  von  ihnen  er- 
faßt, das  unterscheidet  sie  von  der  kreti- 
schen, die  noch  rein  mittelländisch  ist, 
d.  h.  von  den  Iberern,  Ligurern,  Pelasgern 
stammt. 

Bei  Homer  ist  in  dem  indogermanischen 
Zeitbilde  noch  viel  altmittelländische  Er- 
innerung vorbände«;  deshalb  wird  auch 
das  große  alte  Troja,  das  die  Mykenier  er- 
obert haben,  das  asiatische  Troja  II  sein, 
und  nicht  das  mykenische  Troja  VI,  mit 
dem  sie  ihre  eigene  Anlage  zerstört  haben 
würden. 

Sitzung  vom   2.  Juni   1919. 

Herr  Karo  legte  den  eben  erschienenen 
J.Band  von  Paul  Clemens  Kunstschutz 


den  wüsten  Schmähungen  unserer  Feinde 
und  der  Trauer  über  alle  die  herrlichen 
Werke,  die  dem  Krieg  zum  Opfer  gefallen 
sind,  übersieht  man  allzu  leicht,  wie  viel 
kostbares  Kunstgut  von  deutschen  Gelehr- 
ten, Offizieren  und  Mannschaften  gerettet 
worden  ist,  vielfach  unter  den  größten 
Schwierigkeiten  und  unmittelbarer  Lebens- 
gefahr. Besonders  rühmliche  Fälle  solcher 
Rettungen  sind  die  Glasgemälde  der  Kathe- 
drale von  St.  Quentin,  die  während  der 
Beschießung  der  Kirche  heruntergeholt 
wurden,  und  der  Transport  des  Inhalts  der 
Bergungsmuseen  von  Maubeuge  und  Valen- 
ciennes  nach  Brüssel,  mitten  in  dem  furcht- 
baren Rückzug  des  vorigen  Herbstes.  Die 
Feinde  schieben  diesen  deutschen  Rettungs- 
werken natürlich  nur  gemeinste  Beweggründe 
und  Ziele  unter,  wir  aber  haben  allen 
Grund,  stolz  darauf  zu  sein. 


59 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Beilin.  —  Juni-Sitzung  1919. 


60 


Im  Anschluß  hieran  sprach  der  Vor- 
tragende über  die  Burg  von  Halikar- 
nass  (Abb.  i  nach  Arch.  Anz.  1905,  13), 
die  1915  von  französischen  Kriegsschiffen 
völlig  sinnlos  beschossen  und  so  schwer 
beschädigtworden  ist,  daß  es  geboten  schien, 
sie  wenigstens  genau  aufzunehmen  und  zu 


Zeichnungen  von  Architekturen  und  Wappen 
Bühlmann  (eine  Auswahl  auf  Abb.  3-7), 
die  Inschriften  und  die  Geschichte  der 
Burg  Karo.') 

Aus  den  leider  wenig  zahlreichen  Er- 
wähnungen bei  den  Historikern  des  Rho- 
diserordens  und  in  anderen  älteren  Quellen 


Abb.  2.     Plan  der  Burg  von  Halikamass. 


Studieren,  da  Reparaturen  im  Kriege  nicht 
ausführbar  waren.  Dieser  Aufgabe  hat  sich 
der  Vortragende  mit  den  Architekten 
Professor  Knackfuß  und  Dr.  Bühlmann  im 
September  und  Oktober  1918  unterzogen; 
jedoch  mußten  die  Arbeiten  leider  kurz 
vor  ihrer  Vollendung  infolge  des  Zusam- 
menbruches der  Türkei  abgebrochen  werden. 
Immerhin  ist  das  Wesentlichste  getan. 
Den  Plan  und  die  photographischen  Auf- 
nahmen hatte  Knackfuß  übernommen,   die 


ließ  sich  für  das    Castellum   S.    Petri, 
das  OeTpooviov '),  wie  es  bei  den  Griechen 


•)  Diese  Studien  sollen  natürlich  in  keiner  Weise 
den  Arbeiten  Herzogs  und  seiner  Mitarbeiter  (Arch. 
Anz.  1905,  13)  vorgreifen,  sondern  ihnen  bloß  er- 
gänzendes Material  bieten.  Herzog  hatte  die  Liebens- 
würdigkeit, das  Manuskript  durchzusehen  und  wert- 
volle Notizen  aus  seinem  Material  beizusteuern,  die  in 
eckige  Klammern  gesetzt  und  mit  Hz.  bezeichnet 
sind.  Den  Zinkstock  zu  Abb.  7  hat  der  Verlag 
E.  A.  Seemann  freundlich  geliehen.  G.  K. 

')  [FlETpo'iviov    ist   wohl  nur   zurechtgemacht  aus 


6l 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Juni-Sitzung  19 19. 


62 


hieß,  nur  sehr  spärliche  Kunde  gewinnen. 
Aber  eingehendes  Studium  der  Wappen 
und  Inschriften,  verbunden  mit  jenen  Schrift- 
quellen und  ergänzt  durch  die  Denkmäler 
der  Ritter  auf  Rhodos,  gibt  uns  jetzt  ein 
Bild  von  der  allmähligen  Entwicklung  der 
Burg.  Im  Frühjahr  1400  besetzte  der 
Großmeister  Philibert  de  Nailhac 
(1396 — 1421)  die  kleine  felsige  Halbinsel, 


die  Ritter  notdürftig  in  den  antiken  Rui- 
nen eingerichtet  haben.  Eine  Bulle 
Alexanders  V.  von  1409  verspricht  Allen, 
die  sich  am  Bau  des  Castellum  S.  Petri 
beteiligen,  Ablaß.')  Bald  darauf  werden 
die  ältesten  erhaltenen  Teile  der  Burg  ent- 
standen sein :  das  ursprüngliche  Eingangs- 
tor (jetzt  das  dritte,  vgl.  unsere  Abb.  2  p, 
nach    dem   Plan   bei   Newton,    Discoveries 


J^^p^  f;:'V);;>-nu:^;^^^^^  .   ^   \„; 


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Abb.  3.     Halikarnass.     Wappen  des  Ph.  de  Nailhac  und  des  Hesso  Schlegelholtz. 


WO  gewiß  noch  die  Ruinen  des  Hafen- 
kastells standen,  das  Maussolos  zum  Schutze 
seines  berühmten  xXsidTÖ?  Xifii^v  erbaut  hatte. 
Den  Verlauf  der  antiken  Mauern  dicht  am 
Rande  der  Halbinsel  zeigen  überall  die 
Felsbettungen,  die  bossierten  Quadern 
haben  das  erste  Material  für  die  weiter 
innen  errichteten  Mauern  der  ältesten  Ritter- 
burg abgegeben.     Im  Anfang  dürften  sich 

dem  türkischen  Ortsnamen  Budrum,  den  man  für 
eine  Verderbnis  aus  Castrum  Petri  hielt,  der  aber 
»Gewölbe«  bedeutet  und  auch  für  andere  Ruinen- 
stätten gebraucht  wird.  Die"  Burg  heißt  in  den 
Rhodiser  Urkunden  castrum  (später  castellum)  Sancti 
Petri  in  Turquia  (später  auch  in  acie  oder  in  fau- 
cibus  Teucrorum),  selten  anfänglich  castrum  Sanc- 
torum  Petri  et  Pauli.     Hz.]. 


at  Halicarnassus  Taf.  32),  ein  die  älteste 
Kapelle  enthaltender  Zinnenbau  (Plan  a) 
und  der  runde  Turm  h.  Sie  tragen  nach 
der  an  Rhodiserbauten  üblichen  Regel  das 
Kreuz  des  Ordens,  das  Wappen  des  Groß- 
meisters —  hier  die  beiden  Löwen  Nail- 
hacs  —  und  dazu  den  Schild  des  Burg- 
kommandanten, des  Capitaneus  S.  Petri, 
der  alle  zwei  bis  drei  Jahre  ernannt,  60 
Ritter  und  300  Söldner  befehHgte  und  für 
die  Ehre  seines  Postens  die.  Kosten  der 
Unterhaltung    und    Erweiterung    der    Burg 


")  [Die  erste  Verrechnung  von  Baukosten  erscheint 
in  den  Urkunden  1408.  In  den  Jahren  141 3  und 
141 5  gehen  Ablaßgelder  ad  sustentationem  castri 
Sanctorum  Petri  et  Pauli  ein.     Hz.]. 


63 


Archäologische  Gesellschaft  lu  Berlin.  —  Juni-Sitzung  1919. 


64 


aufzubringen  hatte.  Der  älteste  uns  be- 
kannte Bauherr  ist  ein  Fr(ater)  Hubert,  der 
bezeichnender  Weise  den  Steinhammer') 
führt  (Abb.  3,  die  Inschrift  auf  einem  an- 
deren Wappen,  auch  ohne  Datum). 

Die  erste  Blütezeit  des   Kastells  beginnt 
1436  mit  dem  Bau  des  großen  Westturms 


Italic  (prioratus),  m(agnus)  preceptor  Cip(ri), 
Admiratus  R(hodi  conventus),  C(apitaneus) 
K(astri)  S.  P(etri)  (Abb.  4;  vgl.  Newton 
Taf.  34,  I,  35,2).  In  diesem  prächtigen 
Turme  sind  zahlreiche  antike  marmorne 
Bauglieder  mit  beabsichtigt  dekorativer 
Wirkung     verwendet    worden,     vor    allem 


Abb.  4.     Halikarnass.     Wappen  und  Bauinschrift  (1436)  des  Fr.  Angelas  Mustula,  am  westlichen 

Hauptturm  der  Burg. 


auf  der   höchsten   Felsenkuppe   der   Halb- 
insel (Plan  b),  durch  Angelus  Mustula'), 

■)  [Es  ist  der  hölzerne  Schlegel  des  Hesso  Schlegel- 
holtz,  den  wir  so  zweimal  auf  Kos  haben,  jetzt  bei 
Gerola,  Ann.  d.  Scuola  arch.  ital.  di  Atene  II 
1916,  30,  Fig.  24.  Von  einem  Fr.  Hubert  ist  mir 
aus  den  Urkunden  nichts  bekannt.  Hz.]  Demnach 
war  wohl  Schlegelholtz  Bauherr,  Hubert,  der  sich 
bescheiden  unter  seinem  Wappen  verewigt  hat, 
Baumeister. 

')  Nach  den  Urkunden  vielmehr  Angelinus  Mus- 


auch  Säulentrommeln  vom  Maussoleum. 
Die  dorische  Architektur  der  Inschrift 
stammt  von  einem  unbekannten  klei- 
nen Bau.  Mustulas  Wappen  kehrt  (mit 
dem  des  Großmeisters Fluvian,  1421  — 1437; 
Newton  II  659)  auf  den  anderen  Seiten 
des  Turmes  wieder,  ebenso  auf  der  mäch- 
tigen   Stützmauer    der    nach    Süden    zum 

cetula  (1433 — 36).  Ich  verdanke  die  Erklärung  der 
Inschrift  Herzog. 


65 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.  —  Juni-Sitzung   1919. 


66 


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Archäologischer  Anzeiger  1919. 


Abb.  6.     Halikamass.     Wappen  Eduards  IV.  von  England   (am  Tage  vor  unserer  Abreise  gezeichnet, 

daher  unvollendet). 


69 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.  —  Juni-Sitzung  1919. 


70 


Zwinger  hinabführenden  Treppe  (Plan  e). 
Dagegen  ist  der  östliche  der  beiden  Zwil- 
lingstürme (Plan  d;  Newton  Taf.  33)  erst 
145 1,  unter  dem  Großmeister  Jean  de 
Lastic  (1437 — 1454)  von  Johan  de  Sacondi 
errichtet  worden;  dessen  besonders  sorg- 
sam und  reich  ausgeführtes  Wappen  prangt 
an  der  NO-Ecke  des  schönen,  wiederum 
mit  antiken  Marmorblöcken  ausgestatteten 
Baus  (Abb.  5)  ').  Als  Wappenhalter  erscheinen 
Löwen  mit  Kreuzfahnen  und  Spruchbändern. 
Das  Motto  £vOotJ-ou(iar  xr^v,  offenbar  aus 
dem  Italienischen  oder  Spanischen  über- 
setzt, ist  einer  der  überaus  seltenen  Fälle 
inschriftlich  bezeugten  Einflusses  der  grie- 
chischen Bevölkerung  auf  ihre  ritterlichen 
Herren*).  Zugleich  bietet  unser  Wappen 
eines  der  ältesten  Beispiele  des  sog.  Mal- 
teserkreuzes. 

Von  1440 — 1464  ist  in  verschiedenen 
Absätzen  an  den  Außenmauern  der  Burg 
gearbeitet  worden.  Besondere  Erwähnung 
verdienen  dabei  das  rechteckige  propugna- 
culum  mit  der  Zugbrücke 3)  von  1455  (Plan 
n)  und  der  schon  kurz  vorher  errichtete 
halbrunde  Turm  g,  der  außen  in  Kreis- 
rahmen drei  Wappen  und  ein  Brustbild 
Johannes  des  Täufers  mit  Lamm  und 
Kreuzesfahne  trägt.  Die  an  diesen  Turm 
anschließende  Nordmauer  und  die  Ost- 
mauer stammen  zum  größten  Teil  von  dem 
Franzosen  J.  Cotet  (1460 — 1462),  der  sie 
mit  schönen  Reliefs  rein  französischen  Stils 


')  Der  erlesenen  Gelehrsamkeit  von  Emil  Jacobs 
verdanke  ich  den  Hinweis  auf  einen  wohl  derselben 
Familie  entstammenden  Nicolaus  Sagundino,  oder, 
wie  er  sich  ins  Stammbuch  des  Cyriacus  von  Ancona 
einträgt,  NtxoXcto'j  toO  Xexo'jvoivoO  .  .  .  evxaOSot  ei; 
E'jptiTOv  Y£V(i(jLEvo;  (P.  Maas,  in  den  Beiträgen  zur 
Forschung  aus  dem  Antiquariat  Jacques  Rosenthal 
19131  9)1  d^r  •453  den  venezianischen  Botschafter 
B.  Marcello  an  den  Hof  Mahmud  Fatihs  begleitete 
{Jorga,  Notes  et  Extraits  p.  l'hist.  d.  Croisades  111 
1902,  31 5  ff.).  Euböische  Herkunft  würde  auch 
gut  den  griechischen  Wahlspruch  unseres  Jobann 
Sacondi  erklären. 

')  Vgl.  die  Inschrift  am.  Eingangstor  der  Con- 
trescarpe,  die  zuerst  Hasluck,  BSA.  XVUI  215  rich- 
tig gedeutet  hat,  ebenso  wie  die  rhodische  rciXi 
öa  p<ü  neben  einem  Stundenglas,  ein  Wortspiel  auf 
den  Namen  des  Großmeisters  Fluvian;  Belabre,  Rho- 
des  of  the  Knights  16.  88,  auch  Gerola.  Annuario 
I  1914,  318  und  229f. 

3)  Ungefähr  gleichzeitig  war  die  Zugbrücke  am 
Hafen  von  Rhodos,  Belabre  41!.;  Berg,  Rhodos  1 
Taf.  18. 


schmückte:  einer  Hl.  Katharina  im  Osten, 
einem  prachtvollen  Lilienwappen  mit  der 
französischen  Königskrone,  von  zwei  Engeln 
gehalten,  im  Norden'). 

Damit  war  vorläufig  die  Burg  vollendet 
Aber  ein  heftiger  Angriff  der  Türken,  der 
durch  Verrat  beinahe  geglückt  wäre,  machte 
schon  gegen  Ende  der  60  er  Jahre  eine 
Verstärkung  der  Befestigung  nötig:  1469 
entsteht  der  runde  Hafenturm  q,  von  1473 
an  wird  die  große  Westmauer  bedeutend 
erhöht^).  Als  Abschluß  des  Ganzen  aber 
errichten  die  Iren  und  Engländer  unter 
John  Kendal,  offenbar  nach  der  großen 
Belagerung  von  Rhodos  (1480),  den  süd- 
östlichen Eckturm  f  (Newton  Taf  35,  i; 
auch  bei  Schröder,  Amtl.  Ber.  a.  d.  k.  Kunst- 
samml.  XXXIV  1912/3,  247).  Über  seiner 
Eingangstür  im^  Norden  prangen,  entgegen 
aller  sonstigen  Übung,  in  langer  Reihe 
die  Wappen  der  Stifter,  darunter  mehrerer 
Prinzen  des  Hauses  Plantagenet,  im 
Westen  ist  ein  mächtiger  archaischer  Löwe 
als  Träger  des  Wappens  Eduards  IV.  ein- 
gebaut (Abb.  6).  Das  Untergeschoß  barg 
die  Kerker,  der  Oberstock  einen  prächti- 
gen gewölbten  Remter  (Newton  Taf  36, 
unsere  Abb.  7,  nach  der  französischen  Be- 
schießung von  1915).  Die  Wände  und 
besonders  die  Fensternischen  sind  mit 
Namensinschriften  der  Ritter  bedeckt,  die 
von  i486 — 1522  gehen.  Zum  größten 
Teil  sind  es  Spanier. 

Die  Regierung  Pierre  d'Aubussons 
(1476 — 1503)  bezeichnet  die  höchste  Blüte- 
zeit des  Ordens.  In  ihrem  dritten  Jahr- 
zehnt bringen  die  Fortschritte  der  Artil- 
lerie eine  Umgestaltung  des  Festungsbaus 
auch  in  Halikarnass  mit  sich.  Wiederum 
übernehmen  Italiener  die  Führung  3):  Nic- 

')  Ähnliche  Wappen  und  Engel  auf  Rhodos,  vgl. 
zuletzt  Gerola,  Annuario  d.  Sc.  arch.  ital.  di  Atene  I 
1914,  201.  203.  2J7.  283fr.  287.  296. 

')  Wappen  des  Ch.  Aleman  de  Rochechinard, 
der  später  im  Orden  eine  große  Rolle  spielte  (vgl. 
Sommi  Picenardi,  Itincraire  d'un  Chevalier  de  St. 
Jean  68.  87  ff.),  und  zweier  Spanier,  deren  einer 
seinen  Schild  mit  gehr  rohen  Reliefs  der  Gottes- 
mutter und  der  Hl.  Petrus,  Barbara  und  Katharina 
umrahmt  (1472   und   1473.=).  ,    - 

3)  [1502  wird  Bartholino  de  Castellione  delCre- 
monese  ingeniere  ed  architecto  ehrenvoll  entlassen, 
nachdem  er  im  Dienst  des  Ordens  mehrere  Jahre 
in  Rhodos,  Lango  (Kos)  und  Castello  Sancto  Piero 
sich  ausgezeichnet  hat.     Hz.]. 

3* 


7» 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.  —  Juni-Sitzung   1919. 


72 


colö  da  Incisa  (1496 — 1498)  errichtet  die  führt).      Getreu    dem    Geiste    italienischer 

großesüdlicheKasemattem,  die  anschließen-  Renaissance  hat  de  Opertis,  wie  70  Jahre 

de  Zwingermauer  zum  propugnaculum  und  ,   zuvor    sein    Landsmann   Mustula,    die   an- 

den  Eckturm  1  (jetzt    von   den    Franzosen  j  tiken    Marmore    sorgsam    zu     dekorativer 

eingeschossen),     Constantius     de     Opertis  |  Wirkung  verwendet,  statt  sie  zu  zerstören. 


Abb.  7.     Halikarnass.     Innenansicht  des  Remters  nach  der  französischen  Beschießung  von  1915. 


(1506)")  das  langgestreckte  westliche  Vor- 
werk o,  das  für  uns  besonders  wertvoll 
ist,  weil  auf  der  Meerseite  an  den  Wappen 
Löwen  vom  Maussoleum  eingebaut  sind 
und  rings  um  den  Eingang  im  Norden 
die  berühmten  Friesplattep  (Antiquities  of 
lonai  II  Suppl.  T.  2,  sehr  fehlerhaft;  New- 
ton I  83,  Taf.  33;  alles  von  Lord  Strat- 
ford  de  Redcliffe   1846  nach  London  ent- 


')  [Capitaneus   1504 — 6.     Hz.]. 


Dann  folgt  wieder  auf  die  Italiener  ein 
französischer  großer  Bauherr,  der  Capita- 
neus Jacques  Gatineau  (1512  — 151 4) >  der 
zunächst  die  östliche  Bastion  des  großen 
neuen  Festungswerks  im  Norden  (Plan  tt) 
errichtet,  dann  die  Batterie  im  Westen 
(r)  und  die  ganze  mächtige  Contrescarpe 
(uu)  mit  ihrem  Eingangstor  s  (Newton  Taf. 
33,  34,  2).  Seine  Nachfolger  Thomas 
Sheffield  (1514 — 15 16)  und  Cornelius  de 
Hambrouc,  der  einzige  nachweisbare  Capi- 


73 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.  —  Juni-Siteung  1919. 


74 


taneus  deutschen  Stammes  (1517 — 1519)»), 
vollenden  das  große  nördliche  Werk  (tt). 
Hambrouc  hat  auch  15 19  die  beiden  Mit- 
teltürme durch  einen  schönen  gewölbten 
Saalbau  verbunden  (Plan  c),  der  ebenso 
wie  die  Türme  von  den  Franzosen  schwer 
beschädigt  worden  ist  Im  gleichen  Jahre 
15 19  scheint  ein  Spanier  die  Kapelle  i  im 
ersten  Hofe  erbaut  zu  haben. 

Endlich  wird  die  Süd-  und  Ostmauer 
den  neuen  Erfordernissen  der  Festungskunst 
entsprechend  erhöht,  durch  Emeric  du 
Mesnil  (15 19 — 152 1)*)  und  den  Piemon- 
tesen  Bemardinus  de  Airasca(i52  2 — 1523), 
den  letzten  Capitaneus,  der  seine  eben  voll- 
endete Burg  nach  dem  Falle  von  Rho- 
dos kampflos    den  Türken    räumen  mußte. 

So  läßt  sich  die  bisher  kaum  bekannte 
Geschichte  des  Kastells  von  S.  Peter  von 
den  Wappen  und  Inschriften  fast  lücken- 
los ablesen.  Sehr  auffällig  ist  dabei  das 
völlige  Fehlen  deutscher  Namen  3)  obwohl 
die  Burg  seit  1433  der  obersten  Würde 
deutscher  Zunge,  dem  Großballeien  unter- 
stellt war  4)  und  seit  Jac.  Fontanus  (De 
hello  Rhodio  1524,  II  11)  die  landläufige 
Tradition  —  sie  ist  sogar  in  den  Baedeker 
von  Kleinasien  übergegangen  —  ihre  Er- 
bauung dem  Ritter  Heinrich  Schlegelholt 
zuschreibt.  Indessen  hat  Herquet  längst  nach- 
gewiesen (Juan  Fernandez  de  Heredia  92  — 
115),  daß  es  einen  solchen  nie  gegeben 
hat,  daß  die  Tradition  aus  der  Tatsache 
entstanden  ist,  daß  ein  Hesso  Schlegelholtz 
von  1398  — 1412  Comtur  des  benachbarten 
Lango  (Kos),  ein  Johann  Schlegelholtz 
seit    1428    erster    Großbailei    war;     beide 


»)  [Nach  den  Urkunden  Cornelius  Damburc,  de 
Amburgh  oder  Dambourch,  kein  Deutscher,  sondern 
praeceptoriae  Crucis  in  Bria  prioratus  Franciae  prae- 
ceptor,  15 10  castellanus  Andimachie  (das  gewaltige 
Kastell  Antimachia  auf  Lango,  abgebildet  Arch. 
Anz.  1903,  12),  15 16 — 18  capitaneus  castelli  S. 
Petri.     Hz.]. 

2)  [Nach  den  Urkunden  1518 — 1521.     Hz.]. 

3)  Mit  Ausnahme  von  Hambrouc,  der  wohl  ein 
Vlame  war.  Auch  im  Remter  fehlen  deutsche 
Namen  völlig.  Haslucks  Deutung  einer  rätselhaften 
Inschrift  auf  den  ruhmvoll  bekannten  deutschen 
Ritter  Christoph  Waldener  scheint  mir  kaum  annehm- 
b^  (JHS.  XXIX  1909,  366). 

4)  [Nur  zur  Visitation,  die  er  meist  im  März 
bei  dem  Wechsel  der  Capitanei  vornahm  oder  durch 
einen  locum  tenens  vornehmen  ließ.     Hz.]. 

Archäologtscher  Anzeiger  1919. 


hätten  am  Bau  nicht  beteiligt  sein  können'). 
Die  deutschen  Ritter  waren  sehr  wenig 
zahlreich  und  die  ärmsten  von  allen.  Sie 
konnten    sich    das    kostspielige    Ehrenamt 

I   eines  Capitaneus  nicht  gestatten. 

I  Somit  fällt  der  Vorwurf  vandalischer  Zer- 
störung des  Maussoleums,  den  gerade  deut- 
sche Gelehrte  mit  besonderer  Schärfe  ihrem 
Landsmann  »Schlegelholt«  gemacht  haben 
(solche  übereilte  deutsche  Selbstanklagen 
sollten  uns  heute  nachdenklich  stimmen !). 
Der  Aufschluß,  den  unsere  Forschungen 
jetzt  über  den  Untergang  des  weltberühmten 
Grabmals  geben,  ist  kurz  folgender.  Wäh- 
rend der  ersten  Jahrzehnte  des  XV.  Jahr- 
hunderts benutzten  die  Ritter  zu  ihren 
Bauten  ausschließlich  die  auf  der  Halb- 
insel vorhandenen  antiken  (und  vielleicht 
auch  mittelalterlichen)  Mauern.  Die  ersten 
marmornen  Bauglieder  vom  Maussoleum 
finden  sich  im  Turm  des  Mustula  (1436). 
Sie  stammen  durchweg  vom  Oberbau  der 
gewaltigen  Ruine,  der  von  einem  Erdbeben 
umgestürzt  einen  Trümmerberg  ähnlich 
dem  des  Didymeions  gebildet  haben  mag. 
Ein  planmäßiger  Abbau  des  Maussoleums^ 
ist  weder  damals  noch  in  den  folgenden 
Jahrzehnten  erfolgt.  Die  älteren  Mauern 
und  Türme  der  Burg  beste;hen  zum  größten. 
Teil  aus  bossierten  Quadern  der  antiken; 
Stadtmauer,  die  kilomaterlang  im  Kastell 
verbaut  ist^),  und  aus  anderen  antiken; 
Blöcken.  Marmor  wird,  abgesehen  von 
den  beiden  großen  Zwillingstürmen,  fast 
nur  zu  Wappenschildern  mit  ihren  Um- 
rahmungen, zu  Inschriftblöcken  und  I^eliefs 
verwandt.  Viel  wird  auch  in  den  Kalk- 
ofen gewandert  sein  3).  Im  Remterturm 
von  1480  stecken  schon  zahlreiche  Qua- 
dern des  typischen  grünen  Kalksteins,  der 
den  massiven  Kern  des  Maussoleums  bil- 
dete.    Diese    Steine    sind    stets    an    allen 


')  Daß  aber  Hesso  Schlegelholtz  doch  gerade  an 
den  ältesten  Teilen  der  Burg  gebaut  hat,  beweist 
sein  von  Herzog  nachgewiesenes  redendes  Wappen, 
oben  Sp.  63  Anm.  i.  Er  war  nach  Herquet  zwar 
in  den  ersten  Jahren  des  XV.  Jahrh.  in  Deutschland, 
dann  aber  wieder  auf  Kos  und  Rhodos,  14H  — 14 12 
locura  tenens  des  Großmeisters. 

»)  [Genau  wie  die  Hafenfestung  Narangia  auf 
Lango.     Hz.]. 

3)  [In  einer  Urkunde  von  1 502  ist  die  Rede  von  einem 
fomo  della  calcina,  den  der  capitano  zu  den  ripa- 
razioni  und  anderen  Arbeiten  benutzen  soll.     Hz.]. 


75 


Edaiaid  Gerk«id>Stift«aK.  —  IjwtituUaacluiahteD. 


7(> 


Seiten  verklammert')  und  am  den  ersten 
Blick  kenntlich.  Aber  bis  zum  Anfang 
des  XVI.  Jahrhunderts  bleibt  ihre  Ver- 
wendung ziemlich  wenig  ausgedehnt.  Da- 
gegen bestehen  das  westliche  Vorwerk 
des  Constantius  de  Opertis  (1506),  die 
Batterie  und  die  Contrescarpe  Gatineaus 
(15  13 — 15  14)  fast  ganz  aus  jenen  grünen 
Quadern.  Also  ist  der  Unterbau  des 
Maussoleums  zwischen  1506  und 
1513  systematisch  abgetragen 
Av  o  r  d  e  n.  Dabei  fand  man  naturgemäß 
die  außen  an  diesem  Unterbau  noch  in 
situ  befindlichen  Friesplatten  und  die  Lö- 
wen, während  von  den  beim  Einsturz  des 
Oberbaus  durch  das  Erdbeben  herunter- 
geschleuderten Platten  mehrere  bis  auf  New- 
tons Ausgrabung  unter  dem  Schutt  ver- 
borgen blieben.  Im  Verlaufe  des  Abbaus 
mußte  man  auch  auf  die  Grabkammern 
stoßen,  und  tatsächlich  berichten  von 
dieser  Entdeckung  um  das  Jahr  1507  zwei 
zeitgenössische  Reisende,  der  englische 
Pilger  Sir  Richard  Guylforde  und  der 
für  Isabella  Gonzaga  in  der  I.evante  An- 
tiken sammelnde  Sabba  di  Castiglione 
<Hasluck,  BS A.  XVIII  214).  Von  der  fa- 
belhaften Pracht  der  Grabkammern  und 
ihrer  barbarischen  Verwüstung  durch  die 
Ritter  erzählt  bekanntlich  mehr  als  ein 
•halbes  Jahrhundert  später  Claude  Gui- 
chard  (Funerailles  des  Romains,  Grecs  etc. 
^5^'»  379  ff-i  vgl.  Dinsmoor,  Amer.  Journ. 
Arch.  XII  1908,  160  ff.)  nach  dem  Be- 
richt eines  angeblichen  Augenzeugen,  des 
Ritterg  de  la  loLirette.  Manches  davon 
"wird  wahr  sein,  anderes  ebensowenig  stim- 
men wie  das  nachweislich  falsche  Datum 
der    Entdeckung    (1522).      Die    dekorative 


Verwendung  der  Reliefs  und  Löwen  durch 
de  Opertis  und  Gatineau  (Löwen  und 
Friesjilatte  neben  dem  Wappenfeld  über 
dem  Eingangstor;  Newton  II  649;  Schröder, 
a.  a.  O.  250)  spricht  keineswegs  für  van- 
dalische  Zerstörung  von  Kunstwerken. 
Und  nach  Gatineau  scheint  der  Stein- 
bruch im  Maussoleum  erschöpft  gewesen 
zu  sein,  denn  seine  Nachfolger  bauen  mit 
anderm  Material,  vor  allem  schönen  grau- 
blauen Quadern  eines  großen  antiken  Mo- 
numents, aus  denen  ein  großer  Teil  der 
Bastion  Thomas  Sheffields  und  der  Saal- 
bau Hambroucs  bestehen.  Soviel  wir  sehen 
können,  haben  in  Halikarnass  erst  die  mo- 
dernen Franzosen  sich  als  Vandalen  be- 
tätigt. 

Außerordentliche  Sitzung  vom 
2  I .  J  u  n  i    1910- 

Im  Zentralinstitut  für  Erziehung  und 
Unterricht  erklärte  Herr  Jolles  einen  von 
ihm  und  Frl.  Bieber  bearbeiteten  Film, 
der  die  Haupttypen  des  griechischen  weib- 
lichen Gewandes  an  Statuen  und  beweg- 
tem  Modell  veranschaulichte. 


'I  Die  Zeichnung:  bei  Newton  Taf.  17  gibt  keine 
richtige  VorsteUung  von  der  vielfachen  VerkLim- 
merung  und  V'erdübelung  dieses  gewaltigen  Unter- 
baus. Ich  wüßte  damit  nur  den  des  gleichaltrigen 
<lelphischen  Tempels   zu   vergleichen. 


EDUARD  GERHARD-STIFTUNG. 

Das  Stipendium  der  Eduard  Gerhard- 
Stiftung  ist  Herrn  Professor  Dr.E. Herzfeld 
für  seine  Arbeiten  über  Kilikien  und  Herrn 
Dr.  F.  Weege  für  die  Bearbeitung  der  etrus- 
kischen  Grabmalereien  verliehen  worden. 


INSTITUTSNACHRICHTEN. 

Der  bisherige  zweite  Sekretär  der  Athe- 
nischen Zweiganstalt,  Baurat  H.Knack  fuß, 
ist  einem  Ruf  an  die  Technische  Hoch- 
schule in  München  gefolgt  und  aus  dem 
Reichsdienst  ausgeschieden. 


Archäologischer  Anzeiger 


B  EIBLATT 

ZUM  Jahrbuch  des  Archäologischen  Instituts 

I919.  III/IV. 


ZWEI    PANATHENÄISCHE    PREIS- 

AMPHOREN  DES  HILDESHEIMER 

PELIZÄUS-MUSEUMS. 

In  der  Anzeige  von  G.  von  Brauchitsch' 
schöner  Monographie  über  die  panathe- 
näischen  Preisamphoren  (Berl.  phil.  -Woch. 
XXXII  191 2,  915  fr.)  wies  ich  auf  zwei 
wichtige,  im  ägyptischen  Kunsthandel  er- 
worbene und  dem  Verfasser  unbekannt  ge- 
bliebene Stücke  hin,  die  ich  mit  liebens- 
würdiger Erlaubnis  des  Stifters  und  des 
Direktors  des  Pelizäus-Museums  nunmehr 
veröffentlichen  darf. 

i.(Abb.  i).  Pel.-Mus.  Inv.-Nr.  1254.  Höhe 
67  cm.  Der  konisch  abgestumpfte  Fuß  ist 
hohl,  außen  stark  versintert ;  ein  ganz  schmaler 
Streifen  über  dem  Boden  ist  tongrundig 
geblieben.  Den  unteren  Ablauf  des  Körpers 
umzieht  ein  Kranz  stehender,  lanzettförmiger 
Blätter  mit  langem,  dünnem  Stiel.  Ein  Riß 
im  Unterteil  der  Vase  ist  ausgekittet.  Der 
Oberteil  dicht  unterhalb  der  Henkel  war 
abgebrochen,  auch  die  Mündung  ist  aus 
mehreren  Stücken  wieder  zusammengesetzt, 
doch  sind  von  ganz  unbedeutenden  Flik- 
kungen  an  Fuß  und  Hals  abgesehen  alle 
Teile  der  Amphora  antik.  Am  Halse 
zwischen  den  Henkeln  sitzt  beiderseits  eine 
breite  Reihe  gegenständiger  siebenblättriger 
Palmetten  an  durchlaufender  Kette,  dar- 
unter ein  tief  herabreichendes  Stabornament. 
Im  Bildfelde  der  Vorderseite  steht  Athena 
Promachos  in  der  üblichen  archaisierenden 
Haltung  in  voller  WafFenrüstung  mit  Ärmel- 

ArchftoIo£fischer  Anzeiger  1919. 


chiton  und  Himation,  mit  Helm,  Aigis, 
Schild  und  gezücktem  Speer  nach  links 
schreitend,  eingerahmt  von  je  einer  hohen 
Säule  mit  einem  Hahn  darauf.  Die  Fleisch- 
teile der  Göttin  sind  weiß  aufgesetzt,  Einzel- 
heiten wie  Auge,  Augenbrauen,  Ohr,  Haar- 
locken, Lippe,  Halskette,  Finger,  Zehen 
und  Knöchel  sind  rotgelb  aufgemalt.  Das 
Auge  ist,  soweit  die  Farbreste  erkennen 
lassen,  noch  archaistisch  in  Vorderansicht 
gegeben.  Die  Falten  des  Gewandes  und 
das  Schachbrettmuster  der  Aigis  sind  in 
die  schwarze  Firnisfarbe  eingeritzt.  Weiße 
Deckfarbe  ist  ferner  verwendet  für  die  Säume 
und  die  Sternmuster  des  Rockes.  Der 
Gürtel  trägt  eine  Reihe  von  dicken  weißen 
Knöpfen,  jede  Raute  der  Aigis  ist  mit 
einem  aufgesetzten  weißen  Punkt  verziert. 
Vom  Rocke  hängt  eine  weiß  aufgemalte 
Fransenborde  herab.  Der  Helm  hat  lang 
herabreichenden  Nackenschirm  mit  ein- 
graviertem Spiralmuster  am  Ansatz  an  den 
Kopfteil  und  gewaltigen  Helmbusch  mit 
konzentrischer  Zonenteilung  in  Deckweiß 
und  rotem  Tongrund ;  der  Zipfel  des 
Busches  hängt  hinter  dem  rechten  Arm 
herab.  Die  aufgestellte  linke  Backenklappe 
(die  andere  ist  nicht  sichtbar)  ist  weiß 
umrandet,  darunter  fällt  eine  sehr  lange 
Locke  herab.  Der  Umriß  des  großen  Rund- 
schildes und  sein  breiter  Rand  sind  mit 
dem  Zirkel  gezogen,  dessen  Einsatz  die 
Oberfläche  des  Gefäßes  stark  beschädigt 
hat,  doch  hat  der  Maler  die  vorgezeichneten 
Randlinien    nicht  streng  eingehalten.     Wo 


Abb.  I.     Hildesheim  Pel.-Mus.    1254. 


Abb.  2.     Hildesheim   Pel.-Mus.  1253. 


8i 


Zwei  panathenäische  Preisamphoren  des  Hildesheimer  Pelizäus-Museums. 


82 


der  Schild  die  Figur  überdeckt,  ist  die 
Konturlinie  mit  der  Hand  grob  nachge- 
zogen. Der  Schildrand  trägt  7  in  Deck- 
weiß aufgesetzte  Buckel.  Schildzeichen  ist 
die  Gruppe  der  Tyrannenmörder,  in  weißer 
Farbe  mit  gelbbrauner  Innenzeichnung  auf- 
gemalt. 

Die  Säulen  rechts  und  links  haben,  wie 
die  Gestalt  der  Göttin,  überlange  Form, 
die  Stelle  des  dorischen  Kapitells  nimmt 
ein  vierkantiges  brettförmiges  Glied  ein, 
auch  die  Basis  ist  ein  vierkantiger  Klotz. 
Die  Hähne  stehen  in  Kampfstellung  der 
Göttin  zugewendet.  Einzelheiten  des  Ge- 
fieders sind  eingeritzt,  Kamm  und  Bart 
waren  in  roter  Farbe  aufgesetzt  und  sind 
großenteils  abgeplatzt  und  nur  noch  in 
Spuren  nachweisbar.  Am  rechten  Rande 
der  linken  Säule  läuft  von  oben  nach 
unten  stoichedon  die  übliche  Inschrift 
TANAOHNEfflHNAOAAN   (so!) 

Der  linke  Henkel  trägt  ein  großes,  in 
weißer  Farbe  aufgemaltes  A,  der  andere  Henkel 
war  unbeschrieben  (vgl.  Brauchitsch,  S.  161). 

Die  Rückseite  enthält  das  Bild  des  sieg- 
reich an  der  weiß  gemalten  Zielsäule  vorüber- 
rasenden Viergespannes.  In  weißer  Deck- 
farbe ist  hier  sonst  nur  das  lange  Gewand 
des  Lenkers  gegeben,  der  Gürtel  ist  gelb- 
braun aufgemalt.  Die  Felgen  des  acht- 
speichigen  Rades  sind  wie  der  Schild  der 
Athena  mit  dem  Zirkel  vorgezeichnet  und 
nachlässig  in  Farbe  nachgezogen,  Innen- 
zeichnung ist  auch  hier  geritzt  wie  die 
konstruktive  Teilung  des  Wagenkastens 
und  dessen  Verzierung,  eine  Palmettenranke. 
Die  Formen  des  Rennwagens  sind  durchaus 
die  gebräuchlichen.  Auch  bei  den  vier 
Hengsten  ist  die  ganze  Innenzeichnung  ge- 
ritzt. Sind  die  Körperteile  der  Tiere  auch 
vollzählig  und  fehlerlos  ausgeführt,  so  ist 
die  Perspektive  doch  stark  vernachlässigt 
und  die  Zusammengehörigkeit  der  einzelnen 
Glieder  nicht  ganz  klar.  Die  Wagendeichsel 
verschwindet  z.  B.  erst  hinter  dem  dritten 
Pferde,  das  Wagenrad  steht  nicht  a;uf  der 
gleichen  Bodenlinie  mit  den  Pferdebeinen 
u.  a.  m.  Man  sieht,  wie  der  Maler  nach 
einem  älteren,  durch  vielfache  Wiederholung 
ganz  abgeschliffenen  Schema  gearbeitet  hat. 
2.  (Abb.  2).  Pel.-Mus.  Inv.-Nr.  1253. 
Höhe  68 '/j  cm.   Abgebildet  auch  im  Führer 


durch    das    Pel.-Museum,    2.   Aufl.,    S.    15 
Abb;  6. 

In  Form  und  Erhaltungszustand  ist,  ab- 
gesehen von  geringerer  Versinterung,  diese 
Vase    der     erstbeschriebenen    vollkommen 
gleich,  außer  belanglosen  Flickungen  ist  auch 
hier  alles  antik,  Sprünge  und  Risse,  zahlreicher 
als    an   jener,    sind    im    ganzen    scharf  und 
sorgfältig    verkittet.      Die    Ornamentik    an 
Fuß  und  Hals  entspricht  bis  in  die  letzten 
Einzelheiten   dem    ersten    Exemplar.      Die 
Athenafiguren     werden     in     dieser    Vasen- 
gattung ja  schablonenhaft  kopiert,  und  die 
Abweichungen     zwischen     unseren    beiden 
Stücken  beschränken  sich  deshalb  auf  neben- 
sächliche Details:  hier  ist  am  rechten  speer,- 
schwingenden  Arm  der  Göttin  ein  doppelter 
Handgelenkring  in  brauner  Farbe  erhalten, 
der    indessen     am     erstbehandelten    Stück 
gleichfalls     vorhanden     und     durch    einen 
Sprung   der  Vase    zerstört    sein   kann;    der 
obere  Saum   der  auch  hier  schachbrettartig 
gemusterten     Aigis     ist    mit    einer     Reihe 
weißer  Punkte    besetzt,    der   rechte   Ärmel 
trägt     eine     gleichfalls     weiß     aufgemalte 
Schlange;    das   Zickzackband    am    unteren 
Ärmelrande,  dort  geritzt,  ist  hier  weiß  auf- 
gemalt.     Faltenwurf    und    Verzierung    des 
Gewandes    differieren    ebenfalls    nur    ganz 
unerheblich;  der  untere  Saum  besteht  dort 
aus    einer    Zackenreihe,    hier    aus     einem 
zerstückelten    Mäander.      Die    Lanze    liegt 
hier  fast  wagerecht,  während  sie  dort  hinter 
der    Göttin    verschwand.      Die    Form    des 
Helmes    ist  die  herkömmliche,    die  Mittel- 
zone   des    übergroßen    Busches    und    die 
Backenklappe  sind  in  roter  Farbe  gedeckt. 
Der    Rundschild     hat    nur     6    Raridnägel, 
Schildzeichen    ist    auch    hier    die    Gruppe 
der  Tyrannenmörder.     Die  Hähne  auf  den 
Säulen  sind  etwas  schlanker,  die  rote  Farbe 
der   Kämme    und    Barte    ist    gut    erhalten. 
Die  Inschrift  lautet 

TANAOHNE0HNA(&)AAN   (so!) 

Das  Bildfeld  der  Rückseite  stellt  in  ge- 
wohntem Schema  den  Wettlauf  dreier 
Epheben  dar,  die  beiden  äußeren  mit  wage- 
recht vorgestreckter,  der  mittlere  mit  er- 
hobener linker  Hand.  Innenzeichnung  ist 
lediglich  mittels  Einritzung  gegeben  unter 
Verzicht   auf  Anwendung   von  Deckfarben. 


83 


Zwei  panathenäiscbe  Preisamphoren  des  Hildesheimer  Pelizäus-Muäeums. 


84 


Der  Rand  ist  über  den  Henkeln  je  ein- 
mal durchbohrt  zum  Festbinden  des  Deckels. 

Die  zwei  Preisamphoren  stammen  nach 
Angabe  des  Händlers  aus  einem  Grabfund 
in  der  Kyrenaika,  aus  dem  andere  Stücke 
mit  dem  Namen  des  Archonten  Polyzelos 
(367  V.  Chr.)  in  das  Museum  von  Alex- 
andria gekommen  seien.  Auch  zwei  in 
das  Pelizäus-Museum  gelangte  Hydrien  des 
zierlichen  Stils  mit  aufgesetzten  Golddetails 
gehören  angeblich  dazu  (Inv.-Nr.  125 1, 
Perserreiter  von  Eros  geführt,  verfolgt  ein 
Mädchen  in  langem  Gewände,  links  ein 
Jüngling,  rechts  Pan  und  Nymphe  als 
Zuschauer;  Inv.-Nr.  1252,  reicher  in  der 
Gruppierung  und  mit  Verwendung  von  viel 
Deckweiß,  doch  nachlässiger  in  der  Zeich- 
nung, Paris  vor  Helena,  hinter  ihr  eine 
Dienerin,  über  ihr  ein  schwebender  Eros 
mit  Tänie,  ringsherum  große  Versammlung 
von  Göttern  und  Menschen).  Das  Vor- 
kommen mehrerer  Preisvasen  in  einem 
Grabe  ließe  sich  noch  allenfalls  damit  er- 
klären, daß  Mitglieder  einer  sportlich  be- 
sonders tüchtigen  Familie  verschiedentlich 
bei  den  Panathenäen  Preise  errungen  hätten, 
die  schließlich  alle  einem  verstorbenen 
Gliede  der  Familie  ins  Grab  gelegt  seien. 
Die  beiden  Hydrien  dagegen,  die  gegen  die 
beiden  Preisamphoren  doch  erhebliche  zeit- 
liche Differenzen  zeigen,  erschüttern  die 
Angaben  des  Händlers  derart,  daß  man 
besser  tun  wird,  gänzlich  auf  sie  zu  ver- 
zichten, wenn  man  nicht  auch  in  diesen 
Vasen  sorgfältig  gehütete  und  darum  lang- 
lebige Familienbesitztümer  sehen  will.  An 
der  Fundortsangabe  an  sich  zu  zweifeln  ist 
keine  Veranlassung,  moderner  Händler- 
import nach  Ägypten  hat  keinerlei  Wahr- 
scheinlichkeit, und  die  griechischen  Kolo- 
nien in  Nordafrika  haben  bereits  eine  an- 
sehnliche Reihe  von  Preisamphoren  (etwa 
ein  Sechstel  des  gesamten  bisher  ver- 
öffentlichten Bestandes)  mit  durchaus  ge- 
sicherter Fundortsangabe  gebracht  (Brau- 
chitsch  S.  162  ft.). 

Bei  einer  Vasengattung,  die  sich  das  Ko- 
pieren älterer  Stücke  zur  Aufgabe  gestellt 
hat,  noch  dazu  in  einer  sonst  längst  über- 
wundenen Technik,  ist  es  natürlich  mißlich, 
auf  rein  stilistischen  Erwägungen  Schlüsse 
aufzubauen,  doch  lassen   Einzelheiten  anti- 


quarischer und  technischer  Art  vermuten, 
daß  die  beiden  Vasen  aus  einer  Hand 
hervorgegangen  sind,  wie  schon  die  Ver- 
wendung des  gleichen  Schiidzeichens  nahe- 
legt. Brauchitsch  weist  (S.  94  fif.)  eingehend 
nach,  wie  aller  Abhängigkeit  zum  Trotz 
die  Vasenmaler  gerade  in  der  Wiedergabe 
der  Tracht  der  Athena  ziemlich  frei  ver- 
fahren. Die  langen  Steil  falten  des  Ge- 
wandes und  die  überreich  darüber  ge- 
streuten (wohl  gestickt  gedachten)  Muster 
sind  zwar  typisch  für  eine  bestimmte  Gruppe 
der  panathenäischen  Preisamphoren,  doch 
variieren  auch  hier  noch  die  Maler,  wie 
eine  Durchsicht  der  leiste  bei  Brauchitsch 
zeigt,  und  eine  so  in  die  Einzelheiten 
gehende  Übereinstimmung  der  Faltengebung 
wie  an  unseren  beiden  Stücken  ist  nur  ver- 
ständlich bei  Entstehung  beider  von  der- 
selben Hand. 

Die  gleichen  vollkommenen  Überein- 
stimmungen wie  am  Gewände  der  Göttin 
begegnen  sodann  in  der  Behandlung  der 
Kopfpartie,  der  Hähne,  der  Säulenkapitelle, 
im  Duktus  der  Ritzlinien  und  vor  allem 
auch  in  den  Inschriften.  Auch  hier  spielt 
das  bewußte  Archaisieren  natürlich  hinein 
und  die  Folge  ist  ein  völliges  Durch- 
einanderwerfen von  älterer  attischer  und 
jüngerer  jonischer  Schreibweise,  wofür  ge- 
rade unsere  Amphoren  klassische  Beispiele 
sind.  '  Daß  das  0  auf  der  einen  Vase 
senkrechte  Innenhasta,  auf  der  anderen  Zen- 
tralpunkt hat,  ist  allerdings  ohne  Belang, 
daß  aber  mit  dem  gleichen  Schreibfehler 
auf  beiden  Vasen  das  Suffix  Osv  als  Or^v 
geschrieben  wird,  erhärtet  unsere  Annahme, 
daß  die  beiden  Amphoren  von  einer  Hand 
gefertigt  sind.  Es  war  ja  auch  sonst 
möglich,  mehrere  Preisamphoren  der  gleichen 
Fabrik  zuzuweisen  (Brauchitsch  S.   159  ff.). 

Die  Zeitstellung  der  beiden  Hildes- 
heimer Amphoren  ist  mit  aller  wünschens- 
werten Genauigkeit  zu  bestimmen.  Sie 
gehören  nach  ihrer  Gesamtform  wie  nach 
Stil  und  Technik  des  bildnerischen 
Schmuckes  der  jüngeren  Reihe  an,  der 
Zeit,  die  nach  rund  hundertjähriger  Unter- 
brechung die  alte  Sitte  neu  belebte, 
nach  Brauchitsch'  (S.  80  ff.)  sehr  ein- 
leuchtender Vermutung  nach  der  Gründung 
des    II.  attischen  Seebundes    378    vor  Chr. 


85 


Zwei  panathenäische  Preisamphoren  des  Hildesheimer  Peliz&us-Museums. 


86 


Die  alten  Vorbilder  werden  zunächst  noch 
ziemlich  genau  nachgebildet:  Athena 
schreitet  nach  links,  auf  den  Säulen  stehen 
Hähne  usw.  Um  370  vor  Chr.  aber  be- 
ginnen mehrere  Einzelheiten  sich  zu  wandeln : 
der  Chiton  der  Göttin  wird  einfach  ge- 
faltet und  nur  noch  mit  einem  weißen 
Saum  verziert,  der  Helm  erhält  gebogenen 
Buschträger  und  Spiralornamente  an  den 
Seiten;  die  figürlichen  Schildzeichen  wei- 
chen einem  einfachen  Stern,  an  die  Stelle 
der  Hähne  auf  den  Säulen  treten  Figuren, 
und  die  Säulen  selbst,  in  den  früheren 
Gruppen  ohne  Untersatz,  erhalten  eine 
Basis.  Die  Palmetten  werden  in  der  Regel 
neunblättrig:  der  Mündungsrand  bekommt 
eine  leicht  konkave  Schweifung.  Die  Vasen 
werden  durch  die  Namen  der  amtierenden 
Archonten  datiert.  Die  Hildesheimer  Stücke 
zeigen  sowohl  ältere  (figurale  Schildzeichen, 
Hähne,  siebenblättrige  Palmetten,  reiche 
Stickerei  an  Athenas  Chiton,  gerader  Helm- 
buschhalter, keine  Archonteninschrift)  wie 
auch  jüngere  Einzelheiten  (Säume  am  Ge- 
wände der  Göttin,  Spiralen  am  Helm, 
Säulenbasis,  konkave  Schwingung  des 
Mündungsprofiles,  stärker  bei  1254  als 
bei  1253),  sie  gehören  demnach  auf  die 
Grenzscheide  beider  Gruppen,  d.  h.  in  die 
letzten  Jahre  des  dritten  Jahrzehntes  des 
IV.  vorchr.  Jahrhunderts.  Am  nächsten 
steht  ihnen  die  Londoner  Amphora  Nr.  76 
in  Brauchitsch'  Katalog,  abgebildet  daselbst 
Tafel  Nr.  6. 

Die  kunstgeschichtliche  Bedeutung  der 
beiden  Hildesheimer  Amphoren  liegt  weniger 
in  der  Bereicherung  des  Bestandes  um  zwei 
neue  Exemplare  als  in  der  Verwendung 
der  Statuengruppe  der  Tyrannenmörder 
als  Schildzeichen.  Die  Amphora  London 
605  (Brauchitsch  81)  ist  also  kein  Unikum 
mehr.  Die  Feststellung  von  Brauchitsch 
(S.  119  ff),  daß  die  jüngere  der  beiden 
Gruppen,  d.  h.  die  der  Meister  Kritios  und 
Nesiotes,  nicht  die  des  Antenor,  hier  dar- 
gestellt sein  müsse,  wird  dadurch  zur 
Gewißheit,  daß  alle  drei  Amphoren  un- 
zweifelhaft die  gleiche  (zruppe  geben  wollen. 
Die  Abweichungen  sind  im  ganzen  ge- 
nommen nur  geringfügig  (vgl.  Abb.  3).  Die 
besterhaltene  und  zugleich  künstlerisch  wie 
kompositionell  beste  Wiedergabe  der  Gruppe 


bietet  die  Londoner  Amphora  (Abb.  3,  a), 
der  die  beiden  anderen  bedeutend  nach- 
stehen. Der  vordere  der  beiden  Freunde 
ist  in  allen  Reproduktionen  stets  in  genau 
der  gleichen  Haltung  dargestellt,  die  Linke 


c. 

Abb.  3.     Schildzeichen. 

mit  Schwertscheide  und  Chlamys  wage- 
recht vorgestreckt,  das  gezückte  Schwert 
in  der  gesenkten,  aber  zum  Stoß  bereiten 
Rechten,  den  linken  Fuß  im  Ansturm  weit 
vorgesetzt,  stets  in  Rückenansicht  gesehen. 
Der  ungestüme  Lauf  ist  auf  der  zweiten 
unserer  Hildesheimer  Amphoren  (Abb.  3,  b. 
Inv.-Nr.  1253)  ebenfalls  noch  gut  heraus- 
gebracht, Einzelheiten  fehlen,  da  die  braune 
Farbe  der  Innenzeichnung  bis  auf  ver- 
schwindende  Spuren  abgerieben    ist.       Im 


87 


Zwei  panathenäiscbe  Preisamphoren  des  Hildesheimer  Pelizäus-Museums. 


88 


Bilde  der  anderen  Amphora  (Abb.  3,  c, 
Inv.-Nr.  1254)  ist  die  braune  Innenzeichnung 
zwar  fast  völlig  erhalten,  aber  aus  dem 
schlanken  edelgebauten  Befreier  Athens 
vom  Tyrannenjoch  ist  eine  derbe,  ge- 
drungene, fast  wie  eine  Karikatur  wirkende 
Athletengestalt  geworden.  Zu  dem  ple- 
bejischen Gesichtsausdruck  will  die  Tänie 
im  Haare  nicht  so  recht  passen. 

Stimmen  die  Bewegungsmotive  dieser 
Figur  im  großen  und  ganzen  so  ziemlich 
überein,  so  gehen  sie  bei  der  zweiten,  in 
Vorderansicht  gesehenen  Gestalt  stark  aus- 
einander. Auch  hier  gibt  die  Londoner 
Vase  die  zuverlässigste  Lesung:  während 
der  eine  der  Helden  lediglich  als  Sekundant 
wirkt  und  mit  vorgehaltener  Schwertscheide 
die  Begleiter  des  Tyrannen  am  Eingreifen 
hindert,  führt  dieser  den  tödlichen  Hieb, 
mit  dem  rechten  Arm  weit  ausholend,  so 
daß  der  Kopf  zwischen  Ober-  und  Unter- 
arm wie  eingerahmt  erscheint  und  das 
Schwert  (das  allerdings  verzeichnet  ist) 
zwischen  dem  Körper  und  dem  ausge- 
streckten linken  Arm  sichtbar  wird.  Die 
Beinstellung  entspricht  im  Gegensinne  der 
des  vorderen  Mannes,  das  rechte  ist  fast 
rechtwinklig  gebogen,  zum  Ausfall  vorgesetzt, 
das  linke  mit  breitgestelltem  Fuße  weit 
zurückgesetzt.  Es  ist  also  nicht  mehr 
eilender  Lauf  dargestellt,  sondern  der  letzte 
Augenblick  unmittelbar  vor  dem  schicksals- 
schwangeren Schlag,  dem  Wendepunkt  in 
der  Geschichte  Athens.  Das  prachtvoll 
dramatische  Bewegungsmotiv,  das  wir  ja 
auch  vom  Westgiebel  des  olympischen 
Zeustempels  kennen,  ist  in  den  beiden 
andern  Wiederholungen  annähernd  bis  zur 
Unkenntlichkeit  entstellt.  Die  Körper- 
haltung ist  auf  dem  besseren  der  beiden 
Hildesheimer  Vasenbilder  im  ganzen  zwar 
noch  beibehalten,  die  wagerechte  Haltung 
des  Schwertes  dagegen  ist  kraftlos  und  matt. 
Durch  die  falsche  Proportionierung  des 
linken  Beines  wird  der  Gesamteindruck 
noch  tiefer  herabgedrückt.  Im  dritten 
Bilde  vollends  ist  der  Höhepunkt  in  der 
Verschandelung  des  alten  schönen  Motives 
erreicht:  der  Tyrannenmörder  steht  nicht 
da  im  Augenblick  des  Zuschlagens,  sondern 
kommt  erst  in  müdem  Lauf  mit  schlaffen 
Knien    heran,   auch    er  fast  eine  Persiflage 


des  attischen  Freiheitshelden.  Alle  drpi 
Bilder  haben  den  gemeinsamen  Zug,  daß 
beide  Männer  bartlos  sind,  ein  wichtiger 
und  durch  die  Wiederholung  zuverlässiger 
Hinweis  für  die  Rekonstruktion  des  statu- 
arischen Originales. 

Die  Frage,   ob  auch  die  Londoner  Am- 
phora wegen    des   gleichen   Schildzeichens 
aus    der  gleichen  Werkstatt  stammen  muß 
wie  die  beiden  Hildesheimer,  bedarf  keiner 
längeren  Behandlung;   schon  der  stilistische 
Abstand   in   der   Wiedergabe   der   Statuen- 
gruppe,   nicht    minder   aber   die   ganz   ab- 
weichende Behandlung   des  Gewandes   der 
Athena   schließen  eine  gemeinsame  Quelle 
aus.    Dagegen  wird  an  der  Gleichzeitigkeit 
der  drei  Vasen  kaupi  ein  Zweifel  statthaft 
sein,    auch   die  Londoner  Amphora  gehört 
ja   der    ersten  Gruppe  der  jüngeren  Reihe 
an.     Ich   möchte  die  Gleichzeitigkeit  sogar 
noch  schärfer  fassen  und  dieEntstehung  dieser 
drei  Vasen    mit   dem    gleichen  und  jeden- 
falls   auffallenden   Schildzeichen    in   einem 
einzigen  Jahre   annehmen;    die  Agone  der 
Rückseiten  lassen  diese  Annahme  sehr  wohl 
zu:    Pentathlon,    Wagenrennen,  Lauf.      Die 
Freiheit   der    Vasenmaler    beschränkt    sich 
doch    wohl  auf  die  stilistische  Ausführung 
der  Einzelheiten,    ein   so   wichtiges   Detail 
wie    das    Wappen    auf    dem    Schilde    der 
Stadtgöttin     war    kaum     der    Willkür    des 
Handwerkers    überlassen,     sondern    wurde 
ihm  sicherlich  vorgeschrieben.     Man  kann 
sich  sehr  gut  vorstellen,  daß  eine  der  Be- 
dingungen    des     Staatsauftrages    zur    An- 
fertigung der  Preisamphoren  zu  den  Spielen 
eines    bestimmten    Jahres    gelautet    habe: 
Athena    bekommt    als    Schildzeichen    die 
historische    Gruppe    der    Tyrannenmörder. 
Die  Wahl    gerade   dieses   Schildzeichens 
muß   doch    wohl    einen   besonderen   Anlaß 
gehabt  haben,  und  dieser  kann  nur  irgend- 
eine   Erinnerungsfeier    gewesen   sein.      Die 
durch  den  Tyrannenmord  eingeleitete  Staats- 
umwälzung selbst,  an  die  man  naturgemäß 
zunächst  denken  wird,    schließt  sich  durch 
ihr  Datum   aus,    auch    würde   eine    solche 
Feier  sicherlich  literarisch  beglaubigt  sein. 
Die   alte   Gruppe    des   Antenor  wurde  be- 
kanntlich von  Xerxes  aus  Athen  weggeführt 
und  als  Ersatz  das  Werk  des  Kritios  und 
Nesiotes    aufgestellt      Das    geschah    nach 


89 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  in  Deutschland. 


90 


der  parischen  Chronik  aber  im  Jahre  477 
vor  Chr.,  d.  h.  100  Jahre  vor  der  An- 
fertigung unserer  Preisamphoren,  die  diese 
Gruppe  also  vielleicht  aus  Anlaß  ihres 
hundertjährigen  Bestehens  als  Schildzelchen 
verwenden.  Von  einer  staatlichen  Zentenar- 
feier  des  Jahres  377  wissen  wir  nichts,  es 
genügte  aber  ja  auch  vollkommen  eine 
private  Reminiszenz  etwa  eines  in  der 
Kunstgeschichte  Athens  bewanderten  Ar- 
chonten,  worüber  die  Literatur  natürlich 
schweigt.  Die  Hildesheimer  Amphoren 
würden  danach  allerdings  um  einige  Jahre 
höher  hinaufzurücken  sein,  als  wir  sie  nach 
der  Chronologie  von  Brauchitsch  ansetzen 
mußten.  Das  hat  aber  kein  Bedenken, 
denn  die  Motive,  die  in  voller  Regel- 
mäßigkeit erst  der  zweiten  Gruppe  eignen, 
können  sehr  wohl  bereits  gelegentlich  bei 
Gefäßen  der  ersten  Gruppe  begegnen,  ehe 
sie  zum  festen  Bestände  übernommen 
wurden.  Friedrich  Behn. 


ERWERBUNGEN    DER    ANTIKEN- 
SAMMLUNGEN  IN  DEUTSCHLAND. 

BERLIN. 

SAMMLUNG  DER  ANTIKEN  SKULPTUREN. 
Im  Archäol.  Anz.  1903,  29  ff.  hat  C.  Wat- 
zinger  zuletzt  über  die  Neuerwerbungen 
der  Skulpturdnsammlung  berichtet.  Seit- 
dem ist  das  Pergamon-Museum  wieder  ab- 
gerissen und  sein  Inhalt  zum  größten  Teil 
in  Magazinen  untergebracht  worden.  Die  Sta- 
tuetten aus  Priene  stehen  jetzt  mit  den  Klein- 
funden zusammen  im  Antiquarium.  Die  Skulp- 
turensammlung ist  neu  geordnet  und  ihr  Stu- 
dium durch  das  Buch  vonR.  Kekule  vonStra- 
donitz  »Die  griechische  Skulptvir«  und  die 
von  der  Generalverwaltung  herausgegebene 
»Kurze  Beschreibung«,  die  nächstens  in 
zweiter  Auflage  mit  80  Tafeln  erscheint, 
erleichtert  worden.  Die  seit  1903  zu- 
gegangenen Stücke,  auch  die  schon  ver- 
öffentlichten, sollen  hier,  nach  Gattungen 
und  zeitlich  geordnet,  kurz  besprochen 
werden. 

I.  Rundskulpturen. 

a)  Statuen. 
i.Inv.  1555.  Archaische  Jünglingsstatue 
aus  weißem  Marmor,  h.  1,12  m,  von  Naxos. 


Es  fehlen  die  Unterschenkel,  der  1.  Arm 
bis  auf  den  Schulteransatz  und  die  Ansatz- 
spur der  1.  Hand  am  1.  Oberschenkel,  der 
Kopf  samt  dem  Hals  und  der  Geschlechtsteil. 
Der  Jüngling  steht  nackt  in  steifer  Haltung 
aufrecht;  das  linke  Bein  ist  vorgesetzt,  die 
zur  Faust  geballten  Hände  liegen  fest  an 
den  Oberschenkeln  an,  sonst  sind  die  Arme 
vom  Rumpf  gelöst.  Das  Haar  fällt  als  breite 
Masse  auf  den  Rücken.  Vorzügliche  Arbeit 
des  6.  Jahrh.  v.  Chr. 

Sauer,  Athen.  Mitt.  XVII  1892,  44  Nr.  54. 
Pollak,  Athen.  Mitt.  XXI  1896,  226.  Lechat, 
La  sculpture  attique  253,  Anm.  4.  Deonna, 
Les  Apollons  archaiques  220  f.  Nr.  117 
Abb.  147/148  (Seite  und  Rücken).  Kekule 
von  Stradonitz,  Die  griechische  Skulptur* 
50  f.  Abb.  (Vorderansicht). 

2.  Inv.  1761.  Thronende  Göttin, 
lebensgroße  Statue  aus  parischem  Marmor, 
h.  1,51  m,  unbekannten  Fundorts. 

Es  fehlen  Teile  des  Thrones  und  der 
Fußbank,  sowie  die  beiden  Hände,  ein 
Teil  der  linken  Schulterlocken  und  der" 
Rand  des  Diadems.  Im  Gesicht  hat  die 
Nase  und  die  rechte  Wange  mit  dem  Auge 
gelitten.  Die  Zehen  sind  abgewittert;  sonst 
ist  alles  gut  erhalten. 

Die  Göttin,  in  Chiton,  Mantel  und  Um- 
schlagetuch gekleidet,  den  Kopf  mit  einer 
Haube  und  einem  Diadem  geschmückt, 
sitzt  in  feierlicher  Haltung,  ruhig  gerade- 
ausblickend, auf  einem  reich  verzierten 
Throne.  Die  Hände  hielten  Attribute,  die 
Füße  ruhen  auf  einem  Schemel.  Ein  Kissen 
bedeckt  den  Thronsitz,  ein  anderes  stützt 
den  Rücken  der  Göttin. 

Es  ist  die  Vermutung  geäußert  worden, 
das  Kunstwerk  stamme  aus  Unteritalien, 
und  stelle  Persephone  dar  (Pick).  Ein 
anderer  Forscher  nimmt  an,  das  Werk  sei 
keine  Tempelstatue,  sondern  habe  im  Freien 
unter  einem  kleinen  Schutzbau  gestanden, 
und  stamme  von  einem  jonischen  Künstler 
aus  derselben  Zeit  wie  das  Xanthische  Grab- 
mal (Schuchhardt). 

Hervorragendes  Werk  aus  der  Zeit  um 
480  V.  Chr. 

Wiegand,  Amtliche  Berichte  aus  den  Kgl. 
Preußischen  Kunstsammlungen  XXXVII 
19 15/16  Nr.  8  mit  Abb.  Antike  Denk- 
mäler III  19 16/17  Taf.  37 — 44.   Waldmann, 


91 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  in  Deutschland. 


92 


Kunst  und  KünstlerXI V 1 9 1 5/ 1 6, 3  7  i .  Pick, 
Arch.  Jahrb.  XXXII  191 7,  204  ff.  Noack, 
Arch.  Anz.  1917,  ii9ff.  Schuchhardt,  Alt- 
europa in  seiner  Kultur-  und  Stilentwicklung 
(19 19)  Taf.  XXXII,   2. 

3.  Inv.  1630.  AI  ter  Fischer  aus  weißem 
Marmor,  h.  0,66  m,  in  Aphrodisias  gefunden. 

Gebrochen  der  Kopf  über  dem  Hals- 
ansatz, der  r.  Arm  unter  der  Achsel, 
der  1.  Arm  über  dem  Ellenbogen,  die  Beine 
unter  dem  Schenkelansatz  und  die  Ge- 
schlechtsteile. Der  vorn  herabfallende,  be- 
sonders gearbeitete  und  angesetzte  Gewand- 
zipfel fehlt  jetzt.  Die  blanke  Oberfläche 
ist  gut  erhalten. 

Der  alte  Mann  steht  mit  gekrümmtem 
Oberkörper  in  Vorderansicht,  nur  mit  dem 
Lendenschurz  bekleidet,  die  Arme  senkend; 
der  greisenhaft  verfallene  Körper  zeigt  in 
der  durchgearbeiteten  Muskulatur  die  Spuren 
früherer  Kraft;  Replik  der  Fischerstatue 
im  Vatikan  (Helbig-Amelung,  Führers  I 
S.  230  Nr.  358.  Brunn-Bruckmann,  Denk- 
mäler Taf.  164),  aber  übermäßig  geglättet 
und  in  den  Einzelheiten  verschliffen.  Sehr 
grob  ist  der  Rücken  kopiert.  Die  Statue 
entstammt  dem  Kunstkreis  des  jüngeren 
Hellenismus  und  ist  mit  der  Angelrute  in 
der  R.  und  mit  dem  Korb  am  1.  Arm  zu 
ergänzen. 

Wiegand,  Jahrbuch  der  Königl.  Preuß. 
Kunstsammlungen  XXXVII  1916,  i  ff .  Zu 
vergleichen  ist  damit 

4.  Inv.  1742.  Alter  Fischer  aus  weißem 
Marmor,  h.  0,783  m,  in  Burnabat  bei  Smyrna 
gefunden.  Gebrochen  der  Kopf,  der  r.  Arm, 
beide  Beine  von  den  Knien  abwärts,  die 
Schamteile,  Finger  der  J.  Hand  und  der 
am  1.  Handgelenk  hängende  Korb. 

Der  Fischer  steht  mit  leicht  vorgebeugtem 
Oberkörper,  nackt  bis  auf  ein  um  die 
Lenden  geschlungenes  Tuch.  Der  Körper 
zeigt  harte,  muskulöse  Formen.  An  der 
r.  Körperseite  ein  Baumstamm.  In  der  R. 
ist  vielleicht  eine  Angelrute,  am  1.  Hand- 
gelenk ein  Korb  zu  ergänzen.  Die  Statue 
ist  etwas  unterlebensgroß  und  »künstlerisch 
minderwertig  durch  übertriebene  Härte  der 
Formen,  sachlich  aber  wertvoll  dadurch, 
daß  hier  zum  erstenmale  ein  linker  Arm 
erhalten  ist  .  .  .  über  das  Handgelenk 
legen  sich  zwei  Strickhenkel,    ähnlich    wie 


bei  dem  Fischkorb  einer  in  Thyatira  gefun- 
denen Terrakotte  des  Antiquariums,  die  einen 
sitzenden  Fischer  in  grober  Karikatur 
•darstellt«. 

Wiegand,  Jahrbuch  der  Kgl.  Preuß.  Kunst- 
sammlungen XXXVII    1916,    7  f.     Abb.  5. 

5.  Inv.  1645.  Kleiner  Sklave  mit 
Laterne    aus    weißem  Marmor,  h.  0,67  m. 

Abgebrochen  der  r.  Arm  unterhalb  der 
Achsel  und  der  1.  Arm  oberhalb  des  Ellen- 
bogens. 

Der  kleine  Sklave  sitzt  auf  einem  Stein, 
bekleidet  mit  der  Tunika  und  dem  Mantel 
mit  der  über  den  Kopf  gezogenen  Kapuze. 
Der  1.  Ellenbogen  war  auf  das  Knie  des 
hochgezogenen  Beins  gestützt  und  der  ge- 
neigte Kopf  ruhte  auf  der  Hand.  Der  r.  Arm 
ging  abwärts,  die  r.  Hand  hielt  die  Trag- 
ketten der  Laterne.  Genrehafte  Dekorations- 
figur aus  der  Mitte   des   i.  Jahrh.   n.  Chr. 

R.  Zahn,  Jahrb.  d.  Kgl.  Preuß.  Kunst- 
sammlungen XXXVII  1916,   18/19  Abb.  3. 

6.  Inv.  1724.  Löwe  aus  weißem  Marmor, 
h.  0,80  m,  1.  1,36  m,  aus  Knidos. 

Abgebrochen  die  beiden  Vorderfüße  vom 
Ellenbogen  an  und  die  Hinterfüße  von 
etwas  oberhalb  der  Fersen  an.  Die  Schnauze 
ist  stark  zerschunden,  die  ganze  Oberfläche 
durch  Löcher  entstellt.  Der  Löwe  sitzt 
auf  den  angezogenen  Hinterfüßen,  der 
1.  Vorderfuß  ist  leicht  erhoben  und  lag 
wohl  auf  einer  Beute;  der  r.  Vorderfuß 
ruhte  auf  dem  Boden  auf.  Die  kurz  ge- 
haltene Mähne  bedeckt  Kopf  und  Hals, 
den  Rücken  entlang  zieht  sich  eine  wider- 
natürliche Behaarung;  der  Schweif  ist  unter 
dem  Leib  durchgeschlagen.  In  der  deko- 
rativen Arbeit  sind  ornamentale  und  natura- 
listische, vom  Hund  entlehnte  Elemente 
vereinigt.     Ende  des  6.  Jahrh.  v.  Chr. 

Schröder,  Am tl.  Berichte  XXXIV  1912/13, 
243  ff".  Vgl.  Brunn-Bruckmann,  Denkmäler, 
Text  zu  Taf.  641—645. 

7.  Inv.  1722.  Eule  aus  Sandstein, 
h.  0,093  m,  br.  0,12  m,  aus  Athen.  Die 
Oberfläche  ist  leicht  verwittert. 

Die  kleine  Eule  sitzt  flach  am  Boden, 
den  Kopf  nach  vorn  drehend;  statt  der 
Füße  zwei  viereckige  Klötzchen.  Das  Ge- 
fieder sehr  fein  ausgeführt  Spät  archaisch. 


93 


Erwerbungen  der  Äntikensammlungen  in  Deutschland. 


94 


b)  Statuetten. 

8.  Inv.  1651.  Oberteil  einer  archaischen 
weiblichen  Statuette  aus  weißem,  schön 
hellbraun  patiniertem  Marmor,  h.  0,295  ^^> 
in  Chalkedon  gefunden. 

Die  Figur  ist  unter  der  Brust  quer  durch- 
gebrochen; der  Polos  ist  stark  bestoßen, 
sonst  die  Oberfläche  gut  erhalten. 

Die  Frau  steht  in  archaischer  Weise  steif  ' 
aufrecht,  in  den  Chiton  gekleidet,  das  Haupt 
mit  einem  Polos  bedeckt;  das  Haar  ist 
über  der  sehr  hohen  Stirn  gescheitelt  und 
fällt  auf  die  Schultern  in  je  drei  Reihen 
spitz  zulaufender  Perlenlocken,  auf  den 
Nacken  in  breiter  Masse  herab.  Die  Mund- 
winkel sind  vertieft,  die  linke  Hand  liegt 
flach  vor  der  Brust.  In  den  Ohren  rosetten- 
förmiger  Schmuck.  Mäßige  Arbeit  des 
6.  Jahrh. 

9.  Inv.  1760.  Athena  aus  Kalkstein, 
h.  0,152  m,  aus  Eskischehir.  Es  fehlen 
der  Kopf,  beide  Unterarme  und  die  Beine 
von  einem  schrägen  Bruch,  etwa  in  Knie- 
höhe, an.  Athena,  bekleidet  mit  Unter- 
gewand, einem  gegürteten  Peplos  mit  Über- 
schlag, altertümlich  breiter  Ägis  und  dem 
über  die  1.  Schulter  geworfenen  Mantel, 
steht  aufrecht  da.  An  dem  gebeugten 
1.  Unterarm  trug  sie  den  runden  Schild, 
mit  der  R.  faßte  sie  wohl  die  Lanze.  Das 
Haupt  blickte  mit  leichter  Wendung  nach 
rechts.  Sehr  feine  Arbeit,  getreu  bis  auf 
die  Falten  des  Untergewandes  und  die  stil- 
losen vom  Kopisten  hinzugefügten  Schulter- 
locken, nach  einem  attischen  Werk  aus 
der  zweiten  Hälfte  des  5.  Jahrh. 

Schröder,  Berliner  Museen,  Berichte  aus 
den  Preuß.  Kunstsamfiilungen  XLI  1919/20, 
62flf.     Abb.   15/16. 

10.  Inv.  1751.  Dreigestaltige  Hekate 
aus  weißem  Marmor,  h.  0,307  m,  gefunden  in 
Rom  bei  den  Grabungen  an  der  Via  Sal- 
lustiana.  Der  obere  Teil  von  Herrn  Prof. 
Petersen,  der  untere  von  Herrn  Geh.-Rat 
Studniczka  geschenkt. 

Abgebrochen  der  obere  Teil  vom  Hals- 
ansatz an,  die  Arme  bis  auf  dürftige  Stümpfe 
und  beträchtliche  Stücke  um  den  Sockel 
herum.  Ein  schräger  Bruch  geht  etwa  von 
der  Kniehöhe  der  einen  Figur  abwärts  quer 
durch  die  Gruppe. 

Drei  breitgebaute  Frauenkörper,  mit  dem 


weitfaltigen  Peplos  bekleidet,  stehen  mit 
dem  Rücken  gegeneinander;  die  Scheidung 
der  aneinanderstoßenden  Arme  ist  nicht 
mehr  möglich;  auch  ihre  Haltung  und  Be- 
schäftigung ist  nicht  festzustellen. 

Flüchtige  griechische  Arbeit  nach  einem 
Werk  aus  der  zweiten  Hälfte  des  fünften 
Jahrh.   v.    Chr.,    vielleicht    des    Alkamenes. 

Petersen,  Rom.  Mitt.  IV  1889,  73.  Sauer, 
Zeitschr.f.bild.KunstN.F.XXVIIIi9i7,2  2i. 

11.  Inv.  1661.  Aphrodite  aus  weißem 
Marmor,  h.  0,255  ^-  I"^  Kunsthandel, 
als  von  Cypern  stammend,  erworben.  Der 
Kopf,  (der  r.  Arm  mit  dem  Mantelzipfel 
und  der  1.  Unterarm  waren  besonders  ge- 
arbeitet und  angestückt  und  fehlen  jetzt. 
Die  Füße  mit  einem  Teil  des  Unterschenkels 
sind  abgebrochen.  Verkleinerung  der  sog. 
Venus  Genetrix. 

Arndt-Amelung,  Einzelaufnahmen  604  c, 
605  b.  Schröder,  Amtl.  Berichte  aus  d. 
Königl.  Preuß.  Kunstsammlungen  XXXII 
1910/11,   131. 

12.  Inv.  1662.  Asklepios  aus  weißem 
Marmor,  h.  0,255  m.  Im  Kunsthandel,  als 
von  Cypern  stammend,  erworben. 

Es  fehlen  der  Kopf,  der  r.  Arm  vom 
Deltoides  bis  zu  der  aufgestützten  Hand, 
die  1.  Hand  und  der  halbe  Unterarm  und 
der  Stab  mit  der  Schlange,  von  der  nur 
kleine  Reste  erhalten  sind. 

Asklepios  steht,  die  1,  Achsel  auf  den 
Stab  gestützt  und  die  Rechte  auf  die  Hüfte 
stemmend.  Der  weite  Mantel  bedeckt  den 
Unterkörper  und  die  1.  Schulter;  breiter, 
kräftiger  Körper,  leichte,  lässige  Haltung. 
»Etwa  aus  der  Mitte  des  4.  Jahrh.  Sehr 
verwandt  der  Asklepios  imGiardino  Boboli.« 

Arndt-Amelung,  Einzelaufnahmen  604  a. 
Schröder,  Amtl.  Berichte  aus  den  Kynigl. 
Preuß.  Kunstsammlungen  XXXII  1910/11, 
131  ff. 

13.  Inv.  1654.  Amazone  aus  weißem 
Marmor,  h.  0,141  m,  aus  Pergamon. 

Es  fehlen  der  Kopf,  die  Arme  und  beide 
Füße. 

Die  Amazone,  mit  dem  kurzen  Chiton, 
der  die  r.  Brust  freiläßt,  und  mit  hohen 
Schuhen  bekleidet,  ist  im  Kampf  zu  Boden 
gesunken;  sie  stützte  sich  auf  den  linken 
Arm  und  hatte  den  rechten  zur  Verteidigung 
erhoben. 


95 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  in  Deutschland. 


96 


»In  den  Massen  bleibt  die  Statuette  sehr 
beträchtlich  hinter  den  auf  das  attalische 
Weihgeschenk  bezogenen  Figuren  zurück, 
sie  ist  nur  etwa  ein  Viertel  so  groß  als 
die  Neapler  Amazone  jener  Gruppe.  Unsere 
Figur  ist  auch  insofern  von  Interesse,  als 
sie  zeigt,  wie  eine  pergamenische  Original- 
arbeit von  der  Art  der  Brunnschen  Figur 
ausgesehen  haben  muß.« 

Conze,  Altertümer  von  Pergamon  VII 
Text  2,  208,  Nr.  232. 

c)  Köpfe. 

14.  Inv.  1550.  Überlebensgroßer  Kopf 
eines  Jünglings  aus  weißem  Marmor, 
h.  0,375  "'j  '^^^  'I^'^^  Herrn  Generaldirektor 
Exz.  Dr.  V.  Kode  in  Florenz  erworben  und 
der  Sammlung  geschenkt;  unter  dem  Kinn 
gebrochen,  ohne  Nase  und  Kinn,  und  mit 
vielen  Beschädigungen  ringsum.  Das  Ant- 
litz blickt  geradeaus.  Über  der  schmalen 
Stirnbinde  ist  das  Haar  nur  gerauht  und 
über  der  Stirn  in  drei  Reihen  von  Buckel- 
löckchen  angeordnet;  hinten  hängt  es  in 
einem  gewellten  Schopf  herab. 

Der  Oberkopf  ist  in  den  Maßen  zu 
knapp.  Wahrscheinlich  war  eine  Kopfbe- 
deckung aus  anderem  Stoff  angefügt,  viel- 
leicht ein  pilosförmigerHelm  aus  Bronze,  der 
jetzt  verschwunden  ist.  Der  Mund  ist  lächelnd 
verzogen,  die  Augen  sind  weit  geöffnet  wie 
an  archaischen  Werken ;  doch  überschneiden 
die  Lider  einander  in  den  äußeren  Augen- 
winkeln ;  die  ganze  Arbeit  ist  also  archa- 
istisch, und  zwar  von  einem  seltenen  Typus. 

Zu  vergleichen  ist  ein  Kopf  in  Kopen- 
hagen (Arndt,  La  Glyptoth^que  Ny  Carls- 
berg PI.  3,  Katalog  Nr.  33),  mit  drei 
Reihen  Locken  und  derben,  fleischigen, 
fast  noch  archaischen  Formen,  sowie 
ein  "Jünglingskopf  in  Athen  (Kabbadias, 
rXuTrTa  Toü  'E&vtxiu  Mouastoü  Nr.  65)  eben- 
falls mit  drei  Reihen  Locken  über  der 
Stirn,  und  seitwärts  und  hinten  lang  herab- 
fallendem Haar,  zu  dessen  Formen  die  des 
frei  behandelten  Gesichts  nicht  passen. 
Ein  anderer  archaistischer  Jünglingskopf 
in  Kopenhagen  (Katalog  38)  und  einer  in 
Neapel  (Reinach,  Recueil  de  tetes  antiques 
PI.  22)  sowie  das  Berliner  Köpfchen 
Nr.  539  gehen  viel  weiter  in  der  Vermischung 
jüngerer  Formen  mit  archaischen  Elementen. 


Eine  Kopfbedeckung  trägt  auch  der  bär- 
tige, aber  im  Stil  unserem  Kopf  sehr  ähn- 
liche archaistische  Hermes  in  Kopenhagen 
(Arndt,  LaGlyptoth^quePl.  12,  Katalog  25); 
der  ehemals  besonders  gearbeitete  Helm 
fehlt  jetzt  auch  an  dem  bärtigen  Bronze- 
kopf in  Athen  (Reinach  a.  a.  O.  PI.  5)  und 
an  der  Athena  in  Brescia  (ebenda  PI.  93). 
Diese  Werke  bestätigen  die  Annahme,  daß 
ein  für  sich  gearbeiteter  Helm  ehemals  den 
Berliner   Kopf   bedeckt    hat      Für    dessen 


14. 


ursprüngliche  Bedeutung  wie  für  die  Zeit 
seiner  Entstehung  fehlen  uns  jedoch  sichere 
Merkmale.  Sein  echt  archaisches  Vorbild 
war  ein  Kopf  von  der  Art  des  Jünglings- 
kopfes im  Britischen  Museum  Bull,  de 
corresp.  hell.  XVII   1893  PI.   i2,    13. 

15.  Inv.  1558.  Weiblicher  Kopf  aus 
weißem  Marmor,  h.  0,335  ™'    -^^^  Neapel. 

Der  Kopf  ist  mit  schrägem  Bruch,  vorn 
gleich  unter  dem  Kinn,  hinten  im  Nacken 
abgebrochen  und  bis  auf  die  fehlende 
Nase  wohl  erhalten.  Das  Antlitz  blickt 
leicht  geneigt  nach  seiner  1.  Seite.  Die 
hohe  Stirn  ist  in  der  Mitte  vorgeschoben 
und  fällt  nach  den  Seiten  stark  ab;  die 
Augen  liegen  mit  den  inneren  Winkeln 
tief  eingebettet,  die  Augäpfel  sind  stark 
gewölbt;  die  Wangen  spannen  sich  in  flacher 
Rundung,  der  Mund  ist  ein  wenig  geöffnet 
Das  Haar    ist    über    der  Stirn    geteilt  und 


97 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  in  Deutschland. 


98 


von  einer  Binde  doppelt  umwunden.  Die 
breiten  Schläfensträhnen  sind  über  die  Binde 
nach  hinten  gestrichen  und  am  Wirbel  in 
einem  losen  Knoten  geschlungen,  so  daß 
die  Enden  frei  herabhängen. 

Der  Kopf  ist  eine  im  Gesicht  recht  leere, 
in  den  Haaren  sehr  sorgsam  ausgeführte 
Kopie  nach  einem  Werk  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Eine  entfernte  Ähnlichkeit  besteht  mit 
dem  in  Tegea  gefundenen  weiblichen  Kopf, 
den  •  man  eine  Zeitlang  für  den  der  Ata- 
lante  aus  der  einen  Giebelgruppe  hielt 
(Arch.  Anz.  1911,  131);  einige  Züge  kehren 
auch  bei  dem  Jünglingskopf  in  Konstan- 
tinopel (Rev.  arch.  II  1888,  PI.  14)  wieder. 
Eine  geringere  Replik  befindet  sich  in 
Kopenhagen  (Arndt,  La  Glyptothdque  Ny 
Carlsberg  PI.  72).  Arndt  erinnert  zweifelnd 
an  Praxitelisches,  der  Katalog  der  Glypto- 
thek (Nr.  48)  an  die  Aphrodite  von  Arles 
im  Louvre. 

Schröder,  Amtl.  Berichte  aus  den 
Künigl.  Preuß.  Kunstsammlungen  XXXV 
1913/14,   28. 

16.  Inv.  1675.  Kolossalkopf  des 
Herakles  aus  weißem  Marmor,  h.  0,485  m. 
Aus  Pergamon.  Aus  drei  Stücken  wieder  zu- 
sammengesetzt. Es  fehlt  die  Nasenspitze. 
Im  Haar  Reste  rotbrauner  Bemalung.  Der 
Hals  ist  von  einer  schräglaufenden  Anschluß- 
fläche durchschnitten;  darin  ist  ein  Loch 
für  einen  starken  rechteckigen  Dübel. 

Herakles  ist  dargestellt  kurzhaarig,  bärtig, 
mit  einem  Antlitz  von  gewaltig  bewegten 
Formen.  Der  Blick  ist  aufwärts  gerichtet. 
Schönes  dekoratives  Werk  hellenistischer 
Zeit. 

»Aus  dem  Berliner  Museum«,  Kekule 
v.  Stradonitz  zum  6.  März  1909  dargebracht 
Taf.  I.  Schröder,  Amtl.  Berichte  aus  den 
Kgl.  Preuß.  Kunstsamml.    XXXI    1910/11, 

197  ff- 

17.  Inv.  1556.  Bildnis  eines  Römers 
aus  weißem  Marmor,  h.  0,2 1 5  m,  aus  Ägypten. 
Geschenk  des  Herrn  Prof.  Dr.  Freiherrn 
F.  W.  von  Bissing.  Unter  dem  Halse  ge- 
brochen, doch  ist  der  Ansatz  der  r.  Schulter 
erhalten;  am  Wirbel  und  r.  Oberkopf  be- 
schädigt; kleinere  Bestoßungen  an  Nase 
und  Ohren.  Die  Oberfläche  geputzt.  Der 
Kopf  war  zum  Einsetzen  in  eine  Herme 
oder    bekleidete  Büste  bestimmt.      An  der 


r.  Schulter  eine  schräg  abwärts  geführte  Nute. 
Der  wenig  anziehende  Kopf,  bartlos  mit 
stark  eingesunkenen  Schläfen,  ist  leicht  nach 
seiner  rechten  Seite  gewandt.  Die  Augen- 
brauen sind  gerunzelt,  die  Lippen  zu- 
sammengekniffen; tiefe  Falten  ziehen  sich 
von  der  Nase  die  Wangen  hinab.  Das 
dünne  Haar  ist  tief  im  Nacken  quer  geschei- 


17. 


telt  und  oben  in  die  kahle  Stirn  gestrichen. 

Ende  der  Republik. 

18.  Inv.  1548.  Kopf  einer  Bildnis- 
herme  aus   weißem  Marmor,   h.  0,375  ^^ 

Die  linke  Schulter  ist  in  Gips  ergänzt, 
die  Nase  und  größere  Teile  der  Ohrmuscheln 
fehlen;  kleinere  Beschädigungen  am  ganzen 
Kopf.  An  der  rechten  Schulterseitenfläche 
roh  gespitzte  Anschlußfläche  mit  dem  Rest 
eines  Eisendübels  für  einen  Schulterbalken. 

Der  sehr  charakteristische  Kopf  ist  leicht 
zurückgeworfen  und  blickt  geradeaus.  Die 
kleinen  Augen,  die  niedrige  Stirn  und  der 
spitz  zusammengezogene  Mund  geben  ihm 
ein  bösartiges  Aussehen.  Vortrefflich  ist 
der  scharfkantige  und  mit  vielen  Vor- 
sprüngen modellierte  Schädel  gearbeitet, 
dessen  gespannte  Haut  zu  der  weichen, 
faltigen  Fülle  des  Untergesichts,  Halses 
und    Nackens     im    lebendigen    Gegensatz 


99 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  in  Deutschland. 


100 


i8. 


steht,  üben  ist  d^r  Schädel  kahl,  aber 
Hinterkopf  und  Schläfen  sind  mit  kurzen 
Haarzotteln  bedeckt.  Oberhalb  des  rechten 
Auges  eine  künstliche  Narbe,  ein  schräg 
von  oben  nach  unten  geführter  Schnitt 
mit  vier  Querschnitten.  Von  vorn  ge- 
sehen ähnelt  der  Kopf  den  kahlköpfigen 
und  mit  einer  Kreuznarbe  an  der  Stirn  ver- 
sehenen Bildnissen,  die  immer  noch  unter 
dem  Namen  des  Scipio  Africanus  gehen, 
obschon  diese  Benennung  ganz  veraltet  ist, 
seitdem  zuerst  die  Gründe  dafür  als  wert- 
los erkannt,  dann  die  Köpfe  als  Dar- 
stellungen verschiedener  Männer,  und 
darauf  als  solche  von  Isispriestern  erkannt 
worden  waren.  (Wolters,  Münchener  Jahr- 
buch IV  1909,  201  f.)  Jedoch  weicht  die 
Form  der  Narbe  von  der  gewöhnlichen 
einfachen  Kreuzform  (so  z.  B.  an  dem 
Berliner  Kopf  Nr.  332)  und  die  Behaarung 
des  Hinterkopfes  von  der  sonst  durchweg 
üblichen  Schur  des  ganzen  Kopfes  ab. 
Ein  so  auffälliges  Merkmal  wie  die  voll- 
ständige Kahlheit  der  Isispriester  konnte 
weder    in  Wirklichkeit    noch    in    der    bild- 


lichen Darstellung  vernachlässigt  werden. 
Wir  haben  also  in  dem  Porträtkopf  keinen 
Priester  des  ägyptischen  Kultes  zu  erkennen. 
Doch  ist  die  Narbe  zweifellos  absichtlich 
eingeschnitten  oder  eingebrannt.  Eins  der 
schändenden  Merkmale,  wie  man  sie  Sklaven 
oder  Verurteilten  einbrannte,  kann  hier  nicht 
wohl  gemeint  sein.  Kultliche  Narben  waren 
aber  auch  sonst,  wie  es  scheint,  im  Orient 
bekannt  (Dennison,  American  Journal  of 
Archaeology  IX  I905,  33  ff.);  so  wird  man 
in  dem  Bildnis  den  Priester  oder  Ange- 
hörigen einer  Religionsgemeinschaft  sehen 
dürfen,  deren  nähere  Bestimmung  noch  aus- 
steht Der  Kopf  gehört  noch  in  die  Zeit 
der  Republik  (Kekule  von  Stradonitz,  Die 
griech.  Skulptur*,  368). 

19.  Inv.  1549.  Bildnis  eines  Römers  aus 
Marmor,  h.  0,245  m,  im  römischen  Kunst- 
handel erworben.  Der  Kopf  ist  gleich  unter 
dem  Halsansatz  gebrochen,  doch  sind  Reste 
der  beiden  Schultern  erhalten.  Der  Hinter- 
kopf war  mit  Schnittfläche  angesetzt  und  ist 
verloren.  Es  fehlt  die,  wie  es  scheint,  schon 
im  Altertum  einmal  ausgebesserte  und  mit 


lOI 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  in  Deutschland. 


I02 


19. 


einem  Eisenstift  angesetzte  Nase.  Das 
linke  Ohr  ist  stark  beschädigt.  Der  Kopf 
ist  kaum  merklich  nach  seiner  rechten  Seite 
gedreht.  Tiefe  Falten  auf  der  Stirn  und 
um  den  Mund  verraten,  daß  das  Leben 
des  Dargestellten  unter  Sorgen  und  Mühen 
verlaufen  ist  Die  kleinen  Augen  sind 
zusammengekniffen,  so  daß  nach  den 
Schläfen  und  Wangen  hin  sich  viele  Fält- 
chen  festgesetzt  haben,  wie  man  es  bei 
Leuten  sieht,  die  beständig  in  hellem  Sonnen- 
licht arbeiten.  Diese  Züge  im  Verein  mit 
der  engen  Schädelform  und  dem  groben 
Untergesicht  geben  dem  Ganzen  einen  derb 
bäuerischen   Charakter. 

Die  künstlerische  Arbeit  ist  flott  und 
mit  großer  Sicherheit  ausgeführt.  Gewisse 
Züge  deuten  darauf  hin,  daß  hierbei  eine 
Totenmaske  die  Grundlage  abgegeben  hat. 
Die  Augen  sind  nicht  gleichmäßig  gebildet; 
das  linke  quillt  hervor  und  die  oberen 
Augenlider  sind  schematisch  und  wider  die 
gewöhnliche  Natur  gebildet.  Ebenso  sche- 
matisch erscheinen  Haar  und  Ohren;  vor 
allem  aber  bemerkt  man  das  »hippokratische 
Gesicht«,  wenn  man  die  jetzt  offen  gebildeten 


Augen  zuhält  und  dann  das  schlaff  zurück- 
gesunkene Kinn  beachtet.  Trotzdem  er- 
scheint der  Kopf  in  seiner  vortrefflichen 
Arbeit  äußerst  lebendig  und  naturwahr;  er 
ist  mit  Kekule  von  Stradonitz,  Die  griech. 
Skulptur-  368  noch  in  die  Zeit  der  Re- 
publik zu  datieren. 

20.  Inv.  1552.  Kopf  einer  römischen 
Dame  aus  weißem  Marmor,  h.  0,22  m, 
Geschenk  der  Frau  Geh.-Rat  Kekule  von 
Stradonitz.  Der  Kopf  ist  gleich  unter  dem 
Kinn  gebrochen,  es  fehlt  der  halbe  Nacken- 
schopf und  die  Nase  fast  ganz.  Die  Ober- 
fläche ist  stark  verwittert. 

Die  jugendliche  Dargestellte  blickt  leicht 
zur  Seite  gewendet  nach  rechts.  Das  Haar 
ist  in  Wellen  gebrannt  und  am  Hinterkopf  in 
einen  kleinen  Zopf  knoten  zusammengerollt. 
Die  Augensterne  sind  plastisch  angegeben, 
mit  vertiefter  Pupille,  Glanzlicht  und  Um- 
grenzung der  Iris.  Die  starke  Bestoßung 
der  Oberfläche  verhindert  eine  genauere  Be- 
stimmung des  Bildnisses  und  eine  Vertiefung 
in  seinen  psychologischen  Charakter.  Die 
einfache  Frisur  ähnelt  am  meisten  der- 
jenigen  an  Köpfen  der  jüngeren   Faustina, 


103 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  in  Deutschland. 


104 


der  Gemahlin  des  M.  Aurelius,  aus  ihren 
früheren  Lebensjahren.  (Olympia  III  265, 
274,  Taf.  68, 1.  69,5.  Bernoulli,  Römische 
Ikonographie  Taf.  LIJ,  LIII  und  Berlin, 
Beschreibung  Nr.  379.)  In  ebendiese  Zeit 
weisen  die  Augen  mit  ihrem  bei  den  hoch- 
gezogenen Brauen  etwas  seelenlosen  Aus- 
druck. Doch  ist  das  Ganze  mit  seinem 
jugendlich  weiblichen  Charakter  nicht  ohne 
persönlichen  Reiz. 


21.  Inv.  1738.  Kopf  einer  Karyatide 
aus  weißem  Marmor,  h.  0,435  •"•  Aus 
Kilikien.  Geschenk  der  Familie  des  Frei- 
herrn Marschall  von  Bieberstein. 

Es  fehlt  die  Nasenspitze  und  ein  Stück 
am  vorderen  Rande  des  Diadems.  Sonst 
gut  erhalten.  Über  dem  Scheitel  ist  ein 
roher  Klotz  stehengeblieben;  ein  Gußkanal 
zeigt,  daß  hier  ein  Stein,  wohl  ein  Kapitell, 
aufgelegen  hat. 

Der  Kopf  blickt  mit  leerem  Ausdruck 
geradeaus.  In  dem  gescheitelten  Haar 
ein  sehr  hohes  Diadem.  Die  Augensterne 
plastisch  angegeben;  reichliche  Anwendung 
des   Bohrers.     Römisch,    2.  Jahrh.   n.    Chr. 

Schröder,  Amtl.  Berichte  aus  d.  Kgl. 
Preuß.  Kunstsamml.  XXXV   19 13/14,  318. 

22.  Inv.  1663.  Kaiser  Maximinus, 
h.  0,37  m,  aus  dem  Kunsthandel.  Die  Nase 
und  der  Rand  der  r.  Ohrmuschel  waren 
schon  antik  ergänzt,  die  Ergänzungen  sind 
aber  wieder  abgefallen.    Der  Kopf  sitzt  auf 


einem  ihm  ursprünglich  fremden,  zum  Ein- 
setzen in  eine  Statue  zugerichteten  Hals  und 
zeigtaufrälligeEigentümlichkeiten:  einen  nie- 
drigen Langschädel,  einen  mächtigen  Unter- 
kiefer, eine  stark  vorspringende,  gekrümmte 
Nase:  wahrscheinlich  ein  nach  dem  Leben 
gebildetes  Porträt  aus  jüngeren  Jahren  des 
Mannes,  das  nach  seiner  Thronbesteigung 
wieder  instand  gesetzt  und  aufgestellt  worden 
ist.  Ganz  individuell  ist  die  Belebung  der 
Augensterne  außer  der  vertieften  Pupille 
durch  eingelegte  Streifen  Blei,  dessen 
Färbung  und  Glanz  das  hellblaue  Auge  des 
Goten  wiedergeben  sollte.  Die  Kopfform 
mit  dem  starken  Kinn  ist  als  krankhafte 
Entartung  gedeutet  worden. 

»Aus  dem  Berliner  Museum«,  R.  Kekule 
von  Stradonitz  dargebracht  Taf.  III.  Winne- 
feld,  Amtl.  Berichte  aus  den  Kgl.  Preuß. 
Kunstsamml.  XXX  1908/9,  137  flf.  F.  v. 
Luschan,  Arch.  Anz.    1909,   558. 

23.  Inv.  Nr.  1639.  Bildnis  eines 
Mannes  aus  weißem  Marmor,  h.  0,285  '"» 
aus  Miletopolis  in  Mysien.  Ergänzt  in 
Gips  der  vordere  Teil  des  Halses;  es  fehlt 
die  Nase    bis    auf  die  rechte  obere  Hälfte. 

Der  leicht  nach  seiner  linken  Seite  ge- 
wendete Kopf  ist  mit  starkem,  lockigem 
Haar  bedeckt,  das  ebenso  wie  der  kurz 
gehaltene  Schnurr-  und  Backenbart  mit 
reichlicher  Anwendung  des  Bohrers  aus- 
geführt ist.  Die  Augen  sind  vertieft  Gute 
Arbeit  des  2.  Jahrh.  n.  Chr. 

Wiegand,  Athen.  Mitt.  XXIX  1904,  306 
Taf.  XXV— XXVI.  Poulsen,  T6tes  et  bustes 
Grecs  r^cemment  acquis  par  la  Glypto- 
th^que  Ny  Carlsberg,  Acaddmie  Royale 
des  sciences  et  des  Lettres  de  Danemark, 
Extrait  du  Bulletin  de  l'Annde  1913 
Nr.  5,  426fr. 

II.  Reliefs. 

a)  Weihungen. 

24.  Inv.  1709.  Nike,  einen  Stier 
tötend,  Reliefbruchstück  aus  weißem 
Marmor,  h.  0,205  ^>  br.  0,21  m,  aus  Per- 
gamon.  Ringsum  roh  zurechtgeschrytten, 
die  Oberfläche  abgerieben. 

Nike  kniet  neben  dem  Stier,  packt  ihn 
am  rechten  Hörn  und  reißt  seinen  Kopf 
zurück,   um    ihm    das  Opfermesser   in   den 


I05 


Erwerbungen  der  Äntikensammlungen  in  Deutschland. 


I06 


Hals  zu  stoßen.  Sie  ist  in  den  ionischen 
Chiton  mit  dem  feingefalteten  Mäntelchen 
gekleidet;  lange  Wellenlocken  fallen  auf 
beide  Schultern;  am  Stier  ist  die  Angabe 
der  Hautfalten  von  größter  Feinheit.  Vor- 
zügliche Arbeit  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
6.  Jahrh. 

Schröder,  Amtl.  Berichte  aus  den  Kgl. 
Preuü.  Kunstsamml.  XXXII  1910/ ii,  240 
Abb.  133.  Archäol.  Jahrb.  XXIX  1914, 
164  f.  Abb.   28.    Kunst  und  Künstler  XIII 

1914/5.  5-  Abb. 

25.  Inv.  1545.  Weihrelief  aus  weißem 
Marmor,  h.  0,515  m,  br.  0,79  m.  Von 
Rhodos.  Das  Relief  besteht  aus  vier  Bruch- 
stücken ;  es  fehlen  die  beiden  unteren  Ecken 
und  kleinere  Splitter.  Die  Gesichter  der 
beiden  Götter  auf  dem  Wagen  sind  abge- 
brochen. Auch  fehlt  das  aus  Bronze  an- 
gesetzte Rad  des  Wagens,  von  dem  nur  das 
Loch  für  die  Achse  erhalten  ist.  An  der 
Unterseite  der  Rest  des  Zapfens,  mit  dem 
die  Platte  in  einen  Pfeiler  eingelassen  war. 

Auf  einem  von  vier  Rossen  gezogenen 
Wagen  stehen  ein  Mann  als  Lenker  und 
eine  Frau.  Der  Mann  hält  in  der  r.  Hand 
die  früher  nur  gemalten  Zügel,  umtängt 
mit  dem  1.  Arm  die  Frau  und  wendet  ihr 
den  Kopf  zu.  Die  Frau  hält  sich  mit  der 
1.  Hand  am  Wagenrande  und  faßt  mit  der 
r.  Hand  den  Schleier.  Dargestellt  ist  eine 
•Szene  aus  der  Mythologie:  Ein  Gott,  der 
die  Göttin  als  Braut  geraubt  hat  und  in 
schneller  Fahrt  entführt  Links  vor  den 
Pferden  steht  ein  bärtiger  Mann  im  Hi- 
mation,  in  der  Haltung  eines  Beters,  der 
Stifter  der  Weihung.  Die  dargestellten 
Götter  sind  ihrer  Natur  nach  mit  Hades 
und  Persephone  eng  verwandt,  wenn  nicht 
gleichzusetzen  und  vermutungsweise  Echelos 
und  Basile  benannt  worden.  Schönes  Werk 
attischer  Kunst  aus  der  Zeit  bald  nach  Ent- 
stehung des  Parthenonfrieses. 

Kekule  von  Stradonitz,  Echelos  und 
Basile.  Attisches  Relief  aus  Rhodos  in  den 
Königlichen  Museen.  65.  Programm  zum 
Winckelmannsfeste  der  Archäolog.  Gesell- 
schaft Berlin  1905.  Die  griech.  Skulptur* 
170.  Schröder,  Kunst  und  Künstler  XIII 
19 14,  II,  18.  Reinach,  Repertoire  des 
Reliefs  II  48,   i. 

26.  Inv.  1641.      Kalksteinrelief     aus 


Tarent,  h.  0,32  m,br.  0,19m,  t.  0,068  m.  Der 
Bildrahmen  unten  herum  ausgesprungen,  die 
Figuren  bis  auf  kleine  Beschädigungen  an 
den  beiden  Köpfen  unversehrt.  Die  Ober- 
fläche gleichmäßig  verwittert. 

In  einer  vertieften  Nische  in  ziemlich 
hohem  Relief  zwei  Gestalten:  Ein  Jüngling, 
nackt  bis  auf  den  im  Nacken  hängenden 
Petasos  und  den  Mantel,  der  die  linke 
Schulter  und  den  1.  Oberarm  einhüllt,  steht, 
die  linke  Achsel  auf  einen  hohen  Stock 
gestützt,  in  Vorderansicht  und  wendet  den 
Kopf  zu  einer  Frau  in  Chiton  und  Mantel; 
diese  trägt  wie  die  Sabourofifschen  Mägde 
kurz  geschnittenes  Haar,  hat  die  1.  Hand 
sprechend  vor  den  Leib  erhoben  und  hält 
in  der  gesenkten  Rechten  eine  Hydria. 

27.  Inv.  1642.  Kalksteinrelief  aus 
Tarent,  h.  0,323  m,  br.  0,187  m»  t.  0,063  '^• 
Die  beiden  Köpfe  bestoßen,  die  Oberfläche 
gleichmäßig  verwittert. 

Ein  alter  langbärtiger  Mann  in  langem 
Chiton  und  Mantel,  geht  gebückt'  mit  ein- 
geknickten Knien,  wie  ein  Blinder,  an  der 
Rechten  gefaßt  von  einer  Frau,  die,  in 
Chiton  und  Mantel  und  mit  aufgelöstem 
Haar,  sich  im  Gehen  zu  dem  Greise  zurück- 
wendet. 

Die  Deutung  und  Bestimmung  dieser 
beiden  zusammengehörigen  Reliefs  steht 
nicht  fest.  Ich  schließe  mich  C.  Watzinger 
an,  der  nach  brieflicher  Mitteilung  in  den 
Gruppen  Elektra  und  Orestes,  Ödipus  und 
Antigone  erkennt,  obgleich  auf  dem  zuerst 
angeführten  Relief  die  gemächliche  Unter- 
haltung und  die  Lässigkeit,  mit  der  die 
Frau  den  Krug  hält,  wenig  der  dramatischen 
Szene  entspricht,  während  man  in  dem 
Ödipusrelief  geradezu  eine  Illustration  zum 
Anfang  des  Ödipus  Rex  erkennen  möchte. 
Auch  die  ursprüngliche  Verwendung  ist 
zweifelhaft.  Watzinger  nimmt  an,  die  Re- 
liefs seien  in  Stelen  eingelassen  gewesen ; 
doch  ist  dann  die  Bestimmung  dieser 
Stelen  wieder  unsicher,  die  doch  nicht  Grab- 
stelen gewesen  sein  können.  Man  könnte 
an  Metopen  von  Grabädiculen  oder  Altären 
denken,  wie  es  bei  den  Berliner  Reliefs 
(Beschreibung  der  ant.  Skulpt.  885  p  und 
q)  zweifelnd  schon  Watzinger  (Studien  zur 
unteritalischen  Vasenmalerei  6  f.)  und  Pagen- 
stecher (Unteritalische   Grabdenkmäler    22) 


I07 


Erwerbungen  der  Antikeusammlungen  in  Deutschland, 


I08 


26. 


27. 


getan  haben.  Schmale  hohe  Form  von  Met- 
open  ist  auf  Abbildungen  von  Ädiculen  (Du- 
bois-Maisonneuve,  Introduction  PI.  XXVIII 
[=  Pagenstecher,  Unteritalische  Grab- 
denkmäler Taf.  IX  c]  und  PI.  LXXXVI), 
an  einem  Altar  (Inghirami,  Vasi  fittili  II  Taf. 
CXXXVII = Pagenstecher  a.  a.  O.Taf.  VIII  a), 
und  im  Original  an  einem  Holzsarkophag 
(Antiquitds  du  Bosphore  Cimmerien  Taf. 
LXXXI/LXXXII),  überliefert.  Aber  die 
kastenartige  Umrahmung,  an  der  schon 
Watzinger  Anstoß  nahm,  und  die  an  dem 
älteren  Berliner  Bruchstück  (Beschreibung 
885  q)  nur  abgebrochen  ist,  spricht  doch 
wohl  dagegen  (Katterfeld,  Die  griechischen 
Metopenbilder  89).  Die  Reliefbehandlung 
gleicht  der  des  Münchener  Unterweltreliefs 
(Wolters,  Ant.  Denkmäler  III  Taf.  35)  und 
der  Berliner  Bruchstücke  (Beschreibung  der 
antiken  Skulpturen  885  p  und  q),  der  Stil  der 
Zeichnung  entspricht  dem  der  apulischen 
Vasenmalerei.  Zum  Orestes  mit  der  be- 
quemen Stellung  und  der  lässigen  Haltung 


der  gekreuzten  Arme  sind  z.  B.  der  stehende 
Jüngling  auf  der  Kertscher  Deckelschale 
(Furtw.-Reichh.,  Gr.  Vasenm.  Taf.  68),  der 
Aiakos  auf  der  Unterweltvase  Mon.  Inst.  VIII 
Taf.  IX,  und  die  stehende  Frau  rechts  auf 
dem  Volutenkrater  Furtw.-Reichh.,  Gr.  Vm. 
Taf.  98,  zu  der  Hydria  in  der  Hand 
der  Antigone  die  der  Danaide  auf  der 
Unterweltvase  Mon.  Inst.  II  Taf.  XLIX 
zu  vergleichen.  Dem  gebückten  Ödipus 
ähnelt  der  Amphiaraos  Gerhard,  Apulische 
Vasenbilder  E,  seiner  Tracht,  dem  Chiton 
mit  langem  Überschlag,  das  Gewand  der 
rechts  stehenden  Frau  auf  der  Amphora  in 
Ruvo  Mon.  Inst.  X  Taf.  XXVI/XXVII. 
Zu  vergleichen  ist  auch  die  Bronzestatuette 
eines  bärtigen  Alten  in  langem  Chiton  und 
Mantel  in  Neapel  (Phot.  Sommer  7559). 
R.  Zahn  weist  mich  auf  ein  Relief  aus 
Glasmasse  hin  (Deville,  Histoire  de  l'Art 
de  la  Verrerie  Taf.  LXVIII,  A),  auf  dem 
ein  bärtiger,  langbekleideter  Mann  von 
einer   Frau    geführt    wird,    vielleicht    auch 


109 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  in  Deutschland. 


HO 


Ödipus  und  Antigone.  Schwer  zu  be- 
stimmen, aber  für  das  Gefühl  vorhanden  ist 
eine  gewisse  Verwandtschaft  nicht  in  der 
Stellung,  aber  in  der  Auffassung  zwischen 
dem  Akt  des  Orestes  und  der  Statue  des 
Meleager,  zumal  in  deren  schönster  Über- 
lieferung, dem  Torso  in  Boston ;  wenn 
dies  Gefühl  nicht  täuscht,  würde  die  ohne- 
dies gegebene  Datierung  ins  vierte  Jahrh. 
noch  eine  Stütze  und  die  kunstgeschicht- 
liche Wertung  der  reizvollen  Reliefs  eine 
breitere  Basis  gewinnen. 

28.  Inv.  1612.  Weihung  an  Angdistis 
undAttis  aus  weißem  Marmor,  h.  0,6 1 3  m, 
br.  0,30  m.  Aus  dem  Piräus.  Unten  ist  die 
Stele  schräg  durchgebrochen.  Verletzungen 
an  den  Rändern.  Schlanke  Stele,  nach  oben 
sich  verjüngend,  mit  einem  Profil  bekrönt; 
darüber  ein  Relieffeld  mit  seitlichen  Pfeilern 
und  einem  Architrav.  In  dem  Feld  links 
sitzt  Attis  auf  einem  Felsen,  an  dem 
ein  Pedum  lehnt;  er  ist  orientalisch  ge- 
kleidet und  streckt  die  r.  Hand  nach  einer 
Blume  aus,  die  die  vor  ihm  stehende 
Angdistis  ihm  reicht;  sie  trägt  einen  ge- 
gürteten Peplos  und  hält  in  der  herab- 
hängenden Linken  ein  Tympanon.  Auf 
dem  Schaft  die  Inschrift:  ANrAliTEl  KAI 
ATTIAI  TIMO0EA  YPEP  TON  nAIAHN  RATA 
nPOiTArMA. 

Angdistis  ist  eine  »von  Kybele  nicht  zu 
unterscheidende  Form  der  kleinasiatischen 
Göttermutter«.  Das  Relief,  »eins  der  reiz- 
vollsten seiner  Art,  wird  dem  Ausgang  des 
4.  oder  der  ersten  Hälfte  des  3.  Jahrh. 
angehören«. 

Kekule  von  Stradonitz,  Die  Griech. 
Skulptur-*  .201.  Reinach,  Repertoire  des 
Reliefs  II    11. 

29.  Inv.  1554.  Weihrelief  aus  weißem 
Marmor,  h.  0,36  m,  br.  0,293  m,  aus  Tralles. 
Geschenk  des  Herrn  Hadjidimu. 

Die  Platte  ist  oben,  rechts  und  links  ge- 
brochen. Ein  nacktes  Weib  kauert  badend 
am  Bodfen,  faßt  mit  der  1.  Hand  das  Haar 
und  greift  mit  der  Rechten  nach  einem 
Wassergefäß;  Kopf  und  r.  Arm  fehlen. 
Rechts  unter  einem  Baum  eine  Pansherme, 
mit  einem  Tierfell  bekleidet,  links  der  Rest 
eines  nackten  Fußes.  Unter  der  Darstellung 
auf  einer  Leiste  die  Inschrift: 

Archäoloj^isaher  Anzeigrer  1919- 


v»<t>A:«YriAS0EI 
'KATONIPON 
Römische  Kaiserzeit. 

30.  Inv.  1683.  Reliefeines  Dioskuren 
aus  weißem  Marmor,  h.  0,95  m,  br.  0,44  m. 

Die  obere  linke  Ecke  ausgebrochen; 
rechts  und  links  ist  ein  Streifen  abgesägt, 
eine  schräge  Sägefläche  rechts  paßt  an  eine 
ebensolche  des  schon  länger  hier  befindlichen 
Reliefs  Inv.  1527  mit  der  archaistischen 
Darstellung  des  Jupiter  exsuperantissimus 
an  (Kekule  v.  Stradonitz,  Sitzungsberichte 
der  Berliner  Akademie  der  Wissenschaften 
1901,  387.  Watzinger,  Arch.  Anz.  1903, 
37  Nr.  30).  Diese  beiden  Reliefs  bildeten 
zusammen  mit  einer  dritten  verlorenen 
Platte,  die  dem  Dioskurenrelief  entsprochen 
haben  muß,  Seitenflächen  eines  viereckigen 
Würfels,  vermutlich  einer  Basis.  Auf  dem 
neuerworbenen  Relief  steht  in  nicht  archai- 
sierenden Formen  dargestellt  ein  Dioskur 
neben  seinem  allzu  klein  gebildeten  Pferde, 
nackt  bis  auf  den  Mantel  und  den  Pilos, . 
eine  große  Lanze  in  der  1.  Hand.  Der 
Typus  ist  noch  von  griechischer  Kunst  er- 
funden, die  Arbeit  ohne  besondere  Sorgfalt 
ausgeführt. 

Schröder,  Amtl.  Berichte  aus  den  Kgl. 
Preuß.  Kunstsammlungen  XXXII  1910/11, 
50 f.  Abb.   28/29. 

31.  Inv.  1686.  Weihreliefaus  dunklem 
Marmor,  h.  1,22  m,  br.  0,43  m,  aus  Gallipoli, 
vom  Kaiser  Friedrich-Museum  überwiesen. 
Die  oberste  Spitze  ist  abgebrochen. 

Hohe  Stele,  oben  durch  einen  spitzen 
Giebel  mit  Akroterien  abgeschlossen.  Zwei 
Relieffelder,  voneinander  durch  ein  Schmuck- 
band von  Rosetten  getrennt,  das  obere  mit 
muschelförmigem  oberem  Abschluß.  Im 
oberen  Felde  rechts  ein  Gott  mit  Scepter 
und  Schale  in  den  Händen,  in  Leibrock 
und  Mantel  aufrecht  stehend  empfängt  die 
Anbetung  eines  von  links  herantretenden 
Paares;  der  Mann  hebt  dier.  Hand,  die 
Frau  trägt  eine  Schale.  Im  unteren  Felde 
eine  Opferdarstellung:  an  einem  Altar,  auf 
dem  ein  Feuer  brennt,  soll  ein  Stier  ge- 
opfert werden.  Ein  Strick  geht  von  seinem 
Kopf  durch  einen  Ring  am  Boden  und 
wird  von  einem  rechts  stehenden  Mann 
gehalten.  Ganz  rechts,  ruhig  stehend,  eine 
Frau.     Links  eine  Frau  mit  Opferkorb  und 


III 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  in  Deutschland. 


112 


ein  Mann  mit  dem  Schlachtbeil.  In  dem 
Dreieck  zwischen  der  Muschel  und  der 
Giebelspitze  ein  Adler.  Unten  die  Inschrift: 
XSKAIAIOS:  ATlAlOi  lEPEYS: 
\  lOABIWEYXAPliTHPION 
Der  unterste  Teil  des  Steins  ist  rauh  ge- 
lassen zum  Einlassen  in  eine  Basis.  Späte 
Kaiserzeit. 

H.  Schaal,  De  Euripidis  Antiopa  85 
Taf.  III,  I  (Opferszene),  liest  und  ergänzt 
den  verriebenen  Anfang  der  Inschriftzeilen 
rAlJOZ  AIAIOS  und  AllJOABIfl  und  ver- 
gleicht Reliefs  aus  derselben  Gegend  B.  C.  H. 
XXIII  1899  PI.  4;  5,  2.  B.  C.H.  XXXII 
1908,  521  PI.  5,  6,  mit  Hinweis  auf  Stud- 
niczka,  Tropaeum  Trajani  132,  Anm.  24.  — 
Vgl.  ferner  Mendel,  Must^es  Imper.  Ottomans, 
Catalogue  des  sculptures  II  266,  Nr.  547 
und  Athen.  Mitteil.  XXXV  19 10  Taf.  XXIX. 

b)  Grabsteine. 

32.  Inv.  161 3.  Grabreliefeines  atti- 
schen Bürgers.  Weißer  Marmor,  h.  0,65  m, 
br.  0,695  ™'  gefunden  an  der  heiligen  Straße 
bei  Kloster  Daphni  zwischen  Athen  und 
Eleusis.  Nur  links  alte  Seitenfläche,  sonst 
ringsum  Bruch,  oben  durch  den  Kopf  des 
Mannes  in  der  Höhe  des  Mundes,  unten 
dicht  unter  dem  Gesäß.  _  Die  Oberfläche 
ist  bis  auf  viele  kleine  Bestoßungen  gut 
erhalten. 

Der  bärtige  Mann  steht  nach  rechts  ge- 
wendet, nur  mit  dem  Mantel  bekleidet,  der 
die  rechte  Schulter  und  die  Arme  frei  läßt; 
er  nähert  die  linke  Hand  seinem  Kinn,  die 
halb  gesenkte  Rechte  umfaßt  einen  Vogel, 
vielleicht  um  ihn  einem  Hunde  oder  klein 
gebildeten  Kinde  hinzureichen.  »Die  Art, 
wie  die  Formen  des  nackten  Oberkörpers 
ganz  flach,  aber  doch  reich  in  den  Einzel- 
heiten, mehr  auf  den  Eindruck  im  ganzen 
als  auf  Richtigkeit  im  einzelnen  berechnet, 
zu  dem  in  großen  Falten  geführten  Gewand 
in  Gegensatz  gestellt  sind,  entspricht  der 
Kunst  des  Parthenonfrieses,  freilich  in  sehr 
viel  geringerer  Ausführung."  Diese  Kenn- 
zeichnung durch  Kekule  trifft  das  Wesent- 
liche, läßt  sich  aber  noch  erweitern.  Der 
Fortschritt  der  Kunst  in  der  Richtung'  der 
zeichnerischen  Freiheit  erhellt  aus  einer 
Vergleichung  mit  der  nur  wenige  Dezennien 
älteren  Alxenorstele   und   ihrer  Sippe,   den 


Stelen  in  Sofia  (Arch.  Anz.  1896,  136  f.) 
und  Neapel  (Rayet,  Monuments  grecs  I,  19), 
mit  denen  unsere  Stele  die  Richtung  der 
Figur  nach  rechts  und  die  Verwandtschaft 
im  Motiv  teilt,  nur  daß  hier  an  die  Stelle 
der  Heuschrecke  und  des  Bratenknochens 
ein  Vogel  getreten  ist.  Mit  der  Neapler 
Stele,  der  jüngsten  von  jenen  dreien,  hat 
da?  Berliner  Bruchstück  auch  das  Unge- 
schick in  der  Körperzeichijung  gemein,  ist 
aber  in  der  Ausführung    auch  über  dessen 


32- 


Stilstufe  bereits  hinausgeschritten.  Was  zu 
der  gleichen  Zeit  ein  wirklicher  Künstler  in 
diesem  handwerklichen  Fache  leisten  konnte, 
zeigt  unsere  Stele  aus  Karystos  (Beschr. 
Nr.  736),  mit  ihrem  harmonisch  gezeich- 
neten Akt  und  Gewand.  Auch  eine  etwas 
jüngere  Reliefgruppe  in  Berlin  (Beschr. 
Nr.  738)  ist  an  Natürlichkeit  und  Schönheit 
der  Linien  und  Formen  dem  neuen  Bruch- 
stück überlegen.  Bei  diesen  beiden  zuletzt 
genannten  Stücken  scheinen  Modellstudien 
verwandt  zu  sein.  Das  zeigt  sich  nicht 
bloß  an  der  Richtigkeit  der  gesamten  Ver- 
hältnisse, sondern  außerdem  an  der  Stele 
aus  Karystos  an  dem  Motiv,  wie  am  linken 
Oberarm  das  Gewand  absichtlich  unter- 
gesteckt ist,  und  an  der  Familiengruppe  in 
der  sorgsamen  Durchführung  des  Nackten' 
an  Arm  und  Brust  des  Mannes.  An  un- 
serer Stele  ist  jedoch  die  Gestalt  frei  ent- 


"3 


Erwerbungen  der  Antikensammlungen  in  Deutschland. 


114 


worfen  und  nur  für  die  Einzelausführung 
des  Nackten  an  den  Armen  das  lebende 
Modell  benutzt  worden,  so  daß  sich  hier 
Muskeln  und  Adern  fast  zu  sehr  be- 
merkbar machen.  Genau  dieselbe  Art  zu 
arbeiten  zeigt  sich  an  der  Jünglingsstele 
im  Vatikan  (Amelung,  Die  Skulpturen  des 
Vatikanischen  Museums  11  Taf.  74),  die 
mit  der  unsern  in  einzelnen  Zügen,  dem . 
Verhältnis  zwischen  Becken  und  Rumpf, 
der  Umrißlinie  des  Glutäus,  der  unge- 
schickten Zeichnung  der  Handgelenke  und 
der  Finger  sowie  in  der  Modellierung  des 
Schulteransatzes  in  dem  Maße  überein- 
stimmt, daß  man  beide  Werke  auf  den- 
selben Urheber  zurückführen  darf.  So  wie 
an  jener  der  kleine,  vor  dem  Jüngling 
stehende  Knabe  noch  erhalten  ist,  so 
möchte  man  auch  hier  die  Stele  nach 
rechts  hin  so  weit  verbreitert  denken,  daß 
noch  für  ein  Kind  Platz  ist,  dem  der  Mann 
den  Vogel  hinreicht;  ebenso  liegt  es  nahe, 
nach  Analogie  der  ganzen  Gruppe  von 
Grabstelen  als  oberen  Abschluß  eine  Pal- 
mette zu  denken,  die  sich  von  der  der 
Stele  aus  Karystos  nicht  sehr  unterschieden 
haben  wird.  Auch  hier  gilt  das  Urteil 
Amelungs,  der  Künstler  des  Reliefs  habe 
nicht  auf  allen  Gebieten  die  Fortschritte 
seiner  Zeit  gleichmäßig  mitgemacht,  und 
daß  das  Relief  nicht  zu  Werken  ersten 
Ranges  zähle.  Aber  dem  Reiz,  den  jede 
griechische  Originalarbeit  hat,  auch  wenn 
sie  von  einem  Handwerker  herrührt,  der 
den  führenden  Meistern  seiner  Zeit  in 
einigem  Abstand  folgt,  wird  sich  der  Be- 
schauer auch  hier  nicht  entziehen  können. 

Kekule  von  Stradonitz,  (Jriech.  Skulp- 
tur*  190  f. 

33.  Inv.  1708.  Grabstein  des  Sosias 
und  Kephisodoros,  aus  weißem  Marmor, 
h.  1,05  m,  br.  0,845  ^-  B's  auf  einige 
kleine  Beschädigungen  an  den  Rändern 
gut  erhalten.  Am  oberen  Abschlußgesims 
Spuren  vor!  Bemalung.  Unten  ein  roher 
Zapfen  zum  Einlassen  in  eine  Basis. 

Zwei  junge  bärtige  Männer  reichen  ein- 
ander die  Hand.  Sie  trägen  Chiton,  Pilos 
und  Schild,  der  linksstehende  ist  auch  mit 
einem  Mantel  und  der  Lanze  versehen. 
Hinter  diesem  steht  ein  ebenfalls  bärtiger  j 
Mann  im  langen  Priestergewand  in  ruhiger  | 


Haltung.  Die  starke  Idealisierung  in  den 
Köpfen  läßt  nicht  erkennen,  ob  in  dem 
zuletztgenannten  der  Vater  oder  Bruder  der 
beiden  Krieger  zu  sehen  ist.  An  der  oberen 
Leiste  die  Inschrift  tnt\M  KHtlSOAflPOS;. 
Gute  Handwerksarbeit  aus  der  zweiten 
Hälfte  des   5.  Jahrh.  v.  Chr. 

Schröder,  Amtl.  Berichte  aus  den  Kgl. 
Preuß.  Kunstsamml.  XXXIII  1911/12,  57«". 
Abb.  26.  Kunst  und  Künstler  XIII,  442. 
Studniczka,  Die  griech.  Kunst  an  Krieger- 
gräbern   18,  Anm.   52,  Tafel   XV,   25. 

34.  Inv.  1643.  Palmette  einer  Grab- 
stele aus  Kalkstein,  h.  0,907  m,  br.  0,61  m. 
Aus  Kertsch  in  Südrußland.  Geschenk  des 
Herrn  Nowikow  in  Kertsch.  Unversehrt,  die 
Farben  jetzt  ganz  verblaßt. 

Die  große  Stelen bekrönung  hat  die  »Form 
eines  Doppelschildes,  dessen  beide  Seiten- 
ränder rot  gefärbt  sind«  und  ist  gefüllt  mit 
einer,  sehr  aufgelöst  gezeichneten  Palmette 
und  reichem  Rankenwerk.  Auf  dem  Kyma- 
profil  ein  gemalter  Eierstab,  auf  der  Platte 
ein  Mäander.  Vortreffliche  Arbeit  aus  dem 
Anfang  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Kieseritzky  und  Watzinger,  Griechische 
Grabreliefs  aus  Südrußland  Nr.  106  Taf.  VL 
Schröder,  Kunst  und  Künstler  XIII  1914/5, 
77  f. 

35.  Nr.  1707.  Oberteil  einer  Grab- 
stele aus  weißem  Marmor,  h.  0,71  m,  br. 
0,49  m.  Der  Schaft  ist  etwa  in  zwei 
Dritteln  der  Höhe  durchgebrochen;  die 
Sinterschicht,  die  das  Ganze  bedeckte,  war 
schon  vor  der  Erwerbung  an  den  figürlichen 
und  Rankenornamenten  2.  T.  wieder  ent- 
fernt worden. 

Die  schlanke  Stele  ist  mit  zwei  Rosetten 
geschmückt;  darüber  eine  vierzeilige,  jetzt 
unleserliche  Inschrift,  vermutlich  ein  Grab- 
gedicht, bei  der  antiken  Wiederverwendung 
des  Denkmals  getilgt  und  durch  die  Inschrift 
AHMAPXIA  ersetzt.  Als  oberer  Abschluß 
dient  ein  einfaches  Profil  und  eine  reich 
ausgestattete  Palmette :  Aus  einem  drei- 
blätterigen Akanthoskelch  wachsen  seitlich 
zwei  starke  Spiralranken  und  nach  oben 
zwei  feinere,  stark  geschwungene  Ranken, 
die  nach  oben  in  feinblätterige,  ganz  auf- 
gelöste Palmetten  endigen.  Auf  dem 
mittelsten  Akanthosblatt  steht  in  Vorder- 
ansicht  aufrecht   eine    wehklagende    Sirene 

5* 


"5 


ErweibuDgeu  der  Antikensammlungen  in  Deutschland. 


Ii6 


mit  Vogelleib  und  großen  Flügeln  und 
mit  menschlichem  Oberkörper.  Auf  den 
Seitenranken  sitzen  symmetrisch  zwei  trau- 
ernde Frauen,  ähnlich  den  beiden  Mägden 
aus  der  Sammlung  Sabouroff  (Berlin,  Beschr. 
d.  antiken  Skulpt.  Nr.  498,  499).  Attisch, 
4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Winnefeld,  Amtl  Berichte  aus  den  Kgl. 
Preuß.  Kunstsamml.  XXXII  1910/11,  i  ff . 
Abb.  I.  Studniczka,  Arch.  Jahrb.  XXVI 
1911,   75   Abb.   15. 


36. 

36.  Inv.  1644.  Grabrelief  eines 
Mannes  aus  Kalkstein,  h.  0,43  m,  br. 
o>3S  tn»  gefunden  in  Alexandria.  Von  der 
ägyptischen  Abteilung  überwiesen. 

In  einer  Nische  zwischen  Pfeilern  mit 
Kapitell  und  Sockel  sitzt  auf  einem  Lehn- 
stuhl ein  bartloser,  nicht  mehr  junger  Mann, 
dem  Beschauer  in  Schrägansicht  zugewendet. 
Er  ist  gekleidet  in  ein  mit  kurzen  Ärmeln 
versehenes  Gewand  und  einen  bis  zu  den 
Füßen  reichenden  Mantel,  der  auch  die  im 
Schöße  ruhende  linke  Hand  bedeckt.  Die 
rechte  Hand  greift  nach  dem  Kopfe  des 
am  Boden  hockenden  Hundes,  die  Füße 
ruhen  auf  einem  Schemel.  Ein  nur  zum 
Teil  sichtbarer  Rundschild  füllt  die  rechte 
obere   Ecke   des   Relieffeldes.      Die   rechte 


Hand  des  Mannes  ist  stark  verletzt,  der 
linke  Pfeiler  und  der  obere  Querbalken  ab- 
gesplittert. Keine  Spuren  von  Stuck  oder 
Bemalung.  Kunstlose  Arbeit  hellenistischer 
Zeit. 

Die  Stellung  des  Mannes  ähnelt  der  des 
Jünglings  auf  einem  alexandrinischen  Relief 
(Pfuhl,  Athen.  Mitt.  XXVI  1901,  277),  die 
Ausführung  erreicht  beinahe  die  der  Stele 
mit  dem  opfernden  Manne  (Pfuhl,  a.  a.  O., 
287).  Die  bildnismäßigen  Gesichtszüge 
mit  den  kleinen  Augen  und  den  Falten 
um  den  Mund  erinnern  ebenso  an  alt- 
ägyptische Naturwiedergabe  wie  an  helle- 
nistischen Realismus.  Bei  dem  Fehlen  der 
Inschrift  ist  keine  Deutung  oder  Benennung 
zu  geben.  Der  Rundschild  soll  vielleicht  an 
frühere  kriegerische  Tätigkeit  des  Mannes 
erinnern,  der  ein  ptolemäischer  Soldner 
gewesen  sein  mag,  wie  der  mit  Schild  und 
Speer  Dargestellte  auf  einem  Grabstein  in 
Alexandria  (Pfuhl,  a.  a.  O.,   290). 

37.  Inv.  1553.  Grabrelief  aus  weißem 
Marmor,  h.  0,405  m,  br.  0,285  m.  Nach  alter 
Angabe  aus  Athen.  Geschenk  des  Herrn 
Sanitätsrats  Dr.  Mordtmann  in  Saloniki; 
war  seit   1889  verschollen. 

Quer  durchgebrochen  etwas  oberhalb  der 
Knie  der  Relieffigur;  der  Rand  ringsum 
und  das  Relief  stark  bestoßen. 

Die  kleine  Stele  ist  oben  abgerundet, 
im  oberen  Teil  ohne  Relief,  wohl  nur  mit 
einem  großen  gemalten  Akroter  versehen;  in 
dem  vertieften  Relieffelde  steht  ein  Knabe 
im  Profil  nach  links,  die  1.  Hand  mit  dem 
Himation  in  die  Hüfte  gestemmt,  die  R. 
nach  vorn  ausgestreckt,  darüber  in  der 
Luft  ein  Ball.  Geringe  Arbeit.  Über  dem 
Bild  die  Inschrift: 

Kjoupo?  5(pU50J(00[s 
xjeifiai  ■jtoXXoi? 

in  schönen   Buchstaben  des  4.  Jahrh. 

Conze,  die  attischen  Grabreliefs  Nr.  925. 
Die  Inschrift  C.  I.  Gr.  I  930.  C.  L  A. 
II  3582. 

III.  Ornamentales. 

38.  Inv.  1659.  Rankenrelief  aus  weißem 
Marmor,  h.  0,727  m,  br.  0,377  "^>  ^us  Rom. 
Geschenk  des  Herrn  Generaldirektors  Exz. 
Dr.  von  Bode. 


117 


Ein  anükes  Wandbild  in  einem  Codex  von  1467. 


118 


Unten  quer  durchgebrochen;  am  Rande 
und  an  dem  Rankenwerk  kleinere  Be- 
schädigungen ;  im  Grunde  reichliche  Spuren 
modemer  Bemalung  mit  roter  und  blauer 
Farbe. 

In  dem  reichen,  symmetrisch  ansteigenden 
Akanthus-Rankenwerk  sitzt  oben  ein  Adler 
mit    ausgebreiteten    Flügeln,     unten    sym- 


EIN  ANTIKES  WANDBILD  IN  EINEM 

CODEX  VON   1467. 
Mit  Bemerkungen    über   Orts-Per- 
sonifikationen  als   Zuschauer. 

In  einer  Notiz  der  Kunstchronik  Leipzig 
1920,  Nr.  16  S.  335  habe  ich  bereits  aut 
den     Servius-Codex    hingewiesen,     woraus 


e/^j)Uc^trv(^.<r.  'j^d!i>£tii>  ür.  ^ 


Abb.  I.     Federzeichnung  in  einem  Servius-Codex  von   1467. 


metrisch  zu  beiden  Seiten  je  eine  Victoria, 
geflügelt  und  mit  dem  Chiton  bekleidet, 
aus  einer  Kanne  in  der  erhobenen  Hand 
in  eine  Schale  ausgießend. 

Dekorative  Arbeit  aus  dem  2.  Jahrh. 
n.  Chr. 

39.  Inv.  1660.  Teile  von  einem  großen 
Mosaik  aus  Dscherrasch  in  Palästina: 
Dionysische  Szenen,  Eroten  mit  Frucht- 
gehängen, Bildnisse  berühmter  Männer,  Me- 
daillons mit  Personifikationen  der  Jahres- 
zeiten und  Flechtband-Ornamente.  Spät- 
römisch. 

Berlin.  Bruno  Schröder. 


ich  hier  den  bezüglichen  Ausschnitt  mit- 
teile (Abb.  i).  Die  große  Merkwürdigkeit 
dieser  aus  Italien  stammenden  Papier-Hand- 
schrift des  XV. Jahrh.  ist  die  Federzeichnung, 
die  einzige,  die  er  enthält '),  zum  Anfang 
des  VI.  Buches.  Sie  ist,  vielleicht  von 
dem  Schreiber  selbst,  jedenfalls  aber  gleich- 
zeitig mit  der  Schrift  in  der  gleichen  Tinte 
hergestellt,  zeigt  dieselbe  Farbe  und  den- 
selben schwachen  Grad  der  Verblassung. 
Daß  sie  300  Jahre  später,  nach  Aufdeckung 


')  Nur  am  Anfang  des  ganzen  Codex  befindet 
sich,  in  farbiger  Ausführung,  ein  Ideal-Bildnis  des 
Dichters.  — NB.  DerCodexgehörtK.W.Hiersemann 


119 


Ein  antikes  Wandbild  in  einem  Codex  ron  1467. 


120 


der  Vesuvstädte,  in  den  solange  freige- 
Idiebenen  Raum  eingefügt  worden  sei,  auf 
diese  Absurdität  wird  nicht  leicht  jemand 
verfallen. 

Man  sieht  sofort,  diese  Komposition, 
welche  Theseus  als  Sieger  über  den  Mino- 
taur  mit  dessen  geretteten  Opfern  darstellt, 
ist  keine  andre  als  die,  welche  in  dem 
bekannten  Gemälde  aus  der  sog.  Basilica 
in  Herculaneum  vorliegt,  einem  Bilde'), 
dem  Goethe,  damals  noch  ein  Werdender  auf 
dem  Gebiete  bildender  Kunst,  dankbare 
Anerkennung  zollte  (Die  Philostr.  Gem.). 
Die  Federzeichnung,  offenbar  durchge- 
zeichnet oder  kopiert  nach  einer  anderen, 
bietet  die  Komposition  im  Gegensinne 
gewendet,  als  Spiegelbild,  aber,  trotz  der 
Unzulänglichkeit  in  künstlerischer  Beziehung, 
besonders  an  Mund  und  Kinn  der  Haupt- 
person, recht  genau;  bis.  auf  die  links 
oben  sitzende  Frauenfigur  und  die  Türe 
zur  Rechten,  die  hier  fehlen;  eine  Kom- 
position, die  seither  noch  in  mehreren  Re- 
pliken    aus    Pompeji     bekannt     geworden. 

Vor  20  Jahren  wurden  in  diesem  Jahr- 
buch (XVI  1901,  69)  von  Kemke  auf  Re- 
naissancewerken deutliche  Anklänge  an 
die  Mittelgruppe  des  pompejanischen  Ale- 
xandermosaiks nachgewiesen,  die  der  Ver- 
fasser selbst  als  möglicherweise  zufällige  be- 
zeichnete. Es  Tiandelte  sich  um  die  Re- 
miniszenz an  ein  umfangreiches  Schlachten- 
bild, von  dessen  Original,  wo  es  sich  auch 
befand,  das  Zentral-Motiv  in  kleinere  antike 
Bildwerke,  z.  B.  Reliefs,  übergegangen  und 
in  der  Renaissance  zum  Vorschein  ge- 
kommen sein  mochte.  In  unserem  Fall 
kann  weder  von  Zufall  noch  von  Remi- 
niszenzen die  Rede  sein.  Wir  werden  di- 
rekt auf  Wandgemälde  verwiesen,  also  auf 
Ruinenstätten  wie  die  der  römischen  Kaiser- 
paläste, die  von  so  vielen  Künstlern  des 
XVI.  und  XVII.  Jabrh.  studiert  und  ge- 
zeichnet wurden.  Wiewohl  sifch  unter 
den  Handzeichnungen  bisher  nichts  der- 
artiges gefunden,  so  eröffnet  sich  doch  hier 
aufs  neue  die  Perspektive  auf  die  Zu- 
sammenhänge, die  zwischen  der  campani- 
schen   Malerei    und    dem  Kunstbesitz    der 


')  Baumeister    III    1792.      Jetzt    bei    Herrmann 
Taf.  81  S.  107. 


Reichs-  und  Welthauptstadt  bestanden. 
Stand  die  vorliegende  Komposition  viel- 
leicht gar  dem  Original  näher  als  jene 
etwas  umfangreicheren  Gemälde?  Oder 
ist  sie  nur  für  die  Bedürfnisse  des  Illustrators 
vereinfacht,  welcher  auf  den  am  Eingang 
des  VI.  Buches  berührten  Bilderkreis  hin- 
deuten wollte?  Man  überlege  sich,  daß 
dieser  Zeichner  rmr  ein  Blatt,  das  er  vorfand, 
nachzeichnete,  wahrscheinlich  ohne  sich 
der  Mühe  von  Ausscheidungen,  selbst 
gleichgültiger  Figuren,  zu  unterziehen,  und 
daß  sicherlich  die  Künstler  selber,  welche 
in  die  feuchten  kalten  »Grotten«  der  Ru- 
inen hineinstiegen^  alles  lediglich  so  gaben, 
wie  sie  es  vorgefunden  hatten.  Die  links 
auf  dem  Felsen  sitzende  Zuschauerin  fehlt 
auch  auf  einer  der  pompejanischen  Repliken, 
Arch.  Ztg.  XXX  1872  Taf.  67,  i ');  sie  ist  als 
Bogenschützin  nachdrücklich  charakterisiert 
und  wird  entweder  als  eine  kretische  Ar- 
temis, Diktynna,  oder  besser  als  die  Krete 
selber  erklärt.  Zur  Rechten  pflegt  sich 
eine  Tür  zu  befinden,  durch  welche  die 
gerettete  Kinderschar  herbeiströmt. 

Das  hier  vorliegende  Kernstück  der 
Komposition  haben  schon  mehrere  Atchäo- 
logen  rein  theoretisch  herauszuschälen 
sich  bemüht.  Der  eine  hielt  die  Krete 
für  einen  fremden  Zusatz,  aus  stilistischen, 
wie  wir  sehen  werden,  nicht,  beweiskräftigen 
Gründen-);  der  andere  sah,  indem  er  den 
Aufbau  der  Hauptgruppe  analysierte,  in  der 
herbeiströmenden  Kinderschar  die  nach- 
trägliche Erfindung  eines  römischen  Künst- 
lers 3).  Beide  scheinen  recht  zu  behalten, 
aber  aus  ganz  anderen  Gründen.  Wäre 
die  Gestalt  der  hochsitzenden  Zuschauerin 
in  Herculaneum  oberwärts  besser  erhalten, 
so  würde  es  sofort  auffallen,  daß  sie  für 
sich  allein,  ohne  das  Gegengewicht  drüben, 
die  Komposition  ganz  und  gar  aus  dem 
Gleichgewicht  bringen  würde,  namentlich 
so  eng  wie  diese  infolge  des  Raumzwanges 
zusammengedrängt  ist:  insofern  der  Maler, 
einer  der  tüchtigsten  aus  den  Vesuvstädten, 
an    die    schmale    flache    Nische    gebunden 


')  Herrmann  Taf.  143  ;  Engelmann,  Atl.  i.  Ovid 
XIV  93. 

*)  Hemnann  S.  195,  2. 

')  Rodenwaldt,  Komposition  d.  pomp.  Wand- 
gem.  143. 


121 


Ein  antikes  Wandbild  in  einem  Codex  von   1467. 


122 


war;  ein  Zwang,  der  sich  auch  an  der  stark 
zerstörten  Türseite  bemerkbar  macht,  ohne 
daß  wir  auch  hier  nach  anderen,  rein 
ästhetischen  Motiven  der  Einschränkung 
zu  grübeln  brauchen.  Die  beiden  Flanken 
lassen  sich  eben  nicht  trennen;  es  sind 
Erweiterungen,  die  nicht  unabhängig  von- 
einander entstanden  sein  können.  Daran 
darf  uns  auch  das  erwähnte  pompejanische 
Bild  nicht  irre  machen,  wo  die  zuschauende 
Göttin  fehlt.  Viel  eher  will  es  jetzt  scheinen, 
als  ob  die  Vorlage  in  beiden  Fassungen, 
der  einfachen  und  der  erweiterten,  vor- 
gelegen habe,  die  hier  verquickt  wurden. 
Von  diesem  Maler  dürfen  wir  keine  Ver- 
besserungen erwarten;  er  hat  das  künst- 
lerische Niveau  im  ganzen  wie  im  einzelnen 
eher  herabgedrückt,  so  in  der  vulgären 
Persönlichkeit  des  Theseus,  in  dessen  und 
der  Kinder  Haltung,  wie  der  deplacierten 
Einführung  des  Pädagogen  oder  Vaters.  Die 
links  entstehende  Lücke  hat  er  durch  eine 
Bogentür  ausgefüllt,  die  mit  dem  auf  der 
Schwelle  liegenden  Kadaver  recht  suggestiv 
in  das  Dunkel  des  Mordlokals  hineinführt, 
während  Theseus  vor  einem  turmartig  ab- 
schließenden oder  so  dekorierten  .Risalit 
oder  Pfeiler  des  Gebäudes  steht  und  rechts 
die  Türe  weggefallen  ist.  Dadurch  ent- 
steht das  unnatürliche  Verhältnis,  daß  die  Ge- 
retteten, anstatt  aus  der  Pforte  des  Gefäng- 
nisses heraus,  in  dasselbe  hinein-  oder  doch 
darauf  zuströmen.  Früher  glaul^e  man,  dem 
Eindruck  nach  ganz  richtig,  sogar  rechts 
die  geöffnete  Tür,  also  in  dem  Ganzen  einen 
Vorraum  des  Labyrinths  zu  sehen:  Arch. 
Ztg.  XXXIV  1876,  5.  Ganz  anders  auf 
dem  Herkulanenser  und  dem  zerstörten 
zweiten  pompejanischen  Bilde,  Sogliano 
528,  Mau,  Bull.  d.  L  1875,  235,  wo  die 
Ortsgöttin  auf  einem  Felsen  sitzt,  und  rechts, 
mehr  oder  weniger  gut  erhalten,  die  Kinder- 
schar aus  der  Pforte  ins  Freie  strömt,  nach- 
dem der  Held  das  Monstrum  aus  seinem 
Dunkel  ans  Licht  gezogen.  Was  hätte 
auch  eine  weibliche  Person  außer  Ariadne 
im  Innern  des  Labyrinths  zu  suchen. 

Diese  Zuschauerin  erweckt  unser  Interesse. 
Herrmann  vergleicht  sie  mit  der  Athena  der 
Stymphaliden-Metope  von  Olympia.  Sollte 
es  nicht  noch  näher  liegen,  die  auf  starkem 
Pfeiler    links    sitzende    Peitho    TTIOA    der 


Paris-Helena-Reliefs  in  Neapel  und  Rom 
in  Erinnerung  zu  bringen?  Daneben  etwa 
ein  Oxforder  rf  Vasenbild,  wo  Nike 
auf  dem  Pfeiler  sitzend  einem  Ringkampf 
zuschaut')?  Auch  die  Peitho  ist  erst  nach- 
träglich eingefügt  worden,  als  das  Bildfeld 
sich  nach  oben  in  beabsichtigter,  bestimmt 
begrenzter  Weise  erweiterte,  die  Eros-Gestalt 
größer  wurde  und  die  riesigen  Schwingen 
erhielt.  Auf  ihrem  gefährlichen  Sitze  müßte 
sie  den  einen  Arm  gleich  jener  Nike  und 
anderen  vergleichbaren  Figuren  fest  auf- 
stützen, anstatt  —  mit  einem  hellenistischen 
Motiv  kleiner  Kinder  —  unter  der  Hand- 
wurzel einen  entengroßen  Vogel  festzuhalten, 
der  hier  in  Gefahr  ist,  erdrückt  zu  werden, 
während  die  Funktion  des  anderen  Armes 
nicht  mehr  harmoniert-).  Dazu  trägt 
sie  auf  dem  Kopf  unpassenderweise  den 
ehrwürdigen  sog.  »Polos« 3);  ein  Anstoß, 
den  auch  Amelung,  Skulpt.  d.  Vatik.  II  152, 
nicht  beseitigt  hat.  Gleichwie  auf  der 
vatikanischen  Replik  eine  Apollo-Statue 
rechts  hinzugefügt  ist,  ließe  sich  eine  ur- 
sprüngliche Ortsgottheit  von  Sparta  ver- 
muten (hoffentlich  nicht  eine  mißdeutete 
nvOA  auf  dem  Dreifuß,  aus  der  Götter- 
beratung über  den  troischen  Krieg).  Sonst 
würde  es  genügen,  an  eine  erhöht  sitzende 
Dienerin  wie  W.  Vorl.-BI.  C  i,  3  links  zu 
erinnern.  Der  Vogel  wird  etwa  so  hinein- 
gekommen sein,  wie  die  Leier  in  die  Hand 
der  Helena  auf  Vasenbildern  (xt'öapi?  xot  xe 
Süip'  'A^poSi'xT)?,  Hom.  r  54,  von  Paris). 

Neben  solchen  Gebilden  zuschauender 
Göttinnen  liegt  vieles,  ja  das  meiste,  spe- 
ziell in  hellenistischer  Zeit,  was  uns  die 
Krete  mit  ihrer  pathetischen  Bewegung 
und  lebhaften  Anteilnahme  nur  ahnen  läßt. 
Die  Figur  kehrt,  im  Gegensinne  gewendet, 
sonst  recht  ähnlich  in  Bewegung  und  Cha- 
rakter, auf  der  Ikaros-Gemme  aus  Medicäer- 
Besitz  Furtwängler,  Ant.  Gemmen  Taf.  58,  9 
wieder,    auf   einem    Felsstück    sitzend,    als 


')  Ashmolean  Mus.  Taf.  14  u.  Fig.  30.  Nr.  288; 
Studniczka,  Siegesgöttin,  Abb.  43. 

*)  Also  ein  ganz  anderer  Fall  als  Coppa  Taran- 
tina  p.  21,  wo  ein  für  die  Schale  wichtiges  Bild- 
werk hinzukommt,  das  att.  Grabrelief  MUnch.  Jahrb. 
d.  b.  K.  I  1909,  S.  7,  Abb.  2  (Wolters).  Illustrierter 
Kat.  d.  Glypt.  S.  44,  272b,  mit  Abb.  S.  49. 

3)  Gegen  diese  Bezeichnung  allgemein  Robert 
Arch.  Miszellen,  Münch.  Ak.-Ber.  19 16. 


123 


Ein  antikes  Wandbild  in  einem  Codex  von   1467. 


124 


Jägerin  gekleidet  mit  dem  Speer  in  der  er- 
hobenen Rechten.  Wer  diese  Verwandtschaft 
zugibt,  wie  Herrmann  S.  108,  2,  der  darf 
aber  nicht  bloß  um  des  verschiedenen 
Charakters  willen  die  Krete  von  dem  Kern 
des  Theseusbildes  ausscheiden  —  dafür 
fanden  wir  andere  Rücksichten  maßgebend; 
denn  die  Besonderheit  macht  sich  auch 
auf  dem  Gemmenbilde  bemerkbar,  mit 
dessen  Komposition  die  Figur  doch  un- 
löslich verbunden  ist.  Die  Vergleichung 
der  beiden  Bilder  läßt  sich  aber  noch 
weiterführen.  Auch  dort  erscheint,  ohne 
eigentlich  die  Mitte  einzunehmen,  eine  das 
Ganze  weit  überragende  Hauptfigur,  der 
auf  einen  Sockel  gestellte  Ikaros  mit  aus- 
gebreiteten Flügeln;  auch  dort  erheben  die 
anderen  Personen  ihre  Hände  zu  jener 
empor.  Nicht  ungern  gibt  man  dem  Ge- 
danken Raum,  ob  nicht  beide  Bilder,  das 
der  Gemme  und  der  erweiterten  Theseus- 
Szene,  ein  und  demselben  Zyklus  angehört 
haben.  Aus  einem  solchen  Zyklus  kretisch- 
attischer Szenen  schöpft  ja  auch  Virgil  (an 
der  obigen  Stelle)  mit  dichterischer  Freiheit, 
um  die  Türreliefs  des  Apollo-Tempels  von 
Cumae  zu  beschreiben.  — 

Ich  knüpfe  hieran  einige  Bemerkungen, 
die  mit  der  Servius-Zeichnung  nichts  mehr 
zu  tun  haben. 

Stephani,  der,  wenn  auch  nicht  ohne 
einfließende  Irrtümer,  zuerst  auf  gewisse 
Zuschauerinnen  als  Natur-Personifikationen 
hinwies  (Melanges  greco-romains  I,  580), 
wollte  eine  solche  auch  in  der  Göttin  des 
Theseusbildes  erkennen,  weil  er  hinsichtlich 
der  Attribute  den  Stichen  nicht  traute. 
War  dies  letztere  eine  unnütze  Sorge,  so 
muß  man  doch  zugeben,  daß  die  Konzeption 
der  Figur  in  jener  Richtung  liegt.  Es 
handelt  sich  um  die  'Axtäi  und  ^xoTrtai, 
die  man  neuerdings  gänzlich  eliminieren 
zu  können  glaubt').  Ich  muß,  auf  die 
Gefahr  eine  alte  Streitfrage  wieder  aufzu- 
rühren, hierbei  verweilen,  schon  weil  die 
Lesung  einer  wichtigen  Textstelle  davon  ab- 
hängt     In  Neapel,    mit   dessen  Kunstwelt 


')  Literatur,  b.  Rodenwaldt  a.  O.  193,  der  etwas 
zu  willig  auf  Gerbers  unfruchtbare  Subtilitäten  ein- 
geht. Höfer  in  Roschers  Myth.  Lex.  IV  1018  s.  v. 
Skopiae,  nennt  Helbigs  Untersuchungen  mit  keinem 
Worte. 


diejenige  der  Vesuvstädte  aufs  innigste  zu- 
sammenhängt, sah  der  ältere  Philostrat,  wie 
er  erzählt,  eine  Gemäldegalerie,  die  ihn 
inspirierte,  seine  EJxövs?  zu  schreiben,  nicht 
um  einen  Katalog  oder  eine  Periegese  zu 
liefern,  sondern  weil  die  Neuheit  des 
Gegenstands  als  rhetorisches  Thema  zu 
einer  Paraphrase,  mit  den  üblichen  lite- 
rarischen Reminiszenzen,  anreizte.  Zwischen 
Tafelgemälden  (die  noch  dazu  eingelassen 
waren)  und  Wandgemälden  (die  in  Pompeji 
gleichfalls  manchmal  mit  Holzrahmen  ein- 
gelassen waren)  wird  heute  niemand  mehr 
prinzipiell  unterscheiden,  um  daraufhin  den 
Autor  von  vornherein  Lügen  zu  strafen '). 
Die  prinzipielle  Zuspitzung  der  Vertrauens- 
frage war  überhaupt  nicht  förderlich;  sie 
hinderte  nur,  jeden  Fall  für  sich  zu  prüfen 
und  aus  der  Verbrämung  das  Reale  heraus- 
zuschälen. Keines  der  Philostrat-Kapitel 
nun  hat  in  dem  Streit  um  Sein  oder  Nicht- 
sein jener  Gemälde  eine  so  große  Rolle 
gespielt  wie  der  Tod  des  Hippolytos, 
p.  344  K.  mit  seiner  Staffage  von  Land- 
schafts-Göttern oder  -Wesen,  den  SxoTriai', 
Aetjxöivs?  und  Nymphen.  Auch  nach  dem  Be- 
kanntwerden der  Odysseelandschaften  vom 
Esquilin-)  mit  ihren  Beischriften  sind  die 
Zweifel  über  Kunstdarstellungen  dieser 
Art  von  Wesen  nicht  zur  Ruhe  ge- 
kommen. Dem  Autor,  der  alles  andere 
als  ein  Kunstliebhaber  ist,  wird  nicht 
gestattet,  »Wort  und  Bild  zu  vermischen. 
Man  sollte  meinen,  das  momentane  Welken 
der  Blumen,  mit  denen  die  Leimönes- 
Jünglinge  bekränzt  zu  denken  sind,  ist  im 
Bilde  so  wenig  sichtbar  wie  (meistens)  in 
der  Natur,  ohne  daß  dadurch  die  Realität 
von  Blumen  in  Frage  gestellt  würde.  War- 
um soll  es  also  jene  Figuren  nicht  ge- 
geben haben,  wenn  es  dem  Hellenismus 
beliebte,  statt  der  Nu[i«pat  Asi(i(uvta5s?  ge- 
legentlich die  Personifikation  selber  3)  ein- 
zuführen? Die  Skopiae  oder  ganz  verwandte 
Personifikationen  bekunden  auf  dem  Bilde 
Arch.  Ztg.  XXXV  1877  Taf.  2,  i  beim  Sturze 
des  Ikaros  deutlich  genug  ihren  Jammer;  der 


■)  Arch.  Ztg.  .\XX1V  1876,  87  A.  11;  gewiß 
auch   der  Verf.  des  Artikels  selber  nicht. 

*)  Engelniann,  Bilderatlas  zu  Hom.  VII  f.  nach 
Wörmann;  jetzt  bei  Nogara,  Le  nozze  Aldobrandine. 

3)  Vgl.  das  Zitat  bei  Heibig,  Rh.  Mus.  XXIV  510, 34. 


125 


Ein  antikes  Wandbild  in  einem  Codex  von  1467. 


126 


Rhetor  übertreibt  nur  den  Ausdruck  ihres 
Schmerzes,  da  er  sein  Buch  nicht  in  der 
Bildergalerie  schreibt,  sondern  höchstens 
Notizen  und  Erinnerungen  mitnimmt.  Bei 
den  Wassernymphen  ist  es  nicht  klar,  ob 
außer  den  »auftauchenden«  die  Brunn, 
Fleckeisens  Jahrb.  Suppl.  IV  289  lediglich 
ins  Auge  faßte,  nicht  an  anderer  Stelle 
des  Gemäldes  etwa  auch  ein  anderer  Typus, 
an  den  man  noch  nicht  gedacht  zu  haben 
scheint,  vorkam  oder  hier  nur  unzeitig  ein- 
gemischt ist,  nämlich  die  gelagerte  Gestalt 
mit  der  Urne  neben  der  Brust  und  darauf 
ruhender  Hand,  wo  denn  von  der  anderen 
Seite  nur  das  sprudelnde  Wasser  zu  sehen 
war  und  ein  flüchtiger  Beobachter  zu  der 
barocken  Vorstellung  kommen  konnte,  die 
Brunn  sprachlich  abzuschwächen  suchte. 
Soviel  in  Kürze  zu  Philostrat. 

Nachdem  man  sich  dieses  literarischen 
Zeugnisses  als  unglaubwürdig  entledigt 
hatte,  schien  es  ein  leichtes,  mit  dem 
Odyssee-Maler  fertig  zu  werden  ^).  Es  wird 
uns  da  nichts  Geringeres  zugemutet,  als  daß 
von  den  nahezu  25  Beischriften  nur  die- 
jenigen direkte  Geltung  haben  sollen,  wel- 
che die  homerischen  Personen  betreffen, 
dahingegen  diejenigen,  welche  die  Land- 
schaft angehen,  ohne  Beziehung  auf  die 
dabei  gemalten  Figuren  bleiben.  Wir 
dürfen  also  nicht  fragen,  weshalb  bei  der 
KpTjVTj  eine  gelagerte  Nymphe  erscheint, 
statt  einer  wasserschöpfenden  Frau,  warum 
bei  den  Nofiat  wiederum  eine  solche 
Nymphengestalt  neben  einem  jugendlichen 
Hirten,  wo  weidende  Ziegen  allein  genügt 
hätteg.  Mit  der  Mädchengruppe  des  letzten 
Bildes  habe  die  Beischrift  'Ax-:ai  nichts  zu 
tun^).  All  das  seien  einfache  Nymphen. 
Derselbe  Name  findet  sich  nämlich  auf 
dem  ersten  Bilde  der  Reihe,  ohne  die 
Mädchengruppe.  Allein  es  ist  zu  erwägen, 
daß  die  Komposition  dort  gar  keinen  Platz 
für  solche  Nebenfiguren  bot  und  daß  der 
Maler  hier  auch  eine  Flüchtigkeit  begangen 
haben  kann.  Dieses  beanstandete  Bild  war 
das  erste  in  der  Reihe,  die  er  malte.  Und 
da   vielfach    nach    Musterheften    gearbeitet 


')  Gerber,  Fleckeisens  Jahrb.  Suppl.  XIII  293  f. 
kehrt  die  Reihenfolge  der  Argumente  nur  um. 

^)  Die  Beischrift  ist  jetzt  nicht  mehr  erhalten, 
s.  Nogara  X;  vgl.  Engelmann  VIII. 


wurde  — •  ein  solches  sieht  man  z.  B.  in 
Schreibers  kulturh.  Bilderatlas  Taf.  69, 
5 ')  —  bei  einem  fortlaufenden  Friese 
vielleicht  auch  nach  einem  zusammeii- 
gefalteten  Blattstreifen,  so  konnte  bei  der 
Ähnlichkeit  der  Küstenprofile  das  Auge 
von  einem  Blattrande  zum  andern  abirren, 
wie  dies  auch  Abschreibern  so  leicht  be- 
gegnet. Das  Boot  mit  Fährmann  auf  dem 
I.  Bilde  kann  also  keinen  Gegenbeweis 
gegen  die  persönliche  Beziehung  der  2.  In- 
schrift abgeben;  solche  Meeres-Staffage 
bringen  z.  B.  die  Pompejaner  auch  sonst  an, 
wo  gleichwohl  am  Lande  die  Küsten- 
nymphen unverkennbar  sind;  dem  Element 
der  Schiffer  würden  eher  Nereiden  ent- 
sprechen; diesen  Namen  hat  man,  eben  dar- 
um, unter  Umkehrung  der  wirklichen  Verhält- 
nisse sogar  auf  die  hoch  placierte  Gruppe 
der  Aktai  anzuwenden  versucht^).  Ich 
fürchte,  es  ist  Pedanterie,  sich  bei  diesen 
kleinen  Anomalien  aufzuhalten,  wo  der 
Komplex  der  Tatsachen  und  methodische 
Interpretation  wesentlich  Übereinstimmung 
mit  Philostrat  ergeben.  Man  lese  —  ich 
weiß  nicht,  ob  diese  Stelle  schon  in  die  Dis- 
kussion gezogen  worden  ist  —  Alkiphron 
Epist.  IV  19  §6,  ed.  min.  Schepersp.  149:  xal 
NetXo?  xal  [Iptuxiw?  dxpmx-f^pia  (das  sind  die 
'Axtat)  xat  «t  <I)apiai  axoTttat,  7:avTa  [xeTeeupa 
(Sternbilder  wie  I  10,2  p.  n)  vüv  ian  ßouXo- 
(isva  töstv.  Hier  könnten,  wiewohl  das  an- 
zunehmen nicht  nötig  ist,  die  Kunstwerke 
bereits  mitgesprochen  haben  3),  während 
in  hellenistischer  Zeit  die  Dichtung  vor- 
anging 4).  Die  bildende  Kunst  mit  ihrem 
gesteigerten  Bedarf  an  Personal  war  es, 
welche,  den  Dichter  beim  Wort  neh- 
mend, die  stummen  landschaftlichen  Zeu- 
gen menschlicher  Begebenheiten,  kult- 
lose und  daher  harmlose  Wesen,  aus  ihrer 
Umhüllung  heraustreten  ließ  oder  vielmehr 
ihre     Wesenheit     erst    gestaltete.       Wenn 


')  Ich  habe  darauf  Philol.  rgos,  250  hingewiesen. 
»)  Gerber,  a.  a.  O.  294. 

3)  Auf  Gemälde  nimmt  A.  Bezug  II  8,3  p.  32; 
die  )}o(XoS(Ja  lächelt  I  11,2  p.  13:  lläv  ofov  xaTO- 
TtxE'iujv  T.  N.  üirEpxuJtTEi  IV  13,  p.  125. 

4)  Vgl.  etwa  Bion  I  31  ff.  u.  (Moschos  III)  Epitaph 
auf  Bion  l^ — 30;  vgl.  Heibig,  a.  a.  O.,  der  aber 
die  Erscheinung  anders  motiviert,  übrigens  seine 
These  durch  mancherlei  Neben-Postulate  unnötig 
belastet. 


127 


Die  galvanoplastischc  Nachbildung  des  Kleinreliefs  mit  Aphrodite  und  Eros. 


128 


nicht  alles  täuscht,  besitzen  wir  sogar  ein 
direktes  kunstgeschichtliches  Zeugnis,  das 
nur  richtig  gelesen  sein  will.  An  dem  be- 
kannten scopas  uterqtie  {utraque  cod.  H  u  B^) 
Plinius  N.  H.  34,  91  ist  viel  und  vergeblich 
korrigiert  worden ;  man  erwartet  zwei  Objekte 
und  zwar  Gattungsnamen,  wie  es  der  Kunst- 
weise dieses  Pergameners  (Stratonikos  Plin. 
33.  156)  entspricht.  Warum  also  nicht  sco- 
pias  litoraque?  Griechisch  und  Latein 
nebeneinander  wie  so  oft  in  den  PI. 'sehen 
Verzeichnissen.  Adas  ging  nattirlich  nicht 
in  den  lateinischen  Text;  und  daß  im 
Latein  dxxal  nicht  durch  rifae  oder 
orae,  sondern  durch  litora  wiedergegeben 
werde,  wurde  in  ganz  anderem  Zu- 
sammenhange schon  von  anderer  Seite') 
bemerkt.  Wie  ungeschickt,  wird  man 
sagen,  daß  die  Stelle  gerade  einen  Bild- 
hauer, nicht  einen  Maler  betreffen  muß. 
Ist  es  damit  wirklich  so  schlimm?  Zunächst 
handelt  es  sich  um  einen  beliebten  caelator, 
der  also  auch  Reliefarbeiten  lieferte;  da 
ließe  sich  an  Landschaften  mit  dieser  oder 
jener  Staffage  denken.  Doch  können  auch 
Rund-Bildwerke  wie  die  sitzenden  philosophi 
desselben  Meisters  gemeint  sein,  in  diesem 
Falle  also  auf  Felsen  sitzende  Nymphen, 
z.  B.  von  der  Art  der  Dresdener  sogen. 
Ariadne;  ich  sage  von  der  Art,  da  —  von 
Stil  fragen  gan^  abgesehen  —  dieses  Skulp- 
turwerk durch  die  Replik  in  Agram  und 
ein  Sarkophag-Relief  schon  für  eine  Musen- 
Darstellung*)    in  Anspruch    genommen  ist. 

P.  S.  Die  Ikaros-Bilder  jetztauchbeiKlein, 
Österr.  Jahresh.  XIX — XX  269  u.   287. 

Leipzig.  M.  Mayer. 


DIE  GALVANOPLASTISCHE  NACHBIL- 
DUNG DES  KLEINRELIEFS  MIT 
APHRODITE  UND  EROS, 

auf  die  Rodenwaldt  im  vorigen  Hefte  des  An- 
zeigers 37  dankenswerterweise  aufmerksam 
gemacht  hat,  kommt  einem  verbreiteten 
Wunsche  entgegen.  Aber  leider  zeigt  die  Ab- 
bildung der  zugleich  verschickten  Anzeige 
der  Geislinger  Metallwarenfabrik,  die  zu  wie- 


derholen uns  gefällig  erlaubt  wurde  (Abb.  i), 
die  Wiedergabe  nicht  ganz  so  ausgeführt,  . 
wie  es  die  Sache  meines  Erachtens  fordert. 
Sie  gibt  nämlich  den  Bonner  Tonabdruck 
der  verschollenen  Terrakottaform  mit  allen 
nur  diesem  Stoff  entsprechenden,  metall- 
widrigen Brüchen  wieder,  statt  durch  vor- 


')    Heibig,    Untersuchungen   über    die   Carapan. 
Wandmalerei  S.  117. 

')  Rom.  Mitt.  XVII   1902,   173  (Hadaczek). 


Abb.  I.     Galvanoplastische  Nachbildung  des 
Reliefs  mit  Aphrodite  und  Eros  in  Bonn. 

sichtiges  Nacharbeiten,  das  die  Figuren  kaum 
zu  berühren  braucht,  den  Zustand  des  me- 
tallenen Urbildes  möglichst  wiederherzu- 
stellen. 

Daß  die  Forni  nach  einem  Metallrelief  her- 
gestellt war,  wies  mir  unlängst  R.  Zahn 
nach,  und  dies  entsprach  meiner  Ansicht  über 
den  Sinn  der  alten  Umrahmung.  Danach  war 
das  Original  nicht  ein  Gefäßrelief,  wie  die 
erwähnte  Geislinger  Anzeige  mit  Löschcke 
(bei  Amelung  in  den  Bonn.  Jahrb.  loi,  1897, 
153  zu  Taf.  6)  annimmt,  sondern,  woran 
L.  hart  vorüberkam,  nach  Größe  und  Umriß 
die  linke  Backenklappe  eines  Helms:  links 
fast  gerade,  rechts  dem  Wangenumriß  gemäß 
abgerundet,  mit  schmalen,  flachen  Leist- 
chen eingefaßt.  Ebenso  einfach  geformte 
Backenklappen,  unten  zugespitzt,  wie  es  die 
Ergänzung  des  Reliefs  fordern  dürfte,  zeigen, 
abwechselnd  mit  anders  umrissenen,  Krieger- 
köpfe des  Nereidendenkmals,  besonders  in 
der  Stadtbelagerung   (Brunn,    Denkm.   216 


129 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Oktober-Sitzung  1919. 


130 


unten,  Mon.  d.  Inst.  XTaf.  16,  106,  123  u.  a., 
wie  mir  die  Abgüsse  bestätigen).  Recht 
ähnlich,  nur  durch  Abrundung  verkürzt,  ist 
auch  der-  Wangenschutz  im  Parthenonfries 
Nord  Fig.  116  und  auf  der  Aristophanes- 
schale  in  Berlin  (Furtwängler-Reichhold  III, 
Taf.  127).  Wie  die  unsere  schlicht  umsäumt, 
jedoch  sichelförmig  vorgebogen,  sind  die 
Backenklappen  der  Athena  Parthenos  auf  der 
Aspasiosgemme  und  den  Goldmedaillons, 
auch  ihre  Reste  an  größeren  Marmorkopien, 
wie  dem  Kopf  des  Louvre  (Mon.  Piot  VII, 
1900,   Taf.   15). 

Diese  Deutung  der  tektonischen  Form  be- 
stätigen kleine  Verletzungen,  die  nicht  der 
Tonfprm,  nur  dem  ihr  zugrunde  liegenden 
Metallrelief  widerfahren  sein  können,  und 
zwar  am  ehesten,  wenn  es  zu  einer  wirklich 
gebrauchten  Schutzwaffe  gehörte.  Die  linke 
Backe  der  Göttin,  die  doch  unmöglich  hohl- 
wangig gedacht  sein  kann,  ist  durch  eine 
nicht  ganz  scharfe  Spitze,  vermutlich  eines 
Pfeils,  eingedrückt,  ihr  hnkes  Bein,  am 
stärksten  unter  dem  Knie,  von  einem  breite- 
ren Gegenstand,  etwa  durch  einen  zu  schräg 
geführten  Schwerthieb,  während  ein  scharfer 
Hieb  etwa  in  Kniehöhe  die  untere  Welle 
des  vom  Pfeiler  niederhangenden  vordem 
Gewandsaumes  wagerecht  abschneidet. 

Wer  sich  in  Athen,  als  dort  eben  die  Par- 
thenongiebel geschaffen  waren,  mit  Be- 
nutzung ihnen  verwandter  Statuen  (nach 
Amelung  s.  Brunn-Arndt,  Denkm.  zu  673) 
gerade  die  unkriegerischste  Göttin,  zärt- 
lich ihrem  lieben  Jungen  Gehör  gebend, 
von  einem  Meister  der  -Toreutik,  wie  es  in 
jenen  Jahren  Mys  war,  auf  die  eine  Wangen- 
klappe seines  Helmes  setzen  ließ,  ist  natür- 
lich nicht  zu  ermitteln.  Aber  es  darf  doch 
ausgesprochen  werden,  daß  so  etwas  nie- 
mandem besser  anstände  als  dem  damals  im 
Ephebenalter  stehenden,  432  zuerst  ins  Feld 
gerückten,  schönsten  und  geliebtesten  der 
Athener,  der  den  blitzschleudernden  Eros 
in  Gold  und  Elfenbein  als  Schildzeichen 
führte  (Plutarch,  Alkib.  16,  Athen.  12, 
534  E).  Ein  so  berühmter  Eigentümer  würde 
auch  die  Abformung  eines  von  ihm  in  ernstem 
Kampfe  benutzten  Rüstungsstückes  noch 
begreiflicher  erscheinen  lassen,  als  dessen 
allerdings  ganz  unerhörte  Schönheit.  Ihrer 
ursprünglichen    Gestalt,    gemäß    dem    Dar- 


gelegten, noch  etwas  näher  zu  kommen,  als  es 
in  Geislingen  gelungen  ist,  werde  ich  mir  an- 
gelegen sein  lassen.  Gelingt  es,  dann  wird 
auch  noch  klarer  zutage  treten,  wie  die 
schlichten  Umrisse  der  Backenklappe  die 
Grundtöne  abgeben  für  die  wunderbare 
Harmonie  dieser  Gruppenkomposition. 
Leipzig,   14.  April  1920. 

Franz  Studniczka. 


ARCHÄOLOGISCHE  GESELLSCHAFT 
ZU  BERLIN. 

Außerordentliche  Sitzung 
vom  21.  Oktober  1919. 

In  der  außerordentlichen  Sitzung  vom 
21.  Oktober,  die  diesmal  im  archäologischen 
Hörsaal  der  Universität  stattfand,  legte  Herr 
Noack  seine  Aufnahmen,  Pläne  und  Schnitte 
vor,  die  die  Grundlage  bzw.  Hilfskonstruk- 
tionen für  eine  Wiedergewinnung  der  bau- 
geschichtlichen  Entwicklung  des 
eleusinischen  Heiligtums  bilden,  schil- 
derte kurz  die  älteren  Bauperioden  und 
wandte  sich  dann  zu  einer  eingehenderen  Be- 
sprechung des  Telesterions  des  Iktinos. 
Es  handelt  sich  hier  um  zweierlei  Aufgaben: 
einmal  um  die  Erkenntnis  des  Projektes  des 
Iktinos,  das  mit  seiner  in  der  neueren  Litera- 
tur offenbar  gänzlich  übersehenen  Beschrän- 
kung auf  5x4  Innenstützen  eine  kühne, 
weiträumigere  Lösung  für  den  Innenraum 
erstrebte  und  in  dem  Opaion  des  Xenokles 
eine  zweifellos  basilikale,  überdachte  Über- 
höhung des  mittelsten  Säulenvierecks  auf- 
wies, und  sodann  um  die  Frage,  was  von 
diesem  Projekt  zur  Ausführung  gebracht 
wurde  und  bis  zur  Brandkatastrophe  im 
2.  Jahrhundert  n.  Chr.  den  Mysterienfeiern 
als  Festsaal  gedient  hat,  der  Bau  also  aus 
der  2.  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts,  den 
Plutarch  Perikles  13  gewiß  aus  eigener  An- 
schauung in  kurzen  Worten  geschildert  hat. 

Weder  Projekt  noch  wirkliche  Ausführung 
sind  ohne  die  voraufgehende  Entwicklung 
zu  begreifen,  der  bereits  durch  die  erste  An- 
lage eines  festen  Hauses  ganz  bestimmte 
Richthnien  gewiesen  waren.  Nutzt  doch 
Iktinos  noch  die  Fundamente  des  pisistrati- 
schen  Telesterions  nach  Möglichkeit  aus  und 
folgt  damit  gewiß  nur  dem,  was  schon  sein 


131 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Oktober-Sitzung  1919. 


132 


unmittelbarer  Vorgänger,  der  Architekt  der 
nachpersischen  Neuanlage,  gewollt  hatte.  In 
der  nachpersischen  Zeit  sind  zwei  Etappen 
zu  unterscheiden:  i.  eine  auf  das  Nötigste 
beschränkte  Herstellung  des  von  den  Per- 
sern stark  beschädigten  älteren  Gebäudes 
unter  Innehaltung  des  bisherigen  Hofum- 
fanges  und  Ersatz  des  durch  die  Feinde  be- 
sonders stark  getroffenen  östlichen  Teiles  des 
Peribolos  durch  die  neue,  pseudoisodome 
Mauerstrecke  T— r,  (Praktika  1884,  A  = 
Rubensohn,  Mysterienheiligtümer  Taf.  i, 
D—Dl);  2.  in  den  sechziger  Jahren,  unter 
Kimon,  wird  dann  der  große  Erweiterungs- 
bau begonnen,  der  zum  erstenmal  zu  einem 
rückwärtigen  tiefen  Eindringen  in  den  Fels- 
abhang nach  Westen  zu  zwingt.  Dieser  neue 
Riesensaal  sollte,  von  7  flacheren  Stufen- 
reihen umzogen,  7x7  Innenstützen  erhalten 
und  sich  dementsprechend  auch  südwärts 
um  das  Doppelte  über  den  pisistratischen 
Bau  hinausdehnen.  Von  diesen  7  Reihen 
sind  ledighch  die  3  nördlichen  in  den  Stand- 
spuren der  Säulen  nachgewiesen,  und  man- 
cherlei Erwägungen  sprechen  dafür,  daß  alle 
weitere  Ausführung  auf  einen  Interimsbau 
beschränkt  bheb,  der  wenigstens  die  regel- 
mäßige Begehung  der  Mysterien  gewähr- 
leistete: Iktinos  hat  seine  Wandstufen  un- 
mittelbarauf  die  pisistratischen  Fundament- 
reste gesetzt.  Er  hat  dann  ferner  die  von 
seinem  Vorgänger  geplanten  Dimensionen 
nur  um  ein  geringes  verändert  und  ent- 
sprechend der  größeren  Spannweite  seiner 
Umgänge  8  höhere  Stufenreihen  angelegt. 
Der  große,  nahezu  quadrate  Saal  wird  nun 
erst  verwirkUcht.  Die  Orthostatensockel  im 
Süden  und  im  Norden  sind  von  vollkommen 
einheithcher  Art.  Für  Hauptlinien  des  Auf- 
baues, insbesondere  für  die  Höhenlage  der 
Emporen  (des  StäCiofta  Plutarchs)  lassen  sich 
Rückschlüsse  aus  den  Bauurkunden  des 
philonischen  Prostoons  verwerten.  Die  für 
die  Geschlossenheit  und  Einheit  des  ganzen 
Baues  wichtige,  großartige  dreiseitige  Ring- 
halle, die  Foucart,  Les  mystöres  d'Eleusis 
1914,  353  sehr  zu  Unrecht  leugnet,  blieb  be- 
kanntlich unausgeführt  —  sine  exterioribus 
columnis,  wie  Vitruv  bezeugt  und  der  Befund 
bestätigt  hat.  Dafür  hatte  der  Neubau  auch 
ohne  sie  eine  radikale  Änderung  des  Peri- 
bolos zur  Folge,  unter  dessen  Terrassierungen 


auch  die  letzten,  bis  dahin  noch  zäh  festge- 
haltenen Linien  der  älteren  Befestigung  im 
Boden  verschwanden;  nur  die  kurze  Nord- 
strecke der  Lehmmauer  Sj— S^  und  das 
turmgeschützte  Nordtor  (unter  den  kleinen 
j  Propyläen)  blieben  in  ihrer  alten  Funktion 
bestehen.  Ebenso  blieb  das  nordöstHche 
Dreieck  mit  der  dreireihigen  Pfeileranlage 
als  unterirdischer  Speicher  ausgespart.  Zeit 
und  Zweck  lassen  sich  mit  Wahrscheinlich- 
keit bestimmen. 

Für  unsere  Vorstellung  von  dem  inneren 
Aufbau  ergibt  sich  aus  dem  Befund  leider 
eine  fast  unlösbare  Schwierigkeit.  Von  den 
5x4  Innenstützen  des  Iktinos  sind  nur  die 
beiden  südlichen  Reihen  durch  ihre  großen 
Basen  nachweisbar.  Im  nördlichen  Teile 
des  Saales  haben  sich  Spuren  von  ihnen 
ebensowenig  erhalten  wie  von  kimonischen 
Säulen  im  südHchen.  Aber  während  für  das 
kimonische  Projekt  sich  die  Erklärung  bietet, 
daß  seine  Ausführung  nicht  so  weit  gelangte, 
sondern  sich  auf  den  für  die  Mysterien- 
zwecke recht  ungeeigneten,  oblongen,  vier- 
schiffigen  Notbaü  beschränken  mußte,  haben 
wir  uns  doch  für  den  Iktinosbau  die  Voll- 
endung des  inneren  doppelgeschossigen 
Säulenbaues  nach  dem  ausdrücklichen  Zeug- 
nisse Plutarchs  vorzustellen.  Nimmt  man 
an,  daß  Koroibos  die  unteren  Säulenreihen 
sämtlich  nach  dem  Projekt  aufrichtete,  so 
stehen  wir  vor  dem  Rätsel,  wie  die  drei  nörd- 
lichen Reihen  ohne  jegliche  Spur  wieder 
weggeräumt  werden  konnten,  während  sich 
doch  gerade  in  diesem  Teile  Basen  der  ver- 
schiedensten anderen  Bauperioden  erhalten 
haben.  Andrerseits  erforderte  die  Ver- 
quickung der  beiden  Iktinosreihen  mit  den 
drei  kimonischen,  da  weder  Axweiten  noch 
Säulenhöhen  übereinstimmen,  derartig  kom- 
pUzierte  Konstruktionen,  daß  auch  dagegen 
sich  schwerste  Bedenken  erheben,  um  so 
mehr,  wenn  man  sich  den  Ausbau  durch  zwei 
Geschosse  und  seine  Verbindung  mit  dem 
Opaion  vorzustellen  versucht.  Und  doch  muß 
ein  einheithches  Stützensystem  für  den 
ganzen  Saal  vorausgesetzt  werden;  dafür 
spricht  nicht  nur  Plutarch,  sondern  auch 
die  Beibehaltung  dieser  Einheit  im  römischen 
Erneuerungsbau.  Die  Vorstellung  eines 
durchgehenden  Zwischenbodens  in  der  Höhe 
der   hinteren   Felsterrasse    ist    ebenso    un- 


133 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     Oktober-Sitzung  1919. 


134 


haltbar,  wie  die  des  Opaions  als  einer  un- 
gedeckten Oberlichtöffnung'). 

Herr  W.  Dörpfeld  bat  darauf  ums  Wort, 
um  als  genauer  Kenner  der  Ruinen  von 
Eleusis  Herrn  Noack  für  seinen  inhaltreichen 
Vortrag  zu  danken,  der  ein  klares  Bild  von 
der  Gestalt  und  der  Entwicklung  des  Weihe- 
tempels und  des  ganzen  heiligen  Bezirks  der 
Demeter  gegeben  habe.  Mit  den  Ergebnissen 
der  Studien  Noacks  erklärte  er  sich  im  all- 
gemeinen einverstanden,  nur  über  das  von 
Noack  als  Dilemma  bezeichnete  ungelöste 
Problem,  die  Gestaltung  des  perikleischen 
Festsaales  im  Grundriß  und  Aufbau,  bitte 
er  seine  Ansicht  darlegen  zu  dürfen. 

Er  ging  aus  von  der  sehr  beachtenswerten 
Gleichmäßigkeit  der  Entwicklung  des  eleu- 
sinischen  Telesterions  im  5.  Jahrhundert  mit 
der  des  Erechtheions  und  der  Propyläen  der 
athenischen  AkropoHs.  Bei  allen  drei  Bau- 
werken sind  noch  Reste  der  vorpersischen 
Anlagen  erhalten,  an  denen  die  Zerstörungen 
und  sogar  noch  einige  Brandspuren  der 
Perserkriege  zu  erkennen  sind.  Man  bemerkt 
an  ihnen  ferner  zum  Teil  noch  die  vorläufigen 
Reparaturen  und  Veränderungen,  die  bald 
nach  diesem  Kriege  vorgenommen  worden 
sind,  um  die  zerstörten  Bauten  bald  wieder 
benutzbar  zu  machen.  Man  kann  weiter  die 
großartigen  Entwürfe  zu  ihrer  Erneuerung 
feststellen,  die  von  Perikles  und  seinen 
Künstlern  wahrscheinlich  zu  der  Zeit  ent- 
worfen worden  sind,  als  der  Parthenon  sich 
seiner  Vollendung  näherte.  Alle  drei  Pro- 
jekte sind  dann  aber  infolge  des  peloponnesi- 
schen  Krieges  und  seines  unglücklichen  Aus- 
ganges bedeutend  eingeschränkt  und  nur 
etwa  zur  Hälfte  ausgeführt  worden.  In  Eleu- 
sis ist,  wie  Noack  richtig  gezeigt  hat,  der 
von  Iktinos  entworfene  ursprüngUche  Plan 
des  Telesterions  noch  wiederherstellbar.  Von 
der  geplanten  Ringhalle  sind  nur  die  mächti- 
gen Fundamente  gelegt  worden,  ihr  Oberbau 
ist  nie  zur  Ausführung  gelangt.  Von  dem  ge- 
planten großen  Saale  ist  wenigstens  die  ganze 
Südliche  Hälfte  wirklich  gebaut  worden,  wäh- 


t 


')  Nachträglich  teilt  mir  Herr  Studniczka  freund- 
lichst mit,  daß  er  nach  der  römischen  Theatermarke, 
Arch.  Anz.  1916,  139  Abb.  i,  die  er  auf  Grund  der 
Inschrift  Aisj^üXou  auf  das  eleusinische  Telesterion  be- 
zieht, seine,  im  Symposion  Ptolem.  II  dargelegte  Auf- 
fassung von  der  Gestalt  des  Opaion  berichtige.  F.  N. 


rend  als  nördhche  Hälfte  das  ältere,  wahr- 
scheinlich von  Kimon  errichtete  Telesterion 
zunächst  zur  Benutzung  bei  den  Festen  un- 
verändert stehen  bheb;  nur  seine  nördUchen 
und  östhchen  Umfassungsmauern  scheinen 
damals  zugleich  mit  den  entsprechenden 
neuen  Mauern  der  südlichen  Hälfte  erneuert 
worden  zu  sein. 

In  bezug  auf  den  kimonischen  Bau  ent 
wickelte  Dörpfeld  eine  etwas  andere  Ansicht 
als  Noack.  Auch  er  hält  diesen  Saal  für  einen 
provisorischen,  bald  nach  den  Perserkriegen 
errichteten  Notbau,  schon  aus  dem  Grunde, 
weil  er  ohne  jede  Vorhalle  geblieben  ist.  Im 
Gegensatze  zu  Noack  glaubt  er  aber  nicht, 
daß  der  Saal  größer  geplant  war,  als  er  aus- 
geführt wurde;  wenigstens  weise  nichts  auf 
ein  noch  größeres  Projekt  hin.  Er  ist  doppelt 
so  groß  als  das  von  den  Persern  verbrannte 
Telesterion  des  Peisistratos  und  sollte  schwer- 
lich sofort  viermal  so  groß  werden.  Erst 
unter  Perikles  ist  eine  nochmalige  Ver- 
doppelung und  damit  eine  Vervierfachung 
des  vorpersischen  Saales  geplant  worden. 
Daß  die  quadratische  Grundform  für  den 
Festsaal  am  geeignetsten  war,  gibt  Dörpfeld 
zu,  glaubt  aber  nicht,  daß  sie  unbedingt 
notwendig  war;  jedenfalls  war  der  kimonische 
Saal  tatsächUch  nur  nach  einer  Richtung 
hin  eine  Verdopplung  des  früheren  quadrati- 
schen Telesterions  und  hat  trotz  seiner  läng- 
Hchen  Gestalt  sicher  im  5.  Jahrhundert  wäh- 
rend der  Blütezeit  Athens  und  nach  Dörp-_ 
felds  Ansicht  sogar  sechs  Jahrhunderte  lang 
bis  zur  römischen  Kaiserzeit  als  Versamm- 
lungsraum der  Mysten  gedient.  Ist  er  aber, 
so  wird  man  fragen,  nach  Fertigstellung  des 
von  Iktinos  erbauten  südlichen  Saales,  also 
vomEnde  des  5 .  Jahrhunderts  ab,  nicht  mit  die- 
sem zu  einem  einzigen  Räume  verbunden  wor- 
den? Hier  beginnt  das  noch  ungelöste  Problem. 

Unzweifelhaft  sollte  der  kimonische  Saal, 
der  3  Reihen- von  je  7  Innensäulen  enthielt, 
nach  dem  Entwürfe  des  Iktinos  mit  dem 
neuen  südlichen  Räume,  der  nur  2  Reihen 
von  je  4  Säulen  hatte,  zu  einem  einheitlichen, 
ungefähr  quadratischen  Saale  von  5  Reihen 
zu  je  4  Säulen  vereinigt  werden.  Aber  diese 
Absicht  ist  tatsächlich  nicht  zur  Ausführung 
gelangt;  darüber  lassen  die  Ruinen  gar  keinen 
Zweifel.  Allerdings  kann  die  Zwischenwand 
beider  Säle  damals  mehrere  Türen  oder  auch 


135 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     November-Sitzung  1919. 


136 


größere  Öffnungen  erhalten  haben,  aber  ganz 
entfernt  worden  ist  sie  nicht.  Ein  quadrati- 
scher einheithcher  Saal  kann  wegen  der  ganz 
verschiedenartigen  Säulenreihen  in  beiden 
Räumen  während  der  nächsten  Jahrhundertc 
unmöglich  bestanden  haben.  Erst  im  2.  Jahr- 
hundert n.  Chr.  ist  die  Zwischenwand  ge- 
fallen und  der  von  Iktinos  geplante  große 
Saal  mit  einigen  kleinen  Änderungen  in  der 
Zahl  seiner  Säulenreihen  und  in  der  Ausdeh- 
nung seiner  Tiefe  ausgeführt  worden.  Schon 
vorher,  nämlich  im  4.  Jahrhundert  v.  Chr., 
hatten  die  beiden  nebeneinander  hegenden 
Säle  durch  den  Architekten  Philon  eine  ge- 
meinsame Vorhalle  erhalten. 

In  dem  großen  römischen  Saale,  der  mit 
7  Reihen  von  je  6  Innensäulen  ausgestattet 
war,  ergänzt  Dörpfeld,  ebenso  wie  Noack, 
ein  gallerieartiges  Obergeschoß  und  darüber 
als  drittes  Geschoß  einen  laternenartigen 
Oberbau,  der  das  Innere  durch  seitliches 
Oberlicht  beleuchtete.  Beide  Einrichtungen, 
in  denen  das  Diazoma  und  das  Opaion  des 
Plutarch  erkannt  werden  dürfen,  nimmt  er 
auch  schon  für  den  Entwurf  des  Iktinos  an, 
kann  sich  aber  nicht  denken,  daß  auch  die 
beiden  getrennten  Säle,  die  vom  5.  Jahr- 
hundert bis  zur  Kaiserzeit  bestanden,  eine 
einheitliche  Galerie  und  ein  gemeinsames 
Oberiicht  gehabt  haben,  sondern  glaubt  das 
Opaion  schon  deshalb  nur  über  der  älteren 
Hälfte  des  Baues  annehmen  zu  müssen,  weil 
es  nach  der  Angabe  Plutarchs  «über  dem 
Anaktoron«,  also  über  einem  so  benannten 
Teile  des  Telesterions,  lag.  Es  ist  derjenige 
Teil,  in  dem  sich  in  der  Tat  noch  heute 
Reste  eines  uralten  Gebäudes,  vielleicht 
eines  wirklichen  Königspalastes,  erhalten 
haben.  In  diesem  kimonischen  Saal  nimmt 
Dörpfeld  Sitzreihen  auf  allen  vier  Seiten  an, 
während  er  für  die  südhche,  von  Iktinos  be- 
gonnene Hälfte  nur  auf  drei  Seiten  Sitz- 
reihen ergänzt.  Der  letztere  Saal  hat  viel- 
leicht zunächst,  nämlich  bis  zur  Erbauung 
der  philonischen  Vorhalle,  nur  als  eine  Art 
Vorhalle,  später  aber,  nach  Erbauung  der 
philonischen  Vorhalle,  als  Vorsaal  für  den 
nördlichen  Hauptsaal  gedient.  Auch  die 
Nachricht  Plutarchs  über  die  unteren  und 
oberen  Säulen  muß  sich  in  diesem  Falle 
wohl  nur  auf  den  nördlichen  Saal  beziehen, 
denn  der  große  römische  Umbau  war,  soweit 


wir  wissen,   zu   Plutarchs  Zeit. noch   nicht 
erfolgt. 

Im  allgemeinen,  so  hob  Dörpfeld  zum 
Schluß  hervor,  würde  bei  dieser  Auffassung 
das  Telesterion  sich  in  den  beiden  Blütezeiten 
des  eleusinischen  Heihgtums,  nämhch  im 
5.  Jahrhundert  v.  Chr.  und  im  2.  Jahr- 
hundert n.  Chr.,  jedesmal  an  Größe  ver- 
doppelt haben,  während  es  nach  der  Ansicht 
Noacks  nur  einmal,  nämlich  im  5.  Jahr- 
hundert, eine  Vervierfachung  erfahren  haben 
würde.  Die  erstere  Annahme  dürfte  auch 
aus  diesem  Grunde  die  wahrscheinlichere  sein. 

Sitzung  vom  4.  November   1919. 

Herr  Brückner  sprach  über  den  talo 
incessens  des  Polyklet.  Der  Vortrag 
ist  inzwischen  als  77.  Berliner  Winckel- 
manns-Programm  erschienen.  Im  Anschluß 
an  Brückners  Ausführungen  wies  Herr 
Amelung  darauf  hin,  die  aus  den  Relief- 
darstellungen erschlossene  polykletische 
Figur  eines  Apoxyomenos  müsse  ein 
Knabensieger  gewesen  sein.  Es  besteht 
zwischen  den  polykletischen  Gestalten  im 
Jünglings-  und  denen  im  Knabenalter  der 
kompositioneile  Unterschied,  daß  jene  durch- 
weg den  Kopf  nach  der  Seite  des  Standbeins 
neigen  —  dadurch  ergibt  sich  jene  charakte- 
ristische, ganz  einheitlich  geschwungene  Linie 
vom  Fuße  des  Spielbeins  bis  zum  Scheitel  — , 
diese  nach  der  Seite  des  Spielbeins,  wo- 
durch doch  wohl  eine  größere  In-sich- 
Geschlossenheit  dem  bescheideneren  Wesen 
des  Knaben  entsprechend  erreicht  werden 
soll.  Der  Westmacottsche  Athlet  könne 
nicht  den  Kyniskos  wiedergeben,  da  dieser 
der  frühen  Zeit  des  Polyklet  angehört  (nach 
Robert  im  Hermes  XVI  S.  186  dem  Jahre 
460).  Wie  eine  polykletische  Knabenstatue 
jener  Zeit  aussah,  lehre  uns  die  Figur  n.  loi 
im  Braccio  nuovo  des  Vatikan  (vgl.  den 
Text  des  Vatikan-Kataloges  zu  dieser  Figur ; 
abgeb.  auf  T.  XVI  u.  XVII). 

Den  Ausführungen  über  den  talo  in- 
cessens stimmte  A.  zu,  und  zum  Beleg  da- 
für, daß  man  im  polykletischen  Kreise 
eben  doch  gelegentlich  auch  derart  be- 
wegte Motive  dargestellt  habe,  verwies  er  auf 
die  Statue  eines  Faustkämpfers  —  als  solcher 
war  die  Figur  einst  und  augenscheinlich  mit 


137 


Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin.     November-Sitzung  1919. 


138 


Recht  ergänzt  (Abb.  i  u.  2)')  —  aus  grauem 
Marmor  im  Dresdener  Albertinum  (Hettner, 
Die  Bitdw.  d.  Kgl.  Antikensamml.  in  Dresden, 
1875,8.  91  n.  181;  Herrmann,  Verzeichnis 
d.  ant.  Original-Bildw.,  191 5,  S.  26  n.  97;  ob 
das  mit  dieser  Figur  gefundene  Seitenstück 
mit  ihr  eine  Gruppe  bildete  oder  Replik 
war,  können  wir  den  bei  Hettner  abge- 
druckten Worten  Ficoronis  nicht  ent- 
nehmen). Der  Bau  des  Körpers  sowie 
die  Form  der  einzelnen  Muskellagen,  auch 


Fügsamkeit  im  Oberkörper,  bei  dem  das 
Übergreifen  des  r.  Armes  so  gut  wie  keine 
Veränderung  in  der  weit  ausgebreiteten 
Form  von  Brust  und  Schultern  veranlaßt. 
Dafür,  wie  im  weiteren  polykletischen 
Kreise  derartig  bewegte  Motive  erfaßt  und 
dargestellt  wurden,  haben  wir  in  den  Friesen 
des  Tempels  von  Phigalia  ein  klares  Zeug- 
nis. Daß  die  männlichen  Gestalten  dieser 
Friese  durchaus  polykletisch  in  ihren  For- 
men sind,  ist  gewiß  schon  von  vielen  beob- 


Abb.  I   u.  2.     Statue  eines  Faustkämpfers  in  Dresden. 


die  Stilisierung  der  Schamhaare  entspricht 
im  allgemeinen  dem  polykletischen  Kanon, 
jedenfalls  diesem  stärker  als  dem  Stil  ir- 
gendeiner anderen  Richtung  des  5.  Jahr- 
hunderts, dem  das  Original  ja  zweifellos 
angehört  haben  muß.  Die  Verwandtschaft 
ist  stark  genug,  um  das  Werk  nach  A.'s 
Ansicht,  wenn  auch  nicht  etwa  dem  Poly- 
klet  selbst,  so  doch  seinem  Kreise  zuzu- 
schreiben. Charakteristisch  ist  nun  der 
Mangel  an  Elastizität  in  d^r  Bewegung, 
vor   allem   der  Beine,   und  der  Mangel  an 


')  Unsere  Abbildungen  geben  die  Figur  in  ihrem 
jetzigen  Zustande  nach  Photographien,  die  uns  Herr 
Dir.  Herrmann  freundlich  zur  Verfügung  gestellt  hat. 
Für  die  Erlaubnis,  sie  wiedergeben  zu  dürfen,  sei 
ihm  bestens  gedankt. 


achtet  worden  (so  z.  B.  von  Mahler,  Poly- 
klet  S.  37).  Auch  hier  finden  wir  jenes 
ungefüge  Übergreifen  des  einen  Armes, 
das  sich  nicht  etwa  ohne  weiteres  aus 
dem  Reliefstil  erklärt  (das  zu  erkennen, 
genügt  ein  Blick  auf  die  Theseionfriese). 
Wenn  wir  andererseits  hier  im  Gewandstil 
so  deutliche  Anklänge  an  den  nordgrie- 
chisch-ionischen des  Paionios  finden,  daß 
Klein  (Gesch.  d.  gr.  Kunst  II  S.  196)  sich 
dadurch  verleiten  ließ,  die  Friese  diesem 
feister  selbst  zuzuschreiben,  so  erklärt 
sich  das  im  Hinblick  auf  die  figürlichen 
Reste  des  Heraion  in  Argos,  an  denen 
wir  die  gleiche  Beobachtung  machen 
können.  Argos  und  Phigalia  bezeichnen 
den  Siegeszug  dieses  so  verführerisch  reiz- 


IßQ         ArchSologfische  Gesellschaft  zu   Berlin.     Dezember-Sitzung   1919.  —  Preisausschreiben.         140 


vollen  Stiles  in  das  Herrschaftsgebiet  der 
polykletischen  Kunst  ebenso,  wie  in  Attika 
Parthenongiebel,  Niketempel,  Erechtheion 
und  Nikebalustrade. 

Zum  Schluß  sprach  Herr  Schede  über 
das  Kultbild  der  Hera  von  Samos'). 
Er  verglich  den  von  spätrömischen  Münzen 
bekannten  Typus  mit  einer  aus  Samos 
stammenden  hochaltertUmlichen  Terrakotta- 
figur. Gemeinsam  sind  beiden  1.  der 
lange  Chiton,  dessen  Kolpos  die  Gürtung 
bis  auf  die  lang  herabfallenden  Enden  ver- 
deckt, wie  er  aus  dem  kyprisch-phöniki- 
schen  Kulturkreis  bekannt  ist,  2.  die  den 
Leib  umschnürenden  Kreuzbänder,  die 
(besser  als  der  Schleier)  die  Göttin  als 
Braut  kennzeichnen  und  die  wohl  der  (iitpif) 
ira'paoXoj  im  samischen  Kleiderinventar 
gleichzusetzen  sind.  Der  große  dreireihige 
Brustschmuck,  den  ■  das  Münzbild,  nicht 
aber  die  Terrakotte  aufweist,  leitet  zum 
argivischen  Herakult  hinüber,  so  daß  die 
monumentale  Überlieferung  für  die  samische 
Göttin  die  gleiche  Mischung  argivischer 
und  orientalischer  Kultelemente  bezeugt, 
die  bereits  aus  der  Sage  geschlossen  werden 
konnte.  —  Zum  Schluß  zeigte  der  Vor- 
tragende eine  bisher  noch  nicht  gewürdigte 
Münze  Gordians;  hier  steht  das  Xoanon 
in  einer  Ädikula,  davor  auf  der  untersten 
Stufe  der  heilige  Lygos-Baum  in  einem 
großen  Kübel.  Es  läßt  sich  vermuten, 
daß  wie  in  Didyma,  so  aucTi  in  Samos 
die  Tempelcella  ein  offener  Hof  war,  in 
dem  ein  besonderer  Na'iskos  für  das  Kult- 
bild errichtet  war. 

Herr  Hiller  von  Gaertringen  er- 
innerte im  Hinblick  auf  den  Brautgürtel 
an  den  Hera-Mythos,  auf  den  in  Kalli- 
machos'  Akontios  und  Kydippe  angespielt 
wird.  Herr  Noack  ging  auf  den  künst- 
lerischen Anteil  des  Aigineten  Smilis  an 
der  Ausgestaltung  der  Kultstatue  ein.  Herr 
von  Gerkan  stellte  die  ungedeckte  Cella 
des  Heraions  in  Frage,  da  die  Fundumstände 
ein  Dach  mit  Innensäulen  nicht  ausschließen. 

Sitzung  vom  9.  Dezember  1919. 

In  der  Winckelmannssitzung  sprach  Herr 
Wiegand  über  die  Untersuchungen,  welche 

')  Das  Thema  wird  eingebender  in  den  »Berliner 
Museen«  besprochen  werden. 


er  als  Führer  des  Denkmalschutz-Kommandos 
der  4.  türkischen  Armee  gemeinsam  mit 
K.  Watzinger  und  W.  Bachmann  im  Winter 
1916/17  ausgeführt  hat  und  deren  Ergebnisse 
demnächst  in  Buchform  erscheinen. 

Führung  vom  14.  Dezember  1919. 
Zum  14.  Dezember  hatte  Herr  Noack 
die  Mitglieder  der  Gesellschaft  eingeladen 
zu  einer  Besichtigung  der  in  ihren  neuen 
Sälen  im  Westflügel  der  Universität  auf- 
gestellten Sammlung  der  Gipsabgüsse 
und  des  mykenisch-kretischen  Kabi- 
nets.  Am  Schlüsse  der  Führung  gab  Herr 
Trendelenburg  der  Zustimmung  und  dem 
Danke  der  zahlreich  erschienenen  Mitglieder 
in  warmen  Worten  Ausdruck.  Über  diese 
in  den  letzten  3'/j  Jahren,  bis  zum  August 
d.  J.  ausgeführte  Herrichtung  und  Neu- 
ordnung der  Abgüsse,  die  zum  größten  Teile 
der  Zeit  noch  vom  inneren  Ausbau  der 
Räume  begleitet  war,  soll  demnächst  im 
Anzeiger  ausführlicher  berichtet  werden. 


PREISAUSSCHREIBEN. 
Die  Bayerische  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  München  hat  aus  der  bei  ihr 
bestehenden  Zographos-Stiftung  im 
Jahre  ig  13  bezw.  19 14  folgende.  Preis- 
aufgaben gestellt: 

1.  Die  stilistischen  und  sonstigen  Um- 
gestaltungen, welche  antike  Kopisten  und 
Bildhauerschulen  mit  den  von  ihnen  wieder- 
gegebenen oder  benützten  Bildwerken  vor- 
genommen haben,  sollen  an  möglichst 
zahlreichen  Beispielen  systematisch  und  zeit- 
lich geordnet  dargelegt  und  beurteilt  werden. 

2.  Das  Unterrichtswesen  im  byzantini- 
schen Reiche  vom  Zeitalter  Justinians  bis 
zum    1 5.  Jahrhundert. 

MitRücksicht  auf  die  allgemeine  Lage  war 
der  Ablieferungstermin  herausgeschoben  wor- 
den. Er  wird  nunmehr  für  beide  Arbeiten 
auf  den    31.  Dezember  1921   festgesetzt. 

Der  Preis  für  die  Arbeiten  beträgt  je 
2000  M.,  wovon  die  Hälfte  sofort,  der 
•  Rest  nach  Drucklegung  der  Arbeit  fällig 
ist.  Die  Akademie  stellt  aber  außer  diesen 
Preisen  für  die  beiden  preisgekrönten  Ar- 
beiten einen  Zuschuß  zu  den  Druckkosten 
in  der  Höhe  von  je   1000  M.  in  Aussicht. 


REGISTER. 


I.  SACHREGISTER. 

Die   Spaltens^ahlen  des  Archäologischen  Anzeigers  sind  kursiv  gedruckt. 

Abkürzungen:    Br(n)  =  Bronze(ii).    G(n)  —  Gemnie{n).     Gr.  =  Gruppe.    L.  =  Lampe.    M.=  Marmor.    Mos(en)  =  Mosaik{en). 

Mze(n)  =  Münze(n).      Rel^s)  =  Reliel(s).  '   Sk(c)  =  Sarkophag(e|.      Sp.  =  Spiegel.      Sla(n)  •=  Slatue(n).       Stte(n)  =  Statuctte(n). 

T{n) -=  Terrakotten.     V(n)  =  Vase(n).     Vb.  =  Vasenbild.     Wgin.  —  Wandgemälde. 


Abarbeitungen,    an    den    Rundreliefs    am    Con- 

stantinsbogen   164  f. 
Abukir,  Goldmedaillons  von  —  162 
Achilleus,   auf  homerischem   Becher:   im   Kampf 

gegen  Aineias  65,  gegen  Lykaon  66  ff.;   — ,  Aga- 
memnon  und   Odysseus   68  ff. 
Adad  43 

Aediculen,   Metopen   an    —   106,  107 
Adler,  auf  Weihrel.  in  Berlin  lll\  im  Rankenwerk, 

Rel.    ebenda    y/7;    auf    Mze    33,    den    Ganymed 

raubend,  auf  Mze  35;  als  Symbol  des  Zeus  Bronton 

79  m.  A.  2,  81,  als  Giebelsclimuck  auf  phrygischen 

Stelen  79« 
Adshigol   bei  Cherson,   Spiegel  aus  —  6 
»Adyton«  und   »Megaron«  des  Athenatempels  auf 

der  Burg  (Herodot  V  72,   VIII   58)  6 
,      Afrika,    Reisen   Hadrians  nach   —    149,   150 

Agamemnon,  Tod  des,  auf  homerischem  Becher 

73,   —  mit  Achilleus  und  Odysseus,  desgl.  68  ff. 
Agias,    Sta  in   Delphi    140   ' 
Aegina,    Fugenteilufig    am    Geison    des    Tempels 

von  —  36 
Agonistische   Sieger,   Stimbinde  bei   — n   115 
Ägypten,    Bedeutung    für    die    Entwicklung    der 

christlichen  Kunst  und  des  christlichen  Kultus  25; 

ägyptische  Deckenornamente  99,  102,  Verhältnis 

zur  kretisch-mykenischen  Textilornamentik  103  ff. 
Aigisthos  tötet  den  Agamemnon,  auf  homerischem 

Becher   73;   Tötung   des   —    durch   Orestes,   auf 

Spiegelgriffplatte  8 
Aineias    von   Poseidon   gerettet  (Ilias    V   318  ff.), 

auf  homerischen  Bechern  65 

Archäologischer  Anzeiger  1919. 


Akropolis  s.  Athen. 

Akrothinion,   Wortbedeutung  146 

AxTcif  als  Personifikationen  123 

Alexander  d.  Gr.,  Wiederherstellungsversuch  des 
Babelturms  durch  —   45,   59 

—  V.,  Papst  62 

Alexandermosaik  Iig 

Alexandersarkophag,   Bemalung  iio,   141 

Alkaios   mit  Stimbinde,  Vsb.   115 

Alkamenes,    Bildhauer  g4 

Alkibiades,  Backenklappe  des  Helmes  des  —  (?) 
129  f. 

Alkiphron,    Epist.    IV   19  6:  126 

Alkyoneus,    schlafender,   des  Phintias   126 

Altar:  Vereinigung  von  —  und  Votivbild  21. 
Metopen  an  — ,  auf  Vsb.  J07.  Formen  christlicher 
— e  22  f.  —  der  Aido,  auf  der  Akropolis  von  Athen 
13,  28,  29,  der  Apheleia,  ebenda  13;  der  Athena 
Hygieia,  ebenda  27;  großer  —  der  Athena,  ebenda 
7,  8,  30;  des  Butes,  im  Erechtheion  33;  der  Dione, 
ebenda  33;  der  Fortuna  Redux  in  Rom  (Her- 
stellungsversuch) 167  f.;  des  Thyechoos  im  Erech- 
theion 33;  des  Zeus  Hypatos,  ebenda  32  f.;  des 
Zeus  Polieus,  auf  der  Akropolis  8,  30;  dem  Zeus 
Bronton  geweihte  — e  793,  81,  82;  — e  in  der  Ost- 
cella  des  Erechtheions  24,  33.  Relief—  in  Athen 
1157;  —  von  Pergamon  167,  Telephosfries  169  ff. 
—  bau  in  Kos  167.  — flügel,  gemalter  des  VI. 
oder  VII.  Jh.,  aus  Ägypten,  Sammlung  Goleniäcew 
24.     Vgl.  Ära. 

Altyn-Tasch,  Skulpturen  von,  in  Brussa  79»,  84 

Alxenorstele   und   Verwandtes  ITT  f. 

6 


«43 


Register. 


144 


Amazone,    rastende,   Berliner  Typus   126,   Mattei 

1223,   M.Sttc  aus   Pergamon,  in   Berlin  94 
Amenophis  IV.,  dreiteilige   »Flügelaltäre«  aus  der 
Zeit  des  —  20,  —    und   seine  Familie,   Rel.  aus 
Teil  el-Amarna  20 
Anaktoron   im  Telesterion  von  Eleusis  135 
Anastasius   1.,   Goldmze  des   —  J5 
Angdistis  und  Attis,  auf  Weihrel.  M.,  Berlin  jop 
Angelrute   an  Fischerstan  gi 
Antefixe  von  Thermos  5 

'Avtlcu;  ('Av8io;),    Beiname   des   Dionysos    136 
Antigenes,     pseudosimonideisches    Epigramm  des 

(Anthol.   Palat.    13,   28)    116,    136 
Antigone   und   lokaste,    auf  homerischem  Becher 
76,  —  und  Oedipus,  Kalksteinrel.  aus  Tarent,  in 
Berlin  106  ff. 
Antin  GUS,  Chronologie  der  Beziehungen  zu  Hadrian 
150;  nimmt  an  der  Löwenjagd  Hadrians  teil  147^, 
1503;  auf  dem  Rundrelief  mit  der  Eberjagd  am 
Constantinsbogen  i5of.,  152,  153;  als  Apoll  ver- 
göttert (?),   auf   Rundrelief   am   Constantinsbogen 
154';  als  Silvah,  auf  Rel.  des  Antoninianos  1535 
Antoninus    Pius,    Schildbild  des  —  vom  Giebel 

der  jüngeren   Propyläen  in  Eleusis   161 
Aphrodite,   M.Stan:  in  Paris  (—  von  Arles)  gy, 
in    Rom    (Kapitol)    und    Replik    des    Kopfes    in 
München  114,  137;  M.Stte  in  Berlin,  Verkleinerung 
der  sog.  Venus  Genetrix  g4;  phidiasischer  Kopf  in 
Rom,   Villa  Borghese   116;   —   im  Mantel,  Vsb. 
122*;  —    ioit^^avo;  136'.     Deutung  des  Frauen- 
kopfes vom  Südabhang  der  Akropolis  auf  —   114, 
127,  137.    —  und  Eros,  Rel.  (Tonabdruck  aus  ver- 
schollener Form)  in  Bonn  37,  I2y  fj.    Vgl.  Venus. 
Apollon,   Wesen  und  Herkunft  des   —  48  f.;   als 
Vater  des  Linos  41 ;  Stimbinde  bei  —115.  Eherner 
—  des  Phidias,  auf  der  Akropolis  31;  im  West- 
gicbel  von  Olympia  119;  —  (oder  Helios),  Büste 
auf  phrygischem  Grabrelief  81 ;   vor  einer  Muse 
stehend,  Vsb.  131 ;  Kopf  des  — ,  Mze  JJ.  —  Agyieus 
II 57,  Citharoedus,  auf  römischer  Weihung  an  Zeus 
Bronton   80,  'KpE3t'fj.!o;   42,  46  f.,  'Kp£!)uu.!o;  42, 
'Kfiuüjßio?  42,  46,   Krateanos,  mit  Zeus  Bronton 
verbunden  8o5,  Medicus  151,  Palatinus  151.    —ge- 
stalten mit  auf  den  Kopf  gelegtem  Arm  126  f.: 
sitzender,   auf  WeihreUef    127',    am   Kandelaber 
von  Otricoli  127". 
ApoUonopfer,  Rundrei,  am  Constantinsbogen  151, 
152,   153,   1541,   155,   156,   158,   159,   165,   167  f., 
169,  170,  171 
Apollonios  von  Tyana,  Sternentempel  des  —  50 
Apotheosenreliefs    für    Sabina,    Rom,    Konser- 
vatorenpalasf  1585 


Apoxyomenos  (Knabensieger),  polykletischer  Ij6; 
mit  einer  Hand  auf  dem  Scheitel,  Grabrelief  1275 
Appius    Claudius    161 

Apte   (Gallien),  verschollene  Inschrift  aus  —   146 
Ära  Fortunae  Reducis  168;  —  Pacis  Augustae 

167,  170 
Aratabbildungen  im  Vossianus  des  Germanicus  zu 

Leiden   136 
Arbela,  Schlacht  von  — ,  auf  M.Rel.  aus  I^urcnlum 

162 
apyato;  und  -a/.awi  24;   if,y'aTo;  vciö;  3,  4,   5,  II 
Archaistischer  Jünglingskopf  in  Berlin  und  ver- 
wandte Köpfe  gs;  —es  Rel.  mit  Darstellung  des 
Jupiter  exsuperantissimus,  Berlin  IIO 
Archäologische    Gesellschaft    zu    Berlin:   Fe- 
bruar-Sitzung   38  ff.,    April-Sitzung    4g  ff.,    Mai- 
Sitzung   53  ff.,    Juni-Sitzung  ^y  ff.,   außerordent- 
liche Juni-Sitzung  76,  außerordentliche  Oktober- 
Sitzung   130  ff.,    November-Sitzung   136  ff.,    De- 
zember-Sitzung Jjg,  Führung  in  der  Sammlung 
der   Gipsabgüsse   140 
Architektur,    spätmykenische    91  f.;   mykcnische 
und  kretische  92  f. ;  Verwendung  der  vollkommenen 
Rundform  in   der  antiken   —    159  ff. 
(zpyojv  TÖiv  ßaC!i),r/.(üv  inroxöij.djv   157 
Ares,   Verstorbener  als  — ,  von  Nike  gekrönt  und 
von  seiner  Gattin  als  Aphrodite  begleitet,  Grabrel. 
aus  Kertsch  163 
Argos,  Klage  um  Linos  in  —  40  f.;  figürhche  Reste 

vom  Heraion  in  138 
Ariadne,  Deutung  des  Frauenkoples  vom  Süd- 
abhang der  Akropolis  auf  —  T15,  136  ff.  Schlafende 
— :  St.in  in  Madrid  und  im  Vatikan  127  f.,  Rel. 
im  Vatikan  128,  137,  Wgm.  128,  auf  rf.  Schale  in 
Cometo  128,  132,  136,  138,  auf  unterital.  Vase  in 
Boston  1284,  auf  Bettlehncnbeschlag  in  Berlin 
129,  138,  von  Dionysos  aufgefunden,  ctrusk.  Vsb. 
135.  Sitzende,  auf  Kameo  129  it.,  135;  — ,  wach 
vor  Dionysos  sitzend  131  ff.,  beim  Symposion  neben 
Dionysos  sitzend,  auf  Vsb.  131,  sitzend,  von  Eros 
bekränzt,  vor  ihr  Dionysos,  auf  Krater  aus  Kama- 
rina  132,  136,  imThalamos  sitzend,  Vsb.  133.  —  auf 
dem  Schöße  des  Dionysos  sitzend,  Reis  im  Vatikan 
und  in  Chantilly  138',  desgl.  im  Pantherwagen, 
Rel.  in  Berlin  138.  —  von  Dionysos  belauscht, 
pompeian.  Wgm.  135.  Versteinung  der  —  (Nonnos, 
Dionysiaka)  135,  —  und  Dionysos,  pantomimisches 
Ballett  (Xenophon,  Sympos.  9)  134,  135,  143. 
Sog.  — ,  Sta  in  Dresden  J27,  sog.  — ,  Kopf  im 
Kapitol  (Dionysos)  115,  119?,  143.  Vgl.  Vasen. 
Armhaltung,  am  Frauenkopf  vom  Südabhang  der 
Akropolis,  und   Parallelen   dazu   126  ff. 


145 


Register. 


146 


'A  p  V  Y)  i  0  E  {  (Lämmertage),  Linosfest  an  den  —  in 
Argos  40  f. 

Arrephoren,   Haus  der,  auf  der  Akropolis  37,  38 

Artemis  Brauronia,  Heiligtum  der  —  auf  der 
Akropolis  27 

Artemisopfer,  Rundrelicf  am  Constantinsbogen 
149.  152.  153.  155.  158,  159-  162,  165,  167  f.,  169, 
170,  171,  172 

Asia  und  Europa,  einen  Schild  über  einen  Altar 
haltend,   Rel.   aus  Laurentum   162 

Asklepios,  M.Stte  in  Berlin  g4,  —rel.  in  Athen 
(Svoronos,  Nat.  Mus.  Taf.  36,  4)  H24 

Assur,    Zikkurat   von    —    40,   45 

Asteropaios,  Kampf  des  —  mit  Achilleus  (Ilias 
iD  139  f[.)  67 

Astfragment,  Br.,  von  einer  Votivgruppe  (?)  31 

Asymmetrie  der  Gesichtsformen  am  Frauenkopf 
vom  Südabhang  der  Akropolis   109,   139  f. 

»Atalante«,    Kopf  aus  Tegea  gy 

Athen,  dorische  Geisa  an  Bauten  von  —  36  j-, 
Wandbild  im  Dionysostempel  (Paus.  I,  20,  3)  128. 
Akropolis:  Wanderung  des  Pausanias  27  ff., 
Hekatompedon  1  ff..  Kurvenbau  96  Anm.,  chore- 
gische  Monumente  am  Südabhang   143  f. 

Athena,  Kult  in  Mykenai  95»  (96);  als  Gattin  des 
Hephaistos  29.  Athena-Stan,  von  dem  Perser- 
brande geschwärzte,  auf  der  Akropolis  (Pausanias) 
38;  Kopf,  M.,  in  Brescia  g6;  Kalkstein-Stte  aus 
Eskischehir,  in  Berlin  pj;  auf  der  Stymphaliden- 
metope  von  Olympia  121;  —  mit  den  Musen,  auf 
dem  Fries  des  Nervaforums  1704;  auf  panathenäi- 
schen  Preisamphoren  yy,  82.  —  des  Endoios,  auf 
der  Akropolis  31 ;  —  des  Kephisodot  50  f.  —  Er- 
gane,  Tempel  der  28;  —  Parthenos,  Form  der 
Backenklappen  am  Helm  der  —  J29;  —  Polias, 
altes  Kullbild  ilcr  —  5,  6,  14  f.,  16;  —  Promachos 
auf  der  Akropolis  38.  Großer  Altar  der  —  auf  der 
Akropolis  7,  8,  30.  —  im  Streit  mit  Poseidon, 
Gr.  auf  der  Akropolis  31 

Athenaeus  XUI  601:  33 

Athlet,  Bronzekopf  eines  jugendlichen,  Louvre  120 

'A  T p  E  1 0  lü  V  xä8o5i;  (Fragment  b.  Athen  IX  399  F)  76 

Attalisches  Weihgeschenk  gS 

Attalos   I  (?),   Kopf  auf  Mze  33  f. 

Attis  und  Angdistis,  auf  Wcihrel.,  M.,  Berlin  log 

»Aufforderung    zum    Tanz«,    Gr.    142,    143 

Aufgangsanlage   beim  babylonischen  Turm  51  £E. 

Augen,  Asymmetrie  der  —  am  Frauenkopf  vom 
Südabhang  140,  —bemalung  an  demselben  Kopf 
HO,  141;  eingelegte  Bleistreifen  in  den  — Sternen 
eines    Porträtkopfes   104 

Augustalia   (Fest)   168 


Ausgußscheiben,  kreisrunde,  an  den  Abfluß- 
röhren  der  Traufseiten    159 

Auszug  aus  Rom,  Rundrelief  am  Constantinsbogen 
151,  152,   153,  154,  155,  159,  164,  165,  169,  171 

Babylon.  Esagilla  50,  57,  59,  63,  Etemenanki  59,  64, 
'       sog.   »Gebetshaus«    63,    Turm   40  ff.    Vgl.  Turm. 

Backenklappe  eines  Helmes,  darauf  Aphrodite 
und  Eros  in  Rel.  128  f. 

Badende  Frau,    auf  Weihrel.  in   Berlin  log 

Bakche  mit  Stirnband,  auf  Sp.  des  Polygnos  aus 
Boscoreale    118 

Bakchische  Frauen  mit  Stirnbinde  116.  — r  Kopf 
mit  Stirnbinde,  Deckelrel.  einer  hellenistischen 
Tonpyxis  in   München    118 

Bakchylides    über  den  Thescuskranz   136 

Ball,    auf   Grabrel.    eines    Knaben   Jl6 

Banauros,    Sohn  des  Aias  73 

Band,  perlenbesetztes,  über  der  Tänie  getragen  119 

Bärenfell,  Weihung  eines  — s  an  Silvanus,  auf 
Rundrei,  am  Constantinsbogen  148  f.,  in  Thespiae 
von  Hadrian  geweiht  146 

Bärengöttin,    Votivgr.,   der   —   geweiht  32 

Bärenjagd  von  Hadrianutherai  146,  auf  Rundrei, 
am  Constantinsbogen  150,  153,  154,  155,  158,  159, 
165,   172;   —   Hadrians  in   Süditalien   148  f. 

Bartlosigkeit   der  Tyrannenmörder  88 

Basis  der  Athena  Promachos,  auf  der  Akropolis  38; 
Weihgeschenkbasen  westlich  vom  Erechtheion 
36,  38;   — relief  von  der  Akropolis   1275 

Bayerische  Funde,  Originale  und  Nachbildungen, 
in  der  Anthropologisch-prähistorischen  Staats- 
sammlung in   München  30 

Becher,  homerische  65  ff. 

Bei,  »Grab  des  — «,  Kultanlage  im  Bahelturm 
46,  54.  59,  61 

Bellona,  securis  als  Attribut  der  Priesterin  der  — 
59 ;  Ahnenporträts  des  Appius  Claudius  im  Tempel 
der  —  161 

Bemalung  am  Alexandersarkophag  iio,  141;  am 
Frauenkopf  vom  Südabhang  der  Akropolis  lio, 
141 ;  an  einem  Grabrel.  in  Berlin  113,  an  einem 
Herakleskopf,  ebenda  gy,  an  einer  Stelenbekrö- 
nung,  ebenda  114 

Benevent,    Bogen   von   —    170 

Benjamin  von  Tudela,  Itinerar  des  —  42,  54  f. 

Bettlehnenbeschlag,  Br.,  mit  schlafender  Ari- 
adne,  in  Berlin,  Antiquarium  129,  138;  mit  halb- 
nackter Schläferin  und  Eroten,  in  Petersburg  129' 

Bibel,   Bericht  über  die  Babelturmkatastrophe  62 

Bildnisse  berühmter  Männer,  auf  Mos.  in  Berlin 
117 

6* 


147 


Register. 


148 


Binde  und  Kranz,  auf  Vsb.  119 

Blei,  Einlage  von  —streifen  in  den  Augensternen 
eines   Porträtkopfes  104 

Blütenmuster,  als  Vorstufe  zu  einem  ägyptischen 
Deckenornament  1043 

Bogen,  konzentrische,  als  Fußbodenmuster  in 
Mykenai   102.      Vgl.  Triumphbogen.  i 

Böotien,    Kurvenbau  in  95'  (96) 

Borsippa,  Turm  von  —  55;  keilinschriftliche  Ur- 
kunde über  den   Babelturm,  in   —    58 

Borysthenes,    Jagdroß  des   Hadrian    146 

Boscoreale,    Sp.   des  Polygnes  aus   —    118 

Bostoner   »Thron«  I223 

B  ij  (u)Xi^  auf  Rel.  in  Athen  (Svoronos  Taf .  109, 1476) 

II24 

Brautgürtel  (|Ji(Tp7)  jtapauXo;)  139 

Bronton   s.    Zeus   Bronton. 

Bronze,  Stten:  Bärtiger  Alter  in  langem  Chiton 
und  Mantel,  Neapel  108,  Jüngling,  archaisch, 
München,  Antiquarium  27,  Narkissos,  Florenz 
127,  Maenaden,  tektonisch  verwendet  126.  Köpfe: 
Athlet,  mit  Ölzweigkranz  bekränzt,  I^ouvre  120 , 
bärtiger,  ursprünglich  behelmt,  Athen  g6,  Dio- 
nysos, Neapel  116.  Reliefs,  argivisch-korinthi- 
sche  8.  —  Astfragment,  von  einer  Votivgr.  (?), 
München,  Nationalmuseum  31 ;  Bettlehnenbeschlag 
mit  schlafender  Ariadne,  Berlin,  Antiquarium 
129,  138;  Henkelfigur,  in  Akanthos  auslaufend 
126';  Nachgüsse  des  Mantuaner  Kameo  130,  130?; 
Kessel,  München,  Nationalmuseum  JJ ;  Klinge  aus 
Karthago,  mit  Resef  und  Isis  mit  dem  Horus- 
knaben  44  f.;  Medaillon  aus  Smyma,  mit  Opfer- 
szene 38 fi,;  Ringplatten  35 f.;  Weinsieb,  bei 
Pompeji  gefunden,  München,  Antiquarium  28 

Brustschmuck,  dreireihiger,  am  Kultbild  der  Hera 
von  Samos  13g 

Bundesschatz  im  Opisthodom  des  Alten  Athena- 
tempels  21 

Buphonien,  attische  5p 

Büsten   auf  spätantiken  Grabreis  78 

Butes,   Altar  des,  im  Erechtheion  33 

Byzantinische  Kunst  85  f. 

Campanarelief:  zwei  Niken,  einen  Schild  mit  der 

Dea  Roma  haltend  162;  Schilde  zwischen  Säulen, 

auf  — s  163 
Capitaneus  S.  Petri,  Titeides  Burgkommandanten 

in   Halikamass  62  f. 
Caracalla,    Kopf  des   — ,  Mze  3§ 
T.  Caesernius  Macedo  158»;  dessen  Söhne:  T.  Cae- 

semius   Macedo    Quinctianus    und  T.   Caesernius 


Statianus,     comites     des     Hadrian      157  f.    ihre 

Porträts   155  f.,   156,   158 
Castellum   S.   Petri    (Halikamass)  60 
Castiglione,    Sabba  di  —  y^ 
Cellaf  orm  der  ältesten  griechischen  Tempel  95*  (96) 
Chairestratos   aus  Rhamnus,  Themissta.  des  — 

"3 

Chalkothek    auf  der  Akropolis   28 

Chios,    Mädchenkopf  aus   —    126 

Choen  134 

Choregische  Monumente  am  Südabhang  der  Akro- 
polis 143  f. 

Clipei  161  f.;  Umrandung  von  —  164.  Clipeus  im 
Louvre,  mit  Porträt  des  alt  ren  Claudius  Drusus 
i6t3,  mit  Blattrand,  aus  Cumae   i6i3 

Codex,  antikes  Wandbild  in  einem  Servius  —  von 
1467  118  fj.\  Vossianus  des  Germanicus  zu  Leiden 
136 

cohors    amicorum    157 

comes  Hadriani  in  Oriente  157;  — stabuli  157; 
comites  Augusti  157;  comites  (Jagdgenossen),  in 
römischen    Jagdgedichten    1 53. 

Ceionius  Comraodus,   Adoptivsohn  des  Hadrian 

157 

Consecrationsrogi   auf  römischen  Mzen  47 

Constantinsbogen,  Rundreis  vom  —  in  Rom 
144  ff.     Vgl.  Rundrelief. 

Constantinus,  Kopf  des,  auf  Rundreis  am  Con- 
stantinsbogen 144 

Constantius  Chlorus,  Kopf  des,  auf  Rundrei, 
am  Constantinsbogen   144 

Contremarke,    auf  Mze  3$ 

Cotet,   J.,  Capitaneus  in  Halikamass  6g 

Cumae,  Beschreibung  der  Türreliefs  des  Apollo- 
Tempels  von   —   bei   Virgil  123 

Cyranidentext,  auf  den  Babelturm  bezüglich  42, 

54 
Cyrus,    Grabmal  des  — ,  bei  Pasargadae  43 

Dach  in  der  kretisch-mykenischen  Architektur  95'. 
— losigkeit  der  Westcella  des  Erechtheions  23 

Act (fi luv  aTTO'jociwov  auf  der  Akropolis  28  f. 

d'Aubussons,   Pierre,  in  Halikamass  70 

de  Airasca,  Bemardinus,  Capitaneus  in  Hali- 
kamass 7J 

Dea  Roma,  auf  Rel.  im  Conservatorenpalast  158; 
auf  einem  Schild  (Campanarel.)  162 

de  Castellione,  Bartholino  —  del  Cremonese  703 

Decken:  ägyptische  — omamcnte  99,  102,  ihr  Ver- 
hältnis zur  kretisch-mykenischen  Textilornamentik 
103  ff.  Krerisch-mykenische  — omamentik  103; 
System  der  —  ornamentation  in  Tiryns,  Mykenai 


149 


RegisUr. 


•50 


und  den  kretischen  Palästen  91^;  —  dekoration  der 

Gräber  an   der  Via  Latina    163 
de  Lastic,    Jean,  Großmeister  in  Halikarnass  69 
de    la    Tourette,    Ritter  75 
Delphi,    Kurvenbau   95'   (96);    Rosetten   an   den 

Anten  des  Siphnierschatzhauses  160'.    Themis  in 

— ,  Vsb.  113 
Demosthenes  über  einen  Brand  des  Opisthodoms 

des  Alten  Athenatempels  20 
de  Nailhac,   Philibert  61 
de  Opertis,  Constantius,  Capitaneus  in  Halikarnass 

71 
de   Rochcchinard,   Ch.   Aleman  70^ 
de    Sacondi,    Johan,   in    Halikarnass   6g 
Dexileos-Monument,   Grabsirene   vom   —   4g 
Diadochenkopf,aufMze  vonKarystos(Euboea)3J 
Diadumenos  115 

Diazoma,  im  Telesterion  von  Eleusis  131,  135 
Dichter,    Stimbinde   bei   — n    115 
Dienerinnen,  trauernde,  Grabstan in  Berlin  122,7/5 
Diodor,    Beschreibung  des   Babelturmes   59 
Dionysische    Szenen,  Mos.  in  Berlin  liy 
Dionysos,    Stimbinde   bei     —    116.     M.Sta   vom 
Thrasyllosmonument,    London,    Brit.    Mus.    143, 
Oberteil  einer   Sta  in  Venedig  52,   Sta,   Kopen- 
hagen Ny  Carlsberg  (Nr.  476)   120^,   Mengsscher 
Abguß  in   Dresden    120,   (sog.   Narciss),   Br.    aus 
Pompeji  120,  —gestalten,  mit  auf  den  Kopf  ge- 
legtem Arm  126  f.:  stehender  127',  sitzender  127'; 
Kopf,  Saburoff scher,  in  Berlin  118,  verschollener, 
Mengsscher   Abguß   in    Dresden    120',   in    Rom, 
Kapitolsmuseum  (sog.   Ariadne)    115,    119?,    148, 
Bronzekopf  in  Neapel  116.     — ,  als  Säugling  mit 
Efeukranz  und  Rebzweig,  Vsb.   1374.     — ,  lang- 
gewandet,  mit  Kantharos,  Mze  34.    Deutung  des 
Frauenkopfes  vom  Südabhang  der  Akropolis  auf  — 
1:5.    —  u.  Ariadne,  Wgm.  aus  Casa  del  Citarista 
143,  auf  der  Satyrspielvase  in  Neapel  134;  —  auf 
dem  Schöße  der  Ariadne  (?)  sitzend,  unten tal.  (?) 
Vsb.  134,  römische  Ske  134;  — ,  von  einem  Satyr- 
knaben   geleitet,    kommt    zu    der   im    Thalamos 
sitzenden  Ariadne,  Vsb.  in  Cometo   132  f.,    135, 
143.    — ,  von  einem  Satyrknaben  gestützt,  Grn.  in 
Venedig,  Mus.  Chiaramonti,  Samml.  Ludovisi  u.  a. 
143.     Vgl.  Ariadne,   Vasen. 
Dioskur,    neben    seinem    Pferde    stehend,    M.Rel., 
Berlin  HO.      —  en   auf   dem   Theoxenierelief  im 
Louvre  150' 
Diptychen  und Triptychen,  elfenbeinerne,  als  Trag- 

altärchen  verwendet  24 
Doppelaxt  auf  Denkmälern  des  Zeus  Bronton  81; 
von  Jüngling.getragen,  auf  Holztafelbild  1^.   —  als 


Attribut   von    Priestern   38  f.,    als    Attribut    des 
Gottes  Resef  45, 45',  als  Symbol  des  Teschub-Adad 

Dorisches  Architekturstück,  verbaut  in  der  Burg 
von  Halikarnass  64;  —e  Kranzgesimse  Athens  36  f. 

Dreizack,  als  Wappenzeichen  von  Karystos  auf 
Euboea,  auf  Mze  33.     — mal  im  Erechtheion  34 

du   Mesnil,  Emeric,  Capitaneus  in  Halikarnass  73 

Eber,    von    Hadrian   erlegt    146  f. 

Eberjagd,  Rundrelief  am  Constantinsbogen  147, 
150,  152,  153,  155,  15S,  159,  162,  165,  172;  Weihung 
eines  Eberkopfes  an  Artemis,  ebenda  149,  152,  153, 
155.   158,  159-   162.   165,   169,   170,   171,  172 

Echelos  und  Basile,  Weihrel.  von  Rhodos,  in 
Berlin  103 

Echnaton  (Amenophis  IV.)  und  seine  Familie, 
Rel.  aus  Teil  el-Amarna  20 

Efeukranz  120;  — ranke,  welliger  Verlauf  der  120 

Egestos,    auf  Mze  von   Segesta  33 

Ehrenschilde  161,   162 

Eierstab,    gemalter,   auf   Stelenbekrönung  II4 

Eirene  des  Kephisodot^p  ff.;  Nachträge  zum  Klein- 
schen    Replikenverzeichnis   S^ 

ciprjvr)  und  ö(ji.ovoia  50' 

Eisengewinnungsstellen,  spätkeltische,  bei  Kel- 
heim  31 

IxTtXTjpoüv   =  sättigen,  stärken  zur  Schlacht  70 

Elektra  und  Orestes,  Kalksteinrel.  aus  Tarent,  in 
Berlin  106  ff.;   — ,  vor  Orestes  sitzend   142 

Eleusis,  baugeschichtliche  Entwicklung  des  Heilig- 
tums von  —  130  ff.  Telesterion  130  ff. ;  Re  te 
eines  Königspalastes  (?)  unter  dem  Telesterion  133. 
Schildbild  des  Antoninus  Pius  vom  Giebel  der 
jüngeren  Propyläen  in  —  161.  Spätmykenisches 
Freskofragment   aus    105' 

Elfenbein-Diptychen  und  Triptychen,  als  Trag- 
altärchen  verwendet  24 

Emblem,    Rose  als   —   einer   Schale   1363 

Endoios,   Athena  des,   auf  der  Akropolis  31 

Epidauros,  dekorative  Verwendung  von  Schalen 
auf  den   Metopen  der  Tholos   160 

Epinausimache,  auf  homerischem  Becher  66,  68 

Erechtheion  133;  älteres  5,  23;  jüngeres  13  ff., 
ursprünglicher  Entwurf  14,  18,  23,  35,  38;  —In- 
schrift 1 5  ff. ;  —  in  der  Beschreibung  des  Pausanias 
32  ff. ;  Altäre  in  der  Ostcella  33 ;  Wandgemälde 
ebendort  33;  Karyatiien  52;  Opferschalen  am 
Gebälk  der  Ko renhalle    160 

Erechtheus,  Kult  im  alten  Athenatempel  4,  Woh- 
nung oder  Grab  im  Erechtheion  17,  23,  34.  Erech- 
theus-Poseidon,   Altar  des,  im  Erechtheion   33 


151 


Regfister. 


152 


E  p  e  8  ü  fi  i  a,   Fest  bei  den  Lykern  42  ' 

Eretria,  Kurvenbau  in  95"  (96);  Thymiatcrion 
aus  —   u65 

Eros,  sitzend,  auf  Kithara  gestützt,  T.Stte  aus 
Myrina  127,  138;  blitzeschleudernd,  Schildzeichen 
des  Alkibiades  J29.  Eroten  mit  Fruchtgehängen, 
Mos.  in  Berlin  IIJ.      Vgl.  Aphrodite. 

Erwerbungen  der  Samntlung  der  antiken  Skulp- 
turen in  Berlin  8g  {].,  der  Sammlungen  Münchens 
1916— 1917:  26  ff. 

Esagilla  in  Babylon   50,   57,   59,  63 

Etemenanki   in  Babylon   59,  64 

Euainetos,    Syrakusaner  Mze,  Typus  des   —  33 

Eule,   spätarchaische,  aus  Sandstein,  in   Berlin  g2 

Europa,  älteste  Kulturbewegungen  in  ^6  f.  —  und 
Asia,  auf  Rel.  aus  Laurentum  162 

Euripides,  Szenen  aus  den  Phoenissen  des,  auf 
homerischen  Bechern  76 

Falte,  stabartige,  zwischen  den  Beinen,  bei  eng 
anliegendem  Chiton  2 

famuli,  Jagdburschen,  auf  den  Rundre  icfs  am 
Constantinsbogen  153,  154 

Farbe,  graue,  auf  Fragment  aus  Eleusis  105';  — n 
auf  ägyptischem  Deckenmuster  102",  104^,  auf 
Fragment  eines  Wgm.  aus  Mykenai  105,  der  Fuß- 
böden im  Megaron  von  Mykenai  89,  90,  91,  96, 
97,  98,  99,  101,  102,  106,  auf  Stuckrel.  aus  Pseira  99 

Faustina    d.  Jüngere,   Porträtköpfe   der  102  f. 

Faustkämpfer,    Sta  in   Dresden  Jj6  fl". 

Federzeichnung,  Iheseus  als  Sieger  über  den 
Minotaurus,  in  einem  Codex  von   1467  llS  ff, 

Felicio,  Künstlerinschrift  des  —  auf  Bronzesieb  29 

Fellgewand   des  Pappos   133* 

Fischer,  M.Stan  eines  alten  —  in  Berlin  gi;  Sta 
im  Vatikan  gj;  sitzender  —  Karikatur,  T.  Stte 
Berlin,  Antiquarium  g2 

Flechtband-Omamente,   auf  Mos.  in   Berlin  iiy 

Florenz,  Hof  des  Pal.  Medici-Riccardi,  Rundrei, 
der  Donatello-Werkstatt,  nach  antikem  Kameo 
130 

Flügelaltar;  Klapptafelbild,  Votivtriptychon  und 

-  9ff- 
Fluvian,    Großmeister   in    Halikarnass   64,  6g- 
Fortuna  Redux,  auf  Mzen  des  Hadrian  168.  Her- 
stellungsversuch eines  Altars  der  —   167  f. 
Fr(ater)   Hubert,  Baumeister  in  Halikarnass  65' 
Frau,    Relieffigur  auf   Spiegelgriff  I,  auf  Spiegel- 
griffen eingeritzt  5,  6;  — ,  badende,  auf  Weihrel. 
in    Berlin     J09;    — ,    mit     Hund     und     Ähren, 
drei     Jünglinge     anführend,     Hqlzlafelbild     aus 
Ägypten  I0\  —  en,  bakchische,  mit  Stirubinde  116. 


—  ärmel,  auf  bemaltem  Stuckrelief  aus  Pseira 
98,99,101.  — /resfeo  aus  HagiaTriada  104.  —fries 
aus  Theben  99».  —köpf  vom  Südabhang  der  Akro- 
polis  107  fl.  —rock  und  -gürtel,  Fragmente  von 
Wgm.  aus  Mykenai,  Athen,  Nationalmuseum 
98",  104  f. 

Fries,  marmorner,  des  peisistratischen  Athena- 
tempels  10,  Hintersteine  des  Erechthcion— es  23, 
Parthenon—  169,  Telephos—  169  ff.,  Phigalia— 
138,   —   des  Nervaforums   1704 

Fugenteilung    an  dorischen  Geisa  in  Athen  36  f. 

Füße,  auf  die  Zehen  gestellte,  bei  Figuren  als  Gerät- 
träger 2 

Fußböden  des  Megarons  von  Mykenai  87  ff., 
Datierung  105-,  —  in  Tiryns  88,  89  f.,  90',  91,  91', 
102,  105;  —  im  »Thronsaal«  von  Knossos  92. 
System  der  —  dekoration  in  den  kretischen  Pa- 
lästen 88 

Fußleisten  der  Figuren  auf  den  Rundreis  am  Con- 
stantinsbogen 165 

Gades,  Tempel  des  Hercules  in  — •  149 

Gaia,    auf  Mos.  2y 

Galvanoplastische   Nachbildung  des  Kleinrelicfs 

mit  Aphrodite  und  Eros  in  Bonn  J7,  J27  ff. 
■jdvia^ti  (Lasur)  am  Alexandersarkophag  iio 
Ganymed,    vom  Adler  geraubt,  Mze  35 
Gärten,    »hängende   — «  der   Semiramis  46 
Gatineau,   Jacques,  Capitaneus  in  Halikarnass  72 
Ge,  um  Regen  bittende,  auf  der  Akropolis  28,  Ge- 

Themis  113» 
»Gebetshaus«,   sog.  in   Babylon  63 
Geisa,    dorische,   in   Athen  36  f. 
Geißel   s.  Osirisgeißel. 
Gelage,    Räucherwerk   bei    — n    ii65;    Stimbinde 

beim  —  115 
Gemme:  Ikaros—  122  f. \   kretische  — n  95'.     Vgl. 

Kameo. 
Genius    Populi    Romani,   auf  Rel.  im  Konser- 
vatorenpalast 158 
Gerhard:  Eduard  Gerhard-Stiftung  76 
Gesteinsäderung,  Nachahmung  von —  auf  Fuß- 
bodenmuster in  Mykenai  97,   102 
Gestirn,    Ariadnekranz   als   —    135,    136 
Gewand,  griechisches  weibliches  7Ö;  — anordnung 
auf  den  Hadrianstondi  am  Constantinsbogen,  und 
auf  dem  Telephosfries  171;  — stil  auf  phrygischen 
Stelen  des   IL- IV.   Jh.  n.   Chr.   85 
Gicbelakroter,    kreisförmiges   159.     — füUung  mit 
Schild,  Schale,  Rosette,  Gorgoneion  160.     Adler 
als  —schmuck,  auf  phrygischen  Stelen  79* 
Gigan  tomachic,   Gr.  auf  der  Akropolis  31 


153 


Register." 


1-54 


Gilgameschepos  56,  62 

Glasmasse,    Rel.   aus,   bärtiger   Alter,   von   einer 

Frau  geführt  (Oedipus  Und   Antigene?)  108  f. 
Goldmedaillons   von  Abukir  162 
Gorgoneion,  als  Metopen-  und  Giebelfüllung  160, 

Rel.  auf  SpiegelgrifE  6 
Götterstatuen   im  Gipfeltempel  des  Babelturms 

59.  62 
Gottheit,  lunare,  auf  phrygischem  Rel.  in  Brüssel 

81 ;    Korn  — en  J9/.,  46 
Göttin,    thronende,   M.Sta  in   Berlin  00 
»Grab  des  Bei«,  Kultanlage  im  Babelturm  46,  54, 

59,  61;  —  des  Kekrops  auf  der  Akropolis  7,  des 

Cyrus  bei  Pasargadae  43;  —bau  auf  dem  Haterier- 

rel.  163.     Gräber  an  der  Via  Latina   163 
Grabgedicht  des  Hadrian  auf  sein  Jagdroß  Bory- 

slhenes  146;  —  (?),  jetzt  unleserlich,  auf  Stele  in 

Berlin  114 
Grabkammern  des  Maussoleums  von  Halikarnass 

75 

Grabmälerkunst,  Einfluß  des  Kephisodot  auf  die 

52 

Grabrelief,  attisches,  in  Athen  (Conze  It  Tal.  210 
Nr.  1054)  122,  desgl.  in  München,  Glyptothek  122^, 
mit  Apoxyomenos  1275,  eines  attischen  Bürgers, 
Fragment,  M.,  Berlin  iil  ff.,  stehender  Knabe,  im 
Felde  ein  Ball;  aus  Athen,  M.  Berlin  iz6,  der 
Polyxene  (Conze  Nr.  284  T.  LXVI)  $2,  des  Sosias 
und  Kephisodoros,  M.,  Berlin  JJJ:  —  aus  Alcxan- 
dria,  sitzender  Mann  mit  Hund  und  Schild  (ptole- 
m'ischer  Söldner?),  Kalkstein,  Berlin  JJ5,  alexan- 
drinisches,  eines  Jünglings  116.  —  aus  Kertsch 
163.  — s,  nordphrygische  78  ff.,  83  ff.,  spätantike 
aus  Thrakien  und   Attika  (Büstenform)   78 

Grabsteine,  Erwerbungen  der  Berl  ner  Skulp- 
turensammlung III  ff. 

Grabs  tele  in  Alexandria, Mann  mit  Schild  und  Speer 
116,  mit  opferndem  Mann,  alexandrinisch  I16, 
Oberteil  einer  —  mit  Sirene  und  trauernden  Frauen 
im  Ornament  der  Krönimgspalmette,  M.,  Berlin 
114  f.,  Palmette  einer  —  aus  Kertsch,  Kalkstein, 
in  Berlin  114,  attische  — n,  mit  gedoppelten  Ro- 
setten verziert   160 

Graue  Farbe,  auf  spätmykenischen  Freskofrag- 
menten 105' 

Griechenland,    Reisen   Hadrians  in   —    149 

Grimanireliefs  169,   170 

Gruppe:  »Aufforderung  zum  Tanz«  142,  143; 
Frauenkopf  vom  Südabhang,  als  Rest  einer  — 
141  ff. 

Gudea,    Inschrift  des  62 

Guichard,  Claude  75 


Gürtung,   hohe   II24,   113 

Guylforde,    Sir  Richard,  englischer  Pilger  73 

Haarband    am   Frauenkopf  vom   Südabhang   der 

Akropolis   109 
Hadrian,     Beinamen    145,    Chronologie    der    Be- 
ziehungen zu  Antinous  150,  Epigramm  anläßlich 
der  W^ihung  des  Kopfes   oder  Felles   einer  Bärin 
in  Thcspiae  146,  Feldzüge  145,  Grabgedicht  auf 
sein  Jagdroß  Borysthenes  146,  Heimkehr  des  — , 
Rel.  im  Konservatorenpalast  158,  ein  Jagddenk - 
mal   des    —    144  ff.,    Jagddichtungen    145,    148', 
Jagdleidenschaft     145,     Jagdtaten     146  f.,    Opfer 
bei  glücklichem  Jagdschluß  147,  dakischer  Triumph 
145,  Verhältnis   zu   Pergamon   172,   —   auf  dem 
Jagdroß,  Mzen  146,  zu  Pferde,  gegen  einen  Löwen, 
Mze  145.     Klassizismus  der  — ischcn  Kunst  172 
Hadrianutherai,   Gründung  von  —    146;  Bären- 
jagd von  —   146,  auf  Rundrei,  am  Constantins- 
bogcn  150,  153,  154,  155,  158,  159,  165,  172 
Hafenkastell  des  Maussolos  in  Halikarnass  61 
Hagia    Triada,    Frauenfresko   aus    104 
Hähne   auf  panathenäischen  Preisamphoren  81,  82 
Halikarnass,   Geschichte  der  Burg  von  —  59ff.\ 
Hafenkastell  61;  Maussoleura  47,  61,  II23,  64,  6g, 

71,  74  ft- 

Hambrouc  (Damburc,  de  Amburgh  oder  Dara- 
bourch),  ComeUus  de  — ,  Capitaneus  in  Hali- 
karnass 72/.,  7J' 

Hände,  Spuren  der  — ,  am  Frauenkopf  vom  Süd- 
abhang der  Akropolis   121  ff. 

Harpagion  bei  Chalkis,  Lokalisierung  desGanymed- 
raubes  in  —  35 

Haterierrelief,    Grabbau    vom    —    163 

Haubenband,  an  pheidiasischem  Aphroditekopf 
116  f. 

Haus,  mittelländisches  Hof-  und  nordisches  Herd— 
56  f. ;  —  der  geometrischen  Periode,  im  Hofe  des 
Megarons  von  Mykenai  95;  — modell  von  Melos  36 

Hay,  Aquarelle  ägyptischer  Deckenmuster  (Hay- 
Manuscripts),  im  Britischen  Museum  99',   102 

Hekate,  dreigestaltige,  nach  Alkamenes  (?),  M.  Stte 
aus  Rom,  in  Berlin  gj;  dreigestaltige,  auf  phry- 
gischer  Grabstele  in  Konstantinopel  81.  —  Soteira 
neben  Zeus  Bronton  auf  phrygischem  Relief  in 
Brüssel  80 

Hekatompcdon  in  Athen  i  ff.:  Die  Zeit  vor  den 
Perserkriegen  3  ff.,  die  ersten  Jahrhunderte  nach 
den  Perserkriegen  9  ff.,  die  römische  Zeit  25  ff. 
Alter  3  f.,  Name  4  f.,  8,  11;  H.-Inschrift  7  ff.; 
das  ionische  —  10;  vorläufige  Wiederherstellung 
nach    den     Perserkriegen     11;    ir/f^rj-  vsw;    und 


156 


Register. 


156 


ims^iöo^xt;   in  amtl.  Inschriften   d.    5.  u.  4.  Jh. 
II  f.;  — ,  Parthenon  und  Erechtheion  13;  Brand 
im  J.  406:    20;  Kultbild  im  —    22;    —    in  der 
Beschreibung  des  Pausanias  34 
Hekatorapedos   Neos   11 
Helena,   mit  Leier,  auf  Vsbn  122.     Vgl.  Paris. 
Helios  auf  phrygischem  Rel.  in  Brüssel  80;  —  (oder 
Apollo),    Büste    auf    phrygischem    Grabrel.    81; 
Kopf  des  —  aus  Rhodos,  Berlin,  bei  Hiller  von 
Gärtringen  139;   —  mit  dem  Zodiakos,  Gaia  und 
die   vier   Jahreszeiten,   Mos.   27 
Helm,    aus   Metall  (?),   gesondert   gearbeiteter   an 
M.Köpfen  g^,  g6.    —  der  Athena  auf  panathenäi- 
schen   Preisamphoren  y8,  82 
Hephaistion,    Pyra  des  47,  61 
Hephaistos,  als  Gatte  der  Athena  29.  Altar  des  — , 

im  Erechtheion  33 
Hera,    Kultbild  der  —  von  Samos  13g.     — ,  vor 
Zeus  stehend,  auf  Metope  aus  Selinunt  131.    Kult 
der  —  in  Mykenai  95'  (96),  in  Argos  Jjp 
Heraion    von  Argos  138;   Sp.   aus  dem  —  5'  ^■ 

—  von  Olympia  95»  (96);  —  von  Samos  13g 
Herakles,    Kolossalkopf,    M.,    aus    Pergamon,    in 

Berlin  gj.      Vgl.   Hercules. 
Herculaneum,    Wandbild  aus  der  sog.   Basilica, 
Theseus  als  Sieger  über  den  Minolaurus  lig,  120  f. 
Hercules  Gaditanus  149,  150 
Herculesopfer   nach  einer  Löwenjagd,   Rundrei, 
am   Constantinsbogen    149,    152,    153,    154,    155, 
158,  159,  165,  169,  171 
Hermaphroditenrelief,     hellenistisches,     Rom, 

Palazzo  Colonna  160 
Herme,     Kopf    einer    römischen    Bildnis—,    repu- 
blikanisch, M.,  in  Berlin  g8;  —  des  Pan,  auf  Weih- 
rel.  in   Berlin  log.   Einarbeitungen   für   — n,   auf 
Steinen   der  Oberstufe  des  Hekatompedons   (vgl. 
Pausan.  I  24,  3)  12  f.;  —  auf  der  Akropolis  28,  29 
Hermes  des  Praxiteles  120,  1374,  138;  — ,  Sta  im 
Braccio  Nuovo  (Amelung  Vatikankat.  I  Nr.  132) 
171;    — ,    archaistisch,    in    Kopenhagen    g6;    auf 
Denkmälern  des  Zeus  Bronton  81;  schreitender, 
auf  bronzener  Ringplatte  36 
Hermioneus  ereilt  den  Isos,  in  der  'ATp£i?(ü'<  xa8o5o; 

76 
Herodot:  »Adyton«  und  »Megaron«  des  .\thena- 
tempels  auf  der  Burg  bei  —  6,  12,  des  Apollo- 
tempels in  Delphi  6;  Fesseln  der  Kriegsgefangenen 
an  einer  Stützmauer  des  Hekatompedon  12.  Be- 
schreibung des  Babelturms  bei  —  42,  44,  45,  47, 
49  ff-.  61  f.,  63 
Hieron,  Scherben  einer  Vase  des  — ,' von  der  Akro- 
polis  1374^ 


Hippolytos,  Tod  des  — ,  Gemälde  bei  Philostrat, 
Imag.    p.  334  K  124 

Hochzeit,  bakchische.  Parcdie  einer  Bürger — , 
Vsb.  134 

Hof  vor  dem  Megaron  in  Mykenai  93  ff.;  überdachter 
Tempel—   beim  Babelturm  60  f.,  64 

Holzbalken,  Verwendung  von  —  an  Zikkurati  61; 
horizontale  —  in  der  mykenischen  Architektur, 
nicht  mit  Stuck  überzogen  106;  in  Mauern  in 
Mykenai  93,  94 

Holzsarkophag,    Metopen  an  einem  —  loy 

Holztafelbilder  von  einem  Triptychon,  aus  Ägyp- 
ten, in  Berlin  9  ff. 

Homer,  T  155  ff.:  69,  T  199  ff.:  69,  T  221  ff.:  70, 
V  325  ff. :  66,  <I)  34  f. :  66,  t|)  49  ff. :  67,  (p  64  ff. : 
67,  0)  ii5ff.:'68,  0)  i39ff.:  67,  »F  558«.:  67, 
"K  807  ff. :  67.  X  409  ff. :  74.  Altmittelländische 
Erinnerung   bei   —   ßy 

Homerische  Becher  65  ff. :  aus  Kephallenia  (K^. 
ipy.  1914  jtt'v.  6)  65,  68,  71,  mit  Epinausimache 
CF.tp.  it,/  1907  T.h.  4)  66,  68,  Penthesileia-Becher 
65,  68,  Polyxena-Becher  68,  Odysseebecher  aus 
dem  phthiot.  Theben  (E'f.  ipy_.  1910  m'v.  1,2)  72, 
mit  Betrieb  einer  Mühle  (F,!p.  ■ipy.  1914  riv.  1)72, 
mit  Szenen  aus  Euripides*  Phoenissen,  in  London 
(Jb.   1908,  Taf.   5,  6)  76 

Hörner  an  Götterthronen  56;  —krönen  am  Gipfel- 
Thronheiligtum  des  Babelturms   56 

Hund,  auf  Grabrel.  J15,  sitzender,  von  Frau  an  der 
Leine  gehalten,  auf  Holztafelbild  10,  der  Göttin 
Robigo   geopfert  40;   — eopfer  in   Argos  4^ 

Hygieia,  Deutung  des  Frauenkopfes  von  der 
Akropolis  auf  —   114 

i«,  Kränze  aus  —   136 

Ikaros,  auf  G.  122  f.,  auf  Wgm.  aus  Pompeji  124, 

12-; 
Iktinos,  Telesterion  des  —  in  Eleusis  130, 131, 132, 

133,  134^  135 
Ilias,    Szenen  aus  der,   auf  homer.  Bechern  65  ff. 
Imagines    clipeatae    161  f. 
Incisa,   Niccolö  da  yo  f. 
Institutsnachrichten  y6 

lokaste  und  Antigone,  auf  homerischem  Becher  76 
'lo5T^(p«vot  136' 

Isispriester,    römische   Porträtköpfe   von   — n  gg 
Isos,    von    Hermioneus    ereilt,    in    der    '.V-rpEtöiüv 

xäöooo;  76 
Itincrar   des  Benjamin  von  Tudela  42,   54  f. 

Jagddenkmal  des  Hadrian  144  ff.  — leidenschaft 
römischer  Kaiser   145.      —gast,     vornehmer,    auf 


157 


Register. 


»58 


Rundrei,  mit  Artemisopfer,  am  Constantinsbogen 
152,  159.  — meister,  auf  Rundrei,  am  Constantins- 
bogen 154  f.;  auf  Rel.  im  Konservatorenpalast  158. 
— pferd,  auf  dem  Rundrei,  mit  Apollonopfer  am 
Constantinsbogen   156.     — poesie   148' 

Jiiger'  mit   Hund   (Egestos),    Mze  3J 

Jahreszeiten,  Mos.  in  Berlin  JJ7;  als  Kinder 
gebildet,  auf  Mos.  27 

Joven    Orador,    Stain  Madrid  52/. 

Jüngling,  archaische  M.Sta  aus  Naxos,  in  Berlin 
8();  archaische  Br.Stte  in  München  2y,  komposi- 
tioneller  Unterschied  der  polykletisdien  Jünglings- 
und Knabenstan  136;  lysippische  Sta  in  Berlin 
(Nr.  471)  1274;  trajanische. Porträtbüste,  München, 

.  Glyptothek  26  f. ;  nackter  —  mit  Doppelaxt  und 
Frucht,  auf  phrygischer  Grabstele  81 ;  strahlen- 
umkränzter  thronender,  von  Anbetenden  umgeben, 
Rel.  in  Kairo  ly;  —  mit  Stab  und  Muschel,  auf 
Bock  reitend,  Mze  33;  —  e  auf  den  Rundreis  am 
Constantinsbogen  153  f.  Köpfe:  archaischer, 
Brit.  Mus.  (BCH.  1893  Taf.  12,  13)  g6,  in  Kon- 
stantinopel gy;  archaistische  in  Athen,  Berlin, 
Kopenhagen  (Nr.  33,  38)  und  Neapel  gs,  Nelson- 
scher 5J.     —  sstele  im  Vatikan  113 

Jupiter  exsuperantissimus,  archaistisches  Rel.  in 
Berlin  lio 

Kabirion  95'  (96) 

Kaiamis  I223 

Kalksteinreliefs  aus  Tarent,  Orestes  und  Elektra, 

Oedipus   und   Antigene,   in    Berlin  105  fl. 
Kallimachos,  ewige  Lampe  des,  im  Erechthcion  35 
Kamel,  von  Jüngling  geleitet,  auf  Holztafelbild  I^ 
Kameo,    Mantuaner,   des   Mus.   Worsley.'.num,   in 

Brocklesby  Park,  mit  sitzender  Ariadne  130,  135, 

■37i   138,    142,   143;   Bronzenachgüsse    130,   130?. 

Gr.   eines  auf  dem   Schöße   einer  Frau   sitzenden 

Mannes,   auf   —    134V   am   Schluß 
■A'XII.TZ'jX'H  'jzXi'Jzi    18 
Kandelaber  von  Otricoli,  mit  ApoUon  und  Marsyas 

127- 
Kantharos,    Beizeichen  der  Münzstätte  Mende  34 
Karyatide,   Kopf  einer  —  aus  Kilikien,  in  Berlin 

103;   — n   vom  Ereehtheion  52 
Kassandra,  Tötung  der,  auf  homerischem  Becher 

74  ff. 
Keilschrift-Tablett    (Georges-Smith-Tablett)    mit 

der  Beschreibung  des  Turms  von   Babel   41,   42, 

43.  46,  47  f-.  4'),  52  f-.  57  f-.  <>o 
Kekrops-Bezirk   und   -Grab   auf  der   Akropolis    7 
Kelheira,  spätkeltischc  Funde  aus  — ,  München  31 
Ken  dal,    John,   in    Halikarnass  70 


xetpaXr)  nepiikTo;  117 

Kephisodoros  s.   Sosias. 

Kephisodot,  Eirene  des  4g  fl-;  Athena  des  ^oj.; 
Einfluß   des   —    auf  die   Grabmäler-Kunst  52 

Keramik,  spätmykenische  92';  westeuropäische, 
im  Osten  ^6 

Kcrtsch,    Grabrelief  aus   163 

Kimon,  Erweiterungsbau  am  Telesterion  in  Eleusis 
unter  —  131,  132,  134,  J35;  —  ische  Mauer  der 
Akropolis  10;  — ,  Stempelschneider  (Syrakusancr 
Mze)  33 

Kinnband   an  Priestermützen  38 

Kirkeabenteuer,   auf  homerischem  Becher  72 

Kitharödenreliefs  i6o5 

Klappaltar,    Entwicklung  des   —   23 

Klapptafelbild,  Votivtriptychon  und  Flügelaltar 
9  fl-y  *"*  iiuf  landschaftlichem  Relief  im  Louvrc 
21  f.,  gemalte  »—er«,  in  Rom  und  den  vom  Vesuv 
verschütteten  Städten  ig 

Klassizismus    der   hadrianischen    Kunst    172 

Kleinasien,    Eberjagd    Hadrians   in    —    151 

Kleoitas,    Sta   des,   auf  der   Akropolis   28 

Klytaimestra  tötet  die  Kassandra,  auf  homeri- 
schem Becher  74 

Knabe,  Grabrel.  eines  — n  in  Berlin  Il6\  poly- 
kletische  — nstan  Jj6 

Knospenketten  der  chalkidischen  Amphoren  136 

Knossos,  »Thronsaal«  92;  Schuppenoniamente 
aus  —  loi ;  Gemäldefragmente  aus  —  :  98'  (Stoff- 
muster), 98'  (Zweigespann),  984  (in  Punkte  auf- 
gelöstes Zickzackmuster) 

Kolossalkopf   des  Herakles,  M.,  in   Berlin  gy 

Komposition  der  Hadrianstondi  am  Constantins- 
bogen 169  ff.;  des  Telephosfrieses  169;  des  Frieses 
am  Nervaforum  1704;  kompositioneller  Unterschied 
der  polykletisdien  Jünglings-  und  Knabenstan  136 

Königshaus,  Reste  eines  mykenischen  —es  unter 
dem  Hekatompedon  4;  Reste  eines  — (?)  unter 
dem  Telesterion  in  Eleusis  ijj 

Konon  s.  Timotheos. 

Kopf,  eines  Athleten,  lysippisch,  Athen,  National- 
mUs.  127,  desgl.,  mit  Ölzweigkranz,  Br.,  Louvre 
120;  kolossaler,  des  Herakles,  M.  Berlin  gy;  Nelson- 
scher Jünglings—  53;  Mädchen —  aus  Chios  126; 

—  der  Niobe  in  Brocklesby  und  in  Oxford  i  lO  ff. ; 

—  eines  Satyrs,  in  Berlin  120;  römischer  Porträt — 
im  Lateran  156,  Porträt—  des  Maximinus,  Berlin 
103.  —  mit  Kranz  und  Binde,  Konservatoren- 
palast 1197;  mit  Stirnbinde,  M.  aus  Delphi  (»Tete 
d'Apollon«)  117  f.;  kleiner  —  mit  Kranz  und 
Binde,  in  Mantua  119?.  Frauen—  vom  Südabhang 
der    Akropolis    107  IT.       Wcibhdier,    M.— ,    Koj.ie 


159 


Register.  ' 


160 


nach  einem  Werke  des  4.  Jh.,  Berlin  g6,  Replik 
in  Kopenhagen  97;  jugendlicher  weiblicher,  in 
Madrid  und  Replik  in»  Museo  Chiaramonti  52. 
*  Weibliches  Köpfchen,  von  Kepliisodot  beeinflußt, 
Kassel  52 ;  weiblicher  Doppelkopf  in  Madrid  (E— A. 
1616—18)  tl8';  weibhcher  —  auf  bronzener  Ring- 
platte 36;  —  mit  Mauerkrone,  Mze  34.  — e,  Er- 
werbungen    der     Berliner     Skulpturensammlung 

95  ff- 

Korb:  Fisch—   an  Fischerstan  ()I,  92 

Korinna,   Bildnis  der  —    113 

Korngottheiten:  Robigus  und  Robigo  39/., 
Marduk  46  ■ 

Koroibos  132 

Kos,  Altarbau  in  167;  Wappen  des  Schlcgelholtz 
auf  —  63' 

Kotilon,  Sp.  aus  den  Tempeln  auf  dem  —  5 

Krabbe,   auf  Mze  33 

K  pa  izä/. Tj  s.  0'!)HTj 

Kranz,  am  Frauenkopf  vom  Südabhang  118  ff.; 
im  Haarknoten  119  f.;  als  von  zwei  Punktreihen 
eingefaßtes  Band  gezeichnet,  auf  Vsbn.  136; 
aus  der  Blume  ihipz'.m  138;  aus  Rosen  136.  — 
der  Ariadne  132,  135  f.,  des  Theseus,  bei  Bakchy- 
lides   136 

Kreismuster   auf  Fußboden  in  Mykenai  97,    loi 

Kreta,  Paläste:  System  der  Fußbodendekoration 
88,  Üeckenornamentation  91^,  Vergleich  mit  dem 
tirynther  Megaron  92,  Quadermauern  94.  Be- 
ziehungen  zwischen   —   und  Theben   99^ 

Krcte,   auf  pompeianischem  Wgm.  120,  123 

Kretische   und  mykenische  Kultur  ^y 

Kritios  und  Nesiotes,  TyrannenmörJergruppe 
des  85 

Kujundschik,  Tempelturm  von  Babel  auf  einem 
Relief  aus  —   46,  47,  48,   56,  61 

Kultbild,  altes,  der  Athena,  auf  der  Akropolis 
19,  22  ff.,   26,  34,  35 

Kultliche  Narben  100 

Kunst,   byzantinische   85  f. 

Künstlerinschrift:  pertudit  Pompeis  FeUcio  29 

Kunst  schütz,    deutscher,   im   Kriege   5^ 

Kuppeln  im  assyrischen  Machtbereich  50 

Kurvenbau  95'  (96) 

Kyniskos   des  Polyklet  136 

X u V 0 tp ö VT t ;    in  Argos  41 

Kypseloslade  131 

Kyrenaika,   angeblicher  Grabfund  aus  der  —  83 

Lagobolon,  von  Jüngling  getragen,  auf  Holztafel- 
bild 15 
Lameira    Larga,    Silberschale    aus.  172! 


Landschaftliches  Relief  mit  Opferszene,  im 
Louvre  21 

Landschaftsgötter  und  -wesen  bei  Philostrat  J24 

Lango  (Kos)  73,  74} 

Laterne,  kleiner  Sklave  mit  — ,  M.Sta  in  Berlin  g2 

XaTJ-oi,  kleinasiatische  86 

Laubwerk,  Behandlung  des  — s  auf  den  Tondi 
am  Constantinsbogen  und  auf  dem  Telephosfrics 
171 

Laurentum,  Ehrenschild  für  Alexander  d.  Gr., 
M.Rcl.  aus  —   162 

Leier,  in  der  Hand  von  Helena,  auf  Vsbn.  J22 

.\  £  1  (j.  u)  V  E  {  als   Personifikationen  124 

Lieblinge  Hadrians,  auf  den  Rundreis  am  Con- 
stantinsbogen 153  f. 

Linien,  mit  gespannter  Schnur  eingepreßt,  auf 
mykenischem  Fußboden  96,  97,  in  röm.  Malerei 
96' 

Linos,    Klage   um   —   in   Argos  40  j. 

Lorbeer,  als  Schutz  vor  Kornbrand  .^9;  Ariadne- 
kranz  aus  —    136 

Lotos,    roter   Antinous—    147,    152* 

Löwe,  aus  Knidos,  M.Sta  in  Berlin  ()2\  archaischer. 
in  Halikamass  70 ;  — n  vomMaussoleum7T.  Liby- 
scher — ,  von  Hadrian  erlegt  147.  — nfell,  Weihung 
an  Hercules  Gaditanus,  Rundrei,  am  Constantins- 
bogen 149,  152,  153,  154,  155,  158,  159,  165,  169, 
171.  — nkopf,  auf  Mze  33.  — nstrecke,  Rundrei, 
am  Constantinsbogen  150,  152,  154,  155,  158,  159, 
164  f.,    169,    171,   172 

Ludovisischer  »Thron«  2 

Lugalbanda,   Thron  des  —  (Gilgameschepos)   56 

Lunare  Gottheit  auf  phrygischcm  Rel.  in  Brüssel 
81 

Lygos-Baum,  heiliger,  auf  Mzen  von  Samos  IJ9 

Lykaon,  Kampf  des  Achillcus  mit  — ,  auf  homeri- 
schem Becher  66  ff. 

Mäandermuster,  kompliziertes,  als  Vorstufe  für  ein 
kretisch-mykenisches  und  ägyptisches  Ornament  (?) 
104,  1044;  gemalter  —  auf  Stelenbekrönung  114 

Macedo,    T.   Caesemius   —    158' 

Mädchenkopf   aus  Chios   126 

Mägde,  trauernde,  Stan  aus  Sammlung  Saburoff, 
Berlin  122,  115 

raagister  canum,  auf  einem  Rundrei,  am  Con- 
stantinsbogen   1 53,    1 54 

Malerei:  Holztafclbilder  aus  Ägypten  mit  —  in 
Tempera technik  9  /J. ;  schlafende  .\riadne  in  der  — 
128.     Vgl.  Wandgemälde. 

Malteserkreuz  6g 

Maenadc   des   Skopas    II2!;   mil    Stirnbindc,   Vsb, 


i6i 


Register. 


162 


Ii65;  —11,  tektonisch  verwendete  Br.Stlen,  mit 
auf  den   Kopf  gelegtem  Arm   126 

man  tele   mit  Zotten,  beim  Opfer  an  Robigo  40 

Marduk  als  Korngott  46 

Markttor,  römisches,  in  Athen:  Fugenteilung  am 
Geison  37 

Marmorierung  (?),  auf  Wanddekoration  in  My- 
_kenai   106 

Marschalk,   Hofbeamter   1561. 

Marsyas- Sarkophag   im   Louvre    122 

Maßbezeichnungen  des  Babelturnjs  auf  dem  keil- 
inschriftlichcn  Georges-Smith-Tablett  58  * 

Mauer,  nördhche  Burg—  der  Akropolis  und  die 
darin  verbauten  Werkstücke  älterer  Bauten  9  f. ; 
kimonische  —  10;  westliche  Stützmauer  des  Heka- 
tompedon  (Herodot  V  77)  12,  38;  —  eines  vor- 
historischen Gebäudes  westlich  vom  Erechtheion 
36.  — n  des  Heiligtums  von  Elcusis  131,  132. 
Antike  Stadt—  von  Halikamass,  im  Castellura 
S.  Petri  verbaut  74.  Quader— n  im  Hof  vor  dem 
Megaron  in  Mykenai  93,  94,  in  den  Lichthofcn 
kretischer   Paläste   94 

Mauerkrone,    Kopf  mit   —    auf   Mze  34 

Maussoleum  von  Halikamass  47,  61;  Newtonsche 
Platten  vom  —  11 23;  Bauglieder  und  Skulpturen 
in  der  Burg  von  Halikamass  verbaut  64,  6g,  yi 
yö;   Geschichte   des   Unterganges   des    —   74  ff- 

Maussolos,  Hafenkastell  des  —  in  Halikamass  61 

Maxi  minus,  Porträtkopf  des  Kaisers  — ,  Berlin  103 

Medaillon,  Relief—  mit  Zeus  Bronton  und  ver- 
wandten Gottheiten,  Brüssel,  Musees  du  Cinquan- 
tenaire  77  ff.;  bronzenes,  aus  Smyma,  mit  Opfer- 
darstellung 38  ß.  Gold— s  von  Abukir  162;  — s 
mit  Personifikationen  der  Jahreszeiten,  Mos.  in 
Berlin  Iiy 

Megaron  von  Mykenai,  Fußböden  87  ff.;  Fragmente 
von    Wanddekoration    88;     Raumgestaltung    91; 

—  von  Tiryns   91  f.,   91= 

Meister   der  Berliner  Erzgießereischale   i285 
Meleager,  Torso  in  Boston  log;  —  Medici,  und  der 

Frauenkopf  vom   Südabhang  der  Akropolis    112^ 
Memnon    von   Rhodos,   persischer  General  34 
Menrelief  im  Britischen  Museum  81' 
Menander,   Porträt  des  —   139;  — clipeus  in  Mar- 

bury   Hall    164» 
Mengssche    Abgüsse    in    Dresden    120,    120» 
Mercurius    Liberum  patrem  in  infantia  nutriens 

52  f- 
Mestor,    S.  des   lokrisclien  Aias,  auf  liomcrischeiu 

Becher  73 
Metope  aus  Selinunt  (Heraion):  Hera  vor  Zeus  131; 

—  n  der  Tholos  von  Epidauros,   mit  dekorativen 


Schalen  160.  Füllung  von  — n  mit  Schild,  Schale, 
Rosette,  Gorgoneion  in  etruskischer  und  römischer 
Kunst  160;  schmale  hohe  — n  an  Ädikulen  und 
Altären  106,  loy  ■    ' 

Milet,    Schilde  am   Buleuterion  von  —    161 

Minotaurus    s.  Theseus. 

Mirkhond,    Schilderung   des    Sassanidenthrons    50 

jxiTpa  (Siegerbinde)  115;  \>.(.-{t-t^  Ji'ipct'j^.o;  an  einer 
Terrakottafigur  aus  Samos  13g 

Modell    eines   Hauses,   von   Melos  56 

Modellstudien,  verwendet  bei  der  Stele  von 
Karystos  und  einer   Familiengr.  in   Berlin  112 

Mondsichel,  auf  Denkmälern  des  Zeus  Bronton  81 

Mosaik  aus  Dscherrasch,  in  Berlin  liy\  aus  Senti- 
num  (Sassoferrato)  in  München,  Glyptothek  27; 
Alexander—  lig 

Müdigkeit,  durch  Auflegen  eines  Armes  auf  den 
Kopf  ausgedrückt   127 

Mühle,  Betrieb  einer,  auf  homerischem  Becher  72 

Münzen  aus:  Agrigcnt  33,  Chalkis  55,  Ephesos  34, 
Himera  JJ,  Karystos  (Euböa)  33,  Leontini  33, 
Phrygien  8i3,  Samos  J39,  Segesta  33,  Syrakus  33, 
Theben  34,  Thelpusa  35.  Anastasius'  I.  3^;  des 
thessalischen  Bundes  34;  des  Hadrian:  151  (Apollon 
als  Heilgott),  168  (Fortuna  Redux),  1493  (Her- 
cules Gaditanus),  146  (Hadrian  auf  dem  Jagdroß), 
145  (Hadrian  zu  Pferd,  gegen  einen  Löwen);  des 
Lepidus  161  (Basilica  des  Aemilius  Paulus);  Stater 
Philipps  H.  34;  des  Trajan  161  (Eingangsbogen 
zum  Trajansfoi  um).  Römische  Mzen,  mit  Conse- 
crationsrogi  47.  Gr.  eines  auf  dem  Schöße  einer 
Frau  sitzenden  Mannes,  auf  Mzen  •1347  am  Schluß. 
Erwerbungen  der  Münchener  Münzsammlung  32  ff. 

Muri  bei  Bern,  Votivgruppe,  der  Bärengöttin  (Deae 
.\rtioni)   geweiht  32 

Muse  (früher  Ariadne  genannt),  Sta  in  Agram  122, 

139 
Museen  und  Sammlungen:  Alexandria,  Pan- 
alhenäische  Amphoren  mit  dem  Namen  des  Ar- 
chonten  Polyzelos  83.  Athen,  National- 
Museum,  Kopf  eines  Athleten,  lysippisch  127. 
Archaistischer  Jünglingskopf  g^.  Bärtiger,  ur- 
sprünglich behelmter  Br.Kopf  g6.  Frauenkopf  vom 
Südabhang  der  Akropolis  107  ff.  Homerischer 
Becher  mit  Szenen  aus  der  Ilias  65.  Gemälde- 
fragmente aus  Mykenai,  Rest  eines  Frauenrocks  (?) 
98',  Frauenrock  und  -gürtel  104  f.  Berlin, 
Altes  Museum,  Sammlung  der  antiken  Skulpturen, 
Erwerbungsbericht  8g  ff.  Amazone,  Sta  126. 
Kopie  des  Frauenkopfes  vom  Südabhang  der 
Akropolis  107,  io8,  109,  113,  115,  118,  121),  123  ff., 
137'  '3'>i  M'-    Salyrkopf  (Nr.  260)  120.    Archaisti- 


i63 


Register. 


164 


sches  Köpfchen  (Nr.  539)  gS-  Stele  aus  Karystos 
(Nr.  736)  112,  113.  Reliefgruppe  (Nr.  738)  112. 
Bakcliisches  Rel.  von  der  Via  Appia  (Nr.  850)  138. 
Reliefs  (Nr.  885  p  u.  q)  106,  loy.  Ägyptische 
Sammlung,  Zwei  Holztafelbilder  von  einem  Tripty- 
chon  aus  Ägypten  9  fl.  Glasierter  Siegelzylinder 
mit  Darstellung  des  Gottes  Resef  .^5'.  Antiquarittm, 
Bettlehnenbeschlag,  Br.,  mit  schlafender  Ariadne 

129,  138.  Sitzender  Fischer,  Karikatur,  T.Stte  92. 
Spätkorinthische  Lekythos  (Arch.  Anz.  1893,  83 
Nr.  10)  5.  Homerische  Becher:  mit  Szenen  aus  der 
I  ias  65  ff.,  mit  Szenen  aus  den  Nosten  72  ff.,  Frag- 
ment mit  einer  Szene  aus  den  Phoenissen  des  Euri- 
pides  76;  desgl.  mitOmphale  77.  Kaisez-Friedrich- 
Afu5<;«»i,Zeuskopf(ZeusBronton)ausNordphrygien 
835.  Kreuzigungsaltärchen  aus  Elfenbein  2.^.  Uni- 
versität, Sammlung  der  Gipsabgüsse  und  mykenisch- 
kretisches  Kabinett  740.  Bonn,  Akademisches 
Kunstmuseum,  Relief:  Aphrodite  und  Eros, 
.Vusguß  aus  einer  verschollenen  Form  37,  127  ff. 
Boston,  Fine  Arts  Museum,  Torso  des 
Meleager  log.  Weinkännchen  schönen  Stils,  mit 
HijATj  und  KpamciXri  116.  Weiße  Deckelschale, 
Apoll  vor  einer  Muse  stehend  131.  Brescia, 
Athenakopf,  M.  gö.  Brocklesby  Park,  Niobe- 
kopf  110  fE.,   137,   140,   141.     Mantuaner  Kamee 

130.  135.  137.  138,  1421  143-  Brussa,  nord- 
phrygische  Grabreliefs  78,  83,  84.  Brüssel, 
Mus6es  du  Cinquantenaire,  Relief  mit  Zeus 
Bronton  77  ff.  Cassel,  weibliches  Köpfchen, 
von  Kephisodot  beeinflußt  52.  Chantilly, 
Mus^e  Cond^,  .\riadne  auf  dem  Schöße  des 
Dionysos,  Rel.  138^  Corneto,  Museo  Civico, 
rf.  Schale  mit  schlafender  Ariadne,  Hermes  und 
Theseus  128,  132,  136,  138.  rf.  Krater:  Dionysos, 
von  einem  Satyrknaben  geleitet,  kommt  zu  der 
im  Thalaraos  sitzenden  Ariadne  132  f.,  135,  143. 
Dresden,  Albertinum,  Faustkämpfer,  Sta. 
aus  grauem  Marmor  T36  ^.  Eleusis,  spätmykeni- 
sches  Freskofragment  105'.  Florenz,  Giardino 
Boboli,  Asklepios  94.  Museo  archeologico  (Garte  1), 
Replik  des  Kopfes  der  Eirene  des  Kephisodot  51; 
( ?)  Br.Stte des  Narkissos  127.  Uffizien,  Peplosfigur 
im  Stile  der  Erechtheionkoren  52.  Herakleion, 
gemalte  Borte  mit  Netzornament  104'.  Im  Magazin: 
Gemäldefragment  aus  Knossos  »Hall  of  Colon- 
nades«  984;  Schuppenornament  aus  Knossos  loi'. 
Hildesheim,  Pclizäus-Muscum,  Zwei  pan- 
athenäische  Preisaniphorcn  77  ff.  Zwei  Hydrien 
zierlichen  Stils  mit  aufgesetzten  Golddetails  83. 
Kairo,  Spätröraisches  Relief:  strahlenumkränzter 
thrununder  Jüngling,  von  Anbetenden  umgeben  ly. 


Karlsruhe,  Tonnaiskos,  mit  Bild  einer  Gottheit 
zwischen  den  geöffneten  Türflügeln  l6i.  Kiew, 
Sammlung  Khanenko,  Spiegel  6.  Kon- 
stantinopel, Jünglngskopf  gy.  Phrygische 
Grabstele  78  f.,  793,  80,  81,  83  f.,  84^  Kopen- 
hagen, Glyptothek  Ny  Carlsberg,  archaisti- 
sche Jünglingsköpfe  (Nr.  33,  38)  gs,  archaistischer 
Hermes  g6.  Weiblicher  Kopf,  Kopie  nach  einem 
Werk  des  IV.  Jh.  (Nr.  48)  gy.  Leipzig,  .\n- 
tikenmuseum  der  Universität,  Altgriechi- 
scher Spiegel  t  ff.  Archaische  Jünglingsstten,  Br. 
aus  Sparta  28.  Ergänzungsversuch  des  Frauen- 
kopfes vom  Südabhang  der  Akropolis  108,  121, 
126,  131,  137,  138,  139,  140,  141,  143.  London, 
Britisches  Museum,  archaischer  Jünglingskopf  g6. 
Menrelief  81',  Panathenäische  Amphora  83,  86, 
8y,  88.  Hay-Manuscripts  (Aquarelle  ägyptischer 
Deckenmuster)  99',  102.  Lansdowne  House,Fep^os-- 
figur  im  Stile  der  Erechtheionkoren  32.  Madrid, 
Prado,  Joven  Orador  52  f.  Sta  der  schlafenden 
Ariadne  127.  Jugendlicher  weiblicher  Kopf 
■  (E— A.  1778—80)  52.  WeJblichei  Doppelkopf 
(E— A.  1616— 18)  118'.  Maubeugc,  Bergungs- 
museum 58.  München,  Antiquariunt ,  Dcckel- 
relief  einer  mattschwarz  gefirnißten  hellenistischen 
Pyxis  118.  Glyptothek,  SsMier,  U.Sta  53.  Aphro- 
ditekopf 1 14.  Frauenkopf  mit  angesetzten  Schulter- 
locken (Furtw.-Wolters  Nr.  253)  109.  Attisches 
Grabrelief  J22'.  Unterweltrelief  (Ant.  Dkm.  III 
Taf.  35)  J07.  Museum  für  Völkerkunde,  Bronze- 
medaillon aus  Smyrna  38  ff.  Erwerbungen  der 
Sammlungen  Münchens  1916— 17:  26ff.  Glypto- 
thek und  Skulpturensammlung  des  Staates  26; 
Museum  antiker  Kleinkunst  2y;  Anthropologisch- 
prähistorische  Staatssaramlung  30.  Bayerisches 
Nationalmuseum jr.  Münzsammlung 52.  Neapel, 
Museo  Nazionale,  Bärtiger  Alter,  Br.Stte  108. 
Bronzekopf  des  Dionysos  116.  Archaistischer 
Jünglingskopf  g^.  .\ttische  Grabstele  II2.  Paris 
und  Helena,  Rel.  122.  Satyrspielvase  133',  134. 
Oxford,  Niobekopf  110  ff.,  137,  140,  141.  Nike, 
auf  Pfeiler  sitzend,  rf.  Vsb.  J22.  Palermo, 
Phaonkrater  119.  Paris,  Louvre,  Ländliche 
Opferszene,  griechisch-römisches  Landschaftsrelief 
21.  Clipeus  mit  Porträt  des  älteren  Claudius 
Drusus  i6i3.  Spiegelstütze  (R^p.  stat.  II  327,  6)  2. 
Petersburg,  Bettlehnenbeschlag,  Br.,  mit  halb- 
nackter Schläfcrin  und  Eroten  129'.  Vasen  mit 
Themis  in  Delphi  113,  mit  Thcmis  (?)  in  Eleusis 
113,  122.  Rom,  Kapitolinisclies  Museum,  Sta  der 
.\phrodite  114,  137.  Dionysoskopf  (sog.  Ariadne) 
115,    1197,    143.      Konservatorenpalast,   Heimkehr 


165 


Register. 


166 


Hadrians,  Rel.  158.  Apotheosenreliefs  für  Sabina 
1585.  Lateran,  Rom.  Porträtkopf,  Rel.  (Benndorf- 
Schöne  Nr.  266)  1 56.  Haterierrelief  163.  Palazzo 
Colonna,  Hellenistisches  Hermaphroditenrel.  160. 
Palazzo  Margheriia  (Garten),  Replik  des  Körpers 
der  Eirene  des  Kephisodot  5X.  Thermeninuseum, 
Bacchuskind 5J.  Ludovisischer »Thron«  2.  Vatikan, 
Belvedere,  Paris  und  Helena,  Relief  J22.  Bibliothek, 
Odysseelandschaften  vom  Esquilin  124,  125  f. 
Braccio  nuovo,  Polykletische  Knabenstatue  (Nr. 
loi)  J36.  Muse^  Chiaramonti,  jugendlicher  weib- 
licher Kopf  S^-  Gab.  delle  Maschere,  Jünglings- 
stele, attische  II3.  Gall.  dei  Candelabri,  alter 
Fischer,  M.Sta  gi.  Galleria  delle  Statue,  Sta  der 
schlafenden  Ariadne  128.  Rel.  mit  schlafender 
Ariadne  128,  137.  Ariadne  auf  dem  Schöße  des 
Dionysos,  Rel.  (Helbig-Amelung3  Nr.  190)  138'. 
Villa  Borghese,  phidiasischer  Aphroditekopf  116. 
Villa  Medici,  Meleager  112'.  Villa  Pätrizi,  Replik 
des  Körpers  der  Eirene  des  Kephisodot 5J.  Sofia, 
attische  Grabstele  112.  Syrakus,  Ariadnekrater 
aus  Kamarina  132,  136.  Valenciennes,  Ber- 
gungsmuseum 5^.  Venedig,  Dogenpalast(Hof). 
Kopie  des  Frauenkopfes  vom  Südabhang  der 
Akropolis  107  f.,  118  f.,  123,  125.  Oberteil  einer 
Dionysos-Sta  52.  Wien,  Antikensammlung, 
Bronzeabguß  nach  dem  Mantuaner  Kameo  130. 
Würzburg,  kolossales  Frauengesicht  mit  Wein- 
laubkranz, mit  aufgemalten  Wimpern  141. 
Sammlung  Goleniscew,  Altarflügel,  gemal- 
ter, aus  Ägypten  24.  Sammlung  Lunsingh 
Scheurleer,    Spiegelgriff  aus  Arkadien  5 

Mustula,  Angelus  (Muscetula,  Angelinus),  in  Hali- 
kamass  65» 

Mykenai,  Fußböden  des  Megarons  von  87  ff.; 
Fragnxent  eines  Wandgemäldes  aus  (Frauengürtel 
und    -ro  k)    104  f.;   Tempel   von   95'  (96) 

Mykenischc    und   kretische   Kultur  $7 

Mys,   Toreut  I2g 

Naiskos  mit  dem  Bild  einer  Gottheit  zwischen  den 
geöffneten  Türflügeln,  T.   Karlsruhe  l6i 

Narangia,    Hafenfestung  auf  Lango  74' 

Narben  an  römischen  Porträtköpfen  ggf.;  kult- 
liche 100 

Narkissos,  Br.Stte  in  Florenz  127;  auf  Sk.  im 
Vatikan  127;  »Narciss«,  Br.Stte  aus  Pompeji  120 

Nasoniergrab  96' 

Nebukadnezar,    Ausbau    des    Babelturms   durch 

45.  50.  64 
Nekyia,  Abhängigkeit  der  —  von  den  Nosten  75 
Nelsonscher  Jünglingskopf  5J 


I    Nereidenmonument,    Form  der  Backen  klappen 

von  Helmen  auf  den  Reliefs  des  —  128 
1    Nervaforum,    Fries   des    1704 
1   Nesiotes  s.  Kritios. 

[  Netz  von  Rechtecken,  eingepreßtes,  als  Vorzeich- 
nung, in  der  kretisch-mykenischen  Malerei  99; 
—Ornament  auf  ägyptischer  Decke   104 

Neujahrsfest,   babylonisches   54,   56' 

Nike  des  Paionios,  Schilde  am  Pfeilerpostament 
der  —  161;  von  Samothrake  126;  einen  Stier 
tötend,  Rel. -Fragment,  M.,  aus  Pergamon,  in 
Berlin  104;  auf  Pfeiler  sitzend,  rf.  Vsb.  in  Oxford 
122;  schwebend,  mit  Aplustre,  Mze  33.  — n,  einen 
Schild  mit  Roma  haltend,  auf  Campanarel.   162 

Nikias,Choregisches Monument  des — ,  inAthen  144 

Nimrod,    Sage  vom  König  —   62 

Ningirsu  62 

Niobe,  Köpfe  in  Brocklesby  und  in  Oxford,  ver- 
glichen mit, dem  Frauenkopf  vom  Südabhang  der 
Akropolis   110  ff.,   137,   140,    141 

Niobide  Chiaramonti  114';  Sta  in  Kopenhagen 
117;  Niobidentochter,  Zweitälteste,  in  Florenz 
140^;  Niobidengr.    ii24,   113,   114 

Nonnos,   Dionysiaka   135,    137 

Nosten,  Szenen  aus  den  — ,  auf  homerischem 
Becher  72  ff. ;  —  als  Quelle  für  die  Nekyia  der 
Odyssee  75 

»Nuhar«  43',   57,   59 

Nymphen  auf  einem  Gemälde  bei  Philostrat  J25, 
auf  den   Odysseelandschaften  12$ 

»Oberfrontale«    an   christlichen   Altären  23 

Oberstallmeistcr,    Hofbeamter   156  f. 

Oedipus   und  Antigone,   Kalksteinrel.  aus  Tarent, 

in  Berlin  Jo6  fj. 
Odyssee,  Szenen  aus  der,  auf  homerischem  Becher 

72;   — landsclmften   vom   Esquilin   124,   12.5/- 
Odysseus,    mit   Agamemnon    und    Achilleus,    auf 

homerischem  Becher  70 
Ohrschmuck,  rosettenförmiger,  an  archaischer  Stte 

93 

ofxi^|j.ata  (Schatzkammern)  im  Hekatompedon  9 
Ölbaum,  heiliger,  der  Athena,  auf  der  Burg  5,  14,  35 
Olbia,  Spiegel  aus  —  6;  Spiegelgriffe  aus  —  6,  8 
Olympia,   Heraion  952  (96),  Kurvenbau  95'  (96); 

Apollon  vom  Westgiebel  119;  Athena  der  Stym- 

phalidenmetope  121 
Olympios,   Beiname  Hadrians  145 
Omphale   auf  einem  Fragment  eines  homerischen 

Bechers  77 
Omphalos,  Themis  auf  dem  delphischen  —  sitzend, 

Vsb.  113 


167 


Register. 


168 


Opaion  des  Xenokles,  am  Telesterion  in  Eleusis 
130,  132,  J33\  135 

Opfer:  Hunde—  in  Argos  41;  Stier—  auf  Weihrel. 
in  Berlin  lio;  — szene  auf  Bronzemedaillon  aus 
Srayrna  38  ff.;  — szenen  auf  den  Rundreis  am 
Constantinsbogen  s.  Apollonopfer,  Artemisopfer, 
Hcrculesopfer,  Silvtinsopfer. 

Opferplatz  (S'J|ji^?,y))  bei  Tempeln  7 

Opferschalen,  am  Gebälk  der  Korenhalle  des 
Erechtheions  160;  als  Metopenschmuck  an  der 
Tholos  von  Epidauros   160 

Opisthodom   im   Hekatompedon  9,   11,  21  f. 

Orchomenos,  Spiralrauster  aus  —  105';  Stein- 
decke von   —   91»;  Tempel  95'  (96) 

Orestes   s.  Elektra. 

Orientation  des  Gipfelgemachs  des  Babelturms 
nach  Osten  48,   56 

Ornamentalisierung  in  der  palmyrenischen  und 
phrygischen  Kunst  85 

Ornamentik,  kretisch-mykenische  100;  Textil— , 
kretisch-mykenische   98,    lOO 

Orthia,   Tonfigur  der  —   aus   Sparta  2 

Ortsgöttinnen  als  Zuschauerinnen  120,  121  ff.; 
Ortspersonifikationen  als  Zuschauer  I23  ff. 

ö  p  u  Y  a  {  am  Babel turra  54  f. 

Oscilla  161,  162  f. 

i>Osiris«geißel,  auf  Holztafelbild  aus  Ägypten  75 

Ovid,   fasti  IV  905  ff.:  3g  f. 

Paionios  138  f.;  Nike  des  —    i6j 

Palast:     Reste    eines    mykenischen     Königshauses 

unter  dem  Hekatompedon  4,  unter  dem  Telesterion 

von   Eleusis   (?)  755 
Pahnefte  einer  Grabstele  aus  Kertsch,  Kalkstein, 

in  Berlin  114;  —  mit  Sirene  und  trauernden  Frauen 

im   Rankenwerk,   Stelenbekrönung  in   Berlin  IT4 
Palmyrcnischc   Kunst  85,  als  Pa/allelcrscheimmg 

der  byzantinischen   86 
Fan,    Herme  des   —   auf  Weihrel.  in  Berlin  log; 

schreitender  —   auf  Mze  35 
Panathenäische   Preisamphoren  im  Hildesheimer 

Peli/.äus-Museum  7y  ff.;  in  Alexandria,  mit  dem 

Archontennamen   Polyzelos  83;   —   Amphora  in 

London  85,  86,  87,  88 
Pandrosos,  als  Vorgängerin  Athenas  auf  der  Akro- 

polis  6;  Tempel  der  —  auf  der  Burg  5  f.,  14,  35  ff.; 

Pandroseion  20,   35  f. 
Pankrates    von   Alexandria,   Gedicht   des    —    auf 

Hadrians  Löwenjagd   147,   152' 
Pappe s,   Fellgewand  des  —   133' 
Papyrus  Oxyrrh.  VHI  73:  Gedicht  des  Pankrates 

von  Alexandria  auf  Hadrians  Löwenjagd  147' 


»Papyrusblüten«,   sog.,  in  der  kretisch-mykeni- 

schen  Malerei  100 
»Parastas«,    =  Westraum  des  Erechtheions   17; 

Wortbedeutung  17  f. 
Paris    und   Helena,   Reliefs  in   Neapel   und    Korn 

122;  Vsb.  83 
Parodie,    bakchische,   einer   Bürgerhoehzcit,   Vsb. 

134 
Parthenon,    älterer   5,  9  f.,   13;  jüngerer   11,   13; 

»—  « im  engeren  Sinne  22.  Fugenteilung  am  Gcison 

des  —  36.   —  fries  169,  I2g 
Pasargadae,   Grabmal  des  Cyrus  bei  —   43 
Pausanias,  Wanderung  durch  die  AkropoHs  27  ff. 
Peisistratos,- Umbau  des  Hekatompedons  durch 

3,  lo;  peisistratisches  Telesterion  in  Eleusis  130  f., 

133,  134 
Peitho,   auf  den  Paris-Helena-Rels    in  Rom  und 
Neapel  121  f. 

t:  ^  X  E  X  u  { ,  als  Opfergerät  3g 

Penelope  vor  Odysseus  oder  Telemachos  sitzend 
142;  sog.  Penelope   122 

Pergamon,  Altar  von  —  167;  Telephosfries  169  ff. ; 
Verhältnis   Hadrians   zu   —    172 

Persephone,   Berliner  Göttin  als  —   gedeutet  go 

Perserkönig  mit  Bogen  und  Szepter,  Mze  34 

Perserreiter,  von  Eros  geführt,  ein  Mädchen  ver- 
folgend, Vsb.  83 

Personifikationen:  Orts—   als  Zuschauer  123  ff. 

lleTpoJviov   (Budrum)  60' 

Pfeilerarchitektur   an    »Babeltürmen«  47 

Pferdegeschirr,    kretisch-mykenisches    98' 

Pflaster  aus  Steinplatten,  längs  den  Wänden,  im 
Megaron  von  Mykenai   88,   90,   105 

Phaistos,  Palast  92 

Phidias,  eherner  ApoUon  des  —  auf  der  AkropoHs 
31  ;  — ischer  Aphroditekopf  in  Rom,  Villa  Bor- 
ghese  116 

Phigalia,  Friese  von  138 

Philipp  n.,  Stater  des  —  34 

Philon,  Vorhalle  des  Telesterion  J35;  Bauurkunden 
131 

Philostrat    d.    Ältere    74',   I24f. 

Phintias,   Vasenmaler   126 

Phoenissen  des  Euripides,  Szenen  aus  den,  auf 
homerischen  Bechern  76 

Phrygien:  nordphrygische  Grabreis  78  ff.,  83  ff.; 
phrygische  Kunst  des  II.  — IV.  Jh.  n."Chr.  85, 
als   Parallelerscheinung   der   byzantinischen   86 

Pilos,  als  Götter-  und  Priesterhut  38;  fehlt  bis- 
weilen bei  Odysseus  auf  homerischen  Bechern  71 

Pinakothek   der  Propyläen  auf  der  Akropolis  33 

Pirae US, Eirene  desKephisodot.im —  aufgestellt 50 


169 


Register. 


170 


Plinius  N.  H.  34,  91  (Emendation)  J27;  N.  H.  35, 

'73:  19 

Polos  an  archaischer  Sttepj;  —  bei  Hekate  Soteira 
80,   bei   Peitho  122 

Poltawa,   Spiegel  aus  dem  Gouvernement  —  6 

Polygnos,    Spiegel  des,  aus   Boscoreale   118 

Polyklet,  talo  incessens  des  —  136;  polykletische 
Jünglings-  und  Knabenfiguren  136,  Westmacott- 
Rcher  Athlet  Jj6,  Diadumenos  115,  Kyniskos  Jj6; 
Berliner  Amazone  nicht  auf  —  zurückgehend  126 

Pompe    Ptolemaios'    II.    56 

Pompeji,  Oscilla  in  —  163.  Wgm.  aus  —  :  Dionysos 
und  Ariadne,  aus  Casa  del  Citarista  143;  Theseus 
als  Sieger  über  den  Minotaurus  120,  121;  Wgm- 
aus  Villa   Item   ng*,   134'  am   Schluß 

Porosskulpturen   der  Akropolis,  Datierung  3 

Porträts,  römische,  in  Berlin  gy  f}.\  —  der  zwei 
Vornehmen  auf  den  Rundreis  am  Constantinsbogen 
155  f.;  —köpf  des  einen  von  ihnen  auf  Rel.- 
Fragment  im  Lateran  1 56,  und  auf  Rel.  im  Konser- 
vatorenpalast 158.  — büste  eines  Jünglings,  tra- 
janisch,  München,  Glyptothek  26  f.  — köpf  des 
2.  Jh.n.  Chr.,  M.  aus  Miletopolis  in  Mysien,  Berlin 
104 

Poseidon,  den  Aineias  rettend  (Ilias  V  318  ff.)  auf 
homerischen  Bechern  65;  —  auf  bronzener  Ring- 
platte 55.      Vgl.   Athena. 

Praxiteles  112,  113,  113';  Hermes  des  —  120,  137'', 
138;   einschenkender   Satyr   120 

Predella,    mittelalterliche  23 

Preisausschreiben  der  Bayerischen  Akademie  der 
Wissenschaften  (Zographos-Stiftung)  140 

Priester,  opfernd,  auf  Bronzemedaillon  aus  Smyrna 
38;  ägyptischer,  drei  Jünglinge  anführend,  auf 
Molztafelbild  aus  Ägypten  I0\  römischer  Porträt- 
kopf eines  — s  (?),  republikanisch,  Berlin  (jS  ß.\ 
—  ähnlicher  Typus,  auf  Sigillatascherbe  aus  Bri- 
tannien 49 

»Prolepsis«,   in  der  griechischen   Kunst   137 

Propyläen  •  der  Akropolis  von  Athen  133,  vor- 
persische Reste  II 

Prostomiaion   im  Erechtheion   17,  34 

Prozessionsaufstiege  auf  den  Babelturm  54,  61  f.; 
— fresko  aus   Knossos  99,   loi,   1044 

Psamathe,  Mutter  des  Linos  41;  als  Name  von 
Quellnymphen  42 

Pseira,  bemaltes  Stuckrelief  aus  —  98,  99,  loi,  104' 

Ptolemaios   II.,   Pompe   des   —    56 

Punkte,  weiß  aufgesetzte,  in  der  kretisch-mykeni- 
schen  Textilornamentik  98 

Pyra    des   Hephaistion   47,   61 

Pythagores,   ephesischer  Prytane  des  J.  334:  34 


Pythia,  Frauenkopf  vom  Südabhang  der  Akropolis 
auf  —  gedeutet  113';  Agramer  Muse  auf  —  ge- 
deutet 122S 

Quadrierung,  als  Fußbodcnmusler  in  Mykenai  89, 

94,  in  Tiryns  89  f. 
Quinctianus,    T.   Caesernius   —    157 

Rad,  bronzenes,  ursprünglich  angesetzt  an  M.Rel. 
105;  achtspeichiges  8j 

Rampe:  Wendel—  am  Babelturm  54;  an  7-ikku- 
ratepigonen  52 

Rankenrelief,  Adler  und  zwei  einschenkende 
Victorien  im  Akanthus-Rankcnwerk,  aus  Rom, 
M.,  in  Beriin  116  f. 

»Rasiermesser«,  bronzenes,  aus  Karthago,  mit 
Darstellung  des  Rescf  und  der  Isis  mit  dem  Horus- 
knaben  44  f. 

Räucherwerk,  Gebrauch  von  —  bei  Trinkgelagen 
Il65 

Raumgefühl,  verschiedenes,  im  Megaron  von 
Mykenai  und  in  Tiryns  91 

Rebe,  hinter  der  schlafenden  Ariadne  empor- 
wachsend,   auf   Vsb.    128,    138 

Regenzauber  bei  den  Robigalia^O;  —  in  Argos  42 

Reitergott,  solarer,  auf  phrygischen  Monumenten 
80;   Reiter- Apollon   81 

Relief. aus  Kujundschik:  Tempelturm  von  Babel 
46,  47,  48,  56,  61;  M.Rel.  mit  Heimkehr  Hadrians, 
Rom,  Konservatorenpalast  158;  M.Rel.  aus  I.auren- 
tum:  Ehrenschild  für  Alexander  d.  Gr.  162;  mit 
Opferszene,  Louvre  21 ;  Apotheosenreis  für  Sabina, 
Rom  158^;  Rel.  aus  Glasmasse,  Ocdipus  und  Anti- 
gone  {?)  JO.S /. ;  bemaltes  Stuckrel.  aus  Pseira  98, 
99,  loi,  104".  Reis:  Erwerbungen  der  Berliner 
Skulpturensammlung  104  fj.;  Grimanischc  169, 
170;  — gruppe  in  Berlin  (Nr.  738)  112.  —Stil,  male- 
rischer 169.  —werk.  Bostoner  1223.  Vgl.  Weihreliefs. 

Reliefvasen:  Pyxisdeckel  mit  bakchischem  Rel.- 
Kopf,  in  München  118.     Vgl.  Terra  sigillata. 

»Repliken«  von  Vasenbildem  1344 

Resef,  Darstellungen  des  phönildschen  Gottes  — 
45;  mit  Apollon  identifiziert  46 

Rhodos,  Wappen  des  Fluvian  6g^;  desgl.  mit 
Engeln  yo'^,   Zugbrücke  am  Hafen  693 

»rikbi«,    Bedeutung   des  Wortes   —    52  f. 

Ringhalle,  peisistratisehc,  des  Hekatompedon  3,  10 

Ringplatten,   bronzene  35 

Robigo,    Göttin  40;  Robigus,   Gott  3g 

Rom,  Ära  Fortunae  Reducis  168;  Ära  Pacis 
Augustae  167;  Rundbilder  an  der  Basilica  des 
Aemilius    Paulus,    Mze    161;    Bogen    des    Titus 


171 


Register. 


172 


170;  Constantinsbogen,  Rundreis  s.  Rundreliefs; 
Nervaforum,  Fries  1704;  Rundbilder  am  Eingangs- 
bogen zum  Trajansforum  161  f.;  Tempel  der 
Bellona,  Ahnenporträts  des  Appius  Claudius  161; 
Vorhalle   des   Venus-   und   Roma-Tempels    166 

Roma,  Schild  mit  — ,  auf  Campanarelief  162;  auf 
Rel.   im   Konservatorenpalast   158 

Römer;  Porträtköpfe,  republikanische,  M.,  in  Berlin 
97, 100.  Porträtkopf  einer  Römerin,  M.,  Berlin  102 

Rose  136,  als  Münzwappen  von  Rhodos  136?;  als 
Schalenemblem  1363;  —  nknospe,  Rel.  auf  Griff 
eines  Spiegels  aus  Olbia  6;  —  nkranz  136,  137 

Rosette  mit  grauem  Außenkreise,  spätmykenisches 
Fresko,  Fragment  in  Eleusis  105';  graviert  auf 
Griff  eines  Sp.  aus  Adshigol  6;  gedoppelte,  auf 
attischen  Grabstelen  160;  als  Metopen-  und  Giebel- 
füllung  in  etrusk.  und  röm.  Kunst  160.  — n  an 
den  Anten  des  Siphnierschatzhauses  in  Delphi  160' ; 
skulpierte,  in  Deckenkassetten  160;  — muster  auf 
Ärmelfragment  aus  Pseira  99,  101 ;  auf  ägyptischen 
Decken  103.  —reihe,  Fußbodenmuster  in  Mykcnai 
io6 

Rudra,   vedischer  Gott  46' 

Rundbilder   auf  Wänden   IV.   Stils   163 

Rundform,  Verwendung  der  —  in  der  antiken 
Architektur  1 59  ff. 

Rundhütte  56/. 

Rundrelief  im  Hofe  des  Pal.  Medici  (Riccardi)  in 
Florenz,  nach  antikem  Kameo  130;  — s  mit  Kinder- 
büstchen,  am  Grabbau  des  Haterierrels  163;  — s 
am  Constantinsbogen  in  Rom  144  f.,  147  ff. : 
Anordnung  152,  sachliche  Rolle  der  Begleiter  des 
Kaisers  152  ff.,  als  Ruhmesscfülde  162,  tektonische 
Eingliederung  164,  Abarbeitungen  164  f.,  ursprüng- 
licher Ort  165,  Anordnungsmöglichkeiten  166, 
Abfolge  bei  Anordnung  im  Inneren  eines  Allar- 
bofes  167,  Stilanalyse  168  ff.,  Abhängigkeil  vom 
Telephosf ries    1 70  f. 

Rundscheiben  zwischen  Flachsäulen  auf  Herm- 
aphroditenrel.  in  Palazzo  Colonna  160 

Sagundino,  Nicolaus  6p' 

Saint  Quentin,Glasgcmälde  der  Kathedrale  von  5(S 

Salb  er,  Münchner  53 

Salomo,   Thron  des  —    50,   56 

Salzwasserbrunnen  im  Erechtheion   17,  34 

Samarra,  Kuppelkrönung  eines  Zikkuratabkömm- 

lings  in  —  50 
Samos,   Kultbild  der  Hera  von  —  Jjp 
Samothrake,    Nike  von   —    126 
Sandstein,  spätarchaische  Eule  aus  — ,  in  Berlin 

92 


Sarkophage:  Metopen  an  einem  Holzsk.  J07;  kreti- 
sche Tonske  104';  etruskische  und  römische  Ske 
i6o4.      Ske   mit  Dionysos  auf  dem   Schöße   der 
Ariadne  134;  Klagefrauensk.  aus  Sidon  118,  122; 
Marsyassk.,   im  Louvre    122;   Narkissos,   sich  im 
Wasser  bespiegelnd,   Sk.  im  Vatikan   127 
Sassanidenthron,   Schilderung  Mirkhonds  50 
Satyr,  einschenkender,  des  Praxiteles  120;  —köpf 
in  Berlin  120.     — n,  als  Bürger,  auf  Vsbn.  134'; 
— n   und    Silene    133'. 
Säule,  kretisch-mykenische  S'/\  — nbasen  unter  dem 

Hekatompedon  4 
Schale,  als  Metopen-  und  Giebelfüllung  in  elrusk. 
und  röm.  Kirnst  160.    Rose  als  Emblem  einer  — 
1363 
Schamasch,   babylonischer  Sonnengott  45 /. 
Schatzkammern  (oix/ifxottci)  im  Hekatompedon  9 
Schatzverzeichnisse   von  der  Akropolis  20 
Schilde,  metallene,  als  Siegeszeichen  an  Gebäuden 
aufgehängt   160,   161;   als   Metopen-  und   Giebel- 
füllung in  etruskischer  und  römischer  Kunst  160; 
zwischen  Säulen,  auf  Campanareis  163,  desgl.  auf 
Grabrel.  aus  Kertsch  163 
Schildmuster,   Reste  eines  — s,  aus  Theben  99* 
Schildzeichen  des  Alkibiades:  blitzeschlcudernder 
Eros  J29;  Tyrannenmördergruppe  als  —  81,  82, 

85  fi- 

Schlangengöttin,  Fayencefigur  aus  Knossos 
(BSA.   IX   76  Fig.  55)   103= 

Schlegelholtz,  Hesso,  Bauherr  in  Halikarnass  6j', 
73,  74';   Johann  -  73 

Schnur,  Linien,  mit  gespannter  —  eingepreßt,  auf 
mykenischem  Fußboden  96,  97;  in  römischer 
Malerei  96' 

Schulterlocken,  angesetzte,  am  Frauenkopf  vom 
Südabhang  der  Akropolis  109;  an  einem  Frauen- 
kopf der  Glyptothek  in   München    109 

Schuppenmustcr,  auf  Fußboden   in  Mykenai  97, 

99 
Schussenried,    Herdhaus   von  57 
Scipio   Africanus   161;     Porträtköpfe  des  sog.   — 

(Isispriester)  gg 
securis,  als  Attribut  der  Bellona-Priesterin  in  Rom  59 
Selinunt,  Metope  von  —  (Hera  vor  Zeus)  131 
Semiramis,    »hängende   Gärten«  der   —   46 
Senatus,    auf   Rel.   im   Konservatoren palast    158. 
Sendschi  rli,   Orthostat  von   —  43 
Sentinum     (Sassoferrato),    Mos.     aus,     München, 

Glyptothek  27 
Servius-Codex   von    1467:   118 
Sessel   mit  Hörnern,     in  der  Pompe  Plolemaios' 

II.  56 


173 


Register. 


174 


Sheffield,  Thomas,  Capitaneus  in  Halikarnass  7-2 
Sidon,  Klagefrauensarkophag  aus  —  118,  122;  dio- 
nysische Technitinnen  in  —    118 
Sieb,  römisches  Wein—-,  Br.,  bei  Pompeji  gefunden. 

München,  Antiquarium  2^;  verschollenes,  bei  Rom 

gefunden  30 
Siegelzylinder  mit   »Babeltürmen«  47,  mit  Dar- 
stellung des   Gottes   R:8tf  45' 
Silberschale   aus  Lameira  Larga  172' 
Silen,    auf  Spiegelgriff   eingeritzt   5;   als  Bürger, 

Vsb.    133  f.;—   und   Satyrn   133-;   —    mit   dem 

Dionysosknaben  138 
Silvansopf  er,  Rundrei,  am  Constantinsboge»  148, 

152.  153.  154-  159,   164,  165.  169,  171      ■    :  .   -' 
Sirene  mit  der  Lyra,  vom  Dexileos-Monumerit  4g; 

wehklagende,  im  Rankenwerk  einer  Stelenpalmette 

114 
Skamander,  Flußgott,  auf  homerischem  Becher  66 
Sklave,  kleiner,  mit  Laterne,  M.Sta  in  Berlin  g2 
Skopas  112,  113,  113';  skopasische  Köpfe,ünd  die 

Rundreis  am  Constantinsbogen   154        ' 
--/.rjT.iai  als   Personifikationen  I23,  124 
Smilis   von  Aegina,  Bildhauer  J39 
Solare  Gottheit  auf  phrygischen  Monumenten  So 
Solidus,    mit  Stempel  eines  Triens  geprägt  35 
Sonnengott    vom    Grabmal    Antiochos'     I.    von 

Kommagene  47 
Sosias   und   Kephisodoros,  Grabstein  des   — ,  M., 

Berlin  113  "  ■  . 

Sparta,     Tempel'  der   Artemis   Orthia    95»    (96); 

archaische  Jünglingsstten,  Br.,  aus  —  28 
Speicher;  unterirdischer,  im  Heiligtum  von  Eleüsis 

132 

Spiegel,  aus  dem  Heraion  von  Argos  5,  6;  init 
Weihinscbrlft  der  Aristeia,  ebendaher  5;  aus 
Adshigol  bei  Cherson  6;  aus  den  Tempeln  auf  dem 
Kotilon  5;  aus  Olbia  6;  aus  dem  Gouvernement 
Poltawa  6;  aus  Stawropol  5.  Ionischer  Br.Sp., 
Leipzig,  Antikensammlung  der  Universität  I  ff. ; 
korinthische,  mit  Griffrelief  J,  8.  —  griff  aus  Arka- 
dien, Sammlung  Scheurlecr  5,  aus  Olbia  6,  mit 
der  Tötung  Ägisths,  ebendaher  8.    — stützen  J  /. 

Spiralmuster  ägyptischer  Decken  103;  auf  kretisch- 
mykenischen  Stoffmustern  103';' aus  Orchomenos 
1051 

Stadtgöttin,  Büste  einer  —  im  Giebel,  auf  Grab- 
rel.  aus   Kertsch   164 

Statianus,    T.   Caesemius   —    157 

Statuen,  Erwerbungen  der  Berliner  Skulpturen- 
sammlung 8gff.\  Stan -mit  Kranz  und  Binde  in 
Madrid,  Prado,  und  in  Rom,  Pal.  Colonria  1197 

Statuetten,  Erwerbungen  der  Berliner  Skulpturen- 

Arcliäologischer  Anzeigrer'igig. 


Sammlung  pj/f. ;   archaische   weibliche   Stte   aus 
Chalkedon,  M.,  in  Berlin  95 
•  Stawropol,    Spiegel  aus  5 

Steinimitätionen,  Fußbodenmuster  in  Mykenai 
97,  102 

Stele  des  Alxenor,  und  Verwandtes  III  f.;  mit 
Weihung  an  Angdistis  und  Attis,  Berlin  log;  mit 
Weihung  an  Zeus  Olbios,  ebenda  HO;  —  eines 
Jünglings  im  Vatikan  II3;  —  aus  Karystos,  Berlin 
(Nr.  J36)  112,  113.  Phrygische  — n,  in  Türform, 
mit  Darstellung  von  Geräten  des  täglichen  Lebens 
84.  Vgl.  Grabstele. 

Stempel,  gleicher,  für  verschiedene  Figuren  auf 
verschiedenen  homer.  Bechern  verwendet  66;  — 
eines  Triens,  zur  Prägung  eines  Solidus' benutzt  35 

Stephanus    Byz.,    v.    liavccjf/iOE;   73 

Stiefel,  hohe,  von  Jünglingen  getragen,  auf  Holz- 
tafelbild 12 

Stier,  bronzener,  des  Areopags,  auf  der  Akropolis 
27,   28;   — opfer  auf  Weihrelief  in  Berlin  HO 

Stirnbinde  115  ff.  . 

Stirnziegel,  halbrund  abgeschlossen  160 

Strabon  (IX  396),  über  die  Tempel  auf  der  Akro- 
polis 25  f. 

Strahlenkranz,  als  Symbol  der  göttlichen  oder 
königlichen  Macht,  auf  vorderasiatischen  Dar- 
stellungen 43;  auf  Broijzekiinge  aus  Karthago  45 

Stratford    de    Redcliffe,   Lord  '/l 

Straton    I.,    König   von    Sidon    118 

Stratonikos,    pergamenischer   Künstler  J27 

Strongylion   1265 

Stuckrelief,  bemaltes,  aus  Pseira  98,  99,  lOi,  104' 

Stückungstechnik  an  Stan  126 

Stütze,  hohe,  bei  Statuen  des  4.  Jh.  und  später 
122,  122^ 

Süditalien,    Bärenjagd   Hadrians  in   —    148  f. 

Sunion,   Athenatempel  in  26 

Symbole  der  Gottheiten  statt  der  Gottheiten  selbst 
auf  phrygischen   Grabsteinen  dargestellt   79 

Symposion,    Stirnbinde  beim  —    115 

Tablett:  Georges-Smith — ,  keilschriftliches,  mit 
der  Beschreibung  des  Babelturms  41,  42,  43,  46, 

47  f-.  49>   52*--   57  f-,  60 
Tacht  i  Suleiman,  Ruinen  eines  Terrassenberges  50 
Tatvio  (Siegerbinde)  115;  Weihung  einer  hölzernen 

Tänie  durch  den  Geizigen  bei  Theophrast   116 
Talo    incessens   des  Polyklet  136 
Tarent,  Kalksteinreliefs  aus  —  (Orestes  und  Elektra, 

Oedipus  und  Antigene),  in  Berlin  lo^  ff. 
Technitinnen,  dionysische,  in  Sidon  118 
Telephosfries,    und  Hadrianstondi  am  Constan- 

7    . 


175 


Register. 


176 


tinsbogen  169  ff.;  —  und  Fries  des  Nervaforums 
1704 

Telesterion  in  Eleusis:  vorpersisches  (peisistrati- 
sches)  130  /.,  133,  I34\  kimonisches  131,  132,  134, 
135;  des  Iktinos  130,  131,  132,  133,  134,  J35; 
in  römischer  Zeit  132  /.,  IJ5  /. ;  auf  einer  römischen 
Theatermarke  dargestellt  IJJ';  Reste  eines  Königs- 
palastes  (?)  unter  dem  —  135 

Teil  el-Amarna,  Echnaton  und  seine  Familie, 
Rel.   aus   —   20 

Tempel.  Alter  Athena—  auf  der  Akropolis  i  fl., 
—  der  Pandrosos,  ebendort  5  f.,  14,  35  ff.;  —  im 
Palast  von  Mykenai  95;  —  der  Venus  und  Roma, 
in  Rom,  Vorhalle  166;  —  der  Athena  in  Sunion 
26;  —  von  Thermos  95»  (96);  —  in  Tiryns  95*. 
Entstehung  und  Herkunft  des  griechischen  — s 
95'.     Sternen—  des  ApoUonios  von  Tyana  50 

Tempera,  Malerei  in  — 'technik  auf  Holztafelbildern 
aus  Ägypten  10 

Teppich,  gemalter,  aus  Mykenai  102;  — weberei, 
kretisch-mykenische   102 

Terrakotten.  Statuetten;  Eros,  auf  Kithara  ge- 
stützt, aus  Myrina  127,  138;  Fischer,  sitzender, 
Karikatur,  Berlin,  Antiquarium  p2;  Orthia,  aus 
Sparta  2;  Xoanon  der  Hera,  aus  Samos  13g. 
Naiskos,  mit  dem  Bild  einer  Gottheit  zwischen  den 
geöffneten  Türflügeln,  Karlsruhe  16} 

Terra  sigillata,  Scherbe  aus  Britannien,  mit 
Priester  49 

Textilornamentik,    kretisch-mykenische  98,  100, 

103  ff. 
i)dXa33a  'Epty%7iii  17,  34 
Thamyris   mit  Stimbinde,  Vsb.   115 
Theatermarke,    römische,    mit    Darstellung    des 

eleusinischen  Telesterions  133^       — 
Theben,    Beziehungen   zu   Kreta  (Knossos)  99' 
Themis,  Marmorsta  des  Chairestratos  aus  Rhamnus, 

Athen,   Nat.   Mus.   (Nr.  231)    113;   Deutung   des 

Frauenkopfes  vom  Südabhang  der  Akropolis  auf  — 

113;  —   auf  Vsbn.   113,   122 
Thermos    Tempel  von  —  95»  (96);  Antefixe  von  — 

5;   Kurvenbau  in   —   95s  (96) 
ft^OEiov,  Kranz  aus  der  Blume  —   138 
Theseion,    Fugenteilung  am  Geison  des  —  36 
Theseus,  den  Felsen  hebend,  Rel.  in  Villa  Albani 

(E.— A.  1126)  1704;  als  Sieger  über  den  Minotaurus, 

Federzeichnung  in  einem  Codex  von  1467  118  ff. 
Thespiae,  Weihepigramm  Hadrians  aus  —  146 
Tholos  von  Epidauros:  Schalen  auf  den  Metopen 

dekorativ  verwendet   160 
Thrasybul  50 


Thrasyllos,  Choregisches  Monument  des  — ,  Athen 

143 

Thron  des  Lugalbanda  (Gilgameschepos)  56;  des 
Salomo  50,  56;  Sassaniden— ,  geschildert  bei 
Mirkhond  50;  Orientation  nach  Osten  bei  — en  56; 
Zikkurate  als  Götter— e  40.  1) — «,  Bostoner  1223, 
Ludovisischcr  2 

Thronende    Göttin,   M.Sta  in   Berlin  go 

ÖUft^Xrj  (Opferplatz)  bei  Tempeln   7 

0ü(jLTj  und   Kfai::a'Xr,,   Vsb.   116 
I   Thymiaterion    116,    ii65,    auf    Bronzemedaillon 
aus  Smyma  J9 

Tibull  I,  3,.  28:  22 

Timotheos  Basis  des  —  und  Konon,  auf  der  Akro- 
polis 30 

Tiryns,  Fußböden  in  —  88,  89  f.,  90',  91,  91'; 
Megaron  von  — ,  mit  dem  mykenischen  verglichen 
91,  91',  mit  den  kretischen  Palästen  verglichen  92; 
Tempel  95' 

Tischthymiaterien  ii65 

Tondi  mit  Kinderbüsten,  am  Grabbau  auf  dem 
Haterierrelief  163.     Vgl.    Rundrelief. 

Torso  aus  Keos  (E.— A.  893),  der  Eirene  des  Kephi- 
sodot  verwandt  $2 

Totenmahlreliefs,    Thymiaterien  auf  —    Ii65 

Totenmaske,  bei  einem  römischen  Porträt  ver- 
wendet loi 

Tragaltärchen:  Elfenbein-Diptychen  und  Tri- 
ptychen,  als  —  verwendet  24 

Trajan,  angeblich  auf  Rundrei,  am  Constantins- 
bogen  dargestellt  1552 

Trauernde  Frauen,  im  Rankenwerk  einer  Stelen- 
palmette  JJ5;  —  Dienerinnen,  Grabstan  in  Berlin 
122,  115 

Treppe.  Freitreppe  am  Babelturm  53  f.,  62; 
Wendeltreppen  und  -rampen  an  Zikkuratepigonen 

52.  53 
Triens,  Stempel  eines  — ,  zur  Prägung  eines  Solidus 

benutzt  J5 
Triptychon,    zwei   Holztafelbilder   von   einem    — 

aus  Ägypten,  Berlin  9  ff.     Vgl.  Diptychen. 
Triumphbogen   des  Titus  170;  —  von  Benevent 

170;   —   des  Constantin,   in   Rom   144  ff. 
Troja  56,  57,  93»  (96) 

Trophäen   auf  Goldmedaillons  von  Abukir  162 
Tsangli,   Gebäude  in,  mit  Querwandansätzen  95' 

(96) 
Türen  an  heidnischen  und  christlichen  Klapptafel- 

bildem  ig 
Turm  von  Babylon  40ff. :  Beschreibung  bei  Diodor 

59,  bei  Herodot  42,  44,  45,  47,  49  ff.,  61  f.,  63, 

auf  einem  Keilschrift-Tablett  41,  42,  43,  46,  47  f., 


177 


Register. 


178 


49,  52  f.,  57  f.,  60,  biblischer  Bericht  über  die 
Katastrophe  62,  Ausbau  durch  Nebukadnezar  45, 

50,  64,  Wiederherstellungsprojekt  Alexanders  d.Gr. 
45,  59,  spätere  Wiederherstellung  nach  dem  Ver- 
fall 57,  Gesamterscheinung  43  ff.,  Aufgangsanlage 
51  ff.,  »Beigrab«  46,  54,  59,  61,  Freitreppe  53  f., 
62,  Wendelrampe  54,  Prozessionsaufstiege  54,  61  f., 
Technisches  45,  46,  47,  60  f.,  Gipfeltempel  49  ff., 
nach  Herodot  49,  50,  61,  nach  Diodor  59,  62, 
Oricntation  nach  Osten  48,  56,  Lage  des  Sechs- 
tempelkomplexes 57  ff.,  überdachter  Tempelhof 
60  f.,   64 

Typenübertragung     auf    homerischen     Bechern 

66,  71 
Tyr.annenmördergruppe    als    Schildzeichen    auf 

panathenäischen  Preisamphoren  81,  82,  85  ff.  * 

Überstempelung   auf  homerischem  Becher  75 
Unterweltrelief    in    München    (Ant.    Dkm.    III 
Taf.  35)  107 

Vasen.  Mykenische  Scherben  unter  dem  Heka- 
tompedon  in  Athen  4.  Krater  aus  Falerii  (F.  R.  20) 
iig'i.  V.  aus  Kakovatos,  mit  Spiralmuster  (.\M. 
1909  Taf.  17)  1032.  Attische  Vn.  des  überreifen 
Stils,  Kränze  auf  —  119.  ApuUsche  Vn,  zum  Stil 
der  Berliner  Kalksteinreliets  aus  Tarent  verglichen 
J07  /■  Chalkidische  Amphoren,  Knospenketten 
auf —  136.  Frühattische  Vn,  Datierung  3.  Korin- 
thische Vn,  Wanderung  nach  dem  Osten  8.  Pan- 
athenäische  Preisamphoren  y/ff.  Palaststilvasen 
104'.  Spätmykenische  Vn  92'.  »Repliken«  von 
Vasenbildern  1344.  Aristophanesschale  in  Berlin 
1194,  129.  Brygosschale  (F.  R.  50)  119'i.  Epiktet- 
schale (F.  R.  73)  1264.  Amphora  des  Eucharides- 
Meisters  in  London  1196.  Amphora  im  Louvre, 
dem  Phintias  nahestehend  (F.  R.  1 12)  1 19*.  Krater 
des  Smikros,  Brüssel  1264.  Schale  mit  Auait  xaW; 
Louvre  (G  135)  1264.  Darstellungen:  Spätattischer 
Krater  mit  weißer  Malerei  in  München,  mit 
Aphrodite  im  Mantel  (F.R.  100)  122'.  Weiße 
Deckelschale  in  Boston,  mit  Apollon  und  Muse 
131.  Rf.  Schale  in  Corneto  mit  schlafender  Ariadne, 
He  mes  und  Theseus  128,  132,  136,  138.  Pehke 
der  Übergangszeit  aus  Gela,  mit  Ariadne,  Theseus 
und  Aithra  116.  Rf.  Hydria  in  Beriin  (Nr.  2179, 
nicht  2197  !)  mit  Ariadne  132.  Ariadnekrater  aus 
Kamarina,  in  Syrakus  132,  136.  Unteritalische 
Vase  in  Boston,  mit  Ariadne  1284.  Etruskischer 
Krater  aus  Filacciano  (Mon.  Inst.  X,  51),  mit  der 
von  Dionysos  aufgefundenen  schlafenden  Ariadne 
135.     Sf.  Hydria  (Gerhard  A.V.  242,  i),  mit  dem 


Kultbild  der  Athena  31.  Pyxisdeckel  mit  bakchi- 
schem  Kopf  in  ReHef,  hellenistisch,  München  iiS. 
Hieronscherben  von  der  Akropolis,  mit  Dionysos 
als  Säughng  mit  Efeukranz  und  Rebzweig  1374. 
Unteritalische  (?)  Vase  mit  Dionysos,  auf  dem 
Schöße  der  Ariadne  (?)  sitzend  134.  Streng- 
schöner Glockenkrater  aus  Gela,  mit  Dionysos, 
Ariadne  und  zwei  Papposüenen  1 16.  Unteritalischer 
Krater  in  Petersburg,  mit  Dionysos  und  Ariadne 
auf  Maultier  116.  Gigantenamphora  des  Louvre 
1194.  Schale  schönen  Stils  in  London,  mit  Götter- 
symposionii5'»,  131.  Skyphos  im  Louvre  (G  156), 
mit  Komosdarstellung  11 59.  Linosschale  (F.  R.  103) 
1264.  Rf.  Amphora,  Paris,  Bibl.  Nat.,  mit  Mänade 
mit  Stirnbinde  (F.  R.  77)  Ii65.  Rf.  Stamnos  in 
München,  mit  Nike,  den  choregischen  Dreifuß 
schmückend  116.  Parisurteil-Krater  in  Petersburg 
119?.  Hydria  mit  aufgesetzten  Golddetails,  Hildes- 
heim, mit  Paris  vor  Helena,  schwebendem  Eros, 
Götter-  und  Menschenversammlung  83.  Desgl., 
ebenda,  mit  Perserreiter  von  Eros  geführt,  ein 
Mädchen  verfolgend  83.  Phaonkrater  in  Palermo 
119.  Sapphokrater  in  München  115'.  Rf.  Skyphos 
in  Corneto  (Phot.  Moscioni  10586),  mit  Satyr  als 
Bürger  134'.  »Oxybaphon«  Czartoryski,  mit 
Satyrn  als  Bürger,  und  Priesterin  134'.  Satyr- 
spielvase in  Neapel  133-,  134.  Spätkorinthische 
Lekythos  in  Berlin  (Arch.  Anz.  1893,  83  Nr.  10), 
mit  Silen  5.  Talosvase  1194.  Rf.  Amphora  in 
London,  mit  Terpsichore  116.  Rf.  Hydria  in 
Oxford,  mit  Thamyris  115'.  Theseusschale  der 
Euphronioswerkstatt  (F.R.  5)  136.  Rf.  Krater 
in  Bologna,  mit  Theseus  auf  dem  Meeresgrunde  136. 
Rf.  Weinkännchen  schönen  Stils  in  Boston,  mit 
Q'jiirj    und    Kpc(irä),r,    116 

Venus  von  Arles  137;  —  Genetrix,  V^erkleinerung 
nach  der  sog.  — ,  Stte  in  Berlin  94.  Vgl.  Aphrodite. 

»Venusringe«  114 

Verklammerung  und  Verdübelung  am  Unterbau 
des  Maussoleura  von   Halikarnass  y^,  75' 

»viae«   am  Babelturm   55  . 

Victoria,  auf  Mze  J5.  Einschenkende  Victorien, 
in  Rankenwerk,  Rel.  in  Berlin  II7;  Victorien  und 
Trophäen,   auf   Goldmedaillons   von   Abukir    162 

Viergespann,  auf  Rel.  in  Berlin  J05,  auf  pan- 
athenäischer  Amphora  81,  — ,  darüber  Nike,  auf 
Mze  33 

Virgil,  Beschreibung  der  TürreUefs  des  Apollo- 
tempels von  Cumae  123 

Vitruvius,  de  archit.  II,  8,  9:  IQ;  IV,  8,  4:  26 

Vorzeichnung,  auf  kretisch-mykenischen  Male- 
reien 99 


i7fi» 


Rc^sler. 


iSö 


Votjvtriptychon:  Klapptafelbild,  —  und  Flügel- 
altar 9  //. ;  —  im  griechisch-römischen  Ägypten  22 

Wagen  aus  der  Umgebung  von  Salonik  126^;  auf 
Rel.  in  Berlin  loy,  auf  panathenäischer  Amphora 
81 

Wagenlenker   von  Delphi   115 

Waldener,   Christoph,  Ritter  7J3 

Wanddekoration,  Fragmente  von,  aus  dem 
Megaron  von  Mykenai  88,  aus  dem  Hof  desselben 
Megarons  io6 

Wandgemälde:  im  Dionysostempel  zu  Athen 
(Paus.  I,  20,  3)  128;  im  Erechtheion  33;  Rund- 
bilder auf  — n  IV.  Stils  163;  antikes  —  in  einem 
Codex  von  1467:  I18  ff.;  —  aus  Herculaneum: 
Theseus  als  Sieger  über  den  Minotaurus  IIQ, 
J20/;;  pompeianische  Repliken  desselben  Bildes 
120,  121  \  aus  Pompeji:  Dionysos  und  Ariadne  (aus 
Casa  del  Citarista)  143;  Ariadne,  von  Dionysos 
belauscht  135;  sitzender  Dionysos,  mit  auf  den 
Kopf  gelegtem  Arrn  (Herrmann,  Dkm.  ant.  Malerei 
Taf.  51)  127';  Ikaros  J24,  J27;  »Klapptaf elbild « : 
Stilleben  (aus  Casa  delle  Vestali)  rp";  —  aus  Villa 
Item  1194,  134'  am  Schluß. 

Wappen   in  Halikamass  61  fj. 

Warka,    Wuswas-Zikkurat-Rillne  in   47,   60 

Weihgeschenk,  attalisches  g^ 

Weihinschrift  eines  Priesters  des  Zeus  Bronton 
und  der  Hekate,  aus  Rom  (CIL  VI  733)  80 

Weihrauchopfer  40 

Weihrelief  an  Angdistis  und  Attis,  M.,  Berlin  log; 
hellenistisches  —  mit  sitzendem  Apollon,  Athen 
1271;  —  aus  Gallipoli  (im  oberen  Relief feld  stehen- 
der Gott  mit  Szepter  und  Schale  und  Adoranten- 
paar,  im  unteren  Stieropfer),  dunkler  M.,  Berlin 
HO,  aus  Tralles,  badendes  Weib,  unter  einem  Baum 
ein?  Pansherme,  M.,  Berlin  log.  Erwerbungen 
der   Berliner    Skulpturensammlung  104  ff. 

Wellenmuster,  auf  Fußboden  in  Mykenai  97,  102 

Wendeltreppen  und  -rampen  an  Zikkuratepigonen 
52,    53;    — rampe   am   Babelturm    54 

Westmacottscher    Athlet   J36 


Wettläufer,   auf  panathenäischer  Amphbi^a  82 
Wimpern,   gemalte,  an  Skulpturen   141 
Winckelmann,  über  eUrythmische  Abweichungen 

von  der  (S'i<i\j.%xiilfi  139 
Wissenschaft,  Krieg  gegen  die  deutsche —  53ft- 
Worsleyscher  Kameo  130,  135,  137,  138,  142,  143 
Wuswas-Zikkurat-Ruine  in  Warkä  47,   60 

Xenokles,  Opaion  des  —  am  Telesterion  von 
Eleusis  130,  132,  133^,  135 

Xenophon,  Hellen.  I,  6,  l :  20;  Symposion  9  (panto- 
mimisches  Ballett:  Ariadne  und  Dionysos)   134, 

135.  143  ■ 
Xoanon  der  Hera  von   Samos  13g 

Zecher,  mit  auf  den  Kopf  gelegtem  Arm,  auf  Vsbn. 

126 

Zeus  Bronton  77  ff.:  auf  Brüsseler  Rel.  79,  84, 
auf  phrygischen  Grabstelen  dargestellt  79,  in  Kult- 
gemeinschaft mit  Hekate  Soteira  80,  mit  Hekate 
und  Apollon  80';  BüJte  auf  Kalksteinaltar  81; 
Kopf  aus  Nordphrygien  im  Berliner  Kaiser- 
Friedrich-Museum  83fl. ;  —  Polieus,  Heilig- 
tum und  Altar  des,  auf  der  Akropolis  8,  30. 
Zeus,  Hekate  und  Apollon,  Trias  in  Phrygien  80* 

Zickzackmuster  auf  ägyptischen  Decken  103,  in 
Knossos  98',  auf  Fußboden  in  Mykenai  89,  90, 
97,  98,   106  (?),  auf  Fußboden  in  Tiryns  98 

Zikkurate  40;  Wortbedeutung  44  f.;  Zikkurat  von 
Assur  40,  45;  des  Salomo  in  der  Totenstadt  von 
Babylon  43';  von  Borsippa  55;  in  Nimrud  45,  46; 
von  Nippur  40;  Wuswas-Zikkurat-Ruine  in  Warka 
47.  60 

Zirkel,  nicht  verwendet  beim  Kreismuster  eines 
Fußbodens  in  Mykenai   101 

Zodiakos,   auf  Mos.  27 

Zweige,  auf  den  Rundreliefs  mit  Apollon-  und 
Artemisopfer  am  Constantinsbogen   170 

Zweigespann,  Gemäldefragment  mit  Joch  und 
Bauchgurt,  aus  Knossos  98^;  —  ,  von  Nike  gelenkt, 
auf  Mze  33 


IL  INSCHRIFTENREGISTER. 

Die  Spaltenzahlen    des  Archäolosrischen  Anzeigfers  sind  kursiv  gedruckt. 

Inschrift  Gudeas  62,  amtliche —en  von  der  Akropolis  |       Bechern   65,   66,   68,    71 — 74,    76,    77,   Künstler- 

zu  Athen  15  ff.,  Inventarverzeichnisse  des  Alten  Inschrift,   lateinische   punktierte,   auf   Bronzesieb 

Tempels  auf  der  Akropolis  17  f.,  Baurechnung  des  aus  Pompeji  2g 

Erechtheions  (.\rx  A.E.  27)   19,   Inschriften  klein-  Griechische  Inschriften  aus:  Athen  7  ff.  (Hekatom- 

asiatischer  l.i-'iT.v.  86,    Inschr.   auf  homerischen  ;       pedon-Inschr.),  15  ff.,  33  (Arx  A.  E.  22),  19  (ebenda 


i8i 


Register.  . 


182 


27),  20  (ebenda  30  und  31),  33  (ebenda  28),  2i 
(CIA  IV  I,  l),  116,  Attika  II4,  Gallipoli  III, 
Kyrenaika  {1)81, 82  vgl.  84  (Panathen.  Amphoren), 
Piraeus  log,  Thespiae  (IG  VII  1828)  146,  Tralles 
110 


Lateinische  Inschriften  aus:  Apte  (Gallien),  ver- 
schollen (CIL  XII  1122)  146,  Pompeji  2g,  Rom 
(CIL  VI  733)  80.  —  Dessau,  ILS.  1068,  1069: 
157  f.;    Prosop.    I   266   Nr.  148:    158' 


a)    Griechische  Inschriften. 


(A)rA.MK.MNiiN  (auf  homer.  Becher)  73,  CA)rA 
(u£[xv(uv)  (desgl.)  68,  CATa)ME.MNfiN  KATO.M- 
NTÜIlTüNA.XI.UH  EKIIAHPOTN  1  KHI  THN 
.MA.XHN  (töv  aipatov)  (desgl.)  71,  vgl.  68  f., 
eANATOS  ArA.ME.VI(vo)NOi;  (desgl.)  73 

(■/axi  Tov  roiTjTjjv)  'A(Yiav)  (auf  homer.  Becher)  72 

TüNA®HNE(DIINA®AQN,  TüNA0HNEOHNA(»)- 
AÜN  (auf   1  anathen.  Amphoren)  81,  82 

Afa;,  V.  d.  M^SToip  (auf  homer.  Becher)  73 

rai?]o{  AfXto«  'AtO.io;  tepE'i;  (auf  Weihrelief)  III 

AINE.^S  (auf  homer.   Becher)  65 

Mr/'Skvi  (auf  Theatermarke)  JJ3' 

'Axxat    (auf  Odysseelandschaft    vom  Esquilin)  J25 
AXxiij.ayoi  xaXd;  (auf  Vase)  134' 

AAKMEQN  (auf  homer.   Becher)   73 
Av^äilTEt  xai 'AxTtot  Itj^ioö^a  ÜTtsp  T(üv  ;:a(o(uv  -/atä 
Ttp'jJTayfjia  (auf  Weihrelief)  lOg 

ANT(0rNOH  (auf  homer.   Becher)  76 

ANT(0OXOi;  (auf  homer.  Becher)  74 

APEEIOX  (auf   homer.    Becher)   74 

'AxiXto;  (auf  Weihrel.)  III 

".Axxi?!  (auf  Weihrel.)  log 

A.XA(t)ÜN  (auf  homer.   Becher)   72 

AXIAAETi:  (auf  homer.  Becher)  65,  CAxiX)AETi; 
(desgl.)  68,  A.K  =  A(X)IA  (desgl.)  654,  TON 
AXIAAH  (desgl.)  71,  vgl.  68  f. 

ßu)|jL<ä; :  xo  zp6[;  so  ptefäX]»  ß[o](iö  (Hekatompedon- 
Inschrift)  7 

Atjpiap/io  (auf  Grabstele)  114 

M]  'OXßt'u.)  (auf  Weihrel.)  Ill 

EKllAHFOTN  (auf  homer.  Becher)  71,  vgl.  68  f. 

äv9'jjjLoüfAai  X7)v  (Wahlspruch  auf  Wappen  in  Hali- 
karnass)  6g 

eü/_«piax^jpiov  (auf  Weihrel.)  Ill 

HExaxo',a7r[E5]ov  (Hekatompedon-Inschrift)  7 

Hllli^C  ('Hvfoxo?,  "Hvi/os  ?)  (auf  homer.  Becher)  73 

8ANAT0S  ArAMEM(vo)NO>;  (auf  homer.  Becher) 

73 
UpE'J;  (auf  Weihrel.)  III 
TÖ;  l6[pop]YÖvTo;  (Hekatompedon-Inschrift)  7 
EK  THS  M1KPA2  lAlAAUS  (auf  homer.   Becher) 

71,  (£x  xT,?  'lXi)AA02  (desgl.)  71 
Cloxa)i:TH  (auf  homer.  Becher)  76 
Achäologischer  Anzeiger  1919. 


'iTtiratTo;  (auf  Mze)  34  - 

KAssAN(6pa)  (auf  homer.  Becher)  74 
KATOMNIiSI  (auf  homer.  Becher)  71,  vgl.  68  f. 
Ivxö;  xö  K[sxpojtt'o'j]  (Hekatompedon-Inschrift)  7 
KTj<pi3(J6(upoc  (auf   Grabrel.)  114 
KAT'I'AI.MHITPA  (auf  homer.   Becher)  74 
K]o'jpo;  ■/pu30);do[;  [  xJEiji'ai  itoXXoij  |  [7t]o9EiM(${  (auf 

Grabrelief)  J16 
Kpi^vT)   (auf  Odysseelandschaft    vom  Esquilin)  J25 
KATA  [lOlHTHN  AE2:XHN  |  EK   IWl   M1KP.\2 

IAIAA02  (auf  homer.  Becher)  71 
(A'j)KA((uv)  (auf  homer.  Becher)  68 
EIJl  THN  MAXHN  (aufhomer.Becher)7i,  vgl.68  f. 
Mev^Stjpios  (auf  Mze)  34 

MHSTQP  AIANTOi;  (auf  homer.  Becher)  73 
[to  m]e(5  (Hekatompedon-Inschrift)  7 
No(jia£   (auf  Odysseelandschaft   vom  Esquilin)   J25 
EK  TQN  (N(5)ITQN  AXA(i)QN  (auf  homer.  Becher) 

72 
(Ni)M(DA2YriA2:  BEI  | . . .  'KATONIPON  (auf  Weih- 
rel.) HO 

xa  oixEuaxa  [xi  ^v  xSt  Hexax]ofi:ti6ot  (Hekatompe- 
don-Inschrift) 7 

"OXßtot  (Zeu;)  (auf  Weihinschrift)  ili 

OM<DAAH  (auf  homer.  Becher)  77 

xax'   ovipov  (auf  Weihinschr.)  HO 

•jjtEp  xiiv  T:a(8u)v  (auf  Weihrel.)  log 

Tta'Xi  8a  ^<ü  (Motto   auf  Rhodos)  6g^ 

Ilausavt  ////  (auf  Mze)  34 

niOÖ  (auf  den  Paris-Helena-Reliefs)  121 

tc]o9eiv(!;  (auf  Grabrelief)  116 

KATA  [lOlHTHN  (auf  homer.   Becher)   71 

no3]EIA[<üv  (auf  homer.  Becher)  653 

xaxä  TrpdsxaYiJia  (auf  Weihrel.)  log 

nrÜAFOPHi:  (auf  Mze)  34 

5:KA.Vl[av]  i  APOi;  (auf  homer.   Becher)  66 

Xiooi'a;  (auf  Grabrelief)  II4 

[x6{]  xajii'at  (Hekatompedon-Inschrift)  7 

Tt[At>8^«     (auf  Weihrelief)  log 

•pEpExpctXT);  VEtüxepo«  (auf  Mze)  34 

XAAKlAEöN  (auf  Mze)  35 

Xpuso3(!!o{  auf  Grabrelief  116 


8 


183 


Register. 


184 


b)  Lateinische  Inschriften. 


Adventui  Aug.  Africae  (Alexandriae,  Italiae  etc.) 
(Mzen)  i683 

Artioni  32 

T.  Caesernius  Macedo  Quinctianus  und  T.  Caesernius 
Statianus  157;  deren  Vater  T.  Caesernius  Macedo 
158» 

comes  eiusdem  (sc.  divi  Hadriani)  in  Oriente  157, 
,co[mes  imp.]  per  orientem  157 

[curator]   viae  Appiae   157 

Deae  Artioni  32 

PERTVDIT  .  POMPEIS  .  FELICIO  (auf  Bronze- 
sieb punktiert)  29 


p[rae{ectus  alimentorum]    157 

[praetor  candidatus]  inter  cives  et  peregrinos  157 
procurator  Augusti  in  Mauretania  Caesarensis  :58' 
quaestor  divi  Hadriani   157,  [quaestor] -candidatus 

157 
XVvir  stlitibus  iudicandis    157 
sodalis  Augustalis  157 
tribunus  plebis,  nüssus  in  dilectum  iuniorum  a  divo 

Hadriano  in  regioncm  Transpadanam  157,  tribunus 

plebis   candida[tus]    157 
t[riumvir  au]ro  argen[to  aere  flando  feriundo]   157 
Virtuti  Augusti  (auf  Mze)   145 


BIBLIOGRAPHIE 


ZUM 


JAHRBUCH  DES  DEUTSCHEN 
ARCHÄOLOGISCHEN  INSTITUTS 

1918/19 


BERLIN    UND    LEIPZIG 
VEREINIGUNG. WISSENSCHAFTLICHER  VERLEGER 

WAI/fER  DE  GRUYTER  &  CO. 

VORMALS  G.  J.  GÖSCHEN'SCHE  VERLAGSHANDLUNG  -  J.  GU'ITENTAG,  VERLAGSBUCHHANDLUNG 

GEORG  REIMER  -  KARL  J.  TROBNER  -  VEIT  &  COMP. 

1920 


Druck  der  Vereinigung  wissenschuftlicher  Verleger  Walter  de  Gruyter  ci  Co*   Berlin  W.  lo 


BIBLIOGRAPHIE  FÜR  DIE  JAHRE  1918  UND  1919. 

ABGESCHLOSSEN    i.  NOVEMBER  19 19. 


Abkürzungsverzeichnis  der  Zeitschriften 

I.   Allgemeines 7 

A.  Bibliographien 7 

B.  Geschichte  der  Archäologie ;  Biographien ; 
Nekrologe 7 

C.  Jahresberichte;  Berichte  über  Versamm- 
lungen und  Kurse ;  Archäologie  und 
Schule;  Auktionen   9 

II.    Örtliche    Übersicht io 

A.  Archäologische  Ortskunde 10 

1.  Allgemeines 10 

2.  Orient  und  Ägypten 10 

3.  Griechenland,  Kleinasien,  Balkan...  18 

4.  Italien 27 

5.  Nordafrika 30 

6.  Iberische  Halbinsel 30 

7.  Rußland 31 

B.  Museen,  Sammlungen,  Ausstellungen  ..  31 
111.    Sachliche  Übersicht 36 

A.  Allgemeines 36 

B.  Architektur 41 


INHALT'). 

Spalte 


c. 


E. 


F. 
G. 


Spalte 

1 .  Allgemeines 41 

2.  Orient  und  Ägypten 42 

3.  Griechische  und  Römische 42 

Plastik 44 

1 .  Orient  und  Ägypten         44 

2.  Griechische  und  Römische 45 

Malerei,   Vasenmalerei,  Mosaiken 48 

1.  Allgemeines  u.  prähistor.  Malerei  ..  48 

2.  Orient  und  Ägypten 48 

3.  Griechische  und  Römische 48 

Kleinkunst 49 

1 .  Metall 49 

2.  Glas  und  Steine.    Glyptik.    Elfenbein  50 

3.  Ton 50 

Numismatik  und  Metrologie 51 

Epigraphik 53 

1.  Allgemeines 53 

2.  Orientalische  und  außergriechische  .  53 

3.  Griechische 53 

4.  Römische  und  Italische 55 

Religion  und  Kultus 56 

Öffentliches  und  privates  Leben 63 


ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS  DER  ZEITSCHRIFTEN. 


Aarba.  Oldkynd,  =  Aarbager  for  NordbkOldkyndig- 
hed  og  Historie. 

Abh.  bayr.  Ak.  =  Abhandlungen  der  bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften,  philosophisch- 
historische  Klasse. 

Abh.  Ges.  Gott.  =  Abhandlungen  der  Gesellschaft 
der  Wissenschaften  zu  Gött?ngen,  philologisch- 
historische  Klasse. 

Abh.  Heid.  Ak.  =  Abhandlungen  der  Heidelberger 
Akademie  der  Wissenschaften,  philosophisch- 
historische  Klasse. 

Abh.  preuß.  Ak.  =  Abhandlungen  der  preußischen 
Akademie,    philosophisch-historische    Klasse. 

Abh.  Sachs.  Ges.  =  Abhandlungen  der  sächsischen 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Leipzig, 
philologisch-historische  Klasse. ' 


Acta  Un.  Land.  =  Acta  Universitatis  Lundensis 
Lunds  Universitets   Arsskrift. 

Allgem.  Ztg.  =  Allgemeine  Zeitung  München. 

Alte  Cr.  =  Der  alte  Orient.  Gemeinverständliche 
Darstellungen  hrsg.  von  der  Vorderasiatischen 
Gesellschaft. 

Atntl.  Ber.  =  Amtliche  Berichte  aus  den  preußischen 
Kunstsammlungen.  Monatlich  erscheinendes  Bei- 
blatt zum  Jahrbuch  der  Preußischen  Kunst- 
sammlungen. 

Annu.  Ecole  prat.  haut.  ^t.  =  Annuaire  de  l'fcole 
pratique  des  hautes  ^tudes. 

AnS.  Ak.  Wien  =  Anzeiger  der  Kais.  Akademie  der 
Wissenschaften.  Philosophisch-historische  Klasse. 
Wien. 

Anz.  Schweiz.  Alt.  =  Anzeiger  für  Schweizerische 
Altertumskunde.    Indicateur  d'antiquit^s  suisses. 

Arch.  Anthr.  =  Archiv  für  Anthropologie. 


')  Rezensionen  sind  kursiv  gedruckt;  die  jedesmal  vor  der  Rezension  angeführte  Schrift  ist,  wenn 
sie  in  der  Bibliographie  zum  ersten  Male  erscheint,  gerade  gedruckt,  wenn  sie  (in  abgekürztem  Zitat) 
aus   einer  Bibliographie  der  Vorjahre  wiederholt  ist,  kursiv. 

Archäolog-.  Bibliographie.  I 


AbkUraungsverzcichnis  der  Zeitschriften. 


Arch.  Anz.  =  Archäologischer  Anzeiger.  Beiblatt 
zum  Jahrbuch  des  Deutschen  Archäologischen 
Instituts. 

Arch.  Gesch.  Med.  =  Archiv  für  Geschichte  der 
Medizin. 

Arch.  Rel.  =  Archiv  für  Religionswissenschaft. 

Asien  =  Asien,  Organ  der  Deutsch-Asiatischen  Ge- 
sellschaft. 

Athen.  Mitt.  =  Mitteilungen  des  Deutschen  Archäo- 
logischen Instituts.    Athenische  Abteilung. 

B. 

Bayr.  Blatt.  Gynin.  =  Bayerische  Blätter  für  das 
Gyranasial-Schulwesen. 

Beih.  Ztschr.  alttest.  Wiss.  =  Beiheft  zur  Zeitschrift 
für  alttestamentliche  Wissenschaft. 

Ber.  röm.-germ.  Kom.  =  Bericht  der  römisch- 
germanischen  Kommissiop. 

Ber.  Sachs.  Ges.  =  Bericht  über  die  Verhandlungen 
der  sächsischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
zu  Leipzig,  philologisch-historische  Klasse. 

Berl.  ph.  Woch.  =  Berliner  philologische  Wochen- 
schrift. 

Bonn.  Jahrbb.  =  Bonner  Jahrbücher.  Jahrbücher 
des  Vereins  von  Altertumsfreunden  im  Rheinland. 

Braunschw.  Magazin  =  Braunschweigisches  Magazin. 
Wolfenbüttel. 


Class.  Quart.  =  The  Classical  Quarterly. 

D. 

Danske  Videnska.  Selsk.  Skrifter  =  Det  Kgl.  Danske 
Videnskabcrnes  Selskabs  Skrifter.  Historisk  og 
filosofisk  Afdeling. 

Denkschr.  Ak.  W'ien  =  Denkschriften  der  Akademie 
der  Wissenschaften  in  Wien,  philosophisch- 
historische  Klasse. 

Deu.  I.tztg.  =  Deutsche  Literaturzeitung. 

Deu.  Rev.  =  Deutsche  Revue.  Eine  Monatsschrift, 
hrsg.  v.  Rieh.  Fleischer. 


Frankf.  Münzztg.  =  Frankfurter  Münzzeitung. 
Frankf.  zeitgcm.  Brosch.  =  Frankfurter  zeitgemäße 
Broschüren. 

G. 

Germa.    =     Germania.        Korrespondenzblatt    der 

römisch-germanischen  Kommission. 
Globe  =  Globe.     Journal  göographique. 
Glotta  =   Glotta.     Zeitschrift  für  griechische  und 

lateinische  Sprache. 
Gott.  gel.  Anz.  =  Göttingische   gelehrte    Anzeigen 

unter   der   Aufsicht    der    Kgl.  Gesellschaft   der 

Wissenschaften. 

H. 

Harv.  Stud.  =  Harvard  Studies  in  clas?ical  philology. . 

Hermes  =  Hermes.  Zeitschrift  für  klassische  Philo- 
logie. 

Bist.  ßl.  Medd.  =  Det  Kgl.  Danske  Videnskabemes 
Selskab.     Historisk  filblogiske  Meddelelser, 


Bist,  Jahrb,  =   Bistorisches  Jahrbuch  der  Gönes- 

Gesellscbaft. 
Hist.  Monatsblätt.  Pos.  =  Historische  Monatsblätter 

für  die  Provinz  Posen. 
Hist.-pol.  Blatt.  =   Historisch-politische  Blätter  für 

das  katholische  Deutschland. 
Hum.  Gymn.   =   Das    Humanistische  Gymnasium. 

Organ  des  Gymnasialvereins. 

I. 

111.  Ztg.  =  Illustrierte  Zeitung. 

Internat.  Monatsschr.  =  Internationale  Monats- 
schrift  für   Wissenschaft,    Kunst   und   Technik. 

Islam  =  Der  Islam.  Zeitschrift  für  Geschichte  und 
Kultur  des  islamischen  Orients. 

J. 

Jaarb.  Ak.  Amst.  =  Jaarboek  van  der  Koninkl. 
Akademie  van  Wetenschappen  Gevestigt  te  Am- 
sterdam. 

Jahrb.  Altertumsk.  =  Jahrbuch  für  Altertums- 
kunde (Zentralkommission  für  Erforschung  und 
Erhaltung  der  Kunst-  und  historischen  Denk- 
male).   Wien. 

Jahrb.  arch.  Inst.  =  Jahrbuch  des  Deutschen  Ar- 
chäologischen Instituts. 

Jahresb.  Fort.  kl.  AU  =  Jahresbericht  über  die 
Fortschritte  des  klassischen  Altertums. 

Jahresb.  Industrie-Ges.  =  Jahresbericht  der  In- 
dustrie-Gesellschaft zu  Mühlhausen. 

Jahresb.  Schles.  Ges.  =  Jahresbericht  der  Schlesi- 
schen  Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur. 

Jahresh.  ö.  Inst.  =  Jahreshefte  des  Österreichischen 
Archäologischen  Instituts. 

Jour.  Brit.  arch.  Ass.  =  Journal  of  the  British  Ar- 
chaeological  Association. 

Jour.  Eg.  Arch.  =  Journal  of  Egyptian  Archaeology. 

Jour.  Sav.  =  Journal  des  Savants. 

K. 

Klio  =  Klio.    Beiträge  zur  alten  Geschichte. 

Korrbl.  Ges.  Anthr.  =  Korrespondenzblatt  der  Ge- 
sellschaft für  Anthropologie,  Ethnologie  und 
Urgeschichte. 

Korrbl.  Ges.  Ver.  =  Korrespondenzblatt  des  Ge- 
samtvereins der  Deutschen  Geschichts-  und 
A  Itertums  vereine. 

Korrbl.  Schul.  Württ.  =  Korrespondenzblatt  für  die 
Schulen  Württembergs. 

Kunst  u.  Kü.  =  Kunst  und  Künstler. 

Kunstchr.  =  Kunstchronik. 

L. 

Listy  filol.  =  Listy  filologick^.    V  Praze. 
Lit.  Ztbl.  =  Literarisches  Zentralblatt. 
Logos  =  Logos.   Internationale  Zeitschrift  für  Philo- 
sophie der  Kultur. 

M. 

Mainz.  Ztschr.  =  Mainzer  Zeitschrift.  Zeitschrift 
des  römisch-germanischen  Centralmuseums  und 
des  Vereins  zur  Erforschung  der  rheinischen  Ge- 
schichte und  Altertümer. 


Äbklirzungsverzeichnis  der  Zeitschriften, 


Mannus  =  Mannus.     Zeitschrift  für  Vorgeschichte. 

M^m.  Ac.  Inscr.  =  Mimoires  de  l'Inslitut  national 
de  France:  Acad^mie  des  Inscriptions  et  Belles- 
lettres. 

M  tt.  Geo.  Ges.  Wien  =  Mitteilungen  der  Geographi- 
schen Gesellschaft  in  Wien. 

Mitt.  Or  Ges.  =  Mitteilungen  der  Deutschen  Orient- 
Gesellschaft. 

Mitt.  Ver.  Freunde  =  Mitteilungen  des  Vereins  der 
Freunde  des  humanistischen  Gymnasiums.  Wien 
und  Leipzig. 

Mitt.  Ver.  Gesch.  Osnabrück  =  Mitteilungen  des 
Vereins  für  die  Geschichte  von  Osnabrück. 

Mitt.  Vorderas.  Ges.  =  Mitteilungen  der  Vorder- 
asiatischen Gesellschaft. 

Mnem.  =  Mnemosyne.  Bibliotheca  philologica  Ba- 
tava.     Lugduni-Batavorum. 

Mon.  ant.  =  Monumenti  antichi  pubblicati  per  cura 
della  R.  Accademia  dei  Lincei.     . 

Monatsh.  Kunstw.  =  Monatshefte  für  Kunstwissen- 
schaft. 

Museum  =  Museum,  Maandblad  voor  philologie  en 
geschiedenis. 

N.  . 

Nachr.  Ges.  Göttingen  =  Nachrichten  der  Gesell- 
schaft der  Wissenschaften  zu  Göttingen,  philo- 
logisch-historische Klasse. 

Nass.  Ann.  =  Annalen  des  Vereins  für  nassauische 
Altertumskunde  und  Geschichtsforschung. 

Nass.  Heimatblatt.  =  Nassauische  Heimatblätter.  Mit- 
teilungen des  Vereins  für  Nassauische  Altertums- 
kunde und  Geschichtsforschung. 

N.  Arch.  Sachs.  Gesch.  =  Neues  Archiv  für  sächsische 
Geschichte. 

N.  Jahrbb.  kl.  Alt.  =  Neue  Jahrbücher  für  das 
klassische  Altertum,  Geschichte  und  deutsche 
Literatur  und  für  Pädagogik. 

N.  Orient  =  Der  neue  Orient. 

Nom.  =  Nomisma.  Untersuchungen  auf  dem 
Gebiet  der  antiken  Münzkunde. 

Nova  Acta  =  Nova  Acta  Academiae  Caesareae 
Lcopoldino-Carolinae  Germanicae  naturae  Curio- 
sonim.     Halle. 

Num.  Ztschr.  =  Numismatische  Zeitschrift. 

O. 

Or.  ehr.  =  Oriens  christianus. 

Or.  Ltztg.  =  Orientalistische  t^iteraturzeitung. 


Pfalz.  Mus.  =  Pfälzisches  Museum.    Kaiserslautem. 
Phil.  =   Philologus.     Zeitschrift  für  das  klassische 

Altertum. 
Präh.  Ztschr.  =  Prähistorische.  Zeitschrift. 
Preuß.  Jahrbb.  =  Preußische  Jahrbücher. 

R. 

Rep.  Kunstw.  =Reperton  um  für  Kunstwissenschaft. 

Rev.  arch.  =  Revue  archeologique. 

Rev.  bist.  =  Revue  historique. 

Rhein.  Mus.  =  Rheinisches  Museum  für  Philologie. 

Riv.  d'Italia  =  Rivista  d'Italia.    Roma. 


Rom.  Mitt.  =  Mitteilungen  des  Deutschen  Archäo- 
logischen Instituts.     Römische  Abteilung. 

S. 

Sitzb.  Ak.  Wien  =  Sitzungsberichte  der  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  Wien,  philologisch-histori- 
sche Klasse. 

Sitzb.  bayr.  Ak.  =  Sitzungsberichte  der  bayerischen 
Akademie  der  Wissenschaften,  philologisch-histo- 
rische Klasse. 

Sitzb.  Heid.  Ak.  =  Sitzungsberichte  der  Heidelberger 
Akademie  der  Wissenschaften,  philologisch-histo- 
rische Klasse. 

Sitzb.  preuß.  Ak.=  Sitzungsberichte  der  preußischen 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Skrifter  Videnskaps.  Christiania  =  Skrifter  utgit  av 
Videnskapsselskapet  i  Kristiania. 

Sokr.  =   Sbkrates. 

Stud.  Gesch.  Kult.  Alt.  =  Studien  zur  Geschichte 
und  Kultur  des  Altertums. 

Svensk  human.  Tidskr.  =  Svenska  humanistiska 
Tidskrift. 


Theol.  Ltbl.  =  Theologisches  Literaturblatt. 
Theol.  Ltztg.  =:  Theologische  Literaturzeitung. 


Verh.  Ak.  Amsterdam  =  Verhandelingen  der 
koninkl.  Akademie  van  Wetenschappen  te  Am- 
sterdam.    Afdeeling  Letterkunde. 

Verh.  hist.  Ver.  Oberptalz  =  Verhandlungen  des 
Historischen  Vereins  der  Oberpfalz. 

Versl.  .■\k.  -Amsterdam  =  Verslagen  en  Mededeslin- 
gen  der  koninkl.  Akademie  van  Wetenschappen 
te  Amsterdam.     Afdeeling  Letterkunde. 

W. 

Wasmuths  Monatsh.  Bauk.  =  Wasmuths  Monats- 
hefte für  Baukunst. 

Wien.  präh.  Ztschr.  =  Wiener  prähistorische  Zeit- 
schrift. 

Wien.  Stud.  =  Wiener  Studien.  Zeitschrift  für 
klassische  Philologie. 

Wien.  Zeitschr.  Kunde  Morgenl.  =  Wiener  Zeit- 
schrift für  die  Kunde  des  Morgenlandes. 

Woch.  kl.  Phil.  =  Wochenschrift  für  klassische 
Philologie. 


Ymer  =  Ymer.   Tidskrift  utg.  af  Svenska  Sällskapet 
för  Antropologi  och  Geografi. 


Ztschr.  äg.  Spr.  =  Zeitschrift  für  ägyptische  Sprache 

und  Altertumskunde 
Ztschr.  Ästh.  =  Zeitschrift  für  Ästhetik. 
Ztschr.  alttestam.  Wiss.  =   Zeitschrift  für  alttesta- 

mentliche  Wissenschaft. 
Ztschr.    bild.    Kunst    =     Zeitschrift    für    bildende 

Kunst. 
Ztschr   Ethnol.  =  Zeitschrift  für  Ethnologie, 


Bibliographie  1918/19  (I  A,  B). 


Ztschr.    hisl.    Waff.-  =    Zeitschrift    für    historische  Ztschr.  ö.  Gymn.  =   Zeitschrift  für  österreichische 

Waflenkunde.  Gymnasien. 

Ztschr.    Kirchengesch.   =    Zeitschrift  für   Kirchen-   '    Ztschr.  Pal.-Ver.  =  Zeitschrift  des  Deutschen  Palä- 

geschichte.  stina-Vereins. 

Ztschr.    Morg.   GeB.    =    Zeitschrift   der   Deutschen  Ztschr.  vergl.  Sprach,  =  Zeitschrift  für  vergleichende 

Morgenländischen  Gesellschaft.  Sprachforschung. 

Ztschr.  Num.  =  Zeitschrift  für  Numismatik. 


I.   ALLGEMEINES. 

A.    BIBLIOGRAPHIEN. 

Altertumsberichte.  Or.  Ltztg.  1918  u. 
1919. 

Bibliographie  zum  Jahrbuch  des  kaiser- 
lich deutschen  Archäologischen  Instituts. 
1916/17.     Jahrb.  Arch.  Inst.  1918,  Beilage. 

Internationale  Bibliographie  der  Kunst- 
wiss.  Jg.  1915/16.  Berlin,  B.Behr,  191 8. 
285  S.  8». 

Religionsgeschichtliche  Bibliographie.  Im 
Anschluß  an  das  Archiv  für  Religions- 
wissenschaft hrsg.  von  C.  Giemen.  Jg.  3/4. 
1916/17.  Leipzig,  B.  G.  Teubner,  1919. 
(M.  4.) 

B.    GESCHICHTE   DER   ARCHÄOLOGIE;    BIO- 
GRAPHIEN; NEKROLOGE. 

Braßloff  (St.),  Eugen  Bor  mann  f.  Ztschr.  ö. 
Gymn.  69,   S.  248 — 256. 

Frankfurter  (S.),  Eugen  Bormann.  Mitt. 
Geogr.  Ges.  Wien.     60,   S.  409 — 413. 

Grünwald  (E.),  Zu  Eugen  Bormanns  Ge- 
dächtnis (1842 — 1917).  Hum.  Gymn. 
191 8,  S.  24. 

Kubitschek  (W.),  Eugen  Bormann.  Ak. 
Wien.  Almanach  1917,  S.  454 — 466. 
(i  Portr.) 

Pottier  (E.),  Maxime  Collignon.  Jour.  sav. 

1917,  s.  523—524- 

Schmid  (W.),  Otto   Crusius  zum  Gedächt- 
nis. Korrbl  Schul.  Württ.  25,  S.  186—192. 
Rehm   (A.),     Otto    Crusius  f-      Phü- 75. 

S.  245 — 246. 
Aus  Ferdinand  Dümmlers  Leben.    Rez. :  Berl. 

ph.   Woch.  igi8,  40  (B.  A.  Müller);  Li!. 

Ztbl.  igig,  I  (H.  Ostern),  Deu.  Ltztg.  igi8, 

44/45  (G.  Lehnert). 
Thomsen  (P.),  Professor  Dr.  theol.  et  phil. 

Hermann   Guthe.     Zum    10.    Mai    1919. 

Ztcchr.  Pal.  Ver.  42,   S.   1 17— 131. 
Karl    Hadaczek  f-   jahresh.   ö.    Inst.,   18. 

Beibl. 
Menghin    (O.),    Moritz     Hoernes  f.    Arch. 

Anthr.  44,  H.  1/4. 
Körte  (A.),  Gustav   Körte.    Jahresb.  Fort. 

kl.  .^It.  177.  Bd.,  S.  99—130. 


Pohlenz  (M.),  Gustav  Körte.  Nachr. 
Ges.  Göttingen.  Geschäftl.  Mitt.  1918, 
S.  74—86. 

— ,  Worte  am  Sarge  von  Gustav  Körte. 
Gesprochen  am  20.  August  1917  von  A. 
Bertholet,  R.  v.  Hippel,  R.  Reitzenstein 
u.  K.  Müller.  Göttingen,  Dietrich,  1917. 
23  S.  8°. 

Tietze  (H.),-  Karl  Graf  Lanckoroi'iski. 
Kunstchr.     30,  5/6. 

Junker  (H.),  Gaston  Camille  Maspero. 
Ak.  Wien.  Almanach   1917,   S.  476 — 481. 

Hoffmann  (E.),  Theodor  Mommsen.  Eine 
Ansprache.     Sokr.  6,  S.  145 — 150. 

Wilcken  (U.),  Mommsen;  s.  IC:  Archäol. 
Gesellschaft. 

Robert  Münzel  zum  Gedächtnis  von  Fritz 
Burg,  Albert  Köster,  Karl  Meinhof,  B.  A. 
Müller,  Karl  Rathjen,  A.  Warburg.  Ham- 
burg, C.  Boysen,  1918.  38  S.  (i  Portr.) 
(5  M.) 

Focillon  (H.),  Giovanni  Battista  Piranesi, 
1720 — 1778.  Paris,  Renouard,  1918. 
XXIV,  324  S.  4». 

Körte  (A.),  Max  Leberecht  Strack. 
Jahresb.  Fort.  kl.  Alt.   181  Bd.,   S.  I— 16. 

Göller  (E.),  Prälat  Anton  de  Waalf.  Eine 
Lebensskizze.    Caritas  22.    (i  Portr.) 

Massarette  (J.),  Prälat  Anton  de  Waal 
und  der  Campo  Santo  der  Deutschen  in 
Rom.  Frankf.  zeitgem.  Brosch.  36, 
9/10,      S.  1—59. 

Winckelmann  (J.  J'.),  Eine  Gabe  zur 
Wiederkehr  seines  Geburtstages.  I.  Ikono- 
graphie Winckelmanns.  Von  H.  Thiersch. 
2.  Briefe  Winckelmanns  an  Bianconi  nebst 
einigen  anderen  bisher  nicht  gedruckten. 
Von  E.  Jacobs.  München,  C.  H.  Beck  in 
Komm.,    1919. 

Beringer    (J.    A.),      Winckelmann     und 

goethe.  Zu  Winckelmanns  150.  Todestage, 
niversum  1918,  34,  35.     (3  Abb.) 
Ermisch  (H.),  Winckelmann  und  Sach- 
sen.   N.  Arch.  Sachs.  Gesch.  39,  S.  52 — 83. 
Koepp     (Fr.),     Winckelmann     und    wir. 
Hum. Gymn.  1918,  S.  114— 127.    (i  Portr.) 
Noack  (F.),    Winckelmann;    s.    IC:   Ar- 
chäol. Ges. 
Thiersch    (H.),    Winckelmann    und   seine 


Bibliographie  1918/19  (I  B,  C;  II  A  i,  2). 


10 


Bildnisse.  Vortrag  (Freiburger  Wissen- 
schaftliche Gesellschaft  H.  5).  München, 
C.  H.  Beck,  1918.  IV,  59  S.  8«  (5  Abb.) 
(3,50  M.)  Rez. :  Preuß.  Jahrbb.  173,  S.  395 
(R.  West) ;  Sokr.  7,  S.  111-113  (F.  Koepp)  ■ 
Woch.  kl.  Phil.  1919,  23/24  (H.  L.  Urlichs)  ■ 
N.  Jahrbb.  kl.  Alt.  22,  230—231;  Lit. 
Ztbl.  igig,  34  (H.  Ostern). 

Zimmermann  (M.  G.),  Winckelmann,  der 
Klassizismus  und  die  märkische  Kunst. 
Zum  200.  Geburtstage  Winckelmanns. 
Leipzig.  Breitkopf  &  Härtel,  T918.  29  S. 
6  gez.  Taf.     8«.      (i   M.) 

Hermann  Winnefeld.  Karl  Hähnle  f. 
Arch.  Anz.   1917,  Sp.  53—54- 

Hermann  Winnefeld  f-  Museumskunde 
14,  2/3. 

C.  JAHRESBERICHTE;   BERICHTE  ÜBER  VER- 
SAMMLUNGEN  UND    KURSE;    ARCHÄOLOGIE 
UND  SCHULE;  AUKTIONEN. 

Akademie  der  Wissenschaften,  Ber- 
lin. Stipendium  der  Eduard-Gerhard- 
Stiftung.  Sitzber.  preuß.  Ak.  1918,  S.  707 
—708;   1919  S.  573. 

Jahresberichte  über  die  akademischen  Unter- 
nehmungen und  Jahresberichte  der  Stif- 
tungen. Sitzber.  preuß.  Ak.  1919,  S.  52 — 85. 

Deutsches  Arch.  Institut.  Jahresbe- 
richt des  kaiserlich  deutschen  Archäologi- 
schen Instituts  für  das  Jahr  191 7  u.  1918. 
Arch.  Anz.  1918  u.   1919,  Anh. 

Institutsnachrichten.  Arch.  Anz.  1917,  Sp. 
172;  1918,  Sp.  100  u.  147 — 148.  Zu  den 
Institutsschriften.  Arch.  Anz.  1918, 
Sp.   148. 

Studien  aus  dem  Deutschen  evangeli- 
schen Institut  für  Altertumswis- 
senschaft in  Jerusalem.  30 :  Die 
drei  »mystischen«  Christushöhlen  der  Ge- 
burt, der  Jüngerweihe  und  des  Grabes, 
von     K.    Schmal  tz.       31:     Die     Grabes- 

•  kirche  in  Jerusalem  von  K.  Schmaltz. 
32:  Ein  Grabstein  aus  Beerseba  von 
A.  Alt.  Ztschr.  Paläst. -Ver.  42,  S.  132—188. 

Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin. 
Sitzung  vom  6.  Nov.,  8.  Dez.  1917.  (Darin: 
F.  Noack,  Die  thronende  Göttin  der  kgl. 
Museen;  F.  Noack,  Winckelmann;  II 
Wilcken,  Mommsen.)  Arch.  Anz.  1917, 
Sp.  118 — 171.  (10  Abb.)  Sitzung  vom 
5.  Febr.,  2.  Juli,  29.  Okt.,  9.  Dez.  1918; 
Arch.  Anz.  1918,  Sp.  72 — 100,  144 — 147. 
(4  Abb.) 

Koepp  (Fr.),  Bericht  über  die  Tätigkeit  der 
Römiscla-Germanischen  Kommis- 
sion i.  J.  1917.  Ber.  röm.-germ.  Kom,  10, 
S.   1—6. 


IX.  Bericht  der  Römisch-Germanischen  Kom- 
mission igi6.  Rez. :  Berl.  ph.  Woch.  1918, 
47  (E.  Anthes). 

Religions  wissenschaftliche  Vereini- 
gung, Berlin,  18.  Juni  1918.  Fr.  Boehm, 
Über  das  Menschenopfer  bei  den  Römern. 
Deu.  Ltztg.   1918,   Sp.  993 — 998. 

II.  ÖRTLICHE  ÜBERSICHT. 

A.  ARCHÄOLOGISCHE  ORTSKUNDE. 

I.    AI  Igeme  ines. 

Kubitschek  (W.),  Bemerkungen  zu  Kon- 
rad Millers  Itineraria  Romana.  Ztschr.  ö. 
Gymn.  68,  S.  740—754,  865 — 893. 

Miller  (K.),  Itineraria  Romana.  Deu.  Llzlg. 
1918,  25  (E.  Oberhummer). 

Schütte  (G.),  Ptolemy's  maps  of  Northern 
Europe.  A  reconstruction  of  the  proto- 
types  publ.  by  the  R.  Danish  geographica! 
Society.  Kopenhagen,   H.  Hagerup,  1918. 

Streck  (M.),  Islamische  Städtegründungen. 
Deu.  Ltztg.  19 19,   Sp.   163 — 170. 

Trüdinger  (K.),  Studien  zur  Geschichte  der 
griechisch-römischen  Ethnographie.  Basel, 
Birkhäuser,  1918.  175  S.  8°.  Auch  Basel, 
Diss.,   1918. 

2.  Orient  und  Ägypten. 

Djemal  Pascha,  Alte  Denkmäler  aus  Syrien, 
Palästina  und  Westarabien.  100  Licht- 
drucktaf.  nach  photograph.  Aufnahmen 
nebst  beschreibendem  Text.  Berlin  191 9. 
2».  (100  M.)  Rez.:  Deu.  Ltztg.  1919, 
31I34  (F.  Koepp).  Lit.  Ztbl.  1919,  33 
(P.  Thomsen).  Berl.  ph.  Woch.  1919,  27 
(R.  Pagenstecher). 

Geschichte  des  alten  Orients.  Von  E. 
Hanslick,  E.  Kohn,  E.  G.  Klauber;  s. 
III  A:  Weltgeschichte. 

Hedin  (S.),  Bagdad  —  Babylon  —  Ninivc. 
Große  Ausgabe.  420  S.,  I  Krte,  240  Abb. 
Lpz.,   F.   A.   Brockhaus,    1919.      (lo  M.) 

Herzfeld  (E.),  Vergangenheit  und  Zukunft 
der  Erforschung  Vorderasiens.    N.  Orient 

4,  7/8. 
Die    Lage    des    Paradieses.     Mitt.  geo. 

Ges.  Wien  61,  S.  199 — 303. 
Maas  (M. ),  Die  archäologischen  Absichten  der 

Engländer  im  Orient.    Kunstchr.  1918/19, 

33/34- 

Petrie  (W.  M.  Fl-nders),  Eastern  Explora- 
tion, past  and  future.  Lectures  at  the 
Royal  Institution.  2.  impr.  London,  Con- 
stable,  1918.    VI,  118  S.  80. 

Sarre  (F.),  Kunstwissenschaftl.  Arbeit  wäh- 
rend   des   Weltkrieges   in   Mesopotamien, 


1 1 


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miekister,  mumiehylstre  og  lign  Bd.  I 
VI,  156  S.  8».  (860  Abb.)  Kobenhavn 
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Niniwe  —  Buka  (R.),  Die  Topographie 
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Nachfolger,  unter  besonderer  Berück- 
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Flaminiiius.  2:  Die  Befreiung  Delphis  von 
der  Aitoler-Herrschaft  durch  die  Römer. 
(Neue  Senatserlasse  aus  d.  J.  189  ff.). 
3:  Thronion- Skarpheia  und  die  Amphi- 
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Nass.  Ann.  44,  S.  339—349- 

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(H.  Lehner). 

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Bethe  (E.),  Zeit  und  Einheit  der  Ilias. 
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(II  Taf.)  (6,60 M.).  Rez.:  Lt.  Ztbl.igig,J4 
(M.);  Berl.  ph.  Woch.  igi8,  51  (0.  Roß- 
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— ,  —  2.  Aufl.     Lpz.   1919. 

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sager.  i:  Graeske  menter.  '2:  Bronzekar 
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(8,50  M.) 


37 


Bibliographie  1918/19  (III  A). 


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Der  Zustand  Roms  unter  Gregor  dem 
Großen.  Das  Phäakenland  Homers.  Die 
Griechen  und  ihre  Künstler.  Die  Weih- 
geschenke der  Alten.  Über  Prozessionen 
im  Altertum.     Byzanz  im  X.  Jahrh.) 

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94  S.  8»  (65  Abb.)  (13  M.). 

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I :  Statuette  romaine  de  nfegre  provenant 
de  Corsier  (Gen^ve).  2:  Minerve  d'Aven- 
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Anz.  Schweiz.  Alt.  20,  S.  I— 10  (2  Abb.); 
99 — 122. 

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Rez.:  Jour:  sav.  191S,  S.  45—47  (R- 
Cagnat) . 

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Leipzig,  Göschen,  1919.  100  S.  8"  (8  Taf., 
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39 


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Patdys  Realenzyklopädie  der  klassischen  Alter 
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4' 


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92  S.  8».    (2,40  M.) 

Weltgeschichte  in  gemeinverständlicher 
Darstellung.  Hrsg.  von  L.  M.  Hartmann. 
Bd.  i:  Einleitung  u.  Geschichte  der  alter 
Orients.  Von  E.  Hanslick,  E.  Kohn  und 
E.  G.  Klauber.  Bd.  3:  Römische  Ge- 
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Wolff  (G.),  Antike  Klassikerstellen  im 
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— ,  Altchristliche  und  byzantinische  Kunst, 
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fängen bis  zur  Mitte  des  Jahrtausends. 
7.  Taus.  (=  Handbuch  d.  Kunstwissen- 
schaft). Neubabelsberg,  Athenaion,  19 19. 
VI,  360  S.  4°  (20  Taf.,  313  Abb.). 
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lästina. 

Christian  (V.),  Lüftungsanlagen  in  assyri- 
schen Häusern.?  s.  II  A  2. 

Dombart  (Th.),  Der  Turmbau  zu  Babel; 
s.   IIA  2. 

Koldewey  (R.),  Das  Ischtar-Tor  von  Baby- 
lon; s.   IIA2. 

— ,  Das  einstige  Aussehen  des  babylonischen 
Turms;  s.   II  A  2. 

Moberg  (A.),  Babels  torn;  s.  IIA  2. 

Das  Königsschloß  von  Susa  und  das 
Buch  Esther;  s.   IIA  2. 

Schmaltz  (K.),  Mater  ecclesiarum:  Die 
Grabeskirche  in  Jerusalem;  s.   II  A  2. 

Strzygowski(J.),  Die  sassauidische  Kirche 
und  ihre  Ausstattung.  Monatsh.  Kunstw. 
8,   10. 

Wiedemann  (A.),  Die  Memnonskolosse. 
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Lamerj . 

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Bees  (N.  A.),  Das  zerstörte  DemetriusheiUg- 
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Berlin-Grunewald, Bürgerverlag,  1919.  loi 
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Deonna. 

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Jahresh.  ö.  Inst.  18,  S.  66—78. 
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sog.    Ludovisischen    Thrones    und    seines 

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jungen   Phidias.     Jahi^esh,    ö.     Inst.    18, 

S.   17—39- 
— ,  Mikon  und  Panainos,  Mikon  und  Paio- 

nios.      Jahrb.    Arch.    Inst.    33,  S.   i — 38 

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Koepp   (Fr.),   Von  der  Grenze  des  Mittel- 
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S.  33-38  (3  Abb.),  S.  71-74  (I  Abb.). 
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Korrbl.  Ges.  Vor.   1919,   5/6. 
Lehner  (H.),  Zum  Statuenkopf  aus  Nieder- 

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Huelsen);  Germa.3,  S.  63— 64  (A.  Riese); 
Woch.  kl.  Phil,  igig,  33/34  (F.  Drexel). 

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Rep.  Kunstw.  41,  S.  i8g—igi  (L.  v.  Sybel); 
Or.  Ltztg.  igiy,  7/8  (P.  Thomsen). 

Res  gestae  Divi  Augusti.  Hrsg.  u.  erkl.  von 
Ernst  Diehl  (=  Kleine  Texte  f.  Vorles.  u. 
Übungen  29/30).  3.  Aufl.  Bonn,  Marcus  & 
Weber,  1918.    47  S.  8».    (1,60  M.) 

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Hiller  von  Gaertringen  (F.),  Dama- 
trios  und  Arideikes;  s.  III Ä:  Hiller  v. 
Gaertringen. 

— ,  Ein  attisches  Epigramm  aus  dem  Perser- 
schutte; s.   II  A  3. 

— ,  Eine  Fälschung;  s.  III  A:  Hiller  v.  Gaert- 
ringen. 

— ,  Rallimachos  von  Aphidna;  s.  II  A  3. 

— ,  Opferinschrift  aus  Netteia;  s.  II  A3: 
Rhodos. 

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Inscriptiones  graecae  consilio  et  auc- 
töritate  Academiae  literarum  Regiae  Bo- 
russicae  editae.  Voluminis  II  et  III  editio 
minor:  Inscriptiones  atticae  ed.  lo. 
Kirchner.  Pars  4:  Indices  continens. 
Fase.  I:  Archontum  tabulae.  Chrono- 
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pnus.  Berlin,  Reimer,  1918.  67  S.  4"- 
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Kubitschek  (W.),  Eine  Inschrift  des  Spei- 
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Weber  (L.),    i^VKA.    E*  Ei'MlII.     II:   Das 

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Anthes   (E),   Frühchristliche   Inschrift  aus 

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Armini  (H.),  Zu  CIL  VIII  26075.    Svensk  | 

human.  Tidskr.  II,  7.  ^ 

Bang  (M.),  Caesaris  servus.     Hermes  54,  S. 

174—186. 
CagncU    (R.J,     Cours    d^epigraphie     Laune. 

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Bang) . 

Cart  (W.),  Encore  des  inscriptions  d'Aven- 
ches.  Anz.  Schweiz.  Alt.  N.  F.  21,  S.  9 — 18 
(4  Abb.). 

Cartier  (A.),  Irßcriptions  romaines  trouv^es 
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5.  133—143  (7  Abb.). 

Corpus  inscriptionum  Latinarum.  Consilio 
et  auctoritate  Academiae  literarum  regiae 
Borussicae  editum.  Ed.  altera.  Voluminis 
primi  pars  posterior.  Cura  Ern.  Lom- 
matzsch.  Inscriptiones  latinae  antiquissi- 
mae  ad  C. Caesaris  mortem,  fasc.i .  Berolini, 
apud  G.  Reimerum,  1918,  367 — 716  fol. 
(3  Taf.).    (M.  60.) 

Cramer  (Fr.),  Eine  neue  Grabinschrift  aus  | 
Luxemburg.     Germa.  2,  S.  59 — 61.  \ 

Cuntz  (0.\  Römische  Inschriften  aus  Emo-  ; 
na.     Jahrb.  Altertumsk.  7,  2/3. 

— ,  Ein  Reskript  des  Septimius  Severus  und 
Caracalla  über  die  centonarii  aus  Solva.   | 
Jahresh.  ö.  Inst.  18,  S.  98 — 114.  i 

Cuq  (E.),  Les  successions  vacantes  des  ci- 
toyens  romains  tu6s  par  l'ennemi  sou? 
le  regne  de  Claude  d'apr^s  une  inscription 
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Dessau  (H.),  Inscriptiones  Latinae  selectae. 
Vol.  3,  p.  2.  Rez.:  Ztschr.  ö.  Gymn.  68, 
S.  293—296  (E.  Groag);  S.  760-761  (A. 
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131—135- 
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Berün,  Weidmann,  1917.  VIII,  379  S.  8°. 
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67 


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REGISTER. 


Autor  einer  Rezension.    **  ; 


I.  AUTOREN. 

Autor  einer  rezensierten  Schrift.    Die  eingeklammerten  Zahlen   deuten   an,  wie  oft 
der  Name  auf  derselben  Seite  erscheint. 


Aberg  (N.)  36,  64 

Abt  (A.)  57* 

Achelis  (H.)  36 

Atjami  (F.)  17 

Allen  (Th.  G.)  56 

Alt  (A.)  9,  14,  53 

Amelung  (W.)  33,  49 

Anthes  (E.)  10*,  33*,  35*,  36,  38*, 

42,  55 
Armini  (H.)  55 
Arndt  (P.)  47 
Aßmann  (E.)  ig,  64 
Babelon  (E.)  34,  49 
Babut  (E.  Ch.)  56 
Bacher  (W.)  20 
Bacherler  (M.)  27 
Bahrfeld  (M.  v.)  51 
Bang  (M.)  28,   54,   55,   55*,   65* 
Bannier  (W.)  21  (3),  54  (4) 
Bassermann-Jordan  (E.  v.)  32,  50 
Baudissin  (W.)  16*,   17* 
Bauer  (A.)  54* 
Bauer  (H.)  17,  65 
Bauer  (K.)  13 
Baumstark  (A.)  15,  15**,  22,  25*, 

28*,  48  (2) 
Beazley  (J.  D.)  32,  49 
Becker  (E.)   15*,  26*,   53*  (2) 
Bees  (N.  A.)  26,  42,  54 
Behn  (Fr.)  41  (2),  42  (2) 
Behrens  (G.)  31 
Beloch  (K.  J.)  28,  56 
Benz  56 

Beringer  (J.  A.)  8 
Bernhart  (M.)  51,  56 
Besnier  (M.)  30,  37* 
Bethe  (E.)  36 
Bezold  (C.)  56 
Bickel  (E.)  28,  56 
Bieber  (M.)  21,  22,  24,  45,  49*,  64 
Biefikowski  (P.)  45  (2) 
Bijvanck  (A.  W.)  21* 
Birt  (Th.)  28**,  36  (2),"65 
Bischoff  (C.  F.)  18* 
Bissing  (Fr.  W.  v.)  11,  13 


Blackman  (A.  M.)  16,  42 
Blinkenberg    (Ch.)  25,  36,  45,  48 

(2),  50  (2),  51  (2),  56 
Bloch  (G.)  28 
Blümlein  (C.)  36 
Blümner  (H.)  28*,  63*,  67 
Blumenthal  (Fr.)  63 
Boak  (A.  E.  R.)  67 
Bodensteiner  (E.)  65* 
Bodewig  (R.)  43 
Boehm  (Fr.)  10,  28,  56 
Boehme  (Fr.)  60* 
Boesch  (P.)  18* 
Boeser  (P.  A.  A.)  34 
Boethius  (A.)  21,  23 
Boissevain  (U.  Ph. )  28 
BoU  (Fr.)  56  (2),  57,  57** 
Bonnefon  (P.)  21 
Bonnet  (H.)  11,  64,  64** 
Borchardt  (L.)  11,  17,  44 
Borries  (B.  de)  57 
Bosch-Gimpera  (P.)  30,  50 
Brandenburg  (E.)  16,  17*,  25,  26, 

42,  43*.  57 
Brandt  (P.)  36 
Braßloff  (St.)  7 
Breuil  (H.)  31,  48 
Bruhn  (E:)  65. 
Bucherer  (F.)  66* 
Buchheit  (H.)  31 
Budge  (E.  A.  W.)  34,  44 
Buisson  (E.  W.)  19 
Buka  (R.)  15 
Bulle  (H.)  18,  45 
Burckhardt   (J.)   22    (2),    28    (2), 

37,  57  (2) 
Burg  (F.)  8 
Burger  (Fr.)  37 
Burghauser  (W.)  37 
Busche  (K.)  62* 

Cagnat  (R.)  30,  37,  37*,  42,  55** 
Calza  (G.)  28,  42 
Capelle  (P.)  57 
Capitan  37* 
Carolidis  (P.)  20 


Cart  (W.)  45,  55 

Cartailhac  (E.)  31* 

Cartier  (A.)  55 

Caspari  (W.)  16* 

Cauer  (Fr.)  18*,  28* 

Celis  (G.)  29 

Chapot  (V.)  19*,  32*,  33,  37,  38, 

45-  57 
Christian  (V.)  13,  42 
Cichorius  (C.)  27 
Classen  (K.)  37 
Giemen  (C.)  7,  17,  57 
Cohn-Wiener  (E.)  37** 
Cohn  (A.)  38 
Collignon  (M.)  21,  35* 
Colnago  (A.)  23 
Constans  (L.  A.)  28,  43* 
Conway  (R.  S.)  23 
Cordier  (H.)  30 
Cramer  (Fr.)  55,  57 
Croiset  (A.)  38 
Cuntz  (0.)  55  (2) 
Cuq  (E.)  29,  30,  42,  55 
Curtius  (L.)  45 
Dalmann  16* 
Danielsson  (0.  A.)  25,  53 
Dean  (L.   R.)  64 
Debrunner  (A.)  18 
Deimel  (A.)  64 
Deißmann  (A.)  24,  57 
Demel  (H.  v.)  44* 
Dempsey  (T.)  23 
Deonna  (W.)  37,  45  (6) 
Dessau  (H.)  55** 
Deubner  (L.)  57 
DibeHus  (M.)  57** 
Diculescu  (C.)  20 
Diehl  (Ch.)  37 
Diehl  (E.)  53 
Diels  (H.)  57,  64,  67** 
Diez  (E.)  40* 
Dittenberger  (W.)  54** 
Djemal  Pascha  10 
Doehlemann  (K.)  42* 
Doering  (0.)  44 

3* 


71 


Register. 


72 


Dörpfeld   (W.)   25,    37,    53*,    65* 

Dombart  (Th.)  13,  42 

Dragendorff  (H.)  25,  37 

Draheim  66* 

Drerup  (E.)  22*,  58* 

Dressel  (H.)  32 

Drexel  (F.)  42,  44*,  53* 

Dürr  (E.)  37 

Duhn  (Fr.  v.)  19,  28,  34,  47 

Dyroff  (A.)  65 

Ebeling  (E.)  13,  57 

Eberhard  (E.)  40*,  58* 

Ebersolt  (J.)  24 

Ebhardt  (B.)  44 

Egger  (R.)  45,  62* 

Eicken  (H.)  41 

Eitrem  (S.)  57  (2),  57**  (2) 

Epstein  (H.)  11,  57 

Erman  (A.)  11,  57 

Ermisch  (H.)  8 

Evans  (A.)  19,  37 

Fabricius  (E.)  43 

Fechheiraer  (H.)  11,  44 

Fehrle  (E.)  57*,  60*,  62*,  68* 

Feist  (S.)  56 

Fiebiger  (0.)  53 

Fiechter  (E.  R.)  17*,  20,  42,  45, 

65** 
Figulla  (H.  H.)  22,  22** 
Filow  (B.  D.)  20,  26,  45,  51 
Fischel  (0.)  37 
Fischer  (0.)  57 
Fischer  (W.)  64** 
Focillon  (H.)  8 
Förster  (R.)  57 
Forbes  (R.)  29 
Förmig^  (J.)  42 
Forrer  (R.)  43 
Fowler  (W.  W.)  29 
Frankfurter  (S.)  7 
Franz  (J.)  58 
Frazer  (J.  G.)  18,  58 
Frickenhaus  (A.)  65** 
Fries  (C.)  59* 

Fritze  (H.  v.)  25  (2),  51  (2) 
Fück  (G.)  45 
Gaheis  (A.)  27,  55*  56 
Gardiner  (A.  H.)  17,  58* 
Gardner  (P.)  51 
Gardthausen  (V.)  67 
Garis  Dävies  (N.  de)  17 
Gautier  (E.)   18 
Geffcken  (J.)  37,  45,  58,  66 
Geller  (S.)  13 
Geizer  (M.)  12*,  28* 
Georgen  (0.)  64 
Gercke  (A.)  37 
Gernentz  (W.)  29 
Gerth  (G.)  64 
Ginzel  (F.  K.)   56* 
Girgensohn  (K.)  58 
Glück  (H.)  17**,  20,   24,  40,  44 
Gnirs  (A.)  27   (2),  28,  43  (2),  45 
Goebel  (M.)  18 
Göller  (E.)  8 


Göz  (W.)  21,  67 

Gohlke  (W.)  35* 

GotteriU  (H.  B.)  27 

Graefe  (F.)  64 

Greßmann  (H.)  58  (2) 

Groag  (E.)  29,  55*,  58 

Groh  (V.)  24 

Gropp  (G.  F.)  39* 

Grünwald  (E.)  7 

Gruppe  (0.)  58 

Gsell  (St.)  30 

Günter  (H.)  58 

Güntert  (H.)  58 

Gummerus  (H.)  29,  49 

Gunkel  (H.)  17 

Gustavs  (A.)  16* 

Guthe  (H.)  14,  16 

Haas  (H.)  58 

Haeberlin  51  (2) 

Häusler  (H.)  15 

Hagen  (J.)  50 

Hald  26 

Hall  (H.  R.)  34** 

Hamburg  (L.)  50** 

Hanslick  (E.)  10,  41 

Härder  (Fr.)  29,  39*,  61* 

Harrison  (J.)  58 

Hartmann  (A.)  58** 

Hartmann  (J.  J.)  58 

Hartmann  (L.  M.)  29,  41  (2) 

Hartmann  (R.)  11*,   17 

Hatzfeld  (J.)  38 

Haug  45 

Hauser  (F.)  67,  67* 

Hausrath  (A.)  61* 

Haussoullier  (B.)  23,  34,  54  (2) 

Heberdev  (R.)  21,  24,  45 

Hedin  (S.)  10,  15  (2) 

Heiberg  (I.  L.)  22,  58 

Heiler  (F.)  58  (2) 

Hekler  (A.)  28,  32,  45,  46 

Helm  (K.)  57* 

Herbig  (G.)  20*,  46,  59 

Herdi  (E.)  63 

Herkenrat  (R.)  66** 

Hermann  (Ed.)  65 

Herr  (A.)  18* 

Herrmann  (J.)  17*,  61*,  65 

Herrmann  (P.)  25*,  29*,   32,  33, 

37*.  45  (2),  48 
Hertlein  (F.)  51 
Herzfeld  (E.)  10 
Herzog  (R.)  51 
Hiller    v.    Gaertringen    (F.)    16*, 

17*,    18*,   20,   21,   22,   25   (2), 

26  (2),  35*,  38,  45  (2),  54  (8), 

S9  (2) 
Hoeber  (Fr.)  38 
Hoech  (G.  Th.)  43 
Hoernes  (M.)  24  (2),  38  (3),  49  (2) 
Hoffmann  (E.)  8 
Hommel  (E.)  48 
Homstein  (S.)  66* 
Hosius  (C.)  29* 
Howald  (E.)  38 


Hrozn^  (Fr.)  19**,  22 

Huber  (M.)  11 

Hülsen  (Chr.)  29,  29*,  32  (2),  43, 

46  (2),  50,  53* 
Imendörffer  (B.)  15* 
Imhoof-Blumer  (F.)  52,  59 
Jacobs  (E.)  8 
Jäckel  (Fr.)  38» 
Jard^  (A.)  38 
Jensen  (P.)  19* 
Jeremias  (A.)  59 
Jeremias  (Chr.)  13,  59 
Jerphanion  (J.  de)  24,  48 
Johansen  (K.  F.)  26,  49 
Johl  (C.  H.)  68** 
Jollcs  (A.)  38 
Jong  (K.  H.  E.  de)  59 
Jouguet  (P.)  38 
Jüthner  (J.)  18,  63,  68 
Junker  (H.)  8,  14  (2) 
Kadlec  (K.)  20 

Kahrstedt  (U.)  25,  26,  27,  63 
Kaiinka  (E.)  61* 
Kapp  (E.)  66 
Kappus  57*  60* 
Karge  (P.)  16** 
Karo  (G.)  20 

Kaufmann  (CM.)  13,  15,  48,  53** 
Kazarow  (G.)  26,  26** 
Kazarow  (J.)  20 
Kehrer  (H.)  47 
Keil  (J.)  24  (3),  46,  52,  59 
Keller  (0.)  63* 
Kern  (H.)  59 
Kern  (0.)  18,  24,  59  (2) 
Kibaltchitch  (T.  W.)  31,  50 
Kiesling  (H.  v.)  14 
Kirchner  (J.)  22,  54 
Kirsch  (J.  P.)  29 
Kjellberg  (L.)  46 
Klauber  (E.  G.)  10,  41 
Klebs  (L.)  44** 
Klee  (Th.)  18,  63 
Klein  (W.)  46  (2),  49 
Klopfer  (Fr.)  38 
Kluge  (Th.)  21* 
Knight  (A.  E.)  11,  59 
Knoke  51 
Knorr  (R.)  51 
Köchling  (J.)  68** 
Koepp  (Fr.)  8,  9,  9*,    10*,  33*, 

38  (3).  39*,  46  (2),  52* 
Körber  (K.)  34,  56  (2) 
Körte  (A.)  7,  8,  22*,  24,  5  ■ 
Kürte  (G.)  33** 
Köster  (A.)  8,  38*.  64 
Kohl   0.)  56,  59 
Kohlrausch  (R.)  27 
Kohn  (E.)  10,  41 
Koldewey  (R.)   14  (2),  42  (2) 
Kostrzewski  (I.)  38 
Kranz  (W.)  22,  66,  66* 
Kretschmer  (P.)  59  (2),  63 
Kristensen  (W.  B.)  u,  44,  59 
Kromayer  (J.)  29,  41 


73 


Register. 


74 


Krüger  (E.)  33,  36,  59 
Kubitschck  (W.)  7,  10,  20  (2),  25, 

36,  52  (6),  53*,  54 
Kundt  (K.)  24 
Kunst  (K.)  54 
Kurfeß  (H.)  59,  64 
Kurth  (J.)  28* 
Lacey  (R.  H.)  68 
Lafaye  (G.)  23,  59 
Lamer  (H.)  33*,  38,  42*,  51*,  68 
Landersdorfer  (S.)  59 
Läng  (M.)  27,  64 
Lantier  (R.)  31,  31*  (2) 
Larfeld  (W.)  18*,  21* 
Larsen  (S.)  59 
Lattes  (E.)  27 
Langer  (Fr.)  59** 
Laura  (B.)  31,  32,  52 
Leeuw  (G.  van  der)  11,  59 
Leger  (L.)  26,  27 
Legge  (Fr.)  59 
Lehmann  (E.)  60 
Lehmann  (F.  R.)  62* 
Lehmann  (H.)  39 
Lehmann  (K.)  64* 
Lehmann-Haupt    (C.    F.)    11,    14, 

22,  24,  26,  49,  52,  54 
Lehner  (H.)  33  (2),  33**,  36*,  38*, 

43.  46  (2).  56 
Lehnert  (G.)  7* 
Lejay  (P.)  21,  66* 
Lenschau  (Th.)   18,  66* 
Leroux  (G.)  38 
Leuken  (E.)  11  ** 
Lichtenberg  (R.  Frhr.  v.)  19 
Lietzmann  (H.)  29** 
Lindl  (E.)  14,  60 
Lindsten  (C.)  56 
Lippold  (G.)  46 
,  Lissitzian  (C.)  20 
Littig  (Fr.)  46 
Loeschcke  (S.)  51 
Loewenthal  (J.)  63 
Löwy  (E.)  46** 
Lohmann  (P.)   14 
Lommatzsch  (E.)  55 
Lully  (G.)  68 
Lundström  (0.)  29 
Lundström  (V.)  43 
Luschan  (F.  v.)  68 
Maas  (M.)  10,  27 
Maas  (P.)  60 
Maaß  (E.)  47  * 
Mace  (A.  C.)  15 
Mader  (A.  E.)  15 
Malten  (L.)  60 
Malza'cher  (K.)  60 
Marosi  (A.)  35 

Marquet  de  Vasselot  (J.  J.)  35 
Marstrander  (C.  J.  J.)  19 
Massarette  (J.)  f,  2g 
Maurras  (Ch.)  21 
Mayer  (Cl.)  60** 
M^autis  (G.)  14 
Meinhof  (K.)  8 


Meißner  (Br.)  11,  14,  ig,  45* 

Menadier  (J.)  32 

Menge  (P.)  66* 

Menghin  (0.)  7 

Mentz  (A.)  20* 

Meringer  (R.)  43** 

Merle  (H.)  22** 

Meyer  (P.  M.)  19,  54 

Miller  (K.)  10**,  52 

Mirone  (S.)  30,  52 

Mischkowski  (H.)  60 

Moberg  (A.)  14,  42 

Möller  (G.)  11  (2),  13*,  32,  44,  48 

Mötefindt  (H.)  39,  63 

Monceaux  (P.)  38* 

Mooney  (M.  W.)  66 

Moritz  (B.)  17** 

Müller  (A.)  66** 

Müller  (B.  A.)  7*,  8,  57*   64,  68 

Müller  (Fr.)  49** 

Müller  (H.  F.) 

Münsterberg  (R.)  18,  52 

Muschmow  (N.  A.)  20,  52 

Mygind  (H.)  28  ** 

Neeb  (E.)  34,  46 

Nestle  (W.)  38*  57*  (2) 

Neuwirth  (J.)  40 

Niebuhr  (C.)  52 

Nilsson   (M.    P.)    18    (2),   60   (2), 

65,  66 
Noack  (F.)  8,  9  (2),  19*,  29,  46, 

66** 
Nowotny  39 
Nützel  (H.)  32 
Oberhummer  (E.)  10*.  24 
Obermaier  (H.)  31,  48 
Oehlet  (J.)  65* 
Oehler  (R)  35* 
Oertel  (Fr.)'  1 1  ** 
Ostern  (H.)  7*,  9*,  39*,  51*,  58*, 

60* 
Osthaus  (K.  E.)  39 
Pagenstecher  (R.)   10*,    26*     33, 

33*.  35.  40*,  42.  46.  49 
Pallat  (L.)  43 
Pancritius  (M.)  38* 
Pareti  (L.)  26 
Pastor  (L.  v.)  29** 
Paterson  (A.)  15,  44 
Pauly  39 
Pelka  (O.)  41  * 
Pellegrini  (A.  H.)  27 
Pernice  (E.)  28 
Persson  (A.  W.)  22,  23,  6ü 
Petak  (A.)  64 
Petersen  (E.)  39** 
Petrie  (W.  M.  Flinders)  10,  34  (2) 

50,  64 
P^zard  (M.)  14 
Pfeiffer  (E.)  57  * 
Pfeilschifter  (G.)  16 
Pfuhl  (E.)  49 
Philippson  (R.)  60 
Pick  (B.)  32,  46 
Pierleoni  (G.)  27 


Pijper  (Fr.)  39  . 

Piper  (R.)  39 

Plaumann  (G.)  12 

Pohlenz  (M.)  8  (2) 

Pokorny  (L)  52 

PoUak  (A.)  61* 

Pomtow  (H.)  23,   26,  46,   54  (2) 

Ponten  (J.)  18 

Popp  (A.  E.)  12,  39 

Poppelreuter  (J.)  60 

Pottier  (E.)  7,  31,  51 

Poulsen  (F.)  23 

Praschniker  (C.)  32,  49 

Prausnitz  (G.)  60** 

Preisendanz  (K.)  57*,  60  (3) 

Preisigke  (F.)  12  (2),  12**,  43,  52, 

54** 
Pridik  (E.  M.)  35,  51 
Puchstein  (0.)  43 
Quilhng  (F.)  35  (2)  47  (3),  56,  60 
Radermacher  (L.)  60  (2) 
Rathjen  (K.)  8 
Reber  (B.)  50 
Regling  (K.)  25,  32,  52 
Rehm  (A.)  7 
Reichhold  (K.)  18,  49 
Reinach  (A.)  38,  47 
Reinach  (Th.)  38 
Reiter  (S.)  66 

Reitzenstein  (R.)  59*,  61,  6i**,  66 
Rider  (B.  C.)  19,  43 
Ridgeway  (W.)  66** 
Riemann  (H.)  65 
Riese  (A.)  53*,  64 

Ritter  (C.)  61 

Ritterling  (E.)  36,  43,  61 

Robert  (C.)  27*,  39,  47,  61,  61**, 
66 

Robinson  (Th.fH.)  19,  61 

Rodenwaldt  39 

Roeder  (G.)  12  (3),  19  (2) 

Rohrbach   (P.)   21 

Roos  (A.  G.)  56 

Röscher  (W.  H.)  61,  61** 

Rosenberg  (A.)  28,  29,  68 

Roßbach  (0.)  36* 

Rostowzew  (M.)  61 

Roussel  (P.)  12,  23,  61 

Rubens  (P.  P.)  47 

Rubensohn  (0.)  19*,  25 

Rumpf  (A.)  30,  49 

Ruppersberg  (A.)  28,  47 

Ruzicka  (F.)  33 

Ruzicka  (L.)  25,  52 

Salaä  (A.)  61 

Salis  (A.  V.)  39 

Sanctis  (G.  de)  29 

Sarre  (F.)  10 

Sartiaux  (F.)  20,  26 

Sauer  (B.)  39,  46*,  47 

Savini  (P.)  30 

Schäfer  (H.)  12  (3),  17  (2),  44,  48 

Schaeffer  (E.)  14 

Schaffer  (F.  X.)  26 

Scharp  (H.  J.)  30,  52  (2) 


75 


Schechter  ^.)  i6 

Schemmel  (F.)  30 

Schennann  (Th.)  6i 

Schild  (E.)  66 

Schmaltz  (K.)  9  (2),  15  (2),  15*  (2), 

42,  61 
Schmarsow  (A.)  39 
Schmid  (W.)  7,  6i 
Schmidt  (H.)  31* 
Schmidt  (K.  Fr.  W.)  12 
Schmidt  (L.)  53 
Schmidt  (M.)  27 
Schmidt  (V.)'i2  (2),  48,  61 
Schmiedeberg  (0.)  61 
Schober  (A.)  36,  47 
Schoch  (E.)  12 

Schramm  (E.)  35,  64  (2),  65  (2) 
Schreiber  (Th.)  13 
Schröder  (0.)  19*.  23,  44,  45*,  47, 

52,  53* 
Schubart  (W.)  32,  65 
Schuchhardt  (C.)   17,   22,   23  (2), 

39-  43.  51 
Schütte  (G.)  10 
Schulten  (A.)  31,  65 
Schultze  (M.)  52 
Schultze  (R.)  43 
Schultze  (V.)  39 
Schulz  (A.)  17* 
Schulz  (W.)  50 
Schulze  (W.)  40 
Schumacher  (Fr.)  40 
Schumacher  (G.)  16 
Schumacher  (K.)   28,   34  (2),   40, 

47  (2),  63 
Schuster  (M.)   15,  62 
Schwartz  (E.)  40  (2) 
Schwartz  (M.  A.)  62 
Schweitzer  (B.)  19,  26*,  40,  49 
Schwenn  (Fr.)  62** 
Schwering  (W.)  27 
Schwyzer  (E.)  19,  20,  27,  40,  55 
Scott  (I.  A.)  62 
Seltman  (Ch.  T.)  25,  53 
Semper  (H.)  42* 
Seure  (G.)  34* 
Sieglin  (E.  V.)  13 
Sieveking  (J.)  30,  47  (3),  47* 
Sigg  (H.)  66** 
Simek  (E.)  50 
Simmel  (G.)  40 
Siret  (A.)  31** 
Sitte  (H.)  21,  34,  46*,  47  (2) 
Six  (J.)  21,  47,  49,  65 
Sjövall  62 
Smith  (E.  B.)  50 
Soden  (H.  v.)  16 
Sörgel  (H.)  42 
Solari  (A.)  27 
Spiegelberg  (\V.)    12,    16,    17,   40, 

44,  48,  62  (2) 
Spieß  (K.  V.)  62 


Register. 


Sponsel  (J.  L.)  33 

Sprater  35,  50 

Springer  (A.)  40 

Stäheün  (F.)  16,  26* 

Stehlin  (K.)  43 

Stein  (A.)  13**,  16*,  56* 

Stein  (E.)  22,  28 

Steinert  (R.)  52* 

Steinmetz  (G.)  43 

Steinmetzer  (Fr.  X.)  14 

Steinwenter  (A.)  56 

Steraplinger  (Ed.)  40 

Stengel  (P.)  62 

Stern  (E.  v.)  22* 

Steuding  (H.)  62 

Stocken  (K.)  23,  53 

Streck  (M.)  10 

Streng  (G.)  40 

Streng  (Mrs.  A.)  62 

Strzygowski  (J.)  20,   21   (2),   28, 

40  (2),  40**,  42,  43  (3).  44* 
Studniczka  (Fr.)  47** 
Stückelberg  (E.  A.)  53 
Stuhlfauth  (G.)  47 
Süßkand  (A.)  66 
Swoboda'(K.)  25,  43,  53,  55.  6'* 
Sybel  (L.  V.)  30,  49  (2),  53* 
Sydenham  (E.  A.)  53 
Tallgren  (A.  M.)  31 
Terzaghi  (N.)  66** 
Theuer  (M.)  44 
Thiersch  (H.)  8  (2) 
Thomas  (R.)  40 
Thomsen  (P.)  7,   10*,   11*,   u**, 

15*,    16    (2),    16*,    16**    (2), 

17*  (2),  47*.  53*.  61* 
Thoramanian  (Th.)  20 
Tietze  (H.)  8 
Tiktine  (W.)  31 
Timme  (P.)  17 
Tittel  (K.)  67*  (2),  68* 
Toutain  (J.)  62  (2) 
Träger  (P.)  22 
Troje  (L.)  62** 
Trüdinger  (K.)  10 
Tschumi  (0.)  50 
Tzenoff  (G.)  20 
iger 

53 
Unverzagt  (W.)  35,  47 
Urlichs  (H.  L.)  9* 
Vasquez  (F.  A.)  31 
Verwom  (M.)  40 
Viedebantt  (0.)  33*,  53,  53** 
Viereck  (P.)  12,  13* 
Vik  (K.)  49 

Vives  V  Escudero  (A.)  31 
Völper(R.)  66 
Voetter  (0.)  53 
Voges  (Th.)  50 

Volhach  (W.  F.)"!i3,-36,  47,  5°  (2) 
Vollbach  (Fr.)  i6,  47,  55 


76 


VoUgraff  (G.)  25,  55 

Wageningen  (J.  van)  68 

Wagner  (R.)  66*  (2) 

Wähle  (0.)  65 

Waldmann  (E.)  41 

Walter  (0.)  22,  24,  48 

Walters  (H.  B.)  34,  50 

Walzel  (0.)  41 

Warburg  (A.)  8 

Waser  (0.)  13,  48,  49,  62 

Weber  (L.)  55 

Weber  (0.)  22  (2),  62 

Weber  (W.)  23,  62 

Weckerling  (A.)  48 

Wecklein  (N.)  67* 

Wegeleben  (Th.)  65** 

Wegeli  (R.)  53 

Weidner  (E.  F.)  14,  22**,  62 

Weindler  (F.)  13,  45 

Weinreich   (O.)   23,   48,   61*,   62, 

62** 

Weiß  (E.)  74,  55    55* 

Weiß  (J.)  n* 

Weißbach  (F.  H.)  33*,  53* 

Weniger  (L.)  19,  25  (2),  41,  63  (3) 

Wensinck  (A.  J.)  63 

Werner  (L.  G.)  34,  50 

Werner  (W.)  31,  48 

West  (R.)  9* 

Weymann  (K.)  63 

Wiedemann  (A.)  13  (2),  34*,  42, 

63. (2) 
Wiedemann  (E.)  67 
Wiegand  (Th.)  n,  17,  2;** 
Wigand  (K.)  48,  (3 
Wilamowitz-Moellendorff    (T.    v.) 

66 
Wilamowitz-Moellendorff   (U.   v.) 

40,  66 
Wilcken  (U.)  8,  9,  15,  24,  41,  48 
Wilhelm  (A.)  24 
Wilke  (G.)  63 
Winckelmann  (J.  J.)  8 
Winlock  (H.  E.)  15 
Winnefeld  (H.)  9 
Winter  (F.)  44,  48  (2) 
Woelcke  (K.)  50 
Woermann  (K.)  41 
Wohlrabs  (M.)  38 
Wolff  (G.)  36*,  41,  44 
Wollmann  (H.)  51 
Wolters  (P.)  50 
Wolterstorff  (G.)  64 
WreszinsW  (W.)  13*,  18*,  64* 
Wulff  (0.)  32,  41  (3).  41**,  48 
Wyndham  (M.)  32 
Zelle  (H.)  66* 
Ziegler  (E.)  30 
Ziehen  (J.)  33*,  41 
Zimmermann  (M.  G.)  9 
Zimmern  (H.)  14,  63 


n 


Register. 


78 


II.   ZEITSCHRIFTEN. 

Die  eingreklammcrten  Zahlen  deuten  an,  wie  oft  die  Zeitschrift  auf  derselben  Seite  erscheint. 


Aarb0ger   Nordisk  Oldkyndighed  og  historie  59 
Abhandlungen    der    Bayerischen    Akademie    der 

Wissenschaften   18,  56 
Abhandlungen    der    Preußischen    Akademie   der 

Wissenschaften   12,  23,  64 
Abhandlungen  der  Gießener  Hochschulgesellschaft 

51 

Acta   Universitatis  Lundensis  14,   18,  22 

Almanach   der  Akademie  Wien  7,  8 

Annalen  des  Vereins  für  Nassauische  Altertums- 
kunde und  Geschichtsforschung  36,  43 

Annales  de  l'Est  23 

Anzeigen  der  Akademie  der  Wissenschaften  in 
Wien  14 

Anzeiger,  Archäologischer,  des  Deutschen  Archäo- 
logischen   Instituts  9  (6),  19,  21,  26,  33  (3),  35, 

41.  49>  50 
Anzeiger   für     Schweizerische  Altertumskunde  37, 

43.  45.  50  (2),  53.  55  (2)     - 

Archiv   für  Anthropologie  7,  39 

Archiv  für  Geschichte  der  Medizin  :i 

Archiv  für  Religionswissenschaft  7,  13,  24  (2),  26, 
37,  56,  58  (2).  61   (2) 

Archiv,  Neues,  für  sächsische  Geschichte  8 

Archivio  storico  per  la  Sicilia  Orientale  30 

Bericht  der  Römisch-Germanischen  Kommission 
9,  10,  40,  42 

Berichte,  Amtliche,  aus  den  Preußischen  Kunst- 
sammlungen  II,   16,   17,  32  (2),  37 

Berichte  über  die  Verhandlungen  der  Sächsischen 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  14,  61 

Bibliothek,  Mannus-  36,  38 

Bibliotheque  de  l'ficole  des  hautes-^tudes  23 

Blätter,  Bayerische,  für  das  Gymnasial-Schulwesen 
40,  65,  67 

Blätter,  Historisch-pohtische  44 

British  School  of  arch.  in  Egypt  and  Egyptian 
Research  Account  34  (2) 

Broschüren,  Frankfurter  zeitgemäße  8,  29 

Caritas  8 

Denkschriften  der  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Wien  14,  53 

Eos  45 

ßrtesitö,  Archaeologiai  35 
,  Germania.       Korrespondenzblatt     der     Römisch- 
Germanischen     Kommission   13,   28,   31,  32,   35, 
36,    41,  42  (2),  43,  44,  45,  46  (2),  47  (2),  48,  49, 

50.  51-  53.  55  (2).  56,  57-  59  (2)-  63,  64 
Globe,  Le  12,  18 
Glotta  45,  54,  59,  63,  68 

Gymnasium,    Das  humanistische  7,  8,  60,  66(2) 
Heilige   Land,   Das   15 
Heimatblätter,   Nassauische  36 
Hermes    20,  22,  24,  26,  27,  28  (2),  38  (2),-43,  55, 

60  (2),  62,  64 
Historische  Monatsblätter  für  die  Provinz   Posen 

.52 
Historisk  filologiske  Meddelelser  25,  56,  65 
Islam,  Der  60 


Jaarboek  van  der  Koninkl.  Akademie  van  Weten- 
schappen  Geveshigt  te  Amsterdam  28 

Jahrbuch  des  Deutschen  Archäologischen  In- 
stituts 7,  15,  20,  21,  24,  31,  32,  46,  47,  48 

Jahrbuch,  Historisches,  der  Görres-Gesellschaft  56, 

63 

Jahrbücher,    Bonner  33,  38,  42,  43,  44,  46,  50 

Jahrbücher   für  Altertumskunde  55 

Jahrbücher,    Neue,  für  das   klassische  Altertum, 

'    ,  Geschichte    und    deutsche    Literatur    und    für 

•^_  ''Pädagogik  9,    18,  22,  23,  25,  28,  29,  36,  38,  40, 

:''4i.  47>  57  (2).  5^  (2),  65 

Jahrbücher,   Preußische  9 

Jahresbericht  i!er  Industrie-Gesellschaft  34 

Jahresberichte  der  Schlesischen  Gesellschaft  für 
vaterländische  Kultur  19 

Jahresberichte  über  den  Fortschritt  der  klassi- 
schen Altertumswissenschaft  7,  8,  18,  27,  29 

Jahreshefte  des  österreichischen  Archäologischen 
Instituts  7,  18,  21,  22,  23,  24  (5),  27  (3),  28  (2), 
32  (2),  33.  36,  45.  46  (3).  48  (2),  55.  68  1 

Journal  des  Savants  7,  19,  21  (2),  23,  26,  27, 
28  (2),  29,  30  (4),  31  (4).  32,  33.  34  (2).  35.  37  (4). 
38,  43,   53.  57.  62,  66 

Journal  of  Egyptian  Archaeology  58 

Journal  of  the  British  Archaeological  Association 

29.   58.  59 
Klio  II,  14,  17,  18,  19,  21,  22,  23,  24,  25,  26,  28  (2), 

29.  52.  53.  61,  63 
Korrespondenzblatt  der  Deutschen  Gesellschaft 

für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte 

37.  39 
Korrespondenzblatt    des     Gesamtvereins     der 
deutschen    Gcschichts-      und    Altertumsvereine 

36.  45.  46 

Korrespondenzblatt  für  die  Schulen  Württem- 
bergs 7 

Kunde  der  Balkanhalbinsel,  Zur  26 

Kunst  und  Künstler  41 

Kunstchronik  8,  10,  17,  26,  27 

Kunstgeschichte  des  Auslandes,  Zur  15 

Kunstwanderer   17 

Land  der  Bibel,  Das  14,  16 

Limes,  Der  ob  er  germanisch-rätische,  des  Römer- 
reiches 43 

Listy  filologickd  24 

Literaturblatt,  Theologisches  16,  17,  53,  58,  65 

Literaturzeitung,  Deutsche  7,  10  (4),  13  (2), 
16  (2),  18,  19,  20,  22  (2),  26,  27,  31,  35,  40,  41, 
42,  44.  45.  47.  49.  54.  57  (3).  58,  59.  60,  61, 
62,  65,  66,  68 

Literaturzeitung,  Orientalische  7,  13  (4),  14  (2), 
16,   17  (2),    i8,  34,  36,  38,  40,  43,  44,  45,  48, 

52  (2),  53  (2).  59.  64 
Literatur  eitung.  Theologische  13,  16,  17,  19,  61 
Logos  40 

Magazin,  Braunschweiger  50 
Mannus  63  (2) 
Meereskunde  64 


^y/ 


79 


Register. 


80 


M^m.  pr^sent^s  par  divers  savants  ä  l'Ac.  des 
Inscr.  et  Belles-Lettres  43 

M^moires  de  l'Acad^mie  dts  Inscriptions  et  Belles- 
Lettres  21 

Mitteilungen    der   Deutschen   Orient-Gesellschaft 

14.  17 
Mitteilungen     der    Geographischen    Gesellschaft 

Wien  7,  10,  24  (2),  40 
Mitteilungen    der   Vorderasiatischen   Gesellschaft 

13.  14.  51.  58,  62  (2),  68 
Mitteilungen      des     Deutschen     Archäologischen 

Instituts 

Athenische  Abteilung  26 
Römische  Abteilung  30,  45,  46,  49,  51 
Mitteilungen  des  Vereins  der  Freunde  der  huma- 
nistischen Gymnasien  64 
Mitteilungen    des    Vereins    für    Geschichte    und 

Landeskunde  von  Osnabrück  51 
Mnemosyne   25,  56,  58,  68 
Monatshefte,   Wasrauths   11 
Monatsschrift,    Internationale  12,  37 
Monumenti   antichi  29 
Münzzeitung,   Frankfurter  25,  31',  51 
Museum,  Maanblad  voar  Philologie  en  Geschiede- 

nis  21 
Museum,   Pfälzer  35 
Museum,    Rheinisches,   für   Philologie    19,   25,   27, 

28,  39,  64,  65;  67 
Museumskunde  9 
Nachrichten  der  Gesellschaft  der  Wissenschaften 

zu  Göttingen  8,  61  (2),  65,  66 
Natur  und  Geisteswelt,  Aus  16,  28,  66 
Nomisma  25  (3),  52 
Nova     Acta     Academiae     Caesareae     Leopoldino- 

Carolinae  Germanicae  naturae  Curiosorum  67 
Orient,   Der  Alte   12,   13,   14 
Orient,   Der  Neue  10,   12 

Oriens -christianus    13,    15,   22,   25,   28  (2),   49,   57 
Philologische   Untersuchungen  66 
Philologus  7,  45,  55,  59,  60 
Publication  de  la  Soci6t^  frang.  de  bibliographie 

35 

Publications  de  la  Mission  archiologique  en 
"Perse  14 

Quarterly,  The  classical  19,  62 

Repertorium   für  Kunstwissenschaft  40,  53 

Revue   archeologique  4" 

Revue,   Deutsche  19,  29 

Revue  historique  56 

Rivista   d'Italia  27 

Schriften  der  Wissenschaftlichen  Gesellschaft  in 
Straßhur.;  40,  61 

Sitzungsberichte  der  Bayerischen  Akademie  der 
Wissenschaften  24,  47,  67 

Sitzungsberichte  der  Preußischen  Akademie  der 
Wissenschaften  9  (2),   12,  21,  26,  40,  65 

Sitzungsberichte  der  Heidelberger  Akademie  der 
Wissenschaften  46 

Sitzungsberichte  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien  39,  60,  61 


Skrifter    utgifna   af   k.   human,   vetenskaps-sam- 

fundet  i  Upsala  25 
Sokrates  8,  9,  12,  13,  23,  41,  47,  60,  64  (2),  66, -68 
Studien  zur  Geschichte  und  Kultur  des  Altertums 

15.  29-  59 
Studien,  Wiener  15,  27,  29,  56,  58,  60  (2) 
Studier  fra  sprog-  og  oldtidsforskning  22,  60 
Studies,   Harward,  of  classical  philology  67 
Tidskrift,  Finska  Fornminnesföreningens  31 
Tidskrift,    Svensk  human.  29,  46,  55 
Über  Land  und  Meer  18,  33 
Universum,   Das  8 
Verhandelingen     der    koninkl.     Akademie    van 

Wetenschappen  te  Amsterdam  21,  63 
Verhandlungen     des    Historischen    Vereins    von 

Oberpfalz  und  Regensburg  43 
Veröffentlichungen,  Wissenschaftliche,  derDeut- 

schen  Orient-Gesellschaft  13,   17,  22 
Verslagen  en  meded.  d.  k.  Akad.  van    wetensch. 

II  (3)-  59 

Videnskaps   selskapets  Skrifter  Christiania  19 

Wissenschaft  und  Bildung  11,  19 

Wochenschrift,  Berliner  philologische  7,  10  (2), 
II  (2),  12  (2),  15,  16  (3),  17  (4),  18  (3),  19  (2), 
20  (2),  21  (3),  24,  25,  26  (2),  28  (2),  29  (3),  32, 
33  (3).  35  (2),  36  (2).  37,  3»,  40  (3)-  41.  43.  46, 
47  (2),  52-  53  (2),  54.  57  (4).  58.  59.  60  (2),  61  (2), 
62  (2),  63,  64,  65,  66  (3),  67  (3),  68 

Wochenschrift  für  klassische  Philologie  9,  13,  17, 
18  (2),  21,  22,  25  (2),  28,  29,  30,  33  (3).  35.  36. 
38  (4).  39  (2),  42.  51.  52,  53  (2),  55  (2).  56.  57  (4."). 
58,  59  (2),  60,  61,  62,  63,  65  (2),  66  (4) 

Zeitschrift  des  Deutschen  Palästinavereins  7,  9, 
14  (2),  15  (2),  16  (2),  17 

Zeitschrift  für  ägyptische  Sprache  und  Altertums- 
kunde II  (2),  12  (2),  16,  17  (2),  32,  44,  48 

Zeitschrift  für  Ästhetik  38,  39  (2),  40  (2),  66 

Zeitschrift  für  alttestamentliche  Wissenschaft  17, 

24.  58 
Zeitschrift  für  bildende  Kunst  11  (2),  12,  20,  25 
Zeitschrift  für  die  Morgenländische  Gesellschaft  11 
Zeitschrift  für  die  österreichischen  Gymnasien  7, 

10,  II,  15,  16,  46,  55,  61  (2),  62,  65,  66 
Zeitschrift  für  Ethnologie  16,  23,  25,  26,  63 
Zeitschrift   für  historische  WafFenkunde  64 
Zeitschrift   für  Kirchengeschichte  30 
Zeitschrift   für  vergleichende  Sprachforschung  52 
Zeitschrift,   Mainzer  34  (4),  44,  45,  46,  50,  56 
Zeitschrift,  Numismatische  20  (3),  23,  24,  25,  26, 

31,  36,  51  (2),  52  (3).. 53  (2) 
Zeitschrift,   Prähistorische  20,  23 
Zeitschrift,  Wiener  Prähistorische  38,  50 
Zeitschrift,   Wiener,  für  die  Kunde  des  Morgen- 
landes 44 
Zentralblatt,   Literarisches  7,  9,   10,   15,   18,  21, 
22,  26,  33,  36  ,  39  (2),  41,  42,  51,  53,  55,  56,  57, 
58,  59,  60,  65 
Zeitung,  Allgemeine  38 
Zeitung,   Illustrierte  14 
Zeitung,  Jenaische  64 


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